GERMANIA.
VIERTELJAHRSSCHRIFT
FÜR
DEUTSCHE ALTERTHUMSKÜNDE.
BEGRÜNDET VON FRANZ PFEIFFER.
FORTGESETZT VON KARL BARTSCH.
JETZT HERAUSGEGEBEN
OTTO BEHAGHEL.
SECHSUNDDREISSIGSTER JAHRGANG.
NEUE REIHE VIERUNDZWANZIGSTER JAHRGANG.
4)A
WIEN.
VERLAG VON CARL GEROLD'S SOHN.
1891.
Pf
3
INHALT.
Seite
Über die Quellen der Hans Sächsischen Dramen. Von A. L. Stiefel . . . 1
Über Ari Frodi und seine Schriften. Von Konrad Maurer 61
Zur Beurtheilung von Jacob Grimms Ansicht über das grammatische Geschlecht.
Vou Victor Michels 121
Ahd. liuzil — lutzü. Von Gustav Ehrismaun 136
Zur Declination der ahd. Abstracta. Von M. H. Jellinek . . . . . . 137
Zur Metrik des altsächsischen und althochdeutschen Allitterationsverses. Von
Herman Hirt 139
Deutsch-lateinische Gedichte aus der Zeit des dreißigjährigen Krieges. Von E. W. E.
Roth 179
I. Pancketum Leopoldinum 179
II. Benedictio catholischen Essens 181
III. Alia benedictio 181
Bemerkungen zur Entwicklung des Grobianismus. Von Ludwig Fränkel . . 181
Zu Reinke Vos. Von R. Sprenger 193
Zu Reinhart Fuchs. Von Demselben 195
Drei Akrosticha. Von Adolf Bartsch 196
Eine koptische Variante der Legende von Gregorius auf dem Stein. Von Rein-
hold Köhler • 198
Zu Germania XXXI, 325. Von Eduard Lohmeyer 200
Zu Hans von Bühel. Von O. Behaghel 241
Bruchstücke einer Handschrift der 'Königstochter' Hans des Bühelers. Von
A. Bartsch ■ 246
Zu Wolframs Liedern. Von O. Behaghel ÜöT
Karl Koppmann, Zu Walther von der Vogelweide. Von R. Bechstein . . . 258
Mittheilungen aus mittelhochdeutschen Handschriften. Von F. W. E. Roth
Ein Bruchstück eines deutschen Cato. Von R. Schmidt 267
Alte Ergänzungen des Alphabets. Von Demselben 274
Eine Quaestio 'Quodlibetica' des Johann Fabri de Werdea aus dem Jahre 1502.
Von G. Ruchwald 275
Zur Metrik des altsächsischen und althochdeutschen Allitterationsverses. (Schluß.)
Von H. Hirt 279
Zum Proteusmärchen und anderen wandernden Stoffen. Von Ludw. Fränkel. 308
Zu den Schweizer Minnesängern. Von A. So ein 311
Drittes Paulinzeller Reunerbruchstück. Von G. Ehr is mann 313
Zu Germania XXXVI, 2. Von 0. Behaghel 314
Arminius und Siegfried. Von L. Schmidt 315
Naciitracr. Von K. St ei ff 316
Seite
Zu R. Köhlers Abhandlung: „Mich wundert, daß ich fröhlich bin." Von O. Gril-
lenberger 318
Wer nicht weiß, was rechte Lieb sei. Von G. Ehrismann 319
Aus isländischer Volksüberlieferung. Von E. Kahle 369
Volksmeinung und Volksaberglaube aus der deutschen Steiermark. Von
A. Schlossar 380
Nochmals zu Germania XXXVI, 196 ff. Von O. Behaghel 406
LTTTERATUR.
Ludwig Wirth, Die Oster- und Passionsspiele bis zum XVI. Jahrhundert. Von
Reinhold Bechstein 96
Mittheilungen 240. 368. 438
Friedrich Kauffmann, Geschichte der schwäbischen Mundart im Mittelalter und in
der Neuzeit. Von Hermann Fischer . . 406
Berichtigungen 320. 438
Gelbhans, Mhd. Dichtung in ihrer Beziehung zur biblisch-rabbinischen Litteratur.
Von Paul Hagen s 437
BIBLIOGRAPHIE.
Bibliographische Übersicht der Erscheinungen auf dem Gebiete der germanischen
Philologie im Jahre 1887. Von Karl Bartsch und Gustav Ehrismanu 101
201. 321. 439
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN
DRAMEN.
Die nachfolgende Studie geht in das Jahr 1882 zurück, wo ich
im „Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg" einen Vortrag über
den Gegenstand hielt. Es war mir damals gelungen, viele unbekannte
Quellen des Dichters zu finden. Da sich jedoch einige meinen eifrigsten
Nachforschungen entzogen, so ließ ich den Vortrag sowie das Studien-
material ungedruckt liegen. Das stets wachsende Interesse für den
Dichter veranlaßt mich heute, die Ergebnisse meiner damaligen Unter-
suchung zu veröffentlichen. Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß die
Arbeit auch in ihrer unvollkommenen Gestalt nicht ganz ohne Nutzen
sein werde. Manches wurde allerdings inzwischen schon von Anderen
gefunden. So ist Szamatölski auf die mir seit 1882 bekannte Quelle
zum fünften, und F. Neu mann auf diejenige zum 41. Fastnachtspiel,
beide natürlich unabhängig von mir, gekommen, und E. Goetze hat
Vieles in seiner vortrefflichen Ausgabe der Fastuachtspiele des H. Sachs
kurz erwähnt. Eine vollständige Zusammenstellung des gesammten
Materials ist aber meines Wissens noch nicht versucht worden.
Ich ließ die Abhandlung in der Hauptsache unverändert, nur
wurden neuere Arbeiten, so weit sie zu meiner Kenntniß kamen, oder
mir erreichbar waren, verwerthet. Da ich ausschließlich auf die hie-
sigen, vielfach unzureichenden Hilfsmittel angewiesen war, ist es frei-
lich leicht möglich, daß mir Manches entgangen ist.
Um Mißverständnissen vorzubeugen, sei noch bemerkt, daß es
mir lediglich um die stofflichen Quellen zu thun war. Die Fragen,
wer oder was Sachs zur Beschäftigung mit dem Drama oder mit ein-
zelnen Dramen anregte, wo er die dramatische Kunst — soweit bei
ihm davon die Rede sein kann — erlernte und vervollkommnete,
sind ganz außer Betracht geblieben.
Bezüglich des Verhältnisses der Dramen zu den einzelnen Quellen
mußte ich mich meist auf kurze Andeutungen beschränken, sonst wäre
GERMANIA. Nene Reihe XXIV. (XXXVI.) Jabrg. 1
2 A. L. STIEFEL
diese Abhandlung zu einem Buche angewachsen. Aus diesem Grunde
unterließ ich es auch, so verführerisch es war, den letzten Quellen
der oft interessanten Stoffe und ihrer Verbreitung nachzuspüren
und ähnliche deutsche oder ausländische Dichtungen zum Vergleich
heranzuziehen, wofern sie nicht Quellen des Nürnberger Meisters
waren.
Ich beginne mit den Fastnachtspielen und schließe mich der
chronologischen Ordnung an, wie sie uns E. Goetze gegeben hat.
I. Fastnachtspiele.
1. Von der Eygenschaft der Lieb.
Bevor wir der Quelle näher treten, sei eine chronologische Frage
erledigt. Sachs führt in dem von ihm angelegten Register seiner
Fastnachtspiele (s. Goetze, Fastnachtsp. des H. Sachs I, p. V) dieses
von 1518 datierte Spiel als sein erstes an, während er das 1517
vollendete „Hojfgesindt Veneris" als zweites folgen ließ. Die Lösung
des Räthsels liegt vielleicht darin, daß die erste Redaction jenes Spiels
schon auf den 1. Mai 1515 zurückgeht. Diese ist uns als Kampff
Gesprech „Von der Liebu (H. Sachs, Theil I, Fol. 311 ff.) erhalten.
Ein Vergleich des Gesprächs mit dem Spiel lehrt, wie der Meister-
sänger rasch seine Dichtungen umbildete , wie leicht er zur dramati-
schen Form überging, und bringt uns der Frage nach der Quelle
näher: Dort sehen wir nur zwei Personen, den Ritter und den Alten,
und ihr Gespräch ist mit erzählenden Versen durchfiochten, während
hier vier Personen — Ritter, Alt, Frewlein, Knab — auftreten und
der dramatische Dialog schon ziemlich geschickt gehandhabt wird.
Dort führt sich der Dichter selbst sprechend ein: er belauscht das
Gespräch, er beginnt und schließt das Gedicht; im Spiel verschwindet
er natürlich ganz. Das, was der Alte in dem Gespräch gegen den
Ritter vorbringt, das legte S. im Spiele größtentheils dem „Frewlein"
in den Mund, dabei ist der größte Theil der vom Alten gesprochenen
Verse wörtlich in das Spiel aufgenommen worden. Sehr viel ist neu
hinzugekommen, so Vers 64—87, 151 — 154, 173—177, 181—195, 200
bis 209, 230—233, 302—310, endlich fast der ganze Schluß (V. 319
bis 396). Auch die Fabel, besonders die Katastrophe, ist nicht un-
wesentlich verändert. Im Gespräch „kam geflogen . . . Ein Greif . . .
grewlich vnd wildt, Der fürt mit jm eines Weibes Bildt; Der Greijf zer-
reiß das Weib mit grimb u. s. w." Im Spiele dagegen kommt ein Knab
und schildert den Tod der Herzogin mit völlig veränderten Einzel-
heiten.
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DRAMEN. 3
Fassen wir nun das Gespräch für sich allein ins Auge, so scheinen
bezüglich der Form die Vorgänger unseres Dichters, Folz und
Rosenblüt, von Einfluß gewesen zu sein. Ob auch für den Inhalt,
möchte ich weder bejahen noch verneinen. Viel kann ihnen Sachs
indeß nicht verdanken. Er verräth vielmehr schon in diesem frühen
Versuch, mit welchem Eifer und Verständniß er sich in die landläufige
Literatur, zumal in die Übersetzungsliteratur — Boccaccio, Nicolaus
v. Wyle, Ovids Metamorph. — die Volksbücher u. s. w. vertiefte,
und wie bald er in der poetischen Bewältigung des Materials seine
eigenen Wege ging. Sonach glaube ich, daß wir kaum für das Ge-
spräch und noch weniger für das Spiel eine besondere stoffliche Quelle
zu suchen brauchen. Erfüllt von den Eindrücken seiner Leetüre, be-
sonders von den Novellen Boccaccios und den Translationen
des Nicol. v. Wyle, hat der jugendliche Dichter, der wohl selbst
der Liebe Bitterkeit und Süße gekostet haben mochte, seine Empfin-
dungen in dem Dialog zwischen Ritter , Alten und „Frewlein" zum
Ausdruck gebracht. Am meisten, nämlich den Titel des Stückes, viele
Gedanken , Bilder und Vergleiche verdankt er der ersten Translation
des Nie. v. Wyle — »von Euriolo vnd Lucretia — — darin alle
aygenschafft der liebe", aufweiche Erzählung übrigens die Verse
265—270 ausdrücklich verweisen. Der Tod der Herzogin (V. 319 ff.)
ist durch die Erzählung von Pyramus und Thisbe (0 vid, Met. IV, 96 f.)
eingegeben worden, auf welche S. (V. 160 — 164) ebenfalls hindeutet.
2. Das Hoffgesindt Veneria.
Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß S. durch Hermann
v. Sachsenheims „Mörin" zu diesem Spiele angeregt wurde; daß
er aber, wie Titt mann (H. Sachs III, p. XXVIII) sagt, darin alles,
was er brauchte, zusammenfand, ist zu viel gesagt. Das Vorführen
der verschiedenen Stände, Charaktere etc. macht die Annahme anderer
Quellen zur Nothwendigkeit. Vielleicht hatte S. mit Gengenbachs
„Gouchmat" eine gemeinsame Vorlage; denn daß er diesen selbst be-
nützte, scheint mir aus mancherlei Gründen unwahrscheinlich. Ferner
haben zwei ältere Fastnachtspiele eine gewisse Ähnlichkeit mit diesem
Stücke. Ich meine „Ein Spil von Narren" (Keller, Nr. 32, I, p. 258
bis 263) und „Ain Vasnachtspil, von denen die sich die Weiber neiven
lassen" (Keller, Nr. 38, I, p. 283—287). Ein Vergleich mit diesen
beiden, die dem jüngeren Dichter möglicherweise bekannt waren, zeigt
so recht, wie Sprache, Gehalt und namentlich edle Sitte schon in den
Händen des jugendlichen Meisters riesige Fortschritte gemacht haben.
4 A. L. STIEFEL
3. Klag, Antwort vnd vrteyl zwischen Fraw Armut
vnd Pluto etc.
Offenbar unter dem Einfluß des Aristophanischen Plutus
verfaßt, den ja Hans Sachs im gleichen Jahr, wie dieses Spiel, unterm
13. Januar 1531 als Comedi („der Pluto ein gott aller reichtumb") be-
handelt hatte. Mehrere wörtlich entlehnte Stellen l) erheben dies über
jeden Zweifel. Man darf geradezu behaupten, daß das Spiel von jener
Komödie ausgegangen und nur die breite Ausführung einer Scene im
zweiten Acte: Penia, Cremillus und Nachbar [Aristoph. Phäus, Vers
415—626] ist.
Eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Fastnachtspiel zeigt Hans
Folzens „Der kargen spigel" (abgedruckt bei Keller, Fastnachtsp. III,
p. 1228). Hans Sachs hat dieses Gedicht jedenfalls gekannt.
4. Ein kurtzweylig fasnacht Spiel von einem bösen
weib.
Das Spiel hat wenig Handlung und mag vom Dichter aus dem
Leben gegriffen sein , wenn ihm nicht das bei Keller (Fastnachtsp.
I, p. 47 — 52) abgedruckte „Paurenspil mit einem posem altem Weiba
als Vorbild gedient hat. Dieses ist nun freilich viel einfacher und
enthält die Figuren des Gesellen und der Magd nicht. Was diese
letzteren betrifft, so scheint Sachs Anregung dazu durch zwei Gedichte
des H. Folz2), die er schon einige Jahre vor dem Spiel in den Kampf-
gesprächen „zwischen einer Fraicen vnd irer haußmagd" (1531) und
„zwischen einer haußmagd vnd einem Gesellen* (1532) nachgeahmt hatte,
erhalten zu haben.
5. Ein faßnacht spil mit vier Personen
Nemlich ein Richter, ein Buler, ein Spiler vnd ein Trincker.
Die Quelle des Dichters ist eine Dichtung des Humanisten Phi-
lipp Beroaldo: Declamatio ebriosi scortatoris & aleatoris de vitiositate
') So sind z. B. die Verse 195 — 201 des Spiels fast wörtlich in der „Comedi"
zu lesen. Man vergleiche:
Fastnachtsp., V. 195 ff.: Com.:
Wann du, Armut kannst nichsen geben, Ach Armut, du kanst nichts nit geben,
Dann ein ellendt hartselig leben. Denn ein eilend hartselig Leben,
Plasen in henden gibst den mannen, Blasen an Heuden gibst den Mannen
Das weyb vnd kind vor hunger zannen Das weib vnd kind am hunger zaiien
Ein hultzen hauß vol ratzen, meuß Ein hultzen Hauß vol katzn vnd meuß
Zu rissen gwandt, vol floch vnd leuß. Zerrissen gwandt vol floch vnd leuß.
') H. Folz, „Von einem wirtzknecht vnd der haußmagd" und „Von einer frawen
vnd ir maid, wie sie mit einander kriegen".
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DRAMEN. 5
disceptantium (ed. princ. Bononiae Bened. Hectoris 1499) I). Jedoch
hat Sachs nicht das Original, sondern eine deutsche Übersetzung be-
nützt. Mir sind zwei solche bekannt. Die ältere erschien unter folgen-
dem Titel:
Ein hüpscke subtyliche Deklamation des gelerten vn wolredende in ans
Philippi Beroaldi vö dryen brüdern | der erst ist ein drunckner boß \ der
and' ein kurer \ der drytt ein spyler. wölcher der verachtest sey | Lustig
lieplich j vnd nützlich gelerten vnd vngelerten zu lesen | da ein yeijlicher
rnercke vn verston mag \ wie seer schand | laster vermyden sy | har wider
erber keit lügend zu teeren anzunemen.
Dediciert: „Friderich Camerer vo Dalburg" von Jacobus Wympf-
feling von Schietstatt. — Am Ende: Getruckt zu Straßburg zu dem
Thiergarten \ vö Reynhart Becken Anno il/.CCCCCXHl).
Die jüngere: Ein Künstliche hof liehe Declamation vnd heftig Wort-
kanipf | Zanck | vnd hader vor gericht | nemlich eins Sauffers Hurers |
vnd Spilers | vnder welchen der arg est aufi seines vaters geschafft vnd
Testament enterbt sein soll etc.
Dediciert von Sebastian Franck „seinem liebsten Vettern Michael
Francken burger zu Nördlingu. — Am Ende: Gedr. zu Augspurg durch
Heinrich Stayner Anno 1539. 4°.
Letztere Ausgabe ist jedoch nicht die erste, vielmehr erschien,
wie ich Goedeke, Grundriß I, p. 112 (erste Auflage) entnehme, das
Büchlein bereits 1531 zu Nürnberg und dann 1536 wieder o. O.
Was das Verhältniß der beiden Übersetzungen betrifft, so halte
ich es, abgesehen von dem Schlußgedicht, das ein reines Plagiat wäre,
falls es wirklich von Seb. Franck selbst der Ausgabe beigefügt wor-
den — was mir aber unglaublich scheint — für sehr wahrscheinlich,
daß der jüngere Übersetzer die ältere Arbeit vor sich hatte; doch hat
er sich seine Selbständigkeit so ziemlich gewahrt.
H. Sachs kannte jedenfalls die Arbeit Francks2), die ja, wie wir
sahen, zuerst in Nürnberg erschien. Viele nahezu wörtlich entlehnte
Stellen machen dies zur Gewißheit.
') Mir lag die Ausgabe in den Varia Ph. Beroaldi opuscula (am Ende : Basilea
1513, 4°.) vor — Ein ähnliches Werk desselben Autors ist die „declamatio an Orator
sit jihilosopho & medico anteponendus^.
*) Unabhängig von mir hat Szamatolsky im vorigen Jahre Ueroaldus-Franck
als Quelle des Fastnachtspiels nachgewiesen. Es sei hier auf seinen interessanten
Artikel (Vierteljahrschrift für Literaturgeschichte II, p. 90—97), der meine Mitthei-
lungen in Einzelheiten ergänzt und berichtigt und viele treffende Bemerkungen ent-
hält, hingewiesen. So erwähnt Sz. noch eine dritte mir unbekannt gebliebene Bearbeitung
6
A. L. STIEFEL
Daneben dürfte ihm aber auch Wimpffelings Arbeit nicht unbe-
kannt geblieben sein. Pflegte er doch — ich werde bei späteren Spielen
viele Belege dafür beibringen — verschiedene Versionen über einen
und denselben Gegenstand zu benützen. Einzelne Stellen bei Sachs
nähern sich sehr der älteren Übersetzung, so z. B. :
Wimpf. Sachs 327 ff.
Doch ir richter wan hochachtung Ist es der sitt auff disem plan,
der fürsten solt etwas vermügen laster
zubeschirmen vfi zu verantwurten. So
beschirmet vnß ouch etliche aller größte
keyser. dan es ist zu der gedächtnuß
vffgezeichnet | das der keiser Augustus
( der keyn grosseren — — vff
ertrich gehabt hat) des spyls aller
begirlichest gewesen sey.
Das auch Claudius der keyser
ein buch von de bretspyl ge-
macht hab.
Das grosse leut dein laster schmuckn,
So wil ich jr auch fürher vuckn.
Keyser Augustus, der großmechtig,
Hieng an dem Bretspiel so andechtig,
Auch spilt Keyser Claudius viel
Vnd macht ein buch von dem
Bretspiel.
Das alt gesetz verbüts.
Sachs, V. 194.
Wo dich das alt Gesetz thet er-
dappen.
V. 346.
Daher kompt bleych vnd . . . zitterent Stinckent — — — — — —
bend — — stinckend athem. — — — - — — — — —
Bleich zittrent — — — — —
Die Idee einer förmlichen Gerichtsscene, die bei Beroaldo noch
nicht so ganz ausgesprochen zu Tage tritt, fand Sachs ebensowohl
bei Wimpf., als bei Franck. Schon die Bilder des Ersteren — mit
Ausschluß des Titelbildes, das den Vater auf dem Sterbebett dar-
stellt — konnte ihn darauf bringen. Auf denselben sehen wir die
Brüder, den Spieler mit Karten und Würfeln, den Buhler mit einem
Mädchen auf dem Schoß und den Trinker mit dem Trinkglas, vor
der declamatio von Frölinkint und beleuchtet — wozu mir der Raum hier versagt
ist — ausführlich in fesselnder Weise die Behandlung des Stoffes durch den Nürn-
berger Meister. Dagegen muß ich meine Behauptungen, daß Franck die Übersetzung
des Wimpf. benutzte und daß S. auch die letztere kannte und ausbeutete, aufrecht
erhalten. Die nähere Begründung verschiebe ich, da mir momentan die Franck'sche
Übersetzung nicht zugänglich ist, auf eine andere Gelegenheit. Bemerken will ich
liier noch, daß es auch eine französische Übersetzung der „declamatio" gibt: Le
Proces des trois freres , traduü de Thoscan en vers franqois par Gilbert Damalis.
Lyon, Maurice Roy, 1558. 8°. (vgl. Catal. La Valliere Nr. 3161) und, nach diesem Titel
zu schließen, auch eine italienische.
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DRAMEN. 7
einem Richter, der, mit dem Stabe ausgerüstet, ernst dasitzt, ab-
wechselnd ihre Sache vertreten. Zu den Füßen des Richters liegt der
Geldbeutel (man vgl. Sachs nach V. 42). Daß die Bilder uns nur
einen Richter zeigen, daß jeder der drei Brüder einzeln als der
Sprechende erscheint, ist um so merkwürdiger, als Beroaldo aus-
drücklich im Argument sagt „Res agitur apud iudices", und auch
Wimpf. übersetzt „Diese sach ist vor etlichen richtern gehandelt
worden", und als ferner im Texte Buhler und Spieler gemeinsam
sprechen.
Ebenso wie bei Wimpf. tritt die gerichtliche Form bei Franck
hervor, und hier zwar schon durch die Worte „vor gericht" im Titel.
Ob die von Sachs benützte Ausgabe von 1531 — denn nur diese
und nicht die mir vorliegende von 1539 kann er benützt haben, da
sein Spiel um 1534/35 *) entstanden ist — auch ähnliche Bilder oder
gar die gleichen enthalten hat, muß ich dahingestellt sein lassen,
desgleichen die Frage, ob die spätere Ausgabe textlich mit der älteren
übereinstimmte, weil mir die ältere Ausgabe nicht zur Verfügung
stan d .
Sachs, um einen Dialog herzustellen, mußte die langen Reden
der Brüder zerstückeln. Die Declamatio des Beroaldo und ihre beiden
Übersetzungen zerfallen in vier Theile : Argument, Rede des Trinkers
gegen den Buhler, Rede desselben gegen den Spieler (diese beiden
im Original zusammengezogen) und des Buhlers und Spielers Rede
gegen den Trinker. Sachs ließ — schon die Bilder zeigten ihm dazu
den Weg — alle drei einzeln auftreten, und nach den Worten des
Arguments : „ein ieglicher wird sorgfeltig syn für syn eigen nutz vnd
heil vnd wird nit gedencken für syne nechsten" (Wimpf.) jeden nur
für sich und gegen die beiden Anderen sprechen.
Das in den beiden Übersetzungen enthaltene Material genügte
dem Nürnberger nicht; ein anderes, später von ihm noch mehrfach
benutztes Buch lieferte ihm recht passenden, nahe verwandten Stoff.
Ich meine Alb. v. Eybes „Spiegel der sitten" (gedr. 1511). Es sind
die Capitel „Von der todsünd vnkeüschaita (Blatt 17b ff.) und be-
sonders „Von trunckenheit (Bl. 39b ff.) und „Von Spilern" (F. 113b ff.),
die hier in Betracht kommen. Ein Beleg mag vielleicht willkommen sein.
') Nicht früher, wegen des hier benützten Plutarch-Eppendorf (1534 gedruckt),
nicht später, weil es das erste Spiel im dritten „puch der gedieht" ist.
8 A. L. STIEFEL
Sachs. V. 135 ffi. Eybe, fol. 113b.
Wie wir das im Plutarcho lesen. Man lißet das Chylon der weis philo-
Als nun Chilon, der weiß, wurd gesandt sophus ward geschickt zu den Corin-
Auß Lacedemonier Landt thios freüntschafft vnd frid mit jne zu
Gen Corinth außzurichten vil, machen | do fände er die obersten vn
Vnd als er sie fandt ob dem Spil gewaltigen spylen im prett t do fuget
Die Herrschaft, vngeendter Sachen er sich wider von danen vnd sprach |
AVolt er kein bündnuß mit jn machen. er wölte kain freütschafft haben noch
Zog heim, das man nicht sagen kundt, machen vnd die eer der Spartanorum
Er hatt mit Spilern gmacht ein bundt. (die jn gesendet hatten) beflecken mit
Auch schickt der Parther König do spilern. Es schreibt auch Policratus
Zwen gülden Wurffl Demetrio das der künig Parthorum hab geschickt
Dem König, jm zu einer schandt. dem künig Demetrio guldin würffei zu
schmäh, das er ist geweßt ain spyler.
Außer diesen Büchern bat 8. noch viele andere benützt. Es scheint,
daß er, ehe er an die Arbeit ging, alles zusammenlas, was er über
die drei Laster finden konnte. So entnahm er viele Stellen aus der
Bibel; ferner V. 114/115 aus PI u tar ch-Eppend orf fs „Kurtz-
weise und höfliche Spruch", Straßburg 1534 p. 474; Vers 111 aus
Paulis Schimpf und Ernst Nr. 245 (Öesterley, p. 163); V. 82/83 viel-
leicht aus Seb. Brants Narrenschiß Nr. 13; V. 65/66 und V. 296 ff.
aus Narrenschiff) Nr. 16 u. dgl. mehr1).
Die Beroaldi'che Declamatio endigte ohne Schluß. Die Richter
kommen nicht zum Sprechen und fällen also kein Urtheil. Das von
Wimpf. hinzugedichtete, ziemlich abgeschmackte Urtheil, daß „dem
Buler nur eyn rosenkrantz", „dem Sauffer eyn niderlandschen pot",
„dem Spyler eyn welsch kartenspyl" zu Theil werde und daß „das
überig soll man legen zamen — — Biß gott kum an dem letsten
gericht Vnnd eym das gut dan heyme spricht", hat Sachs nicht
adoptiert. Die drei Streitenden erschienen dem ehrsamen Meister gleich
verwerflich in ihrem Thun; er konnte keinen zu Gunsten der anderen
benachtheiligen. So erblickte er denn in der Testamentsclausel nur
ein vom Vater beabsichtigtes Abschreckungsmittel für alle Drei.
Er ermahnt sie also zur Besserung und vertheilt das Vermögen zu
drei gleichen Theilen an sie. Daran schließt sich die unvermeidliche
Scblußmoral.
') Die Verse: 156/157 „ — der Bulr Carmelius (Charuiolaus) Nam zweyhundert
pfund für einen kußu entstammen jener alten Übersetzung von Luciani „Todteti-
der Quelle zu Sachs1 rDer Caron etc. — Bezüglich der Citate aus S. sei bemerkt,
daß F. Munckers Verbesserungen im Litteraturblatt (1884, Sp. 384 f.) dankend
benützt sind.
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DRAMEN. 9
6. Der vnge raten sun.
In dem von H. Sachs viel benutzten Steinhöwel'schen Aesop
finden wir (ed. Oesterley, p. 156) eine Fabel „von dem vatter und
ungeraten sun", aber außer dem Titel hat unser Spiel nichts damit
gemein. Sachs schildert uns, wie ein junger Mensch, trotz der Ermah-
nungen seines Vaters, den Verführungskünsten eines bösen Gesellen
(vom Dichter als Narr bezeichnet) unterliegt. Hiebei benutzte H. S.
mehrere Gedanken und Bilder aus Seb. Brants Narrenschiff, besonders
Nr. 105 „Hindernis des guten". Aus letzterem ist sogar eine Stelle
fast wörtlich herübergenommen. Sachs sagt (V. 182 — 184):
Der Narr:
Mich nimmt wunder, das dich thut lern
Dein Vatter, der alt Dockmeuser,
Das du solt werden ein Cartheuser.
Bei Brant heißt es (Goedeke's Ausgabe in „Deutsche Dichter des
16. Jahrhdts.", p. 218):
wan man sieht einen, der do wil
recht diin und sin in wisheit stil,
so spricht man : schou den duckelmuser !
er will allein sin ein Carthuser.
7. Der Karg vnd Mildt.
Dieses Spiel ist offenbar unter dem Einflüsse der Beroaldischen
declamatio entstanden: Der Dichter erwähnt, daß er habe „Ein
handel zu richten auß", der Vater will sein Testament machen, „Vil
haders nach meim todt zu stillen" ; der zwischen den Söhnen („etwas
vngeleich") sich entspinnende Streit erinnert lebhaft an den Streit der
drei Lasterhaften in Nr. 5, nur daß der Richter hier durch den Vater
ersetzt ist. Ganz wie in Nr. 5, sind die Beweismittel, welche der
Karg und der Mildt gegen einander zu Felde führen, aus allen mög.
liehen Autoren und in der Mehrzahl aus denselben wie dort gezogen.
Sachs, der eine fertige Dichtung für dieses Stück gewiß nicht gehabt
hat, benützte aus Ey bes „Spiegelder sitten", „Von der todsünd geyti-
kait" (Blatt XIII— XV) und „Von der tugent miltigkait" (Blatt XV—
XVII); Plutar ch-Herr „guter Sitten einvndzwentzig Bücher" (1535,
Straß bürg), „Von überiger begyrd der Reichthumb"; ferner manche
Stellen aus Plutarch-Epp endorff, der Bibel, Pauli, Frey-
dan ck u. a. m.
8. Der Fürwitz.
Diese Dichtung ähnelt in der Idee Nr. 6. Die Person des mah-
nenden Vaters ist — eine Reminiscenz von Nr. 2 her — durch den
10 A. L. STIEFEL
getreuen Eckhart, und der Narr durch die allegorische Figur des
„Fürwitz (= petulantia, Sachs schreibt V. 53 „Bethulancia") ersetzt.
Ob Hans Sachs eine bestimmte Quelle hatte, oder das allegorische
Spiel selbständig erdichtete, habe ich noch nicht mit Sicherheit er-
mitteln können.
9. Die sechs klagenden und 13. Die fünf elenden
wandrer.
Diese beiden verwandten Spiele, zu denen noch der von Goedeke
abgedruckte Meistergesang von 1536 „Die neun eilenden wanderer"
und ein Spruchgedicht (o. Dat.) ganz gleichen Titels kommen, scheinen
mir durch Rosenblüts Gedicht ähnlichen Inhalts „Die XV clageu,
wovon Keller (Fastnachtsp. III, p. 1111) einige Strophen abdruckte,
veranlaßt worden zu sein.
10. Die Rockenstuben.
Wenn der Dichter vielleicht auch hier von H. Folzens Ge-
dichten „von einem tvirzknecht vnd der haußmagd" und „von einer
fraicen vnd ir maid, icie sie mit einander kriegen" Anregung erhalten
(s. oben Nr. 4), so deutet doch die originelle Idee, durch einen „Zigeiner"
allen vieren die Wahrheit sagen zu lassen, wobei der eben Schaden-
frohe seinerseits gedemüthigt wird , auf eine noch unbekannte andere
Quelle hin. Über Rockenstuben s. Wendeler in Schnorrs Archiv
VII, 332 ff.
11. Das Narren schneyden. 12. Das pachenholen im
deutschen hoff.
Die Quellen dieser beiden Spiele haben sich hartnäckig allen
meinen Nachforschungen entzogen. Sollte hier der Dichter aus „täg-
licher erfarung" (Vorrede zum II. Theil seiner Gedichte) geschöpft
haben? Für das letztere Stück scheint es mir wahrscheinlich, für das
andere dagegen nicht. B.'s Narrenschiff war hier jedenfalls von Einfluß.
14. Der heuchle r vnd war freund.
Die Quelle dieses Spiels ist vielleicht Plutarchs Schrift: Iläg äv
rig diay.givets zov xöXaxa xov (piXov, welche bereits 1520 von Spala-
tinus nach dem Lateinischen des Erasmus, und 1535 von Michael
Herr in „Plutarchi von Cheronea guter Sitten einvndzwmtzig Bücher"
als die fünfte Piece „verteutscht" worden ist.
15. Das Krapfenholen.
Hier scheint mir der Dichter keine andere Quelle als das Leben
gehabt zu haben.
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DRAMEN. \\
16. Der schwanger Pawer.
Der Stoff, auch als Meistergesang und Schwank (alle 1544)
bearbeitet, ist Boccaccios ,,Cento Novelle"1) IX, 3 entlehnt. Es ist
der dem Calandrin von seinen lustigen Gefährten gespielte Streich.
Aber während Sachs in den beiden letzten Dichtungen die Namen bei-
behielt, hat er sie im Spiele alle geändert und aus den Künstlern
Bauern gemacht. Weggelassen hat er die Magd und Calandrinos (Karges
oder Kargas) Frau. Viele Stellen sind wörtlich benutzt. Die Lehren
am Schlüsse sind Sachsens Eigenthum.
17. Die laster Artzney.
Schwerlich hat Sachs die diesem Stücke zu Grunde liegende
Idee, so einfach sie auch ist, selbst erdacht; es lag ihm wohl eine
zur Zeit noch unbekannte ältere Dichtung vor.
18. Der Teüffel mit dem alten Weyb.
Bei der ungeheueren Verbreitung dieses Stoffes gerade in älterer
Zeit und bei seinem Vorkommen in fast allen mittelalterlichen Predigt-
büchern 2) ist es leicht möglich, daß Sachs mündlich — etwa bei
einer Predigt — dazu gekommen ist. Ob es also wohl zu einem Ziele
führt, die Nachforschungen darnach fortzusetzen? Ich habe viel Zeit
nutzlos damit verloren. Erwähnt sei übrigens, daß die Fabel auch in
einem Fastnachtspiel, aber erheblich abweichend von Hans Sachs be-
handelt ist. Es ist das 57. bei Keller (II, 497 — 511) abgedruckte Spiel.
H. Sachs selbst bietet in einer späteren Behandlung des Stoffes,
in dem am 30. März 1546 geschriebenen Meistergesang gleichen Titels,
einige erhebliche Abweichungen. So findet sich darin die im Spiele
fehlende Idee von dem Messer, das die Frau unter dem Bette ver-
birgt; ferner tödtet der Mann sein Weib mit eben diesem Messer,
während in dem Spiele sich beide nur „vbel schlugen". Er kannte
also wohl zwei Versionen.
Zusätze des Meisters, und zwar recht glückliche, sind der Traum
des Mannes von dem ihm bevorstehenden Unglück, der sich als Werk
1) D. h. die bisher meist Steinhöwel zugeschriebene deutsche Über-
setzung von 1472. Die Autorschaft Steinhöwels, bereits von K. Schröder und
W. Sc her er angezweifelt, darf nach H. Wunderlichs gründlicher Untersuchung
(Herrigs Archiv Bd. 83, S. 167 — 210 u. Bd. 84, S. 281—290) wohl als definitiv be-
seitigt angesehen werden. Im Folgenden bezeichnet Bocc. Dec. oder Cento Nov- stets
diese von Sachs so ausgiebig benützte deutsche Übersetzung. — Die Dissertation
von Mac Median »The Relation of E. Sachs to the Decameron" (Halif. 1889) blieb
mir unerreichbar.
J) Über Verbreitung des Stoffes s. Oesterley zu Kirchhofs Wendunmuth V.
p. 60.
12 A. L. STIEFEL
des Teufels herausstellt (V. 69), überhaupt die Anfangsscene zwischen
Mann und Frau und endlich der Schluß.
19. Der kauffmann mit den alten w eibern.
Als Quelle dieses seltsamen Stückes möchte ich Pauli „Schinipf
und Ernst" Nr. 522 (Oesterleys ') Ausg. p. 300) betrachten. In dieser
Erzählung „Wie sant Johans segen vff izt kurnen" ruft ein „reicher
man", welcher „zuo armen tagen kumen vnd verdarb, als manchem
geschieht" „den tüffelu. „Vnd da der tüffel kam, da wurden sie der
sach eins mit einander, das im der tüffel XII iar lang geltz gnüg solt
geben, vnd an dem letsten tag — — — so solt er sich an das ort
stellen, so wolt er leib vnd seel nemen, vnd sagt im, wau er gelt
wolt haben, so solt er vnder dem holderstuden in seinem garten graben,
da würd er geltz gnüg finden. Der verdorben man fieng wider an
ein herlich stat zufüren etc." Nach Umlauf der Zeit nimmt der Mann
von seinen „fründ" Abschied. Seine Tochter weiß ihm das Geheimniß
zu entlocken, und da St. Johannes der Evangelist ihr Schutzpatron
ist, so läßt sie den Vater „in des namen vnd eer ein trunck" thun.
Der Teufel kann ihm nun nichts mehr anhaben, doch schleift er ihn
aus Rache „durch alle hecken vnd zerzert im sein angesicht gar vnd
liesz in darnach halber dot ligen".
Am 18. October 1549 hatte Sachs den Gegenstand getreu nach
Pauli als Meistergesang mit dem Titel „Ursprung St. Johannis segen"
behandelt (siehe Goedeke Tittraann, H. Sachs I, p. 287 — 289). Der
Stoff mochte ihm, so wie er war, für ein Fastnachtspiel nicht wirksam
genug erscheinen. Die Rache des Teufels an dem armen Manu war
zu tragisch. Der Volkshumor verlangte, daß der Böse voll und ganz
als der Geprellte wegkam. Wie half sich der Meister? In seinem
letzten Fastnachtspiele, „der Teuffei mit dem alten Weyb", hatte er
vier Jahre zuvor dem volksthümlichen Haß gegen alte Weiber in
beißendster Weise Ausdruck verliehen. Das Stück hatte gewiß Erfolg
gehabt. Im nächsten Jahre war er in einem Meistergesang (s. Goedeke,
H. Sachs I, p. 195) auf das Thema zurückgekommen. Die Gelegenheit,
1 Oesterley hat zu der Erzählung keine Nachweise gegeben ; ich will daher die
Lücke einigermaßen ausfüllen. J. W. Wolf hat in den r Niederländischen Sagen11
'Leipzig 1843) Nr. 359 unter dem Titel „Sankt Gertruden-Minne" eine Sage, wie der
Teufel ebenfalls durch einen Trunk zu Ehren St. Johannis um die Seele eines Ritters
kommt. Wolf bezeichnet als Quellen Willem van Hil degaerdsber gh (1356) in
Clipnetts Bydragen und de Reiffenbe ig, Nouv. arek. histor. 1827. — Vergl. noch
Wolf (ibid. p. 698/99) und v. d. Hagen, Gesammtaberit. II, p. XL. Noch größer ist die
Ähnlichkeit mit Nr. 358 .Ritter Riddert" bei Wolf, woselbst G. a Ryckel, Hist.
S. Gertrudis als Quelle genannt ist.
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DRAMEN. 13
wiederum Teufel und alte Weiber zusammen zu bringen, war für den
Schalk zu verführerisch, und so kam ihm hier die Idee, den Teufel
durch das, was er am meisten fürchtete, aus dem Felde schlagen zu
lassen. Daher wurde aus dem „reichen Bürger" (des Meistergesangs
vom 18. October 1549) ein „kauffmann", der dem Bösen die Seele unter
der Bedingung verschreibt, daß er „an aller war gewinn"; ein Freund
(amice) gibt ihm den Rath, zwei alte Weiber als unverkäufliche Waare
zu erwerben, „womit dem dewffel magst entlawffen". Der Anschlag
gelingt. Dem Teufel graust es selbst vor der ..verpafFelt war". Wie
in dem früheren Fastnachtspiel und in dem darnach gedichteten
Meistergesang, so sagt er auch hier:
Solch alter poser weiber drey 1)
Fingen im feld den deuffel frey.
Daher gibt er den Kaufmann „quit ledig". Die alten Weiber laufen
dem Sohn der Hölle nach und rufen:
So wer dich vnsr dw loser dewffel !
So sagt auch in Nr. 18 „die alt" zu dem Bösen:
So wer dich mein vnd sey nit faul.
Daß Sachs in Nebendingen, wie z. B. daß der Pakt nur zehn,
statt zwölf Jahre läuft, daß der Teufel gleich einen Geldsack abgibt,
von Pauly abwich, hat nichts Auffallendes. Ein ähnliches Verfahren
sehen wir ihn oft seinen Quellen gegenüber beobachten. Schließlich
sei noch erwähnt, daß der Nürnberger den Stoff des Spiels auch in
einem Meistergesang (abgedruckt bei Götz IV, S. 75), angeblich von
1559 (1549?), behandelte. In letzterem ist alles kürzer. Eine Abweichung
ist ferner, daß der Kaufmann drei Weiber um 300 fL, dagegen im
Spiele nur zwei um „7 daler" erwirbt.
20. Der nassentanz.
Sollte Sachs für dieses Stück das „ Vasnachtspiel der alt Hannen -
tanz" (Keller Nr. 67, II, 580) als Vorbild gehabt haben? In diesem
werden als Preis des besten Tanzes ein „han" und „ain pruch
darneben", bei Sachs „ein nasen fueter pruech vnd kränz" beim
„nasen tanz" ausgesetzt2). Bauern sind in beiden die Bewerber, und
sie gerathen hier und dort in Streit und Hader, so daß ein Vor-
') Fastnachtspiel 18. Vers, 248/49: Meistergesang:
Denn solcher alter Weyber drey Wann solcher böser Weiber drei
Fingen im Feld den Teiiffel frey. fingen im feit den teufel frei.
') In dem Schwank (von 1534), der den gleichen Stoff behandelt (H. Sachs
I. Th. Fol. 530), geht der Dichter geradezu von einem Hahnentanz aus: „ — kam zu
einem Hannentantz" (Vers 13).
14 A. L. STIEFEL
gesetzter (Richter, bezw. Schultheiß) Ruhe gebietet und bei beiden
Autoren fast mit denselben Worten. Im alten Spiel sagt der Richter:
Ir herrn, ich peut euch allen frid
Bei der hant und pei der wid
Daßselb ich euch pei geschworn aid peut
Und das eur keiner schelt, slag! Darnach euch rieht
Wer pei meinem bot pleibt nicht
Dem will ich nemen, was er bot etc.
Bei H. Sachs sagt der Schultheiß (V. 309—312):
Ir pawrn, ich pewt euch allen frid
Per dem gelt vnd dem höchsten glied!
Zwckt ainer oder thuet sich regen
So wil'n paim aid in halseissn legen.
Die Idee, den längsten Nasen Preise zuzuerkennen, wäre dann die
Erfindung des biederen Schuhmachers.
21. Der gestolen Fasnacht hon.
Die lebenswahre Fabel dürfte kaum einer gedruckten Quelle
entnommen, vielmehr direct aus dem Leben geschöpft sein. Manches
erinnert indeß an frühere Dichtungen des Meisters, so z. B. das
Befragen des „Warsagers" wegen des entwendeten Gutes an vHennoa.
22. Der farendt Schuler im Paradeiß.
Die Quellen, aufweiche schon Goetze (H.Sachs, Fasnachtsp. II,
p. X/XI) verwiesen hat, sind Paulis Schimpf und Ernst, Nr. 463
(Oesterleys Ausgabe p. 274) und für den Anfang Bebeis Facetiae,
(1. h. das lateinische Original, und nicht wie Goetze (1. c.) zu glauben
scheint, die deutsche Übersetzung „die Geschioenck Henrici Bebelii",
die erst 1558 zum ersten Mal erschienen, während das Fastnacht-
spiel bereits 1550 verfaßt worden. Wir haben also hier eine Contami-
nation zweier verwandter Fabeln wie sie H. S. oft vornahm.
Bei Pauli ist dem einfältigen Weib der Sohn gestorben, und sie
sagt zu dem Studenten: „Ich sihe das ir ein farner schüler sein,
vnd mein sun ist in ein ander weit gefaren, haben ir in nit ge-
sehen, ir faren weit hin vnd her". Bei Bebel ist der Frau (anus
quaedam), der Mann ,.paucis ante diebus" gestorben, und der Student
sagt ihr auf Befragen, er reise nach Paris, was die Alte für
Paradies mißversteht und ihn deshalb bittet „vt vestes argentum &
alia quaedam illi portare dignaretur". Von einem zweiten Mann der
„vetula" ist nicht die Rede, und so fehlt natürlich auch der Schluß,
wie der dem Studenten nacheilende Ehemann betrogen wird. Sachs, der
in der Hauptsache Pauli folgte, mußte der Frau einen zweiten Mann
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DRAMEN. 15
geben; er ließ daher den ersten nicht „paucis ante diebus", sondern
„vast vor einem ganzen Jar" sterben. Der Nürnberger machte ferner
aus dem Ehepaar, die bei Pauli bessere Bürger sind, Bauersleute.
Obwohl H. Sachs, wie erwähnt, in der Einleitung Bebel folgt, so hat
er doch auch dabei von Paulis oben angeführter Einkleidung Gebrauch
gemacht. Der Schüler sagt (H. Sachs, Vers 24 — 25):
Wiß, ich bin ein farender Schüler
Vnd fahr im Lande her vnd hin
und die Frau bemerkt in ihrer Antwort u. a. (Vers 31 ff.):
Habt jr mein Mann nicht drin gesehen ?
Ich hoff je, er sey drein gefaren.
Spätere Bearbeitungen beruhen zum Theil, oder, wie die im Rollwagen-
büchlein, Ausg. 1590 (Kurz, Nr. 107), ganz auf H. Sachs.
23. Der jung Kauffmann Nicola mit seiner Sophia.
Als Quelle dieses trefflichen Fastnachtspieles hat schon 1818
F. W. V. Schmidt in den Beiträgen zur Geschichte der rorna iltischen
Poesie Boccaccios Decamerone VIII, 10 bezeichnet. Sachs benützte,
wie immer, die Steinhöwel zugeschriebene Übersetzung. Der Dichter ver-
fuhr in diesem zweiten Spiel schon freier wie in dem ersten (s. o. Nr. 16)
aus der gleichen Quelle. Den ganzen Anfang der lang ausgesponnenen
Novelle ließ er weg. Mit wenigen Versen führt uns der junge Kauf-
mann in medias res. Mit dramatischem Verständniß läßt ihn H. S.,
abweichend von Boccaccio, gleich Anfangs durch Chanigiano (Cani-
giano) vor dem trügerischen Frauenzimmer warnen. Die Figur der
Magd (Metz) hat Sachs, um der Handlung mehr Bewegung zu geben,
hinzugeschaffen. Übrigens hat er den Ort der Handlung und die Namen
(ausgenommen den der Buhlerin, die er Sophia statt Jancofiore nennt)
und die einzelnen Umstände der Fabel beibehalten und auch sehr
häufig seine Quelle wörtlich benützt.
24. Fraw warheyt will niemandt herbergen.
Gewöhnlich wird Pauli, Nr. 3, als Quelle angegeben, ein Stoff,
den H. Sachs in einem „gesprech eines abenteurers etc." v. 1. Sept.
1554 ziemlich getreu behandelte. Wenn jene Erzählung Paulis wirklich
des Nürnbergers Quelle war, so muß man gestehen, daß er ungemein
frei damit verfuhr und aus einer Anekdote ein sinnreiches allegorisches
Spiel verfaßte. Jedenfalls übte dann auf die Gestaltung desselben auch
Paulis, Nr. 4, „Es kamen vff ein mal fier junckfrawen zusammen etc."
Einfluß. Die vier waren nämlich Feuer, Wasser, Luft und „die rierd
hieß (Veritas) Warheit". Jede gibt ihre Wohnstätte an, nur die
16 A. L. STIEFEL
Wahrheit vermag es nicht. Sie ruft „ leider hab ich kein eigen
hausz, niemans wil mich beherbergen, ich bin von iederman verhasset".
Außerdem hat vielleicht das latein. Original zu dem in Weilers
Ann. II, p. 239 angeführten „gespräche von einem waldtmann etc.", ohne
Zweifel die Quelle zu S.'s Spruchgedicht „die unterdr. Fr. Warheit"
(Keller, H. S. III, p. 311), auch auf dieses Spiel eingewirkt.
25. Der Pawr mit dem Kuedieb.
Das Spiel ist ziemlich getreu mit vielen sprachlichen Berührungen
aus Paulis „Schimpf und Ernst" (Straßburger Ausgabe von 1533>
Nr. 352; Oesterleys Ausgabe p. 401 — 403) entlehnt. Nachweise über
Verbreitung des Stoffes hat Oesterley S. 553 gegeben.
Der Anfang des Stückes — Scene zwischen Bauer und Tochter
— ferner die Scene zwischen dem Bauer und Bettelwirth und endlich
der Schluß von V. 294 an sind Zusätze des Meisters '), der auch sonst
noch in Kleinigkeiten von seinem Vorbild abwich und die Fabel um
einige gute Züge bereicherte. So motiviert Sachs das Einkaufen der
„braten Hüner" und — sein Zusatz — des Weines, damit, daß der
Bettelwirth — gleichfalls seine Schöpfung — nur schlechtes Bier
und schlechte Kost verabreicht, die zu dem beabsichtigten flotten
Essen nicht genügen ; ferner unterschlägt der Bauer beim Kuhverkauf
einen Thaler, und der Bettelwirth steckt mit Spitzbuben und Dieben
unter einer Decke. Wenn sie daher geprellt werden, so erscheint dies
als verdiente Züchtigung. Der Dialog ist im Ganzen recht selbständig
gehalten.
Ob H. Sachs das von Keller (Fastnachtsp. III, p. 1214 u. 1248)
erwähnte Gedicht von H. Folz „Von einem kwdieb" benützte, kann
ich nicht sagen, da mir dasselbe nicht erreichbar war. Nach den
wenigen dort mitgetheilten Versen zu schließen, weicht es von Pauli
und Sachs wesentlich ab, indem das Weib des Bauern bei ihm eine
gewisse Rolle zu spielen scheint.
26. Von Joseph vnd Melisso.
Den Stoff dieses Stückes hat H. S., wie bereits längst bekannt5)
ist, aus Boccaccio Decam. IX, 9 entlehnt. Die Veränderungen, die
er damit vornahm, sind größer als in den beiden früheren nach
derselben Quelle gearbeiteten Fastnachtspielen und können durchaus
') In dem am ll. December 1557 verfaßten Schwank gleichen Namens hielt
sich Sachs in manchen Einzelheiten mehr an Pauly, vieles nahm er aus dem Spiele
herüber, und die Scene verlegte er nach Ingolstadt und dem Dorfe Wintersbach.
5) F. W. V. Schmidt, Beiträge zur Geschichte der romantischen Poesie (Berlin
1818), p. '.»9.
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DRAMEN. 17
nicht als Verbesserungen angesehen werden. Joseph und Melisso
kennen sich bei H. S. schon, während sie bei Boccaccio zufällig
unterwegs zusammentreffen. Die Schilderung des bösen Weibes zu
Anfang des Stückes ist des Nürnbergers Zutliat. Endlich brachte der
Name des weisen Salomon den ehrsamen Meister auf die volkstüm-
liche, beliebte Caricatur Markolf. Wo der weise König auftritt, da
durfte sein Schatten, der widerliche unflätige Narr, nicht fehlen1).
Sachs benutzte, wie die vielen wörtlichen Übereinstimmungen beweisen,
das Volksbuch „Frag und antwort Salomons und marcolfi" in irgend
einer der alten Ausgaben. Unmöglich wäre es aber nicht, daß er auch
das (bei Keller Fastnachtsp. II, p. 523 — 540, abgedruckte) nSpil von König
Salomon und Markolf oa das Hans Folz zum Verfasser haben soll, und
das ganz auf dem alten Volksbuch beruht, gekannt und benutzt hat.
Nach dem erhaltenen kurzen Bescheid gehen die beiden Burger
weg, kommen wieder und lassen sich die Sprüche vom Könige erklären ;
hierin weicht H. S. ungeschickterweise von Bocc. ab, wo sie selbst
auf den richtigen Sinn verfallen. Merkwürdig ist es, daß sich H. S.
die bei Boccaccio so dramatisch ausgeführte Zähmung der Wider-
spenstigen entgehen ließ.
27. Das Wildbad.
Der Stoff, schon am 20. Jänner 1537 als Meistergesang behandelt,
ist, wie Goedeke bereits gefunden hat, Boccaccio Dec. X, 2 ent-
nommen. Mit großem Geschick hat der Dichter die Fabel dem 16. Jahr-
hundert angepaßt. Die lebenswahren Figuren des deutschen Edelmannes
und seiner „Reisigen Knechte" Schrammfritz und Wursthans, sowie des
Heintz, Dieners des Abts von Klingen (diesen Namen — Cligny, ent-
lehnte Sachs der Boccaccio- Übersetzung), sind Schöpfungen des Nürn-
berger Meisters, der sich dieses Mal im Ausdruck weniger an sein
Original hielt. Der derbe, kräftige Dialog ist wahrhaft meisterlich.
28. Der böß Rauch.
Die Quelle ist ein Gedicht von Hans Folz (abgedruckt bei
Keller "Fastnachtspiele III, p. 1278 — 1282) vEin liet genant der poß
rauchu. Der Verlauf des Spiels ist ganz wie in dem „liet". Die Frau
ringt mit dem Mann um die Herrschaft des Hauses, symbolisiert durch
die als Kampfpreis ausgesetzten Hosen (Bruch). Sie siegt und zer-
bläut den Ehemann, sowie auch den ihm zu Hilfe eilenden Nachbar.
Bei Sachs findet sich nur noch der Zusatz, daß der Mann außer der
') Auch in der „Comedia, Das Gericht Salomonis" vom 6. März 1550 (II. Th.
f. 24) tritt Markolf auf.
GERMANIA. Nene Reihe XXIV. (XXXVI.) Jahrg. 2
18
L. A. STIEFEL
„Bruch" auch „Taschen vnd Messer" abtreten und sogar der Frau
eigenhändig „vmb gurten" muß. Abweichend von Folz ist es bei Sachs
der Nachbar, der dem Mann den Kampf anräth. Dies ist aber keine
Verbesserung, da die Frage des Nachbars später, was ihm (dem
Geschlagenen) fehle, nicht mehr recht motiviert ist. Sprachlich berühren
sich beide Dichtungen mehrfach, z. B. :
Folz. Sachs, V. 103:
Czwen prugel er zu richtet drot Seh weyb ! zwen gleich Brügel wir
Der frawen er den einen pot. hart.
Welchen du wilt, den nime an.
Sie sprach ich mein du harrest noch
Auff sant iohannes segen.
— — fiundt wie bistu so naß
Vnd weß weynstu so sere
Er antwort im do print mein hauß
Dar in ich so durch gössen pin
Czu lesttz treib mich der rauch her
auß.
V. 181 •
So will ich jm gleich noch verwegen
Auch geben Sanct Johannes Segen.
V. 145:
— — wie sitzt du allein
So trawrig hie auff deinem stein ?
Wie tropffst vnd bist so gar trieff nas ?
VI.
Der mich so hart gepissen hat.
Der man :
Ach mein Schlat der fing an zu brinnen.
Da hab ich lang gerettet innen
Vnd ward also durch netzet auch,
Biß mich zu letzt doch der böß Rauch
Gar hat auß meinem Hauß gebissen.
Über die Verbreitung des allzeit volkstümlichen Stoffes, der sich
bis in unsere Tage im Sprichwort und auf Jahrmarktsbildern erhalten
hat, siehe F. H. von der Hagen Gesammtabent. I, p. LXXXII ff.1).
Merkwürdig ist es, daß gerade die echt deutschen Versionen mit dem
Siege der Frau endigen.
29. Die drey Studenten.
Dieses Spiel hat sich nicht erhalten, und so läßt sich natürlich
auch nichts von seiner Quelle sagen. Vielleicht war diese Hans Fol z'
1480 gedrucktes Gedicht „Von der puolschaft dreier Studenten"2).
*) Über den Titel des Spiels bemerkt v. d. Hagen (p. LXXXIX Anm.) richtig:
^Die Benennung „der bös Rauch" deutet sich durch das Sprichwort, daß drei Dinge;
ein durchregnendes Dach, ein rauchendes Zimmer und ein böses Weib unerträglich
im Hause sind. Vgl. Minnes. III, 323."
2) Ch. Schweitzer (Etüde aur la Vie et les Oeuvres de H. Sachs) druckt (p. 441)
einen Meistergesang „Die Drey schalkhaftigen Studenten" ab und behauptet — was
E. Götze (III, p. XII; mit Recht unentschieden gelassen hatte — daß das Fastnacht-
spiel mit dem Meistergesang gleichen Inhalts war. So lauge das Spiel nicht auf-
gefunden ist, kann man höchstens Vermuthungen aussprechen.
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SÄCHSISCHEN DRAMEN. 19
30. Der got Appollo mit Fabio.
Die Quelle dieses, auch als Gespräch später (1558) behandelten
Stoffes habe ich leider nicht gefunden.
31. Der halb Freundt.
Die gleiche Fabel hat H. Sachs schon früher in einem Meister-
gesang „Der halb gut Freunt" behandelt und als Quelle Adel phon-
sus genannt, was Goedeke (Dicht, d. H. Sachs I, p. 249, s. auch
Goed. Everyman) richtig auf Petrus Alphonsus deutete. In der
That ist eine Erzählung Petri Alphon si, die Steinhöwel in seinem
Aesop „ex Adelfonso" übersetzte, als des Meisters Quelle zu betrachten.
Der Name Lucianus, im Meistergesang Lucania, (bei Steinhöwel
Luciana) , und zahlreiche sprachliche Berührungen stellen es außer
Zweifel. So lesen wir bei
Steinhöwel (ed. Oesterley p. 297): Sachs, V. 93:
— — hab hart ain halben fründ Hab doch nit mehr auß aller summen
über kommen. Ein halben Freundt nur vberkommen.
V. 104:
Du solt kainen für ain fründ haben Mein Son, hast du dein Freund bewert.
ee du in bewärest.
V. 126:
Erstiche ain kalb, zer howe das und Stich ein Kalb heint zu Abendt spat
tuo das in ainen sak ; denselben Vnd mach sehr bluttig einen Sack!
mach ußwendig schwaißig und nim Faß das Kalb drinn auff deinen nack
in dann uff dynen ruken und bring Vnd such mit deine Freunde heim,
in ainem etc.
Von der Erzählung des Alphonsus ist übrigens nur der erste
Theil verwendet, der zweite Theil (Egipten und Baldach) blieb weg.
Neben dieser Quelle ist die bereits oben erwähnte Schrift PI utarchs
(s. o. Nr. 14) auch noch von Einfluß gewesen, wie denn unser Stück
mit Nr. 14 in der Idee und in Einzelheiten Ähnlichkeiten aufweist.
32. Der vnersetlich Geitzhunger.
Die Quelle dieses Stückes ist die aus P. Alphonsus entlehnte
Erzählung in Steinhöwels Aesop (ed. Oesterley p. 303/4): „Von
gelt in trüwe band gelegt böslist mit kluoghait für ze komen." Sachs
ging allerdings sehr selbständig zu Werke. Nur die Umrisse der Fabel
behielt er bei; die Einkleidung, der Dialog, die Charaktere, die Namen
und viele Nebenumstände sind fast ganz sein Eigenthum. Ein glück-
licher Zusatz Sachsens ist des Betrügers (Reichenburger) Frau, die den
ohnehin zum Schlechten geneigten Mann zur bösen That anspornt.
Die Verwandlung des alten, den guten Rath ertheüenden Weibes in
2*
20 A. L. STIEFEL
den Freund Sapiens erklärt sich leicht aus dem Hasse, den Sachs in
seinen Dichtungen so häufig gegen alte Weiber an den Tag legte.
Auch sprachliche Berührungen mit der Quelle, jedoch nur wenige,
ergeben sich. Ich führe eine an :
Steinhöwel: Sachs, V. 188:
— — ward sie bewegt durch er- Trawriger sah ich dich vor nie
bermd ze fragen, was im laides wäre Ist dir was vnfals zugestanden?
zuo gestanden dar umb er so ser
truret.
33. Der podenlos pfaffensack.
Das Stück scheint verloren zu sein. Inhaltlich stimmte es wohl
mit S.'s Meistergesang gleichen Titels (s. Goetze III, p. XIV und
dem Schwank vDer Bawer mit dem Bodenlosen Sacka überein. Auf die
Quelle, die ich irgendwo gelesen habe, kann ich nicht mehr kommen.
34. Das Kelberbruten.
Dieser Stoff, später auch von Sachs als Schwank in ganz
ähnlicher Weise verarbeitet, beruht auf einem viel verbreiteten
Narrenstreich, der u. a. Claus Narr zugeschrieben wird. In Bebeis
Facetiarum lib. I. bildet er einen Theil der Erzählung „de fatuo
rustico" J). Ob Sachs einer mündlichen Quelle oder einer gedruckten
Vorlage folgte, ist mir nicht aufzuhellen gelungen. Einiges rührt gewiß
von ihm her, so die Verwandlung des Sohnes der Bäuerin in den
Mann, die Figur des Pfaffen, der Beschwörungsact u. s. w.
35. Die späch Bulerey.
In A. v. Kellers „Gedichten aus altdeutschen Handschriften"
(S. 150 — 160) findet sich ein größeres Gedicht, das denselben Gegen-
stand behandelt. Es ist betitelt „Die wehen Pullerey". Die Fabel ist
genau dieselbe und weicht nur in Einzelheiten ab. Im Gedicht wird
die Probe mit drei Freiern, bei H. S. nur mit zweien angestellt, was
jedenfalls eine Vereinfachung, und daher, dramatisch betrachtet, eiue
Verbesserung ist. Im Gedicht wird der eine Ritter nach England, der
zweite nach Preußen, der dritte über Meer geschickt; bei Sachs der
eine „vber Meer ins heilig Landt", der andere auf eine „Ach fart".
Obwohl sich nur wenige sprachliche Berührungen zwischen beiden
Dichtungen finden, so bleibt es doch wahrscheinlich, daß H. S. das
') Außer den Genannten erwähne ich noch: Morlini 49, Basile, Penta-
merone G. 1, C. 4, Melander I, 335, Frey, Gartengesellech. 1, Grimm, Kinder-
märchen III, 104, Wilhelmi, Kyau's Leben S. 178—184.
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DRAMEN. 21
Gedicht benützt hat. Pflegt er doch, wenn sein Vorbild versificiert
ist, wörtliche Übereinstimmungen gerne zu vermeiden (s. auch Goetze
VII. p. XIV).
36. Der Pawren Knecht wil zwo Frawen haben.
Der Stoff ist schon in dem Fabliau ndu Vallet aux douze fames"
(Barbazan-Meon III, p. 148 — 153; Legrand III, p. 379) behandelt1).
Nach Legrand (1. c.) existieren fünf, wenn ich mich recht erinnere,
vielfach von einander abweichende Manuscripte. Ich vermuthe, daß
es von einem derselben, wie von vielen ähnlichen gallischen, eine
ältere deutsche Bearbeitung gegeben hat, die Sachs als Quelle diente.
Die ursprüngliche Fabel , welche Sachs erweiterte und vollkommen
localisierte, läßt sich noch leicht von den Zusätzen des Meisters
trennen. So sind z. B. sämmtliche Namen, die Rollen des „6 he im
Fritz" des Contz Tötsch, verschiedene Scenen, wie die Braut-
werbung, die Schilderung des Hochzeitessens etc. von Sachs hinzu-
erfunden. Manche Umstände hat Sachs geändert, so will der Bursche
statt 12 Frauen nur zwei; offenbar erschien jene Zahl dem Dichter
zu übertrieben. Übrigens erscheint — gewiß kein Zufall — die Zahl
12 noch in der Bemerkung des Heiratscandidaten: „Hat vnser Han
doch wol zwölff Hennen". Die Sinnesänderung des Burschen läßt der
ehrbare Meister begreiflicherweise nicht durch das sinnliche Mittel des
Fabliau, sondern durch „Trübsal, Sorg, Angst vnd weh" in der Ehe
bewirken. Sonst ist die Übereinstimmung zwischen Sachs und dem
Fabliau in vielen Stellen so auffallend, daß meine obige Annahme
gewiß berechtigt erscheint. Mau vergleiche :
Sachs, V. 23: Fabliau, V. 10:
— — — — ich als ein Man Une m'en a si confondu
Mit einer kaum außkommen kan. Que je ne puis ne ho ne jo.
V. 73: V. 18:
Mit eim Weib, sod auffs Jar thust Taut que eis ans passez sera,
leben Se ne vous sert ä vo voloir,
So wol wir dir noch ein Weib geben. Je vous en ferai deux avoir.
V. 218 ff:
Wir beyde haben V. 110 ff^-
Den Wolf in der wolffsgruben gefangen — on prist un leu en la pasture
Der so viel Schadens hat begangen. Dedenz la vile oü eil manoit
Qui grant domage lor fesoit.
l) Wegen Verbreitung der Fabel verweise ich auf H. Kurz' Anmerkung zu
B. Waldis' Esopus III, 16, O est erle ys Nachweis zuKirchhoffs Wendunmut 1, 73
und Legrand 1. c.
22 A. L. STIEFEL
Sachs, V. 218 ff.: Fabliau, V. 110 ff.:
Wir wölln — — — Li uns le juge ä escorcier,
— — — — — — — — Li autres le juge a noier,
— jn also lebendig schinden Et li tiers ä ardoir en cendre.
Darnach jn bey dem schwantz auff- Et li quars si le juge ä pendre.
hencken.
V. 125:
C lötsch: Donez li fame. je vos pri
So rath ich, das wir jn ertrencken — — — — — — — -
— — — vnd als denn Que miez nou pourrez-vous occire
In einem Backoffen verbrenn. Ne son cors livrer a martire.
V. 241:
— — gebt jm ein Weib!
Die wird wol peinigen sein Leib.
37. Der farendt Schuler mit dem Teuffei bannen.
Über die Verbreitung des Stoffes siehe v. d. Hagen, Gesammt-
abenteuer (B. III, p. XXIX — XXXV); Goedeke, Schwanke des
16. Jahrh. (p. 238 Anmerk.) ; Dunlop-Li e brecht p. 209 u. 486;
H. Kurz in B. Waldis' Aesop (B. II, Lesearten p. 169/170). H. Sachs
schöpfte (worauf auch, wie ich sehe, G o e t z e VII, p. XIV hinweist)
aus einem Gedichte des Hans Rosenblüt: „Von einem varnden
Schuler. In beiden Fabeln spielt die Handlung in einem Bauernhause,
in beiden versteckt sich der Student im Hause selbst, und in beiden
kommen Bäuerin und Pfaffe ziemlich glimpflich davon. Wenn sich
daneben manche Abweichungen finden, so hat dies nichts Auffallendes;
pflegt doch Sachs sich von seinen Vorbildern, wie wir bereits gesehen
haben, oft sehr zu entfernen. Die Änderungen des jüngeren Dichters
begreifen sich leicht, wenn man bedenkt, daß er ja die Erzählung
in Handlung umzusetzen hatte. Außerdem lag ihm gewiß viel daran,
nicht als Plagiator seines Vorgängers zu erscheinen und denselben
nach allen Seiten hin zu übertreffen.
Ganz besonders beweiskräftig für die Nachahmung ist es noch,
daß der Student hier und dort mit einem Schwerte einen Kreis
zieht, den Pfaffen sich nackend ausziehen läßt, ihn einrußt, und
brummend auf die Bühne bringt. Endlich finden sich auch einige, freilich
spärliche, sprachliche Übereinstimmungen, so z. B.:
Rosenblüt: Sachs, V. 221:
Der pfaff der zog sich nachet ab Geh! zeuch dich mutter nacket ab
Er macht in schwartz als ein rab. Beruß dich kolschwartz wie ein Rab.
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DRAMEN.
23
38. Das heiß Eisen.
Das Spiel stimmt im ganzen Verlauf mit dem mittelhochdeutschen
Gedicht „daz heize ?senu, das vonderHagen in den Gesammtabenteuern
(II, p. 373 — 378) abdruckte, überein. Die wesentlichsten Abweichungen,
bezw. Zusätze des Nürnbergers sind: 1. die Einführung einer dritten
Person, der „alt Gefatrin", wohl eine Erfindung des Sachs, um das
Spiel dramatisch bewegter zu gestalten; 2. das Ziehen eines Kreises,
in dessen Mitte das Eisen niedergelegt wird, während in dem Gedichte
(V. 65):
Zwen' steine wären da bereit
Da wart daz isen üf geleit;
. die nähere Bezeichnung des ersten Liebhabers der Frau als Caplan
— Punkt 2. und 3 mögen durch das vorausgehende Stück („der farendt
Schuler") eingegeben worden sein — 4. der versöhnende Schluß. Sonst
ist die Fabel in beiden Dichtungen so auffallend ähnlich, daß man
die ältere oder wenigstens eine ihr sehr nahe stehende Umdichtüng
als die directe Quelle des Meisters betrachten darf. Auch sprachlich
nähern sich beide einander vielfach; man vergleiche:
Das Gedicht, V. 39: Sachs, V. 73:
Des ich dich wil bewisen So trag du mir das heisse Eyssen
trag mir daz heize isen. Damit thu dein Unschuld beweisen.
V. 71:
Da het er einen gevuegen spän
vor in den ermel getan
Den liez er vallen in die hant.
V. 157:
„Lieber geselle" sprach siu
ich hän noch guoter pfunde driu
Der du einen pfennink nicht
enweist
— nim diu selben driu pfunt
V. 89:
Nun wil ich — — — — —
In Ermel stecken diesen Spon.
Wenn ich das Eyssn soll tragn der-
massen,
So wil ich den Span heimlich lassen
Herfür hoschen auf meine Hendt.
V. 177:
Mein Mann, ich hab ye noch ein bitt :
Ich hab ein Schatz, den weistu nit
Vier gülden Zwölffer — — —
Den Schatz will ich auch geben dir,
Las mir noch nach der Männer vir.
und lä mir uzen noch dri
(Vier und dar zuo aber einen
und nimmer me keinen).
Ich stehe nicht an, das altdeutsche Gedicht selbst, und zwar in
einer der Dresdener Handschrift nahe kommenden Version, als die
directe Vorlage des Nürnbergers zu betrachten.
24 A. L. STIEFEL
39. Von d er vnglückha ff tenversch wetzten Bulschaft.
40. Der Parteckensack.
Über diese beiden Spiele sind meine Nachforschungen noch nicht
abgeschlossen. Ich hoffe später darauf zurückzukommen.
41. Der gestolen Pachen.
Quelle1): Boccaccio Decam. VIII, 6. H. Sachs verfuhr hier
ähulich wie in dem letzten Fastnachtspiel nach gleicher Quelle (s. Nr. 27).
Er localisierte den Stoff: Er machte aus den florentinischen Künstlern
Bauern, worauf ihn vielleicht der Umstand brachte, daß sich in seinem
Vorbilde die Handlung in einem Dorfe zutrug. Mit mehr oder minder
Glück wich er in vielen Einzelheiten von seiner Quelle ab. Es dürfte
sich verlohnen, einmal sein Verfahren genauer zu veranschaulichen.
Bei H. S. eröffnen die beiden Bauern Heintz Knol (Buffelmacho) und
Cuntz Drol (Bruno) geschickt exponierend die Handlung. Es ist
Fastnachtszeit (bei Boccaccio Decam. „vmb aller heyligen tage"). Sie
sprechen vom Zechen und kommen alsbald auf Hans Dol (Calandriuo),
sein kürzlich geschlachtetes Schwein und seinen Geiz zu sprechen
Soweit ist die Exposition von Sachs. Nun macht Drol (im Anschluß
an Bocc.) den Vorschlag, ,, das Schweinen bachen" zu stehlen. Der
hiezu geplante Weg weicht von Boccaccio erheblich ab. Bei letzterem
wollen die Künstler den „kargen Calandrin" in eine „tafern" führen,
wo er, von ihnen zechfrei gehalten, sich bald betrinken wird, so daß
es ihnen leicht gelingen muß, sich ins Haus zu schleichen und das
Schwein zu entwenden. Bei H. S. soll Drol etwas bei dem filzigen
Dol entleihen , indeß sich Knol heimlich ins Haus schleicht und den
Diebstahl ausführt. Man kann die Vereinfachung des deutschen Dichters
im Interesse der Handlung des Spiels nur gutheißen. Nun tritt der
„karg Pawer" selbst auf und schildert uns behaglich sein „Bachen"
sowohl, als auch unwillkürlich seine Knauserei. Drol unterbricht ihn
und bittet ihn um „Holtzschlegel vnd Flegel". Vergebens bemüht er
sich „ein bar würst" ihm abzulocken. Der karge Dol ruft (V. 101 ff.):
0 ich darffs vor meim Weyb nit than,
Sie legt mich drüß vnd peulen ahn,
Ich verlur all ir huldt vnd gnadt.
Bei Bocc. räth Bruno dem Calendrin: „verkauff den pachen vnnd
laß uns vmb das gelt eyn guten mut schaffen vnd sprich zu dem
*) F. Neumann hat der Quelle dieses Spiels einen sehr interessanten Artikel
in M. Kochs Ztschr. f. vergl. Litteraturgeschichte I, p. 161—164 gewidmet, der meine
Bemerkungen mehrfach ergänzt.
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DRAMEN. 25
weib er sei dir gestolen worden", worauf dieser erwiedert: „Awe neyn,
sy gelaubet mir sein nicht vnd iaget mich zu dem hauß auß etc.".
Drol meint hierauf: „Es ist doch jetzt dein Weyb im Badt". Bei
Bocc. liegt Calandrin's Weib in Florenz krank zu Bett, während er,
wie wir sahen, sich im Dorfe befindet.
Der Diebstahl ist gelungen, wie wir alsbald aus einem kurzen
Gespräch zwischen Knol und Drol erfahren, und der Bestohlene „kurnbt
trawrig" zu den Beiden. Bei Bocc. fängt Calandrino „große romor
vnnd geschrey" an, welchen feinen, im Charakter des Knausers
begründeten Zug H. S. sich sonderbarerweise entgehen ließ. Nachdem
der Meister außerdem den oben erwähnten Vorschlag des Bruno, das
Schwein zu verkaufen und vorzugeben, es sei gestohlen, nicht verwendet
hatte, so konnte er auch nicht den köstlichen Dialog zwischen Bruno
und dem jammernden Calandrin getreu nachbilden, so daß die hierher-
gehörende schon in der deutschen Übersetzung stark verblaßte Stelle
bei Sachs vollends Saft und Kraft einbüßte. In ähnlicher Weise wie
hier ließ sich der ehrsame Meister leider gar oft gerade die feinsten
Züge entgehen und lieferte damit den nachdrücklichen Beweis, daß ihm
für die höhere Komik das Verständniß abging.
Während nun zur Wiedergewinnung des Bachen, bezw. zur
Entdeckung des Diebes, bei Bocc. Bruno den Vorschlag mit den
„Gallen" macht, hat Sachs hiezu eine neue Person, den beim Italiener
nur nebenhin erwähnten Pfarrer auftreten lassen. Dieser spielt von
jetzt an die Hauptrolle und wendet — eine weitere Abweichung von
Bocc. — „die schwartze kunst" an. Haben wir es mit einer Reminiscenz
aus Fastnachtspiel Nr. 37 zu thun? Er läßt sich von H. Dol „fünff
batzen" — Bruno von Cal. dagegen „vierczig Schillinge" — geben
und richtet, ähnlich wie bei Bocc, den grün Ingwer und Aloe mit
Huntzdreck (Cento Nov.: „aloe vnd hunczkote") her. Hieraufnimmt
er eine förmliche Beschwörung („starken segen") an der „Kirchhoff
mawrn" — bei Bocc. „vmb die linten" — mit Macaronlatein (Sachs'
Erfindung?) vor. In der deutschen Dichtung fehlen die „jungen purger
und pauren" Boccaccios, obwohl auch Dol „die Nachbawrn zammen
forder" sollte , und ebenso vermißt man die feierliche Anrede Brunos
an die Versammelten. Die Handlung verläuft nunmehr, wie in der
Novelle, nur gibt der Geprellte, damit man seiner Frau nichts verrathe,
„zween gülden" anstatt neyn par veyster capaun" (Boccaccio). Der
„zweinzig brodt würst", die man noch von ihm verlangt — Zusatz
des Nürnbergers — weiß er sich mit Hinweis auf seine Frau zu
entziehen.
20 A. L. STIEFEL
Der Pfarrer schließt, worauf S. nun einmal nicht verzichten kann,
mit einer Moral:
Also muß man schlichen die Affen
Vnd die filtzingen geitzhals straffen u. s. w.
42. Der Pawr inn dem Fegfewer.
Quelle: Bocc. Cento Nov. III, 8 bereits von Tittmann (Dicht.
von H. Sachs III, p. XXXIV u. 94) nachgewiesen. H. Sachs hat die
unsaubere Liebschaft des Abtes mit der Bäuerin weggelassen. Der
Abt erhält von der letzteren für seine Kur „ein haffn mit pfennig".
Ich kann mich Tittmann nicht anschließen, wenn er meint, daß
dadurch „der Schwank an komischem Gehalt nichts verloren hat";
er hat vielmehr — pflegt es doch meist so zu ergehen — an Witz
verloren, was er in sittlicher Hinsicht gewonnen. Daß Sachs sich durch
moralische Rücksichten bei der Weglassung der Liebesintrigue übrigens
nicht leiten ließ, erhellt daraus, daß er in dem Meistergesang gleichen
Inhalts, wie E. Goetze1) bemerkt, die Liebe des Abtes >echt aus-
führlich hervorgehoben hat. Die Behandlung des Bauern im Fegfeuer
ist ziemlich getreu mit vielen wörtlichen Entlehnungen nachgebildet.
Die Namen aller Personen, sowie die originellen Figuren der Bauern
Eberlein Gröltzenbrey und Nickel Rubendunst sind seine Erfindung.
43. Die listig Bulerin.
Die bereits von F. W. V. Schmidt {Beiträge p. 70) nachgewiesene
Quelle ist B oc caccio VII, 6. Hans Sachs läßt in diesem schwachen
Erzeugniß die beiden Liebhaber gestört werden, ehe sie ihren Zweck
erreichen. Im Übrigen schließt er sich sehr häufig wörtlich seiner
Quelle an.
44. Das gesprech Alexandri Magni mit dem Philo-
sopho Diogeni.
Auch dieses Thema wurde von Sachs mehrere Male behandelt.
In der einen Bearbeitung aus dem 12. Spruchbuche (1558) bezeichnet
er den „geschieht Schreiber plutarchus" als seine Quelle. Diese
Angabe ist geeignet, irre zu führen; denn nicht der Geschicht-
schreiber (bezw. Biograph) Plutarch, sondern der Verfasser der
'Anorp&e'y [tat a ist die Hauptquelle zum Fastnachtspiel gewesen. Im
Leben Alexanders (cap. 14), welches E. Goetze (IV, p. XVII)
für die (alleinige?) Quelle hält, fand S. — wenn die von ihm benützte
Boner'sche Übersetzung nicht ausführlicher ist, als der mir vor-
liegende griechische Text — nur wenig. Fast das ganze Gespräch
') Fastnaclitspiele von H. Sachs IV, p. VII.
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DRAMEN. 27
ist aus Eppendorffs Übersetzung der j47to(p^iy^.axa (1534, Straß-
burg) zusammengestellt. Ich verweise insbesondere auf Fol. 154, 155,
163, 184 u. s. w. (in „Diogenis weise u. sittliche Spruch"). Man möchte
fast glauben, daß die Worte bei Plutarch-Eppend. (p. 154) „Alexan-
der byelt vil gespräch mit ym" H. Sachs den Gedanken zu
seinem langen Gespräch eingegeben habe. Daß er die Handluug nach
Athen verlegte, während Plutarch, sowohl im Leben Alexanders, als
in den „kurtzweisen höfl. Sprüchen" (p. 154), ausdrücklich Corinth
als Ort des Zusammentreffens erwähnt, hat wohl seinen Grund darin,
daß der Meister in vielen Sprüchen den Diogenes meist mit Athen
und Athenern in Beziehung gesetzt fand.
45. Der groß Eyferer, der sein Weib Beicht höret.
Auch zu diesem Spiel hat F. W. V. Schmidt (p. 69) die Quelle,
Boccaccio VII, 5. bereits genannt. Sachs schließt sich eng an Bocc.
Decam. , sogar im Ausdrucke an, doch hat er, und dieses Mal ist es
eine Verbesserung, die der komischen Wirkung keinen Eintrag thut,
die Frau durchaus als ehrbar dargestellt. Wohl erwähnt die Magd
Vrsula — H. Sachsens dramatisch wirksame Zutbat — den Wand-
nachbar Philipp und „die klafft" (V. 36/37) und räth ihrer Herrin:
,.Da mögt jhr jhn wol reden an
Und ewer gesprech mit jhm han
Heymlich",
allein jene will „als ein fromb ehrlich Weib bestehn".
46. Das Weib im Brunnen.
„Eine echt deutsche, überaus lustige Posse" — so urtheilt Schmidt
in den Beiträgen, p. 68, zu Bocc. VII, 4, der Quelle unseres
Spiels — „hat Hans Sachs daraus gemacht . Sie ist voll komi-
scher Kraft und Wahrheit, und verdient eine abermalige Bekannt-
machung". Der Meister schloß sich Bocc. getreu an und entnahm viele
Stellen wörtlich. Der Dialog ist gewandt, die Sprache kräftig, aber
die Originalität des Deutschen gleich Null.
47. Der Tyrann Dionisius mit Damone seiner glück-
sei igkeit halber.
Die Quelle dieses Stückes ist F. Petrarchae reram rnemoran-
darum Ubri und zwar in nachstehender Übersetzung1): „De Rebus
*) Ich entnehme, da es mir an den nöthigen bibliographischen Hilfsmitteln hier
fehlt, die Beschreibung dieser Ausgabe dem 167. Verzeichniß des antiquar. Lagers
von K. Th. Völcker in Frankfurt a. M. Die Angaben sind unvollständig und können
natürlich auch auf diplomatische Genauigkeit keinen Anspruch erheben.
28 A. L. STIEFEL
Memorandis Gedenkbuch Aller der Handlungen, die sich vonn anbeainn
der Welt begeben vnd zugetragen haben Verteutschet durch Magistr.
Steph. Vigilium. Augspurg. H. Stayner 1541. Mit 14 Holzschn. von
H. Burgkmair. Fol. VIII u. 96 Bl.u.
Mir liegt eine spätere Ausgabe vor, deren Beschreibung ich iu
der Anmerkung ') folgen lasse.
Die hierher gehörende Erzählung steht im III. Gedenkbuch,
Capitel LIII, mit der Überschrift: „Von weiser anzeigung eines
i/efährlichen stadts vmb einn Tyrannen". Daß dies wirklich H. S.
Quelle ist2), geht daraus hervor, daß 1. hier wie bei Sachs der Name
Dämon für Damokles steht, 2. aus einer Anzahl von sprachlichen
Übereinstimmungen. Man vergleiche:
Petrarcha: Sachs, V. 14:
Dann da einer | mit namen Dämon | Dämon, sein raht spricht:
ein besonderer lober | vnd alles seines Selig bist du in allem stück,
glucks fürnemer verwunderer zu jhm Mein Dionisi hie auff erden etc.
käme I preisend seine stadt biß an
Himel | sagend, er wexe der seli- DumiBius, der Tyrann spricht:
gest Mensch vber all vff Erden Dämon, begerst, so wil ich dich
Gab jhm Dionysius antwort: Wiltu Versuchen lassen kurtzer zeyt
aller meiner seligkeyt vnd güts Eintheil von meiner S eligkeit.
lebens nur ein stücklin sehen vnd Das du magst kosten auch ein
kosten? Sagt Dämon | Ja ich beger stück etc.
sonst nichts anders.
Dämon, V. 133:
jetz liesse er sich beduncken er Ja, jetzundt ist mir recht vnd wol
were recht selig | recht frölich | recht Mein Herz ist aller frewden vol.
') De Rebus Memorandis. Franciscus Petrarcha der Hochgeleert vnd weit
berümpt Orator vimd Poet | von allerhandt furtreflichen handlungen | so sich von
anbegin der Welt wunderbarlich zugetragen vnnd begeben haben | wol wirdig f daß
sie in ewige zeit nimmer in vergeß gestellt | dergleichen auch in Teutscher Spraach
vor nie gesehen | gehört noch geredt worden. Jetzunder auffs fleißigst vnnd herr-
lichst auß dem Latein inns Teutsch gebracht durch M. Stephanura Vigilium Paci
monfanum | vnd mit schonen Figuren gezieret. — Hierzu seindt kommen der sieben
Weisen in Grecia Sprichwörter | Künstlich in Rheimen | durch den sinnreichen Poeten
Casparum Bruschium | gestellt. — Allen Stenden vnd Menschen gantz lustig | kurtz-
weilig | vnd nützlich zulesen. Cum Cesarae maiestatis gratia & Privilegio nouo,
Franckfurt am Meyn | Bey Christian Egenolffs seligen Erben. M.D.LXVI. Fol.,
6 nicht foliierte Blätter, 102 foliierte. zuletzt nochmals ß nicht foliierte.
') Inzwischen hat auch E. Götze (Fastnachtsp, IV, p. XIX) Petrarcha, aber nur
■ ils wahrscheinliche Quelle bezeichnet. Siehe (1. c.) übrigens seine Bemerkungen
wegen eines Meistergesangs, der den gleichen Stoff behandelt.
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DRAMEN. 29
weiß | jetzt meint er hett ersehen das Wie mächst mir nur baß sein auff erdt
gute leben der Tyrannen | Inn dem Bin ich der Seligkeit gewerdt?
gaffete er vmbsich | vnnd vbersich | — — — — — — — —
da sihet er eben ob seinem Des bleib ich frölich jmmer mehr.
haupt ein bloß schneidend glantzend
spitzig schwerdt | an einem pferdts Dämon:
har auß dem schwantze gezogen | das schaiot vbersich das bloß Schwerdt
zitteret vnnd wacket | als wolt es jetzt 0j ßm Jiangen vnm\ spricht.
auff sein kopff fallen | hangen. _
Ich sich ein scharpff zwischneident
schwert
Ob meinem haubt hangen fürwar,
Ganz zitrendt an einem Roßhar,
Das zilt mir in mein haubt zu fallen.
Sachs schloß sich ziemlich getreu der Erzählung an ; nur glaubte
er die Gefahr, in der Dämon schwebt, noch verstärken zu müssen,
indem er zwei Trabanten auftreten ließ, die mit Waffen nach ihm
zielen. — Einige Züge entlehnte S. übrigens aus Scherz mit der War-
heyt (ed. 1550, fol. 3).
Über Verbreitung des Stoffes siehe Oesterley in Kirchhofs
Wendunmut V, p. 75.
49. Das boß Weyb mit den worten, Würtzen vnd
Stein gut zu machen.
Die Quelle (schon von Goetze IV, p. XX nachgewiesen) ist
offenbar Pauli Nr. 134 (ed. Oesterley p. 97); doch schwebte
dem Dichter bei der Abfassung ein bereits früher als Spiel ver-
arbeiteter Stoff „der böß Rauch" (s. o. Nr. 28) vor, den er hier
nochmals stark mitverwebte. Es ist dies leicht erklärlich; handelt es
sich doch hier und dort um die Zähmung einer bösen Sieben, die
freilich dort mißglückt und hier gelingt. Während Pauli den geplagten
Ehemann zu dem in Folge seines bekannten Urtheils „durch alle
Land" gepriesenen Salomon wandern läßt, wo ihm der Rath ertheilt
wird: „in verbis herbis et lapidibus est magna virtus", so tritt hier,
wie in Nr. 28, der Mann klagend auf, der Nachbar gesellt sich zu
ihm, fragt ihn nach seinem Kummer und auf seine Beichte hin, erzählt
er ihm nun, was er vor Jahren gehört, daß ein Mann von König
Salomon in ähnlicher Lage obigen „kurtzen raht" erhalten habe.
Wortseliger als der weise Sohn Davids fügt der Nachbar gleich noch
die Deutung hinzu. Sachs zeigt wiederum, daß ihm die sinnige Kürze
des Orients nicht behagte. Schon oben in der Behandlung der ver-
wandten Nr. 26 (Joseph u. Melisso) hatte er es für nöthig erachtet,
30 A. L. STIEFEL
dem König nachträglich die Deutung seiner lakonischen Worte geben
zu lassen. Dem Meister scheint daran gelegen zu sein, zu zeigen, wie
richtig er den Sinn der räthselhaften Worte auffaßte. Daher erklärt
der Kachbar die Steine als ,.Köstlich Edelgestein", die „der alt Mann
hab — — — In gülden ring ein lassen fassen". Das böse Weib
erscheint jetzt, and der Nachbar empfiehlt sich, fast wie in Nr. 28
(Vers 177 „Aide, aide, ich scheidt mit wissen") mit den Worten:
„Gehab dich wol, ich scheidt mit wissen". Nun folgen die verschiedenen
Versuche, wie in Pauli, jedoch mit kleinen charakteristischen Än-
derungen. So „truckt" der Mann bei dem zweiten Versuch nicht, wie
es bei Pauli heißt, die Frau „in ein winckel vnd hub ir ein büschelin
nach dem andern für die nassen", hat er doch, noch von Nr. 28 her,
eine sehr bestimmte Erinnerung, wie gefährlich eine solche Annäherung
ist, sondern er „helt jhr die würtz'- einfach mit freundlichen Wrorten
,.für" : ferner versucht er „die Edlen stein Rubin, Saphir demandt
— — — in einen ring", um endlich Paulis 3., allein wirksames
Mittel anzuwenden. Beweiskräftig für den Einfluß von Nr. 28 ist
noch, daß die Frau nach dem zweiten Versuch plötzlich, eigentlich
recht unmotiviert, mit „bruch, taschen vnd messer" auftritt. Damit
kündigt sich unser Stück geradezu als eine Fortsetzung von ..der böß
Rauch" an. Es erscheint auch, wie in diesem, zu Schluß nochmals
der Nachbar. — Den Stoff bat S. außerdem auch als Meistergesang
(1537) behandelt.
50. Der verdorben Edelman mit dem weichen
beht. etc.
Die erste und größere Hälfte dieses Spiels, die uns das ver-
schwenderische Leben des verschuldeten „verdorben Edelmanns" in
anschaulicher Weise vorführt, dürfte einem älteren lateinischen (Schul-)
Drama entlehnt sein. Die Namen Superbus, Avarus, Gnato, Dromo
und noch manche andere Umstände machen dies ziemlich sicher. Da
es mir hierorts an dem einschlägigen Material fehlt, so konnte ich
das Original bis jetzt noch nicht nachweisen. Interessant ist — nebenbei
bemerkt — die Ähnlichkeit der Situation einerseits mit Shaksperes
Timon und anderseits mit Gil Vicentes „Farga dos Almocreves".
Erst von Vers 192 an nähern wir uns der im Titel angedeuteten
Fabel, die Sachs zugleich aus Pauli Nr. 503 (etwa 10 Linien groß),
Petrai cha-Vigilius II, 37, fol. 24 (blos ö1/« Zeilen) und „Scherz
mit derWarheyt", 3b, kannte. Er verstand es, die kurze Anekdote
ziemlich breit (V. 192—339) auszuspinnen.
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DRAMEN.
31
51. Ewlenspiegel mit den blinden.
Zum ersten Male — und auffallend spät — stoßen wir auf ein
Spiel, das dem beliebten Volks buche entnommen ist. Es ist dies um
so auffallender, als S. das Buch schon lang1) kannte. Die 71. Geschichte
lieferte ihm das Material. Sachs folgte ziemlich getreu dem Volksbuche
und es lassen sich selbst manche wörtliche Übereinstimmungen nach-
weisen, so z. B.:
Eulenspiegel (Lappenberg p. 104):
— — — verzerent diße XII gül-
den vmb meinent willen biz so lang
daz ir für frost wider wandern mögen.
Sachs, V. 51:
Da wil ich euch ein thaler schenken,
Verzert den beim Hans Wirdt darnach,
Biß die kelt laß ein wenig nach
Das jr denn wiederumb mügt wandern.
Ich hab vch einen bürgen über- V. 251 :
kummen. ICÜ uaD ein bürgen vberkömmen.
Die gleiche Geschichte findet sich außerdem in dem von Sachs
viel benützten Pauli (Nr. 646), offenbar aus dem (etwas älteren)
Volksbuch von Eulenspiegel geschöpft, aber mit manchen Abweichungen.
So wird z. B. bei ihm nicht Eulenspiegel, sondern „ein ritter" als der
Anstifter des Streiches genannt, die Handlung ereignet sich bei
Nürnberg und nicht in Hannover, der Wirth sperrt die Blinden in
einen „genßstal" statt in den „schweinstal" , der Priester gibt, statt
zwei Tage, 14 Tage Frist. Keine dieser Abweichungen wurde von
Sachs adoptiert; gleichwohl halte ich es für sicher, daß Sachs auch
Paulys Erzählung benützte. Nachstehende sprachliche Berührungen
sprechen dafür.
Pauli: Sachs, V. 125:
wolan lieben brüder wir wollen ein Ir brüdr, jr brüdr ....
mal rechnen. Wir wolln ein mal zalen und rechen.
V. 148:
Der wirt was zornig vnd sprach das Der Wirdt feit sie alle drei/ ahn vnd
war recht das ir mich also vmb spricht:
das meine wolten bescheissen, ir Ich wil euch einsperren all drey
schelck etc. — — — — — — — —
Ir bescheysset doch Leud vnd
Landt.
Ir erlösen schelck vnd Spitzbuben.
*) Ein Spruchgcdicht „ Ewlenspiegel auf dem henckersteg" (abgedr. in Schweitzers
Etüde sur la Vie et les oeuvres de H. Sachs, p. 444/5) ist vom 20. Juui 1539 datiert.
32 A. L. STIEFEL
Pauly: V. 219:
Lieber her mein wirt zu dem hasen Mein Herr, ich lieg dort beim Hans
ist hinnacht von sinnen kumen, man Wirdt
meint er sei besessen vnd laßt euch Zu herberg, der selb dolisirt,
sein fraw bitten, ir wollen in ledig Thut gleych, sam sey er gar besessen,
machen, des wil sie euch wol Ionen.
V. 227:
Drumb ist an euch der Wirtin bit
Ir wolt in noht sie lassen nit,
Sonder jm helffen mit beschwern
Sie wil euch mit einer schenck verehrn.
Anderseits bietet Sachs mehrere Züge, die sich in beiden
Versionen nicht finden: 1. hat er nur drei Blinde (bei jenen sind es
zwölf); 2. der Schalk schenkt angeblich nur ein Geldstück, einen
Thaler (bei jenen zwo lf Gulden); 3. der Pfarrer rüstet sich in allem
Ernste zum Beschwörungsact (bei Pauli und im Eulenspiegel kommt
es nicht dazu) ; 4. der Wirth wird von den dem Geistlichen zu Hilfe
eilenden Bauern festgenommen und — zwar nicht mehr im Spiele,
aber nach den Schlußworten des Pfarrers ganz bestimmt — exorcisiert.
Merkwürdigerweise stimmt Sachs in diesen Punkten mit dem
altfranzösischen Fabliau des Trouvere Cortebarbe „Les trois Avugles
de Compiengne" überein: Hier sind es 1., wie schon der Titel besagt,
drei Blinde, die 2. ein Geldstück (un besant) erhalten; 3. heißt es
im Gedicht (Vers 276/277) :
Et li Prestres, sanz demoree
A pris le livre et puis l'estole.
Hiemit vergleiche man Hans Sachs:
Der Pfaff kumbt, hat den stol am halß, ein Buch vnd gerten in
der handt.
4. halten die Bauern auf des Priesters Geheiß den Wirth, und jener
nimmt wirklich die Beschwörung vor.
Diese auffallenden Übereinstimmungen können unmöglich das
Werk des Zufalls sein. Sachs hat also noch eine dritte Quelle, vielleicht
eine jetzt verlorene deutsche Bearbeitung des Fabliau gehabt.
Schließlich sei noch bemerkt, daß Sachs den Namen Egelßheim
— das Dorf, woselbst bei ihm die Geschichte vor sich geht — wahr-
scheinlich aus der 37. Histori des Eulenspiegel entlehnt hat.
52. Wie Gott, derHerr, Adam vnn d Eva jhre Kinder
segnet.
Dieser Stoff muß H. Sachs ganz besonders zugesagt haben, da
er ihn nicht weniger als vier Mal bearbeitete. In der ersten Bearbeitung,
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DRAMI.N 33
iin Meistergesang vom 25. August 1547, nennt er keine Quelle.
Goedeke, der das Gedicht abdruckte und dabei auf verschiedene
Bearbeitungen des Stoffes hinwies, hält für des Dichters Vorlage
Melanchthons Brief vom 23. Mai 1539 (Corp. Reformat. III, p. 654,
Nr. 1785). Ich kann einen Einfluß dieses Briefes auf den Meistergesang
nicht rinden, constatiere vielmehr die größte Ähnlichkeit mit der
kurzen Erzählung in Joh. Agricolas Sprichiuörtem1) , die, u.A. in
Nürnberg 1529 und wiederum 1530 gedruckt, H. Sachs wohl bekannt
waren. Die zwei ersten Strophen des Gedichtes entsprechen ganz,
sogar im Ausdrucke, Agricolas Erzählung. Für die dritte Strophe
allerdings findet sich nicht blos bei jenem, sondern auch bei Melanchthon
und selbst im Dialog des Erasmus Alberus gar kein Anhaltspunkt.
Eva nämlich, unzufrieden mit dem ungleichen Loose ihrer Kinder,
macht dem Herrn hierüber „trotzigleich" Vorstellungen, worauf er ihr
die Notwendigkeit der Stände in der Welt klarlegt. Dieser
charakteristische Zug, welcher auch in unserem Spiele, der zweiten
Bearbeitung des Stoffes, wiederkehrt (siehe Vers 308 u. 331 ff.), legt
die Annahme einer noch unbekannten Quelle nahe. Vielleicht fand
sich der Zug in dem Gedicht, das Melanchthon als seine Quelle
bezeichnete.
Das Fastnachtspiel beruht erstens wiederum auf Agricola,
ferner auf des Erasmus Alberus Gespräch „Von der Schlangen Ver-
jürung etc.u. Die Annahme einer directen Benützung von Melanchthons
lateinischem Brief halte ich nicht für unbedingt geboten. Sachs, der
diese Quelle erst bei der dritten Bearbeitung, bei der Co media „die
ungleichen Kinder Eve" (aus dem gleichen Jahre 1553) nennt, mochte
sein Wissen davon einzig und allein aus des Alber Dedicationsschreiben
schöpfen. Dagegen war ihm eine Bearbeitung des Melanchthon'schen
Briefes bekannt, auf welche meines Wissens bis jetzt Niemand auf-
merksam gemacht hat. Sie steht in dem Dedicationsschreiben, das Stephau
Vigilius seiner oben erwähnten Übersetzung von Petrarchas
„de Rebus memorandis" voranstellte. Das Schreiben ist an „Leonharden
Becken | zu Augspurg | Rhömischer Keyserlicher Maiestat | x Rathu
gerichtet und umfaßt '2i/2 Seiten Folio. Da Sachs, wie wir sahen (s.
o. Nr. 47), das Buch kannte und benützte, so konnte ihm diese
Bearbeitung des Melanchthon'schen Schreibens nicht leicht entgehen.
Vigilius nennt seine Quelle nicht. Er „wil" mit der Erzählung „auffs
kürtzest des rechten waren Adels grundt vnd vrsprung anzeygen".
') Abgedruckt in Goedekes „Schwanke des 16. Jahrhunderts", p. 24.
GERMANIA. Neue Keiho. XXIV. (XXXVI.) Jakrg. 3
34 A. L. STIEFEL
Einige Wendungen bei Sachs machen es ziemlich sicher, daß er fliese
Version kannte. So lesen wir z. B. bei
Vigilius: Sachs, V. 83:
Dise aber die sie (Eva) wol ge- Hab ichs nit fein gestri chen raus.
V. 115.
waschen | herfür gestrichen vnnd
gezieret hett | stellt sie fein ordenlich
nach einanderher | daß sie des Her- Wenn Gott, der Herr e kumbt her-
ren Gotts vnnd Erschaffers solten ein*
erwarten vnd j n entpfahen. V. 1 20 : — en tp fahet j n allesander !
Nach V. 180 heißt es:
Abel tritt herbey |ichlege dir Der Herr legt dem ersten die hend
die hende auf f. au ff sein Haubt.
Neben diesen Quellen hat Sachs auch hier wiederum die oben
angedeutete unbekannte benützt.
Während es in diesen beiden Dichtungen dem Meister ausschließ-
lich darum zu thun war, die göttliche Einsetzung der Stände zu
zeigen, verfolgt er in seiner dritten Bearbeitung, in der noch in
demselben Jahre geschriebenen Comedia „die ungleichen Kinder Eve",
eine andere Tendenz. Seine Hauptquelle war dieses Mal — für die
vier ersten Acte — des Alberus Dialog, und gleich diesem erhob
er die Prüfung der Kinder im lutherischen Katechismus zum Haupt-
gegenstand der Darstellung. Die Einsetzung der Stände, die freilich
bei Alberus ganz fehlt, wird nur ganz kurz und obenhin abgefertigt.
Seine weiteren Quellen waren die .Bibel — für den 5. Act: Ermor-
dung Abels — , sein eigenes Spiel, von dem viele Sätze wörtlich
herübergenommen sind, Agricola, Vigilius, wahrscheinlich die mir
unzugänglich gebliebene „Tragedia von Verordnung der Stend etc.u
(1539) des H. Chnustinus (H. Knaust) (s. Goed.1) Grundr. §. 151
und Seh. v. Carolsfeld w. u.) und endlich ein älteres, bereits 1516
(oder gar 1509) zu Freiberg aufgeführtes Spiel, in welchem die Namen
der „sechs gehorsamen und sechs ungeraten sün Eve" ganz mit
Sachs übereinstimmen.
Tn seiner letzten Bearbeitung, in dem Anfangs 1558 verfaßten
Schwank „Die vngleichen kinder Eve", kehrte Sachs wieder zu der
früheren Tendenz zurück. Der Schwank, entschieden die beste unter
den vier Dichtungen, in welcher die ursprüngliche Fabel am reinsten
zum Ausdruck kommt, lehnt sich an Meistergesang und Spiel an,
mit welchen er auch in den Quellen übereinstimmt.
l) Ich citiere nach der ersten Auflage, da die zweite hier nicht zu haben ist
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DRAMEN 35
Ich habe das interessante Thema mit den vorstehenden Bemer-
kungen lange nicht erschöpft. Ich mußte mich eben auf das Wichtigste
beschränken und konnte es um so mehr thun, als wir, wie ich höre,
eine 'ausführliche Arbeit über die Fabel von J. Bolte in Berlin zu
erwarten haben. Ich verweise noch auf die untenstehenden Werke1).
53. Der Ketzermeister mit den vil Kessel suppen.
Quelle: Bocc. Cento Nov., bereits von Goedeke gelegentlich
des Meistergesangs gleichen Inhalts von 1544 (Dichtungen des H. Sachs
I, p. 160) nachgewiesen. Der Nürnberger, dessen Zeit sich dem Stoffe
gegenüber natürlich anders verhielt, als die des Florentiners, hat es
verstanden, eine beißende, zeitgemäße und äußerst lustige Satire dar-
aus zu machen. Die Figuren des schalkhaftigen Nachbars Clas und
des „Suppenfressers" (= Schmarotzer) Herman Pich sind lebenswahre,
treffliche Schöpfungen des Meisters.
54. Der Bawer mit dem Plerr.
Schon 1548 hatte Sachs einen Meistergesang mit gleichem Titel
gedichtet. Die älteste mir bekannt gewordene deutsche Behandlung
des offenbar orientalischen Stoffes ist das bei v. d. Hagen (Gesammt-
abenteuer II, p. 265 ff.) abgedruckte Gedicht ,. Der wibe List". Hier
sieht ein „man" von seinem Weibe „Einen sicherlichen gän" und zer-
bläut die Frau. Sie nimmt die Hilfe einer „vuegerinne" (Kupplerin)
in Anspruch. Da sie an jenem Tage „kerle" (oder kernel), ein unge-
wöhnliches Kraut gegessen, so findet die Alte eine List, ihr zu helfen.
Sie tritt dem Manne entgegen und verwundert sich über sein mon-
ströses Aussehen (zwei Nasen, vier Füße) und entschuldigt sich,
scheinbar ihren Irrthum einsehend, damit, daß sie ein Zauberkraut,
gegessen, „kernel" genannt. 'Wer ez izzet. dem geschult, daz er alsus
missesiht'. Natürlich glaubt der Thor, daß es ihm so mit seiner Frau
gegangen. Sachs benützte vielleicht eine Umbildung des mittelhoch-
deutschen Gedichtes.
56. Die Bürgerin mit dem Thumbherrn.
Die offenbar orientalische Novelle, welche diesem Spiele zu
Grunde liegt, findet sich in vielen Versionen der Sieben weisen Meister
gewöhnlich dem vierten Meister, seltener dem dritten, zugeschrieben
In den deutschen Bearbeitungen dieses Volksbuches wird sie von dem
') J. Grimm in Haupts Ztschr. II, 264; E. Matthias' Abdr. von E. Alberas
Gespräch von der schlangen veiiiiliruii^' (Zs. f. deutsche Piniol. 21. Bd., p. 410-461);
Tittmann, H. Sachs III, p. XXXVI ff.; Ilwolf in Pfeiffers Germania X, 429;
Blätter f. literar. Unterh. 1846 II, 887 ff.; und besonders Schnorr v. Carolsfelds
interessanter Aufsatz in seinem Archiv XII, 177 — 184.
3*
36 A. L. STIEFEL
vierten Weisen (Maldrach, Wald(r)ach) erzählt. H. Sachs hat zunächst
eine Prosaversion der Sieben w. M. und vielleicht die nachstehende
vor sich gehabt:
„Hie nach volgt ein \ gar schöne Cronick vnd hystori vfi den ge-
schichtin der Römer | Auch die glose vn der geistliche sinn des buchs
Gesta Romanorum oder der syben wisen meyster \ darin man vindet
vil schöner vnd mltzlicher exempel \ die gar lustlich vnd kurtzwillig zu
lesen sind. (Titelvignette) o. 0. u. J. — Ana Ende : zu Straßburg durch
Mathis hüpf uff Im Jar 1512. 4°."
Merkwürdiger Weise stimmt mit der darin vorkommenden hier-
her gehörenden Erzählung die 34. im „Ritter vom Thurn", abgesehen
von orthographischen Abweichungen und einzelnen unbedeutenden
Ausdrücken, wortwörtlich überein. Zum Vergleiche benutzte ich fol-
gende Ausgabe:
Der Ritter vom Thurn, Zuchtmeister der Weiber vnd Junck-
frawen etc. — Von neuwem verteutscht \ vnd getruckt zu Straßburg beim
M. Jacob Cammerlander von Mentz Anno MDXXXVIII. Fol. — Ganz mit
denselben Worten erzählt, findet sich die Novelle auch in späteren
Ausgaben des Romans, z. B. im „Buch der Liebe". Ob sie aber
auch in älteren Ausgaben (vor 1538), oder gar im französischen
Original vorkommt, weiß ich nicht, weil mir weder das letztere noch
frühere deutsche Übersetzungen hier zur Verfügung stehen. Nach der
Vorrede „Zürn Leser" des Druckers Cammerlander (in der obigen
Ausgabe) zu schließen, möchte man es fast bezweifeln. Dieser spricht
sich nämlich tadelnd über das französische Original und die, wie es
scheint, wörtliche Übersetzung des ersten Übersetzers „Marquart
vom Steyn Ritter vnd Landtuogt zu Montpellicart" aus, und bemerkt,
daß er einschneidende Veränderungen damit habe vornehmen müssen,
er habe „die fablen hinweg gethan | wäre historien auß der Bibel
darin gesetzet | sampt andern waren historien Schreibern von
bösen vnd frummen weibern". Es ist daher wahrscheinlich, daß
diese Geschichte erst von Cammerlander aus den „sieben iceüen Meistern"
herübergenommen worden ist ') ; daher die vollkommene Übereinstimmung.
Daß Sachs die Novelle, sei es aus diesem Buche, sei es aus
ienem, gekannt hat, beweisen folgende Parallelstellen:
Ritter vom Thurn2). Sachs, Vers 217 ff.
Vnd so wir vnd sie alle oben an — — vnd wenn er zu Tisch
dem tische werden sitzen | vnd du Sitzt, vnd drauff steht Wildprät vnd
gegen jm | wan dann nun der tisch Fisch,
') Meine Vermuthung fand ich durch nachträglich ermöglichten Vergleich bestätigt.
5) Vergleichshalber stehe der Text aus obiger Ausgabe der Gesta Romano-
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DRAMEN.
37
vol wein vnd Kost ist gesetzt, so henck
heimlich dein sehhlssel in das tisch-
tuch und sprich | ach wie bin ich so
vergessen | ich habe mein messer in
der kammer gelassen | vnd sthe da-
mit vngestümlichen auff | ziehe das
tischtuch mit dir vff das erdtrich | vnd
thu als ob du es nit gern gethan
habest |
Der Teuffei nem den Pfaffen vnd
alle Pfaffen | ich will niemannt dann
meinen Eelichen man !).
So henck dein Schlüssel heimelich
Ins Tischtuch, fahr auff schnelliglich
Samb habst etwas daussen vergessen,
Reiß das Tischtuch mit Tranck vnd
essen
Vom Tisch heraber auff die Erd,
V. 334:
Ich wolt, es hett der Teuffei hin
Den Pfaffen vnd sonst alle Pfaffen,
Eh ich wolt habe mit jm zu schaffen.
Außerdem muß H. Sachs noch eine, oder gar zwei andere Ver-
sionen der Erzählung gekannt haben; denn seine Darstellung bietet
viele charakteristische Züge, die sich nicht in der oben genannten
Novelle finden. Ich habe nun die von Keller2) in den altdeutschen
Gedichten herausgegebenen gereimten „Sieben weisen Meister" von 1476
zum Vergleich herangezogen und gefunden', daß die Novelle inhalt-
lich mit der Erzählung aus dem Ritter vom Th. (bezw. der Straßburger
Prosa-Ausgabe der sieben w. M. von 1512) und H. Sachs bis ins
Einzelnste übereinstimmt und einigemal im Ausdruck dem letzteren
näher kommt als jene. Man vergleiche die folgenden Stellen:
Sachs, Vers 144 ff.
— — — — Du weißt, er
Dein Mann ein schneeweiß Hündlein hat,
Darmit sein freud hat frü vnd spat.
Das Hündlein zuck mit deiner Hand
Vnd schlag das zu todt an ein Wand.
Vnd wenn dein Mann dir das
v er tr egt ,
Keller, p. 111, V. 15.
Dein man hat einen lieben hund
Das ist ein deines hundelin
Das hütet altzeit des bettes sein.
Das totte vor seinem angesicht!
So wisse, das im leyd geschieht
Vertreit er dir das, tochter.
dan
rum: Vn so wir vfi sie all oben an de tische sitze vnd du gegen ym wann dan nun der
tisch vol weyn vnd kost gesetzt ist so henck heymlich dein schlüßel in dz dischtuch
vnd sprich Ach wie bin ich so gar vergesse ich hab myn messer yn der kafner ge-
lassen | Vnd stand dan vngestihklich vff vnd zähe das tischtuch mit dir vff das ert-
lich vn thun als ob du es nit gern gethon hetest.
') Gesta Romanorum: der teüffel nein den pfaffen, vnd alle pfaffe | Ich wil
nyemät dan mein eelichen man |
2) Seine Ausgabe von H. von Bühels TDyocletianus Leben" findet sieh hier-
orts nicht; ich konnte dieses daher vorerst nicht berücksichtigen [steht ferner. O. 13.].
38
A. L. STIEFEL
So magst denn sicher mit dem So hab denn mit dem pf'affen,
Pfaffen Obe dir es fuge, zu schaffen!
Bulen, daß er dich nit thut
s traffen.
Dagegen der Ritter v. Th. !):
Du weist das er eyn kleines hundlin hat | vnd das ihm recht
lieb ist | darumb das er seiner betstat hüttet | dasselb tödt vor seinen
äugen | vbersieht er dir das | so magst du deinen willen
hinfürt desto stetigklicher wage.
Sachs, Vers 165 ff. Keller, 112, Vers 9.
Er ist auff vnser Betth gesprungen, Vff das bete sprang der hunt.
— — — — — — — — Do nam in dy fraw bei den beinen,
Hat die weiß seidin Teck be- Des ritters hunt den deinen,
seh Vnd slug in vaste wider die want,
Vnd hat auch dückisch nach mir bissen. Das [das] hundelein starb zu hant.
Da namb ich jn auch mit der Hand Do das der ritter alles sach
Vnd schlug jn vmb die steine Wand, Zu seiner frawen er zornlich sprach:
Daß ersieh strecket vnd starb todt. Ach, du boszes snodes weip
Was vntugent hat dein hertz vnd leip?
W a r vmb h a s t u den hunt er-
s 1 a h e n ?
Ihr Mann spricht: Do sprach sie:
Du heyloß vnd verfluchtes Weyb, Der hunt vnszer bette hat
Jetzt solt ich blewen dir dein Leyb! Besch mit seinem vnflat.
Hast du mir denn mein Hund Nu bleibet das bette vnbesch. ...
erschlagen. Vnd die sidin kultern vntzerissen.
Ritter v. Th.: Das hündlin kam als sein gewonheyt was | vnd
sprang auff dz bet | Als nun die fraw das sähe | nam sies bei den
hindern füssen | vnd schlug es an ein wandt das ihm das hirn aus
ging | Da der Ritter das sähe | sprach er | 0 du aller böste vnder
allen weybern j warumb hast du mir mein getreuwes hündlin vor
meinen äugen getödt.
Bei diesen Übereinstimmungen sollte man fast glauben, daß
Sachs jene Handschrift kannte. Jedenfalls dürfte erwiesen sein, daß
er mehrere Vorlagen für sein Spiel hatte.
Eigenthümlich ist es, daß er seine Vorbilder, die ihm, dramatisch
gehalten wie sie sind, nichts mehr zu tliun übrig ließen, stark kürzte.
') Gesta Rom.: „Du weist das er ein kleines hündlin hat vnd das ym fast
lieb ist darumb das es seiner betstat hütet | das selb hündlin todt vor synen äuge |
Übersicht er dir das so inegst du deinen willen hinfür dester stetigklicher wagen |.
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DRAMEN. 39
Ein trefflicher Zug, der vielleicht des Nürnbergers Eigenthum
ist, verdient noch hervorgehoben zu werden: die Frau motiviert das
Umhauen des Baumes mit einem bösen Traum. Sie sah den Gatten
an dem Baume hängen.
57. Die alt verschlagen Kuplerin mit dem Thumb-
her rn.
Der Stoff dieses Stückes ist bekanntlich orientalischen Ursprungs
und erscheint in Deutschland zum ersten Male in dem bei v. d. Hagen
abgedruckten und Konrad von Würzburg zugeschriebenen Gedicht:
„Alten Weibes List." Man hat die Quelle des Nürnberger Meisters noch
nicht nachgewiesen. Ich vermuthe, daß H. Sachs zwei verschiedene
Vorlagen hatte: 1. eine jenem alten Gedichte sehr nahestehende
Version, vielleicht eine Umdichtung aus der Hand eines Meister-
sängers oder eine Prosa- Auflösung, wenn er nicht gar das altdeutsche
Gedicht selbst benützte; 2. ein Fastnachtspiel des 15. Jahrhunderts
von unbekannter Hand, wahrscheinlich zu Nürnberg geschrieben
(abgedr. bei Keller, Nr. 37, S. 277-282). Zunächst geht auch
dieses letztere auf das obige Gedicht zurück, dessen Stoff es ziemlich
getreu, aber freilich in sehr verkürzter Gestalt wiedergibt. Für die
Abhängigkeit von dieser oder zum mindesten einer ihr sehr nahe-
stehenden Quelle sprechen die nachfolgenden Punkte. 1. In Gedicht
und Fastnachtspiel sind die Personen ein „Thuinherr" (bezw. tuom
brobst), eine Kupplerin, eine junge Frau, ihr Mann und ihre Magd;
2. in beiden wird der geistliche Herr an der Zusammenkunft dadurch
gehindert, daß er etwas Dringendes zu siegeln hat; 3. in beiden
gibt die Magd der Herrin einen Rath, wie sie sich aus der Verlegen-
heit ziehen soll; 4. findet man wörtliche Übereinstimmungen, wie z.B.
folgende :
Gedicht: Fastnächte p.:
V. 355 ich muoz ein kleine gan Ir mußt ie harren ein klein zeit
V. 157 Sent hin, vil liebiu vrouwe min c , ,. . , . .
, . ... , oet hm, von mir das nemen tut !
hie mit sol m geschenket sin
H. Sachs zeigt, wie bereits bemerkt, Übereinstimmungen mit
dem alten Gedicht; denn 1. spielt die Geschichte, wie die Angabe
beim Personenverzeichniß (Burckhardus, Thumbherr zu W.) und die
Münzsorte (Schilling, Vers 147) beweisen, in Würzburg ') ; 2. ent-
sprechen sowohl die Personen, als der Verlauf der Handlung bis in
') Vgl. E. Goetze, Fastnachtsp. von H. Sachs V, p. XI.
40
A. L. .STIEFEL
alle Einzelheiten dem altdeutschen Vorbild, H. Sachs ist nur viel
kürzer; 3. finden sich wörtliche Übereinstimmungen:
Gedicht, V. 115 ff.: Sachs, V. 164 ff.:
„So sag' waz wiltu werben?'' Hört, Junge Fraw, an euch ich han
..ach, es wil verderben Ein heymliche Bottschaft zu werben:
Nach iu der tugentlichste man, Ein Jung Mann thut in lieb verderben,
der vrowen künde ie gewan. Dem jr sein Hertz gar habt besessen.
V. 427 ff.:
Ich wil iu geben, wizze Krist,
einen rät, der iu guot ist
So er erst ze der tür in gange
So sument iuch niht lange
Ir vallent im in das har
unde sprechent:
V. 317:
Ich wil ein guten rhat euch geben
Daß jr errett Ehr, Gut vnd leben
Bald sich der Herr int stubn thut
wenden
Fallt jm ins Haar mit beyden Henden
— — — — — vnd sprecht.
Anderseits finden wir bei H. Sachs Beziehungen zum Fastnacht-
spiel, so daß eine Benützung von seiner Seite die größte Wahr-
scheinlichkeit hat: 1. kommt bei H. Sachs und im älteren Fastnacht-
spiel die Alte nur zweimal mit dem Domherrn zusammen (häufiger
im Gedicht): 2. überbringt bei beiden die Kupplerin der Frau einen
Ring (dagegen einen Gürtel im Gedicht) ; 3. ist in beiden von dem
Befehl des Bischofs die Rede (fehlt im Gedicht) ; 4. bei beiden sieht
die Magd zuerst den Ehemann kommen (im Gedicht die Frau) ;
5. finden sich mehrere sprachliche Annäherungen, z. B. :
Altes Fastnachtsp.: Sachs, V. 224:
Mein herr bischof hatß selbst geschaft. Der Bishoff hat geschickt herein.
V. 188:
Ich pflag der ding nie all mein tag. Ich bin der Ding noch unbedacht.
Mein liebes weip, nu laß davon
Wann ich es vor nie mer getett
Das alt weip mich sein überrett.
V. 354:
Ach, liebes Weib, thu mich begnaden,
Ich wils mein lebtag nit mehr than,
Hab heut auch erst gefangen an,
Die alt Kupplerin — — — —
Die redt mir so süß zu den sachen.
58. Ewlenspiegel mit der pfaffen kellerin vnd dem
pf ert.
Die 38. Histori des Ulenspiegel gab Sachs den Stoff zu diesem
Spiel. Wohl behandelt auch Pauli (Nr. 650) die Geschichte, und
offenbar nach dem Volksbuch , da er sogar den Namen Ulenspiegel
beibehielt; allein hier hat Sachs von Paulis Erzählung keinen Ge-
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DRAMEN. 41
brauch gemacht und ausschließlich aus der Urquelle geschöpft.
Er nahm indeß eine Reihe von kleinen Änderungen vor. So spielt
bei ihm die Handlung, wie in dem früheren Fastnachtspiel nach
gleicher Quelle (s. o. Nr. 51), und offenbar unter dessen Einfluß , in
einem sehr kalten Winter; die „kellerin" tritt mehr als wie im Vor-
bild in den Vordergrund; der „pfaff" verliert am Ende, außer Pferd
auch noch sie; der Beichte und dem Gezanke zwischen Pfarrer und
Magd schließt sich unmittelbar Eulenspiegels Drohung, den Geist-
lichen beim Bischof von „Mersenpurg" (statt Halberstadt) anzuzeigen,
an.- Endlich ist der Dialog viel derber als im Volksbuch. Man merkt
sichtlich das Behagen des Meisters, daß er den ihm gründlich ver-
haßten Pfaffen wieder etwas am Zeuge flicken kann. Übrigens gehört
das Stück zu seinen schwachen Leistungen.
59. Der rosdieb zw Funssing.
Diese Geschichte, die unbegreiflicher Weise im Laienbuch, wohin
sie gehörte, keinen Platz gefunden, ist mir einmal irgendwo schon
vorgekommen, ich kann mich jedoch nicht erinnern wo?
60. Der dot mon.
Als Quelle dieses Spiels, welches auch als Meistergesang (26. Mai
1545, Goedeke I, 177 „Der bauer mit der seuhaut") von Sachs be-
arbeitet worden, diente (von Goetze VII, p. XIV auch schon erwähnt)
ohne Zweifel Pauli, Nr. 144. Eine Reihe von Sätzen und Ausdrücken
stimmen wörtlich überein, z. B.:
Pauli (Oest. p. 105): Sachs, V. 109 ff.:
Da legt er sich in die stu- Wen ich mich da int stueben legt,
ben an den rücken vnd streckt die hend Nach aller leng mich dahin stregt,
von im als ob er dot wer vnd hielt In mas sam wer gestorben ich,
den athem an sich. Vnd zuog den aten hart an mich,
R. 128:
wie wiltu im thün soltu ein Wais ich ie nit, was ich thun sol ,
geschrei machen, so bist du noch nasz Sol ich vor wain oder vor essen?
vnd hast noch nit zu morgen gessen 0, ich kan wol pey mir ermessen,
du wilt dich vor trucken an legen vnd Wo ich waint vnd macht ein geschrey,
zu morgen essen. So komeu all nachpaurn herpey,
So müest ich den vil wainens treiben
Vnd müest den abnt vngessen pleiben.
Pin auch von der wesch aller nas.
Ich wil mich druckn anlegen pas.
Daneben muß Sachs noch eine andere Quelle gehabt haben,
denn seine Dichtung enthält Züge, die sich nicht als Ausschmückungen
42 A. L. STIEFEL
seiner Phantasie erklären lassen, so z. B. der rotlie Rock, in dem
die Frau ihren Mann zu begraben verspricht, für welchen sie schließ-
lich eine 'sawhawt' gut genug hält, das einleitende Gespräch des
Ehepaars, und endlich der letzte Theil, worin die Heuchlerin gleich
wieder Heiratsgedanken hegt. Hierher gehört auch die abweichende
Todesart des Mannes im Meistergesang: der Bauer wird darin an-
geblich von einem Baume erschlagen und vom- Knechte heimgebracht.
Welche Quelle dies war, ist mir bis jetzt nicht zu ermitteln
gelungen. In der 23. Novelle des H. Morlini „De viro qui uxoris
fidem periclüatw est11 — eine Bearbeitung des Stoffes, die Oesterley
in seinen Nachweisen p. 490 übersehen hat — fragt der Mann sein
Weib: „Si casu mihi, te superstite, mori contigerit, quem amictum ac
tegmen me ad sepulcrum euntem indues?" worauf sie erwidert: „Per
deum fidium , meliorem ac pretiosiorem induam." Als es dazu kommt,
will sie ihn in einem Fischernetz begraben lassen. — Hatten Sachs
und Morlini eine gemeinsame Quelle?
61. Das wainent huentlein.
Quelle: Steinhöwelsüsop, und zwar die elfte aus Petrus Alphon-
sus (XIV.) entlehnte Geschichte: „Von dem alten wyb und dem
wainenden hündlin" (Oesterleys Ausgabe, S. 324 ff.). Eine nicht
unerhebliche Anzahl von wörtlich entlehnten Sätzen stellen dies außer
Zweifel. Man vergleiche:
Äsop: Sachs, V. 100:
daz er in schwäre krankhait Pin auch gefalln in schwer krankheit.
fiele. Nit dester minder stuond er alle Doch ich all tag nit lassen kon.
tag also kranker uff von synem bett Ich mües aufs wengst ein mal aufston
und ginge für daz hus syner Heb- Vnd gen vur fraw Pawlina haus,
gehabten frowen.
V. 184/85:
dar von daz hündlin zehern Darfon das huntlein zehern thwe,
ward als ob es wainet. Sam ob es hart trawer vnd wein.
— V. 240 ff.:
O liebste fründin, ich bit dich, du 0 herzliebste Freundin ob allen,
wollest mir myn großes l:\id und Es ist mein aller huchste pit,
schmerczen nit emüwern mit dyner Ir wollet mir vernewen nit
frage warumb dicz myn liebstes hünd- Mein inicliches herzenlaid.
lin alle zyt waine .... Zw geben von dein hüntlein pschaid,
Warumb es also trawrig wain.
War diese Novelle nun des Meisters einzige Quelle? Man sollte
es glauben; denn die meisten Abweichungen, welche seine Fabel
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DRAMEN. 43
bietet, so z. B. der Abschied des Ehepaares zu Anfang des Stückes,
der Umstand, daß der Liebhaber auf dem Wege zur Kirche der
schönen Strohwitwe begegnet, die Wallfahrt nach dem heiligen Lande
(statt nach Rom), die die Sprödigkeit strafende Göttin Venus (statt
des Steinhöwel'schen „die göttu), die Schlußrede der „Kuplerin" und
endlich die italienischen Namen, das sind Zuthaten und Änderungen,
wie wir sie oft bei Sachs linden. Schwerer ins Gewicht fällt, daß
dieser in zwei Punkten mit den lateinischen Gesta Romanorum ( Nr. 28)
übereinstimmt. Die zweitägige Fastenzeit des Hündchens (statt drei
Tage bei Petr. Alph.) und die Idee nahen Todes bei dem Liebhaber
(s. V. 109 u. 120). Doch kann in beiden Fällen auch Steinhöwel die
Anregung gegeben haben: Was das letztere betrifft, so sagt die junge
Frau bei St. zur Kupplerin: „ein iüngling hat — — — myner lieby
so ynbrünstiglich begeret, daz er mainet sterben müssen etc.u
und bezüglich des ersteren mochte Sachs Steinhöwels Worte „das
ließe sie uncz an den dritten tag ungeeßen" so auffassen, daß das
Hündchen nur zwei Tage fastete.
Die italienischen Namen des deutschen Fastnachtspiels, welche
F. W. V. Schmidt und nach ihm Goetze (Keller-Goetze, Hans
Sachs, Band 17, p. 112) zu der irrigen Annahme verführten, daß des
Nürnbergers Bearbeitung auf ein italienisches Vorbild hindeute, finden
sich fast alle in Boccaccio „Cento Novella" Philipp (IX, 5), Balbano
(V, 4) (Balbona), Felix (III, 4) und Spini (II, 6) (Mala spini).
Über den weitverbreiteten, aus Indien stammenden Stoff ver-
gleiche man F. W. V. Schmidt zu Discipl. Clericalis, Petri Alphonsi,
p. 129—134 (Berlin 1827), Keller, Li Romans des Sept Sages (Tüb.
1836), besonders aber Walther Eisners gründliche Untersuchung in
M. Kochs Zs. f. vergl. Litt.-Gesch. Bd. I, p. 221—261.
62. Deraltwol erzawstpuelermit seiner zauberey.
Es ist merkwürdig, daß man bis jetzt die Quelle dieses Fast-
nachtspiels nicht angegeben hat, obwohl der Dichter in einem Meister-
gesang vom 10. März 1548 „Drey maier malten auf eim schlos" sie
ziemlich deutlich verrieth , jedenfalls deutlicher als in dem völlig
localisierten Fastnachtspiel und in einem weiteren Meistergesang vom
27. Februar 1555. Es ist in allen dreien eine von den wohlbekannten
Calandrino-No vellen (Boccaccio IX, 5: „Calandrino s'innamora
d'una giovane, al quäle Bruno fa un brieve col quäle come egli la
tocca. ella va con lui, e dalla moglie trovato, ha gravissima e uojosa.
quistione".
44 A. L. STIEFEL
Ganz wie in dem älteren Fastnachtspiel nach gleicher Quelle
„Der gestolen Pachen" (s. oben Nr. 41) hat hier Sachs aus den
florentinischen Künstlern mit großem Geschicke Bauern gemacht.
Calandrino wurde zum Eberlein Dildapp, Bruno zu VI la Läpp,
Philippo zu Hain cz wirt — der nicht auftritt und nur mehrere Male
genannt wird — Nicolosa zu des Wirthes Weib Hilgart, und
Calandrino's Ehehälfte (Tessa) zur Angnes Dildeppin; die übrigen
Personen blieben fort. Damit kam der ganze Anfang der italienischen
Novelle und, sehr zum Vortheil des Stückes, das unsittliche Ver-
hältniß zwischen Philippo und Niccolosa in Wegfall. Es ist also nicht
„una femina", sondern eine ehrbare Wirthin, die das Herz des alten
Bauern zur Liebe entflammt. Sachs versetzt uns geschickt in medias
res. Der „alt pueler" Eberlein Dildapp trifft mit Vlla Läpp (Bruno)
zusammen, wobei er „stetigs sewftzt", so daß ihn der Letztere, wie
Bruno den Calandrin, nach dem Grunde fragt. E. Dildapp in seiner
Antwort zeigt, wie sehr er sich Calandrin zum Muster genommen hat.
Er verliebt sich in die Wirthin, als sie „ir fues wusch"; bei Boccaccio
Cento Nov. wäscht sich Niccolosa „ire hende vnd angesichte". — Vlla
erbietet sich alsbald, wie Bruno, zum Vermittler. Während aber der
letztere seine Gesellen Buffelmacho und Nello und selbst den Philippo
ins Geheimniß zieht, unterrichtet der Bauer Vlla nur die Wirthiu und
verabredet mit ihr allein die Bestrafung des alten Narren. Das hier-
her gehörige Gespräch ist ganz Eigenthum des deutschen Dichters.
Dagegen lehnt er sich ziemlich getreu wieder an seine Quelle in der
Scene, in welcher Vlla Läpp dem Verliebten von dem Erfolg seiner
Bemühungen Bericht erstattet. E. Dildapp spricht, gleich Calandrin,
von der Macht seines Geigenspiels:
V. 126: Vnd wen sie den gehuret het
Mein fidel, wen ich drein det singen,
Ich main, ich wolz erst machen springen.
Bei Steinhöwel ist zu lesen (Kellers Ausg. p. 565) :
Aber sechest du mich mit meiner fidein, so würstu erst wunder von
mir sagen vnd neues spile sechen.
Von den Briefen, die Niccolosa dem alten „pueler" schrieb, hat Sachs
keinen Gebrauch gemacht, schon deshalb nicht, weil bei ihm die Hand-
lung rasch verläuft (innerhalb weniger Tage), während sie sich in der
Novelle mehrere Monate hinauszieht, innerhalb welcher Zeit die Dirne
wiederholt abwesend ist.
Das Ständchen, das Sachs den Liebhaber bringen läßt (V. 161 und
178 ff.), findet sich nicht bei Boccaccio. Hingegen geht der Vorschlag
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SÄCHSISCHEN DRAMEN. 45
Vllas, Zauberei in Anwendung zu bringen, damit Eberlein schnell
seine verliebte Absicht erreiche, ganz auf Boccaccio zurück. Man halte
Vorbild und Nachahmung zusammen (Sachs V. 22G ff. , Bocc. 1. c.) :
Vlla Läpp. Bruno sprach pistu so beherczent
daz du sy darfst anrüren mit einem
Pistw so ain peherzter mon priefflein das ich dir geben wil
Vnd darfst die wirtin rüeren on Calandrin sprach traun ia gar wol
Mit aim zettel den ich dir gieb, so ge hin vnd pringe mir ein wenig
— neuer vngeporner karten vnd ein
lebendige fledermause vnnd drey kör-
E. Dildapp. oer weyrach vnd ein geweichtes Hecht
Mairst nicht, das ich so pherzet sey? oder kerczen vnd lasse mich machenn.
Vlla Läpp.
Dazw must aber pringen dw,
Das ich die zauberey zw rieht,
Weirauch vnd ein geweicht Wachslicht
Vnd ain lebende fledermaus.
Vlla Läpp übernimmt nun die Rolle des Nello, er unterrichtet Angnes,
Eberleins Weib, von dessen Treiben. Auch in dieser Scene wußte
sich Sachs manche Züge nutzbar zu machen, doch ist er viel aus-
führlicher als sein Vorbild. Angnes, eines jener zungenfertigen Weiber,
wie sie uns Sachs so lebenswahr schildert, gibt sich natürlich nicht
mit den wenigen Worten Tessas zufrieden. Um so kürzer ist bei
Sachs das Stelldichein gehalten , das ebenfalls auf Boccaccio beruht.
Nur in kleinen, aber wohlbegründeten Zügen weicht der Meister ab.
So vermummt sich die Wirthin, um nicht erkannt zu werden, ist ihr
doch an ihrem guten Namen gelegen; ferner läßt sie sich nicht in
Liebkosungen ein, wie Niccolosa, die in bedenklicher Stellung von
Calandrinos Weib betroffen wird. Sonst geht die Nachahmung so weit,
daß z. B. außer Vlla auch der Wirth, der gar nicht auftritt, gleich
Philippo die Vorgänge belauscht (s. V. 344).
Zum Schluß übt Sachs, von Boccaccio wiederum sich entfernend,
poetische Gerechtigkeit. Als Vlla Läpp, die Rolle der beiden lustigen
Gesellen (Bruno und Buffelm.) übernehmend, zwischen Mann und Frau
Frieden zu stiften versucht, und, nach vergeblichem Bemühen, Angnes
erinnert „Dw wärest auch nit alzeit rain", so hält ihm das wiithende
Weib vor, daß auch er sich des gleichen Vergehens schuldig gemacht
habe, und jagt ihn mit Hieben davon. Sachs kommt auf seine schon
so oft zum Ausdruck gebrachte Anschauung zurück, daß mit der
sittlichen Fäulniß der einen Ehehälfte meist die der anderen Hand in
Hand geht, und daß der Spötter nicht besser als der Verspottete ist.
46
A. L. STIEFEL
Man lese die Fastnachtspiele Nr. 10, IT». 21, 38.) Bezeichnend ist es,
dal.» Sachs derartige Geschichten immer unter Bauern spielen läßt.
Auch in den letzten Scenen ergeben sich viele sprachliche Be-
rührungen zwischen Sachs und „Cento Novella", so z. B. :
Sachs, V. 366:
Tch kan mir dein nit genug sehen,
Dein angsicht lewcht wie die clar
sun,
Macht mir im heizen frewd vnd wun.
Cento Nov. :
— — lasse mich dich vor ein ge-
nügen ansehen vnd mich deines süssen
angesicht meiner äugen erfüllen.
V. 389:
0 mein Angnes, schrey nit so lawt!
Es wur mir sunst gelten mein hawt.
Mein leben ich gewis verlüer,
Wens der wirt hurt vnd inen wuer.
— — er auch auf stunde diemütig-
lich das weyb pate das sy nit so laut
schrie, wölt sy anders das er nicht zu
stücken geslagen würde, Dann die
frawe die sie pey im gefunden het
des hern von dem hauß weybe were.
Im Ganzen verfuhr der Meister noch ziemlich selbständig in
diesem gelungenen Schwank. Die Charaktere treten viel stärker als
im Original hervor; die Frauen besonders haben viel prägnantere
Züge, einen weitaus größeren Spielraum.
Die Sprache ist sehr derb. Es scheint, der Dichter schreckte,
nur um recht lebenswahr zu sein, auch vor den stärksten Ausdrücken
nicht zurück.
63. Die wunderlichen man gschlagt zw machen.
Quelle: Pauli, Nr. 135. Über Verbreitung des Stoffes siehe
Oesterley zu Pauli p. 489. Sachs verdankt seiner Quelle nur die
nackte Fabel und einige Sätze, wie z. B.:
Sachs, V. 291: Pauli (ed. Oesterley p. 99):
Göttin Alraun, ich rueff dich an O alrun ich rüff dich an, das da
Hilff tugenthaft machen mein man ! meinen man tugenthafft machst.
V. 294:
Erstlich sey deinem man ghorsam !
Zumb andren, schickt dein man dich aus
So knmb pald widerum zw haus!
gang heim vnd bisz deinem man
gehorsam vnd vnd war du gast so
kum bald wider.
Der ganze Dialog und viele Züge der Handlung sind sein Eigen-
thum. Was letztere betrifft, so macht z. B. Sachs 1. aus Paulis „alt
fraw" eine ..alt vnhueld", was um so wunderlicher erscheint, als dieser
Charakter bei ihm sonst nur als Anstifterin alles Bösen, als schlimmer
noch denn der Teufel auftritt; 2. die Frau trägt bei ihm alle Schuld
an dem Verhalten des Mannes (V. 185/86); 3. die Alte befragt erst
einen „gaist", ehe sie Antwort ertheilt; 4. statt der drei Stücke Speck
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DRAMEN. 47
verwendet Sachs drei Thaler, „ein geweichtes Wachslicht" u. s. w. zu
dem Zauber, welcher 5. nicht im Hanfacker, sondern an einer Weg-
scheide stattfindet; 6. der macaronische Zauberspruch ist seine Zu-
that; 7. die „Göttin Alraun" ertheilt der Frau noch einen dritten Rath1)
u. dgl. m.
64. Der los man mit dem muncketen jungen weib.
Quelle: Pauli (Straßburger Ausgabe 1535, Nr. 124; Oesterley,
Anh. 22, p. 406/07). Die gleiche Fabel ist auch im Meistergesang
vom 13. December 1547 bearbeitet (s. Goedeke, Dichtungen des
H. Sachs I, p. 251]. Die Quelle wurde dort bereits von Goedeke
nachgewiesen.
Während Sachs im Meistergesang sich ziemlich genau an Pauli
anschloß, so hat er in dem Spiel mit der Fabel sehr erhebliche und
durchaus nicht vortheilhafte Veränderungen vorgenommen. Dort (bei
Pauli und im Meistergesang) ist der Mann ein Meßner und hat für
sein häufiges Wegbleiben vom Hause genügende Entschuldigung, da
er als „guter musicus" „vil zu geselschafft berafft ward", auch hält
er seine Frau gut, „ließ jr das sie auch wol zu leben het" ; hier ist
er ein Handwerksmann, der nicht gerne arbeitet, „den ertag zumb
montag" feiert, kurz, die Haushaltung ruiniert. Ist dort die störrische
Frau im Unrecht und ihre Strafe am Platze, so hat hier ihr Zank
dem Bruder Liederlich gegenüber vollkommene Berechtigung. Die
Züchtigung der energisch die Interessen ihrer Familie („der kleinen
kinder hauffen Parfues vnd wol halb nackat lauffen") verteidigenden
Ehehälfte wirkt daher empörend.
Das Spiel zeigt uns, nach einem kurzen Monolog des jungen
Weibes, das Ehepaar im Hader. Nachdem der „los man" ins Wirthshaus
gegangen, erscheint ihre „mueter" und macht ihr Vorstellungen. Diese
Figur, wofür S. bei Pauli keinen Anhaltspunkt fand, ist offenbar unter
dem Einfluß von Fastnachtspiel Nr. 56 (s. oben) entstanden. Wir hören
dann den liederlichen Mann mit einem „los zech gesell'' (Pauli: „zween
gut gesellen") im Wirthshaus. Nun folgt erst die Fabel aus Pauli.
Bei diesem schickt der Mann die Gesellen nach dem unfreundlichen
Empfang seitens des „muncketen" Weibes gleich wieder fort; bei Sachs
bleibt der „gesell", gibt dem Manne die mit der Frau vorzunehmende
Kur an — bei P. verfällt der Mann selbst darauf — , sieht sich die
') Hierin wurde S. von Val. Schuhmann (NcicJitLvcJilein II, 28) in einer sehr
breiten Erzählung über den gleichen Gegenstand nachgeahmt.
48 L- A. STIEFEL
Züchtigung an und schleicht aus, als „die Schwiger" ins Haus kommt.
Letztere schließt mit freundlichen, versöhnenden Worten das Stück.
Der Dialog ist fast ganz Eigenthum des Dichters. Das Stück
gehört übrigens zu seinen schwächsten Leistungen.
Auf die Umgestaltung des Stoffes im Fastnachtspiel scheint Pauli
Nr. 205 nicht ohne Einfluß geblieben zu sein. Diese Erzählung, welche
Sachs 1556 zu einem Schwank „Der lose Mann" (FL Sachs I, 523)
ausarbeitete, der sich im ersten Theil unserem Spiele, nähert, führt
uns einen jener „büben" vor, „die tag vnd nacht in dem wirtshuß
sitzen zuspilen vnd wein züsuffen vnd wollen nichtz thun".
65. Der pfarrer mit sein eprecher pawern.
Die Quelle dieses auch als Meistergesang (1544) und Schwank
(1557) *) behandelten Spiels ist mir noch nicht zu finden gelungen.
Sachs nähert sich im Schwanke zwar B. Waldis' Äsop IV, 98 „Wie
ein Dorfpfaff die Bawrn strafft" ; da jedoch die erste Ausgabe des
letzteren erst 1548 erschien, so kann jener die Fabel nicht daraus
kennen gelernt haben. Doch dürften beide aus einer und derselben
Quelle geschöpft haben. Eine Vergleichung zwischen Fabel und Schwank
läßt so ziemlich erkennen, was diese enthalten hat.
Ihnen gegenüber zeigt das Spiel sehr charakteristische Ände-
rungen und Zusätze. So die gegenseitigen Vorwürfe der drei Bauern
zu Anfang des Stückes, die Drohung des Geistlichen (V. 135 ff.) und
überhaupt von da an alles bis zum Schluß. Die Charaktere der Bauern
und des Pfaffen sind ganz und gar Eigenthum unseres Dichters.
Beachtenswerth ist, daß auch hier, wie so oft bei Sachs, der Strafende
nicht besser als die Bestraften, der Hirt nicht anders als seine Herde
ist. Aus der lustigen Anekdote hat S. ein unerquickliches, aber lebens-
wahres Sittenbild aus dem Dorfleben seiner Zeit entwickelt.
66. Der kremer korb.
Die Fabel findet sich auch in Montanus 'Wegkwrzer, Nr. 23
(abgedr. bei Goedeke „Schwanke des 16. Jahrhunderts", p. 52, und
Scheible, 'Schaltjahr I, p. 376) doch kann dieser erst 1557 — 1558 ge-
druckte Schwank nicht die Quelle des Nürnbergers sein, umsomehr, als
dieser den Stoff schon 1543 als Meistergesang (1550 zu einem zweiten
Meistergesang) verarbeitet hatte. Eine ähnliche Erzählung entsinne ich
mich übrigens auch in der älteren französischen Novellistik gelesen zu
haben, doch ist mir leider das Nähere hierüber entfallen.
') Nach E. Goetze, Fastnachtsp. VI, p. VI, wurde er schon 1544, nur zwei
Tage später, als der Meistergesang, gedichtet.
&BEB DIE QUELLEN DER HANS SÄCHSISCHEN DRAMEN. 49
67. Sanct Petter leczet sich mit sein Freunden
vnden auf erden.
Der Stoff, schon 1546 als Meistergesang behandelt, ist wohl
mündlich dem Dichter bekannt geworden.
15S. Der kampff fraw Armuet mit fraw Glueck.
Quelle: Boccaccio, De casibus virorum illustrium in der unten
beschriebenen Übersetzung '), fol. 57 u. 58.
Schon mehr als neun Jahre früher, am 7. Mai 1545, also wenige
Wochen , nachdem das ihm als Vorlage dienende Buch die Presse
verlassen, hatte Sachs denselben Gegenstand als Gespräch: „Ein Kampff
zwischen Fraic Armut vnd Fraio Glück" und so ziemlich in derselben
Zeit als Meistergesang (s. Goetze, Fastnachtsp. VI. Bd., p. IX) be-
handelt. Man sieht, mit welchem Eifer sich der wissensdurstige Meister
auf jede neue Erscheinung des Buchhandels stürzte und wie rasch ei-
serne Leetüre in Dichtungen umsetzte. In dem Gespräch, worin er
selbst „Bocatius" — ohne nähere Bezeichnung — als Quelle nennt,
schließt er sich vielfach wörtlich, aber mit Kürzungen dem Gang seines
Vorbildes an; jedoch ist der moralische „Beschluß" fast ganz sein
Eigenthum.
Im Fastnachtspiel hat Sachs den weitaus größten Theil der Verse
des Gesprächs fast unverändert mit herübergenommen, nur die ein-
leitenden, dann die den Dialog unterbrechenden erzählenden Verse
blieben weg. Das Spiel bietet aber dem Gespräch gegenüber Zusätze.
So eröffnet — eine Reininiscenz aus des Dichters zweitem und achtem
Fastnachtspiel — der „trew Eckhart" die Handlung; die Verse 21 — 48,
66 — 70, 132 — 155 u. s. w. sind neu hinzugefügt. Aber so wie die aus
dem Gespräch wiederholten Verse, so sind auch die neuen oft wörtlich
aus Boccaccio geborgt, z. B.:
') Fvrneiüste Historien vnd exempel von widerwertigem Gluck | mereklichem
vnd erschrocklichem vnfahl | erbarmklichen verderben vnd sterben, groß mächtiger
Kayser | König | Fürsten vnnd anderer namhafftiger Herrn | In neyn Büchern | durch
den t'iirti etlichen hochherumte Historischreiber vnd Poeten Joannem Boccatium von
Certaldo | in Latein beschriben | darauß ein jeder die trubsäligen schnellen zergängk-
licheyt menschlichs lebens | gleich augenscheinlich warneir.en | vn sich durch tugendt
daruor verhüten mag | Jetzt zum aller ersten von Hieronymo Ziegler fleyssig ver-
teytscht. — Titelbild — Getruckt zu Augspurg durch Hainrich Stainer | vnd mit
sonderlicher Keyserlicher freyheyt nit nachzutrucken Privilegirt. Anno MDXLV. Fol.
6 nicht foliierte und 250 foliierte Blätter. Am Ende: Gedruckt vnnd vollende ...
in kosten vnd Verlegung des Erbarn Lenhardt Purthenbachs Buchfurer daselbst
den xxvij tag Februar ii im jar MDXLV.
GERMANIA. Nene Reihe XXIV. (XXXVI.) Jahrg. 4
50 A. L. STIEFEL
Sachs, V. 132: Bocc., fol. 57b:
Sag her! wie wilt kempfen mit mir? inn was gestalt du daptfere
Im hämisch, zv ros oder fue.s? feyne kempferin wiltu mit mir streiten
Das selb ich von dir wissen müs, vn dein sterck | dern du dich hemmst
Das ich mich darzw rüesten kon. an mir beweisen. Von stund an ant-
wort die Armut. Ich hab kain tart-
Fraw Armüet spricht: sehen noch handboge | auch kein
Fraw Glüeck, wis von mir, das ich hon hälmlin | weder hämisch noch andere
Weder schilt, hämisch oder pfert, ^eer auch kain kyriß Roß. Ich will
Weder spies, Streitaxt oder schwert! aber mit dir z" fuß kempffen | darzu
Sünder mit dir ich kempfen mües bin ich gewapnet vnd gerüst, etc.
Mit plosem leib also zw fües etc.
V. 192: fol. 58b:
Aber dein andern posen dail, Das du hinfür das vnglück frey
Nemlich das vnglueck vnd vnfal, offendtlich vor allen menschen an
Den pint an diesen aichen pfal ainen pfal bindest. | vnd also kretftig
Vor iderman auf freye stras mit gutten Ketten verwarest, etc.
Verknuepf vnd pewars dester pas
Mit ketten vnd mit newen stricken, etc.
Von Vers 207 an entfernt sich Sachs sowohl von Bocc. als von
seinem eigenen Gespräch. „Fraw Glueck" bindet die Symbole der
einzelnen Laster je einzeln an den „pfal" und spricht dabei jedesmal
ein paar Verse. Nachdem sich die Armuth entfernt, erscheinen der
Reihe nach „der pueler", „der kriegsman", „der Drincker", und da
das Glück sich weigert, ihnen die verlangten Gaben zu verabreichen,
so lösen sie selbst die Symbole los. Später erscheinen sie wieder,
um ihr Elend zu klagen. Der trew Eckhart schließt das Stück. Seine
Worte (von V. 413—456) sind mit kleinen Abweichungen eine Wieder-
holung des „Beschlusses" aus dem Gespräch.
Der letzte Theil des Spiels erinnert einigermaßen an das vorhin
erwähnte zweite Fastnachtspiel des Dichters, wie denn dieser mit dem
vorliegenden Stück zu der allegorischen Manier seiner ersten Stücke
zurückging.
69. Der plint messner mit dem pfarer vnd seim weib.
Der bereits 1549 als Meistergesang behandelte Stoff ist wahr-
scheinlich romanischen Ursprungs. Die Quelle des Dichters habe
ich ebensowenig finden können, als die von
70. Der dot im stock.
Dieses Stück ist von Sachs (am 20. Januar 1547) auch als !
Meistergesang behandelt worden. Goedeke druckte den letzteren ab
(H. Sachs 1, p. 225 ff.) und gab dabei einige Nachweise über Ver
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SÄCHSISCHEN DRAMEN. 51
breitung des Stoffes. Von den mir bekannt gewordenen Versionen hat
C haue er s Pardoners Tale noch die meiste Ähnlichkeit mit Sachs.
Wir haben hier und dort ein Gespräch der drei zügellosen Burschen
(bei Sachs Räuber1 mit einem Alten, den sie bedrohen und der sie auf
den Baum (stock) aufmerksam macht, woselbst der Tod verborgen sei.
Sie eilen dahin und linden den Schatz, der in Goldgulden besteht.
Alsbald losen sie. wer in die Stadt gehen soll, um Speise und Trank
zu besorgen. Die Form des Loses ist bei Chaucer und Sachs ver-
schieden, dagegen der weitere Verlauf der Handlung so ziemlich der
gleiche. Sachs hat also gewiß eine Quelle benützt, die derjenigen des
Engländers sehr nahe stand. Vielleicht eines der zahllosen mittel-
alterlichen Predigtbücher, die bekanntlich die Fundgruben der Erzähler
noch zu Anfang des 16. Jahrhunderts bildeten.
Was der Meister selbst hinzugethan, läßt sich leicht ausscheiden:
dahin gehören die neu testamen tli ch en Namen Barrabas, Dismas
und Jesmas, der merkwürdige, aus gleicher Quelle entlehnte Zug,
daß der eine der drei Mörder (Jesmas), ganz wie der gute Schacher,
halb und halb Reue fühlt, die Verwandlung des alten Mannes in einen
„waltpruder", und endlich der den Prolog und Epilog sprechende
Engel. Die beiden letzten Umstände erinnern an II. Sachsens Co media
'der Waldbruder vom heimlichen gericlit Gottes . Wenn dieses Stück auch
später als unser Spiel geschrieben ist, so beschäftigte doch der Gegen-
stand den Dichter schon 1539; eine Einwirkung ist daher wahr-
scheinlich.
71. Zwaier philosophi disputacio ob peser h a y raten
sey etc.
Bereits am 21. Februar 1542 hatte Sachs den Stoff zu einem
Meistergesang ausgearbeitet. Goedeke, der den letzteren abdruckte
(I, p. 131— 133) hat als Quelle Plutarch- Bon er (Kolmar 1541 , fol.
Bl. 47) angegeben. Mir fehlt die Boner'sche Übersetzung. Nach dem
mir vorliegenden griechischen Text (Solon, Cap. 6 — 7) zu schließen,
hielt sich Sachs im Meistergesang getreu an sein Vorbild. Zweifelhaft
blieb mir, ob schon Boner uvöqk ^svov mit „pilgram" wiedergab, oder
ob diese Bezeichnung erst von Sachs herrührt.
Freier verfuhr Sachs in dem Spiele. In den 13 Jahren, die zwischen
Meistergesang und Fastnachtspiel liegen, hatten sich seine Kenntnisse
des Alterthums bedeutend erweitert. Man sieht dies deutlich hier.
Thaies tritt mit einer „sphera celi" auf und wird als Astronom ge-
schildert: „Solch künst — — die ich in Egipten — — hab erfarn" ;
4*
52 A. L. STIEFEL
vSolon wird als Gesetzgeber der „kriechischen stat Athen" gepriesen,
und es werden seine Reisen erwähnt (V. 51 — 56); ferner ist von den
„göttern" die Rede (V. 69, 263, 315, 341) u. s. w. Daneben stoßen
wir freilich auf naive Fehler und Anachronismen: Thaies citiert Plato
(V. 121), „Chilon, der weis" erscheint als Athener, „der Minister der
disippl" (der pilgram des Meistergesangs) muß sich als „Waltprueder"
(eigentlich Walprueder") verkleiden, die „leich" des Jünglings wurde
„gen kirchen" getragen und während der „procesion" hörte man „aller
glocken thön" u. s. w.
Nicht ohne Einfluß auf das Spiel waren Albrecht vonEybes
Büchlein „06 eim manne sey zu nemen ein elichs toeyb oder nüu, und
Nie. v. Wyles sechste Translation „06 einem alten man gepüre ein
eheioeyb zu nemen etc." Beide Bücher waren Sachs wohl bekannt.
Von letzterem sahen wir ihn bereits bei seinem ersten Fastnachtspiel
(s. oben Nr. 1) Gebrauch machen, und aus ersterem schöpfte er u. A.
die Komödie nDie schön Marina mit dem Doctor l)aymanou (1556) und
das Spruchgedicht „ Ob einem Weisen Mann ein Weib zu nemen sey oder
nitu (vom 25. Mai 1563?). Vielleicht hat Sachs auch Seb. Franc ks
„Siben weisen aus Grecia" benützt.
72. Ewlenspiegel mit dem pelcz waschen.
Die ausschließliche Quelle des Dichters ist das Volksbuch,
30. Hist., der sich H. Sachs in der Hauptsache anschloß ; doch sind natür-
lich bei ihm die Dinge mehr ausgeführt und außerdem kleine Ände-
rungen und Zusätze angebracht. Gleich der Monolog der Wirthin, womit
das Stück beginnt, ist von Sachs ; von dem langen Gespräche zwischen
ihr und dem Abenteurer ist nur der Anfang aus dem Volksbuch, das
Übrige — wie ihn die Wirthin nach seinem Stande ausfragt etc. —
seine Zuthat. Ebenso sind die Reden der verschiedenen , ihre Pelze
herbeibringenden Frauen, der Zauberspruch Eulenspiegels über die
Pelze u. s. w., sowie der ganze Dialog von ihm. Kleine Änderungen
sind z. B., daß die Wirthin einäugig statt „scheel" ist, daß es nur
ein Kessel ist statt drei, und daß die Frauen (und nicht ihre
Kinder) die Worte: „Gut new pelz" (und dazu um den Kessel
tanzend) singen. Ein sonderbarer Gedanke war es, daß S. den aus
guten Gründen entflohenen Schalksnarren wiederkehren läßt, um das
Stück zu schließen.
73. Der knab Lucius Papirius Cursor.
Über diesen vielverbreiteten, interessanten Stoff gedenke ich mich
anderwärts ausführlicher zu äußern; deshalb beschränke ich mich
hier auf das Nöthigste.
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DRAMEN. 53
Schon 1545 und dann noch einmal später hatte S. die Fabel als
Meistergesang behandelt (s. Goetze VI. p. XID und in einem derselben
Plutarchus als Quelle angegeben. Allein weder dessen ßCot naQal-
lr\kot noch dessen 6vyyQd^^ata juxt« scheinen, wie sich mir bei vielem
Suchen ergab, etwas von der Fabel zu enthalten. Sollte sich S. hier
geirrt haben? In dem Spiel nennt er Macrobius als Quelle; doch
hat er diesen damals noch nicht übersetzten Autor gewiß nie gelesen.
Weiter unten wird sich zeigen, wie er zu dem Namen kam. Mir sind
die beiden Meistergesänge nicht zugänglich gewesen , ich bin daher
außer Stande, zu sagen, wie sich der Stoff unter den Händen unseres
Dichters entwickelt. Hier in dem Spiele trafen die verschiedensten
Einflüsse zusammen. Sachs benützte vor Allem Pauli, Nr. 392.
Einige sprachliche Berührungen lassen dies als sicher erscheinen:
Pauly (Oesterley, p. 239): Sachs, V. 24 ff.:
Vff ein tag hetten die Römer len- Mein herr ist hewt lang in dem rat
ger rat dan gewonheit was, das eins Was man halt fuer ain handel hat?
herren fraw vbel verlangt, wan der Ist wol ein stünt ueber die zeit,
her kern zu dem imbisz, vnd het gern Mein essen das ist langst pereit.
gewißt was sie doch so lang handelten. Sie handien gar ein schwere sach.
Die müter macht ein ruten vnd #/e »»Meter kümpt, pringt ein grose
wolt dem knaben abtröwen, er solt ir ruetn md spricht (V. 74):
sagen , was sie in dem rat so lang Hör, Luci, wiltw noch nit sagen
gehandelt hetten. Was heut der senat thet ratschlagen.
Ob Sachs Boner 8 Edelstein (Nr. 97) benützt hat, läßt sich mit
Bestimmtheit nicht behaupten. Manche Stellen nähern sich diesem
allerdings, und bei der Verbreitung dieses Buches in jener Zeit ist es
immerhin möglich, daß auch diese Version Sachs vorlag.
Eine von Oesterley in seinen Nachweisen zu Pauly 392 (S. 517)
vergessene Bearbeitung findet sich im Ritter vom Thurn (Ausg.
Cammerlander, Straßburg 1538), fol. 32b: „Wie Papirius seiner mütter
nit offenbaren wollt, was im Rath verhandlet wer worden." Diese sehr
kurze Erzählung scheint S. gekannt zu haben. So verweist der Ritter
auf Macrobius, was den Meister allem Anschein nach zu seiner
Quellenangabe am Anfange des Spiels veranlaßte. Ferner ähneln meh-
rere Stellen bei beiden, so z. B. :
Ritter v. Th.: Sachs, V. 51:
Es zimt sich nit dir zu wissen, — — ich darffs nit thon
das gebotten heimlich zu sein. Weil das gepotten ist zv schweigen.
54 A. L. STIEFEL
Ritter v. Th.: V. 62:
da der jung sähe, das er der leb will der mueter ein anders sagen.
mütter eyn genügen müßt tluui | er-
dachte er ein anders.
Vielleicht boten ihm auch A gri co 1 as „Sprichwörter" und die Schwank-
sammlung „Scherz mit der Warheyt" — die mir beide nicht zur Hand
sind — einzelne Züge.
Wichtig war ferner für die Gestaltung des Spiels Titus Livius.
Die Bekanntschaft unseres Dichters mit diesem Historiker verführte
ihn offenbar, Papirius Praetextatus (s. Gellius Noctes Att. I, 23) mit
dem berühmten Lucius Papirius Cursor . dem Zeitgenossen des Titus
Maulius und Furius Camillus, zu verwechseln. Diese beiden erscheinen
daher als die Vertreter des Senats in der Aufruhrscene. Daß S.
chronologisch ungenau ist und gleich wieder Titus Manlius als Senator
über den Abfall der Latiner (386 v. Chr.) mitberathen läßt, darf man
ihm nicht anrechnen.
Endlich ist noch eines recht seltsamen Einflusses zu gedenken.
Bekanntlich ging die Geschichte auch in das Volksbuch von Salo-
mon und Marholf über. Schon am 6. März 1550 hatte Sachs sie nach
dieser Quelle ziemlich getreu und vielfach wörtlich in seine Comedi
„das Juditium Salomonis" aufgenommen. Fast die ganze Scene, welche
dort den Actus V bildet, nahm er nun mit kleinen Änderungen in das
Spiel herüber. Man vergleiche mit dem älteren Stücke die Verse 206
bis 275 des Fastnachtspiels. Zur Illustration des Verfahrens setze ich
einige Verse hierher:
Judit. Salom. (Kell.-G. VI, p. 133): Fastnacbtsp. 255 ff.:
Das ists | vnd das ein ieder mann Das is, vnd das ein ider mou
Forthin sol sieben Weiber habn Forthin sol zway eweiber haben
Wer sind doch, die solchen rath dir Wer sint, die solchen rat ie gaben
gabn, Das doch ist wider mendlich macht
Das doch ist wider mannlich macht? Wo hat ein senat hin gedacht.
0 könig, wo hast nur bin gedacht?
Bezüglich der Bearbeitung des Stoffes durch L. Culman, die dem
Stücke des Meisters vorausging, behauptet E. Goetze (1. c), daß von
einer Anlehnung unseres Dichters an seinen Zeit- und Stadtgenossen
nichts zu merken sei. Ich habe das ältere Drama, das — nach dem
Titel — auf Gellius zurückgeht, nicht gesehen. Entgangen ist
E. Goetze eine niederdeutsche Bearbeitung vom Jahre 1551 (siehe
Keller, Fastnachtspiele p. 1474, Nachträge p. 335).
ÜBER DTE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DRAMEN. 55
74. Die frumb schwiger kupelt ir dochter.
E. Goetze hat von diesem zuerst durch ihn veröffentlichten Spiel
bereits zwei Quellen angegeben1), nämlich Steinhöwels Asop (die
14. Erzählung aus Alphonsus Disc. Clericalis) ed. Oesterley p. 331
„Von dem alten icyb mit dem lynlach" und (die 1. Erzählung aus Poggio)
p. 336 „Von de)' froicen und ierem mann in dem dubhus". Was die
dritte Erzählung betrifft — H. Sachs verwebte hier nämlich drei Ge-
schichten — so ist sie von ihm, wie die beiden anderen, auch als
Gedicht, und zwar als Meistergesang (1549) und als Spruchgedicht
(1550) behandelt worden, „die gertnerin mit dem pock", beide abgedr.
bei Seh weit zer p. 438 — 441. Den Stoff fand ich in J. Gas tii (Brisa-
censis) „Tomo Secundo Convivalium Sermonum" a) } p. 100. Die Geschichte
wird hier unter der Spitzmarke „de adultera" als eine wahre erzählt.
Scene: Brügge. Zeit: 1518 (ante annos triginta). Hier ist eine junge
Frau mit einem Alten (cum sene) verheiratet und liebt einen Jüng-
ling „cuius aetas suae par esset". Der Mann verreist einst, und die
Liebenden kommen zusammen. Als der Alte plötzlich heimkehrt,
springt der Jüngling in die offene Getreidekammer und schließt die
Thüre hinter sich. Der Mann bemerkt es, verstellt sich aber, und
unter dem Vorwand, daß er kürzlich seinen Bock darin Getreide
fressen gesehen habe, schließt er von außen ab und holt die Ver-
wandten der Frau. Dieser letzteren jedoch war es indeß , unterstützt
von einer „anus domestica", gelungen, den Liebsten zu entfernen und
den Bock an die Stelle zu thun. Der mit den Verwandten eintreffende
Alte ist natürlich der Gefoppte. Der gute Greis bittet fußfällig sein
Weib um Verzeihung und verspricht ,,omni eultu et indulgentia se
satisfacturum uxori". „ita sene eluso" — so schließt die Erzäh-
lung — „postea amoribus suis adolescens mulier liberius usa fuit". —
Gast bezeichnet als seine Quelle „Cam.i(, was vielleicht Camerarius
(Joach.) bedeutet; es ist mir indeß noch nicht geglückt, ein Werk
des letzteren , aus welchem jener Compilator hätte schöpfen können,
ausfindig zu machen.
Darf man nun Gast oder seine Quelle für die directe Vorlage
unseres Dichters halten? Diese Frage ist nicht leicht zu entscheiden;
denn Sachs weicht in einigen nicht unerheblichen Punkten von der
') Fastnaehtsp. VI, p. XII/XIII.
5) Tomus Secundus Convivalium Sermonum, partim ex probatissiuiis
historiographis, partim exemplis innumeris quae uostro seculo aeeiderunt, congestus,
omnibus uerarum virtutum studiosis utilissimus. Nunc primum in lucem editus. Basilea
MDXLVIII. 8°. — Der tomus I scheint, nach dem Dedicatioussclneibeu, schon 1543
erschienen zu sein.
56 A. L. STIEFEL
lateinischen Erzählung ab. Geht man von seiner ältesten Bearbeitung,
von dem Meistergesang aus, so sind folgende Änderungen zu ver-
zeichnen. Der Mann ist von unbestimmtem Alter und ein
Gärtner. Der Jüngling springt in den Garten, und die Frau ver-
fällt auf die Ausrede mit dem Bock. Ein Zusatz ist, daß die Frau
ihren Mann für verrückt erklärt und einen Zaubersegen über ihn
spricht. Dagegen fehlt bei Sachs das Einschließen des Liebhabers
und das Herbeirufen der Verwandten — Züge , nebenbei bemerkt,
welche auffallend mit der alten italienischen Komödie „La Cafandra"
übereinstimmen. Im Spiel kehren alle Eigentümlichkeiten des Meister-
gesangs wieder, nur ist der Mann, wie bei Gast, ein Greis und, wie
in der ersten Erzählung aus Steinhöwel, ein Kaufmann. Erwägt
man anderseits, daß Sachs Änderungen in dem Umfange, wie die eben
angeführten, oft mit seinem Stoffe vornahm, daß der 2. Band der
Convivales Sermones von 1548 und der Meistergesang vom 30. März
1549 datiert, so besteht immerhin — so lange uns nicht eine näher-
stehende Version bekannt ist — die Möglichkeit, daß die lateinische
Erzählung die Quelle des Meisters war. Manche Abweichungen würden
sich dann durch seine mangelhaften Kenntnisse im Lateinischen er-
klären. — Gast hat übrigens auch die Erzählung vom „mann in dem
dubhus" (I, p. 109).
Mit richtigem Blick hat Sachs die nahe Verwandtschaft der drei
Novellen erkannt und sie mit vielem Geschick zu einem, freilich
moralisch bedenklichen , aber recht lustigen dramatischen Schwank
verwebt.
Die mit der ersten Erzählung aus Steinhöwel identische Novelle
im Ritter vom Thuri>, auf die E. Goetze (Fastnachtsp. VII, p. XVI)
verweist, lieferte Sachs keine Züge, obwohl er sie ohne Zweifel kannte.
75. Der Neidhart mit dem feyhel.
Den gleichen Stoff behandelten schon zwei Fastnachtspiele bei
Keller, Nr. 21 (I, p. 191) und Nr. 53 (I, p. 393), wovon das erstere
gar keine, das zweite nur wenige sprachliche Berührungen mit Sachs
bietet. Der Meister benützte gewiß das mir unerreichbar gebliebene
alte Schwankbuch von Neidhart (vgl. Fr. H. v. d. Hagen, Minne-
sänger IV, 441 und neuerdings E. Goetze, Fastnachtsp. VII, p. V und
die dort erwähnte Literatur).
76. Der dewffel nam ain alt weib.
Einen Meistergesang über das Thema verfaßte Sachs 1556 und
einen Schwank am 13. Juli 1557. In den beiden mir bekannten Dich-
tungen — Spiel und Schwank — ist die Fabel verschieden behandelt.
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DRAMEN. 57
Im Fastnachtspiel fährt der Teufel in den Leib von Juden, im Schwank
dagegen das erste Mal in den Leib eines „Bürgers", das zweite Mal
in den Leib eines „Thumbherrn". Der Stoff ist der bekannte viel-
verbreitete vom Teufel Belphegor. Eine gedruckte deutsche Bearbei-
tung, die Sachs benutzt haben konnte, habe ich nicht aufgefunden,
und so muß ich es denn dahingestellt sein lassen, ob eine solche,
oder — wie Dunlop behauptet — eine lateinische existierte, oder
ob er mündlich zu der Fabel gekommen. Man vergleiche über den
Stoff Dunlop-Lieb recht p. 273, M. Landau, Beiträge z. Gesch.
der ital. Novelle (Wien 1875), p. 74.
Unser Spiel hat übrigens viele Züge, die sich deutlich genug als
Zusätze des Nürnbergers erweisen. So z. B., daß der „Beschwörer von
vornherein ein „arzeta ist, daß die Besessenen Juden sind, daß der
Teufel ein alt weib nimmt, ferner die Hochzeit auf der „püechen" u.s.w.
77. Ewlenspiegel mit dem plaben hostuech.
Die Quelle ist die 68. Histori des Ulenspiegel, der sich Sachs
ziemlich getreu anschloß. Er hat Zeit (iarmarkt) , Ort (Olzen) und
Personen (vier) beibehalten und viele Stellen fast wörtlich benützt.
Seine wenigen Änderungen sind: Er läßt die drei Betrüger Monologe
halten, worin sie ihre Spitzbubenseelen offenbaren; aus dem losen
Gesellen macht er einen fast ganz modernen Bauernfäuger (Klas
Wuerffl, der spiczpueb) , und endlich hat er den Schluß umgestaltet
Während sich der Bauer im Volksbuch bei dem Bescheid des Schotten-
pfaffen, da er ein „geweicht priestera ist, wenn auch nicht ganz ohne
Argwohn, beruhigt und davon geht, so glaubt er bei Sachs keinen
Augenblick an den Trug. Er gibt zwar — man begreift nicht recht
warum — das Tuch her, allein es entsteht ein heftiger Wortwechsel.
Die Spitzbuben lassen die Masken fallen und schlagen „all drey auf
in", so daß er flieht. „Der pawer kumpt wieder" und beschließt das
Stück mit der unvermeidlichen Moral.
78. Den wüecher vnd ander peschwerd pe treffen t.
Die Erfindung dieses bisher ungedruckten (von E. Goetze zuerst
veröffentlichten) Fastnachtspiels gehört wohl dem Dichter selbst.
Natürlich hat er von mancherlei Seite Anregung dazu erhalten und
sogar — wie Goetze (VII, p. IX) bereits fand — sein eigenes neuntes
Fastnachtspiel wieder verwerthet.
79. Der pauer mit dem saffran.
In diesem Stücke hat Sachs mehrere Fabeln verwebt oder rich-
tiger, zusammengestellt, denn es ist ihm nicht — wie so oft sonst —
58 A. L. STIEFEL
geglückt, die verschiedenen Stoffe zu einem einheitlichen Ganzen zu
vereinigen. Das Spiel fällt daher in mehrere Scenen auseinander.
Zuerst haben wir eine Miles gloriosus-Scene, bei der wir vielleicht
den mittelbaren oder unmittelbaren Einfluß eines gelehrten Dramas
annehmen dürfen. Die Figur des Haincz Heder lein ähnelt dem
Capitano der italienischen Komödie und noch mehr dem Lacayo
des Lope de Rueda [man vergleiche eine fast gleiche Situation in der
1. Escena der Comedia Medora] — die zweite Fabel ist die von Sachs
in einem eigenen Meistergesang bereits 1548 behandelte Geschichte
mit dem Saffran, die sich einer großen Beliebtheit erfreut haben muß;
denn nicht nur finden sich Anspielungen darauf, so z. ß. in Lindeners
Rastbüchlein, p. 161 („wie Stolpprion, der ein saffran Kauffet"), son-
dern der Meistergesang ging auch in die unter dem Namen Grillet i-
vertreiber 1605 erschienene Bearbeitung der Schildbürger (Cap. 25)
über; nur ist der Name Ganghoffen dort in Manghoffen geändert1!.
Die Quelle dieses Schwankes ist mir noch unbekannt. Zwischenhin-
ein fällt eine dritte Fabel: der Bauernknecht kauft beim Krämer,
oder wie S. ihn auch heißt, „landfarer" (Quacksalber) Yppocras Ge-
würze, die ihn „fest" machen sollen. Diese Scene ist wohl aus dem
Leben gegriffen. Die 4. Fabel endlich, der Bauer, der beim Gerüche
der Gewürze in Ohnmacht fällt und erst durch einen an die Nase ge-
haltenen Kuhfladen wieder zu sich kommt, ist orientalischen Ursprungs
(s. Goedeke, Schwanke des 16. Jahrhunderts, p. XV) und bildet den
Inhalt des altfranzösischen Fabliau „du Villain Anier". Durch welche
Vermittlung S. zu dem Stoff gekommen ist, weiß ich nicht. Vielleicht
durch eine jetzt verlorene ältere Übersetzung des Fabliau.
80. Der schwanger pauer mit dem fuel.
Diese sehr verbreitete und S. vielleicht mündlich überlieferte
Fabel hat er 1551 als Meistergesang, 1557 als Schwank und 1558
als Spiel bearbeitet. Die Ausführung erinnert an verschiedene unflätige
Fastnachtspiele bei Keller (S. 58, 365, 679 u. s. w.) und besonders
an P. Probsts Spiel vom „krancken Baurn etc." (1553?). V. 150 bis
200 bei S. ähneln auffallend Probst 307 — 339; S. ist wohl der Nach-
ahmer. — Siehe Schorr v. C. Archiv IV. 411 ff., und über Verbrei-
tung der Fabel „Gesammtabent. II, p. IX".
81. Der verspilt rewter.
Die Quelle dieses Spiels ist Boccaccio Decam. IX. 4. Sachs.
der die Erzählung auch zu einem Meistergesang (1545) und zu einem
') Siehe v. d. Hagen, Narreubuch. Halle 1811, p. 453 ff.
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DRAMEN. 59
Schwank (1559) verarbeitete, schließt sich hierund dort ziemlich getreu
seinem Vorbilde an. Während er aber im Schwank (und wie es scheint
auch im Meistergesang) die welschen Ortsnamen Senis , Benconvent,
Ancona und einen Personennamen (Cecco) beibehielt, hat er im Spiel
Alles localisiert und germanisiert. Geblieben ist nur die beabsichtigte
Reise nach Ancona (Anchona). Der Junker unternimmt sie aber nicht,
wie in der Quelle und noch im Schwanke, um mit dem Cardinal zu-
sammenzutreffen, sondern um „Rosina, die edlen jünckfrawen" zu
,,Pesichtigen vnd — — Zw aim gmahel mir nemen". Die Handlung
spielt jedoch auf deutschem Boden. Aus dem mauvais sujet Fortaringo
machte Sachs einen 'Rewter und professionellen falschen Spieler, der
in einem langen Monolog (circa 75 Verse) sein ganzes Treiben schil-
dert. Der Wirth Kuncz Tragauff ist ganz die Schöpfung des Nürn-
bergers und ähnelt in seinen Klagen über den schlechten Gang seines
Geschäftes sehr der gleichen Figur in anderen Stücken, so z. B. in
Nr. 51. Der Dialog nähert sich hin und wieder wörtlich dem Vorbild,
ist aber in der Hauptsache Eigenthum des deutschen Dichters.
82. Die zwen gefattern mit dem zorn.
Diese auch als Schwank und Meistergesang (s. Goetze VII, p. XI)
bearbeitete Fabel, welche mir sonst noch nicht vorgekommen isti
hat Sachs vielleicht aus dem Leben geschöpft.
83. Der Doctor mit der grosen nasen.
Dieses Stück entlehnte Sachs Pauli Nr. 41. Bereits 1545 hatte
er den Stoff als Meistergesang und 1559 als Schwank, beide unter
dem gleichen Titel behandelt. Schloß er sich in diesen, besonders
in dem ersteren seiner Quelle eng an , so verfuhr er hier sehr frei.
Aus dem Abt der Pauli'schen Erzählung hat er — vielleicht unter
dem Einfluß von einigen bei Pauli gleich darauffolgenden Erzäh-
lungen (Nr. 44 — 16) einen „Junckher" gemacht und die Geschichte
aus dem Kloster in ein Ritterschloß, neun Stunden von Bamberg ent-
fernt, (V. 83 und 90) [bei Nürnberg?] verlegt. Erst unter Sachs' Händen
erhielten die Figuren der Erzählung Leben und Individualität. Fast
der ganze, wahrhaft meisterhafte Dialog ist sein Eigenthum. Den
Narren Paulis hat der Meister mit einer bereits stehend bei ihm
gewordenen Figur „Jeckle oder Jecklein der Narr" identificiert.
Daß diese Figur irgend eine historische Basis hat, d. h. ob Sachs
Namen und Charakter irgend einer damaligen Nürnberger Straßenfigur
abborgte, läßt sich wohl vermuthen, aber schwerlich beweisen. Die
Figur ist um so beachtenswerther, als sie offenbar der erste Versuch
60 A. L. STIEFEL, ÜBER ME QUELLEN etc.
einer stehenden Maske im modernen deutschen Drama war. Ich glaube
daher, ihr liier ein paar Worte widmen zu dürfen'). Zuerst er-
scheint Jeekle der Narr, wenn ich mich nicht irre, in der 1534 ver-
faßten ( 'oniedia oder Kampjfge*pnjch zwischen Juppiter und Juno] dann
in der 1552 geschriebenen Coniedia „Die Stultitia und ihr Hofgesindt",
dann wieder — jedoch mehr untergeordnet — in der Tragödie „Die
vier vnglückhaftigen liebhabenden'1 (1556), hierauf im Neidhartspiel (1557),
dann in dem vorliegenden Spiel (1559), wo der Narr zur Hauptperson
wird, und endlich in der dem „Bache der Beispiele der alten Weisen"
entnommenen Komödie „König Sedras mit der königin Helebat etc." (1560).
Das letzte Stück ist ganz besonders merkwürdig, weil darin Jekle,
fast wie der Narr in Shaksperes „Lear", alle Ereignisse besprechend
und persiflierend, durch das ganze Drama anwesend ist.
Das Fastnachtspiel zählt unstreitig zu den gelungensten des Dichters.
84. Die jung witfraw Francisca etc.
Quelle: Boccaccio „Cento Novella" IX, 1.
85. Esopüs der Fabeldichter.
Quelle: Steinhöwels „Aesop" (Das leben des hochberümten
Fabeldichters etc., ed. Oesterley, p. 41 — 59). Da diese beiden letzten
Stücke eigentlich zu den Komödien gehören, so komme ich später
näher darauf zurück.
Während der Correctur ist ein von mir leider übersehener Auf-
satz von Leonhard L i e r „Studien zur Geschichte des Nürnberger Fast-
nachtspieles" (abgedruekt in den „Mittheilungen des Vereins für Ge-
schichte der Stadt Nürnberg", Nürnberg 1889, H. Schräg; S. 87—160)
in meine Hände gekommen. Lier gelangt in seiner trefflichen Arbeit
bezüglich der Spiele Nr. 2, 4, 2S, 37 und besonders 57 zu ähnlichen
Resultaten wie ich. Er hat, was mir bei dem Umfang meines Themas
versagt war, Manches noch eingehender begründet und namentlich
das Verhältniß des Meisters zum älteren Fastnachtspiel mehr als ich
— aber noch nicht erschöpfend — behandelt. Meine von ihm abwei-
chenden Anschauungen gedenke ich bei anderer Gelegenheit niederzu-
schreiben.
NÜRNBERG, im Juli 1890. A. L. STIEFEL.
') Inzwischen erschien von K. Reuling «Die komische Figur in den wich,
tigsten deutschen Dramen bis Ende des 17. Jahrh." Stuttgart 1890, Göschen. Die
Ergebnisse dieses Buches, vielfach anfechtbar, konnten hier nicht mehr berücksichtigt
werden.
ÜBER ARI FRODI UND SEINE SCHRIFTEN. 61
ÜBER ARI FRÖB1 UND SEINE SCHRIFTEN.
Im Jahre 1869 erschien die von Th. Möbius besorgte Ausgabe
der Islendingabök, in deren Vorwort der nun Dahingegangene sich
über Aris Leben und Wirken aussprach. Hiedurch veranlaßt, ver-
öffentlichte ich noch in demselben Jahre in der Germania Bd. XV,
S. 291 — 321 eine eingehende Erörterung „über Ari rorgilsson und sein
Islamderbuch". Etwas später kam sowohl G. Storni in seinem Buche
„Snorre Sturlessöns Historieskrivning" (1873), S. 13 — 17, als A. Gj es-
sin g in der ersten Abtheilung seiner „Undersöge'lse af Kongesagaens
Fremvsext" (1873), S. 1 — 7 auf Aris Geschichtschreibung zu sprechen.
Wieder etwas später behandelte Gudbrandr Vigfüsson in den
Prolegomena zu seiner Ausgabe der Sturlünga (1878), S. XXVII bis
XXXVII denselben Verfasser und seine Werke, und hatte O. Brenner
in seiner Abhandlung „über die Kristni-Saga" (1878) wenigstens
einzelne Seiten seiner litterarischen Thätigkeit zu erörtern. Ohne
Zweifel hat auch O. Klockhoff in seiner Schrift „den norsk-
isländska historieskrifningen före Snorre" (Upsala 1880) die einschlä-
gigen Fragen eingehend behandelt; indessen vermochte ich mir seine
Abhandlung nicht zu verschaffen , da deren ganze Auflage angeblich
verbrannt ist. Sehr sorgfältig wurden diese sodann untersucht von
Björn Magnüsson Olsen in drei verschiedenen Abhandlungen,
„Runerne i den oldislandske Literatur" (1883), „Om forholdet mellem
de to bearbejdelser af Ares Islsendingebog" (in den Aarböger for nor-
disk Oldkyndighed og Historie, 1885, S. 341 — 371) und „Ari Porgilsson
hinn frödi" (im Timarit hins islenzka bokmenntafjelags, X, S. 214
bis 240, 1889). Kürzer endlich haben sich C. Rosenberg im 2. Bande
von „Nordboernes Aandsliv" (1880), Finnr Jonsson im Vorworte
zu seiner Ausgabe der Islendingabök (1887), sowie E. Mogk in H.
Paul's Grundriß der germanischen Philologie, Bd. II, S. 117 (1889)
ausgesprochen. Es scheint an der Zeit, nachdem mein früherer Auf-
satz einen Überblick über die älteren Ansichten gegeben hatte, nun
einmal zu prüfen, was diese neueren Untersuchungen Neues über Ari
und seine Werke zu Tage gefördert haben.
Über Aris Lebensgeschichte habe ich nur eine kurze Be-
merkung zu machen. Ich habe den Mann, ang. 0. S. 297 als Besitzer
oder doch Mitbesitzer des Pörsnesingagodords bezeichnet und hierauf
einigen Werth gelegt, weil seine Stellung innerhalb der regierenden
62
K. MAU HER
Aristokratie mir für die Art seiner Geschichtschreibung von Bedeutung
zu sein schien. Gudbrandr Vigfusson, S. XXVI[[ und Björn
Olsen, im Timarit, S. 216, haben sich in demselben Sinne ausge-
sprochen: dagegen hat Finnr Jö-nsson, S. VI, gemeint, für diese
Annahme liege kein Beweis vor. Nun ist ja allerdings richtig, daß
Ari nirgends ausdrücklich als Inhaber eines godords bezeichnet wird:
aber nicht minder richtig ist auch, daß dessen Vorfahren bis auf seinen
Großvater Gellir herab im Besitze eines godords waren, welches,
seitdem dieselben auf börsnes wohnten, als das rörsnesingagodord
bezeichnet werden konnte, daß ferner sein Sohnessohn, Ari hinn
sterki, die Hälfte des rörsnesingagodords besaß, endlich daß er
selber zu den „höfttingjar" gerechnet wurde, welche neben dieser ihrer
Würde die Priesterweihe nahmen, womit denn doch deutlich genug auf
den Besitz eines godords hingedeutet zu sein scheint. Oamit dürfte
immerhin für die von mir vertheidigte Ansicht ein Grad von Wahr
scheinlichkeit erbracht sein, wie er in geschichtlichen Fragen gar oft
als Ersatz direeter Zeugnisse hingenommen werden muß.
Hinsichtlich der litterarischen Wirksamkeit Aris dagegen
kommt zunächst seine Thätigkeit für die Feststellung eines islän-
dischen Alphabetes in Betracht, über welche das Vorwort zu
den grammatischen Tractaten der jüngeren Edda, auf welcher unser
gesammtes Wissen beruht, sich folgendermaßen ausspricht (Bd. II,
S. 4 — 6. ed. Arnam.): „Skal ydr syna hinn fyrsta letrs hätt, sva ritinn,
eptir sextän stafa stafrofi i danskri tüngu, eptir pvi sem pöroddr
rünameistari ok Ari prestr hinn frödi hafa sett i möti Latinumanna
stafrofi, er meistari Priscianus hefir sett." Ich hatte, ang. O. S. 299
angenommen, daß das Vorwort mit diesen Worten nicht von einer
besonderen Abhandlung, sei es nun des Ari allein oder des Ari und
poroddr zusammen habe sprechen wollen, sondern nur von der Auf-
stellung eines, vorwiegend aus lateinischen Buchstaben gebildeten
Alphabetes für die isländische Sprache. Gudbrandr Vigfusson
bezieht die Worte, wie ich dies früher ebenfalls gethan hatte, auf
den unmittelbar folgenden ersten Tractat, in welchem er pörodds
Werk sieht, wogegen er, S. XXXIX, Ari's Erwähnung auf eine bloße
Vermuthung des Verfassers des Vorwortes zurückführen will, welche
durch die Erwähnung Ari's in jenem Tractat, S. 12, veranlaßt worden
sei. Dem gegenüber hält auch Björn Olsen, Runerne, S. 58 — 60,
theilweise nach dem Vorgange von P. G. Thorsen, Om Runernes
Brug til Skrift (1877) und C. Rosenberg, Nordboernes Aandsliv, II,
S. 37 — 42 (1880) daran fest, daß die obigen Worte sich auf eine be-
ÜBER ARI FROD1 UND SEINE SCHRIFTEN. 63
sondere Abhandlung börodds beziehen : aber diese Abhandlung hat
nach ihm nicht die Aufstellung eines wesentlich aus lateinischen Buch-
staben gebildeten Alphabetes für die isländische »Sprache bezweckt,
sondern vielmehr eine Erweiterung des einheimischen liunenalphabetes,
und er will dieselbe nicht in dem ersten Tractate , sondern in dem
Runenabschnitte des dritten Tractates benützt finden. Auf etwa ein
halbes Jahrhundert hinaus habe man sodann auf Island zu Aufzeich-
nungen in einheimischer Sprache dieses Runenalphabetes sich bedient,
und insbesondere habe Ari dasselbe für seine Schriften verwendet,
ohne daß er darum bei der Abfassung jener Abhandlung rorodds mit-
betheiligt gewesen zu sein brauchte. Wenig später (1885) spricht sich
derselbe Verfasser in der Einleitung zu seiner Ausgabe des dritten
und vierten Tractates nochmals in demselben Sinne aus (Den tredje
og fjserde grammatiske Afhandling i Snorres Edda, S. XXII — XXVIII),
und E. Sievers, in H. Paul's Grundriß der germanischen Philologie,
I, S. 243 — 244 (1889) hat sich ihm ganz und gar angeschlossen. Da-
gegen hat sich sowohl G. Storm im Arkiv for nordisk Filologi, II,
S. 172 — 176 (1885), als Finnr Jönsson in der Vorrede zu der von
ihm und Verner Dahlerup besorgten Ausgabe des ersten und zweiten
Tractates (Den forste og anden grammatiske Afhandling i Snorres Edda,
S. VI — IX, 1886), dann O. Brenner in der Zeitschrift für deutsche
Philologie, Bd. XXI, S. 274, Anm. 1 (1889) sehr bestimmt gegen die
Annahme ausgesprochen , daß man auf Island in der ersten Hälfte
des 12. Jahrhunderts so gut wie ausschließlich das Runenalphabet für
in einheimischer Sprache verfaßte Aufzeichnungen benützt habe, wo-
gegen Storm wenigstens sehr bestimmt die Beweisführung bezüglich
des Zusammenhanges der Abhandlung porodds mit dem dritten und
nicht mit dem ersten Tractate als gelungen ansieht und sich nur für
Aris Mitarbeiterschaft an derselben ausspricht. Auch ich vermag
mich nicht davon zu überzeugen, daß die Runenschrift auf Island je
mals regelmäßig zu litterarischen Zwecken benützt worden sei, und
schließe mich dieserhalb den von G. Storm und Finnr Jonsson ange-
führten Gründen durchaus an; dagegen halte allerdings auch ich den
Beweis für geliefert, daß Pöroddr eine Abhandlung über das Runen
aiphabet geschrieben habe, welche für den Runenabschnitt des dritten
Tractates benützt wurde, und möchte nur, mit Storm, Aris Be-
theiligung an dieser Abhandlung immerhin für möglich halten. Auch
Finnr Jonsson, ang. O., S. II, erklärt die Annahme, daß Pöroddr
der Verfasser des ersten Tractates sei, für endgiltig widerlegt, wo-
gegen E. Mogk, ang. O. II, S. 142 (1890) einen eigenen Weg geht,
64 K. MAURER
indem er einerseits den Verfasser des ersten Tractates sich die Auf-
gabe stellen läßt, „hauptsächlich aus dem lateinischen und dem Runen-
alphabete des rörodd ein seiner Muttersprache bequemes zu schaffen",
anderseits aber auch annimmt, daß der Verfasser des dritten Trac-
tates für diesen neben den Institutionen des Prisciauus auch „ältere
Arbeiten, namentlich über die Runen" benutzt habe, unter welchen
doch wohl Pörodds Arbeit mitbegriffen sein will.
Bezüglich der geschichtlichen Werke Aris dagegen steht
zunächst durch dessen eigene Angabe im Vorworte zu der uns erhal-
tenen Islendingabök fest, daß dieser eine frühere Bearbeitung dieser
Schrift vorangegangen war, welche sich von der uns allein vorliegen-
den zweiten mehrfach unterschieden hatte. Insbesondere hatte die
eine von beiden „attar tolo oc conunga sevi" vor der anderen voraus,
und bestand nur von Alters her darüber Streit, ob die ältere oder
die neuere Redaction des Werkes die umfangreichere, und jene beiden
Stücke enthaltende gewesen sei. Ich habe mich, wie schon früher
mehrfach, so auch ang. O. S. 309 — 312 für die erstere Alternative
erklärt und demnach angenommen, daß Ari in seiner zweiten Redaction
sowohl die Geschlechtsregister als die Königsgeschichte weggelassen
habe, welche seine erste Redaction enthalten habe. Diese Ansicht
darf auch jetzt als allgemein angenommen gelten, und haben sich ins-
besondere G. Storni, Snorre's Historieskrivning S. 13, A. Gj es sing
I, S. 1 — 5, Gudbrandur Vigfüsson S. XXXI — XXXIII, welcher
sich schon früher in gleichem Sinne ausgesprochen hatte, C. Rosen-
berg, ang. 0. S. 204 — 205, Björn Olsen und E. Mogk, im Grund-
riß II, S. 117 für dieselbe erklärt; Björn Olsen aber hat diese An-
nahme nicht nur mit weiteren Gründen vertheidigt, sondern auch
mehrfach vertieft und in einzelnen Punkten berichtigt. In den Aar-
böger S. 348 betont er zunächst mit allem Nachdruck, daß Ari selbst
einerseits durch die Worte ..Incipit libellus Islandorum" und ander-
seits durch die Bemerkung „her lycsc siä böc" sehr bestimmt den
Anfang und das Ende des uns erhaltenen Werkes bezeichne, und daß
somit nicht nur das Vorwort und das Verzeichniß der Capitel, son-
dern auch die zwischen beiden stehende Notiz über K. Halfdan hvit-
beinn und seine Nachkommen bis auf K. Haraldr härfagri herab noch
nicht zu demselben gerechnet werden, sodann aber auch die Ge-
schlechtsregister der fünf ersten einheimischen Bischöfe sowie der
Stammbaum der Ynglingar und Breiitfirdingar , d. h. des Ari selbst,
nicht mehr als zu ihm gehörig gelten können. Völlig neu ist diese
Beobachtung allerdings nicht ; vielmehr hat schon Möbius im Vorworte
ÜBER ARI FRODI UND SEINE SCHRIFTEN. 65
zu seiner Ausgabe, S. XII — XIII auf dieselbe hingewiesen und die
Stammtafel K. Haralds als „zweifelhaften Ursprungs" bezeichnet, be-
züglich der anhangsweise beigegebenen Geschlechtsregister dagegen
sich mit der Annahme zu helfen gesucht, daß die Bischofsgenealogien
die Stelle einer Dedication an die Bischöfe rorlakr und Ketill, für
welche Ari seine erste Redaction geschrieben hatte, vertreten, die
Genealogie der Breidfirdingar aber nur eine Einführung des an ihrem
Schlüsse sich nennenden Verfassers selbst bieten sollten — eine An-
nahme, welche Möbius sowohl als ich selbst, ang. 0. S. 311, von
Gudbrandr Vigfüsson übernommen hatten, der sie auch noch in
seinen Prolegomena S. XXXII festhielt. Weiterhin führt aber Björn
Olsen nicht nur aus, daß zunächst die Bischofsgenealogien ganz den
genealogischen Notizen parallel laufen, welche unsere Islbk. an der
Spitze ihres cap. 2 bringt, und somit nur einer anderen Redaction
als dieser entstammen können, sondern er hebt auch mit aller Schärfe
hervor, was allerdings auch wieder schon vor ihm nicht unbemerkt
geblieben war, daß sie, weil den B. rorlak als noch lebend bezeich-
nend, nicht nach dem Jahre 1133 geschrieben sein können, während
unsere Redaction der Islbk., welche in ihrem cap. 10 dem Gesetz-
sprecher Gudmundr borgeirsson seine vollen 12 Amtsjahre beilegt,
nicht vor dem Jahre 1134 geschrieben sein kann, wobei eine von G.
Storm, Snorres Historieskrivning S. 13 Anm., gegen das letztere Datum
erhobene Einwendung treffend zurückgewiesen wird (S. 349 Anm. 2).
Er schließt aber hieraus nicht nur mit vollem Recht, daß jene Genea-
logien der ersten Redaction des Islendingabök entstammen müssen
(S. 348 — 352), sondern er weist auch, meines Erachtens nicht minder
schlagend, die Möglichkeit zurück, daß sie von Ari ursprünglich als
Widmung an die beiden Bischöfe gemeint und darum unverändert
aus der ersten in die zweite Redaction herübergenommen worden sein
könnten (S. 353 — 354). Begründet scheint mir ferner auch die weitere
Annahme, daß ganz dasselbe auch von den beiden weiteren Zuthaten,
dem Stammbaume Aris nämlich und den genealogischen Notizen über
K. Harald zu gelten habe, und dass alle diese Stücke erst hinterher
von einem Abschreiber der älteren Redaction der Islbk. entnommen
und der jüngeren beigefügt worden seien (S. 354 — 356). Sind diese
Vermuthungen begründet, wie ich sie für begründet halte, so haben
wir in den Genealogien der Bischöfe und Aris selbst Bestandtheile
der in der zweiten Redaction ausgeschlossenen aittartala, und in der
vorausgehenden Genealogie K. Haralds, dann allenfalls auch in einem
in Cap. 1 ziemlich unvermittelt eingeschalteten Satze über K. Haralds
GERMANIA. Neue Seihe XXIV. (XXXVI.) Jahrg. 5
66 K. MAURER
Lebens- und Regierungsdauer, Bestandteile der ausgeschlossenen
konünga sefi zu erkennen , welche uns durch die Ungeschicklichkeit
eines Abschreibers aufbewahrt sind (S. 361 — 363) , während sie mit
der jüngeren Redaction der Islbk. an sich nicht das Mindeste zu thun
haben. — Über diese Ergebnisse, welche das Verhältniß der beiden
Redactionen der Islbk. zu einander genügend feststellen, geht nun
aber Björn Olsen am Schlüsse der soeben besprochenen Abhandlung
(S. 370 — 371) noch hinaus. Er spricht nicht nur, worin ihm selbst-
verständlich Jedermann beipflichten wird, die Überzeugung aus, daß
die beiden Bischöfe an der ersten Redaction vornehmlich das Zu-
sammenwerfen dreier ganz verschiedener Dinge auszusetzen gefunden
haben werden, und daß sie darum den Ari veranlaßten, aus seiner
neuen Bearbeitung die aettartala sowohl als die konünga sefi auszu-
scheiden, sondern er knüpft hieran auch sofort die weitere Vermuthung,
daß ihre Meinung nicht die gewesen sein könne, daß diese letzteren
beiden Materien nun ohne weiterejBearbeitung bleiben sollten, und daß
wirklich Ari selber hinterher beide zu zwei weiteren selbständigen
Werken verarbeitet habe. Diese letztere Frage führt aber sofort zu
zwei weiteren Fragen nämlich zu der doppelten Frage, welcher Antheil
dem Ari einerseits an den norwegischen Königssagen und ander-
seits an der Landnamabök zukomme? Diese Doppelfrage hat uns nun
noch des Näheren zu beschäftigen.
Zunächst ein paar allgemeine Bemerkungen. Ich hatte, ang. O.
S. 312 — 319, auszuführen gesucht, daß die sämmtlichen Stellen in der
älteren Litteratur, welche auf Ari sich berufen, recht wohl auf seine
ältere Redaction der Islendingabök bezogen werden können, soweit
sie nicht auf deren jüngere Redaction passen, und daß somit lediglich
in deren konünga sefi die Grundlage für die norwegische Königssage,
und in deren settartala der Ausgangspunkt für die spätere Landnäma-
b6k zu suchen sei. Ohne sich ausdrücklich darüber auszusprechen,
schien doch G. Storm dieser Ansicht sich anschließen zu wollen
(vgl. indessen S. 50 u. 92), und ziemlich bestimmt hat dies C. Rosen-
berg, ang. 0. IL S. 208—209 u. 298—299, gethan; dagegen haben
sich sowohl Gjessing und Björn Olsen als Gu dbrandr Vigfüs-
son in gegenteiligem Sinne erklärt, nämlich angenommen, daß Ari
neben der zwiefachen Redaction seines Isländerbuches auch noch selb-
ständige Werke über die norwegische Königsgeschichte sowohl als
über die Besitznahme Islands geschrieben habe. Ich habe in meiner
späteren Schrift: „Island von seiner ersten Entdeckung bis zum Unter-
gange des Freistaats", S. 458 — 459 (1874), mit einigen Worten auf
ÜBER ARI FUODI UND SEINE SCHRIFTEN. 67
Ari zu sprechen kommend, die Begründung oder Nichtbegründung der
Ansicht Gjessings dahingestellt sein lassen, da es mir nicht am Platze
schien, auf eine einläßliche Erörterung derselben an jenem Orte ein-
zugehen; Finnr Jönsson hat sowohl im Vorworte zur Ausgabe des
ersten und zweiten grammatischen Tractates, S. V, als im Vorworte
zu seiner Aasgabe der Islendingabok, S. VI, die Frage gleichfalls
bei Seite liegen lassen, und auch E. Mogk hat sich im Grundriß II,
S. 117, nach Erwähnung der zwiefachen Redaction der Islendingabok
auf die vorsichtige Bemerkung beschränkt: „Ob Ari außerdem noch
besondere Königssagas geschrieben hat, ist zum mindesten sehr un-
sicher", wozu er S. 123 noch den bestimmteren Ausspruch beifügt:
.,üer erste Entwurf einer Ldn. geht wohl auf Aris längere Islendinga-
bok zurück, wobei ihn Kolskegg aus dem Ostland und sein Oheim
Brand aus dem Breidfirdingergebiet mit localen Nachrichten ihrer Hei-
mat unterstützten". Wenn nun aber hier auf die Erörterung der Ein-
wände näher eingetreten werden soll, welche der früher von mir ver-
fochtenen Ansicht entgegengestellt wurden , muß vor Allem auf die
Verschiedenheit des Standpunktes aufmerksam gemacht werden, wel-
cher von den verschiedenen Gegnern derselben eingenommen wird.
Sowohl A. Gj es sing I, S. 5 — 7, als Björn Olsen in seinen beiden
späteren Abhandlungen gehen von der Überzeugung aus, daß Ari
ganz in derselben Weise, wie er die auf die Landesgeschichte Islands
bezüglichen Angaben seiner älteren Islendingabok mit Hinzufügung
einzelner weiterer Nachrichten und mit einzelnen Berichtigungen zu
seinem „libellus Islandorum" umgearbeitet habe, so auch die in jener
enthaltene, aus dem letzteren aber ausgeschiedene settartala zu einer
Landnämabok, und die dort ebenfalls vorhandene, hier aber nicht
minder beseitigte konünga sefi zu einer Konüngabok verarbeitet habe.
GudbrandrVigfüsson, S. XXIX — XXXI, dagegen nimmt an, wie
dies der alte Arni Magnüsson bezüglich der konünga aefi wenig-
stens schon vor ihm gethan hatte, daß Ari sowohl eine Konüngabok
als eine Landnäma in jüngeren Jahren verfaßt habe; später habe er
dann den Inhalt beider Werke in eine erste Redaction der Islendinga-
bok verarbeitet, und dann noch später, was aus beiden Werken in
diese übergegangen war, auf Verlangen der beiden Bischöfe wieder
aus der zweiten Redaction beseitigt (S. XXXIII — XXXIV). Was nun
zunächst diese letztere, jedenfalls sehr wunderliche, Ansicht betrifft,
so beruft sich Gudbrandr Vigfüsson vor Allem darauf, daß Ari, im
Jahre 1067 geboren, schon sehr bejahrt gewesen sein mußte, als er
seine ältere Islendingabok schrieb, da diese für die Bischöfe forlakr
5*
68 K. MAURER
Runolfsson von Skälholt (1118—1133) undKetillPorsteinsson vonH61ar
(1122 — 1145) geschrieben und beiden vollendet vorgelegt worden war,
und daß es sehr unwahrscheinlich sei, daß Ari erst in so hohem Alter
sein erstes Werk geschrieben habe. Weiterhin macht er geltend, daß
mehrere von den Gewährsleuten, auf welche Ari sich beruft, bereits
hochbejahrt in den Jahren 1100 — 1118 gestorben waren. Endlich hebt
er auch noch hervor, daß sowohl die Landnäma als die norwegischen
Königssagen, so wie sie uns erhalten sind, Werke von sehr beträcht-
lichem Umfange sind, welche unmöglich jemals einen bloßen Bestand-
teil eines größeren Ganzen gebildet haben können. Es ist indessen klar,
daß alle diese Gründe vollkommen unsticbhaltig sind. Daraus, daß
die uns vorliegende Landnäma und die uns vorliegenden Königssagen
sehr bedeutenden Umfanges sind, kann man keinerlei Schluß auf den
Umfang der Aufzeichnungen Aris ziehen, welche für beide Werke
den Ausgangspunkt bildeten, und daraus, daß Ari sich auf die An-
gaben bestimmter Personen beruft, darf man nicht folgern, daß diese
noch zu der Zeit gelebt haben müssen, in welcher er schrieb. Warum
sollte er sich nicht auf Angaben haben berufen können , welche ihm
von längst verstorbenen Leuten vor langen Jahren gemacht worden
waren , und warum sollte nicht an einen sehr wenig umfangreichen
Kern von Nachrichten hinterher im Verlaufe des nächsten Jahrhun-
derts durch Benützung anderer Quellen eine so reiche Zuthat sich an-
gesetzt haben können, daß aus dem bloßen Bestandteile eines größeren
Werkes nach und nach ein neues, ganz anders umfassendes Buch
herauswuchs? Aus Aris Alter Schlüsse zu ziehen, halte ich aber
gleichfalls für sehr bedenklich. Der Mann wird uns ausdrücklich als
der Erste bezeichnet, der überhaupt ein litterarisches Werk in ein-
heimischer Sprache schrieb ; wie lang mag es da gewährt haben, bis
er unter solchen Umständen an die Beherrschung der neuen Schrift-
sprache sich gewöhnt, bis er überdies durch mühseliges Herumfragen
bei den verschiedensten Leuten seinen Stoff zusammengebracht und
sich zu litterarischer Verwerthung zurecht gelegt hatte ? Und warum
sollte Ari nicht, wie heutzutage noch so mancher wißbegierige Mann
auf Island thut, zunächst nur im eigenen Interesse gesammelt und
vielleicht auch theilweise aufgezeichnet haben , was er über die Ge-
schichte seiner Heimat und des übrigen Nordens an Nachrichten
zusammenzubringen vermochte, während er dann erst hinterher in
höherem Alter, von den beiden Bischöfen aufgefordert, was er zusammen-
gebracht hatte, auch Anderen nutzbar zu machen, sich zur Bearbeitung
des gesammelten Stoffes entschlossen hätte? Alles, was wir über
!
ÜBER ARI FRODI UND SEINE SCHRIFTEN. 69
die Beschaffenheit der älteren Islendingabök wissen, deutet ganz auf
die Mühseligkeit eines ersten schriftstellerischen Versuches hin, in-
dem eine wahre ..rudis indigestaque moles" der verschiedenartigsten
Notizen in derselben zusammengehäuft worden war. Es begreift sich
sehr wohl, daß, wie auch Björn Olsen annimmt, die Bischöfe und der
auswärts gebildete Priester Ssemundr, als sie dieses Werk zu Gesicht
bekamen, dessen Verfasser auf die Unstatthaftigkeit einer Vermengung
so verschiedenartiger Stoffe aufmerksam machten, und daß er diesen
ihren Einwendungen Rechnung trug; aber was in aller Welt hätte
einen Schriftsteller, welcher erst klug genug gewesen war, die nor-
wegische Königsgeschichte sowohl als die Geschichte der Besiedelung
Islands in zwei gesonderten Werken zu behandeln, veranlassen können,
hinterher beide in einem neuen Werke mit der Geschichte Islands
zusammenzuschweißen, welches so ungeschlacht ausfiel und ausfallen
mußte, daß sofort wieder eine neue Umarbeitung unter Ausscheidung
jener beiden Materien nöthig wurde? Und wie soll man sich erklären,
daß der Prolog zur Heimskringla sich ausschließlich auf die ältere
Islendingabök Aris bezieht, und diese ausdrücklich als das erste in
einheimischer Sprache geschriebene Geschichtswerk bezeichnet, wenn
von demselben Manne vorher schon ein eigenes Werk über die nor-
wegische Königsgeschichte geschrieben worden wäre, mit welcher die
Heimskringla es doch allein zu thun hat? — Lassen wir aber Gucl-
brandr Vigfussons Hypothese als gänzlich unhaltbar bei Seite, und
wenden wir uns zu der Annahme A. Gjessings und Björn Olsens,
vermöge welcher Ari seine selbständigen Werke über die norwegische
Königsgeschichte und über die Besiedelung Islands erst nach der
zweiten Redaction seiner Islendingabök verfaßt hätte, so läßt sich
diese letztere ohne allen Zweifel weit eher hören. Die Möglichkeit
ist nicht zu bestreiten, daß Ari in derselben Weise, wie er den auf
die Geschichte Islands sich beziehenden Theil seiner älteren Islend-
ingabök einer neuen Bearbeitung unterzog, so auch mit deren settar-
tala und konünga sefi das Gleiche gethan haben möge, und ich gebe
sogar zu, daß ein solches Verfahren unter Umständen für ihn nahe
genug liegen mochte; aber doch dürften anderseits jener Annahme
schon von vornherein zwei sehr erhebliche Bedenken im Wege stehen.
Einmal war Ari, wie bereits bemerkt, im Jahre 1067 geboren und
somit zu der Zeit, da er seine ältere Islendingabök schrieb, also in
den Jahren 1122—1133, schon ein Mann von ungefähr 60 Jahren;
als er deren zweite Redaction ausgeben ließ, d. h. nach dem Jahre
1134, hatte er sogar schon sein 67. Jahr überschritten, und doch
70 K. MAURER
konnte er vor diesem letzteren Zeitpunkte weder eine Landnama noch
eine Konüngabok aus jener älteren Redaction herausgearbeitet haben,
da hiefür der zwischen beiden Redactionen in der Mitte liegende Zeit-
raum offenbar zu kurz war *) , und da er überdies, wenn solches ge-
schehen wäre, im Prologe zu seinem „libellus Islandise" hievon ganz gewiß
Erwähnung gethan haben würde. Soll man nun aber annehmen, daß
Üer im Jahre 1148 verstorbene Mann, hochbetagt wie er war, in den
letzten 14 Jahren seines Lebens noch zwei angeblich so umfassende
Werke begonnen und zu Ende geführt habe, und das in einer Zeit,
in welcher die Schriftstellerei in einheimischer Sprache eben erst be-
gonnen hatte und somit noch mühsam genug sein mußte? Zweitens
aber beruft sich im Prologe zur Heimskringla dessen Verfasser als auf
eine seiner hauptsächlichsten Quellen auf ein Werk des Ari, welches,
wie Björn Olsen ausdrücklich anerkennt (Aarböger S. 369 — 370),
nur dessen Islendingabök gewesen sein kann ; wie will man dies
erklären, wenn derselbe Ari nach diesem die norwegische Königs-
geschichte doch nur nebenbei behandelnden Werke noch ein anderes,
ihr ausschließlich gewidmetes und sie überdies weit einläßlicher be-
handelndes neueres Werk geschrieben hätte? Es bedürfte, um der-
artige Bedenken zu widerlegen, sehr gewichtiger positiver Beweise für
die Thatsache, daß Ari einerseits eine Konüngabok und andererseits
ein Landnämabok verfaßt habe, und solche Beweise hat man denn
auch beizubringen gesucht; die versuchte Beweisführung vermag mich
indessen nach beiden Richtungen hin nicht zu überzeugen.
Was zunächst die norwegische Königsgeschichte betrifft,
so hat sich Björn Olsen (Aarböger S. 341—342 und 370—371;
Timarit S. 222 — 223) einfach der von Gjessing ausgesprochenen An-
sicht angeschlossen und auf die von ihm gegebene Begründung der-
selben verwiesen, ohne sich auf eine eigene Beweisführung einzulassen.
Gjessing aber und Gudbrandr Vigfüsson berufen sich vor Allem
auf die Überschrift, welche die Frissbok zwischen den Prolog und
den Anfang des Ynglingatal in die Mitte stellt, und welche' folgender-
maßen lautet: „Her hefr vpp konüngabok eftir savgn Ära prestz
froda. Oc hefr fyrst om bribivnga skipti heimsins. En sidan fra
') In seiner jüngeren Islbk. Cap. 10, S. 16 legt Ari dem Gesetzsprecher
Gudmundr porgeirsson richtig seine vollen zwölf Amtsjahre bei, ohne seines Nach-
folgers Hrafn Ulfhedinsson (1186 — 1138), zu gedenken; er muß also während der
Amtszeit dieses Letzteren jenes Werk vollendet haben. Björn Olsen, im Tfmatal,
S. 239, meint freilich, Ari habe wohl gleichzeitig an diesem und der Landnama (auch
der Konünga sefi?) gearbeitet, was mir nicht glaublich scheint.
ÜBER AKI FRODI UND SEINE SCHRIFTEN. 7 1
avllvm Noregs konvngom". Hiemit soll nach Gudbrandr Vigfüsson
gesagt sein, daß die folgenden Königssagen entweder Ari's Konünga-
bok seien oder doch von diesem abstammen (S. XXIX) ; Gjessing
aber meint, daß man in jenen Worten vielleicht die originale Über-
schrift aus der Hand des Verfassers der Heimskringla habe, welcher
durch dieselbe andeuten wollte, daß die folgende Darstellung für die
Zeit der früheren Könige sich auf Ari's Werk stütze, und daß ihre
ausführlichere Erzählung sich um dieses als um ihr ursprüngliches
Schema herum lege und dasselbe auch stückweise in sich aufnehme.
Ich vermag indessen dieser Überschrift nur wenig Werth beizulegen.
Die Frissbök, über welche nunmehr der Katalog over den Arnamagn-
aeanske Händskriftsamling I, S. 32 — 33, Nr. 59 verglichen werden
kann, stammt aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts und ist bezüglich
ihrer ersten Abschnitte ganz der Heimskringla entnommen , welcher
sie auch ihren Prolog entlehnt hat; hiernach liegt der Verdacht nahe,
daß jene Überschrift, welche sich in keiner der anderen Bearbeitungen
der Königssagen findet, lediglich von dem Schreiber der Handschrift
erfunden sein möge, welchem die Bezugnahme des vorangehenden
Prologs auf Ari's litterarische Thätigkeit zu dieser Erfindung den
Anlaß geboten haben mochte. Gjessing beruft sich ferner darauf, daß
nur an einer einzigen Stelle, nämlich im Prologe der Heimskringla, von
einer „böka Aris gesprochen werde, wogegen an drei Stellen (Snorra
Edda II, S. 12; Flateyjarbök I, S. 194, soll heißen §. 400, S. 511;
Heimskr. Olafs s. helga Cap. 189, S. 450) von „boekr" Aris die Rede
sei, von welchen drei Stellen wenigstens die beiden zuletzt angeführten
sich auf die norwegische Königsgeschichte bezögen und somit nicht
wohl die beiden Ausgaben der Islendingabök im Auge haben könnten.
Aber auch dieses Argument scheint mir wenig zu beweisen. Gjessing
selbst gibt zu, daß die erste seiner drei Stellen, welche dem ersten
grammatischen Tractate der Snorra Edda entnommen ist, ganz wohl
auf die beiden Redactionen der Islendingabök bezogen werden könne:
genau dasselbe scheint mir aber auch von den beiden anderen zu
gelten. Die aus der Flbk. angeführte Bemerkung des Mönches Gunn-
laugr ist aus Anlaß des Unterganges des Königs Olafr Tryggvason
in der Svolderer Schlacht gemacht und geht dahin, daß Gunnlaugr
„segir bat seina skrifat hafa sem hann hefir af sannordum monnum
heyrt ok seinkannligazst hafa saman lesit bat er hann hefir fundit j bok-
um Ära prestz hins froda". Aber von Ari kann er die unmittelbar
vorhergehenden roman- oder legendenhaften Berichte über des Königs
wunderbares Entkommen aus der Schlacht nicht bezogen haben, denn
72 K. MAURER
dieser bezeichnet ihn ausdrücklich als im Kampfe gefallen (Islbk., Cap. 7.
S. 12, Cap. 8, S. 13, Cap. 9, S. 14 u. Cap. 10, S. 17), und mag somit
wohl sein, daß es nur das Todesjahr des Königs und die Angabe
der Gegner war, mit denen er kämpfte, was Gunnlangr von Ari ent-
nahm, also Angaben, welche sicherlich in beiden Redactionen der
Islbk. standen, vielleicht neben einigen weiteren Daten, welche nur
die verlorene ältere Redaction derselben enthalten hatte. Nicht anders
steht es aber auch mit der Stelle aus der Heimskringla. Nachdem
hier die Flucht K. Olafs von Sunnmceri aus über das Gebirge nach
Lesjar erzählt und bemerkt worden war, daß dieser damals 15 Winter
König in Norwegen gewesen sei, den Winter mit eingerechnet, den
er mit Sveinn jarl zusammen im Lande war, wird beigefügt: „ressa
grein konungdöms hans ritadi fyrstr Ari prestr rorgilsson hinn frodi,
er baecti var sannsögull, minnigr, ok svä gamall madr, at hann mundi
pä menn ok haftti sögur af haft, er peir väru svä gamlir, at fyrir aldrs
sakir mättu muna pessi tidindi, svä sem hann hefir själfr sagt i sinum
bökum, ok nefnda pä menn til, er hann hafdi froedi af numit", worauf
dann die von dieser Angabe abweichende Berechnung des „alpydutal"
folgt. Eine Angabe des Todesjahres des heiligen Olafs, aus welcher
das Jahr seiner Flucht sich einfach berechnet, enthält unsere Islbk.,
Cap. 8 S. 13, welche auch noch, Cap. 1, S. 5, einer Bestimmung des-
selben über die landaurar gedenkt; weitere Angaben über ihn muß
die ältere Redaction dieses Buches enthalten haben, welcher ja auch
die im Prologe zur Heimskringla erwähnte Bezugnahme auf Oddr
Kolsson und rorgeirr afrädskollr angehörte, von welcher die unsrige
nichts weiß. Auch an dieser Stelle, auf welche sich auch Gudbrandr
Vigfüsson beruft, und aus welcher er im Zusammenhalte mit dem Pro-
loge der Heimskringla folgern will, daß Snorri seine ganze Königs-
geschichte auf Ari's Königsbuch gestützt habe, können also unter den
„Büchern" Ari's die beiden Redactionen der Islbk. verstanden werden;
darüber hinaus hat aber gerade Gudbrandr Vigfüsson bereits in sei-
nem Wörterbuche bemerkt, daß die ältere Sprache gerne den Plural
„boekr" statt des Singulars „b6k" setzt, „without regard to volumes",
womit die Beweiskraft dieses Momentes vollends schwindet. Als einen
unterstützenden Behelf hat Gjessing noch den Umstand erwähnt, daß
die Bezeichnung „konunga ajfi", welche Ari selbst im Prologe zu sei-
nem „libellus" für einen der aus seiner ersten Redaction ausgeschie-
denen Bestandtheile braucht, später sehr häufig für die Heimskringla
benützt wurde; aber hierauf vermag ich ebenfalls kein Gewicht zu
legen. Anderwärts kommt dafür die Bezeichnung als sefisaga Noregs
ÜBER AM FRODI UND SEINE SCHRIFTEN. 73
konünga, kontmgabok (wie in der Überschrift der Frissbök) , bok
Noregs konünga, Noregs konünga sögur u. dgl. vor, und ist somit klar,
daß mit jenen Worten nicht der authentische Titel eines bestimmten
Werkes, sondern nur eine generelle, vom Inhalte hergenommene Be-
zeichnung gegeben werden will, welche also auch ebensogut wie auf
die Heimskringla auf jede andere längere oder kürzere Bearbeitung
der norwegischen Königsgeschichte Anwendung finden konnte. Wenn
endlich Gjessing aus der Vergleichung der verschiedenen Bearbeitungen
der Königssagen auf ein ihnen allen zu Grunde liegendes gemeinsames
Original schließen zu dürfen glaubt, welches nach Allem, was wir
von der isländischen Literaturgeschichte wissen, eben nur von Ari
verfaßt sein könne, so gebe ich zwar gerne zu, daß aus jener Über-
einstimmung ein Schluß auf ein gemeinsames Original gezogen werden
könne; ich muß aber bestreiten, daß dieses Original ein Werk Aris
gewesen sein müsse, da sich jene Übereinstimmung auch auf Theile
der Königssagen bezieht, für welche nachweisbar ganz andere Quellen
benützt wurden, wie z. B. die J6msvikinga saga, die Schriften des
Oddr Snorrason, Gunnlaugr Leifsson oder Eirikr Oddsson, die Jarla
saga u. dgl., und da überdies aus der Art, wie Ari in den Königs-
sagen angeführt wird, sowohl als aus dem Prologe zur Heimskringla
sehr bestimmt hervorgeht, daß dieser zwar eine der Quellen dieser
Bearbeitungen war, aber auch nur eine von mehreren. Noch weit
weniger aber kann ich mich mit den Behauptungen befreunden,
welche Guttbrandr Vigfüsson S. XXIX— XXX und S. LXXIX— LXXX
aufgestellt hat. Nach ihm soll Ari's Königsbuch wahrscheinlich bis
zum Tode des Königs Haraldr Sigurctarson (f 1066) gereicht haben,
aber verloren sein, soweit dasselbe nicht von Snorri seinem Geschichts-
werke einverleibt worden sei; manche Theile dieses letzteren sollen
wörtlich aus Aris Königsbuch herübergenommen sein, und dies soll
zumal von der Ynglinga saga gelten, deren Abweichungen von der
Snorra Edda in ihren mythologischen Angaben sich von hier aus
erklären sollen, dann aber auch von den Lebensbeschreibungen der
übrigen älteren Könige bis auf K. Olafr Tryggvason herab, welche
alle wesentlich Ari's Werk, und von Snorri und Anderen nur etwas
verkürzt, aber sonst wenig überarbeitet sein sollen. Endlich soll auch
der Prolog der Heimskringla, „A bök pessi" u. s. w. wesentlich von
Ari herrühren , wie denn die Berufung auf die mündlichen Berichte
weiser Männer, alte Erzählungen, Ehrenlieder, dann geschichtliche
und genealogische Dichtungen nur im Munde Ari's passen soll, da ja
zu Snorris Zeit die mündliche Überlieferung bereits abgestorben war.
74 K. MAURER
dagegen aber schon eine Reihe schriftlicher Aufzeichnungen vorlag.
Meines Erachtens fehlt jeder Anhaltspunkt für die Annahme, daß die
beiden Hälften des Prologes von verschiedenen Verfassern herrühren,
und wird demnach, wenn die eine derselben den Ari als Gewährs-
mann nennt und bespricht, auch die andere von einem anderen und
späteren Verfasser als ihm herrühren müssen. Auf das „sem ek heti
heyrt frötla menn segja", auf „nokkurar kynkvislir peira, eptir pvi
sem mer hefir kent verit", auf ein „langfedgatal" und auf „forn kvaedi
eda söguljöd-' konnte sich Snorri ebenso gut berufen als Ari, da ja
damit in keiner Weise auf den directen Bericht von Augenzeugen
hingewiesen wird, wie dies sowohl die Bezugnahme auf rjödölfr von
Hvin und auf Eyvindr skäldaspillir beweist, als die Bemerkung: „en
pö at v6r vitim eigi sannyndi ä pvi, pä vitum ver dcemi til pess, at
gamlir froedimenn hafa slikt fyrir satt haft". Während der Verfasser
des Prologes also von Geschichtswerken nur Aris ältere Islendingabok
als das älteste Werk der einheimischen Geschichtschreibung erwähnt,
womit natürlich die Existenz und Benützung anderer Aufzeichnungen
nicht ausgeschlossen werden will, beruft er sich daneben auf Lieder
und Gedichte verschiedenster Art und Ursprungszeit als auf Quellen,
deren mündliche Überlieferung durch ihre metrische Form gegen Ent-
stellung geschützt sei, und außerdem auf die Mittheilungen geschichts-
kundiger Männer, von denen er nur vorsichtig bemerkt, daß sie zwar
nicht vollkommen beweiskräftig seien . aber immerhin als der Aus-
druck der Überzeugung verständiger Männer eine gewisse Wahrschein-
lichkeit für sich haben. Ich kann nicht finden, daß damit irgend
etwas ausgesprochen sei, was nicht ebenso gut im 13. als im 12. Jahr-
hundert gesagt werden konnte; wohl aber scheint mir die Benützung
von Liedern, wie sie im Prologe angekündigt und in den Königssagen
consequent durchgeführt ist, ganz ebenso wie die breite, behagliche
Darstellungsweise in diesen mit der kurzen, gedrungenen und nüch-
ternen Geschichtschreibung Aris, wie sie uns in seiner jüngeren
Islendingab6k sowohl als in allen auf ihn Bezug nehmenden Citaten
entgegentritt, schlechthin unvereinbar zu sein. Die Widersprüche aber,
welche sich zwischen den Angaben der Ynglinga saga und der Snorra
Edda ergeben, scheinen sich mir aus der verschiedenen Bestimmung
und allenfalls auch verschiedenen Abfassungszeit beider Werke auch
dann genügend zu erklären, wenn wir an Snorri Sturluson als dem
Verfasser einfach festhalten.
Bezüglich der Landnamabok dagegen hat sich umgekehrt
Gjessing nur ganz kurz ausgesprochen, ohne sich auf eine Beweis-
ÜBER ARI FRODI UND SEINE SCHRIFTEN. 75
führung einzulassen, und sind demnach nur die von Gudbrandr
Vigfüsson, S. XXX — XXXI, und von Björn Olsen im Timarit
S. 223 — 240 vorgebrachten Gründe zu prüfen. Beide stützen sich
natürlich in erster Linie auf die bekannte Stelle der Hauksbök (Land-
näma V, Cap. 15, S. 320, Anm. 12), wo es heißt: „Nu er yfir farit
um landnäm bau er verit hafa ä Islandi eptir pvi sem frodir menn
hafa skrifat, fyrst Ari prestr hinn frodi. Porgilsson, ok Kolskeggr hinn
vitri. En pessa bok ritada ek Haukr Erlendsson, eptir peirri bok, sem
ritad hafdi herra Sturla lögmadr, hinn frodasti madr, ok eptir peirri
bök annarri, er ritad hafdi Styrmir hinn frodi, ok hafda ek bat or
hverri sem framar greindi, en mikill porri var pat er paer sögdu
eins bädar ok pvi er pat ekki at undra po pessi landnämabök se
lengri enn nokkur önnur." Björn Olsen, der die Frage am umsichtig-
sten angegriffen hat, findet in dieser Stelle ausgesprochen, daß die
erste Grundlage der Landnäma dem Ari und Kolskeggr zu verdanken
sei*, er meint aber zugleich, daß damit unmöglich auf die settartala
des Ersteren in seiner älteren Islendingabok hingewiesen sein könne.
Diese könne nämlich unmöglich so großen Urafanges und so reichen
Inhaltes gewesen sein, daß sie mit Recht als die Grundlage des ge-
waltigen Werkes bezeichnet werden könnte , welches uns unter dem
Titel der Landnäma vorliegt, und überdies zeige, was uns von jener
settartala in den oben besprochenen Genealogien der Bischöfe und
Aris selbst noch erhalten sei, in der That ganz den Charakter bloßer
Stammtafeln, und liege so weit von den mannigfachen Erzählungen
unserer Landnäma über einzelne landnämsmenn oder Nachkommen
von solchen ab, daß Herr Haukr, wenn er nur jene im Auge gehabt
hätte, unmöglich hätte sagen können, er habe nach ihnen seine Land-
näma geschrieben. Außerdem gebe Haukr ausdrücklich an, daß in
den beiden Werken von Sturla und Styrmir, die er unmittelbar be-
nützte, der größere Theil des Inhaltes übereingestimmt habe; ein
gemeinsames Original müsse demnach beiden Werken zu Grunde
gelegen haben, und dieses könne nur in den von Haukr selbst un-
mittelbar zuvor, offenbar auf Grundlage von Angaben, die er in
Sturlas und Styrmirs Werken gefunden hatte, erwähnten Arbeiten
Aris und Kolskeggs gesucht werden. Nun ergebe sich aber aus der
Landnäma IV, Cap. 4, S. 249, daß Kolskeggr nur für einen bestimmten
Theil der Insel als Gewährsmann gedient habe, und könne demnach,
da nirgends von einer besonderen Schrift Kolskeggs die Rede, und
auch nicht bekannt sei, daß dieser irgend welchen Antheil an der
settartala Aris gehabt habe, welche sich Ari vielmehr lediglich selbst
76 K. MAURER
zuschreibe, Hauks Angabe nur dahin verstanden werden, daß Ari mit
Hilfe von Kolskegg eine eigene, von der älteren Islendingabok zu
unterscheidende Landnämabök verfaßt habe, welche dann das für
Styrmir und Sturla gemeinsame Original bildete. Scharfsinnig wie sie
ist, vermag ich diese Beweisführung doch nicht als zutreffend anzu-
erkennen. Herr Haukr sagt uns nicht, daß Ari eine Landnämabök
verfaßt, sondern nur, daß er über die „landnäm", d. h. über die ersten
Niederlassungen auf Island geschrieben habe; das brauchte aber nicht
noth wendig in einem eigenen Buche, sondern konnte wohl auch in
einem größeren Werke geschehen sein, welches neben diesen Nieder-
lassungen auch noch ganz andere Dinge behandelte. Nun berichtet
der Prolog zur Heimskringla, daß Ari in seinem Werke, d. h. in seiner
älteren Islendingabok, unter Anderem auch „um Islands bygd", also
über die Besiedelung Islands gesprochen habe, und es liegt nahe,
unter dieser Bezeichnung eben jene Aufzeichnungen über die „land-
näm" wiederzuerkennen, von welchen Haukr spricht, während meines
Erachtens auch nichts im Wege steht, gerade den damit bezeichneten
Inhalt der älteren Islbk. mit jener „settartala" in Verbindung zu bringen,
von welcher der Prolog der Heimskr. nicht spricht, während wir doch
aus Aris eigenen Worten wissen, daß sie in seiner älteren Islbk. vor-
handen gewesen war und erst in deren zweiter Redaction gestrichen
wurde. InderThat kann ja noch von der uns vorliegenden Landnämabök
ebensogut gesagt werden, daß sie von der Besiedelung Islands handle,
als daß sie Geschlechtsregister enthalte, und mochte darum für den
einschlägigen Theil der älteren Islbk. gleichfalls ebensowohl von dieser
als von jener Seite her die Bezeichnung gewählt werden. Daraus aber,
daß unsere Landnäma, und zwar nicht nur in der Hauksbök, sondern
auch in der Melabök und in der Redaction, welche man auf Sturla
rördarson zurückzuführen pflegt, ein ungemein umfangreiches Werk
ist, darf man noch nicht sofort auf einen entsprechenden Umfang der
Aufzeichnungen Aris schließen, und aus der weitreichenden Überein-
stimmung der Werke Styrmirs und Sturlas läßt sich zwar folgern,
daß für beide ein gemeinsames Original benützt und nur in ver-
schiedenen Richtungen erweitert wurde, aber keineswegs, daß dieses
Original gerade von Ari verfaßt gewesen sei. Haukr wollte vielmehr,
wie es scheint, eben nur die Verfasser der ältesten Aufzeichnungen
über die Besiedelung Islands und die Verfasser der beiden von ihm
benützten Werke über diese nennen, womit denn doch keineswegs
gesagt ist, daß nach seiner Meinung zwischen diesen und jenen keine
weiteren Mittelglieder inzwischen lagen; im Gegentheil wäre geradezu
ÜBER AM FRODI UND SEINE SCHRIFTEN. 77
unerklärlich, wenn von Ari ab bis herunter auf Styrmir (f 1245) und
Sturla (f 1284), also ein volles Jahrhundert hindurch gar Niemand
mit dem auf Island so populären Stoffe sich befaßt hätte, während
dann in rascher Folge Styrmir, Sturla, Haukr Erlendsson (f 1334)
und Snorri Marküsson ä Melum (f 1313) denselben behandelten.
In der That bringt die Natur der Sache mit sich, daß Aufzeichnungen,
welche über die Besiedelung des Landes und die Genealogie der ver-
schiedenen in dieses eingewanderten Geschlechter Aufschluß geben
wollten, nur sehr allmälig aus beschränkteren Anfängen zu größerem
Umfange heranwachsen konnten; wie Sturla die Geschlechtsregister
der Sturlunger, Snorri Marküsson die seines eigenen Hauses und des
Hauses seiner Frau, Haukr die seines mütterlichen Hauses in den
überkommenen Text einfügte, und der Prior Styrmir mancherlei
legendenhafte Erzählungen in diesen hereingebracht zu haben scheint
(vgl. z. B. Landnäma I, Cap. 15, S. 50 — 51, Anm.) , so wird wohl auch
früher schon von Anderen verfahren worden sein, und mag sein,
daß jener Brandr prior hinn frödi Halldörsson , von welchem die
Landn. II, Cap. 15, S. 108, Anm. 7, sagt, daß er „mest hefir
skrifat Breidfirdinga kynslod", gerade in jene Zwischenzeit zwischen
Ari und Styrmir fällt, da die über seine Genealogie erhaltenen
Notizen ihn ungefähr zu einem Zeitgenossen Aris machen könnten,
während sein Titel als Prior auf eine etwas spätere Zeit deuten dürfte.
Neben der Mehrung und Weiterführung der Geschlechtsregister mag
sich auf diesem Wege auch die Zahl der geschichtlichen Notizen über
einzelne Personen vermehrt haben, indem man zumal die mündlich
umlaufenden oder auch bereits aufgezeichneten Islendingasögur zu
solchem Behufe ausnützte, und da jeder spätere Bearbeiter die von
seinen Vorgängern gemachten Zusätze vor sich hatte, begreift sich
leicht, daß im Verlaufe von ein bis zwei Jahrhunderten aus Aris weit
dürftigeren Aufzeichnungen nach und nach ein so reichhaltiges Werk
wie unsere Landnäma erwachsen konnte. Ari aber konnte trotz dieses
späteren Wachsthumes dem Haukr immerhin noch als der Erste er-
scheinen, welcher über diese Dinge geschrieben hatte, oder, worauf
Gudbrandr Vigfusson Werth gelegt hat, von dem Schreiber einer
frühestens am Anfange des 14. Jahrhunderts entstandenen Handschrift der
Gunnlaugs saga ormstungu als „mestr frsedimadr ä IslandTä landnäms-
sögur ok forna frsedi' gerühmt werden (lslendinga sögur II, S. 189;
vgl. Vorwort S. XXI u. XXXIX), wenn er auch keine eigene Landnäma-
bök geschrieben hatte. Aus den Genealogien der fünf ersten Bischöfe
der Insel und Aris selbst, wie sie uns am Schlüsse der jüngeren
78 K. MAURER
Islbk. erhalten sind, auf das Aussehen der scttartala in der älteren
Islbk. zu schließen, scheint mir ferner ganz und gar unstatthaft, da
wir ja schlechterdings nicht wissen können, ob dieselben dieser ihrer
Quelle unverändert entnommen , oder mehr oder minder umgestaltet
und abgekürzt worden seien. Bezüglich der Betheiligung Kolskeggs
endlich an den betreffenden Aufzeichnungen möchte ich annehmen,
wie dies ja auch Björn Olsen im Timarit S. 234 — 235 gethan hat,
daß Hauks Angabe nicht völlig genau sei. Der in der Landn. IV,
Cap. 3, S. 245 mitgetheilte Stammbaum Kolskeggs zeigt, daß dieser
ebenso wie Ari im sechsten Grade der absteigenden Linie von einem
Landnahmsmanne abstammte, und andererseits Finnr Hallsson, der
in den Jahren 1139 — 1145 das Gesetzsprecheramt bekleidete, ein Enkel
seiner Schwester Ingileif war. Man wird den Mann hiernach als einen
älteren Zeitgenossen Aris betrachten dürfen, und da die Landn. IV,
Cap. 4, S. 249 von seiner Betheiligung an der Überlieferung sagt:
„Nu hefir Kolskeggr fyrir sagt he (tan fra um landnäm", scheint eher
an eine mündliche als an eine schriftliche Mittheilung desselben ge-
dacht werden zu müssen. Erinnert man sich nun, wie Ari Punkt für
Punkt die Gewährsmänner anzuführen pflegt, denen er seine Nach-
richten verdankte, so liegt die Vermuthung nahe, daß Kolskeggr es
war, bei dem er sich über die Verhältnisse des Ostlandes Raths er-
holt hatte. Unter dieser Voraussetzung kann es dann auch nicht auf-
fallen, daß Ari die „aettartala" seiner älteren Islbk. sich selber bei-
legt, oder daß Snorri den Abschnitt ..um Islands bygd" als von ihm
geschrieben bezeichnet, ohne daß der Eine oder Andere dabei Kolsk-
eggs gedenkt; der schiefe Ausdruck Hauks aber erklärt sich leicht
durch die Annahme, daß er seine Nachricht über Kolskeggs Bethei-
ligung an den älteren Aufzeichnungen eben nur der angeführten Stelle
der Landnäma entnommen und diese irrthümlich auf eine schriftliche
statt auf eine mündliche Mittheilung bezogen habe. — Sind aber die
bisherigen Erörterungen begründet, so ist auch sofort klar, daß
die Folgerungen nicht stichhaltig sind, welche Björn Olsen, ang. 0.,
S. 226 — 228, aus einigen auf Ari sich berufenden Stellen, nämlich
riyrbyggja, Cap. 7, S. 8, dann Laxdsela, Cap. 4, S. 8 vgl. mit Landn. II,
Cap. 15, S. 108—109, endlich Landn. II, Cap. 14, S. 106 ziehen will.
Sie setzen voraus, daß der Theil der älteren Islbk., welchen Ari selber
als aettartala bezeichnet, schlechterdings nichts ^enthalten haben könne,
was nicht strengstens unter den Begriff einer Stammtafel fiel, und
daß somit alle über diesen Begriff hinausgehenden Angaben , welche
auf Ari zurückgeführt werden und doch weder in dessen jüngerer
ÜBER ARI FRODI UND SEINE SCHRIFTEN. 79
Islbk sich finden, noch unter den Begriff der konüngasefi gebracht werden
können, aus einer von ihm verfaßten Landnamabök entlehnt sein müssen.
Erinnert man sich dagegen daran, daß Snorri in seinem Prologe zur
Heimskringla anstatt der settartala einen Abschnitt „um Islands bygd"
als in der älteren Islbk. enthalten nennt und überdies beifügt, daß
diese außer den „konunga aefi" nebenbei auch noch „störtidindi, er
gerzt höfdu her a landi" besprochen habe, so begreift sich leicht,
daß der von Ari als settartala bezeichnete Theil seines früheren Werkes
ganz wie unsere Landnamabök, wenn auch in geringerem Umfange
als diese, neben den Stammtafeln der isländischen Häuser auch An-
gaben über Ort und Zeit ihrer Niederlassung auf der Insel, und im
Zusammenhange mit beiden auch Angaben über bemerkenswerthe
Ereignisse im Leben einzelner hervorragender Angehörigen derselben
brachte, und daß von hier aus allerdings nicht nur genealogische
Notizen aus diesem Werke entlehnt werden konnten. Ganz ähnlich
steht es aber meines Erachtens auch noch bezüglich eines letzten
Argumentes, welchem Björn Olsen ganz besonderen Werth beilegt.
In der Sturlünga VII, Cap. 12, S. 203 finden sich bekanntlich genea-
logische Notizen eingestellt, welche wenigstens theilweise auf Ari
zurückzuführen sind; die gelegentlich eingeschalteten Worte „sva
segir Teitra können über diese ihre Herkunft keinerlei Zweifel auf-
kommen lassen. Nun stehen am Anfange dieser Notizen Angaben über
Ketilbjörn Ketilsson, den Stammvater der Mosfellingar, welche nicht
nur in der Landnäma ihre Parallele finden , sondern theilweise auch
in unserer Islbk-, Cap. 2, S. 5, und in den ihr angehängten Bischofs-
genealogien wiederkehren; da jedoch alle diese Stellen theils ihrem
Inhalte, theils wenigstens ihrem Wortlaute nach mehr oder weniger
von einander abweichen, glaubt Björn Olsen annehmen zu müssen»
daß die Bischofsgenealogien, wie schon oben bemerkt, den Text der
älteren Islbk. wiedergeben, aus welchem dann durch Überarbeitung
die Angaben der uns erhaltenen jüngeren Islbk. hervorgingen, wo-
gegen die Sturlünga uns den Text der Landnamabök Aris biete, aus
welchem , ebenfalls wieder durch Überarbeitung , der Text unserer
Landnäroa erwachsen sei, wie dieser ziemlich gleichmäßig in deren
verschiedenen Redactionen vorliegt. Aber bezüglich der Bischofs-
genealogien ist oben bereits bemerkt worden, daß jeder Beweis für
die Annahme fehlt, daß dieselben uns den unveränderten Text der
älteren Islbk. reproducieren ; da es sich bei ihnen nur darum handelte,
„cyn byscopa Islendinga oc attar tala" zu geben, lag es vielmehr
sehr nahe, Alles wegzulassen, was nicht strengstens zu einer Stamm-
80 K. MAURER
tafel gehörte. Ganz ebenso steht aber auch bezüglich der angeführten
Stelle der Sturlünga in keiner Weise fest, daß sie unverändert, und
daß sie ihrem vollen Inhalte nach aus irgend einem Werke Aris her-
übergenommen worden sei; vielmehr ergeben sich sofort sehr be-
stimmte Anhaltspunkte für eine gegenteilige Annahme, sowie man
die Textes vergleichung noch etwas weiter über die von Björn Olsen
in Betracht gezogenen Worte hinaus fortsetzt. Schon am Schlüsse
ihres Cap. 12 fügt die Sturlünga, nachdem sie von Ketilbjörns Sohn
Teitr und dessen Kindern, Gizurr hinn hviti und Jorunn, gesprochen
hat, die Bemerkung bei: „fleiri vöru börn Teitz en her eru nefnd",
während die Landnäma V, Cap. 12, S. 313 noch einen Ketilbjörn als
Teits Sohn nennt, welcher doch wohl auch in der Vorlage der Sturl-
ünga genannt gewesen sein wird; weiterhin aber wird noch auf Bischof
Isleif, den Sohn des weißen Gizurs, eingegangen und bemerkt: ,,ok
er fra honum mikil saga, sem getr i sögu Olafs ins helga (lies:
Tryggvasonar), ok svä frä pvi er hann for üt hingat med kristni-bod
til Islandz, ok peir Hjalti Skeggjason ör fjörsardali". Man sieht
bereits hieraus, daß von dem Compilator unserer Sturlünga Manches
von Aris Worten gestrichen, und daß andererseits neben ihm auch
wohl noch die eine oder andere weitere Quelle benützt wurde; noch
deutlicher tritt dies aber zu Tage, wenn man auch noch Cap. 13 u. 14
der Sturlünga heranzieht, in weichen Ari gleichfalls als Gewährsmann
benützt und auch angeführt wird. Im Ganzen stimmen diese beiden
Capitel mit Cap. 9 u. 10 der jüngeren Islbk. überein; in Cap. 14,
S. 204 wird einmal mit den Worten „sva sagdi hann Ära presti"
auf einen Gewährsmann Bezug genommen, wo diese letztere, Cap. 10,
S. 15, sagt: „sva sagpi hann oss", und in Cap. 14, S. 205 wird sogar,
wenn eine sehr einleuchtende Emendation Guctbrandr Vigfussons
richtig ist, eine Stelle aus der jüngeren Islbk., Cap. 9. S. 13 — 14;
unverändert abgeschrieben, an welcher Ari in erster Person von sich
selber spricht, während gleich darauf wieder referierend bemerkt wird :
„en Hallr sagdi svä Ära presti inum froda". Läßt schon diese Ver-
schiedenheit der Citierweise auf eine gewisse Willkürlichkeit schließen,
mit welcher der Compilator die von ihm benützte Vorlage behandelte,
so fehlt es auch nicht an weiter gehenden Abweichungen. Darauf
zwar will ich keinen Werth legen, daß unsere Islbk., Cap. 9, S. 14,
gelegentlich der Bischofsweihe Isleifs sagt: „pä vas Leo septimus
päve", wogegen es in der Sturl., Cap. 13, S. 204, heißt: „pä var Leo
pävi, sä er hinn niundi hefir verit med pvi nafni" — daß ferner die
erstere Quelle Isleifs Tod „ä drottins degi 6. nottom eptir hötip J)eira
ÜBER ARI FRODI UND SEINE SCHRIFTEN. 81
Petrs oc Pols, 80: vetra eptir Olafs fall Tryggvasonar" erfolgen läßt,
die letztere dagegen „sjau nöttum eptir Petrs missu ok Pals", —
daß endlich unsere Islbk. Cap. 10, S. 17 sagt, daß „Philippüs Suia
conungr" im Jahre 1118 verstorben sei, während in der Sturl. Cap. 14,
S. 205: ,, Philippüs Frakka-konungr" als gestorben genannt wird.
In allen diesen Fällen werden wohl Schreibfehler vorliegen, und zwar
wird, da P. Leo VII. schon im Jahre 939, dagegen Leo IX. wirklich
im Jahre 1054 starb, in welchem Isleifr geweiht wurde, im ersten
Falle der Fehler auf Seiten unserer Islbk. liegen , wogegen in den
beiden anderen Fällen die Sturlünga sich desselben schuldig gemacht
hat, da im Jahre 1080 der 5. und nicht der 6. Juli auf einen Sonntag
fiel, und da Philipp I. , welcher unter allen französischen Königen
dieses Namens allein in Frage kommen könnte, schon im Jahre 1108
starb, wogegen das Jahr 1118 für den Tod des Schwedenkönigs Phi-
lippüs Hallsteinsson paßt. Aber wenn B. Jon Ogmundarson in der
Sturl., Cap. 13, S. 204, als ,,inn helgi" bezeichnet wird, so kann dies
nur auf einem Zusätze beruhen, welcher nach dem Jahre 1200 ge-
macht wurde, in dem der Mann für heilig erklärt wurde; wenn ferner
der Bericht über die Entstehung der Haflidaskrä, welchen unsere
Islbk. in ihr Cap. 10 einflicht, in Cap. 14 der Sturl. fehlt, so läßt
sich dies allerdings ganz wohl daraus erklären, daß es dieser letzteren
nicht um die Geschichte Islands , sondern nur um die Geschichte
des Hauses der Haukdrelir zu thun war, für welche jene Gesetzgebung
keine Bedeutung hatte, aber die Streichung zeigt doch immerhin, daß
der Compilator der Sturl. seine Vorlage mit einer gewissen Freiheit
behandelte; wenn endlich am Schlüsse des Cap. 14 der Sturl. die Ge-
schichte der Haukdselir bis zum Tode des Hallr Teitsson (f 1150)
und in den folgenden Capiteln noch weiter herabgeführt wird, also
bis in Zeiten, für welche Aris Werke gar nicht mehr als Quellen dienen
konnten, so zeigt sich eben doch wieder ganz deutlich, daß diese
zwar benützt und theilweise sogar recht ungeschickt getreu aus-
geschrieben, anderseits aber doch auch wieder abgekürzt, in Bezug
auf die Wortfassung verändert und aus anderweitigen Quellen ergänzt
worden waren. Schon hieraus ergibt sich, daß man aus dem reicheren
Inhalte und der abweichenden Wortfassung der Sturlünga, verglichen
mit den mehrerwähnten Bischofsgenealogien, soweit beide überhaupt
parallel laufen, noch keineswegs darauf schließen kann, daß diese
und jene nicht aus der gleichen Quelle geschöpft sein können; die
Verschiedenheit des Zweckes beider Excerpte, die Zuthaten, welche
der Compilator der Sturlünga anderen Quellen entnahm, endlich auch
GERMANIA. Nene Reihe XXIV. (XXXVI.) Jahrg. 6
82 K. MAURER
die Verschiedenheit der hier und dort, absichtlich oder zufällig, vor-
genommenen Änderungen in der Wortfassung konnten vielmehr solche
Verschiedenheiten recht wohl zur Folge haben, wenn auch beiderseits
ein und dasselbe Werk Aris benützt worden war. Hiezu kommt nun
aber noch ein ganz anderer Umstand zu erwägen. Björn Olsen nimmt
freilich S. 228 — 229 ohne Weiteres an, daß Cap. 12 der Sturlünga aus
Aris Landnämabok, dagegen deren Cap. 13 u. 14 aus dessen jüngerer
Islendingabok entnommen sei; in der Sturlünga selbst aber zeigt sich
mit keinem Worte angedeutet, daß hier und dort verschiedene Werke
desselben Mannes benützt worden seien, während man doch wohl
berechtigt wäre, eine solche Andeutung zu erwarten, wenn plötzlich von
einem Werke Aris zu einem ganz anderen übergegangen worden wäre.
Überdies ist zwar allerdings richtig, daß der Inhalt des Cap. 13. u. 14
der Sturlünga sich mit dem der jüngeren Islbk. genau berührt, aber
doch zu viel gesagt, wenn diese beiden Capitel als „ordrjettur üt-
drättur ür Islendingabok hinni ingri" bezeichnet werden. Unmöglich
ist allerdings, daß der Inhalt jener Capitel aus einer Landnämab6k
stammen könnte, welche Ari etwa nach seiner jüngeren Islbk. ge-
schrieben hätte, weil in eine solche unmöglich eine auf die Geschichte
Islands bezügliche Erzählung in ziemlich derselben Gestalt über-
gegangen sein konnte , in welcher sie in diese letztere bereits ein-
gestellt worden war; aber nichts steht meines Erachtens der anderen
Annahme im Wege, daß Cap. 13 u. 14 der Sturl. ganz ebensogut wie
das vorhergehende Cap. 12 aus der älteren Islendingabok Aris ge-
schöpft worden seien. Die vielfachen stilistischen Abweichungen der
Sturl. von unserer Landnämabok einerseits und von unserer Islendinga-
bok anderseits neben ihrer principiellen Übereinstimmung mit beiden,
würden sich von hier aus leicht erklären ; es fehlt aber meines Erach-
tens auch nicht an einem directen Zeugnisse dafür, daß das Cap. 14
der Sturl. wenigstens nur jaus der älteren Islbk. entlehnt sein kann.
In Cap. 10, S. 16 unserer Islbk. heißt es nämlich: „Ülfhepinn Gunn-
ars sonr ens spaca t6c lögsögo epter Marcus, oc hafpi 9. sumor,
pa hafpi Bergporr Hramssonr 6, en pä hafpi Godmundr rorgeirs-
sonr 12. sumor", und oben wurde bereits bemerkt, daß diese letzteren
Worte nur der jüngeren, nicht auch der älteren Islbk. angehören
können, indem sie nicht vor dem Jahre 1134 geschrieben werden
konnten, in welchem das zwölfte Amtsjahr Gudmunds ablief, während
die ältere Islbk. nach ihrer Vollendung noch den beiden Bischöfen
forläkr Runölfsson und Ketill Porsteinsson, sowie dem Priester Sse-
mundr frodi vorgelegt worden war, von welchen der an erster und der
ÜBER ARI FRODI UND SEINE SCHRIFTEN. 83
an letzter Stelle Genannte bereits im Jahre 1133 starben. Gerade
der auf Gudmund bezügliche Satz fehlt nun aber in der Sturlünga,
während die auf Ulfhedinn und Bergbörr bezüglichen Worte in sie
übergegangen sind; eine Thatsache, welche sich sehr einfach erklärt,
wenn wir annehmen, daß die betreffende Stelle der Sturlvmga aus der
älteren Islendingabök stamme, welche aber völlig unerklärlich bleibt,
wenn wir dieselbe auf die jüngere Islendingabök, oder vollends auf
eine noch nach dieser von Ari verfaßten Landnämabök zurückzu-
führen suchen. — Die erheblichste Einwendung, welche Björn Olsen
gegen die von mir vertretene Auffassung erhoben hat, glaube ich
damit zurückgewiesen und zugleich eine neue Stütze für die von mir
ausgesprochene Vermuthung gewonnen zu haben, daß die im Wesent-
lichen übereinstimmenden Berichte der Hauksbök und der jüngeren
Melabök, der älteren rördar saga hredu und des rorsteins pättr
uxaföts über die Entstehung der Ülfljötslög und der Bezirksverfassung
Islands auf die ältere Islendingabök Aris zurückzuführen seien, und
nicht, wie mein verehrter Freund S. 233 annehmen will, auf eine von
diesem verfaßte eigene Landnämabök. Kürzer kann ich mich fassen
bezüglich eines Punktes, welchen dieser mehr beiläufig zur Sprache
gebracht hat. Schon bei der flüchtigsten Betrachtung unserer Land-
nama fällt auf, daß zwar deren zweites, drittes und viertes Buch
geschlossen das Westland, Nordland und Ostland der Insel behandeln,
daß aber das letzte Landesviertel, das Südland nämlich, theils im
ersten, theils im fünften Buche behandelt wird. Es liegt nahe, an eine
spätere Störung einer ursprünglich consequent auf die Eintheilung des
Landes in Viertel gebauten Eintheilung zu denken, und Björn Olsen
ist (angef. 0. S. 235—238) wirklich diesen Weg gegangen. Er macht
darauf aufmerksam, daß in dem Bruchstücke der älteren Melabök,
welches in den Islendinga sögur I, S. 341 — 353 (1843) abgedruckt
steht, und welches genau wie das fünfte Buch der übrigen Redactionen
der Landnäma an der Jökulsa als der Grenze des Süd- und Ostlandes
beginnt, um sofort, nach Westen vorgehend, die Niederlassungen im
Südlande zu schildern, die Überschrift voransteht: „Her hsefvir upp
landnams sögur Islendinga", was denn doch beweise, daß in dieser
Redaction das Stidland unzerrissen an der Spitze des ganzen Werkes
gestanden sei, und er findet eine weitere Bestätigung der Annahme,
daß dies die ursprüngliche Ordnung gewesen sei, in den oben bereits
angeführten Worten der Landn. IV, Cap. 4, S. 249: „Nu hefir Kol-
skeggr fyrir sagt hedan fra um landnäm". Diese Worte könnten näm-
lich doch nur bedeuten, daß von dem angegebenen Punkte des Ost-
6*
84 K. MAURER
landes ab bis zum Schlüsse des Werkes die Mittheilungen Kolskeggs
als Quelle gedient hätten, was doch nur unter der Voraussetzung richtig
sein könne, daß dieses mit dem Ostlande geschlossen habe; überdies
könne der dem Ostlande angehörige Mann der Natur der Sache nach
doch nur für dieses als Gewährsmann gedient haben, wie denn auch
das oben besprochene Excerpt der Sturlünga beweise, daß Ari für
die in der östlichen Hälfte des Südlandes gelegene Niederlassung des
alten Ketilbjörn sich aufTeitr und nicht auf Kolskeggr berufen habe.
Daß spätere Überarbeiter diese ursprüngliche, von Ari gewählte Ein-
theilung hinterher änderten , erkläre sich aber sehr einfach daraus,
daß es ihnen zweckmäßig geschienen habe, der Aufzählung der ein-
zelnen Niederlassungen einen Bericht über die Entdeckung des Landes
voranzustellen und dann den ersten Einwanderer folgen zu lassen ;
das habe dann nothwendig zu einer Theilung des Südlandes und
sogar des hier gelegenen Niederlassungsgebietes des Ingölfr Arnarson
führen müssen, welches doch ursprünglich zusammenhängend behandelt
worden sei, wie die dasselbe begrenzenden Worte der Landn. V,
Cap. 12, S. 316: „Nu er komit at landnami Jngölfs; en peir menn
er nü eru taldir hafa bygt i hans landnami", und I, Cap. 14, S. 47:
„Nu eru taldir peir menn er büit hafa i landnami Ingölfs, vestr fra
honum" dies zu erkennen geben. Mir scheint nun zunächst aus diesen
letzteren Worten gar nichts gefolgert werden zu dürfen. Sie] haben
auch in einer Redaction einen guten Sinn, welche wie die uns er-
haltenen Bearbeitungen Sturlas und Hauks aus fünf Büchern bestehen,
und können in diesen gerade darauf abzielen, die Einheit des von
Ingolf in Besitz genommenen Landes gegenüber dem Umstände zu
betonen, daß dieses zufolge der gewählten Eintheilung in zwei ver-
schiedenen Büchern besprochen werden mußte; ja diese Bedeutung
der Worte wird dadurch sogar die wahrscheinlichere, daß sie nur in
jenen Redactionen sich mehr oder minder vollständig finden, welche
der Eintheilung in fünf Bücher folgen, wogegen sie gerade in der
Redaction fehlen, welche nur in vier Bücher zerfallen zu sein scheint,
nämlich in der Melabök. Ebensowenig läßt sich meines Erachtens aus
der auf Kolskeggs Mittheilungen bezüglichen Bemerkung ein Schluß
ziehen. Sie stellt nur den Punkt fest, von welchem ab diese als Quelle
gedient haben, läßt aber den anderen Punkt ungenannt, bis zu wel-
chem die Gewährschaft des Mannes reichte; man wird freilich gerade
aus der Nichtbezeichnung dieses letzteren Punktes folgern dürfen, daß
jene Gewährschaft für alles Folgende angerufen werden wollte, aber
ob bis zum Ende des ganzen Werkes oder nur bis zum Ende seines
ÜBER ARI PRODI UND SEINE SCHRIFTEN. 85
vierten Buches, erscheint dabei immerhin fraglich. Als alleiniges
Beweismittel bleibt somit die Melabok übrig, also eine Redaction der
Landnama, welche der Hauksbok ungefähr gleichzeitig und jedenfalls
jünger ist als die Bearbeitung Sturlas,- bezüglich ihrer besteht aber
ganz ebensogut die Möglichkeit, daß in ihr erst die Eintheilung in
vier Bücher durchgeführt wurde, weil sich ihrem Bearbeiter gegen die
in seiner Vorlage gefundene Spaltung des Südlandes in zwei Theile
Bedenken erhoben, als die andere, daß derselbe eine ältere Eintheilung
ausnahmsweise beibehielt, welche die beiden anderen uns erhaltenen
Redactionen aufgegeben hatten. Da halte ich nun von vornherein für
wahrscheinlicher, daß ein Mann, welcher die Eintheilung in fünf
Bücher vorfand, sie in eine Eintheilung in nur vier Bücher um-
gestaltete, um die Regel gleichmäßig durchzuführen, daß jedem Landes-
viertel ein eigenes Buch entspreche, als daß umgekehrt Jemand, der
diese glatte und ebenmäßige Eintheilung bereits gegeben vor sich
hatte, dieselbe gestört hätte, bloß um mit einem Berichte über die
Entdeckung des Landes anfangen zu können, der im Grunde mit der
ganzen Anlage des Werkes gar nichts zu thun hatte; entscheidend
spricht aber meines Erachtens für diese meine Annahme die Abstam-
mung der Landnama von der älteren Islendingabök. In dieser letzteren
mußte der Natur der Sache nach an der Spitze des ganzen Werkes
von der Entdeckung der Insel gesprochen werden, an welche sich
hinwiederum die Besprechung des ersten Einwanderers und seiner Nieder-
lassung von selbst anschloß; damit war dann aber die getheilte Be-
handlung des Südlandes mit Nothwendigkeit gegeben, da der Verfasser
bei der Aufzählung der einzelnen Niederlassungen, wenn er überhaupt
in topographischer Ordnung vorgehen wollte, eben nur die Wahl hatte,
entweder nach Norden und Westen, oder aber nach Süden und Osten
vorzuschreiten. Nimmt man also, wie ich dies thue, an, daß Ari keine
gesonderte Landnämabök verfaßt habe, sondern daß nur der auf die
Einwanderung bezügliche Abschnitt seiner älteren Islendingabök die
Grundlage gebildet habe, auf welcher spätere Bearbeiter eine solche
aufbauten, so ist klar, daß die Gestaltung dieser seiner Islbk. für
solche spätere Bearbeitungen maßgebend werden und sie zur Zer-
legung ihres Stoffes in fünf Bücher bestimmen mußte; will man da-
gegen mit Björn Olsen an die Abfassung einer eigenen Landnämabök
durch Ari selbst glauben, so ändert auch dies in der Hauptsache
nichts, indem solchenfalls eben nur anzunehmen wäre, daß für die
Gestaltung der Landnämabök Aris selbst dessen älteres Werk in der
hier fraglichen Beziehung von entscheidendem Einfluß gewesen wäre.
86 K. MAURER
Zum Schlüsse bleibt nur noch eine letzte, bisher ganz außer
Betracht gelassene Frage zur Prüfung übrig, die Frage nämlich, ob
imd in welcher Weise etwa auch die Kristni saga mit den Werken
Aris in Verbindung zu bringen sei? Über die älteren bezüglich
dieser Frage geäußerten Ansichten findet man bei O. Brenner, ang.
0. S. 3 — 5 genügenden Aufschluß, und glaube ich demnach auf sie
nicht weiter mehr eingehen zu sollen; ich erwähne demnach hier nur
Folgendes. In seiner Vorrede zu Bd. I der Biskupa sögur (1858)
S. XIX — XXIII hat Gudbrandr Vigfüsson mit schlagenden Grün-
den die früher vielfach ausgesprochene Ansicht widerlegt, daß Herr
Haukr Erlendsson, auf dessen Handschrift unser Text der Quelle aus-
schließlich beruht, auch deren Verfasser gewesen sei; er nimmt viel-
mehr an, daß Haukr die Kristni saga, welche in der Hauksbök nur
einen mit der Landnäma verbundenen Abschnitt bilde, aus der Land-
nämabök des Styrmir Kärason bezogen habe, die er ja nachweisbar
benützte, daß aber auch Styrmir nicht deren Verfasser gewesen sei,
welchen man vielmehr in einem Manne aus dem Schlüsse des 12. Jahr-
hunderts, vielleicht dem Mönche Oddr Snorrason von ringeyrar, zu
suchen habe, der dabei Aris Islendingabök als Vorbild benützt und
mehrfach abgeschrieben habe. Während N. M. Petersen in seiner
altnordischen Litteraturgeschichte (Annaler for nordisk Oldkyndighed
og Historie, 1861) S. 206 sich gegen die Verfasserschaft Aris aus-
sprach und insbesondere hervorhob, daß der Stil der Sage und deren
Lust am Sammeln von Legenden keineswegs auf ihn hindeute, er-
klärte sich R. Keyser (Efterladte Skrifter I, S. 467 und 491—492,
1866) nicht nur sehr entschieden gegen die ältere Annahme, daß
Haukr deren Verfasser sei, sondern er meinte auch, daß deren erster
Entwurf mit großer Wahrscheinlichkeit dem Ari beigelegt werden
könne, während die Sage die Gestalt, in welcher sie uns vorliege,
allerdings erst etwas später, aber doch jedenfalls noch vor dem Jahre
1200 erlangt habe. Ich selber hatte mich zunächst in meiner aka-
demischen Abhandlung „Über die Ausdrücke altnordische, altnorwegi-
sche und isländische Sprache" (1867, S. 495 und 681, Anm. 39, vgl.
S. 565, Anm. 19) wesentlich an Gudbrand Vigfüsson's Äußerungen
angeschlossen und nur noch darauf aufmerksam gemacht, daß be-
stimmte Spuren darauf hinzudeuten scheinen, daß ein lateinisches
Original bei der Abfassung der Sage gedient habe; im Bande XV
der Germania, S. 298 und 318 aber (1870) wies ich sehr bestimmt
auf deren Zusammenhang mit der älteren Islendingabök Aris hin,
ohne den Punkt doch weiter zu verfolgen. Wenig später (1873) ließ
ÜBER ARI FRODI UND SEINE SCHRIFTEN. 87
auch G. Storni (Snorre's Historieskrivning S. 50) die Kristni saga
zwischen den Jahren 1190 und 1200 aus einem Theile der Islbk. be-
arbeitet und zu einer eigenen Sage erweitert werden, und wenig später
(1877) erklärte E. Sars (Udsigt over den norske Historie II, S. 314)
für feststehend, daß dieselbe an Ari's kurze Aufzeichnungen über die
Einführung des Christenthums auf Island und über die ersten islän-
dischen Bischöfe sich angeknüpft habe. Im Jahre 1878 aber kam
zunächst Gudbrandr Vigfüsson in den Prolegomena zur Sturl-
ünga S. XXXIV nochmals auf die Frage zurück und sprach sich
dabei nochmals dahin aus, daß die Kristni saga in der Hauksbök nur
ein Appendix zur Landnama zu sein scheine. In der Päls biskups
saga werde ferner ein Stück von ihr auf Aris Namen angeführt, nach
dessen Stil und Methode die Sage auch durchaus abgefaßt sei; ihm
dürfe sie darum entschieden zugesprochen werden , wenn auch die
verändernde Hand eines späteren Bearbeiters, vielleicht des Mönches
Oddr, nicht zu verkennen sei. Sodann aber veröffentlichte ziemlich
gleichzeitig Oscar Brenner seine oben angeführte Schrift, in wel-
cher er im Einzelnen die Quellen der Kristni saga nachzuweisen suchte.
Er glaubt zunächst das 14. und letzte Capitel derselben von den 13
vorangehenden scheiden zu müssen, welche letzteren allein die eigent-
liche Kristni saga bilden. Diese sei von Anfang an eine Fortsetzung
der Landnama und ursprünglich mit ihr ein Bestandtheil von Aris
älterer Islendingabök gewesen; uns aber sei sie nicht mehr in der-
selben Form erhalten, welche ihr Ari in dieser gegeben hatte. Ins-
besondere seien die beiden Hälften, in welche die Sage sichtlich
zerfalle, nämlich die Geschichte der Bekehrung Islands während der
Jahre 981 — 1000 (cap. 1 — 11) und die Geschichte seiner ersten ein-
heimischen Bischöfe in den Jahren 1056 — 1118 (Cap. 12 — 13) ursprüng-
lich nicht zu einem für sich abgeschlossenen Ganzen verbunden,
sondern noch durch eingestreute Stücke der politischen Geschichte
von einander getrennt gewesen. Erst später sei die nunmehrige Kristni
saga aus der älteren Islbk. herausgeschält worden, wahrscheinlich
von demselben Manne, welcher aus dieser auch eine Landnamabok
heraus arbeitete und im Zusammenhange mit dieser. Die politische
Geschichte, für welche durch die jüngere Islbk. bereits genügend ge-
sorgt war, sei dabei bei Seite gelassen, dagegen aber der aus dem
älteren Werke Aris entnommene Stoff durch anderweitige Nachrichten
erweitert, und was die Kristni saga betrifft, auch nach chronologischen
Gesichtspunkten neu geordnet worden. „Wie die KS. jetzt mit der
Ldn. verbunden ist, gibt das Ganze ein eigenthümlich unvollkommenes
88 K. MAURER
Werk, wie es von Anfang an unmöglich planmäßig componiert sein
kann; nur in der Entstehung des Werkes findet es seine Rechtferti-
gung, wenn von der Geschichte Islands nur die Besiedlung, welche
mit dem Christenthurn nichts zu thun hat, die Bekehrung und die
bischöfliche Regierung, welche von der Besiedlung unabhängig und
zeitlich getrennt ist, hier verbunden erscheinen" (S. 156). Das Maß
der neuen Zuthaten, welche der aus der älteren Islbk. entnommene
Kern dabei erhielt, lasse sich ebensowenig mit Sicherheit bestimmen
als deren Quelle; möglich, daß der Mönch Gunnlaugr Leifsson von
fingeyrar, welcher nach den Annalen im Jahre 1218 oder 1219 starb,
bei der Umarbeitung benützt wurde, kaum der etwas ältere Mönch
desselben Klosters Oddr Snorrason. Jedenfalls werden aber mehr-
fache Überarbeitungen der Sage angenommen werden müssen, bei
denen nicht an Oddr, eher dagegen an Gunnlaugr oder Styrmir zu
denken erlaubt sei; eine solche Überarbeitung müsse noch zur Zeit
des Bischofs Botolfr von Hölar (1238 — 1246) stattgefunden haben, auf
welchen einmal in der Sage Bezug genommen wird. Das 14. Capitel
aber, welches ursprünglich nicht zu der Sage gehörte, sei erst bei
der letzten oder vorletzten Überarbeitung derselben an sie ganz oder
theilweise angestoßen, jedenfalls aber sehr stark bearbeitet worden.
Die Angaben, welche dasselbe über das Geschlecht des Haflidi Marsson
bringt, sollen auf die Sturlunger verweisen, und da feststeht, daß
Sturla rördarson einerseits die Sturlünga, andererseits aber auch eine
Bearbeitung der Landnäma verfaßt hat, welche für die Hauksbök
benützt wurde, vermuthet Brenner, daß gerade er die Kristni saga,
welche ja nur eine Fortsetzung der Landnäma bildete, mit jenen Zu-
sätzen bereichert habe; er habe wohl aus der Landnäma eine große
Islendinga saga machen wollen, hinterher aber sich in seiner Arbeit
unterbrochen, und später die jüngere Zeit in einem besonderen Werke,
der Sturlünga nämlich, bearbeitet. Die Kristni saga, an welcher er
vielleicht auch Einzelnes geändert habe, habe er aber wohl schon als
solche vorgefunden, so daß also schon vor ihm der in sie übergegan-
gene kirchengeschichtliche Stoff aus seiner ursprünglichen Verbindung
mit der Aufzählung der Gesetzsprecher und anderen weltlichen Ereig-
nissen herausgelöst gewesen sei; möglicherweise habe schon die Land-
närnabök Styrmirs eine ähnlich gestaltete Kristni saga enthalten. Ich
bemerke endlich noch, daß C. Rosenberg (ang. O. II, S. 238 — 239)
sich auf die Angabe beschränkt, die Kristni saga, welche er in den
Jahren 1190 — 1200 entstanden sein läßt, sei „in Aris Geist, mit seiner
Verlässigkeit und Klarheit, aber ausführlicher und im Sagenstile" ge-
ÜBER ARI FRODI UND SEINE SCHRIFTEN. 89
schrieben, wogegen 0. Mogk (ang. 0. II, S. 124) sie als „ein compila-
torisches Werk, vor der Mitte des 13. Jahrhunderts von unbekanntem
Verfasser niedergeschrieben" bezeichnet, „dessen beste und haupt-
sächlichste Quelle Aris ausführliche Islendingabök war". — Meines
Erachtens dürften nun die Ergebnisse Brenners im Wesentlichen stich-
haltig sein, wenn auch im Einzelnen Manches an ihnen auszusetzen
sein mag. Vor Allem glaube ich als feststehend betrachten zu können,
daß die Kristni saga lediglich als eine Fortsetzung der Landnamabök
anzusehen sei. Sie folgt in der Hauksbök, welche sie uns allein auf-
bewahrt hat, unmittelbar auf diese. Allerdings gibt die von Jon
Erlendsson um die Mitte des 17. Jahrhunderts von deren Landnamabok
und Kristni saga genommene Abschrift nach Kr. Kälunds Zeugniß
(Katalog over den Arnamagna^anske Händskriftsamling I, S. 71, 1889)
der letzteren die Überschrift: „Her hefur Kristni sögu" wie sie in
den Biskupa sögur steht, und damit dürfte der von Brenner S. 1 — 2
erhobene Zweifel, ob die Hauksbök überhaupt einen Titel enthalten
habe, wohl beseitigt sein; daß aber der folgenden Kirchengeschichte
der Insel damit irgend welche Selbständigkeit gegenüber der voran-
gehenden Geschichte ihrer Besiedelung eingeräumt werden wollte, wird
hiedurch ebensowenig bewiesen, als ein solcher Schluß aus den an-
deren da und dort vorkommenden Capitelüberschriften gezogen werden
darf, und der Anfang jener Geschichte: „Nu hefr }>at, hversu kristni
kom ä Island", schließt jede Möglichkeit aus, daß mit diesen Worten
ein neues Werk eingeführt werden wollte. Dazu kommt noch ein
weiterer Umstand, welchem ebenfalls Gudbrandr Vigfüsson sowohl als
Brenner bereits das gebührende Gewicht beigelegt haben. Am Schlüsse
der Landnäma bringt die Hauksbök ein nach den vier Landesvierteln
geordnetes Verzeichniß der hervorragendsten Einwanderer, während
die anderen Redactionen, was auf dasselbe hinausläuft, entsprechende
Verzeichnisse je am Schlüsse jedes einzelnen Buches geben und so-
mit an dieser Stelle nur die dem Südlande angehörigen Namen nennen.
Auf dieses Verzeichniß lassen sodann die sämmtlichen Redactionen
die Notiz folgen, daß Island innerhalb der Zeit von 60 Jahren seine
volle Bevölkerung erhalten habe, und schließen hieran ein Verzeichniß
der mächtigsten Häuptlinge des Landes an, welche beim Ablauf dieser
sechzigjährigen Frist lebten. Hierauf folgt sodann noch , und zwar
wiederum in allen Redactionen, ein Verzeichniß derjenigen unter den
ersten Einwanderern, welche die Taufe empfangen hatten, und erst
nach diesem letzteren Verzeichnisse beginnt dann in der Hauksbök
unsere Kristni saga mit den oben angeführten Eingangsworten. Man
90 K. MAURER
sieht, wie hier Alles in einander greift. In ihrem Prologe gedenkt
die Landnuma der Papar, d. h. der wenigen irischen Christen, welche
vor den Nordleuten im Lande gewohnt hatten und vor diesen geflohen
waren; dann schildert sie die Entdeckung der Insel durch die Nord-
leute und deren Einwanderung dahin, und nennt am Schlüsse dieser
ausführlichen Schilderung die vereinzelten Christen, welche sich unter
den nordischen Einwanderern befunden hatten; hierauf aber setzt die
Kristni saga ein, mit der Mission des ]?orvaldr victförli und des deut-
schen Bischofs Friedrich beginnend, dann zu der Mission des Stefnir
forgilsson und zu der des deutschen Priesters Dankbrand fortgehend,
auf welche sodann die endgiltige Bekehrung des Landes durch Gizurr
hinn hviti und Hjalti Skeggjason folgt. Alles ist hier glatt, wenn wir
annehmen , daß die Landnäma und die Kristni saga von Anfang an
ein zusammenhängendes Ganzes bildeten; lassen wir dagegen diese
Voraussetzung fallen und nehmen wir an, daß beide unabhängig von
einander entstanden und nur hinterher zufällig in einer und derselben
Hs. hinter einander zu stehen kamen, so versteht man weder, wie
eine Geschichte der Besiedelung der Insel dazu kam, von deren christ-
licher Vorbevölkerung und den Einwanderern christlichen Glaubens
zu sprechen, noch auch wie eine Geschichte der christlichen Kirche
des Landes es unterlassen konnte, dieser und jener zu gedenken.
Ebenso entspricht das Verzeichniß der angesehensten Häuptlinge im
Lande zur Zeit der ersten Mission, welches die Kristni saga cap. 1,
S. 4 gibt, allzu auffällig den beiden am Schlüsse der Landnäma ste-
henden Verzeichnissen, als daß man diese Übereinstimmung als eine
zufällige gelten lassen könnte. Freilich läßt sich gegen die Ursprüng-
lichkeit der Verbindung der Kristni saga mit der Landnäma einwenden,
daß diese eben nur in der Hauksbök besteht, aber nicht in den beiden
anderen Redactionen dieser letzteren ; indessen dürfte dieser Einwand
doch nur wenig Gewicht haben, da sich zwar leicht begreift, wie ein
Überarbeiter sich durch die innerliche Unzusammengehörigkeit beider
Stücke zu einer Trennung derselben von einander bestimmen lassen
konnte, dagegen aber kaum abzusehen ist, was einen solchen zu einer
Verbindung beider bestimmt haben sollte, wenn er beide getrennt vor-
gefunden hätte. Hieng aber die Kristni saga von Anfang an mit der
Landnäma zusammen, so konnte es nur die ältere Islbk. sein, auf
welcher die Verbindung beider beruhte, wie denn auch das Zurück-
gehen auf diese noch eine weitere Absonderlichkeit der Kristni saga
erklärt, welche Brenner sehr richtig erkannt hat. Der Inhalt derselben
zerfällt nämlich in der That in zwei um ein halbes Jahrhundert aus-
ÜBER ARI FRODI UND SEINE SCHRIFTEN. J)l
einander liegende Theile , nämlich einerseits die Geschichte der Be-
kehrung Islands, und; andererseits die Geschichte der beiden ersten
einheimischen Bischöfe der Insel. Wer sich von Vornherein vornahm,
eine Kirchengeschichte des Landes zu schreiben, konnte unmöglich
die lange zwischen beiden Theilen in Mitte liegende Zwischenzeit
einfach überspringen, während deren sich, wie Brenner S. 14 treffend
bemerkt, zwar keine besonders augenfällige kirchengeschichtliche Be-
gebenheiten ereignet hatten, aber doch Mancherlei vorgegangen war,
was ein Kirchenhistoriker ex professo nicht umgehen konnte, wie
z. B. der Bau von Kirchen und die Ausbildung des Laienpatronates,
die gesetzliche Beseitigung der Anfangs noch geduldeten Reste des
Heidenthumes, oder das Wirken ausländischer Bischöfe auf der Insel,
sammt den dadurch veranlaßten Mißständen. Begreiflich wird die
Sache dagegen, sowie wir annehmen, daß unsere Kristni saga ur-
sprünglich gleichwie die Landnäma nur ein Bestandtheil eines größeren
Ganzen gewesen und erst hinterher aus diesem herausgelöst wor-
den sei; daß ferner dieses größere Ganze nichts Anderes als die
ältere Islbk. Aris gewesen sei. Im Prologe der Heimskringla wird
von Ari gerade in Bezug auf dieses sein älteres Werk gesagt : „ritadi
hann mest i upphafi sinnar bökar um Islands bygd ok lagasetning,
sidan frä lögsögumönnum hversu lengi hverr hafdi sagt, ok hafdi
äratal fyrst til pess er kristni kom ä Island, en sidan alt til sinna
dagau. Damit ist gesagt, daß dieses Werk mit der Geschichte der
Entdeckung und Besiedelung Islands, also gerade mit dem begonnen
hatte, was den Inhalt unserer Landnäma bildet, worauf dann die
Geschichte der isländischen Gesetzgebung und das Verzeichniß der
Gesetzsprecher folgte; für jeden von diesen war dabei die Dauer seiner
Amtsführung angegeben gewesen, und damit zugleich die Chrono-
logie bis zu dem Zeitpunkte herab festgestellt worden, in welchem
das Christenthum auf der Insel eingeführt worden war. Natürlich
hatte Ari auch dessen Einführung sowie die ihr vorangehenden frü-
heren Missionsversuche besprochen, obwohl dieses der Prolog nicht
ausdrücklich sagt; bei ihr scheint er aber einen Halt gemacht, und
dann vom Jahre 1000 ab wieder die weltliche und kirchliche Ge-
schichte der Insel in chronologischer Reihenfolge bis zu seiner eigenen
Lebenszeit herab fortgesetzt zu haben, natürlich auch wieder auf
das Verzeichniß der Gesetzsprecher und ihrer Amtsjahre sich stützend.
Ganz dieselbe Anordnung liegt ferner auch noch unserer jüngeren
Islbk. zu Grunde, nur daß hier die settartala, also das was unserer
Landnäma entspricht, so gut wie ganz beseitigt ist, und vielleicht
92 K. MAURER
auch manche Nachrichten über die weltliche Geschichte zusammen-
hängend vorgetragen werden, welche in dem älteren Werke noch im
Zusammenhange mit der settartala zerstreut erzählt worden waren.
Deren erstes Capitel handelt nach dem vorangehenden Inhaltsver-
zeichnisse „frä Islanz byg])", und erzählt die erste Niederlassung auf
der Insel; dabei fehlt zwar die Geschichte der Entdeckung des Landes,
wie sie die Landnama gibt, aber der Papar wird ebenso gedacht
wie in dieser, und nicht minder des reichen Waldwuchses zwischen
Berg und Strand (vgl. Landn. I, Cap. 1, S. 28). Das zweite Capitel
handelt sodann „frä landnämsmönnum oc laga setning", nennt aber
in der ersteren Richtung nur je einen Einwanderer aus jedem Landes-
viertel; es entsprechen also Cap. 1 u. 2 dem Inhalte unserer Land-
nama, nur daß dieser Inhalt in der jüngeren Islbk. zufolge des Strei-
chens der settartala sehr wesentlich reduciert, in unserer Landnama
durch spätere Überarbeitungen umgekehrt sehr erheblich bereichert
wurde. Im dritten Capitel „frä al])ingis setning" wird ferner die schon
im zweiten Capitel begonnene Geschichte der Errichtung des All-
dinges und der Einführung des Ülfljotslög zu Ende gebracht; an dessen
Schluß steht aber, ganz wie am Schlüsse der Landnama, die Bemer-
kung, daß Island binnen 60 Jahren seine volle Bevölkerung erlangt
habe, und daß mit Abiauf dieser Frist, welcher mit der Einführung
der Ülfljotslög zusammenfiel, der Gesetzsprecher Hrafn Hsengsson sein
Amt angetreten habe. Damit beginnt das Verzeichniß der Gesetz-
sprache, welches sich, vermischt mit Angaben über die Gesetzgebung
der Insel, in Cap. 4 u. 5 fortsetzt. In Cap. 6 folgt sodann ein Bericht
über die Entdeckung und Besiedelung Grönlands, welcher in der
Landn. II, Cap. 14, S. 105 — 106 eine Parallele hat, für welche die
Hauksbök den Ari ausdrücklich als Gewährsmann nennt, und weiter-
hin in Cap. 7, unter der Überschrift „frä ])vi es cristni com ä Island",
die Bekehrungsgeschichte des Landes bis zur gesetzlichen Einführung
des Christenthumes einschließlich. Nun bringt Cap. 8 zunächst die
Namen der wirklichen oder angeblichen fremden Bischöfe, welche auf
der Insel wirkten, sowie die Fortsetzung des Verzeichnisses der Gesetz-
sprecher bis zum Jahre 1062 herab , an welches sich wieder einzelne
Angaben über die Gesetzgebung anschließen; dann aber folgt in Cap. 9
die Geschichte B. Isleifs und in Cap. 10 die Geschichte B. Gizurs,
in welche hier wie dort das Verzeichniß der mit Beiden gleichzeitigen
Gesetzsprecher, sowie die Erwähnung der gleichzeitigen legislativen
und sonstigen Vorgänge verflochten wird. Mit Bischof Gizurs Tod
(1118) schlieft das Werk, doch so, daß in den chronologischen An-
ÜBER ARI FRODI UND SEINE SCHRIFTEN. 93
gaben noch bis zum Jahre 1120 herabgegangen und auch die Reihe
der Gesetzsprecher bis zum Jahre 1134 herabgeführt wird. Man sieht,
wenn man die auf das Verzeichniß der Gesetzsprecher und auf die
weltlichen Gesetzgebungsarbeiten bezüglichen Angaben aus der jün-
geren Islbk. streicht, schließt sich auch in ihr das, was dem Inhalte
unserer Landnama entspricht, unmittelbar an die Bekehrungsgeschichte
der Insel, wie sie der erste Theil der Kristni s. bringt, und an diese
wieder ebenso unmittelbar die Geschichte der beiden ersten ein-
heimischen Landesbischöfe, welche deren zweiter Theil enthält, und
die Hauksbok umfaßt somit in ihrer Landnama und Kristni s. in der
ursprünglichen Reihenfolge, nur freilich durch anderweitig gesammelten
Stoff sehr erweitert, den gesammten Inhalt der älteren Islbk., soweit
derselbe nicht vorher schon aus dieser herausgenommen und zu der
jüngeren Islbk. verarbeitet worden war. Daß auch in die letztere der
kürzere Abriß der Geschichte der Besiedelung sowohl als der Bekeh-
rung Islands, sowie der Geschichte der ersten Bischöfe aufgenommen
werden mußte , und daß somit Landnama und Kristni s. einen Theil
ihres Inhaltes immerhin mit der jüngeren Islbk. gemein haben mußten,
versteht sich von selbst, da diese letztere einen Überblick über die
gesammte Geschichte der Insel bringen wollte. Eher könnte auffallen,
daß die fremden Bischöfe, welche diese letztere in ihrem Cap. 8 nennt?
mit Ausnahme B. Friedrichs in der Kristni s. nicht genannt werden und
selbst deren Existenz nur einmal ganz im Vorübergehen in deren Cap. 12,
S. 27 erwähnt wird; indessen erklärt sich auch dies, wenn wir be-
rücksichtigen, wie wenig Thatsächliehes von ihnen im Grunde bekannt
war. Aber noch ein weiterer Beweis für die Herkunft der Kristni s.
aus der älteren Islbk. läßt sich erbringen. Gudbrandr Vigfüsson hat,
wie schon vor ihm Finnr Magnüsson (Grönlands historiske Mindes-
mserker I, S. 40—41) gethan hatte, darauf aufmerksam gemacht, daß
in der Pals bps. s. Cap. 18, S. 145 auf einen Bericht des „Ari prestr
hinn frodi" über die schweren Naturereignisse Bezug genommen wurde,
welche den Tod B. Gizurs begleiteten; damit ist zweifellos auf Cap. 14
der Kristni s. hingedeutet, welches auch ziemlich unverändert in den
Anhang der Skardsärbok S. 328 — 331 übergegangen ist, und muß
demnach diese Angabe wenigstens aus der älteren Islbk. geflossen
sein, da sie sich in der jüngeren nicht findet. Beiläufig bemerkt, ist
damit auch Brenners Ansicht, daß dieses Cap. 14 der Kristni s. erst
später beigefügt worden sei, wenigstens in Bezug auf einen Theil des-
selben widerlegt; aber auch das Verzeichniß der mächtigsten Häupt-
linge Islands um das Jahr 1118, welches das Capitel bringt, möchte
94 K. MAURER
ich im Hinblick auf die oben besprochenen ähnlichen Verzeichnisse
der Landmtma und der Kristni s. in ihrem ersten Capitel dem Ari
zusprechen, und nicht minder die Angabe über das große Sterben
des Jahres 1120, wegen der Bezugnahme auf eine mündliche Äuße-
rung des Saemundr frodi. In der Kristni s. Cap. 13, S. 29 wird „Ari
hinn frodi" unter den angesehenen Männern genannt, welche von
B. Gizurr die Priesterweihe empfingen, in Cap. 12, S. 26 aber als
„Ari hinn gamli", und S. 27 als „Ari hinn frodi" in Bezug ge-
nommen, und 'zwar an der letzteren Stelle mit dem Beisatze: „er
flest hefir sagt frä pessum tidindum er her eru ritud". Damit ist be-
stätigt, daß Ari eine Quelle und zwar eine Hauptquelle der Kristni s.
war, aber freilich auch gesagt, daß diese neben ihm auch noch aus
anderen Quellen geschöpft und ihre dermalige Gestalt nicht von Ari
erhalten hat. Hinsichtlich der kaum mit Sicherheit zu lösenden Frage,
welche Quellen neben Aris älterem Werke etwa noch für die Kristni s.
benützt worden sein könnten , verweise ich auf Brenners sorgfältige
Untersuchung; bezüglich der Zeit aber, in welcher die Überarbeitung
oder die Überarbeitungen des ersteren Werkes vorgenommen wurden,
bemerke ich nur noch Folgendes. G. Storm (ang. O., S. 50) beruft
sich für die Annahme, daß die Kristni s. in den Jahren 1190 — 1200
entstanden sei, darauf, daß dieselbe noch nichts von der Heilig-
sprechung B. J6n Ogmundarsons wisse und andererseits nur ein Werk
über die Geschichte K. Olaf Tryggvasons kenne, nämlich das vom
Mönch Oddr verfaßte, und daß sie einmal den Ari als „hinn gamli"
bezeichne, was, wie schon Gudbrandr Vigfüsson betont hatte, nur
während der Lebenszeit oder kurz nach dem Tode seines Enkels,
Ari hinn sterki, rorgilsson (f 1188) üblich gewesen sein könne.
Aber wenn zwar das in Cap. 6, S. 9 gegebene Citat einer Lebens-
beschreibung K. Olafs auf die von Oddr Snorrason verfaßte, und nur
auf sie paßt, so folgt doch daraus nicht, daß dessen Urheber nicht
etwa auch noch andere Lebensbeschreibungen desselben Königs kannte,
und wenn in Cap. 13, S. 29 und Cap, 14, S. 31 B. Jon genannt wird,
ohne als Heiliger bezeichnet zu werden, so wird er dafür in Cap. 12,
S. 27 als „Jon Ogmundarson hinn hcelgi" erwähnt, wie ja auch die
Bezeichnung Aris als „hinn gamli" und „hinn frodi" abwechselt; man
könnte nur etwa an eine doppelte Bearbeitung denken, deren erste
vor 1200 und deren zweite nach diesem Jahre stattgefunden hätte.
Keinen Werth vermag' ich den Bezeichnungen „nanari en priiija broedra,
ok firnari en nesta br<oedra" in Cap. 6, S. 10 — 11 beizumessen, auf
welche man wohl auch Gewicht legen wollte; sie werden noch in den
ÜBER AM FRODI UND SEINE SCHRIFTEN. 95
Rechtsbüchern des 13. Jahrhunderts ganz regelmäßig gebraucht, und
konnten darum auch in Geschichtsquellen des 13. ebensogut wie des
12. Jhdts. neben den kirchlichen Bezeichnungen der Verwandtschafts-
grade benützt werden. Dagegen scheint der Umstand, daß ebenda
gelegentlich der Anklage, welche vier Söhne des Üsvifr hinn spaki
gegen Stefnir rorgilsson wegen Gotteslästerung erhoben, deren Bruder
Üspakr ausdrücklich als nicht betheiligt bezeichnet wird, allerdings
darauf hinweisen, daß diese Stelle um die Zeit Erzb. Eysteins (1160
bis 1188) geschrieben sein möge, welcher im vierten Grade des Manns-
stammes von eben diesem Üspakr abstammte (vgl. Heimskr. Haralds s,
hardräda Cap. 9, S. 552 und Cap. 38, S. 575). Man könnte hiernach
immerhin vermuthen, daß in dieser Zeit etwa oder wenig später die
erste Bearbeitung der Kristni s. als eines Anhanges der Landnäma
erfolgt sein möge, ohne daß sich doch bestimmen ließe, welchen Um-
fanges diese Bearbeitung gewesen sei. Nimmt man an, was mir Brenner
wahrscheinlich gemacht zu haben scheint, daß für unsere Kristni s.
eine Schrift des Mönches Gunnlaugr Leifsson benützt worden sei,
so hätte man eine zweite Bearbeitung in der ersten Hälfte des 13. Jhdts.
anzunehmen , als deren Verfasser der Prior Styrmir gelten könnte ;
wir wissen ja, daß Herr Haukr neben einer Landnämabök des Sturla
rordarson noch eine solche von Styrmir benützte, und da in der
ersteren, die uns erhalten ist, die Kristni s. nicht enthalten war. muß
er sie wohl aus der zweiten entlehnt haben, wie denn auch eine Über-
arbeitung derselben mit Styrmirs geistlichem Charakter und allem
dem recht wohl stimmt, was wir von seiner sonstigen Schriftstellerei
wissen. Endlich zeigt die Bemerkung in Cap. 3, S. 7, daß die Kirche
in As bis in die Zeit hinein, da Bötolfr Bischof in Hölar war, ge-
standen sei, ohne einer erheblichen Reparatur zu bedürfen, daß auch
noch nach dieser Zeit eine weitere Überarbeitung der Sage statt-
gefunden hat, möge man sich im Übrigen diese Bemerkung zurecht
legen wie man wolle (vgl. Brenner S. 17 u. 50 — 51); mag sein, daß
Haukr selbst diese letzte Überarbeitung vornahm, jedenfalls haben
mich Brenners Auseinandersetzungen über Cap. 14 nicht davon zu
überzeugen vermocht, daß Sturla sich irgendwie mit der Kristni s.
beschäftigt habe. Was aber den Gebrauch lateinischer Worte in dieser
betrifft, so dürfte zu unterscheiden sein. Wenn diese ein paarmal
„Jesum Christum" nennt (Cap. 5, S. 9; Cap. 11, S. 23) so beweist
dies nichts, da der Name des Heilands auch im Volksmunde in latei-
nischer Wrortfassung üblich gewesen sein mag, und dasselbe ist auch
von den Papstnamen „Leo nonus" und „Gregorius septimus" in Cap. 12,
96 LITTERATUR: R. BECHSTEIN, L. WIRTH, DIE OSTER- U. PASS.-SPIELE etc.
S. 27 zu sagen; wird doch auch in der jüngeren Islbk. Cap. 9, S. 14
„Leo septimus" und Cap. 10, S. 17 „Gregorius septimus", „Päschalis
secundus" und „Arnaldus patriarcha" genannt. Auch die wiederholte
römische Datierungsweise, wie „IV. idus septembris" in Cap 12, S. 25,
„III. nonas Iulii" in Cap. 12, S. 27, „V. Kalend. Iunii", in Cap. 13,
S. 30 und „IX. Kai. Maji" in Cap. 14, S. 31 ist nicht schlechthin be-
weisend, da die so bezeichneten Todestage K. Olaf Tryggvasons,
dann der Bischöfe Isleifr, Gizurr und Jon ganz wohl aus kirchlichen
Nekrologien entnommen sein konnten. Bedenklicher sind aber Namens-
formen wie „Albertus biskup af Brimum", „sun Vilbaldus greifa af
Brimum", „Hugbertus biskup af Kantaraborg", „Albertus brodor sin-
um", „gaf Hugbertus Alberto gjafir" (sämmtlich in Cap. 5, S. 8).
dann „Rtizia" und „at kirkju Jöhanis baptiste" (beide in Cap. 12.
S. 25) ; sie werden wohl nur durch die Annahme erklärt werden können,
daß gerade hier ein lateinisches Original benützt worden sei, und
konnte dies hier wie dort die lateinisch geschriebene Lebensbeschrei-
bung K. Olaf Tryggvasons des Benedictinermönches Gunnlaugr Leifs-
son gewesen sein. Von ihm, dem wir ja auch eine „Merlinus spa" ver-
danken, mag auch der merkwürdige Ausdruck herrühren ; „baud bäng-
brandi ä pataldr" (Cap. 5, S. 9), der, dem franzözischen „bataille"
entsprechend, sonst nirgends im Isländischen nachweisbar ist, und
im lateinischen „batalia" sein Vorbild findet.
MÜNCHEN, den 13. Januar 1891. KARL MAURER.
LITTERATUR,
Ludwig Wirth, Die Oster- und Passionsspiele bis zum XVI. Jahrhundert.
Beitrüge zur Geschichte des deutschen Dramas. Halle a. S. 1889. VIII
und 351 Seiten gr. 8.
Als Vorläufer dieses Werkes erschien des Verfassers Inaugural-Disser-
tation zur Erlangung der Doctorwürde bei der philosophischen Fakultät der
Universität Leipzig „Der Stil der Oster- und Passionsspiele bis zum 15. Jahr-
hundert incl." (Halle 1888.) Gleich auf der ersten Seite in der Anmerkung
war gesagt, dass diese Dissertation den letzten Abschnitt einer größeren
Arbeit über die Oster- und Passionsspiele bis zum 15. Jahrhundert inclus.
bilde. Die treffliche kleine Schrift machte auf die in Aussicht gestellte
größere Arbeit gespannt, die auch nicht lange auf sich warten ließ.
Wirth behandelt nicht sämmtliche deutsche Dramen des Mittelalters
wie Ernst Wilken in seiner bekannten Geschichte der geistlichen Spiele,
beschränkt sich aber auch nicht auf eine einzige Gattung wie Anton Schön-
LITTERATUK: R. BECKSTEIN, L. WIRTH, DIE OSTER- ü. PASS.-SPIELE etc. 97
bach in seinen Marienklagen. Er bietet uns eine umfassende Monographie,
indem er neben den älteren Osterspielen zugleich auch die Passionsspiele,
die aus den Osterspielen erwachsen sind, in's Auge faßt. So trägt sein Werk
denselben Titel wie Milchsacks großes, noch unvollendetes Unternehmen.
Der Verfasser will in seiner Untersuchung die Entstehung und Ent-
wickelung der Oster- und Passionsspiele bis zu der Zeit darlegen, wo die
älteren Entwickelungsformen abgeschlossen sind und durch Einführung des
Gelehrtendramas neue Bahnen eingeschlagen werden. Sein Werk fußt auf
den Untersuchungen von Milchsack und Lange über die lateinischen Oster-
feiern und möchte als deren Fortsetzung gelten. Es beginnt daher auch mit
einer gedrängten Einleitung über die Osterfeiern, in der namentlich die drei
verschiedenen Stufen, wie sie Lange festgestellt hat, dargelegt werden. Aus
der dritten Stufe entwickeln sich dann die eigentlichen Osterspiele. Leider
besitzen wir nur ein einziges Beispiel aus ganz alter Zeit, das sog. Myste-
rium von Tours; das sog. Klosterneuburger Osterspiel aus dem 13. Jahr-
hundert ist vor seiner Veröffentlichung wieder verloren gegangen.
In den jüngeren Überlieferungen ist gleichwohl auch die Entstehung
aus den alten Elementen wahrzunehmen. Im Anschluß an Lange sucht nun
auch Wirth verschiedene Gruppen der vorhandenen Osterspiele zu gewinnen.
Es ergeben sich ihm zwei, nicht, wie man vielleicht vermuthen könnte, drei
Gruppen. Die Spiele der ersten Gruppe, zu denen er den den Übergang
bildenden Trierer ludus , sowie das Wolfenbütteler und Erlauer III. Oster-
spiel rechnet, enthalten zwar noch die alten Bestandtheile der ehemaligen
Osterfeiern, sind aber doch schon vielfach erweitert, mit weltlichen, humo-
ristischen, possenhaften und satirischen Elementen verwoben. Zu den aber-
mals erweiterten Osterspielen der zweiten Gruppe gehören nun die zahlreichen
andern Stücke, welche die auf die Grablegung folgenden Scenen und nament-
lich die Darstellung der Höllenfahrt enthalten. Zu ihnen gehört auch das
von Bartsch herausgegebene Spiel aus Muri, welches Bartsch mit Unrecht
als das älteste Passionsspiel bezeichnete. Es ist lediglich ein Osterspiel.
Umgekehrt ist das von Haupt in Wagner's Archiv herausgegebene Spiel
manchmal als Osterspiel angenommen worden, während es zu den Passions-
spielen zu rechnen ist.
Es ist das Verdienst von Wirth's Monographie, daß in ihr diese beiden
Gattungen scharf von einander gesondert werden. Die Passionsspiele, eben-
falls wie die Osterspiele erst lateinisch , dann lateinisch-deutsch , schließlich
ganz deutsch , wollen nicht ein einzelnes Ereigniß aus dem Leben Christi
darstellen, schließen sich also nicht an ein bestimmtes kirchliches Fest an
wie die Osterfeiern und Osterspiele, sondern sie wollen alle wichtigen Er-
eignisse aus dem Leben und Wirken des Heilands in dramatischer Form zur
Anschauung bringen. Daß in ihnen die Passion vorzugsweise behandelt wurde,
lag nahe.
Nun gibt es aber auch Spiele , die Passions- und Osterspiele zugleich
sind. Diese finden bei Wirth keine theoretisch gesonderte Betrachtung, was
eigentlich zu verwundern ist. Wilken hatte für sie den Namen „Passions-
Osterspiele" gewählt, der mir recht treffend zu sein scheint.
Bei Wirth sind die Osterspiele als die ältere Gattung auch als die
literar-historiseh wichtigere aufgefaßt. Darum widmet er auch ihrer Grund-
GERMANIA. Nene Reihe XXIV. (XXXVI.) Jahrg. 7
L1TTERATUR: R. BECKSTEIN, L. WIRTH, DIE OSTER- U. PASS.-SPIELE etc.
läge und ihren Quellen eine sehr ausgedehnte Betrachtung, während den
Passionsspielen gleiche Ausführlichkeit nicht zu Theil wird. Zu jener Be-
trachtung wird ganz im Einklang mit Milchsack's Auffassung, daß die Spiele
zum großen Theile aus epischen Darstellungen schöpfen, die geistlicne Er-
zählungsliteratur wie Urstende, Martina, Passional u. a. zum Nachweise heran-
gezogen. Daneben werden in überaus sorgsamer Weise auch aus der Lyrik
die Parallelstellen gegeben. Besonders wichtig aber erscheint in diesem
Capitel die zwar schon beobachtete, vorher aber noch niemals in so augen-
fälliger Weise dargestellte Übereinstimmung der Spiele untereinander hin-
sichtlich des Ausdrucks und des Wortlautes.
Das folgende (5.) Capitel faßt das „Verhältniß der einzelnen Spiele zu
einander und besondere Quellen" in's Auge. Dazu gehört der „Anhang"
(S. 235 — 343), der die mit wahrem Bienenfleiß gesammelten „Belege zu
den geistlichen Spielen" bringt. Trotzdem Wirth das von Bartsch heraus-
gegebene Stück als Osterspiel charakterisiert, hat er es im 5. Capitel wie
auch im Anhange (unter Nr. 11) als „Passionsspiel aus Muri" bezeichnet.
Dagegen hat er richtig das erwähnte Wiener Spiel als Wiener Passionsspiel
angesetzt.
Besonderes Interesse nimmt in Wirth's Buch das 6. Capitel in An-
spruch, das den Inhalt der früheren Dissertation bildet, also den „Stil der
geistlichen Spiele" behandelt. Bevor der Verfasser auf die Einzelheiten ein-
geht, sucht er die Frage zu beantworten, wer die weltlichen Elemente in
die geistlichen Spiele eingeführt habe oder mit anderen Worten, von welchen
Verfassern solche Stücke herrühren. Er glaubt, daß sie Producte der Spiel-
leute , der clerici vagantes u. dergl. Leute seien. Er glaubt, er behauptet
es, aber bewiesen hat er es nicht. Wenigstens sind die bekannten Verbote,
die er als Beweise beibringt, nicht so sicher und zweifellos zu deuten, wie
er es sich denkt und wünscht. Wirth gesteht auch mehrfach die Unsicher-
heit seiner Folgerungen zu. Geradezu ein Sprung ist es, wenn er behauptet,
die Spiele seien aus der Kirche verbannt worden, und die Geistlichen hätten
auf die Mitwirkung verzichten müssen. Er schränkt allerdings diesen ge-
wagten Satz dadurch wieder ein, daß er hinzufügt: „Nur manche Mönche
und Klosterschüler scheinen trotz aller Verbote bei Aufführungen noch viel-
fach mitgewirkt zu haben." Hier würde auch ein Beweis nöthig gewesen
sein. Was fangen wir mit dem „scheinen" und dem „vielfach" an? Wenn
die Spiele aus dem beengten Räume der Kirche heraustraten, um für das
große Spielpersonal Platz zu gewinnen und zugleich für die Masse der Zu-
schauer, so ist das doch noch keine Verbannung aus der Kirche. Ein
historisch unanfechtbarer Beweis von der Betheiligung der Cleriker an den
theatralischen Aufführungen geistlicher Stücke ist und bleibt doch die Nach-
richt vom Spiel von den zehn Jungfrauen durch die Dominikaner zu Eisenach.
Wirth begnügt sich nicht mit dem, wie er selbst fühlen mußte, un-
sichern Beweise, den ihm die Verbote der Kirche boten, er will nun die
Verfasserschaft der Spielleute und Vaganten noch näher beweisen , „indem
er auf die sprachlichen Eigentümlichkeiten, überhaupt auf den Stil jener
Stücke u. a. Eigenheiten eingeht." Als die Nachkommen der Spielleute und
Vaganten betrachtet er die Meistersinger und Schulmeister, von denen unter
andern das Redentiner Osterspiel herrühren soll. Zunächst rechnet er zu
LITTEKATUR: R. BECHSTEIN, L. WIRTH, DIE OSTER- U. PASS.-SPIELE etc. 99
den Producten der Spielleute und Vaganten das Benedictbeurer und das Wiener
Passionsspiel, das Innsbrucker, Wiener, Sterzinger Osterspiel und alle Erlauer
Spiele. Die charakteristischen Eigenheiten der Sprache und des Stils schei-
nen ihm besonders in einzelnen Scenen hervorzutreten. Darum stellt er seine
Betrachtung nach diesen Scenen an. Es sind folgende: 1. die Scenen, in
denen Pilatus und seine Ritter auftreten, 2. die Krämerscenen, 3. die Teufels-
spiele, 4. die Maria Magdalena-Scenen. Vorzugsweise werden die Typen
und Formeln vorgeführt und zwar wiederum in höchst fleißiger und sorg-
samer Weise. Dazu werden auch mannigfache Parallelstellen gegeben, nament-
lich auch aus den jüngeren Fastnachtspielen.
Unter den typischen Ausdrucksweisen zur Einleitung der Rede werden
auch die Aufforderungen , stille zu schweigen , eingereiht. Hier hätte , und
wenn es auch nur in einer Anmerkung gewesen wäre, der Verfasser Gelegen-
heit nehmen sollen, auf die Formel Sile, Siletc, Silentium habete hinzuweisen.
Denn gehört dies nicht mit zum Stil der geistlichen Spiele, zum Stil, wenig-
stens in dem umfassenden Sinne, den der Verfasser mit dem Worte ver-
bindet? ')
Die vorher schon ausgesprochene Ansicht, daß das Redentiner Spiel
von einem Meistersinger oder Schulmeister herrühre, wiederholt der Verfasser
bei Zusammenstellung der Ergebnisse (auf S. 227) noch entschiedener. Er
könne den Verfasser unmöglich für einen Geistlichen ansehen. Es ergebe
sich das schon aus dem Inhalt des Teufelsspieles. Auch Ettmüller habe dies
erkannt (Einleitung XX), suche es aber dadurch zu erklären, daß er für das
Teufelsspiel einen andern Verfasser annehme, was sich jedoch nicht erweisen
lasse. Den Schulmeister wollen wir uns gefallen lassen; denn die Schul-
meister gehörten halb und halb zum Clerus, hatten kirchliche Bildung und
nahmen eine freiere Stellung ein. Aber was sollen wir mit dem Meistersinger
machen? Was versteht der Verfasser unter einem Meistersinger? Einen
Dichter-Dilettanten, der neben einer bürgerlichen Beschäftigung in seinen
Mußestunden an einer Singschule Theil nimmt und künstliche Lieder schafft?
Sobald ein solcher aber sich auf das dramatische Gebiet begibt, hört er auf,
Meistersinger zu sein. Der Meistergesang ist Kunstlyrik und das gerade
Widerspiel von Volkstümlichkeit. Oder denkt sich Wirth unter einem Meister-
singer einen meistersingerisch geschulten Dichter von Beruf, wie es Suchen-
sinn, Muscatblüt und Michael Beheim waren? Aber waren diese denn Dra-
matiker? Aber gesetzt auch, ein solcher Dichter hätte einmal ausnahmsweise
ein geistliches Spiel verfaßt, wo ist denn in Norddeutschland eine Singschule,
in der er seine Kunst erlernte? Auch heute noch gilt Jacob Grimm's Aus-
spruch (Meistergesang S. 129): „Man zeige mir Meistersängerschulen in
Sachsen, Niedersachsen, Westphalen , Pommern, Mecklenburg, Brandenburg
u. a. m." Im sechzehnten Jahrhundert haben wir ja Beispiele, daß in Nord-
deutschland Meistersinger auch zugleich Dramatiker waren, aber für die Zeit
') Wenn wir auch über die Bedeutung der formelhaften Vorschrift Stiele unter-
richtet sind, so fehlt es doch noch an einer zusammenfassenden und erschöpfenden
Behandlung. Zweimal schon habe ich in meiner Eigenschaft als Director des deutsch-
philologischen Seminars diese Frage als Preiaaufgabe gestellt, sie ist aber niemals
gelöst, ja nicht einmal versucht worden. Wahrscheinlich schreckten die jungen Herren
vor dem allzugroßen Material zurück.
7*
100 LITTERATURrR. BECKSTEIN, L.WIRTH, DIE OSTER- U. PASS.-SPIELE etc.
des Redentiner Spiels ist ein solches Verhältniß noch nicht erwiesen. Und
betrachten wir die Form des Redentiner Spiels, so hat sie in ihrer Freiheit
auch nicht eine Spur des Meistersingerischen an sich. Wir mögen also die
Sache drehen und wenden, wohin wir wollen, immer wird es sich zeigen, daß
Wirth's Annahme von der Verfasserschaft eines Meistersingers eine in die
Luft gebaute ist. Hätte er doch wenigstens versucht, den Beweis zu führen !
Auch noch an einem andern Satze in seiner Zusammenstellung der
Ergebnisse nehme ich Anstoß. Er sagt: „Die Spielleute etc. verfuhren mit
dem geistl. Drama, wie einst der Sänger des Heliand mit dem bibl. Stoff.
Sie kleideten die biblische Geschichte in ein deutsches Gewand ; wie deut-
sches Leben, deutsche Sitte und Gesinnung in unsern Volksepen sich wider-
spiegelt, so auch in diesen Spielen." Was hier von den Spielleuten gesagt
ist, thaten bekanntlich die Kunstdichter auch. Dieser naive Zug, das Fremde
heimisch zu machen, das Alte in die Gegenwart zu rücken, geht durch das
ganze Mittelalter und ist keineswegs eine Eigenart der Deutschen.
Dagegen muß ich einer andern Annahme Wirth's, wenn er sie auch
nicht eigentlich bewiesen hat und auch nicht unmittelbar beweisen konnte,
meinen vollen Beifall schenken. Er erklärt sich mit Recht gegen die An-
sicht „von einer mündlichen Tradition" beim Drama. Er glaubt vielmehr
annehmen zu müssen, daß die ältesten Spiele „ausgeliehen" oder durch „Ab-
schriften" vervielfältigt wurden. „So erklärt sich auch die Übertragung eines
Spiels aus einer Mundart in die andere, ferner die Thatsache , daß manche
Spiele weit von dem Orte ihrer Entstehung entfernt aufgefunden wurden.1'
Die folgende Erörterung, die natürlich nur einen literarischen Wahrschein-
lichkeitsbeweis bietet, ist vortrefflich.
Ich bin überzeugt, daß sich auch noch unmittelbare Zeugnisse vom
gegenseitigen Ausleihen der Theaterbücher auffinden werden: in Kloster- und
Stadtrechnungen, in Correspondenzen, Memoiren u. dergl.
Wirth hat das gesammte einschlagende Material herangezogen ; nur ein
Stück vermisse ich : das von Zacher in der Zeitschrift Bd. 2 herausgegebene
mittelniederländische Osterspiel, das übrigens gar nicht rein niederländisch,
sondern zum Theil niederrheinisch ist.
Unter der am Schlüsse zusammengestellten „Literatur" finde ich auch
ein literar-historisches Werk nicht mitgenannt, das dem Verfasser doch man-
cherlei Brauchbares geboten haben würde, nämlich Heinrich Alt's „Theater
und Kirche" (Berlin 1846).
Die verdienstvolle Schrift von Wirth läßt zwar noch manche Fragen
literar-historischer Art unbeantwortet, im Ganzen aber bezeichnet sie einen
entschiedenen Fortschritt in unserer Erkenntniß des mittelalterlichen Dramas
in Deutschland. Ihr Hauptverdienst aber ist philologischer Natur. Sie bringt
eine so außerordentliche Fülle von Belegen und Parallelstellen, daß sie von
Jedem, der künftig auf diesem Gebiete zu arbeiten hat, nur mit dem größten
Vortheil benutzt werden wird. Ist sie somit eine Vorarbeit und Grundlage,
so dürfen wir hoffen, daß ihr Verfasser sie selbst als eine solche betrachten und
uns weitere Ausführungen, zu denen sie reichen Anlaß gibt, bescheeren möge.
ROSTOCK, Mai 1890. REINHOLD BECHSTEIN.
1. BEGRIFF UND GESCHICHTE DEH GERMANISCHEN PHILOLOGIE. R)l
BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT
DER
ERSCHEINUNGEN AUF DEM GEBIETE DER GERMANISCHEN
PHILOLOGIE IM JAHRE 1887.
UNTER MITWIEKUNG VON J. TE WINKEL IN GRONINGEN UND K. F. SÖDERWALL IN LUND
HEAKBKITET VON
GUSTAV EHRISMANN.
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1. Handbuch der classischen Altertumswissenschaft (s. Bibl. 1886, Nr. 2)
Bd. 4, S. 1 — 224 und 481—931.
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Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 391—398 (Breymann); Zs. f. neufranz. Sprache und
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Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 1 f. (Mnncker), dazu Pfaff u. Muncker, ebenda Sp. 150
bis 152; Zs. f. d. österr. Gymnasien 1887, 152 (Minor), dazu 325 f. (Pfaff u.
Minor); Lit. Handweiser Nr. 427 (Thoemes); Zs. f. vergl. Lit.-Gesch. 1, H. 3/4
(Weißenfels).
5. Heidelberger Romantik und die Anfänge der Sprachwissenschaft.
Allgem. Ztg. 1886, Beil. Nr. 199.
6. Curtius, kleinere Schriften (Bibl. 1886, Nr. 9).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 121 f. (Windisch); D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 7 f.
u. 820 f. (Jolly); Wochenschrift f. class. Philologie 1887, Sp. 257—263 u. 289
bis 295 (Immisch); Berliner philol. Wochenschrift 1887, 8p. 370 ff. (Brugmanu) ;
N. Jahrbücher f. Philologie u. Pädagogik 136, 516 u. 137, 297 ff. (Angermauu);
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7. Grimm, Willi., kleinere Schriften, hrsg. von Gust. Hinrichs. 4. Bd.
gr. 8. (IX, 700 S.) Gütersloh, Bertelsmann. 14 M.
Inhalt: Vorwort, von Ed. Schröder; Freidanks Grabmal, über Freidauk,
Nachtrag, zweiter Nachtrag, zum Freidauk, nochmals über Freidank; zur Ge-
schichte des Reims; die Himmelsstürmer; albanes. Märchen; spau. Märchen;
der Swinegel; zwei Thiermärchen ; Thierfabeln bei den Meistersängern ; über
eine Thierfabel des Babrius; Holzschnitt zu einer Fabel; die mythische Be-
deutung des Wolfes; die Sage von Polyphem; Volkslied aus dem 16. Jahrh. ;
zwei Meisterlieder; Bruchstück einer Bearbeitung des Rosengarten; der Rosen-
garten; Bruchstück aus einem unbekannten Gedicht vom Rosengarten; Ein-
leitung zur Vorlesung über Gudrun; desgleichen über Hartmanns Er ek; chrono-
logisches Verzeichnis der Schriften W. Grimms; Register (zu allen 4 Bdu.),
von F. Wrede.
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Leipzig 1887, Hirzel. Auch: Gesammelte Werke Bd. 1, Leipzig 1886,
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s. auch H. Fischer, Allgem. Ztg. 1887, Beil. Nr. 116.
53. Fischer, Herrn., Uhlands Beziehungen zu auswärtigen Litteraturen
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Zs. f. vergleichende Literaturgeschichte 1, 365 — 391.
54. Fischer, J. G., zu Ludwig Uhlands lOOjähriger Geburtsfeier.
Allgem. Ztg. 1887, Beil. Nr. 115.
55. Rümelin, Adolf, Ludwig Uhland. Zum 100. Gedenktage seiner Geburt,
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56. Paulus, Ed., Ludwig Uhland und seine Heimat Tübingen. Mit 24 Illu-
strationen von Gust. Cloß. Jubiläumsausgabe, gr. 8. (VIII, 48 S.) Stutt-
gart, Krabbe. 1,50 M.
57. Hassenstein, Georg, Ludwig Uhland. Seine Darstellung der Volks-
dichtung und das Volksthümliche in seinen Gedichten, gr. 8. (XI, 184 S.)
Leipzig, Reißner. 3 M.
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 1442-1444 (Schönbach); Gegenwart 31, Nr. 46;
Blätter f. literar. Unterh. 1887, II, 582 (Boxberger).
58. Fulda, Karl, Ludwig Uhland, ein deutscher Dichter. 8. (29 S. mit Bild.)
Barmen, Wiemann. 0,50 M. Aus dem Reiche für das Reich, 8. Heft.
59. Grimme, F. W., Ludwig Uhland. Ein Gedenkbiatt zu seinem hundert-
jährigen Geburtstage, gr. 8. (34 S.) Frankfurt a. M. , Foessers Nachf.
0,50 M. — Frankfurter zeitgemäße Broschüren. N. F. 8. Bd., 7. Heft.
60. Hönes, Christian, Ludwig Uhland, der Dichter und der Patriot, gr. 8.
(52 S.) Hamburg 1887, J. F. Richter. 1 M. — Sammlung gemeinver-
ständlicher wissenschaftlicher Vorträge, herausgeg. von R. Virchow und
F. v. Holtzendorff, N. F. 2. Jahrg., 3. Heft.
61. Ohorn, Anton, Ludwig Uhland. Zum 100jährigen Gedächtnißtage seiner
Geburt, gr. 8. (42 S.) Prag, deutscher Verein. 0,60 M. — Sammlung gemein-
nütziger Vorträge, hrsg. vom deutschen Vereine zur Verbreitung gemein-
nütziger Kenntnisse in Prag, Nr. 119.
I. BEGRIFF UND GESCHICHTE DER GERMANISCHEN PHILOLOGIE. 1Q5
62. Salomon, Ludwig, Ludwig Unland. Eine Biographie, dem deutschen
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63. Kohut, Adolf, Ludwig Uhland. Lichtstrahlen aus seinen Werken, nebst
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Rheinische Blätter f. Erziehung u. Unterricht 61. Jahrg., H. 4.
65". PI ei bei, Ludwig Uhland, der Dichter für die deutsche Jugend, zum
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Neue Blätter aus Süddeutschland f. Erziehung u. Unterricht 1387, 130 — 150.
66. Uhland, Ludwig, der Classiker der Volksschule.
Pädagogische Blätter für Lehrerbildung 16, H. 3.
66\ Ludwig Uhland, von Josef Lautenbacher.
Zs. f. allgem. Geschichte u. s. w. 1887, 286—307.
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67. Koenig, Robert, zu Uhlands lOOjährigem Geburtstage.
Daheim, 23. Jahrg. Nr. 29; dazu auch Nr. 32.
68. Grimm, Hermann, zu Uhlands lOOjährigem Geburtstage.
D. Rundschau, 13. Jahrg. 7. H.
69. Ginzel, Ferd., Ludwig Uhland und die altfranzösische Poesie.
Grenzboten 46, Nr. 18.
70. Riffert, Julius, zu Ludwig Uhlands lOOjährigem Geburtstage.
Wissenschaftliche Beilage der Leipz. Ztg. 1887, Nr. 32.
71. George, R. J. , Ludwig Uhland. Ein Gedenkblatt zur hundertsten
Wiederkehr seines Geburtstages.
D. Buchhändler-Akademie IV, 161—167 und 214—221. — Ebenda: Uhlands
Beziehungen zu Lenau. Nach Briefen geschildert, S. 367 — 371.
72. Schreiber, D. M., Ludwig Uhland.
Deutsche illustrierte Zeitung, 3. Jahrg. Nr. 37.
73. Muscogiuri, F., nel centenario del poeta Luigi Uhland.
Nuova Antologia, Anno 22. 3. S. Vol. 8. Fase. ö. — Vgl. Herrigs Archiv 78,
475—478 (Mahrenholtz).
74. Bechstein, R. , zu Ludwig Uhlands Gedächtniß. Festrede, gehalten
am 26. April 1887 in der Aula der Universität zu Rostock. 8. (40 S.)
Rostock, Adlers Erben. Separatabdruck aus der Rostocker Zeitung 1887,
Nr. 191—197.
Vgl. Wissenschaftliche Beilage der Leipz. Ztg. 1887, Nr. 48.
75. G edächtnißreden auf Uhland , gehalten in der Berliner Gesellschaft
für das Studium der neueren Sprachen von Löschhorn, Tobler, Roe-
d i g e r und Z u p i t z a.
Herrigs Archiv 70, 90—93.
76. Unsere Uhland-Feier.
Siebenbürg. Korrespondenzblatt 10, S. 58 f.
106 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
77. Weiteres zur Uhland-Feier: Jubiläumsfeuilleton der Saale-Zeitung,
21. April 1887 (R. Gosche); Jubiläumsfeuilleton der Weser -Zeitung,
26. April 1887 (M. Heyne) ; Jos. Seemüller, akademische Festrede bei der
Uhland-Feier der Univ. Wien (vgl. N. Fr. Presse vom 28. April 1887);
Ed. Sievers', Festrede zur Uhland-Feier der Univ. Tübingen (vgl. Schwab.
Mercur, 27. April 1887); A. E. Schönbach, Jubiläumsfeuilleton der
Wiener Deutschen Zeitung, 28. April 1887 (Rede zur Uhland-Feier, ge-
sprochen zu Graz am 26. April); R. Gosche, Festrede, gehalten bei der
Uhland-Feier im alten Gewandhaus zu Leipzig (vgl. Leipziger Tagblatt 1887,
4. Mai, 1. Beil. [Aus: Bibliographie der Uhland-Litteratur von L. Fränkel,
Germania 34, 363 — 367, und 'Bibliographie für 1887' von Ph. Strauch,
Anzeiger f. d. Alterthum 15, 130 — 133, wo außerdem eine große Anzahl
Zeitungsartikel über Unland und die Uhland-Feier.
78. Nachlese zu den Uhland-Biographien.
Württemberg. Vierteljahrshefte 1887, 1 — 16.
79. Vilmar. — Kolbe, Wilhelm, und E. L. Th. Henke, Reden am Grabe
A. F. C. Vilmars, gehalten am 1. August 1868. 3. Aufl. gr. 8. (15 S.)
Marburg 1887, Elwert. 0,20 M.
80. Wolff, Jens Lauritsen. — Storm, Gustav, lidt om Jens Lauritssan
Wolffs 'Norrigia illustrata'.
Arkiv f. nord. Filologi 4, 95 f.
81. Worsaae. — Tischler, Otto, Gedächtnißrede auf J. J. A. Worsaae,
gehalten in der Sitzung der physik. -Ökonom. Ges. zu Königsberg i. Pr.
am 4. März 1886. (Aus: Schriften der Gesellschaft.) gr. 4. (11 S.) Königs-
berg 1886, Koch & Reimer. 0,45 M.
82. Wybrands, A. W., Levensbericht door J. G. R. Acquoy.
Levensberichten der afgest. medeleden van der Maatsch. der Ned. Letterkuude,
Leiden 1887, E. J. Brill, S. 319—353.
II. Handschriftenkunde und Bibliographie.
83. Bibliotheca philologica, oder vierteljährlich systematisch geordnete
Übersicht aller auf dem Gebiete der gesammten Philologie in Deutschland
und dem Auslande neu erschienenen Schriften und Zeitschriften-Aufsätze.
Hrsg. von Aug. Blau. 39. Jahrg. Neue Folge. 1. Jahrg. gr. 8. Göttingeu
1886, Vandenhoeck u. Ruprecht. 6 M.
83\ Bibliotheca philologica etc. 40. Jahrg. Neue Folge. 2. Jahrg. gr. 8.
1887/88. Ebenda. 6 M.
84. Oesterley, Wegweiser (Bibl. 1886, Nr. 63).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 17—19 (Bresslau); Mittheilungen aus der histor.
Litteratur 15, 109 (Bernheim).
85. Heinemann, Handschriften in Wolffenbüttel (Bibl. 1886, Nr. 65).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1512; Centralblatt f. Bibliothekswesen 4, H. 1
(Brambach).
86. Bartsch, Karl, Katalog der Handschriften der Universitäts-Bibliothek
in Heidelberg. 1. Bd. Imp.-4. Heidelberg 1887, Köster. 20 M. Inhalt:
die altdeutschen Handschriften, verzeichnet und beschrieben. (VI, 224 S.)
Vgl. Literar. Centralblatt 1887, Sp. 1507; D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 1363—1366
(Kochendörffer).
II. HANDSCHRIFTENKUNDE UND BIBLIOGRAPHIE. 107
87. Roth, F. W. E., kleine Mittheilungen aus Darmstädter Handschriften.
Germania 32, 253—256. — I. Gedicht auf Erzbischof Bruno von Köln (nieder-
rheinisch); IL— IV. latein. Gedicht; V. Segen (niederrhein.); VI. u. VII. latein.
Besegnungen in Versen ; VIII. niederrhein. ABC; Lebensregeln; IX. geistl. Ge-
dicht (niederrhein.).
88. Roth, F. VT. E.. altdeutsche Handschriften der Bibliothek zu Darmstadt.
Germania 32, 333 — 351. — Außer einer Anzahl Hss. mit geistl. Prosastücken.
Predigten, Tractaten (Suso, Tauler), Legendarien, Gebeten, Brevier, Evangelien,
Arzneibüchern, Segen, Chroniken (Königshofen), Deutschordenstatuten: Bruch-
stücke einer Liederhandschrift (13/14. Jhdt.) , des Parzival, des j. Titurel, von
Rudolfs Weltchronik; Verzeichniß der Aventiuren des Nibelungenliedes; Karl-
meinet; Leben der heil. Elisabeth; Passional ; Väterbuch; Renner; Enenkels
Chronik; G. Hagens Chronik; Dankrotzheim; Summarium Heinrici; Vocab.
Huguitius, lat.-deutsch ; nd. Glossen ; Spiel von den zehn Jungfrauen.
89. Singer, S., Verzeichniß der in der erzbischöflichen Diöcesanbibliothek
in Erlau vorhandenen altdeutschen Codices.
Germania 32, 481 — 487. — Ulrichs v. d. Türlein Willehalm; Ulrichs v. Tür-
heim Rennewart; geistl. Meditationen, Gebete etc.; Predigten d s 'Prueder
Hanns Bischof mynner Prueder ordenn, Predigerze Wieun' ; Erlauer Spiele
ed. Kummer; geistl. Gedichte; Hartmanns Gregorius ; Frauenlob; Heinrich
von Mügeln, Valerius Maximus.
90. Schum, Wilh. , beschreibendes Verzeichniß der Amplonianischen Hand-
schriftensammlung zu Erfurt. Im Auftrage und auf Kosten des kön. preuß.
Unterrichtsministeriums bearb. und hrsg. mit einem Vorworte über Ara-
plonius und die Geschichte seiner Sammlung. Mit zwei photolith. Taf.
Lex.- 8. (LVIII, 1010 S.) Berlin, Weidmann. 40 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1511 f.; D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 1206 f. (Er-
misch); Allgem. Ztg. 1887, Beil. Nr. 265 (v. Lohe) ; Archival. Zs. 12, 310—312.
91. Leitschuh, Friedr. , Katalog der Handschriften der kön. Bibliothek
zu Bamberg. 2. Bd. Die Handschriften der Helleriana. Mit einer Einleitung :
Joseph Heller und die deutsche Kunstgeschichte, und dem Lichtdr.-Portr.
Hellers, gr. 8. (IX, LIV, 201 S.) Leipzig, Hucke. 12 M.
Vgl. Literar. Centralblatt 1887, Sp. 1737 f.
92. Die Pergament-Handschriften der kön. Universitätsbibliothek zu
Würzburg in alphabetischer Reihenfolge verzeichnet. 4. (21 S.) Würzburg,
Thein.
93. Meyer, P. Gabriel, Verzeichniß der Handschriften-Kataloge der schwei-
zerischen Bibliotheken.
Centralblatt f. Bibliothekswesen 4, H. 1, und separat, gr. 8. (19 S.)
94. Gisi, M., Verzeichniß der Incunabeln der Kantonsbibliothek Solothurn.
2. Hälfte. [H — Z.] Nebst Nachtrag und Registern, gr. 8. (VI u. S. 73 — 180).
Solothurn, Jent in Comm. 3,60 M. (s. Bibl. 1886, Nr. 76).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 195 f. u. 1614 (Kochendörffer) ; Lit. Handweiser
Nr. 423; Centralblatt f. Bibliothekswesen 4, H. 11/12.
95. Jahresbericht über die Erscheinungen auf dem Gebiete der ger-
manischen Philologie, hrsg. von der Gesellschaft für deutsche Philologie
in Berlin. 8. Jahrg. 1886. gr. 8. (372 S.) Leipzig 1887, Carl Reißner. 10M.
Vgl. Zs. f. d. österr. Gymnasien 1887, 729 (R. M. Werner); Siebenbürg. Korre-
spondenzblatt 10, S. 60 u. 95 f. (Roth).
96. List, W., Bibliographie 1883.
Zs. f. romanische Philologie VIII (8. 148 S.).
97. Hpnncher, E., Bibliographie 1885/86.
Zs. f. neufranz. Sprache u. Litteratur VIII, 8.
108 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
98. Jahresbericht über die Fortschritte der classischen Altertumswissen-
schaft, begründet von C. Bursian, hrsg. von Iwan Müller. 15. Jahrg.
1887. 50.— 53. Bd. 12 Hefte gr. 8. Berlin 1887, Calvary u. Co. 36 M. —
Supplementband [25. Bd.] 2. Heft. gr. 8. Ebenda. 3,60 M. (Inhalt: Bericht
über die Mythologie in den Jahren 1876 — 1885, von A. Pr eun er, 2. Heft,
S. 97—192.)
99. Jahresbericht über das höhere Schulwesen, herausgeg. von Conrad
Rethwisch. 1. Jahrg. 1886. gr. 8. (VIII, 368 S.) Berlin 1887, Gärtner.
8 M.
100. Jahresberichte der Geschichtswissenschaft, im Auftrage der histor.
Gesellschaft zu Berlin hrsg. von J. Hermann, J. Jastrow und Edm.
Meyer. V. Jahrg. 1882. Lex.-8. (XII, 244, 457 u. 350 S.); VI. Jahrg.
1883. Lex.-8. (XVI, 133, 438 u. 326 S.) Berlin 1886 u. 1888, Gärtner,
ä 22 M.
101. Bibliographie.
Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst 6, 155 — 210 (Inhalt der
nämliche wie Bibl. 1886, Nr. 86).
102. Württembergische Geschichtslitteratur vom Jahre 1886.
Württemberg. Vierteljahrshefte 1887, H. 2.
103. Badische Geschichtslitteratur des Jahres 1886, zusammengestellt von
Ferdinand Lamey.
Zs. f. d. Gesch. des Oberrheins N. F. II, 248—272 (s. Bibl. 1886, Nr. 88, wo-
selbst nachzutragen: Badische Geschichtslitteratur des Jahres 1885, von K.
Hartfelder, N. F. I, 230—256).
104. Elsaß-Lothringische Bibliographie 1886, bearbeitet von E. Marck-
wald und C. Mündel.
Jahrb. f. Gesch., Sprache u. Lit. Elsaß-Lothringens 3 (1887), 146—188.
105. Catalogue des Alsatica de la bibliotheque de Oscar Berger-Levrault.
7 parties. gr. 8. (VIII, 113: XXIX, 161; 115, 85; XI, 183; 223 u.
143 S.) Nancy 1886, Berger-Levrault & Co. 16 M.
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, 783 f. (L. Müller); Göttinger gel. Anz. 1887, 237 bis
240 (G. Kaufmann) ; Centralblatt f. Bibliothekswesen 4, 359 (O. H.) ; Annales
de l'Est I, 98—103 (Pfister).
106. Dobenecker, 0.. Übersicht der neuerdings erschienenen Schriften
und Aufsätze zur thüringischen Geschichte und Alterthumskunde.
Zs. f. Thüring. Geschichte 17, 362-367.
107. Poelchau. Arth., die livländische Geschichtslitteratur im Jahre 1885.
12. (108 S.) Riga 1886. Kymmel's Verl. 1 M.
108. Theologischer Jahresbericht, herausgeg. von R. A. Lipsius.
VI. Band, enthaltend die Litteratur des Jahres 1886. gr. 8. (X, 528 S.)
Leipzig 1887, Reichardt. 10 M.
Kirchengeschichte vom Nicänum bis zur Reformation, S. 133 — 172, von P.
Böhringer (lat. Kirchenschi iftsteller, deutsche Mystik, Waldenser, Wiclef);
Kirchengeschichte von 15J7 — 1700, S. 173 — 218, von K. Benrath (Reformatoren,
Humanisten).
109. Niederländisch. — Catalogus der Bibliotheek van de Maatschappij der
Nederl. Letterkunde te Leiden. IIde Deel, bewerkt door Louis D. Petit.
4. Leiden 1887. E. J. Brill. 3,65 fl.
110. Tiele, P. A. , Catalogus codicum manuscriptorum bibliothecae Uni-
versitatis Rheno-Trajectinae. gr. 8. (VI, 412 S.) Haag 1887, NijhofL 5 fl.
Vgl. Archief voor Ned. Kerkgeschiedenis II, 410 f. (H. C. Rogge).
III. SPRACHWISSENSCHAFT UND SPRACHVERGLEICHUNG. 109
111. Lijst der Schriften, nitgegeven door de Leden der Koninklijke
Vlaamsche Academie.
Jaarboek der kon. Vlaamsche Acad. voor Taal en Letteikunde. I. Gent 1887,
S. Leliaert, A. Siffer en Co., S. 84—128.
112. Muller, S., Het archief der oudbisschoppelijke klerezij te Utrecht.
Bijdr. voor Vaderl. Geschied — en Oudheidkunde 3 R, IV, S. 209—220.
113. Boot, J. C. G., Bibliographische mededeeling.
Verslagen en Mededeelingen der kon. Akad. van Wetensch. Afd. Lett. 3. R.
IV. S. 332—340.
114. De Librye, Curiosa rariora. 4. Rotterdam, A. Eeltjen. 1 fl.
115. Englisch. — Übersicht der im Jahre 1885 auf dem Gebiete der eng-
lischen Philologie erschienenen Bücher und Aufsätze, unter Benutzung der
Aufzeichnungen von Dr. Lentzner zusammengestellt von Paul Sahlende r.
Anglia 10, Beilage.
116. Übersicht der im Jahre 1886 auf dem Gebiete der englischen Philo-
logie erschienenen Bücher und Aufsätze, zusammengestellt von Paul
Sahlend er.
Anglia 10, Beilage.
117. Nordisch. — Lind, E. H. , Svensk literaturhistorisk bibliografi. VII.
1886.
Samlaren 1887, Beilage (12 S.).
118. Lenk, Heinrich, zur Bibliographie der skandinavischen Sprach-, Lit-
teratur- und Alterthumskunde. Die wichtigsten Erscheinungen d. J. 1886.
Centralorgan f. d. Interessen des Realschulwesens 1887, 277 — 283.
119. Carpenter, W. H., Old Norse Bibliography.
Modern Langnage Notes II, 2.
120. Skaebne, catalogue des manuscrits danois , islandais, norvegiens et
suedois de la Bibliotheque nationale de Paris. 8. (21 S.) Skalholt, Hammer.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1415 (Mogk): Centralbl. f. Bibliothekswesen 4,
H. 8 (O. Hartwig).
121. W[ie seigren], H.,' Ralambska handskriftsamlingen pa Kongliga Biblio-
teket.
Historisk tidskrift (schw.) 1887, 82—88.
III. Sprachwissenschaft und Sprachvergleichung.
122. Techmer, F., Bibliographie 1885.
Techmers Zs. 3, 292—406. (s. Bibl. 1886, Nr. 112.)
123. Müller, Frdr., Grundriß der Sprachwissenschaft. 4. Bd. 1. Abth. Nach-
träge zum Grundriß aus den J. 1877 — 1887. gr. 8. (Vn, 240* S.) Wien
1888, Holder. 5,60 M. (I— IV, 1.: 52 M.)
Vgl. Herrigs Archiv 78, 351 f. (Buchholtz) ; Allgem. Ztg. 1886, Beilage Nr. 24.
124. Pott, A. F., Einleitung in die allgemeine Sprachwissenschaft, (s. Bibl.
1886, Nr. 114). Zur Litteratur der Sprachenkunde im Besonderen. Asien
(Fortsetzung). — Zur Litteratur der Sprachenkunde Afrikas.
Techmers Zs. 3. 110—126 und 249—275.
125. Pott, A. F., zur Litteratur der Sprachenkunde Europas, gr. 8. (VI,
193 S.) Leipzig 1887, Barth. 6 M. = Internationale Zs. für allgemeine
Sprachwissenschaft, Supplement I.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1661 f. (G. Meyer).
126. Noire, Logos (Bibl. 1886, Nr. 116).
Vgl. Allgemeine Zeitung 1887, Beilage Nr. 264, 266, 292, 293.
HO BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
127. Paul, Principien (Bibl. 1886, Nr. 117).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 215 f. (G. Meyer); D. Lit. Zeitung 1887,
Sp. 1038 f. (Meringer); Berliner philol. Wochenschrift 1887, Sp. 531 ff. (Ziemer);
Revue critique 1887, Nr. 1 (V. Henry); Archiv f. lat. Lexikographie 4, 621 bis
623 (Suchier); Gymnasium 1887, 761 (Ziemer); De Gids 1887, Nr. 7 (Gallee).
128. Steinthal, H., Begriff der Völkerpsychologie.
Zs. f. Völkerpsychologie u. Sprachwissenschaft 17, 233 — 264.
129. Wundt, W., über Ziele und Wege der Völkerpsychologie.
Philos. Studien, 4. Bd., H. 1.
130. Herder, über den Ursprung der Sprache. 16. (102 S.) Leipzig, Bibliogr.
Institut. 0,20 M. Meyer's Volksbücher Nr. 321 u. 322.
131. Wegener, Grundfragen des Sprachlebens (Bibl. 1886, Nr. 120).
Vgl. Zs. f. Völkerpsychologie u. Sprachwissenschaft 17, 445 — 454 o. 458 — 462
(Bruchmann).
132. Darmsteter, A., la vie des mots etudiee dans leurs significations.
(XII, 212 S.) Paris 1887, Delagrave.
Vgl. Revue critique 1887, Nr. 15 (V. Henry); Journal des Savants 1887, 65—77,
149—158, 241—249 (G. Paris); Franco-Gallia 1887, H. 9 (Gittee); Archiv f. lat.
Lexikographie 4, 623 f.; Academy Nr. 788 (Bradley); The Classical Revew 1,
161 f. (J. E. King); Revue des langues romanes 1887, März (Castets).
133. Abel, C, Einleitung in ein ägypt.-semit. -indoeuropäisches Wurzelwörter-
buch. 5. Heft. gr. 8. (Index S. 49 — 120). Leipzig. Friedrich. 20 M.
(s. Bibl. 1886, Nr. 126).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1237—1239 (Erman); Zs. f. Völkerpsychologie
u. Sprachwissenschaft 17, 432 — 444 (Steinthal); Magazin f. d. Litteratur d. In-
u. Auslandes 1887, Sp. 58—62 (Dieterici).
134. Pott, allgemeine Sprachwissenschaft und Carl Abels egyptische Sprach-
studien (Bibl. 1886, Sp. 128).
Vgl. D. Lit. Zeitung |1887, Sp. 855 f. (Erman); Vierteljahrsschrift f. wissen-
schaftl. Philosophie 11, 503 ff. (L. Tobler); Berliner philol. Wochenschrift 1887,
Sp. 308 ff. (Ziemer). — Vgl. dazu: K. Abel im Magazin f. d. Litteratur des In-
u. Auslandes 1887, Sp. 428 ff. und separat, Leipzig 1887, Friedrich.
135. Abel, Urgedanken des Menschen.
Verhandl. d. Berliner Gesellschaft f. Anthropologie, Ethnologie u. Urgeschichte
1887, 188—195. — Gegensinn; vgl. Bibl. 1886, Nr. 127.
136. Abel, Carl, Laut und Sinn.
Gegenwart 31, Nr. 23.
137. Winkler, Heinr. , zur Sprachgeschichte. Nomen, Verb u. Satz. Anti-
kritik, gr. 8. (XI, 306 S.) Berlin, Dümmler's Verlag. 6 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1470—1472 (v. d. Gabelentz); Berliner philol.
Wochenschrift 1887, Sp. 1635 ff. (Ziemer); Revue critique 1887, Nr. 42 (A. G.);
Academy 1887, 374.
138. Schwabe, Benno, was ist die Sprache und was die Aufgabe der Sprach-
wissenschaft? Ein Sprachphilosoph. Essay. 8. (63 S.) Güstrow, Opitz & Co.
in Comm. 1 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 946 (v. d. Gabelentz).
139. Garlanda, Frederic, The Philosophy of Words ; a populär introduc-
tion to the Science of Language. 8. (VI, 294 S.) New York, A. Lovell
& Co.
140. Starck, E. L., Grammar and Language. An attempt at the introduc-
tion of logic into grammar. 8. (XIV, 185 S.) Boston, Clarke and Carruth.
I40tt. Regnaud, observatione sur quelques conditions logiques du langage.
Revue philosophique 1887, November.
III. SPRACHWISSENSCHAFT IM» SPRACHVERGLEICHUNG. 1U
141. Br6al, comment les langues reparent les points faibles de leur gram-
maire.
lu: Melanies Renier (Paris, Vieweg, fasc. 73 de la bibliotheque de l'Ecole des
hautes etudes).
141a. Breal, L'histoire des mots.
Revue des deux mondes 1887, 1. Juli.
142. Müller, F. Max, the simplicity of language.
The Fortnightly Revew N. S. 41, 700—714.
143. Jerusalem, W. , über psychologische Sprachbetrachtung im Rahmen
des Gymnasialunterrichts. Vortrag. 22 S. Separatabdruck. Wien 1887. Verlag
des Vereins Mittelschule.
144. Gerber, Sprache und Erkennen (Bibl. 1886, Nr. 133).
Vgl. Zs. f. d. deutschen Unterricht 1, H. 4 (Erdmann).
144\ Gerber, Sprache als Kunst (Bibl. 1886, Nr. 134).
Vgl. Zs. f. d. deutschen Unterricht 1, H. 4 (Erdmann).
145. Kares, Otto, die Formenverhältnisse des Wortschatzes und die sprach-
lichen Baustile.
Zs. f. Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft 17, 176—185, 315 —344 und
385-432.
146. Pfordten, H. Freih. v. d., Sprache und Schrift.
Allgem. Ztg. 1887, Beil. Nr. 111 u. 112.
147. v. Wolzogen, kleine Schriften (Bibl. 1886, Nr. 144).
Vgl. Lit. Centralbl. 1877, Sp. 785 (G. Meyer).
148. Grünbaum, Mischsprachen (Bibl. 1886, Nr. 145).
Vgl. Techmers Zs. 3, 291 (Schuchardt).
149. Collitz, die neueste Sprachforschung (Bibl. 1886, Nr. 158).
Vgl. Berliner philol. Wochenschrift 1887, Sp. 215 ff. (Ziemer) u. 293 ff. (Brug-
mann) ; N. philol. Rundschau 1887, 127 f. (Stolz).
150. Osthoff, die neueste Sprachforschung (Bibl. 1886, Nr. 159).
Vgl. Wochenschrift f. class. Philol. 1887, Sp. 417 f. (Ziemer). — Dazu auch
Carl Verner, zur Frage der Entstehung des Palatalgesetzes, Lit. Centralbl. 1886,
Sp. 1707—1710.
151. Collitz, H., Wahrung meines Rechtes.
Bezzenbergers Beiträge 12, 243 — 248. — Collitz erster Entdecker des Palatal-
gesetzes.
152. Schuchardt, über die Lautgesetze (Bibl. 1886, Nr. 162).
Vgl. Zs. f. Völkerpsychologie u. Sprachwissenschaft 17, 96—100 (L. Tobler).
153. Ascoli, due recenti lettere glottologiche (Bibl. 1886, Nr. 164).
Vgl. Lit. Bl. 1887, Sp. 12—26 (Schuchardt).
154. Ascoli, G. L. . sprachwissenschaftliche Briefe. Autoris. Übersetzung
von Bruno Güterbock. gr. 8. (XVI, 228 S.), Leipzig, Hirzel. 4. M. s. Bibl.
1886, Nr. 164).
Vgl. Lit. Centralbl. 1887, Sp. 1726 f. G.Meyer); Giornale di filologia 1, 291 ff.
(Ceci). — Darin : III. Über die Junggrammatiker (S. 102—172); IV. Die Laut-
gesetze und ihre Beständigkeit.
155. Cara, C. A. de, del presente stato degli studi linguistici: esame cri-
tico. 8. (XIII, 419 S.) Prato, Giacchetti figlio e Co. 7.50 L.
156. Dupuy, Th. , Melanges litteraires et historiques. Mailand 1886, Du-
molard.
Darin: Histoire des progres de la science grammaticale.
157. Bredsdorf, om aarsagerne til sprogenes forandringer (Bibl. 1886.
Nr. 168).
Verl. Lit. Bl. 1887. Sp. 408 f. (Bremer,.
112 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
158. Hovelacque, M. , la linguistique evolutionniste d' apres M. Paul
Regnaud.
Revue de linguistique 10, 15. Januar.
159. Bezold, C, Sprachen und Sprachenvergleichung.
Allg. Ztg. 1886, Beil. Nr. 65.
160. Köhler, Junggrammatisches.
Badische Schulblätter 1887, Nr. 9 u. 10.
161. Phonetik. — Sievers, Phonetik (Bibl. 1886, Nr. 172).
Vgl. Bezzenbergers Beiträge 12, 163—168 (Hoffory) ; Engl. Studien 10, 298 bis
305 (Vietor).
162. Vietor, Elemente der Phonetik (Bibl. 1886, Nr. 173).
Vgl. Franco-Gallia 1887, Mai; Centralorgan f. d. Interessen d. Realschulwesens
1887, 252 (Strien); Noord en Zuid 10, H. 3.
163. Hellwag ed Vietor (Bibl. 1886, Nr. 176).
Vgl. Englische Studien 9, 468—470 (Klinghardt).
164. Techmer, Veranschaulichung der Lautbildung (Bibl. 1886, Nr. 180).
Vgl. Englische Studien 10, 323 f. (Klinghardt); Phonetische Studien 1, H. 1
(Kewits).
165. Trautmann, Sprachlaute (Bibl. 1886, Nr. 177).
Vgl. Zs. f. romanische Philologie 10, 580 ff. (Gärtner); Zs. f. neufranzösische
Sprache und Literatur 8, Nr. 6 (Einenkel); Engliche Studien 10, 461 — 465 u.
532 (E. Förster).
166. Kingsley, N. W., Illustrations of the Articulations of the Tongue.
Techmers Zs. 3, 225—248.
167. March, F. A., on consonant notation and vowel definition.
Proceeding of the American Piniol. Assoc. July 1886.
168. Hensen, V., über die Schrift von Schallbewegungen.
Zs. f. Biologie N. F. 5, 291—302.
169. Wendeler, Paul, ein Versuch, die Schallbewegung einiger Consonanten
und anderer Geräusche mit dem Hensenschen Sprachzeichner graphisch
darzustellen. 4. (18 S. u. 2 Tafeln.) Kieler Dissertation u. Zs. f. Biologie
. F. N. 5, 303—320.
170. Lahr, J., die Grassmann'sche Vocaltheorie im Lichte des Experiments.
Annaleu der Physik und Chemie N. F. 27, 94—119 (Jahrg. 1886, H. 1).
171. Michaelis, G., über das H und die verwandten Laute.
Herrigs Archiv 79, 49—84 u. 283—308.
172. Grammatik. — Brugmann, Carl, Grundriß der vergleichenden Gram-
matik der indogermanischen Sprachen. I. Band: Einleitung und Lautlehre,
gr. 8. (XVHI, 568 S.) Straßburg 1886, Trübner. 14 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 249—251 (G. Meyer); D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 374 f.
(F. Hartmann); Lit. Blatt 1887, Sp. 465—467 (Behaghel); Zs. f. d. Gymnasial-
wesen 1887, 457—462 (Ziemer); Wochenschrift f. class. Philol. 1887, Sp. 387
bis 392 (Holthausen); Berliner philol. Wochenschrift 1887, Sp. 500 ff. (Bremer);
N. philol. Rundschau 1887, 42—45 (Stolz); Revue crit. 1887, Nr. 6 (V.Henry);
Academy 1887, Nr. 772 (Sayce) ; The Classical Review I. (T. C. Snow); Archiv
f. slavische Philol. 10, 188 — 196 (Jagic).
173. Merlo, P., Ragione del permanere dell' A e del suo mutarsi in E (O)
fin dall' etä protoariana.
Rendiconti del R. Istituto Lombardo S. II, Vol. XV, facs. XV/XVI. — a > e.
bezw. o durch Verschiedenheit der Betonung oder Assimilation an die nach-
folgenden Laute.
174. Bersu, Gutturale (Bibl. 1886, Nr. 191).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1885, Sp. 1140 f. (Thurneyseu) ; Wochenschrift für class. Philol.
1887, Sp. 65—73 (Schweizer-Sidler).
III. SPRACHWISSENSCHAFT UNÜ SPRACHVERGLEICHUNG. 1 13
175. Seymour Conway, R., Verner's Law in Italy. An Essay in the
History of the Indo-European Sibilants. 8. (120 S.) London, Trübner.
17G. Henry, Victor, Esquisses morphologiques. IV. Le Nominatif-Accusatif
Pluriel neutre. gr. 8. (27 S.) Douai 1887, P. Dutillenx. Abdruck aus:
Le Museon VI, Nr. 5.
177. Henry, V., l'affixe -sja du genetif des themes demonstratifs. Le Mu-
seon 1887, 203 f.
178. Kozlovski, Ignace, sur l'origine du Genitif singulier.
Techmers Zs. 3, 286. — *Ekvosjo = * ekvos-jo, jo Relativpronomen.
179. Persson, Per, Studia etymologica. 8. (123 S.) Commentatio acade-
mica. Upsala 1886. 2,20 Kr.
Die demonstrative Wurzel idg. am im Sanskrit (äram, arva — urdhä etc.),
Griech. «W, lit. är), Lat. kar , re etc.; bes. im 4. Cap., wo das suffixale r in
Partikeln behandelt wird, ist vielfach Bezug auf german. Partikeln genommen.
Vgl. Lit. Centralbl. 1887, Sp. 1629 (G. Meyer); Wochenschrift f. class. Piniol.
1887, Sp. 1352—1354 (v. d. Pfordten) ; Revue critique 1887, Nr. 40.
180. Johansson, de derivatis verbis contractis (Bibl. 1886, Nr. 195).
Vgl. Lit. Centralbl. 1887, Sp. 786 f. (G. Meyer) ; 1). Lit. Ztg. 1887, Sp. 749 f.
(Rezzenberger); Wochenschrift f. class. Piniol. 1887, Sp. 295—297 (v. d. Pfordten) ;
Philolog. Anzeiger 17, 415 (Wackernagel); Revue critique 1886, Nr. 50.
181. Syntax. — Lange, Ludwig, über Ziel und Methode der syntaktischen
Forschung; in: Kleine Schriften (2 Bde. Göttingen 1887, Vandenhoeck und
Ruprecht, compl. 15. M.).
182. Weil, H. , the Order of Words in the Ancient Languages eompared
with that of modern Languages. Transl. with Notes and Additions by C.
W. Super. 8. (114 S.) Boston.
183. Vogrinz, Geschichte des Casussystems (Bibl. 1885, Nr. 170).
Vgl. Zs. f. d. österr. Gymnasien 1887, 76 — 78 (Golling).
184. Hermann, Conrad, zur Lehre von den Präpositionen.
N. Jahrbücher f. Philologie und Pädagogik 136, 490—500.
185. Weymannn, C, Studien über die Figur der Litotes. XV. Supplement-
band d. N. Jahrb. f. Philologie, S. 453—556. Leipzig 1886, Teubner. 2 M.
Vgl. Wochenschrift f. class. Philologie 1887, Sp. 723 f. (Schmalz); Berliner
philol. Wochenschrift 1887, Sp. 657 ff. (Pecz).
186. Lexikographie. — Miklosich, etymologisches Wörterbuch (Bibl.
1886, Nr. 207).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 125—127; Archiv f. slavische Philol. 9, 4 ff.;
Revue critique 1887, Nr. 2.
187. Edlinger, A. v. , Erklärungen der Thiernamen aus allen Sprach-
gebieten. 8. (VI, 117 S.) Landshut 1886, Krall. 2 M.
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 892 f. (O. Schrader) ; Lit. Blatt 1887, Sp. 362 f. (Wacker-
nagel); N. philol. Rundschau 1887, 266; Philol. Anz. 1887, 337—340 (Angermaun).
188. Sprachvergleichung und Urgeschichte. — Schrader, 0., über den
Gedanken einer Culturgeschichte der Indogermanen auf sprach wissensch.
Grundlage, gr. 8. (22 S.) Jena, Costenoble. 0,75 M.
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 1724-1727 (Zimmer).
189. Schrader, linguistisch-historische Forschungen (Bibl. 1886, Nr. 210).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 1724— 1727 (Zimmer); Berliner philol. Wochcnschr.
1887, Sp. 212 ff. (G. Meyer); Zs. f. d. österr. Gymnasien 1887, 871 ff. (Toma-
schek) ; Zs. f. Völkerpsychologie u. Sprachwissenschaft 17, 220 — 226 (O. Weise) ;
Revue de Instruction publique 30, 389 — 391 (Ch. Michel); Academy 1887,
Sp. 63; D. Revue 1887, II, 104-112 (Spiegel).
GERMANIA. Neue Reihe XXIV. (XXXVI.) Jahrg. 8
114 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
190. Penka, K. , die Herkunft der Arier. Neue Beiträge zur historischen
Anthropologie der europäischen Völker. 8. (XIV, 182 S.) Wien u, Teachen
1886, Prochaska. 5,20 M.
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. G50 f. (Tomaschek); Berliner pbilol. Wochenschrift
1887, Sp. 562 ff. (Justi); N. philol. Rundschau 1887, 93 — 95 (Stolz); Zs. f. d.
Österreich. Gymnasien 1887, 929—931 (Meringer) ; Revue critique 1887, Nr. 25
(S. Reinach)-, Academy Nr. 790 (A. H. Sayce); Transactions of the Philolog.
Society 1887, 678—690 (A. II. Sayce).
191. Spiegel, F. v., die arische Periode und ihre Zustände, gr. 8. (X,
330 S.) Leipzig 1887, Friedrich. 12 M.
Vgl. Academy Nr. 813.
s. Nr. 990 ff.: 1078.
IV. Germanische Sprachen.
A. Gemeingermanisch und Westgermanisch.
192. Kluge, Stammbildungslehre (Bibl 1886, Nr. 216).
Vgl. Arkiv f. iionlisk Filologi 4, 349 — 369 (Hj. Falk).
193. Kauffmann, Friedrich, die innere Stammform der Adjectiva auf -ho
im Germanischen.
Paul u. Braune, Beiträge 12, 201 — 207.
194. Paul, H., Nachträgliches zum germanischen Vocalismus.
Paul u. Braune, Beiträge 12, 548—554. — Zu Beitr: 4, 815 ff. (Bibl. 1877,
Nr. 93) und 6, 1 ff. (Bild. 1879, Nr. 100).
195. Borries, Emil v,, das erste Stadium des i-Umlautes im Germanischen.
Abhandlungen, gr. 8. (81 S.) Straßburg, Heitz. 1,50 M. Straßburger Diss.
196. Steyrer, Joh., die ursprüngliche Einheit des Vocalismus der Germauen
auf Grund einer Vergleichung der bajuwarischen Mundart mit dem Eng-
lischen. Lex.-8. (46 S.) Wien, Holder in Comm. 1,80 M.
197. Kauffmann, F., zur Geschichte des germanischen Consonantismus.
Paul u. Braune, Beiträge 12, 504 — 547.
198. Bugge, S., etymologische Studien über germanische Lautverschiebung.
Paul ü. Braune, Beiträge 12, 399 — 430. — Das Verner'sche Gesetz im Anlaut
drei- und mehrsilbiger Wörter.
199. Kahle, Bernhard, zur Entwicklung der consonantischen Declination
im Germanischen, gr. 8. (54 S.) Berlin 1887, Haude u. Spener. 1,20 M.
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp 1113 f. (Burg); Lit. Blatt 1887, Sp. 337—340
(Kauffmann); dazu Erwiderung von Kahle, Sp. 502.
200. Muoh, Rudolf, germanische Dative aus der Römerzeit.
Zs. f. d. Alterthum 31, 354 — 358. — Vatvims, Aflims, Vercanu.
201. Burghauser, G., die Bildung des germanischen Perfectstammes, vor-
nehmlich vom Standpunkte der indogermanischen Vocalforschung. 4. (83 S.)
Progr. der Realschule zu Prag-Karolinenthal, und separat, Prag, Tempsky,
Leipzig, Freytag. 1887. 1,50 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 188; D. Lit. 1887, Sp. 895 f. (Burg); Zs. f. d.
österr. Gymnasien 1887, 869-372 (Meringer) und 476 (Khull) ; Zs. f. d. Real-
sohulvesen 1887, 253 (Vogrinz); Gymnasium 1887, Nr. 19 (Sauger); N. philol.
Rundschau 1887, 367 (Stola).
202. Ljungstedt, Karl, Anmärkningar tili det starka preteritum i ger-
manska spräk. 8. (2 -f- 148 S.) Upsala 1887. 3 Kr. Upsala Universitets
Ärsskrift 1888.
IV. GERMANISCHE SPRACHEN. 115
203. Singer, S., Miscellen.
Paul u. Braune, Heiträge 12, 211 — 215. — got. jains; got. aippau; an. yrinn,
oerinn; ahd. üwila; an. öask; an. -lega; mhd. ingbrant, ags. icgegold, incgeläf,
afr, inka; ahd. oheim.
204. Gallee, J. H., /<«/, gamcl, bano.
Paul u. Braune, Beiträge 12, 561-563.
205. Etymologien in Bezzenbergers Beiträgen, Bd. 12.
Fick, A., die ursprüngliche Sprachform uud Fassung der hesiod. Theogonie
(S. 5: ahd. zuo — gr. deo, ze — 8s; S. 16: -red in hundred — in gr. -UQirog) ;
Bezzenb erger, A., Etymologien, S. 77 — 80 (got. fähan , ahd. fagen — lit.
kankii; got. faurhts, langobard. fereha — lat. querquerns, quercus; feucht — lett.
kust; ganz — ai. ghand, gr. äcpsvog; brinnan — lat. furnus); Bartholo-
mae, Chr., die Vertretung des altitalischen ss im Oskischen etc. (S. 87: nahe,
S. 89: gadaban, S. 90: mizdo, Mark, N&tt, Mast, S. 91: gahugds, mahts , gazds,
gaaistan); Deecke, W. , lykische Studien (S. 142: got. hva- , S. 144: got.
paurp-, S. 318: Heerde, S. 326; ahtau, S. 338 wüst); Weise, O., volksetymo-
logische Studien (S. 158: Quendel, Thymian); Fick, W., Etymologien, S. 161 f.
(jagen — gr. txlxpu; klaga , plöga- , flach- Wurzel pela : plä : pla; tuahs [scharf]
— lat. convexus; an. gabb; mhd. gumpel , ginnpel — gr. xff/qpaff; trübe, Treher,
an. dreggr — gr. xkqcc^)]; zwinzen — gr. dsvdlllco; zers — gr. dyikog; mhd.
zelten, ags. tealtian — ai. dulä, mhd. tübel — gr. rvcpoi; ahd. wnganso, tvekki
— gr. öcpaza (s. S. 168); an. gjalpa, mhd. gelpfen — gr. ylußov , ^aÄorßftp);
M e zzen b erge r, A., Etymologien, S. 239 — 241 (an. kuerfa — umbr. adputrati;
mhd. hahse — lat. coxa; an hröf, ags. hruf — gr. xcöffffor; zwingen — lit.
twenkti; Sarg — gr. ffopoe; flattern — lit. plezditi; ags. flys , mnd. vlüs — lit.
pluskos; ags. vloh — ai. valkd, aslav. vlakno; ahd. sin/ton — lit. sugiu; norweg.
stauka — lit. stauginüi).
206. Johansson, K. F., Bidrag tili grekisk etymologi och formlära.
Nordisk Tidsk.ift for Filologi N. R. 8, 195-218. — hd. leie (Stein) > läng;
got. teile, hd. lieh u. s. w. > uXLßctg.
German. Partikel, s. Persson Nr. 179.
207. Baynes, Herbert, The Eranian origin of the Teutonic coneept of Deity.
The Habylonian and Oiieutal Record 1, 90 — 93. — Leitet das deutsche 'Gott'
ab vom eran. ITad'äta ; dazu C. de Harlez: Ood = K' Hadäta? ebenda S. 108 f.
208. Müller, Max, 'Nomen'.
Academy Nr. 781.
209. Varnhagen, H., der germanische Stamm Jclap im Romanischen.
Romanische Forschungen III, 11. 2.
210. Mackel, Emil, die germanischen Elemente in der französischen und
provenzalischen Sprache, gr. 8. (200 S.) Französ. Studien (5. Bd. H. 1. 6 M.
Vgl. Neuphilolog. Centralblatt 1, 213—215.
210a. Goldschmidt, Moritz, zur Kritik der altgermanischen Elemente im
Spanischen. 8. (rJ6 S.) Bonner Dissertation, 1887.
211. Sohns, Franz, germanisches Eigenthum in der Sprache Italiens.
Centralorgan f. d. Interessen d. Realschulwesens 1887, 529 — 543.
B. Gotisch.
212. Braune, Wilhelm, gotische Grammatik mit einigen Lesestücken und
Wortverzeichniß. 3. Aufl. gr. 8. (VIII, 135 S.) Halle 1887, Niemeyer.
2,40 M. Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte I.
213. Losch, Friedrich, die mit dem Suffixe ni' gebildeten Verbalabstracta
im Gotischen.
Germania 32, 223—245.
8*
116 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
214. Wrede, Ferdinand, über die Sprache der Wandalen. Ein Beitrag zur
germanischen Namen- und Dialektforschung. 4. (VI, 119 S.) Straßburg
1886, Triibner. 3 M. Quellen u. Forschungen Heft 59.
Vgl. Literar. Centralblatt 1887, Sp. 1009 f. (v. Bahder); D. Lit. Ztg. 1887,
Sp. 1548—1550 (Henning); Lit. Blatt 1887, Sp. 467-470 (Ehrismann).
Got. Etymologien s. Nr. 203, 205 u. 206.
G. Deutsch,
a) Grammatik.
215. Blell, Th., Nachbildungen der Runenspeerspitze von Müncheberg.
Verbandlungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und
Urgeschichte 1887, 177 f. Ebenda 179 ff.: Krause, Bronze-Lanzenspitze mit
Runen.
216. Behaghel, deutsche Sprache (Bibl. 1886, Nr. 244).
Vgl. Zs. f. d. Gymnasial wesen 1887, 365-367 (Jonas); Gymnasium 1888, Sp. 55 f.
(Ziemer); Centralorgan f. d. Interessen des Realschulwesens 1887, 241 f. (Boehm) ;
Pädagogium 1887, 279; Zs. des allgem. deutschen Sprachvereins 2, Nr. 6 (Mihm) ;
Revue crit. 1887, Nr. 50; De Gids 1887, Nr. 7 (Gallee); Allgem. Ztg. 1886,
Beil. Nr. 214 (Mähly); Bl. f. literar. Unterh. 1887, Nr. 42 (Ad. Schröter).
216". Schäfer, Karl, unsere Muttersprache. Ein Bild aus Vergangenheit
und Gegenwart.
Pädagogisches Archiv 1887, Nr. 9, und Allgem. Ztg. 1887, Beil. Nr. 58 u. 59.
217. C Uppers, Laut- und Flexionslehre (Bibl. 1886, Nr. 246).
Vgl. Gymnasium 1887, 521 i,Khull).
218. Braune, althochdeutsche Grammatik (Bibl. 1886, Nr. 245).
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 105—112 (Kögel); Modern Language Notes II, Nr. 4
(Brandt).
219. Kluge, F., zur althochdeutschen Lautlehre.
Paul u. Braune, Beiträge 12, 376—382. — hiutu- gt, kt > tt; w in neben-
tonigen und tonlosen Silben; gw > w; -in in nicht haupttoniger Silbe.
220. Kauffmann, Friedrich, ahd. Ictvo, louwo.
Paul u. Braune, Beiträge 12, 207— 210.
221. Benrath, Paul, Vocalsch wankungen bei Otfrid. 8. (60 S.) Bonner
Dissertation, 1887.
222. Ottmann, Glossar Rb. (Bibl. 1886, Nr. 248).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 1773 f. (Kossinna); Lit. Blatt 1887, Sp. 205—207
(Kögel).
223. Wolf er mann, Oscar, die Fiesionslehre in Notkers althochdeutscher
Übersetzung von Boethius; de consolatione philosophiae. Ein Beitrag zur
althochdeutschen Grammatik, gr. 8. (74 S.) Altenburg 1886 (Bonde's Verlag).
1,20 M.
Vgl. I). Lit. Ztg. 1887, Sp. 1305 (Seemüller).
224. Siebs, Assibilierung (Bibl. 1886, Nr. 252).
Vgl. I). Lit. Ztg. 1887, Sp. 642 f. (Franck); Niederd. Korrespondenzblatt 12,
30—32 (G. Michaelis).
225. Cummins, Adley H., A Grammar of the Old Friesic Language 2nd ed.
With Reading Book, Glossary etc. 8. (144 S.) London, Trübner. 6 sh.
226. Buitenrust Hettema, F., Bloemlezing uit Ooud- middel- en nieuw
Friesche geschriften met glossarium. II. Deel: Middelfriesch. 8. (VIII,
104 S.) Leiden 1887, Brill. 1,50 fl.
Altfries., s. auch Nr. 203.
IV. GERMANISCHE SPRACHEN. 117
227. Weiß, Wilhelm, Untersuchungen zur Bestimmung des Dialekts des
Codex Teplensis. Inaugural-Dissertation. gr. 8. (54 S.) Halle. (Leipzig, Fock.)
0.80 M.
228. Nohl, Hans, die Sprache des Niclaus v. Wyle. Laut und Flexion. Ein
Beitrag zur Kenntniß des schwäbischen Dialekts im XI. Jahrh. Inaugural-
Dissertation. gr. 8. (87 S.) Heidelberg, Burow. 1,80 M.
229. Lauchert, Friedrich, die ältere Sprache von Meßkirch.
Alemannia 15, 79 — 93. — Grammatisches; Lexicalisches; Flurnamen.
230. Fischer, Hermann, Hechinger Latein.
Württemberg. Vierteljahrshefte 1885, 229—236 u, 1887, 45—47.
231. Kluge, Friedr., von Luther bis Lessing. Sprachgeschichtliche Aufsätze,
gr. 8. (Vm, 144 S.) Straßburg 1888, Trübner. 2 M.
Vgl. Niedere!. Correspondenzblatt 12, 79 f. (Bremer).
232. Kluge, F., die Entstehung unserer Schriftsprache (Jenaer Antritts-
vorlesung). 27 S. 1886.
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 295 f. (A. Socin).
s. Socin, Nr. 386.
233. Paul, H., Gemeindeutsch.
Paul u. Braune, Beiträge 12, 558—560.
234. Luther, J., die Sprache Luthers in der Septemberbibel. Inaugural-
Dissertation. gr. 8. (32 S.) Halle. (Leipzig, Fock.) 1 M.
235. Platzhoff, B., Luthers erste Psalmenübersetzung sprachwissenschaftl.
untersucht. 8. (63 S.) Hallenser Dissert.
236. Zeitschrift für deutsche Sprache, herausg. von Daniel San d ers. Jahr-
gang I. 12 Hefte (April 1887 bis März 1888). gr. 8. Hamburg, J. F.
Richter. 12 M.
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 1143 f. u. Zs. f. d. österr. Gymnasien 1887, 542 ff.
(Seemüller); Wissenschaft!. Beilage der Leipziger Ztg. 1887, Nr. 32, 44, 52, 66,
71 u. 77.
237. Moltke, Max, Deutscher Sprachwart. Zeitschrift für Pflege unserer
Muttersprache u. s. w. N. F. I, H. 1 — 6. gr. 8. Leipzig 1887 u. 1888,
Moltke. ä Heft 0,50 M.
238. Hildebrand, Rudolf, vom deutschen Sprachunterricht in der Schule
und von deutscher Erziehung und Bildung überhaupt, mit einem Anhang
über die Fremdwörter und einem neuen Anhang über das Altdeutsche in
der Schule. 3. verb. und verm. Aufl. 8. (VIII, 276 S.) Leipzig 1887,
Klinkhart. 3 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 614 f.; N. Jahrbücher f. Philologie u. Pädagogik
136. H. 5/fi (Koch); Zs. f. d. deutschen Unterricht 1. H. 1—2 (Lyon); Zs. d.
allpem. deutschen Sprachvereins 1, Nr. 3 u. 14; Centralorgan f. d. Interessen
d. Realschulwesens 1887, 345 f. (L. Rudolph); Gymnasium 1887, 417—420
(Bender); Pädagogium 1886, 641—651 (1. Aufl., R. Dietrich) und 1887, 551 f.;
Rhein. Blätter f. Erziehung und Unterricht 61, 479 f. (L. Rudolph).
239. Zeitschrift für den deutschen Unterricht. Unter Mitwirkung von Rudolf
Hildebrand herausg. von Otto Lyon. 1. Jahrg. gr. 8. 6 Hefte. Leipzig
1887, Teubner. 10 M.
Vgl. Zs. f. d. österr. Gymnasien 1887, 542 ff. (Seemüller).
240. Vietor, Wilh., Elemente der Phonetik und Orthoepie des Deutschen,
Englischen u. Französischen mit Rücksicht auf die Bedürfnisse der Lehr-
praxis. 2. verb. Aufl. gr. 8. (XII, 270 S.) Heilbronn, Gebr. Henninger.
4,80 M.
118 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
241. Diederichs, Selbst- und Schnalzlaute (Bibl. 1886, Nr. 258).
Vgl. D. Lit. Ztpr. 1887, Sp. 189 f. (Diederichs u. Holtbausen); Anzeiger für
deutsches Altertlium 13, 376—388 (Nörrenberg) ; Phonetische Studien 1, H. I
(Maunnann).
242. Trautmann, K. , Kleine lautwissenschaftliche Beiträge. I. Zur Ge-
schichte des Zäpfchen -r im Deutschen. II. Stimmhaftwerden stimmloser
Consonanten im Deutschen.
Phonetische Studien I, H. 1.
243. Friedrich, Ernst, Zehnfache Aussprache des Buchstabens g im Neu-
hochdeutschen.
Centraloigan f. d. Interessen d. Realschulwesens 1887, 528 f.
244. Zur Bühnenaussprache des g.
Phonetische Studien 1, H. 1.
245. Güdemann, M., über die Aussprache deutscher Buchstaben. Bemer-
kungen einiger Rabbiner des 15. Jahrh.
Zs. f. deutsche Sprache 1, 104—109 u. 170—172.
245". Orthographie. — Reform. Zs. des allgem. Vereins für vereinfachte
deutsche Rechtschreibung, herausg. von F. W. Fricke. XI. Jahrg. 1887.
12 Nummern, gr. 8. Norden, Soltau. 2,40 M.
246. Wilmanns, W., die Orthographie in den Schulen Deutschlands. 2. um-
gearbeitete Ausgabe des Commentars zur preußischen Schulorthographie,
gr. 8. [(XII, 269 S.) Berlin, Weidmann. 3,60 M.
247. Jütting, W., die Doppelformen unserer heutigen Schulorthographie mit
Vorschlägen zu ihrer Vereinfachung.
Rheinische Blätter f. Erziehung und Unterrieht 61, H. 5 u. 6.
Orthographie s. auch Nr. 297*.
248. Syntax. — Erdmann, Syntax (Bibl. 1886, Nr. 261).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 713-716 (John Ries), dazu: Entgegnung von Eid-
mann und Antwort von J. Ries, ebenda Sp. 956—958; Lit. Blatt 1887, Sp. 201
bis JO'i (Bohaghel), dazu: Erdmann und Behaghel, Sp. 328—330; Gymnasium
1887, 309—312 (Ziemer).
249. Erdmann, 0., über Eintheilung und Benennung der Nebensätze in
der deutschen Grammatik.
Zs. f. d. deutschen Unterricht 1, H. 2.
'250. Kern, Zustand und Gegenstand (Bibl. 1886, Nr. 269).
Vgl. Zs. f. d. österr. Gymnasien 1887, 881 (Joh. Schmidt); Centralorgan f. d.
Interessen d. Realschulwesens 1887, 158 f. (L. Rudolph); Gymnasium 1887,
381 f. (Buschmann); Zs. f. d. Realschulwesen 1887, 7 (Vogrinz).
251. Herrmanowski, Franz Kerns Reformvorschläge f. d. Unterricht in
der deutschen Satzlehre.
Neue Jahrbücher für Philologie u. Pädagogik 136, 541—553 a. 577—597.
252. Monster berg -M ün cken au, der Infinitiv in den Epen Hartmanns
(Bibl. 1885, Nr. 210).
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 9 f. (Klinghai dt).
253. Branhofer, Genitiv im Nibelungenliede (Bibl. 1886, Nr. 264).
Vgl. Zs. f. d. österr. Gymnasien 1887, 732 (Stejskal) ; Herrigs Archiv 79, 117 f.;
Gymnasium 1887, 686 (Saligei).
254. Ullsperger, Modusgebrauch in mhd. Relativsätzen (Bibl. 1886,
Nr. 268).
Vgl. Zs. f. d. österr. Gymnasien 1887, 320 f. (Seemüller); Gymnasium 1887,
685 (Saliger).
IV. GERMANISCHE SPRACHEN. 119
255. Schachinger, R. , Congruenz des Numerus zwischen Subject und
Verbum bei Wolfram von Escheubach. gr. 8. Programm des Gymnasiums
zu Melk.
Vgl. Zs. f. d. österr. Gymnasien 1887, 319 (Khull); Gymnasium 1887, 686 (Sauger).
256. Buchenau, H. , über den Gebrauch und die Stellung des Adjectivs
in Wolframs Parzival. gr. 8. (60 S.) Coethen, Schettlers Erben, Verl. 1 M.
257. Schmidt, Hans, über das attributive Adjectiv im Nibelungenlied und
in der Ilias. 8. (56 S.) Programm d. Gymn. in Salzburg, 1886.
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 319 (Nagele); Zs. f. d. österr. Gymn. 18S7, 319 (Khull).
258. Wangrin, Emil, die Syntax der Causalsätze in der Kudrun. 4. (17 S.)
1887. Programm des Real-Gymnasiums zu Lüdenscheid, Nr. 357.
259. Wunderlich, H., Untersuchungen über den Satzbau Luthers. 1. Th. :
Die Pronomina, gr, 8. (72 S.) München, Lindauer. 1,50 M,
260. Jeitteles, A., zur neuhochdeutschen Syntax.
Germania 32, 356 — 361. — I. Nhd. Genitiv des artikellosen attributiven Ad-
jectivs; II. der Accusativ mit dem Infinitiv im Nhd.
261. Andresen, K. G., Sprachgebrauch u. Sprachrichtigkeit im Deutschen.
5. Aufl. 8. (VIII, 427 S.) Heilbronn, Gebr. Henninger. 5 M.
262. Sanders, Daniel, deutsches Stil-Musterbuch mit Erläuterungen und
Anmerkungen, gr. 8. (X, 443 S.) Berlin 1886, H. W. Müller. 6 M.
Vgl. Zs. f.d. Gymnasialwesen 1887, 368—370 (Jonas); Zs. f. d. österr. Gymnas.
1887, 771—773 (Joh. Schmidt); Gymnasium 1887, 448 f. (Blasendorffj; Revue
critique 1887, Nr. 18 (A. Bauer); Zs. d. allgem. deutschen Sprachvereins 1, Nr. 12
u. 13; Centralorgan f. d. Interessen d. Realschulwesens 1887, 178 (Quielj ;
D. Rundschau, 14. Jahrg., H. 2; Schwäbische Kronik 1887, 31. März.
263. Seh rader, Hermann, der Bilderschmuck der deutschen Sprache. Ein-
blick in den unerschöpflichen Bilderreichthum unserer Sprache und ein
Versuch wissenschaftlicher Deutung. In 2 Lief. gr. 8, (VII, 379 S.) Berlin
1886, Dolfuß. 3 M.
Vgl. Zs. f. deutsche Sprache 1, 84—86.
264. Kares, 0., Betrachtungen über die Poesie des Wortschatzes.
N. Jahrb. f. Piniol, u. Pädagogik, Bd. 131/132, H. 7—12 u. Bd. 133/134,
H. 2 u. 3.
265. Zehetmayr, S., Beigabe zu Otto Kares' „Poesie des Wortschatzes".
Blätter f. d. Bayer. Gymnasialschulwesen XXI, S. 558 — 564.
266. Kleinpaul, R., die Bildersprache des Volkes.
Allgemeine Zeitung 1886, Beil. Nr. 70.
267. Kleinpaul, R. , rhetorische Kunststückchen.
Allgemeine Zeitung 1886, Beil. Nr. 105, 107 u. 10S.
268. Frey tag, L., Übersetzen und Übersetzungskunst.
Zs. i. d. deutschen Unterricht 1, H. 2 u. 3.
269. Pfalz, über den Einfluss des Erleruens fremder Sprachen auf die Ent-
wicklung der Muttersprache.
Pädagogisches Archiv 1887, Nr. 9.
270. Spracheigenthümlichkeiten bei Lessing.
Zs. f. deutsche Sprache 1, 21—28.
ß) Lexikographie.
271. Deutsches Wörterbuch, VII. Bd. 9. Liof. (Sp. 15:57—1728, Pelz-
fleck — Pflastertuch), 10. Lief. (Sp. 1729 — 1920, Pflasterung — Platz),
bearb. von M. Lexer. Leipzig 1887, Hirzel. ä 2 M.
120 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
272. Deutsches Wörterbuch, VIII. Bd. 3. Lief. (Sp. 385—576, Recht —
Reich), bearb. von M. Heyne. Leipzig 1887, Hirzel. 2 M.
273. Deutsches Wörterbuch, XII. Bd. 1. Lief. (Sp. 1 — 192, V — ver-
dammen), bearb. von E. Wülcker, Leipzig 1886, Hirzel. 2 M.
274. Sanders, Ergänzungs-Wörterbuch (Bibl. 1885, Nr. 218).
Vgl. Zs. f. Völkerpsychologie 17, 103—109 (Steinthal).
275. Sanders, Daniel, Wörterbuch der Hauptschwierigkeiten der deutschen
Sprache. 17. Aufl. Berlin 1887, Langenscheidt.
Vgl, Central organ f. d. Interessen d. Realschulwesens 1887, 207 (Freytag)-,
Wissensch. Beilage d. Leipziger Ztg. 1887, Nr. 56.
2 76. Kluge, Friedrich, etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache.
4. verb. Aufl. 1. Lief. Lex.-8. (48 S.) Straßburg, Trübner. 1 M.
Vgl. Herrigs Archiv 78, 121 (Felix Hartmann).
277. Diez, Friedr., etymologisches Wörterbuch der romanischen Sprachen.
5. Ausg. Mit einem Anh. von Aug. Scheler. gr. 8. (XXVI, 866 S.) Bonn,
Marcus. 18 M.
278. Braune, W. ahd. Jehon, verzehren, essen.
Paul u. Braune, Beiträge 12, 396 f.
Ahd. Etymologien s. Nr. 203, 205 ff., 555, 1445, 1672 ; mhd. 780,
1491 f.
279. Braune, W., zu mhd. gelouben gestatten.
Paul u. Braune, Beiträge 12, 397 f.
280. Braune, W., Nachtrag zu mhd. ein.
Paul u. Braune, Beiträge 12, 393—395,
281. Sievers, E., sus und so.
Paul u. Braune, Beiträge 12, 498—503.
282. Bech, Fedor, lexikalische Beiträge aus Pegauer Handschriften des 14.
und 15. Jahrh. 4. (22 S.) 1887. Progr. d. Gymnas. zu Zeitz, Nr. 242.
283. Feit, Paul, Glossar und Wortregister zum hansischen Urkundenbuch. Bd.I
bis III. 4. (S. 535 — 586.) Halle, Buchhandlung des Waisenhauses. 2,80 M.
284. Bernoulli, A. , und A. So ein, Verzeichniß der Gauner u. Gauner-
wörter aus baslerischen Archiven. Als Nachtrag zu Knebels Chronik be-
sonders abgedruckt. 8. (60 S.) Leipzig, Hirzel. — s. Nr. 1702.
285. Birlinger, A., zum deutschen Wörterbuche.
Alemannia 15, 74—78.
286. Hauff, Gustav, Lexikalisches. IV. Über den Artikel „Ichu, sowie über
einige andere Artikel verwandten Inhalts im Grimmschen Wörterbuch.
V. Nachträge zu den kritischen Bemerkungen über die Mehrzähl von
„Ewigkeit" und über „Es" im Grimmschen Wörterbuch.
Herrigs Archiv 79, 308—346.
287. Oosting, J., Leider Gottes.
Taalstudie VIII, 190-192.
288. Völker, Paul, die Bedeutungsentwickelung des Wortes Roman. 8.
(41 S.) Dissert. Halle 1887 (s. Bibl. 1886, Nr. 290).
289. Wörterbuch der Weidmannssprache (Fortsetzung).
Der Weidmann 18, Nr. 37 ff.; 19 ff.
290. Schlüter, W., zum mnd. Wortschatz (s. Bibl. 1886, Nr. 291).
Nd. Korrespondenzblatt 12, S. 7 — 10 büt, koneren, kudel, lok, luder, pligen,
satlten, verletl, an geweiht [dazu J. Peters, S. 85]) ; S. 38 f. {gholken, Kutan,
quantswis, bela/rken lartjen, lurtjen).
(Fortsetzung folgt.)
ZUR BEURTHEILUNG VON JACOB GRIMMS
ANSICHT ÜBER DAS GRAMMATISCHE
GESCHLECHT.
In einer schönen und überzeugungswarmen Vorrede zum Neu-
druck des dritten Bandes der Grimm'scben Grammatik vertheidigt
Gustav Roethe nicht ohne Geschick und Eifer die Lehre Jacob Grimms
vom grammatischen Geschlecht gegen eine neue, zuerst von Brugmann
ausgesprochene und von mir acceptierte Hypothese '). Seine Ausführungen
entbehren auf den ersten Anblick nicht des Bestechenden. Denn wem
gerade unter den begabteren Köpfen sagte es nicht zu, in der trau-
rigen Zeit des trockenen Schwärmerthums die unverwelkliche Macht
der Phantasie gegen die alte Schwiegermutter Weisheit mit leuchten-
den Waffen vertheidigt zu sehen, die Poesie in der Sprache, wie sie
vor dem genialen Blick des bahnbrechenden Forschers stand, gegen
die hausbackene Prosa, die die mühevolle Mosaikarbeit Nachstreben-
der in ihr sehen will? Und darum scheint es sich in diesem Falle zu
handeln.
Dennoch liegt die Sache ein wenig anders, und es möge mir
gestattet sein, das Problem von Neuem zu beleuchten, da ich doch
einmal zur Frage nach dem grammatischen Geschlecht das Wort er-
griffen habe, ohne in einer vielmehr abgebrochenen als abgeschlossenen
Schrift — die übrigens, im Wesentlichen vor dem Erscheinen des Brug-
mann'schen Aufsatzes geschrieben, das Problem von vornherein in
derselben Weise ins Auge faßte — ohne, sage ich, hier im Stande
gewesen zu sein, meine Ansicht anders als knapp zu skizzieren. Ich
halte mich zu einer Meinungsäußerung um so mehr verpflichtet, als
mir Roethe zwischen den Zeilen den Vorwurf kritiklosen Nachtreter-
thums nicht erspart.
Ich will mich bemühen, so elementar wie möglich zu sein, da
die alte Hypothese, mit Bacon zu reden, als ein weitverbreitetes Idolon
') Brugmann, Techmers Internationale Zeitschrift für Sprachwissenschaft IV,
100 ff.; Verf., Zum Wechsel des Nominalgeschlechts im Deutschen I, S. 3 ff. (Straß-
burg 1889).
GERMANIA. Neue Reihe XXIV. (XXXVI.) Jahrg. 9
122 VICTOR MICHELS
theatri gelten darf und, so viel ich sehe, mit einem ganzen Nest un-
ausrottbarer Vorurtheile zusammenhängt. Da die Grimmsche Theorie
eine tiefe Kluft zwischen Einst und Jetzt statuiert, so theilt sich für
uns die Frage nach der Entstehung des grammatischen Geschlechts
in die drei: was ist es? was war es? wie hat es sich gebildet?
Suchen wir, um trotz Roethes Widerspruch von dem Bekannten
zum Unbekannten fortzuschreiten, die Bedeutung des grammatischen
Geschlechts in der gegenwärtigen deutschen Sprache zu fixieren, so
kann es keinem Zweifel unterliegen, daß sich hier Sexus und Genus
derartig verhalten, daß bei der Bezeichnung lebender Wesen von
deutlich erkennbarem Geschlecht in der Regel dem männlichen Sexus
das männliche, dem weiblichen das weibliche Genus entspricht. Das
ist auch bei den Dingen, die nur durch die Phantasie beseelt werden,
in der Regel der Fall. Auf diese Weise besteht jene enge Verbindung,
die Sexus und Genus als Inneres und Äußeres, als die zwei Seiten
eines Verhältnisses erscheinen läßt, wo eins das andere bedingt. Wenn
nun im ersten Falle der Sexus als das Bedingende und das Genus
als das Bedingte gelten darf, so erfordert der zweite Fall eine
eingehende Prüfung. Während nämlich auch hier der naiven Vor-
stellung, der sich Inneres und Äußeres verhalten wie Kern und Schale,
die Ausdrucksform als das Spätere und von der Vorstellung Ab-
hängige erscheint, zeigt es sich bei genauerer Betrachtung, daß dies
in einer Reihe von Fällen, ja in allen deutlich erkennbaren, keines-
wegs zutrifft. Nicht weil wir durch irgend etwas im Wesen der Phan-
tasie gezwungen wären, sie als weiblich vorzustellen, erscheint sie
Goethe als „meine Göttin". Was hindert an sich, sie etwa als einen
blühenden Knaben zu denken? Was anders als der Name? So ist uns
der Krieg ein stürmender Mann mit der gewaltigen Drommete in der
Faust. Wer nicht wüßte, daß er den Römern ein Weib (Bellona) war,
würde das für die einzig natürliche Vorstellung halten. Deutscher
Auffassung ist die Liebe, oder sagen wir Frau Minne, eine hehre
Königin; den Alten war ihr apcog oder Amor oder Cupido ein Jüng-
ling oder Knabe. Was liegt nun im Wesen der Liebe, das zur einen
oder anderen Auffassung zwänge? Denn wir suchen doch überall
die Notwendigkeit des Geschehenen. Oder warum sprechen wir vom
Altvater Rhein, aber vom Donauweibchen? Warum von Frau Sonne
und ihrem Manne, dem Mond, die Verhältnisse verwandter Sprachen
umdrehend? Gewiß nicht, weil deutscher Phantasie der Mond von
vornherein vorzugsweise im Kreis der Sterne entgegentrat als der
männliche Hirt, der seine Schaf lein weidet. Warum denn nicht als
ZUR BEURTIIEILUNG VON JACOB GRIMMS ANSICHT etc. 123
Hirtin, wie die Zeustochter Selene-Luna den Alten eine Jägerin war,
wenn sie die Wolken über den Nachthimmel jagte? Es hätte noch
einen Sinn, wenn das germanische Wort für den Mond wirklich
etwas wie „Hirt" bedeutete. In Wahrheit scheint es aber nichts
Anderes als „das (Zeit) messende Gestirn" zu bezeichnen, und das
männliche Geschlecht etwa einem indogerm. dster (dörrjQ) zu ver-
danken, zu dem es einst adjectivisch gesetzt wurde. Und die Volks-
phantasie hat sich um das astronomische Wort gerankt, an das
einmal fixierte Genus anknüpfend, wie auch in moderneren Fällen.
Und doch ist das nicht ein Fall steifleinener Personificierunof, sondern
lebendigster Mythologie. Warum ist es so unerhört und gar keiner
Widerlegung bedürftig, wenn Brugmaun, was für Sonne und Mond
recht ist, für den Himmel billig sein läßt, und die Frage aufwirft,
ob nicht der indogermanische Dieiis (Zeus) ursprünglich ein Appellativ
war wie im Indischen, und seine Existenz als ein männlicher Gott
erst dem grammatischen Genus seines Namens verdankte?1) Denn,
wohlgemerkt, die indogermanische Sprache ist nicht die Ursprache
der Menschheit.
Während sich demnach für die moderne, und wir dürfen gleich
sagen historische Zeit nachweisen läßt, daß bei der Personificierung
Nichtlebender in der Regel der Sexus durch das Genus bestimmt
wird, und sich eine Beeinflußung des Genus durch den Sexus nur
ausnahmsweise darthun läßt"), soll einst das umgekehrte Verhältniß
geherrscht haben. Dieses Einst war eine Zeit, in der nicht der Ver-
stand, sondern die Phantasie herrschte und die heute entgötterte Welt
mit einer Unzahl anthropomorphischer Wesen bevölkerte.
Wo jetzt nur, wie unsre Weisen sagen,
Seelenlos ein Feuerball sich dreht,
Lenkte damals seinen goldnen Wagen
Helios in stiller Majestät.
1) div 'Himmel' begegnet im Indischen auch als Feminin, wie es seheint eine
jüngere Form, doch beweisend, daß die mit dem Wort verbundene Maseulinvorstellung
wenigstens nicht allzusehr in der Vorstellung haftete. Vgl. noch 0. Gruppe, Die
griech. Mythen und Culte, passim. gegen ihn Max Müller, Natural Religion. London
188V». S. 407.
2) Ein Ausnahmsfall dürfte etwa 'Sonne' sein. Hier war das Geschlecht aus
äußeren Gründen ins .Schwanken gerathen, und mythologische Vorstellungen, die sich
dem festen Masculingeschlecht von Mond zu Liebe umkehrten, mögen dazu gewirkt
haben, daß es weiblich wurde. Das ist eine Ausnahme, welche die Regel bestätigt.
Etwas anders liegen die Verhältnisse bei den in meiner Schrift S. 50 verzeichneten
Worten .
9Y
124 VICTOR MICHELS
Ich habe diese Anschauung eine poetische, nicht eine wissenschaft-
liche genannt und zu den romantischen Zügen gerechnet, die man in
Jacob Grimms Natur gefunden hat. Für den jungen Schiller war jenes
untergegangene Zeitalter der Phantasie die Welt Griechenlands, für
die Romantiker das Mittelalter, für Jacob Grimm und seinen jüngsten
Anhänger die Urzeit. Die ganze Theorie, die mit der über den Ur-
sprung der Volkspoesie aufs Genaueste zusammenhängt, ruht auf dem
Begriffe dieser Urzeit. Man erlaube mir daher die Frage: wann war
diese Urzeit, jene goldene Zeit der alles personificierenden Phantasie?
Bei Jacob Grimm, obgleich er sich nirgends klar darüber aus-
spricht und sogar das Wort zu meiden scheint, hat man den Eindruck,
als denke er an die Urzeit der Germanen. Aber daß die Germanen,
sagen wir, zur Zeit des Pytheas von Massilia oder früher, wenn man
will, mit einer ganzen Reihe von Worten keine Phantasievorstellung
mehr verknüpften, bezweifelt heute Niemand. Überhaupt waren hier
die Genera der Worte schon überliefert und die zu Grunde liegenden
Sexualvorstellungen kämen zur Entscheidung der Frage höchstens
beim Genuswechsel in Betracht, der wieder die angeblichen Sexual-
vorstellungen als höchst schwankende charakterisieren würde, und
den wir deshalb gerne mit Roethe für diesmal aus dem Spiele lassen.
Roethe vermißt bei Jacob Grimm die beständige Rücksichtnahme
auf die Ursprache und spricht seinerseits von der indogermanischen
Urzeit, für die er jenen Personificierungs- und Sexualisierungstrieb
voraussetzt. Aber auch hier frage ich mich vergeblich nach dem
genauen Verständniß des Ausdrucks. Denn wenn wir heutzutage in
der comparativen Grammatik von indogermanischer Ursprache x-eden,
so verstehen wir darunter in der Regel die unmittelbar vor der Tren-
nung der Einzelsprachen herrschende Gemeinsprache; denn viel weiter
können wir vorläufig noch nicht zurückdringen in dem ruhigen Schritt
für Schritt der vergleichenden Sprachwissenschaft, wenn wir von ein
paar vielumstrittenen Contractionsgesetzen und ähnlichen Erscheinungen
absehen, welche diesem Zeiträume, hochgegriffen, um ein paar Jahr-
hunderte vorausgingen. Aber auch die Sprache dieser Zeit zeigt schon
einen verhältnißmäßig hohen Culturstand. Ein ausgebildetes abstractes
Denken wird durch eine Fülle abstracter Bildungen bewiesen, die sich
nicht etwa erst in den Einzelsprachen entwickelt haben können. Nun
ist aber entfernt nicht daran zu denken, daß den Indogermanen, wenn
sie die Handlung des Stellens mit dhdtis (ftsöig) bezeichneten, dabei
irgend ein personifiziertes und sexualisiertes Wesen dauernd vor-
geschwebt habe, oder auch nur irgendwie die Anschauung von etwas
ZUR BEURTHEILUNQ VON JACOB GRIMMS ANSICHT etc. 125
Schwachem, Empfangendem, Leidendem, kurz irgendwie Weiblichem:
daß sie überhaupt dabei eine wesentlich andere Vorstellung hatten,
als wenn sie das neutrale dhemn (d-fj^ia) gebrauchten. Die Schlange
slijghön möge wirklich den „sich windenden Mann" bezeichnet haben.
Warum nicht? Jedwede Personification zu leugnen fällt Niemandem
ein. Aber wenn die Indogermanen das Weideland als „den zum Treiben
Bestimmten", a^ros, bezeichneten, so zweifle ich sehr stark, daß sie
dabei ein ner „Mann" ergänzten, sondern glaube — und so viel ich
sehe, ist dieser Glaube ein allgemeiner — daß ihnen dabei ganz wie
uns abstracteren Modernen ein älteres allgemeines und verblaßteres
Wort vorschwebte, etwa bhudhnos „Boden", das eine ähnliche Bildung
sein mag, und vielleicht auf eine Reihe anderer zurückweist, mit denen
schon längst keine lebendige Masculinvorstellung mehr verknüpft wurde,
selbst wenn wirklich das Substrat aller jener Prädicamente nicht ner
war. Die goldene Zeit, wohin ist sie entflohen? Zurückgedrängt in
eine ferne nebelige Vergangenheit, die immer mehr verschwindet, je
näher man ihr kommt. Denn wenn man mir die Grenze zwischen der
abstract denkenden Zeit und jenem Phantasiezeitalter fixieren wird,
so werde ich mich berechtigt halten , die Gründe dafür genau zu
prüfen; vorläufig vermag ich sie nicht zu finden, soweit ich auch
zurückgehe. Wo bleibt die Möglichkeit, das Geschlecht eines Wortes
in der Grimmschen Weise aus der Bedeutung abzuleiten, auch unter
„beständiger Rücksicht auf die Ursprache"? Selbst unsere Etymo-
logien versagen hier bald genug.
Doch angenommen, die Grenze für jene Phantasiezeit, jene Zeit
des Sexualisierungstriebes, sei fixiert, nämlich nach Vorwärts, so dürfte
es doch nicht ganz unnützlich sein, sich auch über die Abgrenzung
nach Rückwärts klar zu werden, und so der Entwicklung dieses
Triebes bis zur Fixierung im sprachlichen Ausdruck einen Schritt
näher zu kommen. Da nämlich jener Personificierungs- und Sexuali-
sierungstrieb im Laufe der Jahrhunderte abgenommen haben soll bis
auf den heutigen Tag, wo eigentlich so recht nichts mehr davon vor-
handen ist, so wäre die Vermuthung die naheliegendste, daß er in
den Anfängen menschlicher Sprach- und Culturgeschichte am stärksten
war. Consequenterweise sollten wir ihn allerdings für noch stärker
in den Thieren halten, etwa in den menschenähnlichen Affen, wovon
bisher die Thierpsychologen nichts geahnt haben; aber sich in eine
Affenseele zu versetzen, hat ja seine Schwierigkeiten. So mag es
genügen, sich auf die Grenzlinie zwischen Mensch und Thier zu stellen,
d. h. in die Schöpfungszeit der Sprache zu versetzen.
12(j VICTOK MICHELS
Nun entsteht, wenn ich recht sehe, die folgende Alternative.
Entweder nämlich wurden die Dinge von vornherein und gleich bei
ihrer Benennung als männlich und weiblich vorgestellt, oder diese Vor-
stellung äußerte sich erst allmählich, und. die bereits bezeichneten
Dinge wurden nachträglich in männliche und weibliche geschieden.
Setzen wir den ersten Fall, so ist klar, daß wir unsere An-
schauungen von der Entstehung der Sprache nicht unwesentlich zu
modificieren hätten. Denn es leuchtet ein, daß die beiden ältesten
Substantive die Bezeichnungen für Mann und Weib waren, da ja alle
anderen mit diesen in irgend einer Weise verglichen wurden. Sprach-
forscher und Psychologen sind so ziemlich darüber einig, daß die
ersten Sprachlaute unwillkürliche Reflexbewegungen waren. Nun sei
das erste Wort der Ausdruck geschlechtlicher Brunst gewesen, bei
der wir ja bei den Thieren Lautäußerungen besonders lebhaft beob-
achten können, so kann man sagen, daß jener Laut „Weib" bedeutet
habe und als solcher mit einer Femininvorstellung verknüpft gewesen
sei. In Wahrheit bedeutet er vielmehr etwa: „Ich liebe dich. Komm
her und sei mein Weib." Wie ein andermal derselbe oder ein anderer
Laut bezeichnete: „Ich hungere; gebt mir zu essen." Wo war hier,
da es überhaupt nicht eigentlich Substantiva gab, sondern nur den
Ausdruck und die Vorstellung von Gefühlen, Handlungen, Gescheh-
nissen, auch nur die Möglichkeit für jenen Sexualisierungstrieb?
Aber, wird man mir einwenden — und das wäre der zweite
Fall — aber jene Thatsache, daß sich der Substanzbegriff allmählich
bildete und im Substantiv seineu sprachlichen Ausdruck fand, war,
ebenso wie ein Zeichen, eine Folge davon, daß das bezeichnete Ding
individuell vorgestellt wurde. Und wenn es individuell vorgestellt
wurde, so wurde es nothwendig persönlich vorgestellt, und, wenn per-
sönlich, nothwendig auch sexualisiert. (Dieses letztere betont Roethe
ausdrücklich.) Darauf antworte ich, daß es erstens nicht nothwendig
individuell vorgestellt wurde, daß es zweitens, wenn individuell, nicht
nothwendig persönlich, und drittens, wenn persönlich, nicht noth-
wendig sexual. Ich werde den Beweis dafür zu führen suchen und
zugleich darthun, warum ich nicht nur die Notwendigkeit, sondern
auch die Thatsächlichkeit dieses Vorganges bezweifeln muß.
1. Ein Substantiv bezeichnet nicht nothwendig ein Einzelding.
So einleuchtend dieser Satz für unsere heutige Sprache ist, so wenig
scheint er den Verfechtern der älteren Geschlechtstheorie für unsere
Vorfahren zu gelten. Sage ich heute „Gold", so stelle ich mir dar-
unter kein Individuum vor. Nun nehme man an, der erste Trank
ZUR BEURTHEILUNG VON JACOB GRIMMS ANSICHT etc. 127
habe seinen Namen erhalten von dem Laut des Behagens, den sein
süßer Geschmack auf der Zunge hervorrief; so bezeichne dieser Laut
zunächst als ein Eigenname nur diesen Trank. Aber derselbe Ge-
schmack wiederhole sich bei einem übrigens verschiedenen, bei einem
dritten u. s. w. So sei die sinnliche Anschauung, die selbst der
bloße Name „Trank" hervorrufe, so lebhaft sie wolle — und ich bin
überzeugt, daß sie es im höchsten Grade war — deutlich war sie
keineswegs, da sich aus den einzelnen Associationen eben nur die
Empfindung des Süßen als Gemeinsames loslöst und bei der Wieder-
holung des Wortes in den Blickpunkt des Bewußtseins tritt, während
die Vorstellungen von den übrigen Eigenschaften der genossenen
Tränke nur eben anklingen.
Oder der Name, der dem Bären gegeben wurde, habe einst auch
auf den Baum oder ein Pferd oder ein Stück Erde Anwendung ge-
funden, so werden wir sagen, der Name für Bär u. s. w. bedeute
„braun". Die Farbenvorstellung ist so sinnlich und lebhaft wie mög-
lich; von allem Anderen wird (unbewußt) „abstrahirt". Jede Über-
tragung eines Wortes von dem Gegenstand, den es zuerst bezeichnet,
auf einen anderen, er sei so ähnlich wie er wolle, ist nur möglich
durch Abstraction. Darum sind alle unsere Worte bereits auf dem
primitivsten Stadium Abstractionen, und eine Sprache ohne Abstrac-
tionen ist überhaupt undenkbar, weil die Welt unendlich reich und
die reichste Sprache dagegen arm ist. Darum wiederholt sich der
Proceß der „Verblassung" von jeher und ewig von Neuem. Wir wer-
den sagen müssen, der Name „Braun" für den Bären rufe (die Vor-
stellung eines braunen Stoffes, also) eine Stoffvorstellung wach, die
nur occasionell auf ein Individuum angewandt wurde, ganz wie heute
Gold, Vieh, Reis oder dergleichen.
Für den Urmenschen war die Welt im Wesentlichen Stoff. Die
klare und deutliche Vorstellung eines Individuums und damit die Noth-
wendigkeit es zu bezeichnen vollzieht sich erst allmählich und nicht
auf dem ganzen Sprachgebiet auf einmal, sondern bei gewissen Be-
griffen früher als bei anderen. Das ist nicht nur eine Theorie, sondern
läßt sich erweisen. Wir haben noch heute nicht nur in unserer Sprache
in beschränktem Maße, sondern in viel höherem Grade in einer ganzen
Reihe niederer Sprachen den scharf ausgeprägten Gegensatz von
Individualisiertem und Nichtindividualisiertem. Fragen wir nämlich nach
dem sprachlichen Charakteristicum der reinen Stoffbezeichnungen, so
besteht es darin, daß derartige Worte keinen Pluralis bilden, und
das ist selbstverständlich, da man nur Individuen in der Mehrzahl,
128 VICTOR MICHELS
d. h. als discrete Größe vorstellen kann. Dieses zeigen nun deutlich
das Dakotasche, Totanakische, Yunga-, Cora-, Maya-, Papas-Idiom
und eine Reihe anderer, namentlich amerikanischer Sprachen, wo,
wie man sich ausgedrückt hat, nur die Bezeichnungen von Belebtem
einen Plural bilden '). Diese Scheidung zwischen Belebtem und Unbe-
lebtem, die man mit der Differenzierung der Genera verglichen hat,
ist nicht so einfach mit dem Namen „Kastentheilung" abzuthun, wie
dies Roethe will, vielmehr hochinteressant und wichtig. Daß natürlich
die reinstoffliche Betrachtungsart für das Belebte zuerst schwinden
mußte, wird ohne Weiteres einleuchten. Übrigens ist die Scheidung
von Belebtem und Unbelebtem nirgends haarscharf durchgeführt, und
in verschiedenen Dialekten kann man lediglich von einer Trennung in
Höheres und Niederes reden. Daß dann die Neigung zum Individuali-
sieren nachträglich auch bei dem noch länger Reinstofflichangeschauten
eingreifen kann, zeigen etwa das Marne oder Opoeta, wo die Sub-
stantiva der niederen Classe durch das Zahlwort pluralisiert wer-
den, ein Gebrauch unserem „drei Stück Vieh1' vergleichbar. Im Kitsche
drückt man den Plural hier durch „viel" aus (das heißt, mau machte
dadurch den occasionellen Gebrauch des einfachen Wortes als Singular
zu einem festen), und anderswo darf man die abweichenden Suffixe
vielleicht mit Bildungen wie unser Reissorten vergleichen.
2. Das Individualisierte erscheint nicht nothwendig auch per-
sönlich. War der Fortschritt in der Entwickelung der menschlichen
Vorstellungs- und Ausdrucksweise derartig, wie wir ihn geschildert
haben, so würde es auf den ersten Blick als ein sehr gewaltiger und
sondex'barer, ja unerklärlicher Sprung erscheinen, wenn sich nachweisen
ließe, daß das Individualisierte sogleich verpersönlicht würde. Ich
will nicht viel Gewicht auf eine Sprache wie das Nahuatl legen, das
in seiner Scheidung nicht nur von „Belebtem" und „Unbelebtem",
sondern auch von „Vernünftigem" und „Unvernünftigem" innerhalb
der ersten Classe eine ganz allmähliche Entwickelung fixiert zu haben
scheint, und einfach die Gründe für eine solche Behauptung prüfen.
So viel ich sehe, ist es nur einer: der Hinweis auf das Entstehen
der mythologischen Vorstellungen bei den verschiedenen Völkern;
denn die Handlungsweise des Knaben, der „den Stuhl personifiziert",
sobald er an ihm die Eigenschaft spürt, ihm wehzuthun wie die Men-
schen — falls er es nämlich selber thut und nicht die Ammen, welche
') H. Wink ler, Weiteies zur Sprachgeschichte. Berlin 1889, S. 4 ff.
ZUR BEUKTHEILUNG VON JACOB GRIMMS ANSICHT etc. 129
die kindliche Phantasie leiten — ruht auf denselben psychologischen
Grundlagen. Wie entsteht nun der Mythus?
Zunächst nicht überall und nicht zu jeder Stunde. Nicht was
wir in der gemeinen Deutlichkeit der Dinge sehen und wohl zu kennen
glauben, wird zum mythischen Gebilde, nur die schwankenden Ge-
stalten, die in ihrem Wesen einen Rest des Unerklärlichen enthalten.
Die Phantasie braucht Anregung und sie braucht auch Muße. Ihre
Gestalten entspringen dem Haupte nicht gleich in voller Rüstung
wie die Tochter des Zeus. Einem Jeden bestätigt das die eigene
Erinnerung. Wie oft habe ich als Knabe die Wolken gesehen, auch
zu benennen gewußt; doch lebhaft erinnere ich mich der Stunde,
da zum ersten Male meine Phantasie ihrem Fluge folgte und aus
jenen wunderbaren Massen Riesen schuf mit drohender Faust oder
gütige Frauen im weißen Schleier. Man glaube nur ja nicht, daß das
je anders gewesen sei. Es müßte denn Menschen gegeben haben,
denen das Blickfeld des Bewußtseins kein beschränktes und endliches
war, oder die Folge der Gedanken so blitzesschnell, daß sie seitdem
zum Schneckengange verlangsamte. Es ist wahr, daß die Menschen
früher sinnlicher dachten, aber sinnlich denken heißt noch nicht etwas
Fremdes in die Dinge hineinsehen. Es ist auch wahr, daß sie sannen
und dichteten, wo wir forschen; aber Dichtung ist noch nicht Sprache
und Leben, auch wenn sie diese beeinflußt. Die Phantasie fordert
Freiheit, doch das Leben zwingt die eiserne Nothwendigkeit. Darum
ist die Poesie immer etwas Sonntägliches, und es hat nie eine Zeit
gegeben, in der sie das Alltagsgebäck der Prosa vertrat.
Die Mythologie kann also nur für einen verhältnißmäßig kleinen
Kreis von Dingen in Betracht gezogen werden. Der Knabe, der den
Stuhl als „Person" vorstellt, thut das nicht zugleich auch mit der Lampe,
die er gerade so gut kennt und zu benennen weiß. Und nur eine
Personifizierung der Gesammtheit der Dinge köunte etwas zur Er-
klärung unserer Frage beitragen. Nun ist es aber auch nicht einmal
wahr, daß die Phantasie, die heutige so gut wie die vorzeitliche, die
Dinge nur mit Menschen vergleiche, personifiziere oder anthropo-
morphisiere; man kann ebensogut sagen sie versachliche. Der Krieger
ist uns ein Arm in der Schlacht, ein Degen, eine Kriegsgurgel, ein
foudre de guerre u. s. w. Eine bekannte Classe zusammengesetzter
Substantiva, die allen indogermanischen Sprachen gemeinsam, beweist,
daß Benennungen wie „der Rosenfinger" (Qoöordxzvkog) für die Göttin
der Morgenröthe in die Zeit der Spracheinheit zurückgehen. Die Wolke
erscheint mythologischer Vorstellung nicht bloß als ein Mann, auch
130 VICTOR MICHELS
als ein Mantel, die Sonne als ein Auge, oder als ein siegglänzender
Schild in der Wetterschlacht, oder als ein goldener Wagen. Man kann
ebensogut Niederschläge dieser versachlichenden Phantasie in
der Sprache erwarten und findet sie auch. Daß ein Gott als Besitzer
dieses Mantels oder Auges oder Schildes oder Wagens erscheint, und
daß dieser Gott als Mensch gedacht wird, ist oft ein secundärer Act
und sprachlich ohne Bedeutung; übrigens gibt es doch auch thierische
Götter, wenn auch nicht bei den Indogermanen.
3. Es leuchtet nun schon ein, daß auch nicht jedes Ding, das
personificiert wurde, nothwendig auch sexualisiert werden mußte.
Für den Knaben ist der Stuhl im Augenblicke eine stoßende Person;
von den sämmtlichen Eigenschaften des Menschen — denn ich will
einmal Personifizieren der Einfachheit halber dem Anthropomorphi-
sieren gleichsetzen — kommt dabei nur das Vermögen wehzuthun in
P3etracht, also meinetwegen das Vermögen zu handeln; alles Andere
bleibt unter der Schwelle des Bewußtseins, wobei denn nicht ge-
leugnet werden soll, daß er ihn sich nachher als Papa oder Mama
ausmalen kann. Daß selbst bei sehr lebhafter Thätigkeit der Phantasie
der Sexus die Aufmerksamkeit nicht erregte, beweisen die geschlechts-
losen Statuen archaistischen Stiles; wie umgekehrt bei gewissen Götter-
bildern die starke Caricatur der Geschlechtsorgane, besonders der
männlichen, zeigt, daß die Zeugungskraft für die Phantasie der Aus-
gangspunkt zur Vermenschlichung und Vergötterung der betreffenden
Naturerscheinung war. (Moderne Statuen mit bewußter Abstraction
müssen dabei natürlich aus dem Spiele bleiben.)
Etwas wissenschaftlich begreifen heißt es als nothwendig ab-
leiten. Wo war nun die Notwendigkeit, nicht nur dies oder jenes,
sondern jedes einzelne Ding 1. als Individuum, 2. als Person, 3. als
Mann oder Weib nicht nur gelegentlich, sondern dauernd nicht nur
vorzustellen, sondern dieser Vorstellung sprachlichen Ausdrnck zu ver-
leihen? Das Fehlen der Nothwendigkeit ist hier gleich dem Fehlen
der Möglichkeit. Die Aufgabe der Suffixe ist zu differenzieren. Diffe-
renzieren aber läßt sich nur Gleiches. Welcher Grund oder welche
Möglichkeit aber war, den Tisch als männlich von der Bank als
weiblich zu differenzieren, da sie schon durch den Namen als völlig
verschieden gekennzeichnet waren? Daß die Sprache allem Luxus
abhold sei, ist eine der ersten Einsichten, die wir uns aus näherer
Betrachtung ihrer Entwicklung erworben haben; sie gibt unnöthige
Differenzierungen auf: sollen wir ihr die Schöpfung unnöthiger für
jene Urzeit zurauthen? Selbst wenn wir annähmen, daß indogerm.
ZUR BEURTHELIUNG VON JACOB GRIMMS ANSICHT etc. 131
-o-s und -ä- ursprünglich Mann und Weib bedeutet hätten, wie das
im Il-Oigob mit den Präfixen ol- und -en wenigstens für oberfläch-
liche Betrachtung der Fall zu sein scheint, müßten wir annehmen,
daß ihre Bedeutung längst verblaßt war und sie sich rein analogisch
ausbreiteten, der Sprache zur Fixierung von Nuancen oder Beziehungen
dienend, die wir heute nicht mehr kennen. Denn den Satz des zu-
reichenden Grundes wird man doch für jene Urzeit gelten lassen.
Wie entwickelt sich das grammatische Geschlecht? Wie wir
uns auch bemühen mögen für die Grimm'sche Hypothese, sehe ich
auch nicht den Schatten einer Möglichkeit. Dieses negative Ergebciß
scheint mir in der That stark genug, um dem Brugmann'schen Urtheil
beizustimmen, daß sie heutzutage abgethan sein sollte. Und wenn
zartgestimmte Gemüther über seichte Schulweisheit klagen und nach
jener goldenen Zeit der Poesie suchen, so antworten wir ihnen mit
Lenora von Este, die Niemand „aufklärerischer" Tendenzen beschul-
digen wird: „die schöne Zeit, sie war so wenig als sie ist. Und war
sie je, so war sie nur gewiß, wie sie uns immer wieder werden kann".
Es fragt sich, wie weit die Brugmann'sche Hypothese positiv
Wahrscheinliches bringt. Nun ist es richtig, daß etwas Abschließendes
über die Frage nach der Entstehung des grammatischen Geschlechts
nur in zusammenhängender Betrachtung aller derjenigen Sprachen
möglich scheint, die — es sind ihrer nicht eben gar zu viele — die
Genera scheiden. Eines muß hier das Andere erleuchten, um seiner-
seits von diesem Licht zu empfangen. Da indessen einerseits die
sehr genaue wissenschaftliche Kenntniß aller dieser verschiedenartigen
Dialekte, die erforderlich wäre, vor der Hand ausgeschlossen ist,
andererseits alles darauf hindeutet, daß hier keine gemeinsame, son-
dern gesonderte Entwickelung vorliegt, so ist es methodisch ganz
richtig und besonnen, die Entwickelung einer Einzelsprache für sich
zu betrachten, ohne Rücksicht auf andere. Auch bedingt, wie wir
gerade an Spracherscheinungen täglich von Neuem lernen, die Gleich-
heit des erreichten Zieles noch nicht die Gleichheit des Weges.
Die Brugmann'sche Hypothese ist ein Versuch, der seine Schwä-
chen hat, und man würde sie fallen lassen können, sobald sich eine
bessere böte. Vorläufig ist das nicht der Fall. Es wäre ja das nächst-
liegendste anzunehmen, daß sich im Indogermanischen die Geschlechter
auf ähnliche Weise herausgebildet hätten, wie sie dies in der (auch
von Roethe citierteu) afrikanischen Sprache Il-Oigob gethan zu haben
scheinen, d. h. daß etwa Suffix -o- von Haus aus „Mann", -ä- „Weib"
bedeutete und beide von wirklich sexuellen Bezeichnungen aus mit
132 VICTOR MICHELS
abgeblaßter Bedeutung analogisch weiterwucherten. Indessen spricht
dagegen doch Folgendes: 1. -o- und -ä- sind nicht die einzigen Suf-
fixe wie im Il-Oigob ol- und en- die einzigen Präfixe, was für deren
Weiterverbreitung sehr wesentlich war; vielmehr bestehe daneben eine
Reihe anderer mit indefinitem Geschlechte, während man doch zu
erwarten hätte, daß diese Bezeichnungen au alle Worte treten, nicht
bloß an einige wenige. 2. -o- und -ä- lassen sich absolut nicht als
Motion ungeschlechtiger gleichartiger Bezeichnungen nachweisen , wie
es das Il-Oigob in ol-alem „das große Messer", en-alem „das kleine
Messer" zeigt und was doch als die natürliche Übergangsstufe zur
Verblassung von geschlechtiger Motion aus betrachtet werden darf.
3. Das „Neutrum" hat sich deutlich aus dem „Masculinum" entwickelt,
was es wahrscheinlich macht, daß dieses nicht das älteste und einzige
Geschlecht war. 4. Zu dieser Annahme stimmt es, daß die Bezeich-
nung geschlechtiger Wesen das Masculinum als Commune gebraucht
wird (die sogenannte Bezeichnung a potiori). Ebenso läßt sich gegen
die Annahme, daß zwar -o- indefinit gewesen sei, -ä- aber in Vorzeiten
„Weib" bedeutet habe, dreierlei geltend machen. Erstens sollte man
erwarten, daß -ä- an andere Suffixe angefügt wurde, namentlich an
-o-, was nach dem, was wir über indogermanische Contraction anzu-
nehmen veranlaßt sind, nicht der Fall gewesen sein dürfte. Zweitens
steht neben -ä- noch -I- als Motionsvocal. Drittens sind die Neutral-
plurale, wie es scheint, vom Feminin nicht zu trennen. Das hat neuer-
dings Johannes Schmidt mit Recht hervorgehoben. Vielleicht ist jedoch
seine Meinung dahin zu modificieren, daß jene Neutra Pluralis auf
-ä- — nur diese kommen hier in Betracht — von Haus aus weder
singularische noch feminine Collective waren, sondern Collectivbil-
dungen schlechthin, die nach Bedürfniß bald singularisch, bald plu-
ralisch gefaßt wurden, und auf diese Weise entweder wie die Plurale
von Individualisiertem, d. h. nach dem Schema der Masculina Pluralis,
oder mit singularen Suffixen: -ä-es>äs, ä-ai> Cd u. s. w. weiter
declinierten. Auf diese Weise würde eine große Classe der Feminina
ihre Erklärung finden. So ließe sich denken, daß die zahlreichen
Abstracten auf -ä- von Haus aus ebenfalls Collective waren, daß sich
ein *bhidos zu hhidä verhielt wie „der Spalt", oder auch schon abstracter
„die (einzelne) Spaltung" zu „das Spalten". Wie weit dies zu der An-
nahme stimmt, daß das -s in ecno-s nichts Anderes sei als das Demon-
strativ so, also ein individualisierendes Element, will ich hier nicht
weiter berühren. Aber die Fülle der Analogiebildungen, die sich
an gen" und mä anschlössen, wird nicht mehr gar so ungeheuerlich er-
ZUR BEURTHEILUNG VON JACOB GRIMMS ANSICHT etc. 133
scheinen, wenn man sich den Proceß des Übertritts derart deutlicher
macht. Ja ich könnte es, diesen Gedanken weiter spinnend, für nicht
gar so unwahrscheinlich halten, daß idg. ecuä „die Pferdeherde", „das
Gestüt" gegenüber dem Einzelpferde ecuos bezeichnete, als das natür-
lich der Hengst erschien, und daß ecua mit oder ohne Hilfe von genä
und ran dann als weibliches Einzelwesen betrachtet ward, ähnlich wie
in neuerer Zeit das ältere Collectiv „Frauenzimmer". Eine Parallele
bietet nhd. hnhn; von Haus aus collectivisch sowohl Hähne als Hennen
bezeichnend, dann dem Hahn gegenüber die Gesammtheit der weib-
lichen Hühner und auch das einzelne weibliche Huhn. Ein bekanntes
Märchen erzählt uns von „Hähnchen" und „Hühnchen". (Andere
Belege bietet das deutsche Wörterbuch IV, 2, Sp. 1875 unter Nr. 2.)
Ahnliches gilt von schaf im Gegensatze zu bock, von reh und hirsch.
„Im gemeinen Leben pflegt man wohl auch das Weibchen des Hirsches,
die Hindin, Hirschkuh, bei dem Jäger das Thier, häufig, ob-
gleich sehr unbequem ein Reh zu nennen", bemerkt schon Adelung
(3, 1029) ').
Als der angreifbarste Punkt in Brugraanns Ausführungen ist mir
immer die Erklärung der Feminina auf -7 erschienen. Denn die Wieder-
holung des Vorgangs hat wenig Wahrscheinlichkeit, da es ja ein deut-
liches Femininsuffix gab. Außerdem ist der Anspruch, ein Wurzelwort
zu sein für str~i „Frau", das Brugmann zur Erklärung herbeizieht,
höchst zweifelhaft. Nach Johannes Schmidt wäre es selbst ein
moviertes Femininum, (s-tr-1 gehörig zu sd-tör „Erzeuger" von der
Wurzel se „säen", vgl. got. mannase]js „Menschheit.") Vielleicht findet
man die folgende Annahme nicht gar zu unwahrscheinlich : vlqi.
(„Wölfin"), eine Form mit Schwundstufe des Suffixes ä : a, ent-
sprechend dem 7s der io-Stämme, enthielt ursprünglich durchaus das-
selbe Suffix wie vlqä, nur an eine i'o-Bildung angefügt und bedeutete
„die Gesammtheit dessen, was zum Wolfe gehört", etwa mit *ra Ivxicc
ins Griechische übersetzbar. In einem vlqos qe vlql qe „ein Wolf und
sein Anhang" hätte man dann unter vlql xat' ££,op]v die Wölfin ver-
standen, ebenso wie man heute in vulgärer Redeweise unter einem „N. N.
und sein Anhang" einen Menschen mit seiner Geliebten oder Con-
cubine zu verstehen pflegt. Darf man daran auch wenigstens mit-
') Umgekehrt liegt das Verhältniß bei rind, das wenigstens in einigen Gegen-
den den Ochsen bezeichnen kann: rint wil niht kelber tragen Altd. Wald. 2, 56. Das
kommt wohl daher, daß sich die Kuh als das nutzbringendste Thier aus der Rinder-
herde besonders hervorhebt. Auch huhn bezeichnete in alter Zeit occasiouell den Hahn .
er thaz huan singe. Otfrid 4, 13, 36; daz ninder huon da krate. Parcival 194, 6. —
Vgl. noch J. Grimm, Grammatik III, 323 f. (S. 320 f. des Neudrucks).
134 VICTOR MICHELS
denken, wenn ein mittelhochdeutsches daz mensche, das auch als
starkes Neutrum erscheint, also wörtlich „das Männische" wäre, be-
sonders für Frauen verwendet wird? So würde sich erklären, daß
vlql formal eher eine Feminalbildung zu vlqip- dem Sinne nach eine
solche zu vlqo- ward ').
Man wird bemerken, wie sehr das ganze Problem mit cultur-
historischen Fragen zusammenhängt, insbesondere auch mit der von
Lewis H. Morgan (Ancient Society. London 1877) und Anderen an-
geregten, nach dem socialen Verhältniß der Geschlechter bei den
Urvölkern. Denn die Sprache wird natürlich in erster Linie mensch-
liche Verhältnisse abspiegeln. Ruhige Forschung wird diese Fragen
zu erwägen und die sprachlichen Vorgänge, die sich verschieden
interpretieren lassen, mit in Betracht zu ziehen haben. Für die Zeit
unmittelbar vor der Sprachentrennung reflectiert die indogermanische
Sprache jene Auffassung des Verhältnisses von Mann und Weib, die
bei den Semiten Gen. 2, 23 Ausdruck gefunden hat: Man wird sie
Männin heißen darum, daß sie vom Manne genommen ist. Das ist,
wie mir scheint, nicht genügend beachtet worden.
!) Über die sehr schwierigen lautlichen Verhältnisse, die bei der Erklärung der
Femininformation in Betracht kommen, bemerke ich noch Folgendes: 1. Es fragt sich,
falls man i als Schwundstufe zu iä betrachtet, ob man danebeu nicht auch ein altes
kurzes i anzusetzen hat, wie neben dem masculinen is ein is bestand (vgl. Streitberg,
Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Litteratur XIV, 165 ff.) und Femi-
nine wie griech. XvxCg nicht direct auf vlqi zurückzuführen sind. 2. Ich wage nicht
zu entscheiden, ob die Vollstufenformation zu i von vornherein iä war und ie, das
man aus iea oder ieä deuten kann, erst eine jüngere, an den nMasculinustamm ie in
den obliquen Casus angeknüpfte Neubildung war, oder ob ein altes ie nach den ver-
wandten Bildungen mit ä umgebildet wurde. Vgl. Brugmann, Grundriß II, 526 Fuß-
note. 3. 9 als Ablaut zu ä anzusetzen empfiehlt sich mit Rücksicht auf jeugesd 'iugera',
dessen Suffix man nicht gern von dem von jugä trennen möchte. [Vgl. einerseits
Johannsson, Kuhns Ztschr. XXX, 402 Fußnote, andererseits ganz neuerdings Bartho-
lomae, Bezzenbergers Beitr. XVII, 105 ff.] 4. Indessen darf man doch weder in ä
ein Contractionsproduct aus ea, noch in i ein solches aus ia oder ia sehen. Eine
demnächst erscheinende Abhandlung von H. Hirt über gestoßene und geschleifte
Betonung im Indogerm. macht es, wie ich glaube, wahrscheinlich, daß Contractions-
vocale geschleiften Ton hatten. Nun ist aber sowohl für ä als für i gestoßener Ton
gesichert. Die Schwierigkeit liegt hauptsächlich darin, daß auch als „nebentonige
Tiefstufe" betrachtet nach der Osthoff'schen Theorie i als Contractionsproduct zu
gelten hätte. Auch hat -is geschleiften Ton: lit. gaidys. Ich hoffe auf diese Frage
an einem anderen Ort zurückzukommen und will hier nur darauf hinweisen, daß man
meiner Meinung nach zwischen Vocalabstufung und secuudärer Dehnung, wie sie
auch J. Wackeinagel für einen Specialfall angenommen hat (Das Dehnungsgesetz
der griech. Composita. Basel 1889,) fürs Indogerm. künftig schärfer wird scheiden
müssen und scheiden können.
ZUR BEURTHEILUNG VON J. GRIMMS ANSICHT etc 135
Noch viel bleibt ruhigem Fleiße zu thun und manches Wirrsal
zu klären. Aber hoffen dürfen wir, daß sich die heutige Forschung
in richtigen Bahnen bewegt, wenn sie das Bekannte zum Ausgangs-
punkt nimmt und es auf das Unbekannte nicht kritiklos überträgt,
aber zur Erkenntnis anwendet, das Gegenwärtige auf das Vergangene,
das Lebendige auf das Todte. Es gibt keinen anderen Weg zur Er-
kenntnis.
Während sich diese Abhandlung im Druck befand , sind die
Aufsätze von Brugmann, Beiträge z. Gesch. d. deutschen Sprache u.
Litt. XV, 523, und Roethe, Anz. f. deutsches Alterth. XVII, 181
erschienen. Es wird auffallen, daß Brugmann und ich immer von
einer Grimmschen Theorie sprechen, während Roethe das Haupt-
verdienst um dieselbe Humboldt zuschreibt. Ich hatte dies bei der
Leetüre des Neudrucks von Grammatik III mit Erstaunen bemerkt,
es aber unterlassen darauf einzugehen, da meiner Meinung nach allzu-
sehr auf der Hand lag, wie wenig Humboldt betheiligt ist. Sehe ich
recht, streift er die Frage nach dem grammatischen Geschlecht in
seinen Schriften überhaupt nur dreimal, vor dem Erscheinen von
Grammatik III aber nur ein einziges Mal auf etwa einer halben Seite
der schönen Abhandlung über den Dualis (Schriften der Berliner Aka-
demie, philos.-histor. Classe 1827, S. 185 f.), allerdings in J. Grimms
Sinne. Das aber that schon vor ihm Adelung (Magazin f. d. deutsche
Sprache I, Stück 4, 1 ff.) und ganz besonders Herder (Über den
Ursprung der Sprache S. 82 f.). Ausgebaut hat die Theorie nichts-
destoweniger J. Grimm. Ich fürchte indessen jetzt, daß Roethe über-
scharfsinnig sich eine Brücke gebaut hat von den Aufsätzen Hum-
boldts in Schillers Hören von 1795 (Über den Geschlechtsunterschied
u. s. w. und Über die männliche und weibliche Form, = Werke
IV, 270 ff., I, 215 ff.) zu der Akademieschrift, und dagegen möchte
ich protestieren. In jenen Aufsätzen sind Kantische und Schillerische
Gedanken (vgl. schon 1764 Kant, Beobachtungen über das Gefühl
des Schönen und Erhabenen, Abschn. III) benutzt und wenig glück-
lich auf die Spitze getrieben zu metaphysisch-ästhetischer Speculation.
Von der Sprache ist auch nicht mit einem Worte die Rede: die Sprach-
philosophie lag Humboldt damals noch fern. Andererseits wird in der
42 Jahre späteren Akademieschrift jener ehemaligen Speculation mit
keiner Silbe gedacht; wäre sich Humboldt bewußt gewesen, daß er
durch seine verflossene philosophische Speculation die vorgetragene
136 G. EHRISMANN, AHD. LIUZIL — LUTZIL
Herder-Adelung'sche Ansicht vertiefte, so hätte er dies andeuten
müssen und sicher auch angedeutet. Jene unsichtbare Brücke müßte
aber auch J. Grimm tragen; denn wo bliebe sonst die Anregung gerade
durch Humboldt? Herder und Adelung kannte er doch sicherlich
ebenso gut. Ich kann also an eine tiefsinnige, leider verschwiegene
Speculation Humboldts über das Genus nicht glauben, noch weniger
an den Einfluß einer solchen auf Grimm, und muß meinerseits den
Ausdruck Humboldt- Grimmsche Theorie ablehnen.
BERLIN, December 1890. VICTOR MICHELS.
AHD. L1UZIL — LÜTZIL.
Liuzil, lutzil sucht Paul, Beitr. VI, 244 f. gegenüber leitils durch
Epenthese zu erklären. Aber selbst wenn man den Vorgang der Epen-
these im Princip anerkennen wollte, so würde das Nebeneinanderstehen
von got. Uta, Verstellung, und Huts, heuchlerisch, nicht erklärt sein,
und man wird über die Annahme zweier getrennter german. Wurzeln
leit und leut nicht hinauskommen. Das Verhältniß von *liut(il) u. s. w.
zu leits ist wohl das, daß in dem einen Adjectivum sich der Begriff
„klein" ausbildete, wohl in *liut-, und daß dieser dann auf das lautlich
und auch begrifflich nahestehende Adjectiv der anderen Wurzel über-
ging. Beeinflußung von *liut- durch mikil im Wurzelvocal liegt in
diesem Falle zu fern.1)
Liuzil und lutzil stehen im Ablautsverhältniß. -il ist erst als Ver-
kleinerungssuffix angetreten, wie in uixxvlog (Brugmann, Grundr.
II, 190), auch Analogie zu mikil- mochte mitgewirkt haben (wie
*mikü- neben mjok, so Hiutil- neben *liut-). Das nicht verkleinerte
Adjectiv mit mittelstufiger Wurzel ist got. Huts, an Ijötr (die Bedeu-
tung kommt nicht in Betracht), Cotton. V. 1782 Hut, und darf dar-
nach auch fürs Ahd. vorausgesetzt werden. Ahd. liuzil aber hat in fast
allen belegten Fällen sicher dentale Affricata, nicht Spirans; Isidor
schreibt z und nicht zss, Teg. Gl. tz, Mons. Fragm. c. Diese Affricata
drang aus lutzil ein, weniger wahrscheinlich ist, daß die gewöhnliche
Form lutzil in diesen Fällen in ihrem Wurzelvocal durch *liut beein-
flußt worden. Die Schreibung yu bei Isidor hat vielleicht gerade in
dem Schwanken zwischen dem lautgesetzlichen liuzil bezw. lutzil und
der Analogiebildung liutzil ihren Grund, wobei auch zu bedenken,
') Vgl. jetzt auch: K. F. Johansson, Beitr. XV, 231 f.
M. IT. JELLINEK, ZUR DECLINATION DER AHD. ARSTRACTA. 137
daß für Isidor die Aussprache vocalischer Länge -f- Affricata un-
gewohnt war.
Die Tiefstufe liegt vor in ahd. lutzil as. luttil, ahd. luzzic as.
hittig, ags. lytig. Ags. lytig trennt sich von den anderen durch Kürze
des Consonanten. Für die Formen mit consonantischer Länge ist die
Entstehung der Consonantendehnung durch l des Suffixes nur mit
Schwierigkeit zu begründen. Man wird auch hier, wie in Huts gegen-
über Huzil, ein ohne -U bezw. ic gebildetes Adjectiv voraussetzen
dürfen, wie schon Schade, Wb. I, 580 annimmt 5 mit -no-Suffix (vgl.
an. lotning (?), lit. Hüdnas, Osthoff, Morphol. Untersuchungen IV, 208)
oder -/o-Suffix (so Zimmer, Zs. f. d. Alterth. 19, 411; aber vorhanden
ist diese Bildung höchstens in mhd. lütze, das jedoch an der einen
von Lexer angeführten Stelle, Laßberg L. S. III, 7, 96, des Reimes
wegen — lätzer : nützer — aus lützeler gekürzt sein kann; an der
anderen ist es gar nicht Adjectiv, sondern Conj. Präs. von lützen;
vgl. noch unten Dürrlitz). Eine ähnliche Erweiterung ist einlützig zu
(i'udütze, Wurzel *hleiit, Schindler Fr. I, 1548. — Als dritte Ablauts-
stufe ist v vorhanden in an. Mir, ags. Igt, lytil, Monac. V. 1782 lüt.
Gerade ags. lytil neben Igt spricht für späteres Antreten des Suffixes.
Vielleicht gehören hierher auch die nur in Zusammensetzungen
enthaltenen -leizig (z ist Affricata) im bairischen Dialect (Schmeller
Fr. I, 1548) und -litzig im hessischen (Vilmar, Idiot. S. 251; in Dürr-
litz wiederum die nicht mit -il abgeleitete Form). Sie können = liutzic
— lutzic sein. Wzl. leit läßt sich ja westgerm. in der Bedeutung 'klein'
nicht nachweisen.
Ablaut wird auch in ags. micel : mycel angenommen. Das y jedoch
sowie die fast durchgängige Syncope (Paul, Beitr. VI, 245) kann auch
durch Einwirkung von lytil aufgekommen sein.
PFORZHEIM. G. EIIRISMANN.
ZUR DECLINATION DER AHD. ABSTRACTA.
Die Adjectiv- und Verbalabstracta erscheinen im Ahd. im ganzen
Sing, und im Nom. Acc. PI. in zwei Gestalten: sie lauten entweder auf
-% oder auf -tu aus. Ich möchte nun darauf hinweisen, daß wir ge-
nöthigt sind, eine dritte Form anzunehmen, welche Ausgang auf -m
hatte. Das verlangen meines Erachtens die Beziehungen, welche die
-?h/ö- Stämme mit den Abstractis haben.
Wie eine ursprüngliche Flexion nom. kuningin, Acc. kuninginnä
später zu küneginhe — küneginne ausgeglichen wurde, begreift sich
GERMANIA. Neue Reihe. XXIV. (XXXVI ) Jahrg. 10
138 M. H. JELLINEK, ZUR DECLINATION DER AHD. ABSTRACTA.
leicht, wieso aber das i von kuningin im Mhd. lang wurde (kunigin),
versteht man nicht.
Ebenso bedarf es der Aufklärung, warum die iVyo-Stämme, die
nicht movierte Feminina sind (vgl. Braune, Ahd. Gramm. §. 21 1, Anm. 3)
die Endung -1 statt -in annehmen oder das -in im ganzen Singular
und Nom. Acc. PI. durchführen. Zwar könnte man für die letztere
Erscheinung die Analogie der t-Stämme in Anschlag bringen: burdin
(Nom.) : burdin (Acc.) = anst (Nom.) : anst (Acc). So ist es ja sicher
zu erklären, wenn schon im 9. Jahrh. der Acc. mitunter kuningin statt
kuninginna lautet. Allein für den Gen. und Dat. sg. versagt diese Er-
klärung, da bei der i-Declin. consonantisch ausgehende Formen im
Ahd. höchst selten sind (Braune, §. 218, Anm. 2). Für den Nom. und
Acc. PI. vollends bot die t-Declination gar keine Berührungspunkte.
Es bliebe nur die Annahme, daß die paar consonantischen Stämme
wie naht eingewirkt haben. Aber wie dem auch sei, warum man statt
burdin burdi sagte, versteht man deshalb doch nicht.
Braune sagt §. 213, Anm. 3 von den eben besprochenen injö-
Stämmen: 'Vielleicht sind dieselben durch diese Vermischung [seil,
mit den abstractis] schon früher mit langem t anzusetzen (burdin etc.)
und könnten dann ihrerseits für die mhd. -in der movierten Feminina
das Modell abgegeben haben.1 Allein es bleibt immer noch die Frage
offen : wo konnten sich die -in/ö-Stämme mit den Abstractis vermischen,
deren Paradigma mit dem ihrigen gar keine Berührungspunkte hatte?
Alles löst sich durch die Annahme einer Endung -in auch bei
den Abstractis. Eine Declination wie burdin mit durchgeführtem -in
im Sing, und Nom. Acc. PI. erklärt sich dann ohne weiters. Aus-
gangspunkt der Vermischung war der Nom. Sing. Bedenkt man ferner,
daß neben den Formen auf -in gleichwertige auf -1 und -In standen
(managhi managt managin), so versteht man auch, wie man zu burdin
eine Nebenform burdi, zu kuningin ein kuningin schaffen konnte. Es
fragt sich nur, sind Formen auf -In bei den Abstractis möglich und
begreifbar?
Bei der Seltenheit von Längebezeichnungen in ahd. Handschriften
ist es ohne weiters gestattet, die Endung -in der Abstr. als in und
als In aufzufassen. Die sprachwissenschaftliche Erklärung aber gibt
der Aufsatz von Streitberg, Beitr. XIV, 203 ff., besonders 222 f.
Streitberg verficht die Ansicht, daß das -in- der Abstracta nichts ist
als die Tiefstufe des Suff, -ipn, wie es in starker Form in Wörtern
wie gariudjo, rajijo vorliegt. Neben ~tn ist aber ohne weiters eine
zweite Tiefstufenform in anzunehmen. Letztere schreibt Streitberg
H. HIRT, ZUR METRIK DES ALTSÄCHSISCHEN etc. 1,;m
nicht den Abstractis zu, sondern er sieht ihren Reflex in der Genetiv-
und Dativendung der schw. Masculina {hanin etc.). Dem sei wie ihm
wolle, jedenfalls hindert nichts, auch den german. Abstractis die Suffix-
gestalt mit kurzem i zuzuweisen. Natürlich war sie ursprünglich nur
in den schwächsten Casus berechtigt, wurde aber nach Uniformierung
des Paradigmas {höht — hohtn) im Sing, und Nom. Acc. PI.) auch in
den Nominativ und Accusativ übertragen.
WIEN. M. H. JELLINEK.
ZUR METRIK DES ALTSÄCHSISCHEN UND ALT-
HOCHDEUTSCHEN ALLITTERATIONSVERSES. ')
Die erste Untersuchung des Versbaues des Heliands hat Amelung
in seinen „Beiträgen zur deutschen Metrik" (Zs. f. d. Philo]. 3, 280 ff.)
geführt. Er legte die Vierhebungstheorie und das von ihm aufgedeckte
Princip der zweisilbigen Senkungen zu Grunde, das vor Allem in
mitteldeutschen Gedichten seine Geltung hat. Indeß, seine Ausfüh-
rungen für den Heliand fanden keinen allgemeinen Beifall. Rieger
sagt am Schlüsse seiner Abhandlung, Zs. f. d. Philol. 7, 64: „Ich
berichtige dieses Versehen, das jeder Leser leicht selbst berichtigen
könnte, um den Schein zu vermeiden, als wolle ich Amelungs frucht-
bare Untersuchung über die doppelte Senkung in der mitteldeutschen
Poesie des 12. Jahrhunderts mit seiner mir ungenießbaren altsächsi-
schen Verslehre in einen Topf werfen. Auch von meinem Standpunkte
aus stellt sich ein Zusammenhang zwischen jener mitteldeutschen
Eigenheit und der alten Verskunst dar: er besteht einfach darin,
dato man in Nieder- und Mitteldeutschland mit dem Vierhebungs-
schema nicht sofort auch das Gesetz der einsilbigen Senkung annahm,
das dem alten Hemistich von zwei Hebungen fremd gewesen war."
So wenig auch Amelung mit der Durchführung der vier Hebungen
im Heliand Recht hat, so hat er doch zusammen mit dem Princip
der zweisilbigen Senkung etwas Wahres gefunden. Der Heliand, wie
die gesammte westgermanische Allitterationspoesie bietet, wie schon
oft hervorgehoben, eine Reihe von Versen, die offenbar vierhebig ge-
lesen werden können , und für diese Verse des Heliands begründete
') Diese Arbeit ist die Fortsetzung der im Verlage von G. Fock, Leipzig 1889
erschienenen „Untersuchungen zur westgermanischen Verskunst. I. Kritik der neueren
Theorien. Metrik des Angelsächsischen". Citate mit I beziehen sich auf diese Schrift.
10*
140 h. niRT
Amelung sein Gesetz. Damit verliert denn aber die Ansicht, daß diese
vierhebigen Verse nur zufällig seien, gar sehr an Bedeutung.
Wenn ich jetzt den Versuch mache, die in dem ersten Hefte
meiner Untersuchungen zur westgermanischen Verskunst für das Ags.,
insbesondere für den Beowulf gewonnenen Resultate der Versbetrach-
tung auch auf den Heliand anzuwenden, ohne die Untersuchung für
das Ags. nach den erwähnten Gesichtspunkten durchzuführen, während
doch Sievers nach dem Beowulf gleich die übrigen Denkmäler unter-
sucht hat, so bestimmt mich dazu die Wichtigkeit und Eigenthünilich-
keit des Heliands. Der Heliand hat stets für das Gedicht gegolten,
das den freiesten Versbau in der gesammten Allitterationspoesie zeigt.
Man kann Sievers' Typentheorie für das Gebiet des Ags. anerkennen,
ohne den Ausführungen Kauffmanns Beifall schenken zu müssen.
Aber es bleibt dies bedenklich, da die beiden getrennten Gebiete in
so vielen Eigenthümlichkeiten übereinstimmen, daß eine Theorie des
Versmaßes beiden genügen muß. Wenn man aber auch Kauffmanns
Ausführungen verwirft, so wird doch seine Arbeit nicht werthlos.
Eine solche vollständige statistische Bearbeitung eines Textes läßt
die Erscheinungen in einem ganz anderen Lichte erscheinen als in
früherer Zeit. Man wird daher Kauffmann stets für seine mühsame
Untersuchung Dank wissen.
Da der Heliand die freieste Verwendung des Allitterationsverses
zeigt, so bildet er vor Allem den Prüfstein einer Theorie. Wir haben
einen guten und umfangreichen Text vor uns. Über HOOü Verse
bilden ein genügendes Material, um aus ihnen selbständig Kegeln
ziehen zu können, nach denen man schließlich auch eine Kritik am
Texte üben kann. Vor Allem lege ich auf die Selbständigkeit der
Betrachtung Werth. Man darf nicht von vornherein erwarten, daß
der Heliand in allen Punkten genau mit der angelsächsischen Metrik
übereinstimmt; aber da ich die ags. Metrik aus gewissen Principien
abgeleitet habe, eine Ableitung, die ich erst vorgenommen, als die
Thatsachen auf inductivem Wege gewonnen waren, — es ist vielleicht
nicht unnöthig, dies zu bemerken — , so darf man verlangen, daß die
Heliand-Metrik ebenfalls mit diesen Principien übereinstimmt.
Schon im Eingange des ersten Theiles meiner Arbeit habe ich
auf den Heliand Rücksicht genommen, habe darauf hingewiesen, wie
er in mehreren Punkten auffallend mit dem Beow. übereinstimmt, in
anderen abweicht, und zwar in Punkten, die entschieden für die
Typenthorie wichtig sind.
ZUR METRIK UES ALTSÄCHSISCHEN etc. 141
Um alle Mißverständnisse und Zweideutigkeiten zu vermeiden,
wollen wir uns zunächst kurz die Entstehung und den Weg der Unter-
suchungen von Sievcrs vergegenwärtigen. Ich bedauere, dies nicht
gleich am Anfang des ersten Theiles gethan zu haben, vielleicht wäre
dadurch Manches in meinen Ausführungen deutlicher und leichter
verständlich geworden.
Sievers untersuchte die Silbenzahl einer überaus großen Anzahl
nordischer Skaldenstrophen und fand, daß diese Strophen nach den
Gesetzen der Silbenzählung gebaut waren. Er schritt weiter zur
Untersuchung der Eddalieder und entdeckte, daß auch diese dem
Principe der skaldischen Silbenzählung folgten.
Am Schlüsse seiner Untersuchung Beitr. 6, 374 sagt er: „Als
Hauptresultat möchte ich das bezeichnen, daß die gesammte nor-
dische Dichtung, selbst die scheinbar regellosesten Strophenformen,
wie Ljodahättr und Galdralag, strengen Gesetzen der Taktbildung
unterliegt. Hierdurch tritt die altnordische Allitterationsdichtung näher
zu der deutschen Reimdichtung, wie sie seit Otfrid insbesondere
üblich geworden ist, während auch die hochdeutsche Allitterations-
dichtung wie die alt- und angelsächsische von einer solchen nichts
weiß." Und am Schlüsse seiner Antwort auf Edzardis Kritik sagt
er Beitr. 8, 79: „Einige Metra kennen lediglich die Taktform ' -',
andere (namentlich die kürzeren und wir dürfen wohl sagen die volks-
tümlicheren) haben auch die Taktform - -* , und zwar in be-
liebiger Verbindung mit der Form -* - , wahrscheinlich als einen
Rest aus der Zeit, wo der nordische Allitterationsvers noch dieselbe
Freiheit besaß wie der westgermanische."
Als bald darauf Sievers auch den ags. Allitterationsvers in den
Kreis seiner Untersuchungen zog, wurden diese Ansichten wesentlich
verändert. Die Kurzzeile des Allitterationsverses besteht aus 4 Glie-
dern , deren jedes mindestens einsilbig ist. Davon sind zwei Glieder
Hebungen. Diese Glieder können auf verschiedene Art und Weise
zusammentreten, und daraus ergeben sich die 5 Typen. Abgesehen
von den Hebungen, bei denen für - stets ^ x eintreten kann, können
die anderen Glieder auch mehrsilbig sein. Der Weg, den die Allitte-
rationsdichtung einschlägt, ist der, daß ein Streben vorhanden ist,
diese verschiedene Größe der Glieder immer mehr zu regeln, so daß
schließlich in der Skaldenpoesie jedes dieser Glieder einsilbig ist,
und damit also die Silbenzählung erreicht wird.
Ich bedauere, diese Auffassung von Sievers in meinem ersten
Theile nicht richtig erkannt zu haben. Ich habe geglaubt, Sievers
142 H. HIRT
ginge auch im Ags. von den 4 Silben aus. Dadurch sind manche
meiner Bemerkungen hinfällig geworden, aber auch nur manche, da
die fünfte Silbe, die ich für nicht begründet in seinem System halte,
in einigen Fällen auch ein fünftes Glied ist. Es sind dies die Fälle,
in welchen die Typen D und E an erster Stelle die Form - x zeigen.
Ferner habe ich nach dem Grunde gefragt, weßhalb an den meisten
Stellen das Glied x normaler Weise einsilbig, in der Eingangssenkung
von B und C3 aber zweisilbig ist.
Die Form ^ x wird gewöhnlich als ein Glied gefaßt, an drei
Stellen muß sie aber für zwei gerechnet werden, in A3, D -* ■* c x
und C3. Auch auf diesen Punkt habe ich als auffallend hingewiesen.
Rechnet man hier wie an anderen Stellen ~ x nur für ein Glied —
und ich sehe keine Noth wendigkeit, die uns zwingen könnte, dies
nicht zu thun — so erhalten wir eine gewisse Anzahl von Versen
zu drei Gliedern. So kann man also recht wohl behaupten, daß der
Allitterationsvers Verse von 3 — 5 Gliedern bietet, von denen allerdings
die mit 4 die häufigsten sind.
So bergen also Sievers' Untersuchungen nicht nur rein statistische
Materialien, sondern zugleich eine Hypothese, nämlich die, daß die
Typen aus 2 Haupthebungen und 4 Gliedern bestehen.
Diese Hypothese dient aber nicht zur Erklärung, sie soll auch
nicht dazu dienen. Daher ist denn der Versuch gestattet und ge-
fordert, eine erklärende Hypothese der Erscheinungen aufzustellen.
Ich glaube, diese gefunden zu haben, indem ich für die normalen
Typen einen dreitaktigen Vers zu Grunde lege und dabei das Princip
der Synkope der Senkung anwende.
Diese ist nicht nur eine Eigenthümlichkeit des volksthümlichen
deutschen Verses bis auf die heutige Zeit geblieben, sondern auch
dem englischen zu eigen. Da ich keine leichte Art und Weise sehe,
die selbständige Einführung dieser wichtigen Eigenthümlichkeit auf
diesen getrennten Gebieten zu erklären, da der lateinisch-romanische
Vers, von dem die Metrik dieser Völker sonst beeinflußt ist, sie nicht
kennt, so ist schon damit ein schwer wiegender Grund gegeben, den
Ursprung in dem Allitterationsvers zu suchen, der beiden Ländern
gemeinsam, hier wie dort eine Weiterentwicklung gefunden hat.
Man gestatte mir, um die Sachlage möglichst klar zu gestalten,
eine kurze Wiederholung und Ergänzung der neuen Anschauung.
Am klarsten ergeben sich die drei Hebungen aus den D- und E-
Versen, die ein Schema — x- bieten.
ZUK METRIK DES ALTSÄCHSISCHEN etc. 143
Man braucht nur das Princip der Synkope der Senkung zu Hilfe
zu nehmen, um die drei Takte vor sich zu haben. Die Senkung ist
nach der ersten Hebung synkopiert. Es gibt auch im Beow. wenigstens
einige Verse, in denen dies nicht der Fall ist, z. B. fifelcynnes eard
104, h-etibendum fcest 999 oder Beowulf Scyldinga '), i. x .l x .*. • deäd
is Aeschere 1324 = -4 x jl 4, x.
S. weist darauf hin, daß diese Ausnahmen meistens nur unter
bestimmten Bedingungen erscheinen. Im Hei. ist dies nicht der Fall.
Die Verse erscheinen ohne Bedingung. Z. B. listiun talde tho 492,
Crist im ford giwet 1134, gengun ambahtman 2C07, Idrea stodun thar
2036, ferner 2161. 3295. 3998. 4103. 5755. 3228. 3822; 254. 2619 C,
3006.36. 5663. 4547. 5490. 5000. 5664.
Ich rechne hierher auch barno ■mancunnies 2585 und friho scaniosta
438. 2017, manno liobosta 821, obgleich die beiden letzteren leicht
zu ändern sind.
Aus dem ersten Halbverse fallen hierher ibise man be mi 3524,
helag stemne ~ godes 3147, well im innan hugi 4867, ferner 54. 1223,
1602. 1607. 2529. 4245. 4799. 5327.
Diese ganze Kategorie wird von Kauffmann als Untertypus
- x | — x | -- eingeführt. Wie kann derselbe aber auftreten, wenn wir
zur Grundlage die 4 Glieder haben? Man muß constatieren,
daß hier ein fünftes Glied erscheint, und für die einfachste
Erklärung muß ich es halten, -x-x- als Grundlage anzunehmen,
und daraus - - x - durch Synkope der Senkung entstehen zu lassen.
Wie glaublich wird das dem historischen Sinn, der bedenkt, welchen
Einfluß auf die Ausbildung dieser Eigentümlichkeit der Abfall der
Endvocale haben mußte. Es wird ferner im Hinblick auf den Heliand
auch für das Ags. zweifelhaft, ob die dort auftretende Beschrän-
kung ursprünglich ist.
Eine andere Form des Typus D setzt S. als - — t x an- Diese
soll eine Nebenform von - - - x sein, da nach einer Haupthebung
Kürze und Länge beliebig wechseln können. Ich habe diese Auf-
fassung von ^ x als bedenklieh erklären müssen. Nach meiner An-
nahme ist auch hier - x die Vertretung von - ; es sind in diesem
Schema beide Senkungen synkopiert. Im Ags. sind Verse sehr selten,
in denen an erster Stelle - x und damit ein fünftes Glied steht.
Nicht so im Hei. Wir finden hier diesen Typus sogar formelhaft
ausgeprägt. Man vgl. Mlag icord godes 7a, helag folc godes 2133" M.
') Über die Betonung vgl. I, 61.
144 H. iiirt
Ferner 847". 3895\ 400\ 1121b. 1180a. 311 lb; 2172b; 798\ 812b.
2024*. 2038a. 2325a und andere der Art.
Ferner denselben Typus in forletun al saman 1165; giwet im
u j> thanan 5974; wende im eft thanen 3293; geng im eft thanen 4798;
managa sind thero 1916. Hier ist der Typus also sicher vorhanden,
man kann aber schwanken, ob man ihn zu Ä, dem er in seinem
ersten Theile gleicht, oder zu D, dem er im zweiten gleichkommt,
stellen soll. Das ist indeß ein Streit um des Kaisers Bart, nutzlos
und nicht fördernd. Aber auch dieser Punkt erweist die Grundlage
der Gliederzählung, auf der erst die Typen ruhen, als falsch.
Denn es ist nicht genug, daß die Mehrzahl der Verse sich einem
System fügt, sondern alle müssen es thun, sollen wir diesem Systeme
Giltigkeit zusprechen, weil, wenn nicht alle Verse sich einreihen
lassen, das System die Thatsachen nicht erschöpft, und darum auch
nicht als das erklärende angenommen werden kann.
Daß diese drei Hebungen gegen einander nach der Betonung
abgestuft sind, ist eine Sache, die sich bei der deutschen Sprache von
selbst versteht.
Ich Avill hier gleich noch eine Bemerkung einfügen über den
Unterschied der Versarten.
Bei jedem Verse, überhaupt bei jedem in Takten geschriebenen
Stücke sollte man nach zwei Richtungen unterscheiden, nach der
Taktmessung und nach der Verbindung der einzelnen Takte. Jedes
Musikstück z. B. trägt die Bezeichnung des Taktes am Anfang vor
sich, es kann in 3/4-, a/g-, Yj-Takt u. s. w. geschrieben sein. Damit ist
aber die Sache noch nicht erschöpft: in jedem Musikstücke werden
eine Reihe von Takten zusammengefaßt, die sich gliedern oder weiter
mit einander verbinden können. Ein jeder einfache Walzer besteht
aus Abschnitten von 8 Takten, die sich wieder in 4 und 2 zerlegen
und mit weiteren 8 Takten vereinigen. Der Laie achtet nicht bewußt
auf diese Gliederung, obgleich Jeder sie wohl schon beim Anhören
eines einfachen Tanzes oder Marsches empfunden hat. Bei modernen
Versen merken wir mehr auf die letztere Art. Der Dichter bezeichnet
ja gewöhnlich die gewollte größere Einheit durch den Reim oder im
Druck durch Absetzen der Verszeilen. Wir zählen die Versfüße und
sprechen darnach von 4-, 5- oder 6füßigen Jamben, Trochäen u. s. w.
Solche Reihen, ich will sie rhythmische Reihen nennen, gliedern sich
wieder in Unterabtheilungen, 2 und 2, oder 2 und 3 u. s. w. In der
Unterscheidung und Beobachtung ist hier noch nicht Genügendes ge-
leistet, wenngleich schon öfter darauf hingewiesen ist.
ZUR METRIK DES ÄLTSÄCHSISCHEN etc. 145
Sievers ist bei seinen Arbeiten aber gerade auf diesen Punkt
gekommen. Im Allitterationsvers sind die Haupthebungen durch die
Allitteration bestimmt. Es laut sich also hier leichter als in anderen
Fällen eine Rhythmik begründen.
Er nennt seine Untersuchungen „Zur Rhythmik des germanischen
Allitterationsverses" und hat damit seine Abhandlung durchaus richtig
bezeichnet. Er hat vor Allem aber auch Quantitätsregelungen nach-
gewiesen, und diese sind, in dem Maße wenigstens, wie sie im Allite-
rationsvers vorliegen, m. E. nicht ohne Metrik, d. h. eine Messung
nach Takten in unserem Sinne möglich. Metrik und Rhythmik
schließen einander durchaus nicht aus, sondern müssen- zusammen-
gehen, wollen wir anders einen vollen Einblick, ein klares Verständnis
jedweder Verskunst erlangen.
Die Verse, wie sie Sievers unter Typus D und E zusammen-
stellt, sind, wie ich nachzuweisen versucht habe, dreitaktig, d. h. ein
Vers iceorä myndum }>äh ist gemessen _i - x— '•
Das erste Wort ist nach Ausweis der Allitteration am stärksten
betont. Von den beiden anderen setzt Sievers eines als Haupt , eines
als Nebenhebung an, je nachdem den Gesetzen der Sprachbetonung
zufolge eines höher betont als das andere ist. Mit Willkür geschieht es
aber, daß eines dieser Worte als Haupthebung genommen, also dem
alliterierenden Wort gleichgesetzt wird, da es doch nach Ausweis der
Allitteration schwächer betont ist, indem es keine Allitteration trägt.
Es ist eine Hypothese, zwei Haupthebungen anzusetzen, da doch
nur eine sicher gegeben ist.
Nimmt man die Metrik zur Grundlage, nimmt man einen Drei-
takt an, so kann man in rhythmischer Hinsicht allerdings unter-
scheiden, ob die zweite oder dritte Hebung einen stärkeren Ton trägt.
Für ein feines Ohr werden hier immer noch Unterschiede zu hören
sein. Nur das ist die Frage, ob es fruchtbar sein wird, diesen Punkt
als Unterscheidungs- und Classificierungsmittel zu verwenden.
Das Nibelungenlied hat ja dreihebige Verse. Wir finden unter
ihnen dieselben Typen wie im Allitterationsvers, wenn man die Be-
tonungsvcrhaltnis.se nach den Regeln der Allitteration ansetzt. Ich
citiere nach Zarnckes Ausgabe:
ein wcetNcher degen 1 , 3,3 _' 5 - x j x E.
ein elleusricher mdn 1, 4:i ohne Synkope.
von arde höh erborn 2, 1 l ± x — x i. D, ebenso
die recken iizerkorn 2, V.
vil stölziu ritterschäft 2, 22.
146 H. HIRT
Bis jetzt hat man diese Verse noch nicht unterschieden. Ohne Zweifel
ist dies sehr wohl möglich, aber wahrscheinlich nicht sehr gewinn-
bringend.
Sievers' Theorie unterscheidet Typen, die aus ungleichen Takten
1 -f- 3, 3 + 1 und aus gleichen 2 + 2 zusammengesetzt sind. Eine
Art der ungleichartigen x x — j - soll vermieden worden sein. Nach
den übrigen Typen darf man diesen letzteren mit Nebenton auf der
ersten Silbe ansetzen, also xx- !-• An Stelle von _* kann überall
o x treten, wir bekämen also bei Auflösung der letzten Hebung
einen Typus xx-^'l^xj und dieser wird nicht vermieden, sondern
kommt häufig vor, was man auch, ohne meinen übrigen Ausführungen
beizustimmen, annehmen kann.
Verba tragen an verschiedenen Stellen Haupt- und Nebenhebungen,
vgl. I, p. 47, Anm. 1. 2. Schlägt man den Heliand auf, so findet
man gleich den ersten Vers als mdnega idärun A. wdrun trägt die
zweite Hebung, die der ersten gleichberechtigt gegenüberstehen soll.
the sia iro mod gespon lb wieder ein Verbum, ebenso
mdrida gefrumida 4b A.
endi mid iro hdndon scrttan 7.
Warum soll man in Fällen, in denen das Verbum dem allitterierenden
Worte vorangeht, nicht wenigstens einen Nebenton ansetzen? Also
thia häbdon mäht gödes 10b.
wäruhtun 16 f göda 81b.
than scblda he giböd gödes 87b.
Wenn man sich bei dem letzten Verse daran stößt, daß scolda, das
doch nur ein Hilfsverbum ist, einen Nebenton und damit eine Hebung
tragen soll, so vergleiche man damit 13:
that sie than evangelium e'nan scöldun
an buok scrtban, wo scoldun nach S.'s Annahme fähig ist, einen
Hauptton zu tragen. Man könnte derartige Fälle im Hei. zu Hun-
derten sammeln. Man vergleiche noch 44b. 45\ 99". lllb. 124b mit
95b. 129b u. s. w.
Geht man aber von der Gliederzählung auch in diesem Falle
ab, setzt xx-|^X = xx-^l ~x una* sucht die Verse mit aus-
gefüllter Senkung, so liegen auch diese so klar zu Tage, daß man
kaum denken sollte, es sei nöthig darauf hinzuweisen. Auch hier will
ich nur einige wenige aus dem Anfange des Hei. ausheben, die an dieser
Stelle ein Verbum haben. Bei jeder anderen beliebig aufgeschlagenen
Stelle wird man ohne Schwierigkeit eine Anzahl finden.
ZUR METRIK DES ALTSÄCHSISCHEN etc. 147
That wolda tho icisara filo 5b.
sia icürdun gicörana te thio 12\
siu ne vi host a lielido than vier 15.
Ferner 20, 29, 53, 58, 59, 64, 73, 76, 78, 79, 83, 85, 96, 102, 114,
127, 134, 137, 145 u. a.
Auch andere, weniger betonte Worte als Verba können diese
Stelle einnehmen. Das ist keine zu kühne Voraussetzung für die
deutsche Metrik. So gehört denn hierher thät thie viceo Crist 3, endi
ferahtan hugi 22, endi giwit mikil 23, überhaupt fast alle „B und C3u-
Verse mit zweisilbiger Eingangssenkung. Dadurch erklärt sich die
auch im Heliand auffallender noch als im Ags. vorliegende Thatsache,
daß bei B und C:{ einsilbige Eingangssenkung selten, zwei- und drei-
silbige die normale ist.
Mein Recensent im Litteraturblatt f. german. u. roman. Philol.,
Bd. XI, Herr Dr. Heusler, will das freilich nicht gelten lassen.
Aber was er dagegen vorbringt, kann mich nicht überzeugen. Ich
glaube, auch er sieht die Thatsachen nicht vorurtheilsfrei genug an,
auch er betrachtet sie unter Voraussetzungen, die ja heute gang und
gäbe sind, die ich auch getheilt habe, die ich aber bei weiterem
Eindringen als falsch habe erkennen müssen. Ich kann in der Allitte-
ration nur ein Bindemittel sehen, das rhythmische Reihen zusammen-
hält. Daß mit dem allitterierenden Wort der Vers erst beginnen soll,
erscheint mir meinerseits abenteuerlich. Und wo findet sich an irgend
einer Stelle der deutschen Metrik eine Regel, die gewisse Wortkate-
gorien, weil sie schwach betont sind, von der Bildung eines Vers-
fußes ausschließt.
Mag ein Wort wie endi 22 im Vergleich zu ferahtan noch so
gering betont gewesen sein, für die Metrik kommt es nur darauf an,
daß endi = - - ist und die eiste Silbe stärker als die zweite be-
tont; mag man en- noch so schwach betonen, -di muß immer noch
schwächer klingen, und damit ist das Wort vollkommen geeignet,
einen Fuß zu bilden. Es gibt eben keinen principiellen Unterschied
zwischen der Allitterations- und der späteren Metrik, das gibt ja
Heusler zu, und wenn es durch eine solche, ganz unbedenkliche
Annahme ermöglicht wird, eine Einheit in die Vielheit zu bringen,
so ist die Annahme wahrscheinlich richtig.
Auch hier ist es höchst lehrreich, Nibelungenverse zu vergleichen.
diu wart ein schoene wip 1, 23. so was ir lant genant 2, l3.
der in diu erbe liez 1, 42. unz an ir endes zit 2, 2A\
mit Auflösung der letzten Hebung:
148 IL UIKT
bi einen Jungen tagen 4, 4\ man möhte Wunder sagen 5, 51.
Die Regel des Allitterationsverses, daß bei Synkope der Senkung
die letzte Hebung aufgelöst werden muß, besteht nieht mehr. Wir
finden eine Reihe von Versen, die unter diesen Typus fallen:
sprach der kiinec guot 23, 41. sprach do Gernot 23, 7' u. s. w.
Gewiß würde eine statistische Betrachtung der Nibelungenverse
in der Art, wie wir sie durch Sievers und Kauffmann für den Allitte-
rationsvers erhalten haben, ergeben, daß auch hier gewisse Bildungs-
arten der Verse häufiger vertreten sind, auch hier würden gewisse
„typische" Arten auftreten, aber Niemand wird doch behaupten
wollen, daß diese Typen und nicht die drei Hebungen den Grund
der ganzen Metrik bilden.
Es würde auch hier klar werden, daß der Dichter neue Verse
immer nach den vorhandenen Mustern schafft und nur a'lmälig sich
Neubildungen vollziehen. Indeß diese Muster und Neubildungen finden
ihre Begrenzung in den drei Hebungen.
Es bleiben also von zweitheiligen Versen nur noch übrig
A -lx\-±X) C1 x-|-x und B und C3 mit einsilbiger Eingangs-
senkung.
Die Typen A und Cl haben aber klingenden Ausgang. Ich habe
auch auf diese beiden Typen die Taktmessung angewendet, und sie
mit den dreitheiligen Typen dadurch vereinigt, daß ich den klingen-
den Ausgang zum Vertreter einer Hebung machte. Wir finden ja in
der älteren deutschen Verskunst nirgends eine Verwendung von - x
als klingenden Ausgang. Wo irgend diese eintritt, da kann er auch
mit einem stumpfen beliebig wechseln , wie dies in neueren Gedichten
der Fall ist. Vgl. Faust I, 3217:
Erhabener Geist, du gabst mir, gabst mir alles,
- x
Warum ich bat, du hast mir nicht umsonst.
Wollte man erwidern, daß bei der recitierenden Vortragsweise,
wie sie der Allitterationsvers gehabt haben soll, eine Betonung hyran
scölde unzulässig wäre, so kann man, wenn man nicht die Annahme
der recitierenden Vortragsweise als nicht sicher begründet verwerfen
will, auf unsere mhd. höfischen Dichter verweisen, die in ihren Epen,
die mau wohl auch der recitierenden Gattung zurechnen dürfte, den
Ausgang - x noch im Werthe von 2 Takten gebrauchen.
Wie die Vortragsweise dieser und der Allitterationsverse ge-
wesen ist, das ist wohl nicht mit Sicherheit auszumachen. Ob man
ZUR METRIK DES ALTSACHSISCriEN etc. 149
den Vers wirklich klingend liest und eine längere Pause
läßt, um dem Rhythmus zu genügen, oder ob man, was ich
für den Allitterationsvers lieber annehme, die Pause hinter
die zweite Hebung verlegt, also -t x|_li^ mißt, ist schließ-
lich eine Sache von untergeordneter Bedeutung. Man darf
die letztere Annahme nicht ohne Weiteres verwerfen, weil uns die
Verse nicht klingen. Wir wissen ja nicht genau, wie die damaligen
Betonungsverhältnisse gewesen sind. Abweichend von den unserigen
waren sie sicher. Die Synkopierungsgesetze setzen einen ziemlich
starken Nebenton und starken exspiratorischen Accent voraus, den
wir in Norddeutschland nicht mehr besitzen. Die Synkopierungs-
vorgänge sind an manchen Orten noch gar nicht abgeschlossen , der
Accent muß also noch in voller Wirksamkeit gewesen sein.
In den C^-Versen, die die Form x- i ■-' x zeigen, läge wirklich
eine Art Taktwechsel vor, eine Sache, die Manchem bedenklich er-
scheinen wird. Ich habe die Vermuthung aufgestellt, daß sich diese
Eigenthümlichkeit an Versen der Form v x - x entwickelt hat, deren
erster Fuß dem metrischen Gefühle nicht genügte. Der Heliand be-
stätigt diese Annahme vor Allem; denn hier ist die Auflösung der
ersten Hebung viel häufiger als die Form x - ' x* Man vergleiche
die Angaben von Kauffmann. Nirgends findet sich sonst ein derartiges
Verhältniß von s. zu ^ x-
Es bleiben also nur noch die B- und C3-Verse mit einsilbiger
Eingangssenkung, die man als zweitaktig fassen könnte, denn für
die A- und C '-Verse ist unsere Anschauung, die sich in den Rahmen
der historischen Verhältnisse fügt, so naheliegend, daß eigentlich die
gegentheilige Ansicht des Beweises bedürfte.
Wenn man den vorhergehenden Erörterungen zustimmt, so wird
man auch für diese B- und C3-Verse das Princip der Synkope der
Senkung zu Hilfe nehmen , und diese wenigen Verse dem übrigen
System einverleiben.
Die Gesammtzahlen dieser Verse sind folgende:
«)X^X 17 6)33.
a) x-lxu 59 h) 30.
a) x-xx'- 26 h) 20.
Im Ganzen also 102 im ersten auf 1020, 83 im zweiten Ilalbvers
auf 2910 B- und C3-Verse. Es ist das Verhältniß im zweiten Ilalb-
vers ein ungleich günstigeres, was ich mir damit erkläre, daß die
Verse gegen den Schluß stets strenger gebaut sind.
Im Einzelnen stellt sich aber Manches noch anders.
150 H. HIRT
Zunächst sind von den B- Versen mit zweisilbiger Mittelsenkung
die meisten des zweiten Halbverses und einige des ersten von Kauff-
mann nicht mit Recht hierhergestellt. Folgende Verse muß man zu E
mit Auftakt rechnen:
thea sudsostun mest 202. thes heroston man 3793.
than tcdldändi Crist 3444. hie swtgondi stnod 5381.
an wdüändi fiur 2602. wirf mdhfigne sprak 4079'
an mahtigna krist 4137. 5064. 5380,
weil sie einen deutlichen Nebenton enthalten, vgl. Sievers, Beitr.
10, 285 d.
Ferner 103, 206, 800, 2872, 3164, 4928, 5106.
Zweifelhaft ist mir geng fiscäri god 3209.
Nur drei Fälle hat also Kauffmann mit Recht hierhergestellt: 267.
2884. 4827.
Aus dem ersten Halbvers fallen hierher: 1267. 4758. 4898. 4949.
5086. Zweifelhaft sind 3355. 3532. 4044. 5661.
4317 ist mit C thioda zu lesen, auch 4818 kommt, wenn wir C
folgen, in Abrechnung. Es bleiben also nur 15 Fälle übrig.
Die übrigen Beispiele der B- und C3- Verse weisen ganz die näm-
lichen Verhältnisse auf, die schon im Ags. beobachtet wurden.
Am ehesten zulässig an dieser Stelle wird ein Verbum sein,
z. B. ward ald gumo 172, was hlust mikil 3910. Ferner 803. 1962.
2244. 2385. 2538. 2918. 3054. 4425. 4501. 5371. 5704. 5773. 5896.
5940 und vielleicht auch geng ßscari god 3209.
Zu dieser Art gehören noch einige Verse, die Kauffmann zu
denen mit zweisilbiger Eingangssenkung rechnet:
gisah werod mikil 3760b. ni icet helido man 2639. higan sunnun
Höht 5632. gihet himiles Höht 4573 und noch einige andere.
In den meisten Fällen stehen jedoch wie im Ags. hier Prä-
positionen.
Es finden sich folgende Belege:
an: b) an grund faren 2638; 1046. 2407. 2503. 2918. 2964. 3327.
4014. 4362. 4553. 4754. 5002. 5434.
a) 362. 1456. 2079. 2731. 4467. 4600. 5132. 5704.
b) an lethan weg 1506. 1485. 1491. 3389. 5701.
a) 59. 199. 544. 1086. 1091. 1216. 1480. 1819. 2634. 3092 M.
3533. 3611. 4141. 4359. 4686. 4911. 5059. 5077. 5268. 5554. 5665.
5702. 5755. 5861.
thurh: b) thurh nithscipi 5553. 1957. 4276.
a) 17. 422. 837. 898. 1958. 2545. 3300. 3582. 4050. 4277. 4289.
4684. 5246. 5620. Fraglich ist thurh drohtines craft 3532. 4044.
ZUR METRIK DER ALTSÄCiISIRCITEN etc. 151
loiä: wiä fiundo nith 52b. 53\ 1275a.
midi mid hluttru hugi 467°. 546a. 1383a. 1403*. 1580*. 1935\
3324*. Überall dieselbe Formel. Ferner mid leohtu hugi 290", mid
rnildiu hugi 4206.
In allen Fällen, mit Ausnahme des vorletzten, schreibt C hugiu.
Der eine Fall könnte Versehen sein, da C, wie unten erörtert werden
wird, bedeutend treuer als M ist, so neigt sich hier die Wagschale zu
Gunsten von C.
Dazu noch mid mannun mer 4565.
for: for liudio barn 4762, C furi. far ögun godes 1977.
ant: ant nuon dages 5631.
Von Pronominalstämmen finden sich folgende Fälle:
is: is endago 3348, is friund angegin 3041, is engilon 1087,
is bim barn 1462, ferner 247. 1264. 2930. 3615. 4970. 5010.
min gest is garo 4781, min mahtig fader 828.
thius thiod wili 4194.
hioat thiod gumo 2575.
hxoar krist giboran 617.
hwö Hof is that 5034.
the heten was 2704, thie rihtien scal 627, hie döpean scal 1005,
ik fullon scal 4767.
Auch der Artikel ist häufig vertreten:
that barn godes 2415. 5122. 5261, — liudeo barn 1037, — Iwha
hüs 5575. 2713. 3750. 4621.
thes thiudgumon 2783, — icolcnes wliti 3152, ~ billes biti 4903,
— thegnes githäht*) 5583, them heritogon 5465.
that Criste ni toas (conj.).
Auch der Artikel an dieser Stelle ist nicht bedenklich. Ich
erinnere an das, was Rieger, Zs. f. d. Philol. 7, 30 sagt:
„Auch die übrigen Pronomina werden oft genug, wie die prono-
mischen Adverbien, über die nachfolgenden BegrifFswörter durch den
Reim emporgehoben, in viel weiterem Umfang, als unser jetziges
Sprachgefühl die rhetorische Betonung zuläßt. Die Neigung der jugend-
lichen Sprache, die sich hier kundgibt, hat bereits Hügel (über Otfrids
Versbetonung p. 7 ff.) erkannt und nachgewiesen." Ich erinnere nur an
den im Beow. dreimal erscheinenden Vers on ])a\m d&ge ~ pisses lyfes,
B. 196. 791. 807, dessen Betonung sich durch die Parallele Hei. 4600,
an them dagum ~ thegno liobost als alte Eigenthümlichkeit erweist.
') Für diesen Vers, der durch die zweisilbige Mittelsenkung unschön wird,
liegt die Änderung in gitliähti nach 576" nahe.
152 H- HIRT
Deshalb halte ich es recht wohl für möglich, daß in unseren
Fällen der Artikel einen Nebenton und damit eine Vershebung trägt.
Gewöhnlich ist er natürlich unbetont.
Vereinzelt stehen: T/iuo nähide 3671", so gornode 5021, so Hof
so led 1332, er domes dage 4333, neo endi ni cumid 267.
Man beachte, daß die Metrik des Heliands keine Fälle aufweist,
wie die aus dem Ags. im §. 28 meiner Arbeit zusammengestellten,
daß man also auch für das Altsächsische keine Berechtigung hat,
die Mittelvocale der abgeleiteten Verba noch als lang anzusetzen.
In den Versen unsicoti sicec 4082% unsculdige scole 752", unholde
an hugi 3720" haben Haupt- und Nebenton nur gewechselt. Die
gewöhnliche Betonung ist unholde, wir haben hier unholde.
Folgende Verse sind nach E zu lesen: ni forhteät te filo 4706,
ne rudoi ne hatul 3272, ni gadoling ihm 5212, obgleich der Nebenton
vielleicht nicht ganz so deutlich ist, als sonst in den E -Versen.
antfengun i* ferh 3351a ist der einzige Vers mit Verbalpräfix.
Vielleicht ist auch er nach E zu lesen, oder besser umzustellen
is ferh antfengun.
the euning te quenun 2709", lies qüänu, the dmbähtmän 21n5a?,
te handbanon 5199.
Ich glaube nicht, daß te einen Ton tragen kann, doch stimmen
die Handschriften hier nicht überein.
Zu bemerken ist noch, daß neben den einsilbigen Formen der
Präpositionen zum Theil auch zweisilbige überliefert sind, so thuru
statt thurh in C, furi st. for, midi st. mid. Werden diese eingesetzt,
so wird meine Annahme noch glaublicher. Denn wenn wir auch
~ X = - werthen, so ist die metrische Wirkung beider Formen doch
eine andere. ')
Für die Präposition 'an5 liegen zwar keine zweisilbigen Formen
mehr vor, wohl aber für das Adverbiura. Wir wissen aber durch die
Sprachgeschichte, daß einst ana vorhanden war. Da nun sicher ein
Theil der Verse mit an alte Formeln enthält, wie sich aus dem überein-
stimmenden Gebrauch des Altsächsischen und Ags. ergibt, so haben die
vorliegenden Verse früher einmal einen zweisilbigen ersten Fuß ge-
habt, und dieser ist erst durch die Sprachentwicklung zu einem ein-
silbigen geworden.
Man sieht also, die Mehrzahl wird nach ausgeprägten Typen
gebildet, und fast überall stehen Worte in dieser „Eingangssenkung",
l) Vgl. Sievers' Bemerkungen, Beitr. 13, 145 zu den ähnlichen Verhältnissen
bei Otfrid.
ZUR METRIK DES ALTSÄCHSISCHEN etc. 153
zu denen man wirklich das Zutrauen haben kann, daß sie eine Hebung
zu tragen fähig sind. Nur wenige Verse gaben zu Bedenken Anlaß,
wie ja auch einige andere den Typen nicht genügen und daher schon
von Kanffmann beanstandet sind. Man vergleiche auch hier die Ein-
gangssenkung von C1. Diese bietet ein anderes Bild, z. B. gifrumid
habcli 105b, forgetan weldi 132b.
Dieser Punkt liegt im Hei. bedeutend günstiger als im Ags.
Und die Ursache sehe ich in der Ausbildung des Auftaktes, den das
Ags. nur in geringem Umfange kennt. l) Es wäre schwer zu sagen,
wie der Auftakt, der in Sievers' Theorie keine Stelle hat, in so gro-
ßem Umfange im Hei. hätte entstehen können, wenn diese Theorie
richtig wäre. Wenn man aber den ags. Vers taktierend auffaßt, so
war allerdings eine Möglichkeit gegeben. Sobald das strenge metrische
Gefühl des Ags. etwas verloren ging, so konnte leicht der Werth
der Eingangssenkung des Typus Cl sich ändern. Von einem Verse
wie gifrumid habdi 105b zu gecorana ivurdun 17b ist nur ein kleiner
Schritt. Standen diese beiden Muster erst neben einander, so war der
weitere Weg einfach genug.
Das weniger feine metrische Gefühl des Helianddichters keweisen
auch die C3-Verse. Während im ags. Verse nach xx-^x-x ^as*
durchweg gemieden werden, finden sich im Hei. deren eine ganze
Reihe. Mit Synkope der ersten Senkung an godes namon 1456 7,
xx-x^X ^5, xxx^x^X 18 u. s. w. Man kann daraus, denke ich,
mit einiger Sicherheit schließen, daß der Hel.-Dichter einen Vers wie
an buok scriban 14 nicht mehr x - I — ' X gemessen hat, sondern
xl-^i^x-
Daß diese dreitaktigen Verse zunächst zu Bedenken Anlaß
geben würden, habe ich mir keinen Augenblick verhehlt, habe das
auch gleich offen geäußert. Unmöglich ist aber die Annahme nicht,
und da damit eine vollständige Einheit gewonnen wird, so habe ich
nicht um dessentwillen, weil die Annahme nicht gleich plausibel er-
scheint, die ganze Hypothese, für die so wichtige Gründe sprechen,
verwerfen können. Nur die Hypothese kann die richtige sein , die
die Thatsachen völlig erklärt. Weder Sievers noch Möller können
einen Grund angeben, warum in x - ~ x un<^ X — — X die ers*e Silbe
nicht durch dieselben Worte gebildet werden darf, daß hier Silben
erscheinen, die dort verpönt sind, und auch Heusler wird es nicht
können.
») Vgl. I, 70.
GEBMANIA. Neue Reihe XXIV. (XXXVI.) Jabr 1 1
154 H. HIRT
Wir kommen jetzt zu der zweiten nothwendig zu beantworten-
den Frage: Wie weit sind auch im Heliand die Verse des
zweiten Halbverses und die des ersten mit einfacher
Allitteration dreiheb ig, wie weit sind vierhebige anzu-
setzen?
Eine allgemeine Bemerkung gehe voran. Der Heliand stimmt
mit dem Ags. in der Setzung der Allitteration durchaus überein. Der
zweite Halbvers hat einfache Allitteration. In dem ersten wechseln
einfache und doppelte. Da wir den Grund dieses Verhältnisses im
Ags. erkannt zu haben glauben, — sie beruht auf einfachen rhyth-
mischen Gesetzen, — so ist die noth wendige Forderung, daß auch
im Hei. das für das Ags. aufgestellte metrische System in der Haupt-
sache seine Geltung hat. Wäre dies nach Ausweis der Thatsachen
nicht der Fall, so müßte dies in hohem Grade gegen die aufgestellte
Theorie bedenklich machen.
Die A- Verse mit einfacher Allitteration haben gewöhnlich ein-
oder zweisilbige Senkung. Wir finden einschließlich der Verse mit
ein- und zweisilbigem Auftakt
-t x - x b) 868
-XX- x
-xxx-x
-xxxx-x
-xxxx-x
Im Ganzen also 1702 mit ein- und zweisilbiger Mittelsenkung gegen
108 mit mehrsilbiger. Von diesen fallen durch Annahme von Eli-
sion und nach den Gesetzen der später zu entwickelnden Senkungs-
bildung eine große Anzahl zu den zweisilbigen, so daß nicht zu viel
Ausnahmen bleiben.
Bei Doppelallitteration finden sich mit dreisilbiger Senkung
einschließlich der Verse mit Auftakt 482, mit viersilbiger Senkung 312.
Man erkennt also auch hier deutlich den Unterschied zwischen Versen
mit einfacher und Doppelallitteration.
Es wäre unbedachtsam, sich über diese Thatsachen hinweg-
zusetzen und beide Halbverse gleichmäßig aufzufassen, in beiden
Fällen zwischen die beiden Stabworte eine Hebung zu legen, wie es
Möller und Heusler thun. Kurz, die Verse mit einfacher Allitteration
a)
252
b)
452
a)
130
b)
62
a)
21
b)
17
a)
6
b)
2.
ZUR METRIK DES ALTSÄCHSISCHEN etc. 155
sind ihrer großen Mehrzahl nach dreihebig; nur bei Doppelallitteration
dürfen wir 4 Hebungen ansetzen.
Die größte Anzahl der Silben, die zwischen den beiden Stab-
reimen liegen, ist 6. Diese Zahl entspricht ebenfalls den angenommenen
Senkungsbildungen. Je zwei Silben als Senkung mit einer Silbe als
Hebung ergeben 5; an einigen Stellen finden wir also dreisilbige
Senkung.
Die B-Verse zeigten im Ags. gleichfalls eine sichere Beschrän-
kung. Zwischen dem Stabwort und der letzten Hebung liegen im
Ags. nur zwei Silben. Auch in diesem Punkte stimmt der Heliand in
der Hauptsache. Kauffmann sagt a. a. O. 324: „3164 Mal ist Typus B
im Heliand zu belegen. Die Hauptmasse fällt dem zweiten Halb-
vers zu, nämlich 2357, und zwar bei einsilbiger Mittelsenkung 1670,
bei zweisilbiger 687. Auffallend klein ist das Contingent der ersten
Halbverse bei Doppelallitteration: 245; bei einfacher 562. Auch hier
überwiegen die Belege für einsilbige Mittelsenkung 168 resp. 396
gegen 77 resp. 166 bei zweisilbiger". Ich weiß nicht, ob Kauffmann
in die Gesammtsumme die Verse mit dreisilbiger Mittelsenkung mit
eingerechnet hat, was man aus seinen Worten schließen müßte. Die
Zahl der Verse mit ein- und zweisilbiger Senkung ergibt nämlich
schon die angeführte Gesammtsumme. Indeß macht das nichts aus.
Die Zahl der Verse mit dreisilbiger Senkung ist gering, wie man aus
dem p. 323 Angeführten ersieht. Zu bemerken ist, daß wie im Ags.
kein Unterschied zwischen Versen mit einfacher und Doppelallitte-
ration vorhanden zu sein scheint.
In diesen beiden Punkten stimmt also das Altsächsische fast
vollständig zum Beowulf, nicht so aber in dem, was dem Stabwort
vorausgeht. Bei B- und C3- Versen ist das Maximum der „Eingangs-
senkunga hier 4 und 5 Silben, eine Zahl, die sich leicht aus der einen
Hebungssilbe, zwei Senkungssilben und einem ein- oder zweisilbigen
Auftakt erklärt.
Da wir gesehen haben, daß die Senkungsbildung im Heliand
an zwei bedeutsamen Stellen der im Ags. gleicht, und damit die Ver-
muthung begründet wird, daß sie auch an anderen Stellen gleich sein
muß, so kämen wir für den Heliand nicht weiter als auf allerhöchstens
6—7 Silben. Wir finden sie aber bis 9 und 10 Silben1), und es folgt
daraus, da die Differenz gerade 3 beträgt, daß wir noch eine Hebung
anzusetzen haben. 3 Silben im Auftakt -4- (1+2) -f (1 -f 2) =9.
') K. 318, 323, 333.
11
156 "• HIRT
Diese oberflächliche Berechnung lehrt uns, daß unter den B und C3
eine Anzahl vorhanden sein muß, die aus 4 Hebungen besteht, mit
der Allitteration auf der dritten Hebung. xxx-'-XX^XX-xlx)1
So ist das Schema des Verses. Man sieht, der Ausgang wird vor
Allem gewahrt.
Wie steht es indeß mit den Versen mit Doppelallitteration? Ein
vierhebiger Vers mit Allitteration auf dritter und vierter Hebung
widerspräche den von uns aufgestellten rhythmischen Verhältnissen.
Die Doppelallitteration findet sich einigemale nur noch bei Versen
mit sechssilbiger Eingangssenkung, die wir dreihebig lesen können:
that hi ne icMlea mid ldüttro hügi 1375 M; dreisilbiger Auftakt, zwei-
silbige Senkung, than käbed he an im seihon sän I4tf2, einsilbiger Auf-
takt, Hebung verschleifbar, Elision, zweisilbige Senkung.
Ein einziger siebensilbiger: ivas im thuoh an iro gisutie sdmad
5964 ist ebenfalls nach den später zu entwickelnden Regeln der
zweisilbigen Senkungen correct.
Ähnlich liegen die Verhältnisse bei zweisilbiger letzter Senkung.
K. 322.
Bei C3- Versen endet die Doppelallitteration schon bei drei-
silbiger Eingangssenkung, wie sie ja überhaupt bei diesem Typus
nur sehr spärlich vertreten ist. K. 331.
Es zeigen aber auch die A- und Cl- Verse derartige lange Auf-
takte bis zu 10 Silben. K. 307 f. 329. Über 7 Silben gehen indeß
hier nur wenige hinaus; diese wären dann Ausnahmen, die sich zum
Theil entfernen lassen. Keine Stelle des Verses ist ja leichter der
Veränderung ausgesetzt als diese „Auftakteu, in denen leicht eine
ursprünglich nicht vorhandene Partikel, ein Pronomen oder dergleichen
eingesetzt werden kann. Jedenfalls ist das Eine klar, daß im Hei. im
zweiten Halbverse sicher vierhebige Verse erscheinen mit der Allitte-
ration auf der zweiten Hebung. Und zwar kann nach dem Stabwort
die Senkung ausgefüllt oder synkopiert werden. Z. B.:
endi mid gilobon godün 290b.
than läng hie givcdld ehtä 70b.
eftho hivär thiu werold scöldt 45.
Wir haben schon angedeutet, daß derartige Verse der sonstigen
Verwendung der Allitteration entsprechen. Auch hier ist die Allitte-
ration das Mittel zur Bindung zweier rhythmischer Reihen, steht aber
auf der zweiten HebuDg, um die ganze viertaktige Reihe zusammen-
zuhalten. ') Das wäre auf der ersten Hebung nicht möglich, da dann
») Vgl. I, 105.
ZUR METRIK DES ANGELSÄCHSISCHEN etc. 157
ein neuer Gipfelpunkt, eine neue Abtheilung auf der dritten Hebung
auftreten würde. Derartige Verse sind nicht selten,, wenn sie auch
gegenüber der großen Menge der anderen zurücktreten.
Kauffmann sagt am Schlüsse seiner Abhandlung S. 354: „Eine
nicht unwesentliche Neuerung auf Seiten des Heliand bietet die That-
sache dar, daß Typen, welche im Ags. (und Altnord.) nur dem ersten
Halbverse zukommen, auch auf den zweiten übertragen werden und
umgekehrt. So haben die erweiterten Typen D -i-xl - XX un(^
E -lxx!-X *m Ags. nur im ersten Halbvers ihre Stelle, während
im Heliand von einer solchen Beschränkung nichts zu finden ist."
Prüfen wir die Richtigkeit dieser Behauptung! Die erweiterten Typen
D und E sind im Ags. vierhebig und erscheinen fast nur mit Doppel-
allitteration. Würden sie im Hei. im zweiten Halbvers erscheinen,
so hätten wir in demselben vierhebige Verse mit Allitteration auf
der ersten Hebung. Das ist nach unserer Theorie nicht möglich.
K. 347 führt drei Fälle an:
envaldes brodes 1068.
Jutenriki icirdid 956.
elithioda quam im 2975.
Der letzte Vers ist schon wegeo des Ausganges quam im anstößig.
S. schlägt daher in der Anmerkung zu der Stelle vor quam im elithioda
zu schreiben, was Behaghel mit Recht, wie ich glaube, in den Text setzt.
In den beiden anderen Fällen halte ich den Nebenton nicht für
so schwer, daß man nicht darüber sich hinwegsetzen könnte. Viel-
leicht bietet sich aber eine andere Verbesserung. 956 ist die Cäsur
zweifelhaft.
Die übrigen Fälle mit kurzer Nebentonsilbe werdskepi thinan 2056
sind unbedenklich. Es ist nicht gegen den Gebrauch des Ags., wie
K. sagt, daß solche Verse im zweiten Halbvers erscheinen.
Man vergleiche hedlwudu dynede Beow. 1318, sundwudu äunede
1907, holhüudu sece 1370, gladum sunu Frodan 2026, andsware cydan
El. 318. Cr. 636, godes bodan smgdon Cr. 1305. Möglicherweise also
zwei Fälle, während der sicher erweiterte Typus im ersten Halbvers
über 40 Mal erscheint.
Es bleibt noch hebewiki is gindhid 878 übrig. Heyne und Rückert
theilen nach Sievers hebenrtki || is. In der dritten Auflage setzt Heyne
die Cäsur nach is. Es wird dies richtig sein.
Der einzige Vers im ersten Halbvers, der nach Kauffmann ein-
fachen Reim hat, ist ddmesdag the märeo 4353. Der Vers ist vierhebig
mit Allitteration auf erster und zweiter Hebung ddmesdag.
158 H. HIRT
Alle übrigen Erweiterungen dieses Typus, wie j- x - | - , sind
nicht von Bedeutung, da hier keine neue Hebung eingeführt ist, son-
dern nur nach der ersten Hebung keine Synkope eingetreten ist, sie
bestehen aber aus 5 Gliedern.
Aber auch hier scheinen Erweiterung nach vorn vor sich ge-
gangen zu sein, analog den C- Versen. Dahin gehören nicht
Up te them CÜomahtigon gode 903.
tliar tippe for them alowaldon fader 1973,
da nichts im Wege steht, hier up und uppe als Stäbe zu fassen, wohl
aber an dllun weroldlustun wesa 1658.
an thma friduioara faran 483.
ällaro eliihiodo cuman 2232.
tho icärä that hetencuninges bodon 159.
Es kommt hier auf die Größe des Auftaktes an, den man an-
nehmen will. Da wir in allen bisherigen Fällen den Auftakt nicht
sicher festsetzen konnten, so müssen wir uns an die Stelle wenden,
in der Auftakt sicher vorhanden ist, namentlich an die sicher vier-
hebigen Verse, die mit dem Stabwort beginnen , A-, D- und E-Verse.
Erweiterte vierhebige E-Verse bieten nur einsilbigen: so lioblica
Uro, 1277. K. 347.
D -Verse bieten gewöhnlich einsilbigen
that] erl thurh lintreüicä 1526. K. 340,
seltener zweisilbigen
iro tidi towdrdes 3704.
minen gest an godes wiÜeon 5655,
dreisilbigen in te them is jungron geginwardun 3297.
In den A-Versen findet sich bei Doppelallitteration mit drei-,
vier-, fünf-, sechssilbiger Mittelsenkung zweisilbiger Auftakt noch
einige Male.
them is säligiin gesidün 3174.
iuwa werk endi iüwan willeon 1402.
thero ivördo endi thero werkb 1551. Vgl. K. 304.
Dreisilbiger:
ne sulic harn ne sulic bocan 592, 12mal. K. 305.
Viersilbiger bei fünfsilbiger Mittelsenkung nur einmal:
ne an tkinun wördun ni ah thmun icerkün 5088.
Es ist Elision möglich.
Das Resultat also ist, vor sicher vierhebigen Versen erreicht der
Auftakt nur den Umfang von 3 Silben. Das ist für den Heliand sehr
günstig zu nennen, und steht dem, was wir im mhd. Epos finden,
nicht allzu fern. Das Nähere unter dem Capitel Auftakt.
ZUR METEIK DES ALTSÄCHSISCIIEN etc. 159
Darnach hat man die E- Verse zu beurtheilen. Es kann keine
Rede davon sein, vier- und fünfsilbigen Auftakt anzusetzen.
Als vierhebige Verse müßte man auch die D Verse iü^ mit
klingendem Ausgang in Anspruch nehmen. Derartige Verse existieren
aber im Hei. ebensowenig als im Ags. Die von Kauffmann so auf-
gefaßten fallen unter die beim Ags. aufgestellten Kategorien.
fei unscdni 153b. 2459. 4957.
Dieselbe Verschiedenheit in der Betonung nehme ich für die zahl-
reichen Composita mit alo, al an. Allerdings läßt sich dies nicht
streng beweisen, wohl aber aus dem Schwanken in der jetzigen Be-
tonung schließen. Auch wir betonen ja allwissend, allmächtig. Man
lese also: göd alomdhtig 245. 1766. 4038, krist alowaldo 813. 1297.
3139. 3954. 3974 u. s. w.
Für die übrigen Fälle setze ich Endbetonung an wie im Ags.:
heims itteandiun 343, wel huggendies 3673, erdbüandian 4316, dago lio-
bosto 485, gode icerdoston 1299, linsciddignä 3086. unsundigane 2722. Jif
thüsund\g 2872, magact frilica 3967, gumon ostronea 562. 669. 697.
Besonders häufig sind die Verse mit dröhtines: harn dröhtines
5431 u. s. w. Ich habe 38 Fälle notiert, ohne mich dafür verbürgen
zu wollen, daß es nicht noch einige mehr sind.
Andere Fälle sind: godes ambusni 2451, that godes ärundi 289,
glau andwordi 930. 1759 (oder andwordi), thiodarbedies 4919. 3610,
barn Israheles 951, frume mankunnies 4159.
Dreimal erscheint der Vers sten ana icerpe 3871. 3941. '3946.
C schreibt an. Dazu kommt segel upp dädun 2238. Sie haben in den
beiden Versen des Beow.: folc to s&gon 1423, iveros on sdwon 1651
ihre Parallele. Ich nehme jetzt an, daß in diesen Fällen ebenfalls
dem Metrum zu Liebe eine Änderung der natürlichen Betonung ein-
getreten ist. Für 2238 liegt die Änderung von dädun in dedun nahe.
Ob in scred forthioardes 5781 eine Ausnahme zu sehen ist, lasse
ich dahingestellt. Als einzige sichere Ausnahme bleibt nur en himil-
riki 3508. Es folgt einer Schwellverspartie.
Wenn man diesen gegenüber die Verse mit Doppelallitteration
betrachtet: idis antheti 156, adalandbdri 1196, weron wamdädi 1622,
gumon gladmodie 2007, so wird man wohl zugestehen müssen, daß
ein Unterschied vorhanden ist. Auch hier schließe ich, ganz ab-
gesehen von allen anderen Factoren, aus dem fast gänzlichen Fehlen
von Versen, wie weron wamdädi 1622, die wir jl j. i. ^ messen müssen,
daß die im zweiten Halbvers vorhandenen Verse mit Unrecht so an-
gesetzt werden, wie es Kauffmann thut.
160 H. HIRT
Heusler a. a. O. findet diese Annahme besonders bedenklich.
Auf seine Bemerkungen muß ich Folgendes erwidern. Erstens, daß
diese Verse von den D -Versen mit Doppelallitteration unterschieden
werden müssen, erscheint mir unzweifelhaft. Zweitens, für die Erklä-
rung bieten sich noch zwei andere Möglichkeiten. Man kann klingen-
den Ausgang annehmen, der keine Hebung trägt, weil die vorher-
gehende Silbe nur nebentonig ist. Man kann Accentversetzungen
vermuthen: mancynnes. Vgl. für diese Annahme Noreen in Pauls
Grundriß I, 456, §. 52 I, 1 u. 2. Solche Verhältnisse, wie sie das
Nordische bietet, wären auch für das Westgermanische möglich.
Aber nach dem, was uns die Sprachgeschichte lehrt, halte ich in der
Hauptsache an meiner Annahme als der wahrscheinlichsten fest.
Ich werde dieselbe später auch nach ihrer sprachgeschichtlichen Seite
im Zusammenhang erörtern.
Damit ist, denke ich, bewiesen, daß die überwiegende Zahl der
A-Verse, d. h. derer, die auf der ersten Hebung die Allitteration tragen,
hinter diesem ersten Fuß nur noch zwei haben. Das ist die größte
Anzahl der Verse des zweiten Halbverses.
Vor Allem muß Möller und Heusler gegenüber darauf hin-
gewiesen werden, daß alle Thatsachen darauf hindeuten, daß auf die
Silben, die in A und B der alliterierenden Silbe folgen, keine Hebung
fällt, daß man nicht heiliges gestes 50, guödero thiedo 75, thar that heläge
harn 663 lesen darf.
Ich gebe im Folgenden eine systematische Übersicht der im
Heliand erscheinenden Versformen. Wir müssen dabei drei große
Kategorien unterscheiden.
I. Dreihebige Verse des zweiten und ersten Halb-
verses. Dieselben können im ersten Halbvers Doppelallitte-
ration haben.
II. Vierhebige Verse des zweiten und ersten Halb-
verses. Das allitterierende Wort steht auf der zweiten oder
dritten Hebung. Daneben kann im ersten Halbvers eine andere
Hebung mitallitterieren.
III. Vierhebige Verse des ersten Halbverses. Doppel-
allitteration oder bei den A3- Versen Allitteration auf der
dritten Hebung (zweiten Dipodie).
I. Dreihebige Verse des zweiten und ersten Halb-
verses.
Das Schema ist: _x_x_
ZUR METRIK DES ALTSÄCHSISCHEX etc. 161
Wir unterscheiden, ob die Allitteration auf der ersten (A) oder
zweiten (B) oder dritten (C) Hebung steht.
A) Die Regel des ags., daß eine Senkung fast durchweg syn-
kopiert wird, ist im Hei. nicht vorhanden.
Es fallen hierher zunächst Sievers' A -Verse mit zweisilbiger
Schlußsenkung, huldeo thinaro 5014, rlkies drohtines 5905. Ferner 308.
1438. 2433. 2555. 3123. 4371 u. s. w. Vgl. Kauffmann 286.
Alle diese Verse sind Stützen für die Betonung maneaa wärbn.
Man kann die angeführten gar nicht anders als dreihebig auffassen.
Eben denselben Bau zeigen die schon oben besprochenen D- und
E -Verse. Auch diese sind so deutlich dreihebig, als man nur wün-
schen kann.
Gewöhnlich ist aber auch im Heliand eine der beiden Senkungen
synkopiert.
Aa) Die zweite Senkung ist synkopiert (-x-1 -')•
Sievers A- Verse, wie: fingron scriban 32b, maneaa wäron 1*,
helag icord godes 7a.
Im ersten Halbvers kann die zweite Hebung mitallitterieren.
Bei der dritten ist es natürlich unmöglich, nietod giitlarcod 128.
Als Unterabtheilung führe ich die C1- Verse an: an leutcunnea
1615% gifrumid habda 105b, fan hebanwange 275b, fon gode segyean
528a, biholan weräan 13948.
Mit Doppelallitteration: is sunu senda 1042a, gisald selbo 5857a.
Ab) Die erste Senkung ist synkopiert (_1_\^_).
Die Mehrzahl von S. D- und E -Versen: seif upp ares 2250b,
Höht wolcan sken 3144b, helagna gest llb.
Im ersten Halbvers lielmsitteandiun 343, waldand gisprak 39,
helagna Crist 460.
In diesem Typus kann die zweite oder dritte Hebung mit-
allitterieren. Sievers gründet darauf seine Unterscheidung von D- und
E -Versen, die aber, sobald uns die Allitteration im Stiche läßt, nicht
überall mit Sicherheit durchzuführen ist. Vgl. Beitr. 10, 256 ff.
cc) Die zweite Hebung trägt den zweiten Stab. Hof landes ward
626, war waldand Crist 916, idis enstio fol 261, ubil arbetsam
1356 u. s. w. Vgl. K. 335.
ß) Die dritte Hebung trägt den zweiten Stab, waldandes Word 575,
enodies ard 1125. fisknet an flod 2630 u. s. w. K. 341.
Thatsächlich ist der Unterschied in der Betonung vielfach nicht
bedeutend gewesen.
162 H. HIRT
Ac) Beide Senkungen sind synkopiert. Auflösung der
letzten Hebung. A2- und D4-Verse. Kauffmann 297. 334, unrlm cuman
410b, godes andsacun 4421b, hriop uj> thanen 3364b.
Erster Halbvers: lofword manag 413, slidmod cuning 703,
Crist godes sunu 4062. Auch hier kann eine der beiden anderen
Hebungen mitallitterieren. Allitteriert die zweite mit, so nennt es S. D,
allitteriert die dritte, A2.
a) Die zweite Hebung allitteriert mit liard harmscare 240,
ho holmklibu 1396. wis wärsago 3044. K. 334.
ß) Die dritte Hebung allitteriert mit mancraß mikil 792,
sinlif sehan 1475, thräioerk tholon 2604.
Ad) Beide Senkungen sind synkopiert. Auflösung der
zweiten Hebung _1j~x-. hebancuninges 82b. 9lb, thiodcuninge 2767b,
hebancuninges 130\
Doppelallitteration , die natürlich nur die erste und zweite
Hebung treffen könnte, ist nicht zu belegen. Die Beispiele sind sehr
selten.
B) Verse, in denen das allitterierende Wort auf der
zweiten Hebung steht.
Ba) Vollverse ohne Synkope der Senkung. Sievers
B -Verse, — y*i-y^- endi manno drom 1126b, drog man Win anflet 2739b,
endi that godes gibod 711b. Mit Auftakt: bigan im ihe wiso man 312b,
sie wärun fon swestron tivem 1264b.
Erster Halbvers: that sie erbüvard 86. 149, an that himiles
Höht 4643.
Auch hier kann jede der beiden anderen Hebungen mitallitte-
rieren, eine Sache, die mir von besonderer Wichtigkeit zu sein scheint,
da sie ganz besonders gegen Sievers spricht, der diesen Wechsel über-
sehen hat. Ich habe auf diese Thatsache schon in I aufmerksam ge-
macht, und Luick ist sie in seiner Anzeige meiner Schrift, Deutsche
Lit. Ztg. 1889, S. 1824 f. auch aufgefallen. Sein Auskunftsmittel,
daß alle diese Verse mit Nebenallitteration am Anfange des Verses
B -Verse seien, die Doppelallitteration also auf Zufall beruhe, ist un-
glaublich.
a) Die dritte Hebung allitteriert mit. obar bredan berg 714,
sicuto glauica gumon 442, endi thea fiscos ford 2852, that sia mid
them liudiun leng 311.
ß) Die erste Hebung allitteriert mit. Bei den Versen, die hier-
herfallen, hat Kauffmann entweder die Allitteration übersehen
oder sie zu D gestellt.
ZUR METRIK DES ALTSÄCHSISCHEN etc. 163
Die Verse sind zu erkennen, sobald wir die sonst bekannten
Betonungsverhältnisse auf sie anwenden. Nach diesen ist ein Verbum
u. s. w. minder betont als ein Substantivum. Es kann daher einem sol-
chen vorangehen, ohne die Allitteration auf sich zu ziehen, kann aber
auch mitallitterieren. Darnach fallen also hierher alle die Verse von
der Form _x-X~> in denen der Vers aus einem Verbum oder einem
anderen minder betonten Wort und einem Substantivum besteht, die
beide allitterieren. Derartige Fälle sind: weldi waldand seif 1285, birid
bittran hugi 4611, stigun sten endi berg 3117, haldid helag god 1914,
ferner 9. 119. 365. 739. 764. 855. 1199. 1295. 1382. 1540. 1748. 1785.
1850. 2243. 2348. 2594. 3005. 3235. 3617. 3711. 4068. 4165. 4314.
4315. 4661. 4750. 4856. 5231. 5343. 5678. Mit Auftakt: 578. 3349.
4285. 4309. 4552. 5466.
Sievers und Kauffmann sehen diesen Typus -*• x I - X ~ a^s
Steigerung von _y | j- x - an und erklären damit die hier auftretende
Doppelallitteration. Es ist aber nicht zu verwundern, daß alle diese
Verse Doppelallitteration haben, da diejenigen, die sie nicht haben,
sondern auf der zweiten Hebung allein allitterieren, zu B XX~X-
gerechnet werden.
Bb) Synkope der zweiten Senkung. Auflösung der
letzten Hebung -x— ~X*
Sievers C3- Verse: endi mäht godes 128b, thdt sie hebencuning 100
thia hdbdon mäht godes 10, ni thdrft thu Stum wesan 169.
Erster Halbvers, swido frod gumo 177, sculun Salt wesan
1363, tho ward (hin tid cuman 94.
Die Doppelalliteration regelt sich genau wie bei dem vorher-
gehenden Typus.
a) Die dritte Hebung allitteriert mit. was im fei fagar 200,
so spräk tho iung gumo 949.
ß) Die erste Hebung allitteriert mit.
Es gilt das oben Gesagte: cüdean craft mikil 399, skedan skir
water 2908, cuman thurh craft godes 49. 276. Ferner 784. 1050. 1105.
1669. 1860. 2783. 3024. 3536.3911.4242.4259. 4634 C. 5236 C. 5332.
5550. 5798. 5869. 5894. 5972.
Mit Auftakt noch: 1646. 1976. 1996. 2666. 2899. 2900. 3248.
3698. 4347. 4722. 4743 (Behaghel hat falsche Verstheilung). 5646.
5774 u. A.
Die Mehrzahl dieser Verse stellt Kauffmann zu C3. Er hat also
diese zahlreichen Verse mit Doppelallitteration nicht gesehen oder
nicht beachtet. An einigen Stellen ist ihm sein Verfahren wohl selbst
1(34 H. HIRT
nicht sicher erschienen, da er die Citate mit Fragezeichen versieht.
Jedenfalls hätte er nicht so stillschweigend an diesen Thatsachen
vorübergehen dürfen.
Nun will ich ja nicht leugnen, daß eine gewisse Anzahl dieser
Verse auf Zufall beruhen kann, aber sicher reicht dieser zur Erklä-
rung hier nicht aus. Die Ungewißheit der Entscheidung verbietet ferner
genaue statistische Angaben. Kauffmanns Zahlen können natürlich
nicht mehr die richtigen sein. Ich selber verzichte darauf, neue Zäh-
lungen anzustellen und kann solche überhaupt nicht für allzu werth-
voll halten. Man sieht es ja, trotz allen Zählens sind Kauffmanns
Resultate sehr anfechtbar. Genaue statistische Feststellungen sind an
gewissen Orten gut und nothwendig. Aber eine derartige etwas mecha-
nische Durchzählung des Heliands kann ich nicht für der Mühe ent-
sprechend halten.
Unter den B -Versen gibt es noch eine Anzahl, die auch die erste
Hebung synkopieren. Sie sind oben im Zusammenhang behandelt.
C) Verse, die auf der dritten Hebung das allitte-
rierende Wort haben. Sie sind noch selten, die Kategorie ist
erst in der Ausbildung begriffen, allerdings auch schon im Ags. vor-
handen.
thö näm he thia bök an liand 235, hwand im habde farliwan
573, hwö sie scoldin gehalon 2367, so hwes so thu rni bidis 2756, hwö
thu no/i luirdis behabd 3693, that he is thi sän fargibid 4038, hivo sia
eft te them grabe 5745.
Sie erscheinen sämmtlich im ersten Halbvers. Der Übersicht
halber habe ich sie hierhergestellt, um zu zeigen, daß jede mögliche
Combination auch vorhanden ist. *)
Mit diesen Arten oder Typen der dreihebigen Verse sind aber
die zweiten Halbverse des Heliands nicht erschöpft. Wir finden eine
Anzahl vierhebiger. Das Princip der Bildung derselben ist (natürlich
rein mechanisch genommen) :
II. Es werden die Grundtypen um je eine Hebung
vermehrt, die vor den Typus tritt. Ich bezeichne diese Typen
durch eine hinzugefügte 4. Bei den A- Versen steht dann die Allitte-
ration auf zweiter Hebung, bei den B -Versen auf der dritten.
Ich führe jetzt eine Anzahl Beispiele für jeden dieser Typen an.
Aai) -x^-x-x-
') Im Mhd. z. B. im NL. ist diese Kategorie völlig ausgebildet. Diese Ent-
wicklung ist natürlich durch den Reim bedingt.
ZUR METRIK DES ALTSÄCHSISCHEN etc. 165
Hierher fallen die von Kauffrnann zu A mit mehrsilbigem Auf-
takt gerechneten Verse. Gehen nur ein oder zwei Silben dem allitte-
rierenden Worte voraus, so wird man Auftakt annehmen. Bei drei
Silben läßt sich das nicht mit Sicherheit thun. Ich will gleich be-
merken, daß ein ganz sicheres Kriterium der Auffassung nicht vor-
handen ist. Ich rechne hierher:
so mi thes tvunder thunkit 157, that schlda helpon simwn 3962,
läte sie tviti tholcan 3016, thö spräk thero nianno odar 5588, thie her
an iro mdde wärin 1301, etidi de thera helagun thiornun 360, endi
sökean iro drohtines riki 1366, endi ina an is wangon slogon 5114,
hico sie scbldin iro gilobon haldan 854.
Kauffrnann verzeichnet hier Auftakt bis zu 10 Silben. Das ist
natürlich ein Unding, wie Jeder sich sagen wird. Einigermaßen häufig
sind indeß nur noch die siebensilbigen.
In dem zehnsilbigen ist zweimal Elision möglich. Wir bekämen
hier viersilbigen Auftakt und dreisilbige Senkung, sd hwem so ina
müosta ttndar is ogon scauicon 5807. Ein Vers, der allerdings etwas
überladen, aber nicht unmöglich erscheint. Der mit neunsilbigem
ist nicht zu lesen. Von den übrigen sind auch noch einige bedenk-
lich; ich behandle sie indeß erst nach der Darlegung der Senkungs-
bildung, da ohne deren Kenntniß meine Ausführungen Unverständlich
sein würden.
Im ersten Halbvers finden sich mit einfacher Allitteration: endi
mid Tiluttrun treuwun 291, an en gibirgi uppan 2895, for thesumu
Werode allitn 1802, that he s\a so helaglico 333, than hähas thu nu
Wunderlxco 2056, thia ik her an thesan berge uppan 983.
Bei Doppelallitteration kann die dritte oder erste Hebung
mit allitterieren.
a) Die dritte Hebung allitteriert mit: üp te them hohon himile
656, an ena starca strätun 2399, te them is godun Jungarun 4499,
iuwaro liudo landreht 5321. Ferner 981. 1083. 1525. 1541. 1987-
3927. 4473. 4510.
ß) Die erste Hebung allitteriert mit: faran fan them folke ädrum
2271, folgod iro frohan loilleon 1667, hotta them thar blinde
wärun 2358, gisaldun an Simon haftan 5354, he dopte sie dago
gehwilices 954, ni weldun is worde gilobien 4265, Cristes an
Crüce sertban 5551, unddi ödagum manne 3298, begnnni an Galileo-
lande 5240, bediun them blindun mannun 3560, that feld mid fa-
garun palmun 3677, ne swerea bi is selbes hufde 1512.
166 H. HIRT
Auch bei den meisten dieser Verse hat Kauffmann der Doppel-
allitteration keine Bedeutung beigemessen. Wenn die Zahl der an-
geführten Beispiele nicht gerade groß ist, so kommt dies daher, daß
die ganze Kategorie überhaupt nicht verbreitet ist.
Diese Verse finden bei Otfrid ihre genaue Entsprechung. ') Es
sind die von Sievers mit Ac bezeichneten, Beitr. 13, 157. sie thaz in
scrip gicleiptin I, 1, 2. ist iz prösun slihti I, 1, 19 u. s. w. Die Setzung
der Accente entspricht der Vertheilung der Stäbe. Regelrecht bekommt
die zweite Hebung den Accent.
Es folgt aber hieraus, daß die Bildung dieser Verse keine Neue-
rung Otfrids ist, sondern daß er auch dieses wie andere Muster im
Allitterationsvers vorfand.
Als Unterabtheilung, eine kleine Variation bildend, sind hier
noch die erweiterten C1- Verse anzuführen. Bei ihnen ist die Senkung
hinter dem allitterierenden Wort synkopiert. ^- x-^ - x* Sie sind bei
weitem zahlreicher als die vorhergehenden.
Hierher fallen die meisten der von Kauffmann angeführten C1-
Verse, bei denen die dem allitterierenden Wort vorausgehenden Silben
für einen Auftakt zu schwer sind, z. B. : ward thiu qudn ocan 193,
zökien Hold Mar 578, mid thero godes thiernv.n 442. Ferner 45. 70.
265. 896. 1754 u. a. m.
Erster Halbvers. Einfache Allitteration.
bütan that sie thrie wärun 653, undar thesun burgliudiun 824,
that sie mid ihem godes harne 1168, that noh sculun elitheoda 2131.
Doppelallitteration wie oben.
a) ni sind im min Word wirdig 5092, bigän im an ihem Wege wahsan
2402, ni sind mi thxne quidi hüde 4964.
ß) than wopiat lhar wanscefti 1352, giwardod so warolico 300,
so sprac he tho spaldico 1381. Ferner 55. 696. 1388. 1726. 1989.
2081. 2269. 2929. 2946. 3603. 4451 u. a. m.
Auch diese Verse entsprechen genau den Otfridischen, Typus C,
Beitr. 13, 153. Vergleicht man diese Verse, so wird es völlig ein-
leuchtend sein, daß man auch im Allitterationsvers auf die „Eingangs-
senkung" eine Hebung legen muß.
Ab*) Diese Verse sind von Kauffmann gar nicht beachtet. Die
metrische Form ist -5- x - - x - • Kauffmann stellt sie fast sämmtlich
unter B) mit zweisilbiger Senkung.
tho wurdun sän öfter thiu 4545, tho gengun im sän after thiu 4970.
') Ich stütze mich im Folgenden meistens auf Sievers' Aufsatz, Beitr. 13, 121 f,
der für unsere Zwecke genügendes Material bietet.
ZUR METRIK DES ALTSÄCHSISCHEN etc. 167
Eine Betonung sän äfter thiil steht ganz sicher, da diese Formel
allein einen Halbvers bildet und nach E gemessen werden muß. Vgl.
1596\ 2100a. 3108*. Hierher zu rechnen sind noch 995. 2947. 5041.
5907 u. a.
Nicht ganz so sicher erscheint es mir, ob in den zahlreichen
Versen, in denen sonst an dieser Stelle after steht, dies ebenfalls
eine Hebung trägt. Nach Versen wie endi he frdgcda äftar thiu 633,
giögid ~ 3129 würde man auch ansetzen können: iho was siu widowa
äftar thiu 512, endi sculun is werc ~ 1763, ebenso 1634. 1758. 2054.
3230. 3646. 4891. 5155. 5354.
Nach dem Vers icdldündes geld 90, 179 muß zu unserem Typus
gerechnet werden: turne sohtun sie that waldandes harn 1222, iho giwet
im the waldandes sunu 1189, ferner 2688. 2965. 3681. bethiu he herod
helägna bodon 1041, habda im helägna gest 467. Vgl. 11. 21. gecurun
(im) thana neriandian Crist 1186. Vgl. 2237. Ebenso 4857. 4848. 5602.
4372. 1127. 3045. 3256. 3334. 3620.
Für einen Kenner der ags. Metrik bedarf die angesetzte Be-
tonung gar keiner Begründung. Kauffmanns Arbeit wird aber leider,
weil er diese Verse zu B) gestellt hat, auch hier unbrauchbar. Man
kann sich nicht mit Sicherheit auf sie stützen. Vor Allem bedürfen
seine Zahlenangaben der Correctur. Ich verzichte aber auf neue Zäh-
lungen, da für meinen Zweck die darauf zu verwendende Mühe nicht
mit dem Ergebniß, das erzielt werden kann, im Einklänge steht.
Aus dem ersten Halbvers gehören noch hierher 159. 243. 630.
994. 1058. 2760. 3894. 4527.
Doppelallitteration ist nicht häufig zu belegen. Die vierte und
die erste Hebung können mitallitterieren : endi ok waldandes werk
3587, quad that im fieriandas ginist 520, afhöbun tho helägna sang 414,
so deda the drohtines sunu 2284, that ic feldi thero forasägono word 1429.
Diese Verse haben den gleichgestalteten Otfridischen zum Muster
gedient. Sievers läßt diese Beitr. 13, 152 aus dem Typus B) hervor-
gehen. Darnach soll aus einem Verse xx1X1 ohne Weiteres
-X—'-Cx)- werden können. Eine solche Annahme kann ich un-
möglich theilen. Vielmehr waren derartige Verse, wie sie sich bei
Otfrid finden, wenn auch nicht sicher im ags., so doch ganz gewiß
im altsächsischen Allitterationsvers vorhanden.
Sehr leicht konnte eine Vermehrung dieser Verse sich einstellen,
denn ein Vers, wie thar he thena odagan man Hei. 3337 kann leicht
nach Mustern, wie: sagdun loaldande thanc ±-y(-L> Ly^j. zu thar he*
thena odägan man umgestaltet werden.
168 H- HIRT
Auch die Verwendung der Accente stimmt bei Otfrid mit der
Setzung der Allitteration und mit unseren Principien überein. Noth-
wendig ist der Stab (Accent) auf der zweiten Hebung, daneben auch
erlaubt auf der vierten. Im Allitterationsvers ist dies aber selten.
Ac*. 1 . j- -i z .
Die Verse lassen sich nicht mit voller Sicherheit, aber doch mit
einiger Wahrscheinlichkeit ansetzen. So: than icisse that fridubärn
gödes 4494, thö gihhrck that fridubärn gödes 3022; ähnlich 2099. 667*.
450\ weil fridubärn godes allein schon einen dreihebigen Vers bildet,
z. B. 983. 2382. 3883. 5776. 1128. 4024, die letzten beiden Fälle
mit einsilbigem Auftakt.
Nicht so sicher zu entscheiden ist het that sie im iro harmicere
manag 1140, ward im thar glddmöd hugi 2737, weil Parallelstellen fehlen.
Man wird es nicht als unmöglich hinstellen können, daß schwere
Ableitungssilben in der Senkung erscheinen. Das Ausschlaggebende
ist für den Heliand ebenfalls der zweite Halbvers resp. der erste
mit einfacher Allitteration, weil ein vierhebiger Vers, der sich mit
jl !_ j. V ergeben würde, unstatthaft ist.
Ich stelle hier die Fälle zusammen, in denen eine solche schwere
Ableitungssilbe als Senkung fungiert.
inwid in dem Compositum inioidräd 1755. 3373. 4586, inicid-
spräka 5333*. Dagegen müssen wir lesen inwtd hiigis 1468 ; löfsang
icörhtun 3721 (aber loficord manag) 413, selihüs wirkean 1819, stedihaft
werdan 2454, that fridubärn tholode 1077, stenfatu sehsi 2037, widersaca
finden 3873, werdskepi minan 4544, lichamo Cristes 4756. üriwitlico 815.
2771. 2839. 2553. 5276.
Ich glaube nicht, daß, wie Kauffmann zweifelnd vermuthet, -lico
anzusetzen ist. Es kommt kein einziger Vers in der Form firiwit mikil
vor, während diese Formel viermal belegt ist. Wir müssen also
schließen, daß icit unbetont war, und demzufolge muß -lico angesetzt
werden, hüsstedi kiusid 1807.
Ist der Ausgang - vorhanden, so ist m. E. die Entscheidung
zu Gunsten der Unbetontheit zu treffen. Da ein dreihebiger Vers
jl s. j- vermieden wurde, so ist auch für ix-- - keine große Wahr-
scheinlichkeit vorhanden.
Darum gehören also nicht zu den vierhebigen Versen dieser Art
solche, wie:
so he tho thana wiroc drog 106.
sum quam thar de an undorn tuo 3418,
letzterer ist vielmehr zu lesen: sum quam thar 6c an ündorn tuo.
ZUR METRIK DES ALTSÄCHSISCHEN etc. 169
Ad*) i..x^-xv.
Auch diese Form ist, wenngleich nicht gerade häufig, zu belegen.
ne icolda them thiedcuninge 5280, tho sagda Jledencuninge 2154, gihorid
Jlefiencuninges 1989.
Sehr verbreitet sind die Erweiterungen der B -Verse.
Ba) ^x-X-X--
Ich setze gleich den theoretisch zu erschließenden größten Um-
fang daneben: XXX- XX (x) - XX (x) ~ x(x) -• Das sm<* die 9—
lOsilbigen Eingangssenkungen, die Kauffmann notiert.
Auch hier ist bei den kürzeren Versen keine scharfe Grenze
zu ziehen zwischen 3 und 4 Hebungen. Das ist immerhin zu bedauern,
aber ein Hinderniß unserer Theorie bildet es nicht. Jedenfalls kann
auch nie von zwei Hebungen die Rede sein.
Für die Beurtheilung der Verse will ich nur eine Regel geben,
die mir als sehr natürlich und dem Wesen des Allitterationsverses
angemessen erscheint. Es dürfen keine Worte und Silben im Auftakt
stehen, die höher betont sind als die erste Hebung. Die Ausnahmen
sind gering.
Zu den dreihebigen Versen kann man daher noch rechnen: that
scöldun sea fiori thuo 32, thuo gibid im drohtin god 1670.
Zu den vierhebigen aber gehören : tho quam thar dk en widowa to
3764, üs is thinaro lerono tliärf 3814, than elcor enig niannes sunu 3779,
hwand siu it mid sulicun tvilleon dede 3777. So gehen noch: 3815.
3824. 3825. 3829. 3845. 3854. 3860. 3868. 3888. 3920. 3929 {thdt).
3945. 3947. 3948. 3956. 3975. 3999 und verschiedene andere.
Aus dem ersten Halbvers: tho sprdk thar en gifrodot man 208,
quad ihat he thene sialcon man 2319, quad ihat im de en adales man
2541, giwitun im tho thiu gddun twe 458, ihat hS it eft mid is selbes scal
1531, that he willie an thesan middilgard 4304 u. a.
Die Allitterationsverhältnisse müssen hier nothwendiger Weise
etwas anders liegen als bei den A- Versen. Ein vierhebiger Vers mit
einer Haupthebung im dritten Fuß wird einen ersten Gipfelpunkt auf
der ersten Hebung haben und sich dadurch in zwei Dipodien zer-
legen. Demnach können Verse, in denen die letzte Hebung mitallitteriert .
schwerlich hierher gerechnet werden. Dazu liegt auch keine Nöthi-
gung vor, da derartige Verse dreihebig gelesen werden können.
Es ist daher anzusetzen: that hine icillea mid hluttro hugi 1375,
than häbed he an im seihon sän 1482, than hald ni mag thera medan
man 2642, icas im thuoh an iro gisidie samad 5964. Bedenklich er-
scheint nur 3933, man müßte denn ni duruun in den Auftakt setzen.
GERMANIA. Neue Reihe XXIV. (XXXVI.) Jahrg. 12
170 H. HIRT
Im ersten Halbvers sind diese Verse aber doch selten.
Ich führe noch einige der längeren Beispiele im zweiten Halb-
vers an: oft gededa he that an them lande sein 1211, than hält ni
sculun gi iuwa helag word 1409, oc siu wändet, that he mid them werode
ford 799, quädun that sie ni mähtin githoloian leng 4171, ne quam ic
thi te enigun freson herod 263, gi ni thürtun an enigun sorgun teesan
1897. Selbst die beiden letzten fügen sich den 4 Hebungen: Bethiu
ne andrddad gi iu thero manno nid 1903, He ni icände that he is mähti
gibotien iciht 5006. Einige Verse sind auch hier zu lang.
Vierhebige Verse mit Doppel allitteratio n auf erster
und dritter Hebung: bef/röbun Ina an gramono hem 3359, mdngo-
dun im thär mid nianages hici 3737, so farmunste tna that manno
folc 2658, so helde he thea haitun man 2357. Ferner 340. 347. 657.
891. 1900. 2550. 5298. 5473; 329. 2528. 2947. 3169. 3445. 3685. 4381.
Die letzten 7 Verse hat Kauffmann zu D gerechnet. Man
sieht keinen Grund, warum dies nicht auch mit den anderen ge-
schehen ist.
Bb) ^x-X-JviX- Hier liegen die Verhältnisse genau wie beim
vorigen Typus. Der Unterschied zwischen diesen beiden Versarten
ist in Wirklichkeit ziemlich gering.
Belege: nu Met he me an thesan sid faran 122, that he ni
mähte enig word sprecan 164, that he scbldi an thesa werold cuman
913, tho sie that gihordun thea magad sprecan 2777 , endi gisähun tho
that werod cuman 4808, so hwat so siu gihorda thea man sprekan 437,
ähnlich 831, endi lätid thea ödra eft an grund faren 2633, sie bi-
günnun im tho iimbi thene wih sprekan 4274.
Einige Verse sind auch hier nicht unterzubringen. Schon Kauff-
mann schlägt Kürzungen vor, vgl. K. 333. 10, 11. Ich sehe keinen
Grund, der Kauffmann dazu berechtigte. Indeß wird Kauffmann das
Richtige gefühlt haben. Man bekommt oft schon ein Gefühl für Rich-
tiges und Unrichtiges, ohne die Ursache klar legen zu können.
Es ist zu streichen: endi frägodun 911, quäthun 5482, that hie
wissa 5908 [?? O. B.], tho sagda he 582.
Bei dem Verse 5908 bemerkt Sievers, Anm., daß that hie wissa
ohne Noth von Rückert "gestrichen werde. Er vergleicht 682: that im
thuhte that man im mid wordun gibudi. Indeß dieser Vers ist metrisch
unanstößig.
Erster Halbvers. Ef thän thana man is siun wili 1484, dllun
them the an themo heriskepi 3790.
ZUR METRIK DES ALTSÄCHSISCHEN* etc. 171
Mit Doppelallitteration auf erster und dritter Hebung (von K.
nicht beachtet), agdbun tho thene godes sunu 5133, vöbodun ina thia
reninscadon 5497, hieurbun hmbi iro heritogon 5125, frägoda ina thuo
thie folccuning 5276, than ne samnod gi hir sine mikil 1642, ni gerode
fbr them gumskepi 2774, t/tat thu tili an thinon niuodsebon 3366, sätun
im tliia gesunfader 1176, ne forhteat iro fiundshepi 1904 (kann auch
dreihebig gelesen werden: forhteat iro), wolda im thär so wunsames
2543, ne fbrhtodin that foleseepi 3943, her undar thesum lieriscepi 727 ,
Thuo hicarf im eft thie heritogo 5339, losid, äf is llchaman 1530.
Damit sind diese Arten von Mustern erschöpft. Ich verweise
noch einmal auf die zahlreichen Verse mit Doppelallitteration, soweit
sie in dem Rahmen der Typentheorie keinen Platz finden, die un-
möglich alle auf Zufall beruhen können. Das Princip der Vertheilung
der Stäbe aber ist, daß einer fest ist, während der zweite stehen
oder fehlen kann. Ob für die Verwendung des zweiten Stabes gewisse
Regeln vorhanden waren, kann ich nicht sagen. Ich glaube nicht,
daß etwaige Regeln besonders streng waren. Otfrid hat es ja leichter
gehabt, seine Accente zu setzen, und trotzdem vermögen wir nicht
sicher zu erkennen, aus welchem Grunde er bald einen, bald zwei
Accente verwendet.
III. Die dritte Gruppe von Versbildungen, die wir im Heliand
noch antreffen, findet sich nur im ersten Halbvers. Sie sind vierhebig,
gewöhnlich mit „klingendem" Ausgang.
Die häufigste Art sind die Sievers'schen A-Verse mit Doppel-
allitteration.
Das Schema ist: a (x) - x — ' --•
Die Allitteration steht auf der ersten und dritten Hebung, oder
auf der dritten allein (A3- Verse von Sievers genannt. Vgl. die ags.
Verse. Verf. Unters.). Sie entsprechen genau den Otfridischen Versen
mit Accent auf der ersten und dritten Hebung.
Ich beginne mit einigen Beispielen, in denen die erste Senkung
nicht synkopiert ist. aldan ät them alahe 464, waldand nnd is werodu
2241, sökean an is seldon 643, fandon thtnes fröhan 1094, egison an
them alahe 113.
Kauffmann 294 stellt auch hierher wieder eine Reihe mit zwei-
silbiger Schlußsenkung, läsun endi Unodun 810, haltaro endi häbaro
2223, Sa t im tho endi swigoda 1291.
Derartige Verse beweisen auf das sicherste, daß der Ausgang
wirklich stumpf gewesen ist. Man kann ja gar nicht anders lesen,
12 *
172 H. HIRT
als: linodnn, häbarb, sicigodä und darnach auch menigi 2784, gifrü-
midä 5596. thölodä 5280, werodä 312, gernb, und weiter cnüosle u. s. w.
Weitere Beispiele mit „viersilbiger Senkung" nach Kauffmann.
beldide te them bendiun 4791, blodage fbn is breostun 5006, diuridun
üsan drohtin 83, wirkean äftar is ivilleon 1146, lonon thmen gildbon
3083, drohtines mid is diuridun 4338, wangun ivärun im wlitige 201,
wintro an uncro weroldi 145.
„Fünfsilbige Senkung." wihida sie und is wordun 5974,
Wirdiga fi them giwirkie 20, liobera an thdson lande 5530, weros nmbi
iinva getvädi 1672, Vieri üs af thesaru nddi 3564, wäri an thesaro
weroldi 1201, nianos mi far thisaro menigi 2027 u. a.
„Sechssilbige Senkung." Tlöbun ina mid iro Jlandun 2312,.
habdun ina fbr iro herron 3905, säligro undar them gestdea 611,
nieldos mi te thesaro menigi 4838, wardon ira an thesoro weroldi 321.
Hier macht nur fadmos werdad mi thar gefastnod 3527 Schwierig-
keiten. Ich glaube , daß icerctad mi zu streichen ist. Es ist vielleicht
durch den vorhergehenden Halbvers thar xoeräat mina hendi gebundana
3526 veranlaßt.
Man fragt vergeblich, welche Veranlassung hier vorliegen kann,
daß die Verse keinen größeren Umfang haben. Halten wir die Typen-
theorie fest, so bietet sich keine Erklärung, warum die Zahl der Sen-
kungssilben eine begrenzte ist. Da die Eingangssenkung einer Innen-
senkung gleichsteht, so fragt man, warum hier nicht auch 8 — 9silbige
Mittelsenkung erscheint. Die vier Hebungen begrenzen aber augen-
scheinlich den Vers. Und es bleibt diese Thatsache für die Anhänger
der Zweihebungstheorie erst noch zu erklären.
Verse mit Synkope der ersten Senkung -li^x— 'X s,n(^ eben-
falls häufig. Ohne irgend einen Zweifel fallen die erweiterten E -Verse
hierher. Kauflfmann 346. 8. godspell that guoda 25 , mancunnie mildie
2492, waldandes ivilleon 106, Crist selbon aquellian 754, that godes
bocan gangan 595, mid baluwercun büan 1945.
Nach Kauffmann sind es 60 Belege (4353 rechne ich ab), sämmt-
lich mit Doppelallitteration.
Aber auch die meisten A -Verse mit „zweisilbiger Senkung"
wird man, soweit sie Doppelallitteration haben, hierher rechnen
können. Freilich ganz sicher ist hier die Entscheidung nicht. Ich
rechne zu den vierhebigen: Jlelpä fan himile 11, snelle te samne 202,
idis an ira elÄiu 194, gimarcbd mid mannun 192, giwxseän te wärun
190. Ferner 43.45.71. 91. 100. 101. 112. 142. 171*. 184. 186; 205.9.
ZUR METRIK DES ALTSÄCHSISCHEN etc. 173
20. 62. 65. 67. 79. 80. 95. 98; 302. 5. 14. 15. 37. 42. 48. 57. 64. 66.
! 68. 79. 90. 91 u. s. w.
A- Verse mit einsilbiger Mittelsenkung zeigen in der Bauart die-
selben Unterschiede , die wir beim Ags. aufgedeckt haben. Indeß ist es
nicht möglich, die Grenze hier so scharf zu ziehen als dort. Es mag
daher kommen, daß die Helianddichtung jünger ist als der Beow.,
und vor Allem weil sie ein Kunstepos ist. Auch im ags. Kunstepos
ist die Grenze etwas verwischt.
Ich meine, der Vorgang ist erklärlich, und zwar in folgender
Weise: der Dichter oder die Dichter, die den Beowulf dichteten,
übernahmen eine ausgeprägte Form der Metrik , vor Allem sehr viel
Formeln. Durch ihren Stoff, der wahrscheinlich vor ihnen schon in
anderer Art besungen worden war, war ihnen kein weiteres Ziel ge-
steckt; sie konnten dies mit den alten Mitteln erreichen. Sie ge-
brauchten also die Sprache nicht, wie sie nach den Verhältnissen
ihrer Sprechweise zum Verse hätte verwendet werden müssen , son-
dern gebrauchten sie formelhaft. Diese Formeln hatten sich aber in
früherer Zeit, auf Grund einer anderen, volleren Sprache ergeben.
Anders steht es beim Helianddichter. Er gebraucht zwar auch
die alten Formeln und die alte Art, er ist aber durch den neuen Stoff
gezwungen, auch neu zu schaffen. Soweit es nun nicht möglich ist,
Altes und Neues reinlich zu scheiden, und das ist sicher zum großen
Theile unmöglich, weil manches Neue den alten Mustern nachgebildet
ist, soweit bleibt auch die Metrik unbeurtheilbar.
Ich zweifle nicht, daß es einer eindringenden Untersuchung und
einem scharfen Auge gelingen wird , hier noch Manches klarzulegen ;
ich selbst kann hier nur wenig bieten.
Doppelallitteration zeigen Verse, in denen zwischen den beiden
Stabworten Präpositionen stehen. Ich ordne nach den einzelnen Fällen.
fan: craft fem Criste 12. 249. 836.
mid: so manag mid mannon 37. 608. 747. 757. 1004. 1035. 1392.
1478. 1593 M. 1836. 1863. 2047. 2053.
thurh: tuhin thurh treuwa 131.
an: harn an burgum 196. 359. 370. 389. 435. 664. 681 Beh. 761.
827. 874. 979. 1001. 1032. 1283. 1343. 1373. 1385. 1582. 1936. 2010.
2086.
wid: härm wid herta 607. 1011.
te: gicoran te kuninge 62. 2074. 1857. 1261.
Von sonstigen selbständigen Worten findet sich noch gemacon
thes mannes 2127, gesehan is sundeon 1701, ia land ia liudi 354.
174 H. HIRT
Genitiv pluralis: ho/no hlüdost 746. 871. 1039. 1134. 1247.
1325. 1910.
Nicht hierher gehören Fälle, wie: ällaro lido lofsamost 2063,.
ebenso 1083. 371. 271. Diese können vielleicht darauf hindeuten, daß
die einfachen Verbindungen im As. nicht mehr vierhebig waren.
Genitiv sing.: thea Davides dohter 255, wenn David anzusetzen
ist, werodes icaldand 409, xoreäes icüleon 1078, cnösles cumana 1265,
tcitodes wdnit 1879. Beh. schreibt hier wredes.
Dagegen gehört nicht sicher hierher: is selbes sunies 137, da
sunies vielleicht -X zu messen ist. Wir bekämen dann einen B-Vers.
Häufiger sind Dativverbindungen. Einen Unterschied zwischen
Masculinum und Femininum Sing, und Plur. zu machen halte ich nicht
für nöthig, da beide Endungen gleichen metrischen Werth haben, fol-
mon frumidun 180. 319.380, icärun wordunAQQ, formelhaft, 445. 569.
1362, 1390. 1447. 1503. 1832. 1933, ferner 428. 501. 825. 841. 996
(P anders). 1215. 1374. 1738. 2104. 2175 u. s. w.
Acc. Sing.: holdan Mrron 486. 968. 652. 673. 997. 1033. 1231.
1594.
Andere Fälle mit geschlossener Silbe: druncan drömead 2054,
hwergin hebbean 2064, helag horten 2093, mahtig mildi 2193. 241. 1378,
drohtin diurie 27, icaldand tuelda 358. 682. 1040, thurftig thioda 525,
sälig sinlif 1024, himilisc herro 1209. 1767, diarlic doperi 1592, sinlif
sokean 2083, unreht darum 1695, ßrimoerc fellie 28, fiscos fähat M.
C gi- 1160, icegos wirkid 1809, erlös egan 1856, aldar endon 46, thionon
thorfti. Sicher dreihebig werden die folgenden sein: sicära sundeon
1873. 1852. 1843, stranga stemna 934, lera lestin 187, gerno gangan
1784, 1227, selbo sendi 214, mddar managa 737. 785, thea liudi lereat
1892, 1777. 1069, wurmi awardiad 1645, metol gimarcod 128, is mod
gimerrid 296, krist cmtkendi 538, craft ne antkendun 489, land ant-
ledean 705 M, C -a, fagaro antfengun 677, folc farfähan 1365. Ferner
1436. 1655. 1792. 1907. 2087. 2276. 3322. 3599. 3621. 3633. 3754.
4056. 4132. 4176. 4278. 4341. 4485. 4900. 5323. 5417. 5490. 5698.
5760; 85; 288.
Wichtig ist auch die Gegenprobe. Es finden sich im ersten
Halbverse folgende Verse mit einfacher Allitteration , in denen an
zweiter Stelle eine Präposition steht: mod vmbi herte 3292, man fem
döde 3405, man obar erdu 3518, sten obar dämm 3601, the kesur fan
JRümu 3809, ivammes te löne 3891, herren te willien 4004, Jesus fan
Nazarethburg 5552, halm an is dgon 1705, brodes te lehn 2868, wite te
tholonne 47^4, man widar odrana 1438.
ZUR METRIK DES ALTSÄCHSISCHEN etc. 17Ö
Im Ganzen also zwölf Beispiele, wenn ich nichts übersehen habe.
Bei Doppelallitteration finden sich schon 13 derartige Fälle in den
ersten 200 Versen. In Betreff der Auffassung der Erscheinungen kann
ich nur auf das I, §. 36 Gesagte verweisen.
Die sogenannten A3-Verse, K. 308, sind, wie ich nach-
gewiesen habe, vierhebig, von derselben Form wie die eben bespro-
chenen A- Verse. Der Unterschied ist nur der, daß die Allitteration
auf der ersten Hebung fehlt und nur die dritte Hebung allitteriert.
Auch hier kann man Dipodien anerkennen.
Es gibt genau wie im Ags. nur wenig Verse, die alle Senkungen
synkopiert haben, und daher nur aus 4 Silben bestehen.
Man wird noch lesen können: hwethät toarl 3714, minhmu keirrbn
3194. Vers 880, nicht 884, wie K. angibt, schwanken die Hand-
schriften. M. schreibt eüwar sefborb. Dreihebig zu lesen. C. imcera selban;
nach V. 884,, in dem beide Handschriften übereinstimmen, wird man
die Lesung von M. vorziehen, wie es auch Heyne und Behaghel thun.
mid mi samad sehan Höht godes. Der erste Halbvers steht ver-
einzelt. Es gibt im Ags. und As. einige Verse, die die Allitteration
auf der letzten Hebung tragen, vgl. unter C). Im Ags. gehören dahin
Verse, wie: wces min fceder 262, gesloh pin fceder 459. Beitr. 10, 289;
im Hei.: tho näm he thia buk an hand 235, hicand im habde farliwan
573, hicd sie scoldin gehdlon 2367 u. s. w. Vgl. K. 324. Sie sind drei-
hebig. Hierher könnte auch dieser Vers fallen: m\d mi samad. Indeß
bleibt dann im zweiten Halbvers die Allitteration falsch. Ich möchte
daher lesen: mid mi samad sehan \ swigli Höht godes.
bl thesun bomh» 4339. Die Präposition ist zu betonen wie bei
den B -Versen. Ferner gehören noch hierher: so thia gebiodad 3402,
sd säma an erdu 1605. Es ist m. E. auch zu lesen: ät dllon tharbon
4677. tharh siilica minnea 4513, be hwilicun bilidiiin 2415, obgleich
die beiden letzteren auch anders aufgefaßt werden können: at dllon
thdrbbn. than ligid eft ödär 1781 ist ganz unbedenklich, wenn auch
nicht sicher anzusetzen.
Als Ausnahme bleibt übrig sulic gideli 4520. Daß hier ein Fehler
in der Überlieferung vorliegt, will ich nicht unbedingt behaupten. Die
Stelle ist sonst unanstößig. Eine Besserung ist mir nicht eingefallen.
„A3-Verse", sagt Kauffmann, „gibt es 414". Man wird zuge-
stehen, daß gegenüber dieser Zahl die eine Ausnahme gering wiegt.
Die übrigen Verse lassen sich ohne allen Anstand vierhebig
lesen. Ich verweise auf die Beispiele bei K. und führe nur einige
Muster an.
176 H. HIRT
j. 1 \x _l y. was f an them liudeon 74, het sie tho samnon 2866,
that sea fan Cristes 34, thoh pi ina selbun 888.
Ay--v — x* scolda thuo that sehsta 48, bädun tho so gerno 2578,
skerida im tho te witea 164, hioilic iro scoldi hebbian 5548.
In der Ansetzung des Auftaktes muß ich in mancher Hinsicht
von Kauffmann abweichen, der ja in seiner Theorie kein sicheres
Kriterium hat. In den meisten Fällen wird Jeder die Abweichungen
selbst finden können, wenn er beachtet, daß auch hier keine Nöthi-
gung vorliegt, den Vers mit dem neben dem alliterierenden Wort
höchst betonten Wort beginnen zu lassen.
Man lese also K. 311, 2: tho bigda eft niuson 1075, endi them
te hdrmä 498, endi so gifrummien 1414, that sea scöldin ahebbean 24,
ihdt he mähte fan eräu 574, thdt sia häbdun bitllwungana 66.
Dagegen mit zweisilbigem Auftakt: hwand so hwän so thdt ge-
wiräid 4378, that ic motz dn is giscuoha 939, sie ni iceldun is thoh
forläten 3840 u. 8. w.
Ebenso K. 311, 3 dreisilbiger Auftakt: that gi ne vhlleat octrum
1621 , thes sie ne weldun hörten 2344 u. s. w. Dreisilbiger Auftakt ist
anzuerkennen 1065. 1573. 5377. 5854.
Für meine Behauptung, daß nur stumpfer Ausgang anzu-
nehmen ist, finden sich auch hier einige beweisende Fälle, Verse,
die mit einem Nebenton oder mit ausgefüllter Senkung schließen:
than menid thiu lefhed 1492 (besser nach C) , endi an thene godes weg
3805, tho was that so widermod 4134. Ferner 294. 308. 589. 596. 1158.
1298. 1336. 1940. 2471. 2603. 3032. 3859. 4252. 4390. 4597. 5642. —
3238, den K. noch anführt, hat Doppelallitteration: haba ina than far
h edinen.
Betrachtet man auch hier die Sache vom rhythmischen Stand-
punkt, so fallen unter diese Art ebenfalls eine große Anzahl Verse
mit Doppelallitteration. Z.B.: reckean that girüni 3, gicoran te kuninge
62, satta undar that gesidi 64, cuman fon iro cnuosle 66, ivarahta after
is willeon 78 u. s. w. Denn in diesen und zahlreichen anderen Fällen
ist die erste Hebung schwächer betont als die dritte. Man könnte
ein anderes Wort einsetzen, das nicht allitteriert. Indeß ist diese
rhythmische Unterscheidung hier wie in anderen Fällen m. E. nicht
von großer Bedeutung. Bei dem Werth, den aber sonst Sievers auf
die rhythmische Abstufung legt, mußte in seiner Theorie diese Unter-
scheidungslinie eigentlich gezogen werden.
Für den Ausgang der A3- Verse läßt Sievers folgende Arten zu:
-'- - und z x - i vgl- die Beispiele oben. [Es ist aber auch ein Aus-
ZUR METRIK DES ALTSÄCHSISCHEN etc. 177
gang z, x ^ X a^un therh the an them heriskepi 3790, that man sulica
ßrinquidi 5334 und j- i x *m Heliand vorhanden : that sie mugin thene
lichamon 1905, that iu ni mugi the menscado 4662. Beide können doch
nach allen sonst geltenden Regeln Vertreter von -t- -v- sein, da ja aus-
nahmslos für jede Länge Auflösung eintreten kann. Hier aber macht
Kauffmann mit Sievers einen Unterschied, während A3- Verse mit dem
Ausgang ~X_ noch eine Hebung vor dem Allitterationswort tragen,
wird bei einem Ausgange ~ x w X un(^ ~ ~ X s^es> was vor dem allite-
rierenden Worte steht, als Eingangssenkung gefaßt. Auf diese ver-
schiedene Auffassung, die ja auch im Ags. vorhanden ist, gründete
sich vor Allem meine Kritik.
Für uns liegt kein Grund vor, den Ausgang :«j. ~ x un(^ ~X~X
anders als und « X ~ zu beurtheilen. Nur darauf ist Gewicht
zu legen, daß die beiden letzten Arten nicht im zweiten Halbvers
erscheinen. Die beiden ersten sind aber identisch mit unseren Bb4-
Versen.
Man erkennt sofort, daß jede mögliche Form des Versbaues vor-
kommt, und nur einige Formen im zweiten Halbverse gemieden werden.
Es erscheinen aber natürlich auch derartige vierhebige Verse mit
Doppelallitteration, in denen die erste Hebung schwächer betont ist
als die zweite, in denen sie also nicht nothwendig mit zu allitterieren
brauchte, aber auch einige, in denen sie mitallitterieren muß.
Ich führe nur einige Beispiele an: man an iro modsebon 1359,
helidbs iro handmahal 346, mildi bbar middilgard 629, Crist ällaro
Cuningo best 3644, herost bbar is lliwisla 5030, Crist an enero copstedi
1191, gumon umbi thana godes sunu 1282, man an thesoro middilgard
1301.
Es sind nur noch die vierhebigenD -Verse zur Besprechung übrig.
Schema _L(x)-^-x- Die zweite Senkung wird gewöhnlich syn-
kopiert, die erste kann, wenn auch nicht gerade häufig, synkopiert
werden.
manno mSndädi 1007, erlös edwordo 1515, idis antheti 256, adal-
undbäri 1196, sioart sinnahti 2146, üst up stigan 2242, eld unfuodi 2574,
fast fordwardes 4350.
Hier ist die Auflösung « X etwas häufiger als - zu belegen.
Es ist dies erklärlich. Ein Vers, wie idis antheti 256 wird stets an-
genehmer klingen als eld unfuodi. Wenn auch überall - X den Werth
von - hat, so ist doch die* akustische Wirkung immerhin eine etwas
andere. Daher kommt es ja, daß an gewissen Stellen nur - : , nicht
- gestattet ist.
178 H. HIRT, ZUR METRIK DES ALTSÄCHSISCHEN etc.
Metrisch sind diese Verse mit den früher besprochenen C ^Versen
ganz identisch. Aber nach der rhythmischen Seite sind sie etwas
verschieden. Es ist daher wohl gerechtfertigt, einen besonderen Typus
für diese Art anzusetzen.
Bei der Besprechung von Sievers' Dx-Versen des zweiten Halb-
verses wird man schon bemerkt haben , daß diese Verse im Heliand
viel seltener sind als im Beowulf. Hier finden sich 139, im Hei. nur
circa 50, obgleich er fast noch einmal so lang ist als der Beow.
Das wird kaum auf Zufall beruhen, sondern es dürfte darauf hin-
weisen , daß im Hei. etwas andere Betonungsverhältnisse vorliegen,
daß die angesetzte Betonung liobostb zwar noch vorhanden, aber die
andere, Uolibsto, die an anderen Stellen des Satzzusammenhanges ent-
standen war, doch schon das Übergewicht bekommen hatte.
Man kann damit auch die Thatsache vereinigen , daß das Ags.
die Synkopierungsgesetze viel consequenter durchführt, als das As.
Vgl. Sievers , Beitr. 5, 70. 82. Dies vermag ich mir nur dadurch zu
erklären, daß im As. frühzeitiger Analogiebildungen sich eingestellt
haben.
Gestützt wird das metrische Verhalten des As. durch Otfrids
Gebrauch, der ja im Ausgang des Verses ein Wort von der Form
X regelmäßig zu drei Hebungen verwendet.
Trotzdem muß man doch die Frage autwerfen, ob alle Verse,
die KaufFmann als J- -•- - x mit Doppelallitteration ansetzt, als vier-
hebige aufzufassen sind.
Da die Doppelallitteration im ersten Halbvers durchweg auch
bei dreihebigen Versen auftritt, so ist die Untersuchung dieses Punktes
nöthig, zumal dadurch eine Anzahl der schwerfälligen Verse entfernt
wird. Ich rechne zu den dreihebigen: drom drohtins* 2084, vielleicht
auch ihud mornondi 721, erl odarna 1446, griat gomundi 4071, ferner
1897. 2918. 2964. 3411. 5685.
Auch dieser Typus findet wie der vorhergehende seine genaue
Entsprechung bei Otfrid. Sievers, Beitr. 13, 155.
Wenn Otfrid Manches etwas anders als der Allitterationsvers
verwendet, so glaube ich, gehorcht er in manchen Fällen mehr der
Noth als dem eigenen Trieb. Daß Otfrid auch auf eine kurze Silbe
eine volle Hebung legt, kann ich nicht in dem Malie anerkennen,
als es Sievers annimmt.
Die Begründung meiner Behauptung muß ich hier indeli unter-
lassen, da sie uns zu weit von unserer Aufgabe abführen würde.
Für uns genügt, daß im Hei. solche Fälle nicht anzuerkennen sind.
F. W. E. ROTH, DEUTSCH-LATEINISCHE GEDICHTE etc. 179
Denn eine Betonung hebencünmges 130. Kauffmann 334, 3 kann ich
nicht zugeben. Sie streitet sowohl mit der Otfridischen Pausen-
betonung als auch mit der Sprachentwicklung und ist überhaupt nur
zu Gunsten einer nicht haltbaren Theorie ersonnen. Die Berufung
auf mhd. Betonungen wie göünne ist mir nicht genügend, besonders
da mir auch diese Betonung nicht sicher zu sein scheint.
Nach der von Kauffmann angesetzten Regel müßte ein Vers
tliö tcarct thes hebencuninges bodon £ ^ - x ~ X gemessen werden.
Wenn er es nicht thut, weil solche Verse im Rahmen der Typen-
theorie keinen Platz haben, so ist und bleibt dies Willkür.
Außer diesen „Typen" kommen noch einige vereinzelte Verse
vor, für die ich kein besonderes Schema aufgestellt habe. Man wird
sie leicht irgendwo einordnen können. Die ganze Eintheilung ist in
der Hauptsache nur eine praktische. Sie ist darum auch nicht völlig
consequent. Diese Inconsequenzen hätten vermieden werden können,
aber die Übersichtlichkeit und die Vergleichung mit den nun doch
wohl ziemlich allgemein bekannten Sievers'schen Benennungen haben
mich veranlaßt, mir lieber eine Inconsequenz zu gestatten, als vielleicht
große Schwierigkeiten zu veranlassen.
MAGDEBURG, 6. August 1890. HERMAX HIRT.
(Schluß folgt.)
DEUTSCH-LATEINISCHE GEDICHTE AUS DER
ZEIT DES DREISSIGJÄHRIGEN KRIEGES.
Bei Durchmusterung von Rheingauer Acten kamen mir nach-
stehende, auf einem Bogen Papier von einer Hand des XVII. Jahr-
hunderts geschriebene Gedichte in die Hände, die ich als Beitrag zur
Litteratur des dreißigjährigen Krieges hier ganz mittheile.
I. Pancketum Leopoldinum.
Hause zue Margrave, Landgrave koch, holts adferat Henrich,
Düsseldorf Duppen, Marcke nach bring Wasser hero,
Speck, Koell vnnd Knoblach gebt her Ir Berkgische Baurenn,
Clivia Keese, Butter, Marckische Duck, knorkische Schincken,
Steure zue plebane, Blass Cnuffell, ardeat ignis,
Munster gut kanten dinckite nos socii.
Ne quid adhuc desit, carmen cum vourcibus omne
130 F- w- E ROTH DEUTSCH-LATEINISCHE GEDICHTE etc.
Totum Pancketum solvite Papicutae.
Solvite wie billich, cum vestri intersit honoris,
Nobis, non vobis dux Leopoldus erit.
Seit bene zue frieden, alii bring her multum,
Non dubitant, Caesar plurima sponte dabit,
Frietz bona vina dabit, frietz, frietz dabit optima,
Sive locus superest, frietz dabit et socios,
Sic dederit geltum, partem vult gebere Gallus,
Hamburgk vnndt Lübeck conferunt auch aliquid,
Hispanus, Bavarus gebunt hie quoque partem;
Forte aliquid vobis Roma beata dabit.
Inde Trevir Breymell !), Maintz Cappes, Saxonia Knackwurst,
Westphalus Keess, Erbes cum Pethasone dabit.
Prussia Wilbretum dabit atque Holandia pisces,
Ac ne sordescant fercula, non timeas,
Sed largo salso nee si condire necesse est,
Id nobis ultro Hassia sola dabit.
Trage auf mit Hauffen, veniet Leopoldus et umbras
Hispanus secum ducet et Italicos
Austricus, Lotharenus et omnis episcopus, abbas
Omnes ad hanc coenam sponte sua venient.
Danus adest nobis secumque Vrsine Brittannus,
Saxo, Brunswigius, Holsteiniusque simul.
Ascanus, Auriacus duo sunt fortissima belli
Robura, tum Martis fulmina Nassoidae.
Sponte sua Hispanus, si vester adesse Philippus
Voluerit vobis, ille laudatus erit,
Spernitus a nobis, ast est honorandus amicus,
Scilicet hoc vitium displieuisse bonis.
Spissibus et stangnis spinosus Spinola spinis
Horridos adversus laedere quosvis amat.
Joan. de Nay pateris debet benedicere gestis,
Ut his Bancketum hoc optime conveniat.
Caetera solliciti me vos quaeritis amici,
Quid quem pro Zecho gebere post deceat.
Tu Leopolde potes summarum machere summas,
Quid Papae exquiras, solvere bursa queat,
') Breimehl, Mischung mehrerer Getreideartenmehle, jetzt noch in Nassau
vorkommend.
L. FRÄNKEL, BEMERKUNGEN etc. 181
Papa pater centum det, Caesar milliam cronum,
Bis centum Biscovii *), vos date dimidium,
Adde 70 tausent, Leopoldus plus minus adde,
Nach euerem Vermögen gebite Euclarii.
Huc (Hoc?) suo non tanti caenavit Apicius olim,
Tarn ciaras reperi non Cleopatre dapes.
Das Gedicht entstand zwischen 1620 — 1630, da darin noch
Spinola (f 1630) erwähnt ist, der Leopold ist ein Erzherzog von
Österreich, nicht der erst 1640 geborene Kaiser dieses Namens.
II. Benedictio catholischen Essens.
Pix Benedix vobis, qui schlemmatis atque brassatis
Ausonii, heu miserum! qui fressitis Germaniam,
Cui semper est Sauffaus, fiet postremo Spey multum,
Gustabit crudas nee damnet ille dapes,
Cum sine butiro durum comeditis Stockfisch,
Tunc jacet in magibus noctibus atque dagis.
Fresst ergo, dum vobis fressendi copia datur,
Sauffauss, non semper copia talis erit.
III. Alia benedictio.
Pro tali ferimus grates tibi munere Christe
Praesentemque tuam saepe rogamus opem.
Da pacem et veniam vivis, requiemque sepultis
Ecclesiae serva Caesareumque caput.
WIESBADEN. F. W. E. ROTH.
BEMERKUNGEN ZUR ENTWICKLUNG DES
GROBIANISMUS.
(Angeschlossen an kritische Glossen über A. Hauffen, Caspar Scheidt,
der Lehrer Fischarts. Studien zur Geschichte der grobianischen Literatur
in Deutschland. Straßburg, Trübner 1889.) 2)
Nur in Zeitaltern wie dem der Reformation, wo — meistens in
Folge politischer Fügungen — gleichstrebende Geister sich zu Frac-
*) Jedenfalls Bischöfe.
') Vgl. die knrze Anzeige dieses Buches durch den Unterzeichneten: Literatur-
blatt f. german. u. roman. Philologie 1891, Jan., wo auch einige Nachträge stehen.
182 L- FRÄNKEL
tionen zusammenscharen, begegnen literarische Richtungen, die den
Gedanken eines bestimmten schriftstellerischen Werkes, falls dieser
nur dem Zeitgeiste genügend Rechnung trägt, durch mannigfach modeln-
den Wechsel fortpflanzen. Einer solchen dient auch der Grobianismus,
der in Dedekind's lateinischem Gedichte von 1549 zwar keineswegs
seinen intellectuellen Ausgangspunkt, wohl aber die erste Sonder-
behandlung besitzt. In den landläufigen Handbüchern ist bis jetzt
von dieser seltsamen Erscheinung herzlich wenig die Rede. Sogar
ein Vilmar mit seiner hervorstechenden Liebe zu den Männern des
16. Jahrhunderts weiß keine Silbe von ihr und ihren Vertretern zu
sagen. Und doch hatte bereits 1786 Flögel in seiner vortrefflichen
„Geschichte der komischen Literatur" III, 309 ff. mit gewohnter
Gediegenheit über die Hauptkämpen der antigrobianischen Bewegung
berichtet. Als deren bedeutendsten erkannte Goedeke Scheidt, als
er 1858 die bibliographischen und literarhistorischen Daten im Grund-
riß z. G. d. d. D. zusammenstellte. W. Menzel (G. d. d. D. II,
363 f.) sprach (1859) wohl nur von Dedekind aus eigener Anschauung.
Tiefer gingen erst Scherer und Wackernagel; neuerdings hat be-
sonders Ph. Strauch vielerlei unbekanntes Material gesammelt, das er
in einer abschließenden Abhandlung über Scheidt zu verwerthen denkt.
Eine übersichtliche Entwicklungsgeschichte des grobianischen Schrift-
thums auf deutschem Boden hat Hauffen angestrebt, und zwar hat
er wiederum Scheidt zu deren Mittelpunkt erkoren. Die nicht leichte
Aufgabe hat er gewiß in gründlichster Weise erledigt und auch in
der Hauptsache den Stoff erschöpft. Eine Anzahl ergänzender Notizen
bildet den Kern der folgenden Ausführungen.
Hauffen mustert zunächst Anstandsregeln und Tischzuchten des
Mittelalters, die altdeutschen ') (bis ins 16. Jahrhundert) ausführlich,
die englischen, französischen und mittellateinischen in kurzem Über-
blick. Entgangen ist ihm hier die interessante Thatsache, daß das oft
abgedruckte Complimentier- und Sittenbuch des Giovanni della Casa,
„Galateo, ovvero de' costumi" (Einzel-Neudruck von Tommaseo Mai-
land 1825), zuerst 1558 erschien. Das Niederdeutsche verarbeitete außer
den Tischzuchten (S. 11, A. 2) auch den Grobianismus. Das fast
') Das hier S. 7 erwähnte Verbot des Zähnestocherns aus der mhd. Zeit kehrt
in der Grobianus-Literatur regelmäßig wieder und erscheint auch in den „Proverbialia
Dicteria ethicam et moralem doctriuam complectentia" des Andreas Gärtner (zuerst
Frankfurt, Egenolph, 1566), die den bezeichnenden Nebentitel „Teutsche Sprichwörter
von den Sitten vnd gantzem Leben des Menschen" führen, unter den wichtigen Lebens-
regeln.
BEMERKUNGEN ZUR ENTWICKLUNG DES GROBIANISMUS. 183
unbekannte !) .Gespräch zwischen Philomusura vnd Hansen Pumbsack'
führt einen im reinsten Platt redenden Bürger von Knobbenstede vor,
der sich auf dem Wege nach Flegelsdorp (!) befindet, und erzählt
dann von seinen Heimatsgenossen, ,daß wer mit ihnen Freund bleiben
will, muß ihnen Grobheit [vgl. Weigand D. W.2 I, S. 620 über grof-
heit] können zu Gute halten' (Facet. facetr., 1657, p. 383). H. Sachs'
,hürnen Sewfrid' (d. i. Siegfried) , bald degradierend zum , Säufritz'
umgedeutet"), steht etwa auf derselben Stufe der Anschauung: roh in
Ton und Geberde, einfältig in Denkart und Ausdruck. S. 13 f. werden
im Vorübergehen H. Sachs' Tischzuchten berührt: Schweitzer, Etüde
sur la vie et les oeuvres de H. S. (1887) p. 141 ff. stellt richtig Hugo
von Trimberg auf die gleiche Staffel der Tendenz. In einem dieser
Sachs'schen Sprüche weist H. den beliebten Sarkasmus von der stän-
digen Feindschaft von Weib und Floh nach, eine Verbindungsbrücke
zur verwandten Literatur. In der That ist dieser Spott im Gesammt-
gebiete des Grobianismus gäng und gäbe, wie ihm auch Dedekind
(s. S. 76 f.) seinen Zoll entrichtete. Und auch noch Scherffer, dem
späteren Übersetzer Dedekinds, gefiel diese lascive Anzapfung des
schöneren Geschlechts so gut, daß er in einem Epigramme die Frauen
zur Ruhe über die kleinen Zwicker ermahnt: gebt euren Zorn auf,
froh daß sie nicht reden können! (Menzel a. a. O. II, 309). Wann
bot dieser niedrig pikante Gegenstand zuerst dem Satyriker die Unter-
lage zu boshaften Ausfällen? Über das 16. Jahrhundert zurück ist
es nicht zu verfolgen, wie Wackernagel (J. Fischart u. s. w. S. 105)
zeigte. Der älteste von «diesem genannte Fall, bei H. Bebel, ,Cur
pulices plus mulieres quam viros infestent' kehrt noch ,Problemata
ludicra' (den ,Nugae venales' von [16]32 angehängt) A 6b wieder, und
zur selbigen Zeit wird noch die Frage ventiliert, ,quare pulices puellis
e. t. c. inimici magis sint quam iuvenibus' (H. Kornmann, De virgini-
tate tractatus, 1629, cap. LXX). Aber das Thema erscheint nicht
nur in schulmäßigen Scherzfragen damaliger Schwankbücher häufig3),
sondern Fischart wählte es ja, etwas weiter gegriffen, zum Vorwurfe
eines selbständigen Gedichtes. Das das letztere schließende ,alt ge-
mein Flöhen Lied' — bei Kurz (Fs. sämmtl. Dichtungen II, 434) ohne
Quellennotiz, von Engelbrecht (1879) und Pannier (1882) einfach
gestrichen — war geradezu volksthümlich. Nach Böhme Altd. Ldrbch.
') Trotz Lessings Note iu den 'Kollektaneen zur Literatur s. v. Deutsch.
*) Vgl. dazu Brunnhofer, Culturwandel und Völkerverkehr (1891) S. 147.
3) Vgl. Zaunschliffers Dissertatio iuridica de eo quod iustum est circa pulices'
(1683); Neudruck von Sabell(icu»), Heilbronu 1879.
184 L. FRÄNKEL
S. 582 (worauf Wendeler, Braune's Neudrucke 5, p. X verweist) und
Goedeke Dichtgn. v. J. F. S. 110 steht es wörtlich bei G. Forster
Lieder (1540) II, 37 und im Ambraser Liederbuch unter Nr. 213, die
beiden Programmverse nebst bezeichnender Glosse auch bei Lindener
Vorrede zum Katzipori. Das jüngere Lied ,der Flohjammer', aus
Widmann's ,musikalischer Kurzweil' (1618) bei Hoffmann v. Fallers-
leben Gesellschaftslieder des 16. und 17. Jahrh. S. 263, beruht auf
demselben Gedanken, nur zum geringsten Theile aber (s. Genthe,
Gesch. d. makkaron. Poesie S. 166 f.) das älteste deutsch -makka-
ronische Gedicht ,Floia'. Der seltsame Aberglaube spielte bei der
großen Literatenzunft der Weiberfeinde andauernd eine wichtige Rolle.
Man findet ihn noch im 18. Jahrhundert, höchst frivol z. B. bei Chr.
Fr. Henrici, Gedichte, im Taschenkalender der Frauenzimmer (II, 876
der Ausg. v. 1748) Abschnitt August: ein Satyr zerschmettert auf dem
Ambos die winzigen Erbfeinde, deren sich ein nur fragwürdig be-
kleidetes Frauenzimmer entledigt.
Der zweite Paragraph von Hauffens einleitendem Capitel
beschäftigt sich, wie bemerkt, mit einer Auslese fremdsprachlicher
Tischzuchten *) , und sucht ein Bild der etwa möglichen vor und
außerhalb der deutschen Tischzuchtlitteratur liegenden Einflüsse zu
gewinnen. Dabei hat er jedoch zweierlei wichtige Anfänge gleicher
Anschauungen aus viel älterer Zeit völlig außer Acht gelassen.
Einmal die mannigfachen Ansätze, welche die Mythologieen sämmt-
licher Culturvölker bieten. Die Eingangsstufe jeder unter diesen
gestaltet nicht bloß einen Vertreter des bösen Princips aus , sondern
auch einen des rohen, Prototyp des ungeschlachten und anstands-
losen Wesens. Natürlich erscheinen diese urwüchsigen Gesellen,
weil himmelsbürtig oder wenigstens halbgöttlich, fast nie als reine
von der Sitte gänzlich unbeleckte Natursöhne, vielmehr einiger-
maßen idealisiert. Man darf wohl da z. B. Nimrod ") , Herakles,
Thor (neben dem Loki der absichtliche Spaßmacher ist) mit Fug
hierher zählen. Zweitens spiegeln die betreffenden Litteraturen
manche Züge der Art wieder. Ist Homers Thersites wirklich ein
althellenischer Vansen oder nicht eher äußer- und innerlich das
') Bibliographisch ergänzend führe ich zu S. 19 an: Reineri Alemanici phagi-
facetus (lat.) et Godefredi omne punctum (lat. et germ.). Ed. F. Jacobs. Lub. 1838.
2) Weßlialb im jüdischen Volkswitze der Grobianusgedanke in seinen Con-
sequenzen bezüglich einer Kritik gemeiner Umgangsmanieren nicht ausreifte, erklärt
sich wohl aus der bindenden Geltung der Speisegesetze mit ihrem auch auf den Ver-
kehrston einwirkenden Anhange von Tranchierbestimmungen u. ä.
BEMERKUNGEN ZUR ENTWICKLUNG DES GROBIANISMUS. 185
Abbild eines Grobianus im heroischen Stil? In Aristophanes' gewaltig
parodistischer Komik schimmert das Besserungsmotiv des großen
Sittenpredigers überall durch die Caricatur. Aber wir stoßen noch
am Ausgange der classischen Gräcität auf ein literarisches Denkmal,
das in dem edelsten paränetischen Tone die sittlichen Auswüchse der
damaligen Gesellschaft geißelt, Tlieophrast's i'^itcoI layaxTiiQEz. Ein-
zelne der hier entrollten Genrebildchen athmen geradezu den Geist
der grobianischen Tendenz, so Nr. 4 (der Bäurische), 19 (der Un-
fläthige), 23 (der Prahlhans), in manchen Motiven auch Nr. 6 (der
Verworfene), 8 (der Anekdotenjäger), 9 (der Unverschämte), 11 (der
Freche), 12 (der Taktlose), 20 (der Unerträgliche), 28 (das Läster-
maul). Die Schilderung läuft dabei beinahe durchgängig in einem
dem Grobianusstoffe homogenen Fahrwasser. Es sei hierbei gleich
mit vorgemerkt, daß der geistreichste Spötter der absterbenden Antike,
Lucian, ebenfalls seiner Zeitgenossen vielfache Übergriffe in Sitte und
Benehmen in satyrisch travestierender Art durchgehechelt hat. Übrigens
kommt ja auch das inhaltsverwandte Thema vom Schlaraffenland und
zwar entschieden volksthümlich angehaucht, im Alterthume vor, wor-
über erst wieder auf dem Görlitzer Philologentage, 2. October 1889
0. Crusius (Märchenreminiscenzen im antiken Sprichwort) aufschluß-
reiche Mittheilungen gab. Das ist auch gar nicht seltsam. Denn wenn
Lucians leicht maskierten Charakterportraits und gesalzenen Dialog-
skizzen deutlich genug der Stempel moralistischer Caricatur aufge-
drückt ist, so gehören Theophrasts angezogene Studien nach dem
Leben unmittelbar in den Ideenkreis der grobianischen Satire. Diesen
Hinweis hat sich Häuften entgehen lassen, während er (S. 25) doch
der altgriechischen Form des Faulenzereldorados — in Anlehnung an
Pöschel (Paul u. Braune, Beiträge 5, 7) — gedenkt. Leider erfährt
man bei ihm auch nicht, daß die altgermanische Poesie, vielleicht von
der geläufigen Vorstellung über Thor ausgehend, mehrfach Spuren
grobianistischer Anwandlungen aufweist. Nach der heidnischen Dog-
matik warf Thor mit einigen Eigenschaften gewissermaßen sein Gegen-
gewicht gegen Odin, den Vater der höfischen Civilisation , in die
Wagschale. Er hatte, als der alte Götterglauben im Volksbewußtsein
zu schwinden begann, „zugleich etwas plumpes und riesisches" (Grimm,
Dtsch. Mythig. 4I, S. 157) angenommen, ja er „erschien den Christen
selbst als Tölpel" (ebd.), so daß später aus der Masse der um seine
Person entstehenden Schwanke allerhand dummpfiffige Eulenspiegeleien
der niederen bürgerlichen Sphäre abgeleitet wurden (vgl. M. Busch,
Deutscher Volkshumor S. 193). In manchen Legenden und noch heute
GERMANIA. Nene Reihe XXIV. (XXXVI.) Jahrg. 13
186 L. FRANK EL
umlaufenden Localsagen ist ein letzter Niederschlag jener Auffassung
Thors vorhanden, beispielsweise in der brandenburgischen Koboldmär
von Pumpfut. Die ältere germanische Dichtung übersah solche bur-
leske Stückchen nicht. Aus althochdeutscher Zeit nenne ich das
schnakige Gespräch vom Mainzer Erzbischof Heriger (s. z. B. Müllen-
hoff- Scherer Dml.2 p. 40 — 42) '), das leider nur lateinisch überliefert ist ;
namentlich die Strophen 3, 7 — 9 und 12 sind in Betracht zu ziehen.
Die belebtere Einbildungskraft versetzt hier schon den Erdensohn in
den Himmel, wie viele Jahrhunderte danach, mitten in der Blüthe
des Grobianismus Quevedo in den ,suenos' (d. i. Träume) — bekannt-
lich Moscherosch's getreu nachgebildete Vorlage zu den , Gesichten
Philanders von Sittenwald' — seine mit beißender Laune übergossene
Caricaturphotographie der Mitwelt einkleidete, woselbst er gemäß
der Grobianustheorie oft mit grellem Raffinement „die Wahrheit im
Hemde, nur etwas weniger als nacktu darzustellen vorhat. Aber nicht
nur in Mitteleuropa, das den Einflüssen einer fertigen Cultur offen-
stand, auch im hohen Norden zeigte das germanische Sittlichkeits-
gefühl ein scharfes Auge für Ausschreitungen wider den guten Ton.
Bereits in der Edda hört man von Nichtwaschen der Hände und Nicht-
kämmen als Ausnahmefällen, da aufmerksame Haarpflege in die Bil-
dungsstufe der Skalden mit einzubeziehen ist (zu schließen aus Wein-
hold, Altnordisches Leben S. 181 f.). Wie ein letzter Nachklang
muthet die ironische Paraphrase des Reinlichkeitssinnes in Heinrich
Hoffmanns bekanntem , Struwelpeter' nebst seinem Gefolge an.
Ein ungefähr gleichaltriger Bruder des ,Grobianus' (zu welcher
Wortbildung man auch Kluge, Von Luther bis Lessing, 2. Aufl.,
S. 1 15 und H. R[iegel] in d. Ztschr. des allg. dtschn. Sprachvereins
V, S. 36 f. vergleiche) ist der „San Nemo" (S. 23, A. 3), um die
Wende des 15. Jahrhunderts bereits ein vielgenannter Heiliger der
parodistischen Allegorie (vgl. nun J. Bolte: Alemannia 16, 193 — 201 u.
281; 17, 151). Außer in mehreren Parallelen des Odysseusschwanks
vom Ovug führt diese schemenhafte Persönlichkeit von Hütten bis
Shakespeare (z. B. Temp. III, 2, 13tij namentlich im Drama ein ge-
heimniß volles Dasein (vgl. Wackernagel a. a. 0. S. 100 f. und Titt-
mann, Die Schauspiele der englisch. Komödianten in Dtschld. p. XLI
u. XLV f.) , desgleichen in der confessionellen Polemik (Joan. Atro-
cianus, Nemo evangelicus e. t. c, Basileae 1529). Die zahllosen
*) Ebenda p. 346: „Das Lied bietet das älteste Beispiel jener gemüthlich-
humoristischen Behandlung der Heiligen und ihres himmlischen Haushaltes, die sich
in Märchen und Sagen bis auf die Gegenwart fortgesetzt hat."
BEMERKUNGEN ZUR ENTWICKLUNG DES GROBIANISMUS. 187
scherzhaften Namensbildungen wie Nirgendsheim u. ä. bewegen sich
auf derselben Linie. Die Zahl der Orte, wo die anderen seltsamen
Heiligen — deren Namensform im zweiten Bestandtheil nichts mit
,J(oh)an(nes)< zu thun hat (Junghans' Erneuerung von Brants „Nsehff."
S. 132, A. 1), trotz des Johannestrunks — wie Kolbman (wohl der
Sohn des dazumal gebräuchlichen derben Sprichworts „Narren soll
man mit Kolben lausen"), Stolprian (den H. Zschokke in einem er-
götzlichen Genrebild wiedererweckt hat) auftreten, ließe sich an der
Hand von Goedekes fleißigen Noten zu Narrenschiff 72, 1 u. a. leicht
vermehren '). Leider fehlen bei Hauffen öfters Belegstellen, z.B. über
St. Grobian auf französischem Sprachboden. Über die symbolische
Ausdeutung des Badens bei Murner (S. 25) vgl. jetzt Martins Neudruck
der , Badenfahrt' : die culturhistorische Bedeutsamkeit der Lügenpoesie
(S. 27, S. 39, S. 54 A. 7, S. 59 A. 1, S. 125 A. 1) erhielt außer in Müller-
Fraureuths Specialwerk bei Menzel II, 89 f. und Böckel, Volkslieder
aus Oberhessen p. CLI eine gewiß sichere Unterlage. Die nicht an-
geführte Änderung im Titel des , kleinen Grobianus, zweyter Druck' ,im
Seevorden* aus ,im Seworden' ist vielleicht nicht gleichgiltig. S. 35 — 38,
wo sich H. ziemlich weitläufig über grobianische Stoffingredienzien
ergeht, die für Dedekind bereit lagen, war die vielfache Moderni-
sierung der Catonischen Sentenzen (18mal bis 1600, 6mal 1491 — 99!:
R. Prutz Kl. Scbrftn. I, 135) zu betonen. Zu S. 39 ein merkwürdiges
Nebeneinander mit Shakespeares Timon : dieser stößt in pessimisti-
scher Ekstase (III, 6) die Eßschüsseln um, um die Gäste zu verjagen.
Natürlich aber keinerlei Motivverwandtschaft: was im ,Grobianus*
lediglich humoristisch übertreibender Factor, ward auf der Bühne ein
gewaltig realistischer Hebel theatralischer Steigerung. Ungefähr De-
dekind gleichzeitige Latinisierungen deutscher Lehrgedichte durften
') Von anderen seien 'San Grill' und 'San G rix' aufgeführt, vgl. Fischart, hrsg.
•von Kurz III, 320, 31 und v. d. Hagen Narrenbuch 181 (auch D. Kn. Wdh. II, 86):
Ein Narr und Urgrobian Peter Groll lebte in Dresden (Busch, Volkshumor S. 13)-
Sebastian Franck schrieb ein weltliches Gedicht von dem großen Nothhelfer und
AVeltheiligen S. Gelt oder S. Pfennig, vgl. Hase, S. Franck von Word S. 119 f.
In die Mitte des 16. Jahrhunderts gehört „Doctor Schmoßmanns predigt", Leipzig
1849 von Haupt, O. Jahn, Th. Mommsen, S. Hirzel, K. Reimer, G. Wigand als Privat-
druck neu gedruckt, ein curioser, stark zotig grobianischer Erguß (die Herausgeber
S. 4: ein altes Büchlein, das uns recht eiii hauptstück und kern aller höflichkeit
und Zierlichkeit zu sein bedünket'). Von komischen Heiligen werden darin genannt
außer den schon von Hauffen aus dem 'Eulenspiegel Reimensweiß' belegten Sanct
Schmoßmann (S. 13) und Sanct Schweyuhardus (S. 10) auf S. 11: Sanct Cappauß,
Fotzianus und Zimpliauus.
13*
188 L- FRÄNKEL
Locher's Übersetzung des Narrenschiffs (1497) und die Flitner's (H.
schreibt ,Flittner') der Schelmenzunft (1618) nicht genannt werden
(S. 40 f.). S. 43 erwartet man die richtige Überschrift von des V.
Obsopoeus Schrift ,De arte bibendi', deren frühe Verdeutschung durch
Wickram gewiß den talmudischer Legende entsprungenen Gedanken
einer Thiermetamorphose der Zecher popularisierte. Überdies wimmelt
es im 4. Buche von Rabelais' Roman, das zuerst 4 Jahre vor Scheidt's
Grobianus gedruckt wurde, von ,metamorphoses d'hommes en betes'
(Lenient, La satire en France BI, p. 82) ; sollte der Knabe Fischart
bereits in Scheidt's Hause seinen großen Vorgänger kennen gelernt haben ?
Im Verlaufe dieses 4. Capitels zeichnet H. seinen Helden Scheidt
recht ansprechend, doch bisweilen vielleicht mit zu lebhaften Farben.
Denn ist es um die Mitte des 16. Jahrhunderts etwas Hervorragendes,
»zahlreiche Volkslieder' zu kennen, und zeigt sich nicht auch Seb. Franck,
ein weit weniger belesener Mann, mit Jüngeren Darstellungen der deut-
schen Heldensage' trefflich vertraut? Den Satz aber, daß Scheidt gar
über volksthümliche Redensarten u. ä. verfügte ,wie kaum Einer vor
ihm' schränkt doch schon ein Blick auf Luther und Agricola sofort
ein; sein Sprichwörterreichthum (s. S. 54 u. 57) scheint nicht sehr
umfänglich. Ein mannigfach umgemodeltes Gleichniß prägt er sich zu-
recht, um die Tendenz seiner Darstellungsweise zu kennzeichnen (vgl.
S. 45). In unterhaltender Schilderung nämlich will er das Laster
äußerlich loben, so wie Ärzte ihre Patienten überzuckerte Bitterpillen
schlucken lassen. Bereits Lukrez (de rer. nat. I, 935 u. IV, 13) und
der j. Plinius (ep. I, 8) haben dieses Sinnbild; von ersterem wohl entlehnte
es Tasso (Gerus. lib. I, 3), von Scheidt wiederum Fischart (S. 114,
A. 4). Auch im Aufbau der Vorrede II ist Scheidt abhängig. Der
Schulmeister Grobianus, der dem lauschenden Jünger seine Lehre
Schritt für Schritt einimpft, ist in der Wurzel kein Geschöpf unseres
Satirikers, sondern — freilich geschickt — nach dem magister der
ausgedehnten Lucidarius-Litteratur gestaltet. Dem Sproß der letz-
teren, dem ,M. Elucidarius', sollte Jacob Köbel Vater sein, in dessen
Tischzucht von 1492 schon parodistische Anklänge im Stile des Gro-
bianus auftauchen (Geyer, Altdtsch. Tischzchtn., Progr. 1882, S. 22 ff.) ;
man sehe aber Szamatolski, Viertel jhrsschr. f. Litgesch. I, 163, A. 4.
In der hübschen Auslese Scheidt'scher Phraseologie bietet z. B. V. 2455
, schwerer dann ein Bibel' (aus Dedekinds .longius ipsa Iliade') eine
überlegte Selbständigkeit in einem Gedanken, den kaum Quintilian
(I, 8) beeinflußt hat, wir aber gewöhnlich nach Hegels Fassung geben.
S. 58 unten war der .Kleiderteufel' anzuziehen, auch Fischarts Er-
BEMERKUNGEN ZUR ENTWICKLUNG DES GROBIANISMUS. 189
Weiterung von Rabelais chap. XI LI. Ob nicht für die im 16. Jahr-
hundert auch von Shakespeare, Temp. II, 2, 61 ff. (s. dazu Warburton)
belachte Aufschneiderei von Reisenden über menschliche Mißgestal-
tungen (V. 2246 ff.) wirklich Isidors ,Etymologiae', die m. E. bis in's
Spies'sche Faustvolksbuch wirkten, mit in Betracht kommen (vgl.
S. 59, A. 2) und daneben Maundevilles weitverbreitete Reisebeschrei-
bung, für das Prahlen mit Kriegsthaten (auch bei Fischart: s. S. 125)
der im 16. Jahrhdt. wohlbekannte ') Lucian, der Schöpfer von Wipp-
chens Urbild? Als Parallele ist auch Gastrodes in Frischlins .Rebecca'
heranzuziehen. Zu S. 60, A. 3 ist eine Anekdote in J. P. Hebels
Schatzkästlein zu stellen , wo die Köchin den Braten verzehrt und
sich dann durch ein zwischen Herrn und Gast angestiftetes Mißver-
ständniß aus der Affaire zieht. Die damaligen Randbemerkungen sind,
wie die Scheidt's , „knappe Inhaltsangaben oder kurze Ausrufe zum
Texte" (S. 61), dem sie manchmal widersprechen oder moralisierend
entgegentreten (S. 62), wie im Faustbuch cap. 22, 34, 53 u. ö. Auch
Schade, Satir. u. Pasqll. aus d. Refzt. I, 244 beurtheilt das Verhältnis
von Dedekinds 2. Ausgabe zu Scheidt falsch (zu S. 64). Zur biblio-
graphischen Notiz S. 66, A. 1 : der Leydener Nachdruck von Dede-
kind II von 1642 heißt ,Grobianus et Grobiana. Editio tertia', die
Überschrift des Bremer von 1704 enthält auch ,vulgo dictus Grobianus'.
Die höchst unsaubre Schnurre, die Dedekind hier III. 7 einschob,
gehört zu dem Gepfeffertsten, was der wenig feinschmeckerische Leser
jener Tage vertrug, und wäre würdig, als novellistische Illustration
dem bloß einige Jahrzehnte jüngeren .Discursus methodicus de peditu
eiusque speciebus' eingeflochten zu werden. Wieviel witziger (S. 111,
A. 7) sind Scheidt und Fischart bei so gewagten Wendungen (s. S. 118
u. 120 [hierzu Steffen, Sagen aus Luxemburg S. 101]), letzterer be-
sonders ohne jede Prüderie (Schwarz, Rabelais u. Fischart S. 20 u.
63)! In der anschließenden Vorgeschichte der Grobiana war (S. 74)
, Meister Reuaus', den selbst ausführlichere Handbücher übergehen, zu
erläutern und kaum die von Schönbach (Archiv f. d. Gesch. dtsch.
Spr. u. Dchtg. I, 13 u. 95) festgestellte Schreibung ,Rennaus' zu ver-
werfen. Ein paar Typen böser Weiber aus den zeitgenössischen
Schwänken hätten Hs. allgemeine Skizzieruug der Grobianerin (S. 74 f.)
gut belegt. Mit Recht gedenkt er auch der zahlreich vorgeführten
') Vgl. R. Förster im Archiv f. Literaturgesch. XIV, 337 — 363. Noch in Georg
Rollenhagens ,.\vunderbaren Reisen" werden ältere Wunderberichte als Lügen dar-
gestellt, wie in Lucians „wahren Geschichten", aus denen das 3. Ruch unmittelbar
schöpft. Wippchens Urbild bei Lucian behandelt J. Stern, Hinter den Gittern (Mann-
heim 1881).
190 L- FRÄNKEL
Säuferinnen ; es ist ein Klang aus längst verrauschter Zeit, wenn Hilarius
Drudo noch 1652 in die Compilation .Practica artis amandi' (schon
1600 gedruckt) p. 411 eine ältere Auslassung ,mulieres cur rarius in-
ebrientur' aufnahm. S. 89 fF. liefern eine gedrängte Nachgeschichte
des Dedekind-Scheidt'schen Geisteskindes. Voranstehen mußten hier
die Anspielungen im ,gesprech des Herrn mit S. Petro', das der Heraus-
geber Schade (a. a. 0. I, 245) noch vor 1560 setzt; Hs. Citat ist in
S. 160, V. 218 f. und S. 163, V. 329 zu bessern. H. Kornmanns
Warnung vor dem ,Grobiannus' (!) steht 1629 in ,De linea amoris com-
mentarius' (nicht ,commentatorius') p. 37. Wo der Grobianus bei
Moscherosch vorkommen soll, vermag ich nicht aufzufinden. Zur
Charakteristik Wenzel Scherffers verweise ich auf sein an Grobianis-
mus streifendes Gedicht in der Gaunersprache bei Ave-Lallemant,
Das deutsche Gaunerthum IV, 88 ff. Dagegen bringt Sigm. v. Birken
Österreich. Ehrenspiegel (1668) 937 ,Eine Antwort aus dem Grobiane'
und Grimmeishausen im Simplicissimus (Kurz III, 107, 14) neben
,Grobiani' (196, 28) wie ein Paradigma ,ein grobianisches Stückelein'.
Neuerdings verzeichnet H. Hayn im Centralblatt f. Bibliothekswesen
VII, 524: „Der kleine Grobianus, Von groben unhöff liehen Bäurischen
Tölpischen Sitten und Gebärden, mit annoch darzu gegebenen an-
rauthigen Rätzeln", o. 0. u. J. (um 1700) nach Berliner kgl. Bibl. Yz
3371 (in Prosa, nur Vorrede und die fünf Räthsel in Versen). Ja so-
gar 1710 (o. O.) wurde noch veröffentlicht: ,Alamodische Hobel-Bank,
worinnen die groben Sitten, Ehrsucht ... ziemlich überhobelt. Deme
noch beygefügt ein kurtz verfaßter Grobianus. Durch Expertum Waar-
mundt' (Katalog 161 von J. A. Stargardt, Berlin 1887, Nr. 177; Hayn
im „Centralblatt f. Bibliothekswes." VII, 553), also zwei Jahre nach
Bockemeyers Abdruck von Scherffers Neubearbeitung des Dedekind II.
Den vollständigen Titel dieses ,Der unhöffliche Msr. Klotz. Hofflings-
hausen bei Ernst Sittenau' (vgl. oben ,Flegelsdorp') vermißt man bei
Hauffen (S. 88 f.) ebenso ungern, wie den von Bull's englischer Über-
tragung (1739), des letzten Lebenszeichens des Grobianns ; beide theilte
schon Flögel III, 317 mit. Auch sonst kann ich das Fortleben des
Charaktertypus verschiedentlich neu belegen. J. W. Zinkgraf, Ver-
mehrte Schulbossen 1627 (zuerst vor 1624: Zacher, Die deutschen
Sprehwrtrsmign. S. 39) S. 22: ein Philosoph wetzt bei Hofe das Messer
am Pantoffel (vgl. Scheidt V. 683 ff.) und schneidet seine Nägel damit,
so daß ,jhn aber der Fürst einen unhöff liehen Grobianum drauff schalt'.
Facetiae facetiarum (1657), doch schon in der Ausgabe von 1615)
BEMERKUNGEN ZUR ENTWICKLUNG DES GROBIANISMUS. 191
p. 495 (theses de hasione I, 14) : ,Phlegmatica hasibilitas est orta ex
nimia bibendi fidelitate. Hie huraor non Hasio sed Grobianus et Rusti-
cus (vgl. Hauffen S. 22, Flögel I, 219 f.) dicitur'. Ebd. p. 496 (I, 17):
, Summa, qui Grobianum egregie callent, Hasiones gravitatis vocantui".
Nach p. 497 (I, 22) rechnen zu den ,symptomata harum hasibilitatum'
die als unfläthig verschrieenen (s. die derselben Zeit entstammenden
, Theses inaugurales de virginibus' I, 117) ,Eulenspigelius' (vgl. H.
S. 37 u. bes. 113—120) und , Claus Stultus'. Ebd. p. 507 (II, 31):
jlnterdum probantur baculatio ad sanguinem loco phlebotomiae. Sed
haec posteriora Grobianis proprie conveniunt'. , Grobian' mit Anklang
an die alte volksthümliche Bedeutung hat sich bis heute noch hie und
da im Volksschauspiel erhalten; Dr. med. A. Kollmann in Leipzig
weist mich auf Hamm, Das Puppenspiel von Dr. Faust (Leipzig 1850)
S. 36, Z. 1 hin. Solcher ,Trincier'- oder Vorschneidebücher, wie H.
(S. 92 A.) eins als Zeuge eines verwandten Literaturzweigs namhaft
macht, gibt es viele Dutzende, wie z. B. der 1887 als Manuscript ge-
druckte, dann durch drei Nachträge auf 828 Nummern ergänzte Ka-
talog der umfangreichen Kochbüchersammlung des Hotelier Th. Drexel
in Frankfurt a. M. ausweist. Zu Georg Greflinger (ebd.) vgl. Ottingens
Monographie (1882). Zahlreiche deutsche Tranchier-, Complimentier-
und verwandte Bücher aus dem 17. und 18. Jahrhundert verzeichnet
jetzt Hayn im Centralbl. f. Bibliothekswes. 1890, S. 550 ff.
Hiermit ist die Grobianus-Literatur als solche abgethan. Es
wird nun Scheidt' s , Lobrede von wejren des Meyen' als absichtliches
Gegenstück zu jener betrachtet. Zu S. 95, A. 1, über den Streit
zwischen Sommer und Winter in Sage und Lied s. Böckel p. XI u.
XIV, ebd. S. 109 über den zwischen Wasser und Wein (zu H. S. 101).
Zu S. 97 : ist Dr. Fausts Faßritt ein Abbild des gleichen Zuges beim
Herbst im volkstümlichen Kampfe zwischen Herbst und Mai? Bei
Scheidt's Niederschrift des Lenzlobes zu Ende November erinnere ich
an Unlands bezügliche Äußerung: Holland, Zu L. Uhland's Gedächtnis
S. 35. Ob Scheidt bei , Wasser trinken wer das best' (s. S. 101)
Pindar vorschwebte? Andererseits gemahnt die Art, die rein mate-
riellen , sogar landwirtschaftlichen Vorzüge des Frühlings hervorzu-
heben, an Brockes' Nützlichkeitsstandpunkt, der etwas idealistischer
gestimmt auch bei einigen spanischen Franziskanern aus der Zeit des
, Grobianus' aufstößt (Zöckler, Gesch. d. Bezhgn. zwischen Theol. u.
Naturwss. I, 575 ff.), sowie bei Shakespeare, R. a. J. III, 1. Inwie-
fern wartete Marot's in Heidelberg noch nach Scheidt ,eine wichtige
Rolle' (S. 105)? Für ,Paul Melissus Schede' sehe man Tauberts
192 L. FRÄNKEL, BEMERKUNGEN etc.
Dissertation ein. Das Capitel, das das allgemeinste Interesse darbietet,
ist das über ,Sch. und Fischart'. Leider sind die Grundlagen dieses
Verhältnisses nur angedeutet; man vergleiche deshalb dazu Arnstadt,
Fr. Rabelais S. 76 und Goedeke, Dichtgn. von J. F. p. XIV f. , sowie
Strauch i. d. Allg. Dtsch. Biogr. 30, 728 f. Die Behauptung (S. 111),
F. sei stofflich ,nicht originell', ist, wenn uneingeschränkt, stark an-
fechtbar. Bezüglich Fischarts vaterländischer und religiös-nationaler
Gesinnung vgl. Vilmar Zur Literatur Fs." S. 15 u. 26, sowie Rückbeil,
Kleine Beiträge zur Litt. Fs. (Progr. 1880) S. 10 ff.; über die Bilder-
gedichte (S. 111, A. 4) handelt Wendeler, Schnorrs Archiv 7, 305 u.
12, 485. Fs. Stellung in Prosodie und Metrik wird S. 120 zu sehr
herabgedrückt: vgl. Dederding Prg. Brl. 1876, S. 10 f. ,Die Wiener
Meerfahrt' (Gesammtabenteuer Kr. 51) enthält nicht ,die älteste Kneip-
schilderung' (8. 122). Abgesehen von dem antiken Agrigentiner Schwank
bei Athenaeus II, 5 geht z. B. die in Hugo's Renner vorauf; vgl.
Hagens Germ. V, 122 u. Z. f. d. A. V, 243. Daß Fischarts Trunken-
litanei überall auch im Einzelnen mit Rabelais'schen Requisiten arbeitet
(S. 126, A. 1), weist gründlichst nach Schwarz, R. u. F., S. 12, 41 f.,
55, wonach die Angaben bei Arnstadt S. 80 und Ganghofer, F. und
seine Verdeutschung des R. , S. 27 ff. (auf den sich H. somit nicht
berufen durfte), fallen. Fischarts Ausbruch gegen das ,Tintendeutsch'
des Studiertisches (ebd.) ist ein kräftiger Vorläufer der neuerdings so
scharfen Angriffe auf den ,papiernen Stil'. S. 127, A. 2 fehlt der Hin-
weis auf Horat. carm. I, 37, 1 ; S. 128, A. 7 Brant Nrrnschff. 52, 34
als muthmaßliche Quelle des ,criminor te kratzenor a te\ einer
makkaronischen Redensart, die bald sehr volksthümlich wurde (vgl.
Schade II, S. 185, V. 12 u. S. 346). Zu S. 131, A. 1: die ,Epicurische
(vgl. auch Hauffen S. 35, A. 2) sew' Scheidt's, bekanntlich nach Hör.
epist. I, 4, 16, erscheinen im 16. Jahrhdt. oft (z. B. Faustbuch p. 196
mit p. 104 verglichen) ; vgl. Strauch in Vierteljahrsschrift f. Litt. -Gesch.
I, 70, für den Gelageton in jener Zeit Hauffen ebd. II, 481 ff.
Überblickt man das ganze außerordentlich inhaltsreiche Buch,
so erkennt man bald die Schwierigkeiten der Composition. Jedoch sind
diese in der Hauptsache überwunden, und nur hie und da möchte man
Einzelnes anders geordnet sehen. So ist in dem Übergangsstadium der
Tischzucht zur Parodie S. 18 — 29 die zeitliche Reihenfolge nicht ganz
durchsichtig und mancherlei wohl etwas verschoben. Was S. 19 ff.
S. 36 f., S. 73 f., S. 122 f. über die Entfaltung der verschiedenen Keime
zur Grobianusidee erzählt wird, verzettelt das Zusammengehörige, was
zu einem einheitlichen Bilde verschmolzen, an Anschaulichkeit unge-
K. SPRENGER, ZU REINKE VOS. 193
mein gewonnen hätte. Was außerdem zu beanstanden ist, beschränkt
sich auf Äußerlichkeiten. ,Sanct Veltens leyden' (S. 118 oben) war
doch einer Erläuterung bedürftig. Hinweisungen auf Bücher oder be-
stimmte Stellen ermangeln bisweilen der erwünschten Vollständigkeit:
S. 22, A. 2 (s. o.), S. 59, A. 1 (Egenolf), S. 60, A. 2 (Brandan), S. 112,
A. 3, S. 113 A. 3 (,in Goedekes Deutscher Dichtung 161 ff/). S. 110
am Anfange des zweiten Absatzes ist durch das eingefügte Citat der
Satzbau völlig in die Brüche gegangen. An Druckfehlern (für die ein
Verzeichnis fehlt) fallen auf: S. 5 ,weißer' statt , weiser', S. 74 ,spiten*
(spitzen), S. 91 Batholomeus, S. 113 Fichart, S. 128, A. 7 ä für a;
auch ist auf letztgenannter Seite in der zweiten Zeile der Anmer-
kungen die Interpunction zu ändern. — Hauffen ist an seinen Stoff
mit größtem Eifer herangetreten und hat keine Mühe gescheut, ihn
zu bewältigen. Auch wo es am sprödesten war, hat er das Thema das
Abstoßende verlieren lassen und durch abwechslungsreiche, oft spannende
"Wiedergabe über die vielfachen unschönen Motive hinweggeholfen. Be-
sonders anzuerkennen ist es , wie er, der Katholik, dem schroff anti-
päpstlichen Streben der protestantischen Satire völlig vorurtheilslos
gerecht wird, ja nicht selten überzeugt beistimmt (S. 44, 102, 112,
115, 131). Es ist bei solchen streng quellenmäßigen Arbeiten schwer,
neben der Nachprüfung der Einzelheiten das Auge für höhere Gesichts-
punkte und das Ganze der Darstellung freizuhalten. Hauffen hat die Lite-
raturgeschichte um ein äußerst fleißiges und schätzenswerthes Werk
bereichert; von zwei weiteren Arbeiten kündigt er eine (S. 113, A. 3) x)
direct, eine (in der Vorrede) zwischen den Zeilen an. Möge die liebe-
volle Hingabe, die er dem anziehenden Probleme der Reformations-
litteratur widmet, noch oft von Erfolgen gekrönt sein, an denen sich
die Wissenschaft aufrichtig freuen darf.
LEIPZIG, 1889. LUDWIG FRÄNKEL.
ZU REINKE VOS.
In der Glosse zu III, 14 (Priens Ausgabe S. 195) heißt es:
„Dre stucke menet de lerer in desseme capittel. Dat erste is, dat eyn
ryhter richten schal na klaghe unde na antworde unde schal vaste
umberochtyge tügen löven, so alze hir de konnink sprack: konde
yemant Aves tügen myt alsodanen, de umberochtyget weren. Dat
*) Ist erschienen Viertel) ahrsschrift f. Litt.-Gesch. II, 481.
194 R. SPRENGER, ZU REINKE VOS.
ander is, dat ein richter vaken wert bedrogen, umiiie dat he sik
vorhopet, wes to krygen kleynöde edder andere dult bottere,
unde leth darumme na de rechtferdicheyt efte eynen mysdeder varen."
In dieser Stelle, deren Sinn im Ganzen deutlich ist, erregen besonders
die Ausdrücke dult bottere Anstoß. Im Mnd. Wb. 1, 594 wird dult
als gleichbedeutend mit tlxulte, amphora fictilis vel rona gefaßt. Da-
gegen spricht aber schon die Form des Wortes; auch in den jetzigen
Mundarten kennt man, so viel ich weiß, nur tulte, tiilte in dieser
Bedeutung. Auch wird es nur für ein Gefäß gebraucht, welches zur
Aufnahme von Flüssigkeiten bestimmt ist. Ich glaube daher, daß die
Erklärung Priens ,,dult bottere, ein Krug oder sonst eine Quantität
Butter" schon aus diesem Grunde zu verwerfen ist. Aber auch wegen
des Zusammenhanges muß es Anstoß erregen, daß die Butter hier
so unvermittelt neben den Kleinoden steht, selbst wenn wir uns
entschließen sollten, andere hier im pleonastischen Sinne (wie das
frz. autre) zu fassen. Ich habe mich daher schon länger nach einer
anderen Erklärung von didt umgesehen, habe aber bisher damit,
auch in meiner Besprechung von Priens Ausgabe im Litteraturblatt
f. german. u. roinan Philol., kein Glück gehabt. Jetzt scheint mir
eine Stelle aus einer Jesüitenrechnung von 1630, welche in Schmeller-
Frommanns Bayer. Wörterbuch I, 504 mitgetheilt ist, auch auf unsere
Stelle Licht zu werfen. Es heißt dort: „Dem Dichter zu einer dult
6 fl., dem Schreiber zu einer dult 2 fl. verehrt." Es wird dort dieses
dult wohl mit Recht auf got. didths, ahd. tidd, mhd. dult zurück-
geführt. Dieses Wort bedeutet ursprünglich solemnitas, die Feier,
das Fest. Diese Bedeutung ist jetzt untergegangen, doch lebt sie,
wie Schmeller nachweist, noch in Folgendem: 1. Jahrmarkt, der ur-
sprünglich durch irgend ein örtliches Fest veranlaßt ist, oder noch
jetzt mit einem solchen in Verbindung steht (vgl. Messe). 2. Waare,
die man zum Verkauf auf eine Duld (Jahrmarkt) bringt. 3. Waare,
die man auf einer Duld für sich oder andere kauft (Männer pflegen
ihren Ehehälften, Eltern ihren Kindern, Liebhaber ihren Geliebten,
Herrschaften ihren Dienstboten eine Duld, zu kaufen). — Didd in der
Bedeutung „Jahrmarkt" ist auch auf niederdeutschem Gebiete in Kiel
bekannt, und war es früher, wie mir Herr Gymnasialdirector Krause
in Rostock brieflich mittheilt, auch in Hildesheim. Wie man nun
noch jetzt sagt: Kauf mir einen Jahrmarkt, d. h. ein Jahrmarkts-
geschenk, so entwickelte sich die oben angegebene zweite Bedeutung.
Einen weiteren Schritt that man dann noch, indem man das Jahr-
marktsgeschenk zu einem Geschenk, einer Verehrung überhaupt
R. SPRENGER, ZU REINHART FUCHS. 195
machte. Daß diese Bedeutungsentwicklung auch auf niederdeutschem
Gebiete vor sich gegangen ist, dafür spricht nach meiner Meinung
obige Stelle. Ich übersetze also Meynöde edder andere dult durch:
Kleinode oder andere Geschenke. Daß lottere 'Butte/ ist, brauchen
wir an und für sich nicht zu bezweifeln, da Geschenke an Lebens-
mitteln auch jetzt noch von den Landleuten gerne gemacht werden.
Doch glaube ich, daß das Wort nicht so unvermittelt hinter diät ge-
standen hat, sondern daß dazwischen etwas ausgefallen ist. Ich schlage
daher vor, die Stelle folgendermaßen zu lesen, indem ich das in Klam-
mern stehende nur als ungefähre Ergänzung zu fassen bitte: Dat
ander is, dat ein richter vaken wert bedrogen, umme dat he syk vor-
hopet, wes to krygen: kleynöde edder andere dult [, eigere edder]
bottere u. s. w.
NORTHEIM. R. SPRENGER.
ZU REINHART FUCHS.
V. 141 ff. lauten in Reißenbergers Ausgabe:
Schantecler sprach ze Beinharte sprach er, „ir gät ein üppige vart.u
„war gähet ir sas harte? Schantecler tcas ungerne dö,
wes lät ir iuch disen gebür be- als er im entleip, dö icant er sä
schelten? vro
megt irs im niht vergelten?* den hals üz Reinhartes munde.
,Jä ich, sammir Reinhartu,
entleip ist Conjectur Schönbachs für das handschriftliche entweich.
Da, entwichen auch (einer Bitte, einem Rathe) nachgeben heißt (vgl.
die von Haupt, Zu Erec2 3831 gesammelten Stellen), so ist kein Grund
zur Änderung. Die Erzählung ist hier sehr kurz. Aus anderen Bear-
beitungen geht hervor, daß der Hahn dem Fuchs den Rath gibt, sich
gegen seine Verfolger zu verantworten, und dann, als dieser den Mund
öffnet, die Gelegenheit zur Flucht benutzt. Vgl. Chaucers The Nonne
Prestes Tale (Ausgabe von Morris, Clarendon Press 1883), V. 584 ff. :
This cok that lag lipon thefoxes bah, Turneth ayein, ye proude cherles alle!
In all his drede unto the fox he A verray pestilens upon yow falle!
spak, Note am 1 come unto this woodes
And saide, 'Sire if that I ivere as ye, syde,
Yet *chidde 1 sayn (as wis God Maugre youre heed, the cok schal
helpe me), heer abyde;
196 A. BARTSCH
/ %col htm ete in faith, and that And as he s-pak that icord, al
anoon.' sodeinly
The fox ansicerde, In fait it schal be Th is cok brak fr o m h is mout h
doon. delyverly.
N0RTHE1M. R. SPRENGER.
DREI AKROSTICHA.
I.
Franz Pfeiffer gab in Zs. f. d. Alterth. VIII 298 ein Gedicht
auf Maria von einer Frau nach einer Abschrift des Koloczaer Codex
heraus, das etwa der Mitte des 13. Jahrh. angehört. Pf. hat hier
übersehen, daß die Dichterin den Versuch gemacht hat, den sog.
englischen Gruß akrostichisch zu verwerthen. Wie dieser Versuch
gelungen ist, mögen die Worte zeigen, die sich aus den Anfangs-
buchstaben der Verse ergeben:
Ave marja gvania plena pominfs tekuni benedikta tu ii
mulieribus ee benediztus erukmfa ventris tfi...
Die übrigen Buchstaben bieten ein solches Gewirr, daß man deutlich
erkennt, daß hinter tfi (= tui) die Dichterin alle Bemühungen das
Akrostichon weiter zu führen, aufgegeben hat. Die wilde Schreibweise
teknm, benedikta neben benediztus , erukmfa (= fructus) spricht wohl
dafür, daß die Dichterin kein Latein verstand, ein Umstand, welcher
ihr die Bildung des Akrostichons sehr erschweren mußte. Daß sie
ganz mechanisch vorging, ersieht man daraus, daß die Anzahl der
Buchstaben in den einzelnen Wörtern streng festgehalten ist, z. B.
ii (= in), ee (= et) , erukmfa (= fructus). Ob vielleicht aus dem
Chaos der letzten Anfangsbuchstaben noch etwas zu gewinnen ist,
etwa der Name der Dichterin, kann ich nicht sagen 5 ich möchte es
bezweifeln.
II.
Ein weit interessanteres Resultat ergibt das in Zs. f. d. Alterth.
II 16<s — 170 von Leyser veröffentlichte Gedicht: Aurea fabrica
de laudibus virginis gloriosae (15. Jhdt.), dessen Verfasser Leyser
nicht bekannt war.
Leyser nimmt es als ziemlich sicher an, daß derselbe kein Deut-
scher, sondern ein Welscher sei. Aber die Häufung von Adjectiva
und die Bildung neuer Wörter und Ausdrücke zeugen nur von der
DREI AKROSTICHA. 197
Routine des Dichters . der außer ungewöhnlichen Wortbildungen selbst
vor ungewöhnlicher Declination nicht zurückschreckt (ex saxellibus
Str. 14, 6). Daraus kann noch nicht der Schluß gezogen werden,
daß die Heimat des Dichters nach Welschland falle. Vielmehr gibt
schon die nächste Zeile, Str. 14, 7:
sed (l. ut) pilis et de (l. atque) pellibus
queam eructuare
Mariae laudes et honorem
einen deutlichen Beweis, daß der Dichter ein Deutscher ist: denn
pilis atque pellibus ist doch nichts Anderes als unser: „mit Haut und
Haar", d. h. ganz und gar, vollständig. An das Deutsche gemahnt
auch Str. 27, 8: fit exul orane taedium „Gast wird ein jeder Überdruß."
Ferner nimmt Leyser an, daß das Gedicht in das 13. Jahr-
hundert zu verlegen sei. Diese Annahme ist ebenso falsch, als die
vorhergehende von der Heimat des Dichters. Dafür liefert das Akro-
stichon den besten Beweis. Die Anfangsbuchstaben der 34 Strophen
ergeben nämlich: J Franco scolaster Meschedensis servit...
Leider bricht das Gedicht mit Str. 34 ab. Was das J vor dem Namen
bedeutet, weiß ich nicht.
Dieser Franco ist also derselbe, welcher dem Papste Johann
seine kirchlichen Poesieen widmete und in den Eingangsversen sich
Scholaster Franke Meschedensis dioecesis Coloniensis'
nennt. Im Jahre 1330 ging er als erzbischöflicher Kanzler nach
Bremen. Er verfaßte". 1. Vita SS. Joannis Baptistae et Evangelistae ;
2. Salutatio ad S. Crucem; 3. Dictamen subtile ad B. Mariam Vir-
ginem. Das letztere der genannten Gedichte ist doch wohl identisch mit
dem Zs. f. d. Alterth. a. a. 0. veröffentlichten. 'Aurea fabrica' scheint
der ursprüngliche Titel des Gedichtes gewesen zu sein; diese Benennung
würde zu dem überladenen und schwulstigen Stile des Dichters mehr
passen.
Übrigens führt Jöcher von zwei anderen Franco ein Gedicht:
de laudibus B. Mariae Virginis an, womit unser Gedicht in keinem
Zusammenhange steht.
Über Franco scholaster Meschedensis vgl. Seibertz, Westphäl.
Beiträge (1819) I 164 und 0. Lorenz, Deutsche Geschichtsquellen
II, 81. 157.
III.
Docen macht in seinen 'Miscellaneen' II 192 auf eine handschrift-
liche Sammlung von verschiedenen Liedern aufmerksam, welche auf
198 R- KÖHLER
die Rheingegend, speciell Trier hinweist und im 13. Jahrhundert ent-
standen ist. Aus dem einen lateinischen Gedichte, wo französische
Brocken mit unterlaufen, führe ich folgende Strophe an :
Ars dialectica Nil potat melius
Nil probat verius, Et plus munifica
Gens teutonica Sua dans largius per dulzor . . .
In dieser Strophe erkennt man leicht das Akrostichon mit dem
Frauennamen Angnes. Die Schreibweise darf uns nicht irritieren.
Vielleicht dürfte dies der Name der Herrin sein, welche den vor-
trefflichen, gepriesenen Trank und reichliche Geschenk dem Dichter
bot. Leider ist das Gedicht nicht vollständig abgedruckt, so daß ich
nicht entscheiden kann, ob nicht hinter den Anfangsbuchstaben der
Gesammtstrophen ebenfalls ein Name verborgen ist, wie es den An-
schein hat; denn aus den ersten drei Strophen läßt sich der Name
Uta gewinnen.
BRESSLAU. ADOLF BARTSCH.
EINE KOPTISCHE VARIANTE DER LEGENDE
VON GREGORIÜS AUF DEM STEIN.
Vor zwanzig Jahren habe ich in der Germania XV, 288 — 291
eine in einer bulgarischen Handschrift des 17. Jahrhunderts enthaltene
Legende von Paul von Cäsarea, die mit der abendländischen von
Gregor auf dem Stein sehr übereinstimmt, in einer wörtlichen Über-
setzung von meinem seitdem leider verstorbenen Freunde Anton
Schiefner mitgetheilt. ') Heute kann ich auf eine neue Gregor -Variante
aufmerksam machen, und zwar auf eine koptische. Sie findet sich in
den 'Contes et Romans de l'Egypte chretienne par E. Amelineau,
Paris 1888, I, 165 — 189 in französischer Übersetzung und ist über-
schrieben 'Histoire du Roi Armenien', weil sie zunächst von dem
frommen, gottgeliebten König Armenios von Tyros handelt, jedoch
ist der eigentliche Held Johannes, der Sohu und Nachfolger des
Armenios. Johannes thut, als er König geworden ist und von einem
Feste trunken heimkehrt, seiner Schwester Gewalt an. Als er aber
von ihr erfährt, daß sie von ihm schwanger ist, verläßt er heimlich
den Palast und geht in ein Kloster. An seiner Stelle wird seine
i) Vgl. A. Seelisch in der Zeitschr. f. deutsche Philologie XIX, 407 f.
R. KÖHLER, EINE KOPTISCHE VARIANTE etc. 199
Schwester Königin. Nach Ablauf der neun Monate der Schwanger-
schaft brachte sie heimlich einen Knaben zur Welt. Alsbald ließ sie
eine Wiege und eine Tafel von Gold, eine von Silber und eine von
Elfenbein machen. Auf letzterer ließ sie die Worte eingraben: Der
Vater dieses Kindes ist sein Oheim und seine Mutter ist seine Tante.
Der Knabe und die Tafeln wurden in die Wiege gethan und dazu
noch ein Blatt Papier, worauf geschrieben stand, die goldene Tafel
solle dem Kinde, wenn es groß geworden sei, gehören, die von Silber
aber dem, der es erziehen würde. Hierauf wurde die Wiege in den
vorüberfließenden Fluß gesetzt. Bei einem Kloster des Märtyrers
Jacob des Zerschnittenen ') wurde sie am Jahresfest des Heiligen von
einem Fischer ans Land gezogen. Der Abt des Klosters behält die
goldene und die elfenbeinerne Tafel für sich, die silberne aber gibt
er dem Fischer, um den Knaben aufzuziehen. Als er herangewachsen
war, erfuhr er von den Kindern des Fischers im Streit, daß er nicht
ihr Bruder sei. Der Fischer führt ihn zum Abt, der ihm die goldene
und die elfenbeinerne Tafel gibt. Letztere liest er zu seiner großen
Betrübniß, die goldene aber verkauft er, und für den Erlös kauft er
sich ein Streitroß und die nöthigen Waffen und Ausrüstung und reitet
von dannen. Er kommt in die Stadt seiner Mutter, unter die Soldaten,
nimmt einen König, der die Stadt belagert, gefangen und wird dann
Gemahl der Königin. Die Königin bemerkt, daß er stets aus dem
heimlichen Gemach blaß und mit rothen Augen zurückkommt und
erzählt dies ihren Frauen. Eine derselben belauscht den König und
sieht, wie er im heimlichen Gemach eine Elfenbeintafel nimmt und
betrachtet und dann wieder in ein Fenster legt. Sie bringt die Tafel
der Königin, die, sobald sie sie erkannt hat, in Ohnmacht fällt. Der
König wird gerufen, und als er von der wieder zu sich gekommenen
Königin erfährt, wer er und wer sie ist, geht er von dannen und
kommt endlich ans Meer, wo er einen Fischer trifft. Der Fischer
muß mit ihm seine Kleider tauschen und ihm eine eiserne Kette
kaufen, die der König sich an die Füße schließt und deren Schlüssel
er ins Meer wirft. Darauf läßt er sich auf eine Insel im Meer rudern (
wo er nun viele Jahre allein lebt, nur von Kräutern sich nährend
und der Hitze und Kälte ausgesetzt. Endlich kommen eines Tages
Gesandte des Königs — es ist nicht gesagt welches — , die einen
neuen Patriarchen suchen sollen, zufällig zu dem Fischer und ver-
') Vgl. Synaxarium, d. i. Heiligen-Kalender der koptischen Christen, aus dem
Arabischen übersetzt von F. Wiistenfeld. Gotha 1879, S. 138 ff.
200 E- LOHMEYER, ZU GERM. XXXI, 225.
langen von ihm Fische zum Essen. In dem zuerst gefangenen Fische
findet die Frau des Fischers einen Schlüssel, den der Fischer als den
von dem König Johannes ins Meer geworfenen erkennt. Die Gesandten
hören, wie der Fischer dies seiner Frau erzählt, und lassen sich von
ihm am anderen Morgen nach der Insel fahren, von wo sie den
Büßer mit sich nehmen und zum König bringen, der ihn durch zwölf
Bischöfe zum Patriarchen weihen läßt. Die Mutter des neuen Pa-
triarchen lebte noch in tiefer Reue und Trauer und von schwerer
Krankheit heimgesucht. Als sie von der Heiligkeit des Patriarchen
hörte, begab sie sich zu ihm und erflehte seine Hilfe. Er erkannte sie
und gab sich ihr zu erkennen, nachdem sein Gebet sie geheilt hatte.
Gott verzieh den Beiden, wirkte durch sie Zeichen und Wunder und
ließ sie endlich selig sterben.
Dies ist in aller Kürze der Inhalt der koptischen Legende.
Herr Amelineau kennt die Gregor-Legende nicht, er hat nur an
Oedipus gedacht und sagt S. XX: Tauteur de l'histoire d'Armenios
connaissait sans doute le mythe d'Oedipe.'
WEIMAR. REINHOLD KÖHLER.
ZU GERMANIA XXXI. 225.
Germania 31, 223 ff. habe ich eine Efferdinger Papierhandschrift
des XV. Jahrhunderts (Nr. 54) beschrieben, welche jetzt, wie die
ganze Efferdinger Schloßbibliothek, in d er königlichen Bibliothek
zu Berlin aufbewahrt wird (Ms. Germ. 4°. 1145"). Meine a. a. 0.
gemachte Mittheilung, daß die Hs. in ihrem III. Theile, dem Anony-
mus Neveleti, althochdeutsche Glossen enthalte, ist, wie ich
mich kürzlich überzeugt habe, unrichtig. Über dem Verse *Et nu-
cleum celat arida testa bonum5 stehen die Glossen: 1. zu nucleum:
Iclem, wie es scheint; 2. zu celat'. seruat: 3. zu arida: sicca, nicht
sura; 4. zu testa: schala. Weiterhin kommen in dem ganzen Stücke
keine deutschen, sondern nur nichtssagende lateinische Glossen vor.
Schala oder scala ist mittellateinische Entlehnung aus dem Deutschen;
Ducange hat dies entlehnte scala nur im Sinne von patera, aber
französisches ecale und auch ecaille, sowie italienisches scaglia erweisen
auch die andere, in obiger Glosse auftretende Bedeutung des Lehn-
wortes.
KASSEL. EDWARD LOHMEYER.
BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT
DER
ERSCHEINUNGEN AUF DEM GEBIETE DER GERMANISCHEN
PHILOLOGIE IM JAHRE 1887.
UNTER MITWIRKUNG VON J. TE WINKEL IN GRONINGEN UND K. F. SÖDERWALL IN LTJND
BEARBEITET VON
GUSTAV EHRISMANN.
(Fortsetzung.)
IV. Germanische Sprachen.
291. Krause, K. E. H., 31oderspraJce.
Nd. Korrespondenzblatt 12, S. 55 f. — Nachgewiesen in Dietrich Engelhus'
Chronik.
292. Peters, J., mnd. Clfhoste.
Nd. Correspondenzblatt 12, S. 56 f.
293. Mensch, Ella, die Scheideformen im Neuhochdeutschen. 8. (104 S.)
Züricher Dissertation 1886.
Vgl. Lit. Blatt. 1887, Sp. 62 f. (John Meier); Herrigs Archiv 78, 474.
294. Müller, Sinn- und Sinnverwandtschaft (Bibl. 1886, Nr. 292).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 25—27; D. Lit. Ztg. 1887. Sp. 1807 f. (See-
müller); N. Jahrb. f. Philologie u. Pädagogik 136, 220 f. (Hohlfeld).
295. Zeitschrift des allgemeinen deutschen Sprachvereins, herausg. von
H. Riegel. Bd. I, Nr. 2—7 u. 8—17.
Darin n. A. : Polzer, Mundartliche Sprachsudelei in Nierterösteneich (Nr. 3);
H. Dunger, welche Fremdwörter sind nicht zu bekämpfen? IL; Goverts,
Gelehrtendeutsch. IL (Nr. 4); Riegel, Sauce, Salsze, Tunke (Nr. 7 uud 8);
Schleising, Frau oder Dame (Nr. 11); Polzer, Reindeutsch u. Rechtdeutsch;
F. Kern, Sprachgebrauch und Grammatik (Nr. 14); Mühlhausen, Wilhelm
Grimm über den Sinn für Reinheit der Sprache (Nr. 15); Waetzoldt, die
Jugendsprache Goethes (Nr. 17).
296. Heyses, Joh. Christ. Aug., Fremdwörterbuch. Durchaus neu bearb. u.
bis auf ca. 90.000 Worterklärungen erweitert von Carl Böttger. 9. Ster.-
Aufl. Lex.-8. (IV, 892 S.) Leipzig, Fues. 5 M.
296a. Heyse's, Joh. Christ. Aug., allgemeines verdeutschendes u. erklärendes
Fremdwörterbuch. Neue, mit zeitgemäßen Zusätzen versehene Berliner Ausg.
13. gänzlich umgearb. Ster.-Aufl. gr. 8. (VIII, 840 S.) Berlin, Cronbach.
geb. in Halbleinw. 5,50 M.
297. Kr etzschm ar's, A., allgemeines Fremdwörterbuch. Alphabetisches Ver-
zeichnis der in Sprache und Schrift vorkommenden nichtdeutschen Wörter,
deren Abstammung, Betonung und Verdeutschung. 3. Aufl., bearb. v. Carl
Böttcher, unter Mitwirkung v. Mothes u. J. Kalau vom Hofe. Mit einem
Anh.. enth. die gebräuchlichsten der dem kaufmänn. Verkehr eigenthüml.
jüdisch-deutschen Ausdrücke, gr. 8. (VI, 362 y. u. Anh. 16 S.) Leipzig,
Gloeckner. 2,50 M.
GERMANIA. Neue Reihe XXIV. (XXX VI. i 14
202 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
297". Duden, Vollständiges orthographisches Wörterbuch der deutschen
Sprache mit etymologischen Angaben, kurzen Sacherklärungen und Ver-
deutschungen der Fremdwörter. 3. umgearb. u. verm. Aufl. (XII, 260 S.)
Leipzig, 1887, Bibl. Institut. 1,60 M.
Vgl. Grenzboten 46, Nr. 24.
298. Blasendorff, Verdeutschungs Wörterbuch für Schule und Haus. (IV,
80 S.) Berlin 1887, Weidmann. 0,60 M.
Vgl. Zs. f. d. Gymnasialwesen 1887, 763—765 (Marseille): Gymnasium 1887,
595—598 (Menge); Wissensch. Beilage d. Leipziger Ztg. 1887, Nr. 71.
299. [Sanders, Daniel] zu meinem Verdeutschungswörterbuch. (Nachträge.)
Zs. f. deutsche Sprache 1, 462-467, 512 f. u. 545 f.
300. Meyer-Markau, Wilhelm, Fremdwort und Schule, gr. 8. (141 S.)
Gotha, Behrend. 1 M. Pädagog. Zeit- und Streitfragen. 1. Bd. 3. u. 4. H.
301. Meyer-Markau, Wilhelm, das Fremdwort in der deutschen Sprache,
gr. 8. (52 S.) Gotha, Behrend. 0,80 M. Abdruck aus dem Vorigen.
302. Boll, Hermann, über bedenkliche Erscheinungen in der deutschen
Sprache der Gegenwart. I. Th. 4. (17 S.) Programm des Progymnasiums
zu Brühl 1887, Nr. 396.
303. Sarrazin, Otto, Beiträge zur Fremdwortfrage. Gesammelte Aufs. 8
(IV, 122 S.) Berlin, Ernst & Korn. 1,60 M.
304. Pietsch, Paul, der Kampf gegen die Fremdwörter. Eine gemeinver-
ständliche Auseinandersetzung, gr. 8. (ni, 80 S.) Berlin, Reineeke. 1,50 M.
305. Rümelin, Gustav, die Berechtigung der Fremdwörter. 1. u. 2. Aufl.
gr. 8. (III. 88 S.) 3. Aufl. gr. 8. (VII, 90 S.) Freiburg i. B. 1887, Mohr.
1,50 M.
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 931 f. (Seemüller); Zs. f. deutsche Sprache 1, 57
bis 63. 122—128, 152—156 n. 205—209 (G. Hauff); Zs. d. allgem. deutschen
Sprachvereins 1, Nr. 2 (G. Hauff;, ebenda Nr. 8 (Blasendorff) u. Nr. 12 (Riegel);
Preuß. Jahrbücher 1887, April; s. auch Allg. Ztg. 1886, Beil. Nr. 359.
306. Dung er, Herrn., die Sprachreinigung und ihre Gegner. Eine Erwide-
rung auf die Angriffe von Gildemeister, Grimm, Rümelin und Delbrück.
Festschrift zur Begrüßung der 1. Hauptversammlung d. allgem. deutschen
Sprachvereins in Dresden am 8. u. 9. October 1887. gr. 8. (III, 78 S.)
Dresden, Teich. 1,60 M.
307. Personennamen. — Kleinpaul, Menschen- und Völkernamen (Bibl.
1885, Nr. 251).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 92.
308. Detter, Ferd., Nahanarvali.
Zs. f. d. Alterthum 31, 207 f.
309. Wartmann, II., eine neue Deutung des Namens der Alemannen.
Anzeiger f. Schweiz. Geschichte 1887, Nr. 5. — Von 'a Lemanno' (!i.
310. Basanavi t ius , J. , über die Bedeutung der Wörter „Germania" und
„Germani".
Korrespondenzblntt d. deutschen Gesellschaft f. Anthropologie 18, 51.
310*. Die Bedeutung des Wortes „Germania" und „Germani".
Der Naturforscher 1887, Nr. 47.
311. Sembrzycki, Job., über Ursprung und Bedeutung der Worte „Masurl>
und „Masuren".
Altpreußische Monatsschrift 24, 256—262.
312. Clement, K. J. , die deutsche Namenswelt. Nachgelassenes Werk.
Herausg. v. E. Clement. 8. (L, 128 S.) Hamburg, Boysen in Comm. 2 M.
IV. GERMANISCHE SPRACHEN. 203
313. Schmidt, Otto, die Vor- u. Taufnameu mit Angabe deren Abstam-
mung und Deutung. Eine Sammlung von mehr als 1200 männl. u. weibl.
Vornamen. 3. Aufl. gr. 8. (44 u. 6 S.) Zwickau, Bär. 0,80 M.
314. Andresen. über die Namen und die Namengebuug der alten Deutschen.
Nord und Süd 1887, Juni.
315. Andresen, K. G., mit einem Attribut zusammenges. Personennamen.
Zs. f. d. Alterthum 31, 338 — 354.
316. Löher, F. v., die deutschen Personennamen in Urkunden.
Archivalische Zs. 12, 30— 52,
317. Löher, F. v., Dauer und Wandlungen der deutschen Personennamen.
Allgem. Ztg. 1886, Beil. Nr. 137 u. 138.
318. T hu dich um, F., die Vornemen der deutschen Bürger u. Bauern.
All nem. Ztg. 1886, Beil. Nr. 11.
319. Leist, F., zur Geschichte der Taufnamen.
Allgem. Ztg. 1887, Beil. Nr. 33.
320. Weber, Heinrich, zur Geschichte der Taufnamen.
Hist.-polit. Blätter f. d. kathol. Deutschland 99, 900—909.
321. Anger mann, C, zur Geschichte unserer Rufnamen.
Wissenschaftliche Beilage der Leipz. Ztg. 1887, Nr. 99.
32T. Weigelin, Maria.
Korrespondenzblatt für die Gelehrten- und Realschulen Württembergs 1887.
404-416.
322. Müller, Nie, die Familiennamen des Großherzogthums Luxemburg,
zusammengestellt und geordnet, gr. 8. (115 S.) Luxemburg, Bück. 2,50 M.
323. Mi eck, über niederrheinische Familiennamen (Bibl. 1886, Nr. 308).
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 209 f. (Nörrenberg).
324. Mi eck, über scherzhafte Local- und Familiennamen in Düsseldorf und
Umgegend.
Beiträge zur Geschichte des Niederrheius 2, 104 — 110.
325. Preuß, die Lippischen Familiennamen (Bibl. 1886, Nr. 309).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 972 f. (— r— ) ; Anz. f. d. Alterthum 13, 305—308
(Andresen).
326. Tümpel, über Bielefelder Familiennamen.
Sechster Jahresbericht des histor. Vereins für die Grafschaft Ravensberg zu
Bielefeld, 1886.
327. Mauke, Paul, die Familiennamen der Stadt Anklam. 4. (16 S.) 1887.
Progr. des Gymn. zu Anklam, Nr. 117.
328. W ernicke, E. , die Vornamen der Bürger und Bauern in Schlesien.
Allgem. Ztg. 1886, Heil. Nr. 41 u. 31 6.
329. Kadler, Eigennamen der Stadt Rawitsch (Bibl. 1886, Nr. 314).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 972 f. (— r— ).
330. S[igerus], W., siebenbürgisch-sächsische Familiennamen.
Siebenbürg. Korrespondenzblatt 10, S. 89 — 92, 97—99, 113 f., 121 f., 130 f.
331. Bau mann, Necrologia Germaniae I. (Bibl. 1887, Nr. 320).
Vgl. Lit. Centrallilatt 1887, Sp. 173; D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 166 — 168 (Henning).
332. Redlich, Traditionsbücher von Brixen (Bibl. 1887, Nr. 322).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 346 f. (v. Krones); Histor. Zs. 57, 336 f. (Riezler).
333. Frieß, G. E. , das Necrologium des Benedictiner-Nonnenstiftes der
heil. Erentrudis auf dem Nonnberge zu Salzburg. Mitgetheilt von G. E. F.
[Aus: Archiv für österr. Geschichte.] Lex.-8. (209 S.) Wien, Gerold's Sohn
in Comm. 3,20 M.
14*
204 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
334. Ortsnamen etc. — Pennier, les noms topographiques devant la philo-
logie. Roy .-8. (161 S.) Paris 1886, Vieweg.
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 1144 f.
335. Egli, geographische Namenkunde (Bibl. 1886, Nr. 323).
Vgl. Zs. f. Völkerpsychologie 17, 100—103 (Tobler).
336. Grimme, Fritz, Anklänge an das deutsche Volksepos in Ortsnamen.
Germania 32, 65—72.
337. Bück, M. R., zu den Ortsnamen der Peutinger'schen Tafel.
Wiirttembergische Vierteljahrshefte 1887, 181 — 186.
338. Mehlis, C, Hercynia, Ardennen, Harz.
Zs. für wissenschaftliche Geographie 6, 91 — 99.
339. Möller, Fritz, Abnoba und Herappel.
Korrespondenzblatt der Westdeutschen Zs. 6, Sp. 258 — 261 u. 289 f.
340. Christ, Karl, Idista-viso.
Korrespondenzblatt der deutschen Gesellschaft für Anthropologie 18, S. 70.
341. Pohl, Joseph, Verona und Caesariacum, die ältesten Namen für Bonn
und Mainz. Zweiter und letzter Theil. Ein Beitrag zur Kritik und Erklä-
rung des Florus. 4. (23 S.) Progr. des Gymn. zu Münstereifel 1887, Nr. 420
(s. Bibl. 1886. Nr. 352).
342. Robert, C. , les noms de Cologne en latin et dans les langues mo-
dernes ä propos d'un denier inedit de Lothaire I.
Bulletin mensuel de numismatique et d'archeologie 6, Nr. 3.
343. Weber, Henry, Ortslexikon der Schweiz (Bibl. 1886, Nr. 327), 3. bis
10. (Schluß-) Heft. gr. 8. (S. 145 — 700). St. Gallen 1887 , Kreutzmann.
k 0,80 M., compl. 10 M.
344. Egli, E., Nachtrag zu: Über einige in der Schweiz sich wiederholende
Gruppen von Ortsnamen (s. Bibl. 1886, Nr. 328).
Anz. f. schweizer. Geschichte 1887, Nr. 5.
345. Bran dst etter , J. L., Beiträge zur schweizerischen Ortsnamenkunde:
I. Teger ; II. Ur; III. Sar; IV. Ron; V. Luss; VI. Inschi: VII. Fron-
schünen.
Der Geschichtsfreurd 42, 151 — 208.
346. Brandstetter, J. L., der Bergname Guizen'.
Zugerisches Neujahrsblatt 1887.
s. Nr. 1021.
347. Stehle, Bruno, Orts-, Flur- und Waldnamen des Kreises Thann im
Ober-Elsaß. 2. Aufl. Lex.-8. (48 S.) Straßburg, Schultz u. Co. 1,20 M.
(Bibl. 1885, Nr. 262).
Vgl. Literar. Centrarblatt 1887, Sp. 1731 f.; Zs. f. Ethnologie 19, 150 (Virchow),
347\ Fuß, Probe eines erklärenden Verzeichnisses elsaß-lothringischer Flur-
namen. (Forts.) 4. (15 S.) 1887. Progr. des Gymn. an St. Stephan in
Strasburg i. E., Nr. 482.
347'. Die Feststellung und Verdeutschung der Ortsnamen in Elsaß-
Lothringen.
Allgem. Ztg. 1887, Beil. Nr. 191 u. 192.
347°. Das 'Pfälzische Museum', Jahrgang 1887, enthält über Ortsnamen:
Schmitt, J., die Ableitung des Namens Edenkoben: Schloßstein. Be-
merkungen über die Ortsnamen; Bloch, E. , über März- und Maifeld,
sowie die Ortsnamen Maikammer und Diedenfuld: K ei per, zur deutsch-
lothringischen Ortsnamenkunde.
IV. GERMANISCHE SPRACH KX. 205
348. Bossert, G., zur älteren Topographie Württembergs (Bibl. 18S6,
Nr. 345).
Württemberg. Vierteljahrshefte 1887, 58-6-2. 137—144, 180, 219.
349. Schilling, A., über den Namen des Weilers Schwedi, O.A. Tettnang.
Württemberg. Vibrteljahishefte 1887, 123 f.
350. Birlinger, A., die Hohenzollerischen Flurnamen.
Alemannia 15, 28—40 u. 130 — 146.
Meßkircher Flurnamen, s. Nr. 228.
351. Mayer, Christian, über die Ortsnamen im Eies und seinen nächsten
Angrenzungen. 8. (103 S.) Programm der Realschule in Nördlingen. Nörd-
lingen 188 7, Beck. 1,20 M.
Vgl. Allgem. Ztg. 1887, Beil. Nr. 344.
352. Keinz, G., Flurnamen aus den Monumenta Boica.
MüiK-heuer Sitzungsberichte philos.-philol. u. histor. Classe 1887, II, 97 — 117.
353. Riezler, die Ortsnamen der Münchener Gegend.
Oberbayerisches Archiv f. vaterländ. Gesch. 44, 33 ff.
354. Umlauft, geograph. Namenbuch von Österreich-Ungarn (Bibl. 1886,
Nr. 334).
Vgl. Lit. Blatt 1S87, Sp. 530—532 (Unterforscher)-, Blätter f. litterar. Unterh.
1887, I, 187 (Schlossar).
355. Lechner, Karl, Erklärung österr.-ungar. Ortsnamen (als Ergänzung
zu Umlaufts 'Geograph. Namenbuch ).
Zs. f. d. Realschulwesen 1887, H. 1 u. 2.
356. Müller, R., neue Vorarbeiten zur altösterr. Ortsnamenkunde.
Blätter des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich. N. F. 21. 1 — 136
(s. Bibl. 1886, Nr. 337).
357. Steub, zur Namens- und Landeskunde (Bibl. 1886, Nr. 335).
Vgl. Zs. f. deutsche Philologie 19, 252 — 254 (Tobler).
358. G rienb erger , Tb., v. , Steubiana, eine Untersuchung der etymo-
logischen Gewissenhaftigkeit des „berühmten" Namendeuters Ludw. Steub.
An einigen Beispielen erläut. gr. 16. (38 S.) Salzburg, Mittermüller in Comm.
0,50 M.
359. Grienberger, Ortsnamen des Indiculus Arnonis (Bibl. 1S86, Nr. 338).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 379 (Kosshma).
360. Grienberger, über romanische Ortsnamen in Salzburg (Bibl. 1886,
Nr. 339).
Vgl. Zs. f. romanische Philologie 10, H. 4 (Bück),
s. Unterforscher, Nr. 410.
360a. Prager Gassennamen.
Bohemia 1887, 331.
s. Nr. 664.
361. Hunfalvy, Paul, die Landesnamen Siebenbürgens.
Siebenbürp. Korrespondenzblatt 10, S. 37 — 43 XX. 49—53.
362. W ei n h o 1 d , K., zur Entwicklungsgeschichte der Ortsnamen im deutschen
Schlesien.
Zs. d. Vereins f. Geschichte u. Alterthum Schlesiens 21, 239—296. — Dazu:
Neh ring, Archiv f. slav. Philol. 11, H. 1.
363. Klemenz, P., die Ortsnamen der Grafschaft Glatz.
Vierteljahrsschrift, f. Geschichte u. Heimatskmide der Grafschaft Glatz 6. 207
l.is 221, 291—299.
364. Larisch, F. A. Graf, Betrachtungen über die Urzustände Schlesiens.
8. (119 S.) Leobschütz 1885, Kothe in Comm.
906 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
Nach dem Korrespondenzblatt d. Gesammtvereins d. deutschen Geschieht«- und
Alterthumsvereine 1887, S. 12 werden darin Versuche gemacht, „die in Schlesien
vorkommenden Orts-, Berg- etc. Namen aus dem keltischen Sprachschätze zu
erklären".
365. Flurnamen (Prähistorisches aus der Niederlausitz, Bericht v. Jentsch).
Verhandl. d. Berliner Gesellschaft f. Anthropologie, Ethnologie u. Urgeschichte
1887, 291 f.
366. Adamy, Heinrich, die schlesischen Ortsnamen, ihre Entstehung und
Bedeutung. Ein Bild aus der Vorzeit, gr. 8. (III, 76 S.) Breslau, Prie-
batsch. 2 M.
367. Adamy, Heinrich, die sächsischen Ortsnamen, ihre Entstehung und
Bedeutung.
Gaea, 23. Jahrg. H. 10.
368. Needon, R., die Ortsnamen des Königreichs Sachsen.
Wisssenschaftl. Beil. d. Leipziger Ztg. 1887, Nr. 86 n. 88.
369. Hey, Gustav, slavische Ortsnamen in deutschem Gewände.
Wissenschaftl. Beil. d. Leipziger Zig. 1887. Nr. 20.
370. Schweder, v., über solche meiningische Ortsnamen der ehemaligen
Grabfeldgaue, welche aus altdeutschen Personennamen entstanden sind. Vor-
trag, geh. im henneberg. Alterthumstbrscher-Verein. (Juli 1887.) 8. (26 S.)
Hildburghausen, Gadow & Sohn. 0,4U M.
371. Schulze, Karl, Erklärung der auf dem anhaltischen Harze befindlichen
Gewässer, Berge, Thäler, Forst- u. Feldorte, Wüstungen u. s. w.
Zs. d. Harz- Vereins 20, 149—239.
372. Seelmann, W., die Ortsnamenendung -leben.
Nd. Jahrbuch 12, 7—27.
373. Carstens, H., Ortsnamen.
Am Urds-Brunnen . Bd. 4, Jahrg. 6, Nr. 3; Bd. 5, Jahrg. 6, Nr. 8: Isarnho ;
Gaard.
374. Crecelius, W., Ortsnamen auf cy (s. Bibl. 1886, Nr. 373).
Nd. Korrespondenzblatt 12, S. 14.
375. Nochmals Exterstein oder Externstein? ('s. Bibl. 1885, Nr. 278
u. 1886, Nr. 361), von G. A. B. Schierenberg u. Th. Lohmeyer.
Nd. Korrespondenzblatt 12, S. 50—55.
376. Schierenberg, G. A. B. , zum Namen des Flusses Werre (s. Bibl.
1885, Nr. 278).
Nd. Korrespondenzblatt 12, 8. 26.
377. Lohmeyer, was bedeutet und woher stammt der Name der Burg u.
Stadt Altena a. d. Lenne?
Nd. Korrespondenzblatt 12, S. 21 — 26; dazu: H. Kern, S. 55, und J. Peters,
S. 77 f.
378. Größler, H., zum Namen Mägdesprung.
Zs. d. Harz- Vereins 20, 317.
379. Schulenburg, W. v., Namen der Prignitz.
Verhandl. d. Berliner Gesellschaft f. Anthropologie, Ethnologie und Urgesch.
1887, 342 f.
380. Brehmer, Wilhelm, Beiträge zu einer Baugeschichte Lübecks. III.
Die Straßen, deren Namen, Pflasterung, Reinigung und Beleuchtung,
sowie die Versorgung der Stadt mit Wasser.
Zs. des Vereins f. Lübeckische Gesch. u. Alterthumskunde 1887, 225-282.
381. Der Name Kiel und die wagrische Bevölkerung.
Am Urds-Brunnen Bd. 5, Jahrg. 6, Nr. 9.
s. Kinder, Nr. 435.
IV. GERMANISCHE SPRACHEN. 207
382. Die Katze in Ortsnamen.
Der Naturforscher, 20. Jahrgang Nr. 3'».
383. Thiernamen. — Stieda, Ludwig, über die Namen der Pelzthiere u.
die Bezeichnungen der Pelzwerksorten zur Hansazeit.
Altpreußische Monatsschrift 24, 617 — 636.
s. Edlinger, oben Nr. 187.
384. Pflanzennamen. — Zwanziger, Gust. Adf., Verzeichniß der in Kärnten
volksthümlichen deutschen Pflanzennamen. (Aus: „Jahrb. d. natur-histor.
Museums1'.) gr. 8. (29 S.) Klagenfurt, v. Kleinmayr. 1,20 M.
385. Treichel, A., Armetill, Bibernell und andere Pestpflanzen. Eine eth-
nologisch-botanische Skizze. 8. (17 S.) 1887.
Vgl. Nd. Korrespondeuzblatt 12, S. 47.
y) Mundarten.
386. So ein. A., Schriftsprache und Dialekte im Deutschen nach Zeugnissen
alter und neuer Zeit. Beiträge zur Gesch. der deutschen Sprache, gr. 8.
(XII, 544 S.) Heilbronn 1888, Gebr. Henninger. 10 M.
387. Schweiz. — Schweizerisches Idiotikon (Bibl. 1886, Nr. 381)
11. Heft, bearb. von F. Staub, L. Tobler und R. Schoch. 4. (2. Band.
Sp. 209—368) Frauenfeld, Huber. 2 M.
Dasselbe, 12. Heft, bearb. von F. Staub, L. Tobler, R. Schoch u. H.
Bruppacher. 4. (2. Bd., Sp. 369—528.) Ebenda. 2 M.
388. Tobler, Ludwig, die lexikalischen Unterschiede der deutschen Dia-
lekte, mit besonderer Rücksicht auf die Schweiz , in : Festschrift zur Be-
grüßung der 39. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner, dar-
geboten von der Universität Zürich (Zürich 1887, Zürcher u. Furrer),
S. 91 — 109.
389. Tobler, L., ethnographische Gesichtspunkte der Schweizer-deutschen
Dialektforschung.
Jahrbuch f. schweizer. Geschichte 12.
390. Bach mann, schweizerische Gutturallaute (Bibl. 1886, Nr. 382).
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 43 f. (Erwiderung von Bachmann auf Kauffmanns Rec.
und Antwort des letzteren.)
391. Socin, Adolf, Johann Jacob Sprengs Idioticon Rauracum.
Alemannia 15, 185 — 229, und separat. 8. (45 S.) Bonn, Hanstein. 18. Jahrh.
392. Suterm eis ter, O., Schwizer-Dütsch. Sammlung deutsch-schweizeri-
scher Mundart-Litteratur. 8. Zürich, Orell, Füßli & Cie. ä 0,60 fr. —
Heft 38tt (Zwei einaktigi Lustspiel, von Niedermann [Züri-tütsch), H. 39
(Erzählungen von G. Kieser und Henriette Corrodi) ; H. 40 (Beiträge in
Poesie und Prosa von G. Kieser, L. A. Stäger, Otto und Oscar Eris-
niann u. s. w.).
393. Elsaß-Lothringen. — Lienhart, Hans, die Mundart des mittleren
Zornthaies, lexikalisch dargestellt (Fortsetzung, s. Bibl. 1886, Nr. 391).
Jahrb. f. Gesch., Sprache u. Lit. Elsaß-Lothringens 3, 23—56.
394. Follmann, Mundart der Deutsch-Lothringer (Bibl. 1886, Nr. 393).
Vgl. Herrigs Archiv 79, 119 f. (Hölscher).
395. This, Constant,, die deutsch-französische Sprachgrenze in Lothringen,
gr. 8. (34 S. nebst einer Karte.) Straßburg 1887, Heitz. 1,50 M. —
Beitr. zur Landes-und Volkskunde von Elsaß-Lothringen, 1. Heft.
208 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
Vgl. Literar. Centralblatt 1887, Sp. 1536 f.; D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 1475—1477
(Strauch); Zs. f. romanische Philologie 9, H. 2 (Horning) ; Korrespondenzblntt
d. Gesammtvereins d. deutschen Geschiehst- u. Alterthumsveieine 18S7, S. 84;
Allg. Ztg. 187, Beil. Nr. 125.
396. Obst, H., die deutsch-französische Sprachgrenze in Lothringen.
Das Ausland 1887, 956—958.
397. Doering, Oscar, Beiträge zur ältesten Geschichte des Bisthums Metz.
(V, 150 S.) Innsbruck, Wagner. 3,60 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 332 f.; Zs. f. d. Pbilol. 19, 503 (Ellinger). —
Verfassungsgeschichte, Nationalität und Sprache, Sprachkarte.
398. Semmig, Hermann, Elsaß-Lothringen und seine Sprache.
Allgem. Ztg. 1886, Beil. Nr. 260.
399. Die deutsche Sprache in Elsaß-Lothringen.
Allgem. Ztg. 1886, Beil. Nr. 308.
400. Württemberg. — Kauf f mann, Friedrich, der Vocalismus des Schwä-
bischen in der Mundart von Horb. 8. (34 S.) Straßburg 1887, Trübner.
Marburger Habilitationsschrift.
Vgl. Revue des patois gallo-romans I, H. 1/2.
400". Bob nenberger , K., zur Lautlehre des Schwäbischen.
Korrespondenzblatt f. d. Gelehrten- u. Realsch. Württembergs 1887, 502 — 518.
401. Vogelmann, Albert, aus dem Wortschatze der Ellwanger Mundart
(Schluß von Bibl. 1886, Nr. 388).
Württemberg. Vierteljahrshefte 1887, 40—45.
402. Bolte, J., der schwäbische Dialekt auf der Bühne.
Alemannia 15, 97 f.
403. Bayern. — Keinz, Fr., Ergänzungen zum bayerischen Wörterbuch,
besonders aus der Gegend von Fassau.
Sitzungsberichte d. kg), bayer. Akademie d. Wissensch. 1887, II, 402 — 424.
404. Heckelmiller, der Allgäuer Dialekt.
Hlätter f. d. bayer. Realschulwesen 18^7, S. 15 ff.
405. Österreich. — Winder, E., die Vorarlb. Dialektdichtung. 8. (48 S.)
Progr. des Staatsgymnasiums zu Innsbruck, 1887.
406. Nagl, über den gegenwärtigen Stand der bayerisch - österr. Dialekt-
forschung (Bibl. 1886, Nr. 399).
Vgl. Deutsche Ztg. 1887, 22. April (Schönbach).
407. Nagl, da Roanad (Bibl. 1886, Nr. 398).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 416—418 (Seemüller); Pädagogium 1887, Februar
(Willomitaer); D. Wochenschrift 1886, 19. Sept. (Seemüller); Deutsche Zeitung
1886, 5. Nov. (Schönbach).
408. Nagl, W., die wichtigsten Beziehungen zwischen dem Österreich, und
czechischen Dialekt.
Blatter d. Vereins f. Landeskunde von Niederösterreich 1887, H. 2.
409. Steyrer, Wortschatz d. niederösterr. Mundart (Bibl. 1886, Nr. 400).
Vgl. Zs. f. d. österr. Gymnasien 1887, 474 — 476 (Khull).
410. Unterforscher, August, Beitrag zur Dialekt- und Namensforschung
des Pusterthaies. 8. (22 S.) Programm des Staats- Obergymnasiunis zu Leit-
meritz, 1887.
411. Patigler, Sprachinseln in Wälschtirol (Bibl. 1886, Nr. 408).
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. Iu4 f. (Unterforscher); Zs. f. die österr. Gymnasien
1887, 320 (Khull).
412. Die deutschen Sprachinseln in Österreich.
Allg. Ztg. 1886, beil. Nr. 157 u. 1>.
IV. GERMANISCHE SPRACHEN. 209
413. Groü, Jos., verschwundene Sprachinseln.
Deutsche 'Wochenschrift 4. 47.
414. Lotz, die Sprachgrenze im Süden.
Deutsche Wochenschrift 4, 47.
415. Sc hm ei ss er, W. , Beiträge zur Ethnographie der Schönhengstler.
Jahresbericht der Staats-Oberrealschule in Wiener-Neustadt,
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 319 f. (Nagele).
416. Herbst, Ed., das deutsche Sprachgebiet in Böhmen, gr. 8. (54 S.)
Prag, Tempsky. — Leipzig, Freytag. 0,40 M.
Vgl. Mittheil. d. Vereins f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen 26, Beil. S. 7 f.
s. Nr. 664.
417. Neubauer, altdeutsche Idiotismen (Bibl. 1886, Nr. 404).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 537 (Kauffmann) ; Lit. Blatt 1887, Sp. 296 f. (L.
Tobler) : Zs. f. deutsche Sprache 1, 86.
418. Mannl, Sprache der Herrschaft Theusing (Bibl. 1886, Nr. 402 .
Vgl. Lit. Blatt. Sp. öl'.» (Nagele).
419. Held, F., zur Sprachenkarte Deutsch-Österreichs.
Petermaims Mittheilungen 33, 14 f.
420. Müller, B., Entwicklungsgeschichte des österr. Stammescharakters.
Bl. d. Vereins f. Landeskunde von Niederösterreich 1887. — Behandelt auch
Literaturgeschichte und Sprache.
Niederösterr. Mundart, s. Polzer, Nr. 295.
421. Siebenbürgen. — Korrespondenzblatt d. Vereins f. siebenbürgische Landes-
kunde X (1887): Roth, zur Diaiektkunde (Iwer eomlenlc, S. 10 f.; dazu
Rohm e der S. 34): Römer, J. , Frage (blond blom [Bergkühschelle],
S. 12, dazu Rohmeder, S. 23, u. Römer, S. 45 — 47); C [o nn ert] , E.,
AudränJc (S. 20 — 23); Römer, J., Frage (Zeilond, S. 36); Kisch, K..
Fragen (zaiku, toJcefläLer ; kahelbraedig, S. 48); R[oth], Grundsätze zur
Feststellung einer einheitlichen Schreibung unserer Mundart (S. 79 — 81):
Dialektkundliches (Zeticertseom, S. 104): s. auch das 'Wortregister', S. 141 f.
422. Sachsen. — Franke, der obersächsische Dialekt (Bibl. 1884, Nr. 335).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 788—790 (Nörrenberg).
423. Hertel. L., die Greizer Mundart.
Beiträge zur Landes- u. Volkskunde des Thüringerwaldes 2. H., 1—34.
424. Je cht, R.. Grenzen und Gliederung der Mansfelder Mundart.
Zs. d. Harz-Vereins 20, 96 — 115 u. Programm des Gymnasiums zu Görlitz. 8.
(20 S.) 1887.
425. Hessen. — Pfister, mundartliche Nachträge (Bibl. 1886, Nr. 412).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 570 f. u. 670 (E.Schröder); Lit. Blatt 1887, Sp. 382
bis 384 (Kauffmann).
425a. Niederrhein. — Mi eck, zur Düsseldorfer Mundart.
Beitr. zur Gesch. des Niederrheins 2, 133 — 139.
426. Niederdeutsch. — Haushalter, Grenze zwischen dem hochdeutschen
und niederdeutschen Sprachgebiete (Bibl. 1886, Nr. 414).
Vgl. Atizeiger f. deutsches Alterthum 13, 190 f. (Bachmann .
427. Seelmann, W., der Zetacismus u. seine Verbreitung in Niedersachsen.
Nd. Jahrbuch 12, 64—74.
428. Holt ha us, E., die Eonsdorfer Mundart.
Zs. f. d. Phil. 19, 339—368 u. 421 — 439.
429. Holthausen, Soester Mundart (Bibl. 1896, Nr. 417).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 755 f. (R. K.); D. Lit. Ztg. 1887. Sp. 788 bis
790 Nörrenberg); Lit. Blatt 1887, Sp. 57—62 (Kauffmann), dazu ebenda Sp. 192
bis 1^4 (Erklärung von Holthausen und Entgegnung von Kauffmann .
210 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
430. Hoff mann, E., die Vocale der Lippischen Mundart, gr. 8. (IV, 69 S.)
Hannover, Helwings Verlag. 2 M.
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 384-386 (K. Koch).
431. Kerkhoff, T., die reiderländer Mundart.
Reform, 11. Jahr?., Nr. 9.
432. Bremer, Otto, Föhringer Plattdeutsch.
Nd. Jahrbuch 12, 123—129.
433. Carstens, H., Beiträge aus Schleßwig-Holstein.
Onze Volkstaal III, 159—178 u. 199—202.
434. Krause, K. E. H., Quetsche, Zwetsche.
Nd. Jahrbuch 12, 97—105.
435. Kinder, verschollene Namen und Ausdrucksweisen.
Am Urds-Brunneu, Bd. 5, Jahr?. 6, Nr. 9 u. 10. — Kaak , Joduthe, Breijde.
Busse, Hamme , Uphörne , Lyzek. — Verschiedene Erklärungen dieser Wörter
in den 'Kleinen Mittheilungen', Nr. 10, 11 u. 12.
436. Gutzeit, W. v., Wörterschatz der deutschen Sprache Livlands. 2. Th.
3. Lfg. u. 3. Th. 1. Lfg. gr. 8. (2. Th. S. 207—334 u. 3. Th. S. 1 bis
14.) Riga, Kymmel. 2 M.
437. S allmann, eine Nachlese zur deutschen Mundart in Estland.
Baltische Monatsschrift 1887, H. 6.
438. Niederdeutsches Korre sp ondenzblait 1887 (XII): P r e u ß,
Sprenger u. Seelmann, Hundekorn (S. 10 — 13); Schumann, Lü-
beckische "Wörter (orch . Padenull, Prekumfar , Schümann, Slefttten,
Wauerhahn, Winker, Zackfischen, S. 13; dazu Sandvoß, S. 45, und
Peters, S. 85); Jostes, Schotentuffel (S. 14); Damköhler, Brun
llsekel (S. 26 f.; dazu Sprenger, Latendorf und Sandvoß, S. 58);
Jostes, der Schwund des w im Westfälischen (S. 27 f.); Carstens,
Wat op'n Knüppel doun = borgen (S. 28); Latendorf, Fisematenten
'S. 28); Sprenger, die sieben Faulen, Gizhackc (S. 29); Latendorf,
Koersck, Kruedsch (S. 29); J. W. Muller, Niederländisches zur Wort-
erklärung, tomen, linken, here, bat, hundekorn, schieman, S. 39 — 42);
Jostes, interessante Wörter des jetzigen westfälischen Dialektes, die mittel-
niederd. nicht belegt sind (guorig, grabe, unnermet, willwass, hablt, mudke,
tl'nrk, küdterbuck, S.42; dazu Sprenger, S.57f., undPe ters u. L oersch.
S. 76 f.) ; Jos tes , die westfälischen Zehner (S. 43); Schlüter, Sprenger
und Schumann, Etepetete (S. 43; dazu Sandvoß, S. 57, Latendorf
und de Beer, S. 83); Mielck, Adv. öd' (S. 44); Latendorf, alte
Formen in Liedern und Sprüchen (S. 44); Latendorf, Koteken (S. 45);
Sprenger, lecken (S. 45); K. E. H. Krause, die niederdeutschen Namen
der Ulme (S. 67 — 69); Wossidlo, 300 Ausdrücke für 2) rüg ein aus Meck-
lenburg (S. 72 — 74) ; Jellinghaus, westfäl. sise = leise, sacht (S. 77) ;
Peters, Sünter - Kids , Sünter - Märten (S. 78); Wenzel, Lüttekam
(S. 83 f.); Strackerjan, Schetdag, scheitern (S. 84); s. besonders das
ausführliche Verzeichniß 'Wörter und Wortbestandtheile' von W. Zahn,
S. 96—103.
s. Nr. 290—292 u. 439.
IV. GERMANISCHE SPRACHEN. 211
D. Niederländisch.
439. Tijd schrift voor Nederlandsche Taal- en Letterkunde.
Bd. VI, Heft 2 : A.Beets, Een als pronomen demonstrativum. — II. 3 u. 4: J. Ver-
dani, dietsebe Verscheideiiheden (Gespar; Gevaarte; Geeuivhonger ; Troonen;
Getes). — Bd. VII, Heft 3: M. de Vries, Scavole, Imbare, Zimperlijc, — Heft 4:
J. H. Gallee, saksische namen van planten en delfstoffen; J. Verdara, Custinge;
A. Kluyver, Slabbahken.
440. Noord en Zttid X.
Enthält u.a.: C.Bake, Taalpolitie (S. 19—29, 136—141. 147—152, 238 f.) ; R. A.
Kollewijn, Jets over classificaties (S. 113—123, 194—200); F. A. Stoett,.
Lieflallig (S. 185—193); P. J. Cosijn, Lokken (S. 200—207); Derselbe, Zeef
(225—230); J. Brouwer, Jets over de Deehvoorden (S. 289—301); J. G. Fre-
deriks, Meerkrap (S. 362 f.).
<x) Grammatik.
441. Kuipers, R. K. , Nederlandsche Spraakkunst. kl. 8. (VIII, 243 S.)
Gorinchem 1887, Knieruin. 1,25 fl.
442. VanHelten, W. L., Middelnederlandsche Spraakkunst. 8. (VIII, 527 S.)
Groningen 1887, Wolters. 7,50 fl.
443. Joos, A., Körte spraakkunst van Jacob van Maerlant, volgens Spiegel
historiael'. 18. (40 S.) Gent, Leliaert et Siffer. 0,50 fr.
443a. Deflou, K. , Schets eener geschiedenis der Nederlandsche Taal, en
der Taalstudie in de Nederlanden.
Nederlandsche Dicht- en Kunsthalle 9e annee, 9e livr.
444. Plettinck, L., De nederlandsche spelling in de zeventiende eeuw.
Ebenda 12e livr.
s. Nr. 2168.
ß) Lexikographie.
445. W o ordenbo ek der Nederlandsche taal. 3 E., 10. en 11. afl. (Ge-
moedelijk-geslepen) , bewerkt door M. de Vries en A. Kluyver. 's Grav.
en Leiden 1887, Nijhoff en Sijthoff (s. Bibl. 1886, Nr. 436).
446. Franck, Johannes, Etymologisch Woordenboek der Nederlandsche taal.
5. Afl. 5. (Krenk-Modde). 's Grav. 1887, Nijhoff (s. Bibl. 1886, Nr. 437).
Vgl. Noord en Zuid X, H. 3 (Vercoullie).
447. Verwijs, W. E., enJ. Verdam, Middelnederlandsch Woordenboek. IL
(Fortsetzung) s' Grav. 1887, Nijhoff (s. Bibl. 1886, Nr. 438).
Vgl. De Gids 51 (1887) S. 146-181 (Gallee); Noord en Zuid X, H. 3.
s. Gallee, Nr. 204.
448. Stallaert, K.. Glossarium van verouderde rechtstermen (s. Bibl. 1886,
Nr. 440). (Fortsetzung.) Leiden 1887, Brill.
449. Bauwens, E., Gebruik en oorsprong van het ontkennend en.
Het Beifort 1887, Dez. u. sep. 8. (24 S.) Gent, Leliaert, Siffer et Co. 0,75 fr.
450. Fruin, E., Over twee middelnederlandsche woorden (woesten, hevene).
Verslagen en Mededeel. der kon. Akad. van Wetensch. Afd. Lett. 3 R. IV,
S. 82—101.
451. Van Hamel, A. G., JDocsael.
De Nederl. Spectator 1887, 287 f.
452. Gittee, A., De princiepen der Namenvoorming.
De Toekomst VII S. Ire annee, Nov. u. Dec. 1887.
453. Buis, F. A. (A. N. J. Fabius), De Naardensche straatnamen en nog
wat. 8. Hilversum 1886, Gerardts en Co.
212 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
Mundarten.
454. Onze Volkstaal III, H. 3 u 4.
J. Cuypers, Jets over liet dialect van Neeritter (Limburg;, 8. 145 — 158; J.W.
Muller, Eene zestendeeeuwsche Gentsche Spelling- en uitspraakleer , S. 184
las 193; Alphabetische Woordenlijst van het Bargoensch (Dieventaal), S. 194 bis
199; H. Hoogenkamp, De volkstaal te Hoogezand (Groningen), S. 202—208.
455. Tuerlinck a? , J. F., Bijdrage tot een Hagelandsch Idioticon. Uitgave
der Zuidnederlandscke Maatschappij van Taalkunde. 8. (XXVIII, 758 8.)
Gent 1886, Hoste.
Vgl. Nd. Korrespondeuzblatt 12, 8. 15 f.
456. Molema, H.. Woordenboek der Groningscke Volkstaal in de 19de eeuw
(VIII. 583 S.) Wiusum 1887, J. C. Mekel. 5 fl.
457. Forijt mv net. Tydskrift utjown fen't selskip for Fryske tael en
skriftenkennisse 17e Boek. 8. Apeldoorn 1887, N. A. Hingst.
458. Joos, A., Schatten uit de volkstaal, eenige duizenden volksspreuken,
gerangschikt en verklaard. 8. (214 S.) Gent, Leliaert, Siffer et Co. 2,50 fr.
Vgl. Noord en Zuid X, 239—246 (A. Grittee \
459. Joos, A., Schatten uit de volkstaal. Beeldspraak verzameld door A. J.
3. deel. 8. (66 S.) Gent, Leliaert, Siffcr et Co. 1 fr.
s. Nr. 1017.
E. Englisch.
Bibliographie: Berliner Jahresbericht (oben Nr. 95), S. 204 — 223.
Bücherschau in der 'Anglia' (oben Nr. 115 f.) [für 1885 u. 1886]).
460. Elze, Karl, Grundriß der englischen Philologie, gr. 8. (VII, 363 S.)
Halle, Niemeyer. 8 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1535 f. (R. Wülker); Taalstudie 8, 339—348
(H. Logeman) ; Neuphilol. Centralblatt 1, 77.
461. Jellinghaus, H., das Englische in seinem Verhältniß zu den nieder-
ländischen, niederdeutschen und jütischen Mundarten.
Herrigs Archiv 78, 271 — 30G. — Vgl. Nd. Korrespondeuzblatt 12, 48.
«) Grammatik.
462. Sievers, ags. Grammatik (Bibl. 1886, Nr. 455).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 545 f. (R. Wülker); Lit. Blatt 1887, Sp. 112
bis 115 (Kluge).
463. Cosijn, altwestsäehsische Grammatik (Bibl. 1886. Nr. 456).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 283 (lt. Wülker). — Erklärung von Cosijn,
Lit. Blatt 1887, Sp, 43.
464. Körner, Einleitung (Bibl. 1886, Nr. 457).
Vgl. D. Lit. Ztg. 18S7. Sp. 573 (Napier) : Zs. f. d. österr. Gyranas. 1887, 381 f.
Hcinzel); Centralen trau f. d. Interessen d. Realschul wesens 1*87, 209 (Nölle).
465. Skeat, Walter W. , Principles of English Etymology. First Series :
The Native Element. 8. (XXXIV, 541 S.) Oxford 1887, Clarendon Press.
9 sh.
Vgl. Academy Nr. 816; Athenäum Nr. 3120; Taalstudie 8, 349-353 (W. S.
Logeman).
466. Baskervill. W. M. , An Outline of Anglo-Saxon Grammar, from the
Appendix of Harrisdn and Baskervill' s Auglo-Saxon Dictionary. With a list
of irregulär Verbs by A. Harrison. 8. (66 S.) New York and Chicago,
A. S. Barnes k Co.
IV. GERMANISCHE SPRACHEN. 213
467. Tonlmin Smith, Lucy, A Manual of the English Grammar and Lan-
guage for Self-help. (VIII, 163 S.) London et New York, Ward, Lock & Co.
Vgl. Englische Stadien 10, 482 (Vietor).
468. Meiklejohn, The English Language, its Grammar, History, and Li-
terature. Boston, New York and Chicago, Heath & Co.
469. Western Lautlehre (Bibl. 1885, Nr. 328).
Vgl. Lit. Blatt 1886, 411 ff. (A. Schröer) ; Englische Studien 10, 491—495
(Klinghardt).
470. Sweet, Elementarbuch (Bibl. 1886, Nr. 465).
Vgl. Zs. f. d. österr. Gymnasien 1887, 546 ff. (Brandl).
470\ Oliphant, the New English (Bibl. 1886, Nr. 466).
Vgl. Academy Nr. 766 (Bradley); Athenäum Nr. 3112; Modern Language x
II, 5 (Cook).
471. Morsbach, Lor.. über den Ursprung der neuenglischen Schriftsprache,
gr. 8. (X, 188 S.) Heilbronn 1888, Gebr. Henninger. 4 M.
472. Yietor, W., die älteste deutsch-englische und englisch-deutsche Gram-
matik (1686 — 1687).
Englische Studien 10, 361-366.
473. Sturmfels, A., der altfranzösische Vocalismus im Mittelenglischen.
Anglia 9, 551—581. — Fortsetzung zu Bibl. 1S85, Nr. 332.
474. Behrens, Beiträge zur Geschichte der französischen Sprache in Eng-
land (Bibl. 1886, Nr. 463).
Vergl. Franco-Gallia IV, 2; Nordisk Tidskrift for Filologie N. R. 8, 231—233
(Jespersen).
475. Storch, angelsächsische Nominalcompositiva (Bibl. 1885, Nr. 336).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 187.
476. Sattler, W., zur englischen Grammatik. VII. Plural.
Englische Studien 10, 255 — 274.
477. Fricke, Rieh., das altenglische Zahlwort, eine gramm. Untersuchung,
gi. 8. (64 S.) Erlangen, Deichert. 2 M.
s. Nr. _>J00a, 2215, 2227", 2230, 2245, 2255.
478. Syntax. — Einenkel, Eug. , Streifzüge durch die englische Syntax
unter besonderer Berücksichtigung der Sprache Chaucers. Mit einem Wörter-
buche von Wilh. Grote. gr. 8. (XXII, 296 S.) Münster, H. Schöningli.
4 M.
479. Kellner, Syntax des englischen Verbums (Bibl. 1885, Nr. 340).
Vgl. Zs. f. d. österr. Gymn. 1887, 550 (Brandl).
480. Harrison, J. A., The Anglo-Saxon Perfect Participle with liabban.
Modern Language Notes II, 6.
481. Wendt, G., der Gebrauch des bestimmten Artikels im Englischen. 4.
(29 S.) 1887. Progr. des Realgymnasiumn d. Joh. zu Hamburg, Nr. 674.
Herolds Verlag. 2,50 M.
482. Grondhoud, C, Predicative Adjectives and Adverbs of Manner.
Taalstudie VIII, 90—103.
483. Tolman, A., H. , The Laws of Tone-Color in the English Language.
Andover Review, März.
-. Nr. 217S, 2180, 2193 f.. 2200, 2239.
ß) Lexikographie.
484. Murray, Dictionary Part II (Bibl. 1885, Nr. 342).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 282 (R. Wülker) ; Englische Studien 9, 466 bis
468 (Sattler); Athenäuni Nr. 3108; American Journal of Philology 7. 4 (Garnett).
214 BIBLIOGRAPHIE VON 18S7.
484a. Murray, Dictionary Part III (Batter-Boz) Roy. 4 (VI u. S. 705 bis
1040) Oxford, Clarendon Press.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1348 (R. Wülker, ; Academy Nr. 779 (Skeat).
485. Toller, ,T. Northcote, An Anglo-Saxon Dictionary, based on the
Manuscript Collections of the late Joseph Bosworth. Part III (S. 577
bis 816, Hwi — Sar). Oxford, Clarendon Press. 15 sh.
486. Cosij n, P. J., heran.
Modern Language Notes II, 1.
487. Hart, J. M., Anglo-Saxonica.
Modern Language Notes II, 6. — c, (£; jehan.
488. Hart, J. M., Zu: Englische Studien 9, 88.
Engl, Studien 9, 496. — s. Bibl. 1885, Nr. 350 (ofergaegednis).
489. Bright, J. W., The Etymology of firmetton and frimäig.
The American Journal of Philolugy VIII, 4.
490. Mc. Elroy, J. G. R., The Etymology of 'wanniori .
Modern Language Notes II, 3.
491. Etymologien in 'The Acaderny' : 'Cälin' and 'Wheedle' (Mayhew,
M. Müller, Blind, Mac Allster, Hall, Nr. 788, 769, 770, 771, 772, 776,
778); 'Shire1 (Bradley, Zupitza, Nr. 778, 780, 783); 'BligH (Maylew,
Blind, Nr. 780 u. 781); 'CreeV (Mac Lean, Nr. 780); Etymological Notes
(Shire', 'Ceiling, 'Oxford', 'BurdinsecJc*, von Bradley, Nr. 783); cCeäing'
and 'Heilina' (Blind, Nr. 785); 'G-herkin' (Mayhew, Nr. 798); lCave m
(Mayhew, Wedgwood, Nr. 790, 806, 807, 808); 'Embelif (Toynbee,
Skeat, Gonino (Nr. 805, 808, 813;; 'Moni* in Shakespeare (Skeat, Ed-
munds, Nr. 808 u. 810); Preterite of cTo Collide1 (Zupitza, Nr. 873).
492. Transactions of the Philol. Society 1885 — 1887, part II: W. W.
Skeat, Notes on English Etymology; H. Wedgwood, On the deriva-
tions of 'cad'. llutlier\ <tedü ; W. W. Skeat, Report upon 'Ghost-words\
or words which have no real existence. — Aus : Berliner Jahresbericht
1887, XVI, Nr. 202 — 204.
Etymologien s. auch 203, 205, 207, 555.
493. Ten Bruggencate, K., Contributions to English Lexicography.
Taalstudie VIII, 147-1 53.
494. Sattler, V\\, englische Collectaneen.
Anglia 10, 168 — 184 u. 4i»9— 511. — ride, drive = fahren ; über das Geschlecht
im Neuenglischen (the sun, the tnoon).
495. Stoffel, C, Zu: Englische Studien IX, p. 343 (Astonish euphemistisch
gebraucht).
Engl. Studien IX, 485—187.
4 96. Stoffel, C, Had rather and analogous Phrases.
Taalstudie VIII, 216— 285.
497. Stoffel, C, Scriptural phrases used familiary.
Taalstudie VIII, 84—89.
498. Grondhoud, C, Doublets of Romance Origin.
Taalstudie VIII, 31 — 39, 160-170 u. 279—281.
499. Kocks, J., Rickets und Rhachitis.
Archiv f. Gynaekologie 27, 154—169; vgl. Romania 14, 619 (G. P.). — Etymo-
logie von the Rickets, frz. riquet (Kiquet ä la Houppe) abgekürzt aus dem Di-
minutiv Alheriquet.
VI. GERMANISCHE SPRACHEN. 215
500. Mackay, Ch., A Glossary of obscure words and phrases in the Wri-
tings of Shakespeare and his Contemporaries. Traced etymologically to the
ancient Language of the British People as spoken before the Irruption
of the Danes and Saxons. London, Sampson Low & Co. 21 sh.
501. Namen. — Hruschka, ags. Namenforschung (Bibl. 1886, Nr. 494).
Vgl. Engl. Studien 10, 178 f. (Kluge).
502. Morg an, Thomas, Handbook ofthe origin of the place-names in Wales
and Monmouthshire. Merthyr Tydfil.
Vgl. Athenäum Nr. 3122.
503. Embleton,D., A catalogae of place-names in Teesdale. Natural history
transactions of Northumberland, Durham and New-castle-upon-Tyne 11, 1.
Vgl. Athenäum Nr. 3122.
504. Maxwell; Studies in the Topography of Galloway. Edinburg, Douglas.
Vgl. Athenäum Nr. 3121 (Nr. 50-J— 504 aus: Berliner Jahresbericht 1887, XVI.
Nr. 218, 219 u. 222).
505. The Name 'Oxford', von Kerslake. Stevenson. Hoskyns - Abrahall,
Hall, Bradley. Addy, Evans (Academy Nr. 776, 778, 779, 782 [Oxford
and Tewkesbury], 783, 799, 800, 801, 802, 804).
506. Moberly, Isis-Thames-Oxford.
Academy Nr. 808.
507. Sibree, Thames' and Tharne'.
Academy Nr. 779.
508. Stevenson, The Name Eadric Streona'.
Academy Nr. 787.
509. The Surname 'ShaJcspere , von Bradley, Mayhew, Hall (Academy
Nr. 770, 774, 775, 776, 777).
510. B ritten and Holland, A Dictionary of English Plant Names. Part
III. London, Trübner & Co.
Vgl. Athenäum 3103.
y) Mundarten.
511. English Dialect Society. A Glossary of the Dialect of Almondbury
and Huddersfield, by the late A. Easther, edited by Th. Lees. — Glos-
sary of the Words in Use in South -West Lincolnshire, by R. E. Cole. —
Second Dialectical Report, May 1886 — May 1887, by A. J. Ellis.
512. Cunliffe, Henry. A Glossary of Rochdale — with — Rossendale words
and phrases. London, John Heywood.
Vgl. Athenäum Nr. 3095.
512\ Herefordshir e words and phrases by Prebendary navergal. Walsall,
Robinson.
Vgl. Academy Nr. 802 (M. G. Watkins). — (Nr. 512 f. aus: Berliner Jahres-
bericht 1887, XVI, Nr. 234 u. 236).
513. Richardson, J. , Cumberland Talk: Tales and Rhymes in the Dia-
lect. lst series. 2nd ed. 8. London, Carlisle.
514. Davidson, Th., Some unrecorded Scotch words.
Modern Language Notes II, 5.
515. Baumann, Heinrich, Londinismen — Slang u. Cant — . Alphabetisch
geordnete Sammlung der eigenartigen Ausdrucksweisen der Londoner Volks-
sprache, sowie der üblichsten Gauner-, Matrosen-, Sport- und Zuuftaus-
drücke. Mit einer geschichtlichen Einleitung und Musterstücken. Ein Supp-
lement zu allen englisch-deutschen Wörterbüchern, gr. 8. (CVI, 239 S.)
Berlin 1886, Langenscheidt. 4 M.
216 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
Vel. Englische Studien 10, 458—461 (Herford); Herrigs Archiv 79, 104—107
(Tanger) ; Blätter f. d. bayer. Gymnasiaiswesen 1887, 263 f. (Steinberger) ; Päda-
gogium 1887, 808—811 (Siepmann).
516. Bau mann, H., Philology and Literature of Slang. Vortrag. Deutsch
von 0. Siepmann.
Pädagogium 1887, S. 384—392.
517. Lienemann, Eigentümlichkeiten des Englischen in den Vereinigten
Staaten (Bibl. 1886, Nr. 511).
Vgl. Englische Studien 10, 498—500 (Schönbach).
518. Grierson, An English Gipsy Index.
The Indian Antiquary, 1887, Januar ff.
F. Nordisch.
Bibliographie: Berliner Jahresbericht (oben Nr. 95), S. 103 bis
108; 117 f. [für 1886].
a) Grammatik.
519. Wimmer, Ludw. F. A., die Runenschrift. Vom Verf. umgearb. und
verm. Ausg. Mit 3 Taf. u. Abbild, im Texte. Aus dem Dan. übers, von
F. Holthausen. gr. 8. (XXIV, 394 S.) Berlin, Weidmann. 14 M.
Vgl. Korrespondenzblatt d. Westdeutschen Zs. 6, Sp. 201 — 205 (Henning) ; Athe-
näum Nr. 3125.
520. Montelius, O., Runornas alder i Norden.
Svenska fornminnesföreningens tidskrift 6, 236 — 270.
521. Brate, E., Runverser.
Antiqvarisk tidskrift för Sverige 10, 1 — 4 (S. 1 — 320).
522. Schnippel, E., über das Runenschwert des k. historischen Museums
Dresden.
Berichte über die Verhandlungen der k. sächsischen Gesellschaft der Wissen-
schaften zu Leipzig 1887, H. 2 — 3.
523. Söderberg, Sv. , Runologiska och arkeologiska undersökningar pä
Öland sommaren 1884.
Antiqvarisk tidskrift för Sverige 9, 2.
524. Läffler, L. Fr., Om dopfunten i Akirkeby pä Bornholm.
Vitterhets Historie och Antiqvitets-Akademiens mänadsblad 1887, 13—15.
525. Hildebrand, H., Om dopfunten i Akirkeby pä Bornholm.
Vitterhets Historie och Antiqvitets-Akademiens mänadsblad 1887, 179 — 191.
526. Handelmann, H, der Runenstein von Gottorp.
K'.in spondenzblatt d. Gesammtvereins d. d. Geschichts- u. Alterthumsvereine
1887, 8. 118 f.
527. Lilien cron, R. v., ein Runenfund.
Allgem. Ztg. 1887, Beil. Nr. 221.
528. Kcmpff, K. Hj.. Bild — och runstenen i Ockelbo. 4. (XXII S. und
1 Tafel). Gefle 1887.
Vgl. Archiv f. Anthropologie 17, 384 f. (Mestorf).
529. Taylor, The Manae Runic Inscriptions.
Academie Nr. 771. — Dazu: VigfussoB, Nr. 772; Kermode und Taylor, Nr. 773;
Vigfu88on, Nr. 774; Taylor, Nr. 775; Dryden und Vigfusson, Nr. 776; Dryden,
Taylor and Kermode, Nr. 777; Walpole, Nr. 780, Dryden, Nr. 781.
530. Noreen, Ad., altnord. Grammatik (Bibl. 1886, Nr. 519).
Vgl. Modern Language Notes II, 3 J. M. Hart).
IV. GERMANISCHE SPRACHEN. 217
531. Noreen, Ad., De nordiska spraken. Kartfattad översikt (Översättning
af samme författares artickel „Scandinavian languages" i Encyclopaedia
Britannica, Bd. XXI), 8. (48 S.) Upsala 1887, Almqvist & Wiksell. 1 Kr.
Vgl. Finsk tidskr. 1887, 2 (H. Vendell).
532. Sievers, E., nordische Kleinigkeiten.
Paul u. Braune, Beiträge 12, 482 — 49). — 1. Unbetontes i und m; ' 2. Zur
Geschichte des inlautenden j.
533. Kock, Axel, Länga ändelsevokaler i det nordiska fornspraket.
Arkiv f. nord. Filologi 4, 87—94.
534. Kock, Axel, I — otnljudet och den samnordiska förlusten af ändelsevokaler.
Arkiv f. nord. Filologi 4, 141—162 u. 185.
535. Kock, Axel, Bidrag tili nordisk sprakhistoria.
Arkiv f. nord. Filologi 4, 163 — 185. — I. Det s. k. i-omljudet af y i de nor-
giska spräken ; II. det s. k. i - omljudet af ce (e) i de nordiska spräken ; III. öfver-
däng fran Ö tili ü i de östnordiska spräken ; IV. tili ljudutvecklingen fr an tenuis
tili media i forndanskan.
536. Kock, Studier öfver fornsvensk ljudlära (Bibl. 1886, Nr. 524).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 61 f. (Mogk) ; Anzeiger f. deutsches Alterthum
13, 249—251 (Heinzel).
537. Kock, A., Undersökningar i svensk sprakhistoria. 8. (112 S.) Lund
1887, Gleerup. 1,50 Kr»
538. Kock, Axel, Fornsvensk sprakforskning.
Nordisk Tidskrift for Filologi N. R. 8, 284—304. — 1. tili behandlingen av
brytningsdiftongen iu, io; 2. tili bruket av h; 3. spar av regelbunden växling
av former med och utan a-omljud; 4. dialektisk ljudutveckling e > ce framför,
dental; 5. Dativus plur. bestämd form; 6. Gen. sing, andces i fsv.?
539. Brate, E., Äldre Vestmannalagens ljudlära. S. (VI, 98 S.) Upsala 1887.
2 Kr. Upsala Universitets Arsskrift 1887.
540. r o r kel sson , Jon, Breytingar ä myndum vidtengingarhattar i fornnorsku
og fornislenzku. 8. (68 S.) Reykjavik 188 7, Jessen.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1602.
541. Hellquist, Elof, En kort redogörelse för Bellmans sprakbruk.
Arkiv f. nord. Filologi 4, 289—319.
542. Thors en, P. K. , En raekke fortidsformer og fortidstillasgsformer af
svagtbojede udsagnsord i dansk.
Opuscula philologica, Mindre afhandlinger, udg. af det philol.-hist. Samfuud
(S. 99—117), Kopenhagen, Klein.
542*. Broberg, S., Toneholdet i Dansk.
Blandinger til opiysning om dansk sprog, udg. af Universitets-Jubilseets danske
samfund 5, 286—325.
543. Ortografie (schwedisch). — Nystavaren. Tidskrift för rättskriv-
ningsfragor pä uppdrag av rättstavningssällskapet utjiven av Otto Hoppe.
H. 2 u. 3. Upsala, Almqvist & Wiksell.
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 128 f. (1. Heft, Burg).
544. Lyttkens u. Wulff, Svenska spräkets ljudlära och betäckningslära
(Bibl. 1886, Nr. 528).
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 342—344 (Klinghardt) ; Nord. Tidskrift for Filologi
N. R. 8, 75 — ~'.> (Jespersen); Phonetische Studien 1, H. 1 (Western).
544a. Lyttkens u. Wulff, Svenska spräkets beteckningslära i kortfatted
framställning. I. Regler för ljudbeteckningen tili undervisningens tjänst.
Lund, Gleerup. 25 Ore.
545. Tegner, Natur och onatur (Bibl. 1886, Nr. 539).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 128 f. (Burg).
GERMANIA. Neue Reihe. XXIV. (XXXVI.) Jahrg. 15
218 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
546. Tegner, Es., Göra kol pä eller göra kal pä? 16. (14 S.) Lund 1887.
Abdruck aus Lunds Weckoblad 1887, Nr. 128.
547. Lund eil, J. A., Olika ständpunkter.
Nordisk tidskrift för veteuskap, konst och industri 1887, 271 — 300. — Bespre-
chung der Arbeiten von Lyttkens- Wulff, Lundell, Tegner.
548. Groth, P. , Svensk og norsk retskrivningsliteratur fra den sidste tid.
Arkiv f. nord. Filologi 4, 320—334.
549. Knudsen, K. , Kortfattet redegjerelse for det dansk-norske malstraev.
Bilag til „Morgengryet". 8. (15 S.) Kristiania 1887. 0,20 Kr.
ß) Lexikographie.
Gering, Glossar zur Edda, s. Nr. 2271.
550. Fritzner, Ordbog over det gamle norske Sprog. H. 10 — 12 (hla<1 —
knakkr) [Bd. 2, S. 1 — 304] Kristiania 1887. ä 1,50 Kr.
551. Tkorkelsson, Pall, Dictionnaire Islandais-francais. I. Livr. A —
Alblindur. 4. Paris, Nilsson. 4 fr.
552. Sunden, D. A., Ordbok öfver svenska spräket. H. 3 (n, S. 65 bis
192). Stockholm 1887, Beckmann. 1,25 Kr.
553. Söderwall, K. F., Ordbok öfver svenska medeltidsspraket. H. 6. u. 7
(S. 353—504). Lund 1887. 9,50 Kr.
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 340-342 (A. Kock).
554. Kaikar, O., Ordbog til det aeldre danske sprog. H. 12 u. 13. (Bd. II,
272 — 336). Kopenhagen 1887. 2 Kr.
555. Liden, Evald, Om nagra germanska pronomen.
Arkiv f. nord. Filologi 4, 97 — 114. — isl.petta, ahd. dit , diz, a.s.thit, ags. pis;
got. -ü(h); nord. ■ — u(h).
556. Brate, Erik, schwedische Wortforschung.
Bezzenbergers Beiträge 13, 21—53. Göjeniunad; Bast, hingst; schwed. fredag
u. die urgerm. Verschärfung von j u. w; schwed. Kalfdans u. d. Flexion des
Participium Praesentis; Dualis in dem altscbwed. älteren Westinannagesetze ; das
Verbum göra.
557. Bugge, Sophus, Svensk Ordforskning.
Arkiv f. nord. Filologi 4, 115 — 140. — Nachträge zu Brätes Aufsatz (vor. Nr.
u. Abhandlung Nr. 539). — a. schwed. doctir; schwed. ekorre; schwed. flicka
og gösse.; a. schwed. freadagher; schwed. göjeniunad; a. schwed. husprea;
a. schwed. hwarti; schwed. hast; schwed. il , vi, altisl. ü, vi; jul ; schwed.
Kalfdans; a. schwed. sen, sin.
558. Kock, Axel, Nagra ordförklaringar.
Nordisk tidskrift for Filologi N. K. VII, H. 4.
Dan. fanden; schwed. havm, M'ürmessa, dyd-dylghior, bagn; isl. püstr.
559. Maurer, K., Vopn und Vokn.
Arkiv f. nord. Filologi 4, 284—288.
560. L äff ler, L. Fr., Fsv. agha (fd. ccghcp).
Arkiv f. nord. Filologi 4, 191 f.
An. Etymologien, s. Nr. 203, 205; ferner Nr. 2175.
561. Western, August, Om norske dobbeltformer.
Arkiv f. nordisk Filologi 4, 1—25.
562. Tamm, Fr., Fonetiska kännetecken pä länord i nysvenska riksspraket.
8. (82 S.) Upsala 1887. 1,50 Kr. Upsala Universitets Ärsskrift 1887.
563. Namen. — Stoylen, B., Norske dobenavne med deres betydning og
oprindelse. 8. (XVI, 112 S.) Kristiania 1887, Cammermeyer. 1,20 Kr.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, 8p. 1473 (Mogk).
IV. GERMANISCHE SPRACHEN. 219
564. Nordliuder, E. 0., Förteckuing öfver Lulesocknarnas person- ock
ortnamn. 8. (28 S.) Stockholm 1887.
Svenska landsmälen 6, 3.
565. Storm, Gustav, Om nordiske stedsnavne i Normandie.
Historisk Tidskrift (norsk), 2. R. VI, 236—251.
566. Lindal, P. J., Upplands ortnamn (Fortsetzung).
Upplands fornininnesförenings tidskrift 13.
567. Nordlander, J., Om Sil ock sei i nordländska ortnamn.
Svenska landsmälen 2, 6.
568. Nielsen, 0., Bidrag til Fortolkning af danske Stednavne. VI.
Blandinger til oplysning om dansk sprog, udg. af Universitets-Jubilseets danske
samfund 5. 326—346.
y) Mundarten.
569. Nyare Bidrag tili kännedom om de svenska landsmälen ock svenskt
folklif. Tidskrift utg. pä uppdrag af landsmalsföreningarna i Upsala, Hel-
singfors ock Lund genom J. A. Lundell. 27. u. 28. H. 8. Stockholm 1887.
Samson & Wallin. ä 4,50 Kr.
570. Noreen, Ad., Svensk folketymologi.
Nordisk tidskrift utg. af Letterstedtska föreningen 1887, 554 — 561.
571. Vendell, H., Bidrag tili svensk folketymologi.
Förhandlingar och uppsatser, utg. af Svenska literatursällskapet i Finland
1886/87, 154—179.
572. Vendell, H., Sydöstsvenska etymologier.
Förliandlingar och uppsatser, utg. af Svenska literatursällskapet i Finland
1886/87, 180—185.
573. Vendell, H., U-omljud af a i de sydöstsvenska dialekterna.
Förhandlingar och uppsatser utg. af Svenska literatursällskapet i Finland
1886/S7, 186—189.
574. Vendell, H. , Eunömälet. Ljud- ock formlära samt ordbok (Forts.).
8. (S. 65—154) Stockholm 188 7.
Svenska landsmälen 2, 3.
575. Olseni, N. , Södra Luggudemälets ljudlära. Akademisk afhandling.
8. (85 S.) Stockholm 1887.
Svenska landsmälen 6, 4.
576. Weiland, P., Göingen. Bygdemäl frän sydöstra delen af Vestra Göinge
härad. 16. (4 -f- 118 S.) Stockholm 1887, Bonnier. 1,25 Kr.
577. Fredrek pa Rannsätt, viser pä varmlanske tongmale. Gamle ä speller
nye ä sprett sprang nye 12. (142 S.) Stockholm, Norstedt & Söner. 1,50 Kr.
578. Svartengren, T. , Nö hört frä skogsbygda. Forste samlinga. 16.
(50 -f 2 S.) Gotenburg 1887. 0,50 Kr.
579. Sivle, P., Vossa-Stubba. Utgjevet av 'Det norske Samlaget . 8. (46 S.)
Kristiania 1887. 0,50 Kr.
580. Helsingfors landsmälförenings anvisning tili svenska dialektuppteck-
ningar.
Förhandlingar och uppsatser, utg. af Svenska literatursällskapet i Finland 1886/87,
150—153.
581. Feilberg, Bidrag til en ordbog over jyske almuesmal (Bibl. 1886,
Nr. 569) H. 2 u. 3. Kopenhagen, Klein.
15*
220 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
582. Kryger, J. K., Bidrag til nordsjaellandsk Lyd- og Bajningslsere.
Blandinger til oplysning om dansk sprog, udg. at' Universitets-Jubilseets danske
samfund 5, 347—397.
582\ Thorsen, P. K., fiprogarten pä Sejem 1. H. 8. Kopenhagen 1887. —
Universitets-Jubilreets danske Samfund H. 37.
V. Volkskunde.
583. Melusine III, 12 — 24.
584. Revue des traditions populaires, Bd. IL
585. Archivio per lo studio delle tradizioni popolari V, 3 — VI, 1.
Nr. 583—585 s. Bibl. 1886, Nr. 574—576. — Das Litteraturblatt für germanische
und romanische Philologie gibt jeweils eine vollständige Inhaltsangabe dieser
drei Zeitschriften.
586. Zeitschrift für Volkskunde, hrsg. von Edmund Veckenstedt. I. Bd.
gr. 8. (494 S.) Leipzig 1886, Dörffel. 15 M.
Enthält u. A.: E. Veckenstedt, Rübezahl, S. 1 — 18, 41—72; J. Zingerle,
Berchta-Sagen in Tirol, S. 260—262; E. Veckenstedt, Wieland der Schmied
und die Feuersagen der Arier, S. 263—270, 289—309, 329—344, 371—381;
E. Veckenstedt, die Höhlenzwerge von H. Carnoy, übersetzt, S. 409 — 412:
Julius Schmidt, Perehtenirlaube bei den Slovenen, S. 413 — 425; J. Zin-
gerle, Pilatus-See in Tirol, S. 426; J. Mähly, die Sonnenhelden der Mytho-
logie, S. 449 — 472; Alex. Kaufmann, Mythisches undSagenhaft.es aus Thomas
Cantipratanus, S. 227 — 230; Sagen aus der Provinz Sachsen, S. 19 — 22, 73 — 78,
178—181, 225—227, 310—313, 346-348, 382—387: R. F. Kaindl, Sagen aus
Ostgalizien und der Bukowina, S. 23—27, 79—80, 182—188; O. Knoop, pol-
nische Sagen (Das Glück von Edenhall), S.392; R. F. Kaindl, Märchen aus Ost-
galizien und der Bukowina (ruthenische), S. 25 — 27, 81—86. 183—188; lithauische
Märchen, S. 28—34, 87—93, 189-193. 230—239, 355-358; Harry Jannsen,
esthnische Märchen, S. 314 — 317; R. Treichel, Schwanke und Streiche aus
Westpreußen, S. 388—391, 427—429, 473 — 476; E. Veckenstedt, der Aber-
glaube aus der Provinz Sachsen, S. 35—37, 94— 100, 202 f., 239—241, 362 f.,
397 — 399, 435 — 437; R. Prexl, Besprechungsfonneln der Rumänen in Sieben-
bürgen, S. 194 — 201; O. Knoop, deutscher und polnischer Aberglaube aus der
ProviDz Posen, S. 483 — 485.
587. Am Urds-Brunnen, Band 4 u. 5, Jahrg. 6.
Enthält q. A. : Nr. 1: Höft, F., Mythologische Streifereien (Forts. Nr. 2, 5,
6, 7); Carstens, H., Kinderspiele; Höft, F., Bemerkungen zur Königstochter
im Thnrm (Kinderspiel, dazu Carstens, Nr. 4 u. 9); Nr. 2: Saubert, des
deutschen Volkes Weihnachtsbaum: die Sternsinorer; Nr. 3: Knoop, O. , die
deutsche Walthersage und die polnische Sage von Walther und Helgunde (Schluß
in Nr. 4); Schulenburg, W. v., die Mittagsstunde; die Mittagsstunde als
Geisterstunde; Horns, der Feuermann; Nr. 6: Trog, C, Friedrich der Große
in der Sage (Schluß in Nr. 7); Nr. 8: Frahm, L. , Wiben Peter, de ditmar-
scher Landes Viendt; Carstens, H., das Beekenbrennen; Nr. 9 : Freytag, L.,
Hexenwesen und Hexensagen in den Alpen (Schluß in Nr. 10); Nr. 10: Car-
stens, H., Ditmarscher Märchen (Forts, in Nr. 11 u. 12); Nr. 11: Kinder-
Aberglauben in Ditmarschen; Nr. 12: Zur Entstehung und Bedeutung der
Mäusetlmrmsa^e. — In den 'Kleinen Mittheilungen': Kinderlieder, Heilsprüche,
Gebräuche u. dgl.; Abergläubisches aus Schlesien (von E. Küster).
588. Ethnologische Mittheilungen aus Ungarn. Redigiert und herausgeg.
von Anton Herr mann. I. Jahrg., 1. Heft. Budapest 1887, Selbstverlag
der Redaction.
Enthält u. A.: Beiträge zur Vergleichung der Volkspoesie: 1. Und wenn der
Himmel war' Papier. 2. Liebesprobe. 3. Liebe wider Freundschaft. 4. Vergif-
tung. — S.Weber, das geistliche Weihnachtsspiel unter den Zipser Deutschen.
V. VOLKSKUNDE. 221
589. K QVJltdd i a. Recueil de documents pour servir ä l'ötude des tradi-
tions populaires. Vol. III. 8. Heilbronn, Henninger (s. Bibl. 1885, Nr. 631).
Mythologie.
590. Steinthal, H., Mythos, Sage, Märchen, Legende. Erzählung, Fabel.
Zs. f. Völkerpsychologie u. Sprachwissenschaft 17, 113 — 139, 232 u. 351.
591. Lang, la Mythologie (Bibl. 1886, Nr. 582).
Vgl. Revue des questions historiques 1887, 633; Allgem. Ztg. 1887, Beil. Nr. 291
(Gustav Meyer).
592. Lang, A., Myth, Ritual, and Religion. 2 Vols. S. (720 S.) London
1887, Longman. 21 sh.
Vgl. Academy Nr. 808; Athenaeum Nr. 3127.
593. Crabb, George, The mythology of all Nations. New. ed. 8. London,
Blackwood.
594. Bradke, P. v.. Dyäus Asura, Ahura Mazda und die Asuras. Studien
auf dem Gebiete alt-indogermanischer Religionsgeschichte. 8. (XX, 128 S.)
Halle 1885, Niemeyer. 3,60 M. (vgl. Bibl. 1887, Nr. 589tt).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 105—107 (Wi.).
595. Kuhn, Herabkunft des Feuers (Bibl. 1886, Nr. 594).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 2 f. (E. H. Meyer); Lit. Blatt 1887, Sp. 344—346
(Mogk); N. philol. Rundschau 1887, 320.
s. Nr. 601.
596. Meyer, Elard Hugo, indogermanische Mythen. II. Achilleis. gr. 8.
(VIII, 710 S.) Berlin 1887, Dümmler. 14 M.
Vgl. Zs. f. Volkskunde 1, 438—441 (Brauns).
597. Meyer, Elard Hugo, Homer und die Ilias. gr. 8. (VII, 258 S.) Berlin
1887, Oppenheim. 4,50 M.
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 1239 f. (Gemoll).
598. Schwartz, W., der Blitz als geometrisches Gebilde nach prähistorischer
Auffassung, in :
Festschrift zum fünfzigjährigen Jubiläum des naturwissenschaftlichen Vereins
der Provinz Posen 1837 — 1887.
599. Haberlandt, M., Indogermanica. I. Kleine Beiträge zur indogermani-
schen Sagen- und Kulturgeschichte.
Mittheilungen der anthropolog. Geselle eh. zu Wien 1886, H. 1. (1. Kyklops.
2. Die indische Fluthsage. 3. Kannten die Indogermanen das Gold?)
600. Baynes, Herbert, The Eranian origine of the Teutonic Concept of
Deity.
The Babylonian and Oriental Recovd I. Nr. 6.
601. Goblet d'Alviella, histoire religieuse du feu. 12. (109 S.) Verviers,
Gilon. 0,60 fr.
s. Nr. 595 ; Feuersagen s. Nr. 586.
602. Van den Gheyn, J., recents travaux de mythologie comparee.
Precis historiques 1887, Nr. 5.
603. Anders on, R. B., Nordisk Mythologi. Oversaättelse efter Originalens
fjerde Oplag ved Fr. Winkel Hörn. 8. (XIII, 480 S.) Kristiania 1886/87,
Cammernieyer. 6 Kr.
604. Rydberg, Undersökningar (Bibl. 1886, Nr. 599).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 757 f. (Sehlrs.); Lit. Blatt 1887, Sp. £05 — 507
(Mogk): Anzeiger f. d. Alterthum 14, 55 — 70 (E.H.Meyer); Nord, tidskrift utg.
af Letterst. fören. 1887, 241—257 (H. Hildebrand).
222 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
605. Simrock, Karl, Handbuch der deutschen Mythologie mit Einschluß der
nordischen. 6. durchges. Aufl. gr. 8. (XII, 643 S.) Bonn, Marcus. 9 M.
606. Hahn, Odin und sein Reich (Bibl. 1886, Nr. 601).
Vgl. Zs. f. d. Gymnasialwesen 1867, 629 — 631 (Boetticher); Blätter für literar.
Unterhaltung 1887, I, 298 (Mähly); Magazin f. d. Litteratur des In- und .Aus-
landes 1887, 537-539, 556— 558 u. 568— 572 (Blind); Academy Nr. 801 (Blind);
Centralorgan f. d. Interessen d. Realschulwesens 1887, 810 — 813 (Bindewald).
607. Schmidt, F., der Götterhimmel der Germanen. 12. Wittenberg, Her-
rose. 1,60 M.
Vgl. Zs. f. d. Gymnasialwesen 1887, 152 — 154 (Boetticher).
608. Schullerus, A., zur Kritik des altnordischen Valhollglaubens.
Paul und Braune, Beiträge 12, 221 — 282 und separat, 8. (51 S.) Leipziger
Dissertation 1887. — Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 289 — 292 (Mogk); Siebenbürg.
Korrespondenzblatt 10, 24.
609. Mogk, E., Bragi als Gott und Dichter.
Paul u. Braune, Beiträge 12, 383—392.
610. Leygh, Edward F., Odins Name Sanngetal.
Modern Language Notes II, 4.
611. Hofmann-Wellenhof, P. v., zur Geschichte des Arminius-Cultus in
der deutschen Litteratur. I. u. II. Theil. 8. (52 S.) Programm d. Staats-
oberrealschule zu Graz, 1887.
612. Knapp ert, L. , de beteekenis van de wetenschap van het Folklore
voor de godsdienstgeschiedenis onderzocht en aan de Holda-Mythen ge-
toetst. gr. 8. (XII, 272 S.) Amsterdam, Center. 1,90 fl.
613. Gaidoz, le dien gaulois du soleil (Bibl. 1886, Nr. 603).
Vgl. Lit. Cenlralblatt 1887, Sp. 724 f. (Wi.) ; Zs. f. Völkerpsychologie U.Sprach-
wissenschaft 17, 227—232 (Steinthal) ; Academy Nr. 774 (Elton).
614. Siebourg, de Sulevis (Bibl. 1886, Nr. 605d).
Vgl. D. Lit, Ztg. 1887, Sp. 674 f. (Wissowa); Philol. Anzeiger 1887, 191-194
(Johannes Schmidt); Jahrbuch d. Vereins f. Alterthumsfreunde im Rheinlande
82, 155—157.
615. Ihm, Max, der Mütter- oder Matronencultus und seine Denkmäler. Mit
3 lithogr. Tafeln u. 19 Textabbildungen. 8. (200 S.) Bonn 1887, Sonder-
abdruck aus den 'Bonner Jahrbüchern Heft 83, S. 1 — 201.
Vgl. Korrespondenzblatt der Westdeutschen Zs. 6, Sp. 281 — 283 (Siebourg).
616. Friedrichs, Carolus, Matronarum monumenta collegit. 8. (46 S.)
Bonner Dissert. 1886.
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 1651 f. (Wissowa); Westdeutsche Zs. 6, 279—285
(Siebourg).
617. Meyer v. Knonau, G., St. Martins- und Michaelskirchen.
Anzeiger f. Schweiz. Gesch. 1887, 1C9.
618. Stubenvoll, St. Martin im Volksglauben. Eine culturhistorische Studie.
Neue Züricher Ztg. 1887, Nr. 314.
619. Goette, Rudolf, die Schwertrune und der Schwertgott.
Am Urds-Biunnen Bd. 5, Jahrg. 6, Nr. 12.
620. Hoffmann, F., Nachklänge altgermanischen Götterglaubens im Leben
und im Dichten des deutschen Volkes. 4. (S. 22 — 32). 1887. Programm
des Realgymnasiums zu Gera, Nr. 659.
s. Heldensage Nr. 720 ff.
621. Schücking, Lothar, Überreste alter Zeiten.
Jahresbericht des Westfälischen Provinzial-Vereins für Wissenschaft und Kunst,
1886. — Darin Mythologisches.
V. VOLKSKUNDE. 223
622. Sloet, L. A. J. W. , De eueren in het Germaansche volksgeloof en
volksgebruik. I. 8. (185 S.) 's Hage 1887, Nijhoff, 1,90 fl.
622a. Nagele, Anton, der Schlangen-Cultus.
Zs. f. Völkerpsychologie u. Sprachwissenschaft 17, '264 — 289.
622b. Schweb el, Ose., Tod u. ewiges Leben im deutschen Volksglauben,
gr. 8. (VII, 388 S.) Minden, Bruns. 5,50 M.
Vgl. Blätter f. literarische Unterhaltung 1887, II, 711 ff.
623. Büdinger, Max. Zeit und Schicksal bei Römern und Westariern. Eine
universalhistorische Studie. Wiener Sitzungsber. Bd. 113, H. 2 u. separat.
Lex. -8. (33 S.) Wien, Gerold's Sohn in Comin. 0,60 M.
624. Osterhage, G., Anklänge an die germanische Mythologie in der alt-
französischen Karlssage.
Zs. f. roman. Philologie XI, H. 1 u. 2.
625. Krauß, Frdr. S. , Sreca. Glück und Schicksal im Volksglauben der
Südslaven. Aus 'Mittheil. d. Anthropolog. Gesellsch. in Wien'. 8.(197 S.)
Wien 1886, Holder in Comm. 4 M.
Vgl. Literar. Centralblatt 1887, Sp. 887 f.
Märchen und Sagen.
626. Hertz, Spielmannsbuch (Bibl. 1886, Nr. 613).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 729 f. (Schwan ; Journal des Savants 1886, 748;
Revue des traditions populaires 2, 188 (Gitte'e); Allg. Ztg. 1886, Beil. Nr. 8.
627. Warnke, Marie de France (Bibl. 1885, Nr. 434).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 716 f. (Morf) ; Revue de Tinstruction publique 3.
Nr. l; (Bibl. 1885, Nr. 443, ist statt 'Lit. Centralbl. 1885' 'Lit. Blatt 1886* zu
lesen).
628. Thiermärchei). — Reißenberger, K., zur Herkunft der sieben-
bürgisch-sächsischen Thiermärchen.
siebenbürg. Korrespondenzblatt 10, S. G f.
62 9. Krohn, W., Bär (Wolf) und Fuchs, eine nordische Thiermärchenkette.
Vergleichende Studie. Aus dem Finnischen übersetzt von Oscar Hackmann.
Helsingfors 1888, Druckerei der finnischen Litteraturgesellschaft.
Vgl. Zs. f. Volkskunde I, 204—206 (A. Schlossar).
630. Andree, Richard, Swinegel und Hase.
Verhandl. d. Berliner Gesellschaft für Anthropologie , Ethnologie und Urgesch.
1887, 340 — 342 n. 674 f.
631. Fischer, L. H., es gieng ein Mann im Syrerland'.
N. Jahrb. f. Philol. und Pädagogik 136, 628. — Mann in der Grube.
s. Nr. 7.
632. Mus aus, J. K. A., Volksmärchen der Deutschen. Für die Jugend
ausgewählt und bearbeitet von M. W. G. Müller, gr. 8. (IV, 352 S.)
Stuttgart, Thienemann. Prachtausg. 6 M. ; billige Ausg. 4 M.
633. Musäus, J. K. A., Volksmärchen der Deutschen. Auswahl, bearb. von
Heinrich Meißner. 2 Bändchen in 1 Bd. 12. (III, 152 u. III, 184 S.)
Halle 1886, Hendel. 1 M.
634. Musäus, Volksmärchen. 3 Bdchn. 16. (132, 102 u. 132 S.) Leipzig,
Bibl. Institut. 0,60 M. Meyers Volksbücher Nr. 225—230.
224 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
635. Bech stein, L., neues deutsches Märchenbuch. 49. Ster.-Aufl. Volks-
ausg. Mit 1 Titelkupfer in Tondr. und 50 Holzschn. nach Originalzeichn.
von L. Weinmayer. 12. (VI, 271 S.) Wien, Hartleben. 1,20 M.
636. Lausch, Ernst, das Buch der schönsten Kinder- und Volksmärchen,
Sagen und Schwanke. 17. gänzlich umgearb. Aufl. Mit 7 5 in den Text
gedr. Abild. u. 6 Buntb. gr. 8. (VI, 26S S.) Leipzig 1888, Spamer. 2 M.
637. Schalk, Gustav, die schönsten Märchen, Sagen und Schwanke. Aus-
gabe A, 2. Aufl. gr. 8. (304 S.) Kreuznach, Voigtländer. 2,50 M. —
Ausgabe B, gr. 8. (160 S.) Ebenda. 1,50 M.
638. Müldener, R. , das Buch der schönsten Märchen aller Völker. Ein
Märchenstrauß zu Nutz und Vergnügen der Jugend gesammelt u. gereiht.
Mit 49 Abbild. 2 Tonb. u. 5 bunten Bildern. 2. Aufl. gr. 8. (VIII, 347 S.)
Leipzig. Schwetschkes Verlag. 4 M.
639. Seyppel, C. M., deutsche Märchen mit Bildern f. Jugend und Volk,
gr. 8/(187 S. m. 7 Chromolith. ) Düsseldorf, F. Bagel. 4,50 M.
640. Hirsch mann, J., Märchenstrauß. Eine Sammlung v. schönen Märchen.
Sagen und Schwänken. Ster.-Aufl. gr. 8. (IV, 272 S.) Berlin 1886, Winckel-
mann & Söhne. 3 M.
641. Braun, GL, Märchenkranz. Eine Auswahl der beliebtesten und volks-
tümlichsten Märchen in Bearb. f. d. Jugend von und nach den besten
Erzählern. 3. Aufl. gr. 8. (300 S.) Leipzig, Oehmigke. 3 M.
642. Blüthgen, V., der Märchenquell. Eine Auswahl der schönsten Märchen
aus aller Welt, f. die Jugend gesammelt. Mit 70 in den Text gedruckten
Holzschn. Tllust., 8 Tonbild. u. 8 buntf. Lith. nach Originalzeich, von W.
Friedrich, P. Thumann , L. Richter, O. Pletsch u. A. 8. (VIII, 336 S.)
Leipzig, Abel. 5 M.
643. Wislocki, H. v., Märchen und Sagen der Transsylvanischen Zigeuner.
Berlin 1886, Nicolai.
Vgl. Zs. f. Ethnologie 19, 95 f. (Schwartz); Centralorgan f. d. Interessen des
Realschulwesens 1887, 139 (Freytag).
644. Poestion, lappländische Märchen (Bibl. 1886, Nr. 635).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 925—927 (V. Thomsen).
645. Schreck, Emmy, finnische Märchen, übersetzt, mit einer Einleitung
von Gustav Meyer, gr. 8. (XXXII, 244 S.) Weimar 1887, Böhlau. 4,60 M.
Vgl. D. Lit. Ztg. 1877, Sp. 925 — 927 (V. Thomsen); Archivio per lo studio
delle traditioni popolari VI, 1 (Pitre).
646. Wirth, Max, Perlen deutscher Sagen. Eine Auswahl der vorzüglichsten
Sagen aus der Geschichte und dem Volksleben. 8. (160 S. m. 4 Chromo-
lith.) Reutlingen, Bardtenschlager. 1,80 M.
647. Ulbricht, E., Erzählungen aus der Geschichte und Sage des Mittel-
alters. Mit einem Abrisse der german. Mythologie. 8. (114 S.) Dresden
1888, Höckner, 1 M.
648. Schoene, G., griechische, römische, deutsche Mythen und Sagen f.
den Unterricht in den unteren und mittleren Classen höherer Schulen.
8. Aufl. 8. (63 S.) Leipzig, J. Baedeker. 0,50 M.
649. Birlinger, A., Sagen.
Alemannia 15, 126—130.
V. VOLKLSKUNDE. 225
650. Birlinger, A., Sagen aus der Zeit des dreißigjährigen Krieges.
Alemannia 15, 70 — 73.
651. Cosquin, contes populaires de Lorraine (Bibl. 1886, Nr. 654).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 418 f. (Vambagen); Zs. f. vergl. Literaturgeschichte
uud Renaissancelitteratur N. F. 1, 102—107 (v*. Weilen); AUgem. Ztg. 1887,
Beil. 291; Modern Language Notes II, Nr. 4(Crane); Academy Nr, 788 (Lan g) :
Melusine III, '289 ff. (Gaidoz) ; Archivio per lo studio delle traditioni popolari
VI, H. 1 (La Via-Bonelli) ; Revue des traditious populaires I, 390 (Sebillot);
Annales de l'Est 1, 500—511 (G. Cousin).
652. Stern, A. . einige Bemerkungen über die sogenannte Brennwald'sche
Chronik und ihre Darstellung der Sage vom Herkommen der Schwyzer,
sowie der Entstehung der Eidgenossenschaft.
Jahrb. f. Schweiz. Gesch. 12. Bd.
653. Wickart, A. , Zugerischer Sagenkreis VI: Die Ritter am Morgarten.
Zugerisches Neujahrsblatt 1887.
654. Gempeler, D. , Sagen und Sagengeschichten aus dem Simmenthai.
2 Bdchn. 8. (228 S.) Thun, Stämpfli. 8 frs.
655. Denier, Anton, die Lazariterhäuser und das Benedictinerinnen-Kloster
in Seedorf. — Anhang a: die älteste Fassung der Sage über die Grün-
dung von Seedorf.
Jahrbuch f. Schweiz. Geschichte 12.
656. Berger, Sigmund, Geschiebte und Sage der österr.-ungar. Monarchie.
Xeu-Rausnitz 1886, Selbstverlag des Verfassers.
Vgl. Blätter f. lirer. Unterhaltung 1887, I, 187 |A. Schlossar).
657. Gloning, Alois, oberösterreichische Volkssagen. 8. (VIII, 112 S.)
Peuerbach 1884 (Wien, Sallmayer). 0,80 M.
658. Rappold, J., Sagen aus Kärnten. Zusammengestellt und theilweise
neu erzählt. 8. (XIV, 266 S.) Augsburg, Amthor. 3 M.
Vgl. Centralorgan f. d. Interessen d. Realschulwesens 1887, 810 (Freytag).
659. Jaksch, A. v., über die Marienstatue Maria Flamin.
Carinthia 76. Jahrg. — Nach der Besprechung in den Mittheilungen d. Vereins
f. Geschichte der Deutschen in Böhmen 26, Beilage S. 15 ein Beitrag zu den
in Kärnten heimischen Türkensagen.
660. Friedrich, Sagen und Gebräuche aus dem Paznaunthale.
Gartenlaube 1887, Nr. 1, 2.
661. Della Torre, K. W. v., die Drachensage im Alpengebiet.
Zs. d. deutschen u. österr. Alpenveieins 1887, 208 — 226.
662. P audier, A., Sagen u. Märchen, Umdichtungen. 2. Aufl. Wien 1887.
Vgl. Mittheilungen der Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen 26,
Beilage S. 34.
663. Taub mann, J. A. (A. v. Schützenau), Märchen u. Sagen aus Nord-
böhmen. Aus dem Volksmunde gesammelt, gr. 8. (VII, 85 S.) Reichenberg,
Fritsche. 1,20 M.
Vgl. Mittheilungeu des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen 26.
Beilage 8. 37.
664. Mittheilungen des Nordböhmischen Excursions-Clubs, 10. Jahrg.
Darin: Stellzig, vier Volkslieder; Hochfei d , drei Sa^en aus dem Niederlande :
Seifert, Mittheilung über das Jagen des wilden Mannes in Schluckenau;
Paudler, über die deutsch - böhmischen Ortsnamen; Nordböhmische Local-
sagen XIII; Just, Dialektisches III.
665. Wilhelm, Franz, Sagen aus dem westlichen Böhmen.
Mittheilungen des Vereins f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen 26, 215 — 217.
226 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
666. Thomas, Ferdinand, Sagen über Friedland und Umgebung.
Mittheilungen d. Vereins f. Geschichte d. Deutschen in Böhmen 26 , 110 — 113
u. -217—220.
667. Sagen aus dem Egcrlande.
Kalender f. d. Egerland, 5. Jahrgang.
667\ Sagen aus dem Egerlande.
Egerer Jahrbuch, 18. Jahrg.
668. Müller, siebenbürgische Sagen (Bibl. 1886, Nr. 653).
Vgl. Blätter f. liter. Unterhalt. 1887, I, 189 (A. Schlossar).
669. Köhler, J. A. E.( Sagenbuch des Erzgebirges, gr. 8. (XXVI, 624 S.)
Schneeberg 1886, Godesche. 5 M.
670. Klose, Max. Führer durch die Sagen- und Märchenwelt des Kiesen-
gebirges. 8. (VIII, 164 S.) Schweidnitz 1887, Brieger u. Gilbers. 2 M.
671. Klose, Max, Führer durch die Sagen- und Märchenwelt d. Grafschaft
Glatz. 8. VIII, 118 S.) Schweidnitz, Brieger & Gilbers. 2 M.
672. Ho haus, die Sagen der Grafschaft Glatz (Fortsetzung).
Vierteljahrs-Schrift für Geschichte und Heimatskuude d. Grafschaft Glatz VI,
Heft 1, 2 und 3.
673. Jentsch, H., eine Nixsage aus Guben. — Weineck, der Goldwagen
im Mochower-See. Sagen vom Schwielochsee.
Mittheilungen der Niederlausitzer Gesellschaft f. Anthropologie u. Urgeschichte
:;. 116—152 (Aus: Berliner Jahresbericht 1887. X, Nr. 143).
674. Gillwald, Albert, Thüringen in Geschichte und Sage. 8. (134 S.)
Eisenach 1887, Bacmeister. 0,75 M.
675. Hülße, F., Sagen der Stadt Magdeburg, gr. 8. (IV, 774 S.) Magde-
burg, Rathke. 8 M. (s. Bibl. 1886, Nr. 668).
67 6. Größler, Nachlese von Sagen und Gebräuchen der Grafschaft Mans-
feld und ihrer nächsten Umgebung.
Blätter d. Vereins f. Gesch. u. Alterthümer der Grafschaft Mansfeld, Jahrg. 1.
677. Leibrock, Gust. Ad., Sagen des Harzes. 3. Aufl. 8. [III, 152 S. mit
'_' Illust. Quedlinburg, Vieweg. 2,50 M.
678. Brüning, F., historische Fernblicke vom Astenberge.
Zs. f. vaterläud. Geschichte 45, Paderborner Abtheilung, S. 3 — 89. — Darin
histor. Sagen.
679. Lesimple's Erinnerungen an den Rhein in Sagen und Geschichte,
Mit Illustrationen von C. Hohe, Schlickum u. Foltz. 2. verin. Aufl. 8.
(VI, 188 S.) Leipzig, Lesimple. 2,25 M.
680. Lesimple, le Rhin. Guide, histoire et legendes. 8. (VI, 76 u. VIII,
146 S.) Leipzig, Lesimple. 4 M.
680a. Lesimple, le Rhin. Son histoire et ses legendes. Traduit de l'alle-
mand par E. Stäche. 8. (VIII, 146 S.) Leipzig, Lesimple. 2,25 M.
681. Sauer, zur Schönauer Reimsage (zu Bibl. 1884, Nr. 548).
Annalen des Vereins für Nassauische Alterthumskunde 20, 37.
682. Stolz, P. , die Sagen der Eifel, nebst anderen deutschen Sagen und
Märchen. 8. 'IV, 146 S.) Aachen 1888, Barth. 1 M.
6S3. Pauls, Fürstensagen in Aachen und seiner Umgebung.
Mittlitilungen des Vereins für Kunde der Aachener Vorzeit, Jahrg. 1, H. 1.
684. Haase, Karl Ed., Volkstümliches aus der Grafschaft Ruppin und
Umgegend, gesammelt und herausgegeben. I. Sagen, gr. 8. (XII,. 126 S.)
Neu-Ruppin 1887, Petrenz.
Vgl. Centralblatt für die Interessen des Realschulwesens 1887, 415 f. (Freytag).
V. VOLKSKUNDE. 227
685. Jahn, Volkssageu aus Pommern (Bibl. 1886, Nr. 680).
Vgl. Anz. f. d. Alterthum 13, 41—53 (Laistner).
686. Jahn, U., das Volksmärchen in Pommern.
Nd. Jahrbuch 12, 151 — 161 und Monatsblätter, herausgeg. von der Gesellsch.
für Pommersche Geschichte und Alterthumskunde 1887, Nr. 8 u. 9.
687. Eine Sage aus Rügen.
Monatsblätter, herausgeg. von der Gesellsch. für Pommersche Geschichte und
Alterthumskunde 1887, Nr. 12.
688. Haas, zwei Volkssagen aus dem Dorfe Zudar a. R.
Monatsblätter , herausgeg. von der Gesellsch. für Pommersche Geschichte und
Alterthumskunde 1887, Nr. 7.
689. Knoop, 0., Volkssagen und Erzählungen aus der Provinz Posen.
Zs. der histor. Gesellsch. für die Provinz Posen II, H. 1/2.
690. Frischbier, H., der Konopka-Berg. Masurische Sage.
Altpreußische Monatsschrift 24, 49 — 59.
691. Carstens, H., der goldene Ring (Sage).
Onze Volkstaal III, 179 f.
692. Glaser, E., die Sagen über den Haselnußstrauch.
Wissenschaftliche Beilage der Leipz. Ztg. 1887, Nr. 104.
693. Seelisch, Adolf, zur Sagen- und Legenden-Litteratur.
Zs. f. d. Philo!. 19, 114 — 119. — Tod des Kaisers Julian, Kaiserchronik 10957
bis 11148 (Maßm.); zu Thomas Wright, *a selection of latin stories' ; Grimm,
Myth.4 II, 574.
Sagen s. auch Nr. 587, 595, 780, 791, 811.
694. Liebrecht, Felix, einige Beiträge zur Geschichte der Frauen.
Germania 32, 493—507.
695. Wlislocki, H. v., von den drei Frauen.
Germania 32, 442 — 451.
696. Alexandersage. — Paul Meyer, Alexandre le Grand (Bibl. 1886,
Nr. 687).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 462 f. (Ansfeld); D. Lit. Ztg. 1887, 8p. 1730
bis 1732 (E. Schröder); Anz. f. d. Alterthum 13, 223—231 (Kinzel); Zs. für
vergl. Literaturgeschichte I (Golther); Melusine 3, 334 (H. G.) ; Giornale storico
della letteratura italiana IX, H. 1 (Wesselofsky); Academy Nr. 775 (Saintsbury).
697. Amor und Psyche. — Adlington, William, The most pleasant and
delectable tale of the marriage of Cupid and Psyche, with a discourse
on the fable by Andrew Lang. (LXXXVI, 65 S.) London, Nutt.
697 a. Taylor, Cox und Nutt, The myth of Cupid and Psyche.
Academy Nr. 789, 790, 791 u. 792. — Nr. 697 f. aus: Berliner Jahresbericht
1887, X, Nr. 36 f.
698. Barlaam, von Zotenberg (Bibl. 1886, Nr. 688).
Vgl. Revue de Thistoire des rel;gions 15, 94 — 107 (J. Halevy).
699. Wlislocki, H. v., Armenisches und Zigeunerisches zu 'Barlaam und
Josaphat .
Zs. für vergl. Litteraturgeschichte 1. 462 — 470.
700. Bertasage, von Feist (Bibl. 1885, Nr. 512).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1236.
s. Nr. 586.
701. Dagobert. — Albers, J. H., König Dagobert der elsässische Sagenheld.
Allgem. Ztg. 1886, Beil. Nr. 216.
702. Schaeffer, M., le roi Dagobert en Alsace.
Revue des traditions populaires II, Nr. 5.
703. Don Juan, von H. Morf.
Die Nation 1887, Nr. 22 u. 23.
228 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
704. Engel, Karl, die Don Juan-Sage auf der Bühne. Zur 100jährigen Feier
der ersten Aufführung von Mozarts rDon Juan" am 29. Oct. 1887. Mit
einem Anhang. 8. (265 S.) Dresden, Pierson. 3,50 M.
705. Engel, Karl, zwei Capitel aus der Geschichte der Don Juan-Sage.
Zs. für vergl. Literaturgeschichte 1, 392 — 406.
706. Eginhard und Emma. — Varnhagen. Hermann, Eginhard und Emma.
Eine deutsche Sage und ihre Geschichte.
Archiv für Literaturgeschichte 15, 1 — 20 u. 449—451.
707. Elfride, s. Erich Schmidt, Charakteristiken, Nr. 1589.
Eulenspiegel. — Crecelius, Wilhelm, zwei Grabschriften auf Eulen-
spiegel.
Archiv für Litteraturgeschichte 15, 333 f.
708. Ewiger Jude. — Gas sei, Paulus. Ahasverus. Die Sage vom ewigen
Juden. Eine wissenschaftliche Abhandlung. Mit einem kritischen Protest
wider Ed. v. Hartmann und Adolf Stöcker. Neue (Titel-) Ausgabe, gr. 8.
(70 S.) Berlin 1885, Kühl. 1 M.
709. Faust. — Mountfords Faustus , von Francke (Bibl. 1886, Nr. 690b).
Vgl. 1). Lit. Zrg. 1887, Sp. 825 (R. Mosen); Zs. für vergl. Litt.-Gesch. 1, 83— 9"
(Creizeuach); Bl. f. d. bayer. Gymnasialschulwesen 1887, 410 (Wolpert).
710. Faligan, histoire de la legende de Faust. 8. (XXXn, 478 S.) Paris,
Hachette et Co.
711. Penneil, E., Decline and fall of Dr. Faustus. The Legend in English.
Contemporaiy Review 1887, März.
712. Koch, Max, eine Parallelstelle zu Goethes Faust in serbischer Dichtung.
Goethe-Jalubuch 8, 232 f. — 'Mephistopheles Schwank in Auerbachs Keller,
V. 1960—1971'.
713. Pantin, The Sources of Marlowe's 'Dr. Faustus'.
Academy Nr. 790.
714. Morgenstern, J., die Faustsage im Judenthum.
Allgem. österr, Litteraturzeitung 1886, Nr. 7 — 14.
Faust, s. E. Schmidt, Charakteristiken Nr. 1589; Nr. S93, 907 ff., 189la, 1932.
Friedrich der Große, s. Nr. 587.
Gang nach dem Eisenhammer, s. Nr. 7 7S.
715. Genovefa. — Gör res, Franz, die Legende von der Pfalzgräfin Geno-
vefa. Neue sagengeschichtliche Studien.
Westdeutsche Zs. 6, 218— 230.
s. Nr. 893.
716. St. Georg. — Gör res, Franz, Ritter St. Georg in Geschichte, Legende
und Kunst.
Zs. für wissenschaftliche Theologie 30, II. 1.
717. Gralsage. — Gietmann, G., S. J.. die Idee der Gralsage. gr. 8.
(32 S.) Frankfurt a. M., Foeßer Nachf. 0,50 M. Frankfurter zeitgemäße
Broschüren. N. F. 8. Bd., 9. Heft.
718. Gregorius. — Seelisch, Adolf, die Gregoriuslegende.
Zs. f. d. Philol. 19, 385—421.
719. Heiratsversprechen. — Landau, Marcus, das Heiratsversprechen.
Zs. f. vergl. Litteraturgeschichte 1, 13 — 33. — Dazu 'Nachtrag' von W. L. Hol-
land, ebenda S. 170.
720. Heldensage. — Lange, Adolf, deutsche Götter- und Heldensagen.
Für Haus und Schule nach den besten Quellen dargestellt. 8. (IV, 44 8 S.)
Leipzig, Teubner. 3,75 M.
V. VOLKSKUNDE. 229
721. Wagner, Wilh., u. Jac. Nover, unsere Vorzeit. l.Bd. gr. 8. Leipzig,
Spamer. 7,50 M.
Inhalt: Nordisch-germanische Götter und Helden. In Schilderungen für Jugend
und Volk. Von Wilh. Wagner. Hrsg. in 4. verb. Aufl. unter Mitwirkung von
J. Wagner u. Jac. Nover. Zwei Abth.: I. Göttersagen. IL Nordische Helden-
sagen. Mit 130 Textabbild, und einem Titelbilde. (XVI, 490 S.)
722. Prosch, F., u. F. Wiedenhofer, die deutsche Heldensage. Nach
Darstellungen von Unland, Viimar, Scherer, Keck und Khull. gr. 8. (96 S.)
Wien, Graeser. 0,70 M. Schulausgaben classischer Werke, hrsg. von J. Neu-
bauer, Heft 26.
Vgl. Zs. f. d. österr. Gymnasien 1887, 682 ff. (Löhner).
723. Albers, J. H., Lebensbilder aus der deutschen Götter- u. Heldensage.
2. verm. u. verb. Aufl. 8. (VIII, 157 S.) Metz, Lang. 1,50 M.
724. Müller, Mythologie der deutschen Heldensage (Bibl. 1886, Nr. 702).
Vgl. D. Lit. Zt<j. 1887, Sp. 1617—1620 (Roediger) ; Anz. f. d. Alterthum 13,
19—41 (E. H. Meyer); Blätter f. d. bayer. Gymnasialwesen 1887, 260 f.; Allgem.
Ztg. 1887, Beil. Nr. 134.
725. Heinz el, Nibelungensage (Bibl. 1886, Nr. 703).
Vgl. Anz. f. d. Alterth. 13, 138—146 (Singer); Zs. f. d. Realsclmlw. III, 3 (Singer).
726. Landmann, die nordische Gestalt der Nibelungensage und die neuere
Nibelungendichtung. 4. (54 S.) 1887. Progr. des Realgymn. und der Keal-
schule zu Darmstadt, Nr. 591.
727. Schmitt, Heinr. , Versuch einer Geschichte der Hilde- und Kudrun-
sage. 4. (28 S.) 1887. Progr. des Gymn. zu Wiesbaden, Nr. 372.
728. Ankura, De Sagen van Diederik van Bern naverteld. 8. (VI, 234 S.
Leiden 1887, E. J. Brill. 1,50 fl.
729. Knoop, Otto, die deutsche Walthersage und die polnische Sage von
Walther und Helgunde. Vortrag, gehalten in der histor. Gesellschaft zu
Posen am 8. Sept. 1885. gr. 8. (18 S.) Posen, Jolowicz. 0,80 M. Sonder-
abdruck aus: Am Urds-Brunnen (s. Nr. 587).
730. Grienb erger, Th. v., zur deutschen Heldensage.
Germania 32, 92. — Syfridus dictus hurnein.
731. Kaisersage. — Lemcke, Paul, der deutsche Kaisertraum und der
Kytfhäuser. gr. 8. (VII, 218 S.) Magdeburg, Faber. 3 M.
Inhalt: 1. Geschichte des Kyff häusers ; 2. der deutsche Kaisertraum und seine
Beziehungen zum Kyffhäuser; 3. der deutsche Kaisertraum im Liede; 4. die
Kyffhäusersagen.
732. Karl der Große. — Dahn. Therese, Kaiser Karl und seine Paladine.
Sagen aus dem Kerlingischen Kreise. Der deutschen Jugend erzählt. Mit
einer Einleitung: Karl der Große in der Geschichte, von Felix Dahn. gr. 8.
(473 S. mit einer Karte.) Leipzig, Breitkopf & Härtel. '< M.
733. Mailhard de la Couture, G., Charlemagne dans l'histoire et dans
la legende. 8. (190 S.) Brügge 1887. 2,60 fr.
734. Aronius, J., Karl der Große und Kalonymus aus Lucca.
Zs. f. d. Gesch. des Judenthums 2, II. 1.
s. Nr. 683.
735. Lanval. — Kolls, Anton, zur Lanvalsage. Eine Quellenuntersuchung-.
gr. 8. (68 S.) Berlin 1886. Hettler. 2 M.
736. Legenden. — Mussafia, A., Studien zu den mittelalterlichen Marien-
legenden. I. Wiener Sitzungsberichte Bd. 113, und separat. 4. (80 S.) Wien.
Gerold's Sohn. 1,20 M.
230 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
737. Schneider, F., die Einhornlegende in ihrem Ursprung und ihrer Aus-
gestaltung.
Annalen des Vereins für Nassauiscbe Alterthumskunde 2U, 31 — 37.
738. Birlinger, A., zu den Erscheinungen des Jesuskindes.
Alemannia 15, 183 f.
739. Görres, Franz, die historische Kritik und die Legende.
Historische Zs 57, 212—221. — Der heil. Nicolaus von Myra; Miro, König
der spanischen Sueven; das Symbol der Taube; das Lammsymbol.
740. Görres, F., einige populäre Heilige.
Jahrbücher f. protest. Theologie 1887, 511 — 527. — S. Sebastian, S. Crispin,
S. Nicolaus.
741. Rziha, Fr., die Legende der Schutzpatrone des Steinmetzhandwerks.
Archiv für kirchliche Kunst X, 10 und Korrespondenzblatt des Gesarnmtvereins
der deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine 1887, 46 — 50.
742. Ducis, Saint-Maurice et la legion Thebeenne. 8. (221 S.) Annecy,
Nierat impr.
743. Egli, E., Ursus und Victor in Solothurn.
Theolog. Zs. aus der Schweiz 1887, 1 — 12.
744. Wetzel, Franz X., der selige Nicolaus von Flüe. Ein Volksbuch zur
400jährigen Todesfeier des „Bruder Klaus". Mit einem Titelbild u. 14 Illustr.
8. (188 S.) Einsiedeln, Benziger & Co. 1,60 M.
745. Ah, J. J. v., des sei. Einsiedlers Nicolaus v. d. Flühe Leben, Wirken
und Sterben. (272 S.) Einsiedeln, Benziger. 5 fr.
74 6. Die Legende des heil. Herzog Ruprecht, bei Bingen auf St. Rupreehts-
berg leiblich rastend. Gegeben und gedruckt von Jac. Köbel zu Oppen-
heim auf Montag nach St. Gregorien des heil. Papstes Tag Anno MDXXIIII.
Wiedergegeben von Franz Falk. 8. (46 S. mit Holzschn.) Mainz, Kirch-
heim. 1 M.
747. Köhler, Herders Legenden „die ewige Weisheit" und „der Friedens-
stifter" und ihre Quellen.
Berichte über die Verhandlungen der kön. sächs. Gesellschaft der Wiss. zu
Leipzig 1887, H. 2/3. — Vgl. Zs. für vergl. Literaturgeschichte und Renaissance-
Litteratur N. F. 1, 128 (Geiger).
748. Rehorn, K. , der heilige Kumernus oder die heilige Wilgefortis. Ein
Beitrag zur Geschichte und Deutung eines alten Kultus.
Germania 32, 461—480.
Legenden s. Nr. 780 (St Leonhardl; Nr. 826 (St. Hubert); s. bes. unter 'Latein'.
749. Leonorensage. — Krek, Bogomil, ein Beitrag zur Litteratur des
Leonorenstoffes.
Archiv für slav. Philologie X, 356—358 (zwei slovenische Versionen).
749\ Krek, Bogomil, ein neuer Beitrag zur Litteratur des Leonorenstoffes.
Magazin f. d. Litter tur des In- und Auslandes 1887, 629—632 u. 650—654.
s. Erich Schmidt, Charakteristiken, Nr. 1589.
750. Krumbacher, K. , ein Problem der vergleichenden Sagenkunde und
Literaturgeschichte.
Z«. für vergl. Literaturgeschichte 1, 214—220.
751. MäU3ethurm. — Wlislo cki, H. v. , die Mäusethurmsage in Sieben-
bürgen.
Germania 32, 432—442.
s. Nr. 587.
752. Moringer. — Vogt, Friedrich, der edele Moringer.
Paul u. Braune, Beiträge 12, 431—453.
V. VOLK SK UN DK. 231
753. Melusinensage, von Marie Nowack Bibl. 1886, Nr. 715).
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 344—346 (Mogk).
s. Nr. 893.
754. Oswald. — Berger, Oswaldlegende (Bibl. 1886, Nr. 716).
Vgl. Kepertorium für Kunstwissenschaft 11, 101.
755. Otello, il moro di Venezia: storia e leggenda. Florenz, Sansoni. Piccola
biblioteca italiana.
756. Rübezahl. — Mus aus, J. K. A., zwei Legenden vom Rübezahl.
8. (36 S.) ; und: noch drei Legenden vom Rübezahl. 8. (52 S.) Leipzig,
Greßner u. Schramm, k 0,20 M. Kleine Hausbibliothek für die Jugend
Nr. 5 u. 23.
757. Shylock. — Bolte, der Jude von Venetien.
Jahrbuch der deutschen Shakespeare-Gesellschaft 22, 189 — 201. — Vgl. Lit.
Blatt 1888, Sp. 60 (Proescholdt).
758. Lee, S. L., Shylock and his Predecessors.
Academy Nr. 784 u. 786; dazu Clouston, ebenda Nr. 789 u. 796.
759. Köhler, R., ein serbischer Shylock.
Jahrbuch der deutschen Shakespeare-Gesellschaft 22, 276 f.
760. Tanhäuser, der neue. 14. Tausend. 8. (IX, 183 S.) Berlin 1888,
F. & P. Lehmann. 3 M.
761. Veckenstedt, Edm., Tannhäuser, ein Dämon des Windes.
Magazin für die Litteratur des In- und Auslandes 1887, 73 — 75.
762. Teil. — Nover, J. , Wilhelm Teil in Poesie und Wirklichkeit. Eine
poetische Wanderung durch Tells-Erinnerungen. gr. 8. (34 S.) Hamburg
1887, J. F. Richter. 0,80 M. — Sammlung gemeinverständlicher wissen-
schaftlicher Vorträge , herausgeg. von R. Virchow und Franz v. Holtzen-
dorff. N. F. 2. Jahrg. 1. Heft.
763. Liebenau, Th. v., alte Briefe über Wilhelm Teil.
Kathol. Schweizerblätter 3. Jahrg., H. 1.
764. Thedel v. Wallmoden. — Zimmermann, Paul, Georg Thyms Dich-
tung und die Sage von Thedel von Wallmoden.
Zs. des Harzvereins 20, 329—382.
Thiersage, s. Nr. 628 ff.
765. Triller. — Koch, Ernst, urkundlicher Stammbaum der Familie Triller
vom Geschlechte des Köhlers, welcher im Jahre 1455 die Befreiung des
Prinzen Albrecht von Sachsen herbeiführte. Aufgestellt und herausgeg.
gr. 4. (20 S.) Meiningen, v. Eye. 1 M.
Vgl. Literar. Centralblatt 1887, Sp. 1263 f.; Korrespondenzblatt des Gesammt-
vereins der deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine 1887, 101 f.; Wissen-
schaftliche Beilage der Leipz. Ztg. 1887, Nr. 41.
766. Tristan und Isolde. — Golther, Wolfg. , die Sage von Tristan und
Isolde. Studie über ihre Entstehung und Entwickelung im Mittelalter, gr. 8.
(VIII, 124 S.) München, Kaiser. 3.20 M.
767. Sarrazin, Gregor, germanische Sagen-Motive im Tristan-Roman.
Zs. für vergl. Literaturgeschichte 1. 262 — 272.
768. Wlislocki, H. v. , die Episode des Gottesgerichts in 'Tristan und
Isolde3 unter den transsilvanischen Zigeunern und Rumänen.
Zs. für vergl. Literaturgeschichte 1, 457 — 462.
769. Trojanersage. — Greif, Trojanersage (Bibl. 1886, Nr. 7 27).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1271 f.
232 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
770. Gorra, testi inediti di storia troiana, preceduti da uno studio sulla
leggenda trojana in Italia 8. (XI, 572 S.) Turin, Triverio. 18 fr.
Türkensagen, s. Nr. 659.
Walthersage, s. Nr. 587..
7 71. Wilder Jäger. — Pro hie, H., über den Ursprung der Sage vom
wilden Jäger.
Zs. des Harzvereins 20, 581 — 583.
s. Nr. 664.
Winkelried. — s. Schlacht bei Sempach, Nr. 871 ff.
772. Zollern. — Schwebel, Sagen der Hohenzollern (Bibl. 1886, Nr. 730).
Vgl. Zs. f. d. Gymnasialwesen 1887, 629 (F. Wagner); Blätter f. literar. ünterh.
1887, I, 316 (Wilh. Müller); Literar. Handweiser, Nr. 427 (Zingeler).
Sitten und Gebräuche.
773. Vom Jura zum Schwarzwald. Geschichte, Sage, Land und Leute.
Vierteljahrsschrift, hrsg. von F. A. Stock er. III. Jahrg., Heft 2 — 4;
IV. Jahrg. (1887/88). Aarau 1887 — 1888, Sauerländer, (pro Jahrg. 5 M.
774. Aus dem Hauensteiner Schwarzwald in J. V. Scheffels Reisebilder
• (Stuttgart 1887, Bonz). — Prächtige Schilderung von Land und Leuten.
775. Stob er, neue Alsatia (Bibl. 1885, Nr. 553).
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 210 (Klee).
776. Hermann, Friedrich, Hammeltanz und Kirmes im Reichsland.
Voßische Ztg. 1886, Sonntagsbeilage Nr. 30.
776a. Volks th um liehe Feste, Sitten und Gebräuche in Elsaß-Lothringen.
1886.
Jahrbuch für Geschichte, Sprache und Litteratur Elsaß-Lothringens 3, 115 — 145.
7 76b. Ledain, les feux et la roue flamboyante de la Saint Jean, a Sierck,
sur la Moselle.
Mümoires de la Societe d'archeologie et d'histoire de la Moselle 17e Vol., S. 23 — 48.
s. Nr. 816.
77 6C. Spedener, Gregor, die Bauernhochzeit in früheren Zeiten. Charakter-
bild des Luxemburger Landvolkes, gr. 8. (35 S.) Luxemburg 1886, Brück.
0,50 M.
777. Birlinger, A., Findlinge.
Alemannia 15, 64—68. — U. a. : Taufsitte; Knecht Ruprecht; Todesboten;
Sprüche; Priamel.
778. Birlinger, A., Findlinge.
Alemannia 15, 110 f. — Spruch; Luther nach einem Bericht von 1520; zum
Gang nach dem Eisenhammer.
77 9. Birlinger, A., zur Sittenkunde.
Alemannia 15, 112 — 119.
780. Birlinger, A., zur Alemannia IX, 1 u. s. w.
Alemannia 15, 111 f. — Nachträge zu: Bruchstücke eines Passionais; Sage
[Bärmutter]; Legende von St. Leonhard; Adelvvisen, Guotentag.
781. Bolte, Johannes, aus den Briefen der Herzogin Elisabeth Charlotte
von Orleans.
Alemannia 15, 50 — 62. — Volksfeste, Aberglaube, Märchen, Sprichwörter, Varia.
782. Bolte, J., zur Blumendeutung.
Alemannia 15, 73.
783. Zeppelin, Eberhard Graf, zur S. Jörgenscheibe.
Alemannia 15, 69 f.
V. VOLKSKUNDE. 233
784. Religiöse Sitten und Gebräuche auf der schwäbischen Alb.
Allgem. evang.-luther. Kirchenzeitung 1887, Nr. 1 ff.
785. Busl, K. A., alte kirchliche und weltliche Gebräuche in Ellwangeu.
Württemberg. Vierteljahrshefte 1887, 37 — 40.
786. Haushofe r, K., ein Hochzeitsbitter in Oberbayern.
Illustrierte Ztg. Nr. 2314.
787. Aelschker, Edm., u. Jos. Palla, Heimatskunde von Kärnten, in
8 Lief. gr. 8. Klagenfurt, v. Kleinmayr. ä 0,60 M.
788. Topographie von Niederösterreich [Schilderung von Land, Bewohnern
und Orten], unter Mitwirkung von J. Bauer, M. A. Becker, Karl Czas-
lawsky etc. nach den besten Quellen und dem neuesten Stande der
Forschung bearb. u. herausgeg. vom Vereine für Landeskunde von Nieder-
österreich. 3. Theil. Die alphabetische Reihenfolge [Schilderung] der Ort-
schaften, von M. A. Becker. 2. Bd. 3. Heft. gr. 4. (S. 129—188.) Wien,
Braumüller. 2 M.
789. Das Riesengebirge in Wort und Bild, 7. Jahrg., H. 23—26.
Darin: Knothe, die schlesische Mundart in Nordböhmen (Forts.); Bartmann,
das Todaustreiben im Riesengebirge; Böhm, Weihnachtskrippen im Riesen-
gebirge; Haben sich im Riesengebirge Reste der ältesten deutschen Bewohner
Böhmens und Schlesiens erhalten?
790. Deutscher Volkskalender für 1888. Herausgeg. vom ..Deutschen
Verein zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse" in Prag. Redigiert von
Jul. Lipper t. 18. Jahrg.
Enthält nach der Anzeige in den Mittheil. d. Vereins, f. Gesch. d. Deutschen
in Böhmen 26, Beil. S. 39: Lippert, vom Zunftwesen und alten Bräuchen
desselben; Sprichwörter, die sich auf das leibliche Wohl des Menschen be-
ziehen, von Saalfeld; ein Feuilleton über die Suppe, von Schrank a.
791. Moißl, Konrad, der politische Bezirk Außig, umfassend die Gerichts-
bezirke Außig und Karbitz. Außig 1887.
Vgl. Mittheil. d. Vereins f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen 26, Beil. S. 28—30
(Hieke). — Darin 20 Seiten über Sitten, Gebräuche, Aberglauben; zwei Weih-
nachtsspiele; Sagen.
792. Ammanz, J. J., der Schwerttanz im südlichen Böhmen.
Mittheil. d. Vereins f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen 26, 35 — 42.
793. Slama, Franz, Österr.-Schlesien. Landschafts-, Geschichts- und Cultur-
bilder. Unter Mitwirkung von A. Peter, J. Matzura, K. Radda,
F. Schmied u. A. hrsg. 1.— 15. Lief. Lex.-8. (480 S. mit Illustr.) Prag
1886/87, Otto, ä 0,60 M.
794. Korrespondenzblatt des Vereins für siebenbürg. Landeskunde X:
Weihnachten in Kaisd, von J. F[r öhlich], S. 10; Christ- und Neujahrs -
tagsfeier in Deutsch-Kreuz, von M. A. Sch[uster], S. 30 — 32; alte
Bräuche (Hochzeit), von G. Heinrich, S. 32 f.
795. Wlislocki, Heinr. v-, zur Volkskunde der traussilvanischen Zigeuner.
gr. 8. (40 S.) Hamburg, Richter. 0,50 M. Sammlung gemeinverständlicher
wissenschaftlicher Vorträge, hrsg. von R. Virchow und F. v. Holtzen-
dorff. N. F. 2. Jahrg. 12 Heft.
796. Schroller, Franz, Schlesien. Eine Schilderung des Schlesierlandes.
2. Bd. Mit 27 Stahlst, u. 55 Holzschn. von Theod. Blätterbauer. Lex.-8.
(VTiT, 410 S.) Glogau, Flemming. geb. 16,50 M. (1. u. 2: 34,50 M.)
GERMANIA. Neue Keihe XXIV. (XXXVI.) Jahrg. 16
234 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
797. Knebel, Handwerksbräuche früherer Jahrhunderte in Freiburg (s. Bibl.
1886, Nr. 761).
Mitteilungen vom Freiburger Alterthumsverein, Heft 23.
Gebräuche der Grafschaft Mansfeld, s. Nr. 676.
798. Ludwig, F., Einiges über Land und Leute um Greiz.
Beiträge zur Landes- und Volkskunde des Thüringerwaldes, 2. Heft, S. 35 — 46.
— Darin : Sitten uud Gebräuche, Aberglaube.
799. Grimme, F. W., der Briloner Schnadezug. Ein Rest altdeutscher Sitte.
Rheinisch -Westphälische Zeitung 1886, 337 ff.
800. Kolbe, hessische Volkssitten (Bibl. 1886, Nr. 765).
Vgl. Histor. Zs. 58, 626 f. (Wanbald).
801. Eine Hochzeit in Amöneburg.
Das Ausland 1887, 264-266.
802. Poppe, Franz, zwischen Ems und Weser. Land und Leute in Olden-
burg und Ostfriesland. 8. (Vü, 472 mit 1 Holzschn.-Taf.) Oldenburg 1888,
Schulze. 6 M.
803. Herquet, Karl, die Insel Borkum in culturgcschichtlicher Hinsicht.
Mit einer Karte von 1713. 8. (IV, 175 S.) Emden 1886, Haynel.
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 1179 (W. Möller).
804. Jensen, Christian, Sitten und Gebräuche auf Föhr sonst und jetzt.
Das Ausland 1887, 521—524, 548—551, 572—576, 591—595.
805. Jensen, Christian, Vergessene und untergehende Volksbräuche der
nordfriesischen Inselbewohner.
Das Ausland 1887, 364—368.
806. Carstens, H., der Kopfputz der alten Ditmarscherinnen.
Onze Volkstaal III, 180—182.
807. Carstens, H., eine merkwürdige Sitte.
Onze Volkstaal III, 158.
808. Handelmann, H. , zur Sammlung der Sitten und Gebräuche (Sprüche
und Segen; Volksmedicin).
Zs. d. Gesellsch. f. Schleswig-Holstein-Lauenburg. Gesch. 17, 197 — 199.
809. Wossidlo, R., Volksthümliches aus Mecklenburg.
Rostocker Ztg. 1887, Nr. 155, 175 u. 379. — Leberreime und Räthsel; Heirat,
Ehestand, Familienleben; Prost Mahltid.
810. Lemke, Elisabeth, Volksthümliches in Ostpreußen. II. Theil. gr. 8.
(303 S.) Mohrungen 1887, Harich.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 188; D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 1583 f. (Kossinna);
Korresp.-Bl. d. Gesammtvereins d. deutschen Geschichts- u. Alterthumsvereine
1887, 53 f. (Friedel); Centralorgan f. d. Interessen d. Realschulwesens 1887,
415 (Freytag); AI tpreuß. Monatsschrift 24, 164—166 (Frischbier).
811. Treichel, A., Steinsagen; Preußische Kindernamen, Kinderspiele,
Volkstänze und Tanzmelodien, Volksräthsel, Märchenschlüsse.
Zs. d. histor. Vereins f. d. Regierungsbezirk Marienwerder, Heft 21.
812. Treichel, A., Volksthümliches aus der Pflanzenwelt, besonders für
Westpreußen.
Altpreuß. Monatsschrift 24, 513 — 607.
813. Treichel, Verbreitung des Schulzenstabes und verwandter Geräthe
und Zeichen. ^
Verhandlungen der Berliner Gesellsch. für Anthropologie, Ethnologie und Ur-
geschichte 1887, 75—82.
814. Freybe, A., Weihnachten in deutscher Dichtung. 3. Ausg. 8. (243 S.)
Leipzig, Hinrichs. 1 M. Kleine Hausbibliothek, 8. Bd.
V. VOLKSKUNDE. 235
815. Stubenvoll, Weihnachten im Volksglauben.
Neue Züricher Ztg. 1887, Nr. 356—358.
816. Glaser, E., Geschichte und Gebräuche des Johannisfestes.
Wissenschaftliche Beilage der Leipz. Ztg. 1887, Nr. 49.
s. Nr. 776b; 865.
Kl 7. Haberland, Karl, über Gebräuche und Aberglauben beim Essen.
Zs. für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft 17, 353 — 385.
s. Nr. 790.
818. Schranka, Buch vom Bier (Bibl. 1886, Nr. 782).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 721 (M. Heyne); Blätter für literar. Unterh. 1887,
I, 124 f. (Schlossar).
819. Kretschmer, Alb., deutsche Volkstrachten in Bild und Text, ge-
sammelt von A. K. 2. verm. Aufl. Wohlfeile Ausg. (In ca. 30 Lief.) 1. Lief,
gr. 4. (4 Chromolith. mit 12 S. Text.) Leipzig, Bachs Verlag. 1 M.
820. Costumes Strasbourgeois.
Revue alsacienne X. annee, S. 517 — 520. — 17. Jhdt.
821. Hollaender, Alcuin, kleinere Mittheilungen.
Jahrbuch f. Gesch., Sprache u. Litteratur Elsaß-Lothringens 3, 94—98. — Elsäßer
Landestracht im 16. Jahrb.; Kulturhistorisches aus den Jahren 1546 und 1547.
Trachten s. auch Nr. 806, 1201 ff.
822. Aberglaube. — ■ Caspari, Homilia de sacrilegiis (Bibl. 1886, Nr. 786).
Vgl. Nord. Tidskrift for Filologi N. R. 8, 79 f. (Nyrop); Literar. Handweiser
Nr. 426 (Bäumer); Bulletin critique 1886, 21.
823. Rubin, S. , Geschichte des Aberglaubens bei allen Völkern mit be-
sonderem Hinblicke auf das jüdische Volk. 8. (182 S.) Wien 1887, Selbst-
verlag des Verf. 6 M.
824. Längin, Georg, der Wunder- und Dämonenglaube der Gegenwart im
Zusammenhang mit Religion und Christenthum. Ein Beitrag zur Charakteristik
der herrschenden Strömungen in der römischen und protestantischen Kirche,
gr. 8. (VIII, 102 S.) Leipzig, Wigand. 1,50 M.
Vgl. Blätter für literar. Unterh. 1887, I, 749.
825. Sauren, J. , Gewitterbüchlein. Enthält Belehrungen, Schutzmittel und
Gebete. 16. (94 S.) Salzburg, Pustet. 0,40 M.
826. Gaidoz, Henri, la Rage et Saint-Hubert. 8. Paris, Picard. Bibliotheca
Mythica. T. I.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1011 f. (R. Köhler); Zs. f. Völkerpsychologie
und Sprachwissenschaft 17, 227 ff. (Steinthal); Bibliotheque de l'Ecole des Chartes
48, 125 ff. (A. de Barthelemy) ; Archivio per lo studio delle tradizioni popolari
VI, 1 (Pitre); Franco-Gallia IV, 1; Athenaeum Nr. 3117.
827. Heer, Gottfr. , das altglarnerische Heidenthum in seinen noch vor-
handenen Überresten. Vortrag den 25. Nov. 1886 im histor. Verein des
Kantons Glarus. gr. 8. (45 S.) Zürich, Schultheß. 1,40 M.
828. Oertel, G., Einiges vom Aberglauben in unserem Volke.
Wissenschaftliche Beilage der Leipz. Ztg. 1887, Nr. 103.
829. Vogt, Hugo, Miscellen (Wettersäulen, Aberglaube).
Vierteljahrsschrift f. Geschichte u. Heimatskunde d. Grafschaft Glatz VI, H. 1.
830. Brosow, über den sog. Dorfhund und andere gespenstige Nachtthiere.
Sitzungsberichte der Alterthumsgesellschaft Prussia zu Königsberg i. Pr. im
22. Vereinsjahre, October 1886.
831. Treichel, A., Satorformel.
Verhandlungen der Berliner Gesellsch. für Anthropologie, Ethnologie und Ur-
geschichte 1887, 69—75.
16*
236 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
832. Zingerle, Oswald, Segen.
Zs. f. d. Alterthum 31, 1G3 f.
833. Birlinger, A., Besegnungen.
Alemannia 15, 122 f.
834. Patzig, zwei Segen.
Romanische Forschungen III, II. 2.
835. Gallee, J. H., Segensprüche.
Germania 32, 452—460.
Ein latein. Augensegen s. N. Archiv f. ältere d. Geschichtskunde
13, 667; s. auch Roth, oben Nr. 87 f.; ferner Nr. 686, 595, 808.
836. Koppmann, K., Zaubermittel des 16. Jahrhunderts.
Nd. Korrespondenzblatt 12, S. 34—37.
837. Binz, Weyer (Bibl. 1886, Nr. 804).
Vgl. Histor. Zs. 57, 475; Theolog. Quartalschrift 1887, H. 1 (Linsenmann);
Allgem. Ztg. 1887, Beil. Nr. 127.
838. Binz, Doctor Johann Weyer, ein rheinischer Arzt, der erste Bekämpfer
des Hexenwahns (s. Bibl. 1886, Nr. 804).
Zs. des Bergischen Geschichtsvereins 21, 1 — 171.
839. Binz, Wier oder Weyer? Nachträgliches über den ersten Bekämpfer
des Hexenwahns in Deutschland.
Beiträge zur Geschichte des Niederrheins 2, 48 — 58.
840. Grillitsch, A. , Beiträge zur Geschichte der Pest in Kärnten. (8 u.
18 S.) Progr. des Staatsgymnasiums zu Klagenfurt 1886 u. 1887.
Vgl. Zs. f. d. österr. Gymnasien 1888, 89 (Loserth). — Pest vom Jahre 1715
bis 1717, dabei Mittel gegen die Verbreitung derselben.
841. Boesch, Hans, ein geistliches Mittel gegen die Pestilenz aus dem
15. Jahrhundert.
Mittheilungen aus dem german. Nationalmuseum II, 8. 48.
Volksmedicin, s. Nr. 808; auch 499.
842. Diefenbach, Hexenwahn (Bibl. 1886, Nr. 806).
Vgl. Literar. Centralblat 1887, Sp. 530 f. (F.); D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 239—242
(Rhamm); Theolog. Quartalschrift 1887, H. 1 (Linsenmanii); deutsch-evang.
Blätter 1887, Nr. 3 (R. Weitbrecht).
843. Jahn, Ulrich, Hexenwesen und Zauberei in Pommern, gr. 8. (196 S.)
Breslau, Koebner in Comm. 3 M. (s. Bibl. 1886, Nr. 812).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 1619 f. (Rhamm); Centralorgan für die Interessen
des Realsclmlwesens 1887, 240 (Freytag).
844. Strecker, zur Geschichte der Hexenprocesse in Pommern.
Monatsblätter, hrsg. von der Gesellsch. für Pommcrsche Gesch. und Alterthums-
kunde 1887, Nr. 12; s. auch Nr. 9.
845. Lad ewig, Paul, eine Zauberin zu Todtnau.
Zs. f. Gesch. d. Oberrheins N. F. II, 236-240. — Um 1440.
846. Byr, Robert, Hexenprocesse in Bregenz.
Schriften d. Vereins f. Gesch. d. Bodensees u. Umgebung 14, 215 — 226. (Aus:
Berliner Jahresbericht 1887, X, Nr. 212.)
S47. Schneider, ein Hexenproceß in Tettnang.
Schritten d. Vereins f. Gesch. d. Bodensees u. Umgebung 17, 68-72.
848. Küchler, Anton, Beitrag zu den Hexenprocessen.
Anzeiger f. schweizer. Gesch. 1887, Nr. 5.
849. Seemann, O., über einige Hexenprocesse im Stift Essen (1580 u.
1581).
Beiträge zur Gesch. von Stadt und Stift Essen H. 10, 110—131.
V. VOLKSKUNDE. 237
850. Galland, Joseph, neuere Litteratur über den Hexenwahn und die
Hexenprocesse.
Literat. Handweiser, Nr. 435. — Besprechungen.
Hexenwesen, s. Nr. 587.
850*. Sebillot, legendes de la mer (Bibl. 1886, Nr. 815).
Vgl. Zs. f. roraan. Philologie 11, H. 2 (Liebrecht); Franco-Gallia 4, 138(Gitt6e);
Revue celtique 8, 176 — 178 (Dottin); Revue de l'histoire des religions 15, 365
bis 367 (J. Reville); Revue des traditions populaires 2, 43 (de Rialle); Archivio
per lo studio delle tradizioni popolari 5, H. 4 (La Via-Bonelli).
851. Heims, P. G., Seespuk. Aberglauben, Märchen und Schnurren, in
Seemannskreisen gesammelt und bearbeitet. Mit Abbild, nach Original-
zeichnungen von Joh. Gehrts. gr. 8. (208 S.) Leipzig 1888, Hirt et Sohn.
4,50 M.
Aberglaube, s. auch Nr. 586, 587, 595, 781, 791, 798.
Volks- und Kinderlieder.
852. Herder, Volkslieder (Stimmen der Völker in Liedern). 12. (307 S.)
Leipzig, Bibliograph. Institut. Meyers Volksbücher Nr. 461 — 464. 0,40 M.
853. Zu des Knaben Wunderh orn , neu bearb. von A. Birlinger und
W. Crecelius, von den Herausgebern. XII, XIII.
Alemannia 15, 41—50 (XII); 98—110 (XIII, Schnadahüpfel, Schelmenlieder,
Rundas).
854. Pfaff, F., zum Wunderhorn.
Zs. für vergl. Literaturgeschichte und Renaissance-Litteratur N. F. 1, '264.
855. Bö ekel, Otto, Beiträge zur Litteratur des Volksliedes. I.
Zs. für vergl. Literaturgeschichte 1, 73 — 80.
856. Weilen, A. v., Beiträge zur Litteratur des Volksliedes. II.
Zs. für vergl. Litteraturgeschichte 1, 319 — 321.
857. Simrock, Karl, die deutschen Volkslieder, gesammelt. 2. Aufl. 8. (VI,
627 S.) Basel, Schwabe. 6 M.
858. Silier, Frank, Lieder und Sprüche aus dem Volke für das Volk. 12.
(VII, 128 S.) München, J. A. Finsterlin. 2 M.
859. Rentsch, Otto, von der Wiege bis zum Grabe. Liederhort für das
deutsche Haus. Die edelsten deutschen Volks- und volksmäßigen Lieder,
gesammelt und geordnet, gr. 8. (XVI, 454 S.) Frankfurt a. d. O., Trowitzsch
& Sohn. 6 M.
860. Rösch, Hugo, Sang und Klang im Sachsenland. Eine Blumenleae
heimatlicher Volkslieder. Mit Bildern von Krause, Lewin und Will. 12.
(XVI, 208 S.) Leipzig 1887, Renger. 3 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 821 f.
861. Rösch, Hugo, Volkspoesie und Volksgesang in Sachsen.
Wissenschaftliche Beilage der Leipz. Ztg. 1887, Nr. 13.
862. Vogt, der zurückgekehrte Sohn (Grafschafter Volkslied).
Vierteijahrsschrift f. Gesch. u. Heimatskunde d. Grafschaft Glatz VI, II. 1.
863. Vogt, Hugo, Grafschafter Volkslied (Liebeskummer).
Vierteijahrsschrift f. Gesch. u. Heimatskunde d. Gratschaft Glatz VI, H. 3.
864. Exner und Zenker, Grafschafter Volkslieder.
Vierteijahrsschrift f. Gesch. u. Heimatskunde d. Grafschaft Glatz VI, H. 2.
865. Zenker, E. W., ein Johanneslied aus Deutschböhmen.
Mittheilungen d. Vereins f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen 26, 213 — 215.
238 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
8G6. Schollen, M., Aachener Volks- und Kinderlieder, Spiellieder und Spiele.
Zs. des Aachener Geschichtsvereins 9, 170—210.
867. Vogt, Felix, Nationalhymne und Volkslieder.
Neue Züricher Ztg. 1887, Nr. 291— 896.
868. Volkslied und Straßenlied.
Der Kunstwart, 1. Jahrg., Nr. 2.
869. Volkslied und Straßenlied.
Gegenwart 32, Nr. 39.
S70. Härsu, M., vom leichtsinnigen Weibe.
Archiv f. Literaturgeschichte 15, 108 f. — Macedo-romänisches Lied.
871. Thommen, R., die neuere Litteiatur über die Schlacht bei Sempach.
Mittheilnngen d. Instituts f. österr. Geschichtsforschung 8, H. 1.
872. Bernoulli, A., zur neuesten Forschung über Winkelried.
Anzeiger f. schweizer. Gesch. 1887, Nr. 2/3.
873. Bürkli, Karl, der wahre Winkelried. Die Taktik der alten Urschweizer.
Ein Beitrag zur 500jährigen Feier der Schlacht ob Sempach. Zürich 1886,
Schabelitz.
Vgl. Histor. Zs. 57, 337 f. (Delbrück); Mittheilungen aus der histor. Litteratur
15, 120 (Foß; derselbe bespricht ebenda 'Hartmann, Schlacht bei Sempach'
[Bibl. 1886, Nr. 830]).
874. Liebenau, Th. v., zum großen Sempacherliede.
Anzeiger f. schweizer. Gesch. 1887, Nr. 1.
87 5. Vaucher, P., encore le Sempacherlied.
Anzeiger f. schweizer. Gesch. 1887, Nr. 2/3.
876. Pfaff, Friedrich, aus der Schlacht von Pavia.
Zs. d. Gesellscb. f. Beförderung d. Geschichts-, Altertimms- u. Volkskunde von
Freiburg i. Br. 6, 467 — 473. — U. A. : Blatt eines Druckes von Bernhards
v. Breydenbaeh Reise ins heil. Land; volkstümliches Lied von Einem, der
Kapuziner weiden will.
877. Rembe, Grafen v. Mansfeld (Bibl. 1886, Nr. 841).
Vgl. Histor. Zs. 57, 115.
878. Schädel, zürn Kampf Adolfs von Nassau und Diethers von Isenburg
(nebst zwei historischen Volksliedern).
Zs. des Vereins zur Erforschung der rheinischen Geschichte und Alterthümer
zu Mainz 3, 468—480.
879. Krause, K. E. H., Rostocker historisches Lied vom Jahre 1549.
Hansische Geschichtsblätter Jahrg. 1885, S. 201—207.
880. Schiemann, Th., altlivländische Dichtungen.
Mittlieilungen aus der livländischen Geschichte 13, 493 — 512. Vgl. Nd. Korre-
sponderublatt 1886, S. 64. — Historische Dichtungen aus dem Revaler Archiv.
881. Pappenheim, Gustav Freih. v., Volkslied auf die Fehde des Johann
Rabe von Pappenheim mit dem Bischof Johann von Hildesheim von 1515
bis 1518.
Lit. Centralblatt 1887, Sp. 798.
882. Bolte, J., ein Lied auf die Bernauer Wolfsjagd (1609).
Archiv für Literaturgeschichte XV, II. 3.
883. Pöhlmann, politische Lieder aus dem dreißigjährigen Kriege.
Archiv des historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffeuburg, Bd. 30.
884. Teich er, Friedrich, über Kriegspoesie. Ein Beitrag zur Betrachtung
des Krieges von der idealen Seite, gr. 8. (IV, 122 S.) München, Acker-
mann. 1,20 M.
Volkslied s. Nr. 588, 664; 2158.
V. VOLKSKUNDE. 239
885. Kinderlied und Kinderspiel. — Saalfeld, G. A., aus der Jugendzeit.
Sammlung echter deutscher Kinderlieder alter und neuer Zeit. gr. 8. (92 S.)
Danzig 1888, Axt. 1,50 M.
88G. Hummer, Paul, die Luxemburger Kinderspiele. Großes Spielbuch für
die Schuljugend des Luxemburger Landes und ihre Lehrer. Eine Samm-
lung der Kinderspiele , wie sie in unserem Lande gespielt werden. Mit
vielen in den Text gedr. Figuren. Nebst Anhang über praktische Turn-
kunst. 4. (142 S.) Luxemburg 1886, Brück. 1,50 M.
887. Carstens, H., Külsägh (Kinderspiel).
Onze Volkstaal III, 182 f.
888. Carstens, H., Abzählreime.
Siebenbürg. Korrespondenzblatt 10, S. 23.
889. Wli slo cki , H. v., Kinderlieder, Reime und Spiele der siebenbürgischen
und südungarischen Zigeuner.
Zs. für Volkskunde 1, 318—320, 359—361, 393-397, 430—435, 477—482.
Kinderlied, s. auch Nr. 587, 809, 811, 866.
890. Räthsel. — Pau er, Ludwig, Räthselbuch. 12. (128 S.) Wien, Picblers
Witwe & Sohn. 1,20 M.
Räthsel, s. auch Nr. 811.
891. Volksbücher. — Bob er tag, Felix, Volksbücher. 8. (IV, 452 S.) Stutt-
gart, Spemann. Kürschners deutsche Nation'al-Litteratur Nr. 395 — 397 u. 399.
892. Schwab, Gustav, deutsche Volksbücher. Für die Jugend. 2 Bde. 8.
(257 u. 274 S.) Lahr 1887, Schauenburg. ä 2 M.
893. Schwab, G. , Fortunat und seine Söhne; die vier Heymonskinder;
Doctor Faustus; Kaiser Octavianus; der gehörnte Siegfried; die schöne
Magelone ; der arme Heinrich; Griseldis; Robert der Teufel; die Schild-
bürger; Hirlanda; Genovefa; die schöne Melusina. Aus den deutschen
Volksbüchern wiedererzählt. 12. Leipzig, Bibliograph. Institut. Meyers Volks-
bücher.
894. Das deutsche Volksbuch von den Heymonskindern. Nach dem
Niederländischen bearb. von Paul v. d. Aelst. Mit einer Einleitung über
Geschichte und Verbreitung der Reinoltsage hrsg. von Friedr. Pfaff. 8.
(LXXII, 208 S.) Freiburg i. Br., Herder. 3 M.
895. Pfaff, Fr., der Verfasser des deutschen Volksbuches von den Heymons-
kindern.
Zs. f. vergl. Litteraturgeschichte 1, 167—169.
896. Grote, Heinrich der Löwe. Ein altes deutsches Volksbuch. Neu ver-
faßt. Mit 12 Holzschn. 2. Aufl. gr. 8. (16 S.) Hannover, Schulbuchhandlung.
0,60 M.
Geistliche und Volksschauspiel c.
897. Froning, geistliche Spiele (Bibl. 1885, Nr. 687).
Vgl. Histor. Zs. 57, 257 f. (Rosenmund).
898. Fehr, J. , das religiöse Schauspiel des Mittelalters. Entstehung, Aus-
bildung, Blüthe und Niedergang, gr. 8. (40 S.) Frankfurt a. M. , Foeßer
Nachf. 0,50 M. Frankfurter zeitgemäße Broschüren N. F. 8. Bd., 12. Heft.
899. Zingerle, Sterzinger Spiele (Bibl. 1886, Nr. 879).
Vgl. Zs. f. d. österr. Gymnasien 1887, 953 (Khull) ; Mittheilungen d. Instituts
f. österr. Geschichtsforschung 8, 331 f. (Prem).
240 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
900. Wackerneil, Passionsspiele in Tirol (Bibl. 1886, Nr. 870).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 821 (Ausfeld); D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 1081 f.
(Bolte); Centralorgan f. d. Interessen d. Realschulweseus 1887, 434 (Quiel;.
901. Schlossar, A. , Volksschauspiele: ein Passionsspiel aus dem österr.
Alpengebiet; ein St. Nicolausspiel aus Steiermark.
Zs. f. Volkskunde I, 137—177 u. 349—354.
902. Lange, Passionsspiele in Fürstenfeld.
Mittheilungen d. histor. Vereins f. Steiermark, 35. Heft.
903. Bolte, Spandauer Weihnachtsspiel (Bibl. 1884, Nr. 1340).
Vgl. Zs. f. d. Philologie 18, 251 f. (Holstein).
904. Ahle, J. N. , geistlicher Christbaum (Bibl. 1886, Nr. 877). 2. Aufl.
8. Heft. 12. (56 S.) 0,40 M. — 3. Aufl. 1.— 7. Heft. 12. (167 S.) 1,60 M.
Donauwörth, Auer.
Weihnachtslied und -Spiel, s. Nr. 587, 588, 789, 792; Osterspiel
Nr. 1113; ferner 2058 ff., 2450.
905. Damköhler, Ed., zum Scheveklot (Bibl. 1886, Nr. 880).
Nd. Korrespondenzblatt 12, S. 27.
906. K.ralik-Winter, Puppenspiele (Bibl. 1886, Nr. 882)-
Vgl. Anz. f. d. Alterthum 13, 53—92 (R. M. Werner).
907. Hedderwick, T. C. H. , The Old German Puppet Play of Doctor
Faust, turned into English. With an Introduction and Notes. 8. (248 S.)
London, Paul, Treuch and Co. 7/6.
Vgl. Atheuaeum Nr. 3133.
908. Lübke, H., die Berliner Fassung des Puppenspiels vom Doctor Faust.
Zs. f. d. Alterthum 31, 105—171.
909. F[iltsch], E., „eine Faust -Vorstellung in Kronstadt".
Siebenbürg. Korrespondenzblatt 10, 47 f. — 1794.
910. Jonas, Handwerkerspiel (Bibl. 1886, Nr< 881).
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 163 f. (M. Koch); Zs. f. vergl. Literaturgeschichte
und Renaissance-Litteratur N. F. 1, 280—282 (R. M. Werner).
911. Ellinger, Georg, zur Wechselwirkung des Volks- und Kunstdramas
im ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhundert.
Zs. f. d. Philologie 19, 119 f.
912. Unter fahrenden Leuten.
Grenzboten, 46. Jahrg., Nr. 29 u. 30. — Puppenspiele.
913. Wieck, Heinr. , die Teufel auf der mittelalterlichen Mysterienbühne
Frankreichs. Inaugural-Dissertation. gr. 8. (56 S.) Leipzig, Fock. 1,50 M.
(Fortsetzung folgt.)
Mittheilungen.
Prof. Dr. M. Lex er in Würzburg leistet einem Rufe nach München Folge
Habilitiert haben sich für germanische Philologie bez. neuere deutsche
Literaturgeschichte: Dr. M. Hermann in Berlin, Dr. II. Hirt in Leipzig,
Dr. F. Leitzmann in Jena, Dr. J. Meyer in Halle, Dr. S. Singer
in Bern.
(Berichtigung.) S. 157, Z. 14 v. u. lies: mit kurzer Silbe im
zweiten Compositionsgliede, wie z. B. ivcrdskepi thinan. — S. 157, Z. G v. u.
lifts: Rückert lesen hebenriki || is.
ZU HANS VON BÜHEL.
In den Straßburger Studien III, 243 hat Fritz Seelig dem Dichter
der Königstochter von Frankreich und des Diocletian eine Mono-
graphie gewidmet, die mehrfach zur Berichtigung und Weiterführung
herausfordert. Ich bezeichne im Folgenden die Königstochter von
Frankreich mit K, den Diocletian mit D.
1. Zu den bereits bekannten Exemplaren der Königstochter von
Frankreich (Seelig S. 245) kommt ein Exemplar des Drucks von 1508,
das sich auf der hiesigen Universitätsbibliothek befindet. Auch hier
fehlt wie beim ersten Druck Blatt LVIII und LIX (Seelig S. 248)
und zwar ebenfalls, ohne daß dadurch der Zusammenhang unter-
brochen wird.
2. Die Art, wie Seelig seine Correcturen zu Merzdorfs Ausgabe
gibt, ist geeignet, diesem Unrecht zu thun. Denn Seelig verzeichnet
(S. 263) auch die Abweichungen des Drucks von Merzdorfs Text,
die dieser selber in den Varianten mitgetheilt hatte.
Ebenso unbillig ist, wenn Seelig, ohne der Sache weiter nachzu-
gehen, es für möglich hält, daß Merzdorf seine Abschriften verwechselt
hätte und thatsächlich den Text von B gäbe, während die mit B
gezeichneten Varianten aus A entnommen wären. Ich habe Vers 1 bis
1000 nachgeprüft. Dabei ergab sich , daß die Angaben über B im
Allgemeinen zutreffend sind. Allerdings sind an etwa 20 Stellen
falsche Mittheilungen über B gemacht, aber nur an drei Stellen
ist die fälschlich B zugeschriebene Lesart aus A entnommen, nämlich
V. 618. 802. 816. Es kann sich also nur um einen gelegentlichen
Irrthum handeln, nicht eine gänzliche Verwechslung beider Texte.
So sind auch M's. Angaben über V. 7431 und 7919 — 20 insofern
durchaus richtig, als diese Verse wirklich in B fehlen. Wo stammen
sie nun aber her, da sie Seelig auch nicht in A gefunden hat? 7431
könnte möglicherweise auf Conjectur von M. beruhen, aber bei den
beiden anderen Versen ist diese Annahme ausgeschlossen. Man müßte
den von M. benützten Druck einsehen, um darüber Gewißheit zu
erhalten.
GERMANIA. Neue Reihe XXIV. (XXXVI.) Jahrg. 17
242 O. BEHAGHEL
3. Seelig verlegt die Heimat des Dichters in einen Ort des
Kreises Saarburg, in die Nähe der Sprachgrenze zwischen dem süd-
fränkischen und elsäßischen Dialekt, weil seine Sprache ein elsäßischer
Dialekt sei mit Beimischung des fränkischen (S. 297). Ein dort an-
säßiges Geschlecht von Bühel hat er nicht nachgewiesen. Zudem hat
er die Stützen seiner Annahme wesentlich geschwächt durch die Be-
merkung, daß diese Hinneigung zum Fränkischen durch seine Heimat
an der Grenze von Alemannisch und Fränkisch und durch seinen
Aufenthalt am mittleren Rhein (nämlich zu Poppeisdorf bei Bonn) sich
erkläre (S. 299). Er hat sich auch nicht darüber ausgesprochen,
welche Erscheinungen er als speciell fränkisch betrachtet.
Den elsäßischen Charakter der Sprache behauptet er auf Grund
von drei Eigenthümlichkeiten , die bis heute für das Elsaß kenn-
zeichnend geblieben seien. Erstens wandle sich wie beim Büheler
dort ä leicht zu ö. Allein diese Trübung des ä ist bekanntlich eine
räumlich weit verbreitete Erscheinung, vgl. Weinhold, mhd. Gr.",
§. 88 und 90, dessen Belege sich noch leicht vermehren ließen.
Zweitens theile der Büheler mit dem Elsäßischen die Verdum-
pfung des e zu ö. Aber seine Belege mansch und zwölf sind natürlich
nicht durch den Reim gesichert. Und die Bindung wöln : söln, die nur
K 2230, nicht D 7894 steht, beweist nichts, denn sie kann auch —
wie Seelig selbst bemerkt — toolen : söhn bedeuten, und weder toöln
noch woln ist ausschließlich elsäßisch. „Endlich herrscht im Elsaß
ü vor, das für die Kürze und Länge, für u und uo eintritt." Das ist
einfach falsch; so viel ich weiß, hat das ganze Oberdeutsche die
alten Diphthonge bewahrt. Wäre es aber auch richtig, in den Reimen
des Bühelers jedenfalls findet sich kein Beweis dafür, daß er u als ü
gesprochen; Seelig verwechselt auch hier Orthographie des Schreibers
und Sprache des Dichters.
Nach dem Gesagten dürfte es angezeigt sein, die Frage nach
Sprache und Heimat des Dichters aufs Neue zu erwägen. Denn auch
die vor mehr als 20 Jahren niedergeschriebenen Bemerkungen Strobls
(Germ. XII, 112) können nicht genügen. Vor Allem haben Strobl
wie Seelig den Fehler gemacht, unterschiedslos alle sich darbietenden
sprachlichen Erscheinungen zur Charakteristik des Dichters zu ver-
wenden, einerlei ob sie in beiden Dichtungen vorliegen oder nur in
einer derselben. Seelig hat allerdings, wie auch Strobl, gelegentlich
angemerkt, daß ein Reim nur in K oder nur in D vorkommt, allein
er hat weder den Umfang noch die Bedeutung dieser Erscheinung
erkannt.
ZU HANS VON BÜHEL 243
Von Reimbindungen, die nur in K begegnen, nenne ich: har
(= her) 597. 604. 7786 ») : dar, lüt (mhd. Hute) : nüt 1178. 3697.
7367. Strobl und Seelig führen aus K 1973 bedüt : hüt an, das in D
keine Entsprechung fände. Allein es ist natürlich das Praeteritum
bedüt(e) einzusetzen. Ob das K 4247 im Reim auf ergründen stehende
Wort als gestunden oder gestünden zu fassen ist, muß zweifelhaft
bleiben. Nur in D findet sich: werde : begirde 65, werden : girden 4309
(wir de : begirde K 5 und 7423); mir : schier 688, zier : ?V 5975 (cfoV
'.verlier 8374, oder dir : verlür?), verkunt '. wont 1267, stunt : wont 7617;
stunt : foton£ 5950, mwj : richtuom 7775; Castiliöne : schone (adj.) 410.
416, person : schon (adj.) 4379; gruoben : üeben 4227, schouwen '. froü-
wen 514, geschouwet : vroüioet 565, homoen : gefroüioen 1067. 3534. 8446;
gnaden : beraten 380, z&en : Zwfow 7447 ; statf : sat(te) 4095, sta£ : </esa£ 4168.
4234. 5264. 5596. 7729. 7751; daz-.wahs 1007; zerkrummen : kumen 868,
ammen : namen 1389, krammen : namen 2395, komen : beklommen 3491;
ZiMÄfe : bedühte 587; tac/«£ (legte) : nac/*£ 5441, nacA£ '.gelacht (gelegt) 8480,
die roisen : si prtsen (Ind.) 146.
Überblickt man diese Zusammenstellung, so zeigt sich, daß har
und nüt, die in D gemiedenen Formen, oberdeutsche Eigentümlich-
keiten sind. Von den Dingen, die nur in D vorliegen, ist der Reim
von -ir : -ier mehrdeutig; -m- : -mm- ist wohl oberdeutsch (vgl. Bahder,
nhd. Lautsystem S. 88), aber das Auftreten oder Fehlen dieser Bin-
dung ist bei der Seltenheit der betreffenden Reim Wörter vom Zufall
abhängig. Im Übrigen sind die Besonderheiten von D solche, die dem
Oberdeutschen mehr oder weniger fremd sind. Umgekehrt können wir
sagen: was in der Sprache des Bühelers als mitteldeutsch, insbesondere
fränkisch erscheinen könnte, gehört nur dem Diocletian an. Wenn
Strobl und Seelig besach (: sprach) Ä"3511 als Beispiel eines ch aus g
anführen, so beruht das auf einem Irrthum: es liegt hier das Verbum
besachen, nicht besagen vor. Aus dem Reime sun : von K 2550. 4008 ist
schwerlich eine Form son zu erschließen, vgl. von : nun D 4308.
Nun wissen wir, daß die Königstochter im Jahre 1400, der
Diocletian im Jahre 1412 verfaßt ist, und daß sich der Dichter im
letzteren Jahre zu Poppeisdorf bei Bonn aufhielt. Wir dürfen
somit annehmen, daß im Laufe der Zeit sich eine Änderung in der
Sprache des Dichters vollzog, und daß der Anlaß derselben sein Auf-
enthalt auf mittelfränkischem Grebiete war. Bei der Bestimmung seiner
ursprünglichen Heimat kommt somit den Reimen des Diocletian keine
') Neben häufigerem her.
17*
244 O. BEHAGHEL
Beweiskraft zu: wir dürfen nur verwerthen, was beiden Dichtungen
gemeinsam ist und was nur in K vorliegt; denn auch für dieses schon
eine Anpassung anzunehmen, ist kein Grund vorhanden. Mehrere
von den sprachlichen Thatsachen, die Strobl und Seelig verzeichnen,
haben für die Heimatsfrage keine Bedeutung; sie sind lediglich Zeug-
nisse für die Abfassungszeit der Dichtungen, wie die Bindung von
s : z, die Formen erkor : verlor (D 5826, K 486).
Auch sonst ist verhältnißmäßig Weniges wahrzunehmen, das
einen Schluß auf die Heimat des Verfassers gestattet. Wichtig sind
die bereits erwähnten Reime, welche für her die Form har erweisen.
Damit ist sichergestellt, daß der Verfasser dem alemannischen Sprach-
gebiet angehört. Noch weiter führt eine Eigenthümlichkeit der Flexion,
nämlich die Endung der 2. Pers. Pluralis des Verbs. Sie geht bei
den unthematischen Verben und den nach ihrem Vorbild sich richten-
den auf -nt aus, s. Strobl S. 113, Seelig S. 302, also z. B. ir hänt,
ir tuont, ir sint. Bei den thematischen Verben bietet nur D 577 eine
Form auf -ent (sprechent : gerechent): sonst gilt -en, das durch zahl-
reiche Reimbelege gesichert ist: Strobl S. 113, Seelig S. 302 u. 311.
Nasallose Formen beider Verbalclassen sind nur in D einige Male
belegt, vgl. Seelig S. 301.
So kann denn für die Sprache des Bühlers als Endung der
thematischen Verben streng genommen nur -en in Betracht kommen;
doch könnte das Fehlen von -ent in K auch Zufall sein, da sieh dafür
weniger leicht Reimbindungen ergaben.
Dieses -en nun verbietet uns, die Heimat unseres Dichters in
Schwaben zu suchen, an das man sonst wegen tuon : gemein K 7173
gerne denken möchte (vgl. Kauffmann , Gesch. d. schwäb. Mundart
§. 92, 3, Anm. 2). Weder Kauffmann noch mir sind Beispiele des -en
in älteren schwäbischen Quellen begegnet; auch Weinhold bringt nichts
sicheres bei, alemann. Gramm. S. 338. 341. 343. 347. 367. 371. 373. 375.
Die westschweizerischen Dialekte — abgesehen von Basel-Stadt — haben
den Nasal aus der zweiten Person überhaupt fern gehalten, vgl. J. Boß-
hart, die Flexionsendungen des Schweizer-deutschen Verbums und
damit zusammenhängende Erscheinungen, S. 9. Die ostschweizerisclnu
Mundarten weisen in der älteren Zeit -ent und -en auf, heute nur
-ent: wäre der Büheler dort zu Hause, so müßte das bei ihm aus-
schließlich oder fast ausschließlich herrschende -en, das selber Ana-
logiebildung ist, später völlig verdrängt worden sein. Es bleibt somit
nur noch das Niederalemannische im Elsaß und in Baden. Hier ist
heute -e (bezw. -en vor Vocal) ganz allgemein. Ich entnehme diese
ZU HANS VON BÜHEL. 245
Thatsache einer Karte, die mir in liebenswürdigster Weise zur Ver-
fügung gestellt worden — leider darf ich den Namen des Zeichners
nicht nennen.
Durchgreifende Unterschiede zwischen den elsäßischen Mund-
arten und dem Alemannischen in Baden sind mir nicht bekannt; die
Behauptung Strobls und Seeligs, daß unser Dichter ein Elsäßer ge-
wesen, entbehrt jeglichen Beweises. Wenn somit die rein sprachliche
Betrachtung nicht mehr weiter hilft, so kann doch noch gefragt wer-
den, ob etwa hier oder dort uns urkundliche Belege einen Fingerzeig
zu geben vermögen. Der Geschlechtsname von Bühel ist nicht gerade
selten. Er ist mir auf bayerisch-österreichischem Gebiete begegnet,
vgl. Urkundenbuch des Landes ob der Enns I, 750 und 759; II, 798;
IV, 15 u. 404; VIII, 738. In die Gegend des Tauberthaies scheint
ein Conradus de Buchele zu gehören, der um die Mitte des
13. Jahrhunderts im Würtembergischen Urkundenbuch auftritt, IV,
185 u. 196. Ein Heile von Bühel gibt sein Bürgerrecht zu Speyer
auf 1344, vgl. Speyrer Urkundenbuch 492, 22; sein Bruder Johans
dagegen wird Bürger von Speyer, vgl. Zs. f. Gesch. d. Oberrheins
VIII, 28 (s. noch ebenda XXVI, 417). Der Ostschweiz gehören an
Jacobus miles dictus de Buole, Vasall des Grafen Friedrich von
Toggenburg, Wartm. III, 199 u. 200 (a. 1260), Ebirhart von Büle,
ritter und dienstman des gotshus zi sante Gallin, Wartm.
III, 350 (a. 1307), Nielaus von dem Bttl, Zs. f. Gesch. d. Oberrh.
20, S. 149, vielleicht auch der Ministeriale Burcardus de Buhil,
der 1166 in einer Urkunde des Abts Ulrich zu Reichenau erscheint
(Zs. f. Gesch. d. Oberrh. 35, 18) und gewiß Herman Büler ritter,
der neben Heinrich von Werdenberg und Sargans, Ulrich von Sachs,
Ulrich und Eglolf von Ems einen Kaufvertrag zwischen Rudolf von
Montfort und Liutpolt von Oesterreich bezeugt (Zs. f. Gesch. d. Oberrh.
15, 420, vom Jahre 1380).
Im Elsaß dagegen ist eine Familie von Bühel nur in der ersten
Hälfte des 12. Jahrhunderts nachzuweisen, später nicht mehr, s. Seelig
S. 296. Dagegen hat im Gebiete des heutigen Badens ein Geschlecht
derer von Bühel durch mehrere Jahrhunderte hindurch geblüht, eine
Ministerialenfamilie, deren Sitz Niederbühel bei Rastatt war. Sie ist
mit Sicherheit von 1148 — 1376 nachzuweisen, vgl. Zs. f. Gesch. d.
Oberrh. I, 98. 229. 234. 238. 252. 256; VII, 489; XXVII, 77; XXXVIII,
135. Wirtemb. Urkundeub. II, 51. Nicht sicher zu entscheiden ist,
ob diesem Geschlecht auch' der Edelknecht Hans von Bühel angehört,
der 1415 in einem Dinghofrodel von Fischingen, im Bezirksamt Lör-
246 A. BARTSCH
räch erscheint (Zs. f. Gesch. d. Oberrh. 30, 303) ; immerhin ist ein
anderes Geschlecht von Bühel nicht nachweisbar. Ob der Hein-
ricus dictus a dem Buele, der 1310 ein Gut in Zufficon bei Ror-
dorf in Baden besitzt (Neugart, cod. dipl. alem. 370), für uns in Be-
tracht kommen kann, ist sehr zweifelhaft. Tarn Byhell, der 1450
als früherer Lehensträger von Tiebolt von Iiohengeroldseck genannt
wird (Fürstenberg. Urkb. VI, 84), könnte allenfalls der Niederbühler
Familie angehören; es ist aber nicht festzustellen, daß er adelig ge-
wesen. Endlich verdanke ich der Liebenswürdigkeit des Herrn Archiv-
assessors Dr. Obser in Karlsruhe den Hinweis auf einen Hans Ale
von Bühel, der im Lehensadelsarchive in den Jahren 1436 und 1438
als Schultheiß von Offenburg und Geroldseck' scher Lehensmann er-
wähnt wird. Obser selber bezweifelt, daß dieser wirklich einem adligen
Geschlechte angehöre. Und daß in der That Ale der Familienname
war, geht aus einer Urkunde von 1409 hervor (Zs. f. Gesch. d. Oberrh.
24, 425), die Hans Ale, den Schultheiß und die Zwölfer des Gerichts
zu Bühel unter Windeck erwähnt (vgl. noch a. a. O. 25, 325 u. 326).
Demnach besteht eine große Wahrscheinlichkeit, daß unser Büe-
laere jenem badischen Geschlechte derer von Bühel angehörte, das
in der Nähe von Rastatt seinen Sitz hatte. Ob er etwa gar mit dem
oben ums Jahr 1415 nachgewiesenen Edelknecht Hans von Bühel
identisch war?
GIESSEN. OTTO BEHAGHEL.
BRUCHSTÜCKE EINER HANDSCHRIFT DER
'KÖNIGSTOCHTER' HANS DES BÜHELERS.
Beim Ablösen eines alten Pergamentbogens, welcher einem Musi-
kalienhefte der Breslauer Stadtbibliothek als Einbandsdecke diente,
fand Dr. A. Heyer als Einlage zwei Folioseiten einer Papierhaudschrift
aus dem XV. Jahrhundert, welche er mir freundlichst zur Veröffent-
lichung überließ.
Diese Blätter enthalten folgende Theile aus der 'Königstochter'
des Bühelers: V. 3636-3688, 3991-4045, 5982—6038, 6341—6397
(nach Merzdorfs Ausg. Oldenb. 1867). Bl. I la 1" enthält 28, 2a 27,
2b 28, Bl. II la 27, lb 24, 2a 26, 2b 29 Zeilen. Nach der Zählung
von Merzdorf fehlt Bl. II lb ein, Bl. II 2b zwei Verse.
Das Format der beiden Bogen beträgt 27,6 X 21,8 Ctm. Der
eine hat als Wasserzeichen eine Traube, der andere das häufig ge-
BRUCHSTÜCKE EINER HANDSCHRIFT etc. 247
brauchte kleine gothische p, aber nicht mit einem sechsstrahligen
Sterne auf dem Kopfe. Leider hat der Buchbinder an je einem Blatte
einen Rand von 7 Ctm. Breite fortgeschnitten, so daß die Zeilen-
anfänge der Kehrseiten fehlen.
Die Schrift ist deutlich, wenn auch nicht von hervorragender
Schönheit und Sorgfalt. Außerordentlich flüchtig ist die Rubricierung
der Zeilenanfangsbuchstaben. Einige Verletzungen des Textes waren
bei der vorzüglichen Qualität des vom Buchbinder verwendeten Leimes
leider nicht zu vermeiden.
Da Merzdorfs Bemühungen, eine Hs. des Gedichtes als Grund-
lage für seine Ausgabe aufzufinden, vergeblich waren und auch der
neueste Bearbeiter Bühelers, Seelig ("der elsäßische Dichter Hans
v. Bühel', Straßb. 1887 [= Straßb. Stud. III, 243], S. 9) keine kennt,
so ist ein Abdruck der in diesen zwei Bogen enthaltenen Reste um so
lohnender, als sie den Beweis liefern, daß der Grüninger'sche Druck
von 1500 nicht mehr den Originaltext, sondern eine Bearbeitung bot,
und als sie im Gegensatz zu Seeligs Behauptung es sehr wahrscheinlich
machen, daß die der Grüninger'schen Ausgabe vorliegende Hs. nicht
gut zu nennen ist.
Von der gleichen Hand, wie wohl anzunehmen ist, ist der Text
hier und da verbessert worden. Ich habe diese Correcturen , welche
sich durch etwas schwärzere Tinte bemerkbar machen , in Klammern
eingeschlossen; sie zeigen in der Art der Verbesserung, daß der Cor-
rector sich nicht nach der Vorlage richtete, sondern willkürlich
verfuhr; sie betreffen die Verse 4006, 4011, 4012, 4015, 4036. In
V. 4006 ist der Zusatz des e bei wipe nur dem Reime zuliebe ge-
macht worden; in V. 4012 ist i/az zu die verbessert. In V. 4011
hat sich der Corrector in der Zeile geirrt, da alle in den nächsten
Vers gehört, wie auch der MerzdorPsche Text liest. In V. 4015
scheint das angefügte yn die richtige Lesart zu bieten, welche auch
Merzdorf in seinem Texte hat, vgl. D 5973. V. 6391 stand vor mylte
im Texte riche; das Wort ist aber vom Rubricator durch einen
rothen Strich, von dem bei den Anfangsbuchstaben sich noch Spuren
bemerken lassen, getilgt worden. Trotzdem daß auf diese Weise zwei
Hände an dem Texte gebessert haben, sind doch einige schwere Ver-
sehen zu verzeichnen. So ist V. 6005/6 haut (: beytten) stehen ge-
blieben, während der Reim offenbar seytten erforderte, wie Merzdorf
richtig liest. V. 6010, 6373, 6383 sind vollständig ausgelassen wor-
den; an keiner dieser Stellen zeigt die Hs. eine Lücke. Schon
248 A. BARTSCH
dieser Umstand beweist, daß unsere Hs. keineswegs das Original des
Dichters ist.
Auf die Verschiedenheit unserer Hs. von der Grüninger'schen
Vorlage führen ferner die Capitelüberschriften. In der Breslauer Hs.
sind an V. 6038 die Worte : wie die konigin vor die zwen konige qioam
(als Inhaltsangabe des nächsten Abschnittes) mit rother Tinte ge-
schrieben und direct an den Vers angefügt worden. In dem Merz-
dorf'schen Texte folgen noch zwei Verse, welche ebenso gut weg-
bleiben konnten. Die folgende Überschrift bei Merzdorf: r hie bracht
des babsts Jüngling sein muoter vnd den Römer mit einander für den
babst vnd zuo den hünigen, die das begert heten, zeigt, wie weit die
Grüninger'sche Vorlage in den Zusätzen schon gegangen war. Ebenso-
wenig stimmt der Beginn des betreffenden Capitels in V. 3636 unserer
Hs. Da das D am Anfange dieses Verses ein großer rother Initiale ist,
so begann in unserer Hs. hiermit ein neues Capitel, dessen Inhalts-
angabe am Ende der vorhergehenden Seite stand. In dem Merzdorf-
schen Texte steht der Vers mitten im Abschnitt. Während V. 3672 die
Breslauer Hs. keine Unterbrechung gewährt, hat die Merzdorf'sche
Ausgabe hier die Überschrift: 'wie die künigin vsz dem schlosz ... ant-
wort gab! Das alles zeigt zur Genüge, daß die Eintheilung in Ab-
schnitte in der Breslauer Hs. ganz anders gehalten war wie in der
Vorlage des Grüninger'schen Druckes.
Wir können also folgendes Schema des handschriftlichen Ver-
hältnisses aufstellen, in welchem O = das Original, B = Breslauer Hs.,
G = Grüninger'sche Vorlage, x das vorauszusetzende Mittelglied
zwischen dem Original und der Grüningerschen Hs. und GM die
Grüninger- Merzdorf'sche Ausgabe bezeichnet:
o
\
G
GM
Daß B weit besser ist als G, steht außer aller Frage, abgesehen
davon, daß B weit älter ist als G.
Ich hebe folgendes hervor: 1. Merzdorf kennt in seiner Einleitung
S. 49 nur zwei Stellen, wo der Dichter seinen Namen nennt; Strobl
BRUCHSTÜCKE EINER HANDSCHRIFT etc. 249
führte die Stellen, die Merzdorf übersehen hatte, an, in seiner Recen-
sion Germ. XII, S. 111. In B kommt der Name noch V. 5992 vor:
nu horent hie froliche maere
von mir dem büelaere,
der dises buochs ein dichter ist.
Hier erhalten wir also eine vierte „Gestalt" des Namens, cf. Seelig
a. a. O. S. 52. Wenn in GM der Name des Dichters fehlt, so ist
dies um so auffallender, als V. 5996 der Dichter doch selbst in der
ersten Person redend auftritt, eine Manier, die in seinen Gedichten
allenthalben begegnet. Über die Gründe der Änderung lassen sich
freilich nur Vermuthungen aufstellen; sicher aber stand der Name des
Dichters in V. 5992 im Original, denn daß der Abschreiber de suo
den Namen des Dichters in den Text eingefügt haben sollte, ist noch
viel weniger zu erklären.
2. Auch V. 3651 ff. verdient die Fassung von B vor G den Vorzug
schon aus dem Grunde, weil in GM (= G) hinter V. 1651 drei Verse
aufeinander folgen , welche auf -er reimen. Es ist mir diese Manier
in Kl) nur noch einmal aufgestoßen V. 2098 — 2100, wo aber der Reim
gerung (: ergründ : friind) gerechtes Bedenken erregt; es ist hier hinter
V. 2097 und V. 2101 ein Vers ausgefallen. Auch D weist an einer
Stelle drei aufeinanderfolgende Reime auf, V. 9028 ff. rum : graMa/rum
: tecum. Daß hier der letzte Vers nur Einschiebsel ist, welches den
sogen, englischen Gruß vervollständigen und dem gen. gratiarum eine
Stütze verleihen sollte, springt sofort in die Augen.
3. Wie steht es mit den Plusversen, die sowohl in G als in B
sich finden? Die Begründung der Verse 6016 — 6020 in G, die in B
fehlen, ist unendlich albern; ihnen kommen hierin die Verse 6023 bis
6024 in G gleich. Deutlich erkennt man das Bestreben des Inter-
polators, die Rührscene auszuschmücken, dem auch die Betonung der
früheren 'herlichei£ der Königin und des gegenwärtigen 'eilendes ent-
spricht. Frisch und ohne Verzögerung führt dagegen B die Hand-
lung in seiner schlichten, einfachen Erzählungsweise weiter. Auch
V. 5992 — 5993 in G, durch die der Name des Dichters verdrängt
wurde (s. o.), zeugen von wenig Geschmack und Kraft. War es dem
Interpolator nur um die Einschaltung der Sentenz zu thun : ' gott hüfft
alzyt dem der frum ist' ? Dass aber die V. 5992 — 5993 hier nicht am
Platze sind, habe ich eben gezeigt.
') Ich bezeichne mit K Bühelers 'Königstochter', mit D sein 'Dyocletianus'
Leben (von Keller herausgegeben1.
250 A. BARTSCH
Auch B bietet hinter V. 3651 Plusverse. Wie der Umstand, daß
in G drei Verse auf den Reim -er ausgehen, höchst verdächtig ist,
habe ich S. 249 nachgewiesen. Ich füge noch ein Moment hinzu, durch
welches sich die Thätigkeit des lnterpolators nicht weniger deutlich
verräth , das ist das Fehlen des Subjects zu dem einleitenden : sie
sprachen (V. 3652). Verfehlt ist demgemäß auch die Ansicht Seeligs
a. a. O. S. 7, wonach hinter V. 3654 ein Vers ausgefallen sein soll ;
die Schwierigkeit liegt bei V. 3652.
Es sprechen also die Plusverse ebenso zu Ungunsten von G wie
sie zu Gunsten von ß sprechen.
4. Lehrreich ist die Beobachtung der Flickpartikeln und Flick-
wörter, über deren Ausbreitung1) wir erst durch B genauere Kenntniß
erlangen. Darnach ist in unseren Resten in G überflüssig auch in
V. 3991. 4029. 6002. 6377; der Vers 3637 muß nach B gelesen werden:
vnd brachte groß(e) ritterschaft.
doch erscheint überflüssig in V. 4028 und 6362 ; in V. 3642 gibt es
ebenso wenig Sinn wie in V. 6388 ; im ersteren Falle liest B richtig
da, d. h. do, im letzteren Falle genügt z(e)war , um den Vers me-
trisch correct zu gestalten; dann hat V. 5986 und 6001 gar keine
Berechtigung; in V. 3655, wo es ebenfalls unnöthig ist, scheint es
aus dem folgenden Verse herübergenommen zu sein, da ist aus
V. 6011, 4007, wo es noch dazu unmittelbar auf auch folgt, zu ent-
fernen; V. 3661 muß, wie B lehrt, gelesen werden:
(also der frie)de anefing. cf. V. 3670 anegät.
Für da V. 6009 ist viel prägnanter die Lesart von B gar trüreclich
(nicht trmoeclich wie G gibt); in V. 4041 ist gar zu ersetzen durch
alle (B).
aber ist V. 3998 (für czu nacht B) ebenso vom Übel wie so V. 3993
unpassend ist. Ich möchte auch V. 6386
damit so halt er icol sein leben (G)
nicht für richtig halten und lieber mit B lesen:
(damit mug er) desto baß leben,
also ist V. 4014 zu streichen nach der Lesart von B, wie V. 6037
(wo wänd(e) den metrischen Anforderungen entspricht). In V. 6397
zeigen noch die Überreste von B, daß für also — allez eingesetzt und
der ganze Vers gelesen werden muß:
do dyß allez vollen ging.
Zu vollen vgl. D 7246 das reht vollenbringen.
') Über diesen Punkt werde ich ausführlicher au eiuem anderen Orte handeln.
BRUCHSTÜCKE EINER HANDSCHRIFT etc. 251
Versfüllende Wörter werden durch B ausgemerzt; so V. 6361:
so tötent mich , wo G bietet : heissent tödten ; die Lesart von V. 5988
B äio(e) Crist von dem icir sint, ist von G geändert in : v. d. w. ge-
schaffen sint.
Daß aber auch B einzelne dieser Flickwörter aufweist, will
ich nicht verschweigen: so noch V. 4036. 6364; sere V. 6395, vil
V. 6028.
Diese Vergleichung ergibt das wichtige Resultat, daß G von
Flickwörtern wimmelt , ein Resultat , das jede Kritik für K von nun
an im Auge behalten muß. So fällt die Annahme Seeligs a. a. 0.
S. 65, wonach K 50 mit vier- silbigem Auftakte — übrigens ein metri-
sches Unding für Büheler — gelesen werden soll, von selbst, wenn
man von leid nur als erklärenden Zusatz zu ellendicliche ansieht Daß
der Interpolator sich nicht scheut, ganze Sätze einzufügen, habe ich
schon oben gezeigt, wie auch Seelig dies a. a. O. S. 70 erkannt hat.
Anderseits verfällt Seelig selbst in den gleichen Fehler, indem er hinter
K 7489 dem Texte zwei Verse, wenn auch als rConjectur' aufbürden
will. Einfacher ist meines Erachtens die Besserung, wenn man 7490
etwa liest :
wir sollent vns vff machen nu (: thuon)
ein Reim, der durch K 3952 darzuo : thuon, D 3594 ruo : suon, 4308
davon : nu genügend geschützt wäre. Auch bei D 7627 muß ich
Büheler gegen Seelig in Schutz nehmen; hier fehlt nicht nur kein
Vers, sondern eben V. 7627 ist ganz überflüssig, mit andern Worten :
wie das erklärende wissent das andeutet, ist der citierte Vers nur
Randglosse, welche von dem Schreiber in den Text] eingeschoben
worden. V. 7625 ist aber vollständig correct und gesichert durch
V. 8178. 8297. 8352 und besonders 8281 ff.
5. Auch im Wortschatze bietet B vor G nennenswerthe Beson-
derheiten. So erklärt B das unsinnige lang hob her in V. 3644, das
Merzdorf durch habere' (sie!) wiedergibt; hübe ist das bekannte Wort
für Helm, Pickelsturmhaube' cf. Lexer s. v. Der Dichter scherzt hier:
da hub sich erst der richtige Tanz an, man sah da allerdings keine
Kränze oder Hauben, vielmehr war da nichts als ein Sturmhauben-
heer versammelt. Der Reim her : entzioer(h), der für Büheler nichts Auf-
fälliges bietet, konnte von Seelig a. a. O. S. 68 angeführt werden.
Daß V. 6009 die Lesart von B:
von freuden wurden im naß
sin äugen gar trürecltch
252 A. BARTSCH
(G : getruwelich) zu dem Sinne dieser Stelle viel besser paßt, habe ich
schon oben angemerkt.
V, 6033 'das sie sehe üu-er äugen an entspricht nicht der Büheler-
schen Sprache; auch hier bietet B das Richtige: daz sie lach sehe
under äugen an vgl. K 3195. 3560. 7255, D 937.
V. 6355 ist die Lesart feigen lyh (B) ungleich besser als freien l.
(G), wie auch V. 6379 : des furcht ich gott von herzen sere (G von
himel «.).
Wichtig ist V. 6395 , wo B gruwelichen liest. Fast durchgängig
gewährt G grüsseUch, ein Wort, welches von nun an aus den Büheler-
schen Werken verseil winden muß, da auch D nur gruivelich V. 1473.
1752. 2991. 3890. 5028. 8802 u. a. neben grulich V. 4751. 4892. kennt.
Klarheit bringt endlich B in V. 3665:
du hetst mich billich vor gesatzt (: hast)
zuo rede.
Merzdorf: gefast; Seelig, welcher zu der Lesart gesast des Grüninger-
schen Druckes ein Fragezeichen setzt, scheint mit der Stelle eben-
falls nichts anfangen zu können. Was nun c einen zno rede fassen' heißen
soll, hat wohl nur Merzdorf allein verstanden; die Redensart 'einen zuo
rede setzen ist ebenso richtig wie klar. Der Reim hast: gesatzt ist für
Büheler unanfechtbar vgl. fast : under satzt 1> 4325.
Der Schreiber scheint fränkischer Herkunft ') und seinem Dia-
lekte möchte ich Formen, wie tuschen, geschrehen : verdrehen, foreut
(= fuorent) , koppler, fredden u. a. zuschreiben. Ob dot , doden, dus-
sent, dag, einfaldi-, dett hierher zu ziehen sind, möchte ich bezweifeln.
Kauffmanu, Gesch. der schwäb. Mundart, S. 219, weist diese Wörter
aus schwäbischen Denkmälern nach; auch aus D ist det (dette, dut,
unt) zu belegen.
Bemerken muü ich noch, daß hinter den Versen 6350. 6363.
6384. 6392 ein gewundener Strich gemacht ist, dessen Ende bald in
eine kürzere, bald längere Schleife ausläuft. Welche Bedeutung dem-
selben beizulegen ist, entzieht sich meiner Kenntniß. Daß es ein
Zeichen für den Maler sein sollte, dort etwa ein Bild hinzustellen
ist bei der nahen Aufeinanderfolge dieser Striche nicht wohl anzu-
nehmen.
Der Text selber lautet folgendermaßen:
') Aber weder nieder- noch mittelfränkischer Herkunft; es findet sich kein
dat, ü = daß, es. O. B.
BRUCHSTÜCKE EINER HANDSCHRIFT etc.
253
la DEr konig qwam mit Leres crafft
Vnd brachte groß ritterschafft
Er slug sich nyedder yn daz feit
Nahe by des marschalcks gezelt,
Da thuschen was manich schoß geschehen 3640
Vß vnd yn wil ich jhehen
Da hub sich erste der rechte dantze
Eß fraget nyemant nach keynem krantze
Iß was da nit anders dan hüben her
Die phile forent fast entzwere 3645
Also dett man auch hieny..e
Da begerte die alte konigin
Daz man eyne fredden mechte ...st., de
Sie wolte gerne selber mit mon . .
Ym sone besprechen eyn wort 3650
Man brachte iß an den konig dort
*Der konig zu den radden sprach
*Wie gefeilet uch die sach
*Sal ich iß laßen oder thun ')
Sie sprachent hze gebent sün
Eyn stonde vnd auch nit me
Die wile lade man die buschen sere
Wan man schriet fredden vß 3655
Daß man dan schieß in daz husche
Iß mag uch schaden nit eyn ey
Hie mit eyn hirholt den fredden schry
Daz nyemant schießen noch werff
Mit daß iß man wiedder erlaub 3660
lb dde ane fing
off den Graben ging
...... .ging an eyn czynne stan
sone was han ich gethan
vberczogen hast 3665
mich billich vorgesatzt
wan du thust also
dt der ist czu ho
ol wer by dir stait,
halck iß nit ane gait, 3670
ldig vnd siecht
ne er arges h . . . in gedecht,
alck mocht geswygen nit
n mont uch hie vergiecht
off mynen eydt 3675
than laster noch leyt
bin her körnen
ch wol vernomen
') Die mit Sternchen bezeichneten Verse fehlen in dem Merzdorf sehen Texte.
254 A. BARTSCH
die marschalckin
ns hsren koppeler sin 3680
er frauwen sy gewessen
vngenessen
großer kranckheyt,
dett uch nye keyn leyt,
ich sprechen wol vor sie 3685
yr allez gerett al hie
yr brieffe geschreben
frauwe verdrehen.
2' Hette ich die b.ß behutte
O we her got daz were mir gut
Vnd myn kint vol gethan
Die beyde ich nu verlorn han
Deß muß ich dragen ewig leyt, 3995
Hiemit er in die herberge reyt
Vnd yederman yn sin gemach
Darnach czu nacht der konig sprach
Ich sagen dir lieber marschalck myn
Du salt menlich gebieten sin 4000
Hie yn allem Engellande
Daz menlich körne czu dem brande
Als ich myn müder brennen wil
Von hude vber vierzehen dage ist das cziel
Daz gebütt man by syme lybe 4005
Wan ich wil rechen myn liebez wyp(e)
Vnd auch mynen lieben son
Da mag mich nyeman nemen von
Der marschalck begonde jhehen 4010
HVe daz sal snelle geschehen
Ich will (alle) man bodden senden hien
D(az) sie sullent hie sin
Als vber czwo wochen
Vnd yr auch hant gesprochen
Mit demselben da ginge hien (yn) 4015
Die getruwe liebe marschalckin
Der konig sie dogentlichen entpfie
2b Sie fiel nyedder vor yn off yr knye
Wey enden sie czu ym sprach
Hsre gewerent mich eyner sache 4020
Dorch den lieben riehen got,
Vnd durch sin heyligeß geboitt
Vwer mutter lebendig laut,
Iß ist doch weger wir hant,
Czwen schaden dan dry 4025
Hsre als liep als uch got sy
BRUCHSTÜCKE EINER HANDSCHRIFT etc.
255
Gedenckent an den werden Crist,
Vnd daz sie vwer raudder ist,
Vnd daz sie ueh gedragcn hat
Vnd yr auch die myssedat, 4030
Ghen got gebüßent nümerme
Vwer sele muß lyden we
Czu hinderst yn der hellen glüt,
Gewerent mich noch hude hsre gut,
Lant uch den czorn nit vberkomen 4035
Marschalck(in) du hast noch nit vernomen
Waz sie dich geziegen hat
Da von din mont billich lat
Sin biedden sy hie vor mir
Eß hilffet keyn biedden sage ich dir 4040
Iß ist verlorn alle arbeyt
Hie mit sy dir sin genug geseyt
Off goddes erbermde ich iß wagen wil
Des barmhertzekeit der ist so vil
Ich wil ym auch wol getruwen 4045
Bogen II, 1" Vnd auch myn kint der liebe knabe
Sie gedacht auch yn yrme muht,
Ach fonde ich den marschalck gut
Den vßerwelten fromen man 5985
Von dem ich myn leben han
Vnd auch myn vil liebez kint,
An crist von dem wir sint,
Des Crafft halff vns in Engelant
Wir weren anders beyde verbrant, 5990
Nu horent hie froliche mere
Von mir dem büeler
Der dißs büchs eyn diechter ist,
Vnser lieber here Jhesus Crist,
Der schüff der freuden also vil 5995
Daz ich eyn deyle hie sagen wil
Ir habent mich wol vernomen
Da die drü waren komen
Die konige der burger vnd der knabe
Da was der marschalck eyn stege herabe (5000
Gesliechen als ym nott was
Er mocht nit beyden fürbaß
Die konigin qwam dort here ghan
Als eyn beckyn wol gethan
Der sone ging yr an der hant, 6005
Der marschalck mocht nit langer beytten
Alsbalde er sach daß sie iß was
Von freuden worden ym naß
256 A. BARTSCH, BRUCHSTÜCKE EINER HANDSCHRIFT etc.
I1' Syn äugen gar trureclichen 6009
Vnd fiele snelle czu fuße yr 6011
Er sprach sint godde wilckom mir
Gnedige frauwe die konigin
Myn hertze vnd alle myn synne
Die zytterten von freuden mir gar 6015
Die konigin boit yr hende dar
Als er vor yr knyehet nyedder 6022
Sie czoch yn snelle off wiedder
Sie sprach lieber marschalck myn 60 2 5
Waz thut die getruwe marschalckin
Der marschalck yr ayn antwort boit,
Er sprach frauwe sie was vil nach doit,
Nach uch dan yr geschach so we
Daz sie keyn freude numerme 6030
Gewynuet noch gehaben mag
Iß sij dan daß sie gelebe den dag
Daz sie uch sehe vnder äugen an
Hiemit sullent yr fürbaß gan
Der marschalck fürt die konigin 6035
Der burger wolt verlieren sin synne
Er want man spott yr
Nu horent aber von mir wie die konigin vor
die zwen konige qwam. rc
2* Als myn junger hsre hat geseyt
Iß ist noch vil me off mynen eydt
Sie was so recht endelich
Daz sie erst erbarmet mich
Daz ich so grobelich han gethan 6345
Daz ich sie mir han dienen lan
Die gudde frauwe von hoher art
Ach daz ich ye geborn wart
Wie gar ich mich nit verstanden han
Xümer ich iß gebußen kan 6350
Ghen godde vnd der mudder sin
Er sprach hochgeborne frauwe myn
Vnd myn gnedige h*ren jung vnd alt,
Ir sullent han vber mich gewalt
Czu kestigen mynen feygen lyp 6355
Daß ich myn frauwe daz selige wyp
Nit nach yrme werde gehalten han
Ir mogent mich doden oder leben lan
Des habent yr follen gewalt
Myn heupt ich uch yetzunt dar halt, 6360
Wan yr wollent so dodent mich
Daz han wol verschuldet ich
Die konigin selber off stont,
Als noch die getruwen herzen thünt,
0. BEHAGTTEL, ZU WOLFRAMS LIEDERN. 257
Vnd czoch yn off mit der hende 6366
Vnd hieß yn sitzen an eyn ende.
2 czu ym dogentlich
o gehalten mich
synem hsren getruwen wol
billich dancken sol 6370
der liebe vatter myn
dir auch syner gnaden schin
frauwe ich begere nit me
ir mir wollent vergeben 6375
by mir so hert leben
ehapt dag vnd nacht
aber vwer lutzel acht
ten ich got von hertzen sere
iß gebußen nümmermere 6380
ckrich der konig czu hant
zu dem konige von Engelaut
unffzig schilt dar
auch funffzig geben 6385
er desto baß leben
be so gar vbel sich
war erbarmet mich
in danckt yrme vatter da
, hei auch also 6390
t auch dem burger mylte
zwey dussent schilte
v . . er v . . man werden solt,
s g...s nit enwolt
gruwel . .hen sere sich 6395
"ist er iß nemen siecherlich
allez vollen ging.
LANDESHÜT i. Schi. A. BARTSCH.
ZU WOLFRAMS LIEDERN.
Ich habe Germ. 34, 489 bemerkt, daß in dem Liede Wolframs,
das Laehmann ohne zwingenden Grund für unecht erklärt hat, der Vers
XII, 16 sicher falsch überliefert sei. Statt mir nu dienen habe ich
vorgeschlagen, mich nu mieten zu lesen. Daß ich in der Sache Recht
hatte, beweist die Handschrift selbst; ich hatto übersehen, daß dort
ganz richtig steht: mir nu Ionen, vgl. Apfelstedt, Germ. 26, 220 Anm.
GIESSEN, 24. April 1891. OTTO BEHAGHEL.
GERMANIA. Neue Reihe. XXIV. (XXXVI.) Jahrg. 18
258 R. BECHSTEIN
KARL KOPPMANN, ZU WALTHER VON DER
VOGELWEIDE.
Seit mehreren Jahren haben wir in Rostock ein niederdeutsches
Kränzchen, in dem namentlich mittelniederdeutsche Stücke gelesen
werden. Die Mitglieder sind Historiker, Philologen verschiedener
Gattung und Juristen. Nach dem Reinke de Vos vertieften wir uns
in niederdeutsche Chroniken, dann kam auch einmal auf meine Ver-
anlassung der Kaland an die Reihe, nachdem uns Herr Archivrath
Dr. Sello in Oldenburg eine größere und ausreichende Anzahl Exem-
plare seiner neuen und vollständigen Ausgabe zur Verfügung gestellt
hatte. Gegenwärtig lesen wir den Heliand. Einmal sollte auch zur
Abwechslung Walther von der Vogelweide der Gegenstand unserer
Leetüre sein. Diese Episode hat auch litterarische Frucht getragen.
Stadtarchivar Dr. Karl Koppmann, der insbesondere auf dem Ge-
biete der hanseatischen Geschichte bewährte Historiker, neben Dr. Karl
Nerger die festeste Stütze unseres Kreises, versuchte Übersetzungen
einzelner Lieder, namentlich des schwierigen Vocalspiels , und mehr
noch der Sprüche, die ihm als Historiker ein noch größeres Interesse
abgewannen. Später, nach Erscheinen des bekannten kleinen Buches
von Schönbach, veröffentlichte Koppmann in der Rostocker Zeitung
einen längeren , durch drei Nummern gehenden Aufsatz , betitelt
„Walther von der Vogelweide", in welchem er auch seinerseits
ein Scherflein zu dem Ehrendenkmal unseres großen Dichters beizu-
tragen wünscht. *) In seine Betrachtung flicht er Sprüche und Lieder
in seiner Übertragung ein. Der durchaus für weitere Kreise berech-
nete Aufsatz bietet insofern auch ein nicht geringes philologisches
Interesse dar, als der Verfasser an mehreren Stellen andere Auf-
fassungen als die Herausgeber und Commentatoren und insbesondere
Schönbach kundgibt. Es wäre nur erwünscht gewesen , wenn Kopp-
mann selbst in irgend einem germanistischen Organe seine Erklärungen
vertreten hätte. Er will dies aber nidht; nur seine Übersetzungen
gedenkt er noch zu veröffentlichen. Damit aber die Fachgenossen
die der Nachprüfung ohne Zweifel sehr werthen Stellen jenes Auf-
satzes kennen lernen, habe ich um die Erlaubniß gebeten, sie hier
zur Sprache bringen zu dürfen. In der Rostocker Zeitung wären sie
l) Rostocker Zeitung 1890, Nr. 285, 297 u. 309.
KARL KOPPMANN, ZU WALTHER VON DER VOGELWEIDE. 25'.»
natürlich vergraben und verloren. (Ich citiere im Folgenden nach
Lachmann, auf den ja alle späteren Herausgeber Rücksicht nehmen.)
Zunächst scheint mir auch der Eingang zu Koppmanns Aufsatze
beachtenswerth. Der Verfasser will nicht eine Besprechung der Schrift
Schönbachs oder gar eine kritische Würdigung versuchen und damit
berufeneren Händen vorgreifen : er will nur seine Freude darüber aus-
sprechen, daß endlich einmal wieder der Versuch unternommen werde,
Walther dem gebildeten Publicum bekannt und vertraut zu machen.
Dann fährt er fort: „In einem Einleitungscapitel, das dem Mittelalter
gewidmet ist, schlägt der Verfasser (Schönbach) einen Ton an, der
in seinem Munde meinem Ohre nicht schön klingt. „„In manchem"",
sagt er S. 8 — 9, „„kann der heutige Betrieb der Wissenschaften, welche
sich auf das Mittelalter beziehen, verbessert werden. Unsere Historiker,
soweit sie nicht überhaupt in den Hilfswissenschaften stecken bleiben,
entschlagen sich zu leicht des Studiums der poetischen, religiösen und
gelehrten Litteratur, überdies „können sie nicht altdeutsch", wie der
verstorbene Müllenhoff zu sagen pflegte , was um nichts weniger
sonderbar ist, als wenn ein Forscher in griechischer Geschichte Grie-
chisch nicht verstünde. Unsere Philologen hinwieder, die Germanisten
im engeren Sinne, bekümmern sich viel zu wenig um den historischen
Hintergrund der Denkmäler, um deren Beziehung zu dem gesammten
Lebensinhalt der Zeit. Nothwendig leidet darunter das zartfühlende
Verständniß.'-" Das ist eine Aburtheilung über die Pflege zweier
Wissenschaften, die meines Ermessens dem Verfasser weder zukommt
noch wohl steht.«
Ladmann 35, 7 und 18, 16: Koppmann erklärt sich gegen die
Deutungen, die diese Sprüche auf den Landgrafen Hermann und den
Markgrafen Dietrich beziehen. Ihm scheint es unzweifelhaft, daß
Walther auf deren Vorgänger hinweise. „In dem einen : Ich bin des
muten lantgräven Ingesinde gebraucht Walther den Beinamen Ludwig III.
des Milden (1172—1190), dem sein Bruder Hermann I. im J. 1190
in der Regierung folgte ; in dem andern : Mir hat ein lieht von Franken
der stolze Missenaere bräht gebraucht er den Beinamen Albrechts des
Stolzen (1190 — 1195), nach dessen Tode die Markgrafschaft von Hein-
rich VI. eingezogen wurde; erst König Philipp belieh mit ihr den
Bruder Albrechts, Dietrich den Bedrängten. Daß Walther in beiden
Fällen dem betreffenden Fürsten eine Bezeichnung gegeben hätte, die
seinem Bruder zugekommen war, ist doch schlechterdings nicht an-
zunehmen." Mit dieser Annahme, namentlich mit der ersten, stimmt
nun die jetzt allgemein gebilligte und auch von Schönbach auf Grund
18*
260 R BECH8TEIN
von 124, 1 ff. und 06, 27 vertretene Ansicht nicht überein, dali Walther
nicht lange vor 1170 geboren sein könne und in der zweiten Hälfte
der achtziger Jahre zu dichten begonnen haben müsse. Koppmann
scheint dies nicht sicher genug, um die Annahme eines früheren Geburts-
jahres, etwa 1160 oder bald hernach, auszuschließen. Bei einer solchen
könnte Walther, damals in den zwanziger Jahren stehend, sehr wohl an
den thüringischen Hof gekommen sein, und zwar wiederholentlich. ')
20, 4 ffg. : Auch diesen Spruch deutet Koppmaun abweichend
von der herkömmlichen Auffassung (Schönbach S. 92 — 93). Er sei
nicht gegen den Landgrafen, sondern für ihn gedichtet; der schein-
bare Unmuth bilde nur die Folie für eine Schmeichelei. Freilich seien
dann stolze helde?/, der iegeslicher wol ein kempfe wcere nicht als Kämpfer-
volk und Raufbold zu verstehen.
18, 17: Nicht auf Herzog Ludwig von Baiern, von dessen Be-
ziehungen zu Walther wir nichts wissen , sondern auf Ludwig von
Thüringen deutet K. das Geschenk eines Lichtes. Ludwig von Thü-
ringen brach zu Ende Juli 1189 zum Kreuzzug auf und starb 15. Oc-
tober 1 190 vor Akkon. (Diese Erklärung bedürfte freilich , wie ich
meine, noch näherer Ausführung.) Die Schwierigkeit seiner Annahme
ist K. natürlich nicht verborgen geblieben, denn er setzt hinzu: „In
welches Jahr freilich das Gedicht zu setzen sei, wage ich nicht zu
entscheiden. Auf dem Reichstag zu Würzburg, 10. Aug. 1189, war
Albrecht, damals noch nicht Markgraf, mit seinem Vater, dem Mark-
grafen Otto, versöhnt worden; als Otto 18. Febr. 1190 starb, folgte
ihm Albrecht in der Regierung."
17. 11 ffg.: Auch diesen Spruch bringt K. mit Albrecht dem
Stolzen in Verbindung. „Als nach Albrechts von Meißen Tode (25. Juni
1195) König Heinrich die Markgrafschaft einzog, wird ein Gedicht
entstanden sein, das sich drohend gegen die Köche ausspricht, die
den Fürsten die Braten zu dünn austheilen." Im Übrigen stimmt K.
mit der allgemeinen Ansicht überein, daß sich die Anspielung auf
griechische Verhältnisse beziehe, auf den Sturz des Kaisers Isaac
Angelos und die Erhebung seines Bruders Alexius auf den Kaiser-
thron (8. Apr. 1195).
20, 31 ffg.: Dieser Spruch ist nach K. an Herzog Leopold V.
gerichtet. In dieser Annahme schließt sich K. an meine Ansicht an,
s. meine Schulausgabe S. 89.
') Koppmanns Deutung des muten lantgraven steht auf sehr schwachen Füßen;
denn Ludwigs Beii.ame rl o r Milde begegnet nach der freundlichen Mittheilung von
Herrn Dr. Wenck erst in Quellen des 14. Jahrhunderts. O. B.
KARL KOPPMANN, ZlT WALTHER VON DER VOGELWEIDE. 261
26, 1: Zu den Worten ezn galt da nieman sine)- alten schulde be-
merkt K. , daß sie nicht auf ein Auslösen der Pfänder, d. h. die Be-
zahlung der Zeche zu beziehen seien, sondern auf die Zusicherung
des Fürsten, daß die zu seinem Hofe Kommenden von Niemand ihrer
alten Schulden wegen gerichtlich angesprochen werden sollten. K.
möchte den Sprach eher auf Herzog Friedrich als auf Herzog Leo-
pold beziehen.
24, 18 ffg. : Im Gegensatz zu Schönbach, der das Gedicht (S. 76)
auf den Abschied von Wien bezieht, sagt K., er könne nichts linden,
was uns einen Anhalt zu einer localen und damit auch zu einer ge-
wissen chronologischen Bestimmung gäbe; es könne bei jeder andern
Gelegenheit ebensowohl entstanden sein.
32, 11. Eine höchst eigenthümliche Erklärung gibt K. diesem
Verse, die aber voraussichtlich wenig Anklang finden wird, weil die
von K. angenommene Bedeutung des Wortes stolle wohl für die jüngere
Zeit gilt, für die Zeit Walthers aber schwerlich nachgewiesen werden
kann. K. sagt: „Nach Osterreich, dem Lande, wo er das Singen
und Sagen lernte, sehnt er sich auch in einem andern Gedicht, das
die leidenschaftliche Erregtheit des Säugers über das geringe Kunst-
verständniß eines Kreises wiederspiegelt, der, für künstlerische Dich-
tungsweise ohne Verständniß, der Stollen spottet, die er den Regeln
der Kunst nach legen muß, ehe er den Abgesang beginnt. So wenig-
stens verstehe ich die Worte: singe ich nünen höveschen sanc, so klagent
siz stollen ( — in der Übersetzung: Wenn ich höfisch singe, ärgert sie
der Stollen — ); Andere haben stollen für einen Personennamen ge-
halten und einen Dichter Stolle angenommen, der der Literatur-
geschichte sonst völlig unbekannt ist; schon das Fehlen des Vor-
namens, der bis in's 15. Jahrhundert hinein fast wichtiger ist als der
Geschlechtsname, scheint mir diese Deutung zu widerlegen."
33, 8: „Diese satirische Bemerkung ist nur bei der Annahme zu
verstehen, daß zu Gunsten der St. Peterskirche in Rom, deren Dach
erneuert werden mußte, ein Ablaß verkündet wurde. Walther benutzt
den Doppelsinn des Wortes lesen: in dem schwarzen Buche lesen und
Rohr lesen, — Rohr werben, heißt es hier zu Lande."
82, 17 eine guldin' katzen versteht K. als eine am Riemen ge-
tragene, mit Gold gefüllte Geldkatze.
ROSTOCK. REINHOLD BECKSTEIN
262 F- W. E. ROTH
MITTHEILUNGEN AUS MITTELHOCH-
DEUTSCHEN HANDSCHRIFTEN.
Die königliche Landesbibliothek zu Wiesbaden besitzt eine Folio-
handschrift, welche in dem Buche: 'Die Handschriften der kön. Landes-
bibliothek in Wiesbaden, verzeichnet von Dr. A. v. d. Linde, Wies-
baden 1877' nicht beschrieben ist, da solche sich erst später unter
Incunabeln vorfand. Die Handschrift entstammt dem XVI. Jahrhundert,
ist auf Papier geschrieben , gehörte der Abtei Arnstein in Nassau,
wie der Eintrag: Hunc librum r. dominus Petrus Bock Lympurgensis,
vicarius ejusdem ecclesie Arnsteinensibus ex speciali gratia contulit
anno domini M . D . lxiii angibt und umfaßt 236 Blatt, wovon mehrere
ausgerissen und zerrissen. Der Inhalt ist astrologisch-astronomisch,
kann aber hier wegen der lateinisch abgefaßten Abhandlungen keine
nähere Behandlung finden. Für Freunde des Mittelhochdeutschen ist
nur eine Abhandlung: „Von eygenschafft der Sieben planeten" von
Werth, wovon ich als Probe hier ein Stück veröffentliche:
Dye Sonne man mich heyssen soll
Der mittelst planet byn ich wol,
Warm vnd drocken kan ich syn
Naturlich vnd gantz mit mynem schyn.
Der lebe hait mynes huses kreyss,
Dar inne so byn ich alles heiss
Doch ist Saturnus stedicklich
Mit syner kelde widder mich,
Erhoget werde ich in dem wydder,
In der wage so vall ich nydder
In ccc vnd lxv tagen
Mag ich mich durch dy tzeichen tragen.
Titel: Klug in herschafft ist myn syn
Der sterne byn ich eyn anbegyn.
Die Hs. durchgeht nun die einzelnen Himmelszeichen und deutet
solche auf die Geburt des Menschen.
Der sonnen kindt.
Ich byn glucklich vnd gar fyne
Also synt all dye kynder myne
Geel wyss gemengt, eyn schon gesicht,
Wol behart, cleyn, wyss, hare gesucht etc.
MITTHEILUNGEN AUS MHD. HANDSCHRIFTEN. 263
Die Abhandlung schließt:
Dy wille daz sie dass leben han.
F. 5520.
Die Wiener Hs. Nr. 3009, saeculi 15, Octavo, enthält Bl. 23-27
ähnliche Verse. Siehe Hoffmann, altdeutsche Handschriften der k. k.
Hofbibliothek zu Wien, S. 188. Ebenso finden sich solche Verse in
einem Planetarium (Holztafeldruck) zu Graz und Berlin. Siehe Sera-
peum XXV, 2 und Jahrg. 1842, S. 184. — Am Rande einer Abhand-
lung der Hs. zu Wiesbaden: 'de composicione quadrantis' steht dieses
Minnelied:
Geboden dinst warth nye werth
Daz werde ich frauwe an dir gemerth etc.
Schließt: Daz nympt myr doch sant peter nit. Acht Verse.
Als Unterlage von Zeichnungen sind Bruchstücke eines deutschen
Lectionars, saeculi XIV, auf Pergament verklebt. Ein solches Bruch-
stück lautet: „Der XVI son dach na Penc. Matheus. In der cyt
sprach Jhesus zu sinen jüngeren. Nieman in mach zwein herren ge-
dienen, want antweder he wert den einen haschende vnd den anderen
minende. Oder den einen gedougende vnd den anderen versmende ;
ir in moget neit gode gedienen vnd der bösen rixheit. Dar vmme etc.
Damit sei diese Hs. den Germanisten angezeigt.
Die nämliche Bibliothek besitzt einen handschriftlich ergänzten
und erweiterten Ortulus anime, um 1508 gedruckt. Näheres läßt sich
nicht feststellen, da der Titel fehlt. Das Format ist, wie bei dieser
Art Büchern, Duodez. Am Schlüsse steht handschriftlich die Zahl
1510. Der handschriftliche Theil bietet für deutsches Kirchenlied
noch Ausbeute, namentlich Sequenzen, von denen ich eine als Probe
mittheile. Her na folgt zo duytze : Quicunque volt salvus esse. Welcher
behalten will sein, vor allen dyngen ist not, das er halt den cristen-
lichen glauben. Es se dan, das ain iegklicher den gantz vnd vnzer-
stoert halte, on zwifel er wirt nit verderben ewigklich. Aber ditz ist
der cristenlich glaub, das wir eren ain got in der drifaltikait vnd die
dryfaltikait in der ainikait. Noch gescheyden die personen noch ge-
tailen das wesen. Wan ain andere person ist des vatters, ain andere
des suns, vnd ain andere des haiigen gaists. Aber des vatter vnd des
sunes vnd des hailigen gaists ist ain gothait, ain geleiche glory, ain
mitewige herlichkait. Wie der vatter, also der sun vnd also der haylig
gaist. Ungeschoepffter vatter, vngeschopffter sun, vnd vngeschoepffter
hailiger gaist. Vngemessner vatter, vngemessner sun vnd vngemessner
hailiger gaist. Ewiger vatter, ewiger sun vnd ewiger gaist. Vnd doch
264 F- w- E ROTH
nit drey ewig, sunder ain ewiger. Also nit drey vnerschaffen , Doch
drey vngemessen, sunder ain vngeschoepfter vnd ain vngemessner.
Gelicher weyss almecbtiger vatter, alniechtiger sun vnd allmechtiger
haiiger gaist. Vnd doch nit drey alraechtig, sunder ain allmechtiger.
Also got der vatter, got der sun und got der hailig gaist. Vnd doch
nit drey got, sunder ist ain Got. Also herr der vatter, herr der sun
vnd her der hailig gaist. Vnd doch nit drey herren, sunder ist ain
herr. Wan also wir vnderschaidenlich jegkliche person got vnd herr
werden mit cristenlicher warhait gezwungen bekennen. Also drey
goet oder herren ze sprechen wirt vns mit cristenlicher hailickait
verbotten. Der vatter ist von niemant gemacht noch geschaffen noch
o-eboren. Der sun ist allain von vatter nit gemachet noch geschöpft
sunder geboren. Der hailig gaist ist von dem vatter vnd sun nit
gemachet noch geschöpft noch geboren, sunder aussgeend. Darumb
ist ain vatter nit drey vatter, ain sun nit drey sun, ain haiiger gaist
nit dry hailig gaist. Vnd in diser dryfaltigkait ist nichts vor oder
nach, nichts mer oder mynder. Sunder die gantzen drey personen
synt in mitewig vnd mitgelich. Also das in allweg, wie oben ge-
sprochen ist, vnd die dryfaltigkait in der ainigkait vnd die ainigkait
in der dryfaltigkait zu eren sey. Darumb welcher wil behalten wer-
den, also sol er von der dryfaltigkait versteen. Sunder not ist zu
dem ewigen hail, das er die menschwerdung vnsers herren Jhesu
Christi trewliche gelaub. Darumb ist der recht gelaub, das wir ge-
lauben vnd bekennen, das vnser herr Jhesus Christus gots sun got
vnd mensch ist. Got ist er auss der substantz des vatters vor den
weiten geborn , vnd mensch ist [er] ') auss der substantz der mitter
in der weit geboren. Volkommer got, volkommer mensch auss ver-
nunfftiger sei vnd menschlichem flaisch vnderstend. Geleich dem
vatter nach der gothait mynder dem vatter nach der menschait.
Wie wol er got ist vnd mensch, doch nicht zwen, .sunder ist ain
Cristus. Ainer aber nit verwandelt die gothait in das flaisch, sunder
in annemung des wesens, sunder in der ainigkait der person. Wan
als die vernunfftig sei vnd das flaisch ist ain mensch, also got vnd
mensch ist ain Christus. Der do gelitten hat vmb vnser hail, ist ab-
gestigen zu den hellen, er ist aufferstanden von den Todten. Er ist
auffgefaren zo den hymeln, sitzet zu der gerechten gottes des al-
mechtigen vatters. Von dan er kunfftig ist zerichten die lebendigen
vnd die todten. Zu des zukunfft alle menschen werden auffersteen
') Ist zu ergänzen.
MITTHEILUNGKN AUS MHD. HANDSCHRIFTEN. 265
mit iren leiben. Vnd werdent geben rechnung von iren aigen wercken.
Vnd die do guts haben gewirckt, werden geen in ewigs leben, welche
aber vbels, in ewiges feure. Dicze ist der cristenliche glaub, es sy
dau, das ain iegklieh, der den treuwlich vnd festigklich sy gelauben,
so mag er nit behalten werden.
Der Druck gehörte dem Kapuzinerkloster Nothgottes im Rheingau.
Mone, Anzeiger VIII, 331, theilte ein geistliches Lied: „Der
Meister der Blumen" mit, das hiernach Mittler, Deutsche Volkslieder
354 wiederholte. Mones Text ist modern und verderbt. Ich fand das
durch seinen mystischen Inhalt interessante Lied in einer ehedem mir
gehörigen, nun in Amerika in Privatbesitz befindlichen Hs., saeculi XV,
geistlicher Lieder, die einem Kloster am Rhein entstammte, und theile
den nicht ganz fehlerfreien Text hier vollständig mit, da er Besseres
als Mone bietet.
1.
Ess was eyn schone Junffrauwe edel die was sich woil gedane,
In eynen schonen Gartten wolte sy spaceren gane,
In eynen schonen Gartten, darna stonde yr Gedanck,
Na manicher Hand Farben, na Fogelyn Gesanck.
Und da sy in den Gartten quam, da was sy freudenrich,
Sy sach die schonen blomen an gezieret meisterlich.
Hilff got, sull ich yn schauwen, des myn Hertz begert,
Danck will ich ym sagen, er ist der Ei-en wert.
3.
Zu derselben Stunde der Jungelyn in Gartten quam,
Alldar er gruost myt Zuchten, sy sach yn mit Schrecken an.
Wer hait dich gelassen all in den Gartten myn,
Er was so hart beslossen, du müst behende syn?
4.
Was der Gartten dyn beslossen, das achte ich gar cleyn,
Alle Slosse steen myr offen, darzü die hartten steyn,
Keyn Sloss mag mich besliessen, keyn steyn ist mir zu hart.
Myt mynen klogen konsten bin ich yn Übermacht.
5.
Was gedenckstu edel Junffer all in dem hertzen dyn,
All über die schonen blomen, die all myn eygen syn?
Ich hab sy all gemachet, das ensag ich dir für war,
All die schonen blomen, die auff der haiden dar.
266 F. W. E. ROTH, MITTHEILUNGEN AUS MHE. HANDSCHRIFTEN.
6.
Bistu der blomen mecher vnd dess myn Hertz begert,
Danck will ich dir sagen, du bist der Eren wert.
Danck will ich dir sagen all über die blomelyn,
Nu sage lieber herre, wie ist der Name dyn.
7.
Jhesus der blomen mecher also byn ich genant,
Vnd all die schonen blomen synt mir woil bekant.
Ich enweyss noch schöner blomen, man fynd nit yren glych,
Der sych die Engel frouwen in mynes Vaders Rych.
8.
Die rede ging gar süsse in yres hertzen grund,
Ir lieb begund sich meren, vor lieb ward sy gar wund.
Ich gelob dir all myn truwe, du liebster herre myn,
Die ich dir stet behalden wil biss uf das ende myn.
9.
Der Jungeling tat sich keren, er macht sich auff die fart,
Zo eynem Junfferkloister, das nachent dabey gesehen wart,
Zo eynem Junfferkloister, das war gelegen fein,
Darzu trat er behende, mit seiner gewalte trat er alda ein.
10.
Die Junffer was nyt trege, sy ylt ym balde nach,
Na diesem Jonffer Cloister, na ym was yr gach.
Sy klopfet an die pfortten, ir clage die was gross,
Sy gert den blomenmecher, irs hertzens ainger trost.
11.
Die Jonffern in dem cloister sprachen zorneclich :
Was ist dyn klage? Du redest eynem Doren glych,
Vnser Cloister ist beslossen, keyn man kan darin gan,
Haistu jemand verloren, den Schaden moistu han.
12.
Ir habt yn eingelassen, dem ich gelobet han,
Ich sach yn mit mynen äugen zu der Porten gan,
Ir habt yn eingelassen den lieben heren myn.
Wer ouch die weit myn aigen, die enliess ich e als yn.
13.
Ir habt yn eingelassen, dem ych gelobet han,
Ich sag euch sicherlichen, ich will yn wider han,
Die trew will ich ym halden, die ich gelobet hab,
Von seiner steten treuwe lass ich nimmer ab.
K. SCHMIDT, EIN BRUCHSTÜCK EINES DEUTSCHEN CATO. 267
14.
Da das die Jonffer horten, erzornet sy das bas,
Iss nam sy alle wonder, wy yr gemuede was,
Vnser cloister ist belossen, keyn man darin ingan sol,
Jhesus der liebste herre, der weyss die warheyt wol.
15.
Wie wenig ir yn kennet, sprach die Jonffer fyn,
Myt dem namen yr yn nennet, den liebsten heren myn.
Dem hain wyr all gelobet, dy in dem cloister syn,
By uch will ich blyuen byss an das ende myn.
16.
Truwe wil ych ym halden byss uff das ende myn,
Truwe will ych ym halden, die ych gelobet han,
Von syner steden liebe will ich nit abe lan
Helff vnss, dass wir stets dessen wege gan. Amen.
WIESBADEN. F. W. E. ROTH.
EIN BRUCHSTÜCK EINES DEUTSCHEN CATO.
Unter der Bezeichnung „deutscher Cato" fassen wir die deut-
schen Übersetzungen jener Sammlung von lateinischen Sittensprüchen
zusammen, welche in nachclassischer Zeit entstanden und, wahr-
scheinlich pseudepigraphisch, einem Dionysius Cato zugeschrieben
ist.') Sie war im Mittelalter sehr beliebt und verbreitet, wurde viel-
fach tibersetzt, commentiert, bearbeitet und in der Form erweiterter
Bearbeitungen z. B. von der Geistlichkeit gern beim Predigen be-
nutzt, wesbalb sie auch außer dem heute gebräuchlichsten Namen
(Catonis disticha de moribus ad filium) noch mancherlei andere führte.
Von einer deutschen Übersetzung fand ich nun in dem mir
gehörigen Exemplar einer lateinischen, äußerst weitläufig commentierten
Druckausgabe2) ein bisher noch unbekanntes Bruchstück.
Es rührt von dem ersten Besitzer des Buches her, dem Pleban Bartho-
lomäus Mulich zu Obereichstädt bei Eichstädt in Baiern, welcher
1) Vgl. Fr. Zarncke, Der deutsche Cato, Leipzig 1852.
2) Gedruckt 1475 von A. Sorg in Augsburg; soll die erste datierte Ausgabe
des Werkes und einer der Erstlingsdrucke Sorgs sein; mein Exemplar ist breitrandig
und sehr gut erhalten. Nähere bibliographische Angaben bei Hain, Repertorium biblio-
graphicum Nr. 4711, wo jedoch die Blattzahl 486 nicht stimmt und einfach in 484
umzuändern sein dürfte. (Vgl. Max Harrwitz' Mittheilungen aus dem Antiquariat etc.,
IT, Nr. 5, Berlin, 15. März 1890.)
268 R. SCHMIDT
außer sonstigen zahlreichen handschriftlichen Eintragungen1) einen
Theil derSitteusprüche mit beigeschriebenen freien, deutschen, gereimten
Übersetzungen versah. Eine vollständige Übertragung der ganzen
Sammlung hat er dabei wohl nicht liefern wollen, sondern bat sich
vermuthlich die Reime zu gelegentlicher Einflechtung in seine Predigten
niedergeschrieben; sie erstrecken sich auf sämmtliche Sittensprüche
des prosaischen Theiles der Sammlung (56 in der vorliegenden Aus-
gabe) , dagegen nur auf einige wenige Distichen des ersten und
zweiten Buches des metrischen Theiles.2)
Daß wir in diesen freien Übersetzungen Mulich'sche Originale
vor uns haben, war schon wegen verschiedener Äußerlichkeiten wahr-
scheinlich, namentlich deshalb, weil er durch Radierungen und Ver-
besserungen noch daran gefeilt hat. Außerdem theilt mir Herr Pro-
fessor Fr. Zarncke in Leipzig, jetzt wohl der gründlichste Kenner
des Cato, auf eine bezügliche Anfrage gütigst mit, daß er keine Über-
einstimmungen mit den Übersetzungen in seinem handschriftlichen
Apparat bemerkt habe; es seien „gewiß freie Übersetzungen des ehr-
lichen und gescheiten Bartholomäus Mulich". Musterleistungen siud
es nicht, wie der Leser bald erkennen wird; aber sie haben durchweg
einen sehr volksthümlichen Klang, und einzelne können sich immer-
hin den Beispielen guter Sprachdichtung des späteren deutschen
Mittelalters an die Seite stellen. Übrigens wird die Lesbarkeit von
Mulichs an sich nicht guter Handschrift durch die erwähnten Ver-
besserungen, die freilich sachlich mitunter entschiedene Verballhor-
nungen sind, sowie durch vielfache Abkürzungen oft recht beein-
trächtigt; daher die im weiteren Verlaufe dieser Veröffentlichung
mehrfach hervortretenden Unsicherheiten. Mulichs Rechtschreibung
ist natürlich beibehalten, abgesehen von den Abkürzungen und einigen
überflüssigen Lesezeichen.
Über Mulichs Persönlichkeit finden sich in dessen Eintragungen
einige Anhaltspunkte. So macht er auf dem letzten Druckblatte, unter-
halb des Kolophons, folgenden Vermerk, aus welchem wir auch sonst
einiges Nähere und den Umstand erfahren, daß er das Buch später-
hin au das unfern Eichstädt gelegene, 1156 gestiftete und 1806 auf-
gehobene Augustinerkloster Rebdorf schenkte:
') Über die weiteren Eintragungen handelt ein anderer Aufsatz: „Handschrift-
liche Eintragungen in einem Ineunabeln-Druck" in dur Zeitschrift „Der Sammler"
(Berlin, H. Lüstenüder), Bd. XII, Nr. 1—4.
7) Die Sammlung zerfällt in vier Bücher Distichen, denen eine Reihe kurzer
prosaischer Sprüche vorangeschickt ist; die Anzahl und Reihenfolge der letzteren wie
der Distichen schwankt in den verschiedenen Ausgaben etwas.
EIN BRUCHSTÜCK EINES DEUTSCHEN CATO. 269
Ego bartholomeus inulich de eystet natiuus plebanus in oberneystet
emi hunc librum pro 2bua aureis et 60 denariis ') Anno 147 6 | atque
consutus2) per dominum vdalricum lieiling confratrem conventus Rebdorff
1477 atque eis pro nomine Ibesu dedi | et voluntarie resignani legaui iis.
Nacli einer weiteren Eintragung hat er zeitweilig ein anderes
Amt in Eichstädt bekleidet. Er nennt sich nämlich suo tempore sum-
mus . . . arius in Eystet, wo jedoch die erste Hälfte des Titels wegen
einer Abkürzung. Radierung und Verbesserung schwer lesbar ist;
offenbar hat er einen mit sub beginnenden Titel schreiben wollen,
das sub aber während des Schreibens wieder geändert und nachher
eine Stelle radiert. Was das so gewonnene Wort betrifft, so haben
die graphisch möglichen Deutungen so viele sachliche uud die
sachlich möglichen so viele graphische Bedenken gegen sich, daß
bis jetzt weder mir noch Anderen eine völlig befriedigende Erklärung
geglückt ist.
Endlich steht auf dem unteren Schnitt des Buches: bartholomeus
mulich: lvij ann | dedit hunc librum. Die erste Zeile ist roth, die
zweite schwarz, und die letztere scheint mir ein späterer Zusatz zu
sein. Da außerdem auf dem vorderen Schnitt die roth geschriebene
Jahreszahl 1476 steht, so dürfte sich die Altersangabe „57 Jahr" für
Mulich wohl auf diesen Zeitpunkt (Erwerbung des Buches) beziehen. 3)
Die Schenkung des Werkes an das Kloster Rebdorf bekräftigt
er noch durch ein auf die theilweise leere Rückseite von Blatt 56
gesetztes kleines Widmungs-Carmen, welches zwar keine weiteren
Aufschlüsse über seine Person e,il)t, das ich aber doch als Probe spät-
mittelalterlicher lateinischer Reimkunst anführen möchte:
*) Nur so kann ich die hier stehende Abkürzung: dn mit Strich darüber er-
klären; gemeint ist „ein Schock Groschen", welches nach jetziger Wäbrung rund
2;50 Mark war, während der Goldgulden (aureus) etwa 7 Mark betrug.
2) „Eingebunden"; ursprünglich batte er geschrieben composüus, dann aber wie
oben verbessert.
3) Mulichs Persönlichkeit ist auch sonst nachweisbar, ohne daß wir freilich
Näheres von seinen Lebensumständen erfahren. In den statistischen Aufzeichnungen
des Regierungsdirectors Sax in Landshut, der mehrere Werke über die Geschichte
Eichstädts herausgegeben hat, ist zu lesen: .Pfarrer in Obereichstätt : 147.H Barthlmae
Muelich". Ferner heißt es in dem Schematismus der Geistlichkkeit des Bisthums
Eichstätt für das Jahr 1480 (Progr. des bischöfl. Lyceums Eiehstätt von J. G. Suttner,
Eichst. 1879, S. 40): „Decanatus Ingoldstatt Oberneystett ecclesia paroch. S. Joannis
Ev riebanus : Barth <> I o in ae us Mul ich." (Nach gütiger Mittheilung des Herrn
F. S. Romstöck , Vorstehers des histor. Vereins zu Eichstädt, dem ich hiermit meinen
besten Dank ausspreche.)
270 R SCHMIDT
In Rebdorff domini praecipui
Fratres in christo mihi ') dilecti
Omnes in Ihesn exhortor
Bartholomeus mulich vocor
Hunc librum libens dedi
In Oberneystet ecclesiam rexi
Propter dei saluatoris amorem
Pariter et communem veram dilectionem
Pro me deum exorate
Et pro uobis studio intercedite2)
Librum hunc legite
Pro meis parentibus Aue maria dicite.
* *
Nunmehr mögen die Mulich'schen Übersetzungen folgen, jede
unter Voranstellung des entsprechenden lateinischen Sittenspruches mit
der Ordnungsnummer, welche letzterer in der vorliegenden Cato-Aus-
gabe von 1475 hat, und unter Beifügung einzelner erläuternder Be-
merkungen.
Die einleitenden Worte des prosaischen Theiles (Cum aniinad-
verterem, quam pluriinos homines errare graviter in via morum ...)
sind unberücksichtigt geblieben, die Übersetzung beginnt vielmehr
gleich bei dem ersten Praeceptum dieses Theiles:
1. Deo supplica: 4. Datum serva:
Lass vnterwegen nit Was dir wird geben
den ewing got allein anpidt. 3) soltu behalten eben.
2. Parentes ama: 5. Beneficii accepti memor esto5):
libe deinen vatter Gedenck offt dar an
thw wol deiner mutter. wer dir gut hab gethan.
3. Cognatos cole : 6. Cede locum majori:
Das podt soltu leren Ich sag worleichen6)
dein freund4) eren. den obern solman weichen.
') Oder ebenso gnt mei (unr ein m mit Abkürzungszeichen darüber).
7) Ein Wort mit zwei Abkürzungszeichen, welche nach mehreren Analogien in
den sonstigen Eintragungen nur die Lesung intercedere zulassen; da aber der Infinitiv
hier nicht zwischen die Imperative paßt, so hat Mnlich wohl in der That. inter-
cedite schreiben wollen.
3) Ursprünglich geschrieben: den got allein alweg pidt, und dann wie oben
verbessert.
4) 'Freund' hier wohl in dem Sinne, wie noch heute im Volksmuude Freund-
schaft = Verwandtschaft.
5) Zu der Abhandlung über diesen Spruch schreibt Mulich noch als Rand-
bemerkung: O vntrew dw iiyirst altag nein.
6) Vgl. das biblische: „Wahrlich ich sage dir" (Marc. 14, 30 u. ö.)
EIN BRUCHSTÜCK EINES DEUTSCHEN CATO.
271
7. Saluta libenter:
dw solt nymant furgan ')
dw solt in grossen") schon.
8. Mutuum da:
Podt dir, dw solt leyhen3)
Magstu. vnd nymant varzeichen4).
9. Cui des videto :
dw soltu mercken eben
wem dw wild leben oder geben.
10. Conjugem ama:
Mit worhait ich bedeut
liebt an einander ir eeleudt.
11. Erudi liberos:
Nit last vnterwegen
Euren kinder5) solt ir leer geben.
12. Metue magistrum :
Mit allen züchten
dein maister soltu furchten.
13. Disce literas:
Hut dich vor posen knaben
vnd lern fleissig püsstaben.
14. Lege libros:
das ist christus leer
dw solt lessen pucher. 6)
15. Quae legeris memento :
In dein vernufft soltu sencken
wastu lesen pist des soltu gedencken.
16. Cura familiam:
Hab fleis auf deinen knecht
das er in got leb recht.
17. In judicio adesto :
dem richter soltu willig sein
fodrert er dich zw dem rechten sein.
18. Para te foro:
dw solt zw dem rechten kumen offt
dw wirst sust hart gestrafft.
19. Ad praetorium sta:
dich leret dy geschrifft fein
wy dw pey dem7) rechten solt sein.
20. Aequum judica:
dw solt gleich richten
den armen vnd den reichen suchten
21. Minime judica:
dein vernufft soltu nit vermailligen8)
dw solt nymant nicht vervrdaillen.
22. Serva jusjurandum :
Halten soltu dein aidt
oder es wirt dir laid.
23. Nil mentiri :
Du solt nit ligen
vnd nymant betrigen.
24. Nil temere credideris :
Freuenlich soltu nit gelauben
Es sey manen oder frauen.
25. Bonis benefacito :
Wild erlangen der engel tron
den frumen soltu wol thun.
26. Maledicus ne esto:
Mit deiner falsen zungen
Soltu nymant verdumen.
27. Utere virtute :
In deiner iugent
lernen soltu tugent.
2ö. Pugna pro patria:
Deinen eitern soltu wiren
Das sy ir vnd dein gut nit vnnutzlich
9)
verziren
') „Vorgehen", vorübergehen.
J) Das ö kann auch ein v mit Doppelpunkt darüber sein.
*) Ursprünglich leichen, dann in leyhen verbessert, oder umgekehrt.
*) Steht deutlich da, vielleicht = hinziehen? „Es sei dir ein Gebot: du sollst
leihen, das mögest du thun, und Niemand hinziehen"?
5) Ursprünglich geschrieben: kinden.
6) Daß das Lesen von Büchern Christi Lehre sei, stützt er vielleicht auf
Joh. 5, 39.
7) Oder ebenso gut: dein.
8) Vermailligen, völlig deutlich, aber mir unverständlich; wohl ein mundart-
liches Wort.
°) Eine recht merkwürdige Vorschrift, von der es außerdem unverständlich
bleibt, wie sie zu dem lateinischen praeceptum passen soll!
27i>
R. SCHMIDT
99. Tute consule:
d\v solt sicherleichen
Recht rotten'1) armen vnd reichen.
30. Existimationein ) retine:
das dir wol roiig gelingen
Pis fursichtig in deinen dingen.
31. Consultus esto :
Das ist im gepodt
dw gehst gut radt.
32. Minorem te ne contempseris:
Pistu ein furst oder knecht der hern3)
den myndern halt nit in vnern.
33. Neminem irriseris :
wie der mensch ist genant
hab in nit für ein dant.
34. Miserum noli irridere:
so der mensch ist in noten
den soltu nit verspotten.
35. Trocho4) lüde:
Mit dem dofft5)
dw vmb hufft.6)
36. Aleas fuge:
Im sumer vor den fügen
Auch for dem predtspil soltu dich
swigen. )
37. Cum bonis ambula :
In allem deinen leben
mit den frumen hab dein wesen.
38. Ad consilium ne accesseris ante-
quam voceris:
An kainen rad soltu gan
den s) man ruff dir dor an.
39. Mundus esto:
Das ist der rat mein
du solt rain sein.
40. Verecundiam serva:
Dw solt in dem leben dein
Albeg9) geschämig sein.
41. Rem tuam custodi:
Was dir gutz ist geben
dassoltu bewaren eben.
42. Diligentiam adhibe:
Ich sol dich eben leren
In deine gewerben soltu fleiß an keren.
43. Blandus esto:
du solt in dem wesen dein
albeg9) stiller geper ,0) sein.
44. Noli irasci ab re:
dw solt nit zorn haben
dw solt der warhait nach graben.
45. Iracundiam tempera :
mit guten leren ")
soitu den zorn muten.
46. Raro conviva:
Hut dich uor den knaben
dy wil ) wirtschafT haben.
*) „Rathen".
2) Gedruckt extimationem , ohne Abkürzungszeichen bei ex; entweder einfacher
Druckfehler, oder vielleicht nach italienischen Quellen, wo ja öfter x für 8 gesetzt
wird = estimationem.
3) Ursprünglich geschrieben: Pistu ein furst oder her vner.
4) Gedruckt troco; gemeint jenes metallene Spielrad, welches z. B. Horat. Od.
III, 24, 57 erwähnt.
5) Dofft deutlich geschrieben, mir aber unverständlich; wohl mundartlich für
das betroffende oder ein ähnliches Spielzeug.
6) Hufft deutlich geschrieben; soll es vielleicht eine Form von 'hüpfen sein,
so daß es hieße: „... hüpfst (oder hüpfe) du umher?"
:) Soltu eingeschaltet; in swigen über dem ig übergeschrieben eg.
8) „Denn" in der Bedeutung „außer wenn", sonst meist dem Zeitwort nach-
gestellt, vgl. 1. Mos. 32, 26.
9) Für alweg, allerwege.
,0) „Gebahren."
") leeren scheint aus herzen umgeändert zu sein.
'*) „Viel"; Mulich setzt auch sonst w für v.
EIN BRUCHSTÜCK EINES DEUTSCHEN CATO.
273
47. Pauca loquere in convivio:
Pey drincken vnd essen
Soltu dich wyniger red fleissen.
48. Dormi quod est satis :
wol slaffen ist gut
zw vil gar we thut.
49. Meretricem fuge:
Das leidt mir im syn
Hut dich uor hurn myn. l)
50. Vino te tempera:
Den wein drinck mit mos
so macht dw gien über dy stros.
51. Nil arbitrio virium feceris:
Auch lern vnd mirck mich eben
dw solt nach kreff deiner syn nit al-
beg leben.
52. Patienter vince parentes:
mit sytten vnd gutem mudt
deiner eitern kinthait2) leid in geduldt.
53. Patere legem quam tu ipse tu-
leris :
Was dw gepott hast gegeben
dar nach soltu auch leben.
54. Alienum noli concupiscere :
Hab kain solchen mudt
zw besitzen ains andern gutt.
55. Uludstude agere, quodbonum est:
Dw solt in allen dingen
lernen gutz verpringen.
56. Libenter ferto amorem:
In allen deinen tagen
yderman Hb haben.
Hier schließt der prosaische Theil, und es beginnt der metrische,
von welchem jedoch nur das 1., 11., 24. und 25. Distichon des ersten,
sowie das 22. des zweiten Buches übersetzt ist.
I, 1. Si deus est animus, ut nobis
carmina dicunt,
Hie tibi praeeipue sit pura
mente colendus :
So got allein ist sagt vnser gemudt
vor fremden gotter dich hüt
des gepodt soltu hören
vnd in lauttern herzen eren.
I, 11. Dilige sie alios ut sis tibi
carus amicus
Sic bonus esto bonis ne te
mala damna sequantur:
lieb hab ander leudt in solchem schein
das dw nit vergesest dein
also pis trew den gutten
das dir nit scheden nach wolgen.
I, 24. Ne tibi quid desit, quesitis
utere parce,
Idque3) quod est serves, sem-
per tibi deesse putato :
Dw solt ziren mit der maß
das dich dein gut nit laß
vnd was uberig ist das behalt
So zar rynt dir nit so dw wirst alt.
I, 25. Quod piaestare potes, ne
bis promiseris ulli,
Ne sis ventosus, dum vis
bonus esse videri:
Hastu yimant verhaisseu icht
das soltu zwir vergloben nicht
Leüg nit hab stetten mudt
wiltu das man dich hab vergutt.
') Mulich hebt diesen Spruch durch eine mit der Feder gezogene Umrahmung
und ein daneben gezeichnetes Rosettchen besonders hervor; myn (Minne) erläutert
er durch ein darunter geschriebenes amore.
') Nicht sicher, aber kinthait noch am wahrscheinlichsten; dies würde „kindi-
sches Wesen" bedeuten, und einen ähnlichen Sinn wie Siraeh 3, 15 ergeben. Übrigens
ist kinthait nachträglich eingeschaltet und gutem mudt für ein wegradiertes Wort hin-
geschrieben.
') Andere Ausgaben: Utque.
GERMANIA. Neue Reihe XXIV. (XXXVI.) Jahrg. 19
274 R- SCHMIDT, ALTE ERGÄNZUNGEN DES ALPHABETS.
II, 22. Insipiena esto dum tempus Dw solt zw vn Wayshait1) sein beraith
postulat aut res, wen dir daz dy zeit geit3)
Stultitiam simulare loco est Es ist ein weyshait ain man3)
prudentia summa: der sich zw zeitten dorlich halten kan.
*
* *
Soweit das Bruchstück der Übersetzung, welches wir dem „ehr-
lichen und gescheiten Mulich" verdanken. Ich schließe es mit der
Bitte an diejenigen Leser, welche vielleicht hinsichtlich der noch frag-
lichen Punkte (Persönlichkeit Muliehs, unerklärte Worte u. dgl.) Aus-
kunft geben können, mir darüber gütigst Mittheilung zu machen.
ZÖRBIG (Provinz Sachsen). REIN HOLD SCHMIDT.
ALTE ERGÄNZUNGEN DES ALPHABETS.
In der zu Heidelberg von Jacob Hartlieb um 1500 gehaltenen
oratio quodlibetaria „De fide meretricum", welche Fr. Zarncke in
seinem Buche „Die deutschen Universitäten im Mittelalter" (Leipzig
1857) abdruckt, findet sich ein höchst ergötzliches Alphabet mit der
Überschrift „Attributa, quae meretrices dantsuisamatoribus", indem eine
Reihe von Schimpf- und Spitznamen in alphabetischer Folge aufgeführt
werden (a. a. 0. S. 82). Nach Schluß des eigentlichen Alphabets (X, Y, Z)
sind noch angehängt: „Et, Con, Titel, Tura mit entsprechenden Spitz-
namen, wozu Zarncke S. 248 bemerkt: „... pflegten etwa dem Alpha-
bete die gebräuchlichsten Abkürzungen beigefügt zu werden"? — Für
derartige Beifügungen kann ich einige Belege beibringen, zwar nicht
hinsichtlich des gewöhnlichen Schul-Alphabetes, wohl aber hinsichtlich
des Buchdrucker- Alphabetes; d. h. diealten Buchdrucker pflegten
mitunter das zum Signieren der Bogenlagen dienende
Alphabet durch einzelne, die gebräuchlichsten Abkür-
zungen darstellende Typen zu ergänzen. So trifft man in der
1496 von A. Koberger zu Nürnberg gedruckten Folio-Ausgabe der
„Sermones discipuli" (Hain, Repert. bibliograph. Nr. 8506) nach der
ersten, von a bis z reichenden Signaturen-Serie drei Bogenlagen
') rUuweisheitu, insipientia.
*) Geit deutlich geschrieben, aber mir unverständlich; man erwartet „gebeut",
„heißt" oder dergl.
3) In dieser Zeile ist Weisheit wohl in concretem Sinne zu nehmen, also: „Ein
Mann, welcher , ist ein Weiser"; ähnlich nennen wir ein altkluges Kind: „Du
kleine Weisheit."
G. BUCHWALD, EINE QUODLIBETICA etc. 275
signiert mit den Typen et, con, tur, und ebenso in der 1522 von Phi-
lipp Junta's Erben zu Florenz gedruckten Kleinoctav-Ausgabe des
Apulejus an gleicher Stelle die Ergänzungs-Signaturen et, con, rum
(beide Werke besitze ich selbst). In den 1499 ohne Angabe des Ortes
und Druckers in 4°. erschienenen Predigten des Gabriel Biel (Hain,
Kepertor. bibliograph. Nr. 3184) folgen nach der ersten, von a bis z
reichenden Signaturen-Serie als Ergänzungs-Signaturen die Abkür-
zungen für et, con..., ...tur und ein Schluß-s mit Doppelpunkt dar-
über (kommt im Text z. B. bei der Abkürzung für psalmus vor).
Dies Werk besitze ich ebenfalls selbst. Für Titel oder titulus ist mir
allerdings in den Incunabeln-Drucken keine durch besondere Type
wiedergegebene Abkürzung bekannt, sondern nur t oder ti. Indessen
erklärt sich das Vorkommen von „Titel" in dem Eingangs erwähnten
Spitznamen-Alphabet ganz leicht, wenn man annimmt, daß die Ab-
kürzung ti bei der häufigen Wiederkehr in juristischen Werken als
einheitliche, zusammenhängende Type („Ligatur") geschnitten und
diese Type dann gelegentlich auch als Aushilfs-Signatur verwendet
wurde. — Andere Bücherfreunde und -Kenner werden vielleicht über
den Gegenstand noch Weiteres mittheilen können.
ZÖRBIG. REINHOLD SCHMIDT.
EINE QUAESTIO 'QUODLIBETICA1 DES JOHANN
FABRI DE WERDEA AUS DEM JAHRE 1502.
In der „Allgemeinen deutschen Biographie" (Bd. 6, 502) bemerkt
J. Franck in dem Artikel „Fabri de Werdea": „Als etwas ganz be-
sonders Merkwürdiges führt der dem Wimpina, einem Zeitgenossen
Fabris zugeschriebene und von J. J. Mader 1609 unter dem Titel:
Scriptorum insignium centuria' herausgegebene cCatalogus illu-
8trium scriptorum' an, daß Fabri auch 'de quolibet' disputiert habe,
was wohl nur in dem Sinne aufzufassen sein wird, daß unter seinem
Vorsitze, wie zur nämlichen Zeit unter dem Wimphelings zu Heidel-
berg, eine sogenannte Quaestio fabulosa oder quodlibetaria gehalten
worden sei (Zarncke in Haupts Ztschr. X, 119 ff.)1)."
Diese Vermuthung findet ihre volle Bestätigung dadurch, daß
der Schreiber dieser Zeilen in der Zwickauer Rathsschulbibliothek
*) Die von Franck citierte Abhandlung steht nicht Bd. X, sondern Bd. IX von
Haupts Ztschr. O. B.
19*
276 G. BUCHWALD
(XVII, XI, 8) eben diese quaestio, gedruckt" in Folio, fand. Dieselbe
bat folgenden Wortlaut:
Questio Quodlibetica Magistri Joannis Fabri de werdea
etc. studii Liptzensis Quodlibetarii Anno domini Millesimo
quingentesimo secundo.
Utrum prima veritatum una et eadem simplicissiina, Absoluta,
infinita, eterna, independens, immutabilis, in primi entis intellectu
subsistens realiter Distincta a summa bonitate formaliter, cunctis
limitatis instar primi luminis participata effective et finaliter Possit
ab heroico aut in extasi posito , intuitiva cognitione apprehendi
naturaliter.
Articulus Primus.
Conclusio prima. Primam veritatum supremo extra genus enti con-
formem et adequatam existere. rerum ordo et situs universi exigit,
propter saltum vacuum et infinitura in per se causis excludere.
Corollarium primum. Unitas extra nihil prima quidem (et magis
positiva quam privativa) entis proprietas primae veritati maxime
propria est, cui multitudo adversatur et continua quantitas.
Corollarium secundum. Identitas primae veritatis cum primo ente
convertibilis et absoluta appellata non differt realiter a relativa.
principaliter in ipsius unitatis ratione fundata.
Corollarium tertium. Sicut prima veritatum extat simplicissima omni
compositione ac falsitate exuta, Ita veritas principiorum in disci-
plinis complexa est, in quam earum scibilia sunt resoluta.
Conclusio Secunda. Stabilis et eterna veritas penitus absoluta cum
dependentia tarnen rationis omnium aliarum existit causa veritatum
gratia suae actualitatis et perfectionis.
Corollarium primum. Et si infinitum in quanto se ignotum sit, nulli
formaliter conveniens entitati, Infinitum tarnen in substantia repu-
gnans magnitudini molis solum primae appropriatur veritati.
Corollarium secundum. Sicut scientiarum principia intellectui natura-
liter nota perpetuam suae durationis habent veritatem, Ita primi
intellectus adequata conformitas sola est eterna preter omnem
causalitatem.
Corollarium tertium. Cunctae veritates fundamentales non rei ad
intellectum nee econtrario conformitates a prima et independente
veritate realiter suas sine connexione dueunt entitates.
Conclusio Tertia. Primum unum infinitum eternum independens in
et extra se distinetissime intelligens Providentiali dispositione non
obstante omnem mutabilitatem necessario est secludens.
EINE QUODLIBETICA DES JOHANN FABRI DE WERDEA etc. 277
Corollarium primum. Necessitas veritatis complexorum praeter exi-
stentiam ex non repugnantia dependens terminoruin non est simpli-
citer immutabilis instar influxus luminis, caloris formaruinque cor-
porum superiorum.
Corollarium secundum. Veritas propositionis existens conformitas rei
ut est ad id quod de ea intelligitur enunciative non est in conceptu
formaliter neque in limitato intellectu per modum inhesionis de-
nominativae.
Corollarium tertium. Sicut prima veritas qua sola omnes res verae
sunt subsistentiam habet realem, Ita a componentis nostri intellectus
operacione complexa dumtaxat obtinet intencionalem.
Articulus Secundus.
Conclusio prima. Summa superessentialis bonitas omnibus dependen-
tibus appetibilis naturaliter A prima distinguitur veritate, inquan-
tum veritas est, ex natura rei atque formaliter.
Corollarium primum. Etsi bonitas simpliciter enti convertibilis malum
hujus cui repugnat secum paciatur, Summa tarnen perfectio in quam
cuncta tendunt propria actione, penitus ab ipso separatur.
Corollarium secundum. Sicut omnia entia cognoscuntur sub actuali-
tatis veritatisque ratione formaliter, Ita sub ratione boni (qua ad
finem recte ordinantur) appetuntur naturaliter.
Corollarium tertium. Cum diversa distinctaque de se mutuo cum re-
duplicationis nota non dicantur, Ob id prima veritas et summa
perfectio ex natura rei et formaliter non identificantur.
Conclusio Secunda. Sicut lumen quo primus motor vitam influit,
a primo luminoso dependet effective, Ita bonum per se in cujus
essentia cuncta subsistunt limitatis communicatur participative.
Corollarium primum. Quanquam primi infinita bonitas non participe-
tur sicut genera a speciebus essentialiter, Cunctis tarnen influit
secundum magis et minus suam perfectionem quam habet super-
eminencialiter.
Corollarium secundum. Omnia limitata a prima et ineffabili depen-
dent bonitate per simplicem emanacionem non obstante quod que-
dam aeterna ex nihilo produci neque aut per naturalem trans-
mutationem-
Corollarium tertium. Ob id prime bonitatis cuncta conservantis parti-
cipatio non est simpliciter necessaria, Sed secundum suum excellen-
tem intellectum (quemadmodum separata movent) et voluntaria.
278 G- BUCHWALD, EINE QUODLIBETICA etc.
Conclusio Tertia. Eadem existente supremae intelligentiae primi
nobilissiraique motoris subsistentia Effectiva et finalis in omnia
limitata extat primae ac ineffabilis bonitatis influentia.
Corollarium primum. Sicut in rebus naturali processu producibilibus
idern est disponens et perficiens, Ita in substantiis separatis non
distinguuntur primus finis movens et efficiens.'
Corollarium secundum. Tametsi finalis causa amore amicitiae ama-
bilis, ante effectum existat actualiter, Amore tarnen concupiscentiae
amabilis, dumtaxat in anima subsistit intencionaliter.
Corollarium tertium. Quia finis causalitas in movendo appetitum ad
aliquid amandum non consistit, Sed in habere bonitatem et appe-
tibilitatem, ideo quodlibet finem habet, unde subsistit.
Articulus Tertius.
Conclusio prima. Heroicus inter deum et hominem medius , purgati
animi a pravis passionibus existens nequit perf'ecte primam veri-
tatem apprehendere, seipsum qualitercunque intelligens.
Corollarium primum. Speculativus intellectus cunctis speciebus mate-
rialium impregnatus in agentis formali unione, Substantias intelligit
separatas ut se abstractive, non tarnen adequata cognitione.
Corollarium secundum. Tametsi summa hominis felicitas in sola opti-
morum contemplacione consistere dicatur, Primam tarnen veritatem,
intellectum conjunctum sine vehiculo posse apprehendere negatur.
Corollarium tertium. Cum temperatissimus hominum complexione
justiciali ex natura dicatur sapientissimus, Iccirco primam veritatem
se intuendo in se abstractive cognoscit non ut divinissimus.
Conclusio Secunda. Anima humana perfectissima in mentis illustra-
tione ab utentibus corpore se exuens, Summa delectatione ac ad-
miratione primam veritatem aliqualiter est intuens.
Corollarium primum. Quamvis mania a sensibus alienati recte absque
tarnen prudentia experientiaque divinent, Primam tarnen veritatem
cognoscere nequeunt, cum superiorum impressiones ad hoc non
inclinent.
Corollarium secundum. Prima summaque veritas naturaliter non
potest apprehendi idearum participacione, Nee ob suam nimiam
puritatem simpliciter cognoseibilis est mentis illustracione.
Corollarium tertium. Nulla animarum fascinando, incantando aut
transformando res sua ingenua proprietate, Primam veritatem natu-
rali discursu intueri potest in sua simplicissima quidditate.
H. HIRT, ZUR METRIK DES ALTSÄCHSISCHEN etc. 279
Conclusio Tertia. Sicut intellectus huraanus specie intelligibili prirao
non apprehendit substantiae materialis quidditatem, Ita nullum limi-
tatum potest ex visibilium noticia, aut sua natura primam com-
prehendere veritatem.
Corollarium primum. Quamquam intellectus corpori unitus abstrac-
tive reflexeque res apprehendat tantum in absentia, Separatus
tarnen sine discursu, ut visus intentiones visibiles, intuitive eognosci*
in praesentia.
Corollarium secundum. Homines sua naturali operacione in summam
bonitatem qua felicitabuntur, naturaliter tendentes Intellectu ligato
primam veritatem dunitaxat figuraliter sunt apprehendentes.
Corollarium tertium. Nullum itaque ens esse participans limitatamque
habens naturam et quidditatem, Proprio lumine directoque intuitu
cognoscere potest primam et ineffabilem veritatem.
Estque corollarium finale, hujus moderamen
Materiae, sensus sani optantis medicamen.
ZWICKAU. G. BUCHWALD.
ZUR METRIK DES ALTSÄCHSISCHEN UND ALT-
HOCHDEUTSCHEN ALLITTERATIONS VERSES.
(Schluß.)
Nachdem wir so dargelegt zu haben glauben, in welchen all-
gemeinen Verhältnissen sich der Vers des Heliands bewegt, bleibt
uns noch die wichtige Aufgabe, zu zeigen, daß die Bildung der Sen-
kung, obgleich sie das bei Otfrid und im mhd. übliche Maß über-
schreitet, doch nicht regellos ist, sondern bestimmten Gesetzen ge
horcht. Schon Amelung hat ja diese Gesetze aufgedeckt, aber noch
nicht mit genügender Berücksichtigung des Materials und unter dem
Druck einer falschen metrischen Anschauung. Uns muß vor Allem
darauf ankommen, nachzuweisen, daß die Senkungsbildung in den als
dreihebig angesetzten Versen nicht das Maß überschreitet,
das sie in den vier hebigen erreicht. Gelingt dieser Nachweis
der Gleichheit, so dürften damit wohl manche Zweifel an der takt-
mäßigen Gliederung, die noch vorhanden sind, beseitigt sein. Denn
wie Quantitätsbestimmungen in dieser Art möglich sind ohne Takt-
eintheilung, wäre nicht einzusehen.
280 H- HIRT
Zunächst einige Vorbemerkungen. Die Elision ist überall vor-
zunehmen. Diese ist auch sonst in deutschen Gedichten gang und
gäbe, und im Hei. können wir noch aus dem Fehlen derselben in
den zahlreichen Kurzversen den Schluß ziehen, daß sie überall anzu-
wenden ist. Nur in wenigen Fällen würden die Verse zu kurz.
Ebenso ist die Synalöphe überall vorzunehmen, d. h. die
Nichtmessung eines Senkungsvocals vor einem Hebungsvocal. Die
Senkung kann auch dreisilbig sein , indem an Stelle einer langen
Silbe zwei Kürzen treten.
Ich ordne im Folgenden nach den Kategorien, die Amelung für
das Mitteldeutsche angenommen hat, um die Vergleichung zu er-
leichtern
Die Senkung nach einer hochtonigen Silbe kann zwei-
silbig sein. Ein Unterschied, ob verschleifbar oder nicht, ist nicht
vorhanden. Man kann unterscheiden:
a) Die Senkung wird gebildet aus einer Endsilbe und
einem Präfex. loestan gihwordan 717, erlös antUddun 756, leron
beswican 1736, dübon gelica 1884, daran githenkien 724, foirdur
gibioden 3209, icilleon fulgdn 1473, rikeas f orgeben 1159, waldan-
des gibod 332a (wahrscheinlich ist aber ivdldandes zu lesen),
himilrikeas gidel 2487, üdeon teslähad 1821, selbon aquellian 754.
b) Aus zwei Ableitungssilben, beldide te 4791, blodage fön 5006,
diuridun üsan 83, wredida wict 5099; vgl. K. 295, 4 a. helages
gestes 50, guodero thiedo 75, iungero manno 735, vgl. K. 291, 2 b, c,
folgodun öbar 5517, robodun ina 5497, minniodi sia 5618, frdgodun
ina 4286, mendiodun dn 4109, folgodun ferahtlico 659, folgodun
thtnaro 3311, drohtines engilos 4371, drohtines mid 4338, herdislo
fan 4965, so färungo ward 4374, te wiseanne thesum 3051, Herodes
dftar 2705, Johannes mid 2699, mildlico för 3573 M. , lichamo
Cristes 4756, werdscepi minan 4544, te gigarwenne rriine 4541, an
that Idngsame Höht 4450, 2646. Hierher auch : hrencorni mid 2390,
füllicur för 1454, mddagna mid 550.
Ferner können gewisse Kategorien von selbständigen Worten in
der zweisilbigen Senkung gebraucht werden:
a) Der bestimmte Artikel. Amelung 257. manno thea minniston
4437, Udo thes ledosten 5649, marode thea wäglidand 2913, engil
thes alowaldon 172, 251, 274, 5797, 5831, alles thes unrehtes 1625,
undar them folke 4172, undar ihem weroda 820\ 3182\ 1879b,
innan them alaha 504", aftar them felde 5664a, ne mdhte the btirges
I674b, Thö loärun thea wlson 649b, hwanda the helaga 1924b,
ZUR METRIK DES ALTSÄCHSISCHEN etc. 281
drohtin the gUo 2169b. 1607b. 1025\ 401b, bigunnun thea wison
687b, sohtun that barn 545b, erist that barn 446% lestun ihm
berhton 778b, endi that godes 711b, endi thea wardos 392 u. a. m.
Diese Kategorie ist sehr zahlreich.
Auch die zweisilbigen Formen des Artikels können gebraucht
werden nach dem schon von Amelung constatierten Gesetz, daß
lange Senkungssilben in zwei Kürzen aufgelöst werden können.
scolda thana wih 95, umbi thana altari 107, endi thana ledan 684,
scolda thero marca 763, umbi thana märion 1244 , habda thero
gumono 1266, feldi thero forasagono 1429, endi thero sundeono 1568.
1617, undar theru menigi 1932. 3785. 4204 u. s. w.
b) Das Pronomen personale. Amelung 259. loärun im wlitige
201, wärun is hiwiscas 365, wirdid thi werk 501, weldun im hrii-
gan 546, endi he frägoda 552, wissun im thingo 653, weldes thu
thinera 821, dopte sie dago 954, after is huldi 1120 C, Johannes is
jungurun 1130 (oder ist Johannes zu betonen?), wärun im iunga
1175, icärun im kristes 1182, habdun im fegnien 1230, habdun im
f erbten 1238, gengun sie twelibi 1272, xoirdid im ser 1357, wirdid
im waldand 1377, hordun it oft 1432, skenid thi Höht 1708, hebbead
sie fecnan 1738, hwilican he nwd 1753, lätad iu silöbar 1852, endi
sie wamscadun 1871, endi sie heida 2226, aftar is loilleon 2589,
wenniad sie her 2831, lettun sie thes 3649, grotid he than 4391,
sette sie siväslico 4500 u. a. m.
Mit Auflösung: säton iro heritogon 58, gisähun iro barn 751,
fundan ina sittean 807, quämun ina sokean 909, grotean ina gegin-
wardan 1057, feldin iro firindädi 1141 M, botien iro baludädi 1364,
folgod iro frohan 1667, williad ina firiho 1783, hobun inamid23V2,
undar iro folke 2692, aftar ira herron 2761, aftar iro willeon 2773,
habdun ina far 3905, bewurpun ina iho 5114, undar iro heriscipie
5375.
c) Das Pronomen deraonstrativum. Amelung 260. märiad thit
för 4645 C, habbiad thit min 4647, fergon thit folcscepi 3536, umbi
thit land 3757, eft an thit Höht 3050, ivurtii an thit Höht 2875, mid
thesun Hudiun 1332, sie thesan liudiun 1427, an thesa icerold 1420,
for thesum icerode 4568: thu theses icerodes 4274, für thesun Judeon
5089, hdbat theses werodes 5186, hie thesa iverold 5426, werde
thius meginthioda 4473.
Mit Auflösung: undar thesun liudiun 1735, undar thesum folke
1637. 1422, trist thesa werold 39, mosti these iverold 4133, alles
theses rikes 3828, alles theses landes gewald 1678 u. a. m.
282 H. HIRT
d) Die Präpositionen. Es finden sich: an, aftar, bi, fon, for, mid,
obar, te, thurh, umbi, under, wid.
an: wurdun an forhtun 393, gilestead an thesum 1626, mornont
an iuwomu 1663, godes an th*>sun 1769, let ina an thesaro 2356,
enfald an thinon 2551, liohtes an thesum 3657, wundres an thesaru
3935, loilliendi an thesaro 5597 (El.).
aftar: werun aftar thesaro 938, liudi aftar theson (EL), 1337,
icido aftar thesaro 1930. 2346. 2445. 3170. 3666. 3733.
bi: swerea bi is selbes 1512, duat it bi thinun 3950, liudi bi
them 4196, ähnlich 4206.
fon: mähte fon erdu 574, kesur fan Rümu 3809, godo fan Ga-
lilealande 5250, sten fan them grabe, 5*04.
for: midad is far 1632, helido foi- thesoro 1972, manis mi far
thesoro 2027, selbo for them 4616, gehan für them gumscipe 5338.
mid: endi mid starcu 1452, thurbun mid wordun 1923, endi
mid alofatun 2009, mahlis mid thinu 3250, losien mid minu 3539,
ledis mid thinun 3806, thuoloian mid üsson 3996, doie mid im
3998, selbo mid is 4013. 4716, delien mid iu 4563, liggian mid thi
4683, furdor mid enigon 5700.
obar: bodon obar all 350, endi obar eldeo 408, manon obar
thena 2240, man obar erdu 3518, sten obar odrum 3701,; westar
obar thesa 597, geahton obar thesoro 2164.
te: gicorana te thio 12, giioitun im te Bethleem 424, hnigan te
mi 1102, endi te helpu 1209, Kristus te Capharnaum 2089, brodes
te lebu 2868, drincan te mi 3913, godo te them 4572, selbo te Simon
4883.
thurh: arme thurh odmddi 1302, harmes thurh iuwen 1342,
farliosat thurh thesa 1912, wif thurh iro loilleon 3971.
umbi: gornot gi umbi iuwa 1662, weros umbi iuwa 1672, ström
umbi hring 2945, mod umbi herte 3292.
undar: satta undar that 64, kind undar euwa 774, f remis
undar thesum 928, selbo undar them 1219, wif undar thesum 2654,
göd undar thesum 3045, githolos undar thesaru 3097, fasto undar
thesumu 3916, antwarp undar themu 4100, qualm undar thinum
5217, haft undar theson 5413.
wid: endi wid selban 139, gaf im wid thie friund 2282, mun-
don wid thesan 2931, wredean icid iro 4896.
e) Conjunctionen: endi: fahs endi naglos 200, gold. endi wthrog
/uatrs endi drankes 1224, Krist endi Jacob 1265, het endi sicart
1778, sand endi greot 1821. Ferner 2145. 2421 (El.). 2478. 2480.
ZUR METRIK DES ALTSÄCHSISCHEN etc. 283
2871. 3117. 3569. 3639 C. 4307. 4633. 4640. 4568. 5379 (El.).
5709.
Sehr häufig haben allerdings derartige durch endi verbundene
Substantiva Doppelallitteration. Das ist natürlich das aus früherer
Zeit Überkommene, während unsere Fälle neu gebildet sind. Man
darf überhaupt diese beiden Punkte, Verwendung des alten und
Neubildung, bei dem Helianddichter nie aus den Augen verlieren.
eftho: etan efiho drinkan 1664, ubil ettha gdd 3408. 1750.
that: wisse that imu 2678, bädun that he 3724, gifragn ik that
thar 3780, 3964. 4065, weldun that he 3815. 3974. 5273.
s 6 : foi'd so thu dädi 322, ddt, so ic in leriu 1 399 , hwe so giioit
2607.
/) Die Adverbien: eft: habde eft is word 273, ward eft thes
mannes 329, sdhte im eft erlo 1125, ahliopun eft up 4855.
ni: werdan ni mahti 207, hugi ni gidar 219, mannes ni ward
272 u. a. m.
nu: weroldes nu ford 1362. 1390, hdriad nu hwd 3661.
noh: sculun git noh firiho 1160.
de: quam thar de gangan 516, witin gi dk bi thesun 4344.
than: helido tJian mer 15. 860. 1028. 1855. 2187, betara than
wi 212, hugid is than 2467.
thar: ward thar gisamnod 96, forun thar wise 201, gisätun
thar mahtigna 394. 516. 566. 1030. 1224. 1892. 2409. 4951.
tho: wolda thd wisaro 5, habda thuo drohtin 53, welda tho
mahtigna 1044. 1325. 2000. 2379. 3154. 3516. 3541. 3579. 3706.
3758. 4554. 4963. 5163.
thoh: was thoh mid sibbeon 64, was im thoh an sorgun 85,
icirdit thoh hwe dämm 1441. 1750. 2846. W
her: sculun hier te wunderquäla 2249, wi the her witun 2654,
iciräid her er 4310.
g) Verba. Es kommen fast nur Hilfsverba vor: gern was he siotöo
92. 199, hei tois thu Maria 259, gibod ivard gilestid 348. 371 M,
en scoldi skUan 589, the euning is gifddit 598, thea man stodun
garowa 675. 745. 1247. 1259, quidi werdad toära 1967. 3919,
selbo bium that 2582. 3134. 3434, er werden gumono 3635, sumiin
wdrun eft 3788, thes nis giiuand 4042. 4083, than toäri hebenriki
4255, lango scal standen 4286, fader wet it mo 4305, hwan wäri
thu 4403, thius sculun gi iuicom 4646, thanan scal thiu helpa 4731,
thea stedi wisse Judas wel 4815 (der Vers ist singulär), 4868. 5127,
5319. 5487, is blöd ran au erda 5538. 5904.
284 H. HIKT
So gleichen bis hierher Punkt für Punkt die Senkungsbildungen
im Hei. denen in den mitteldeutschen Gedichten. Jeder Leser des
Heliand wird zu den meisten der angeführten Fälle leicht eine große
Menge hinzufinden. Das Wesentliche an der Betrachtung ist, und
zugleich der Grund, warum sie von Neuem nöthig war, daß die Regeln
durchaus auch für die dreihebigen Verse gelten.
Auch in den folgenden Punkten findet sich die Übereinstimmung.
Nur unter besonderen Bedingungen, die eigentlich selbstver-
ständlich sind, können folgende Worte in der Senkung stehen.
a) Das Pronomen possessivum und indefinitum, wenn sie
adjectivisch gebraucht werden. In allen Fällen stehen sie unmittel-
bar neben dem zugehörigen Nomen.
cc) possessivum: fro min the godo 4292. 4509. 4517, mid thi-
nun loordun 143, an uncro siuni 152*, an uncun sidun 1521'.
259. 264. 483. 889, wesan iuwa hugi 945 M, 1393. 1397. 1803,
fan iuwon scohun 1948. 2060b, at minum hüs 2119, an minon
seit 2569, thesun minun hägwinniun 2756, an thinum hugi
3893, sculun üses libes 4143. 4576. 4964, sind im min word
5092. 5343, mid minu folcu 5349. 5484. 5587.
ß) pronomen indefinitum: mähte enig word 164. 4867, miigi
enig word 229, thar enna frodan 1173, mag enig tweho 3520,
at enum Judeon 4953.
b) Das Pronomen interrogati vum: hioand sia ni witun, hwat
sia duot 5542 (oder ist dies vierhebig zu lesen?).
c) Die Adverbien so und te, wenn sie unmittelbar vor einem
Adjectiv oder Adverb stehen.
so: täras so filu 131, thar so gifrudod 228. 300, femea so god
310, im so githiudo 851, endi so mahtig 937. 1205b. 1247. 1341,
her so giwarea 1423. 1459. 2115. 4118.
te: that thu te hardo 1093, sundie te mikil 1505, wis thu te
stark 3271, hatola te näh 3596, thioJa te filu 4139, xoanami te
sträng 5846.
An vereinzelten Bildungen ist noch vorhanden: fior endi ant-
dhtoda 513, bädunl aowdldon 690 M {-al C) , er hwanna spracun
1142, 1h mah thi seggian hwo ü thoh giwerdan scal 4691, läte
man sie an iro modsebon 3405.
Dies sind die gewöhnlichsten Senkungsbildungen. Eine Anzahl
geht über die angegebenen Grenzen noch hinaus und erscheint als
dreisilbig, doch so, daß zwei dieser Silben als Auflösung einer langen
aufgefaßt werden können. Eine ganze Reihe sind schon in den auf-
ZUR METRIK DES ALTSÄCHSISCHEN etc. 285
gezählten Kategorien vorhanden. Solche Fälle sollen hier nicht mehr
aufgeführt werden.
Ein anderer Theil erledigt sich durch Annahme von Elision
oder Synaloephe. bisorgoda sie an 334, scoldun sie is geld 461,
scaltit ine an Aegypteo 704, lätu ic thi brücan 1104, sohte im eft erlo
1125~fenier 1214? 1442". 1512\ 1523b C. 1532b. 2264a. 2769Y3440b.
3749a. 3849\ 4491'. 4560".
Dadurch erledigen sich eine große Anzahl der A a- und B a-
Verse mit dreisilbiger erster bezw. zweiter Senkung. So z. B. :
a) groni endi sconi 4236, kunni obar odar 4321, libbiandi astandan
5862, wenn hier nicht astän zu schreiben ist; ferner 2420. 2631.
4705.
b) geriivide ina sniumo 776, halte endi blinde 1213. 1841, dddio endi
icordo 1229, wordo endi dädio 1990 M, ostane endi westane 2131 M
(C ostan endi westan), diurida antfähan 4250; ferner 1399. 1717 M.
2019. 4112. 4398. 4517. 5465. 5471. 5672, himiles endijrthun
4064. 3942. 5723; 224. 465. 513, Höht was thuo giopanod 5772.
5670. 5449.
Die Ba -Verse finden sich bei Kauffmann 324, 3 zusammen-
gestellt. Von diesen Fällen sind nur die mit aftar zweifelhaft, vgl.
S. 166 f. und endi them weroda allan dag 874, das mit dreisilbigem
Auftakt oder vierhebig zu lesen ist.
Wirklich dreisilbige Senkung, wobei zwei Silben verschleifbar
sind, findet sich in folgenden Fällen: märida gifrunvda 4. 2165, hela-
garo stemnun 24, sconera giburd 279, sundigero manno 1363; ferner
2592b. 3028b. 3415\ 3485\'383«b. 4064". 519T. 5846. 5973.
Besonders bemerkenswerth sind: that gi iuwes drohtines gibed
1571, than dädun (dedun C) gi iuwom drohtine so sama 4439, thar
sculun gi arbidies so filu M (sd fehlt C) 1889.
Diese Verse geben erwünschte Auskunft über die Quantität der
Mittelsilben von drohtines und arbidies. In diesen Fällen sind sie
wahrscheinlich als kurz anzusehen, womit ja nicht ausgeschlossen
wäre, daß die Länge an anderen Stellen noch erhalten wäre. Aber
für diese Annahme fehlen beweisende Verse1).
Weitere Beispiele für dreisilbige Senkung sind noch: 611 M.
735. 1156. 1901 M. 3082b. 3345. 3737. 4207. 4402. 4440. 4507. 5549.
') Ich will auch hier darauf aufmerksam machen, daß Kauffmann in diesen
Versen die Endung -Ines als Senkung gelten läßt, also ohne Nebenton, während im
Typus D ein Nebenton angesetzt ist : b&rn drohtines.
286 H- HIRT
Ganz ebenso wie zwei Ableitungssilben können auch zwei selb-
ständige Worte, die unter die oben aufgestellten Kategorien fallen,
verschleift werden. Dies ist nicht weiter wunderbar, wenn man nicht
an das Schriftbild, sondern an die akustische Wirkung denkt.
Dahin gehören: wardon ira an thesaro 321. 637". 644b. 7331'.
799b. 1057a. 1085b (? lango vielleicht zur folgenden Zeile). 1147b.
1227b (ivärun). 1394b. 1441b. 1496b. 1578\ 1620b. 1718b. 1796a M.
1798b. 1921*. 1973a. 215 lb. 2338b. 2358a. 2572*. 2596*. 2666b. 2724b.
2758b. 2820\ 2955b (lies lang?). 3670b. 3831\ 4001b. 4211*. 4506b.
4525a? 4596b. 4665a. 4836a. 4882ft. 4975b. 5006b, 5067b. 5118". 5140b.
5188b. 5364\ 5468b. 5502a. 5640*. 5654*. 5693\ 5884b. 5892a.
In den meisten dieser Fälle ist es der erste Fuß, seltener der
zweite, welcher derartige Senkungsbildungen aufweist. Bekanntlich
kommen ähnliche, wenn auch nicht ganz so schwere Senkungs-
bildungen im mhd. Volksepos vor, die man dort vielfach durch die
Annahme schwebender Betonung zu beseitigen sucht. Ich muß ge-
stehen . daß diese Erklärung mir nicht recht gefallen will. Wenn sie
auch in einigen Fällen kaum vermieden werden kann, so scheint es
mir doch in vielen Fällen besser, zweisilbige Senkung anzuerkennen,
und zu lesen: ivart Sivridss fdrwe rot NL. 93, 31, des sichert ir Riie-
degeres hdnt NL. 191, 64. Vgl. die weiteren Beispiele bei Zarncke,
Nib.-Lied CXXI.
Die Frage bedarf jedenfalls weiterer Untersuchung. Im Allitte-
rationsvers verbietet sich eine derartige Annahme durch die Allitte-
ration von selbst und auch im mhd. Epos gibt es noch genug
Verse mit Allitteration , die jedenfalls von Alters herübergenommen
sind und daher auch noch in alter Weise betont werden müssen,
ich finde es den sonstigen Grundgesetzen der Metrik durchaus an-
gemessen , daß im ersten Fuß gewisse Freiheiten gestattet sind.
In einer Reihe von Fällen dürften gekürzte Formen einzusetzen sein,
so: end (en) statt endi {en 990 M, end vgl. Sievers p. 541 seiner Aus-
gabe zu Vers 1181).
erdwt endi himiles 408. 568, mildean endi guodan 30, ferner 995*.
1430*. 2598a. 2966b. 3206b. 3659'. 4445a. 4753b. 4*05*. (Vielleicht ist
gi zu streichen.) 5785\ 5937b. [Ergäbe ein syntaktisches Unicum. O. B.J
In diesen Fällen ist ja auch noch Verschleifung möglich. Unum-
gänglich nothwendig sind also die verkürzten Formen nicht.
Eine Anzahl von Versen zeigt dreisilbige Senkung, für die die
aufgestellten Bedingungen nicht zutreffen, bei denen sich aber auch
nicht entscheiden läßt, ob etwas zu streichen ist. Es ist natürlich
ZUR METRIK DES ALTSÄCHSISCHEN etc. 287
schwer und im Grunde auch willkürlich, eine ganz scharfe Grenze
zu ziehen. Ich stelle daher die Fälle zusammen und setze ein Wort,
das entbehrlich ist, in Klammern.
hwi gangat gi so gomondia 5965, gedrogin for that barn 2309,
sähun sie so ivislico 655, sdgdas that thu mdhtis 5574, odur mag man
olbundeon 3299 (oder ölbundion) , so säligoron undar them gisntea 611.
Darnach wohl auch : sittean undar them gisidea 819, so sälig undar them
gisidea 2296, willead minan wördun 1641 (oder viersilbiger Auftakt),
mahlidun thanen wiä 5138, märi thik für thesaro 5588, meldos mi te
thesaru 4838, ni thurtun gi them leriand 3933, sie. quädun that sia
cüning 5374, endi ging im loid that riki Judeono 5176, hwo sea scoldin
iro gilobon haldan 854. Daneben halte man: hwo sea sculin iro gilobon
haldan 897, und man wird sehen, wie gering der Unterschied zwischen
beiden Versen ist.
thanen mähte he thene gödan 3359, tho quam (thar) de en wif
503 oder thdr, he ni weide tho an thie menigi 4179, than motun gi
{theo) fruma 1460, qeden, that. he so mildiene hugi 3861, that im thühte
that man im 682, thar werdat mina hendi gebundana 3526, hie sagde
simnen that hie seöldi fan dode astandan (1. astän) 5754, werdad thi
geoponot 1709, so lüttic wäri that 2838.
Nach den hier entwickelten Regeln lassen sich die meisten Verse
des Heliand lesen. Diese Regeln sind nicht neu, sie sind schon längst
für gewisse Gedichte allgemein anerkannt, und damit verlieren sie
auch für den Heliand jedes Bedenkliche. Ebensowenig kann die An-
nahme des Wechsels von drei- und vierhebigen Versen , da er sich
nach ganz bestimmten Principien regelt, etwas Auffälliges haben.
Immerhin bleiben einige wenige Verse, die zu kurz sind — sie sind
schon besprochen — und eine größere Anzahl, die zu lang sind.
Letztere treten aber doch so zurück, daß man verständiger Weise
wagen darf, sie zu entfernen. Es kann dies auf verschiedene Weise
geschehen, entweder durch Einsetzen kürzerer Formen oder durch
Streichen von Worten, wie Pronominen, Artikel, die leicht hinzu-
gesetzt werden konnten. Auch sind hier die Fälle anzuführen, in
denen eine Handschrift den correcten Text enthält.
Eine gewisse Anzahl erledigt sich auch durch Annahme anderer
Betonungen, als sie bis jetzt angenommen werden. Ich beginne mit
dem letzteren.
A) Betonung, werodes an thesaro wostunnl 935, awahsan an
enero wostunni 860. Darnach auch: an ena wostunneä 1026, an thera
Wostunni 864, that he thar häbde gegnungb 188, so ic wäniu that ina
288 H- HIRT
Cts gegnungo 213, thdt g\ sind gegnungo 4656. Auf diese Betonung
weist auch hin : gegnungo fdn them godes suno 5946.
the herostb thes hiwiskeäs 3414. 3441 , höbos endi hhoiski 3310,
herost obar is htwiski 5030; ferner 356. 365. 2095. 3254. In der Sen-
kung erscheint es vielleicht: thar scdl is hiwiski to 3070.
thiu idis an that ärundi 5941, het that sie ira ärundi 638; ferner
719. 1928. 2157. 5816. 5958. Dazu stimmt: that godes ärundi 289. Die
beiden Fälle: ne si that he me an is ärundi hwarod 121, that sia an
that ärundi tharod 3966 zeigen -undi in der Senkung.
thar wirdit im is arabedi 3459 vgl. die D -Verse, endi he thes
arbedies 4582, hwilic im thar arbedi 3519. Indeß ist kein Fall sicher
beweisend, da überall eine Messung drbedies ebenfalls genügte.
endi ine an enon karkarea 2723. 4400. 4680. Ebenfalls nicht sicher:
thes ge im mid sulictim odmödea 1636, besser wohl vi erhebig mit drei-
silbigem Auftakt, da die übrigen Fälle odmodi wahrscheinlich machen.
farhogdun ina so helagnä 2659. 2121, wi gehelpat iu wid thene herosten
5887, scal thi fon them hohostun 278. 2121.
B) Einsetzen anderer Formen. Als Dativ von man ist
manne und man belegt. Die Metrik fordert an einer Reihe von Stellen
die Form man. 1759a (vgl. 1755) nach Ba, sonst zu Aa4; ebenso
1691. 1966. 2452. 2456. 2479. 3290.
In allen Fällen hat C das Richtige. Die Herausgeber folgen
überall M. Die Glaubwürdigkeit von C wird besonders dadurch er-
höht, daß es an anderen Stellen, in denen die Form manne metrisch
noth wendig ist, auch manne liest, so namentlich in den A -Versen,
z. B. 768. 1536. 1697. 1806.
Der Dativ von -skepi schwankt zwischen -skepi und -skepie.
Die Metrik verlangt in einigen Fällen die Kürze. Zu untersuchen
bleibt noch, ob nicht auch skepie stets ^ X zu messen ist. 1949.
2748. 3045. 5375. Ebenso suni oder suno für sunie 2338. 2948. Wenn
ich nichts übersehen habe, so kommen keine Verse vor, in denen
diese Formen als - X gemessen werden müßten. Für Kürze sprechen
auch Verse, wie mid iro .sunie selbo 1998 (M schreibt suni), sunie
drohtines 2815, weil an diesen Stellen die Form -X unbeliebt ist.
stän u. s. w. für standan 2331. 2371. 2690. 3104 (städ). 4870
(C stam). 2196 C.
gän für gangan. gän ist allerdings nur einmal in M fulgän
tiberliefert, tlio het he de thdna te handon gän 1268, endi het sie im
tho nähor gän (im tho fehlt C). Behält man die Lesung von C bei,
so ist gän nicht nothwendig, indeß immerhin besser.
ZUR METRIK DES ALTSÄCHSISCHEN etc. 289
lang statt lango 14G7. 2955. 3407.
thiodgumono besto 972 M, thiodgumo best C. Heyne und Behaghel
behalten M bei. Das ist metrisch falsch. Aber auch die Lesart von C
ergäbe einen ungebräuchlichen Fuß. Ich schlage nach 619 thiod-
gumono best vor.
sind statt sindun 4725" (?) 3483 (?). In beiden Fällen fehlt M.
C) Änderung der Cäsur. In einer Reihe von Fällen ist nur
die Cäsursetzung eine falsche. Es handelt sich da um ein klar zu Tage
tretendes Princip, nach dem schon Kauffmann einige Fälle gebessert
hat, ohne indessen die Regel ausgesprochen zu haben.
Rieger sagt Zs. f. d. Philol. 7, 38: „Häufiger kann man zweifeln,
auf welche Seite ein Verb zu weisen sei, da dieses, auch ohne zu
allitterieren, den Halbvers beginnen kann. Hier ergibt sich das Princip
für die Theilung gleichwohl sehr einfach. Da man einen syntaktischen
Grund zum Pausieren nicht hat, so pausiert man nicht früher, als
die erste Hebung des nächsten Halbverses sich ankündigt u. s. w."
Dies ist indeß für die Hilfsverben nicht ganz richtig. Sie müssen
in einigen Fällen sicher zum folgenden Halbvers gezogen werden, so :
scoldun 1117b zu 1118% mahtin 5112b zu 5113% 3617b zu 3618% ni
wirdid 251 lb zu 2512% ni mahti 4742b zu 4743% weidin 4939b zu
4940, mugun 3620b zu 3621\ Heyne hat meistens schon die richtige
Abtheilung. Darnach ist 5141 zu ändern. M bietet den correcten Text.
Nur ist weidin zu 5142a zu ziehen: weidin iro pascha holden. Weder
Heynes noch Behaghels Lesung ist metrisch richtig, that nü bbar twä
naht j sind 4458. Auch 2856b ist het besser zur folgenden Zeile zu
ziehen. druogun zu 2858 mit Sievers gegen Heyne-Behaghel. Vgl.
Sievers Anm. zu der Stelle: so hioilikum] 3507 mit Sievers-Heyne
gegen Behaghel: garu gumono so hwem 957 mit Sievers-Heyne gegen
Behaghel. Vielleicht ist auch noch wirdid der vorhergehenden Halb-
zeile herüberzuziehen, da diese doch bedenklich bleibt. Ferner
word 3903" zu 3902b gegen die Herausgeber. Vgl. Sievers Anm.
Auch 840 ist vielleicht besser mit Heyne die Cäsur nach kindiski zu
setzen.
D) Zu streichen ist: tho sagde he 582 mit Heyne-Rückert,
endi frdgodun 911, that hie wissa 5908, Met man 345 (Wackernagel),
endi fragoda 5341 , quadun 5482. 5555. 4275. 2875? quad 643. 2828.
Man kann in diesen Fällen nicht mit gleicher Sicherheit ent-
scheiden, da es auf die Größe des Auftaktes ankommt, die man als
zulässig erachten will.
QEEMANU. Neue Reihe. XXIV. (XXXVI.) Jahrg. 20
290 H. HIRT
Außerdem ist zu bemerken, daß das so häufig eingeschobene
'quad he niemals zum Texte zu gehören braucht, in der Mehrzahl
der Fälle aber Störungen hervorruft und deshalb einzuklammern ist.
In der Mehrzahl der Fälle bringt das Pronomen indefinitum oder
possessivum die Störung hervor.
Es ist zu streichen iuwom 1671 (?). 1652. 4377. 4401. 4438.
iuwaro 4397. Unsicher, da es auch Schwellvers sein kann, iro 5894.
3605. 1826. 2261 (mit C). thinum 3238, thman 328, thene 4949, theru
1166, eniga 3246. 2792. (Wackernagel) 25, ena 2233. 2305. 451 (?)
232(?), enigaro 1854. 2411; vgl. 5278. 4709. 3817. 3311, enigo 1847,
enon 5649 (?). thero 2786 mit Wackernagel und Heyne.
An einigen Stellen ist allaro zu streichen, so 3507ft. Der Vers
würde fünf hebig sein, da das Verbum, das mitallitteriert, nicht im
Auftakt stehen kann ; ferner 1748. 2971. 3241 fader allaro firiho hämo.
Es ist wohl im Hinblick auf 1848 und 1978 hämo zu entfernen und
nicht allaro. 1001 ist wdrlico zu streichen, das Stab wort ist hwar.
5127b ist entschieden zu lang. Am besten wäre dem Vers geholfen,
wenn wir gisendid was he streichen. Es ist dies entbehrlich, giwet im
iho umbi thria naht 1994 ist ein vollständig correcter Vers, öfter thiu
stört das Metrum und ist deshalb zu streichen.
113 he gisdh thar dfter thiu enna engil gbdes. Der Vers würde
fünfhebig sein. Man streicht am besten thiu, da öfter auch allein
vorkommt, thiu aber durch die sonst gebräuchliche Formel aftar thiu
veranlaßt sein kann. Man vergleiche dazu 192: Tho ward sdn aftar
thiu mäht godes. Die Metrik ergibt, daß thiu hier Artikel ist. Heyne
faßt es als zu aftar gehörig. Jedenfalls kann dadurch das Mißver-
ständniß an der besprochenen Stelle hervorgerufen sein. Vgl. auch
214. Heyne und Sievers lesen öfter thiu, Behaghel öfter — thiu modar.
Hier ist vom metrischen Standpunkte die Sache nicht zu entscheiden.
E) An einigen Stellen liegen offenbar Langzeilen zu drei
Halb Zeilen vor. Ich habe ursprünglich gedacht, daß dies eine be-
sondere Kunstform des Helianddichters sei, glaube aber jetzt, daß
sie sämmtlich fehlerhaft sind.
621 that he scoldi an ßethleem (A3), giboran werdan C1 : so is an
üsan bokun giscritan. Man könnte den Ausfall eines Halbverses, wie
burgo hirdi oder barno stranaost annehmen, oder auch an Interpolation
dieser Stelle denken, da 625 derselbe Gedanke wiederholt wird. Man
müßte dann 622b an 620" anknüpfen.
1144 nti is it giu ginähid (A3), thurh thes fieriäitdan crdft (Ab)
: thes motun gi fieotan fdrd Ba. thurh — craß ist zu streichen.
ZUE METRIK DES ALTSÄCHSISCHEN etc. 291
5690 that sia thia haftun man Ba, thuru thena helagan dag Ba,
hangon ni lietin Aa. Rückert und Behaghel streichen man. Das ist nicht
ausreichend. Es ist mit Heyne thuru thena helagan dag zu tilgen.
5975 sohta \m that hohä \\ himilo riki \\ endi thena is helagan stol.
Letzteres ist zu streichen.
5419 hwo thiu thiod hdbda cluomos adelid. Schon Heyne hat hwo
thiu thioda habda als Überbleibsel eines verlorenen Verses angesehen.
Grein hat dazu an thero thingstedi ergänzt. Sievers opponiert dagegen
und vergleicht 3069. Auch metrisch ist der Vers nicht zu halten,
abgesehen davon, daß er den Allitterationsregeln widerstreitet. *)
5195 antfdhad Ina than eft under iuwe folcscepi, ef he st is
ferhes scolo. Der erste Halbvers ist, wie er in den Ausgaben steht, ganz
anormal. Auch hier liegen drei Halbverse vor. Es ist wohl der dritte
zustreichen, da derselbe Gedanke im folgenden Vers wiederholt wird :
ef he si dodes werd.
5214 ägäbun thi thina gadidingos mi, Judeo liudi. Behaghel tilgt
mit Ries W\ Das ändert an der Metrik nichts. Auch hier könnten
drei Halbverse vorliegen , Cäsur nach thina. Das ist aber nicht un-
bedenklich. Vielleicht ist es ein Schwellvers, oder man müßte thina
streichen.
Es sind außerdem noch einige Verse, die man ohne Bedenken
als vierhebige fassen könnte, die aber den von uns angenommenen
Regeln der Vertheilung der Stabworte widersprechen. Es sind Aa-Verse
mit mehrsilbiger Mittelsenkung bei einfacher Allitteration.
Ich habe schon darauf hingewiesen, daß bei den Aa -Versen
ein- und zweisilbige Mittelsenkung durchaus das normale ist. Auch
von denen mit dreisilbiger Mittelsenkung kommt die Mehrzahl in
Abrechnung, da sie sich den Gesetzen der zweisilbigen Senkung fügen
Folgende werden aber sicher vierhebig sein: Johannes tho gima-
halde 914a, Zacharias ~ 139", Gabriel bium ic hetan 120% Zacharias
was hie hetan 76*, Barrdbas ~ 5402a, Kaiphas ~ 4147*, Anna — 504b,
Maria ~ 252b, Lazarus-— 3335, Mattheus — 1192, Joseph— 5719b ,
Maria wärun sia hetana 5747b, Johannes endi Petrus 5911*. 4937*. 5895b,
Andreas endi Petrus 1256. 1166. 1153, Elias endi Moyses 3129b, Matheus
endi Thomas 1262. Die letzteren, durch endi verbundenen, werden sich
wohl durch die Noth des Dichters erklären lassen, der ja gezwungen
war, diese fremden Namen in den Vers zu bringen, und auch die
ersteren nehmen wegen der Eigennamen eine besondere Stellung ein.
') Außerdem schreibt C dtiomo» mit großem Anfangsbuchstaben.
20*
292 H. HIRT
Außerdem erscheinen noch folgende Fälle, die sich zum Theil
unschwer verbessern lassen, Im ersten Halbvers: endi thesaro weroldes
2592 (1. th'ro) , deda thar so hie giwunoda 3960, mikil is thin gilöbo
3025, gisähun endi gihordun 35 (1. end), thea t'tdi sind nu ginähid 4620
(1. nu s. thea t. gin.), cuning wäri obar Judeon 5557 (1. wäri c). Im zweiten
Halbvers: da dun all so sia begunnun 5889b (1. dedun). Erst dann wird
er vierhebig correct. Ist nur in G überliefert, odi is tharod te faranne
1779 (1. thar), treuwa habde he gada 1195 (1. he habde tr. g.) , för im
tho thär he weide 2694. 5776, ähnlich 3296, död wäri iu than allon
5529 (streiche allon'}), en was iro thüo noh than 46?, hugi ward iro te
frobra 2206 (1. w. i. h. te fr.), göd is it her te wesanne 3138, treuwa
sind so goda 2489 (dreisilbige Senkung?), hiobandi thar öfter 5514
(streiche thar), wissun that thoh managa 855 (dreisilb. Senk.?), weros
sind im gihugide 2445, thiu tid xoas thuo ginähid 3981 (1. tlmo w. thiu
tid ginähid), thea liudi wurdun alle 2861 (1. wurdun thea liudi alle),
endi hellia sind im opana C (M open) 3078, 1. tho was that witi ägan-
gan 239, 1. tho habde that geld gilestid 528, 1., Tho icas thius toerold so
farhwerbid 3609, than quedat gi so ic iu leriu 1599 (streichest), 1. wärun
thiu fibi agangan 47, 1. thurh is hendi endi fuoti 5537, 1. sätun muni-
terias 3737. Umzustellen ist auch 4925 modag Judeono folc.
Diese vierhebigen Verse sind unstreitig eine Neuerung des Heliand-
dichters, sie beweisen, daß sein rhythmisches Gefühl nicht mehr voll-
kommen war, daß die Allitterationspoesie schon zu verfallen begann,
was wir ja auch aus anderen Anzeichen schließen müssen. An Zahl
sind sie aber so gering, daß sie als etwas Wesentliches nicht gegen
unsere Theorie angeführt werden können.
Auftakt. Die Bestimmung des Auftaktes in den Heliand -Versen
ist nicht überall gleichmäßig sicher. Nur vor den vierhebigen und
einigen Arten der dreihebigen Verse können wir zu sicheren An-
nahmen kommen. Ich habe den Auftakt daher nur an diesen Stellen
notiert. Von hier aus kann man dann weiter gehen, und auch für
die übrigen dreihebigen Verse etwas zu eruieren suchen.
Ein- und zweisilbiger Auftakt ist überall noch gewöhnlich.
Er wird wohl zu keinem Bedenken Anlaß geben. Ich werde daher
hier nur anführen, was über diese Grenze hinausgeht oder sonst be-
sonders auffällig ist.
A) Erster Halbvers, hwanda wit 144 (1. hwand C), that wit
sint 152 (vielleicht ist hier uncro zu streichen), so ward thar 410,
sumun te 496, ne sulic 592, so manag 731, hwand thu bist 973 (oder
Schwellvers), was im thar 1027, behwi ni 1065, that hie ne 1375, that
ZUR METRIK DES ALTSÄCHSISCHEN etc. 293
he be- 1481 (M) , than habed he (El.) 1482 (besser wohl häbed he an
im selbon sän), ac than gi 1573, alloro 1599, thes ge im mid 1636 (El.),
Bethiu ni 1662, ac mag 1811, so sculun gi 1875 (Syn.), thea williad 1917
(wahrscheinlich ist allaro zu streichen), thea ic Mr 1983, Wüte» 2188 M
(neuan C) , so hioene 2270, tfnatf ne rY 2505 (EL), that thu mi 2757,
that man t/n 3140, that im gi- 3481, wm&z ihm 3927?, sagde im 4251,
endi im 4527, that sie üs 4862 (EL), so that toi 4864, bethiu ni 4936,
an thinun 4974, tfna£ sie ina 5066, ne an thinun 5088, thes ni gi- 5091,
that gi noh 5093, bethiu ni 5377.
E) Zweiter Halbvers, endi al 41 (EL), endi thiu 47, that he
ni 164(?), tho habda he 190 (? ivdldandh) , endi de 237 (EL), that he
ni 470, behwi xoi 565, quad that it 584, (quad) that he thar 643,
so filo 731, tho scolda 733, wände 1057, aZ so git 1159 (aZ fehlt C), s<5
hwat so 1166, endi a? 1185 (EL), guämun im 1235, al so it thar 1333,
thes lätad gi 1342 (besser wohl mit dreisilbiger Senkung), that hie far
1401 , that ic bithiu 1420 (Syn.) , endi ni 1498 , ef iu than 1620, endi
hebbead 1652 (end) , lät thi that 1707, siäor mag 1718 (besser wohl
mag), so gi sie nie 1847, umbi that ne 1896, bethiu ne andrädad 1903,
endi ne 1956, endi for 1973, thero the ic so hioilic 1974 (oder Schw. V)
2063, thoh ni giddr 2121, efthd wi 2249, quädun that 2322, thes sie ni
2371, thatitni 2411, nu ni gi 2551, endi it 2569, so fäta 2609 (Syn.),
hwanen im 2649, antthat sie 2682, thero the gio 2786, quadun that
2875, bethiu ni 2891, reht so he 2945, Mo be- 3233, endi ni 3304
so hwe so 3320, hwat thu thar 3377, endi for 3537, £na£ ni mähte 3635
(Syn.), sao-a /m;a£ 3812 (C) , nio it than te 3936, that thu mi 4095,
antat he 4132 (Syn.), hwand im ni 4178, so nis an 4243, quad thai
im than 4255, (quädun) that ni 4275, endi sd 4284, thero the 4326,
hwat, sie it 4434, tho ni gisah 4497 (vielleicht ist barn zu schreiben
und dann auf gisdh eine Hebung zu legen), endi moste 4601, thar
nam he sd 4603 (oder so manag), ik scal an 4661, ik mah thi 4691,
that sia im ni 4703, bethiu ne 4730, iro ni 4890, endi nu 4910, im ni
was 4918, bethiu moste 4949, (quädun) that he 5134, sie quädun 5183,
that wini 5188, thero the 5267 (Syn.), west thu that it 5543, sia quadun
5374, thann ne gi 5390, (quadun) that sia 5482, endi im 5494, that
hie ni 5541, (quädun) that hie. im 5555, ef thu iro 5573, suma sia 5682,
hie sagde 5784, giwitun im 5762, so hwem so ina 5807, that sia gihdr-
dun 5868, thuo wurdun 5873, that siu mosta 5939, allaro ist wohl zu
streichen 2971.
Im Allgemeinen ist also der Auftakt durch drei Silben begrenzt,
vier Silben erscheinen nur selten. Dies ist ein Resultat, das man für
294 H. HIRT
den Heliand als günstig bezeichnen kann. Auffallend ist, daß der
Auftakt im zweiten Halbvers häufiger ist als im ersten. Es mag dies
damit zusammenhängen, daß im Heliand ein größerer Sinnesabschnitt
meist in die Mitte, nicht an das Ende der Langzeile fällt. Jedenfalls
ist aber noch zu bemerken, daß in einzelnen Fällen ein Zweifel sein
kann, ob nicht vereinzelte Schwellverse (fünfhebige) anzuerkennen
sind. Darüber siehe unten.
Für den Heliand scheint eine Regel zu gelten, die Sievers schon
für das Nordische angenommen hat: ein langer Vocal hat vor einem
anderen als kurz zu gelten. Es sind mir, zunächst negativ genommen,
keine Fälle vorgekommen, die dieser Regel widersprächen, positiv
läßt sich Folgendes dafür anführen: frio scäniosta ist 438. 2017 über-
liefert. Dieser Typus ist immerhin selten, wenn auch nicht unmöglich.
Kauffmann schlägt zweifelnd scänivst vor. Dies bleibt bei der doppelten
Überlieferung in beiden Handschriften doch bedenklich. Durch unsere
Regel fallen diese Fälle, eo widersagdi 3860, an them aldon eo 1432,
thie seu ward an hruoru 2243, grimmid the groto seo 4315, that man
an seo innan 2629, obar enne seo sUon 2897. 2906. 2922. 3201. 3210.
Streng beweisend sind ja diese Fälle nicht, aber 3860 und 2243
machen es doch höchst wahrscheinlich. Hiezu kommen eine Reihe
von Fällen, in denen gidoen am Ende steht. Es wechselt allerdings
mit giduan. Dies könnte man also einsetzen. Aber unsere Regel
überhebt uns einer Reihe von Textänderungen.
Kauffmann hat schon erkannt, daß der Cott. des Heliand in
metrischer Beziehung die bessere Handschrift ist. Sieben Fälle, in
denen die Lesung von C metrisch falsch ist, stehen 23 gegenüber,
in denen dies in M der Fall ist. Ich will diese Sache durch weitere
Beispiele stützen.
Zunächst möchte ich 1264. 3527 nicht für falsch erklären. Im
ersten Falle ist der Typus zwar selten, aber nicht falsch, im zweiten
bietet sogar C den richtigen Text, filu scal ik thär githölon ist drei-
hebig, während githoloian M Falsches ergeben würde. Es sind also
fünf Fälle gegen 24. Dazu kommen noch folgende, in denen die
richtige oder bessere Lesart C hat. 561. 1255. 1386, darnach nach 1284.
1422. 1506. 1551. 1792. 1796. 1852. 2196. 2261. 2360. 2452. 2456.
2472. 3031. 3092. 3290. 3573. 3642. 3648. 3652. Man vergleiche
3886. 4118. 4236. 4239. 4414. 4754. 4818. 4900. Also noch 30 Fälle.
Dadurch wird die Glaubwürdigkeit von C bedeutend erhöht. Man
wird demzufolge auch an anderen Stellen C folgen müssen. Jeden-
falls bedarf die Entscheidung des Werthes der beiden Handschriften
ZUR METRIK DES ALTSÄCHSISCHEN etc.
295
erneuerter Untersuchung, die aber besser bleibt, bis die Metrik noch
im Einzelnen klarer dargelegt ist.
Textprobe. Ich wähle die zweite Fi tte, weil in ihr zwei Hand-
schriften vorliegen.
94 Tho ward thiu tid cum an B b,
la1)
95 Wisa man mid Wordun
96 Zachärias bisehan Ab, 2s
97 thär te Hierusäiem Aa4
98 Werodes te them Wiha,
99 swido theolico Aa4
100 herrbn is Jiuldi
101 ledfe aleti.
102 umbi that helagahüs'Ba,,2s, 2 s
103 an thana wih innan. Aa4
104 umbi thana alah Utan Aa4, 2s
105 hican er the frödo man Ba, la
106 waldändes willeon.
107 ald öfter them alaha 2 s
108 m\d is r defatun Bb
109 — fremida ferhtlico A a4
110 godes iungarskepi Ab
111 muH (C) hluttro hugi Ba
112 gemb fulgangan
113 egison an them alahe
114 an them wiha innan Aa, 2a
oder Aa4
115 het that fr od gumo Ba
116 het tltät he im ni and/redi
117 Waldända werde
118 thin thionost is im an thanke
la, 2s
119 an is enes craft Ba
120 Gabriel bium ic hetan
') la = einsilbiger Auftakt.
that thär gitald hdbdun A a4, 1 a.
that scblda thana wih godes Bb,
la, 2s2).
tho ward thar gisamnod filu Ba,
la, 2s.
Judeono liudio Aa,.
thär sie waldand god Ba.
thiggean scoldun Aa.
thät sie hebancuning Bb.
Thea liudi stodun Aa, la.
endi geng im the giherodo man B a.
2 a, 3 s.
That werod odar bed Ab, la.
Mbreo liudi Aa.
gifrumid habdi Aa.
So he tho thana Wirte drög Ba, 2a.
endi umbi thana altari geng Ba.
2a, 2s, 2s.
fikiun thionon Aa.
fräon sines Aa.
gerno swido Aa.
so man Herren scal Ba.
grurios quämun im Ab.
he gisäh thar äfter [thiu] enna Cngil
godes Ba4, 2a, 2s.
the spräc im mid is wordun tö B a,
la, 2V.
forht ni wärt Aa.
thina dädi sind [quad he] Ba.
endi thin Word so seif Ba, 2ß.
that thu sulica githäht habes B b, 2 a.
Ic is engil bium Ba.
the gio for goda standu Aa4.
) 2 s = zweisilbige Senkung.
396
H. HIRT
121 andward fbr them alowaldan
(Schw. V.)
122 sendean willea Aa
123 hiet thdt ic thi thbh gicüddi
la, 2s
124 fon thmera alderu idis Ba, 1 a
125 werdan an thisoro weroidi 2 s
126 That ni scal an is lita gio Ba*
127 wines an is weroidi
128 metod gimarcod Aa
129 het thdt ic th\ thoh sagdi
130 hebancuninges Ad
131 tuhin thuru treuwa
132 an godes rikea Aa
133 He quäd that the gödo gumo
Ba, la, 2s
134 hebbean scoldi Aa
135 that hind, thän it quämi
136 an thesaro widun werold Ba,
la.
137 is selbes sunies Aa oder Ba
138 an is bodskepi Bb
139 Zdchariäs thö gimdhaldä
140 drohtines engil Aa, 2s
141 wundron thero wordo:
142 aftär an aldre?
143 so te gewinnanne Ba, 2s
144 Hi : and wit häbdun aldres er
Ba, 2a
145 wintro an iincro Weroidi
146 ihan wdrun wit nü atsamna 2 s
147 gibenkeon endi gibeddeon
148 so wit thes an üncro iugudi
ne st that he me an is dründi hwa-
rod (Schw. V.).
nu hiet he me dn thesan Stä faran
Bb4.
that thi Jcind giboran Ba.
Ödan scoldi Aa.
wordun spähi. Aa.
lides anbitan A a, 2 s.
s6 habed im wurdgiscapu B a, 1 a .
endi mäht godes Ba.
that it scoldi gisid wesan Bb, la#
het that git it Heidin wel B a. 1 a, 2 s.
quad tltät he im tiras so filu B a,
la, 2s.
fargeban weldi A a .
Johannes te namon Ab.
giböd that git it hetin so Ba, 2a, 2s.
quad that it Kristes gisid B a, 1 a, 2 s.
werdan scoldi Aa.
endi quäd that sie sliumo herod
Ba, 2a, 2s.
bede quämin Aa.
endi wid selban sprac Ba, 2s.
endi \m thero dädeo bigan Ba,
Ba, 2s.
hwö mag that giwerdan so Ba4.
it \s unc ul te k Ba, 1 a.
so thü mid thinun Wordun gisprikis
Ba4, la.
efno twentig Aa.
er ihan quämi thü wif te mi Ba4,
2 s.
antsibunta wintro Aa; 1 a.
sidor ic sie mi te brüdi gicös Ba4,
2s.
gigirnian ni mohtun Aa, 1 a, 2s.
ZUR METRIK DES ALTSÄCHSISCHEN etc. 297
149 thät wit ertfiward Ba egan mdstin Aa
150 ßdean an uncun flettea. 2 s Nu wit süs gifrödod sint Ba, 2a.
151 hätiad unc eldi binoman Ba elleandädi,
152 that wit sint an uncro Sxuni endi an uncun sidun lat B a, 2a, 2 s.
gislekit Ba, 3a, 2s
153 flesk is unc antfallan fei unscöni Aa,.
154 \s unca lud giliden Ba, 2s Uk gidrusnod Aa,
155 sind unca ändbari Aa4 ödarlicaron Aa.
156 möd Indi megincräß so wit gm so managan dag Ba4, 2a.
157 wdrun an thesero weroldi 2s so m\ thes Wunder thunkit Aa4.
158 hwö it so giwerdan mugi B a, 2 s so thü mid thinun wordun gisprikis
Ba4, la.
Der Schwellvers.
Von dem as. Schwellvers gilt dasselbe wie vom ags. Die metrische
Gestalt ist, abgesehen von den etwas weitergehenden Senkungsbil-
dungen, die nämliche. Die häufigste Gestalt ist der fünfhebige Vers
mit Allitteration auf der ersten und dritten Hebung, im zweiten Halb-
vers auf der dritten allein.
Kauffmann hat die Verse, die er für Schwellverse hält, Beitr.
XII, 283 zusammengestellt. Auffallend ist, daß neben den großen
zusammenhängenden Partien sehr viel geschwellte Halbverse unter
Normalversen auftreten. Wir werden sehen, wie weit Kauffmann diese
mit Recht als geschwellt ansieht.
Das Normalschema erscheint als -*- x L x — X - X> a^s0 vierhebig
klingend oder fünfhebig stumpf.
Beispiele:
557 d'lbs fon ödrun thiodun, Ic gisiu that gl sind ediligiburdiun,
558 cünni&s fon cndsle gddun: nio her er sülica cumana ni würd/un.
559 eri fbn ödrun thiodun, sidor ik mösta thesas erlo folkes.
560 giwaldan thesas tvidon rikeas.
599b wx gisähun is böcan skindn.
600 hedrb fon himiles tunglun, so ic wet,\ that it helag drohtin.
601 mdrcbda mahtig selbo. Wi gisähun morgno gehioilikes.
602 blican thäna berhton sterron.
Genau ebenso gehen 603"' b. 604. 605\ 881a (Behaghel). 899b.
900. 901b. 902b. 989b. 990. 991. 992\ 993. 1306. 1307b. 1309a. 1310"- b
(bicnegan). 1311. 1312a. 1313a b. 1315\ 1316\ 1317\ 13l7b (loilliad).
1318a. 1319B-b. 1320a-b. 1321. 1542. 1681"- \ 1682. 1683. 1684a- b
thürbon. 1685a. 1686. 1687b. 1688. 1689. 2208a'b? 2209a- b. 2210a.
298 H. HIRT
2211*- b. 2212b. 2213. 2214\ 2215a- b. 2595b. 2596^. 2597\ 2614.
2615*. 2820b. 2821a-b. 2822' {mid hwilicu drbediu). 2822b. 2823*' b.
2824a-\ 2825a,b. 2826\ 2903a- b. 2904". 2986a-b? 2987. 88. 89a. 2989b.
2990ab. 2991b. 3041b. 3042h. 3043. 3062b. 3063a- b. 3065"'". 3066a.
3068\ 307 lb. 3127a. 3493. 94. 95. 96. 3497b. 98. 99. 3500. 1. 2b. 5. 6b. 8a
(Cäsur nach so huilicum mit Kauflfmann). 3562. 63b. 3990b. 4392. 93.
94. 95. 96. 4411 (minniston sindun). 4413. 14a (C)M ist falsch. 441 4b.
4415b. 4518. 4836b. 4986a. 5722b (heritogon). 5732\ 5892a. 5916 (mid).
5917b. 18. 21ab. 22. 23. 24. 25. 27. 28. 29b. 30a mid). 30b (vierhebig?).
31. 32b. 33. Dies ist die überwiegende Mehrzahl. Dieser Thatbestand
entspricht genau dem des ags. Vgl. Sievers, Beitr. XII, 475.
In einigen Fällen ist die Senkung nach der dritten Hebung syn-
kopiert. Sievers C '-Verse i. x - x ~ — X* ffumon te them godes bärne
2821 , ni mähte im thär enig frumu werdan 3343", likkodun is likwun-
don 3345, thia helpe quam te hebencuninge 4115, folgon te enigon fi-
rinwercun 5721a, thingon und them thegan kesures 5723a.
Verse mit ungewöhnlicher Senkungsbildung: wonoda im bbar
them Wald an des bdrne, gerot gi simbla erist thes godes rikeas 1687
(vielleicht ist gi zu streichen) , farstüod siu that hie was the mahtigo
drohtin 2210, mahtig quämi thärod is menigi wison 221 4, hluttro habas
thu an thwan herron gilobon 3067, blicandi so thiu berhtesunne 3125,
so egrohtful ts, the ihar alles geweldid 3502, gimerrid ivärun iro thes
modgithähti 5919, sälige sind cc them hir mildi wirdit 1212, sälige
sind de the sie hvr frumono gelustid 1308, the iung(a)ron the he im
häbde be is göde gicorane 3037, saga üs undar hwilicum he si thesaro
eunneo afödit 605.
Mit Allitteration auf zweiter und dritter Hebung: that vh ina
selbon gisehan mostin 604, thie hvr wiopin iro Wammun dädi 1307,
weldun thi mid stenon starcan awerpan 3990.
Mit Allitteration auf der ersten Hebung allein: Diurlico scält thu
thes löit antfähan 3066 (C diurlic), hügiscefti sind tlnne stene gelica
3067. Die Senkung ist bedenklich. Vielleicht ist thind vor hngiskefti
zu stellen, göd idili is alles rädan 1685, frdfre an them sSlbon rikxa
1308. Auch dafür finden sich im ags. Parallelen. Der Rhythmus ist
streng gewahrt.
Auf der zweiten Hebung allein allitterieren : thie mötun wesan
süni dröhtines genemnide 1318, bedingt durch die Vorlage: filii dei voca-
buntur.
Alle anderen Versarten erscheinen nur vereinzelt: gerno thes
gramon dmbusni 9C1, Die Betonung wird gestützt durch godes ambusni
2451, thes mötun sie werdan an them rikia dröhtines 1309, ac hie bed
ZUR METRIK DES ÄLTSÄCHSISCHEN etc. 299
im undar therm folke Judeono 5721, quöd thät im the süno licodi 992,
Wp te them alomähtigon gode 902.
Mit dem Hauptstab auf der vorletzten (vierten) Hebung: endi
vn gengun äftar them böcna herod 602, fan them herbston, thh thes
foüses giweld 3344% biätan thät thar gengun is hundos tö 3344b, hreopun
im thö mid iro Wordun tö 356 lb, behwi kümis thu so mid thius folcu te
mi 4835b, behwi ledis thu mi so these liudi tö 4836, quad thät he weide
wisan thes libes scolo 4986, hie ni welda thero farduanan thiod 5720.
Mit einer kleinen Änderung thiod statt thiodu sälige sind de undar
th&saro managon thiod 1314.
Nicht überall läßt sich mit Sicherheit entscheiden, ob die Verse
vier- oder fünfhebig sind. Bei dem freien Gebrauch des Allitterations-
verses, bei der sonstigen Mischung von drei- und vierhebigen Versen,
und da sogar dreihebige Verse mit Schwellversen gebunden werden, so
wäre ein Wechsel zwischen 4 und 5 Hebungen nicht von vornherein
unmöglich.
Ich stelle hier die Verse zusammen, die möglicherweise nur
vierhebig sind, aber unter fünfhebigen erscheinen: huldi hebeneuninges
902, mildi mahtig selbo 1314, allon i/rminthiodun 2212, selbo sunu Davi-
des 2991, heten sculun thi friho harn 3068, ni humen that hunni
manno 3506, drohtin Davides sunu 3563, helag himilo rikies 5722.
Die Lesung von M, die Behaghel 4414ft aufnimmt, genügt nicht.
C. ist richtig.
Folgende Verse bedürfen vielleicht einer Änderung: endi sät im
üppan (üses) dröhtines dhslu 988b, ne rökead hivedar gi is [enigan] thdnc
antfdhan 1541 oder mit dreisilbigem Auftakt, obar them [stene] scal
man minen seli wirkean 3069; stene zu streichen mit Rieger. ddrnungo
wds hie [fises] dröhtines iungro 5720. Die beiden folgenden vermag ich
nicht zu ändern, grimmes than lango (C lang) the he moste is iugucteo
neoten 3497, thena lierron thar iro toärun at thia helpa gilanga 5917.
sälig bist thu Simon sunu Jonases, dreifache Allitteration, wohl
sechshebig.
Über die Stelle 1553 vermag ich nichts zu entscheiden. Am
meisten befriedigt metrisch der Text nach Rieger. Ein Vers iuwan
icelon geban gi them mannun ist nach meiner Ansicht unmöglich.
5920 ist mit Sievers cüthlico zu streichen. Durch Behaghels Recen-
sion bekommen wir einen Normalvers unter Schwellversen, während
durch Sievers Lesung der Rhythmus erhalten bleibt. 59191' ist nach
der Handschrift metrisch nicht genügend. Ich stelle thar vor thena.
300 H. HIRT
thuo gisdh sie thdr thena mdhtigan standan, Criste thoh siu \na an-
Icennian ni mohta 5920.
Kauffmann verzeichnet eine große Anzahl einzelner Halbzeilen
als Schwellverse. Es kommt dies zum Theil daher, daß er einen
Typus J- x -£. x - X ni°nt unterbringen kann. Andererseits bedürfen
seine Ansetzungen auch nach der Richtung der Änderung, daß die
Schwellverspartie meistens mit einem Sinnesabschnitt beginnt. 266" ist
nur vierhebig. 621 ist schon besprochen. Auch wenn wir die Über-
lieferung beibehalten, findet diese Zeile schwerlich unter den Schwell-
versen Platz. 899 Man braucht zu den Schwellversen erst 899b zu
rechnen. 988a ist kein Schwellvers. Wohl nur Druckfehler bei Kauff-
mann. 1144a ist kein Schwellvers. 1306a ist vielleicht kein Schwell-
vers, man müßte dann 1305b dazu rechnen. 1512 kann vierhebig ge-
lesen werden. 1541a ist vierhebig. Die Schwellverspartie beginnt mit
2208. 2290a ist vierhebig, ebenso 2597b. Mit 2820b beginnen die
Schwellverse bis 2826a . 3072a ist kaum ein Schwellvers, vielleicht
auch 307 lb nicht. 3125b ist dreihebig. 3241a hämo ist zu streichen.
3345a zu 5 Hebungen. 3677 nur vierhebig. 3971 ist thiu wif vielleicht
zu streichen. 421 la könnte noch vierhebig sein. 421 lb ist dreihebig.
5228b ist nur vierhebig. 5419 ist besprochen. 5551 könnte vierhebig
sein. 5663a (nicht 65) vierhebig. 5946 ist nur vierhebig.
Trotzdem bleiben eine Reihe vereinzelter Schwellverse übrig,
eine Erscheinung, die ja auch im ags. ihre Parallele hat. Sie werden
aber wohl noch um eine Anzahl zu vermehren sein. Erstens kann
ein Theil derer hierher gehören, die ich durch Streichung von Par-
tikeln, Pronomina u. s. w. geändert habe, zweitens aber noch einige,
die kaum zu ändern sind. 636 (C), 692. 1333 (sprac?). 1472. 1494
(Heyne theilt anders ab, aber schwerlich richtig). 2609 (Heyne ändert).
2891. 2982. 3611. 3936. 4205. 4434. 4601 (vielleicht mit C und vier
silbigem Auftakt). 4603. 5176. 5939.
Ich muß zum Schlüsse nochmals auf Heusler eingehen, der sich
über meine Auffassung des Schwellverses sehr abfällig äußert und von
festen Kriterien kaum eine Spur findet. Vielleicht belehrt ihn der
Heliand, dessen Schwellverse in der Mehrzahl gleichgebaut sind, eines
Besseren. Warum es nicht mehr als 5 Hebungen sein dürfen, fragt
Heusler. Wahrscheinlich aus demselben Grunde, aus dem man bei
Wolfram einzelne Verse mit zweisilbigem Auftakt und vierhebig liest,
obgleich man sie ja auch fünfhebig lesen könnte. Die Verse, die am
zahlreichsten vorkommen, muß man doch als das normale annehmen
ZUR METRIK DES ANGELSÄCHSISCHEN etc. 301
und sehen, wie sich das, was diesseits oder jenseits des normalen
liegt, damit vereinigen läßt.
Gerade vor Abschluß dieser Arbeit kommt mir Kauffmanns
Artikel über den Schwellvers zu Gesicht. Seine Wege sind andere
als der meine. Nur darin muß ich ihm offenbar beistimmen, daß er
auch für den Schwellvers nur 2 Hebungen ansetzen will. Das ist
durchaus consequent und streng im Geiste der Siever'schen Rhyth-
mik. Es ist nur schade, daß diese Annahme absolut nichts erklärt.
Die althochdeutschen Denkmäler.
Die ahd. Bruchstücke der Allitterationspoesie sind ihrem Werthe
nach sehr verschieden beurtheilt, wie schon früher bemerkt wurde.
Sievers meint, daß die Zerrüttung der Form hier noch einen Schritt
weiter gegangen sei als im Heliand. Diese Ansicht bestätigt sich
jedoch keinesfalls. Die abd. Bruchstücke zeigen zwar die Allitteration
schon im Verfall, aber die Metrik selbst ist noch gewahrt. Die mangel-
hafte Überlieferung hat man von manchen Seiten dazu benützt, um
aus dem Texte Alles zu machen, andererseits daraus den Grund her-
geleitet, die ahd. Denkmäler gering zu schätzen. Trotzdem wird es
zu Gunsten und Ungunsten einer Theorie sprechen, ob sich diese
Bruchstücke gut lesen lassen.
Die meisten Verse des zweiten Halbverses sind correct dreihebig.
Aa. cenon muotin H. 21), chonnem mannum 28, harn unwdhsan 21,
ferner 47, 53, M 3, 12 u. a.
Zweisilbige Senkung ist nicht gerade selten. Aber sie regelt sich
nach den Gesetzen des Heliands. üsere liuti H. 15, luttila sitten 20,
darba gistuontun 23; ferner H. 33. 48. 50. 52. 56. 60. 62. 67, M. 14.
32. 51. 58. 64. 67. 69. 70. 72. 80. 87. 88. 93, MZ. 5.
Mit Auftakt finden wir noch: dea erhina wärun H. 16, dar
pägant siu umpi M. 5. 8. 28. 32, diu kosa ist so mihhil 40. 42. 43. 50.
59. 98, MZ. 6.
mit Eliase pägan M. 38. Hier ist entweder die erste Silbe als
Kürze zu fassen oder i darf als i betrachtet werden.
Dreisilbige Mittelsenkung findet sich nur noch M. 86 toten enti
qurkkhen und zweimal im zweiten Merseburger Zauberspruch Sunna
era swister, Volla era swister. Es ist hier wie M 40 diu kosa ist so
mihhil Elision möglich.
Der Auftakt vor diesem Typus ist gewöhnlich einsilbig. Hilde-
brandslied und Muspilli zeigen einen bemerkenswerthen Unterschied
') Citate nach Braunes Lesebuch.
302 H. HIRT
darin, daß jenes den Auftakt im zweiten Halbvers nur an einer Stelle
kennt, 16 dea erhina wärun, die mir verdächtig ist, während M. ihn
völlig ausgebildet hat. Das Hildebrandslied tritt damit der ags. Metrik
näher, während das M. auffallender mit dem Hei. übereinstimmt.
Wir finden einsilbigen Auftakt außer den eben angeführten
Fällen noch M. 31. 35. 49. 68. 73. 83. 84. 100. Zweisilbigen M. 25? 36.
Einmal viersilbigen unzi in den luzigun finger M. 92 , der durch Eli-
sion erleichtert werden kann.
Einen integrierenden Bestandtheil des Verses bildet der „Auftakt",
sobald bei diesem Typus die erste Hebung synkopiert ist. Auch diese
Eigenthümlichkeit ist im ahd. treu gewahrt, iro Saro rihtun H. 4,
hwer sin fater wärt H. 9, si gihalöt werde M. 7, so he wola conda
MZ. 9, miti Deotrihhe H. 26b, daz er kutes willun M. 20a, wili den
rehtkemon M 42a?
Einige andere Verse, die diesen Ausgang noch zeigen, sind
wahrscheinlich vierhebig zu fassen.
Ab. seolidante H. 42, Heribrantes sunu 44. 45, sunufatarungb
H. 4a. So muß angesetzt werden, da auch im Hil.-Lied viersilbige
Verse nur bei Doppelallitteration stehen, cheisurtngu gitän 34\ Ohne
Synkope der Senkung: Hiltibrantes sunu H. 14. 36, M. 44ft. Mit Auf-
takt: pi demo ältfiante M. 44, verit denne stüatägo in länt 55?
A c. Wewürt skihit H. 49. Darnach auch wohl staimbbrt chlüdun
H. 65, und nicht, wie Möller, ahd. Allitt.-Poesie 85 annimmt, chlübun.
Die Entscheidung ist selbstverständlich nicht ganz sicher. Die Verse
ünmett irrt H. 25 und unmet späher H. 39 zeigen, daß die Silbe met-
keinen starken Nebenton mehr getragen hat, da es in der Senkung
steht. Dieselbe Thatsache ist auch Hei. 4329b vorhanden: ßrid un-
met grot.
Ba, Bb. -x-X-* uniar heriun tuem H. 3. her raet östar hina
H. 22, \n den sind arhevit M. 2, der gipuazzit habet 98, untbi cunio-
widi MZ. 3, dat inan Wie furnam H. 43, dat in dem sciltim stont
H. 64, ze dem mahale sculi M. 34 u. a. Der Auftakt ist mir in folgen-
den Fällen zweifelhaft: ik mi de ödre wet H. 12, dat ivas so friuntlaos
man 24, du bist dir, alter Hün 38. Sicher ist er vorhanden: ibu dir
din eilen taoe H. 55, daz ist rehto virinlih ding M. 10, die dar fona
himüe guemant M. 11, do sie td dero hiltiu ritun H. 6, enti sinero
degano ßlu H. 19; ferner denne er ze demo mahale quimit M. 63, denne
er ze deru Suanu quimit M. 65. 7 1 , der dar ioioiht arliagan megi 94,
dat ih dir it nu bi huldi gibu H. 35. Viersilbiger Auftakt in : denne
wirdit iintar in unh carhapan M. 39. Vielleicht ist denne zu streichen;
ZUR METRIK DES ALTSÄCHSISCHEN etc. 303
doch siehe unten. Zweisilbige Senkung im vorletzten Fuß finden wir:
her was heroro man H. 7, so mac huckan za diu M. 41, wiht pimidan
ni mak M. 90, fana dem moltu arsten M. 81 (El.), wielihan wartil er
habet M. 66, enti imo hilfa ni quimit 27 , daz imo nioman gipägan ni
mac M. 76.
Synkope der Senkung im zweiten Fuß und damit verbundene
Auflösung der letzten Hebung ist ahd. selten, ibu du dar enig reht
hohes H. 57, enti si den lihhamun M. 3*.
C. so quimit ein heri M. 4, dara scal queman M. 32, daz ist
allaz so pald 76, daz er iz allaz kisaget M. 71.
Den aufgestellten Kategorien entsprechen folgende Verse des
ersten Halbverses: dät sih ürhettim H. 2? 9. 12. 18. 22. 24. 30. 32.
35. 41. 44, 53. 56. 60 güdea ist Hauptstab). WG. 5, M. 9. 14 (viel-
leicht vierhebig). 18. 21. 24. 25. 27 (daz der man hdret ze gbte (Allitte-
ration ist falsch). 31. 34, 41. 50. 53 (Allitteration falsch). 54. 58. 59.
63. 66. 68. 75 (dinne kernt sih mit imo). 80. 81. 86. 95. 100. 101,
MZ. 6 (do wärt demo Bdlderes vblon).
Bemerkenswerth ist, daß im ahd. nur wenige B -Verse mit Syn-
kope der Senkung erscheinen: dat sagetun mi H. 15a. 42a, dät 4ro ni
was nbh tfhimil WG. 2. Indeß ist auf letzteres nicht viel zu geben.
Ebenso klar und deutlich liegen die vierhebigen Verse des ersten
Halbverses zu Tage, zum Theil mit Doppelallitteration, zum Theil
die „ A3- Verse" : Hiltibränt enti Uddubränt H. 3, helidos iibar Tvringa 6,
fireb in folche 10, breton mit sinu billiu 54, ort widar Orte 38, rduhä
bivahanen 57, hwerdär sih hiutu 61, giwigan initi wambnum 68,
wanta sär so sih diu 8ela M. 2, sorgen mäc diu sela M. 6, in fuir
enti in finstri M. 10, selida äno sorgun M. 15> prinnän in pehhe M. 26,
Wanta hiar in werolti M. 30, der warch ist kiwäfanit 39, Tihenfun
sint so kreftic 40, so inprinnänt die per ga 51, enihc in erdu 52, sten
n\ kistentit 55, guotero gumono 88, verit mit diu vuiru 56, dat gafregin
\h mit firahim WG. 1, enti do was der eino WG. 6, cootlihhe geista
WG. 9, eiris sdzun idisi MZ. 1.
Mit Synkope aller Senkungen, entsprechend dem Gebrauch des
ags. und as.: prüt in büre H. 21, hüs in himile M. 17, pehhes pina
M. 22, ben zi bena MZ. 12, SCarpen scürim H. 64.
Ebenso sind die zahlreichen „A3- Verse" sicher vierhebig: dat
du nöh bi disemo Vtche H. 48 -i x > dar man mih eo SCerita H. 51 , do
lettun se (Brist H. 63, ünti im iro lintun H. 67, daz dndar fbn pehhe
M. 5, za wederemo herie M. 7; ferner M. 29. 35. 36. 37. 43. 47. 49.
304 H- HIRT
60. 65. 67. 69 (dir häpet). 78. 84 (dfter). 85. 87. 93. 96. 98. 99. 102,
tltu biguolen Sinthgunt MZ. 7. 8. 9. Hierher auch dät du häbes heme 47.
Ferner finden sich einige Verse, in denen ein Nebenton an letzter
Stelle steht: garutun se iro yü&hamun H. 5, westar ubar iventilseo H. 43,
wenn seo einsilbig zu rechnen ist, vgl. oben, wdlagä nü wdltant
gbt 49. Die Metrik spricht für Composition, vgl. Sievers Hei. 501, 20,
upi sia ävar kihalönt die M. 11, pidiu scal er in dem wicsteti M. 46,
denne vSrit ez ze dem mdhalsteti M. 77. Hierher gehören auch wohl:
enti st dero engilo M. 12, denne ni kitär parno nohheln M. 32, dar
man dar eo mit einen mägon piehc? 60, denne värant engilä 79, dar ni
ist eo so listic man 94.
An D -Versen finden sich folgende: ferahes frötoro H. 8, chind,
in chunincriche H. 13. degano dechisto H. 36, heuwun harmlicco H. 66.
Deutlich vierhebige Verse mit Allitteration nur auf der ersten
Hebung sind: Hiltibrant gimahalta H. 7. 36, ein Vers, wie er auch
im Hei. begegnet, want her dö ar arme H. 33, spenis mih mit dtnen
wortun H. 40, wänit sih kinäda M. 28. Alle drei Verse zeigen fehler-
hafte Allitteration, die ja auch sonst im Verfall ist. Ihrem Bau nach
sind es A3- Verse, arme, wortun, kinäda müßten allitterieren.
Ein Allitterationsfehler im Hil.-Lied findet sich noch 44 tot ist
Hiltibrant.
Auch der Typus A a4 ist vertreten : ih wallota sumaro enti wintro
H. 50 Aa4, 2s, 2s, der dir nu wiges warne H. 59, doh mäht du nu
aodlihho H. 55, der sl doh nu argösto H. 58, loanta Ipu sia daz Sata-
naszes M. 81), denne der man in pardisu M. 16, daz scidi der anti-
christo M. 38, wili den rehtkernon M. 42, stet pi demo Satanase M. 45,
dar ni mäc denne mäk andremb M. 57, ddra qulmit ze dem rihtüngu
M. 89, dio er diimh desse mancunnes M. 103, insprlnc liaptbandun
MZ. 4, söse benrenki MZ. 10, sose lidirenki MZ. 11, suma hdpt
heptidun MZ. 2? suma clübödun MZ. 3? daz er sin reht allaz M. 83,
enti sich der suanäri M. 73. Vielleicht hierher auch her was Otachre
H. 25, liina miti Theotrihhe H. 19, sid Detr'thhe H. 23, obgleich selbst-
verständlich eine sichere Entscheidung nicht zu treffen ist. erdo desero
brunnöno H. 62, aber es wäre auch brünnönb möglich, pidiu ist dürft
mihhil M. 18, eddo ihimo ti hanin werdan H. 54, so man mir at bürg
eniqern H. 52a. Eben dahin auch mit Verletzung der Allitterations-
regeln, aber rhytmisch correct: in fölc sceötdntero H. 51, dia werolt-
rehtioison M. 37.
l) Nicht ganz sicher, da die Quantitäten von Satanazses nicht feststehen.
ZUR METRIK DES ALTSÄCHSISCHEN etc. 305
Folgende Verse sind bedenklich: H. 5 gurtun sih iro swert ana
zeigt falsche Allitteration und ist deshalb schon bedenklich. Metrisch
corroct würde er durch Streichung von iro werden : gurtun sih swert ana,
ein B-Vers. H. 11 eddo hwelihhes cnuosles du sis, es fehlt ein Halbvers.
H. 12 chüd ist mi al irmindeot. Deutlich vierhebig, aber durchaus den
Regeln der Allitterationstechnik widerstreitend. Wir müßten Doppel-
allitteration haben. Es liegt wohl eine größere Verderbniß vor. Mit
Vers 15 — 17 hat es eine eigene Bewandtniß. Sie sind in mehr als
einer Hinsicht anstößig. Vers 15 fehlt die Allitteration. Sie läßt sich
durch eine Conjectur herstellen suäse für üsere. 16a zeigt schwere
Senkungsbildung, 16b einzig Auftakt vor Aa im zweiten Halbvers.
Vers 17 ist kaum noch ein Vers. Die ganze Stelle wird das Neu-
fabrikat dessen sein , der das Hil.-Lied zuerst aus dem Gedächtniß
niederschrieb, und dem hier, wie ja öfter, etwas aus dem Gedächtniß
geschwunden war. Er nahm also die nöthige Ergänzung selber vor»
die aber auch so etwas besser hätte ausfallen können.
27 her was 3o fölches at ente A a4, aber kaum ursprünglich
28 chüd was her ist zu kurz auch nach Sievers. Nach der Zweihebungs-
theorie durchaus nicht. Die Ergänzung managum ist metrisch nicht
gut. 29 ist unvollständig, muß daher außerhalb der Beurtheilung
bleiben, ebenso 31, da die Stäbe fehlen. Die Ergänzung zu süs ndh-
sippan man ist metrisch schlecht, da Auftakt sonst nicht vorhanden.
Die ganze Stelle ist ja corrupt. 34b so imö se der chuning aap. Dieser
Vers ist nach den Regeln, die Sievers gibt, anstößig. Auch ich kann
nur bestätigen , daß ein Ausgang «i x - im zweiten Halbvers nicht
vorkommt. Das Einzige, was man anführen könnte, um den Vers
zu rechtfertigen, ist die schwere Silbe -ing. Man müßte den Vers mit
solchen, wie theödcilninges auf eine Linie stellen. M. 78 liegt ein ähn-
licher Fall vor. dia man dar io sdgetä. Ich halte diesen für einen vier-
hebigen Reimvers. 40b wil mih dinu speru werpan. Vielleicht ist dm»
zu streichen. 41b so du ewin inicit fuortos hat Doppelallitteration und
gehört daher schwerlich in den zweiten Halbvers. Ebenso 61b nach
der Handschrift. Schon der vorhergehende Vers zeigt bedenkliche Fehler.
Man kann daher nichts entscheiden. 46* fehlt der andere Halbvers.
WG. 1 firiwizzo weista 1. meist. M. 22 dar piutit der Satanaz
altist heizzan laue, heizzan laue ist jedenfalls zu kurz, die vorher-
gehende Langzeile entschieden zu lang; sie zeigt außerdem falsche
Allitteration. der Satanaz altist bildet allein einen völlig richtigen Vers.
Satanaz müßte allitterieren. Dann könnte man in der folgenden Halb-
liERJUAMA. Neue Keine XXIV. (XXXVl.^i .hihrg. 21
306 H. HIRT
zeile lesen piutit dar heizzan laue Nun fehlt allerdings der Stab. Mir
scheint aber die ganze Stelle 22 — 24 bedenklich.
Den gedanklichen Abschnitt haben wir mit 21b: Es ist jedem
Menschen nöthig, daß er der Hölle Feuer sehr vermeide. Wenn wir
dann mit 25 fortfahren: we demo in vinstri scal sino virina stüen,
so ist das sehr kräftig. Die Verse: so mac hucken za diu, sorgen dräto,
der sih suntigen wetz sind nur lose in den Gedankengang eingeschoben.
Nun ist ja sicher, daß auch an anderen Stellen das Gedicht etwas
Sprunghaftes hat, aber doch nicht in dieser Weise. 20a kerno tuo
ist ebenfalls zu kurz. Müllenhoffs Ergänzung tuoe ist nicht ganz
sicher, da möglicherweise das Gesetz vocalis ante vocalem corripitur
auch im ahd. gilt. Vgl. wentilseo H. 43, märeo seo WG. 5, sino virino
stüen M. 25. 91 dar scal denne liant sprehhan, haupit sagen. Letzteres
ist zu kurz. Man lese hard sagen, houpit sprehhan.
Nun möchte ich noch zu V. 18 über die Ansetzung der Lücke
Folgendes bemerken: Braune setzt nach Anderer Vorgang die Lücke
hinter kispane an, Müllenhoff hinter dürft mihhü. Braunes Lesung ist
insoferne schon bedenklich, als mihhü Reimstab, und das Substan-
tivum dürft vorausgeht, ohne zu allitterieren. Zweitens bekommen
wir im zweiten Halbvers dann einen vierhebigen Vers, was doch auch
selten ist. Im Hei. wechseln Formeln, wie manno luelthemo mit allero
m. tu., aber so, daß fast stets die längere Form im ersten Halbvers
steht. Vgl. oben. Auch deshalb ist es passend, die Langzeilen-
abtheilung anders vorzunehmen. Eine ganz ähnliche Stelle mit den-
selben Reimwörtern findet sich Hei. 4376 — thes is tharf mikü manno
gihwilicon: — Bethiu lätad iu an iutüan muod sorga, und hiernach lese
ich auch hier metrisch correct pidiu ... || allero \ duz . . .
Es wird demnach hinter dürft mihhü noch ein Synonym ausgefallen sein.
Die ahd. Denkmäler zeigen also durchaus keinen ungünstigen
Stand. An einigen Stellen ist die Überlieferung offenbar in Unord-
nung. Aber es sind doch nur wenige, und diese sind offenbar auch
nach den Sievers'schen Typen nicht genügend. Das Muspilli stimmt
in der Metrik durchaus zum Heliand. Ich möchte aber gleich noch
eine Ansicht zurückweisen, daß im Muspilli die Allitteration im Ver-
fall ist. Fast alle Fälle von scheinbarer Verletzung der Allitterations-
regeln lassen sich auch im Heliand nachweisen, einige sind offenbar
Reimverse, so 78 u. 79. dar wirdit diu suona die man dar io sageta^
denne varant engila uper dio marha1), die durch den Umstand, daß in
•) Vgl. aber Edzardi, Beitr. 8, 490.
ZUR METRIK DES ALTSÄCHSISCHEN etc. 307
78 ein metrischer Fehler, in 79 ein Allitterationsfehler vorliegt, wenn
man hier überhaupt von Allitteration reden darf, es mir unzweifelhaft
machen, daß sie Keimverse sein sollen.
M. 82" ist — wie er in der Handschrift steht — offenbar ein
Schwellvers. 56b helfan vora demo nwspille. Entweder ist müspilU zu
lesen, oder demo zu streichen, da man helfan unmöglich in den Auf-
takt setzen kann.
So hoffe ich nachgewiesen zu haben, daß auch im ahd. die vor-
handenen Denkmäler den metrischen Anforderungen genügen, und
zwar ohne große Textänderungen. Die Entstehung des Otfridischen
Reimverses ist ziemlich klar. Otfrid bildete mit Bewußtsein den vier-
hebigen Hymnenvers nach, er bewegte sich dabei ganz auf dem
Boden der Allitterationspoesie, deren wichtigste Eigenthümlichkeiten
er herübernahm. In dem Hymnenvers fand er auch die einsilbige
Senkung, die er durchzuführen sich bemühte. Im Anfang seiner dich-
terischen Thätigkeit bildete er vielfach noch dreihebige Verse direct
zu vierhebigen um, die dann einen durchaus schwerfälligen Gang
haben, aber, wie Sievers sagt, gute Typenverse sind.
Der weitere Gang der Entwicklung scheint mir folgender zu
sein. Der Allitterationsvers bestand noch fort im neunten und zehnten
Jahrhundert, wenn auch vielleicht die Allitteration immer mehr in
Verfall gerieth. Es blieb also der Wechsel zwischen drei- und vier-
hebigen Versen. Er liegt in der Genesis z. B. deutlich vor. Man
mußte darnach streben, als die Allitteration schwand, größere Regel-
mäßigkeit zu schaffen. Man eliminierte die dreihebigen Verse aus dem
ersten Halbvers und die wenigen vierhebigen aus dem zweiten.
So kommen wir zu dem siebenhebigen Vers des mhd. Epos. In der
letzten Halbzeile der Nibelungenstrophe zeigt sich auch das alte
noch deutlich. Meistens liegen vierhebige Verse mit einer Haupt-
hebung im zweiten Fuß vor, Zarncke 2, 1 ; 4, 1. 2. 4. 5; 5, 1. 2. 3;
6, 3. 6. 7; 7; 7, 2; 8, 2. 5; 9, 2. 5. 7 u. s. w.
Ich hoffe, über diese Entwicklung später genauer handeln zu
können.
MAGDEBURG. HERMAN HIRT.
21*
308 L. FRÄNKEL
ZUM PROTEUSMÄRCHEN UND ANDEREN
WANDERNDEN STOFFEN.
Nachträge zu: Liebrecht. Zur schwedischen Volkslitteratur, Germania 24, 129 ff.
Zu dem a. a. 0. mitgetheilten reichen Apparat an stofflichen
Parallelen füge ich einige besonders auffällige hinzu. S. 130 erinnert
der Königssohn, der sich „erst in einen Löwen, dann in eine gräu-
iche Schlange und endlich in einen Tiger verwandelt", während ihn
die Geliebte festhalten und würgen muß, in der ganzen Situation
sofort an den Meerdämon Proteus des griechischen Mythos, wie wir
ihn namentlich aus Homers Odyssee 4, 351 ff. kennen; besonders
V. 454 ff. kommen hier in Betracht. Auch die griechische Poesie
deutete den Proteus später als Prinzen, der um die tbrakische Fürsten-
tochter Torone wirbt (vgl. z. ß. Eurip. Hei. 9, 13). Eine mit der
Proteusfabel theilweise verwandte egyptische, erhalten in einem Papyrus
der kaiserl. Staatsbibliothek zu St. Petersburg, erwähnt Franz Wönig
In seinem Aufsatze „Uralte Märchen", Leipz. Tageblatt vom 28. Dec.
1888, 1. Beil. (82, Nr. 363, S. 7953): „Der Erzähler selbst kenn-
zeichnet sich als der Held in diesem Märchen und plaudert, wie er
in einem Riesenschiffe mit guter Bemannung auf das Meer hinaus-
gefahren, vom Sturine überrascht, den empörten Wogen preisgegeben.
Schiffbruch erlitten und nach dreitägigem Umherirren, an ein Stück
der treibenden Schiffstrümmer geklammert, auf eine Insel verschlagen
sei. Der Beherrscher dieser Insel, ein Zauberer, der sich Fürst von
Punt nennt, erscheint dem Schiffbrüchigen als eine riesige Schlange,
nimmt ihn freundlich auf und bereitet ihm vier Monate hindurch auf
der Zauberinsel angenehme Tage, beschenkt ihn bei seinem Abschiede
und verkündet ihm zugleich, daß diese gastfreundliche Stätte nach
seinem Abschiede untergehen werde. ') Der Held aber kehrt glücklich
an die Gestade des Nils zurück." Die hier ausgezogene Erzählung
ist zur Zeit der 13. Königsdynastie, d. h. schon um 1900 v. Chr.
aufgezeichnet worden. Daß Wönig, der in einigen angehängten Be-
merkungen auf die augenfälligen Inhaltsberührungen dieses Ich-
Romans mit den Irrfahrten des Odysseus hinweist, die völlig gleich-
') Dieser Schluß sowie manche einzelne Züge scheinen auch anzudeuten, daß
wir hier den Ausgang zu der noch immer nicht aufgefundenen Quelle von Shake-
speares 'Tempest' vor uns haben.
ZUM PROTEUSMÄRCHEN etc. 309
artige Episode von des letzteren Zusammentreffen mit dem Robben
hütenden Seegeiste außer Acht läßt, ist bedauerlich, weil ein genaueres
Zusehen den engen Zusammenhang, wahrscheinlich sogar die Ab-
hängigkeit des griechischen von dem egyptischen Geschichtchen ge-
zeigt hätte. Einen ganz ähnlichen typischen Kern hat Böckel im
Auge, wenn er in der von Material strotzenden Einleitung zu seiner
Sammlung „Deutscher Volkslieder aus Oberhessen" (1885), S. CXVII
als Beweis für die Annahme internationaler Liedarten anführt, es gebe
„z. B. eine Reihe Volkslieder, in denen ein Mädchen einem Anbeter
zu entgehen strebt, indem sie in den verschiedensten Gestalten zu
entfliehen sucht, worauf dieser rasch sich in ein noch stärkeres Wesen
verwandelt, bis ihm endlich das in die Enge getriebene Mägdlein
nicht mehr entgehen kann." Zahlreiche Belege bietet Böckel S. CXVIII.
Einen trefflich geeigneten Beleg füge ich noch hinzu. R. Hodermann,
Bilder aus dem deutschen Leben des 17. Jahrhunderts, I (1890), S. 15,
entnimmt G. Ph. Harsdörffers „Frauenzimmer Gesprechspielen", I (1641),
15 folgendes Gleichniß: „Angelica bleibt kalt, sie ist keine feurig
verliebte Isabella Andrini, die ihren Buhlen, wäre er in einen Löwen
oder Bären verwandelt, durch Freundlichkeit zahm machen u. s. w.a
Zu dem S. 132 mitgetheilten finnischen Parallelmärchen stimmt
vollkommen das von H. Chr. Andersen dem dänischen Volksmunde
nacherzählte 'Der Reisegefährte' : H. C. Andersens Gesammelte Werke.
Vom Verfasser selbst besorgte Ausgabe (Leipzig 1847) 14, 85 — 114.
Beide gehören in den Stoffkreis der vielbehandelten gemein indo-
germanischen Fabel vom 'dankbaren Toten'; vgl. M. Hippe, Unter-
suchungen zu der mittelenglischen Romanze von Sir Amadas, I. (Bres-
lauer Diss. 1888; Sep.-Abdr. aus Herrigs Archiv Bd. 81), S. 8 u. 18 ff.,
sowie die Nachweise R. Köhlers in Benfeys „Orient und Occident"
2, 327 und 3, 99, Germ. 3, 199 u. 12, 55; Benfey, ebd. 18, 310;
Gaster, ebd. 25, 274. Andersen bewahrt in dem Märchen cDie Schnee-
königin5 (a. a. O. 12, 69 — 117) ebenfalls einen alten Zug germanischen
Volksaberglaubens, das Schmelzen eines harten Menschenherzens aus
Schnee, wozu ich auf die verwandte Sage Germ. 22, 185 hinweise.
Diese letztere eigenthümliche Anschauung stößt auch in anderen
Litteraturen mehrfach auf, z. B. Rumänische Märchen, übersetzt von
Mite Kremnitz (1882), S. 94: „Der Fischer stellte sich, als ob sein
Herz eine Eisscholle sei", und Shakespeare, 'Meas. f. meas.' I, 4, 57 f.
nennt der stets drastisch redende Lucio Angelo ca man whose blood
is very snow -broth', eine Charakteristik, die er III, 2, 117 mit einer
derben Wendung desselben Bildes ergänzt.
310 L- FRÄNKEL, ZUM PROTEUSMÄRCHEN etc.
Mit dem von Liebrecht S. 133 besprochenen „Fem Berätselser"
decken sich, bis in ganz nebensächliche Dinge, Wilhelm Hauffs 'Abner
der Jude der nichts gesehen hat' !) (zuerst gedruckt: Märchen- Almanach
für Söhne und Töchter gebildeter Stände auf das Jahr 1827, hrsg.
von W. Hauff, Stuttgart 1827, S. 70—82) und 'Das verlohrne Kameel
und die drey aufmerksamen Brüder' in (Herder und Liebeskind)
„Palmblätter. Erlesene morgenländische Erzählungen für die Jugend. u
Dritter Theil (Jena 1796), S. 61—64.
Zu Liebrecht a. a. O. S. 138 ('Der Teufel als altes Weib säet
Zwiespalt zwischen ein Ehepaar5) vergleiche man die Angaben über
Bearbeitung dieses Motivs im 16. Jahrhundert bei W. Menzel, Gesch.
d. deutschen Dichtung II, S. 94 f. Böckel a. a. O. S. LXIX, Anm. 3
führt eine Menge Belege für den sagenhaften Zug an , daß sich der
Teufel eines Weibes in der Gestalt ihres Mannes bemächtigt, um so
den Frieden der Gatten zu zerstören. Mittelalterlicher Aberglaube und
deutsch-volksthümliches Sprichwort stimmen in einem hiermit nahe
verwandten Gedanken zusammen, wenn J. G. Seybold in seiner im
17. Jahrhundert weitverbreiteten Sammlung „Selectiora Adagia Latino-
Germanica", ed. III (Nürnberg 1669), S. 226 f. das Distichon
Non audet Stygius Pluto, tentare quod audet
Effrenis Monachus, plenaque fraudis anus
wie folgt wiedergibt: „Wo der Teuffei nicht hin will, schickt er ent-
weder einen verteuffeiten Mönchen oder eine alte Unholdin hin", und
im Register p. X2 s. v. Teuffei: „Wo der Teuffei nicht hin will, da
schickt er ein alt Weib etc. hin." — Fast ganz rein hat sich die alte
Maskierung noch in der interpolierten Ausgabe der „X Alter" von
1565 (Basel, Sam. Apiarius) erhalten. Gottsched, Nöttig. Vorrat II, 222
berichtet, daß dieser „in einem Bande von sechs alten Komödien" der
Dresdner Bibliothek an letzter Stelle enthaltene Druck den Teufel
einem Waldbruder u. a. „in Gestalt eines Weibsbildes" erscheinen
läßt. Auch in den Colmarer Zusätzen zu P. Gengenbachs Spiel „Die
X Alter" tritt der Teufel in Frauenkleidern auf (Gödeke, P. Gengen-
bach, S. 598).
WEIMAR. LUDWIG FRÄNKEL.
') Nachtrag. Der Herausgeber der neuesten Hauff-Ausgabe (Leipzig 1891,
Bibliographisches Institut), M. Mendheim , theilt mir gefälligst mit, daß es ihm nicht
gelungen sei, hierzu eine bestimmte Vorlage zu ermitteln.
A. SOCIN, ZU DEN SCHWEIZER MINNESÄNGERN. 31 1
Zu DEN SCHWEIZER MINNESÄNGERN.
(Germania XXXV, 302 ff.)
Der im Frühjahre 1890 veröffentlichte I. Band des Urkunden-
buches der Stadt Basel, bis 1267 reichend, bringt neue Nachweise
zum Leben schweizerischer Liederdichter des 13. Jahrhunderts:
1. Herr Pfeffel. Nr. 167, Basel 1242/3, Urkunde des Chor-
herrenstiftes St. Peter in Basel, unter den Zeugen: Heinricus Cleri-
cellus ... milites. Nr. 177, 1244/5: Hugo Münch und Heinricus
dictus Phefli treten das Haus zum Blumen in der Kreuzgasse an das
Stift St. Peter in Basel ab. Ein Ritter Heinricus Phapho tritt gleich-
zeitig an vielen Stellen auf, z. B. Nr. 329, 1257 Heinricus miles senior
dictus der Phaphe civis Basiliensis. Nr. 294, 1255, Leihe des Hauses
zum Blumen seitens des Stiftes St. Peter, unter den Zeugen des
Vorigen Sohn: Heinricus filius militis dicti Phaffo. Es ist aber zweifel-
haft, ob dieser jüngere Heinrich Pfaff = Heinrich Pfäffli ist, da er
in der letztgenannten Nr. 294 nicht unter den Rittern figuriert und
das Siegel des Geschlechtes Pfaff mit demjenigen des Herrn Pfeffel
in der Hs. C nicht identisch ist (vgl. die Siegeltafeln zum Urkunden -
buch, Nr. 116).
Was die Hauptfrage betrifft, ob der Basler Ritter Pfäffli wirk-
lich der Liederdichter Pfeffel sei, so spricht die Form Pfeffel eher
gegen diese Annahme, da in den oberrheinischen Namen des 13. Jahr-
hunderts ausschließlich -lin als Verkleinerungssilbe vorkommt.
2. Herr Göli. Conradus Goli erscheint Nr. 120, 1232 als Cano-
nicus am Basler Domstift, Nr. 154, 1246 bis Nr. 371, 1259 als Käm-
merer desselben; mittlerweile wird er zugleich Propst des Chorherren-
stiftes St. Peter zu Basel: Nr, 255, 1252 bis Nr. 402, 1261.
Wahrscheinlich sein jüngerer Bruder ist der Ritter Diethelm
Goeli, über welchen noch folgende weitere Belegstellen: Nr. 277,
1254: dem dominus Diethelmus dictus Golin ist ein Haus in der
Ulrichsgasse in Basel verpfändet. Nr. 296, 1255, Leihe eines Hauses
in Basel durch das Domstift, unter den Zeugen: Diethelmus miles
dictus Goli. Nr. 414, 1262, Verkauf eines Hofes in Basel durch das Dom-
stift, unter den Zeugen: Diethelmus Golin miles. Nr. 487, 1267, Leihe
eines Hofes durch das Domstift, unter den Zeugen: Diethelmus Golin.
Küenzelin der weibel 3, 23 (Bartsch) ist sicher 'der weiber
2, 66 und wahrscheinlich = her Kuonze 2, 27. 39. Davon, daß dieser
Dorflöwe der Conradus preco, Boos, Basellandschaftliches Urkundenb.
Nr. 47, 1237 = Conradus preco dictus Rifo civis Basiliensis, Basl.
312 A. SOCIN, ZU DEN SCHWEIZER MINNESÄNGERN.
Urkundenb. Nr. 156, 1241 sei, kann aus den von Grimme S. 308
angegebenen Gründen nicht die Rede sein. Aber auch in den weiter
von Grimme zu Gunsten des Ortes Theningen bei Freiburg an-
geführten Stellen vermag ich keine speciellen Bezüge zu erblicken.
1, 17 si went sich vor allen vögeten vrien ist eine allgemeine Redens-
art = sie fragen keiner Obrigkeit Etwas nach. 1, 27 leite uns für
daz dinkhoftor, lä den tanz al üf den wasen riten besagt nur, daß
die Matte vor dem Dinghof, unter der Linde, wo sonst Gericht ge-
halten wurde, auch für den Tanz der geeignetste Platz sei. Dinghöfe
gab es dutzendweise um jede Herrschaft oder Stadt herum. So ist
auch 1, 43 wil sich einer in dem hanfe iht sümen sprichwörtlich
gemeint: wer sich erlustigen will wie der Vogel im Hanfsaat, der muß
ein handfester Bursche sein — falls die Lesart 'hanfe' richtig ist.
Für den Vogt Goeli zu Freiburg als Verfasser der Lieder sprechen
also keinesfalls mehr Gründe als für die beiden Basler, und unter
diesen gebe ich mit Bartsch dem Ritter Diethelm den Vorzug, denn
Conrad Göli ist für die höfische Dorfpoesie zu früh und zu alt, und
Ged. 4, Str. 2, wenn sie sich auf ein persönliches Erlebniß bezieht,
kann kaum von einem Kanoniker sein, sogar im Mittelalter nicht.
3. Herr Steinmar. Basler Urkundenb. Nr. 391, 1261, Heinrich,
Leutpriester in Wehr, schenkt ein Stück Land, welches er einst von
seinem Herrn, Walther von Klingen, erworben hat, dem Kloster
Klingenthal; unter den Zeugen: dominus Waltherus de Klingin,
domini ... Bertoldus Steinmar. Nr. 480, 1267, Leihe von Gütern zu
Wehr seitens des Klosters Klingenthal unter den Zeugen: Waltherus
de Klingin, . . . Steinmar.
4. Herr Heinrich von Tettingen. In der letztgenannten
Urkunde Nr. 480, 1267 steht unter den domini nach Walther von
Klingen und Berthold Steinmar: Henricus de Tetingin. Die Verbin-
dung mit Walther von Klingen und Berthold Steinmar von Klingnau
ergibt, daß unter Tetingin das schweizerische Döttingen bei Klingnau
an der unteren Aare zu verstehen ist. Nr. 327, 1257 (Klingenthaler
Urkunde) wird ein Albero miles de Tottingin als verstorben erwähnt.
5. Einen Meister Heinrich Teschler weist das Basler Ur-
kundenbuch zwar nicht auf, wohl aber einen magister Rudolfus der
Teschelere in Nr. 312, 1256: von deme wehsele des widemen ze
Werrach. Auch diese zu Kirchberg im Wehrathai ausgestellte Urkunde
trägt das Siegel Walthers von Klingen. Ich zweifle nicht, daß der
von Bartsch zum Jahre 1286 beigebrachte magister Heinricus dictus
Teschler, der muthmaßliche Dichter, mit diesem Rudolf Teschler
G. EHRI*MANN, DRITTES PAULINZELLER RENNERBRUCHSTÜCK. 313
zusammenhängt. Es scheint sich um den romantischen Walther von
Klingen ein ganzer Kreis von Dichtern gebildet zu haben: Steinmar,
Heinrich von Tettingen, Heinrich Teschler, Wilhelm von Gliers
(Bartsch, CXXV).
6. Zem Turne. Boos, Basellandsch. Urkundenb. Nr. 38, 1277:
Petrus dictus in Turri miles, Basiliensis; ferner habe ich mir aus den
noch ungedruckten Basler Urkunden notiert: 1273 Petrus miles Basi-
liensis dictus im Turne, 1292 her Peter im Turne ritter. Siegel:
kleiner Thurm mit Zinnen, Schießscharten und Pforte in der linken
oberen Ecke des Wappenschildes (Basler Urkundenb. Tafeln Nr. 120).
Die MS. IV, 646 gegebene Wappenbeschreibung stimmt hiemit nicht;
die Annahme von Bartsch: Otto zum Thurn ist durch die von Grimme
S. 322 gegebenen vielen Belege von Rittergeschlechtern dieses Namens
erschüttert, aber völlige Klarheit wird erst auf dem Wege der Siegel-
vergleichung geschaffen werden können.
BASEL. ADOLF SOCIN.
DRITTES PAULINZELLER RENNERBRUCH-
STÜCK.
Herr Professor Einert in Arnstadt hatte die Güte, mir nochmals
eine Abschrift eines daselbst aufgefundenen Blattes der in der Ger-
mania 32, S. 97 f. und 33, S. 45 besprochenen Handschrift zuzu-
senden. Es enthält die Verse 11708 — 11952, wiederum mit mehreren
Lücken, wie sie der Gruppe z eigentümlich sind. Der Bestand der
vorhandenen Blätter von Paulinzelle ist demnach jetzt folgender:
V. 10609—11057, 11708-11952, 20072—20346, 22959—23401. —
Das neugefundene Blatt beginnt mit V. 11708, also gerade da, wo
das zu derselben Gruppe gehörige Donaueschinser Fragment (Germ.
30, S. 130), das mit V. 11707 aufhört, endigt. Da Format, Spalten-
und Zeilenzahl gemäß den Beschreibungen in Baracks Katalog S. 87
und Germ. 32, S. 97 in beiden gleich sind, auch Dialect und Ortho-
graphie übereinstimmen, so liegt die Annahme nahe, es möchten Pz.
und Don. Fragm. Reste ein und derselben Handschrift sein. Trotzdem
ist dieses unwahrscheinlich, wenn man nämlich folgende Punkte ins
Auge faßt: Die Lücke zwischen dem ersten Blatt von Pz. und Don.
Fragm., = V. 11058—11216, ist zu klein, um den Bestand eines
Blattes zu bilden, da von diesen fehlenden 159 Versen nach Maß-
gabe von H schon in der Vorlage z noch ungefähr 120 weitere aus-
gelassen waren, diese Lücke aber höchstens circa 40 Verse umfassen
314 O. BEHAGHEL, ZU GERMANIA XXXVI 2.
dürfte. Nun könnten freilich in der gemuthmaßten gemeinsamen Vor-
lage von Pz. und Don. Fragm. auch alle 159 Verse ausgefallen sein,
so daß sich das Don. Fragment direct an das in Frage stehende Blatt
von Pz. anschlösse, also auf V. 11057 sofort V. 11217 folgen würde.
Dieser Anschluß ist aber wenig wahrscheinlich, weil dann ein Reim-
vere zu 11217 mangelt, der Verfasser dieses Auszugs also bei seinen
Ausscheidungen mit seltener Ungeschicklichkeit verfahren sein müßte.
PFORZHEIM. G. EHRISMANN.
ZU GERMANIA XXXVI. 2.
Einer liebenswürdigen Mittheilung von F. Zarncke entnehme ich
folgende Bemerkungen zu A. Bartschs Artikel, oben S. 196:
Das Akrostichon ist mit Ausnahme eines Verses vollkommen
glatt oder ohne die geringste Schwierigkeit glatt zu machen. V. 10
streiche vil\ V. 12 streiche nu; V. 20 lies die jjredege; V. 44 lies niht
bin ich ican; V. 56 streiche ew; V. 67 lies f%\ V. 63 schreibe civeinzic;
V. 73 lies sunder (vgl. V. 71).
Nur V. 71, wo t verlangt wird und min kiver steht, macht
Schwierigkeit. Hier ist nun zu beachten, daß Lexer s. v. wimpel nach
W. Grimm erklärt, die Hs. habe statt kiver: tinne. Daß tinne in das
dem Sinne nach ganz erklärliche kiver sollte von Pf. verlesen sein,
ist unglaublich. Ich denke, auch W. Grimm hat das Akrostichon
erkannt und das erforderte t wegen tinne conjiciert, oder er hat noch
eine andere Überlieferung gekannt. Also tinne ist zu lesen. Wie ist
aber das t an den Anfang des Verses zu bringen? Ich gebe es auf,
dies zu bewerkstelligen. Und so möchte ich fast vermuthen, daß hier
die Anacrusis gar nicht mitgerechnet sei. Dann könnte man auch
die Verse 10. 12. 56 ungeändert lassen.
Ganz unverständlich sind die Worte: Die übrigen Buchstaben
bieten ein solches Gewirr, daß man deutlich erkennt, daß hinter tfi
(— tvi) die Dichterin alle Bemühungen, das Akrostichon weiter zu
führen, aufgegeben hat. Was heißt das, sie habe alle Bemühungen
aufgegeben? Der Gruß ist ja regelrecht zu Ende.
Zu dem gleichen Artikel schreibt A. Vogt: Die „handschriftliche
Sammlung von nordischen Liedern", auf die Docen a. a. O. aufmerksam
machte, ist keine andere, als die berühmte Benedictbeurener, und das
bekannte Lied steht Carm. Bur. S. 242 vollständig abgedruckt. Die
Vermuthung, daß die Anfangsbuchstaben seiner fünf Strophen ein
Akrostichon ergeben mochten, bestätigt sich nicht.
O. BEHAGHEL.
L. SCHMIDT, ARMINIUS UND SIEGFRIED. 315
ARMINIUS UND SIEGFRIED.
Der Dilettantismus, der sich heutzutage auf dem Gebiete der
deutschen Alterthumskunde so breit macht, hat hier wieder einmal
eine Frucht gezeitigt. Der Verfasser des vor Kurzem erschienenen
Buches „Arminius und Siegfried" Jellinghaus (Kiel und Leipzig.
Lipsius und Tischer), wärmt die alte, längst aufgestellte Hypothese
von der Identität des Helden des Nibelungenliedes und des Siegers der
Varusschlacht von Neuem auf, ohne noch dazu die einschlägige
Litteratur gehörig benutzt zu haben. Man würde die Schrift, deren
hauptsächlichste Quelle Schierenbergs bekannte Arbeiten sind, einfach
mit Stillschweigen bei Seite legen, wenn nicht Gefahr vorhanden wäre,
daß hierdurch Unbefangene irregeleitet würden und dieser oder jener
sich veranlaßt fühlen könnte, diese Phantasien noch weiter auszu-
spinnen.
Auszugehen ist zunächst von dem Namen des Arminius selbst.
Ich habe selbst früher in zwei Aufsätzen in dieser Zeitschrift 28, 342 ff.,
29, 416 f. (von welchen der zweite den zuerst erschienenen wesentlich
modificieite) , die Ansicht aufgestellt, daß der Name auf jeden Fall
römisch sein müsse und zwar, daß Arminius als römisches
Cognomen zu fassen sei, wie Flavus (nicht Flavius, wie J. schreibt)
oder Italicus. Durch die sorgfältigen Untersuchungen E. Hübner's,
Römische Herrschaft in Westeuropa, Berlin 1890, S. 153 ff. ist jedoch
jetzt klar erwiesen, daß in Arminius der deutsche Name seines
Trägers stecken müsse, da nach den angeführten Beispielen die aus-
ländischen Fürsten, wenn sie das römische Bürgerrecht empfingen —
wie dies ja auch bei dem Cheruskerfürsten der Fall war — außer
den — immer römischen — Vor- und Geschlechtsnamen in der Regel
noch den einheimischen Namen , wenn auch in romanisierter Form,
als Beinamen führten. Der Stamm Armin- ist aber entschieden un-
römisch, auch sind Cognomina auf -ius in dieser Zeit überhaupt nicht
nachweisbar. Wir sind also vor die Nothwendigkeit gestellt, den
Namen doch aus dem Deutschen erklären zu müssen, und ich glaube,
es gibt hier keine andere Möglichkeit, als denselben als romanisierte
Form von Hermino zu fassen. Diese Form würde dann wieder als
Abkürzung von Herminmer zu gelten haben, da, wie ich früher ge-
zeigt (28, 345 ff.), die alten Germanen bei der Namengebung in der
Regel in der Weise verfuhren, daß der Sohn einen Theil des Namens
316 K. STEIFF
des Vaters beibehielt. Dieser hieß nun in unserem Falle Seginier,-
doch kann hier nur der zweite Theil des Namens in Betracht kommen.
Freilich bleibt dann immer noch die Schwierigkeit, auf welche Weise
die römische Umformung zu Arminius erfolgt sein könnte; denn be-
kanntlich haben die Römer die einheimischen Namen der Ausländer
im Allgemeinen wenigstens annähernd richtig wiedergegeben. Jeden-
falls ist aber hiermit die Unmöglichkeit einer Identität der Namen
Arminius und Siegfried dargethan.
Was nun ferner die Identität der Personen anlangt, so ist es
überhaupt mißlich, einzelne Züge der Sage und. der Geschichte zu-
sammenbringen zu wollen. Die Hauptzüge der Siegfriedsage finden
sieh auch bei anderen Völkern , z. B. bei den Griechen im Mythus
von Achilles, und brauchen durchaus nicht der Geschichte anzuge-
hören. Vor Allem aber ist es verkehrt, den Kampf mit dem Lind-
drachen als eine Symbolisierung der Varusschlacht aufzufassen. Die
Neuigkeiten , die uns J. sonst noch auftischt , z. B. daß im Namen
der Thusnelda vielleicht Grimhild stecke (S. 10) — die allein richtige
Deutung als Thursinhild scheint ihm unbekannt zu sein oder vielleicht
nicht zu passen — ; daß die Gefangennahme und Aufführung der Gattin
Armins im Triumphzug des Germanicus unwahrscheinlich und der
Sohn Thumelicus „verdächtig" sei (S. 27); ferner daß der Atli der
nordischen Sage der Italieus des Tacitus sei (S. 36), können wohl
ohne Weiteres mit Stillschweigen übergangen werden.
DRESDEN. LUDWIG SCHMIDT.
NACHTRAG
zu den „Mittheilungen aus der kön. Universitätsbibliothek Tübingen" im
XXXIII. Jahrg. (Neue Reihe XXI. Jahrg.) S. 481 ff.
Seitdem diese „Mittheilungen" erschienen sind, ist der Verfasser
darauf aufmerksam gemacht worden, daß der verstorbene Professor
Dr. Bachmann in Rostock in einem Artikel der Zeitschrift für kirch-
liche Wissenschaft und kirchliches Leben 1883, S. 140 f. ebenfalls
Anark Herrn zu Wildenfels als den Dichter des Liedes: O Herre Gott,
dein göttlich Wort (a. a. O. S. 490 ff.) bezeichnet habe. Letzteres
ist in der That der Fall '), und zwar gründet er seine Angabe darauf,
') Nur nennt ihn Bachmann Anark Heinrich zu W. und läßt ihn am 26. No-
vember 1558 sterben. Dies beruht auf einer Verwechslung des Vaters mit dem Sohne.
Unser Dichter heißt nur Anark und es bleibt vorerst bei unserer Angabe, daß er
ums Jahr 1538 jje-torben ist.
NACHTRAG. 317
dak in dem Ratzeburger Gesangbuch von 1735 unter dem Liede stehe:
„Anark, Herr zu Wildenfelss, zur Zeit der übergebenen Augsp. Conf.",
und daß in der dazu gehörigen „Lieder-Krone" von 1734 folgende
auf des Serpilius Entdeckung der Chiffern A. H. Z. W. (a. a. 0.
S. 492) bezügliche Notiz sich finde: „Unter solchen Buchstaben kann
denn Niemand füglicher verstanden werden als Anark Herr zu Wilden-
fels, weil der Inhalt des Liedes genugsam anzeiget, daß es um die
Zeit, da die Augspurgische Confession übergeben worden, gemachet
und itzt benanter Herr danaahlen zu Augspurg unter den Chur-
Sächsischen Räthen mit zugegen gewesen, auch von dem Churfürsten
zu Sachsen würcklich in den Religions-Sachen gebrauchet worden."
Wie man sieht, handelt es sich auch hier zunächst nur um eine Ver-
muthung, die nach Bachmann auf den Propst Lic. Gottfried Kohlreiff
in Ratzeburg zurückgeht und erstmals durch dessen Sohn Georg Gott-
fried Kohlreiff in einer 1731 zu Rostock unter Aepin gehaltenen Dispu-
tation „De lituris b. Lutheri biblicis" öffentlich ausgesprochen worden
ist. Da diese Vermuthung nur auf die Deutung der vier Buchstaben
A. H. Z. W. sich gründet, welche für andere Deutungen offenbar
noch weit mehr Spielraum lassen, als die sieben Buchstaben A. H.
Z. W. S. V. R. , so wird die Frage dadurch zunächst nicht weiter
gefördert. Wohl aber ist dies bis zu einem gewissen Grad der Fall
mit dem, was in Bachmanns Artikel weiterhin zur Unterstützung der
Vermuthung beigebracht wird. Es wird da — in Übereinstimmung
mit Fischer (Kirchenlieder-Lexikon II, 169) und mit Dibelius (Bei-
träge zur sächsischen Kirchengeschichte I, S. 194 f.) — vor Allem
der sächsische Ursprung des Liedes zu erhärten gesucht, einmal mit
dem Hinweis darauf, daß der Wahlspruch der sächsischen Kurfürsten,
dessen Anfangsbuchstaben deren Diener sogar auf der Livree trugen:
Verbum Domini manet in aeternum im sechsten Vers des Liedes sehr
bestimmt hervortrete („Dein göttlichs wort soll bleiben Inn ewigkeyt"),
sodann mit der Erinnerung daran, daß das Lied zuerst in drei säch-
sischen Gesangbüchern vorkomme, in dem Erfurter von 1527, dem
Zwickauer von 1528 und dem von Luther selbst besorgten Witten-
berger von 1529. Auch das sei bedeutungsvoll, wird mit Recht gesagt,
daß Luther, nach anfänglichem Schwanken, in den letzten von ihm
besorgten Gesangbüchern, dem Klug'schen von 1543 und dem Babst-
schen von 1545 das Lied unter der Aufschrift: '^'u folgen andere,
der vnsern Lieder' eingereiht, und somit durch eine Erklärung
letzter Hand den sächsischen Ursprung des Liedes festgestellt habe.
Was aber Anark selbst anbelangt, so wird von Bachmaun nachzu-
318 O. GRILLNBERGKR, ZU B. KÖHLERS ABHANDLUNG etc.
weisen versucht, daß das Lied au den Wortlaut der 1526 in Magde-
burg zwischen den protestantischen Stauden vereinbarten Bundes-
formel sich anschließe, also an Dinge 'erinnere, denen Anark be-
sonders nahe gestanden. Mag man nun mit diesem Nachweis einver-
standen sein oder nicht — überraschend sind die Anklänge allerdings — ,
so wird nach allem Gesagten doch nicht mehr daran gezweifelt
werden können, daß dieser Herr von Wildenfels der Dichter des schönen
Liedes ist, und wenn, vermuthlich auf Bachmanns Veranlassung hin,
sein Name im neuen Gesangbuch für Mecklenburg-Strelitz (1875) und
im Auszug aus dem Rostocker Gesangbuch (1877) unter das Lied
gesetzt ist, so wird er jetzt, nachdem durch die vollständige Chiffern-
reihe ein neues, wichtiges Zeugniß für Anarks Autorschaft gewonnen
ist, füglich darunter stehen bleiben dürfen und nicht wieder, wie es
mit der oben erwähnten ähnlichen Notiz des vorigen Jahrhunderts
gegangen ist, wieder getilgt werden müssen.
STUTTGART. KARL STEIFF.
ZU R. KÖHLERS ABHANDLUNG:
„Mich wundert, daß ich fröhlich hin", Germ. XXXIII, 313 ff.
In dem interessanten Aufsatze über Verbreitung, Beliebtheit und
Herkunft des Spruches :
Ich leb und waiß nit wie lang,
ich stirb und waiß nit wann,
ich far und waiß nit wohin,
mich wundert, das ich frölich bin
sagt Köhler a. a. O. S. 328: „Hier möge gleich noch eine Stelle aus
einem lateinischen Gedicht 'de mundi miseria', welches dem Walther
Mapes beigelegt wird, folgen. Sie ist ebenfalls auf den Spruch der
Vitae Patrum zurückzuführen und lautet:
„Qui de morte cogitat, mirum quod laetatur,
cum sie genus hominum morti deputatur,
quo post mortem transeat homo, dubitatur,
unde quidam sapiens ita de se fatur :
Cum de morte cogito, contristor et ploro ;
unum est quod moriar, et tempus ignoro,
tertium est, quod nescio, quorum iungar choro,
sed ut suis merear iungi, Deum oro."
Diese Verse erinnern mich an den unter dem Namen des heil. Bern-
hard vonClairvaux überlieferten „Rhythmus de contemptu mundi", 13 ff.:
Quando moriturus est Hie qui vivit hodie,
Omnis homo nescit, Cras forte putrescit.
G. EHRISMANN, WER NICHT WEISS WAS RECHTE LIEB SEI. 319
Qui de morte cogitat,
Miror, quod laetatur,
Quum sie genus hominum
Morti deputatur;
Quo post mortem transeat
Homo nesciatur.
Unde quidam sapiens
Ita de se fatur:
WILHERING.
Dum de morte cogito,
Contristor et ploro ;
Verum est, quod moriar,
Sed tempus ignoro ;
Ultimum, quod nescio,
Cui iungar choro ;
Ut cum sanetis merear
Iungi, Deum oro.
OTTO GRILLNRERGER.
WER NICHT WEISS WAS RECHTE LiEB SEI.
Die Dresdener Hs. des wälschen Gastes (M 67, vgl. Schnorr
v. Carolsfeld, Katalog der Hss. der kön. öfFentl. Bibliothek zu Dresden
II, 467; Bartsch, Germ. 31, 235) enthält auf der hinteren Seite des
ersten Blattes und der vorderen des zweiten querüber gezeichnet eine
bildliche Darstellung der Minne: eine unbekleidete, blinde weibliche
Figur, deren Arme und Hände in Flügel auslaufen. Zu beiden Seiten
dieses Bildes steht folgendes Gedicht, das ich mit Erlaubnis der
Direction der kön. öffentl. Bibliothek, die mir seiner Zeit die Hand-
schrift hierher zu senden die große Freundlichkeit hatte, hier zum
Druck bringe:
o) Links oben:
Wer nicht waysz waz rechte x) lieb
sey,
Der lesze dy geschrifft vnd merck
da bey :
Ich pin dy rechte lieb genant;
Gesell, wer ich dir recht gewest
bekant,
5 So werst du betrogen so gare. 2)
Mit vnttsschayde nym eben wäre :
Ich sten hie nacket vn plint,
Zwen flügel mir gewachsen sind,
Ich hon kain arm noch kain hant, 3)
10 Mit mir wont4) durch alle lant
Gemacht so manchen5) äffen,
Adel bürg* bawer miinich vn pfaffen.
Nym diser artickel eben war,
Waz zu der lieb gehört dar jn
der fare :
15 Plint stand ich hye gar rayne,
Nwn meck wie ich daz gemaine:
Recht lieb kain äugen hot,
Wan stettew trew ausz herezengat ;
Wa sich daz hercz gesellet an,
"20 Als pald ein vngeschaffer man
Mit recht* lieb erwerben kan,
Daz ym die frawen werden als holt
Als dem schone vmb silber vn
vmb golt. —
') Rechte Liebe , eine sehr häufige Bezeichnung , vgl. besonders 'Was die lieb
sey', von Kaltenbacb, Hätzlerin II, Nr. 73.
5) Eine Negationspartikel, die der Sinn erfordert, fehlt in der Hs.
3) Ähnlich auch im allegorischen Sinne, wird Cupido beschrieben in Heinzeleins
Minnelehre, V. 210—466.
4) = warnt. 8) = manche.
320 G- EHRISMANN. WER NICHT WEISS WAS RECHTE LIEB SEI.
b) Links untt'D :
War vmb ich mich uacket uiclit
schemme?
25 Daz 8olt du bey disser red
vnemen :
Wann lieb zu lieb haymlich kumpt,
Die lieb bayden schemme benympt.
Man sol frolichen greiffen dar an,
Der man die frawen | vn die fraw
den man.
s
30 Vczagt man tut selten gut,
Greyfffrolichd;uan,dochbisbebut.
Nvn merck ob ich dir recht sage:
Du bibt bey deine lieb gewest ein
zage,
Dann bettest du geworben fro-
lichen,
35 Vil leicht het sie geweret dich,
Daz sag ich dir für wäre,
Daz gelawb mir mäniclich zware.
Mit züchten hast du vdinet hasse,
Da von hüt dich hyn für dester
basze. —
c) Rechts oben:
40 Mein flügel hon ich zu fliegen gestalt,
Merck es wirt dir offenberlich
bekant :
Wie ferr zway lieb von ein ander
sind,
Ir hercz sol doch sein als der wint,
Mit stürm zu samme sullen fliegen.
4 5 Gesell, du hast dich lassen betrigen,
Du hast gelockt ein steten sperber
Vn bist gewest der myne ein werber,
Vn het der habich geschmeckt
daz asz,
Er het sich zu beissen gesatzt.
50 Wer mvn ') mit eren nach eren
ringt,
Es ist nit wunder ob im geling. —
War vmb ich nicht arm vn hend hon ?
Daz sol du also vstan : |; ein zartew
frw wol gemut,
55 Ob jr jr lieb in liebn tut")
Mit an greiffen oder mit mynen spil,
Sy sol sich gen jm nich were vil.
Vil dick daz von lieb geschieht,
Daz frawen kain 3) vntrew weren
nicht
60 Daz sie jrem lieb v^saget.
d) Rechts unten:
Gancz4) lieb macht manichen man
v'zait
Der doch on zweifei ist ein gesell
klug,
Wan mynen von jn bayden wil
habn fug,
So musz ich narre 5) sere clage,
65 Ach got, daz ich ye ward zo
zagen ! 6)
Ich bin gewest ein kint an der lere,
Dar vmb er ne^'t sich alezeit mein
schwere.
Ich hon vmb stette trew gar ciain
gelöst,
Zwar het ich ein newen rost,
70 Ich wolt den gewin wol dar auf
zelen
Der mir worden ist von mein* liebe-
sten gespile.
Sie hat mich geeffet gar schone
Vn gibt mir der weit lone:
Ye doch hoff ich der zeit,
75 Sie macht mich alles leiden frej.
') = nun, niuwan. J) V. 55 entstellt oder Vr. 55. 56 sprachlich ungeschickt
ausgedrückt. 3) — gein.
A) Ganze Liebe, das vollkommenste Stadium, vgl. 'Das nackend pilde' von
Elblin von Eselberg, V. 152 ff. (ed. Keller, S. 36, Hätzlerin II, Nr. 68, üiutiska
II, S. 96). 5) = narre. 6) = ward zagen oder ward so zage.
PFORZHEIM. G. EHRISMANN.
(Berichtigung.) Der Artikel in Heft I über Ari Frodi und seine
Schriften rührt natürlich von Konrad Maurer, nicht von einem Karl Maurer her.
BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT
DER
ERSCHEINUNGEN AUF DEM GEBIETE DER GERMANISCHEN
PHILOLOGIE IM JAHRE 1887.
UNTER MITWIRKUNG VON J. TE WINKEL IN GRONINGEN UND K. E. SODE R WALL IN LUND
BEARBEITET VON
GUSTAV EHRISMANN.
Fortsetzung.)
V. Volkskunde.
Sprichwörter.
914. Büchmann, geflügelte Worte. Nach des Verfassers Tode fortgesetzt
von Rob. Waltertornow. 15. verb. u. verm. Aufl. 8. (XVI, 523 S.) Berlin
1887, Haude u. Spener. 6 M.
Vgl. Grenzboten 46. Jahrg. Nr. 30, 32, 34, 35, 39, 42 (Nachträge).
915. King, W. F. H. , Classical and Foreign Quotations , Law Terms and
Maxims, Proverbs, Mottoes, Phrases and Expressions in French, German,
Greek, Italian, Latin, Spanish and Portoguese. (616 S.) London, Whitaker
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916. Firmery, J. , de perusitatis in lingua germanica proverbialibus for-
mulis, thesim latinam facultati litterarum Parisiensi proponebat J. F. 8.
(121 S.) Rennes, Oberthür.
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desselben im neuen deutschen Reich. Ein urkundlicher Nachweis in Ver-
bindung mit der Beseitigung zahlreicher seit einem Menschenalter wieder-
kehrender Fehler und Irrthümer über Sprüche der Reformatiouszeit. 8.
(62 S.) München 1886, Heinrichs. 1,20 M.
918. Erzieh ungsweisheit im Sprichwort, in: Probleme der Lebensweisheit,
von Jürgen Bona Meyer. 8. (369 S.) Berlin, Gebr. Paetel. 6 M.
919. Birlinger, A., alte gute Sprüche.
Alemannia 15, 125 f.
920. Bolte, J., Spruch.
Alemannia 15, 98.
921. Bolte, J., variarum nationum proprietates. III.
Alemannia 15. 120 — 122.
922. Werner, J., alte Volksneckereien.
Alemannia 15, 40 f.
922". Paulus, W., die ältesten Schwabenstreiche.
Wüittemberg. Staatsanzeiger 1886, B. 15. 11.
923. Wossidlo, Richard, Neckreime auf Vornamen.
Nd. Korrespondenzblatt, 12, S. *iil — 72.
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Vgl. Lit. Centralblatt 1886, Sp. 967; Lit. Blatt 1887, Sp. 435 f. (Sprenger).
GERMANIA. Nene Reibe XXIV. (XXXVI.) Jahrg. 22
322 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
925. Sprenger, R., zum Reimbüchlein ed. Seelmann.
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Schlacht- u. Volksrufe besonders d. Mittelalters u. der Neuzeit, gesammelt,
alphabetisch geordnet u. erläutert. Neue (Titel- )Ausg. 10 Lfgn. gr. 4.
(VIII. 4 76 S.). Frankfurt a. M. 1884, Rommel. ä 1,50 M.
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nächsten Anverwandten.
Mittheilungen d. Vereins f. Anhaltische Gesch. u. Alterthumskunde 5, H. 2.
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Richten neuer Gebäude, namentlich von bürgerl. Wohn- u. Wirtschafts-
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334 S.) Weimar, B. F. Voigt. 2,25 M.
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regiments allemands.
Revue des traditions populaires VI, 2.
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grammatischen Volkspoesie. 5. verb. Aufl. 8. (VIII, 239 S.) Berlin 1888,
Hertz. 3 M.
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Vierteljahrsschrift f. Gesch. u. Heimatkunde d. Grafschaft Glatz VI, H. 2; s.
auch Volker, Miscellen, ebenda S. 176.
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Quartalblätter des historischen Vereins für das Großherzogthum Hessen 1887,
S. 143 f.
935. Alte Inschriften.
Dabeim 23. Jahrgang, Nr. 36. — Hausinschriften.
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Land.
Archiv f. christl. Kunst 1887, 9 ff.
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gegeven door J. H. S. gr. 8. (XII, 458 S.) Leyden 1885, Brill. 6 M.
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Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1077—79 (Laistner) ; Academy Nr. 787 (Ral-
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Vgl. Academy Nr. 780.
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Autiquary 1887, Februar.
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Revue des traditions populaires II, H. 2.
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Vgl. Archivio per lo studio delle tradizioni popolari VI, H. 1 (G. Pitre).
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London, Fisher Unwin. [Hrsg. J. Ashton: Melusine, Sir Isumbras, Sir
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Le Chevalier du Cygne, Valentine et Orson, Sir Eglamoure d'Artoys, Guy
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Vgl. Englische Studien 10, 179 u. 505 (M. Koch): Gymnasium 1888, Sp. 24
(Plattner).
953. Wahl, M. C, das parömiologische Sprachgut bei Shakespeare.
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954. Cannella, raccolta di frasi e proverbi inglesi ed. italiani. 12. Palermo,
tipogr. Ved. Tamburello. 1,60 M.
22*
324 BIBLIOGRAPHIE VON J887.
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Med originalteckningar af V. Andren. 8. (120 S.) Stockholm 1887, Hägg-
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Norstedt & Söner. 5 Kr.
Vgl. Ny illustrerad tidning 1887, 394.
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Anden samlings ferste afdeling (Jyske folkeminder, ottende samling). 8.
(408 S.Ni Kolding. Jörgensen. 4 Kr.
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Poulsen. 0,50 Öre.
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lum bökum ütlendum.
Timarit hins isleuzka bökmentafjela<js 1887, 100 — 173.
969. Thöroddsen, Jon Th. , Jüngling und Mädchen. Aus dem Neu-Islän-
dischen übersetzt, eingeleitet und mit Anmerkungen versehen von J. C.
Poestion. 2. rev. Aufl. 8. (204 S.) Leipzig, Reclam's Universalbiblio-
thek Nr. 222G u. 2227. — Die Anmerkungen behandeln Kulturgeschichte,
Sitten u. Gebräuche u. dgl.
970. Thorsander, G. , I gärdar och byar, in: samling folklifsskildringar,
historier, minnen och sägner frän en garnmal kulturbild. 8. (211 S.) Stock-
holm 1887, Suneson. 2,25 Kr.
VI. ALTKRTHÜMER UND KULTURGESCHICHTE. 325
971. Nyländska folkvisor. Ordnade och utgifna af Ernst Lagus. I. 8.
(IX, 404 S.) Helsingfors 1887.
972. Nyländska folksagor. Ordnade af G. A. Aberg. 8. (IX, 453 S.)
Helsingfors 1887.
973. Nyland. Samlingar utgifna af Nyländska afdelningen. II.
Vgl. Svenska landsmälen G, Smärre meddelanden S. CLXXI (J. A. Lundell).
974. Nyland. Samlingar utgifna af Nyländska afdelningen. III.
Vgl. Svenska landsmälen VI, Smärre meddelanden S. CLXXI (J. A. Lundell).
975. Tausserat, A.. Musique scandinave.
Revue des traditions populaires II, 5.
976. Nyrop. Kr., Navnets mngt. En folkepsychologisk Studie. Dazu: Ret-
telser og tilföjelser til 'Navnets magt'.
Opuscula philologica, Mindre afhandlinger, udg. af det philol. - bist. Samfund
'S. 118—209 n. 267— 2G9). Kopenhagen, Klein.
977. Planter benyttede som Tryllemidler , väsentlig efter det tyske , ved
W. M. S.
Folkevennen N. R. XII, 51—63.
978. Bang, A. Chr., Jomfru Maria i Folkebotaniken (Brudstycke af et starre
Arbeide).
Theologisk Tidskrift for den evang.-luth. Kirke i Norge R. III, Bd. 2, S. 376
bis 381.
979. Gätor fr an Fredsbärgs och Hofva förs am Ungar i Norra Vadsbo
härad i Västergötland upptecknade af P. Aug. Sanden. 8. (47 S.) Stock-
holm 1887.
Svenska landsmälen 7, 4.
980. Islenzkar gätur, pulur og skemtanir, gefnar ut af hinu islenzka
bokmentafjelagi. I. Islenzkar gätur safnad hefir Jon Ar naso n. 8. Kopen-
hagen 1887.
980a. Kälund, Kr., Til forstaelse af en islandsk ordsprogsamling fra 1 5de
arhundrede'.
Arkiv f. nord. Filologi 4, 18G— 190.
Färosk Antliol. s. Nr. 2283.
VI. Alterthümer und Kulturgeschichte.
Bibliographie: Berliner Jahresbericht (oben Nr. 95), S. 34 — 70.
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Aufbau. 12 — 20. (Schluß-)Lfg. gr. 8. (2. Bd. VI u. S. 65 — 656). Stuttgart,
Enke. ä 1 M. (cplt. 20 M.).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 835—837 (F.); Histor. Zs. 57, 237 f. (Egel-
haaf); Mittlieilungeu aus d. histor. Literatur 15, 1 (Noack); Mittheilungen d.
Vereins f. Geschichte d. Deutschen in Böhmen 26, Beilage S. 17—21 (Cheva-
lier); Blätter f. literar. Unterhaltung 1887, II, 456— 458 (Achelis). — Kultur-
geschichte in einzelnen Hauptstücken (Bibl. 18H6, Nr. 981) vgl. Histor. Zs.
57, 237 f. (Egelhaaf); Mittlieilun<ren aus d. histor. Literatur 15, 97 (Noack'.
982. Hellwald, Friedrich von, illustrierte Kulturgeschichte. 1. Bd.: Haus
und Hof. Mit. vielen Illustrationen. 1. — 12. Lief. gr. 8. (384 S.) Leipzig,
Schmidt u. Günther, ä 0,50 M.
983. Dahn, Urgeschichte (Bibl. 1886, Nr. 986).
Vgl. Histor. Zs. 57, 250—252 (A. Duncker).
326 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
984. Biedermann, Kulturgeschichte (Bibl. 1886, Nr. 987).
Vgl. Gymnasium 1886, 462—464 (Widmann); Blätter f. d. bayerische Gymna-
sialschulwesen 1887, 341—345 u. 424 (Grnber); Mittheilungen aus d. histor.
Literatur 15, 283 f. (Kalckstein).
985. Henne am Rhyn, Otto, Kulturgeschichte d. deutschen Volkes. Mit
vielen Taf., Farbendr. und zahlreichen Abbildungen im Text. 5. (Schluß-)
Abtheilung.) hoch 4. (2. Bd. S. 241—412). Berlin. G. Grote. 4 M. (cplt.
geb. 25 M.).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 757 (Lamprecht); Centralorgan f. d. Interessen
d. Realschulwesens 1887, 208 f. (Nölle).
986. Scherr, Johannes, deutsche Kultur- u. Sittengeschichte. 9., neu durch-
gesehene Aufl. Mit dem Bildniß d. Verf. (Kpfrst.) gr. 8. (XII. 664 S.)
Leipzig, 0. Wigand. 8 M.
987. Götzinger, Reallexikon (Bibl. 1886, Nr. 989).
Vgl. Noord en Zuid 10, H. 3 (Gallee).
988. Ploss, H., das Weib in der Natur- und Völkerkunde, anthropologische
Studien. 2., stark vermehrte Aufl. Nach dem Tode des Verfassers bearb.
und herausgegeben von Max Bartels. Mit 6 lith. Taf. u. circa 100 Ab-
bildungen im Text. 2 Bde. in 10 Lief. gr. 8. (XX. 576 u. VII, 719 S.)
Leipzig, Th. Grieben. 24 M.
Vgl. Zs. f. Völkerpsychologie u. Sprachwissenschaft 17, 88—90 (Bruchmann):
Zs. f. Ethnologie 19, 203 f. (Virchow).
989. Hurtrel, A., la femme, sa condition sociale depuis l'antiquite jusqu'a
nos jours. 4. (281 S.) Paris, Hurtrel. 20 frs.
990. Hehn, Viktor, Kulturpflanzen und Hausthiere in ihrem Übergang aus
Asien nach Griechenland und Italien, sowie in das übrige Europa. Histo-
risch-linguistische Skizzen. 5. Aufl. gr. 8. (IV, 522 S.) Berlin 1887, Gebr.
Bornträger. 1 0 M.
991. Hehn, Victor, The Wandering of Plants and Animals from their first
Home. Edited by J. S. Stallybrass. London 1885, Sonnenschein.
Vgl. Academy Nr. 709 (Watkins); Athenäum Nr. 3039-
992. Keller, Otto, Thiere des classischen Alterthums in kulturgeschicht-
licher Beziehung. Mit 5 6 Abbildgn. gr. 8. (IX, 488 S.) Innsbruck, Wagner.
M. 10,80.
s. Nr. 1077 f.; Sprachvergleichung und Urgeschichte s. Nr. 188 ff,
993. Schubert, Hermann, Zählen und Zahl. Eine kulturgeschichtliche
Studie, gr. 8. (36 S.) Hamburg, Richter. 0,80 M. Sammlung gemeinver-
ständlicher wissenschaftlicher Vorträge, herausgeg. von R. Virchow u.
F. v. Holtzendorff, N. F. 2. Jahrg. 13. Heft.
994. Nagele, Anton, die Zahl _,Neun'\ Eine kulturhistorische Skizze. 8.
(25 S.) Progr. der Staats-Ober-Realschule in Marburg in St., Ostern 1886.
995. Kaegi, Adolf, Alter und Herkunft des Germanischen Gottesurtheils,
in: Festschrift zur Begrüßung der 39. Versammlung deutscher Philologen
und Schulmänner, dargeboten von der Universität Zürich. (Zürich 1887,
Zürcher u. Furrer), S. 40 — 60.
Vgl. Neue Züricher Zeitung 1887, Nr. 351.
995\ Thümmel, der gerichtliche Zweikampf und das heutige Duell, gr. 8.
(32 S.) Hamburg, Richter. 1 M. Deutsche Zeit- u. Streitfragen, herausgeg.
von F. v. Holtzendorff, N. F. 2. Jahrg. 4. Heft.
s. Nr. 1197.
VI. ALTERTHÜMER UND KULTURGESCHICHTE. 327
996. Miklosich, Franz, die Blutrache bei den Slaven. Denkschriften der
k. k. Akademie d. Wissenschaften u. S. A.] Imp. 4. (86 S.) Wien, Gerold's
Sohn in Comm. 4,30 M.
Vgl. Archiv f. slaviscbe Philologie 10, 626—629.
997. Lemb, Frz. Jod., die Bestattung der Todten. Eine histor. Skizze, gr. 8.
(81 S.) Darmstadt, v. Aigner. 1,20 M.
s. Nr. 1112.
998. Schultheiß, Guntram, der deutsche Volkscharakter und seine Wand-
lungen.
Grenzboten 46, Nr. 27 ff.
999. Lorenz, Ottokar, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter seit
der Mitte des 13. Jahrh. 2. Bd. 3., in Verbindg. mit Arth. Goldmann
umgeaib. Aufl. gr. 8. (XIV. 444 S.) Berlin, Hertz. 8 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 492 (W. A.); D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1338
bis 1340 (Wyss); Histor. Zs. 58, 310 — 335; Korrespondenzblatt des Gesamrat-
vereins d. deutschen Gescliiclits- u. Alterthumsvereine 1887, 102.
1000. Droysen, Handatlas (Bibl. 1886, Nr. 993).
Vgl. Gymnasium 1886, 53 (Widmanu); Allgem. Zeitung 1886, Beilage Nr. 44.
1001. Stämme, Siedelungen. — Freßl, Skythen-Saken (Bibl. 1886, Nr. 998).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 372 f. (R. v. S.) ; Mittheilungen d. anthropolog.
Gesellschaft in Wien 16, 52 f. (Penka).
1002. Soltau, Frdr., zur Erklärung der Sprache d. Volkes der Scythen in
Anhalt an die üb. die Sitten u. die Sprache dieses Volkes im Geschichts-
werke d. Herodot gegebenen Mittheilungen , zugleich als offener Brief an
Hrn. Johs. Freßl in München bezüglich der v. demselben verfaßten Schrift,
betitelt die Scythen-Saken, die Urväter der Germanen [München 1886, J.
Lindauer] zur Zuriickweisg. solcher in dieser Schrift dem europ. Germanen-
thum aufgedrungenen Vaterschaft gr. 8. (54 S.) Berlin, Stargardt. I M.
Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1181 (R. v. S.).
1003. Fligier, über die Herkunft der Sarmaten.
Archiv f. Anthropologie XVII, 302 — 304.
1004. Jung, Jul. , Eömer und Romanen in den Donauländern. Historisch-
ethnograph. Studien. 2. Aufl. gr. 8. (VIII, 372 S.) Innsbruck, Wagner.
7,60 M.
1005. Much, Rudolf, die Verbreitung der Germanen vor ihrem Eintritt in
die Geschichte.
Korrespondenzblatt d. deutschen Gesellschaft f. Anthropologie 1887, 154 — 158.
1006. Dahn, Felix, die Könige der Germanen. Nach den Quellen darge-
stellt. 6. Bd. Die Verfassung der Westgothen. — Das Reich der Sueven
in Spanien. 2.. durchges. u. verrn. Aufl. gr. 8. (LI, 704 S.) Leipzig 1885,
Breitkopf & Härtel. 18 M.
1007. Pflu gk- Hart tun g, Julius v., die germanischen Niederlassungen im
Römerreiche.
Allgemeine Zeitung 1886, Beilage Nr. 253 u. 254.
1008. Pflugk-Harttung, J. v. , Staat und Kirche im Reiche der West-
gothen.
Grenzboten 46 Nr. 13.
1009. Weise, Jul., Italien und die Langobardenherrscher von 568 bis 628.
gr. 8. (287 S.) Halle, Niemeyer. 6 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1061 f.
328 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
1010. Wieser, Frz., das langobardische Fürstengrab und Reihengräberfeld
von Civezzano , beschrieben. Mit 5 Taf. u. 8 in den Text gedr. Illustr.
gr. 8. (43 S.) Innsbruck, Wagner. 2,40 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887. Mp. 725 (W. v. Seh.); Berliner philol. Wochen-
schrift 1887, Nr. 34 (Melius); Korrespondenzhlatt der Westdeutschen Zs. 6,
Sp. 113—115.
s. Nr. 1071.
1011. Peez, AI., über Wohnsitze, Ansiedlung u. Stammesart des fränkisch-
deutschen Stammes.
Zs. d. Frankfurter Vereins für Geographie u. Statistik 1887. — Vgl. Allgem.
Zeitung 1887. Beil. Nr. 101.
101 '2. Vander ki n der e, L. , les origines de la population flamande. Re-
ponse k M. Alphonse Wauters. 8. (34 S.) Brüssel 1887, Hayez. 1 fr. —
Abdruck aus: Bulletin de l'Academie Royale de Belgique.
1013. Van derkinder e, L. , les origines de la population flamande. La
question des Sueves et des Saxons. 8. (31 S.) Brüssel 1887, Hayez.
1,50 fr. — Abdruck aus: Bulletin de l'Academie Royale de Belgique
(Nr. 1114 f. s. Bibl. 1886, Nr. 1008).
1014. Wauters, Alph., les Sueves, ou quelques variations sur ce theme :
La critique est aisee et l'art est difficile.
Bulletin de l'Academie Roy. des sciences u. s. w. de Belgique 1887, IIP serie,
t. XIII, Nr. 6.
101 ö . Brämer, Karl, Nationalität u. Sprache im Königreich Belgien, gr. 8.
(128 S. mit 1 Karte.) Stuttgart 1887, Engelhorn. 4 M. Forschungen zur
deutschen Landes- u. Volkskunde 2. Bd., 2. Heft.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1592 f.
1016. Burckhardt - Biedermann , Th., Helvetien unter den Römern.
65. Neujahrsblatt, hrsgb. v. der Gesellschaft zur Beförderung d. Guten u.
Gemeinnützigen. 1887. gr. 4. (36 S. m. 1 Lichtdr.) Basel 1886, Detloff.
1,35 M.
1017. Birmann, M. , die Einrichtungen deutscher Stämme auf dem Boden
Helvetiens.
Basler Neujahrsblatt Nr. 66. (Basel, J. G. Baur. 1 fr.).
1018. Roch holz. E. L., slavische Colonisten im Aargau.
Argovia 18, 139—152.
1019. Wanner, Martin, Forschungen zur ältesten Geschichte des Kletgaues.
gr. 8. (VII, 78 S.) Frauenfeld 1887, Huber.
Darin: Ansiedelung der Alemannen; Ortsnamen; Schulwesen; Lebensweise des
Landvolkes.
1020. Steub, L., zur Ethnologie der deutschen Alpen. 8. (97 S.) Salzburg
1887, Kerber. 1,60 M.
Enthält: Romanische Nametnvste aus dem Pusterthale von A. Unterforscher;
rhätolog. Plauderei; zum Gufidauner Urbar; neuere Schriften über Rhätien ;
Gurina ; ein neuer Gelehrter (gegen Th. v. Grienberger); H. J. Bidermann, die
Nationalitäten in Tirol.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1264 f.; D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1118 f.;
Zs. f. Ethnologie 19, 150 (Virchow); Allgemeine Zeitung 1 887, Beilage Nr. 76.
1021. Hauthaler, Willib. , libellus deeimationis de anno 1285. Ein Bei-
trag zur kirchl. Topographie v. Steiermark u. Unterkärnten im 13. Jahrh.
Aus dem Vatican. Archive hrsg. gr. 8. (28 S.) Salzburg, Mittermüller in
Comm. 0,80 M.
Österreich. Stammescharakter s. Nr. 420.
VI. ALTERTHÜMER UND KULTURGESCHICHTE. 329
1022. Bidermann. Nationalitäten in Tirol (Bibl. 1886. Nr. 1025).
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 165—167 ( Unterforscher); Histor. Zs. 58, 166 f.; Zs.
f. d. Österreich. Gymnasien 1887. 871 ff. (Tomaschek); Wissenschaft!. Beilage
d. Leipziger Zeitung 1887. Nr. 45.
s. Nr. 10-20.
1023. Galanti, Tedeschi (Bibl. 1886, Nr. 1027).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1844 f. (Bresslan).
1024. Morsolin, Bernardo, i Tedesc-hi nei Sette Communi del Vincentino.
Appunti e rettitieazioni.
Archivio Veneto 33, 309—322.
1025. Schlesinger, Nationaiitäts - Verhältnisse Böhmens (Bibl. 1886,
Nr. 1022).
Vgl. Mittheilungen d. Vereins f. Geschichte d. Deutschen in Böhmen 26, Bei-
lage S. 7 f.
1026. Focke, P. Franz, Böhmen ist das angestammte Vaterland der Deutsch-
böhmen. 80 S. 1887, Selbstverlag des Verfassers.
Vgl. Mittheilungen d. Vereins f. Geschichte d. Deutschen in Böhmen 26. Beilage
S. 30.
s. Nr. 789.
102 7. Pro 11, Karl, Vergessene deutsche Brüder. Wanderungen im Böhmer-
walde und im ,.Sachsenlande': Siebenbürgens, gr. 16. (124 S. ) Leipzig,
Reclam's Universalbibl. Nr. 2308.
1028. Keintzel. Georg, über die Herkunft der Siebenbürger Sachsen.
Programm des Bistritzer ev. Gymnasiums für 1886/87 u. separat, 4. (52 S.)
Hermannstadt 1887, Michaelis. 0,80 M.
A'gl. Siebenbürg. Korrespondenzblatt 10, S. 93—95 (R.)
1029. Bergner, Rud. . die deutschen Colonien in Ungarn. 16. (42 S.)
Weimar, geograph. Institut. 0,30 M. Geograph. Universal-Bibl., N. F. Nr. 23.
1030. Jauss, G., die Hienzen in Westungarn.
Allgemeine Zeitung 1886, Beilage Nr. 241.
1031. Weinhold, Karl, die Verbreitung und die Herkunft der Deutschen
in Schlesien, gr. 8. (88 S.) Stuttgart 1887, Engelhorn. 2,40 M. For-
schungen zur deutschen Landes- u. Volkskunde 2. Bd. 3. Heft.
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887. Sp. 1700 f. (— v-); Zs. d. histor. Gesellschaft f. d.
Provinz Posen Bd. III (Bummler).
1032. Schönwälder, das Quellgebiet der Görlitzer Neiße oder der Zagost
und seine Bevölkerung.
N. Lausitz. Magazin 63, H. 1.
1033. Hahn, Gust., die Zillerthaler im Riesengebirge. Was ist aus den hier
eingewanderten Zillerthalern u. ihren Nachkommen geworden? Denkschrift
zum 50jähr. Jubiläum der Einwanderung der evangel. Tiroler aus dem
Zillerthale. gr. 8. (175 S.) Schmiedeberg, Sommer. 2 M.
1034. Werneburg, A., über die Grenzbeschreibungen in einigen thüringi-
schen Urkunden, nebst Bemerkungen zu diesen Urkunden, gr. 8. (79 S.
mit 1 Karte.) Erfurt, Villaret. 3 M. Jahrbücher der königl. Akademie
gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt, N. F. 15. Heft.
1035. Seelmann, Wilh., zur Geschichte der deutschen Volksstämme Nord-
deutschlands u. Dänemarks im Alterthum u. Mittelalter. Sep.-Abdr. aus dem
Jahrbuchd. Vereins f. niederd. Sprachforschung XII. gr. 8. (94 S.) Norden,
Soltau. 1,80 M.
s. Nr. 1390.
330 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
1036. Seelmann, W., Nordthüringen.
Nd. Jahrbuch 12, 1 — 7.
1037. Seelmann, W., Ptolemaeus und die Sitze der Semnonen.
Nd. Jahrbuch 12, 39—52.
1038. Seelmann, W., das norddeutsche Heralerreich.
Nd. Jahrbuch 12, 53—57.
1039. Seelmann, W. , der Hassegau und die Hocsioburg.
Nd. Jahrbuch 12, 58—64.
s. Nr. 372.
1040. Meyer, Johs., die Provinz Hannover in Geschichts-, Kultur- und
Landschaftsbildern (Bibl. 1886, Nr. 1016) 3.-6. Lief. gr. 8. i Sp. 257
bis 768 m. Fig. u. 1 Taf.) Hannover, Meyer, ä 1 M.
Vgl. D. Lit. Zeitmiu' 1887. Sp. 1051 — 1053 (Zimmermann); Lit. Handweiser
Nr. 443 f. (Plassmann .
Oldenburg s. Poppe Nr. 802.
1041. Günther, F., der Ambergau. (Bibl. 1886, Nr. 1018). 2—4. (Schluß-)
Abthlg. gr. 8. (XIII u. S. 161—576.) Hannover, Meyer. 2,50 M. (compl.
12 M.).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 639 (K— ff.); Histor. Zs. 56, 107 f. (Jacobs);
Centralorgan f. d. Interessen d. Realschulwesens 1887, 205 (R. Schneider).
1042. Jansen, Poleographie d. Cimbrischen Halbinsel (Bibl. 1886, Nr. 1019).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 808 (K— ff.); Zs. f. d. Österreich. Gymnasien
1887, 871 ff. (Tomascheky : Wissenschaft!. Beilage d. Leipziger Zeitung 1887,
Nr. 46.
1043. Holscher, Ludw. Aug. Thdr. , die ältere Diöcese Paderborn, nach
ihren Grenzen, Archidiaconaten, Gauen u. alten Gerichten. Sep.-Abdr. aus
der Ztschr. f. Geschichte u. Alterthumskde. Westphalens, gr. 8. (484 S.)
Münster 1886, Regensberg. 1 M.
1044. Mestorp, J. , zur Geschichte der Besiedelung des rechten Eibufers.
Zs. d. Gesellschaft für Schleswig-Holstein-Lauenburg. Gesch. 17, 203 — 213.
1045. Schwartz, W., zur Stammbevölkerungsfrage der Mark Brandenburg.
Märkische Forschungen 20, 104 — 130.
1046. Campe, Victor, die ethnologischen Verhältnisse Rügens. 4. 1887. Pro-
gramm des Gymnasiums zu Putbus, Nr. 127.
1047. Thomaschky, Paul, die Ansiedelungen im Weichsel-Nogat-Delta.
gr. 8. (72 S.) Marienburg, Giesow in Comm. 1 M.
1048. Kaemmel, Otto, die Germanisierung des deutschen Nordostens.
Zs. f. allgem. Geschichte 1887, Nr. 10—12.
1049. Tacitus. — Asbach, Julius, Cornelius Tacitus.
Histor. Taschenbuch 6. Folge, 5. u. fi. Jahrg.
1050. Schefczik, H., de Cornelii Taciti Germaniae apparatu critico. 8.
(18 S.) Programm des Staatsgymnasiums in Troppau, 1886.
1051. Jordan, H., quaestiones criticae.
Index lect. aest. Regimont. 1886, 9—11. — Zur Textkritik von Tac. Germania.
1052. Walter, F., zu Tacitus.
Jahrb. f. Phil. 1886, 363 f. — Conjecr, zu Germ. 38, 11 u. 46, 24.
1053. Walter, Friedr., Studien zu Tacitus und Curtius. 8. (54 S.) Pro-
gramm des Wilhelmsgymnasiums in München, 1887.
Darin eine Conjectur zu Germ. 36, 4.
1054. Kettner, Gustav, die Composition des ethnographischen Theils der
Germania des Tacitus.
Zs. f. d. Pbilol. 19, 257—274.
s. Radlkofer Nr. 1926.
VI. ALTERTHÜMER UND KULTURGESCHICHTE. 331
1055. Mommsen, Örtlichkeit der Varusschlacht (Bibl. 1886, Nr. 1042).
Vgl. Anzeiger f. deutsches Alterthum 13, 193 ff. (Ko.ssinna).
1056. Veitmann, Funde von Römermünzen (Bibl. 1886, Nr. 1043).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 702 f. (A) ; Wochenschrift f. classische Philo-
logie 1887, Sp. 1326 ff. (v. Rohden).
1057. Neubourg, Herrn., die Örtliehkeit der Varusschlacht mit einem voll-
ständigen Verzeichnisse der im Fürstenthum Lippe gefundenen römischen
Münzen, gr. 8. (VI, 70 S.) Detmold, Meyer. 1,20 M.
Vgl. Lit. Centralblatf 1887, Sp. 1429 f.; Zs. f. d. Gymnasialwesen 1887, 770 f.
(P. Höfer); Wochenschrift, f. class. Philologie 1887, Sp. 1325 ff. (v. Rohden).
1058. Bock er, Frz., Damme als der muthmaßliche Schauplatz der Varus-
schlacht, sowie der Kämpfe bei den „Pontes longi"' im J. 15 und der
Römer mit den Germanen am Angrivarierwalle im J. 16. gr. 8. (72 S.
mit 2 Taf.) Köln, Bachern in Comra. 1,75 M.
Vgl. Korrespondenzblatt des Gesammtvereins der deutschen Geschichts- und
Alterthumsvereine 1887, 126 (v. C).
1059. Zangemeister, K. , zu der Frage nach der Örtliehkeit der Varus-
schlacht.
Westdeutsche Zs. 6, 234—252 u. 335-3ri4.
1060. Deppe, August, Kriegszüge des Tiberius in Deutschland 4 und 5
nach Christus. Mit einer Karte des Lagers bei Oberlinghausen, gr. 8.
(42 S.) Bielefeld, Helmich. 1,25 M.
Vgl. Berliner philol. Wochenschrift 1887, Nr. 23 (Eußner); Wochenschrift f.
class. Philologie 1887, Sp. 999 f. (Violet); Zs. f. d. Österreich. Gymnasien 1887,
570 f. (Adolf Bauer); Korrespondenzblatt d. Gesammtvereins d. deutschen Ge-
schichts-u. Alterthumsvereine 1887, 126 (v. C); Lit. Centralblatt 1887, Sp. 868 f.
1061. Knoke, Frdr., die Kriegszüge des Gerrnanicus in Deutschland. Mit
5 Karten, gr. 8. (XI, 566 S.) Berlin, Gaertner 15 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1101—1103 (A.)j Wochenschrift f. class. Philo-
logie 1887, 8p. 623—633 (G. Andresen) ; N. Jahrbücher f. Philologie u. Päda-
gogik 136, 603 — 609 (Goebel); N. philol. Rundschau 1887, 261—265 (Cursch-
mann); Centralorgan f. d. Interessen des Realschalwesens 1887, 258 f. (Freytag) j
Revue critique 21, Nr. 43 (Cagnat); The Classical Revew I, 277 f. (Furneaux^;
Grenzboten 46, Nr. 25 u. 26; Blätter f. literar. Unterhaltung 1887, II, 715—717
(Mähly).
1062. Wiegand, Wilhelm, die Alamannenschlaeht vor Straßburg 357 n.
Chr. Eine kriegsgeschichtliche Studie. Mit 1 Karte und 1 Wegskizze,
gr. 8. (46 S.) Straßburg 1887, Heitz. 1 M. Beiträge zur Landes- und
Volkskunde von Elsaß-Lothringen, 3. Heft.
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1704 f. (Holländer); Lit. Centralblatt 1887,
Sp. 1525.
1063. Nissen, H., die Alamannenschlaeht bei Straßburg.
Westdeutsche Zs. 6, 319—335.
1064. Prähistorisches und Funde !). — Zusammenstellung des Materials für
die einzelnen Länder in den betr. Abschnitten des historischen Jahres-
berichts (oben Nr. 100).
1065. Korrespondenzblatt des Gesammtvereins der deutschen Geschichts-
und Alterthumsvereine, redigiert von R. Beringuier. 35. Jahrgang. 1887.
12 Nummern, gr. 4. Berlin, Mittler u. Sohn in Comm. 5 M.
1066. Korrespondenzblatt der deutschen Gesellschaft für Anthropologie,
Ethnologie und Urgeschichte. Braunschweig, Vieweg.
*) s. Bibl. 1886, Anmerkung zu Nr. 1050.
332 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
1067. Verhandlungen der Berliner Gesellschaff für Anthropologie, Eth-
nologie und Urgeschichte, redigiert von R. Virchow. Jahrgang 1887.
Darin circa 9(> Artikel über Alterthümer, Funde u. dg-1.
1068. Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, 1887, Bd. II. Nr. 1 — 6.
Enthält in jeder Nummer «ine Fundchronik.
1068". Katalog der im germanischen Museum befindlichen vorgeschicht-
lichen Denkmäler (Rosenberg'sche Sammlung). Mit Abbildungen. Nürnberg
1886, Verlag des german. Museums. Beilage zum Anzeiger des german.
Museums.
1069. Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst, heraus-
gegeben von F. Hettner und K. Lamprecht. Jahrgang VI. 1887.
Bibliographie für 1886, S. 155—210; Museographie für 1886, S. 286-317.
1070. Korrespondenzblatt der Westdeutschen Zeitschrift f. Geschichte
und Kunst, herausgegeben von F. Hettner und K. Lamprecht. Jahr-
gang VI, 1887. 12 Nummern.
1071. Berliner philologische Wochenschrift, 7. Jahrgang 1887.
Mehlis, Ausgrabungen auf der Heidenburg, 8p. 1394, 1554; derselbe, Aus-
grabungen zu Obrigheim, Sp. 772, 802; derselbe, Langobardische Gräber in
Südtirol, Sp. 1042; Schneider, Rud., Uxellodunum; ferner s. Sp. 68, 291,
514, 1044.
1072. Mittheilungen der k. k. Centralcommission zur Erforschung und
Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale. N. F. 13. Bd. gr. 4.
Wien 1887, Kubasta u. Voigt in Comm. 16 M.
1073. Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien. 1 6. Bd.
(N. F. 6. Bd.) 4 Hefte und 17. Bd. (N. F. 7. Bd.) 1. u. 2. Heft. gr. 4.
Wien 18S7, Holder in Comm. ä 4 M.
1074. Ar chäol o gis ch- epi graph i seh e Mittheilungen aus Österreich-
Ungarn, herausgegeben von O. Benndorf und E. Bormann. 11. Jahr-
gang, 1887. 2 Hefte, gr. 8. Wien, Karl Gerold's Sohn. 9 M.
1075. Korrespondenzblatt des Vereins für siebenbürg. Landeskunde X.
Funde: S. 9 f.. 33 f., 82 f., 83 f., 03. 119 f.
1076. Lindenschmit, Alterthumskunde (Bibl. 1886, Nr. 1070).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 305 (G. Kaufmann); Jahrbücher des Vereins
von Alterthumsfremiden im Rheinlande H. 82, 157—161 (^chaaffhausen).
1077. Brunn hofer, Hermann, über die älteste Herkunft des Silbers und
Eisens in Europa, erschlossen aus kleinasiatischen Ortsnamen.
Fernschau, Jahrb. d. mittelschweiz. geograpli.-commercieilen Gesellschaft in
Aarau. 1. Bd.
1078. Penka, K., die Kupferzeit, in Europa und ihr Verhältnis zur Kultur
der Indo-Germanen.
Allgemeine Zeitung 1886, Beilage Nr. 306.
107 9. Klose, W., Bronze- und Eisenzeit oder Metallzeit. Ein Beitrag zur
Lösung über die Berechtigung dieser Eintheilung u. über die Priorität der
Bronze, gr. 8. (IV, 116 S.) Hirschberg. Kuh. 2,50 M.
1080. De witz, Externsteine (Bibl. 1886, Nr. 1083).
Vgl. D. Lif. Zeitung 1887, Sp. 170 (F. H. Kraus); Repertorium für Kunst-
wissenschaft 10, 196.
1081. Jacob, G., die Gleichberge bei Römhild als Kulturstätte der La
Tenezeit Mitteldeutschlands. Fol. (50 S. mit Figuren u. 8 Tafeln.) Halle,
Hendel. — Vorgeschichtl. Alterthümer der Provinz Sachsen und angren-
zender Gebiete. I. Abtheilung, 5. — 8. Heft, ä 3 M.
VI. ALTERTHÜMER UND KULTURGESCHICHTE. Soo
Vgl. Mittheilangen aus d. histor. Literatur 15, 303 ff. (A. G. Meyer); Zs. f.
Ethnologie 19, 99 (Virchow); Korrespoudenzblatt d. Gesammtvereins d. deut-
schen Geschichts- u. Alterthunisvereine 1887, Sp. 110 f.; Korrespondeuzblatt
der Westdeutschen Zs. H, 8p. 253 f.
1082. Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift. 63. Bericht d. Vereins f.
das Museum schles. Alterthümer. Red. v. Grempler u. Mart. Zimmer,
gr. 8. (4. Bd. S. 573 — 612 mit 2 Taf.) Breslau, Trewendt. baar ä 1 M.
1083. Grempler, der Fund von Saekrau. Namens d. Vereins f. das Museum
schles. Alterthümer in Breslau unter Subvention der Provinzialverwaltg.
bearb. u. hrsgb. Mit 5 Bildtaf. u. 1 Karte. Fol. (16 S.) Brandenburg,
Lunitz. 6 M.
Vgl. Zs. f. Ethnologie 19, 149 f. (Virchow) ; Berliner philol. Wochenschrift 1887,
Nr. 34; Korrespondenzblatt d. deutschen Gesellschaft f. Anthropologie 18, Nr. 6.
108 4. Voß und Stirn ming, vorgeschichtliche Alterthümer aus der Mark
Brandenburg (Bibl. 1886, Nr. 1075).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 806 (J. R.); Zs. f. Ethnologie 19, 201 f.
(Virchow).
1085. Tischler, Otto, ostpreußische Grabhügel. I. Mit 4 Tafeln und 6
Zinkogr. gr. 4. (66 S.) Königsberg (Berlin, Friedländer u. Sohn\ 4 M.
Sonderabdruck aus den Schriften der phys. -Ökonom. Ges. zu Königsberg.
1086. O hlens ch 1 ager , Fr., die römische Grenzmark in Bayern. 4. (86 S.)
Sonderabdruck aus den Abhandlungen der k. bayer. Akademie d. Wissen-
schaften I. Cl. 18. Bd. 1. Abtheil.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1221 — 1223 (A.) ; Berliner philol. Wochenschrift
1887, Nr. 34 (Mehlis); Korrespondenzblatt der Westdeutschen Zs. 6, Sp. 156
bis 159 (H. Haupt).
1087. Eidam, H. , Ausgrabungen römischer Überreste in und um Gunzen-
hausen. [Aus: „Festschrift z. Begrüßg. d. XVIII. Kongresses d. Deutschen
Anthropolog. Gesellsch. in Nürnberg''.] Lex. -8. (26. S. mit 7 Taf.) Nürn-
berg, v. Ebner. 2 M.
1087a. Derselbe, Ausgrabungen des „Vereins von Alterthumsfreundenu in
Gunzenhausen, beschrieben. Mit S Taf. [Aus: ,,43. Jahresbericht d. histor.
Vereins f. Mittelfranken".] gr. 4. (34 S.) Ansbach, Brügel & Sohn in
Comm. 2 M.
1088. Forster, S. v., über Hügelgräberfunde bei Nürnberg. [Aus: „Fest-
schrift zur Begrüßg. d. XVIII. Kongresses der Deutschen Anthropolog.
Gesellseh. in Nürnberg".] Lex. -8. (24 S. mit Abbildgn.) Nürnberg, v.
Ebner. 1 M.
1089. Göringer, prähistorische Karte von Nürnberg und Umgebung. In:
Festschrift zur Begrüßung des XVIII. Kongresses der Deutschen Anthro-
polog. Gesellsch. in Nürnberg. Nürnberg, v. Ebner.
1090. Naue, Jul. , die Hügelgräber zwischen Ammer- u. Staffelsee, geöffnet,
untersucht u. beschrieben. Mit 1 Karte u. 59 Taf. Abbildgn., darunter
22. färb. Taf. hoch 4. (VI, 227 S.) Stuttgart, Enke. 36 M.
Vgl. Zs. f. Ethnologie 19, 202 f. (Virchow) ; Mittheilungen d. anthropolog. Ge-
sellschaft in Wien 17, 117 f. (Hoemes).
1091. Scheidemandel, Heinr., über Hügelgräberfunde bei Parsberg, Ober-
pfalz, hoch 4. (24 S. m. 8 Taf.) Parsberg 188G. (Landshut, Attenkofer.) 3 M.
1092. Schreiner, Wolfg. , Eining und die dortigen Römer- Ausgrabungen.
Ein kleiner Wegweiser durch dieselben. Mit 2 Kurten u. Plan. 12. (40 S.)
Landshut, Thomann. 0,60 M.
334 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
1093. Mazegger, B. , Römerfunde in Obertnais bei Meran und die alte
Maja-Veste. 2. Aufl. 8. (35 S.) Meran, Elmenreicb. 0,80 M.
1094. Woldrich, Joh. N. , Beiträge zur Urgeschichte Böhmens. 3. Thl.
[Aus: ..Mittheilgn. d. Anthropdog. Gesellsch. in Wien".] gr. 4. (III, 24 S.
mit 43 Textfig. u. 1 Taf.) Wien 188«, Holder in Comm. baar 2,80 M.
(1. u. 3.: 6,40 M.)
1095. Ortvay, Thdr. , vergleichende Untersuchungen über den Ursprung
der ungarländischen und nordeuropäischen [dänischen, schwedischen, nor-
wegischen] prähistorischen Steinwerkzeuge. [Aus : ..Mittheilgn. d. Anthro-
polog. Gesellsch. in Wien".] gr. 4. (37 S.) Wien, Holder in Comm. 2,40 M.
1096. Wosinski, Mauritius, das prähistorische Schanzwerk von Lengyel,
seine Erbauer und Bewohner. 1. Heft. Autoris. deutsche Ausg. gr. 8.
(96 S. mit 24 Steintaf.) Budapest 1888, Kiliän. 6 M.
1097. Compte-rendu de la 8. Session du congres international d'anthro-
pologie et d'archeologie prehistoriques ä Budapest 1876. Vol. II. t'parties.
gr. 8. (IST u. XVI, 108 S. mit 119 eingedr. Fig., 129 Taf. u. 1 Karte, nebst
119 S. Erklärungen). Budapest 1878 et 1886. (Leipzig, Haessel.) 20 M.
Römßrstraße s. Nr. 1138 ff.
1098. Mittelalter. — Eicken, Heinr. v., Geschichte u. System der mittel-
alterlichen Weltanschauung, gr. 8. (XVI, 822 S.) Stuttgart, Cotta. 12 M.
1099. Ellinger, öffentliche Meinung (Bibl. 1886, Nr. 1091).
Vgl. Histor. Zs. 58, 118 f.
1100. Lasch, Berthold, das Erwachen u. die Entwickelung der historischen
Kritik im Mittelalter [vom VI. — XII. Jahrb.] . gr. 8. (V, 121 S.) Breslau,
Ko ebner. 2,40 M.
1101. Müntz, la tradition antique au moyen äge.
Journal des Savants 1887, Oktober.
1102. Schepß, G., zu Suetons Fortleben im Mittelalter.
Bl. f. d. bayer. Gymnasialschulwesen 1887 (Bd. XXIII), S. 97—99.
1102a. Cipolla, C, Catullo nel Medioevo.
Ärchivio Veneto 33, 192—194.
1103. Biese, Alfr., die Entwickelung des Naturgefühls im Mittelalter u. in
der Neuzeit, gr. 8. (VIII, 460 S.) Leipzig 1888, Veit & Co. 8 M.
Vgl. Allgemeine Zeituno: 1887, Beilage Nr. 307.
1104. Hauck, Albert, Kirchengeschichte Deutschlands. 1. Theil. Bis zum
Tode des Bonifatius. gr. 8. (VIII, 557 S.) Leipzig 1887, Hinrich's Verlag.
10,50 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 772 f.; D. Lit. Zeituug 1887, Sp. 1201 — 1203
(K. Müller); Göttinger gel. Anz. 1887, 732—744 (W. Möller); Theol. Lit. Ztg.
1887, Sp. 171—176 (Loofs); Theol. Lit. Blatt 1887. 226.
1105. Koestlin, Heinr. Adolf, Geschichte des christlichen Gottesdienstes.
Ein Handbuch f. Vorlesungen u. Übungen im Seminar. Mit 2 Tab. gr. 8.
(X, 263 S.) Freiburg i/Br., Mohr, (i M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 993; D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1106 f. (Basser-
mann); Göttinger gel. Anz. 1887, 544— 563 (Achelis); Theol. Lit. Blatt 1887, 135.
1106. Linsenmann, über Marien- und Heiligenverehrung im christlichen
Cultus. Schluß.
Theolog. Quartalschrift 1867, 179-230.
1106°. Durazza, il paradiso terrestre uelle carte medioevali. 16. (68 S.
u. 23 Taf.) Mantova, eredi Segna.
VI. ALTERTHÜMER UND KULTURGESCHICHTE. 335
1107. Schröder. Glaube und Aberglaube (Bibl. 1886, Nr. 1103).
Vgl. Lit. Blatt 1887. Sp. 268 (Schwan); Allgemeine Zeitung 1886, Beilage
Nr. 287 (Budinszky).
1108. Süpfle, Kultureinfluß (Bibl. 1886, Nr. 1093).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 281 f.; D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 129 f. (v. Wald-
berg); Zs. f. vergleichende Literaturgeschichte 1, H. 3/4 (John Meyer); Ro-
mania Nr. CO; Zs. f. neufranzösiscbe Sprache u. Literatur VIII, 6 (Knauer);
Allgemeine Zeitung 1886, Beilage Nr. 269.
1109. Mörner, Heldengedichte (Bibl. 1886, Nr. 1094).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 752 (F. N.) ; Franco-Gallia 1887. März; Blätter
f. literarische Unterhaltung 1887, II, 670 f. (Adalbert Schröter).
1110. Vatke, Th., die Courtoisie in ihrer kulturhistorischen Entwicklung.
Herrigs Archiv 79, 129—148.
s. Nr. 1194 ff.
1111. Schöne. A., deutsche Alterthümer im Mecklenburger Osterspiel, gr. 8.
(33 S.) Ludwigslust, Hinstorff. 1 M. Rostocker Dissertation.
Vgl. Nd. Korrespondenzblatt 12, 46 f. (K. E. H. Krause).
1112. Dolberg, L., das mittelalterliche Begräbniß.
Der Katholik 1887, März.
s. Nr. 997.
1113. Scala, R. v., Vortrag über die wichtigsten Beziehungen d. Orientes
zum Occidente im Mittelalter u. Neuzeit. Gehalten im oriental. Museum
am 26. Jänner 1887. 8. (46 S.) Wien. (Leipzig, Fock.) 1 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1262 f.
1114. Wessel, Charakteristik des Mittelalters. 4. (13 S.) 1887. Programm
des Gymnasiums zu Cüstrin, Nr. 70.
1115. Gegensätze in der Kultur des Mittelalters.
Grenzboten 46, Nr. 20.
1116. Gesellschaftsleben. — Buchwald, Gust. v., deutsches Gesellschafts-
leben im endenden Mittelalter. 2. Bd. A. u. d. T.: Zur deutschen Wirth-
schaftsgeschichte im endenden Mittelalter. 15 Vorträge. 8. (XIII, 302 S.)
Kiel, Homann. 4,50 M. (1. u. 2.: 8,50 M.).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1295 f. (W. A.); D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1310
(G. Kaufmann): Bistor. Zs. 57, 73 — 75 (Ellinger); Zs. f. allgemeine Geschichte
1887, 157; Hist. Jahrbuch 7, 324—329 (Fr. Kayser); Histor.-polit. Blätter 99,
799 f.; Wissenschaft!. Beilage d. Leipziger Zeitung 1887, Nr. 20; Blätter f.
literarische Unterhaltung 1887, I, 26 f. (Henne am Rhyn.)
1117. Höhlbaum, das Buch Weinsberg (Bibl. 1886, Nr. 1113).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 901 f.; D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 792—794
(v. Below); Histor. Zs. 60, 123; Theolog. Lit. Blatt 1887, Sp. 488; Lit. Hand-
weiser Nr. 432 (Kessel); Gegenwart 32, Nr. 32 (Gebhardt); Allgemeine Zeitung
1887, Beilage Nr. 102.
1118. Mo der söhn, Realien (Bibl. 1886, Nr. 1115).
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 266 (Schwan); Herrigs Archiv 79, 352—356 (Bischoff).
1119. Böhme, Geschichte des Tanzes (Bibl. 1886, Nr. 1116).
Vgl. Blätter f. literar. Unterhaltung 1887, I, 125 f. (Schlossar); Revue politique
et literaire 1887, 18 (A. Bacine).
1120. Hänselmann, Schichtbuch (Bibl. 1886, Nr. 1107).
Vgl. Histor. Zs. 57, 326 f.
1121. Hansel mann, Ludwig, Werkstücke. Gesammelte Studien und Vor-
träge zur Braunschweigischen Geschichte. 2 Bde. 8. (HI, 347 u. IV,
314 S.i Wolffenbüttel 1887, Zwißler. ä 3 M. Aufsätze u. Vorträge aus
verschiedenen Wissensgebieten, Bd. 3 u. 4.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Nr. 1003 f.
336 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
1122. Büchner, aus Gießens Vergangenheit (Bibl. 1886, Nr. 1110).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 454.
1123. Kopp mann, Karl, Geschichte der Stadt Rostock. 1 Thl. Von der
Gründung der Stadt bis zum Tode Joachim Slüters [1532]. 8. (,VIII,
151 S.) Rostock, Werther. 2 M.
1124. Meyer, Wm. Heinr., Stettin in alter und neuer Zeit. (In 10 Lfgn.)
1. Lfg. gr. 8. (32 S. mit 1 Taf.) Stettin, Hessenland. 0,60 M.
1125. Aus Flensburgs Vorzeit. Beiträge zur Geschichte der Stadt. Hrsg.
in zwanglosen Hftn. 1. Heft. gr. 8. (VII. 129 S.) Flensburg, Huwald. 2 M.
1126. Specht, Frz. Ant. , Gastmähler und Trinkgelage bei den Deutschen
von den ältesten Zeiten bis ins 9. Jahrhdt. Ein Beitrag zur deutschen
Kulturgeschichte. 8. (61 S.) Stuttgart, Cotta. 1.20 M,
1127. Stocker, F. A. , das Wirthshaus im Mittelalter.
Vom Jura zum Schwarzwald III. 214 — 239.
1128. Neu mann, Karl Wold., die Kaiser- u. Fürstenherberge zum „goldenen
Kreuz" in Regensburg. Eine histor. Skizze. 2. verb. Aufl. 16. (60 S.)
Regensburg, Bössenecker. 0,40 M.
1129. Volkszahl. — Jastrow, Volkszahl (Bibl. 1886, Sp. 1117)
Vgl. Mittheilungen aus d. histor. Literatur 15, 139 ff. (Reinhold).
1130. Bücher, Bevölkerung von Frankfurt (Bibl. 1886, Nr. 1119).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887. Sp. 718 f. (Schanz); Allgem. Ztg. 1887, Beilage Nr. 80.
1131. Knabe, C, Volkszahl von Torgau 1505 und 1535. gr. 8. (VI,
37 S.) Torgau, Jacob in Comm. 0,60 M. Publicationen des Alterthums-
Vereins zu Torgau. I.
1132. Stenner, F., zwei Beiträge zur Bevölkerungsstatistik des 16. Jahr-
hunderts.
Siebenbürg. Korrespondenzblatt 10, S. 111 — 113.
1133. Handel und Verkehrswesen. — Schneider, J.. die alten Heer- u.
Handelswege der Germanen, Römer u. Franken im deutschen Reiche. Nach
örtl. Untersuchgn. dargestellt. 5. Heft. Mit 1 Karte, gr. 8. (23 S.) Leipzig,
T. O. Weigel. 5 M.
113:;". Chambalu, A., die alten Heer- u. Handelswege im deutschen Reich.
Berliner philolog. Wochenschrift 1887, Sp. 1386 ff. und 1416 ff.
1134. Näher, J., die römischen Militärstraßen u. Handelswege in Südwest-
Deutschland, in Elsaß-Lothringen u. der Schweiz, nebst 1 Karte, gr. 4.
(VIII. 42 S.) Straßburg 1887, Noiriel in Comm. 3 M.
1135. Hauser. Karl Baron, die Römerstraßen Kärntens. (Mit 1 Karte.)
[Aus: „Mittheilgn. d. Anthropolog. Gesellsch. in Wienu.] 8. (III, 35 S.)
Wien 1886, Holder. 1 M.
1136. Meyer, A. B., die alten Straßenzüge des Obergailthales (Kärnten)
und seiner Nachbarschaft. Ein Nachtrag zu des Verfassers „Gurina im
Obergailthal1'. Mit 1 Karte. Imp.-4. (S. 105—112.1 Dresden 1886, W.
Hoffmann. 4 M.
s. Nr. 1020.
1137. Velke, W., zur Geschichte von Mainz mit besonderer Rücksicht auf
Handel und Verkehr im Alterthum und Mittelalter, in: der Zoll- und
Binnenhafen zu Mainz. Mainz 18>7, J. Diemer in Comm., S. 1 — 15.
1138. Quetsch, Frz. H., das Verkehrswesen am Mittelrhein im Alterthum.
gr. 8. (45 S. mit 1 Taf.) Mainz. Wilckens. 1,50 M.
VI. ALTERTHÜMER UND KULTURGESCHICHTE. 337
1139. Jastrow, J., über Welthandelsstraßen in der Geschichte des Abend-
landes, gr. 8. (62 S.) Berlin 1887, Siraion. 2 M. Volkswirthschaftliche
Zeitfragen, H. 63 u. 64.
1140. Fischer, Theobald , Sammlung mittelalterlicher Welt- und Seekarten
italienischen Ursprungs und aus italienischen Bibliotheken und Archiven
herausg. und erläutert, gr. 8. (V, 254 S.) Venedig 1886, Ongania.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 239: Revue critique 21, Nr. 12.
1141. Alpine Kartographie des XVI. Jahrhunderts.
Allgemeine Zeitung 1887, Beilage Nr. 203 ff.
1142. Jacob, Georg, der nordisch-baltische Handel der Araber im Mittel-
alter, gr. 8. (V, 152 S.) Leipzig 1887, Böhme. 4 M.
Vgl. Götting. Gel. Anz. 1887, 9(57—976 (A. Müller; auch Bibl. 1886, Nr. 1127f.
wird hier besprochen); Zs. f. Ethnologie 18, 288 f. (Vircbow).
1143. Tomaschek, Wilh., zur Kunde der Hämus-Halbinsel. II. Die Handels-
wege im 12. Jahrh. nach den Erkundigungen des Arabers Idrisi. [Aus:
„Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wiss."]. Lex.-8. (91 S.) Wien, Gerold's
Sohn in Comm. 1,40 M. (I. u. II. 2,50 M.).
1144. Tesdorpf, W., Gewinnung, Verarbeitung und Handel des Bernsteins
in Preußen von der Ordenszeit bis zur Gegenwart. Eine historisch-volks-
wirthschaftliche Studie. Mit 1 graph. Darstellung, gr. 8. (VII, 147 S.)
Jena, Fischer. 3 M. Staatswissenschaftliche Studien herausg. von L. Elster,
1 Bd. H. 6.
1145. Stoppani, A. , 1' ambra nella storia e nella geologia con speciale
riguardo agli antichi popoli d' Italia nei loro rapporti colle origini e collo
svolgimento della civiltä in Europa. Mailand 1886, Hoepli. — Bern-
steinhandel.
1146. Gering, Handel von Basel (Bibl. 1886, Nr. 1125).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1058 f. (Stieda); Gott. Gel. Anz. 1887, 340—351
(Schanz); Revue critique 1887, Nr. 34; Mittheilungen aus d. histor. Litteratur
15, 153 ff. (Koehne); Histor. Jahrbuch VIII, H. 4.
1147. Schäfer, Dietrich, das Buch des Lübeckischen Vogts auf Schonen,
nebst 5 Beilagen. Mit 3 Tafeln u. 2 Karten, gr. 8. (XIV, CLII1, 155 S.)
Halle 1887, Buchhandl. des Waisenhauses. 6 M. Hansische Geschichts-
quellen 4. Bd.
Vgl. Histor. Tidskrift (sv.) 1887, 96 — 103 (H. Hildebrand).
1148. Stieda, Wilhelm, Kevaler Zollbücher und — Quittungen des 14. Jahr-
hunderts, gr. 8. (XII, CXXXVIII, 107 S.) Halle 1887, Buchhandl. des
Waisenhauses. 4,80 M. Hansische Geschichtsquellen 5. Bd.
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1775 f. (Perlbach); Korrespondenzblatt d. Gc-
sammtvereins d. deutsehen Geschichts- u. Alterthumsvereine 1887, 151 (F. H.) ;
Jahrbücher f. Gesetzgebung 11. 562 (Schmoller).
1148". Stieda, W., Studien zur Gewerbegeschichte Lübecks, 3. 4.
Mittheilungen d. Vereins f. Lübeck. Geschichte u. Alterthumskunde 3, 1 — 16
u. 37 — 63 (Hopfenbau, Bierbrauerei).
s Nr. 1379.
1148b. Stieda, W., Zunfthandel im 16. Jahrhundert.
Histor. Taschenbuch 6. Folge, 6, 307—352.
1149. Sattler, C. Handelsrechnungen d. Deutschen Ordens. Im Auftrage
d. Vereins f. die Geschichte v. Ost- u. Westpreußen hrsg. [Publication d.
Vereins f. die Geschichte v. Ost- u. Westpreußen.] gr. 8. (XLVI, 629 S.)
Leipzig 1887, Duncker Ä: Humblot. 12 M.
GERMANIA. Neue Reihe XXIV. (XXXVI.) Jahrg. 23
338 MI MYOGRAPHIE VON 1887.
Vgl. Mittheilungen aus d. histor. Litteratur 15, 335 (Koehne); Nationalzeitung
1887, 157 (Prutz).
1150. Blümcke, 0., Stettins hansische Stellung und Heringshandel in
Schonen.
Baltische Studien 37, 97—288, u. separat.
1151. Hoehlbaum, K., die Hanse zu St. Goar.
Mittheilungen aus dem Stadtarchiv von Köln, H. 10.
1152. Hoehlbaum, K., Unkosten einer Kölner Hansefahrt von 1399. Zur
Geschichte der Werthe und Preise.
Mittheilungen aus dem Stadtarchiv von Köln, H. 10.
1153. Geering, F., Kölns Kolonialwaarenhandel vor 400 Jahren.
Mittheilungen aus dem Stadtarchiv von Köln, H. 11.
1154. Kluckhohn, Aug., Handelsgesellschaften und Monopole im Refor-
mationszeitalter.
Historische Aufsätze, dem Andenken an Georg Waitz gewidmet, S. 666 — 703.
(Aus: Berliner Jahresbericht 1887, VIII, Nr. 45.)
1155. Zur Geschichte der Handelsgesellschaften und Monopole.
Mittheilungen aus dem Stadtarchiv von Köln, H. 10.
1156. Simonsfeld, Henry, der Fondaco dei Tedeschi in Venedig u. die
deutsch-venetianischen Handelsbeziehungen. Mit Unterstützg. der histor.
Commission bei der königl. bayer. Akademie der Wissenschaften. 2 Bde.
gr. 8. (XXIV, 492 u. XVI, 396 S.) Stuttgart 1887, Cotta. 20 M. [Der
histor. Theil auch besonders, gr. 8. (XI, 201 S.) Ebd. 6 M.].
Vgl. Allgemeine Zeitung 1887, Beilage Nr. 308 (He.yd).
1157. Hasse, Leipziger Messen (Bibl. 1885, Nr. 887).
Vgl. Histor. Zs. 57, 114 f. (Stieda).
Buchdruck u. Buchhandel s. Nr. 1309 ff.
1157*. Buch er, B., Geld- und Arbeitswerth im Mittelalter.
Blätter f. Kunstgewerbe 16, Nr. 2.
1158. Heierli, J., die Anfänge der Weberei.
Anzeiger f. Schweiz. Alterthumskunde 1887, Nr. 2.
1159. Dombrowski, die mittelalterliche Bienenwirthschaft in Ermland.
Zs. f. d. Geschichte von Ermland 9, H. 1.
1160. Wirthschaftsleben. — Lamprecht, deutsches Wirtschaftsleben
(Bibl. 1886, Nr. 1134).
Vgl. Lit. Centralblalt 1887, Sp. 1260—1262 (W. A.); Gott. Gel. Anz. 1887, 313
bis 340 (Inama-Sternegg) ; Jahrb. f. Nationalökonomie n. Statistik N. F. 14, H. 6;
Histor. Jahrbuch 8, H. 3 (Bruder).
1161. Lamprecht, Karl, die Entwicklung des deutschen, vornehmlich des
rheinischen Bauernstandes während des Mittelalters und seine Lage im
15. Jahrhundert.
Westdeutsche Zs. 6, 18—39.
1162. Knothe, Gutsunterthanen (Bibl. 1886, Nr. 1136).
Vgl. Gott. Gel. Anz. 1887, 66—73 (Meitzen).
1163. Brüning, W., die Leibeigenschaft in Ostpreußen.
Zs. d. Savigny- Gesellschaft für liechtsgeschichte 8, H. 2.
1164. Schmidt, Gust. Heinr., zur Agrargeschichte Lübecks u. Ostholsteins.
Studien nach archival. Quellen. Mit 1 Flurkarte und 1 Taf. gr. 8. (X,
171 S.) Zürich 1887, Orell, Füßli & Co. Verl. 7 M.
1165. Gothein, Eberhard, die Naturbedingungen der kulturgeschichtlichen
Entwicklung in der Rheinebene und im Schwaizwald.
Verhandlungen des 5. deutschen Geographentages zu Hamburg 1887, 53 — 73.
VI. ALTERTHÜMER UND KULTURGESCHICHTE. 339
1165". Thevenin, M., Etudes sur la propriete au moyen äge. Les 'Com-
munia .
Melanges Renier (Paris, Vieweg), S. 121 — 144.
s. Nr. 1491 f.; 1509».
1166. Geometria Culmensis, von Mendthal (Bibl. 1886, Sp. 1141).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 641 f.; D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 688 f.
(Günther).
1167. Stände, Zünfte. — Prutz, Hans, sociale Bewegungen im Mittelalter.
Zs. f. allgemeine Geschichte 4, 240 — 263.
1168. Borch, L. v., zum Wechsel des Freienstandes.
Anzeiger f. Schweiz. Gesch. 1887, Nr. 2 u. 3, u. separat. 6 S.
1169. Roth v. Schreckenstein, Ritterwürde (Bibl. 1887, Nr. 1142).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 308 (Boos); Mittheilungen aus d. histor. Lite-
ratur 15, 315 (W. Martens); Allgemeine Zeitung 1886, Beil. Nr. 288.
s. Nr. 1493.
1170. Schönach, Ludwig, Urkundliches über die Spielleute in Tirol.
Zs. f. d. Alterthum 31, 171—185.
1171. Schulte, Aloys, die Pfeiferbruderschaft zu Riegel im Breisgau.
Zs. f. d. Gesch. d. Oberrheins N. F. II, 303-311.
1172. Sittard, Jos., den Trompetern, Pfeifern und Lautenschlägern wird
vom Grafen Ulrich von Württemberg „ihre gemachte Gesellschaft be-
stetigt."
Monatshefte f. Musikgeschichte 19, 4 — 7.
1173. Heitz, E., das Innungswesen in alter und neuer Zeit. 45 S. Stutt-
gart, Kohlhammer.
1 174. Seh edler, die Schutzmantelbruderschaft in Markdorf und deren Kirche.
Schriften d. Vereins f. Gesch. des Bodensees u. Umgebung 16, 57 ff.
1175. Gradl, H., zur Geschichte des Zunftwesens im Egerlande.
Mittheil. d. Mährischen Gewerbemuseums 1887, 10.
1176. W., über einige alte Matergebücher der Mediascher und Hermann-
städter Schneiderzuuft.
Siebenbüig. Korrespondenzblatt 10, S. 127—130.
1177. Roth, Joh., aus der Zunftzeit Agnethelns. Ein Beitrag zur Geschichte
des sächsischen Handwerkerlebens in Siebenbürgen.
Archiv d. Vereins f. siebenbürg. Landeskunde N. F. 21, 87 — 120.
1178. Flemming, Max, das Lehrlingswesen der Dresdner Innungen vom
15. bis zum Ende des 17. Jahrhunderts. 4. (35 S.) 1887. Programm der
Annen-Realschule zu Dresden, Nr. 515.
1179. Hündorf, Paul, die Steinhauerzunft zu Oberkirchen. Ein Beitrag zur
Geschichte des Zunftwesens. 8. (V, 76 S.) Dissertation, Halle 1887.
1179a. Frensdorff, F., das statutarische Recht der Kaufleute in Now-
gorod. 2 Abtheilungen. [Aus: „Abhandlungen der k. Gesellschaft der
Wissenschaften zu Göttingen"], gr. 4. (35 u. 55 S.) Göttingen, Dietrich's
Verlag. 4 M.
1179b. Höhlbaum, K., die Gesellschaft von der Windeck in Köln.
Mittheilungen aus dem Stadtarchiv von Köln 11, 68 — 72.
1180. Crull, Friedrich, das Amt der Goldschmiede in Wismar. (54 u. XI S.
mit 2 Taf.) Wismar 1887, Hinstorff. 4 M.
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1484 (Jessen); Jahrbuch d. Gesellschaft f. bil-
dende Kunst in Emden 7, 149 — 152 (Starcke); Literar. Handweiser Nr. 429
(A. Reichensperger); Monatsblätter herausgeg. v. d. Gesellschaft f. Pommersche
Gesch. u. Alterthumskunde 1887, Nr. 8.
23*
340 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
1181. Schricker, August, Ordnungen der Straßburger Malerzunft.
Jahrb. f. Gesch., Sprache u. Lit. Elsaß-Lothringens 3, 99 — 105.
1182. Lcmpfrid, Fritz, Färberzunftordnung des Bisthums Straßburg und
der Grafschaft Lichtenberg vom Jahre 1659 — 60.
Jahrb. f. Gesch., Sprache u. Lit. Elsaß-Lothringens 3, 81 — 90.
1183. Eber, Karl, Abschriften einiger Protokolle aus dem Protokollbuch
der Strumpf- und Hosenstrickerzunft von Oberbronn.
Jahrb. f. Gesch., Sprache u. Lit. Elsaß-Lothringens 3, 91 — 93.
1184. Zeininger, Zunftordnung der Schneider und Leineweber der Stadt
und des Amtes Ebenhausen von 1688.
Archiv d. historischen Vereins von Unterfranken Bd. 30.
1185. Ulrich, die Wachstafeln der Kaufmannsinnung in Hannover.
Zs. d. histor. Vereins f. Niedersachsen 1887, 154—162.
1186. Bodemann, ältere Zunfturkunden der Städte Northeim und Einbeck.
Zs. d. histor. Vereins f. Niedersachseu 1886, 167 — 234.
1187. Meyer, Th. , die Satzungen der Societas domicellorum (Theodori-
Gilde) in Lüneburg.
7 — 9. Jahresbericht d. Museumsvereins f. d. Fürstenthum Lüneburg, 1884 — 86.
1188. Macco, die Mitglieder der St. Sebastianus Bogenschützen-Gesellschaft
in Burtscheid.
Mittheilungen des Vereins für Kunde der Aachener Vorzeit 1, H. 1. — Vgl.
Westdeutsche Zs. 6, 278 (Lorsch).
1189. Roth, F. W. E., Deutschordens-Statuten de 1606.
Korrespondenzblatt d. Gesammtvereius der d. Geschiclits- u. Alterthumsvereine
1887, S. 30—36, 63-C5, 76—78, 96 f., 119—121, 132—134.
1190. Frommel, Theodor, und Joseph Klemme, ein Statutenbuch des
Ordens vom goldenen Vließe.
Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses 5,
264—338.
Zunftwesen s. Nr. 790, 797 (Handwerksbräuche).
1190a. Paoli, C, Urkunden zur Geschichte der deutschen Schusterinnung
in Florenz.
Mittheilungen d. Instituts f. österr. Geschichtsforschung 8, 455 — 476.
1191. Juden. — Litteratur s. Theolog. Jahresbericht (oben Nr. 108),
S. 65 ff.
1192. Regesten zur Geschichte der Juden im fränkischen und deutschen
Reiche bis zum Jahre 1273. Herausgeg. im Auftrage der histor. Com-
mission für Geschichte der Juden in Deutschland. Bearbeitet von J. Ar o-
nius. Lief. 1. 4. (64 S.) Berlin, Simion.
s. Nr. 1266.
1193. Froning, R., die Hochstapler vor 300 Jahren.
Mittli eilungen an die Mitglieder des Vereins f. Geschichte und Alterthumskunde
in Frankfurt a. M. 7, 283—316.
1194. Ritterwesen. — Becker, Reinhold, ritterliche Waffenspiele nach
Ulrich von Lichtenstein. 4. (31 S.) 1887. Programm des Real-Progym-
nasiums zu Düren, Nr. 458.
1195. Treis, Karl, die Formalitäten des Ritterschlags in der altfranzösi-
schen Epik. gr. 8. (125 S.) Leipzig, Fock. 1,80 M.
1196. Cos tum es des chevaliers de la Table-Rondo. kl. 8. (52 S.) Char-
tres, Garnier.
s. Nr. 1109 f.
VI. ALTEKTHÜMER UND KULTURGESCHICHTE. 34l
1197. Thalhoffers Fechtbuch aus dem J. 1467. Gerichtliche u. andere
Zweikämpfe darstellend. Hrsg. v. Gust. H ergseil. Mit 268 Taf. in Lichtdr.
gr. 4. (VII, 46 S.) Prag, Calve. 50 M., geb. 60 M.
s. Nr. 995 f.
1198. Zahn, Jos. v., über das angebliche Turnier v. 1194 u. d. „Tummel-
platz" zu Graz. [Aus: ..Mittheilgn. d. hist. Vereins f. Steiermark".] gr. 8.
(40 S. mit 1 Taf.) Graz 1886, Leuschner & Lubensky. 1 M.
1199. Turnwesen. — Iselin, Fr., Geschichte der Leibesübungen, herausg.
von P. Meyer. (III, 154 S.) Leipzig 1886. Strauch. 2 M.
1200. Rühl,H., Geschichte der Leibesübungen in Stettin. Festschrift zum 40jäh-
rigen Stiftungsfest des Stettiner Turnvereins. Stettin , Herrcke u. Lebeling.
Vgl. Monats blätter, herausg. von der Gesellschaft f. Pommerische Geschichte u.
Alterthumskunde 1887, Nr. 1 (Frank).
1201. Trachten. — Racinet, A. , Geschichte des Costüms in 500 Tafeln
in Gold-. Silber- und Farbendruck. Mit erläuterndem Text. Deutsche Aus-
gabe bearbeitet von Adolf Rosenberg. 4. Bd. 4. (100 Tafeln u. 96 Bl.
Text.) Berlin, Wasmuth. 40 M. (s. Bibl. 1886, Nr. 1163).
1202. Hefner -Alteneck, Trachten, Kunstwerke u. Geräthschaften (Bibl.
1885, Nr. 876), Fortsetzung bis 94. Lief. Frankfurt a. M., Keller, ä 10 M.
1203. Hottenroth, Friedr., Trachten, Haus-, Feld- u. Kriegsgeräthschaften
der Völker alter u. neuer Zeit. Gezeichnet u. beschrieben. 2. Aufl. 15. Lfg.
gr. 4. (2. Bd. S. 7 7 — 100 m. eingedr. Holzschn. u. 12 Steintaf.) Stuttgart,
G. Weise, ä 3,50 M.; Ausg. m. Taf. in Farbendr. ä 5 M. (s. Bibl. 1886,
Nr. 1164).
1204. Eckardt, Th. , Wörterbuch der Bekleidung. Erklärung der auf die
Costüme, Volkstrachten und Moden aller Zeiten und Völker bezüglichen
Namen u. s. w. 8. (VI, 255 S.) Wien, Hartleben. 3 M.
1205. Blätter für Cos tum künde, historische u. Volkstrachten, herausg.
von A. v. Hey den. N. F. 17. u. 18. Heft. Berlin, Lipperheide. ä 4,50 M.
Trachten s. Nr. 819 ff.
1206. Waffen. — Bach, Volkmar, die Angriffswaffen in den altfranzösischen
Artus- und Abenteuer-Romanen, gr. 8. (58 S.) Marburg 1887, Elwert.
1,60 M. Ausgaben u. Abhandlungen aus dem Gebiete der romanischen
Philologie, 70. Heft.
1207. Schirling, Victor, die Vertheidigungswaffen im altfranzösischen Epos,
gr. 8. (86 S.) Marburg 1887, Elwert. 2,40 M. Ausgaben u. Abhandlungen
aus dem Gebiete der romanischen Philologie, 69. Heft.
1208. Lochner von Hüttenbach, die narnischtracht des Mittelalters und
der Renaissance, mit besonderer Berücksichtigung des Plattharnisches.
Schriften d. Vereins f. Gesch. d. Bodensees u. seiner Umgebung 16, 47 — 50.
1209. Wieth, K., Aachens Wurfgeschosse im 14. Jahrhundert.
Mittheilungen des Vereins für Kunde der Aachener Vorzeit I, H. 1. — Vgl.
Westdeutsche Zs. 6, 277 f. (Lorsch).
1210. Ilwof, Franz, steierisches Eisen zu Wehr und Waffen in den Zeiten
Maximilians I.
Mittheil. d. histor. Vereins für Steiermark, 34. Heft.
1211. Thierbach, M., die geschichtliche Entwicklung der Handfeuerwaffen,
bearb. nach den in den deutschen Sammlungen noch vorhandenen Origi-
nalen. 2. Thl. Lex.-8. (VII u. S. 169—268 m. 4 color. Taf.) Dresden,
Höckner. 6 M. (s. Bibl. 1886, Nr. 1168).
Vgl. Anzeiger f. deutsches Alterthum 13, 126 f. (M. Heyne).
342 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
1212. Köhler, G., zur Geschichte der ältesten Feuerwaffen.
Mittheiluugeu a. d. german. Nationalmuseum II, S. 49 — 53.
1213. Kriegswesen. — Pohler, Johann, Bibliotheca historico - militaris.
Systematische Übersicht der Erscheinungen aller Sprachen auf dem Ge-
biete der Geschichte der Kriege und Kriegswissenschaft seit Erfindung der
Buchdruckerkunst bis zum Schluß des Jahres 1880. 1 — 8. Lief. gr. 8.
(S. 1—512) Kassel, Keßler, ä 2 M.
Vgl. Centralblatt f. Bibliothekswesen 4, H. 9 (W. Schultze).
1214. Galitzin, Fürst N. S. , allgemeine Kriegsgeschichte aller Völker u.
Zeiten. Aus dem Kuss. ins Deutsche übers, v. Streccius. IV. Abth.
Die neueste Zeit. 1. Bd. 1. Abth. gr. 8. Kassel, Kay. 10 M. (Bibl. 1886,
Nr. 1172.)
1215. Köhler, G., die Entwicklung d. Kriegswesens u. der Kriegführung
in der Ritterzeit von Mitte d. 11. Jahrh. bis zu den Hussitenkriegen in
3 Bdn. 3. Bd. 1. Abth. Die Entwicklung der materiellen Streitkräfte in
der Ritterzeit. Mit 6 lith. Taf. gr. 8. (XLV, 527 S.) Breslau, Koebner.
15 M. (Bibl. 1886, Nr. 1174).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 144 f.; D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 175 f. und
1595; Göttinger gel. Anz. 1887, 626—648 (J. Krebs); Histor. Zs. 57, 158—162
(Baltzer); Mittheilungen aus d. histor. Litteratur 15, 329 ff. (William Fischer);
Academy Nr. 791 (Oman).
1216. Spannagel, Heerwesen (Bibl. 1886, Nr. 1175), u. Rosenhagen,
Reichsheerfahrt (Bibl. 1886, Nr. 1176).
Vgl. Histor. Zs. 57, 63 — 65 (Baltzer); Mittbeilungen aus d. histor. Litteratur
15, 214 (U. Fischer).
1217. Bern eck, K. G. v., neues Soldatenbuch. Die Welt in Waffen von
den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. I. Heldenzeit, Ritterthum u. Kriegs-
wesen im Alterthum, Mittelalter und in der neueren Zeit bis zur ersten
französ. Revolution. 4. Aufl. d. „Illustrierten Soldatenbuches", neu bearb.
v. E. Schnackenburg. Mit 300 Textabbildgn. u. 1 Titelbilde, gr. 8.
(XVI, 430 S.) Leipzig, Spamer. 5,50 M.
1218. Delbrück, Hans, die Perserkriege u. die Burgunderkriege. Zwei
combinierte kriegsgeschichtl. Studien nebst e. Anh. üb. die röm. Manipular-
taktik. gr. 8. (VIII, 314 S.) Berlin, Walther & Apolant. 6 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 76 f.; Histor. Zs. 58, 348—350 (Ad. Bauer);
N. Jahrbücher f. Philologie u. Pädagogik 135, H. 3/4 (Reinhardt).
1219. Mülinen, W. F. v. , Geschichte der Schweizersöldner bis zur Er-
richtung der ersten stehenden Garde 1497. 8. (184 S.) Bern, Huber. 4 M.
1220. Jahns, Max, das Kriegsbuch des Markgrafen Albrecht von Branden-
burg, ersten Herzogs in Preußen.
Märkische Forschungen 20, 89 — 104.
1221. Pick, R., Fehdebriefe.
Zs. d. Aachener Geschichtsvereins 9, 42 — 143. — Von a. 1302 ab.
1222. Unterrichtswesen. — Schiller, Hermann, Lehrbuch der Geschichte
der Pädagogik. Für Studierende und junge Lehrer höherer Lehranstalten.
8. (rV, 352 S.) Leipzig 1887, Fues (R. Reisland).
1223. Specht, Unterrichtswesen (Bibl. 1886, Nr. 1179).
Vgl. Zs. f. allgemeine Geschichte 1886, 81—105 (Fr. Schmidt); Histor. Zs. 58,
116—118; Histor. Jahrbuch 7, 67—80 (Gabriel Meier).
1224. Denifle, Universitäten (Bibl. 1886, Nr. 1180).
Vgl. Zs. f. kathol. Theologie 1886, H. 4 (Ehrle); Histor. Jahrbuch 7, H. 4.
VI. ALTERTHÜMER UND KULTURGESCHICHTE. 343
1225. Denifle, P. H., Savigny u. sein Vertheidiger G. Kaufmann.
Archiv f. Litteratur- u. Kirchengesch. des M. A. 3, 398 — 405.
1226. Denifle, die Statuten der Juristen-Universität Bologna vom Jahre
1317 — 1347, u. deren Verhältniß zu jenen Paduas, Perugias, Florenz'. —
De origine et progressu juris scolastici Paduani.
Archiv f. Litteratur- u. Kirchengescb. des MA. 3, H. 1 u. 2.
1227. Töpke, Matrikel von Heidelberg (Bibl. 1886, Nr. 1190).
Vgl. Histor. Zs. 57, 546—549 (Hartfelder).
1228. Thorbecke, Universität Heidelberg (Bibl. 1886, Nr. 1187).
Vgl. Histor. Zs. 58, 150 f. (Hartfelder) ; Berliner philol. Wocbenscbr. 7, Nr. 24
(Breßler); Mittbeilungen aus d. histor. Litteratur 15, 138 (Plischke); Viertel-
jahrsschrift f. Cultur u. Litteratur d. Renaissance 2, 126 (Geiger); Allgemeine
Ztg. 1887, Beilage Nr. 83 (Adolf Koch); Academy Nr. 762 (Mullinger).
1229. Hofmeister, Matrikel von Rostock (Bibl. 1886, Nr. 1191).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 229 f. (K. E. H. Krause); Histor. Zs. 58, 140 (J. W.).
1230. Friedlaender, Ernst, ältere Universitätsmatrikeln. I. Universität
Frankfurt a. O. Unter Mitwirkung von G. Liebe u. E. Theuner herausg.
1. Bd. (1506—1648). gr. 8. (XVI, 793 S.) Leipzig 1887, Hirzel. 20 M.
Publicationen aus den preuß. Staatsarchiven 32. Bd.
1231. Grotefend, Mecklenburger auf der Universität Bologna. Jahrbücher
f. Mecklenburger Geschichte 53, 189 — 204 u. 356; auch separat, 16 S.
Schwerin, Bärensprung.
1232. Caesar, Jul., catalogus studiosorum scholae Marpurgensis, ed. J. C.
Pars IV., ab ineunte a. 1605 usque ad extremum a. 1628 pertinens. gr. 4.
(IV, 204 S.) Marburg, Elwerts Verlag. 7,50 M. (cplt. 19,50 M.).
1233. Schauenstein, Adf., die ei-sten drei Jahrhunderte der Karl-Franzens-
Universität in Graz. Festrede zum 25. Novbr. 1886. gr. 8. (23 S.) Graz
1886, Leuschner & Lubensky. 0,80 M.
1234. Tönnies, Paul, die Facultätsstudien zu Düsseldorf von der Mitte
des 16. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Geschichte
des Unterrichtswesens in Jülich-Berg. 2. Theil 8. (S. 51 — 100). 1887.
Programm der höheren Bürgerschule zu Düsseldorf Nr. 459.
1235. Laverrenz, C. , die Medaillen u. Gedächtnißzeichen der deutschen
Hochschulen. Ein Beitrag zur Geschichte der Universitäten Deutschlands.
1. Thl. 2. (Titel-)Aufl. Mit 8 Ansichten u. 16 Taf. gr. 8. (XII, 493 S.)
Berlin (1885) Laverrenz. 16 M.
1236. Riggenbach, B. , untergegangene deutsche Universitäten. Vortrag.
26 S. Basel, Detlof. 0,50 M.
Vgl. Theol. Lit. Zeitung 1887, Sp. 531.
1237. Gebhardt, Bruno, deutsches Studentenleben im 16. u. 17. Jahr-
hundert.
Zs. f. allgemeine Geschichte 4, 949—963.
1238. Thommcn, Rudolf, Basler Studentenlebeu im 16. Jahrhundert.
Basler Jahrbuch 1887.
s. Nr. 1275.
1239. Koldewey, Braunschweigische Schulordnungen (Bibl. 1886, Nr. 1185).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 390; Anzeiger f. deutsches Alterthum 13, 121
bis 125 (Seemüller); Gott. Gel. Anz. 1887, 494—496 (v. Sallwürk); Zs. f. d.
Gymnasialwesen 1887, 22—28 (W. Scbrader); Berliner philol. Wochenschrift 7,
Nr. 4 ff. (Breßler); N. Jahrbücher f. Philologie u. Pädagogik 136, H. 3/4 (Pfalz);
Philol. Anzeiger 1887, 311 — 315 (Hartfelder); Centralorgan f. d. Interessen d.
Realschulwesens 1887, 77—79 (Gutersohn); Allgem Ztg. 1887, Beil. Nr. 5.
344 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
1240. Koldewey, Friedrich, die Schulgesetzgebung des Herzogs August
des Jüngern von Braunschweig-Wolfenbüttel. Eine schulgeschichtliche Ab-
handlung, der Georgia Augusta zu ihrem 150jährigen Jubelfeste darge-
bracht, gr. 8. (43 S.) Braunschweig 1887, J. H. Meyer. 1 M.
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 1765—1767 (Ziegler); Theol. Lit. Blatt 1887, 429.
1241. Müller, Schulordnungen (Bibl. 1886, Nr. 1186).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1400 (Paulsen); Histor. Zs. 57, 382—384 (Ernst
Fischer); Theol. Lit. Blatt 1887, 102; Wissenschaftl. Beilage d. Leipziger Ztg.
1887, Nr. 16.
1242. Lorenz, S. , Volkserziehung u. Volksunterricht im späteren Mittel-
alter, gr. 8. (IV, 132 S.) Paderborn, F. Schöningh. 1,40 M.
Vgl. Literar. Centralblatt 1887, Sp. 1476; Blätter f. literar. Unterhaltung 1887,
II, 492 f. (Sulzbach); Lit. Handweiser Nr. 429 (Grube).
1243. Schanzenbach, Otto, Nachträge zur Geschichte des Eberhard-
Ludwigs-Gymnasiums. I. Folge. 4. (40 S.) 1887. Programm des E. -L.-
Gymnasiums zu Stuttgart, Nr. 551. — (s. Bibl. 1886, Nr. 1211).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 782 f. (Ziegler).
1244. Friderich, die Schulverhältnisse Reutlingens zur Zeit der freien
Reichsstadt. 4. (40 S.) Programm des Gymnasiums zu Reutlingen, Nr. 549.
1245. Engel, Schulwesen in Straßburg (Bibl. 1886, Nr. 1213).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 189 f. ; D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 85 (Paulsen).
1246. Lobe, J. , und E. Lobe, Geschichte der Kirchen und Schulen des
Herzogthums Sachsen-Altenburg. 13.— 20. Lief. Lex. -8. (2. Bd., S. 1—384.)
Altenburg, Bonde. ä 1 M.
Vgl. Theol. Lit. Blatt 1887, 53 u. 375.
1247. Richter, Gustav, das alte Gymnasium in Jena. Beiträge zu seiner
Geschichte. 4. (44 S.) 1887. Programm des Gymnasiums zu Jena, Nr. 625.
1248. Beyer, Karl, zur Geschichte der Erfurter Volksschulen bis zur Ein-
verleibung der Stadt in den preußischen Staat im Jahre 1802. 4. (23 S.)
Programm der Höheren Bürgerschule zu Erfurt, Nr. 253. Erfurt 1887.
1249. Müller, Joh., die Anfänge des sächsischen Schulwesens.
N. Archiv f. Sächsische Geschichte u. Alterthumskunde 8, 1 — 40 u. 241 — 271. —
Vgl. Theol. Lit. Blatt 1887, 442.
1250. Müller, Georg, die Anfänge des deutschen Schulwesens in Dresden.
N. Archiv f. Sachsische Geschichte u. Alterthumskunde 8, 272 — 289.
1251. Meltzer, Kreuzschule in Dresden (Bibl. 1886, Nr. 1209).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 675 f. (Breßler).
1252. Kirchner, K., Adam Siber und das Chemnitzer Lyceum in der ersten
Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Mittheil. d. Vereins f. Chemnitzer Geschichte 6.
1253. Fischer, K., zur Geschichte der Anstalt Dillenburg. 4. (16 S.) 1887.
Programm des Gymnasiums zu Dillenburg, Nr. 362.
1254. Hörling, Wilh., das höhere Schulwesen in M. -Gladbach seit Aufhebung
der Abtei. 4. (28 S.) Programm des Gymnasiums zu M. -Gladbach, Nr. 419.
1255. Bernecker, Ernst, Geschichte des kgl. Gymnasiums zu Lyck. Theil I:
Die Lycker Provinzialschule von ihrer Gründung bi* zur Umwandlung in
ein humanistisches Gymnasium. 8. (103 S.) Festschrift zum 300jährigen
Bestehen. Lyck 1887, Königsberg i. Pr., Harttung.
1256. Krön es, F. v. , zur Geschichte des Schulwesens der Steiermark im
Mittelalter und während der Reformationsepoche bis 1570.
Mittheil. d. histor. Vereins für Steiermark, 34. Heft.
VI. ALTERTÜÜMER UNI) KULTURGESCHICHTE. 345
1257. M eißn er-Di e m er, Fanny, die deutsche Volksschule in ihren An-
fängen bis zu Maria Theresia und Friedrich dem Großen, gr. 8. (22 S.)
Prag, Deutscher Verein. 0,30 M. Sammlung gemeinnütziger Vorträge,
herausg. vom deutschen Vereine zur Verbreitung gemeinnütziger Kennt-
nisse in Prag, Nr. 117.
Vgl. Wissenschaftl. Beilage d. Leipziger Zeitung 1887, Nr. 8.
1258. Liebeuau, Th. v., zur Geschichte des Volksschulwesens im Kanton
Luzern.
Kathol. Schweizerblätter, 3. Jahrg., H. 4 — 5.
Schulwesen im Kletgau s. Nr. 1021.
1259. Kolb, die städtischen Lateinschulen am Ende des Mittelalters. Vor-
trag. 8. Schwab. Hall 1887.
1260. Fietz, C, Prinzenunterricht im 16. und 17. Jahrhundert. 4. (25 S.)
1887. Programm des Neustädter Realgymnasiums zu Dresden, N. 516.
Dresden, v. Zahn u. Jaensch. 1,20 M.
1261. Lesker, Bernhard, die Rostocker Fraterherren im 15. u. 16. Jahr-
hundert, gr. 8. (32 S.) Frankfurt a. M., Foesser Nachf. 0,50 M. Frank-
furter zeitgemäße Broschüren N. F. 8. Bd., 5. Heft.
1262. Monumenta Germaniae paedagogica, herausgeg. von Karl
Kehrbach. 2. Bd. gr. 8. (LIII, 460 S.) Berlin, Hofmann u. Co. 15 M.
Inhalt: Ratio studiorum et institutiones scholasticae Societatis Jesu per
Germaniam vigentes, collectae, concinnatae, dilucidatae a G. M. Pachtler.
Tom. I. Ab anno 1541 ad annum 1599.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1200; D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1469—1471
(Ziegler); Theol. Lit. Blatt 1887, 195.
1263. Gruchot, Hermann, zur Geschichte des Braunsberger Jesuitencolle-
giums. 1. Verzeichniß der Braunsberger Drucke. 4. (30 S.) 1887. Pro-
gramm des Gymnasiums zu Braunsberg, Nr. 3.
1264. Medizin. — Barbillion, L., histoire de la medicine. 18°. (144 S.)
Angers 1886, Bourdin et Co., Paris, Dupret. 2 frcs.
1265. Meißner-Diemer, Fanny, die Krankenpflege im Kriege und die
Hilfeleistung der Frauen von den ältesten Zeiten bis zum Vertrage von
Genf. gr. 8. (19 S.) Prag, deutscher Verein. 0,30 M. Sammlung gemein-
nütziger Vorträge, herausgeg. vom Deutschen Vereine zur Verbreitung
gemeinnütziger Kenntnisse in Prag, Nr. 120.
1266. Münz, Isak, über d. jüdischen Ärzte im Mittelalter, gr. 8. (VI, 72 S.)
Berlin, Driesner. 1,50 M.
1267. Gusbeth, Ed., die Landärzte im Kronstädter Komitat. (35 S.) Kron-
stadt 1887, Gott.
Vgl. Siebenbürg. Korrespondenzblatt 10, S. 84.
1268. Pharmacie. — Peters, aus pharmazeutischer Vorzeit (Bibl. 1886,
Nr. 1221).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 180—183; D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1276 bis
1278 (M. Heyne).
1269. Essenwein, A., das mit dem germanischen Nationalmuseum ver-
bundene historisch -pharmaceutische Centralmuseum.
Anzeiger des germau. Nationalmuseums II, S. 23 — 25, 33 — 36, 49- 52.
1270. Kochkunst. — Kochbuch, Augspurger, worinnen enthalten fürtreff-
liche Rezepte f. Frawen u. Junckfrawen. 1554. 4. (36 S.) Augsburg 1886,
Gebr. Reichel. geb. 3,60 M.
34(5 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
1271. Essen wein, A., mittelalterliche Bratspießhalter.
Mittheiluugen aus d. german. Nationalmuseum II, G4.
1272. Alchemie. — Schaefer, Heinr. Willi., die Alchemie. Ihr ägyptisch-
griechischer Ursprung und ihre weitere historische Entwicklung. 4. (34 S.)
1887. Programm des Progymnasiums und Realgymnasiums zu Flensburg,
Nr. 260.
1273. Hartman, J. . Alchemie und Arkanologie im Gegensatz zur Schul-
medizin. Die Arkana, die Remedia divina der alten Alchemisten. 8. (32 S.)
Zürich, Schmidt. 1,25 fr.
127 4. Mathematik. — Günther, Siegmund, Geschichte des mathematischen
Unterrichts im deutschen Mittelalter bis zum Jahre 1525. Lex. -8. (XV,
408 S.) Berlin 1887, Hofmann u. Co. 12 M. Monumenta Germaniae
paedagogica, 3. Bd.
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1653 f. (Curtze); Allgem. Zeitung 1887, Beilage
Nr. 300 u. 301.
1275. Suter, Heinrich, die Mathematik auf den Universitäten des Mittel-
alters, in: Festschrift der Kantonsschule in Zürich zur Begrüßung der
39. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner (Zürich 1887,
Zürcher und Furrer), S. 39—96.
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1653 f. (Curtze).
1276. Wappler, Emil, zur Geschichte der deutschen Algebra im 15. Jahr-
hundert. 4. (32 S.) Programm des Gymnasiums zu Zwickau.
1277. Hoefer, F., histoire des mathematiques depuis leurs origines jusqu'au
commencement du 19e siecle. 3 ed. Paris 1886, Hachette et Co.
1278. Jagd. — Schwappach, Jagdgeschichte (Bibl. 1886, Nr. 1228).
Vgl. Literar. Centralblatt 1887, Sp. 214; D. Lit. Ztg. 1887, 175 (y).
1279. Bormann, Ernst, die Jagd in den altfranzösischen Artus- u. Aben-
teuer-Romanen, gr. 8. (118 S.) Marburg 1886, Elwert. 3 M. Ausgaben
u. Abhandlungen aus dem Gebiete der romanischen Philologie, 68. Heft.
1280. Dombrowski, E. v., Geschichte der Beizjagd. Auf Grund der
Originalquellen geschildert. Mit 19 Facsimiles auf 3 Tafeln u. im Texte.
8. (37 S.) Wien 1886, Selbstverlag.
Vgl. Anzeiger f. deutsches Alterthum 13, 300—303 (Baist).
1281. Waidwerk, altdeutsches. Eine Sammlung der hervorragendsten deut-
schen Jagdlitteratur d. Mittelalters, d. 1(>. u. 17. Jahrh. Nach den größten-
teils ungedruckten Origin. -Quellen im Urtexte hrsg., eingeleitet u. com-
mentiert von Ernst Ritter v. Dombrowski. 1. Bd. 4. Wien (Gilhofer &
Ranschburg). 10 M.
Inhalt: Meister Eberhard Hiefelts Aucupatorium Herodiorum. Aus d. 15. Jahrh.
(LXXVII1 S. mit 1 color. Facsimiletafel).
1282. Tappius Lunensis, Eberhard, Waidwerck vnd Federspiel. Von der
Häbichen vnnd Falcken natur | art | vnnd eygenthumb | wie mann sie be-
richten | gewehnen | ätzen | vnnd v. allen jren kranckheyten soll er-
ledigen | Allen Häbich | vnnd Falcken tregein vast nötig vnnd zu wissen
nützlich. Zu Straßburgk bei M. Jacob Cammer Lander Anno 1542. 4.
(88 S. mit eingedr. Fig.) Stuttgart, Scheible. 5 M.
1283. Imhof, Rupert Freih. v., Beiträge zur Geschichte des salzburgischen
Jagdwesens aus archivalischeu Quellen gesammelt.
Mittheilungen d. Gesellschaft f. Salzburger Landeskunde 26, 129—179 u. 21'J
bis 307, und 27, 111-219 u. 409—517.
VI. ALTERTHÜMER UND KULTURGESCHICHTE. 347
1284. Kr eil, P. F., Jagd und Jagdgeräthe in alter Zeit.
Zs. d. bayer. Kunstgewerbevereins in München 1887, 9 u. 10.
1285. Ludwig, W., Vogelschutz im Mittelalter.
Monatsschrift d. deutscheu Vereins zum Schutze d. Vogelwelt, 12. Jahrg., Nr. 10.
1286. Weinbau. — Reichelt, Weinbau (Bibl. 1885, Nr. 907).
Vgl. Anzeiger f. deutsches Alterthum 13, 126 (Steinmeyer).
128G\ Bergbau. — Gothein, Eberhard, Beiträge zur Geschichte des Berg-
baues im Schwarzwald.
Zs. f. d. Gesch. d. Oberrheins N. F. II, 385—448.
1287. Zirkel, zur Geschichte des sächsischen Bergbaues.
Zs. f. Bergrecht 38, H. 3.
s. Nr. 1494 ff.
1288. Gartenbau. — Mangin, A., Histoire des jardins anciens et modernes.
4. (384 S.) Tours, Marne et fils.
1289. Schriftwesen und Buchdruck. — Archiv für Geschichte des deut-
schen Buchhandels. Herausgegeben von der Historischen Commission des
Börsenvereins der deutschen Buchhändler. Bd. X. Leipzig 1886. Publi-
cationen des Börsenvereins der deutschen Buchhändler.
1290. Centralblatt für Bibli oth eks wesen. Herausg. von 0. Hart wi g.
IV. Jahrgang. 12 Hefte. Leipzig 1887. 16 M.
1291. Paoli-Lohmeyer, lat. Paläographie (Bibl. 1886, Nr. 1235).
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 362 (Pfaff).
1292. Wattenbach, lat. Paläographie (Bibl. 1886, Nr. 1237).
Vgl. N. pbilol. Rundschau 1887, 126 f. (Rueß); Philol. Anzeiger 1887, 425 bis
428 (Schwenke).
1293. Arndt, W., Schrifttafeln zur Erlernung der lateinischen Paläographie.
2. Aufl. 1. Heft. gr. 4. Berlin 1887, G. Grote.
1294. Album paleogr aphiqu e ou Recueil de documents importants
relatifs ä l'histoire et ä la litterature nationale, reproduits en heliogra-
vure d'apres les originaux des Bibliotheques et des Archives de la France,
avec des notes explicatives par la Societe de l'Ecole des Chartes. gr. fol.
(XII, 50 Tafeln mit 50 S. Text). Paris 1887, Quantin. 150 fr.
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 1140 f. (Wattenbach).
1295. Recueil de fac-similes ä l'usage de l'ecole des chartes. le — 4e serie
ä 25 planches et texte in-fol. dans un carton. Paris 1880 — 87, Picard.
25 fr.
Vgl. Centralblatt f. Bibliothekswesen 4, H. 10 (P. Gabriel Meyer).
1296. Lecoy de la Marche, A., l'art d'enluminem-, manuel technique du
XIVC siecle. 8. (39 S.) Nogent-le-Rotrou. Aus: Mcmoires de la Societe
nationale des antiquaires de France, T. 47.
1297. Rimbaud, A., les illuminations, notice par Paul Verlaine. 8.
(103 S.) Paris, aux publications de la Vogue.
1298. Neuwirth, Joseph, Studien zur Geschichte der Miniaturmalerei in
Österreich. Wiener Sitzungsberichte Bd. 113, H. 1 und separat, Lex.-8.
(85 S.) Wien, Gerold's Sohn in Comm. 1,20 M.
Vgl. Mittheilungen d. Instituts f. österreichische Geschichtsforschung 8, E. i:
Allgemeine Kunstchronik 11, 5.
s. Nr. 1762.
1299. Beißel, Bilder der Hs. des Kaisers Otto (Bibl. 1886, Nr. 1242).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 722—724 (Fr. Schneider).
348 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
1300. Die Bilder der ottonischen Evangelienhandschrift dea Münsters zu
Aachen.
Zs. f. bildende Kunst 22, 9.
1301. Leitschuh, Franz Friedr. , die Bambergische Halsgerichtsordnung.
Ein Beitrag zur Geschichte der Bücherillustration, gr. 8. (26 S.) Stuttgart
1886 (Bamberg, Hübscher). 0,60 M. Sonderabdruck aus dem Repertorium
für Kunstwissenschaft.
1302. Über die Lehenbücher der Kurfürsten u. Pfalzgrafen Friedrich I.
und Ludwig V. Zur 500jährigen Jubelfeier der Ruprecht-Karls-Universität
in Heidelberg überreicht vom großherzogl. Generallandesarchiv und der
badischen histor. Commission. 4. (21 S.) Karlsruhe, Druck der Buch- u.
Kunstdruckerei Doering, 1886.
Vgl. Anzeiger f. deutsches Alterthum 13, 411 (Kochendörffer).
1303. Hennen, das Missale der Trier'schen Erzdiöcese im 15. u. 16. Jahr-
hundert nebst Beiträgen zur Geschichte des Buchdrucks u. Buchhandels
im damaligen Trier.
Centralblatt f. Bibliothekswesen 4, H. 3 u. separat, gr. 8. (12 S.) Leipzig,
Harrassowitz.
1304. Berger, A., Psalterium von 1459. Ein bibliograph. Fund.
Österr. Literar. Centralblatt 1887, Nr. 9.
1305. Lecoy, les anciennes collections de manuscrits , leur formation et
leur installation.
Gazette des Beaux-Arts 1887, 1 Juillet ff.
1306. Loh er, F. v., Geschichte des Archivwesens in Deutschland.
Archivalische Zs. 12, 198—262.
1307. Meier, catalogi bibliotecarmm antiqui (Bibl. 1885, Nr. 915).
Vgl. Centralblatt f. Bibliothekswesen 4, H. 6 (P. G. Meier. — 2. Nachtrag;.
1308. Bartsch, K., aus alten Handschriftencatalogen.
Germania 32, 127 f. — Auszug aus G. Beckers 'Catalogi bibliothecarum anti-
qui' (Bibl. 1885, Nr. 915).
1309. Linde, Antonius v. d. , Geschichte der Erfindung der Buchdruck-
kunst. 3. (Schluß-) Bd. gr. 4. (S. 6 73—1048 m. Illustr.) Berlin 1886,
Asher & Co. 25 M.
Vgl. D. LH. Ztg. 1887, Sp. 5 f. (L. Müller); Centralblatt f. Bibliothekswesen 4,
H. 6; Academy Nr. 782—797 (Hesseis).
s. Nr. 1351.
1310. Gedenkblätter zur Gutenbergfeier am 50. Jahrestage der Errich-
tung d. Gutenbergdenkmals zu Mainz 14. Aug. 1837, hrsg. v. den ver-
einigten Mainzer Buchdruckern u. Buchhändlern 1887. gr. 4. (118 Bl. mit
Illustr.) Mainz, Diemer. 4 M.
1311. List, W., zur Straßburger Buchdruckergeschichte.
Centralblatt f. Bibliothekswesen 4, H. 7.
1312. Zernin, Ed., Beatus Murner, der älteste Frankfurter Buchdrucker.
D. Buchhändler-Akademie IV, S. 505—512.
1313. Hennen, die Buchdruckerkunst in Trier im 15. Jahrhundert nebst
Beiträgen zur Kölnischen Buchdruckergeschichte jener Zeit.
Centralblatt f. Bibliothekswesen 4. H. 6.
1314. Hennen, unbekannte und unzulänglich gewürdigte Marienthaler nebst
Beiträgen zur Zeitfolge der Marienthaler Preßerzeugnisse.
Centralblatt f. Bibliothekswesen 4, II. 8.
1315. Steiff, zur ältesten Buchdruckergeschichte.
Centralblatt f. Bibliothekswesen 4, H. 2.
VI. ALTERTHÜMER UND KULTURGESCHICHTE. 349
1316. Delisle, L. , deux notes sur des impressions du XVe siecle. I.
Voyages de Pierre Sehoiffer ä Paris.
Bihl. de l'ecole des Chartes 48, 633—638.
1317. Druckschriften d. 15. bis 18. Jahrh. in getreuen Nachbildungen,
hrsg. von der Direction der Reichsdruckerei unter Mitwirkung von F. Lipp-
mann und R. Dohme. 10. ( Schluß-) Heft. Ausg. A: mit Text in Schwa-
bacher. Fol. (10 Photolith. mit 8 S. Text.) Berlin, Leipzig, Brockhaus in
Comm. a 10 M. ; Ausg. B: mit Text in Antiqua ä 10 M.
1318. Ritter, F., ein Wiener Schriftmusterbuch aus dem 16. Jahrhundert
mit Miniaturmalereien.
Mittheil, des k. k. Österreich. Museums N. F. II, 5.
1319. Hase, Koberger (Bibl. 1886, Nr. 1263).
Vgl. Histor. Zs. 57, 468 f. (Stieda); Allgem. Zeitung 1886, Beilage Nr. 5.
1320. Kapp, Buchhandel (Bibl. 1886, Nr. 1268).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 965 f. (Stieda); Centralblatt f. Bibliothekswesen 4,
H. 1 (O. Hase; s. auch H. 3); Allgem. Zeitung 1886, Beilage Nr. 195—197 u.
1887, Nr. 52; Blätter f. literarische Unterhaltung 1886, Nr. 50 (Lotheisen).
1321. Eyssenhardt, F., zur Geschichte des Buchhandels.
Zs. f. allgem. Geschichte u. s. w. 1887, Nr. 7. — s. auch ebenda, Nr. 3.
1322. Hase, Osk. v. , die Entwicklung d. Buchgewerbes in Leipzig. Vor-
trag, geh. in der 28. Hauptversammlg. d. Vereins deutscher Ingenieure
zu Leipzig am 15. Aug. 1887. (In deutscher, französ. u. engl. Sprache.)
8. (56 S.) Leipzig, Hedeler. 1 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1575.
1323. Haus- und Burgenbau. — Henning, Haustypen (Bibl. 1886,
Nr. 1273), und Lasius, friesisches Bauernhaus (Bibl. 1886, Nr. 1274).
Vgl. Anzeiger f. deutsches Alterthum 13, 129 — 134 (M. Heyne).
1324. Virchow, R. , über das alte deutsche Haus.
Verhandlungen d. Berliner Gesellschaft für Anthropologie , Ethnologie und Ur-
geschichte 1887, 568—589.
1325. Schwartz, alte Hausanlagen.
Ebenda, S. 668—671.
1326. Müschner, M., das Spreewaldhaus.
Ebenda, S. 98—105.
1327. Die Entwicklung des deutschen Bauernhauses.
Wochenschritt f. Baukunde 1887, Nr. 32 u. 33.
1328. Na eh er, J. , die Burgen der rheinischen Pfalz. Ein Beitrag zur
Landeskunde u. mittelalterl. Kriegsbaukunst, enth. 14 Taf. mit 40 Burgen
nach den Selbstaufnahmen d. Verf. 4. (48 S.) Straßburg. Neustadt a/d.
H., Gottschick-Witter in Comm. 6 M.
1329. Pederzani-Weber , Julius, die Marienburg. Deutschlands erste
Culturstätte im Osten. 2. Aufl. 8. (HI, 147 S.) Berlin 1886, Friedrich
Nachfolger. 2 M.
1330. Piper, Otto, die Burgruine Stuer in Mecklenburg. Eine archäolog.
Studie. (Mit Grundriß.) gr. 8. (25 S.) Neubrandenburg, Brünslow. 0,75 M.
1331. Oertzen, C. , Geschichte der Burg Stargard in Mecklenburg, gr. 8.
(62 S.) Neubrandenburg, Brünslow. 1 M.
1332. Münzkunde. — Bibliographie im Numismatischen Litteraturblatt, her-
ausgegeben von M. Bahrfeldt. gr. 8. Stade (Hannover, Meyer) VIII. Jahr-
gang. 1887. 1,50 M., mit Anzeiger 3 M. — s. auch die Bibliographie
des Repertoriums für Kunstwissenschaft (unten Nr. 1335).
350 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
1333. Heraldik. — Der deutsche Herold. Zeitschrift für Heraldik, Sphra-
gistik und Genealogie. Red.: A. M. Hildebrandt. 18. Jahrgang. 1887.
12 Nummern, gr. 4. Berlin, Heymann. 12 M.
1334. Jahrbuch der k. k. heraldischen Gesellschaft „Adler" in Wien. 16.
Jahrgang der Zeitschrift, 13. Jahrgang des Jahrbuchs. Red.: Pöttickh
Graf von Pettenegg. 4. Wien 1886, Braumüller. 12 M.
1335. Siebmachers Wappenbuch (s. Bibl. 1886, Nr. 1290), 266—280.
Lief, k 6 M.
1336. Kunst. — Bibliographie im Repertorium f. Kunstwissenschaft, redigirt
von H. Janitschek. Bd. 10, H. 3 u. 4, Bd. 11, H. 2 u. 3 (s. Bibl. 1886.
Nr. 1295).
1337. Musik. — Musikalische Bibliographie, von F. Ascherson. Vierteljahr-
schrift f. Musikwissenschaft III, 610—642.
Niederländi seh.
1338. Pleyte, W., Nederlandsche oudheden van de vroegste tijden tot op
Karel den Groote. Afl. 13. 4. Leiden 1887, E. J. Brill.
1339. Winkler, Johan, Oud Nederland. 8. (367 S.) 's Grav. 1887, Ch.
Ewings. 3, 25 fl.
1340. Habets, J. , Overblijfscls van Romeinsche gebouwen met bad-en
verwarmingstoestel te Eloensbrock.
Verslagen en Mededeel. der Kon. Akad. van Wetensch. Afd. Lett. 3 R. IV.
S. 315—331.
1341. De Stuers, Victor, Getal Krypten in Nederland.
De Maasgouw V, 1021 f.
1342. Van Roetselaer, W. F. N., De Onze lieve vrouwe toren te
Amersfoort.
Oud Holland V, 127—142.
1343. Welvaarts, Th. J., Paaschkandelaar in de abdij te Postel, 12de eeuw
Tijdschrift voor Noordbrabantsche Geschiedenis, taal en letterkunJe II, 87 — 96.
1344. Van Griethuysen, Th. J., Gissingen omtrent Oosterhem, Rado-
boscote, den Rijn bij Ysselstein, de Lek bij Eiteren, de gouw Germepi,
Merchishem en Potarnem.
Bijdr. voor Vaderl. Geschied- ou Oudheidkunde 3. R. III, S. 277-292 (vgl.
Bijdr. voor Vad. Gesch. — en O. IV, S. 96 door J. U. Hofman).
1345. Beekmann, A. A., De strijd om het bestaan. Geschiedenis en tegen-
woordige Staat van de lagegronden van Nederland voor niet-technici 8.
(XII, 604 S.) Zutpken 1887, W. J. Thieme. 3,75 fl.
1346. Booms, P. G., Het eeiste boek van Neerlands Krijgsgeschiedenis.
De Batavieren, Caninefaten en Friezen onder en tegen Rome. 8. (VIII,
250 S.) 's Grav. 1887, Gebr. van Cleef. 2,40 fl.
1347. Van Vlijmen, B. R. F., Het Bataafsch voetvolk. Krijgshistorische
proeve. 8. (102 S.) Nymegen 1887. H. C. A. Thieme. 1,25 fl.
1348. Alberdingk Thijm, P. P. M., Geschichte der Wohlthätigkeitsan-
stalten in Belgien von Karl dem Großen bis zum 16. Jahrh. Von der
belg. Akad. gekröntes Werk. gr. 8. (IV, 207 S.) Freiburg i. B., Herder. 4 M.
1349. Mulleneers, J. L., De scheepvaart in Limburg in de 16e en 17e
eeuw, benevens bijzonderheden over Maasschippers, handel, zeden en rechts-
wezen.
Publications de la Soci6te historique et archeologique dans le dache de Lim-
bourg 1887.
VT. ALTERTHÜMER UND KULTURGESCHICHTE. 351
1349". Blök, P. J., De financien van het graafschap Holland.
Bijdr. voor Vaderl. Geschied- en Oudheidkunde 3 R. III, S. 36—131.
1350. Hezenmans, J. C. A., De comanderij der Duitsche Orde te Vucht
met een aanhangsel over die te Gemert. (Mit ungedruckten Urkunden) 8.
's Hertogenbosch 1887, Gebr. Muller. — Werken van het Prov. Genoot-
schap van Künsten en Wetensch. in Noord-Brabant. N. R. Nr. 2.
1351. Van der Linde, A., Bijdrage tot de geschiedenis der Boekdrukkunst.
8. (16 S.) Gent 1887, Leliaert et Siffer. 0,75 fr.
1352. Van Someren, A. E. C, Boeken en Boekhandel in de Oude
Wereld en de Middeleeuwen.
Noord en Zuid 10, Nr. 1.
1353. Vorsterman van Oyen, A. A., Stam- en Wapenboek van aanzien-
lijke Nederl. familien, met geneal. en herald, aanteekeningen. Lief. 17 — 19.
fol. 's-Grav. 1887. Gen. Herald. Archief.
1354. Rietstop, J. B., Wapenboek van den Nederlandschen Adel, met
geneal. en herald, aanteekeningen. Schlusslief. (27) fol. Groningen 1887,
Wolters.
1355. Kalff, G., Een Overysselsch Album Amicorum der 16de eeuw.
Oud Holland V (Amsterdam 1887, Binger). S. 25—32.
1356. Acquoy, J. G. R. , Een damesgild tot het houden van een jaar-
lijkschen maaltijd.
Handel- en Mededeel. v. d. Maatsch. der Nederl. Letterkunde 1887, 72—83.
135 7. Pols, M. S., De onechtheid van den Giftbrief van Graaf Dirk V
van Holland van 1083.
Bijdr. voor Vaderl. Geschied — en Oudheidkunde 3 R. IV, S. 128—152.
Englisch.
Bibliographie: Berliner Jahresbericht (oben Nr. 95), S. 178 — 204.
1358. The Journal of the British Archaeological Association. Vol. 43.
London 1887.
1359. The Archaeological Journal, Vol. 43, London 1887.
1360. Archaeologia Cambrensis, the Journal of the Cambrian Archaeolo-
gical Association. V. S. Vol. III u. IV. London 1886 u. 1887.
1361. Archaeolgia Aeliana: or miscellaneous tracts relating to antiquity,
published by the Society of Antiquaries of Newcastle-upon-Tyne. N. S.
Vol. XI u. XII. Newcastle 1886 u. 1887.
1362. Catalogue of the Inscribed and Sculptured Stones of the Roman
Period Belonging to the Society of Antiquaries in Newcastle-upon-Tyne.
New edition. Newcastle, Reid.
Vgl. The Archaeological Journal 43, 459.
1363. Hunnewell, James F., England's Chronicle in Stone. London, Murray.
Nr. 1362 f. aus: Berliner Jahresbericht 1887, XVI, Nr. 112 u. 118.
1364. Vatke, Th., Culturbilder aus Alt-England, gr. 8. (XVI, 326 S. m.
1 Holzschn.) Berlin, R. Kühn. 5 M.
1365. Schaible, Geschichte der Deutschen in England (Bibl. 1886,
Nr. 1340).
Vgl. Englische Studien 10, 438—453 (Hager).
1366. Goldschmidt, Juden in England (Bibl. 18S6, Nr. 1341).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 491 f. (A. Br.).
352 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
1367. Price, Guildhall (Bibl. 1886, Nr. 1350).
Vgl. Academy Nr. 767 (Elton) ; Journal of rhe British Archaeolog. Association
43, 403 ff.; English Historial Rev. 1888, 154.
1368. Bain, E., Merchant and Craft Guilds, a History of the Aberdeen
Incorporated Trades. Aberdeen, Edmond-Spark.
Vgl. Athenäum 1887, II, 889.
1369. M ekler, R., Beiträge zur Entwicklungsgeschichte und Charakteristik
des englichen Schulwesens (68 S.). Leipziger Dissertation.
1370. Painter, F. V. N. , A History of education. 12. London (New- York)
1886. 7 sh. 6 d.
1371. Compayre, Gabriel, the history of pedagogy. Translated with an
introduction , notes and an index by W. H. Payne. 12. (XXVI. 592 S.)
Boston 1886.
1372. Laurie, S., Lectures on the rise an early constitutions of Univer-
sities. 8. (504 S.) London, Kegan Paul.
1873. Lyte, H. C. Maxwell, A History of the University of Oxford, from
the earliest times to the year 1530. 8. (504 S.) London, Macmillan. 16 sh.
1374. Brodrick, G. C, A History of the University of Oxford (234 S.).
London, Longmans. 2 sh. 6 d.
1375. Stedman, A. M., Oxford: its Life and Schools. (356 S.) London,
Bell & Sons. 7 sh. 6 d.
Vgl. Athenäum Nr. 3125.
1375a. Bouchot, H., The Printed Book: Its History, Illustration and
Adornment, from the Days of Gutenberg to the Present Time. Translated
and enlarged by Edward C. Bigmore 8. (314 S. u. viele Illustrationen)
London, Grevel.
1376. Reed, T. B., A History of the Old English Letter Foundries, with
Notes, Historical and Biographical, or the Rise and Progress of Engiish
Typography. London, Stock.
Vgl Athenäum Nr. 3109.
1377. Delmar, A., Money and Civilization, or, A History of the Mone-
tary Laws and Systems of Various States since the Dark Ages and their
Influence on Civilization. 8. (458 S.) London, Bell & Sons. 14 sh.
1378. John Flinth South, Memorials of the Craft of Surgery in England.
Edited by D'Arcy Power. With an Introduction by Sir James Paget.
London, Cassell.
Vgl. Athenäum Nr. 3129.
1379. Bickerdyke, J., The Curiosities of Ale and Beer: An entertaining
History. London, Field & Tuer.
Vgl. Athenäum Nr. 3082.
s. Nr. 1148".
1380. Rib ton -Turn er, C. J., a history of vagrants and vagrancy and
beggars and begging. 8. (734 S.) London, Chapman. 21 sh.
Vgl. Academy Nr. 807; Athenäum Nr. 3116.
Nordisch.
1381. Aarböger for nordisk Oldkyndighed oy Historie. II. Räkke, 2. Bind.
Kopenhagen 1887.
1382. Memoiresdelasocieteroyaledesantiquairesdu Nord. Kopenhagen 1887.
VI. ALTERTHÜMER UND KULTURGESCHICHTE. 353
1383. Antiqvarisk tidskrift för Sverige, utgifven af Kongl. vitterhets
historie och antiqvitetsakademien genom H. Hildebrand. D. IX, H. 1 u. 2.
1384. Kongl. vitterhets historie och antiqvitetsakademiens mänadsblad.
10. Jahrgang. Stockholm 188 7.
1385. Svensk'a fornminnesföreningens tidskrift. Bd. VI, H. 3. Stockholm 1887.
1386. Bidrag tili kännedom om Göteborgs och Bohusläns fornminnen och
historia. H. 13 u. 14. Göteborg 1887.
1387. Foreningen til norske Fortidsmindesmärkers Bevaring. Aarsberet-
ning for 1886. Kristiania 1887.
1388. irbök hins islenzka fornleifafelags 1885/86. gr. 8. (IV, 79 S.)
Reykjavik 1887.
1389. Finska fornminnesföreningens tidskrift VIII u. IX. Helsingfors 1887.
1390. Worsaae, J. J. A., The Pre-history of the North: Based on Con-
temporary Memorials. Transladet, with a brief Memoir of the Author, by
H. F. Morland Simpson. 8. (316 S.) London, Trübner.
Vgl. Athenäum Nr. 3119.
1390a. Dreyer, V., Danmarks Forhistorie i Omrids. Stenalderen. 8. (32 S.)
Kopenhagen 1887. 0,20 Kr.
1391. Seelmann, W., Die Bewohner Dänemarks und Schönens vor dem
Eindringen der Dänen.
Nd. Jahrbuch 12, 28—39.
s. Nr. 1037.
1392. Über die Einwanderung unserer Vorfahren in den Norden. Von
Dr. Oskar Montelius. Om vara förfäders invandring tili Norden (Separat-
abdruck aus Nord, Tidskrift 1884). Übersetzt von J. Mestorf.
Archiv f. Anthropologie XVII, 151 — 160.
1393. Auszug und 3 Tafelnachbildungen aus Oskar Montelius: Die Fibeln
des Bronzealters und des ersten Eisenalters (Spannen frän bronsaldern
och ur dem närmast utvecklade former) Antiquarisk Tidskrift för Sverige.
Genom Hans Hildebrand. 7 Delen. Stockholm 1880—1882, S. 1—194.
Archiv f. Anthropologie XVII. 161—165.
1394. Montelius, O., The national historical museum Stockholm. A guide
to the collection, issued by the royal academy of literature, history, and
antiquities. Translated from the 5th swedish edition by Charles H. Derby.
8. (6-|-148 + 2 S.) Stockholm 1887. 2 Kr.
1395. Lieb recht, Felix, das nordische Museum.
Germania 32, 376—382.
1396. Undset, le pr^historique Scandinave.
Revue d'anthropologie, Mai.
1397. Undset, J., Nordisk og mellemeuropasisk arkaeologi. En forelaesning.
Nyt Tidsskrift 1887, 363—383.
1398. Hausen, R. , Anteckningar gjorda under en antiqvarisk forsknings-
resa sommaren 1876 i Östra Nyland. 8. (IV, 123 S. u. 12 Tafeln)
Helsingfors 1887. S. A. aus: Bidrag tili kännedom om Finlands natur
och folk, H. 44.
1399. Karlin, G. J., Kulturhistoriskt museum i Lund. Vägledning för
besökande. 8. (60 S.) Lund 1888. 0,40 Kr.
1400. Undset, J. , Kort beskrivelse of Vikingeskibet fra Gokstad. Veiled-
ning for besagende. 8. (15 S.) Kristiania 1887, Cammermayer. 0,20 Kr.
GERMANIA. Neue Beine XXIV. (XXXVI.) Jahrg. 24
354 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
1401. Undset, J., A short guide for the use of visitors to the Vikingship
to Gokstad. 8. (16 S.) Kristiania 1887, Cammermeyer 0,40 Kr.
1402. L orange, A., Storhaugen paa Karmwen. Nyt Skibfund fra Vikinge-
tiden. 8. (16 S. u. 1 Tafel).
Bergens Museum Aarsberetning 1887, IV.
1403. Kje kkeii-Medding, von Japetus Steenstrup.
Allgem. Encyklopädie von Ersch u. Gruber, II. Section, Theil 36, 8. 336—344.
1404. Brenner, Karte des Olaus Magnus (Bibl. 1886, Sp. 1405).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 12 f.; D. Lit. Zeitung 1887, Sj>. 8(38 f. (Partsch).
1405. Schirmer, H. M., Femti daterede norbke bygninger fra middelalderen
opferte i tiden 996 — 1531. Med en plancbe. 8. (32 S.) Kristiania 1887,
Cammermeyer. 2 Kr.
1406. Dietrichson, L. , Ejendommelighederne ved stavekirkernes con-
struktion. Et capitel af de norske stavekkers historie I, II.
Nordisk Tidskrift utg. af Letterstedtska föieniugen 1887, S. 37 — 47 u. 99 — 117.
1407. Dietrichson, L., Sammenlignende Fortegnelse over Norges Kirke-
bygninger i Middelalderen og Nutiden.
Theologisk Tidsskrift for den evaugel.-luthersche Kirke i Norge R. III., B. 2,
1 — 51, 273—319 u. 465—512.
1408. Jönsson, Janus, Um Klaustrin a Islandi.
Timarit. hins fslenzka bökmentafjelags 1887, 174 — 265.
1409. Thorsten, Stänghugg, Berättelse frän Östra Island. Försvenskad
af O. W. Älund.
Rvenska illustrerade Familj -Journalen 1887.
1409a. Andeison, R. B., Amerikas ferste Opdagelse. Af Forfatterens gjen-
nemset og avtoriseret Oversättelse ved Fr. Winkel Hörn. 8. (XV, 80 S.)
Kopenhagen 1886. 1,50 Kr.
1410. Schirm er, H. M., Beliggenheden af Gardar paa Grönland.
Hist. Tidsskr. (norsk) II. S. 5, 412—417.
1411. Hildebrand, H., Om välgörenhet under medeltiden. III. Värden
om de fattige.
Svenska fornminnesföreningens tidskrift 6, 271 — 282.
1412. Olrik, Axel, Middelaldercns vandrende spillemaend i Norden og
deres visesang.
Opusfula philologica, Mindre afhandlinger, adg. af det philoL-hist. Samfund,
(S. 74 — 84 u. 265 f.) Kopenhagen, Klein.
1413. G[eete], R,., Drag af vära äldsta förfäders kultnr.
Svenska illustrerade Familj-jonrnalen 1887.
1414. En svensk boksamling 1598. (Efter original i Westinska Sämlingen
ä Upsala universitets bibliotek meddeladt af Eug. Lewenhaupt).
Samlaren 1887, S. 183 f.
1415. Lund, Tr., Danmarks og Norges Historie i Slutningen af det 16de
Aarhundrede. I. Indre Historie. 8. Bog. Dagligt Liv: Fedsel og Daab. 8.
Kopenhagen 1887, Reitzel.
1416. Bang, A.Chr., Udsigt over den norske Kirke under Katholicismen.
8. (2 -\- 363 S.) Kristiania 1887, Cammermeyer. 5 Kr.
VII. VERFASSUNG UND RECHT. 355
VIT. Verfassung und Recht.
1417. Übersicht der gesammten Staats- und rechtswissenschaftlichen Lit-
teratur des Jahres 1886, zusammengestellt von Otto Mühlbrecht. XIX. Jahr-
gang, gr. 8. (XXXIV, 258 S.) , XX. Jahrgang, gr. 8. (XXIX, 236 S.)
Berlin 1887 u. 1888, Puttkammer ü. Mühlbrecht. 6 M.
1418. T. 0. W ei gel s systematisches Verzeichniss der Hauptwerke der
deutschen Litteratur aus dem Gebiete der Rechts- und Staatswissenschaften
von 1820 — 1882. Bearbeitet von Gr. Mollat, unter Mitwirkung von O.
Wetzel. 4. (VI, 106 S.) Leipzig 1886, T. 0. Weigel. 4 M.
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887. Sp. 1542 — 44 (L. Müller); Centralblatt f. Rechts-
wissenschaft 7, 54 f. (v. Kirchenheim).
1419. Brunner, Heinrich, Deutsche Rechtsgeschichte. 1. Bd. gr. 8. (XII,
412 S.) Leipzig 1887, Duncker u. Humblot. 9,60 M. Systematisches
Handbuch der deutschen Rechtswissenschaft, herausgeg. von Karl Binding.
2. Abth., 1. Theil, 1. Bd.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 974 f. (Sohm); Göttinger gel. Anz. 1888,
S. 41 — 60 (v. Amira) ; Krit. Vierteljahrschrift f. Gesetzgebung und Rechtswissen-
schaft 29, 327 — 330 (Maurer); Jahrbuch f. Gesetzgebung 1887, 1325 f. (Schmol-
ler); Bibliotheque de l'Ecole des Chartes 48, 582 ff. (Ad. Tardif).
1420. Schröder, Rieh., Lehrbuch der deutschen Rechtsgeschichte, gr. 8.
(l.Abth. 256 S. mit eingedr. Abbildg. u. 4 Karten) Leipzig, Veit&Co. 16 M.
AVI. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1190 f.; D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1017 f. (Sohm).
1421. Siegel, Deutsche Rechtsgeschichte (Bibl. 1886, Nr. 1415).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 279—281 (Lehmann).
1422. Hub er, Eugen, System und Geschichte des schweizerischen Privat-
rechtes. 1. Bd. gr. 8. (XVIH, 767 S.) Basel 1886, Detloff. 10 M.
Vgl. Lit, Centralbl. 1887, Sp. 56 f.; D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 903 f. (König);
Göttinger gel. Anz. 1887, 151 f. (Ernst Mayer).
1423. Waitz, Urkunden zur D. Verfassungsgeschichte (Bibl. 1886, Nr. 1423).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 791 f. (Bresslau); Mittheilungen aus d. histor.
Litteratur 15, 201 (Hirsch).
1424. Löher, F. v., Deutsche Rechtsbildung. Münchener Sitzungsberichte,
philos.-philol. u. histor. Classe, 1886, H. 4.
1425. Bruns, Karl, die geschichtlichen Grundlagen der deutschen Rechts-
einheit.
Grenzboten 46, Nr. 17 — 19.
1426. Hoffmeister, W., das Königthum im altgermanischen Staatsleben,
gr. 4. (22 S.) Beigard 1886. (Leipzig, Fock) 0,75 M.
1427. Fustel de Coulanges, recherches (Bibl. 1886, Nr. 1429).
Vgl. Histor. Zs. 58, 501—508 (Erhardt).
1428. Havet, Questions merovingiennes. IV. Les chartes de Saint-Calais.
8. (99 S.) Paris 1887, Champion.
Vgl. Göttinger gel. Anz. 1887, 361—382 (Zeumer); Bibliotheque de l'Ecole des
Chartes 48, H. 1.
1429. Bresslau, Titel der Merovingerkönige und Pirenne, la formule N.
(Bibl. 1886, Nr. 1437 u. 1439).
Vgl. Bibliotheque de TEcole des Chartes 43, 127 (J. Havet) ; zu Pirenne vgl.
auch Gott. gel. Anz. 1887, 361—382 (Zeumer).
1430. Borch, L. v., zu dem Kaisertitel Ottos I.
Historisches Jahrbuch d. Görresgesellschaft VIII, H. 1.
24*
356 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
1431. Esmein, A., La chose jugee dans le droit de la monarchie franque.
N. Revue historique de droit francais et etranger 11, 545 — 557.
1432. Beaudouin, A.. La participation des hommes libres au jugement
dans le droit franc.
N. Revue historique de droit francais et etranger 11, 450 — 523 u. 657 — 651. —
Dazu Fustel de Coulanges, ebenda S. 758 — 775.
1433. Beaudouin, A., La convocation des hommes libres au tribunal Les
rachimbourgs.
N. Revue historique de droit francais et etranger 11, 500 ff., 557 ff.
1434. Brunner, H., die Herkunft der Schöffen.
Mittheilungen d. Instituts f. Österreich. Geschichtsforschung 8, 177 — 187.
1435. Brunn er, H., die Freilassung durch Schatzwurf.
Historische Aufsätze, dem Andenken an Georg Waitz gewidmet (Hannover,
Hahn), S. 55—72.
1436. Schröder, Gairethinx.
Zs. d. Savigny-Stiftung f. Rechtsgeschichte, VII, H. 2 (germanist. Abth. H. 1^.
1437. Schröder, der ostfälische Schultheiss und der holsteinische Overbode.
Zs. d. Savigny-Stiftung f. Rechtsgeschichte, VII, H. 2 (germanist. Abth. H. 1).
1438. Schröder, zur Kunde der deutschen Volksrechte.
Zs. d. Savigny-Stiftung f. Rechtsgeschichte VII, H. 2 (germanist. Abtheil. H. 1).
1439. Mayer, Entstehung der lex Ribuariorum (Bibl. 1886, Nr. 1442).
Vgl. D. Lit, Zeitung 1887, Sp. 617 f. (Lehmann); Krif. Vierteljahrsschrift f.
Gesetzgebung N. F. 29, Nr. 2 CBrunner).
1440. Gaudenzi, Augusto, Un' antica eompilazione di diritto romano e
visigoto, con alcuni frammenti delle leggi die Eurico, tratta da un mano-
scritto della biblioteco di Holkham. In: Documenti e studi pubblicati per
cura della R. deputazione di storia patria per le provincie die Romagna,
Vol. II (Bologna 1887).
Vgl. Bibliotheque de TEcole dos Chartes 48, 292 (Ad. Tardifj.
1441. Gaudenzi, die Entstehungszeit des Edictum Theoderici.
Zs. d. Savigny-Stiftung f. Reehtsgeschichte, VII, H. 2 (germanist. Abth. H. 1).
1442. Beaucbet. La loi de Vestrogothie.
N. Revue historique de droit francais 1887, H. 2 f.
1443. Zeumer, K., eine neuentdeckte westgothische Rechtsquelle.
N. Archiv f. ältere d. Gesch. 12, 387—400.
1444. Fustel de Coulanges, de la loi dite des Francs Chamaves.
Seances et travaux de l'Academie des sciences morales et politiques (Institut de
France) T. 127, 100—118.
1445. Lehmann, K., der Codex Paris, lat. nouv. acq. 204.
N. Archiv f. ältere d. Gesch. 12, 579 — 585. — Lex Alamannorum; Salic.a
emendata ; Bruchstück der lex Baioarioruni, Burgundionum u. s. w. — In dem
Bruchstück der lex Baioariorum ist. von einheimischen Recbtsausdriicken her-
vorzuheben: frilazt, wanlug, rewunli, hrewauntiva, etort.cartea.
1446. Zeumer, formulae (Bibl. 1886, Nr. 1447).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 23 f. (Sohm).
1447. Lange, H. O., En Codex redivivus af de marculfinske Formler.
Opuscula phiklogica. Mindre Afhandlinger, udg. af <let philol.-histor. Sarafund
(S. 39—5-'), Kopenhagen, Klein.
1448. St o uff, Etüde sur la formation des contrats par l'ecriture dans le
droit des formules du V au XIP siecle.
N. Revue historique de droit francais XI, H. 3.
1449. Posse, Otto, die Lehre v. den Privatlirkunden. Mit 40 Taf. nach
den photogr. Aufnahmen des Verf. in Lichtdr. ausgeführt, gr. 8. (VIII,
242 S.) Leipzig, Veit & Co. 36 M.
VII. VERFASSUNG UND RECHT. 357
1450. Hermann, Mobiliarvindication (Bibl. 1886, Nr. 1457").
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 104 f. (Lehmann); Ceutralblatt f. Rechtswissen-
schaft 6, 176 ff. (Brie).
1451. Schmidt, Recht des Überhangs (Bibl. 1886, Nr. 1458).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 644 f. (Pappenheim); Centralblatt f. Rechts-
wissenschaft 6, 176 ff. (Brie).
1452. Hammer, Schadenersatz (Bibl. 1886, Nr. 1460).
Vgl. Centralblatt f. Rechtswissenschaft 6, 176 ff. (Brie).
1453. Brink, Ludw., Bestellung der dinglichen Rechte an fremden Immo-
bilien im Mittelalter, gr. 8. (VII, 98 S.) Breslau, Koebner. 2 M.
1454. London, Paul, die Anefangsklage in ihrer ursprünglichen Bedeutung.
Aus dem Nachlasse d. Verf. hrsg. v. Max Pappenheim. gr. 8. (IX, 433 S.)
Breslau 1886, Koebner. UM.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 714 f.; D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1185-1187
(Lehmann); Centralblatt f. Rechtswissenschaft 6, 287 f. (Dargun).
1455. Brock, Julius, die Entstehung des Fehderechtes im deutschen
Reiche des Mittelalters. 4. (35 S.). 1887. Programm des Marien-Gymna-
siums zu Posen, Nr. 149. Berlin, Gärtner. 1,50 M.
s. Nr. 995a.
1456. Fuld, das Asylrecht im Alterthum und Mittelalter.
Zs. f. vergleichende Rechtswissenschaft 7, H. 1 u. 2.
1457. Brode, R., Freigrafschaft und Vehme.
Historische Aufsätze, dem Andenken an Georg Waitz gewidmet (Hannover,
Hahn), S. 377—388. — Nr. 1435 u. 1457 aus: Berliner Jahresbericht 1887,
IX, Nr. 20 u. 19.
Hexenprocesse s. Nr. 838 ff.
1458. Steffenhagen, Landrechtsglosse VI (Bibl. 1886, Nr. 1467).
Vgl. ü. Lit. Zeitung 1887, Sp. 245 f. (Laband).
1459. Steffenhagen, Emil, die Entwicklung der Landrechtsglosse des
Sachsenspiegels. VII. Der Glossenprolog. [Aus: „Sitzungsber. d. k. Akad.
d. Wiss."] Lex. 8. (43 S.) Wien 1886, Gerold's Sohn in Comm. 0,70 M.
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1249 f. (Laband).
1460. Steffenhagen, Emil, die Entwicklung der Landrechtsglosse des
Sachsenspiegels. VIII. u. IX. [Aus: „Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wiss."]
Lex. 8. Wien 1887, Gerold's Sohn in Comm. 1,80 M. (I— IX. 7,30 M.)
Inhalt: VIII. Verzeichnis* der Handschriften u. Drucke. (64 S.) 1 M.
IX. Die Überlieferung der Buch'schen Glosse. (51 S.) 0,80 M.
1461. Zallinger, Otto v., die Schöffenbarfreien d. Sachsenspiegels. Unter-
suchungen zur Geschichte der Standesverhältnisso in Deutschland, gr. 8.
(XH, 304 S.) Innsbruck, Wagner. 6,40 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 910—912 (Pappenheim); D. Lit. Zeitung 1887,
Sp. 1814 f. (R. Schröder); Centralblatt f. Rechtswissenschaft 6, 361 f. (Dargun).
1462. Borch, L. v., zu den Schöffenbarfreien des Sachsenspiegels.
Zs. d. Harzvereins 20, 555 — 560 u. separat, 7 S. Innsbruck 1887, Rauch.
1463. Hertel, Gustav, die Hallischen Schöffenbücber. 2. Theil (1401 bis
1460) gr. 8. (VIII, 639 S.) Halle 1887, Hendel. 14 M. Geschichtsquellen
der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, 14. Bd., 2. Th.
Vgl. Korrespondenzblatt d. Gesammtvereius d. deutschen Geschichts- u. Alter-
thumsvereine 1887, 150 f.
1464. Distel, Beiträge zur älteren Verfassungsgeschichte des Schöppen-
stuhls zu Leipzig.
Zs. d. Saviguy Stiftung f. Rechtsgeschichte, VII, H. 2 (germanist. Abth. H. 1).
358 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
1465. Richthofen, Gau Kinnem (Bibl. 1886, Nr. 1482).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 608; D. Lit. Zeitung 1887. Sp. 1452 (R. Schröder);
Histor. Zs. ö7, 140 (O. Harnack).
1466. Rechtsquellen des Kantons Graubünden, herausgeg. von R. Wagner
und L. R. v. Salis. 8. (XVI, 470 S.) Basel, Detloff. 12 M. Aus: Zs. f.
Schweiz. Recht.
1467. v. Salis, Rechtsquellen des Kautons Graubünden.
Zs. f. Schweiz. Recht 28, H. 2.
1468. Below, Georg v., zur Entstehung der deutschen Stadtverfassung.
Histor. Zs. 58, 193—244.
1469. Wolfstieg, Verfassungsgeschichte von Goslar (Bibl. 1886, Nr. 1473).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 541 f. (Pappenheim).
1470. Möller, Mittheilungen über das Gerichtswesen in den preußischen
Städten unter der Ordenszeit bis zum Anfange des 15. Jahrhunderts.
Zs. d. hist. Vereins f. d. Regierungsbezirk Marienwerder, II. 2t.
1471. Petong, Richard, die Stadtmark. Dirschau in rechtsgeschichtlicher
Hinsicht.
Altpreußische Monatschrift 24, 637 — 647.
1472. Woltersdorf, Th., die Rechtsverhältnisse der Greifswalder Pfarr-
kirchen im Mittelalter, nach den Quellen untersucht. [Vereinsschrift der
Rügisch-Pommer'schen Abtheilg. d. Gesellschaft f. Pommer'sche Geschichte
und Alterthumskunde in Stralsund und Greifswald], gr. 8. (VII, 79 S.)
Greifswald 1888, Bindewald in Comm. 1,60 M.
1473. Stephan, Verfassungsgeschichte der Reichsstadt Mühlhausen in
Thüringen. 1. Theil, bis 1350. kl. 8. Sondershausen 1886, Eupel. 2 M.
1474. Brass, F., Verfassung und Verwaltung Würzburgs vom Beginne der
Stadt bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts. Dissert. (74 S.) Würzburg, Becker.
1475. Bisch off, Ferd., das Pettauer Stadtrecht vom Jahre 1376. [Aus:
„Sitzmigsber. d. k. Akad. d. Wiss.", Bd. 113]. Lex. 8. (52 S.) Wien,
Gerold's Sohn in Comm. 0,80 M.
1476. Primbs, K., das Lindauer Erbrecht.
Schriften d. Vereins f. Gesch. d. Bodensees u. seiner Umgebung 17, 73 — 77.
1477. Loeper, G. v., das Hausgesetz des Kurfürsten Albrecht Achilles
von Brandenburg.
1'. Rundschau 1887, Bd. 50, S. 355 — 364.
1478. Weisthümer. — Winter, Niederösterreichische Weisthümer (Bibl.
1886, Nr. 1515).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 183 f.; D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 458 f. (A. E.
Schönbach) ; Histor. Zs. 58, 160 f. (v. Krones).
1479. Birlinger, Anton, Weistümer.
Alemannia 15, 1 — 27. — Gaienhofen, BoHmgen.
1480. Birlinger, A., aus dem alten Dorfbuch zu Langenenslingen in
Hohenzollern.
Alemannia 15, 124 f.
1481. Sauer, Weisthum der Vogtei Weidenhan.
Annalen des Vereins für Nassauische Alterthumskunde 20, S. 52 S.
1482. Weistum über die Dienste der freien Höfe in der Bürgerschaft
Düsseldorf, 1494.
Zs. d. Bergischen Geschichtsvereins 23, 248.
1483. Herrenschneider, A., aus dem Gemeindebuch von Dorf Weier.
Jahrb. f. Gesch., Sprache u. Lit. Elsaß-Lothringens 3, 77 — 80.
VIT. VERFASSUNG UND RECHT. 359
1484. Stehle, Bruno, Stadtordnung von Wattweiler im OberelsaL*.
Jahrb. f. Gesch., Sprache u. Lit. Elsaß-Lothringens 3, 57 — 64.
1485. Lempfrid, Heinrich, Beamten- und Bürgereide des St. Amarinthales.
.Jahrb. f. Gesch., Sprache u. Lit. Elsaß-Lothringens 3, 65 — 76.
i486. Pick, R., aus dem Aachener Stadtarchiv. 1. Heft. gr. 8. (40 S.).
Bonn. Habicht. 1 M. Aus : Zs. d. Aachener Geschichtsvereins. (Verpflich-
tungsurkunden städtischer Beamten, 1458 — 1507).
1487. Eppelheimer Gerichtsbücher, von E. Wr.
Quartalblätter d. histor. Vereins f. d. Großherzogthum Hessen 1887, 157 f.
Stände, Zünfte, s. Nr. 1167 ff.
1488. Gierke, Otto, der Humor im deutschen Recht. 2 Aufl. gr. 8. (82 S.)
Berlin, Weidmann. 2,40 M.
Vgl. 1). l.it. Zeitung 1887, Sp. 1668 f. (K. Sehröder); Centralblatt f. Rechts-
wissenschaft 6, 245 f. (v. Orelli).
1 189. Colin, G.. Deutsches Recht im Munde des Volkes. Vortrag. 40 S.
Frankfurt a. M., Knauer. Abdruck aus: Berichte des Freien deutschen
Hochstifts.
1490. Thümmel, Konrad, Aus der Symbolik des altdeutschen Bauern-
rechts, gr. 8. (44 S.) Hamburg 1887, J. F. Richter. 1 M. — Sammlung
gemeinverständl. wissenschaftl. Vorträge, herausgeg. von R. Vircbow und
F. v. Holtzendorff. N. F. 2. Jahrg., 4. Heft.
1491. Rochholz. E. L., Herd und Ofen, oder Feuerstattschilling und
Rauchzinshuhn.
Argovia 18, 107 — 122 und separat, gr. 8. Aarau. Sauerländer.
1492. Stürler, M. v., Wunn und Weid.
Archiv d. histor. Vereins d. Kantons Bern 12, 131 — 102. — Wunu' die Friih-
lingsweide, 'Weid' Herbstweide.
1493. Roth v. Sehr ecken stein, Karl Heinr. Freiherr, zur rechtlichen
Bedeutung des Wortes „nobilis".
Zs. f. d. Gesch. d. Oberrheins N. F. II, 28S — 302.
1494. Leuthold, C. E., das österreichische Bergrecht in seinen Grund-
zügen dargestellt. 8. (LX, 278 S.) Prag, Tempsky. 4,80 M.
Abschnitt 2 enthält nach Centralblatt f. Rechtswissenschaft 6, 438 — 441 (Schuster)
e. geschichtliche Entwicklung des österr. Bergrecht-.
1495. Ermisch, Hub., das sächsische Bergrecht d. Mittelalters. Mit 1 Taf.
gr. 8. (CLXIV, 249 S.) Leipzig, Giesecke & Devrient. 9,60 M.
Vgl. Korrespondenzblatt d. Gesammtvereins d. deutschen Geschichts- u. Alter-
thumsvereine 1887. 150.
1496. Trenkle, J., Bergordnung des Kaisers Maximilian vom Jahre 1517.
Schau in's Land, 14. Jahrgang, S. 18 — 25.
s. Nr. 1286».
1497. de Fora s, le droit du seigneur au moyen äge, etude critique et
historique. 8. (XIX, 283 S.) Chambery, Perrin.
1498. Schmidt, slavische Geschichtsquellen (Bibl. 1886, Nr. 1524).
Vgl. Histor. Zs. 57, 370 f. (Pappenheim)
1499. v. Below, landständische Verfassung in Jülich (Bibl. 1886. Nr. 1528).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 500—502 (Liesegang); D. Lit. Zeitung 1887,
Sp. 308 — 310 (Lamprecht), dazu Entgegnungen von v. Below u. Lamprecht,
ebenda Sp. 437 f., 741 f. u. 107''; Histor. Zs. 57, 329 — 331 (ITarleß).
1500. Schellhaß, Königslager (Bibl. 1886, Nr. 1530).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1697 f. (v. Below); Mittheilungen aus d. histor.
Litteratur 16, 12 — 14 (W. Schultze).
360 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
1501. Weizsäcker, Pfalzgraf (Bibl. 1886, Nr. 1532).
Vgl. Lit, Centralblatt 1887, Sp. 1342 f. (W. A.); D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1275 f.
(Altmann); Mittheilungen aus d. histor. Litteratur 15, 227 ff. (Altmaun).
1502. Plischke, Rechtsverfahren (Bibl. 1886, Nr. 1538).
Vgl. Zs. f. d. Österreich. Gymnasien 1887, 448—455 (Bachmann).
1503. Zeisberg, H. R. v., über das Rechtsverfahren Rudolfs von Habs-
burg gegen Ottokar von Böhmen. Archiv f. Österreich. Geschichte 69,
1 — 49 und separat, gr. 8. (49 S.) Wien 1887, Gerold's Sohn in Comm.
0,80 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1026; Revue critique 21, Nr. 32.
1504. Wyneken, Wilh., die Landfrieden in Deutschland von Rudolf von
Habsburg bis Heinrich VII. Inaugural-Dissertation. gr. 8. (102 S.) Naum-
burg. (Hannover, Cruse.) 1 M.
1505. Quidde, L., Studien zur Geschichte des rheinischen Landfriedens-
bundes von 1254.
Mittheilungen an die Mitglieder des Vereins f. Geschichte u. Alterthumskunde
in Frankfurt a. M. 7, 147 — 199.
1506. Quidde, L., über das Kurfürstenkolleg im 14. Jahrhundert und die
goldene Bulle. Referat über einen Vortrag.
Mittheilungen an die Mitglieder des Vereins f. Geschichte u. Alterthumskunde
in Frankfurt a. M. 7, 124—127.
1507. Seeliger, G. , Kanzleistudien. I. Die Kurmainzische Verwaltung
der Reichskanzlei in den Jahren 1471 — 1475.
Mittheilungen d. Instituts f. Österreich. Geschichtsforschung 8, H. 1.
1508. Bruder, Finanzpolitik (Bibl. 1886, Nr. 1540).
Vgl. Lit. Centralblatt 1870, Sp. 78 f. (Liesegang).
1509. Fellner, Th., zur Geschichte der österreichischen Centralverwaltung
(1493—1848). I.
Mittheilungen d. Instituts f. Österreich. Geschichtsforschung 8, H. 2.
1509a. Schalk, K, Quellenbeiträge zur älteren niederösterreichischen Ver-
waltungs- und Wirtschaftsgeschichte.
Bl. d. Vereins f. Landeskunde von Niederösterreich N. F. 21, 433 — 489.
1510. Rosenthal, Ed., die Behördenorganisation Kaiser Ferdinands I.
Das Vorbild der Verwaltungsorganisation in den deutschen Territorien.
Ein Beitrag zur Geschichte d. Verwaltungsrechts. Nach archival. Quellen.
[Aus: „Archiv f. österr. Geschichte".] Lex. 8. (266 S.) Wien, Gerold's
Sohn in Comm. 4 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1112 f. (-ng).
1511. Krauske, Diplomatie (Bibl. 1886, Nr. 1544).
Vgl. Histor. Zs. 58, 366 f. (Flathe).
1512. Nissl, Gerichtsstand des Klerus (Bibl. 1886, Nr. 1545).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 818—815 (-ng) ; Mittheilungen d. Instituts f.
Österreich. Geschichtsforschung 8, H. 2 (Luschin v. Ebengreuth); Archiv f.
kathol. Kirchenrecht 1887, H. 1 (Vering).
1513. Fitting, über neue Beiträge zur Geschichte der Rechtswissenschaft
im früheren Mittelalter.
Zs. d. Savigny-Stiftung f. Rechtsgeschickte, Rom. Abtheil. VII, H. 2.
1514. Burckhard, H., Andreas Gaill. Festrede zur Feier des 305. Stif-
tungstages der kgl. Julius-Maximilians-Universität, gehalten am 3. Januar
1887. 4. (56 S.) Würzburg, Thein'sche Druckerei.
Vgl. Centralblatt f. Rechtswissenschaft 6, 284—286 (M. Riimolin).
VII. VERFASSUNG UND RECHT. 361
Ni e derländisch.
1515. Vereeniging tot beoefening van Overysselseh regt en geschiedenis.
8. Zwolle 1887, J. J. Tijl.
Darin: Overysselsche stad-dijk-en markeregten I, 7: Stadregt van Ootmarsum
— I, 8: Stadregt van Ommen (uitg. door A. Telting) — II, 8: Dijkregt van
de zeedijken van Vollenhoven, Wauneperven en Ysselham.
1516. Der Stede Kuerboek van Haerlem, bewerkt door A. J. Eschede en
C. J. Gönnet, 's Grav. 1887, Nijhoff. Pergamentband.
1517. Fruin, R., Over waarheid, kenning en zeventuig in de reehtspleging
van Holland en Zeeland.
Bijdr. voor Vaderl. Geschied- en Oudheidkunde 3 R.IV, S. 1 — 67. —Vgl. Verslagen
en Mededeel. der Kon. Akad. van Wetenschapen, Afd. Lett. 3 R. IV, S. 244— 246.
1518. Fruin, R., Over zoenen en vreden in Holland, Zeeland en Utrecht.
Bijdr. voor Vaderl. Geschied-en Oudheidkunde 3 R. III, S. 169—216.
1519. Fruin, R., Over het jaargeding in Holland en Zeeland gedurende
de latere middeneeuwen.
Bijdr. voor Vaderl. Geschied-en Oudheidkunde 3 R. IV, S. 97—119.
1520. Fockema Andreae, S. J. , De gezamende hand naar de oud-neder-
landsche rechten.
Verslagen en Mededeel. der Kon. Akad. van Wetensch. Afd. Lett. 3 R. IV,
S. 15—66.
1521. Bennecke, Strafverfahren (Bibl. 1886, Nr. 1566).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, 351 f. (Loening); Centralblatt f. Rechtswissenschaft 6,
187 f. (Ullmaun).
s. Stallaert, Nr. 448.
Englisch.
1522. Gneist, R, The English Parliament in its transformations through
a thousand years. Transladet by R. J. Shee. 8. (420 S.) London, Grevel,
Boston, Little-Brown. 10 sh. 6 d.
Vgl. Athenäum Nr. 3097; Academy Nr. 774; English Histor. Revew 1887, 559
(Boase), 1888, 1 (Prothero).
1523. Gneist, R., The Student's History of the English Parliament in its
transformations through a thousand years. Populär account of the growth
and development of the English Constitution from 800 to 1887. By A.
H. Keane. 8. (XXIX, 462 S.) London, Grevel. 9 sh. u. New- York, G. P.
Putnam's Sons (26 -f 462 S.) 3 Doli.
1524. Todd, Alph., on parliamentary government in England: Its origin,
development and practical Operation. 2"d ed. 2 Bde. (870 S.) London,
Longmans. 24 sh.
1525. Boutmy, E., le developpement de la Constitution et de la societe
politique en Angleterre. 8. (348 S.) Paris 1887, Plön, Nourrit et Cie.
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1559 f. (Laband); Revue ctitique 21, Nr. 44.
1526. Feilden, a short constitutional history of England. 2nd ed. (340 S.)
Oxford, Blackwell. 6 sh.
15l'7. Seebohm, englische Dorfgemeinde (Bibl. 1886, Nr. 1579).
Vgl. Histor. Zs. 57, 340—351 (Erhardt).
1528. Scrutton, T. E., Commons and common fields; or, the history and
policy of the laws relating to commons and enclosures in England. 8.
(188 S.) Cambridge, University Press. 10 sh. 6 d.
362 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
1529. Scrutton, T. E., The origin of the rights of coramou.
T1h> Law Quarleily Review 1887, Nr. 12.
1530. Maine. H. S.. Anrient Law: Its Connection with the Early History
of Society and its Relation to Modern Ideas. 2"' ed. 8. (386 S.) London,
Murray. 1 2 sh.
1531. Lieb er mann, F., Gerefa.
Anglia 9, '251—266.
Nordisch.
1532. Lehmann, K., Verzeichniss der Litteratur der nordgermanischen
Rechtsgeschichte.
Zs. d. Savigny-Stiftung f. Rechtsgeschichte, VII, 205 — 234. — Vgl. Lit. Blatt
1887, Sp. 249 — 255 (v. Amira). dazu Erklärung von Lehmann, D. Lit. Zeitung
1887, Sp. 1071.
1533. Lehmann, Königsfriede (Bibl. 1886, Nr. 1587).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1765 f.; Histor. Zs. 58, 175 f. (Pappenlieim i ;
Tidsskr. f. Retsvidsk. 1888, 153—156 (E. Hertzberg).
1534. Picker, Julius, über nähere Verwandtschaft zwischen gothisch-spani-
schem und nordisch-isländischem Recht. 8. (88 S.) Innsbruck 1887. Aus:
Mittheilungen d. Instituts f. Österreich. Geschichtsforschung, 2. Ergän-
zungsband.
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 1—4 (v. Amira).
1535. Maurer, Eingangsformel (Bibl. 1886, Nr. 1590).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1280 f. (Lehmann).
Maurer, Vopn und Vokn, s. Nr. 550.
153(i. Maurer, K., die Rechtsrichtung des älteren isländischen Rechtes,
in: Festgabe zum Doktorjubiläum des H. Geheimrat und Prof. Dr. J. W.
von Planck (München 1887, Kaiser), S. 119—149. — Dazu E. Hertz-
berg: Tidsskr. f. Retsvidsk. 1888, 152 f.
1537. Maurer, K., die Eintheilung des älteren Frostupingslög.
Histor. Tidsskr. (norsk) 2 R. VII, 203—235. — Dazu E. Hertzberg, Tidsskr.
f. Retsvidsk. 1888, 137 — 151.
1538. Amira, Karl v, zur Textgeschichte der Frostujnngsbok.
Germania 32, 129—164. — Dazu E. Hertzberg: Tidsskrit't f. Retsvidsk. 1888,
S. 137—151.
s. Nr. 2237 f.; Vestmannalag s. Nr. 539.
1539. Cederschiöld, G., Studier öfver isländska kyrkomaldagar fran fri-
statstiden.
/\arl'0ger f. nord. oldkyndighet 1887, 1 — 72.
1540. Taranger, A., om betydningen af heract og herads-kirkja i de aeldre
kristenretter.
Histor. Tidsskr. (norsk) 2 R. VI, 337-401. — Vgl. K. Maurer. Krit. Viertel-
jahrsehrift f. Gesetzgebung u. Rechtswissenschaft N. F. 12, 223 — 237.
1541. Ask, J., Om formaliteter vid kontrakt enligt romersk och svensk
förmögenhetsrätt. 4. (133 S.) Band 1887. Lunds Universitets Arsskrift
L886— 87.
1542. Svensk a riksdagsakter jämte andra handlingar, som höra tili stats-
författningens historia under tidehvarfvet 1521 — 1718. Första delen, med
understöd af statsmedel utgifven af Emil Hildebrand och Oscar Alin. 1.
1521—1544. 8. (XIV, 420 S.) Stockholm 1887, Norstedt & Söner. 10 Kr.
Vgl. Historisk Tidskr. (svensk) 1887, 25 (C. T. O.).
VII. VERFASSUNG UND RECHT. 363
1543. Sverges traktater med främmande magter jemte andra dit hörande
handlingar utgifne af 0. S. Eydberg. Fjerde delen. II, 1534 — 1560. 8.
(S. 161 — 328). Stockholm 1887, Norstedt & Söner.
1544. Konung Gustaf den förstes registratur. Med understöd af statsmedel
i tryck utgifvet af Riksarchivet genom V. Granlund. X. 1535. 8. (388 -f-
51 S.) Stockholm 1887, Norstedt & Söner. 7,50 Kr. Handlingar rörande
Sveriges historia, Ser. I.
1545. Rydberg, 0. S., Om det fran unionsmötet i Kalmar är 1397 beva-
rade dokumentet rörande de nordiska rikernas förening. 8. (102 S.) Stock-
holm 1886. 2,50 Kr. S. A. aus: Vitterhets Historie och Antiqvitets
Akademiens Handlingar XI.
1546. Pappenheim, altdänische Schutzgilden (Bibl. 1886, Nr. 1596).
Vgl. Lit. Ceiitralblatt 1887, Sp. 210—212 (O. G.); Zs. d. Savigny-Stiftung f.
Rechtsgeschichte 9, 220—223 (Hasse); Kritische Vierteljahrschrift f. Gesetz.
gebung u. Rechtswissenschaft N. F. 9, H. 3; Zs. f. Handelsrecht 32, 602—608
(Lehmann); Histor. Tidsskr. (dansk) 5 R. VI, 828-838 (Steenstrup).
1547. Maurer, K., das angebliche Vorkommen des Gesetzsprecheramtes in
Dänemark.
Sitzungsberichte d. k. bayer. Akademie d. Wissenschaften 1887, II, 363 — 390.
Dazu E. Hertzberg, Tidsskr. f. Retsvidsk. 1888, 151 f.
1547a. Hegel, K., über den Erbkauf in den dänischen Stadtrechten des
Mittelalters.
Sitzungsberichte der k. preuß. Akademie d. Wissenschaften 1887, 237 — 256.
1548. Steenstrup, J. C. H. R., fra hvilken tid cre vore aeldste laug?
Histor. Tidsskr. (dansk) 5 R. VI, 479—484.
1549. Steenstrup, J. C. H. R., nogle undersagelser om Fajstebondens
retsforhold i aeldre tid.
Histor. Tidsskr. (dansk) 5 R. VI, 655—714.
1550. Steenstrup, J. C. H. R., Vordneskabet hos den danske bonde.
Histor. Tidsskr. (dansk) 5 R. VI, 339.
1551. Nyrop, C, fra Roskilde Smedelavs Lade. Kopenhagen 1886.
1552. Corpus constitutionum Daniae. Forordninger, Recesser og andre
kongelige Breve, Danmarks Lovgivning vedkornmende 1558 — 1660, udg.
ved V. A. Secher, 1. Bd. Kopenhagen 1887—88.
Vgl. Tidsskr. f. Retsvidsk. 1888, 182—185 (Aubert); Ugeskr. f. Retsväs. 1888,
129—136, 817—824, 881—884, 1189 f. (L. Holberg).
1553. Er sie v, K., Aktstykker og Oplysninger til Rigsraadets og Stasnde-
medernes Historie i Kristian IV, s. Tid. Bd. 2, H. 1. Kopenhagen 1887.
1554. Danske Kirkelove samt Udvalg of andre Bestemmelser vedror. Kirken,
Skolen og de Fattiges Forsargelse, 1536 — 1683, udg. af H. F. Rerdam.
Kopenhagen 1884—1888.
1555. Kancelliets Brevbtfger, vedrorende Danmarks indre Forhold 1550
til 1560. Udg. ved C. F. Bricka. Kopenhagen 1885 — 1888, Reitzel.
Vgl. Lit. Ceiitralblatt 1887, Sp. 301 f.
1556. Secher, V. A., Vejledende Arkivregistraturer I: Danske Kancelli
og de dermed beslsegtede Institutionen 1513 — 1848.
Mf ddeleiser fra det kgl. Gehejmearkiv og det dermed forenede Kongerigets
Arkiv for 1883—1885, S. 65—303. u. separat, Kopenhagen 1886.
1557. Norske Regnskaber og Jordeboger fra det 16de Aarhuudrede (1514
til 15211. Udgivne for det norske historiske Kildeskriftfond ved H. J.
Huitfeldt-Kaas. B. I., H. 2, 8. (S. 329—795). Kristiania 1887. 3 Kr.
364 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
VIII. Litteratur und Sprachdenkmäler.
1558. Seh er r, Johannes, allgemeine Geschichte der Litteratur. Ein Hand-
buch in 2 Bänden, umfassend die natinnallitterar. Entwickelung sämmt-
licher Völker des Erdkreises. 7. Aufl. 1.— 10. Lief. gr. 8. (I. Bd., VIII
u. S. 1—488 u. 2. Bd., S. 1-320) Stuttgart 1887, Conradi. ä 1 M.
1559. Stern, Adolf, Geschichte der Weltlitteratur in übersichtlicher Dar-
stellung. 1 — 7. Lief. gr. 8. (592 S.) Stuttgart, Rieger. ä 1 M.
Vgl. Allgemeine Zeitung 1887, Beilage Nr. 156 (Muncker).
1560. Marc-Monnier , Histoire generale de la litterature moderne. La
Renaissance etc. (Bibl. 1884, Nr. 1029).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 236 f. (H. Grimm).
1561. Krek, Greg., Einleitung in die slavische Litteraturgeschichte. Aka-
demische Vorlesgn., Studien u. krit. Streifzüge. 2. völlig neu bearb. u.
erweit. Aufl. gr. 8. (XII, 887 S.) Graz, Leuschner & Lubensky. 20 M.
Vgl. D. Lit. Zeitung 1888, Sp. 52 — 54 (Brückner); Herrigs Archiv 79,95-104
u. 347 — 352 (Nagele); Revue critique 21, Nr. 33/34.
1562. Schlegel, Vorlesungen ed. Minor (Bibl. 1886, Nr. 1602).
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 516—518 (Muncker).
1563. Floegel's Geschichte d. Grotesk-Komischen, bearb., erweitert u. bis
auf die neueste Zeit fortgeführt v. Frdr. W. Ebeling. Mit 41 Bildertaf.
5. Aufl. gr. 8. (XIV, 478 S.) Leipzig 1888, Barsdorf. 10 M.
Index der verbotenen Bücher von Reusch, s. Nr. 1886.
1564. Posnett, H. M., Comparative Literature. gr. 8. (VII, 402 S.) New-
York 1886. International Scientific Series Vol. LIV.
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1544 f. \U. M. Meyer).
1565. Rod, E., de la litterature comparee. 8. (43 S.) Basel, H. Georg. 1 M.
Vgl. Nr. 1628.
1566. Schuchardt, Romanisches und Keltisches (Bibl. 1886, Nr. 1601).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 609 f. (Wi.); Zs. f. Völkerpsychologie u. Sprach-
wissenschaft 18, 94 — 99 (Büchner); Zs. f. vergleichende Litteraturgeschichte 1,
H. 3/4 (Landau); Wochenschrift f. klassische Philologie 1887, Sp. 80—82
(Ziemer); Modern Language Notes I, 8 (Ch. II. Grandgent); Journal des Savauts
1886, 495; Melusine 3, 216 (H. G.) ; Giornale stonco della lett. ital. VIII, H. 3.
156 7. Deutsch. — Goedeke, Karl, Grundriß zur Geschichte der deutschen
Dichtung. Aus den Quellen. 7. Lief. 2. gänzlich neu bearb. Aufl. gr. 8.
(3. Bd. VIII u. S. 161 — 384) Dresden, Ehlermann. 4,60 M.
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1839—1843 (Seuffert).
1568. Sc h er er , Wilh., Geschichte der deutschen Litteratur. 4. Aufl. gr. 8.
XII, 816 S.) Berlin, Weidmann. 10 M.
1569. Scherer-Conybeare (Bibl. 1886, Nr. 1610).
Besprechungen s. Anzeiger f. deutsches Alterthum 13, 311.
1570. Müller, Max, The Germain Classics from the Fourth to the Nine-
teenth Century. A new edition, revided, enlarged and adapted to W.
Scherers History of German Literature by F. Lichtenstein. Oxford 1886,
Clarendon Press.
Vgl. Modem Language Notes II, 6 (Goebel); Revue critique 21, Nr. 1.
1571. Kluge, Herrn., Geschichte der deutschen National-Litteratur. Zum
Gebrauche an höheren Unterrichtsanstalten und zum Selbststudium bearb.
18., verb. Aufl. gr. 8. (VIII, 248 S.) Altenburg, Bonde's Verl. 2 M.
Vgl. Gymnasium 1886, 494—496 (Menge).
VIII. LITTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 305
1572. Egelhaaf, Gottlob, Grundziige der deutscheu Litteraturgeschichte.
Ein Hilfsbuch f. Schulen u. zum Privatgebrauch. 5. Aufl. Mit Zeittafel u.
Register, gr. 8. (VIII, 169 S.) Heilbronn, Henninger. 2 M.
Vgl. Herrigs Archiv 78, 835 U. 79, 471 f.; Zs. f. d. deutschen Unterricht I,
11. 3 (Klee).
1573. König, R., Abriß der deutschen Litteraturgeschichte. P^in Hilfsbuch
für Schule und Haus. Mit 13 Beilagen und 67 Abbildungen im Texte.
8. (IX, 202 S.) Bielefeld u. Leipzig, Velhagen u. Klasing.
Vgl. Zs. f. d. Österreich. Gymnasien 1887, 153 (Minor); N. Jahrbücher f. Philo-
logie u. Pädagogik 1887, 366—371 (Bötticher); Theolog. Lit. Blatt 1886,
Nr. 49; N. evangel. Kirchenzeitung 1886, Sp. 733; Centralorgan f. d. Interessen
d. Realschulwesens 1886, 859; Wissenschaft!. Beilage d. Leipziger Zeitung 1886,
Nr. 94.
1574. Pischon, Leitfaden zur Geschichte der deutschen Litteratur. 15. Aufl.
bearb. v. U. Zernial. gr. 8. (VI, 303 S.) Leipzig, Reichardt. 2,80 M.
Vgl. Blätter f. litterar. Unterhaltung 1887, II, 582 (Boxberger).
1575. Linde mann, Wilh.. Geschichte der deutschen Litteratur. 6. Aufl.
1. Abth. Von den ältesten Zeiten bis zum Anfang d. 17. Jahrh. Hrsg.
unter Mitwirkung v. Dr. F. Brüll, gr. 8, (VIII, 371 S.) Freiburg i/Br.,
Herder. 3,40 M.
Vgl. Blätter f. litterarische Unterhaltung 1887, I, 294 f. (Boxberger); Central-
oigan f. d. Interessen d. Realschulwesens 1887, 444 (R. Schneider).
1576. Sanders, D., Geschichte der deutschen Sprache und Litteratur bis
zu Göthes Tode. 3. Aufl. 8. (142 S.) Berlin 1887, Langenscheidt.
Vgl. Zs. f. d. Gymnasialwesen 1887, 367 f. (Jonas); Zs. f. d. Österreich. Gym-
nasien 1887, 153 f. (Minor); Bl. f. d. bayer. Gymnasialschulwesen 1887, 397 f.
(L. Bauer); Centralorgan f. d. Interessen d. Realschulwesen 1887, 242 (Böhm).
1577. Kirchner, Synchronismus (Bibl. 1885, Nr. 1175).
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 425 — 427 (Lambel); weitere Besprechungen s. An-
zeiger f. d. Alterthum 13, 310.
1578. Kohn, Meisterwerke (Bibl. 188G, Nr. 1616).
Vgl. Herriga Archiv 78, 469 (Arnheim); Zs. f. deutsche Sprache 1,47 f.; Gym-
nasium 1887, 764; Centralorgan f. d. Interessen d. Realschulwesens 1887,3^1 f.
(L. Rudolph); weitere Besprechungen s. Anzeiger f. deutsches Alterthum 13, 314.
1579. Könnecke, Bilderatlaa (Bibl. 1886, Nr. 1617).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 650 (C.); Lit. Blatt 1887, Sp. 427—429 M.
Koch); Archiv f. Lit. Geschichte 15, 100 f. u. 204 (v. Biedermann); Central-
organ f. d. Interessen d. Realschulwesens 18S7, 148 f.: Allgemeine Zeitung
1887, Beilage Nr. 75 n. 79; Kunst u. Gewerbe 21, H. 1; Blätter f. literar.
Unterhaltung 1887, Nr. 3; weitere Besprechungen s. Anzeiger f. deutsches
Alterthum 13, 310.
1580. Scherr, Joh., Bildersaal der deutschen Litteratur. [Aus: „Bilder-
saal der Weltlitteratur"]. Lex. 8. (592 S.) Stuttgart, Gebr. Kröner. 8 M.
Vgl. Allgemeine Zeitung 1886, Beilage Nr. 285 (Carriere).
1581. Heinrich, G., a nemet irodalom tOrtenete (Geschichte d. deutschen
Litteratur). 1. Bd. 8. (XVI, 576 S.) Budapest 1886, Ung. Akademie.
Vgl. Lit. Centralblati 1887, Sp. 93 f.
1582. Khull, Geschichte der altdeutschen Dichtung (Bibl. 1886, Nr. 1619).
Vgl. Zs. f. d. Österreich. Gymnasien 1887, 151 f. (Prosch); Gymnasium 1886,
341—344 (Martens .
1583. Bartsch, Quellenkunde (Bibl. 1886, Nr. 1620).
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 2-5 (Sprenger); Zs. f. deutsche Philologie 19,
379—383 (Bech); Revue critique 21, Nr. 2 (A. Chuquet).
366 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
1f>84. Müllenboff, Sprachproben (Bibl. 1880, Nr. 1621J.
Vgl. Revue critique 21, Nr. 2 (A. Chuquet).
Lorenz, Geschichtsquellen. s. Nr. 999.
l.r)8f). Engel mann, Lorenz, mittelhochdeutsches Lesebuch in. Anmerkungen,
Grammatik und Wörterbuch. 4. Anfl , besorgt v. Oskar Brenner, gr. 8.
(XXXI, 274 S.) München, Lindauer. 3,20 M.
1580. Paulsiek, K., Proben der Dichtungen des Mittelalters in neuhoch-
deutscher Übersetzung, in einen kurzen Abriß der Literaturgeschichte
eingerahmt. 7. Aufl. gr. 8. (IV, 124 S.) Berlin 1887, Mittler u. Sohn.
1,20 M. — Deutsches Lesebuch f. höhere Lehranstalten von J. Hopf u.
K. Paulsiek 2. Abtheil., für Secunda und Prima, 1. Abschnitt.
1587. Baechtold, Jakob, Geschichte der deutschen Litteratur in der
Schweiz. 1. u. 2. Lief. gr. 8. (S. 1 — 168 u. Anmerkungen, 44 S.)
Frauenfeld, Huber. a 1,60 M.
Vgl. Lit. Ceutralblatt 1887, Sp. 1601 f.; Anzeiger f. deutsches Alterthum 13,
298 f. (Steinmeyer).
1588. Lemmermayer, Österreichs Antheil an der deutschen Litteratur
des Mittelalters.
Allgemeine Zeitung 1886, Beilage Nr. 152 u. 155.
s. Nr. 420, 1823.
1589. Schmidt, Erich, Charakteristiken, gr. 8. (498 S.) Berlin, Weid-
mann. 8 M.
Enthält u. a.: Paust und das 16. Jahrhundert; eine niederdeutsche Dichterin
(Anna Ovena Hoyers); Bürgers Lenore; Elfride-Dramen. — Vgl. D. Lit. Zeitung
1887, Sp. 1808 f. (Minor); Lit. Blatt 1887, Sp. 475—478 (M. Koch); Anzeiger
f. deutsches Alterthum 13, 388—396 (R. M. Werner); Correspondenzblatt f. d.
Gelehrten- u. Realschulen Württembergs 1887, 284 f.; Greuzboten 46, H. 3;
Blätter f. literar. Unterhaltung 1887, I, 314—316 (Schlossar).
1590. Combes, Ernest, profils et types de la litterature allemande. 8.
(482 S.) Paris 1887, Fischbacher. 7,50 fr.
Enthält u. a.: Le Germain et l'Allemand. Les Origines: Ulfilas. L'Annolied.
Niebelungenlied. Wolfram. Le Seint-Graal. A propos de Tristan et Isolde. La
Satire. Le Roman du renard. Poesie lyrique au moyen äge. Poesie bourgeoise :
Braut. Fischart. Luther. Hans Sachs.
Vgl. Revue critique 21, Nr. 50 (A. Chuquet).
1591. Gelbhaus, S., über Stoffe altdeutscher Poesie, gr. 8. (VII, 83 S.)
Berlin, Stuhr. 3 M.
Vgl. Zs. f. Völkerpsychologie u. Sprachwissenschaft 17, 345 — 351 (Steinthal).
1592. Raab, allegorische Motive (Bibl. 1885, Nr. 1183).
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 294 f. (Ehrismann).
1593. Paris, G., les romans en vers du cycle de la Table ronde. 4. (II,
274 S.) Paris, imprimerie nationale. Extrait du t. 30 de l'Histoire de
la France.
1594. Re in h ar dst oettner, K. v. , A historia dos cavalleiros da mesa
redonda e da demanda do Santo Graal. Hs. Nr. 2594 der k. k. Hofbiblio-
thek zu Wien, zum ersten Male veröffentlicht, gr. 8. (XXXI, 142 S.)
Berlin, A. Haack. 7 M.
1595. Dernedde, Rob., über die den altfranzösischen Dichtern bekannten
epischen Stoffe aus dem Alterthum. gr. 8. (161 S.) Erlangen, Deichert. 4 M.
1596. Settegast, Frz., die Ehre in den Liedern der Troubadours, gr. 8.
(46 S.) Leipzig, Veit & Co. 1,35 M.
VIII. LITTERATÜIl UND SPRACHDENKMÄLER. 367
1597. Boner, E. G., l'Italia nell' antica letteratura Tedeaca.
Nuova Antologia III. S. vol. 9, 424 — 450.
1598. Strauch, Mechtild (Bibl. 1885, Nr. 1184).
Vgl. Revue critique 21, Nr. 2.
1599. Niederländisch. — Jonckbloet, W. J. A., Geschiedeins der Neder-
landsche letterkunde. 3. uitg. 6 vol. 8. Groningen, Wolters. 17,40 fl.
1600. Te Winkel, Jan, Geschiedenis der Nederlandsche Letterkunde 1. 8.
(VIII, 583 S.) Haerlem 1887, Erven Bohn. 6,50 fl.
Vgl. Noord enZuidll, 57— 62 (Kollewijn); De Gids 52 (1888), 225—270 (Kalff).
1 (i 0 1 . Schneider, L. , Geschichte der niederländischen Litteratur. Mit
Benutzung der hinterlassenen Arbeit von Ferd. v. Hellwald verf. u. durch
Proben veranschaulicht, gr. 8. (XVI, 868 S.) Leipzig, Friedrich. 12 M.
1602. Stecher, J., Historire de la litterature Neerlandaise en Belgique. 8.
(VIII. 370 S.) Brüssel 1887, Lebegue et Co.
Vgl. Anzeiger f. d. Alterthum 13, 244—247 (Martin); Noord en Zuid 10, 412—416;
De Gids 51 (1887), 520—537; De Ned. Spectateur 1887, 374—376 (Moltzer).
1(503. Kaakebeen, C. G., Do invloed der Duitsche Letteren op de Neder-
landsche. 8. (II, 128 S.) Culemborg 1887, Blom en Olivierse. 1,25 fl.
Vgl. De Gids 52 (1888) von Frautzen.
1604. De Potter, Het vaderlandsgevoel bij de middelnederlandsche dichters.
Het Beifort 1887, März.
1605. Broeckaert, Een woord over middelnederlandsche letterkunde.
Het Beifort 1887, Dez. u. separat. 8. (15 S.) Gent, Leliaert, Siffer et Co. 0,75 fr.
1606. Aequo y, J. G. R., De Friesche zanger Bernlef.
Archief voor Ned. kerkgeschiedenis II, 222 — 224.
1607. Englisch. Wülker, Grundriß (Bibl. 1886, Nr. 1634).
Vgl. Modern Language Notes I, 8 (J. W. Bright).
1608. Körting, Gustav, Grundriß der Geschichte der englischen Litteratur
von ihren Anfängen bis zur Gegenwart, gr. 8. (XVI, 412 S.) Münster
188 7, Schöningh. 4 M. Sammlung von Kompendien für das Studium und
die Praxis I. Serie, 1. Bd.
Elze, Grundriß, s. Nr. 460.
1609. Bleib treu, Karl, Geschichte der englischen Litteratur. 2 Bände,
gr. 8. (X, 367 S. u. VIII, 584 S.) Leipzig, Friedrich. 15 M.
1610. Parmentier, J., A short history of the english literature for the
use of french students. 8. (340 S.) Paris, Klincksieck.
1611. Meiklejohn, J. M. D., An Outline of the History of English
Literature. 8. Edinburg, Blackwood and Sons. 1 sh. 6 d.
1612. Brueyre, L., la litterature anglaise et les traditions populaires,
Conference faite au cercle Saint-Simon, le 27. novembre 1886. 8. (54 S.)
Montevrain, imp. de l'ecole d'Alembert.
1613. Skeat, W. W.. Questions for Examination in English Literature.
With an introduetion on the study of English. 2. ed. London. Bell.
1614. Fitzgibbon, H. Macaulay, Early English Poetry. Selected and
edited, with a critical Introduetion and Notes. 16. (350 S.) London,
Walter Scott.
1615. Sweet, H., A second Anglo-Saxon Reader. 8. Oxford, Clarendon
Press. 4 sh. 6 d.
1616. Sweet, FL, A Second Middle English Primer. Extracts from Chaucer.
8. (VII, 112 S.) Oxford, Clarendon Press.
368 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
1(517. Egge, A. E., Notes on Specimens of Early EDglish II. III. (Old
kentish Sermons; Proverbs of Alfred; The Owl and the Nightingale; A
rnoral Ode; Glossarial Index).
Modern Language Notes I, 8 u. II, 1. — Zu Morris, Bibl. 1885, Nr. 1201.
1618. Maclean, Geo. Edwin, An Old and Middle English Reader, with a
Vocabulary by Dr. Julius Zupitza (Berlin), edited with Notes. Part I. :
Text. 8. (VI, 115 S.) Boston, Ginn & Co.
1619. Morley, H. , English Writers. Vol. I. Introduction. Celtic Literature,
Beowulf. 8. London, Cassel. 5 sh.
Vgl. Academy Nr. 780 (Bradley); Athenäum Nr. 3102.
1620. Herford, literary relations (Bibl. 1886, Nr. 1636a).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1046 f. (Edw. Schröder); Anzeiger f. deutsches
Altertlium 13, 251—259 (A. v. Weilen); Englische Studien 10, 282—285 (Bober-
tag); Zs. f. d. Österreich. Gymnasien 1887, 546 ff. (Brandl); Modern Language
Notes I, 8 (C. Thomas).
1621. Als eher, Sir Thomas Wyatt (Bibl. 1886, Nr. 1636b).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 124 f. (R. Wülker); D. Lit. Zeitung 1887,
Sp. 12—16 (Ten Brink); Zs. f. d. Österreich. Gymnasien 1887, 546 ff. (Brandl);
Centralorgan f. d. Interressen d. Realschulwesens 1887, 626 (Werner).
1622. Veitch, John, The Feeling for Nature in Scottish Poetry. 2 Bde.
Edinburgh, Blackwood.
Vgl. Academy Nr. 801 (Minto).
1623. Duncan, the literary history of Glasgow. 4. (164 S.) Glasgow,
Morison. 12 s. 6 d.
1624. Nordisch. — Schuck, H. , Svensk literaturhistovia , H. 5. 8.
(S. 257—320). Stockholm 1887, Geber. 0,90 Kr.
1625. Schuck, H., Skrifter i svensk literaturhistoria.
Samlaren 1887, 111 — 157.
1626. Poestion, Jos. Cal., Einleitung in das Studium des Altnordischen.
II. Lesebuch mit Glossar, gr. 8. (XII, 394 S.) Hagen i. W. u. Leipzig,
H. Riesel u. Co. 4 M.
1627. Poetik u. Metrik. — Bibliographie: Geschichte der poetischen und
metrischen Form in: Verzeichniss der auf dem Gebiete der neueren
deutschen Litteratur im Jahre 1884, bezw. 1885, 1886, erschienenen
wissenschaftlichen Publicationen, von Philipp Strauch.
Anzeiger f. deutsches Alterthum 11, 289 f.; 12, 301 f.; 13, 322—324.
1628. Kohl er, Josef, Aesthetik, Philologie und vergleichende Literatur-
geschichte.
Zs. f. vergleichende Literaturgeschichte 1, H. 2.
1629. Raymond, G., Poetry as a Representative Art. New-York and
London 1886, Putnam's Sons.
1630. Baumgart, H., Handbuch der Poetik. Eine kritisch-historische Dar-
stellung der Theorie der Dichtkunst, gr. 8. (XII, 735 S.) Stuttgart 1887,
Cotta. 10 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1100 f.; Blätter f. litterar. Unterhaltung 1887,
II, 666 — 669 (K. Hermann); Wissenschaftl. Beilage d. Leiziger Zeitung 1887,
Nr. 80; Allgemeine Zeitung 1887, Beilage Nr. 246.
(Schluß folgt.)
f zu Leipzig am 15. October d. J. Prof. Dr. Friedrich Zarncke, im
Alter von 66 Jahren.
AUS ISLÄNDISCHER VOLKSÜBERLIEFERUNG.
Schon K. Maurer hat in seiner Besprechung des zweiten Bandes
der islenzkar bjobsögur og aeventyri in Germania IX , 241 f. auf
einige Beziehungen isländischer Märchen zu deutschen hingewiesen.
Ich mache im Folgenden auf einige weitere aufmerksam, die sich mir
gelegentlich der Leetüre dieser Sammlung ergeben haben, sowie auf
Einiges, was zwar nicht gerade deutsche Märchen, aber doch andere
verbreitete Stoffgebiete betrifft. (1. 5.) 2 gehört zwar streng genommen
nicht hierher, da es sich jedoch hier um die Riesen der alten Zeit
handelt, habe ich geglaubt, die Bemerkungen über hundviss einreihen
zu dürfen. Der achte Abschnitt ist der soeben erschienenen isländi-
schen Zeitschrift „Huld" entnommen.
1. Zur L eo n oren sage. Auf die merkwürdige Übereinstim-
mung einer isländischen Erzählung mit der der Bürger'schen Ballade
Leonore zu Grunde liegenden Sage hat K. Maurer aufmerksam ge-
macht in den isländ. Volkssagen der Gegenwart, S. 74. Erzählt ist
ferner diese Sage unter dem Titel „djaknin ä Myrkä" nach mündlichen
Erzählungen in Arnasons islenzkar bjobsögur og aeventyri I, 280 ff.
Auf die Sage vom Diakon folgt a a. O. eine kleine Erzählung unter
dem Titel „vofan" (Gespenst), welche eine Variante jener ersten ist
und in der Übersetzung folgendermaßen lautet:
Es war einmal ein Ehepaar, deren einziges Kind eine Tochter
war. Auf dem Gehöft war ein Arbeitsmann, der eine Neigung zu ihr
faßte, aber das war gegen ihren Sinn, und sie war ihm abgeneigt.
I An einem Weihnachtstage, als die Leute zum Gottesdienst reisten,
wollte der Arbeitsmann mit der Bauerstochter über den Fluß reiten,
der auf dem Wege war. Das wollte sie nicht und bat lieber einen
alten Mann, der mit auf der Fahrt war, mit ihr über den Fluß zu
reiten, und das that er. Da sagte der Arbeitsmann : „Ich werde mit
dir reiten nächsten Weihnachten , auch wenn du nicht willst." Nach
Weihnachten starb der Arbeitsmann, und es ereignete sich nichts
Neues, bis in der nächsten Weihnachtsnacht an die Thür des Bauern
geklopft wurde. Man ging hinaus und sah Niemanden. So geschah
es dreimal; es wurde zum vierten Mal geklopft. Da sprach der alte
GERMANIA. >'eue KeiW XXIV. (XXXVI.) Jahrg. 25
370 K. KAHLE
Mann zur Bauerstochter: ..Es wird der gekommen sein, der dich auf-
suchen will, der, der verhieß, mit dir zur Kirche zu reiten, und es
ist das Beste für dich, zu ihm hinaus zu gehen, aber du sollst ihm
nicht antworten, wenn er auch zu dir spricht. Sie thut so, geht
hinaus und sieht ein graues Gespenst auf dem Pflaster. Dieses ergriff
sie und setzte sie hinter sich aufs Pferd. Da sprach er: ,,ins Grab,
ins Grab." So ritt er mit ihr einen langen Weg und sprach: „Was
hängt an meinem Nacken, Garün, Garün?" Und sowie er ans Kirch-
hofsthor kam, ritt er hinein; und da ließ sie sich von oben herab
und schied da von ihm.
Diese Erzählung unterscheidet sich zunächst von der vorher an-
geführten dadurch, daß das Mädchen den gespenstigen Reiter nicht
geliebt und nicht das Versprechen abgegeben hat, diesen zur Weih-
nachtsfeier zu begleiten, ein Versprechen, zu dessen Erfüllung der
Priester das Mädchen holt. Hier hat der verschmähte Liebhaber bei
Lebzeiten ein Gelübde gethan und erfüllt dies nun nach seinem Tode.
Den richtigen Namen des Mädchens müssen wir aus der vorigen Er-
zählung erschließen ; auch dort redet das Gespenst dasselbe mit
Garün an, aber wir erfahren vorher, daß der eigentliche Name Gudrun
ist. Da das Gespenst den Namen Gottes nicht aussprechen kann (vgl.
Maurer a. a. 0.), verändert es den ersten Theil des Wortes. Die Frage:
„was hängt an meinem Nacken?" ist zunächst unverständlich. Auch
hierüber verschafft uns die andere Erzählung Aufklärung. Der Priester
war auf dem Ritt zu dem Mädchen an einen Bach gekommen , der
mit treibenden Eisstücken gefüllt war, das Pferd war scheu geworden,
der Reiter erhielt von einer scharfen Eisscholle am Hinterkopf eine
Wunde, die ihm den sofortigen Tod brachte. (So erzählt Maurer die
Geschichte, etwas anders als Arnason, aber wie mir scheint ursprüng-
licher.) Auf diese Wunde bezieht sich nun wohl die Frage, die der
Todte stellt: mänin lidr, daudun ridr; ser pü ekki hvitan blett i
hnakka minum? Garün! Garün! d. h. ..der Mond gleitet, der Tod
reitet; siehst du nicht den weißen Fleck an meinem Nacken, Garün,
Garün?"
Auffallend ist allerdings, daß der Fleck ein weißer genannt
wird, man würde eher erwarten einen rothen. Aber unzweifelhaft ist
doch wohl jene todtbringende Wunde gemeint. Zu erwähnen wäre
schließlich noch, daß in der ausführliehen Erzählung das Mädchen
sich zunächst im Unklaren über die gespenstige Natur des Reiters
befindet, während in der Variante dasselbe weiß, daß es mit einem
Todten reitet und don Ritt nur unternimmt, um Schlimmerem zu ent-
AUS ISLÄNDISCHER VOLKSÜBERLIEFERUNG. 371
gehen. Worin dieses bestehen soll, ist nicht erwähnt. Directen Zu-
sammenhang mit der Leonorensage hat Maurer wohl mit Recht ab-
gewiesen. Über die weiteren hierher gehörigen Balladen vergleiche
man S. Grundtvig Danmarks gamle folkeviser II, S. 490 ff. „fseste-
manden i graven." In dieser Ballade sagt das Mädchen zum Einlaß
heischenden Liebhaber: „Kannst du nicht den Namen Jesu nennen,
so kommst du nicht herein", und das Gespenst antwortet: „Ich kann
so gut den Namen Jesu nennen, wie ich es zuvor konnte", während,
wie wir sahen, das isländische den Namen Gottes und also wohl
auch den Jesu nicht aussprechen kann. Über ein neugriechisches
Volkslied vgl. Liebrecht Zur Volkskunde S. 195, „Der Vampyr." :
2. h und vis s. In den „akadem. afhandlinger til prof. dr. S.
Bugge ved hans 25-aars jubilseum, Kristiania 1889" stellt H. Falk
das altnord. Compositionsglied hund- ansprechend zu griech. itäg,
accvrog, altind. ea-cvant-, idg. ku nt, germ. hunda-, indem er an. hund-
djarfr mit gr. Tidvtol^iog. hund-forn mit Tia^-TtdXcaog , hund-margr
mit Ttäii-TtoXvg , Tiau-Ttliföijg, hund-viss mit irdv-öocpog (rtdößocpog) ver-
gleicht. Bei anderen Zusammensetzungen wie hund-eygr, hund-gebjabr
nimmt er mit Recht das Substantivum hundr als zu Grunde liegend
an. Obwohl er nun oben hundviss zu nävGofpog gestellt hat, meint er
doch , daß , wenn dieses nur von Riesen gebraucht wird , dies ohne
Zweifel auf Anknüpfung an „hund" beruhe und beruft sich dabei auf
das Oxforder Wörterbuch. In diesem heißt es S. 292: „esp. used
of giants and partly as a term of abuse" ; .... „The similarity of
hundr a dog, seems here to have given a bad sense to the word
(= dog-wise, cunning), which etymologically it did not deserve."
Ähnlich steht im lex. poet. S. 414: „epith. gigantum malo fere sensu",
und es wird hier eine Stelle aus der Haraldss. h. härf. cap. 34 heran-
gezogen, in der von zwei Finnen gesagt wird, sie sind „sva visir, at
Jaeir rekja spor sem hundar, bsepi ä pä ok hjarni." Daß an dieser
Stelle ein später etymologischer Deutungsversuch des Wortes hundviss
vorliege, will ich nicht leugnen. Gleichwohl glaube ich, daß es falsch
ist, für die Eddalieder eine solche Beziehung zu hundr anzunehmen.
Ich möchte dieserhalb auf die Ausführungen von J. Grimm, Deutsche
Mythol.4 I, 438 verweisen, in denen derselbe, zeigt, wie einst die
Riesen als im Besitze der Weisheit des Alterthums gedacht wurden.
Auch außer dem Epitheton hundviss werden den Riesen solche bei-
gelegt, welche sie als Weise bezeichnen: so wird Vafjmibnir hinn
alsvinni, der volkommen weise, genannt [einen Namen, welchen auch
in Havamol der Riese trägt, der bei den Riesen die Runen ritzte,
25*
372 B- KAHLK
Alsvipr]. Ebenso wird Aurgelmir hinn fro-pi iotunn genannt, und Fenja
und Menja heißen fraravisar. Ich glaube , diese Beispiele genügen,
um für hundviss als Epitheton der Kiesen eine Beziehung zu hundr
abzuweisen; hat eine solche doch stattgefunden, so kann dies jedes-
i'alls erst in später Zeit geschehen sein. Grimm übersetzt also meiner
Meinung nach hundviss richtig mit „multiscius", ebenso wie Gering in
seinem Eddaglossar S. 81 „sehr weise" und Fritzner ordb. 2II, 96
„saerdeles klogtig eller forstandig". hund-heipinn dagegen gehört wohl
ohne Zweifel zu hundr, wie die von Falk angeführten Beispiele darthun.
3. Ein altisländisches Märchen. Ein weit verbreitetes
deutsches Märchen ist das von zwei Kindern , einem Knaben und
Mädchen, welche von einem Riesen, Zauberer oder einer Hexe ver-
folgt werden und sich durch Verwandlung der drohenden Ergreifung
entziehen. In den meisten Fällen erkennt der Verfolger die Täuschung
erst, nachdem er schon umgekehrt ist, oder seine Mutter, resp. der-
jenige, der ihn ausgesandt, erkennt aus der Erzählung der vergeb-
lichen Verfolgung, daß die Kinder sich in diesen oder jenen Gegen-
stand verwandelt haben. Darauf macht sich der Riese von Neuem
auf den Weg, wird ein zweites und drittesmal getäuscht und findet
schließlich seinen wohlverdienten Tod, die Kinder aber entfliehen
glücklieh.
Solcher Märchen finden sich z. B. bei Grimm Kinder und Haus-
märchen ul drei, Nr. 51 „Fundevogel", 52 „Der liebste Roland",
113 „De beiden künigeskinner." Die Kinder verwandeln sich in 1. ein
Rosenstöckchen und ein Röschen daran, in eine Kirche und Krone
darin , in einen Teich und eine Ente. 2. In einen Teich und eine
Ente, in eine Blume, die mitten in einer Dornhecke ist, und einen
Geigenspieler, 3. in einen Dornbusch und mitten darin eine Rose, in
eine Kirche und einen Pastor auf der Kanzel, der predigt, in einen
Teich und eine Ente. Bei Kuhn, mark. Sagen 263 „Die Königs-
tochter beim Popanz" wird die Gegend in einen Garten verwandelt,
der Königssohn in eine Biene, die Königstochter in eine Blume. In
einem dänischen Märchen (Sv. Grundtvig, Dan. Volksmärchen, übers,
von A. Strodtmann, 2. Sammlung, S. 101), vom Prinzen Irregang
und Jungfer Miseri entfliehen die Kinder auf einem Pferd. Hier wird
der Schimmel zum Stein, die Kinder zum Dorn und einer Rose daran;
zum Kirchhof, Kirche und Pastor; zum Teich, Entrich und Ente.
Ähnliche Märchen ließen sieh mit Leichtigkeit aus anderen Samm-
lungen beibringen. In dem faro eischen Lokatattur lassen sich ähn-
liche Züge nachweisen. Opinn verwandelt den vor einem Riesen flie-
AUS ISLÄNDISCHER VOLKSÜBERLIEFERUNG. 373
hcnden Knaben in ein Gerstenkorn, mitten an einer inmitten eines
Ackers wachsenden Ähre, Hänir in eine Feder mitten am Kopfe eines
Schwans, Loki in ein Korn im Rogen einer Flunder. Wir wenden
uns nun nach Island. In unseren Märchenkreis gehört das Märchen
von Geirlaug und Grasdari (Arnason II, 379). Hier werden die flie-
henden Königskinder zunächst zu zwei Füllen, dann zu zwei Vögeln
auf einer Eiche, schließlich zu einem Walfisch und einer Floßfeder
desselben. In dem Märchen von Jonides und Hildur werden die von
der Großmutter der Hildur verfolgten Kinder zu zwei Holzklötzen im
Bette, zu zwei Forellen, zu zwei Hunden (Arnas. II, 417 ff.). Auf
die Thatsache nun, daß schon in alter Zeit auf Island ein den an-
geführten deutschen verwandtes Märchen bekannt war, ist schon in
den Kinder- u. Hausmärchen der Gebr. Grimm III3, 98 hingewiesen.
Im 20. Cap. der Eyrbyggja saga befindet sich nämlich eine Episode,
welche durchaus märchenhaften Charakter trägt. Die zauberkundige
Katla schützt ihren Sohn Oddr vor den Verfolgern, indem sie ihn
1. in einen Rocken verwandelt, 2. in einen Bock, dem sie das Haar
strählt, 3. in einen Eber. Schließlich jedoch wird Oddr unter dem
Sitze der Mutter entdeckt und getödtet. Eine zweite Erzählung aus
der Sagazeit ist wohl gleichfalls hier einzureihen. Sie findet sich in
der dem Anfang des 13. Jahrhunderts angehörigen zweiten Redaction
der Jons biskops saga (Biskupa sögur I, 227 ff.; vgl. Maurer isl.
Volkss. 118 ff., Arnason I, 491 ff.). Der heilige Jon entdeckt den
verschollenen Ssemundr Sigfusson bei einem berühmten Meister der
Schwarzkunst und bestimmt ihn zur Flucht. Aus den Sternen ersieht
dieser den Aufenthalt der Flüchtlinge und setzt ihnen nach. Ssemund
läßt sich einen Schuh ausziehen, denselben mit Wasser füllen und
sich auf den Kopf setzen. Darauf erscheint dem Zauberer der Stern
Ssemunds mit Wasser umgeben, und dieser glaubt sein Schüler sei
ertrunken. Ein zweitesmal wird der Schuh mit Blut aus dem Schenkel
Ssemunds gefüllt, der Zauberer glaubt ihn ermordet. Als dieser nun
ein drittes Mal den Stern hell strahlen sieht, erklärt er sich über-
wunden und läßt die Beiden weiter ziehen. Über die mythologische
Grundlage dieser Märchen , sowie über weitere Verwandtschaft vgl.
man Grimm a. a. O.
4. Fitchers Vogel (Grinim Nr. 46). Eine Anzahl Märchen
bei Arnason II, 455 — 466 entsprechen diesem Grimmischen, am ge-
nausten das erste und ausführliehste , die „saga of Kolrössu krokri-
dandi (Schwarzarsch hakenreiter). Die Erzählung ist in Kürze fol-
gende. Ebenso wie im deutschen Märchen erlangt ein Mann drei
374 B. KABLE
Schwestern in seine Gewalt, um die er der Reihe nach bei ihren
Eltern anhält. Sowie er ein Mädchen erhalten hat, verwandelt er sich
in einen dreiköpfigen Riesen und stellt die merkwürdige Frage, ob er
das Mädchen lieber tragen oder schleppen solle. Die ersten beiden
wählen getragen zu werden, und der Riese setzt sie auf einen seiner
Schädel ; Helga, die jüngste, die zu Hause das Aschenputtel gewesen,
wählt die zweite Alternative. Sie gewinnt das Vertrauen des Riesen,
muß ihm kochen und seine Höhle in Stand halten. Einmal sieht sie,
als der Riese auf Jagd aus ist , durch das Schlüsselloch einer ver-
borgenen Kammer zwei Mädchen sitzen , die ihr ihre Schwestern zu
sein scheinen. Als der Riese heim kommt, sagt sie zu ihm, wenn er
mehr mit ihr im Sinne habe, als sie zu seiner Magd zu haben, so
müsse er ihr auch die Schlüssel der ganzen Wohnung anvertrauen.
Der Riese that dies mit dem Bemerken, er wolle nun nicht länger
zögern, Hochzeit mit ihr zu machen. Gleichwohl verbietet er ihr
einen bestimmten Schlüssel zu gebrauchen. Am nächsten Morgen be-
nutzt Helga sofort die Abwesenheit des Riesen, die gefangenen Mäd-
chen, die wirklich ihre Schwestern sind, zu befreien. Diese erzählen
nun, wie sie sich geweigert hätten, den Riesen zu heiraten und des-
halb von ihm eingesperrt worden wären. Hier sind also nicht , wie
im deutschen Märchen, die Schwestern getödtet worden und werden
erst wieder zu neuem Leben erweckt. Auch fehlt der bedeutsame
Zug von dem Ei, welches die Neugier der Mädchen verräth. Im
weiteren Verlaufe der Erzählung weiß nun Helga auch im isländischen
Märchen den Riesen zu bestimmen, selber die Schwestern in einem
Korbe den Eltern ins Haus zu tragen. Auch hier ruft immer eine
von ihnen, wenn er sich ausruhen will, ihm zu, so daß er glaubt
Helga, der er versprochen ohne Aufenthalt den vorgeblich mit Kost-
barkeiten gefüllten Korb zu ihren Eltern zu tragen, sehe ihn. In
seiner Abwesenheit bereitet Helga alles zur Hochzeit vor und bekleidet
einen Stock mit dem Brautkleid. Sie selbst aber beschmiert sich mit
dem Ruß aus den Töpfen, wälzt ihre Kleider in Kohlen und Asche,
setzt sich auf die Feuerstange und reitet so nach Haus. Unterwegs
begegnet sie, ganz wie im deutschen Märchen, den Hochzeitsgästen,
die hier natürlich Riesen und Riesinnen sind. Nach ihrem Namen
gefragt, antwortet sie, sie heiße Kolrussa krökridandi. Dann wird
sie gefragt: „Kamst du nach Melshöfdi, du Schwarzhaarige?" (komstu
ad Melshöfda, kolskörin ]>in?) und antwortet: „ich kam dahin; gerüstet
(eigentlich: bedeckt mit Tüchern) waren die Bänke, die Braut saß
auf dem Stuhl, gefüllt waren alle Kessel, so daß das Wasser heraus
AUS [SLÄNDISCHEB VOLKSÜBERLIEFERUNG 375
floß" (kom eg bar; breitt var ä bekki , brüctur sat ä stöl, füll vorn
öll ker, svo ut ür flo). Dem Bräutigam selbst, wie im deutschen
Märchen, begegnet die Braut nicht. Dieser, sowie seine Gäste, merken
bald den Betrug mit dem aufgeputzten Pfahl, die Gäste glauben, der
Wirth habe ihnen einen Schabernack spielen wollen, es beginnt eine
allgemeine Prügelei, in der sie sich alle gegenseitig erschlagen. Die
glückliche Erbin der Reichthümer wird natürlich Helga, die ebenso
natürlich dann einen schönen Mann heiratet, mit dem sie herrlich und
in Freuden noch lange lebt.
5. Die Schwestern in Kirkjubser (systurnar ä Kirkjubse,
Arnason II, 71 ff.). Unweit von dem Nonnenkloster Kirkjubser be-
fand sich ein Mönchskloster, zwischen beiden Klöstern herrschte ein
reger Verkehr, und es werden mancherlei Geschichten davon erzählt.
Eine dieser Geschichten nun zeigt ziemlich genaue Übereinstimmung
mit der zweiten Erzählung des neunten Tages in Boccaccios Deca-
merone. Einmal war ein Abt und ein oder mehrere Mönche mit ihm
in Kirkjubser. Mitten in der Nacht visitiert die Äbtissin die Nonnen
und trifft in einer Zelle eine Nonne mit einem Mönch im Bette lie-
gend. Die Äbtissin beginnt die Nonne zu schelten, da sieht diese
nach dem Kopfputz der Äbtissin und sagt: „Was habt ihr denn am
Kopfe, gute Mutter?" Da wurde die Äbtissin gewahr, daß sie ver-
sehentlich die Hose des Abtes ergriffen und sich mit ihr statt des
Schleiers geschmückt hatte. Da ging sie fort und sagte: „Wir sind
alle Sünderinnen, Schwester." Nicht so genau zur erwähnten Erzäh-
lung des Boccaccio stimmt eine Variante, die erzählt, daß eines Nachts
der Abt bei der Äbtissin gewesen war. Am Morgen kommen die
Nonnen in die Zelle der Äbtissin, um sie anzukleiden und finden die
Hose. Da sagte die Äbtissin: „Wir sind alle Missethäter."
6. De drei Vügelkens (Grimm Nr. 96). Ziemlich genau zu
diesem Märchen stimmt der bei Ärnason II, 420 angeführte „bön-
dadseturnar." Drei Bauernmädchen sehen den un vermählten König
mit seinem Schreiber und Hufschmied und wünschen sie sich, die
jüngste den König, zum Mann. Ihr Wunsch geht auch in Erfüllung.
Die beiden älteren Schwestern beneiden die jüngere und schieben ihr
dreimal bei ihren Geburten der Reihe nach einen Wolf, eine Katze
und einen Holzkloben unter, während sie die Kinder, zwei Knaben
und ein Mädchen, in einen Teich werfen lassen. Jedoch legt der da-
mit Beauftragte sie jedesmal nur an den Rand des Teiches, wo sie
ein Bauer findet, mit sich nimmt und aufzieht. Nach der dritten Ge-
burt hatte der König seine Gemahlin in ein Haus sperren lassen, in
376. B. KAHLE
welchem ein Löwe war. Dieser zerreißt jedoch die Königin nicht
sondern theilt seine Speise mit ihr. Der Reihe nach ziehen nun die
Kinder, als sie herangewachsen sind, nachdem ihr Pflegevater ihnen
kurz vor seinem Tode verrathen, daß sie nicht seine Kinder seien,
aus, ihre Eltern zu suchen, jedoch ist die Art und Weise, wie sie
schließlich die Erkennung herbeiführen und ihre Mutter aus dem Ge-
fängniß befreien, verschieden von der im deutschen Märchen, bietet
jedoch kein besonderes Interesse; nur ist noch zu erwähnen, daß
auch hier ein sprechender Vogel und ein wunderbares Wasser, wel-
ches die zu Stein verwandelten Brüder erlöst, eine Rolle spielen, vgl.
Grimm III3, 15, 174 ff.
7. Zum Schluß sei noch auf einige Züge aufmerksam gemacht,
die sich in isländischen Märchen finden und dieselben mit. deutschen
und von da aus mit anderen der Weltliteratur verbinden, worüber
man Grimm III an den betreffenden Stellen vergleichen möge. Ein
Knäuel, welches sich aufrollt und dadurch den Weg zeigt (Grimm
Nr. 49 „Die sechs Schwäne") begegnet mehrfach, so bei Maurer isl.
Volkss. S. 99" f.; 277, 313. In dem Märchen Nr. 99 bei Grimm, „Der
Geist im Glas" ist ein böser Geist in ein Glas eingeschlossen. Er
droht dem ihn befreienden Finder, ihm den Hals umzudrehen. Dieser
weiß ihn listig durch das Vorleben, er könne nicht glauben, daß der
riesig angewachsene Geist in dem kleinen Glase gewesen sei, zu be-
wegen, wieder hineinzuschlüpfen und verschließt schleunigst das Glas.
Ähnliche Erzählungen werden auf Island besonders von den „Sen-
dungen" (sendingar) erzählt, welche zumeist auferweckte Todte (upp-
vakningor) sind, die irgend einem zum Schaden ausgesandt sind.
Ist nun der, welcher einen solchen unliebsamen Besuch erhält, ein
zauberkräftiger Mann, so bannt er die Sendung gern in einen Knochen
oder in ein Glas, die er schleunigst mit einem Verschluß versieht,
ins Meer wirft oder sonst wie entfernt durch Vergraben etc. Dies
Bannen geschieht meistens durch dieselbe List, die im deutschen
Märchen angewandt ist. Findet nun vielleicht nach langen Jahren
Jemand den Behälter der Sendung und löst den Verschluß , so wird
sie wieder frei und vermag zu schaden, wofern sie nicht von Neuem
gebannt wird, vgl. Maurer S. 79; Araason II, 322, 336. An die Be-
gabung des Säuglings durch weise Frauen und an die Verwünschung,
welche die letzte hinzufügt, einen Zug, den wir in Dornröschen
(Grimm Nr. 5), in der Nornagestsäga und anderswo finden, worüber
Simrock, Deutsche Mythol.4 399 f., erinnert die Micr])allarsaga bei
Arnason II, 424, die einer Handschrift ungefähr aus dem Jahre 1700
AUS ISLÄNDISCHER VOLKSÜBERLIEFERUNG. 377
entnommen ist. Hier sind es drei Schwestern, die sich alle drei Bla-
kappur nennen, deutlich die drei Nornen wiederspiegelnd. Die älteste
verleiht dem Mädchen den Namen, dazu Schönheit und Verstand, die
Thränen, die sie weint, sollen zu Gold werden. Die zweite gibt ihr
alle weiblichen Tugenden und verheißt ihr einen berühmten Königs-
sohn, mit dem sie in glücklicher Ehe leben soll ; die dritte aber fügt
hinzu, das Mädchen solle in der ersten Nacht, die sie bei dem Königs-
sohne schliefe, zum Sperling werden und zum Fenster hinausfliegen
und nur unter einer bestimmten Bedingung erlöst werden.
8. Pörgerpr Holgabrüpr. Im Ark. f. nord. fil. II, 124 ff.
hat G. Storm das Wesen und den Namen der bekannten Schutzgöttin
des Geschlechts der haleygischen jarle, im Besonderen des mächtigen
Häkon, des Besiegers der Jomsvikinger, einer eingehenden Erörterung
unterzogen. Es kommen acht Varianten des Namens vor: Holga-,
holda-, horpa-, horgabrüpr und holga-, hplda, horpa-, horga- troll.
Storm kommt zu dem Ergebniß, daß Holgabrüpr der ursprüngliche
Beiname der rorgerpr ist und daß mit ihr des Saxo, ed. Holder pg. 72,
Thora, die Braut Helges, gemeint ist, nur daß Saxo Helge fälschlich
für den König Holge . den heros eponymus von Hälogaland setzt,
während andererseits Snorre den Namen des Königs richtig angibt,
aber die rorgerpr zur Tochter desselben macht.
Die anderen Formen des Namens sind spätere Entstellungen,
zunächst die Zusammensetzungen mit brüpr, dann aber ganz beson-
ders die Ersetzung des brüpr durch troll und damit das Hervorkehren
des zauberkräftigen , hexenhaften Wesens der Tochter des Finnen-
königs Cuso oder Guso; man vgl. auch Mogk in Paul u. Braunes
Beitr. XIV, 90 ff. In dem mir soeben zugehenden ersten Hefte der
neuen isländischen Zeitschrift für Folklore „Huld, safn alpydlegra
frajda islenzkra" findet sich eine Erwähnung dieser Göttin in den
aus AM. 569a, 4to auf S. 19 ff. abgedruckten Porgeirs rimur stjakar-
höfda. Diese rimur sind, wie der Herausgeber P.(älmi) P.(älsson)
anführt, bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts auf Island allgemein
bekannt gewesen, wie aus der Aufzeichnung in Ami Magnussons
Sammlung und dessen hinzugefügten Anmerkungen hervorgeht. In
den rimur wird nun von einem jungen Isländer Namens Porgeirr er-
zählt, welcher sich zur julzeit an den Hof des Jarls Hakon in Beglei-
tung Pürirs begibt. Der Jarl fordert ihn, da er als Isländer des Ring-
kampfes kundig sein müsse, zu einem solchen auf und stellt ihm als
Gegner einen blämadr, einen Zauberer. Mit Hilfe eines wundersamen
Wamses, welches ihm Pörir verleiht, besiegt Porgeirr seinen Gegner
;}7S 15. KAHLE
und schlägt darauf dem Jarl zwei Zähne aus dem Munde. Dieser will
ihn ergreifen lassen, doch kommt ihm £orir mit 400 Mann zu Hilfe.
Er wagt es jedoch nicht, den Isländer bei sich zu behalten, und gibt
ihm zur Flucht vor Häkon sein schnelles Roß Kräkur. Darauf heißt
es nun von Häkon weiter (Huld I, 25) :
28 Häkon litr i gupnir s<>r pä voru komin herfjötur
mikill niaM- og frictur, i hcstsins fetur bada.
bann leit uv>p ä Gaulm äs , 31 porgeir ofan ür södli hljop
hvar hann forgeir rictur. — slfkt mega kempur vera — :
■29 Flvtir hann ser i godahüs „Vel uiegum vid, Krakur hestr.
prvddur pelli og sknicti: hvorir actra bera."
feil fram ä sin bsecti kne 32 Gjörvöll bindr hann föng ä sig
og tilbad Hörgabrudi. sii kom t'regu fyrir mig —
30 Hann porgeir ridur götuna fram ]>ar nsest tök hänu Kräk hinn störa
og hyggur ser til näda: og bar ä baki ser.
Die weiteren Schicksale torgeirs interessieren uns hier nicht.
Man sieht aber, wie auch in diesen rimur die Trollnatur der Schutz-
göttin Häkons hervortritt, indem sie auf seine Bitte einen panischen
Schrecken über das Roß des fliehenden rörir kommen läßt, um ihn
so an der Flucht zu verhindern. Die Scene, wie Häkon in den Tempel
geht und die Göttin um Hilfe anfleht, erinnert lebhaft an jene be-
kannte Episode vor seiner Schlacht mit den Jomsvikingern. Auch hier
begibt sich der jarl vor der Schlacht in den Tempel der K'>rgerbr
Hördatroll und erbittet ihren Schutz und Beistand. Ob es nun jemals
eine saga von forgeir gegeben hat, ist nicht bekannt, jedesfalls ist
keine Spur einer solchen bekannt geworden. Ob ferner der forgeir
der rimur wirklich, wie Arni Magnusson wollte, mit dem torgeirr
stjakarhöfdi identisch ist, den er in seinen Anmerkungen erwähnt,
steht keineswegs fest. Überliefert sind die rimur nur als forgeirs rimur.
9. LaxdMasaga cap. 38. In der von Kälund, Kopenhagen 1889 f.
herausgegebenen Laxd^lasaga wird auf S. 134 f. folgende Episode
erzählt. Der aus einer zauberkundigen Familie (cap. 35) stammende
Sohn des Kotkell Stigandi war wegen Zauberei und mannigfacher
Unthaten geächtet worden (hann gerbisk titileguinabr). Bei einem in
Hundadalr wohnenden Bauern Namens r^örbr merkte man nun im
Sommer, daß das von einer Magd gehütete Vieh auffallend wenig
Milch gab, die Magd selbst aber plötzlich reich an Kostbarkeiten
wurde. Eingeschüchtert durch die Drohungen des wegen der Ver-
nachlässigung des Viehes erzürnten Bauern gestand sie, daß ein Mann
mit ihr verkehre, der groß und schön sei. K'>rbr weiß die Magd
zu bestimmen, daß sie ihren Liebhaber, in dem er den Geächteten
AUS ISLÄNDISCHER VOLKSÜBERLIEFEKUNG. 379
erkannt hat, verräth. Es heißt nun weiter: „kemr pä Stigandi til raots
vij> hana. Hon fagnar honum vel ok bypr at skopa i hof |>i honum.
Hann leggr hofupit i kne henni ok sofnar skjötliga." Darauf entfernt
sich die Magd heimlich, holt den Bauer mit seinen Gefährten herbei,
diese ergreifen den Geächteten und steinigen ihn.
In dieser Erzählung finden wir einen märchenhaften Zug, auf
den ich hier aufmerksam machen möchte. Die Magd bittet den Ge-
ächteten , „nach seinem Haupte schauen zu dürfen" (skopa i hofpi
honum). Stigandi legt darauf seinen Kopf in ihren Schooß und schläft
bald ein. Das „Schauen nach dem Haupte" ist wohl nur ein euphe-
mistischer Ausdruck für das in deutschen Märchen in gleicher Situa-
tion vorkommende „Lausen." In dem Märchen 91 bei Grimm „Dat
Erdmänneken" wird von drei unter die Erde verwünschten Königs-
töchtern erzählt, daß jede in ihrem Schooß einen Drachen, also doch
wohl einen verwandelten Menschen liegen hat, den sie lausen mußte.
In einem zweiten Märchen, 113, „De beiden Künigeskinner" werden
einem Prinzen von einem zauberkundigen König allerlei unmöglich
erscheinende Aufgaben gestellt, die er lösen müsse, wenn er die Hand
der Prinzessin erhalten wolle. Die ihm zur Ausführung der Aufgaben
mitgegebenen Werkzeuge gehen jedesmal entzwei, und die jüngste
Königstochter, die ihm Essen heraus bringt, findet ihn immer über
sein Mißgeschick weinend. Sie nöthigt ihn zum Essen und „ase he
wat getten hett, do sehe se rik will die eest en bitken lusen, dann
werst du annerst to sinnen.' Do se ün luset, do werd he so möhe
un schlöppet in ....". Darauf löst die gleich ihrem Vater des Zaubers
kundige Tochter die Aufgaben mit Hilfe des Erdmännchens. Ahnlich
ist die Situation in dem Märchen Nr. 122 vom Krautesel, wo zwar
nicht ausdrücklich vom Lausen die Rede ist, aber doch kaum etwas
Anderes gemeint ist, wenn es heißt: „Nun hatte es aber die Alte
(nämlich die Mutter der Liebsten) durch ihre Hexenkunst bewirkt,
daß dem Jäger die Augen schwer wurden. Er sprach zu dem Mäd-
chen: rWir wollen ein wenig niedersitzen und ruhen, ich bin so müde,
daß ich mich nicht mehr auf den Füßen erhalten kann.' Da setzten
sie sich, und er legte sein Haupt in ihren Schooß und schlief ein."
Hier ist augenscheinlich die alte Folge, daß die Müdigkeit erst wäh-
rend des Lausens eintritt, umgedreht worden. Die Liebste entfernt
sich darauf, was in den anderen Märchen nicht der Fall war, wie in
der Laxdülasaga, heimlicherweise und stiehlt den Wunschmantel, um
den es ihrer Mutter, einer alten Hexe, zu thun war. Auch unserer
deutschen Heldensage ist der Zug, daß ein Recke im Schooße der
380 A. SCII LOSSAR
Geliebten vertrauend sich dem Schlafe überlaut, nicht fremd, wenn
auch das volksthümlich derbe Lausen oder Krauen am Kopfe fehlt.
Ich erinnere an die wundervoll poetische Scene des Walthariliedes,
in der Walther in der Höhle auf dem Wasgenstein, ermüdet von dem
anstrengenden Reiten der Flucht, vertrauensvoll sein Haupt in Hilde-
gundene Schooß bettet und der Geliebten die Wacht für Sicherheit
und Leben überläßt.
B. KAHLE.
VOLKSMEINUNG UND VOLKSABERGLAUBE AUS
DER DEUTSCHEN STEIERMARK.
Eine ausführlichere Zusammenstellung der volksthümlichen aber-
gläubischen Ansichten der deutschen Bevölkerung Steiermarks ist
bisher nicht veröffentlicht worden, und dürfte in der nachfolgenden
Anordnung willkommen sein. Die Quellen für die angeführten Volks-
meinungen bilden verläßliche Mittheilungen zunächst aus dem Munde
des Volkes selbst, dann aber auch aus hier und da erschienenen, längst
verschollenen Berichten, die in den betreffenden Gebieten abgefaßt
und in älteren Zeitungsblättern von glaubwürdigen Gewährsmännern
veröffentlicht waren. Von den meisten der obigen Mittheilungen sind
sogar die Personen bekannt, aus deren Munde sie herrühren, und ist
dies ein besonderes Verdienst des hochw. Herrn Pfarrers A. Meixner
in Kirchberg a. d. Raab, dessen Saminelfleiße ich viele dieser Beiträge
verdanke; auch der hochw. Herr Pfarrer Schänzl in Schäffern hat
sich um so manchen Beitrag dankenswert!» verdient gemacht. Die
Ortschaften oder Gebiete, wo die angeführten Ansichten herrschen
oder herrschten, wurden wo möglich stets beigefügt. Die Bezeichnung
„Allgemein" bedeutet, daß der Glaube so ziemlieh im ganzen Lande
verbreitet ist und entspricht, wie übrigens auch viele dieser Volks-
meinungen aus bestimmten Gebieten, meiner persönlichen Erfahrung.
Es ist zu bemerken, daß in Steiermark beim Landvolke vielfach zwei
alte Büchelchen zu finden sind, welche merkwürdige Gebete, Diebs-
und Wetter-, Feuer- und Krankheitssegeu enthalten, an deren Wirk-
samkeit heute noch geglaubt wird. Diese Büchlein: „Das Romanus-
büchlein" und „Der geistliche Schild" erscheinen übrigens auch in
anderen Theilen unserer Alpenländer verbreitet und geben Stoff genug.
um ausführlich ein anderes Mal auf dieselben zurückzukommen. Im
Nachfolgenden wurden sie vorläufig nicht berücksichtigt, da sie nicht
VOLKSMEINUNG UND VOLKSABERGLAUBE etc. 381
im Lande gedruckt sind. Von Arbeiten, welche nach verläßlichen Mit-
theilungen Einzelnes über steiermärkischen Volksaberglauben enthalten,
nenne ich die treffliche Schrift Dr. Victor Fossels: „Volksmedicin und
niedicinischer Aberglaube in Steiermark" (Graz 1885), Roseggers
schon in sechster Auflage (Wien 1888) erschienenes köstliches „Volks-
leben in Steiermark", das neben seinem belletristischen Werthe damit
auch culturgeschichtlich von Bedeutung ist, und den größeren Auf-
satz von Johann Krainz: „Volksleben, Sitten und Sagen der Deutschen"
in dem Bande: „Steiermark" des großen ethnographischen Werkes:
„Die österreichisch- ungarische Monarchie in Wort und Bild" (Wien
1889). Einiges findet sich auch in meinen „Cultur- und Sittenbildern
aus Steiermark" (Graz 1885).
Die Thierwelt.
Der Biß eines Hundes heilt schnell und sicher, wenn man
Haare von dem Hunde, der gebissen hat, auf die Wunde legt. (All-
gemein.)
Wenn ein Hund in der Nacht heult, so stirbt bald Jemand im
Hause oder in der Nachbarschaft. (Allgemein.)
Hat sich der Hund überfressen oder sonst den Magen verdorben,
so sucht er sich den „Hundsknoblauch" oder das „Hundsgras" oder
er frißt sonst irgend „ein Gras", damit er sich erbrechen kann, wo-
durch sein Magen curiert wird. (Murfeld.)
„Hundshaare auflegen ist gut für den Katzenjammer" ist ein
sprichwörtliches Mittel, um die Ursachen einer Schwelgerei oder Be-
rauschung zu vertreiben. (Gleisdorf.)
Wenn sich die Katze putzt, so kommt fremder Besuch oder
ein Freier ins Haus, auch bedeutet dies schönes Wetter. (Allgemein.)
Wenn die Katze Gras frißt, so regnet es bald. (Allgemein.)
Wenn Einem des Morgens oder auf der Reise zuerst eine Katze
über den Weg läuft, so ist dies ein übles Vorzeichen. Insbesondere
gilt dies von einer schwarzen Katze. (St. Georgen a. d. Stiefing, auch
allgemein.)
Wenn sich auf Kisten irgendwo eine Katze setzt, so ist Geld
darin. (Hitzendorf. St. Veit am Vogau.)
Wo auf dem Lande bei länger andauernden Leichenzügen, welche
zum Friedhofe einen weiten Weg haben, Leichen des Ausruhens wegen
abgesetzt zu werden pflegen — es sind dies gewöhnlich bestimmte
Plätze — dort halten sich Katzen gerne auf. (Kirchberg a. d. Raab.)
Wenn man ein Schwein beim Schlachten nicht tödten kann,
so steckt ein Zauber dahinter; um diesen zu brechen, soll man mit
A. SCHLOSSAB
dem Stecbniesser irgendwohin, auch wohl in die Erde stechen; sticht
man aber in den Hemdärmel knapp unter dem Arme, so wird der
Zauberer selbst, wo er auch weilt, verwundet. (Mittelsteier.)
Wenn man ein Schwein beim Schlachten nicht tödten kann,
so ist die Ursache davon auch wohl, daß Jemand, der dabei an-
wesend ist, zu viel Mitleid mit dem Thiere hat. Man soll daher solche
Leute gar nicht in die Nähe lassen. (St. Georgen a. d. St.)
Schauern die Pferde während des Fahrens und spitzen sie die
Ohren oder bleiben sie gar schnaubend und den Kopf in die Höhe
gestreckt stehen, so hält sie ein Gespenst auf, „die Pferde sehen mehr
als der Mensch mit seinen Augen". (Mittelsteier.)
Gegen den „Wurm" der Pferde hilft es, wenn man das Pferd
unter die Dachtraufe hält, so daß der rechte Fuß darin steht; sodann
schneidet man mit dem Messer um den Huf herum die Erde aus.
steckt dieses Stück Erde mit der unteren Seite nach oben auf einen
Zaunstock und sagt: „Jetzt ist der Wurm in dem Stück Erde drin";
wenn die Erde vom Zaune ganz abgebröckelt ist, so ist auch das
Roß gesund. (Mittelsteier.)
Ein Ziegenbock im Pferdestalle ist gut für die Gesundheit
der Pferde und dient auch gegen Zauberei, welche denselben Schaden
bringen will. (St. Georgen a. d. St.)
Der Hase verläßt Nachts nur dann sein Lager, wenn Vollmond
ist, er kann daher nur zu solcher Zeit mit Erfolg gejagt werden,
dlitzendorf.)
Ein Hase, welcher über den Weg läuft, bedeutet ein Unglück.
(Allgemein.)
Der Hirsch geht nie auf natürliche Weise zu Grunde, denn er
kennt ein Kraut, das ihm jede Krankheit vertreibt. (Lind.)
Das Wiesel darf man nicht reizen, da es sonst auf den Men-
schen losspringt und diesen mit giftigem Hauche anbläst. Der An-
geblasene schwillt sogleich auf, ja man kann an der Geschwulst
sterben. (Deutsch-Lau dsberg.)
In dem Hause, bei dem ein Maulwurf einen Erdhaufen auf-
wühlt, stirbt bald Jemand. (Kirchberg a. d. Raab.)
Ein Eichhörnchen soll man nicht verfolgen oder gar tödten,
da man sonst Unglück hat und insbesondere im Hause dem Wetter-
schlage ausgesetzt ist. (Murfeld.)
Wenn man an einer Eiche vorübergeht, auf welcher ein Eich-
hörnchen oder eine Katze sitzt, so geht an demselben Tage Alles,
was man begonnen hat, unglücklich aus. (Mittelsteier.)
VOLKSMEINUNG UND VOLKS ABERGLAUBE etc. 383
Der Hahn legt, wenn er neun Jahre alt ist, ein Ei, und daraus
entsteht der Basilisk, eine Schlange oder ein Lindwurm. (Mittelsteier.)
Wenn die Hähne ..außer der Zeit" viel krähen, so hören sie
die Hiinmelshähne krähen uud müssen mitkrähen. (Mittelsteier.)
Man soll keinen kohlschwarzen Hahn als Haushahn halten,
denn mit einem solchen „ist es nicht recht richtig". (Mittelsteier.)
Wenn eine Henne kräht, so kommt ein Unglück ins Haus.
(St. Georgen a. d. Stiefing.)
Krähende Hühner legen keine Eier mehr. (St. Georgen a. d. St.)
Wenn die Hähne in den Hühnerställen des Nachts plötzlich
unruhig werden und ohne sichtbare Ursache durcheinanderfliegen,
so sehen sie den ., Hühnergeist" und melden durch ihre Unruhe einen
Sterbefall im Hause oder in der Nachbarschaft an. (Großfranach.)
W'enn man im Jahre zuerst den Kukuk schreien hört, soll man
Geld zählen oder mit dem Gelde in der Tasche klimpern, man hat
dann das ganze Jahr hindurch Geld. (Mur- und Raabfeld.)
Wenn man den Kukuk das erste Mal im Jahre hört, soll man
mitzählen, man lebt dann so viele Jahre als er „Kukuk" schreit.
Der Kukuk ist eine verwunschene Seele. (Mur- und Raabfeld.)
Der Storch hält von dem Hause, auf dem er sein Nest hat,
den Blitz ab, und wenn in diesem Hause Feuer ausbricht, so löscht
er dasselbe. (Schwanberg.)
Die Schwalbe soll man vom Hause nicht vertreiben oder ihr
Nest zerstören, sonst schlägt das Gewitter bald in das Haus ein, oder
es widerfährt demselben sonst ein Unglück. (Allgemein.)
Die Schwalben heißen auch „Mutter Gottes -Vögel", weil sie
unsere liebe Frau begleiteten, als diese über das Gebirge zu ihrer
Base Elisabeth ging. (Eibiswald.)
Wer die erste Schwalbe sieht, hat Glück. (Kirchberg a. d. Raab.)
Die Nachtschwalbe dringt des Nachts in die Ställe und saugt
dort den Ziegen die Milch aus, man nennt sie deshalb auch „Hexe"
oder „Ziegenmelker". (Fehring.)
Das Rothschwänzchen — deshalb auch Branderl oder Brand-
vogel genannt — baut sein Nest an Häuser und Ställe und fliegt,
falls man dieses Nest zerstört, durch den Rauehfang oder Herd, nimmt
eine Kohle und zündet mit derselben das Dach an oder es schlägt in
dieses Haus der Blitz ein. (Hitzendorf.)
Wer das Nest eines Zeisigs gefunden hat und bei sich trägt,
den macht dasselbe unsichtbar. (Mittelsteier.)
384 A. SCHLORSAR
Wenn im Herbste am Morgen der Fink häufig seine Stimme:
fink, fiuk! hören läßt, so kommt in der nächsten Zeit ein Unwetter,
Regen oder Schnee. (St. Veit am Vogau.)
Der Gimpel zieht, wenn man ihn gefangen in der Stube hält,
den Rothlauf und andere Krankheiten an sich. (Preding.)
Die Elster — hier Galster genannt — welche zum Hause ge-
flogen kommt und daselbst schreit, zeigt damit an, daß ein uner-
wünschter Gast oder ein Fremder überhaupt kommt. (Mittelsteier.)
Wenn eine Elster zum Hause fliegt, so entsteht in dem Hause
ein Zank. (Landscha.)
Die Eule — eine mittelgroße Gattung von grauer Farbe hier
„Eulkater" genannt — heißt auch der Todtenvogel, weil es als ein
Anzeichen gilt, daß bald Jemand im Hause stirbt, wenn sich in dessen
Nähe eine Eule oder ein Käuzchen hören läßt oder gar das Haus
ächzend umkreist oder an das Fenster fliegt. (Allgemein.)
In deni Hause, worin sich eine Hausnatter befindet, kehrt
das Glück ein. (Untervogau.)
Die Schlangen — hier Nattern genannt — haben eine Königin,
welche eine Krone auf dem Haupte trägt, die sie beliebig ablegen kann.
Diese Schlange heißt die Kronnatter oder Natterkönigin. Wer sich
dieser Krone zu bemächtigen weiß, hat Glück; denn wo das Krönlein
hingelegt wird, schwindet weder Geld noch Getreide u. dgl. (Mittel-
steier.)
Der Balg einer Schlange, welchen sie in der Häutung ab-
geworfen hat, den man in den Schuh zder Stiefel steckt, hilft gegen
Fußschmerzen. (Mittelsteier.)
^\ t-i in man die Zunge einer Schlange in das Hörn gibt, in
welchem der Streichstein steckt, so werden Sicheln und Sensen, die
man an dem Steine wetzt, scharf „wie Gift". (Mittelsteier.)
Die Schlangen, Eidechsen und andern „giftigen" Thiere ziehen
ihr Gift aus der Sonne. (St. Georgen a. d. St.)
Das Fett der grünen Eidechsen, welche verwandelte Hexen
sind, ist ein Mittel, wodurch sich blonde Mädchen unter 20 Jahren
unsichtbar machen können. (Mittelsteier.)
Trifft man beim ersten Ausgange Morgens eine Eidechse, die
quer über den Weg läuft, so bedeutet dies einen Unglücksfall; wenn
sie längs des Weges dahinschleicht, so hat man Glück zu hoffen.
(Oststeiermark.
Zertritt man eine Eidechse, so stirbt innerhalb der nächsten
Tage Jemand aus der Familie dessen, der dies ausgeführt hat; tritt
VOLKSMEINUNG UND VOLKSABERGLAUBE etc. 385
man ihr nur den Schwanz ab, so geschieht ein anderes Unglück.
(Oststeiermark.)
Hort man Vormittags eine Eidechse zischen, ao erfährt man
etwas Freudiges von fernen Verwandten; hört man das Zischen Nach-
mittags, so ist die Nachricht eine betrübende. (Mittelsteier.)
Sieht man zwei Eidechsen kämpfen, so ist ein schlechtes Jahr
zu erwarten; wenn man mehrere Eidechsen ruhig beisammen sieht,
so ist ein gesegnetes Jahr in Aussicht. (Mittelsteier.)
Es gibt eine Eidechse, welche so grimmig ist, daß sie gegen
den Menschen springt und demselben durch den Leib fährt. (Wies.)
Eidechsen, die ruhig im Loche sitzen oder in dürrem Laube
rascheln, zeigen Regen an. (Mittelsteier.)
Kröten, welche auf einen Stock gespießt und an der Sonne
getrocknet werden, sind ein gutes Mittel gegen die Kreuzdörre des
Kindviehes. Man legt zu diesem Behufe die getrocknete Kröte auf eine
Glutpfanne und hält diese dem Rinde unter das Maul. (St. Lorenzen.)
Die großen Kröten — im Mittellande „Tatschger" genannt —
sind „verwunschene Seelen". Dieselben saugen* in Ställen den Kühen
die Milch aus und sind sehr giftig. (Labuttendorf.)
Die Regenwürmer, welche sich nach dem Regen zahlreich
auf dem Boden finden, sind mit den Tropfen aus der Luft herab-
gefallen. (Fehring.)
Der Blutegel saugt dem Menschen das Blut aus, weil er in
demselben Gift merkt. (Fehring.)
Zahlreich vorkommende Fliegen zeigen an, daß der „Heiden"
(Buchweizen) in diesem Jahre gut geräth. (Mittelsteier.)
Die Biene kann Flucher und Unzüchtige nicht ertragen, man
nennt sie daher die „keusche" Biene. (Hitzendorf.)
Die Bienen sammeln von allen Blumen den Honig, nur vom
rothen Klee nicht; sie sollen einst auf dem rothen Klee des Sonntags
Honig gesucht und den Tag des Herrn nicht gefeiert haben; zur
Strafe dafür ist ihnen nun der rothe Klee verboten. (St. Georgen
a. d. St.)
Die Grillen zeigen ein Unglück, wohl gar einen Todesfall im
Hause an, in dem sie langsam zirpen. Wer eine Grille tödtet, bringt
Unglück ins Haus, oder die Kleider und Schuhe Desjenigen , der die
Grille getödtet hat, werden von den übrigen Grillen zerfressen. (Mittel-
steier.)
Wer einen Hirschkäfer tödtet, setzt dadurch sein Haus der
Gefahr des Blitzschlages aus. (Murfeld.)
GEEMANIA. Neue Reihe XXIV. (XXXVI.) Jahrg. 26
386 A. SCHLOSSAR
Die Heuschrecken haben ihren Namen daher, weil Gott durch
ihr massenhaftes Erscheinen die bösen Menschen schreckt. (Fehring.)
Die Spinnen sind giftig; auf dem Körpertheil, über den eine
Spinne läuft, entsteht eine Entzündung oder eine Geschwulst. (St. Geor-
gen a. d. St.)
Wenn auf einem Menschen eine Spinne kriecht, so ist dies ein
Zeichen, daß er Gift in sich habe. (Fehring.)
Die Kreuzspinne bringt dem Hause Glück, über dessen Fenster
sie ihr Netz spinnt. (Allgemein.)
Legt man unter das Netz einer Kreuz spinne kleine, mit Num-
mern beschriebene Papierstreifen und zieht die Spinne eine oder die
andere Nummer in ihr Netz, so gewinnen diese Nummern, wenn man
sie in die Lotterie setzt. (Allgemein.)
Wenn man eine Kreuzspinne in ein Schießgewehr lädt, so
trifft kein Schuß, die Schrotte fallen an der Mündung des Laufes herab.
(Gabersdorf.)
• Die Pflanzenwelt.
Ein Baum, auf dem sich Jemand erhängt hat, verdorrt ganz.
Einen solchen Baum darf man nicht stehen lassen, sondern muß ihn
fällen und verbrennen. (Hitzendorf.)
Auf der Eiche hausen Gespenster aller Art, auch die Hexen
suchen Eichen gerne auf. Gewitter schlagen gerne in die Eiche ein.
(Mittelsteier.)
Die Esche schützt Gebäude, neben denen sie steht, vor Blitz
und Feuersgefahr. (Mittelsteier.)
Mit einer Haselruth e kann man die giftigen Nattern erschlagen.
(St. Georgen a. d. St.)
Die Haselblätter sind gut gegen allerlei Krankheiten des
Rindviehs. (St. Georgen a. d. St.)
Der Hollunderbaum oder -Strauch gewährt unter seinen
Zweigen Schutz vor Unholden und Gespenstern. (Murfeld.)
Hinter dem Wachholderstrauche ist man vor Gespenstern
geborgen und sieht zugleich, wie dieselben, dem Strauche ausweichend,
vorüberziehen. (Murfeld.)
Der Wachholder kann zum Bannen eines Diebes verwendet
werden, daß nämlich Derjenige, welcher Etwas gestohlen hat, dies
wieder zurückbringen muß. (St. Georgen a. d. St.)
Der Bärlapp samen heißt das Hexenmehl, weil er zu Hexereien
und von Hexen gebraucht wurde. (Mittelsteier.)
VOLKSMEINUNG UND VOLKSABERGLAUBE etc. 387
Das Bertramkraut, ein würziges Suppenkraut, macht, daß
die kleinen Kinder, denen es unter den Kopf gelegt wird, leicht ein-
schlafen. (Mittelsteier.)
Die sog. Blutströpfe In sind vom Blute Christi, als derselbe
das Kreuz trug, aufgewachsen. (Allgemein.)
Wenn die Blumen vom rothblühenden Ehrenpreis recht hoch
wachsen, so folgt ein langer Winter. (Kirchberg a. d. Raab.)
Wer sich unter Far renkraut verkriecht, der macht sich
unsichtbar; auch wenn man Farrensamen bei sich trägt, wird man
unsichtbar. (Untervogau.)
Durch Sammeln von Farrensamen in der Christnacht kann
man unter besonderen Ceremonien den Teufel beschwören und ihn
zwingen, daß er einen Sack Geld bringt. (Raabfeld.)
Wenn man Farrensamen in der Sonnwendnacht (24. Juni)
sammelt und denselben in die Schuhe gibt, wird man unsichtbar.
(Kirchbach.)
Der Frauendorn, eine Art wilder Rose, hat den Namen und
Wohlgeruch daher erhalten, weil unsere liebe Frau einst an dem
Strauche vorbeiging und mit dem Kleide an diese Pflanze streifte.
(Oberseibersdorf.)
Der Frauenschuh, auch Muttergottes-Pantoffel genannt, hat
diesen Namen daher, weil die Mutter Gottes goldene Schuhe getragen,
welche den Blüthen dieser Pflanze ähnlich waren. Diese Blume ist
unter den Tritten der Mutter Gottes entsproßen. (St. Georgen a. d. St.)
Frauenthränen heißt eine Nelkenart, und zwar deshalb, weil
sie aus den Thränen unserer lieben Frau entsprossen ist, als diese
den Heiland auf dem Kreuzwege nach dem Calvarienberge geleitete.
(St. Georgen a. d. St.)
Die Hauswurz, auch Donnerbart genannt, schützt, auf dem
Hausdache angepflanzt, das Gebäude vor dem Blitzschlage. (Murfeld.)
Das Johanniskraut, welches am St. Johannistage vor Sonnen-
aufgang gepflückt wird, schützt Häuser und Ställe vor Blitz, Un-
gewitter und Hexerei. (Murthal.)
Das Johanniskraut ist aus den Blutstropfen des Gekreuzigten
entstanden, welche unter dem Kreuzesstamme fielen; wenn man dieses
Kraut abreißt, so kommt ein Tröpfchen Blut zum Vorschein. (Perbers-
dorf.)
Wer vierblättrigen Klee findet, hat Glück, aber der vierblättrige
Klee ist „Glück für das Aug', das ihn sieht, Unglück für die Hand,
die ihn bricht". (Landscha.)
26*
388 A- SCHLOSSAR
Wenn man Einem vierblättrigen Klee in den Säckel steckt und
der Betreffende weiß nichts davon, so hat er Glück, gewinnt z. B.
in der Lotterie oder dgl. (St. Georgen a. d. St.)
Die ersten drei Komb lumenblüthen, welche man sieht, zu
essen, hilft gegen das Fieber. (St. Veit a. V.)
Der Kreuzdorn hat daher seinen Namen, weil aus ihm die
Dornenkrone für Christus vor der Kreuzigung geflochten wurde. (Alt-
fladnitz.)
Beim Einsetzen der Kürbiskerne muß viel gelogen werden;
je größer die Lügen, desto größer werden die heranwachsenden Kür-
bisse. (St. Veit a. V.)
Das Maßlieb zeigt die „letzte Zukunft" des Menschen an, in-
dem man die Blätter auszupft und dabei sagt: „Himmel, Höll', Feg-
feuer! Himmel, Höll', Fegfeuer! u. s. f. Das Wort, welches auf das
letzte Blatt fällt, zeigt an, wohin man nach dem Tode dereinst kommt.
(Untervogau.)
Das Maßlieb wird auch als Liebesorakel angewendet, indem
man bei jedem Absätze des Spruches: „Sie (er) liebt mich — vom
Herzen — mit Schmerzen — ein wenig — oder gar nicht" ein Blätt-
chen auszupft. Der Spruchtheil, auf welchen das letzte Blatt fällt,
sagt die Wahrheit an. (Allgemein.)
Die Rosen waren einst alle weiß, aber als Christus auf dem
Ölberge Blut geschwitzt, ist sein Blut auf die weiße Rose gefallen,
und dadurch sind die rothen Rosen entstanden. (Untervogau.)
Die weißen Rosen heißen auch St. Josephs-Rosen; als Maria
und Joseph mit dem Christkinde nach Egypten flohen, wuchsen am
Wege weiße Rosen, welche geblüht und geleuchtet haben wie die
Sterne, so daß die Reisenden den rechten Weg finden konnten, daher
rührt der erwähnte Name. (Oberseibersdorf.)
Der Rosmarin wächst auf der Stelle hervor, wo der Leib eines
Heiligen ruht. (Neudorf.)
Der Wegerich — auch Weterich genannt — schützt, wenn
man ihn verbrennt und der Rauch noch vor Sonnenaufgang in die
Höhe steigt, das Feld vor Hagelschlag. (Jagerberg.)
Gestirne und Elementares.
Man soll nicht in die Sonne schauen, sonst erblindet man, denn
durch die Sonne blickt unser Herrgott auf die Welt hinab, dessen
Anschauen kein Menschenauge aushält. (St. Georgen a. d. St.)
Während einer Sonnenfinsterniß fällt Gift auf die Erde,
es ist während dieser Zeit deshalb Alles schädlich. (St. Georgen a. d. St.)
VOLKSMEINUNG UND VOLKSABERGLAUBE etc. 389
Im Monde steht ein Mann mit einem Holzbündel. Ein solcher
hat einmal des Sonntags Holz gesammelt und wurde wegen Ent-
heiligung des Tages von unserem Herrgott in den Mond gebannt,
wo er bleiben muß bis zum jüngsten Tag. (Landscha.)
Im abnehmenden Monde nehmen auch Warzen, Geschwüre
u. dgl. ab. (St. Veit am Vogau.)
Im abnehmenden Monde ist es gut sich die Haare schneiden
zu lassen. (Allgemein.)
Man soll nie im Bette so liegen, daß der Mond auf das Gesicht
scheint, sonst wird man leicht mondsüchtig. (Allgemein.)
Wenn im aufnehmenden Monde die Zwetschgen (Pflaumen)
blühen, so halten sich die Früchte nicht, sondern fallen meist ab.
(St. Georgen a. d. St.)
Die Sterne sind die Augen der Engel, welche vom Himmel
herabschauen. (St. Georgen a. d. St.)
Wenn eine Sternschnuppe fällt, stirbt ein Mensch, oder es
wird eine arme Seele erlöst. (St. Georgen a. d. St.)
Wenn Sternschnuppen in der Nacht häufig fallen, so hält
das schöne Wetter mindestens zwei Tage an. (Ladendorfberg.)
Ein Meteor, welches über dem Dache dahinfliegt, ist nichts
Anderes als der leibhaftige Satan. Ein solches Meteor ist besonders
für kleine Kinder gefährlich, und soll, um die Gefahr abzuwenden,
rasch ein Gewandstück über das Kind oder irgend etwas „Geweihtes"
neben dasselbe gelegt werden ; auch „niedersegnen" mit Weihwasser
schützt vor der Gefahr. (Landscha.)
Das Erdbeben entsteht auf folgende Art: Die Welt steht auf
drei Walfischen, und wenn einer von ihnen sich rührt, so geräth die
Erde ins Schwanken; wenn sich einmal alle drei zusammen rühren,
geht die Welt zu Grunde. (Gabersdorf. St. Georgen a. d. St.)
Wenn man rasch an die Stelle läuft, wo ein Regenbogen
„aufsteht", so findet man einen Sack Geld (St. Lorenzen) oder ein
Schüsselchen Gold. (Hitzendorf.)
Wenn der Regenbogen über einem Getreidefelde oder über
einer Wiese aufgeht, so verbrennt er dort Alles, da er so heiß ist.
(Stiefingthal.)
Wenn der Regenbogen sich erhebt, so zieht er Kröten und
Fische mit auf, diese fallen dann beim Regen wieder herab. (Kirchbach.)
Wo der Regenbogen sich niederbiegt, dorthin soll man nicht
gehen, sonst nimmt er „Einen" mit, er zieht „Einen" mit sich empor.
(Preding.)
390 A. SCHLOSSAR
Die Donnersteine (Meteorsteine) schleudert der Teufel, sie an
einer Kette schwingend, aus den Wolken auf die Erde. Sie dringen
dann neun Klafter tief in den Boden, kommen aber jedes Jahr wieder
um eine Klafter empor, bis sie nach neun Jahren an das Tageslicht
gelangen. (St. Georgen a. d. St.)
Donnersteine schützen, unter das Dach gelegt, gegen böse
Wetter. (Sinabelkirchen.)
Wenn Donnersteine unter das Stroh des Daches gesteckt wer-
den, zeigen sie das Wetter an; bleibt der Stein trocken, so ist gutes,
trockenes, wird er feucht, schlechtes, nasses Wetter zu erwarten.
(Lipsch a. d. Schwarza.)
Wenn sich Jemand erhängt hat, geht ein starker Wind. (Mur-
thal.)
Gegen böse Wetter hilft die Aufstellung von Wetterkreuzen.
(Schäffern.)
Gegen den Blitzschlag verbrennt man auf dem Herde kreuz-
weise übereinander gelegtes „Weihholz", d. h. das Holz der am
Palmsonntag geweihten sog. Palmen (Blüthenkätzchen der Weide am
Aste) ; auch ist dagegen gut das Stroh, auf dem ein Schwein gelegen
ist, in dieser Weise zu verbrennen, doch muß der Rauch empor-
steigen, bevor noch das Wetter da ist. (Murfeld.)
Es gibt zündende „Donnerschläge" und „kalte Donnerschläge",
endlich auch solche, welche die zündenden auslöschen. (Sinabel-
kirchen.)
Ist ein Gewitter im Anzüge, so bete man den „Colomanisegen",
aber im Freien, und zwar stehe man dabei unter der Dachtraufe des
Hauses oder doch unter einer großen Besenstaude, wie deren oft bei
den Häusern sich befinden. (Allgemein.)
Gegen Hagel ist es ein gutes Mittel, Schlössen zu sammeln und
diese ins Feuer zu werfen. (Kraubat.)
Um böse Wetter, welche gehext sind, zu vertreiben, stelle
man eine Sichel oder eine Sense an eine lange Stange gebunden vor
das Haus, es bleibt die Hexe sodann daran hängen. Auch kann man
altes Leder verbrennen, dessen Gestank die Hexe vertreibt. (St. Rade-
gund.)
Gegen böse Wetter hilft das Wetterschießen, welches jedoch,
bevor das Wetter losgebrochen, vorgenommen werden muß. (Mittel-
steier. St. Radegund.)
Das zum Wetterschießen benützte Pulver muß geweiht sein.
(St. Georgen a. d. St.)
VOLKSMEINUNG UND VOLKSABERGLAUBE etc. 391
Wenn man beim Wetterschießen alte Hufnägel in die Polier
lädt, so schießt man die Hexe herab, falls das Wetter ein gehextes ist.
(Altenburg bei Spielfeld.)
Gegen böse Wetter hilft das Wetterläuten in den eigens zu
diesem Behufe errichteten hölzernen oder wohl auch steinernen Wetter-
thürmen. (St. Radegund.)
Gegen Wetter schaden schützt auch ein bestehendes altes
Gebet zum heiligen Donatus [Donar?] (Kainach.)
Findet man in den Hagelkörnern ein Haar, so ist dies ge-
hexter Hagel. (Untervogau.)
Die Körner des Hagels, den Unser Herrgott schickt, sind nur
so groß wie die Körner des Türkenweizens (Mais), alle größeren
Hagelkörner finden sich nur bei Wettern, welche gehext worden sind.
(St. Veit am Vogau.)
Was durch den Hagel bei gehextem Wetter an Frucht zer-
schlagen wird, gehört denen, die das Wetter gemacht haben: dem
Teufel und den Wetterhexen. (Haslach.)
Ein Wirbelwind, der sich erhebt, heißt der „Schratl", weil
ihn der Teufel (welcher in vielen Gegenden unter dem Ausdrucke
„Schratl" verstanden wird) hervorbringt. (Ober-Vogau.)
Kinderleben.
Kinder, die am ersten Sonntag im Neumond, der aber am vorher-
gehenden Freitag eingetreten sein muß, zur Welt kommen, heißen
Neusonntagskinder. Solche besitzen außerordentliche Eigenschaften:
sie stehen mit den Geistern in unmittelbarer Verbindung, sehen das
Treiben der Unholde und Gespenster, wissen vergrabene Schätze zu
finden, kennen das künftige Schicksal lebender Menschen und haben
Kenntniß von dem Zustande abgeschiedener Seelen. Die Neusonntags-
kinder sind bei allen Unternehmungen glücklich. (Mittelsteiermark.)
Ein ungetauftes neugeborenes Kind soll man außer dem Hause
Niemandem zeigen, es könnte demselben ein böses Auge schaden.
(Allgemein.)
Ein kleines Kind soll man überhaupt nicht Jedem ansehen
lassen, es könnte sonst leicht „verschrieen" werden. (Allgemein.)
Wenn kleine Kinder Jemand übermäßig lobt, so werden sie
„verschrieen". Dagegen hilft, wenn die Mutter das Kind anbläst und
ihm mit der Hand von der Stirne über den Scheitel nach dem Hinter-
kopfe fährt (Labuttendorf.)
302 A. SCHLOSSAR
Wenn kleine Kinder nießen, soll man rasch darauf sagen:
„Helf uns Gott", dann hat der böse Feind keine Macht über sie.
(Allgemein.)
Das neugeborene Kind muß sobald als möglich zur Taufe ge-
tragen werden; früher darf es ja nicht mit dem künftigen Namen
benannt werden, sonst stirbt es bald darauf. (Obersteiermark.)
Ein Kind vor dem vollendeten ersten Lebensjahre soll man
weder messen, noch wägen, auch dasselbe nicht abwägen, sonst nimmt es
nicht mehr zu. (Obersteiermark.)
Die Nägel müssen dem kleinen Kinde abgebissen, sie dürfen
ja nicht abgeschnitten werden, sonst geschieht dem Kinde Böses.
(Obersteiermark.)
Wenn Kinder nach einer Speise lüstern sind, die man gerade
ißt, so soll man ihnen davon geben, sonst bekommen sie für immer
einen Abscheu davor, auch können sie sonst ein Muttermal oder einen
Fleck am Leibe bekommen. (Mittelsteiermark.)
Wenn Kinder im Schlafe lächeln, so spielen — für den Be-
schauer unsichtbar — die Engel mit ihnen. (Murthal.)
Bemerkt man am Halse eines Kindes einen Ring, der rings
um den Hals läuft, so ist es dem Kinde für die Zukunft bestimmt,
durch den Strang oder durch das Schwert zu sterben. (Preding.)
Man soll sich davor hüten , daß die Windeln des neugeborenen
Kindes der Mond bescheine; es hat dies sehr üble Folgen. (Ober-
steiermark.)
Das Zurücktaufen des Kindes, d. h. die Wahl eines Tauf-
namens, welcher in der Reihe der Kalendertage auf einen früheren
Tag fällt als der Geburtstag, ist schädlich. (Allgemein.)
So lange die kleinen Kinder nicht getauft sind, haben Hexen
und böse Geister über dieselben große Macht. (Murthal.)
Wenn die Kinder am Weihnachtsabend, Aschermittwoch oder
am Charfreitag. also an den größten Fasttagen des Jahres nicht fasten
wollen und immer zu essen verlangen, so kommt der „Gaberlbub",
ein häßliches Gespenst, und schneidet den Kindern den Bauch auf.
(Oberseibersdorf.)
Wenn die Kinder schreien und nicht folgen wollen, so kommt
der „Schnappauf", ein Unhold mit einem großen Schnabel, und beißt
die Unfolgsamen. (St. Veit am Vogau.)
Die Mutter des neugeborenen Kindes soll, ehe sie selbst nach
der Geburt in der Kirche gewesen, nicht vor die Dachtraufe hinaus
VOLKSMEINUNG UND VOLKSABERGLAUBE etc. 393
erehen; verlangen dringen de Geschäfte doch ihre Anwesenheit außer
dem Hause, so soll sie die Grenze, welche die Dachtraufe bildet,
nicht überschreiten, ohne vorher die ausgehobene Thüre des Schweine-
stalls über den Kopf genommen zu haben. (Obersteiermark.)
Krankheiten.
Gegen Kreuzweh ist gut, Alaun in einem Säckchen zu tragen.
(Allgemein.)
Gegen Gliedschwamm, Warzen, Kröpfe u.dgl. hilft es, wenn
man sieh diese Gewächse von einem Kundigen abbeten läßt. Der zu
Heilende läßt das Gewächs vom Monde bescheinen und der Ab-
betende fährt mit einem Feuersteine um das Gewächs herum, indem
er 'sagt: Ähnlmann, Ähnlmann,
Schau doch den Grliedschwamm an,
Steht er gut an,
So bleib' er dran,
Steht er schlecht an,
So bleib' er davon.
(Pusterwald.)
Gegen Nasenbluten hilft es, wenn man den kleinen Finger
der linken Hand oder die kleinen Finger beider Hände fest mit einem
Faden umbindet. (St. Georgen a. d. St.)
Gegen Gelbsucht hilft es, wenn man in einen goldenen oder
vergoldeten Kelch hineinschaut, oder einen goldenen Ring trägt.
(Trofaiach.)
Ein gutes Mittel gegen Gelbsucht ist eine Goldmünze, worauf
ein Heiliger dargestellt ist, die man um den Hals hängt. (Graz.)
Gegen Zahnweh hilft das Reiben der Wange an der leidenden
Stelle mit einem Todtenbein. (Mittelsteiermark.)
Gegen Blatternarben, Sommersprossen und Warzen hilft es,
wenn diese des Morgens mit einer schwarzen Wegschnecke über-
strichen werden. (Leibnitz.)
Ein Mittel ge$ren Warzen ist das folgende: Man machein einen
Seidenfaden so viele Knoten, als man Warzen hat, nachdem man
jede Warze vorher damit umwunden, sodann lege man den Faden
unter die Dachtraufe, und wenn der Faden verfault ist, sind auch die
Warzen verschwunden. (Gabersdorf.)
Wer vom Dache im Winter einen Eiszapfen herabschlägt, be-
kommt Halsweh. (Obersteiermark.)
Wer aus Schadenfreude lacht oder im Finstern trinkt, bekömmt
einen Kropf. (Kirchberg a. d. Raab.)
394 A- SCHLOSSAR
Das warme Blut eines Hingerichteten hilft gegen die Epilepsie.
(Knittelfeld.)
Gegen das Fieber hilft es, wenn man auf einen Zettel die
Worte schreibt: Fieber bleib' aus,
Ich bin nit zu Haus'.
Mit diesem Zettel muß man auf einen Steg treten und das Blatt nach
rückwärts in den Bach werfen. (St. Georgen a. d. St.)
Derselbe Spruch hilft auch, wenn er auf die Stallthüre geschrieben
wird ( — dem Vieh? — ) (Preding.)
Wer das Fieber vertreiben will, nimmt etwas Stroh oder
Weidenruthen, in ein Büschelchen gebunden, geht damit zum Bache,
bleibt auf dem Stege stehen und sagt:
Der Herr Jesus begegnet das Fieber auf dem Steg,
Der Herr Jesus sagt zu dem Fieber: geh' mir aus dem Weg,
Verlass' mich und geh' fort,
Komm' nimmer, wie das Wasser dort.
Dabei wirft er das Büschlein in das Wasser. (St. Georgen a. d. St.)
Um den Keuchhusten der Kinder zu vertreiben, läßt man
diese mit einem Hunde aus einer Schüssel essen. (Mittelsteiermark.)
Gegen Seitenstechen hilft es, wenn man etwas Wagenschwärze,
die sich durch das Fahren an der Radachse bildet, einen Tag lang
in der Seitentasche des Rockes trägt. (Mittelsteiermark.)
Ist im Hause Jemand schwer krank, so soll eine Person aus
dem Hause drei (wohl hartgekochte abgeschälte?) Eier nehmen, zu
einem Ameisenhaufen gehen, die Eier darin vergraben, dabei beten
und fortgehen, ohne sich umzuschauen. Sobald die Eier von den
Ameisen verzehrt sind, wird auch der Kranke gesund. (St. Veit am
Vogau.)
Gegen Augenleiden hilft es, wenn man sich Morgens mit dem
Thau, der an den Blättern hängt, die Augen wäscht. (St. Georgen a. d. St.)
Tod.
Wenn die Kirchenglocken einen klagenden Ton erschallen
lassen, so stirbt bald Jemand. (Allgemein.)
Träumt Einem, daß ihm ein Zahn ausgefallen ist, so stirbt
bald ein Freund oder eine verwandte Person. (Murthal.)
Wo der Rauch hinzieht, wenn man das Bettstroh des Ver-
storbenen verbrennt, dort findet das nächste Leichenbegängniß darauf
statt. (Studenzen.)
Wenn man beim Zerschneiden eines Apfels einen Kern mit
zerschneidet, so stirbt man in demselben Jahre. (Wartberg.)
VOLKSMEINUNG UND VOLKS ABERGLAUBE etc. 395
Sieht man im Zimmer Abends, wenn der Mond durch das Fensfer
scheint, einen Sarg, so stirbt bald Jemand daselbst. (Gleisdorf.)
Wenn auf der Hand leichenfarbene Flecke, sog. „Leichen-
flecke" sichtbar werden, so stirbt man bald darauf. (Gleisdorf.)
Ist ein Angehöriger oder ein Freund im Sterben, ohne daß
man es weiß, so kann man in der betreffenden Nacht nicht schlafen.
(Gleisdorf.)
Sterben viele Kinder, so kommen schlechte Zeiten, denn „da-
vor wollte sie der liebe Herrgott bewahren". (Murfeld.)
Ist der Mensch gestorben, so öffne man rasch darauf das
Fenster, „damit die Seele hinauskann". (Mittelsteiermark.)
Sobald der Mensch gestorben ist, soll die Uhr im Zimmer so-
gleich aufgezogen werden, damit der Seele des Verstorbenen das
Emporschweben erleichtert werde. (Gaal.)
Über den Leichnam des Todten wird ein Bindfaden gelegt
„um die Streckung zu befördern" und zu verhindern, daß der Leich-
nam von bösen Geistern geraubt wird. (Gaal.)
Ist bei einem Leichenbegängniß ungestümes regnerisches
Wetter, so ist die Seele „selig", desgleichen, wenn die Glocken hell
ertönen. (Gleisdorf.)
Nach welcher Richtung die Glocken bei einem Leichen-
begängniß „recht klingen", von dorther kommt der nächste Leichen-
zug. (St. Veit am Vogau.)
Feste und bedeutsame Zeiten im Jahre.
Am Neujahrstag sowie auch am ersten Weihnachtsfeiertag
sollen Hausherr und Hausfrau bei Tage nicht schlafen, denn sonst
verschlafen sie einen „Schober" Weizen. (Straden.)
Begegnet Einem am Neujahrstage zuerst ein altes Weib,
so hat man das ganze Jahr hindurch Unglück. (Gabersdorf.)
Am Mathiastag (24. Februar) in der Früh soll man nach
dem Nebel schauen; man kann daraus erkennen, von welchem Stande
die Mehrzahl im Jahre sterben wird: steht der Nebel hoch, so sterben
Hohe und Reiche, steht er nieder, so sterben meist Leute vom nie-
deren Volke. (Graz.)
Am Faschingdienstag soll man nicht spinnen, sonst wird
das Vieh „damisch" (toll). (Unter -Vogau.)
Am Faschingdienstag muß man tanzen, sonst gerathen die
Rüben nicht. (Unter -Vogau.)
396 A. SCHLOSSAR
Wenn man sich mit Märzenschnee wäscht, so wird man
schön. (St. Georgen a. d. St.)
Bis zum Gert ruditag (17. März) muß man die Winterarbeit
beim Spinnen abgethan haben, sonst beißt die Maus den Faden von
der Spindel ab. (Mürzthal, auch allgemein in Obersteiermark.)
Von den Palmzweigen, welche am Palmsonntag geweiht
werden, soll man drei Kätzchen verschlucken; es ist dies für den
Menschen sehr heilsam. (Schäffern.)
Die Palmzweige sollen im Hause in allen Räumen aufgesteckt
werden, dies bewahrt vor Blitz, Feuer, Krankheit und vor allem Übel.
(Allgemein.)
Am Gründonnerstag fliegen die Kirchenglocken nach Rom.
(Allgemein.)
Vom Gründonnerstag an bis zum Ostersonntag soll nicht in
der Erde gearbeitet (geackert, gegraben u. dgl.) werden, weil wäh-
rend dieser Zeit „unser Herrgott in der Erde geruht hat". (Mittel-
steiermark.)
Eier, die am Gründonnerstag gelegt wurden und die zu
Ostern geweiht werden, sind, im Felde vergraben, gut gegen Hagel
und Ungeziefer. (St. Georgen a. d. St.)
Wenn am Charfreitag ein Leichenbegängniß ist, so sterben
in demselben Orte und in demselben Jahre der Pfarrer und der
Schulmeister. (Modriach.)
Am Charfreitag und am Pfingstsonntag gibt man dem Vieh
Weihwasser, damit die Hexe ihm nicht schade. (St. Radegund.)
Am Charfreitag und am Pfingstsonntag soll man auch das
Getreide mit Weihwasser befeuchten. (St. Radegund.)
Am Ostersonntag findet frühmorgens in der Kirche die „Weihe"
des sogenannten Weihfieisches und anderer Eßwaaren statt. Jene3
Mädchen, welches mit den geweihten Sachen aus der Kirche zuerst
heimkommt, wird unter allen Mädchen im Dorfe zuerst heiraten.
(Allgemein.)
Zu Ostern soll man neunerlei Weihfleisch essen, d. h. außer
im eigenen Hause noch in acht verschiedenen Häusern, dann kann
Einem ein wüthender Hund nichts anhaben. (Ober-Vogau.) Man wird
davon besonders stark. (Marburg.)
Am Pfingstsonntag soll man nicht schlafen, sonst ist man das
ganze Jahr hindurch immer verschlafen und ohne Eifer. (Mitterlabill.)
Zu Pfingsten sollen ihrer Neun einen gebratenen Vogel essen.
(Oberseibersdorf.)
VOLKSMEINUNG UND VOLKSABERGLAUBE etc. 397
In der Pfingstnacht soll mit Peitschen „geschnalzt" werden,
damit kann man die Hexen vertreiben. (Ober-Vogau.)
Wenn man in der St. Johannisnacht — Sonnwendnacht —
(24. Juni) zwei Stengel des „Schmalgrases1', welche dicht nebenein-
ander stehen, in gleicher Höhe abschneidet und am nächsten Tage
nachsieht, welcher der Halme sich verlängert hat, so lebt man, wenn
dies der Halm zur Rechten ist, noch lange, im gegentheiligen Falle
aber stirbt man bald. (Ranten.)
Wenn eine Magd in der Johannisnacht zwei Stöcke, von
deren einem die Rinde abgelöst ist, im Bette unter dem Stroh ver-
birgt, so erfährt sie, wenn sie am nächsten Morgen das Stroh auf-
rüttelt und ihr der geschälte Stock zuerst in die Hände fällt, daß sie
einen Witwer heiraten wird ; trifft . sie zuerst auf den ungeschälten
Stock, so ist der Bräutigam ein Junggeselle. (Rantenthal.)
Zählt ein Mädchen in der Johannisnacht die Zaunstecken ab
und trifft sie den hundertsten derselben krumm an, so erhält sie einen
krummen Mann. (Rantenthal.)
Klopft ein Mädchen in der Johannisnacht Mitternachts an
eine Schafstallthüre und es blökt ein alter Bock, so bekommt sie
einen alten Mann, meckert ein junges Kitzlein, so wird der Bräutigam
jung sein. (Rantenthal.)
In der Johannisnacht soll man nach Schätzen graben, man
findet solche zu jener Zeit am leichtesten. (Obersteiermark.)
Ein Mädchen, das in der Johannisnacht zu einem stillen
Gewässer geht, erblickt im Spiegel des Wassers seinen zukünftigen
Bräutigam. (Übersteiermark.)
Am St. Margarethentag (20. Juli) darf man kein Korn ein-
führen, sonst kommt ein Gewitter und es schlägt ein. (Neudorf.)
Vor dem St. Michaelstag (29. September) soll ein Erwachsener
keine Weintrauben essen; damit erlöst er eine arme Seele. (Jahring.)
In der St. Thomasnacht (21. December) kann ein Mädchen
den ihr bestimmten Bräutigam sehen, wenn es zu einem Zwetschken-
baum geht, denselben dreimal schüttelt und sagt:
Zwetschkenbaum, i schüttel dich,
I bittel dich, i bittel dich ! l).
In der St. Thomasnacht haben alle bösen Mächte am meisten
Gewalt. (Allgemein.)
») Bittein heißt in der Mundart „freien", eine Braut suchen, der Bittelmann
heißt der Brautwerber.
398 A. SCHLOSSAR
In der St. Thomasnacht blasen die Kuhhexen auf ihrem Kuh-
horn und verzaubern dadurch die Kühe. (Mittelsteiermark.)
In der St. Thomasnacht kann man die Ereignisse des nächsten
Jahres erlauschen, wenn man in den Ofen schaut oder sich auf den
Rasen niederlegt. (Raabthal.)
Am Weihnachtsabend soll man im Hause Räucherungen und
Besprengungen mit Weihwasser vornehmen, damit die Hexen und
bösen Geister keine Gewalt haben. (Obersteiermark.)
Am Weihnachtsabend gibt man dem Vieh Nußkerne in das
Futter, welche geheime gute Wirkungen besitzen. (Obersteiermark.)
Am Weihnachtsabend soll das Essen aus neun Gerichten
bestehen. (Unter -Vogau.)
In der Christnacht redet das Vieh; wer es belauscht, kann
sich davon überzeugen und merkwürdige Dinge, auch wohl Prophe-
zeihungen fürs nächste Jahr vernehmen. CAllgemein.)
In der Christnacht kann man bei der Mette die Hexen in der
Kirche sehen, wenn man durch das Astloch eines Sargbrettes blickt;
die Hexen haben dann für den Beschauer einen Melkstuhl auf dem
Kopfe und stehen mit dem Rücken gegen den Altar. (Mittelsteiermark.)
In der Christnacht sieht man, wenn man um zwölf Uhr
Nachts sich auf einen Kreuzweg stellt, auf allen Häusern einen Sarg,
in denen das nächste Jahr Jemand stirbt. (Mittelsteiermark.)
Wer in der Christnacht während der Mette auf ein Sargbrett
schaut, das aus der Erde gegraben wurde, der sieht Alles, was sich
im nächsten Jahre ereignet, in kleiner Gestalt darauf, er sieht auch,
wer im nächsten Jahre stirbt. (Allgemein.)
Wenn ein Mädchen in der Christnacht in den Ofen schaut,
erblickt es darin den künftigen Bräutigam. (Allgemein.)
Wer in der Christnacht Musik hört, heiratet in dem nächsten
Jahre, wer laut beten hört, stirbt im darauffolgenden Jahre. (St. Rade-
gund.)
In der Chr i stn a cht oder in der Neuj ah rsnach t kann man
durch Blei- oder Wacbsgießen die Ereignisse der Zukunft erfahren.
(Allgemein.)
Wenn ein Mädchen in der Christnacht einen Arm voll Holz-
scheiter nimmt und diese sodann abzählt, so deutet die gerade Zahl
der Scheiter auf Glück und Heirat. (Graz.)
Wenn man in der Chr ist nach t, bevor man in die Mette geht,
ein Häufchen Asche macht und, aus der Kirche zurückgekommen,
einen Riß in der Asche findet, so stirbt bald irgendjemand im Hause;
VOLKSMEINUNG UND VOLKSABERGLAUBE etc. 399
ist auf der Asche die Spur von „etwas Darübergelaufenem", so geht
ein Stück Vieh bald darauf zu Grunde. (Mittelsteiermark.)
Wenn man in der Christo a ch t eine Zwiebel in zwölf Schalen
zerlegt, Schlag zwölf Uhr etwas Salz in jede Schale streut, nachdem
m;m vorher jede dieser Schalen mit dem Namen eines Monates be-
zeichnet hat, so ersieht man, ob in dem betreffenden Monate des
Jahres nasses oder trockenes Wetter vorherrschen wird, je nachdem
das Salz trocken bleibt oder „schwitzt". (St. Radegund.)
In der Christnacht kann man erfahren, wer im Dorfe im
nächsten Jahre stirbt; man steckt zu diesem Behufe um Mitternacht
den Kopf verkehrt, so daß man nach aufwärts blickt, zum Fenster
hinaus und sieht auf dem Giebel des Hauses, in dem Jemand sterben
soll, in dieser Stellung einen Sarg. (Preding.)
Wenn am Weihnachtsabend beim Abendessen die Hausfrau
am Tische bis zu Eude des Essens sitzen bleibt, dann bleiben im
nächsten Jahre die Bruthühner gerne auf den Eiern sitzen und brüten
viele Küchlein aus. (Mittelsteiermark.)
Am Weihnachtsabend soll man die Hühner in einem großen
Faßreif füttern, dann geht im nächsten Jahre kein Huhn fort, um
in anderen Häusern Eier zu legen. (Unter -Vogau.)
Damit die Hühner vor dem „Schratel" und vor dem „Hühner-
geist", zwei Gespenstern, welche ihnen viel Schaden anthuu, sicher
sind, legt man am Weihnachtsabend einen Roßschädel auf den
Hühnerstall. (Voitsberg.)
Am St. Stephanstag (26. December) gibt man den Pferden
und dem Rindvieh Brot, das mit geweihtem Salz bestreut ist.
(St. Georgen a. d. St.)
In der Neujahrsnacht kann man durch Bleigießen die Zu-
kunft erforschen, sowie auch erfahren, ob der Geliebte treu ist; bildet
das Blei kleine Kügelchen, so ist der Geliebte stets treu geblieben;
entstehen unförmige Brocken, so ist er treulos gewesen. Die Formen
und Gestalten, welche das Blei im Übrigen annimmt, deuten auf die
Ereignisse des nächsten Jahres, welche die bleigießende Person be-
treffen; z. B. bedeutet ein Sarg einen Todesfall, eine Wiege zeigt
Familienzuwachs an, ein Herz Glück in der Liebe u. dgl. (Zunächst
Obersteiermark, jedoch auch allgemein.)
Mädchen, welche wissen und erfahren wollen, ob ein Bräutigam
im nächsten Jahre ins Haus kommen wird, werfen im Zimmer um
zwölf Uhr in der Neujahrsnacht einen ihrer Schuhe über die
Achsel gegen die Thüre zu; steht die Spitze des Schuhes gegen das
400 A. SCHLOSSAR
Zimmer herein, so erscheint der erwünschte Bräutigam im Laufe des
Jahres. Es muß jedoch dreimal geworfen werden und immer mit
dem gleichen Erfolge, wenn dies wirklich „ausgehen" soll. (Ober-
steiermark, jedoch auch allgemein.)
Vermischter Volksaberglaube.
Wenn man auf der Erde, in der Nähe von Bäumen oder un-
heimlichen Orten ein Licht (kleines Flämmchen) brennen sieht, so
ist an der Stelle Geld vergraben, es „brennt der Schatz aus". Wenn
man einen Rosenkranz darauf wirft, so versinkt der Schatz nicht und
man kann ihn heben. (Ober-Racknitz.)
Ein Kerzenlicht, welches man auslöschen will, soll man aus-
blasen, da der hiernach aufsteigende Rauch den Teufel vertreibt.
(Gegend von Knittelfeld.)
Wer mit einer geweihten angezündeten Kerze an einen feuer-
gefährlichen Ort, z. B. auf den Heuboden kommt, braucht keine
besondere Vorsicht zu beobachten, da ein geweihtes Licht nie eine
Feuersbrunst hervorbringt. (Knittelfeld.)
An einem Freitag soll man im Hause keine Wäsche waschen,
da sonst gefährlicher Donner und Blitz die üblen Folgen sind. (Gaal.)
An einem Freitag soll man überhaupt nichts unternehmen,
da kein Unternehmen glückt, das man an diesem Tage begonnen;
insbesondere soll man keine Reise am Freitag antreten. (Allgemein.)
Der Strick eines Selbstmörders ist ein besonderes Schutz- und
Zaubermittel. (Gaal.)
Der Strick, mit dem Jemand hingerichtet wurde, ist ebenfalls
gut gegen Zauberei. (Allgemein.)
Wer einen kurzen Daumen hat, gibt nicht gern und zahlt
schwer. (Murfeld.)
Mit „Fr ei kugeln" trifft mau Alles und bannt Menschen und
Wild, so daß letzteres stehen bleiben muß und völlig schußgerecht
ist. Diese Kugeln werden an gewissen „Lostagen" unter verschiedenen
Sprüchen gegossen. Werden sie ins Gewehr geladen, so muß noch
etwas „Geweihtes" dazu kommen, z. B. Etwas von geweihten Heiligen-
bildern oder dergleichen. (St. Georgen a. d. St.)
Wer seine Eltern schlägt, findet im Grabe keine Ruhe, seine
Hand wächst aus dem Grabe hervor. (Mittelsteiermark.)
Die Hand des Meineidigen wächst aus dem Grabe und brennt
in hellen Flammen. (Knittelfeld.)
VOLKSMEINUNG UND VOLKS ABERGLAUBE etc. 401
Schüttet bei einem Festmahle Jemand ein Glas, das mit Wein
oder Wasser gefüllt ist, aus, so gibt es im Hause bald eine Kinds-
taufe oder es hat diejenige Person, gegen welche die ausgegossene
Flüssigkeit rinnt, einen Familienzuwachs zu erwarten. (Allgemein.)
Wer ein bis zum Rande gefülltes Trinkgefäß vom Tische
aufheben und zum Munde führen kann, ohne einen Tropfen zu ver-
schütten, ist noch jungfräulich. (St. Georgen a. d. St.)
Wem beim Spinnen das „Wickerl" Werg oder Flachs auf die
Spule fällt, so kommt an demselben Tage ein Brautwerber. (St. Georgen
a. d. St.)
Juckt Einem die rechte Hand, so muß man zahlen, juckt die
linke Hand, so bekommt man Geld. (Allgemein.)
Hat man das sogenannte Klingen in einem Ohre und erräth
die nebenansitzende Person auf die Frage: Welches Ohr klingt mir?
wirklich das betreffende Ohr, so wird ein Wunsch, den man sich dabei
im Stillen gedacht hat, erfüllt oder eine Sache geht gut aus. (Allgemein.)
Gähnen am Schlüsse des alten Jahres ist ein gutes Zeichen
für das neue. (St. Georgen a. d. St.)
Stößt beim Tische Jemand das Salzfaß um, so gilt dies als
Vorzeichen eines Unglückes oder Verdrusses. (Allgemein.)
Wenn bei einem Tische Dreizehn sitzen, so trifft eine Person
davon bald ein Unglück oder es stirbt Jemand aus der Gesellschaft
innerhalb eines Jahres. (Allgemein.)
Es bedeutet Unglück, wenn Einem des Morgens zuerst ein altes
Weib begegnet. (Allgemein.)
Man hat an dem Tage Unglück, an dem man zuerst mit dem
linken Fuße aus dem Bette steigt. (Allgemein.)
Man erfährt an dem Tage etwas Gutes, wenn das rechte, und
etwas Böses, wenn das linke Ohr saust. (Allgemein.)
Wenn man einem geliebten Mädchen eine Nadel gibt, ohne sie
früher angelacht zu haben, so „ersticht" man die Liebe. (Allgemein.)
Einer geliebten Person soll man keinen spitzen Metallgegenstand
(Nadel, spitzes Messerchen oder dergleichen) schenken, es „ersticht"
dies die Zuneigung. (Allgemein.)
Wenn ein Küchen feuer nach dem Abkochen nicht mit dem
heiligen Kreuzzeichen gesegnet wird, so kommt über Nacht der Teufel
und brät daran seine Seelen. (Obersteiermark.)
Wer das Wort „Zauberer" oft ausspricht, wird von den Zau-
berern zerrissen; wer das Gleiche mit dem Worte „Donner" thut,
wird vom Blitze getroffen. (Obersteiermark.)
GERMANIA. Neue Reihe XXIV. (XXXVI.) Jahrg. 27
402
A. SCHLOSSAR
Kommt man in ein fremdes Haus, so soll man den angebotenen
Sitz annehmen, sonst trägt man beim Fortgehen den Leuten „den
Schlaf aus." (Allgemein.)
Mädchen und Weiber, die ihren Geliebten und Männern die
Treue brechen, finden nach dem Tode keine Ruhe im Grabe und
müssen auf feurigen Ziegenböcken nächtlicher Weile über Berg und
Thal reiten. (Knittelfeld.)
Leute, bei denen die Augenbrauen zusammengewachsen sind,
haben den bösen Blick. (Unter -Vogau.)
Der „böse Blick" oder das böse Auge bringt Anderen stets
Unglück, es kann insbesondere der böse Blick auch Vieh behexen.
(Knittelfeld.)
Der „böse Blick" macht, daß den Leuten übel wird und daß
sie ganz matt werden. Dagegen hilft, daß man drei Kohlen in frisches
Wasser wirft, damit die Stirne benetzt und das übrige Wasser trinkt.
(Polstrau.)
Das „Verschreien", d. h. übermäßiges Loben des Viehes
schadet diesem so, daß den Kühen die Milch ausgeht, das Vieh über-
haupt aber immer mehr abnimmt und endlich zu Grunde geht. (All-
gemein.)
Das Vieh steht um, wenn in dem Stalle ein Aas oder unter
der Thürschwelle die Klaue eines verreckten Thieres oder eine todte
Kröte vergraben wird. (St. Georgen a. d. St.)
Gegen das gefährliche „Verschauen" des Viehes gibt es fol-
gendes Mittel: Man zieht sofort darauf das Hemd aus, kehrt es um
und wischt damit dem Thiere von hinten über den Rücken und über
die Augen. (Hart bei St. Georgen a. d. St.)
Man kann auch einen Menschen „verschreien"; wer da glaubt,
ur sei „verschrieen", der soll eine Kohle in siedendes Wasser werfen ;
geht sie unter, so ist man verschrieen, schwimmt sie oben, so ist dies
nicht der Fall. Ist die Kohle zu Boden gesunken, so wasche man
sich mit dem Wasser die Augen aus; dies hilft dagegen. (Anger.)
Wer auf einen Irrwi seh (eine Irrwurzel) tritt, wird in der Irre
umhergeführt und kann sich selbst am hellen Tage nicht mehr zurecht
finden. (Allgemein.)
Wenn zwei Personen verschiedenen Geschlechtes gleichzeitig
miteinander gähnen, so müssen sie sich gern haben. (Fernitz.)
Wenn eine Frauensperson ihr Haar verkauft, so bekommt der
Böse Macht über sie. (St. Georgen a. d. St.)
VOLKSMEINUNG UND VOLKSABERGL\UBE etc. 403
Werden in einer Gesellschaft plötzlich Alle still, so geht ein
Engel durch das Zimmer. (Allgemein.)
Die weißen Flecke auf den Nägeln bedeuten Glück. (Mittel-
steiermark.)
Wenn man in einem neuen Aufenthaltsorte zum ersten Male
schläft, so soll man auf den Traum achten, dieser ist stets vor-
bedeutend. (Allgemein.)
Ein Jäger, der beim Fortgehen zuerst einem alten Weibe be-
gegnet, hat eine schlechte, wenn er einem schönen Mädchen begegnet,
eine gute Jagd zu erwarten. (Murthal.)
Wenn ein Dieb Etwas von dem Gestohlenen hinter sich wirft,
so wird er nicht entdeckt. (Ehrenhausen.)
Wer eine consecrierte Hostie bei sich trägt, kann sich un-
sichtbar machen. (Kapfenberg.)
Wer sieben menschliche Herzen verzehrt, wird unsichtbar.
(Knittelfeld.)
Wenn man fein gestoßenes Todtengebein unter das Pferde-
futter mengt, so werden die Pferde schön, stark und lebhaft. (Knittel-
feld.)
Gegen erkranktes Rindvieh nimmt man Schweinsborsten, bohrt
ein Loch in einen Baum, thut die Borsten in die Öffnung und ver-
keilt diese sorgfältig, worauf das Vieh in einigen Stunden genesen ist.
(Knittelfeld.)
Ein Messer darf nicht auf den Rücken, ein Brotlaib nicht
auf die obere Seite hingelegt werden, sonst müssen im ersteren Falle
„die armen Seelen über die Schneide", oder es gibt im zweiten Falle
irgend ein Unglück. (Allgemein.)
Ein Mädchen, welches die Treue des Geliebten festbannen will,
begibt sich um zwölf Uhr Nachts auf den Friedhof, nimmt sieben
Todtenschädel und eine Zahl Todtengebeine, legt diese in einem Korbe
auf eine Bahre und zieht die also beladene Bahre hin und her, worauf
sie sagt: „Lieber N. N. bleib' Deinem Mädchen treu, sonst werden
diese Todten in Deine Schlafkammer dringen und Dich und meine
Nebenbuhlerin erwürgen." (Obersteiermark.)
Ein Wunsch geht in Erfüllung, wenn derselbe ausgesprochen
wird in dem Momente, da eine Sternschnuppe fällt oder wenn sogleich
nach dem geäußerten Wunsche geniest wird. (Obersteiermark.)
Auf Kreuzwegen treiben Hexen, Irrwische und böse Geister
in gewissen Nächten ihr Spiel, auch der Teufel hält sich gerne an
solchen Stellen auf. (Allgemein.)
27*
404 A. SCHLOSSAR
Wenn man auf dem Felde ißt, so soll auf dem Platze, wo der
Eßkorb umgestürzt als Tisch benützt wird, aus zwei Grashalmen ein
Kreuz gemacht werden, es kommen dann keine Käfer und Spinnen
ins Essen. (Mittelsteiermark.)
Wer beim Lichtputzen zufällig das Licht auslöscht, der kommt
am nächsten Sonntag zu spät in die Kirche. (Hitzendorf.)
Wenn eine Person das „Schlucken" (Aufstoßen aus dem
Magen) hat, so denkt Jemand an sie. (St. Veit am Vogau.)
Wenn man den Ladstock oder das Geschoß eines Gewehres
mit Glockenschwärze (?) bestreicht, so fällt der angeschossene Hase
erst jenseits des Jagdgebietes, wo ihn der Jäger nicht mehr aufheben
darf, oder der Schuß geht so lange nicht los, bis der Hase über der
Grenze ist. (Gabersdorf.)
Durch den „Diebssegen", ein kräftiges Gebet mit vielen Be-
schwörungsformeln, welches vor Sonnenaufgang gebetet werden muß,
kann Derjenige, dem eine Sache gestohlen worden ist, den Dieb fest-
bannen oder ihn zwingen, den Gegenstand wieder zurückzubringen.
(Mittelsteiermark.)
Die Wünschelruthe zeigt ihrem Träger durch Abwärtsneigen
gegen die Stelle zu den Ort an, wo sich verborgene Schätze, im Berg-
werke Erze, auch wohl Quellen und Wasser in trockenen Gegenden
befinden. Eine solche Ruthe ist der vorne gabelförmig getheilte Zweig
einer Haselstaude, welche in einem Jahre einen Trieb von sechs Fuß
Länge gemacht hat; dieser Zweig muß an einem Sonntag vor Sonnen-
aufgang oder um Mitternacht geschnitten werden. (Allgemein.)
Wenn eine Scheere oder ein Messer zu Boden fällt und darin
stecken bleibt, so kommt unerwarteter Besuch ins Haus. (Allgemein.)
Wenn Jemand Blasen auf der Zunge bekommt, so lügen die
Leute über ihn. (Preding.)
Wenn auf dem Herde oder im Ofen das Holz zischt, so streue
man sogleich Salz darauf, sonst entsteht noch an demselben Tage ein
Verdruß im Hause. (Mittelsteiermark.)
Wenn die Braut in der Nacht vor dem Hochzeitstage ent-
kleidet in einen Wasserbottich steigt, darin niederhockt und wieder
heraussteigt, so bekommt sie in der Ehe so viele Kinder, so oft sie
dies thut. (St. Radegund.)
Am Hochzeitstage während des Mahles soll kein schönes
heiteres Wetter herrschen; essoll im Sommer regnen, im Winter stür-
men und schneien, dann „regnet oder schneit es den Brautleuten im
VOLKSMEINUNG UND VOLKSABERGLAUBE etc. 405
Ehestande auch Glück und Segen in allen Unternehmungen." (Schäffern,
auch Allgemein.)
Während der Trauung bei einer Hochzeit ist Acht darauf zu
geben, wie die Lichter am Altare brennen; wenn sie ruhig sind und
nicht flackern, dann geht es im Ehestande auch ruhig zu, im ent-
gegengesetzten Falle ist die Ehe keine friedliche. (Schäffern, auch
Allgemein.)
Thränen der Braut bei der Hochzeit, insbesondere bei der
Trauung, sind für die Ehe ein gutes Vorzeichen. (Allgemein.)
Wenn die Braut bei der Hochzeit zum Altare tritt und zuerst
den rechten Fuß vorsetzt, oder wenn sie vor dem Manne den ersten
Schritt über die Thürsch welle des Hauses macht, so behält sie stets
das Recht und die Herrschaft im Hause. (Mittelsteiermark.)
Wer von den Neuvermählten in der Hochzeitsnacht zuerst zu
Bette geht oder einschläft, stirbt früher. (St. Radegund.)
Gegen den Druck der Drud (Alpdrücken) bei der Nacht hilft
es, wenn man auf dem Bette oder auf der Thüre etwa mit Kreide
den fünfzackigen Drudenfuß aufzeichnet. (Labuttendorf. Mittelsteier-
mark.)
Gegen den Drudendruck der Schweine hilft es, wenn man
dem Schweine ein Drudenmesser, d. h. ein Messer, das auf der Klinge
neun Kreuze und neun Halbmonde eingeätzt hat, in der Weise auf
den Rücken hält, daß die Spitze des Messers nach oben gerichtet ist.
(Pichla a. d. Stiefing.)
Ein anderes Mittel gegen den Drudendruck der Schweine ist
auch das Aufzeichnen eines Drudenfußes auf oder über der Thüre des
Stalles (Unter-Schwarza); wohl auch das Annageln eines Hufeisens
auf oder über dem Schweinetrog. (St. Georgen a. d. St.)
Wenn in einer Familie zehn Schwestern nacheinander ge-
boren worden sind, so muß die zehnte vom Hause fort und muß als
sog. „Nachtahnl" (Gespenst) umgehen. (Oberseibersdorf.)
Wer die „Habergais", ein Gespenst, das die Gestalt einer
Ziege, aber nur drei Füße und ein feuriges Auge mitten an der Stirne
hat, des Nachts erblickt, ist des Todes. (Obersteiermark.)
Wenn die „Habergais" schreit, so bedeutet dies Mißwachs
Überschwemmung oder sonst ein Unglück. (St. Georgen a. d. St.)
Wer des Sonntags oder Feiertags während des Gottesdienstes
fischen oder jagen geht oder sonst umherschwärmt, kommt nach
seinem Tode als Theilnehmer zur wilden Jagd, welche des Nachts
brausend über Berg und Thal zieht. (Unter -Vogau.)
406 LITTERATUR: FR. KAUFFMANN.GESCHICHTED. SCHWAB. MUNDART etc.
Wer aus Geiz Geld vergräbt und es dann wieder ausgraben
will, der findet das Vergrabene nicht mehr. (Schönberg bei Kirchberg
a. d. Raab.)
Wenn man einen Rain stein findet, der schon vergraben oder
überwachsen war, so muß man den Hut selbst abnehmen, sowie auch
Alle, die in der Nähe sind, herbeirufen und sagen: „Da seht den
Rainstein, nehmet den Hut ab!;< (Kirchberg a. d. Raab.)
Wenn man eine Hostie aus dem Kelch in der Kirche stiehlt
und dann darauf tritt, so hilft Einem der Teufel und man kann hexen.
(Weißenbach. St. Marein am Pickelbach.)
GRAZ, December 1891. ANTON SCHLOSSAR
NOCHMALS ZU GERMANIA XXXVI, 196 ff.
Auch Akrosticha haben ihre Schicksale. Das unserige ist zuerst
nachgewiesen worden von Bech, Germ. VI, 222, dann von Edw.
Schröder, Zs. f. d. Alt. 28, 20. Bartsch ist also der dritte Entdecker.
GIESSEN. O. BEHAGHEL.
LITTERATUR.
Geschichte der schwäbischen Mundart im Mittelalter und in der Neuzeit
mit Textproben und einer Geschichte der Schriftsprache in Schwaben
dargestellt von Dr. Friedrich Kau ff mann, Privatdocent an der Uni-
versität Marburg. Straßburg, Trübner 1890. (XVI, 355 S.)
Das Werk, das ich hier anzuzeigen habe, ist in seiner Art ein erstes,
jedenfalls auf seinem engeren Gebiet. Die Erforschung der lebenden deutschen
Mundarten, früher von dem einzigen Schindler in geradezu vorbildlicher
Weise gepflegt, sonst nur zu oft einem wüsten Dilettantismus zur Beute
gelassen, hat seit einer Reihe von Jahren einen großen Aufschwung ge-
nommen und Phonetik, Dialectkunde und Erforschung der alten Sprache
sind in lebendigste Wechselwirkung getreten. Kauffmanns Buch bietet aber,
entgegen anderen modernen Werken, keine Monographie über eine begrenzte
Localmundart, sondern hat sich vorgesetzt, die Geschichte eines weit ver-
breiteten Dialects zu geben.
Ich habe das Buch schon 1890 im „Schwäbischen Merkur" einem wei-
teren Leserkreis empfohlen. Wenn im Folgenden die Kritik mehr als dort
in den Vordergrund treten wird, so hoffe ich, man werde die Verschiedenheit
des Leserkreises im Auge behalten, und ich will nicht versäumen, gleich
hier hervorzuheben, daß wir trotz mancher Fehler eine höchst bedeutsame
tune vor uns haben.
LITTERATUR: FR. KAUFFMANN , GESCHICHTE D. SCHWAB. MUNDART etc. 407
K. hat 1887 mit seiner Habilitationsschrift „Über den Vocalismus des
Schwäbischen in der Mundart von Horb'' seine Dialectstudien eröffnet. Auch
in seinem neuen Werk ist die Mundart des Städtchens Horb zu Grunde
gelegt, und es sind bei jeder einzelnen Spracherscheinung die Varianten
anderer schwäbischer Gegenden angegeben. Ich halte diese Form der Be-
handlung nicht eben für die glücklichste. Durchaus einverstanden bin ich
zwar damit, daß K. die lebende Mundart zum Ausgangspunkte genommen
hat. Aber ich glaube, daß diese Methode ihre Vorzüge vor der historisch-
deductiven nur dann voll entwickeln kann, wenn man von einer ganz voll-
ständigen Induction ausgeht. Ich meine das so: für ein Gebiet, das man
behandeln will, muß man alle localen Verschiedenheiten und die geogra-
phische Ausdehnung einer jeden derselben kennen. K. glaubt für das erstere
eintreten zu können; er gibt sich S. XV „der Hoffnung hin, alle Laut-
schattierungen der schwäbischen Mundart sei es an diesem oder jenem Orte
verzeichnet zu haben." Ganz ist das nicht gelungen; aber es sei: ebenso
wesentlich ist die geographische Begrenzung jeder Spracherscheinung. Eine
jede hat zunächst ihre Grenze für sich und diese Grenzen können mitunter
sich decken, thun es aber sehr häufig nicht. Ohne die Kenntniß des Grenz-
verlaufs für die einzelnen Spracherscheinungen ist kein gesichertes dialect-
geographisches und -historisches Urtheil möglich. Wir werden noch sehen,
daß dieser Mangel auch in principiellen Dingen falsche Auffassungen hervor-
gerufen hat. Es hängen damit ein paar weitere Fehler zusammen. K. hat
nicht selten eine innere Verschiedenheit der Mundart gefunden, wo geogra-
phische Verschiedenheit vorliegt. Er nimmt ganz gewöhnlich alte Doppelformen
durch verschiedenen Accent etc. an, die dann wieder, und zwar bald zu
Gunsten der einen, bald der anderen, paradiginatisch ausgeglichen seien.
Er wird öfters Kecht haben; wenn aber in der jetzigen Mundart streng
geographische Trennung vorhanden ist, so daß an jedem Ort nur eine der
supponierten Doppelformen vorkommt, so fällt jeder Anlaß zu jener Annahme
hinweg, und wir werden sehen, daß das öfters der Fall ist. Auch sonst wäre
genauere geographische Kenntniß der Mundart zu wünschen. K. kennt nur Horb
genauer aus eigener Beobachtung; er hält manche Dinge für mundartlich,
welche in die Mundart erst aus der Schriftsprache gekommen sind, uud ich
glaube auch, er vermischt öfters, wie denn diese Gefahr sehr nahe liegt,
echte Mundart und den Halbdialect, der in mancherlei Schattierungen von
dem mehr oder weniger gebildeten Schwaben gesprochen wird und den
auch das Volk , wie ich oft selbst erfahren habe , sich mehr oder minder
aneignet, sobald es mit Gebildeten spricht. Ich werde von dem allem Bei-
spiele geben. Der zuletzt bemerkte Mangel hängt aber mit einer principiellen
Auffassung K.'s zusammen; er sieht die Mundart jedes Ortes als ein Product
geradliniger Sprachentwicklung ohne Einwirkung anderer Orte an. Gewiß,
der Forscher hat die Pflicht, so viel als möglich als einheimische Entwick-
lung zu verstehen zu suchen; aber ganz auf Einwirkung von außen kann
er nicht verzichten. Es wird das im Einzelnen deutlich werden, ist aber
auch principiell klar. Wenn innerhalb einer Mundart zu der Zeit, da ihre
Träger schon, feste Wohnsitze in einem größeren Gebiete inne hatten, geo-
graphische Verschiedenheiten zwischen geschlossenen Gebieten entstanden
sind — und das ist im Schwäbischen der Fall — . ?o sehe ich nicht, wie
man ohne J. Schmidts Annahme einer allmäligen Verbreitung <ius einem
408 LITTER ATUR: FR. KAUFFMANN, GESCHICHTE D. SCHWAB. MUNDART etc.
Centrum auskommen sollte. „Es trägt durchaus nicht zur Klarheit bei, wenn
man sich hierzu des Bildes von der Wellenbewegung bedient", S. XIII; was
soll das heißen? Ich finde das Bild zwar sehr treffend, aber es kommt doch
auf die Sache an!
Sehr zu rühmen ist dagegen der große Fleiß , mit welchem K. das
Material zusammengetragen hat. Neben der lebenden Mundart nach eigenen
und fremden Beobachtungen — denen gegenüber nur mitunter etwas mehr
Skepsis räthlich gewesen wäre — finden wir ein sehr reiches Material aus
gedruckten und handschriftlichen Quellen , deren Aufzählung sieben starke
Seiten füllt. Ich erwähne gleich hier die ganz zu Ende, S. 317 ff., gegebenen
Textproben: 37 Stücke älterer Litteratur vom 13. — 16. Jahrhundert und
ein paar Proben des heutigen Horber Dialects ; in diesen letzteren fehlt es
nicht ganz an Sonderbarkeiten und Einmischung des Halbdialects (einfaches
Prät. tvarl).
Ich folge nunmehr den Ausführungen K.'s nach der von ihm gewählten
Anordnung ; von dem Vorwort erst später.
Das Buch beginnt mit einem ersten Abschnitt über Phonetik der
Mundart. Bei dieser ist nun vorausgesetzt, daß zwar diese und jene Unter-
schiede im etymologischen Gebrauch einzelner Laute seien, daß auch ein-
zelne Laute nicht allgemein schwäbisch seien, daß aber die überall vor-
kommenden auch phonetisch gleich seien. Im Ganzen ist das richtig; aber es
sind doch weit mehr Varietäten vorhanden, als K. glaubt. Jene Voraussetzung
ist in ihrem Wesen identisch mit der nachher zu besprechenden Ansicht, daß
der phonetische Grundcharakter die Einheit der Mundart bilde. Hinsichtlich
der Vocale (§. 12 ff.) ist auf manche gute Bemerkung in Betreff der feineren
Verschiedenheit einzelner Laute hinzuweisen. Zutreffend ist namentlich die
Bemerkung, daß kurzer Vocal offener, weniger specifisch ist als langer.
Aber hier wäre der Grund leicht anzugeben gewesen: zu kurzem Vocal wird,
eben weil er nur kurz zu währen braucht, nur eine approximative Articu-
lation, eine weniger feste Annäherung der Theile hergestellt; so zu sagen
das Ideal des betreffenden Vocals ist die extremere Form, wie sie die Länge
zeigt ; spreche ich schwäbisch got mit ganz geschlossenem ö , so fällt es
Niemand auf, wohl aber, wenn ich öbd mehr offen spreche; die Articu-
lationsart der Kürze stellt der der Länge gegenüber eine Reduction dar. —
Bei dem Reductionsvocal d unterscheidet K. §. 15 drei Klangfarben mit
«-, a-, e-Basis. Ich glaube nicht, daß seine sprachhistorische Unterscheidung
der drei Färbungen stets zutrifft, jedenfalls kommt d als Svarabhakti (nach
K. w-haltig) je nach der Nachbarschaft mit ganz verschiedenem Timbre
vor. — §. 16. Bei Nasalierung weiden i, u > e, o, aber auch die Laute
tiefster Zungenstellung 0, 0>e, ö. Die phonetische Erklärung K.'s ist
sehr hübsch: beim Öffnen des Nasenverschlusses wird die Zungenwurzel
gehoben. Aber es war hinzuzusetzen : auch dem a geht es so : ä und &
fallen zusammen. Dagegen kommt doch auch nasaliertes g als « vor ') ;
vielleicht auch n in dem Diphthong ~>e.
*) Das sagt auch C. Bopp, Der Vokalismus des Schwäbischen in der Mundart
von Münsingen, S. 13 u. sonst. Ich kann mit der ganz geringschätzigen Beurtheilung,
welche K. der Schrift hat widerfahren lassen, trotz mancher Mängel derselben nicht
überein.stimmeu.
L1TTERATUR : FR. KAUFFMANN, GESCHICHTE D. SCHWAB. MUNDART etc. 409
Wichtig ist die Unterscheidung von Fortis und Lenis, §. 24.
K. beschränkt dieselbe innerhalb des Schwäbischen mit Recht auf die
Explosivlaute; die Spiranten haben auch nach meiner Beobachtung keinen
solchen Unterschied. Ich bin aber auch hinsichtlich der Explosivlaute der
Ansicht, daß die Unterscheidung im Schwäbischen eine ziemlich prekäre ist.
Ein absolutes Maß ist, wie K. selbst, §. 24, Anm. 2, zugibt, nicht vor-
handen, und er muß in manchen Fällen von dem Begriff der neutralen
Qualität Gebrauch machen, der doch nur besagt, daß man sich eine sichere
Classification nicht getraue. Manchen Unterschied zwischen Lenis und Fortis,
den K. im Einzelnen anführt, kann ich und können Andere nicht gewahren;
und so werde ich auch im Folgenden diesen Unterschied vernachlässigen,
nicht als ob ich ihn verwerfen wollte, sondern weil ich die Sache noch
nicht für abgeschlossen ansehe.1) Mir scheint noch immer, so weit der
Unterschied wahrnehmbar ist , die Basierung Wintelers auf den Unterschied
der Quantität das Richtige zu treffen; K. leugnet das und hält die ver-
schiedene Quantität für Folge der verschiedenen Intensität. Ich verweise
aber auf das vorhin über vocalische Kürze und Länge Gesagte ; der Fall
ist der nämliche.
§. 28 — 30: Diphthonge. Der im etymologischen Theile später auf-
geführte Diphthong oe , nasal öe, fehlt hier. Die Bemerkung, daß in echten
Diphthongen der erste Component durchaus kurz ist, in unechten lang sein
kann, ist richtig; aber Verschiedenheit der Länge zwischen p.9, iä, Ud einer-
und oo andererseits finde ich nicht, vielmehr kommen es und od kurz und
lang vor, s. u.
§. 31 — 43 behandeln die C om binationslehre. Nach §. 36 wären
sechs Grade der Zeitdauer leicht zu unterscheiden; ich gestehe, daß ich
hier viel subjective Empfindung erblicke; Satztakt und individuelle Rhetorik
spielen stets mit. Dasselbe sage ich von den Versuchen §.41, eine Satz-
melodie zu fixieren. Ich halte für wesentlich nur die §. 40 gegebene Be-
stimmung, daß die Ictussilbe musicalisch tiefer ist; der absolute Tonunter-
schied ist local , individuell, casuistisch verschieden; Tübingen stellt ein
Extrem desselben dar. — Die Silbenbildung geschieht nach §. 39. 42 durch
den „schwach geschnittenen Accent''. Auch hier muß ich die durchgängige
Richtigkeit anzweifeln. Bei Länge des Vocals und einfacher Consonanz
wird K. Recht haben; wie aber bei Kürze und Doppelconsonanz? "Wenn
z. B. eine Form wie ärsm oder noch mehr tlrdm, ärj (so im Osten) <L arm
richtig auf Silbentrennung vor dem r gedeutet ist, so läßt sich der §. 110
erwähnte Unterschied zwischen westschwäb. ho{r)n und ostschwäb. hö{d)Td
doch nicht anders als durch verschiedene Silbenbildung erklären. 2) Jeden-
falls ist auch hier locale Verschiedenheit.
') Bopp findet zum Theile wieder andere Gesetze für L. und F., die mit voca-
lischer Länge und Kürze zusammenhängen. Vielleicht sind auch locale, jedenfalls
individuelle und casuistische Unterschiede vorhanden.
2) Wenn K. in einer Aussprache wie wai-pshit „Weibsleute'' das schwäbische
„Spalten der Wörter" bei Hugo von Trimberg findet, so muß ich gestehen, daß ich
Angesichts der noch jetzt landläufigen sonderbaren Anschauungen über fremde Muud-
arten es vorziehe, für solche Allgemeinheiteu gar keine Erklärung zu suchen.
41 0 LITTERATUR: FR. KAUFFM ANN, GESCHICHTE D. SCHWAB. MUND ART etc.
Ein zweiter Abschnitt, §. 44 — 54, gibt „S tammh ei tli ch e Vor-
bemerkungen". Es ist der, gegen den ich principiell am meisten einzu-
wenden habe. Der Begriff „Schwaben" wird als feststehend vorausgesetzt.
Schwaben und Alemannen sind für K. von Haus aus identisch, aber jetzt
dialectisch geschieden. Die Grenze zwischen beiden ist nach Baumann ge-
zogen; als Unterschiede sind angegeben: das Alemannische hat größere
Druckstärke und größere Tonintervalle; 7, ü , iu sind nur auslautend und.
vor Vocal diphthongiert; e und ö, zum Theil auch Ü und ö sind bewahrt;
die Nasale ohne Timbreveränderung, weiter südlich gar nicht vorhanden;
velarer Consonant neben palatalem Vocal erhalten. — Die bloß graduellen
Unterschiede in der Energie der Articulation sind nicht wohl local abzu-
grenzen. Die übrigen Grenzen aber fallen gar nicht zusammen. Reine Länge
ohne Nasal (w~i, Wein) herrscht am Bodensee; davon nördlich eine Zone
mit Nasal ohne Timbreveränderung '), endlieh Nasal mit solcher. Die Grenzen
der Diphthongierung fallen weder mit diesen, noch unter sich zusammen.
Ganz consequente Diphthongierung von 7, Fi, in findet sich erst nordöstlich
einer Linie, die etwa über den Altdorfer Wald im 0., über Beuron, Schöm-
berg, Balingen, Nagold im W. geht; dabei muß man mit K. die Ü <Z iu
als aus ui entstanden ansehen und zur diphthongierenden Seite schlagen,
sonst würde theilweise Nichtdiphthongierung bis gegen Tübingen reichen.
Von dieser Grenze bis zu der durchgängigen Erhaltung der Längen finden
wir Übergangsgebiete von großer Ausdehnung. Die ganze Nordhälfte der
Schweiz, die Bodenseegegend, das südöstliche Baden bilden ein solches,
da sie die Längen im Auslaute und vor Vocal diphthongieren (s. Behaghel,
Paula Grundriß I, 565). Aber auch dieses Gebiet grenzt nicht direct an das
der consequenten Diphthongierun'g; besonders im W. schieben sich zwei
weitere Übergangsgebiete ein: in der Gegend von Tuttlingen, Spaichingen,
Rottweil sind 7 und ü vor h , r, n nicht diphthongiert, wohl aber sonst:
srdibd, kr9ut, aber ?7,9, flrteJc, we, rü, sur (also sfirkrautl), brü. Altes iu
(germ. Diphthong) hat noch weiter nördlich in gewissen Fällen der Diphthon-
gierung widerstanden: flr, zlt etc. Wieder anders verläuft die Grenze zwi-
schen c, Ö und (westschwäb.) ae , ao ; sie beginnt im Osten an der Hier
nur wenige Stunden oberhalb Ulm und geht über Biberach und Scheer;
erst bei Tuttlingen fällt sie mit einer Diphthongierungsgrenze von 1, u, iu
ungefähr zusammen. Somit haben wir eine ganze Anzahl von Diphthongie-
rungsgrenzen, die unter sich verschieden verlaufen; nur willkürlich könnte
eine derselben über die andere erhoben werden, denn mit alten Territorial-
grenzen fällt keine zusammen.
Besser verhält es sich mit der Grenze zwischen Schwaben und Franken.
Hier fallen einige jetzige Sprachgrenzen und die alte Herzogthums-, bezw.
Bisthumsgrenze wesentlich zusammen. Am meisten im W. ; z. B. sind die
beiden eine Parochie und Schulgemeinschaft bildenden Orte Enzthal und
Enzklösterle, deren erstes nach Constanz, deren zweites nach Speier gehörte,
noch jetzt sprachlich verschieden; ebenso im NO. (Ellwangen und Crails-
heim), weniger in der Mitte, wo zum Theil schon im 13. Jahrhundert die
Territorialgrenze geschwankt hat2). Im Altwürttembergischen hat das Schwä-
') Um Ravensburg: etc. die seltsamen Formen gorj, stör/, wir).
') Paul Stalin, Geschichte Württembergs I, 65 f.
LITTERATUR:FR.KAUFFMANN. GESCHICHTE D. SCHWAB. MUNDART etc. 41 1
bische da und dort an Gebiet gewonnen1). Wenn nun aber Dialect- und
Territorialgrenze im Wesentlichen zusammenfallen, so ist damit noch nichts
darüber gesagt, welche das Prius ist; die jetzige Sprachverschiedenheit kann
auch Folge der territorialen Trennung sein. — §. 52 hat K. unterscheidende
Merkmale der Nachbardialecte gegenüber dem Schwäbischen gegeben. Sie
sind nicht durchaus richtig; jedenfalls hätten nur solche angegeben werden
sollen, die direct ans Schwäbische grenzen. Bei ei, ou <C iß, uo , die viel-
mehr oberpfälzisch als ostfränkisch sind, ebenso bei f <Z ei (was aber nicht
bloß ost-, sondern auch westfränkisch ist) ist das nicht der Fall. — Schwie-
riger ist die Abgrenzung gegenüber dem Bairischen. Die Sprachgrenzen
decken sich weder unter sich noch mit den alten Territorialgrenzen. Herzog-
thums- und Diöcesangrenze laufen ebenfalls nicht gleich. So passen auch
die Unterscheidungsmerkmale K.'s nicht ganz. Jedes hat seine Verbreitungs-
grenze für sich, wie das von K. angeführte Meisterwerk Schmellers am
besten zeigen kann.
Innerhalb des Schwäbischen werden wieder Unterabtheilungen ge-
troffen. §. 48 die übliche Scheidung in Ober- und Unterland, von denen
das erstere wieder in Alb und Oberschwaben zerfällt; daneben als viertes
Gebiet der Schwarzwald. „Auch sprachlich heben sich die Unterländer,
Schwarzwälder, Albbewohner und Oberschwaben gegenseitig ab, theils im
Wrortschatz, theils in Lautformen ; selbständige Gesetze lassen sich aber für
keine der Gruppen aufstellen, so daß etwa von entsprechenden Unterdialecten
geredet werden könnte" (§. 30). Der Satz konnte erspart bleiben. Kein
einziges dieser zunächst rein geographisch-geologisch abgegrenzten Gebiete,
welche dann auch sociale, zum Theil confessionelle Verschiedenheit zeigen,
ist ein Sprachgebiet auch nur annähernd. Alle Sprachgrenzen durchschneiden
jedes dieser Gebiete in ganz gesetzloser Weise. — In §. 53 werden dann
die Abgrenzungen nach sprachlichen Rücksichten gegeben. Richtig ist die
Grenze zwischen Od und oe <Z ei gegeben , welche das Land westlich von
Stuttgart, Tübingen, Hechingen, Thiergarten von dem größeren Osttheil
scheidet. Hier war eben die Grenze nur eines Lautes zu geben; bei der
Theilung des östlichen Gebietes wieder in ein westliches und östliches,
welches letztere dann den Namen bairisch-schwäbisch erhält, kommen sofort
Fehler dadurch herein, daß mehrere Spracherscheinungen zusammengenommen
sind. Die für diese beiden Gebiete angegebene Grenze Hier, Gmünd-Aalen
etc. trifft nur für den Unterschied von westlich ao, ae. östlich r>9 , ed <C 6, e,
03 zu, nicht für die anderen Spracherscheinungen, die K. angibt; ao <T ä
reicht bei Ulm ein wenig über diese Grenze nach W. , beherrscht aber nur
einen Theil des Ostgebietes , das sonst wie der Westen o hat; Aftermontag
=3 Dienstag reicht etwas weiter nach W. ; die Grenzen von m / ro und
rm/rd fallen keineswegs zusammen; T9 <Z rm reicht ein Stück weit in das
Mittelgebiet herein, rd <Z m viel weiter; die verschiedenen Grenzen zeigen
auch in der Art ihres Verlaufes keine Beziehung zu einander. — Man kann
l) Daß Calw nach Stellen des 13. Jahrhunderts in Swdhen laut lag, durfte nicht
angeführt werden; es sind Dichterstellen. Nach dem Liber decimationis von 1275
(Freiburger Diöc. -Archiv I) und noch nach Neugarts Episcopatus Constantiensis fällt
C. und noch ein Stück S. d;ivon außerhalb des Constanzer Sprengeis; noch jetzt ist
die Mundart von C. nicht rein schwäbisch.
412 LITTERATUR : FR. KAUFFMANN, GESCHICHTE D. SCHWAB. MUNDART etc.
jene beiden Grenzen für die Formen von ei und von e, o, ce als die wich-
tigsten ansehen, aber nur deshalb, weil sie ungefähr mit alten kirchlichen
Grenzen zusammenfallen, was bei anderen nicht der Fall ist. In rein sprach-
licher Beziehung ist diese und jene andere ebenso wichtig oder wichtiger,
z. B. die rn/r9, rm/r9, welche verschiedene Quantitätsverhältnisse mehrerer
Vocale verräth. — Daß das „Westschwäbische" „eine durchaus einheitliche
Mundart" umfaßt, „mit landschaftlichen Schattierungen, die bunt aber nicht
durchgreifend genug sind um 'Dialectgrenzen festsetzen zu können" (S. 37),
ist unrichtig; auch diese Gegend zerfällt nach einzelnen Lauterscheinungen
in ganz verschiedene Gebiete.
Man sieht, K. will eine Mundart wie die schwäbische als ein bestimmt
abgegrenztes Ganzes angesehen wissen, so zu sagen als einen gut charakte-
risierten Typus, wie der Naturforscher von einem solchen redet. Das ist die
frühere Ansicht von der Sache, die aber nur dann möglich ist, wenn man
von einer bestimmten Untermundart ausgeht und dieser eine andere ver-
gleicht, bei denen beiden nicht zweifelhaft ist, wohin sie gehören; daß z. B.
Ulm schwäbisch und München bairisch ist, ist ja klar, und wie weit dann
das eine oder andere reicht, ist — so denkt man — Nebensache. Diese
rohe, aber noch sehr populäre Anschauung kann man K. nicht vorwerfen.
Auch er hält aber an der Einheit des Dialectes fest, nur begründet er sie
anders. „Die Ansicht, wonach Dialectgrenzen überhaupt nicht existieren,
wonach es nur Grenzlinien einzelner Lauterscheinungen gebe, eine Mundart
sich erst umgrenzen lasse , wenn eine überwiegende Majorität zusammen-
fallender, gleichbegrenzter Lauterscheinungen constatiert sei, was nach seit-
heriger Erfahrung nur sehr vereinzelt zutrifft — diese Ansicht läßt außer
Acht, daß die charakteristischen Merkmale einer Mundart viel weniger in
den Lauten, als in constitutiven Factoren wie Accent, Betonung,
Quantität u. a. liegen, die nur viel zu wenig erforscht sind" (S. 33). Es ist
verdienstlich, auf diese Dinge hinzuweisen; sie sind sehr wichtig. Man kann
zwar billig zweifeln, ob sie von so durchaus fundamentaler Wichtigkeit sind,
wie K. meint; innerhalb derselben Silbenbildung und Betonung hätten nach
ihm immer noch ganz diametral verschiedene Gestaltungen der einzelnen
Laute Raum. Auch dürfte sich vielleicht herausstellen, daß das Schwäbische
auch in diesen „constitutiven Factoren" keine Einheit ist; locale Abwei-
chungen nicht unbeträchtlicher Art kommen jedenfalls vor. Aber es sei zu-
gestanden, daß diesen Dingen noch mehr nachgegangen werden muß. Wenig-
stens den Tiefton der Ictussilbe darf K. bestimmt als allgemein schwäbisch
ansehen. Die Verschiedenheit des fränkischen Vortrags fällt mit anderen
Spracherscheinungen zusammen, so daß hier die Abgrenzung nach der Vor-
tragsweise richtig ist, aber nichts Neues gibt1). Im Bayerischen finde auch
ich Hochton der Ictussilbe; aber wie die Grenze verläuft und ob sie mit
') Die dilettantisch nichtssagenden Bemerkungen alter württembergischer Ober-
amtsbeschreibungen über die schwäbisch - fränkischen Grenzmundarten abzudrucken
(a. a. O.) war wohl überflüssig. Wenn K. ebendaselbst einen alten Aufsatz von mir
citiert, der das Schwäbische in der früher üblichen Weise abgrenzt, so gestehe ich,
damals noch in älteren Meinungen befangen gewesen zu sein ; meine kartographischen
Arbeiten, die mich zu anderer, vorsichtigerer Auffassung!»- und Ausdrucksweise gebracht
haben, hoffe ich bald veröffentlichen zu können.
LITTERATUR, FR. KAUFFMANN, GESCHICHTE D. SCHWAB. MUNDARTetc. 413
irgend einer anderen sich deckt, wissen wir beide noch nicht. Jedenfalls
aber käme man da erst recht nicht aus ohne die Annahme einer Fort-
bewegung sprachlicher Erscheinungen (nicht ganzer Dialecte!) über die
Mundartengrenze hinaus.
Der größte Abschnitt ist der dritte: Lautstatistik. Erster Theil: Vo ca-
usam 8. Cap. I: Die Vocale der Stammsilben. — §. 58. 59: mhd.
ä > reines fl; über die Quantität siehe später. — §. 60: mhd. ä ist ö oder
flo, nasaliert o oder äö. K. führt richtig aus, daß man mit der Annahme
d > ö nicht auskommt, zumal Angesichts der alten Schreibungen au und
sogar Oll. Vielmehr: „unter bestimmten Quantitätsbedingungen hat sich
mhd. ä im Schwäbischen auf dem ganzen Gebiete zu ao entwickelt."
D. h., wie aus §.61 und 13 7 hervorgeht: pausale Überlänge ist ao, bloße
Länge ö geworden , und es ist hernach Ausgleichung eingetreten ; also etwa
fraog y ftygd > frag, frögd. Wir werden eine ähnliche Reconstruction von
Doppelformen noch öfters finden; ich glaube, daß sie bei alten Kürzen viel
für sich hat, nicht bei alten Längen , wie hier. Es müßten auch einförmige
Wörter, wie Partikeln da, wä etc., in zwei Tonstufen vorhanden gewesen
sein, als dao und dp, was an und für sich keine Schwierigkeit hat; aber
wenn K. dafür etwa verkürztes o in hat, do anführen könnte , so kommt
andererseits in dem Gebiete, welches ao noch jetzt hat, als Kürze ä vor:
stät, gut in Ulm. Es fragt sich, ob man nicht ao überall als ältere Ent-
wicklungsstufe von ä ansetzen kann ; die Verengung von ao !> ö wäre durch
nordostschwäbisches frö, globd etc. <C ao < ou zu belegen. Ich sehe nur
ein Hinderniß dagegen, o durchaus als spätere Entwicklung aus ao anzu-
sehen: das o in den Diphthongen od und ne, von denen der erstere schon
im 15. Jahrhundert, also zur Zeit der Schreibung au <Z ä nachzuweisen ist.
Die jetzige geographische Vertheilung spricht schwerlich für K.'s Doppel-
formen; denn sie zeigt in den einzelnen Gegenden entweder nur o oder
nur ao. Die Ausdehnung des ao ist verschieden. Unnasaliert hat es sich
gehalten in einem Theil der Baar , ausgedehnter im Osten , aber auch hier
nur in einem allerdings größeren Gebiet: in Württemberg von Ulm bis
Neresheim, ausgedehnter in Bayern. Verbreiteter ist äö vor m, im Anschluß
an das östliche Gebiet von ao , aber beträchtlich weiter nach Westen rei-
chend bis in das Oberamt Ehingen. Endlich äö <C an ist ganz allgemein;
nur der äußerste SW. , S. und NO. haben o. Ich halte diese Fassung für
richtiger als die von K. §.61, 1. 2 gegebene; einzelne Abweichungen
kommen bei beiden Fassungen vor.
Ich schließe gleich den Umlaut (C an, §. 66c. Er erscheint in der
lebenden Mundart als c, und historische Schreibungen , die dem all = ä
entsprächen, kenne ich nicht. Aber in den Gegenden, welche ao haben,
kommt auch, wiewohl im Osten minder consequent, ae <Z (B vor. Außerdem
hat K. angeführt, daß ay (und zwar mehr im W.) > aee geworden ist:
saees säen, ksaekt gesät etc.; ferner führt er §. 60 jäemdrd Jammern" an.
Alles das könnte auch auf alte Entwicklung (P > ae deuten ; da aber ein
Beispiel für den Übergang ae > e (s. u.) mir nicht bekannt ist und die
angeführten Formen sich auch anders erklären lassen, so will ich davon
absehen.
4U LITTERATUR: FR. KAUFFMANN, GESCHICHTE D. SCHWAB. MUNDART ete.
S. 49 (§. 61, Anm. 6): „Unter gewissen Quantitätsbedingungen hat
sich auch mhd. ä -\- n zu äö entwickelt" : häöf Hanf, gäös Gans etc.
Ich muß hiezu die analogen Erscheinungen cn > äe , in > ae (on > cio),
un>äö, ün>äe hinzunehmen, §. 72, Anm. 4, §. 77 (§. 80b), §. 83,
§. 86, 4, §. 139. Die entsprechenden Erscheinungen des Schweizerischen
hat Friedr. Staub behandelt: „Ein schweizerisch-alemannisches Lautgesetz",
Deutsche Mundarten VII, 18 ff., 191 ff., 329 ff. Staub hat gezeigt, daß
vor Nasal -+- Spirans Dehnung des Vocals und in Folge desselben (je nach
dem sonstigen Lautsystem der Mundart) Diphthongierung eintritt. Das „ent-
spricht nicht dem Sachverhalt'', meint K. §. 139, da die Dehnung „ebenso
vor Verschlußlauten belegbar ist und eben nur auf dem allgemeinen
Quantitäts- und Nasalierungsgesetz beruht". Ich muß für Staub eintreten.
Es gibt einzelne Fälle, in denen local die Erscheinung auch ohne nach-
folgende Spirans eingetreten 'ist; aber sie bilden nach Staubs Darstellung
eine verschwindende Minorität. Dagegen kommt die Dehnung, bez. Diphthon-
gierung des Vocals vor Nasal -f- Spirans, nicht vor N. -f- anderen Con-
sonanten, massenhaft in ganz verschiedenen Sprachen vor. Staub hat selbst
7täg jrccvxsg angeführt, und daß hier nicht der Unterschied von Ein- und
Mehrsilbigkeit zu Grunde liegt, zeigt Tiäöcc- dasselbe zeigen manche deutsche
Mundarten; erst soeben berichtet mirs ein junger Freund aus Siebenbürgen,
und fügt hinzu, daß es auch im Rumänischen so ist. Ich glaube, der „Sach-
verhalt" ist auf Staubs Seite! Warum nun Spiranten so gewirkt haben,
kann man wohl leicht errathen. Nasal und folgender Explosivlaut bilden
eine sehr feste Einheit; bei nt z. B. wird der Verschluß schon für das n
hergestellt, mit dem t nur gelöst, daher hielt sich nt etc. intakt; bei fol-
gender Spirans muß nach dem Nasal der Verschluß gelöst werden, weil die
Spirans Enge verlangt: also lockere Verbindung von Nasal und Spirans
und damit Erleichterung des Verwachsens des Nasals mit dem Vocal, was
dann wieder Länge zur Folge hat. — Es wäre also das Gesetz so zu fassen:
vor Spirans ist Nasal schon vor der Zeit der Diphthongierung mit vocalischer
Kürze zu nasaler Länge verschmolzen, daher mit alten Längen zusammen
diphthongiert worden. Wo das auch ohne folgende Spirans geschehen ist,
da muß man zu dem K. 'sehen Mittel der Längung durch Pausa greifen.
Daß aber dieses Mittel nicht überall nöthig, bezw. zulässig ist, beweist das
Schwäbische. Wir haben drei Stufen, die local getrennt sind: 1. Im äußer-
sten NO. und S. ist monophthongische Länge vor Nasal -\- Spirans und vor
auslautendem einfachem n, vor gedecktem Nasal Kürze: Je oSt , so, öndj,
fefi tses Zins. Hier ist also die Längung erst nach der Diphthongierung
eingetreten. 2. Im weitaus größten Theile des Gebietes ist vor Nasal -\- Spi-
rans Diphthong, vor auslautendem Nasal Länge, vor gedecktem Nasal
Kürze: käöst, bo , onefa , fäef, taäes. Hier ist also zuerst vor der Di-
phthongierung die Längung vor Nas. -f- Spir. , nach der Diphthongierung
die Längung vor bloßem Nasal eingetreten. 3. Nur im Westen (Rottenburg,
Horb, Freudenstadt, Haigerloch, Sulz, Balingen, Oberndorf;1) kommt Di-
phthong auch vor auslautendem n oder vor Nasal -j- Explosivlaut vor, während
') Daß in Aalen käöto „gehinkt", kwäoka vorkommen sollen (S. 78), müßte
mir noch besser bezeugt sein. In mehreren Mittheilungeu , die ich aus der Gegend
LITTER ATUR: FR. KAUFFMANN, GESCHICHTE D.SCHWAB. MUND ART etc. 415
nasalierte Länge vor Nasal -f- Expl. häufiger und auch geographisch weiter
verbreitet ist; dagegen ist Diphthongierung vor Nas. -f- Spir. auch hier
Gesetz: käöSt, f'äef etc., während die anderen Fälle nur bei einzelnen
Wörtern und wieder local verschieden vorkommen: IxäS hin, n<iö <C niwan,
wäetr Winter, in der Baar däeJca denken; aber so durchaus, meist deTcd
u. s. f. Hier ist also auch vor auslautendem oder gedecktem n Dehnung
schon vor der Diphthongierung aufgetreten und gelegentlich herrschend
geworden; und es stimmt dazu, wenn von den ganz vereinzelten Fällen der
Diphthongierung ohne Nasal der wichtigste, fdil ==■ viel, auf eben denselben
geographischen Bezirk beschränkt ist ').
§. 62 — 70: mhd. e, e. Die Behandlung des germanischen e (e) ist
nicht ganz vollständig. Abgesehen von den Fällen (§. 69, 3), wo es e ist
und welche gemeinschwäbisch sind, kommt es nach K. als e und ed vor,
nasaliert ü , cd (doch, s. o., auch ß etc.). Einen gesetzmäßigen Unterschied
zwischen £ und eß weiß K. nicht anzugeben; ich auch nicht. So viel glaube
ich gefunden zu haben, daß, abgesehen von einzelnen Gegenden wie der
NO., welche nur e haben, die diphthongische Form in jeder Stellung vor
den verschiedensten Lauten vorkommen kann ; besonders allgemein ist sie vor
T und h. Übrigens kommt nicht nur monophthongisches $, sondern auch die
Sonans von £9 kurz oder lang vor. Bopp hat (Vocalismus von Münsingen,
§. 68) den Unterschied zu entwickeln gesucht; Unterschied von td und ed
ist mir auch in anderen Gegenden bekannt. Monophthongische Kürze er-
scheint aber nicht nur als |, sondern auch als a-artiger Laut: d, o ; letz-
teres erscheint auch (Eningen bei Reutl.) für Länge. Der Diphthong, ob
kurz oder lang, kann auch mit reinem a auftreten: eä, eü\ sowie mit Ver-
legung der Sonans als ja (m)f was K. S. 61 angibt, vom OA. Riedlingen
nach N. bis gegen Reutlingen, nach W. bis Tuttlingen2). — Also: practica
multiplex, innerhalb deren ich noch nicht zu festen Gesetzen gelangt bin.
Ich glaube, hier ist die Ansetzung von Doppelformen mit späterer Ver-
mischung und Ausgleichung ganz am Platze, namentlich weil sich hier, wie
bei den Kürzen überhaupt, keine festen landschaftlichen Unterschiede finden
lassen.
habe, ist mir nur monophthongische Behandlung der verschiedenen Fälle bezeugt.
Wenn dagegen äo = un- etwas ausgedehnter ist, so liegt hier (K. §. 83, Anm. 1)
Zusammeufall mit äne > äo vor. — Ebenso wird das allgemein übliche mäötsz
„jammern" nichts gegen meine geographische Abgrenzung beweisen; denn es gehört
doch gewiß ^ nicht zu muts = Katze, sondern ist Schallnachahmung des Miauens;
mä6kdli»präo weiß ich allerdings nicht befriedigend zurecht zu legen, denn zu munkeln
scheint es gehören. — Aus allem Gesagten wird übrigens noch hervorgehen, daß
Formen wie ons, honst im Schwäbischen (§. 83, 3) Schriftsprache sind!
") Außerdem ist weiter verbreitet spgira spüren, was ich nicht erklären kann.
Die nach Birlinger angeführten deyr, dürr und fey, Vieh muß ich als Mißverstand» iß
B.'s, bezw. analogische Schreibung der Quelle ansehen; ich kenne nichts derart. —
Übrigens kann S. 49 zeigen, wohin die Nichtkenntniß geographischer Ausdehnung
einer modernen Spracherscheinung führen kann. Dort sind die Reime bin : ein, fein :
hin in der Zimmerischen Chronik = äe gefaßt. Der Heimat der Z. Chr. nach ist das
richtig. Wenn es aber auf die Reime vitn : dahin bei Neifen und kindelln : hin beim
Schulmeister ausgedehnt ist, so ist das falsch; denn Neuffen und Eßlingen haben nur
he, be u. s. w.
s) Genau dem altnoid. ja <z e entsprechend.
416 LITTERATUR: FR. KAUFFMANN, GESCHICHTE D. SCHWAB. MUNDART etc.
Daß ea sich mit den alten Längen anders verhält, kann mhd. e,
§. 71 f. zeigen. Nördlich der früher gezogenen Grenze über Biberach,
Scheer, Sehwenningen herrscht Diphthong ae, südlich c, östlich der Hier etc.
(s. o.; fß. Uns geht hier nur das Gebiet des ae an. Neben diesem ae hätte
die Mundart nach K. auch e und e: dieses im protestantischen Norden,
jenes im katholischen Süden; und zwar wäre im „Nordschwäbischen" B nur
in Ictussilbe > e geworden, sonst e geblieben: beJc erg , aber ömkr>.>.
Diese Darstellung ist entschieden falsch. Herrschend ist NW. der ange-
gebenen Grenzen durchaus ae1); in protestantischen und katholischen,
N. und S. Landestheilen ist „See" > sae , „Klee" > klae u. s. f.; bekannt
ist mir nur die Ausnahme re Reh, was aber wegen ~Raeyberk „Rechberg"
früher auch rae% gelautet haben wird , außerdem her „Herr", schriftsprach-
liche Form, neben der mundartliches haer noch in Spuren vorhanden ist9).
Statt des allgemeinen ae erscheint im nämlichen Gebiet einfaches ß in einigen
wenigen Wörtern: Lehrer, Seele, bekehren, Ehe, Ehre; in diesen haben
die Katholiken e, die Protestanten e, ein Unterschied, den zu erklären bis
jetzt nicht gelungen ist. Es ist aber leicht zu sehen, daß diese mono-
phthongischen Formen von Haus aus Schriftsprache (wie „Herr") sind; denn
es sind theils amtliche, bezw. kuriale Ausdrücke, wie „Lehrer", „Ehe",
„Ehre", theils theologisch-biblische, wie „Seele", „bekehren".* Die Katho-
liken haben neben ihrem e zum Theil ae: sael Seele, beTcaerd; Katholiken
und Protestanten gemeinsam haben laerd docere, laerbuQ „Lehrbube", om-
k'aefQ umkehren, sowie aer neben er. Wenn K. aus Horb und sonst an-
führt omk fp'9 , aek erd , est erst, so ist mir in allen diesen Wörtern ae be-
kannt, und ich vermuthe, er hat hier Halbdialect zu hören bekommen.
Unzweifelhaft ist das der Fall bei ser „sehr", protest. sn~; der Dialect hat
das Wort gar nicht — das mhd. Subst. ser (in der Bedeutung „Wunde'') lautet
Saer/8) — Im Übrigen hat nun K. wohl richtig die Genesis e > c' 2> ai > ae
angesetzt. Er hat das ae aus dem 16. Jahrh. belegt, aber eine ältere Stelle
übersehen, die ich (Württemb. Vierteljahrshefte X, 47 ; K. hat den Aufsatz
nicht in seiner Litteratur) aus Wimphelings Isidoneus Germanicus angeführt
habe: lego legis et similia, quae non per e vocalem, sed per alienam quan-
dam diphthongon ai vel ei rusticissime ridiculosissimeque exprimunt; womit
die Erscheinung schon für 1497 belegt ist.
Mit mhd. c haben 6 und 03 dieselben Schicksale durchgemacht; nörd-
lich und westlich der oben gezogenen Grenzen sind sie ao , ae geworden,
östlich oe, C9; südlich bleibt ö, e. (<C o°). So auch nach K. §. 79. 80. 85,
wo aber wieder Fälle monophthongischer Behandlung im ao, a<?-Gebiet auf-
') Nur die sporadisch, eigentlich regelwidrig erscheinende Lautgruppe — en —
ist e: wenek, tawe (K. §. 72, A. 3).
3) Haeraberk Henenberg u. a. Ortsnamen; aber auch haerle „Herrlein", d. h.
katholischer Pfarrer. Früher war haer noch allgemeiner. G. R. Weckherlin schreibt
1617 mit diena graußa Hayra; Simplicissimus ed. Keller 1, 773 sagt ein Schwarz-
wälder Bauer der Gegend von Dornstetten: wear ischt dann der Hair? Meines Vaters
Mutter sagte noch did haer» = diese Herren. Ebenso ist in der Schweiz mundart-
liches hör von dem schriftsprachlichen Herr zurückgedrängt, s. Schweizer. Idiot.
II, 1521.
s) Auch Bopps Erklärung des ae, c, e (a. a. O. S. 55 f.) ist sicher falsch.
LITTERATUH: KR. KAI'KFMANN, GESCHICHTE D. SCHWAB. MUNDART otc. 417
geführt sind. Sicher ist die monophthongische Behandlung wie bei e (s. o.),
so bei 6 und oc vor »-: 1b, §e(d). Es kommt auch cu> (lab etc., besonders
= jam) vor, aber ich habe für sein Verhältniß zu ö noch kein Gesetz
finden können ; de <Z cen ist jedenfalls noch seltener, säe ..schön" auf den
SW. beschränkt. Aber ohne folgendes n ist ao, ae das einzig richtige,
Ö, 6 entweder Halbdialect oder eingemischte Schriftsprache. K. gibt für
diese meine Behauptung selbst die Belege, indem er bei mehreren Wörtern
ü und ao , e und ae nebeneinander aufführt. Die nur monophthongisch er-
scheinenden sind: So, wo die tonlose Form zu Grunde liegen wird (oft auch
. froleipiam , wo < o; k'eri% ..gehörig" wird aus der Gebildetensprache
stammen, denn für den Unterschied von Je aero ,,gehören" ist absolut kein
phonetischer Grund aufzubringen; IM „Kohl" <^ mhd- Tcol , s. Lexer I,
1663, Mhd. WB. I, 858a, Kluge4 181.
§. 73 — 77: mhd. t, i. Über die Diphthongierung von l > di s. später
im Zusammenhange. Zu §. 76 b bemerke ich: hdit = hodie kann zwar im
Gebiete von Horb <C hiuie sein (s. u.), wird aber nach meinem sonstigen
Wissen eher Halbdialect sein neben mundartlichem halt < lüidc , aber in
der Bedeutung hodie. — Ksae <; gesin gilt nicht (S. 6 7 in.) im S., son-
dern richtiger im SW. des Schwäbischen; die Grenze gegen gwe.9 zieht von
der fränkischen Grenze im obern Enzthal ziemlich genau mich SO. bis ins
Allgäu. K.'s Behandlung dieses Unterschiedes, aus dem man alles Mögliche
hat machen wollen, ist sehr sachlich und richtig: derselbe beweist ethno-
graphisch gar nichts; entweder haben im Altschwäbischen beide Wörter
existiert oder ist gewesen fremden Ursprungs, für Ein ta eilung des schwäbisch-
alenannischen Gebiets selbst kommen sie gar nicht in Betracht.
In §. 78, mhd. 0, ist nur Nr. 4, die Behandlung des 0 vor r, zu
besprechen. Hier wird o > o oder od. Der Fall ist ähnlich wie bei e.
Auch hier ist od und öd zu unterscheiden; auch hier kommt öä und die
Sonantenverschicbung > loa (na) (K. S. 70 f . i vor. Das Ausschlaggebende
ist jedenfalls auch hier die Quantität; die Kürze erscheint als 0 oder 09,
die Länge als (Ö oder) öd. Ich glaube aber hier Diphthongierung und Mono-
phthongierung besser als beim <i abgrenzen zu können ; in den meisten
Orten verschiedener Gegenden steht öd vor auslautendem r und vor r -f-
Dental, ö vor r -f- Nichtdental. S. auch Bopp §. 31.
Zu §. 81 — 86, mhd. i( , ü, ö (03 s. o.), ü habe ich nichts weiter
zu bemerken. — Verwickelt sind die Verhältnisse des mhd. iu , §. S7 f.
Hier erweist sich die Wahl von Horb als Ausgangspunkt nicht glücklich.
K. hat darin gefehlt, daß er alten Diphthong iu mit dem Umlaut von ü,
als einen im Mhd. einheitlichen Laut behandelt hat. Gerade im Schwäbischen
sind beide geschieden. Der Umlaut von ü lautet, wie überall, einfach der
Lautform von Ü entsprechend; wo ü > dU ist, lautet er du > schwäb. di,
wo und insoweit i% geblieben ist, ü > 7, hgus hdisr, hns Jüsr. Anders der
alte Diphthong iu. Nördlich und östlich einer Grenze, die etwa von Nagold
aus zwischen Rottenburg und Tübingen, zwischen Balingen und Hechingen
hindurch, dann östlich von Tuttlingen verläuft, ist dieses iit > ui, nasal de:
GERMANIA. Nene Reihe, XXIV. (XXXVI.) Jahrg. 28
418 LITTERATUR: FR. KAUFFMANN, GESCHICHTE D. SCHWAB. MUNDART etc.
dui die, suit siedet, nai neu, froet Freund, noetze noetsk 19 und 90 ').
Ein Gebiet von Rottenburg bis Balingen hat statt ui , zum Theil daneben,
Fi, auch n ; ich wüßte nichts gegen K. 's Ansicht einzuwenden, daß dieses U
nur Reduction aus ui sei (S. H5). Anders weiter westlich. Hier kommt ui gar
nicht vor"); vielmehr erscheinen 7 und di: 1. 1 vor r, in der starken Conjug
Abi. II, im Auslaut, zum Theil vor w (> b); 2. di in allen anderen Fällen,
theilweise auch vor w (> b): fzr, Sit, dri drei (Neutr., wie K. S. 82 richtig
vermuthet: M. F. drdi <Z mhd. dri), krjlp Knie; fldig Fliege, dip euch3.
Auch in dem Gebiet des u ist dieser Laut, wo ui daneben vorkommt, auf
dieselben Fälle beschränkt wie westlich 7. Man wird also sagen können :
im größten Theil des Schwäbischen4) sind die beiden iu nie zusammen-
gefallen; altes iu muß zur Zeit der Diphthongierung schon ui gewesen
sein, darüber geben aber die alten Schreibungen nichts, weil sie ui auch
für v und Ü setzen. Im W. dagegen muß in der Zeit vor der Diphthon-
gierung altes iu in den Fällen 1. vom Umlauts-m verschieden gewesen,
in den Fällen 2. mit ihm zusammengefallen sein. — Für die Zeitbestimmung
der Diphthongierung im Schwäbischen ist das nicht ohne Werth.
Cap. II: Die Diphthonge. — §. 91 f.: mhd. ei <Z germ. ai.
Im W. 09, nasaliert Od, im 0. oe1 nasaliert de; s. o. Daß dieses oe nicht
auf Rechnung von schriftsprachlichem Einfluß kommt, sagt K. S. 90 ganz
richtig3). Die strenge geographische Scheidung der beiden Laute macht es
auch unmöglich, sie als ..verschiedene Tonstufen" zu fassen (S. 90) in dem
Sinne, wie es K. nach §. 110. Anm. 3 zu verstehen scheint, als ob beide
im Wechsel mit einander gestanden hätten; dann müßte doch im W. irgendwo
oe, im 0. Od erhalten sein! Nach späteren Ausführungen K.'s (s. u.) ist
unter den Nebenvocalen e historisch betrachtet tonkräftiger als d, somit
wäre oe die schwerere Form; wie würde es aber dazu stimmen, daß oe
(s. o.) nur mit kurzem o, Od auch mit langem, sogar in Pausa zweisilbig
erscheint? Allerdings sind beide Laute verschiedene Tonstufen, indem oe
der ältere, Od der jüngere, aus jenem gewordene Laut sein wird; aber dieser
ist nur im W. entstanden6). — In ol/'f holgj erscheint bloßes o, aber nicht
') Aber auffallender Weise nüe 9; über leute , deutsch, gereute, welche im
Schwäbischen durchaus die Behandlung des tu als Umlauts-itt haben, s. Brenner uud
Behaghel, Germ. 34. 245 ff.
') Wenn (K. §. 88) die Protestanten in Horb ui sprechen, so thun sie es sicher
als Eingewanderte.
3J Manche ai bei K. §. 87, 2, welche ohiger Regel zuwiderlaufen, werden nach
meinen anderweitigen Notizen wohl Halbdialect sein. Dieser hat &i oder id je nach
dem eu, ie der nl d. Schriftsprache. Doch will ich die Regeln über i und di noch
nicht als völlig sicher bezeichnen. Im SW., von Rottweil an (s. o.) , sind dann auch
iun und iuh monophthongisch.
*) Auch noch ziemlich tief ins Bairische hinein; in Baiern gehen die ui bis zur
Isar; Schmeller, Muri I. uteri Bayerns. Nr. 260. 313; östlich davon oi, 258. 312, immer
noch von ai = Umlauts« verschieden.
6) Dem Gebildeten gegenüber läßt der Bauer, der dann gern die äußersten
mundartlichen Entfernungen von der Schrift vermeidet, auch im W. oft oe als das
der Schrift näher stehende hören (daher k'oesr §. 92, A. 1); genauere. Forschung er-
weist dann aber das od als das Einheimische. Im Osten kommt nur oe vor.
'j Vgl französisch wa = oi; oi > oe (wie nachweislich gesprochen wurde)
> oa > iia.
LITTERAT17R : FR. KAUFFMANN, GESCHICHTE D. SCHWAB. MUNDART etc. 419
bloß, wie es nach K. 91 scheinen könnte. <C Od, sondern auch im oe-
Gebiet ').
§. 93: rnhd. ei <C egi; von altem ei duichaus getrennt, nur bis zur
Lautstufe ae gelangt. Das Wort medle aus dem Fränkischen abzuleiten ist
kein Grund; mügd und mäd ist auch schwäbisch. Wegen der litterar-
historischen Bedeutung dieses ei s. u.
§. 94. 95: mhd. Oio, oft; vor m nur ö, bezw. e: bom bcm , auch
bom bcm: es kommt aber in bestimmter localer Begrenzung statt dessen
aom aem vor.
§. 96 — 98: mhd. ie , uo , üe; der Diphthong ist im ganzen Gebiet
erhalten: nur, wie K. nicht hier, sondern §. 103 bemerkt, gelegentliche Re-
duction von HO, iie zu 0, r: mÖtr, i,
Cap. III: Die Vocale der Neb ensi lb en. §. 103 zählt verschiedene
Wörter auf. die in mehr als einer Satzform erscheinen. Die Zusammen-
stellung ist sehr verdienstlich, aber im Einzelnen anfechtbar; no und naö
<C niwan sind geographisch geschieden, ans ist entschieden Schriftsprache,
s. o. Fatal ist die Angabe vge : ge 'mhd. gen inf.)". Meinte K. die Präpos.
<C gegen, welche auch mit Inf. als Object vorkommt (k'oiti. mr geint ge
bdds , „komm', wir gehen zum Baden"), so ist die Sache richtig, nur
konnte die weitere Form gae = mhd. gein hinzugefügt werden. Aber nach
§. 106, 1 meint K. den Inf. des Verbums gen z= gän. Dann hat er ent-
schieden Unrecht und hätte sich davon schon durch seine eigene richtige
Aufstellung in §. 61 und S. 282 zurückhalten lassen sollen, daß das Schwab,
nur die mhd. Formen gän stän hat. Im Halbdialect, der auf schriftdeutschem
..gehen" fußt, fällt allerdings dieser Inf. vor einem zweiten Inf. in der
Aussprache mit jenem ge <Z gegen zusammen: i WÜ ge se~d =^z je vais re-
garder; aber die Mundart hat den sonstigen Inf. von gän: i iril gaö ygb,
gon oder wie sonst die locale Form lautet) sez. So stark hat K. Dialect
und Halbdialect wohl nirgends vermengt!
Höchst dankenswerth sind die §§. 104 — 110 über die Ableitungs-
und Flexion s vocale; hier ist innerhalb des Schwäbischen der erste und
recht wohl gelungene Versuch gemacht, diese Dinge, an denen man sich
gerne vorbeidrüekt, gesetzmäßig zu fixieren. Nur ein paar Bemerkungen! —
S. 111 sind ein paar isolierte Genetive aufgeführt, und es wird bemerkt,
daß das Schwäbische den Genetiv nur noch in possessiver Function er-
halten hat. Genauer war zu sagen, daß er wie im Neuenglischen nur noch
vor dem regierenden Substantiv vorkommt. Daher ist muSftr gotis als
Schriftsprache anzusehen. Dafür spricht auch noch: 1. das Wort got ist im
Schwäbischen sonst nur in Umschreibung ..der liebe Gott", „unser Herrgott"
gebräuchlich; 2. dieT3enetivendung ist sonst nie is, 9S, sondern bloß -s (bei
den von K. citierten endreslis ..Andreasleins" etc. gehört der Vocal zum Demi-
nutiv ;: hergot&omp, k'ots Verwunderung oder Fluch < gotes. — Die Endung
ik : i% (ibid.) s. u. — S. 113. Werthvoll ist die Bemerkung, daß -iu des
Nom. Acc. Plur. Neutr. auch auf Masc. und Femin. übertragen ist: Jclaene
') Bopp a. a. 0. §. 25, 3, wo lichtig erkannt ist, daß eil -f Couj. > ul wird;
so auch hflaos = heillos.
28*
420 L1TTEKATUK:FK.KAUFFMAKN, GESCHICHTE D. SCHWAB. MUNDART etc.
k'cndr, aber auch graose her,), fraOd. Ebenso war aber zu sagen, daß die-
selbe Endung des Nom. Sing. Fem. auch auf den Acc. übertragen ist:
e gusde blr „eine gute Birne", Nom. und Acc; umgekehrt aber ist hier
auch die schwache Endung -en des Acc. Sing. Fem. auf den Nom. über-
tragen: o fjnodo\ beides kommt am selben Ort vor; s. Bopp §. 35; dagegen
ist nach dem bestimmten Artikel Abfall der Endung, d. h. schwache Nom.-
Endung e, welche wie jedes auslautende e abfällt, im Nom. Sg. M. F. N.,
Acc. F. N. regelmäßig: dr resxt fiidS etc. — S. 116. 'fifo „gethan" ist
Halbdialect; reiner Dialect unterscheidet streng to9 <C tuon von tab <C ge-
tan, der Halbdialect vermischt beides zu to , tod. Das Zeichen des festen
Einsatzes', das K. hier und noch oft vor anlautender Fortis gebraucht, wo
Assimilation einen vorgängigen Consonunten zerstört hat, halte ich für über-
flüssig. Fester Einsatz kommt im Schwäbischen als rhetorisches Mittel nach
Gelegenheit vor; zum festen Bestand der Sprache dürfte er, soweit meine
Kenntniß reicht, nicht zu rechnen sein. Regelmäßig kenne ich ihn nur bei
der vocallosen Form des bestimmten Artikels: d < die, diu- dieses d (t)
erscheint unter gewissen Umständen mit festem Einsatz, der dann weiterhin
oft vocalisch als d vorkommt: „die Frau" tfrao, aber, wenn das Substantiv
hervorgehoben werden soll, tfrao, dtfrao. — S. 117. „Ebenso beruhen
zweifellos nichtsynkopierte Participia wie ..... 'taen9t auf dem mhd.
dienot ..... (resp. -tit)." Ich bemerke, daß ich tarnst als Dialeet-
form bezweifeln muß; es muß födVldt lauten, und ae kann nur aus Subst.
daest übertragen sein. Ein „zweifellos" aber ist doch sehr wenig am Platz:
wenn nach §. 110, 2 gedecktes c > 9 geworden ist, so kann doch -dt
auch <Z mhd. -et sein!
S. 118 ff. ist die Entwicklung von Svarabhakti besprochen. Der west-
östliche Unterschied von "rn : ~rvx) hätte auf die Quantitätsverhältnisse
zurückgeführt werden müssen. K. will hier Flexionsgesetz rinden: ~T9 =
Nom., " m Cass. obll. Eine Erklärung, die plausibel wäre, wenn beiderlei
Formen in demselben Gebiet neben einander vorkämen! Ebenso will K
erweisen, daß gesetzmäßiger Unterschied von pdlldr ..Bauer", Cass. obll.
p9UT9 vorhanden sei; im einsilbigen Wort wäre durch Pausa Svarabhakti
entstanden, ebenso in mb)' = mihi und = nos u. dgl.; aber in manchen
Fällen (sir, fir) wäre der einfache Laut aus den mehrsilbigen Formen auch
in die einsilbigen eingedrungen. Ich halte diesen Umweg der Erklärung für
überflüssig. Er wäre nothwendig, wenn wirklich paradigmatisch sich ein sol-
cher Wechsel noch zeigen ließe. Daß das der Fall sei , muß ich bestreiten.
Ich selbst kenne in den verschiedensten Landestheilen — und meine Ge-
währsmänner in noch mehreren — nur bour, bduro2) , auch die einsilbige
Form ohne 3; ebenso ))i,nir, wie jeder Ulmer weiß u. s. f.3). Überhaupt
ist Svarabhakti im Schwäbischen nicht eben sehr Verbreitet, wenigstens
') Nach K. wäre dura „Thurm" allgemein schwäbisch. Nach meinen Materialien
haben dura und dum ganz die nämlichen Grenzen wie die anderen Wörter.
2) K. schreibt das Wort, mit p, weil < gebüre; ich glaube dafür stehen zu
können, daß der Anlaut kein anderer ist als in Ö9U9 bauen u. s. f.
3) Auch der alid., noch mehr as. Wechsel fogal, fugal -.fogles, fugles (Braune,
Ahd. Gramm. 65) beweist nichts. Im Casus obl. ist l, r, n, m nicht sonantisch ; wer
beweist mir, daß nicht der im Nomin. davor gesetzte Vocal lediglich orthographischer
LITTERATUR:FK. KAUFFMANN, GESCHICHTE D. SCHWAB. MUNDART etc. 421
nicht in der straffer articulierenden Volksmundart '). Sehr gewöhnlich ist
dieselbe in der schlafferen Halbmundart. Es ist hier zu viel individuelle
Neigung, als daß von Gesetzen der Erscheinung die Rede sein könnte. —
S. 120 werden die verschifdenen Ai-ten der litterarischen "Wiedergabe des
Endungs-;? besprochen; dabei ist das lange o angeführt, das in Liedern
refrainartig statt dieses 9 auftritt, wie mhd. ä (das ö ist aber geschlossen).
K. fragt: ..diese Manier scheint nicht mehr üblich zu sein.'' Doch; sie
ist es; ob in Horb, weiß ich nicht, aber sonst vielfach; Beispiele bei Bir-
linger und Meier. — Die §§. 111 — 117, welche wesentlich die bekannte
Streitfrage Behaghel: Kauffmann wegen der ahd. mhd. Endungsvocale be-
handeln, übergehe ich.
§. 118 — 122: Synkope. — Die Angaben S. 137 f. über die Demi-
nutivformen -le und die sind nicht durchaus richtig. Beide stehen allerdings
insofern im Wechsel, als je nach dem rhetorischen Charakter des Satzes,
wie K. richtig sagt, hisle oder bisdle u. ä. stehen kann. Stets ist aber in
diesen Fällen die Form ohne 3 die, welche als Normalform empfunden wird.
Die mit 9 gehört besonders der Kindersprache und Sprache mit Kindern an
und zeichnet sich zugleich durch Nichteintreten des Umlauts aus : bidble,
aber bü9b»le u. s. f. Schwerlich haben wir hier zwei alte Parallelbildungen
auf -lln und elin (Weinhold" §.282) zu unterscheiden; denn auch die Form
-eint hat den Umlaut eindringen lassen. Vielmehr wird die Sprache der
Kinder nachgeahmt, welche mit dem Umlaut noch nicht umzugehen wissen,
überhaupt die Paradigmen zu uniformieren lieben. ") Ganz falsch ist dagegen
die Behauptung, daß von Substantiven auf el beide Deminutivformen exi-
stieren3). Es existiert nur die : fögl feg,)le u. s. w. , s. auch Bopp §. 6 fin.,
dessen Bemerkung mir ganz richtig scheint. — Wenn S. 139 fin. gesagt ist,
daß Formen wie §afdt ,. schafft"' etc. im Schwarzwald, saß etc. im nördlichen
Schwaben bevorzugt seien, so ist das nördliche Schwaben wie auch sonst
mitunter, der Stuttgarter Halbdialect4); die Volksmundart hat auch anderswo
beides nebeneinander.
Besonders wichtig ist C'ap. IV: Die Geschichte desVocalismus.
§• 123 — 120: Umlaut. Das Schwäbische hat den Umlaut von ä in man-
chen Fällen, wo Mhd. Nhd. ihn nicht haben. Die Erklärung wird in ver-
Natur ist, entstanden aus dem Bestrehen, die semantische Eigenschaft zu bezeichnen,
weil die mustergebende lateinische Orthographie keine Silhe ohne Vocal zu schreiben
lehrte? Ich könnte nicht bloß an got. an. (ags.) Schreibung ohne Vocal, sondern
auch daran erinnern, daß deutsche Mundarten noch jetzt semantische r , l , n haben,
von welchen l wenigstens in den Mundarten, die das vordere l sprechen, keinen
Vocal entwickelt hat. Übrigens ist das r in bdur gar nicht silbenbildend.
') Bopp, S. 75, sagt geradezu: Svarabhakti keimt Münsingen nicht.
') Dafür spricht wohl auch das nur zweisilbige male „Männlein" in der Kinder-
sprache, sonst viendle. Ähnlich wird loeal der den Kindern vielleicht schwierige
Diphthong ua zu o vereinfacht: iöle „Schühlein", fötale ..Füßlein", während im Ver-
kehr unter Erwachsenen kein Mensch anders als siale, fasle sagt. Auch Bopp §. 81
stimmt zu meiner Ansicht. Ein anderer Fall liegt natürlich vor, wenn in -die das 9
zum ersten Theil gehört; dann auch Umlaut: hefale Jläfeleiir u. s. f.
3) Die auf -er lasse ich aus dem Spiel. Ob k'e/rle oder kefarle? s. meine Be-
merkungen über Svarabhakti .
A) Diese Hegt wohl auch S. 140 fin. zu Grunde, wonach Nordschwaben keine
döha, dena etc., sondern nur dröba, drina kennen soll.
422 LITTERATÜR: FR, HAUFFMANN, GESCHICHTE D. SCHWAB. MUND AKT etc.
schiedenen Fällen verschieden sein. Übertragung pluraler Form ist gewiß
oft vorhanden, z. B. bei epfl „ Apfel ", wo ich übrigens, wie bei hert.
hart, nicht c, sondern e kenne'). In anderen Fällen, wie es3 , fle§9 , teSi
will mir die Erklärung aus dem Plur. der Bedeutung dieser Wörter wegen
weniger behagen. — Das Fem. bedr „Bahre" neben bggr (bar) hat andere
Bedeutung; bedr ist Tragbahre überhaupt, bor nur Todtenbahre, wie schon
Mhd. WB. I, 1 44 f. zeigen kann. Aber das dort und bei Lexer (beidemal
mit der falschen Bemerkung, daß es aus dem Ndd. stamme) angegebene beere,
eine Form, deren Umlaut nicht erklärbar wäre, wird durch keine der an-
geführten Stellen gefordert ; ich vermuthe bei\ was sich zu bare verhält wie
gebe : gäbe, pflege : pfläge u. s. f. — Bei u fehlt der Umlaut vielfach;
in manchen Fällen, z. B. vor cJc, so durchaus, daß er sicher nie da war.
In anderen mag er durch Formangleichung verschwunden sein; aber gewiß
nicht in Sdul Sduld , SdU s.mbd. Beide sind mhd. stark; im Nhd. ist die
Pluralform Säule Sing, geworden (wie „Locke " u. ä.), weil der Gegenstand
der Natur nach mehr im Plur. vorkommt; das Schwab, hat auch S9U, Plur.
Sdi. In Sdida svub-) haben wir eben schwache , also umlautslose Form. —
S. 150. al'S „uns" (woneben noch die ebenfalls umgclauteten Formen 9is,
is, es) ist nicht „ostschwäbisch", sondern häufig im W. : ostschwäb. sind
os, 9is.
Noch wichtiger ist §. 127 — 132: Quantität. Fundamental ist die
Vocalverlängerung. K. will sie durchaus auf Rechnung der Pausa setzen ;
S. lf)5: „Man lasse sich durch eine Anzahl scheinbarer Beispiele nicht
verführen, Dehnung des Vocals auf Conto folgender Consonanten, z. B.
/', n, x zu setzen. Die gewichtigen Ausnahmen würden unerklärlich bleiben'' ").
Diese Ausnahmen fallen eben weg, wenn man bei der Localmundart stehen
bleibt und nicht Erscheinungen verschiedener Untermundarten zusammen-
wirft. Gewisse Consonanten (-Gruppen) haben an gewissen Orten regel-
mäßig Länge erzeugt. Über n, nf\ ns s. o. Andere Fälle sind local be-
schränkt, z. B. die Längung durch ht , durch rn , rm , rt, lt. So lasse ich
mir die Einwirkung nachfolgender Consonanten nicht ausreden. Aber es
bleibt allerdings noch eine große, ja überwiegende Menge von Fällen, wo
die Lautumgebung nicht in Betracht kommt und nur der Unterschied von
Pausal- und Satzform zu Grunde liegen kann. Ob man die Regel gerade so
formulieren muß (S. 154): „Jeder mhd. Ictusvooal hat sich in Pausastellung
zu überlangem Vocal (mit zweigipfliger Betonung) entwickelt", kann man
zweifeln. Gewiß ist: es hat sich im Schwab, in einsilbigen Formen Länge
entwickelt, während in mehrsilbigen Kürze blieb; Ausgleichung ist nach der
einen oder anderen Richtung eingetreten, aber nicht immer. Zu den ver-
einzelten Fällen, welche K. §. 127 für Erhaltung des Unterschiedes auf-
zählt, lassen sich weit ausgedehntere von gesetzmäßigem Charakter stellen,
welche bei K. nur in der Anmerkung von §, 131 untergebracht sind: H&S
: Inis.), 8&g : sai/t im SW. , was erst relativ jünger sein kann, weil es die
') Es war hend „Band" hinzuzuf'iigt n , was aber auch Cas. obl. des Sing, sein
kann; im OA. Münsingen und Umgebung allgemein, noch verbreiteter im Ostfränkischen.
Auch Fälle ohne a: brüdr Bruder, deytr Tochter, beide mehr im Süden.
') §. 136 «her gibt K. „eine besondere Entwicklung kurzer Vocale in der
Stellung vor Nasal"- zu, die eben in der Dehnung bestehen soll.
L1TTEKATUR: FR.KAUFFMANN, GESCHICHTE D. SCHWAB. MUNDART etc. 423
Apokope von hase voraussetzt, und der von ihm nur aus Ellwangen belegte,
aber viel weiter verbreitete Wechsel von J<: öpf '. Iccpf, lutd : hend , der älter
sein muß, weil er die Erhaltung der Endung voraussetzt1!.
§. 133 — 13:": Nasalierung. Der Ergänzung bedürftig ist das §. 134
über progressive Nasalierung Gesagte. K. nimmt sie an in näs , naxt , no
noch. Sfiäecfa, nedr nieder, mu(k) mag, me mehr (Halbdialect!), clr me ivedt
„der Mühe werth": in iibuts nents nichts, sncntsj schneuzen hätte sich
sogar conson. n entwickelt; die Fälle sind großentheils local beschränkt.
Daneben aber kommen auch Fälle „spontaner" Nasalierung vor , insbesondere
(§. 7») c) ist -7.s oft :> -cies: laes, tsaesle Zeisig, tsaestek Dienstag, local
auch cies, aese, daesl Deichsel; ferner draeso dr"e{g)s9 „schwer athmen",
local es es, esl, racs Reuse, fctoSt*) , dazu die historische Schreibung
Lü tisch; endlich sezkd schief treten, woneben §hk». Wenn wir die wenigen
allgemeinen und die zahlreicheren localen Fälle der lebenden Mundart zu-
sammennehmen, haben wir 10 Fälle nach Nasal und 11 vor S, bezw. §
(mit nas 12), nur einen ohne eins von beiden. Wer den Einfluß des Nasals
annimmt, wird den des s. der freilich nicht wohl erklärbar ist, nicht leugnen
dürfen. Warum aber (S. 162) progressive Nasalierung nur in einsilbiger
Wortform möglich gewesen sein soll, verstehe ich nicht.
§. 136 — \'.id. Diphthongierung. K. bestimmt dieselbe richtig so,
daß alle etymologisch langen Vocale davon betroffen worden sind : ä > ao,
e > ae, e > 99, 6 > ao, ü > du. Nur muß das Gesetz auf das Gebiet W.
der Hier eingeschränkt werden , denn e > e3 , 6 > 09 ist zwar auch
Diphthongierung, aber doch in einer abweichenden Art; doch s. u. Jeden-
falls ist mehr Mannigfaltigkeit der Erscheinung da, als zunächst erscheint.
K. läßt durch Überlänge und zweigipflige Betonung e > e' > vi > ae
werden. Schwieriger ist die Erklärung von 7 > di , Fi > du, ü > 9Ü
> ,ti; K. nimmt ein i' , u" mit offenerem erstem und geschlossenerem
zweitem Consonanten an. Aus der Erklärung der Diphthongierung folgt nun
nothwendig. was auch tj. 137, Anm. in Beziehung auf ä gesagt ist, daß
nur Überlänge diphthongiert worden wäre, bloße Länge nicht; dann wären
Ausgleichungen eingetreten. In Beziehung auf ä kann man (s. o.) die Mög-
lichkeit zugeben; bei e, 6, 03 habe ich auszuführen versucht, daß die echte
Mundart sie (außer vor n) stets diphthongiert hat. aber es sind einfache
Längen heutzutage vorhanden, die, wer Lust hat, phonetisch erklären kann.
Allein i, i\ , ü sind consequent diphthongiert; nirgends ist eine Spur von
Erhaltung einfacher Länge3). Damit scheint mir die ganze Theorie von dem
*) S. auch unten: Diphthongierung. — Übrigens ist es für solche alemann,
(schwei/er.) Gegenden, welche Kürze durchaus erhalten haben, ein unnöthiger Umwef,
mit §. 131 anzunehmen, daß die Längung des Pausalvocals auch alemann, durchaus
vorhanden gewesen sei.
s) Ist nicht bloß historisch (S. 162), sondern kommt in der lebenden Mundart
mehrfach vor.
3) Nur proklitisehes uf, uz, -lieh, -lin, -in (Fem.) etc. sind geblieben; zum
Theil weiden diese ja schon mhd. kurz angesetzt. Jedenfalls lauter Fälle außerhalb
der Ictussilbe !
424 LITTKKATUR:FR. K VUFFMANN, GESCHICHTE D.80HWÄB. MUNDART etc.
Unterschied diphthongierter Überlange und monophthongischer Länge sehr
prekär zu werden. Für die Entstehung des e~', ö" aus zweigipfliger Betonung
konnte K. sehr wohl das Fränkische anführen, welches diese Formen genau
so noch jetzt hat (§. 52, 1); aber dort sind diese diphthongischen Formen
auch in mehrsilbigen Wörtern durchaus vorhanden; Ausgleichung anzu-
nehmen, wo keine Spur von Verschiedenheit sichtbar ist, wäre aber doch
ganz und gar überflüssig! — Außerdem ist mir §. 136 aufgefallen: die
Diphthongierung sei ,.jünger als die Dehnung kurzer Vocale, da wenigstens
einige derselben die Diphthongierung mitgemacht haben". Über diese Fälle
siehe oben; sie sind doch, auch wenn man die gesetzmäßigen nf, ns mit-
rechnet, nur verhaltnißmäßig gering an Zahl und zu allermeist eben lautlich
bedingt. Daß auch vor Liquida die Dehnung alter Kürzen früher erfolgt sei,
glaube ich nicht; foil <C VÜ beweist nichts, es ist ein Wort, das seiner
Bedeutung nach sehr leicht den Satzictus und auch rhetorische Pause tragen
konnte: aber wo sind denn die *ael <Z el, *9tr <Z ir etc., die zu erwarten
wären? Ich kenne nur das einzige xpaird; frlaora , gfraoi'3 et", hat K.
§. 80 ä) befriedigend aus Anlehnung an das verloren gegangene Prät. verlos
erklärt. Der Satz mußte m. E. lauten: „Die Diphthongierung ist älter als
die Dehnung der Kürzen, nur gewisse Fälle der letzteren sind schon vor
jener eingetreten1'.
In Beziehung auf i, Ü, Ü hat K. seine eigene Ansicht. Er will die
Diphthongen autochthon entstehen lassen, lehnt ihre Entstehung aus den
benachbarten bairischen (fränkischen?) Mundarten ab. An sich ist das mög-
lich; in Niederl. und Engl, sind die Diphthonge autochthon entstanden:
es fragt sich nur, ob es nöthig ist. K. führt dafür Verschiedenes an:
1. Schwab, di, 9U, UI sind von ae, ao im Bair. ganz verschieden, bei Über-
tragung müßten die Qualitäten gleich sein. Letzteres dahingestellt — kann
denn Jemand glauben, daß 1, ü im Bair. sofort ae , ao geworden seien?
Es müssen doch Zwischenstufen dazwischen liegen, die nicht viel anders als
9t, 9U lauten können '). ui ist bei Seite zu legen, es kommt ja auch, s. o.,
im bair. Gebiet vor und wird Schwab, nie == ü gewesen sein, mindestens
nicht beim Eintritt der Diphthongierung. 2. Das Gebiet der Schwab. Di-
phthongierung, sagt K. , ist völlig einheitlich, nirgends eine Sprachinsel mit
einfachem Vocal. Der mittelalterliche Verkehr aber war gering und gerade
an der Verkehrsstraße des Oberrheins haben sich die Längen gehalten.
Das wäre ein Moment, das sich hören ließe, wenn es gegen die längst ver-
altete Ansicht von der (außerbairischeu) Entstehung der Diphthonge aus der
(bairischen) Schriftsprache gebraucht sein sollte. Gegen die Annahme
einer allmäligen mündlichen Verbreitung von Ort zu Ort besagt es
nichts, und wir haben zu Anfang gesehen, daß man ohne principielle An-
nahme der Möglichkeit einer solchen Verbreitung doch nicht auskommt.
Bei den 9t, 9u kommt nun hinzu, daß ihre gegenwärtige Verbreitung inner-
halb des gesammt-alemannischen Gebietes sich als eine stufenweise Zunahme
') Dafür kann man auch anführen, daß die bair. Dichter des 12. und 13. Jhs.,
welche doch in ihrer Mundart die lMphthonge schon hatten, noch nicht gleich i : ai
reimen. Wenn mau will, kann man das aber auch aus schriftsprachlichen Mustern
alemann. Heimat (vgl. Kauffm. S. '285) erklären.
LITTERATURrFR.KAUFFMAXN, GESCHICHTE D. SCHWAB. MUNDART? etc. 425
von SW. nach NO. hin darstellt, s. o. ; wie will man da die Annahme wider-
legen, daß ihr Ausgangspunkt für das Schwäbische im NO. lag? 3. Daß
das Schwäbische auch d, £, 6 diphthongiert hat, kann umsoweniger für
K. beweisen , als die Gleichzeitigkeit aller dieser Vorgänge noch nicht be-
wiesen ist.
Es fragt sich ferner, wann die Diphthonge im Schwäbischen auf-
getreten sind. K. will zunächst die Autorität der Denkmäler beseitigen :
in Augsburg trete diphthongische Schreibung gegen 1300 auf, verschwinde
aber rasch wieder und sei erst nach 1450 zu allgemeiner Geltung gelangt;
der Sieg der Diphthonge in den Denkmälern nach 1450 könne füglich auf
Rechnung der Schriftsprache gesetzt werden und ebenso könne das Auftreten
vor 1300 in dem Baieru benachbarten Augsburg füglich auf Rechnung bai-
rischer Orthographievorlage kommen; für die gesprochene Sprache würde
daraus weder gegen, noch — setze ich hinzu — für die Diphthonge etwas
folgen. — Die Sache ist meines Erachtens noch nicht spruchreif. Daß in
Augsburg vor 1300 schon Diphthong gesprochen wurde, brauchen wir nicht
zu bezweifeln; A. liegt ja hart an der Grenze Baierns. Baumann hat sodann
zu zeigen versucht, wie von 1300 an die Diphthonge in den schriftlichen
Quellen sich mehren und geographisch ausbreiten . er hat auch von einem
Wiederverschwinden derselben im 14. Jahrb. nichts bemerkt; aber es ist
zuzugeben, daß sein Material, auf drei Druckseiten (Forsch, z. D. Gesch.
16, 269 — 272) ausgebreitet, ein ungenügendes war. Es ist eine vollständige,
nach Ort und Zeit geordnete Sammlung des Materials abzuwarten. Vorerst
mag das Material der schriftlichen Denkmäler bei Seite bleiben. — K. hat
nach Indicien sprachgeschichtlicher Art gesucht; leider führen indirecte
Zeugnisse, wie die Klagen bei Wimpheling und Brassicanus über schwäbisch-
lateinisches deies u. A. nicht über 1490 zurück und damals kommen schon
im württembergischen Westen Schwabens die Diphthonge auch urkundlich
vor. Nach K. müßte aber die Diphthongierung eingetreten sein, ehe Ü und i
zusammenfielen, was im 13.Jahrh. nachweislich; denn sonst müßten in und?
ganz gleich behandelt sein (S. 169). Dieser Grund ist nach dem früher
Gesagten hinfällig; denn Umlauts-« ist durchaus = 7 behandelt, alter Di-
phthong iu aber war mit jenem nicht identisch. — Man könnte die frühe
Datierung des Vorgangs1) stützen durch die Betrachtung, daß der oben
angeführte Wechsel k opf : k'epf in einer Zeit entstanden sein muß , welche
die Diphthongierung schon hatte, sonst hätten wir Tcaopf erhalten. Zu-
gleich wird aber jener Wechsel doch eingetreten sein in einer Zeit, wo
„Köpfe" noch zweisilbig war. Es wäre also die Frage herbeizuziehen:
wann hat der Abfall dieses e stattgefunden? Die Dichter des 12. Jahrh.
haben die Apokope ja schon gelegentlich auch nach langer Silbe und ihr
sonstiges Festhalten an der vollen Form könnte ja schriftsprachlich sein;
wenn aber nach K. a. a. O. die Quantitätsveränderung ins 12. Jahrh.
falien soll, so muß doch angenommen werden, daß erst mit oder nach dieser
') §. 141 ist die Diphthongierung nebst anderen Vorgängen ins XII. Jahrh. ver-
legt, was nach der Art der Drucklegung wohl ein Druckfehler statt XIII. sein wird.
Übrigens erschwert der Umstand, daß der Proceß natürlich (s. o.J mehrere Phasen
durchgemacht hat, die chronologische Behandlung nicht wenig.
426 L1TTERATUR: FR. KAUFFMANN, GESCHICHTE D SCHW AB. MUNDART etc.
die völlige Apokope nach langer Silbe eingetreten sein kann; da aber mhd.
^ :.v ** nicht reimt, so wird doch in der mustergebenden Poesie des
12. Jahrh. noch wirkliche Kürze anzunehmen sein. Damit würde es wahr-
scheinlich, daß eine Form wie köpfe um 1200 noch gesprochen worden
wäre. Ich gestehe: es verwickeln sich hier so viele Dinge ineinander, daß
man kaum zu einem Resultat gelangt. E3 wird nicht schwer sein , auch
solche Instanzen zu finden, welche gegen die Diphthongierung schon im
oder vor dem 12./ 13. Jahrh. sprechen. Ich erinnere nur an das oben über
die Reime min \ dahin bei Neifen und hindeJUi : hin beim Schulmeister von
Eßlingen Gesagte. Neuffen und Eßlingen haben kein Juie und nichts Ver-
wandtes} sein früheres Vorhandensein zu supponieren , müßte die Diphthon-
gierung in jener Zeit anderswoher bewiesen sein; vorderhand trage ich kein
Bedenken, solche Reime als Instanz gegen die Diphthongierung zuzulassen1).
§. 140: Quali tätsveränderung. — K. befaßt hierunter: die Ent-
labialisierung ö > e, ü ;> i; ei « egi) > ei > ae, öü > ae , ou > ao;
'li (<Z di, ei) > Od Oe; i' uu > 9» du. Das Gemeinsame in der Entwicklung
der genannten Diphthonge findet er in der Senkung des Unterkiefers, Er-
weiterung der Mundhöhle. Es hätten noch e> Cd, 0 > 0 , Od angeführt
werden können. Auch ostschwäbisch ed, Od aus e, ö werden herbeigezogen ;
der Vorgang wäre & > e' > ei ;> ed, 0 >»o > ou > 0,1, indem i, u wie in
Nebensilben zu d geworden wären. Denkbar: aber näher liegt die Parallele
mit e > ed , 0 > od. Wenn K. für seine Ableitung anführen könnte, daß
dann die Entwicklung bis zu ei, ou gemeinschwäbisch wäre, so wird das
dadurch aufgehoben, daß doch ein Gebiet im S. (s. 0.) den Stand des e, o
gar nicht verlassen hat.
Endlich §. lil eine chronologische Tabelle über die Vocal-
vorgänge. Bis ins 10. Jahrh. nichts, was nicht schon früher so angesetzt
gewesen wäre: a > e, ö > oa > ua uo , c > ea, eo > io ie. Neu ist,
was er vom 10. — 13. (?) Jahrh. vorträgt: X. Umlaut anderer Vocale und a > r,
Tongesetz, Reduction und Synkope von Endvocalen; XI. ei Z> ai (ae);
XII. Nasalierung, Quantitätsveränderung; „XII." (XIII.? s.o.) a > ao, <1 Z>
ö . ' • > ae , ei (< egi) >> ae, ö >> ao, ou Z> ao, 7 > <?/, h 2> du , End-
silbenvocale > d, ö > e, ü > i. Es ist das ein Versuch, von dem K. selbst
im Vorwort S. X sagt, daß er cum grano salis zu verstehen sei: „Die be-
treffenden Zahlen kann ich sammt und sonders nicht als der Datierung der
thatsächlichen Ereignisse entsprechend halten, sondern glaube nicht bloß,
daß die Ansätze um größere Zeiträume zu spät, sondern auch, daß die ver-
schiedenen Lautveränderungen einander noch viel näher zu rücken sind,
so daß in einer Reihe von Jahrhunderten eine allmälige aber radicale
Umwandlung der Lauterzeugung sich vollzogen hätte, die sowohl für Con-
sonantismus als Vocalismus eine Verschiebung der Articulationsstellen und
Articulationsarten mit sich gebracht." Soweit das mit K.'s allgemeiner
Genesis des Schwäbischen zusammenhängt, s. u. Hier will ich nur betonen.
') K. wird nicht damit kommen können , daß die beiden Dichter % gegen ihre
Mundart gebraucht hätten. Wir werden später sehen, daß er mundart-fremde Reime
zugibt, aber nur in sehr mäßigem Grade. Keiner der S. 281 ff. von ihm angeführten
Fälle von solchen würde eine der Mundart so widerstrebende Lautform enthalten
als min, -lin in einer diphthongierenden Mundart eine wäre.
LITTERATUR : FR. KAUFFMANN, GESCHICHTE D. SCHWAB. MUNDART etc. 427
daß die Tabelle, ohne Rücksicht auf die absolute Datierung, doch insofern
wird richtig sein sollen, als sie die Vorgänge in der von K. gedachten
(ob schnelleren oder langsameren) Reihenfolge enthalten wird. Ich setze
weiter voraus, was zu K.'s Gunsten geschieht, daß die Versetzung von e > Ott
in das letzte Jahrhundert nur das Ende des betreffenden Processes bezeichnen
soll. Dann finde ich Folgendes: Das XI. f. Jahrh. enthalten allerdings Vor*
gänge. die als Erweiterung der Mundhöhle gefaßt werden können. Anders
die früheren: VII ff. Umlaut, IX./X. eo > io , un j> UO können doch viel-
mehr nur als Verengerung derselben verstanden werden. Wir würden also, die
Richtigkeit von K.'s Reihenfolge vorausgesetzt, zwei Perioden bekommen:
VII. X. Verengerung, XI. f. Erweiterung. Wir wollen uns das für den Con-
sonantismus merken.
Lautstatistik, zweiter Theil : C on sonan ti sm us. Cap. I: Statistik
der G eräus ch laute. Nur einzelne Bemerkungen; die Frage Fortis: Lenis
(s. o.) lasse ich bei Seite. — §. 144 — 148: Labiale, — S. 174. In swpbl
: sicrifl kann ich (NB. sofern beide3 im jetzigen Schwäbischen vorkommt)
weniger grammatischen Wechsel finden, da die obd. Mundarten doch b haben,
was auch in den schwäbischen Literaturdenkmälern herrscht, als vielmehr
mundartliche und Schriftform; es ist ein Artikel, der beim Krämer, der Halb-
dialect spricht, gekauft wird! Bei §r»uf „Schraube" läßt da3 schriftdeutsche
b diese Erklärung nicht zu; aber grammatischer Wechsel ist doch bei einem
Worte, das vor dem 14. Jahrh. nicht belegt ist, ziemlich zweifelhaft. —
S. 174 ff.: Bei b <Z iv war zu unterscheiden zwischen ho, no, was gemein-
schwäbisch als Ib, rb erhalten ist, und w nach Vocal, was (als b) nur im W.
erhalten, sonst zerstört ist: baubd \ bauo , ndib : nui etc. (hier aus den flec-
tierten Formen)1). — S. 18'J: fempf fünf wird nicht speciell Kindersprache,
sondern Halbdialect (Mundart ffief, fcf etc.) sein. — S. 183. ..flennen"
in Ellwangen flau,) : gemeinschwäbisch pfleno' ; vielmehr kommen pf und /',
ä und c im ganzen schwäbischen Gebiet vor, pf nur nicht im NO. Die
anderen Fälle mit anlautendem pf statt f sind verschiedenen Ursprungs.
K. vermuthet mitunter < gf\ aber das ist in sicheren Fällen nicht nach-
weislich : die historischen pfctreicli, pfetter, pfetterin haben mit geveteride
absolut nichts zu thun, sie bedeuten nur compater etc. und stammen aus
lat. pater (s. a. D. WB. VII, 1(594) 2). Dagegen ist df, tf>pf er-
weislich, wie in mhd. empf- ; warum also pfrao nicht <Z d frao? Nicht
uninteressant ist der Unterschied pflegt Dreschflegel : flrgl Grobian, letzteres
aus der Umgangssprache der höheren Stände . die den Flegel des Bauern
symbolisch für seine Manier gebrauchen, was dem Bauern selbst mindestens
ferner gelegen wäre.
§. 149 — 153: Dentale. S. 184. wldd bedeutet nicht „Weiden", son-
dern ..Bänder", mhd. ivit, tvide. — S. 189. Zu den Fällen mit Aspirata £.
ist auch der Berg- und Schloßname „Teck" (fclc, genau wie t'ek = die
Hecke, aber 9uf dr t eh u. s. f.!) zu stellen, den zu erklären noch nicht
gelungen ist. Eine Form wie t'elelrt „Dialect" konnte entbehrt werden; das
') Das gemeinschwäbische ebek „ewig!4 wird schon seinem e nach Schrift-
sprache sein.
J) Ebenso pfeürfo Paternosterku^eln.
428 LITTERATUK:Fß. KAU KIM ANN, GESCHICHTE D. SCHWAB. MUNDABT etc.
Wort ist doch der Mundart gauz fremd1). Für rs, rz ließen sich noch mehr
Beispiele, wie äi% fer§, bürit Bursch mit seltsamem t, anführen. — S. 194.
Die Entstehung von tZ <Z sk bezweifle ich: pfet§9 ist doch nicht < altlat.
faskja, sondern <T ml. fastsja oder ital. fastäja; wenn rgt§9 zu dem übrigens
in der Bedeutung abweichenden ahd. ntsli,:cin gehören sollte, wäre doch
'- nicht <Z sk, sondern < skts: aber es ist offenbar Denominativ von Fem.
„Schnorre", D. WB. YIU, 189 f. Die Parallele smatska <z sttoackesi n
paßt nicht, weil hier tsk nicht Z> ti geworden, was es nach K. im Mini.
und später gar nicht mehr konnte, denn er setzt mit vollem Recht die Ent-
stehung des Lautes s schon in ahd. Zeit9). — Andere Formen sind mir
unklar; aber petänas gehört doch gewiß zu patschen.
§. 154 — 158: Gutturale. — Zu Med „gelegen" (S. 196), was nur
local ist, kann ich ebenso locales Idid „liegen" anführen, aus Idit „liegt". —
Zu Xi % <Z 9 (S. 203 f.) ist Einiges zu bemerken. Diese Spirans3) ist, wie
tv <C b, dem jetzigen Schwäbischen fremd. Nur ein paar Wörter haben sie.
Allgemein ist jaxt Jagd, vielleicht ursprünglich mitteldeutsch (s. D. WB.
IV, 2, 2199) und aus der Gebildetensprache, was der Sache nach durchaus
möglich, in die Mundart gekommen; man könnte dafür anführen, daß das
Wort in Weiterbildungen schwäbisch nicht viel vorkommt, es heißt z. B.
jägJiont ,. Jagehund"' : vielleicht aber auch Neubildung zu jagen nach (nicht etc.
Das Vcrbuin jcicyd gehört gar nicht hieher; es ist ganz regelrechte lautliche
Entsprechung für mhd. jauchen; s. Lexer I, 1483: Schweizer. Idiotikon
III, 34 f. Im Übrigen findet sich % <C Q nur local beschränkt. Für gemein-
schwäbisch saet traet hat der NO. und der Halbdialect des Altwürttem-
bergischen seyt trcyt; weiter verbreitet, vom Norden bis etwa an den Fuß
der Alb, sind die Adj. -Endung-«^ <C ic ec, -di% <C tac in den Wochentags-
namen und in fdlräii wiiorti^, endlich das mit dem Begriff erloschene oder
erlöschende hertsi% Herzog. Bei letzterem begreift sich von selbst, daß es
altwürttembergischen Ursprungs ist und aus dem Stuttgarter etc. Halbdialect
stammt; nicht anders ist es mit den beiden anderen -i%. Ich zweifle garnicht,
daß wir hier fränkische Einwirkungen zu sehen haben. Wenn in Horb -ik
und -i% promiscue vorkommen, so ist zu wetten, jenes ist Mundart, dieses
Halbdialect. K. sieht (s. u.) in diesem Nebeneinander alte Wechselformen ;
die geographische bezw. sociale Vertheilung der Formen gibt ihm Unrecht.
S. 203. vch vor 6 in Auslautstellung ist lautgesetzlich geschwunden."
Auch hier ist vielmehr geographische Verschiedenheit; außer ädisl (auch
dtifsl, s. o.) haben östlichere Gegenden durchaus ks. Charakteristisch ist
im W. bis blsle =. pyxis : b/ks = Schießgewehr; letzteres deutlich das
Jüngere, daher Schriftdeutsche. — Hinsichtlich des Abfalls von aus-
lautendem ch (ibid.) verhält sichs etwas anders. Manche ch bind durchaus
') Es ist mir aber doch als occasionelle Form nicht uninteressant gewesen.
Das t' ist offenbar ,.iiberhochdeut8chu. Unsere Schriftsprache lehrt ein t' zu sprechen,
das keine Mundart hat; was Wunder, wenn der Unkundige es auch verwendet, wo
nur d möglich ist! Aber neben t'e, t'itl, wo t vorbanden, gehörte das Wort nicht.
2) Für 8t konnte er (S. 194 f.) auch noch den bekannten Reim laschte -.glaste
anführen (Erec 1730 f.). Hartmann, der nach K. kein Schwabe im jetzigen Sinne ist
(s. u.), war so gut anzuführen wie der St. Galler Notker.
3) D. h. nur soweit < g; % < ch ist allgemein!
LITTERAT17R: FR. KAUFFMAXX. GESCHICHTE D. SCHWAB. MUNDART etc. 429
abgefallen: gtei statim : gtei% aequus, 7 (nur im S. »$, rril, ao\ oder doch
vielfach: dö, »Ö etc.: wohl immer ist Tonlosigkeit der Grund. Bei anderen
ist ch nur local (Alb, Oberschwaben etc.) abgefallen, und zwar in größerem
Umkreis nach langer Silbe: du9 Tuch, mtl Milch, in kleinerem nach Kurze:
l>ä, lö etc. ') — S. 205. Altes „eischen" hat sich nicht nur in Ellwangen
erhalten; oesd , 0d& kommt allenthalben im Schwab, vor, auch im OA.
Horb, daneben auch passim die Form mit h, die entweder aus älterer
Amtssprache stammt oder in der Mundart selbst an „heißen" angelehnt ist.
Cap. 2: Die Lautverschiebung: eine historische Untersuchung
für das schwäbische Gebiet auf Grund der Denkmäler und der lebenden
Formen. K. macht selbst auf die Schwierigkeiten aufmerksam, welche dar-
aus erwachsen, daß wir nicht im Voraus wissen, „ob sich die Orthographie
auf schwäbischem Territorium als natürliche Ausdrucksform der schwäbischen
Laute, oder ob sie sich in den verschiedenen Perioden unter dem Einfluß
verschiedener nicht schwäbischer Schreibmuster entwickelt hat, wonach
die Buchstaben überhaupt nicht direct mit den schwäbischen Lauten ver-
glichen werden könnten" (S. 208; ähnlich S. 244). Der Versuch einer Ent-
wirrung dieses Knotens mußte aber doch einmal gemacht werden; nur werde
ich K.'s eigenes Bedenken gelegentlich gegen seine Resultate zu wenden
haben
^?. 160 — 166. Dentale. — Tenuis ist durchaus verschoben: aber ob
zu Spirans oder Affricata, sagen die Schreibungen nicht immer deutlich;
c ist sicher = ts , aber 8, ZZ sind zweifelhaft. K. meint, im Auslaut sei
durchaus 5 anzusetzen, weil (Beitr. XII, 512 h°.) lange Consonanz im Aus-
laut gekürzt worden sei; also sJcat skattes > ska% skatzes. In der lebenden
Mundart hat sich ein derartiger Wechsel nicht erhalten. Wenn dann aber
K. Kögels Meinung, daß ausl. t > tz geworden sei, damit entkräften will, daß
die Schreibung C im Auslaut nicht vorkomme, so kann ich diesen Grund
nicht gelten lassen. Es liegt doch die lateinische Schreibgewohnheit unseren
Denkmälern zu Grunde, nach welcher c nur vor e, i, <B , (B = ts ist.
Wenn nun auch in den von K. angeführten Quellen von der Lex Alaman-
norum bis zum Schwäbischen Yerlöbniß (d. h. in denen, die noch nicht
s = z setzen) C vor a, 0, u 5mal vorkommt, so erscheint es vor e, i
2 7 mal; dagegen Z und zz vor a, 0, u 89, vor e, i 4 7 mal; d. h. vor
(i , 0, u ist z 18mal so oft verwendet als c, vor e, i nur 1, 7mal so oft.
Es ist klar, man hat c in anderer Stellung als vor e, i gemieden. — Da-
gegen kann man sich mit K.'s Ausführungen S. 212 über inlautendes :. :
einverstanden erklären; ebenso S. 214 ff. mit der Behauptung, daß th in
alemannischen Quellen nicht = /) . sondern nur t (d) sei. K. meint aber,
bei der Verschiebung p > d seien nicht etwa germ. p und d zusammen-
gefallen, sondern germ. d sei damals schon t gewesen. Warum ersteres
„ohne weiteres klar" sein soll, sehe ich nicht ein; für germ. p und d schreiben
die schwäbischen Denkmäler gleichermaßen d t th.
§. 164 — 17 2. Labiale. — Auch hier soll auslautende geminierte
Tenuis vereinfacht worden sein und f, nicht pf ergeben haben; die Denk-
') Wenn -bach in Ortsnamen auch anderswo > bd ist, so wirkt hier die Ton-
losigkeit.
!;;,! UTTEKATUR:FR. KAUITMANN, GESCHICHTE I). SCHWAB. MUNDART etc.
mäler und die jetzige Sprache ergeben nichts Beweisendes — jedenfalls
müßte dann immer zu Gunsten von pf ausgeglichen worden sein. K. will
überhaupt j>/ als einen späteren Laut eliminieren. Nur mich m und bei
Gemination im Inlaut soll es direct aus p entstanden sein; nach r und l
habe sich / entwickelt. Die lebende Sprache ist nach Liquida bald f:
helfd, bald pf '; Sarpf «oll Gemination gehabt haben, aber hßrpfl Aber
auch anlautendes p wäre nach K. nicht > pf, sondern > /' geworden,
und hiegegen muß man sich wehren. Alte Denkmäler schreiben im Anlaut
öfters /: das hat mau früher nur für „hochalemannisch" gehalten, K. will
es auch als schwäbisch erweisen. Neben solchem findet sich nämlich in
obd. Denkmälern auch p- , und K. meint, es hätten in der That p und f
neben einander existiert: „die Tenuis ist entweder zu /' oder gar nicht ver-
schoben" (S. 225). Es wäre dann (S. 224) pf- eine „Compromißbildung" aus
i>- und /-, deren Aufkommen durch die pf aus Sandhi verstärkt worden
wäre; im 12. Jahrh. wäre der jetzige Zustand erreicht gewesen. Ich ge-
stehe, daß ich diese Ansicht sehr wunderbar finde. Kögel hat einen der-
artigen Compromiß in der Schreibung angenommen ; aber daß Vorgänge und
Bilder, welche in der Geschichte der Orthographie zu Recht bestehen, in
die der gesprochenen Sprache nicht zu passen brauchen, hat Kffm. selbst
S. 1(37 dargethan. Ich wüßte auch keinen Fall, wo bei den massenhaften
Ausgleichungen, die K. sonst annimmt, statt des Sieges eines der beiden
Laute ein Mittelding von beiden entstanden sein sollte. K. operiert hier mit
einer Vorstellung, die er sonst entschieden verwirft. — Auch die Indicien
aus der lebenden Sprache und aus der Sehreibung der Denkmäler fordern
K. s Annahme mit nichten. Ob f- sich im Schweizerischen noch nachweisen
läßt, ob nicht vielleicht auch dort f- nur graphisch war, geht uns hier
nichts an. Im Schwäbischen kommt solches sicher nicht vor; es heißt stets
Pf") ). Man könnte ja die modern-schwäbischen pf <Z t herbeiziehen; aber
wenn einmal für germ. p- und f- gleichermaßen f- vorhanden war, warum
sind keine /- <Z p- mehr vorhanden? Auch die alten Denkmäler können
K. s Ansicht nicht zur Stütze dienen. Zwar sagt er richtig, ph könne nichts
beweisen, weil es nachweislich für f stehe; aber es steht in späteren Denk-
mälern sicher auch für pf , warum soll das in älteren unmöglich sein?
Zweifellose Zeichen für die Aflricata sind pf und pph\ das letztere ist bei
Seite zu lassen, weil es im Anlaut nur einmal erscheint und zwar 1227,
d. h. zu einer Zeit, wo der /'/-Laut nach K. schon allgemein war. Die
anderen Zeichen gruppieren sich etwa so (wobei ich Sandhiformen wie
int f ahm, imph. etc., < germ. /"!, bei Seite lasse): /'erscheint achtmal
793 - 11. Jahrh., ph- 29mal seit 856, pf- viermal seit 1012. Das
scheint auf den ersten Blick für K. zu sprechen. Aber man erwäge-
eine Laut- uud Zeichengruppe pf gab es im lateinischen Alphabet nicht:
akustisch ist das in die Ohren fallende Element des f'1) ; konnte ein
') flom „Flaum" ist Halbdialect; Mundart: pflom.
2) Ich erinnere einmal an die Gewohnheit Niederdeutscher, schriftdeutsches pf-
als /- zu sprechen; sodann mache man die Probe und lasse sich von einem nicht
darauf dressierten Wörter mit pf- vorsprechen: man wird ihn öfters wiederholeu
lassen müssen, um sicher zu sein, oh er pf- oder/- spricht! Das Ohr des Schreibers
LITTERATÜR: FR. KAUFFMANBT, GESCHICHTE D. SCHWAB. MUNDART etc. 431
Schreiber nicht leicht darauf verfallen, so zu schreiben? Ferner: nehmen
wir die Denkmäler vor den Prudentiusglossen A , in welchen zuerst pf- ge-
schrieben ist1), also die Urkunden bis 1000 und die Augsb. Glossen, so
finden wir /' überhaupt 24, anlautend sechsmal, pli überhaupt 13, anl.
achtmal, also anl. f nur l/4 aller /'. anl. pJl '*/3 aller }>h; auch wenn wir
nur die Namen aus dem 8./9. Jahrh. nehmen, in welcher Zeit nach K.
noch sicher f- gesprochen wäre, so bilden die anl. / "'/,., aller /', die anl.
ph l/„ aller pli* Ich leugne nicht, die Zahlen sind etwas klein, aber sie
scheinen mir doch, zusammen mit allem anderen, den Fingerzeig zu geben.
daß / ' <C p im Anlaut eher gemieden wurde, bezw. daß man, nach anfäng-
lichen Versuchen, es zu brauchen, doch erkannte, daß der Laut durch /
nicht völlig bezeichnet werde. Weiter: für anlautendes germ. /' hat K.
S. 180 f. in denselben Denkmälern neben dem Zeichen f das ebenso
häufige V {!(• nachgewiesen, das für germ. p nie vorkommt. Auch im In-
und Auslaut, in Fällen, wo sicher f<Cp gesprochen wurde, wird dieses
von dem germ. f dadurch geschieden, daß es nie v geschrieben ist. Ein
Unterschied war also, und warum soll dieser im Anlaut nicht eben der von
Affricata und Spirans gewesen sein?
Wieder anders ist K. 's Ansieht über die Geschichte der Gutturalen,
§. 173 — 179. K.'s Ansicht über die Tenuis ist: anl. k- ist geblieben;
nachvocalisch Z> x (%)-, gemiuiert 1:1: = gg: nach Consonant I: geblieben,
nur nach Svarabhakti > X (^). — In Beziehung auf anl. Je- vermisse
ich genauere Unterscheidung. Im jetzigen Schwäbischen ist. wie K. selbst
20 1 auseinandergesetzt hat. k vor Consonant reiner Explosivlaut Je, vor
S. 198 f. Vocal Aspirata Je . was von der Affricata Jcx kaum sicher zu
unterscheiden, jedenfalls genetisch dasselbe ist. Nun führt K. aus, daß
die wechselnden Schreibungen c, cJi, 1c für unverschobenen /i-Laut beweisend
seien. Es fragt sich nur, was ..unverschoben" heißen soll. Daß wir im
Anlaut nicht an das schweizerische x- zu denken haben, ist klar", aber
einem reinen Explosivlaut gegenüber ist doch unser nhd. = sehwäb. fc' auch
eine Verschiebung! K. will aber offenbar den jetzigen Zustand: Expl. vor
Consonant, Aspir. vor Vocal. auch für die älteste Zeit beweisen. Es ist
das meines Erachtens durchaus möglich, aber nicht das einzige Mögliche.
Wenn „Je* nicht = X sein kann, kann es doch gewiß Zeichen für 1:" sein.
Wir haben an sich zwei Möglichkeiten. Entweder wurde Expl. I: vor Con-
sonant und Vocal > Je'., bezw. /."$: dieses Yerhältniß muß in der Schweiz
angenommen werden , welche in beiden Fällen jetzt x hat. Oder Expl. Je
blieb ohne Hauch vor Consonant, erhielt ihn vor Vocal. Daß das Nach-
folgen eines Cons. die Aspirieruug, bezw. Affrieierung verhindern konnte,
liegt auf der Hand, vgl. germ. und hochd. tr\ daß es sie nicht verhindern
mußte, zeigt pfl. pfr. — Die Statistik der alten Schreibungen ergibt
nicht viel. K. hätte für das Vorhandensein des jetzigen Zustandes Zahlen
anführen können; vor Vocal kommen c, I:, g (>.'!, ch lOomal, vor Consonant
konnte als» leicht sieh mit /- begnügen. Ganz anders im Iniauf, wo beide Laut.'
unmöglich zu verwechseln sind; wie jeder Niederdeutsche schiit'tileutsches inl. pf als
Affricata spricht, so rindet sich auch schon 869 Apfalaga geschrieben.
l) Nicht in den Zwiet'. GL, wie K. angiht, denn das citerpfin der Prud. Gl. ist
nach seiner eigenen Ausführung 8. -lil Compositum von pfin, also pf anlautend.
432 LITTER ATUR: FR, KAUFFMÄNN, GESCHICHTE D.8CHWÄB. MÜNDART etc.
C, /.', g wieder 63, ch 26mal vor: da nun die Aspirata im Gegensatz zum
bloßen Explosivlaut in eh am leichtesten gesucht werden kann, so hätten
wir die Wahrscheinlichkeit für k vor Cons., k vor Vocal. Noch mehr spricht
dafür die Schreibung fi . welche doch nicht füglich z=z k' sein kann; sie
kommt vor Vocal nur einmal, vor Cons. öfters vor. Was K. selbst anführt,
wird nicht viel beweisen. Er führt an, daß nur cl- und gl- (und zwar jenes
31mal), nie cht- erscheint. Aber wenn hfl- unter 11 Fällen neunmal chn-,
darunter einmal sogar chen- geschrieben ist, so ist das mit ebensoviel oder
wenig Grund für die entgegengesetzte Ansicht zu verwerthen. Nehmen wir
hinzu, daß CT- 19-, ehr- 16mal, chio einmal, qit sechsmal erscheint, so wird
man geneigt sein, diese Divergenzen darauf zurückzuführen, daß die latei-
nische Orthographie im einen Fall Vorbilder gab, im anderen nicht. Nun
kommen lat. cl und qu häufig vor, also wurden diese Schreibungen bevor-
zugt; er und ehr {Christus u. s. f.) waren beide geläufig, cn und chn beide
nicht, also in diesen Fällen Freiheit. — Was k nach Consonant betrifft,
so ist das Material nicht bedeutend. Die lebende Mundart hat Ik und 1%,
aber so viel ich sehe, durchaus rk. Die Ansicht K.'s hat etwas Bestechendes
an sich und ich wüßte ihr nichts Bestimmtes entgegenzusetzen.
Fataler ist die Behandlung der gutturalen Media. §. 177. Anlautend
und geminiert ist g Explosivlaut, und war es nach K. schon ahd. Aber es
soll inlautend vor i und e , sowie auslautend sich länger als Spirans ge-
halten haben. Was die Stellung vor i und e betrifft, so ist das einzige,
was man dafür anführen kann, der Vorgang egi > ei1), sowie die Berührung
mit j : machoge u. ä. , s. u. Auch die Schreibung gh vor i führt K. für
Spirans an. Es sind aber in K.'s Citaten ganze vier Fälle ghi, woneben gi
und ki viel häufiger sind; in dem Zeichen gh selbst liegt keine Nöthigung
spirantischer Geltung und 790 findet sich Eghiharti = gg, ck geschrieben!
Die jetzige Sprache hat, außer dem ei <C egi, keine einzige Spirans g er-
halten; saxt , seyt u. s. f., s. o. — Auch im Silbenauslaut sei g Spirans
gewesen und der Exlosivlaut erst allmälig aus dem Inlaut eingedrungen.
Um diese Behauptung steht es noch mißlicher. Schreibungen lasse ich hier
nicht gelten. Wenn ein hailie nach Maßgabe von ic, büc = -i% sein kann,
muß es das? P'ür Tenuis gesetzt, sollte es ja, s. o. , nur k, nicht x, /
bedeuten dürfen. Ein fach : tage kann = Utk : tage, wie modern-schwäb.,
verstanden werden, und neben einem Wechsel wie palaivig : fertika regi-
striert K. selbst den umgekehrten clcbi^ik : kitigi. Hier können nur mhd.
Reime und jetzige Mundart das Wort haben. Reime wie fach : sprach sind
nicht zu leugnen; ob sie aber dialectisch sind? Der lebende Dialect hat
(s. o. zu -ik, -i%) durchaus keinen Wechsel von Explosivlaut und Spirans,
und daß die Ausgleichung immer zu Gunsten des ersteren erfolgt sein
sollte, erscheint doch unglaublich. — Wir stehen hier vor einem Problem,
l) Übrigens ist dessen frühestes Document auf schwäbischem Boden nicht
vom Jahre 1099 (K. S. 244); denn die betreffende Urkunde (Wirt. ÜB. I, 316 ff.)
ist in einer Abschrift des 12. Jahrh. erhalten , was natürlich hier gleichmütig ist.
Auch die a. a. O. angegebenen Stellen aus ahd. Glossen sind zum Theil nicht richtig;
ahd. Gl. I, 420, 40 habe ich nichts mit ei gefunden; freisammoti (706, 36 etc.) gehört
nicht her.
LITTERATUR:FR.KAUFFMANN, GESCHICHTE D. SCHWAB. MUNDART etc. 433
das völlig gelöst zu haben Niemand behaupten kann : die Mehrheit der
Instanzen ist eher für das Alter des jetzigen Zustandes.
Cap. 3: Statistik der Sonorlaute. — §. 180: j. Soweit die Be-
ziehungen zu g, die Fragen nach Halbvocal , Spirans, Explosivlaut in Be-
tracht kommen , will ich mich hier nicht weiter äußern '). Dagegen halte
ich die Ansicht für falsch, welche auch Bopp §. 27 zu theilen scheint, daß
je- in jedr y jets auf lautgeschichtlichem Weg <C ie sei, wie etwa (s. o.)
ja <Z ea, tva <Z oa. K. gibt selbst an , daß auch iddr, idts vorkommt. Mir
sind die id- und die je-Formen ungefähr gleich oft und aus den verschie-
densten Theilen unseres Sprachgebietes bekannt'1]. Ich bin der Ansicht,
daß jenes je- schriftsprachlichen Ursprungs ist; erstens wäre das Neben-
einander von zwei accentlich gleichwerthigen Formen auffallend, und zweitens
ist in den Compositen, welche nicht schriftsprachlich sind, durchaus is:
idmöl („zuweilen", andere Bedeutung als ..jemals''), idböt (dass.). — §. 183
bis 187: w, /, r.
§. 189: m. Für m <Z w im Anlaut hat K. Sandhi geltend gemacht:
finden wir > finde mir; ebenso etwa oam9 <Z neizwä, wofür ich aus
dem oe-Gebiet auch volleres qesmd kenne. Aber in anderen Fällen wie
mg > wä versagt diese Erklärung. Ich führe ferner an montsik <Z ivunzig
= winzig, und das muetiser =: ivuetisheer (Schweiz. Idiot. II, 1555 ff.). —
Der Plur. faotdms ist doch nicht = vota, sondern Plur. zu rotitm, gehört
also nicht daher (S. 263). — §. 190: n. Ob sich der Erklärung des n in
fatsdnetle < faczoletto aus Anlehnung an „Nase ' viele anschließen werden,
steht dahin. — §. 191: ng.
§. 192. Consonantenassimilation. K. leitet hier aus dem Gesetz
des schwach geschnittenen Accents ab, daß es im Schwab, nur regressive,
niemals progressive Consonantenassimilation geben könne; daher nicht
nd > nn, Id ;> lly wie im Fränkischen. Ich lasse die Accentfrage bei Seite;
es wird das schon deshalb räthlich sein, weil progressive Assimilation über-
haupt seltener ist als regressive. Aber wie kann man von „Ausnahmslosigkeit"
(S. 269 fin.) des Gesetzes reden, wenn man (S. 263) zuvor den Lautwandel
mb > m constatiert hat?3)
§. 193 gibt als Parallele zu §. 141 eine Chronologie der Con-
sonanten. Sie reicht vom 6. — 15. Jahrh. ; wichtig sind besonders die Vor-
züge der älteren Zeit: Lautverschiebung 6./8. Jahrh. Auch hier will K.
(s. o.) die absoluten Daten nicht als definitiv angesehen wissen; aber auch
hier wird er wohl die Reihenfolge als solche festhalten wollen. Er sagt
S. 273: „Es ist schwierig, diese mannigfaltigen Veränderungen unter allge-
meinere Begriffe zusammenzufassen. Doch wird es möglich sein, mit Hilfe
der §. 140 für die vocalischen Veränderungen erschlossenen Erweiterung
der Mundöffnung (Senkung des Unterkiefers, Abflachung des Zungenrückens)
auch consonantische Veränderungen wie h > x, p > f begreiflicher zu
finden." Richtiger wäre gewesen, zu sagen: es ist unmöglich, hier ein
') Den Satz S. 256: „Die Reime bei Neifen" etc. verstehe ich nicht ganz.
2) Formen wie ets, etwedr etc. können unberücksichtigt bleiben; sie können
mit K. aus Schwund von j erklärt werden oder aber sich zu is verhalten wie mötr etc.
zu mudtr.
3) Übrigens kommt /ena = „finden" im westlichen Schwaben vor.
GEKMANJA. Nene Reihe XXIV. (XXXVI.) Jahrg. 29
434 LITTKRATUR: FR. KAUFFMANN, GESCHICHTE D. SCHWAB. MUNDART etc.
Lautprincip durchzuführen , denn die gleichzeitig angesetzten Übergänge
p > f und t> > b sind doch ziemlich genau entgegengesetzter Art. Noch
schlimmer, wenn wir die Vocale herbeiziehen. Wir haben dort nach K.'s
eigenem Material eine Periode der Verengerung des Mundes vom VII./X.
und eine der Erweiterung im XI. f. Jahrh. gefunden; die consonantischen
Vorgänge, die eine Erweiterung darstellen sollen, würden nun aber ins
VII./VIII. Jahrb., also in die Zeit der vocalischen Verengerung fallen!
Man kann sagen, solche principielle phonetische Erklärungen könne
man ja als problematisch bei Seite lassen; wenn sie gewonnen werden
können, gut; wo nicht, so wären wir eben noch nicht weit genug. Es wäre
das schwerlich im Sinne K.'s, der solcher physiologischen Erklärung sehr
energisch zustrebt. Ztfugniß sein Vorwort, das ich bis jetzt aufgespart
habe. Er will die Ansicht Pauls zurückweisen, daß beim Übergang des
Sprechens von einer Generation zur anderen eine immerwährende kleinste
Lautveränderung stattfinde, deren Summation schließlich die akustisch und
psychologisch wahrnehmbaren Verschiebungen ergebe. Ich weiß nicht, ob
Paul das so verstanden hat, daß eine solche allmälige Veränderung noth-
wendig eintreten müsse; dagegen könnte mit K. richtig eingewandt werden,
daß das Schwäbische seit mindestens vier Jahrhunderten gar keine irgend
wesentliche Veränderung erlitten hat. Aber daß eine Veränderung auf dem
von Paul gezeichneten Wege nicht eintreten könne (wobei man nur nicht
zu einseitig die Tradition von Eltern auf Kinder premieren darf, sondern
der von außen und im Laufe des Lebens einwirkenden mit ihr Recht lassen
muß), das zu behaupten ist eine petitio principii. K. thut das S. XI:
,. So lange die äußeren Bedingungen für unser Volksleben dieselben sind und
bleiben, ist nicht einzusehen, daß die Mundart sich verändern, die Function
der ausübenden Organe wechseln könnte." Unter den v äußeren Bedingungen"
sind, wir werden es gleich sehen, wesentlich geographisch-physikalische zu
verstehen. Leben aber etwa die heutigen Westphalen unter anderen physi-
schen Bedingungen, als die des Heliand? oder sprechen sie etwa noch seine
Sprache'? Vielleicht wird sich aber K. von seiner principiellen Aufstellung
auf die Behauptung für den einzelnen Fall zurückziehen: die Alemannen
sind im 3. Jahrh. aus dem Havelland in die Neckargegenden eingewandert;
..unter dem veränderten Himmel, bei verändertem Luftdruck, unter gänzlich
anderen Boden- und Lebensverhältnissen hat sich (in Darwinschem Sinne
die physikalische Function der Sprachorgane den neuen Verhältnissen im
Laufe der Jahrhunderte angepaßt, soweit, in strengster Auffassung, iden-
tische Function der betreffenden Organe vordem vorhanden gewesen, soweit
dieselben äußeren Factoren gewirkt haben, hat sich dann auch dieselbe
Mundart von der Nachbarschaft abgesondert." Das ist ein Verlegenheitssprung
ins Dunkle, von dem man sagen kann, was Herodot ('2, 23) von denen
sagt, die den Nil aus dem Okeanos kommen ließen : 6 Öa tisqi xov 'SIxecc-
vov Ae%ccg ig dcpaveg rbv [iv&ov äiisvei'xccg oi>x i-%ti tksy%ov. Wir
wollen einmal die Semnonenhypothese als bewiesen ansehen und annehmen,
die Entstehung eines specifisch alemannischen Idioms hänge mit der Wande-
rung zusammen, was ist damit gewonnen und gesagt? Zur Erklärung des
Unterschiedes vom Bairischen und Fränkischen ist die Annahme einer Verände-
rung des Alemannischen überflüssig; denn dafür könnte auch auf Seiten der
LITTERATUK :Fß.KAUFFMANN, GESCHICHTE D. SCHWAB. MUNDART etc. 435
anderen Völker die Localveränderung geltend gemacht werden. Für die Ver-
schiedenheiten innerhalb des Alemannischen aber gibt K.'s Annahme wieder
nur ein Postulat, keine Erklärung. Wir haben früher gesehen, daß die
physikalischen und die sprachlichen Unterabtheilungen des Schwabenlandes
durchaus in keinem Zusammenhange mit einander stehen; die physikalische
Beschaffenheit der verschiedenen neuen Wohnsitze kann nicht die sprach-
lichen Differenzen hervorgerufen haben, und damit verliert auch der Versuch
allen Boden, die Veränderungen der Mundart überhaupt aus der Veränderung
der physisch-geographischen Verhältnisse abzuleiten1). Es soll gewiß nicht
geleugnet werden, daß sprachliche Differenzierung im einzelnen Falle auch
durch Wanderung und Abschnürung von Volkstheilen erklärt werden kann;
man wird dann aber lieber zu der Erklärung durch das Aufhören des Ver-
kehres mit alten Nachbarn, bezw. Einleitung desselben mit neuen, seine
Zuflucht nehmen2), als zu der a priori construierten . in concreto nirgends
erweisbaren Annahme eines Causalzusammenhanges zwischen Wohnort und
Sprache.
In einem Anhange, S. 27 7 ff., ist die Schriftsprache behandelt.
Es ist das eine der besten Partien des Werkes. Die Darstellung reicht vom
Anfange schriftlicher Aufzeichnungen bis zur definitiven Consolidierung der
nhd. Schriftsprache im 18. Jahrh. Das Problem einer ahd. oder mhd.
Schriftsprache wird vollkommen richtig angefaßt, und ich verstehe nicht
ganz, warum K. weiter oben, S. 42, sagt: ..Die Discussion über die Existenz
einer mhd. Schriftsprache kann noch nicht als abgeschlossen betrachtet
werden." Im Einzelnen freilich nicht, aber da könnte, wenn man wollte,
dasselbe vom Nhd. gesagt werden. Wohl aber halte ich die Sache principiell
für erledigt, und K. selbst hat dazu seinen Beitrag gegeben. Wir haben
allerdings anzunehmen, daß mhd. Ausdruck mehr als nhd. auf der Mundart
ruht; aber es ist schon ahd., noch mehr mhd. ein beständiges Ineinander-
wirken , ein Compromiß vorhanden von mundartlichen und mundartfremden
Factoren; ein Compromiß, der im einzelnen Fall ziemlich verschieden aus-
fällt, aber nie fehlt: Niemand hat durchaus genau so geschrieben, wie seine
Localmundart lautete. Diese mundartfremden Factoren können verschiedener
Natur sein; sie können der nämlichen Mundart, nur einem früheren Stadium
derselben, angehören: alte Formen werden von der Schrift conserviert; sie
können der Sprache der höheren Stände angehören, sei es, daß diese älteres
bewahrt haben (so sollten nach K. S. 281 die gebildeten Schwaben ä statt
dialect. au bewahrt haben), sei es, daß sie zufolge und zum Behufe des
Verkehrs mit Fremden die Extreme ihrer Mundart vermieden; endlich aber
') Gebirgs- und Flachland der deutschen Schweiz sind doch noch weit ver-
schiedener von einander als die Tlieile des jetzigen Schwaben unter einander oder
dieses vom Havelland; trotzdem ist zwischen jenen kein Sprachengegensatz. Die Grenze
der rein erhaltenen Längen und der partiellen Diphthongierung geht (Pauls Grundr.
I, 565) mitten durch das Hochgebirge.
s) Das wäre natürlich sehr gegen den Sinn K.'s, der ja den Einfluß der Naehbar-
mundarten soviel wie möglich leugnet. Deshalb habe ich auch oben die Möglichkeit
außer Betracht gelassen, daß nur ein Theil der Alemannen aus dem Semnonenland
stammte. Denn wenn man die Verschiedenheiten innerhalb des Alemannischen so
erklären wollte, so käme man ohne die Einwirkung der Mundarten auf einander
nicht aus.
29*
436 LITTERATUR : FR. KAUFF.MANN, GESCHICHTED. SCHWAB. MUNDART etc.
ist auch fremde Sprache maßgebend gewesen: latein. Orthographie s. o.,
und über das Gebiet der Orthographie und Aussprache hinaus die Nach-
ahmung stilistischer Vorbilder aus anderen Mundarten. Mundartfremde Reime
kommen bei den verschiedensten mlid. Dichtern vor; ich habe solche in
meiner Schrift „Zur Geschichte des Mhd." bei den bairischen nachzuweisen
gesucht. K. hat solche auch im Schwäbischen untersucht, aber nur wenige
gefunden; er nimmt ein elsäßisches Vorbild der mhd. Dichtersprache an;
es sind nicht eben viele Reime, die nicht, wenn sie im Elsaß, rein sind,
es auch im Schwab, wären. Solche sind besonders ei : egi und ä : ä, welche
im jetzigen „Alemann." zum Theil rein, im Schwab, unrein sind. K. will denn
auch nachweisen, daß beide von den Schwaben gemieden worden seien.
Zwar muß K. zugeben, daß ei : egi bei Neifen und späteren vorkommt,
aber für die älteren will er es leugnen. Meinloh hat es nicht; aber er hat
überhaupt nur 37 Reime, darunter nur 2 ei: ei. Bei Rugge aber kommt
neben 4 ei : ei einmal ei : egi vor, und ich muß das gegen K. (S. 92)
aufrecht erhalten. Wir haben in R.'s Leich, MF. 96, 25 ff., eine zehnzeilige
Strophe mit folgender Reimordnung: ir} ir} eit, ach, eit; ir, ir, egit , äch,
egit. Nun sagt K. : die egit : egit stehen in einem anderen Theile der Strophe
als die eit : eit] der Ausdruck „Abgesang" läßt aber die Trennung als zu
stark erscheinen, vielmehr verhalten sich die beiden Theile der nur zwei-
theiligen Strophe so, wie die beiden Stollen in einer dreitheiligen : sie sind
genau gleich, nicht nur ir : ir sind gleich, sondern die (ich reimen nur von
einer Strophenhälfte zur anderen; man ist also völlig berechtigt, auch die
eit und egit auf einander zu beziehen. Principiell macht das natürlich nichts,
denn es ist sprachgeschichtlich gleichgiltig, ob die zwei im Schwab, von
jeher verschiedenen Diphthonge schon von Rugge oder erst von Neifen auf
einander gereimt wurden , wer also hier zuerst fremden Brauch benutzt hat.
Auch ä : ä soll zweifelhaft sein. Hier liegt die Sache anders , weil für eine
ältere Zeit qualitative Gleichheit, nur quantitative Verschiedenheit von
ä und ä angenommen werden kann und dann nicht fremdes Vorbild zu
statuieren nöthig ist. In der That hat (S. 281) Meinloh an; an, Neifen
ar : är x). Weiterhin spricht dann K. dem Hartmann von Aue schwäbische
Heimat im Sinne der modernen Begrenzung ab. Das ist entschieden zu
bekämpfen; H. muß nicht, aber er kann ein Schwabe im jetzigen Sinne
gewesen sein. K. stützt sein Verdict auf die Reime ei : egi, ä : u, ich sten
und lieg. Wegen der zwei letzteren sei bemerkt, daß dann auch alemann.
Heimat im Allgemeinen zu leugnen wäre; aber sollte H. , entgegen den
Zeugnissen, die ich hier bei Seite lassen kann, kein Alemanne gewesen sein,
so mußte er ein Baier oder ein Franke sein, und in beiden Fällen wären
ihm die Reime ei : Cgi gleichfalls fremd gewesen; mundartfremde Reime
kann er aber auch als Schwabe gebraucht haben, warum das erst Neifen
gethan haben sollte, ist nicht einzusehen. Übrigens hat ja schon Rugge
ei : egi; und wenn die ä : ä gegen schwäbische Heimat zeugen sollten,
so hat Meinloh nicht nur überhaupt solche, sondern weit mehr als H. :
H. hat in seinen lyrischen Gedichten nur 1 a : ä auf <I3 Fälle, wo ä : ä
') Letzteres konnte wegbleiben; der Dialect hat noch jetzt kein klör als
Ailjectiv.
LITTER ATUR: GELBHA.US, MHD. DICHTUNG etc. 437
möglich wäre, aber ü : ü oder ä : a gereimt ist: im Gregor ist das Ver-
hältniß — 1 : 393: bei Meinlob aber 3 a : n auf 9 ä : ä + & : ä.
Auch in der nachmbd. Zeit, deren Sprachdenkmäler ihrer Entstehung
und Bestimmung gemäß der Mundart näher stehen als die mhd. Gedichte,
haben wir, wie K. richtig ausführt, nicht die volle Mundart, sondern eine
schwächere oder stärkere Tendenz zur Gemeinsprache vor uns. Wenn es
S. 287 heißt, die Urkunden seien seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrb.
auch deutsch abgefaßt worden, so ist das richtig; aber die Kanzlei Ludwigs
des Baiern war für das Schwab, bei Seite zu lassen. Die Entwicklung ist
auf schwäbischem Boden viel früher eingetreten. Bis 12G0 finde ich keine
deutsche Urkunde, aber zwischen 1291 ^300 sind es deren schon über 50 %}
bei Ludwigs Regierungsantritt 3/4 aller und bei seinem Tode so gut wie alle.
Was weiterhin über die Entwicklung der nhd. Schriftsprache auf
schwäbischem Boden mit großem Fleiß ausgeführt ist, finde ich ganz vor-
trefflich.
In principiellen Dingen und in Einzelheiten habe ich K. öfters be-
kämpfen müssen ; die Quellen des sprachlichen Werdens sind mannigfaltiger,
als er denkt. Aber der Fehler ist die Kehrseite einer Tugend. Das Be-
streben, nur mit bestimmten Principien zu operieren und andere Instanzen
auszuschließen, ist löblich, auch wo es über die richtige Linie hinausgeht.
K.'s Buch ist ein Werk von bedeutender Arbeits- und Denkkraft ; e3 konnte
bei dem Stande unseres Materiales nicht fehlerfrei ausfallen, aber es wird
auf lange hinein befruchtend wirken, und wir alle, die wir uns mit Sprach-
geschichte oder Erforschung moderner Dialecte befassen, haben ihm für sein
Unternehmen aufrichtigen Dank zu sagen.
TÜBINGEN'. HERMANN FISCHER.
Gelbhaus, Mhd. Dichtung in ihrer Beziehung zur biblisch-rabbinischen
Litteratur. III. Heft: Über den Parcival Wolframs von Eschenbach.
Frankfurt a. M. 1890. 33 S.
Abgesehen von den wenigen Stellen (Parc. 7, 9. 82, 1. 2. 289, 16. 17.
463, 17-22. 464, 16. 17. 481, 19 — 22. 518, 1—4. 659, 20. 796, 7. 8),
an denen die biblischen Reminiscenzen für Jeden sofort erkennbar sind,
hat Herr Rabbiner Dr. Gelbhaus in der vorliegenden Schrift überall Bezie-
hungen gesehen , wo keine vorhanden sind. Dies tritt gleich an der ersten
von ihm angeführten Stelle deutlich zu Tage, an welcher er übrigens Wolfram
vollkommen mißverstanden hat. Er bemerkt nämlich zu 3, 11 — 14 manec
wibes scheene an lobe ist breit •. ist da daz herze conterfeit, die lob ich als
■ich solde daz safer ime golde: „Diesen Versen liegt der zehnte Vers des
31. Capitels der Sprüche Salomons zu Grunde: „Ein biederes Weib, wer
findet es, theuerer als Perlen ist ihr Werth." Der Dichter hat anstatt Perlen
Saflor gesetzt.'" Zu 42, 13. 14 sin zorn begunde Timmen und als ein leive
brimmen finden sich die Worte: „Das Gebrüll des Löwen ist ein in der
Bibel häufig vorkommendes Gleichniß. ..Brüllt denn der Löwe im Walde"
438 LITTERATUR: GELBHAUS, MHD. DICHTUNG etc. - MITTHEILUNGEN.
(Arnos 3, 4 \. Zu 245, 26 niemnn <hi redete, noch enrief: „Eine biblische
Redensart." ,,Keine Stimme, keine Antwort und kein Lauf (1 Könige 18, 29).
In dieser Art werden die seltsamsten ..Beziehungen" entdeckt. Über den
Gral erhält man S. 8 folgende Belehrung: ..Das Loos heißt aber hebräisch
„Goral" und das ist der Graal.'* Von Interesse ist nur eine einzige Beob-
achtung des Verfassers. Bekanntlich ist bei Wolfram und nur bei ihm der
Gral ein Stein, dessen Anblick den Tod für eine Woche fern hält. Etwas
Ahnliches wird in einer Stelle des Talmud (Baba Bathra 16) erwähnt, die
Gelbhaus S. 28 anfährt: ..Ein köstlicher Stein hing am Halse unseres Vaters
Abraham, jeder Kranke, der ihn ansah, wurde sogleich gesund." Da Wolfram
sich auf den mütterlicherseits uz israhrlschcr Sippe stammenden Elegetänis
beruft, der vom Gral geschrieben habe, so würde sich Herr Gelbhaus mehr
Dank als für die vorliegende Schrift erwerben , wenn er in der ihm be-
kannten Litteratur sorgsam forschen und berichten würde, ob hier für ein-
zelne Angaben Wolframs über den Gral thatsächliche Anhaltspunkte vor-
liegen.
LÜBECK. PAUL HAGEN.
Mitthei hingen.
Prof. Dr. E. Sievers in Halle ist als Nachfolger von F. Zarncke
Do das dem hunig gesaget vn enpotfi wart , das der weiss ritter,
nach Leipzig berufen, zu Sievers' Nachfolger K. Burdach ernannt worden.
An der Universität Zürich haben sich die Herren Dr. A. Bach-
mann, Ed. Hofmann und Th. Odinga für deutsche Philologie habilitiert.
Die Redaction von Birlingers Alemannia hat Dr. E. Pf äff in Frei-
burg i. Br. übernommen.
(Berichtigungen.) Germania 36, 314: Z. 6 v. u. statt A.Vogt lies
F. Vogt; Z. v. U. st. nordischen I. verschiedenen; Z. 1 v. u. st. mochten
1. möchten.
In der c Bibliographie für 1885 ist Nr. 1754 'Kaiser Karls (IV.) Jugend-
leben' hinter Nr. 1776, dasselbe in der 'Bibl. für 1886' (Nr. 2274) hinter
Nr. 2315 zu setzen. — Aus dem Berliner Jahresbericht 1887, S. 302 er-
sehe ich, daß der Verfasser von Nr. 57 der Bibliographie der Germania
für 1886 nicht Hugo Gering, sondern Hugo Göring ist. Die Notiz ent-
nahm ich dem Lit. Blatt 1886, Sp. 297, hielt aber, im Anschluß an den
Berliner Jahresbericht 1886, Nr. 1985, und Aikiv f. nord. Filologi V, 177,
die daselbst gegebene Schreibung Göring unrechtmäßigerweise für einen
Druckfehler. GUSTAV EHRISMANN.
BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT
DER
ERSCHEINUNGEN AUF DEM GEBIETE DER GERMANISCHEN
PHILOLOGIE IM JAHRE 1887.
TOTER MITWIRKUNG VON J. TE WINKEL IN GRONINGEN UND K. F. SÖDERWALL IN LUND
BEARBEITET VON
GUSTAV EHRISMANN.
VIII. Litteratnr und Sprachdenkmäler.
1631. Schmeckebier, Verslehre (Bibl. 1886, Nr. 1656).
Vgl. D. Lit. ZeituDg 1887, Sp. 450 f. (R. M. Meyer); Gymnasium 1886, 605 f.
(Eschweiler).
1632. Mayer, Jos., die Figurenlehre. 8. (63 S.) Programm der Landes-
oberrealschule in Wiener-Neustadt.
1633. Borinski, Poetik der Renaissance (Bibl. 1886, Nr. 1660).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 678 f. (Senffert); Zs. f. verleihende Litteratur-
geschichte I, H. 5/6 (R. M. Mayer) ; Histor. Zs. 58, 124 f.; Preußische Jahr-
bücher 1887, August (A. Döring).
1634. Sievers, E., zur Rhythmik des germanischen Alliterationsverses. IH.
Der angelsächsische Schwellvers.
Paul u. Braune, Beiträg-e 12, 454 — 482.
1634a. Bode, Kenningar (Bibl. 1884, Nr. 1650).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 187 f.; D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 897 f.
(Brandl); Lit. Blatt 1887, Sp. 10—12 (Nader); Anzeiger f. deutsches Alterthum
13, 135 ff. (R. M. Meyer); Herrigs Archiv 79, 115 f. (Bischoff); Modern Lan-
guage Notes II, 1 (Gummere).
1635. Hoffmann, Reimformeln (Bibl. 1885, Nr. 1211).
Vgl. Anzeiger f. deutsches Alterthum 13, 135 ff. (R. M. Meyer).
1636. Wilmanns, W., der altdeutsche Reimvers. 8. (153 S.) Bonn 1887,
Weber. 4 M. Beiträge zur Geschichte der älteren deutschen Litteratur,
3. Heft.
Vgl. Centralorgan f. d. Interessen d. Realschulwesens 1887, 620 (Jauker).
1637. Meyer, R. M. , Grundlagen des mhd. Strophenbaus (Bibl. 1886,
Nr. 1653).
Vgl. Zs. f. d. Österreich. Gymnasien 1887, 682 ff. (Löhner).
1638. Meyer, R. M., über den Refrain.
Zs. f. vergleichende Literaturgeschichte 1, H. 1.
1639. Weissenfeis, dactylischer Rhythmus (Bibl. 1886, Nr. 1652).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, 57 f. (R. M. Meyer).
1640. Menthel, E., zur Geschichte des Otfridischen Verses im Englischen.
(Fortsetzung von Bibl. 1885, Nr. 1218).
Anglia 10, 105—126 u. 186.
1641. Schipper, J., metrische Randglossen. H.
Englische Studien 10, 192—203.
1642. Lentzner, Karl, englische Nachahmungen antiker Carmina figurata.
Englische Studien 10, 369 f.
440 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
1643. Mayor, chapters on english metre. 8. (XII, 206 S.) London 1886,
Clay & sons.
Vgl. Modern Language Notes II, 6 i'Gummere).
1644. Welti, Sonett (Bibl. 1886, Nr. 1647).
Vgl. Herrigs Archiv 78, 466 — 468; Zs. f. vergleichende Literaturgeschichte I,
H. 5/6 (Lentzuer).
1645. Melin, K. A., Om sonettdiktningen under det s. k. Stjernhjelmska
tidehvarfvet. Bidrag tili den svenska versifikationens historia. 4. (28 S.)
Stockholm 1887.
1646. Stern er, A., Nagra iakttagelser öfver den svenska hexametem och
teorievna för densamma. 4. (21 S.) Linköping, Programm.
1647. Schweitzer, Ph., Um sturlla setning og höfuctstafs i islenzku.
Timarit hins islenzka bökmentafjelags 1887, 316 — 318.
1648. Filipsky, Beiwort im Volksepos (Bibl. 1886, Nr. 1661").
Vgl. Lit, Blatt 1887, Sp. 319 (Nagele).
1649. Liliencron, B. v., die horazischen Metren in deutschen Kompo-
sitionen des 1 6. Jahrhunderts.
Vierteljahrsschrift f. Musikwissenschaft III, 26 — 91.
1650. Belling, die Metrik Leasings, gr. 8. Berlin, Hettler. 4 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1603.
1651. Belling, Eduard, Beiträge zur Metrik Goethes. III. Theil. 4. (15 S.)
1887. Programm des Gymnasiums zu Bromberg, Nr. 139.
1652. Henkel, Hermann, das Goethesche Gleichniß. 8. (147 S.) Halle 1886,
Waisenhaus.
Vgl. Archiv f. Literaturgeschichte 15, 99 f. (v. Biedermann).
1653. Lutoslawski, W., über das phonetische Element in der Poesie.
Zs. f. Völkerpsychologie u. Sprachwissenschaft 17, 215 — 220.
Zu Poetik u. Metrik s. noch Nr. 7, 261 ff., 1165, 2115, 2117, 2179, 2226.
A. Gothisch.
1654. Braune, W., zur Transscription des gothischen Alphabets.
Paul u. Braune, Beiträge 12, 216—220.
s. Nr. 212 ff., U90.
B. A 1 1 hjo chdeutsch.
1655. Baechtold, J., Beiträge zur S. Gallischen Literaturgeschichte.
Zs. f. d. Alterthum 31, 189—198. — 1. Der sog. Magister Ruodpert und sein
sog. Brief. 2. Not.kers ('omputns. 3. Wer ist der Verfasser der gereimten ahd.
Psalmenübersetzung (Müllenhoff u. Scherer S. 22 — 24)?
1655\ Glossen. — Marold, C, althochdeutsche Glossen aus Iuvencus-
Handschriften.
Germania 32, 351—356 u. 508.
1656. Liebermann, F., hd. Glossen des zwölften Jahrhunderts.
Zs. f. d. Alterthum 31, 362 f.
s. Nr. 222.
1657. De Heinrico. — Seelmann, W., De Heinrico, ein lateinisch-alt-
sächsisches Gedicht v. J. 952.
Nd. Jahrbuch 12, 75—89.
1658. Kero, von R. Kögel.
Allgem. Encyklopädie von Ersch u. Gruber, II. Section, Theil 35, S. 276 f.
VIII. LITTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 441
1659. Muspilli. — Zacher, J., Muspilli V. 82.
Zs. f. d. Philol. 19. 196. — Lies: 'sik lössan ar derno hlewe (oder den hlewen') ;
scal imo avar .rin lip piqueman.
1660. Notker Labeo, von Meyer von Knonau.
Allgem. D. Biographie 24, 39 — 41.
1661. Kelle, Job.., die philosophischen Kuustausdrücke in Notkers Werken.
[Aus: „Abhandlgn. d. k. b. Akad. d. Wiss.") gr. 4. ("58 S.) München
1886, Franz' Verl. in Comm. 1,70 M.
1662. Sonnenburg, P., Bemerkungen zu Notkers Bearbeitung des Boethius.
4. (12 S.) 1887. Programm des Gymnasiums zu Bonn, Nr. 395.
Notker s. Nr. 223 u. 1655.
1663. Otfrid, von E. Martin.
Allgem. D. Biographie 24, 529 — 535.
1664. Otfrid's Evangelienbuch. Mit Einleitg., erklär. Anmerkgn., ausführl.
Glossar u. e. Abriß der Grammatik hrsg. v. Paul Piper. 2. Th. Glossar
u. Abriß der Grammatik^ 2. (Titel-)Ausg. gr. 8. (III, 696 S.) Freiburg
i/Br. (1884), Mohr. 6 U.
1665. Schütze, Paul, Beiträge zur Poetik Otfrids. gr. 8. (64 S.) Kiel,
Universitäts-Buchhandlung. 1,50 M.
1666. Marold, C. Otfrids Beziehungen zu den biblischen Dichtungen des
Juvencus, Sedulius, Arator.
Germania 32, 385—411.
1667. Olsen, Waldemar, vierzeilige Gliederung in Otfrids Evangelienbuch.
Zs. f. d. Alterthum 31, 208—215.
1668. Zwierzina, Konrad, Otfrids Vorrede an Liutbert.
Zs. f. d. Alterthum 31, 292—296.
1669. Krüger, Karl. Otfrid II, 4, 16.
Germania 32, 297 f.
1670. Stosch, J., zu Otfrid.
Zs. f. d. Alterthum 31, 216. — V, 25, 1 ff. 97 ff.
Otfrid s. Nr. 221 u. 1640.
1671. Otloh, von Wattenbach.
Allgem. D. Biographie 24, 546.
1672. Wessobrunner Gebet. — Bremer, Otto, Ero.
Zs. f. d. Alterthum 31, 205-207.
C. Mittelhochdeutsch.
1673. Piper, Paul, deutsche Spielmannsdichtung. 8. (1. Bd., VI, 328 S.)
Stuttgart, Spemann. 1,50 M. Kürschners deutsche National -Litteratur
Nr. 400—402.
1674. Bobertag, Felis, Erzählende Dichtungen des späteren Mittelalters,
herausgeg. u. erläutert. 8. (II, 408 S.) Stuttgart, Spemann. 2 M. Kürschners
D. National-Litteratur Nr. 361 — 364.
Bruder Philipps Marienleben; Peter Suchenwirt; Eberhard von Cersne; Johannes
Rothe; Kunz Kistener; Michael Beheim; Christianus Wierstraat. — Vgl. Lit.
Blatt 1887, Sp. 508—510 (John Meier).
1675. Jeitteles, Adalbert, Mittheilungen aus Grazer , Handschriften.
Germania 32, 99 — 116. — Legende vom heil. Ludwig von Toulouse (Österreich.
Dialect, 15. Jhdt).
1676. Müller, Richard, Beiträge zur Geschichte der mhd. Litteratur in
Osterreich.
Zs. f. d. Alterthum 31, 82 — 103. — 1. zur Kudrun. 2. zum Meier Helmbrecht,
s. Nr. 420 u. 1588.
442 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
1677. Toischer, W, zur Geschichte der deutschen Sprache und Litteratur
in Böhmen. II.
Mitteilungen d. Vereins f. Geschichte d. Deutschen in Böhmen 26, 26 — 35:
Zwei Förderer deutscher Dichtkunst, Ulrich (II.) von Neuhaus und Borso II.
von Riesenburg. — Vgl. Bohemia 1887, 305.
ABC s. Nr. 87.
1678. Annolied, von Wilmanns (Bibl. 1886, Nr. 1679>.
Vgl. D. Lit, Zeitung: 1887, Sp. 234 f. (Pniower); Lit. Blatt 1887, Sp. 5—7 (Vogt).
1679. Kettner, Emil, zum Annolied.
Zs. f. d. Philol. 19, 3_>1 — 338. — Verhältniss zur Kaiserchronik u. zur Vita
Annonis; Zeit der Abfassung.
s. Nr. 1590.
1680. Zu Antonius von Pfore, von F. Pfaff.
Zs. f. vergleichende Literaturgeschichte und Renaissance-Litteratur 1, 453.
1681. Ava. — Piper, P., die Gedichte der Ava.
Zs. f. d. Philol. 19, 129—196 u. 275-321.
Barlaam s. Nr. 698 f.
1682. Beichte. — Wagner, A., zwei Beichtanweisungen aus dem 15. Jahr-
hundert. Handschriften des St. Marcus-Stiftes in Butzbach.
Zs. f. Kirchengeschichte 9, 432—479.
1683. Benedictinerregel. — Sievers, Ed., Oxforder Benedictinerregel. 4.
(XXII, 46 S.) Programm der Universität Tübingen, 188 7.
Bernger von Horheim s. Nr. 1756.
1684. Berthold. — Bloesch, der Prediger Berthold von Regensburg in
Thun.
Anzeiger f. Schweiz. Gesch. 1887, Nr. 2/3.
1685. Bibel. — Haupt, der waldensische Ursprung des Codex Teplensis
(Bibl. 1886, Nr. 1683).
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 64—68 (Stähelin); Histor. Zs. 57, 468; Tneolog.
Studien u. Kritiken 1887, Nr. 3 (Müller).
1686. Jostes, Waldenser (Bibl. 1886, Nr. 1684).
Vgl. Histor. Zs. 57, 72 (Loserth).
1687. Jostes, Tepler Bibelübersetzung (Bibl. 1886, Nr. 1685).
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 64—68 (Stähelin); Theolog. Studien u. Kritiken 1887.
Nr. 3 (Müller).
Codex Teplensis s. Weiss Nr. 227.
1688. Keller, Waldenser (Bibl. 1886, Nr. 1686).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 265 — 267 (W. Möller) ; Lit. Blatt 1887, Sp. 64—68
(Stähelin); Göttinger gel. Anz. 1887, 5—26 (Kolde); Histor. Zs. 57, 466—468;
Theolog. Studien u. Kritiken 1887, Nr. 3 (Müller); Lit. Rundschau 1887, Nr. 5
(Grube); The Presbyterian Review 1887, April (Schaff); Westermanns Monats-
hefte 31, Mai.
1689. Müller, Waldenser (Bibl. 1886, Nr. 1690).
Vgl. D. Lit, Zeitung 1887. Sp. 1761 f. (W. Möller); Theol. Lit. Zeitung 1887,
8p. 261—256 (ZÖpffel); Theol. Lit. Blatt 1887, 181.
1690. Preger, Wilh., über das Verhältniss der Taboriten zu den Walde-
siern d. 14. Jahrh. [Aus: „Abhandlungen d. kön. bair. Akad. d. Wiss."]
gr. 4. (111 S.) München, Franz' Vorl. in Comm. 3,:!0 M.
Vgl. Theol. Lit. Blatt 1887. 415.
1690a. Rachel, Freiberger Bibelhandschrift (Bibl. 1886, Nr. 1691).
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 64—68 (Stähelin); Göttinger gel. Anz. 1887, 445 f.
Goedeke;.
VIII. LITTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 443
1691. Walther, W., die Psalmenübersetznng der vier ersten hochdeutschen
Bibeln.
Zs. f. kirchl. Wissenschaft 10, 513-527.
1692. Witte, Leopold, noch einmal die deutschen Bibelübersetzungen vor
Luther.
Daheim 23. Jahrg., Nr. 34.
Bligger von Steinach s. Nr. 1756\
1693. Boner. — Gottschick, Boners Fabeln (Bibl. 1886, Nr. 1692).
Vgl. Zs. f. deutsche Philologie 19, 255 f. (Kinzel).
1694. Strauch, Ph., zu Boner.
Zs. f. d. Alterthum 31, 291 f. — Varianten der 32. Fabel einer Fuldaer Hs.
des 15. Jhdts.
1695. Boppe. — Tolle, Georg, der Spruchdichter Boppe, sein Leben u.
Werke. Dissertation, gr. 8. (36 S.) Göttingen, (Vandenhoeck & Ruprecht).
0,60 M.
1696. Brun von Schonebeck. — Fischer, das hohe Lied des Brun von
Schonebeck (Bibl. 1886, Nr. 1693).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 163 — 165 (Edw. Schröder); Lit. Blatt 1887,
Sp. 7 f. (Behaghel).
Burkhart von Hohenfels s. Nr. 1756a.
1697. Cato. — Neuwirth, Joseph, die Zwettler Verdeutschung des Cato.
Germania 32, 78—92.
1698. Christherre-Chronik. — Westermayer, G., ein Fragment der
Christherre-Chronik.
Zs. f. d. Alterthum 31, 360—362. v
1699. Christian Wierstraat. — Meinerich, Wierstraat (Bibl. 1886,
Nr. 1695).
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 255-2^1 (John Meier).
s. Nr. 1674.
1700. Chroniken und Urkundenbücher. — Valerius Anshelm (Bibl. 1886,
Nr. 1696).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 412.
1701. Die Chroniken der westphälischen und niederrheinischen Städte.
1. Bd. Dortmund. Neuss, gr. 8. (XXXV, 639 S.) Leipzig, Hirzel. 16 M.
— Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert.
20. Bd.
1 7 0 1 a. Reiffers ch eid, Alexander, des Kaiser Sigismund Buch von Eber-
hard Windeck und seine Überlieferung. (Bibl. 1886, Nr. 2317 ist zu ver-
weisen unter Nr. 1696 ff.)
Nachrichten der Gesellschaft d. Wissensch. zu Göttingen 1887, Nr. 18. 522 — 545.
1702. Johannis Knebel, capellani ecclesiae Basiliensis diarium. Hans
Knebels des Kaplans am Münster zu Basel Tagebuch (Fortsetzung des
Textes) Juni 1476 bis Juli 1479. Nebst Beilagen. Herausgeg. von Wil-
helm Vischer. gr. 8. (X, 685 S.) Leipzig 1887, Hirzel. Basler Chroniken,
3. Bd.
s. Nr. 284, 1911.
1703. Hoehn, Emil, über eine Handschrift von Justingers Chronik in New-
Orleans.
Anzeiger f. Schweiz. Gesch. 1887, Nr. 5.
1704. G[eny], J.. die Glossarien von Königshofen und Closener.
Bulletin ecclesiastical de Strasbourg VImo annee, S. 157 — 165.
444 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
1705. Dacheux, L., la petite chronique de la Cathedrale.
Bulletin de la societe pour la conservation des moimments historiquea d'Alsace
II. S. XIII. Vol., 3—20. — Kleine Münsterchronik, deutsch.
1705\ Dacheux, L., la chronique de Sobald Büheler.
Bulletin de la societe pour la conservation des monuments historiques d'Alsace
II. S. XIII. Vol., 21 — 150. — Deutsche Chronik von circa 1595.
1706. Goebel, J., Poetry in the Limburger Chronik.
The American Journal of Philology VIII, 2 u. 4.
1707. Heinemann, L. v., über die deutsche Chronik und andere historische
Schriften des Magister Dietrich Engelhus.
N. Archiv f. ältere d. Gesch. 13, 171 — 187.
B. Krause Nr. 291.
1708. Weber, die Quellen Northofs.
Zs. d. Bergischc-n Gescliichtsvereins 22, 81 — 106.
1709. Urkun denb ü c her : Asseburger Urkb., hrsg. von J. Graf v.
Bocholtz-Asseburg. 2. Theil (bis zum J. 1400); Urkb. des Hochstifts
Halberstadt und seiner Bischöfe, hrsg. von Gustav Schmidt. 3. Theil
(1304 — 1361); Urkb. des Stiftes und der Stadt Hameln bis zum J. 1407,
von Otto Meinardus; Hansisches Urkb., bearb. von K. Höhlbaum.
3. Bd. 2. (Schluß-) Abtheilung, (s. oben Nr. 283); Urkunden der Stadt
Löwenberg, von H. Wesemann. 2. Theil. Löwenberger Programm,
Nr. 212; Urkb. von Lübeck, 8. Theil, 3.-6. Lief.: Cod. dipl. Nas-
soieus, hrsgb. von Sauer, l.Bd. 3. Abth.; Neues preußisches Urkb.
westpreußischer Theil, 2. Abth. l/ Bd., Urkb. des Bisth. Culm, von C. P.
Woelky. 4. H. ; Cod. dipl. Salemitanus, hrsgb. von v. Weech, 10. Lief.;
Cod. dipl. Saxioniae regiae 2. Haupttheil, 13. Bd. Urkb. von Freiberg,
hrsgb. von H. Ermisch, 2. Bd. (Bergbau, Bergrecht); Schleswig-Hol-
stein-Lauenburgis che Regesten u. Urkunden, 1. Bd., 5. Lief. (786
bis 1250) u. 2. Bd. 4. u. 5. Lief, (l 250— 1300) hrsgb. von Hasse; Cod.
dipl. Silesiae 12. Bd., hrsgb. von F. Friedensburg (Schlesiens Münz-
geschichte im M. A.); Urkunden u. Akten der Stadt Straß bürg, 2. Abth.
2. Bd. (1531 — 1539) von O. Winckelmann.
Chroniken s. ferner Nr. 88, 652, 693, 1679, 1799, 1912; Zunft-
urkunden Nr. 1167 ff.
Closener s. Nr. 1704.
Eberhard Windecke s. Nr. 170T.
1710. Eilhart von Oberge, von Steinmeyer.
Allgem. D. Biographie 24, 91 f.
1711. B edier, J., la mort de Tristan et Iseut, d' apres le ms. fr. 103 de
la Bibliotheque nationale compare au poeme d'Eilhart d'Obeig.
Romania 60.
s. Nr. 766 ff., 1590, 1726, 2259.
Engelhard von Adelnburg s. Nr. 1756a.
1712. Exodus ed. Kossmann (Bibl. 1886, Nr. 1713).
Vgl. Anzeiger f. deutsches Alterthum 13, 1 — 11 (Pniower).
1713. Ezzo. — Wilmanns, Ezzo's Gesang von den Wundern Christi 4.
(31 S.) Universitäts-Programm (Gedächtnissfeier für König Friedrich Wil-
helm III.) Bonn 1887.
Faber, Felix, s. Nr. 1831.
VIII. LITTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 445
1714. Freidank. — May, das Spruchgedicht „Freidanks Bescheidenheit"'
nach seinem sittlichen Werthe beurtheilt. 4. (18 S.) 1887. Programm des
Gymnasiums zu Neisse, Nr. 184.
1715. Peretz, B., altprovenzalische Sprichwörter mit einem kurzen Hin-
blick auf den mhd. Freidank.
Romanische Forschungen X, 3.
s. Nr. 7.
Fridolin von Windenheim s. Nr. 1818.
Friedrich von Hausen s. Nr. 1756.
1716. Gebetbuch. — Kochendörffer, K., Bruchstücke eines Gebetbuches.
Zs. f. d. Alterthum 31, 198—202.
Gebete s. Nr. 89.
Geistliches Gedicht s. Nr. 87.
Glossen s. Nr. 88; auch 1919.
Gösli von Ehenheim s. Nr. 1756a.
1717. Gotfried von Neifen, von Burdach.
Allgem. D. Biographie 23, 401—403.
1718. Gotfried von Straßburg. — Heidings feld, Max, Gottfried von
Straßburg als Schüler Hartmanns v. Aue. Ein Beitrag zur deutschen Li-
teraturgeschichte, gr. 8. (69 S.) Leipzig, Fock. 2 M.
1719. Birlinger, A., Bruchstücke einer Handschrift von Gottfrids Tristan,
XIII. Jahrhundert.
Alemannia 15, 146 — 150.
Tristan s. Nr. 1711.
1720. Hadamar von Laber, von Kaith.
Verhanillungen d. histor. Vereins von Oberpfalz und Regensburg Bd. 21.
1721. Hartmann von Aue. — Ebner, Th., Hartmann von der Aue: Der
arme Heinrich. Neuhochdeutsch bearbeitet. 8. (48 S. mit 2 Facs.) Halle,
Hendel. 0,25 M. Bibliothek der Gesammtlitteratur des In- und Auslandes
Nr. 84.
Hartmann s. Nr. 7, 89, 252, 893, 1733; Gregoriuslegende, Nr. 718.
1721\ Buchwald, Arnoldi Lubecensis Gregorius peccator (Bibl. 1886,
Nr. 1731).
Vgl. Zs. f. deutsche Philologie 19, 121 — 128 (Seelisch); Blätter f. literar. Unter-
haltung 1887, 1431 f.
1722. Christian v. Troyes, sämtliche erhaltene Werke. Nach allen be-
kannten Handschriften hrsg. von Wendelin Foerster. 2. Bd. Der Löwen-
ritter [Yvain]. gr. 8. (XLIV, 327 S.) Halle 1887,, Niemeyer. 9 M.
17 23. Heiligthumsbücher, Trierer. — Hennen, eine bibliographische Zu-
sammenstellung der Trierer Heiligthumsbücher, deren Drucklegung durch
die Ausstellung des heiligen Bockes im Jahre 1512 veranlasst wurde.
Centralblatt f. Bibliothekswesen 4, H. 11/12. — Lat. u. deutsche Schriften über
den heil. Rock, u. a. Orendel.
1724. Korth, L., der heilige Rock zu Köln.
Annalen d. histor. Vereins f. d. Niederrhein H. 46, 48 — 71.
1725. Herzog Heinrich von Breßlau. — Grünhagen, C. , die alten
schlesischen Landesfürsten und ihre Bedeutung.
Zs. d. Vereins f. Gesch. u. Alterthum Schlesiens 21, 168 — 192. — Dabei auch
der Minnesänger Herzog Heinrich IV.; dazu s. auch: Jaekel, H., zur Geschichte
Hedwigs von Breßlau und der Landgrafen Heinrich v. Altenburg und Friedrich
ohne Land, ebenda S. 218—238. — Vgl. Histor. Zs. 59, 342.
440 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
1726. Heinrich von Freiberg. — Be eh stein, Reinhold, Anmerkungen zu
Heinrichs von Freiberg Tristan.
Germania 32, 1-48.
1727. Kuauth, Heinrich von Freiberg (Fortsetzung vonBibl. 1886, Nr. 1738).
Mittheilungen vom Freiberger Altenthumsverein, H. 23.
1728. Heinrieb, von Melk, von Wilmanns (Bibl. 1886, Nr. 1740).
Vgl. Zs. f. deutsche Philologie 19, 369—378 (Seemüller); Zs. f. d. Österreich.
Gymnasien 1887. 372 — 380 (Seemüller); Blätter f. d. bayerische Gymnasialschul-
wesen 1887, 51 (Baldi).
1729. Lorenz, Heinrich von Melk (Bibl. 1886, Nr. 1740).
Vgl. Theolog. Lit. Zeitung 1887, Sp. 281 f. (K. Müller).
Heinrich von Morungen s.*Nr. 752.
Heinrich von Miigeln s. Nr. 89.
1730. Heinrich von der Mure, von W. Wilmanns.
Allgem. D. Biographie 23, 57.
1731. Heinrich von Neustadt, von Khull (Bibl. 1886, Nr. 1744).
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 318 (Nagele); Gymnasium 1887, 687 (Saliger).
Heinrich von Nördlingen s. Nr. 1769.
1732. Heinrich von Ofterdmgen, von K. Burdach.
Allgem. D. Biographie 24, 173 — 176.
Heinrich von Rugge s. Nr. 1756.
1733. Heinrich von Veldeke. — R o et teken, Hub., die epische Kunst Heinrichs
von Veldeke und Hartmans v. Aue. Ein Beitrag zur mittelhochdeutschen
Literaturgeschichte, gr. 8. (XV, 207 S.) Halle 1887, Niemeyer. 5 M.
1734. Heldenbuch, von Henrici (Bibl. 1886, Nr. 1746a).
Vgl. Zs. f. d. Gymnasialwesen 1887, 568 f. (Bötticher); Blätter f. litterar. Unter-
haltung 1887, I, 294 (Boxberger); Centralorgan f. d. Interessen d. Realschul-
wesens 1887, 138 f. (Frevtag).
s. Nr. 720 ff.
Hetzbolt von Weissensee s. Nr. 1 756*.
Hicfelt s. Nr. 1281.
Hiltbolt von Schwangau s. Nr. 1756\
1735. Hochzeit. — Löbner, Heinrich, die Hochzeit. Deutsches Gedicht
des zwölften Jahrhunderts. 8. (44 S.) Berliner Dissertation 1887.
1736. Hugo von Trimberg. — Einert, E., und Gr. Ehrismann, Paulinzeller
Rennerbruchstücke.
Germania 32, 97 f.
s. Nr. 88.
1737. Johann von Morsheim. — Sievers, Ed., ein neues Zeugniss über
Johann von Morsheini.
Paul u. Braune, Beiträge 12, 503.
1738. Johann von Soest, von Friedrich Pfaff.
Allgemeine conservat. Monatschrift 1887, 147 f. u. 247 .
Johannes Rothe s. Nr. 1674.
Justinger s. Nr. 1 703.
Kaiserchronik s. Nr. 693 u. 1679.
Kelin s. Nr, 17 56".
Kirchenlied s. Nr. 1944 ff., 2428.
1739. Klage. — Mourek, V. E., Prager Bruchstück einer Pergamenthand-
schrift der Klage.
Sit/.uno'.sbericlite d. k. böhmischen Gesellschaft d. Wissenschaften, philos.-hist.
Klasse," 1887, 3-24.
Königshofen s. Nr. 1704.
VIII. LITTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 447
1740. Konrad. — Golther, Rolandslied (Bibl. 1886, Nr. 1751).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1772 (Kn.); D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1335
bis 1337 (Pniower); Anzeiger f. deutsches Alterthum 13, 114 f. (Ed. Schröder);
Zs. f. d. Österreich. Gymnasien 1887, 660 — 672 (Ammann); Zs. f. romanische
Philologie 10, 320 (Gr.).
Konrad von Bickenbach s. Nr. 1756\
1741. Konrad Flecke. — Sprenger, R., zu Konrad Flecks Flore und
Blancheflur. 4. (1 1 S.). 1887. Programm des Real-Progymnasiums zu
Northeim, Nr. 320.
1742. Konrad von Fussesbrunnen. — Becker, M. A., Konrad von Fusses-
brunnen. Eine Studie. 8. (12 S.) Separatabdruck aus den Blättern des
Vereines für Landeskunde von Niederösterreich. Wien 1886. Verlag des
Vereines für Landeskunde von Niederösterreich.
Vgl. Anzeiger f. deutsches Alterthum 13, 299 f. (Kochendörffer).
1743. Konrad von Würzburg, Klage der Kunst ed. Joseph (Bibl. 1886,
Nr. 1755).
Vgl. Anzeiger f. deutsches Alterthum 13, 232—244 (Georg Wolff).
Kristän von Lupin s. Nr. 1756a.
1744. Kudrnn. — Gudrun. Übers, u. m. erläut. Anmerkgn. versehen von
L. Freytag. 8. (VIII, 324 S.) Berlin 1888, Friedberg & Mode. 3 M.
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 63 f. (Klee), dazu ebenda Sp. 242 (Freytag); Central-
orgau f. d. Interessen d. Realschulwesens 1887, 785 — 788 (Sohns); Am Urds-
Brunnen Bd. 5, Jahrg. 6, Nr. 11.
1745. Engelmann, Gudiunlied (Bibl. 1886, Nr. 1759).
Vgl. Blätter f. d. bayerische Gymnasialschulwesen 1887, 49 f. (Brenner).
1746. Schmidt. Ferd., Gudrun. Eine Erzählung aus der deutschen Helden-
zeit. Für Jung und Alt. 8. Aufl. 12. (110 S.) Kreuznach, Voigtländer.
0,75 M. Deutsche Jugendbibliothek 15. Bdchn.
1747. Bech, Fedor, zu Kudrun.
Germania 32, 116. — Str. 196. getaene.
1748. Sprenger, R., zu Kudrun.
Germania 32, 330—332. — Str. 88 f.; 135; 995; 1061; 1322.
1749. Roediger, M., Hildeburg und Ortrun.
Zs. f. d. Alterthum 31, 282— 287.
1750. Kuntze, F., Hiddensee.
Grenzboten 46, Nr. 39.
Kudrun s. Nr. 7, 258, 727, 1676.
Kunz Kistener s. Nr. 1674.
1751. Lampreeht. — Schmidt, Alwin, über das Alexanderlied des Alberic
(Bibl. 1886, Nr. 17 63).
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 313—315 (Ausfeld),
s. Nr. 696, 2405.
1752. Legenden. — Schnell, H., zu den Münchener Bruchstücken von
Marienlegenden.
Germania 32, 427—432. — Zu Germ. 25, 82 ff. (Bibl. 1880, Nr. 1087).
1753. Birlinger, A., Leben heiliger alemannischer Frauen des Mittel-
alters. V.
Alemannia 15, 150—183.
17 54. Geiger, K., Elisabetha Bona von Reute, die Patronin und Wunder-
thäterin Schwabens.
Deutsch- evangel. Blätter 12, 529 — 554 u. 600—615 u. separat.
Legenden s. Nr. 736, 1674 ff. f.; lat. s. Nr. 2413 ff.
448 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
Ludwig des Frommen Kreuzfahrt s. Nr. IGT 7.
Burggraf von Lüenz s. Nr. 1756".
Marner s. Nr. 1756a.
Mathias von Kemnat s. Nr. 1813.
Meistergesang s. Nr. 7, 1998 f.
Michael Beheim s. Nr. 1674.
1754*. Minnesang. — Bartsch, Schweizer Minnesänger fBibl. 1886, Nr. 1773).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1507 f.; Lit. Blatt 1887, Sp. 207—209 (L.
Tobler); Revue critique 21, Nr. 35 (A. Chuquet. ; Wissenschaft!. Beil. d. Leipz.
Ztg. 1887, Nr. 20.
1755. Sievers, E., Bemerkungen zu des Minnesangs Frühling.
Paul u. Braune, Beiträge 12, 492 — 497.
1756. Grimme, Fritz, Beiträge zur Geschichte der älteren Minnesänger. I.
Germania 32, 867 — 373. Bernger v. Horheim ; Heinrich v. Rugge ; Ulrich v. Guten-
burg ; Friedrich v. Hausen.
1756\ Grimme, Fritz, Beiträge zur Geschichte der Minnesänger. II.
Germania 32, 411—427. — Conrad v. Bickenbach: Wilhem v. Heinzenberg;
Gösli v. Ehenheim; Bligger v. Steinach; Regenboge; Burcard v. Hohenvels;
Meister Kelin; Marner; Hiltbolt v. Swanegou; Engelhard v. Adelnbnrg; Kristän
v. Lupin; Hetzbold v. Wizense; Ulrich von Liechtenstein; der Burcgräve v.
Lüenz; von Suonegge; von Stadegge.
1757. Berger, Arnold, die volksthümlichen Grundlagen des Minnesangs.
Zs. f. d. Philol. 19, 440—486.
1758. Drees, Heinrich, die politische Dichtung der deutschen Minnesinger
seit Walther von der Vogelweide. 4. (28 S.) 1887. Programm des Gym-
nasiums zu Wernigerode, Nr. 240.
1759. Gruyter, Walter de, das deutsche Tagelied. Iuaugural-Dissertation.
gr. 8. (159 S.) Leipzig (Fock). 2 M.
1760. Mo'ser, altdeutsche Weisen (Bibl. 1886, Nr. 1776).
Vgl. Anzeiger f. deutsches Alterthum 13. 125 f. (Steinmeyer); Blätter f. litterar.
Unterhaltung 1887, I. 65 (Ad. Schroeter).
1761. Rahn, Kunst- und Wanderstudien (Bibl. 1886, Nr. 1780tt).
Vgl. Repertorium f. Kunstwissenschaft 11, 330 — 333 (Springer).
1762. Kraus, F. X., die Miniaturen der Manesse'schen Liederhandschrift.
Im Auftrage d. großherzogl. Badischen Ministeriums der Justiz, d. Kultus
u. Unterrichts nach dem Orig. der Pariser Nationalbibliothek in unver-
änderl. Lichtdr. hrsg. Fol. (16 S. m. 144 Taf.) Straßburg, Trübner. In
Mappe 60 M.
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 510 f. (Pfaff); Repertorium f. Kunstwissenschaft 11,
327—329 (Springer); Allgemeine Zeitung 1887, Beilage Nr. 343 (Rahn).
1763. Oechelhäuser, A. v., die Miniaturen der Universitäts-Bibliothek zu
Heidelberg, beschrieben von A. v. Oe. 1. Tbl. gr. 4. (V, 108 S. mit 18 Taf.)
Heidelberg, Koester. 30 M.
Vgl. Repertorium f. Kunstwissenschaft 11, 189 — 191 (Portheim),
s. Nr. 88, 1590.
1764. Muscatblut, von Karl Bartsch.
Allgem. D. Biographie 23, 99—101.
1765. Schenk zu Schweinsberg, Gustav Freiherr, Muskatblüt.
Zs. f. d. Alterthum 31, 287.
1766. Zingerle, Oskar, Madonna mit drei Rosen.
Mitlheilungeu d. k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der
Kunst- und histor. Denkmale XIII, S. LH. — Verweist auf Kolmarer Lieder-
handschrift II, 56 u. Muskatblut I, 6 VII.
VIII. LITTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 449
1767. Der Müttinger, von K. Bartsch.
Germania 32, "246—253. — Alemannischer Dichter, f 1383; alemann. Dialect.
1768. Myrjsinger, Heinrich, von Steinmeyer.
Allgem. D. Biographie 23, 146.
1768a. Mystik. — Eckeharts lateinische Schriften, Separatabdruck (Bibl.
1886, Nr. 1785).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1218-1220.
1769. Heinrich von Nördlingen, von Strauch.
Allgem. D. Biographie 23, 7 — 11.
1770. Nider, Johannes, von P. Beck.
Allgem. D. Biographie 23, 641—646.
1771. Nicolaus von Basel, von Philipp Strauch.
Allgem. 1). Biogmpbie 23, 620 f.
1772. Nicolaus von Straßburg, von Philipp Strauch.
Allgem. D. Biographie 23, 628—630.
1773. Otto von Passau, von Philipp Strauch.
Allgem. D. Biographie 24, 741—744.
1774. Suso, Heinrich, Dominikaner in Ulm.
Hof. Diöz. Archiv 1886, 8 ff.
1775. Preger, W.. die Zeit einiger Predigten Taulers.
Sitzungsberichte der k. bayer. Akademie d. Wissenschaften 1887, II, 317 — 361.
1776. Bevan, F., three friends of God; records from the lives of John
Tauler, Nicholas of Basle, Henry Suso. 400 S. London, Nisbet.
s. Nr. 88, 747.
1777. Toor en enb ergen, J. J. v., de 'duitsche Theology'.
Bibliogr. adversaria 5, 288—292.
s. Nr. 108.
1778. Nachtigall, Konrad, von Karl Bartsch.
Allgem. D. Biographie 23, 200.
1779. Narrenbuch, von Bobertag (Bibl. 1885, Nr. 1363).
Vgl. Zs. f. deutsche Sprache 1, 407 f. (F. Mohr).
1780. Neidhart von Reuental, von R. M. Meyer.
Allgem. D. Biographie 23, 395-399.
1781. Meyer, R. M., die Neidhartlegende.
Zs. f. d. Alterthum 31. 64—82.
1782. Keinz, Fr., zur Frage nach Neidharts Heimat.
Sitzungsberichte der k. bayer. Akademie d. Wissenschaften 1887, II, 38 — 42.
1783. Nestler von Speier, von Karl Bartsch.
Allgem. D. Biographie 23, 447.
1784. Neune, von K. Burdach.
Allgem. D. Biographie 23, 549.
1785. Nibelungenlied, von Laistner (Bibl. 1886, Nr. 1792).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 574—577;; Anzeiger f. deutsches Alterthum 13,
12 — 19 (Schönbach); Göttinger. gel. Anz. 1887, 77—80 (Martin).
1786. Laistner, Ludw., der Archetypus der Nibelungen. [Sonderabdr. der
Einleitg. zu dem Werke: Das Nibelungenlied nach der Hohenems-Mün-
chener Handschrift in phototyp. Nachbildg.] 4. (III, 48 S.) München, Ver-
lagsanstalt f. Kunst u. Wissenschaft. 2,40 M.
1787. Zarncke, F., das Nibelungenlied. 6. Aufl. 12. Abdr. des Textes.
12. (X, CXL, 445 S.) Leipzig 1887, Wigand. 5 M.
GERMANIA. Nene Keine XXIV. (XXXVI.) Jahrg. 30
450 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
1788. Zarncke, F., das Nibelungenlied. Ausgabe für Schulen mit Ein-
leitung und Glossar. 6. Aufl. 11. Abdruck des Textes. 12. (XVIII, 409 S.)
Leipzig, Wigand. 2 M.
Vgl. Lit. Centialblatt 1887, Sp. 1508 f.
1789. Bartsch, Karl, das Nibelungenlied, Schulausgabe mit einem Wörter-
buch. 3. Aufl. 8. (IV, 299 S.) Leipzig 1887, Brockhaus. 2 M.
Vgl. Blätter f. litterar. Unterhaltung 1887, II, 717 f. (Ad. Schröter).
1790. Hahn, Nibelungenlied (Bibl. 1886, Nr. 1795).
Vgl. Magazin f. d. Litteiatur d. In- und Auslandes 1887, 537—539, 55 6—558.
568—572 (K. Blind).
1791. Kamp, Nibelungen Not (Bibl. 1886, Nr. 1796).
Vgl. Gymnasium 1886, 562 f. (Prosch) ; Korrespondenzblatt f. d. Gelehrten- u.
Realschulen Württembergs 1886, H. 11/12.
1792. Schmidt, Ferd., die Nibelungen. Eine Heldendichtung. Für Jung
und Alt erzählt. 9. Aufl. 12. (190 S.) Kreuznach, Voigtländer. 0,75 M.
Deutsche Jugendbibliothek 5. Bdchn.
1793. The Nibelungenlied, The lay of the Niebelungers. Translated
into English verse after Prof. Carl Lachmann's collated and corrected
text by Jonathan Birch. 3. ed. gr. 8. (220 S.) München, F. A. Acker-
mann. 5 M.
1794. Kettner, Emil, zur Kritik des Nibelungenliedes. VII. Kleidung
und Bewaffnung.
Zs. f. d. Piniol. 19, 97—114.
1795. Schramm, J., über die Einheit des zwanzigsten Liedes von den
Nibelungen, 8. (20 S.) Programm des Staatsgymnasiums zu Freistadt in
Oberösterreich, 1887.
1796. Binder, Jos. Jul., Streifzüge auf dem Gebiete der Nibelungenfor-
schung. Jahresbericht der Staats-Oberrealschule in Laibach 1886.
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 318 f. (Nagele); Gymnasium 1887, 686 f. (Saliger),
1797. Stuhrmann, Idee und Hauptcharaktere der Nibelungen (Bibl. 1886,
Nr. 1801).
Vgl. Zs. f. d. Gymnasialwesen 1887, 154 f. (Boetticher).
1798. Veckenstedt, Edmund, die Farbenbezeichnungen im Chanson de
Roland und der Nibelunge Not.
Zs. f. Völkerpsychologie u. Sprachwissenschaft 17, 139 — 161.
Nibelungen s. Nr. 88, 253, 257, 725 f., 1590, 1823, 1870.
Nicolaus von Basel s. Nr. 1771 u. 1776.
1799. Nicolaus von Jeroschin. — Meltzer, Otto, zu Nicolaus von Jero-
schins Deutschordenschronik. Annaberger Bruchstücke.
Germania 32, 126 f.
1800. Nicolaus von Kosel, von 1. u.
Allgem. D. Biographie 23, 622 f.
Nicolaus von Straßburg s. Nr. 1772.
1801. Zu Nikiaus von Wyle, von Jakob Baechtold.
Zs. f. vergl. Literaturgeschichte u. Renaissancelitteratur N. F. 1, 318—350.
s. Nr. 228.
Nider s. Nr. 1770.
1802. Nunnenpeck, von K. Bartsch.
Allgem. D. Biographie 24, 55.
1803. Der von Obernburg, von K. Burdach.
Allgem. D. Biographie 24, 102.
VIII. L1TTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 451
1804. Der König vom Odenwald, von K. Bartsch.
Allgem. D. Biographie 24, 146 f.
Orendel s. Nr. 1723.
1805. Ortlrit. — Watznauer, Philipp, über Ornit und Wolfdietrich A.
Jahresbericht der Comm. -Oberrealschule in Leitmeritz, 1886.
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 318 (Nagele); Zs. f. d. Österreich. Gymnasien 1887,319
(Khull); Gymnasium 1887, 687 (Saliger).
1806. Ortolf, von Krause.
Allgem. D. Biographie 24, 454.
Oswald s. Nr. 754.
1807. Oswald von Wolkenstein, von Schrott (Bibl. 1886, Nr. 1805).
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 386-388 (Hertz); Herrigs Archiv 78, 332 f.; All-
gemeine Zeitung 1886, Beilage Nr. 213 (H. Holland).
1808. Otte, von Steinmeyer.
Allgem. D. Biographie 24, 559.
1809. Strauch, Ph., Beiträge zur Kritik des Eraclius.
Zs. f. d. Alterthum 31, 297—337.
1810. Otto IV., Markgraf von Brandenburg, von v. Heinemann und K. Burdach.
Allgem. D. Biographie 24, 659—663.
Otto von Passau s. Nr. 1773.
1811. Ottokar, von Krones.
Allgem. D. Biographie 24, 772 ff.
1812. Bus so n, Arnold, Beiträge zur Kritik der steyerischen Reimchronik
u. zur Reichsgeschichte im XIII. u. XIV. Jahrh. II. Die Wahl Adolfs von
Nassau. [Aus: „Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wiss."] Lex. 8. (7 9 S.)
Wien, Gerold's Sohn in Comm. 1,20 M. (1. u. 2.: 1,70 M.)
Passional s. Nr. 88 u. 780.
1813. Peter Luder. — Deutsche Lobrede auf Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz.
Römische Quartalschrift 1, 231 — 258. — Dazu Wattenbach, N. Archiv f. ältere
d. Geschichtskunde 13, 402 (Übersetzung von Mathias v. Kemnat).
Peter Suchenwirt s. Nr. 1674.
Bruder Philipp's Marienleben s. Nr. 1674.
1814. Pleier. — Tandareis, von Khull (Bibl. 1885, Nr. 1391).
Vgl. Göttinger gel. Anz. 1887, 785—811 (Steiumeyer).
1815. Predigt. — Lecoy de la Marche, la chaire francaise (Bibl. 1886,
Nr. 1807).
Vgl. Revue critiqne 21, Nr. 24 (A. Gazier); Revue des questions historiques
1886, October; Bulletin critique 1887, 3 (E. Perrard); La Controverse et le
Contemporain 1887, Januar.
1816. Linsenmayer, Geschichte der Predigt (Bibl. 1886, Nr. 1808).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1587 f.; D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1395 f.
(Edw. Schröder); Lit. Rundschau 13, Nr. 3 (Sehonbach); Stimmen aus Maria-
Laach 1887. Nr. 7 (Beissel); Repertorium f. Kunstwissenschaft 11, 422.
s. Nr. 1106 f.
1817. Schönbach, Predigten I (Bibl. 1886, Nr. 1809).
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 8 f. (Johann Schmidt); Anzeiger f. deutsches Alter-
thum 13, 146 — 152 (Edw. Schröder); Zs. f. deutsche Philogie 19, 486—494
(Bech); Zs. f. d. Realschulwesen 12, Nr. 3 (Schröder).
1818. Gaben des katholischen Pressvereins in der Diözese Seckau für das
Jahr 1887. 420 S. Graz, Selbstverlag.
Darin nach 'Jahresberichte der Geschichtswissenschaft X, II, 67': 'Predigten des
1498 gest. Barfüssermönchs Fridolin von Windenheim',
s. Nr. 88 f.; 1684.
452 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
1819. Priameln. — Euling, Karl, hundert noch ungedruckte Priameln
des 15. Jahrhunderts, gr. 8. (100 S.) Paderborn u. Münster 1887,
Schöningh. 1,60 M. Göttinger Beiträge zur deutschen Philologie, heraus-
geg. von M. Heyne u. W. Müller, II.
Rebus s. Nr. 2402.
1820. Reinhart Fuchs, von Reissenberger (Bibl. 1886, Nr. 1812).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1534 f.; Lit. Blatt 1887, Sp. 473— 475 (Sprenger).
1821. Lange, J., les rapports du Roman de Renart au poeme allemand de Henri
le Gleissner. 4. (31 S.) Programm. Neumark (Westpreußen) 1887, Nr. 37.
Vgl. Franco-Gallia IV, 9.
s. Nr. 1590 u. 2134 f.
1822. Reinmar's v. Zweter Gedichte, hrsg. von Gust. Roethe. Mite. Noten-
beilage, gr. 8. (Vin, 643 u. Notenbeilage 15 S) Leipzig 1887, Hirzel. 12 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1570 f. (H. P.); D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1694
bis 1696 (Seemüller).
1823. Ortner, Max, Reinmar der Alte. Die Nibelungen. Österreichs Antheil an
der deutschen Nationallitteratur. gr. 8. (VIII, 356 S.) Wien, Konegen. 6 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, -p. 16>S2 f.; D. Lit. Zeitung l8->7, Sp. 1210—1212
(Strauch); D. Litteratutblatt X, Nr. 10,
1824. Schulz, Oscar, Reinmar von Hagenau und Auboin de Sezane.
Zs. f. d. Alterthum 31, 1&5 — 189. — Dazu Reinhold Becker, Anzeiger f. d.
Altertimm 13, 308.
1825. Reinolt. — Pf äff, Friedrich, die Handschriften des Reinolt von
Montelban.
Germania 32. 49 — 65. — Dazu 'Erwiderung' von J. Hansen, ebenda 383 f. ;
'Berichtigung;' von Pfaff, ebenda S. 507 f.
1826. Kochendörffer, Karl, die Handschriften des Reinolt von Montelban.
Anz. f. d. Alterthum 13, 397—410.
1827. Reisen. — Jacob, K. G., Bericht über neue Erscheinungen auf dem
Gebiete der Palästina-Litteratur 1885.
Zs. d. deutschen Palästina- Vereins 10, H. 2.
1828. Schiltberger ed. Langmantel (Bibl. 1886, Nr. 1816).
Vgl. Allgera. Zeitung; 1886, Beil. Nr. 75.
1829. Röhricht und Meisner, ein niederrheinischer Bericht über den Orient.
Zs. f. d. Philol. 19, 1—86. — Vgl. Mittheil. a. d. Stadtarchiv von Köln, H. 10;
Nd. Korrespondenzblatt 11, 47.
1830. Dechent, H., zwei rheinische (Frankfurter?) Pilgerschriften aus dem
14. Jahrhundert.
Mittheilungen an die Mitglieder des Vereins f. Geschichte u. Alterthumskunde
in Frankfurt a. M. 7, 332—335.
1831. Krones, F. v., Land und Leute Westeuropas am Schlüsse des Mittel-
alters nach gleichzeitigen Reiseberichten.
Zs. f. allgemeine Geschichte 4, 678—690 u. 737—768. — Rozmital, Schaschek,
Tetzel; Felix Faber: Poppel.
1832. H ab ler, Konrad, Peter Tafur's Reisen im deutschen Reiche in den
Jahren 1438 — 1439. Nach dessen eigenen Aufzeichnungen bearbeitet.
Zs. f. allgemeine Geschichte 4, 502 — 529.
s. Nr. 876.
1832'. Über das Iter Coloniense des Arnold Buchell, eines Niederländers,
der seine Reise von Holland nach Köln und zurück (3. Aug. 1599 bis
29. Mz. 1600) beschrieben hat.
Mittheilungen aus dem Stadtarchiv von Köln, H. 13.
VIII. LITTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 453
Rosengarten s. Nr. 7.
Rozmital s. Nr. 1831.
1833. Rosenkranz. — Hölscher, B., der goldene Rosenkranz, deutsch und
lateinisch, nach alten Manuscripten mitgetheilt.
Zs. f. vaterläud. Geschichte 45, Münster'sche Abtheilung S. 60 — 72. — 15. Jhdt.
1834. Rüdeger von Munre, von Steinmeyer.
Allgem. D. Biographie 23, 21 f.
1835. Seifried Helbling, von Seemüller (Bibl. 1886, Nr. 1821).
Vgl. Lit, Centralblatf 1887, Sp. 1569 f.; D. Lit. Zeitung 18S7, Sp. 305—307
(Schönbach); Lit. Blatt 1887, Sp. 153—158 (Paul); Anzeiger f. deutsches Alter-
thum 13, 152 — 155 (Martin); Zs. f. d. Realschulwesen 12, Nr. 3 (Martin); Revue
critique 21, Nr. 36 (A. Chuquetl
1836. Spervogel. — Schneider, Robert, Spervogels Lieder für die Schule,
erklärt und mit einem Glossar versehen.
Zs. f. d. deutschen Unterricht 1, H. 4.
v. Stadeck s. Nr. 1756a.
1837. Steinhöwel. — Knust, Hermann, Steinhöwels Aesop.
Zs. f. d. Philol. 19, 197—218.
1838. Steinmar, von Meissner (Bibl. 1886, Nr. 1825).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1008 f. (R. M. Meyer); Lit. Blatt 1887, Sp. 430 f.
(Bächtold); Anzeiger f. deutsches Altenhum 13, 410 (Wilmanns).
1839. Neumann, Steinmar (Bibl. 1886, Nr. 1826).
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 430 f. (Bächtold).
1840. Strickers Karl, von Ammann (Bibl. 1885, Nr. 1413).
Vgl. Zs. f. d. Österreich. Gymnasien 1887, 476 (Khull); Gymnasium 1887, Nr. 19
(Sauger).
1841. Bartsch, Karl, Bruchstücke aus Strickers Karl.
Germania 32, 488—490.
1842. Singer, S., des Strickers nackter Bote.
Zs. f. d. Alterthum 31, 358—360.
1843. Sündenklage, Vorauer. — Müller, Ant., die Vorauer Sündenklage.
l.Th. Inaugural-Dissertation. gr. 8. (58 S. m. 1 Tab.) Breslau (Köhler). 1 M.
v. Suoneck s. Nr. 1756a.
Suso s. Nr. 17 74 u. 1776.
Talhoffer s. Nr. 1197.
Breitenbach s. Nr. 876.
Bruno von Köln, Gedicht auf ihn, s. Nr. 87.
1844. Tannhäuser. — Werner, R. M., zu Tannhäuser.
Zs. f. d. Alterthum 31, 363 f. — Räthselspruch.
Tauler s. Nr. 1775 f.
Tetzel s. Nr. 1831.
Ulrich von Eschenbach s. Nr. 1677.
1845. Ulrich von Gutenburg, von Hoppe (Bibl. 1886, Nr. 1833).
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 319 (Nagele); Herrigs Archiv 79, 118.
s. Nr. 1756.
Sachsenspiegel s. Nr. 1458 ff.
1846. Ulrich von Lichtenstein und Steinmar, von M. Ortner.
Germania 32, 120—125.
s. Nr. 1756».
1847. Ulrich von Türheim. — Lohmeyer, Ed., zum Thürheimer Willehalm.
Germania 32, 332. — Fragment des Antiquar Kerler.
s. Nr. 89.
454 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
Ulrich v. d. Türlin s. Nr. 89.
1848. Verse. — Vetter, Ferdinand, lateinische und deutsche Verse und
Formeln aus einer Basler Handschrift.
Germania 32, 72 — 77.
Volkslied s. Nr. 7, 871 ff.
Schauspiel s. Nr. 2058 ff., bes. die Verweise bei Nr. 2091.
Schiltbürger s. Nr. 893.
1849. Walther ed. Wilmanns (Bibl. 1886, Nr. 1838).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 608 f. (Schönbach); Anzeiger f. deutsches Alter-
thum 13, 127 f. (Steinmeyer); Zs. f. deutsche Philologie 19, 501— 503 (Kinzel);
Gymnasium 1887, 722 (Menge).
1850. Gedichte von Walther von der Vogelweide. Gesammtausgabe. 8.
(VIII, 139 S. mit 1 Facs.) Halle, Hendel. 0,50 M. Bibliothek der Ge-
sammtlitteratur des In- und Auslandes Nr. 109 u. 110.
Dasselbe. Schulausgabe. 8. (VIII, 127 S. mit Facs.) Ebda Nr. 111 u.
112. 0,50 M.
1851. Bech, Fedor, zu Walther 25, 35 f.
Germania 32, 117 — 120. — stelle, himelstelle, stalboum.
1852. Walther, Paul, zu Walther von der Vogelweide.
Germania 32, 197—222; 299—329.
1853. Nagele, A., die Chronologie der Sprüche Walthers v. d. Vogelweide.
Germania 32, 165-196; 257—297.
1854. Wildenow, Eugen, die Beziehungen Walthers von der Vogelweide
zu den Babenbergern. 4. (30 S.) 1887. Programm des Gymnasiums u.
Eealgymasiums zu Greifswald, Nr. 124.
1855. Baur, Wilhelm, Lebensbilder aus der Geschichte der Kirche und
des Vaterlandes. 8. (VII, 447 S.) Bremen 1887, Müller. 6 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 143 f. — Darin auch Walther v. d. Vogelweide.
1856. Geil, C. A., Walther von der Vogelweide. (Ein kulturhistorisches
Lebensbild.)
Rheinische Blätter f. Erziehung und Unterricht 61, H. 1.
1857. Blind, Karl, ein Denkmal für Deutschlands größten mittelalterlichen
Sänger.
Magazin f. d. Litteratur d. In- u. Auslandes 1887, 281—283 u. 299—301. —
Aufruf des Vereins zur Errichtung eines Denkmals für Walther v. d. V. in
Bozen, 21. Febr. 1887.
s. Nr. 1758.
1858. Weinschwelg, von Lucae (Bibl. 1886, Nr. 1844).
Vgl. Anzeiger f. deutsches Alterthum 13, 115 — 121 (Edw. Schröder); Zs. f. ver-
gleichende Literaturgeschichte 1, 85 f. (Stosch).
Weisthümer s. Nr. 1478 ff.
1859. Wernher der Gärtner. — Keinz, Frdr., Helmbrecht u. seine Heimat.
2. umgearb. Aufl. gr. 8. (III, 97 S.) Leipzig, Hirzel. 2 M.
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1271 f. (Edw. Schröder); Allgemeine Zeitung
1887, Beilage Nr. 158.
s. Nr. 1676.
Wilhelm von Heinzenberg s. Nr. 1756\
1860. Winsbeke. — Gutzeit, Berthold, Unterschiede des Stils im Wins-
beke und in der Winsbekin. 4. (30 S.) 1887. Programm des Realgym-
nasiums zu Bromberg, Nr. 156.
1861. Wirnt. — Waldstein, Ernst Karl Graf, die Wigalois-Bilder im
Sommerhause der Burg Rungelstein.
VIII. LITTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 455
Mittheilungen d. k. k. Centralcommission z. Erforschung und Erhaltung der
Kunst- u. histor. Denkmale N. F. XIII, S. CLIX— CLXI.
Wolfdietrich s. Nr. 1805.
1862. Wolfram von Eschenbach. — Parcival, übersetzt von San Marte
(Bibl. 1886, Nr. 1847).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 464 (Niedner); Lit. Blatt 1887, Sp. 293 f. (Hertz);
Anzeiger f. deutsches Alterthuin 13, 19 f. (Martin).
1863. Boetticher, Parzival (Bibl. 1886, Nr. 1848).
Vgl. Zs. f. d. Gymnasialwesen 1887, 567 — 571 (Zernial).
1864. Boetticher, das Hohelied vom Ritterthum (Bibl. 1886, Nr. 1849).
Vgl. Allgemeine Zeitung 1886, Beilage Nr. 54.
1865. Meyer, Parzival (Bibl. 1885, Nr. 1446).
Vgl. Zs. f. d. Österreich. Gymnasien 1887, 51 (Minor).
186«>. Gietmann, Gerhard, klassische Dichter und Dichtungen. 1. Theil :
Das Problem des menschlichen Lebens in dichterischer Lösung. 2. Hälfte.
Auch unter dem Titel: Parzival, Faust, Job und einige verwandte Dich-
tungen. 8. (VI, 802 S.) Freiburg i. B. 1887,. Herder. 8 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1539; D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1659—1661
(R. M. Werner); Theol. Lit. Blatt 1887, 269.
1867. Paul, H., zu Wolfram.
Paul u. Braune, Beiträge 12, 554—558. — Parz. 203, 8; 212, 21 ff.; 382, 9;
412, 1—3. Wh. 9, 26; 27, 26; 30, 26 ff.; 31, 13; 34, 26 ff.; 36, 19 f.; 39, 2;
41, 15; 42, 6; 44, 6; 52, 9; 58, 26; 65, 23; 68, 23; 70, 15; 83, 15; 92, 22 ff.:
95, 18; 102, 10; 127, 3.
1868. Lucae, K., zu Zs. 30, 366 (== Bibl. 1886, Nr. 1853).
Anzeiger f. deutsches Alterthum 13, 128.
1869. Straganz, Fr. Max, Schwazer Parzivalfragment.
Zs. f. d. Alterthum 31, 287—291.
1870. Engelmann, Emil, Einiges über Parzival- und Nibelungenlied-Hss.
der Stiftsbibliothek in St. Gallen.
Schriften d. Vereins f. Gesch. d. Bodensees u. seiner Umgebung 17, 85 — 88.
1871. Parzival. Das Lied vom Parzival u. vom Gral. Nach der Quelle d.
Wolfram v. Eschenbach u. d. Christian v. Troies f. das deutsche Haus
bearb. v. Emil Engelmann. Mit 3 Fcsm.'s der St. Galler Handschrift,
6 Lichtdr.-Bildern u. 6 7 Illustr. im Text v. Th. Hoffmann, E. v. Wörndle
u. A. Lex. 8. (IV., 244 S.) Stuttgart 1888, Neff. 6 M.
Vgl. Allgemeine Zeitung 1887, Beilage Nr. 352.
1872. Woerndle, Edm. u. Aug. v. , Bilder-Cyclus zu Wolfram v. Eschen-
bachs Parcival. 18 Compositionen. In heliograph. Reproductionen d. k. k.
militär-geograph. Instituts. Mit Text v. Prof. Jos. Seeber. qu. Fol. (4 S.
Text.) Wien, Gesellschaft f. vervielfältigende Kunst. 30 M.
1873. Parcival. Eine Heldensage in 12 (photogr.) Bildern nach den im
Schloß Neuschwanstein befindl. Gemälden v. Aug. Spieß. Text von Louise
v. Kobell. gr. 4. (V, 24 S.) München 1888, J. Albert, geb. 15 M.
1874. Singer, S., zum Willehalm Wolframs von Eschenbach.
Germania 32, 490 — 492. — Bruchstück Cod. Heidelberg 362", 85 = Bartschs
Katalog Nr. 442.
1875. Zwierzina, Konrad, Notiz.
Anzeiger f. deutsches Alterthum 13, 188 f. — Öhlers Willehalm-Bruchstück.
Wolfram s. Nr. 88, 255 f., 717, 1590, 1593 f.
456 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
Litteratur des 16. Jahrhunderts.
1876. Freytag, Gustav, aus dem Jahrhundert der Reformation. 16. Aufl.
gr. 8. (384 S.) Leipzig 1887, Hirzel. 4,50 M. Bilder aus der deutschen
Vergangenheit 2. Bd., 2. Abtheil.
s. Nr. 108, 1560.
1877. Carriere, Moritz, die philosophische Weltanschauung der Refor-
mationszeit in ihren Beziehungen zur Gegenwart. 2. Auflage. 2 Theile.
gr. 8. (XI, 419 u. VII, 319 S.) Leipzig 1887, Brockhaus.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1458 t".; D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1363 (Lass-
witz); Theol. Lit. Zeitung 1887, Sp. 205 — 210 (Härtung); Zs. f. vergl. Lit.-
Gesch. u. Reinaissance-Lit. N. F. I, 123 (Geiger), dazu S. 298 (Carriere); All-
gemeine Zeitung 1887, Beil. Nr. 62; Blätter f. litterar. Unterhaltung 1887,
Nr. 12 (Achelis).
1878. Bender, Herrn., Gymnasialreden, nebst Beiträgen zur Geschichte d.
Humanismus u. der Pädagogik, gr. 8. (VII, 275 S.) Tübingen, Laupp. 3 M.
1879. Hagen, Briefe (Bibl. 1886, Nr. 1858).
Vgl. Berliner philol. Wochenschrift 1887, Sp. 964 ff.
1880. Stähelin, Rud., Briefe aus der Reformationszeit. Größtentheils nach
Manuscripten der Zwinger'schen Briefsammlg. veröffentlicht, gr. 4. (36 S.)
Basel (Schneider). 1,60 M.
1881. Epistolae Langianae a viro doctissimo J. K. F. Knaake collectae,
emendatae, annotationibus ornatae, editae ab Hermanno Hering. 4. (10 S.)
Halle, Festschrift der Universität.
12 lat. Briete von 1512 — 1516, von Spalatin, Joh. Hessus, Tilemann Schnabel,
Eurieius Cordus u. Joh. Staupitz.
1882. Horning, Wilh. , Briefe von Straßburger Reformatoren, ihren Mit-
arbeitern u. Freunden üb. die Einführung d. ..Interims'' in Straßburg [1548
bis 1554]. Hrsg. v. W. H. gr. 8. (52 S.) Straßburg, Vomhoff. 0,75 M.
1882a. Buchwaid, aus dem ungedruckten Briefwechsel eines Correctors
mit einer Leipziger Druckerei während der Reformationszeit.
Wissenschaftl. Beilage d. Leipziger Zeitung 1887, Nr. 60.
1883. Holstein, Hugo, Findlinge aus der Reformationszeit. 4. (20 S.)
Programm des Gymnasiums zu Wilhelmshaven, Nr. 302.
I. Gedichte u. Lieder. II. Vorrede u. Widmungen (H. Sachs1 Vorrede zur Wit-
tenbergisch Nachtigall, Thomas Naogeorgs Widmung seines Pammachius an
Luther; eine Vorrede Luthers zu e. Schrift Melanchthons. III. Zehn Briefe
(zum Theil von Melanchthon).
1884. Lyra doctorum. Carmina lyrica a viris doctis recentiorum tempo-
rum composita elegit Joannes Draheim. 12. (210 S.) Leipzig, Teubner.
2,40 M.
Vgl. Wochenschrift f. klassische Philologie 1887, Sp. 754—756 (Stier). —
Darunter lat. Ged. einer Anzahl Humanisten.
1885. Kolde, Th., Beiträge zur Reformationsgeschichte: Wie wurde Coch-
leus zum Gegner Luthers? Das zweite Breve Adrians an Friedrich den
Weisen vom J. 1522. Zum Prozeß des Johann Denk und „der drei gott-
losen Maler von Nürnberg". Nürnberg und Luther vor dem Reichstage
zu Augsburg.
Kirchengeschichtl. Studien, Hermann Reuter zum 70. Geburtstag gewidmet
(Leipzig 1887, Hinrichs. 8 M.), S. 265—320.
VIII. LITTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 457
1886. Reusch, F. H., die Indices librorum prohibitorum des 16. Jahr-
hunderts gesammelt und herausgeg. 8. (596 S.) Publikationen des litterar.
Vereins in Stuttgart, Nr. 176.
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 707 (Funk); — s. Bibl. 1885, Nr. 1164 u. vgl.
ferner Bistor. Zs. 57, H. 3 (Holtzmann) ; Revue des e"tudes juives 1886. April-
Juni (D. Kaufmann); Allgemeine Zeitung 1886, Beil. Nr. 27i.
1887. Horawitz, Adalbert, zur Geschichte des Humanismus in den Alpen-
ländern. III. Leonhard Schilling von Hallstadt. 8. (60 S.) Wien 1887,
Gerold's Sohn in Comm. 1,30 M. Aus: Wiener Sitzungsberichte 114, H. 2.
1888. Söderhjelm, W., Petrarca in der deutschen Dichtung 4. (44 S.)
Helsingfors 1886. 2 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 790 f. (C); Lit. Blatt 1887, Sp. 276 f. (M.
Koch); Zs. f. vergl. Litt. -Gesch. 1, 177 f. (Muncker) ; Giornale storico della lett.
ital. VIII, H. 3.
1889. Reinh ar dstoettn er, Karl v., über die Beziehungen der italieni-
schen Litteratur zum bayerischen Hofe und ihre Pflege an demselben.
Jahrbuch f. Münchener Geschichte, 1. Jahrgang.
1890. Slevogt, Hugo, Technopaegnion poeticum ex cod. ms. Beilage zum
Programm d. gräfl. Gleichen'schen Gymnasiums zu Ohrdrup, Gotha 1887.
1891. Casertano, Ant, Saggio sul rinascimento del classicismo durante il
secolo XV. 4. (151 S.) Torino, L. Roux e C. 2 L.
1892. Drews, P., Humanismus u. Reformation. Vortrag, auf der Meißner
Konferenz in Zwickau geh. den 22. Juni 1887. gr. 8. (32 S.) Leipzig,
Grunow. 0,60 M.
1893. Buschkiel, L., Nationalgefühl und Vaterlandsliebe im älteren deut-
schen Humanismus. 4. (26 S.) 1887. Programm des Gymnasiums zu
Chemnitz, Nr. 496.
1894. Janitschek, die Frauenfrage im Renaissancezeitalter.
Die Nation 1887, Nr. 21. — Vgl. Zs. f. vergleichende Literaturgeschichte und
Kenaissance-Litteratur N. F. 1, 491 (Geiger).
1895. Geiger, Ludw., Goethe u. die Renaissance. Vortrag, geh. im Wiener
Goethe- Verein am 10. März 1887. [Aus: „Vierteljahrschr. f. Kultur u.
Litteratur der Renaissance."] gr. 8. (40 S.) Berlin, Haack. 0,80 M.
1896. Agricola's Briefe, von Hartfelder. (Bibl. 1886, Nr. 1864).
Vgl. Wochenschrift f. klassische Philologie 1887, Sp. 238—240 (B. Kubier).
1897. Hagen, Hermann, Kritisches zu den neugefundenen Briefen des
Rudolf Agricola.
Vierteljahrschrift f. Kultur u. Litt, der Renaissance 2, 265 f. — Zu Hartfelders
Ausgabe.
1898. Agricolae Islebiensis, Joa., apophthegmata nonnulla, nunc primum
edidit Ludov. Daae. gr. 4. (XVIII, 27 S.) Christiania 1886 (Aschehoug
& Co.). 1 M.
Vgl. Theol. Lit. Zeitung 1887, Sp. 61 ff. (Kawerau); Theol. Lit. Blatt 1887,
Sp. 265 f.
1899. Andrea, von Wurm (Bibl. 1886, Nr. 1875).
Vgl. Theol. Lit. Zeitung 1887, Sp. 126—128 (Bilfinger).
1900. Karo, Johann Valentin Andrea und sein Ideal eines christlichen
Staates.
Jahrbücher f. protest. Theologie 1887, 260—297.
Andrea-Bibliographie s. auch Anzeiger f. d. Alterthum 13, 325.
458 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
1901. Bartholomäus Arnoldi. — Zur Bibliographie des Bartholomäus Arnoldi
von Usingen (16. Jahrh.).
N. Anz. f. Bibliographie 47. Jahrg., 12. Heft.
1902. Aventinus. — Turmairs Werke (Bibl. 1886, Nr. 1877).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 205; Mittheilungen aus d. histor. Litteratur 15,
82—86 (Breslau).
1903. Oefele, Frhr. v., Aventiniana.
Oberbayerisches Archiv f. vaterländ. Gesch. 44, 1 — 32.
Ungarische Chronik s. Rademacher Nr. 2355.
1904. Beatus Rhenanus, Briefwechsel ed. Horawitz und Hartfelder (Bibl.
1886, Nr. 1881).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 4 f. (Voigt); Wochenschrift f. klassische Philo-
logie 1887, Sp. 852 — 855 (Kubier); N. Jahrbücher f. Philologie 136, 359—361
(Holstein); Centralblatt f. Bibliothekwesen 4, H. 7 (Knod); Protest. Kirchenztff.
1887, Nr. 27.
Beyer s. Nr. 2072.
1905. Boch. — Schmidt, Georg, Johannes Boch in Moskau im Jahre 1578.
Russische Revue 27, 330—344.
S. Brant s. Nr. 1590.
1906. Brenz. — Hofacker, L., Johannes Brenz und Herzog Ulrich von
Württemberg. Lebensbild aus der Reformationszeit. 12. (112 S.) Stuttgart,
Steinkopf. 0,75 M. Jugend- u. Volksbibliothek 114. Bdchn.
1907. Bucer. — Lenz, Max, Briefwechsel Landgraf Philipps des Groß-
müthigen von Hessen mit Bucer. 2. Thl. gr. 8. (X. 506 S.) Leipzig 1887,
Hirzel. 14 M. Publicationen aus den k. preußischen Staatsarchiven,
28. Bd. 1. u. 2. Theil. 28 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1685 f.
Bugenhagen s. Nr. 2003 u. 2120 f.
Sebald Büheler s. Nr. 1705a.
1908. Burmeister. — Reinhardstoettner, Karl v., Johannes Burmeisters
christlicher Martial.
Viprteljahrsschrift f. Kultur u. Lit. der Renaissance 2, 283 — 289.
1909. Hermann v. d. Busche. — Liessem, Hermann Joseph, bibliogra-
phisches Verzeichnis der Schriften Hermanns von dem Busche. 4. (8 S.).
1887. Programm des Kaiser Wilhelm-Gymnasiums zu Köln, Nr. 402.
Köln (Bachern) 0,80 M.
1910. Busteters, Hans, ernstlicher Bericht. Abdruck der einzigen Ausgabe.
[1532]. Mit e. Wörterverzeichnisse v. Ant. Birlinger hrsg. v. Ign. Peters,
gr. 8. (VIII, 66 S.) Bonn, Strauß. 2 M.
Vgl. Mittheilungen des Vereins f. d. Geschichte d. Deutschen in Böhmen 26,
Beilage S. 10 f. (Hruschka).
1911. Ulrici Campelli Historia raetica, herausgeg. von Plac. Platner. T. I.
8. (VI, 724 S.) Basel, Felix Schneider. 16,80 fr. -- Quellen zur Schweizer
Geschichte, Bd. VIII.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1717 f.
s. Nr. 1702.
1912. Carbach. — Falk, F., der Livius-Herausgeber und Übersetzer Nico-
laus Carbach zu Mainz.
Centralblatt f. Bibliothekswesen 4, 218—221.
1913- Celtes. — Hartfelder, Karl, zu Konrad Ce ltis.
Vierteljahrsschrift f. Kultur u. Lit. der Renaissauce 2, 253 — 262.
VIII. LITTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 459
1914. Chemnitz. — Bendixen, R., Martin Chemnitz als Bekenner und
Vertheidiger des Evangeliums.
Evang. Kirchenzeitung 1887, Sp. 391—398.
1915. Chemnitz, Martin, Enchiridion. Handbüchlein der vornehmsten Haupt-
stücke der christlichen Lehre u. s. w. Neu herausgeg. von A. L. Gräbner.
8. (223 S.) Milwaukee 1886, Dresden, H. J. Naumann. 2,25 M.
Chroniken s. Nr. 1700 ff.
1916. Cochläus, von Geß (Bibl. 1886, Nr. 1887).
Vgl. Theol. Lit. Blatt 1887, Sp. 35 f.
s. Nr. 1885.
Euricius Cordns s. Nr. 1881.
1917. Corvinns. — Bauch, Gustav, Laurentius Corvinus, der Breslauer
Stadtschreiber und Humanist, sein Leben und seine Schriften.
Zs. d. Vereins f. Geschichte u. Alterthum Schlesiens 17, 230—302. — Vgl.
Vierteljahrsschrift f. Kultur u. Lit. der Renaissance 2, 135 f. (Geiger).
1918. Creusings Chronik (Bibl. 1886, Nr. 1886").
Vgl. Histor. Zs. 58, 138—140 (Heidemann).
Cuspinian s. Nr. 2048.
1919. Cysat. — Brandstetter, Renward, Renward Cysats Vocabularium.
Der Geschichtsfreund 42, 268—270.
1920. Dalberg. — Morneweg, Karl, Johann v. Dalberg, e. deutscher
Humanist u. Bischof [geb. 1455, Bischof v. Worms 1482, f 1503]. Mit Dal-
bergs (Lichtdr.-) Bildniß. gr. 8. (VII, 375 S.) Heidelberg, C. Winter. 8 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1757 f. (F. v. B.)
1921. Decius. — L., H., zur Herkunft des Nicolaus Decius.
Mouatsblätter, herausg. von d. Gesellschaft f. Pomuiersche Gesch. u. Alter-
thumskunde 1887, Nr. 5.
Johann Denk s. Nr. 1885.
1922. DialogUS von M. Luther. — Ein schöner Dialogus von Martino
Luther und der geschickten Botschaft aus der Hölle. 1523. 8. (IV, 29 S.)
Neudrucke deutscher Litteraturwerke des XVI. u. XVII. Jahrh. Nr. 62.
Halle 1886, Niemeyer. 0,60 M.
1923. Dictamen australis vini proprietatis explicans.
Archiv f. Litteraturgeschichte 15, 209 f. u. 453. — Lat.-deutsches Gedicht
von 1505.
1924. Veit Dietrich. — Tschackert, P., ein ungedruckter Brief Veit
Dietrichs an den Mansfeld'schen Kanzler Caspar Müller (1530).
Altpreuß. Monatsschrift 1887, H. 1 u. 2.
Paul Eber s. Nr. 2003.
1925. Eberlin v. Günzburg. — Radlkofer, Max, Johann Eberlin v. Günz-
burg u. sein Vetter Hans Jakob Wehe v. Leipheim. Zugleich m. e. Über-
blick über die Bauernbewegung in Oberschwaben im Februar und März
1525 bis zum Ausbruch des Krieges u. e. Geschichte des Leipheimer
Haufens, gr. 8. (XI, 653 S.) Nördlingen, Beck. 9 M.
Vgl. Allgemeine Zeitung 1887, Beilage Nr. 122; Theol. Lit. Blatt 1887, Sp. 376.
1926. Radlkofer, M., die älteste Verdeutschung der Germania des Tacitus
durch Johann Eberlin.
Bl. f. d. bayer. Gymnasialschulweseu 1887 (Bd. XXIII), S. 1—16. — Vom
Jahr 1526, Hs. im Wertheiraer Archiv.
1927. Erasmus. — Stern, E., das Geburtsjahr des Erasmus von Rotterdam.
Zs. f. Kirchengeschichte 9, 181 f.
460 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
1928. Erasme ou Salignac? Etüde sur la lettre de Francis Rabelais avec
un Facsimile de l'original de la bibliotheque de Zürich par Theodore
Ziesing, agrege a l'universite de Zürich. 8. (29 S.) Paris 1887, Felix Alcan.
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 480 f. (Morf).
1929. Nolhac, P. de, Erasme en Italie, etude sur un episode de la
Renaissance, avec douze lettres inedites d'Erasme. Paris, Klincksieck.
1930. Brief van Erasmus aan Christiaan van Lübeck.
De Toekomst 1887, Nr. 2.
1931. Faber. — Horawitz, Adalbert, Johannes Faber und Petrus Paulus
Vergerius.
Yierteljahrsschrift f. Kultur u. Lit. der Renaissance 2, 244 — 253.
1932. Faustbuch. — Das älteste Faustbuch (Bibl. 1885, Nr. 1465).
Vgl. Zs. f. deutsche Philologie 19, 240 ff. (Ellinger).
1933. Schwengberg, das Spies'sche Faustbuch (Bibl. 1886, Nr. 1891*).
Vgl. Anzeiger f. deutsches Alterthum 13, 156—161 (Ellinger); Zs. f. d. Real-
schulwesen 12, Nr. 13 (Ellinger).
1934. Engel, Nachricht über drei höchst seltene Faustbücher.
Zs. f. vergleichende Literaturgeschichte 1, 329 — 333.
Faust s. Nr. 709 ff., 907 ff. u. 2086.
1935. Fischart. — Aisleben, A., Johann Fischarts Geschichtsklitterung
(Gargantua). 1. Hälfte. 8. (242 S.) Halle 1886, Niemeyer. 1,80 M. Neu-
drucke deutscher Litteraturwerke des XVI. u. XVII. Jahrh. Nr. 65 — 67.
s. Nr. 1590.
Gaill, Andreas, s. Nr. 1514.
1936. Glarean. — Bloesch, ein Empfehlungsbrief der Eidgenossen für
Glarean.
Anzeiger f. Schweiz. Gesch. 1887, Nr. 2/3.
1937. Göding. — Berling, der kursächsische Hofmaler und Kupferstecher
Heinrich Göding.
N. Archiv f. sächsische Geschichte u. Alterthumskunde 8, 290—346. — Ver-
fasser eines Gedichtes auf Heinrich d. Löwen, 1585 (vgl. Paul u. Braune, Beitr.
13, 278 ff.).
1938. Greff. — Suhle, Joachim Greff, Schulmeister in Dessau, der Ver-
fasser des Dramas vom Patriarchen Jakob.
Mittheilungen d. Vereins f. Anhaltische Gesch. u. Alterthumskunde 5, H. 2.
1939. J. Heermann. — Bernhard, YV. A., Beiträge zur Biographie des
Liederdichters Joh. Heermann.
Zs. d. Vereins f. Gesch. u. Alterthum Schlesiens 21, 193—218.
Joh. Hessus s. Nr. 1881.
1940. Hütten. — Rade, Mart., Ulrich v. Hütten u. Franz v. Sikkingen
in ihrem Antheil an der Reformation. 12. (76 S.) Barmen, Klein. I M.
1941. Ellinger, G., noch einmal über Huttens Charakter.
Vierteljahrsschrift f. Kultur u. Lit. der Renaissance 2, 107 — 109.
1942. Justus Jonas, Briefwechsel (Bibl. 1886, Nr. 1917).
Vgl. Histor. Zs. 57, 79 f. (Wenck).
1943. Jovius' Chronik ed. Mitzschke (Bibl. 1886, Nr. 1918).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 540 lErmiseh); Histor. Zs. 58, 145 f. (Flathe).
1944. Kirchenlied. — Blätter für Hymnologie, herausgeg. von Albert Fischer
und Johannes Linke. Jahrgang 1887. 12 Nummern, gr. 8. Altenburg,
Hiller. 4 M.
1945. Bäumker, Kirchenlied (Bibl. 1886, Nr. 1921).
Vgl. Lit. Ceutralblatt 1887, Sp. 286; Kirchenmusikal. Jahrbuch 1887.
VIII. LITTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 461
1946. Bäumker, W., ein uraltes deutsches Kirchenlied.
Kircheumusikal. Jahrbuch 1887.
1947. Nesemann, L., das evangelische Kirchenlied f. Schule, Seminar u.
Konfirmanden-Unterricht ausgewählt, erklärt u. disponiert, nebst e. Anh.:
Kurzer Abriß der Geschichte d. Kirchenliedes. 8. (IV, 416 S.) Gütersloh,
Bertelsmann. 4,50 M.
1948. Dreves, G. M., Beiträge zur Geschichte des deutschen Kirchenliedes
(„Christ ist erstanden" u. „Nun bitten wir den heil. Geist").
Kirehenmusikal. Jahrbuch 1887, 26 — 36.
1949. Hosäus, Dichter und Dichterinnen aus dem Hause der Askanier
(Fortsetzung zu Bibl. 1885, Nr. 1490).
Mittheilungen des Vereins f. Anhaltische Gesch. n. Alterthumskunde 5, H. 2.
1950. Carstens, C. Er., die geistlichen Liederdichter Schleswig-Holsteins,
Nachtrag und Fortsetzung (Bibl. 1886, Nr. 1929).
Z-;. d. Gesellschaft f. Schleswig-Holstein-Lauenburg. Gesch. 17, 281 — 301.
1951. Möller, W., Schleswig-Holsteins Antheil am Deutschen evangelischen
Kirchenliede. Ein mit einigen Erläuterungen versehener Vortrag.
Zs. d. Gesellschaft f. Schleswig-Holstein Lauenburg. Gesch. 17, 159 — 187.
195*2. Michaelis, Ludwig, zum ältesten evangelisch-lutherischen Kirchen-
Gesangbuch der Sachsen in Siebenbürgen.
Siebenbürg. Korresp.>ndenzblatt 10, 8. 61 — 70 u. 73—78; dazu: Schuster, über
das Babst'sche Gesangbuch v. J. 1561, ebenda S. 78 f.
1953. Schletterer, H. M., Musica sacra. Anthologie d. evangel. Kirchen-
gesanges von der Keformation bis zur Gegenwart in der Ordng. d. Kirchen-
jahrs. 1. Bd. Vierstimmige Gesänge, gr. 8. (XII, 240 S.) Nördlingen,
Beck. 2,80 M.
1954. Liliencron, E.V., aus dem Grenzgebiete der Litteratur und Musik.
Zs. f. vergl. Litteraturgeschichte u. Renaissance-Litteratur N. F. 1, 129 — 155.
s. Nr. 1649; Kirchenlied s. Nr. 2428 ff.
1955. Krusens, D. Gottschalk, Klosterbruders zu St. Aegidien in Braun-
schweig, warum er aus dem Kloster gewichen. Nach dem Urdruck m. e.
geschichtl. Unterrichtung, Einleitg. u. e. Glossar hrsg. v. Ludw. Hänsel-
mann. 8. (XIX, 83 S.) Wolfenbüttel, Zwißler. 3 M.
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1362 f. (P. Zimmermann).
1956. Orlandus Lassus. — Bohn, Emil, Orlandus de Lassus als Komponist
weltlicher deutscher Lieder.
Jahrbuch f. Münchener Geschichte 1, 184 — 192.
1957. Link. — Bendixen, R., Wenzeslaus Link.
Zs. f. kirc.hl. Wissenschaft u. kirchl. Leben 1887, H. 1—3.
1958. Kohlschmidt, Ose , Wenceslaus Lincus quid vixerit quidque valuerit
ad XVI saeculi ecclesiae instaurationem. Oratio, gr. 8. (32 S.) Jena (Neuen-
hahn). 0,80 M.
1959. Lobgedicht. — Merlo, J. J., ein seltener Holzschnittprospekt der
Stadt Köln nebst Lobgedicht aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Annalen d. historischeu Vereins f. d. Niederrhein 46, 167 — 174. — Zwischen
1555 u. 1577.
1960. Luther. — Bibliographie der Luther-Litteratur des Jahres 1883.
2. Abtheilung, abgeschlossen am 1. Juli 1884, nebst kritischem Bericht
herausgeg. von der Redaktion des Christi. Bücherschatzes. Lex. 8. (24 S.)
Frankfurt a. M.. Drescher. 0,80 M.
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Protest. Kirchenzeitung 1887, Nr. 52.
1962. Luthers Werke, Kritische Gesammtausgabe (Bibl. 1886, Nr. 1937).
Vgl. Göttinger gel. Anz. 1887, 721—731 (Kolde).
1963. Luther's, Dr. Martin, sämmtliche Schriften, hrsg. v. Joh. Geo. Walch.
22. Bd. Colloquia od. Tischreden. 4. (V, 1993 Sp.) St. Louis, Mo.
Dresden, H. J. Naumann in Comm. 15 M.
1964. Martini Lutheri opera quae extant omnia et latina et germanica
tarn e codicibus manuscriptis quam ex editionibus principibus edd. J. K.
Irmischer, Ch. S. T. Elsperger, J. G. Plochmann, H. Schmid, H. Schmidt,
E. L. Enders, J. Linke. Tom. 26—28. 8. (V, 466, V, 431, V, 323 S.)
Calw 1886, Vereinsbuchhandlung, a 4 M.
1965. Wartburg-Bibel. Das ist die ganze heil. Schrift. Deutsch durch
Dr. Martin Luther. Aufs Neue verglichen mit der Ausgabe letzter Hand
v. J. 1545. 10. Aufl. Neue Ausg. Mit 19 Stahlst, u. 12 Chromolith.
1—6. Lfg. Lex. 8. (ä 3 B.) Dresden, Dieckmann, ä 0,40 M.
1966. Probebibel und Bibelrevision s. Theol. Jahresbericht (oben Nr. 108),
S. 16 ff.
1967. Buchwald, Lutherfunde (Bibl. 1886, Nr. 1949).
Vorl. ü. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1073 ff. (Brieger).
1968. Buchwald, ungedruckte Predigten (Bibl. 1886, Nr. 1943).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1073 ff. (Brieger).
1969. Buchwald, G., zur Kritik des Textes der Predigten Luthers über
das erste Buch Mosis 1523 f.
Theol. Studien u. Kritiken 1887, 737—749.
1970. Buchwald, G., Versuch der Lösung eines chronologischen Räthsels
bezügl. zweier Predigten Luthers.
Theol. Studien u. Kritiken 1887, 750—754.
1971. Linke, eine neue Controverse über die Luthermelodie.
Blätter f. Hymnologie 1887, Nr. 9.
1972. Bäumker, W., zum Streit über die Entstehung der Luthermelodie.
Monatshefte f. Musikgeschichte 5, 73 — 77.
1973. Thürlings, zum Streit über die Entstehung der Luthermelodie.
Allgem. Zeitung 1887, Beil. Nr. 6.
1974. Kawerau, G., Luthers Motto zu den Schmalkaldischen Artikeln.
Zs. f. Kirchengeschichte 9, 184 f.
1975. Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang.
Archiv f. Literaturgeschichte 15, 210 f.
1976. Doleschall, eine aufgefundene Luther- Reliquie. (42 S.) Budapest,
Hornyarsky.
1977. Gillert, K., Lutherana.
Zs. d. Bergischen Geschichtsvereins 18, 187 — 206.
1978. Lutherbriefe. — Martin Luthers Briefwechsel. Bearb. u. m. Er-
läuterungen versehen von Ernst Ludw. Enders. 2. Bd. Briefe vom April
1519 bis November 1520. 8. (VIII, 536 S.) Calw, Vereinsbuchh. Subscr.-
Preis 3 M.
1979. Luthers Leben. — Cordatus, Tagebuch über Luther, ed. Wrampel-
meyer (Bibl. 1886, Nr. 1960).
Vgl. Histor. Zs. 57, 76—79 (Wenck); Theol. Lit. Zeitung 1887, Sp. 176—181
(Enders).
VIII. LITTER ATUK UND SPRACHDENKMÄLER. 463
1980. Martin, Paul, Dr. Martin Luthers Leben, Thaten und Meinungen
(Bibl. 1886, Nr. 1962). 82—103. (Schluß-) Heft. gr. 8. (3. Bd., VI u.
289 — 770 S.) Neusalza, Oeser. ä 0,10 M., compl. 10,50 M.
Vgl. Theol. Lit. Blatt 1887, Sp. 437.
1981. Plitt, Gust., Dr. Martin Luthers Leben u. Wirken. Dem deutschen
evangel. Volke geschildert, vollendet v. E. F. Petersen. 3. wohlf. Ausg.
8. (VIII, 562 S. m. Luthers Bild.) Leipzig, Hinrichs' Verl. 3 M.
1982. Evers, G. G., Martin Luther (Bibl. 1886, Nr. 1964). 10. Heft. 8.
(320 S.) Mainz, Kirchheim. 3 M.
1983. Barne, P., Martin Luther, his life and works. 2 Bde. 8. (XI, 518,
IX, 583 S.) New- York, Cassell & Co. 5 Doli.
1984. Erdmann, D., Luther und seine Beziehungen zu Schlesien, ins-
besondere zu Breslau, gr. 8. (III, 75 S.) Halle 1887, Niemeyer in Comm.
1,20 M. Schriften des Vereins f. Reformationsgeschichte Nr. 19.
Vgl. Theol. Lit. Blatt 1887, Sp. 238.
1985. Egelhaaf, G. , Karl V. und Luthers Aufenthalt auf der Wartburg.
Zs. f. allgem. Gesch. u. s. w. 1887, 73 — 75.
1986. Bümming, Luther als Hausvater. 4. (12 S.) 1887. Programm der
Realschule zu Oberstein-Idar, Nr. 621.
1987. Terlinden, H., Luthers Tod. Ein Schutz- und Trutzwort wider
seine Verlästerer. 1 — 3. Aufl. Duisburg, Ewich. 0,25 M.
1988. Luthers Lehre. — Harnack, Luthers Theologie (Bibl. 1886,
Nr. 1972).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1753 f.; D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1689 — 1691
(Lommatzsch); Theol. Lit. Blatt 1S87, Sp. 4«.
1989. Luthardt, C. E., der 'Scholastiker Luther'.
Zs. f. kirchl. Wissenschaft u. kirchl. Leben 1887, 197—207.
1990. Ho ff mann, J. C. V., unsere großen geistlichen Reformatoren Luther
und Melanchthon gegenüber der Naturwissenschaft und dem naturwissen-
schaftlichen Unterricht.
'/,<. f. mathemat. u. natnrwissenschaftl. Unterricht 18. Jahrg., H. 6.
1991. Gottschick, Johs., Luthers Anschauungen vom christlichen Gottes-
dienst u. seine thatsächliche Reform desselben, gr. 8. (81 S.) Freiburg
i/Br.. Mohr. 1,60 M.
1992. Hunnius, Carl, Luther, der Schöpfer der protestantischen Schule,
als Knabe u. Schüler. Rede, am 10. Novbr. 1886 geh. in der Realschule
zu Mitau. gr. 8. (18 S.) Riga, Stiedas Verl. 0,60 M.
1993. Rhode, Alb., de Luthero Germaniae paedagogo. — Der reforma-
torische Charakter von Luthers kleinerem Kommentar zum Galaterbriefe von
Frdr. Oelze. 4. (32 u. 20 S.) Wittenberg 1883 (Wunschmann). 1,50 M. ;
der letztere Aufsatz ap. 1 M.
1994. Wagner, Ernst, Luther als Pädagog. Vollständige Darstellung der
pädagogischen Gedanken des großen Reformators. Mit einer biographischen
Einleitung u. d. Bildnisse Luthers. 8. (VIII, 184 S.) Langensalza, Schul-
buchhandlung. 1,80 M. Die Klassiker der Pädagogik. 2. Bd.
Luther s. ferner Nr. 108, 232 ff., 259, 778, 1590, 1883 u. 1885.
1995. Macropedius, von Jacoby (Bibl. 1886, Nr. 1977).
Vgl. Zs. f. deutsche Philologie 19, 504 (Holstein); Wochenschrift f. klassische
Philologie 1887, Sp. 50—53 (Kubier); Zs. f. vergl. Lit.-Gesch. 1, 84 f. (v.
Reinhardstoettner).
464 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
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1996. Johann Marbach. — Horning, Wilhelm, Johann Marbach, Pfarrer
zu St. Nikolai, Münsterprediger, Professor u. Präsident d. luth. Kirchen -
convents in Straßburg 1545 — 1581. Beiträge zu dessen Lebensbild mit
Bezugnahme auf die Reformatoren Zell, Butzer, Hedio u. Capito. Mit dem
Brustbild Marbachs u. dem Bild seines Wohnhauses hinter der St. Nikolai-
kirche, gr. 8. (252 S.) Ebd. 3 M.
Vgl. Theol. Lit. Blatt 1887, Sp. 339 u. 280.
1996". Beiträge zur Kirchengeschichte des Elsasses vom 16 — 19. Jahr-
hundert N. F. II: darin eine Reihe Artikel über Dr. Marbach und Zell,
worunter auch die vorige Nummer.
1997. Masius' Briefe, ed. Lossen (Bibl. 1886, Nr. 1980).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 412 f.; D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 792 ff. (v.
Below); Göttinger gel. Anz. 1887, 398—400 (Loserth); Westdeutsche Zs. 6,
261 — 273 (Joachim); Theol. Lit. Zeitung 1887, 575—577 (v. BelowV
1998. Meistersinger. — Genee, Rud., die Meistersinger und ihre Töne.
Nach alten Handschriften und nach einer Zeichnung aus dem 16. Jahr-
hundert.
Illustrirte Zeitung Nr. 2310.
Meistersinger s. Wilhelm Grimm, oben Nr. 7.
1999. Trautmann, Karl, eines Meistersingers Hinrichtung zu Ulm anno
1608.
Alemannia 15, 68 f.
2000. Melanchthon. — Krause, Melanthoniana (Bibl. 1886, Nr. 1983).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 922 (Brieger); dazu Erwiderung u. Antwort,
Sp. 1358.
2001. Benoit, A., Melanchthon est-il venu dans les Vosges saargoviennes?
La Revue nouvelle d'Alsace-Lorraine 7e annee, Nr. 6.
2002. Virck, H. , Melanchthons politische Stellung auf dem Reichstage
zu Augsburg 1530.
Zs. f. Kirchengeschichte 9, 67—104 u. 293-340.
2003. Michaelis, Ludwig, Bericht über neu aufgefundene Handschriften
von Melanchthon, Bugenhagen, Georgius Maior und Paulus Eberus aus
dem Jahre 1553.
Siebenbürg. Korrespondenzblatt 10, S. 85—89.
s. Nr. 1881.
2004. Münsinger, Joachim, von P. Zimmermann.
Allgem. D. Biographie 23, 22—25.
2005. Münster, Sebastian, von Ludwig Geiger.
Allgem. D. Biographie 23, 30 — 33.
2006. Eckardt, Sebastian Münster.
D. Buchhändler-Akademie IV, S. 412—417.
2007. Murer, Jos., von J. Baechtold.
Allgem. D. Biographie 23, 62.
2008. Murmellius, Johann, von A. Horawitz.
Allcem. D. Biographie 23, 65 f.
2009. Murner, Thomas, von E. Martin.
Allgem. D. Biographie 23, 67—76.
2010. Martin, Ernst, Thomas Murner, Badenfahrt. Nachdruck nach der
Ausgabe Straßburg 1514, mit Erläuterungen insbesondere über das alt-
deutsche Badewesen, gr. 8. (XXII, 44 S. und 6 Zinkätzungen). Straßburg
VIII. LITTKRATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 465
1887, Heitz. 2 M. — Beiträge zur Landes- und Volkskunde von Elsaß-
Lothringen, 2. Heft.
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 1475—1477 (Strauch); Lit. Blatt 1887, öp. 4U-434
(Socin).
2011. Murrho, Sebastian, von Ludwig Geiger.
Allgem. D. Biographie 23, 81.
2012. Musculus, Andreas, von Pünjer.
Allgem. D. Biographie 23, 93 f.
2012*. Musculus, Wolfgang, von Blösch.
Allgem. D. Biographie 23, 95-97.
2013. Mutius, Huldreich, von K. E. Hermann Müller.
Allgem. D. Biographie 23, 113 f.
2014. Naogeorgus, Thomas, von Erich Schmidt.
Allgem. D. Biographie 23, 245—250.
s. Nr. 1884.
2015. Nas (Nasus), Johannes, von v. ZeiUberg.
Allgem. D. Biographie 23, 257—261.
2016. Nauclerus, Johannes, von Lier.
Allgem. D. Biographie 23, 296—298.
2017. Neander, Michael, von G. Baur.
Allgem. D. Biographie 23, 341—345.
2018. Kühlewein, H., Mittheilungen über Michael Neander und seine Schule.
N. Jahrb. f. Philol. 136, 166—180.
2019. Nesen, Konrad, von O. Kaemmel.
Allgem. D. Biographie 23, 437 f.
2020. Nesen, Wilhelm, von O. Kaemmel.
Allgem. D. Biographie 23, 438—441.
2021. Neuenar, Hermann Graf von, von Ludwig Geiger.
Allgem. D. Biographie 23, 485 f.
2022. Neukirch, Melchior, von J. Bolte.
Allgem. D. Biographie 23, 512 f.
2023. Nicephorus, Hermann, von J. Bolte.
Allgem. D. Biographie 23, 568.
2024. Nichthonius, Petrus, von J. Bolte.
Allgem. D. Biographie 23, 570.
2025. Niger Antonius, von Gustav Bauch.
Allgem. D. Biographie 23, 695.
2026. Nigrinus Georg, von Adolf Link.
Allgem. D. Biographie 23, 695—698.
2027. Northeim Heinrich von, von Krause.
Allgem. D. Biographie 24, 22.
2028. Oehem Gallus, von Meyer von Knonau.
Allgem. D. Biographie 24, 179 — 180.
2029. Oekolampadius Johannes, von Wagenmann.
Allgem. D. Biographie 24, 226—236.
2030. Olevian Caspar, von Cuno.
Allgem. D. Biographie 24, 286.
2031. Cuno, Fr. W. , Blätter zur Erinnerung an Dr. Caspar Olevianus,
herausgeg. zu dessen 300jährigem Todestage (15. März 1887). 8. (XIV,
147 S.) Barmen, Klein. 2 M.
2032. Oelinger Albert, von AI. Reifferscheid.
Allgem. D. Biographie 24, 301 f.
GERMANIA. Neue Reihe XXIV. (XXXVI.) .lahrg. 31
46P> BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
2033. Olinger Paul, von 1. u.
AUgem. D. Biographie 24, 302.
2034. Franciscus Omichius, von Krause.
Allgem. D. Biographie 24, 349.
2035. Oemler Georg, von Bertheau.
Allgem. D. Biographie 24, 351 f.
2036. Johannes, Opsopaeus. von J. Bolte.
Allgem. D. Biographie 24, 407.
2037. Orsäus Johannes, von J. Bolte.
Allgem. D. Biographie 24, 428.
2038. Orth Zacharias, von Pyl.
Allgem. D. Biographie 24, 443-445.
2039. Osiander Andreas, von W. Möller.
Allgem. D. Biographie 24, 473—483.
2040. Laurentius Albertus Osterfrank, von AI. Reifferscheid.
Allgem. D. Biographie 24, 509 f.
2041. Paracelsus. — Schubert, Ed., und Karl Sudhoff, Paracelsus-
Forschungen. 1. Heft. gr. 8. Frankfurt a. M. Könitzers Sortim. 2,50 M.
Inhalt: Inwiefern ist unser Wissen über Theopbrastus v. Hohenheim durch
Friedrich Mook und seinen Kritiker Heinrich Rohlfs gefördert worden? (VI, 89 S.)
s. Nr. 48.
2042. Pauli. — Spanier, Johannes Pauli und seine Stellung zum Judenthum.
Jüdisches Litteraturblatt 16. Jahrg., Nr. 34 u. 35.
2043. Peutinger. — Geiger, Ludwig, Gedichte und Briefe an Conrad
Peutinger.
Vierteljahrsschrifc f. Kultur u. Litteratur der Renaissance 2, 262 — 264.
2044. Pirckheimer, von Markwart (Bibl. 1886, Nr. 1990).
Vgl. Histor. Zs. 58, 370—372 (Ellinger); Mittheilungen aus der histor. Litte-
ratur 15, 341 (R. Schmidt).
2045. Roth, Friedrich, Wilibald Pirkheimer, ein Lebensbild aus dem Zeit-
alter des Humanismus und der Reformation, gr. 8. (VII, 82 S.) Halle 1887,
Niemeyer in Comm. 1,60 M. Schriften des Vereins für Reformations-
geschichte, Nr. 21.
2046. Drews, P., Wilibald Pirkheimers Stellung zur Reformation. Ein Bei-
trag zur Beurtheilung des Verhältnisses zwischen Humanismus und Refor-
mation. Lex. 8. (VI, 138 S.) Leipzig, Grunow. 2,50 M.
Vgl. Theolog. Lit. Bl. 1887, Sp. 257 ff.; Österreich. Liter. Centralblatt 1887,
Nr. 12 (G. E. Haas).
2047. Rebhuhn. — Müller, P., eine Predigt Paul Rebhuhns.
Mittheilungen des Alterthumsvereins zu Plauen 6, 65 — 83.
2048. Reuchlin. — Nolhac, P. de, les correspondants d'Alde Manuce.
Materiaux nouveaux d'histoire litteraire (1483 — 1514).
Studi e documenti di storia e diritto 8, 247 — 299. — Nach: 'Jahresberichte
der Geschichtswissenschaft X, II, 69' befinden sich darunter Briete von Reuchlin
und Cuspinian.
2049. Rinkart. — Graubner, ein Beitrag zur Lebensgeschichte Martin
Rinckarts. gr. 8. (75 S.) Eilenburg, Becker in Comm. 1,20 M.
Vgl. Theolog. Lit. Ztg. 1887, Sp. 475—477 (Löber) ; Theolog. Lit. Blatt 1887,
Sp. 283 f.
2050. Rivins. — Buchwald, G., zu dem Briefwechsel des Johann Rivius.
Aus der Zwickauer Rathsschulbibliothek.
Mittheilungen des Vereins für die Geschichte der Stadt Meißen Bd. 1 , H. 5.
Rosenfeldt s. Nr. 2063.
VIII. LITTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 467
2051. Mutianus Rufus, von Ludwig Geiger.
Allgem. D. Biographie 23, 108 f.
2052. Hans Sachs, herausgegeben von A. v. Keller und E. Goetze. Bd. 16,
herausgeg. von E. Goetze. 8. (558 S.) Publicationen des litterar. Vereins
in Stuttgart, Nr. 179.
2053. Sämmtliche Fastnachtsspiele von Hans Sachs. In chrono-
logischer Ordnung nach den Originalen herausgeg. von Edmund Goetze.
7. Bdchn. 11 Fastnachtsspiele aus den Jahren 1557 — 1560. 8. (XVI,
168 S.) Halle 1887, Niemeyer. 1,20 M. Neudrucke deutscher Litteratur-
werke des XVI. u. XVII. Jahrhdts., Nr. 63 u. 64.
Vgl. Rheinische Blätter f. Erziehung u. Unterricht 61, 278 f. (Richard Köhler;
60.— 61. Hdchn.).
2054. Genee, Rud., Hans Sachs. Leben und ausgewählte Dichtungen. —
Schwanke und Fastnachtsspiele. Mit einem Titelbilde. 8. (VIII, 137 S.)
Berlin 1888, Gärtner. 2 M.
2055. Neu mann, Fritz, Hans Sachsens Fastnachtsspiel von dem gestohlenen
Pachen = Boccaccio, Decameron VIH, 6.
Zs. f. vergleichende Litteraturgesehichte N. F. 1, 16.1 — 164.
2056. Kalff, G., Breero en Hans Sachs.
Tijdschrift voor Nederl. Taal- en Letterkunde VI, H. 3/4.
s. Nr. 1590, 1884.
205 7. Schaidenreisser. — Reinhardstöttner, K. v., der erste deutsche
Übersetzer der Odyssee vom Jahre 1537 - ein Münchener Beamter.
Jahrbuch für Münchener Geschichte 1, 511 — 517. — Schaidenreißer.
2058. Schauspiel. — Bibliographie: Geschichte des Dramas und des
Theaters, in: Verzeichniß der auf dem Gebiete der neueren deutschen
Litteratur im Jahre 1884, bezw. 1885, 1886 erschienenen wissenschaft-
lichen Publicationen, von Ph. Strauch, im Anz. f. d. Alterthum 11, 288 f.;
12, 299 f. ; 13, 319—322.
2059. Brüning, le theätre en Allemagne, son origine et ses lüttes (1200
bis 1760). Avec preface de Henry Lapommeraye. 18. (XII, 300 S.) Paris,
Plön, Nourrit et Co. 3,50 frs.
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 1774.
2060. Weilen, Alex, v., der egyptische Joseph im Drama des XVI. Jahrh.
Ein Beitrag zur vergl. Litteraturgesehichte. gr. 8. (VIII, 196 S. mit 1 Stein-
tafel) Wien, Holder. 4 M.
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 1513—1515 (Bolte).
2061. Geiger, Ludwig, ein ungedrucktes humanistisches Drama.
Zs. f. vergleichende Litteraturgesehichte u. Renaissancc-Litteratur 1, 72 — 77.
2062. Bolte, J., zu Jahrbuch 21, 310 (— Bibl. 1886, Nr. 2009).
Jahrbuch der deutschen Shakespeare-Gesellschaft 22, 272 f.
2063. Bolte, J., zu Jacob Rosenfeldts Moschus.
Jahrbuch der deutschen Shakespeare-Gesellschaft 22, 265 f.
2064. Bolte, Johannes, Parallelen zu dem Dialoge von Lollius und Theo-
dericus.
Zs. f. vergleichende Litteraturgesehichte u. Renaissance- Litteratur 1, 375 t.
2065. Bolte, Johannes, zwei Humanistenkomödien aus Italien.
Zs. f. vergleichende Litteraturgesehichte u. Renaissance-Litteratur 1, 77 — 84
u. 231—244.
2065a. Bolte, J., eine englische Wallensteintragödie in Deutschland.
Zs. f. deutsche Philol. 19, 93—97.
31*
468 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
2066. Bolte, J. , der Jude von Venetien, die älteste deutsche Bearbeitung
des Marchants of Venice.
Jahrbuch der deutschen Shakespeare-Gesellschaft 27, 189-201. — Zum Theater-
wesen am bad. Hofe, 17. Jahrhundert.
2007. Bolte, J., der verirrte Soldat, ein Drama des 17. Jahrhunderts.
Zs. f. deutsche Philol. 19, 86—93.
2068. Bolte, J., Hans unter den Soldaten, eine Posse des 17. Jahr-
hunderts.
Nd. Jahrbuch 12, 130 — 140. — Dazu: Sprenger, Nd. Korrespondenzblatt 12
S. 44 f.
2069. Bolte, Joh., Jesuitenkomödien in Posen ums Jahr 1600.
Zs. der histor. Gesellschaft für die Provinz Posen 3, '230 f. u. 363.
2070. Bolte, J. , zur Stettiner Theatergesohichte in: Monatsblätter, hrsg.
von der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Alterthumskunde
1887, Nr. 4.
2071. Bolte, Joh., Schulkomödien in Goslar, auch zu Blankenburg a. H.
Zs. des Harzvereins ü0, 663—555.
2072. Trautmann, K., Karl Christoph Beyer, ein verschollener Drama-
tiker des 16. Jahrhunderts.
Archiv für Literaturgeschichte 15, 217 f.
2073. Trautmann, K. , englische Komödianten in Stuttgart (1600, 1609,
1613—1614) und Tübingen (1.097).
Archiv für Litteraturgeschichte 15, 211 — 216.
2074. Trautmann, K., englische Komödianten in Ulm (1602).
Archiv für Litteraturgeschichte 15, 216 f.
2075. Trautmann, Karl, ein angeblicher Theaterzettel der englischen
Komödianten.
Zs. f. vergleichende Litteraturgeschichte u. Renaissance-Litteratur 1, 439 f.
2076. Trautmann, K., französische Komödianten in Stuttgart.
Archiv f. Litteraturgeschichte 15, 218 f.
2077. Trautmann, K., die Schauspieler des Hotel de Bourgogne in Basel
(1604).
Archiv f. Litteraturgeschichte 15, 102—108.
2078. Trautmann, Karl, italienische Schauspieler am bayerischen Hofe.
Jahrbuch f. Rlünchener Geschichte 1.
2079. Trautmann, K. , der Papinianus des Andreas Gryphius als Schul-
komödie in Speyer (1738).
Archiv f. Litteraturgeschichte 15, 222 f.
2080. C rüger, Johannes, englische Komödianten in Straßburg im Elsaß.
Archiv f. Litteraturgeschichte 15, 113 — TJö.
2081. Soff 6, E. , eine Nachricht über englische Komödianten in Mähren.
Anglia 10, 289 f.
2082. Könnecke, Gustav, neue Beiträge zur Geschichte der englischen
Komödianten.
Zs. f. vergleichende Litteraturgeschichte u. Renaissance-Litteratur 1, 85 — 88.
2083. Creizenach, W. , Studien zur Geschichte der dramatischen Poesie
im 17. Jahrhundert. II.
Berichte über die Verhandlungen der kön. sächs. Gesellschaft der Wissen-
schaften zu Leipzig 1887, H. 1.
2084. Schwenger, H., zu den Aachener Schuldramen des 1 8. Jahrhunderts.
Zs. d. Aachener Geschichtsvereins 9, 218 — 220.
VIII. LITTKRATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 4tV.i
2084\ Volkmer, Programm eines im Jahre 1752 von den Schülern des
Glatzer Jesuiten-Kollegiums aufgeführten biblischen Schauspiele.
Vierteljahrssclirift f. Geschichte u. Heimatkunde d. Grafschaft Glatz VI, H. •_'.
2085. Gädertz, Gebrüder Stern (Bibl. 1886, Nr. 2025a).
Vgl. Litt. Blatt 1887, Sp. 163 f. (M. Koch).
2086. F[iltsch], E., 'Eine Faust -Vorstellung' in Kronstadt.
Siebenbürg. Korrespondenzblatt 10, 8. 47 f. — 1794.
2087. Falck. Robert, zur Geschichte des Liebhabertheaters. Ein cultur-
historischer Beitrag. 12. (VII, 168 S.) Berlin, Brachvogel u. Boas. 2,40 M.
Vgl. Lit. Ceutralblatt 1887, Sp. 312 f.; D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 616 (A. v. Weilen).
2088. Ellinger, Alceste (Bibl. 1886, Nr. 2026).
Vgl. Zs. f. vergleichende Litteraturgeschichte N. F. 1, 191 — 194 (Lambel ;
Zs. f. nenfranz. Sprache u. Litteratur 8, 145 (Körting).
2089. Reinhardstoettner, Plautus (Bibl. 1886, Nr. 2027).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1663; D. Lit Ztg. 1887, Sp. 1305 f. (v. Weilen);
Zs. f. vergleichende Litteraturgeschichte 1, 342 — 347 (O. Francke).
2090. Günther, Plautuserneuerungen (Bibl. 1886, Nr. 2028).
Vgl. Zs. f. vergleichende Litteraturgeschichte N. F. 1, 347 f. (Holstein).
2091. Schaumburg, K., die farce Patelin und ihre Nachahmungen.
Zs. f. neufranz. Sprache u. Litteratur 9, 1 — 47. (Aus: Berliner Jahresbericht
1887, XV, 127.)
Schauspiel s. Nr. 88, 402, 1111, 1938, 2053 ff., 2108, 2450.
2092. Schlaginhauffen. — Bossert, G., Johann Schlaginhauffen, der Freund
Luthers.
Zs. f. kirchliche Wissenschaft und kirchliches Leben 7, H. 7.
Tilemanti Schnabel, s. Nr. 1881.
2093. Jean Schwebel, un professeur du Gymnase de Strasbourg au 16c siecle,
von C. Engel.
Le Progres religieux 1887, 357 ff.
Siber, s. Nr. 1252.
Spalatin, s. Nr. 1881.
2094. Cyriacus Spangenberg, Doctor Martin Luther als Treckejunge. Eine
Bergmannspredigt. Mit einem Vorwort, Spangenbergs 22 Predigten über
Luther betr., herausgeg. von Heinrich Rembe. Hj. (XXIII, 64 S.) Eis-
leben 1887, Winkler. 0,60 M.
2095. Rembe, H. , M. Cyriacus Spangenberg: Formularbüchlein der alten
Adamssprache, mit Lebensbeschreibung Sp.'s. (LXIV, 102 S.) Dresden,
Naumann. 1,50 M.
Vgl. Theolog. Lit. Blatt 1887, Sp. 273 f. (Kawerau): Blätter f. Hymnologie
1887, Nr. 7 (Linke.)
2096. Rembe, der Briefwechsel des M. Cyriacus Spangenberg.
Verein f. d. Geschichte u. AUerthümer d. Grafschaft Mansfeld, Jahrg. 1.
2097. Joh. Spangenberg. — Spangenbergii, Joh., bellum grammaticale,
iterum ed. Rob. Schneider. 8. (X, 41 S.) Göttingen, Vandenhoeck & Rup-
rechts Verl. 1 M.
2098. Boot, J. C. G. , bibliographische Mededeeling. Verslagen en Mede-
deelingen der k. Akademie van Wetenschappen , Afdeeling Letterkunde,
3. Reeks , Deel 4, 332 — 340, und separat, Amsterdam 1887, Johannes
Müller.
Über Joh. Spangenbergs Bellum grammaticale.
2099. Wolfhart Spangenberg. — Ausgewählte Dichtungen von Wolfhart
Spangenberg (Ganskönig, Saul, Mammons Sold, Glückswechael.) gr. 8.
470 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
(XVI, 349 S.) Straßburg 1887, Trübner. 6 M. Elsäßische Litteratur-
denkmale aus dem 14. — 17. Jahrb., herausgeg. von Ernst Martin und
Erich Schmidt, 4. Bd.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1509; D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 1475—1477
(Strauch).
2100. Specklin. — Reuß, Rodolphe, les collectanees du Daniel Specklin,
architecte de la ville de Strassbourg. Chronique Strassbourgeoise du sei-
zieme siecle. Fragments recueillis et publies pour la premiere fois.
Bulletin de la societe pour la conservation des monuments historiques d'Al-
sace II. S., XIII. vol., 157—360.
2101. Speratus. — Flanss, R. v. , des pomesanischen Bischofs Paulus
Speratus Namen und Heimat.
Zs. des histor. Vereius für den Regierungsbezirk Marienwerder 21, 58—63.
2102. Bossert, G., über Paul Speratus.
Altpreu('\ Monatsschrift 24, H. 5/6. (Aus: Berliner Jahresbericht 1887, XV, 150).
2103. Sturm. — Zoepffel, Rieh., Johannes Sturm, der erste Rector der
Straßburger Akademie. Rede, gehalten am 30. April 1887 beim Antritte
des Rectorats der Kaiser Wilhelms-Universität Straßburg. Lex. 8. (19 S.)
Straßburg, Heitz. 0,40 M.
Vgl. Protest. Kirchenzeitung 1887, Nr. 21.
2104. Sulzer. — Linder, Sulcerana (Bibl. 1886, Nr. 2034).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 1468 (A. Krauß).
Tappius Lunensis, s. Nr. 1282.
Georg Thym, s. Nr. 764.
2105. Vadian. — Egli, Emil, die St. Galler Täufer. Geschildert im Rahmen
der städtischen Reformationsgeschichte. Mit Beiträgen zur Vita Vadiani.
gr. 8. iVII, 67 S.) Zürich, Schultheß. 1,40 M.
Vgl. Theol. Lit. Ztg. 1887, Sp. 474 f. (Stähelin); Theol. Lit. Blatt 1887, Sp. 291.
2106. Carspar Ursinus Velius, von G. Bauch.
Ungarische Revue 7, H. 1 u. 2.
2107. Weißkunig — Schultz, Alwin, der Weißkunig. Nach den Dictaten
und eigenhändigen Aufzeichnungen Kaiser Maximilians I. zusammengestellt
von Marx Treitzsauerwein von Ehrentreitz. Fol. (XXVIII, 558 S.) Wien
1887, Holzhausen. — Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des
allerhöchsten Kaiserhauses Bd. VI. (s. Bibl. 1886, Nr. 2043).
2108. Sebastian Wild. — Lier, Leonhard, Sebastian Wilds Spiel von der
Geburt Christi.
Allgem. Ztg. 1886, Beilage Nr. 243.
2109. Woelflin. — Stammler, der Humanist und Chorherr Heinrich
Woelflin, genannt Lupulus von Bern 1470 — 1534.
Kathol. Schweizerblätter 3. Jahrg., H. 1.
2110. Wurstisen. — Burckhardt, Ach., Christian Wurstisen.
Beiträge zur vaterländ. Geschichte, herausgeg. von der histor. u. antiquar.
Gesellshhaft zu Basel, N. F. 2, H. 4.
2111. Wackernagel, Rudolf, Beschreibung des Basler Münsters und seiner
Umgebung, von Chr. Wurstisen.
Ebenda.
Zell, s. Nr. 1996 f.
2112. Zwingli. — Staebelin, Zwingli als Prediger.
Theolog. Zs. aus der Schweiz 4. Jahrg., 1. Heft, u. separat, gr. 8. (32 S.) Basel,
Detloffs Buchhandlung. 0,80 M. — Vgl. Theolog. Lit. Ztg. 1887, Sp. 181 — 183
(Aug. Baur); Theol. Lit. Blatt 1887, Sp. 196 f.
VIII. LITTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 471
2113. Brückner, W., Anfänge der reformatorischen Thätigkeit Zwingiis.
Protest. Kirchenzeitung 1887, Nr. 13—15.
D. Altsächsisch.
2114. Kauffmann, Friedrich, die Heimat des Helianddichters.
Paul u. Braune, Heiträge 12, 356 — 559. — Vgl. Nd. Korrespondenzblatt 12, 17.
2115. Kauffmann, Friedrich, die Rhythmik des Heliand.
Paul u. Braune, Heiträge 12, 283—355.
2116. Franck, J., Heliand V. 2.
Zs. f. d. Alterthum 31, 202—205.
2117. Küntzel, Otto, künstlerische Elemente in der Dichtersprache des
Heliand (Epitheta, Reimhrechung. Metrik). 8. (45 S.) Rostock 1887. Dissert.
Vgl. Nd. Korrespondenzblatt 12, 86.
2118. Seelmann, W. , Thietmar von Merseburg, die Merseburger Glossen
und das Merseburger Totenbuch.
Nd. Jahrbuch 12, 89—94.
De Heinrio s. Seelmann Nr. 1657.
E. Mittelniederdeutsch.
2119. Eggers, R., Klaus Groth und die plattdeutsche Dichtung. 8. (36 S.)
Berlin 1885, Habel.
Vgl. Nd. Korrespondenzblatt 12, S. 14 f. — Darnach wird in der Einleitung
die Stellung der nd. Dichtung zur hd. seit dem MA.. behandelt.
2120. Bugenhagen, Johann, dat nie Testament.
Allgem. Ztg. 1887, Beilage Nr. 150 u. 151.
2121. Zinzow, Bugenhagen, der Evangelist des Nordens.
Evang. Monatsblatt f. d. deutsche Schule 1887, 12, 353 — 366.
s. Nr. 2003.
Chroniken, s. Nr. 1700 ff.; Engelhus, Nr. 291 u. 1707.
Eberhard von Cersne, s. Nr. 1674.
2122. Magdalena Eccard, eine vergessene Dichterin, von J. Bolte.
Nd. Korrespondenzblatt 12, S. 18 — 21. — Geb. um 1680.
2123. Gebetbuch. — Nörrenberg, C, ein niederdeutscher Druck.
Nd. Korrespondenzblatt 12, S. 5. — Gebetbuch des 15. Jahrb.
2124. Geistliches. — Roth, F.W. E., ein niederdeutsches Gedicht des
15. Jahrhunderts über das Weltende.
Germania 32, 93 — 97. — 'Bearbeitung nach dem Scivias der heil. Hildegardis
von Rupertsberg III, 12.'
s. Nr. 2366 f.
2125. Luther, Joh., Marienmesse.
Nd. Jahrbuch 12, 143—150. — Gedichte aus dem 15. Jahrh.
2126. Gerhard von Minden. — Damköhler, Ed., zu Gerhard von
Minden. II.
Nd. Korrespondenzblatt 12, S. 5—7; dazu R. Sprenger, S. 84.
2127. Sprenger, R., zu Gerhard von Minden.
Germania 32, 460.
Glossar s. Nr. 88.
Anna Ovena Hoyers, s. Nr. 1589.
2128. Inschrift. — Jostes, F., eine niederdeutsche Inschrift aus der ersten
Hälfte des 12. Jahrhunderts.
Nd. Korrespondenzblatt 12, S. 33 f. — 'Ai Got minne. Gerboden de dir. bilethe
scop [alle dele]' auf einem Grabstein zu Freckenhorst. — Dazu J. Peters,
S. 75 f.
472 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
2129. Joris. — Rogge, H. C, een Band met Tractaten van David Joris.
Bibliographische Adversaria N. R. Deel 1, S. 1 — 14. — Vgl. Nd. Korrespondenz-
blatt 12, 87 (HofmeistPr).
2130. Lauremberg. — Schlüter, W., zu Lauremberg.
Nd. Korrespondeuzblatt 12, S. 37 f.
2131. Schütze, Paul, Johann Lauremberg, ein plattdeutscher Satiriker des
17. Jahrhunderts.
Zs. f. allgem. Geschichte 4, 62—72 u. 139 — 148.
2132. Möllerin. — Fischer, L. H., ein Königsberger Gedicht in nieder-
deutscher Mundart aus dem Jahre 1670.
Nd. Jahrbuch 12, 141 f. — Von Gertraudt Möllerin.
2133. Priamel. — Jellinghaus, H., Priamel.
Nd. Korrespondenzblatt 12, S. 45 f.; dazu Sandvoß u. Latendorf, S. 74 f.
2134. Reinke de Vos, herausgeg. von Friedrich Prien. Mit zwei Holzschu.
8. (LXXIV, 273 S.) Halle 1887, Niemeyer. 4 M. Altdeutsche Text-
bibliothek, herausgeg. von H. Paul, Nr. 8.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1534 f.
2135. Prien, Friedrich, über die hochdeutsche Reinke-Übersetzung vom
Jahre 1544. 4. (22 S.) 1887. Progr. d. Progymnasiums u. Real-Progym-
nasiums zu Neumünster, Nr. 266.
Vgl. Nd. Korrespondenz blatt 12, 29 f. (H. Brandes).
s. Nr. 1821.
2136. Nicolaus Rütze, von Nerger (Bibl. 1886, Sp. 2088).
Vgl. Histor. Zs. 67, 317—320 (Wiggers).
2137. Lesker, B.; Magister Nicolaus Rutze von Rostock, ein Vorläufer
Luthers.
Der Katholik 58, 93—108.
Schauspiel, s. Nr. 2058 ff.
2138. Meister Stephan. — Schlüter, W., zu Stephans Schachbuch
V. 958. — meklik.
Nd. Korrespondenzblatt 12, S. 58 f.
2139. Johannes Veghe, von Ludwig Schulze.
Realencyklopädie f. protest. Theologie 18, 405 — 414.
Volkslied, s. Nr. 879 ff.
Buch des Lübeckischen Vogts s. Nr. 1147; Revaler Zollbücher
s. Nr. 1148; Handelsrechnungen s. Nr. 1149.
F. Alt- und Mittelniederländisch.
2140. Bibel. — Doedes, J. J., Peter of Pieter Kaetz, betreffende de Bibel-
uitgave van Hans van Roemondt 1525, und Lijst van bijbels, testamenten
of gedeelten daarvan, niet door Le Long vermeld.
Bibliographische Adversaria IV, S. 3:S— 47; V, S. 12 — 17.
2141. Van den Borchgrave van Couchi. Fragmenten, medegedeeld door
M. de Vries.
Tijdschrift voor Nederl. Taal- en Letterkunde 7, 97 — 250.
2142. Brandaen. — Bergsma, J., Bijdrage tot de wordingsgeschiedenis
en de critiek der mnl. Brandaenteksten. gr. 8. (118 S.) Groningen 1887,
Wolters.
2143. Busken Huet, G., Van Sinte Brandane, V. 137—260.
Tijdschrift voor NTederl. Taal- en Letterkunde 7, 85—92.
VIII. L1TTERATUR UND SPRACHDENKMALE. 473
2144. Brugman. — Acquoy, J. G. R. , Het handschrift van Brugman's
Sermoen van drieerbande tafelen.
Hand- en Mededeel. v. d. Maatsch. der Nederl. Letterkunde 1887, S. 68—72.
2145. Flament, A. J., Joh. Brugman. De waerlycke voorsegginghe.
Archief voor Nederl. Kerkgeschiedenis 2, 307 — 326.
2146. Coornhert, Dirck Volkertszoon, notaris te Haarlem , de Libertijn,
bestrijder der gereformeerde predikanten enz. Levens- en Karakterschets,
door F. D. J. Moosrees. 8. (228 S.) Schoonhoven 1887, Van Nooten. 2,25 fl.
Vgl. De Nederl. Spectator 1887, 338 f. (U. C. Rogge).
2147. Lorentzen, C, Dieryck Volkertzoon Coornhert. (89 S.) Jena 1886,
Pohle. 1,20 M.
2148. Kai ff, G. , Eenige 16de eeuwscbe onuitgegeven gedichten van Coorn-
hert, Spieghel en anderen.
Tijdschrift voor Nederl. Taal- en Letterkunde VI, H. 3/4.
2149. Dousa, Janus, Een onuitgegeven ned. gedieht, door L. Roersch.
Versl. en Mededeel. der Kon. Vlaamsche Acad. 1887, 177 — 192.
2150. Heinric van Alkmaer, door J. W. Muller.
Tijdschrift voor Nederl. Taal- en Letterkunde 7, 251 — 260.
Joris, s. Nr. 2129.
2151. Kriegsprophezeiung. — Granlund, Victor, Kriegsprophezeiung
(niederländisch.)
Nd. Jahrbuch 12, 119 — 122. — Gedicht des 16. Jahrb. (Nachahmung von
Sibyllen -Weissagung, E.)
2152. Legenden. — Opzoomer, het Klooster van Diepenveen (Bibl. 1886,
Nr. 2107). 2de Lief. (57 S.) 's Gravenhage 1887, Belinfante.
Vgl. Tijdspiegel 1887, I, S. 489 — 501 (J. H. Gallee).
2153. The Legendary History of the Cross, a series of sixty-four
Woodcuts from a Dutch Book published by Veldener, A. D. 1483, witb
an Introduction written and illustrated by John Ashton. Preface by
S. Baving-Gould. 4. London 1887, Fisher Unwin. 10 sh. 6 d.
Niederländ. Text des Veldener (Historia S. Crucis, oder Boec van den houte).
— Vgl. Academv Nr. 768 (Stokes).
Legenden s. Nr. 736 ff.; 2413 ff.
2154. Lieder. — Bäumke, Wilhelm, niederländische geistliche Lieder
nebst ihren Singweisen aus Handschriften des 15. Jahrhunderts. 1. Abth.
Vierteljahrsschrift f. Musikwissenschaft 4, 153—254; vgl. Nd. Korrespondenz-
blatt 12, S. 85 (J. Bolte).
2155. Acquoy, J. G. R., Kerstliederen en leisen.
Verslagen en Mededeel. der Kon. Akad. van Wet-nsch. Afd. Lett. 3 K. IV,
S. 352—402. — Vgl. J. G. R. Acquoy: Eene Kerstleis, Archief voor Ned. Kerk-
geschiedenis 2, 393—400.
2156. Krause, K. E. H., Mittelniederländische Bruchstücke.
Nd Jahrbuch 12, 106-118. — Fünf Bruchstücke einer geistlichen Dichtung.
2157. Land, J. P. N., het Lnitboek van Thysius.
Tijdschrift der Vereeniging voor Noord-Nederlands Muziekgeschiedenis 1, 129
bis 195, 206—264; 2, 1—56, 109—174, 177—194, 278— 353. — Vgl. Nd. Korre-
spondenzblatt 12, 86 f. (Bolte).
2158. Bachmann, A., Een Middelnederlandsch gedieht uit een handschrift
te Zürich.
Tijdschrift voor Nederl. Taal- en Letterkunde VI, H. 3/i.
2159. Beets, A., Die werelt es mit allen bedorven.
Tijdschrift voor Nederl. Taal- en Letterkunde 6, 97 f.
s. Nr. 938 f.
474 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
2160. Madoc, door Guido Gezelle. 8. (19 S.) Gent, Leliaert et Siffer. 0,75 fr.
Abdruck aus : Het Beifort.
2161. Pauw, N. de, Over Willem's Madoc.
Verslagen en Mededeel. der Kon. Vlaamsche Acad. 1887, 159—173, u. separat.
8. (20 S.) Gent, Leliaert, Siffer et Co. 0,75 fr. —Vgl. Amsterdamer Nr. 537,
9. Oct. 1887 (J. ten Brink).
Maerlant, s. Nr. 443.
2162. Mande. — Hendrik Mande, Spiegel der volcomenheit teruggevonden
door 0. A. Spitzen.
De Katholiek N. R. III, 289-315, IV, 209—212.
L'163. Naaldewijk. — Muller, S., De kronieken van Holland van Jan van
Naeldwijk.
Bijdr. voor Vaderl. Geschied- en Oudheidkunde 3. R. IV, 392—404.
2164. Nyeveld. — Willem van Zuylen van Nyeveld, von van Slee.
Allgem. D. Biographie 24, 74 f.
2164\ Niclaes, Heinrich, von vau Slee.
Allgem. D. Biographie 23, 573 f.
2165. Gertrud van Oosten, von Philipp Strauch.
Allgem. D. Biographie 24, 364 f.
2166. Reinaert. — Van den Vos Reynaerde, uitg. door W. L. van Helten.
Bibl. van Middelned. Letterkunde, Aflev. 41 u. 42. 8. (XXXIX, 155 S.)
Groningen 1887, Wolters. 3 fl.
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 4—12 (J. W. Muller).
2167. Reinaard de Vos. Middeleeuwsch Dierenepos, in zeventien zangen,
voor de eerste maal in zijn geheel en in de oorspronkelijke maat be-
werkt, door Prudens Van Duyse. 3. uitg. 8. (207 S.) Roulers, De Seyn-
Verhougstraete. 2,50 fr.
2168. Muller, J. W., De taalvormen van Reinaert I en II.
Tijdschrift voor Nederl. Taal- en Letterkunde 7, 1 — 85.
2169. Rose. — De Vries, M., Fragment van de tweede vertaling der Rose.
Tijdschrift voor Nederl. Taal- en Letterkunde 7, 282 — 291.
2170. Schauspiel. — De sevenste Bliscap van Maria, mysteriespel der
XVde eeuw, uitg. op last der Kon. Vlaamsche Acad. voor Taal- en Letter-
kunde door K. Stallaert. gr. 8. (XXXII, 142 S.) Gent 1887, Leliaert
en Siffer. 2,50 fr.
2171. Spieghel, H. L. — Een Claghe Jesu Christi uit het Latijn van Petrus
Bleccius vertaald door H. L. Spieghel, door J. J. Doedes.
Bibliographische Adversaria 5, 7—11.
2172. Sprichwortsammlung. — Latendorf, Friedrich, eine in den Nieder-
landen bevorstehende wichtige Veröffentlichung aus dem Zeitalter der
Reformation.
Nd. Korrespondenzblatt 12, 8. 78 f. — Ausgabe der bei Peter Warnereen um
1550 erschienenen Sprichwörtersammlnng.
2173. Over Woeker, Middelnederlandsch Fragment, door H. E. Moltzer.
Tijdschrift voor Nederl. Taal- en Letterkumle 7, 292—302.
G. Altenglisch.
Bibliographie: Berliner Jahresbericht (oben Ni\ 95). Bibliographie
der Anglia (oben Nr. 115 f.).
VIII. LITTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 475
u) Angelsächsisch.
2174. Beowulf. — Bugge, S., Studien über das Beowulfepos.
Paul u. Braune, Beiträge 12, 1—112 u. 360—375.
2175. Sievers, E., Altnordisches im Beowulf?
Paul u. Braune, Beiträge 12, 168—200.
2176. Schneider, Friedrich, der Kampf mit Grendels Mutter. Ein Beitrag
zur Kenntniß der Composition des Beowulf. 4. (24 S.) 1887. Progr. des
Friedrichs-Realgymnasiums zu Berlin, Nr. 92. Berlin, Gärtner. 1 M.
2177. Schilling, H., The Finnsburg-Fragment and the Finn-Episode.
Modern Language Notes II, 6.
2178. Nader, E., Tempus und Modus im Beowulf.
Anglia 10. 542—563.
2179. Banning, Ad., die epischen Formeln im Beowulf. I. Die verbalen
Synonyma. 8. (56 S.) 1886, Marburger Dissertation.
2180. Köhler, der syntaktische Gebrauch des Infinitiv und Participa im
Beowulf. 8. (84 S.) Dissertation 1886, Münster i. W.
2181. Caedmon. — Stoddard, F. H., The Caedmon poems in MS. Junius XI.
Anglia 10, 157 — 167.
2182. Stoddard, Fr. H., Accent Collation of Caedmon's Genesis B.
Modern Language Notes II, 4.
2183. Cynewulf. - Andreas, von Baskervill (Bibl. 1885, Nr. 1608.)
Vgl. Englische Studien 10, 117 f. (Kluge).
2184. Bright, J. W., Notes on the Andreas.
Modern Language Notes II, 4.
2185. Baskervill, M. W., Notes on the Andreas.
American Journal of Philology 8, H. 1.
21 85a. Baskervill, M. W., Other Notes on the Andreas.
Modern Language Notes II, 6. — Dazu Bright, ebenda.
2186. Glöde, Untersuchungen über die Quelle von Cynewulfs Elene (Bibl.
1886, Nr. 2148).
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 261—263 (Golther).
2187. Hicketier, K., fünf Räthsel des Exeterbuches.
Anglia 10, 564—600.
2188. Nuck, R., zu Trautmanns Deutung des ersten und neunundachtzigsten
Räthsels.
Anglia 10, 390-39 4.
2189. Ruine. — Kirkland, J. H., a Passage in the Anglo-Saxon Poem
„The Ruinu cutically discussed.
The American Journal of Philology 27 (VII, 3).
2190. Strobl, J., zur Spruchdiehtung bei den Angelsachsen.
Zs. f. d. Alterthum 31, 54—64.
2191. Waldere. — Dieter, F., die Walderefragmente und die ursprüngliche
Gestalt der Walthersage.
Anglia 10, 227—234.
2192. Aelfred. — Napier, A. , Bruchstück einer altenglischen Boetius-
handschrift.
Zs. f. d. Alterthum 31, 52—54.
2193. Bock, Karl, die Syntax der Pronomina und Numeralia in König
Alfreds Orosius. Inaugural-Dissertation. gr. S. (47 S.) Göttingen, Vanden-
hoeck & Ruprecht. 1 M.
476 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
2194. Lenz, Philipp, der syntaktische Gebrauch der Parlikel ffe in den
Werken Alfred des Großen. 8. (80 S.) Heidelberger Dissertation. Darm-
stadt 1886.
s. Nr. 1617.
2195. Aelfric. — Aßmann, B.; Abt Aelfrics angelsächsische Hotnilie über
das Buch Judith.
Anglia 10, 76—104.
2196. Napier, A. S., A fragment of Aelfric's Lives of Saints.
Modern Langunge Notes II, 7.
2197. Zupitza, J., die ursprüngliche Gestalt von Älfrics Colloquium.
Zs. f. d. Alterthum 31, 32—45.
2198. Reum, A., De Temporibus ein echtes Werk des Abtes Aelfric.
Anglia 10, 457—498.
2199. Breck, Edw. , Fragment of Aelfric's Translation of Aedelwold's
De Consuetudine Monachorum and its Relation to other Manuscripts.
Leipsic 1887. Dissertation.
2200. Seh rader, Bernh. , Studien zur Aelfric'schen Syntax. Ein Beitrag
zur altenglischen Grammatik, gr. 8. (76 S.) Jena, Pohle. 2 M.
2200a. Cook, A. S., List of the Strong Verbs in Pat II of Aelfric's Saints.
Modern Language Notes II. 3.
2201. Chad. — Napier, A. . ein altenglisches Leben des heiligen Ohad.
Anglia 10, 131 — 156.
2202. Evangelien. — Skeat. W. W., The Gospel aecording to Saint Mat-
thew, in Anglo-Saxon, Northumbriau and Old Mercian Versions, Synopti-
cally Arranged. New ed. 4. (250 S.) Cambridge, Warehouse. 10 sh.
Vgl. Academy Nr. 811 (Napier).
2203. Glossen, — Sweet, The Oldest English Texts (Bibl. 1886, Nr. 2157").
Vgl. Engl. Studien 10, 275 ff. (Sehröerj ; Zs. f. d. österr. Gymnas. 1887, 546 ff.
(Brandl).
2204. Dieter, Epinaler Glossen (Bibl. 1886, Nr. 2157b).
Vgl. Engl. Studien 10, 275 ff. (Sehröer).
2205. Zupitza, J., altenglische Glossen zu Abbos Clericorum decus.
Zs. f. d. Alterthum 31, 1—27.
2206. Zupitza, J., altenglische Glossen zu Beda.
Zs. f. d. Alterthum 31, 27 — 31.
2207. Zupitza spricht über die ags. Glossen-Hs. des Musee Plantin-Moretus
Antwerpen) in der Berliner Gesellschaft für das Studium der neueren
Sprachen.
Herrigs Archiv 79, 88 f.
Predigten, s. Nr. 1617.
2208. Urkunden. — de Gray Birch, On some Anglo-Sixon Charters of
the Seventh and Eighth Centuries relating to Sussex.
Journal of the British Archaeological Association 42, H. 4.
Aßmann, ags. Regel über den Donner, s. Nr. 945": Zupitza, ags.
Zauberspruch, s. Nr. 945b.
ß) Mittelenglisch.
2209. Kölbing, E., Ms. 25 der Bibliothek des Marquis of Bath.
Engl. Studien 10, 203— 206. — Pergament-Hs., 14./15. Jhdt. Inhalt: Lydgah-'s
Lege of Thebes, Arcite u. Palomon. Grisild, Ipomadon, Exodus, Liber Numeri,
Liber Denteronomii, Liber Josue, Liber Judicum, Liber de Ruth, Regum I — IV,
Liber de Job, Liber Thobie, Liber Hester, Liber Judith, de matre cum VIlte"
pueris, Recept.
VIII. L1TTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 477
2210. Alexander. — Skcat, W. , The Wars of Alexander, Early English
Text Society: Extra Series Nr. XLVII. London 1886,
s. Nr. 2405.
2211. Amis und Amiloun, von Kölbing (Bibl. 1886, Nr. 2161).
Vgl. Anzeiger f. d. Alierfhum 13, 92-103 (Brandt).
Arcite und Palomon, s. Nr. 2209.
2212. Barbour. — Baudisch, Charaktere im ..Bruce" (Bibl. 1886,
Nr. 2165).
Vgl. Zs. f. d. bsterr. Gymnasien 1887, 296 f. (Brandl).
2213. Scott, Barbour's Le;:ends of the Saints
Dublin Review, April.
2214. Koeppel, E , die Fragmente von Barbours Trojanerkrieg.
Engl. Studien 10, 373 — 38:'.
2215. Beves. — Schmirgel, Karl, Stil und Sprache des mitfelenglischen
Epos Sir Beves of Hamtoun. I. Inaugural-Dissertation. gr. 8. (40 S.)
Breslau 1886, Köhler. 1 M.
2216. Bibel. — Dobson, history of the Bassandyne bible, the first printed
in Scotland, with notices of the early printers of Edinburgh. With facsi-
miles and other illustrations. 8. (244 S.) London, Blackwoods. 7 sh. 6 d.
s. Nr. 2209.
2217. Bokenham. — Horstmann, C. , Mappula Angliae, von Osbern
Bokenham.
Engl. Studien 10, 1—41.
2218. Chaucer. — Geofirey Chaucers Werke, übersetzt von Ad. v. Düring.
3. Bd. Canterbury-Erzählungen. 2. Th. 8. (483 S.) Straßburg, Trübner. 5 M.
Vgl. Zs. f. vergl. Litt. -Gesch. und Renaissanee-Litt. N. F. I, 112 f. (Würzner).
2219. ten Brink, Chaucers Sprache (Bibl. 1885, Nr. 1643).
Vgl. Engl. Studien 10, 114 — 117 (J. Koch); Centralorgnn f. d. Interessen d.
Realsehulwesens 1887, 628.
2220. Skeat, Chaucer's Nun's Priest's Tale.
Academy Nr. 794.
2221. Chaucer's Lymote, von Haies und Tuer.
Athenäum Nr. 3102 u. 3104.
2222. Chaucer, Verschiedenes über Geburtsjahr, Heimat u. s. w.
Athenäum Nr. 3114, 3115, 3118; Academy Nr. 771, 794.
2223. Publicationen der Chaucer Society. LXXVI : Chaucer's Boece from
the Additional Ms. 10.340 in the British Museum, edited by R. Morris;
II Series XX : Originals and Analogues of some of Chaucer's Canterbury
Tales, Part IV; II Series XXI: Life Records of Chaucer III.
Chaucer s. Nr. 47S.
2224. Chronik. — Church, W. S. and J. Langton, Saint Bartholomew's
Hospital reports. 8. London 1885.
2225. Dunbar, von Schipper (Bibl. 1886, Nr. 2180).
Vgl. Engl. Studien 10, 128- 133 (Kölbing).
2226. Sir Gawayne. — Fuhrmann, Job., die alliterierenden Sprachformeln
in Morris' Early English alliterative poems und im Sir Gawayne and the
Green Knight. Inaugural-Dissertation. gr. 8. (82 S.) Hamburg 1886. (Kiel,
Lipsiua & Tischer.) 2 M.
2227. Gower, Minnesang- und Ehezuchtbüchleiu , von Stengel (Bibl. 1886,
Nr. 2183).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1414 (Suchier).
478 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
2227\ Hörn. — Caro, Jos., Hörn Childe and Maiden Rimnild. Eine Unter-
suchung über den Inhalt, die Sprache und die Form des Gedichtes. Inaugural-
Dissertation. gr. 8. (29 S.) Breslau 1886. (Berlin, Mayer & Müller.) 1 M.
2228. Ipotis. — Gruber, Hugo, zu dem mittelenglischen Dialog 'Ipotis'.
8. Dissertation. Halle 1887, Niemeyer. 1,20 M.
2229. Langley. — Skeat, The vision of William (Bibl. 1886, Nr. 2185").
Vgl. American Journal of Philology 8, H. 3 ; Academy Nr. 769 (Bradley);
Athenäum Nr. 3099.
2230. Teichmann, Eduard, die Verbalflexion in William Langleys Buch
von Peter dem Pflüger. 4. (LV S.) 1887. Programm der Realschule zu
Aachen, Nr. 435.
2231. Wandschneider , Wilh., zur Syntax des Verbs in Langleys Vision of
William concerning Piers thePlowman, together with Vita de Dowel, Dobet
and Dobest. Inaugural-Dissertation. gr. 8. (83 S.) Leipzig, Fock. 1,20 M.
Vgl. Lifc Blatt 1887, Sp. 518 f. (Glöde).
Lanvalsage, s. Nr. 735.
2232. Lay le Freine. — Zupitza, J., zum Lay le Freine.
Engl. Studien 10, 41—48.
2233. Legenden. — Horstmann, C, Nachträge zu den Legenden.
Herrigs Arcbir 79, 411 — 470. — Ae. : S. Margarete, Strafe des Ehebruchs,
a tale of an incesiuous daughter, Testamentum Christi, the messengers of Death,
festum omnium sanctorum, Christi Auferstehung, de matre et VII pueiis, lamen-
tacion of oure lady; lat. : Vita prothoplansti Ade, de ligno sce crucis.
2234. Schipper, J. , die zweite Version der mittelenglischen Alexius-
legenden. (Aus: Sitzungsber. der k. Akad. d. Wiss.) Lex. 8. (78 S.) Wien,
Gerold's Sohn. 1,20 M.
2235. Heuser, Wilh., die mittelenglischen Legenden von St. Editha und
St. Etheldreda, eine Untersuchung über Sprache und Autorschaft, gr. 8.
(49 S.) Erlangen, Deichert. 1 M.
2236. Logeman, W. S., Forrests Theophilus (s. Bibl. 1884, Nr. 611).
Anglia 10, 533—541.
Legenden s. Nr. 736 ff., 2209, 2213; 2413 ff.
Lydgate, s. Nr. 2209.
2237. Robert Manning. — The story of England by Robert Manning of
Brunne, a. D. 1338. Ed. from mss. at Lambeth palace and the Inner
Temple by Fred. J. Furnivall. Part. I. IL 8. (XXIII, 846 S.) London
1887. Rolls Series.
Vgl. Athenäum Nr. 3136.
2238. Zetsche, Aemilius William, über den ersten Theil der Bearbeitung
des „roman de Brut" des Wace durch Robert Mannyng of Brunne. In-
augural-Dissertation. gr. 8. (84 S.) Leipzig, Fock. 1,20 M.
2 239. Haies, Robert of Brunne.
Academy Nr. 766; dazu Warner, ebenda Nr. 767.
2240. Maundeville. — The voiage and travayle of Sir John Maundeville
knight. edited, annoted and illustrated by John Ashton. London, Pickering
and Chatto.
Aus: Berliner Jahresbericht 1887, XVI, 417. — s. Nr. 2411.
2241. Laurence Minot. — Hall, Jos., The Poems of Laurence Minot.
Edited with Introduction and Notes. Oxford 1887, Clarendon Press.
4 sh. 6 d.
Vgl. Academy Nr. 816; Athenäum Nr. 3129.
VIII. LITTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 479
2242. Occleve. — Skeat, Hoccleve's 'Letter of Cupide'.
Academy Nr. 806.
2243. Octavian, von Sarrazin (Bibl. 1886, Nr. 2194).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 150 f. (R. Wülker).
2244. Orologium sapientiae. — Horstmann, K., Orologium Sapientiae or
The seven poyntes of trewe wisdom, aus Ms. Douce 114.
Anglia 10, 323—389.
Owl and Nightingale, s. Nr. 1617. (Ebenda: A moral Ode.)
2245. Palladius. — Struever, Karl, die mittelenglische Übersetzung des
Palladius. Ihr Verhältnis zur Quelle und ihre Sprache. Inaugural-Disser-
tation. gr. 8. (82 S.) Halle iGöttingen, Vandenhoeck & Ruprecht). 1,80 M.
2246. Robert von Gloucester. — The metrical chronicle of Robert of Glou-
cester ed. by William Aldis Wright. 2 Bde. 8. (XLVIII, 1018 S.) London
1887. Rolls Seiies.
Vgl. Academy Nr. 807 (Bradley).
2247. Broßmann, K., über die Quellen der mittelenglischen Chronik des
Robert von Gloucester. Inaugural-Dissertation. gr. 8. (40 S.) Breslau,
Köhler. 1 M.
2248. Ellmer, W., über die Quellen der Reimchronik Roberts von Glou-
cester (s. Bibl. 1886, Nr. 2196).
Anglia 10, 1—37 u. 291 — 322.
2249. Robert von Sicilien. — Nuck, Richard, Robert of Cisyle. 8. Disser-
tation. Halle 1887, Niemeyer. 1,60 M.
2250. Rolle. — Bramley, The Psalter by Richard Rolle (Bibl. 1884,
Nr. 1467).
Vgl. Anglia 8, Anzeiger 170-175 (Bernhardt); Engl. Studien 10, 112—114
(Kölbing).
2251. Adler, M. , und M. Kaluza, Studien zu Richard Rolle de Ham-
pole. III.
Engl. Studien 10, 215 — 255.
Romanzen s. Nr. 948 ff.
2252. Ros. — Gröhler, Herrn., über Richard Ros' mittelenglische Über-
setzung des Gedichtes v. Alain Chartier „La belle dame sans mercy".
Inaugural-Dissertation. gr. *8. (34 S.) Breslau, Köhler. 1 M.
Dazu Nachtrag in: Engl. Studien X, 206 f.
2253. Rose. — Cook, A. S., The „Romaunt of the Rose" and Professor
Skeat's Vocabulary Test.
Modern Language Notes II, 6.
2254. Schauspiel. — York Plays, von L. Toulmin Smith (Bibl. 1886,
Nr. 2198).
Vgl. Modern Lanqruage Notes II, 6 (Stoddard).
2255. Kamann, Paul, über Quellen und Sprache der York Plays, gr. 8.
(75 S.) Leipzig, Fock in Comm. 1,50 M.
2256. Kamann, P. , die Quellen der York- Spiele.
Anglia 10, 189—226.
2257. Dame Siriz. — Eisner, Walther, Untersuchungen zu dem mittel-
englischen Fabliau „Dame Siriz"*. Inaugural-Dissertation. [Aus: Zs. f. vergl.
Literaturgeschichte" H. 3/4.] gr. 8. (41 S.) Berlin, Hettler. 1,50 M.
2258. Sir Torrent. — Adam, Erich, über Sir Torrent of Portyngale. In-
augural-Dissertation. (In engl. Sprache.) gr. 8. (31 S.) Breslau, Köhler. 1 M.
480 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
2259. Sir Tristrem. Edited by George P. Mc. Neill. 8. (XLVIII, 148 S.)
Edinburgh and London 1886, Blackwood & Sons. The Scottish Text
Society 8.
Vgl. Englische Studien 10, 287—291 (Kölbing); Athenäum Nr. 3090.
2260. Wycliffe, von Vattier (Bibl. 1886, Nr. 2206)
Vgl. Theol. Lit. Zeitung 1887, Sp. 233— 236 (Lechler); Revue de l'histoire des
religions 1887, März/April (E. Coquerel) ; Revue des questions historiques
1887, 277.
2261. Loserth, J. , Johannis Wyclif sermones , now first edited. Vol. I.
Super evangelia dominicalia. (XL, 418 S.) London, Trübner & Co.
2262. Loserth, J., die lateinischen Predigten Wiclifs, die Zeit ihrer Ab-
fassung und ihre Ausnutzung durch Hus.
Zs. f. Kircheugeschkhte 9, 523 — 564.
2263. Wyclif, Johannis, tractatus de benedicta incarnacioue. Now first
printed from the Vienna and Oriel Mss. and edited with notes and in-
dices by E. Harris. 8. (XXX, 271 S.) London 1886, published for the
Wyclif Society. (Trübner & Co.).
2264. Beer, R., Joannis Wiclif de composicione hominis, for the first time
edited. (XX, 144 S.) London, Trübner & Co.
2265. Ewell, J. L., Wiclifs Bible honored by the revision.
Bibliotheca sacra 1887, Januar.
Wiclef s. auch oben Nr. 108.
2266. William of Palerne, von Schüddekopf (Bibl. 1886, Nr. 2208).
Vgl. Englische Studien 10, 291—295 (Kaluza ,
2267. Ywain. — Schleich, Gust., Ywain and Gawain. Mit Einleitg. und
Anmerkgn. hrsg. gr. 8. (LIX, 134 S.) Oppeln, Franck. ß M.
2268. Zerstörung v. Jerusalem. — Kopka, F., The Destruction of Jeru-
salem, ein mittelenglisches alliterierendes Gedicht. Einleitung, gr. 8. (39 S.)
Breslau, Köhler. 1 M.
H. Altnordisch.
2269. Bibliographie: Berliner Jahresbericht (oben Nr. 95); Lind (oben
Nr. 117).
2269". Edda Snorra Sturlusonar. Tom. III, continens : praefationem, commen-
tarios in carmina, skäldatal cum commentariis, indicem generalem. Hafniae.
Sumpiibus legati Arnamagnaeani (von Finnur Jonsson). gr. 8. (CXIX u.
S. 499—869). Kopenhagen 1880 — 1887, Gyldendal.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1567— 15*59.
2270. Dahlerup und Jonsson, grammatiske Afhandling (Bibl. 1886,
Nr. 2216).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 546 f. (Mogk); D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1403
bis 1405 (Burg).
2271. Gering, Glossar (Bibl. 1886, Nr. 2212).
Vgl. D. Lit Zeitung (887, Sp. 930 f. (Niedner); Lit. Blatt 1887, Sp. 471 f.
(Mogk); Anzeiger t. deutsches Alterthum 13, 247 — 249 (Heinzel); Gymnasium
1887, 763 t. (Knall)! Modern Language Notes II, Nr. 5 (Carpenter).
2272. Heusler, Andr., VqIo spö. Die Weissagung der Seherin. Aus dem
Altnord, übersetzt u. erläutert. 8. (59 S.) Berlin, G. Reimer. 1,50 M.
Vgl. I'. Lit. Zeitung 1887, Sp. R92 f. (Niedner); Lit. Blatt 1887, Sp. 471
(Symons, ; Anz. f. d. Alterthum 13, 304 (Heinzel).
VIII. UTTERATUE UND SPRACHDENKMÄLER. 481
2273. Detter, Ferdinand, Bemerkungen zu den Eddaliedern. II.
Arkiv f. nord. Filologie 4, 59—86. — Helgakv. Hund. I, 4; Helgakv. Hund.
I, 15 — 20, II, 14 — 18, die Völsungakv. hin forma; das Scheltgedicht, Helgakv,
Hund. I, 32—46, II, 19-24; Helgakv. Hund. I, 47—50; Helgakv. Hund. I, 56.
2274. Niedner, F., das Harbardsjöd.
Zs. f. d. Alterthum 31, 217—282.
2275. Jönsson, Finnur, Leidrjettingar a ymsum stödum i Sai'inundar-Eddu.
Arkiv f. nord. Filologi 4, 26 — 58.
2276. Symons, B., Bijdrage tot de dagteekening der Eddaliederen.
Verslagen en Mededeel. der Kon. Akad. van Wetensch. Afd. Lett. 3, R. IV,
S. 220—242.
2277. Rudolf, Adalb., vier altnordische Lieder. Beitrag zur Edda-Kcnntniß.
Herrigs Archiv 78, 43—74 und 165—214. — A. Wöluspa. B. Wegtams-Kwida.
C. Hyndlu-Liod. D. Gylfaginning. (so!)
2278. Bormann, Walter, neue Darstellungen der Edda.
Wissenschaftl. Beilage d. Leipziger Zeitung 188 •, Nr. 57.
2279. Carmina Norroena, von Wisen (Bibl. 1886, Nr. 2217!.
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 429 (Mogk).
2279". Wisen. Th., Emendationer oeh exegeser tili norröna dikter. II. 8.
Luud 1887. Akad. progr.
2280. Porkelsson, Jon. Islenzk kappakvaedi IL III.
Arkiv f. nord. Filologi 4, 251 — 283 u. 370—384.
2281. Jönsson, Finnur, Pläcitüs drapa.
Opuscula philologica, Mindre afhandlinger , udg. af det philol.-hist. Samfund,
Kopenhagen. Klein.
2282. Jönsson, Finnur, Ett vers af Blakkr skäld.
Smästykker udg. af Samfund til udgivelse af gammel Nordisk Literatur 9 — 10,
S. 202.
2283. Hammershaimb, V. A., Faeresk Anthologi med litterarhistorisk og
grammatisk indledniug sammt Glossar. 2. Heft. 8. Kopenhagen 1887. Sam-
fund til udgivelse af gammel nordisk literatur XV2 (Heft 1 s. Bibl. 1886,
Nr. 2223).
Heft 1: Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 293 (Brenner).
2284. 1500 — och 1600 — talens Visböcker utgifna af Adolf Noreen och
Henrik Schuck. IL Broms Gyllenmärs Visbock. 3. haftet. 8. (S. 247—332).
Stockholm 1887. In: Skrifter utgifna af Svenska Literatursällskapet. —
Auch: 8. (S. 103—339). Stockholm 1887, Svenska Landsmälen Bih. II,
2. = H. 1 — 3 der Ausgabe in: Skrifter utg. af Svenska Literatursäll-
skapet.
2285. Heimskringla eider Norigs Kongesogur fraa den eldste Tid til Aare
1177, uppskrivne av Snorre Sturleson. Umsett av S. Schjatt. 2. Utg.
B. 2. 8. (X, 344 S.) Christiania 1887, Cammermeyer.
2286. IslendingabÖC, es Are prestr Porgilsson gorpe. Gefiu üt af hinu is-
lenska bökmentafela^i. Finnur Jönsson bjö til prentunar. 8. Kopenhagen 1887.
2287. Mogk, E., Das Noregs Konungatal.
ArUiv f. nord. Filologi 4. 240 — 244.
2288. Sagor. — Jönsson, Finnin-, Egils Saga Skallagrimssonar. 2. Hft.
8. (S. 241—432). Kopenhagen 1887. 4 Kr. — • Samfund til udgivelse af
gammel nordisk litteratur XVII, 2, Heft 1 (s. Bibl. 1886, Nr. 2226).
Heft 1: Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 546 f. (Mogk); D. Lit. Zeitung 1887,
Sp. 1403—1405 (Burg).
GERMANIA. Neue Reihe XXIV. (XXXVI.) Jahrg. 32
482 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
2289. Gunnlaugssaga, von Mogk (Bibl. 1886, Nr. 2229).
Vgl. Zs. f. d. Philologie 19, 494—501 (Gering); Modem Lauguage Notes II,
Nr. 7 (Carpenter).
2289*. Kormaks Saga, von Möbius (Bibl. 1886, Nr. 2230).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 344 f. (Kölbing); Lit. Blatt 1887, Sp. 429 f.
(Brenner); Centralorgan f. d. Interessen d. Realsehulwesens 1837, 126 f. (Lenk).
2290. De Saga van Thorwald Kodransson von Lasonder (Bibl. 1886,
Nr. 2231).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, 8p. 452 f. (Mogk).
2291. Volsunga Saga: The Story of the Volsungs and Nibelungs, with cer-
tain Songs from the Eider Edda. Ed. with Introduction and Notes by H.
Halliday Sparling. Trans, from the Ieelandie by Eirikr Magnusson and
William Morris. 12. (2 70 S.) London, W. Scott. Camelot Series.
2292. Volsungernes saga. Oversat fra oldnorsk af P. Ulleland. 8.
(112 S.) Kristiania 1887. — Bibliotek for de tusind hjem Nr. 49 — 51.
2293. Heinzel, Richard, über die Hervararsaga. 8. (105 S.) Wien 1887,
Gerold's Sohn in Comm. 1,60 M. .Sonderabdruck aus den Wiener Sitzungs-
berichten Bd. 1 14.
2294. Herzfeld, Georg, die Geschichte von Thorstein Stangarhogg, au8
dem Altnordischen übersetzt
Herrigs Archiv 79, 403 — 410.
2295. Engelmann, Emil, die Frithiofs-Sage. Das Lied v. Frithiof dem
Kühnen f. das deutsche Haus. Nach den Quellen der alten isländ. u. der
E. Tegnerschen Frithiofs-Sage bearb. Mit 6 Lichtdr.-Bildern u. 50 Illustr.
im Text, sowie e. Runen-Alphabet. Nach Zeichngn. v. R.E.Kepler, Th.
Hoffmann u. A. Lex.-8. (IV, 183 S.) Stuttgart, Neff. 6 M.
2296. Ieelandie sagas and other historical documents relating to the
Settlements and descents of the Northmen on the British isles, edited by
G. Vigfusson. 2 vols. London 1887.
Nordische Gestalt der Nibelungensage s. Nr. 725 f.; Gullveig saga s. Nr. 9">'.< :
Ragnar Lodbrokssage s. Nr. 960.
Frostuthingslög s. Nr. 1537 f.
2297. Prosadikter fran medeltiden (utg. af G. E. Klemming). H. 1. Barlaam
och Josaphat. H. 2. Sju vise mästare. 8. (240 S.) Stockholm 188 7.
3,75 Kr. — Samlingar utgifna af Svenska fornskriftsällskapet, H. 91 u. 96.
2298. Schuck, H. , Den nyfunna Birgittahandskriften.
Samlaren 1887, 158—175.
2299. W ei bull, M. , En vigtig handskrift tili Birgittaliteraturen.
Historik tidskrift (schw.) 1887, 88—99.
Legenden s. Nr. 736 ff., 2413 ff.
2300. Larsson, L. , Studier över den stokholmska homilieboken. I, IL 8.
(96 S.) Lund 188 7. 2 Kr.
2301. W i s (• n , Th. , Textkritiska anmärkuingar til den stockholtnska homi-
lieboken.
Arkiv f. nord. Filologi 4, 193—239.
2302. Verschiedenes. — Smastykker 7—8 (Bibl. 1886, Nr. 2242).
Vgl. Lit. Centnilblatt 1887, Sp. 546 f. (Mogk); D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1403
bis 1405 (Burg).
Kalund, ordsprogsammling, s. Nr. 980*.
VIII. LITTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 483
2303. Kälund, Kr., Fra AM. 736 III, 4to. in: Smastykker udg. af Samfund
til Udgivelse af gammel Nordisk Literatur 9 — 10, S. 196 — 201. — 1. Vö-
lundarhus ; 2. Hamingjuhjol; 3. Auratal.
2304. Notitsbog, von Huitfeldt-Kaas (Bibl. 1886, Nr. 2245).
Vgl. Centralblatt f. Bibliothekswesen 4, II. 8 (0. Hartwig); s. auch Diöcesan-
archiv f. Schwaben 1886.
2305. Gigas, E. , Nordiske anekdoter. Ett par sammenstillinger.
Nordisk tidskrift utg. af Letterstedtska föreningen 1887, 139 — 157.
2306. Schauspiel. — Messenius, Joh. , Samlade dramer, utgifna af Henrik
Schuck. H. 2 u. 3. 8. (S. 37—206). Upsala 1886—87. — In: Skrifter
utgifna af Svenska Literatursällskapet.
2307. Tobiae Komedie, et Dansk Skuespii fra Tiden omkring 1600.
Udgivet for Universitets - Jubiläets danske Samfund af Smith. 1 1 8 S.
Kopenhagen, Klein. 3 Kr.
2308. Seelman, W., Peder Smed und Arnt ßuschman.
Nd. Jahrbuch 12, 95 f.
2309. Chroniken etc. — Svenskt Diplo matarium frän och med är 1401.
Utgifvet af Riksarchivet genom Carl Silfverstolpe. Andra delen. 6. haftet
(Register). 4. S. 869—1002). Stockholm 1887, Norstedt & Söner. 3 Kr.
2310. Svenska Riksarchivets pappershandlingar 1351 — 1400 förtec-
knade med angifvande af innehället. 8. (39 S.) Stockholm 1887. 0,50 Kr.
S. A. aus: Meddelanden fran Svenska Riksarchivet XI.
Svenska Riksdagsakter etc. s. Nr. 1542 ff.
2311. Kjobenhavns Di plo m atar ium. Sämling af Dokumenter, Breve
og andre Kilder til Oplysning om Kjobenhavens seldre Forhold fer 1728.
Udg. ved Kjobenhavns Kommunalbestyrelses Omsorg ved O. Nielsen.
3. — 8. Band. Kopenhagen 1887.
2312. Gammel dans k e Kr anik er udgivne ved M. Loenzen. H. 1. Kopen-
hagen 1887. — Samfund til udgivelse af gammel nordisk litteratur.
2313. Monumenta historicae Danicae. Historiske Kildeskrifter og
Bearbejdelser af dansk Historie. Udg. af H. Rordam. 2. R. 2. Bd. 3. H.
Kopenhagen 1887.
Corpus constitutionum Daniae s. Nr. 1552 ff.; Saxo s. Nr. 2373.
L. Lateinisch.
Bibliographie: Jahresberichte der Geschichtswissenschaft (obon
Nr. 100); Berliner Jahresbericht (oben Nr. 95) S. 268 — 287. — Lorenz,
Geschichtsquellen s. Nr. 999.
2314. Grammatik. — Fierville, une grammaire latine inedite du XIIF
siecle, extraite des manuscrits Nr. 465 de Laon et Nr. 15462 ^fonds
latin) de la Bibl. nat. 8. (XXVI, 203 S.) Paris, Impr. nationale.
Vgl. Revue critique 1887, Nr. 9
2315. Eberhardi Bethuniensis graecismus. Ad fidem librorum manu
scriptorum recensuit, lectionum varietatem adjecit, indices locupletissimos
et imaginem codicis Melicensis photolithographicam addidit Joh. YVrobel.
gr. 8. (XXII, 319 S.) Breslau 1887, Koebner. 9 M. Corpus grammati-
corum medii aevi, Vol. I.
32*
484 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
2316. Avieni, Rufi Festi, carmina, rec. Alfr. Holder, gr. 8. < LXV, '296 S.)
Innsbruck, Wagner. 10 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1 50.') — 1505 (Sgln.); Archiv f. lat. Lexicographie
4, 329.
2316\ Procop, von D. Coste (Bibl. 1886, Nr. 2253).
Vgl. Histor. Zs. 57, 254 — 266 (Erhardt).
2317. Cassiodor. — Stangl, Th., zu Cassiodorius Senator. Lex. -8. (11 S.)
Wien, Gerolds Sohn in Comra. 0,30 M. Sep.-Abdr. aus: Wiener Sitzungs-
berichte Bd. 114, 405— 413.
2318. Schaedel, Ludwig, Plinius der Jüngere und Cassiodorius Senator.
4. (36 S.) 1887. Programm des Ludwig-Georgs-Gymnasiums zu Darmstadt,
Nr. 584.
2319. Tanzi, libri Variarum di Cassiodorio (Bibl. 1886, Nr. 2262).
Vgl. Bl. f. d. bayerische Gymnasialschnlwesen 1887, 240 — 243 /Hasenstab).
2320. Eugippius, von Knöll (Bibl. 1886, Nr. 2263).
Vgl. Lit. Centralblatt 1837, Sp. 490 f. (A. E.).
2321. Viktor V. Vita. — Pötzsch, W., Viktor v. Vita und die Kirchen-
verfolgung im Wandalenreiche, gr. 4. (42 S. ) Döbeln, Schmidt. 2,50 M.
2322. Isidors Geschichte der Gothen, Vandalen , Sueven, nebst Auszügen
aus der Kirchengeschichte des Beda Venerabiüs, übersetzt von D. Coste.
8. (X, 60 S.) Leipzig, F. Duncker. 1 M. Geschichtschreiber d. d. Vorzei:
in deutscher Bearbeitung 80. Lief, und: 2. Gesammtausgabe 10. Bd.
2323. Gregoire de Tours, histoire des Francs, livres 1 — 6. Texte du manu-
scrit de Corbie. Bibliotheque nationale, ms. lat. 17655; avec un fac-simile.
Publie par Omont. 8. (XXXII, 135 S.) Paris, Picard. 7 frcs.
2324. Kruscb, Bruno, zu Gregors Schrift De cursu stellarum\
V Archiv f. ältere d. Geschichtskunde 12, 303 — 308.
2324". Bonnet, Max, und Bruno Krusch, Codex A„ der Historia Franco-
rum des Gregor von Tours.
N. Archiv f. ältere d. Geschichtskunde 12, 309—314.
2325. Aldhelm und Beda, von Manitius (Bibl. 1886, Nr. 2270).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1273 f.; Berliner philol. Wochenschrift 1887,
Sp. 878 ff. (Huemer).
2326. Zupitza, J. , eine Conjectur zu Aldhelm.
Romanische Forschungen III, 2.
2327. The Birthplace of Bede.
Antiquary 1887, April.
2328. Bonifatius. — Höfler, C. v., Bonifatius, Apostel der Deutschen und
die Slavenapostel Konstantinos (Cyrillos) und Methodios.
Mittheilungen d. Vereines f. Geschichte d. Deutschen iu Böhmen 25, H. 3 und
separat, gr. 8. '64 S.) Prag, Dominicas. 0,50 M. — Vgl. Mitteilungen aus der
histor. Litteratur 15, 111 f.; Archiv f. kathol. Kirchenrecht 18S7, 194 (Scheide-
mantel).
2329. Paulus Diaconus. — Vogeler, Adolf, Paulus Diaconus und die Origo
gentis Langobardorum. Ein Beitrag zur Kritik der Historia Langobardorum.
1. 15 S.) 1887. Programm des Realgymnasiums zu Hildesheim, Nr. 308.
2330. Schmidt, P. , Paulus Diaconus und die origo gentis Langobardorum.
N. Archiv f. ältere d. Geschichtskunde 13. 391—394.
2331. Grisar, H. , die Gregorbiographie des Paulus Diaconus in ihrer ur-
sprünglichen Gestalt nach italienischen Handschriften.
Zs. f. kathol. Theologie 1887, 158—173 u. 417 — 440.
VIII. LITTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 485
2332. Bernheim, E. , die Vita Karoli Magni als Ausgangspunkt zur
literarischen Beurtheilung des Historikers Einhard.
Histor. Aufsätze, dem Andenken an Georg Waitz gewidmet (1886), S. 73 — 96.
2333. Traube, Ludwig, poetae latini aevi Carolini. Tom. III, pars 1. gr. 4.
(VII, 265 S.) Berlin 1886, Weidmann. 8 M. Mon. Germ. hist. Poet. lat.
medii aevi tomi III, pars 1.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1444 f.; D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1240 f.
(Huemer); Wochenschrift f. classische Philologie 1887, Sp. 1004—1008 (Mauri-
tius); Mitteilungen aus d. histor. Literatur 15, 311 ff.
2334. Dümmler, Ernst, Ermahnungsschreiben an einen Karolinger.
N. Archiv f. ältere d. Gesch. 13, 191 — 196; dazu S. 664 f. (K. Z.).
2335. Monumenta Germaniae historica. Scriptorum tomi XV, pars 1.
fol. (VIII, 574 S.) Hannover, Hahn. 28 M. — Enthält Lebensbeschrei-
bungen, Wundergeschichten u. s. w. aus der karoling. Zeit.
2336. Briefe. — Die Abtheilung der Briefe der Monumenta Germaniae, von
W. Wattenbach und W. Gundlach.
N. Archiv f. ältere d. Gesch. 12, 239 — 288 u. 453—502. — Von der Zeit der
Merovinger bis 911.
Nekrologien s. Nr. 331 ff.
2337. Nithard, von Wattenbach.
Allgem. D. Biographie 23, 70ö.
2338. Berliere, IL, Nithard, Abt von Centula.
Studien u. Mittheilngn. aus d. Benedictiuer- u. Cisterzienser-Orden 8, 175 — 182.
2339. Gesta abbatum Fontanellensium , von Loewenfeld (Bibl. 1886,
Nr. 2289).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 754 (Holder-Egger); Revue critique 1887, Nr. 1.
2340. Hinkmar v. Rheims. — Büchting, E., die Glaubwürdigkeit Hink-
mars von Rheims. 8. (60 S.) Dissert. Halle 1887.
2341. Flodoard. — Sehe ff er- Boichorst, P. , kleinere Forschungen zur
Geschichte des Mittelalters. IX.
Mittheilungen d. Instituts für österr. Geschichtsforschung 8, 423 — 430.
2342. Erchanbert. — Simson, Bernhard, über die wahrscheinliche Identität
des Fortsetzers des Breviariums Erchanberti und des Monachus Sangallensis.
Zs. f. d. Gesch. d. Oberrheins N. F. II, 59—68.
2343. Waltharilied, von Linnig (Bibl. 1885, Nr. 1761).
Vgl. Zs. f. d. Österreich. Gymnasien 1887, 728 (Joh. Schmidt).
Magister Ruodpert s. Nr. 1655.
2344. Hroswitha. — Grashof, Otto, "f, das Benedictinerinnenstift Ganders-
heim und Hrotsuitha, fortgesetzt von Sievers.
Studien u. Mittheilungen aus d. Benedictiner- u. Cisterzienser-Orden VII, H. 4;
VIII, H. 1—3.
2345. Nivardus, von Ernst Voigt.
Allgem. D. Biographie 23, 742 f.
2346. Widukind. — Simson, B. , zur Kritik des Widukind.
N. Archiv f. ältere d. Gesch. 12, :'>97 f.
2347. Wipo. — Hasse, P., über Wipos Kap. I.
Mittheilungen aus d. Stadtarchiv von Köln H. 13.
2348. Zu Hermannus Contractus, von J. May.
N. Archiv f. ältere d. Gesch. 12, 226—231.
2349. Lambert von Hersfeld. — Edel, Ad., ist Lambert von Hersfeld
wirklich der Verfasser der Gesta Heinriei quarti metrice?
Forsch, z. d. Gesch. 26, H. 3.
486 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
2350. G und lach, Wilh., wer ist der Verfasser d. Carmen de bello saxo-
nico ? Eine Entgegng. auf die Beurtheilgn., welche der Schrift: Ein Dictator
aus der Kanzlei Kaiser Heinrichs IV. gewidmet worden sind. Mit 3 Schrifttaf.
gr. 8. (IV, 135 S.) Innsbruck, Wagner. 6 M.
2351. Mirbt, Carl, die Absetzung Heinrichs IV. durch Gregor VII. in der
Publicistik jener Zeit.
Kirchengeschichtl. Studien, Hermann Reuter zum 70. Geburtstag gewidmet
S. 95—144.
2352. Tieffenbach, R. , die Streitfrage zwischen König Heinrich IV. und
den Sachsen, gr. 4. (36 S.) Königsberg, Koch & Reimer. 1 M.
2353. Lehmgrübner, Hugo. Benzo von Alba. Ein Verfechter der kaiser-
lichen Staatsidee unter Heinrich IV. Sein Leben und der sogenannte
'Panegyrikus' . gr. 8. (VI, 156 S.) Berlin 1887, Gärtner. 4 M. Historische
Untersuchungen, herausgeg. von J. Jastrow, 6. Heft.
2354. Albert von Lüttich, von Wattenbach.
Allgem. D. Biographie 24, 528 f.
2355. Ungarische Chronik. — Rademacher, Otto, die ungarische Chronik
als Quelle deutscher Geschichte. 4. (16 S.) 1887. Programm des Gym-
nasiums zu Merseburg, Nr. 225.
2356. Benno von Meißen. — Will, K. P., St. Benno, Bischof von Meißen.
Quellenmäßige Darstellung seines Lebens u. Wirkens. 8. (112 S.) Dresden,
Schmidt. 1 M.
2357. Albert von Aachen. — Kühn, Fritz, zur Kritik Alberts von Aachen.
N. Archiv f. ältere d. Gesch. 12, 543—558.
Vita Annonis s. Nr. 1679.
2358. Manegold v. Lautenbach. — Paulus, N. , Etudes nouvelles sur
Manegold de Lautenbach.
Revue catholique d'Alsace N. S. 5e aunee.
2359. Paul v. Bernried. — May, J., Leben Pauls von Bernried.
N. Archiv f. ältere d. Gesch. 12, 333—352.
2360. Gerhoch. — Sturmhoefel, Konrad, der geschichtliche Inhalt von
Gerhohs von Reichersberg I. Buche über die Erforschung des Antichrists.
4. (24 S.) 1887. Programm der Thomasschule zu Leipzig, Nr. 504. Leipzig,
Hinrichs' Sort. 1 M.
2361. Otto v. Bamberg. — Wiesener, W. , Ebo's Vita Ottonis episcopi
Bambergensis nach ihrer geschichtlichen Glaubwürdigkeit untersucht.
Forsch, z. d. Gesch. 26, H. 3.
2362. Norbert. — Elsen, G. v. d. , kritische Untersuchungen über die
Lebensbeschreibungen des heil. Norbert.
Geschichtsbl. f. Stadt u. Land Magdeburg 1886, 329—354.
2363. Rupert von Deutz, von F.W. E. Roth, in: Die katholische Bewegung
in unseren Tagen, herausg. von H. Rody, Jahrg. XX, H. 16 — 18. (Würz-
burg, Woerl).
2364. Rocholl, R. , zu Ruppert von Deutz.
Zs. f. kirchl. Wisseusch. u. kirchl. Lehen 1887, H. 1.
2365. Elisabeth von Schönau, Gebetbuch, von Roth (Bibl. 1886, Nr. 2299).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 50 f. (Funk).
2 366. Heil. Hildegardis. — Roth, F. W. E., die Codices des Scivias der
hl. Hildegardis 0. S. B. in Heidelberg, Wiesbaden und Rom in ihrem Ver-
hältniß zueinander und zu der editio princeps.
Quartalblätter d. histor. Vereins f. d. Großherzogthum Hessen 1887, S. 18 — 26.
VIII. L1TTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 487
2367. Roth, F. W. E., zur Bibliographie der heil. Hildegardis (Bibl. 1886,
Nr. 2301).
Quartalblätter d. histor. Vereins f. d. Großherzogthum Hessen 1887, S. 78—88.
s. Nr. 2124.
2368. Chronicon Moguntinum, von Hegel (Bibl. 1886, Nr. 2302).
Vgl. Revue critique 1887, Nr. 35.
2369. Otto von Freising, von Wattenbach.
Allgem. D. Biographie 24, 688—690.
2370. Manitius, M., zu Rahewin, Ruotger und Lambert.
N. Archiv f. ältere d. Gesch. 12, 361—385.
2371. Manitius, M. , zu Fortunatus, den Annales Quedlinburgenses und
Sigeberts Vita Deoderici.
*" \. Archiv t. ältere d. Gesch. 12, 591—596.
2371\ Manitius, M., zu deutschen Geschichtsquellen des 6. u. 11 . Jhdts.
N. Archiv f. ältere d. Gesch. 13, 197 — 214. — Vita Burchardi ep. Wurm.;
Alpert; Thangmars Vita Bernwardi; Sigeberts Gesta Abb. Gemblac. ; Ekkehard
u. Jordanes.
2372. Helmold. — Böhmer, Alb., Vicelin. Ein Beitrag zur Kritik Helmolds
und der älteren Urkunden von Neumünster und Segeberg. 8. (103 S.)
Rostocker Dissertation. Wismar, Hinstorff.
2373. Saxo. — Hasse, P. , das Angers'sche Fragment des Saxo Gram-
maticus.
N. Archiv f. ältere d. Gesch. 12, 315—332.
2374. Oliver von Paderborn, von Ho o gew.
Allgem. D. Biographie 24, 305—308.
2375. Otto von St. Blasien, von Wattenbach.
Allgem. D. Biographie 24, 741.
2376. Codex Hirsaugiensis, von E. Schneider.
Württemberg. Vierteljahrshefte 1887, H. 4 (Württembergische Geschichtsquellen,
herausg. von dem k. Statist. Landesamt I. Stuttgart 1887. K( hlhammer).
2377. Sächsische Annalen. — Heinemann, L. v. , über ein verlorenes
sächsisches Annalenwerk.
N. Archiv f. ältere d. Gesch. 13, 33—59. — Zum Annalista Saxo u. d. Pöhlder
Annalen.
2378. Wormser Annalen. — Kost er, Alb., die Wormser Annalen. Eine
Quellenuntersuchung, gr. 8. (105 S.) Leipzig, Fock. 1,80 M.
2379. Konrad v. Mure, von G. v. Wyss.
AI lg. D. Biographie 23, 57 f.
2380. K. Karls Jugendleben, von O eisner (Bibl. 1886, Nr. 2274).
Vgl. Histor. Zs. 57, 268—272 (Loserth).
2381. Speculum humanae salvationis. — Eine bibliographische Seltenheit
in Freiberg i. S., von R. Kade.
Centralblatt f. Bibliothekswesen 4, H. 7.
2382. Nicolaus von Dinkelsbühl, von Stanonik.
Allgem. D. Bibliographie 23, 622 f.
2383. Thomas a Kempis. — Fromm, Ausgaben der Imitatio Christi (Bibl.
1886, Nr. 2319).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 487 f. (L. Müller).
2383*. Libri quatuor de Imitatione Christi ad literam codicis Gaesdoncani
an. 1427 manuscripti, adjectis lectionibus variantibus codicum Roolfii
an. 1431 et Thomaei an. 1441 exarati. 32. (391 S.) Monasterii 1887,
typis et impensis libr. Regensbergianae (B. Theissing). 1,50 fr.
488 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
2384. De imitatione Christi libri quatuor ad fidem codicis de advocatis
recensi. Reproduction der .R. v. Decker'schen Ausgabe in Monumental-
ver8alien durch chemisch-anastat. Druck. 16. (XIV, 320 S.) Berlin 1862,
v. Decker. 10 M.
2385. Korth, L. , die älteste deutsche Übersetzung der Imitatio Christi.
Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln H. 13-
2386. Schulze, L., zur Thomas a Kempis-Frage. 1. Der Wernigeroder
Codex. 2. Der Schönborn'sche Codex.
Zs. f. Kircliengeschichtf 9, 119—129.
2387. Thomas a Kempis, Notes of a visit to the scenes in which his
life was spent, with some account of the examination of his relics by
Francis R. Cruise. 8. 1 332 S.) London, Kegan Paul, Trench & Co. 16 fr.
Vgl. Academy Nr. 812 (Kettlewell).
2388. Dietrich von Niem, von Theodor Lindner.
Allgem. D. Biographie 23, 671—673.
2389. Erler, Georg, Dietrich v. Nieheim. [Theodericus de Nyem.] Sein
Leben u. seine Schriften, gr. 8. (XIV, 490 u. Beilagen XLV S.) Leipzig,
A. Dürr. 11 M.
2390. Erler, Georg, die historischen Schriften Dietrichs von Xieheim. 8.
(VIII, 104 S.) Leipziger Habilitationsschrift.
2391. Sauerland, H. V., der sogen. Briefwechsel des Trierer Erzb. Hillin
und Dietrich von Nieheims Chronik.
N. Archiv f. ältere d. Gesch. 12, 599 — 601.
2392. Finke, H. , Dietrich von Niem als Verfasser der Reformschrift de
necessitate reformationis.
Hist. Jahrbuch 8, 284-286.
2393. Finke,H., kleinere Quellenstudien zur Geschichte des Constanzer Concils.
Histor. Jahrbuch 8, 454 — 474. — Darin: Dietrich Vrye, de consolatione ecclesiae.
2394. Finke, H. , zwei Tagebücher über das Constanzer Concil (Bruch-
stücke von Dietrich von Niem; Tagebuch des Cardinais Wilh. Fillastre).
Römische Quartalschrit't 1, 46 — 79.
2395. Finke, H. , Forschungen zur westfälischen Geschichte in römischen
Archiven und Bibliotheken.
Zs. f. vaterländische Geschichte u. Alterthumskunde (Westfalens) 45, 103 bis
181. — Darin Bemerkungen über Hermann von Minden, Hermannus de Schildis,
Hermann Galigaen, Dietrich von öiiem, Dietrich von Münster, Conrad von Soest.
2396. Gebhardt, Bruno, zur Chronik des Dietrich von Niem.
N. Archiv f. ältere d. Gesch. 13, 225—230.
2397. Joh. Marienwerder. — Hipler, Septililium (Bibl. 1886, Nr. 2333).
Vgl. Zs. f. kathol. Theologie 1886, H. 4 (Lämmer); Lit. Rundschau 1886, Nr. 19
(Bellesheiiu).
2398. Mathias Döring-. — Gebhardt, B., Mathias Döring der Minorit.
Hist. Zs. 69, 248—275.
2399. Gebhardt, B., die confutatio primatus papae.
N. Archiv f. ältere d. Geschichtskunde 12, 517— 530.
2400. Johannes Busch. — Grube, Karl, des Augustinerprobstes Johannes
Busch Chronicon Windeshemense und Liber de reformatione monasterio-
rum. gr. 8. (XLVIII, 824 S.) Halle 1887, Hendel. 16 M. Geschichts-
quellen der Provinz Sachsen u. angrenzender Gebiete, 19. Bd.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1684 f.; D. Lit. Ztg. 1887, Sp. 1722 f. (K. Müller):
Götting. gel. An/.. 1888, Nr. 17 (Schulze); Mittheilnngen aus d. histor. Litteratur
15, 336 ff. (Schmidt ; Theol.Lit. Blatt 1887, Sp. 382; Lit. Handweiser Nr. 441
(Kese
VIII. L1TTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 489
2401. Becker, V., Eene onbekende Kronijk van het Klooster te Windesheim.
Bijdr. en Mededeel. van het Bist. Genootsch. te Utreclit 1887, 376 — 445.
2402. Eberbacher Chronik. — Widmann, die Eberbacher Chronik der
Mainzer Erzbischöfe.
N. Archiv f. ältere d. Gesch. 13, 119— 143. — S. 122 u. 127 ein Rebus auf die
Jahreszahl 1356 (Erdbeben in Basel): Ein rink mit sinem dorn, diu rossisen
vserkorn, ein zimnierax, der krüegen zal, do verfiel Basel überall. — S. 142 f.:
Versus de statu cleri.
Knebel s. Nr. 1702; Campellus s. Nr. 1911.
2403. Felix Hemmerlin. — Ueber Mr. Felix Hämmerlins Todeszeit.
Anzeiger f. Schweiz. Gesch. 1 886, Nr. 4/5.
Peter Luder s. Nr. 1813.
2404. Nicolaus von Siegen, von Wegele.
Allgem. D. Biographie 23, 627 f.
2405. Vita Alexandri ed. Landgraf (Bibl. 1886, Nr. 2335").
Vgl. Histor. Zs. 57, 267 f. (Hirsch).
s. Nr. 696, 1751, 2210.
2406. Apollonius. — Historia Apollonii regis Tyri, e codice Parisino 4955
ed. et commentario critico instruxit Mich. Ring. 12. (90 S.) Preßburg,
Steiner. 1,50 M.
2407. Johannes v. Capua. — Derenbourg, Johannis de Capua directo-
rium vitae humanae alias parabolae antiquorum sapientum. Version latine
du livre de Kaliiah et Dimnah. 1. fasc. Roy.-8. (240 S.) Paris, Vieweg.
2408. Trojanerkrieg. — Hu ein er, J., ein Trojanerlied aus dem Mittelalter.
Zs. f. d. österr. Gymnasien 1887, 7 — 9- — 40 lat. Distichen aus einer Krems-
münsterer Hs.
s. Nr. 769 f.
2409. Reisen. — Mommsen, Th., über einen neu aufgefundenen Reise-
bericht nach dem gelobten Lande.
Sitzungsberichte der k. preuß. Akad. d. Wiss. 1887, H. 23. — 1. Jahrb.
2410. Gammurini, J. F., S. Hilarii tractatus de mysteriis et hymni et
S. Silviae Aquitanae peregrinatio ad loca sancta. Ex codice Arretino ed. 4.
(XL, 143 S.) Rom 1887, Spithöfer in Comm.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 897 f. (E. W.).
2411. Mandeville, von Vogels (Bibl. 1886,' Nr. 2343).
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 480 (Ehrismann).
s. Nr. 2240.
2412. Geyer, Paulus, zur Peregrinatio ad loca sancta.
Archiv f. lar. l.exicographie 4, 611 — 615.
Reisen s. Nr. 1827 ff.
2413. Legenden. — Lipsius, R. A., die apokryphen Apostelgeschichten
und Apostellegenden. Ein Beitrag zur altchristlichen Litteraturgeschichte.
2. Bd. 1. Hälfte. 47 2 S. Braunschweig, Schwetschke u. Sohn. 16 M.
Dazu: Berichtigungen in den Jahrbüchern f. prot. Theologie 1887, 352. — VtrI.
Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1393-1398 (H. Lüdemann); D. Lit. Zeitung 1887,
Sp. 1033—1035 (Holtzmann); Theol. Lit. Zeitung 1887, Sp. 246—251 (A. Har-
mick); Theol. Lit. Blatt 1887, Sp. 177 ff.; Protest. Kirchenzeitung 1887, Nr. 42
bis 46 (Lüdemann); Lit. Rundschau 1887, Nr. 7 (Schanz); Lit. Handweiser
Nr. 427 (Eich).
2414. Egli, altchristliche Studien (Bibl. 1886, Nr. 2346).
Vgl. Theol. Lit. Zeitung 1887, Sp. 299—301 (A. Harnack) ; Theol. Lit. Blatt
18S7, Sp. 121 ff.; Zs. f. wissenschaftl. Theologie 31, H. 1 (Hilgenfeld) ; Theol.
Zs. aus d. Schweiz 1887, H. 3; Zs. f. kathol. Theologie 1887, H. 4 (Nilles);
Lit. Rundschau 1887, Nr. 11 (Punk); Allgemeine Zeitung 1887, Beil. Nr. 14.
49<) BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
2415. Egli, E., Ursus und Victor in Solothurn.
Tlieolog. Zs. aus d. Schweiz 4. Jahr»., 1. Heft.
2416. Usener, Hermann, Sammlung der Wunder des heil. Gallus u. Otmar.
Alemannia 15, 93—96.
2417. Usener, H., Beiträge zur Geschichte der Legendenliteratur.
Jahrbücher f. protest. Theologie 1887, 219—259.
2418. Friedrich, zur Geschichte des Hausmeiers Ebruin. Die Vita S. Leo-
degarii.
Sitzungsberichte d. k. baver. Akademie d. Wissenschaften 1887, I, 40 — 60.
2418a. Adgars Marienlegenden, von Neuhaus (Bibl. 1886, Nr. 2350).
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 266—268 (Mussafia); Herrigs Archiv 78, 116.
2419. Acta Sanctorum novembris ex latinis et graecis aliarumque gen-
tium monumentis servata primigenia veterum scriptorum phrasi collecta
digesta commentariis et observationibus illustrata a C. de Smedt, G. van
Hooff et J. de Backer. T. I. Quo dies primus secundus et partim tertius
continentur. 2 (XVI, 1004 S.) Paris, Palme.
2420. Analecta Bollandiana T. V. VI. Ed. Car. de Smedt, Gul. van
Hooff, Joseph de Backer et Car. Houze S. J. Bruxelles u. Paris, 1886
u. 1887.
2421. Vitae sanctorum metricae, IX. Ex codicibus Monacensibus, Parisien-
sibus , Bruxellensi, Hagensi saec. IX — XII ed. Guil. Harster. 8. (XVI,
237 S.) Leipzig, Teubner. 3 M.
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1474 (Huemer). — Vgl. dazu Manitius, N. Archiv
f. ältere deutsche Geschichtskunde 13, 636 — 642.
2422. Holder-Egger, O., zu deutschen Heiligenleben.
N. Archiv f. ältere d. Gesch. 13, 9 — 32. — Gozwiu und Gozechin; Marinus und
Anniauus ; Adalbert von Egmond.
2423. Passiones beati Thiemonis Juvavensis archiepiscopi prosa scriptae.
Recueil des histoires des eroisades, Historiens occidentaux 5, 201 — 223.
2424. Schum, W. , Miracula Burchardi III. archiepiscopi Magdeburgensis.
N. Archiv f. ältere d. Gesch. 12, 5*6 — 590.
2425. Tümpel veröffentlicht eine Übersetzung der Vita Marcswidis nebst
Gründungsgeschichte von Schildesche.
6. Jahresbericht d. histor. Vereins f. d. Grafschaft Ravensberg zu Bielefeld.
2426. Fritzsche, C. , die lateinischen Visionen des Mittelalters bis zur
Mitte des 12. Jahrhunderts (Schluß).
Romanische Forschungen X, 3.
2427. S tan ton, R. , Menology of England and of Wales; brief memorials
of the ancient british and english saints. London, Bums & Oates.
Legenden s. Nr. 736 ff.; 1752 ff.; 2152 f.; 2209-, 2233 ff.; 2298 f.
2428. Hymnen. — Brambach, Wilhelm, Psalterium , bibliographischer
Versuch über die liturgischen Bücher des christlichen Abendlandes, gr. 8.
(VHI, 56 S.) Berlin 1887, Asher & Co. 2 M. Sammlung bibliothekswissen-
schaftl. Arbeiten, herausgeg. von K. Dziatzko, 1. Heft.
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 1654 f. (F. X. Kraus); Tiieol. Lit. Zeitung 1887,
Sp. 543 — 545 (Ranke); Lit. Handweiser Nr. 442 (Bäumken.
2429. Weale, W. H. Jacobus, Bibliographia liturgica. Catalogus missalium
ritus latini ab anno MCCCCLXXV impressorum. 8. (296 S.) London
1886, Quaritch.
Vgl. Centralblatt f. Bibliothekswesen 4, H. 6 (O. Hartwig).
VIII. LITTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 491
2430. Gautier, L. , histoire de la poesie liturgique au moyen nge : les
tropes. T. I. 8. (VIII, 280 S.) Paris, Palme.
Vgl. Lit. Rundschau 1887, Nr. 11 (Bäumer); Lit. Handweiser Nr. 440 (Bäumer).
2431. Compendium antiphonarii et breviarii romani concinnatum ex edi-
tionibus typicis cura et auctoritate sacrorum rituum congregationis publi-
catis. Ed. ster. 8. (XIV, 568; 192 u. 56 S.) Regensburg, Pustet. 3,8<> M.
2432. Gihr, Nikolaus, die Sequenzen des römischen Meßbuches, dogma-
tisch und ascetisch erklärt. Nebst einer Abhandlung über die Schmerzen
Maria, gr. 8. (VIII, 548 S. mit 5 Bildern). Freiburg i. B. 1887, Herder.
6 M. — Katholische Blätter 2. Serie, 4. Bd.
Vgl. Theol. Lit. Zeitung L887, Sp. 155—157 (Rensch) ; Zs. f. kathol. Theologie
1887, H. 3 (Dreves); Lit. Handweiser Nr. 427 (Schrod).
2433. Kays er, Kirchenhymnen (Bibl. 1886, Nr. 2353).
Vgl. 0. Lit. Zeitung 1887, Sp. 635 (F. X. Kraus).
2434. Dreves, Hymnen Johanns von Jenstein (Bibl. 1886, Nr. 2354a).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1887, Sp. 536 (Huemer); Lit. Rundschau 1887, Nr. 8
(Bäumker); Lit. Handweiser Nr. 427 (Kayser); Österr. lit. Centralblatt 1887,
Nr. 17 (Graf).
2435. Roth, F. W. E , lateinische Hymnen d. Mittelalters. Als Nachtrag
zu den Hymncnsammlgn. v. Daniel, Mone, Vilmar u. G. Morel aus Hand-
schriften u. Incunabeln hrsg. Nebst Besehreibg. der benützten Handschriften
und Drucke u. aiphabet. Register der Liederanfänge, gr. 8. (X, 165 S.)
Augsburg 1888, Schmid's Verlag. 4 M.
2436. Reiners, Ad., unbekannte Tropengesänge d. feierlichen Meßamtes
im Mittelalter, nebst einigen Melodien der Kyrietropen. Gesammelt aus
ungefähr 50 Handschriften des 10. — 13. Jahrh. in den Bibliotheken zu
Paris, Brüssel, London u. A. gr. 8. (68 S.) Luxemburg, Schamburger. 2 M.
2437. Burnouf, les chants de l'eglise latine. Restitution de la mesure et
du rythme selon la methode naturelle. 8. (X, 222 S.) Paris, Lecoffre.
2438. Aanteekeningen op de Hymnen en Sequentiün, verzameld door
wylen den Hoogleeraar W. Moll.
Archief voor Ned. Kerkgeschiedenis 2, 287 — 306.
2439. Notker Balbulus, von W. Bäumker.
Allgem. D. Biographie 24, 35-39.
2440. De SS. Petro et Paulo sequentia Notkeri Balbuli.
Cäcilia, Organ des elsässischen Vereins f. Kirchenmusik, 4. Jahrg. H. 100, 106.
2441. Meyer von Knonau, zum Planctus beati Galli.
Anzeiger f. Schweiz. Gesch. 1887, Nr. 1 und Nachtrag dazu in Nr. 4.
2442. Berliere, U.. der Verfasser des Mariale und des Hymnus „Omni die".
Studien u. Mittheil, aus d. Benedictiner- u. dem Cisterzienser-Orden. 8. Jahrg.
1. Heft.
2443. Tenneroni, A., Jacopone da Todi ; lo 'Stabat Mater" e cDonna del
paradiso : studio su nuovi codici. 16. (96 S.) Todi, Franchi.
2444. Cantiones morales scholasticae historicae in regno Sueciae olim
usitatae (Ed. G. E. Klemming). 8. (l 24 S.) Holmiae, Norstedt & filii.
2444*. Piae cantiones, in regno Sueciae olim usitatae. Sancti exteri (Ed.
G. E. Klemming). 8. (182 S.) Holmiae, Norstedt & filii.
2445. Blätter für Hymnologie 1887 (oben Nr. 1944): Linke, Mozara-
bisches Epiphaniengebet, Nr. 1 ; Kayser, ein Choroffiz aus dem Viaticum
Vratislaviense 1499, Nr. 3; Linke, Aufer immensam deus aufer iram,
492 BIBLIOGRAPHIE VON 1887.
Nr. 4 ; Linke, Ascendit Christus hodie, Nr. 5 ; Linke, o benedicta Trini-
tas, Nr. 7 : Linke, o Pater noster residens , Nr. 9 ; Linke , Jordanis oras
praevia, Nr. 11.
s. Nr. 2410.
2446. Brevier. — Pleithner, F. H., älteste Geschichte des Breviergebetes?
oder Entwicklung des kirchlichen Stundengebetes bis in das 5. Jahrhun-
dert. Nach den Quellen kritisch bearbeitet. XV, 319 S. Kempten, Kösel.
4,20 M.
Vgl. Lit. Rundschau 1887. Nr. 1 (Bäumen; Lit. Haudweiser Nr. 429 (Schrod) ;
Österr. Lit. Centralblatt 1887, Nr. 11 Scheicher).
2447. Bäumer, S., Laudes u. Vesper, ihre Entstehung zur Zeit der Apostel
und ihr Verhältniß zum mosaischen Morgen- und Abendopfer.
Der Katholik 18S7. April.
2448. Bäum er, Suitbert, Einfluß der Regel des heil. V. Benedict auf die
Entwicklung des römischen Breviers.
Studien u. Mittheil, aus dem Benedictiner- und dem Cistercienser-Orden VIII,
H. 1 u. 2.
2449. Falk, die Mainzer Brevier-Ausgaben.
Centralblatt f. Bibliothekswesen 4, H. 9.
2450. Schauspiel. — Lange, Karl, die lateinischen Osterfeiern. Unter-
suchungen über den Ursprung u. die Entwicklung der liturgisch-dramat.
Auferstehungsfeier m. Zugrundelegung eines umfangreichen neuaufgefundenen
Quellenmaterials, gr. 8. (IV, 17 1 S.) München, Stahl sen. 3,20 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887. sp. 1506; Stimmen aus Maria-Laach 1887, Nr. 9
(Dreves*; Lit. Haudweiser Nr. 442 (Bäumker).
2451. Verschiedenes. — Mühlbacher, E., ein Lied auf König Odo von
Westfrancien.
Mittbeilungen d. Instituts f. Österreich. Geschichtsforschung 8, 601 — 604.
2452. Versus de primis fundatoribus (des Klosters Zwettl), in's Deutsche
übertragen von A. Riedl. Programm des Realgymnasiums zu Waidhofen
an der Thaya.
Vgl. Mittheilungen d. Instituts f. Österreich. Geschichtsforschung 9, 165.
2453. Jak seh, ein Gedicht auf die Schlacht am Marchfeld aus Kärnten.
Carinthia, H. 77.
24 54. Huemer, J. , zur Geschichte der mittellateinischen Dichtung: War-
nerii Basilensis Synodicus.
Romanische Forschungen III. 2,
2455. Voigt, Nachträge zu den Delicie cleri und zum Floril. Gott.
Romanische Forschungen III, 3.
2456. Winnefeld, Hermann, Sortes Sangallenses. Adjecta sunt alearum
oracula ex codice Monacensi primum editae. 8. (60 S.) Bonner Disser-
tation 1387.
Vgl. Archiv f. lat. Lexicographie 4, 340 f. — Lat. Sprüche aus dem 2. — 4. Jhd.,
vielfach mit christlicher Färbung.
2457. Voigt, Proverbia Rustici.
Romanische Forschungen III. 3,
2458. Ein altes Studentenlied.
Grenzboten 46, Nr. 29. — Cerevisiam (vina) bibunt homines.
Lat. Gedicht s. Nr. 87: lat. Verse s. Nr. 1848.
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PF
3003
Jg. 36
Germania
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