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Full text of "Germania"

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GERMANIA. 

VIERTELJAHRSSCHRIFT 

FÜR 

DEUTSCHE  ALTERTHUMSKÜNDE. 

BEGRÜNDET   VON   FRANZ    PFEIFFER. 
FORTGESETZT  VON  KARL  BARTSCH. 


JETZT  HERAUSGEGEBEN 


OTTO  BEHAGHEL. 


SECHSUNDDREISSIGSTER  JAHRGANG. 
NEUE  REIHE  VIERUNDZWANZIGSTER  JAHRGANG. 


4)A 


WIEN. 

VERLAG  VON  CARL  GEROLD'S  SOHN. 
1891. 


Pf 

3 


INHALT. 


Seite 
Über    die  Quellen    der  Hans    Sächsischen  Dramen.    Von  A.   L.  Stiefel      .      .      .        1 

Über  Ari  Frodi  und  seine  Schriften.    Von  Konrad  Maurer 61 

Zur  Beurtheilung  von  Jacob  Grimms  Ansicht  über  das  grammatische  Geschlecht. 

Vou  Victor  Michels 121 

Ahd.  liuzil  —  lutzü.    Von  Gustav  Ehrismaun 136 

Zur  Declination  der  ahd.  Abstracta.    Von  M.  H.  Jellinek      .      .      .  .      .      .    137 

Zur    Metrik    des    altsächsischen    und    althochdeutschen    Allitterationsverses.     Von 

Herman  Hirt 139 

Deutsch-lateinische  Gedichte  aus  der  Zeit  des  dreißigjährigen  Krieges.  Von  E.  W.  E. 

Roth 179 

I.  Pancketum  Leopoldinum 179 

II.  Benedictio  catholischen  Essens 181 

III.  Alia  benedictio 181 

Bemerkungen  zur  Entwicklung  des  Grobianismus.    Von  Ludwig  Fränkel       .      .    181 

Zu  Reinke  Vos.    Von  R.  Sprenger 193 

Zu  Reinhart  Fuchs.    Von  Demselben 195 

Drei  Akrosticha.    Von  Adolf  Bartsch 196 

Eine    koptische  Variante    der  Legende   von  Gregorius  auf  dem  Stein.    Von  Rein- 
hold Köhler • 198 

Zu  Germania  XXXI,  325.     Von  Eduard  Lohmeyer 200 

Zu  Hans  von  Bühel.    Von  O.   Behaghel 241 

Bruchstücke    einer    Handschrift    der    'Königstochter'     Hans    des    Bühelers.     Von 

A.  Bartsch ■ 246 

Zu  Wolframs  Liedern.     Von  O.  Behaghel ÜöT 

Karl  Koppmann,  Zu  Walther  von  der  Vogelweide.  Von  R.  Bechstein       .      .      .   258 
Mittheilungen    aus    mittelhochdeutschen    Handschriften.    Von    F.  W.  E.  Roth 

Ein  Bruchstück  eines  deutschen  Cato.     Von  R.  Schmidt 267 

Alte  Ergänzungen  des  Alphabets.     Von  Demselben 274 

Eine  Quaestio  'Quodlibetica'  des    Johann  Fabri  de  Werdea  aus  dem  Jahre   1502. 

Von  G.  Ruchwald 275 

Zur  Metrik  des  altsächsischen  und  althochdeutschen  Allitterationsverses.  (Schluß.) 

Von  H.  Hirt 279 

Zum  Proteusmärchen    und    anderen    wandernden    Stoffen.     Von  Ludw.  Fränkel.    308 

Zu  den  Schweizer  Minnesängern.    Von  A.  So  ein 311 

Drittes  Paulinzeller  Reunerbruchstück.    Von  G.  Ehr is mann 313 

Zu  Germania  XXXVI,  2.    Von  0.  Behaghel 314 

Arminius  und  Siegfried.     Von  L.  Schmidt 315 

Naciitracr.    Von  K.  St  ei  ff 316 


Seite 
Zu  R.  Köhlers  Abhandlung:    „Mich  wundert,  daß  ich  fröhlich  bin."    Von  O.   Gril- 

lenberger 318 

Wer  nicht  weiß,   was  rechte  Lieb  sei.    Von  G.  Ehrismann 319 

Aus  isländischer  Volksüberlieferung.    Von  E.  Kahle 369 

Volksmeinung      und     Volksaberglaube      aus      der      deutschen     Steiermark.     Von 

A.  Schlossar 380 

Nochmals  zu  Germania  XXXVI,   196  ff.     Von  O.   Behaghel 406 


LTTTERATUR. 

Ludwig  Wirth,    Die   Oster-  und  Passionsspiele    bis    zum    XVI.  Jahrhundert.    Von 

Reinhold  Bechstein 96 

Mittheilungen 240.  368.  438 

Friedrich  Kauffmann,   Geschichte  der  schwäbischen  Mundart  im  Mittelalter  und  in 

der  Neuzeit.    Von  Hermann  Fischer .      .   406 

Berichtigungen 320.     438 

Gelbhans,  Mhd.  Dichtung  in  ihrer  Beziehung  zur  biblisch-rabbinischen  Litteratur. 

Von  Paul  Hagen s 437 

BIBLIOGRAPHIE. 

Bibliographische  Übersicht  der  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete  der  germanischen 

Philologie    im  Jahre    1887.     Von    Karl  Bartsch    und    Gustav   Ehrismanu  101 

201.  321.  439 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN 

DRAMEN. 


Die  nachfolgende  Studie  geht  in  das  Jahr  1882  zurück,  wo  ich 
im  „Verein  für  Geschichte  der  Stadt  Nürnberg"  einen  Vortrag  über 
den  Gegenstand  hielt.  Es  war  mir  damals  gelungen,  viele  unbekannte 
Quellen  des  Dichters  zu  finden.  Da  sich  jedoch  einige  meinen  eifrigsten 
Nachforschungen  entzogen,  so  ließ  ich  den  Vortrag  sowie  das  Studien- 
material ungedruckt  liegen.  Das  stets  wachsende  Interesse  für  den 
Dichter  veranlaßt  mich  heute,  die  Ergebnisse  meiner  damaligen  Unter- 
suchung zu  veröffentlichen.  Ich  gebe  mich  der  Hoffnung  hin,  daß  die 
Arbeit  auch  in  ihrer  unvollkommenen  Gestalt  nicht  ganz  ohne  Nutzen 
sein  werde.  Manches  wurde  allerdings  inzwischen  schon  von  Anderen 
gefunden.  So  ist  Szamatölski  auf  die  mir  seit  1882  bekannte  Quelle 
zum  fünften,  und  F.  Neu  mann  auf  diejenige  zum  41.  Fastnachtspiel, 
beide  natürlich  unabhängig  von  mir,  gekommen,  und  E.  Goetze  hat 
Vieles  in  seiner  vortrefflichen  Ausgabe  der  Fastuachtspiele  des  H.  Sachs 
kurz  erwähnt.  Eine  vollständige  Zusammenstellung  des  gesammten 
Materials  ist  aber  meines  Wissens  noch  nicht  versucht  worden. 

Ich  ließ  die  Abhandlung  in  der  Hauptsache  unverändert,  nur 
wurden  neuere  Arbeiten,  so  weit  sie  zu  meiner  Kenntniß  kamen,  oder 
mir  erreichbar  waren,  verwerthet.  Da  ich  ausschließlich  auf  die  hie- 
sigen, vielfach  unzureichenden  Hilfsmittel  angewiesen  war,  ist  es  frei- 
lich leicht  möglich,    daß  mir  Manches  entgangen  ist. 

Um  Mißverständnissen  vorzubeugen,  sei  noch  bemerkt,  daß  es 
mir  lediglich  um  die  stofflichen  Quellen  zu  thun  war.  Die  Fragen, 
wer  oder  was  Sachs  zur  Beschäftigung  mit  dem  Drama  oder  mit  ein- 
zelnen Dramen  anregte,  wo  er  die  dramatische  Kunst  —  soweit  bei 
ihm  davon  die  Rede  sein  kann  —  erlernte  und  vervollkommnete, 
sind  ganz  außer  Betracht  geblieben. 

Bezüglich  des  Verhältnisses  der  Dramen  zu  den  einzelnen  Quellen 
mußte  ich  mich  meist  auf  kurze  Andeutungen  beschränken,  sonst  wäre 

GERMANIA.    Nene  Reihe  XXIV.  (XXXVI.)  Jabrg.  1 


2  A.  L.  STIEFEL 

diese  Abhandlung  zu  einem  Buche  angewachsen.  Aus  diesem  Grunde 
unterließ  ich  es  auch,  so  verführerisch  es  war,  den  letzten  Quellen 
der  oft  interessanten  Stoffe  und  ihrer  Verbreitung  nachzuspüren 
und  ähnliche  deutsche  oder  ausländische  Dichtungen  zum  Vergleich 
heranzuziehen,  wofern  sie  nicht  Quellen  des  Nürnberger  Meisters 
waren. 

Ich    beginne    mit    den  Fastnachtspielen    und    schließe    mich  der 
chronologischen  Ordnung  an,    wie    sie    uns  E.  Goetze    gegeben    hat. 

I.  Fastnachtspiele. 
1.  Von  der  Eygenschaft  der  Lieb. 
Bevor  wir  der  Quelle  näher  treten,  sei  eine  chronologische  Frage 
erledigt.  Sachs  führt  in  dem  von  ihm  angelegten  Register  seiner 
Fastnachtspiele  (s.  Goetze,  Fastnachtsp.  des  H.  Sachs  I,  p.  V)  dieses 
von  1518  datierte  Spiel  als  sein  erstes  an,  während  er  das  1517 
vollendete  „Hojfgesindt  Veneris"  als  zweites  folgen  ließ.  Die  Lösung 
des  Räthsels  liegt  vielleicht  darin,  daß  die  erste  Redaction  jenes  Spiels 
schon  auf  den  1.  Mai  1515  zurückgeht.  Diese  ist  uns  als  Kampff 
Gesprech  „Von  der  Liebu  (H.  Sachs,  Theil  I,  Fol.  311  ff.)  erhalten. 
Ein  Vergleich  des  Gesprächs  mit  dem  Spiel  lehrt,  wie  der  Meister- 
sänger rasch  seine  Dichtungen  umbildete  ,  wie  leicht  er  zur  dramati- 
schen Form  überging,  und  bringt  uns  der  Frage  nach  der  Quelle 
näher:  Dort  sehen  wir  nur  zwei  Personen,  den  Ritter  und  den  Alten, 
und  ihr  Gespräch  ist  mit  erzählenden  Versen  durchfiochten,  während 
hier  vier  Personen  —  Ritter,  Alt,  Frewlein,  Knab  —  auftreten  und 
der  dramatische  Dialog  schon  ziemlich  geschickt  gehandhabt  wird. 
Dort  führt  sich  der  Dichter  selbst  sprechend  ein:  er  belauscht  das 
Gespräch,  er  beginnt  und  schließt  das  Gedicht;  im  Spiel  verschwindet 
er  natürlich  ganz.  Das,  was  der  Alte  in  dem  Gespräch  gegen  den 
Ritter  vorbringt,  das  legte  S.  im  Spiele  größtentheils  dem  „Frewlein" 
in  den  Mund,  dabei  ist  der  größte  Theil  der  vom  Alten  gesprochenen 
Verse  wörtlich  in  das  Spiel  aufgenommen  worden.  Sehr  viel  ist  neu 
hinzugekommen,  so  Vers  64—87,  151  —  154,  173—177,  181—195,  200 
bis  209,  230—233,  302—310,  endlich  fast  der  ganze  Schluß  (V.  319 
bis  396).  Auch  die  Fabel,  besonders  die  Katastrophe,  ist  nicht  un- 
wesentlich verändert.  Im  Gespräch  „kam  geflogen  .  .  .  Ein  Greif  .  .  . 
grewlich  vnd  wildt,  Der  fürt  mit  jm  eines  Weibes  Bildt;  Der  Greijf  zer- 
reiß das  Weib  mit  grimb  u.  s.  w."  Im  Spiele  dagegen  kommt  ein  Knab 
und  schildert  den  Tod  der  Herzogin  mit  völlig  veränderten  Einzel- 
heiten. 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN  DRAMEN.  3 

Fassen  wir  nun  das  Gespräch  für  sich  allein  ins  Auge,  so  scheinen 
bezüglich  der  Form  die  Vorgänger  unseres  Dichters,  Folz  und 
Rosenblüt,  von  Einfluß  gewesen  zu  sein.  Ob  auch  für  den  Inhalt, 
möchte  ich  weder  bejahen  noch  verneinen.  Viel  kann  ihnen  Sachs 
indeß  nicht  verdanken.  Er  verräth  vielmehr  schon  in  diesem  frühen 
Versuch,  mit  welchem  Eifer  und  Verständniß  er  sich  in  die  landläufige 
Literatur,  zumal  in  die  Übersetzungsliteratur  —  Boccaccio,  Nicolaus 
v.  Wyle,  Ovids  Metamorph.  —  die  Volksbücher  u.  s.  w.  vertiefte, 
und  wie  bald  er  in  der  poetischen  Bewältigung  des  Materials  seine 
eigenen  Wege  ging.  Sonach  glaube  ich,  daß  wir  kaum  für  das  Ge- 
spräch und  noch  weniger  für  das  Spiel  eine  besondere  stoffliche  Quelle 
zu  suchen  brauchen.  Erfüllt  von  den  Eindrücken  seiner  Leetüre,  be- 
sonders von  den  Novellen  Boccaccios  und  den  Translationen 
des  Nicol.  v.  Wyle,  hat  der  jugendliche  Dichter,  der  wohl  selbst 
der  Liebe  Bitterkeit  und  Süße  gekostet  haben  mochte,  seine  Empfin- 
dungen in  dem  Dialog  zwischen  Ritter ,  Alten  und  „Frewlein"  zum 
Ausdruck  gebracht.  Am  meisten,  nämlich  den  Titel  des  Stückes,  viele 
Gedanken ,  Bilder  und  Vergleiche  verdankt  er  der  ersten  Translation 
des  Nie.  v.  Wyle  —  »von  Euriolo  vnd  Lucretia  —  —  darin  alle 
aygenschafft  der  liebe",  aufweiche  Erzählung  übrigens  die  Verse 
265—270  ausdrücklich  verweisen.  Der  Tod  der  Herzogin  (V.  319  ff.) 
ist  durch  die  Erzählung  von  Pyramus  und  Thisbe  (0  vid,  Met.  IV,  96  f.) 
eingegeben  worden,   auf  welche  S.   (V.   160 — 164)   ebenfalls  hindeutet. 

2.  Das  Hoffgesindt  Veneria. 
Es  unterliegt  wohl  keinem  Zweifel,  daß  S.  durch  Hermann 
v.  Sachsenheims  „Mörin"  zu  diesem  Spiele  angeregt  wurde;  daß 
er  aber,  wie  Titt mann  (H.  Sachs  III,  p.  XXVIII)  sagt,  darin  alles, 
was  er  brauchte,  zusammenfand,  ist  zu  viel  gesagt.  Das  Vorführen 
der  verschiedenen  Stände,  Charaktere  etc.  macht  die  Annahme  anderer 
Quellen  zur  Nothwendigkeit.  Vielleicht  hatte  S.  mit  Gengenbachs 
„Gouchmat"  eine  gemeinsame  Vorlage;  denn  daß  er  diesen  selbst  be- 
nützte, scheint  mir  aus  mancherlei  Gründen  unwahrscheinlich.  Ferner 
haben  zwei  ältere  Fastnachtspiele  eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  diesem 
Stücke.  Ich  meine  „Ein  Spil  von  Narren"  (Keller,  Nr.  32,  I,  p.  258 
bis  263)  und  „Ain  Vasnachtspil,  von  denen  die  sich  die  Weiber  neiven 
lassen"  (Keller,  Nr.  38,  I,  p.  283—287).  Ein  Vergleich  mit  diesen 
beiden,  die  dem  jüngeren  Dichter  möglicherweise  bekannt  waren,  zeigt 
so  recht,  wie  Sprache,  Gehalt  und  namentlich  edle  Sitte  schon  in  den 
Händen  des  jugendlichen  Meisters  riesige  Fortschritte  gemacht  haben. 


4  A.  L.  STIEFEL 

3.  Klag,  Antwort   vnd   vrteyl  zwischen  Fraw  Armut 
vnd  Pluto  etc. 

Offenbar  unter  dem  Einfluß  des  Aristophanischen  Plutus 
verfaßt,  den  ja  Hans  Sachs  im  gleichen  Jahr,  wie  dieses  Spiel,  unterm 
13.  Januar  1531  als  Comedi  („der  Pluto  ein  gott  aller  reichtumb")  be- 
handelt hatte.  Mehrere  wörtlich  entlehnte  Stellen  l)  erheben  dies  über 
jeden  Zweifel.  Man  darf  geradezu  behaupten,  daß  das  Spiel  von  jener 
Komödie  ausgegangen  und  nur  die  breite  Ausführung  einer  Scene  im 
zweiten  Acte:  Penia,  Cremillus  und  Nachbar  [Aristoph.  Phäus,  Vers 
415—626]  ist. 

Eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  dem  Fastnachtspiel  zeigt  Hans 
Folzens  „Der  kargen  spigel"  (abgedruckt  bei  Keller,  Fastnachtsp.  III, 
p.  1228).  Hans  Sachs   hat  dieses  Gedicht  jedenfalls  gekannt. 

4.  Ein   kurtzweylig   fasnacht  Spiel  von  einem  bösen 
weib. 

Das  Spiel  hat  wenig  Handlung  und  mag  vom  Dichter  aus  dem 
Leben  gegriffen  sein ,  wenn  ihm  nicht  das  bei  Keller  (Fastnachtsp. 
I,  p.  47 — 52)  abgedruckte  „Paurenspil  mit  einem  posem  altem  Weiba 
als  Vorbild  gedient  hat.  Dieses  ist  nun  freilich  viel  einfacher  und 
enthält  die  Figuren  des  Gesellen  und  der  Magd  nicht.  Was  diese 
letzteren  betrifft,  so  scheint  Sachs  Anregung  dazu  durch  zwei  Gedichte 
des  H.  Folz2),  die  er  schon  einige  Jahre  vor  dem  Spiel  in  den  Kampf- 
gesprächen „zwischen  einer  Fraicen  vnd  irer  haußmagd"  (1531)  und 
„zwischen  einer  haußmagd  vnd  einem  Gesellen*  (1532)  nachgeahmt  hatte, 
erhalten  zu  haben. 

5.  Ein  faßnacht  spil  mit  vier  Personen 

Nemlich  ein  Richter,  ein  Buler,  ein  Spiler  vnd  ein  Trincker. 
Die  Quelle  des  Dichters   ist  eine  Dichtung  des  Humanisten  Phi- 
lipp Beroaldo:    Declamatio    ebriosi   scortatoris  &  aleatoris   de  vitiositate 


')  So   sind    z.  B.  die  Verse  195 — 201    des  Spiels  fast  wörtlich  in  der  „Comedi" 
zu  lesen.    Man  vergleiche: 

Fastnachtsp.,  V.   195  ff.:  Com.: 

Wann  du,  Armut  kannst  nichsen  geben,  Ach  Armut,  du  kanst  nichts  nit  geben, 

Dann  ein  ellendt  hartselig  leben.  Denn   ein  eilend  hartselig  Leben, 

Plasen  in  henden  gibst  den  mannen,  Blasen  an  Heuden  gibst  den  Mannen 

Das  weyb  vnd  kind  vor  hunger  zannen  Das  weib  vnd  kind  am  hunger  zaiien 

Ein  hultzen  hauß  vol  ratzen,  meuß  Ein  hultzen  Hauß  vol  katzn  vnd  meuß 

Zu  rissen  gwandt,  vol  floch  vnd  leuß.  Zerrissen  gwandt  vol  floch  vnd  leuß. 

')  H.  Folz,  „Von  einem  wirtzknecht  vnd  der  haußmagd"  und  „Von  einer  frawen 
vnd  ir  maid,  wie  sie  mit  einander  kriegen". 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN  DRAMEN.  5 

disceptantium  (ed.  princ.  Bononiae  Bened.  Hectoris  1499) I).  Jedoch 
hat  Sachs  nicht  das  Original,  sondern  eine  deutsche  Übersetzung  be- 
nützt. Mir  sind  zwei  solche  bekannt.  Die  ältere  erschien  unter  folgen- 
dem Titel: 

Ein  hüpscke  subtyliche  Deklamation  des  gelerten  vn  wolredende  in  ans 
Philippi  Beroaldi  vö  dryen  brüdern  |  der  erst  ist  ein  drunckner  boß  \  der 
and'  ein  kurer  \  der  drytt  ein  spyler.  wölcher  der  verachtest  sey  |  Lustig 
lieplich  j  vnd  nützlich  gelerten  vnd  vngelerten  zu  lesen  |  da  ein  yeijlicher 
rnercke  vn  verston  mag  \  wie  seer  schand  |  laster  vermyden  sy  |  har wider 
erber keit  lügend  zu  teeren  anzunemen. 

Dediciert:  „Friderich  Camerer  vo  Dalburg"  von  Jacobus  Wympf- 
feling  von  Schietstatt.  —  Am  Ende:  Getruckt  zu  Straßburg  zu  dem 
Thiergarten     \  vö  Reynhart  Becken  Anno  il/.CCCCCXHl). 

Die  jüngere:  Ein  Künstliche  hof liehe  Declamation  vnd  heftig  Wort- 
kanipf  |  Zanck  |  vnd  hader  vor  gericht  |  nemlich  eins  Sauffers  Hurers  | 
vnd  Spilers  |  vnder  welchen  der  arg  est  aufi  seines  vaters  geschafft  vnd 
Testament  enterbt  sein  soll  etc. 

Dediciert  von  Sebastian  Franck  „seinem  liebsten  Vettern  Michael 
Francken  burger  zu  Nördlingu.  —  Am  Ende:  Gedr.  zu  Augspurg  durch 
Heinrich  Stayner  Anno  1539.  4°. 

Letztere  Ausgabe  ist  jedoch  nicht  die  erste,  vielmehr  erschien, 
wie  ich  Goedeke,  Grundriß  I,  p.  112  (erste  Auflage)  entnehme,  das 
Büchlein  bereits   1531   zu  Nürnberg  und  dann   1536  wieder  o.  O. 

Was  das  Verhältniß  der  beiden  Übersetzungen  betrifft,  so  halte 
ich  es,  abgesehen  von  dem  Schlußgedicht,  das  ein  reines  Plagiat  wäre, 
falls  es  wirklich  von  Seb.  Franck  selbst  der  Ausgabe  beigefügt  wor- 
den —  was  mir  aber  unglaublich  scheint  —  für  sehr  wahrscheinlich, 
daß  der  jüngere  Übersetzer  die  ältere  Arbeit  vor  sich  hatte;  doch  hat 
er  sich  seine  Selbständigkeit  so  ziemlich  gewahrt. 

H.  Sachs  kannte  jedenfalls  die  Arbeit  Francks2),  die  ja,  wie  wir 
sahen,  zuerst  in  Nürnberg  erschien.  Viele  nahezu  wörtlich  entlehnte 
Stellen  machen  dies  zur  Gewißheit. 


')  Mir  lag  die  Ausgabe  in  den  Varia  Ph.  Beroaldi  opuscula  (am  Ende :  Basilea 
1513,  4°.)  vor  —  Ein  ähnliches  Werk  desselben  Autors  ist  die  „declamatio  an  Orator 
sit  jihilosopho  &  medico  anteponendus^. 

*)  Unabhängig  von  mir  hat  Szamatolsky  im  vorigen  Jahre  Ueroaldus-Franck 
als  Quelle  des  Fastnachtspiels  nachgewiesen.  Es  sei  hier  auf  seinen  interessanten 
Artikel  (Vierteljahrschrift  für  Literaturgeschichte  II,  p.  90—97),  der  meine  Mitthei- 
lungen in  Einzelheiten  ergänzt  und  berichtigt  und  viele  treffende  Bemerkungen  ent- 
hält, hingewiesen.  So  erwähnt  Sz.  noch  eine  dritte  mir  unbekannt  gebliebene  Bearbeitung 


6 


A.  L.  STIEFEL 


Daneben  dürfte  ihm  aber  auch  Wimpffelings  Arbeit  nicht  unbe- 
kannt geblieben  sein.  Pflegte  er  doch  —  ich  werde  bei  späteren  Spielen 
viele  Belege  dafür  beibringen  —  verschiedene  Versionen  über  einen 
und  denselben  Gegenstand  zu  benützen.  Einzelne  Stellen  bei  Sachs 
nähern  sich  sehr  der  älteren  Übersetzung,  so  z.  B. : 

Wimpf.  Sachs   327   ff. 

Doch    ir  richter    wan    hochachtung      Ist  es  der  sitt  auff  disem  plan, 


der  fürsten  solt  etwas  vermügen  laster 
zubeschirmen  vfi  zu  verantwurten.  So 
beschirmet  vnß  ouch  etliche  aller  größte 
keyser.  dan  es  ist  zu  der  gedächtnuß 
vffgezeichnet  |  das  der  keiser  Augustus 

( der  keyn  grosseren   —  —  vff 

ertrich  gehabt  hat)  des  spyls  aller 
begirlichest   gewesen   sey. 

Das  auch  Claudius  der  keyser 
ein  buch  von  de  bretspyl  ge- 
macht hab. 


Das  grosse  leut  dein  laster  schmuckn, 
So  wil  ich  jr  auch  fürher  vuckn. 
Keyser  Augustus,  der  großmechtig, 
Hieng  an  dem  Bretspiel  so  andechtig, 
Auch  spilt  Keyser  Claudius  viel 
Vnd  macht  ein  buch  von  dem 
Bretspiel. 


Das   alt  gesetz  verbüts. 


Sachs,   V.    194. 
Wo    dich    das    alt  Gesetz    thet   er- 
dappen. 
V.   346. 
Daher  kompt  bleych  vnd  .  .  .  zitterent      Stinckent  —      —      —     —     —     — 

bend   —  —    stinckend  athem.  —      —      —      - —      —      —      —      — 

Bleich  zittrent  —      —      —      —      — 

Die  Idee  einer  förmlichen  Gerichtsscene,  die  bei  Beroaldo  noch 
nicht  so  ganz  ausgesprochen  zu  Tage  tritt,  fand  Sachs  ebensowohl 
bei  Wimpf.,  als  bei  Franck.  Schon  die  Bilder  des  Ersteren  —  mit 
Ausschluß  des  Titelbildes,  das  den  Vater  auf  dem  Sterbebett  dar- 
stellt —  konnte  ihn  darauf  bringen.  Auf  denselben  sehen  wir  die 
Brüder,  den  Spieler  mit  Karten  und  Würfeln,  den  Buhler  mit  einem 
Mädchen    auf   dem  Schoß    und    den  Trinker  mit  dem  Trinkglas,    vor 


der  declamatio  von  Frölinkint  und  beleuchtet  —  wozu  mir  der  Raum  hier  versagt 
ist  —  ausführlich  in  fesselnder  Weise  die  Behandlung  des  Stoffes  durch  den  Nürn- 
berger Meister.  Dagegen  muß  ich  meine  Behauptungen,  daß  Franck  die  Übersetzung 
des  Wimpf.  benutzte  und  daß  S.  auch  die  letztere  kannte  und  ausbeutete,  aufrecht 
erhalten.  Die  nähere  Begründung  verschiebe  ich,  da  mir  momentan  die  Franck'sche 
Übersetzung  nicht  zugänglich  ist,  auf  eine  andere  Gelegenheit.  Bemerken  will  ich 
liier  noch,  daß  es  auch  eine  französische  Übersetzung  der  „declamatio"  gibt:  Le 
Proces  des  trois  freres ,  traduü  de  Thoscan  en  vers  franqois  par  Gilbert  Damalis. 
Lyon,  Maurice  Roy,  1558.  8°.  (vgl.  Catal.  La  Valliere  Nr.  3161)  und,  nach  diesem  Titel 
zu  schließen,  auch   eine  italienische. 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN  DRAMEN.  7 

einem  Richter,  der,  mit  dem  Stabe  ausgerüstet,  ernst  dasitzt,  ab- 
wechselnd ihre  Sache  vertreten.  Zu  den  Füßen  des  Richters  liegt  der 
Geldbeutel  (man  vgl.  Sachs  nach  V.  42).  Daß  die  Bilder  uns  nur 
einen  Richter  zeigen,  daß  jeder  der  drei  Brüder  einzeln  als  der 
Sprechende  erscheint,  ist  um  so  merkwürdiger,  als  Beroaldo  aus- 
drücklich im  Argument  sagt  „Res  agitur  apud  iudices",  und  auch 
Wimpf.  übersetzt  „Diese  sach  ist  vor  etlichen  richtern  gehandelt 
worden",  und  als  ferner  im  Texte  Buhler  und  Spieler  gemeinsam 
sprechen. 

Ebenso  wie  bei  Wimpf.  tritt  die  gerichtliche  Form  bei  Franck 
hervor,  und  hier  zwar  schon  durch  die  Worte  „vor  gericht"  im  Titel. 
Ob  die  von  Sachs  benützte  Ausgabe  von  1531  —  denn  nur  diese 
und  nicht  die  mir  vorliegende  von  1539  kann  er  benützt  haben,  da 
sein  Spiel  um  1534/35  *)  entstanden  ist  —  auch  ähnliche  Bilder  oder 
gar  die  gleichen  enthalten  hat,  muß  ich  dahingestellt  sein  lassen, 
desgleichen  die  Frage,  ob  die  spätere  Ausgabe  textlich  mit  der  älteren 
übereinstimmte,  weil  mir  die  ältere  Ausgabe  nicht  zur  Verfügung 
stan  d . 

Sachs,  um  einen  Dialog  herzustellen,  mußte  die  langen  Reden 
der  Brüder  zerstückeln.  Die  Declamatio  des  Beroaldo  und  ihre  beiden 
Übersetzungen  zerfallen  in  vier  Theile :  Argument,  Rede  des  Trinkers 
gegen  den  Buhler,  Rede  desselben  gegen  den  Spieler  (diese  beiden 
im  Original  zusammengezogen)  und  des  Buhlers  und  Spielers  Rede 
gegen  den  Trinker.  Sachs  ließ  —  schon  die  Bilder  zeigten  ihm  dazu 
den  Weg  —  alle  drei  einzeln  auftreten,  und  nach  den  Worten  des 
Arguments :  „ein  ieglicher  wird  sorgfeltig  syn  für  syn  eigen  nutz  vnd 
heil  vnd  wird  nit  gedencken  für  syne  nechsten"  (Wimpf.)  jeden  nur 
für  sich  und  gegen  die  beiden  Anderen  sprechen. 

Das  in  den  beiden  Übersetzungen  enthaltene  Material  genügte 
dem  Nürnberger  nicht;  ein  anderes,  später  von  ihm  noch  mehrfach 
benutztes  Buch  lieferte  ihm  recht  passenden,  nahe  verwandten  Stoff. 
Ich  meine  Alb.  v.  Eybes  „Spiegel  der  sitten"  (gedr.  1511).  Es  sind 
die  Capitel  „Von  der  todsünd  vnkeüschaita  (Blatt  17b  ff.)  und  be- 
sonders „Von  trunckenheit  (Bl.  39b  ff.)  und  „Von  Spilern"  (F.  113b  ff.), 
die  hier  in  Betracht  kommen.  Ein  Beleg  mag  vielleicht  willkommen  sein. 


')  Nicht  früher,  wegen  des  hier  benützten  Plutarch-Eppendorf  (1534  gedruckt), 
nicht  später,  weil  es  das  erste  Spiel  im  dritten   „puch  der  gedieht"  ist. 


8  A.  L.  STIEFEL 

Sachs.   V.    135   ffi.  Eybe,   fol.    113b. 

Wie   wir  das   im   Plutarcho   lesen.  Man  lißet  das  Chylon  der  weis  philo- 

Als  nun  Chilon,  der  weiß,  wurd  gesandt  sophus   ward  geschickt  zu   den  Corin- 

Auß  Lacedemonier  Landt  thios    freüntschafft  vnd  frid  mit  jne  zu 

Gen   Corinth    außzurichten  vil,  machen  |  do   fände  er  die   obersten  vn 

Vnd   als   er  sie   fandt   ob   dem   Spil  gewaltigen   spylen  im  prett  t  do  fuget 

Die  Herrschaft,   vngeendter  Sachen  er  sich    wider  von   danen  vnd  sprach  | 

AVolt  er  kein   bündnuß    mit  jn  machen.  er  wölte  kain   freütschafft  haben   noch 

Zog  heim,  das  man  nicht  sagen  kundt,  machen  vnd   die   eer  der  Spartanorum 

Er  hatt  mit  Spilern  gmacht  ein  bundt.  (die  jn  gesendet  hatten)  beflecken  mit 

Auch   schickt   der  Parther  König   do  spilern.   Es   schreibt  auch  Policratus 

Zwen   gülden   Wurffl   Demetrio  das  der  künig  Parthorum  hab  geschickt 

Dem   König,  jm   zu   einer  schandt.  dem  künig  Demetrio   guldin  würffei  zu 

schmäh,   das  er  ist  geweßt  ain  spyler. 

Außer  diesen  Büchern  bat  8.  noch  viele  andere  benützt.  Es  scheint, 
daß  er,  ehe  er  an  die  Arbeit  ging,  alles  zusammenlas,  was  er  über 
die  drei  Laster  finden  konnte.  So  entnahm  er  viele  Stellen  aus  der 
Bibel;  ferner  V.  114/115  aus  PI  u  tar  ch-Eppend  orf  fs  „Kurtz- 
weise  und  höfliche  Spruch",  Straßburg  1534  p.  474;  Vers  111  aus 
Paulis  Schimpf  und  Ernst  Nr.  245  (Öesterley,  p.  163);  V.  82/83  viel- 
leicht aus  Seb.  Brants  Narrenschiß  Nr.  13;  V.  65/66  und  V. 296  ff. 
aus  Narrenschiff)  Nr.  16  u.  dgl.  mehr1). 

Die  Beroaldi'che  Declamatio  endigte  ohne  Schluß.  Die  Richter 
kommen  nicht  zum  Sprechen  und  fällen  also  kein  Urtheil.  Das  von 
Wimpf.  hinzugedichtete,  ziemlich  abgeschmackte  Urtheil,  daß  „dem 
Buler  nur  eyn  rosenkrantz",  „dem  Sauffer  eyn  niderlandschen  pot", 
„dem  Spyler  eyn  welsch  kartenspyl"  zu  Theil  werde  und  daß  „das 
überig  soll  man  legen  zamen  —  —  Biß  gott  kum  an  dem  letsten 
gericht  Vnnd  eym  das  gut  dan  heyme  spricht",  hat  Sachs  nicht 
adoptiert.  Die  drei  Streitenden  erschienen  dem  ehrsamen  Meister  gleich 
verwerflich  in  ihrem  Thun;  er  konnte  keinen  zu  Gunsten  der  anderen 
benachtheiligen.  So  erblickte  er  denn  in  der  Testamentsclausel  nur 
ein  vom  Vater  beabsichtigtes  Abschreckungsmittel  für  alle  Drei. 
Er  ermahnt  sie  also  zur  Besserung  und  vertheilt  das  Vermögen  zu 
drei  gleichen  Theilen  an  sie.  Daran  schließt  sich  die  unvermeidliche 
Scblußmoral. 


')  Die  Verse:  156/157  „ —  der  Bulr  Carmelius  (Charuiolaus)  Nam  zweyhundert 
pfund  für  einen  kußu  entstammen  jener  alten  Übersetzung  von  Luciani  „Todteti- 
der  Quelle  zu  Sachs1  rDer  Caron  etc.  —  Bezüglich  der  Citate  aus  S.  sei  bemerkt, 
daß  F.  Munckers  Verbesserungen  im  Litteraturblatt  (1884,  Sp.  384  f.)  dankend 
benützt  sind. 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN  DRAMEN.  9 

6.  Der  vnge raten  sun. 
In  dem  von  H.  Sachs  viel  benutzten  Steinhöwel'schen  Aesop 
finden  wir  (ed.  Oesterley,  p.  156)  eine  Fabel  „von  dem  vatter  und 
ungeraten  sun",  aber  außer  dem  Titel  hat  unser  Spiel  nichts  damit 
gemein.  Sachs  schildert  uns,  wie  ein  junger  Mensch,  trotz  der  Ermah- 
nungen seines  Vaters,  den  Verführungskünsten  eines  bösen  Gesellen 
(vom  Dichter  als  Narr  bezeichnet)  unterliegt.  Hiebei  benutzte  H.  S. 
mehrere  Gedanken  und  Bilder  aus  Seb.  Brants  Narrenschiff,  besonders 
Nr.  105  „Hindernis  des  guten".  Aus  letzterem  ist  sogar  eine  Stelle 
fast  wörtlich  herübergenommen.    Sachs  sagt   (V.   182  —  184): 

Der    Narr: 

Mich  nimmt  wunder,   das   dich  thut  lern 

Dein  Vatter,   der  alt  Dockmeuser, 

Das   du  solt  werden   ein   Cartheuser. 
Bei  Brant    heißt    es    (Goedeke's  Ausgabe    in    „Deutsche   Dichter    des 
16.  Jahrhdts.",  p.  218): 

wan   man   sieht  einen,   der   do   wil 
recht  diin  und  sin   in  wisheit  stil, 
so   spricht   man :    schou  den   duckelmuser ! 
er  will  allein   sin  ein   Carthuser. 

7.  Der  Karg  vnd  Mildt. 
Dieses  Spiel  ist  offenbar  unter  dem  Einflüsse  der  Beroaldischen 
declamatio  entstanden:  Der  Dichter  erwähnt,  daß  er  habe  „Ein 
handel  zu  richten  auß",  der  Vater  will  sein  Testament  machen,  „Vil 
haders  nach  meim  todt  zu  stillen" ;  der  zwischen  den  Söhnen  („etwas 
vngeleich")  sich  entspinnende  Streit  erinnert  lebhaft  an  den  Streit  der 
drei  Lasterhaften  in  Nr.  5,  nur  daß  der  Richter  hier  durch  den  Vater 
ersetzt  ist.  Ganz  wie  in  Nr.  5,  sind  die  Beweismittel,  welche  der 
Karg  und  der  Mildt  gegen  einander  zu  Felde  führen,  aus  allen  mög. 
liehen  Autoren  und  in  der  Mehrzahl  aus  denselben  wie  dort  gezogen. 
Sachs,  der  eine  fertige  Dichtung  für  dieses  Stück  gewiß  nicht  gehabt 
hat,  benützte  aus  Ey  bes  „Spiegelder  sitten",  „Von  der  todsünd  geyti- 
kait"  (Blatt  XIII— XV)  und  „Von  der  tugent  miltigkait"  (Blatt  XV— 
XVII);  Plutar  ch-Herr  „guter  Sitten  einvndzwentzig  Bücher"  (1535, 
Straß  bürg),  „Von  überiger  begyrd  der  Reichthumb";  ferner  manche 
Stellen  aus  Plutarch-Epp  endorff,  der  Bibel,  Pauli,  Frey- 
dan ck  u.  a.  m. 

8.  Der  Fürwitz. 
Diese  Dichtung  ähnelt  in  der  Idee  Nr.  6.    Die  Person  des  mah- 
nenden Vaters   ist  —  eine  Reminiscenz    von    Nr.  2  her  —  durch  den 


10  A.  L.  STIEFEL 

getreuen  Eckhart,  und  der  Narr  durch  die  allegorische  Figur  des 
„Fürwitz  (=  petulantia,  Sachs  schreibt  V.  53  „Bethulancia")  ersetzt. 
Ob  Hans  Sachs  eine  bestimmte  Quelle  hatte,  oder  das  allegorische 
Spiel  selbständig  erdichtete,  habe  ich  noch  nicht  mit  Sicherheit  er- 
mitteln können. 

9.  Die    sechs    klagenden     und    13.    Die    fünf    elenden 
wandrer. 

Diese  beiden  verwandten  Spiele,  zu  denen  noch  der  von  Goedeke 
abgedruckte  Meistergesang  von  1536  „Die  neun  eilenden  wanderer" 
und  ein  Spruchgedicht  (o.  Dat.)  ganz  gleichen  Titels  kommen,  scheinen 
mir  durch  Rosenblüts  Gedicht  ähnlichen  Inhalts  „Die  XV  clageu, 
wovon  Keller  (Fastnachtsp.  III,  p.  1111)  einige  Strophen  abdruckte, 
veranlaßt  worden  zu  sein. 

10.  Die  Rockenstuben. 

Wenn  der  Dichter  vielleicht  auch  hier  von  H.  Folzens  Ge- 
dichten „von  einem  tvirzknecht  vnd  der  haußmagd"  und  „von  einer 
fraicen  vnd  ir  maid,  icie  sie  mit  einander  kriegen"  Anregung  erhalten 
(s.  oben  Nr.  4),  so  deutet  doch  die  originelle  Idee,  durch  einen  „Zigeiner" 
allen  vieren  die  Wahrheit  sagen  zu  lassen,  wobei  der  eben  Schaden- 
frohe seinerseits  gedemüthigt  wird ,  auf  eine  noch  unbekannte  andere 
Quelle  hin.  Über  Rockenstuben  s.  Wendeler  in  Schnorrs  Archiv 
VII,  332  ff. 

11.  Das  Narren  schneyden.     12.  Das  pachenholen  im 
deutschen  hoff. 

Die  Quellen  dieser  beiden  Spiele  haben  sich  hartnäckig  allen 
meinen  Nachforschungen  entzogen.  Sollte  hier  der  Dichter  aus  „täg- 
licher erfarung"  (Vorrede  zum  II.  Theil  seiner  Gedichte)  geschöpft 
haben?  Für  das  letztere  Stück  scheint  es  mir  wahrscheinlich,  für  das 
andere  dagegen  nicht.    B.'s  Narrenschiff  war  hier  jedenfalls  von  Einfluß. 

14.  Der  heuchle r  vnd  war  freund. 

Die  Quelle  dieses  Spiels  ist  vielleicht  Plutarchs  Schrift:  Iläg  äv 
rig  diay.givets  zov  xöXaxa  xov  (piXov,  welche  bereits  1520  von  Spala- 
tinus  nach  dem  Lateinischen  des  Erasmus,  und  1535  von  Michael 
Herr  in  „Plutarchi  von  Cheronea  guter  Sitten  einvndzwmtzig  Bücher" 
als  die  fünfte  Piece  „verteutscht"   worden  ist. 

15.  Das  Krapfenholen. 

Hier  scheint  mir  der  Dichter  keine  andere  Quelle  als  das  Leben 
gehabt  zu  haben. 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN  DRAMEN.  \\ 

16.  Der  schwanger  Pawer. 

Der  Stoff,  auch  als  Meistergesang  und  Schwank  (alle  1544) 
bearbeitet,  ist  Boccaccios  ,,Cento  Novelle"1)  IX,  3  entlehnt.  Es  ist 
der  dem  Calandrin  von  seinen  lustigen  Gefährten  gespielte  Streich. 
Aber  während  Sachs  in  den  beiden  letzten  Dichtungen  die  Namen  bei- 
behielt, hat  er  sie  im  Spiele  alle  geändert  und  aus  den  Künstlern 
Bauern  gemacht.  Weggelassen  hat  er  die  Magd  und  Calandrinos  (Karges 
oder  Kargas)  Frau.  Viele  Stellen  sind  wörtlich  benutzt.  Die  Lehren 
am  Schlüsse  sind  Sachsens  Eigenthum. 

17.  Die  laster  Artzney. 

Schwerlich  hat  Sachs  die  diesem  Stücke  zu  Grunde  liegende 
Idee,  so  einfach  sie  auch  ist,  selbst  erdacht;  es  lag  ihm  wohl  eine 
zur  Zeit  noch  unbekannte  ältere  Dichtung  vor. 

18.  Der  Teüffel  mit  dem  alten  Weyb. 

Bei  der  ungeheueren  Verbreitung  dieses  Stoffes  gerade  in  älterer 
Zeit  und  bei  seinem  Vorkommen  in  fast  allen  mittelalterlichen  Predigt- 
büchern 2)  ist  es  leicht  möglich,  daß  Sachs  mündlich  —  etwa  bei 
einer  Predigt  —  dazu  gekommen  ist.  Ob  es  also  wohl  zu  einem  Ziele 
führt,  die  Nachforschungen  darnach  fortzusetzen?  Ich  habe  viel  Zeit 
nutzlos  damit  verloren.  Erwähnt  sei  übrigens,  daß  die  Fabel  auch  in 
einem  Fastnachtspiel,  aber  erheblich  abweichend  von  Hans  Sachs  be- 
handelt ist.  Es  ist  das  57.  bei  Keller  (II,  497 — 511)  abgedruckte  Spiel. 

H.  Sachs  selbst  bietet  in  einer  späteren  Behandlung  des  Stoffes, 
in  dem  am  30.  März  1546  geschriebenen  Meistergesang  gleichen  Titels, 
einige  erhebliche  Abweichungen.  So  findet  sich  darin  die  im  Spiele 
fehlende  Idee  von  dem  Messer,  das  die  Frau  unter  dem  Bette  ver- 
birgt; ferner  tödtet  der  Mann  sein  Weib  mit  eben  diesem  Messer, 
während  in  dem  Spiele  sich  beide  nur  „vbel  schlugen".  Er  kannte 
also  wohl  zwei  Versionen. 

Zusätze  des  Meisters,  und  zwar  recht  glückliche,  sind  der  Traum 
des  Mannes  von  dem  ihm  bevorstehenden  Unglück,  der  sich  als  Werk 


1)  D.  h.  die  bisher  meist  Steinhöwel  zugeschriebene  deutsche  Über- 
setzung von  1472.  Die  Autorschaft  Steinhöwels,  bereits  von  K.  Schröder  und 
W.  Sc  her  er  angezweifelt,  darf  nach  H.  Wunderlichs  gründlicher  Untersuchung 
(Herrigs  Archiv  Bd.  83,  S.  167  —  210  u.  Bd.  84,  S.  281—290)  wohl  als  definitiv  be- 
seitigt angesehen  werden.  Im  Folgenden  bezeichnet  Bocc.  Dec.  oder  Cento  Nov-  stets 
diese  von  Sachs  so  ausgiebig  benützte  deutsche  Übersetzung.  —  Die  Dissertation 
von  Mac  Median  »The  Relation  of  E.  Sachs  to  the  Decameron"  (Halif.  1889)  blieb 
mir  unerreichbar. 

J)  Über  Verbreitung  des  Stoffes  s.  Oesterley  zu  Kirchhofs  Wendunmuth  V. 
p.  60. 


12  A.  L.  STIEFEL 

des  Teufels  herausstellt  (V.  69),  überhaupt  die  Anfangsscene  zwischen 
Mann  und  Frau  und  endlich   der  Schluß. 

19.  Der  kauffmann  mit  den  alten  w  eibern. 

Als  Quelle  dieses  seltsamen  Stückes  möchte  ich  Pauli  „Schinipf 
und  Ernst"  Nr.  522  (Oesterleys ')  Ausg.  p.  300)  betrachten.  In  dieser 
Erzählung  „Wie  sant  Johans  segen  vff  izt  kurnen"  ruft  ein  „reicher 
man",  welcher  „zuo  armen  tagen  kumen  vnd  verdarb,  als  manchem 
geschieht"  „den  tüffelu.  „Vnd  da  der  tüffel  kam,  da  wurden  sie  der 
sach  eins  mit  einander,  das  im  der  tüffel  XII  iar  lang  geltz  gnüg  solt 
geben,  vnd  an  dem  letsten  tag  —  —  —  so  solt  er  sich  an  das  ort 
stellen,  so  wolt  er  leib  vnd  seel  nemen,  vnd  sagt  im,  wau  er  gelt 
wolt  haben,  so  solt  er  vnder  dem  holderstuden  in  seinem  garten  graben, 
da  würd  er  geltz  gnüg  finden.  Der  verdorben  man  fieng  wider  an 
ein  herlich  stat  zufüren  etc."  Nach  Umlauf  der  Zeit  nimmt  der  Mann 
von  seinen  „fründ"  Abschied.  Seine  Tochter  weiß  ihm  das  Geheimniß 
zu  entlocken,  und  da  St.  Johannes  der  Evangelist  ihr  Schutzpatron 
ist,  so  läßt  sie  den  Vater  „in  des  namen  vnd  eer  ein  trunck"  thun. 
Der  Teufel  kann  ihm  nun  nichts  mehr  anhaben,  doch  schleift  er  ihn 
aus  Rache  „durch  alle  hecken  vnd  zerzert  im  sein  angesicht  gar  vnd 
liesz  in  darnach  halber  dot  ligen". 

Am  18.  October  1549  hatte  Sachs  den  Gegenstand  getreu  nach 
Pauli  als  Meistergesang  mit  dem  Titel  „Ursprung  St.  Johannis  segen" 
behandelt  (siehe  Goedeke  Tittraann,  H.  Sachs  I,  p.  287 — 289).  Der 
Stoff  mochte  ihm,  so  wie  er  war,  für  ein  Fastnachtspiel  nicht  wirksam 
genug  erscheinen.  Die  Rache  des  Teufels  an  dem  armen  Manu  war 
zu  tragisch.  Der  Volkshumor  verlangte,  daß  der  Böse  voll  und  ganz 
als  der  Geprellte  wegkam.  Wie  half  sich  der  Meister?  In  seinem 
letzten  Fastnachtspiele,  „der  Teuffei  mit  dem  alten  Weyb",  hatte  er 
vier  Jahre  zuvor  dem  volksthümlichen  Haß  gegen  alte  Weiber  in 
beißendster  Weise  Ausdruck  verliehen.  Das  Stück  hatte  gewiß  Erfolg 
gehabt.  Im  nächsten  Jahre  war  er  in  einem  Meistergesang  (s.  Goedeke, 
H.  Sachs  I,  p.  195)   auf  das  Thema  zurückgekommen.  Die  Gelegenheit, 

1  Oesterley  hat  zu  der  Erzählung  keine  Nachweise  gegeben ;  ich  will  daher  die 
Lücke  einigermaßen  ausfüllen.  J.  W.  Wolf  hat  in  den  r Niederländischen  Sagen11 
'Leipzig  1843)  Nr.  359  unter  dem  Titel  „Sankt  Gertruden-Minne"  eine  Sage,  wie  der 
Teufel  ebenfalls  durch  einen  Trunk  zu  Ehren  St.  Johannis  um  die  Seele  eines  Ritters 
kommt.  Wolf  bezeichnet  als  Quellen  Willem  van  Hil  degaerdsber  gh  (1356)  in 
Clipnetts  Bydragen  und  de  Reiffenbe  ig,  Nouv.  arek.  histor.  1827.  —  Vergl.  noch 
Wolf  (ibid.  p.  698/99)  und  v.  d.  Hagen,  Gesammtaberit.  II,  p.  XL.  Noch  größer  ist  die 
Ähnlichkeit  mit  Nr.  358  .Ritter  Riddert"  bei  Wolf,  woselbst  G.  a  Ryckel,  Hist. 
S.  Gertrudis  als  Quelle  genannt  ist. 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN  DRAMEN.  13 

wiederum  Teufel  und  alte  Weiber  zusammen  zu  bringen,  war  für  den 
Schalk  zu  verführerisch,  und  so  kam  ihm  hier  die  Idee,  den  Teufel 
durch  das,  was  er  am  meisten  fürchtete,  aus  dem  Felde  schlagen  zu 
lassen.  Daher  wurde  aus  dem  „reichen  Bürger"  (des  Meistergesangs 
vom  18.  October  1549)  ein  „kauffmann",  der  dem  Bösen  die  Seele  unter 
der  Bedingung  verschreibt,  daß  er  „an  aller  war  gewinn";  ein  Freund 
(amice)  gibt  ihm  den  Rath,  zwei  alte  Weiber  als  unverkäufliche  Waare 
zu  erwerben,  „womit  dem  dewffel  magst  entlawffen".  Der  Anschlag 
gelingt.  Dem  Teufel  graust  es  selbst  vor  der  ..verpafFelt  war".  Wie 
in  dem  früheren  Fastnachtspiel  und  in  dem  darnach  gedichteten 
Meistergesang,  so  sagt  er  auch  hier: 

Solch  alter  poser  weiber  drey 1) 

Fingen  im   feld   den   deuffel  frey. 
Daher  gibt  er  den  Kaufmann   „quit  ledig".     Die  alten   Weiber  laufen 
dem  Sohn  der  Hölle  nach  und  rufen: 

So  wer  dich  vnsr  dw  loser  dewffel ! 
So  sagt  auch  in   Nr.   18   „die  alt"  zu  dem  Bösen: 

So  wer  dich  mein  vnd  sey  nit  faul. 
Daß  Sachs  in  Nebendingen,  wie  z.  B.  daß  der  Pakt  nur  zehn, 
statt  zwölf  Jahre  läuft,  daß  der  Teufel  gleich  einen  Geldsack  abgibt, 
von  Pauly  abwich,  hat  nichts  Auffallendes.  Ein  ähnliches  Verfahren 
sehen  wir  ihn  oft  seinen  Quellen  gegenüber  beobachten.  Schließlich 
sei  noch  erwähnt,  daß  der  Nürnberger  den  Stoff  des  Spiels  auch  in 
einem  Meistergesang  (abgedruckt  bei  Götz  IV,  S.  75),  angeblich  von 
1559  (1549?),  behandelte.  In  letzterem  ist  alles  kürzer.  Eine  Abweichung 
ist  ferner,  daß  der  Kaufmann  drei  Weiber  um  300  fL,  dagegen  im 
Spiele  nur  zwei  um  „7   daler"   erwirbt. 

20.  Der  nassentanz. 
Sollte  Sachs  für  dieses  Stück  das  „  Vasnachtspiel  der  alt  Hannen  - 
tanz"  (Keller  Nr.  67,  II,  580)  als  Vorbild  gehabt  haben?  In  diesem 
werden  als  Preis  des  besten  Tanzes  ein  „han"  und  „ain  pruch 
darneben",  bei  Sachs  „ein  nasen  fueter  pruech  vnd  kränz"  beim 
„nasen  tanz"  ausgesetzt2).  Bauern  sind  in  beiden  die  Bewerber,  und 
sie    gerathen    hier    und    dort    in    Streit   und  Hader,    so    daß    ein  Vor- 


')  Fastnachtspiel  18.  Vers,  248/49:  Meistergesang: 

Denn  solcher  alter  Weyber  drey  Wann  solcher  böser  Weiber  drei 

Fingen  im  Feld  den  Teiiffel  frey.  fingen  im  feit  den  teufel  frei. 

')  In  dem  Schwank  (von  1534),  der  den  gleichen  Stoff  behandelt  (H.  Sachs 
I.  Th.  Fol.  530),  geht  der  Dichter  geradezu  von  einem  Hahnentanz  aus:  „ —  kam  zu 
einem  Hannentantz"  (Vers   13). 


14  A.  L.  STIEFEL 

gesetzter   (Richter,    bezw.  Schultheiß)   Ruhe    gebietet    und    bei    beiden 
Autoren  fast  mit  denselben  Worten.  Im  alten   Spiel  sagt  der  Richter: 

Ir  herrn,   ich  peut   euch   allen  frid 

Bei   der  hant  und  pei  der  wid 


Daßselb   ich   euch   pei  geschworn  aid  peut 

Und   das   eur  keiner  schelt,   slag!    Darnach   euch   rieht 

Wer  pei   meinem   bot  pleibt  nicht 

Dem   will  ich    nemen,  was   er  bot  etc. 
Bei  H.  Sachs  sagt  der  Schultheiß  (V.  309—312): 

Ir  pawrn,   ich  pewt  euch   allen  frid 

Per  dem  gelt  vnd  dem  höchsten  glied! 

Zwckt  ainer  oder  thuet  sich   regen 

So   wil'n  paim   aid  in  halseissn  legen. 
Die  Idee,    den    längsten  Nasen  Preise    zuzuerkennen,    wäre  dann  die 
Erfindung  des  biederen  Schuhmachers. 

21.  Der  gestolen  Fasnacht  hon. 

Die  lebenswahre  Fabel  dürfte  kaum  einer  gedruckten  Quelle 
entnommen,  vielmehr  direct  aus  dem  Leben  geschöpft  sein.  Manches 
erinnert  indeß  an  frühere  Dichtungen  des  Meisters,  so  z.  B.  das 
Befragen  des  „Warsagers"  wegen  des  entwendeten  Gutes  an  vHennoa. 

22.  Der  farendt  Schuler  im  Paradeiß. 

Die  Quellen,  aufweiche  schon  Goetze  (H.Sachs,  Fasnachtsp.  II, 
p.  X/XI)  verwiesen  hat,  sind  Paulis  Schimpf  und  Ernst,  Nr.  463 
(Oesterleys  Ausgabe  p.  274)  und  für  den  Anfang  Bebeis  Facetiae, 
(1.  h.  das  lateinische  Original,  und  nicht  wie  Goetze  (1.  c.)  zu  glauben 
scheint,  die  deutsche  Übersetzung  „die  Geschioenck  Henrici  Bebelii", 
die  erst  1558  zum  ersten  Mal  erschienen,  während  das  Fastnacht- 
spiel bereits  1550  verfaßt  worden.  Wir  haben  also  hier  eine  Contami- 
nation  zweier  verwandter  Fabeln  wie  sie  H.  S.  oft  vornahm. 
Bei  Pauli  ist  dem  einfältigen  Weib  der  Sohn  gestorben,  und  sie 
sagt  zu  dem  Studenten:  „Ich  sihe  das  ir  ein  farner  schüler  sein, 
vnd  mein  sun  ist  in  ein  ander  weit  gefaren,  haben  ir  in  nit  ge- 
sehen, ir  faren  weit  hin  vnd  her".  Bei  Bebel  ist  der  Frau  (anus 
quaedam),  der  Mann  ,.paucis  ante  diebus"  gestorben,  und  der  Student 
sagt  ihr  auf  Befragen,  er  reise  nach  Paris,  was  die  Alte  für 
Paradies  mißversteht  und  ihn  deshalb  bittet  „vt  vestes  argentum  & 
alia  quaedam  illi  portare  dignaretur".  Von  einem  zweiten  Mann  der 
„vetula"  ist  nicht  die  Rede,  und  so  fehlt  natürlich  auch  der  Schluß, 
wie  der  dem  Studenten  nacheilende  Ehemann  betrogen  wird.  Sachs,  der 
in  der  Hauptsache  Pauli  folgte,  mußte    der  Frau    einen  zweiten  Mann 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN  DRAMEN.  15 

geben;  er  ließ  daher  den  ersten  nicht  „paucis  ante  diebus",  sondern 
„vast  vor  einem  ganzen  Jar"  sterben.  Der  Nürnberger  machte  ferner 
aus  dem  Ehepaar,  die  bei  Pauli  bessere  Bürger  sind,  Bauersleute. 
Obwohl  H.  Sachs,  wie  erwähnt,  in  der  Einleitung  Bebel  folgt,  so  hat 
er  doch  auch  dabei  von  Paulis  oben  angeführter  Einkleidung  Gebrauch 
gemacht.  Der  Schüler  sagt  (H.  Sachs,  Vers  24 — 25): 

Wiß,   ich   bin   ein  farender  Schüler 

Vnd  fahr  im  Lande  her   vnd  hin 
und  die  Frau  bemerkt  in  ihrer  Antwort  u.  a.   (Vers  31  ff.): 

Habt  jr   mein   Mann   nicht  drin  gesehen  ? 


Ich   hoff  je,   er  sey  drein  gefaren. 
Spätere  Bearbeitungen  beruhen  zum  Theil,  oder,  wie  die  im  Rollwagen- 
büchlein,  Ausg.   1590  (Kurz,  Nr.   107),  ganz  auf  H.  Sachs. 

23.  Der  jung  Kauffmann  Nicola   mit  seiner  Sophia. 
Als    Quelle    dieses    trefflichen    Fastnachtspieles    hat    schon    1818 

F.  W.  V.  Schmidt  in  den  Beiträgen  zur  Geschichte  der  rorna iltischen 
Poesie  Boccaccios  Decamerone  VIII,  10  bezeichnet.  Sachs  benützte, 
wie  immer,  die  Steinhöwel  zugeschriebene  Übersetzung.  Der  Dichter  ver- 
fuhr in  diesem  zweiten  Spiel  schon  freier  wie  in  dem  ersten  (s.  o.  Nr.  16) 
aus  der  gleichen  Quelle.  Den  ganzen  Anfang  der  lang  ausgesponnenen 
Novelle  ließ  er  weg.  Mit  wenigen  Versen  führt  uns  der  junge  Kauf- 
mann in  medias  res.  Mit  dramatischem  Verständniß  läßt  ihn  H.  S., 
abweichend  von  Boccaccio,  gleich  Anfangs  durch  Chanigiano  (Cani- 
giano)  vor  dem  trügerischen  Frauenzimmer  warnen.  Die  Figur  der 
Magd  (Metz)  hat  Sachs,  um  der  Handlung  mehr  Bewegung  zu  geben, 
hinzugeschaffen.  Übrigens  hat  er  den  Ort  der  Handlung  und  die  Namen 
(ausgenommen  den  der  Buhlerin,  die  er  Sophia  statt  Jancofiore  nennt) 
und  die  einzelnen  Umstände  der  Fabel  beibehalten  und  auch  sehr 
häufig  seine  Quelle  wörtlich  benützt. 

24.  Fraw  warheyt  will  niemandt  herbergen. 
Gewöhnlich  wird  Pauli,  Nr.  3,  als  Quelle  angegeben,  ein  Stoff, 

den  H.  Sachs  in  einem  „gesprech  eines  abenteurers  etc."  v.  1.  Sept. 
1554  ziemlich  getreu  behandelte.  Wenn  jene  Erzählung  Paulis  wirklich 
des  Nürnbergers  Quelle  war,  so  muß  man  gestehen,  daß  er  ungemein 
frei  damit  verfuhr  und  aus  einer  Anekdote  ein  sinnreiches  allegorisches 
Spiel  verfaßte.  Jedenfalls  übte  dann  auf  die  Gestaltung  desselben  auch 
Paulis,  Nr.  4,  „Es  kamen  vff  ein  mal  fier  junckfrawen  zusammen  etc." 
Einfluß.  Die  vier  waren  nämlich  Feuer,  Wasser,  Luft  und  „die  rierd 
hieß    (Veritas)    Warheit".     Jede    gibt    ihre    Wohnstätte    an,    nur    die 


16  A.  L.  STIEFEL 

Wahrheit  vermag  es  nicht.  Sie  ruft  „ leider  hab  ich  kein  eigen 

hausz,  niemans  wil  mich  beherbergen,  ich  bin  von  iederman  verhasset". 
Außerdem  hat  vielleicht  das  latein.  Original  zu  dem  in  Weilers 
Ann.  II,  p.  239  angeführten  „gespräche  von  einem  waldtmann  etc.",  ohne 
Zweifel  die  Quelle  zu  S.'s  Spruchgedicht  „die  unterdr.  Fr.  Warheit" 
(Keller,  H.  S.  III,  p.  311),  auch  auf  dieses  Spiel  eingewirkt. 
25.  Der  Pawr  mit  dem  Kuedieb. 
Das  Spiel  ist  ziemlich  getreu  mit  vielen  sprachlichen  Berührungen 
aus  Paulis  „Schimpf  und  Ernst"  (Straßburger  Ausgabe  von  1533> 
Nr.  352;  Oesterleys  Ausgabe  p.  401 — 403)  entlehnt.  Nachweise  über 
Verbreitung  des  Stoffes  hat  Oesterley  S.  553  gegeben. 

Der  Anfang  des  Stückes  —  Scene  zwischen  Bauer  und  Tochter 
—  ferner  die  Scene  zwischen  dem  Bauer  und  Bettelwirth  und  endlich 
der  Schluß  von  V.  294  an  sind  Zusätze  des  Meisters '),  der  auch  sonst 
noch  in  Kleinigkeiten  von  seinem  Vorbild  abwich  und  die  Fabel  um 
einige  gute  Züge  bereicherte.  So  motiviert  Sachs  das  Einkaufen  der 
„braten  Hüner"  und  —  sein  Zusatz  —  des  Weines,  damit,  daß  der 
Bettelwirth  —  gleichfalls  seine  Schöpfung  —  nur  schlechtes  Bier 
und  schlechte  Kost  verabreicht,  die  zu  dem  beabsichtigten  flotten 
Essen  nicht  genügen ;  ferner  unterschlägt  der  Bauer  beim  Kuhverkauf 
einen  Thaler,  und  der  Bettelwirth  steckt  mit  Spitzbuben  und  Dieben 
unter  einer  Decke.  Wenn  sie  daher  geprellt  werden,  so  erscheint  dies 
als  verdiente  Züchtigung.  Der  Dialog  ist  im  Ganzen  recht  selbständig 
gehalten. 

Ob  H.  Sachs  das  von  Keller  (Fastnachtsp.  III,  p.  1214  u.  1248) 
erwähnte  Gedicht  von  H.  Folz  „Von  einem  kwdieb"  benützte,  kann 
ich  nicht  sagen,  da  mir  dasselbe  nicht  erreichbar  war.  Nach  den 
wenigen  dort  mitgetheilten  Versen  zu  schließen,  weicht  es  von  Pauli 
und  Sachs  wesentlich  ab,  indem  das  Weib  des  Bauern  bei  ihm  eine 
gewisse  Rolle  zu  spielen  scheint. 

26.  Von  Joseph  vnd  Melisso. 

Den  Stoff  dieses  Stückes  hat  H.  S.,  wie  bereits  längst  bekannt5) 
ist,  aus  Boccaccio  Decam.  IX,  9  entlehnt.  Die  Veränderungen,  die 
er  damit  vornahm,  sind  größer  als  in  den  beiden  früheren  nach 
derselben  Quelle  gearbeiteten  Fastnachtspielen   und  können  durchaus 


')  In  dem  am  ll.  December  1557  verfaßten  Schwank  gleichen  Namens  hielt 
sich  Sachs  in  manchen  Einzelheiten  mehr  an  Pauly,  vieles  nahm  er  aus  dem  Spiele 
herüber,  und  die  Scene  verlegte  er  nach  Ingolstadt  und  dem  Dorfe  Wintersbach. 

5)  F.  W.  V.  Schmidt,  Beiträge  zur  Geschichte  der  romantischen  Poesie  (Berlin 
1818),  p.  '.»9. 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN  DRAMEN.  17 

nicht  als  Verbesserungen  angesehen  werden.  Joseph  und  Melisso 
kennen  sich  bei  H.  S.  schon,  während  sie  bei  Boccaccio  zufällig 
unterwegs  zusammentreffen.  Die  Schilderung  des  bösen  Weibes  zu 
Anfang  des  Stückes  ist  des  Nürnbergers  Zutliat.  Endlich  brachte  der 
Name  des  weisen  Salomon  den  ehrsamen  Meister  auf  die  volkstüm- 
liche, beliebte  Caricatur  Markolf.  Wo  der  weise  König  auftritt,  da 
durfte  sein  Schatten,  der  widerliche  unflätige  Narr,  nicht  fehlen1). 
Sachs  benutzte,  wie  die  vielen  wörtlichen  Übereinstimmungen  beweisen, 
das  Volksbuch  „Frag  und  antwort  Salomons  und  marcolfi"  in  irgend 
einer  der  alten  Ausgaben.  Unmöglich  wäre  es  aber  nicht,  daß  er  auch 
das  (bei  Keller  Fastnachtsp.  II,  p.  523 — 540,  abgedruckte)  nSpil  von  König 
Salomon  und  Markolf oa  das  Hans  Folz  zum  Verfasser  haben  soll,  und 
das  ganz  auf  dem  alten  Volksbuch  beruht,  gekannt  und  benutzt  hat. 
Nach  dem  erhaltenen  kurzen  Bescheid  gehen  die  beiden  Burger 
weg,  kommen  wieder  und  lassen  sich  die  Sprüche  vom  Könige  erklären ; 
hierin  weicht  H.  S.  ungeschickterweise  von  Bocc.  ab,  wo  sie  selbst 
auf  den  richtigen  Sinn  verfallen.  Merkwürdig  ist  es,  daß  sich  H.  S. 
die  bei  Boccaccio  so  dramatisch  ausgeführte  Zähmung  der  Wider- 
spenstigen entgehen  ließ. 

27.  Das  Wildbad. 

Der  Stoff,  schon  am  20.  Jänner  1537  als  Meistergesang  behandelt, 
ist,  wie  Goedeke  bereits  gefunden  hat,  Boccaccio  Dec.  X,  2  ent- 
nommen. Mit  großem  Geschick  hat  der  Dichter  die  Fabel  dem  16.  Jahr- 
hundert angepaßt.  Die  lebenswahren  Figuren  des  deutschen  Edelmannes 
und  seiner  „Reisigen  Knechte"  Schrammfritz  und  Wursthans,  sowie  des 
Heintz,  Dieners  des  Abts  von  Klingen  (diesen  Namen  —  Cligny,  ent- 
lehnte Sachs  der  Boccaccio-  Übersetzung),  sind  Schöpfungen  des  Nürn- 
berger Meisters,  der  sich  dieses  Mal  im  Ausdruck  weniger  an  sein 
Original  hielt.  Der  derbe,  kräftige  Dialog  ist  wahrhaft  meisterlich. 

28.  Der  böß  Rauch. 

Die  Quelle  ist  ein  Gedicht  von  Hans  Folz  (abgedruckt  bei 
Keller "Fastnachtspiele  III,  p.  1278 — 1282)  vEin  liet  genant  der  poß 
rauchu.  Der  Verlauf  des  Spiels  ist  ganz  wie  in  dem  „liet".  Die  Frau 
ringt  mit  dem  Mann  um  die  Herrschaft  des  Hauses,  symbolisiert  durch 
die  als  Kampfpreis  ausgesetzten  Hosen  (Bruch).  Sie  siegt  und  zer- 
bläut den  Ehemann,  sowie  auch  den  ihm  zu  Hilfe  eilenden  Nachbar. 
Bei  Sachs  findet  sich  nur  noch  der  Zusatz,  daß  der  Mann  außer  der 


')  Auch  in  der  „Comedia,  Das  Gericht  Salomonis"  vom  6.  März   1550  (II.  Th. 
f.  24)  tritt  Markolf  auf. 

GERMANIA.    Nene  Reihe  XXIV.  (XXXVI.)  Jahrg.  2 


18 


L.  A.  STIEFEL 


„Bruch"  auch  „Taschen  vnd  Messer"  abtreten  und  sogar  der  Frau 
eigenhändig  „vmb  gurten"  muß.  Abweichend  von  Folz  ist  es  bei  Sachs 
der  Nachbar,  der  dem  Mann  den  Kampf  anräth.  Dies  ist  aber  keine 
Verbesserung,  da  die  Frage  des  Nachbars  später,  was  ihm  (dem 
Geschlagenen)  fehle,  nicht  mehr  recht  motiviert  ist.  Sprachlich  berühren 
sich  beide  Dichtungen  mehrfach,  z.  B. : 

Folz.  Sachs,   V.    103: 

Czwen  prugel  er  zu  richtet  drot  Seh  weyb !    zwen    gleich   Brügel    wir 

Der  frawen  er  den   einen  pot.  hart. 

Welchen  du  wilt,   den  nime  an. 


Sie   sprach  ich  mein   du  harrest  noch 
Auff  sant  iohannes   segen. 


—  —   fiundt  wie  bistu  so   naß 
Vnd  weß   weynstu  so   sere 
Er   antwort  im   do   print  mein  hauß 
Dar  in  ich   so   durch  gössen  pin 
Czu  lesttz  treib  mich   der    rauch  her 
auß. 


V.   181  • 
So   will  ich  jm  gleich  noch  verwegen 
Auch   geben   Sanct  Johannes   Segen. 

V.    145: 
—  —  wie  sitzt  du  allein 
So  trawrig  hie  auff  deinem   stein  ? 
Wie  tropffst  vnd  bist  so  gar  trieff  nas  ? 


VI. 

Der  mich   so  hart  gepissen  hat. 


Der  man : 

Ach  mein  Schlat  der  fing  an  zu  brinnen. 

Da  hab  ich   lang  gerettet  innen 

Vnd  ward  also   durch  netzet  auch, 

Biß  mich  zu  letzt  doch  der  böß  Rauch 

Gar  hat  auß   meinem  Hauß   gebissen. 

Über  die  Verbreitung  des  allzeit  volkstümlichen  Stoffes,  der  sich 
bis  in  unsere  Tage  im  Sprichwort  und  auf  Jahrmarktsbildern  erhalten 
hat,  siehe  F.  H.  von  der  Hagen  Gesammtabent.  I,  p.  LXXXII  ff.1). 
Merkwürdig  ist  es,  daß  gerade  die  echt  deutschen  Versionen  mit  dem 
Siege  der  Frau  endigen. 

29.  Die  drey  Studenten. 
Dieses  Spiel  hat  sich  nicht  erhalten,   und  so  läßt  sich  natürlich 
auch  nichts  von  seiner  Quelle  sagen.  Vielleicht  war  diese  Hans  Fol  z' 
1480  gedrucktes  Gedicht  „Von  der  puolschaft  dreier  Studenten"2). 

*)  Über  den  Titel  des  Spiels  bemerkt  v.  d.  Hagen  (p.  LXXXIX  Anm.)  richtig: 
^Die  Benennung  „der  bös  Rauch"  deutet  sich  durch  das  Sprichwort,  daß  drei  Dinge; 
ein  durchregnendes  Dach,  ein  rauchendes  Zimmer  und  ein  böses  Weib  unerträglich 
im  Hause  sind.  Vgl.  Minnes.  III,   323." 

2)  Ch.  Schweitzer  (Etüde  aur  la  Vie  et  les  Oeuvres  de  H.  Sachs)  druckt  (p.  441) 
einen  Meistergesang  „Die  Drey  schalkhaftigen  Studenten"  ab  und  behauptet  —  was 
E.  Götze  (III,  p.  XII;  mit  Recht  unentschieden  gelassen  hatte  —  daß  das  Fastnacht- 
spiel  mit  dem  Meistergesang  gleichen  Inhalts  war.  So  lauge  das  Spiel  nicht  auf- 
gefunden ist,  kann  man  höchstens  Vermuthungen  aussprechen. 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SÄCHSISCHEN  DRAMEN.  19 

30.  Der  got  Appollo  mit  Fabio. 

Die  Quelle  dieses,  auch  als  Gespräch  später  (1558)  behandelten 
Stoffes  habe  ich  leider  nicht  gefunden. 

31.  Der  halb  Freundt. 

Die  gleiche  Fabel  hat  H.  Sachs  schon  früher  in  einem  Meister- 
gesang „Der  halb  gut  Freunt"  behandelt  und  als  Quelle  Adel phon- 
sus  genannt,  was  Goedeke  (Dicht,  d.  H.  Sachs  I,  p.  249,  s.  auch 
Goed.  Everyman)  richtig  auf  Petrus  Alphonsus  deutete.  In  der 
That  ist  eine  Erzählung  Petri  Alphon  si,  die  Steinhöwel  in  seinem 
Aesop  „ex  Adelfonso"  übersetzte,  als  des  Meisters  Quelle  zu  betrachten. 
Der  Name  Lucianus,  im  Meistergesang  Lucania,  (bei  Steinhöwel 
Luciana) ,  und  zahlreiche  sprachliche  Berührungen  stellen  es  außer 
Zweifel.     So  lesen  wir  bei 

Steinhöwel   (ed.  Oesterley  p.  297):  Sachs,    V.   93: 

—    —    hab    hart    ain    halben    fründ      Hab   doch  nit  mehr  auß  aller  summen 
über  kommen.  Ein   halben  Freundt  nur  vberkommen. 


V.    104: 
Du   solt  kainen  für    ain  fründ    haben       Mein  Son,  hast  du  dein  Freund  bewert. 
ee  du  in  bewärest. 


V.   126: 

Erstiche  ain  kalb,  zer   howe  das  und  Stich  ein  Kalb  heint  zu  Abendt    spat 

tuo    das    in  ainen  sak ;     denselben  Vnd   mach   sehr  bluttig   einen   Sack! 

mach  ußwendig  schwaißig  und  nim  Faß  das  Kalb   drinn  auff  deinen   nack 

in   dann  uff  dynen  ruken  und  bring  Vnd  such   mit  deine   Freunde  heim, 
in  ainem   etc. 

Von  der  Erzählung  des  Alphonsus  ist  übrigens  nur  der  erste 
Theil  verwendet,  der  zweite  Theil  (Egipten  und  Baldach)  blieb  weg. 
Neben  dieser  Quelle  ist  die  bereits  oben  erwähnte  Schrift  PI utarchs 
(s.  o.  Nr.  14)  auch  noch  von  Einfluß  gewesen,  wie  denn  unser  Stück 
mit  Nr.   14   in    der  Idee    und   in    Einzelheiten  Ähnlichkeiten   aufweist. 

32.  Der  vnersetlich  Geitzhunger. 
Die  Quelle  dieses  Stückes  ist  die  aus  P.  Alphonsus  entlehnte 
Erzählung  in  Steinhöwels  Aesop  (ed.  Oesterley  p.  303/4):  „Von 
gelt  in  trüwe  band  gelegt  böslist  mit  kluoghait  für  ze  komen."  Sachs 
ging  allerdings  sehr  selbständig  zu  Werke.  Nur  die  Umrisse  der  Fabel 
behielt  er  bei;  die  Einkleidung,  der  Dialog,  die  Charaktere,  die  Namen 
und  viele  Nebenumstände  sind  fast  ganz  sein  Eigenthum.  Ein  glück- 
licher Zusatz  Sachsens  ist  des  Betrügers  (Reichenburger)  Frau,  die  den 
ohnehin  zum  Schlechten  geneigten  Mann  zur  bösen  That  anspornt. 
Die  Verwandlung  des  alten,    den  guten  Rath  ertheüenden  Weibes  in 

2* 


20  A.  L.  STIEFEL 

den  Freund  Sapiens  erklärt  sich  leicht  aus  dem  Hasse,  den  Sachs  in 
seinen  Dichtungen  so  häufig  gegen  alte  Weiber  an  den  Tag  legte. 

Auch  sprachliche  Berührungen  mit  der  Quelle,  jedoch  nur  wenige, 
ergeben  sich.    Ich  führe  eine  an : 

Steinhöwel:  Sachs,  V.   188: 

—  —  ward   sie   bewegt   durch    er-      Trawriger  sah  ich  dich  vor  nie 
bermd  ze  fragen,  was  im  laides  wäre      Ist  dir  was  vnfals  zugestanden? 
zuo  gestanden   dar  umb  er  so   ser 
truret. 

33.  Der  podenlos  pfaffensack. 

Das  Stück  scheint  verloren  zu  sein.  Inhaltlich  stimmte  es  wohl 
mit  S.'s  Meistergesang  gleichen  Titels  (s.  Goetze  III,  p.  XIV  und 
dem  Schwank  vDer  Bawer  mit  dem  Bodenlosen  Sacka  überein.  Auf  die 
Quelle,  die  ich  irgendwo  gelesen  habe,  kann  ich  nicht  mehr  kommen. 

34.  Das  Kelberbruten. 

Dieser  Stoff,  später  auch  von  Sachs  als  Schwank  in  ganz 
ähnlicher  Weise  verarbeitet,  beruht  auf  einem  viel  verbreiteten 
Narrenstreich,  der  u.  a.  Claus  Narr  zugeschrieben  wird.  In  Bebeis 
Facetiarum  lib.  I.  bildet  er  einen  Theil  der  Erzählung  „de  fatuo 
rustico"  J).  Ob  Sachs  einer  mündlichen  Quelle  oder  einer  gedruckten 
Vorlage  folgte,  ist  mir  nicht  aufzuhellen  gelungen.  Einiges  rührt  gewiß 
von  ihm  her,  so  die  Verwandlung  des  Sohnes  der  Bäuerin  in  den 
Mann,  die  Figur  des  Pfaffen,  der  Beschwörungsact  u.   s.  w. 

35.  Die  späch  Bulerey. 

In  A.  v.  Kellers  „Gedichten  aus  altdeutschen  Handschriften" 
(S.  150 — 160)  findet  sich  ein  größeres  Gedicht,  das  denselben  Gegen- 
stand behandelt.  Es  ist  betitelt  „Die  wehen  Pullerey".  Die  Fabel  ist 
genau  dieselbe  und  weicht  nur  in  Einzelheiten  ab.  Im  Gedicht  wird 
die  Probe  mit  drei  Freiern,  bei  H.  S.  nur  mit  zweien  angestellt,  was 
jedenfalls  eine  Vereinfachung,  und  daher,  dramatisch  betrachtet,  eiue 
Verbesserung  ist.  Im  Gedicht  wird  der  eine  Ritter  nach  England,  der 
zweite  nach  Preußen,  der  dritte  über  Meer  geschickt;  bei  Sachs  der 
eine  „vber  Meer  ins  heilig  Landt",  der  andere  auf  eine  „Ach  fart". 
Obwohl  sich  nur  wenige  sprachliche  Berührungen  zwischen  beiden 
Dichtungen  finden,    so  bleibt  es  doch  wahrscheinlich,    daß  H.  S.  das 


')  Außer  den  Genannten  erwähne  ich  noch:  Morlini  49,  Basile,  Penta- 
merone  G.  1,  C.  4,  Melander  I,  335,  Frey,  Gartengesellech.  1,  Grimm,  Kinder- 
märchen III,  104,  Wilhelmi,  Kyau's  Leben  S.   178—184. 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN  DRAMEN.  21 

Gedicht  benützt  hat.  Pflegt  er  doch,  wenn  sein  Vorbild  versificiert 
ist,  wörtliche  Übereinstimmungen  gerne  zu  vermeiden  (s.  auch  Goetze 
VII.  p.  XIV). 

36.  Der  Pawren  Knecht  wil  zwo  Frawen  haben. 
Der  Stoff  ist  schon  in  dem  Fabliau  ndu  Vallet  aux  douze  fames" 
(Barbazan-Meon  III,  p.  148 — 153;  Legrand  III,  p.  379)  behandelt1). 
Nach  Legrand  (1.  c.)  existieren  fünf,  wenn  ich  mich  recht  erinnere, 
vielfach  von  einander  abweichende  Manuscripte.  Ich  vermuthe,  daß 
es  von  einem  derselben,  wie  von  vielen  ähnlichen  gallischen,  eine 
ältere  deutsche  Bearbeitung  gegeben  hat,  die  Sachs  als  Quelle  diente. 
Die  ursprüngliche  Fabel ,  welche  Sachs  erweiterte  und  vollkommen 
localisierte,  läßt  sich  noch  leicht  von  den  Zusätzen  des  Meisters 
trennen.  So  sind  z.  B.  sämmtliche  Namen,  die  Rollen  des  „6  he  im 
Fritz"  des  Contz  Tötsch,  verschiedene  Scenen,  wie  die  Braut- 
werbung, die  Schilderung  des  Hochzeitessens  etc.  von  Sachs  hinzu- 
erfunden. Manche  Umstände  hat  Sachs  geändert,  so  will  der  Bursche 
statt  12  Frauen  nur  zwei;  offenbar  erschien  jene  Zahl  dem  Dichter 
zu  übertrieben.  Übrigens  erscheint  —  gewiß  kein  Zufall  —  die  Zahl 
12  noch  in  der  Bemerkung  des  Heiratscandidaten:  „Hat  vnser  Han 
doch  wol  zwölff  Hennen".  Die  Sinnesänderung  des  Burschen  läßt  der 
ehrbare  Meister  begreiflicherweise  nicht  durch  das  sinnliche  Mittel  des 
Fabliau,  sondern  durch  „Trübsal,  Sorg,  Angst  vnd  weh"  in  der  Ehe 
bewirken.  Sonst  ist  die  Übereinstimmung  zwischen  Sachs  und  dem 
Fabliau  in  vielen  Stellen  so  auffallend,  daß  meine  obige  Annahme 
gewiß  berechtigt  erscheint.  Mau  vergleiche : 

Sachs,   V.    23:  Fabliau,   V.    10: 

—    —   —  —  ich  als   ein  Man  Une  m'en   a  si   confondu 

Mit  einer  kaum   außkommen  kan.  Que  je   ne  puis  ne  ho   ne  jo. 

V.    73:  V.    18: 

Mit    eim  Weib,    sod    auffs    Jar    thust  Taut   que  eis   ans  passez   sera, 

leben  Se  ne  vous   sert  ä  vo   voloir, 

So  wol  wir  dir  noch  ein  Weib  geben.  Je  vous  en  ferai  deux  avoir. 

V.    218  ff: 
Wir  beyde  haben V.    110   ff^- 
Den  Wolf  in  der  wolffsgruben  gefangen  —   on  prist  un  leu   en  la  pasture 
Der  so   viel    Schadens    hat  begangen.  Dedenz  la  vile   oü   eil   manoit 


Qui  grant  domage   lor  fesoit. 


l)  Wegen  Verbreitung  der  Fabel  verweise  ich  auf  H.  Kurz'  Anmerkung  zu 
B.  Waldis'  Esopus  III,  16,  O  est  erle  ys  Nachweis  zuKirchhoffs  Wendunmut  1,  73 
und  Legrand   1.  c. 


22  A.  L.  STIEFEL 

Sachs,   V.   218   ff.:  Fabliau,   V.    110   ff.: 

Wir    wölln  —   —  —  Li  uns  le  juge  ä  escorcier, 

—  —      —     —     —     —      —      —      Li   autres  le  juge  a  noier, 

—  jn  also   lebendig  schinden  Et  li  tiers  ä  ardoir  en  cendre. 

Darnach    jn    bey  dem   schwantz  auff-      Et  li   quars  si  le  juge   ä  pendre. 

hencken. 

V.   125: 

C  lötsch:  Donez  li   fame.  je  vos  pri 


So    rath   ich,   das   wir  jn   ertrencken  —      —      —      —      —      —      —     - 

—   —    —  vnd  als   denn  Que  miez  nou  pourrez-vous   occire 

In    einem   Backoffen   verbrenn.  Ne   son   cors   livrer   a   martire. 


V.   241: 
—    —  gebt  jm   ein  Weib! 
Die   wird  wol  peinigen   sein  Leib. 

37.  Der  farendt  Schuler  mit  dem  Teuffei  bannen. 

Über  die  Verbreitung  des  Stoffes  siehe  v.  d.  Hagen,  Gesammt- 
abenteuer  (B.  III,  p.  XXIX — XXXV);  Goedeke,  Schwanke  des 
16.  Jahrh.  (p.  238  Anmerk.) ;  Dunlop-Li  e  brecht  p.  209  u.  486; 
H.  Kurz  in  B.  Waldis'  Aesop  (B.  II,  Lesearten  p.  169/170).  H.  Sachs 
schöpfte  (worauf  auch,  wie  ich  sehe,  G  o  e  t  z  e  VII,  p.  XIV  hinweist) 
aus  einem  Gedichte  des  Hans  Rosenblüt:  „Von  einem  varnden 
Schuler.  In  beiden  Fabeln  spielt  die  Handlung  in  einem  Bauernhause, 
in  beiden  versteckt  sich  der  Student  im  Hause  selbst,  und  in  beiden 
kommen  Bäuerin  und  Pfaffe  ziemlich  glimpflich  davon.  Wenn  sich 
daneben  manche  Abweichungen  finden,  so  hat  dies  nichts  Auffallendes; 
pflegt  doch  Sachs  sich  von  seinen  Vorbildern,  wie  wir  bereits  gesehen 
haben,  oft  sehr  zu  entfernen.  Die  Änderungen  des  jüngeren  Dichters 
begreifen  sich  leicht,  wenn  man  bedenkt,  daß  er  ja  die  Erzählung 
in  Handlung  umzusetzen  hatte.  Außerdem  lag  ihm  gewiß  viel  daran, 
nicht  als  Plagiator  seines  Vorgängers  zu  erscheinen  und  denselben 
nach  allen  Seiten  hin  zu  übertreffen. 

Ganz  besonders  beweiskräftig  für  die  Nachahmung  ist  es  noch, 
daß  der  Student  hier  und  dort  mit  einem  Schwerte  einen  Kreis 
zieht,  den  Pfaffen  sich  nackend  ausziehen  läßt,  ihn  einrußt,  und 
brummend  auf  die  Bühne  bringt.  Endlich  finden  sich  auch  einige,  freilich 
spärliche,   sprachliche  Übereinstimmungen,  so  z.  B.: 

Rosenblüt:  Sachs,  V.   221: 

Der  pfaff  der  zog  sich  nachet  ab  Geh!  zeuch   dich   mutter  nacket  ab 

Er  macht  in   schwartz  als   ein   rab.  Beruß   dich   kolschwartz  wie  ein  Rab. 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN  DRAMEN. 


23 


38.  Das  heiß  Eisen. 
Das  Spiel  stimmt  im  ganzen  Verlauf  mit  dem  mittelhochdeutschen 
Gedicht  „daz  heize  ?senu,  das  vonderHagen  in  den  Gesammtabenteuern 
(II,  p.  373 — 378)  abdruckte,  überein.  Die  wesentlichsten  Abweichungen, 
bezw.  Zusätze  des  Nürnbergers  sind:  1.  die  Einführung  einer  dritten 
Person,  der  „alt  Gefatrin",  wohl  eine  Erfindung  des  Sachs,  um  das 
Spiel  dramatisch  bewegter  zu  gestalten;  2.  das  Ziehen  eines  Kreises, 
in  dessen  Mitte  das  Eisen  niedergelegt  wird,  während  in  dem  Gedichte 
(V.  65): 

Zwen'   steine  wären  da  bereit 

Da  wart  daz  isen  üf  geleit; 
.  die  nähere  Bezeichnung  des  ersten  Liebhabers  der  Frau  als  Caplan 
—  Punkt  2.  und  3  mögen  durch  das  vorausgehende  Stück  („der  farendt 
Schuler")  eingegeben  worden  sein  —  4.  der  versöhnende  Schluß.  Sonst 
ist  die  Fabel  in  beiden  Dichtungen  so  auffallend  ähnlich,  daß  man 
die  ältere  oder  wenigstens  eine  ihr  sehr  nahe  stehende  Umdichtüng 
als  die  directe  Quelle  des  Meisters  betrachten  darf.  Auch  sprachlich 
nähern  sich  beide  einander  vielfach;  man  vergleiche: 

Das  Gedicht,  V.   39:  Sachs,  V.    73: 

Des   ich   dich   wil  bewisen  So  trag  du   mir   das  heisse  Eyssen 

trag  mir  daz  heize  isen.  Damit  thu   dein  Unschuld  beweisen. 


V.    71: 

Da  het  er  einen  gevuegen  spän 

vor  in   den   ermel  getan 

Den  liez   er  vallen   in   die  hant. 


V.    157: 
„Lieber  geselle"    sprach   siu 
ich   hän  noch   guoter  pfunde   driu 
Der   du   einen  pfennink  nicht 

enweist 

—   nim   diu   selben   driu  pfunt 


V.    89: 
Nun   wil  ich      —      —      —      —      — 
In  Ermel  stecken  diesen   Spon. 
Wenn  ich    das  Eyssn  soll  tragn   der- 

massen, 
So  wil  ich   den  Span  heimlich  lassen 
Herfür  hoschen  auf  meine  Hendt. 

V.    177: 
Mein  Mann,   ich  hab  ye  noch  ein  bitt : 
Ich  hab  ein  Schatz,   den  weistu  nit 
Vier  gülden   Zwölffer        —      —      — 

Den  Schatz  will  ich   auch  geben  dir, 
Las   mir  noch   nach   der  Männer  vir. 


und  lä  mir  uzen  noch  dri 
(Vier  und  dar  zuo  aber  einen 
und  nimmer  me  keinen). 

Ich  stehe  nicht  an,  das  altdeutsche  Gedicht  selbst,  und  zwar  in 
einer  der  Dresdener  Handschrift  nahe  kommenden  Version,  als  die 
directe  Vorlage    des  Nürnbergers  zu  betrachten. 


24  A.  L.  STIEFEL 

39.  Von  d  er  vnglückha  ff  tenversch  wetzten  Bulschaft. 

40.  Der  Parteckensack. 

Über  diese  beiden  Spiele  sind  meine  Nachforschungen  noch  nicht 
abgeschlossen.  Ich  hoffe  später  darauf  zurückzukommen. 

41.  Der  gestolen  Pachen. 

Quelle1):  Boccaccio  Decam.  VIII,  6.  H.  Sachs  verfuhr  hier 
ähulich  wie  in  dem  letzten  Fastnachtspiel  nach  gleicher  Quelle  (s.  Nr.  27). 
Er  localisierte  den  Stoff:  Er  machte  aus  den  florentinischen  Künstlern 
Bauern,  worauf  ihn  vielleicht  der  Umstand  brachte,  daß  sich  in  seinem 
Vorbilde  die  Handlung  in  einem  Dorfe  zutrug.  Mit  mehr  oder  minder 
Glück  wich  er  in  vielen  Einzelheiten  von  seiner  Quelle  ab.  Es  dürfte 
sich  verlohnen,  einmal  sein  Verfahren  genauer  zu  veranschaulichen. 
Bei  H.  S.  eröffnen  die  beiden  Bauern  Heintz  Knol  (Buffelmacho)  und 
Cuntz  Drol  (Bruno)  geschickt  exponierend  die  Handlung.  Es  ist 
Fastnachtszeit  (bei  Boccaccio  Decam.  „vmb  aller  heyligen  tage").  Sie 
sprechen  vom  Zechen  und  kommen  alsbald  auf  Hans  Dol  (Calandriuo), 
sein  kürzlich  geschlachtetes  Schwein  und  seinen  Geiz  zu  sprechen 
Soweit  ist  die  Exposition  von  Sachs.  Nun  macht  Drol  (im  Anschluß 
an  Bocc.)  den  Vorschlag,  ,,  das  Schweinen  bachen"  zu  stehlen.  Der 
hiezu  geplante  Weg  weicht  von  Boccaccio  erheblich  ab.  Bei  letzterem 
wollen  die  Künstler  den  „kargen  Calandrin"  in  eine  „tafern"  führen, 
wo  er,  von  ihnen  zechfrei  gehalten,  sich  bald  betrinken  wird,  so  daß 
es  ihnen  leicht  gelingen  muß,  sich  ins  Haus  zu  schleichen  und  das 
Schwein  zu  entwenden.  Bei  H.  S.  soll  Drol  etwas  bei  dem  filzigen 
Dol  entleihen ,  indeß  sich  Knol  heimlich  ins  Haus  schleicht  und  den 
Diebstahl  ausführt.  Man  kann  die  Vereinfachung  des  deutschen  Dichters 
im  Interesse  der  Handlung  des  Spiels  nur  gutheißen.  Nun  tritt  der 
„karg  Pawer"  selbst  auf  und  schildert  uns  behaglich  sein  „Bachen" 
sowohl,  als  auch  unwillkürlich  seine  Knauserei.  Drol  unterbricht  ihn 
und  bittet  ihn  um  „Holtzschlegel  vnd  Flegel".  Vergebens  bemüht  er 
sich   „ein  bar  würst"  ihm  abzulocken.  Der  karge  Dol  ruft  (V.  101  ff.): 

0   ich   darffs  vor  meim  Weyb   nit  than, 
Sie  legt  mich  drüß  vnd  peulen  ahn, 
Ich  verlur  all  ir  huldt  vnd  gnadt. 

Bei  Bocc.  räth  Bruno  dem  Calendrin:   „verkauff  den  pachen  vnnd 
laß    uns    vmb    das    gelt    eyn   guten    mut   schaffen   vnd    sprich  zu  dem 


*)  F.  Neumann  hat  der  Quelle  dieses  Spiels  einen  sehr  interessanten  Artikel 
in  M.  Kochs  Ztschr.  f.  vergl.  Litteraturgeschichte  I,  p.  161—164  gewidmet,  der  meine 
Bemerkungen  mehrfach  ergänzt. 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN  DRAMEN.  25 

weib  er  sei  dir  gestolen  worden",  worauf  dieser  erwiedert:  „Awe  neyn, 
sy  gelaubet  mir  sein  nicht  vnd  iaget  mich  zu  dem  hauß  auß  etc.". 
Drol  meint  hierauf:  „Es  ist  doch  jetzt  dein  Weyb  im  Badt".  Bei 
Bocc.  liegt  Calandrin's  Weib  in  Florenz  krank  zu  Bett,  während  er, 
wie  wir  sahen,  sich  im  Dorfe  befindet. 

Der  Diebstahl  ist  gelungen,  wie  wir  alsbald  aus  einem  kurzen 
Gespräch  zwischen  Knol  und  Drol  erfahren,  und  der  Bestohlene  „kurnbt 
trawrig"  zu  den  Beiden.  Bei  Bocc.  fängt  Calandrino  „große  romor 
vnnd  geschrey"  an,  welchen  feinen,  im  Charakter  des  Knausers 
begründeten  Zug  H.  S.  sich  sonderbarerweise  entgehen  ließ.  Nachdem 
der  Meister  außerdem  den  oben  erwähnten  Vorschlag  des  Bruno,  das 
Schwein  zu  verkaufen  und  vorzugeben,  es  sei  gestohlen,  nicht  verwendet 
hatte,  so  konnte  er  auch  nicht  den  köstlichen  Dialog  zwischen  Bruno 
und  dem  jammernden  Calandrin  getreu  nachbilden,  so  daß  die  hierher- 
gehörende schon  in  der  deutschen  Übersetzung  stark  verblaßte  Stelle 
bei  Sachs  vollends  Saft  und  Kraft  einbüßte.  In  ähnlicher  Weise  wie 
hier  ließ  sich  der  ehrsame  Meister  leider  gar  oft  gerade  die  feinsten 
Züge  entgehen  und  lieferte  damit  den  nachdrücklichen  Beweis,  daß  ihm 
für  die  höhere  Komik  das  Verständniß   abging. 

Während  nun  zur  Wiedergewinnung  des  Bachen,  bezw.  zur 
Entdeckung  des  Diebes,  bei  Bocc.  Bruno  den  Vorschlag  mit  den 
„Gallen"  macht,  hat  Sachs  hiezu  eine  neue  Person,  den  beim  Italiener 
nur  nebenhin  erwähnten  Pfarrer  auftreten  lassen.  Dieser  spielt  von 
jetzt  an  die  Hauptrolle  und  wendet  —  eine  weitere  Abweichung  von 
Bocc.  —  „die  schwartze  kunst"  an.  Haben  wir  es  mit  einer  Reminiscenz 
aus  Fastnachtspiel  Nr.  37  zu  thun?  Er  läßt  sich  von  H.  Dol  „fünff 
batzen"  —  Bruno  von  Cal.  dagegen  „vierczig  Schillinge"  —  geben 
und  richtet,  ähnlich  wie  bei  Bocc,  den  grün  Ingwer  und  Aloe  mit 
Huntzdreck  (Cento  Nov.:  „aloe  vnd  hunczkote")  her.  Hieraufnimmt 
er  eine  förmliche  Beschwörung  („starken  segen")  an  der  „Kirchhoff 
mawrn"  —  bei  Bocc.  „vmb  die  linten"  —  mit  Macaronlatein  (Sachs' 
Erfindung?)  vor.  In  der  deutschen  Dichtung  fehlen  die  „jungen  purger 
und  pauren"  Boccaccios,  obwohl  auch  Dol  „die  Nachbawrn  zammen 
forder"  sollte ,  und  ebenso  vermißt  man  die  feierliche  Anrede  Brunos 
an  die  Versammelten.  Die  Handlung  verläuft  nunmehr,  wie  in  der 
Novelle,  nur  gibt  der  Geprellte,  damit  man  seiner  Frau  nichts  verrathe, 
„zween  gülden"  anstatt  neyn  par  veyster  capaun"  (Boccaccio).  Der 
„zweinzig  brodt  würst",  die  man  noch  von  ihm  verlangt  —  Zusatz 
des  Nürnbergers  —  weiß  er  sich  mit  Hinweis  auf  seine  Frau  zu 
entziehen. 


20  A.  L.  STIEFEL 

Der  Pfarrer  schließt,  worauf  S.  nun  einmal  nicht  verzichten  kann, 
mit  einer  Moral: 

Also  muß  man   schlichen  die  Affen 

Vnd  die  filtzingen  geitzhals   straffen  u.   s.  w. 

42.  Der  Pawr  inn  dem  Fegfewer. 

Quelle:  Bocc.  Cento  Nov.  III,  8  bereits  von  Tittmann  (Dicht. 
von  H.  Sachs  III,  p.  XXXIV  u.  94)  nachgewiesen.  H.  Sachs  hat  die 
unsaubere  Liebschaft  des  Abtes  mit  der  Bäuerin  weggelassen.  Der 
Abt  erhält  von  der  letzteren  für  seine  Kur  „ein  haffn  mit  pfennig". 
Ich  kann  mich  Tittmann  nicht  anschließen,  wenn  er  meint,  daß 
dadurch  „der  Schwank  an  komischem  Gehalt  nichts  verloren  hat"; 
er  hat  vielmehr  —  pflegt  es  doch  meist  so  zu  ergehen  —  an  Witz 
verloren,  was  er  in  sittlicher  Hinsicht  gewonnen.  Daß  Sachs  sich  durch 
moralische  Rücksichten  bei  der  Weglassung  der  Liebesintrigue  übrigens 
nicht  leiten  ließ,  erhellt  daraus,  daß  er  in  dem  Meistergesang  gleichen 
Inhalts,  wie  E.  Goetze1)  bemerkt,  die  Liebe  des  Abtes >echt  aus- 
führlich hervorgehoben  hat.  Die  Behandlung  des  Bauern  im  Fegfeuer 
ist  ziemlich  getreu  mit  vielen  wörtlichen  Entlehnungen  nachgebildet. 
Die  Namen  aller  Personen,  sowie  die  originellen  Figuren  der  Bauern 
Eberlein   Gröltzenbrey    und  Nickel   Rubendunst  sind  seine  Erfindung. 

43.  Die  listig  Bulerin. 

Die  bereits  von  F.  W.  V.  Schmidt  {Beiträge  p.  70)  nachgewiesene 
Quelle  ist  B  oc  caccio  VII,  6.  Hans  Sachs  läßt  in  diesem  schwachen 
Erzeugniß  die  beiden  Liebhaber  gestört  werden,  ehe  sie  ihren  Zweck 
erreichen.  Im  Übrigen  schließt  er  sich  sehr  häufig  wörtlich  seiner 
Quelle  an. 

44.  Das   gesprech    Alexandri    Magni   mit    dem  Philo- 
sopho  Diogeni. 

Auch  dieses  Thema  wurde  von  Sachs  mehrere  Male  behandelt. 
In  der  einen  Bearbeitung  aus  dem  12.  Spruchbuche  (1558)  bezeichnet 
er  den  „geschieht  Schreiber  plutarchus"  als  seine  Quelle.  Diese 
Angabe  ist  geeignet,  irre  zu  führen;  denn  nicht  der  Geschicht- 
schreiber (bezw.  Biograph)  Plutarch,  sondern  der  Verfasser  der 
'Anorp&e'y  [tat  a  ist  die  Hauptquelle  zum  Fastnachtspiel  gewesen.  Im 
Leben  Alexanders  (cap.  14),  welches  E.  Goetze  (IV,  p.  XVII) 
für  die  (alleinige?)  Quelle  hält,  fand  S.  —  wenn  die  von  ihm  benützte 
Boner'sche  Übersetzung  nicht  ausführlicher  ist,  als  der  mir  vor- 
liegende griechische  Text    —    nur   wenig.     Fast   das    ganze    Gespräch 


')  Fastnaclitspiele  von  H.   Sachs  IV,  p.   VII. 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN  DRAMEN.  27 

ist  aus  Eppendorffs  Übersetzung  der  j47to(p^iy^.axa  (1534,  Straß- 
burg) zusammengestellt.  Ich  verweise  insbesondere  auf  Fol.  154,  155, 
163,  184  u.  s.  w.  (in  „Diogenis  weise  u.  sittliche  Spruch").  Man  möchte 
fast  glauben,  daß  die  Worte  bei  Plutarch-Eppend.  (p.  154)  „Alexan- 
der     byelt   vil   gespräch    mit   ym"   H.  Sachs    den  Gedanken    zu 

seinem  langen  Gespräch  eingegeben  habe.  Daß  er  die  Handluug  nach 
Athen  verlegte,  während  Plutarch,  sowohl  im  Leben  Alexanders,  als 
in  den  „kurtzweisen  höfl.  Sprüchen"  (p.  154),  ausdrücklich  Corinth 
als  Ort  des  Zusammentreffens  erwähnt,  hat  wohl  seinen  Grund  darin, 
daß  der  Meister  in  vielen  Sprüchen  den  Diogenes  meist  mit  Athen 
und  Athenern  in  Beziehung  gesetzt  fand. 

45.  Der  groß  Eyferer,    der    sein  Weib  Beicht  höret. 
Auch  zu  diesem  Spiel  hat  F.  W.  V.  Schmidt   (p.  69)   die  Quelle, 

Boccaccio  VII,  5.  bereits  genannt.  Sachs  schließt  sich  eng  an  Bocc. 
Decam. ,  sogar  im  Ausdrucke  an,  doch  hat  er,  und  dieses  Mal  ist  es 
eine  Verbesserung,  die  der  komischen  Wirkung  keinen  Eintrag  thut, 
die  Frau  durchaus  als  ehrbar  dargestellt.  Wohl  erwähnt  die  Magd 
Vrsula  —  H.  Sachsens  dramatisch  wirksame  Zutbat  —  den  Wand- 
nachbar Philipp  und   „die  klafft"   (V.  36/37)  und  räth  ihrer  Herrin: 

,.Da  mögt  jhr  jhn  wol  reden  an 

Und   ewer  gesprech   mit  jhm  han 

Heymlich", 
allein  jene  will  „als  ein  fromb  ehrlich  Weib  bestehn". 

46.  Das  Weib  im  Brunnen. 

„Eine  echt  deutsche,  überaus  lustige  Posse"  —  so  urtheilt  Schmidt 
in  den  Beiträgen,  p.  68,  zu  Bocc.  VII,  4,  der  Quelle  unseres 
Spiels  —  „hat  Hans  Sachs  daraus  gemacht .  Sie  ist  voll  komi- 
scher Kraft  und  Wahrheit,  und  verdient  eine  abermalige  Bekannt- 
machung". Der  Meister  schloß  sich  Bocc.  getreu  an  und  entnahm  viele 
Stellen  wörtlich.  Der  Dialog  ist  gewandt,  die  Sprache  kräftig,  aber 
die  Originalität  des  Deutschen  gleich  Null. 

47.  Der  Tyrann  Dionisius  mit  Damone  seiner  glück- 
sei igkeit  halber. 

Die  Quelle  dieses  Stückes  ist  F.  Petrarchae  reram  rnemoran- 
darum    Ubri    und    zwar    in    nachstehender   Übersetzung1):     „De  Rebus 


*)  Ich  entnehme,  da  es  mir  an  den  nöthigen  bibliographischen  Hilfsmitteln  hier 
fehlt,  die  Beschreibung  dieser  Ausgabe  dem  167.  Verzeichniß  des  antiquar.  Lagers 
von  K.  Th.  Völcker  in  Frankfurt  a.  M.  Die  Angaben  sind  unvollständig  und  können 
natürlich  auch  auf  diplomatische   Genauigkeit  keinen  Anspruch  erheben. 


28  A.  L.  STIEFEL 

Memorandis  Gedenkbuch  Aller  der  Handlungen,    die   sich  vonn  anbeainn 

der  Welt  begeben  vnd  zugetragen  haben Verteutschet  durch  Magistr. 

Steph.  Vigilium.  Augspurg.  H.  Stayner  1541.  Mit  14  Holzschn.  von 
H.  Burgkmair.  Fol.  VIII  u.  96  Bl.u. 

Mir  liegt  eine  spätere  Ausgabe  vor,  deren  Beschreibung  ich  iu 
der  Anmerkung ')  folgen  lasse. 

Die  hierher  gehörende  Erzählung  steht  im  III.  Gedenkbuch, 
Capitel  LIII,  mit  der  Überschrift:  „Von  weiser  anzeigung  eines 
i/efährlichen  stadts  vmb  einn  Tyrannen".  Daß  dies  wirklich  H.  S. 
Quelle  ist2),  geht  daraus  hervor,  daß  1.  hier  wie  bei  Sachs  der  Name 
Dämon  für  Damokles  steht,  2.  aus  einer  Anzahl  von  sprachlichen 
Übereinstimmungen.  Man  vergleiche: 

Petrarcha:  Sachs,   V.    14: 

Dann  da  einer  |  mit  namen  Dämon  |  Dämon,  sein  raht  spricht: 

ein  besonderer  lober  |  vnd  alles  seines  Selig  bist  du  in  allem  stück, 

glucks  fürnemer  verwunderer  zu  jhm  Mein  Dionisi  hie   auff  erden   etc. 
käme  I  preisend    seine    stadt    biß    an 

Himel   |   sagend,   er  wexe  der  seli-  DumiBius,   der  Tyrann  spricht: 

gest  Mensch  vber  all  vff  Erden  Dämon,  begerst,   so    wil  ich  dich 

Gab   jhm  Dionysius    antwort:    Wiltu  Versuchen  lassen  kurtzer  zeyt 

aller    meiner    seligkeyt   vnd   güts  Eintheil  von  meiner  S  eligkeit. 

lebens  nur  ein  stücklin  sehen  vnd  Das  du  magst  kosten  auch  ein 
kosten?  Sagt  Dämon  |  Ja  ich  beger  stück  etc. 

sonst  nichts   anders. 


Dämon,  V.    133: 
jetz     liesse    er    sich    beduncken    er      Ja,  jetzundt  ist  mir  recht  vnd  wol 
were  recht  selig  |  recht  frölich  |  recht      Mein  Herz  ist  aller  frewden  vol. 


')  De  Rebus  Memorandis.  Franciscus  Petrarcha  der  Hochgeleert  vnd  weit 
berümpt  Orator  vimd  Poet  |  von  allerhandt  furtreflichen  handlungen  |  so  sich  von 
anbegin  der  Welt  wunderbarlich  zugetragen  vnnd  begeben  haben  |  wol  wirdig  f  daß 
sie  in  ewige  zeit  nimmer  in  vergeß  gestellt  |  dergleichen  auch  in  Teutscher  Spraach 
vor  nie  gesehen  |  gehört  noch  geredt  worden.  Jetzunder  auffs  fleißigst  vnnd  herr- 
lichst auß  dem  Latein  inns  Teutsch  gebracht  durch  M.  Stephanura  Vigilium  Paci 
monfanum  |  vnd  mit  schonen  Figuren  gezieret.  —  Hierzu  seindt  kommen  der  sieben 
Weisen  in  Grecia  Sprichwörter  |  Künstlich  in  Rheimen  |  durch  den  sinnreichen  Poeten 
Casparum  Bruschium  |  gestellt.  —  Allen  Stenden  vnd  Menschen  gantz  lustig  |  kurtz- 
weilig  |  vnd  nützlich  zulesen.  Cum  Cesarae  maiestatis  gratia  &  Privilegio  nouo, 
Franckfurt  am  Meyn  |  Bey  Christian  Egenolffs  seligen  Erben.  M.D.LXVI.  Fol., 
6  nicht  foliierte  Blätter,   102  foliierte.  zuletzt  nochmals  ß  nicht  foliierte. 

')  Inzwischen  hat  auch  E.  Götze  (Fastnachtsp,  IV,  p.  XIX)  Petrarcha,  aber  nur 
■  ils  wahrscheinliche  Quelle  bezeichnet.  Siehe  (1.  c.)  übrigens  seine  Bemerkungen 
wegen  eines  Meistergesangs,  der  den  gleichen  Stoff  behandelt. 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN  DRAMEN.  29 

weiß  |  jetzt  meint  er  hett  ersehen  das  Wie  mächst  mir  nur  baß  sein  auff  erdt 

gute    leben    der    Tyrannen  |  Inn  dem  Bin  ich  der  Seligkeit  gewerdt? 

gaffete    er    vmbsich  |  vnnd    vbersich  |  —     —     —     —     —      —      —      — 

da  sihet  er eben   ob   seinem  Des  bleib  ich  frölich  jmmer  mehr. 

haupt  ein  bloß   schneidend    glantzend 


spitzig    schwerdt   |    an   einem    pferdts  Dämon: 

har  auß  dem  schwantze  gezogen  |  das  schaiot   vbersich   das   bloß   Schwerdt 
zitteret  vnnd  wacket  |  als  wolt  es  jetzt  0j  ßm  Jiangen  vnm\  spricht. 

auff  sein  kopff  fallen  |  hangen.  _      


Ich    sich    ein    scharpff    zwischneident 

schwert 
Ob   meinem  haubt  hangen  fürwar, 
Ganz  zitrendt  an   einem  Roßhar, 
Das   zilt  mir  in  mein  haubt  zu  fallen. 


Sachs  schloß  sich  ziemlich  getreu  der  Erzählung  an ;  nur  glaubte 
er  die  Gefahr,  in  der  Dämon  schwebt,  noch  verstärken  zu  müssen, 
indem  er  zwei  Trabanten  auftreten  ließ,  die  mit  Waffen  nach  ihm 
zielen.  —  Einige  Züge  entlehnte  S.  übrigens  aus  Scherz  mit  der  War- 
heyt  (ed.  1550,  fol.  3). 

Über  Verbreitung  des  Stoffes  siehe  Oesterley  in  Kirchhofs 
Wendunmut  V,  p.  75. 

49.  Das  boß  Weyb  mit  den  worten,  Würtzen  vnd 
Stein  gut  zu  machen. 
Die  Quelle  (schon  von  Goetze  IV,  p.  XX  nachgewiesen)  ist 
offenbar  Pauli  Nr.  134  (ed.  Oesterley  p.  97);  doch  schwebte 
dem  Dichter  bei  der  Abfassung  ein  bereits  früher  als  Spiel  ver- 
arbeiteter Stoff  „der  böß  Rauch"  (s.  o.  Nr.  28)  vor,  den  er  hier 
nochmals  stark  mitverwebte.  Es  ist  dies  leicht  erklärlich;  handelt  es 
sich  doch  hier  und  dort  um  die  Zähmung  einer  bösen  Sieben,  die 
freilich  dort  mißglückt  und  hier  gelingt.  Während  Pauli  den  geplagten 
Ehemann  zu  dem  in  Folge  seines  bekannten  Urtheils  „durch  alle 
Land"  gepriesenen  Salomon  wandern  läßt,  wo  ihm  der  Rath  ertheilt 
wird:  „in  verbis  herbis  et  lapidibus  est  magna  virtus",  so  tritt  hier, 
wie  in  Nr.  28,  der  Mann  klagend  auf,  der  Nachbar  gesellt  sich  zu 
ihm,  fragt  ihn  nach  seinem  Kummer  und  auf  seine  Beichte  hin,  erzählt 
er  ihm  nun,  was  er  vor  Jahren  gehört,  daß  ein  Mann  von  König 
Salomon  in  ähnlicher  Lage  obigen  „kurtzen  raht"  erhalten  habe. 
Wortseliger  als  der  weise  Sohn  Davids  fügt  der  Nachbar  gleich  noch 
die  Deutung  hinzu.  Sachs  zeigt  wiederum,  daß  ihm  die  sinnige  Kürze 
des  Orients  nicht  behagte.  Schon  oben  in  der  Behandlung  der  ver- 
wandten Nr.  26  (Joseph   u.  Melisso)   hatte   er  es  für  nöthig  erachtet, 


30  A.  L.  STIEFEL 

dem  König  nachträglich  die  Deutung  seiner  lakonischen  Worte  geben 
zu  lassen.  Dem  Meister  scheint  daran  gelegen  zu  sein,  zu  zeigen,  wie 
richtig  er  den  Sinn  der  räthselhaften  Worte  auffaßte.  Daher  erklärt 
der  Kachbar  die  Steine  als  ,.Köstlich  Edelgestein",  die  „der  alt  Mann 
hab  —  —  —  In  gülden  ring  ein  lassen  fassen".  Das  böse  Weib 
erscheint  jetzt,  and  der  Nachbar  empfiehlt  sich,  fast  wie  in  Nr.  28 
(Vers  177  „Aide,  aide,  ich  scheidt  mit  wissen")  mit  den  Worten: 
„Gehab  dich  wol,  ich  scheidt  mit  wissen".  Nun  folgen  die  verschiedenen 
Versuche,  wie  in  Pauli,  jedoch  mit  kleinen  charakteristischen  Än- 
derungen. So  „truckt"  der  Mann  bei  dem  zweiten  Versuch  nicht,  wie 
es  bei  Pauli  heißt,  die  Frau  „in  ein  winckel  vnd  hub  ir  ein  büschelin 
nach  dem  andern  für  die  nassen",  hat  er  doch,  noch  von  Nr.  28  her, 
eine  sehr  bestimmte  Erinnerung,  wie  gefährlich  eine  solche  Annäherung 
ist,  sondern  er  „helt  jhr  die  würtz'-  einfach  mit  freundlichen  Wrorten 
,.für" :  ferner  versucht  er  „die  Edlen  stein  Rubin,  Saphir  demandt 
—  —  —  in  einen  ring",  um  endlich  Paulis  3.,  allein  wirksames 
Mittel  anzuwenden.  Beweiskräftig  für  den  Einfluß  von  Nr.  28  ist 
noch,  daß  die  Frau  nach  dem  zweiten  Versuch  plötzlich,  eigentlich 
recht  unmotiviert,  mit  „bruch,  taschen  vnd  messer"  auftritt.  Damit 
kündigt  sich  unser  Stück  geradezu  als  eine  Fortsetzung  von  ..der  böß 
Rauch"  an.  Es  erscheint  auch,  wie  in  diesem,  zu  Schluß  nochmals 
der  Nachbar.  —  Den  Stoff  bat  S.  außerdem  auch  als  Meistergesang 
(1537)  behandelt. 

50.  Der  verdorben  Edelman  mit  dem  weichen 
beht.    etc. 

Die  erste  und  größere  Hälfte  dieses  Spiels,  die  uns  das  ver- 
schwenderische Leben  des  verschuldeten  „verdorben  Edelmanns"  in 
anschaulicher  Weise  vorführt,  dürfte  einem  älteren  lateinischen  (Schul-) 
Drama  entlehnt  sein.  Die  Namen  Superbus,  Avarus,  Gnato,  Dromo 
und  noch  manche  andere  Umstände  machen  dies  ziemlich  sicher.  Da 
es  mir  hierorts  an  dem  einschlägigen  Material  fehlt,  so  konnte  ich 
das  Original  bis  jetzt  noch  nicht  nachweisen.  Interessant  ist  —  nebenbei 
bemerkt  —  die  Ähnlichkeit  der  Situation  einerseits  mit  Shaksperes 
Timon    und    anderseits    mit  Gil  Vicentes  „Farga   dos  Almocreves". 

Erst  von  Vers  192  an  nähern  wir  uns  der  im  Titel  angedeuteten 
Fabel,  die  Sachs  zugleich  aus  Pauli  Nr.  503  (etwa  10  Linien  groß), 
Petrai  cha-Vigilius  II,  37,  fol.  24  (blos  ö1/«  Zeilen)  und  „Scherz 
mit  derWarheyt",  3b,  kannte.  Er  verstand  es,  die  kurze  Anekdote 
ziemlich  breit  (V.  192—339)  auszuspinnen. 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN  DRAMEN. 


31 


51.  Ewlenspiegel  mit  den  blinden. 
Zum  ersten  Male  —  und  auffallend  spät  —  stoßen  wir  auf  ein 
Spiel,  das  dem  beliebten  Volks  buche  entnommen  ist.  Es  ist  dies  um 
so  auffallender,  als  S.  das  Buch  schon  lang1)  kannte.  Die  71.  Geschichte 
lieferte  ihm  das  Material.  Sachs  folgte  ziemlich  getreu  dem  Volksbuche 
und  es  lassen  sich  selbst  manche  wörtliche  Übereinstimmungen  nach- 
weisen, so  z.  B.: 
Eulenspiegel  (Lappenberg  p.  104): 


—  —  —  verzerent  diße  XII  gül- 
den vmb  meinent  willen  biz  so  lang 
daz  ir  für  frost  wider  wandern  mögen. 


Sachs,  V.   51: 
Da  wil  ich   euch   ein   thaler  schenken, 

Verzert  den  beim  Hans  Wirdt  darnach, 
Biß  die  kelt  laß   ein  wenig  nach 
Das  jr  denn  wiederumb  mügt  wandern. 


Ich  hab   vch    einen     bürgen     über-  V.   251  : 

kummen.  ICÜ   uaD   ein  bürgen  vberkömmen. 

Die  gleiche  Geschichte  findet  sich  außerdem  in  dem  von  Sachs 
viel  benützten  Pauli  (Nr.  646),  offenbar  aus  dem  (etwas  älteren) 
Volksbuch  von  Eulenspiegel  geschöpft,  aber  mit  manchen  Abweichungen. 
So  wird  z.  B.  bei  ihm  nicht  Eulenspiegel,  sondern  „ein  ritter"  als  der 
Anstifter  des  Streiches  genannt,  die  Handlung  ereignet  sich  bei 
Nürnberg  und  nicht  in  Hannover,  der  Wirth  sperrt  die  Blinden  in 
einen  „genßstal"  statt  in  den  „schweinstal" ,  der  Priester  gibt,  statt 
zwei  Tage,  14  Tage  Frist.  Keine  dieser  Abweichungen  wurde  von 
Sachs  adoptiert;  gleichwohl  halte  ich  es  für  sicher,  daß  Sachs  auch 
Paulys  Erzählung  benützte.  Nachstehende  sprachliche  Berührungen 
sprechen  dafür. 

Pauli:  Sachs,   V.   125: 

wolan  lieben  brüder  wir  wollen  ein      Ir  brüdr,  jr  brüdr  .... 
mal  rechnen.  Wir  wolln   ein  mal  zalen  und  rechen. 


V.    148: 
Der  wirt  was  zornig  vnd  sprach  das      Der  Wirdt  feit  sie  alle  drei/  ahn  vnd 
war     recht     das    ir    mich     also     vmb  spricht: 

das  meine  wolten  bescheissen,    ir      Ich  wil  euch  einsperren  all  drey 
schelck  etc.  —     —     —      —      —      —     —      — 

Ir     bescheysset    doch    Leud     vnd 
Landt. 


Ir  erlösen  schelck  vnd  Spitzbuben. 


*)  Ein  Spruchgcdicht  „  Ewlenspiegel  auf  dem  henckersteg"  (abgedr.  in  Schweitzers 
Etüde  sur  la  Vie  et  les  oeuvres  de  H.  Sachs,  p.  444/5)  ist  vom  20.  Juui  1539  datiert. 


32  A.  L.  STIEFEL 

Pauly:  V.    219: 

Lieber  her  mein  wirt  zu  dem    hasen  Mein  Herr,   ich   lieg  dort  beim  Hans 
ist  hinnacht  von   sinnen  kumen,   man  Wirdt 

meint  er  sei  besessen   vnd  laßt  euch  Zu  herberg,   der  selb  dolisirt, 

sein    fraw    bitten,    ir  wollen    in  ledig  Thut  gleych,  sam  sey  er  gar  besessen, 
machen,   des  wil   sie   euch   wol  Ionen. 

V.   227: 

Drumb  ist  an   euch   der  Wirtin  bit 
Ir   wolt  in  noht  sie  lassen  nit, 
Sonder  jm   helffen   mit  beschwern 
Sie  wil  euch  mit  einer  schenck  verehrn. 

Anderseits  bietet  Sachs  mehrere  Züge,  die  sich  in  beiden 
Versionen  nicht  finden:  1.  hat  er  nur  drei  Blinde  (bei  jenen  sind  es 
zwölf);  2.  der  Schalk  schenkt  angeblich  nur  ein  Geldstück,  einen 
Thaler  (bei  jenen  zwo  lf  Gulden);  3.  der  Pfarrer  rüstet  sich  in  allem 
Ernste  zum  Beschwörungsact  (bei  Pauli  und  im  Eulenspiegel  kommt 
es  nicht  dazu) ;  4.  der  Wirth  wird  von  den  dem  Geistlichen  zu  Hilfe 
eilenden  Bauern  festgenommen  und  —  zwar  nicht  mehr  im  Spiele, 
aber  nach  den  Schlußworten  des  Pfarrers  ganz  bestimmt  —  exorcisiert. 

Merkwürdigerweise  stimmt  Sachs  in  diesen  Punkten  mit  dem 
altfranzösischen  Fabliau  des  Trouvere  Cortebarbe  „Les  trois  Avugles 
de  Compiengne"  überein:  Hier  sind  es  1.,  wie  schon  der  Titel  besagt, 
drei  Blinde,  die  2.  ein  Geldstück  (un  besant)  erhalten;  3.  heißt  es 
im  Gedicht  (Vers  276/277) : 

Et  li  Prestres,   sanz  demoree 
A  pris  le  livre  et  puis  l'estole. 
Hiemit  vergleiche  man  Hans  Sachs: 

Der  Pfaff  kumbt,  hat  den  stol  am  halß,   ein  Buch  vnd  gerten  in 
der  handt. 
4.  halten  die  Bauern  auf  des  Priesters  Geheiß   den  Wirth,  und  jener 
nimmt  wirklich  die  Beschwörung  vor. 

Diese  auffallenden  Übereinstimmungen  können  unmöglich  das 
Werk  des  Zufalls  sein.  Sachs  hat  also  noch  eine  dritte  Quelle,  vielleicht 
eine  jetzt  verlorene  deutsche  Bearbeitung  des  Fabliau  gehabt. 

Schließlich  sei  noch  bemerkt,  daß  Sachs  den  Namen  Egelßheim 
—  das  Dorf,  woselbst  bei  ihm  die  Geschichte  vor  sich  geht  —  wahr- 
scheinlich aus  der  37.  Histori  des  Eulenspiegel  entlehnt  hat. 

52.  Wie  Gott,  derHerr,  Adam  vnn  d  Eva  jhre  Kinder 
segnet. 
Dieser  Stoff  muß  H.  Sachs  ganz  besonders  zugesagt  haben,  da 
er  ihn  nicht  weniger  als  vier  Mal  bearbeitete.  In  der  ersten  Bearbeitung, 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN  DRAMI.N  33 

iin  Meistergesang  vom  25.  August  1547,  nennt  er  keine  Quelle. 
Goedeke,  der  das  Gedicht  abdruckte  und  dabei  auf  verschiedene 
Bearbeitungen  des  Stoffes  hinwies,  hält  für  des  Dichters  Vorlage 
Melanchthons  Brief  vom  23.  Mai  1539  (Corp.  Reformat.  III,  p.  654, 
Nr.  1785).  Ich  kann  einen  Einfluß  dieses  Briefes  auf  den  Meistergesang 
nicht  rinden,  constatiere  vielmehr  die  größte  Ähnlichkeit  mit  der 
kurzen  Erzählung  in  Joh.  Agricolas  Sprichiuörtem1) ,  die,  u.A.  in 
Nürnberg  1529  und  wiederum  1530  gedruckt,  H.  Sachs  wohl  bekannt 
waren.  Die  zwei  ersten  Strophen  des  Gedichtes  entsprechen  ganz, 
sogar  im  Ausdrucke,  Agricolas  Erzählung.  Für  die  dritte  Strophe 
allerdings  findet  sich  nicht  blos  bei  jenem,  sondern  auch  bei  Melanchthon 
und  selbst  im  Dialog  des  Erasmus  Alberus  gar  kein  Anhaltspunkt. 
Eva  nämlich,  unzufrieden  mit  dem  ungleichen  Loose  ihrer  Kinder, 
macht  dem  Herrn  hierüber  „trotzigleich"  Vorstellungen,  worauf  er  ihr 
die  Notwendigkeit  der  Stände  in  der  Welt  klarlegt.  Dieser 
charakteristische  Zug,  welcher  auch  in  unserem  Spiele,  der  zweiten 
Bearbeitung  des  Stoffes,  wiederkehrt  (siehe  Vers  308  u.  331  ff.),  legt 
die  Annahme  einer  noch  unbekannten  Quelle  nahe.  Vielleicht  fand 
sich  der  Zug  in  dem  Gedicht,  das  Melanchthon  als  seine  Quelle 
bezeichnete. 

Das  Fastnachtspiel  beruht  erstens  wiederum  auf  Agricola, 
ferner  auf  des  Erasmus  Alberus  Gespräch  „Von  der  Schlangen  Ver- 
jürung  etc.u.  Die  Annahme  einer  directen  Benützung  von  Melanchthons 
lateinischem  Brief  halte  ich  nicht  für  unbedingt  geboten.  Sachs,  der 
diese  Quelle  erst  bei  der  dritten  Bearbeitung,  bei  der  Co  media  „die 
ungleichen  Kinder  Eve"  (aus  dem  gleichen  Jahre  1553)  nennt,  mochte 
sein  Wissen  davon  einzig  und  allein  aus  des  Alber  Dedicationsschreiben 
schöpfen.  Dagegen  war  ihm  eine  Bearbeitung  des  Melanchthon'schen 
Briefes  bekannt,  auf  welche  meines  Wissens  bis  jetzt  Niemand  auf- 
merksam gemacht  hat.  Sie  steht  in  dem  Dedicationsschreiben,  das  Stephau 
Vigilius  seiner  oben  erwähnten  Übersetzung  von  Petrarchas 
„de  Rebus  memorandis"  voranstellte.  Das  Schreiben  ist  an  „Leonharden 
Becken  |  zu  Augspurg  |  Rhömischer  Keyserlicher  Maiestat  |  x  Rathu 
gerichtet  und  umfaßt  '2i/2  Seiten  Folio.  Da  Sachs,  wie  wir  sahen  (s. 
o.  Nr.  47),  das  Buch  kannte  und  benützte,  so  konnte  ihm  diese 
Bearbeitung  des  Melanchthon'schen  Schreibens  nicht  leicht  entgehen. 
Vigilius  nennt  seine  Quelle  nicht.  Er  „wil"  mit  der  Erzählung  „auffs 
kürtzest   des   rechten  waren  Adels   grundt  vnd  vrsprung  anzeygen". 


')  Abgedruckt  in  Goedekes  „Schwanke  des  16.  Jahrhunderts",  p.  24. 
GERMANIA.     Neue  Keiho.  XXIV.  (XXXVI.)  Jakrg.  3 


34  A.  L.  STIEFEL 

Einige  Wendungen  bei  Sachs  machen  es  ziemlich  sicher,  daß  er  fliese 
Version  kannte.   So  lesen  wir  z.  B.  bei 

Vigilius:  Sachs,  V.   83: 

Dise    aber    die    sie   (Eva)   wol   ge-      Hab  ichs  nit  fein  gestri  chen  raus. 


V.    115. 


waschen  |  herfür    gestrichen    vnnd 

gezieret  hett  |  stellt  sie  fein  ordenlich 

nach   einanderher  |  daß  sie  des  Her-      Wenn  Gott,   der  Herr e  kumbt  her- 

ren  Gotts    vnnd    Erschaffers    solten  ein* 

erwarten  vnd  j  n  entpfahen.  V.  1  20  :  —  en  tp  fahet  j  n  allesander ! 

Nach  V.    180  heißt  es: 
Abel    tritt    herbey  |ichlege    dir      Der  Herr  legt  dem  ersten  die  hend 
die  hende  auf  f.  au  ff  sein  Haubt. 

Neben  diesen  Quellen  hat  Sachs  auch  hier  wiederum  die  oben 
angedeutete  unbekannte  benützt. 

Während  es  in  diesen  beiden  Dichtungen  dem  Meister  ausschließ- 
lich darum  zu  thun  war,  die  göttliche  Einsetzung  der  Stände  zu 
zeigen,  verfolgt  er  in  seiner  dritten  Bearbeitung,  in  der  noch  in 
demselben  Jahre  geschriebenen  Comedia  „die  ungleichen  Kinder  Eve", 
eine  andere  Tendenz.  Seine  Hauptquelle  war  dieses  Mal  —  für  die 
vier  ersten  Acte  —  des  Alberus  Dialog,  und  gleich  diesem  erhob 
er  die  Prüfung  der  Kinder  im  lutherischen  Katechismus  zum  Haupt- 
gegenstand  der  Darstellung.  Die  Einsetzung  der  Stände,  die  freilich 
bei  Alberus  ganz  fehlt,  wird  nur  ganz  kurz  und  obenhin  abgefertigt. 
Seine  weiteren  Quellen  waren  die  .Bibel  —  für  den  5.  Act:  Ermor- 
dung Abels  — ,  sein  eigenes  Spiel,  von  dem  viele  Sätze  wörtlich 
herübergenommen  sind,  Agricola,  Vigilius,  wahrscheinlich  die  mir 
unzugänglich  gebliebene  „Tragedia  von  Verordnung  der  Stend  etc.u 
(1539)  des  H.  Chnustinus  (H.  Knaust)  (s.  Goed.1)  Grundr.  §.  151 
und  Seh.  v.  Carolsfeld  w.  u.)  und  endlich  ein  älteres,  bereits  1516 
(oder  gar  1509)  zu  Freiberg  aufgeführtes  Spiel,  in  welchem  die  Namen 
der  „sechs  gehorsamen  und  sechs  ungeraten  sün  Eve"  ganz  mit 
Sachs  übereinstimmen. 

Tn  seiner  letzten  Bearbeitung,  in  dem  Anfangs  1558  verfaßten 
Schwank  „Die  vngleichen  kinder  Eve",  kehrte  Sachs  wieder  zu  der 
früheren  Tendenz  zurück.  Der  Schwank,  entschieden  die  beste  unter 
den  vier  Dichtungen,  in  welcher  die  ursprüngliche  Fabel  am  reinsten 
zum  Ausdruck  kommt,  lehnt  sich  an  Meistergesang  und  Spiel  an, 
mit  welchen  er  auch  in  den  Quellen  übereinstimmt. 


l)  Ich  citiere   nach  der  ersten  Auflage,   da  die  zweite  hier  nicht  zu  haben  ist 


ÜBER   DIE  QUELLEN   DER  HANS  SACHSISCHEN  DRAMEN  35 

Ich  habe  das  interessante  Thema  mit  den  vorstehenden  Bemer- 
kungen lange  nicht  erschöpft.  Ich  mußte  mich  eben  auf  das  Wichtigste 
beschränken  und  konnte  es  um  so  mehr  thun,  als  wir,  wie  ich  höre, 
eine  'ausführliche  Arbeit  über  die  Fabel  von  J.  Bolte  in  Berlin  zu 
erwarten  haben.    Ich  verweise  noch  auf  die  untenstehenden  Werke1). 

53.  Der  Ketzermeister  mit  den  vil  Kessel  suppen. 
Quelle:    Bocc.   Cento  Nov.,    bereits  von  Goedeke  gelegentlich 

des  Meistergesangs  gleichen  Inhalts  von  1544  (Dichtungen  des  H.  Sachs 
I,  p.  160)  nachgewiesen.  Der  Nürnberger,  dessen  Zeit  sich  dem  Stoffe 
gegenüber  natürlich  anders  verhielt,  als  die  des  Florentiners,  hat  es 
verstanden,  eine  beißende,  zeitgemäße  und  äußerst  lustige  Satire  dar- 
aus zu  machen.  Die  Figuren  des  schalkhaftigen  Nachbars  Clas  und 
des  „Suppenfressers"  (=  Schmarotzer)  Herman  Pich  sind  lebenswahre, 
treffliche  Schöpfungen  des  Meisters. 

54.  Der  Bawer  mit  dem  Plerr. 

Schon  1548  hatte  Sachs  einen  Meistergesang  mit  gleichem  Titel 
gedichtet.  Die  älteste  mir  bekannt  gewordene  deutsche  Behandlung 
des  offenbar  orientalischen  Stoffes  ist  das  bei  v.  d.  Hagen  (Gesammt- 
abenteuer  II,  p.  265  ff.)  abgedruckte  Gedicht  ,.  Der  wibe  List".  Hier 
sieht  ein  „man"  von  seinem  Weibe  „Einen  sicherlichen  gän"  und  zer- 
bläut die  Frau.  Sie  nimmt  die  Hilfe  einer  „vuegerinne"  (Kupplerin) 
in  Anspruch.  Da  sie  an  jenem  Tage  „kerle"  (oder  kernel),  ein  unge- 
wöhnliches Kraut  gegessen,  so  findet  die  Alte  eine  List,  ihr  zu  helfen. 
Sie  tritt  dem  Manne  entgegen  und  verwundert  sich  über  sein  mon- 
ströses Aussehen  (zwei  Nasen,  vier  Füße)  und  entschuldigt  sich, 
scheinbar  ihren  Irrthum  einsehend,  damit,  daß  sie  ein  Zauberkraut, 
gegessen,  „kernel"  genannt.  'Wer  ez  izzet.  dem  geschult,  daz  er  alsus 
missesiht'.  Natürlich  glaubt  der  Thor,  daß  es  ihm  so  mit  seiner  Frau 
gegangen.  Sachs  benützte  vielleicht  eine  Umbildung  des  mittelhoch- 
deutschen Gedichtes. 

56.  Die  Bürgerin  mit  dem  Thumbherrn. 

Die  offenbar  orientalische  Novelle,  welche  diesem  Spiele  zu 
Grunde  liegt,  findet  sich  in  vielen  Versionen  der  Sieben  weisen  Meister 
gewöhnlich  dem  vierten  Meister,  seltener  dem  dritten,  zugeschrieben 
In  den  deutschen  Bearbeitungen  dieses  Volksbuches  wird  sie  von  dem 


')  J.  Grimm  in  Haupts  Ztschr.  II,  264;  E.  Matthias'  Abdr.  von  E.  Alberas 
Gespräch  von  der  schlangen  veiiiiliruii^'  (Zs.  f.  deutsche  Piniol.  21.  Bd.,  p.  410-461); 
Tittmann,  H.  Sachs  III,  p.  XXXVI  ff.;  Ilwolf  in  Pfeiffers  Germania  X,  429; 
Blätter  f.  literar.  Unterh.  1846  II,  887  ff.;  und  besonders  Schnorr  v.  Carolsfelds 
interessanter  Aufsatz   in    seinem  Archiv  XII,  177 — 184. 

3* 


36  A.  L.  STIEFEL 

vierten  Weisen  (Maldrach,  Wald(r)ach)  erzählt.  H.  Sachs  hat  zunächst 
eine  Prosaversion  der  Sieben  w.  M.  und  vielleicht  die  nachstehende 
vor  sich  gehabt: 

„Hie  nach  volgt  ein  \  gar  schöne  Cronick  vnd  hystori  vfi  den  ge- 
schichtin der  Römer  |  Auch  die  glose  vn  der  geistliche  sinn  des  buchs 
Gesta  Romanorum  oder  der  syben  wisen  meyster  \  darin  man  vindet 
vil  schöner  vnd  mltzlicher  exempel  \  die  gar  lustlich  vnd  kurtzwillig  zu 
lesen  sind.  (Titelvignette)  o.  0.  u.  J.  —  Ana  Ende :  zu  Straßburg  durch 
Mathis  hüpf  uff  Im  Jar  1512.  4°." 

Merkwürdiger  Weise  stimmt  mit  der  darin  vorkommenden  hier- 
her gehörenden  Erzählung  die  34.  im  „Ritter  vom  Thurn",  abgesehen 
von  orthographischen  Abweichungen  und  einzelnen  unbedeutenden 
Ausdrücken,  wortwörtlich  überein.  Zum  Vergleiche  benutzte  ich  fol- 
gende Ausgabe: 

Der  Ritter  vom  Thurn,  Zuchtmeister  der  Weiber  vnd  Junck- 
frawen  etc.  —  Von  neuwem  verteutscht  \  vnd  getruckt  zu  Straßburg  beim 
M.  Jacob  Cammerlander  von  Mentz  Anno  MDXXXVIII.  Fol.  —  Ganz  mit 
denselben  Worten  erzählt,  findet  sich  die  Novelle  auch  in  späteren 
Ausgaben  des  Romans,  z.  B.  im  „Buch  der  Liebe".  Ob  sie  aber 
auch  in  älteren  Ausgaben  (vor  1538),  oder  gar  im  französischen 
Original  vorkommt,  weiß  ich  nicht,  weil  mir  weder  das  letztere  noch 
frühere  deutsche  Übersetzungen  hier  zur  Verfügung  stehen.  Nach  der 
Vorrede  „Zürn  Leser"  des  Druckers  Cammerlander  (in  der  obigen 
Ausgabe)  zu  schließen,  möchte  man  es  fast  bezweifeln.  Dieser  spricht 
sich  nämlich  tadelnd  über  das  französische  Original  und  die,  wie  es 
scheint,  wörtliche  Übersetzung  des  ersten  Übersetzers  „Marquart 
vom  Steyn  Ritter  vnd  Landtuogt  zu  Montpellicart"  aus,  und  bemerkt, 
daß  er  einschneidende  Veränderungen  damit  habe  vornehmen  müssen, 

er  habe  „die  fablen  hinweg  gethan  |  wäre  historien  auß  der  Bibel 

darin  gesetzet  |  sampt  andern  waren  historien  Schreibern  von 
bösen  vnd  frummen  weibern".  Es  ist  daher  wahrscheinlich,  daß 
diese  Geschichte  erst  von  Cammerlander  aus  den  „sieben  iceüen  Meistern" 
herübergenommen  worden  ist ') ;  daher  die  vollkommene  Übereinstimmung. 

Daß  Sachs  die  Novelle,  sei  es  aus  diesem  Buche,  sei  es  aus 
ienem,  gekannt  hat,  beweisen  folgende  Parallelstellen: 

Ritter  vom  Thurn2).  Sachs,   Vers   217   ff. 

Vnd  so  wir    vnd    sie  alle    oben   an       —   —  vnd  wenn   er  zu   Tisch 
dem    tische    werden    sitzen  |  vnd    du       Sitzt,    vnd  drauff  steht  Wildprät  vnd 
gegen  jm   |  wan    dann   nun  der  tisch  Fisch, 

')  Meine  Vermuthung  fand  ich  durch  nachträglich  ermöglichten  Vergleich  bestätigt. 
5)  Vergleichshalber   stehe   der  Text   aus  obiger  Ausgabe  der  Gesta  Romano- 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN  DRAMEN. 


37 


vol  wein  vnd  Kost  ist  gesetzt,  so  henck 
heimlich  dein  sehhlssel  in  das  tisch- 
tuch und  sprich  |  ach  wie  bin  ich  so 
vergessen  |  ich  habe  mein  messer  in 
der  kammer  gelassen  |  vnd  sthe  da- 
mit vngestümlichen  auff  |  ziehe  das 
tischtuch  mit  dir  vff  das  erdtrich  |  vnd 
thu  als  ob  du  es  nit  gern  gethan 
habest  | 

Der  Teuffei  nem  den  Pfaffen  vnd 
alle  Pfaffen  |  ich  will  niemannt  dann 
meinen  Eelichen   man  !). 


So   henck   dein   Schlüssel   heimelich 
Ins  Tischtuch,   fahr  auff  schnelliglich 
Samb  habst  etwas  daussen  vergessen, 
Reiß   das   Tischtuch    mit  Tranck  vnd 

essen 
Vom   Tisch  heraber  auff  die  Erd, 


V.    334: 
Ich  wolt,   es  hett  der  Teuffei  hin 
Den  Pfaffen  vnd  sonst  alle  Pfaffen, 
Eh  ich   wolt  habe  mit  jm  zu  schaffen. 


Außerdem  muß  H.  Sachs  noch  eine,  oder  gar  zwei  andere  Ver- 
sionen der  Erzählung  gekannt  haben;  denn  seine  Darstellung  bietet 
viele  charakteristische  Züge,  die  sich  nicht  in  der  oben  genannten 
Novelle  finden.  Ich  habe  nun  die  von  Keller2)  in  den  altdeutschen 
Gedichten  herausgegebenen  gereimten  „Sieben  weisen  Meister"  von  1476 
zum  Vergleich  herangezogen  und  gefunden',  daß  die  Novelle  inhalt- 
lich mit  der  Erzählung  aus  dem  Ritter  vom  Th.  (bezw.  der  Straßburger 
Prosa-Ausgabe  der  sieben  w.  M.  von  1512)  und  H.  Sachs  bis  ins 
Einzelnste  übereinstimmt  und  einigemal  im  Ausdruck  dem  letzteren 
näher  kommt  als  jene.    Man  vergleiche  die  folgenden  Stellen: 

Sachs,  Vers   144  ff. 
—   —  —  —  Du  weißt,  er 
Dein  Mann  ein  schneeweiß  Hündlein  hat, 
Darmit  sein  freud  hat  frü   vnd  spat. 
Das  Hündlein    zuck  mit  deiner  Hand 
Vnd   schlag  das  zu  todt  an  ein  Wand. 
Vnd    wenn    dein   Mann   dir    das 
v  er  tr  egt , 


Keller,  p.   111,   V.   15. 
Dein  man  hat  einen  lieben   hund 
Das  ist  ein  deines  hundelin 
Das  hütet  altzeit  des  bettes  sein. 
Das  totte  vor  seinem   angesicht! 
So  wisse,   das  im  leyd  geschieht 
Vertreit    er    dir    das,    tochter. 
dan 


rum:  Vn  so  wir  vfi  sie  all  oben  an  de  tische  sitze  vnd  du  gegen  ym  wann  dan  nun  der 
tisch  vol  weyn  vnd  kost  gesetzt  ist  so  henck  heymlich  dein  schlüßel  in  dz  dischtuch 
vnd  sprich  Ach  wie  bin  ich  so  gar  vergesse  ich  hab  myn  messer  yn  der  kafner  ge- 
lassen |  Vnd  stand  dan  vngestihklich  vff  vnd  zähe  das  tischtuch  mit  dir  vff  das  ert- 
lich vn  thun  als  ob  du  es  nit  gern  gethon  hetest. 

')  Gesta  Romanorum:  der  teüffel  nein  den  pfaffen,  vnd  alle  pfaffe  |  Ich  wil 
nyemät  dan  mein  eelichen  man  | 

2)  Seine  Ausgabe    von    H.  von  Bühels  TDyocletianus  Leben"    findet  sieh    hier- 
orts nicht;  ich  konnte  dieses  daher  vorerst  nicht  berücksichtigen  [steht  ferner.  O.  13.]. 


38 


A.  L.  STIEFEL 


So  magst  denn   sicher  mit  dem       So   hab   denn  mit  dem    pf'affen, 
Pfaffen  Obe    dir  es  fuge,    zu   schaffen! 

Bulen,     daß     er    dich    nit    thut 
s  traffen. 
Dagegen  der  Ritter  v.  Th. !): 

Du  weist    das  er  eyn  kleines    hundlin    hat  |  vnd    das    ihm    recht 
lieb  ist  |  darumb  das  er  seiner  betstat  hüttet  |  dasselb  tödt  vor  seinen 
äugen   |   vbersieht    er  dir    das   |   so    magst  du  deinen    willen 
hinfürt  desto  stetigklicher  wage. 

Sachs,  Vers   165   ff.  Keller,   112,  Vers   9. 

Er  ist  auff  vnser  Betth   gesprungen,         Vff  das  bete   sprang  der  hunt. 
—      —      —      —      —      —      —     —      Do   nam   in   dy  fraw    bei   den  beinen, 

Hat    die    weiß    seidin    Teck    be-      Des  ritters   hunt  den  deinen, 

seh Vnd   slug  in  vaste  wider  die  want, 

Vnd  hat  auch  dückisch  nach  mir  bissen.       Das   [das]   hundelein    starb    zu   hant. 
Da   namb   ich  jn   auch    mit  der  Hand      Do   das   der  ritter  alles   sach 
Vnd  schlug  jn  vmb   die  steine  Wand,       Zu   seiner  frawen   er  zornlich   sprach: 
Daß  ersieh   strecket  vnd  starb  todt.      Ach,  du  boszes  snodes  weip 

Was  vntugent  hat  dein  hertz  vnd  leip? 
W a r    vmb     h a s t u     den    hunt    er- 
s  1  a  h  e  n  ? 

Ihr  Mann   spricht:  Do   sprach  sie: 

Du  heyloß   vnd  verfluchtes  Weyb,  Der  hunt  vnszer  bette  hat 

Jetzt  solt  ich   blewen  dir  dein  Leyb!  Besch mit  seinem  vnflat. 

Hast    du    mir    denn    mein  Hund  Nu   bleibet  das  bette  vnbesch.  ... 

erschlagen.  Vnd  die  sidin  kultern   vntzerissen. 

Ritter  v.  Th.:  Das  hündlin  kam  als  sein  gewonheyt  was  |  vnd 
sprang  auff  dz  bet  |  Als  nun  die  fraw  das  sähe  |  nam  sies  bei  den 
hindern  füssen  |  vnd  schlug  es  an  ein  wandt  das  ihm  das  hirn  aus 
ging  |  Da  der  Ritter  das  sähe  |  sprach  er  |  0  du  aller  böste  vnder 
allen  weybern  j  warumb  hast  du  mir  mein  getreuwes  hündlin  vor 
meinen  äugen  getödt. 

Bei  diesen  Übereinstimmungen  sollte  man  fast  glauben,  daß 
Sachs  jene  Handschrift  kannte.  Jedenfalls  dürfte  erwiesen  sein,  daß 
er  mehrere   Vorlagen  für  sein  Spiel  hatte. 

Eigenthümlich  ist  es,  daß  er  seine  Vorbilder,  die  ihm,  dramatisch 
gehalten  wie  sie  sind,  nichts  mehr  zu  tliun  übrig  ließen,  stark  kürzte. 

')  Gesta  Rom.:  „Du  weist  das  er  ein  kleines  hündlin  hat  vnd  das  ym  fast 
lieb  ist  darumb  das  es  seiner  betstat  hütet  |  das  selb  hündlin  todt  vor  synen  äuge  | 
Übersicht  er  dir  das  so  inegst  du  deinen  willen  hinfür  dester  stetigklicher  wagen  |. 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN  DRAMEN.  39 

Ein  trefflicher  Zug,  der  vielleicht  des  Nürnbergers  Eigenthum 
ist,  verdient  noch  hervorgehoben  zu  werden:  die  Frau  motiviert  das 
Umhauen  des  Baumes  mit  einem  bösen  Traum.  Sie  sah  den  Gatten 
an  dem  Baume  hängen. 

57.  Die  alt  verschlagen  Kuplerin  mit  dem  Thumb- 
her  rn. 
Der  Stoff  dieses  Stückes  ist  bekanntlich  orientalischen  Ursprungs 
und  erscheint  in  Deutschland  zum  ersten  Male  in  dem  bei  v.  d.  Hagen 
abgedruckten  und  Konrad  von  Würzburg  zugeschriebenen  Gedicht: 
„Alten  Weibes  List."  Man  hat  die  Quelle  des  Nürnberger  Meisters  noch 
nicht  nachgewiesen.  Ich  vermuthe,  daß  H.  Sachs  zwei  verschiedene 
Vorlagen  hatte:  1.  eine  jenem  alten  Gedichte  sehr  nahestehende 
Version,  vielleicht  eine  Umdichtung  aus  der  Hand  eines  Meister- 
sängers oder  eine  Prosa- Auflösung,  wenn  er  nicht  gar  das  altdeutsche 
Gedicht  selbst  benützte;  2.  ein  Fastnachtspiel  des  15.  Jahrhunderts 
von  unbekannter  Hand,  wahrscheinlich  zu  Nürnberg  geschrieben 
(abgedr.  bei  Keller,  Nr.  37,  S.  277-282).  Zunächst  geht  auch 
dieses  letztere  auf  das  obige  Gedicht  zurück,  dessen  Stoff  es  ziemlich 
getreu,  aber  freilich  in  sehr  verkürzter  Gestalt  wiedergibt.  Für  die 
Abhängigkeit  von  dieser  oder  zum  mindesten  einer  ihr  sehr  nahe- 
stehenden Quelle  sprechen  die  nachfolgenden  Punkte.  1.  In  Gedicht 
und  Fastnachtspiel  sind  die  Personen  ein  „Thuinherr"  (bezw.  tuom 
brobst),  eine  Kupplerin,  eine  junge  Frau,  ihr  Mann  und  ihre  Magd; 
2.  in  beiden  wird  der  geistliche  Herr  an  der  Zusammenkunft  dadurch 
gehindert,  daß  er  etwas  Dringendes  zu  siegeln  hat;  3.  in  beiden 
gibt  die  Magd  der  Herrin  einen  Rath,  wie  sie  sich  aus  der  Verlegen- 
heit ziehen  soll;  4.  findet  man  wörtliche  Übereinstimmungen,  wie  z.B. 
folgende : 

Gedicht:  Fastnächte  p.: 

V.  355 ich  muoz  ein  kleine  gan       Ir  mußt  ie  harren   ein  klein  zeit 


V.  157    Sent  hin,  vil  liebiu  vrouwe  min       c   ,    ,.  .      ,  . . 

,  .         ...  ,  oet  hm,   von   mir  das  nemen   tut ! 

hie  mit  sol  m  geschenket  sin 

H.  Sachs  zeigt,  wie  bereits  bemerkt,  Übereinstimmungen  mit 
dem  alten  Gedicht;  denn  1.  spielt  die  Geschichte,  wie  die  Angabe 
beim  Personenverzeichniß  (Burckhardus,  Thumbherr  zu  W.)  und  die 
Münzsorte  (Schilling,  Vers  147)  beweisen,  in  Würzburg ') ;  2.  ent- 
sprechen   sowohl  die  Personen,    als  der  Verlauf  der  Handlung  bis  in 

')  Vgl.  E.  Goetze,  Fastnachtsp.  von  H.  Sachs  V,  p.  XI. 


40 


A.   L.  .STIEFEL 


alle  Einzelheiten    dem    altdeutschen  Vorbild,    H.  Sachs    ist    nur    viel 
kürzer;  3.  finden  sich  wörtliche  Übereinstimmungen: 

Gedicht,   V.    115   ff.:  Sachs,   V.    164   ff.: 

„So   sag'  waz  wiltu  werben?''  Hört,  Junge  Fraw,   an  euch   ich   han 

..ach,   es   wil   verderben  Ein   heymliche  Bottschaft  zu  werben: 

Nach   iu   der  tugentlichste  man,  Ein  Jung  Mann  thut  in  lieb  verderben, 

der  vrowen  künde   ie  gewan.  Dem  jr  sein  Hertz  gar  habt  besessen. 


V.   427   ff.: 

Ich   wil  iu  geben,   wizze  Krist, 
einen  rät,   der  iu   guot  ist 
So    er  erst  ze  der  tür  in  gange 
So   sument  iuch  niht  lange 
Ir  vallent  im   in   das   har 
unde  sprechent: 


V.    317: 
Ich   wil   ein  guten  rhat  euch  geben 
Daß  jr  errett  Ehr,   Gut  vnd  leben 
Bald    sich    der    Herr    int    stubn    thut 

wenden 
Fallt  jm  ins  Haar  mit  beyden  Henden 
—      —     —      —      —     vnd    sprecht. 


Anderseits  finden  wir  bei  H.  Sachs  Beziehungen  zum  Fastnacht- 
spiel, so  daß  eine  Benützung  von  seiner  Seite  die  größte  Wahr- 
scheinlichkeit hat:  1.  kommt  bei  H.  Sachs  und  im  älteren  Fastnacht- 
spiel die  Alte  nur  zweimal  mit  dem  Domherrn  zusammen  (häufiger 
im  Gedicht):  2.  überbringt  bei  beiden  die  Kupplerin  der  Frau  einen 
Ring  (dagegen  einen  Gürtel  im  Gedicht) ;  3.  ist  in  beiden  von  dem 
Befehl  des  Bischofs  die  Rede  (fehlt  im  Gedicht) ;  4.  bei  beiden  sieht 
die  Magd  zuerst  den  Ehemann  kommen  (im  Gedicht  die  Frau) ; 
5.  finden  sich  mehrere  sprachliche  Annäherungen,  z.  B. : 

Altes  Fastnachtsp.:  Sachs,  V.    224: 

Mein  herr  bischof  hatß  selbst  geschaft.      Der  Bishoff  hat  geschickt  herein. 

V.    188: 
Ich  pflag  der  ding  nie  all  mein  tag.       Ich  bin   der  Ding  noch  unbedacht. 


Mein  liebes  weip,  nu  laß  davon 
Wann  ich  es  vor  nie  mer  getett 
Das  alt  weip  mich  sein  überrett. 


V.   354: 
Ach,  liebes  Weib,  thu  mich  begnaden, 
Ich  wils    mein  lebtag  nit  mehr  than, 
Hab  heut  auch   erst  gefangen  an, 

Die  alt  Kupplerin    —     —     —     — 
Die  redt  mir  so   süß  zu   den    sachen. 


58.  Ewlenspiegel  mit  der  pfaffen  kellerin  vnd  dem 

pf  ert. 

Die  38.  Histori  des  Ulenspiegel  gab  Sachs  den  Stoff  zu  diesem 

Spiel.    Wohl   behandelt   auch   Pauli    (Nr.  650)    die  Geschichte,    und 

offenbar   nach    dem  Volksbuch ,    da  er   sogar    den  Namen  Ulenspiegel 

beibehielt;    allein    hier    hat   Sachs    von    Paulis  Erzählung    keinen  Ge- 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN  DRAMEN.  41 

brauch  gemacht  und  ausschließlich  aus  der  Urquelle  geschöpft. 
Er  nahm  indeß  eine  Reihe  von  kleinen  Änderungen  vor.  So  spielt 
bei  ihm  die  Handlung,  wie  in  dem  früheren  Fastnachtspiel  nach 
gleicher  Quelle  (s.  o.  Nr.  51),  und  offenbar  unter  dessen  Einfluß ,  in 
einem  sehr  kalten  Winter;  die  „kellerin"  tritt  mehr  als  wie  im  Vor- 
bild in  den  Vordergrund;  der  „pfaff"  verliert  am  Ende,  außer  Pferd 
auch  noch  sie;  der  Beichte  und  dem  Gezanke  zwischen  Pfarrer  und 
Magd  schließt  sich  unmittelbar  Eulenspiegels  Drohung,  den  Geist- 
lichen beim  Bischof  von  „Mersenpurg"  (statt  Halberstadt)  anzuzeigen, 
an.- Endlich  ist  der  Dialog  viel  derber  als  im  Volksbuch.  Man  merkt 
sichtlich  das  Behagen  des  Meisters,  daß  er  den  ihm  gründlich  ver- 
haßten Pfaffen  wieder  etwas  am  Zeuge  flicken  kann.  Übrigens  gehört 
das  Stück  zu  seinen  schwachen  Leistungen. 

59.  Der  rosdieb  zw  Funssing. 

Diese  Geschichte,  die  unbegreiflicher  Weise  im  Laienbuch,  wohin 
sie  gehörte,  keinen  Platz  gefunden,  ist  mir  einmal  irgendwo  schon 
vorgekommen,  ich  kann  mich  jedoch  nicht  erinnern  wo? 

60.  Der  dot  mon. 

Als  Quelle  dieses  Spiels,  welches  auch  als  Meistergesang  (26.  Mai 
1545,  Goedeke  I,  177  „Der  bauer  mit  der  seuhaut")  von  Sachs  be- 
arbeitet worden,  diente  (von  Goetze  VII,  p.  XIV  auch  schon  erwähnt) 
ohne  Zweifel  Pauli,  Nr.  144.  Eine  Reihe  von  Sätzen  und  Ausdrücken 
stimmen  wörtlich  überein,   z.  B.: 

Pauli  (Oest.  p.    105):  Sachs,   V.    109   ff.: 

Da  legt  er  sich  in   die   stu-       Wen  ich   mich   da   int  stueben  legt, 

ben  an  den  rücken  vnd  streckt  die  hend      Nach   aller  leng  mich   dahin   stregt, 
von  im  als   ob   er  dot  wer    vnd   hielt      In  mas   sam  wer  gestorben  ich, 
den  athem  an  sich.  Vnd  zuog  den  aten   hart  an  mich, 

R.    128: 

wie   wiltu  im  thün  soltu   ein      Wais   ich  ie  nit,   was  ich   thun  sol , 

geschrei  machen,  so  bist  du  noch  nasz       Sol  ich  vor  wain  oder  vor  essen? 
vnd  hast  noch   nit  zu  morgen  gessen       0,   ich   kan   wol  pey  mir   ermessen, 
du  wilt  dich  vor  trucken  an  legen  vnd       Wo  ich  waint  vnd  macht  ein  geschrey, 
zu  morgen   essen.  So   komeu   all  nachpaurn   herpey, 

So  müest  ich  den  vil  wainens   treiben 

Vnd  müest  den  abnt  vngessen  pleiben. 

Pin  auch  von   der  wesch   aller  nas. 

Ich  wil  mich   druckn  anlegen  pas. 

Daneben  muß  Sachs  noch  eine  andere  Quelle  gehabt  haben, 
denn  seine  Dichtung  enthält  Züge,  die  sich  nicht  als  Ausschmückungen 


42  A.  L.  STIEFEL 

seiner  Phantasie  erklären  lassen,  so  z.  B.  der  rotlie  Rock,  in  dem 
die  Frau  ihren  Mann  zu  begraben  verspricht,  für  welchen  sie  schließ- 
lich eine  'sawhawt'  gut  genug  hält,  das  einleitende  Gespräch  des 
Ehepaars,  und  endlich  der  letzte  Theil,  worin  die  Heuchlerin  gleich 
wieder  Heiratsgedanken  hegt.  Hierher  gehört  auch  die  abweichende 
Todesart  des  Mannes  im  Meistergesang:  der  Bauer  wird  darin  an- 
geblich von  einem  Baume  erschlagen  und  vom-  Knechte  heimgebracht. 
Welche  Quelle  dies  war,  ist  mir  bis  jetzt  nicht  zu  ermitteln 
gelungen.  In  der  23.  Novelle  des  H.  Morlini  „De  viro  qui  uxoris 
fidem  periclüatw  est11  —  eine  Bearbeitung  des  Stoffes,  die  Oesterley 
in  seinen  Nachweisen  p.  490  übersehen  hat  —  fragt  der  Mann  sein 
Weib:  „Si  casu  mihi,  te  superstite,  mori  contigerit,  quem  amictum  ac 
tegmen  me  ad  sepulcrum  euntem  indues?"  worauf  sie  erwidert:  „Per 
deum  fidium ,  meliorem  ac  pretiosiorem  induam."  Als  es  dazu  kommt, 
will  sie  ihn  in  einem  Fischernetz  begraben  lassen.  —  Hatten  Sachs 
und  Morlini  eine  gemeinsame  Quelle? 

61.  Das  wainent  huentlein. 
Quelle:  Steinhöwelsüsop,  und  zwar  die  elfte  aus  Petrus  Alphon- 
sus  (XIV.)  entlehnte  Geschichte:  „Von  dem  alten  wyb  und  dem 
wainenden  hündlin"  (Oesterleys  Ausgabe,  S.  324  ff.).  Eine  nicht 
unerhebliche  Anzahl  von  wörtlich  entlehnten  Sätzen  stellen  dies  außer 
Zweifel.    Man  vergleiche: 

Äsop:  Sachs,  V.   100: 

daz  er  in  schwäre  krankhait      Pin  auch  gefalln  in  schwer  krankheit. 

fiele.   Nit  dester  minder  stuond  er  alle       Doch  ich  all  tag  nit  lassen  kon. 
tag  also   kranker  uff  von   synem  bett       Ich  mües  aufs  wengst  ein  mal  aufston 
und    ginge    für    daz    hus    syner   Heb-       Vnd  gen  vur  fraw  Pawlina  haus, 

gehabten   frowen.  

V.    184/85: 

dar  von   daz  hündlin  zehern       Darfon    das  huntlein  zehern   thwe, 

ward  als  ob   es  wainet.  Sam  ob  es  hart  trawer  vnd  wein. 


—  V.    240   ff.: 

O  liebste  fründin,   ich  bit  dich,  du  0   herzliebste  Freundin  ob  allen, 

wollest     mir     myn     großes     l:\id    und  Es  ist  mein   aller  huchste  pit, 

schmerczen    nit    emüwern    mit    dyner  Ir  wollet  mir  vernewen  nit 

frage  warumb  dicz  myn  liebstes  hünd-  Mein   inicliches  herzenlaid. 

lin  alle  zyt  waine  ....  Zw  geben  von   dein   hüntlein  pschaid, 

Warumb   es   also   trawrig  wain. 

War  diese  Novelle  nun  des  Meisters  einzige  Quelle?  Man  sollte 
es    glauben;    denn    die    meisten  Abweichungen,    welche    seine    Fabel 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN  DRAMEN.  43 

bietet,  so  z.  B.  der  Abschied  des  Ehepaares  zu  Anfang  des  Stückes, 
der  Umstand,  daß  der  Liebhaber  auf  dem  Wege  zur  Kirche  der 
schönen  Strohwitwe  begegnet,  die  Wallfahrt  nach  dem  heiligen  Lande 
(statt  nach  Rom),  die  die  Sprödigkeit  strafende  Göttin  Venus  (statt 
des  Steinhöwel'schen  „die  göttu),  die  Schlußrede  der  „Kuplerin"  und 
endlich  die  italienischen  Namen,  das  sind  Zuthaten  und  Änderungen, 
wie  wir  sie  oft  bei  Sachs  linden.  Schwerer  ins  Gewicht  fällt,  daß 
dieser  in  zwei  Punkten  mit  den  lateinischen  Gesta  Romanorum  ( Nr.  28) 
übereinstimmt.  Die  zweitägige  Fastenzeit  des  Hündchens  (statt  drei 
Tage  bei  Petr.  Alph.)  und  die  Idee  nahen  Todes  bei  dem  Liebhaber 
(s.  V.  109  u.  120).  Doch  kann  in  beiden  Fällen  auch  Steinhöwel  die 
Anregung  gegeben  haben:  Was  das  letztere  betrifft,  so  sagt  die  junge 
Frau  bei  St.  zur  Kupplerin:  „ein  iüngling  hat  —  —  —  myner  lieby 
so  ynbrünstiglich  begeret,  daz  er  mainet  sterben  müssen  etc.u 
und  bezüglich  des  ersteren  mochte  Sachs  Steinhöwels  Worte  „das 
ließe  sie  uncz  an  den  dritten  tag  ungeeßen"  so  auffassen,  daß  das 
Hündchen  nur  zwei  Tage  fastete. 

Die  italienischen  Namen  des  deutschen  Fastnachtspiels,  welche 
F.  W.  V.  Schmidt  und  nach  ihm  Goetze  (Keller-Goetze,  Hans 
Sachs,  Band  17,  p.  112)  zu  der  irrigen  Annahme  verführten,  daß  des 
Nürnbergers  Bearbeitung  auf  ein  italienisches  Vorbild  hindeute,  finden 
sich  fast  alle  in  Boccaccio  „Cento  Novella"  Philipp  (IX,  5),  Balbano 
(V,  4)  (Balbona),    Felix  (III,  4)   und  Spini  (II,  6)  (Mala  spini). 

Über  den  weitverbreiteten,  aus  Indien  stammenden  Stoff  ver- 
gleiche man  F.  W.  V.  Schmidt  zu  Discipl.  Clericalis,  Petri  Alphonsi, 
p.  129—134  (Berlin  1827),  Keller,  Li  Romans  des  Sept  Sages  (Tüb. 
1836),  besonders  aber  Walther  Eisners  gründliche  Untersuchung  in 
M.  Kochs  Zs.  f.  vergl.  Litt.-Gesch.  Bd.  I,   p.  221—261. 

62.  Deraltwol  erzawstpuelermit  seiner  zauberey. 
Es  ist  merkwürdig,  daß  man  bis  jetzt  die  Quelle  dieses  Fast- 
nachtspiels nicht  angegeben  hat,  obwohl  der  Dichter  in  einem  Meister- 
gesang vom  10.  März  1548  „Drey  maier  malten  auf  eim  schlos"  sie 
ziemlich  deutlich  verrieth ,  jedenfalls  deutlicher  als  in  dem  völlig 
localisierten  Fastnachtspiel  und  in  einem  weiteren  Meistergesang  vom 
27.  Februar  1555.  Es  ist  in  allen  dreien  eine  von  den  wohlbekannten 
Calandrino-No  vellen  (Boccaccio  IX,  5:  „Calandrino  s'innamora 
d'una  giovane,  al  quäle  Bruno  fa  un  brieve  col  quäle  come  egli  la 
tocca.  ella  va  con  lui,  e  dalla  moglie  trovato,  ha  gravissima  e  uojosa. 
quistione". 


44  A.  L.  STIEFEL 

Ganz  wie  in  dem  älteren  Fastnachtspiel  nach  gleicher  Quelle 
„Der  gestolen  Pachen"  (s.  oben  Nr.  41)  hat  hier  Sachs  aus  den 
florentinischen  Künstlern  mit  großem  Geschicke  Bauern  gemacht. 
Calandrino  wurde  zum  Eberlein  Dildapp,  Bruno  zu  VI  la  Läpp, 
Philippo  zu  Hain cz  wirt  —  der  nicht  auftritt  und  nur  mehrere  Male 
genannt  wird  —  Nicolosa  zu  des  Wirthes  Weib  Hilgart,  und 
Calandrino's  Ehehälfte  (Tessa)  zur  Angnes  Dildeppin;  die  übrigen 
Personen  blieben  fort.  Damit  kam  der  ganze  Anfang  der  italienischen 
Novelle  und,  sehr  zum  Vortheil  des  Stückes,  das  unsittliche  Ver- 
hältniß  zwischen  Philippo  und  Niccolosa  in  Wegfall.  Es  ist  also  nicht 
„una  femina",  sondern  eine  ehrbare  Wirthin,  die  das  Herz  des  alten 
Bauern  zur  Liebe  entflammt.  Sachs  versetzt  uns  geschickt  in  medias 
res.  Der  „alt  pueler"  Eberlein  Dildapp  trifft  mit  Vlla  Läpp  (Bruno) 
zusammen,  wobei  er  „stetigs  sewftzt",  so  daß  ihn  der  Letztere,  wie 
Bruno  den  Calandrin,  nach  dem  Grunde  fragt.  E.  Dildapp  in  seiner 
Antwort  zeigt,  wie  sehr  er  sich  Calandrin  zum  Muster  genommen  hat. 
Er  verliebt  sich  in  die  Wirthin,  als  sie  „ir  fues  wusch";  bei  Boccaccio 
Cento  Nov.  wäscht  sich  Niccolosa  „ire  hende  vnd  angesichte".  —  Vlla 
erbietet  sich  alsbald,  wie  Bruno,  zum  Vermittler.  Während  aber  der 
letztere  seine  Gesellen  Buffelmacho  und  Nello  und  selbst  den  Philippo 
ins  Geheimniß  zieht,  unterrichtet  der  Bauer  Vlla  nur  die  Wirthiu  und 
verabredet  mit  ihr  allein  die  Bestrafung  des  alten  Narren.  Das  hier- 
her gehörige  Gespräch  ist  ganz  Eigenthum  des  deutschen  Dichters. 
Dagegen  lehnt  er  sich  ziemlich  getreu  wieder  an  seine  Quelle  in  der 
Scene,  in  welcher  Vlla  Läpp  dem  Verliebten  von  dem  Erfolg  seiner 
Bemühungen  Bericht  erstattet.  E.  Dildapp  spricht,  gleich  Calandrin, 
von  der  Macht  seines  Geigenspiels: 

V.    126:     Vnd  wen  sie  den  gehuret  het 

Mein  fidel,   wen  ich   drein  det  singen, 
Ich  main,  ich  wolz   erst  machen   springen. 

Bei  Steinhöwel  ist  zu  lesen  (Kellers  Ausg.  p.  565) : 

Aber    sechest  du   mich    mit  meiner  fidein,     so   würstu   erst  wunder  von 
mir  sagen   vnd  neues  spile   sechen. 

Von  den  Briefen,  die  Niccolosa  dem  alten  „pueler"  schrieb,  hat  Sachs 
keinen  Gebrauch  gemacht,  schon  deshalb  nicht,  weil  bei  ihm  die  Hand- 
lung rasch  verläuft  (innerhalb  weniger  Tage),  während  sie  sich  in  der 
Novelle  mehrere  Monate  hinauszieht,  innerhalb  welcher  Zeit  die  Dirne 
wiederholt  abwesend  ist. 

Das  Ständchen,  das  Sachs  den  Liebhaber  bringen  läßt  (V.  161  und 
178  ff.),  findet  sich  nicht  bei  Boccaccio.  Hingegen  geht  der  Vorschlag 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SÄCHSISCHEN  DRAMEN.  45 

Vllas,  Zauberei  in  Anwendung  zu  bringen,  damit  Eberlein  schnell 
seine  verliebte  Absicht  erreiche,  ganz  auf  Boccaccio  zurück.  Man  halte 
Vorbild  und  Nachahmung  zusammen    (Sachs  V.  22G  ff. ,  Bocc.  1.  c.) : 

Vlla  Läpp.  Bruno    sprach    pistu   so  beherczent 

daz   du   sy  darfst    anrüren    mit  einem 

Pistw  so   ain  peherzter  mon  priefflein      das     ich     dir     geben     wil 

Vnd   darfst  die  wirtin  rüeren   on  Calandrin     sprach    traun    ia    gar    wol 

Mit  aim  zettel  den  ich   dir  gieb,  so  ge  hin  vnd  pringe  mir  ein  wenig 

—  neuer     vngeporner     karten     vnd     ein 

lebendige  fledermause  vnnd  drey  kör- 

E.   Dildapp.  oer  weyrach  vnd  ein  geweichtes  Hecht 

Mairst  nicht,   das  ich  so  pherzet  sey?  oder  kerczen  vnd  lasse  mich  machenn. 

Vlla  Läpp. 
Dazw  must  aber  pringen  dw, 
Das   ich   die  zauberey  zw  rieht, 
Weirauch  vnd  ein  geweicht  Wachslicht 
Vnd  ain  lebende  fledermaus. 

Vlla  Läpp  übernimmt  nun  die  Rolle  des  Nello,  er  unterrichtet  Angnes, 
Eberleins  Weib,  von  dessen  Treiben.  Auch  in  dieser  Scene  wußte 
sich  Sachs  manche  Züge  nutzbar  zu  machen,  doch  ist  er  viel  aus- 
führlicher als  sein  Vorbild.  Angnes,  eines  jener  zungenfertigen  Weiber, 
wie  sie  uns  Sachs  so  lebenswahr  schildert,  gibt  sich  natürlich  nicht 
mit  den  wenigen  Worten  Tessas  zufrieden.  Um  so  kürzer  ist  bei 
Sachs  das  Stelldichein  gehalten ,  das  ebenfalls  auf  Boccaccio  beruht. 
Nur  in  kleinen,  aber  wohlbegründeten  Zügen  weicht  der  Meister  ab. 
So  vermummt  sich  die  Wirthin,  um  nicht  erkannt  zu  werden,  ist  ihr 
doch  an  ihrem  guten  Namen  gelegen;  ferner  läßt  sie  sich  nicht  in 
Liebkosungen  ein,  wie  Niccolosa,  die  in  bedenklicher  Stellung  von 
Calandrinos  Weib  betroffen  wird.  Sonst  geht  die  Nachahmung  so  weit, 
daß  z.  B.  außer  Vlla  auch  der  Wirth,  der  gar  nicht  auftritt,  gleich 
Philippo  die  Vorgänge  belauscht  (s.  V.  344). 

Zum  Schluß  übt  Sachs,  von  Boccaccio  wiederum  sich  entfernend, 
poetische  Gerechtigkeit.  Als  Vlla  Läpp,  die  Rolle  der  beiden  lustigen 
Gesellen  (Bruno  und  Buffelm.)  übernehmend,  zwischen  Mann  und  Frau 
Frieden  zu  stiften  versucht,  und,  nach  vergeblichem  Bemühen,  Angnes 
erinnert  „Dw  wärest  auch  nit  alzeit  rain",  so  hält  ihm  das  wiithende 
Weib  vor,  daß  auch  er  sich  des  gleichen  Vergehens  schuldig  gemacht 
habe,  und  jagt  ihn  mit  Hieben  davon.  Sachs  kommt  auf  seine  schon 
so  oft  zum  Ausdruck  gebrachte  Anschauung  zurück,  daß  mit  der 
sittlichen  Fäulniß  der  einen  Ehehälfte  meist  die  der  anderen  Hand  in 
Hand  geht,  und  daß  der  Spötter  nicht  besser  als  der  Verspottete  ist. 


46 


A.   L.  STIEFEL 


Man  lese  die  Fastnachtspiele  Nr.  10,   IT».  21,  38.)  Bezeichnend  ist  es, 
dal.»  Sachs  derartige  Geschichten  immer  unter  Bauern  spielen  läßt. 

Auch  in  den  letzten  Scenen    ergeben    sich    viele  sprachliche  Be- 
rührungen zwischen  Sachs  und  „Cento  Novella",  so  z.  B. : 


Sachs,   V.   366: 
Tch  kan  mir  dein  nit  genug  sehen, 
Dein   angsicht  lewcht  wie  die  clar 

sun, 
Macht  mir  im  heizen  frewd  vnd  wun. 


Cento  Nov. : 
—  —    lasse  mich   dich  vor  ein  ge- 
nügen ansehen  vnd  mich  deines  süssen 
angesicht  meiner  äugen   erfüllen. 


V.    389: 
0   mein   Angnes,   schrey  nit  so  lawt! 
Es   wur  mir  sunst  gelten  mein    hawt. 
Mein  leben  ich   gewis  verlüer, 
Wens   der  wirt  hurt  vnd  inen  wuer. 


—  —   er  auch  auf  stunde  diemütig- 

lich   das  weyb  pate  das  sy  nit  so  laut 

schrie,   wölt  sy  anders  das  er  nicht  zu 

stücken    geslagen    würde,    Dann    die 

frawe   die    sie    pey    im  gefunden    het 

des  hern  von  dem  hauß   weybe  were. 

Im   Ganzen    verfuhr    der   Meister    noch    ziemlich    selbständig    in 

diesem    gelungenen  Schwank.    Die  Charaktere    treten    viel  stärker  als 

im    Original    hervor;    die    Frauen    besonders    haben    viel    prägnantere 

Züge,  einen  weitaus  größeren  Spielraum. 

Die  Sprache  ist  sehr  derb.  Es  scheint,  der  Dichter  schreckte, 
nur  um  recht  lebenswahr  zu  sein,  auch  vor  den  stärksten  Ausdrücken 
nicht  zurück. 

63.    Die  wunderlichen  man  gschlagt  zw  machen. 
Quelle:    Pauli,    Nr.    135.    Über    Verbreitung    des    Stoffes    siehe 
Oesterley    zu  Pauli  p.  489.    Sachs    verdankt   seiner  Quelle   nur  die 
nackte  Fabel  und  einige  Sätze,  wie  z.  B.: 

Sachs,  V.   291:  Pauli  (ed.   Oesterley  p.   99): 

Göttin   Alraun,   ich   rueff  dich   an  O   alrun    ich    rüff   dich    an,   das   da 

Hilff  tugenthaft  machen   mein   man  !  meinen   man   tugenthafft  machst. 


V.    294: 
Erstlich   sey   deinem   man   ghorsam ! 
Zumb  andren,  schickt  dein  man  dich  aus 
So   knmb   pald   widerum   zw   haus! 


gang  heim  vnd  bisz  deinem  man 
gehorsam  vnd  vnd  war  du  gast  so 
kum   bald   wider. 


Der  ganze  Dialog  und  viele  Züge  der  Handlung  sind  sein  Eigen- 
thum.  Was  letztere  betrifft,  so  macht  z.  B.  Sachs  1.  aus  Paulis  „alt 
fraw"  eine  ..alt  vnhueld",  was  um  so  wunderlicher  erscheint,  als  dieser 
Charakter  bei  ihm  sonst  nur  als  Anstifterin  alles  Bösen,  als  schlimmer 
noch  denn  der  Teufel  auftritt;  2.  die  Frau  trägt  bei  ihm  alle  Schuld 
an  dem  Verhalten  des  Mannes  (V.  185/86);  3.  die  Alte  befragt  erst 
einen  „gaist",  ehe  sie  Antwort  ertheilt;  4.  statt  der  drei  Stücke  Speck 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN   DRAMEN.  47 

verwendet  Sachs  drei  Thaler,  „ein  geweichtes  Wachslicht"  u.  s.  w.  zu 
dem  Zauber,  welcher  5.  nicht  im  Hanfacker,  sondern  an  einer  Weg- 
scheide  stattfindet;  6.  der  macaronische  Zauberspruch  ist  seine  Zu- 
that;  7.  die  „Göttin  Alraun"  ertheilt  der  Frau  noch  einen  dritten  Rath1) 
u.  dgl.  m. 

64.  Der  los  man  mit  dem  muncketen  jungen  weib. 
Quelle:  Pauli  (Straßburger  Ausgabe  1535,  Nr.  124;  Oesterley, 
Anh.  22,  p.  406/07).  Die  gleiche  Fabel  ist  auch  im  Meistergesang 
vom  13.  December  1547  bearbeitet  (s.  Goedeke,  Dichtungen  des 
H.  Sachs  I,  p.  251].  Die  Quelle  wurde  dort  bereits  von  Goedeke 
nachgewiesen. 

Während  Sachs  im  Meistergesang  sich  ziemlich  genau  an  Pauli 
anschloß,  so  hat  er  in  dem  Spiel  mit  der  Fabel  sehr  erhebliche  und 
durchaus  nicht  vortheilhafte  Veränderungen  vorgenommen.  Dort  (bei 
Pauli  und  im  Meistergesang)  ist  der  Mann  ein  Meßner  und  hat  für 
sein  häufiges  Wegbleiben  vom  Hause  genügende  Entschuldigung,  da 
er  als  „guter  musicus"  „vil  zu  geselschafft  berafft  ward",  auch  hält 
er  seine  Frau  gut,  „ließ  jr  das  sie  auch  wol  zu  leben  het"  ;  hier  ist 
er  ein  Handwerksmann,  der  nicht  gerne  arbeitet,  „den  ertag  zumb 
montag"  feiert,  kurz,  die  Haushaltung  ruiniert.  Ist  dort  die  störrische 
Frau  im  Unrecht  und  ihre  Strafe  am  Platze,  so  hat  hier  ihr  Zank 
dem  Bruder  Liederlich  gegenüber  vollkommene  Berechtigung.  Die 
Züchtigung  der  energisch  die  Interessen  ihrer  Familie  („der  kleinen 
kinder  hauffen  Parfues  vnd  wol  halb  nackat  lauffen")  verteidigenden 
Ehehälfte  wirkt  daher  empörend. 

Das  Spiel  zeigt  uns,  nach  einem  kurzen  Monolog  des  jungen 
Weibes,  das  Ehepaar  im  Hader.  Nachdem  der  „los  man"  ins  Wirthshaus 
gegangen,  erscheint  ihre  „mueter"  und  macht  ihr  Vorstellungen.  Diese 
Figur,  wofür  S.  bei  Pauli  keinen  Anhaltspunkt  fand,  ist  offenbar  unter 
dem  Einfluß  von  Fastnachtspiel  Nr.  56  (s.  oben)  entstanden.  Wir  hören 
dann  den  liederlichen  Mann  mit  einem  „los  zech  gesell''  (Pauli:  „zween 
gut  gesellen")  im  Wirthshaus.  Nun  folgt  erst  die  Fabel  aus  Pauli. 
Bei  diesem  schickt  der  Mann  die  Gesellen  nach  dem  unfreundlichen 
Empfang  seitens  des  „muncketen"  Weibes  gleich  wieder  fort;  bei  Sachs 
bleibt  der  „gesell",  gibt  dem  Manne  die  mit  der  Frau  vorzunehmende 
Kur  an  —  bei  P.  verfällt   der  Mann    selbst  darauf  — ,    sieht  sich  die 


')  Hierin    wurde  S.  von  Val.  Schuhmann    (NcicJitLvcJilein  II,    28)    in  einer    sehr 
breiten  Erzählung  über  den  gleichen  Gegenstand  nachgeahmt. 


48  L-  A.  STIEFEL 

Züchtigung  an  und  schleicht  aus,  als  „die  Schwiger"  ins  Haus  kommt. 
Letztere    schließt  mit  freundlichen,    versöhnenden  Worten  das  Stück. 

Der  Dialog  ist  fast  ganz  Eigenthum  des  Dichters.  Das  Stück 
gehört  übrigens  zu  seinen  schwächsten  Leistungen. 

Auf  die  Umgestaltung  des  Stoffes  im  Fastnachtspiel  scheint  Pauli 
Nr.  205  nicht  ohne  Einfluß  geblieben  zu  sein.  Diese  Erzählung,  welche 
Sachs  1556  zu  einem  Schwank  „Der  lose  Mann"  (FL  Sachs  I,  523) 
ausarbeitete,  der  sich  im  ersten  Theil  unserem  Spiele,  nähert,  führt 
uns  einen  jener  „büben"  vor,  „die  tag  vnd  nacht  in  dem  wirtshuß 
sitzen  zuspilen  vnd  wein  züsuffen  vnd  wollen  nichtz  thun". 

65.  Der  pfarrer  mit  sein  eprecher  pawern. 

Die  Quelle  dieses  auch  als  Meistergesang  (1544)  und  Schwank 
(1557)  *)  behandelten  Spiels  ist  mir  noch  nicht  zu  finden  gelungen. 
Sachs  nähert  sich  im  Schwanke  zwar  B.  Waldis'  Äsop  IV,  98  „Wie 
ein  Dorfpfaff  die  Bawrn  strafft" ;  da  jedoch  die  erste  Ausgabe  des 
letzteren  erst  1548  erschien,  so  kann  jener  die  Fabel  nicht  daraus 
kennen  gelernt  haben.  Doch  dürften  beide  aus  einer  und  derselben 
Quelle  geschöpft  haben.  Eine  Vergleichung  zwischen  Fabel  und  Schwank 
läßt  so  ziemlich  erkennen,  was  diese  enthalten  hat. 

Ihnen  gegenüber  zeigt  das  Spiel  sehr  charakteristische  Ände- 
rungen und  Zusätze.  So  die  gegenseitigen  Vorwürfe  der  drei  Bauern 
zu  Anfang  des  Stückes,  die  Drohung  des  Geistlichen  (V.  135  ff.)  und 
überhaupt  von  da  an  alles  bis  zum  Schluß.  Die  Charaktere  der  Bauern 
und  des  Pfaffen  sind  ganz  und  gar  Eigenthum  unseres  Dichters. 
Beachtenswerth  ist,  daß  auch  hier,  wie  so  oft  bei  Sachs,  der  Strafende 
nicht  besser  als  die  Bestraften,  der  Hirt  nicht  anders  als  seine  Herde 
ist.  Aus  der  lustigen  Anekdote  hat  S.  ein  unerquickliches,  aber  lebens- 
wahres Sittenbild  aus  dem  Dorfleben  seiner  Zeit  entwickelt. 

66.  Der  kremer  korb. 

Die  Fabel  findet  sich  auch  in  Montanus  'Wegkwrzer,  Nr.  23 
(abgedr.  bei  Goedeke  „Schwanke  des  16.  Jahrhunderts",  p.  52,  und 
Scheible,  'Schaltjahr  I,  p.  376)  doch  kann  dieser  erst  1557 — 1558  ge- 
druckte Schwank  nicht  die  Quelle  des  Nürnbergers  sein,  umsomehr,  als 
dieser  den  Stoff  schon  1543  als  Meistergesang  (1550  zu  einem  zweiten 
Meistergesang)  verarbeitet  hatte.  Eine  ähnliche  Erzählung  entsinne  ich 
mich  übrigens  auch  in  der  älteren  französischen  Novellistik  gelesen  zu 
haben,  doch  ist  mir  leider  das  Nähere  hierüber  entfallen. 


')  Nach  E.   Goetze,  Fastnachtsp.  VI,  p.  VI,    wurde  er  schon  1544,  nur  zwei 
Tage  später,  als  der  Meistergesang,  gedichtet. 


&BEB  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SÄCHSISCHEN  DRAMEN.  49 

67.    Sanct    Petter     leczet     sich     mit    sein     Freunden 
vnden  auf  erden. 
Der  Stoff,    schon    1546   als  Meistergesang    behandelt,    ist    wohl 
mündlich  dem  Dichter  bekannt  geworden. 

15S.    Der  kampff  fraw  Armuet  mit  fraw  Glueck. 

Quelle:  Boccaccio,  De  casibus  virorum  illustrium  in  der  unten 
beschriebenen  Übersetzung '),  fol.  57  u.  58. 

Schon  mehr  als  neun  Jahre  früher,  am  7.  Mai  1545,  also  wenige 
Wochen ,  nachdem  das  ihm  als  Vorlage  dienende  Buch  die  Presse 
verlassen,  hatte  Sachs  denselben  Gegenstand  als  Gespräch:  „Ein  Kampff 
zwischen  Fraic  Armut  vnd  Fraio  Glück"  und  so  ziemlich  in  derselben 
Zeit  als  Meistergesang  (s.  Goetze,  Fastnachtsp.  VI.  Bd.,  p.  IX)  be- 
handelt. Man  sieht,  mit  welchem  Eifer  sich  der  wissensdurstige  Meister 
auf  jede  neue  Erscheinung  des  Buchhandels  stürzte  und  wie  rasch  ei- 
serne Leetüre  in  Dichtungen  umsetzte.  In  dem  Gespräch,  worin  er 
selbst  „Bocatius"  —  ohne  nähere  Bezeichnung  —  als  Quelle  nennt, 
schließt  er  sich  vielfach  wörtlich,  aber  mit  Kürzungen  dem  Gang  seines 
Vorbildes  an;  jedoch  ist  der  moralische  „Beschluß"  fast  ganz  sein 
Eigenthum. 

Im  Fastnachtspiel  hat  Sachs  den  weitaus  größten  Theil  der  Verse 
des  Gesprächs  fast  unverändert  mit  herübergenommen,  nur  die  ein- 
leitenden, dann  die  den  Dialog  unterbrechenden  erzählenden  Verse 
blieben  weg.  Das  Spiel  bietet  aber  dem  Gespräch  gegenüber  Zusätze. 
So  eröffnet  —  eine  Reininiscenz  aus  des  Dichters  zweitem  und  achtem 
Fastnachtspiel  —  der  „trew  Eckhart"  die  Handlung;  die  Verse  21 — 48, 
66 — 70,  132 — 155  u.  s.  w.  sind  neu  hinzugefügt.  Aber  so  wie  die  aus 
dem  Gespräch  wiederholten  Verse,  so  sind  auch  die  neuen  oft  wörtlich 
aus  Boccaccio  geborgt,  z.  B.: 


')  Fvrneiüste  Historien  vnd  exempel  von  widerwertigem  Gluck  |  mereklichem 
vnd  erschrocklichem  vnfahl  |  erbarmklichen  verderben  vnd  sterben,  groß  mächtiger 
Kayser  |  König  |  Fürsten  vnnd  anderer  namhafftiger  Herrn  |  In  neyn  Büchern  |  durch 
den  t'iirti etlichen  hochherumte  Historischreiber  vnd  Poeten  Joannem  Boccatium  von 
Certaldo  |  in  Latein  beschriben  |  darauß  ein  jeder  die  trubsäligen  schnellen  zergängk- 
licheyt  menschlichs  lebens  |  gleich  augenscheinlich  warneir.en  |  vn  sich  durch  tugendt 
daruor  verhüten  mag  |  Jetzt  zum  aller  ersten  von  Hieronymo  Ziegler  fleyssig  ver- 
teytscht.  —  Titelbild  —  Getruckt  zu  Augspurg  durch  Hainrich  Stainer  |  vnd  mit 
sonderlicher  Keyserlicher  freyheyt  nit  nachzutrucken  Privilegirt.  Anno  MDXLV.  Fol. 
6  nicht  foliierte  und  250  foliierte  Blätter.  Am  Ende:  Gedruckt  vnnd  vollende  ... 
in  kosten  vnd  Verlegung  des  Erbarn  Lenhardt  Purthenbachs  Buchfurer  daselbst 
den  xxvij  tag  Februar ii  im  jar  MDXLV. 

GERMANIA.     Nene  Reihe  XXIV.  (XXXVI.)  Jahrg.  4 


50  A.  L.  STIEFEL 

Sachs,   V.    132:  Bocc.,   fol.   57b: 

Sag  her!   wie  wilt  kempfen  mit  mir? inn  was  gestalt  du   daptfere 

Im   hämisch,   zv   ros   oder  fue.s?  feyne  kempferin    wiltu  mit  mir  streiten 

Das    selb   ich  von   dir  wissen   müs,  vn  dein  sterck  |  dern  du  dich   hemmst 

Das  ich   mich   darzw  rüesten   kon.  an  mir  beweisen.   Von    stund  an  ant- 

wort    die    Armut.     Ich   hab   kain   tart- 

Fraw   Armüet  spricht:  sehen     noch     handboge    |    auch    kein 

Fraw  Glüeck,  wis  von  mir,  das  ich  hon  hälmlin  |  weder   hämisch   noch  andere 

Weder  schilt,   hämisch  oder  pfert,  ^eer  auch   kain   kyriß    Roß.    Ich   will 

Weder  spies,   Streitaxt  oder  schwert!  aber  mit  dir  z"  fuß   kempffen  |  darzu 

Sünder   mit  dir  ich  kempfen  mües  bin   ich   gewapnet  vnd  gerüst,    etc. 
Mit  plosem  leib  also   zw  fües  etc. 

V.    192:  fol.   58b: 

Aber  dein   andern  posen   dail,  Das   du    hinfür    das     vnglück     frey 

Nemlich   das  vnglueck  vnd  vnfal,  offendtlich     vor     allen     menschen     an 

Den  pint  an   diesen    aichen  pfal  ainen  pfal  bindest.  |  vnd   also   kretftig 

Vor  iderman  auf  freye   stras  mit  gutten   Ketten   verwarest,   etc. 
Verknuepf  vnd  pewars  dester  pas 
Mit  ketten  vnd  mit  newen  stricken,  etc. 

Von  Vers  207  an  entfernt  sich  Sachs  sowohl  von  Bocc.  als  von 
seinem  eigenen  Gespräch.  „Fraw  Glueck"  bindet  die  Symbole  der 
einzelnen  Laster  je  einzeln  an  den  „pfal"  und  spricht  dabei  jedesmal 
ein  paar  Verse.  Nachdem  sich  die  Armuth  entfernt,  erscheinen  der 
Reihe  nach  „der  pueler",  „der  kriegsman",  „der  Drincker",  und  da 
das  Glück  sich  weigert,  ihnen  die  verlangten  Gaben  zu  verabreichen, 
so  lösen  sie  selbst  die  Symbole  los.  Später  erscheinen  sie  wieder, 
um  ihr  Elend  zu  klagen.  Der  trew  Eckhart  schließt  das  Stück.  Seine 
Worte  (von  V.  413—456)  sind  mit  kleinen  Abweichungen  eine  Wieder- 
holung des  „Beschlusses"  aus  dem  Gespräch. 

Der  letzte  Theil  des  Spiels  erinnert  einigermaßen  an  das  vorhin 
erwähnte  zweite  Fastnachtspiel  des  Dichters,  wie  denn  dieser  mit  dem 
vorliegenden  Stück  zu  der  allegorischen  Manier  seiner  ersten  Stücke 
zurückging. 

69.  Der  plint  messner  mit  dem  pfarer  vnd  seim  weib. 
Der    bereits   1549    als  Meistergesang    behandelte  Stoff  ist    wahr- 
scheinlich   romanischen   Ursprungs.    Die  Quelle    des  Dichters  habe 
ich  ebensowenig  finden  können,  als  die  von 

70.  Der  dot  im  stock. 

Dieses    Stück    ist    von  Sachs    (am    20.  Januar    1547)    auch    als  ! 
Meistergesang  behandelt  worden.  Goedeke  druckte  den  letzteren  ab 
(H.  Sachs  1,    p.  225  ff.)    und   gab    dabei  einige  Nachweise  über  Ver 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SÄCHSISCHEN   DRAMEN.  51 

breitung  des  Stoffes.  Von  den  mir  bekannt  gewordenen  Versionen  hat 
C  haue  er  s  Pardoners  Tale  noch  die  meiste  Ähnlichkeit  mit  Sachs. 
Wir  haben  hier  und  dort  ein  Gespräch  der  drei  zügellosen  Burschen 
(bei  Sachs  Räuber1  mit  einem  Alten,  den  sie  bedrohen  und  der  sie  auf 
den  Baum  (stock)  aufmerksam  macht,  woselbst  der  Tod  verborgen  sei. 
Sie  eilen  dahin  und  linden  den  Schatz,  der  in  Goldgulden  besteht. 
Alsbald  losen  sie.  wer  in  die  Stadt  gehen  soll,  um  Speise  und  Trank 
zu  besorgen.  Die  Form  des  Loses  ist  bei  Chaucer  und  Sachs  ver- 
schieden, dagegen  der  weitere  Verlauf  der  Handlung  so  ziemlich  der 
gleiche.  Sachs  hat  also  gewiß  eine  Quelle  benützt,  die  derjenigen  des 
Engländers  sehr  nahe  stand.  Vielleicht  eines  der  zahllosen  mittel- 
alterlichen Predigtbücher,  die  bekanntlich  die  Fundgruben  der  Erzähler 
noch  zu  Anfang  des   16.  Jahrhunderts  bildeten. 

Was  der  Meister  selbst  hinzugethan,  läßt  sich  leicht  ausscheiden: 
dahin  gehören  die  neu  testamen  tli  ch  en  Namen  Barrabas,  Dismas 
und  Jesmas,  der  merkwürdige,  aus  gleicher  Quelle  entlehnte  Zug, 
daß  der  eine  der  drei  Mörder  (Jesmas),  ganz  wie  der  gute  Schacher, 
halb  und  halb  Reue  fühlt,  die  Verwandlung  des  alten  Mannes  in  einen 
„waltpruder",  und  endlich  der  den  Prolog  und  Epilog  sprechende 
Engel.  Die  beiden  letzten  Umstände  erinnern  an  II.  Sachsens  Co  media 
'der  Waldbruder  vom  heimlichen  gericlit  Gottes  .  Wenn  dieses  Stück  auch 
später  als  unser  Spiel  geschrieben  ist,  so  beschäftigte  doch  der  Gegen- 
stand den  Dichter  schon  1539;  eine  Einwirkung  ist  daher  wahr- 
scheinlich. 

71.  Zwaier  philosophi  disputacio  ob  peser  h a y raten 
sey  etc. 

Bereits  am  21.  Februar  1542  hatte  Sachs  den  Stoff  zu  einem 
Meistergesang  ausgearbeitet.  Goedeke,  der  den  letzteren  abdruckte 
(I,  p.  131— 133)  hat  als  Quelle  Plutarch- Bon  er  (Kolmar  1541 ,  fol. 
Bl.  47)  angegeben.  Mir  fehlt  die  Boner'sche  Übersetzung.  Nach  dem 
mir  vorliegenden  griechischen  Text  (Solon,  Cap.  6 — 7)  zu  schließen, 
hielt  sich  Sachs  im  Meistergesang  getreu  an  sein  Vorbild.  Zweifelhaft 
blieb  mir,  ob  schon  Boner  uvöqk  ^svov  mit  „pilgram"  wiedergab,  oder 
ob  diese  Bezeichnung  erst  von  Sachs  herrührt. 

Freier  verfuhr  Sachs  in  dem  Spiele.  In  den  13  Jahren,  die  zwischen 
Meistergesang  und  Fastnachtspiel  liegen,  hatten  sich  seine  Kenntnisse 
des  Alterthums  bedeutend  erweitert.  Man  sieht  dies  deutlich  hier. 
Thaies  tritt  mit  einer  „sphera  celi"  auf  und  wird  als  Astronom  ge- 
schildert:   „Solch  künst  —  —   die  ich  in  Egipten  —  —  hab  erfarn"  ; 

4* 


52  A.  L.  STIEFEL 

vSolon  wird  als  Gesetzgeber  der  „kriechischen  stat  Athen"  gepriesen, 
und  es  werden  seine  Reisen  erwähnt  (V.  51  —  56);  ferner  ist  von  den 
„göttern"  die  Rede  (V.  69,  263,  315,  341)  u.  s.  w.  Daneben  stoßen 
wir  freilich  auf  naive  Fehler  und  Anachronismen:  Thaies  citiert  Plato 
(V.  121),  „Chilon,  der  weis"  erscheint  als  Athener,  „der  Minister  der 
disippl"  (der  pilgram  des  Meistergesangs)  muß  sich  als  „Waltprueder" 
(eigentlich  Walprueder")  verkleiden,  die  „leich"  des  Jünglings  wurde 
„gen  kirchen"  getragen  und  während  der  „procesion"  hörte  man  „aller 
glocken  thön"  u.  s.  w. 

Nicht  ohne  Einfluß  auf  das  Spiel  waren  Albrecht  vonEybes 
Büchlein  „06  eim  manne  sey  zu  nemen  ein  elichs  toeyb  oder  nüu,  und 
Nie.  v.  Wyles  sechste  Translation  „06  einem  alten  man  gepüre  ein 
eheioeyb  zu  nemen  etc."  Beide  Bücher  waren  Sachs  wohl  bekannt. 
Von  letzterem  sahen  wir  ihn  bereits  bei  seinem  ersten  Fastnachtspiel 
(s.  oben  Nr.  1)  Gebrauch  machen,  und  aus  ersterem  schöpfte  er  u.  A. 
die  Komödie  nDie  schön  Marina  mit  dem  Doctor  l)aymanou  (1556)  und 
das  Spruchgedicht  „  Ob  einem  Weisen  Mann  ein  Weib  zu  nemen  sey  oder 
nitu  (vom  25.  Mai  1563?).  Vielleicht  hat  Sachs  auch  Seb.  Franc  ks 
„Siben  weisen  aus  Grecia"  benützt. 

72.  Ewlenspiegel  mit  dem  pelcz  waschen. 

Die  ausschließliche  Quelle  des  Dichters  ist  das  Volksbuch, 
30.  Hist.,  der  sich  H.  Sachs  in  der  Hauptsache  anschloß  ;  doch  sind  natür- 
lich bei  ihm  die  Dinge  mehr  ausgeführt  und  außerdem  kleine  Ände- 
rungen und  Zusätze  angebracht.  Gleich  der  Monolog  der  Wirthin,  womit 
das  Stück  beginnt,  ist  von  Sachs  ;  von  dem  langen  Gespräche  zwischen 
ihr  und  dem  Abenteurer  ist  nur  der  Anfang  aus  dem  Volksbuch,  das 
Übrige  —  wie  ihn  die  Wirthin  nach  seinem  Stande  ausfragt  etc.  — 
seine  Zuthat.  Ebenso  sind  die  Reden  der  verschiedenen ,  ihre  Pelze 
herbeibringenden  Frauen,  der  Zauberspruch  Eulenspiegels  über  die 
Pelze  u.  s.  w.,  sowie  der  ganze  Dialog  von  ihm.  Kleine  Änderungen 
sind  z.  B.,  daß  die  Wirthin  einäugig  statt  „scheel"  ist,  daß  es  nur 
ein  Kessel  ist  statt  drei,  und  daß  die  Frauen  (und  nicht  ihre 
Kinder)  die  Worte:  „Gut  new  pelz"  (und  dazu  um  den  Kessel 
tanzend)  singen.  Ein  sonderbarer  Gedanke  war  es,  daß  S.  den  aus 
guten  Gründen  entflohenen  Schalksnarren  wiederkehren  läßt,  um  das 
Stück  zu  schließen. 

73.  Der  knab  Lucius  Papirius  Cursor. 

Über  diesen  vielverbreiteten,  interessanten  Stoff  gedenke  ich  mich 
anderwärts  ausführlicher  zu  äußern;  deshalb  beschränke  ich  mich 
hier  auf  das  Nöthigste. 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN  DRAMEN.  53 

Schon  1545  und  dann  noch  einmal  später  hatte  S.  die  Fabel  als 
Meistergesang  behandelt  (s.  Goetze  VI.  p.  XID  und  in  einem  derselben 
Plutarchus  als  Quelle  angegeben.  Allein  weder  dessen  ßCot  naQal- 
lr\kot  noch  dessen  6vyyQd^^ata  juxt«  scheinen,  wie  sich  mir  bei  vielem 
Suchen  ergab,  etwas  von  der  Fabel  zu  enthalten.  Sollte  sich  S.  hier 
geirrt  haben?  In  dem  Spiel  nennt  er  Macrobius  als  Quelle;  doch 
hat  er  diesen  damals  noch  nicht  übersetzten  Autor  gewiß  nie  gelesen. 
Weiter  unten  wird  sich  zeigen,  wie  er  zu  dem  Namen  kam.  Mir  sind 
die  beiden  Meistergesänge  nicht  zugänglich  gewesen ,  ich  bin  daher 
außer  Stande,  zu  sagen,  wie  sich  der  Stoff  unter  den  Händen  unseres 
Dichters  entwickelt.  Hier  in  dem  Spiele  trafen  die  verschiedensten 
Einflüsse  zusammen.  Sachs  benützte  vor  Allem  Pauli,  Nr.  392. 
Einige  sprachliche  Berührungen  lassen  dies  als  sicher  erscheinen: 

Pauly  (Oesterley,   p.   239):  Sachs,    V.   24   ff.: 

Vff  ein  tag  hetten  die  Römer  len-  Mein   herr  ist  hewt   lang  in  dem  rat 

ger  rat  dan  gewonheit  was,   das   eins  Was    man    halt  fuer  ain  handel   hat? 

herren    fraw   vbel  verlangt,    wan  der  Ist  wol  ein  stünt  ueber  die  zeit, 

her  kern  zu  dem   imbisz,   vnd  het  gern  Mein  essen  das   ist  langst  pereit. 

gewißt  was  sie  doch  so  lang  handelten.  Sie  handien  gar  ein  schwere  sach. 


Die    müter    macht    ein   ruten    vnd  #/e  »»Meter  kümpt,  pringt  ein  grose 
wolt  dem  knaben  abtröwen,   er  solt  ir  ruetn  md  spricht  (V.    74): 

sagen ,    was    sie    in  dem    rat  so  lang  Hör,   Luci,   wiltw  noch  nit  sagen 

gehandelt  hetten.  Was   heut  der  senat  thet  ratschlagen. 

Ob  Sachs  Boner 8  Edelstein  (Nr.  97)  benützt  hat,  läßt  sich  mit 
Bestimmtheit  nicht  behaupten.  Manche  Stellen  nähern  sich  diesem 
allerdings,  und  bei  der  Verbreitung  dieses  Buches  in  jener  Zeit  ist  es 
immerhin  möglich,  daß  auch  diese  Version  Sachs  vorlag. 

Eine  von  Oesterley  in  seinen  Nachweisen  zu  Pauly  392  (S.  517) 
vergessene  Bearbeitung  findet  sich  im  Ritter  vom  Thurn  (Ausg. 
Cammerlander,  Straßburg  1538),  fol.  32b:  „Wie  Papirius  seiner  mütter 
nit  offenbaren  wollt,  was  im  Rath  verhandlet  wer  worden."  Diese  sehr 
kurze  Erzählung  scheint  S.  gekannt  zu  haben.  So  verweist  der  Ritter 
auf  Macrobius,  was  den  Meister  allem  Anschein  nach  zu  seiner 
Quellenangabe  am  Anfange  des  Spiels  veranlaßte.  Ferner  ähneln  meh- 
rere Stellen  bei  beiden,  so  z.  B. : 

Ritter  v.  Th.:  Sachs,  V.   51: 

Es    zimt    sich    nit    dir    zu    wissen,       —    —    ich   darffs   nit  thon 
das   gebotten  heimlich  zu  sein.  Weil  das  gepotten  ist  zv  schweigen. 


54  A.  L.  STIEFEL 

Ritter  v.   Th.:  V.   62: 

da  der  jung  sähe,   das  er  der      leb  will  der  mueter  ein  anders  sagen. 

mütter    eyn    genügen    müßt    tluui  |  er- 
dachte  er  ein  anders. 

Vielleicht  boten  ihm  auch  A  gri  co  1  as  „Sprichwörter"  und  die  Schwank- 
sammlung „Scherz  mit  der  Warheyt"  —  die  mir  beide  nicht  zur  Hand 
sind  —  einzelne  Züge. 

Wichtig  war  ferner  für  die  Gestaltung  des  Spiels  Titus  Livius. 
Die  Bekanntschaft  unseres  Dichters  mit  diesem  Historiker  verführte 
ihn  offenbar,  Papirius  Praetextatus  (s.  Gellius  Noctes  Att.  I,  23)  mit 
dem  berühmten  Lucius  Papirius  Cursor .  dem  Zeitgenossen  des  Titus 
Maulius  und  Furius  Camillus,  zu  verwechseln.  Diese  beiden  erscheinen 
daher  als  die  Vertreter  des  Senats  in  der  Aufruhrscene.  Daß  S. 
chronologisch  ungenau  ist  und  gleich  wieder  Titus  Manlius  als  Senator 
über  den  Abfall  der  Latiner  (386  v.  Chr.)  mitberathen  läßt,  darf  man 
ihm  nicht  anrechnen. 

Endlich  ist  noch  eines  recht  seltsamen  Einflusses  zu  gedenken. 
Bekanntlich  ging  die  Geschichte  auch  in  das  Volksbuch  von  Salo- 
mon  und  Marholf  über.  Schon  am  6.  März  1550  hatte  Sachs  sie  nach 
dieser  Quelle  ziemlich  getreu  und  vielfach  wörtlich  in  seine  Comedi 
„das  Juditium  Salomonis"  aufgenommen.  Fast  die  ganze  Scene,  welche 
dort  den  Actus  V  bildet,  nahm  er  nun  mit  kleinen  Änderungen  in  das 
Spiel  herüber.  Man  vergleiche  mit  dem  älteren  Stücke  die  Verse  206 
bis  275  des  Fastnachtspiels.  Zur  Illustration  des  Verfahrens  setze  ich 
einige  Verse  hierher: 

Judit.  Salom.  (Kell.-G.  VI,  p.  133):  Fastnacbtsp.    255   ff.: 

Das   ists  |  vnd   das   ein  ieder  mann  Das   is,  vnd  das   ein   ider   mou 

Forthin   sol  sieben  Weiber  habn  Forthin   sol  zway  eweiber   haben 

Wer  sind  doch,   die   solchen  rath   dir       Wer  sint,   die  solchen  rat  ie  gaben 
gabn,  Das   doch   ist  wider  mendlich   macht 

Das   doch   ist  wider  mannlich   macht?      Wo  hat  ein  senat  hin  gedacht. 
0  könig,  wo  hast  nur  bin  gedacht? 

Bezüglich  der  Bearbeitung  des  Stoffes  durch  L.  Culman,  die  dem 
Stücke  des  Meisters  vorausging,  behauptet  E.  Goetze  (1.  c),  daß  von 
einer  Anlehnung  unseres  Dichters  an  seinen  Zeit-  und  Stadtgenossen 
nichts  zu  merken  sei.  Ich  habe  das  ältere  Drama,  das  —  nach  dem 
Titel  —  auf  Gellius  zurückgeht,  nicht  gesehen.  Entgangen  ist 
E.  Goetze  eine  niederdeutsche  Bearbeitung  vom  Jahre  1551  (siehe 
Keller,  Fastnachtspiele  p.   1474,  Nachträge  p.  335). 


ÜBER    DTE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN  DRAMEN.  55 

74.    Die  frumb  schwiger  kupelt  ir  dochter. 

E.  Goetze  hat  von  diesem  zuerst  durch  ihn  veröffentlichten  Spiel 
bereits  zwei  Quellen  angegeben1),  nämlich  Steinhöwels  Asop  (die 
14.  Erzählung  aus  Alphonsus  Disc.  Clericalis)  ed.  Oesterley  p.  331 
„Von  dem  alten  icyb  mit  dem  lynlach"  und  (die  1.  Erzählung  aus  Poggio) 
p.  336  „Von  de)'  froicen  und  ierem  mann  in  dem  dubhus".  Was  die 
dritte  Erzählung  betrifft  —  H.  Sachs  verwebte  hier  nämlich  drei  Ge- 
schichten —  so  ist  sie  von  ihm,  wie  die  beiden  anderen,  auch  als 
Gedicht,  und  zwar  als  Meistergesang  (1549)  und  als  Spruchgedicht 
(1550)  behandelt  worden,  „die  gertnerin  mit  dem  pock",  beide  abgedr. 
bei  Seh  weit  zer  p.  438 — 441.  Den  Stoff  fand  ich  in  J.  Gas  tii  (Brisa- 
censis)  „Tomo  Secundo  Convivalium  Sermonum" a) }  p.  100.  Die  Geschichte 
wird  hier  unter  der  Spitzmarke  „de  adultera"  als  eine  wahre  erzählt. 
Scene:  Brügge.  Zeit:  1518  (ante  annos  triginta).  Hier  ist  eine  junge 
Frau  mit  einem  Alten  (cum  sene)  verheiratet  und  liebt  einen  Jüng- 
ling „cuius  aetas  suae  par  esset".  Der  Mann  verreist  einst,  und  die 
Liebenden  kommen  zusammen.  Als  der  Alte  plötzlich  heimkehrt, 
springt  der  Jüngling  in  die  offene  Getreidekammer  und  schließt  die 
Thüre  hinter  sich.  Der  Mann  bemerkt  es,  verstellt  sich  aber,  und 
unter  dem  Vorwand,  daß  er  kürzlich  seinen  Bock  darin  Getreide 
fressen  gesehen  habe,  schließt  er  von  außen  ab  und  holt  die  Ver- 
wandten der  Frau.  Dieser  letzteren  jedoch  war  es  indeß ,  unterstützt 
von  einer  „anus  domestica",  gelungen,  den  Liebsten  zu  entfernen  und 
den  Bock  an  die  Stelle  zu  thun.  Der  mit  den  Verwandten  eintreffende 
Alte  ist  natürlich  der  Gefoppte.  Der  gute  Greis  bittet  fußfällig  sein 
Weib  um  Verzeihung  und  verspricht  ,,omni  eultu  et  indulgentia  se 
satisfacturum  uxori". „ita  sene  eluso"  —  so  schließt  die  Erzäh- 
lung —  „postea  amoribus  suis  adolescens  mulier  liberius  usa  fuit".  — 
Gast  bezeichnet  als  seine  Quelle  „Cam.i(,  was  vielleicht  Camerarius 
(Joach.)  bedeutet;  es  ist  mir  indeß  noch  nicht  geglückt,  ein  Werk 
des  letzteren ,  aus  welchem  jener  Compilator  hätte  schöpfen  können, 
ausfindig  zu  machen. 

Darf  man  nun  Gast  oder  seine  Quelle  für  die  directe  Vorlage 
unseres  Dichters  halten?  Diese  Frage  ist  nicht  leicht  zu  entscheiden; 
denn  Sachs    weicht  in  einigen    nicht    unerheblichen  Punkten    von    der 

')   Fastnaehtsp.  VI,  p.  XII/XIII. 

5)  Tomus  Secundus  Convivalium  Sermonum,  partim  ex  probatissiuiis 
historiographis,  partim  exemplis  innumeris  quae  uostro  seculo  aeeiderunt,  congestus, 
omnibus  uerarum  virtutum  studiosis  utilissimus.  Nunc  primum  in  lucem  editus.  Basilea 
MDXLVIII.  8°.  —  Der  tomus  I  scheint,  nach  dem  Dedicatioussclneibeu,  schon  1543 
erschienen  zu   sein. 


56  A.  L.  STIEFEL 

lateinischen  Erzählung  ab.  Geht  man  von  seiner  ältesten  Bearbeitung, 
von  dem  Meistergesang  aus,  so  sind  folgende  Änderungen  zu  ver- 
zeichnen. Der  Mann  ist  von  unbestimmtem  Alter  und  ein 
Gärtner.  Der  Jüngling  springt  in  den  Garten,  und  die  Frau  ver- 
fällt auf  die  Ausrede  mit  dem  Bock.  Ein  Zusatz  ist,  daß  die  Frau 
ihren  Mann  für  verrückt  erklärt  und  einen  Zaubersegen  über  ihn 
spricht.  Dagegen  fehlt  bei  Sachs  das  Einschließen  des  Liebhabers 
und  das  Herbeirufen  der  Verwandten  —  Züge ,  nebenbei  bemerkt, 
welche  auffallend  mit  der  alten  italienischen  Komödie  „La  Cafandra" 
übereinstimmen.  Im  Spiel  kehren  alle  Eigentümlichkeiten  des  Meister- 
gesangs wieder,  nur  ist  der  Mann,  wie  bei  Gast,  ein  Greis  und,  wie 
in  der  ersten  Erzählung  aus  Steinhöwel,  ein  Kaufmann.  Erwägt 
man  anderseits,  daß  Sachs  Änderungen  in  dem  Umfange,  wie  die  eben 
angeführten,  oft  mit  seinem  Stoffe  vornahm,  daß  der  2.  Band  der 
Convivales  Sermones  von  1548  und  der  Meistergesang  vom  30.  März 
1549  datiert,  so  besteht  immerhin  —  so  lange  uns  nicht  eine  näher- 
stehende Version  bekannt  ist  —  die  Möglichkeit,  daß  die  lateinische 
Erzählung  die  Quelle  des  Meisters  war.  Manche  Abweichungen  würden 
sich  dann  durch  seine  mangelhaften  Kenntnisse  im  Lateinischen  er- 
klären. —  Gast  hat  übrigens  auch  die  Erzählung  vom  „mann  in  dem 
dubhus"  (I,  p.  109). 

Mit  richtigem  Blick  hat  Sachs  die  nahe  Verwandtschaft  der  drei 
Novellen  erkannt  und  sie  mit  vielem  Geschick  zu  einem,  freilich 
moralisch  bedenklichen ,  aber  recht  lustigen  dramatischen  Schwank 
verwebt. 

Die  mit  der  ersten  Erzählung  aus  Steinhöwel  identische  Novelle 
im  Ritter  vom  Thuri>,  auf  die  E.  Goetze  (Fastnachtsp.  VII,  p.  XVI) 
verweist,  lieferte  Sachs  keine  Züge,  obwohl  er  sie  ohne  Zweifel  kannte. 

75.  Der  Neidhart  mit  dem  feyhel. 

Den  gleichen  Stoff  behandelten  schon  zwei  Fastnachtspiele  bei 
Keller,  Nr.  21  (I,  p.  191)  und  Nr.  53  (I,  p.  393),  wovon  das  erstere 
gar  keine,  das  zweite  nur  wenige  sprachliche  Berührungen  mit  Sachs 
bietet.  Der  Meister  benützte  gewiß  das  mir  unerreichbar  gebliebene 
alte  Schwankbuch  von  Neidhart  (vgl.  Fr.  H.  v.  d.  Hagen,  Minne- 
sänger IV,  441  und  neuerdings  E.  Goetze,  Fastnachtsp.  VII,  p.  V  und 
die  dort  erwähnte  Literatur). 

76.  Der  dewffel  nam  ain  alt  weib. 

Einen  Meistergesang  über  das  Thema  verfaßte  Sachs  1556  und 
einen  Schwank  am  13.  Juli  1557.  In  den  beiden  mir  bekannten  Dich- 
tungen —  Spiel  und  Schwank  —  ist  die  Fabel  verschieden  behandelt. 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN  DRAMEN.  57 

Im  Fastnachtspiel  fährt  der  Teufel  in  den  Leib  von  Juden,  im  Schwank 
dagegen  das  erste  Mal  in  den  Leib  eines  „Bürgers",  das  zweite  Mal 
in  den  Leib  eines  „Thumbherrn".  Der  Stoff  ist  der  bekannte  viel- 
verbreitete vom  Teufel  Belphegor.  Eine  gedruckte  deutsche  Bearbei- 
tung, die  Sachs  benutzt  haben  konnte,  habe  ich  nicht  aufgefunden, 
und  so  muß  ich  es  denn  dahingestellt  sein  lassen,  ob  eine  solche, 
oder  —  wie  Dunlop  behauptet  —  eine  lateinische  existierte,  oder 
ob  er  mündlich  zu  der  Fabel  gekommen.  Man  vergleiche  über  den 
Stoff  Dunlop-Lieb recht  p.  273,  M.  Landau,  Beiträge  z.  Gesch. 
der  ital.  Novelle  (Wien  1875),  p.  74. 

Unser  Spiel  hat  übrigens  viele  Züge,  die  sich  deutlich  genug  als 
Zusätze  des  Nürnbergers  erweisen.  So  z.  B.,  daß  der  „Beschwörer  von 
vornherein  ein  „arzeta  ist,  daß  die  Besessenen  Juden  sind,  daß  der 
Teufel  ein  alt  weib  nimmt,  ferner  die  Hochzeit  auf  der  „püechen"  u.s.w. 

77.  Ewlenspiegel  mit  dem  plaben  hostuech. 

Die  Quelle  ist  die  68.  Histori  des  Ulenspiegel,  der  sich  Sachs 
ziemlich  getreu  anschloß.  Er  hat  Zeit  (iarmarkt) ,  Ort  (Olzen)  und 
Personen  (vier)  beibehalten  und  viele  Stellen  fast  wörtlich  benützt. 
Seine  wenigen  Änderungen  sind:  Er  läßt  die  drei  Betrüger  Monologe 
halten,  worin  sie  ihre  Spitzbubenseelen  offenbaren;  aus  dem  losen 
Gesellen  macht  er  einen  fast  ganz  modernen  Bauernfäuger  (Klas 
Wuerffl,  der  spiczpueb) ,  und  endlich  hat  er  den  Schluß  umgestaltet 
Während  sich  der  Bauer  im  Volksbuch  bei  dem  Bescheid  des  Schotten- 
pfaffen, da  er  ein  „geweicht  priestera  ist,  wenn  auch  nicht  ganz  ohne 
Argwohn,  beruhigt  und  davon  geht,  so  glaubt  er  bei  Sachs  keinen 
Augenblick  an  den  Trug.  Er  gibt  zwar  —  man  begreift  nicht  recht 
warum  —  das  Tuch  her,  allein  es  entsteht  ein  heftiger  Wortwechsel. 
Die  Spitzbuben  lassen  die  Masken  fallen  und  schlagen  „all  drey  auf 
in",  so  daß  er  flieht.  „Der  pawer  kumpt  wieder"  und  beschließt  das 
Stück  mit  der  unvermeidlichen  Moral. 

78.  Den    wüecher    vnd    ander    peschwerd    pe treffen t. 
Die  Erfindung  dieses  bisher  ungedruckten  (von  E.  Goetze  zuerst 

veröffentlichten)  Fastnachtspiels  gehört  wohl  dem  Dichter  selbst. 
Natürlich  hat  er  von  mancherlei  Seite  Anregung  dazu  erhalten  und 
sogar  —  wie  Goetze  (VII,  p.  IX)  bereits  fand  — sein  eigenes  neuntes 
Fastnachtspiel  wieder  verwerthet. 

79.  Der  pauer  mit  dem  saffran. 

In  diesem  Stücke  hat  Sachs  mehrere  Fabeln  verwebt  oder  rich- 
tiger, zusammengestellt,  denn  es  ist  ihm  nicht  —  wie  so  oft  sonst  — 


58  A.  L.  STIEFEL 

geglückt,  die  verschiedenen  Stoffe  zu  einem  einheitlichen  Ganzen  zu 
vereinigen.  Das  Spiel  fällt  daher  in  mehrere  Scenen  auseinander. 
Zuerst  haben  wir  eine  Miles  gloriosus-Scene,  bei  der  wir  vielleicht 
den  mittelbaren  oder  unmittelbaren  Einfluß  eines  gelehrten  Dramas 
annehmen  dürfen.  Die  Figur  des  Haincz  Heder  lein  ähnelt  dem 
Capitano  der  italienischen  Komödie  und  noch  mehr  dem  Lacayo 
des  Lope  de  Rueda  [man  vergleiche  eine  fast  gleiche  Situation  in  der 
1.  Escena  der  Comedia  Medora]  —  die  zweite  Fabel  ist  die  von  Sachs 
in  einem  eigenen  Meistergesang  bereits  1548  behandelte  Geschichte 
mit  dem  Saffran,  die  sich  einer  großen  Beliebtheit  erfreut  haben  muß; 
denn  nicht  nur  finden  sich  Anspielungen  darauf,  so  z.  ß.  in  Lindeners 
Rastbüchlein,  p.  161  („wie  Stolpprion,  der  ein  saffran  Kauffet"),  son- 
dern der  Meistergesang  ging  auch  in  die  unter  dem  Namen  Grillet  i- 
vertreiber  1605  erschienene  Bearbeitung  der  Schildbürger  (Cap.  25) 
über;  nur  ist  der  Name  Ganghoffen  dort  in  Manghoffen  geändert1!. 
Die  Quelle  dieses  Schwankes  ist  mir  noch  unbekannt.  Zwischenhin- 
ein  fällt  eine  dritte  Fabel:  der  Bauernknecht  kauft  beim  Krämer, 
oder  wie  S.  ihn  auch  heißt,  „landfarer"  (Quacksalber)  Yppocras  Ge- 
würze, die  ihn  „fest"  machen  sollen.  Diese  Scene  ist  wohl  aus  dem 
Leben  gegriffen.  Die  4.  Fabel  endlich,  der  Bauer,  der  beim  Gerüche 
der  Gewürze  in  Ohnmacht  fällt  und  erst  durch  einen  an  die  Nase  ge- 
haltenen Kuhfladen  wieder  zu  sich  kommt,  ist  orientalischen  Ursprungs 
(s.  Goedeke,  Schwanke  des  16.  Jahrhunderts,  p.  XV)  und  bildet  den 
Inhalt  des  altfranzösischen  Fabliau  „du  Villain  Anier".  Durch  welche 
Vermittlung  S.  zu  dem  Stoff  gekommen  ist,  weiß  ich  nicht.  Vielleicht 
durch  eine  jetzt  verlorene  ältere  Übersetzung  des  Fabliau. 

80.  Der  schwanger  pauer  mit  dem  fuel. 

Diese  sehr  verbreitete  und  S.  vielleicht  mündlich  überlieferte 
Fabel  hat  er  1551  als  Meistergesang,  1557  als  Schwank  und  1558 
als  Spiel  bearbeitet.  Die  Ausführung  erinnert  an  verschiedene  unflätige 
Fastnachtspiele  bei  Keller  (S.  58,  365,  679  u.  s.  w.)  und  besonders 
an  P.  Probsts  Spiel  vom  „krancken  Baurn  etc."  (1553?).  V.  150  bis 
200  bei  S.  ähneln  auffallend  Probst  307  —  339;  S.  ist  wohl  der  Nach- 
ahmer. —  Siehe  Schorr  v.  C.  Archiv  IV.  411  ff.,  und  über  Verbrei- 
tung der  Fabel  „Gesammtabent.  II,  p.  IX". 

81.  Der  verspilt  rewter. 

Die  Quelle  dieses  Spiels  ist  Boccaccio  Decam.  IX.  4.  Sachs. 
der  die  Erzählung  auch  zu  einem  Meistergesang   (1545)   und  zu    einem 


')  Siehe  v.  d.  Hagen,  Narreubuch.  Halle  1811,  p.  453  ff. 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN  DRAMEN.  59 

Schwank  (1559)  verarbeitete,  schließt  sich  hierund  dort  ziemlich  getreu 
seinem  Vorbilde  an.  Während  er  aber  im  Schwank  (und  wie  es  scheint 
auch  im  Meistergesang)  die  welschen  Ortsnamen  Senis ,  Benconvent, 
Ancona  und  einen  Personennamen  (Cecco)  beibehielt,  hat  er  im  Spiel 
Alles  localisiert  und  germanisiert.  Geblieben  ist  nur  die  beabsichtigte 
Reise  nach  Ancona  (Anchona).  Der  Junker  unternimmt  sie  aber  nicht, 
wie  in  der  Quelle  und  noch  im  Schwanke,  um  mit  dem  Cardinal  zu- 
sammenzutreffen, sondern  um  „Rosina,  die  edlen  jünckfrawen"  zu 
,,Pesichtigen  vnd  —  —  Zw  aim  gmahel  mir  nemen".  Die  Handlung 
spielt  jedoch  auf  deutschem  Boden.  Aus  dem  mauvais  sujet  Fortaringo 
machte  Sachs  einen  'Rewter  und  professionellen  falschen  Spieler,  der 
in  einem  langen  Monolog  (circa  75  Verse)  sein  ganzes  Treiben  schil- 
dert. Der  Wirth  Kuncz  Tragauff  ist  ganz  die  Schöpfung  des  Nürn- 
bergers und  ähnelt  in  seinen  Klagen  über  den  schlechten  Gang  seines 
Geschäftes  sehr  der  gleichen  Figur  in  anderen  Stücken,  so  z.  B.  in 
Nr.  51.  Der  Dialog  nähert  sich  hin  und  wieder  wörtlich  dem  Vorbild, 
ist  aber  in  der  Hauptsache  Eigenthum  des  deutschen  Dichters. 

82.  Die  zwen  gefattern  mit  dem  zorn. 

Diese  auch  als  Schwank  und  Meistergesang  (s.  Goetze  VII,  p.  XI) 
bearbeitete  Fabel,  welche  mir  sonst  noch  nicht  vorgekommen  isti 
hat  Sachs  vielleicht  aus  dem   Leben  geschöpft. 

83.  Der  Doctor  mit  der  grosen  nasen. 

Dieses  Stück  entlehnte  Sachs  Pauli  Nr.  41.  Bereits  1545  hatte 
er  den  Stoff  als  Meistergesang  und  1559  als  Schwank,  beide  unter 
dem  gleichen  Titel  behandelt.  Schloß  er  sich  in  diesen,  besonders 
in  dem  ersteren  seiner  Quelle  eng  an ,  so  verfuhr  er  hier  sehr  frei. 
Aus  dem  Abt  der  Pauli'schen  Erzählung  hat  er  —  vielleicht  unter 
dem  Einfluß  von  einigen  bei  Pauli  gleich  darauffolgenden  Erzäh- 
lungen (Nr.  44 — 16)  einen  „Junckher"  gemacht  und  die  Geschichte 
aus  dem  Kloster  in  ein  Ritterschloß,  neun  Stunden  von  Bamberg  ent- 
fernt, (V.  83  und  90)  [bei  Nürnberg?]  verlegt.  Erst  unter  Sachs'  Händen 
erhielten  die  Figuren  der  Erzählung  Leben  und  Individualität.  Fast 
der  ganze,  wahrhaft  meisterhafte  Dialog  ist  sein  Eigenthum.  Den 
Narren  Paulis  hat  der  Meister  mit  einer  bereits  stehend  bei  ihm 
gewordenen  Figur  „Jeckle  oder  Jecklein  der  Narr"  identificiert. 
Daß  diese  Figur  irgend  eine  historische  Basis  hat,  d.  h.  ob  Sachs 
Namen  und  Charakter  irgend  einer  damaligen  Nürnberger  Straßenfigur 
abborgte,  läßt  sich  wohl  vermuthen,  aber  schwerlich  beweisen.  Die 
Figur  ist  um  so  beachtenswerther,  als  sie  offenbar  der  erste  Versuch 


60  A.  L.  STIEFEL,  ÜBER   ME  QUELLEN  etc. 

einer  stehenden  Maske  im  modernen  deutschen  Drama  war.  Ich  glaube 
daher,  ihr  liier  ein  paar  Worte  widmen  zu  dürfen').  Zuerst  er- 
scheint Jeekle  der  Narr,  wenn  ich  mich  nicht  irre,  in  der  1534  ver- 
faßten ( 'oniedia  oder  Kampjfge*pnjch  zwischen  Juppiter  und  Juno]  dann 
in  der  1552  geschriebenen  Coniedia  „Die  Stultitia  und  ihr  Hofgesindt", 
dann  wieder  —  jedoch  mehr  untergeordnet  —  in  der  Tragödie  „Die 
vier  vnglückhaftigen  liebhabenden'1  (1556),  hierauf  im  Neidhartspiel  (1557), 
dann  in  dem  vorliegenden  Spiel  (1559),  wo  der  Narr  zur  Hauptperson 
wird,  und  endlich  in  der  dem  „Bache  der  Beispiele  der  alten  Weisen" 
entnommenen  Komödie  „König  Sedras  mit  der  königin  Helebat  etc."  (1560). 
Das  letzte  Stück  ist  ganz  besonders  merkwürdig,  weil  darin  Jekle, 
fast  wie  der  Narr  in  Shaksperes  „Lear",  alle  Ereignisse  besprechend 
und  persiflierend,  durch  das  ganze  Drama  anwesend  ist. 

Das  Fastnachtspiel  zählt  unstreitig  zu  den  gelungensten  des  Dichters. 

84.  Die  jung  witfraw  Francisca  etc. 
Quelle:  Boccaccio  „Cento  Novella"  IX,   1. 

85.  Esopüs  der  Fabeldichter. 

Quelle:  Steinhöwels  „Aesop"  (Das  leben  des  hochberümten 
Fabeldichters  etc.,  ed.  Oesterley,  p.  41 — 59).  Da  diese  beiden  letzten 
Stücke  eigentlich  zu  den  Komödien  gehören,  so  komme  ich  später 
näher  darauf  zurück. 


Während  der  Correctur  ist  ein  von  mir  leider  übersehener  Auf- 
satz von  Leonhard  L  i  e  r  „Studien  zur  Geschichte  des  Nürnberger  Fast- 
nachtspieles" (abgedruekt  in  den  „Mittheilungen  des  Vereins  für  Ge- 
schichte der  Stadt  Nürnberg",  Nürnberg  1889,  H.  Schräg;  S.  87—160) 
in  meine  Hände  gekommen.  Lier  gelangt  in  seiner  trefflichen  Arbeit 
bezüglich  der  Spiele  Nr.  2,  4,  2S,  37  und  besonders  57  zu  ähnlichen 
Resultaten  wie  ich.  Er  hat,  was  mir  bei  dem  Umfang  meines  Themas 
versagt  war,  Manches  noch  eingehender  begründet  und  namentlich 
das  Verhältniß  des  Meisters  zum  älteren  Fastnachtspiel  mehr  als  ich 
—  aber  noch  nicht  erschöpfend  —  behandelt.  Meine  von  ihm  abwei- 
chenden Anschauungen  gedenke  ich  bei  anderer  Gelegenheit  niederzu- 
schreiben. 

NÜRNBERG,  im  Juli  1890.  A.  L.  STIEFEL. 

')  Inzwischen  erschien  von  K.  Reuling  «Die  komische  Figur  in  den  wich, 
tigsten  deutschen  Dramen  bis  Ende  des  17.  Jahrh."  Stuttgart  1890,  Göschen.  Die 
Ergebnisse  dieses  Buches,  vielfach  anfechtbar,  konnten  hier  nicht  mehr  berücksichtigt 
werden. 


ÜBER  ARI  FRODI  UND  SEINE  SCHRIFTEN.  61 

ÜBER  ARI  FRÖB1  UND  SEINE  SCHRIFTEN. 


Im  Jahre  1869  erschien  die  von  Th.  Möbius  besorgte  Ausgabe 
der  Islendingabök,  in  deren  Vorwort  der  nun  Dahingegangene  sich 
über  Aris  Leben  und  Wirken  aussprach.  Hiedurch  veranlaßt,  ver- 
öffentlichte ich  noch  in  demselben  Jahre  in  der  Germania  Bd.  XV, 
S.  291 — 321  eine  eingehende  Erörterung  „über  Ari  rorgilsson  und  sein 
Islamderbuch".  Etwas  später  kam  sowohl  G.  Storni  in  seinem  Buche 
„Snorre  Sturlessöns  Historieskrivning"  (1873),  S.  13 — 17,  als  A.  Gj  es- 
sin g  in  der  ersten  Abtheilung  seiner  „Undersöge'lse  af  Kongesagaens 
Fremvsext"  (1873),  S.  1 — 7  auf  Aris  Geschichtschreibung  zu  sprechen. 
Wieder  etwas  später  behandelte  Gudbrandr  Vigfüsson  in  den 
Prolegomena  zu  seiner  Ausgabe  der  Sturlünga  (1878),  S.  XXVII  bis 
XXXVII  denselben  Verfasser  und  seine  Werke,  und  hatte  O.  Brenner 
in  seiner  Abhandlung  „über  die  Kristni-Saga"  (1878)  wenigstens 
einzelne  Seiten  seiner  litterarischen  Thätigkeit  zu  erörtern.  Ohne 
Zweifel  hat  auch  O.  Klockhoff  in  seiner  Schrift  „den  norsk- 
isländska  historieskrifningen  före  Snorre"  (Upsala  1880)  die  einschlä- 
gigen Fragen  eingehend  behandelt;  indessen  vermochte  ich  mir  seine 
Abhandlung  nicht  zu  verschaffen  ,  da  deren  ganze  Auflage  angeblich 
verbrannt  ist.  Sehr  sorgfältig  wurden  diese  sodann  untersucht  von 
Björn  Magnüsson  Olsen  in  drei  verschiedenen  Abhandlungen, 
„Runerne  i  den  oldislandske  Literatur"  (1883),  „Om  forholdet  mellem 
de  to  bearbejdelser  af  Ares  Islsendingebog"  (in  den  Aarböger  for  nor- 
disk  Oldkyndighed  og  Historie,  1885,  S.  341 — 371)  und  „Ari  Porgilsson 
hinn  frödi"  (im  Timarit  hins  islenzka  bokmenntafjelags,  X,  S.  214 
bis  240,  1889).  Kürzer  endlich  haben  sich  C.  Rosenberg  im  2.  Bande 
von  „Nordboernes  Aandsliv"  (1880),  Finnr  Jonsson  im  Vorworte 
zu  seiner  Ausgabe  der  Islendingabök  (1887),  sowie  E.  Mogk  in  H. 
Paul's  Grundriß  der  germanischen  Philologie,  Bd.  II,  S.  117  (1889) 
ausgesprochen.  Es  scheint  an  der  Zeit,  nachdem  mein  früherer  Auf- 
satz einen  Überblick  über  die  älteren  Ansichten  gegeben  hatte,  nun 
einmal  zu  prüfen,  was  diese  neueren  Untersuchungen  Neues  über  Ari 
und  seine  Werke  zu  Tage  gefördert  haben. 

Über  Aris  Lebensgeschichte  habe  ich  nur  eine  kurze  Be- 
merkung zu  machen.  Ich  habe  den  Mann,  ang.  0.  S.  297  als  Besitzer 
oder  doch  Mitbesitzer  des  Pörsnesingagodords  bezeichnet  und  hierauf 
einigen  Werth    gelegt,    weil  seine  Stellung   innerhalb  der  regierenden 


62 


K.    MAU  HER 


Aristokratie  mir  für  die  Art  seiner  Geschichtschreibung  von  Bedeutung 
zu  sein  schien.  Gudbrandr  Vigfusson,  S.  XXVI[[  und  Björn 
Olsen,  im  Timarit,  S.  216,  haben  sich  in  demselben  Sinne  ausge- 
sprochen: dagegen  hat  Finnr  Jö-nsson,  S.  VI,  gemeint,  für  diese 
Annahme  liege  kein  Beweis  vor.  Nun  ist  ja  allerdings  richtig,  daß 
Ari  nirgends  ausdrücklich  als  Inhaber  eines  godords  bezeichnet  wird: 
aber  nicht  minder  richtig  ist  auch,  daß  dessen  Vorfahren  bis  auf  seinen 
Großvater  Gellir  herab  im  Besitze  eines  godords  waren,  welches, 
seitdem  dieselben  auf  börsnes  wohnten,  als  das  rörsnesingagodord 
bezeichnet  werden  konnte,  daß  ferner  sein  Sohnessohn,  Ari  hinn 
sterki,  die  Hälfte  des  rörsnesingagodords  besaß,  endlich  daß  er 
selber  zu  den  „höfttingjar"  gerechnet  wurde,  welche  neben  dieser  ihrer 
Würde  die  Priesterweihe  nahmen,  womit  denn  doch  deutlich  genug  auf 
den  Besitz  eines  godords  hingedeutet  zu  sein  scheint.  Oamit  dürfte 
immerhin  für  die  von  mir  vertheidigte  Ansicht  ein  Grad  von  Wahr 
scheinlichkeit  erbracht  sein,  wie  er  in  geschichtlichen  Fragen  gar  oft 
als  Ersatz  direeter  Zeugnisse  hingenommen  werden  muß. 

Hinsichtlich  der  litterarischen  Wirksamkeit  Aris  dagegen 
kommt  zunächst  seine  Thätigkeit  für  die  Feststellung  eines  islän- 
dischen Alphabetes  in  Betracht,  über  welche  das  Vorwort  zu 
den  grammatischen  Tractaten  der  jüngeren  Edda,  auf  welcher  unser 
gesammtes  Wissen  beruht,  sich  folgendermaßen  ausspricht  (Bd.  II, 
S.  4 — 6.  ed.  Arnam.):  „Skal  ydr  syna  hinn  fyrsta  letrs  hätt,  sva  ritinn, 
eptir  sextän  stafa  stafrofi  i  danskri  tüngu,  eptir  pvi  sem  pöroddr 
rünameistari  ok  Ari  prestr  hinn  frödi  hafa  sett  i  möti  Latinumanna 
stafrofi,  er  meistari  Priscianus  hefir  sett."  Ich  hatte,  ang.  O.  S.  299 
angenommen,  daß  das  Vorwort  mit  diesen  Worten  nicht  von  einer 
besonderen  Abhandlung,  sei  es  nun  des  Ari  allein  oder  des  Ari  und 
poroddr  zusammen  habe  sprechen  wollen,  sondern  nur  von  der  Auf- 
stellung eines,  vorwiegend  aus  lateinischen  Buchstaben  gebildeten 
Alphabetes  für  die  isländische  Sprache.  Gudbrandr  Vigfusson 
bezieht  die  Worte,  wie  ich  dies  früher  ebenfalls  gethan  hatte,  auf 
den  unmittelbar  folgenden  ersten  Tractat,  in  welchem  er  pörodds 
Werk  sieht,  wogegen  er,  S.  XXXIX,  Ari's  Erwähnung  auf  eine  bloße 
Vermuthung  des  Verfassers  des  Vorwortes  zurückführen  will,  welche 
durch  die  Erwähnung  Ari's  in  jenem  Tractat,  S.  12,  veranlaßt  worden 
sei.  Dem  gegenüber  hält  auch  Björn  Olsen,  Runerne,  S.  58 — 60, 
theilweise  nach  dem  Vorgange  von  P.  G.  Thorsen,  Om  Runernes 
Brug  til  Skrift  (1877)  und  C.  Rosenberg,  Nordboernes  Aandsliv,  II, 
S.  37 — 42  (1880)  daran  fest,  daß  die  obigen  Worte  sich  auf  eine  be- 


ÜBER  ARI  FROD1   UND  SEINE  SCHRIFTEN.  63 

sondere  Abhandlung  börodds   beziehen :    aber    diese    Abhandlung    hat 
nach  ihm  nicht  die  Aufstellung  eines  wesentlich  aus  lateinischen  Buch- 
staben  gebildeten    Alphabetes   für   die   isländische    »Sprache  bezweckt, 
sondern  vielmehr  eine  Erweiterung  des  einheimischen  liunenalphabetes, 
und  er  will  dieselbe  nicht   in  dem  ersten  Tractate ,    sondern    in    dem 
Runenabschnitte  des  dritten  Tractates    benützt   finden.     Auf  etwa  ein 
halbes  Jahrhundert  hinaus  habe  man  sodann  auf  Island  zu  Aufzeich- 
nungen in  einheimischer  Sprache  dieses  Runenalphabetes  sich  bedient, 
und    insbesondere    habe    Ari    dasselbe    für   seine  Schriften  verwendet, 
ohne  daß  er  darum  bei  der  Abfassung  jener  Abhandlung  rorodds  mit- 
betheiligt  gewesen  zu  sein  brauchte.    Wenig  später  (1885)  spricht  sich 
derselbe  Verfasser    in    der   Einleitung    zu    seiner  Ausgabe  des  dritten 
und  vierten  Tractates  nochmals   in    demselben  Sinne  aus    (Den  tredje 
og  fjserde  grammatiske  Afhandling  i  Snorres  Edda,  S.  XXII — XXVIII), 
und  E.  Sievers,  in  H.  Paul's  Grundriß  der  germanischen  Philologie, 
I,  S.  243 — 244  (1889)  hat  sich  ihm  ganz  und  gar  angeschlossen.    Da- 
gegen hat  sich  sowohl    G.  Storm    im  Arkiv  for  nordisk  Filologi,  II, 
S.   172  —  176  (1885),  als  Finnr  Jönsson  in  der  Vorrede  zu  der  von 
ihm  und  Verner  Dahlerup  besorgten  Ausgabe  des  ersten   und  zweiten 
Tractates  (Den  forste  og  anden  grammatiske  Afhandling  i  Snorres  Edda, 
S.  VI — IX,  1886),  dann  O.  Brenner  in  der  Zeitschrift  für  deutsche 
Philologie,  Bd.  XXI,  S.  274,  Anm.  1   (1889)   sehr  bestimmt  gegen  die 
Annahme    ausgesprochen ,    daß    man    auf  Island    in  der  ersten  Hälfte 
des  12.  Jahrhunderts  so  gut  wie  ausschließlich   das  Runenalphabet  für 
in  einheimischer  Sprache  verfaßte  Aufzeichnungen  benützt  habe,   wo- 
gegen Storm  wenigstens  sehr   bestimmt    die    Beweisführung    bezüglich 
des  Zusammenhanges  der  Abhandlung    porodds   mit    dem  dritten   und 
nicht  mit  dem  ersten  Tractate  als  gelungen    ansieht  und  sich  nur  für 
Aris    Mitarbeiterschaft    an    derselben    ausspricht.     Auch    ich    vermag 
mich  nicht  davon  zu  überzeugen,  daß  die  Runenschrift  auf  Island  je 
mals   regelmäßig  zu  litterarischen  Zwecken    benützt  worden    sei,    und 
schließe  mich  dieserhalb  den  von  G.  Storm  und  Finnr  Jonsson  ange- 
führten Gründen  durchaus  an;  dagegen  halte  allerdings  auch  ich  den 
Beweis  für  geliefert,    daß   Pöroddr  eine  Abhandlung  über  das    Runen 
aiphabet  geschrieben  habe,   welche  für  den  Runenabschnitt  des  dritten 
Tractates    benützt    wurde,     und    möchte    nur,    mit    Storm,    Aris    Be- 
theiligung an  dieser  Abhandlung  immerhin  für  möglich  halten.     Auch 
Finnr  Jonsson,  ang.  O.,  S.  II,  erklärt  die  Annahme,  daß  Pöroddr 
der  Verfasser  des  ersten  Tractates  sei,    für    endgiltig   widerlegt,    wo- 
gegen E.  Mogk,  ang.  O.  II,  S.  142  (1890)  einen  eigenen  Weg  geht, 


64  K.  MAURER 

indem  er  einerseits  den  Verfasser  des  ersten  Tractates  sich  die  Auf- 
gabe stellen  läßt,  „hauptsächlich  aus  dem  lateinischen  und  dem  Runen- 
alphabete des  rörodd  ein  seiner  Muttersprache  bequemes  zu  schaffen", 
anderseits  aber  auch  annimmt,  daß  der  Verfasser  des  dritten  Trac- 
tates für  diesen  neben  den  Institutionen  des  Prisciauus  auch  „ältere 
Arbeiten,  namentlich  über  die  Runen"  benutzt  habe,  unter  welchen 
doch  wohl  Pörodds   Arbeit  mitbegriffen  sein  will. 

Bezüglich  der  geschichtlichen  Werke  Aris  dagegen  steht 
zunächst  durch  dessen  eigene  Angabe  im  Vorworte  zu  der  uns  erhal- 
tenen Islendingabök  fest,  daß  dieser  eine  frühere  Bearbeitung  dieser 
Schrift  vorangegangen  war,  welche  sich  von  der  uns  allein  vorliegen- 
den zweiten  mehrfach  unterschieden  hatte.  Insbesondere  hatte  die 
eine  von  beiden  „attar  tolo  oc  conunga  sevi"  vor  der  anderen  voraus, 
und  bestand  nur  von  Alters  her  darüber  Streit,  ob  die  ältere  oder 
die  neuere  Redaction  des  Werkes  die  umfangreichere,  und  jene  beiden 
Stücke  enthaltende  gewesen  sei.  Ich  habe  mich,  wie  schon  früher 
mehrfach,  so  auch  ang.  O.  S.  309 — 312  für  die  erstere  Alternative 
erklärt  und  demnach  angenommen,  daß  Ari  in  seiner  zweiten  Redaction 
sowohl  die  Geschlechtsregister  als  die  Königsgeschichte  weggelassen 
habe,  welche  seine  erste  Redaction  enthalten  habe.  Diese  Ansicht 
darf  auch  jetzt  als  allgemein  angenommen  gelten,  und  haben  sich  ins- 
besondere G.  Storni,  Snorre's  Historieskrivning  S.  13,  A.  Gj  es  sing 
I,  S.  1 — 5,  Gudbrandur  Vigfüsson  S.  XXXI — XXXIII,  welcher 
sich  schon  früher  in  gleichem  Sinne  ausgesprochen  hatte,  C.  Rosen- 
berg, ang.  0.  S.  204 — 205,  Björn  Olsen  und  E.  Mogk,  im  Grund- 
riß II,  S.  117  für  dieselbe  erklärt;  Björn  Olsen  aber  hat  diese  An- 
nahme nicht  nur  mit  weiteren  Gründen  vertheidigt,  sondern  auch 
mehrfach  vertieft  und  in  einzelnen  Punkten  berichtigt.  In  den  Aar- 
böger  S.  348  betont  er  zunächst  mit  allem  Nachdruck,  daß  Ari  selbst 
einerseits  durch  die  Worte  ..Incipit  libellus  Islandorum"  und  ander- 
seits durch  die  Bemerkung  „her  lycsc  siä  böc"  sehr  bestimmt  den 
Anfang  und  das  Ende  des  uns  erhaltenen  Werkes  bezeichne,  und  daß 
somit  nicht  nur  das  Vorwort  und  das  Verzeichniß  der  Capitel,  son- 
dern auch  die  zwischen  beiden  stehende  Notiz  über  K.  Halfdan  hvit- 
beinn  und  seine  Nachkommen  bis  auf  K.  Haraldr  härfagri  herab  noch 
nicht  zu  demselben  gerechnet  werden,  sodann  aber  auch  die  Ge- 
schlechtsregister der  fünf  ersten  einheimischen  Bischöfe  sowie  der 
Stammbaum  der  Ynglingar  und  Breiitfirdingar ,  d.  h.  des  Ari  selbst, 
nicht  mehr  als  zu  ihm  gehörig  gelten  können.  Völlig  neu  ist  diese 
Beobachtung  allerdings  nicht ;  vielmehr  hat  schon  Möbius  im  Vorworte 


ÜBER  ARI  FRODI  UND  SEINE  SCHRIFTEN.  65 

zu  seiner  Ausgabe,  S.  XII — XIII  auf  dieselbe  hingewiesen  und  die 
Stammtafel  K.  Haralds  als  „zweifelhaften  Ursprungs"  bezeichnet,  be- 
züglich der  anhangsweise  beigegebenen  Geschlechtsregister  dagegen 
sich  mit  der  Annahme  zu  helfen  gesucht,  daß  die  Bischofsgenealogien 
die  Stelle  einer  Dedication  an  die  Bischöfe  rorlakr  und  Ketill,  für 
welche  Ari  seine  erste  Redaction  geschrieben  hatte,  vertreten,  die 
Genealogie  der  Breidfirdingar  aber  nur  eine  Einführung  des  an  ihrem 
Schlüsse  sich  nennenden  Verfassers  selbst  bieten  sollten  —  eine  An- 
nahme, welche  Möbius  sowohl  als  ich  selbst,  ang.  0.  S.  311,  von 
Gudbrandr  Vigfüsson  übernommen  hatten,  der  sie  auch  noch  in 
seinen  Prolegomena  S.  XXXII  festhielt.  Weiterhin  führt  aber  Björn 
Olsen  nicht  nur  aus,  daß  zunächst  die  Bischofsgenealogien  ganz  den 
genealogischen  Notizen  parallel  laufen,  welche  unsere  Islbk.  an  der 
Spitze  ihres  cap.  2  bringt,  und  somit  nur  einer  anderen  Redaction 
als  dieser  entstammen  können,  sondern  er  hebt  auch  mit  aller  Schärfe 
hervor,  was  allerdings  auch  wieder  schon  vor  ihm  nicht  unbemerkt 
geblieben  war,  daß  sie,  weil  den  B.  rorlak  als  noch  lebend  bezeich- 
nend, nicht  nach  dem  Jahre  1133  geschrieben  sein  können,  während 
unsere  Redaction  der  Islbk.,  welche  in  ihrem  cap.  10  dem  Gesetz- 
sprecher Gudmundr  borgeirsson  seine  vollen  12  Amtsjahre  beilegt, 
nicht  vor  dem  Jahre  1134  geschrieben  sein  kann,  wobei  eine  von  G. 
Storm,  Snorres  Historieskrivning  S.  13  Anm.,  gegen  das  letztere  Datum 
erhobene  Einwendung  treffend  zurückgewiesen  wird  (S.  349  Anm.  2). 
Er  schließt  aber  hieraus  nicht  nur  mit  vollem  Recht,  daß  jene  Genea- 
logien der  ersten  Redaction  des  Islendingabök  entstammen  müssen 
(S.  348 — 352),  sondern  er  weist  auch,  meines  Erachtens  nicht  minder 
schlagend,  die  Möglichkeit  zurück,  daß  sie  von  Ari  ursprünglich  als 
Widmung  an  die  beiden  Bischöfe  gemeint  und  darum  unverändert 
aus  der  ersten  in  die  zweite  Redaction  herübergenommen  worden  sein 
könnten  (S.  353 — 354).  Begründet  scheint  mir  ferner  auch  die  weitere 
Annahme,  daß  ganz  dasselbe  auch  von  den  beiden  weiteren  Zuthaten, 
dem  Stammbaume  Aris  nämlich  und  den  genealogischen  Notizen  über 
K.  Harald  zu  gelten  habe,  und  dass  alle  diese  Stücke  erst  hinterher 
von  einem  Abschreiber  der  älteren  Redaction  der  Islbk.  entnommen 
und  der  jüngeren  beigefügt  worden  seien  (S.  354 — 356).  Sind  diese 
Vermuthungen  begründet,  wie  ich  sie  für  begründet  halte,  so  haben 
wir  in  den  Genealogien  der  Bischöfe  und  Aris  selbst  Bestandtheile 
der  in  der  zweiten  Redaction  ausgeschlossenen  aittartala,  und  in  der 
vorausgehenden  Genealogie  K.  Haralds,  dann  allenfalls  auch  in  einem 
in  Cap.  1  ziemlich  unvermittelt  eingeschalteten  Satze  über  K.  Haralds 

GERMANIA.     Neue  Seihe  XXIV.  (XXXVI.)  Jahrg.  5 


66  K.  MAURER 

Lebens-  und  Regierungsdauer,  Bestandteile  der  ausgeschlossenen 
konünga  sefi  zu  erkennen ,  welche  uns  durch  die  Ungeschicklichkeit 
eines  Abschreibers  aufbewahrt  sind  (S.  361 — 363) ,  während  sie  mit 
der  jüngeren  Redaction  der  Islbk.  an  sich  nicht  das  Mindeste  zu  thun 
haben.  —  Über  diese  Ergebnisse,  welche  das  Verhältniß  der  beiden 
Redactionen  der  Islbk.  zu  einander  genügend  feststellen,  geht  nun 
aber  Björn  Olsen  am  Schlüsse  der  soeben  besprochenen  Abhandlung 
(S.  370 — 371)  noch  hinaus.  Er  spricht  nicht  nur,  worin  ihm  selbst- 
verständlich Jedermann  beipflichten  wird,  die  Überzeugung  aus,  daß 
die  beiden  Bischöfe  an  der  ersten  Redaction  vornehmlich  das  Zu- 
sammenwerfen dreier  ganz  verschiedener  Dinge  auszusetzen  gefunden 
haben  werden,  und  daß  sie  darum  den  Ari  veranlaßten,  aus  seiner 
neuen  Bearbeitung  die  aettartala  sowohl  als  die  konünga  sefi  auszu- 
scheiden, sondern  er  knüpft  hieran  auch  sofort  die  weitere  Vermuthung, 
daß  ihre  Meinung  nicht  die  gewesen  sein  könne,  daß  diese  letzteren 
beiden  Materien  nun  ohne  weiterejBearbeitung  bleiben  sollten,  und  daß 
wirklich  Ari  selber  hinterher  beide  zu  zwei  weiteren  selbständigen 
Werken  verarbeitet  habe.  Diese  letztere  Frage  führt  aber  sofort  zu 
zwei  weiteren  Fragen  nämlich  zu  der  doppelten  Frage,  welcher  Antheil 
dem  Ari  einerseits  an  den  norwegischen  Königssagen  und  ander- 
seits an  der  Landnamabök  zukomme?  Diese  Doppelfrage  hat  uns  nun 
noch  des  Näheren  zu  beschäftigen. 

Zunächst  ein  paar  allgemeine  Bemerkungen.  Ich  hatte,  ang.  O. 
S.  312 — 319,  auszuführen  gesucht,  daß  die  sämmtlichen  Stellen  in  der 
älteren  Litteratur,  welche  auf  Ari  sich  berufen,  recht  wohl  auf  seine 
ältere  Redaction  der  Islendingabök  bezogen  werden  können,  soweit 
sie  nicht  auf  deren  jüngere  Redaction  passen,  und  daß  somit  lediglich 
in  deren  konünga  sefi  die  Grundlage  für  die  norwegische  Königssage, 
und  in  deren  settartala  der  Ausgangspunkt  für  die  spätere  Landnäma- 
b6k  zu  suchen  sei.  Ohne  sich  ausdrücklich  darüber  auszusprechen, 
schien  doch  G.  Storm  dieser  Ansicht  sich  anschließen  zu  wollen 
(vgl.  indessen  S.  50  u.  92),  und  ziemlich  bestimmt  hat  dies  C.  Rosen- 
berg, ang.  0.  IL  S.  208—209  u.  298—299,  gethan;  dagegen  haben 
sich  sowohl  Gjessing  und  Björn  Olsen  als  Gu  dbrandr  Vigfüs- 
son  in  gegenteiligem  Sinne  erklärt,  nämlich  angenommen,  daß  Ari 
neben  der  zwiefachen  Redaction  seines  Isländerbuches  auch  noch  selb- 
ständige Werke  über  die  norwegische  Königsgeschichte  sowohl  als 
über  die  Besitznahme  Islands  geschrieben  habe.  Ich  habe  in  meiner 
späteren  Schrift:  „Island  von  seiner  ersten  Entdeckung  bis  zum  Unter- 
gange des  Freistaats",    S.  458 — 459  (1874),    mit   einigen  Worten   auf 


ÜBER  ARI  FUODI  UND  SEINE  SCHRIFTEN.  67 

Ari  zu  sprechen  kommend,  die  Begründung  oder  Nichtbegründung  der 
Ansicht  Gjessings  dahingestellt  sein  lassen,  da  es  mir  nicht  am  Platze 
schien,  auf  eine  einläßliche  Erörterung  derselben  an  jenem  Orte  ein- 
zugehen; Finnr  Jönsson  hat  sowohl  im  Vorworte  zur  Ausgabe  des 
ersten  und  zweiten  grammatischen  Tractates,  S.  V,  als  im  Vorworte 
zu  seiner  Aasgabe  der  Islendingabok,  S.  VI,  die  Frage  gleichfalls 
bei  Seite  liegen  lassen,  und  auch  E.  Mogk  hat  sich  im  Grundriß  II, 
S.  117,  nach  Erwähnung  der  zwiefachen  Redaction  der  Islendingabok 
auf  die  vorsichtige  Bemerkung  beschränkt:  „Ob  Ari  außerdem  noch 
besondere  Königssagas  geschrieben  hat,  ist  zum  mindesten  sehr  un- 
sicher",  wozu  er  S.  123  noch  den  bestimmteren  Ausspruch  beifügt: 
.,üer  erste  Entwurf  einer  Ldn.  geht  wohl  auf  Aris  längere  Islendinga- 
bok zurück,  wobei  ihn  Kolskegg  aus  dem  Ostland  und  sein  Oheim 
Brand  aus  dem  Breidfirdingergebiet  mit  localen  Nachrichten  ihrer  Hei- 
mat unterstützten".  Wenn  nun  aber  hier  auf  die  Erörterung  der  Ein- 
wände näher  eingetreten  werden  soll,  welche  der  früher  von  mir  ver- 
fochtenen  Ansicht  entgegengestellt  wurden ,  muß  vor  Allem  auf  die 
Verschiedenheit  des  Standpunktes  aufmerksam  gemacht  werden,  wel- 
cher von  den  verschiedenen  Gegnern  derselben  eingenommen  wird. 
Sowohl  A.  Gj  es  sing  I,  S.  5 — 7,  als  Björn  Olsen  in  seinen  beiden 
späteren  Abhandlungen  gehen  von  der  Überzeugung  aus,  daß  Ari 
ganz  in  derselben  Weise,  wie  er  die  auf  die  Landesgeschichte  Islands 
bezüglichen  Angaben  seiner  älteren  Islendingabok  mit  Hinzufügung 
einzelner  weiterer  Nachrichten  und  mit  einzelnen  Berichtigungen  zu 
seinem  „libellus  Islandorum"  umgearbeitet  habe,  so  auch  die  in  jener 
enthaltene,  aus  dem  letzteren  aber  ausgeschiedene  settartala  zu  einer 
Landnämabok,  und  die  dort  ebenfalls  vorhandene,  hier  aber  nicht 
minder  beseitigte  konünga  sefi  zu  einer  Konüngabok  verarbeitet  habe. 
GudbrandrVigfüsson,  S.  XXIX — XXXI,  dagegen  nimmt  an,  wie 
dies  der  alte  Arni  Magnüsson  bezüglich  der  konünga  aefi  wenig- 
stens schon  vor  ihm  gethan  hatte,  daß  Ari  sowohl  eine  Konüngabok 
als  eine  Landnäma  in  jüngeren  Jahren  verfaßt  habe;  später  habe  er 
dann  den  Inhalt  beider  Werke  in  eine  erste  Redaction  der  Islendinga- 
bok verarbeitet,  und  dann  noch  später,  was  aus  beiden  Werken  in 
diese  übergegangen  war,  auf  Verlangen  der  beiden  Bischöfe  wieder 
aus  der  zweiten  Redaction  beseitigt  (S.  XXXIII — XXXIV).  Was  nun 
zunächst  diese  letztere,  jedenfalls  sehr  wunderliche,  Ansicht  betrifft, 
so  beruft  sich  Gudbrandr  Vigfüsson  vor  Allem  darauf,  daß  Ari,  im 
Jahre  1067  geboren,  schon  sehr  bejahrt  gewesen  sein  mußte,  als  er 
seine   ältere  Islendingabok  schrieb,   da  diese  für  die  Bischöfe  forlakr 

5* 


68  K.  MAURER 

Runolfsson  von  Skälholt  (1118—1133)  undKetillPorsteinsson  vonH61ar 
(1122 — 1145)  geschrieben  und  beiden  vollendet  vorgelegt  worden  war, 
und  daß  es  sehr  unwahrscheinlich  sei,  daß  Ari  erst  in  so  hohem  Alter 
sein  erstes  Werk  geschrieben  habe.    Weiterhin  macht  er  geltend,  daß 
mehrere  von  den  Gewährsleuten,    auf  welche  Ari  sich  beruft,  bereits 
hochbejahrt  in  den  Jahren  1100 — 1118  gestorben  waren.    Endlich  hebt 
er  auch  noch  hervor,  daß  sowohl  die  Landnäma  als  die  norwegischen 
Königssagen,  so  wie  sie  uns  erhalten  sind,   Werke  von  sehr  beträcht- 
lichem Umfange  sind,  welche  unmöglich  jemals  einen  bloßen  Bestand- 
teil eines  größeren  Ganzen  gebildet  haben  können.  Es  ist  indessen  klar, 
daß  alle  diese  Gründe  vollkommen  unsticbhaltig  sind.     Daraus,    daß 
die  uns  vorliegende  Landnäma  und  die  uns  vorliegenden  Königssagen 
sehr  bedeutenden  Umfanges  sind,  kann  man  keinerlei  Schluß  auf  den 
Umfang   der   Aufzeichnungen  Aris    ziehen,    welche    für    beide   Werke 
den  Ausgangspunkt  bildeten,   und  daraus,    daß  Ari  sich  auf  die  An- 
gaben bestimmter  Personen  beruft,  darf  man  nicht  folgern,  daß  diese 
noch  zu  der  Zeit  gelebt  haben  müssen,  in  welcher  er  schrieb.   Warum 
sollte  er  sich  nicht  auf  Angaben  haben  berufen  können ,    welche   ihm 
von    längst  verstorbenen  Leuten  vor   langen  Jahren   gemacht  worden 
waren ,    und   warum    sollte   nicht   an   einen  sehr  wenig  umfangreichen 
Kern  von  Nachrichten  hinterher   im  Verlaufe   des   nächsten    Jahrhun- 
derts durch  Benützung  anderer  Quellen  eine  so  reiche  Zuthat  sich  an- 
gesetzt haben  können,  daß  aus  dem  bloßen  Bestandteile  eines  größeren 
Werkes  nach  und  nach   ein   neues,    ganz    anders    umfassendes    Buch 
herauswuchs?     Aus  Aris  Alter   Schlüsse    zu    ziehen,    halte    ich    aber 
gleichfalls  für  sehr  bedenklich.    Der  Mann  wird  uns  ausdrücklich  als 
der  Erste  bezeichnet,    der  überhaupt  ein   litterarisches  Werk  in  ein- 
heimischer Sprache  schrieb ;    wie  lang  mag  es  da  gewährt  haben,  bis 
er  unter   solchen  Umständen  an  die  Beherrschung   der  neuen  Schrift- 
sprache sich  gewöhnt,  bis  er  überdies  durch  mühseliges  Herumfragen 
bei   den   verschiedensten  Leuten   seinen   Stoff  zusammengebracht  und 
sich  zu  litterarischer  Verwerthung  zurecht  gelegt  hatte  ?    Und  warum 
sollte  Ari  nicht,  wie  heutzutage  noch  so  mancher  wißbegierige  Mann 
auf  Island   thut,    zunächst   nur   im   eigenen  Interesse  gesammelt  und 
vielleicht  auch  theilweise   aufgezeichnet    haben ,    was  er  über  die  Ge- 
schichte   seiner    Heimat    und    des    übrigen    Nordens    an    Nachrichten 
zusammenzubringen    vermochte,    während   er   dann   erst   hinterher   in 
höherem  Alter,  von  den  beiden  Bischöfen  aufgefordert,  was  er  zusammen- 
gebracht hatte,  auch  Anderen  nutzbar  zu  machen,  sich  zur  Bearbeitung 
des    gesammelten   Stoffes    entschlossen    hätte?     Alles,    was   wir  über 


! 


ÜBER  ARI  FRODI  UND  SEINE  SCHRIFTEN.  69 

die  Beschaffenheit  der  älteren  Islendingabök  wissen,   deutet  ganz  auf 
die  Mühseligkeit  eines   ersten  schriftstellerischen  Versuches    hin,    in- 
dem   eine   wahre   ..rudis  indigestaque  moles"  der    verschiedenartigsten 
Notizen  in  derselben  zusammengehäuft  worden  war.    Es  begreift  sich 
sehr  wohl,  daß,  wie  auch  Björn  Olsen  annimmt,  die  Bischöfe  und  der 
auswärts  gebildete  Priester  Ssemundr,  als  sie  dieses  Werk  zu  Gesicht 
bekamen,  dessen  Verfasser  auf  die  Unstatthaftigkeit  einer  Vermengung 
so  verschiedenartiger  Stoffe  aufmerksam  machten,  und  daß  er  diesen 
ihren   Einwendungen    Rechnung    trug;    aber  was   in  aller  Welt   hätte 
einen  Schriftsteller,    welcher  erst  klug  genug  gewesen  war,    die   nor- 
wegische Königsgeschichte  sowohl  als  die  Geschichte  der  Besiedelung 
Islands  in  zwei  gesonderten  Werken  zu  behandeln,  veranlassen  können, 
hinterher   beide    in    einem   neuen  Werke   mit    der  Geschichte   Islands 
zusammenzuschweißen,   welches  so  ungeschlacht  ausfiel  und  ausfallen 
mußte,  daß  sofort  wieder  eine  neue  Umarbeitung  unter  Ausscheidung 
jener  beiden  Materien  nöthig  wurde?  Und  wie  soll  man  sich  erklären, 
daß   der  Prolog   zur  Heimskringla   sich   ausschließlich   auf  die   ältere 
Islendingabök  Aris  bezieht,    und   diese    ausdrücklich  als  das  erste  in 
einheimischer  Sprache  geschriebene  Geschichtswerk  bezeichnet,  wenn 
von  demselben  Manne  vorher  schon  ein  eigenes  Werk   über   die  nor- 
wegische Königsgeschichte  geschrieben  worden  wäre,  mit  welcher  die 
Heimskringla  es    doch   allein  zu  thun  hat?  —  Lassen  wir  aber  Gucl- 
brandr  Vigfussons  Hypothese   als   gänzlich   unhaltbar   bei  Seite,    und 
wenden    wir    uns    zu    der  Annahme  A.  Gjessings   und    Björn  Olsens, 
vermöge  welcher  Ari  seine  selbständigen  Werke  über  die  norwegische 
Königsgeschichte    und    über    die   Besiedelung    Islands   erst    nach   der 
zweiten  Redaction  seiner  Islendingabök   verfaßt    hätte,    so    läßt    sich 
diese    letztere    ohne    allen  Zweifel  weit  eher  hören.     Die  Möglichkeit 
ist  nicht  zu  bestreiten,   daß  Ari  in  derselben  Weise,   wie  er  den  auf 
die  Geschichte  Islands    sich   beziehenden  Theil   seiner   älteren  Islend- 
ingabök einer  neuen  Bearbeitung  unterzog,  so  auch  mit  deren  settar- 
tala  und  konünga  sefi  das  Gleiche  gethan  haben  möge,   und  ich  gebe 
sogar  zu,    daß   ein   solches  Verfahren  unter  Umständen  für  ihn  nahe 
genug  liegen   mochte;    aber   doch   dürften   anderseits  jener  Annahme 
schon  von  vornherein  zwei  sehr  erhebliche  Bedenken  im  Wege  stehen. 
Einmal  war  Ari,    wie    bereits    bemerkt,    im  Jahre  1067  geboren  und 
somit  zu  der  Zeit,  da  er  seine  ältere  Islendingabök  schrieb,    also   in 
den  Jahren  1122—1133,    schon   ein   Mann   von   ungefähr   60  Jahren; 
als  er  deren  zweite  Redaction  ausgeben  ließ,    d.  h.    nach   dem  Jahre 
1134,    hatte  er  sogar  schon   sein   67.  Jahr    überschritten,    und    doch 


70  K.  MAURER 

konnte  er  vor  diesem  letzteren  Zeitpunkte  weder  eine  Landnama  noch 
eine  Konüngabok  aus  jener  älteren  Redaction  herausgearbeitet  haben, 
da  hiefür  der  zwischen  beiden  Redactionen  in  der  Mitte  liegende  Zeit- 
raum offenbar  zu  kurz  war  *) ,  und  da  er  überdies,  wenn  solches  ge- 
schehen wäre,  im  Prologe  zu  seinem  „libellus  Islandise"  hievon  ganz  gewiß 
Erwähnung  gethan  haben  würde.  Soll  man  nun  aber  annehmen,  daß 
Üer  im  Jahre  1148  verstorbene  Mann,  hochbetagt  wie  er  war,  in  den 
letzten  14  Jahren  seines  Lebens  noch  zwei  angeblich  so  umfassende 
Werke  begonnen  und  zu  Ende  geführt  habe,  und  das  in  einer  Zeit, 
in  welcher  die  Schriftstellerei  in  einheimischer  Sprache  eben  erst  be- 
gonnen hatte  und  somit  noch  mühsam  genug  sein  mußte?  Zweitens 
aber  beruft  sich  im  Prologe  zur  Heimskringla  dessen  Verfasser  als  auf 
eine  seiner  hauptsächlichsten  Quellen  auf  ein  Werk  des  Ari,  welches, 
wie  Björn  Olsen  ausdrücklich  anerkennt  (Aarböger  S.  369 — 370), 
nur  dessen  Islendingabök  gewesen  sein  kann ;  wie  will  man  dies 
erklären,  wenn  derselbe  Ari  nach  diesem  die  norwegische  Königs- 
geschichte doch  nur  nebenbei  behandelnden  Werke  noch  ein  anderes, 
ihr  ausschließlich  gewidmetes  und  sie  überdies  weit  einläßlicher  be- 
handelndes neueres  Werk  geschrieben  hätte?  Es  bedürfte,  um  der- 
artige Bedenken  zu  widerlegen,  sehr  gewichtiger  positiver  Beweise  für 
die  Thatsache,  daß  Ari  einerseits  eine  Konüngabok  und  andererseits 
ein  Landnämabok  verfaßt  habe,  und  solche  Beweise  hat  man  denn 
auch  beizubringen  gesucht;  die  versuchte  Beweisführung  vermag  mich 
indessen  nach  beiden  Richtungen  hin  nicht  zu  überzeugen. 

Was  zunächst  die  norwegische  Königsgeschichte  betrifft, 
so  hat  sich  Björn  Olsen  (Aarböger  S.  341—342  und  370—371; 
Timarit  S.  222 — 223)  einfach  der  von  Gjessing  ausgesprochenen  An- 
sicht angeschlossen  und  auf  die  von  ihm  gegebene  Begründung  der- 
selben verwiesen,  ohne  sich  auf  eine  eigene  Beweisführung  einzulassen. 
Gjessing  aber  und  Gudbrandr  Vigfüsson  berufen  sich  vor  Allem 
auf  die  Überschrift,  welche  die  Frissbok  zwischen  den  Prolog  und 
den  Anfang  des  Ynglingatal  in  die  Mitte  stellt,  und  welche' folgender- 
maßen lautet:  „Her  hefr  vpp  konüngabok  eftir  savgn  Ära  prestz 
froda.     Oc    hefr   fyrst   om    bribivnga    skipti    heimsins.     En    sidan  fra 


')  In  seiner  jüngeren  Islbk.  Cap.  10,  S.  16  legt  Ari  dem  Gesetzsprecher 
Gudmundr  porgeirsson  richtig  seine  vollen  zwölf  Amtsjahre  bei,  ohne  seines  Nach- 
folgers Hrafn  Ulfhedinsson  (1186 — 1138),  zu  gedenken;  er  muß  also  während  der 
Amtszeit  dieses  Letzteren  jenes  Werk  vollendet  haben.  Björn  Olsen,  im  Tfmatal, 
S.  239,  meint  freilich,  Ari  habe  wohl  gleichzeitig  an  diesem  und  der  Landnama  (auch 
der  Konünga  sefi?)  gearbeitet,  was  mir  nicht  glaublich  scheint. 


ÜBER  AKI  FRODI  UND  SEINE  SCHRIFTEN.  7  1 

avllvm  Noregs   konvngom".     Hiemit   soll   nach   Gudbrandr  Vigfüsson 
gesagt  sein,  daß  die  folgenden  Königssagen  entweder  Ari's  Konünga- 
bok   seien   oder    doch   von    diesem    abstammen  (S.  XXIX) ;    Gjessing 
aber   meint,    daß  man  in  jenen  Worten  vielleicht  die  originale  Über- 
schrift aus  der  Hand  des  Verfassers  der  Heimskringla  habe,    welcher 
durch  dieselbe  andeuten  wollte,  daß  die  folgende  Darstellung  für  die 
Zeit  der  früheren  Könige  sich  auf  Ari's  Werk  stütze,    und   daß    ihre 
ausführlichere    Erzählung    sich   um    dieses    als   um  ihr   ursprüngliches 
Schema  herum  lege  und  dasselbe  auch  stückweise   in   sich   aufnehme. 
Ich  vermag  indessen  dieser  Überschrift  nur  wenig  Werth   beizulegen. 
Die  Frissbök,  über  welche  nunmehr  der  Katalog  over  den  Arnamagn- 
aeanske    Händskriftsamling  I,   S.  32 — 33,   Nr.  59    verglichen    werden 
kann,  stammt  aus  dem  Anfang  des  14.  Jahrhunderts  und  ist  bezüglich 
ihrer  ersten  Abschnitte   ganz   der  Heimskringla   entnommen ,    welcher 
sie  auch  ihren  Prolog  entlehnt  hat;  hiernach  liegt  der  Verdacht  nahe, 
daß  jene  Überschrift,  welche  sich  in  keiner  der  anderen  Bearbeitungen 
der  Königssagen  findet,  lediglich  von  dem  Schreiber  der  Handschrift 
erfunden    sein    möge,    welchem    die   Bezugnahme    des  vorangehenden 
Prologs    auf  Ari's    litterarische    Thätigkeit    zu   dieser   Erfindung   den 
Anlaß  geboten  haben  mochte.    Gjessing  beruft  sich  ferner  darauf,  daß 
nur  an  einer  einzigen  Stelle,  nämlich  im  Prologe  der  Heimskringla,  von 
einer  „böka  Aris  gesprochen  werde,  wogegen  an  drei  Stellen  (Snorra 
Edda  II,  S.  12;  Flateyjarbök  I,  S.  194,  soll  heißen  §.  400,  S.  511; 
Heimskr.  Olafs  s.  helga  Cap.  189,  S.  450)  von  „boekr"  Aris  die  Rede 
sei,  von  welchen  drei  Stellen  wenigstens  die  beiden  zuletzt  angeführten 
sich  auf  die  norwegische   Königsgeschichte   bezögen   und  somit  nicht 
wohl  die  beiden  Ausgaben  der  Islendingabök  im  Auge   haben  könnten. 
Aber  auch  dieses  Argument  scheint  mir  wenig  zu  beweisen.  Gjessing 
selbst  gibt  zu,    daß  die  erste  seiner  drei  Stellen,    welche  dem  ersten 
grammatischen  Tractate  der  Snorra  Edda  entnommen  ist,  ganz  wohl 
auf  die  beiden  Redactionen  der  Islendingabök  bezogen  werden  könne: 
genau    dasselbe    scheint    mir    aber    auch  von    den    beiden    anderen  zu 
gelten.   Die  aus  der  Flbk.  angeführte  Bemerkung  des  Mönches  Gunn- 
laugr   ist  aus  Anlaß    des    Unterganges    des  Königs  Olafr  Tryggvason 
in  der  Svolderer  Schlacht   gemacht   und  geht  dahin,    daß  Gunnlaugr 
„segir    bat   seina   skrifat  hafa  sem  hann   hefir  af  sannordum  monnum 
heyrt  ok  seinkannligazst  hafa  saman  lesit  bat  er  hann  hefir  fundit  j  bok- 
um  Ära    prestz   hins   froda".    Aber  von  Ari  kann  er  die  unmittelbar 
vorhergehenden  roman-  oder  legendenhaften  Berichte  über  des  Königs 
wunderbares  Entkommen  aus  der  Schlacht  nicht  bezogen  haben,  denn 


72  K.  MAURER 

dieser  bezeichnet  ihn  ausdrücklich  als  im  Kampfe  gefallen  (Islbk.,  Cap.  7. 
S.  12,  Cap.  8,  S.  13,  Cap.  9,  S.  14  u.  Cap.  10,  S.  17),  und  mag  somit 
wohl  sein,  daß  es  nur  das  Todesjahr  des  Königs  und  die  Angabe 
der  Gegner  war,  mit  denen  er  kämpfte,  was  Gunnlangr  von  Ari  ent- 
nahm, also  Angaben,  welche  sicherlich  in  beiden  Redactionen  der 
Islbk.  standen,  vielleicht  neben  einigen  weiteren  Daten,  welche  nur 
die  verlorene  ältere  Redaction  derselben  enthalten  hatte.  Nicht  anders 
steht  es  aber  auch  mit  der  Stelle  aus  der  Heimskringla.  Nachdem 
hier  die  Flucht  K.  Olafs  von  Sunnmceri  aus  über  das  Gebirge  nach 
Lesjar  erzählt  und  bemerkt  worden  war,  daß  dieser  damals  15  Winter 
König  in  Norwegen  gewesen  sei,  den  Winter  mit  eingerechnet,  den 
er  mit  Sveinn  jarl  zusammen  im  Lande  war,  wird  beigefügt:  „ressa 
grein  konungdöms  hans  ritadi  fyrstr  Ari  prestr  rorgilsson  hinn  frodi, 
er  baecti  var  sannsögull,  minnigr,  ok  svä  gamall  madr,  at  hann  mundi 
pä  menn  ok  haftti  sögur  af  haft,  er  peir  väru  svä  gamlir,  at  fyrir  aldrs 
sakir  mättu  muna  pessi  tidindi,  svä  sem  hann  hefir  själfr  sagt  i  sinum 
bökum,  ok  nefnda  pä  menn  til,  er  hann  hafdi  froedi  af  numit",  worauf 
dann  die  von  dieser  Angabe  abweichende  Berechnung  des  „alpydutal" 
folgt.  Eine  Angabe  des  Todesjahres  des  heiligen  Olafs,  aus  welcher 
das  Jahr  seiner  Flucht  sich  einfach  berechnet,  enthält  unsere  Islbk., 
Cap.  8  S.  13,  welche  auch  noch,  Cap.  1,  S.  5,  einer  Bestimmung  des- 
selben über  die  landaurar  gedenkt;  weitere  Angaben  über  ihn  muß 
die  ältere  Redaction  dieses  Buches  enthalten  haben,  welcher  ja  auch 
die  im  Prologe  zur  Heimskringla  erwähnte  Bezugnahme  auf  Oddr 
Kolsson  und  rorgeirr  afrädskollr  angehörte,  von  welcher  die  unsrige 
nichts  weiß.  Auch  an  dieser  Stelle,  auf  welche  sich  auch  Gudbrandr 
Vigfüsson  beruft,  und  aus  welcher  er  im  Zusammenhalte  mit  dem  Pro- 
loge der  Heimskringla  folgern  will,  daß  Snorri  seine  ganze  Königs- 
geschichte auf  Ari's  Königsbuch  gestützt  habe,  können  also  unter  den 
„Büchern"  Ari's  die  beiden  Redactionen  der  Islbk.  verstanden  werden; 
darüber  hinaus  hat  aber  gerade  Gudbrandr  Vigfüsson  bereits  in  sei- 
nem Wörterbuche  bemerkt,  daß  die  ältere  Sprache  gerne  den  Plural 
„boekr"  statt  des  Singulars  „b6k"  setzt,  „without  regard  to  volumes", 
womit  die  Beweiskraft  dieses  Momentes  vollends  schwindet.  Als  einen 
unterstützenden  Behelf  hat  Gjessing  noch  den  Umstand  erwähnt,  daß 
die  Bezeichnung  „konunga  ajfi",  welche  Ari  selbst  im  Prologe  zu  sei- 
nem „libellus"  für  einen  der  aus  seiner  ersten  Redaction  ausgeschie- 
denen Bestandtheile  braucht,  später  sehr  häufig  für  die  Heimskringla 
benützt  wurde;  aber  hierauf  vermag  ich  ebenfalls  kein  Gewicht  zu 
legen.    Anderwärts  kommt  dafür  die  Bezeichnung  als  sefisaga  Noregs 


ÜBER  AM  FRODI  UND  SEINE  SCHRIFTEN.  73 

konünga,  kontmgabok  (wie  in  der  Überschrift  der  Frissbök) ,  bok 
Noregs  konünga,  Noregs  konünga  sögur  u.  dgl.  vor,  und  ist  somit  klar, 
daß  mit  jenen  Worten  nicht  der  authentische  Titel  eines  bestimmten 
Werkes,  sondern  nur  eine  generelle,  vom  Inhalte  hergenommene  Be- 
zeichnung gegeben  werden  will,  welche  also  auch  ebensogut  wie  auf 
die  Heimskringla  auf  jede  andere  längere  oder  kürzere  Bearbeitung 
der  norwegischen  Königsgeschichte  Anwendung  finden  konnte.  Wenn 
endlich  Gjessing  aus  der  Vergleichung  der  verschiedenen  Bearbeitungen 
der  Königssagen  auf  ein  ihnen  allen  zu  Grunde  liegendes  gemeinsames 
Original  schließen  zu  dürfen  glaubt,  welches  nach  Allem,  was  wir 
von  der  isländischen  Literaturgeschichte  wissen,  eben  nur  von  Ari 
verfaßt  sein  könne,  so  gebe  ich  zwar  gerne  zu,  daß  aus  jener  Über- 
einstimmung ein  Schluß  auf  ein  gemeinsames  Original  gezogen  werden 
könne;  ich  muß  aber  bestreiten,  daß  dieses  Original  ein  Werk  Aris 
gewesen  sein  müsse,  da  sich  jene  Übereinstimmung  auch  auf  Theile 
der  Königssagen  bezieht,  für  welche  nachweisbar  ganz  andere  Quellen 
benützt  wurden,  wie  z.  B.  die  J6msvikinga  saga,  die  Schriften  des 
Oddr  Snorrason,  Gunnlaugr  Leifsson  oder  Eirikr  Oddsson,  die  Jarla 
saga  u.  dgl.,  und  da  überdies  aus  der  Art,  wie  Ari  in  den  Königs- 
sagen angeführt  wird,  sowohl  als  aus  dem  Prologe  zur  Heimskringla 
sehr  bestimmt  hervorgeht,  daß  dieser  zwar  eine  der  Quellen  dieser 
Bearbeitungen  war,  aber  auch  nur  eine  von  mehreren.  Noch  weit 
weniger  aber  kann  ich  mich  mit  den  Behauptungen  befreunden, 
welche  Guttbrandr  Vigfüsson  S.  XXIX— XXX  und  S.  LXXIX— LXXX 
aufgestellt  hat.  Nach  ihm  soll  Ari's  Königsbuch  wahrscheinlich  bis 
zum  Tode  des  Königs  Haraldr  Sigurctarson  (f  1066)  gereicht  haben, 
aber  verloren  sein,  soweit  dasselbe  nicht  von  Snorri  seinem  Geschichts- 
werke einverleibt  worden  sei;  manche  Theile  dieses  letzteren  sollen 
wörtlich  aus  Aris  Königsbuch  herübergenommen  sein,  und  dies  soll 
zumal  von  der  Ynglinga  saga  gelten,  deren  Abweichungen  von  der 
Snorra  Edda  in  ihren  mythologischen  Angaben  sich  von  hier  aus 
erklären  sollen,  dann  aber  auch  von  den  Lebensbeschreibungen  der 
übrigen  älteren  Könige  bis  auf  K.  Olafr  Tryggvason  herab,  welche 
alle  wesentlich  Ari's  Werk,  und  von  Snorri  und  Anderen  nur  etwas 
verkürzt,  aber  sonst  wenig  überarbeitet  sein  sollen.  Endlich  soll  auch 
der  Prolog  der  Heimskringla,  „A  bök  pessi"  u.  s.  w.  wesentlich  von 
Ari  herrühren ,  wie  denn  die  Berufung  auf  die  mündlichen  Berichte 
weiser  Männer,  alte  Erzählungen,  Ehrenlieder,  dann  geschichtliche 
und  genealogische  Dichtungen  nur  im  Munde  Ari's  passen  soll,  da  ja 
zu  Snorris  Zeit  die  mündliche  Überlieferung  bereits  abgestorben  war. 


74  K.  MAURER 

dagegen  aber  schon  eine  Reihe  schriftlicher  Aufzeichnungen  vorlag. 
Meines  Erachtens  fehlt  jeder  Anhaltspunkt  für  die  Annahme,  daß  die 
beiden  Hälften  des  Prologes  von  verschiedenen  Verfassern  herrühren, 
und  wird  demnach,  wenn  die  eine  derselben  den  Ari  als  Gewährs- 
mann nennt  und  bespricht,  auch  die  andere  von  einem  anderen  und 
späteren  Verfasser  als  ihm  herrühren  müssen.  Auf  das  „sem  ek  heti 
heyrt  frötla  menn  segja",  auf  „nokkurar  kynkvislir  peira,  eptir  pvi 
sem  mer  hefir  kent  verit",  auf  ein  „langfedgatal"  und  auf  „forn  kvaedi 
eda  söguljöd-'  konnte  sich  Snorri  ebenso  gut  berufen  als  Ari,  da  ja 
damit  in  keiner  Weise  auf  den  directen  Bericht  von  Augenzeugen 
hingewiesen  wird,  wie  dies  sowohl  die  Bezugnahme  auf  rjödölfr  von 
Hvin  und  auf  Eyvindr  skäldaspillir  beweist,  als  die  Bemerkung:  „en 
pö  at  v6r  vitim  eigi  sannyndi  ä  pvi,  pä  vitum  ver  dcemi  til  pess,  at 
gamlir  froedimenn  hafa  slikt  fyrir  satt  haft".  Während  der  Verfasser 
des  Prologes  also  von  Geschichtswerken  nur  Aris  ältere  Islendingabok 
als  das  älteste  Werk  der  einheimischen  Geschichtschreibung  erwähnt, 
womit  natürlich  die  Existenz  und  Benützung  anderer  Aufzeichnungen 
nicht  ausgeschlossen  werden  will,  beruft  er  sich  daneben  auf  Lieder 
und  Gedichte  verschiedenster  Art  und  Ursprungszeit  als  auf  Quellen, 
deren  mündliche  Überlieferung  durch  ihre  metrische  Form  gegen  Ent- 
stellung geschützt  sei,  und  außerdem  auf  die  Mittheilungen  geschichts- 
kundiger  Männer,  von  denen  er  nur  vorsichtig  bemerkt,  daß  sie  zwar 
nicht  vollkommen  beweiskräftig  seien .  aber  immerhin  als  der  Aus- 
druck der  Überzeugung  verständiger  Männer  eine  gewisse  Wahrschein- 
lichkeit für  sich  haben.  Ich  kann  nicht  finden,  daß  damit  irgend 
etwas  ausgesprochen  sei,  was  nicht  ebenso  gut  im  13.  als  im  12.  Jahr- 
hundert gesagt  werden  konnte;  wohl  aber  scheint  mir  die  Benützung 
von  Liedern,  wie  sie  im  Prologe  angekündigt  und  in  den  Königssagen 
consequent  durchgeführt  ist,  ganz  ebenso  wie  die  breite,  behagliche 
Darstellungsweise  in  diesen  mit  der  kurzen,  gedrungenen  und  nüch- 
ternen Geschichtschreibung  Aris,  wie  sie  uns  in  seiner  jüngeren 
Islendingab6k  sowohl  als  in  allen  auf  ihn  Bezug  nehmenden  Citaten 
entgegentritt,  schlechthin  unvereinbar  zu  sein.  Die  Widersprüche  aber, 
welche  sich  zwischen  den  Angaben  der  Ynglinga  saga  und  der  Snorra 
Edda  ergeben,  scheinen  sich  mir  aus  der  verschiedenen  Bestimmung 
und  allenfalls  auch  verschiedenen  Abfassungszeit  beider  Werke  auch 
dann  genügend  zu  erklären,  wenn  wir  an  Snorri  Sturluson  als  dem 
Verfasser  einfach  festhalten. 

Bezüglich    der    Landnamabok    dagegen    hat    sich    umgekehrt 
Gjessing  nur  ganz  kurz  ausgesprochen,  ohne  sich  auf  eine  Beweis- 


ÜBER  ARI  FRODI  UND  SEINE  SCHRIFTEN.  75 

führung  einzulassen,  und  sind  demnach  nur  die  von  Gudbrandr 
Vigfüsson,  S.  XXX — XXXI,  und  von  Björn  Olsen  im  Timarit 
S.  223 — 240  vorgebrachten  Gründe  zu  prüfen.  Beide  stützen  sich 
natürlich  in  erster  Linie  auf  die  bekannte  Stelle  der  Hauksbök  (Land- 
näma  V,  Cap.  15,  S.  320,  Anm.  12),  wo  es  heißt:  „Nu  er  yfir  farit 
um  landnäm  bau  er  verit  hafa  ä  Islandi  eptir  pvi  sem  frodir  menn 
hafa  skrifat,  fyrst  Ari  prestr  hinn  frodi.  Porgilsson,  ok  Kolskeggr  hinn 
vitri.  En  pessa  bok  ritada  ek  Haukr  Erlendsson,  eptir  peirri  bok,  sem 
ritad  hafdi  herra  Sturla  lögmadr,  hinn  frodasti  madr,  ok  eptir  peirri 
bök  annarri,  er  ritad  hafdi  Styrmir  hinn  frodi,  ok  hafda  ek  bat  or 
hverri  sem  framar  greindi,  en  mikill  porri  var  pat  er  paer  sögdu 
eins  bädar  ok  pvi  er  pat  ekki  at  undra  po  pessi  landnämabök  se 
lengri  enn  nokkur  önnur."  Björn  Olsen,  der  die  Frage  am  umsichtig- 
sten angegriffen  hat,  findet  in  dieser  Stelle  ausgesprochen,  daß  die 
erste  Grundlage  der  Landnäma  dem  Ari  und  Kolskeggr  zu  verdanken 
sei*,  er  meint  aber  zugleich,  daß  damit  unmöglich  auf  die  settartala 
des  Ersteren  in  seiner  älteren  Islendingabok  hingewiesen  sein  könne. 
Diese  könne  nämlich  unmöglich  so  großen  Urafanges  und  so  reichen 
Inhaltes  gewesen  sein,  daß  sie  mit  Recht  als  die  Grundlage  des  ge- 
waltigen Werkes  bezeichnet  werden  könnte ,  welches  uns  unter  dem 
Titel  der  Landnäma  vorliegt,  und  überdies  zeige,  was  uns  von  jener 
settartala  in  den  oben  besprochenen  Genealogien  der  Bischöfe  und 
Aris  selbst  noch  erhalten  sei,  in  der  That  ganz  den  Charakter  bloßer 
Stammtafeln,  und  liege  so  weit  von  den  mannigfachen  Erzählungen 
unserer  Landnäma  über  einzelne  landnämsmenn  oder  Nachkommen 
von  solchen  ab,  daß  Herr  Haukr,  wenn  er  nur  jene  im  Auge  gehabt 
hätte,  unmöglich  hätte  sagen  können,  er  habe  nach  ihnen  seine  Land- 
näma geschrieben.  Außerdem  gebe  Haukr  ausdrücklich  an,  daß  in 
den  beiden  Werken  von  Sturla  und  Styrmir,  die  er  unmittelbar  be- 
nützte, der  größere  Theil  des  Inhaltes  übereingestimmt  habe;  ein 
gemeinsames  Original  müsse  demnach  beiden  Werken  zu  Grunde 
gelegen  haben,  und  dieses  könne  nur  in  den  von  Haukr  selbst  un- 
mittelbar zuvor,  offenbar  auf  Grundlage  von  Angaben,  die  er  in 
Sturlas  und  Styrmirs  Werken  gefunden  hatte,  erwähnten  Arbeiten 
Aris  und  Kolskeggs  gesucht  werden.  Nun  ergebe  sich  aber  aus  der 
Landnäma  IV,  Cap.  4,  S.  249,  daß  Kolskeggr  nur  für  einen  bestimmten 
Theil  der  Insel  als  Gewährsmann  gedient  habe,  und  könne  demnach, 
da  nirgends  von  einer  besonderen  Schrift  Kolskeggs  die  Rede,  und 
auch  nicht  bekannt  sei,  daß  dieser  irgend  welchen  Antheil  an  der 
settartala  Aris  gehabt  habe,  welche  sich   Ari  vielmehr  lediglich  selbst 


76  K.  MAURER 

zuschreibe,  Hauks  Angabe  nur  dahin  verstanden  werden,  daß  Ari  mit 
Hilfe  von  Kolskegg  eine  eigene,  von  der  älteren  Islendingabok  zu 
unterscheidende  Landnämabök  verfaßt  habe,  welche  dann  das  für 
Styrmir  und  Sturla  gemeinsame  Original  bildete.  Scharfsinnig  wie  sie 
ist,  vermag  ich  diese  Beweisführung  doch  nicht  als  zutreffend  anzu- 
erkennen. Herr  Haukr  sagt  uns  nicht,  daß  Ari  eine  Landnämabök 
verfaßt,  sondern  nur,  daß  er  über  die  „landnäm",  d.  h.  über  die  ersten 
Niederlassungen  auf  Island  geschrieben  habe;  das  brauchte  aber  nicht 
noth wendig  in  einem  eigenen  Buche,  sondern  konnte  wohl  auch  in 
einem  größeren  Werke  geschehen  sein,  welches  neben  diesen  Nieder- 
lassungen auch  noch  ganz  andere  Dinge  behandelte.  Nun  berichtet 
der  Prolog  zur  Heimskringla,  daß  Ari  in  seinem  Werke,  d.  h.  in  seiner 
älteren  Islendingabok,  unter  Anderem  auch  „um  Islands  bygd",  also 
über  die  Besiedelung  Islands  gesprochen  habe,  und  es  liegt  nahe, 
unter  dieser  Bezeichnung  eben  jene  Aufzeichnungen  über  die  „land- 
näm" wiederzuerkennen,  von  welchen  Haukr  spricht,  während  meines 
Erachtens  auch  nichts  im  Wege  steht,  gerade  den  damit  bezeichneten 
Inhalt  der  älteren  Islbk.  mit  jener  „settartala"  in  Verbindung  zu  bringen, 
von  welcher  der  Prolog  der  Heimskr.  nicht  spricht,  während  wir  doch 
aus  Aris  eigenen  Worten  wissen,  daß  sie  in  seiner  älteren  Islbk.  vor- 
handen gewesen  war  und  erst  in  deren  zweiter  Redaction  gestrichen 
wurde.  InderThat  kann  ja  noch  von  der  uns  vorliegenden  Landnämabök 
ebensogut  gesagt  werden,  daß  sie  von  der  Besiedelung  Islands  handle, 
als  daß  sie  Geschlechtsregister  enthalte,  und  mochte  darum  für  den 
einschlägigen  Theil  der  älteren  Islbk.  gleichfalls  ebensowohl  von  dieser 
als  von  jener  Seite  her  die  Bezeichnung  gewählt  werden.  Daraus  aber, 
daß  unsere  Landnäma,  und  zwar  nicht  nur  in  der  Hauksbök,  sondern 
auch  in  der  Melabök  und  in  der  Redaction,  welche  man  auf  Sturla 
rördarson  zurückzuführen  pflegt,  ein  ungemein  umfangreiches  Werk 
ist,  darf  man  noch  nicht  sofort  auf  einen  entsprechenden  Umfang  der 
Aufzeichnungen  Aris  schließen,  und  aus  der  weitreichenden  Überein- 
stimmung der  Werke  Styrmirs  und  Sturlas  läßt  sich  zwar  folgern, 
daß  für  beide  ein  gemeinsames  Original  benützt  und  nur  in  ver- 
schiedenen Richtungen  erweitert  wurde,  aber  keineswegs,  daß  dieses 
Original  gerade  von  Ari  verfaßt  gewesen  sei.  Haukr  wollte  vielmehr, 
wie  es  scheint,  eben  nur  die  Verfasser  der  ältesten  Aufzeichnungen 
über  die  Besiedelung  Islands  und  die  Verfasser  der  beiden  von  ihm 
benützten  Werke  über  diese  nennen,  womit  denn  doch  keineswegs 
gesagt  ist,  daß  nach  seiner  Meinung  zwischen  diesen  und  jenen  keine 
weiteren  Mittelglieder  inzwischen  lagen;  im  Gegentheil  wäre  geradezu 


ÜBER  AM  FRODI  UND  SEINE  SCHRIFTEN.  77 

unerklärlich,  wenn  von  Ari  ab  bis  herunter  auf  Styrmir  (f  1245)  und 
Sturla  (f  1284),  also  ein  volles  Jahrhundert  hindurch  gar  Niemand 
mit  dem  auf  Island  so  populären  Stoffe  sich  befaßt  hätte,  während 
dann  in  rascher  Folge  Styrmir,  Sturla,  Haukr  Erlendsson  (f  1334) 
und  Snorri  Marküsson  ä  Melum  (f  1313)  denselben  behandelten. 
In  der  That  bringt  die  Natur  der  Sache  mit  sich,  daß  Aufzeichnungen, 
welche  über  die  Besiedelung  des  Landes  und  die  Genealogie  der  ver- 
schiedenen in  dieses  eingewanderten  Geschlechter  Aufschluß  geben 
wollten,  nur  sehr  allmälig  aus  beschränkteren  Anfängen  zu  größerem 
Umfange  heranwachsen  konnten;  wie  Sturla  die  Geschlechtsregister 
der  Sturlunger,  Snorri  Marküsson  die  seines  eigenen  Hauses  und  des 
Hauses  seiner  Frau,  Haukr  die  seines  mütterlichen  Hauses  in  den 
überkommenen  Text  einfügte,  und  der  Prior  Styrmir  mancherlei 
legendenhafte  Erzählungen  in  diesen  hereingebracht  zu  haben  scheint 
(vgl.  z.  B.  Landnäma  I,  Cap.  15,  S.  50 — 51,  Anm.) ,  so  wird  wohl  auch 
früher  schon  von  Anderen  verfahren  worden  sein,  und  mag  sein, 
daß  jener  Brandr  prior  hinn  frödi  Halldörsson ,  von  welchem  die 
Landn.  II,  Cap.  15,  S.  108,  Anm.  7,  sagt,  daß  er  „mest  hefir 
skrifat  Breidfirdinga  kynslod",  gerade  in  jene  Zwischenzeit  zwischen 
Ari  und  Styrmir  fällt,  da  die  über  seine  Genealogie  erhaltenen 
Notizen  ihn  ungefähr  zu  einem  Zeitgenossen  Aris  machen  könnten, 
während  sein  Titel  als  Prior  auf  eine  etwas  spätere  Zeit  deuten  dürfte. 
Neben  der  Mehrung  und  Weiterführung  der  Geschlechtsregister  mag 
sich  auf  diesem  Wege  auch  die  Zahl  der  geschichtlichen  Notizen  über 
einzelne  Personen  vermehrt  haben,  indem  man  zumal  die  mündlich 
umlaufenden  oder  auch  bereits  aufgezeichneten  Islendingasögur  zu 
solchem  Behufe  ausnützte,  und  da  jeder  spätere  Bearbeiter  die  von 
seinen  Vorgängern  gemachten  Zusätze  vor  sich  hatte,  begreift  sich 
leicht,  daß  im  Verlaufe  von  ein  bis  zwei  Jahrhunderten  aus  Aris  weit 
dürftigeren  Aufzeichnungen  nach  und  nach  ein  so  reichhaltiges  Werk 
wie  unsere  Landnäma  erwachsen  konnte.  Ari  aber  konnte  trotz  dieses 
späteren  Wachsthumes  dem  Haukr  immerhin  noch  als  der  Erste  er- 
scheinen, welcher  über  diese  Dinge  geschrieben  hatte,  oder,  worauf 
Gudbrandr  Vigfusson  Werth  gelegt  hat,  von  dem  Schreiber  einer 
frühestens  am  Anfange  des  14.  Jahrhunderts  entstandenen  Handschrift  der 
Gunnlaugs  saga  ormstungu  als  „mestr  frsedimadr  ä  IslandTä  landnäms- 
sögur  ok  forna  frsedi'  gerühmt  werden  (lslendinga  sögur  II,  S.  189; 
vgl.  Vorwort  S.  XXI  u.  XXXIX),  wenn  er  auch  keine  eigene  Landnäma- 
bök  geschrieben  hatte.  Aus  den  Genealogien  der  fünf  ersten  Bischöfe 
der  Insel    und  Aris    selbst,    wie    sie    uns   am  Schlüsse    der  jüngeren 


78  K.  MAURER 

Islbk.  erhalten  sind,  auf  das  Aussehen  der  scttartala  in  der  älteren 
Islbk.  zu  schließen,  scheint  mir  ferner  ganz  und  gar  unstatthaft,  da 
wir  ja  schlechterdings  nicht  wissen  können,  ob  dieselben  dieser  ihrer 
Quelle  unverändert  entnommen ,  oder  mehr  oder  minder  umgestaltet 
und  abgekürzt  worden  seien.  Bezüglich  der  Betheiligung  Kolskeggs 
endlich  an  den  betreffenden  Aufzeichnungen  möchte  ich  annehmen, 
wie  dies  ja  auch  Björn  Olsen  im  Timarit  S.  234 — 235  gethan  hat, 
daß  Hauks  Angabe  nicht  völlig  genau  sei.  Der  in  der  Landn.  IV, 
Cap.  3,  S.  245  mitgetheilte  Stammbaum  Kolskeggs  zeigt,  daß  dieser 
ebenso  wie  Ari  im  sechsten  Grade  der  absteigenden  Linie  von  einem 
Landnahmsmanne  abstammte,  und  andererseits  Finnr  Hallsson,  der 
in  den  Jahren  1139 — 1145  das  Gesetzsprecheramt  bekleidete,  ein  Enkel 
seiner  Schwester  Ingileif  war.  Man  wird  den  Mann  hiernach  als  einen 
älteren  Zeitgenossen  Aris  betrachten  dürfen,  und  da  die  Landn.  IV, 
Cap.  4,  S.  249  von  seiner  Betheiligung  an  der  Überlieferung  sagt: 
„Nu  hefir  Kolskeggr  fyrir  sagt  he  (tan  fra  um  landnäm",  scheint  eher 
an  eine  mündliche  als  an  eine  schriftliche  Mittheilung  desselben  ge- 
dacht werden  zu  müssen.  Erinnert  man  sich  nun,  wie  Ari  Punkt  für 
Punkt  die  Gewährsmänner  anzuführen  pflegt,  denen  er  seine  Nach- 
richten verdankte,  so  liegt  die  Vermuthung  nahe,  daß  Kolskeggr  es 
war,  bei  dem  er  sich  über  die  Verhältnisse  des  Ostlandes  Raths  er- 
holt hatte.  Unter  dieser  Voraussetzung  kann  es  dann  auch  nicht  auf- 
fallen, daß  Ari  die  „aettartala"  seiner  älteren  Islbk.  sich  selber  bei- 
legt, oder  daß  Snorri  den  Abschnitt  ..um  Islands  bygd"  als  von  ihm 
geschrieben  bezeichnet,  ohne  daß  der  Eine  oder  Andere  dabei  Kolsk- 
eggs gedenkt;  der  schiefe  Ausdruck  Hauks  aber  erklärt  sich  leicht 
durch  die  Annahme,  daß  er  seine  Nachricht  über  Kolskeggs  Bethei- 
ligung an  den  älteren  Aufzeichnungen  eben  nur  der  angeführten  Stelle 
der  Landnäma  entnommen  und  diese  irrthümlich  auf  eine  schriftliche 
statt  auf  eine  mündliche  Mittheilung  bezogen  habe.  —  Sind  aber  die 
bisherigen  Erörterungen  begründet,  so  ist  auch  sofort  klar,  daß 
die  Folgerungen  nicht  stichhaltig  sind,  welche  Björn  Olsen,  ang.  0., 
S.  226 — 228,  aus  einigen  auf  Ari  sich  berufenden  Stellen,  nämlich 
riyrbyggja,  Cap.  7,  S.  8,  dann  Laxdsela,  Cap.  4,  S.  8  vgl.  mit  Landn.  II, 
Cap.  15,  S.  108—109,  endlich  Landn.  II,  Cap.  14,  S.  106  ziehen  will. 
Sie  setzen  voraus,  daß  der  Theil  der  älteren  Islbk.,  welchen  Ari  selber 
als  aettartala  bezeichnet,  schlechterdings  nichts  ^enthalten  haben  könne, 
was  nicht  strengstens  unter  den  Begriff  einer  Stammtafel  fiel,  und 
daß  somit  alle  über  diesen  Begriff  hinausgehenden  Angaben ,  welche 
auf  Ari    zurückgeführt    werden    und    doch    weder   in  dessen  jüngerer 


ÜBER  ARI  FRODI  UND  SEINE  SCHRIFTEN.  79 

Islbk  sich  finden,  noch  unter  den  Begriff  der  konüngasefi  gebracht  werden 
können,  aus  einer  von  ihm  verfaßten  Landnamabök  entlehnt  sein  müssen. 
Erinnert  man  sich  dagegen  daran,  daß  Snorri  in  seinem  Prologe  zur 
Heimskringla  anstatt  der  settartala  einen  Abschnitt  „um  Islands  bygd" 
als  in  der  älteren  Islbk.  enthalten  nennt  und  überdies  beifügt,  daß 
diese  außer  den  „konunga  aefi"  nebenbei  auch  noch  „störtidindi,  er 
gerzt  höfdu  her  a  landi"  besprochen  habe,  so  begreift  sich  leicht, 
daß  der  von  Ari  als  settartala  bezeichnete  Theil  seines  früheren  Werkes 
ganz  wie  unsere  Landnamabök,  wenn  auch  in  geringerem  Umfange 
als  diese,  neben  den  Stammtafeln  der  isländischen  Häuser  auch  An- 
gaben über  Ort  und  Zeit  ihrer  Niederlassung  auf  der  Insel,  und  im 
Zusammenhange  mit  beiden  auch  Angaben  über  bemerkenswerthe 
Ereignisse  im  Leben  einzelner  hervorragender  Angehörigen  derselben 
brachte,  und  daß  von  hier  aus  allerdings  nicht  nur  genealogische 
Notizen  aus  diesem  Werke  entlehnt  werden  konnten.  Ganz  ähnlich 
steht  es  aber  meines  Erachtens  auch  noch  bezüglich  eines  letzten 
Argumentes,  welchem  Björn  Olsen  ganz  besonderen  Werth  beilegt. 
In  der  Sturlünga  VII,  Cap.  12,  S.  203  finden  sich  bekanntlich  genea- 
logische Notizen  eingestellt,  welche  wenigstens  theilweise  auf  Ari 
zurückzuführen  sind;  die  gelegentlich  eingeschalteten  Worte  „sva 
segir  Teitra  können  über  diese  ihre  Herkunft  keinerlei  Zweifel  auf- 
kommen lassen.  Nun  stehen  am  Anfange  dieser  Notizen  Angaben  über 
Ketilbjörn  Ketilsson,  den  Stammvater  der  Mosfellingar,  welche  nicht 
nur  in  der  Landnäma  ihre  Parallele  finden ,  sondern  theilweise  auch 
in  unserer  Islbk-,  Cap.  2,  S.  5,  und  in  den  ihr  angehängten  Bischofs- 
genealogien wiederkehren;  da  jedoch  alle  diese  Stellen  theils  ihrem 
Inhalte,  theils  wenigstens  ihrem  Wortlaute  nach  mehr  oder  weniger 
von  einander  abweichen,  glaubt  Björn  Olsen  annehmen  zu  müssen» 
daß  die  Bischofsgenealogien,  wie  schon  oben  bemerkt,  den  Text  der 
älteren  Islbk.  wiedergeben,  aus  welchem  dann  durch  Überarbeitung 
die  Angaben  der  uns  erhaltenen  jüngeren  Islbk.  hervorgingen,  wo- 
gegen die  Sturlünga  uns  den  Text  der  Landnamabök  Aris  biete,  aus 
welchem ,  ebenfalls  wieder  durch  Überarbeitung ,  der  Text  unserer 
Landnäroa  erwachsen  sei,  wie  dieser  ziemlich  gleichmäßig  in  deren 
verschiedenen  Redactionen  vorliegt.  Aber  bezüglich  der  Bischofs- 
genealogien ist  oben  bereits  bemerkt  worden,  daß  jeder  Beweis  für 
die  Annahme  fehlt,  daß  dieselben  uns  den  unveränderten  Text  der 
älteren  Islbk.  reproducieren  ;  da  es  sich  bei  ihnen  nur  darum  handelte, 
„cyn  byscopa  Islendinga  oc  attar  tala"  zu  geben,  lag  es  vielmehr 
sehr  nahe,  Alles  wegzulassen,  was  nicht  strengstens  zu  einer  Stamm- 


80  K.  MAURER 

tafel  gehörte.  Ganz  ebenso  steht  aber  auch  bezüglich  der  angeführten 
Stelle  der  Sturlünga  in  keiner  Weise  fest,    daß  sie  unverändert,   und 
daß  sie  ihrem  vollen  Inhalte  nach  aus  irgend  einem  Werke  Aris  her- 
übergenommen   worden    sei;    vielmehr    ergeben    sich    sofort    sehr   be- 
stimmte Anhaltspunkte   für   eine    gegenteilige  Annahme,    sowie   man 
die  Textes vergleichung   noch   etwas   weiter  über  die  von  Björn  Olsen 
in   Betracht    gezogenen  Worte    hinaus    fortsetzt.    Schon    am  Schlüsse 
ihres  Cap.   12   fügt  die  Sturlünga,    nachdem  sie  von  Ketilbjörns  Sohn 
Teitr  und  dessen  Kindern,  Gizurr  hinn  hviti  und  Jorunn,  gesprochen 
hat,    die  Bemerkung  bei:     „fleiri  vöru  börn  Teitz  en  her  eru  nefnd", 
während  die  Landnäma  V,  Cap.  12,  S.  313  noch  einen  Ketilbjörn  als 
Teits  Sohn  nennt,  welcher  doch  wohl  auch  in  der  Vorlage  der  Sturl- 
ünga genannt  gewesen  sein  wird;  weiterhin  aber  wird  noch  auf  Bischof 
Isleif,  den  Sohn  des  weißen  Gizurs,    eingegangen  und  bemerkt:    ,,ok 
er  fra    honum    mikil    saga,    sem    getr   i  sögu  Olafs    ins    helga    (lies: 
Tryggvasonar),  ok  svä  frä  pvi  er  hann   for  üt  hingat  med  kristni-bod 
til   Islandz,    ok   peir    Hjalti   Skeggjason    ör  fjörsardali".    Man    sieht 
bereits  hieraus,    daß  von  dem  Compilator  unserer  Sturlünga  Manches 
von  Aris  Worten   gestrichen,    und  daß   andererseits    neben  ihm  auch 
wohl  noch  die  eine  oder  andere  weitere  Quelle  benützt  wurde;    noch 
deutlicher  tritt  dies  aber  zu  Tage,  wenn  man  auch  noch  Cap.  13  u.  14 
der  Sturlünga  heranzieht,  in  weichen  Ari  gleichfalls  als  Gewährsmann 
benützt   und   auch    angeführt  wird.    Im  Ganzen  stimmen  diese  beiden 
Capitel    mit  Cap.  9  u.  10    der    jüngeren  Islbk.    überein;    in  Cap.  14, 
S.  204    wird    einmal    mit    den  Worten  „sva   sagdi   hann  Ära   presti" 
auf  einen  Gewährsmann  Bezug  genommen,  wo  diese  letztere,  Cap.  10, 
S.  15,  sagt:  „sva  sagpi  hann  oss",  und  in  Cap.  14,  S.  205  wird  sogar, 
wenn     eine     sehr    einleuchtende    Emendation    Guctbrandr    Vigfussons 
richtig  ist,    eine  Stelle   aus    der  jüngeren  Islbk.,    Cap.  9.    S.   13 — 14; 
unverändert  abgeschrieben,  an  welcher  Ari  in  erster  Person  von  sich 
selber  spricht,  während  gleich  darauf  wieder  referierend  bemerkt  wird : 
„en  Hallr  sagdi  svä  Ära  presti  inum  froda".    Läßt  schon  diese  Ver- 
schiedenheit der  Citierweise  auf  eine  gewisse  Willkürlichkeit  schließen, 
mit  welcher  der  Compilator  die  von  ihm  benützte  Vorlage  behandelte, 
so   fehlt    es    auch    nicht   an    weiter    gehenden  Abweichungen.    Darauf 
zwar  will  ich  keinen  Werth  legen,  daß  unsere  Islbk.,  Cap.  9,  S.   14, 
gelegentlich    der  Bischofsweihe  Isleifs    sagt:    „pä    vas    Leo    septimus 
päve",  wogegen  es  in  der  Sturl.,  Cap.  13,  S.  204,  heißt:  „pä  var  Leo 
pävi,  sä  er  hinn   niundi    hefir  verit  med  pvi  nafni"  —  daß  ferner  die 
erstere  Quelle  Isleifs  Tod  „ä  drottins  degi  6.  nottom  eptir  hötip  J)eira 


ÜBER  ARI  FRODI  UND  SEINE  SCHRIFTEN.  81 

Petrs  oc  Pols,  80:  vetra  eptir  Olafs  fall  Tryggvasonar"  erfolgen  läßt, 
die  letztere  dagegen  „sjau  nöttum  eptir  Petrs  missu  ok  Pals",  — 
daß  endlich  unsere  Islbk.  Cap.  10,  S.  17  sagt,  daß  „Philippüs  Suia 
conungr"  im  Jahre  1118  verstorben  sei,  während  in  der  Sturl.  Cap.  14, 
S.  205:  ,, Philippüs  Frakka-konungr"  als  gestorben  genannt  wird. 
In  allen  diesen  Fällen  werden  wohl  Schreibfehler  vorliegen,  und  zwar 
wird,  da  P.  Leo  VII.  schon  im  Jahre  939,  dagegen  Leo  IX.  wirklich 
im  Jahre  1054  starb,  in  welchem  Isleifr  geweiht  wurde,  im  ersten 
Falle  der  Fehler  auf  Seiten  unserer  Islbk.  liegen ,  wogegen  in  den 
beiden  anderen  Fällen  die  Sturlünga  sich  desselben  schuldig  gemacht 
hat,  da  im  Jahre  1080  der  5.  und  nicht  der  6.  Juli  auf  einen  Sonntag 
fiel,  und  da  Philipp  I. ,  welcher  unter  allen  französischen  Königen 
dieses  Namens  allein  in  Frage  kommen  könnte,  schon  im  Jahre  1108 
starb,  wogegen  das  Jahr  1118  für  den  Tod  des  Schwedenkönigs  Phi- 
lippüs Hallsteinsson  paßt.  Aber  wenn  B.  Jon  Ogmundarson  in  der 
Sturl.,  Cap.  13,  S.  204,  als  ,,inn  helgi"  bezeichnet  wird,  so  kann  dies 
nur  auf  einem  Zusätze  beruhen,  welcher  nach  dem  Jahre  1200  ge- 
macht wurde,  in  dem  der  Mann  für  heilig  erklärt  wurde;  wenn  ferner 
der  Bericht  über  die  Entstehung  der  Haflidaskrä,  welchen  unsere 
Islbk.  in  ihr  Cap.  10  einflicht,  in  Cap.  14  der  Sturl.  fehlt,  so  läßt 
sich  dies  allerdings  ganz  wohl  daraus  erklären,  daß  es  dieser  letzteren 
nicht  um  die  Geschichte  Islands ,  sondern  nur  um  die  Geschichte 
des  Hauses  der  Haukdrelir  zu  thun  war,  für  welche  jene  Gesetzgebung 
keine  Bedeutung  hatte,  aber  die  Streichung  zeigt  doch  immerhin,  daß 
der  Compilator  der  Sturl.  seine  Vorlage  mit  einer  gewissen  Freiheit 
behandelte;  wenn  endlich  am  Schlüsse  des  Cap.  14  der  Sturl.  die  Ge- 
schichte der  Haukdselir  bis  zum  Tode  des  Hallr  Teitsson  (f  1150) 
und  in  den  folgenden  Capiteln  noch  weiter  herabgeführt  wird,  also 
bis  in  Zeiten,  für  welche  Aris  Werke  gar  nicht  mehr  als  Quellen  dienen 
konnten,  so  zeigt  sich  eben  doch  wieder  ganz  deutlich,  daß  diese 
zwar  benützt  und  theilweise  sogar  recht  ungeschickt  getreu  aus- 
geschrieben, anderseits  aber  doch  auch  wieder  abgekürzt,  in  Bezug 
auf  die  Wortfassung  verändert  und  aus  anderweitigen  Quellen  ergänzt 
worden  waren.  Schon  hieraus  ergibt  sich,  daß  man  aus  dem  reicheren 
Inhalte  und  der  abweichenden  Wortfassung  der  Sturlünga,  verglichen 
mit  den  mehrerwähnten  Bischofsgenealogien,  soweit  beide  überhaupt 
parallel  laufen,  noch  keineswegs  darauf  schließen  kann,  daß  diese 
und  jene  nicht  aus  der  gleichen  Quelle  geschöpft  sein  können;  die 
Verschiedenheit  des  Zweckes  beider  Excerpte,  die  Zuthaten,  welche 
der  Compilator  der  Sturlünga  anderen  Quellen  entnahm,  endlich  auch 

GERMANIA.    Nene  Reihe  XXIV.  (XXXVI.)  Jahrg.  6 


82  K.  MAURER 

die  Verschiedenheit  der  hier  und  dort,  absichtlich  oder  zufällig,  vor- 
genommenen Änderungen  in  der  Wortfassung  konnten  vielmehr  solche 
Verschiedenheiten  recht  wohl  zur  Folge  haben,  wenn  auch  beiderseits 
ein  und  dasselbe  Werk  Aris  benützt  worden  war.  Hiezu  kommt  nun 
aber  noch  ein  ganz  anderer  Umstand  zu  erwägen.  Björn  Olsen  nimmt 
freilich  S.  228 — 229  ohne  Weiteres  an,  daß  Cap.  12  der  Sturlünga  aus 
Aris  Landnämabok,  dagegen  deren  Cap.  13  u.  14  aus  dessen  jüngerer 
Islendingabok  entnommen  sei;  in  der  Sturlünga  selbst  aber  zeigt  sich 
mit  keinem  Worte  angedeutet,  daß  hier  und  dort  verschiedene  Werke 
desselben    Mannes   benützt   worden   seien,    während    man    doch  wohl 
berechtigt  wäre,  eine  solche  Andeutung  zu  erwarten,  wenn  plötzlich  von 
einem  Werke  Aris  zu  einem  ganz  anderen  übergegangen  worden  wäre. 
Überdies  ist  zwar  allerdings  richtig,  daß  der  Inhalt  des  Cap.  13.  u.  14 
der  Sturlünga  sich  mit  dem  der  jüngeren  Islbk.  genau  berührt,    aber 
doch  zu  viel  gesagt,    wenn    diese    beiden  Capitel    als  „ordrjettur    üt- 
drättur  ür  Islendingabok  hinni  ingri"  bezeichnet   werden.    Unmöglich 
ist   allerdings,    daß   der  Inhalt  jener  Capitel  aus  einer  Landnämab6k 
stammen    könnte,    welche  Ari    etwa    nach    seiner  jüngeren  Islbk.  ge- 
schrieben hätte,  weil  in  eine  solche  unmöglich  eine  auf  die  Geschichte 
Islands    bezügliche    Erzählung    in    ziemlich    derselben    Gestalt    über- 
gegangen   sein    konnte ,    in  welcher    sie  in  diese   letztere   bereits  ein- 
gestellt worden  war;  aber  nichts  steht  meines  Erachtens  der  anderen 
Annahme  im  Wege,  daß  Cap.  13  u.  14  der  Sturl.  ganz  ebensogut  wie 
das    vorhergehende  Cap.  12    aus    der    älteren  Islendingabok   Aris  ge- 
schöpft  worden    seien.    Die  vielfachen  stilistischen  Abweichungen  der 
Sturl.  von  unserer  Landnämabok  einerseits  und  von  unserer  Islendinga- 
bok anderseits  neben  ihrer  principiellen  Übereinstimmung  mit  beiden, 
würden  sich  von  hier  aus  leicht  erklären ;  es  fehlt  aber  meines  Erach- 
tens auch  nicht  an  einem  directen  Zeugnisse  dafür,  daß  das  Cap.   14 
der  Sturl.    wenigstens    nur  jaus   der  älteren  Islbk.  entlehnt  sein  kann. 
In  Cap.   10,  S.  16  unserer  Islbk.  heißt  es  nämlich:  „Ülfhepinn  Gunn- 
ars   sonr    ens   spaca   t6c   lögsögo   epter  Marcus,    oc  hafpi  9.    sumor, 
pa   hafpi   Bergporr  Hramssonr  6,    en   pä    hafpi  Godmundr  rorgeirs- 
sonr  12.  sumor",  und  oben  wurde  bereits  bemerkt,  daß  diese  letzteren 
Worte    nur    der    jüngeren,    nicht  auch   der   älteren  Islbk.    angehören 
können,    indem    sie   nicht    vor    dem  Jahre  1134    geschrieben    werden 
konnten,  in  welchem  das  zwölfte  Amtsjahr  Gudmunds  ablief,  während 
die   ältere  Islbk.    nach   ihrer  Vollendung   noch    den   beiden  Bischöfen 
forläkr  Runölfsson   und   Ketill  Porsteinsson,  sowie    dem  Priester  Sse- 
mundr  frodi  vorgelegt  worden  war,  von  welchen  der  an  erster  und  der 


ÜBER  ARI  FRODI  UND  SEINE  SCHRIFTEN.  83 

an  letzter  Stelle  Genannte  bereits  im  Jahre  1133  starben.  Gerade 
der  auf  Gudmund  bezügliche  Satz  fehlt  nun  aber  in  der  Sturlünga, 
während  die  auf  Ulfhedinn  und  Bergbörr  bezüglichen  Worte  in  sie 
übergegangen  sind;  eine  Thatsache,  welche  sich  sehr  einfach  erklärt, 
wenn  wir  annehmen,  daß  die  betreffende  Stelle  der  Sturlvmga  aus  der 
älteren  Islendingabök  stamme,  welche  aber  völlig  unerklärlich  bleibt, 
wenn  wir  dieselbe  auf  die  jüngere  Islendingabök,  oder  vollends  auf 
eine  noch  nach  dieser  von  Ari  verfaßten  Landnämabök  zurückzu- 
führen suchen.  —  Die  erheblichste  Einwendung,  welche  Björn  Olsen 
gegen  die  von  mir  vertretene  Auffassung  erhoben  hat,  glaube  ich 
damit  zurückgewiesen  und  zugleich  eine  neue  Stütze  für  die  von  mir 
ausgesprochene  Vermuthung  gewonnen  zu  haben,  daß  die  im  Wesent- 
lichen übereinstimmenden  Berichte  der  Hauksbök  und  der  jüngeren 
Melabök,  der  älteren  rördar  saga  hredu  und  des  rorsteins  pättr 
uxaföts  über  die  Entstehung  der  Ülfljötslög  und  der  Bezirksverfassung 
Islands  auf  die  ältere  Islendingabök  Aris  zurückzuführen  seien,  und 
nicht,  wie  mein  verehrter  Freund  S.  233  annehmen  will,  auf  eine  von 
diesem  verfaßte  eigene  Landnämabök.  Kürzer  kann  ich  mich  fassen 
bezüglich  eines  Punktes,  welchen  dieser  mehr  beiläufig  zur  Sprache 
gebracht  hat.  Schon  bei  der  flüchtigsten  Betrachtung  unserer  Land- 
nama  fällt  auf,  daß  zwar  deren  zweites,  drittes  und  viertes  Buch 
geschlossen  das  Westland,  Nordland  und  Ostland  der  Insel  behandeln, 
daß  aber  das  letzte  Landesviertel,  das  Südland  nämlich,  theils  im 
ersten,  theils  im  fünften  Buche  behandelt  wird.  Es  liegt  nahe,  an  eine 
spätere  Störung  einer  ursprünglich  consequent  auf  die  Eintheilung  des 
Landes  in  Viertel  gebauten  Eintheilung  zu  denken,  und  Björn  Olsen 
ist  (angef.  0.  S.  235—238)  wirklich  diesen  Weg  gegangen.  Er  macht 
darauf  aufmerksam,  daß  in  dem  Bruchstücke  der  älteren  Melabök, 
welches  in  den  Islendinga  sögur  I,  S.  341 — 353  (1843)  abgedruckt 
steht,  und  welches  genau  wie  das  fünfte  Buch  der  übrigen  Redactionen 
der  Landnäma  an  der  Jökulsa  als  der  Grenze  des  Süd-  und  Ostlandes 
beginnt,  um  sofort,  nach  Westen  vorgehend,  die  Niederlassungen  im 
Südlande  zu  schildern,  die  Überschrift  voransteht:  „Her  hsefvir  upp 
landnams  sögur  Islendinga",  was  denn  doch  beweise,  daß  in  dieser 
Redaction  das  Stidland  unzerrissen  an  der  Spitze  des  ganzen  Werkes 
gestanden  sei,  und  er  findet  eine  weitere  Bestätigung  der  Annahme, 
daß  dies  die  ursprüngliche  Ordnung  gewesen  sei,  in  den  oben  bereits 
angeführten  Worten  der  Landn.  IV,  Cap.  4,  S.  249:  „Nu  hefir  Kol- 
skeggr  fyrir  sagt  hedan  fra  um  landnäm".  Diese  Worte  könnten  näm- 
lich doch  nur  bedeuten,    daß  von  dem  angegebenen  Punkte  des  Ost- 

6* 


84  K.  MAURER 

landes  ab  bis  zum  Schlüsse  des  Werkes  die  Mittheilungen  Kolskeggs 
als  Quelle  gedient  hätten,  was  doch  nur  unter  der  Voraussetzung  richtig 
sein  könne,  daß  dieses  mit  dem  Ostlande  geschlossen  habe;  überdies 
könne  der  dem  Ostlande  angehörige  Mann  der  Natur  der  Sache  nach 
doch  nur  für  dieses  als  Gewährsmann  gedient  haben,  wie  denn  auch 
das  oben  besprochene  Excerpt  der  Sturlünga  beweise,  daß  Ari  für 
die  in  der  östlichen  Hälfte  des  Südlandes  gelegene  Niederlassung  des 
alten  Ketilbjörn  sich  aufTeitr  und  nicht  auf  Kolskeggr  berufen  habe. 
Daß  spätere  Überarbeiter  diese  ursprüngliche,  von  Ari  gewählte  Ein- 
theilung  hinterher  änderten ,  erkläre  sich  aber  sehr  einfach  daraus, 
daß  es  ihnen  zweckmäßig  geschienen  habe,  der  Aufzählung  der  ein- 
zelnen Niederlassungen  einen  Bericht  über  die  Entdeckung  des  Landes 
voranzustellen  und  dann  den  ersten  Einwanderer  folgen  zu  lassen ; 
das  habe  dann  nothwendig  zu  einer  Theilung  des  Südlandes  und 
sogar  des  hier  gelegenen  Niederlassungsgebietes  des  Ingölfr  Arnarson 
führen  müssen,  welches  doch  ursprünglich  zusammenhängend  behandelt 
worden  sei,  wie  die  dasselbe  begrenzenden  Worte  der  Landn.  V, 
Cap.  12,  S.  316:  „Nu  er  komit  at  landnami  Jngölfs;  en  peir  menn 
er  nü  eru  taldir  hafa  bygt  i  hans  landnami",  und  I,  Cap.  14,  S.  47: 
„Nu  eru  taldir  peir  menn  er  büit  hafa  i  landnami  Ingölfs,  vestr  fra 
honum"  dies  zu  erkennen  geben.  Mir  scheint  nun  zunächst  aus  diesen 
letzteren  Worten  gar  nichts  gefolgert  werden  zu  dürfen.  Sie]  haben 
auch  in  einer  Redaction  einen  guten  Sinn,  welche  wie  die  uns  er- 
haltenen Bearbeitungen  Sturlas  und  Hauks  aus  fünf  Büchern  bestehen, 
und  können  in  diesen  gerade  darauf  abzielen,  die  Einheit  des  von 
Ingolf  in  Besitz  genommenen  Landes  gegenüber  dem  Umstände  zu 
betonen,  daß  dieses  zufolge  der  gewählten  Eintheilung  in  zwei  ver- 
schiedenen Büchern  besprochen  werden  mußte;  ja  diese  Bedeutung 
der  Worte  wird  dadurch  sogar  die  wahrscheinlichere,  daß  sie  nur  in 
jenen  Redactionen  sich  mehr  oder  minder  vollständig  finden,  welche 
der  Eintheilung  in  fünf  Bücher  folgen,  wogegen  sie  gerade  in  der 
Redaction  fehlen,  welche  nur  in  vier  Bücher  zerfallen  zu  sein  scheint, 
nämlich  in  der  Melabök.  Ebensowenig  läßt  sich  meines  Erachtens  aus 
der  auf  Kolskeggs  Mittheilungen  bezüglichen  Bemerkung  ein  Schluß 
ziehen.  Sie  stellt  nur  den  Punkt  fest,  von  welchem  ab  diese  als  Quelle 
gedient  haben,  läßt  aber  den  anderen  Punkt  ungenannt,  bis  zu  wel- 
chem die  Gewährschaft  des  Mannes  reichte;  man  wird  freilich  gerade 
aus  der  Nichtbezeichnung  dieses  letzteren  Punktes  folgern  dürfen,  daß 
jene  Gewährschaft  für  alles  Folgende  angerufen  werden  wollte,  aber 
ob  bis  zum  Ende  des  ganzen  Werkes  oder  nur  bis  zum  Ende  seines 


ÜBER  ARI  PRODI  UND  SEINE  SCHRIFTEN.  85 

vierten  Buches,  erscheint  dabei  immerhin  fraglich.  Als  alleiniges 
Beweismittel  bleibt  somit  die  Melabok  übrig,  also  eine  Redaction  der 
Landnama,  welche  der  Hauksbok  ungefähr  gleichzeitig  und  jedenfalls 
jünger  ist  als  die  Bearbeitung  Sturlas,-  bezüglich  ihrer  besteht  aber 
ganz  ebensogut  die  Möglichkeit,  daß  in  ihr  erst  die  Eintheilung  in 
vier  Bücher  durchgeführt  wurde,  weil  sich  ihrem  Bearbeiter  gegen  die 
in  seiner  Vorlage  gefundene  Spaltung  des  Südlandes  in  zwei  Theile 
Bedenken  erhoben,  als  die  andere,  daß  derselbe  eine  ältere  Eintheilung 
ausnahmsweise  beibehielt,  welche  die  beiden  anderen  uns  erhaltenen 
Redactionen  aufgegeben  hatten.  Da  halte  ich  nun  von  vornherein  für 
wahrscheinlicher,  daß  ein  Mann,  welcher  die  Eintheilung  in  fünf 
Bücher  vorfand,  sie  in  eine  Eintheilung  in  nur  vier  Bücher  um- 
gestaltete, um  die  Regel  gleichmäßig  durchzuführen,  daß  jedem  Landes- 
viertel ein  eigenes  Buch  entspreche,  als  daß  umgekehrt  Jemand,  der 
diese  glatte  und  ebenmäßige  Eintheilung  bereits  gegeben  vor  sich 
hatte,  dieselbe  gestört  hätte,  bloß  um  mit  einem  Berichte  über  die 
Entdeckung  des  Landes  anfangen  zu  können,  der  im  Grunde  mit  der 
ganzen  Anlage  des  Werkes  gar  nichts  zu  thun  hatte;  entscheidend 
spricht  aber  meines  Erachtens  für  diese  meine  Annahme  die  Abstam- 
mung der  Landnama  von  der  älteren  Islendingabök.  In  dieser  letzteren 
mußte  der  Natur  der  Sache  nach  an  der  Spitze  des  ganzen  Werkes 
von  der  Entdeckung  der  Insel  gesprochen  werden,  an  welche  sich 
hinwiederum  die  Besprechung  des  ersten  Einwanderers  und  seiner  Nieder- 
lassung von  selbst  anschloß;  damit  war  dann  aber  die  getheilte  Be- 
handlung des  Südlandes  mit  Nothwendigkeit  gegeben,  da  der  Verfasser 
bei  der  Aufzählung  der  einzelnen  Niederlassungen,  wenn  er  überhaupt 
in  topographischer  Ordnung  vorgehen  wollte,  eben  nur  die  Wahl  hatte, 
entweder  nach  Norden  und  Westen,  oder  aber  nach  Süden  und  Osten 
vorzuschreiten.  Nimmt  man  also,  wie  ich  dies  thue,  an,  daß  Ari  keine 
gesonderte  Landnämabök  verfaßt  habe,  sondern  daß  nur  der  auf  die 
Einwanderung  bezügliche  Abschnitt  seiner  älteren  Islendingabök  die 
Grundlage  gebildet  habe,  auf  welcher  spätere  Bearbeiter  eine  solche 
aufbauten,  so  ist  klar,  daß  die  Gestaltung  dieser  seiner  Islbk.  für 
solche  spätere  Bearbeitungen  maßgebend  werden  und  sie  zur  Zer- 
legung ihres  Stoffes  in  fünf  Bücher  bestimmen  mußte;  will  man  da- 
gegen mit  Björn  Olsen  an  die  Abfassung  einer  eigenen  Landnämabök 
durch  Ari  selbst  glauben,  so  ändert  auch  dies  in  der  Hauptsache 
nichts,  indem  solchenfalls  eben  nur  anzunehmen  wäre,  daß  für  die 
Gestaltung  der  Landnämabök  Aris  selbst  dessen  älteres  Werk  in  der 
hier  fraglichen  Beziehung  von  entscheidendem  Einfluß  gewesen  wäre. 


86  K.  MAURER 

Zum  Schlüsse  bleibt  nur   noch   eine    letzte,    bisher    ganz    außer 
Betracht  gelassene  Frage  zur  Prüfung  übrig,    die  Frage  nämlich,    ob 
imd  in  welcher  Weise  etwa  auch  die  Kristni  saga  mit  den  Werken 
Aris    in    Verbindung    zu    bringen    sei?     Über    die    älteren    bezüglich 
dieser  Frage  geäußerten  Ansichten  findet  man  bei  O.  Brenner,  ang. 
0.  S.  3 — 5  genügenden  Aufschluß,    und   glaube  ich  demnach  auf  sie 
nicht  weiter  mehr  eingehen  zu  sollen;  ich  erwähne  demnach  hier  nur 
Folgendes.     In    seiner   Vorrede    zu    Bd.  I    der  Biskupa  sögur   (1858) 
S.  XIX — XXIII  hat  Gudbrandr  Vigfüsson  mit  schlagenden  Grün- 
den die  früher  vielfach   ausgesprochene  Ansicht  widerlegt,    daß  Herr 
Haukr  Erlendsson,  auf  dessen  Handschrift  unser  Text  der  Quelle  aus- 
schließlich beruht,  auch  deren  Verfasser  gewesen  sei;   er  nimmt  viel- 
mehr an,   daß  Haukr  die  Kristni  saga,  welche  in  der  Hauksbök  nur 
einen  mit  der  Landnäma  verbundenen  Abschnitt  bilde,  aus  der  Land- 
nämabök  des  Styrmir  Kärason   bezogen  habe,    die  er  ja  nachweisbar 
benützte,    daß  aber  auch  Styrmir  nicht  deren  Verfasser  gewesen  sei, 
welchen  man  vielmehr  in  einem  Manne  aus  dem  Schlüsse  des  12.  Jahr- 
hunderts, vielleicht   dem  Mönche  Oddr  Snorrason   von  ringeyrar,   zu 
suchen  habe,    der  dabei  Aris  Islendingabök  als  Vorbild  benützt  und 
mehrfach   abgeschrieben   habe.    Während  N.  M.  Petersen   in   seiner 
altnordischen  Litteraturgeschichte  (Annaler  for  nordisk  Oldkyndighed 
og  Historie,    1861)   S.  206   sich   gegen    die   Verfasserschaft  Aris  aus- 
sprach und  insbesondere  hervorhob,  daß  der  Stil  der  Sage  und  deren 
Lust  am  Sammeln  von  Legenden   keineswegs    auf   ihn    hindeute,   er- 
klärte  sich   R.  Keyser  (Efterladte  Skrifter  I,  S.  467  und  491—492, 
1866)   nicht  nur   sehr  entschieden    gegen    die    ältere   Annahme,    daß 
Haukr  deren  Verfasser  sei,  sondern  er  meinte  auch,  daß  deren  erster 
Entwurf   mit    großer   Wahrscheinlichkeit    dem   Ari    beigelegt    werden 
könne,    während   die   Sage    die   Gestalt,    in  welcher  sie  uns  vorliege, 
allerdings  erst  etwas  später,  aber  doch  jedenfalls  noch  vor  dem  Jahre 
1200   erlangt  habe.     Ich   selber  hatte   mich  zunächst  in  meiner  aka- 
demischen Abhandlung  „Über  die  Ausdrücke  altnordische,  altnorwegi- 
sche und  isländische  Sprache"   (1867,  S.  495  und  681,  Anm.  39,  vgl. 
S.  565,    Anm.  19)    wesentlich    an   Gudbrand  Vigfüsson's  Äußerungen 
angeschlossen  und  nur  noch   darauf   aufmerksam    gemacht,    daß    be- 
stimmte Spuren    darauf   hinzudeuten    scheinen,    daß    ein    lateinisches 
Original  bei   der  Abfassung    der  Sage    gedient    habe;    im  Bande  XV 
der  Germania,  S.  298  und  318    aber  (1870)  wies   ich   sehr  bestimmt 
auf   deren   Zusammenhang    mit    der    älteren    Islendingabök  Aris    hin, 
ohne  den  Punkt  doch  weiter  zu  verfolgen.    Wenig  später  (1873)  ließ 


ÜBER  ARI  FRODI  UND  SEINE  SCHRIFTEN.  87 

auch  G.  Storni  (Snorre's  Historieskrivning  S.  50)  die  Kristni  saga 
zwischen  den  Jahren  1190  und  1200  aus  einem  Theile  der  Islbk.  be- 
arbeitet und  zu  einer  eigenen  Sage  erweitert  werden,  und  wenig  später 
(1877)  erklärte  E.  Sars  (Udsigt  over  den  norske  Historie  II,  S.  314) 
für  feststehend,  daß  dieselbe  an  Ari's  kurze  Aufzeichnungen  über  die 
Einführung  des  Christenthums  auf  Island  und  über  die  ersten  islän- 
dischen Bischöfe  sich  angeknüpft  habe.  Im  Jahre  1878  aber  kam 
zunächst  Gudbrandr  Vigfüsson  in  den  Prolegomena  zur  Sturl- 
ünga  S.  XXXIV  nochmals  auf  die  Frage  zurück  und  sprach  sich 
dabei  nochmals  dahin  aus,  daß  die  Kristni  saga  in  der  Hauksbök  nur 
ein  Appendix  zur  Landnama  zu  sein  scheine.  In  der  Päls  biskups 
saga  werde  ferner  ein  Stück  von  ihr  auf  Aris  Namen  angeführt,  nach 
dessen  Stil  und  Methode  die  Sage  auch  durchaus  abgefaßt  sei;  ihm 
dürfe  sie  darum  entschieden  zugesprochen  werden ,  wenn  auch  die 
verändernde  Hand  eines  späteren  Bearbeiters,  vielleicht  des  Mönches 
Oddr,  nicht  zu  verkennen  sei.  Sodann  aber  veröffentlichte  ziemlich 
gleichzeitig  Oscar  Brenner  seine  oben  angeführte  Schrift,  in  wel- 
cher er  im  Einzelnen  die  Quellen  der  Kristni  saga  nachzuweisen  suchte. 
Er  glaubt  zunächst  das  14.  und  letzte  Capitel  derselben  von  den  13 
vorangehenden  scheiden  zu  müssen,  welche  letzteren  allein  die  eigent- 
liche Kristni  saga  bilden.  Diese  sei  von  Anfang  an  eine  Fortsetzung 
der  Landnama  und  ursprünglich  mit  ihr  ein  Bestandtheil  von  Aris 
älterer  Islendingabök  gewesen;  uns  aber  sei  sie  nicht  mehr  in  der- 
selben Form  erhalten,  welche  ihr  Ari  in  dieser  gegeben  hatte.  Ins- 
besondere seien  die  beiden  Hälften,  in  welche  die  Sage  sichtlich 
zerfalle,  nämlich  die  Geschichte  der  Bekehrung  Islands  während  der 
Jahre  981 — 1000  (cap.  1 — 11)  und  die  Geschichte  seiner  ersten  ein- 
heimischen Bischöfe  in  den  Jahren  1056 — 1118  (Cap.  12 — 13)  ursprüng- 
lich nicht  zu  einem  für  sich  abgeschlossenen  Ganzen  verbunden, 
sondern  noch  durch  eingestreute  Stücke  der  politischen  Geschichte 
von  einander  getrennt  gewesen.  Erst  später  sei  die  nunmehrige  Kristni 
saga  aus  der  älteren  Islbk.  herausgeschält  worden,  wahrscheinlich 
von  demselben  Manne,  welcher  aus  dieser  auch  eine  Landnamabok 
heraus  arbeitete  und  im  Zusammenhange  mit  dieser.  Die  politische 
Geschichte,  für  welche  durch  die  jüngere  Islbk.  bereits  genügend  ge- 
sorgt war,  sei  dabei  bei  Seite  gelassen,  dagegen  aber  der  aus  dem 
älteren  Werke  Aris  entnommene  Stoff  durch  anderweitige  Nachrichten 
erweitert,  und  was  die  Kristni  saga  betrifft,  auch  nach  chronologischen 
Gesichtspunkten  neu  geordnet  worden.  „Wie  die  KS.  jetzt  mit  der 
Ldn.  verbunden  ist,  gibt  das  Ganze  ein  eigenthümlich  unvollkommenes 


88  K.  MAURER 

Werk,  wie  es  von  Anfang  an  unmöglich  planmäßig  componiert  sein 
kann;  nur  in  der  Entstehung  des  Werkes  findet  es  seine  Rechtferti- 
gung, wenn  von  der  Geschichte  Islands  nur  die  Besiedlung,  welche 
mit  dem  Christenthurn  nichts  zu  thun  hat,  die  Bekehrung  und  die 
bischöfliche  Regierung,  welche  von  der  Besiedlung  unabhängig  und 
zeitlich  getrennt  ist,  hier  verbunden  erscheinen"  (S.  156).  Das  Maß 
der  neuen  Zuthaten,  welche  der  aus  der  älteren  Islbk.  entnommene 
Kern  dabei  erhielt,  lasse  sich  ebensowenig  mit  Sicherheit  bestimmen 
als  deren  Quelle;  möglich,  daß  der  Mönch  Gunnlaugr  Leifsson  von 
fingeyrar,  welcher  nach  den  Annalen  im  Jahre  1218  oder  1219  starb, 
bei  der  Umarbeitung  benützt  wurde,  kaum  der  etwas  ältere  Mönch 
desselben  Klosters  Oddr  Snorrason.  Jedenfalls  werden  aber  mehr- 
fache Überarbeitungen  der  Sage  angenommen  werden  müssen,  bei 
denen  nicht  an  Oddr,  eher  dagegen  an  Gunnlaugr  oder  Styrmir  zu 
denken  erlaubt  sei;  eine  solche  Überarbeitung  müsse  noch  zur  Zeit 
des  Bischofs  Botolfr  von  Hölar  (1238 — 1246)  stattgefunden  haben,  auf 
welchen  einmal  in  der  Sage  Bezug  genommen  wird.  Das  14.  Capitel 
aber,  welches  ursprünglich  nicht  zu  der  Sage  gehörte,  sei  erst  bei 
der  letzten  oder  vorletzten  Überarbeitung  derselben  an  sie  ganz  oder 
theilweise  angestoßen,  jedenfalls  aber  sehr  stark  bearbeitet  worden. 
Die  Angaben,  welche  dasselbe  über  das  Geschlecht  des  Haflidi  Marsson 
bringt,  sollen  auf  die  Sturlunger  verweisen,  und  da  feststeht,  daß 
Sturla  rördarson  einerseits  die  Sturlünga,  andererseits  aber  auch  eine 
Bearbeitung  der  Landnäma  verfaßt  hat,  welche  für  die  Hauksbök 
benützt  wurde,  vermuthet  Brenner,  daß  gerade  er  die  Kristni  saga, 
welche  ja  nur  eine  Fortsetzung  der  Landnäma  bildete,  mit  jenen  Zu- 
sätzen bereichert  habe;  er  habe  wohl  aus  der  Landnäma  eine  große 
Islendinga  saga  machen  wollen,  hinterher  aber  sich  in  seiner  Arbeit 
unterbrochen,  und  später  die  jüngere  Zeit  in  einem  besonderen  Werke, 
der  Sturlünga  nämlich,  bearbeitet.  Die  Kristni  saga,  an  welcher  er 
vielleicht  auch  Einzelnes  geändert  habe,  habe  er  aber  wohl  schon  als 
solche  vorgefunden,  so  daß  also  schon  vor  ihm  der  in  sie  übergegan- 
gene kirchengeschichtliche  Stoff  aus  seiner  ursprünglichen  Verbindung 
mit  der  Aufzählung  der  Gesetzsprecher  und  anderen  weltlichen  Ereig- 
nissen herausgelöst  gewesen  sei;  möglicherweise  habe  schon  die  Land- 
närnabök  Styrmirs  eine  ähnlich  gestaltete  Kristni  saga  enthalten.  Ich 
bemerke  endlich  noch,  daß  C.  Rosenberg  (ang.  O.  II,  S.  238 — 239) 
sich  auf  die  Angabe  beschränkt,  die  Kristni  saga,  welche  er  in  den 
Jahren  1190 — 1200  entstanden  sein  läßt,  sei  „in  Aris  Geist,  mit  seiner 
Verlässigkeit  und  Klarheit,  aber  ausführlicher  und  im  Sagenstile"  ge- 


ÜBER  ARI  FRODI  UND  SEINE  SCHRIFTEN.  89 

schrieben,  wogegen  0.  Mogk  (ang.  0.  II,  S.  124)  sie  als  „ein  compila- 
torisches  Werk,  vor  der  Mitte  des  13.  Jahrhunderts  von  unbekanntem 
Verfasser  niedergeschrieben"  bezeichnet,  „dessen  beste  und  haupt- 
sächlichste Quelle  Aris  ausführliche  Islendingabök  war".  —  Meines 
Erachtens  dürften  nun  die  Ergebnisse  Brenners  im  Wesentlichen  stich- 
haltig sein,  wenn  auch  im  Einzelnen  Manches  an  ihnen  auszusetzen 
sein  mag.  Vor  Allem  glaube  ich  als  feststehend  betrachten  zu  können, 
daß  die  Kristni  saga  lediglich  als  eine  Fortsetzung  der  Landnamabök 
anzusehen  sei.  Sie  folgt  in  der  Hauksbök,  welche  sie  uns  allein  auf- 
bewahrt hat,  unmittelbar  auf  diese.  Allerdings  gibt  die  von  Jon 
Erlendsson  um  die  Mitte  des  17.  Jahrhunderts  von  deren  Landnamabok 
und  Kristni  saga  genommene  Abschrift  nach  Kr.  Kälunds  Zeugniß 
(Katalog  over  den  Arnamagna^anske  Händskriftsamling  I,  S.  71,  1889) 
der  letzteren  die  Überschrift:  „Her  hefur  Kristni  sögu"  wie  sie  in 
den  Biskupa  sögur  steht,  und  damit  dürfte  der  von  Brenner  S.  1 — 2 
erhobene  Zweifel,  ob  die  Hauksbök  überhaupt  einen  Titel  enthalten 
habe,  wohl  beseitigt  sein;  daß  aber  der  folgenden  Kirchengeschichte 
der  Insel  damit  irgend  welche  Selbständigkeit  gegenüber  der  voran- 
gehenden Geschichte  ihrer  Besiedelung  eingeräumt  werden  wollte,  wird 
hiedurch  ebensowenig  bewiesen,  als  ein  solcher  Schluß  aus  den  an- 
deren da  und  dort  vorkommenden  Capitelüberschriften  gezogen  werden 
darf,  und  der  Anfang  jener  Geschichte:  „Nu  hefr  }>at,  hversu  kristni 
kom  ä  Island",  schließt  jede  Möglichkeit  aus,  daß  mit  diesen  Worten 
ein  neues  Werk  eingeführt  werden  wollte.  Dazu  kommt  noch  ein 
weiterer  Umstand,  welchem  ebenfalls  Gudbrandr  Vigfüsson  sowohl  als 
Brenner  bereits  das  gebührende  Gewicht  beigelegt  haben.  Am  Schlüsse 
der  Landnäma  bringt  die  Hauksbök  ein  nach  den  vier  Landesvierteln 
geordnetes  Verzeichniß  der  hervorragendsten  Einwanderer,  während 
die  anderen  Redactionen,  was  auf  dasselbe  hinausläuft,  entsprechende 
Verzeichnisse  je  am  Schlüsse  jedes  einzelnen  Buches  geben  und  so- 
mit an  dieser  Stelle  nur  die  dem  Südlande  angehörigen  Namen  nennen. 
Auf  dieses  Verzeichniß  lassen  sodann  die  sämmtlichen  Redactionen 
die  Notiz  folgen,  daß  Island  innerhalb  der  Zeit  von  60  Jahren  seine 
volle  Bevölkerung  erhalten  habe,  und  schließen  hieran  ein  Verzeichniß 
der  mächtigsten  Häuptlinge  des  Landes  an,  welche  beim  Ablauf  dieser 
sechzigjährigen  Frist  lebten.  Hierauf  folgt  sodann  noch ,  und  zwar 
wiederum  in  allen  Redactionen,  ein  Verzeichniß  derjenigen  unter  den 
ersten  Einwanderern,  welche  die  Taufe  empfangen  hatten,  und  erst 
nach  diesem  letzteren  Verzeichnisse  beginnt  dann  in  der  Hauksbök 
unsere  Kristni  saga  mit  den  oben  angeführten  Eingangsworten.    Man 


90  K.  MAURER 

sieht,  wie  hier  Alles  in  einander  greift.  In  ihrem  Prologe  gedenkt 
die  Landnuma  der  Papar,  d.  h.  der  wenigen  irischen  Christen,  welche 
vor  den  Nordleuten  im  Lande  gewohnt  hatten  und  vor  diesen  geflohen 
waren;  dann  schildert  sie  die  Entdeckung  der  Insel  durch  die  Nord- 
leute und  deren  Einwanderung  dahin,  und  nennt  am  Schlüsse  dieser 
ausführlichen  Schilderung  die  vereinzelten  Christen,  welche  sich  unter 
den  nordischen  Einwanderern  befunden  hatten;  hierauf  aber  setzt  die 
Kristni  saga  ein,  mit  der  Mission  des  ]?orvaldr  victförli  und  des  deut- 
schen Bischofs  Friedrich  beginnend,  dann  zu  der  Mission  des  Stefnir 
forgilsson  und  zu  der  des  deutschen  Priesters  Dankbrand  fortgehend, 
auf  welche  sodann  die  endgiltige  Bekehrung  des  Landes  durch  Gizurr 
hinn  hviti  und  Hjalti  Skeggjason  folgt.  Alles  ist  hier  glatt,  wenn  wir 
annehmen ,  daß  die  Landnäma  und  die  Kristni  saga  von  Anfang  an 
ein  zusammenhängendes  Ganzes  bildeten;  lassen  wir  dagegen  diese 
Voraussetzung  fallen  und  nehmen  wir  an,  daß  beide  unabhängig  von 
einander  entstanden  und  nur  hinterher  zufällig  in  einer  und  derselben 
Hs.  hinter  einander  zu  stehen  kamen,  so  versteht  man  weder,  wie 
eine  Geschichte  der  Besiedelung  der  Insel  dazu  kam,  von  deren  christ- 
licher Vorbevölkerung  und  den  Einwanderern  christlichen  Glaubens 
zu  sprechen,  noch  auch  wie  eine  Geschichte  der  christlichen  Kirche 
des  Landes  es  unterlassen  konnte,  dieser  und  jener  zu  gedenken. 
Ebenso  entspricht  das  Verzeichniß  der  angesehensten  Häuptlinge  im 
Lande  zur  Zeit  der  ersten  Mission,  welches  die  Kristni  saga  cap.  1, 
S.  4  gibt,  allzu  auffällig  den  beiden  am  Schlüsse  der  Landnäma  ste- 
henden Verzeichnissen,  als  daß  man  diese  Übereinstimmung  als  eine 
zufällige  gelten  lassen  könnte.  Freilich  läßt  sich  gegen  die  Ursprüng- 
lichkeit der  Verbindung  der  Kristni  saga  mit  der  Landnäma  einwenden, 
daß  diese  eben  nur  in  der  Hauksbök  besteht,  aber  nicht  in  den  beiden 
anderen  Redactionen  dieser  letzteren ;  indessen  dürfte  dieser  Einwand 
doch  nur  wenig  Gewicht  haben,  da  sich  zwar  leicht  begreift,  wie  ein 
Überarbeiter  sich  durch  die  innerliche  Unzusammengehörigkeit  beider 
Stücke  zu  einer  Trennung  derselben  von  einander  bestimmen  lassen 
konnte,  dagegen  aber  kaum  abzusehen  ist,  was  einen  solchen  zu  einer 
Verbindung  beider  bestimmt  haben  sollte,  wenn  er  beide  getrennt  vor- 
gefunden hätte.  Hieng  aber  die  Kristni  saga  von  Anfang  an  mit  der 
Landnäma  zusammen,  so  konnte  es  nur  die  ältere  Islbk.  sein,  auf 
welcher  die  Verbindung  beider  beruhte,  wie  denn  auch  das  Zurück- 
gehen auf  diese  noch  eine  weitere  Absonderlichkeit  der  Kristni  saga 
erklärt,  welche  Brenner  sehr  richtig  erkannt  hat.  Der  Inhalt  derselben 
zerfällt  nämlich  in  der  That  in  zwei  um  ein  halbes  Jahrhundert  aus- 


ÜBER  ARI  FRODI  UND  SEINE  SCHRIFTEN.  J)l 

einander  liegende  Theile ,  nämlich  einerseits  die  Geschichte  der  Be- 
kehrung Islands,  und;  andererseits  die  Geschichte  der  beiden  ersten 
einheimischen  Bischöfe  der  Insel.  Wer  sich  von  Vornherein  vornahm, 
eine  Kirchengeschichte  des  Landes  zu  schreiben,  konnte  unmöglich 
die  lange  zwischen  beiden  Theilen  in  Mitte  liegende  Zwischenzeit 
einfach  überspringen,  während  deren  sich,  wie  Brenner  S.  14  treffend 
bemerkt,  zwar  keine  besonders  augenfällige  kirchengeschichtliche  Be- 
gebenheiten ereignet  hatten,  aber  doch  Mancherlei  vorgegangen  war, 
was  ein  Kirchenhistoriker  ex  professo  nicht  umgehen  konnte,  wie 
z.  B.  der  Bau  von  Kirchen  und  die  Ausbildung  des  Laienpatronates, 
die  gesetzliche  Beseitigung  der  Anfangs  noch  geduldeten  Reste  des 
Heidenthumes,  oder  das  Wirken  ausländischer  Bischöfe  auf  der  Insel, 
sammt  den  dadurch  veranlaßten  Mißständen.  Begreiflich  wird  die 
Sache  dagegen,  sowie  wir  annehmen,  daß  unsere  Kristni  saga  ur- 
sprünglich gleichwie  die  Landnäma  nur  ein  Bestandtheil  eines  größeren 
Ganzen  gewesen  und  erst  hinterher  aus  diesem  herausgelöst  wor- 
den sei;  daß  ferner  dieses  größere  Ganze  nichts  Anderes  als  die 
ältere  Islbk.  Aris  gewesen  sei.  Im  Prologe  der  Heimskringla  wird 
von  Ari  gerade  in  Bezug  auf  dieses  sein  älteres  Werk  gesagt :  „ritadi 
hann  mest  i  upphafi  sinnar  bökar  um  Islands  bygd  ok  lagasetning, 
sidan  frä  lögsögumönnum  hversu  lengi  hverr  hafdi  sagt,  ok  hafdi 
äratal  fyrst  til  pess  er  kristni  kom  ä  Island,  en  sidan  alt  til  sinna 
dagau.  Damit  ist  gesagt,  daß  dieses  Werk  mit  der  Geschichte  der 
Entdeckung  und  Besiedelung  Islands,  also  gerade  mit  dem  begonnen 
hatte,  was  den  Inhalt  unserer  Landnäma  bildet,  worauf  dann  die 
Geschichte  der  isländischen  Gesetzgebung  und  das  Verzeichniß  der 
Gesetzsprecher  folgte;  für  jeden  von  diesen  war  dabei  die  Dauer  seiner 
Amtsführung  angegeben  gewesen,  und  damit  zugleich  die  Chrono- 
logie bis  zu  dem  Zeitpunkte  herab  festgestellt  worden,  in  welchem 
das  Christenthum  auf  der  Insel  eingeführt  worden  war.  Natürlich 
hatte  Ari  auch  dessen  Einführung  sowie  die  ihr  vorangehenden  frü- 
heren Missionsversuche  besprochen,  obwohl  dieses  der  Prolog  nicht 
ausdrücklich  sagt;  bei  ihr  scheint  er  aber  einen  Halt  gemacht,  und 
dann  vom  Jahre  1000  ab  wieder  die  weltliche  und  kirchliche  Ge- 
schichte der  Insel  in  chronologischer  Reihenfolge  bis  zu  seiner  eigenen 
Lebenszeit  herab  fortgesetzt  zu  haben,  natürlich  auch  wieder  auf 
das  Verzeichniß  der  Gesetzsprecher  und  ihrer  Amtsjahre  sich  stützend. 
Ganz  dieselbe  Anordnung  liegt  ferner  auch  noch  unserer  jüngeren 
Islbk.  zu  Grunde,  nur  daß  hier  die  settartala,  also  das  was  unserer 
Landnäma    entspricht,    so  gut   wie    ganz    beseitigt  ist,    und  vielleicht 


92  K.  MAURER 

auch  manche  Nachrichten  über  die  weltliche  Geschichte  zusammen- 
hängend vorgetragen  werden,  welche  in  dem  älteren  Werke  noch  im 
Zusammenhange  mit  der  settartala  zerstreut  erzählt  worden  waren. 
Deren  erstes  Capitel  handelt  nach  dem  vorangehenden  Inhaltsver- 
zeichnisse „frä  Islanz  byg])",  und  erzählt  die  erste  Niederlassung  auf 
der  Insel;  dabei  fehlt  zwar  die  Geschichte  der  Entdeckung  des  Landes, 
wie  sie  die  Landnama  gibt,  aber  der  Papar  wird  ebenso  gedacht 
wie  in  dieser,  und  nicht  minder  des  reichen  Waldwuchses  zwischen 
Berg  und  Strand  (vgl.  Landn.  I,  Cap.  1,  S.  28).  Das  zweite  Capitel 
handelt  sodann  „frä  landnämsmönnum  oc  laga  setning",  nennt  aber 
in  der  ersteren  Richtung  nur  je  einen  Einwanderer  aus  jedem  Landes- 
viertel; es  entsprechen  also  Cap.  1  u.  2  dem  Inhalte  unserer  Land- 
nama, nur  daß  dieser  Inhalt  in  der  jüngeren  Islbk.  zufolge  des  Strei- 
chens der  settartala  sehr  wesentlich  reduciert,  in  unserer  Landnama 
durch  spätere  Überarbeitungen  umgekehrt  sehr  erheblich  bereichert 
wurde.  Im  dritten  Capitel  „frä  al])ingis  setning"  wird  ferner  die  schon 
im  zweiten  Capitel  begonnene  Geschichte  der  Errichtung  des  All- 
dinges und  der  Einführung  des  Ülfljotslög  zu  Ende  gebracht;  an  dessen 
Schluß  steht  aber,  ganz  wie  am  Schlüsse  der  Landnama,  die  Bemer- 
kung, daß  Island  binnen  60  Jahren  seine  volle  Bevölkerung  erlangt 
habe,  und  daß  mit  Abiauf  dieser  Frist,  welcher  mit  der  Einführung 
der  Ülfljotslög  zusammenfiel,  der  Gesetzsprecher  Hrafn  Hsengsson  sein 
Amt  angetreten  habe.  Damit  beginnt  das  Verzeichniß  der  Gesetz- 
sprache, welches  sich,  vermischt  mit  Angaben  über  die  Gesetzgebung 
der  Insel,  in  Cap.  4  u.  5  fortsetzt.  In  Cap.  6  folgt  sodann  ein  Bericht 
über  die  Entdeckung  und  Besiedelung  Grönlands,  welcher  in  der 
Landn.  II,  Cap.  14,  S.  105 — 106  eine  Parallele  hat,  für  welche  die 
Hauksbök  den  Ari  ausdrücklich  als  Gewährsmann  nennt,  und  weiter- 
hin in  Cap.  7,  unter  der  Überschrift  „frä  ])vi  es  cristni  com  ä  Island", 
die  Bekehrungsgeschichte  des  Landes  bis  zur  gesetzlichen  Einführung 
des  Christenthumes  einschließlich.  Nun  bringt  Cap.  8  zunächst  die 
Namen  der  wirklichen  oder  angeblichen  fremden  Bischöfe,  welche  auf 
der  Insel  wirkten,  sowie  die  Fortsetzung  des  Verzeichnisses  der  Gesetz- 
sprecher bis  zum  Jahre  1062  herab ,  an  welches  sich  wieder  einzelne 
Angaben  über  die  Gesetzgebung  anschließen;  dann  aber  folgt  in  Cap.  9 
die  Geschichte  B.  Isleifs  und  in  Cap.  10  die  Geschichte  B.  Gizurs, 
in  welche  hier  wie  dort  das  Verzeichniß  der  mit  Beiden  gleichzeitigen 
Gesetzsprecher,  sowie  die  Erwähnung  der  gleichzeitigen  legislativen 
und  sonstigen  Vorgänge  verflochten  wird.  Mit  Bischof  Gizurs  Tod 
(1118)   schlieft  das   Werk,  doch  so,  daß  in  den   chronologischen  An- 


ÜBER  ARI  FRODI  UND  SEINE  SCHRIFTEN.  93 

gaben  noch  bis  zum  Jahre  1120  herabgegangen  und  auch  die  Reihe 
der  Gesetzsprecher  bis  zum  Jahre  1134  herabgeführt  wird.  Man  sieht, 
wenn  man  die  auf  das  Verzeichniß  der  Gesetzsprecher  und  auf  die 
weltlichen  Gesetzgebungsarbeiten  bezüglichen  Angaben  aus  der  jün- 
geren Islbk.  streicht,  schließt  sich  auch  in  ihr  das,  was  dem  Inhalte 
unserer  Landnama  entspricht,  unmittelbar  an  die  Bekehrungsgeschichte 
der  Insel,  wie  sie  der  erste  Theil  der  Kristni  s.  bringt,  und  an  diese 
wieder  ebenso  unmittelbar  die  Geschichte  der  beiden  ersten  ein- 
heimischen Landesbischöfe,  welche  deren  zweiter  Theil  enthält,  und 
die  Hauksbok  umfaßt  somit  in  ihrer  Landnama  und  Kristni  s.  in  der 
ursprünglichen  Reihenfolge,  nur  freilich  durch  anderweitig  gesammelten 
Stoff  sehr  erweitert,  den  gesammten  Inhalt  der  älteren  Islbk.,  soweit 
derselbe  nicht  vorher  schon  aus  dieser  herausgenommen  und  zu  der 
jüngeren  Islbk.  verarbeitet  worden  war.  Daß  auch  in  die  letztere  der 
kürzere  Abriß  der  Geschichte  der  Besiedelung  sowohl  als  der  Bekeh- 
rung Islands,  sowie  der  Geschichte  der  ersten  Bischöfe  aufgenommen 
werden  mußte ,  und  daß  somit  Landnama  und  Kristni  s.  einen  Theil 
ihres  Inhaltes  immerhin  mit  der  jüngeren  Islbk.  gemein  haben  mußten, 
versteht  sich  von  selbst,  da  diese  letztere  einen  Überblick  über  die 
gesammte  Geschichte  der  Insel  bringen  wollte.  Eher  könnte  auffallen, 
daß  die  fremden  Bischöfe,  welche  diese  letztere  in  ihrem  Cap.  8  nennt? 
mit  Ausnahme  B.  Friedrichs  in  der  Kristni  s.  nicht  genannt  werden  und 
selbst  deren  Existenz  nur  einmal  ganz  im  Vorübergehen  in  deren  Cap.  12, 
S.  27  erwähnt  wird;  indessen  erklärt  sich  auch  dies,  wenn  wir  be- 
rücksichtigen, wie  wenig  Thatsächliehes  von  ihnen  im  Grunde  bekannt 
war.  Aber  noch  ein  weiterer  Beweis  für  die  Herkunft  der  Kristni  s. 
aus  der  älteren  Islbk.  läßt  sich  erbringen.  Gudbrandr  Vigfüsson  hat, 
wie  schon  vor  ihm  Finnr  Magnüsson  (Grönlands  historiske  Mindes- 
mserker  I,  S.  40—41)  gethan  hatte,  darauf  aufmerksam  gemacht,  daß 
in  der  Pals  bps.  s.  Cap.  18,  S.  145  auf  einen  Bericht  des  „Ari  prestr 
hinn  frodi"  über  die  schweren  Naturereignisse  Bezug  genommen  wurde, 
welche  den  Tod  B.  Gizurs  begleiteten;  damit  ist  zweifellos  auf  Cap.  14 
der  Kristni  s.  hingedeutet,  welches  auch  ziemlich  unverändert  in  den 
Anhang  der  Skardsärbok  S.  328 — 331  übergegangen  ist,  und  muß 
demnach  diese  Angabe  wenigstens  aus  der  älteren  Islbk.  geflossen 
sein,  da  sie  sich  in  der  jüngeren  nicht  findet.  Beiläufig  bemerkt,  ist 
damit  auch  Brenners  Ansicht,  daß  dieses  Cap.  14  der  Kristni  s.  erst 
später  beigefügt  worden  sei,  wenigstens  in  Bezug  auf  einen  Theil  des- 
selben widerlegt;  aber  auch  das  Verzeichniß  der  mächtigsten  Häupt- 
linge Islands  um  das  Jahr  1118,  welches  das  Capitel  bringt,  möchte 


94  K.  MAURER 

ich  im  Hinblick  auf  die  oben  besprochenen  ähnlichen  Verzeichnisse 
der  Landmtma  und  der  Kristni  s.  in  ihrem  ersten  Capitel  dem  Ari 
zusprechen,  und  nicht  minder  die  Angabe  über  das  große  Sterben 
des  Jahres  1120,  wegen  der  Bezugnahme  auf  eine  mündliche  Äuße- 
rung des  Saemundr  frodi.  In  der  Kristni  s.  Cap.  13,  S.  29  wird  „Ari 
hinn  frodi"  unter  den  angesehenen  Männern  genannt,  welche  von 
B.  Gizurr  die  Priesterweihe  empfingen,  in  Cap.  12,  S.  26  aber  als 
„Ari  hinn  gamli",  und  S.  27  als  „Ari  hinn  frodi"  in  Bezug  ge- 
nommen, und  'zwar  an  der  letzteren  Stelle  mit  dem  Beisatze:  „er 
flest  hefir  sagt  frä  pessum  tidindum  er  her  eru  ritud".  Damit  ist  be- 
stätigt, daß  Ari  eine  Quelle  und  zwar  eine  Hauptquelle  der  Kristni  s. 
war,  aber  freilich  auch  gesagt,  daß  diese  neben  ihm  auch  noch  aus 
anderen  Quellen  geschöpft  und  ihre  dermalige  Gestalt  nicht  von  Ari 
erhalten  hat.  Hinsichtlich  der  kaum  mit  Sicherheit  zu  lösenden  Frage, 
welche  Quellen  neben  Aris  älterem  Werke  etwa  noch  für  die  Kristni  s. 
benützt  worden  sein  könnten ,  verweise  ich  auf  Brenners  sorgfältige 
Untersuchung;  bezüglich  der  Zeit  aber,  in  welcher  die  Überarbeitung 
oder  die  Überarbeitungen  des  ersteren  Werkes  vorgenommen  wurden, 
bemerke  ich  nur  noch  Folgendes.  G.  Storm  (ang.  O.,  S.  50)  beruft 
sich  für  die  Annahme,  daß  die  Kristni  s.  in  den  Jahren  1190 — 1200 
entstanden  sei,  darauf,  daß  dieselbe  noch  nichts  von  der  Heilig- 
sprechung B.  J6n  Ogmundarsons  wisse  und  andererseits  nur  ein  Werk 
über  die  Geschichte  K.  Olaf  Tryggvasons  kenne,  nämlich  das  vom 
Mönch  Oddr  verfaßte,  und  daß  sie  einmal  den  Ari  als  „hinn  gamli" 
bezeichne,  was,  wie  schon  Gudbrandr  Vigfüsson  betont  hatte,  nur 
während  der  Lebenszeit  oder  kurz  nach  dem  Tode  seines  Enkels, 
Ari  hinn  sterki,  rorgilsson  (f  1188)  üblich  gewesen  sein  könne. 
Aber  wenn  zwar  das  in  Cap.  6,  S.  9  gegebene  Citat  einer  Lebens- 
beschreibung K.  Olafs  auf  die  von  Oddr  Snorrason  verfaßte,  und  nur 
auf  sie  paßt,  so  folgt  doch  daraus  nicht,  daß  dessen  Urheber  nicht 
etwa  auch  noch  andere  Lebensbeschreibungen  desselben  Königs  kannte, 
und  wenn  in  Cap.  13,  S.  29  und  Cap,  14,  S.  31  B.  Jon  genannt  wird, 
ohne  als  Heiliger  bezeichnet  zu  werden,  so  wird  er  dafür  in  Cap.  12, 
S.  27  als  „Jon  Ogmundarson  hinn  hcelgi"  erwähnt,  wie  ja  auch  die 
Bezeichnung  Aris  als  „hinn  gamli"  und  „hinn  frodi"  abwechselt;  man 
könnte  nur  etwa  an  eine  doppelte  Bearbeitung  denken,  deren  erste 
vor  1200  und  deren  zweite  nach  diesem  Jahre  stattgefunden  hätte. 
Keinen  Werth  vermag'  ich  den  Bezeichnungen  „nanari  en  priiija  broedra, 
ok  firnari  en  nesta  br<oedra"  in  Cap.  6,  S.  10 — 11  beizumessen,  auf 
welche  man  wohl  auch  Gewicht  legen  wollte;  sie  werden  noch  in  den 


ÜBER  AM  FRODI  UND  SEINE  SCHRIFTEN.  95 

Rechtsbüchern  des  13.  Jahrhunderts  ganz  regelmäßig  gebraucht,  und 
konnten  darum  auch  in  Geschichtsquellen  des  13.  ebensogut  wie  des 
12.  Jhdts.  neben  den  kirchlichen  Bezeichnungen  der  Verwandtschafts- 
grade benützt  werden.  Dagegen  scheint  der  Umstand,  daß  ebenda 
gelegentlich  der  Anklage,  welche  vier  Söhne  des  Üsvifr  hinn  spaki 
gegen  Stefnir  rorgilsson  wegen  Gotteslästerung  erhoben,  deren  Bruder 
Üspakr  ausdrücklich  als  nicht  betheiligt  bezeichnet  wird,  allerdings 
darauf  hinweisen,  daß  diese  Stelle  um  die  Zeit  Erzb.  Eysteins  (1160 
bis  1188)  geschrieben  sein  möge,  welcher  im  vierten  Grade  des  Manns- 
stammes von  eben  diesem  Üspakr  abstammte  (vgl.  Heimskr.  Haralds  s, 
hardräda  Cap.  9,  S.  552  und  Cap.  38,  S.  575).  Man  könnte  hiernach 
immerhin  vermuthen,  daß  in  dieser  Zeit  etwa  oder  wenig  später  die 
erste  Bearbeitung  der  Kristni  s.  als  eines  Anhanges  der  Landnäma 
erfolgt  sein  möge,  ohne  daß  sich  doch  bestimmen  ließe,  welchen  Um- 
fanges  diese  Bearbeitung  gewesen  sei.  Nimmt  man  an,  was  mir  Brenner 
wahrscheinlich  gemacht  zu  haben  scheint,  daß  für  unsere  Kristni  s. 
eine  Schrift  des  Mönches  Gunnlaugr  Leifsson  benützt  worden  sei, 
so  hätte  man  eine  zweite  Bearbeitung  in  der  ersten  Hälfte  des  13.  Jhdts. 
anzunehmen ,  als  deren  Verfasser  der  Prior  Styrmir  gelten  könnte ; 
wir  wissen  ja,  daß  Herr  Haukr  neben  einer  Landnämabök  des  Sturla 
rordarson  noch  eine  solche  von  Styrmir  benützte,  und  da  in  der 
ersteren,  die  uns  erhalten  ist,  die  Kristni  s.  nicht  enthalten  war.  muß 
er  sie  wohl  aus  der  zweiten  entlehnt  haben,  wie  denn  auch  eine  Über- 
arbeitung derselben  mit  Styrmirs  geistlichem  Charakter  und  allem 
dem  recht  wohl  stimmt,  was  wir  von  seiner  sonstigen  Schriftstellerei 
wissen.  Endlich  zeigt  die  Bemerkung  in  Cap.  3,  S.  7,  daß  die  Kirche 
in  As  bis  in  die  Zeit  hinein,  da  Bötolfr  Bischof  in  Hölar  war,  ge- 
standen sei,  ohne  einer  erheblichen  Reparatur  zu  bedürfen,  daß  auch 
noch  nach  dieser  Zeit  eine  weitere  Überarbeitung  der  Sage  statt- 
gefunden hat,  möge  man  sich  im  Übrigen  diese  Bemerkung  zurecht 
legen  wie  man  wolle  (vgl.  Brenner  S.  17  u.  50 — 51);  mag  sein,  daß 
Haukr  selbst  diese  letzte  Überarbeitung  vornahm,  jedenfalls  haben 
mich  Brenners  Auseinandersetzungen  über  Cap.  14  nicht  davon  zu 
überzeugen  vermocht,  daß  Sturla  sich  irgendwie  mit  der  Kristni  s. 
beschäftigt  habe.  Was  aber  den  Gebrauch  lateinischer  Worte  in  dieser 
betrifft,  so  dürfte  zu  unterscheiden  sein.  Wenn  diese  ein  paarmal 
„Jesum  Christum"  nennt  (Cap.  5,  S.  9;  Cap.  11,  S.  23)  so  beweist 
dies  nichts,  da  der  Name  des  Heilands  auch  im  Volksmunde  in  latei- 
nischer Wrortfassung  üblich  gewesen  sein  mag,  und  dasselbe  ist  auch 
von  den  Papstnamen  „Leo  nonus"  und  „Gregorius  septimus"  in  Cap.  12, 


96     LITTERATUR:  R.  BECHSTEIN,  L.  WIRTH,  DIE  OSTER-  U.  PASS.-SPIELE  etc. 

S.  27  zu  sagen;  wird  doch  auch  in  der  jüngeren  Islbk.  Cap.  9,  S.  14 
„Leo  septimus"  und  Cap.  10,  S.  17  „Gregorius  septimus",  „Päschalis 
secundus"  und  „Arnaldus  patriarcha"  genannt.  Auch  die  wiederholte 
römische  Datierungsweise,  wie  „IV.  idus  septembris"  in  Cap  12,  S.  25, 
„III.  nonas  Iulii"  in  Cap.  12,  S.  27,  „V.  Kalend.  Iunii",  in  Cap.  13, 
S.  30  und  „IX.  Kai.  Maji"  in  Cap.  14,  S.  31  ist  nicht  schlechthin  be- 
weisend, da  die  so  bezeichneten  Todestage  K.  Olaf  Tryggvasons, 
dann  der  Bischöfe  Isleifr,  Gizurr  und  Jon  ganz  wohl  aus  kirchlichen 
Nekrologien  entnommen  sein  konnten.  Bedenklicher  sind  aber  Namens- 
formen wie  „Albertus  biskup  af  Brimum",  „sun  Vilbaldus  greifa  af 
Brimum",  „Hugbertus  biskup  af  Kantaraborg",  „Albertus  brodor  sin- 
um",  „gaf  Hugbertus  Alberto  gjafir"  (sämmtlich  in  Cap.  5,  S.  8). 
dann  „Rtizia"  und  „at  kirkju  Jöhanis  baptiste"  (beide  in  Cap.  12. 
S.  25) ;  sie  werden  wohl  nur  durch  die  Annahme  erklärt  werden  können, 
daß  gerade  hier  ein  lateinisches  Original  benützt  worden  sei,  und 
konnte  dies  hier  wie  dort  die  lateinisch  geschriebene  Lebensbeschrei- 
bung K.  Olaf  Tryggvasons  des  Benedictinermönches  Gunnlaugr  Leifs- 
son  gewesen  sein.  Von  ihm,  dem  wir  ja  auch  eine  „Merlinus  spa"  ver- 
danken, mag  auch  der  merkwürdige  Ausdruck  herrühren ;  „baud  bäng- 
brandi  ä  pataldr"  (Cap.  5,  S.  9),  der,  dem  franzözischen  „bataille" 
entsprechend,  sonst  nirgends  im  Isländischen  nachweisbar  ist,  und 
im  lateinischen  „batalia"  sein  Vorbild  findet. 

MÜNCHEN,  den  13.  Januar  1891.  KARL  MAURER. 


LITTERATUR, 


Ludwig  Wirth,  Die  Oster-  und  Passionsspiele  bis  zum  XVI.  Jahrhundert. 

Beitrüge  zur  Geschichte  des  deutschen  Dramas.    Halle  a.  S.  1889.    VIII 

und  351  Seiten  gr.  8. 
Als  Vorläufer  dieses  Werkes  erschien  des  Verfassers  Inaugural-Disser- 
tation  zur  Erlangung  der  Doctorwürde  bei  der  philosophischen  Fakultät  der 
Universität  Leipzig  „Der  Stil  der  Oster-  und  Passionsspiele  bis  zum  15.  Jahr- 
hundert incl."  (Halle  1888.)  Gleich  auf  der  ersten  Seite  in  der  Anmerkung 
war  gesagt,  dass  diese  Dissertation  den  letzten  Abschnitt  einer  größeren 
Arbeit  über  die  Oster-  und  Passionsspiele  bis  zum  15.  Jahrhundert  inclus. 
bilde.  Die  treffliche  kleine  Schrift  machte  auf  die  in  Aussicht  gestellte 
größere  Arbeit  gespannt,   die  auch   nicht  lange  auf  sich  warten  ließ. 

Wirth  behandelt  nicht  sämmtliche  deutsche  Dramen  des  Mittelalters 
wie  Ernst  Wilken  in  seiner  bekannten  Geschichte  der  geistlichen  Spiele, 
beschränkt  sich   aber  auch   nicht  auf  eine   einzige  Gattung  wie   Anton   Schön- 


LITTERATUK:  R.  BECKSTEIN,  L.  WIRTH,  DIE  OSTER-  ü.  PASS.-SPIELE  etc.      97 

bach  in  seinen  Marienklagen.  Er  bietet  uns  eine  umfassende  Monographie, 
indem  er  neben  den  älteren  Osterspielen  zugleich  auch  die  Passionsspiele, 
die  aus  den  Osterspielen  erwachsen  sind,  in's  Auge  faßt.  So  trägt  sein  Werk 
denselben  Titel  wie  Milchsacks   großes,   noch  unvollendetes   Unternehmen. 

Der  Verfasser  will  in  seiner  Untersuchung  die  Entstehung  und  Ent- 
wickelung  der  Oster-  und  Passionsspiele  bis  zu  der  Zeit  darlegen,  wo  die 
älteren  Entwickelungsformen  abgeschlossen  sind  und  durch  Einführung  des 
Gelehrtendramas  neue  Bahnen  eingeschlagen  werden.  Sein  Werk  fußt  auf 
den  Untersuchungen  von  Milchsack  und  Lange  über  die  lateinischen  Oster- 
feiern  und  möchte  als  deren  Fortsetzung  gelten.  Es  beginnt  daher  auch  mit 
einer  gedrängten  Einleitung  über  die  Osterfeiern,  in  der  namentlich  die  drei 
verschiedenen  Stufen,  wie  sie  Lange  festgestellt  hat,  dargelegt  werden.  Aus 
der  dritten  Stufe  entwickeln  sich  dann  die  eigentlichen  Osterspiele.  Leider 
besitzen  wir  nur  ein  einziges  Beispiel  aus  ganz  alter  Zeit,  das  sog.  Myste- 
rium von  Tours;  das  sog.  Klosterneuburger  Osterspiel  aus  dem  13.  Jahr- 
hundert ist  vor  seiner  Veröffentlichung  wieder  verloren   gegangen. 

In  den  jüngeren  Überlieferungen  ist  gleichwohl  auch  die  Entstehung 
aus  den  alten  Elementen  wahrzunehmen.  Im  Anschluß  an  Lange  sucht  nun 
auch  Wirth  verschiedene  Gruppen  der  vorhandenen  Osterspiele  zu  gewinnen. 
Es  ergeben  sich  ihm  zwei,  nicht,  wie  man  vielleicht  vermuthen  könnte,  drei 
Gruppen.  Die  Spiele  der  ersten  Gruppe,  zu  denen  er  den  den  Übergang 
bildenden  Trierer  ludus ,  sowie  das  Wolfenbütteler  und  Erlauer  III.  Oster- 
spiel rechnet,  enthalten  zwar  noch  die  alten  Bestandtheile  der  ehemaligen 
Osterfeiern,  sind  aber  doch  schon  vielfach  erweitert,  mit  weltlichen,  humo- 
ristischen, possenhaften  und  satirischen  Elementen  verwoben.  Zu  den  aber- 
mals erweiterten  Osterspielen  der  zweiten  Gruppe  gehören  nun  die  zahlreichen 
andern  Stücke,  welche  die  auf  die  Grablegung  folgenden  Scenen  und  nament- 
lich die  Darstellung  der  Höllenfahrt  enthalten.  Zu  ihnen  gehört  auch  das 
von  Bartsch  herausgegebene  Spiel  aus  Muri,  welches  Bartsch  mit  Unrecht 
als  das   älteste  Passionsspiel  bezeichnete.     Es   ist  lediglich  ein   Osterspiel. 

Umgekehrt  ist  das  von  Haupt  in  Wagner's  Archiv  herausgegebene  Spiel 
manchmal  als  Osterspiel  angenommen  worden,  während  es  zu  den  Passions- 
spielen zu  rechnen  ist. 

Es  ist  das  Verdienst  von  Wirth's  Monographie,  daß  in  ihr  diese  beiden 
Gattungen  scharf  von  einander  gesondert  werden.  Die  Passionsspiele,  eben- 
falls wie  die  Osterspiele  erst  lateinisch ,  dann  lateinisch-deutsch ,  schließlich 
ganz  deutsch ,  wollen  nicht  ein  einzelnes  Ereigniß  aus  dem  Leben  Christi 
darstellen,  schließen  sich  also  nicht  an  ein  bestimmtes  kirchliches  Fest  an 
wie  die  Osterfeiern  und  Osterspiele,  sondern  sie  wollen  alle  wichtigen  Er- 
eignisse aus  dem  Leben  und  Wirken  des  Heilands  in  dramatischer  Form  zur 
Anschauung  bringen.  Daß  in  ihnen  die  Passion  vorzugsweise  behandelt  wurde, 
lag  nahe. 

Nun  gibt  es  aber  auch  Spiele ,  die  Passions-  und  Osterspiele  zugleich 
sind.  Diese  finden  bei  Wirth  keine  theoretisch  gesonderte  Betrachtung,  was 
eigentlich  zu  verwundern  ist.  Wilken  hatte  für  sie  den  Namen  „Passions- 
Osterspiele"    gewählt,    der  mir  recht  treffend  zu   sein  scheint. 

Bei  Wirth  sind  die  Osterspiele  als  die  ältere  Gattung  auch  als  die 
literar-historiseh  wichtigere  aufgefaßt.      Darum  widmet  er  auch    ihrer  Grund- 

GERMANIA.    Nene  Reihe  XXIV.  (XXXVI.)  Jahrg.  7 


L1TTERATUR:  R.  BECKSTEIN,  L.  WIRTH,  DIE  OSTER-  U.  PASS.-SPIELE  etc. 

läge  und  ihren  Quellen  eine  sehr  ausgedehnte  Betrachtung,  während  den 
Passionsspielen  gleiche  Ausführlichkeit  nicht  zu  Theil  wird.  Zu  jener  Be- 
trachtung wird  ganz  im  Einklang  mit  Milchsack's  Auffassung,  daß  die  Spiele 
zum  großen  Theile  aus  epischen  Darstellungen  schöpfen,  die  geistlicne  Er- 
zählungsliteratur wie  Urstende,  Martina,  Passional  u.  a.  zum  Nachweise  heran- 
gezogen. Daneben  werden  in  überaus  sorgsamer  Weise  auch  aus  der  Lyrik 
die  Parallelstellen  gegeben.  Besonders  wichtig  aber  erscheint  in  diesem 
Capitel  die  zwar  schon  beobachtete,  vorher  aber  noch  niemals  in  so  augen- 
fälliger Weise  dargestellte  Übereinstimmung  der  Spiele  untereinander  hin- 
sichtlich  des  Ausdrucks   und   des   Wortlautes. 

Das  folgende  (5.)  Capitel  faßt  das  „Verhältniß  der  einzelnen  Spiele  zu 
einander  und  besondere  Quellen"  in's  Auge.  Dazu  gehört  der  „Anhang" 
(S.  235 — 343),  der  die  mit  wahrem  Bienenfleiß  gesammelten  „Belege  zu 
den  geistlichen  Spielen"  bringt.  Trotzdem  Wirth  das  von  Bartsch  heraus- 
gegebene Stück  als  Osterspiel  charakterisiert,  hat  er  es  im  5.  Capitel  wie 
auch  im  Anhange  (unter  Nr.  11)  als  „Passionsspiel  aus  Muri"  bezeichnet. 
Dagegen  hat  er  richtig  das  erwähnte  Wiener  Spiel  als  Wiener  Passionsspiel 
angesetzt. 

Besonderes  Interesse  nimmt  in  Wirth's  Buch  das  6.  Capitel  in  An- 
spruch, das  den  Inhalt  der  früheren  Dissertation  bildet,  also  den  „Stil  der 
geistlichen  Spiele"  behandelt.  Bevor  der  Verfasser  auf  die  Einzelheiten  ein- 
geht, sucht  er  die  Frage  zu  beantworten,  wer  die  weltlichen  Elemente  in 
die  geistlichen  Spiele  eingeführt  habe  oder  mit  anderen  Worten,  von  welchen 
Verfassern  solche  Stücke  herrühren.  Er  glaubt,  daß  sie  Producte  der  Spiel- 
leute ,  der  clerici  vagantes  u.  dergl.  Leute  seien.  Er  glaubt,  er  behauptet 
es,  aber  bewiesen  hat  er  es  nicht.  Wenigstens  sind  die  bekannten  Verbote, 
die  er  als  Beweise  beibringt,  nicht  so  sicher  und  zweifellos  zu  deuten,  wie 
er  es  sich  denkt  und  wünscht.  Wirth  gesteht  auch  mehrfach  die  Unsicher- 
heit seiner  Folgerungen  zu.  Geradezu  ein  Sprung  ist  es,  wenn  er  behauptet, 
die  Spiele  seien  aus  der  Kirche  verbannt  worden,  und  die  Geistlichen  hätten 
auf  die  Mitwirkung  verzichten  müssen.  Er  schränkt  allerdings  diesen  ge- 
wagten Satz  dadurch  wieder  ein,  daß  er  hinzufügt:  „Nur  manche  Mönche 
und  Klosterschüler  scheinen  trotz  aller  Verbote  bei  Aufführungen  noch  viel- 
fach mitgewirkt  zu  haben."  Hier  würde  auch  ein  Beweis  nöthig  gewesen 
sein.  Was  fangen  wir  mit  dem  „scheinen"  und  dem  „vielfach"  an?  Wenn 
die  Spiele  aus  dem  beengten  Räume  der  Kirche  heraustraten,  um  für  das 
große  Spielpersonal  Platz  zu  gewinnen  und  zugleich  für  die  Masse  der  Zu- 
schauer, so  ist  das  doch  noch  keine  Verbannung  aus  der  Kirche.  Ein 
historisch  unanfechtbarer  Beweis  von  der  Betheiligung  der  Cleriker  an  den 
theatralischen  Aufführungen  geistlicher  Stücke  ist  und  bleibt  doch  die  Nach- 
richt vom  Spiel  von  den  zehn  Jungfrauen  durch  die  Dominikaner  zu  Eisenach. 

Wirth  begnügt  sich  nicht  mit  dem,  wie  er  selbst  fühlen  mußte,  un- 
sichern  Beweise,  den  ihm  die  Verbote  der  Kirche  boten,  er  will  nun  die 
Verfasserschaft  der  Spielleute  und  Vaganten  noch  näher  beweisen  ,  „indem 
er  auf  die  sprachlichen  Eigentümlichkeiten,  überhaupt  auf  den  Stil  jener 
Stücke  u.  a.  Eigenheiten  eingeht."  Als  die  Nachkommen  der  Spielleute  und 
Vaganten  betrachtet  er  die  Meistersinger  und  Schulmeister,  von  denen  unter 
andern    das    Redentiner    Osterspiel    herrühren    soll.     Zunächst  rechnet  er  zu 


LITTEKATUR:  R.  BECHSTEIN,  L.  WIRTH,  DIE  OSTER-  U.  PASS.-SPIELE  etc.     99 

den  Producten  der  Spielleute  und  Vaganten  das  Benedictbeurer  und  das  Wiener 
Passionsspiel,  das  Innsbrucker,  Wiener,  Sterzinger  Osterspiel  und  alle  Erlauer 
Spiele.  Die  charakteristischen  Eigenheiten  der  Sprache  und  des  Stils  schei- 
nen ihm  besonders  in  einzelnen  Scenen  hervorzutreten.  Darum  stellt  er  seine 
Betrachtung  nach  diesen  Scenen  an.  Es  sind  folgende:  1.  die  Scenen,  in 
denen  Pilatus  und  seine  Ritter  auftreten,  2.  die  Krämerscenen,  3.  die  Teufels- 
spiele, 4.  die  Maria  Magdalena-Scenen.  Vorzugsweise  werden  die  Typen 
und  Formeln  vorgeführt  und  zwar  wiederum  in  höchst  fleißiger  und  sorg- 
samer Weise.  Dazu  werden  auch  mannigfache  Parallelstellen  gegeben,  nament- 
lich  auch   aus   den  jüngeren  Fastnachtspielen. 

Unter  den  typischen  Ausdrucksweisen  zur  Einleitung  der  Rede  werden 
auch  die  Aufforderungen ,  stille  zu  schweigen ,  eingereiht.  Hier  hätte ,  und 
wenn  es  auch  nur  in  einer  Anmerkung  gewesen  wäre,  der  Verfasser  Gelegen- 
heit nehmen  sollen,  auf  die  Formel  Sile,  Siletc,  Silentium  habete  hinzuweisen. 
Denn  gehört  dies  nicht  mit  zum  Stil  der  geistlichen  Spiele,  zum  Stil,  wenig- 
stens in  dem  umfassenden  Sinne,  den  der  Verfasser  mit  dem  Worte  ver- 
bindet? ') 

Die  vorher  schon  ausgesprochene  Ansicht,  daß  das  Redentiner  Spiel 
von  einem  Meistersinger  oder  Schulmeister  herrühre,  wiederholt  der  Verfasser 
bei  Zusammenstellung  der  Ergebnisse  (auf  S.  227)  noch  entschiedener.  Er 
könne  den  Verfasser  unmöglich  für  einen  Geistlichen  ansehen.  Es  ergebe 
sich  das  schon  aus  dem  Inhalt  des  Teufelsspieles.  Auch  Ettmüller  habe  dies 
erkannt  (Einleitung  XX),  suche  es  aber  dadurch  zu  erklären,  daß  er  für  das 
Teufelsspiel  einen  andern  Verfasser  annehme,  was  sich  jedoch  nicht  erweisen 
lasse.  Den  Schulmeister  wollen  wir  uns  gefallen  lassen;  denn  die  Schul- 
meister gehörten  halb  und  halb  zum  Clerus,  hatten  kirchliche  Bildung  und 
nahmen  eine  freiere  Stellung  ein.  Aber  was  sollen  wir  mit  dem  Meistersinger 
machen?  Was  versteht  der  Verfasser  unter  einem  Meistersinger?  Einen 
Dichter-Dilettanten,  der  neben  einer  bürgerlichen  Beschäftigung  in  seinen 
Mußestunden  an  einer  Singschule  Theil  nimmt  und  künstliche  Lieder  schafft? 
Sobald  ein  solcher  aber  sich  auf  das  dramatische  Gebiet  begibt,  hört  er  auf, 
Meistersinger  zu  sein.  Der  Meistergesang  ist  Kunstlyrik  und  das  gerade 
Widerspiel  von  Volkstümlichkeit.  Oder  denkt  sich  Wirth  unter  einem  Meister- 
singer einen  meistersingerisch  geschulten  Dichter  von  Beruf,  wie  es  Suchen- 
sinn, Muscatblüt  und  Michael  Beheim  waren?  Aber  waren  diese  denn  Dra- 
matiker? Aber  gesetzt  auch,  ein  solcher  Dichter  hätte  einmal  ausnahmsweise 
ein  geistliches  Spiel  verfaßt,  wo  ist  denn  in  Norddeutschland  eine  Singschule, 
in  der  er  seine  Kunst  erlernte?  Auch  heute  noch  gilt  Jacob  Grimm's  Aus- 
spruch (Meistergesang  S.  129):  „Man  zeige  mir  Meistersängerschulen  in 
Sachsen,  Niedersachsen,  Westphalen ,  Pommern,  Mecklenburg,  Brandenburg 
u.  a.  m."  Im  sechzehnten  Jahrhundert  haben  wir  ja  Beispiele,  daß  in  Nord- 
deutschland  Meistersinger   auch   zugleich  Dramatiker  waren,   aber  für  die  Zeit 


')  Wenn  wir  auch  über  die  Bedeutung  der  formelhaften  Vorschrift  Stiele  unter- 
richtet sind,  so  fehlt  es  doch  noch  an  einer  zusammenfassenden  und  erschöpfenden 
Behandlung.  Zweimal  schon  habe  ich  in  meiner  Eigenschaft  als  Director  des  deutsch- 
philologischen Seminars  diese  Frage  als  Preiaaufgabe  gestellt,  sie  ist  aber  niemals 
gelöst,  ja  nicht  einmal  versucht  worden.  Wahrscheinlich  schreckten  die  jungen  Herren 
vor  dem  allzugroßen  Material  zurück. 

7* 


100     LITTERATURrR. BECKSTEIN,  L.WIRTH,  DIE  OSTER- U.  PASS.-SPIELE  etc. 

des  Redentiner  Spiels  ist  ein  solches  Verhältniß  noch  nicht  erwiesen.  Und 
betrachten  wir  die  Form  des  Redentiner  Spiels,  so  hat  sie  in  ihrer  Freiheit 
auch  nicht  eine  Spur  des  Meistersingerischen  an  sich.  Wir  mögen  also  die 
Sache  drehen  und  wenden,  wohin  wir  wollen,  immer  wird  es  sich  zeigen,  daß 
Wirth's  Annahme  von  der  Verfasserschaft  eines  Meistersingers  eine  in  die 
Luft  gebaute  ist.    Hätte  er  doch  wenigstens  versucht,   den  Beweis  zu  führen  ! 

Auch  noch  an  einem  andern  Satze  in  seiner  Zusammenstellung  der 
Ergebnisse  nehme  ich  Anstoß.  Er  sagt:  „Die  Spielleute  etc.  verfuhren  mit 
dem  geistl.  Drama,  wie  einst  der  Sänger  des  Heliand  mit  dem  bibl.  Stoff. 
Sie  kleideten  die  biblische  Geschichte  in  ein  deutsches  Gewand ;  wie  deut- 
sches Leben,  deutsche  Sitte  und  Gesinnung  in  unsern  Volksepen  sich  wider- 
spiegelt, so  auch  in  diesen  Spielen."  Was  hier  von  den  Spielleuten  gesagt 
ist,  thaten  bekanntlich  die  Kunstdichter  auch.  Dieser  naive  Zug,  das  Fremde 
heimisch  zu  machen,  das  Alte  in  die  Gegenwart  zu  rücken,  geht  durch  das 
ganze  Mittelalter  und  ist  keineswegs   eine  Eigenart  der  Deutschen. 

Dagegen  muß  ich  einer  andern  Annahme  Wirth's,  wenn  er  sie  auch 
nicht  eigentlich  bewiesen  hat  und  auch  nicht  unmittelbar  beweisen  konnte, 
meinen  vollen  Beifall  schenken.  Er  erklärt  sich  mit  Recht  gegen  die  An- 
sicht „von  einer  mündlichen  Tradition"  beim  Drama.  Er  glaubt  vielmehr 
annehmen  zu  müssen,  daß  die  ältesten  Spiele  „ausgeliehen"  oder  durch  „Ab- 
schriften" vervielfältigt  wurden.  „So  erklärt  sich  auch  die  Übertragung  eines 
Spiels  aus  einer  Mundart  in  die  andere,  ferner  die  Thatsache ,  daß  manche 
Spiele  weit  von  dem  Orte  ihrer  Entstehung  entfernt  aufgefunden  wurden.1' 
Die  folgende  Erörterung,  die  natürlich  nur  einen  literarischen  Wahrschein- 
lichkeitsbeweis bietet,  ist  vortrefflich. 

Ich  bin  überzeugt,  daß  sich  auch  noch  unmittelbare  Zeugnisse  vom 
gegenseitigen  Ausleihen  der  Theaterbücher  auffinden  werden:  in  Kloster-  und 
Stadtrechnungen,   in  Correspondenzen,   Memoiren  u.   dergl. 

Wirth  hat  das  gesammte  einschlagende  Material  herangezogen ;  nur  ein 
Stück  vermisse  ich :  das  von  Zacher  in  der  Zeitschrift  Bd.  2  herausgegebene 
mittelniederländische  Osterspiel,  das  übrigens  gar  nicht  rein  niederländisch, 
sondern  zum  Theil  niederrheinisch   ist. 

Unter  der  am  Schlüsse  zusammengestellten  „Literatur"  finde  ich  auch 
ein  literar-historisches  Werk  nicht  mitgenannt,  das  dem  Verfasser  doch  man- 
cherlei Brauchbares  geboten  haben  würde,  nämlich  Heinrich  Alt's  „Theater 
und  Kirche"   (Berlin    1846). 

Die  verdienstvolle  Schrift  von  Wirth  läßt  zwar  noch  manche  Fragen 
literar-historischer  Art  unbeantwortet,  im  Ganzen  aber  bezeichnet  sie  einen 
entschiedenen  Fortschritt  in  unserer  Erkenntniß  des  mittelalterlichen  Dramas 
in  Deutschland.  Ihr  Hauptverdienst  aber  ist  philologischer  Natur.  Sie  bringt 
eine  so  außerordentliche  Fülle  von  Belegen  und  Parallelstellen,  daß  sie  von 
Jedem,  der  künftig  auf  diesem  Gebiete  zu  arbeiten  hat,  nur  mit  dem  größten 
Vortheil  benutzt  werden  wird.  Ist  sie  somit  eine  Vorarbeit  und  Grundlage, 
so  dürfen  wir  hoffen,  daß  ihr  Verfasser  sie  selbst  als  eine  solche  betrachten  und 
uns  weitere  Ausführungen,   zu  denen  sie  reichen  Anlaß  gibt,  bescheeren   möge. 

ROSTOCK,  Mai  1890.  REINHOLD  BECHSTEIN. 


1.    BEGRIFF  UND  GESCHICHTE  DEH  GERMANISCHEN  PHILOLOGIE.      R)l 

BIBLIOGRAPHISCHE  ÜBERSICHT 

DER 

ERSCHEINUNGEN  AUF  DEM  GEBIETE  DER  GERMANISCHEN 
PHILOLOGIE  IM  JAHRE  1887. 

UNTER  MITWIEKUNG  VON  J.  TE  WINKEL   IN  GRONINGEN   UND  K.  F.  SÖDERWALL  IN  LUND 

HEAKBKITET  VON 

GUSTAV    EHRISMANN. 


I.  Begriff  und  Geschichte  der  germanischen  Philologie. 

1.  Handbuch  der  classischen  Altertumswissenschaft  (s.  Bibl.  1886,  Nr.  2) 
Bd.   4,   S.   1  —  224  und  481—931. 

2.  Körting,    Encyklopädie  (Bibl.   1886,   Nr.   3). 

Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  391—398  (Breymann);  Zs.  f.  neufranz.  Sprache  und 
Litt.  IX,  4  (Vietor). 

3.  Gröber,  Gustav,  Grundriß  der  romanischen  Philologie  (Bibl.  1886, 
Nr.   4).   2.  Lief.   gr.   8.   (S.   281—512)  Straßburg   1887,  Trübner.   4   M. 

4.  Pfaff,   Romantik  (Bibl.   1886,  Nr.    6). 

Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  1  f.  (Mnncker),  dazu  Pfaff  u.  Muncker,  ebenda  Sp.  150 
bis  152;  Zs.  f.  d.  österr.  Gymnasien  1887,  152  (Minor),  dazu  325  f.  (Pfaff  u. 
Minor);  Lit.  Handweiser  Nr.  427  (Thoemes);  Zs.  f.  vergl.  Lit.-Gesch.  1,  H.  3/4 
(Weißenfels). 

5.  Heidelberger  Romantik  und  die  Anfänge  der  Sprachwissenschaft. 

Allgem.  Ztg.  1886,  Beil.  Nr.  199. 

6.  Curtius,   kleinere   Schriften  (Bibl.    1886,  Nr.   9). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  121  f.  (Windisch);  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  7  f. 
u.  820  f.  (Jolly);  Wochenschrift  f.  class.  Philologie  1887,  Sp.  257—263  u.  289 
bis  295  (Immisch);  Berliner  philol.  Wochenschrift  1887,  8p.  370  ff.  (Brugmanu) ; 
N.  Jahrbücher  f.  Philologie  u.  Pädagogik  136,  516  u.  137,  297  ff.  (Angermauu); 
Gymnasium   1887,  51  (Golling);  Revue  critique  1887,  S.  343  f.  (L.  Duvau). 

7.  Grimm,  Willi.,  kleinere  Schriften,  hrsg.  von  Gust.  Hinrichs.  4.  Bd. 
gr.   8.   (IX,    700   S.)  Gütersloh,  Bertelsmann.    14   M. 

Inhalt:  Vorwort,  von  Ed.  Schröder;  Freidanks  Grabmal,  über  Freidauk, 
Nachtrag,  zweiter  Nachtrag,  zum  Freidauk,  nochmals  über  Freidank;  zur  Ge- 
schichte des  Reims;  die  Himmelsstürmer;  albanes.  Märchen;  spau.  Märchen; 
der  Swinegel;  zwei  Thiermärchen ;  Thierfabeln  bei  den  Meistersängern ;  über 
eine  Thierfabel  des  Babrius;  Holzschnitt  zu  einer  Fabel;  die  mythische  Be- 
deutung des  Wolfes;  die  Sage  von  Polyphem;  Volkslied  aus  dem  16.  Jahrh. ; 
zwei  Meisterlieder;  Bruchstück  einer  Bearbeitung  des  Rosengarten;  der  Rosen- 
garten; Bruchstück  aus  einem  unbekannten  Gedicht  vom  Rosengarten;  Ein- 
leitung zur  Vorlesung  über  Gudrun;  desgleichen  über  Hartmanns  Er ek;  chrono- 
logisches Verzeichnis  der  Schriften  W.  Grimms;  Register  (zu  allen  4  Bdu.), 
von    F.  Wrede. 

8.  Freytag,  Gustav,  Erinnerungen  aus  meinem  Leben.  8.  (IV,  377  S."> 
Leipzig  1887,  Hirzel.  Auch:  Gesammelte  Werke  Bd.  1,  Leipzig  1886, 
Hirzel. 

Beziehungen  zu  Hoffmann  v.  Fallersleben  (seit  1835,  Breslau) ,  Ad.  Kulm  und 
Lachmann  (1836,  Berlin),   Moritz  Haupt  (seit  1848,  Leipzig). 

9.  Bradshaw,  Henry,   von   Karl  Breul. 

Engl.  Studien  10,  211—214. 


102  BIBLIOGRAPHIE  VON   1887. 

10.  Campe.  —  Koldewey,  Friedr.,  Joachim  Heinrich  Campe  als  Vorkämpfer 
für  die  Reinheit  der  Muttersprache. 

Grenzboten  46,  Nr.  21. 

11.  Frommann.  —  Dr.  Georg  Karl  Frommann,  zweiter  Director  des  ger- 
manischen Nationalmuseums. 

Anzeiger  des  german.  Nationalmuseums  II,  S.  1 — 3. 

12.  G.  K.  Frommann. 

Allgem.  evang.-luther.  Kirchenzeitung  1887,  Nr.  16. 

13.  Frommann,  Nekrolog. 

Siebenbürg.  Korrespondenzblatt  10,  S.  12. 

14.  Fronius.  —  Teutsch,   G.   D.,   Denkrede  auf  F.  F.   Fronius. 

Archiv  d.  Vereins  f.  siebenbürg.  Landeskunde  N.  F.  21,  5 — 27. 

15.  Grimm.  —  Lahes,  Eugen,  die  bleibende  Bedeutung  der  Brüder  Grimm 
für  die  Bildung  der  deutschen  Jugend,  an  den  Märchen,  Sagen,  der  Helden- 
sage und  Mythologie  dargelegt,  gr.  4.  (32  S.)  Rostock,  Werthers  Verlag. 
1,20  M.   —  Auch:   Progr.   des  Gymn.  zu  Rostock   1887,  Nr.   602. 

Vgl.  Gymnasium   1888,  Sp.   19  f.  (Matthias). 

16.  Stengel,  E. ,  Mittheilungen  aus  Jacob  Grimms  Briefwechsel  mit  Frank- 
furter Freunden:   I.   Gerh.  Thomas;    II.  Gottfr.    Scharff;   III.  Dr.   Fr.  Roth. 

In:  Frankfurter  neuphilologische  Beiträge  (8.  [136  S.]  Frankfurt  a.  M.,  Mahlau 
u.  Waldschmidt.  3,60  M.). 

17.  Euler,  zur  Erinnerung  an  Jacob  Grimm. 

Mittheilungen  d.  Vereins  f.  Gesch.  u.  Alterthumskunde  in  Frankfurt  a.  M.  7,  H.  6. 

18.  Ein  Brief  Wilhelm  Grimms,  von  Otto  Francke. 

Anz.  f.  d.  Alterthum  13,   189. 

Chronolog.  Verzeichniß    der  Schriften  W.  Grimms    s.   oben  Nr.   7 ; 
Sprache   s.  Nr.  295. 

19.  Haltrich.    —   Teutsch,  G.   D.,  Denkrede  auf  Joseph  Haltrich. 

Archiv  d.  Vereins  f.  siebenbürg.  Landeskunde  N.  F.  21,  203 — 230. 

Haupt,    s.    Nr.    8. 

Hoffmann  von  Fallersieben,  s.  Nr.  8. 

20.  Hnmboldt,  W.  v.,  von  Bruchmann   (Bibl.   1886,  Nr.   34). 

Vgl.  Berliner  philol.  Wochenschrift  1887,  Sp.   1193  (Vogrinz). 

21.  JÖnsson,   Björn.  —  rorkelsson,  Jon,  pättur  af  Birni  Jönssyni  a  Skardsa. 

Ti'marit  hins  fslenzka  bökmentafjelags   1887,  34 — 96. 

22.  Olsen,  Björn  Magnüsson,  Athugasemd   (vid  pättinn  af  Birni  ä  Skardsa). 

Ebenda  S.  97—99. 

23.  Junius.  —  Fruin,  R.,  Over  geschriften  aan  Franciscus  Junius  en  aan 
Franciscus   Balduinus  toegeschreven. 

Bijdr.  voor  Vaderl.  Geschied-  en  Oudheidkunde  3.  R.  IV,  S.  243—251. 
Keller,  s.  Nr.  50\ 
Lachmann,  s.  Nr.  8. 

24.  Laßberg.  —  Briefwechsel  zwischen  J.  von  Laßberg  und  Johann  Adam 
Pupikofer,  von  J.  Meyer. 

Alemannia  15,  231—288. 

25.  Musäus,  J.  K.  A.,  von  Franz  Muncker. 

Allgem.  D.  Biographie  23,  85—90. 

26.  Stern,  Ad.,  Joh.   Karl  Aug.   Musäus. 

Allgem.  Ztg.  1887,  Beil.  Nr.  299,  304,  310,  319,  329,  341. 

27.  Koenig,  Rob. ,  zur  100jährigen  Erinnerung  an  Musäus  (f  26.  Oct. 
1787). 

Daheim,  24.  Jahrg.,  Nr.  4. 


I.    BEGRIFF  UND  GESCHICHTE  DER  GERMANISCHEN  PHILOLOGIE.      1Q3 

28.  Kohut,  Ad.,  zur  Erinnerung  an  den  Volksmärchendichter   Musäus. 

Illustrierte  Ztg.  Nr.  2313. 

29.  Oberlin,  Jeremias  Jacob,    von  E.   Martin. 

Allgem.  D.  Biographie  '24,  96—  99. 

30.  Oechsle,  Ferdinand  Friedrich,   von  Eugen   Schneider. 

Allgem.  D.  Biographie  24,  145. 

31.  Pott.  —  Winkler,  Arnold,  August  Friedrich  Pott  und  die  ..allgemeine 
Sprachwissenschaft"   in  Deutschland, 

Deutsche  illustrierte  Ztg.  3.  Jahrg.,  Nr.  53/54. 

32.  Pauli,  Karl,  August  Friedrich   Pott. 

Illustrierte  Ztg.   Nr.  2300. 

33.  Pott,  Nekrolog. 

Daheim,  23.  Jahrg.,  Nr.  42,  Beil. 

34.  Rask.  —  Wimmer,  L.  F.  A. ,  Rasmus  Kristian  Rask.  Mindetale  pä 
hundredarsdagen   efter  Rasks  fe^dsel.    8.    Kopenhagen    1887. 

35.  R^nning,  Rasmus  Kristian  Rask ;  et  Mindeskrift  i  Anledning  af  Hundred- 
arsdagen for  hans  Fedsel.  (60  S.  Mit  Porträt.)  Kopenhagen,  Schoriburg.  2  Kr. 

Roth,  Franz,  s.   Nr.    16. 

36.  Scherer.  —  Basch,  Victor,   Wilhelm  Scherer  et  la  philologie  allemande. 

Annales  de  l'Est  I,  64—91,  454—473. 

37.  Heinzel,  R. ,  Rede  auf  Wilhelm  Scherer  (Bibl.  1886,  Nr.  44),  separat. 
8.   (15   S.)   Wien,  Gerold's  Sohn. 

38.  Schmidt,  Joh. ,  Gedächtnißrede  auf  Wilhelm  Scherer.  (Aus:  Abhand- 
lungen der  kön.  preuß.  Akad.  d.  Wiss.  zu  Berlin.)  gr.  4.  (19  S.)  Berlin, 
G.   Reimer  in   Comm.    1    M. 

39.  Weitere  Nekrologe  auf  Wilhelm  Scherer:  Sitzungsberichte  der  kön. 
bayer.  Akad.  d.  Wiss.  1887,  I,  258 — 263  (von  Prantl);  Westermanns 
Monatshefte  1887,  August  (Hoffory);  Nationalzeitung  1886,  3.  Nov.  ff. 
(Konr.  Burdach);  Allgemeine  Ztg.  1886,  Beil.  Nr.  244;  Modern  Language 
Notes  I,  8  (Goebel);  American  Journal  of  Philology  8,  H.  1  (Hewett). 
—   Scherers  Bibliothek,   s.   Centralblatt  f.  Bibliothekswesen  4,   S.   89. 

40.  Grimm,  Hermann,  Besprechung  von:  Wilhelm  Scherer,  Aufsätze  über 
Goethe  (Berlin   1886,  Weidmann,   gr.   8.   [VIII,   355   S.]   6   M.). 

D.  Lit.  Ztg.   1887,  Sp.  89  —  92. 

41.  Gottschall,  R.  v.,   deutsche  Literarhistoriker  der  neuesten  Zeit. 

Unsere  Zeit  1887,  H.   1.  (Darin  über  W.  Scherer.) 

42.  Sclirneller  -  Literatur. 

Allgem.  Ztg.   1886,  Beil.  Nr.  266. 

43.  Schmellers  Leben,  von  Niclas  (Bibl.    1886,  Nr.   46). 

Vgl.  N.  Jahrb.  f.  Philologie  u.  Pädagogik  136,  524-528  (Menge). 

44.  Schoepflin.   —  Pfister,   Ch.,  Jean-Daniel  Schoepflin. 

Annales  de  l'Est,  I,  34—63,   184—220  u.  349—368. 

45.  Stöber,  August.  —  Ehrismann,  Henri,  Auguste  Stoeber,  sa  vie  et 
ses   oeuvres. 

Bulletin  du  Musee  historique  de  Mulhouse  XI.  ann<§e  1886,  S.  6 — 35. 

46.  Thomasius.  —  Das  erste  deutsche  Colleg  zu  Leipzig,  am  24.  Oetober 
1687.   Zur  Erinnerung  an  Christian   Thomasius. 

Wissenschaftliche  Beilage  der  Leipz.  Ztg.  1887,  Nr.  84. 

47.  Hofmeister,   A.,  zum  Thomasius-Jubiläum. 

Grenzboten,  46.  Jahrg.,    Nr.  45.  —  Der  Rostocker   Professor  Tilemann   Hever- 
lingh  las   1501  das  erste  deutsche  Colleg. 


104  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

48.  B  endin  er,  M.,   ein  allgemeines   deutsches   Universitätsjubiläum. 

Allgem.   Ztg.   1887,  Beil.  Nr.  269. 
48\   Die  ersten  deutschen  Vorlesungen  und  Theophrast  von   Hohen- 
heim. 

Allgem.  Ztg.   1887,  Beil.  Nr.  356. 

49.  Uhland.  —  Bibliographie  für  1886)  in:  Verzeichniß  der  auf  dem  Ge- 
biete der  neueren  deutschen  Litteratur  im  Jahre  1886  erschienenen  wissen- 
schaftlichen Publicationen  von  Ph.  Strauch,  Anzeiger  f.  d.  Alterthum 
13,   372   f. 

50.  Ein  Brief  Uhlands  an  Prof.  Joachim  Meyer,  mitgetheilt  von  Philipp 
Strauch. 

Anz.  f.  d.   Alterthum   13,  296  f. 
50a.   Zwei  Briefe  Uhlands  an  A.  v.  Keller,   mitgetheilt  von  Ph.  Strauch. 
Anz.  f.  d.  Alterthum  13,  292—296. 

51.  Holland,   zu  Uhlands   Gedächtniß   (Bibl.    1886,   Nr.   50). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.   1602  f.;  Allgem.  Ztg.   1887.  Beil.  Nr.  52. 

52.  Fischer,  Herrn.,  Ludwig  Uhland.  Eine  Studie  zu  seiner  Säcularfeier. 
8.   (VII,    199   S.)  Stuttgart,   Cotta.   3   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  1603;  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  1442—1444  (Schön- 
bach); Allgem.  Ztg.  1887,  Beil.  Nr.  285  (Lautenbacher);  Grenzboteu  46.  Nr.  35; 
Gegenwart  31,  Nr.  31;  Blätter  f.  literar.  Unterh.  1887,  II,  817  ff.  (Weigert).  — 
s.  auch  H.  Fischer,  Allgem.  Ztg.   1887,  Beil.  Nr.   116. 

53.  Fischer,  Herrn.,  Uhlands  Beziehungen  zu  auswärtigen  Litteraturen 
nebst  Übersicht  der  neuesten  Uhland-Litteratur. 

Zs.  f.  vergleichende  Literaturgeschichte  1,  365 — 391. 

54.  Fischer,  J.   G.,  zu  Ludwig  Uhlands    lOOjähriger  Geburtsfeier. 

Allgem.  Ztg.  1887,  Beil.  Nr.  115. 

55.  Rümelin,  Adolf,  Ludwig  Uhland.  Zum  100.  Gedenktage  seiner  Geburt, 
gr.  8.  (48  S.  mit  Bild  und  Facsimile.)  Stuttgart,  Gundert.  1  M.  Württem- 
bergische Neujahrsblätter,   4.   Blatt  1887. 

56.  Paulus,  Ed.,  Ludwig  Uhland  und  seine  Heimat  Tübingen.  Mit  24  Illu- 
strationen von  Gust.  Cloß.  Jubiläumsausgabe,  gr.  8.  (VIII,  48  S.)  Stutt- 
gart,  Krabbe.    1,50   M. 

57.  Hassenstein,  Georg,  Ludwig  Uhland.  Seine  Darstellung  der  Volks- 
dichtung und  das  Volksthümliche  in  seinen  Gedichten,  gr.  8.  (XI,  184  S.) 
Leipzig,   Reißner.   3   M. 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  1442-1444  (Schönbach);  Gegenwart  31,  Nr.  46; 
Blätter  f.  literar.  Unterh.  1887,  II,  582  (Boxberger). 

58.  Fulda,  Karl,  Ludwig  Uhland,  ein  deutscher  Dichter.  8.  (29  S.  mit  Bild.) 
Barmen,   Wiemann.   0,50   M.   Aus  dem   Reiche  für  das   Reich,   8.  Heft. 

59.  Grimme,  F.  W.,  Ludwig  Uhland.  Ein  Gedenkbiatt  zu  seinem  hundert- 
jährigen Geburtstage,  gr.  8.  (34  S.)  Frankfurt  a.  M. ,  Foessers  Nachf. 
0,50   M.    —   Frankfurter  zeitgemäße  Broschüren.  N.  F.    8.   Bd.,    7.   Heft. 

60.  Hönes,  Christian,  Ludwig  Uhland,  der  Dichter  und  der  Patriot,  gr.  8. 
(52  S.)  Hamburg  1887,  J.  F.  Richter.  1  M.  —  Sammlung  gemeinver- 
ständlicher wissenschaftlicher  Vorträge,  herausgeg.  von  R.  Virchow  und 
F.   v.   Holtzendorff,  N.  F.   2.  Jahrg.,   3.  Heft. 

61.  Ohorn,  Anton,  Ludwig  Uhland.  Zum  100jährigen  Gedächtnißtage  seiner 
Geburt,  gr.  8.  (42  S.)  Prag,  deutscher  Verein.  0,60  M.  —  Sammlung  gemein- 
nütziger Vorträge,  hrsg.  vom  deutschen  Vereine  zur  Verbreitung  gemein- 
nütziger Kenntnisse   in   Prag,   Nr.    119. 


I.    BEGRIFF  UND  GESCHICHTE  DER  GERMANISCHEN  PHILOLOGIE.     1Q5 

62.  Salomon,  Ludwig,  Ludwig  Unland.  Eine  Biographie,  dem  deutschen 
Volke  erzählt.  Aus :  Geschichte  der  deutschen  Nationallitteratur  des 
19.  Jahrh.'  12.  (23  S.)  Stuttgart,  Levy  u.  Müller.  0,30  M.  —  s.  auch: 
Illustrierte  Ztg.   Nr.   2286. 

63.  Kohut,  Adolf,  Ludwig  Uhland.  Lichtstrahlen  aus  seinen  Werken,  nebst 
einer  biographischen  Charakteristik  und  dem  Porträt  des  Dichters.  Ein 
Gedenkblatt  zum  100jährigen  Geburtstage  L.  Uhlands  am  26.  April  1887. 
12.   (IX,   93   S.)   Dresden,  Pierson.    1   M. 

64.  Kohut,  Adolf,  Professor  Ludwig  Uhland  und  seine  Schüler.  Ein  Gedenk- 
blatt zum   100jährigen   Geburtstage  des  Dichters. 

Gegenwart  31,  Nr.  17. 

65.  Stöckle,  J.,   Ludwig  Uhland. 

Rheinische  Blätter  f.  Erziehung  u.  Unterricht  61.  Jahrg.,  H.  4. 

65".  PI  ei  bei,  Ludwig  Uhland,  der  Dichter  für  die  deutsche  Jugend,  zum 
26.  April   1887. 

Neue  Blätter    aus  Süddeutschland    f.  Erziehung   u.  Unterricht  1387,    130 — 150. 

66.  Uhland,  Ludwig,    der  Classiker  der  Volksschule. 

Pädagogische  Blätter  für  Lehrerbildung  16,  H.  3. 

66\  Ludwig  Uhland,   von  Josef  Lautenbacher. 
Zs.  f.  allgem.  Geschichte  u.  s.  w.  1887,  286—307. 

66b.  Ludwig  Uhland,  von  Franz  Muncker. 
Vom  Fels  zum   Meer  1886/87,  H.  9. 

67.  Koenig,   Robert,  zu  Uhlands   lOOjährigem  Geburtstage. 

Daheim,  23.  Jahrg.  Nr.  29;  dazu  auch  Nr.  32. 

68.  Grimm,  Hermann,   zu    Uhlands    lOOjährigem   Geburtstage. 

D.  Rundschau,   13.  Jahrg.  7.  H. 

69.  Ginzel,  Ferd.,   Ludwig  Uhland  und   die  altfranzösische  Poesie. 

Grenzboten  46,   Nr.   18. 

70.  Riffert,  Julius,  zu  Ludwig  Uhlands    lOOjährigem   Geburtstage. 

Wissenschaftliche  Beilage  der  Leipz.  Ztg.  1887,   Nr.  32. 

71.  George,  R.  J. ,  Ludwig  Uhland.  Ein  Gedenkblatt  zur  hundertsten 
Wiederkehr    seines   Geburtstages. 

D.  Buchhändler-Akademie  IV,    161—167    und    214—221.    —  Ebenda:    Uhlands 
Beziehungen  zu  Lenau.  Nach  Briefen  geschildert,  S.  367 — 371. 

72.  Schreiber,   D.   M.,  Ludwig  Uhland. 

Deutsche  illustrierte  Zeitung,  3.  Jahrg.  Nr.  37. 

73.  Muscogiuri,  F.,  nel   centenario   del  poeta  Luigi  Uhland. 

Nuova  Antologia,  Anno  22.    3.  S.    Vol.  8.    Fase.  ö.   —   Vgl.  Herrigs  Archiv  78, 
475—478  (Mahrenholtz). 

74.  Bechstein,  R. ,  zu  Ludwig  Uhlands  Gedächtniß.  Festrede,  gehalten 
am  26.  April  1887  in  der  Aula  der  Universität  zu  Rostock.  8.  (40  S.) 
Rostock,  Adlers  Erben.  Separatabdruck  aus  der  Rostocker  Zeitung  1887, 
Nr.    191—197. 

Vgl.  Wissenschaftliche  Beilage  der  Leipz.  Ztg.  1887,  Nr.  48. 

75.  G  edächtnißreden  auf  Uhland ,  gehalten  in  der  Berliner  Gesellschaft 
für  das  Studium  der  neueren  Sprachen  von  Löschhorn,  Tobler,  Roe- 
d  i  g  e  r  und   Z  u  p  i  t  z  a. 

Herrigs  Archiv  70,   90—93. 

76.  Unsere  Uhland-Feier. 

Siebenbürg.  Korrespondenzblatt  10,  S.  58  f. 


106  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

77.  Weiteres  zur  Uhland-Feier:  Jubiläumsfeuilleton  der  Saale-Zeitung, 
21.  April  1887  (R.  Gosche);  Jubiläumsfeuilleton  der  Weser -Zeitung, 
26.  April  1887  (M.  Heyne) ;  Jos.  Seemüller,  akademische  Festrede  bei  der 
Uhland-Feier  der  Univ.  Wien  (vgl.  N.  Fr.  Presse  vom  28.  April  1887); 
Ed.  Sievers',  Festrede  zur  Uhland-Feier  der  Univ.  Tübingen  (vgl.  Schwab. 
Mercur,  27.  April  1887);  A.  E.  Schönbach,  Jubiläumsfeuilleton  der 
Wiener  Deutschen  Zeitung,  28.  April  1887  (Rede  zur  Uhland-Feier,  ge- 
sprochen zu  Graz  am  26.  April);  R.  Gosche,  Festrede,  gehalten  bei  der 
Uhland-Feier  im  alten  Gewandhaus  zu  Leipzig  (vgl.  Leipziger  Tagblatt  1887, 
4.  Mai,  1.  Beil.  [Aus:  Bibliographie  der  Uhland-Litteratur  von  L.  Fränkel, 
Germania  34,  363 — 367,  und  'Bibliographie  für  1887'  von  Ph.  Strauch, 
Anzeiger  f.  d.  Alterthum  15,  130 — 133,  wo  außerdem  eine  große  Anzahl 
Zeitungsartikel   über  Unland  und   die  Uhland-Feier. 

78.  Nachlese  zu   den  Uhland-Biographien. 

Württemberg.  Vierteljahrshefte  1887,  1  —  16. 

79.  Vilmar.  —  Kolbe,  Wilhelm,  und  E.  L.  Th.  Henke,  Reden  am  Grabe 
A.  F.  C.  Vilmars,  gehalten  am  1.  August  1868.  3.  Aufl.  gr.  8.  (15  S.) 
Marburg   1887,   Elwert.   0,20  M. 

80.  Wolff,  Jens  Lauritsen.  —  Storm,  Gustav,  lidt  om  Jens  Lauritssan 
Wolffs   'Norrigia    illustrata'. 

Arkiv  f.  nord.  Filologi  4,  95  f. 

81.  Worsaae.  —  Tischler,  Otto,  Gedächtnißrede  auf  J.  J.  A.  Worsaae, 
gehalten  in  der  Sitzung  der  physik. -Ökonom.  Ges.  zu  Königsberg  i.  Pr. 
am  4.  März  1886.  (Aus:  Schriften  der  Gesellschaft.)  gr.  4.  (11  S.)  Königs- 
berg  1886,  Koch  &  Reimer.   0,45   M. 

82.  Wybrands,  A.  W.,  Levensbericht  door  J.   G.   R.   Acquoy. 

Levensberichten  der  afgest.  medeleden  van  der  Maatsch.  der  Ned.  Letterkuude, 
Leiden  1887,  E.  J.  Brill,  S.  319—353. 

II.  Handschriftenkunde  und  Bibliographie. 

83.  Bibliotheca  philologica,  oder  vierteljährlich  systematisch  geordnete 
Übersicht  aller  auf  dem  Gebiete  der  gesammten  Philologie  in  Deutschland 
und  dem  Auslande  neu  erschienenen  Schriften  und  Zeitschriften-Aufsätze. 
Hrsg.  von  Aug.  Blau.  39.  Jahrg.  Neue  Folge.  1.  Jahrg.  gr.  8.  Göttingeu 
1886,   Vandenhoeck  u.   Ruprecht.    6   M. 

83\  Bibliotheca  philologica  etc.  40.  Jahrg.  Neue  Folge.  2.  Jahrg.  gr.  8. 
1887/88.  Ebenda.   6   M. 

84.  Oesterley,  Wegweiser  (Bibl.    1886,  Nr.   63). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.   1887,    Sp.  17—19  (Bresslau);    Mittheilungen    aus    der   histor. 
Litteratur  15,  109  (Bernheim). 

85.  Heinemann,   Handschriften  in  Wolffenbüttel  (Bibl.    1886,  Nr.   65). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.   1512;   Centralblatt  f.  Bibliothekswesen  4,   H.   1 
(Brambach). 

86.  Bartsch,  Karl,  Katalog  der  Handschriften  der  Universitäts-Bibliothek 
in  Heidelberg.  1.  Bd.  Imp.-4.  Heidelberg  1887,  Köster.  20  M.  Inhalt: 
die  altdeutschen  Handschriften,  verzeichnet  und  beschrieben.   (VI,    224  S.) 

Vgl.  Literar.  Centralblatt   1887,    Sp.  1507;    D.   Lit.  Ztg.   1887,    Sp.   1363—1366 
(Kochendörffer). 


II.    HANDSCHRIFTENKUNDE  UND  BIBLIOGRAPHIE.  107 

87.  Roth,   F.  W.   E.,    kleine  Mittheilungen   aus   Darmstädter  Handschriften. 

Germania  32,  253—256.  —  I.  Gedicht  auf  Erzbischof  Bruno  von  Köln  (nieder- 
rheinisch); IL— IV.  latein.  Gedicht;  V.  Segen  (niederrhein.);  VI.  u.  VII.  latein. 
Besegnungen  in  Versen ;  VIII.  niederrhein.  ABC;  Lebensregeln;  IX.  geistl.  Ge- 
dicht (niederrhein.). 

88.  Roth,   F. VT.  E..    altdeutsche  Handschriften   der  Bibliothek  zu  Darmstadt. 

Germania  32,  333 — 351.  —  Außer  einer  Anzahl  Hss.  mit  geistl.  Prosastücken. 
Predigten,  Tractaten  (Suso,  Tauler),  Legendarien,  Gebeten,  Brevier,  Evangelien, 
Arzneibüchern,  Segen,  Chroniken  (Königshofen),  Deutschordenstatuten:  Bruch- 
stücke einer  Liederhandschrift  (13/14.  Jhdt.) ,  des  Parzival,  des  j.  Titurel,  von 
Rudolfs  Weltchronik;  Verzeichniß  der  Aventiuren  des  Nibelungenliedes;  Karl- 
meinet; Leben  der  heil.  Elisabeth;  Passional  ;  Väterbuch;  Renner;  Enenkels 
Chronik;  G.  Hagens  Chronik;  Dankrotzheim;  Summarium  Heinrici;  Vocab. 
Huguitius,  lat.-deutsch ;  nd.  Glossen ;  Spiel  von  den  zehn  Jungfrauen. 

89.  Singer,  S.,  Verzeichniß  der  in  der  erzbischöflichen  Diöcesanbibliothek 
in  Erlau  vorhandenen  altdeutschen   Codices. 

Germania  32,  481  —  487.  —  Ulrichs  v.  d.  Türlein  Willehalm;  Ulrichs  v.  Tür- 
heim Rennewart;  geistl.  Meditationen,  Gebete  etc.;  Predigten  d  s  'Prueder 
Hanns  Bischof  mynner  Prueder  ordenn,  Predigerze  Wieun' ;  Erlauer  Spiele 
ed.  Kummer;  geistl.  Gedichte;  Hartmanns  Gregorius ;  Frauenlob;  Heinrich 
von  Mügeln,  Valerius  Maximus. 

90.  Schum,  Wilh. ,  beschreibendes  Verzeichniß  der  Amplonianischen  Hand- 
schriftensammlung zu  Erfurt.  Im  Auftrage  und  auf  Kosten  des  kön.  preuß. 
Unterrichtsministeriums  bearb.  und  hrsg.  mit  einem  Vorworte  über  Ara- 
plonius  und  die  Geschichte  seiner  Sammlung.  Mit  zwei  photolith.  Taf. 
Lex.- 8.   (LVIII,    1010   S.)  Berlin,   Weidmann.   40   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  1511  f.;  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  1206  f.  (Er- 
misch); Allgem.  Ztg.   1887,  Beil.  Nr.  265  (v.  Lohe) ;  Archival.  Zs.  12,  310—312. 

91.  Leitschuh,  Friedr. ,  Katalog  der  Handschriften  der  kön.  Bibliothek 
zu  Bamberg.  2.  Bd.  Die  Handschriften  der  Helleriana.  Mit  einer  Einleitung : 
Joseph  Heller  und  die  deutsche  Kunstgeschichte,  und  dem  Lichtdr.-Portr. 
Hellers,  gr.   8.   (IX,  LIV,   201    S.)  Leipzig,  Hucke.    12   M. 

Vgl.  Literar.   Centralblatt  1887,  Sp.   1737  f. 

92.  Die  Pergament-Handschriften  der  kön.  Universitätsbibliothek  zu 
Würzburg  in  alphabetischer  Reihenfolge  verzeichnet.  4.  (21  S.)  Würzburg, 
Thein. 

93.  Meyer,  P.  Gabriel,  Verzeichniß  der  Handschriften-Kataloge  der  schwei- 
zerischen Bibliotheken. 

Centralblatt  f.  Bibliothekswesen  4,  H.  1,  und  separat,  gr.  8.  (19  S.) 

94.  Gisi,  M.,  Verzeichniß  der  Incunabeln  der  Kantonsbibliothek  Solothurn. 
2.  Hälfte.  [H  — Z.]  Nebst  Nachtrag  und  Registern,  gr.  8.  (VI  u.  S.  73  —  180). 
Solothurn,   Jent  in  Comm.   3,60  M.   (s.   Bibl.    1886,  Nr.    76). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  195  f.  u.  1614  (Kochendörffer) ;  Lit.  Handweiser 
Nr.  423;  Centralblatt  f.  Bibliothekswesen  4,  H.  11/12. 

95.  Jahresbericht  über  die  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete  der  ger- 
manischen Philologie,  hrsg.  von  der  Gesellschaft  für  deutsche  Philologie 
in  Berlin.    8.  Jahrg.  1886.  gr.  8.  (372  S.)  Leipzig  1887,  Carl  Reißner.    10M. 

Vgl.  Zs.  f.  d.  österr.  Gymnasien  1887,  729  (R.  M.  Werner);  Siebenbürg.  Korre- 
spondenzblatt 10,  S.  60  u.  95  f.  (Roth). 

96.  List,  W.,  Bibliographie   1883. 

Zs.  f.  romanische  Philologie  VIII  (8.   148  S.). 

97.  Hpnncher,   E.,    Bibliographie    1885/86. 

Zs.  f.  neufranz.  Sprache  u.  Litteratur  VIII,  8. 


108  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

98.  Jahresbericht  über  die  Fortschritte  der  classischen  Altertumswissen- 
schaft, begründet  von  C.  Bursian,  hrsg.  von  Iwan  Müller.  15.  Jahrg. 
1887.  50.— 53.  Bd.  12  Hefte  gr.  8.  Berlin  1887,  Calvary  u.  Co.  36  M.  — 
Supplementband  [25.  Bd.]  2.  Heft.  gr.  8.  Ebenda.  3,60  M.  (Inhalt:  Bericht 
über  die  Mythologie  in  den  Jahren  1876  — 1885,  von  A.  Pr  eun  er,  2.  Heft, 
S.   97—192.) 

99.  Jahresbericht  über  das  höhere  Schulwesen,  herausgeg.  von  Conrad 
Rethwisch.  1.  Jahrg.  1886.  gr.  8.  (VIII,  368  S.)  Berlin  1887,  Gärtner. 
8   M. 

100.  Jahresberichte  der  Geschichtswissenschaft,  im  Auftrage  der  histor. 
Gesellschaft  zu  Berlin  hrsg.  von  J.  Hermann,  J.  Jastrow  und  Edm. 
Meyer.  V.  Jahrg.  1882.  Lex.-8.  (XII,  244,  457  u.  350  S.);  VI.  Jahrg. 
1883.  Lex.-8.  (XVI,  133,  438  u.  326  S.)  Berlin  1886  u.  1888,  Gärtner, 
ä  22  M. 

101.  Bibliographie. 

Westdeutsche  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst  6,  155 — 210  (Inhalt  der 
nämliche  wie  Bibl.  1886,  Nr.  86). 

102.  Württembergische  Geschichtslitteratur  vom  Jahre   1886. 
Württemberg.  Vierteljahrshefte  1887,   H.  2. 

103.  Badische  Geschichtslitteratur  des  Jahres  1886,  zusammengestellt  von 
Ferdinand  Lamey. 

Zs.  f.  d.  Gesch.  des  Oberrheins  N.  F.  II,  248—272  (s.  Bibl.  1886,  Nr.  88,  wo- 
selbst nachzutragen:  Badische  Geschichtslitteratur  des  Jahres  1885,  von  K. 
Hartfelder,  N.  F.  I,  230—256). 

104.  Elsaß-Lothringische  Bibliographie  1886,  bearbeitet  von  E.  Marck- 
wald  und  C.   Mündel. 

Jahrb.  f.  Gesch.,  Sprache  u.  Lit.  Elsaß-Lothringens  3  (1887),  146—188. 

105.  Catalogue  des  Alsatica  de  la  bibliotheque  de  Oscar  Berger-Levrault. 
7  parties.  gr.  8.  (VIII,  113:  XXIX,  161;  115,  85;  XI,  183;  223  u. 
143  S.)  Nancy  1886,  Berger-Levrault  &   Co.    16   M. 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  783  f.  (L.  Müller);  Göttinger  gel.  Anz.  1887,  237  bis 
240  (G.  Kaufmann) ;  Centralblatt  f.  Bibliothekswesen  4,  359  (O.  H.) ;  Annales 
de  l'Est  I,  98—103  (Pfister). 

106.  Dobenecker,  0..  Übersicht  der  neuerdings  erschienenen  Schriften 
und   Aufsätze  zur  thüringischen   Geschichte  und   Alterthumskunde. 

Zs.  f.  Thüring.  Geschichte  17,  362-367. 

107.  Poelchau.  Arth.,  die  livländische  Geschichtslitteratur  im  Jahre  1885. 
12.  (108   S.)  Riga   1886.   Kymmel's   Verl.    1    M. 

108.  Theologischer  Jahresbericht,  herausgeg.  von  R.  A.  Lipsius. 
VI.  Band,  enthaltend  die  Litteratur  des  Jahres  1886.  gr.  8.  (X,  528  S.) 
Leipzig    1887,   Reichardt.    10   M. 

Kirchengeschichte  vom  Nicänum  bis  zur  Reformation,  S.  133 — 172,  von  P. 
Böhringer  (lat.  Kirchenschi iftsteller,  deutsche  Mystik,  Waldenser,  Wiclef); 
Kirchengeschichte  von  15J7 — 1700,  S.  173 — 218,  von  K.  Benrath  (Reformatoren, 
Humanisten). 

109.  Niederländisch.  —  Catalogus  der  Bibliotheek  van  de  Maatschappij  der 
Nederl.  Letterkunde  te  Leiden.  IIde  Deel,  bewerkt  door  Louis  D.  Petit. 
4.   Leiden    1887.   E.  J.  Brill.   3,65   fl. 

110.  Tiele,  P.  A. ,  Catalogus  codicum  manuscriptorum  bibliothecae  Uni- 
versitatis  Rheno-Trajectinae.    gr.  8.    (VI,   412  S.)  Haag  1887,   NijhofL   5  fl. 

Vgl.  Archief  voor  Ned.  Kerkgeschiedenis  II,  410  f.  (H.  C.  Rogge). 


III.    SPRACHWISSENSCHAFT  UND  SPRACHVERGLEICHUNG.  109 

111.  Lijst     der     Schriften,     nitgegeven    door   de  Leden    der    Koninklijke 

Vlaamsche  Academie. 

Jaarboek  der  kon.  Vlaamsche  Acad.  voor  Taal  en  Letteikunde.    I.    Gent  1887, 
S.  Leliaert,  A.  Siffer  en  Co.,  S.  84—128. 

112.  Muller,   S.,   Het  archief  der   oudbisschoppelijke  klerezij    te  Utrecht. 
Bijdr.  voor  Vaderl.  Geschied  —  en  Oudheidkunde  3  R,  IV,  S.  209—220. 

113.  Boot,  J.   C.   G.,   Bibliographische  mededeeling. 

Verslagen    en    Mededeelingen    der    kon.  Akad.  van  Wetensch.    Afd.  Lett.  3.  R. 
IV.  S.  332—340. 

114.  De  Librye,   Curiosa  rariora.    4.   Rotterdam,   A.    Eeltjen.    1    fl. 

115.  Englisch.  —  Übersicht  der  im  Jahre  1885  auf  dem  Gebiete  der  eng- 
lischen Philologie  erschienenen  Bücher  und  Aufsätze,  unter  Benutzung  der 
Aufzeichnungen  von  Dr.  Lentzner  zusammengestellt  von   Paul  Sahlende r. 

Anglia  10,  Beilage. 

116.  Übersicht  der  im  Jahre  1886  auf  dem  Gebiete  der  englischen  Philo- 
logie erschienenen  Bücher  und  Aufsätze,  zusammengestellt  von  Paul 
Sahlend  er. 

Anglia  10,   Beilage. 

117.  Nordisch.  —  Lind,  E.  H. ,  Svensk  literaturhistorisk  bibliografi.  VII. 
1886. 

Samlaren  1887,  Beilage  (12  S.). 

118.  Lenk,  Heinrich,  zur  Bibliographie  der  skandinavischen  Sprach-,  Lit- 
teratur-  und  Alterthumskunde.    Die   wichtigsten   Erscheinungen   d.  J.  1886. 

Centralorgan  f.  d.  Interessen  des   Realschulwesens  1887,  277 — 283. 

119.  Carpenter,  W.   H.,    Old  Norse  Bibliography. 
Modern  Langnage  Notes  II,  2. 

120.  Skaebne,  catalogue  des  manuscrits  danois ,  islandais,  norvegiens  et 
suedois  de  la  Bibliotheque  nationale  de  Paris.   8.   (21  S.)   Skalholt,  Hammer. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.   1415  (Mogk):   Centralbl.  f.  Bibliothekswesen  4, 
H.  8  (O.  Hartwig). 

121.  W[ie  seigren],  H.,'  Ralambska  handskriftsamlingen  pa  Kongliga  Biblio- 
teket. 

Historisk  tidskrift  (schw.)   1887,  82—88. 

III.   Sprachwissenschaft  und  Sprachvergleichung. 

122.  Techmer,   F.,  Bibliographie   1885. 
Techmers  Zs.  3,  292—406.  (s.  Bibl.  1886,  Nr.  112.) 

123.  Müller,  Frdr.,  Grundriß  der  Sprachwissenschaft.  4.  Bd.  1.  Abth.  Nach- 
träge zum  Grundriß  aus  den  J.  1877  —  1887.  gr.  8.  (Vn,  240*  S.)  Wien 
1888,   Holder.   5,60   M.     (I— IV,    1.:    52   M.) 

Vgl.  Herrigs  Archiv  78,  351  f.  (Buchholtz) ;  Allgem.  Ztg.   1886,  Beilage  Nr.  24. 

124.  Pott,  A.  F.,  Einleitung  in  die  allgemeine  Sprachwissenschaft,  (s.  Bibl. 
1886,  Nr.  114).  Zur  Litteratur  der  Sprachenkunde  im  Besonderen.  Asien 
(Fortsetzung).   —   Zur  Litteratur  der  Sprachenkunde   Afrikas. 

Techmers  Zs.  3.  110—126  und  249—275. 

125.  Pott,  A.  F.,  zur  Litteratur  der  Sprachenkunde  Europas,  gr.  8.  (VI, 
193  S.)  Leipzig  1887,  Barth.  6  M.  =  Internationale  Zs.  für  allgemeine 
Sprachwissenschaft,    Supplement  I. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  1661  f.  (G.  Meyer). 

126.  Noire,  Logos  (Bibl.   1886,  Nr.   116). 

Vgl.  Allgemeine  Zeitung  1887,  Beilage  Nr.  264,  266,  292,  293. 


HO  BIBLIOGRAPHIE  VON   1887. 

127.  Paul,   Principien   (Bibl.    1886,    Nr.    117). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  215  f.  (G.  Meyer);  D.  Lit.  Zeitung  1887, 
Sp.  1038  f.  (Meringer);  Berliner  philol.  Wochenschrift  1887,  Sp.  531  ff.  (Ziemer); 
Revue  critique  1887,  Nr.  1  (V.  Henry);  Archiv  f.  lat.  Lexikographie  4,  621  bis 
623  (Suchier);    Gymnasium  1887,  761   (Ziemer);    De  Gids  1887,    Nr.  7  (Gallee). 

128.  Steinthal,  H.,    Begriff  der  Völkerpsychologie. 

Zs.  f.  Völkerpsychologie  u.  Sprachwissenschaft  17,  233 — 264. 

129.  Wundt,  W.,   über  Ziele  und  Wege  der  Völkerpsychologie. 
Philos.  Studien,  4.  Bd.,  H.   1. 

130.  Herder,  über  den  Ursprung  der  Sprache.  16.  (102  S.)  Leipzig,  Bibliogr. 
Institut.   0,20  M.     Meyer's  Volksbücher  Nr.   321   u.   322. 

131.  Wegener,   Grundfragen  des   Sprachlebens   (Bibl.    1886,   Nr.    120). 
Vgl.  Zs.  f.   Völkerpsychologie    u.    Sprachwissenschaft  17,  445 — 454  o.  458 — 462 
(Bruchmann). 

132.  Darmsteter,  A.,  la  vie  des  mots  etudiee  dans  leurs  significations. 
(XII,    212   S.)   Paris   1887,   Delagrave. 

Vgl.  Revue  critique  1887,  Nr.  15  (V.  Henry);  Journal  des  Savants  1887,  65—77, 
149—158,  241—249  (G.  Paris);  Franco-Gallia  1887,  H.  9  (Gittee);  Archiv  f.  lat. 
Lexikographie  4,  623  f.;  Academy  Nr.  788  (Bradley);  The  Classical  Revew  1, 
161  f.  (J.  E.  King);  Revue  des  langues  romanes  1887,  März  (Castets). 

133.  Abel,  C,  Einleitung  in  ein  ägypt.-semit. -indoeuropäisches  Wurzelwörter- 
buch.  5.  Heft.   gr.  8.   (Index  S.  49  —  120).  Leipzig.  Friedrich.   20  M. 

(s.  Bibl.  1886,  Nr.   126). 
Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,    Sp.  1237—1239  (Erman);    Zs.    f.  Völkerpsychologie 
u.  Sprachwissenschaft  17,  432 — 444  (Steinthal);   Magazin  f.  d.  Litteratur  d.  In- 
u.  Auslandes   1887,  Sp.  58—62  (Dieterici). 

134.  Pott,  allgemeine  Sprachwissenschaft  und  Carl  Abels  egyptische  Sprach- 
studien (Bibl.   1886,   Sp.    128). 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  |1887,  Sp.  855  f.  (Erman);  Vierteljahrsschrift  f.  wissen- 
schaftl.  Philosophie  11,  503  ff.  (L.  Tobler);  Berliner  philol.  Wochenschrift  1887, 
Sp.  308  ff.  (Ziemer).  —  Vgl.  dazu:  K.  Abel  im  Magazin  f.  d.  Litteratur  des  In- 
u.  Auslandes   1887,  Sp.  428  ff.  und  separat,  Leipzig  1887,  Friedrich. 

135.  Abel,  Urgedanken  des   Menschen. 

Verhandl.  d.  Berliner  Gesellschaft  f.  Anthropologie,  Ethnologie  u.  Urgeschichte 
1887,  188—195.  —   Gegensinn;  vgl.  Bibl.  1886,  Nr.   127. 

136.  Abel,  Carl,  Laut  und  Sinn. 
Gegenwart  31,  Nr.  23. 

137.  Winkler,  Heinr. ,  zur  Sprachgeschichte.  Nomen,  Verb  u.  Satz.  Anti- 
kritik,  gr.  8.  (XI,  306  S.)  Berlin,   Dümmler's   Verlag.   6  M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  1470—1472  (v.  d.  Gabelentz);  Berliner  philol. 
Wochenschrift  1887,  Sp.  1635  ff.  (Ziemer);  Revue  critique  1887,  Nr.  42  (A.  G.); 
Academy  1887,  374. 

138.  Schwabe,  Benno,  was  ist  die  Sprache  und  was  die  Aufgabe  der  Sprach- 
wissenschaft? Ein  Sprachphilosoph.  Essay.    8.   (63  S.)   Güstrow,    Opitz  &  Co. 

in  Comm.    1   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  946  (v.  d.  Gabelentz). 

139.  Garlanda,  Frederic,  The  Philosophy  of  Words ;  a  populär  introduc- 
tion  to  the  Science  of  Language.  8.  (VI,  294  S.)  New  York,  A.  Lovell 
&  Co. 

140.  Starck,  E.  L.,  Grammar  and  Language.  An  attempt  at  the  introduc- 
tion   of  logic  into   grammar.    8.   (XIV,    185  S.)   Boston,   Clarke  and  Carruth. 

I40tt.   Regnaud,   observatione   sur   quelques   conditions  logiques   du  langage. 
Revue  philosophique  1887,  November. 


III.    SPRACHWISSENSCHAFT  IM»  SPRACHVERGLEICHUNG.  1U 

141.  Br6al,  comment  les  langues  reparent  les  points  faibles  de  leur  gram- 
maire. 

lu:  Melanies  Renier  (Paris,  Vieweg,  fasc.  73  de  la  bibliotheque  de  l'Ecole  des 
hautes  etudes). 

141a.   Breal,  L'histoire   des  mots. 

Revue  des  deux  mondes  1887,   1.  Juli. 

142.  Müller,   F.   Max,    the   simplicity  of  language. 
The  Fortnightly  Revew  N.  S.  41,  700—714. 

143.  Jerusalem,  W. ,  über  psychologische  Sprachbetrachtung  im  Rahmen 
des  Gymnasialunterrichts.  Vortrag.  22  S.  Separatabdruck.  Wien  1887.  Verlag 
des  Vereins  Mittelschule. 

144.  Gerber,   Sprache  und  Erkennen  (Bibl.  1886,   Nr.  133). 
Vgl.  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  1,  H.  4  (Erdmann). 

144\  Gerber,   Sprache  als  Kunst  (Bibl.  1886,  Nr.  134). 
Vgl.  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  1,  H.  4  (Erdmann). 

145.  Kares,  Otto,  die  Formenverhältnisse  des  Wortschatzes  und  die  sprach- 
lichen Baustile. 

Zs.  f.  Völkerpsychologie  und  Sprachwissenschaft  17,  176—185,  315  —344  und 
385-432. 

146.  Pfordten,   H.   Freih.  v.   d.,    Sprache  und   Schrift. 
Allgem.  Ztg.   1887,  Beil.  Nr.  111  u.  112. 

147.  v.  Wolzogen,   kleine   Schriften    (Bibl.    1886,  Nr.    144). 
Vgl.  Lit.  Centralbl.   1877,  Sp.  785  (G.  Meyer). 

148.  Grünbaum,   Mischsprachen   (Bibl.    1886,   Nr.    145). 
Vgl.  Techmers  Zs.  3,  291   (Schuchardt). 

149.  Collitz,    die  neueste   Sprachforschung  (Bibl.    1886,   Nr.    158). 

Vgl.  Berliner  philol.  Wochenschrift  1887,  Sp.  215  ff.  (Ziemer)  u.  293  ff.  (Brug- 
mann) ;  N.  philol.  Rundschau  1887,   127  f.  (Stolz). 

150.  Osthoff,   die  neueste  Sprachforschung   (Bibl.    1886,  Nr.    159). 

Vgl.  Wochenschrift  f.  class.  Philol.  1887,  Sp.  417  f.  (Ziemer).  —  Dazu  auch 
Carl  Verner,  zur  Frage  der  Entstehung  des  Palatalgesetzes,  Lit.  Centralbl.  1886, 
Sp.  1707—1710. 

151.  Collitz,   H.,   Wahrung  meines   Rechtes. 

Bezzenbergers  Beiträge  12,  243 — 248.  —  Collitz  erster  Entdecker  des  Palatal- 
gesetzes. 

152.  Schuchardt,   über  die  Lautgesetze   (Bibl.    1886,  Nr.    162). 

Vgl.  Zs.  f.  Völkerpsychologie  u.  Sprachwissenschaft  17,  96—100  (L.  Tobler). 

153.  Ascoli,  due  recenti  lettere   glottologiche  (Bibl.    1886,   Nr.    164). 
Vgl.  Lit.  Bl.  1887,  Sp.  12—26  (Schuchardt). 

154.  Ascoli,  G.  L. .  sprachwissenschaftliche  Briefe.  Autoris.  Übersetzung 
von  Bruno  Güterbock.  gr.  8.  (XVI,  228  S.),  Leipzig,  Hirzel.  4.  M.  s.  Bibl. 
1886,  Nr.   164). 

Vgl.  Lit.  Centralbl.  1887,  Sp.  1726  f.  G.Meyer);  Giornale  di  filologia  1,  291  ff. 
(Ceci).  —  Darin :  III.  Über  die  Junggrammatiker  (S.  102—172);  IV.  Die  Laut- 
gesetze   und  ihre  Beständigkeit. 

155.  Cara,  C.  A.  de,  del  presente  stato  degli  studi  linguistici:  esame  cri- 
tico.    8.   (XIII,   419   S.)  Prato,  Giacchetti  figlio   e  Co.   7.50  L. 

156.  Dupuy,  Th. ,  Melanges  litteraires  et  historiques.  Mailand  1886,  Du- 
molard. 

Darin:  Histoire  des  progres  de  la  science  grammaticale. 

157.  Bredsdorf,  om  aarsagerne  til  sprogenes  forandringer  (Bibl.  1886. 
Nr.    168). 

Verl.  Lit.  Bl.   1887.  Sp.  408  f.   (Bremer,. 


112  BIBLIOGRAPHIE  VON   1887. 

158.  Hovelacque,     M. ,     la    linguistique    evolutionniste    d' apres    M.    Paul 
Regnaud. 

Revue  de  linguistique  10,  15.  Januar. 

159.  Bezold,   C,   Sprachen  und   Sprachenvergleichung. 
Allg.  Ztg.  1886,  Beil.  Nr.  65. 

160.  Köhler,  Junggrammatisches. 
Badische  Schulblätter  1887,  Nr.  9  u.  10. 

161.  Phonetik.   —   Sievers,   Phonetik  (Bibl.   1886,  Nr.   172). 

Vgl.  Bezzenbergers  Beiträge  12,  163—168  (Hoffory)  ;  Engl.  Studien  10,  298  bis 
305  (Vietor). 

162.  Vietor,  Elemente  der  Phonetik  (Bibl.    1886,  Nr.    173). 

Vgl.  Franco-Gallia  1887,  Mai;  Centralorgan  f.  d.  Interessen  d.  Realschulwesens 
1887,  252  (Strien);  Noord  en  Zuid   10,  H.  3. 

163.  Hellwag  ed  Vietor  (Bibl.    1886,  Nr.   176). 
Vgl.  Englische  Studien  9,  468—470  (Klinghardt). 

164.  Techmer,  Veranschaulichung  der  Lautbildung  (Bibl.  1886,  Nr.  180). 
Vgl.  Englische  Studien  10,  323  f.  (Klinghardt);  Phonetische  Studien  1,  H.  1 
(Kewits). 

165.  Trautmann,   Sprachlaute  (Bibl.   1886,  Nr.    177). 

Vgl.  Zs.  f.  romanische  Philologie  10,  580  ff.  (Gärtner);  Zs.  f.  neufranzösische 
Sprache  und  Literatur  8,  Nr.  6  (Einenkel);  Engliche  Studien  10,  461 — 465  u. 
532  (E.  Förster). 

166.  Kingsley,  N.   W.,  Illustrations  of  the  Articulations   of  the  Tongue. 
Techmers  Zs.  3,  225—248. 

167.  March,   F.   A.,   on   consonant  notation   and  vowel   definition. 
Proceeding  of  the  American  Piniol.  Assoc.  July   1886. 

168.  Hensen,  V.,   über  die  Schrift  von  Schallbewegungen. 
Zs.  f.   Biologie  N.  F.  5,  291—302. 

169.  Wendeler,  Paul,  ein  Versuch,  die  Schallbewegung  einiger  Consonanten 
und  anderer  Geräusche  mit  dem  Hensenschen  Sprachzeichner  graphisch 
darzustellen.    4.   (18   S.   u.   2  Tafeln.)   Kieler  Dissertation  u.   Zs.   f.  Biologie 

.  F.  N.   5,   303—320. 

170.  Lahr,  J.,  die  Grassmann'sche  Vocaltheorie  im  Lichte  des  Experiments. 
Annaleu  der  Physik  und  Chemie  N.  F.  27,  94—119  (Jahrg.  1886,  H.   1). 

171.  Michaelis,   G.,    über   das  H  und  die  verwandten  Laute. 
Herrigs  Archiv  79,  49—84  u.  283—308. 

172.  Grammatik.  — Brugmann,  Carl,  Grundriß  der  vergleichenden  Gram- 
matik der  indogermanischen  Sprachen.  I.  Band:  Einleitung  und  Lautlehre, 
gr.    8.    (XVHI,   568    S.)   Straßburg   1886,   Trübner.   14   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  249—251  (G.  Meyer);  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  374  f. 
(F.  Hartmann);  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  465—467  (Behaghel);  Zs.  f.  d.  Gymnasial- 
wesen 1887,  457—462  (Ziemer);  Wochenschrift  f.  class.  Philol.  1887,  Sp.  387 
bis  392  (Holthausen);  Berliner  philol.  Wochenschrift  1887,  Sp.  500  ff.  (Bremer); 
N.  philol.  Rundschau  1887,  42—45  (Stolz);  Revue  crit.  1887,  Nr.  6  (V.Henry); 
Academy  1887,  Nr.  772  (Sayce) ;  The  Classical  Review  I.  (T.  C.  Snow);  Archiv 
f.  slavische  Philol.   10,  188  —  196  (Jagic). 

173.  Merlo,  P.,  Ragione  del  permanere  dell'  A  e  del  suo  mutarsi  in  E  (O) 
fin  dall'  etä  protoariana. 

Rendiconti  del  R.  Istituto  Lombardo  S.  II,  Vol.  XV,  facs.  XV/XVI.  —  a  >  e. 
bezw.  o  durch  Verschiedenheit  der  Betonung  oder  Assimilation  an  die  nach- 
folgenden Laute. 

174.  Bersu,  Gutturale  (Bibl.    1886,  Nr.   191). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1885,  Sp.  1140  f.  (Thurneyseu) ;  Wochenschrift  für  class.  Philol. 
1887,  Sp.  65—73  (Schweizer-Sidler). 


III.    SPRACHWISSENSCHAFT  UNÜ  SPRACHVERGLEICHUNG.  1 13 

175.  Seymour  Conway,  R.,  Verner's  Law  in  Italy.  An  Essay  in  the 
History  of  the  Indo-European   Sibilants.   8.   (120   S.)   London,   Trübner. 

17G.  Henry,  Victor,  Esquisses  morphologiques.  IV.  Le  Nominatif-Accusatif 
Pluriel  neutre.  gr.  8.  (27  S.)  Douai  1887,  P.  Dutillenx.  Abdruck  aus: 
Le   Museon  VI,  Nr.   5. 

177.  Henry,  V.,  l'affixe  -sja  du  genetif  des  themes  demonstratifs.  Le  Mu- 
seon  1887,   203  f. 

178.  Kozlovski,  Ignace,   sur  l'origine  du   Genitif  singulier. 
Techmers  Zs.  3,  286.  —  *Ekvosjo  =  *  ekvos-jo,  jo  Relativpronomen. 

179.  Persson,  Per,  Studia  etymologica.  8.  (123  S.)  Commentatio  acade- 
mica.  Upsala   1886.   2,20  Kr. 

Die  demonstrative  Wurzel  idg.  am  im  Sanskrit  (äram,  arva  —  urdhä  etc.), 
Griech.  «W,  lit.  är),  Lat.  kar ,  re  etc.;  bes.  im  4.  Cap.,  wo  das  suffixale  r  in 
Partikeln  behandelt  wird,  ist  vielfach  Bezug  auf  german.  Partikeln  genommen. 
Vgl.  Lit.  Centralbl.  1887,  Sp.  1629  (G.  Meyer);  Wochenschrift  f.  class.  Piniol. 
1887,  Sp.  1352—1354  (v.  d.  Pfordten) ;  Revue  critique  1887,  Nr.  40. 

180.  Johansson,   de  derivatis  verbis   contractis   (Bibl.    1886,   Nr.    195). 
Vgl.  Lit.  Centralbl.   1887,  Sp.  786  f.  (G.  Meyer)  ;   1).  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  749  f. 
(Rezzenberger);  Wochenschrift  f.  class.  Piniol.  1887,  Sp.  295—297  (v.  d.  Pfordten) ; 
Philolog.  Anzeiger  17,  415  (Wackernagel);  Revue  critique  1886,  Nr.  50. 

181.  Syntax.  —  Lange,  Ludwig,  über  Ziel  und  Methode  der  syntaktischen 
Forschung;  in:  Kleine  Schriften  (2  Bde.  Göttingen  1887,  Vandenhoeck  und 
Ruprecht,  compl.    15.  M.). 

182.  Weil,  H. ,  the  Order  of  Words  in  the  Ancient  Languages  eompared 
with  that  of  modern  Languages.  Transl.  with  Notes  and  Additions  by  C. 
W.   Super.   8.   (114   S.)  Boston. 

183.  Vogrinz,   Geschichte  des   Casussystems   (Bibl.    1885,   Nr.    170). 
Vgl.  Zs.  f.  d.  österr.  Gymnasien   1887,   76  —  78  (Golling). 

184.  Hermann,    Conrad,   zur  Lehre  von   den  Präpositionen. 
N.  Jahrbücher  f.  Philologie  und  Pädagogik   136,  490—500. 

185.  Weymannn,  C,  Studien  über  die  Figur  der  Litotes.  XV.  Supplement- 
band d.  N.  Jahrb.  f.  Philologie,   S.  453—556.  Leipzig  1886,   Teubner.   2  M. 

Vgl.  Wochenschrift  f.  class.  Philologie  1887,  Sp.  723  f.  (Schmalz);  Berliner 
philol.  Wochenschrift  1887,  Sp.  657  ff.  (Pecz). 

186.  Lexikographie.  —  Miklosich,  etymologisches  Wörterbuch  (Bibl. 
1886,   Nr.   207). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  125—127;  Archiv  f.  slavische  Philol.  9,  4  ff.; 
Revue  critique  1887,  Nr.  2. 

187.  Edlinger,  A.  v. ,  Erklärungen  der  Thiernamen  aus  allen  Sprach- 
gebieten. 8.   (VI,   117   S.)  Landshut   1886,  Krall.   2   M. 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  892  f.  (O.  Schrader) ;  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  362  f.  (Wacker- 
nagel);  N.  philol.  Rundschau  1887,  266;  Philol.  Anz.  1887,  337—340  (Angermaun). 

188.  Sprachvergleichung  und  Urgeschichte.  —  Schrader,  0.,  über  den 
Gedanken  einer  Culturgeschichte  der  Indogermanen  auf  sprach wissensch. 
Grundlage,   gr.    8.   (22   S.)  Jena,   Costenoble.    0,75   M. 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  1724-1727  (Zimmer). 

189.  Schrader,  linguistisch-historische  Forschungen  (Bibl.  1886,  Nr.  210). 
Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  1724— 1727  (Zimmer);  Berliner  philol.  Wochcnschr. 
1887,  Sp.  212  ff.  (G.  Meyer);  Zs.  f.  d.  österr.  Gymnasien  1887,  871  ff.  (Toma- 
schek)  ;  Zs.  f.  Völkerpsychologie  u.  Sprachwissenschaft  17,  220 — 226  (O.  Weise)  ; 
Revue  de  Instruction  publique  30,  389 — 391  (Ch.  Michel);  Academy  1887, 
Sp.  63;  D.  Revue  1887,  II,  104-112  (Spiegel). 

GERMANIA.    Neue  Reihe  XXIV.  (XXXVI.)  Jahrg.  8 


114  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

190.  Penka,  K. ,  die  Herkunft  der  Arier.  Neue  Beiträge  zur  historischen 
Anthropologie  der  europäischen  Völker.  8.  (XIV,  182  S.)  Wien  u,  Teachen 
1886,  Prochaska.   5,20  M. 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  G50  f.  (Tomaschek);  Berliner  pbilol.  Wochenschrift 
1887,  Sp.  562  ff.  (Justi);  N.  philol.  Rundschau  1887,  93  —  95  (Stolz);  Zs.  f.  d. 
Österreich.  Gymnasien  1887,  929—931  (Meringer) ;  Revue  critique  1887,  Nr.  25 
(S.  Reinach)-,  Academy  Nr.  790  (A.  H.  Sayce);  Transactions  of  the  Philolog. 
Society  1887,  678—690  (A.  II.  Sayce). 

191.  Spiegel,  F.  v.,  die  arische  Periode  und  ihre  Zustände,  gr.  8.  (X, 
330   S.)  Leipzig   1887,  Friedrich.    12   M. 

Vgl.  Academy  Nr.  813. 

s.  Nr.  990  ff.:   1078. 

IV.  Germanische  Sprachen. 

A.   Gemeingermanisch    und    Westgermanisch. 

192.  Kluge,  Stammbildungslehre  (Bibl   1886,  Nr.  216). 
Vgl.  Arkiv  f.  iionlisk  Filologi  4,  349  —  369  (Hj.  Falk). 

193.  Kauffmann,  Friedrich,  die  innere  Stammform  der  Adjectiva  auf  -ho 
im   Germanischen. 

Paul  u.  Braune,  Beiträge  12,  201  —  207. 

194.  Paul,  H.,  Nachträgliches  zum  germanischen  Vocalismus. 

Paul  u.  Braune,  Beiträge  12,  548—554.  —  Zu  Beitr:  4,  815  ff.  (Bibl.  1877, 
Nr.  93)  und  6,   1  ff.  (Bild.  1879,  Nr.   100). 

195.  Borries,  Emil  v,,  das  erste  Stadium  des  i-Umlautes  im  Germanischen. 
Abhandlungen,  gr.   8.   (81  S.)   Straßburg,   Heitz.    1,50  M.    Straßburger  Diss. 

196.  Steyrer,  Joh.,  die  ursprüngliche  Einheit  des  Vocalismus  der  Germauen 
auf  Grund  einer  Vergleichung  der  bajuwarischen  Mundart  mit  dem  Eng- 
lischen. Lex.-8.   (46   S.)   Wien,  Holder  in   Comm.    1,80  M. 

197.  Kauffmann,  F.,  zur  Geschichte  des  germanischen  Consonantismus. 
Paul  u.  Braune,  Beiträge   12,  504 — 547. 

198.  Bugge,  S.,  etymologische  Studien  über  germanische  Lautverschiebung. 
Paul  ü.  Braune,  Beiträge  12,  399 — 430.  —  Das  Verner'sche  Gesetz  im  Anlaut 
drei-  und  mehrsilbiger  Wörter. 

199.  Kahle,  Bernhard,  zur  Entwicklung  der  consonantischen  Declination 
im  Germanischen,  gr.   8.  (54  S.)  Berlin   1887,  Haude  u.   Spener.    1,20  M. 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp  1113  f.  (Burg);  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  337—340 
(Kauffmann);  dazu  Erwiderung  von  Kahle,  Sp.  502. 

200.  Muoh,  Rudolf,   germanische  Dative  aus   der  Römerzeit. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  31,  354 — 358.  —   Vatvims,  Aflims,   Vercanu. 

201.  Burghauser,  G.,  die  Bildung  des  germanischen  Perfectstammes,  vor- 
nehmlich vom  Standpunkte  der  indogermanischen  Vocalforschung.  4.  (83  S.) 
Progr.  der  Realschule  zu  Prag-Karolinenthal,  und  separat,  Prag,  Tempsky, 
Leipzig,  Freytag.    1887.    1,50   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  188;  D.  Lit.  1887,  Sp.  895  f.  (Burg);  Zs.  f.  d. 
österr.  Gymnasien  1887,  869-372  (Meringer)  und  476  (Khull) ;  Zs.  f.  d.  Real- 
sohulvesen  1887,  253  (Vogrinz);  Gymnasium  1887,  Nr.  19  (Sauger);  N.  philol. 
Rundschau  1887,  367  (Stola). 

202.  Ljungstedt,  Karl,  Anmärkningar  tili  det  starka  preteritum  i  ger- 
manska  spräk.  8.  (2  -f-  148  S.)  Upsala  1887.  3  Kr.  Upsala  Universitets 
Ärsskrift   1888. 


IV.    GERMANISCHE  SPRACHEN.  115 

203.  Singer,    S.,    Miscellen. 

Paul  u.  Braune,  Heiträge  12,  211 — 215.  —  got.  jains;  got.  aippau;  an.  yrinn, 
oerinn;  ahd.  üwila;  an.  öask;  an.  -lega;  mhd.  ingbrant,  ags.  icgegold,  incgeläf, 
afr,  inka;  ahd.  oheim. 

204.  Gallee,  J.  H.,  /<«/,  gamcl,  bano. 
Paul  u.  Braune,   Beiträge  12,  561-563. 

205.  Etymologien  in  Bezzenbergers  Beiträgen,    Bd.    12. 

Fick,  A.,  die  ursprüngliche  Sprachform  uud  Fassung  der  hesiod.  Theogonie 
(S.  5:  ahd.  zuo  —  gr.  deo,  ze  —  8s;  S.  16:  -red  in  hundred  —  in  gr.  -UQirog)  ; 
Bezzenb  erger,  A.,  Etymologien,  S.  77 — 80  (got.  fähan ,  ahd.  fagen  —  lit. 
kankii;  got.  faurhts,  langobard.  fereha  —  lat.  querquerns,  quercus;  feucht —  lett. 
kust;  ganz  —  ai.  ghand,  gr.  äcpsvog;  brinnan  —  lat.  furnus);  Bartholo- 
mae,  Chr.,  die  Vertretung  des  altitalischen  ss  im  Oskischen  etc.  (S.  87:  nahe, 
S.  89:  gadaban,  S.  90:  mizdo,  Mark,  N&tt,  Mast,  S.  91:  gahugds,  mahts ,  gazds, 
gaaistan);  Deecke,  W. ,  lykische  Studien  (S.  142:  got.  hva- ,  S.  144:  got. 
paurp-,  S.  318:  Heerde,  S.  326;  ahtau,  S.  338  wüst);  Weise,  O.,  volksetymo- 
logische Studien  (S.  158:  Quendel,  Thymian);  Fick,  W.,  Etymologien,  S.  161  f. 
(jagen  —  gr.   txlxpu;  klaga ,  plöga- ,  flach-  Wurzel  pela  :  plä  :  pla;  tuahs  [scharf] 

—  lat.  convexus;  an.  gabb;  mhd.  gumpel ,  ginnpel  —  gr.  xff/qpaff;  trübe,  Treher, 
an.  dreggr  —  gr.  xkqcc^)];  zwinzen  —  gr.  dsvdlllco;  zers  —  gr.  dyikog;  mhd. 
zelten,  ags.  tealtian  —  ai.  dulä,  mhd.  tübel  —    gr.  rvcpoi;    ahd.  wnganso,  tvekki 

—  gr.  öcpaza  (s.  S.  168);  an.  gjalpa,  mhd.  gelpfen  —  gr.  ylußov ,  ^aÄorßftp); 
M  e  zzen  b  erge  r,  A.,  Etymologien,  S.  239 — 241  (an.  kuerfa  —  umbr.  adputrati; 
mhd.  hahse  —  lat.  coxa;  an  hröf,  ags.  hruf  —  gr.  xcöffffor;  zwingen  —  lit. 
twenkti;  Sarg  —  gr.  ffopoe;  flattern  —  lit.  plezditi;  ags.  flys ,  mnd.  vlüs  —  lit. 
pluskos;  ags.  vloh  —  ai.  valkd,  aslav.  vlakno;  ahd.  sin/ton  —  lit.  sugiu;  norweg. 
stauka  —  lit.  stauginüi). 

206.  Johansson,   K.   F.,   Bidrag  tili  grekisk   etymologi   och   formlära. 
Nordisk  Tidsk.ift    for   Filologi  N.  R.  8,  195-218.  —  hd.  leie    (Stein)  >  läng; 
got.   teile,  hd.  lieh  u.  s.  w.  >  uXLßctg. 

German.  Partikel,  s.  Persson  Nr.  179. 

207.  Baynes,  Herbert,  The  Eranian  origin  of  the  Teutonic  coneept  of  Deity. 
The  Habylonian  and  Oiieutal  Record  1,  90 — 93.  —  Leitet  das  deutsche  'Gott' 
ab  vom  eran.  ITad'äta  ;  dazu  C.  de  Harlez:   Ood  =  K' Hadäta?  ebenda  S.  108  f. 

208.  Müller,  Max,  'Nomen'. 
Academy  Nr.  781. 

209.  Varnhagen,   H.,   der  germanische   Stamm   Jclap  im   Romanischen. 
Romanische  Forschungen  III,  11.  2. 

210.  Mackel,  Emil,  die  germanischen  Elemente  in  der  französischen  und 
provenzalischen  Sprache,   gr.  8.  (200  S.)  Französ.  Studien    (5.  Bd.   H.  1.    6  M. 

Vgl.  Neuphilolog.  Centralblatt  1,  213—215. 

210a.  Goldschmidt,  Moritz,  zur  Kritik  der  altgermanischen  Elemente  im 
Spanischen.    8.   (rJ6   S.)  Bonner  Dissertation,    1887. 

211.  Sohns,   Franz,  germanisches  Eigenthum  in   der   Sprache  Italiens. 
Centralorgan  f.  d.  Interessen  d.  Realschulwesens   1887,  529 — 543. 

B.    Gotisch. 

212.  Braune,  Wilhelm,  gotische  Grammatik  mit  einigen  Lesestücken  und 
Wortverzeichniß.  3.  Aufl.  gr.  8.  (VIII,  135  S.)  Halle  1887,  Niemeyer. 
2,40   M.   Sammlung  kurzer  Grammatiken   germanischer  Dialekte   I. 

213.  Losch,  Friedrich,  die  mit  dem  Suffixe  ni'  gebildeten  Verbalabstracta 
im  Gotischen. 

Germania  32,  223—245. 

8* 


116  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

214.  Wrede,  Ferdinand,  über  die  Sprache  der  Wandalen.  Ein  Beitrag  zur 
germanischen  Namen-  und  Dialektforschung.  4.  (VI,  119  S.)  Straßburg 
1886,  Triibner.   3   M.    Quellen  u.  Forschungen  Heft  59. 

Vgl.    Literar.    Centralblatt    1887,    Sp.   1009  f.    (v.  Bahder);    D.  Lit.  Ztg.    1887, 
Sp.  1548—1550  (Henning);  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  467-470  (Ehrismann). 
Got.  Etymologien  s.  Nr.  203,  205  u.  206. 

G.    Deutsch, 
a)  Grammatik. 

215.  Blell,   Th.,   Nachbildungen   der   Runenspeerspitze  von   Müncheberg. 

Verbandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  und 
Urgeschichte  1887,  177  f.  Ebenda  179  ff.:  Krause,  Bronze-Lanzenspitze  mit 
Runen. 

216.  Behaghel,   deutsche   Sprache  (Bibl.   1886,   Nr.   244). 

Vgl.  Zs.  f.  d.  Gymnasial wesen  1887,  365-367  (Jonas);  Gymnasium  1888,  Sp.  55  f. 
(Ziemer);  Centralorgan  f.  d.  Interessen  des  Realschulwesens  1887,  241  f.  (Boehm) ; 
Pädagogium  1887,  279;  Zs.  des  allgem.  deutschen  Sprachvereins  2,  Nr.  6  (Mihm) ; 
Revue  crit.  1887,  Nr.  50;  De  Gids  1887,  Nr.  7  (Gallee);  Allgem.  Ztg.  1886, 
Beil.  Nr.  214  (Mähly);  Bl.  f.  literar.  Unterh.   1887,  Nr.  42  (Ad.  Schröter). 

216".  Schäfer,  Karl,  unsere  Muttersprache.  Ein  Bild  aus  Vergangenheit 
und  Gegenwart. 

Pädagogisches  Archiv  1887,  Nr.  9,  und  Allgem.  Ztg.   1887,  Beil.  Nr.  58    u.  59. 

217.  C Uppers,  Laut-  und  Flexionslehre  (Bibl.    1886,  Nr.   246). 
Vgl.   Gymnasium  1887,  521  i,Khull). 

218.  Braune,   althochdeutsche  Grammatik  (Bibl.   1886,  Nr.   245). 

Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  105—112  (Kögel);  Modern  Language  Notes  II,  Nr.  4 
(Brandt). 

219.  Kluge,   F.,  zur  althochdeutschen  Lautlehre. 

Paul  u.  Braune,  Beiträge  12,  376—382.  —  hiutu-  gt,  kt  >  tt;  w  in  neben- 
tonigen und  tonlosen  Silben;  gw  >  w;  -in  in  nicht  haupttoniger  Silbe. 

220.  Kauffmann,   Friedrich,   ahd.    Ictvo,   louwo. 
Paul  u.   Braune,  Beiträge   12,  207— 210. 

221.  Benrath,  Paul,  Vocalsch wankungen  bei  Otfrid.  8.  (60  S.)  Bonner 
Dissertation,    1887. 

222.  Ottmann,  Glossar  Rb.   (Bibl.    1886,   Nr.   248). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  1773  f.  (Kossinna);  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  205—207 
(Kögel). 

223.  Wolf  er  mann,  Oscar,  die  Fiesionslehre  in  Notkers  althochdeutscher 
Übersetzung  von  Boethius;  de  consolatione  philosophiae.  Ein  Beitrag  zur 
althochdeutschen  Grammatik,  gr.  8.  (74  S.)  Altenburg  1886  (Bonde's  Verlag). 
1,20   M. 

Vgl.  I).  Lit.  Ztg.   1887,  Sp.   1305  (Seemüller). 

224.  Siebs,   Assibilierung  (Bibl.    1886,  Nr.   252). 

Vgl.  I).  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  642  f.  (Franck);  Niederd.  Korrespondenzblatt  12, 
30—32  (G.  Michaelis). 

225.  Cummins,  Adley  H.,  A  Grammar  of  the  Old  Friesic  Language  2nd  ed. 
With   Reading  Book,    Glossary  etc.   8.   (144   S.)   London,   Trübner.    6   sh. 

226.  Buitenrust  Hettema,  F.,  Bloemlezing  uit  Ooud-  middel-  en  nieuw 
Friesche  geschriften  met  glossarium.  II.  Deel:  Middelfriesch.  8.  (VIII, 
104  S.)  Leiden  1887,  Brill.   1,50  fl. 

Altfries.,  s.  auch  Nr.  203. 


IV.    GERMANISCHE  SPRACHEN.  117 

227.  Weiß,  Wilhelm,  Untersuchungen  zur  Bestimmung  des  Dialekts  des 
Codex  Teplensis.  Inaugural-Dissertation.  gr.  8.  (54  S.)  Halle.  (Leipzig,  Fock.) 
0.80   M. 

228.  Nohl,  Hans,  die  Sprache  des  Niclaus  v.  Wyle.  Laut  und  Flexion.  Ein 
Beitrag  zur  Kenntniß  des  schwäbischen  Dialekts  im  XI.  Jahrh.  Inaugural- 
Dissertation.  gr.   8.   (87   S.)  Heidelberg,  Burow.    1,80   M. 

229.  Lauchert,   Friedrich,   die   ältere   Sprache   von  Meßkirch. 
Alemannia  15,  79 — 93.   —  Grammatisches;  Lexicalisches;  Flurnamen. 

230.  Fischer,  Hermann,  Hechinger  Latein. 

Württemberg.  Vierteljahrshefte  1885,  229—236  u,   1887,  45—47. 

231.  Kluge,  Friedr.,  von  Luther  bis  Lessing.  Sprachgeschichtliche  Aufsätze, 
gr.   8.   (Vm,    144   S.)   Straßburg   1888,   Trübner.   2   M. 

Vgl.  Niedere!.  Correspondenzblatt  12,  79  f.  (Bremer). 

232.  Kluge,  F.,  die  Entstehung  unserer  Schriftsprache  (Jenaer  Antritts- 
vorlesung).  27    S.    1886. 

Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  295  f.  (A.  Socin). 

s.  Socin,  Nr.  386. 

233.  Paul,  H.,  Gemeindeutsch. 

Paul  u.  Braune,  Beiträge   12,  558—560. 

234.  Luther,  J.,  die  Sprache  Luthers  in  der  Septemberbibel.  Inaugural- 
Dissertation.  gr.   8.  (32   S.)  Halle.  (Leipzig,   Fock.)   1    M. 

235.  Platzhoff,  B.,  Luthers  erste  Psalmenübersetzung  sprachwissenschaftl. 
untersucht.    8.   (63   S.)  Hallenser  Dissert. 

236.  Zeitschrift  für  deutsche  Sprache,  herausg.  von  Daniel  San  d  ers.  Jahr- 
gang I.  12  Hefte  (April  1887  bis  März  1888).  gr.  8.  Hamburg,  J.  F. 
Richter.    12  M. 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  1143  f.  u.  Zs.  f.  d.  österr.  Gymnasien  1887,  542  ff. 
(Seemüller);  Wissenschaft!.  Beilage  der  Leipziger  Ztg.  1887,  Nr.  32,  44,  52,  66, 
71  u.  77. 

237.  Moltke,  Max,  Deutscher  Sprachwart.  Zeitschrift  für  Pflege  unserer 
Muttersprache  u.  s.  w.  N.  F.  I,  H.  1  —  6.  gr.  8.  Leipzig  1887  u.  1888, 
Moltke.   ä  Heft  0,50   M. 

238.  Hildebrand,  Rudolf,  vom  deutschen  Sprachunterricht  in  der  Schule 
und  von  deutscher  Erziehung  und  Bildung  überhaupt,  mit  einem  Anhang 
über  die  Fremdwörter  und  einem  neuen  Anhang  über  das  Altdeutsche  in 
der  Schule.  3.  verb.  und  verm.  Aufl.  8.  (VIII,  276  S.)  Leipzig  1887, 
Klinkhart.   3   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  614  f.;  N.  Jahrbücher  f.  Philologie  u.  Pädagogik 
136.  H.  5/fi  (Koch);  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  1.  H.  1—2  (Lyon);  Zs.  d. 
allpem.  deutschen  Sprachvereins  1,  Nr.  3  u.  14;  Centralorgan  f.  d.  Interessen 
d.  Realschulwesens  1887,  345  f.  (L.  Rudolph);  Gymnasium  1887,  417—420 
(Bender);  Pädagogium  1886,  641—651  (1.  Aufl.,  R.  Dietrich)  und  1887,  551  f.; 
Rhein.   Blätter  f.   Erziehung  und  Unterricht  61,   479  f.  (L.  Rudolph). 

239.  Zeitschrift  für  den  deutschen  Unterricht.  Unter  Mitwirkung  von  Rudolf 
Hildebrand  herausg.  von  Otto  Lyon.  1.  Jahrg.  gr.  8.  6  Hefte.  Leipzig 
1887,   Teubner.  10   M. 

Vgl.  Zs.  f.  d.  österr.  Gymnasien  1887,  542  ff.  (Seemüller). 

240.  Vietor,  Wilh.,  Elemente  der  Phonetik  und  Orthoepie  des  Deutschen, 
Englischen  u.  Französischen  mit  Rücksicht  auf  die  Bedürfnisse  der  Lehr- 
praxis. 2.  verb.  Aufl.  gr.  8.  (XII,  270  S.)  Heilbronn,  Gebr.  Henninger. 
4,80  M. 


118  BIBLIOGRAPHIE  VON   1887. 

241.  Diederichs,   Selbst-  und   Schnalzlaute  (Bibl.    1886,   Nr.   258). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztpr.  1887,  Sp.  189  f.  (Diederichs  u.  Holtbausen);  Anzeiger  für 
deutsches  Altertlium  13,  376—388  (Nörrenberg) ;  Phonetische  Studien  1,  H.  I 
(Maunnann). 

242.  Trautmann,  K. ,  Kleine  lautwissenschaftliche  Beiträge.  I.  Zur  Ge- 
schichte des  Zäpfchen  -r  im  Deutschen.  II.  Stimmhaftwerden  stimmloser 
Consonanten  im  Deutschen. 

Phonetische  Studien  I,  H.   1. 

243.  Friedrich,  Ernst,  Zehnfache  Aussprache  des  Buchstabens  g  im  Neu- 
hochdeutschen. 

Centraloigan  f.  d.  Interessen  d.  Realschulwesens  1887,  528  f. 

244.  Zur  Bühnenaussprache   des  g. 
Phonetische  Studien   1,  H.   1. 

245.  Güdemann,  M.,  über  die  Aussprache  deutscher  Buchstaben.  Bemer- 
kungen  einiger  Rabbiner  des    15.   Jahrh. 

Zs.  f.  deutsche  Sprache  1,   104—109  u.  170—172. 

245".  Orthographie.  —  Reform.  Zs.  des  allgem.  Vereins  für  vereinfachte 
deutsche  Rechtschreibung,  herausg.  von  F.  W.  Fricke.  XI.  Jahrg.  1887. 
12   Nummern,   gr.    8.   Norden,    Soltau.    2,40   M. 

246.  Wilmanns,  W.,  die  Orthographie  in  den  Schulen  Deutschlands.  2.  um- 
gearbeitete Ausgabe  des  Commentars  zur  preußischen  Schulorthographie, 
gr.   8.  [(XII,   269   S.)  Berlin,  Weidmann.   3,60  M. 

247.  Jütting,  W.,  die  Doppelformen  unserer  heutigen  Schulorthographie  mit 
Vorschlägen  zu  ihrer  Vereinfachung. 

Rheinische  Blätter  f.  Erziehung  und  Unterrieht  61,  H.  5  u.  6. 
Orthographie  s.  auch  Nr.  297*. 

248.  Syntax.   —  Erdmann,   Syntax  (Bibl.    1886,  Nr.   261). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  713-716  (John  Ries),  dazu:  Entgegnung  von  Eid- 
mann und  Antwort  von  J.  Ries,  ebenda  Sp.  956—958;  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  201 
bis  JO'i  (Bohaghel),  dazu:  Erdmann  und  Behaghel,  Sp.  328—330;  Gymnasium 
1887,  309—312   (Ziemer). 

249.  Erdmann,  0.,  über  Eintheilung  und  Benennung  der  Nebensätze  in 
der  deutschen  Grammatik. 

Zs.  f.  d.  deutschen   Unterricht  1,  H.  2. 
'250.   Kern,   Zustand  und  Gegenstand  (Bibl.    1886,   Nr.    269). 

Vgl.  Zs.  f.  d.  österr.  Gymnasien  1887,  881  (Joh.  Schmidt);  Centralorgan  f.  d. 
Interessen  d.  Realschulwesens  1887,  158  f.  (L.  Rudolph);  Gymnasium  1887, 
381   f.  (Buschmann);  Zs.  f.  d.  Realschulwesen   1887,  7  (Vogrinz). 

251.  Herrmanowski,  Franz  Kerns  Reformvorschläge  f.  d.  Unterricht  in 
der  deutschen   Satzlehre. 

Neue  Jahrbücher  für  Philologie  u.   Pädagogik   136,  541—553  a.  577—597. 

252.  Monster  berg  -M  ün  cken  au,  der  Infinitiv  in  den  Epen  Hartmanns 
(Bibl.    1885,   Nr.   210). 

Vgl.  Lit.  Blatt   1887,  Sp.  9  f.  (Klinghai dt). 

253.  Branhofer,  Genitiv  im  Nibelungenliede  (Bibl.    1886,  Nr.   264). 

Vgl.  Zs.  f.  d.  österr.  Gymnasien  1887,  732  (Stejskal) ;  Herrigs  Archiv  79,  117  f.; 
Gymnasium   1887,  686  (Saligei). 

254.  Ullsperger,  Modusgebrauch  in  mhd.  Relativsätzen  (Bibl.  1886, 
Nr.   268). 

Vgl.  Zs.  f.  d.  österr.  Gymnasien  1887,  320  f.  (Seemüller);  Gymnasium  1887, 
685  (Saliger). 


IV.    GERMANISCHE  SPRACHEN.  119 

255.  Schachinger,  R. ,  Congruenz  des  Numerus  zwischen  Subject  und 
Verbum  bei  Wolfram  von  Escheubach.  gr.  8.  Programm  des  Gymnasiums 
zu   Melk. 

Vgl.  Zs.  f.  d.  österr.  Gymnasien  1887,  319  (Khull);  Gymnasium  1887,  686  (Sauger). 

256.  Buchenau,  H. ,  über  den  Gebrauch  und  die  Stellung  des  Adjectivs 
in  Wolframs   Parzival.    gr.  8.   (60  S.)  Coethen,  Schettlers    Erben,  Verl.  1  M. 

257.  Schmidt,  Hans,  über  das  attributive  Adjectiv  im  Nibelungenlied  und 
in  der  Ilias.   8.   (56  S.)   Programm   d.  Gymn.   in    Salzburg,    1886. 

Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  319  (Nagele);  Zs.  f.  d.  österr.  Gymn.   18S7,  319  (Khull). 

258.  Wangrin,  Emil,  die  Syntax  der  Causalsätze  in  der  Kudrun.  4.  (17  S.) 
1887.  Programm  des  Real-Gymnasiums  zu  Lüdenscheid,   Nr.   357. 

259.  Wunderlich,  H.,  Untersuchungen  über  den  Satzbau  Luthers.    1.  Th. : 
Die  Pronomina,  gr,   8.   (72   S.)   München,  Lindauer.    1,50   M, 

260.  Jeitteles,  A.,  zur  neuhochdeutschen   Syntax. 

Germania  32,  356  —  361.  —  I.  Nhd.  Genitiv  des  artikellosen  attributiven  Ad- 
jectivs; II.   der  Accusativ  mit  dem  Infinitiv  im  Nhd. 

261.  Andresen,  K.  G.,  Sprachgebrauch  u.  Sprachrichtigkeit  im  Deutschen. 
5.  Aufl.   8.    (VIII,   427    S.)   Heilbronn,   Gebr.   Henninger.   5   M. 

262.  Sanders,  Daniel,  deutsches  Stil-Musterbuch  mit  Erläuterungen  und 
Anmerkungen,  gr.   8.    (X,   443   S.)  Berlin    1886,  H.  W.  Müller.   6  M. 

Vgl.  Zs.  f.d.  Gymnasialwesen  1887,  368—370  (Jonas);  Zs.  f.  d.  österr.  Gymnas. 
1887,  771—773  (Joh.  Schmidt);  Gymnasium  1887,  448  f.  (Blasendorffj;  Revue 
critique  1887,  Nr.  18  (A.  Bauer);  Zs.  d.  allgem.  deutschen  Sprachvereins  1,  Nr.  12 
u.  13;  Centralorgan  f.  d.  Interessen  d.  Realschulwesens  1887,  178  (Quielj ; 
D.  Rundschau,   14.  Jahrg.,  H.  2;  Schwäbische  Kronik  1887,  31.  März. 

263.  Seh  rader,  Hermann,  der  Bilderschmuck  der  deutschen  Sprache.  Ein- 
blick in  den  unerschöpflichen  Bilderreichthum  unserer  Sprache  und  ein 
Versuch  wissenschaftlicher  Deutung.  In  2  Lief.  gr.  8,  (VII,  379  S.)  Berlin 
1886,   Dolfuß.   3   M. 

Vgl.  Zs.  f.  deutsche  Sprache  1,  84—86. 

264.  Kares,   0.,  Betrachtungen  über  die  Poesie  des  Wortschatzes. 

N.  Jahrb.  f.  Piniol,  u.  Pädagogik,  Bd.  131/132,  H.  7—12  u.  Bd.  133/134, 
H.  2  u.  3. 

265.  Zehetmayr,   S.,  Beigabe  zu   Otto  Kares'   „Poesie  des  Wortschatzes". 
Blätter  f.  d.  Bayer.  Gymnasialschulwesen  XXI,  S.  558  —  564. 

266.  Kleinpaul,   R.,   die  Bildersprache  des   Volkes. 
Allgemeine  Zeitung  1886,  Beil.  Nr.  70. 

267.  Kleinpaul,   R. ,  rhetorische  Kunststückchen. 
Allgemeine  Zeitung  1886,  Beil.  Nr.   105,   107  u.   10S. 

268.  Frey  tag,  L.,   Übersetzen  und  Übersetzungskunst. 
Zs.  i.   d.  deutschen  Unterricht  1,  H.  2  u.  3. 

269.  Pfalz,  über  den  Einfluss  des  Erleruens  fremder  Sprachen  auf  die  Ent- 
wicklung der  Muttersprache. 

Pädagogisches  Archiv   1887,  Nr.  9. 

270.  Spracheigenthümlichkeiten  bei  Lessing. 
Zs.  f.  deutsche  Sprache  1,  21—28. 

ß)  Lexikographie. 

271.  Deutsches  Wörterbuch,  VII.  Bd.  9.  Liof.  (Sp.  15:57—1728,  Pelz- 
fleck  —  Pflastertuch),  10.  Lief.  (Sp.  1729 — 1920,  Pflasterung  —  Platz), 
bearb.   von  M.  Lexer.  Leipzig   1887,   Hirzel.   ä  2   M. 


120  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

272.  Deutsches  Wörterbuch,  VIII.  Bd.  3.  Lief.  (Sp.  385—576,  Recht  — 
Reich),   bearb.  von  M.   Heyne.   Leipzig   1887,  Hirzel.   2   M. 

273.  Deutsches  Wörterbuch,  XII.  Bd.  1.  Lief.  (Sp.  1  —  192,  V  —  ver- 
dammen),  bearb.   von   E.   Wülcker,   Leipzig    1886,  Hirzel.    2   M. 

274.  Sanders,   Ergänzungs-Wörterbuch   (Bibl.    1885,   Nr.   218). 
Vgl.  Zs.    f.   Völkerpsychologie  17,   103—109  (Steinthal). 

275.  Sanders,  Daniel,  Wörterbuch  der  Hauptschwierigkeiten  der  deutschen 
Sprache.    17.  Aufl.   Berlin   1887,  Langenscheidt. 

Vgl,    Central organ    f.  d.  Interessen    d.    Realschulwesens    1887,    207    (Freytag)-, 
Wissensch.  Beilage  d.  Leipziger  Ztg.   1887,  Nr.  56. 
2  76.   Kluge,  Friedrich,   etymologisches  Wörterbuch   der  deutschen  Sprache. 

4.  verb.   Aufl.    1.   Lief.  Lex.-8.    (48   S.)   Straßburg,  Trübner.    1    M. 
Vgl.  Herrigs  Archiv  78,   121    (Felix  Hartmann). 

277.  Diez,  Friedr.,   etymologisches   Wörterbuch   der    romanischen  Sprachen. 

5.  Ausg.   Mit   einem   Anh.  von  Aug.   Scheler.   gr.   8.   (XXVI,   866  S.)  Bonn, 
Marcus.    18   M. 

278.  Braune,  W.  ahd.   Jehon,  verzehren,   essen. 
Paul  u.  Braune,  Beiträge   12,  396  f. 

Ahd.  Etymologien  s.  Nr.  203,  205  ff.,  555,   1445,  1672 ;  mhd.  780, 

1491   f. 

279.  Braune,   W.,  zu  mhd.  gelouben  gestatten. 
Paul  u.  Braune,  Beiträge  12,  397  f. 

280.  Braune,  W.,  Nachtrag  zu  mhd.  ein. 
Paul  u.  Braune,  Beiträge  12,  393—395, 

281.  Sievers,  E.,  sus  und  so. 

Paul  u.    Braune,  Beiträge  12,  498—503. 

282.  Bech,  Fedor,  lexikalische  Beiträge  aus  Pegauer  Handschriften  des  14. 
und    15.  Jahrh.   4.    (22    S.)    1887.   Progr.   d.   Gymnas.   zu  Zeitz,  Nr.    242. 

283.  Feit,  Paul,  Glossar  und  Wortregister  zum  hansischen  Urkundenbuch.  Bd.I 
bis  III.   4.    (S.  535 — 586.)  Halle,   Buchhandlung  des  Waisenhauses.   2,80  M. 

284.  Bernoulli,  A. ,  und  A.  So  ein,  Verzeichniß  der  Gauner  u.  Gauner- 
wörter aus  baslerischen  Archiven.  Als  Nachtrag  zu  Knebels  Chronik  be- 
sonders  abgedruckt.    8.   (60   S.)   Leipzig,  Hirzel.   —   s.   Nr.    1702. 

285.  Birlinger,  A.,  zum   deutschen   Wörterbuche. 
Alemannia  15,  74—78. 

286.  Hauff,  Gustav,  Lexikalisches.  IV.  Über  den  Artikel  „Ichu,  sowie  über 
einige  andere  Artikel  verwandten  Inhalts  im  Grimmschen  Wörterbuch. 
V.  Nachträge  zu  den  kritischen  Bemerkungen  über  die  Mehrzähl  von 
„Ewigkeit"    und  über   „Es"   im  Grimmschen  Wörterbuch. 

Herrigs  Archiv  79,  308—346. 

287.  Oosting,  J.,   Leider  Gottes. 
Taalstudie  VIII,   190-192. 

288.  Völker,  Paul,  die  Bedeutungsentwickelung  des  Wortes  Roman.  8. 
(41    S.)  Dissert.  Halle   1887    (s.  Bibl.    1886,   Nr.   290). 

289.  Wörterbuch   der  Weidmannssprache   (Fortsetzung). 
Der  Weidmann    18,   Nr.  37  ff.;  19  ff. 

290.  Schlüter,  W.,   zum   mnd.  Wortschatz  (s.   Bibl.    1886,  Nr.   291). 

Nd.  Korrespondenzblatt  12,  S.  7 — 10  büt,  koneren,  kudel,  lok,  luder,  pligen, 
satlten,  verletl,  an  geweiht  [dazu  J.  Peters,  S.  85]) ;  S.  38  f.  {gholken,  Kutan, 
quantswis,  bela/rken    lartjen,  lurtjen). 

(Fortsetzung  folgt.) 


ZUR   BEURTHEILUNG    VON    JACOB   GRIMMS 

ANSICHT  ÜBER  DAS  GRAMMATISCHE 

GESCHLECHT. 


In  einer  schönen  und  überzeugungswarmen  Vorrede  zum  Neu- 
druck des  dritten  Bandes  der  Grimm'scben  Grammatik  vertheidigt 
Gustav  Roethe  nicht  ohne  Geschick  und  Eifer  die  Lehre  Jacob  Grimms 
vom  grammatischen  Geschlecht  gegen  eine  neue,  zuerst  von  Brugmann 
ausgesprochene  und  von  mir  acceptierte  Hypothese  ').  Seine  Ausführungen 
entbehren  auf  den  ersten  Anblick  nicht  des  Bestechenden.  Denn  wem 
gerade  unter  den  begabteren  Köpfen  sagte  es  nicht  zu,  in  der  trau- 
rigen Zeit  des  trockenen  Schwärmerthums  die  unverwelkliche  Macht 
der  Phantasie  gegen  die  alte  Schwiegermutter  Weisheit  mit  leuchten- 
den Waffen  vertheidigt  zu  sehen,  die  Poesie  in  der  Sprache,  wie  sie 
vor  dem  genialen  Blick  des  bahnbrechenden  Forschers  stand,  gegen 
die  hausbackene  Prosa,  die  die  mühevolle  Mosaikarbeit  Nachstreben- 
der in  ihr  sehen  will?  Und  darum  scheint  es  sich  in  diesem  Falle  zu 
handeln. 

Dennoch  liegt  die  Sache  ein  wenig  anders,  und  es  möge  mir 
gestattet  sein,  das  Problem  von  Neuem  zu  beleuchten,  da  ich  doch 
einmal  zur  Frage  nach  dem  grammatischen  Geschlecht  das  Wort  er- 
griffen habe,  ohne  in  einer  vielmehr  abgebrochenen  als  abgeschlossenen 
Schrift  —  die  übrigens,  im  Wesentlichen  vor  dem  Erscheinen  des  Brug- 
mann'schen  Aufsatzes  geschrieben,  das  Problem  von  vornherein  in 
derselben  Weise  ins  Auge  faßte  —  ohne,  sage  ich,  hier  im  Stande 
gewesen  zu  sein,  meine  Ansicht  anders  als  knapp  zu  skizzieren.  Ich 
halte  mich  zu  einer  Meinungsäußerung  um  so  mehr  verpflichtet,  als 
mir  Roethe  zwischen  den  Zeilen  den  Vorwurf  kritiklosen  Nachtreter- 
thums  nicht  erspart. 

Ich  will  mich  bemühen,  so  elementar  wie  möglich  zu  sein,  da 
die  alte  Hypothese,  mit  Bacon  zu  reden,  als  ein  weitverbreitetes  Idolon 


')  Brugmann,  Techmers  Internationale  Zeitschrift  für  Sprachwissenschaft  IV, 
100  ff.;  Verf.,  Zum  Wechsel  des  Nominalgeschlechts  im  Deutschen  I,  S.  3  ff.  (Straß- 
burg 1889). 

GERMANIA.    Neue  Reihe  XXIV.  (XXXVI.)  Jahrg.  9 


122  VICTOR  MICHELS 

theatri  gelten  darf  und,  so  viel  ich  sehe,  mit  einem  ganzen  Nest  un- 
ausrottbarer Vorurtheile  zusammenhängt.  Da  die  Grimmsche  Theorie 
eine  tiefe  Kluft  zwischen  Einst  und  Jetzt  statuiert,  so  theilt  sich  für 
uns  die  Frage  nach  der  Entstehung  des  grammatischen  Geschlechts 
in  die  drei:  was  ist  es?  was  war  es?  wie  hat  es  sich  gebildet? 

Suchen  wir,  um  trotz  Roethes  Widerspruch  von  dem  Bekannten 
zum  Unbekannten  fortzuschreiten,  die  Bedeutung  des  grammatischen 
Geschlechts  in  der  gegenwärtigen  deutschen  Sprache  zu  fixieren,  so 
kann  es  keinem  Zweifel  unterliegen,  daß  sich  hier  Sexus  und  Genus 
derartig  verhalten,  daß  bei  der  Bezeichnung  lebender  Wesen  von 
deutlich  erkennbarem  Geschlecht  in  der  Regel  dem  männlichen  Sexus 
das  männliche,  dem  weiblichen  das  weibliche  Genus  entspricht.  Das 
ist  auch  bei  den  Dingen,  die  nur  durch  die  Phantasie  beseelt  werden, 
in  der  Regel  der  Fall.  Auf  diese  Weise  besteht  jene  enge  Verbindung, 
die  Sexus  und  Genus  als  Inneres  und  Äußeres,  als  die  zwei  Seiten 
eines  Verhältnisses  erscheinen  läßt,  wo  eins  das  andere  bedingt.  Wenn 
nun  im  ersten  Falle  der  Sexus  als  das  Bedingende  und  das  Genus 
als  das  Bedingte  gelten  darf,  so  erfordert  der  zweite  Fall  eine 
eingehende  Prüfung.  Während  nämlich  auch  hier  der  naiven  Vor- 
stellung, der  sich  Inneres  und  Äußeres  verhalten  wie  Kern  und  Schale, 
die  Ausdrucksform  als  das  Spätere  und  von  der  Vorstellung  Ab- 
hängige erscheint,  zeigt  es  sich  bei  genauerer  Betrachtung,  daß  dies 
in  einer  Reihe  von  Fällen,  ja  in  allen  deutlich  erkennbaren,  keines- 
wegs zutrifft.  Nicht  weil  wir  durch  irgend  etwas  im  Wesen  der  Phan- 
tasie gezwungen  wären,  sie  als  weiblich  vorzustellen,  erscheint  sie 
Goethe  als  „meine  Göttin".  Was  hindert  an  sich,  sie  etwa  als  einen 
blühenden  Knaben  zu  denken?  Was  anders  als  der  Name?  So  ist  uns 
der  Krieg  ein  stürmender  Mann  mit  der  gewaltigen  Drommete  in  der 
Faust.  Wer  nicht  wüßte,  daß  er  den  Römern  ein  Weib  (Bellona)  war, 
würde  das  für  die  einzig  natürliche  Vorstellung  halten.  Deutscher 
Auffassung  ist  die  Liebe,  oder  sagen  wir  Frau  Minne,  eine  hehre 
Königin;  den  Alten  war  ihr  apcog  oder  Amor  oder  Cupido  ein  Jüng- 
ling oder  Knabe.  Was  liegt  nun  im  Wesen  der  Liebe,  das  zur  einen 
oder  anderen  Auffassung  zwänge?  Denn  wir  suchen  doch  überall 
die  Notwendigkeit  des  Geschehenen.  Oder  warum  sprechen  wir  vom 
Altvater  Rhein,  aber  vom  Donauweibchen?  Warum  von  Frau  Sonne 
und  ihrem  Manne,  dem  Mond,  die  Verhältnisse  verwandter  Sprachen 
umdrehend?  Gewiß  nicht,  weil  deutscher  Phantasie  der  Mond  von 
vornherein  vorzugsweise  im  Kreis  der  Sterne  entgegentrat  als  der 
männliche  Hirt,    der    seine  Schaf  lein    weidet.    Warum  denn  nicht  als 


ZUR  BEURTIIEILUNG  VON  JACOB  GRIMMS  ANSICHT  etc.  123 

Hirtin,  wie  die  Zeustochter  Selene-Luna  den  Alten  eine  Jägerin  war, 
wenn  sie  die  Wolken  über  den  Nachthimmel  jagte?  Es  hätte  noch 
einen  Sinn,  wenn  das  germanische  Wort  für  den  Mond  wirklich 
etwas  wie  „Hirt"  bedeutete.  In  Wahrheit  scheint  es  aber  nichts 
Anderes  als  „das  (Zeit)  messende  Gestirn"  zu  bezeichnen,  und  das 
männliche  Geschlecht  etwa  einem  indogerm.  dster  (dörrjQ)  zu  ver- 
danken, zu  dem  es  einst  adjectivisch  gesetzt  wurde.  Und  die  Volks- 
phantasie hat  sich  um  das  astronomische  Wort  gerankt,  an  das 
einmal  fixierte  Genus  anknüpfend,  wie  auch  in  moderneren  Fällen. 
Und  doch  ist  das  nicht  ein  Fall  steifleinener  Personificierunof,  sondern 
lebendigster  Mythologie.  Warum  ist  es  so  unerhört  und  gar  keiner 
Widerlegung  bedürftig,  wenn  Brugmaun,  was  für  Sonne  und  Mond 
recht  ist,  für  den  Himmel  billig  sein  läßt,  und  die  Frage  aufwirft, 
ob  nicht  der  indogermanische  Dieiis  (Zeus)  ursprünglich  ein  Appellativ 
war  wie  im  Indischen,  und  seine  Existenz  als  ein  männlicher  Gott 
erst  dem  grammatischen  Genus  seines  Namens  verdankte?1)  Denn, 
wohlgemerkt,  die  indogermanische  Sprache  ist  nicht  die  Ursprache 
der  Menschheit. 

Während  sich  demnach  für  die  moderne,  und  wir  dürfen  gleich 
sagen  historische  Zeit  nachweisen  läßt,  daß  bei  der  Personificierung 
Nichtlebender  in  der  Regel  der  Sexus  durch  das  Genus  bestimmt 
wird,  und  sich  eine  Beeinflußung  des  Genus  durch  den  Sexus  nur 
ausnahmsweise  darthun  läßt"),  soll  einst  das  umgekehrte  Verhältniß 
geherrscht  haben.  Dieses  Einst  war  eine  Zeit,  in  der  nicht  der  Ver- 
stand, sondern  die  Phantasie  herrschte  und  die  heute  entgötterte  Welt 
mit  einer  Unzahl  anthropomorphischer  Wesen  bevölkerte. 

Wo  jetzt  nur,   wie  unsre  Weisen  sagen, 
Seelenlos  ein  Feuerball   sich   dreht, 
Lenkte   damals   seinen   goldnen   Wagen 
Helios   in   stiller  Majestät. 


1)  div  'Himmel'  begegnet  im  Indischen  auch  als  Feminin,  wie  es  seheint  eine 
jüngere  Form,  doch  beweisend,  daß  die  mit  dem  Wort  verbundene  Maseulinvorstellung 
wenigstens  nicht  allzusehr  in  der  Vorstellung  haftete.  Vgl.  noch  0.  Gruppe,  Die 
griech.  Mythen  und  Culte,  passim.  gegen  ihn  Max  Müller,  Natural  Religion.  London 
188V».  S.  407. 

2)  Ein  Ausnahmsfall  dürfte  etwa  'Sonne'  sein.  Hier  war  das  Geschlecht  aus 
äußeren  Gründen  ins  .Schwanken  gerathen,  und  mythologische  Vorstellungen,  die  sich 
dem  festen  Masculingeschlecht  von  Mond  zu  Liebe  umkehrten,  mögen  dazu  gewirkt 
haben,  daß  es  weiblich  wurde.  Das  ist  eine  Ausnahme,  welche  die  Regel  bestätigt. 
Etwas  anders  liegen  die  Verhältnisse  bei  den  in  meiner  Schrift  S.  50  verzeichneten 
Worten . 

9Y 


124  VICTOR  MICHELS 

Ich  habe  diese  Anschauung  eine  poetische,  nicht  eine  wissenschaft- 
liche genannt  und  zu  den  romantischen  Zügen  gerechnet,  die  man  in 
Jacob  Grimms  Natur  gefunden  hat.  Für  den  jungen  Schiller  war  jenes 
untergegangene  Zeitalter  der  Phantasie  die  Welt  Griechenlands,  für 
die  Romantiker  das  Mittelalter,  für  Jacob  Grimm  und  seinen  jüngsten 
Anhänger  die  Urzeit.  Die  ganze  Theorie,  die  mit  der  über  den  Ur- 
sprung der  Volkspoesie  aufs  Genaueste  zusammenhängt,  ruht  auf  dem 
Begriffe  dieser  Urzeit.  Man  erlaube  mir  daher  die  Frage:  wann  war 
diese  Urzeit,  jene  goldene  Zeit  der  alles  personificierenden  Phantasie? 

Bei  Jacob  Grimm,  obgleich  er  sich  nirgends  klar  darüber  aus- 
spricht und  sogar  das  Wort  zu  meiden  scheint,  hat  man  den  Eindruck, 
als  denke  er  an  die  Urzeit  der  Germanen.  Aber  daß  die  Germanen, 
sagen  wir,  zur  Zeit  des  Pytheas  von  Massilia  oder  früher,  wenn  man 
will,  mit  einer  ganzen  Reihe  von  Worten  keine  Phantasievorstellung 
mehr  verknüpften,  bezweifelt  heute  Niemand.  Überhaupt  waren  hier 
die  Genera  der  Worte  schon  überliefert  und  die  zu  Grunde  liegenden 
Sexualvorstellungen  kämen  zur  Entscheidung  der  Frage  höchstens 
beim  Genuswechsel  in  Betracht,  der  wieder  die  angeblichen  Sexual- 
vorstellungen als  höchst  schwankende  charakterisieren  würde,  und 
den  wir  deshalb  gerne  mit  Roethe  für  diesmal  aus  dem  Spiele  lassen. 

Roethe  vermißt  bei  Jacob  Grimm  die  beständige  Rücksichtnahme 
auf  die  Ursprache  und  spricht  seinerseits  von  der  indogermanischen 
Urzeit,  für  die  er  jenen  Personificierungs-  und  Sexualisierungstrieb 
voraussetzt.  Aber  auch  hier  frage  ich  mich  vergeblich  nach  dem 
genauen  Verständniß  des  Ausdrucks.  Denn  wenn  wir  heutzutage  in 
der  comparativen  Grammatik  von  indogermanischer  Ursprache  x-eden, 
so  verstehen  wir  darunter  in  der  Regel  die  unmittelbar  vor  der  Tren- 
nung der  Einzelsprachen  herrschende  Gemeinsprache;  denn  viel  weiter 
können  wir  vorläufig  noch  nicht  zurückdringen  in  dem  ruhigen  Schritt 
für  Schritt  der  vergleichenden  Sprachwissenschaft,  wenn  wir  von  ein 
paar  vielumstrittenen  Contractionsgesetzen  und  ähnlichen  Erscheinungen 
absehen,  welche  diesem  Zeiträume,  hochgegriffen,  um  ein  paar  Jahr- 
hunderte vorausgingen.  Aber  auch  die  Sprache  dieser  Zeit  zeigt  schon 
einen  verhältnißmäßig  hohen  Culturstand.  Ein  ausgebildetes  abstractes 
Denken  wird  durch  eine  Fülle  abstracter  Bildungen  bewiesen,  die  sich 
nicht  etwa  erst  in  den  Einzelsprachen  entwickelt  haben  können.  Nun 
ist  aber  entfernt  nicht  daran  zu  denken,  daß  den  Indogermanen,  wenn 
sie  die  Handlung  des  Stellens  mit  dhdtis  (ftsöig)  bezeichneten,  dabei 
irgend  ein  personifiziertes  und  sexualisiertes  Wesen  dauernd  vor- 
geschwebt habe,  oder  auch  nur  irgendwie  die  Anschauung  von  etwas 


ZUR  BEURTHEILUNQ  VON  JACOB  GRIMMS  ANSICHT  etc.  125 

Schwachem,  Empfangendem,  Leidendem,  kurz  irgendwie  Weiblichem: 
daß  sie  überhaupt  dabei  eine  wesentlich  andere  Vorstellung  hatten, 
als  wenn  sie  das  neutrale  dhemn  (d-fj^ia)  gebrauchten.  Die  Schlange 
slijghön  möge  wirklich  den  „sich  windenden  Mann"  bezeichnet  haben. 
Warum  nicht?  Jedwede  Personification  zu  leugnen  fällt  Niemandem 
ein.  Aber  wenn  die  Indogermanen  das  Weideland  als  „den  zum  Treiben 
Bestimmten",  a^ros,  bezeichneten,  so  zweifle  ich  sehr  stark,  daß  sie 
dabei  ein  ner  „Mann"  ergänzten,  sondern  glaube  —  und  so  viel  ich 
sehe,  ist  dieser  Glaube  ein  allgemeiner  —  daß  ihnen  dabei  ganz  wie 
uns  abstracteren  Modernen  ein  älteres  allgemeines  und  verblaßteres 
Wort  vorschwebte,  etwa  bhudhnos  „Boden",  das  eine  ähnliche  Bildung 
sein  mag,  und  vielleicht  auf  eine  Reihe  anderer  zurückweist,  mit  denen 
schon  längst  keine  lebendige  Masculinvorstellung  mehr  verknüpft  wurde, 
selbst  wenn  wirklich  das  Substrat  aller  jener  Prädicamente  nicht  ner 
war.  Die  goldene  Zeit,  wohin  ist  sie  entflohen?  Zurückgedrängt  in 
eine  ferne  nebelige  Vergangenheit,  die  immer  mehr  verschwindet,  je 
näher  man  ihr  kommt.  Denn  wenn  man  mir  die  Grenze  zwischen  der 
abstract  denkenden  Zeit  und  jenem  Phantasiezeitalter  fixieren  wird, 
so  werde  ich  mich  berechtigt  halten ,  die  Gründe  dafür  genau  zu 
prüfen;  vorläufig  vermag  ich  sie  nicht  zu  finden,  soweit  ich  auch 
zurückgehe.  Wo  bleibt  die  Möglichkeit,  das  Geschlecht  eines  Wortes 
in  der  Grimmschen  Weise  aus  der  Bedeutung  abzuleiten,  auch  unter 
„beständiger  Rücksicht  auf  die  Ursprache"?  Selbst  unsere  Etymo- 
logien versagen  hier  bald  genug. 

Doch  angenommen,  die  Grenze  für  jene  Phantasiezeit,  jene  Zeit 
des  Sexualisierungstriebes,  sei  fixiert,  nämlich  nach  Vorwärts,  so  dürfte 
es  doch  nicht  ganz  unnützlich  sein,  sich  auch  über  die  Abgrenzung 
nach  Rückwärts  klar  zu  werden,  und  so  der  Entwicklung  dieses 
Triebes  bis  zur  Fixierung  im  sprachlichen  Ausdruck  einen  Schritt 
näher  zu  kommen.  Da  nämlich  jener  Personificierungs-  und  Sexuali- 
sierungstrieb  im  Laufe  der  Jahrhunderte  abgenommen  haben  soll  bis 
auf  den  heutigen  Tag,  wo  eigentlich  so  recht  nichts  mehr  davon  vor- 
handen ist,  so  wäre  die  Vermuthung  die  naheliegendste,  daß  er  in 
den  Anfängen  menschlicher  Sprach-  und  Culturgeschichte  am  stärksten 
war.  Consequenterweise  sollten  wir  ihn  allerdings  für  noch  stärker 
in  den  Thieren  halten,  etwa  in  den  menschenähnlichen  Affen,  wovon 
bisher  die  Thierpsychologen  nichts  geahnt  haben;  aber  sich  in  eine 
Affenseele  zu  versetzen,  hat  ja  seine  Schwierigkeiten.  So  mag  es 
genügen,  sich  auf  die  Grenzlinie  zwischen  Mensch  und  Thier  zu  stellen, 
d.  h.  in  die  Schöpfungszeit  der  Sprache  zu  versetzen. 


12(j  VICTOK  MICHELS 

Nun  entsteht,  wenn  ich  recht  sehe,  die  folgende  Alternative. 
Entweder  nämlich  wurden  die  Dinge  von  vornherein  und  gleich  bei 
ihrer  Benennung  als  männlich  und  weiblich  vorgestellt,  oder  diese  Vor- 
stellung äußerte  sich  erst  allmählich,  und.  die  bereits  bezeichneten 
Dinge  wurden  nachträglich  in  männliche  und  weibliche  geschieden. 
Setzen  wir  den  ersten  Fall,  so  ist  klar,  daß  wir  unsere  An- 
schauungen von  der  Entstehung  der  Sprache  nicht  unwesentlich  zu 
modificieren  hätten.  Denn  es  leuchtet  ein,  daß  die  beiden  ältesten 
Substantive  die  Bezeichnungen  für  Mann  und  Weib  waren,  da  ja  alle 
anderen  mit  diesen  in  irgend  einer  Weise  verglichen  wurden.  Sprach- 
forscher und  Psychologen  sind  so  ziemlich  darüber  einig,  daß  die 
ersten  Sprachlaute  unwillkürliche  Reflexbewegungen  waren.  Nun  sei 
das  erste  Wort  der  Ausdruck  geschlechtlicher  Brunst  gewesen,  bei 
der  wir  ja  bei  den  Thieren  Lautäußerungen  besonders  lebhaft  beob- 
achten können,  so  kann  man  sagen,  daß  jener  Laut  „Weib"  bedeutet 
habe  und  als  solcher  mit  einer  Femininvorstellung  verknüpft  gewesen 
sei.  In  Wahrheit  bedeutet  er  vielmehr  etwa:  „Ich  liebe  dich.  Komm 
her  und  sei  mein  Weib."  Wie  ein  andermal  derselbe  oder  ein  anderer 
Laut  bezeichnete:  „Ich  hungere;  gebt  mir  zu  essen."  Wo  war  hier, 
da  es  überhaupt  nicht  eigentlich  Substantiva  gab,  sondern  nur  den 
Ausdruck  und  die  Vorstellung  von  Gefühlen,  Handlungen,  Gescheh- 
nissen,  auch  nur  die  Möglichkeit  für  jenen  Sexualisierungstrieb? 

Aber,  wird  man  mir  einwenden  —  und  das  wäre  der  zweite 
Fall  —  aber  jene  Thatsache,  daß  sich  der  Substanzbegriff  allmählich 
bildete  und  im  Substantiv  seineu  sprachlichen  Ausdruck  fand,  war, 
ebenso  wie  ein  Zeichen,  eine  Folge  davon,  daß  das  bezeichnete  Ding 
individuell  vorgestellt  wurde.  Und  wenn  es  individuell  vorgestellt 
wurde,  so  wurde  es  nothwendig  persönlich  vorgestellt,  und,  wenn  per- 
sönlich, nothwendig  auch  sexualisiert.  (Dieses  letztere  betont  Roethe 
ausdrücklich.)  Darauf  antworte  ich,  daß  es  erstens  nicht  nothwendig 
individuell  vorgestellt  wurde,  daß  es  zweitens,  wenn  individuell,  nicht 
nothwendig  persönlich,  und  drittens,  wenn  persönlich,  nicht  noth- 
wendig sexual.  Ich  werde  den  Beweis  dafür  zu  führen  suchen  und 
zugleich  darthun,  warum  ich  nicht  nur  die  Notwendigkeit,  sondern 
auch  die  Thatsächlichkeit  dieses  Vorganges  bezweifeln   muß. 

1.  Ein  Substantiv  bezeichnet  nicht  nothwendig  ein  Einzelding. 
So  einleuchtend  dieser  Satz  für  unsere  heutige  Sprache  ist,  so  wenig 
scheint  er  den  Verfechtern  der  älteren  Geschlechtstheorie  für  unsere 
Vorfahren  zu  gelten.  Sage  ich  heute  „Gold",  so  stelle  ich  mir  dar- 
unter  kein    Individuum    vor.    Nun    nehme   man  an,    der    erste   Trank 


ZUR  BEURTHEILUNG  VON  JACOB  GRIMMS  ANSICHT  etc.  127 

habe  seinen  Namen  erhalten  von  dem  Laut  des  Behagens,  den  sein 
süßer  Geschmack  auf  der  Zunge  hervorrief;  so  bezeichne  dieser  Laut 
zunächst  als  ein  Eigenname  nur  diesen  Trank.  Aber  derselbe  Ge- 
schmack wiederhole  sich  bei  einem  übrigens  verschiedenen,  bei  einem 
dritten  u.  s.  w.  So  sei  die  sinnliche  Anschauung,  die  selbst  der 
bloße  Name  „Trank"  hervorrufe,  so  lebhaft  sie  wolle  —  und  ich  bin 
überzeugt,  daß  sie  es  im  höchsten  Grade  war  —  deutlich  war  sie 
keineswegs,  da  sich  aus  den  einzelnen  Associationen  eben  nur  die 
Empfindung  des  Süßen  als  Gemeinsames  loslöst  und  bei  der  Wieder- 
holung des  Wortes  in  den  Blickpunkt  des  Bewußtseins  tritt,  während 
die  Vorstellungen  von  den  übrigen  Eigenschaften  der  genossenen 
Tränke  nur  eben  anklingen. 

Oder  der  Name,  der  dem  Bären  gegeben  wurde,  habe  einst  auch 
auf  den  Baum  oder  ein  Pferd  oder  ein  Stück  Erde  Anwendung  ge- 
funden, so  werden  wir  sagen,  der  Name  für  Bär  u.  s.  w.  bedeute 
„braun".  Die  Farbenvorstellung  ist  so  sinnlich  und  lebhaft  wie  mög- 
lich; von  allem  Anderen  wird  (unbewußt)  „abstrahirt".  Jede  Über- 
tragung eines  Wortes  von  dem  Gegenstand,  den  es  zuerst  bezeichnet, 
auf  einen  anderen,  er  sei  so  ähnlich  wie  er  wolle,  ist  nur  möglich 
durch  Abstraction.  Darum  sind  alle  unsere  Worte  bereits  auf  dem 
primitivsten  Stadium  Abstractionen,  und  eine  Sprache  ohne  Abstrac- 
tionen  ist  überhaupt  undenkbar,  weil  die  Welt  unendlich  reich  und 
die  reichste  Sprache  dagegen  arm  ist.  Darum  wiederholt  sich  der 
Proceß  der  „Verblassung"  von  jeher  und  ewig  von  Neuem.  Wir  wer- 
den sagen  müssen,  der  Name  „Braun"  für  den  Bären  rufe  (die  Vor- 
stellung eines  braunen  Stoffes,  also)  eine  Stoffvorstellung  wach,  die 
nur  occasionell  auf  ein  Individuum  angewandt  wurde,  ganz  wie  heute 
Gold,  Vieh,  Reis  oder  dergleichen. 

Für  den  Urmenschen  war  die  Welt  im  Wesentlichen  Stoff.  Die 
klare  und  deutliche  Vorstellung  eines  Individuums  und  damit  die  Noth- 
wendigkeit  es  zu  bezeichnen  vollzieht  sich  erst  allmählich  und  nicht 
auf  dem  ganzen  Sprachgebiet  auf  einmal,  sondern  bei  gewissen  Be- 
griffen früher  als  bei  anderen.  Das  ist  nicht  nur  eine  Theorie,  sondern 
läßt  sich  erweisen.  Wir  haben  noch  heute  nicht  nur  in  unserer  Sprache 
in  beschränktem  Maße,  sondern  in  viel  höherem  Grade  in  einer  ganzen 
Reihe  niederer  Sprachen  den  scharf  ausgeprägten  Gegensatz  von 
Individualisiertem  und  Nichtindividualisiertem.  Fragen  wir  nämlich  nach 
dem  sprachlichen  Charakteristicum  der  reinen  Stoffbezeichnungen,  so 
besteht  es  darin,  daß  derartige  Worte  keinen  Pluralis  bilden,  und 
das   ist    selbstverständlich,    da   man    nur  Individuen  in  der  Mehrzahl, 


128  VICTOR  MICHELS 

d.  h.  als  discrete  Größe  vorstellen  kann.  Dieses  zeigen  nun  deutlich 
das  Dakotasche,  Totanakische,  Yunga-,  Cora-,  Maya-,  Papas-Idiom 
und  eine  Reihe  anderer,  namentlich  amerikanischer  Sprachen,  wo, 
wie  man  sich  ausgedrückt  hat,  nur  die  Bezeichnungen  von  Belebtem 
einen  Plural  bilden ').  Diese  Scheidung  zwischen  Belebtem  und  Unbe- 
lebtem, die  man  mit  der  Differenzierung  der  Genera  verglichen  hat, 
ist  nicht  so  einfach  mit  dem  Namen  „Kastentheilung"  abzuthun,  wie 
dies  Roethe  will,  vielmehr  hochinteressant  und  wichtig.  Daß  natürlich 
die  reinstoffliche  Betrachtungsart  für  das  Belebte  zuerst  schwinden 
mußte,  wird  ohne  Weiteres  einleuchten.  Übrigens  ist  die  Scheidung 
von  Belebtem  und  Unbelebtem  nirgends  haarscharf  durchgeführt,  und 
in  verschiedenen  Dialekten  kann  man  lediglich  von  einer  Trennung  in 
Höheres  und  Niederes  reden.  Daß  dann  die  Neigung  zum  Individuali- 
sieren nachträglich  auch  bei  dem  noch  länger  Reinstofflichangeschauten 
eingreifen  kann,  zeigen  etwa  das  Marne  oder  Opoeta,  wo  die  Sub- 
stantiva  der  niederen  Classe  durch  das  Zahlwort  pluralisiert  wer- 
den, ein  Gebrauch  unserem  „drei  Stück  Vieh1'  vergleichbar.  Im  Kitsche 
drückt  man  den  Plural  hier  durch  „viel"  aus  (das  heißt,  mau  machte 
dadurch  den  occasionellen  Gebrauch  des  einfachen  Wortes  als  Singular 
zu  einem  festen),  und  anderswo  darf  man  die  abweichenden  Suffixe 
vielleicht  mit  Bildungen  wie  unser  Reissorten  vergleichen. 

2.  Das  Individualisierte  erscheint  nicht  nothwendig  auch  per- 
sönlich. War  der  Fortschritt  in  der  Entwickelung  der  menschlichen 
Vorstellungs-  und  Ausdrucksweise  derartig,  wie  wir  ihn  geschildert 
haben,  so  würde  es  auf  den  ersten  Blick  als  ein  sehr  gewaltiger  und 
sondex'barer,  ja  unerklärlicher  Sprung  erscheinen,  wenn  sich  nachweisen 
ließe,  daß  das  Individualisierte  sogleich  verpersönlicht  würde.  Ich 
will  nicht  viel  Gewicht  auf  eine  Sprache  wie  das  Nahuatl  legen,  das 
in  seiner  Scheidung  nicht  nur  von  „Belebtem"  und  „Unbelebtem", 
sondern  auch  von  „Vernünftigem"  und  „Unvernünftigem"  innerhalb 
der  ersten  Classe  eine  ganz  allmähliche  Entwickelung  fixiert  zu  haben 
scheint,  und  einfach  die  Gründe  für  eine  solche  Behauptung  prüfen. 
So  viel  ich  sehe,  ist  es  nur  einer:  der  Hinweis  auf  das  Entstehen 
der  mythologischen  Vorstellungen  bei  den  verschiedenen  Völkern; 
denn  die  Handlungsweise  des  Knaben,  der  „den  Stuhl  personifiziert", 
sobald  er  an  ihm  die  Eigenschaft  spürt,  ihm  wehzuthun  wie  die  Men- 
schen —  falls  er  es  nämlich  selber  thut  und  nicht  die  Ammen,   welche 


')  H.    Wink  ler,  Weiteies  zur  Sprachgeschichte.  Berlin   1889,  S.  4  ff. 


ZUR  BEUKTHEILUNG  VON  JACOB  GRIMMS  ANSICHT  etc.  129 

die  kindliche  Phantasie  leiten  —  ruht  auf  denselben  psychologischen 
Grundlagen.  Wie  entsteht  nun  der  Mythus? 

Zunächst  nicht  überall  und  nicht  zu  jeder  Stunde.  Nicht  was 
wir  in  der  gemeinen  Deutlichkeit  der  Dinge  sehen  und  wohl  zu  kennen 
glauben,  wird  zum  mythischen  Gebilde,  nur  die  schwankenden  Ge- 
stalten, die  in  ihrem  Wesen  einen  Rest  des  Unerklärlichen  enthalten. 
Die  Phantasie  braucht  Anregung  und  sie  braucht  auch  Muße.  Ihre 
Gestalten  entspringen  dem  Haupte  nicht  gleich  in  voller  Rüstung 
wie  die  Tochter  des  Zeus.  Einem  Jeden  bestätigt  das  die  eigene 
Erinnerung.  Wie  oft  habe  ich  als  Knabe  die  Wolken  gesehen,  auch 
zu  benennen  gewußt;  doch  lebhaft  erinnere  ich  mich  der  Stunde, 
da  zum  ersten  Male  meine  Phantasie  ihrem  Fluge  folgte  und  aus 
jenen  wunderbaren  Massen  Riesen  schuf  mit  drohender  Faust  oder 
gütige  Frauen  im  weißen  Schleier.  Man  glaube  nur  ja  nicht,  daß  das 
je  anders  gewesen  sei.  Es  müßte  denn  Menschen  gegeben  haben, 
denen  das  Blickfeld  des  Bewußtseins  kein  beschränktes  und  endliches 
war,  oder  die  Folge  der  Gedanken  so  blitzesschnell,  daß  sie  seitdem 
zum  Schneckengange  verlangsamte.  Es  ist  wahr,  daß  die  Menschen 
früher  sinnlicher  dachten,  aber  sinnlich  denken  heißt  noch  nicht  etwas 
Fremdes  in  die  Dinge  hineinsehen.  Es  ist  auch  wahr,  daß  sie  sannen 
und  dichteten,  wo  wir  forschen;  aber  Dichtung  ist  noch  nicht  Sprache 
und  Leben,  auch  wenn  sie  diese  beeinflußt.  Die  Phantasie  fordert 
Freiheit,  doch  das  Leben  zwingt  die  eiserne  Nothwendigkeit.  Darum 
ist  die  Poesie  immer  etwas  Sonntägliches,  und  es  hat  nie  eine  Zeit 
gegeben,  in  der  sie  das  Alltagsgebäck  der  Prosa  vertrat. 

Die  Mythologie  kann  also  nur  für  einen  verhältnißmäßig  kleinen 
Kreis  von  Dingen  in  Betracht  gezogen  werden.  Der  Knabe,  der  den 
Stuhl  als  „Person"  vorstellt,  thut  das  nicht  zugleich  auch  mit  der  Lampe, 
die  er  gerade  so  gut  kennt  und  zu  benennen  weiß.  Und  nur  eine 
Personifizierung  der  Gesammtheit  der  Dinge  köunte  etwas  zur  Er- 
klärung unserer  Frage  beitragen.  Nun  ist  es  aber  auch  nicht  einmal 
wahr,  daß  die  Phantasie,  die  heutige  so  gut  wie  die  vorzeitliche,  die 
Dinge  nur  mit  Menschen  vergleiche,  personifiziere  oder  anthropo- 
morphisiere;  man  kann  ebensogut  sagen  sie  versachliche.  Der  Krieger 
ist  uns  ein  Arm  in  der  Schlacht,  ein  Degen,  eine  Kriegsgurgel,  ein 
foudre  de  guerre  u.  s.  w.  Eine  bekannte  Classe  zusammengesetzter 
Substantiva,  die  allen  indogermanischen  Sprachen  gemeinsam,  beweist, 
daß  Benennungen  wie  „der  Rosenfinger"  (Qoöordxzvkog)  für  die  Göttin 
der  Morgenröthe  in  die  Zeit  der  Spracheinheit  zurückgehen.  Die  Wolke 
erscheint   mythologischer  Vorstellung   nicht  bloß  als  ein  Mann,    auch 


130  VICTOR  MICHELS 

als  ein  Mantel,  die  Sonne  als  ein  Auge,  oder  als  ein  siegglänzender 
Schild  in  der  Wetterschlacht,  oder  als  ein  goldener  Wagen.  Man  kann 
ebensogut  Niederschläge  dieser  versachlichenden  Phantasie  in 
der  Sprache  erwarten  und  findet  sie  auch.  Daß  ein  Gott  als  Besitzer 
dieses  Mantels  oder  Auges  oder  Schildes  oder  Wagens  erscheint,  und 
daß  dieser  Gott  als  Mensch  gedacht  wird,  ist  oft  ein  secundärer  Act 
und  sprachlich  ohne  Bedeutung;  übrigens  gibt  es  doch  auch  thierische 
Götter,  wenn  auch  nicht  bei  den  Indogermanen. 

3.  Es  leuchtet  nun  schon  ein,  daß  auch  nicht  jedes  Ding,  das 
personificiert  wurde,  nothwendig  auch  sexualisiert  werden  mußte. 
Für  den  Knaben  ist  der  Stuhl  im  Augenblicke  eine  stoßende  Person; 
von  den  sämmtlichen  Eigenschaften  des  Menschen  —  denn  ich  will 
einmal  Personifizieren  der  Einfachheit  halber  dem  Anthropomorphi- 
sieren  gleichsetzen  —  kommt  dabei  nur  das  Vermögen  wehzuthun  in 
P3etracht,  also  meinetwegen  das  Vermögen  zu  handeln;  alles  Andere 
bleibt  unter  der  Schwelle  des  Bewußtseins,  wobei  denn  nicht  ge- 
leugnet werden  soll,  daß  er  ihn  sich  nachher  als  Papa  oder  Mama 
ausmalen  kann.  Daß  selbst  bei  sehr  lebhafter  Thätigkeit  der  Phantasie 
der  Sexus  die  Aufmerksamkeit  nicht  erregte,  beweisen  die  geschlechts- 
losen Statuen  archaistischen  Stiles;  wie  umgekehrt  bei  gewissen  Götter- 
bildern die  starke  Caricatur  der  Geschlechtsorgane,  besonders  der 
männlichen,  zeigt,  daß  die  Zeugungskraft  für  die  Phantasie  der  Aus- 
gangspunkt zur  Vermenschlichung  und  Vergötterung  der  betreffenden 
Naturerscheinung  war.  (Moderne  Statuen  mit  bewußter  Abstraction 
müssen  dabei  natürlich  aus  dem  Spiele  bleiben.) 

Etwas  wissenschaftlich  begreifen  heißt  es  als  nothwendig  ab- 
leiten. Wo  war  nun  die  Notwendigkeit,  nicht  nur  dies  oder  jenes, 
sondern  jedes  einzelne  Ding  1.  als  Individuum,  2.  als  Person,  3.  als 
Mann  oder  Weib  nicht  nur  gelegentlich,  sondern  dauernd  nicht  nur 
vorzustellen,  sondern  dieser  Vorstellung  sprachlichen  Ausdrnck  zu  ver- 
leihen? Das  Fehlen  der  Nothwendigkeit  ist  hier  gleich  dem  Fehlen 
der  Möglichkeit.  Die  Aufgabe  der  Suffixe  ist  zu  differenzieren.  Diffe- 
renzieren aber  läßt  sich  nur  Gleiches.  Welcher  Grund  oder  welche 
Möglichkeit  aber  war,  den  Tisch  als  männlich  von  der  Bank  als 
weiblich  zu  differenzieren,  da  sie  schon  durch  den  Namen  als  völlig 
verschieden  gekennzeichnet  waren?  Daß  die  Sprache  allem  Luxus 
abhold  sei,  ist  eine  der  ersten  Einsichten,  die  wir  uns  aus  näherer 
Betrachtung  ihrer  Entwicklung  erworben  haben;  sie  gibt  unnöthige 
Differenzierungen  auf:  sollen  wir  ihr  die  Schöpfung  unnöthiger  für 
jene  Urzeit    zurauthen?    Selbst    wenn    wir   annähmen,    daß  indogerm. 


ZUR  BEURTHELIUNG  VON  JACOB  GRIMMS  ANSICHT  etc.  131 

-o-s  und  -ä-  ursprünglich  Mann  und  Weib  bedeutet  hätten,  wie  das 
im  Il-Oigob  mit  den  Präfixen  ol-  und  -en  wenigstens  für  oberfläch- 
liche Betrachtung  der  Fall  zu  sein  scheint,  müßten  wir  annehmen, 
daß  ihre  Bedeutung  längst  verblaßt  war  und  sie  sich  rein  analogisch 
ausbreiteten,  der  Sprache  zur  Fixierung  von  Nuancen  oder  Beziehungen 
dienend,  die  wir  heute  nicht  mehr  kennen.  Denn  den  Satz  des  zu- 
reichenden Grundes  wird  man  doch  für  jene  Urzeit  gelten  lassen. 

Wie  entwickelt  sich  das  grammatische  Geschlecht?  Wie  wir 
uns  auch  bemühen  mögen  für  die  Grimm'sche  Hypothese,  sehe  ich 
auch  nicht  den  Schatten  einer  Möglichkeit.  Dieses  negative  Ergebciß 
scheint  mir  in  der  That  stark  genug,  um  dem  Brugmann'schen  Urtheil 
beizustimmen,  daß  sie  heutzutage  abgethan  sein  sollte.  Und  wenn 
zartgestimmte  Gemüther  über  seichte  Schulweisheit  klagen  und  nach 
jener  goldenen  Zeit  der  Poesie  suchen,  so  antworten  wir  ihnen  mit 
Lenora  von  Este,  die  Niemand  „aufklärerischer"  Tendenzen  beschul- 
digen wird:  „die  schöne  Zeit,  sie  war  so  wenig  als  sie  ist.  Und  war 
sie  je,  so  war  sie  nur  gewiß,  wie  sie  uns  immer  wieder  werden  kann". 

Es  fragt  sich,  wie  weit  die  Brugmann'sche  Hypothese  positiv 
Wahrscheinliches  bringt.  Nun  ist  es  richtig,  daß  etwas  Abschließendes 
über  die  Frage  nach  der  Entstehung  des  grammatischen  Geschlechts 
nur  in  zusammenhängender  Betrachtung  aller  derjenigen  Sprachen 
möglich  scheint,  die  —  es  sind  ihrer  nicht  eben  gar  zu  viele  —  die 
Genera  scheiden.  Eines  muß  hier  das  Andere  erleuchten,  um  seiner- 
seits von  diesem  Licht  zu  empfangen.  Da  indessen  einerseits  die 
sehr  genaue  wissenschaftliche  Kenntniß  aller  dieser  verschiedenartigen 
Dialekte,  die  erforderlich  wäre,  vor  der  Hand  ausgeschlossen  ist, 
andererseits  alles  darauf  hindeutet,  daß  hier  keine  gemeinsame,  son- 
dern gesonderte  Entwickelung  vorliegt,  so  ist  es  methodisch  ganz 
richtig  und  besonnen,  die  Entwickelung  einer  Einzelsprache  für  sich 
zu  betrachten,  ohne  Rücksicht  auf  andere.  Auch  bedingt,  wie  wir 
gerade  an  Spracherscheinungen  täglich  von  Neuem  lernen,  die  Gleich- 
heit des  erreichten  Zieles  noch  nicht  die  Gleichheit  des  Weges. 

Die  Brugmann'sche  Hypothese  ist  ein  Versuch,  der  seine  Schwä- 
chen hat,  und  man  würde  sie  fallen  lassen  können,  sobald  sich  eine 
bessere  böte.  Vorläufig  ist  das  nicht  der  Fall.  Es  wäre  ja  das  nächst- 
liegendste anzunehmen,  daß  sich  im  Indogermanischen  die  Geschlechter 
auf  ähnliche  Weise  herausgebildet  hätten,  wie  sie  dies  in  der  (auch 
von  Roethe  citierteu)  afrikanischen  Sprache  Il-Oigob  gethan  zu  haben 
scheinen,  d.  h.  daß  etwa  Suffix  -o-  von  Haus  aus  „Mann",  -ä-  „Weib" 
bedeutete   und    beide    von    wirklich    sexuellen  Bezeichnungen    aus  mit 


132  VICTOR  MICHELS 

abgeblaßter  Bedeutung  analogisch  weiterwucherten.  Indessen  spricht 
dagegen  doch  Folgendes:  1.  -o-  und  -ä-  sind  nicht  die  einzigen  Suf- 
fixe wie  im  Il-Oigob  ol-  und  en-  die  einzigen  Präfixe,  was  für  deren 
Weiterverbreitung  sehr  wesentlich  war;  vielmehr  bestehe  daneben  eine 
Reihe  anderer  mit  indefinitem  Geschlechte,  während  man  doch  zu 
erwarten  hätte,  daß  diese  Bezeichnungen  au  alle  Worte  treten,  nicht 
bloß  an  einige  wenige.  2.  -o-  und  -ä-  lassen  sich  absolut  nicht  als 
Motion  ungeschlechtiger  gleichartiger  Bezeichnungen  nachweisen ,  wie 
es  das  Il-Oigob  in  ol-alem  „das  große  Messer",  en-alem  „das  kleine 
Messer"  zeigt  und  was  doch  als  die  natürliche  Übergangsstufe  zur 
Verblassung  von  geschlechtiger  Motion  aus  betrachtet  werden  darf. 
3.  Das  „Neutrum"  hat  sich  deutlich  aus  dem  „Masculinum"  entwickelt, 
was  es  wahrscheinlich  macht,  daß  dieses  nicht  das  älteste  und  einzige 
Geschlecht  war.  4.  Zu  dieser  Annahme  stimmt  es,  daß  die  Bezeich- 
nung geschlechtiger  Wesen  das  Masculinum  als  Commune  gebraucht 
wird  (die  sogenannte  Bezeichnung  a  potiori).  Ebenso  läßt  sich  gegen 
die  Annahme,  daß  zwar  -o-  indefinit  gewesen  sei,  -ä-  aber  in  Vorzeiten 
„Weib"  bedeutet  habe,  dreierlei  geltend  machen.  Erstens  sollte  man 
erwarten,  daß  -ä-  an  andere  Suffixe  angefügt  wurde,  namentlich  an 
-o-,  was  nach  dem,  was  wir  über  indogermanische  Contraction  anzu- 
nehmen veranlaßt  sind,  nicht  der  Fall  gewesen  sein  dürfte.  Zweitens 
steht  neben  -ä-  noch  -I-  als  Motionsvocal.  Drittens  sind  die  Neutral- 
plurale,  wie  es  scheint,  vom  Feminin  nicht  zu  trennen.  Das  hat  neuer- 
dings Johannes  Schmidt  mit  Recht  hervorgehoben.  Vielleicht  ist  jedoch 
seine  Meinung  dahin  zu  modificieren,  daß  jene  Neutra  Pluralis  auf 
-ä-  —  nur  diese  kommen  hier  in  Betracht  —  von  Haus  aus  weder 
singularische  noch  feminine  Collective  waren,  sondern  Collectivbil- 
dungen  schlechthin,  die  nach  Bedürfniß  bald  singularisch,  bald  plu- 
ralisch gefaßt  wurden,  und  auf  diese  Weise  entweder  wie  die  Plurale 
von  Individualisiertem,  d.  h.  nach  dem  Schema  der  Masculina  Pluralis, 
oder  mit  singularen  Suffixen:  -ä-es>äs,  ä-ai>  Cd  u.  s.  w.  weiter 
declinierten.  Auf  diese  Weise  würde  eine  große  Classe  der  Feminina 
ihre  Erklärung  finden.  So  ließe  sich  denken,  daß  die  zahlreichen 
Abstracten  auf  -ä-  von  Haus  aus  ebenfalls  Collective  waren,  daß  sich 
ein  *bhidos  zu  hhidä  verhielt  wie  „der  Spalt",  oder  auch  schon  abstracter 
„die  (einzelne)  Spaltung"  zu  „das  Spalten".  Wie  weit  dies  zu  der  An- 
nahme stimmt,  daß  das  -s  in  ecno-s  nichts  Anderes  sei  als  das  Demon- 
strativ so,  also  ein  individualisierendes  Element,  will  ich  hier  nicht 
weiter  berühren.  Aber  die  Fülle  der  Analogiebildungen,  die  sich 
an  gen"  und  mä  anschlössen,  wird  nicht  mehr  gar  so  ungeheuerlich  er- 


ZUR  BEURTHEILUNG  VON  JACOB  GRIMMS  ANSICHT  etc.  133 

scheinen,  wenn  man  sich  den  Proceß  des  Übertritts  derart  deutlicher 
macht.  Ja  ich  könnte  es,  diesen  Gedanken  weiter  spinnend,  für  nicht 
gar  so  unwahrscheinlich  halten,  daß  idg.  ecuä  „die  Pferdeherde",  „das 
Gestüt"  gegenüber  dem  Einzelpferde  ecuos  bezeichnete,  als  das  natür- 
lich der  Hengst  erschien,  und  daß  ecua  mit  oder  ohne  Hilfe  von  genä 
und  ran  dann  als  weibliches  Einzelwesen  betrachtet  ward,  ähnlich  wie 
in  neuerer  Zeit  das  ältere  Collectiv  „Frauenzimmer".  Eine  Parallele 
bietet  nhd.  hnhn;  von  Haus  aus  collectivisch  sowohl  Hähne  als  Hennen 
bezeichnend,  dann  dem  Hahn  gegenüber  die  Gesammtheit  der  weib- 
lichen Hühner  und  auch  das  einzelne  weibliche  Huhn.  Ein  bekanntes 
Märchen  erzählt  uns  von  „Hähnchen"  und  „Hühnchen".  (Andere 
Belege  bietet  das  deutsche  Wörterbuch  IV,  2,  Sp.  1875  unter  Nr.  2.) 
Ahnliches  gilt  von  schaf  im  Gegensatze  zu  bock,  von  reh  und  hirsch. 
„Im  gemeinen  Leben  pflegt  man  wohl  auch  das  Weibchen  des  Hirsches, 
die  Hindin,  Hirschkuh,  bei  dem  Jäger  das  Thier,  häufig,  ob- 
gleich sehr  unbequem  ein  Reh  zu  nennen",  bemerkt  schon  Adelung 
(3,  1029) '). 

Als  der  angreifbarste  Punkt  in  Brugraanns  Ausführungen  ist  mir 
immer  die  Erklärung  der  Feminina  auf -7  erschienen.  Denn  die  Wieder- 
holung des  Vorgangs  hat  wenig  Wahrscheinlichkeit,  da  es  ja  ein  deut- 
liches Femininsuffix  gab.  Außerdem  ist  der  Anspruch,  ein  Wurzelwort 
zu  sein  für  str~i  „Frau",  das  Brugmann  zur  Erklärung  herbeizieht, 
höchst  zweifelhaft.  Nach  Johannes  Schmidt  wäre  es  selbst  ein 
moviertes  Femininum,  (s-tr-1  gehörig  zu  sd-tör  „Erzeuger"  von  der 
Wurzel  se  „säen",  vgl.  got.  mannase]js  „Menschheit.")  Vielleicht  findet 
man  die  folgende  Annahme  nicht  gar  zu  unwahrscheinlich :  vlqi. 
(„Wölfin"),  eine  Form  mit  Schwundstufe  des  Suffixes  ä  :  a,  ent- 
sprechend dem  7s  der  io-Stämme,  enthielt  ursprünglich  durchaus  das- 
selbe Suffix  wie  vlqä,  nur  an  eine  i'o-Bildung  angefügt  und  bedeutete 
„die  Gesammtheit  dessen,  was  zum  Wolfe  gehört",  etwa  mit  *ra  Ivxicc 
ins  Griechische  übersetzbar.  In  einem  vlqos  qe  vlql  qe  „ein  Wolf  und 
sein  Anhang"  hätte  man  dann  unter  vlql  xat'  ££,op]v  die  Wölfin  ver- 
standen, ebenso  wie  man  heute  in  vulgärer  Redeweise  unter  einem  „N.  N. 
und  sein  Anhang"  einen  Menschen  mit  seiner  Geliebten  oder  Con- 
cubine  zu  verstehen    pflegt.    Darf   man    daran    auch    wenigstens  mit- 

')  Umgekehrt  liegt  das  Verhältniß  bei  rind,  das  wenigstens  in  einigen  Gegen- 
den den  Ochsen  bezeichnen  kann:  rint  wil  niht  kelber  tragen  Altd.  Wald.  2,  56.  Das 
kommt  wohl  daher,  daß  sich  die  Kuh  als  das  nutzbringendste  Thier  aus  der  Rinder- 
herde besonders  hervorhebt.  Auch  huhn  bezeichnete  in  alter  Zeit  occasiouell  den  Hahn . 
er  thaz  huan  singe.  Otfrid  4,  13,  36;  daz  ninder  huon  da  krate.  Parcival  194,  6.  — 
Vgl.  noch  J.  Grimm,  Grammatik  III,  323  f.  (S.  320  f.  des  Neudrucks). 


134  VICTOR  MICHELS 

denken,  wenn  ein  mittelhochdeutsches  daz  mensche,  das  auch  als 
starkes  Neutrum  erscheint,  also  wörtlich  „das  Männische"  wäre,  be- 
sonders für  Frauen  verwendet  wird?  So  würde  sich  erklären,  daß 
vlql  formal  eher  eine  Feminalbildung  zu  vlqip-  dem  Sinne  nach  eine 
solche  zu  vlqo-  ward '). 

Man  wird  bemerken,  wie  sehr  das  ganze  Problem  mit  cultur- 
historischen  Fragen  zusammenhängt,  insbesondere  auch  mit  der  von 
Lewis  H.  Morgan  (Ancient  Society.  London  1877)  und  Anderen  an- 
geregten, nach  dem  socialen  Verhältniß  der  Geschlechter  bei  den 
Urvölkern.  Denn  die  Sprache  wird  natürlich  in  erster  Linie  mensch- 
liche Verhältnisse  abspiegeln.  Ruhige  Forschung  wird  diese  Fragen 
zu  erwägen  und  die  sprachlichen  Vorgänge,  die  sich  verschieden 
interpretieren  lassen,  mit  in  Betracht  zu  ziehen  haben.  Für  die  Zeit 
unmittelbar  vor  der  Sprachentrennung  reflectiert  die  indogermanische 
Sprache  jene  Auffassung  des  Verhältnisses  von  Mann  und  Weib,  die 
bei  den  Semiten  Gen.  2,  23  Ausdruck  gefunden  hat:  Man  wird  sie 
Männin  heißen  darum,  daß  sie  vom  Manne  genommen  ist.  Das  ist, 
wie  mir  scheint,  nicht  genügend  beachtet  worden. 


!)  Über  die  sehr  schwierigen  lautlichen  Verhältnisse,  die  bei  der  Erklärung  der 
Femininformation  in  Betracht  kommen,  bemerke  ich  noch  Folgendes:  1.  Es  fragt  sich, 
falls  man  i  als  Schwundstufe  zu  iä  betrachtet,  ob  man  danebeu  nicht  auch  ein  altes 
kurzes  i  anzusetzen  hat,  wie  neben  dem  masculinen  is  ein  is  bestand  (vgl.  Streitberg, 
Beiträge  zur  Geschichte  der  deutschen  Sprache  und  Litteratur  XIV,  165  ff.)  und  Femi- 
nine wie  griech.  XvxCg  nicht  direct  auf  vlqi  zurückzuführen  sind.  2.  Ich  wage  nicht 
zu  entscheiden,  ob  die  Vollstufenformation  zu  i  von  vornherein  iä  war  und  ie,  das 
man  aus  iea  oder  ieä  deuten  kann,  erst  eine  jüngere,  an  den  nMasculinustamm  ie  in 
den  obliquen  Casus  angeknüpfte  Neubildung  war,  oder  ob  ein  altes  ie  nach  den  ver- 
wandten Bildungen  mit  ä  umgebildet  wurde.  Vgl.  Brugmann,  Grundriß  II,  526  Fuß- 
note. 3.  9  als  Ablaut  zu  ä  anzusetzen  empfiehlt  sich  mit  Rücksicht  auf  jeugesd  'iugera', 
dessen  Suffix  man  nicht  gern  von  dem  von  jugä  trennen  möchte.  [Vgl.  einerseits 
Johannsson,  Kuhns  Ztschr.  XXX,  402  Fußnote,  andererseits  ganz  neuerdings  Bartho- 
lomae,  Bezzenbergers  Beitr.  XVII,  105  ff.]  4.  Indessen  darf  man  doch  weder  in  ä 
ein  Contractionsproduct  aus  ea,  noch  in  i  ein  solches  aus  ia  oder  ia  sehen.  Eine 
demnächst  erscheinende  Abhandlung  von  H.  Hirt  über  gestoßene  und  geschleifte 
Betonung  im  Indogerm.  macht  es,  wie  ich  glaube,  wahrscheinlich,  daß  Contractions- 
vocale  geschleiften  Ton  hatten.  Nun  ist  aber  sowohl  für  ä  als  für  i  gestoßener  Ton 
gesichert.  Die  Schwierigkeit  liegt  hauptsächlich  darin,  daß  auch  als  „nebentonige 
Tiefstufe"  betrachtet  nach  der  Osthoff'schen  Theorie  i  als  Contractionsproduct  zu 
gelten  hätte.  Auch  hat  -is  geschleiften  Ton:  lit.  gaidys.  Ich  hoffe  auf  diese  Frage 
an  einem  anderen  Ort  zurückzukommen  und  will  hier  nur  darauf  hinweisen,  daß  man 
meiner  Meinung  nach  zwischen  Vocalabstufung  und  secuudärer  Dehnung,  wie  sie 
auch  J.  Wackeinagel  für  einen  Specialfall  angenommen  hat  (Das  Dehnungsgesetz 
der  griech.  Composita.  Basel  1889,)  fürs  Indogerm.  künftig  schärfer  wird  scheiden 
müssen  und  scheiden  können. 


ZUR  BEURTHEILUNG  VON  J.  GRIMMS  ANSICHT  etc  135 

Noch  viel  bleibt  ruhigem  Fleiße  zu  thun  und  manches  Wirrsal 
zu  klären.  Aber  hoffen  dürfen  wir,  daß  sich  die  heutige  Forschung 
in  richtigen  Bahnen  bewegt,  wenn  sie  das  Bekannte  zum  Ausgangs- 
punkt nimmt  und  es  auf  das  Unbekannte  nicht  kritiklos  überträgt, 
aber  zur  Erkenntnis  anwendet,  das  Gegenwärtige  auf  das  Vergangene, 
das  Lebendige  auf  das  Todte.  Es  gibt  keinen  anderen  Weg  zur  Er- 
kenntnis. 


Während  sich  diese  Abhandlung  im  Druck  befand ,  sind  die 
Aufsätze  von  Brugmann,  Beiträge  z.  Gesch.  d.  deutschen  Sprache  u. 
Litt.  XV,  523,  und  Roethe,  Anz.  f.  deutsches  Alterth.  XVII,  181 
erschienen.  Es  wird  auffallen,  daß  Brugmann  und  ich  immer  von 
einer  Grimmschen  Theorie  sprechen,  während  Roethe  das  Haupt- 
verdienst um  dieselbe  Humboldt  zuschreibt.  Ich  hatte  dies  bei  der 
Leetüre  des  Neudrucks  von  Grammatik  III  mit  Erstaunen  bemerkt, 
es  aber  unterlassen  darauf  einzugehen,  da  meiner  Meinung  nach  allzu- 
sehr auf  der  Hand  lag,  wie  wenig  Humboldt  betheiligt  ist.  Sehe  ich 
recht,  streift  er  die  Frage  nach  dem  grammatischen  Geschlecht  in 
seinen  Schriften  überhaupt  nur  dreimal,  vor  dem  Erscheinen  von 
Grammatik  III  aber  nur  ein  einziges  Mal  auf  etwa  einer  halben  Seite 
der  schönen  Abhandlung  über  den  Dualis  (Schriften  der  Berliner  Aka- 
demie, philos.-histor.  Classe  1827,  S.  185  f.),  allerdings  in  J.  Grimms 
Sinne.  Das  aber  that  schon  vor  ihm  Adelung  (Magazin  f.  d.  deutsche 
Sprache  I,  Stück  4,  1  ff.)  und  ganz  besonders  Herder  (Über  den 
Ursprung  der  Sprache  S.  82  f.).  Ausgebaut  hat  die  Theorie  nichts- 
destoweniger J.  Grimm.  Ich  fürchte  indessen  jetzt,  daß  Roethe  über- 
scharfsinnig sich  eine  Brücke  gebaut  hat  von  den  Aufsätzen  Hum- 
boldts in  Schillers  Hören  von  1795  (Über  den  Geschlechtsunterschied 
u.  s.  w.  und  Über  die  männliche  und  weibliche  Form,  =  Werke 
IV,  270  ff.,  I,  215  ff.)  zu  der  Akademieschrift,  und  dagegen  möchte 
ich  protestieren.  In  jenen  Aufsätzen  sind  Kantische  und  Schillerische 
Gedanken  (vgl.  schon  1764  Kant,  Beobachtungen  über  das  Gefühl 
des  Schönen  und  Erhabenen,  Abschn.  III)  benutzt  und  wenig  glück- 
lich auf  die  Spitze  getrieben  zu  metaphysisch-ästhetischer  Speculation. 
Von  der  Sprache  ist  auch  nicht  mit  einem  Worte  die  Rede:  die  Sprach- 
philosophie lag  Humboldt  damals  noch  fern.  Andererseits  wird  in  der 
42  Jahre  späteren  Akademieschrift  jener  ehemaligen  Speculation  mit 
keiner  Silbe  gedacht;  wäre  sich  Humboldt  bewußt  gewesen,  daß  er 
durch    seine    verflossene    philosophische  Speculation   die   vorgetragene 


136  G.  EHRISMANN,  AHD.  LIUZIL  —  LUTZIL 

Herder-Adelung'sche  Ansicht  vertiefte,  so  hätte  er  dies  andeuten 
müssen  und  sicher  auch  angedeutet.  Jene  unsichtbare  Brücke  müßte 
aber  auch  J.  Grimm  tragen;  denn  wo  bliebe  sonst  die  Anregung  gerade 
durch  Humboldt?  Herder  und  Adelung  kannte  er  doch  sicherlich 
ebenso  gut.  Ich  kann  also  an  eine  tiefsinnige,  leider  verschwiegene 
Speculation  Humboldts  über  das  Genus  nicht  glauben,  noch  weniger 
an  den  Einfluß  einer  solchen  auf  Grimm,  und  muß  meinerseits  den 
Ausdruck  Humboldt- Grimmsche  Theorie  ablehnen. 

BERLIN,  December  1890.  VICTOR  MICHELS. 


AHD.  L1UZIL  —  LÜTZIL. 


Liuzil,  lutzil  sucht  Paul,  Beitr.  VI,  244  f.  gegenüber  leitils  durch 
Epenthese  zu  erklären.  Aber  selbst  wenn  man  den  Vorgang  der  Epen- 
these im  Princip  anerkennen  wollte,  so  würde  das  Nebeneinanderstehen 
von  got.  Uta,  Verstellung,  und  Huts,  heuchlerisch,  nicht  erklärt  sein, 
und  man  wird  über  die  Annahme  zweier  getrennter  german.  Wurzeln 
leit  und  leut  nicht  hinauskommen.  Das  Verhältniß  von  *liut(il)  u.  s.  w. 
zu  leits  ist  wohl  das,  daß  in  dem  einen  Adjectivum  sich  der  Begriff 
„klein"  ausbildete,  wohl  in  *liut-,  und  daß  dieser  dann  auf  das  lautlich 
und  auch  begrifflich  nahestehende  Adjectiv  der  anderen  Wurzel  über- 
ging. Beeinflußung  von  *liut-  durch  mikil  im  Wurzelvocal  liegt  in 
diesem  Falle  zu  fern.1) 

Liuzil  und  lutzil  stehen  im  Ablautsverhältniß.  -il  ist  erst  als  Ver- 
kleinerungssuffix angetreten,  wie  in  uixxvlog  (Brugmann,  Grundr. 
II,  190),  auch  Analogie  zu  mikil-  mochte  mitgewirkt  haben  (wie 
*mikü-  neben  mjok,  so  Hiutil-  neben  *liut-).  Das  nicht  verkleinerte 
Adjectiv  mit  mittelstufiger  Wurzel  ist  got.  Huts,  an  Ijötr  (die  Bedeu- 
tung kommt  nicht  in  Betracht),  Cotton.  V.  1782  Hut,  und  darf  dar- 
nach auch  fürs  Ahd.  vorausgesetzt  werden.  Ahd.  liuzil  aber  hat  in  fast 
allen  belegten  Fällen  sicher  dentale  Affricata,  nicht  Spirans;  Isidor 
schreibt  z  und  nicht  zss,  Teg.  Gl.  tz,  Mons.  Fragm.  c.  Diese  Affricata 
drang  aus  lutzil  ein,  weniger  wahrscheinlich  ist,  daß  die  gewöhnliche 
Form  lutzil  in  diesen  Fällen  in  ihrem  Wurzelvocal  durch  *liut  beein- 
flußt worden.  Die  Schreibung  yu  bei  Isidor  hat  vielleicht  gerade  in 
dem  Schwanken  zwischen  dem  lautgesetzlichen  liuzil  bezw.  lutzil  und 
der  Analogiebildung    liutzil   ihren  Grund,    wobei    auch   zu  bedenken, 


')  Vgl.  jetzt  auch:  K.  F.  Johansson,  Beitr.  XV,  231  f. 


M.  IT.  JELLINEK,  ZUR  DECLINATION   DER  AHD.   ARSTRACTA.        137 

daß  für  Isidor  die  Aussprache  vocalischer  Länge  -f-  Affricata  un- 
gewohnt war. 

Die  Tiefstufe  liegt  vor  in  ahd.  lutzil  as.  luttil,  ahd.  luzzic  as. 
hittig,  ags.  lytig.  Ags.  lytig  trennt  sich  von  den  anderen  durch  Kürze 
des  Consonanten.  Für  die  Formen  mit  consonantischer  Länge  ist  die 
Entstehung  der  Consonantendehnung  durch  l  des  Suffixes  nur  mit 
Schwierigkeit  zu  begründen.  Man  wird  auch  hier,  wie  in  Huts  gegen- 
über Huzil,  ein  ohne  -U  bezw.  ic  gebildetes  Adjectiv  voraussetzen 
dürfen,  wie  schon  Schade,  Wb.  I,  580  annimmt 5  mit  -no-Suffix  (vgl. 
an.  lotning  (?),  lit.  Hüdnas,  Osthoff,  Morphol.  Untersuchungen  IV,  208) 
oder  -/o-Suffix  (so  Zimmer,  Zs.  f.  d.  Alterth.  19,  411;  aber  vorhanden 
ist  diese  Bildung  höchstens  in  mhd.  lütze,  das  jedoch  an  der  einen 
von  Lexer  angeführten  Stelle,  Laßberg  L.  S.  III,  7,  96,  des  Reimes 
wegen  —  lätzer :  nützer  —  aus  lützeler  gekürzt  sein  kann;  an  der 
anderen  ist  es  gar  nicht  Adjectiv,  sondern  Conj.  Präs.  von  lützen; 
vgl.  noch  unten  Dürrlitz).  Eine  ähnliche  Erweiterung  ist  einlützig  zu 
(i'udütze,  Wurzel  *hleiit,  Schindler  Fr.  I,  1548.  —  Als  dritte  Ablauts- 
stufe ist  v  vorhanden  in  an.  Mir,  ags.  Igt,  lytil,  Monac.  V.  1782  lüt. 
Gerade  ags.  lytil  neben  Igt  spricht  für  späteres  Antreten  des  Suffixes. 

Vielleicht  gehören  hierher  auch  die  nur  in  Zusammensetzungen 
enthaltenen  -leizig  (z  ist  Affricata)  im  bairischen  Dialect  (Schmeller 
Fr.  I,  1548)  und  -litzig  im  hessischen  (Vilmar,  Idiot.  S.  251;  in  Dürr- 
litz wiederum  die  nicht  mit  -il  abgeleitete  Form).  Sie  können  =  liutzic 
—  lutzic  sein.  Wzl.  leit  läßt  sich  ja  westgerm.  in  der  Bedeutung  'klein' 
nicht  nachweisen. 

Ablaut  wird  auch  in  ags.  micel :  mycel  angenommen.  Das  y  jedoch 
sowie  die  fast  durchgängige  Syncope  (Paul,  Beitr.  VI,  245)  kann  auch 
durch  Einwirkung  von  lytil  aufgekommen  sein. 

PFORZHEIM.  G.  EIIRISMANN. 


ZUR  DECLINATION  DER  AHD.  ABSTRACTA. 

Die  Adjectiv-  und  Verbalabstracta  erscheinen  im  Ahd.  im  ganzen 
Sing,  und  im  Nom.  Acc.  PI.  in  zwei  Gestalten:  sie  lauten  entweder  auf 
-%  oder  auf  -tu  aus.  Ich  möchte  nun  darauf  hinweisen,  daß  wir  ge- 
nöthigt  sind,  eine  dritte  Form  anzunehmen,  welche  Ausgang  auf  -m 
hatte.  Das  verlangen  meines  Erachtens  die  Beziehungen,  welche  die 
-?h/ö- Stämme  mit  den  Abstractis  haben. 

Wie  eine  ursprüngliche  Flexion  nom.  kuningin,  Acc.  kuninginnä 
später  zu  küneginhe  —  küneginne    ausgeglichen    wurde,    begreift    sich 

GERMANIA.     Neue  Reihe.   XXIV.  (XXXVI  )  Jahrg.  10 


138        M.  H.  JELLINEK,  ZUR  DECLINATION  DER  AHD.  ABSTRACTA. 

leicht,  wieso  aber  das  i  von  kuningin  im  Mhd.  lang  wurde  (kunigin), 
versteht  man  nicht. 

Ebenso  bedarf  es  der  Aufklärung,  warum  die  iVyo-Stämme,  die 
nicht  movierte  Feminina  sind  (vgl.  Braune,  Ahd.  Gramm.  §.  21 1,  Anm.  3) 
die  Endung  -1  statt  -in  annehmen  oder  das  -in  im  ganzen  Singular 
und  Nom.  Acc.  PI.  durchführen.  Zwar  könnte  man  für  die  letztere 
Erscheinung  die  Analogie  der  t-Stämme  in  Anschlag  bringen:  burdin 
(Nom.)  :  burdin  (Acc.)  =  anst  (Nom.)  :  anst  (Acc).  So  ist  es  ja  sicher 
zu  erklären,  wenn  schon  im  9.  Jahrh.  der  Acc.  mitunter  kuningin  statt 
kuninginna  lautet.  Allein  für  den  Gen.  und  Dat.  sg.  versagt  diese  Er- 
klärung, da  bei  der  i-Declin.  consonantisch  ausgehende  Formen  im 
Ahd.  höchst  selten  sind  (Braune,  §.  218,  Anm.  2).  Für  den  Nom.  und 
Acc.  PI.  vollends  bot  die  t-Declination  gar  keine  Berührungspunkte. 
Es  bliebe  nur  die  Annahme,  daß  die  paar  consonantischen  Stämme 
wie  naht  eingewirkt  haben.  Aber  wie  dem  auch  sei,  warum  man  statt 
burdin  burdi  sagte,  versteht  man  deshalb  doch  nicht. 

Braune  sagt  §.  213,  Anm.  3  von  den  eben  besprochenen  injö- 
Stämmen:  'Vielleicht  sind  dieselben  durch  diese  Vermischung  [seil, 
mit  den  abstractis]  schon  früher  mit  langem  t  anzusetzen  (burdin  etc.) 
und  könnten  dann  ihrerseits  für  die  mhd.  -in  der  movierten  Feminina 
das  Modell  abgegeben  haben.1  Allein  es  bleibt  immer  noch  die  Frage 
offen :  wo  konnten  sich  die  -in/ö-Stämme  mit  den  Abstractis  vermischen, 
deren  Paradigma  mit  dem  ihrigen  gar  keine  Berührungspunkte  hatte? 

Alles  löst  sich  durch  die  Annahme  einer  Endung  -in  auch  bei 
den  Abstractis.  Eine  Declination  wie  burdin  mit  durchgeführtem  -in 
im  Sing,  und  Nom.  Acc.  PI.  erklärt  sich  dann  ohne  weiters.  Aus- 
gangspunkt der  Vermischung  war  der  Nom.  Sing.  Bedenkt  man  ferner, 
daß  neben  den  Formen  auf  -in  gleichwertige  auf  -1  und  -In  standen 
(managhi  managt  managin),  so  versteht  man  auch,  wie  man  zu  burdin 
eine  Nebenform  burdi,  zu  kuningin  ein  kuningin  schaffen  konnte.  Es 
fragt  sich  nur,  sind  Formen  auf  -In  bei  den  Abstractis  möglich  und 
begreifbar? 

Bei  der  Seltenheit  von  Längebezeichnungen  in  ahd.  Handschriften 
ist  es  ohne  weiters  gestattet,  die  Endung  -in  der  Abstr.  als  in  und 
als  In  aufzufassen.  Die  sprachwissenschaftliche  Erklärung  aber  gibt 
der  Aufsatz  von  Streitberg,  Beitr.  XIV,  203  ff.,  besonders  222  f. 
Streitberg  verficht  die  Ansicht,  daß  das  -in-  der  Abstracta  nichts  ist 
als  die  Tiefstufe  des  Suff,  -ipn,  wie  es  in  starker  Form  in  Wörtern 
wie  gariudjo,  rajijo  vorliegt.  Neben  ~tn  ist  aber  ohne  weiters  eine 
zweite   Tiefstufenform    in    anzunehmen.    Letztere    schreibt    Streitberg 


H.  HIRT,  ZUR  METRIK  DES  ALTSÄCHSISCHEN  etc.  1,;m 

nicht  den  Abstractis  zu,  sondern  er  sieht  ihren  Reflex  in  der  Genetiv- 
und  Dativendung  der  schw.  Masculina  {hanin  etc.).  Dem  sei  wie  ihm 
wolle,  jedenfalls  hindert  nichts,  auch  den  german.  Abstractis  die  Suffix- 
gestalt mit  kurzem  i  zuzuweisen.  Natürlich  war  sie  ursprünglich  nur 
in  den  schwächsten  Casus  berechtigt,  wurde  aber  nach  Uniformierung 
des  Paradigmas  {höht  —  hohtn)  im  Sing,  und  Nom.  Acc.  PI.)  auch  in 
den  Nominativ  und  Accusativ  übertragen. 

WIEN.  M.  H.  JELLINEK. 


ZUR  METRIK  DES  ALTSÄCHSISCHEN  UND  ALT- 
HOCHDEUTSCHEN ALLITTERATIONSVERSES. ') 


Die  erste  Untersuchung  des  Versbaues  des  Heliands  hat  Amelung 
in  seinen  „Beiträgen  zur  deutschen  Metrik"  (Zs.  f.  d.  Philo].  3,  280  ff.) 
geführt.  Er  legte  die  Vierhebungstheorie  und  das  von  ihm  aufgedeckte 
Princip  der  zweisilbigen  Senkungen  zu  Grunde,  das  vor  Allem  in 
mitteldeutschen  Gedichten  seine  Geltung  hat.  Indeß,  seine  Ausfüh- 
rungen für  den  Heliand  fanden  keinen  allgemeinen  Beifall.  Rieger 
sagt  am  Schlüsse  seiner  Abhandlung,  Zs.  f.  d.  Philol.  7,  64:  „Ich 
berichtige  dieses  Versehen,  das  jeder  Leser  leicht  selbst  berichtigen 
könnte,  um  den  Schein  zu  vermeiden,  als  wolle  ich  Amelungs  frucht- 
bare Untersuchung  über  die  doppelte  Senkung  in  der  mitteldeutschen 
Poesie  des  12.  Jahrhunderts  mit  seiner  mir  ungenießbaren  altsächsi- 
schen Verslehre  in  einen  Topf  werfen.  Auch  von  meinem  Standpunkte 
aus  stellt  sich  ein  Zusammenhang  zwischen  jener  mitteldeutschen 
Eigenheit  und  der  alten  Verskunst  dar:  er  besteht  einfach  darin, 
dato  man  in  Nieder-  und  Mitteldeutschland  mit  dem  Vierhebungs- 
schema nicht  sofort  auch  das  Gesetz  der  einsilbigen  Senkung  annahm, 
das  dem  alten  Hemistich  von  zwei  Hebungen  fremd  gewesen  war." 
So  wenig  auch  Amelung  mit  der  Durchführung  der  vier  Hebungen 
im  Heliand  Recht  hat,  so  hat  er  doch  zusammen  mit  dem  Princip 
der  zweisilbigen  Senkung  etwas  Wahres  gefunden.  Der  Heliand,  wie 
die  gesammte  westgermanische  Allitterationspoesie  bietet,  wie  schon 
oft  hervorgehoben,  eine  Reihe  von  Versen,  die  offenbar  vierhebig  ge- 
lesen   werden   können ,    und  für  diese  Verse  des  Heliands  begründete 


')  Diese  Arbeit  ist  die  Fortsetzung  der  im  Verlage  von  G.  Fock,  Leipzig  1889 
erschienenen  „Untersuchungen  zur  westgermanischen  Verskunst.  I.  Kritik  der  neueren 
Theorien.  Metrik  des  Angelsächsischen".    Citate  mit  I  beziehen  sich  auf  diese  Schrift. 

10* 


140  h.  niRT 

Amelung  sein  Gesetz.  Damit  verliert  denn  aber  die  Ansicht,  daß  diese 
vierhebigen  Verse  nur  zufällig  seien,  gar  sehr  an  Bedeutung. 

Wenn  ich  jetzt  den  Versuch  mache,  die  in  dem  ersten  Hefte 
meiner  Untersuchungen  zur  westgermanischen  Verskunst  für  das  Ags., 
insbesondere  für  den  Beowulf  gewonnenen  Resultate  der  Versbetrach- 
tung auch  auf  den  Heliand  anzuwenden,  ohne  die  Untersuchung  für 
das  Ags.  nach  den  erwähnten  Gesichtspunkten  durchzuführen,  während 
doch  Sievers  nach  dem  Beowulf  gleich  die  übrigen  Denkmäler  unter- 
sucht hat,  so  bestimmt  mich  dazu  die  Wichtigkeit  und  Eigenthünilich- 
keit  des  Heliands.  Der  Heliand  hat  stets  für  das  Gedicht  gegolten, 
das  den  freiesten  Versbau  in  der  gesammten  Allitterationspoesie  zeigt. 
Man  kann  Sievers'  Typentheorie  für  das  Gebiet  des  Ags.  anerkennen, 
ohne  den  Ausführungen  Kauffmanns  Beifall  schenken  zu  müssen. 
Aber  es  bleibt  dies  bedenklich,  da  die  beiden  getrennten  Gebiete  in 
so  vielen  Eigenthümlichkeiten  übereinstimmen,  daß  eine  Theorie  des 
Versmaßes  beiden  genügen  muß.  Wenn  man  aber  auch  Kauffmanns 
Ausführungen  verwirft,  so  wird  doch  seine  Arbeit  nicht  werthlos. 
Eine  solche  vollständige  statistische  Bearbeitung  eines  Textes  läßt 
die  Erscheinungen  in  einem  ganz  anderen  Lichte  erscheinen  als  in 
früherer  Zeit.  Man  wird  daher  Kauffmann  stets  für  seine  mühsame 
Untersuchung  Dank  wissen. 

Da  der  Heliand  die  freieste  Verwendung  des  Allitterationsverses 
zeigt,  so  bildet  er  vor  Allem  den  Prüfstein  einer  Theorie.  Wir  haben 
einen  guten  und  umfangreichen  Text  vor  uns.  Über  HOOü  Verse 
bilden  ein  genügendes  Material,  um  aus  ihnen  selbständig  Kegeln 
ziehen  zu  können,  nach  denen  man  schließlich  auch  eine  Kritik  am 
Texte  üben  kann.  Vor  Allem  lege  ich  auf  die  Selbständigkeit  der 
Betrachtung  Werth.  Man  darf  nicht  von  vornherein  erwarten,  daß 
der  Heliand  in  allen  Punkten  genau  mit  der  angelsächsischen  Metrik 
übereinstimmt;  aber  da  ich  die  ags.  Metrik  aus  gewissen  Principien 
abgeleitet  habe,  eine  Ableitung,  die  ich  erst  vorgenommen,  als  die 
Thatsachen  auf  inductivem  Wege  gewonnen  waren,  —  es  ist  vielleicht 
nicht  unnöthig,  dies  zu  bemerken  — ,  so  darf  man  verlangen,  daß  die 
Heliand-Metrik  ebenfalls  mit  diesen  Principien  übereinstimmt. 

Schon  im  Eingange  des  ersten  Theiles  meiner  Arbeit  habe  ich 
auf  den  Heliand  Rücksicht  genommen,  habe  darauf  hingewiesen,  wie 
er  in  mehreren  Punkten  auffallend  mit  dem  Beow.  übereinstimmt,  in 
anderen  abweicht,  und  zwar  in  Punkten,  die  entschieden  für  die 
Typenthorie  wichtig  sind. 


ZUR  METRIK  UES  ALTSÄCHSISCHEN  etc.  141 

Um  alle  Mißverständnisse  und  Zweideutigkeiten  zu  vermeiden, 
wollen  wir  uns  zunächst  kurz  die  Entstehung  und  den  Weg  der  Unter- 
suchungen von  Sievcrs  vergegenwärtigen.  Ich  bedauere,  dies  nicht 
gleich  am  Anfang  des  ersten  Theiles  gethan  zu  haben,  vielleicht  wäre 
dadurch  Manches  in  meinen  Ausführungen  deutlicher  und  leichter 
verständlich  geworden. 

Sievers  untersuchte  die  Silbenzahl  einer  überaus  großen  Anzahl 
nordischer  Skaldenstrophen  und  fand,  daß  diese  Strophen  nach  den 
Gesetzen  der  Silbenzählung  gebaut  waren.  Er  schritt  weiter  zur 
Untersuchung  der  Eddalieder  und  entdeckte,  daß  auch  diese  dem 
Principe  der  skaldischen  Silbenzählung  folgten. 

Am  Schlüsse  seiner  Untersuchung  Beitr.  6,  374  sagt  er:  „Als 
Hauptresultat  möchte  ich  das  bezeichnen,  daß  die  gesammte  nor- 
dische Dichtung,  selbst  die  scheinbar  regellosesten  Strophenformen, 
wie  Ljodahättr  und  Galdralag,  strengen  Gesetzen  der  Taktbildung 
unterliegt.  Hierdurch  tritt  die  altnordische  Allitterationsdichtung  näher 
zu  der  deutschen  Reimdichtung,  wie  sie  seit  Otfrid  insbesondere 
üblich  geworden  ist,  während  auch  die  hochdeutsche  Allitterations- 
dichtung wie  die  alt-  und  angelsächsische  von  einer  solchen  nichts 
weiß."  Und  am  Schlüsse  seiner  Antwort  auf  Edzardis  Kritik  sagt 
er  Beitr.  8,  79:  „Einige  Metra  kennen  lediglich  die  Taktform  '  -', 
andere  (namentlich  die  kürzeren  und  wir  dürfen  wohl  sagen  die  volks- 
tümlicheren) haben  auch  die  Taktform  -  -* ,  und  zwar  in  be- 
liebiger Verbindung  mit  der  Form  -*  -  ,  wahrscheinlich  als  einen 
Rest  aus  der  Zeit,  wo  der  nordische  Allitterationsvers  noch  dieselbe 
Freiheit  besaß  wie  der  westgermanische." 

Als  bald  darauf  Sievers  auch  den  ags.  Allitterationsvers  in  den 
Kreis  seiner  Untersuchungen  zog,  wurden  diese  Ansichten  wesentlich 
verändert.  Die  Kurzzeile  des  Allitterationsverses  besteht  aus  4  Glie- 
dern ,  deren  jedes  mindestens  einsilbig  ist.  Davon  sind  zwei  Glieder 
Hebungen.  Diese  Glieder  können  auf  verschiedene  Art  und  Weise 
zusammentreten,  und  daraus  ergeben  sich  die  5  Typen.  Abgesehen 
von  den  Hebungen,  bei  denen  für  -  stets  ^  x  eintreten  kann,  können 
die  anderen  Glieder  auch  mehrsilbig  sein.  Der  Weg,  den  die  Allitte- 
rationsdichtung einschlägt,  ist  der,  daß  ein  Streben  vorhanden  ist, 
diese  verschiedene  Größe  der  Glieder  immer  mehr  zu  regeln,  so  daß 
schließlich  in  der  Skaldenpoesie  jedes  dieser  Glieder  einsilbig  ist, 
und  damit  also  die  Silbenzählung  erreicht  wird. 

Ich  bedauere,  diese  Auffassung  von  Sievers  in  meinem  ersten 
Theile    nicht    richtig    erkannt  zu  haben.    Ich  habe  geglaubt,    Sievers 


142  H.  HIRT 

ginge  auch  im  Ags.  von  den  4  Silben  aus.  Dadurch  sind  manche 
meiner  Bemerkungen  hinfällig  geworden,  aber  auch  nur  manche,  da 
die  fünfte  Silbe,  die  ich  für  nicht  begründet  in  seinem  System  halte, 
in  einigen  Fällen  auch  ein  fünftes  Glied  ist.  Es  sind  dies  die  Fälle, 
in  welchen  die  Typen  D  und  E  an  erster  Stelle  die  Form  -  x  zeigen. 
Ferner  habe  ich  nach  dem  Grunde  gefragt,  weßhalb  an  den  meisten 
Stellen  das  Glied  x  normaler  Weise  einsilbig,  in  der  Eingangssenkung 
von  B  und  C3  aber  zweisilbig  ist. 

Die  Form  ^  x  wird  gewöhnlich  als  ein  Glied  gefaßt,  an  drei 
Stellen  muß  sie  aber  für  zwei  gerechnet  werden,  in  A3,  D  -*  ■*  c  x 
und  C3.  Auch  auf  diesen  Punkt  habe  ich  als  auffallend  hingewiesen. 
Rechnet  man  hier  wie  an  anderen  Stellen  ~  x  nur  für  ein  Glied  — 
und  ich  sehe  keine  Noth wendigkeit,  die  uns  zwingen  könnte,  dies 
nicht  zu  thun  —  so  erhalten  wir  eine  gewisse  Anzahl  von  Versen 
zu  drei  Gliedern.  So  kann  man  also  recht  wohl  behaupten,  daß  der 
Allitterationsvers  Verse  von  3 — 5  Gliedern  bietet,  von  denen  allerdings 
die  mit  4  die  häufigsten  sind. 

So  bergen  also  Sievers'  Untersuchungen  nicht  nur  rein  statistische 
Materialien,  sondern  zugleich  eine  Hypothese,  nämlich  die,  daß  die 
Typen  aus  2  Haupthebungen  und  4  Gliedern  bestehen. 

Diese  Hypothese  dient  aber  nicht  zur  Erklärung,  sie  soll  auch 
nicht  dazu  dienen.  Daher  ist  denn  der  Versuch  gestattet  und  ge- 
fordert, eine  erklärende  Hypothese  der  Erscheinungen  aufzustellen. 

Ich  glaube,  diese  gefunden  zu  haben,  indem  ich  für  die  normalen 
Typen  einen  dreitaktigen  Vers  zu  Grunde  lege  und  dabei  das  Princip 
der  Synkope  der  Senkung  anwende. 

Diese  ist  nicht  nur  eine  Eigenthümlichkeit  des  volksthümlichen 
deutschen  Verses  bis  auf  die  heutige  Zeit  geblieben,  sondern  auch 
dem  englischen  zu  eigen.  Da  ich  keine  leichte  Art  und  Weise  sehe, 
die  selbständige  Einführung  dieser  wichtigen  Eigenthümlichkeit  auf 
diesen  getrennten  Gebieten  zu  erklären,  da  der  lateinisch-romanische 
Vers,  von  dem  die  Metrik  dieser  Völker  sonst  beeinflußt  ist,  sie  nicht 
kennt,  so  ist  schon  damit  ein  schwer  wiegender  Grund  gegeben,  den 
Ursprung  in  dem  Allitterationsvers  zu  suchen,  der  beiden  Ländern 
gemeinsam,  hier  wie  dort  eine  Weiterentwicklung  gefunden  hat. 

Man  gestatte  mir,  um  die  Sachlage  möglichst  klar  zu  gestalten, 
eine  kurze  Wiederholung  und  Ergänzung  der  neuen  Anschauung. 

Am  klarsten  ergeben  sich  die  drei  Hebungen  aus  den  D-  und  E- 
Versen,  die  ein  Schema   — x-  bieten. 


ZUK  METRIK  DES  ALTSÄCHSISCHEN  etc.  143 

Man  braucht  nur  das  Princip  der  Synkope  der  Senkung  zu  Hilfe 
zu  nehmen,  um  die  drei  Takte  vor  sich  zu  haben.  Die  Senkung  ist 
nach  der  ersten  Hebung  synkopiert.  Es  gibt  auch  im  Beow.  wenigstens 
einige  Verse,  in  denen  dies  nicht  der  Fall  ist,  z.  B.  fifelcynnes  eard 
104,  h-etibendum  fcest  999  oder  Beowulf  Scyldinga  '),  i.  x  .l  x  .*.  •  deäd 
is  Aeschere  1324  =  -4  x  jl  4,  x. 

S.  weist  darauf  hin,  daß  diese  Ausnahmen  meistens  nur  unter 
bestimmten  Bedingungen  erscheinen.  Im  Hei.  ist  dies  nicht  der  Fall. 
Die  Verse  erscheinen  ohne  Bedingung.  Z.  B.  listiun  talde  tho  492, 
Crist  im  ford  giwet  1134,  gengun  ambahtman  2C07,  Idrea  stodun  thar 
2036,  ferner  2161.  3295.  3998.  4103.  5755.  3228.  3822;  254.  2619  C, 
3006.36.  5663.  4547.  5490.  5000.  5664. 

Ich  rechne  hierher  auch  barno  ■mancunnies  2585  und  friho  scaniosta 
438.  2017,  manno  liobosta  821,  obgleich  die  beiden  letzteren  leicht 
zu  ändern  sind. 

Aus  dem  ersten  Halbverse  fallen  hierher  ibise  man  be  mi  3524, 
helag  stemne  ~  godes  3147,  well  im  innan  hugi  4867,  ferner  54.  1223, 
1602.  1607.  2529.  4245.  4799.  5327. 

Diese  ganze  Kategorie  wird  von  Kauffmann  als  Untertypus 
-  x  |  —  x  | --  eingeführt.  Wie  kann  derselbe  aber  auftreten,  wenn  wir 
zur  Grundlage  die  4  Glieder  haben?  Man  muß  constatieren, 
daß  hier  ein  fünftes  Glied  erscheint,  und  für  die  einfachste 
Erklärung  muß  ich  es  halten,  -x-x-  als  Grundlage  anzunehmen, 
und  daraus  -  -  x  -  durch  Synkope  der  Senkung  entstehen  zu  lassen. 
Wie  glaublich  wird  das  dem  historischen  Sinn,  der  bedenkt,  welchen 
Einfluß  auf  die  Ausbildung  dieser  Eigentümlichkeit  der  Abfall  der 
Endvocale  haben  mußte.  Es  wird  ferner  im  Hinblick  auf  den  Heliand 
auch  für  das  Ags.  zweifelhaft,  ob  die  dort  auftretende  Beschrän- 
kung ursprünglich  ist. 

Eine  andere  Form  des  Typus  D  setzt  S.  als  -  —  t  x  an-  Diese 
soll  eine  Nebenform  von  -  -  -  x  sein,  da  nach  einer  Haupthebung 
Kürze  und  Länge  beliebig  wechseln  können.  Ich  habe  diese  Auf- 
fassung von  ^  x  als  bedenklieh  erklären  müssen.  Nach  meiner  An- 
nahme ist  auch  hier  -  x  die  Vertretung  von  -  ;  es  sind  in  diesem 
Schema  beide  Senkungen  synkopiert.  Im  Ags.  sind  Verse  sehr  selten, 
in  denen  an  erster  Stelle  -  x  und  damit  ein  fünftes  Glied  steht. 
Nicht  so  im  Hei.  Wir  finden  hier  diesen  Typus  sogar  formelhaft 
ausgeprägt.    Man    vgl.  Mlag   icord  godes  7a,    helag  folc  godes  2133"  M. 


')  Über  die  Betonung  vgl.  I,  61. 


144  H.  iiirt 

Ferner  847".    3895\    400\    1121b.    1180a.    311  lb;    2172b;    798\  812b. 
2024*.  2038a.  2325a  und  andere  der  Art. 

Ferner  denselben  Typus  in  forletun  al  saman  1165;  giwet  im 
u j>  thanan  5974;  wende  im  eft  thanen  3293;  geng  im  eft  thanen  4798; 
managa  sind  thero  1916.  Hier  ist  der  Typus  also  sicher  vorhanden, 
man  kann  aber  schwanken,  ob  man  ihn  zu  Ä,  dem  er  in  seinem 
ersten  Theile  gleicht,  oder  zu  D,  dem  er  im  zweiten  gleichkommt, 
stellen  soll.  Das  ist  indeß  ein  Streit  um  des  Kaisers  Bart,  nutzlos 
und  nicht  fördernd.  Aber  auch  dieser  Punkt  erweist  die  Grundlage 
der  Gliederzählung,  auf  der  erst  die  Typen  ruhen,  als  falsch. 
Denn  es  ist  nicht  genug,  daß  die  Mehrzahl  der  Verse  sich  einem 
System  fügt,  sondern  alle  müssen  es  thun,  sollen  wir  diesem  Systeme 
Giltigkeit  zusprechen,  weil,  wenn  nicht  alle  Verse  sich  einreihen 
lassen,  das  System  die  Thatsachen  nicht  erschöpft,  und  darum  auch 
nicht  als  das  erklärende  angenommen  werden  kann. 

Daß  diese  drei  Hebungen  gegen  einander  nach  der  Betonung 
abgestuft  sind,  ist  eine  Sache,  die  sich  bei  der  deutschen  Sprache  von 
selbst  versteht. 

Ich  Avill  hier  gleich  noch  eine  Bemerkung  einfügen  über  den 
Unterschied   der  Versarten. 

Bei  jedem  Verse,  überhaupt  bei  jedem  in  Takten  geschriebenen 
Stücke  sollte  man  nach  zwei  Richtungen  unterscheiden,  nach  der 
Taktmessung  und  nach  der  Verbindung  der  einzelnen  Takte.  Jedes 
Musikstück  z.  B.  trägt  die  Bezeichnung  des  Taktes  am  Anfang  vor 
sich,  es  kann  in  3/4-,  a/g-,  Yj-Takt  u.  s.  w.  geschrieben  sein.  Damit  ist 
aber  die  Sache  noch  nicht  erschöpft:  in  jedem  Musikstücke  werden 
eine  Reihe  von  Takten  zusammengefaßt,  die  sich  gliedern  oder  weiter 
mit  einander  verbinden  können.  Ein  jeder  einfache  Walzer  besteht 
aus  Abschnitten  von  8  Takten,  die  sich  wieder  in  4  und  2  zerlegen 
und  mit  weiteren  8  Takten  vereinigen.  Der  Laie  achtet  nicht  bewußt 
auf  diese  Gliederung,  obgleich  Jeder  sie  wohl  schon  beim  Anhören 
eines  einfachen  Tanzes  oder  Marsches  empfunden  hat.  Bei  modernen 
Versen  merken  wir  mehr  auf  die  letztere  Art.  Der  Dichter  bezeichnet 
ja  gewöhnlich  die  gewollte  größere  Einheit  durch  den  Reim  oder  im 
Druck  durch  Absetzen  der  Verszeilen.  Wir  zählen  die  Versfüße  und 
sprechen  darnach  von  4-,  5-  oder  6füßigen  Jamben,  Trochäen  u.  s.  w. 
Solche  Reihen,  ich  will  sie  rhythmische  Reihen  nennen,  gliedern  sich 
wieder  in  Unterabtheilungen,  2  und  2,  oder  2  und  3  u.  s.  w.  In  der 
Unterscheidung  und  Beobachtung  ist  hier  noch  nicht  Genügendes  ge- 
leistet, wenngleich  schon  öfter  darauf  hingewiesen  ist. 


ZUR  METRIK  DES  ÄLTSÄCHSISCHEN  etc.  145 

Sievers  ist  bei  seinen  Arbeiten  aber  gerade  auf  diesen  Punkt 
gekommen.  Im  Allitterationsvers  sind  die  Haupthebungen  durch  die 
Allitteration  bestimmt.  Es  laut  sich  also  hier  leichter  als  in  anderen 
Fällen  eine  Rhythmik  begründen. 

Er  nennt  seine  Untersuchungen  „Zur  Rhythmik  des  germanischen 
Allitterationsverses"  und  hat  damit  seine  Abhandlung  durchaus  richtig 
bezeichnet.  Er  hat  vor  Allem  aber  auch  Quantitätsregelungen  nach- 
gewiesen, und  diese  sind,  in  dem  Maße  wenigstens,  wie  sie  im  Allite- 
rationsvers vorliegen,  m.  E.  nicht  ohne  Metrik,  d.  h.  eine  Messung 
nach  Takten  in  unserem  Sinne  möglich.  Metrik  und  Rhythmik 
schließen  einander  durchaus  nicht  aus,  sondern  müssen- zusammen- 
gehen, wollen  wir  anders  einen  vollen  Einblick,  ein  klares  Verständnis 
jedweder  Verskunst  erlangen. 

Die  Verse,  wie  sie  Sievers  unter  Typus  D  und  E  zusammen- 
stellt, sind,  wie  ich  nachzuweisen  versucht  habe,  dreitaktig,  d.  h.  ein 
Vers  iceorä  myndum  }>äh  ist  gemessen  _i  -  x— '• 

Das  erste  Wort  ist  nach  Ausweis  der  Allitteration  am  stärksten 
betont.  Von  den  beiden  anderen  setzt  Sievers  eines  als  Haupt ,  eines 
als  Nebenhebung  an,  je  nachdem  den  Gesetzen  der  Sprachbetonung 
zufolge  eines  höher  betont  als  das  andere  ist.  Mit  Willkür  geschieht  es 
aber,  daß  eines  dieser  Worte  als  Haupthebung  genommen,  also  dem 
alliterierenden  Wort  gleichgesetzt  wird,  da  es  doch  nach  Ausweis  der 
Allitteration  schwächer  betont  ist,  indem  es   keine  Allitteration  trägt. 

Es  ist  eine  Hypothese,  zwei  Haupthebungen  anzusetzen,  da  doch 
nur  eine  sicher  gegeben  ist. 

Nimmt  man  die  Metrik  zur  Grundlage,  nimmt  man  einen  Drei- 
takt an,  so  kann  man  in  rhythmischer  Hinsicht  allerdings  unter- 
scheiden, ob  die  zweite  oder  dritte  Hebung  einen  stärkeren  Ton  trägt. 
Für  ein  feines  Ohr  werden  hier  immer  noch  Unterschiede  zu  hören 
sein.  Nur  das  ist  die  Frage,  ob  es  fruchtbar  sein  wird,  diesen  Punkt 
als  Unterscheidungs-  und  Classificierungsmittel  zu  verwenden. 

Das  Nibelungenlied  hat  ja  dreihebige  Verse.  Wir  finden  unter 
ihnen  dieselben  Typen  wie  im  Allitterationsvers,  wenn  man  die  Be- 
tonungsvcrhaltnis.se  nach  den  Regeln  der  Allitteration  ansetzt.  Ich 
citiere  nach  Zarnckes  Ausgabe: 

ein  wcetNcher  degen  1 ,  3,3   _'  5 -  x  j  x  E. 

ein  elleusricher   mdn   1,  4:i  ohne  Synkope. 

von  arde  höh  erborn  2,   1  l   ±  x  —  x  i.  D,  ebenso 

die  recken  iizerkorn  2,   V. 

vil  stölziu  ritterschäft  2,  22. 


146  H.  HIRT 

Bis  jetzt  hat  man  diese  Verse  noch  nicht  unterschieden.  Ohne  Zweifel 
ist  dies  sehr  wohl  möglich,  aber  wahrscheinlich  nicht  sehr  gewinn- 
bringend. 

Sievers'  Theorie  unterscheidet  Typen,  die  aus  ungleichen  Takten 
1  -f-  3,  3  +  1  und  aus  gleichen  2  +  2  zusammengesetzt  sind.  Eine 
Art  der  ungleichartigen  x  x  —  j  -  soll  vermieden  worden  sein.  Nach 
den  übrigen  Typen  darf  man  diesen  letzteren  mit  Nebenton  auf  der 
ersten  Silbe  ansetzen,  also  xx-  !-•  An  Stelle  von  _*  kann  überall 
o  x  treten,  wir  bekämen  also  bei  Auflösung  der  letzten  Hebung 
einen  Typus  xx-^'l^xj  und  dieser  wird  nicht  vermieden,  sondern 
kommt  häufig  vor,  was  man  auch,  ohne  meinen  übrigen  Ausführungen 
beizustimmen,  annehmen  kann. 

Verba  tragen  an  verschiedenen  Stellen  Haupt-  und  Nebenhebungen, 
vgl.  I,  p.  47,  Anm.  1.  2.  Schlägt  man  den  Heliand  auf,  so  findet 
man  gleich  den  ersten  Vers  als  mdnega  idärun  A.  wdrun  trägt  die 
zweite  Hebung,    die  der  ersten  gleichberechtigt  gegenüberstehen  soll. 

the  sia  iro  mod  gespon  lb  wieder  ein  Verbum,  ebenso 

mdrida  gefrumida  4b  A. 

endi  mid  iro  hdndon  scrttan  7. 
Warum  soll  man  in  Fällen,  in  denen  das  Verbum  dem  allitterierenden 
Worte   vorangeht,  nicht  wenigstens  einen  Nebenton  ansetzen?  Also 

thia  häbdon  mäht  gödes  10b. 

wäruhtun  16 f  göda  81b. 

than  scblda  he  giböd  gödes  87b. 
Wenn  man  sich  bei  dem  letzten  Verse  daran  stößt,    daß  scolda,  das 
doch  nur  ein  Hilfsverbum  ist,  einen  Nebenton  und  damit  eine  Hebung 
tragen  soll,  so  vergleiche  man  damit  13: 

that  sie  than  evangelium  e'nan  scöldun 

an  buok  scrtban,  wo  scoldun  nach  S.'s  Annahme  fähig  ist,  einen 
Hauptton  zu  tragen.  Man  könnte  derartige  Fälle  im  Hei.  zu  Hun- 
derten sammeln.  Man  vergleiche  noch  44b.  45\  99".  lllb.  124b  mit 
95b.  129b  u.  s.  w. 

Geht  man  aber  von  der  Gliederzählung  auch  in  diesem  Falle 
ab,  setzt  xx-|^X  =  xx-^l  ~x  una*  sucht  die  Verse  mit  aus- 
gefüllter Senkung,  so  liegen  auch  diese  so  klar  zu  Tage,  daß  man 
kaum  denken  sollte,  es  sei  nöthig  darauf  hinzuweisen.  Auch  hier  will 
ich  nur  einige  wenige  aus  dem  Anfange  des  Hei.  ausheben,  die  an  dieser 
Stelle  ein  Verbum  haben.  Bei  jeder  anderen  beliebig  aufgeschlagenen 
Stelle  wird  man  ohne  Schwierigkeit  eine  Anzahl  finden. 


ZUR  METRIK  DES  ALTSÄCHSISCHEN  etc.  147 

That  wolda  tho  icisara  filo  5b. 
sia  icürdun  gicörana  te  thio  12\ 
siu  ne  vi  host a  lielido  than  vier  15. 
Ferner  20,  29,  53,  58,  59,  64,  73,  76,  78,  79,   83,   85,   96,    102,   114, 
127,  134,  137,  145  u.  a. 

Auch  andere,  weniger  betonte  Worte  als  Verba  können  diese 
Stelle  einnehmen.  Das  ist  keine  zu  kühne  Voraussetzung  für  die 
deutsche  Metrik.  So  gehört  denn  hierher  thät  thie  viceo  Crist  3,  endi 
ferahtan  hugi  22,  endi giwit  mikil  23,  überhaupt  fast  alle  „B  und  C3u- 
Verse  mit  zweisilbiger  Eingangssenkung.  Dadurch  erklärt  sich  die 
auch  im  Heliand  auffallender  noch  als  im  Ags.  vorliegende  Thatsache, 
daß  bei  B  und  C:{  einsilbige  Eingangssenkung  selten,  zwei-  und  drei- 
silbige die  normale  ist. 

Mein  Recensent  im  Litteraturblatt  f.  german.  u.  roman.  Philol., 
Bd.  XI,  Herr  Dr.  Heusler,  will  das  freilich  nicht  gelten  lassen. 
Aber  was  er  dagegen  vorbringt,  kann  mich  nicht  überzeugen.  Ich 
glaube,  auch  er  sieht  die  Thatsachen  nicht  vorurtheilsfrei  genug  an, 
auch  er  betrachtet  sie  unter  Voraussetzungen,  die  ja  heute  gang  und 
gäbe  sind,  die  ich  auch  getheilt  habe,  die  ich  aber  bei  weiterem 
Eindringen  als  falsch  habe  erkennen  müssen.  Ich  kann  in  der  Allitte- 
ration  nur  ein  Bindemittel  sehen,  das  rhythmische  Reihen  zusammen- 
hält. Daß  mit  dem  allitterierenden  Wort  der  Vers  erst  beginnen  soll, 
erscheint  mir  meinerseits  abenteuerlich.  Und  wo  findet  sich  an  irgend 
einer  Stelle  der  deutschen  Metrik  eine  Regel,  die  gewisse  Wortkate- 
gorien, weil  sie  schwach  betont  sind,  von  der  Bildung  eines  Vers- 
fußes ausschließt. 

Mag  ein  Wort  wie  endi  22  im  Vergleich  zu  ferahtan  noch  so 
gering  betont  gewesen  sein,  für  die  Metrik  kommt  es  nur  darauf  an, 
daß  endi  =  -  -  ist  und  die  eiste  Silbe  stärker  als  die  zweite  be- 
tont; mag  man  en-  noch  so  schwach  betonen,  -di  muß  immer  noch 
schwächer  klingen,  und  damit  ist  das  Wort  vollkommen  geeignet, 
einen  Fuß  zu  bilden.  Es  gibt  eben  keinen  principiellen  Unterschied 
zwischen  der  Allitterations-  und  der  späteren  Metrik,  das  gibt  ja 
Heusler  zu,  und  wenn  es  durch  eine  solche,  ganz  unbedenkliche 
Annahme  ermöglicht  wird,  eine  Einheit  in  die  Vielheit  zu  bringen, 
so  ist  die  Annahme  wahrscheinlich  richtig. 

Auch  hier  ist  es  höchst  lehrreich,  Nibelungenverse  zu  vergleichen. 
diu  wart  ein  schoene  wip  1,  23.  so  was  ir  lant  genant  2,   l3. 

der  in  diu  erbe  liez  1,  42.  unz  an  ir  endes  zit  2,  2A\ 

mit  Auflösung  der  letzten  Hebung: 


148  IL  UIKT 

bi  einen  Jungen  tagen  4,  4\  man  möhte  Wunder  sagen  5,  51. 

Die  Regel     des  Allitterationsverses,    daß    bei  Synkope    der  Senkung 
die  letzte  Hebung    aufgelöst   werden   muß,    besteht  nieht  mehr.     Wir 
finden  eine  Reihe  von  Versen,  die  unter  diesen  Typus  fallen: 
sprach  der  kiinec  guot  23,  41.  sprach  do   Gernot  23,  7'  u.  s.  w. 

Gewiß  würde  eine  statistische  Betrachtung  der  Nibelungenverse 
in  der  Art,  wie  wir  sie  durch  Sievers  und  Kauffmann  für  den  Allitte- 
rationsvers  erhalten  haben,  ergeben,  daß  auch  hier  gewisse  Bildungs- 
arten der  Verse  häufiger  vertreten  sind,  auch  hier  würden  gewisse 
„typische"  Arten  auftreten,  aber  Niemand  wird  doch  behaupten 
wollen,  daß  diese  Typen  und  nicht  die  drei  Hebungen  den  Grund 
der  ganzen  Metrik  bilden. 

Es  würde  auch  hier  klar  werden,  daß  der  Dichter  neue  Verse 
immer  nach  den  vorhandenen  Mustern  schafft  und  nur  a'lmälig  sich 
Neubildungen  vollziehen.  Indeß  diese  Muster  und  Neubildungen  finden 
ihre  Begrenzung  in  den  drei   Hebungen. 

Es  bleiben  also  von  zweitheiligen  Versen  nur  noch  übrig 
A  -lx\-±X)  C1  x-|-x  und  B  und  C3  mit  einsilbiger  Eingangs- 
senkung. 

Die  Typen  A  und  Cl  haben  aber  klingenden  Ausgang.  Ich  habe 
auch  auf  diese  beiden  Typen  die  Taktmessung  angewendet,  und  sie 
mit  den  dreitheiligen  Typen  dadurch  vereinigt,  daß  ich  den  klingen- 
den Ausgang  zum  Vertreter  einer  Hebung  machte.  Wir  finden  ja  in 
der  älteren  deutschen  Verskunst  nirgends  eine  Verwendung  von  -  x 
als  klingenden  Ausgang.  Wo  irgend  diese  eintritt,  da  kann  er  auch 
mit  einem  stumpfen  beliebig  wechseln ,  wie  dies  in  neueren  Gedichten 
der  Fall  ist.  Vgl.  Faust  I,  3217: 

Erhabener  Geist,   du   gabst  mir,   gabst  mir  alles, 

-  x 

Warum   ich  bat,   du   hast  mir  nicht  umsonst. 

Wollte  man  erwidern,  daß  bei  der  recitierenden  Vortragsweise, 
wie  sie  der  Allitterationsvers  gehabt  haben  soll,  eine  Betonung  hyran 
scölde  unzulässig  wäre,  so  kann  man,  wenn  man  nicht  die  Annahme 
der  recitierenden  Vortragsweise  als  nicht  sicher  begründet  verwerfen 
will,  auf  unsere  mhd.  höfischen  Dichter  verweisen,  die  in  ihren  Epen, 
die  mau  wohl  auch  der  recitierenden  Gattung  zurechnen  dürfte,  den 
Ausgang   -  x  noch  im  Werthe  von  2  Takten  gebrauchen. 

Wie  die  Vortragsweise  dieser  und  der  Allitterationsverse  ge- 
wesen   ist,    das  ist  wohl  nicht   mit  Sicherheit  auszumachen.     Ob  man 


ZUR  METRIK  DES  ALTSACHSISCriEN  etc.  149 

den  Vers  wirklich  klingend  liest  und  eine  längere  Pause 
läßt,  um  dem  Rhythmus  zu  genügen,  oder  ob  man,  was  ich 
für  den  Allitterationsvers  lieber  annehme,  die  Pause  hinter 
die  zweite  Hebung  verlegt,  also  -t  x|_li^  mißt,  ist  schließ- 
lich eine  Sache  von  untergeordneter  Bedeutung.  Man  darf 
die  letztere  Annahme  nicht  ohne  Weiteres  verwerfen,  weil  uns  die 
Verse  nicht  klingen.  Wir  wissen  ja  nicht  genau,  wie  die  damaligen 
Betonungsverhältnisse  gewesen  sind.  Abweichend  von  den  unserigen 
waren  sie  sicher.  Die  Synkopierungsgesetze  setzen  einen  ziemlich 
starken  Nebenton  und  starken  exspiratorischen  Accent  voraus,  den 
wir  in  Norddeutschland  nicht  mehr  besitzen.  Die  Synkopierungs- 
vorgänge  sind  an  manchen  Orten  noch  gar  nicht  abgeschlossen ,  der 
Accent  muß  also  noch  in  voller  Wirksamkeit  gewesen  sein. 

In  den  C^-Versen,  die  die  Form  x-  i  ■-' x  zeigen,  läge  wirklich 
eine  Art  Taktwechsel  vor,  eine  Sache,  die  Manchem  bedenklich  er- 
scheinen wird.  Ich  habe  die  Vermuthung  aufgestellt,  daß  sich  diese 
Eigenthümlichkeit  an  Versen  der  Form  v  x  -  x  entwickelt  hat,  deren 
erster  Fuß  dem  metrischen  Gefühle  nicht  genügte.  Der  Heliand  be- 
stätigt diese  Annahme  vor  Allem;  denn  hier  ist  die  Auflösung  der 
ersten  Hebung  viel  häufiger  als  die  Form  x  -  '  x*  Man  vergleiche 
die  Angaben  von  Kauffmann.  Nirgends  findet  sich  sonst  ein  derartiges 
Verhältniß  von    s.    zu   ^  x- 

Es  bleiben  also  nur  noch  die  B-  und  C3-Verse  mit  einsilbiger 
Eingangssenkung,  die  man  als  zweitaktig  fassen  könnte,  denn  für 
die  A-  und  C '-Verse  ist  unsere  Anschauung,  die  sich  in  den  Rahmen 
der  historischen  Verhältnisse  fügt,  so  naheliegend,  daß  eigentlich  die 
gegentheilige  Ansicht  des  Beweises  bedürfte. 

Wenn  man  den  vorhergehenden  Erörterungen  zustimmt,  so  wird 
man  auch  für  diese  B-  und  C3-Verse  das  Princip  der  Synkope  der 
Senkung  zu  Hilfe  nehmen ,  und  diese  wenigen  Verse  dem  übrigen 
System  einverleiben. 

Die  Gesammtzahlen  dieser  Verse  sind  folgende: 

«)X^X       17  6)33. 

a)  x-lxu       59  h)  30. 

a)  x-xx'-    26  h)  20. 

Im  Ganzen  also  102  im  ersten  auf  1020,  83  im  zweiten  Ilalbvers 
auf  2910  B-  und  C3-Verse.  Es  ist  das  Verhältniß  im  zweiten  Ilalb- 
vers ein  ungleich  günstigeres,  was  ich  mir  damit  erkläre,  daß  die 
Verse  gegen  den  Schluß   stets  strenger  gebaut  sind. 

Im  Einzelnen  stellt  sich  aber  Manches  noch  anders. 


150  H.  HIRT 

Zunächst  sind  von  den  B- Versen  mit  zweisilbiger  Mittelsenkung 
die  meisten  des  zweiten  Halbverses  und  einige  des  ersten  von  Kauff- 
mann  nicht  mit  Recht  hierhergestellt.  Folgende  Verse  muß  man  zu  E 
mit  Auftakt  rechnen: 

thea  sudsostun  mest  202.  thes  heroston  man  3793. 

than  tcdldändi  Crist  3444.  hie  swtgondi  stnod  5381. 

an  wdüändi  fiur  2602.  wirf  mdhfigne  sprak  4079' 

an  mahtigna  krist  4137.  5064.  5380, 
weil    sie    einen    deutlichen  Nebenton    enthalten,    vgl.    Sievers,    Beitr. 
10,  285  d. 

Ferner  103,  206,  800,  2872,  3164,  4928,  5106. 

Zweifelhaft  ist  mir  geng  fiscäri  god  3209. 

Nur  drei  Fälle  hat  also  Kauffmann  mit  Recht  hierhergestellt:  267. 
2884.  4827. 

Aus  dem  ersten  Halbvers  fallen  hierher:  1267.  4758.  4898.  4949. 
5086.  Zweifelhaft  sind  3355.  3532.  4044.  5661. 

4317  ist  mit  C  thioda  zu  lesen,  auch  4818  kommt,  wenn  wir  C 
folgen,  in  Abrechnung.  Es  bleiben  also  nur  15  Fälle  übrig. 

Die  übrigen  Beispiele  der  B-  und  C3- Verse  weisen  ganz  die  näm- 
lichen Verhältnisse  auf,  die  schon  im  Ags.  beobachtet  wurden. 

Am  ehesten  zulässig  an  dieser  Stelle  wird  ein  Verbum  sein, 
z.  B.  ward  ald  gumo  172,  was  hlust  mikil  3910.  Ferner  803.  1962. 
2244.  2385.  2538.  2918.  3054.  4425.  4501.  5371.  5704.  5773.  5896. 
5940  und  vielleicht  auch  geng  ßscari  god  3209. 

Zu  dieser  Art  gehören  noch  einige  Verse,  die  Kauffmann  zu 
denen  mit  zweisilbiger  Eingangssenkung  rechnet: 

gisah  werod  mikil  3760b.  ni  icet  helido  man  2639.  higan  sunnun 
Höht  5632.     gihet  himiles  Höht  4573  und  noch  einige  andere. 

In  den  meisten  Fällen  stehen  jedoch  wie  im  Ags.  hier  Prä- 
positionen. 

Es  finden  sich  folgende  Belege: 

an:  b)  an  grund  faren  2638;  1046.  2407.  2503.  2918.  2964.  3327. 
4014.  4362.  4553.  4754.  5002.  5434. 

a)  362.  1456.  2079.  2731.  4467.  4600.  5132.  5704. 

b)  an  lethan  weg  1506.  1485.  1491.  3389.  5701. 

a)  59.  199.  544.  1086.  1091.  1216.  1480.  1819.  2634.  3092  M. 
3533.  3611.  4141.  4359.  4686.  4911.  5059.  5077.  5268.  5554.  5665. 
5702.  5755.  5861. 

thurh:  b)  thurh  nithscipi  5553.  1957.  4276. 

a)  17.  422.  837.  898.  1958.  2545.  3300.  3582.  4050.  4277.  4289. 
4684.  5246.  5620.  Fraglich  ist  thurh  drohtines  craft  3532.  4044. 


ZUR  METRIK  DER  ALTSÄCiISIRCITEN  etc.  151 

loiä:  wiä  fiundo  nith  52b.  53\  1275a. 

midi  mid  hluttru  hugi  467°.  546a.  1383a.  1403*.  1580*.  1935\ 
3324*.  Überall  dieselbe  Formel.  Ferner  mid  leohtu  hugi  290",  mid 
rnildiu  hugi  4206. 

In  allen  Fällen,  mit  Ausnahme  des  vorletzten,  schreibt  C  hugiu. 
Der  eine  Fall  könnte  Versehen  sein,  da  C,  wie  unten  erörtert  werden 
wird,  bedeutend  treuer  als  M  ist,  so  neigt  sich  hier  die  Wagschale  zu 
Gunsten  von  C. 

Dazu  noch  mid  mannun  mer  4565. 

for:  for  liudio  barn  4762,    C  furi.  far  ögun  godes  1977. 
ant:  ant  nuon  dages  5631. 

Von  Pronominalstämmen  finden  sich  folgende  Fälle: 
is:    is  endago  3348,     is  friund  angegin    3041,     is    engilon    1087, 
is  bim  barn  1462,  ferner  247.  1264.  2930.  3615.  4970.  5010. 
min  gest  is  garo  4781,  min  mahtig  fader  828. 
thius  thiod  wili  4194. 
hioat  thiod  gumo  2575. 
hxoar  krist  giboran  617. 
hwö  Hof  is  that  5034. 

the  heten  was  2704,  thie  rihtien  scal  627,  hie  döpean  scal  1005, 
ik  fullon  scal  4767. 

Auch  der  Artikel  ist  häufig  vertreten: 

that  barn  godes  2415.  5122.  5261,  —  liudeo  barn  1037,  —  Iwha 
hüs  5575.  2713.  3750.  4621. 

thes  thiudgumon  2783,    —  icolcnes  wliti  3152,    ~  billes  biti  4903, 
—  thegnes  githäht*)  5583,  them  heritogon  5465. 
that  Criste  ni  toas  (conj.). 

Auch  der  Artikel  an  dieser  Stelle  ist  nicht  bedenklich.  Ich 
erinnere  an  das,  was  Rieger,  Zs.  f.  d.  Philol.  7,  30  sagt: 

„Auch  die  übrigen  Pronomina  werden  oft  genug,  wie  die  prono- 
mischen Adverbien,  über  die  nachfolgenden  BegrifFswörter  durch  den 
Reim  emporgehoben,  in  viel  weiterem  Umfang,  als  unser  jetziges 
Sprachgefühl  die  rhetorische  Betonung  zuläßt.  Die  Neigung  der  jugend- 
lichen Sprache,  die  sich  hier  kundgibt,  hat  bereits  Hügel  (über  Otfrids 
Versbetonung  p.  7  ff.)  erkannt  und  nachgewiesen."  Ich  erinnere  nur  an 
den  im  Beow.  dreimal  erscheinenden  Vers  on  ])a\m  d&ge  ~  pisses  lyfes, 
B.  196.  791.  807,  dessen  Betonung  sich  durch  die  Parallele  Hei.  4600, 
an  them  dagum  ~  thegno  liobost  als  alte  Eigenthümlichkeit  erweist. 


')  Für    diesen  Vers,  der    durch    die    zweisilbige    Mittelsenkung    unschön    wird, 
liegt  die  Änderung  in  gitliähti  nach  576"  nahe. 


152  H-  HIRT 

Deshalb  halte  ich  es  recht  wohl  für  möglich,  daß  in  unseren 
Fällen  der  Artikel  einen  Nebenton  und  damit  eine  Vershebung  trägt. 
Gewöhnlich  ist  er  natürlich  unbetont. 

Vereinzelt  stehen:  T/iuo  nähide  3671",  so  gornode  5021,  so  Hof 
so  led  1332,  er  domes  dage  4333,  neo  endi  ni  cumid  267. 

Man  beachte,  daß  die  Metrik  des  Heliands  keine  Fälle  aufweist, 
wie  die  aus  dem  Ags.  im  §.  28  meiner  Arbeit  zusammengestellten, 
daß  man  also  auch  für  das  Altsächsische  keine  Berechtigung  hat, 
die  Mittelvocale  der  abgeleiteten  Verba  noch  als  lang  anzusetzen. 

In  den  Versen  unsicoti  sicec  4082%  unsculdige  scole  752",  unholde 
an  hugi  3720"  haben  Haupt-  und  Nebenton  nur  gewechselt.  Die 
gewöhnliche  Betonung  ist  unholde,  wir  haben  hier  unholde. 

Folgende  Verse  sind  nach  E  zu  lesen:  ni  forhteät  te  filo  4706, 
ne  rudoi  ne  hatul  3272,  ni  gadoling  ihm  5212,  obgleich  der  Nebenton 
vielleicht  nicht  ganz  so  deutlich  ist,  als  sonst  in  den  E -Versen. 

antfengun  i*  ferh  3351a  ist  der  einzige  Vers  mit  Verbalpräfix. 
Vielleicht  ist  auch  er  nach  E  zu  lesen,  oder  besser  umzustellen 
is  ferh  antfengun. 

the  euning  te  quenun  2709",  lies  qüänu,  the  dmbähtmän  21n5a?, 
te  handbanon  5199. 

Ich  glaube  nicht,  daß  te  einen  Ton  tragen  kann,  doch  stimmen 
die  Handschriften  hier  nicht  überein. 

Zu  bemerken  ist  noch,  daß  neben  den  einsilbigen  Formen  der 
Präpositionen  zum  Theil  auch  zweisilbige  überliefert  sind,  so  thuru 
statt  thurh  in  C,  furi  st.  for,  midi  st.  mid.  Werden  diese  eingesetzt, 
so  wird  meine  Annahme  noch  glaublicher.  Denn  wenn  wir  auch 
~  X  =  -  werthen,  so  ist  die  metrische  Wirkung  beider  Formen  doch 
eine  andere. ') 

Für  die  Präposition  'an5  liegen  zwar  keine  zweisilbigen  Formen 
mehr  vor,  wohl  aber  für  das  Adverbiura.  Wir  wissen  aber  durch  die 
Sprachgeschichte,  daß  einst  ana  vorhanden  war.  Da  nun  sicher  ein 
Theil  der  Verse  mit  an  alte  Formeln  enthält,  wie  sich  aus  dem  überein- 
stimmenden Gebrauch  des  Altsächsischen  und  Ags.  ergibt,  so  haben  die 
vorliegenden  Verse  früher  einmal  einen  zweisilbigen  ersten  Fuß  ge- 
habt, und  dieser  ist  erst  durch  die  Sprachentwicklung  zu  einem  ein- 
silbigen geworden. 

Man  sieht  also,  die  Mehrzahl  wird  nach  ausgeprägten  Typen 
gebildet,  und  fast  überall  stehen  Worte  in  dieser  „Eingangssenkung", 

l)  Vgl.  Sievers'  Bemerkungen,  Beitr.  13,  145  zu  den  ähnlichen  Verhältnissen 
bei  Otfrid. 


ZUR  METRIK  DES  ALTSÄCHSISCHEN  etc.  153 

zu  denen  man  wirklich  das  Zutrauen  haben  kann,  daß  sie  eine  Hebung 
zu  tragen  fähig  sind.  Nur  wenige  Verse  gaben  zu  Bedenken  Anlaß, 
wie  ja  auch  einige  andere  den  Typen  nicht  genügen  und  daher  schon 
von  Kanffmann  beanstandet  sind.  Man  vergleiche  auch  hier  die  Ein- 
gangssenkung von  C1.  Diese  bietet  ein  anderes  Bild,  z.  B.  gifrumid 
habcli  105b,  forgetan  weldi  132b. 

Dieser  Punkt  liegt  im  Hei.  bedeutend  günstiger  als  im  Ags. 
Und  die  Ursache  sehe  ich  in  der  Ausbildung  des  Auftaktes,  den  das 
Ags.  nur  in  geringem  Umfange  kennt. l)  Es  wäre  schwer  zu  sagen, 
wie  der  Auftakt,  der  in  Sievers'  Theorie  keine  Stelle  hat,  in  so  gro- 
ßem Umfange  im  Hei.  hätte  entstehen  können,  wenn  diese  Theorie 
richtig  wäre.  Wenn  man  aber  den  ags.  Vers  taktierend  auffaßt,  so 
war  allerdings  eine  Möglichkeit  gegeben.  Sobald  das  strenge  metrische 
Gefühl  des  Ags.  etwas  verloren  ging,  so  konnte  leicht  der  Werth 
der  Eingangssenkung  des  Typus  Cl  sich  ändern.  Von  einem  Verse 
wie  gifrumid  habdi  105b  zu  gecorana  ivurdun  17b  ist  nur  ein  kleiner 
Schritt.  Standen  diese  beiden  Muster  erst  neben  einander,  so  war  der 
weitere  Weg  einfach  genug. 

Das  weniger  feine  metrische  Gefühl  des  Helianddichters  keweisen 
auch  die  C3-Verse.  Während  im  ags.  Verse  nach  xx-^x-x  ^as* 
durchweg  gemieden  werden,  finden  sich  im  Hei.  deren  eine  ganze 
Reihe.  Mit  Synkope  der  ersten  Senkung  an  godes  namon  1456  7, 
xx-x^X  ^5,  xxx^x^X  18  u.  s.  w.  Man  kann  daraus,  denke  ich, 
mit  einiger  Sicherheit  schließen,  daß  der  Hel.-Dichter  einen  Vers  wie 
an    buok    scriban    14    nicht    mehr    x  -  I  — '  X    gemessen    hat,    sondern 

xl-^i^x- 

Daß  diese  dreitaktigen  Verse  zunächst  zu  Bedenken  Anlaß 
geben  würden,  habe  ich  mir  keinen  Augenblick  verhehlt,  habe  das 
auch  gleich  offen  geäußert.  Unmöglich  ist  aber  die  Annahme  nicht, 
und  da  damit  eine  vollständige  Einheit  gewonnen  wird,  so  habe  ich 
nicht  um  dessentwillen,  weil  die  Annahme  nicht  gleich  plausibel  er- 
scheint, die  ganze  Hypothese,  für  die  so  wichtige  Gründe  sprechen, 
verwerfen  können.  Nur  die  Hypothese  kann  die  richtige  sein ,  die 
die  Thatsachen  völlig  erklärt.  Weder  Sievers  noch  Möller  können 
einen  Grund  angeben,  warum  in  x  -  ~  x  un<^  X  —  —  X  die  ers*e  Silbe 
nicht  durch  dieselben  Worte  gebildet  werden  darf,  daß  hier  Silben 
erscheinen,  die  dort  verpönt  sind,  und  auch  Heusler  wird  es  nicht 
können. 


»)  Vgl.  I,  70. 

GEBMANIA.    Neue  Reihe  XXIV.  (XXXVI.)  Jabr  1 1 


154  H.  HIRT 

Wir  kommen  jetzt  zu  der  zweiten  nothwendig  zu  beantworten- 
den Frage:  Wie  weit  sind  auch  im  Heliand  die  Verse  des 
zweiten  Halbverses  und  die  des  ersten  mit  einfacher 
Allitteration  dreiheb  ig,  wie  weit  sind  vierhebige  anzu- 
setzen? 

Eine  allgemeine  Bemerkung  gehe  voran.  Der  Heliand  stimmt 
mit  dem  Ags.  in  der  Setzung  der  Allitteration  durchaus  überein.  Der 
zweite  Halbvers  hat  einfache  Allitteration.  In  dem  ersten  wechseln 
einfache  und  doppelte.  Da  wir  den  Grund  dieses  Verhältnisses  im 
Ags.  erkannt  zu  haben  glauben,  —  sie  beruht  auf  einfachen  rhyth- 
mischen Gesetzen,  —  so  ist  die  noth wendige  Forderung,  daß  auch 
im  Hei.  das  für  das  Ags.  aufgestellte  metrische  System  in  der  Haupt- 
sache seine  Geltung  hat.  Wäre  dies  nach  Ausweis  der  Thatsachen 
nicht  der  Fall,  so  müßte  dies  in  hohem  Grade  gegen  die  aufgestellte 
Theorie  bedenklich  machen. 

Die  A- Verse  mit  einfacher  Allitteration  haben  gewöhnlich  ein- 
oder  zweisilbige  Senkung.  Wir  finden  einschließlich  der  Verse  mit 
ein-  und  zweisilbigem  Auftakt 

-t  x  -  x  b)  868 

-XX-  x 

-xxx-x 

-xxxx-x 

-xxxx-x 

Im  Ganzen  also  1702  mit  ein-  und  zweisilbiger  Mittelsenkung  gegen 
108  mit  mehrsilbiger.  Von  diesen  fallen  durch  Annahme  von  Eli- 
sion und  nach  den  Gesetzen  der  später  zu  entwickelnden  Senkungs- 
bildung eine  große  Anzahl  zu  den  zweisilbigen,  so  daß  nicht  zu  viel 
Ausnahmen  bleiben. 

Bei  Doppelallitteration  finden  sich  mit  dreisilbiger  Senkung 
einschließlich  der  Verse  mit  Auftakt  482,  mit  viersilbiger  Senkung  312. 
Man  erkennt  also  auch  hier  deutlich  den  Unterschied  zwischen  Versen 
mit  einfacher  und  Doppelallitteration. 

Es  wäre  unbedachtsam,  sich  über  diese  Thatsachen  hinweg- 
zusetzen und  beide  Halbverse  gleichmäßig  aufzufassen,  in  beiden 
Fällen  zwischen  die  beiden  Stabworte  eine  Hebung  zu  legen,  wie  es 
Möller  und  Heusler  thun.    Kurz,  die  Verse  mit  einfacher  Allitteration 


a) 

252 

b) 

452 

a) 

130 

b) 

62 

a) 

21 

b) 

17 

a) 

6 

b) 

2. 

ZUR  METRIK  DES  ALTSÄCHSISCHEN  etc.  155 

sind  ihrer  großen  Mehrzahl  nach  dreihebig;  nur  bei  Doppelallitteration 
dürfen  wir  4  Hebungen  ansetzen. 

Die  größte  Anzahl  der  Silben,  die  zwischen  den  beiden  Stab- 
reimen liegen,  ist  6.  Diese  Zahl  entspricht  ebenfalls  den  angenommenen 
Senkungsbildungen.  Je  zwei  Silben  als  Senkung  mit  einer  Silbe  als 
Hebung  ergeben  5;  an  einigen  Stellen  finden  wir  also  dreisilbige 
Senkung. 

Die  B-Verse  zeigten  im  Ags.  gleichfalls  eine  sichere  Beschrän- 
kung. Zwischen  dem  Stabwort  und  der  letzten  Hebung  liegen  im 
Ags.  nur  zwei  Silben.  Auch  in  diesem  Punkte  stimmt  der  Heliand  in 
der  Hauptsache.  Kauffmann  sagt  a.  a.  O.  324:  „3164  Mal  ist  Typus  B 
im  Heliand  zu  belegen.  Die  Hauptmasse  fällt  dem  zweiten  Halb- 
vers zu,  nämlich  2357,  und  zwar  bei  einsilbiger  Mittelsenkung  1670, 
bei  zweisilbiger  687.  Auffallend  klein  ist  das  Contingent  der  ersten 
Halbverse  bei  Doppelallitteration:  245;  bei  einfacher  562.  Auch  hier 
überwiegen  die  Belege  für  einsilbige  Mittelsenkung  168  resp.  396 
gegen  77  resp.  166  bei  zweisilbiger".  Ich  weiß  nicht,  ob  Kauffmann 
in  die  Gesammtsumme  die  Verse  mit  dreisilbiger  Mittelsenkung  mit 
eingerechnet  hat,  was  man  aus  seinen  Worten  schließen  müßte.  Die 
Zahl  der  Verse  mit  ein-  und  zweisilbiger  Senkung  ergibt  nämlich 
schon  die  angeführte  Gesammtsumme.  Indeß  macht  das  nichts  aus. 
Die  Zahl  der  Verse  mit  dreisilbiger  Senkung  ist  gering,  wie  man  aus 
dem  p.  323  Angeführten  ersieht.  Zu  bemerken  ist,  daß  wie  im  Ags. 
kein  Unterschied  zwischen  Versen  mit  einfacher  und  Doppelallitte- 
ration vorhanden  zu  sein  scheint. 

In  diesen  beiden  Punkten  stimmt  also  das  Altsächsische  fast 
vollständig  zum  Beowulf,  nicht  so  aber  in  dem,  was  dem  Stabwort 
vorausgeht.  Bei  B-  und  C3- Versen  ist  das  Maximum  der  „Eingangs- 
senkunga  hier  4  und  5  Silben,  eine  Zahl,  die  sich  leicht  aus  der  einen 
Hebungssilbe,  zwei  Senkungssilben  und  einem  ein-  oder  zweisilbigen 
Auftakt  erklärt. 

Da  wir  gesehen  haben,  daß  die  Senkungsbildung  im  Heliand 
an  zwei  bedeutsamen  Stellen  der  im  Ags.  gleicht,  und  damit  die  Ver- 
muthung  begründet  wird,  daß  sie  auch  an  anderen  Stellen  gleich  sein 
muß,  so  kämen  wir  für  den  Heliand  nicht  weiter  als  auf  allerhöchstens 
6—7  Silben.  Wir  finden  sie  aber  bis  9  und  10  Silben1),  und  es  folgt 
daraus,  da  die  Differenz  gerade  3  beträgt,  daß  wir  noch  eine  Hebung 
anzusetzen  haben.  3  Silben  im  Auftakt  -4-  (1+2)   -f  (1  -f  2)  =9. 


')  K.  318,  323,  333. 

11 


156  "•  HIRT 

Diese  oberflächliche  Berechnung  lehrt  uns,  daß  unter  den  B  und  C3 
eine  Anzahl  vorhanden  sein  muß,  die  aus  4  Hebungen  besteht,  mit 
der  Allitteration  auf  der  dritten  Hebung.  xxx-'-XX^XX-xlx)1 
So  ist  das  Schema  des  Verses.  Man  sieht,  der  Ausgang  wird  vor 
Allem  gewahrt. 

Wie  steht  es  indeß  mit  den  Versen  mit  Doppelallitteration?  Ein 
vierhebiger  Vers  mit  Allitteration  auf  dritter  und  vierter  Hebung 
widerspräche    den    von    uns    aufgestellten   rhythmischen  Verhältnissen. 

Die  Doppelallitteration  findet  sich  einigemale  nur  noch  bei  Versen 
mit  sechssilbiger  Eingangssenkung,  die  wir  dreihebig  lesen  können: 
that  hi  ne  icMlea  mid  ldüttro  hügi  1375  M;  dreisilbiger  Auftakt,  zwei- 
silbige Senkung,  than  käbed  he  an  im  seihon  sän  I4tf2,  einsilbiger  Auf- 
takt, Hebung  verschleifbar,  Elision,  zweisilbige  Senkung. 

Ein  einziger  siebensilbiger:  ivas  im  thuoh  an  iro  gisutie  sdmad 
5964  ist  ebenfalls  nach  den  später  zu  entwickelnden  Regeln  der 
zweisilbigen  Senkungen  correct. 

Ähnlich  liegen  die  Verhältnisse  bei  zweisilbiger  letzter  Senkung. 
K.  322. 

Bei  C3- Versen  endet  die  Doppelallitteration  schon  bei  drei- 
silbiger Eingangssenkung,  wie  sie  ja  überhaupt  bei  diesem  Typus 
nur  sehr  spärlich  vertreten  ist.  K.  331. 

Es  zeigen   aber   auch  die  A-  und  Cl- Verse  derartige  lange  Auf- 
takte bis   zu  10  Silben.   K.  307  f.   329.    Über  7  Silben   gehen  indeß 
hier  nur  wenige  hinaus;  diese  wären  dann  Ausnahmen,  die  sich  zum 
Theil    entfernen    lassen.    Keine  Stelle    des  Verses   ist  ja  leichter   der 
Veränderung   ausgesetzt    als    diese  „Auftakteu,    in   denen   leicht   eine 
ursprünglich  nicht  vorhandene  Partikel,  ein  Pronomen  oder  dergleichen 
eingesetzt  werden  kann.  Jedenfalls  ist  das  Eine  klar,  daß  im  Hei.  im 
zweiten  Halbverse  sicher  vierhebige  Verse  erscheinen  mit  der  Allitte- 
ration auf  der  zweiten  Hebung.    Und  zwar  kann  nach  dem  Stabwort 
die  Senkung  ausgefüllt  oder  synkopiert  werden.    Z.  B.: 
endi  mid  gilobon  godün  290b. 
than  läng  hie  givcdld  ehtä  70b. 
eftho  hivär  thiu  werold  scöldt  45. 

Wir  haben  schon  angedeutet,  daß  derartige  Verse  der  sonstigen 
Verwendung  der  Allitteration  entsprechen.  Auch  hier  ist  die  Allitte- 
ration das  Mittel  zur  Bindung  zweier  rhythmischer  Reihen,  steht  aber 
auf  der  zweiten  HebuDg,  um  die  ganze  viertaktige  Reihe  zusammen- 
zuhalten. ')  Das  wäre  auf  der  ersten  Hebung  nicht  möglich,  da  dann 

»)  Vgl.  I,  105. 


ZUR  METRIK  DES  ANGELSÄCHSISCHEN  etc.  157 

ein  neuer  Gipfelpunkt,  eine  neue  Abtheilung  auf  der  dritten  Hebung 
auftreten  würde.  Derartige  Verse  sind  nicht  selten,,  wenn  sie  auch 
gegenüber  der  großen  Menge  der  anderen  zurücktreten. 

Kauffmann  sagt  am  Schlüsse  seiner  Abhandlung  S.  354:  „Eine 
nicht  unwesentliche  Neuerung  auf  Seiten  des  Heliand  bietet  die  That- 
sache  dar,  daß  Typen,  welche  im  Ags.  (und  Altnord.)  nur  dem  ersten 
Halbverse  zukommen,  auch  auf  den  zweiten  übertragen  werden  und 
umgekehrt.  So  haben  die  erweiterten  Typen  D  -i-xl  -  XX  un(^ 
E  -lxx!-X  *m  Ags.  nur  im  ersten  Halbvers  ihre  Stelle,  während 
im  Heliand  von  einer  solchen  Beschränkung  nichts  zu  finden  ist." 
Prüfen  wir  die  Richtigkeit  dieser  Behauptung!  Die  erweiterten  Typen 
D  und  E  sind  im  Ags.  vierhebig  und  erscheinen  fast  nur  mit  Doppel- 
allitteration.  Würden  sie  im  Hei.  im  zweiten  Halbvers  erscheinen, 
so  hätten  wir  in  demselben  vierhebige  Verse  mit  Allitteration  auf 
der  ersten  Hebung.    Das  ist  nach  unserer  Theorie  nicht  möglich. 

K.  347  führt  drei  Fälle  an: 
envaldes  brodes  1068. 
Jutenriki  icirdid  956. 
elithioda  quam  im  2975. 
Der   letzte  Vers   ist    schon   wegeo    des  Ausganges   quam  im  anstößig. 
S.  schlägt  daher  in  der  Anmerkung  zu  der  Stelle  vor  quam  im  elithioda 
zu  schreiben,  was  Behaghel  mit  Recht,  wie  ich  glaube,  in  den  Text  setzt. 

In  den  beiden  anderen  Fällen  halte  ich  den  Nebenton  nicht  für 
so  schwer,  daß  man  nicht  darüber  sich  hinwegsetzen  könnte.  Viel- 
leicht bietet  sich  aber  eine  andere  Verbesserung.  956  ist  die  Cäsur 
zweifelhaft. 

Die  übrigen  Fälle  mit  kurzer  Nebentonsilbe  werdskepi  thinan  2056 
sind  unbedenklich.  Es  ist  nicht  gegen  den  Gebrauch  des  Ags.,  wie 
K.  sagt,  daß  solche  Verse  im  zweiten  Halbvers  erscheinen. 

Man  vergleiche  hedlwudu  dynede  Beow.  1318,  sundwudu  äunede 
1907,  holhüudu  sece  1370,  gladum  sunu  Frodan  2026,  andsware  cydan 
El.  318.  Cr.  636,  godes  bodan  smgdon  Cr.  1305.  Möglicherweise  also 
zwei  Fälle,  während  der  sicher  erweiterte  Typus  im  ersten  Halbvers 
über  40  Mal  erscheint. 

Es  bleibt  noch  hebewiki  is  gindhid  878  übrig.  Heyne  und  Rückert 
theilen  nach  Sievers  hebenrtki  ||  is.  In  der  dritten  Auflage  setzt  Heyne 
die  Cäsur  nach  is.   Es  wird  dies  richtig  sein. 

Der  einzige  Vers  im  ersten  Halbvers,  der  nach  Kauffmann  ein- 
fachen Reim  hat,  ist  ddmesdag  the  märeo  4353.  Der  Vers  ist  vierhebig 
mit  Allitteration  auf  erster  und  zweiter  Hebung  ddmesdag. 


158  H.  HIRT 

Alle  übrigen  Erweiterungen  dieses  Typus,  wie  j-  x  -  |  -  ,  sind 
nicht  von  Bedeutung,  da  hier  keine  neue  Hebung  eingeführt  ist,  son- 
dern nur  nach  der  ersten  Hebung  keine  Synkope  eingetreten  ist,  sie 
bestehen  aber  aus  5  Gliedern. 

Aber   auch   hier   scheinen  Erweiterung   nach   vorn   vor    sich  ge- 
gangen zu  sein,  analog  den  C- Versen.  Dahin  gehören  nicht 
Up  te  them  CÜomahtigon  gode  903. 
tliar  tippe  for  them  alowaldon  fader  1973, 
da  nichts  im  Wege  steht,  hier  up  und  uppe  als  Stäbe  zu  fassen,  wohl 
aber        an  dllun  weroldlustun  wesa  1658. 
an  thma  friduioara  faran  483. 
ällaro  eliihiodo  cuman  2232. 
tho  icärä  that  hetencuninges  bodon  159. 
Es  kommt  hier  auf  die  Größe  des  Auftaktes  an,    den  man  an- 
nehmen   will.    Da  wir   in  allen    bisherigen  Fällen    den  Auftakt    nicht 
sicher   festsetzen   konnten,    so  müssen  wir  uns  an  die  Stelle  wenden, 
in  der  Auftakt   sicher   vorhanden   ist,    namentlich  an  die  sicher  vier- 
hebigen  Verse,  die  mit  dem  Stabwort  beginnen ,    A-,  D-  und  E-Verse. 
Erweiterte  vierhebige  E-Verse  bieten  nur  einsilbigen:   so  lioblica 
Uro,  1277.    K.  347. 

D -Verse  bieten  gewöhnlich  einsilbigen 
that]  erl  thurh  lintreüicä  1526.    K.  340, 
seltener  zweisilbigen 

iro  tidi  towdrdes  3704. 
minen  gest  an  godes  wiÜeon  5655, 
dreisilbigen  in   te  them  is  jungron  geginwardun  3297. 

In  den  A-Versen  findet  sich  bei  Doppelallitteration  mit  drei-, 
vier-,  fünf-,  sechssilbiger  Mittelsenkung  zweisilbiger  Auftakt  noch 
einige  Male. 

them  is  säligiin  gesidün  3174. 
iuwa  werk  endi  iüwan  willeon  1402. 
thero  ivördo  endi  thero  werkb  1551.  Vgl.  K.  304. 
Dreisilbiger: 

ne  sulic  harn  ne  sulic  bocan  592,  12mal.    K.  305. 
Viersilbiger  bei  fünfsilbiger  Mittelsenkung  nur  einmal: 
ne  an  tkinun  wördun  ni  ah  thmun  icerkün  5088. 
Es  ist  Elision  möglich. 

Das  Resultat  also  ist,  vor  sicher  vierhebigen  Versen  erreicht  der 
Auftakt  nur  den  Umfang  von  3  Silben.  Das  ist  für  den  Heliand  sehr 
günstig  zu  nennen,  und  steht  dem,  was  wir  im  mhd.  Epos  finden, 
nicht  allzu  fern.  Das  Nähere  unter  dem  Capitel  Auftakt. 


ZUR  METEIK  DES  ALTSÄCHSISCIIEN  etc.  159 

Darnach  hat  man  die  E- Verse  zu  beurtheilen.  Es  kann  keine 
Rede  davon  sein,   vier-  und  fünfsilbigen  Auftakt  anzusetzen. 

Als  vierhebige  Verse  müßte  man  auch  die  D  Verse  iü^  mit 
klingendem  Ausgang  in  Anspruch  nehmen.  Derartige  Verse  existieren 
aber  im  Hei.  ebensowenig  als  im  Ags.  Die  von  Kauffmann  so  auf- 
gefaßten fallen  unter  die  beim  Ags.  aufgestellten  Kategorien. 

fei  unscdni  153b.  2459.  4957. 
Dieselbe  Verschiedenheit  in  der  Betonung  nehme  ich  für  die  zahl- 
reichen Composita  mit  alo,  al  an.  Allerdings  läßt  sich  dies  nicht 
streng  beweisen,  wohl  aber  aus  dem  Schwanken  in  der  jetzigen  Be- 
tonung schließen.  Auch  wir  betonen  ja  allwissend,  allmächtig.  Man 
lese  also:  göd  alomdhtig  245.  1766.  4038,  krist  alowaldo  813.  1297. 
3139.  3954.  3974  u.  s.  w. 

Für  die  übrigen  Fälle  setze  ich  Endbetonung  an  wie  im  Ags.: 
heims itteandiun  343,  wel  huggendies  3673,  erdbüandian  4316,  dago  lio- 
bosto  485,  gode  icerdoston  1299,  linsciddignä  3086.  unsundigane  2722.  Jif 
thüsund\g  2872,  magact  frilica  3967,  gumon  ostronea  562.  669.  697. 

Besonders  häufig  sind  die  Verse  mit  dröhtines:  harn  dröhtines 
5431  u.  s.  w.  Ich  habe  38  Fälle  notiert,  ohne  mich  dafür  verbürgen 
zu  wollen,  daß  es  nicht  noch  einige  mehr  sind. 

Andere  Fälle  sind:  godes  ambusni  2451,  that  godes  ärundi  289, 
glau  andwordi  930.  1759  (oder  andwordi),  thiodarbedies  4919.  3610, 
barn  Israheles  951,  frume  mankunnies  4159. 

Dreimal  erscheint  der  Vers  sten  ana  icerpe  3871.  3941.  '3946. 
C  schreibt  an.  Dazu  kommt  segel  upp  dädun  2238.  Sie  haben  in  den 
beiden  Versen  des  Beow.:  folc  to  s&gon  1423,  iveros  on  sdwon  1651 
ihre  Parallele.  Ich  nehme  jetzt  an,  daß  in  diesen  Fällen  ebenfalls 
dem  Metrum  zu  Liebe  eine  Änderung  der  natürlichen  Betonung  ein- 
getreten ist.    Für  2238  liegt  die  Änderung  von  dädun  in  dedun  nahe. 

Ob  in  scred  forthioardes  5781  eine  Ausnahme  zu  sehen  ist,  lasse 
ich  dahingestellt.  Als  einzige  sichere  Ausnahme  bleibt  nur  en  himil- 
riki  3508.    Es  folgt  einer  Schwellverspartie. 

Wenn  man  diesen  gegenüber  die  Verse  mit  Doppelallitteration 
betrachtet:  idis  antheti  156,  adalandbdri  1196,  weron  wamdädi  1622, 
gumon  gladmodie  2007,  so  wird  man  wohl  zugestehen  müssen,  daß 
ein  Unterschied  vorhanden  ist.  Auch  hier  schließe  ich,  ganz  ab- 
gesehen von  allen  anderen  Factoren,  aus  dem  fast  gänzlichen  Fehlen 
von  Versen,  wie  weron  wamdädi  1622,  die  wir  jl  j.  i.  ^  messen  müssen, 
daß  die  im  zweiten  Halbvers  vorhandenen  Verse  mit  Unrecht  so  an- 
gesetzt werden,  wie  es  Kauffmann  thut. 


160  H.   HIRT 

Heusler  a.  a.  O.  findet  diese  Annahme  besonders  bedenklich. 
Auf  seine  Bemerkungen  muß  ich  Folgendes  erwidern.  Erstens,  daß 
diese  Verse  von  den  D -Versen  mit  Doppelallitteration  unterschieden 
werden  müssen,  erscheint  mir  unzweifelhaft.  Zweitens,  für  die  Erklä- 
rung bieten  sich  noch  zwei  andere  Möglichkeiten.  Man  kann  klingen- 
den Ausgang  annehmen,  der  keine  Hebung  trägt,  weil  die  vorher- 
gehende Silbe  nur  nebentonig  ist.  Man  kann  Accentversetzungen 
vermuthen:  mancynnes.  Vgl.  für  diese  Annahme  Noreen  in  Pauls 
Grundriß  I,  456,  §.  52  I,  1  u.  2.  Solche  Verhältnisse,  wie  sie  das 
Nordische  bietet,  wären  auch  für  das  Westgermanische  möglich. 
Aber  nach  dem,  was  uns  die  Sprachgeschichte  lehrt,  halte  ich  in  der 
Hauptsache  an  meiner  Annahme  als  der  wahrscheinlichsten  fest. 
Ich  werde  dieselbe  später  auch  nach  ihrer  sprachgeschichtlichen  Seite 
im  Zusammenhang  erörtern. 

Damit  ist,  denke  ich,  bewiesen,  daß  die  überwiegende  Zahl  der 
A-Verse,  d.  h.  derer,  die  auf  der  ersten  Hebung  die  Allitteration  tragen, 
hinter  diesem  ersten  Fuß  nur  noch  zwei  haben.  Das  ist  die  größte 
Anzahl  der  Verse  des  zweiten  Halbverses. 

Vor  Allem  muß  Möller  und  Heusler  gegenüber  darauf  hin- 
gewiesen werden,  daß  alle  Thatsachen  darauf  hindeuten,  daß  auf  die 
Silben,  die  in  A  und  B  der  alliterierenden  Silbe  folgen,  keine  Hebung 
fällt,  daß  man  nicht  heiliges  gestes  50,  guödero  thiedo  75,  thar  that  heläge 
harn  663  lesen  darf. 

Ich  gebe  im  Folgenden  eine  systematische  Übersicht  der  im 
Heliand  erscheinenden  Versformen.  Wir  müssen  dabei  drei  große 
Kategorien  unterscheiden. 

I.  Dreihebige  Verse  des  zweiten  und  ersten  Halb- 
verses. Dieselben  können  im  ersten  Halbvers  Doppelallitte- 
ration haben. 

II.  Vierhebige  Verse  des  zweiten  und  ersten  Halb- 
verses. Das  allitterierende  Wort  steht  auf  der  zweiten  oder 
dritten  Hebung.  Daneben  kann  im  ersten  Halbvers  eine  andere 
Hebung  mitallitterieren. 
III.  Vierhebige  Verse  des  ersten  Halbverses.  Doppel- 
allitteration oder  bei  den  A3- Versen  Allitteration  auf  der 
dritten  Hebung  (zweiten  Dipodie). 

I.  Dreihebige  Verse  des  zweiten  und  ersten  Halb- 
verses. 

Das  Schema  ist:   _x_x_ 


ZUR  METRIK  DES  ALTSÄCHSISCHEX  etc.  161 

Wir  unterscheiden,  ob  die  Allitteration  auf  der  ersten  (A)  oder 
zweiten  (B)  oder  dritten  (C)  Hebung  steht. 

A)  Die  Regel  des  ags.,  daß  eine  Senkung  fast  durchweg  syn- 
kopiert wird,   ist  im  Hei.  nicht  vorhanden. 

Es  fallen  hierher  zunächst  Sievers'  A -Verse  mit  zweisilbiger 
Schlußsenkung,  huldeo  thinaro  5014,  rlkies  drohtines  5905.  Ferner  308. 
1438.  2433.  2555.  3123.  4371  u.  s.  w.  Vgl.  Kauffmann  286. 

Alle  diese  Verse  sind  Stützen  für  die  Betonung  maneaa  wärbn. 
Man   kann    die   angeführten  gar  nicht  anders  als  dreihebig  auffassen. 

Eben  denselben  Bau  zeigen  die  schon  oben  besprochenen  D-  und 
E -Verse.  Auch  diese  sind  so  deutlich  dreihebig,  als  man  nur  wün- 
schen kann. 

Gewöhnlich  ist  aber  auch  im  Heliand  eine  der  beiden  Senkungen 
synkopiert. 

Aa)  Die  zweite  Senkung  ist  synkopiert  (-x-1  -')• 

Sievers  A- Verse,  wie:  fingron  scriban  32b,  maneaa  wäron  1*, 
helag  icord  godes  7a. 

Im  ersten  Halbvers  kann  die  zweite  Hebung  mitallitterieren. 
Bei  der  dritten  ist  es  natürlich  unmöglich,  nietod  giitlarcod  128. 

Als  Unterabtheilung  führe  ich  die  C1- Verse  an:  an  leutcunnea 
1615%  gifrumid  habda  105b,  fan  hebanwange  275b,  fon  gode  segyean 
528a,  biholan  weräan  13948. 

Mit  Doppelallitteration:  is  sunu  senda  1042a,  gisald  selbo  5857a. 

Ab)  Die  erste  Senkung  ist  synkopiert  (_1_\^_). 

Die  Mehrzahl  von  S.  D-  und  E -Versen:  seif  upp  ares  2250b, 
Höht  wolcan  sken  3144b,  helagna  gest  llb. 

Im  ersten  Halbvers  lielmsitteandiun  343,  waldand  gisprak  39, 
helagna  Crist  460. 

In  diesem  Typus    kann    die    zweite  oder  dritte  Hebung  mit- 
allitterieren. Sievers  gründet  darauf  seine  Unterscheidung  von  D-  und 
E -Versen,  die  aber,  sobald  uns  die  Allitteration  im  Stiche  läßt,  nicht 
überall  mit  Sicherheit  durchzuführen  ist.  Vgl.  Beitr.  10,  256  ff. 
cc)  Die    zweite  Hebung    trägt    den   zweiten  Stab.    Hof  landes   ward 
626,   war  waldand  Crist  916,    idis  enstio  fol  261,    ubil  arbetsam 
1356  u.  s.  w.    Vgl.  K.  335. 
ß)  Die  dritte  Hebung  trägt  den  zweiten  Stab,  waldandes  Word  575, 
enodies  ard  1125.  fisknet  an  flod  2630  u.  s.  w.    K.  341. 

Thatsächlich  ist  der  Unterschied  in  der  Betonung  vielfach  nicht 
bedeutend  gewesen. 


162  H.  HIRT 

Ac)  Beide  Senkungen  sind  synkopiert.  Auflösung  der 
letzten  Hebung.  A2-  und  D4-Verse.  Kauffmann  297.  334,  unrlm  cuman 
410b,  godes  andsacun  4421b,  hriop  uj>  thanen  3364b. 

Erster   Halbvers:    lofword    manag  413,    slidmod    cuning  703, 

Crist    godes    sunu  4062.    Auch    hier    kann    eine    der    beiden    anderen 

Hebungen  mitallitterieren.  Allitteriert  die  zweite  mit,  so  nennt  es  S.  D, 

allitteriert  die  dritte,  A2. 

a)  Die  zweite  Hebung  allitteriert  mit   liard   harmscare  240, 

ho  holmklibu  1396.  wis  wärsago  3044.    K.  334. 
ß)  Die    dritte  Hebung   allitteriert   mit  mancraß  mikil  792, 
sinlif  sehan  1475,   thräioerk  tholon  2604. 

Ad)  Beide  Senkungen  sind  synkopiert.  Auflösung  der 
zweiten  Hebung  _1j~x-.  hebancuninges  82b.  9lb,  thiodcuninge  2767b, 
hebancuninges  130\ 

Doppelallitteration ,  die  natürlich  nur  die  erste  und  zweite 
Hebung  treffen  könnte,  ist  nicht  zu  belegen.  Die  Beispiele  sind  sehr 
selten. 

B)  Verse,  in  denen  das  allitterierende  Wort  auf  der 
zweiten  Hebung  steht. 

Ba)  Vollverse  ohne  Synkope  der  Senkung.  Sievers 
B -Verse,  —  y*i-y^-  endi  manno  drom  1126b,  drog  man  Win  anflet  2739b, 
endi  that  godes  gibod  711b.  Mit  Auftakt:  bigan  im  ihe  wiso  man  312b, 
sie  wärun  fon  swestron  tivem  1264b. 

Erster  Halbvers:  that  sie  erbüvard  86.  149,  an  that  himiles 
Höht  4643. 

Auch  hier  kann  jede  der  beiden  anderen  Hebungen  mitallitte- 
rieren, eine  Sache,  die  mir  von  besonderer  Wichtigkeit  zu  sein  scheint, 
da  sie  ganz  besonders  gegen  Sievers  spricht,  der  diesen  Wechsel  über- 
sehen hat.  Ich  habe  auf  diese  Thatsache  schon  in  I  aufmerksam  ge- 
macht, und  Luick  ist  sie  in  seiner  Anzeige  meiner  Schrift,  Deutsche 
Lit.  Ztg.  1889,  S.  1824  f.  auch  aufgefallen.  Sein  Auskunftsmittel, 
daß  alle  diese  Verse  mit  Nebenallitteration  am  Anfange  des  Verses 
B -Verse  seien,  die  Doppelallitteration  also  auf  Zufall  beruhe,  ist  un- 
glaublich. 
a)  Die  dritte  Hebung  allitteriert  mit.  obar  bredan  berg  714, 
sicuto  glauica  gumon  442,  endi  thea  fiscos  ford  2852,  that  sia  mid 

them  liudiun  leng  311. 
ß)  Die  erste  Hebung  allitteriert  mit.  Bei  den  Versen,  die  hier- 
herfallen,   hat    Kauffmann    entweder    die   Allitteration    übersehen 

oder  sie  zu  D  gestellt. 


ZUR  METRIK  DES  ALTSÄCHSISCHEN  etc.  163 

Die  Verse  sind  zu  erkennen,  sobald  wir  die  sonst  bekannten 
Betonungsverhältnisse  auf  sie  anwenden.  Nach  diesen  ist  ein  Verbum 
u.  s.  w.  minder  betont  als  ein  Substantivum.  Es  kann  daher  einem  sol- 
chen vorangehen,  ohne  die  Allitteration  auf  sich  zu  ziehen,  kann  aber 
auch  mitallitterieren.  Darnach  fallen  also  hierher  alle  die  Verse  von 
der  Form  _x-X~>  in  denen  der  Vers  aus  einem  Verbum  oder  einem 
anderen  minder  betonten  Wort  und  einem  Substantivum  besteht,  die 
beide  allitterieren.  Derartige  Fälle  sind:  weldi  waldand  seif  1285,  birid 
bittran  hugi  4611,  stigun  sten  endi  berg  3117,  haldid  helag  god  1914, 
ferner  9.  119.  365.  739.  764.  855.  1199.  1295.  1382.  1540.  1748.  1785. 
1850.  2243.  2348.  2594.  3005.  3235.  3617.  3711.  4068.  4165.  4314. 
4315.  4661.  4750.  4856.  5231.  5343.  5678.  Mit  Auftakt:  578.  3349. 
4285.    4309.    4552.    5466. 

Sievers  und  Kauffmann  sehen  diesen  Typus  -*•  x  I  -  X  ~  a^s 
Steigerung  von  _y  |  j-  x  -  an  und  erklären  damit  die  hier  auftretende 
Doppelallitteration.  Es  ist  aber  nicht  zu  verwundern,  daß  alle  diese 
Verse  Doppelallitteration  haben,  da  diejenigen,  die  sie  nicht  haben, 
sondern  auf  der  zweiten  Hebung  allein  allitterieren,  zu  B  XX~X- 
gerechnet  werden. 

Bb)  Synkope  der  zweiten  Senkung.  Auflösung  der 
letzten  Hebung  -x—  ~X* 

Sievers  C3- Verse:  endi  mäht  godes  128b,  thdt  sie  hebencuning  100 
thia  hdbdon  mäht  godes  10,  ni  thdrft  thu  Stum  wesan  169. 

Erster  Halbvers,  swido  frod  gumo  177,  sculun  Salt  wesan 
1363,  tho  ward  (hin  tid  cuman  94. 

Die  Doppelalliteration    regelt    sich    genau   wie   bei    dem  vorher- 
gehenden Typus. 
a)  Die  dritte  Hebung  allitteriert  mit.  was  im  fei  fagar  200, 

so  spräk  tho  iung  gumo  949. 
ß)  Die  erste  Hebung  allitteriert  mit. 

Es  gilt  das  oben  Gesagte:  cüdean  craft  mikil  399,  skedan  skir 
water  2908,  cuman  thurh  craft  godes  49.  276.  Ferner  784.  1050.  1105. 
1669.  1860.  2783.  3024.  3536.3911.4242.4259.  4634  C.  5236  C.  5332. 
5550.  5798.  5869.  5894.  5972. 

Mit  Auftakt  noch:  1646.  1976.  1996.  2666.  2899.  2900.  3248. 
3698.  4347.  4722.  4743  (Behaghel  hat  falsche  Verstheilung).  5646. 
5774  u.  A. 

Die  Mehrzahl  dieser  Verse  stellt  Kauffmann  zu  C3.  Er  hat  also 
diese  zahlreichen  Verse  mit  Doppelallitteration  nicht  gesehen  oder 
nicht  beachtet.  An  einigen  Stellen  ist  ihm  sein  Verfahren  wohl  selbst 


1(34  H.  HIRT 

nicht  sicher  erschienen,  da  er  die  Citate  mit  Fragezeichen  versieht. 
Jedenfalls  hätte  er  nicht  so  stillschweigend  an  diesen  Thatsachen 
vorübergehen  dürfen. 

Nun  will  ich  ja  nicht  leugnen,  daß  eine  gewisse  Anzahl  dieser 
Verse  auf  Zufall  beruhen  kann,  aber  sicher  reicht  dieser  zur  Erklä- 
rung hier  nicht  aus.  Die  Ungewißheit  der  Entscheidung  verbietet  ferner 
genaue  statistische  Angaben.  Kauffmanns  Zahlen  können  natürlich 
nicht  mehr  die  richtigen  sein.  Ich  selber  verzichte  darauf,  neue  Zäh- 
lungen anzustellen  und  kann  solche  überhaupt  nicht  für  allzu  werth- 
voll  halten.  Man  sieht  es  ja,  trotz  allen  Zählens  sind  Kauffmanns 
Resultate  sehr  anfechtbar.  Genaue  statistische  Feststellungen  sind  an 
gewissen  Orten  gut  und  nothwendig.  Aber  eine  derartige  etwas  mecha- 
nische Durchzählung  des  Heliands  kann  ich  nicht  für  der  Mühe  ent- 
sprechend halten. 

Unter  den  B  -Versen  gibt  es  noch  eine  Anzahl,  die  auch  die  erste 
Hebung  synkopieren.  Sie  sind  oben  im  Zusammenhang  behandelt. 

C)  Verse,  die  auf  der  dritten  Hebung  das  allitte- 
rierende  Wort  haben.  Sie  sind  noch  selten,  die  Kategorie  ist 
erst  in  der  Ausbildung  begriffen,  allerdings  auch  schon  im  Ags.  vor- 
handen. 

thö  näm  he  thia  bök  an  liand  235,  hwand  im  habde  farliwan 
573,  hwö  sie  scoldin  gehalon  2367,  so  hwes  so  thu  rni  bidis  2756,  hwö 
thu  no/i  luirdis  behabd  3693,  that  he  is  thi  sän  fargibid  4038,  hivo  sia 
eft  te  them  grabe  5745. 

Sie  erscheinen  sämmtlich  im  ersten  Halbvers.  Der  Übersicht 
halber  habe  ich  sie  hierhergestellt,  um  zu  zeigen,  daß  jede  mögliche 
Combination  auch  vorhanden  ist. *) 

Mit  diesen  Arten  oder  Typen  der  dreihebigen  Verse  sind  aber 
die  zweiten  Halbverse  des  Heliands  nicht  erschöpft.  Wir  finden  eine 
Anzahl  vierhebiger.  Das  Princip  der  Bildung  derselben  ist  (natürlich 
rein  mechanisch  genommen) : 

II.  Es  werden  die  Grundtypen  um  je  eine  Hebung 
vermehrt,  die  vor  den  Typus  tritt.  Ich  bezeichne  diese  Typen 
durch  eine  hinzugefügte  4.  Bei  den  A- Versen  steht  dann  die  Allitte- 
ration  auf  zweiter  Hebung,  bei  den  B -Versen  auf  der  dritten. 

Ich  führe  jetzt  eine  Anzahl  Beispiele  für  jeden  dieser  Typen  an. 

Aai)  -x^-x-x- 


')  Im  Mhd.    z.  B.    im  NL.   ist  diese  Kategorie    völlig   ausgebildet.    Diese  Ent- 
wicklung ist  natürlich  durch  den  Reim  bedingt. 


ZUR  METRIK  DES  ALTSÄCHSISCHEN  etc.  165 

Hierher  fallen  die  von  Kauffrnann  zu  A  mit  mehrsilbigem  Auf- 
takt gerechneten  Verse.  Gehen  nur  ein  oder  zwei  Silben  dem  allitte- 
rierenden  Worte  voraus,  so  wird  man  Auftakt  annehmen.  Bei  drei 
Silben  läßt  sich  das  nicht  mit  Sicherheit  thun.  Ich  will  gleich  be- 
merken, daß  ein  ganz  sicheres  Kriterium  der  Auffassung  nicht  vor- 
handen ist.    Ich  rechne  hierher: 

so  mi  thes  tvunder  thunkit  157,  that  schlda  helpon  simwn  3962, 
läte  sie  tviti  tholcan  3016,  thö  spräk  thero  nianno  odar  5588,  thie  her 
an  iro  mdde  wärin  1301,  etidi  de  thera  helagun  thiornun  360,  endi 
sökean  iro  drohtines  riki  1366,  endi  ina  an  is  wangon  slogon  5114, 
hico  sie  scbldin  iro  gilobon  haldan  854. 

Kauffrnann  verzeichnet  hier  Auftakt  bis  zu  10  Silben.  Das  ist 
natürlich  ein  Unding,  wie  Jeder  sich  sagen  wird.  Einigermaßen  häufig 
sind  indeß  nur  noch  die  siebensilbigen. 

In  dem  zehnsilbigen  ist  zweimal  Elision  möglich.  Wir  bekämen 
hier  viersilbigen  Auftakt  und  dreisilbige  Senkung,  sd  hwem  so  ina 
müosta  ttndar  is  ogon  scauicon  5807.  Ein  Vers,  der  allerdings  etwas 
überladen,  aber  nicht  unmöglich  erscheint.  Der  mit  neunsilbigem 
ist  nicht  zu  lesen.  Von  den  übrigen  sind  auch  noch  einige  bedenk- 
lich; ich  behandle  sie  indeß  erst  nach  der  Darlegung  der  Senkungs- 
bildung, da  ohne  deren  Kenntniß  meine  Ausführungen  Unverständlich 
sein  würden. 

Im  ersten  Halbvers  finden  sich  mit  einfacher  Allitteration:  endi 
mid  Tiluttrun  treuwun  291,  an  en  gibirgi  uppan  2895,  for  thesumu 
Werode  allitn  1802,  that  he  s\a  so  helaglico  333,  than  hähas  thu  nu 
Wunderlxco  2056,  thia  ik  her  an  thesan  berge  uppan  983. 

Bei  Doppelallitteration   kann    die    dritte   oder   erste  Hebung 

mit  allitterieren. 

a)  Die    dritte  Hebung  allitteriert    mit:    üp  te  them    hohon    himile 

656,  an  ena  starca  strätun  2399,  te  them  is  godun  Jungarun  4499, 

iuwaro  liudo  landreht  5321.    Ferner  981.  1083.  1525.   1541.  1987- 

3927.  4473.  4510. 

ß)  Die  erste  Hebung  allitteriert  mit:  faran  fan  them  folke  ädrum 
2271,  folgod  iro  frohan  loilleon  1667,  hotta  them  thar  blinde 
wärun  2358,  gisaldun  an  Simon  haftan  5354,  he  dopte  sie  dago 
gehwilices  954,  ni  weldun  is  worde  gilobien  4265,  Cristes  an 
Crüce  sertban  5551,  unddi  ödagum  manne  3298,  begnnni  an  Galileo- 
lande 5240,  bediun  them  blindun  mannun  3560,  that  feld  mid  fa- 
garun  palmun  3677,  ne  swerea  bi  is  selbes  hufde  1512. 


166  H.  HIRT 

Auch  bei  den  meisten  dieser  Verse  hat  Kauffmann  der  Doppel- 
allitteration  keine  Bedeutung  beigemessen.  Wenn  die  Zahl  der  an- 
geführten Beispiele  nicht  gerade  groß  ist,  so  kommt  dies  daher,  daß 
die  ganze  Kategorie  überhaupt  nicht  verbreitet  ist. 

Diese  Verse  finden  bei  Otfrid  ihre  genaue  Entsprechung. ')  Es 
sind  die  von  Sievers  mit  Ac  bezeichneten,  Beitr.  13,  157.  sie  thaz  in 
scrip  gicleiptin  I,  1,  2.  ist  iz  prösun  slihti  I,  1,  19  u.  s.  w.  Die  Setzung 
der  Accente  entspricht  der  Vertheilung  der  Stäbe.  Regelrecht  bekommt 
die  zweite  Hebung  den  Accent. 

Es  folgt  aber  hieraus,  daß  die  Bildung  dieser  Verse  keine  Neue- 
rung Otfrids  ist,  sondern  daß  er  auch  dieses  wie  andere  Muster  im 
Allitterationsvers  vorfand. 

Als  Unterabtheilung,  eine  kleine  Variation  bildend,  sind  hier 
noch  die  erweiterten  C1- Verse  anzuführen.  Bei  ihnen  ist  die  Senkung 
hinter  dem  allitterierenden  Wort  synkopiert.  ^-  x-^  -  x*  Sie  sind  bei 
weitem  zahlreicher  als  die  vorhergehenden. 

Hierher  fallen  die  meisten  der  von  Kauffmann  angeführten  C1- 
Verse,  bei  denen  die  dem  allitterierenden  Wort  vorausgehenden  Silben 
für  einen  Auftakt  zu  schwer  sind,  z.  B. :  ward  thiu  qudn  ocan  193, 
zökien  Hold  Mar  578,  mid  thero  godes  thiernv.n  442.  Ferner  45.  70. 
265.  896.  1754  u.  a.  m. 

Erster  Halbvers.  Einfache  Allitteration. 

bütan  that  sie  thrie  wärun  653,  undar  thesun  burgliudiun  824, 
that   sie   mid   ihem   godes    harne  1168,    that   noh  sculun  elitheoda  2131. 

Doppelallitteration  wie  oben. 
a)  ni  sind  im  min  Word  wirdig  5092,  bigän  im  an  ihem  Wege  wahsan 

2402,  ni  sind  mi  thxne  quidi  hüde  4964. 
ß)  than     wopiat    lhar    wanscefti    1352,     giwardod    so    warolico   300, 
so  sprac  he  tho  spaldico  1381.  Ferner  55.  696.   1388.  1726.  1989. 
2081.  2269.  2929.  2946.  3603.  4451  u.  a.  m. 

Auch  diese  Verse  entsprechen  genau  den  Otfridischen,  Typus  C, 
Beitr.  13,  153.  Vergleicht  man  diese  Verse,  so  wird  es  völlig  ein- 
leuchtend sein,  daß  man  auch  im  Allitterationsvers  auf  die  „Eingangs- 
senkung" eine  Hebung  legen  muß. 

Ab*)  Diese  Verse  sind  von  Kauffmann  gar  nicht  beachtet.  Die 
metrische  Form  ist  -5-  x  -  -  x  -  •  Kauffmann  stellt  sie  fast  sämmtlich 
unter  B)  mit  zweisilbiger  Senkung. 

tho  wurdun  sän  öfter  thiu  4545,  tho  gengun  im  sän  after  thiu  4970. 

')  Ich  stütze  mich  im  Folgenden  meistens  auf  Sievers'  Aufsatz,  Beitr.  13,  121  f, 
der  für  unsere  Zwecke  genügendes  Material  bietet. 


ZUR  METRIK  DES  ALTSÄCHSISCHEN  etc.  167 

Eine  Betonung  sän  äfter  thiil  steht  ganz  sicher,  da  diese  Formel 
allein  einen  Halbvers  bildet  und  nach  E  gemessen  werden  muß.  Vgl. 
1596\  2100a.  3108*.  Hierher  zu  rechnen  sind  noch  995.  2947.  5041. 
5907  u.  a. 

Nicht  ganz  so  sicher  erscheint  es  mir,  ob  in  den  zahlreichen 
Versen,  in  denen  sonst  an  dieser  Stelle  after  steht,  dies  ebenfalls 
eine  Hebung  trägt.  Nach  Versen  wie  endi  he  frdgcda  äftar  thiu  633, 
giögid  ~  3129  würde  man  auch  ansetzen  können:  iho  was  siu  widowa 
äftar  thiu  512,  endi  sculun  is  werc  ~  1763,  ebenso  1634.  1758.  2054. 
3230.  3646.  4891.  5155.  5354. 

Nach  dem  Vers  icdldündes  geld  90,  179  muß  zu  unserem  Typus 
gerechnet  werden:  turne  sohtun  sie  that  waldandes  harn  1222,  iho  giwet 
im  the  waldandes  sunu  1189,  ferner  2688.  2965.  3681.  bethiu  he  herod 
helägna  bodon  1041,  habda  im  helägna  gest  467.  Vgl.  11.  21.  gecurun 
(im)  thana  neriandian  Crist  1186.  Vgl.  2237.  Ebenso  4857.  4848.  5602. 
4372.  1127.  3045.  3256.  3334.  3620. 

Für  einen  Kenner  der  ags.  Metrik  bedarf  die  angesetzte  Be- 
tonung gar  keiner  Begründung.  Kauffmanns  Arbeit  wird  aber  leider, 
weil  er  diese  Verse  zu  B)  gestellt  hat,  auch  hier  unbrauchbar.  Man 
kann  sich  nicht  mit  Sicherheit  auf  sie  stützen.  Vor  Allem  bedürfen 
seine  Zahlenangaben  der  Correctur.  Ich  verzichte  aber  auf  neue  Zäh- 
lungen, da  für  meinen  Zweck  die  darauf  zu  verwendende  Mühe  nicht 
mit  dem  Ergebniß,  das  erzielt  werden  kann,  im  Einklänge  steht. 

Aus  dem  ersten  Halbvers  gehören  noch  hierher  159.  243.  630. 
994.  1058.  2760.  3894.  4527. 

Doppelallitteration  ist  nicht  häufig  zu  belegen.  Die  vierte  und 
die  erste  Hebung  können  mitallitterieren :  endi  ok  waldandes  werk 
3587,  quad  that  im  fieriandas  ginist  520,  afhöbun  tho  helägna  sang  414, 
so  deda  the  drohtines  sunu  2284,  that  ic  feldi  thero  forasägono  word  1429. 

Diese  Verse  haben  den  gleichgestalteten  Otfridischen  zum  Muster 
gedient.  Sievers  läßt  diese  Beitr.  13,  152  aus  dem  Typus  B)  hervor- 
gehen. Darnach  soll  aus  einem  Verse  xx1X1  ohne  Weiteres 
-X—'-Cx)-  werden  können.  Eine  solche  Annahme  kann  ich  un- 
möglich theilen.  Vielmehr  waren  derartige  Verse,  wie  sie  sich  bei 
Otfrid  finden,  wenn  auch  nicht  sicher  im  ags.,  so  doch  ganz  gewiß 
im  altsächsischen  Allitterationsvers  vorhanden. 

Sehr  leicht  konnte  eine  Vermehrung  dieser  Verse  sich  einstellen, 
denn  ein  Vers,  wie  thar  he  thena  odagan  man  Hei.  3337  kann  leicht 
nach  Mustern,  wie:  sagdun  loaldande  thanc  ±-y(-L>  Ly^j.  zu  thar  he* 
thena  odägan  man  umgestaltet  werden. 


168  H-  HIRT 

Auch  die  Verwendung  der  Accente  stimmt  bei  Otfrid  mit  der 
Setzung  der  Allitteration  und  mit  unseren  Principien  überein.  Noth- 
wendig  ist  der  Stab  (Accent)  auf  der  zweiten  Hebung,  daneben  auch 
erlaubt  auf  der  vierten.  Im  Allitterationsvers  ist  dies  aber  selten. 

Ac*.   1  .  j-  -i  z     . 

Die  Verse  lassen  sich  nicht  mit  voller  Sicherheit,  aber  doch  mit 
einiger  Wahrscheinlichkeit  ansetzen.  So:  than  icisse  that  fridubärn 
gödes  4494,  thö  gihhrck  that  fridubärn  gödes  3022;  ähnlich  2099.  667*. 
450\  weil  fridubärn  godes  allein  schon  einen  dreihebigen  Vers  bildet, 
z.  B.  983.  2382.  3883.  5776.  1128.  4024,  die  letzten  beiden  Fälle 
mit  einsilbigem  Auftakt. 

Nicht  so  sicher  zu  entscheiden  ist  het  that  sie  im  iro  harmicere 
manag  1140,  ward  im  thar  glddmöd  hugi  2737,  weil  Parallelstellen  fehlen. 

Man  wird  es  nicht  als  unmöglich  hinstellen  können,  daß  schwere 
Ableitungssilben  in  der  Senkung  erscheinen.  Das  Ausschlaggebende 
ist  für  den  Heliand  ebenfalls  der  zweite  Halbvers  resp.  der  erste 
mit  einfacher  Allitteration,  weil  ein  vierhebiger  Vers,  der  sich  mit 
jl  !_  j.  V  ergeben  würde,    unstatthaft  ist. 

Ich  stelle  hier  die  Fälle  zusammen,  in  denen  eine  solche  schwere 
Ableitungssilbe  als  Senkung  fungiert. 

inwid  in  dem  Compositum  inioidräd  1755.  3373.  4586,  inicid- 
spräka  5333*.  Dagegen  müssen  wir  lesen  inwtd  hiigis  1468 ;  löfsang 
icörhtun  3721  (aber  loficord  manag)  413,  selihüs  wirkean  1819,  stedihaft 
werdan  2454,  that  fridubärn  tholode  1077,  stenfatu  sehsi  2037,  widersaca 
finden  3873,  werdskepi  minan  4544,  lichamo  Cristes  4756.  üriwitlico  815. 
2771.  2839.  2553.  5276. 

Ich  glaube  nicht,  daß,  wie  Kauffmann  zweifelnd  vermuthet,  -lico 
anzusetzen  ist.  Es  kommt  kein  einziger  Vers  in  der  Form  firiwit  mikil 
vor,  während  diese  Formel  viermal  belegt  ist.  Wir  müssen  also 
schließen,  daß  icit  unbetont  war,  und  demzufolge  muß  -lico  angesetzt 
werden,  hüsstedi  kiusid  1807. 

Ist  der  Ausgang  -  vorhanden,  so  ist  m.  E.  die  Entscheidung 
zu  Gunsten  der  Unbetontheit  zu  treffen.  Da  ein  dreihebiger  Vers 
jl  s.  j-  vermieden  wurde,  so  ist  auch  für  ix--  -  keine  große  Wahr- 
scheinlichkeit vorhanden. 

Darum  gehören  also  nicht  zu  den  vierhebigen  Versen  dieser  Art 
solche,  wie: 

so  he  tho  thana  wiroc  drog  106. 
sum  quam  thar  de  an  undorn  tuo  3418, 
letzterer  ist  vielmehr  zu  lesen:  sum  quam  thar  6c  an  ündorn  tuo. 


ZUR  METRIK  DES  ALTSÄCHSISCHEN  etc.  169 

Ad*)     i..x^-xv. 

Auch  diese  Form  ist,  wenngleich  nicht  gerade  häufig,  zu  belegen. 
ne  icolda  them  thiedcuninge  5280,  tho  sagda  Jledencuninge  2154,  gihorid 
Jlefiencuninges   1989. 

Sehr  verbreitet  sind  die  Erweiterungen  der  B  -Verse. 

Ba)    ^x-X-X-- 

Ich  setze  gleich  den  theoretisch  zu  erschließenden  größten  Um- 
fang daneben:  XXX-  XX (x)  -  XX  (x)  ~  x(x)  -•  Das  sm<*  die  9— 
lOsilbigen  Eingangssenkungen,  die  Kauffmann  notiert. 

Auch  hier  ist  bei  den  kürzeren  Versen  keine  scharfe  Grenze 
zu  ziehen  zwischen  3  und  4  Hebungen.  Das  ist  immerhin  zu  bedauern, 
aber  ein  Hinderniß  unserer  Theorie  bildet  es  nicht.  Jedenfalls  kann 
auch  nie  von  zwei  Hebungen  die  Rede  sein. 

Für  die  Beurtheilung  der  Verse  will  ich  nur  eine  Regel  geben, 
die  mir  als  sehr  natürlich  und  dem  Wesen  des  Allitterationsverses 
angemessen  erscheint.  Es  dürfen  keine  Worte  und  Silben  im  Auftakt 
stehen,  die  höher  betont  sind  als  die  erste  Hebung.  Die  Ausnahmen 
sind  gering. 

Zu  den  dreihebigen  Versen  kann  man  daher  noch  rechnen:  that 
scöldun  sea  fiori  thuo  32,  thuo  gibid  im  drohtin  god  1670. 

Zu  den  vierhebigen  aber  gehören :  tho  quam  thar  dk  en  widowa  to 
3764,  üs  is  thinaro  lerono  tliärf  3814,  than  elcor  enig  niannes  sunu  3779, 
hwand  siu  it  mid  sulicun  tvilleon  dede  3777.  So  gehen  noch:  3815. 
3824.  3825.  3829.  3845.  3854.  3860.  3868.  3888.  3920.  3929  {thdt). 
3945.  3947.  3948.  3956.  3975.  3999  und  verschiedene  andere. 

Aus  dem  ersten  Halbvers:  tho  sprdk  thar  en  gifrodot  man  208, 
quad  ihat  he  thene  sialcon  man  2319,  quad  ihat  im  de  en  adales  man 
2541,  giwitun  im  tho  thiu  gddun  twe  458,  ihat  hS  it  eft  mid  is  selbes  scal 
1531,  that  he  willie  an  thesan  middilgard  4304  u.  a. 

Die  Allitterationsverhältnisse  müssen  hier  nothwendiger  Weise 
etwas  anders  liegen  als  bei  den  A- Versen.  Ein  vierhebiger  Vers  mit 
einer  Haupthebung  im  dritten  Fuß  wird  einen  ersten  Gipfelpunkt  auf 
der  ersten  Hebung  haben  und  sich  dadurch  in  zwei  Dipodien  zer- 
legen. Demnach  können  Verse,  in  denen  die  letzte  Hebung  mitallitteriert . 
schwerlich  hierher  gerechnet  werden.  Dazu  liegt  auch  keine  Nöthi- 
gung  vor,  da  derartige  Verse  dreihebig  gelesen  werden  können. 

Es  ist  daher  anzusetzen:  that  hine  icillea  mid  hluttro  hugi  1375, 
than  häbed  he  an  im  seihon  sän  1482,  than  hald  ni  mag  thera  medan 
man  2642,  icas  im  thuoh  an  iro  gisidie  samad  5964.  Bedenklich  er- 
scheint nur  3933,  man  müßte  denn  ni  duruun  in  den  Auftakt  setzen. 

GERMANIA.     Neue  Reihe  XXIV.  (XXXVI.)  Jahrg.  12 


170  H.  HIRT 

Im  ersten  Halbvers  sind  diese  Verse  aber  doch  selten. 

Ich  führe  noch  einige  der  längeren  Beispiele  im  zweiten  Halb- 
vers  an:  oft  gededa  he  that  an  them  lande  sein  1211,  than  hält  ni 
sculun  gi  iuwa  helag  word  1409,  oc  siu  wändet,  that  he  mid  them  werode 
ford  799,  quädun  that  sie  ni  mähtin  githoloian  leng  4171,  ne  quam  ic 
thi  te  enigun  freson  herod  263,  gi  ni  thürtun  an  enigun  sorgun  teesan 
1897.  Selbst  die  beiden  letzten  fügen  sich  den  4  Hebungen:  Bethiu 
ne  andrddad  gi  iu  thero  manno  nid  1903,  He  ni  icände  that  he  is  mähti 
gibotien  iciht  5006.  Einige  Verse  sind  auch  hier  zu  lang. 

Vierhebige  Verse  mit  Doppel  allitteratio  n  auf  erster 
und  dritter  Hebung:  bef/röbun  Ina  an  gramono  hem  3359,  mdngo- 
dun  im  thär  mid  nianages  hici  3737,  so  farmunste  tna  that  manno 
folc  2658,  so  helde  he  thea  haitun  man  2357.  Ferner  340.  347.  657. 
891.  1900.  2550.  5298.  5473;  329.  2528.  2947.  3169.  3445.  3685.  4381. 

Die  letzten  7  Verse  hat  Kauffmann  zu  D  gerechnet.  Man 
sieht  keinen  Grund,  warum  dies  nicht  auch  mit  den  anderen  ge- 
schehen ist. 

Bb)  ^x-X-JviX-  Hier  liegen  die  Verhältnisse  genau  wie  beim 
vorigen  Typus.  Der  Unterschied  zwischen  diesen  beiden  Versarten 
ist  in  Wirklichkeit  ziemlich  gering. 

Belege:  nu  Met  he  me  an  thesan  sid  faran  122,  that  he  ni 
mähte  enig  word  sprecan  164,  that  he  scbldi  an  thesa  werold  cuman 
913,  tho  sie  that  gihordun  thea  magad  sprecan  2777 ,  endi  gisähun  tho 
that  werod  cuman  4808,  so  hwat  so  siu  gihorda  thea  man  sprekan  437, 
ähnlich  831,  endi  lätid  thea  ödra  eft  an  grund  faren  2633,  sie  bi- 
günnun  im  tho  iimbi  thene  wih  sprekan  4274. 

Einige  Verse  sind  auch  hier  nicht  unterzubringen.  Schon  Kauff- 
mann schlägt  Kürzungen  vor,  vgl.  K.  333.  10,  11.  Ich  sehe  keinen 
Grund,  der  Kauffmann  dazu  berechtigte.  Indeß  wird  Kauffmann  das 
Richtige  gefühlt  haben.  Man  bekommt  oft  schon  ein  Gefühl  für  Rich- 
tiges und  Unrichtiges,  ohne  die  Ursache  klar  legen  zu  können. 

Es  ist  zu  streichen:  endi  frägodun  911,  quäthun  5482,  that  hie 
wissa  5908  [??  O.  B.],   tho  sagda  he  582. 

Bei  dem  Verse  5908  bemerkt  Sievers,  Anm.,  daß  that  hie  wissa 
ohne  Noth  von  Rückert  "gestrichen  werde.  Er  vergleicht  682:  that  im 
thuhte  that  man  im  mid  wordun  gibudi.  Indeß  dieser  Vers  ist  metrisch 
unanstößig. 

Erster  Halbvers.  Ef  thän  thana  man  is  siun  wili  1484,  dllun 
them  the  an  themo  heriskepi  3790. 


ZUR  METRIK  DES  ALTSÄCHSISCHEN*  etc.  171 

Mit  Doppelallitteration  auf  erster  und  dritter  Hebung  (von  K. 
nicht  beachtet),  agdbun  tho  thene  godes  sunu  5133,  vöbodun  ina  thia 
reninscadon  5497,  hieurbun  hmbi  iro  heritogon  5125,  frägoda  ina  thuo 
thie  folccuning  5276,  than  ne  samnod  gi  hir  sine  mikil  1642,  ni  gerode 
fbr  them  gumskepi  2774,  t/tat  thu  tili  an  thinon  niuodsebon  3366,  sätun 
im  tliia  gesunfader  1176,  ne  forhteat  iro  fiundshepi  1904  (kann  auch 
dreihebig  gelesen  werden:  forhteat  iro),  wolda  im  thär  so  wunsames 
2543,  ne  fbrhtodin  that  foleseepi  3943,  her  undar  thesum  lieriscepi  727 , 
Thuo  hicarf  im  eft  thie  heritogo  5339,  losid,  äf  is  llchaman  1530. 

Damit  sind  diese  Arten  von  Mustern  erschöpft.  Ich  verweise 
noch  einmal  auf  die  zahlreichen  Verse  mit  Doppelallitteration,  soweit 
sie  in  dem  Rahmen  der  Typentheorie  keinen  Platz  finden,  die  un- 
möglich alle  auf  Zufall  beruhen  können.  Das  Princip  der  Vertheilung 
der  Stäbe  aber  ist,  daß  einer  fest  ist,  während  der  zweite  stehen 
oder  fehlen  kann.  Ob  für  die  Verwendung  des  zweiten  Stabes  gewisse 
Regeln  vorhanden  waren,  kann  ich  nicht  sagen.  Ich  glaube  nicht, 
daß  etwaige  Regeln  besonders  streng  waren.  Otfrid  hat  es  ja  leichter 
gehabt,  seine  Accente  zu  setzen,  und  trotzdem  vermögen  wir  nicht 
sicher  zu  erkennen,  aus  welchem  Grunde  er  bald  einen,  bald  zwei 
Accente  verwendet. 

III.  Die  dritte  Gruppe  von  Versbildungen,  die  wir  im  Heliand 
noch  antreffen,  findet  sich  nur  im  ersten  Halbvers.  Sie  sind  vierhebig, 
gewöhnlich  mit  „klingendem"  Ausgang. 

Die  häufigste  Art  sind  die  Sievers'schen  A-Verse  mit  Doppel- 
allitteration. 

Das  Schema  ist:    a  (x)  -  x  — '  --• 

Die  Allitteration  steht  auf  der  ersten  und  dritten  Hebung,  oder 
auf  der  dritten  allein  (A3- Verse  von  Sievers  genannt.  Vgl.  die  ags. 
Verse.  Verf.  Unters.).  Sie  entsprechen  genau  den  Otfridischen  Versen 
mit  Accent  auf  der  ersten  und  dritten  Hebung. 

Ich  beginne  mit  einigen  Beispielen,  in  denen  die  erste  Senkung 
nicht  synkopiert  ist.  aldan  ät  them  alahe  464,  waldand  nnd  is  werodu 
2241,  sökean  an  is  seldon  643,  fandon  thtnes  fröhan  1094,  egison  an 
them  alahe  113. 

Kauffmann  294  stellt  auch  hierher  wieder  eine  Reihe  mit  zwei- 
silbiger Schlußsenkung,  läsun  endi  Unodun  810,  haltaro  endi  häbaro 
2223,  Sa t  im  tho  endi  swigoda  1291. 

Derartige  Verse  beweisen  auf  das  sicherste,  daß  der  Ausgang 
wirklich    stumpf   gewesen  ist.    Man  kann  ja  gar   nicht   anders    lesen, 

12  * 


172  H.  HIRT 

als:  linodnn,  häbarb,  sicigodä  und  darnach  auch  menigi  2784,  gifrü- 
midä  5596.  thölodä  5280,  werodä  312,  gernb,  und  weiter  cnüosle  u.  s.  w. 

Weitere  Beispiele  mit  „viersilbiger  Senkung"  nach  Kauffmann. 
beldide  te  them  bendiun  4791,  blodage  fbn  is  breostun  5006,  diuridun 
üsan  drohtin  83,  wirkean  äftar  is  ivilleon  1146,  lonon  thmen  gildbon 
3083,  drohtines  mid  is  diuridun  4338,  wangun  ivärun  im  wlitige  201, 
wintro  an  uncro  weroldi  145. 

„Fünfsilbige  Senkung."  wihida  sie  und  is  wordun  5974, 
Wirdiga  fi  them  giwirkie  20,  liobera  an  thdson  lande  5530,  weros  nmbi 
iinva  getvädi  1672,  Vieri  üs  af  thesaru  nddi  3564,  wäri  an  thesaro 
weroldi  1201,  nianos  mi  far  thisaro  menigi  2027   u.  a. 

„Sechssilbige  Senkung."  Tlöbun  ina  mid  iro  Jlandun  2312,. 
habdun  ina  fbr  iro  herron  3905,  säligro  undar  them  gestdea  611, 
nieldos  mi  te  thesaro  menigi  4838,  wardon  ira  an  thesoro  weroldi  321. 

Hier  macht  nur  fadmos  werdad  mi  thar  gefastnod  3527  Schwierig- 
keiten. Ich  glaube ,  daß  icerctad  mi  zu  streichen  ist.  Es  ist  vielleicht 
durch  den  vorhergehenden  Halbvers  thar  xoeräat  mina  hendi  gebundana 
3526  veranlaßt. 

Man  fragt  vergeblich,  welche  Veranlassung  hier  vorliegen  kann, 
daß  die  Verse  keinen  größeren  Umfang  haben.  Halten  wir  die  Typen- 
theorie fest,  so  bietet  sich  keine  Erklärung,  warum  die  Zahl  der  Sen- 
kungssilben eine  begrenzte  ist.  Da  die  Eingangssenkung  einer  Innen- 
senkung gleichsteht,  so  fragt  man,  warum  hier  nicht  auch  8 — 9silbige 
Mittelsenkung  erscheint.  Die  vier  Hebungen  begrenzen  aber  augen- 
scheinlich den  Vers.  Und  es  bleibt  diese  Thatsache  für  die  Anhänger 
der  Zweihebungstheorie  erst  noch  zu  erklären. 

Verse  mit  Synkope  der  ersten  Senkung  -li^x— 'X  s,n(^  eben- 
falls häufig.  Ohne  irgend  einen  Zweifel  fallen  die  erweiterten  E -Verse 
hierher.  Kauflfmann  346.  8.  godspell  that  guoda  25 ,  mancunnie  mildie 
2492,  waldandes  ivilleon  106,  Crist  selbon  aquellian  754,  that  godes 
bocan  gangan  595,  mid  baluwercun  büan  1945. 

Nach  Kauffmann  sind  es  60  Belege  (4353  rechne  ich  ab),  sämmt- 
lich  mit  Doppelallitteration. 

Aber  auch  die  meisten  A -Verse  mit  „zweisilbiger  Senkung" 
wird  man,  soweit  sie  Doppelallitteration  haben,  hierher  rechnen 
können.  Freilich  ganz  sicher  ist  hier  die  Entscheidung  nicht.  Ich 
rechne  zu  den  vierhebigen:  Jlelpä  fan  himile  11,  snelle  te  samne  202, 
idis  an  ira  elÄiu  194,  gimarcbd  mid  mannun  192,  giwxseän  te  wärun 
190.  Ferner  43.45.71.  91.  100.  101.  112.  142.  171*.  184.  186;  205.9. 


ZUR  METRIK  DES  ALTSÄCHSISCHEN  etc.  173 

20.  62.  65.  67.  79.  80.  95.  98;  302.  5.  14.  15.  37.  42.  48.  57.  64.  66. 
!  68.  79.  90.  91  u.  s.  w. 

A- Verse  mit  einsilbiger  Mittelsenkung  zeigen  in  der  Bauart  die- 
selben Unterschiede ,  die  wir  beim  Ags.  aufgedeckt  haben.  Indeß  ist  es 
nicht  möglich,  die  Grenze  hier  so  scharf  zu  ziehen  als  dort.  Es  mag 
daher  kommen,  daß  die  Helianddichtung  jünger  ist  als  der  Beow., 
und  vor  Allem  weil  sie  ein  Kunstepos  ist.  Auch  im  ags.  Kunstepos 
ist  die  Grenze  etwas  verwischt. 

Ich  meine,  der  Vorgang  ist  erklärlich,  und  zwar  in  folgender 
Weise:  der  Dichter  oder  die  Dichter,  die  den  Beowulf  dichteten, 
übernahmen  eine  ausgeprägte  Form  der  Metrik ,  vor  Allem  sehr  viel 
Formeln.  Durch  ihren  Stoff,  der  wahrscheinlich  vor  ihnen  schon  in 
anderer  Art  besungen  worden  war,  war  ihnen  kein  weiteres  Ziel  ge- 
steckt; sie  konnten  dies  mit  den  alten  Mitteln  erreichen.  Sie  ge- 
brauchten also  die  Sprache  nicht,  wie  sie  nach  den  Verhältnissen 
ihrer  Sprechweise  zum  Verse  hätte  verwendet  werden  müssen ,  son- 
dern gebrauchten  sie  formelhaft.  Diese  Formeln  hatten  sich  aber  in 
früherer  Zeit,  auf  Grund  einer  anderen,  volleren  Sprache  ergeben. 

Anders  steht  es  beim  Helianddichter.  Er  gebraucht  zwar  auch 
die  alten  Formeln  und  die  alte  Art,  er  ist  aber  durch  den  neuen  Stoff 
gezwungen,  auch  neu  zu  schaffen.  Soweit  es  nun  nicht  möglich  ist, 
Altes  und  Neues  reinlich  zu  scheiden,  und  das  ist  sicher  zum  großen 
Theile  unmöglich,  weil  manches  Neue  den  alten  Mustern  nachgebildet 
ist,  soweit  bleibt  auch  die  Metrik  unbeurtheilbar. 

Ich  zweifle  nicht,  daß  es  einer  eindringenden  Untersuchung  und 
einem  scharfen  Auge  gelingen  wird ,  hier  noch  Manches  klarzulegen ; 
ich  selbst  kann  hier  nur  wenig  bieten. 

Doppelallitteration  zeigen  Verse,  in  denen  zwischen  den  beiden 
Stabworten  Präpositionen  stehen.  Ich  ordne  nach  den  einzelnen  Fällen. 

fan:  craft  fem  Criste  12.  249.  836. 

mid:  so  manag  mid  mannon  37.  608.  747.  757.  1004.  1035.  1392. 
1478.  1593  M.  1836.  1863.  2047.  2053. 

thurh:  tuhin  thurh  treuwa  131. 

an:  harn  an  burgum  196.  359.  370.  389.  435.  664.  681  Beh.  761. 
827.  874.  979.  1001.  1032.  1283.  1343.  1373.  1385.  1582.  1936.  2010. 
2086. 

wid:  härm  wid  herta  607.  1011. 

te:  gicoran  te  kuninge  62.  2074.  1857.    1261. 

Von  sonstigen  selbständigen  Worten  findet  sich  noch  gemacon 
thes  mannes  2127,  gesehan  is  sundeon  1701,  ia  land  ia  liudi  354. 


174  H.  HIRT 

Genitiv  pluralis:  ho/no  hlüdost  746.  871.  1039.  1134.  1247. 
1325.  1910. 

Nicht  hierher  gehören  Fälle,  wie:  ällaro  lido  lofsamost  2063,. 
ebenso  1083.  371.  271.  Diese  können  vielleicht  darauf  hindeuten,  daß 
die  einfachen  Verbindungen  im  As.  nicht  mehr  vierhebig  waren. 

Genitiv  sing.:  thea  Davides  dohter  255,  wenn  David  anzusetzen 
ist,  werodes  icaldand  409,  xoreäes  icüleon  1078,  cnösles  cumana  1265, 
tcitodes  wdnit  1879.    Beh.  schreibt  hier  wredes. 

Dagegen  gehört  nicht  sicher  hierher:  is  selbes  sunies  137,  da 
sunies  vielleicht   -X  zu  messen  ist.  Wir  bekämen  dann  einen  B-Vers. 

Häufiger  sind  Dativverbindungen.  Einen  Unterschied  zwischen 
Masculinum  und  Femininum  Sing,  und  Plur.  zu  machen  halte  ich  nicht 
für  nöthig,  da  beide  Endungen  gleichen  metrischen  Werth  haben,  fol- 
mon  frumidun  180.  319.380,  icärun  wordunAQQ,  formelhaft,  445.  569. 
1362,  1390.  1447.  1503.  1832.  1933,  ferner  428.  501.  825.  841.  996 
(P  anders).  1215.  1374.  1738.  2104.  2175  u.  s.  w. 

Acc.  Sing.:  holdan  Mrron  486.  968.  652.  673.  997.  1033.  1231. 
1594. 

Andere  Fälle  mit  geschlossener  Silbe:  druncan  drömead  2054, 
hwergin  hebbean  2064,  helag  horten  2093,  mahtig  mildi  2193.  241.  1378, 
drohtin  diurie  27,  icaldand  tuelda  358.  682.  1040,  thurftig  thioda  525, 
sälig  sinlif  1024,  himilisc  herro  1209.  1767,  diarlic  doperi  1592,  sinlif 
sokean  2083,  unreht  darum  1695,  ßrimoerc  fellie  28,  fiscos  fähat  M. 
C  gi-  1160,  icegos  wirkid  1809,  erlös  egan  1856,  aldar  endon  46,  thionon 
thorfti.  Sicher  dreihebig  werden  die  folgenden  sein:  sicära  sundeon 
1873.  1852.  1843,  stranga  stemna  934,  lera  lestin  187,  gerno  gangan 
1784,  1227,  selbo  sendi  214,  mddar  managa  737.  785,  thea  liudi  lereat 
1892,  1777.  1069,  wurmi  awardiad  1645,  metol  gimarcod  128,  is  mod 
gimerrid  296,  krist  cmtkendi  538,  craft  ne  antkendun  489,  land  ant- 
ledean  705  M,  C  -a,  fagaro  antfengun  677,  folc  farfähan  1365.  Ferner 
1436.  1655.  1792.  1907.  2087.  2276.  3322.  3599.  3621.  3633.  3754. 
4056.  4132.  4176.  4278.  4341.  4485.  4900.  5323.  5417.  5490.  5698. 
5760;  85;  288. 

Wichtig  ist  auch  die  Gegenprobe.  Es  finden  sich  im  ersten 
Halbverse  folgende  Verse  mit  einfacher  Allitteration ,  in  denen  an 
zweiter  Stelle  eine  Präposition  steht:  mod  vmbi  herte  3292,  man  fem 
döde  3405,  man  obar  erdu  3518,  sten  obar  dämm  3601,  the  kesur  fan 
JRümu  3809,  ivammes  te  löne  3891,  herren  te  willien  4004,  Jesus  fan 
Nazarethburg  5552,  halm  an  is  dgon  1705,  brodes  te  lehn  2868,  wite  te 
tholonne  47^4,  man  widar  odrana  1438. 


ZUR  METRIK  DES  ALTSÄCHSISCHEN  etc.  17Ö 

Im  Ganzen  also  zwölf  Beispiele,  wenn  ich  nichts  übersehen  habe. 
Bei  Doppelallitteration  finden  sich  schon  13  derartige  Fälle  in  den 
ersten  200  Versen.  In  Betreff  der  Auffassung  der  Erscheinungen  kann 
ich  nur  auf  das  I,  §.  36  Gesagte  verweisen. 

Die  sogenannten  A3-Verse,  K.  308,  sind,  wie  ich  nach- 
gewiesen habe,  vierhebig,  von  derselben  Form  wie  die  eben  bespro- 
chenen A- Verse.  Der  Unterschied  ist  nur  der,  daß  die  Allitteration 
auf  der  ersten  Hebung  fehlt  und  nur  die  dritte  Hebung  allitteriert. 
Auch  hier  kann  man  Dipodien  anerkennen. 

Es  gibt  genau  wie  im  Ags.  nur  wenig  Verse,  die  alle  Senkungen 
synkopiert  haben,  und  daher  nur  aus  4  Silben  bestehen. 

Man  wird  noch  lesen  können:  hwethät  toarl  3714,  minhmu  keirrbn 
3194.  Vers  880,  nicht  884,  wie  K.  angibt,  schwanken  die  Hand- 
schriften. M.  schreibt  eüwar  sefborb.  Dreihebig  zu  lesen.  C.  imcera  selban; 
nach  V.  884,,  in  dem  beide  Handschriften  übereinstimmen,  wird  man 
die  Lesung  von  M.  vorziehen,  wie  es  auch  Heyne  und  Behaghel  thun. 

mid  mi  samad  sehan  Höht  godes.  Der  erste  Halbvers  steht  ver- 
einzelt. Es  gibt  im  Ags.  und  As.  einige  Verse,  die  die  Allitteration 
auf  der  letzten  Hebung  tragen,  vgl.  unter  C).  Im  Ags.  gehören  dahin 
Verse,  wie:  wces  min  fceder  262,  gesloh  pin  fceder  459.  Beitr.  10,  289; 
im  Hei.:  tho  näm  he  thia  buk  an  hand  235,  hicand  im  habde  farliwan 
573,  hicd  sie  scoldin  gehdlon  2367  u.  s.  w.  Vgl.  K.  324.  Sie  sind  drei- 
hebig. Hierher  könnte  auch  dieser  Vers  fallen:  m\d  mi  samad.  Indeß 
bleibt  dann  im  zweiten  Halbvers  die  Allitteration  falsch.  Ich  möchte 
daher  lesen:  mid  mi  samad  sehan  \  swigli  Höht  godes. 

bl  thesun  bomh»  4339.  Die  Präposition  ist  zu  betonen  wie  bei 
den  B -Versen.  Ferner  gehören  noch  hierher:  so  thia  gebiodad  3402, 
sd  säma  an  erdu  1605.  Es  ist  m.  E.  auch  zu  lesen:  ät  dllon  tharbon 
4677.  tharh  siilica  minnea  4513,  be  hwilicun  bilidiiin  2415,  obgleich 
die  beiden  letzteren  auch  anders  aufgefaßt  werden  können:  at  dllon 
thdrbbn.  than  ligid  eft  ödär  1781  ist  ganz  unbedenklich,  wenn  auch 
nicht  sicher  anzusetzen. 

Als  Ausnahme  bleibt  übrig  sulic  gideli  4520.  Daß  hier  ein  Fehler 
in  der  Überlieferung  vorliegt,  will  ich  nicht  unbedingt  behaupten.  Die 
Stelle   ist  sonst   unanstößig.    Eine  Besserung  ist  mir  nicht  eingefallen. 

„A3-Verse",  sagt  Kauffmann,  „gibt  es  414".  Man  wird  zuge- 
stehen,   daß    gegenüber  dieser  Zahl  die  eine  Ausnahme  gering  wiegt. 

Die  übrigen  Verse  lassen  sich  ohne  allen  Anstand  vierhebig 
lesen.  Ich  verweise  auf  die  Beispiele  bei  K.  und  führe  nur  einige 
Muster  an. 


176  H.  HIRT 

j.  1  \x  _l  y.  was  f an  them  liudeon  74,  het  sie  tho  samnon  2866, 
that  sea  fan    Cristes  34,  thoh  pi  ina  selbun  888. 

Ay--v  —  x*  scolda  thuo  that  sehsta  48,  bädun  tho  so  gerno  2578, 
skerida  im  tho  te  witea  164,  hioilic  iro  scoldi  hebbian  5548. 

In  der  Ansetzung  des  Auftaktes  muß  ich  in  mancher  Hinsicht 
von  Kauffmann  abweichen,  der  ja  in  seiner  Theorie  kein  sicheres 
Kriterium  hat.  In  den  meisten  Fällen  wird  Jeder  die  Abweichungen 
selbst  finden  können,  wenn  er  beachtet,  daß  auch  hier  keine  Nöthi- 
gung  vorliegt,  den  Vers  mit  dem  neben  dem  alliterierenden  Wort 
höchst  betonten  Wort  beginnen  zu  lassen. 

Man  lese  also  K.  311,  2:  tho  bigda  eft  niuson  1075,  endi  them 
te  hdrmä  498,  endi  so  gifrummien  1414,  that  sea  scöldin  ahebbean  24, 
ihdt  he  mähte  fan  eräu  574,  thdt  sia  häbdun  bitllwungana  66. 

Dagegen  mit  zweisilbigem  Auftakt:  hwand  so  hwän  so  thdt  ge- 
wiräid  4378,  that  ic  motz  dn  is  giscuoha  939,  sie  ni  iceldun  is  thoh 
forläten  3840  u.  8.  w. 

Ebenso  K.  311,  3  dreisilbiger  Auftakt:  that  gi  ne  vhlleat  octrum 
1621 ,  thes  sie  ne  weldun  hörten  2344  u.  s.  w.  Dreisilbiger  Auftakt  ist 
anzuerkennen  1065.  1573.  5377.  5854. 

Für  meine  Behauptung,  daß  nur  stumpfer  Ausgang  anzu- 
nehmen ist,  finden  sich  auch  hier  einige  beweisende  Fälle,  Verse, 
die  mit  einem  Nebenton  oder  mit  ausgefüllter  Senkung  schließen: 
than  menid  thiu  lefhed  1492  (besser  nach  C) ,  endi  an  thene  godes  weg 
3805,  tho  was  that  so  widermod  4134.  Ferner  294.  308.  589.  596.  1158. 
1298.  1336.  1940.  2471.  2603.  3032.  3859.  4252.  4390.  4597.  5642.  — 
3238,  den  K.  noch  anführt,  hat  Doppelallitteration:  haba  ina  than  far 
h edinen. 

Betrachtet  man  auch  hier  die  Sache  vom  rhythmischen  Stand- 
punkt, so  fallen  unter  diese  Art  ebenfalls  eine  große  Anzahl  Verse 
mit  Doppelallitteration.  Z.B.:  reckean  that  girüni  3,  gicoran  te  kuninge 
62,  satta  undar  that  gesidi  64,  cuman  fon  iro  cnuosle  66,  ivarahta  after 
is  willeon  78  u.  s.  w.  Denn  in  diesen  und  zahlreichen  anderen  Fällen 
ist  die  erste  Hebung  schwächer  betont  als  die  dritte.  Man  könnte 
ein  anderes  Wort  einsetzen,  das  nicht  allitteriert.  Indeß  ist  diese 
rhythmische  Unterscheidung  hier  wie  in  anderen  Fällen  m.  E.  nicht 
von  großer  Bedeutung.  Bei  dem  Werth,  den  aber  sonst  Sievers  auf 
die  rhythmische  Abstufung  legt,  mußte  in  seiner  Theorie  diese  Unter- 
scheidungslinie eigentlich  gezogen  werden. 

Für  den  Ausgang  der  A3- Verse  läßt  Sievers  folgende  Arten  zu: 
-'-  -   und   z  x  -  i   vgl-  die  Beispiele  oben.  [Es  ist  aber  auch  ein  Aus- 


ZUR  METRIK  DES  ALTSÄCHSISCHEN  etc.  177 

gang  z,  x  ^  X  a^un  therh  the  an  them  heriskepi  3790,  that  man  sulica 
ßrinquidi  5334  und  j-  i  x  *m  Heliand  vorhanden :  that  sie  mugin  thene 
lichamon  1905,  that  iu  ni  mugi  the  menscado  4662.  Beide  können  doch 
nach  allen  sonst  geltenden  Regeln  Vertreter  von  -t-  -v-  sein,  da  ja  aus- 
nahmslos für  jede  Länge  Auflösung  eintreten  kann.  Hier  aber  macht 
Kauffmann  mit  Sievers  einen  Unterschied,  während  A3- Verse  mit  dem 
Ausgang  ~X_  noch  eine  Hebung  vor  dem  Allitterationswort  tragen, 
wird  bei  einem  Ausgange  ~  x  w  X  un(^  ~  ~  X  s^es>  was  vor  dem  allite- 
rierenden Worte  steht,  als  Eingangssenkung  gefaßt.  Auf  diese  ver- 
schiedene Auffassung,  die  ja  auch  im  Ags.  vorhanden  ist,  gründete 
sich  vor  Allem  meine  Kritik. 

Für  uns  liegt  kein  Grund  vor,  den  Ausgang  :«j.  ~  x  un(^  ~X~X 

anders    als und   «  X  ~    zu   beurtheilen.    Nur    darauf  ist  Gewicht 

zu  legen,  daß  die  beiden  letzten  Arten  nicht  im  zweiten  Halbvers 
erscheinen.  Die  beiden  ersten  sind  aber  identisch  mit  unseren  Bb4- 
Versen. 

Man  erkennt  sofort,  daß  jede  mögliche  Form  des  Versbaues  vor- 
kommt, und  nur  einige  Formen  im  zweiten  Halbverse  gemieden  werden. 
Es  erscheinen  aber  natürlich  auch  derartige  vierhebige  Verse  mit 
Doppelallitteration,  in  denen  die  erste  Hebung  schwächer  betont  ist 
als  die  zweite,  in  denen  sie  also  nicht  nothwendig  mit  zu  allitterieren 
brauchte,  aber  auch  einige,  in  denen  sie  mitallitterieren  muß. 

Ich  führe  nur  einige  Beispiele  an:  man  an  iro  modsebon  1359, 
helidbs  iro  handmahal  346,  mildi  bbar  middilgard  629,  Crist  ällaro 
Cuningo  best  3644,  herost  bbar  is  lliwisla  5030,  Crist  an  enero  copstedi 
1191,  gumon  umbi  thana  godes  sunu  1282,  man  an  thesoro  middilgard 
1301. 

Es  sind  nur  noch  die  vierhebigenD  -Verse  zur  Besprechung  übrig. 

Schema  _L(x)-^-x-  Die  zweite  Senkung  wird  gewöhnlich  syn- 
kopiert, die  erste  kann,  wenn  auch  nicht  gerade  häufig,  synkopiert 
werden. 

manno  mSndädi  1007,  erlös  edwordo  1515,  idis  antheti  256,  adal- 
undbäri  1196,  sioart  sinnahti  2146,  üst  up  stigan  2242,  eld  unfuodi  2574, 
fast  fordwardes  4350. 

Hier  ist  die  Auflösung  «  X  etwas  häufiger  als  -  zu  belegen. 
Es  ist  dies  erklärlich.  Ein  Vers,  wie  idis  antheti  256  wird  stets  an- 
genehmer klingen  als  eld  unfuodi.  Wenn  auch  überall  -  X  den  Werth 
von  -  hat,  so  ist  doch  die* akustische  Wirkung  immerhin  eine  etwas 
andere.  Daher  kommt  es  ja,  daß  an  gewissen  Stellen  nur  -  : ,  nicht 
-   gestattet  ist. 


178  H.  HIRT,  ZUR  METRIK  DES  ALTSÄCHSISCHEN  etc. 

Metrisch  sind  diese  Verse  mit  den  früher  besprochenen  C  ^Versen 
ganz  identisch.  Aber  nach  der  rhythmischen  Seite  sind  sie  etwas 
verschieden.  Es  ist  daher  wohl  gerechtfertigt,  einen  besonderen  Typus 
für  diese  Art  anzusetzen. 

Bei  der  Besprechung  von  Sievers'  Dx-Versen  des  zweiten  Halb- 
verses wird  man  schon  bemerkt  haben ,  daß  diese  Verse  im  Heliand 
viel  seltener  sind  als  im  Beowulf.  Hier  finden  sich  139,  im  Hei.  nur 
circa  50,  obgleich  er  fast  noch  einmal  so  lang  ist  als  der  Beow. 
Das  wird  kaum  auf  Zufall  beruhen,  sondern  es  dürfte  darauf  hin- 
weisen ,  daß  im  Hei.  etwas  andere  Betonungsverhältnisse  vorliegen, 
daß  die  angesetzte  Betonung  liobostb  zwar  noch  vorhanden,  aber  die 
andere,  Uolibsto,  die  an  anderen  Stellen  des  Satzzusammenhanges  ent- 
standen war,  doch  schon  das  Übergewicht  bekommen  hatte. 

Man  kann  damit  auch  die  Thatsache  vereinigen ,  daß  das  Ags. 
die  Synkopierungsgesetze  viel  consequenter  durchführt,  als  das  As. 
Vgl.  Sievers ,  Beitr.  5,  70.  82.  Dies  vermag  ich  mir  nur  dadurch  zu 
erklären,  daß  im  As.  frühzeitiger  Analogiebildungen  sich  eingestellt 
haben. 

Gestützt  wird  das  metrische  Verhalten  des  As.  durch  Otfrids 
Gebrauch,  der  ja  im  Ausgang  des  Verses  ein  Wort  von  der  Form 
X  regelmäßig  zu  drei  Hebungen  verwendet. 

Trotzdem  muß  man  doch  die  Frage  autwerfen,  ob  alle  Verse, 
die  KaufFmann  als  J-  -•-  -  x  mit  Doppelallitteration  ansetzt,  als  vier- 
hebige  aufzufassen  sind. 

Da  die  Doppelallitteration  im  ersten  Halbvers  durchweg  auch 
bei  dreihebigen  Versen  auftritt,  so  ist  die  Untersuchung  dieses  Punktes 
nöthig,  zumal  dadurch  eine  Anzahl  der  schwerfälligen  Verse  entfernt 
wird.  Ich  rechne  zu  den  dreihebigen:  drom  drohtins*  2084,  vielleicht 
auch  ihud  mornondi  721,  erl  odarna  1446,  griat  gomundi  4071,  ferner 
1897.  2918.  2964.  3411.  5685. 

Auch  dieser  Typus  findet  wie  der  vorhergehende  seine  genaue 
Entsprechung  bei  Otfrid.    Sievers,  Beitr.    13,   155. 

Wenn  Otfrid  Manches  etwas  anders  als  der  Allitterationsvers 
verwendet,  so  glaube  ich,  gehorcht  er  in  manchen  Fällen  mehr  der 
Noth  als  dem  eigenen  Trieb.  Daß  Otfrid  auch  auf  eine  kurze  Silbe 
eine  volle  Hebung  legt,  kann  ich  nicht  in  dem  Malie  anerkennen, 
als  es  Sievers  annimmt. 

Die  Begründung  meiner  Behauptung  muß  ich  hier  indeli  unter- 
lassen, da  sie  uns  zu  weit  von  unserer  Aufgabe  abführen  würde. 
Für    uns  genügt,    daß  im  Hei.  solche  Fälle  nicht  anzuerkennen  sind. 


F.  W.  E.  ROTH,  DEUTSCH-LATEINISCHE  GEDICHTE  etc.  179 

Denn  eine  Betonung  hebencünmges  130.  Kauffmann  334,  3  kann  ich 
nicht  zugeben.  Sie  streitet  sowohl  mit  der  Otfridischen  Pausen- 
betonung als  auch  mit  der  Sprachentwicklung  und  ist  überhaupt  nur 
zu  Gunsten  einer  nicht  haltbaren  Theorie  ersonnen.  Die  Berufung 
auf  mhd.  Betonungen  wie  göünne  ist  mir  nicht  genügend,  besonders 
da  mir  auch  diese  Betonung  nicht  sicher  zu  sein  scheint. 

Nach  der  von  Kauffmann  angesetzten  Regel  müßte  ein  Vers 
tliö  tcarct  thes  hebencuninges  bodon  £  ^  -  x  ~  X  gemessen  werden. 
Wenn  er  es  nicht  thut,  weil  solche  Verse  im  Rahmen  der  Typen- 
theorie keinen  Platz  haben,  so  ist  und  bleibt  dies  Willkür. 

Außer  diesen  „Typen"  kommen  noch  einige  vereinzelte  Verse 
vor,  für  die  ich  kein  besonderes  Schema  aufgestellt  habe.  Man  wird 
sie  leicht  irgendwo  einordnen  können.  Die  ganze  Eintheilung  ist  in 
der  Hauptsache  nur  eine  praktische.  Sie  ist  darum  auch  nicht  völlig 
consequent.  Diese  Inconsequenzen  hätten  vermieden  werden  können, 
aber  die  Übersichtlichkeit  und  die  Vergleichung  mit  den  nun  doch 
wohl  ziemlich  allgemein  bekannten  Sievers'schen  Benennungen  haben 
mich  veranlaßt,  mir  lieber  eine  Inconsequenz  zu  gestatten,  als  vielleicht 
große  Schwierigkeiten  zu  veranlassen. 

MAGDEBURG,  6.  August  1890.  HERMAX  HIRT. 

(Schluß  folgt.) 


DEUTSCH-LATEINISCHE    GEDICHTE    AUS    DER 
ZEIT  DES  DREISSIGJÄHRIGEN  KRIEGES. 


Bei  Durchmusterung  von  Rheingauer  Acten  kamen  mir  nach- 
stehende, auf  einem  Bogen  Papier  von  einer  Hand  des  XVII.  Jahr- 
hunderts geschriebene  Gedichte  in  die  Hände,  die  ich  als  Beitrag  zur 
Litteratur  des  dreißigjährigen  Krieges  hier  ganz  mittheile. 

I.    Pancketum  Leopoldinum. 
Hause  zue  Margrave,  Landgrave  koch,  holts  adferat  Henrich, 
Düsseldorf  Duppen,  Marcke  nach  bring  Wasser  hero, 
Speck,  Koell  vnnd  Knoblach  gebt  her  Ir  Berkgische  Baurenn, 
Clivia  Keese,  Butter,  Marckische  Duck,  knorkische  Schincken, 
Steure  zue  plebane,  Blass  Cnuffell,  ardeat  ignis, 
Munster  gut  kanten  dinckite  nos  socii. 
Ne  quid  adhuc  desit,  carmen  cum  vourcibus  omne 


130  F-  w-  E    ROTH  DEUTSCH-LATEINISCHE  GEDICHTE  etc. 

Totum  Pancketum  solvite  Papicutae. 

Solvite  wie  billich,  cum  vestri  intersit  honoris, 

Nobis,  non  vobis  dux  Leopoldus  erit. 

Seit  bene  zue  frieden,  alii  bring  her  multum, 

Non  dubitant,  Caesar  plurima  sponte  dabit, 

Frietz  bona  vina  dabit,  frietz,  frietz  dabit  optima, 

Sive  locus  superest,  frietz  dabit  et  socios, 

Sic  dederit  geltum,  partem  vult  gebere  Gallus, 

Hamburgk  vnndt  Lübeck  conferunt  auch  aliquid, 

Hispanus,  Bavarus  gebunt  hie  quoque  partem; 

Forte  aliquid  vobis  Roma  beata  dabit. 

Inde  Trevir  Breymell  !),  Maintz  Cappes,  Saxonia  Knackwurst, 

Westphalus  Keess,  Erbes  cum  Pethasone  dabit. 

Prussia  Wilbretum  dabit  atque  Holandia  pisces, 

Ac  ne  sordescant  fercula,  non  timeas, 

Sed  largo  salso  nee  si  condire  necesse  est, 

Id  nobis  ultro  Hassia  sola  dabit. 

Trage  auf  mit  Hauffen,  veniet  Leopoldus  et  umbras 

Hispanus  secum  ducet  et  Italicos 

Austricus,  Lotharenus  et  omnis  episcopus,  abbas 

Omnes  ad  hanc  coenam  sponte  sua  venient. 

Danus  adest  nobis  secumque  Vrsine  Brittannus, 

Saxo,  Brunswigius,  Holsteiniusque  simul. 

Ascanus,  Auriacus  duo  sunt  fortissima  belli 

Robura,  tum  Martis  fulmina  Nassoidae. 

Sponte  sua  Hispanus,  si  vester  adesse  Philippus 

Voluerit  vobis,  ille  laudatus  erit, 

Spernitus  a  nobis,  ast  est  honorandus  amicus, 

Scilicet  hoc  vitium  displieuisse  bonis. 

Spissibus  et  stangnis  spinosus  Spinola  spinis 

Horridos  adversus  laedere  quosvis  amat. 

Joan.  de  Nay  pateris  debet  benedicere  gestis, 

Ut  his  Bancketum  hoc  optime  conveniat. 

Caetera  solliciti  me  vos  quaeritis  amici, 

Quid  quem  pro  Zecho  gebere  post  deceat. 

Tu  Leopolde  potes  summarum  machere  summas, 

Quid  Papae  exquiras,  solvere  bursa  queat, 


')  Breimehl,    Mischung    mehrerer    Getreideartenmehle,    jetzt    noch    in    Nassau 
vorkommend. 


L.  FRÄNKEL,  BEMERKUNGEN  etc.  181 

Papa  pater  centum  det,  Caesar  milliam  cronum, 
Bis  centum  Biscovii  *),  vos  date  dimidium, 
Adde  70  tausent,  Leopoldus  plus  minus  adde, 
Nach  euerem  Vermögen  gebite  Euclarii. 
Huc  (Hoc?)  suo  non  tanti  caenavit  Apicius  olim, 
Tarn  ciaras  reperi  non  Cleopatre  dapes. 

Das  Gedicht  entstand  zwischen  1620 — 1630,  da  darin  noch 
Spinola  (f  1630)  erwähnt  ist,  der  Leopold  ist  ein  Erzherzog  von 
Österreich,  nicht  der  erst  1640  geborene  Kaiser  dieses  Namens. 

II.  Benedictio  catholischen  Essens. 
Pix  Benedix  vobis,  qui  schlemmatis  atque  brassatis 
Ausonii,  heu  miserum!  qui  fressitis  Germaniam, 
Cui  semper  est  Sauffaus,  fiet  postremo  Spey  multum, 
Gustabit  crudas  nee  damnet  ille  dapes, 
Cum  sine  butiro  durum  comeditis  Stockfisch, 
Tunc  jacet  in  magibus  noctibus  atque  dagis. 
Fresst  ergo,  dum  vobis  fressendi  copia  datur, 
Sauffauss,  non  semper  copia  talis  erit. 

III.   Alia  benedictio. 
Pro  tali  ferimus  grates  tibi  munere  Christe 
Praesentemque  tuam  saepe  rogamus  opem. 
Da  pacem  et  veniam  vivis,  requiemque  sepultis 
Ecclesiae  serva  Caesareumque  caput. 

WIESBADEN.  F.  W.  E.  ROTH. 


BEMERKUNGEN  ZUR  ENTWICKLUNG  DES 
GROBIANISMUS. 

(Angeschlossen    an    kritische  Glossen    über    A.  Hauffen,     Caspar    Scheidt, 

der   Lehrer  Fischarts.     Studien    zur  Geschichte    der    grobianischen  Literatur 

in   Deutschland.   Straßburg,   Trübner   1889.) 2) 


Nur  in  Zeitaltern  wie  dem  der  Reformation,    wo  —  meistens  in 
Folge  politischer  Fügungen  —  gleichstrebende  Geister   sich  zu  Frac- 


*)  Jedenfalls  Bischöfe. 

')   Vgl.  die  knrze  Anzeige  dieses  Buches  durch  den  Unterzeichneten:  Literatur- 
blatt f.  german.  u.  roman.  Philologie  1891,  Jan.,  wo  auch  einige  Nachträge  stehen. 


182  L-  FRÄNKEL 

tionen  zusammenscharen,  begegnen  literarische  Richtungen,  die  den 
Gedanken  eines  bestimmten  schriftstellerischen  Werkes,  falls  dieser 
nur  dem  Zeitgeiste  genügend  Rechnung  trägt,  durch  mannigfach  modeln- 
den Wechsel  fortpflanzen.  Einer  solchen  dient  auch  der  Grobianismus, 
der  in  Dedekind's  lateinischem  Gedichte  von  1549  zwar  keineswegs 
seinen  intellectuellen  Ausgangspunkt,  wohl  aber  die  erste  Sonder- 
behandlung besitzt.  In  den  landläufigen  Handbüchern  ist  bis  jetzt 
von  dieser  seltsamen  Erscheinung  herzlich  wenig  die  Rede.  Sogar 
ein  Vilmar  mit  seiner  hervorstechenden  Liebe  zu  den  Männern  des 
16.  Jahrhunderts  weiß  keine  Silbe  von  ihr  und  ihren  Vertretern  zu 
sagen.  Und  doch  hatte  bereits  1786  Flögel  in  seiner  vortrefflichen 
„Geschichte  der  komischen  Literatur"  III,  309  ff.  mit  gewohnter 
Gediegenheit  über  die  Hauptkämpen  der  antigrobianischen  Bewegung 
berichtet.  Als  deren  bedeutendsten  erkannte  Goedeke  Scheidt,  als 
er  1858  die  bibliographischen  und  literarhistorischen  Daten  im  Grund- 
riß z.  G.  d.  d.  D.  zusammenstellte.  W.  Menzel  (G.  d.  d.  D.  II, 
363  f.)  sprach  (1859)  wohl  nur  von  Dedekind  aus  eigener  Anschauung. 
Tiefer  gingen  erst  Scherer  und  Wackernagel;  neuerdings  hat  be- 
sonders Ph.  Strauch  vielerlei  unbekanntes  Material  gesammelt,  das  er 
in  einer  abschließenden  Abhandlung  über  Scheidt  zu  verwerthen  denkt. 
Eine  übersichtliche  Entwicklungsgeschichte  des  grobianischen  Schrift- 
thums  auf  deutschem  Boden  hat  Hauffen  angestrebt,  und  zwar  hat 
er  wiederum  Scheidt  zu  deren  Mittelpunkt  erkoren.  Die  nicht  leichte 
Aufgabe  hat  er  gewiß  in  gründlichster  Weise  erledigt  und  auch  in 
der  Hauptsache  den  Stoff  erschöpft.  Eine  Anzahl  ergänzender  Notizen 
bildet  den  Kern  der  folgenden  Ausführungen. 

Hauffen  mustert  zunächst  Anstandsregeln  und  Tischzuchten  des 
Mittelalters,  die  altdeutschen  ')  (bis  ins  16.  Jahrhundert)  ausführlich, 
die  englischen,  französischen  und  mittellateinischen  in  kurzem  Über- 
blick. Entgangen  ist  ihm  hier  die  interessante  Thatsache,  daß  das  oft 
abgedruckte  Complimentier-  und  Sittenbuch  des  Giovanni  della  Casa, 
„Galateo,  ovvero  de'  costumi"  (Einzel-Neudruck  von  Tommaseo  Mai- 
land 1825),  zuerst  1558  erschien.  Das  Niederdeutsche  verarbeitete  außer 
den   Tischzuchten    (S.  11,  A.  2)    auch    den   Grobianismus.     Das    fast 


')  Das  hier  S.  7  erwähnte  Verbot  des  Zähnestocherns  aus  der  mhd.  Zeit  kehrt 
in  der  Grobianus-Literatur  regelmäßig  wieder  und  erscheint  auch  in  den  „Proverbialia 
Dicteria  ethicam  et  moralem  doctriuam  complectentia"  des  Andreas  Gärtner  (zuerst 
Frankfurt,  Egenolph,  1566),  die  den  bezeichnenden  Nebentitel  „Teutsche  Sprichwörter 
von  den  Sitten  vnd  gantzem  Leben  des  Menschen"  führen,  unter  den  wichtigen  Lebens- 
regeln. 


BEMERKUNGEN  ZUR  ENTWICKLUNG  DES  GROBIANISMUS.  183 

unbekannte  !)  .Gespräch  zwischen  Philomusura  vnd  Hansen  Pumbsack' 
führt  einen  im  reinsten  Platt  redenden  Bürger  von  Knobbenstede  vor, 
der  sich  auf  dem  Wege  nach  Flegelsdorp  (!)  befindet,  und  erzählt 
dann  von  seinen  Heimatsgenossen,  ,daß  wer  mit  ihnen  Freund  bleiben 
will,  muß  ihnen  Grobheit  [vgl.  Weigand  D.  W.2  I,  S.  620  über  grof- 
heit]  können  zu  Gute  halten'  (Facet.  facetr.,  1657,  p.  383).  H.  Sachs' 
,hürnen  Sewfrid'  (d.  i.  Siegfried) ,  bald  degradierend  zum  , Säufritz' 
umgedeutet"),  steht  etwa  auf  derselben  Stufe  der  Anschauung:  roh  in 
Ton  und  Geberde,  einfältig  in  Denkart  und  Ausdruck.  S.  13  f.  werden 
im  Vorübergehen  H.  Sachs'  Tischzuchten  berührt:  Schweitzer,  Etüde 
sur  la  vie  et  les  oeuvres  de  H.  S.  (1887)  p.  141  ff.  stellt  richtig  Hugo 
von  Trimberg  auf  die  gleiche  Staffel  der  Tendenz.  In  einem  dieser 
Sachs'schen  Sprüche  weist  H.  den  beliebten  Sarkasmus  von  der  stän- 
digen Feindschaft  von  Weib  und  Floh  nach,  eine  Verbindungsbrücke 
zur  verwandten  Literatur.  In  der  That  ist  dieser  Spott  im  Gesammt- 
gebiete  des  Grobianismus  gäng  und  gäbe,  wie  ihm  auch  Dedekind 
(s.  S.  76  f.)  seinen  Zoll  entrichtete.  Und  auch  noch  Scherffer,  dem 
späteren  Übersetzer  Dedekinds,  gefiel  diese  lascive  Anzapfung  des 
schöneren  Geschlechts  so  gut,  daß  er  in  einem  Epigramme  die  Frauen 
zur  Ruhe  über  die  kleinen  Zwicker  ermahnt:  gebt  euren  Zorn  auf, 
froh  daß  sie  nicht  reden  können!  (Menzel  a.  a.  O.  II,  309).  Wann 
bot  dieser  niedrig  pikante  Gegenstand  zuerst  dem  Satyriker  die  Unter- 
lage zu  boshaften  Ausfällen?  Über  das  16.  Jahrhundert  zurück  ist 
es  nicht  zu  verfolgen,  wie  Wackernagel  (J.  Fischart  u.  s.  w.  S.  105) 
zeigte.  Der  älteste  von  «diesem  genannte  Fall,  bei  H.  Bebel,  ,Cur 
pulices  plus  mulieres  quam  viros  infestent'  kehrt  noch  ,Problemata 
ludicra'  (den  ,Nugae  venales'  von  [16]32  angehängt)  A  6b  wieder,  und 
zur  selbigen  Zeit  wird  noch  die  Frage  ventiliert,  ,quare  pulices  puellis 
e.  t.  c.  inimici  magis  sint  quam  iuvenibus'  (H.  Kornmann,  De  virgini- 
tate  tractatus,  1629,  cap.  LXX).  Aber  das  Thema  erscheint  nicht 
nur  in  schulmäßigen  Scherzfragen  damaliger  Schwankbücher  häufig3), 
sondern  Fischart  wählte  es  ja,  etwas  weiter  gegriffen,  zum  Vorwurfe 
eines  selbständigen  Gedichtes.  Das  das  letztere  schließende  ,alt  ge- 
mein Flöhen  Lied'  —  bei  Kurz  (Fs.  sämmtl.  Dichtungen  II,  434)  ohne 
Quellennotiz,  von  Engelbrecht  (1879)  und  Pannier  (1882)  einfach 
gestrichen  —  war  geradezu  volksthümlich.     Nach  Böhme  Altd.  Ldrbch. 


')  Trotz  Lessings  Note  iu  den  'Kollektaneen  zur  Literatur    s.   v.  Deutsch. 
*)  Vgl.  dazu  Brunnhofer,  Culturwandel  und  Völkerverkehr  (1891)  S.   147. 
3)  Vgl.  Zaunschliffers    Dissertatio  iuridica  de  eo  quod  iustum  est  circa  pulices' 
(1683);  Neudruck   von  Sabell(icu»),  Heilbronu   1879. 


184  L.  FRÄNKEL 

S.  582  (worauf  Wendeler,  Braune's  Neudrucke  5,  p.  X  verweist)  und 
Goedeke  Dichtgn.  v.  J.  F.  S.  110  steht  es  wörtlich  bei  G.  Forster 
Lieder  (1540)  II,  37  und  im  Ambraser  Liederbuch  unter  Nr.  213,  die 
beiden  Programmverse  nebst  bezeichnender  Glosse  auch  bei  Lindener 
Vorrede  zum  Katzipori.  Das  jüngere  Lied  ,der  Flohjammer',  aus 
Widmann's  ,musikalischer  Kurzweil'  (1618)  bei  Hoffmann  v.  Fallers- 
leben  Gesellschaftslieder  des  16.  und  17.  Jahrh.  S.  263,  beruht  auf 
demselben  Gedanken,  nur  zum  geringsten  Theile  aber  (s.  Genthe, 
Gesch.  d.  makkaron.  Poesie  S.  166  f.)  das  älteste  deutsch -makka- 
ronische  Gedicht  ,Floia'.  Der  seltsame  Aberglaube  spielte  bei  der 
großen  Literatenzunft  der  Weiberfeinde  andauernd  eine  wichtige  Rolle. 
Man  findet  ihn  noch  im  18.  Jahrhundert,  höchst  frivol  z.  B.  bei  Chr. 
Fr.  Henrici,  Gedichte,  im  Taschenkalender  der  Frauenzimmer  (II,  876 
der  Ausg.  v.  1748)  Abschnitt  August:  ein  Satyr  zerschmettert  auf  dem 
Ambos  die  winzigen  Erbfeinde,  deren  sich  ein  nur  fragwürdig  be- 
kleidetes Frauenzimmer  entledigt. 

Der  zweite  Paragraph  von  Hauffens  einleitendem  Capitel 
beschäftigt  sich,  wie  bemerkt,  mit  einer  Auslese  fremdsprachlicher 
Tischzuchten  *) ,  und  sucht  ein  Bild  der  etwa  möglichen  vor  und 
außerhalb  der  deutschen  Tischzuchtlitteratur  liegenden  Einflüsse  zu 
gewinnen.  Dabei  hat  er  jedoch  zweierlei  wichtige  Anfänge  gleicher 
Anschauungen  aus  viel  älterer  Zeit  völlig  außer  Acht  gelassen. 
Einmal  die  mannigfachen  Ansätze,  welche  die  Mythologieen  sämmt- 
licher  Culturvölker  bieten.  Die  Eingangsstufe  jeder  unter  diesen 
gestaltet  nicht  bloß  einen  Vertreter  des  bösen  Princips  aus  ,  sondern 
auch  einen  des  rohen,  Prototyp  des  ungeschlachten  und  anstands- 
losen  Wesens.  Natürlich  erscheinen  diese  urwüchsigen  Gesellen, 
weil  himmelsbürtig  oder  wenigstens  halbgöttlich,  fast  nie  als  reine 
von  der  Sitte  gänzlich  unbeleckte  Natursöhne,  vielmehr  einiger- 
maßen idealisiert.  Man  darf  wohl  da  z.  B.  Nimrod ") ,  Herakles, 
Thor  (neben  dem  Loki  der  absichtliche  Spaßmacher  ist)  mit  Fug 
hierher  zählen.  Zweitens  spiegeln  die  betreffenden  Litteraturen 
manche  Züge  der  Art  wieder.  Ist  Homers  Thersites  wirklich  ein 
althellenischer   Vansen    oder    nicht    eher    äußer-    und    innerlich    das 


')  Bibliographisch  ergänzend  führe  ich  zu  S.  19  an:  Reineri  Alemanici  phagi- 
facetus    (lat.)  et  Godefredi    omne   punctum  (lat.  et  germ.).    Ed.  F.  Jacobs.  Lub.  1838. 

2)  Weßlialb  im  jüdischen  Volkswitze  der  Grobianusgedanke  in  seinen  Con- 
sequenzen  bezüglich  einer  Kritik  gemeiner  Umgangsmanieren  nicht  ausreifte,  erklärt 
sich  wohl  aus  der  bindenden  Geltung  der  Speisegesetze  mit  ihrem  auch  auf  den  Ver- 
kehrston einwirkenden  Anhange  von  Tranchierbestimmungen  u.  ä. 


BEMERKUNGEN  ZUR  ENTWICKLUNG  DES  GROBIANISMUS.  185 

Abbild  eines  Grobianus  im  heroischen  Stil?   In  Aristophanes'  gewaltig 
parodistischer    Komik    schimmert    das     Besserungsmotiv    des    großen 
Sittenpredigers    überall    durch    die  Caricatur.     Aber  wir   stoßen   noch 
am  Ausgange    der  classischen  Gräcität  auf  ein  literarisches  Denkmal, 
das  in  dem  edelsten  paränetischen  Tone  die  sittlichen  Auswüchse  der 
damaligen  Gesellschaft  geißelt,  Tlieophrast's   i'^itcoI  layaxTiiQEz.    Ein- 
zelne   der   hier   entrollten  Genrebildchen    athmen  geradezu    den    Geist 
der   grobianischen    Tendenz,    so    Nr.  4  (der  Bäurische),    19  (der  Un- 
fläthige),    23   (der  Prahlhans),    in    manchen    Motiven    auch   Nr.  6  (der 
Verworfene),    8   (der  Anekdotenjäger),    9  (der  Unverschämte),    11  (der 
Freche),    12  (der  Taktlose),    20  (der  Unerträgliche),    28  (das  Läster- 
maul).    Die    Schilderung    läuft    dabei    beinahe    durchgängig    in    einem 
dem    Grobianusstoffe    homogenen    Fahrwasser.     Es    sei   hierbei    gleich 
mit  vorgemerkt,   daß  der  geistreichste  Spötter  der  absterbenden  Antike, 
Lucian,  ebenfalls  seiner  Zeitgenossen  vielfache  Übergriffe  in  Sitte  und 
Benehmen  in  satyrisch  travestierender  Art  durchgehechelt  hat.  Übrigens 
kommt  ja  auch  das  inhaltsverwandte  Thema  vom  Schlaraffenland  und 
zwar  entschieden  volksthümlich  angehaucht,  im  Alterthume  vor,  wor- 
über erst  wieder  auf  dem  Görlitzer  Philologentage,    2.  October  1889 
0.  Crusius   (Märchenreminiscenzen  im  antiken  Sprichwort)    aufschluß- 
reiche Mittheilungen  gab.  Das  ist  auch  gar  nicht  seltsam.    Denn  wenn 
Lucians  leicht  maskierten  Charakterportraits   und   gesalzenen  Dialog- 
skizzen   deutlich   genug   der  Stempel    moralistischer    Caricatur    aufge- 
drückt  ist,    so   gehören    Theophrasts    angezogene    Studien    nach    dem 
Leben  unmittelbar  in  den  Ideenkreis  der  grobianischen  Satire.  Diesen 
Hinweis  hat  sich  Häuften  entgehen    lassen,    während  er  (S.  25)  doch 
der  altgriechischen  Form  des  Faulenzereldorados  —  in  Anlehnung  an 
Pöschel  (Paul  u.  Braune,  Beiträge  5,  7)  —  gedenkt.     Leider    erfährt 
man  bei  ihm  auch  nicht,  daß  die  altgermanische  Poesie,  vielleicht  von 
der    geläufigen  Vorstellung   über  Thor    ausgehend,    mehrfach    Spuren 
grobianistischer  Anwandlungen  aufweist.     Nach  der  heidnischen  Dog- 
matik  warf  Thor  mit  einigen  Eigenschaften  gewissermaßen  sein  Gegen- 
gewicht   gegen    Odin,    den    Vater    der    höfischen    Civilisation ,    in    die 
Wagschale.    Er  hatte,  als  der  alte  Götterglauben  im  Volksbewußtsein 
zu  schwinden  begann,  „zugleich  etwas  plumpes  und  riesisches"  (Grimm, 
Dtsch.  Mythig.  4I,  S.  157)   angenommen,  ja  er  „erschien  den  Christen 
selbst  als  Tölpel"   (ebd.),    so  daß  später  aus  der  Masse  der  um  seine 
Person  entstehenden  Schwanke  allerhand  dummpfiffige  Eulenspiegeleien 
der   niederen   bürgerlichen    Sphäre    abgeleitet   wurden  (vgl.  M.  Busch, 
Deutscher  Volkshumor  S.  193).    In  manchen  Legenden  und  noch  heute 

GERMANIA.    Nene  Reihe  XXIV.  (XXXVI.)  Jahrg.  13 


186  L.  FRANK  EL 

umlaufenden  Localsagen  ist  ein  letzter  Niederschlag  jener  Auffassung 
Thors  vorhanden,  beispielsweise  in  der  brandenburgischen  Koboldmär 
von  Pumpfut.  Die  ältere  germanische  Dichtung  übersah  solche  bur- 
leske Stückchen  nicht.  Aus  althochdeutscher  Zeit  nenne  ich  das 
schnakige  Gespräch  vom  Mainzer  Erzbischof  Heriger  (s.  z.  B.  Müllen- 
hoff- Scherer  Dml.2  p.  40 — 42)  '),  das  leider  nur  lateinisch  überliefert  ist ; 
namentlich  die  Strophen  3,  7 — 9  und  12  sind  in  Betracht  zu  ziehen. 
Die  belebtere  Einbildungskraft  versetzt  hier  schon  den  Erdensohn  in 
den  Himmel,  wie  viele  Jahrhunderte  danach,  mitten  in  der  Blüthe 
des  Grobianismus  Quevedo  in  den  ,suenos'  (d.  i.  Träume)  —  bekannt- 
lich Moscherosch's  getreu  nachgebildete  Vorlage  zu  den  , Gesichten 
Philanders  von  Sittenwald'  —  seine  mit  beißender  Laune  übergossene 
Caricaturphotographie  der  Mitwelt  einkleidete,  woselbst  er  gemäß 
der  Grobianustheorie  oft  mit  grellem  Raffinement  „die  Wahrheit  im 
Hemde,  nur  etwas  weniger  als  nacktu  darzustellen  vorhat.  Aber  nicht 
nur  in  Mitteleuropa,  das  den  Einflüssen  einer  fertigen  Cultur  offen- 
stand, auch  im  hohen  Norden  zeigte  das  germanische  Sittlichkeits- 
gefühl ein  scharfes  Auge  für  Ausschreitungen  wider  den  guten  Ton. 
Bereits  in  der  Edda  hört  man  von  Nichtwaschen  der  Hände  und  Nicht- 
kämmen  als  Ausnahmefällen,  da  aufmerksame  Haarpflege  in  die  Bil- 
dungsstufe der  Skalden  mit  einzubeziehen  ist  (zu  schließen  aus  Wein- 
hold, Altnordisches  Leben  S.  181  f.).  Wie  ein  letzter  Nachklang 
muthet  die  ironische  Paraphrase  des  Reinlichkeitssinnes  in  Heinrich 
Hoffmanns  bekanntem  , Struwelpeter'  nebst  seinem  Gefolge  an. 

Ein  ungefähr  gleichaltriger  Bruder  des  ,Grobianus'  (zu  welcher 
Wortbildung  man  auch  Kluge,  Von  Luther  bis  Lessing,  2.  Aufl., 
S.  1 15  und  H.  R[iegel]  in  d.  Ztschr.  des  allg.  dtschn.  Sprachvereins 
V,  S.  36  f.  vergleiche)  ist  der  „San  Nemo"  (S.  23,  A.  3),  um  die 
Wende  des  15.  Jahrhunderts  bereits  ein  vielgenannter  Heiliger  der 
parodistischen  Allegorie  (vgl.  nun  J.  Bolte:  Alemannia  16,  193 — 201  u. 
281;  17,  151).  Außer  in  mehreren  Parallelen  des  Odysseusschwanks 
vom  Ovug  führt  diese  schemenhafte  Persönlichkeit  von  Hütten  bis 
Shakespeare  (z.  B.  Temp.  III,  2,  13tij  namentlich  im  Drama  ein  ge- 
heimniß volles  Dasein  (vgl.  Wackernagel  a.  a.  0.  S.  100  f.  und  Titt- 
mann, Die  Schauspiele  der  englisch.  Komödianten  in  Dtschld.  p.  XLI 
u.  XLV  f.) ,  desgleichen  in  der  confessionellen  Polemik  (Joan.  Atro- 
cianus,    Nemo    evangelicus   e.    t.   c,    Basileae    1529).      Die    zahllosen 

*)  Ebenda  p.  346:  „Das  Lied  bietet  das  älteste  Beispiel  jener  gemüthlich- 
humoristischen  Behandlung  der  Heiligen  und  ihres  himmlischen  Haushaltes,  die  sich 
in  Märchen  und  Sagen  bis  auf  die  Gegenwart  fortgesetzt  hat." 


BEMERKUNGEN  ZUR  ENTWICKLUNG  DES  GROBIANISMUS.  187 

scherzhaften  Namensbildungen  wie  Nirgendsheim  u.  ä.  bewegen  sich 
auf  derselben  Linie.  Die  Zahl  der  Orte,  wo  die  anderen  seltsamen 
Heiligen  —  deren  Namensform  im  zweiten  Bestandtheil  nichts  mit 
,J(oh)an(nes)<  zu  thun  hat  (Junghans'  Erneuerung  von  Brants  „Nsehff." 
S.  132,  A.  1),  trotz  des  Johannestrunks  —  wie  Kolbman  (wohl  der 
Sohn  des  dazumal  gebräuchlichen  derben  Sprichworts  „Narren  soll 
man  mit  Kolben  lausen"),  Stolprian  (den  H.  Zschokke  in  einem  er- 
götzlichen Genrebild  wiedererweckt  hat)  auftreten,  ließe  sich  an  der 
Hand  von  Goedekes  fleißigen  Noten  zu  Narrenschiff  72,  1  u.  a.  leicht 
vermehren  ').  Leider  fehlen  bei  Hauffen  öfters  Belegstellen,  z.B.  über 
St.  Grobian  auf  französischem  Sprachboden.  Über  die  symbolische 
Ausdeutung  des  Badens  bei  Murner  (S.  25)  vgl.  jetzt  Martins  Neudruck 
der  , Badenfahrt' :  die  culturhistorische  Bedeutsamkeit  der  Lügenpoesie 
(S.  27,  S.  39,  S.  54  A.  7,  S.  59  A.  1,  S.  125  A.  1)  erhielt  außer  in  Müller- 
Fraureuths  Specialwerk  bei  Menzel  II,  89  f.  und  Böckel,  Volkslieder 
aus  Oberhessen  p.  CLI  eine  gewiß  sichere  Unterlage.  Die  nicht  an- 
geführte Änderung  im  Titel  des  , kleinen  Grobianus,  zweyter  Druck'  ,im 
Seevorden*  aus  ,im  Seworden'  ist  vielleicht  nicht  gleichgiltig.  S.  35 — 38, 
wo  sich  H.  ziemlich  weitläufig  über  grobianische  Stoffingredienzien 
ergeht,  die  für  Dedekind  bereit  lagen,  war  die  vielfache  Moderni- 
sierung der  Catonischen  Sentenzen  (18mal  bis  1600,  6mal  1491 — 99!: 
R.  Prutz  Kl.  Scbrftn.  I,  135)  zu  betonen.  Zu  S.  39  ein  merkwürdiges 
Nebeneinander  mit  Shakespeares  Timon :  dieser  stößt  in  pessimisti- 
scher Ekstase  (III,  6)  die  Eßschüsseln  um,  um  die  Gäste  zu  verjagen. 
Natürlich  aber  keinerlei  Motivverwandtschaft:  was  im  ,Grobianus* 
lediglich  humoristisch  übertreibender  Factor,  ward  auf  der  Bühne  ein 
gewaltig  realistischer  Hebel  theatralischer  Steigerung.  Ungefähr  De- 
dekind   gleichzeitige    Latinisierungen    deutscher    Lehrgedichte    durften 


')  Von  anderen  seien  'San  Grill'  und  'San  G rix'  aufgeführt,  vgl.  Fischart,  hrsg. 
•von  Kurz  III,  320,  31  und  v.  d.  Hagen  Narrenbuch  181  (auch  D.  Kn.  Wdh.  II,  86): 
Ein  Narr  und  Urgrobian  Peter  Groll  lebte  in  Dresden  (Busch,  Volkshumor  S.  13)- 
Sebastian  Franck  schrieb  ein  weltliches  Gedicht  von  dem  großen  Nothhelfer  und 
AVeltheiligen  S.  Gelt  oder  S.  Pfennig,  vgl.  Hase,  S.  Franck  von  Word  S.  119  f. 
In  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  gehört  „Doctor  Schmoßmanns  predigt",  Leipzig 
1849  von  Haupt,  O.  Jahn,  Th.  Mommsen,  S.  Hirzel,  K.  Reimer,  G.  Wigand  als  Privat- 
druck neu  gedruckt,  ein  curioser,  stark  zotig  grobianischer  Erguß  (die  Herausgeber 
S.  4:  ein  altes  Büchlein,  das  uns  recht  eiii  hauptstück  und  kern  aller  höflichkeit 
und  Zierlichkeit  zu  sein  bedünket').  Von  komischen  Heiligen  werden  darin  genannt 
außer  den  schon  von  Hauffen  aus  dem  'Eulenspiegel  Reimensweiß'  belegten  Sanct 
Schmoßmann  (S.  13)  und  Sanct  Schweyuhardus  (S.  10)  auf  S.  11:  Sanct  Cappauß, 
Fotzianus  und  Zimpliauus. 

13* 


188  L-  FRÄNKEL 

Locher's  Übersetzung  des  Narrenschiffs  (1497)  und  die  Flitner's  (H. 
schreibt  ,Flittner')  der  Schelmenzunft  (1618)  nicht  genannt  werden 
(S.  40  f.).  S.  43  erwartet  man  die  richtige  Überschrift  von  des  V. 
Obsopoeus  Schrift  ,De  arte  bibendi',  deren  frühe  Verdeutschung  durch 
Wickram  gewiß  den  talmudischer  Legende  entsprungenen  Gedanken 
einer  Thiermetamorphose  der  Zecher  popularisierte.  Überdies  wimmelt 
es  im  4.  Buche  von  Rabelais'  Roman,  das  zuerst  4  Jahre  vor  Scheidt's 
Grobianus  gedruckt  wurde,  von  ,metamorphoses  d'hommes  en  betes' 
(Lenient,  La  satire  en  France  BI,  p.  82) ;  sollte  der  Knabe  Fischart 
bereits  in  Scheidt's  Hause  seinen  großen  Vorgänger  kennen  gelernt  haben  ? 
Im  Verlaufe  dieses  4.  Capitels  zeichnet  H.  seinen  Helden  Scheidt 
recht  ansprechend,  doch  bisweilen  vielleicht  mit  zu  lebhaften  Farben. 
Denn  ist  es  um  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  etwas  Hervorragendes, 
»zahlreiche  Volkslieder'  zu  kennen,  und  zeigt  sich  nicht  auch  Seb.  Franck, 
ein  weit  weniger  belesener  Mann,  mit  Jüngeren  Darstellungen  der  deut- 
schen Heldensage'  trefflich  vertraut?  Den  Satz  aber,  daß  Scheidt  gar 
über  volksthümliche  Redensarten  u.  ä.  verfügte  ,wie  kaum  Einer  vor 
ihm'  schränkt  doch  schon  ein  Blick  auf  Luther  und  Agricola  sofort 
ein;  sein  Sprichwörterreichthum  (s.  S.  54  u.  57)  scheint  nicht  sehr 
umfänglich.  Ein  mannigfach  umgemodeltes  Gleichniß  prägt  er  sich  zu- 
recht, um  die  Tendenz  seiner  Darstellungsweise  zu  kennzeichnen  (vgl. 
S.  45).  In  unterhaltender  Schilderung  nämlich  will  er  das  Laster 
äußerlich  loben,  so  wie  Ärzte  ihre  Patienten  überzuckerte  Bitterpillen 
schlucken  lassen.  Bereits  Lukrez  (de  rer.  nat.  I,  935  u.  IV,  13)  und 
der  j.  Plinius  (ep.  I,  8)  haben  dieses  Sinnbild;  von  ersterem  wohl  entlehnte 
es  Tasso  (Gerus.  lib.  I,  3),  von  Scheidt  wiederum  Fischart  (S.  114, 
A.  4).  Auch  im  Aufbau  der  Vorrede  II  ist  Scheidt  abhängig.  Der 
Schulmeister  Grobianus,  der  dem  lauschenden  Jünger  seine  Lehre 
Schritt  für  Schritt  einimpft,  ist  in  der  Wurzel  kein  Geschöpf  unseres 
Satirikers,  sondern  —  freilich  geschickt  —  nach  dem  magister  der 
ausgedehnten  Lucidarius-Litteratur  gestaltet.  Dem  Sproß  der  letz- 
teren, dem  ,M.  Elucidarius',  sollte  Jacob  Köbel  Vater  sein,  in  dessen 
Tischzucht  von  1492  schon  parodistische  Anklänge  im  Stile  des  Gro- 
bianus auftauchen  (Geyer,  Altdtsch.  Tischzchtn.,  Progr.  1882,  S.  22  ff.) ; 
man  sehe  aber  Szamatolski,  Viertel jhrsschr.  f.  Litgesch.  I,  163,  A.  4. 
In  der  hübschen  Auslese  Scheidt'scher  Phraseologie  bietet  z.  B.  V.  2455 
, schwerer  dann  ein  Bibel'  (aus  Dedekinds  .longius  ipsa  Iliade')  eine 
überlegte  Selbständigkeit  in  einem  Gedanken,  den  kaum  Quintilian 
(I,  8)  beeinflußt  hat,  wir  aber  gewöhnlich  nach  Hegels  Fassung  geben. 
S.  58    unten  war   der    .Kleiderteufel'    anzuziehen,    auch    Fischarts   Er- 


BEMERKUNGEN  ZUR  ENTWICKLUNG  DES  GROBIANISMUS.  189 

Weiterung  von  Rabelais  chap.  XI  LI.  Ob  nicht  für  die  im  16.  Jahr- 
hundert auch  von  Shakespeare,  Temp.  II,  2,  61  ff.  (s.  dazu  Warburton) 
belachte  Aufschneiderei  von  Reisenden  über  menschliche  Mißgestal- 
tungen (V.  2246  ff.)  wirklich  Isidors  ,Etymologiae',  die  m.  E.  bis  in's 
Spies'sche  Faustvolksbuch  wirkten,  mit  in  Betracht  kommen  (vgl. 
S.  59,  A.  2)  und  daneben  Maundevilles  weitverbreitete  Reisebeschrei- 
bung, für  das  Prahlen  mit  Kriegsthaten  (auch  bei  Fischart:  s.  S.  125) 
der  im  16.  Jahrhdt.  wohlbekannte  ')  Lucian,  der  Schöpfer  von  Wipp- 
chens Urbild?  Als  Parallele  ist  auch  Gastrodes  in  Frischlins  .Rebecca' 
heranzuziehen.  Zu  S.  60,  A.  3  ist  eine  Anekdote  in  J.  P.  Hebels 
Schatzkästlein  zu  stellen ,  wo  die  Köchin  den  Braten  verzehrt  und 
sich  dann  durch  ein  zwischen  Herrn  und  Gast  angestiftetes  Mißver- 
ständniß  aus  der  Affaire  zieht.  Die  damaligen  Randbemerkungen  sind, 
wie  die  Scheidt's ,  „knappe  Inhaltsangaben  oder  kurze  Ausrufe  zum 
Texte"  (S.  61),  dem  sie  manchmal  widersprechen  oder  moralisierend 
entgegentreten  (S.  62),  wie  im  Faustbuch  cap.  22,  34,  53  u.  ö.  Auch 
Schade,  Satir.  u.  Pasqll.  aus  d.  Refzt.  I,  244  beurtheilt  das  Verhältnis 
von  Dedekinds  2.  Ausgabe  zu  Scheidt  falsch  (zu  S.  64).  Zur  biblio- 
graphischen Notiz  S.  66,  A.  1 :  der  Leydener  Nachdruck  von  Dede- 
kind  II  von  1642  heißt  ,Grobianus  et  Grobiana.  Editio  tertia',  die 
Überschrift  des  Bremer  von  1704  enthält  auch  ,vulgo  dictus  Grobianus'. 
Die  höchst  unsaubre  Schnurre,  die  Dedekind  hier  III.  7  einschob, 
gehört  zu  dem  Gepfeffertsten,  was  der  wenig  feinschmeckerische  Leser 
jener  Tage  vertrug,  und  wäre  würdig,  als  novellistische  Illustration 
dem  bloß  einige  Jahrzehnte  jüngeren  .Discursus  methodicus  de  peditu 
eiusque  speciebus'  eingeflochten  zu  werden.  Wieviel  witziger  (S.  111, 
A.  7)  sind  Scheidt  und  Fischart  bei  so  gewagten  Wendungen  (s.  S.  118 
u.  120  [hierzu  Steffen,  Sagen  aus  Luxemburg  S.  101]),  letzterer  be- 
sonders ohne  jede  Prüderie  (Schwarz,  Rabelais  u.  Fischart  S.  20  u. 
63)!  In  der  anschließenden  Vorgeschichte  der  Grobiana  war  (S.  74) 
, Meister  Reuaus',  den  selbst  ausführlichere  Handbücher  übergehen,  zu 
erläutern  und  kaum  die  von  Schönbach  (Archiv  f.  d.  Gesch.  dtsch. 
Spr.  u.  Dchtg.  I,  13  u.  95)  festgestellte  Schreibung  ,Rennaus'  zu  ver- 
werfen. Ein  paar  Typen  böser  Weiber  aus  den  zeitgenössischen 
Schwänken  hätten  Hs.  allgemeine  Skizzieruug  der  Grobianerin  (S.  74  f.) 
gut    belegt.     Mit   Recht   gedenkt   er    auch    der    zahlreich    vorgeführten 


')  Vgl.  R.  Förster  im  Archiv  f.  Literaturgesch.  XIV,  337 — 363.  Noch  in  Georg 
Rollenhagens  ,.\vunderbaren  Reisen"  werden  ältere  Wunderberichte  als  Lügen  dar- 
gestellt, wie  in  Lucians  „wahren  Geschichten",  aus  denen  das  3.  Ruch  unmittelbar 
schöpft.  Wippchens  Urbild  bei  Lucian  behandelt  J.  Stern,  Hinter  den  Gittern  (Mann- 
heim 1881). 


190  L-  FRÄNKEL 

Säuferinnen  ;  es  ist  ein  Klang  aus  längst  verrauschter  Zeit,  wenn  Hilarius 
Drudo  noch  1652  in  die  Compilation  .Practica  artis  amandi'  (schon 
1600  gedruckt)  p.  411  eine  ältere  Auslassung  ,mulieres  cur  rarius  in- 
ebrientur'  aufnahm.  S.  89  fF.  liefern  eine  gedrängte  Nachgeschichte 
des  Dedekind-Scheidt'schen  Geisteskindes.  Voranstehen  mußten  hier 
die  Anspielungen  im  ,gesprech  des  Herrn  mit  S.  Petro',  das  der  Heraus- 
geber Schade  (a.  a.  0.  I,  245)  noch  vor  1560  setzt;  Hs.  Citat  ist  in 
S.  160,  V.  218  f.  und  S.  163,  V.  329  zu  bessern.  H.  Kornmanns 
Warnung  vor  dem  ,Grobiannus'  (!)  steht  1629  in  ,De  linea  amoris  com- 
mentarius'  (nicht  ,commentatorius')  p.  37.  Wo  der  Grobianus  bei 
Moscherosch  vorkommen  soll,  vermag  ich  nicht  aufzufinden.  Zur 
Charakteristik  Wenzel  Scherffers  verweise  ich  auf  sein  an  Grobianis- 
mus streifendes  Gedicht  in  der  Gaunersprache  bei  Ave-Lallemant, 
Das  deutsche  Gaunerthum  IV,  88  ff.  Dagegen  bringt  Sigm.  v.  Birken 
Österreich.  Ehrenspiegel  (1668)  937  ,Eine  Antwort  aus  dem  Grobiane' 
und  Grimmeishausen  im  Simplicissimus  (Kurz  III,  107,  14)  neben 
,Grobiani'  (196,  28)  wie  ein  Paradigma  ,ein  grobianisches  Stückelein'. 
Neuerdings  verzeichnet  H.  Hayn  im  Centralblatt  f.  Bibliothekswesen 
VII,  524:  „Der  kleine  Grobianus,  Von  groben  unhöff liehen  Bäurischen 
Tölpischen  Sitten  und  Gebärden,  mit  annoch  darzu  gegebenen  an- 
rauthigen  Rätzeln",  o.  0.  u.  J.  (um  1700)  nach  Berliner  kgl.  Bibl.  Yz 
3371  (in  Prosa,  nur  Vorrede  und  die  fünf  Räthsel  in  Versen).  Ja  so- 
gar 1710  (o.  O.)  wurde  noch  veröffentlicht:  ,Alamodische  Hobel-Bank, 
worinnen  die  groben  Sitten,  Ehrsucht  ...  ziemlich  überhobelt.  Deme 
noch  beygefügt  ein  kurtz  verfaßter  Grobianus.  Durch  Expertum  Waar- 
mundt'  (Katalog  161  von  J.  A.  Stargardt,  Berlin  1887,  Nr.  177;  Hayn 
im  „Centralblatt  f.  Bibliothekswes."  VII,  553),  also  zwei  Jahre  nach 
Bockemeyers  Abdruck  von  Scherffers  Neubearbeitung  des  Dedekind  II. 
Den  vollständigen  Titel  dieses  ,Der  unhöffliche  Msr.  Klotz.  Hofflings- 
hausen  bei  Ernst  Sittenau'  (vgl.  oben  ,Flegelsdorp')  vermißt  man  bei 
Hauffen  (S.  88  f.)  ebenso  ungern,  wie  den  von  Bull's  englischer  Über- 
tragung (1739),  des  letzten  Lebenszeichens  des  Grobianns ;  beide  theilte 
schon  Flögel  III,  317  mit.  Auch  sonst  kann  ich  das  Fortleben  des 
Charaktertypus  verschiedentlich  neu  belegen.  J.  W.  Zinkgraf,  Ver- 
mehrte Schulbossen  1627  (zuerst  vor  1624:  Zacher,  Die  deutschen 
Sprehwrtrsmign.  S.  39)  S.  22:  ein  Philosoph  wetzt  bei  Hofe  das  Messer 
am  Pantoffel  (vgl.  Scheidt  V.  683  ff.)  und  schneidet  seine  Nägel  damit, 
so  daß  ,jhn  aber  der  Fürst  einen  unhöff  liehen  Grobianum  drauff  schalt'. 
Facetiae   facetiarum  (1657),    doch    schon   in    der   Ausgabe   von  1615) 


BEMERKUNGEN  ZUR  ENTWICKLUNG  DES  GROBIANISMUS.  191 

p.  495  (theses  de  hasione  I,  14) :  ,Phlegmatica  hasibilitas  est  orta  ex 
nimia  bibendi  fidelitate.  Hie  huraor  non  Hasio  sed  Grobianus  et  Rusti- 
cus  (vgl.  Hauffen  S.  22,  Flögel  I,  219  f.)  dicitur'.  Ebd.  p.  496  (I,  17): 
, Summa,  qui  Grobianum  egregie  callent,  Hasiones  gravitatis  vocantui". 
Nach  p.  497  (I,  22)  rechnen  zu  den  ,symptomata  harum  hasibilitatum' 
die  als  unfläthig  verschrieenen  (s.  die  derselben  Zeit  entstammenden 
, Theses  inaugurales  de  virginibus'  I,  117)  ,Eulenspigelius'  (vgl.  H. 
S.  37  u.  bes.  113—120)  und  , Claus  Stultus'.  Ebd.  p.  507  (II,  31): 
jlnterdum  probantur  baculatio  ad  sanguinem  loco  phlebotomiae.  Sed 
haec  posteriora  Grobianis  proprie  conveniunt'.  , Grobian'  mit  Anklang 
an  die  alte  volksthümliche  Bedeutung  hat  sich  bis  heute  noch  hie  und 
da  im  Volksschauspiel  erhalten;  Dr.  med.  A.  Kollmann  in  Leipzig 
weist  mich  auf  Hamm,  Das  Puppenspiel  von  Dr.  Faust  (Leipzig  1850) 
S.  36,  Z.  1  hin.  Solcher  ,Trincier'-  oder  Vorschneidebücher,  wie  H. 
(S.  92  A.)  eins  als  Zeuge  eines  verwandten  Literaturzweigs  namhaft 
macht,  gibt  es  viele  Dutzende,  wie  z.  B.  der  1887  als  Manuscript  ge- 
druckte, dann  durch  drei  Nachträge  auf  828  Nummern  ergänzte  Ka- 
talog der  umfangreichen  Kochbüchersammlung  des  Hotelier  Th.  Drexel 
in  Frankfurt  a.  M.  ausweist.  Zu  Georg  Greflinger  (ebd.)  vgl.  Ottingens 
Monographie  (1882).  Zahlreiche  deutsche  Tranchier-,  Complimentier- 
und  verwandte  Bücher  aus  dem  17.  und  18.  Jahrhundert  verzeichnet 
jetzt  Hayn  im  Centralbl.  f.  Bibliothekswes.  1890,  S.  550  ff. 

Hiermit  ist  die  Grobianus-Literatur  als  solche  abgethan.  Es 
wird  nun  Scheidt' s  , Lobrede  von  wejren  des  Meyen'  als  absichtliches 
Gegenstück  zu  jener  betrachtet.  Zu  S.  95,  A.  1,  über  den  Streit 
zwischen  Sommer  und  Winter  in  Sage  und  Lied  s.  Böckel  p.  XI  u. 
XIV,  ebd.  S.  109  über  den  zwischen  Wasser  und  Wein  (zu  H.  S.  101). 
Zu  S.  97 :  ist  Dr.  Fausts  Faßritt  ein  Abbild  des  gleichen  Zuges  beim 
Herbst  im  volkstümlichen  Kampfe  zwischen  Herbst  und  Mai?  Bei 
Scheidt's  Niederschrift  des  Lenzlobes  zu  Ende  November  erinnere  ich 
an  Unlands  bezügliche  Äußerung:  Holland,  Zu  L.  Uhland's  Gedächtnis 
S.  35.  Ob  Scheidt  bei  , Wasser  trinken  wer  das  best'  (s.  S.  101) 
Pindar  vorschwebte?  Andererseits  gemahnt  die  Art,  die  rein  mate- 
riellen ,  sogar  landwirtschaftlichen  Vorzüge  des  Frühlings  hervorzu- 
heben, an  Brockes'  Nützlichkeitsstandpunkt,  der  etwas  idealistischer 
gestimmt  auch  bei  einigen  spanischen  Franziskanern  aus  der  Zeit  des 
, Grobianus'  aufstößt  (Zöckler,  Gesch.  d.  Bezhgn.  zwischen  Theol.  u. 
Naturwss.  I,  575  ff.),  sowie  bei  Shakespeare,  R.  a.  J.  III,  1.  Inwie- 
fern wartete  Marot's  in  Heidelberg  noch  nach  Scheidt  ,eine  wichtige 
Rolle'    (S.    105)?     Für    ,Paul    Melissus    Schede'    sehe    man    Tauberts 


192  L.  FRÄNKEL,  BEMERKUNGEN  etc. 

Dissertation   ein.  Das  Capitel,  das  das  allgemeinste  Interesse  darbietet, 
ist  das  über  ,Sch.  und  Fischart'.    Leider    sind   die  Grundlagen  dieses 
Verhältnisses  nur  angedeutet;  man  vergleiche  deshalb  dazu  Arnstadt, 
Fr.  Rabelais  S.  76  und  Goedeke,  Dichtgn.  von  J.  F.  p.  XIV  f. ,  sowie 
Strauch  i.  d.  Allg.  Dtsch.  Biogr.  30,  728  f.  Die  Behauptung  (S.  111), 
F.  sei   stofflich  ,nicht  originell',  ist,    wenn  uneingeschränkt,  stark  an- 
fechtbar.   Bezüglich  Fischarts    vaterländischer    und   religiös-nationaler 
Gesinnung  vgl.  Vilmar  Zur  Literatur  Fs."  S.  15  u.  26,  sowie  Rückbeil, 
Kleine  Beiträge  zur  Litt.  Fs.   (Progr.   1880)  S.  10  ff.;  über  die  Bilder- 
gedichte (S.  111,  A.  4)  handelt  Wendeler,    Schnorrs  Archiv  7,  305  u. 
12,  485.    Fs.  Stellung   in   Prosodie   und   Metrik   wird   S.  120   zu  sehr 
herabgedrückt:  vgl.  Dederding  Prg.  Brl.   1876,    S.  10  f.  ,Die  Wiener 
Meerfahrt'   (Gesammtabenteuer  Kr.  51)    enthält  nicht  ,die  älteste  Kneip- 
schilderung' (8.  122).  Abgesehen  von  dem  antiken  Agrigentiner  Schwank 
bei  Athenaeus  II,  5    geht    z.  B.    die   in   Hugo's  Renner   vorauf;    vgl. 
Hagens  Germ.  V,  122  u.  Z.  f.  d.  A.  V,  243.    Daß  Fischarts  Trunken- 
litanei überall  auch  im  Einzelnen  mit  Rabelais'schen  Requisiten  arbeitet 
(S.  126,  A.  1),  weist  gründlichst  nach  Schwarz,  R.  u.  F.,  S.  12,  41  f., 
55,   wonach  die  Angaben  bei  Arnstadt  S.  80  und  Ganghofer,    F.  und 
seine  Verdeutschung  des  R. ,   S.  27  ff.    (auf  den   sich   H.   somit  nicht 
berufen  durfte),  fallen.    Fischarts  Ausbruch  gegen  das  ,Tintendeutsch' 
des  Studiertisches  (ebd.)  ist  ein  kräftiger  Vorläufer  der  neuerdings  so 
scharfen  Angriffe  auf  den  ,papiernen  Stil'.  S.  127,  A.  2  fehlt  der  Hin- 
weis auf  Horat.  carm.  I,  37,  1 ;    S.  128,  A.  7  Brant  Nrrnschff.  52,  34 
als    muthmaßliche  Quelle    des   ,criminor    te    kratzenor     a    te\     einer 
makkaronischen  Redensart,    die   bald  sehr  volksthümlich  wurde  (vgl. 
Schade  II,  S.  185,  V.  12  u.  S.  346).  Zu  S.  131,  A.  1:  die  ,Epicurische 
(vgl.  auch  Hauffen  S.  35,  A.  2)  sew'  Scheidt's,  bekanntlich  nach  Hör. 
epist.  I,  4,  16,   erscheinen  im  16.  Jahrhdt.  oft  (z.  B.  Faustbuch  p.  196 
mit  p.  104  verglichen) ;  vgl.  Strauch  in  Vierteljahrsschrift  f.  Litt. -Gesch. 
I,  70,  für  den  Gelageton  in  jener  Zeit  Hauffen  ebd.  II,  481  ff. 

Überblickt  man  das  ganze  außerordentlich  inhaltsreiche  Buch, 
so  erkennt  man  bald  die  Schwierigkeiten  der  Composition.  Jedoch  sind 
diese  in  der  Hauptsache  überwunden,  und  nur  hie  und  da  möchte  man 
Einzelnes  anders  geordnet  sehen.  So  ist  in  dem  Übergangsstadium  der 
Tischzucht  zur  Parodie  S.  18 — 29  die  zeitliche  Reihenfolge  nicht  ganz 
durchsichtig  und  mancherlei  wohl  etwas  verschoben.  Was  S.  19  ff. 
S.  36  f.,  S.  73  f.,  S.  122  f.  über  die  Entfaltung  der  verschiedenen  Keime 
zur  Grobianusidee  erzählt  wird,  verzettelt  das  Zusammengehörige,  was 
zu  einem  einheitlichen  Bilde  verschmolzen,    an  Anschaulichkeit  unge- 


K.  SPRENGER,  ZU  REINKE  VOS.  193 

mein  gewonnen  hätte.  Was  außerdem  zu  beanstanden  ist,  beschränkt 
sich  auf  Äußerlichkeiten.  ,Sanct  Veltens  leyden'  (S.  118  oben)  war 
doch  einer  Erläuterung  bedürftig.  Hinweisungen  auf  Bücher  oder  be- 
stimmte Stellen  ermangeln  bisweilen  der  erwünschten  Vollständigkeit: 
S.  22,  A.  2  (s.  o.),  S.  59,  A.  1  (Egenolf),  S.  60,  A.  2  (Brandan),  S.  112, 
A.  3,  S.  113  A.  3  (,in  Goedekes  Deutscher  Dichtung  161  ff/).  S.  110 
am  Anfange  des  zweiten  Absatzes  ist  durch  das  eingefügte  Citat  der 
Satzbau  völlig  in  die  Brüche  gegangen.  An  Druckfehlern  (für  die  ein 
Verzeichnis  fehlt)  fallen  auf:  S.  5  ,weißer'  statt  , weiser',  S.  74  ,spiten* 
(spitzen),  S.  91  Batholomeus,  S.  113  Fichart,  S.  128,  A.  7  ä  für  a; 
auch  ist  auf  letztgenannter  Seite  in  der  zweiten  Zeile  der  Anmer- 
kungen die  Interpunction  zu  ändern.  —  Hauffen  ist  an  seinen  Stoff 
mit  größtem  Eifer  herangetreten  und  hat  keine  Mühe  gescheut,  ihn 
zu  bewältigen.  Auch  wo  es  am  sprödesten  war,  hat  er  das  Thema  das 
Abstoßende  verlieren  lassen  und  durch  abwechslungsreiche,  oft  spannende 
"Wiedergabe  über  die  vielfachen  unschönen  Motive  hinweggeholfen.  Be- 
sonders anzuerkennen  ist  es ,  wie  er,  der  Katholik,  dem  schroff  anti- 
päpstlichen Streben  der  protestantischen  Satire  völlig  vorurtheilslos 
gerecht  wird,  ja  nicht  selten  überzeugt  beistimmt  (S.  44,  102,  112, 
115,  131).  Es  ist  bei  solchen  streng  quellenmäßigen  Arbeiten  schwer, 
neben  der  Nachprüfung  der  Einzelheiten  das  Auge  für  höhere  Gesichts- 
punkte und  das  Ganze  der  Darstellung  freizuhalten.  Hauffen  hat  die  Lite- 
raturgeschichte um  ein  äußerst  fleißiges  und  schätzenswerthes  Werk 
bereichert;  von  zwei  weiteren  Arbeiten  kündigt  er  eine  (S.  113,  A.  3) x) 
direct,  eine  (in  der  Vorrede)  zwischen  den  Zeilen  an.  Möge  die  liebe- 
volle Hingabe,  die  er  dem  anziehenden  Probleme  der  Reformations- 
litteratur  widmet,  noch  oft  von  Erfolgen  gekrönt  sein,  an  denen  sich 
die  Wissenschaft  aufrichtig  freuen  darf. 

LEIPZIG,  1889.  LUDWIG  FRÄNKEL. 


ZU  REINKE  VOS. 

In  der  Glosse  zu  III,  14  (Priens  Ausgabe  S.  195)  heißt  es: 
„Dre  stucke  menet  de  lerer  in  desseme  capittel.  Dat  erste  is,  dat  eyn 
ryhter  richten  schal  na  klaghe  unde  na  antworde  unde  schal  vaste 
umberochtyge  tügen  löven,  so  alze  hir  de  konnink  sprack:  konde 
yemant    Aves    tügen    myt    alsodanen,    de    umberochtyget    weren.    Dat 


*)  Ist  erschienen  Viertel)  ahrsschrift  f.  Litt.-Gesch.  II,  481. 


194  R.  SPRENGER,  ZU  REINKE  VOS. 

ander  is,  dat  ein  richter  vaken  wert  bedrogen,  umiiie  dat  he  sik 
vorhopet,  wes  to  krygen  kleynöde  edder  andere  dult  bottere, 
unde  leth  darumme  na  de  rechtferdicheyt  efte  eynen  mysdeder  varen." 
In  dieser  Stelle,  deren  Sinn  im  Ganzen  deutlich  ist,  erregen  besonders 
die  Ausdrücke  dult  bottere  Anstoß.  Im  Mnd.  Wb.  1,  594  wird  dult 
als  gleichbedeutend  mit  tlxulte,  amphora  fictilis  vel  rona  gefaßt.  Da- 
gegen spricht  aber  schon  die  Form  des  Wortes;  auch  in  den  jetzigen 
Mundarten  kennt  man,  so  viel  ich  weiß,  nur  tulte,  tiilte  in  dieser 
Bedeutung.  Auch  wird  es  nur  für  ein  Gefäß  gebraucht,  welches  zur 
Aufnahme  von  Flüssigkeiten  bestimmt  ist.  Ich  glaube  daher,  daß  die 
Erklärung  Priens  ,,dult  bottere,  ein  Krug  oder  sonst  eine  Quantität 
Butter"  schon  aus  diesem  Grunde  zu  verwerfen  ist.  Aber  auch  wegen 
des  Zusammenhanges  muß  es  Anstoß  erregen,  daß  die  Butter  hier 
so  unvermittelt  neben  den  Kleinoden  steht,  selbst  wenn  wir  uns 
entschließen  sollten,  andere  hier  im  pleonastischen  Sinne  (wie  das 
frz.  autre)  zu  fassen.  Ich  habe  mich  daher  schon  länger  nach  einer 
anderen  Erklärung  von  didt  umgesehen,  habe  aber  bisher  damit, 
auch  in  meiner  Besprechung  von  Priens  Ausgabe  im  Litteraturblatt 
f.  german.  u.  roinan  Philol.,  kein  Glück  gehabt.  Jetzt  scheint  mir 
eine  Stelle  aus  einer  Jesüitenrechnung  von  1630,  welche  in  Schmeller- 
Frommanns  Bayer.  Wörterbuch  I,  504  mitgetheilt  ist,  auch  auf  unsere 
Stelle  Licht  zu  werfen.  Es  heißt  dort:  „Dem  Dichter  zu  einer  dult 
6  fl.,  dem  Schreiber  zu  einer  dult  2  fl.  verehrt."  Es  wird  dort  dieses 
dult  wohl  mit  Recht  auf  got.  didths,  ahd.  tidd,  mhd.  dult  zurück- 
geführt. Dieses  Wort  bedeutet  ursprünglich  solemnitas,  die  Feier, 
das  Fest.  Diese  Bedeutung  ist  jetzt  untergegangen,  doch  lebt  sie, 
wie  Schmeller  nachweist,  noch  in  Folgendem:  1.  Jahrmarkt,  der  ur- 
sprünglich durch  irgend  ein  örtliches  Fest  veranlaßt  ist,  oder  noch 
jetzt  mit  einem  solchen  in  Verbindung  steht  (vgl.  Messe).  2.  Waare, 
die  man  zum  Verkauf  auf  eine  Duld  (Jahrmarkt)  bringt.  3.  Waare, 
die  man  auf  einer  Duld  für  sich  oder  andere  kauft  (Männer  pflegen 
ihren  Ehehälften,  Eltern  ihren  Kindern,  Liebhaber  ihren  Geliebten, 
Herrschaften  ihren  Dienstboten  eine  Duld,  zu  kaufen).  —  Didd  in  der 
Bedeutung  „Jahrmarkt"  ist  auch  auf  niederdeutschem  Gebiete  in  Kiel 
bekannt,  und  war  es  früher,  wie  mir  Herr  Gymnasialdirector  Krause 
in  Rostock  brieflich  mittheilt,  auch  in  Hildesheim.  Wie  man  nun 
noch  jetzt  sagt:  Kauf  mir  einen  Jahrmarkt,  d.  h.  ein  Jahrmarkts- 
geschenk, so  entwickelte  sich  die  oben  angegebene  zweite  Bedeutung. 
Einen  weiteren  Schritt  that  man  dann  noch,  indem  man  das  Jahr- 
marktsgeschenk   zu     einem     Geschenk,     einer    Verehrung     überhaupt 


R.  SPRENGER,  ZU  REINHART  FUCHS.  195 

machte.  Daß  diese  Bedeutungsentwicklung  auch  auf  niederdeutschem 
Gebiete  vor  sich  gegangen  ist,  dafür  spricht  nach  meiner  Meinung 
obige  Stelle.  Ich  übersetze  also  Meynöde  edder  andere  dult  durch: 
Kleinode  oder  andere  Geschenke.  Daß  lottere  'Butte/  ist,  brauchen 
wir  an  und  für  sich  nicht  zu  bezweifeln,  da  Geschenke  an  Lebens- 
mitteln auch  jetzt  noch  von  den  Landleuten  gerne  gemacht  werden. 
Doch  glaube  ich,  daß  das  Wort  nicht  so  unvermittelt  hinter  diät  ge- 
standen hat,  sondern  daß  dazwischen  etwas  ausgefallen  ist.  Ich  schlage 
daher  vor,  die  Stelle  folgendermaßen  zu  lesen,  indem  ich  das  in  Klam- 
mern stehende  nur  als  ungefähre  Ergänzung  zu  fassen  bitte:  Dat 
ander  is,  dat  ein  richter  vaken  wert  bedrogen,  umme  dat  he  syk  vor- 
hopet,  wes  to  krygen:  kleynöde  edder  andere  dult  [,  eigere  edder] 
bottere  u.  s.  w. 

NORTHEIM.  R.  SPRENGER. 


ZU  REINHART  FUCHS. 


V.   141  ff.  lauten  in  Reißenbergers  Ausgabe: 

Schantecler  sprach  ze  Beinharte  sprach  er,   „ir  gät  ein  üppige  vart.u 

„war  gähet  ir  sas  harte?  Schantecler  tcas  ungerne  dö, 

wes    lät    ir    iuch    disen    gebür    be-  als  er  im   entleip,    dö  icant  er  sä 

schelten?  vro 

megt  irs  im  niht  vergelten?*  den  hals  üz  Reinhartes  munde. 
,Jä  ich,  sammir  Reinhartu, 

entleip  ist  Conjectur  Schönbachs  für  das  handschriftliche  entweich. 
Da,  entwichen  auch  (einer  Bitte,  einem  Rathe)  nachgeben  heißt  (vgl. 
die  von  Haupt,  Zu  Erec2  3831  gesammelten  Stellen),  so  ist  kein  Grund 
zur  Änderung.  Die  Erzählung  ist  hier  sehr  kurz.  Aus  anderen  Bear- 
beitungen geht  hervor,  daß  der  Hahn  dem  Fuchs  den  Rath  gibt,  sich 
gegen  seine  Verfolger  zu  verantworten,  und  dann,  als  dieser  den  Mund 
öffnet,  die  Gelegenheit  zur  Flucht  benutzt.  Vgl.  Chaucers  The  Nonne 
Prestes  Tale   (Ausgabe  von  Morris,  Clarendon  Press  1883),  V.  584  ff. : 

This  cok  that  lag  lipon  thefoxes  bah,  Turneth  ayein,  ye  proude  cherles  alle! 

In   all   his    drede    unto   the  fox  he  A  verray  pestilens  upon  yow  falle! 

spak,  Note    am  1  come    unto    this   woodes 
And  saide,  'Sire  if  that  I  ivere  as  ye,  syde, 

Yet    *chidde  1   sayn    (as   wis    God  Maugre   youre   heed,   the    cok    schal 

helpe  me),  heer  abyde; 


196  A.  BARTSCH 

/  %col    htm   ete   in  faith,    and   that  And  as  he  s-pak  that  icord,   al 
anoon.'  sodeinly 

The  fox  ansicerde,  In  fait  it  schal  be  Th  is  cok  brak  fr  o  m  h  is  mout  h 
doon.  delyverly. 

N0RTHE1M.  R.  SPRENGER. 


DREI  AKROSTICHA. 


I. 

Franz  Pfeiffer  gab  in  Zs.  f.  d.  Alterth.  VIII  298  ein  Gedicht 
auf  Maria  von  einer  Frau  nach  einer  Abschrift  des  Koloczaer  Codex 
heraus,  das  etwa  der  Mitte  des  13.  Jahrh.  angehört.  Pf.  hat  hier 
übersehen,  daß  die  Dichterin  den  Versuch  gemacht  hat,  den  sog. 
englischen  Gruß  akrostichisch  zu  verwerthen.  Wie  dieser  Versuch 
gelungen  ist,  mögen  die  Worte  zeigen,  die  sich  aus  den  Anfangs- 
buchstaben der  Verse  ergeben: 

Ave  marja  gvania  plena  pominfs  tekuni  benedikta  tu  ii 
mulieribus  ee  benediztus  erukmfa  ventris  tfi... 
Die  übrigen  Buchstaben  bieten  ein  solches  Gewirr,  daß  man  deutlich 
erkennt,  daß  hinter  tfi  (=  tui)  die  Dichterin  alle  Bemühungen  das 
Akrostichon  weiter  zu  führen,  aufgegeben  hat.  Die  wilde  Schreibweise 
teknm,  benedikta  neben  benediztus ,  erukmfa  (=  fructus)  spricht  wohl 
dafür,  daß  die  Dichterin  kein  Latein  verstand,  ein  Umstand,  welcher 
ihr  die  Bildung  des  Akrostichons  sehr  erschweren  mußte.  Daß  sie 
ganz  mechanisch  vorging,  ersieht  man  daraus,  daß  die  Anzahl  der 
Buchstaben  in  den  einzelnen  Wörtern  streng  festgehalten  ist,  z.  B. 
ii  (=  in),  ee  (=  et) ,  erukmfa  (=  fructus).  Ob  vielleicht  aus  dem 
Chaos  der  letzten  Anfangsbuchstaben  noch  etwas  zu  gewinnen  ist, 
etwa  der  Name  der  Dichterin,  kann  ich  nicht  sagen 5  ich  möchte  es 
bezweifeln. 

II. 

Ein  weit  interessanteres  Resultat  ergibt  das  in  Zs.  f.  d.  Alterth. 
II  16<s — 170  von  Leyser  veröffentlichte  Gedicht:  Aurea  fabrica 
de  laudibus  virginis  gloriosae  (15.  Jhdt.),  dessen  Verfasser  Leyser 
nicht  bekannt  war. 

Leyser  nimmt  es  als  ziemlich  sicher  an,  daß  derselbe  kein  Deut- 
scher, sondern  ein  Welscher  sei.  Aber  die  Häufung  von  Adjectiva 
und  die  Bildung   neuer  Wörter   und  Ausdrücke   zeugen    nur   von  der 


DREI  AKROSTICHA.  197 

Routine  des  Dichters .  der  außer  ungewöhnlichen  Wortbildungen  selbst 
vor  ungewöhnlicher  Declination  nicht  zurückschreckt  (ex  saxellibus 
Str.  14,  6).  Daraus  kann  noch  nicht  der  Schluß  gezogen  werden, 
daß  die  Heimat  des  Dichters  nach  Welschland  falle.  Vielmehr  gibt 
schon  die  nächste  Zeile,  Str.  14,  7: 

sed  (l.  ut)  pilis  et  de  (l.  atque)  pellibus 

queam  eructuare 

Mariae  laudes  et  honorem 
einen  deutlichen  Beweis,  daß  der  Dichter  ein  Deutscher  ist:  denn 
pilis  atque  pellibus  ist  doch  nichts  Anderes  als  unser:  „mit  Haut  und 
Haar",  d.  h.  ganz  und  gar,  vollständig.  An  das  Deutsche  gemahnt 
auch  Str.  27,  8:  fit  exul  orane  taedium  „Gast  wird  ein  jeder  Überdruß." 
Ferner  nimmt  Leyser  an,  daß  das  Gedicht  in  das  13.  Jahr- 
hundert zu  verlegen  sei.  Diese  Annahme  ist  ebenso  falsch,  als  die 
vorhergehende  von  der  Heimat  des  Dichters.  Dafür  liefert  das  Akro- 
stichon den  besten  Beweis.  Die  Anfangsbuchstaben  der  34  Strophen 
ergeben  nämlich:  J  Franco  scolaster  Meschedensis  servit... 
Leider  bricht  das  Gedicht  mit  Str.  34  ab.  Was  das  J  vor  dem  Namen 
bedeutet,  weiß  ich  nicht. 

Dieser  Franco  ist  also  derselbe,  welcher  dem  Papste  Johann 
seine  kirchlichen  Poesieen  widmete  und  in  den  Eingangsversen  sich 
Scholaster  Franke  Meschedensis  dioecesis  Coloniensis' 
nennt.  Im  Jahre  1330  ging  er  als  erzbischöflicher  Kanzler  nach 
Bremen.  Er  verfaßte".  1.  Vita  SS.  Joannis  Baptistae  et  Evangelistae  ; 
2.  Salutatio  ad  S.  Crucem;  3.  Dictamen  subtile  ad  B.  Mariam  Vir- 
ginem.  Das  letztere  der  genannten  Gedichte  ist  doch  wohl  identisch  mit 
dem  Zs.  f.  d.  Alterth.  a.  a.  0.  veröffentlichten.  'Aurea  fabrica'  scheint 
der  ursprüngliche  Titel  des  Gedichtes  gewesen  zu  sein;  diese  Benennung 
würde  zu  dem  überladenen  und  schwulstigen  Stile  des  Dichters  mehr 
passen. 

Übrigens  führt  Jöcher  von  zwei  anderen  Franco  ein  Gedicht: 
de  laudibus  B.  Mariae  Virginis  an,  womit  unser  Gedicht  in  keinem 
Zusammenhange  steht. 

Über  Franco  scholaster  Meschedensis  vgl.  Seibertz,  Westphäl. 
Beiträge  (1819)  I  164  und  0.  Lorenz,  Deutsche  Geschichtsquellen 
II,  81.  157. 

III. 

Docen  macht  in  seinen  'Miscellaneen'  II  192  auf  eine  handschrift- 
liche Sammlung   von  verschiedenen  Liedern  aufmerksam,    welche  auf 


198  R-  KÖHLER 

die  Rheingegend,  speciell  Trier  hinweist  und  im  13.  Jahrhundert  ent- 
standen ist.  Aus  dem  einen  lateinischen  Gedichte,  wo  französische 
Brocken  mit  unterlaufen,  führe  ich  folgende  Strophe  an : 

Ars   dialectica  Nil   potat  melius 

Nil  probat  verius,  Et  plus   munifica 

Gens   teutonica  Sua   dans   largius   per  dulzor  .  .  . 

In  dieser  Strophe  erkennt  man  leicht  das  Akrostichon  mit  dem 
Frauennamen  Angnes.  Die  Schreibweise  darf  uns  nicht  irritieren. 
Vielleicht  dürfte  dies  der  Name  der  Herrin  sein,  welche  den  vor- 
trefflichen, gepriesenen  Trank  und  reichliche  Geschenk  dem  Dichter 
bot.  Leider  ist  das  Gedicht  nicht  vollständig  abgedruckt,  so  daß  ich 
nicht  entscheiden  kann,  ob  nicht  hinter  den  Anfangsbuchstaben  der 
Gesammtstrophen  ebenfalls  ein  Name  verborgen  ist,  wie  es  den  An- 
schein hat;  denn  aus  den  ersten  drei  Strophen  läßt  sich  der  Name 
Uta  gewinnen. 

BRESSLAU.  ADOLF  BARTSCH. 


EINE  KOPTISCHE  VARIANTE  DER  LEGENDE 
VON  GREGORIÜS  AUF  DEM  STEIN. 


Vor  zwanzig  Jahren  habe  ich  in  der  Germania  XV,  288 — 291 
eine  in  einer  bulgarischen  Handschrift  des  17.  Jahrhunderts  enthaltene 
Legende  von  Paul  von  Cäsarea,  die  mit  der  abendländischen  von 
Gregor  auf  dem  Stein  sehr  übereinstimmt,  in  einer  wörtlichen  Über- 
setzung von  meinem  seitdem  leider  verstorbenen  Freunde  Anton 
Schiefner  mitgetheilt. ')  Heute  kann  ich  auf  eine  neue  Gregor -Variante 
aufmerksam  machen,  und  zwar  auf  eine  koptische.  Sie  findet  sich  in 
den  'Contes  et  Romans  de  l'Egypte  chretienne  par  E.  Amelineau, 
Paris  1888,  I,  165 — 189  in  französischer  Übersetzung  und  ist  über- 
schrieben 'Histoire  du  Roi  Armenien',  weil  sie  zunächst  von  dem 
frommen,  gottgeliebten  König  Armenios  von  Tyros  handelt,  jedoch 
ist  der  eigentliche  Held  Johannes,  der  Sohu  und  Nachfolger  des 
Armenios.  Johannes  thut,  als  er  König  geworden  ist  und  von  einem 
Feste  trunken  heimkehrt,  seiner  Schwester  Gewalt  an.  Als  er  aber 
von  ihr  erfährt,  daß  sie  von  ihm  schwanger  ist,  verläßt  er  heimlich 
den    Palast    und    geht    in    ein   Kloster.    An  seiner  Stelle    wird    seine 


i)  Vgl.  A.  Seelisch  in  der  Zeitschr.  f.  deutsche  Philologie  XIX,  407  f. 


R.  KÖHLER,  EINE  KOPTISCHE  VARIANTE  etc.  199 

Schwester  Königin.  Nach  Ablauf  der  neun  Monate  der  Schwanger- 
schaft brachte  sie  heimlich  einen  Knaben  zur  Welt.  Alsbald  ließ  sie 
eine  Wiege  und  eine  Tafel  von  Gold,  eine  von  Silber  und  eine  von 
Elfenbein  machen.  Auf  letzterer  ließ  sie  die  Worte  eingraben:  Der 
Vater  dieses  Kindes  ist  sein  Oheim  und  seine  Mutter  ist  seine  Tante. 
Der  Knabe  und  die  Tafeln  wurden  in  die  Wiege  gethan  und  dazu 
noch  ein  Blatt  Papier,  worauf  geschrieben  stand,  die  goldene  Tafel 
solle  dem  Kinde,  wenn  es  groß  geworden  sei,  gehören,  die  von  Silber 
aber  dem,  der  es  erziehen  würde.  Hierauf  wurde  die  Wiege  in  den 
vorüberfließenden  Fluß  gesetzt.  Bei  einem  Kloster  des  Märtyrers 
Jacob  des  Zerschnittenen ')  wurde  sie  am  Jahresfest  des  Heiligen  von 
einem  Fischer  ans  Land  gezogen.  Der  Abt  des  Klosters  behält  die 
goldene  und  die  elfenbeinerne  Tafel  für  sich,  die  silberne  aber  gibt 
er  dem  Fischer,  um  den  Knaben  aufzuziehen.  Als  er  herangewachsen 
war,  erfuhr  er  von  den  Kindern  des  Fischers  im  Streit,  daß  er  nicht 
ihr  Bruder  sei.  Der  Fischer  führt  ihn  zum  Abt,  der  ihm  die  goldene 
und  die  elfenbeinerne  Tafel  gibt.  Letztere  liest  er  zu  seiner  großen 
Betrübniß,  die  goldene  aber  verkauft  er,  und  für  den  Erlös  kauft  er 
sich  ein  Streitroß  und  die  nöthigen  Waffen  und  Ausrüstung  und  reitet 
von  dannen.  Er  kommt  in  die  Stadt  seiner  Mutter,  unter  die  Soldaten, 
nimmt  einen  König,  der  die  Stadt  belagert,  gefangen  und  wird  dann 
Gemahl  der  Königin.  Die  Königin  bemerkt,  daß  er  stets  aus  dem 
heimlichen  Gemach  blaß  und  mit  rothen  Augen  zurückkommt  und 
erzählt  dies  ihren  Frauen.  Eine  derselben  belauscht  den  König  und 
sieht,  wie  er  im  heimlichen  Gemach  eine  Elfenbeintafel  nimmt  und 
betrachtet  und  dann  wieder  in  ein  Fenster  legt.  Sie  bringt  die  Tafel 
der  Königin,  die,  sobald  sie  sie  erkannt  hat,  in  Ohnmacht  fällt.  Der 
König  wird  gerufen,  und  als  er  von  der  wieder  zu  sich  gekommenen 
Königin  erfährt,  wer  er  und  wer  sie  ist,  geht  er  von  dannen  und 
kommt  endlich  ans  Meer,  wo  er  einen  Fischer  trifft.  Der  Fischer 
muß  mit  ihm  seine  Kleider  tauschen  und  ihm  eine  eiserne  Kette 
kaufen,  die  der  König  sich  an  die  Füße  schließt  und  deren  Schlüssel 
er  ins  Meer  wirft.  Darauf  läßt  er  sich  auf  eine  Insel  im  Meer  rudern ( 
wo  er  nun  viele  Jahre  allein  lebt,  nur  von  Kräutern  sich  nährend 
und  der  Hitze  und  Kälte  ausgesetzt.  Endlich  kommen  eines  Tages 
Gesandte  des  Königs  —  es  ist  nicht  gesagt  welches  — ,  die  einen 
neuen  Patriarchen    suchen    sollen,    zufällig  zu  dem  Fischer   und    ver- 


')  Vgl.  Synaxarium,    d.  i.  Heiligen-Kalender  der  koptischen  Christen,    aus  dem 
Arabischen  übersetzt  von  F.  Wiistenfeld.  Gotha  1879,  S.  138  ff. 


200  E-  LOHMEYER,  ZU  GERM.  XXXI,  225. 

langen  von  ihm  Fische  zum  Essen.  In  dem  zuerst  gefangenen  Fische 
findet  die  Frau  des  Fischers  einen  Schlüssel,  den  der  Fischer  als  den 
von  dem  König  Johannes  ins  Meer  geworfenen  erkennt.  Die  Gesandten 
hören,  wie  der  Fischer  dies  seiner  Frau  erzählt,  und  lassen  sich  von 
ihm  am  anderen  Morgen  nach  der  Insel  fahren,  von  wo  sie  den 
Büßer  mit  sich  nehmen  und  zum  König  bringen,  der  ihn  durch  zwölf 
Bischöfe  zum  Patriarchen  weihen  läßt.  Die  Mutter  des  neuen  Pa- 
triarchen lebte  noch  in  tiefer  Reue  und  Trauer  und  von  schwerer 
Krankheit  heimgesucht.  Als  sie  von  der  Heiligkeit  des  Patriarchen 
hörte,  begab  sie  sich  zu  ihm  und  erflehte  seine  Hilfe.  Er  erkannte  sie 
und  gab  sich  ihr  zu  erkennen,  nachdem  sein  Gebet  sie  geheilt  hatte. 
Gott  verzieh  den  Beiden,  wirkte  durch  sie  Zeichen  und  Wunder  und 
ließ  sie  endlich   selig  sterben. 

Dies  ist  in  aller  Kürze  der  Inhalt  der  koptischen  Legende. 
Herr  Amelineau  kennt  die  Gregor-Legende  nicht,  er  hat  nur  an 
Oedipus  gedacht  und  sagt  S.  XX:  Tauteur  de  l'histoire  d'Armenios 
connaissait  sans  doute  le  mythe  d'Oedipe.' 

WEIMAR.  REINHOLD  KÖHLER. 


ZU  GERMANIA  XXXI.  225. 


Germania  31,  223  ff.  habe  ich  eine  Efferdinger  Papierhandschrift 
des  XV.  Jahrhunderts  (Nr.  54)  beschrieben,  welche  jetzt,  wie  die 
ganze  Efferdinger  Schloßbibliothek,  in  d  er  königlichen  Bibliothek 
zu  Berlin  aufbewahrt  wird  (Ms.  Germ.  4°.  1145").  Meine  a.  a.  0. 
gemachte  Mittheilung,  daß  die  Hs.  in  ihrem  III.  Theile,  dem  Anony- 
mus Neveleti,  althochdeutsche  Glossen  enthalte,  ist,  wie  ich 
mich  kürzlich  überzeugt  habe,  unrichtig.  Über  dem  Verse  *Et  nu- 
cleum  celat  arida  testa  bonum5  stehen  die  Glossen:  1.  zu  nucleum: 
Iclem,  wie  es  scheint;  2.  zu  celat'.  seruat:  3.  zu  arida:  sicca,  nicht 
sura;  4.  zu  testa:  schala.  Weiterhin  kommen  in  dem  ganzen  Stücke 
keine  deutschen,  sondern  nur  nichtssagende  lateinische  Glossen  vor. 
Schala  oder  scala  ist  mittellateinische  Entlehnung  aus  dem  Deutschen; 
Ducange  hat  dies  entlehnte  scala  nur  im  Sinne  von  patera,  aber 
französisches  ecale  und  auch  ecaille,  sowie  italienisches  scaglia  erweisen 
auch  die  andere,  in  obiger  Glosse  auftretende  Bedeutung  des  Lehn- 
wortes. 

KASSEL.  EDWARD  LOHMEYER. 


BIBLIOGRAPHISCHE  ÜBERSICHT 

DER 

ERSCHEINUNGEN  AUF  DEM  GEBIETE  DER  GERMANISCHEN 
PHILOLOGIE  IM  JAHRE  1887. 

UNTER  MITWIRKUNG  VON  J.  TE  WINKEL   IN  GRONINGEN    UND  K.  F.  SÖDERWALL  IN  LTJND 

BEARBEITET  VON 

GUSTAV    EHRISMANN. 


(Fortsetzung.) 

IV.  Germanische  Sprachen. 

291.  Krause,  K.  E.  H.,  31oderspraJce. 

Nd.  Korrespondenzblatt  12,  S.  55  f.  —  Nachgewiesen  in  Dietrich  Engelhus' 
Chronik. 

292.  Peters,   J.,   mnd.    Clfhoste. 

Nd.  Correspondenzblatt  12,  S.  56  f. 

293.  Mensch,  Ella,  die  Scheideformen  im  Neuhochdeutschen.  8.  (104  S.) 
Züricher  Dissertation   1886. 

Vgl.  Lit.  Blatt.  1887,  Sp.  62  f.  (John  Meier);  Herrigs  Archiv  78,  474. 

294.  Müller,    Sinn-  und   Sinnverwandtschaft   (Bibl.    1886,  Nr.   292). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  25—27;  D.  Lit.  Ztg.  1887.  Sp.  1807  f.  (See- 
müller); N.  Jahrb.  f.  Philologie  u.  Pädagogik   136,  220  f.  (Hohlfeld). 

295.  Zeitschrift  des  allgemeinen  deutschen  Sprachvereins,  herausg.  von 
H.   Riegel.  Bd.  I,  Nr.   2—7   u.   8—17. 

Darin  n.  A. :  Polzer,  Mundartliche  Sprachsudelei  in  Nierterösteneich  (Nr.  3); 
H.  Dunger,  welche  Fremdwörter  sind  nicht  zu  bekämpfen?  IL;  Goverts, 
Gelehrtendeutsch.  IL  (Nr.  4);  Riegel,  Sauce,  Salsze,  Tunke  (Nr.  7  uud  8); 
Schleising,  Frau  oder  Dame  (Nr.  11);  Polzer,  Reindeutsch  u.  Rechtdeutsch; 
F.  Kern,  Sprachgebrauch  und  Grammatik  (Nr.  14);  Mühlhausen,  Wilhelm 
Grimm  über  den  Sinn  für  Reinheit  der  Sprache  (Nr.  15);  Waetzoldt,  die 
Jugendsprache  Goethes  (Nr.  17). 

296.  Heyses,  Joh.  Christ.  Aug.,  Fremdwörterbuch.  Durchaus  neu  bearb.  u. 
bis  auf  ca.  90.000  Worterklärungen  erweitert  von  Carl  Böttger.  9.  Ster.- 
Aufl.  Lex.-8.  (IV,  892   S.)  Leipzig,  Fues.  5   M. 

296a.  Heyse's,  Joh.  Christ.  Aug.,  allgemeines  verdeutschendes  u.  erklärendes 
Fremdwörterbuch.  Neue,  mit  zeitgemäßen  Zusätzen  versehene  Berliner  Ausg. 
13.  gänzlich  umgearb.  Ster.-Aufl.  gr.  8.  (VIII,  840  S.)  Berlin,  Cronbach. 
geb.   in   Halbleinw.    5,50   M. 

297.  Kr  etzschm  ar's,  A.,  allgemeines  Fremdwörterbuch.  Alphabetisches  Ver- 
zeichnis der  in  Sprache  und  Schrift  vorkommenden  nichtdeutschen  Wörter, 
deren  Abstammung,  Betonung  und  Verdeutschung.  3.  Aufl.,  bearb.  v.  Carl 
Böttcher,  unter  Mitwirkung  v.  Mothes  u.  J.  Kalau  vom  Hofe.  Mit  einem 
Anh..  enth.  die  gebräuchlichsten  der  dem  kaufmänn.  Verkehr  eigenthüml. 
jüdisch-deutschen  Ausdrücke,  gr.  8.  (VI,  362  y.  u.  Anh.  16  S.)  Leipzig, 
Gloeckner.   2,50   M. 

GERMANIA.    Neue  Reihe  XXIV.  (XXX  VI. i  14 


202  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

297".   Duden,     Vollständiges     orthographisches     Wörterbuch     der    deutschen 
Sprache  mit    etymologischen   Angaben,     kurzen    Sacherklärungen    und   Ver- 
deutschungen der  Fremdwörter.   3.   umgearb.   u.  verm.   Aufl.    (XII,   260   S.) 
Leipzig,    1887,  Bibl.   Institut.    1,60   M. 
Vgl.  Grenzboten  46,  Nr.  24. 

298.  Blasendorff,  Verdeutschungs Wörterbuch  für  Schule  und  Haus.  (IV, 
80   S.)  Berlin   1887,  Weidmann.   0,60   M. 

Vgl.  Zs.  f.  d.  Gymnasialwesen  1887,  763—765  (Marseille):  Gymnasium  1887, 
595—598  (Menge);  Wissensch.  Beilage  d.   Leipziger  Ztg.    1887,  Nr.  71. 

299.  [Sanders,   Daniel]  zu   meinem  Verdeutschungswörterbuch.    (Nachträge.) 
Zs.  f.  deutsche  Sprache   1,  462-467,  512  f.  u.  545  f. 

300.  Meyer-Markau,  Wilhelm,  Fremdwort  und  Schule,  gr.  8.  (141  S.) 
Gotha,   Behrend.    1  M.   Pädagog.   Zeit-  und   Streitfragen.    1.  Bd.    3.  u.  4.    H. 

301.  Meyer-Markau,  Wilhelm,  das  Fremdwort  in  der  deutschen  Sprache, 
gr.   8.   (52   S.)  Gotha,   Behrend.   0,80   M.  Abdruck  aus   dem  Vorigen. 

302.  Boll,  Hermann,  über  bedenkliche  Erscheinungen  in  der  deutschen 
Sprache  der  Gegenwart.  I.  Th.  4.  (17  S.)  Programm  des  Progymnasiums 
zu   Brühl   1887,   Nr.   396. 

303.  Sarrazin,  Otto,  Beiträge  zur  Fremdwortfrage.  Gesammelte  Aufs.  8 
(IV,    122    S.)  Berlin,   Ernst  &  Korn.  1,60   M. 

304.  Pietsch,  Paul,  der  Kampf  gegen  die  Fremdwörter.  Eine  gemeinver- 
ständliche Auseinandersetzung,  gr.   8.  (ni,  80  S.)  Berlin,   Reineeke.  1,50  M. 

305.  Rümelin,  Gustav,  die  Berechtigung  der  Fremdwörter.  1.  u.  2.  Aufl. 
gr.  8.  (III.  88  S.)  3.  Aufl.  gr.  8.  (VII,  90  S.)  Freiburg  i.  B.  1887,  Mohr. 
1,50  M. 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  931  f.  (Seemüller);  Zs.  f.  deutsche  Sprache  1,  57 
bis  63.  122—128,  152—156  n.  205—209  (G.  Hauff);  Zs.  d.  allgem.  deutschen 
Sprachvereins  1,  Nr.  2  (G.  Hauff;,  ebenda  Nr.  8  (Blasendorff)  u.  Nr.  12  (Riegel); 
Preuß.  Jahrbücher  1887,  April;  s.  auch  Allg.  Ztg.  1886,  Beil.  Nr.  359. 

306.  Dung  er,  Herrn.,  die  Sprachreinigung  und  ihre  Gegner.  Eine  Erwide- 
rung auf  die  Angriffe  von  Gildemeister,  Grimm,  Rümelin  und  Delbrück. 
Festschrift  zur  Begrüßung  der  1.  Hauptversammlung  d.  allgem.  deutschen 
Sprachvereins  in  Dresden  am  8.  u.  9.  October  1887.  gr.  8.  (III,  78  S.) 
Dresden,   Teich.    1,60   M. 

307.  Personennamen.  —  Kleinpaul,  Menschen-  und  Völkernamen  (Bibl. 
1885,   Nr.  251). 

Vgl.  Lit.   Centralblatt  1887,  Sp.  92. 

308.  Detter,   Ferd.,   Nahanarvali. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  31,  207  f. 

309.  Wartmann,   II.,   eine  neue   Deutung  des   Namens   der   Alemannen. 
Anzeiger  f.  Schweiz.   Geschichte  1887,  Nr.  5.  —  Von  'a  Lemanno'  (!i. 

310.  Basanavi t  ius ,  J. ,  über  die  Bedeutung  der  Wörter  „Germania"  und 
„Germani". 

Korrespondenzblntt  d.  deutschen  Gesellschaft  f.  Anthropologie   18,  51. 
310*.   Die  Bedeutung  des  Wortes   „Germania"    und  „Germani". 
Der  Naturforscher  1887,  Nr.  47. 

311.  Sembrzycki,  Job.,  über  Ursprung  und  Bedeutung  der  Worte  „Masurl> 
und    „Masuren". 

Altpreußische  Monatsschrift  24,  256—262. 

312.  Clement,  K.  J. ,  die  deutsche  Namenswelt.  Nachgelassenes  Werk. 
Herausg.   v.   E.  Clement.    8.  (L,    128    S.)  Hamburg,   Boysen  in  Comm.   2  M. 


IV.    GERMANISCHE  SPRACHEN.  203 

313.  Schmidt,  Otto,  die  Vor-  u.  Taufnameu  mit  Angabe  deren  Abstam- 
mung und  Deutung.  Eine  Sammlung  von  mehr  als  1200  männl.  u.  weibl. 
Vornamen.   3.   Aufl.   gr.   8.   (44   u.    6    S.)    Zwickau,   Bär.    0,80   M. 

314.  Andresen.   über  die  Namen  und  die  Namengebuug  der  alten  Deutschen. 
Nord  und  Süd   1887,  Juni. 

315.  Andresen,   K.    G.,   mit  einem   Attribut  zusammenges.    Personennamen. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  31,  338  —  354. 

316.  Löher,   F.   v.,    die   deutschen   Personennamen  in  Urkunden. 
Archivalische  Zs.   12,  30— 52, 

317.  Löher,   F.   v.,   Dauer  und  Wandlungen  der  deutschen  Personennamen. 
Allgem.  Ztg.  1886,  Beil.  Nr.  137  u.  138. 

318.  T  hu  dich  um,   F.,   die  Vornemen   der  deutschen   Bürger  u.    Bauern. 

All nem.  Ztg.   1886,  Beil.  Nr.   11. 

319.  Leist,   F.,   zur  Geschichte   der  Taufnamen. 
Allgem.  Ztg.   1887,  Beil.  Nr.  33. 

320.  Weber,   Heinrich,   zur  Geschichte   der  Taufnamen. 
Hist.-polit.  Blätter  f.  d.  kathol.  Deutschland  99,  900—909. 

321.  Anger  mann,    C,   zur  Geschichte  unserer  Rufnamen. 
Wissenschaftliche  Beilage  der  Leipz.  Ztg.  1887,  Nr.  99. 

32T.   Weigelin,   Maria. 

Korrespondenzblatt    für    die    Gelehrten-    und    Realschulen  Württembergs    1887. 
404-416. 

322.  Müller,  Nie,  die  Familiennamen  des  Großherzogthums  Luxemburg, 
zusammengestellt  und  geordnet,   gr.  8.   (115  S.)  Luxemburg,   Bück.    2,50  M. 

323.  Mi  eck,     über  niederrheinische   Familiennamen   (Bibl.    1886,     Nr.   308). 
Vgl.   Lit.  Blatt  1887,   Sp.  209  f.  (Nörrenberg). 

324.  Mi  eck,  über  scherzhafte  Local-  und  Familiennamen  in  Düsseldorf  und 
Umgegend. 

Beiträge  zur  Geschichte  des  Niederrheius  2,   104 — 110. 

325.  Preuß,   die  Lippischen  Familiennamen  (Bibl.    1886,   Nr.   309). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,    Sp.  972  f.  (— r— ) ;    Anz.  f.  d.  Alterthum  13,  305—308 
(Andresen). 

326.  Tümpel,   über  Bielefelder  Familiennamen. 

Sechster  Jahresbericht    des    histor.  Vereins    für    die  Grafschaft    Ravensberg    zu 
Bielefeld,   1886. 

327.  Mauke,  Paul,  die  Familiennamen  der  Stadt  Anklam.  4.  (16  S.)  1887. 
Progr.    des    Gymn.    zu   Anklam,    Nr.    117. 

328.  W  ernicke,    E. ,     die  Vornamen   der  Bürger  und  Bauern   in   Schlesien. 
Allgem.  Ztg.   1886,  Heil.  Nr.  41   u.  31 6. 

329.  Kadler,   Eigennamen   der  Stadt  Rawitsch   (Bibl.    1886,   Nr.   314). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  972  f.  (— r— ). 

330.  S[igerus],  W.,   siebenbürgisch-sächsische  Familiennamen. 
Siebenbürg.  Korrespondenzblatt   10,   S.  89 — 92,   97—99,    113  f.,   121   f.,   130  f. 

331.  Bau  mann,   Necrologia  Germaniae  I.   (Bibl.    1887,   Nr.    320). 

Vgl.  Lit.  Centrallilatt   1887,  Sp.  173;  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  166  —  168  (Henning). 

332.  Redlich,   Traditionsbücher  von  Brixen   (Bibl.    1887,   Nr.    322). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.   1887,  Sp.  346  f.  (v.  Krones);  Histor.  Zs.  57,  336  f.  (Riezler). 

333.  Frieß,  G.  E. ,  das  Necrologium  des  Benedictiner-Nonnenstiftes  der 
heil.  Erentrudis  auf  dem  Nonnberge  zu  Salzburg.  Mitgetheilt  von  G.  E.  F. 
[Aus:  Archiv  für  österr.  Geschichte.]  Lex.-8.  (209  S.)  Wien,  Gerold's  Sohn 
in   Comm.   3,20   M. 

14* 


204  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

334.  Ortsnamen  etc.  —  Pennier,  les  noms  topographiques  devant  la  philo- 
logie.   Roy .-8.   (161    S.)  Paris   1886,   Vieweg. 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  1144  f. 

335.  Egli,  geographische  Namenkunde  (Bibl.    1886,   Nr.   323). 
Vgl.  Zs.  f.  Völkerpsychologie  17,    100—103  (Tobler). 

336.  Grimme,   Fritz,    Anklänge  an   das   deutsche  Volksepos   in   Ortsnamen. 
Germania  32,  65—72. 

337.  Bück,  M.   R.,   zu   den   Ortsnamen   der  Peutinger'schen   Tafel. 
Wiirttembergische  Vierteljahrshefte   1887,   181 — 186. 

338.  Mehlis,   C,   Hercynia,  Ardennen,   Harz. 
Zs.  für  wissenschaftliche  Geographie  6,  91 — 99. 

339.  Möller,   Fritz,   Abnoba  und  Herappel. 
Korrespondenzblatt  der  Westdeutschen  Zs.  6,  Sp.    258 — 261  u.  289  f. 

340.  Christ,  Karl,  Idista-viso. 

Korrespondenzblatt  der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie   18,  S.  70. 

341.  Pohl,  Joseph,  Verona  und  Caesariacum,  die  ältesten  Namen  für  Bonn 
und  Mainz.  Zweiter  und  letzter  Theil.  Ein  Beitrag  zur  Kritik  und  Erklä- 
rung des  Florus.  4.  (23  S.)  Progr.  des  Gymn.  zu  Münstereifel  1887,  Nr.  420 
(s.   Bibl.    1886.   Nr.    352). 

342.  Robert,  C. ,  les  noms  de  Cologne  en  latin  et  dans  les  langues  mo- 
dernes  ä  propos    d'un   denier  inedit  de  Lothaire  I. 

Bulletin   mensuel  de   numismatique   et  d'archeologie   6,   Nr.   3. 

343.  Weber,  Henry,  Ortslexikon  der  Schweiz  (Bibl.  1886,  Nr.  327),  3.  bis 
10.  (Schluß-)  Heft.  gr.  8.  (S.  145  —  700).  St.  Gallen  1887  ,  Kreutzmann. 
k   0,80   M.,   compl.    10   M. 

344.  Egli,  E.,  Nachtrag  zu:  Über  einige  in  der  Schweiz  sich  wiederholende 
Gruppen  von   Ortsnamen   (s.   Bibl.  1886,   Nr.   328). 

Anz.  f.  schweizer.  Geschichte  1887,  Nr.   5. 

345.  Bran  dst  etter ,  J.  L.,  Beiträge  zur  schweizerischen  Ortsnamenkunde: 
I.  Teger ;  II.  Ur;  III.  Sar;  IV.  Ron;  V.  Luss;  VI.  Inschi:  VII.  Fron- 
schünen. 

Der  Geschichtsfreurd  42,   151  —  208. 

346.  Brandstetter,  J.  L.,   der  Bergname    Guizen'. 
Zugerisches  Neujahrsblatt  1887. 

s.  Nr.  1021. 

347.  Stehle,  Bruno,  Orts-,  Flur-  und  Waldnamen  des  Kreises  Thann  im 
Ober-Elsaß.  2.  Aufl.  Lex.-8.  (48  S.)  Straßburg,  Schultz  u.  Co.  1,20  M. 
(Bibl.    1885,  Nr.    262). 

Vgl.  Literar.  Centrarblatt  1887,  Sp.  1731  f.;  Zs.  f.  Ethnologie  19,   150  (Virchow), 
347\   Fuß,  Probe   eines   erklärenden  Verzeichnisses    elsaß-lothringischer  Flur- 
namen.    (Forts.)    4.   (15    S.)    1887.    Progr.    des   Gymn.    an   St.   Stephan    in 
Strasburg  i.   E.,   Nr.   482. 
347'.   Die    Feststellung     und  Verdeutschung     der    Ortsnamen     in    Elsaß- 
Lothringen. 

Allgem.  Ztg.  1887,  Beil.  Nr.  191  u.  192. 
347°.  Das  'Pfälzische  Museum',  Jahrgang  1887,  enthält  über  Ortsnamen: 
Schmitt,  J.,  die  Ableitung  des  Namens  Edenkoben:  Schloßstein.  Be- 
merkungen über  die  Ortsnamen;  Bloch,  E. ,  über  März-  und  Maifeld, 
sowie  die  Ortsnamen  Maikammer  und  Diedenfuld:  K  ei  per,  zur  deutsch- 
lothringischen   Ortsnamenkunde. 


IV.    GERMANISCHE  SPRACH  KX.  205 

348.  Bossert,  G.,  zur  älteren  Topographie  Württembergs  (Bibl.  18S6, 
Nr.    345). 

Württemberg.  Vierteljahrshefte  1887,  58-6-2.   137—144,  180,  219. 

349.  Schilling,   A.,   über  den  Namen   des  Weilers   Schwedi,   O.A.  Tettnang. 
Württemberg.  Vibrteljahishefte  1887,  123  f. 

350.  Birlinger,  A.,   die  Hohenzollerischen   Flurnamen. 
Alemannia  15,  28—40  u.   130  —  146. 

Meßkircher  Flurnamen,  s.  Nr.  228. 

351.  Mayer,  Christian,  über  die  Ortsnamen  im  Eies  und  seinen  nächsten 
Angrenzungen.  8.  (103  S.)  Programm  der  Realschule  in  Nördlingen.  Nörd- 
lingen   188  7,   Beck.    1,20  M. 

Vgl.  Allgem.  Ztg.   1887,  Beil.  Nr.  344. 

352.  Keinz,   G.,   Flurnamen  aus   den   Monumenta  Boica. 

MüiK-heuer  Sitzungsberichte  philos.-philol.  u.  histor.  Classe   1887,  II,   97 — 117. 

353.  Riezler,   die   Ortsnamen   der  Münchener  Gegend. 
Oberbayerisches  Archiv  f.  vaterländ.  Gesch.  44,  33  ff. 

354.  Umlauft,  geograph.  Namenbuch  von  Österreich-Ungarn  (Bibl.  1886, 
Nr.    334). 

Vgl.  Lit.  Blatt  1S87,  Sp.  530—532    (Unterforscher)-,    Blätter  f.  litterar.  Unterh. 
1887,  I,  187  (Schlossar). 

355.  Lechner,  Karl,  Erklärung  österr.-ungar.  Ortsnamen  (als  Ergänzung 
zu  Umlaufts  'Geograph.  Namenbuch  ). 

Zs.  f.  d.  Realschulwesen  1887,  H.    1  u.  2. 

356.  Müller,   R.,   neue  Vorarbeiten  zur  altösterr.    Ortsnamenkunde. 
Blätter  des  Vereins    für  Landeskunde  von  Niederösterreich.    N.  F.    21.      1  — 136 
(s.  Bibl.   1886,  Nr.  337). 

357.  Steub,  zur  Namens-  und  Landeskunde   (Bibl.    1886,   Nr.    335). 
Vgl.  Zs.  f.   deutsche  Philologie  19,  252  —  254  (Tobler). 

358.  G  rienb  erger ,  Tb.,  v. ,  Steubiana,  eine  Untersuchung  der  etymo- 
logischen Gewissenhaftigkeit  des  „berühmten"  Namendeuters  Ludw.  Steub. 
An  einigen  Beispielen  erläut.  gr.  16.  (38  S.)  Salzburg,  Mittermüller  in  Comm. 
0,50    M. 

359.  Grienberger,  Ortsnamen  des  Indiculus   Arnonis  (Bibl.  1S86,  Nr.  338). 
Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  379  (Kosshma). 

360.  Grienberger,  über  romanische  Ortsnamen  in  Salzburg  (Bibl.  1886, 
Nr.    339). 

Vgl.  Zs.  f.  romanische  Philologie   10,  H.  4  (Bück), 
s.  Unterforscher,  Nr.  410. 
360a.  Prager   Gassennamen. 
Bohemia  1887,  331. 

s.  Nr.  664. 

361.  Hunfalvy,  Paul,    die  Landesnamen   Siebenbürgens. 
Siebenbürp.    Korrespondenzblatt   10,   S.  37 — 43  XX.  49—53. 

362.  W  ei  n  h  o  1  d  ,  K.,  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Ortsnamen  im  deutschen 
Schlesien. 

Zs.  d.  Vereins  f.   Geschichte    u.  Alterthum    Schlesiens    21,    239—296.   —  Dazu: 
Neh ring,  Archiv  f.  slav.  Philol.   11,  H.   1. 

363.  Klemenz,   P.,   die   Ortsnamen  der  Grafschaft  Glatz. 
Vierteljahrsschrift,    f.  Geschichte    u.  Heimatskmide    der  Grafschaft  Glatz    6.  207 
l.is  221,  291—299. 

364.  Larisch,  F.  A.  Graf,  Betrachtungen  über  die  Urzustände  Schlesiens. 
8.    (119    S.)    Leobschütz    1885,   Kothe  in   Comm. 


906  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

Nach  dem  Korrespondenzblatt  d.  Gesammtvereins  d.  deutschen  Geschieht«-  und 
Alterthumsvereine  1887,  S.  12  werden  darin  Versuche  gemacht,  „die  in  Schlesien 
vorkommenden  Orts-,  Berg-  etc.  Namen  aus  dem  keltischen  Sprachschätze  zu 
erklären". 

365.  Flurnamen  (Prähistorisches  aus  der  Niederlausitz,  Bericht  v.  Jentsch). 
Verhandl.  d.  Berliner  Gesellschaft  f.  Anthropologie,  Ethnologie  u.  Urgeschichte 
1887,  291   f. 

366.  Adamy,  Heinrich,  die  schlesischen  Ortsnamen,  ihre  Entstehung  und 
Bedeutung.  Ein  Bild  aus  der  Vorzeit,  gr.  8.  (III,  76  S.)  Breslau,  Prie- 
batsch.   2   M. 

367.  Adamy,  Heinrich,  die  sächsischen  Ortsnamen,  ihre  Entstehung  und 
Bedeutung. 

Gaea,  23.  Jahrg.  H.    10. 

368.  Needon,   R.,   die   Ortsnamen  des  Königreichs   Sachsen. 
Wisssenschaftl.  Beil.  d.  Leipziger  Ztg.   1887,  Nr.  86  n.  88. 

369.  Hey,   Gustav,   slavische   Ortsnamen   in   deutschem   Gewände. 

Wissenschaftl.  Beil.  d.  Leipziger  Zig.   1887.  Nr.  20. 

370.  Schweder,  v.,  über  solche  meiningische  Ortsnamen  der  ehemaligen 
Grabfeldgaue,  welche  aus  altdeutschen  Personennamen  entstanden  sind.  Vor- 
trag, geh.  im  henneberg.  Alterthumstbrscher-Verein.  (Juli  1887.)  8.  (26  S.) 
Hildburghausen,    Gadow  &   Sohn.    0,4U    M. 

371.  Schulze,  Karl,  Erklärung  der  auf  dem  anhaltischen  Harze  befindlichen 
Gewässer,   Berge,  Thäler,   Forst-   u.  Feldorte,   Wüstungen   u.    s.   w. 

Zs.  d.  Harz- Vereins  20,   149—239. 

372.  Seelmann,  W.,   die   Ortsnamenendung   -leben. 
Nd.  Jahrbuch   12,  7—27. 

373.  Carstens,   H.,    Ortsnamen. 

Am  Urds-Brunnen .  Bd.  4,  Jahrg.  6,  Nr.  3;  Bd.  5,  Jahrg.  6,  Nr.  8:  Isarnho  ; 
Gaard. 

374.  Crecelius,  W.,   Ortsnamen  auf  cy  (s.  Bibl.    1886,   Nr.   373). 
Nd.  Korrespondenzblatt  12,  S.   14. 

375.  Nochmals  Exterstein  oder  Externstein?  ('s.  Bibl.  1885,  Nr.  278 
u.    1886,   Nr.    361),  von  G.   A.   B.   Schierenberg  u.   Th.    Lohmeyer. 

Nd.  Korrespondenzblatt  12,   S.  50—55. 

376.  Schierenberg,  G.  A.  B. ,  zum  Namen  des  Flusses  Werre  (s.  Bibl. 
1885,  Nr.   278). 

Nd.  Korrespondenzblatt   12,  8.  26. 

377.  Lohmeyer,  was  bedeutet  und  woher  stammt  der  Name  der  Burg  u. 
Stadt  Altena  a.   d.  Lenne? 

Nd.  Korrespondenzblatt  12,  S.  21 — 26;  dazu:  H.  Kern,  S.  55,  und  J.  Peters, 
S.  77  f. 

378.  Größler,  H.,  zum  Namen  Mägdesprung. 
Zs.  d.  Harz- Vereins  20,  317. 

379.  Schulenburg,   W.   v.,   Namen   der  Prignitz. 

Verhandl.  d.  Berliner  Gesellschaft  f.  Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgesch. 
1887,  342  f. 

380.  Brehmer,  Wilhelm,  Beiträge  zu  einer  Baugeschichte  Lübecks.  III. 
Die  Straßen,  deren  Namen,  Pflasterung,  Reinigung  und  Beleuchtung, 
sowie   die  Versorgung  der  Stadt    mit   Wasser. 

Zs.   des  Vereins  f.  Lübeckische  Gesch.  u.  Alterthumskunde  1887,  225-282. 

381.  Der  Name  Kiel    und  die  wagrische  Bevölkerung. 

Am  Urds-Brunnen  Bd.  5,  Jahrg.  6,  Nr.  9. 

s.  Kinder,  Nr.  435. 


IV.    GERMANISCHE  SPRACHEN.  207 

382.  Die  Katze   in   Ortsnamen. 

Der  Naturforscher,  20.  Jahrgang  Nr.  3'». 

383.  Thiernamen.  —  Stieda,  Ludwig,  über  die  Namen  der  Pelzthiere  u. 
die   Bezeichnungen  der  Pelzwerksorten   zur  Hansazeit. 

Altpreußische  Monatsschrift  24,  617  —  636. 

s.  Edlinger,  oben  Nr.   187. 

384.  Pflanzennamen.  — Zwanziger,  Gust.  Adf.,  Verzeichniß  der  in  Kärnten 
volksthümlichen  deutschen  Pflanzennamen.  (Aus:  „Jahrb.  d.  natur-histor. 
Museums1'.)  gr.   8.   (29    S.)  Klagenfurt,   v.   Kleinmayr.    1,20   M. 

385.  Treichel,  A.,  Armetill,  Bibernell  und  andere  Pestpflanzen.  Eine  eth- 
nologisch-botanische  Skizze.   8.   (17    S.)   1887. 

Vgl.  Nd.  Korrespondeuzblatt  12,  S.  47. 

y)  Mundarten. 

386.  So  ein.  A.,  Schriftsprache  und  Dialekte  im  Deutschen  nach  Zeugnissen 
alter  und  neuer  Zeit.  Beiträge  zur  Gesch.  der  deutschen  Sprache,  gr.  8. 
(XII,   544   S.)  Heilbronn     1888,   Gebr.   Henninger.    10   M. 

387.  Schweiz.  —  Schweizerisches  Idiotikon  (Bibl.  1886,  Nr.  381) 
11.  Heft,  bearb.  von  F.  Staub,  L.  Tobler  und  R.  Schoch.  4.  (2.  Band. 
Sp.   209—368)  Frauenfeld,   Huber.    2   M. 

Dasselbe,    12.   Heft,  bearb.   von  F.   Staub,  L.   Tobler,  R.   Schoch  u.  H. 
Bruppacher.   4.   (2.   Bd.,   Sp.   369—528.)  Ebenda.   2   M. 

388.  Tobler,  Ludwig,  die  lexikalischen  Unterschiede  der  deutschen  Dia- 
lekte, mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  Schweiz ,  in  :  Festschrift  zur  Be- 
grüßung der  39.  Versammlung  deutscher  Philologen  und  Schulmänner,  dar- 
geboten von  der  Universität  Zürich  (Zürich  1887,  Zürcher  u.  Furrer), 
S.   91  —  109. 

389.  Tobler,  L.,  ethnographische  Gesichtspunkte  der  Schweizer-deutschen 
Dialektforschung. 

Jahrbuch   f.  schweizer.   Geschichte   12. 

390.  Bach  mann,   schweizerische  Gutturallaute    (Bibl.    1886,   Nr.    382). 
Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  43  f.   (Erwiderung  von  Bachmann  auf  Kauffmanns  Rec. 
und  Antwort  des  letzteren.) 

391.  Socin,    Adolf,  Johann  Jacob   Sprengs   Idioticon  Rauracum. 
Alemannia  15,  185 — 229,  und  separat.  8.  (45  S.)  Bonn,   Hanstein.  18.  Jahrh. 

392.  Suterm  eis  ter,  O.,  Schwizer-Dütsch.  Sammlung  deutsch-schweizeri- 
scher Mundart-Litteratur.  8.  Zürich,  Orell,  Füßli  &  Cie.  ä  0,60  fr.  — 
Heft  38tt  (Zwei  einaktigi  Lustspiel,  von  Niedermann  [Züri-tütsch),  H.  39 
(Erzählungen  von  G.  Kieser  und  Henriette  Corrodi) ;  H.  40  (Beiträge  in 
Poesie  und  Prosa  von  G.  Kieser,  L.  A.  Stäger,  Otto  und  Oscar  Eris- 
niann  u.   s.  w.). 

393.  Elsaß-Lothringen.  —  Lienhart,  Hans,  die  Mundart  des  mittleren 
Zornthaies,   lexikalisch   dargestellt  (Fortsetzung,   s.   Bibl.    1886,   Nr.   391). 

Jahrb.  f.  Gesch.,  Sprache  u.  Lit.  Elsaß-Lothringens  3,  23—56. 

394.  Follmann,   Mundart  der  Deutsch-Lothringer  (Bibl.    1886,   Nr.   393). 
Vgl.  Herrigs  Archiv  79,  119  f.  (Hölscher). 

395.  This,  Constant,,  die  deutsch-französische  Sprachgrenze  in  Lothringen, 
gr.  8.  (34  S.  nebst  einer  Karte.)  Straßburg  1887,  Heitz.  1,50  M.  — 
Beitr.   zur  Landes-und  Volkskunde  von  Elsaß-Lothringen,    1.   Heft. 


208  BIBLIOGRAPHIE  VON   1887. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1887,  Sp.  1536  f.;  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  1475—1477 
(Strauch);  Zs.  f.  romanische  Philologie  9,  H.  2  (Horning) ;  Korrespondenzblntt 
d.  Gesammtvereins  d.  deutschen  Geschiehst-  u.  Alterthumsveieine  18S7,  S.  84; 
Allg.  Ztg.   187,  Beil.  Nr.   125. 

396.  Obst,   H.,   die   deutsch-französische   Sprachgrenze    in  Lothringen. 
Das  Ausland  1887,  956—958. 

397.  Doering,  Oscar,  Beiträge  zur  ältesten  Geschichte  des  Bisthums  Metz. 
(V,    150   S.)  Innsbruck,  Wagner.   3,60   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  332  f.;  Zs.  f.  d.  Pbilol.  19,  503  (Ellinger).  — 
Verfassungsgeschichte,  Nationalität  und  Sprache,  Sprachkarte. 

398.  Semmig,  Hermann,   Elsaß-Lothringen  und   seine   Sprache. 
Allgem.  Ztg.   1886,  Beil.  Nr.  260. 

399.  Die   deutsche   Sprache  in   Elsaß-Lothringen. 
Allgem.  Ztg.   1886,  Beil.  Nr.  308. 

400.  Württemberg.  —  Kauf f mann,  Friedrich,  der  Vocalismus  des  Schwä- 
bischen in  der  Mundart  von  Horb.  8.  (34  S.)  Straßburg  1887,  Trübner. 
Marburger  Habilitationsschrift. 

Vgl.  Revue  des  patois  gallo-romans  I,  H.   1/2. 
400".   Bob nenberger ,  K.,  zur  Lautlehre  des   Schwäbischen. 

Korrespondenzblatt  f.  d.   Gelehrten-  u.  Realsch.  Württembergs   1887,  502 — 518. 

401.  Vogelmann,  Albert,  aus  dem  Wortschatze  der  Ellwanger  Mundart 
(Schluß  von  Bibl.    1886,   Nr.    388). 

Württemberg.  Vierteljahrshefte  1887,   40—45. 

402.  Bolte,  J.,   der  schwäbische  Dialekt  auf  der  Bühne. 
Alemannia  15,  97  f. 

403.  Bayern.  —  Keinz,  Fr.,  Ergänzungen  zum  bayerischen  Wörterbuch, 
besonders  aus   der  Gegend  von  Fassau. 

Sitzungsberichte  d.  kg),  bayer.  Akademie  d.  Wissensch.   1887,  II,  402 — 424. 

404.  Heckelmiller,   der  Allgäuer    Dialekt. 

Hlätter  f.  d.  bayer.  Realschulwesen  18^7,  S.   15  ff. 

405.  Österreich.  —  Winder,  E.,  die  Vorarlb.  Dialektdichtung.  8.  (48  S.) 
Progr.   des   Staatsgymnasiums  zu  Innsbruck,    1887. 

406.  Nagl,  über  den  gegenwärtigen  Stand  der  bayerisch  -  österr.  Dialekt- 
forschung (Bibl.    1886,   Nr.   399). 

Vgl.  Deutsche  Ztg.  1887,  22.  April  (Schönbach). 

407.  Nagl,  da  Roanad  (Bibl.   1886,   Nr.   398). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.   1887,    Sp.  416—418  (Seemüller);     Pädagogium  1887,   Februar 
(Willomitaer);   D.  Wochenschrift  1886,   19.  Sept.  (Seemüller);    Deutsche  Zeitung 

1886,  5.  Nov.  (Schönbach). 

408.  Nagl,  W.,  die  wichtigsten  Beziehungen  zwischen  dem  Österreich,  und 
czechischen  Dialekt. 

Blatter  d.   Vereins  f.  Landeskunde  von  Niederösterreich  1887,  H.  2. 

409.  Steyrer,  Wortschatz  d.  niederösterr.   Mundart  (Bibl.    1886,   Nr.   400). 
Vgl.   Zs.  f.  d.  österr.  Gymnasien  1887,  474  —  476  (Khull). 

410.  Unterforscher,  August,  Beitrag  zur  Dialekt-  und  Namensforschung 
des  Pusterthaies.  8.  (22  S.)  Programm  des  Staats- Obergymnasiunis  zu  Leit- 
meritz,    1887. 

411.  Patigler,   Sprachinseln   in   Wälschtirol    (Bibl.    1886,   Nr.   408). 

Vgl.  Lit.  Blatt   1887,     Sp.   Iu4  f.   (Unterforscher);      Zs.  f.  die  österr.  Gymnasien 

1887,  320  (Khull). 

412.  Die  deutschen   Sprachinseln  in   Österreich. 
Allg.  Ztg.   1886,    beil.  Nr.   157   u.    1>. 


IV.    GERMANISCHE  SPRACHEN.  209 

413.  Groü,   Jos.,    verschwundene    Sprachinseln. 
Deutsche  'Wochenschrift  4.  47. 

414.  Lotz,    die   Sprachgrenze   im   Süden. 
Deutsche  Wochenschrift  4,  47. 

415.  Sc  hm  ei  ss  er,  W. ,  Beiträge  zur  Ethnographie  der  Schönhengstler. 
Jahresbericht  der   Staats-Oberrealschule  in   Wiener-Neustadt, 

Vgl.  Lit.   Blatt   1887,   Sp.  319  f.  (Nagele). 

416.  Herbst,  Ed.,  das  deutsche  Sprachgebiet  in  Böhmen,  gr.  8.  (54  S.) 
Prag,   Tempsky.    —  Leipzig,   Freytag.    0,40   M. 

Vgl.  Mittheil.  d.  Vereins  f.  Gesch.  d.   Deutschen  in  Böhmen  26,  Beil.  S.  7  f. 

s.  Nr.  664. 

417.  Neubauer,   altdeutsche  Idiotismen    (Bibl.    1886,  Nr.   404). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.   1887,    Sp.  537  (Kauffmann) ;    Lit.  Blatt  1887,    Sp.  296  f.  (L. 
Tobler)  :  Zs.  f.  deutsche  Sprache  1,  86. 

418.  Mannl,   Sprache   der  Herrschaft  Theusing   (Bibl.    1886,  Nr.   402  . 

Vgl.   Lit.   Blatt.   Sp.   öl'.»   (Nagele). 

419.  Held,   F.,   zur   Sprachenkarte   Deutsch-Österreichs. 
Petermaims   Mittheilungen  33,   14  f. 

420.  Müller,   B.,  Entwicklungsgeschichte   des   österr.    Stammescharakters. 
Bl.   d.  Vereins  f.   Landeskunde   von  Niederösterreich    1887.     —     Behandelt  auch 
Literaturgeschichte  und  Sprache. 

Niederösterr.  Mundart,    s.  Polzer,  Nr.  295. 

421.  Siebenbürgen.  —  Korrespondenzblatt  d.  Vereins  f.  siebenbürgische  Landes- 
kunde X  (1887):  Roth,  zur  Diaiektkunde  (Iwer  eomlenlc,  S.  10  f.;  dazu 
Rohm  e  der  S.  34):  Römer,  J. ,  Frage  (blond  blom  [Bergkühschelle], 
S.  12,  dazu  Rohmeder,  S.  23,  u.  Römer,  S.  45 — 47);  C  [o  nn  ert]  ,  E., 
AudränJc  (S.  20 — 23);  Römer,  J.,  Frage  (Zeilond,  S.  36);  Kisch,  K.. 
Fragen  (zaiku,  toJcefläLer  ;  kahelbraedig,  S.  48);  R[oth],  Grundsätze  zur 
Feststellung  einer  einheitlichen  Schreibung  unserer  Mundart  (S.  79 — 81): 
Dialektkundliches  (Zeticertseom,  S.  104):  s.  auch  das  'Wortregister',  S.  141  f. 

422.  Sachsen.  —  Franke,  der  obersächsische  Dialekt  (Bibl.  1884,  Nr.  335). 
Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  788—790  (Nörrenberg). 

423.  Hertel.   L.,   die  Greizer  Mundart. 

Beiträge  zur  Landes-  u.  Volkskunde  des  Thüringerwaldes  2.  H.,    1—34. 

424.  Je  cht,   R..   Grenzen   und  Gliederung   der  Mansfelder  Mundart. 

Zs.  d.  Harz-Vereins  20,  96 — 115  u.  Programm  des  Gymnasiums  zu  Görlitz.  8. 
(20  S.)  1887. 

425.  Hessen.  —  Pfister,  mundartliche  Nachträge  (Bibl.  1886,  Nr.  412). 
Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  570  f.  u.  670  (E.Schröder);  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  382 
bis  384  (Kauffmann). 

425a.   Niederrhein.    —  Mi  eck,   zur  Düsseldorfer  Mundart. 
Beitr.   zur  Gesch.   des  Niederrheins  2,   133 — 139. 

426.  Niederdeutsch.  —  Haushalter,  Grenze  zwischen  dem  hochdeutschen 
und  niederdeutschen   Sprachgebiete    (Bibl.    1886,  Nr.   414). 

Vgl.   Atizeiger  f.   deutsches  Alterthum   13,   190  f.   (Bachmann  . 

427.  Seelmann,  W.,  der  Zetacismus  u.  seine  Verbreitung  in  Niedersachsen. 
Nd.  Jahrbuch  12,  64—74. 

428.  Holt  ha  us,  E.,   die   Eonsdorfer  Mundart. 
Zs.   f.   d.   Phil.    19,   339—368  u.   421  —  439. 

429.  Holthausen,    Soester  Mundart   (Bibl.    1896,   Nr.    417). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  755  f.  (R.  K.);  D.  Lit.  Ztg.  1887.  Sp.  788  bis 
790  Nörrenberg);  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  57—62  (Kauffmann),  dazu  ebenda  Sp.  192 
bis   1^4   (Erklärung  von  Holthausen  und  Entgegnung  von  Kauffmann  . 


210  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

430.  Hoff  mann,  E.,  die  Vocale  der  Lippischen  Mundart,  gr.  8.  (IV,  69  S.) 
Hannover,  Helwings   Verlag.     2   M. 

Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  384-386  (K.  Koch). 

431.  Kerkhoff,   T.,   die  reiderländer  Mundart. 
Reform,   11.  Jahr?.,  Nr.  9. 

432.  Bremer,   Otto,   Föhringer  Plattdeutsch. 
Nd.  Jahrbuch  12,   123—129. 

433.  Carstens,  H.,  Beiträge  aus   Schleßwig-Holstein. 
Onze  Volkstaal  III,   159—178  u.   199—202. 

434.  Krause,  K.  E.  H.,   Quetsche,   Zwetsche. 
Nd.  Jahrbuch   12,  97—105. 

435.  Kinder,   verschollene  Namen   und  Ausdrucksweisen. 

Am  Urds-Brunneu,  Bd.  5,  Jahr?.  6,  Nr.  9  u.  10.  —  Kaak ,  Joduthe,  Breijde. 
Busse,  Hamme ,  Uphörne ,  Lyzek.  —  Verschiedene  Erklärungen  dieser  Wörter 
in  den  'Kleinen  Mittheilungen',  Nr.   10,   11  u.  12. 

436.  Gutzeit,  W.  v.,  Wörterschatz  der  deutschen  Sprache  Livlands.  2.  Th. 
3.  Lfg.  u.  3.  Th.  1.  Lfg.  gr.  8.  (2.  Th.  S.  207—334  u.  3.  Th.  S.  1  bis 
14.)  Riga,  Kymmel.   2   M. 

437.  S allmann,   eine  Nachlese  zur   deutschen  Mundart  in   Estland. 
Baltische   Monatsschrift  1887,  H.  6. 

438.  Niederdeutsches  Korre  sp  ondenzblait  1887  (XII):  P  r  e  u  ß, 
Sprenger  u.  Seelmann,  Hundekorn  (S.  10  — 13);  Schumann,  Lü- 
beckische   "Wörter    (orch .     Padenull,    Prekumfar ,     Schümann,     Slefttten, 

Wauerhahn,  Winker,  Zackfischen,  S.  13;  dazu  Sandvoß,  S.  45,  und 
Peters,  S.  85);  Jostes,  Schotentuffel  (S.  14);  Damköhler,  Brun 
llsekel  (S.  26  f.;  dazu  Sprenger,  Latendorf  und  Sandvoß,  S.  58); 
Jostes,  der  Schwund  des  w  im  Westfälischen  (S.  27  f.);  Carstens, 
Wat  op'n  Knüppel  doun  =  borgen  (S.  28);  Latendorf,  Fisematenten 
'S.  28);  Sprenger,  die  sieben  Faulen,  Gizhackc  (S.  29);  Latendorf, 
Koersck,  Kruedsch  (S.  29);  J.  W.  Muller,  Niederländisches  zur  Wort- 
erklärung, tomen,  linken,  here,  bat,  hundekorn,  schieman,  S.  39 — 42); 
Jostes,  interessante  Wörter  des  jetzigen  westfälischen  Dialektes,  die  mittel- 
niederd.  nicht  belegt  sind  (guorig,  grabe,  unnermet,  willwass,  hablt,  mudke, 
tl'nrk,  küdterbuck,  S.42;  dazu  Sprenger,  S.57f.,  undPe  ters  u.  L  oersch. 
S.  76  f.) ;  Jos  tes  ,  die  westfälischen  Zehner  (S.  43);  Schlüter,  Sprenger 
und  Schumann,  Etepetete  (S.  43;  dazu  Sandvoß,  S.  57,  Latendorf 
und  de  Beer,  S.  83);  Mielck,  Adv.  öd'  (S.  44);  Latendorf,  alte 
Formen  in  Liedern  und  Sprüchen  (S.  44);  Latendorf,  Koteken  (S.  45); 
Sprenger,  lecken  (S.  45);  K.  E.  H.  Krause,  die  niederdeutschen  Namen 
der  Ulme  (S.  67 — 69);  Wossidlo,  300  Ausdrücke  für  2)  rüg  ein  aus  Meck- 
lenburg (S.  72  —  74) ;  Jellinghaus,  westfäl.  sise  =  leise,  sacht  (S.  77)  ; 
Peters,  Sünter  -  Kids ,  Sünter  -  Märten  (S.  78);  Wenzel,  Lüttekam 
(S.  83  f.);  Strackerjan,  Schetdag,  scheitern  (S.  84);  s.  besonders  das 
ausführliche  Verzeichniß  'Wörter  und  Wortbestandtheile'  von  W.  Zahn, 
S.    96—103. 

s.  Nr.  290—292  u.  439. 


IV.    GERMANISCHE  SPRACHEN.  211 

D.   Niederländisch. 

439.  Tijd schrift  voor  Nederlandsche   Taal-    en  Letterkunde. 

Bd.  VI,  Heft  2  :  A.Beets,  Een  als  pronomen  demonstrativum. —  II.  3  u.  4:  J.  Ver- 
dani,  dietsebe  Verscheideiiheden  (Gespar;  Gevaarte;  Geeuivhonger ;  Troonen; 
Getes).  — Bd.  VII,  Heft  3:  M.  de  Vries,  Scavole,  Imbare,  Zimperlijc, —  Heft  4: 
J.  H.  Gallee,  saksische  namen  van  planten  en  delfstoffen;  J.  Verdara,  Custinge; 
A.  Kluyver,  Slabbahken. 

440.  Noord  en  Zttid  X. 

Enthält  u.a.:  C.Bake,  Taalpolitie  (S.  19—29,  136—141.  147—152,  238  f.) ;  R.  A. 
Kollewijn,  Jets  over  classificaties  (S.  113—123,  194—200);  F.  A.  Stoett,. 
Lieflallig  (S.  185—193);  P.  J.  Cosijn,  Lokken  (S.  200—207);  Derselbe,  Zeef 
(225—230);  J.  Brouwer,  Jets  over  de  Deehvoorden  (S.  289—301);  J.  G.  Fre- 
deriks, Meerkrap  (S.  362  f.). 

<x)  Grammatik. 

441.  Kuipers,     R.   K. ,    Nederlandsche    Spraakkunst.     kl.    8.    (VIII,   243   S.) 
Gorinchem    1887,   Knieruin.    1,25   fl. 

442.  VanHelten,  W.  L.,  Middelnederlandsche  Spraakkunst.  8.  (VIII,  527  S.) 
Groningen    1887,   Wolters.    7,50   fl. 

443.  Joos,   A.,  Körte  spraakkunst  van  Jacob   van  Maerlant,   volgens    Spiegel 
historiael'.    18.   (40    S.)  Gent,   Leliaert  et  Siffer.    0,50   fr. 

443a.  Deflou,   K. ,     Schets   eener  geschiedenis   der  Nederlandsche  Taal,     en 
der  Taalstudie  in   de  Nederlanden. 

Nederlandsche  Dicht-  en  Kunsthalle  9e  annee,  9e  livr. 

444.  Plettinck,  L.,   De  nederlandsche  spelling  in  de  zeventiende   eeuw. 


Ebenda    12e  livr. 


s.  Nr.  2168. 


ß)  Lexikographie. 

445.  W  o  ordenbo  ek  der  Nederlandsche  taal.  3  E.,  10.  en  11.  afl.  (Ge- 
moedelijk-geslepen) ,  bewerkt  door  M.  de  Vries  en  A.  Kluyver.  's  Grav. 
en  Leiden   1887,  Nijhoff  en   Sijthoff  (s.   Bibl.    1886,  Nr.   436). 

446.  Franck,  Johannes,  Etymologisch  Woordenboek  der  Nederlandsche  taal. 
5.   Afl.    5.   (Krenk-Modde).    's   Grav.  1887,   Nijhoff  (s.   Bibl.    1886,  Nr.  437). 

Vgl.  Noord  en  Zuid  X,   H.  3  (Vercoullie). 

447.  Verwijs,  W.  E.,  enJ.  Verdam,  Middelnederlandsch  Woordenboek.  IL 
(Fortsetzung)  s'  Grav.   1887,  Nijhoff  (s.   Bibl.    1886,   Nr.   438). 

Vgl.  De  Gids  51   (1887)  S.   146-181  (Gallee);  Noord  en  Zuid  X,  H.  3. 
s.   Gallee,   Nr.  204. 

448.  Stallaert,  K..  Glossarium  van  verouderde  rechtstermen  (s.  Bibl.  1886, 
Nr.    440).    (Fortsetzung.)  Leiden    1887,   Brill. 

449.  Bauwens,   E.,   Gebruik  en   oorsprong  van  het  ontkennend  en. 

Het  Beifort  1887,  Dez.  u.  sep.  8.  (24  S.)  Gent,   Leliaert,  Siffer  et  Co.  0,75  fr. 

450.  Fruin,  E.,  Over  twee  middelnederlandsche  woorden  (woesten,  hevene). 
Verslagen  en  Mededeel.  der  kon.  Akad.  van  Wetensch.  Afd.  Lett.  3  R.  IV, 
S.  82—101. 

451.  Van  Hamel,   A.   G.,   JDocsael. 
De  Nederl.  Spectator  1887,  287  f. 

452.  Gittee,   A.,   De  princiepen  der  Namenvoorming. 
De  Toekomst  VII  S.  Ire   annee,  Nov.  u.  Dec.   1887. 

453.  Buis,  F.  A.  (A.  N.  J.  Fabius),  De  Naardensche  straatnamen  en  nog 
wat.    8.   Hilversum   1886,   Gerardts   en   Co. 


212  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

Mundarten. 

454.  Onze  Volkstaal  III,   H.   3   u   4. 

J.  Cuypers,  Jets  over  liet  dialect  van  Neeritter  (Limburg;,  8.  145  — 158;  J.W. 
Muller,  Eene  zestendeeeuwsche  Gentsche  Spelling-  en  uitspraakleer ,  S.  184 
las  193;  Alphabetische  Woordenlijst  van  het  Bargoensch  (Dieventaal),  S.  194  bis 
199;  H.  Hoogenkamp,  De  volkstaal  te  Hoogezand  (Groningen),  S.  202—208. 

455.  Tuerlinck  a? ,  J.  F.,  Bijdrage  tot  een  Hagelandsch  Idioticon.  Uitgave 
der  Zuidnederlandscke  Maatschappij  van  Taalkunde.  8.  (XXVIII,  758  8.) 
Gent   1886,  Hoste. 

Vgl.  Nd.  Korrespondeuzblatt  12,  8.   15  f. 

456.  Molema,  H..  Woordenboek  der  Groningscke  Volkstaal  in  de  19de  eeuw 
(VIII.   583   S.)  Wiusum   1887,   J.   C.  Mekel.   5  fl. 

457.  Forijt  mv  net.  Tydskrift  utjown  fen't  selskip  for  Fryske  tael  en 
skriftenkennisse   17e  Boek.   8.   Apeldoorn   1887,  N.  A.  Hingst. 

458.  Joos,  A.,  Schatten  uit  de  volkstaal,  eenige  duizenden  volksspreuken, 
gerangschikt  en  verklaard.   8.  (214  S.)  Gent,   Leliaert,   Siffer  et  Co.  2,50  fr. 

Vgl.  Noord  en  Zuid  X,  239—246  (A.   Grittee \ 

459.  Joos,  A.,  Schatten  uit  de  volkstaal.  Beeldspraak  verzameld  door  A.  J. 
3.  deel.   8.  (66  S.)  Gent,  Leliaert,   Siffcr  et  Co.    1    fr. 

s.  Nr.  1017. 

E.  Englisch. 

Bibliographie:  Berliner  Jahresbericht  (oben  Nr.  95),  S.  204  —  223. 
Bücherschau  in  der  'Anglia'  (oben  Nr.   115  f.)  [für  1885  u.  1886]). 

460.  Elze,  Karl,  Grundriß  der  englischen  Philologie,  gr.  8.  (VII,  363  S.) 
Halle,  Niemeyer.     8   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  1535  f.  (R.  Wülker);  Taalstudie  8,  339—348 
(H.  Logeman) ;  Neuphilol.  Centralblatt   1,   77. 

461.  Jellinghaus,  H.,  das  Englische  in  seinem  Verhältniß  zu  den  nieder- 
ländischen,  niederdeutschen  und  jütischen   Mundarten. 

Herrigs  Archiv  78,  271 — 30G.  —  Vgl.  Nd.  Korrespondeuzblatt  12,  48. 

«)  Grammatik. 

462.  Sievers,   ags.   Grammatik  (Bibl.  1886,   Nr.   455). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  545  f.  (R.  Wülker);  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  112 
bis  115  (Kluge). 

463.  Cosijn,   altwestsäehsische   Grammatik    (Bibl.    1886.  Nr.   456). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  283  (lt.  Wülker).  —  Erklärung  von  Cosijn, 
Lit.  Blatt   1887,    Sp,  43. 

464.  Körner,   Einleitung   (Bibl.    1886,  Nr.    457). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.    18S7.  Sp.  573  (Napier)  :  Zs.  f.  d.  österr.   Gyranas.   1887,  381  f. 
Hcinzel);   Centralen  trau  f.   d.  Interessen   d.   Realschul  wesens   1*87,    209   (Nölle). 

465.  Skeat,  Walter  W. ,  Principles  of  English  Etymology.  First  Series : 
The  Native  Element.  8.  (XXXIV,  541  S.)  Oxford  1887,  Clarendon  Press. 
9   sh. 

Vgl.  Academy  Nr.  816;  Athenäum  Nr.  3120;  Taalstudie  8,  349-353  (W.  S. 
Logeman). 

466.  Baskervill.  W.  M.  ,  An  Outline  of  Anglo-Saxon  Grammar,  from  the 
Appendix  of  Harrisdn  and  Baskervill' s  Auglo-Saxon  Dictionary.  With  a  list 
of  irregulär  Verbs  by  A.  Harrison.  8.  (66  S.)  New  York  and  Chicago, 
A.   S.  Barnes  k   Co. 


IV.    GERMANISCHE  SPRACHEN.  213 

467.  Tonlmin  Smith,  Lucy,  A  Manual  of  the  English  Grammar  and  Lan- 
guage for  Self-help.   (VIII,    163  S.)  London  et  New  York,  Ward,  Lock  &  Co. 

Vgl.  Englische  Stadien   10,  482  (Vietor). 

468.  Meiklejohn,  The  English  Language,  its  Grammar,  History,  and  Li- 
terature.   Boston,   New  York  and  Chicago,   Heath  &   Co. 

469.  Western  Lautlehre   (Bibl.    1885,  Nr.   328). 

Vgl.    Lit.    Blatt    1886,  411  ff.    (A.  Schröer) ;     Englische    Studien  10,    491—495 
(Klinghardt). 

470.  Sweet,   Elementarbuch   (Bibl.    1886,   Nr.   465). 
Vgl.  Zs.  f.  d.  österr.  Gymnasien  1887,  546  ff.  (Brandl). 

470\   Oliphant,  the  New  English   (Bibl.   1886,   Nr.   466). 

Vgl.  Academy  Nr.   766  (Bradley);  Athenäum  Nr.  3112;  Modern  Language  x 
II,  5  (Cook). 

471.  Morsbach,  Lor..  über  den  Ursprung  der  neuenglischen  Schriftsprache, 
gr.    8.  (X,    188    S.)   Heilbronn   1888,   Gebr.    Henninger.    4   M. 

472.  Yietor,  W.,  die  älteste  deutsch-englische  und  englisch-deutsche  Gram- 
matik (1686  —  1687). 

Englische  Studien  10,  361-366. 

473.  Sturmfels,  A.,    der  altfranzösische   Vocalismus  im   Mittelenglischen. 
Anglia  9,  551—581.  —  Fortsetzung  zu  Bibl.  1S85,  Nr.  332. 

474.  Behrens,  Beiträge  zur  Geschichte  der  französischen  Sprache  in  Eng- 
land (Bibl.   1886,  Nr.   463). 

Vergl.  Franco-Gallia  IV,  2;    Nordisk  Tidskrift  for  Filologie  N.  R.  8,  231—233 
(Jespersen). 

475.  Storch,   angelsächsische  Nominalcompositiva    (Bibl.    1885,   Nr.   336). 
Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  187. 

476.  Sattler,   W.,   zur   englischen   Grammatik.   VII.  Plural. 
Englische  Studien  10,  255  —  274. 

477.  Fricke,  Rieh.,  das  altenglische  Zahlwort,  eine  gramm.  Untersuchung, 
gi.    8.    (64    S.)    Erlangen,   Deichert.    2  M. 

s.  Nr.    _>J00a,  2215,  2227",  2230,  2245,  2255. 

478.  Syntax.  —  Einenkel,  Eug. ,  Streifzüge  durch  die  englische  Syntax 
unter  besonderer  Berücksichtigung  der  Sprache  Chaucers.  Mit  einem  Wörter- 
buche von  Wilh.  Grote.  gr.  8.  (XXII,  296  S.)  Münster,  H.  Schöningli. 
4   M. 

479.  Kellner,   Syntax  des   englischen   Verbums   (Bibl.    1885,  Nr.    340). 

Vgl.  Zs.  f.  d.  österr.  Gymn.   1887,  550  (Brandl). 

480.  Harrison,  J.  A.,   The   Anglo-Saxon   Perfect   Participle  with  liabban. 
Modern  Language  Notes  II,  6. 

481.  Wendt,  G.,  der  Gebrauch  des  bestimmten  Artikels  im  Englischen.  4. 
(29  S.)  1887.  Progr.  des  Realgymnasiumn  d.  Joh.  zu  Hamburg,  Nr.  674. 
Herolds   Verlag.    2,50   M. 

482.  Grondhoud,   C,   Predicative  Adjectives   and  Adverbs  of  Manner. 
Taalstudie  VIII,  90—103. 

483.  Tolman,  A.,  H. ,  The  Laws  of  Tone-Color  in  the  English  Language. 
Andover  Review,  März. 

-.  Nr.  217S,    2180,  2193  f..  2200,  2239. 

ß)  Lexikographie. 

484.  Murray,   Dictionary  Part  II   (Bibl.    1885,   Nr.   342). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt   1887,  Sp.  282  (R.   Wülker) ;  Englische  Studien  9,  466  bis 
468  (Sattler);  Athenäuni  Nr.  3108;  American  Journal  of  Philology  7.  4  (Garnett). 


214  BIBLIOGRAPHIE  VON   18S7. 

484a.  Murray,  Dictionary  Part  III  (Batter-Boz)  Roy.  4  (VI  u.  S.  705  bis 
1040)   Oxford,    Clarendon   Press. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,    Sp.   1348   (R.  Wülker,  ;    Academy  Nr.  779  (Skeat). 

485.  Toller,  ,T.  Northcote,  An  Anglo-Saxon  Dictionary,  based  on  the 
Manuscript  Collections  of  the  late  Joseph  Bosworth.  Part  III  (S.  577 
bis   816,   Hwi  —   Sar).   Oxford,   Clarendon  Press.    15   sh. 

486.  Cosij n,  P.  J.,  heran. 

Modern  Language  Notes  II,   1. 

487.  Hart,  J.  M.,  Anglo-Saxonica. 

Modern  Language  Notes  II,  6.  —  c,  (£;  jehan. 

488.  Hart,  J.   M.,   Zu:   Englische   Studien   9,   88. 

Engl,  Studien  9,  496.  —  s.  Bibl.   1885,  Nr.  350  (ofergaegednis). 

489.  Bright,  J.  W.,  The  Etymology  of  firmetton  and  frimäig. 
The  American  Journal  of  Philolugy  VIII,  4. 

490.  Mc.  Elroy,  J.  G.  R.,  The  Etymology  of  'wanniori . 
Modern  Language  Notes  II,  3. 

491.  Etymologien  in  'The  Acaderny' :  'Cälin'  and  'Wheedle'  (Mayhew, 
M.  Müller,  Blind,  Mac  Allster,  Hall,  Nr.  788,  769,  770,  771,  772,  776, 
778);  'Shire1  (Bradley,  Zupitza,  Nr.  778,  780,  783);  'BligH  (Maylew, 
Blind,  Nr.  780  u.  781);  'CreeV  (Mac  Lean,  Nr.  780);  Etymological  Notes 
(Shire',  'Ceiling,  'Oxford',  'BurdinsecJc*,  von  Bradley,  Nr.  783);  cCeäing' 
and  'Heilina'  (Blind,  Nr.  785);  'G-herkin'  (Mayhew,  Nr.  798);  lCave  m 
(Mayhew,  Wedgwood,  Nr.  790,  806,  807,  808);  'Embelif  (Toynbee, 
Skeat,  Gonino  (Nr.  805,  808,  813;;  'Moni*  in  Shakespeare  (Skeat,  Ed- 
munds, Nr.   808   u.   810);   Preterite  of  cTo   Collide1   (Zupitza,   Nr.    873). 

492.  Transactions  of  the  Philol.  Society  1885  —  1887,  part  II:  W.  W. 
Skeat,  Notes  on  English  Etymology;  H.  Wedgwood,  On  the  deriva- 
tions  of  'cad'.  llutlier\  <tedü ;  W.  W.  Skeat,  Report  upon  'Ghost-words\ 
or  words  which  have  no  real  existence.  —  Aus :  Berliner  Jahresbericht 
1887,  XVI,   Nr.   202  —  204. 

Etymologien  s.  auch  203,  205,  207,  555. 

493.  Ten  Bruggencate,   K.,   Contributions   to   English   Lexicography. 
Taalstudie  VIII,   147-1 53. 

494.  Sattler,  V\\,   englische   Collectaneen. 

Anglia  10,  168 — 184  u.  4i»9— 511.  — ride,  drive  =  fahren ;  über  das  Geschlecht 
im  Neuenglischen  (the  sun,  the  tnoon). 

495.  Stoffel,  C,  Zu:  Englische  Studien  IX,  p.  343  (Astonish  euphemistisch 
gebraucht). 

Engl.  Studien  IX,  485—187. 
4  96.    Stoffel,    C,   Had  rather  and  analogous   Phrases. 
Taalstudie  VIII,  216— 285. 

497.  Stoffel,  C,   Scriptural  phrases  used  familiary. 
Taalstudie  VIII,  84—89. 

498.  Grondhoud,   C,   Doublets   of  Romance   Origin. 
Taalstudie  VIII,  31  —  39,   160-170  u.  279—281. 

499.  Kocks,  J.,    Rickets  und  Rhachitis. 

Archiv  f.  Gynaekologie  27,  154—169;  vgl.  Romania  14,  619  (G.  P.).  —  Etymo- 
logie von  the  Rickets,  frz.  riquet  (Kiquet  ä  la  Houppe)  abgekürzt  aus  dem  Di- 
minutiv Alheriquet. 


VI.    GERMANISCHE  SPRACHEN.  215 

500.  Mackay,  Ch.,  A  Glossary  of  obscure  words  and  phrases  in  the  Wri- 
tings  of  Shakespeare  and  his  Contemporaries.  Traced  etymologically  to  the 
ancient  Language  of  the  British  People  as  spoken  before  the  Irruption 
of  the   Danes   and    Saxons.   London,    Sampson   Low   &  Co.    21    sh. 

501.  Namen.  —  Hruschka,  ags.  Namenforschung  (Bibl.  1886,  Nr.  494). 
Vgl.  Engl.  Studien  10,  178  f.  (Kluge). 

502.  Morg  an,  Thomas,  Handbook  ofthe  origin  of  the  place-names  in  Wales 
and   Monmouthshire.    Merthyr   Tydfil. 

Vgl.  Athenäum  Nr.  3122. 

503.  Embleton,D.,  A  catalogae  of  place-names  in  Teesdale.  Natural  history 
transactions   of  Northumberland,   Durham   and  New-castle-upon-Tyne    11,  1. 

Vgl.  Athenäum  Nr.  3122. 

504.  Maxwell;  Studies  in  the  Topography  of  Galloway.  Edinburg,  Douglas. 
Vgl.  Athenäum  Nr.  3121  (Nr.  50-J— 504  aus:  Berliner  Jahresbericht  1887,  XVI. 
Nr.  218,  219  u.  222). 

505.  The  Name  'Oxford',  von  Kerslake.  Stevenson.  Hoskyns  - Abrahall, 
Hall,  Bradley.  Addy,  Evans  (Academy  Nr.  776,  778,  779,  782  [Oxford 
and   Tewkesbury],    783,    799,    800,    801,   802,    804). 

506.  Moberly,   Isis-Thames-Oxford. 
Academy  Nr.  808. 

507.  Sibree,     Thames'   and    Tharne'. 
Academy  Nr.  779. 

508.  Stevenson,  The  Name    Eadric  Streona'. 
Academy  Nr.  787. 

509.  The  Surname  'ShaJcspere  ,  von  Bradley,  Mayhew,  Hall  (Academy 
Nr.    770,    774,    775,    776,    777). 

510.  B  ritten  and  Holland,  A  Dictionary  of  English  Plant  Names.  Part 
III.   London,   Trübner  &   Co. 

Vgl.  Athenäum  3103. 

y)  Mundarten. 

511.  English  Dialect  Society.  A  Glossary  of  the  Dialect  of  Almondbury 
and  Huddersfield,  by  the  late  A.  Easther,  edited  by  Th.  Lees.  —  Glos- 
sary of  the  Words  in  Use  in  South -West  Lincolnshire,  by  R.  E.  Cole.  — 
Second  Dialectical   Report,   May    1886   —  May   1887,   by   A.  J.   Ellis. 

512.  Cunliffe,  Henry.  A  Glossary  of  Rochdale  —  with  —  Rossendale  words 
and   phrases.   London,   John  Heywood. 

Vgl.  Athenäum  Nr.  3095. 
512\   Herefordshir  e  words   and  phrases  by  Prebendary  navergal.  Walsall, 
Robinson. 

Vgl.  Academy  Nr.  802  (M.  G.  Watkins).    —   (Nr.  512  f.  aus:    Berliner  Jahres- 
bericht 1887,  XVI,  Nr.  234  u.  236). 

513.  Richardson,  J. ,  Cumberland  Talk:  Tales  and  Rhymes  in  the  Dia- 
lect.   lst   series.    2nd  ed.   8.   London,   Carlisle. 

514.  Davidson,   Th.,   Some  unrecorded  Scotch  words. 
Modern  Language  Notes  II,  5. 

515.  Baumann,  Heinrich,  Londinismen  —  Slang  u.  Cant  — .  Alphabetisch 
geordnete  Sammlung  der  eigenartigen  Ausdrucksweisen  der  Londoner  Volks- 
sprache, sowie  der  üblichsten  Gauner-,  Matrosen-,  Sport-  und  Zuuftaus- 
drücke.  Mit  einer  geschichtlichen  Einleitung  und  Musterstücken.  Ein  Supp- 
lement zu  allen  englisch-deutschen  Wörterbüchern,  gr.  8.  (CVI,  239  S.) 
Berlin    1886,   Langenscheidt.   4   M. 


216  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

Vel.  Englische  Studien  10,  458—461  (Herford);  Herrigs  Archiv  79,  104—107 
(Tanger) ;  Blätter  f.  d.  bayer.  Gymnasiaiswesen  1887,  263  f.  (Steinberger) ;  Päda- 
gogium 1887,  808—811    (Siepmann). 

516.  Bau  mann,  H.,  Philology  and  Literature  of  Slang.  Vortrag.  Deutsch 
von   0.   Siepmann. 

Pädagogium  1887,  S.  384—392. 

517.  Lienemann,  Eigentümlichkeiten  des  Englischen  in  den  Vereinigten 
Staaten   (Bibl.    1886,   Nr.   511). 

Vgl.  Englische  Studien  10,  498—500  (Schönbach). 

518.  Grierson,   An  English  Gipsy  Index. 
The  Indian  Antiquary,  1887,  Januar  ff. 

F.   Nordisch. 

Bibliographie:     Berliner    Jahresbericht    (oben  Nr.   95),    S.    103   bis 
108;    117    f.   [für    1886]. 

a)  Grammatik. 

519.  Wimmer,  Ludw.  F.  A.,  die  Runenschrift.  Vom  Verf.  umgearb.  und 
verm.  Ausg.  Mit  3  Taf.  u.  Abbild,  im  Texte.  Aus  dem  Dan.  übers,  von 
F.  Holthausen.   gr.   8.    (XXIV,    394   S.)   Berlin,   Weidmann.    14   M. 

Vgl.  Korrespondenzblatt  d.  Westdeutschen  Zs.  6,  Sp.  201 — 205  (Henning) ;  Athe- 
näum Nr.  3125. 

520.  Montelius,   O.,   Runornas   alder  i  Norden. 
Svenska  fornminnesföreningens  tidskrift  6,  236 — 270. 

521.  Brate,  E.,   Runverser. 

Antiqvarisk  tidskrift  för  Sverige  10,  1  —  4  (S.  1  —  320). 

522.  Schnippel,  E.,  über  das  Runenschwert  des  k.  historischen  Museums 
Dresden. 

Berichte  über  die  Verhandlungen  der  k.  sächsischen  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften zu  Leipzig  1887,  H.  2 — 3. 

523.  Söderberg,  Sv. ,  Runologiska  och  arkeologiska  undersökningar  pä 
Öland  sommaren   1884. 

Antiqvarisk  tidskrift  för  Sverige  9,   2. 

524.  Läffler,   L.   Fr.,   Om   dopfunten  i  Akirkeby  pä  Bornholm. 
Vitterhets  Historie  och  Antiqvitets-Akademiens  mänadsblad   1887,  13—15. 

525.  Hildebrand,   H.,   Om   dopfunten  i   Akirkeby  pä  Bornholm. 

Vitterhets  Historie  och  Antiqvitets-Akademiens  mänadsblad  1887,   179 — 191. 

526.  Handelmann,   H,   der  Runenstein  von  Gottorp. 

K'.in  spondenzblatt  d.  Gesammtvereins  d.  d.  Geschichts-  u.  Alterthumsvereine 
1887,  8.  118  f. 

527.  Lilien cron,   R.    v.,   ein   Runenfund. 
Allgem.  Ztg.  1887,  Beil.  Nr.  221. 

528.  Kcmpff,   K.   Hj..   Bild    —     och   runstenen  i   Ockelbo.    4.  (XXII   S.   und 

1   Tafel).  Gefle  1887. 

Vgl.  Archiv  f.  Anthropologie  17,   384  f.   (Mestorf). 

529.  Taylor,   The  Manae   Runic  Inscriptions. 

Academie  Nr.  771.  —  Dazu:  VigfussoB,  Nr.  772;  Kermode  und  Taylor,  Nr.  773; 
Vigfu88on,  Nr.  774;  Taylor,  Nr.  775;  Dryden  und  Vigfusson,  Nr.  776;  Dryden, 
Taylor  and  Kermode,  Nr.   777;   Walpole,   Nr.   780,   Dryden,  Nr.    781. 


530.   Noreen,   Ad.,  altnord.   Grammatik    (Bibl.    1886,   Nr.    519). 
Vgl.  Modern  Language  Notes  II,  3    J.   M.   Hart). 


IV.    GERMANISCHE  SPRACHEN.  217 

531.  Noreen,  Ad.,  De  nordiska  spraken.  Kartfattad  översikt  (Översättning 
af  samme  författares  artickel  „Scandinavian  languages"  i  Encyclopaedia 
Britannica,   Bd.  XXI),   8.   (48   S.)  Upsala  1887,   Almqvist  &  Wiksell.  1  Kr. 

Vgl.  Finsk  tidskr.   1887,  2  (H.  Vendell). 

532.  Sievers,   E.,   nordische  Kleinigkeiten. 

Paul  u.  Braune,  Beiträge  12,  482 — 49).  —  1.  Unbetontes  i  und  m;  '  2.  Zur 
Geschichte  des  inlautenden  j. 

533.  Kock,  Axel,  Länga  ändelsevokaler  i   det  nordiska  fornspraket. 
Arkiv  f.  nord.  Filologi  4,  87—94. 

534.  Kock,  Axel,  I  —  otnljudet  och  den  samnordiska  förlusten  af  ändelsevokaler. 

Arkiv  f.  nord.  Filologi  4,  141—162  u.   185. 

535.  Kock,   Axel,   Bidrag  tili  nordisk  sprakhistoria. 

Arkiv  f.  nord.  Filologi  4,  163 — 185.  —  I.  Det  s.  k.  i-omljudet  af  y  i  de  nor- 
giska  spräken ;  II.  det  s.  k.  i  -  omljudet  af  ce  (e)  i  de  nordiska  spräken  ;  III.  öfver- 
däng  fran  Ö  tili  ü  i  de  östnordiska  spräken ;  IV.  tili  ljudutvecklingen  fr  an  tenuis 
tili  media  i  forndanskan. 

536.  Kock,   Studier  öfver  fornsvensk  ljudlära  (Bibl.    1886,  Nr.    524). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  61  f.  (Mogk) ;  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum 
13,  249—251  (Heinzel). 

537.  Kock,  A.,  Undersökningar  i  svensk  sprakhistoria.  8.  (112  S.)  Lund 
1887,  Gleerup.    1,50  Kr» 

538.  Kock,   Axel,  Fornsvensk   sprakforskning. 

Nordisk  Tidskrift  for  Filologi  N.  R.  8,  284—304.  —  1.  tili  behandlingen  av 
brytningsdiftongen  iu,  io;  2.  tili  bruket  av  h;  3.  spar  av  regelbunden  växling 
av  former  med  och  utan  a-omljud;  4.  dialektisk  ljudutveckling  e  >  ce  framför, 
dental;   5.  Dativus  plur.  bestämd  form;  6.  Gen.  sing,  andces  i  fsv.? 

539.  Brate,  E.,  Äldre  Vestmannalagens  ljudlära.  S.  (VI,  98  S.)  Upsala  1887. 
2   Kr.  Upsala  Universitets  Arsskrift    1887. 

540.  r  o  r  kel  sson  ,  Jon,  Breytingar  ä  myndum  vidtengingarhattar  i  fornnorsku 
og  fornislenzku.   8.   (68    S.)    Reykjavik    188  7,  Jessen. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  1602. 

541.  Hellquist,  Elof,   En  kort  redogörelse  för  Bellmans   sprakbruk. 
Arkiv  f.  nord.  Filologi  4,  289—319. 

542.  Thors  en,  P.  K. ,  En  raekke  fortidsformer  og  fortidstillasgsformer  af 
svagtbojede  udsagnsord  i   dansk. 

Opuscula  philologica,    Mindre  afhandlinger,    udg.    af  det    philol.-hist.  Samfuud 
(S.  99—117),  Kopenhagen,  Klein. 
542*.   Broberg,   S.,    Toneholdet  i   Dansk. 

Blandinger  til  opiysning  om  dansk  sprog,  udg.  af  Universitets-Jubilseets  danske 
samfund  5,  286—325. 

543.  Ortografie  (schwedisch).  —  Nystavaren.  Tidskrift  för  rättskriv- 
ningsfragor  pä  uppdrag  av  rättstavningssällskapet  utjiven  av  Otto  Hoppe. 
H.    2   u.    3.   Upsala,   Almqvist  &  Wiksell. 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.   128  f.  (1.  Heft,  Burg). 

544.  Lyttkens  u.  Wulff,  Svenska  spräkets  ljudlära  och  betäckningslära 
(Bibl.    1886,  Nr.   528). 

Vgl.  Lit.  Blatt  1887,    Sp.  342—344    (Klinghardt) ;    Nord.  Tidskrift    for  Filologi 
N.  R.  8,   75 — ~'.>   (Jespersen);  Phonetische  Studien   1,  H.   1  (Western). 
544a.  Lyttkens    u.   Wulff,     Svenska   spräkets    beteckningslära  i   kortfatted 
framställning.     I.   Regler    för    ljudbeteckningen   tili    undervisningens   tjänst. 
Lund,   Gleerup.   25    Ore. 

545.  Tegner,  Natur  och   onatur  (Bibl.    1886,  Nr.    539). 
Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.   128  f.  (Burg). 

GERMANIA.     Neue  Reihe.  XXIV.  (XXXVI.)  Jahrg.  15 


218  BIBLIOGRAPHIE  VON   1887. 

546.  Tegner,   Es.,   Göra  kol  pä  eller  göra  kal  pä?  16.   (14  S.)  Lund  1887. 
Abdruck  aus  Lunds  Weckoblad    1887,  Nr.    128. 

547.  Lund  eil,  J.   A.,   Olika  ständpunkter. 

Nordisk  tidskrift  för  veteuskap,  konst  och  industri  1887,  271 — 300.  —  Bespre- 
chung der  Arbeiten  von  Lyttkens- Wulff,  Lundell,  Tegner. 

548.  Groth,   P. ,     Svensk  og  norsk  retskrivningsliteratur    fra  den  sidste  tid. 
Arkiv  f.  nord.  Filologi  4,  320—334. 

549.  Knudsen,   K. ,    Kortfattet  redegjerelse  for  det  dansk-norske   malstraev. 
Bilag  til    „Morgengryet".   8.   (15   S.)  Kristiania   1887.   0,20  Kr. 

ß)  Lexikographie. 

Gering,   Glossar  zur  Edda,   s.   Nr.   2271. 

550.  Fritzner,   Ordbog  over  det  gamle  norske  Sprog.   H.    10 — 12   (hla<1  — 
knakkr)   [Bd.   2,   S.    1  —  304]  Kristiania   1887.   ä   1,50  Kr. 

551.  Tkorkelsson,     Pall,     Dictionnaire  Islandais-francais.    I.   Livr.     A   — 
Alblindur.   4.   Paris,   Nilsson.   4   fr. 

552.  Sunden,  D.   A.,     Ordbok  öfver  svenska  spräket.  H.   3    (n,   S.   65   bis 
192).    Stockholm    1887,   Beckmann.    1,25  Kr. 

553.  Söderwall,   K.   F.,   Ordbok  öfver  svenska  medeltidsspraket.   H.  6.  u.  7 
(S.    353—504).   Lund    1887.    9,50   Kr. 

Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  340-342  (A.  Kock). 

554.  Kaikar,   O.,   Ordbog  til  det  aeldre  danske  sprog.  H.  12  u.  13.   (Bd.  II, 
272  —  336).  Kopenhagen    1887.   2   Kr. 

555.  Liden,  Evald,   Om  nagra  germanska   pronomen. 

Arkiv  f.  nord.  Filologi  4,  97 — 114.  —  isl.petta,  ahd.  dit ,  diz,  a.s.thit,  ags.  pis; 
got.  -ü(h);  nord.  ■ —  u(h). 

556.  Brate,   Erik,   schwedische  Wortforschung. 

Bezzenbergers  Beiträge  13,  21—53.  Göjeniunad;  Bast,  hingst;  schwed.  fredag 
u.  die  urgerm.  Verschärfung  von  j  u.  w;  schwed.  Kalfdans  u.  d.  Flexion  des 
Participium  Praesentis;  Dualis  in  dem  altscbwed.  älteren  Westinannagesetze ;  das 
Verbum  göra. 

557.  Bugge,    Sophus,    Svensk  Ordforskning. 

Arkiv  f.  nord.  Filologi  4,  115 — 140.  —  Nachträge  zu  Brätes  Aufsatz  (vor.  Nr. 
u.  Abhandlung  Nr.  539).  —  a.  schwed.  doctir;  schwed.  ekorre;  schwed.  flicka 
og  gösse.;  a.  schwed.  freadagher;  schwed.  göjeniunad;  a.  schwed.  husprea; 
a.  schwed.  hwarti;  schwed.  hast;  schwed.  il ,  vi,  altisl.  ü,  vi;  jul ;  schwed. 
Kalfdans;  a.  schwed.  sen,  sin. 

558.  Kock,   Axel,   Nagra  ordförklaringar. 
Nordisk  tidskrift  for  Filologi  N.  K.  VII,  H.  4. 

Dan.  fanden;  schwed.  havm,  M'ürmessa,  dyd-dylghior,  bagn;  isl.  püstr. 

559.  Maurer,   K.,    Vopn  und    Vokn. 
Arkiv  f.  nord.  Filologi  4,  284—288. 

560.  L äff ler,  L.  Fr.,   Fsv.  agha  (fd.  ccghcp). 
Arkiv  f.  nord.  Filologi  4,   191   f. 

An.  Etymologien,  s.  Nr.  203,  205;  ferner  Nr.  2175. 

561.  Western,   August,    Om  norske   dobbeltformer. 
Arkiv  f.   nordisk  Filologi  4,    1—25. 

562.  Tamm,  Fr.,   Fonetiska  kännetecken  pä  länord  i   nysvenska  riksspraket. 
8.  (82   S.)  Upsala    1887.    1,50  Kr.  Upsala  Universitets  Ärsskrift   1887. 

563.  Namen.    —   Stoylen,  B.,   Norske   dobenavne  med  deres  betydning  og 
oprindelse.    8.  (XVI,    112   S.)  Kristiania    1887,   Cammermeyer.    1,20   Kr. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  8p.   1473  (Mogk). 


IV.    GERMANISCHE  SPRACHEN.  219 

564.  Nordliuder,  E.  0.,  Förteckuing  öfver  Lulesocknarnas  person-  ock 
ortnamn.    8.    (28    S.)   Stockholm    1887. 

Svenska  landsmälen  6,  3. 

565.  Storm,   Gustav,   Om  nordiske  stedsnavne  i  Normandie. 
Historisk  Tidskrift  (norsk),  2.  R.   VI,  236—251. 

566.  Lindal,   P.   J.,   Upplands   ortnamn   (Fortsetzung). 
Upplands  fornininnesförenings  tidskrift  13. 

567.  Nordlander,  J.,   Om  Sil   ock  sei  i  nordländska   ortnamn. 
Svenska  landsmälen  2,  6. 

568.  Nielsen,    0.,   Bidrag  til  Fortolkning  af  danske   Stednavne.    VI. 
Blandinger  til  oplysning  om  dansk  sprog,  udg.  af  Universitets-Jubilseets  danske 
samfund  5.  326—346. 

y)  Mundarten. 

569.  Nyare  Bidrag  tili  kännedom  om  de  svenska  landsmälen  ock  svenskt 
folklif.  Tidskrift  utg.  pä  uppdrag  af  landsmalsföreningarna  i  Upsala,  Hel- 
singfors  ock  Lund  genom  J.  A.  Lundell.  27.  u.  28.  H.  8.  Stockholm  1887. 
Samson   &  Wallin.   ä   4,50   Kr. 

570.  Noreen,  Ad.,   Svensk  folketymologi. 

Nordisk  tidskrift  utg.  af  Letterstedtska  föreningen  1887,  554  —  561. 

571.  Vendell,  H.,  Bidrag  tili  svensk  folketymologi. 

Förhandlingar    och    uppsatser,     utg.    af    Svenska    literatursällskapet    i    Finland 
1886/87,   154—179. 

572.  Vendell,  H.,   Sydöstsvenska  etymologier. 

Förliandlingar    och    uppsatser,    utg.    af  Svenska     literatursällskapet    i    Finland 
1886/87,  180—185. 

573.  Vendell,  H.,  U-omljud  af  a  i  de  sydöstsvenska  dialekterna. 
Förhandlingar    och    uppsatser     utg.    af    Svenska    literatursällskapet    i    Finland 
1886/S7,   186—189. 

574.  Vendell,  H. ,  Eunömälet.  Ljud-  ock  formlära  samt  ordbok  (Forts.). 
8.   (S.    65—154)   Stockholm    188  7. 

Svenska  landsmälen  2,  3. 

575.  Olseni,  N. ,  Södra  Luggudemälets  ljudlära.  Akademisk  afhandling. 
8.   (85   S.)  Stockholm   1887. 

Svenska  landsmälen  6,  4. 

576.  Weiland,  P.,  Göingen.  Bygdemäl  frän  sydöstra  delen  af  Vestra  Göinge 
härad.    16.    (4  -f-  118    S.)    Stockholm    1887,   Bonnier.    1,25   Kr. 

577.  Fredrek  pa  Rannsätt,  viser  pä  varmlanske  tongmale.  Gamle  ä  speller 
nye  ä  sprett  sprang  nye    12.  (142  S.)  Stockholm,   Norstedt  &  Söner.    1,50  Kr. 

578.  Svartengren,  T. ,  Nö  hört  frä  skogsbygda.  Forste  samlinga.  16. 
(50  -f  2    S.)   Gotenburg   1887.    0,50    Kr. 

579.  Sivle,  P.,  Vossa-Stubba.  Utgjevet  av  'Det  norske  Samlaget  .  8.  (46  S.) 
Kristiania    1887.    0,50    Kr. 

580.  Helsingfors  landsmälförenings  anvisning  tili  svenska  dialektuppteck- 
ningar. 

Förhandlingar  och  uppsatser,  utg.  af  Svenska  literatursällskapet  i  Finland  1886/87, 
150—153. 

581.  Feilberg,  Bidrag  til  en  ordbog  over  jyske  almuesmal  (Bibl.  1886, 
Nr.    569)  H.    2   u.    3.   Kopenhagen,   Klein. 

15* 


220  BIBLIOGRAPHIE  VON   1887. 

582.  Kryger,  J.   K.,   Bidrag  til  nordsjaellandsk  Lyd-   og  Bajningslsere. 

Blandinger  til  oplysning  om  dansk  sprog,  udg.  at'  Universitets-Jubilseets  danske 
samfund  5,  347—397. 
582\   Thorsen,  P.  K.,   fiprogarten  pä  Sejem  1.   H.  8.  Kopenhagen  1887.  — 
Universitets-Jubilreets   danske   Samfund  H.   37. 

V.  Volkskunde. 

583.  Melusine  III,    12  —  24. 

584.  Revue   des   traditions  populaires,   Bd.   IL 

585.  Archivio  per  lo  studio   delle  tradizioni  popolari   V,   3 — VI,    1. 

Nr.  583—585  s.  Bibl.  1886,  Nr.  574—576.  —  Das  Litteraturblatt  für  germanische 
und  romanische  Philologie  gibt  jeweils  eine  vollständige  Inhaltsangabe  dieser 
drei  Zeitschriften. 

586.  Zeitschrift  für  Volkskunde,  hrsg.  von  Edmund  Veckenstedt.  I.  Bd. 
gr.   8.   (494   S.)  Leipzig   1886,   Dörffel.    15   M. 

Enthält  u.  A.:  E.  Veckenstedt,  Rübezahl,  S.  1  —  18,  41—72;  J.  Zingerle, 
Berchta-Sagen  in  Tirol,  S.  260—262;  E.  Veckenstedt,  Wieland  der  Schmied 
und  die  Feuersagen  der  Arier,  S.  263—270,  289—309,  329—344,  371—381; 
E.  Veckenstedt,  die  Höhlenzwerge  von  H.  Carnoy,  übersetzt,  S.  409 — 412: 
Julius  Schmidt,  Perehtenirlaube  bei  den  Slovenen,  S.  413 — 425;  J.  Zin- 
gerle, Pilatus-See  in  Tirol,  S.  426;  J.  Mähly,  die  Sonnenhelden  der  Mytho- 
logie, S.  449 — 472;  Alex.  Kaufmann,  Mythisches  undSagenhaft.es  aus  Thomas 
Cantipratanus,  S.  227 — 230;  Sagen  aus  der  Provinz  Sachsen,  S.  19 — 22,  73  —  78, 
178—181,  225—227,  310—313,  346-348,  382—387:  R.  F.  Kaindl,  Sagen  aus 
Ostgalizien  und  der  Bukowina,  S.  23—27,  79—80,  182—188;  O.  Knoop,  pol- 
nische Sagen  (Das  Glück  von  Edenhall),  S.392;  R. F.  Kaindl,  Märchen  aus  Ost- 
galizien und  der  Bukowina  (ruthenische),  S.  25  —  27,  81—86.  183—188;  lithauische 
Märchen,  S.  28—34,  87—93,  189-193.  230—239,  355-358;  Harry  Jannsen, 
esthnische  Märchen,  S.  314 — 317;  R.  Treichel,  Schwanke  und  Streiche  aus 
Westpreußen,  S.  388—391,  427—429,  473 — 476;  E.  Veckenstedt,  der  Aber- 
glaube aus  der  Provinz  Sachsen,  S.  35—37,  94— 100,  202  f.,  239—241,  362  f., 
397 — 399,  435 — 437;  R.  Prexl,  Besprechungsfonneln  der  Rumänen  in  Sieben- 
bürgen, S.  194 — 201;  O.  Knoop,  deutscher  und  polnischer  Aberglaube  aus  der 
ProviDz  Posen,  S.  483 — 485. 

587.  Am   Urds-Brunnen,  Band   4   u.   5,  Jahrg.    6. 

Enthält  q.  A. :  Nr.  1:  Höft,  F.,  Mythologische  Streifereien  (Forts.  Nr.  2,  5, 
6,  7);  Carstens,  H.,  Kinderspiele;  Höft,  F.,  Bemerkungen  zur  Königstochter 
im  Thnrm  (Kinderspiel,  dazu  Carstens,  Nr.  4  u.  9);  Nr.  2:  Saubert,  des 
deutschen  Volkes  Weihnachtsbaum:  die  Sternsinorer;  Nr.  3:  Knoop,  O. ,  die 
deutsche  Walthersage  und  die  polnische  Sage  von  Walther  und  Helgunde  (Schluß 
in  Nr.  4);  Schulenburg,  W.  v.,  die  Mittagsstunde;  die  Mittagsstunde  als 
Geisterstunde;  Horns,  der  Feuermann;  Nr.  6:  Trog,  C,  Friedrich  der  Große 
in  der  Sage  (Schluß  in  Nr.  7);  Nr.  8:  Frahm,  L. ,  Wiben  Peter,  de  ditmar- 
scher  Landes  Viendt;  Carstens,  H.,  das  Beekenbrennen;  Nr.  9 :  Freytag,  L., 
Hexenwesen  und  Hexensagen  in  den  Alpen  (Schluß  in  Nr.  10);  Nr.  10:  Car- 
stens, H.,  Ditmarscher  Märchen  (Forts,  in  Nr.  11  u.  12);  Nr.  11:  Kinder- 
Aberglauben  in  Ditmarschen;  Nr.  12:  Zur  Entstehung  und  Bedeutung  der 
Mäusetlmrmsa^e.  —  In  den  'Kleinen  Mittheilungen':  Kinderlieder,  Heilsprüche, 
Gebräuche  u.  dgl.;  Abergläubisches  aus  Schlesien  (von  E.  Küster). 

588.  Ethnologische  Mittheilungen  aus  Ungarn.  Redigiert  und  herausgeg. 
von  Anton  Herr  mann.  I.  Jahrg.,  1.  Heft.  Budapest  1887,  Selbstverlag 
der  Redaction. 

Enthält  u.  A.:  Beiträge  zur  Vergleichung  der  Volkspoesie:  1.  Und  wenn  der 
Himmel  war'  Papier.  2.  Liebesprobe.  3.  Liebe  wider  Freundschaft.  4.  Vergif- 
tung. —  S.Weber,  das  geistliche  Weihnachtsspiel  unter  den  Zipser  Deutschen. 


V.    VOLKSKUNDE.  221 

589.  K QVJltdd  i  a.  Recueil  de  documents  pour  servir  ä  l'ötude  des  tradi- 
tions  populaires.  Vol.  III.    8.  Heilbronn,  Henninger  (s.  Bibl.  1885,  Nr.  631). 

Mythologie. 

590.  Steinthal,  H.,    Mythos,    Sage,   Märchen,   Legende.   Erzählung,   Fabel. 
Zs.  f.  Völkerpsychologie  u.  Sprachwissenschaft  17,   113 — 139,  232  u.  351. 

591.  Lang,   la  Mythologie  (Bibl.    1886,  Nr.  582). 

Vgl.  Revue  des  questions  historiques  1887,  633;  Allgem.  Ztg.  1887,  Beil.  Nr.  291 

(Gustav  Meyer). 

592.  Lang,  A.,  Myth,  Ritual,  and  Religion.  2  Vols.  S.  (720  S.)  London 
1887,   Longman.    21    sh. 

Vgl.   Academy  Nr.  808;  Athenaeum  Nr.  3127. 

593.  Crabb,  George,  The  mythology  of  all  Nations.  New.  ed.  8.  London, 
Blackwood. 

594.  Bradke,  P.  v..  Dyäus  Asura,  Ahura  Mazda  und  die  Asuras.  Studien 
auf  dem  Gebiete  alt-indogermanischer  Religionsgeschichte.  8.  (XX,  128  S.) 
Halle    1885,   Niemeyer.   3,60   M.   (vgl.  Bibl.    1887,  Nr.   589tt). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,   Sp.   105—107   (Wi.). 

595.  Kuhn,  Herabkunft  des  Feuers  (Bibl.   1886,  Nr.   594). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  2  f.  (E.  H.  Meyer);  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  344—346 
(Mogk);  N.  philol.  Rundschau  1887,  320. 

s.  Nr.  601. 

596.  Meyer,  Elard  Hugo,  indogermanische  Mythen.  II.  Achilleis.  gr.  8. 
(VIII,    710    S.)   Berlin    1887,   Dümmler.    14    M. 

Vgl.  Zs.  f.  Volkskunde  1,  438—441   (Brauns). 

597.  Meyer,  Elard  Hugo,  Homer  und  die  Ilias.  gr.  8.  (VII,  258  S.)  Berlin 
1887,   Oppenheim.   4,50   M. 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.   1887,  Sp.  1239  f.  (Gemoll). 

598.  Schwartz,  W.,  der  Blitz  als  geometrisches  Gebilde  nach  prähistorischer 
Auffassung,   in : 

Festschrift  zum  fünfzigjährigen  Jubiläum  des  naturwissenschaftlichen  Vereins 
der  Provinz   Posen  1837  —  1887. 

599.  Haberlandt,  M.,  Indogermanica.  I.  Kleine  Beiträge  zur  indogermani- 
schen  Sagen-  und  Kulturgeschichte. 

Mittheilungen  der  anthropolog.  Geselle  eh.  zu  Wien  1886,  H.  1.  (1.  Kyklops. 
2.   Die  indische  Fluthsage.  3.  Kannten  die  Indogermanen  das  Gold?) 

600.  Baynes,  Herbert,  The  Eranian  origine  of  the  Teutonic  Concept  of 
Deity. 

The  Babylonian  and  Oriental   Recovd  I.  Nr.  6. 

601.  Goblet  d'Alviella,  histoire  religieuse  du  feu.  12.  (109  S.)  Verviers, 
Gilon.    0,60   fr. 

s.  Nr.  595  ;   Feuersagen  s.  Nr.  586. 

602.  Van  den  Gheyn,  J.,  recents  travaux  de   mythologie   comparee. 
Precis  historiques   1887,  Nr.  5. 

603.  Anders  on,  R.  B.,  Nordisk  Mythologi.  Oversaättelse  efter  Originalens 
fjerde  Oplag  ved  Fr.  Winkel  Hörn.  8.  (XIII,  480  S.)  Kristiania  1886/87, 
Cammernieyer.    6   Kr. 

604.  Rydberg,   Undersökningar   (Bibl.    1886,   Nr.  599). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  757  f.  (Sehlrs.);  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  £05  —  507 
(Mogk):  Anzeiger  f.  d.  Alterthum  14,  55 — 70  (E.H.Meyer);  Nord,  tidskrift  utg. 
af  Letterst.  fören.  1887,  241—257  (H.  Hildebrand). 


222  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

605.  Simrock,  Karl,  Handbuch  der  deutschen  Mythologie  mit  Einschluß  der 
nordischen.    6.   durchges.   Aufl.    gr.    8.   (XII,    643   S.)  Bonn,    Marcus.    9   M. 

606.  Hahn,   Odin  und  sein  Reich  (Bibl.    1886,   Nr.   601). 

Vgl.  Zs.  f.  d.  Gymnasialwesen  1867,  629  —  631  (Boetticher);  Blätter  für  literar. 
Unterhaltung  1887,  I,  298  (Mähly);  Magazin  f.  d.  Litteratur  des  In-  und  .Aus- 
landes 1887,  537-539,  556— 558  u.  568— 572  (Blind);  Academy  Nr.  801  (Blind); 
Centralorgan  f.  d.  Interessen  d.  Realschulwesens   1887,    810 — 813  (Bindewald). 

607.  Schmidt,  F.,  der  Götterhimmel  der  Germanen.  12.  Wittenberg,  Her- 
rose.   1,60  M. 

Vgl.  Zs.  f.  d.  Gymnasialwesen  1887,  152 — 154  (Boetticher). 

608.  Schullerus,   A.,   zur  Kritik   des   altnordischen   Valhollglaubens. 
Paul  und  Braune,    Beiträge   12,  221 — 282  und  separat,  8.    (51   S.)  Leipziger 
Dissertation  1887.     —     Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  289  —  292  (Mogk);    Siebenbürg. 
Korrespondenzblatt  10,  24. 

609.  Mogk,   E.,  Bragi  als  Gott  und  Dichter. 
Paul  u.  Braune,  Beiträge  12,  383—392. 

610.  Leygh,   Edward  F.,    Odins  Name   Sanngetal. 
Modern  Language  Notes  II,  4. 

611.  Hofmann-Wellenhof,  P.  v.,  zur  Geschichte  des  Arminius-Cultus  in 
der  deutschen  Litteratur.  I.  u.  II.  Theil.  8.  (52  S.)  Programm  d.  Staats- 
oberrealschule zu   Graz,    1887. 

612.  Knapp ert,  L. ,  de  beteekenis  van  de  wetenschap  van  het  Folklore 
voor  de  godsdienstgeschiedenis  onderzocht  en  aan  de  Holda-Mythen  ge- 
toetst.   gr.    8.  (XII,   272    S.)    Amsterdam,    Center.    1,90   fl. 

613.  Gaidoz,  le   dien  gaulois   du   soleil   (Bibl.   1886,   Nr.   603). 

Vgl.  Lit.  Cenlralblatt  1887,  Sp.  724  f.  (Wi.) ;  Zs.  f.  Völkerpsychologie  U.Sprach- 
wissenschaft 17,  227—232  (Steinthal)  ;  Academy  Nr.  774  (Elton). 

614.  Siebourg,   de  Sulevis   (Bibl.    1886,  Nr.   605d). 

Vgl.  D.  Lit,  Ztg.  1887,  Sp.  674  f.  (Wissowa);  Philol.  Anzeiger  1887,  191-194 
(Johannes  Schmidt);  Jahrbuch  d.  Vereins  f.  Alterthumsfreunde  im  Rheinlande 
82,  155—157. 

615.  Ihm,  Max,  der  Mütter-  oder  Matronencultus  und  seine  Denkmäler.  Mit 
3  lithogr.  Tafeln  u.  19  Textabbildungen.  8.  (200  S.)  Bonn  1887,  Sonder- 
abdruck aus   den    'Bonner  Jahrbüchern    Heft  83,   S.    1 — 201. 

Vgl.   Korrespondenzblatt  der   Westdeutschen    Zs.  6,   Sp.   281  —  283  (Siebourg). 

616.  Friedrichs,  Carolus,  Matronarum  monumenta  collegit.  8.  (46  S.) 
Bonner  Dissert.    1886. 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  1651  f.  (Wissowa);  Westdeutsche  Zs.  6,  279—285 
(Siebourg). 

617.  Meyer  v.  Knonau,   G.,    St.  Martins-  und  Michaelskirchen. 
Anzeiger  f.  Schweiz.  Gesch.   1887,   1C9. 

618.  Stubenvoll,    St.  Martin  im  Volksglauben.  Eine  culturhistorische  Studie. 
Neue  Züricher  Ztg.   1887,  Nr.  314. 

619.  Goette,   Rudolf,   die   Schwertrune  und  der  Schwertgott. 
Am  Urds-Biunnen  Bd.  5,  Jahrg.  6,  Nr.  12. 

620.  Hoffmann,  F.,  Nachklänge  altgermanischen  Götterglaubens  im  Leben 
und  im  Dichten  des  deutschen  Volkes.  4.  (S.  22  —  32).  1887.  Programm 
des   Realgymnasiums   zu   Gera,   Nr.   659. 

s.   Heldensage  Nr.  720  ff. 

621.  Schücking,   Lothar,   Überreste  alter  Zeiten. 

Jahresbericht  des  Westfälischen  Provinzial-Vereins  für  Wissenschaft  und  Kunst, 
1886.  —  Darin  Mythologisches. 


V.    VOLKSKUNDE.  223 

622.  Sloet,  L.  A.  J.  W. ,  De  eueren  in  het  Germaansche  volksgeloof  en 
volksgebruik.   I.   8.  (185   S.)   's  Hage    1887,   Nijhoff,   1,90   fl. 

622a.   Nagele,  Anton,   der   Schlangen-Cultus. 

Zs.  f.  Völkerpsychologie  u.  Sprachwissenschaft  17,  '264 — 289. 

622b.  Schweb  el,  Ose.,  Tod  u.  ewiges  Leben  im  deutschen  Volksglauben, 
gr.   8.   (VII,   388   S.)   Minden,  Bruns.   5,50   M. 

Vgl.  Blätter  f.  literarische  Unterhaltung  1887,  II,  711  ff. 

623.  Büdinger,  Max.  Zeit  und  Schicksal  bei  Römern  und  Westariern.  Eine 
universalhistorische  Studie.  Wiener  Sitzungsber.  Bd.  113,  H.  2  u.  separat. 
Lex. -8.   (33   S.)    Wien,   Gerold's   Sohn   in   Comin.    0,60   M. 

624.  Osterhage,  G.,  Anklänge  an  die  germanische  Mythologie  in  der  alt- 
französischen Karlssage. 

Zs.  f.  roman.  Philologie  XI,  H.   1  u.  2. 

625.  Krauß,  Frdr.  S. ,  Sreca.  Glück  und  Schicksal  im  Volksglauben  der 
Südslaven.  Aus  'Mittheil.  d.  Anthropolog.  Gesellsch.  in  Wien'.  8.(197  S.) 
Wien    1886,   Holder  in  Comm.    4   M. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1887,  Sp.  887   f. 

Märchen    und    Sagen. 

626.  Hertz,   Spielmannsbuch    (Bibl.    1886,   Nr.   613). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  729  f.  (Schwan ;  Journal  des  Savants  1886,  748; 
Revue  des  traditions  populaires  2,   188  (Gitte'e);  Allg.  Ztg.  1886,  Beil.  Nr.  8. 

627.  Warnke,  Marie  de  France  (Bibl.    1885,  Nr.   434). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  716  f.  (Morf) ;  Revue  de  Tinstruction  publique  3. 
Nr.  l;  (Bibl.  1885,  Nr.  443,  ist  statt  'Lit.  Centralbl.  1885'  'Lit.  Blatt  1886*  zu 
lesen). 

628.  Thiermärchei).  —  Reißenberger,  K.,  zur  Herkunft  der  sieben- 
bürgisch-sächsischen   Thiermärchen. 

siebenbürg.  Korrespondenzblatt  10,  S.  G  f. 

62  9.   Krohn,  W.,   Bär   (Wolf)  und  Fuchs,    eine  nordische  Thiermärchenkette. 
Vergleichende  Studie.   Aus   dem  Finnischen  übersetzt  von  Oscar  Hackmann. 
Helsingfors    1888,   Druckerei   der  finnischen  Litteraturgesellschaft. 
Vgl.  Zs.  f.   Volkskunde  I,  204—206  (A.  Schlossar). 

630.  Andree,   Richard,    Swinegel  und  Hase. 

Verhandl.  d.  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie ,  Ethnologie  und  Urgesch. 
1887,  340  —  342  n.  674  f. 

631.  Fischer,  L.   H.,    es  gieng  ein  Mann  im   Syrerland'. 

N.  Jahrb.  f.  Philol.  und  Pädagogik  136,  628.  —  Mann  in  der  Grube. 

s.  Nr.  7. 


632.  Mus  aus,  J.  K.  A.,  Volksmärchen  der  Deutschen.  Für  die  Jugend 
ausgewählt  und  bearbeitet  von  M.  W.  G.  Müller,  gr.  8.  (IV,  352  S.) 
Stuttgart,   Thienemann.   Prachtausg.    6   M. ;   billige  Ausg.   4  M. 

633.  Musäus,  J.  K.  A.,  Volksmärchen  der  Deutschen.  Auswahl,  bearb.  von 
Heinrich  Meißner.  2  Bändchen  in  1  Bd.  12.  (III,  152  u.  III,  184  S.) 
Halle   1886,  Hendel.    1    M. 

634.  Musäus,  Volksmärchen.  3  Bdchn.  16.  (132,  102  u.  132  S.)  Leipzig, 
Bibl.   Institut.   0,60   M.   Meyers   Volksbücher  Nr.   225—230. 


224  BIBLIOGRAPHIE  VON   1887. 

635.  Bech  stein,  L.,  neues  deutsches  Märchenbuch.  49.  Ster.-Aufl.  Volks- 
ausg.  Mit  1  Titelkupfer  in  Tondr.  und  50  Holzschn.  nach  Originalzeichn. 
von  L.   Weinmayer.    12.    (VI,   271    S.)   Wien,  Hartleben.   1,20   M. 

636.  Lausch,  Ernst,  das  Buch  der  schönsten  Kinder-  und  Volksmärchen, 
Sagen  und  Schwanke.  17.  gänzlich  umgearb.  Aufl.  Mit  7  5  in  den  Text 
gedr.   Abild.  u.    6   Buntb.   gr.   8.    (VI,    26S  S.)   Leipzig   1888,  Spamer.  2  M. 

637.  Schalk,  Gustav,  die  schönsten  Märchen,  Sagen  und  Schwanke.  Aus- 
gabe A,  2.  Aufl.  gr.  8.  (304  S.)  Kreuznach,  Voigtländer.  2,50  M.  — 
Ausgabe  B,  gr.   8.   (160   S.)  Ebenda.    1,50   M. 

638.  Müldener,  R. ,  das  Buch  der  schönsten  Märchen  aller  Völker.  Ein 
Märchenstrauß  zu  Nutz  und  Vergnügen  der  Jugend  gesammelt  u.  gereiht. 
Mit  49  Abbild.  2  Tonb.  u.  5  bunten  Bildern.  2.  Aufl.  gr.  8.  (VIII,  347  S.) 
Leipzig.   Schwetschkes   Verlag.   4   M. 

639.  Seyppel,  C.  M.,  deutsche  Märchen  mit  Bildern  f.  Jugend  und  Volk, 
gr.    8/(187    S.   m.    7    Chromolith. )   Düsseldorf,   F.   Bagel.    4,50    M. 

640.  Hirsch  mann,  J.,  Märchenstrauß.  Eine  Sammlung  v.  schönen  Märchen. 
Sagen  und  Schwänken.  Ster.-Aufl.  gr.  8.  (IV,  272  S.)  Berlin  1886,  Winckel- 
mann  &   Söhne.    3   M. 

641.  Braun,  GL,  Märchenkranz.  Eine  Auswahl  der  beliebtesten  und  volks- 
tümlichsten Märchen  in  Bearb.  f.  d.  Jugend  von  und  nach  den  besten 
Erzählern.    3.  Aufl.  gr.    8.   (300    S.)   Leipzig,   Oehmigke.    3   M. 

642.  Blüthgen,  V.,  der  Märchenquell.  Eine  Auswahl  der  schönsten  Märchen 
aus  aller  Welt,  f.  die  Jugend  gesammelt.  Mit  70  in  den  Text  gedruckten 
Holzschn. Tllust.,  8  Tonbild.  u.  8  buntf.  Lith.  nach  Originalzeich,  von  W. 
Friedrich,  P.  Thumann ,  L.  Richter,  O.  Pletsch  u.  A.  8.  (VIII,  336  S.) 
Leipzig,  Abel.   5   M. 

643.  Wislocki,  H.  v.,  Märchen  und  Sagen  der  Transsylvanischen  Zigeuner. 
Berlin    1886,   Nicolai. 

Vgl.  Zs.  f.  Ethnologie  19,  95  f.  (Schwartz);    Centralorgan    f.  d.  Interessen    des 
Realschulwesens  1887,  139  (Freytag). 

644.  Poestion,  lappländische  Märchen  (Bibl.    1886,  Nr.    635). 
Vgl.  D.  Lit.  Ztg.   1887,  Sp.  925—927   (V.  Thomsen). 

645.  Schreck,  Emmy,  finnische  Märchen,  übersetzt,  mit  einer  Einleitung 
von  Gustav  Meyer,   gr.    8.  (XXXII,    244  S.)  Weimar  1887,  Böhlau.  4,60  M. 

Vgl.  D.  Lit.    Ztg.   1877,  Sp.  925 — 927  (V.  Thomsen);    Archivio    per   lo  studio 
delle  traditioni  popolari  VI,  1   (Pitre). 


646.  Wirth,  Max,  Perlen  deutscher  Sagen.  Eine  Auswahl  der  vorzüglichsten 
Sagen  aus  der  Geschichte  und  dem  Volksleben.  8.  (160  S.  m.  4  Chromo- 
lith.)   Reutlingen,    Bardtenschlager.    1,80   M. 

647.  Ulbricht,  E.,  Erzählungen  aus  der  Geschichte  und  Sage  des  Mittel- 
alters. Mit  einem  Abrisse  der  german.  Mythologie.  8.  (114  S.)  Dresden 
1888,  Höckner,    1    M. 

648.  Schoene,  G.,  griechische,  römische,  deutsche  Mythen  und  Sagen  f. 
den  Unterricht  in  den  unteren  und  mittleren  Classen  höherer  Schulen. 
8.   Aufl.   8.   (63   S.)  Leipzig,  J.  Baedeker.   0,50   M. 

649.  Birlinger,   A.,   Sagen. 
Alemannia  15,  126—130. 


V.    VOLKLSKUNDE.  225 

650.  Birlinger,   A.,   Sagen   aus   der   Zeit  des   dreißigjährigen  Krieges. 
Alemannia  15,  70 — 73. 

651.  Cosquin,   contes  populaires  de  Lorraine  (Bibl.   1886,  Nr.   654). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  418  f.  (Vambagen);  Zs.  f.  vergl.  Literaturgeschichte 
uud  Renaissancelitteratur  N.  F.  1,  102—107  (v*.  Weilen);  AUgem.  Ztg.  1887, 
Beil.  291;  Modern  Language  Notes  II,  Nr.  4(Crane);  Academy  Nr,  788  (Lan  g) : 
Melusine  III,  '289  ff.  (Gaidoz)  ;  Archivio  per  lo  studio  delle  traditioni  popolari 
VI,  H.  1  (La  Via-Bonelli) ;  Revue  des  traditious  populaires  I,  390  (Sebillot); 
Annales  de  l'Est  1,  500—511    (G.  Cousin). 

652.  Stern,  A. .  einige  Bemerkungen  über  die  sogenannte  Brennwald'sche 
Chronik  und  ihre  Darstellung  der  Sage  vom  Herkommen  der  Schwyzer, 
sowie   der  Entstehung  der  Eidgenossenschaft. 

Jahrb.  f.  Schweiz.  Gesch.   12.  Bd. 

653.  Wickart,  A. ,  Zugerischer  Sagenkreis  VI:  Die  Ritter  am  Morgarten. 
Zugerisches  Neujahrsblatt   1887. 

654.  Gempeler,  D. ,  Sagen  und  Sagengeschichten  aus  dem  Simmenthai. 
2   Bdchn.   8.   (228   S.)  Thun,   Stämpfli.    8   frs. 

655.  Denier,  Anton,  die  Lazariterhäuser  und  das  Benedictinerinnen-Kloster 
in  Seedorf.  —  Anhang  a:  die  älteste  Fassung  der  Sage  über  die  Grün- 
dung von  Seedorf. 

Jahrbuch  f.  Schweiz.  Geschichte  12. 

656.  Berger,  Sigmund,  Geschiebte  und  Sage  der  österr.-ungar.  Monarchie. 
Xeu-Rausnitz    1886,   Selbstverlag  des  Verfassers. 

Vgl.   Blätter  f.  lirer.  Unterhaltung  1887,  I,  187  |A.   Schlossar). 

657.  Gloning,  Alois,  oberösterreichische  Volkssagen.  8.  (VIII,  112  S.) 
Peuerbach   1884   (Wien,   Sallmayer).   0,80   M. 

658.  Rappold,  J.,  Sagen  aus  Kärnten.  Zusammengestellt  und  theilweise 
neu   erzählt.    8.   (XIV,   266   S.)  Augsburg,  Amthor.    3   M. 

Vgl.   Centralorgan  f.  d.  Interessen  d.  Realschulwesens  1887,  810  (Freytag). 

659.  Jaksch,  A.  v.,   über  die   Marienstatue  Maria  Flamin. 

Carinthia  76.  Jahrg.  —  Nach  der  Besprechung  in  den  Mittheilungen  d.  Vereins 
f.  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen  26,  Beilage  S.  15  ein  Beitrag  zu  den 
in  Kärnten  heimischen  Türkensagen. 

660.  Friedrich,    Sagen  und  Gebräuche  aus   dem  Paznaunthale. 
Gartenlaube  1887,  Nr.  1,  2. 

661.  Della  Torre,   K.   W.  v.,   die  Drachensage  im   Alpengebiet. 
Zs.  d.  deutschen  u.  österr.  Alpenveieins  1887,  208 — 226. 

662.  P audier,  A.,  Sagen  u.  Märchen,  Umdichtungen.  2.  Aufl.  Wien  1887. 
Vgl.  Mittheilungen  der  Vereins  für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen  26, 
Beilage  S.  34. 

663.  Taub  mann,  J.  A.  (A.  v.  Schützenau),  Märchen  u.  Sagen  aus  Nord- 
böhmen. Aus  dem  Volksmunde  gesammelt,  gr.  8.  (VII,  85  S.)  Reichenberg, 
Fritsche.    1,20   M. 

Vgl.  Mittheilungeu  des  Vereins  für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen  26. 
Beilage  8.  37. 

664.  Mittheilungen   des  Nordböhmischen  Excursions-Clubs,    10.  Jahrg. 
Darin:  Stellzig,  vier  Volkslieder;  Hochfei  d  ,  drei  Sa^en  aus  dem  Niederlande  : 
Seifert,    Mittheilung    über    das    Jagen    des    wilden    Mannes    in    Schluckenau; 
Paudler,    über    die    deutsch  -  böhmischen  Ortsnamen;     Nordböhmische  Local- 
sagen  XIII;  Just,  Dialektisches  III. 

665.  Wilhelm,   Franz,   Sagen   aus   dem  westlichen   Böhmen. 
Mittheilungen  des  Vereins  f.  Gesch.  d.  Deutschen    in  Böhmen  26,   215 — 217. 


226  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

666.  Thomas,   Ferdinand,   Sagen   über   Friedland  und  Umgebung. 
Mittheilungen  d.  Vereins  f.  Geschichte    d.  Deutschen    in  Böhmen  26  ,   110 — 113 
u.  -217—220. 

667.  Sagen  aus  dem  Egcrlande. 
Kalender  f.   d.  Egerland,  5.  Jahrgang. 

667\   Sagen   aus   dem    Egerlande. 
Egerer  Jahrbuch,   18.  Jahrg. 

668.  Müller,   siebenbürgische  Sagen  (Bibl.    1886,  Nr.    653). 
Vgl.  Blätter  f.  liter.  Unterhalt.   1887,  I,   189  (A.  Schlossar). 

669.  Köhler,  J.  A.  E.(  Sagenbuch  des  Erzgebirges,  gr.  8.  (XXVI,  624  S.) 
Schneeberg   1886,   Godesche.   5  M. 

670.  Klose,  Max.  Führer  durch  die  Sagen-  und  Märchenwelt  des  Kiesen- 
gebirges.    8.   (VIII,    164   S.)    Schweidnitz    1887,    Brieger  u.   Gilbers.     2    M. 

671.  Klose,  Max,  Führer  durch  die  Sagen-  und  Märchenwelt  d.  Grafschaft 
Glatz.   8.     VIII,    118   S.)  Schweidnitz,  Brieger  &  Gilbers.   2   M. 

672.  Ho  haus,   die   Sagen  der  Grafschaft  Glatz  (Fortsetzung). 
Vierteljahrs-Schrift    für    Geschichte    und   Heimatskuude    d.  Grafschaft  Glatz  VI, 
Heft  1,  2  und  3. 

673.  Jentsch,  H.,  eine  Nixsage  aus  Guben.  —  Weineck,  der  Goldwagen 
im  Mochower-See.   Sagen  vom  Schwielochsee. 

Mittheilungen    der  Niederlausitzer  Gesellschaft  f.  Anthropologie    u.  Urgeschichte 
:;.  116—152  (Aus:  Berliner  Jahresbericht  1887.  X,  Nr.   143). 

674.  Gillwald,  Albert,  Thüringen  in  Geschichte  und  Sage.  8.  (134  S.) 
Eisenach    1887,  Bacmeister.    0,75   M. 

675.  Hülße,  F.,  Sagen  der  Stadt  Magdeburg,  gr.  8.  (IV,  774  S.)  Magde- 
burg,  Rathke.   8   M.   (s.  Bibl.    1886,  Nr.   668). 

67  6.  Größler,  Nachlese  von  Sagen  und  Gebräuchen  der  Grafschaft  Mans- 
feld  und  ihrer  nächsten   Umgebung. 

Blätter  d.  Vereins  f.  Gesch.  u.  Alterthümer  der  Grafschaft    Mansfeld,  Jahrg.  1. 

677.  Leibrock,  Gust.  Ad.,  Sagen  des  Harzes.  3.  Aufl.  8.  [III,  152  S.  mit 
'_'    Illust.    Quedlinburg,  Vieweg.    2,50   M. 

678.  Brüning,  F.,   historische  Fernblicke  vom   Astenberge. 

Zs.  f.  vaterläud.  Geschichte  45,    Paderborner  Abtheilung,    S.  3 — 89.    —    Darin 
histor.  Sagen. 

679.  Lesimple's  Erinnerungen  an  den  Rhein  in  Sagen  und  Geschichte, 
Mit  Illustrationen  von  C.  Hohe,  Schlickum  u.  Foltz.  2.  verin.  Aufl.  8. 
(VI,   188   S.)  Leipzig,   Lesimple.   2,25   M. 

680.  Lesimple,  le  Rhin.  Guide,  histoire  et  legendes.  8.  (VI,  76  u.  VIII, 
146   S.)  Leipzig,  Lesimple.   4   M. 

680a.  Lesimple,  le  Rhin.  Son  histoire  et  ses  legendes.  Traduit  de  l'alle- 
mand  par  E.   Stäche.   8.   (VIII,    146   S.)  Leipzig,   Lesimple.    2,25   M. 

681.  Sauer,  zur  Schönauer  Reimsage  (zu  Bibl.    1884,   Nr.    548). 
Annalen  des  Vereins  für  Nassauische  Alterthumskunde  20,   37. 

682.  Stolz,  P. ,  die  Sagen  der  Eifel,  nebst  anderen  deutschen  Sagen  und 
Märchen.   8.  'IV,    146   S.)  Aachen   1888,   Barth.    1    M. 

6S3.   Pauls,   Fürstensagen   in   Aachen   und   seiner  Umgebung. 

Mittlitilungen  des  Vereins  für  Kunde  der  Aachener  Vorzeit,  Jahrg.   1,  H.  1. 
684.   Haase,    Karl   Ed.,     Volkstümliches     aus     der  Grafschaft  Ruppin    und 
Umgegend,  gesammelt  und  herausgegeben.  I.   Sagen,   gr.  8.   (XII,.   126  S.) 
Neu-Ruppin    1887,   Petrenz. 

Vgl.  Centralblatt  für  die  Interessen  des  Realschulwesens  1887,  415  f.  (Freytag). 


V.    VOLKSKUNDE.  227 

685.  Jahn,   Volkssageu  aus  Pommern   (Bibl.    1886,  Nr.   680). 
Vgl.  Anz.  f.   d.   Alterthum    13,  41—53  (Laistner). 

686.  Jahn,   U.,   das  Volksmärchen  in  Pommern. 

Nd.  Jahrbuch  12,  151 — 161  und  Monatsblätter,  herausgeg.  von  der  Gesellsch. 
für  Pommersche  Geschichte  und  Alterthumskunde  1887,  Nr.  8  u.  9. 

687.  Eine   Sage  aus  Rügen. 

Monatsblätter,  herausgeg.  von  der  Gesellsch.  für  Pommersche  Geschichte  und 
Alterthumskunde   1887,  Nr.   12. 

688.  Haas,  zwei  Volkssagen  aus  dem   Dorfe   Zudar  a.   R. 

Monatsblätter ,  herausgeg.  von  der  Gesellsch.  für  Pommersche  Geschichte  und 
Alterthumskunde  1887,  Nr.  7. 

689.  Knoop,    0.,   Volkssagen  und   Erzählungen   aus   der  Provinz  Posen. 
Zs.   der  histor.  Gesellsch.  für  die  Provinz  Posen  II,  H.  1/2. 

690.  Frischbier,  H.,   der  Konopka-Berg.   Masurische   Sage. 

Altpreußische  Monatsschrift  24,  49 — 59. 

691.  Carstens,   H.,   der  goldene   Ring  (Sage). 
Onze  Volkstaal  III,  179  f. 

692.  Glaser,   E.,   die   Sagen  über  den  Haselnußstrauch. 
Wissenschaftliche  Beilage  der  Leipz.  Ztg.   1887,  Nr.  104. 

693.  Seelisch,   Adolf,   zur   Sagen-  und  Legenden-Litteratur. 

Zs.  f.  d.  Philo!.  19,  114 — 119.  —  Tod  des  Kaisers  Julian,  Kaiserchronik  10957 
bis  11148  (Maßm.);  zu  Thomas  Wright,  *a  selection  of  latin  stories' ;  Grimm, 
Myth.4  II,  574. 

Sagen  s.  auch  Nr.  587,  595,  780,  791,  811. 

694.  Liebrecht,  Felix,   einige  Beiträge  zur  Geschichte  der  Frauen. 
Germania  32,  493—507. 

695.  Wlislocki,  H.   v.,   von  den   drei  Frauen. 
Germania  32,  442 — 451. 

696.  Alexandersage.  —  Paul  Meyer,  Alexandre  le  Grand  (Bibl.  1886, 
Nr.   687). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  462  f.  (Ansfeld);  D.  Lit.  Ztg.  1887,  8p.  1730 
bis  1732  (E.  Schröder);  Anz.  f.  d.  Alterthum  13,  223—231  (Kinzel);  Zs.  für 
vergl.  Literaturgeschichte  I  (Golther);  Melusine  3,  334  (H.  G.) ;  Giornale  storico 
della  letteratura  italiana  IX,  H.  1  (Wesselofsky);  Academy  Nr.  775  (Saintsbury). 

697.  Amor  und  Psyche.  —  Adlington,  William,  The  most  pleasant  and 
delectable  tale  of  the  marriage  of  Cupid  and  Psyche,  with  a  discourse 
on  the  fable  by  Andrew  Lang.    (LXXXVI,    65   S.)  London,  Nutt. 

697 a.   Taylor,   Cox  und   Nutt,   The  myth   of  Cupid  and  Psyche. 

Academy  Nr.  789,  790,  791  u.  792.  —  Nr.  697  f.  aus:  Berliner  Jahresbericht 
1887,  X,  Nr.  36  f. 

698.  Barlaam,  von  Zotenberg  (Bibl.  1886,  Nr.   688). 
Vgl.  Revue  de  Thistoire  des  rel;gions  15,  94 — 107  (J.  Halevy). 

699.  Wlislocki,  H.  v.,  Armenisches  und  Zigeunerisches  zu  'Barlaam  und 
Josaphat . 

Zs.  für  vergl.  Litteraturgeschichte  1.  462 — 470. 

700.  Bertasage,  von  Feist  (Bibl.   1885,  Nr.   512). 
Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  1236. 

s.  Nr.  586. 

701.  Dagobert.  —  Albers,  J.  H.,  König  Dagobert  der  elsässische  Sagenheld. 
Allgem.  Ztg.   1886,  Beil.  Nr.  216. 

702.  Schaeffer,   M.,    le  roi   Dagobert  en  Alsace. 
Revue  des  traditions  populaires  II,  Nr.  5. 

703.  Don  Juan,  von  H.  Morf. 
Die  Nation  1887,  Nr.  22  u.  23. 


228  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

704.  Engel,  Karl,  die  Don  Juan-Sage  auf  der  Bühne.  Zur  100jährigen  Feier 
der  ersten  Aufführung  von  Mozarts  rDon  Juan"  am  29.  Oct.  1887.  Mit 
einem  Anhang.    8.   (265    S.)  Dresden,  Pierson.    3,50   M. 

705.  Engel,   Karl,   zwei   Capitel  aus   der  Geschichte  der  Don  Juan-Sage. 
Zs.  für  vergl.  Literaturgeschichte   1,  392 — 406. 

706.  Eginhard  und  Emma.  —  Varnhagen.  Hermann,  Eginhard  und  Emma. 
Eine   deutsche   Sage  und  ihre   Geschichte. 

Archiv  für  Literaturgeschichte   15,   1 — 20  u.   449—451. 

707.  Elfride,   s.   Erich   Schmidt,    Charakteristiken,   Nr.    1589. 
Eulenspiegel.   —   Crecelius,  Wilhelm,   zwei  Grabschriften   auf  Eulen- 
spiegel. 

Archiv  für  Litteraturgeschichte    15,    333  f. 

708.  Ewiger  Jude.  —  Gas  sei,  Paulus.  Ahasverus.  Die  Sage  vom  ewigen 
Juden.  Eine  wissenschaftliche  Abhandlung.  Mit  einem  kritischen  Protest 
wider  Ed.  v.  Hartmann  und  Adolf  Stöcker.  Neue  (Titel-)  Ausgabe,  gr.  8. 
(70    S.)   Berlin    1885,   Kühl.    1    M. 

709.  Faust.  —  Mountfords  Faustus ,  von  Francke  (Bibl.  1886,  Nr.  690b). 
Vgl.  1).  Lit.  Zrg.  1887,  Sp.  825  (R.  Mosen);  Zs.  für  vergl.  Litt.-Gesch.  1,  83— 9" 
(Creizeuach);  Bl.  f.  d.  bayer.  Gymnasialschulwesen  1887,  410  (Wolpert). 

710.  Faligan,  histoire  de  la  legende  de  Faust.  8.  (XXXn,  478  S.)  Paris, 
Hachette   et  Co. 

711.  Penneil,  E.,  Decline   and  fall   of  Dr.  Faustus.    The  Legend  in  English. 

Contemporaiy  Review   1887,  März. 

712.  Koch,  Max,  eine  Parallelstelle  zu  Goethes  Faust  in  serbischer  Dichtung. 
Goethe-Jalubuch  8,  232  f.  —  'Mephistopheles  Schwank  in  Auerbachs  Keller, 
V.  1960—1971'. 

713.  Pantin,   The   Sources   of  Marlowe's   'Dr.   Faustus'. 
Academy  Nr.  790. 

714.  Morgenstern,   J.,   die   Faustsage  im  Judenthum. 
Allgem.  österr,  Litteraturzeitung   1886,  Nr.  7 — 14. 

Faust,  s.  E.  Schmidt,  Charakteristiken  Nr.   1589;  Nr.   S93,  907  ff.,   189la,   1932. 

Friedrich  der  Große,  s.  Nr.  587. 

Gang  nach  dem  Eisenhammer,  s.  Nr.   7  7S. 

715.  Genovefa.  —  Gör  res,  Franz,  die  Legende  von  der  Pfalzgräfin  Geno- 
vefa.   Neue  sagengeschichtliche   Studien. 

Westdeutsche  Zs.  6,  218— 230. 

s.  Nr.  893. 

716.  St.  Georg.  — Gör  res,  Franz,  Ritter  St.  Georg  in  Geschichte,  Legende 
und  Kunst. 

Zs.   für  wissenschaftliche  Theologie  30,  II.    1. 

717.  Gralsage.  —  Gietmann,  G.,  S.  J..  die  Idee  der  Gralsage.  gr.  8. 
(32  S.)  Frankfurt  a.  M.,  Foeßer  Nachf.  0,50  M.  Frankfurter  zeitgemäße 
Broschüren.   N.  F.   8.   Bd.,    9.   Heft. 

718.  Gregorius.    —    Seelisch,   Adolf,   die   Gregoriuslegende. 
Zs.  f.  d.  Philol.   19,   385—421. 

719.  Heiratsversprechen.  —  Landau,   Marcus,   das   Heiratsversprechen. 
Zs.  f.  vergl.  Litteraturgeschichte  1,   13 — 33.  —  Dazu  'Nachtrag'  von  W.  L.  Hol- 
land, ebenda  S.  170. 

720.  Heldensage.  —  Lange,  Adolf,  deutsche  Götter-  und  Heldensagen. 
Für  Haus  und  Schule  nach  den  besten  Quellen  dargestellt.  8.  (IV,  44  8  S.) 
Leipzig,   Teubner.    3,75    M. 


V.    VOLKSKUNDE.  229 

721.  Wagner,  Wilh.,  u.  Jac.  Nover,  unsere  Vorzeit.  l.Bd.  gr.  8.  Leipzig, 
Spamer.    7,50   M. 

Inhalt:  Nordisch-germanische  Götter  und  Helden.  In  Schilderungen  für  Jugend 
und  Volk.  Von  Wilh.  Wagner.  Hrsg.  in  4.  verb.  Aufl.  unter  Mitwirkung  von 
J.  Wagner  u.  Jac.  Nover.  Zwei  Abth.:  I.  Göttersagen.  IL  Nordische  Helden- 
sagen. Mit  130  Textabbild,  und  einem  Titelbilde.  (XVI,  490  S.) 

722.  Prosch,  F.,  u.  F.  Wiedenhofer,  die  deutsche  Heldensage.  Nach 
Darstellungen  von  Unland,  Viimar,  Scherer,  Keck  und  Khull.  gr.  8.  (96  S.) 
Wien,  Graeser.  0,70  M.  Schulausgaben  classischer  Werke,  hrsg.  von  J.  Neu- 
bauer, Heft   26. 

Vgl.  Zs.  f.  d.  österr.  Gymnasien   1887,  682  ff.  (Löhner). 

723.  Albers,  J.  H.,  Lebensbilder  aus  der  deutschen  Götter-  u.  Heldensage. 
2.  verm.  u.  verb.  Aufl.   8.  (VIII,    157    S.)  Metz,  Lang.    1,50   M. 

724.  Müller,  Mythologie  der  deutschen  Heldensage  (Bibl.  1886,  Nr.  702). 
Vgl.  D.  Lit.  Zt<j.  1887,  Sp.  1617—1620  (Roediger) ;  Anz.  f.  d.  Alterthum  13, 
19—41  (E.  H.  Meyer);  Blätter  f.  d.  bayer.  Gymnasialwesen  1887,  260  f.;  Allgem. 
Ztg.   1887,  Beil.  Nr.  134. 

725.  Heinz el,  Nibelungensage  (Bibl.   1886,  Nr.   703). 

Vgl.  Anz.  f.  d.  Alterth.  13,   138—146  (Singer);  Zs.  f.  d.  Realsclmlw.  III,  3  (Singer). 

726.  Landmann,  die  nordische  Gestalt  der  Nibelungensage  und  die  neuere 
Nibelungendichtung.  4.  (54  S.)  1887.  Progr.  des  Realgymn.  und  der  Keal- 
schule  zu  Darmstadt,  Nr.   591. 

727.  Schmitt,  Heinr. ,  Versuch  einer  Geschichte  der  Hilde-  und  Kudrun- 
sage.   4.    (28    S.)    1887.   Progr.   des  Gymn.   zu  Wiesbaden,  Nr.    372. 

728.  Ankura,  De  Sagen  van  Diederik  van  Bern  naverteld.  8.  (VI,  234  S. 
Leiden   1887,   E.  J.  Brill.    1,50  fl. 

729.  Knoop,  Otto,  die  deutsche  Walthersage  und  die  polnische  Sage  von 
Walther  und  Helgunde.  Vortrag,  gehalten  in  der  histor.  Gesellschaft  zu 
Posen  am  8.  Sept.  1885.  gr.  8.  (18  S.)  Posen,  Jolowicz.  0,80  M.  Sonder- 
abdruck aus:   Am  Urds-Brunnen   (s.   Nr.   587). 

730.  Grienb erger,   Th.   v.,  zur  deutschen  Heldensage. 
Germania  32,  92.   —  Syfridus  dictus  hurnein. 

731.  Kaisersage.  —  Lemcke,  Paul,  der  deutsche  Kaisertraum  und  der 
Kytfhäuser.  gr.   8.  (VII,   218   S.)  Magdeburg,  Faber.   3   M. 

Inhalt:  1.  Geschichte  des  Kyff häusers ;  2.  der  deutsche  Kaisertraum  und  seine 
Beziehungen  zum  Kyffhäuser;  3.  der  deutsche  Kaisertraum  im  Liede;  4.  die 
Kyffhäusersagen. 

732.  Karl  der  Große.  — Dahn.  Therese,  Kaiser  Karl  und  seine  Paladine. 
Sagen  aus  dem  Kerlingischen  Kreise.  Der  deutschen  Jugend  erzählt.  Mit 
einer  Einleitung:  Karl  der  Große  in  der  Geschichte,  von  Felix  Dahn.  gr.  8. 
(473    S.  mit  einer  Karte.)   Leipzig,   Breitkopf  &   Härtel.    '<    M. 

733.  Mailhard  de  la  Couture,  G.,  Charlemagne  dans  l'histoire  et  dans 
la  legende.   8.   (190   S.)  Brügge    1887.    2,60   fr. 

734.  Aronius,   J.,  Karl  der  Große  und  Kalonymus   aus  Lucca. 
Zs.  f.  d.  Gesch.  des  Judenthums  2,  II.  1. 

s.  Nr.  683. 

735.  Lanval.  —  Kolls,  Anton,  zur  Lanvalsage.  Eine  Quellenuntersuchung-. 
gr.   8.    (68    S.)  Berlin   1886.   Hettler.    2  M. 

736.  Legenden.  —  Mussafia,  A.,  Studien  zu  den  mittelalterlichen  Marien- 
legenden. I.  Wiener  Sitzungsberichte  Bd.  113,  und  separat.  4.  (80  S.)  Wien. 
Gerold's   Sohn.     1,20  M. 


230  BIBLIOGRAPHIE  VON   1887. 

737.  Schneider,  F.,  die  Einhornlegende  in  ihrem  Ursprung  und  ihrer  Aus- 
gestaltung. 

Annalen  des  Vereins  für  Nassauiscbe  Alterthumskunde  2U,   31 — 37. 

738.  Birlinger,  A.,  zu   den  Erscheinungen   des  Jesuskindes. 
Alemannia   15,   183  f. 

739.  Görres,   Franz,   die   historische  Kritik  und   die  Legende. 
Historische  Zs    57,  212—221.  —  Der    heil.  Nicolaus    von  Myra;    Miro,    König 
der  spanischen  Sueven;  das  Symbol  der  Taube;  das  Lammsymbol. 

740.  Görres,  F.,   einige  populäre  Heilige. 

Jahrbücher  f.  protest.  Theologie  1887,  511 — 527.  —  S.  Sebastian,  S.  Crispin, 
S.  Nicolaus. 

741.  Rziha,  Fr.,  die  Legende  der  Schutzpatrone  des  Steinmetzhandwerks. 
Archiv  für  kirchliche  Kunst  X,  10  und  Korrespondenzblatt  des  Gesarnmtvereins 
der  deutschen  Geschichts-  und  Alterthumsvereine  1887,  46 — 50. 

742.  Ducis,  Saint-Maurice  et  la  legion  Thebeenne.  8.  (221  S.)  Annecy, 
Nierat  impr. 

743.  Egli,   E.,   Ursus  und  Victor  in   Solothurn. 
Theolog.  Zs.  aus  der  Schweiz  1887,  1  —  12. 

744.  Wetzel,  Franz  X.,  der  selige  Nicolaus  von  Flüe.  Ein  Volksbuch  zur 
400jährigen  Todesfeier  des  „Bruder  Klaus".  Mit  einem  Titelbild  u.  14  Illustr. 
8.   (188   S.)  Einsiedeln,  Benziger  &  Co.   1,60   M. 

745.  Ah,  J.  J.  v.,  des  sei.  Einsiedlers  Nicolaus  v.  d.  Flühe  Leben,  Wirken 
und   Sterben.   (272    S.)  Einsiedeln,   Benziger.    5   fr. 

74  6.  Die  Legende  des  heil.  Herzog  Ruprecht,  bei  Bingen  auf  St.  Rupreehts- 
berg  leiblich  rastend.  Gegeben  und  gedruckt  von  Jac.  Köbel  zu  Oppen- 
heim auf  Montag  nach  St.  Gregorien  des  heil.  Papstes  Tag  Anno  MDXXIIII. 
Wiedergegeben  von  Franz  Falk.  8.  (46  S.  mit  Holzschn.)  Mainz,  Kirch- 
heim.   1    M. 

747.  Köhler,  Herders  Legenden  „die  ewige  Weisheit"  und  „der  Friedens- 
stifter"   und  ihre   Quellen. 

Berichte  über  die  Verhandlungen  der  kön.  sächs.  Gesellschaft  der  Wiss.  zu 
Leipzig  1887,  H.  2/3. —  Vgl.  Zs.  für  vergl.  Literaturgeschichte  und  Renaissance- 
Litteratur  N.  F.   1,   128  (Geiger). 

748.  Rehorn,  K. ,  der  heilige  Kumernus  oder  die  heilige  Wilgefortis.  Ein 
Beitrag  zur  Geschichte   und  Deutung   eines    alten   Kultus. 

Germania  32,  461—480. 
Legenden  s.  Nr.   780  (St  Leonhardl;  Nr.  826  (St.  Hubert);  s.  bes.  unter  'Latein'. 

749.  Leonorensage.  —  Krek,  Bogomil,  ein  Beitrag  zur  Litteratur  des 
Leonorenstoffes. 

Archiv  für  slav.  Philologie  X,  356—358  (zwei  slovenische  Versionen). 
749\   Krek,   Bogomil,   ein   neuer  Beitrag  zur  Litteratur  des  Leonorenstoffes. 
Magazin    f.   d.  Litter    tur  des  In-  und  Auslandes   1887,    629—632  u.  650—654. 
s.  Erich  Schmidt,  Charakteristiken,  Nr.   1589. 

750.  Krumbacher,  K. ,  ein  Problem  der  vergleichenden  Sagenkunde  und 
Literaturgeschichte. 

Z«.  für  vergl.  Literaturgeschichte   1,  214—220. 

751.  MäU3ethurm.  —  Wlislo  cki,  H.  v. ,  die  Mäusethurmsage  in  Sieben- 
bürgen. 

Germania  32,  432—442. 

s.  Nr.  587. 

752.  Moringer.   —  Vogt,  Friedrich,   der  edele  Moringer. 
Paul  u.  Braune,  Beiträge  12,  431—453. 


V.    VOLK  SK  UN  DK.  231 

753.  Melusinensage,  von  Marie  Nowack     Bibl.    1886,  Nr.   715). 
Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  344—346  (Mogk). 

s.  Nr.  893. 

754.  Oswald.    —    Berger,   Oswaldlegende    (Bibl.    1886,   Nr.   716). 
Vgl.  Kepertorium  für  Kunstwissenschaft  11,   101. 

755.  Otello,  il  moro  di  Venezia:  storia  e  leggenda.  Florenz,  Sansoni.  Piccola 
biblioteca  italiana. 

756.  Rübezahl.  —  Mus  aus,  J.  K.  A.,  zwei  Legenden  vom  Rübezahl. 
8.  (36  S.) ;  und:  noch  drei  Legenden  vom  Rübezahl.  8.  (52  S.)  Leipzig, 
Greßner  u.  Schramm,  k  0,20  M.  Kleine  Hausbibliothek  für  die  Jugend 
Nr.   5  u.   23. 

757.  Shylock.   —  Bolte,   der  Jude  von  Venetien. 

Jahrbuch  der  deutschen  Shakespeare-Gesellschaft  22,  189 — 201.  —  Vgl.  Lit. 
Blatt  1888,  Sp.  60  (Proescholdt). 

758.  Lee,   S.  L.,   Shylock  and  his  Predecessors. 

Academy  Nr.  784  u.  786;   dazu  Clouston,  ebenda  Nr.  789  u.  796. 

759.  Köhler,   R.,    ein  serbischer   Shylock. 

Jahrbuch   der  deutschen  Shakespeare-Gesellschaft  22,  276  f. 

760.  Tanhäuser,  der  neue.  14.  Tausend.  8.  (IX,  183  S.)  Berlin  1888, 
F.   &  P.  Lehmann.   3   M. 

761.  Veckenstedt,   Edm.,   Tannhäuser,    ein   Dämon   des  Windes. 
Magazin  für  die  Litteratur  des  In-  und  Auslandes   1887,  73 — 75. 

762.  Teil.  —  Nover,  J. ,  Wilhelm  Teil  in  Poesie  und  Wirklichkeit.  Eine 
poetische  Wanderung  durch  Tells-Erinnerungen.  gr.  8.  (34  S.)  Hamburg 
1887,  J.  F.  Richter.  0,80  M.  —  Sammlung  gemeinverständlicher  wissen- 
schaftlicher Vorträge ,  herausgeg.  von  R.  Virchow  und  Franz  v.  Holtzen- 
dorff.   N.   F.    2.  Jahrg.    1.  Heft. 

763.  Liebenau,   Th.  v.,  alte  Briefe  über  Wilhelm  Teil. 
Kathol.  Schweizerblätter  3.  Jahrg.,  H.   1. 

764.  Thedel  v.  Wallmoden.  —  Zimmermann,  Paul,  Georg  Thyms  Dich- 
tung und   die   Sage   von   Thedel  von  Wallmoden. 

Zs.  des  Harzvereins  20,  329—382. 
Thiersage,  s.  Nr.   628  ff. 

765.  Triller.  —  Koch,  Ernst,  urkundlicher  Stammbaum  der  Familie  Triller 
vom  Geschlechte  des  Köhlers,  welcher  im  Jahre  1455  die  Befreiung  des 
Prinzen  Albrecht  von  Sachsen  herbeiführte.  Aufgestellt  und  herausgeg. 
gr.   4.   (20   S.)   Meiningen,   v.   Eye.    1    M. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1887,  Sp.  1263  f.;  Korrespondenzblatt  des  Gesammt- 
vereins  der  deutschen  Geschichts-  und  Alterthumsvereine  1887,  101  f.;  Wissen- 
schaftliche Beilage  der  Leipz.  Ztg.   1887,  Nr.  41. 

766.  Tristan  und  Isolde.  —  Golther,  Wolfg. ,  die  Sage  von  Tristan  und 
Isolde.  Studie  über  ihre  Entstehung  und  Entwickelung  im  Mittelalter,  gr.  8. 
(VIII,    124   S.)   München,   Kaiser.   3.20  M. 

767.  Sarrazin,   Gregor,  germanische   Sagen-Motive  im  Tristan-Roman. 
Zs.  für  vergl.  Literaturgeschichte   1.  262  —  272. 

768.  Wlislocki,  H.  v. ,  die  Episode  des  Gottesgerichts  in  'Tristan  und 
Isolde3   unter   den  transsilvanischen   Zigeunern   und   Rumänen. 

Zs.  für  vergl.  Literaturgeschichte  1,  457 — 462. 

769.  Trojanersage.  —  Greif,  Trojanersage  (Bibl.   1886,  Nr.   7  27). 
Vgl.  Lit.  Centralblatt   1887,   Sp.   1271  f. 


232  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

770.   Gorra,     testi  inediti   di   storia  troiana,    preceduti  da  uno   studio   sulla 
leggenda  trojana  in  Italia    8.   (XI,   572    S.)   Turin,   Triverio.    18   fr. 
Türkensagen,  s.  Nr.   659. 
Walthersage,  s.  Nr.   587.. 
7  71.  Wilder  Jäger.    —  Pro  hie,    H.,     über    den  Ursprung    der   Sage    vom 
wilden  Jäger. 

Zs.   des  Harzvereins  20,  581 — 583. 

s.  Nr.  664. 

Winkelried.  —   s.   Schlacht  bei   Sempach,  Nr.    871    ff. 

772.  Zollern.  —  Schwebel,  Sagen  der  Hohenzollern  (Bibl.  1886,  Nr.  730). 
Vgl.  Zs.  f.  d.  Gymnasialwesen  1887,  629  (F.  Wagner);  Blätter  f.  literar.  ünterh. 
1887,  I,  316  (Wilh.  Müller);  Literar.  Handweiser,  Nr.  427  (Zingeler). 

Sitten    und    Gebräuche. 

773.  Vom  Jura  zum  Schwarzwald.  Geschichte,  Sage,  Land  und  Leute. 
Vierteljahrsschrift,  hrsg.  von  F.  A.  Stock  er.  III.  Jahrg.,  Heft  2 — 4; 
IV.  Jahrg.   (1887/88).   Aarau    1887  —  1888,    Sauerländer,  (pro  Jahrg.    5  M. 

774.  Aus   dem  Hauensteiner  Schwarzwald  in  J.  V.  Scheffels     Reisebilder 
•    (Stuttgart    1887,  Bonz).  —   Prächtige   Schilderung  von  Land  und  Leuten. 

775.  Stob  er,  neue  Alsatia  (Bibl.    1885,  Nr.   553). 
Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  210  (Klee). 

776.  Hermann,  Friedrich,  Hammeltanz   und   Kirmes   im   Reichsland. 
Voßische  Ztg.   1886,  Sonntagsbeilage  Nr.  30. 

776a.  Volks  th  um  liehe  Feste,  Sitten  und  Gebräuche  in  Elsaß-Lothringen. 
1886. 

Jahrbuch  für  Geschichte,  Sprache  und  Litteratur  Elsaß-Lothringens  3,   115  — 145. 
7  76b.  Ledain,  les  feux  et  la  roue  flamboyante   de  la   Saint  Jean,   a  Sierck, 
sur  la  Moselle. 

Mümoires  de  la  Societe  d'archeologie  et  d'histoire  de  la  Moselle  17e  Vol.,  S.  23 — 48. 

s.  Nr.  816. 
77 6C.    Spedener,  Gregor,   die  Bauernhochzeit  in  früheren  Zeiten.   Charakter- 
bild des  Luxemburger  Landvolkes,   gr.  8.  (35  S.)  Luxemburg   1886,  Brück. 
0,50    M. 

777.  Birlinger,  A.,    Findlinge. 

Alemannia    15,    64—68.    —    U.  a. :    Taufsitte;    Knecht  Ruprecht;    Todesboten; 
Sprüche;  Priamel. 

778.  Birlinger,   A.,   Findlinge. 

Alemannia  15,   110  f.  —  Spruch;    Luther   nach   einem  Bericht  von   1520;    zum 
Gang  nach  dem  Eisenhammer. 
77  9.  Birlinger,   A.,   zur  Sittenkunde. 
Alemannia  15,   112  —  119. 

780.  Birlinger,   A.,   zur  Alemannia  IX,    1    u.  s.  w. 

Alemannia    15,    111   f.  —  Nachträge  zu:  Bruchstücke    eines  Passionais;    Sage 

[Bärmutter];  Legende  von  St.  Leonhard;  Adelvvisen,  Guotentag. 

781.  Bolte,  Johannes,  aus  den  Briefen  der  Herzogin  Elisabeth  Charlotte 
von   Orleans. 

Alemannia  15,  50 — 62.  —  Volksfeste,  Aberglaube,  Märchen,  Sprichwörter,  Varia. 

782.  Bolte,  J.,  zur  Blumendeutung. 
Alemannia  15,  73. 

783.  Zeppelin,   Eberhard  Graf,  zur  S.  Jörgenscheibe. 
Alemannia  15,  69  f. 


V.    VOLKSKUNDE.  233 

784.  Religiöse  Sitten  und  Gebräuche  auf  der  schwäbischen  Alb. 
Allgem.  evang.-luther.  Kirchenzeitung  1887,  Nr.   1   ff. 

785.  Busl,    K.  A.,     alte  kirchliche  und  weltliche  Gebräuche  in  Ellwangeu. 
Württemberg.  Vierteljahrshefte  1887,  37 — 40. 

786.  Haushofe r,  K.,   ein  Hochzeitsbitter  in   Oberbayern. 
Illustrierte  Ztg.  Nr.  2314. 

787.  Aelschker,  Edm.,  u.  Jos.  Palla,  Heimatskunde  von  Kärnten,  in 
8   Lief.  gr.   8.  Klagenfurt,   v.  Kleinmayr.   ä  0,60  M. 

788.  Topographie  von  Niederösterreich  [Schilderung  von  Land,  Bewohnern 
und  Orten],  unter  Mitwirkung  von  J.  Bauer,  M.  A.  Becker,  Karl  Czas- 
lawsky  etc.  nach  den  besten  Quellen  und  dem  neuesten  Stande  der 
Forschung  bearb.  u.  herausgeg.  vom  Vereine  für  Landeskunde  von  Nieder- 
österreich. 3.  Theil.  Die  alphabetische  Reihenfolge  [Schilderung]  der  Ort- 
schaften, von  M.  A.  Becker.  2.  Bd.  3.  Heft.  gr.  4.  (S.  129—188.)  Wien, 
Braumüller.   2   M. 

789.  Das  Riesengebirge  in  Wort  und  Bild,   7.  Jahrg.,  H.   23—26. 
Darin:  Knothe,  die  schlesische  Mundart  in  Nordböhmen  (Forts.);  Bartmann, 
das  Todaustreiben    im    Riesengebirge;    Böhm,    Weihnachtskrippen    im    Riesen- 
gebirge;   Haben    sich  im  Riesengebirge  Reste  der  ältesten  deutschen  Bewohner 
Böhmens  und  Schlesiens  erhalten? 

790.  Deutscher  Volkskalender  für  1888.  Herausgeg.  vom  ..Deutschen 
Verein  zur  Verbreitung  gemeinnütziger  Kenntnisse"  in  Prag.  Redigiert  von 
Jul.   Lipper t.    18.   Jahrg. 

Enthält  nach  der  Anzeige  in  den  Mittheil.  d.  Vereins,  f.  Gesch.  d.  Deutschen 
in  Böhmen  26,  Beil.  S.  39:  Lippert,  vom  Zunftwesen  und  alten  Bräuchen 
desselben;  Sprichwörter,  die  sich  auf  das  leibliche  Wohl  des  Menschen  be- 
ziehen, von  Saalfeld;  ein  Feuilleton  über  die  Suppe,  von  Schrank a. 

791.  Moißl,  Konrad,  der  politische  Bezirk  Außig,  umfassend  die  Gerichts- 
bezirke Außig  und  Karbitz.  Außig    1887. 

Vgl.  Mittheil.  d.  Vereins  f.  Gesch.  d.  Deutschen  in  Böhmen  26,  Beil.  S.  28—30 
(Hieke).  —  Darin  20  Seiten  über  Sitten,  Gebräuche,  Aberglauben;  zwei  Weih- 
nachtsspiele; Sagen. 

792.  Ammanz,  J.  J.,   der  Schwerttanz  im  südlichen  Böhmen. 
Mittheil.  d.  Vereins  f.  Gesch.  d.  Deutschen  in  Böhmen  26,  35 — 42. 

793.  Slama,  Franz,  Österr.-Schlesien.  Landschafts-,  Geschichts-  und  Cultur- 
bilder.  Unter  Mitwirkung  von  A.  Peter,  J.  Matzura,  K.  Radda, 
F.  Schmied  u.  A.  hrsg.  1.— 15.  Lief.  Lex.-8.  (480  S.  mit  Illustr.)  Prag 
1886/87,   Otto,  ä  0,60  M. 

794.  Korrespondenzblatt  des  Vereins  für  siebenbürg.  Landeskunde  X: 
Weihnachten  in  Kaisd,  von  J.  F[r  öhlich],  S.  10;  Christ-  und  Neujahrs  - 
tagsfeier  in  Deutsch-Kreuz,  von  M.  A.  Sch[uster],  S.  30  —  32;  alte 
Bräuche  (Hochzeit),  von  G.  Heinrich,   S.   32  f. 

795.  Wlislocki,  Heinr.  v-,  zur  Volkskunde  der  traussilvanischen  Zigeuner. 
gr.  8.  (40  S.)  Hamburg,  Richter.  0,50  M.  Sammlung  gemeinverständlicher 
wissenschaftlicher  Vorträge,  hrsg.  von  R.  Virchow  und  F.  v.  Holtzen- 
dorff.  N.  F.   2.  Jahrg.   12   Heft. 

796.  Schroller,  Franz,  Schlesien.  Eine  Schilderung  des  Schlesierlandes. 
2.  Bd.  Mit  27  Stahlst,  u.  55  Holzschn.  von  Theod.  Blätterbauer.  Lex.-8. 
(VTiT,   410   S.)  Glogau,   Flemming.    geb.    16,50   M.   (1.   u.   2:    34,50   M.) 

GERMANIA.    Neue  Keihe  XXIV.  (XXXVI.)  Jahrg.  16 


234  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

797.  Knebel,  Handwerksbräuche  früherer  Jahrhunderte  in  Freiburg  (s.  Bibl. 
1886,  Nr.    761). 

Mitteilungen  vom  Freiburger  Alterthumsverein,  Heft  23. 

Gebräuche  der  Grafschaft  Mansfeld,  s.  Nr.  676. 

798.  Ludwig,  F.,  Einiges  über  Land  und  Leute  um  Greiz. 

Beiträge  zur  Landes-  und  Volkskunde  des  Thüringerwaldes,  2.  Heft,  S.  35 — 46. 
—  Darin :  Sitten  uud  Gebräuche,  Aberglaube. 

799.  Grimme,  F.  W.,   der  Briloner  Schnadezug.   Ein  Rest  altdeutscher  Sitte. 

Rheinisch -Westphälische  Zeitung  1886,  337  ff. 

800.  Kolbe,  hessische  Volkssitten   (Bibl.    1886,  Nr.   765). 
Vgl.  Histor.  Zs.  58,  626  f.  (Wanbald). 

801.  Eine  Hochzeit  in  Amöneburg. 
Das  Ausland  1887,  264-266. 

802.  Poppe,  Franz,  zwischen  Ems  und  Weser.  Land  und  Leute  in  Olden- 
burg und  Ostfriesland.  8.  (Vü,  472  mit  1  Holzschn.-Taf.)  Oldenburg  1888, 
Schulze.   6  M. 

803.  Herquet,  Karl,  die  Insel  Borkum  in  culturgcschichtlicher  Hinsicht. 
Mit  einer  Karte  von   1713.   8.  (IV,   175   S.)  Emden   1886,  Haynel. 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  1179  (W.  Möller). 

804.  Jensen,   Christian,     Sitten  und  Gebräuche    auf  Föhr    sonst  und  jetzt. 
Das  Ausland  1887,  521—524,  548—551,  572—576,  591—595. 

805.  Jensen,  Christian,  Vergessene  und  untergehende  Volksbräuche  der 
nordfriesischen   Inselbewohner. 

Das  Ausland  1887,  364—368. 

806.  Carstens,  H.,  der  Kopfputz   der  alten  Ditmarscherinnen. 
Onze  Volkstaal  III,  180—182. 

807.  Carstens,  H.,   eine  merkwürdige   Sitte. 
Onze  Volkstaal  III,  158. 

808.  Handelmann,  H. ,  zur  Sammlung  der  Sitten  und  Gebräuche  (Sprüche 
und   Segen;   Volksmedicin). 

Zs.  d.  Gesellsch.  f.  Schleswig-Holstein-Lauenburg.  Gesch.    17,   197 — 199. 

809.  Wossidlo,   R.,  Volksthümliches  aus  Mecklenburg. 

Rostocker  Ztg.  1887,  Nr.  155,  175  u.  379.  —  Leberreime  und  Räthsel;  Heirat, 
Ehestand,  Familienleben;  Prost  Mahltid. 

810.  Lemke,  Elisabeth,  Volksthümliches  in  Ostpreußen.  II.  Theil.  gr.  8. 
(303   S.)   Mohrungen   1887,  Harich. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  188;  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  1583  f.  (Kossinna); 
Korresp.-Bl.  d.  Gesammtvereins  d.  deutschen  Geschichts-  u.  Alterthumsvereine 
1887,  53  f.  (Friedel);  Centralorgan  f.  d.  Interessen  d.  Realschulwesens  1887, 
415  (Freytag);  AI tpreuß.  Monatsschrift  24,  164—166  (Frischbier). 

811.  Treichel,  A.,  Steinsagen;  Preußische  Kindernamen,  Kinderspiele, 
Volkstänze  und  Tanzmelodien,   Volksräthsel,   Märchenschlüsse. 

Zs.  d.  histor.  Vereins  f.   d.  Regierungsbezirk  Marienwerder,  Heft  21. 

812.  Treichel,  A.,  Volksthümliches  aus  der  Pflanzenwelt,  besonders  für 
Westpreußen. 

Altpreuß.  Monatsschrift  24,  513  —  607. 

813.  Treichel,  Verbreitung  des  Schulzenstabes  und  verwandter  Geräthe 
und  Zeichen.  ^ 

Verhandlungen  der  Berliner  Gesellsch.  für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Ur- 
geschichte  1887,  75—82. 

814.  Freybe,  A.,  Weihnachten  in  deutscher  Dichtung.  3.  Ausg.  8.  (243  S.) 
Leipzig,  Hinrichs.    1    M.   Kleine  Hausbibliothek,   8.   Bd. 


V.  VOLKSKUNDE.  235 

815.  Stubenvoll,  Weihnachten  im  Volksglauben. 
Neue  Züricher  Ztg.  1887,  Nr.  356—358. 

816.  Glaser,  E.,  Geschichte  und  Gebräuche  des  Johannisfestes. 
Wissenschaftliche  Beilage  der  Leipz.  Ztg.  1887,  Nr.  49. 

s.  Nr.  776b;  865. 

Kl  7.  Haberland,  Karl,   über  Gebräuche  und  Aberglauben  beim  Essen. 
Zs.  für  Völkerpsychologie  und  Sprachwissenschaft  17,  353 — 385. 

s.  Nr.  790. 

818.  Schranka,   Buch  vom  Bier  (Bibl.   1886,  Nr.   782). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  721  (M.  Heyne);  Blätter  für  literar.  Unterh.  1887, 
I,  124  f.  (Schlossar). 

819.  Kretschmer,  Alb.,  deutsche  Volkstrachten  in  Bild  und  Text,  ge- 
sammelt von  A.  K.  2.  verm.  Aufl.  Wohlfeile  Ausg.  (In  ca.  30  Lief.)  1.  Lief, 
gr.   4.  (4   Chromolith.  mit   12   S.   Text.)  Leipzig,  Bachs  Verlag.   1  M. 

820.  Costumes   Strasbourgeois. 

Revue  alsacienne  X.  annee,  S.  517 — 520.  —   17.  Jhdt. 

821.  Hollaender,  Alcuin,  kleinere  Mittheilungen. 

Jahrbuch  f.  Gesch.,  Sprache  u.  Litteratur  Elsaß-Lothringens  3,  94—98.  —  Elsäßer 
Landestracht  im  16.  Jahrb.;  Kulturhistorisches  aus  den  Jahren  1546  und  1547. 
Trachten  s.  auch  Nr.  806,  1201  ff. 

822.  Aberglaube. — ■  Caspari,  Homilia  de  sacrilegiis  (Bibl.  1886,  Nr.  786). 
Vgl.  Nord.  Tidskrift  for  Filologi  N.  R.  8,  79  f.  (Nyrop);  Literar.  Handweiser 
Nr.  426  (Bäumer);   Bulletin  critique  1886,  21. 

823.  Rubin,  S. ,  Geschichte  des  Aberglaubens  bei  allen  Völkern  mit  be- 
sonderem Hinblicke  auf  das  jüdische  Volk.  8.  (182  S.)  Wien  1887,  Selbst- 
verlag des  Verf.   6   M. 

824.  Längin,  Georg,  der  Wunder-  und  Dämonenglaube  der  Gegenwart  im 
Zusammenhang  mit  Religion  und  Christenthum.  Ein  Beitrag  zur  Charakteristik 
der  herrschenden  Strömungen  in  der  römischen  und  protestantischen  Kirche, 
gr.   8.   (VIII,   102   S.)  Leipzig,  Wigand.   1,50  M. 

Vgl.  Blätter  für  literar.  Unterh.   1887,  I,  749. 

825.  Sauren,  J. ,  Gewitterbüchlein.  Enthält  Belehrungen,  Schutzmittel  und 
Gebete.  16.  (94  S.)  Salzburg,  Pustet.  0,40  M. 

826.  Gaidoz,  Henri,  la  Rage  et  Saint-Hubert.  8.  Paris,  Picard.  Bibliotheca 
Mythica.   T.  I. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  1011  f.  (R.  Köhler);  Zs.  f.  Völkerpsychologie 
und  Sprachwissenschaft  17,  227  ff.  (Steinthal);  Bibliotheque  de  l'Ecole  des  Chartes 
48,  125  ff.  (A.  de  Barthelemy) ;  Archivio  per  lo  studio  delle  tradizioni  popolari 
VI,  1  (Pitre);  Franco-Gallia  IV,  1;   Athenaeum  Nr.  3117. 

827.  Heer,  Gottfr. ,  das  altglarnerische  Heidenthum  in  seinen  noch  vor- 
handenen Überresten.  Vortrag  den  25.  Nov.  1886  im  histor.  Verein  des 
Kantons  Glarus.  gr.  8.  (45   S.)  Zürich,   Schultheß.    1,40   M. 

828.  Oertel,   G.,  Einiges  vom  Aberglauben  in  unserem   Volke. 
Wissenschaftliche  Beilage  der  Leipz.  Ztg.  1887,  Nr.  103. 

829.  Vogt,  Hugo,  Miscellen  (Wettersäulen,  Aberglaube). 
Vierteljahrsschrift  f.  Geschichte  u.  Heimatskunde  d.  Grafschaft  Glatz  VI,  H.  1. 

830.  Brosow,  über  den  sog.  Dorfhund  und  andere  gespenstige  Nachtthiere. 
Sitzungsberichte  der  Alterthumsgesellschaft  Prussia  zu  Königsberg  i.  Pr.  im 
22.  Vereinsjahre,  October  1886. 

831.  Treichel,  A.,   Satorformel. 

Verhandlungen  der  Berliner  Gesellsch.  für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Ur- 
geschichte 1887,  69—75. 

16* 


236  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

832.  Zingerle,   Oswald,   Segen. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  31,  1G3  f. 

833.  Birlinger,  A.,  Besegnungen. 
Alemannia  15,   122  f. 

834.  Patzig,  zwei   Segen. 
Romanische  Forschungen  III,  II.  2. 

835.  Gallee,  J.  H.,   Segensprüche. 
Germania  32,  452—460. 

Ein    latein.  Augensegen    s.  N.  Archiv  f.  ältere  d.  Geschichtskunde 
13,  667;  s.  auch  Roth,  oben  Nr.  87  f.;  ferner  Nr.  686,  595,  808. 

836.  Koppmann,  K.,   Zaubermittel   des   16.  Jahrhunderts. 
Nd.  Korrespondenzblatt  12,  S.  34—37. 

837.  Binz,  Weyer  (Bibl.    1886,  Nr.   804). 

Vgl.  Histor.  Zs.  57,  475;  Theolog.  Quartalschrift  1887,  H.  1  (Linsenmann); 
Allgem.  Ztg.  1887,  Beil.  Nr.  127. 

838.  Binz,  Doctor  Johann  Weyer,   ein  rheinischer  Arzt,   der  erste  Bekämpfer 
des  Hexenwahns   (s.  Bibl.    1886,  Nr.   804). 

Zs.  des  Bergischen  Geschichtsvereins  21,   1  — 171. 

839.  Binz,    Wier  oder  Weyer?    Nachträgliches  über  den  ersten   Bekämpfer 
des  Hexenwahns    in  Deutschland. 

Beiträge  zur  Geschichte  des  Niederrheins  2,  48 — 58. 

840.  Grillitsch,   A. ,   Beiträge  zur  Geschichte   der    Pest  in   Kärnten.   (8   u. 
18    S.)  Progr.   des   Staatsgymnasiums   zu  Klagenfurt    1886   u.    1887. 

Vgl.  Zs.  f.  d.  österr.  Gymnasien  1888,  89  (Loserth).  —  Pest  vom  Jahre  1715 
bis  1717,  dabei  Mittel  gegen  die  Verbreitung  derselben. 

841.  Boesch,    Hans,    ein    geistliches  Mittel    gegen    die  Pestilenz  aus  dem 
15.  Jahrhundert. 

Mittheilungen  aus  dem  german.  Nationalmuseum  II,  8.  48. 
Volksmedicin,  s.  Nr.  808;  auch  499. 

842.  Diefenbach,  Hexenwahn   (Bibl.    1886,  Nr.   806). 

Vgl.  Literar.  Centralblat  1887,  Sp.  530  f.  (F.);  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  239—242 
(Rhamm);  Theolog.  Quartalschrift  1887,  H.  1  (Linsenmanii);  deutsch-evang. 
Blätter  1887,  Nr.  3  (R.  Weitbrecht). 

843.  Jahn,  Ulrich,  Hexenwesen  und  Zauberei  in  Pommern,  gr.   8.  (196  S.) 
Breslau,  Koebner  in  Comm.   3   M.  (s.  Bibl.    1886,   Nr.   812). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  1619  f.  (Rhamm);  Centralorgan  für  die  Interessen 
des  Realsclmlwesens  1887,  240  (Freytag). 

844.  Strecker,   zur  Geschichte   der  Hexenprocesse  in  Pommern. 
Monatsblätter,  hrsg.  von  der  Gesellsch.  für  Pommcrsche  Gesch.  und  Alterthums- 
kunde  1887,  Nr.  12;  s.  auch  Nr.  9. 

845.  Lad  ewig,  Paul,   eine  Zauberin  zu   Todtnau. 

Zs.  f.   Gesch.  d.  Oberrheins  N.  F.  II,  236-240.  —  Um  1440. 

846.  Byr,   Robert,  Hexenprocesse  in   Bregenz. 

Schriften  d.  Vereins  f.   Gesch.   d.   Bodensees  u.  Umgebung   14,  215 — 226.    (Aus: 
Berliner  Jahresbericht  1887,  X,  Nr.  212.) 
S47.   Schneider,   ein  Hexenproceß  in  Tettnang. 

Schritten    d.  Vereins    f.  Gesch.    d.  Bodensees  u.   Umgebung  17,  68-72. 

848.  Küchler,  Anton,  Beitrag  zu   den  Hexenprocessen. 
Anzeiger  f.  schweizer.  Gesch.  1887,  Nr.  5. 

849.  Seemann,    O.,    über    einige  Hexenprocesse    im   Stift  Essen  (1580   u. 
1581). 

Beiträge  zur  Gesch.  von  Stadt  und  Stift  Essen  H.   10,  110—131. 


V.  VOLKSKUNDE.  237 

850.  Galland,  Joseph,  neuere  Litteratur  über  den  Hexenwahn  und  die 
Hexenprocesse. 

Literat.  Handweiser,  Nr.  435.  —  Besprechungen. 
Hexenwesen,  s.  Nr.  587. 

850*.   Sebillot,   legendes  de  la  mer  (Bibl.    1886,    Nr.    815). 

Vgl.  Zs.  f.  roraan.  Philologie  11,  H.  2  (Liebrecht);  Franco-Gallia  4,  138(Gitt6e); 
Revue  celtique  8,  176 — 178  (Dottin);  Revue  de  l'histoire  des  religions  15,  365 
bis  367  (J.  Reville);  Revue  des  traditions  populaires  2,  43  (de  Rialle);  Archivio 
per  lo  studio  delle  tradizioni  popolari  5,  H.  4  (La  Via-Bonelli). 

851.  Heims,  P.  G.,  Seespuk.  Aberglauben,  Märchen  und  Schnurren,  in 
Seemannskreisen  gesammelt  und  bearbeitet.  Mit  Abbild,  nach  Original- 
zeichnungen von  Joh.  Gehrts.  gr.  8.  (208  S.)  Leipzig  1888,  Hirt  et  Sohn. 
4,50  M. 

Aberglaube,  s.  auch  Nr.  586,  587,  595,  781,  791,  798. 

Volks-    und    Kinderlieder. 

852.  Herder,  Volkslieder  (Stimmen  der  Völker  in  Liedern).  12.  (307  S.) 
Leipzig,   Bibliograph.  Institut.   Meyers  Volksbücher  Nr.  461  —  464.   0,40  M. 

853.  Zu  des  Knaben  Wunderh  orn ,  neu  bearb.  von  A.  Birlinger  und 
W.  Crecelius,   von  den  Herausgebern.  XII,  XIII. 

Alemannia  15,  41—50  (XII);    98—110    (XIII,    Schnadahüpfel,    Schelmenlieder, 
Rundas). 

854.  Pfaff,  F.,    zum  Wunderhorn. 

Zs.  für  vergl.   Literaturgeschichte  und  Renaissance-Litteratur  N.  F.   1,  '264. 

855.  Bö  ekel,   Otto,  Beiträge  zur  Litteratur  des  Volksliedes.   I. 

Zs.  für  vergl.  Literaturgeschichte  1,  73  —  80. 

856.  Weilen,  A.  v.,  Beiträge  zur  Litteratur  des  Volksliedes.   II. 
Zs.  für  vergl.  Litteraturgeschichte  1,  319 — 321. 

857.  Simrock,  Karl,  die  deutschen  Volkslieder,  gesammelt.  2.  Aufl.  8.  (VI, 
627   S.)   Basel,   Schwabe.   6   M. 

858.  Silier,  Frank,  Lieder  und  Sprüche  aus  dem  Volke  für  das  Volk.  12. 
(VII,    128    S.)   München,  J.   A.  Finsterlin.    2   M. 

859.  Rentsch,  Otto,  von  der  Wiege  bis  zum  Grabe.  Liederhort  für  das 
deutsche  Haus.  Die  edelsten  deutschen  Volks-  und  volksmäßigen  Lieder, 
gesammelt  und  geordnet,  gr.  8.  (XVI,  454  S.)  Frankfurt  a.  d.  O.,  Trowitzsch 
&   Sohn.   6   M. 

860.  Rösch,  Hugo,  Sang  und  Klang  im  Sachsenland.  Eine  Blumenleae 
heimatlicher  Volkslieder.  Mit  Bildern  von  Krause,  Lewin  und  Will.  12. 
(XVI,   208   S.)  Leipzig    1887,   Renger.    3   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  821   f. 

861.  Rösch,  Hugo,   Volkspoesie  und   Volksgesang  in   Sachsen. 
Wissenschaftliche  Beilage  der  Leipz.  Ztg.  1887,  Nr.   13. 

862.  Vogt,   der  zurückgekehrte   Sohn   (Grafschafter   Volkslied). 
Vierteijahrsschrift  f.  Gesch.  u.  Heimatskunde  d.  Grafschaft  Glatz  VI,  II.  1. 

863.  Vogt,  Hugo,   Grafschafter  Volkslied   (Liebeskummer). 
Vierteijahrsschrift  f.  Gesch.  u.  Heimatskunde  d.  Gratschaft  Glatz  VI,  H.  3. 

864.  Exner  und   Zenker,   Grafschafter  Volkslieder. 
Vierteijahrsschrift  f.  Gesch.  u.  Heimatskunde  d.  Grafschaft  Glatz  VI,  H.   2. 

865.  Zenker,  E.  W.,  ein  Johanneslied  aus  Deutschböhmen. 
Mittheilungen  d.  Vereins  f.  Gesch.  d.  Deutschen  in  Böhmen  26,  213 — 215. 


238  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

8G6.   Schollen,  M.,   Aachener  Volks- und  Kinderlieder,  Spiellieder  und  Spiele. 
Zs.  des  Aachener  Geschichtsvereins  9,   170—210. 

867.  Vogt,   Felix,   Nationalhymne  und   Volkslieder. 
Neue  Züricher  Ztg.   1887,  Nr.  291—  896. 

868.  Volkslied  und  Straßenlied. 
Der  Kunstwart,  1.  Jahrg.,  Nr.  2. 

869.  Volkslied  und  Straßenlied. 
Gegenwart  32,  Nr.  39. 

S70.  Härsu,  M.,  vom  leichtsinnigen  Weibe. 

Archiv  f.  Literaturgeschichte  15,   108  f.  —  Macedo-romänisches  Lied. 

871.  Thommen,   R.,   die  neuere  Litteiatur  über  die  Schlacht  bei  Sempach. 
Mittheilnngen  d.  Instituts  f.  österr.  Geschichtsforschung  8,  H.    1. 

872.  Bernoulli,  A.,  zur  neuesten  Forschung  über  Winkelried. 
Anzeiger  f.  schweizer.  Gesch.   1887,  Nr.  2/3. 

873.  Bürkli,  Karl,  der  wahre  Winkelried.  Die  Taktik  der  alten  Urschweizer. 
Ein  Beitrag  zur  500jährigen  Feier  der  Schlacht  ob  Sempach.  Zürich  1886, 
Schabelitz. 

Vgl.  Histor.  Zs.  57,  337  f.  (Delbrück);  Mittheilungen  aus  der  histor.  Litteratur 
15,  120  (Foß;  derselbe  bespricht  ebenda 'Hartmann,  Schlacht  bei  Sempach' 
[Bibl.  1886,  Nr.  830]). 

874.  Liebenau,  Th.   v.,  zum   großen   Sempacherliede. 

Anzeiger  f.  schweizer.  Gesch.  1887,  Nr.   1. 

87 5.  Vaucher,  P.,   encore  le   Sempacherlied. 
Anzeiger  f.  schweizer.  Gesch.   1887,  Nr.  2/3. 

876.  Pfaff,   Friedrich,  aus  der   Schlacht  von  Pavia. 

Zs.  d.  Gesellscb.  f.  Beförderung  d.  Geschichts-,  Altertimms-  u.  Volkskunde  von 
Freiburg  i.  Br.  6,  467 — 473.  —  U.  A. :  Blatt  eines  Druckes  von  Bernhards 
v.  Breydenbaeh  Reise  ins  heil.  Land;  volkstümliches  Lied  von  Einem,  der 
Kapuziner  weiden  will. 

877.  Rembe,  Grafen   v.  Mansfeld  (Bibl.   1886,  Nr.   841). 
Vgl.  Histor.  Zs.  57,   115. 

878.  Schädel,  zürn  Kampf  Adolfs  von  Nassau  und  Diethers  von  Isenburg 
(nebst  zwei  historischen  Volksliedern). 

Zs.  des  Vereins  zur  Erforschung  der  rheinischen  Geschichte  und  Alterthümer 
zu  Mainz  3,  468—480. 

879.  Krause,  K.  E.  H.,  Rostocker  historisches  Lied  vom  Jahre   1549. 

Hansische  Geschichtsblätter  Jahrg.  1885,  S.  201—207. 

880.  Schiemann,   Th.,   altlivländische  Dichtungen. 

Mittlieilungen  aus  der  livländischen  Geschichte  13,  493 — 512.  Vgl.  Nd.  Korre- 
sponderublatt  1886,  S.  64.  —  Historische  Dichtungen  aus  dem  Revaler  Archiv. 

881.  Pappenheim,  Gustav  Freih.  v.,  Volkslied  auf  die  Fehde  des  Johann 
Rabe  von  Pappenheim  mit  dem  Bischof  Johann  von  Hildesheim  von  1515 
bis    1518. 

Lit.   Centralblatt  1887,  Sp.  798. 

882.  Bolte,  J.,   ein  Lied  auf  die  Bernauer   Wolfsjagd  (1609). 
Archiv  für  Literaturgeschichte  XV,  II.  3. 

883.  Pöhlmann,  politische  Lieder  aus  dem  dreißigjährigen  Kriege. 
Archiv  des  historischen  Vereins  von  Unterfranken  und  Aschaffeuburg,    Bd.  30. 

884.  Teich  er,  Friedrich,  über  Kriegspoesie.  Ein  Beitrag  zur  Betrachtung 
des  Krieges  von  der  idealen  Seite,  gr.  8.  (IV,  122  S.)  München,  Acker- 
mann.   1,20   M. 

Volkslied  s.  Nr.  588,  664;  2158. 


V.    VOLKSKUNDE.  239 

885.  Kinderlied  und  Kinderspiel.  —  Saalfeld,  G.  A.,  aus  der  Jugendzeit. 
Sammlung  echter  deutscher  Kinderlieder  alter  und  neuer  Zeit.  gr.  8.  (92  S.) 
Danzig   1888,  Axt.    1,50  M. 

88G.  Hummer,  Paul,  die  Luxemburger  Kinderspiele.  Großes  Spielbuch  für 
die  Schuljugend  des  Luxemburger  Landes  und  ihre  Lehrer.  Eine  Samm- 
lung der  Kinderspiele ,  wie  sie  in  unserem  Lande  gespielt  werden.  Mit 
vielen  in  den  Text  gedr.  Figuren.  Nebst  Anhang  über  praktische  Turn- 
kunst.  4.  (142   S.)  Luxemburg   1886,  Brück.   1,50  M. 

887.  Carstens,  H.,  Külsägh   (Kinderspiel). 
Onze  Volkstaal  III,   182  f. 

888.  Carstens,  H.,    Abzählreime. 
Siebenbürg.  Korrespondenzblatt  10,  S.  23. 

889.  Wli  slo  cki ,  H.  v.,  Kinderlieder,  Reime  und  Spiele  der  siebenbürgischen 
und  südungarischen  Zigeuner. 

Zs.  für  Volkskunde  1,  318—320,  359—361,  393-397,  430—435,  477—482. 
Kinderlied,  s.  auch  Nr.  587,  809,  811,  866. 

890.  Räthsel. —  Pau  er,  Ludwig,  Räthselbuch.  12.  (128  S.)  Wien,  Picblers 
Witwe  &  Sohn.    1,20  M. 

Räthsel,  s.  auch  Nr.  811. 

891.  Volksbücher.  —  Bob  er  tag,  Felix,  Volksbücher.  8.  (IV,  452  S.)  Stutt- 
gart, Spemann.  Kürschners  deutsche Nation'al-Litteratur  Nr.  395 — 397  u.  399. 

892.  Schwab,  Gustav,  deutsche  Volksbücher.  Für  die  Jugend.  2  Bde.  8. 
(257   u.   274   S.)  Lahr   1887,   Schauenburg.   ä  2  M. 

893.  Schwab,  G. ,  Fortunat  und  seine  Söhne;  die  vier  Heymonskinder; 
Doctor  Faustus;  Kaiser  Octavianus;  der  gehörnte  Siegfried;  die  schöne 
Magelone ;  der  arme  Heinrich;  Griseldis;  Robert  der  Teufel;  die  Schild- 
bürger; Hirlanda;  Genovefa;  die  schöne  Melusina.  Aus  den  deutschen 
Volksbüchern  wiedererzählt.  12.  Leipzig,  Bibliograph.  Institut.  Meyers  Volks- 
bücher. 

894.  Das  deutsche  Volksbuch  von  den  Heymonskindern.  Nach  dem 
Niederländischen  bearb.  von  Paul  v.  d.  Aelst.  Mit  einer  Einleitung  über 
Geschichte  und  Verbreitung  der  Reinoltsage  hrsg.  von  Friedr.  Pfaff.  8. 
(LXXII,   208    S.)  Freiburg  i.   Br.,  Herder.    3   M. 

895.  Pfaff,  Fr.,  der  Verfasser  des  deutschen  Volksbuches  von  den  Heymons- 
kindern. 

Zs.  f.  vergl.  Litteraturgeschichte  1,   167—169. 

896.  Grote,  Heinrich  der  Löwe.  Ein  altes  deutsches  Volksbuch.  Neu  ver- 
faßt. Mit  12  Holzschn.  2.  Aufl.  gr.  8.  (16  S.)  Hannover,  Schulbuchhandlung. 
0,60   M. 

Geistliche    und  Volksschauspiel  c. 

897.  Froning,   geistliche   Spiele  (Bibl.    1885,   Nr.    687). 
Vgl.  Histor.  Zs.  57,  257  f.  (Rosenmund). 

898.  Fehr,  J. ,  das  religiöse  Schauspiel  des  Mittelalters.  Entstehung,  Aus- 
bildung, Blüthe  und  Niedergang,  gr.  8.  (40  S.)  Frankfurt  a.  M. ,  Foeßer 
Nachf.   0,50  M.  Frankfurter  zeitgemäße  Broschüren  N.  F.   8.  Bd.,   12.  Heft. 

899.  Zingerle,   Sterzinger  Spiele  (Bibl.   1886,  Nr.   879). 

Vgl.  Zs.  f.  d.  österr.  Gymnasien  1887,    953  (Khull) ;    Mittheilungen   d.  Instituts 
f.  österr.   Geschichtsforschung  8,  331  f.  (Prem). 


240  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

900.  Wackerneil,   Passionsspiele  in  Tirol  (Bibl.    1886,  Nr.   870). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,    Sp.  821  (Ausfeld);    D.  Lit.  Ztg.  1887,    Sp.  1081  f. 
(Bolte);  Centralorgan  f.  d.  Interessen  d.  Realschulweseus   1887,  434  (Quiel;. 

901.  Schlossar,  A. ,  Volksschauspiele:  ein  Passionsspiel  aus  dem  österr. 
Alpengebiet;   ein   St.  Nicolausspiel  aus   Steiermark. 

Zs.  f.  Volkskunde  I,  137—177  u.  349—354. 

902.  Lange,  Passionsspiele  in  Fürstenfeld. 
Mittheilungen   d.  histor.  Vereins  f.  Steiermark,  35.  Heft. 

903.  Bolte,   Spandauer  Weihnachtsspiel  (Bibl.   1884,   Nr.    1340). 
Vgl.   Zs.  f.  d.  Philologie  18,  251  f.  (Holstein). 

904.  Ahle,  J.  N. ,  geistlicher  Christbaum  (Bibl.  1886,  Nr.  877).  2.  Aufl. 
8.  Heft.  12.  (56  S.)  0,40  M.  —  3.  Aufl.  1.— 7.  Heft.  12.  (167  S.)  1,60  M. 
Donauwörth,  Auer. 

Weihnachtslied  und  -Spiel,  s.  Nr.  587,  588,  789,  792;  Osterspiel 
Nr.   1113;  ferner  2058  ff.,  2450. 

905.  Damköhler,  Ed.,  zum  Scheveklot  (Bibl.    1886,   Nr.   880). 
Nd.  Korrespondenzblatt  12,  S.  27. 

906.  K.ralik-Winter,   Puppenspiele  (Bibl.    1886,  Nr.   882)- 
Vgl.  Anz.  f.  d.  Alterthum  13,  53—92  (R.  M.  Werner). 

907.  Hedderwick,  T.  C.  H. ,  The  Old  German  Puppet  Play  of  Doctor 
Faust,  turned  into  English.  With  an  Introduction  and  Notes.  8.  (248  S.) 
London,   Paul,  Treuch   and  Co.   7/6. 

Vgl.  Atheuaeum  Nr.  3133. 

908.  Lübke,  H.,  die  Berliner  Fassung  des  Puppenspiels  vom  Doctor  Faust. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  31,  105—171. 

909.  F[iltsch],  E.,   „eine  Faust -Vorstellung  in  Kronstadt". 
Siebenbürg.  Korrespondenzblatt  10,  47  f.  —   1794. 

910.  Jonas,  Handwerkerspiel  (Bibl.    1886,  Nr<  881). 

Vgl.  Lit.  Blatt   1887,    Sp.  163  f.   (M.  Koch);    Zs.  f.  vergl.  Literaturgeschichte 
und  Renaissance-Litteratur  N.  F.   1,  280—282  (R.  M.  Werner). 

911.  Ellinger,  Georg,  zur  Wechselwirkung  des  Volks-  und  Kunstdramas 
im   ausgehenden    17.   und  beginnenden    18.  Jahrhundert. 

Zs.  f.  d.  Philologie  19,  119  f. 

912.  Unter  fahrenden  Leuten. 

Grenzboten,  46.  Jahrg.,  Nr.  29  u.  30.  —  Puppenspiele. 

913.  Wieck,  Heinr. ,  die  Teufel  auf  der  mittelalterlichen  Mysterienbühne 
Frankreichs.   Inaugural-Dissertation.   gr.   8.   (56  S.)   Leipzig,   Fock.    1,50  M. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Mittheilungen. 

Prof.  Dr.  M.  Lex  er  in  Würzburg  leistet  einem  Rufe  nach  München  Folge 

Habilitiert  haben   sich  für  germanische  Philologie  bez.   neuere   deutsche 

Literaturgeschichte:    Dr.    M.   Hermann  in  Berlin,  Dr.   II.   Hirt  in   Leipzig, 

Dr.    F.   Leitzmann     in  Jena,     Dr.    J.   Meyer    in    Halle,     Dr.    S.    Singer 

in   Bern. 

(Berichtigung.)  S.  157,  Z.  14  v.  u.  lies:  mit  kurzer  Silbe  im 
zweiten  Compositionsgliede,  wie  z.  B.  ivcrdskepi  thinan.  —  S.  157,  Z.  G  v.  u. 
lifts:  Rückert  lesen  hebenriki  ||  is. 


ZU  HANS  VON  BÜHEL. 

In  den  Straßburger  Studien  III,  243  hat  Fritz  Seelig  dem  Dichter 
der  Königstochter  von  Frankreich  und  des  Diocletian  eine  Mono- 
graphie gewidmet,  die  mehrfach  zur  Berichtigung  und  Weiterführung 
herausfordert.  Ich  bezeichne  im  Folgenden  die  Königstochter  von 
Frankreich  mit  K,  den  Diocletian  mit  D. 

1.  Zu  den  bereits  bekannten  Exemplaren  der  Königstochter  von 
Frankreich  (Seelig  S.  245)  kommt  ein  Exemplar  des  Drucks  von  1508, 
das  sich  auf  der  hiesigen  Universitätsbibliothek  befindet.  Auch  hier 
fehlt  wie  beim  ersten  Druck  Blatt  LVIII  und  LIX  (Seelig  S.  248) 
und  zwar  ebenfalls,  ohne  daß  dadurch  der  Zusammenhang  unter- 
brochen wird. 

2.  Die  Art,  wie  Seelig  seine  Correcturen  zu  Merzdorfs  Ausgabe 
gibt,  ist  geeignet,  diesem  Unrecht  zu  thun.  Denn  Seelig  verzeichnet 
(S.  263)  auch  die  Abweichungen  des  Drucks  von  Merzdorfs  Text, 
die  dieser  selber  in  den  Varianten  mitgetheilt  hatte. 

Ebenso  unbillig  ist,  wenn  Seelig,  ohne  der  Sache  weiter  nachzu- 
gehen, es  für  möglich  hält,  daß  Merzdorf  seine  Abschriften  verwechselt 
hätte  und  thatsächlich  den  Text  von  B  gäbe,  während  die  mit  B 
gezeichneten  Varianten  aus  A  entnommen  wären.  Ich  habe  Vers  1  bis 
1000  nachgeprüft.  Dabei  ergab  sich ,  daß  die  Angaben  über  B  im 
Allgemeinen  zutreffend  sind.  Allerdings  sind  an  etwa  20  Stellen 
falsche  Mittheilungen  über  B  gemacht,  aber  nur  an  drei  Stellen 
ist  die  fälschlich  B  zugeschriebene  Lesart  aus  A  entnommen,  nämlich 
V.  618.  802.  816.  Es  kann  sich  also  nur  um  einen  gelegentlichen 
Irrthum  handeln,  nicht  eine  gänzliche  Verwechslung  beider  Texte. 
So  sind  auch  M's.  Angaben  über  V.  7431  und  7919 — 20  insofern 
durchaus  richtig,  als  diese  Verse  wirklich  in  B  fehlen.  Wo  stammen 
sie  nun  aber  her,  da  sie  Seelig  auch  nicht  in  A  gefunden  hat?  7431 
könnte  möglicherweise  auf  Conjectur  von  M.  beruhen,  aber  bei  den 
beiden  anderen  Versen  ist  diese  Annahme  ausgeschlossen.  Man  müßte 
den  von  M.  benützten  Druck  einsehen,  um  darüber  Gewißheit  zu 
erhalten. 

GERMANIA.     Neue  Reihe  XXIV.  (XXXVI.)  Jahrg.  17 


242  O.  BEHAGHEL 

3.  Seelig  verlegt  die  Heimat  des  Dichters  in  einen  Ort  des 
Kreises  Saarburg,  in  die  Nähe  der  Sprachgrenze  zwischen  dem  süd- 
fränkischen und  elsäßischen  Dialekt,  weil  seine  Sprache  ein  elsäßischer 
Dialekt  sei  mit  Beimischung  des  fränkischen  (S.  297).  Ein  dort  an- 
säßiges Geschlecht  von  Bühel  hat  er  nicht  nachgewiesen.  Zudem  hat 
er  die  Stützen  seiner  Annahme  wesentlich  geschwächt  durch  die  Be- 
merkung, daß  diese  Hinneigung  zum  Fränkischen  durch  seine  Heimat 
an  der  Grenze  von  Alemannisch  und  Fränkisch  und  durch  seinen 
Aufenthalt  am  mittleren  Rhein  (nämlich  zu  Poppeisdorf  bei  Bonn)  sich 
erkläre  (S.  299).  Er  hat  sich  auch  nicht  darüber  ausgesprochen, 
welche  Erscheinungen  er  als  speciell  fränkisch  betrachtet. 

Den  elsäßischen  Charakter  der  Sprache  behauptet  er  auf  Grund 
von  drei  Eigenthümlichkeiten ,  die  bis  heute  für  das  Elsaß  kenn- 
zeichnend geblieben  seien.  Erstens  wandle  sich  wie  beim  Büheler 
dort  ä  leicht  zu  ö.  Allein  diese  Trübung  des  ä  ist  bekanntlich  eine 
räumlich  weit  verbreitete  Erscheinung,  vgl.  Weinhold,  mhd.  Gr.", 
§.  88  und  90,  dessen  Belege  sich  noch  leicht  vermehren  ließen. 

Zweitens  theile  der  Büheler  mit  dem  Elsäßischen  die  Verdum- 
pfung  des  e  zu  ö.  Aber  seine  Belege  mansch  und  zwölf  sind  natürlich 
nicht  durch  den  Reim  gesichert.  Und  die  Bindung  wöln  :  söln,  die  nur 
K  2230,  nicht  D  7894  steht,  beweist  nichts,  denn  sie  kann  auch  — 
wie  Seelig  selbst  bemerkt  —  toolen  :  söhn  bedeuten,  und  weder  toöln 
noch  woln  ist  ausschließlich  elsäßisch.  „Endlich  herrscht  im  Elsaß 
ü  vor,  das  für  die  Kürze  und  Länge,  für  u  und  uo  eintritt."  Das  ist 
einfach  falsch;  so  viel  ich  weiß,  hat  das  ganze  Oberdeutsche  die 
alten  Diphthonge  bewahrt.  Wäre  es  aber  auch  richtig,  in  den  Reimen 
des  Bühelers  jedenfalls  findet  sich  kein  Beweis  dafür,  daß  er  u  als  ü 
gesprochen;  Seelig  verwechselt  auch  hier  Orthographie  des  Schreibers 
und  Sprache  des  Dichters. 

Nach  dem  Gesagten  dürfte  es  angezeigt  sein,  die  Frage  nach 
Sprache  und  Heimat  des  Dichters  aufs  Neue  zu  erwägen.  Denn  auch 
die  vor  mehr  als  20  Jahren  niedergeschriebenen  Bemerkungen  Strobls 
(Germ.  XII,  112)  können  nicht  genügen.  Vor  Allem  haben  Strobl 
wie  Seelig  den  Fehler  gemacht,  unterschiedslos  alle  sich  darbietenden 
sprachlichen  Erscheinungen  zur  Charakteristik  des  Dichters  zu  ver- 
wenden, einerlei  ob  sie  in  beiden  Dichtungen  vorliegen  oder  nur  in 
einer  derselben.  Seelig  hat  allerdings,  wie  auch  Strobl,  gelegentlich 
angemerkt,  daß  ein  Reim  nur  in  K  oder  nur  in  D  vorkommt,  allein 
er  hat  weder  den  Umfang  noch  die  Bedeutung  dieser  Erscheinung 
erkannt. 


ZU  HANS  VON  BÜHEL  243 

Von  Reimbindungen,  die  nur  in  K  begegnen,  nenne  ich:  har 
(=  her)  597.  604.  7786 »)  :  dar,  lüt  (mhd.  Hute)  :  nüt  1178.  3697. 
7367.  Strobl  und  Seelig  führen  aus  K  1973  bedüt  :  hüt  an,  das  in  D 
keine  Entsprechung  fände.  Allein  es  ist  natürlich  das  Praeteritum 
bedüt(e)  einzusetzen.  Ob  das  K  4247  im  Reim  auf  ergründen  stehende 
Wort  als  gestunden  oder  gestünden  zu  fassen  ist,  muß  zweifelhaft 
bleiben.  Nur  in  D  findet  sich:  werde  :  begirde  65,  werden  :  girden  4309 
(wir de  :  begirde  K  5  und  7423);  mir  :  schier  688,  zier  :  ?V  5975  (cfoV 
'.verlier  8374,  oder  dir :  verlür?),  verkunt '.  wont  1267,  stunt :  wont  7617; 
stunt  :  foton£  5950,  mwj  :  richtuom  7775;  Castiliöne  :  schone  (adj.)  410. 
416,  person  :  schon  (adj.)  4379;  gruoben  :  üeben  4227,  schouwen '.  froü- 
wen  514,  geschouwet  :  vroüioet  565,  homoen  :  gefroüioen  1067.  3534.  8446; 
gnaden  :  beraten  380,  z&en  :  Zwfow  7447 ;  statf :  sat(te)  4095,  sta£ :  </esa£  4168. 
4234.  5264.  5596.  7729.  7751;  daz-.wahs  1007;  zerkrummen  :  kumen  868, 
ammen  :  namen  1389,  krammen  :  namen  2395,  komen  :  beklommen  3491; 
ZiMÄfe  :  bedühte  587;  tac/«£  (legte)  :  nac/*£  5441,  nacA£  '.gelacht  (gelegt)  8480, 
die  roisen  :  si  prtsen  (Ind.)   146. 

Überblickt  man  diese  Zusammenstellung,  so  zeigt  sich,  daß  har 
und  nüt,  die  in  D  gemiedenen  Formen,  oberdeutsche  Eigentümlich- 
keiten sind.  Von  den  Dingen,  die  nur  in  D  vorliegen,  ist  der  Reim 
von  -ir  :  -ier  mehrdeutig;  -m-  :  -mm-  ist  wohl  oberdeutsch  (vgl.  Bahder, 
nhd.  Lautsystem  S.  88),  aber  das  Auftreten  oder  Fehlen  dieser  Bin- 
dung ist  bei  der  Seltenheit  der  betreffenden  Reim  Wörter  vom  Zufall 
abhängig.  Im  Übrigen  sind  die  Besonderheiten  von  D  solche,  die  dem 
Oberdeutschen  mehr  oder  weniger  fremd  sind.  Umgekehrt  können  wir 
sagen:  was  in  der  Sprache  des  Bühelers  als  mitteldeutsch,  insbesondere 
fränkisch  erscheinen  könnte,  gehört  nur  dem  Diocletian  an.  Wenn 
Strobl  und  Seelig  besach  (:  sprach)  Ä"3511  als  Beispiel  eines  ch  aus  g 
anführen,  so  beruht  das  auf  einem  Irrthum:  es  liegt  hier  das  Verbum 
besachen,  nicht  besagen  vor.  Aus  dem  Reime  sun  :  von  K  2550.  4008  ist 
schwerlich  eine  Form  son  zu  erschließen,  vgl.  von  :  nun  D  4308. 

Nun  wissen  wir,  daß  die  Königstochter  im  Jahre  1400,  der 
Diocletian  im  Jahre  1412  verfaßt  ist,  und  daß  sich  der  Dichter  im 
letzteren  Jahre  zu  Poppeisdorf  bei  Bonn  aufhielt.  Wir  dürfen 
somit  annehmen,  daß  im  Laufe  der  Zeit  sich  eine  Änderung  in  der 
Sprache  des  Dichters  vollzog,  und  daß  der  Anlaß  derselben  sein  Auf- 
enthalt auf  mittelfränkischem  Grebiete  war.  Bei  der  Bestimmung  seiner 
ursprünglichen  Heimat  kommt  somit  den  Reimen  des  Diocletian  keine 

')  Neben  häufigerem  her. 

17* 


244  O.  BEHAGHEL 

Beweiskraft  zu:  wir  dürfen  nur  verwerthen,  was  beiden  Dichtungen 
gemeinsam  ist  und  was  nur  in  K  vorliegt;  denn  auch  für  dieses  schon 
eine  Anpassung  anzunehmen,  ist  kein  Grund  vorhanden.  Mehrere 
von  den  sprachlichen  Thatsachen,  die  Strobl  und  Seelig  verzeichnen, 
haben  für  die  Heimatsfrage  keine  Bedeutung;  sie  sind  lediglich  Zeug- 
nisse für  die  Abfassungszeit  der  Dichtungen,  wie  die  Bindung  von 
s  :  z,  die  Formen  erkor  :  verlor  (D  5826,  K  486). 

Auch  sonst  ist  verhältnißmäßig  Weniges  wahrzunehmen,  das 
einen  Schluß  auf  die  Heimat  des  Verfassers  gestattet.  Wichtig  sind 
die  bereits  erwähnten  Reime,  welche  für  her  die  Form  har  erweisen. 
Damit  ist  sichergestellt,  daß  der  Verfasser  dem  alemannischen  Sprach- 
gebiet angehört.  Noch  weiter  führt  eine  Eigenthümlichkeit  der  Flexion, 
nämlich  die  Endung  der  2.  Pers.  Pluralis  des  Verbs.  Sie  geht  bei 
den  unthematischen  Verben  und  den  nach  ihrem  Vorbild  sich  richten- 
den auf  -nt  aus,  s.  Strobl  S.  113,  Seelig  S.  302,  also  z.  B.  ir  hänt, 
ir  tuont,  ir  sint.  Bei  den  thematischen  Verben  bietet  nur  D  577  eine 
Form  auf  -ent  (sprechent  :  gerechent):  sonst  gilt  -en,  das  durch  zahl- 
reiche Reimbelege  gesichert  ist:  Strobl  S.  113,  Seelig  S.  302  u.  311. 
Nasallose  Formen  beider  Verbalclassen  sind  nur  in  D  einige  Male 
belegt,  vgl.  Seelig  S.  301. 

So  kann  denn  für  die  Sprache  des  Bühlers  als  Endung  der 
thematischen  Verben  streng  genommen  nur  -en  in  Betracht  kommen; 
doch  könnte  das  Fehlen  von  -ent  in  K  auch  Zufall  sein,  da  sieh  dafür 
weniger  leicht  Reimbindungen  ergaben. 

Dieses  -en  nun  verbietet  uns,  die  Heimat  unseres  Dichters  in 
Schwaben  zu  suchen,  an  das  man  sonst  wegen  tuon  :  gemein  K  7173 
gerne  denken  möchte  (vgl.  Kauffmann ,  Gesch.  d.  schwäb.  Mundart 
§.  92,  3,  Anm.  2).  Weder  Kauffmann  noch  mir  sind  Beispiele  des  -en 
in  älteren  schwäbischen  Quellen  begegnet;  auch  Weinhold  bringt  nichts 
sicheres  bei,  alemann.  Gramm.  S.  338.  341.  343.  347.  367.  371.  373.  375. 
Die  westschweizerischen  Dialekte  —  abgesehen  von  Basel-Stadt  —  haben 
den  Nasal  aus  der  zweiten  Person  überhaupt  fern  gehalten,  vgl.  J.  Boß- 
hart, die  Flexionsendungen  des  Schweizer-deutschen  Verbums  und 
damit  zusammenhängende  Erscheinungen,  S.  9.  Die  ostschweizerisclnu 
Mundarten  weisen  in  der  älteren  Zeit  -ent  und  -en  auf,  heute  nur 
-ent:  wäre  der  Büheler  dort  zu  Hause,  so  müßte  das  bei  ihm  aus- 
schließlich oder  fast  ausschließlich  herrschende  -en,  das  selber  Ana- 
logiebildung ist,  später  völlig  verdrängt  worden  sein.  Es  bleibt  somit 
nur  noch  das  Niederalemannische  im  Elsaß  und  in  Baden.  Hier  ist 
heute  -e    (bezw.  -en  vor  Vocal)    ganz    allgemein.    Ich  entnehme  diese 


ZU  HANS  VON  BÜHEL.  245 

Thatsache  einer  Karte,  die  mir  in  liebenswürdigster  Weise  zur  Ver- 
fügung gestellt  worden  —  leider  darf  ich  den  Namen  des  Zeichners 
nicht  nennen. 

Durchgreifende  Unterschiede  zwischen  den  elsäßischen  Mund- 
arten und  dem  Alemannischen  in  Baden  sind  mir  nicht  bekannt;  die 
Behauptung  Strobls  und  Seeligs,  daß  unser  Dichter  ein  Elsäßer  ge- 
wesen, entbehrt  jeglichen  Beweises.  Wenn  somit  die  rein  sprachliche 
Betrachtung  nicht  mehr  weiter  hilft,  so  kann  doch  noch  gefragt  wer- 
den, ob  etwa  hier  oder  dort  uns  urkundliche  Belege  einen  Fingerzeig 
zu  geben  vermögen.  Der  Geschlechtsname  von  Bühel  ist  nicht  gerade 
selten.  Er  ist  mir  auf  bayerisch-österreichischem  Gebiete  begegnet, 
vgl.  Urkundenbuch  des  Landes  ob  der  Enns  I,  750  und  759;  II,  798; 
IV,  15  u.  404;  VIII,  738.  In  die  Gegend  des  Tauberthaies  scheint 
ein  Conradus  de  Buchele  zu  gehören,  der  um  die  Mitte  des 
13.  Jahrhunderts  im  Würtembergischen  Urkundenbuch  auftritt,  IV, 
185  u.  196.  Ein  Heile  von  Bühel  gibt  sein  Bürgerrecht  zu  Speyer 
auf  1344,  vgl.  Speyrer  Urkundenbuch  492,  22;  sein  Bruder  Johans 
dagegen  wird  Bürger  von  Speyer,  vgl.  Zs.  f.  Gesch.  d.  Oberrheins 
VIII,  28  (s.  noch  ebenda  XXVI,  417).  Der  Ostschweiz  gehören  an 
Jacobus  miles  dictus  de  Buole,  Vasall  des  Grafen  Friedrich  von 
Toggenburg,  Wartm.  III,  199  u.  200  (a.  1260),  Ebirhart  von  Büle, 
ritter  und  dienstman  des  gotshus  zi  sante  Gallin,  Wartm. 
III,  350  (a.  1307),  Nielaus  von  dem  Bttl,  Zs.  f.  Gesch.  d.  Oberrh. 
20,  S.  149,  vielleicht  auch  der  Ministeriale  Burcardus  de  Buhil, 
der  1166  in  einer  Urkunde  des  Abts  Ulrich  zu  Reichenau  erscheint 
(Zs.  f.  Gesch.  d.  Oberrh.  35,  18)  und  gewiß  Herman  Büler  ritter, 
der  neben  Heinrich  von  Werdenberg  und  Sargans,  Ulrich  von  Sachs, 
Ulrich  und  Eglolf  von  Ems  einen  Kaufvertrag  zwischen  Rudolf  von 
Montfort  und  Liutpolt  von  Oesterreich  bezeugt  (Zs.  f.  Gesch.  d.  Oberrh. 
15,  420,   vom  Jahre  1380). 

Im  Elsaß  dagegen  ist  eine  Familie  von  Bühel  nur  in  der  ersten 
Hälfte  des  12.  Jahrhunderts  nachzuweisen,  später  nicht  mehr,  s.  Seelig 
S.  296.  Dagegen  hat  im  Gebiete  des  heutigen  Badens  ein  Geschlecht 
derer  von  Bühel  durch  mehrere  Jahrhunderte  hindurch  geblüht,  eine 
Ministerialenfamilie,  deren  Sitz  Niederbühel  bei  Rastatt  war.  Sie  ist 
mit  Sicherheit  von  1148  — 1376  nachzuweisen,  vgl.  Zs.  f.  Gesch.  d. 
Oberrh.  I,  98.  229.  234.  238.  252.  256;  VII,  489;  XXVII,  77;  XXXVIII, 
135.  Wirtemb.  Urkundeub.  II,  51.  Nicht  sicher  zu  entscheiden  ist, 
ob  diesem  Geschlecht  auch'  der  Edelknecht  Hans  von  Bühel  angehört, 
der  1415  in  einem  Dinghofrodel  von   Fischingen,  im  Bezirksamt  Lör- 


246  A.  BARTSCH 

räch  erscheint  (Zs.  f.  Gesch.  d.  Oberrh.  30,  303) ;  immerhin  ist  ein 
anderes  Geschlecht  von  Bühel  nicht  nachweisbar.  Ob  der  Hein- 
ricus  dictus  a  dem  Buele,  der  1310  ein  Gut  in  Zufficon  bei  Ror- 
dorf  in  Baden  besitzt  (Neugart,  cod.  dipl.  alem.  370),  für  uns  in  Be- 
tracht kommen  kann,  ist  sehr  zweifelhaft.  Tarn  Byhell,  der  1450 
als  früherer  Lehensträger  von  Tiebolt  von  Iiohengeroldseck  genannt 
wird  (Fürstenberg.  Urkb.  VI,  84),  könnte  allenfalls  der  Niederbühler 
Familie  angehören;  es  ist  aber  nicht  festzustellen,  daß  er  adelig  ge- 
wesen. Endlich  verdanke  ich  der  Liebenswürdigkeit  des  Herrn  Archiv- 
assessors Dr.  Obser  in  Karlsruhe  den  Hinweis  auf  einen  Hans  Ale 
von  Bühel,  der  im  Lehensadelsarchive  in  den  Jahren  1436  und  1438 
als  Schultheiß  von  Offenburg  und  Geroldseck' scher  Lehensmann  er- 
wähnt wird.  Obser  selber  bezweifelt,  daß  dieser  wirklich  einem  adligen 
Geschlechte  angehöre.  Und  daß  in  der  That  Ale  der  Familienname 
war,  geht  aus  einer  Urkunde  von  1409  hervor  (Zs.  f.  Gesch.  d.  Oberrh. 
24,  425),  die  Hans  Ale,  den  Schultheiß  und  die  Zwölfer  des  Gerichts 
zu  Bühel  unter  Windeck  erwähnt  (vgl.  noch  a.  a.  O.  25,  325  u.  326). 

Demnach  besteht  eine  große  Wahrscheinlichkeit,  daß  unser  Büe- 
laere  jenem  badischen  Geschlechte  derer  von  Bühel  angehörte,  das 
in  der  Nähe  von  Rastatt  seinen  Sitz  hatte.  Ob  er  etwa  gar  mit  dem 
oben  ums  Jahr  1415  nachgewiesenen  Edelknecht  Hans  von  Bühel 
identisch  war? 

GIESSEN.  OTTO  BEHAGHEL. 


BRUCHSTÜCKE   EINER   HANDSCHRIFT    DER 
'KÖNIGSTOCHTER'  HANS  DES  BÜHELERS. 


Beim  Ablösen  eines  alten  Pergamentbogens,  welcher  einem  Musi- 
kalienhefte der  Breslauer  Stadtbibliothek  als  Einbandsdecke  diente, 
fand  Dr.  A.  Heyer  als  Einlage  zwei  Folioseiten  einer  Papierhaudschrift 
aus  dem  XV.  Jahrhundert,  welche  er  mir  freundlichst  zur  Veröffent- 
lichung überließ. 

Diese  Blätter  enthalten  folgende  Theile  aus  der  'Königstochter' 
des  Bühelers:  V.  3636-3688,  3991-4045,  5982—6038,  6341—6397 
(nach  Merzdorfs  Ausg.  Oldenb.  1867).  Bl.  I  la  1"  enthält  28,  2a  27, 
2b  28,  Bl.  II  la  27,  lb  24,  2a  26,  2b  29  Zeilen.  Nach  der  Zählung 
von  Merzdorf  fehlt  Bl.  II  lb  ein,    Bl.  II  2b  zwei  Verse. 

Das  Format  der  beiden  Bogen  beträgt  27,6  X  21,8  Ctm.  Der 
eine  hat  als  Wasserzeichen  eine  Traube,    der   andere   das   häufig  ge- 


BRUCHSTÜCKE  EINER  HANDSCHRIFT  etc.  247 

brauchte  kleine  gothische  p,  aber  nicht  mit  einem  sechsstrahligen 
Sterne  auf  dem  Kopfe.  Leider  hat  der  Buchbinder  an  je  einem  Blatte 
einen  Rand  von  7  Ctm.  Breite  fortgeschnitten,  so  daß  die  Zeilen- 
anfänge der  Kehrseiten  fehlen. 

Die  Schrift  ist  deutlich,  wenn  auch  nicht  von  hervorragender 
Schönheit  und  Sorgfalt.  Außerordentlich  flüchtig  ist  die  Rubricierung 
der  Zeilenanfangsbuchstaben.  Einige  Verletzungen  des  Textes  waren 
bei  der  vorzüglichen  Qualität  des  vom  Buchbinder  verwendeten  Leimes 
leider  nicht  zu  vermeiden. 

Da  Merzdorfs  Bemühungen,  eine  Hs.  des  Gedichtes  als  Grund- 
lage für  seine  Ausgabe  aufzufinden,  vergeblich  waren  und  auch  der 
neueste  Bearbeiter  Bühelers,  Seelig  ("der  elsäßische  Dichter  Hans 
v.  Bühel',  Straßb.  1887  [=  Straßb.  Stud.  III,  243],  S.  9)  keine  kennt, 
so  ist  ein  Abdruck  der  in  diesen  zwei  Bogen  enthaltenen  Reste  um  so 
lohnender,  als  sie  den  Beweis  liefern,  daß  der  Grüninger'sche  Druck 
von  1500  nicht  mehr  den  Originaltext,  sondern  eine  Bearbeitung  bot, 
und  als  sie  im  Gegensatz  zu  Seeligs  Behauptung  es  sehr  wahrscheinlich 
machen,  daß  die  der  Grüninger'schen  Ausgabe  vorliegende  Hs.  nicht 
gut  zu  nennen  ist. 

Von  der  gleichen  Hand,  wie  wohl  anzunehmen  ist,  ist  der  Text 
hier  und  da  verbessert  worden.  Ich  habe  diese  Correcturen ,  welche 
sich  durch  etwas  schwärzere  Tinte  bemerkbar  machen ,  in  Klammern 
eingeschlossen;  sie  zeigen  in  der  Art  der  Verbesserung,  daß  der  Cor- 
rector  sich  nicht  nach  der  Vorlage  richtete,  sondern  willkürlich 
verfuhr;  sie  betreffen  die  Verse  4006,  4011,  4012,  4015,  4036.  In 
V.  4006  ist  der  Zusatz  des  e  bei  wipe  nur  dem  Reime  zuliebe  ge- 
macht worden;  in  V.  4012  ist  i/az  zu  die  verbessert.  In  V.  4011 
hat  sich  der  Corrector  in  der  Zeile  geirrt,  da  alle  in  den  nächsten 
Vers  gehört,  wie  auch  der  MerzdorPsche  Text  liest.  In  V.  4015 
scheint  das  angefügte  yn  die  richtige  Lesart  zu  bieten,  welche  auch 
Merzdorf  in  seinem  Texte  hat,  vgl.  D  5973.  V.  6391  stand  vor  mylte 
im  Texte  riche;  das  Wort  ist  aber  vom  Rubricator  durch  einen 
rothen  Strich,  von  dem  bei  den  Anfangsbuchstaben  sich  noch  Spuren 
bemerken  lassen,  getilgt  worden.  Trotzdem  daß  auf  diese  Weise  zwei 
Hände  an  dem  Texte  gebessert  haben,  sind  doch  einige  schwere  Ver- 
sehen zu  verzeichnen.  So  ist  V.  6005/6  haut  (:  beytten)  stehen  ge- 
blieben, während  der  Reim  offenbar  seytten  erforderte,  wie  Merzdorf 
richtig  liest.  V.  6010,  6373,  6383  sind  vollständig  ausgelassen  wor- 
den;   an    keiner    dieser    Stellen    zeigt    die    Hs.    eine    Lücke.     Schon 


248  A.  BARTSCH 

dieser  Umstand  beweist,  daß  unsere  Hs.  keineswegs  das  Original  des 
Dichters  ist. 

Auf  die  Verschiedenheit  unserer  Hs.  von  der  Grüninger'schen 
Vorlage  führen  ferner  die  Capitelüberschriften.  In  der  Breslauer  Hs. 
sind  an  V.  6038  die  Worte :  wie  die  konigin  vor  die  zwen  konige  qioam 
(als  Inhaltsangabe  des  nächsten  Abschnittes)  mit  rother  Tinte  ge- 
schrieben und  direct  an  den  Vers  angefügt  worden.  In  dem  Merz- 
dorf'schen  Texte  folgen  noch  zwei  Verse,  welche  ebenso  gut  weg- 
bleiben konnten.  Die  folgende  Überschrift  bei  Merzdorf:  r hie  bracht 
des  babsts  Jüngling  sein  muoter  vnd  den  Römer  mit  einander  für  den 
babst  vnd  zuo  den  hünigen,  die  das  begert  heten,  zeigt,  wie  weit  die 
Grüninger'sche  Vorlage  in  den  Zusätzen  schon  gegangen  war.  Ebenso- 
wenig stimmt  der  Beginn  des  betreffenden  Capitels  in  V.  3636  unserer 
Hs.  Da  das  D  am  Anfange  dieses  Verses  ein  großer  rother  Initiale  ist, 
so  begann  in  unserer  Hs.  hiermit  ein  neues  Capitel,  dessen  Inhalts- 
angabe am  Ende  der  vorhergehenden  Seite  stand.  In  dem  Merzdorf- 
schen  Texte  steht  der  Vers  mitten  im  Abschnitt.  Während  V.  3672  die 
Breslauer  Hs.  keine  Unterbrechung  gewährt,  hat  die  Merzdorf'sche 
Ausgabe  hier  die  Überschrift:  'wie  die  künigin  vsz  dem  schlosz  ...  ant- 
wort  gab!  Das  alles  zeigt  zur  Genüge,  daß  die  Eintheilung  in  Ab- 
schnitte in  der  Breslauer  Hs.  ganz  anders  gehalten  war  wie  in  der 
Vorlage  des  Grüninger'schen  Druckes. 

Wir  können  also  folgendes  Schema  des  handschriftlichen  Ver- 
hältnisses aufstellen,  in  welchem  O  =  das  Original,  B  =  Breslauer  Hs., 
G  =  Grüninger'sche  Vorlage,  x  das  vorauszusetzende  Mittelglied 
zwischen  dem  Original  und  der  Grüningerschen  Hs.  und  GM  die 
Grüninger- Merzdorf'sche  Ausgabe  bezeichnet: 

o 


\ 

G 


GM 


Daß  B  weit  besser  ist  als  G,  steht  außer  aller  Frage,  abgesehen 
davon,  daß  B  weit  älter  ist  als  G. 

Ich  hebe  folgendes  hervor:  1.  Merzdorf  kennt  in  seiner  Einleitung 
S.  49  nur  zwei  Stellen,   wo  der  Dichter  seinen  Namen  nennt;    Strobl 


BRUCHSTÜCKE  EINER  HANDSCHRIFT  etc.  249 

führte  die  Stellen,  die  Merzdorf  übersehen  hatte,  an,  in  seiner  Recen- 
sion  Germ.  XII,  S.  111.     In  B  kommt  der  Name  noch  V.  5992  vor: 

nu  horent  hie  froliche  maere 

von  mir  dem  büelaere, 

der  dises  buochs  ein  dichter   ist. 

Hier  erhalten  wir  also  eine  vierte  „Gestalt"  des  Namens,  cf.  Seelig 
a.  a.  O.  S.  52.  Wenn  in  GM  der  Name  des  Dichters  fehlt,  so  ist 
dies  um  so  auffallender,  als  V.  5996  der  Dichter  doch  selbst  in  der 
ersten  Person  redend  auftritt,  eine  Manier,  die  in  seinen  Gedichten 
allenthalben  begegnet.  Über  die  Gründe  der  Änderung  lassen  sich 
freilich  nur  Vermuthungen  aufstellen;  sicher  aber  stand  der  Name  des 
Dichters  in  V.  5992  im  Original,  denn  daß  der  Abschreiber  de  suo 
den  Namen  des  Dichters  in  den  Text  eingefügt  haben  sollte,  ist  noch 
viel  weniger  zu  erklären. 

2.  Auch  V.  3651  ff.  verdient  die  Fassung  von  B  vor  G  den  Vorzug 
schon  aus  dem  Grunde,  weil  in  GM  (=  G)  hinter  V.  1651  drei  Verse 
aufeinander  folgen ,  welche  auf  -er  reimen.  Es  ist  mir  diese  Manier 
in  Kl)  nur  noch  einmal  aufgestoßen  V.  2098 — 2100,  wo  aber  der  Reim 
gerung  (:  ergründ  :  friind)  gerechtes  Bedenken  erregt;  es  ist  hier  hinter 
V.  2097  und  V.  2101  ein  Vers  ausgefallen.  Auch  D  weist  an  einer 
Stelle  drei  aufeinanderfolgende  Reime  auf,  V.  9028  ff.  rum  :  graMa/rum 
:  tecum.  Daß  hier  der  letzte  Vers  nur  Einschiebsel  ist,  welches  den 
sogen,  englischen  Gruß  vervollständigen  und  dem  gen.  gratiarum  eine 
Stütze  verleihen  sollte,    springt  sofort  in  die  Augen. 

3.  Wie  steht  es  mit  den  Plusversen,  die  sowohl  in  G  als  in  B 
sich  finden?  Die  Begründung  der  Verse  6016 — 6020  in  G,  die  in  B 
fehlen,  ist  unendlich  albern;  ihnen  kommen  hierin  die  Verse  6023  bis 
6024  in  G  gleich.  Deutlich  erkennt  man  das  Bestreben  des  Inter- 
polators,  die  Rührscene  auszuschmücken,  dem  auch  die  Betonung  der 
früheren  'herlichei£  der  Königin  und  des  gegenwärtigen  'eilendes  ent- 
spricht. Frisch  und  ohne  Verzögerung  führt  dagegen  B  die  Hand- 
lung in  seiner  schlichten,  einfachen  Erzählungsweise  weiter.  Auch 
V.  5992 — 5993  in  G,  durch  die  der  Name  des  Dichters  verdrängt 
wurde  (s.  o.),  zeugen  von  wenig  Geschmack  und  Kraft.  War  es  dem 
Interpolator  nur  um  die  Einschaltung  der  Sentenz  zu  thun :  ' gott  hüfft 
alzyt  dem  der  frum  ist'  ?  Dass  aber  die  V.  5992 — 5993  hier  nicht  am 
Platze  sind,  habe  ich  eben  gezeigt. 

')  Ich  bezeichne  mit  K  Bühelers  'Königstochter',  mit  D  sein  'Dyocletianus' 
Leben    (von  Keller  herausgegeben1. 


250  A.   BARTSCH 

Auch  B  bietet  hinter  V.  3651  Plusverse.  Wie  der  Umstand,  daß 
in  G  drei  Verse  auf  den  Reim  -er  ausgehen,  höchst  verdächtig  ist, 
habe  ich  S.  249  nachgewiesen.  Ich  füge  noch  ein  Moment  hinzu,  durch 
welches  sich  die  Thätigkeit  des  lnterpolators  nicht  weniger  deutlich 
verräth ,  das  ist  das  Fehlen  des  Subjects  zu  dem  einleitenden :  sie 
sprachen  (V.  3652).  Verfehlt  ist  demgemäß  auch  die  Ansicht  Seeligs 
a.  a.  O.  S.  7,  wonach  hinter  V.  3654  ein  Vers  ausgefallen  sein  soll ; 
die  Schwierigkeit  liegt  bei  V.  3652. 

Es  sprechen  also  die  Plusverse  ebenso  zu  Ungunsten  von  G  wie 
sie  zu  Gunsten  von  ß  sprechen. 

4.  Lehrreich  ist  die  Beobachtung  der  Flickpartikeln  und  Flick- 
wörter, über  deren  Ausbreitung1)  wir  erst  durch  B  genauere  Kenntniß 
erlangen.  Darnach  ist  in  unseren  Resten  in  G  überflüssig  auch  in 
V.  3991.  4029.  6002.  6377;  der  Vers  3637  muß  nach  B  gelesen  werden: 

vnd  brachte  groß(e)  ritterschaft. 
doch  erscheint  überflüssig  in  V.  4028  und  6362 ;  in  V.  3642  gibt  es 
ebenso  wenig  Sinn  wie  in  V.  6388 ;  im  ersteren  Falle  liest  B  richtig 
da,  d.  h.  do,  im  letzteren  Falle  genügt  z(e)war ,  um  den  Vers  me- 
trisch correct  zu  gestalten;  dann  hat  V.  5986  und  6001  gar  keine 
Berechtigung;  in  V.  3655,  wo  es  ebenfalls  unnöthig  ist,  scheint  es 
aus  dem  folgenden  Verse  herübergenommen  zu  sein,  da  ist  aus 
V.  6011,  4007,  wo  es  noch  dazu  unmittelbar  auf  auch  folgt,  zu  ent- 
fernen; V.  3661  muß,  wie  B  lehrt,  gelesen  werden: 

(also  der  frie)de  anefing.    cf.  V.  3670  anegät. 
Für  da  V.  6009    ist    viel    prägnanter    die  Lesart   von  B  gar  trüreclich 
(nicht    trmoeclich  wie  G  gibt);    in    V.  4041  ist  gar   zu  ersetzen   durch 
alle  (B). 

aber  ist  V.  3998  (für  czu  nacht  B)  ebenso  vom  Übel  wie  so  V.  3993 
unpassend  ist.     Ich  möchte  auch  V.  6386 

damit  so  halt  er  icol  sein  leben  (G) 
nicht  für  richtig  halten  und  lieber  mit  B  lesen: 

(damit   mug  er)  desto  baß  leben, 
also  ist  V.  4014    zu   streichen   nach    der  Lesart  von  B,    wie  V.  6037 
(wo  wänd(e)    den    metrischen  Anforderungen    entspricht).    In  V.  6397 
zeigen  noch  die  Überreste  von  B,  daß  für  also  —  allez  eingesetzt  und 
der  ganze  Vers  gelesen  werden  muß: 

do  dyß  allez  vollen  ging. 
Zu  vollen  vgl.  D  7246  das  reht  vollenbringen. 


')  Über  diesen  Punkt  werde  ich  ausführlicher  au  eiuem   anderen  Orte  handeln. 


BRUCHSTÜCKE  EINER  HANDSCHRIFT  etc.  251 

Versfüllende  Wörter  werden  durch  B  ausgemerzt;  so  V.  6361: 
so  tötent  mich ,  wo  G  bietet :  heissent  tödten ;  die  Lesart  von  V.  5988 
B  äio(e)  Crist  von  dem  icir  sint,  ist  von  G  geändert  in :  v.  d.  w.  ge- 
schaffen sint. 

Daß  aber  auch  B  einzelne  dieser  Flickwörter  aufweist,  will 
ich  nicht  verschweigen:  so  noch  V.  4036.  6364;  sere  V.  6395,  vil 
V.  6028. 

Diese  Vergleichung  ergibt  das  wichtige  Resultat,  daß  G  von 
Flickwörtern  wimmelt ,  ein  Resultat ,  das  jede  Kritik  für  K  von  nun 
an  im  Auge  behalten  muß.  So  fällt  die  Annahme  Seeligs  a.  a.  0. 
S.  65,  wonach  K  50  mit  vier-  silbigem  Auftakte  —  übrigens  ein  metri- 
sches Unding  für  Büheler  —  gelesen  werden  soll,  von  selbst,  wenn 
man  von  leid  nur  als  erklärenden  Zusatz  zu  ellendicliche  ansieht  Daß 
der  Interpolator  sich  nicht  scheut,  ganze  Sätze  einzufügen,  habe  ich 
schon  oben  gezeigt,  wie  auch  Seelig  dies  a.  a.  O.  S.  70  erkannt  hat. 
Anderseits  verfällt  Seelig  selbst  in  den  gleichen  Fehler,  indem  er  hinter 
K  7489  dem  Texte  zwei  Verse,  wenn  auch  als  rConjectur'  aufbürden 
will.  Einfacher  ist  meines  Erachtens  die  Besserung,  wenn  man  7490 
etwa  liest : 

wir  sollent  vns  vff  machen  nu  (:  thuon) 
ein  Reim,  der  durch  K  3952  darzuo  :  thuon,  D  3594  ruo  :  suon,  4308 
davon  :  nu  genügend  geschützt  wäre.  Auch  bei  D  7627  muß  ich 
Büheler  gegen  Seelig  in  Schutz  nehmen;  hier  fehlt  nicht  nur  kein 
Vers,  sondern  eben  V.  7627  ist  ganz  überflüssig,  mit  andern  Worten : 
wie  das  erklärende  wissent  das  andeutet,  ist  der  citierte  Vers  nur 
Randglosse,  welche  von  dem  Schreiber  in  den  Text]  eingeschoben 
worden.  V.  7625  ist  aber  vollständig  correct  und  gesichert  durch 
V.  8178.  8297.  8352  und  besonders  8281  ff. 

5.  Auch  im  Wortschatze  bietet  B  vor  G  nennenswerthe  Beson- 
derheiten. So  erklärt  B  das  unsinnige  lang  hob  her  in  V.  3644,  das 
Merzdorf  durch  habere'  (sie!)  wiedergibt;  hübe  ist  das  bekannte  Wort 
für  Helm,  Pickelsturmhaube'  cf.  Lexer  s.  v.  Der  Dichter  scherzt  hier: 
da  hub  sich  erst  der  richtige  Tanz  an,  man  sah  da  allerdings  keine 
Kränze  oder  Hauben,  vielmehr  war  da  nichts  als  ein  Sturmhauben- 
heer versammelt.  Der  Reim  her  :  entzioer(h),  der  für  Büheler  nichts  Auf- 
fälliges bietet,  konnte  von  Seelig  a.  a.  O.  S.  68  angeführt  werden. 

Daß  V.  6009  die  Lesart  von  B: 

von  freuden  wurden  im  naß 
sin  äugen  gar  trürecltch 


252  A.  BARTSCH 

(G :  getruwelich)  zu  dem  Sinne  dieser  Stelle  viel  besser  paßt,  habe  ich 
schon  oben  angemerkt. 

V,  6033  'das  sie  sehe  üu-er  äugen  an  entspricht  nicht  der  Büheler- 
schen  Sprache;  auch  hier  bietet  B  das  Richtige:  daz  sie  lach  sehe 
under  äugen  an  vgl.  K  3195.  3560.  7255,  D  937. 

V.  6355  ist  die  Lesart  feigen  lyh  (B)  ungleich  besser  als  freien  l. 
(G),  wie  auch  V.  6379 :  des  furcht  ich  gott  von  herzen  sere  (G  von 
himel  «.). 

Wichtig  ist  V.  6395 ,  wo  B  gruwelichen  liest.  Fast  durchgängig 
gewährt  G  grüsseUch,  ein  Wort,  welches  von  nun  an  aus  den  Büheler- 
schen  Werken  verseil  winden  muß,  da  auch  D  nur  gruivelich  V.  1473. 
1752.  2991.  3890.  5028.  8802  u.  a.  neben  grulich  V.  4751.  4892.  kennt. 

Klarheit  bringt  endlich  B  in  V.  3665: 

du  hetst  mich  billich  vor  gesatzt  (:  hast) 
zuo  rede. 
Merzdorf:  gefast;  Seelig,  welcher  zu  der  Lesart  gesast  des  Grüninger- 
schen  Druckes  ein  Fragezeichen  setzt,  scheint  mit  der  Stelle  eben- 
falls nichts  anfangen  zu  können.  Was  nun  c einen  zno  rede  fassen'  heißen 
soll,  hat  wohl  nur  Merzdorf  allein  verstanden;  die  Redensart  'einen  zuo 
rede  setzen  ist  ebenso  richtig  wie  klar.  Der  Reim  hast:  gesatzt  ist  für 
Büheler  unanfechtbar  vgl.  fast  :  under satzt   1>  4325. 

Der  Schreiber  scheint  fränkischer  Herkunft ')  und  seinem  Dia- 
lekte möchte  ich  Formen,  wie  tuschen,  geschrehen  :  verdrehen,  foreut 
(=  fuorent) ,  koppler,  fredden  u.  a.  zuschreiben.  Ob  dot ,  doden,  dus- 
sent,  dag,  einfaldi-,  dett  hierher  zu  ziehen  sind,  möchte  ich  bezweifeln. 
Kauffmanu,  Gesch.  der  schwäb.  Mundart,  S.  219,  weist  diese  Wörter 
aus  schwäbischen  Denkmälern  nach;  auch  aus  D  ist  det  (dette,  dut, 
unt)  zu  belegen. 

Bemerken  muü  ich  noch,  daß  hinter  den  Versen  6350.  6363. 
6384.  6392  ein  gewundener  Strich  gemacht  ist,  dessen  Ende  bald  in 
eine  kürzere,  bald  längere  Schleife  ausläuft.  Welche  Bedeutung  dem- 
selben beizulegen  ist,  entzieht  sich  meiner  Kenntniß.  Daß  es  ein 
Zeichen  für  den  Maler  sein  sollte,  dort  etwa  ein  Bild  hinzustellen 
ist  bei  der  nahen  Aufeinanderfolge  dieser  Striche  nicht  wohl  anzu- 
nehmen. 

Der  Text   selber  lautet  folgendermaßen: 


')  Aber    weder    nieder-    noch    mittelfränkischer  Herkunft;     es    findet    sich    kein 
dat,  ü  =  daß,  es.     O.  B. 


BRUCHSTÜCKE  EINER  HANDSCHRIFT  etc. 


253 


la     DEr  konig  qwam   mit  Leres   crafft 
Vnd  brachte  groß   ritterschafft 
Er   slug   sich  nyedder  yn  daz   feit 
Nahe  by  des   marschalcks  gezelt, 

Da   thuschen  was   manich   schoß    geschehen  3640 

Vß   vnd  yn   wil  ich  jhehen 
Da  hub   sich   erste  der  rechte   dantze 
Eß   fraget  nyemant  nach   keynem   krantze 
Iß   was   da  nit  anders   dan  hüben  her 
Die   phile  forent  fast  entzwere  3645 

Also   dett  man   auch  hieny..e 
Da  begerte  die  alte   konigin 
Daz  man   eyne   fredden   mechte    ...st.,  de 
Sie  wolte  gerne   selber  mit  mon .  . 
Ym    sone  besprechen   eyn   wort  3650 

Man   brachte   iß    an   den   konig   dort 
*Der  konig  zu   den   radden   sprach 
*Wie  gefeilet  uch   die   sach 
*Sal   ich   iß   laßen   oder  thun  ') 
Sie  sprachent  hze  gebent  sün 
Eyn   stonde  vnd  auch   nit   me 
Die  wile   lade   man   die  buschen   sere 
Wan   man   schriet   fredden  vß  3655 

Daß   man   dan  schieß   in  daz  husche 
Iß   mag  uch   schaden  nit  eyn   ey 
Hie   mit   eyn   hirholt   den   fredden   schry 

Daz   nyemant   schießen   noch  werff 

Mit  daß   iß   man  wiedder   erlaub 3660 

lb     dde   ane  fing 

off  den  Graben  ging 

......  .ging   an    eyn   czynne   stan 

sone   was   han   ich   gethan 

vberczogen   hast  3665 

mich   billich    vorgesatzt 

wan   du   thust  also 

dt  der  ist  czu  ho 

ol  wer  by  dir  stait, 

halck  iß   nit  ane  gait,  3670 

ldig  vnd  siecht 

ne  er  arges   h  .  .  .    in   gedecht, 

alck  mocht   geswygen   nit 

n   mont  uch   hie   vergiecht 

off  mynen   eydt  3675 

than  laster   noch    leyt 

bin   her   körnen 

ch   wol   vernomen 


')  Die  mit  Sternchen    bezeichneten  Verse    fehlen  in  dem  Merzdorf  sehen  Texte. 


254  A.  BARTSCH 

die   marschalckin 

ns  hsren  koppeler   sin  3680 

er  frauwen   sy  gewessen 

vngenessen 

großer  kranckheyt, 

dett  uch  nye  keyn  leyt, 

ich   sprechen  wol  vor  sie  3685 

yr  allez   gerett  al   hie 

yr  brieffe  geschreben 

frauwe   verdrehen. 

2'    Hette   ich   die  b.ß   behutte 

O   we  her  got  daz  were  mir  gut 

Vnd   myn  kint  vol  gethan 

Die  beyde  ich   nu  verlorn   han 

Deß   muß   ich   dragen   ewig  leyt,  3995 

Hiemit  er  in   die  herberge  reyt 

Vnd  yederman  yn   sin  gemach 

Darnach   czu   nacht  der  konig   sprach 

Ich    sagen   dir  lieber  marschalck  myn 

Du  salt  menlich  gebieten   sin  4000 

Hie  yn  allem   Engellande 

Daz   menlich  körne   czu   dem   brande 

Als  ich   myn   müder  brennen   wil 

Von  hude    vber  vierzehen   dage  ist  das   cziel 

Daz   gebütt  man  by  syme   lybe  4005 

Wan  ich  wil  rechen   myn   liebez  wyp(e) 

Vnd   auch   mynen  lieben   son 

Da  mag  mich   nyeman   nemen   von 

Der  marschalck  begonde  jhehen  4010 

HVe   daz  sal   snelle  geschehen 

Ich   will  (alle)  man  bodden   senden  hien 

D(az)  sie   sullent  hie   sin 

Als   vber  czwo   wochen 

Vnd  yr  auch   hant  gesprochen 

Mit  demselben  da  ginge   hien    (yn)  4015 

Die  getruwe  liebe   marschalckin 

Der  konig  sie   dogentlichen   entpfie 
2b    Sie  fiel  nyedder  vor  yn   off  yr  knye 

Wey  enden   sie  czu  ym   sprach 

Hsre  gewerent  mich   eyner   sache  4020 

Dorch    den   lieben  riehen  got, 

Vnd  durch   sin   heyligeß   geboitt 

Vwer   mutter  lebendig  laut, 

Iß  ist  doch   weger  wir  hant, 

Czwen   schaden   dan   dry  4025 

Hsre  als  liep   als  uch   got  sy 


BRUCHSTÜCKE  EINER  HANDSCHRIFT  etc. 


255 


Gedenckent  an   den  werden   Crist, 

Vnd   daz   sie  vwer  raudder  ist, 

Vnd  daz   sie  ueh  gedragcn    hat 

Vnd  yr  auch   die  myssedat,  4030 

Ghen  got  gebüßent  nümerme 

Vwer  sele  muß  lyden  we 

Czu  hinderst  yn   der  hellen  glüt, 

Gewerent  mich  noch   hude  hsre   gut, 

Lant  uch   den   czorn  nit  vberkomen  4035 

Marschalck(in)  du  hast  noch   nit  vernomen 

Waz   sie   dich   geziegen  hat 

Da   von  din  mont  billich   lat 

Sin  biedden  sy  hie   vor  mir 

Eß  hilffet  keyn  biedden  sage  ich   dir  4040 

Iß  ist  verlorn  alle  arbeyt 

Hie  mit  sy  dir  sin  genug  geseyt 

Off  goddes    erbermde   ich   iß   wagen  wil 

Des  barmhertzekeit  der  ist  so   vil 

Ich   wil  ym  auch   wol  getruwen  4045 

Bogen  II,    1"    Vnd  auch  myn  kint  der  liebe  knabe 
Sie  gedacht  auch  yn  yrme  muht, 
Ach  fonde  ich  den  marschalck  gut 
Den  vßerwelten   fromen  man  5985 

Von  dem  ich   myn  leben    han 
Vnd  auch  myn  vil  liebez  kint, 
An   crist  von  dem   wir  sint, 
Des   Crafft  halff  vns   in   Engelant 

Wir  weren  anders  beyde  verbrant,  5990 

Nu  horent  hie  froliche  mere 
Von  mir  dem    büeler 
Der  dißs  büchs   eyn  diechter  ist, 
Vnser  lieber  here  Jhesus   Crist, 

Der  schüff  der  freuden  also   vil  5995 

Daz  ich  eyn  deyle  hie  sagen   wil 
Ir  habent  mich   wol  vernomen 
Da   die   drü  waren  komen 
Die  konige   der  burger  vnd  der  knabe 
Da  was  der  marschalck  eyn  stege  herabe  (5000 

Gesliechen   als  ym  nott  was 
Er  mocht  nit   beyden  fürbaß 
Die  konigin  qwam   dort  here  ghan 
Als   eyn   beckyn  wol  gethan 

Der  sone  ging  yr  an  der  hant,  6005 

Der  marschalck  mocht  nit  langer  beytten 
Alsbalde   er  sach   daß   sie  iß   was 
Von  freuden  worden  ym   naß 


256  A.  BARTSCH,  BRUCHSTÜCKE  EINER  HANDSCHRIFT  etc. 

I1'    Syn   äugen   gar  trureclichen  6009 

Vnd  fiele  snelle  czu  fuße  yr  6011 

Er  sprach   sint  godde  wilckom   mir 
Gnedige   frauwe  die  konigin 
Myn   hertze   vnd  alle  myn   synne 

Die  zytterten  von  freuden   mir  gar  6015 

Die  konigin   boit  yr  hende   dar 

Als   er  vor  yr  knyehet  nyedder  6022 

Sie   czoch  yn   snelle   off  wiedder 

Sie   sprach   lieber  marschalck   myn  60 2 5 

Waz   thut  die  getruwe   marschalckin 
Der  marschalck   yr  ayn  antwort  boit, 
Er  sprach  frauwe   sie  was  vil  nach   doit, 
Nach   uch   dan  yr  geschach   so  we 
Daz   sie   keyn  freude   numerme  6030 

Gewynuet  noch   gehaben  mag 
Iß   sij    dan   daß   sie   gelebe   den  dag 
Daz   sie   uch   sehe  vnder  äugen  an 
Hiemit  sullent  yr  fürbaß   gan 

Der  marschalck   fürt  die   konigin  6035 

Der  burger  wolt  verlieren   sin   synne 
Er  want  man   spott  yr 

Nu   horent   aber  von   mir  wie  die  konigin   vor 
die  zwen   konige   qwam.     rc 

2*    Als   myn  junger  hsre  hat  geseyt 
Iß  ist  noch   vil   me   off  mynen   eydt 
Sie  was   so  recht  endelich 
Daz   sie   erst  erbarmet   mich 

Daz  ich    so   grobelich   han   gethan  6345 

Daz  ich   sie   mir  han   dienen  lan 
Die  gudde  frauwe  von   hoher   art 
Ach   daz   ich  ye  geborn  wart 
Wie   gar   ich    mich   nit   verstanden    han 
Xümer   ich   iß   gebußen   kan  6350 

Ghen   godde  vnd   der  mudder  sin 
Er   sprach    hochgeborne   frauwe   myn 
Vnd   myn   gnedige  h*ren  jung  vnd   alt, 
Ir  sullent  han   vber  mich  gewalt 

Czu   kestigen   mynen  feygen   lyp  6355 

Daß   ich    myn   frauwe   daz   selige   wyp 
Nit  nach   yrme   werde  gehalten   han 
Ir   mogent   mich   doden   oder  leben   lan 
Des   habent  yr  follen   gewalt 

Myn   heupt  ich   uch   yetzunt  dar  halt,  6360 

Wan   yr  wollent  so   dodent  mich 
Daz   han   wol  verschuldet  ich 
Die  konigin  selber  off  stont, 
Als  noch   die  getruwen   herzen   thünt, 


0.  BEHAGTTEL,  ZU  WOLFRAMS  LIEDERN.  257 

Vnd   czoch  yn   off  mit  der  hende  6366 

Vnd  hieß  yn   sitzen   an    eyn  ende. 

2      czu  ym  dogentlich 

o  gehalten  mich 

synem   hsren  getruwen  wol 

billich  dancken  sol  6370 

der  liebe  vatter  myn 

dir  auch   syner  gnaden   schin 

frauwe  ich  begere  nit  me 

ir  mir  wollent  vergeben  6375 

by  mir  so  hert  leben 

ehapt  dag  vnd  nacht 

aber  vwer  lutzel  acht 

ten  ich  got  von  hertzen  sere 

iß  gebußen  nümmermere  6380 

ckrich   der  konig  czu  hant 

zu  dem  konige  von  Engelaut 

unffzig  schilt  dar 

auch  funffzig  geben  6385 

er  desto   baß  leben 

be  so  gar  vbel  sich 

war  erbarmet  mich 

in  danckt  yrme  vatter  da 

, hei  auch  also  6390 

t  auch  dem  burger  mylte 

zwey  dussent  schilte 

v .  .  er  v .  .  man  werden  solt, 

s  g...s  nit  enwolt 

gruwel    .  .hen  sere  sich  6395 

"ist  er  iß  nemen  siecherlich 

allez  vollen  ging. 

LANDESHÜT  i.  Schi.  A.  BARTSCH. 


ZU  WOLFRAMS  LIEDERN. 


Ich  habe  Germ.  34,  489  bemerkt,  daß  in  dem  Liede  Wolframs, 
das  Laehmann  ohne  zwingenden  Grund  für  unecht  erklärt  hat,  der  Vers 
XII,  16  sicher  falsch  überliefert  sei.  Statt  mir  nu  dienen  habe  ich 
vorgeschlagen,  mich  nu  mieten  zu  lesen.  Daß  ich  in  der  Sache  Recht 
hatte,  beweist  die  Handschrift  selbst;  ich  hatto  übersehen,  daß  dort 
ganz  richtig  steht:  mir  nu  Ionen,  vgl.  Apfelstedt,  Germ.  26,  220  Anm. 
GIESSEN,  24.  April   1891.  OTTO  BEHAGHEL. 

GERMANIA.     Neue  Reihe.  XXIV.  (XXXVI.)  Jahrg.  18 


258  R.  BECHSTEIN 

KARL  KOPPMANN,  ZU  WALTHER  VON  DER 
VOGELWEIDE. 


Seit  mehreren  Jahren  haben  wir  in  Rostock  ein  niederdeutsches 
Kränzchen,  in  dem  namentlich  mittelniederdeutsche  Stücke  gelesen 
werden.  Die  Mitglieder  sind  Historiker,  Philologen  verschiedener 
Gattung  und  Juristen.  Nach  dem  Reinke  de  Vos  vertieften  wir  uns 
in  niederdeutsche  Chroniken,  dann  kam  auch  einmal  auf  meine  Ver- 
anlassung der  Kaland  an  die  Reihe,  nachdem  uns  Herr  Archivrath 
Dr.  Sello  in  Oldenburg  eine  größere  und  ausreichende  Anzahl  Exem- 
plare seiner  neuen  und  vollständigen  Ausgabe  zur  Verfügung  gestellt 
hatte.  Gegenwärtig  lesen  wir  den  Heliand.  Einmal  sollte  auch  zur 
Abwechslung  Walther  von  der  Vogelweide  der  Gegenstand  unserer 
Leetüre  sein.  Diese  Episode  hat  auch  litterarische  Frucht  getragen. 
Stadtarchivar  Dr.  Karl  Koppmann,  der  insbesondere  auf  dem  Ge- 
biete der  hanseatischen  Geschichte  bewährte  Historiker,  neben  Dr.  Karl 
Nerger  die  festeste  Stütze  unseres  Kreises,  versuchte  Übersetzungen 
einzelner  Lieder,  namentlich  des  schwierigen  Vocalspiels  ,  und  mehr 
noch  der  Sprüche,  die  ihm  als  Historiker  ein  noch  größeres  Interesse 
abgewannen.  Später,  nach  Erscheinen  des  bekannten  kleinen  Buches 
von  Schönbach,  veröffentlichte  Koppmann  in  der  Rostocker  Zeitung 
einen  längeren ,  durch  drei  Nummern  gehenden  Aufsatz ,  betitelt 
„Walther  von  der  Vogelweide",  in  welchem  er  auch  seinerseits 
ein  Scherflein  zu  dem  Ehrendenkmal  unseres  großen  Dichters  beizu- 
tragen wünscht.  *)  In  seine  Betrachtung  flicht  er  Sprüche  und  Lieder 
in  seiner  Übertragung  ein.  Der  durchaus  für  weitere  Kreise  berech- 
nete Aufsatz  bietet  insofern  auch  ein  nicht  geringes  philologisches 
Interesse  dar,  als  der  Verfasser  an  mehreren  Stellen  andere  Auf- 
fassungen als  die  Herausgeber  und  Commentatoren  und  insbesondere 
Schönbach  kundgibt.  Es  wäre  nur  erwünscht  gewesen ,  wenn  Kopp- 
mann selbst  in  irgend  einem  germanistischen  Organe  seine  Erklärungen 
vertreten  hätte.  Er  will  dies  aber  nidht;  nur  seine  Übersetzungen 
gedenkt  er  noch  zu  veröffentlichen.  Damit  aber  die  Fachgenossen 
die  der  Nachprüfung  ohne  Zweifel  sehr  werthen  Stellen  jenes  Auf- 
satzes kennen  lernen,  habe  ich  um  die  Erlaubniß  gebeten,  sie  hier 
zur  Sprache  bringen  zu  dürfen.    In  der  Rostocker  Zeitung  wären  sie 


l)  Rostocker  Zeitung   1890,   Nr.   285,  297  u.  309. 


KARL  KOPPMANN,  ZU  WALTHER  VON  DER  VOGELWEIDE.  25'.» 

natürlich  vergraben  und  verloren.  (Ich  citiere  im  Folgenden  nach 
Lachmann,  auf  den  ja  alle  späteren  Herausgeber  Rücksicht  nehmen.) 

Zunächst  scheint  mir  auch  der  Eingang  zu  Koppmanns  Aufsatze 
beachtenswerth.  Der  Verfasser  will  nicht  eine  Besprechung  der  Schrift 
Schönbachs  oder  gar  eine  kritische  Würdigung  versuchen  und  damit 
berufeneren  Händen  vorgreifen :  er  will  nur  seine  Freude  darüber  aus- 
sprechen, daß  endlich  einmal  wieder  der  Versuch  unternommen  werde, 
Walther  dem  gebildeten  Publicum  bekannt  und  vertraut  zu  machen. 
Dann  fährt  er  fort:  „In  einem  Einleitungscapitel,  das  dem  Mittelalter 
gewidmet  ist,  schlägt  der  Verfasser  (Schönbach)  einen  Ton  an,  der 
in  seinem  Munde  meinem  Ohre  nicht  schön  klingt.  „„In  manchem"", 
sagt  er  S.  8 — 9,  „„kann  der  heutige  Betrieb  der  Wissenschaften,  welche 
sich  auf  das  Mittelalter  beziehen,  verbessert  werden.  Unsere  Historiker, 
soweit  sie  nicht  überhaupt  in  den  Hilfswissenschaften  stecken  bleiben, 
entschlagen  sich  zu  leicht  des  Studiums  der  poetischen,  religiösen  und 
gelehrten  Litteratur,  überdies  „können  sie  nicht  altdeutsch",  wie  der 
verstorbene  Müllenhoff  zu  sagen  pflegte ,  was  um  nichts  weniger 
sonderbar  ist,  als  wenn  ein  Forscher  in  griechischer  Geschichte  Grie- 
chisch nicht  verstünde.  Unsere  Philologen  hinwieder,  die  Germanisten 
im  engeren  Sinne,  bekümmern  sich  viel  zu  wenig  um  den  historischen 
Hintergrund  der  Denkmäler,  um  deren  Beziehung  zu  dem  gesammten 
Lebensinhalt  der  Zeit.  Nothwendig  leidet  darunter  das  zartfühlende 
Verständniß.'-"  Das  ist  eine  Aburtheilung  über  die  Pflege  zweier 
Wissenschaften,  die  meines  Ermessens  dem  Verfasser  weder  zukommt 
noch  wohl  steht.« 

Ladmann  35,  7  und  18,  16:  Koppmann  erklärt  sich  gegen  die 
Deutungen,  die  diese  Sprüche  auf  den  Landgrafen  Hermann  und  den 
Markgrafen  Dietrich  beziehen.  Ihm  scheint  es  unzweifelhaft,  daß 
Walther  auf  deren  Vorgänger  hinweise.  „In  dem  einen :  Ich  bin  des 
muten  lantgräven  Ingesinde  gebraucht  Walther  den  Beinamen  Ludwig  III. 
des  Milden  (1172—1190),  dem  sein  Bruder  Hermann  I.  im  J.  1190 
in  der  Regierung  folgte ;  in  dem  andern :  Mir  hat  ein  lieht  von  Franken 
der  stolze  Missenaere  bräht  gebraucht  er  den  Beinamen  Albrechts  des 
Stolzen  (1190 — 1195),  nach  dessen  Tode  die  Markgrafschaft  von  Hein- 
rich VI.  eingezogen  wurde;  erst  König  Philipp  belieh  mit  ihr  den 
Bruder  Albrechts,  Dietrich  den  Bedrängten.  Daß  Walther  in  beiden 
Fällen  dem  betreffenden  Fürsten  eine  Bezeichnung  gegeben  hätte,  die 
seinem  Bruder  zugekommen  war,  ist  doch  schlechterdings  nicht  an- 
zunehmen." Mit  dieser  Annahme,  namentlich  mit  der  ersten,  stimmt 
nun  die  jetzt  allgemein  gebilligte  und  auch  von  Schönbach  auf  Grund 

18* 


260  R   BECH8TEIN 

von  124,  1  ff.  und  06,  27  vertretene  Ansicht  nicht  überein,  dali  Walther 
nicht  lange  vor  1170  geboren  sein  könne  und  in  der  zweiten  Hälfte 
der  achtziger  Jahre  zu  dichten  begonnen  haben  müsse.  Koppmann 
scheint  dies  nicht  sicher  genug,  um  die  Annahme  eines  früheren  Geburts- 
jahres, etwa  1160  oder  bald  hernach,  auszuschließen.  Bei  einer  solchen 
könnte  Walther,  damals  in  den  zwanziger  Jahren  stehend,  sehr  wohl  an 
den    thüringischen  Hof  gekommen  sein,    und  zwar  wiederholentlich. ') 

20,  4  ffg. :  Auch  diesen  Spruch  deutet  Koppmaun  abweichend 
von  der  herkömmlichen  Auffassung  (Schönbach  S.  92 — 93).  Er  sei 
nicht  gegen  den  Landgrafen,  sondern  für  ihn  gedichtet;  der  schein- 
bare Unmuth  bilde  nur  die  Folie  für  eine  Schmeichelei.  Freilich  seien 
dann  stolze  helde?/,  der  iegeslicher  wol  ein  kempfe  wcere  nicht  als  Kämpfer- 
volk  und  Raufbold  zu  verstehen. 

18,  17:  Nicht  auf  Herzog  Ludwig  von  Baiern,  von  dessen  Be- 
ziehungen zu  Walther  wir  nichts  wissen ,  sondern  auf  Ludwig  von 
Thüringen  deutet  K.  das  Geschenk  eines  Lichtes.  Ludwig  von  Thü- 
ringen brach  zu  Ende  Juli  1189  zum  Kreuzzug  auf  und  starb  15.  Oc- 
tober  1 190  vor  Akkon.  (Diese  Erklärung  bedürfte  freilich ,  wie  ich 
meine,  noch  näherer  Ausführung.)  Die  Schwierigkeit  seiner  Annahme 
ist  K.  natürlich  nicht  verborgen  geblieben,  denn  er  setzt  hinzu:  „In 
welches  Jahr  freilich  das  Gedicht  zu  setzen  sei,  wage  ich  nicht  zu 
entscheiden.  Auf  dem  Reichstag  zu  Würzburg,  10.  Aug.  1189,  war 
Albrecht,  damals  noch  nicht  Markgraf,  mit  seinem  Vater,  dem  Mark- 
grafen Otto,  versöhnt  worden;  als  Otto  18.  Febr.  1190  starb,  folgte 
ihm  Albrecht  in  der  Regierung." 

17.  11  ffg.:  Auch  diesen  Spruch  bringt  K.  mit  Albrecht  dem 
Stolzen  in  Verbindung.  „Als  nach  Albrechts  von  Meißen  Tode  (25.  Juni 
1195)  König  Heinrich  die  Markgrafschaft  einzog,  wird  ein  Gedicht 
entstanden  sein,  das  sich  drohend  gegen  die  Köche  ausspricht,  die 
den  Fürsten  die  Braten  zu  dünn  austheilen."  Im  Übrigen  stimmt  K. 
mit  der  allgemeinen  Ansicht  überein,  daß  sich  die  Anspielung  auf 
griechische  Verhältnisse  beziehe,  auf  den  Sturz  des  Kaisers  Isaac 
Angelos  und  die  Erhebung  seines  Bruders  Alexius  auf  den  Kaiser- 
thron (8.  Apr.   1195). 

20,  31  ffg.:  Dieser  Spruch  ist  nach  K.  an  Herzog  Leopold  V. 
gerichtet.  In  dieser  Annahme  schließt  sich  K.  an  meine  Ansicht  an, 
s.  meine  Schulausgabe  S.  89. 

')  Koppmanns  Deutung  des  muten  lantgraven  steht  auf  sehr  schwachen  Füßen; 
denn  Ludwigs  Beii.ame  rl  o  r  Milde  begegnet  nach  der  freundlichen  Mittheilung  von 
Herrn    Dr.    Wenck    erst   in   Quellen   des    14.  Jahrhunderts.     O.   B. 


KARL  KOPPMANN,  ZlT  WALTHER  VON  DER  VOGELWEIDE.  261 

26,  1:  Zu  den  Worten  ezn  galt  da  nieman  sine)-  alten  schulde  be- 
merkt K. ,  daß  sie  nicht  auf  ein  Auslösen  der  Pfänder,  d.  h.  die  Be- 
zahlung der  Zeche  zu  beziehen  seien,  sondern  auf  die  Zusicherung 
des  Fürsten,  daß  die  zu  seinem  Hofe  Kommenden  von  Niemand  ihrer 
alten  Schulden  wegen  gerichtlich  angesprochen  werden  sollten.  K. 
möchte  den  Sprach  eher  auf  Herzog  Friedrich  als  auf  Herzog  Leo- 
pold beziehen. 

24,  18  ffg. :  Im  Gegensatz  zu  Schönbach,  der  das  Gedicht  (S.  76) 
auf  den  Abschied  von  Wien  bezieht,  sagt  K.,  er  könne  nichts  linden, 
was  uns  einen  Anhalt  zu  einer  localen  und  damit  auch  zu  einer  ge- 
wissen chronologischen  Bestimmung  gäbe;  es  könne  bei  jeder  andern 
Gelegenheit  ebensowohl  entstanden  sein. 

32,  11.  Eine  höchst  eigenthümliche  Erklärung  gibt  K.  diesem 
Verse,  die  aber  voraussichtlich  wenig  Anklang  finden  wird,  weil  die 
von  K.  angenommene  Bedeutung  des  Wortes  stolle  wohl  für  die  jüngere 
Zeit  gilt,  für  die  Zeit  Walthers  aber  schwerlich  nachgewiesen  werden 
kann.  K.  sagt:  „Nach  Osterreich,  dem  Lande,  wo  er  das  Singen 
und  Sagen  lernte,  sehnt  er  sich  auch  in  einem  andern  Gedicht,  das 
die  leidenschaftliche  Erregtheit  des  Säugers  über  das  geringe  Kunst- 
verständniß  eines  Kreises  wiederspiegelt,  der,  für  künstlerische  Dich- 
tungsweise ohne  Verständniß,  der  Stollen  spottet,  die  er  den  Regeln 
der  Kunst  nach  legen  muß,  ehe  er  den  Abgesang  beginnt.  So  wenig- 
stens verstehe  ich  die  Worte:  singe  ich  nünen  höveschen  sanc,  so  klagent 
siz  stollen  ( — in  der  Übersetzung:  Wenn  ich  höfisch  singe,  ärgert  sie 
der  Stollen  — );  Andere  haben  stollen  für  einen  Personennamen  ge- 
halten und  einen  Dichter  Stolle  angenommen,  der  der  Literatur- 
geschichte sonst  völlig  unbekannt  ist;  schon  das  Fehlen  des  Vor- 
namens, der  bis  in's  15.  Jahrhundert  hinein  fast  wichtiger  ist  als  der 
Geschlechtsname,  scheint  mir  diese  Deutung  zu  widerlegen." 

33,  8:  „Diese  satirische  Bemerkung  ist  nur  bei  der  Annahme  zu 
verstehen,  daß  zu  Gunsten  der  St.  Peterskirche  in  Rom,  deren  Dach 
erneuert  werden  mußte,  ein  Ablaß  verkündet  wurde.  Walther  benutzt 
den  Doppelsinn  des  Wortes  lesen:  in  dem  schwarzen  Buche  lesen  und 
Rohr  lesen,  —  Rohr  werben,  heißt  es  hier  zu  Lande." 

82,  17  eine  guldin'  katzen  versteht  K.  als  eine  am  Riemen  ge- 
tragene,  mit  Gold  gefüllte  Geldkatze. 

ROSTOCK.  REINHOLD  BECKSTEIN 


262  F-  W.  E.  ROTH 

MITTHEILUNGEN  AUS  MITTELHOCH- 
DEUTSCHEN   HANDSCHRIFTEN. 


Die  königliche  Landesbibliothek  zu  Wiesbaden  besitzt  eine  Folio- 
handschrift, welche  in  dem  Buche:  'Die  Handschriften  der  kön.  Landes- 
bibliothek in  Wiesbaden,  verzeichnet  von  Dr.  A.  v.  d.  Linde,  Wies- 
baden 1877'  nicht  beschrieben  ist,  da  solche  sich  erst  später  unter 
Incunabeln  vorfand.  Die  Handschrift  entstammt  dem  XVI.  Jahrhundert, 
ist  auf  Papier  geschrieben ,  gehörte  der  Abtei  Arnstein  in  Nassau, 
wie  der  Eintrag:  Hunc  librum  r.  dominus  Petrus  Bock  Lympurgensis, 
vicarius  ejusdem  ecclesie  Arnsteinensibus  ex  speciali  gratia  contulit 
anno  domini  M .  D .  lxiii  angibt  und  umfaßt  236  Blatt,  wovon  mehrere 
ausgerissen  und  zerrissen.  Der  Inhalt  ist  astrologisch-astronomisch, 
kann  aber  hier  wegen  der  lateinisch  abgefaßten  Abhandlungen  keine 
nähere  Behandlung  finden.  Für  Freunde  des  Mittelhochdeutschen  ist 
nur  eine  Abhandlung:  „Von  eygenschafft  der  Sieben  planeten"  von 
Werth,  wovon  ich  als  Probe  hier  ein  Stück  veröffentliche: 

Dye  Sonne  man  mich  heyssen  soll 

Der  mittelst  planet  byn  ich  wol, 

Warm  vnd  drocken  kan  ich  syn 

Naturlich  vnd  gantz  mit  mynem  schyn. 

Der  lebe  hait  mynes  huses  kreyss, 

Dar  inne  so  byn  ich  alles  heiss 

Doch  ist  Saturnus  stedicklich 

Mit  syner  kelde  widder  mich, 

Erhoget  werde  ich  in  dem  wydder, 

In  der  wage  so  vall  ich  nydder 

In  ccc  vnd  lxv  tagen 

Mag  ich  mich  durch  dy  tzeichen  tragen. 
Titel:    Klug  in  herschafft  ist  myn  syn 

Der  sterne  byn  ich  eyn  anbegyn. 

Die  Hs.  durchgeht  nun  die  einzelnen  Himmelszeichen  und  deutet 
solche  auf  die  Geburt  des  Menschen. 

Der  sonnen  kindt. 
Ich  byn  glucklich  vnd  gar  fyne 
Also  synt  all  dye  kynder  myne 
Geel  wyss  gemengt,   eyn  schon  gesicht, 
Wol  behart,  cleyn,  wyss,  hare  gesucht  etc. 


MITTHEILUNGEN   AUS  MHD.  HANDSCHRIFTEN.  263 

Die  Abhandlung  schließt: 

Dy  wille  daz  sie  dass  leben  han. 
F.  5520. 

Die  Wiener  Hs.  Nr.  3009,  saeculi  15,  Octavo,  enthält  Bl.  23-27 
ähnliche  Verse.  Siehe  Hoffmann,  altdeutsche  Handschriften  der  k.  k. 
Hofbibliothek  zu  Wien,  S.  188.  Ebenso  finden  sich  solche  Verse  in 
einem  Planetarium  (Holztafeldruck)  zu  Graz  und  Berlin.  Siehe  Sera- 
peum  XXV,  2  und  Jahrg.  1842,  S.  184.  —  Am  Rande  einer  Abhand- 
lung der  Hs.  zu  Wiesbaden:  'de  composicione  quadrantis'  steht  dieses 
Minnelied: 

Geboden  dinst  warth  nye  werth 
Daz  werde  ich  frauwe  an  dir  gemerth  etc. 
Schließt:    Daz  nympt  myr  doch  sant  peter  nit.     Acht  Verse. 

Als  Unterlage  von  Zeichnungen  sind  Bruchstücke  eines  deutschen 
Lectionars,  saeculi  XIV,  auf  Pergament  verklebt.  Ein  solches  Bruch- 
stück lautet:  „Der  XVI  son  dach  na  Penc.  Matheus.  In  der  cyt 
sprach  Jhesus  zu  sinen  jüngeren.  Nieman  in  mach  zwein  herren  ge- 
dienen, want  antweder  he  wert  den  einen  haschende  vnd  den  anderen 
minende.  Oder  den  einen  gedougende  vnd  den  anderen  versmende ; 
ir  in  moget  neit  gode  gedienen  vnd  der  bösen  rixheit.  Dar  vmme  etc. 

Damit  sei  diese  Hs.  den  Germanisten  angezeigt. 

Die  nämliche  Bibliothek  besitzt  einen  handschriftlich  ergänzten 
und  erweiterten  Ortulus  anime,  um  1508  gedruckt.  Näheres  läßt  sich 
nicht  feststellen,  da  der  Titel  fehlt.  Das  Format  ist,  wie  bei  dieser 
Art  Büchern,  Duodez.  Am  Schlüsse  steht  handschriftlich  die  Zahl 
1510.  Der  handschriftliche  Theil  bietet  für  deutsches  Kirchenlied 
noch  Ausbeute,  namentlich  Sequenzen,  von  denen  ich  eine  als  Probe 
mittheile.  Her  na  folgt  zo  duytze :  Quicunque  volt  salvus  esse.  Welcher 
behalten  will  sein,  vor  allen  dyngen  ist  not,  das  er  halt  den  cristen- 
lichen  glauben.  Es  se  dan,  das  ain  iegklicher  den  gantz  vnd  vnzer- 
stoert  halte,  on  zwifel  er  wirt  nit  verderben  ewigklich.  Aber  ditz  ist 
der  cristenlich  glaub,  das  wir  eren  ain  got  in  der  drifaltikait  vnd  die 
dryfaltikait  in  der  ainikait.  Noch  gescheyden  die  personen  noch  ge- 
tailen  das  wesen.  Wan  ain  andere  person  ist  des  vatters,  ain  andere 
des  suns,  vnd  ain  andere  des  haiigen  gaists.  Aber  des  vatter  vnd  des 
sunes  vnd  des  hailigen  gaists  ist  ain  gothait,  ain  geleiche  glory,  ain 
mitewige  herlichkait.  Wie  der  vatter,  also  der  sun  vnd  also  der  haylig 
gaist.  Ungeschoepffter  vatter,  vngeschopffter  sun,  vnd  vngeschoepffter 
hailiger  gaist.  Vngemessner  vatter,  vngemessner  sun  vnd  vngemessner 
hailiger  gaist.  Ewiger  vatter,  ewiger  sun  vnd  ewiger  gaist.  Vnd  doch 


264  F-  w-  E  ROTH 

nit  drey  ewig,  sunder  ain  ewiger.  Also  nit  drey  vnerschaffen ,  Doch 
drey  vngemessen,  sunder  ain  vngeschoepfter  vnd  ain  vngemessner. 
Gelicher  weyss  almecbtiger  vatter,  alniechtiger  sun  vnd  allmechtiger 
haiiger  gaist.  Vnd  doch  nit  drey  alraechtig,  sunder  ain  allmechtiger. 
Also  got  der  vatter,  got  der  sun  und  got  der  hailig  gaist.  Vnd  doch 
nit  drey  got,  sunder  ist  ain  Got.  Also  herr  der  vatter,  herr  der  sun 
vnd  her  der  hailig  gaist.  Vnd  doch  nit  drey  herren,  sunder  ist  ain 
herr.  Wan  also  wir  vnderschaidenlich  jegkliche  person  got  vnd  herr 
werden  mit  cristenlicher  warhait  gezwungen  bekennen.  Also  drey 
goet  oder  herren  ze  sprechen  wirt  vns  mit  cristenlicher  hailickait 
verbotten.  Der  vatter  ist  von  niemant  gemacht  noch  geschaffen  noch 
o-eboren.  Der  sun  ist  allain  von  vatter  nit  gemachet  noch  geschöpft 
sunder  geboren.  Der  hailig  gaist  ist  von  dem  vatter  vnd  sun  nit 
gemachet  noch  geschöpft  noch  geboren,  sunder  aussgeend.  Darumb 
ist  ain  vatter  nit  drey  vatter,  ain  sun  nit  drey  sun,  ain  haiiger  gaist 
nit  dry  hailig  gaist.  Vnd  in  diser  dryfaltigkait  ist  nichts  vor  oder 
nach,  nichts  mer  oder  mynder.  Sunder  die  gantzen  drey  personen 
synt  in  mitewig  vnd  mitgelich.  Also  das  in  allweg,  wie  oben  ge- 
sprochen ist,  vnd  die  dryfaltigkait  in  der  ainigkait  vnd  die  ainigkait 
in  der  dryfaltigkait  zu  eren  sey.  Darumb  welcher  wil  behalten  wer- 
den, also  sol  er  von  der  dryfaltigkait  versteen.  Sunder  not  ist  zu 
dem  ewigen  hail,  das  er  die  menschwerdung  vnsers  herren  Jhesu 
Christi  trewliche  gelaub.  Darumb  ist  der  recht  gelaub,  das  wir  ge- 
lauben  vnd  bekennen,  das  vnser  herr  Jhesus  Christus  gots  sun  got 
vnd  mensch  ist.  Got  ist  er  auss  der  substantz  des  vatters  vor  den 
weiten  geborn ,  vnd  mensch  ist  [er] ')  auss  der  substantz  der  mitter 
in  der  weit  geboren.  Volkommer  got,  volkommer  mensch  auss  ver- 
nunfftiger  sei  vnd  menschlichem  flaisch  vnderstend.  Geleich  dem 
vatter  nach  der  gothait  mynder  dem  vatter  nach  der  menschait. 
Wie  wol  er  got  ist  vnd  mensch,  doch  nicht  zwen,  .sunder  ist  ain 
Cristus.  Ainer  aber  nit  verwandelt  die  gothait  in  das  flaisch,  sunder 
in  annemung  des  wesens,  sunder  in  der  ainigkait  der  person.  Wan 
als  die  vernunfftig  sei  vnd  das  flaisch  ist  ain  mensch,  also  got  vnd 
mensch  ist  ain  Christus.  Der  do  gelitten  hat  vmb  vnser  hail,  ist  ab- 
gestigen  zu  den  hellen,  er  ist  aufferstanden  von  den  Todten.  Er  ist 
auffgefaren  zo  den  hymeln,  sitzet  zu  der  gerechten  gottes  des  al- 
mechtigen  vatters.  Von  dan  er  kunfftig  ist  zerichten  die  lebendigen 
vnd  die  todten.    Zu  des    zukunfft    alle    menschen    werden    auffersteen 


')  Ist  zu  ergänzen. 


MITTHEILUNGKN  AUS  MHD.  HANDSCHRIFTEN.  265 

mit  iren  leiben.  Vnd  werdent  geben  rechnung  von  iren  aigen  wercken. 
Vnd  die  do  guts  haben  gewirckt,  werden  geen  in  ewigs  leben,  welche 
aber  vbels,  in  ewiges  feure.  Dicze  ist  der  cristenliche  glaub,  es  sy 
dau,  das  ain  iegklieh,  der  den  treuwlich  vnd  festigklich  sy  gelauben, 
so  mag  er  nit  behalten  werden. 

Der  Druck  gehörte  dem  Kapuzinerkloster  Nothgottes  im  Rheingau. 

Mone,  Anzeiger  VIII,  331,  theilte  ein  geistliches  Lied:  „Der 
Meister  der  Blumen"  mit,  das  hiernach  Mittler,  Deutsche  Volkslieder 
354  wiederholte.  Mones  Text  ist  modern  und  verderbt.  Ich  fand  das 
durch  seinen  mystischen  Inhalt  interessante  Lied  in  einer  ehedem  mir 
gehörigen,  nun  in  Amerika  in  Privatbesitz  befindlichen  Hs.,  saeculi  XV, 
geistlicher  Lieder,  die  einem  Kloster  am  Rhein  entstammte,  und  theile 
den  nicht  ganz  fehlerfreien  Text  hier  vollständig  mit,  da  er  Besseres 
als  Mone  bietet. 

1. 
Ess  was   eyn  schone  Junffrauwe    edel  die  was   sich  woil  gedane, 
In   eynen   schonen  Gartten   wolte   sy  spaceren  gane, 
In   eynen   schonen  Gartten,   darna   stonde  yr  Gedanck, 
Na  manicher  Hand  Farben,  na  Fogelyn  Gesanck. 


Und   da  sy  in   den   Gartten   quam,   da   was  sy  freudenrich, 
Sy   sach   die   schonen  blomen  an   gezieret  meisterlich. 
Hilff  got,   sull  ich  yn   schauwen,   des   myn  Hertz  begert, 
Danck   will   ich  ym   sagen,   er  ist   der  Ei-en  wert. 

3. 

Zu   derselben    Stunde   der  Jungelyn  in   Gartten   quam, 
Alldar  er  gruost   myt  Zuchten,   sy  sach   yn   mit  Schrecken   an. 
Wer  hait  dich   gelassen   all    in   den   Gartten  myn, 
Er  was   so   hart  beslossen,   du   müst   behende  syn? 

4. 
Was   der  Gartten   dyn  beslossen,   das  achte  ich   gar  cleyn, 
Alle   Slosse   steen   myr  offen,   darzü    die   hartten    steyn, 
Keyn   Sloss   mag  mich   besliessen,   keyn   steyn  ist  mir  zu   hart. 
Myt  mynen   klogen   konsten   bin   ich   yn   Übermacht. 

5. 

Was  gedenckstu   edel  Junffer  all  in   dem  hertzen   dyn, 
All  über  die  schonen  blomen,   die  all  myn   eygen  syn? 
Ich   hab   sy  all  gemachet,   das   ensag  ich   dir  für  war, 
All  die  schonen  blomen,   die  auff  der  haiden  dar. 


266      F.  W.  E.  ROTH,  MITTHEILUNGEN  AUS  MHE.  HANDSCHRIFTEN. 

6. 
Bistu  der  blomen   mecher  vnd  dess   myn  Hertz  begert, 
Danck  will  ich  dir  sagen,   du  bist  der  Eren  wert. 
Danck  will  ich   dir  sagen   all  über  die  blomelyn, 
Nu  sage  lieber  herre,   wie  ist  der  Name  dyn. 

7. 
Jhesus  der  blomen   mecher  also  byn  ich  genant, 
Vnd   all   die   schonen   blomen    synt  mir  woil  bekant. 
Ich   enweyss   noch   schöner  blomen,   man   fynd   nit  yren   glych, 
Der  sych   die   Engel  frouwen  in  mynes   Vaders   Rych. 

8. 
Die  rede  ging  gar  süsse  in   yres  hertzen   grund, 
Ir  lieb   begund   sich   meren,   vor  lieb  ward  sy  gar  wund. 
Ich  gelob   dir  all  myn   truwe,   du  liebster  herre  myn, 
Die  ich   dir  stet  behalden   wil  biss   uf  das   ende  myn. 

9. 
Der  Jungeling  tat  sich   keren,   er   macht  sich  auff  die  fart, 
Zo   eynem  Junfferkloister,   das   nachent  dabey  gesehen   wart, 
Zo   eynem  Junfferkloister,   das   war  gelegen  fein, 
Darzu   trat  er  behende,   mit  seiner  gewalte  trat  er  alda  ein. 

10. 

Die  Junffer  was  nyt  trege,   sy  ylt  ym  balde  nach, 
Na  diesem  Jonffer  Cloister,  na  ym  was  yr  gach. 
Sy  klopfet  an  die  pfortten,   ir  clage   die   was  gross, 
Sy  gert  den  blomenmecher,   irs  hertzens   ainger  trost. 

11. 
Die  Jonffern  in   dem   cloister  sprachen  zorneclich : 
Was  ist  dyn  klage?  Du  redest  eynem  Doren  glych, 
Vnser   Cloister  ist  beslossen,   keyn  man  kan   darin  gan, 
Haistu  jemand  verloren,   den   Schaden   moistu  han. 

12. 
Ir  habt  yn  eingelassen,   dem  ich  gelobet  han, 
Ich   sach  yn   mit  mynen  äugen  zu   der  Porten  gan, 
Ir  habt  yn  eingelassen  den  lieben  heren  myn. 
Wer  ouch  die  weit  myn  aigen,   die   enliess  ich   e  als  yn. 

13. 
Ir  habt  yn   eingelassen,   dem  ych   gelobet  han, 
Ich   sag  euch   sicherlichen,   ich  will  yn   wider  han, 
Die   trew  will  ich   ym   halden,   die  ich   gelobet  hab, 
Von   seiner  steten   treuwe   lass   ich   nimmer  ab. 


K.  SCHMIDT,  EIN  BRUCHSTÜCK  EINES  DEUTSCHEN  CATO.  267 

14. 

Da  das   die  Jonffer  horten,   erzornet  sy  das  bas, 
Iss   nam   sy  alle  wonder,   wy  yr  gemuede  was, 
Vnser  cloister  ist  belossen,   keyn   man   darin   ingan  sol, 
Jhesus   der  liebste  herre,   der  weyss  die  warheyt  wol. 

15. 
Wie  wenig  ir  yn  kennet,   sprach   die  Jonffer  fyn, 
Myt  dem   namen   yr  yn  nennet,    den  liebsten  heren   myn. 
Dem  hain  wyr  all   gelobet,   dy  in   dem   cloister  syn, 
By   uch   will   ich  blyuen  byss  an   das   ende    myn. 

16. 
Truwe   wil  ych  ym   halden  byss  uff  das   ende  myn, 
Truwe  will   ych  ym   halden,    die  ych   gelobet  han, 
Von   syner  steden   liebe  will  ich   nit  abe  lan 
Helff  vnss,   dass  wir  stets  dessen  wege  gan.     Amen. 

WIESBADEN.  F.  W.  E.  ROTH. 


EIN   BRUCHSTÜCK    EINES    DEUTSCHEN  CATO. 


Unter  der  Bezeichnung  „deutscher  Cato"  fassen  wir  die  deut- 
schen Übersetzungen  jener  Sammlung  von  lateinischen  Sittensprüchen 
zusammen,  welche  in  nachclassischer  Zeit  entstanden  und,  wahr- 
scheinlich pseudepigraphisch,  einem  Dionysius  Cato  zugeschrieben 
ist.')  Sie  war  im  Mittelalter  sehr  beliebt  und  verbreitet,  wurde  viel- 
fach tibersetzt,  commentiert,  bearbeitet  und  in  der  Form  erweiterter 
Bearbeitungen  z.  B.  von  der  Geistlichkeit  gern  beim  Predigen  be- 
nutzt, wesbalb  sie  auch  außer  dem  heute  gebräuchlichsten  Namen 
(Catonis  disticha  de  moribus  ad  filium)  noch  mancherlei  andere  führte. 

Von  einer  deutschen  Übersetzung  fand  ich  nun  in  dem  mir 
gehörigen  Exemplar  einer  lateinischen,  äußerst  weitläufig  commentierten 
Druckausgabe2)  ein  bisher  noch  unbekanntes  Bruchstück. 
Es  rührt  von  dem  ersten  Besitzer  des  Buches  her,  dem  Pleban  Bartho- 
lomäus Mulich  zu  Obereichstädt   bei  Eichstädt  in  Baiern,    welcher 


1)  Vgl.  Fr.  Zarncke,  Der  deutsche  Cato,  Leipzig  1852. 

2)  Gedruckt  1475  von  A.  Sorg  in  Augsburg;  soll  die  erste  datierte  Ausgabe 
des  Werkes  und  einer  der  Erstlingsdrucke  Sorgs  sein;  mein  Exemplar  ist  breitrandig 
und  sehr  gut  erhalten.  Nähere  bibliographische  Angaben  bei  Hain,  Repertorium  biblio- 
graphicum  Nr.  4711,  wo  jedoch  die  Blattzahl  486  nicht  stimmt  und  einfach  in  484 
umzuändern  sein  dürfte.  (Vgl.  Max  Harrwitz'  Mittheilungen  aus  dem  Antiquariat  etc., 
IT,  Nr.  5,  Berlin,  15.  März  1890.) 


268  R.  SCHMIDT 

außer  sonstigen  zahlreichen  handschriftlichen  Eintragungen1)  einen 
Theil  derSitteusprüche  mit  beigeschriebenen  freien,  deutschen,  gereimten 
Übersetzungen  versah.  Eine  vollständige  Übertragung  der  ganzen 
Sammlung  hat  er  dabei  wohl  nicht  liefern  wollen,  sondern  bat  sich 
vermuthlich  die  Reime  zu  gelegentlicher  Einflechtung  in  seine  Predigten 
niedergeschrieben;  sie  erstrecken  sich  auf  sämmtliche  Sittensprüche 
des  prosaischen  Theiles  der  Sammlung  (56  in  der  vorliegenden  Aus- 
gabe) ,  dagegen  nur  auf  einige  wenige  Distichen  des  ersten  und 
zweiten  Buches  des  metrischen  Theiles.2) 

Daß  wir  in  diesen  freien  Übersetzungen  Mulich'sche  Originale 
vor  uns  haben,  war  schon  wegen  verschiedener  Äußerlichkeiten  wahr- 
scheinlich, namentlich  deshalb,  weil  er  durch  Radierungen  und  Ver- 
besserungen noch  daran  gefeilt  hat.  Außerdem  theilt  mir  Herr  Pro- 
fessor Fr.  Zarncke  in  Leipzig,  jetzt  wohl  der  gründlichste  Kenner 
des  Cato,  auf  eine  bezügliche  Anfrage  gütigst  mit,  daß  er  keine  Über- 
einstimmungen mit  den  Übersetzungen  in  seinem  handschriftlichen 
Apparat  bemerkt  habe;  es  seien  „gewiß  freie  Übersetzungen  des  ehr- 
lichen und  gescheiten  Bartholomäus  Mulich".  Musterleistungen  siud 
es  nicht,  wie  der  Leser  bald  erkennen  wird;  aber  sie  haben  durchweg 
einen  sehr  volksthümlichen  Klang,  und  einzelne  können  sich  immer- 
hin den  Beispielen  guter  Sprachdichtung  des  späteren  deutschen 
Mittelalters  an  die  Seite  stellen.  Übrigens  wird  die  Lesbarkeit  von 
Mulichs  an  sich  nicht  guter  Handschrift  durch  die  erwähnten  Ver- 
besserungen, die  freilich  sachlich  mitunter  entschiedene  Verballhor- 
nungen sind,  sowie  durch  vielfache  Abkürzungen  oft  recht  beein- 
trächtigt; daher  die  im  weiteren  Verlaufe  dieser  Veröffentlichung 
mehrfach  hervortretenden  Unsicherheiten.  Mulichs  Rechtschreibung 
ist  natürlich  beibehalten,  abgesehen  von  den  Abkürzungen  und  einigen 
überflüssigen  Lesezeichen. 

Über  Mulichs  Persönlichkeit  finden  sich  in  dessen  Eintragungen 
einige  Anhaltspunkte.  So  macht  er  auf  dem  letzten  Druckblatte,  unter- 
halb des  Kolophons,  folgenden  Vermerk,  aus  welchem  wir  auch  sonst 
einiges  Nähere  und  den  Umstand  erfahren,  daß  er  das  Buch  später- 
hin au  das  unfern  Eichstädt  gelegene,  1156  gestiftete  und  1806  auf- 
gehobene Augustinerkloster  Rebdorf  schenkte: 

')  Über  die  weiteren  Eintragungen  handelt  ein  anderer  Aufsatz:  „Handschrift- 
liche Eintragungen  in  einem  Ineunabeln-Druck"  in  dur  Zeitschrift  „Der  Sammler" 
(Berlin,   H.  Lüstenüder),  Bd.  XII,  Nr.   1—4. 

7)  Die  Sammlung  zerfällt  in  vier  Bücher  Distichen,  denen  eine  Reihe  kurzer 
prosaischer  Sprüche  vorangeschickt  ist;  die  Anzahl  und  Reihenfolge  der  letzteren  wie 
der  Distichen  schwankt  in  den  verschiedenen  Ausgaben  etwas. 


EIN  BRUCHSTÜCK   EINES  DEUTSCHEN  CATO.  269 

Ego  bartholomeus  inulich  de  eystet  natiuus  plebanus  in  oberneystet 
emi  hunc  librum  pro  2bua  aureis  et  60  denariis  ')  Anno  147  6  |  atque 
consutus2)  per  dominum  vdalricum  lieiling  confratrem  conventus  Rebdorff 
1477    atque  eis  pro   nomine   Ibesu   dedi  |  et  voluntarie  resignani    legaui   iis. 

Nacli  einer  weiteren  Eintragung  hat  er  zeitweilig  ein  anderes 
Amt  in  Eichstädt  bekleidet.  Er  nennt  sich  nämlich  suo  tempore  sum- 
mus  .  . .  arius  in  Eystet,  wo  jedoch  die  erste  Hälfte  des  Titels  wegen 
einer  Abkürzung.  Radierung  und  Verbesserung  schwer  lesbar  ist; 
offenbar  hat  er  einen  mit  sub  beginnenden  Titel  schreiben  wollen, 
das  sub  aber  während  des  Schreibens  wieder  geändert  und  nachher 
eine  Stelle  radiert.  Was  das  so  gewonnene  Wort  betrifft,  so  haben 
die  graphisch  möglichen  Deutungen  so  viele  sachliche  uud  die 
sachlich  möglichen  so  viele  graphische  Bedenken  gegen  sich,  daß 
bis  jetzt  weder  mir  noch  Anderen  eine  völlig  befriedigende  Erklärung 
geglückt  ist. 

Endlich  steht  auf  dem  unteren  Schnitt  des  Buches:  bartholomeus 
mulich:  lvij  ann  |  dedit  hunc  librum.  Die  erste  Zeile  ist  roth,  die 
zweite  schwarz,  und  die  letztere  scheint  mir  ein  späterer  Zusatz  zu 
sein.  Da  außerdem  auf  dem  vorderen  Schnitt  die  roth  geschriebene 
Jahreszahl  1476  steht,  so  dürfte  sich  die  Altersangabe  „57  Jahr"  für 
Mulich  wohl  auf  diesen  Zeitpunkt  (Erwerbung  des  Buches)   beziehen.  3) 

Die  Schenkung  des  Werkes  an  das  Kloster  Rebdorf  bekräftigt 
er  noch  durch  ein  auf  die  theilweise  leere  Rückseite  von  Blatt  56 
gesetztes  kleines  Widmungs-Carmen,  welches  zwar  keine  weiteren 
Aufschlüsse  über  seine  Person  e,il)t,  das  ich  aber  doch  als  Probe  spät- 
mittelalterlicher lateinischer  Reimkunst  anführen   möchte: 


*)  Nur  so  kann  ich  die  hier  stehende  Abkürzung:  dn  mit  Strich  darüber  er- 
klären; gemeint  ist  „ein  Schock  Groschen",  welches  nach  jetziger  Wäbrung  rund 
2;50  Mark  war,  während  der  Goldgulden  (aureus)  etwa  7  Mark  betrug. 

2)  „Eingebunden";  ursprünglich  batte  er  geschrieben  composüus,  dann  aber  wie 
oben  verbessert. 

3)  Mulichs  Persönlichkeit  ist  auch  sonst  nachweisbar,  ohne  daß  wir  freilich 
Näheres  von  seinen  Lebensumständen  erfahren.  In  den  statistischen  Aufzeichnungen 
des  Regierungsdirectors  Sax  in  Landshut,  der  mehrere  Werke  über  die  Geschichte 
Eichstädts  herausgegeben  hat,  ist  zu  lesen:  .Pfarrer  in  Obereichstätt :  147.H  Barthlmae 
Muelich".  Ferner  heißt  es  in  dem  Schematismus  der  Geistlichkkeit  des  Bisthums 
Eichstätt  für  das  Jahr  1480  (Progr.  des  bischöfl.  Lyceums  Eiehstätt  von  J.  G.  Suttner, 
Eichst.   1879,  S.  40):   „Decanatus  Ingoldstatt  Oberneystett  ecclesia  paroch.  S.  Joannis 

Ev riebanus  :   Barth  <>  I  o in  ae  us   Mul  ich."   (Nach   gütiger  Mittheilung  des  Herrn 

F.  S.  Romstöck  ,  Vorstehers  des  histor.  Vereins  zu  Eichstädt,  dem  ich  hiermit  meinen 
besten  Dank  ausspreche.) 


270  R    SCHMIDT 

In   Rebdorff  domini   praecipui 
Fratres  in   christo   mihi  ')   dilecti 
Omnes   in   Ihesn   exhortor 
Bartholomeus  mulich   vocor 
Hunc   librum   libens   dedi 
In    Oberneystet  ecclesiam  rexi 
Propter  dei   saluatoris   amorem 
Pariter  et  communem  veram   dilectionem 
Pro   me  deum   exorate 
Et  pro  uobis   studio  intercedite2) 
Librum   hunc  legite 

Pro   meis  parentibus   Aue   maria   dicite. 
*  * 

Nunmehr  mögen  die  Mulich'schen  Übersetzungen  folgen,  jede 
unter  Voranstellung  des  entsprechenden  lateinischen  Sittenspruches  mit 
der  Ordnungsnummer,  welche  letzterer  in  der  vorliegenden  Cato-Aus- 
gabe  von  1475  hat,  und  unter  Beifügung  einzelner  erläuternder  Be- 
merkungen. 

Die  einleitenden  Worte  des  prosaischen  Theiles  (Cum  aniinad- 
verterem,  quam  pluriinos  homines  errare  graviter  in  via  morum  ...) 
sind  unberücksichtigt  geblieben,  die  Übersetzung  beginnt  vielmehr 
gleich  bei  dem  ersten  Praeceptum  dieses  Theiles: 

1.  Deo   supplica:  4.     Datum   serva: 
Lass   vnterwegen  nit                                       Was   dir  wird  geben 
den   ewing  got  allein  anpidt. 3)                   soltu   behalten   eben. 

2.  Parentes  ama:  5.     Beneficii    accepti  memor    esto5): 
libe  deinen  vatter                                          Gedenck  offt  dar  an 

thw  wol   deiner  mutter.  wer  dir  gut  hab   gethan. 

3.  Cognatos   cole :  6.     Cede   locum   majori: 
Das   podt  soltu  leren                                      Ich    sag  worleichen6) 

dein  freund4)  eren.  den   obern   solman   weichen. 


')  Oder  ebenso  gnt  mei  (unr  ein  m  mit  Abkürzungszeichen  darüber). 

7)  Ein  Wort  mit  zwei  Abkürzungszeichen,  welche  nach  mehreren  Analogien  in 
den  sonstigen  Eintragungen  nur  die  Lesung  intercedere  zulassen;  da  aber  der  Infinitiv 
hier  nicht  zwischen  die  Imperative  paßt,  so  hat  Mnlich  wohl  in  der  That.  inter- 
cedite schreiben  wollen. 

3)  Ursprünglich  geschrieben:  den  got  allein  alweg  pidt,  und  dann  wie  oben 
verbessert. 

4)  'Freund'  hier  wohl  in  dem  Sinne,  wie  noch  heute  im  Volksmuude  Freund- 
schaft =  Verwandtschaft. 

5)  Zu  der  Abhandlung  über  diesen  Spruch  schreibt  Mulich  noch  als  Rand- 
bemerkung: O  vntrew  dw  iiyirst  altag  nein. 

6)  Vgl.  das  biblische:    „Wahrlich   ich   sage   dir"   (Marc.    14,   30  u.  ö.) 


EIN  BRUCHSTÜCK  EINES  DEUTSCHEN   CATO. 


271 


7.  Saluta  libenter: 

dw  solt  nymant  furgan  ') 
dw  solt  in  grossen")  schon. 

8.  Mutuum  da: 

Podt  dir,   dw   solt  leyhen3) 
Magstu.  vnd  nymant  varzeichen4). 

9.  Cui  des  videto : 
dw  soltu  mercken   eben 

wem  dw  wild  leben   oder  geben. 

10.  Conjugem   ama: 
Mit  worhait  ich  bedeut 
liebt  an    einander   ir  eeleudt. 

11.  Erudi  liberos: 
Nit  last  vnterwegen 

Euren   kinder5)   solt  ir  leer  geben. 

12.  Metue  magistrum : 
Mit  allen  züchten 

dein   maister  soltu  furchten. 

13.  Disce  literas: 

Hut  dich  vor  posen  knaben 
vnd  lern  fleissig  püsstaben. 

14.  Lege  libros: 
das   ist  christus  leer 

dw  solt  lessen   pucher. 6) 

15.  Quae    legeris  memento : 
In   dein  vernufft  soltu  sencken 
wastu  lesen   pist  des  soltu   gedencken. 

16.  Cura  familiam: 

Hab  fleis  auf  deinen  knecht 
das   er  in   got  leb  recht. 

17.  In  judicio   adesto : 

dem  richter  soltu   willig  sein 

fodrert  er  dich   zw  dem  rechten  sein. 


18.  Para  te  foro: 

dw  solt  zw  dem  rechten  kumen  offt 
dw  wirst  sust  hart  gestrafft. 

19.  Ad  praetorium   sta: 
dich  leret  dy  geschrifft  fein 

wy  dw  pey  dem7)    rechten    solt   sein. 

20.  Aequum  judica: 
dw  solt  gleich    richten 

den  armen  vnd  den  reichen   suchten 

21.  Minime  judica: 

dein  vernufft  soltu   nit  vermailligen8) 
dw  solt  nymant  nicht  vervrdaillen. 

22.  Serva  jusjurandum  : 
Halten   soltu   dein  aidt 
oder  es   wirt  dir  laid. 

23.  Nil  mentiri : 
Du  solt  nit  ligen 
vnd  nymant  betrigen. 

24.  Nil  temere   credideris : 
Freuenlich   soltu   nit  gelauben 
Es   sey   manen    oder  frauen. 

25.  Bonis  benefacito : 

Wild   erlangen   der  engel   tron 
den  frumen  soltu  wol  thun. 

26.  Maledicus   ne   esto: 
Mit  deiner  falsen  zungen 
Soltu   nymant  verdumen. 

27.  Utere  virtute : 
In   deiner    iugent 
lernen  soltu  tugent. 
2ö.     Pugna  pro  patria: 
Deinen   eitern   soltu   wiren 

Das  sy  ir  vnd  dein  gut  nit  vnnutzlich 
9) 


verziren 

')   „Vorgehen",  vorübergehen. 

J)  Das  ö  kann  auch  ein  v  mit  Doppelpunkt  darüber  sein. 

*)  Ursprünglich  leichen,  dann  in  leyhen  verbessert,  oder  umgekehrt. 

*)  Steht  deutlich  da,  vielleicht  =  hinziehen?    „Es  sei  dir  ein  Gebot:  du  sollst 
leihen,  das  mögest  du  thun,  und  Niemand  hinziehen"? 

5)  Ursprünglich  geschrieben:  kinden. 

6)  Daß    das    Lesen    von    Büchern    Christi  Lehre    sei,    stützt    er    vielleicht    auf 
Joh.  5,   39. 

7)  Oder  ebenso  gut:  dein. 

8)  Vermailligen,    völlig    deutlich,    aber    mir    unverständlich;   wohl   ein  mundart- 
liches Wort. 

°)  Eine    recht    merkwürdige  Vorschrift,    von    der   es    außerdem    unverständlich 
bleibt,  wie  sie  zu  dem  lateinischen  praeceptum  passen  soll! 


27i> 


R.  SCHMIDT 


99.     Tute   consule: 

d\v   solt  sicherleichen 

Recht  rotten'1)    armen   vnd   reichen. 

30.  Existimationein )  retine: 
das   dir  wol  roiig  gelingen 

Pis   fursichtig  in   deinen   dingen. 

31.  Consultus   esto : 
Das   ist  im   gepodt 
dw  gehst  gut  radt. 

32.  Minorem   te  ne   contempseris: 
Pistu  ein  furst  oder  knecht  der  hern3) 
den   myndern   halt  nit  in   vnern. 

33.  Neminem   irriseris : 
wie  der  mensch  ist  genant 
hab   in   nit  für  ein  dant. 

34.  Miserum  noli  irridere: 
so  der  mensch  ist  in  noten 
den   soltu  nit  verspotten. 

35.  Trocho4)  lüde: 
Mit  dem  dofft5) 

dw  vmb   hufft.6) 

36.  Aleas  fuge: 

Im   sumer  vor  den  fügen 
Auch    for    dem    predtspil    soltu    dich 
swigen.  ) 

37.  Cum   bonis  ambula : 
In    allem   deinen   leben 

mit  den  frumen   hab   dein  wesen. 


38.  Ad  consilium  ne  accesseris   ante- 
quam  voceris: 

An   kainen  rad  soltu  gan 
den s)  man  ruff  dir  dor  an. 

39.  Mundus  esto: 
Das   ist  der  rat   mein 
du   solt  rain  sein. 

40.  Verecundiam   serva: 
Dw   solt  in  dem   leben   dein 
Albeg9)    geschämig  sein. 

41.  Rem  tuam  custodi: 
Was  dir  gutz  ist  geben 
dassoltu  bewaren  eben. 

42.  Diligentiam  adhibe: 
Ich   sol   dich   eben   leren 

In  deine  gewerben  soltu  fleiß  an  keren. 

43.  Blandus   esto: 

du  solt  in   dem   wesen   dein 
albeg9)   stiller  geper ,0)  sein. 

44.  Noli  irasci  ab  re: 
dw   solt  nit  zorn  haben 

dw   solt  der  warhait  nach   graben. 

45.  Iracundiam   tempera : 
mit  guten   leren  ") 

soitu   den   zorn   muten. 

46.  Raro    conviva: 

Hut  dich   uor  den  knaben 
dy   wil     )   wirtschafT  haben. 


*)  „Rathen". 

2)  Gedruckt  extimationem ,  ohne  Abkürzungszeichen  bei  ex;  entweder  einfacher 
Druckfehler,  oder  vielleicht  nach  italienischen  Quellen,  wo  ja  öfter  x  für  8  gesetzt 
wird  =  estimationem. 

3)  Ursprünglich  geschrieben:  Pistu  ein  furst  oder  her vner. 

4)  Gedruckt  troco;  gemeint  jenes  metallene  Spielrad,  welches  z.  B.  Horat.  Od. 
III,  24,  57  erwähnt. 

5)  Dofft  deutlich  geschrieben,  mir  aber  unverständlich;  wohl  mundartlich  für 
das  betroffende  oder  ein   ähnliches   Spielzeug. 

6)  Hufft  deutlich  geschrieben;  soll  es  vielleicht  eine  Form  von  'hüpfen  sein, 
so  daß  es  hieße:   „...  hüpfst  (oder  hüpfe)  du  umher?" 

:)  Soltu  eingeschaltet;  in  swigen  über  dem  ig  übergeschrieben  eg. 

8)  „Denn"  in  der  Bedeutung  „außer  wenn",  sonst  meist  dem  Zeitwort  nach- 
gestellt, vgl.    1.   Mos.   32,  26. 

9)  Für  alweg,  allerwege. 
,0)   „Gebahren." 

")    leeren  scheint  aus  herzen  umgeändert  zu  sein. 
'*)  „Viel";  Mulich  setzt  auch  sonst  w  für  v. 


EIN  BRUCHSTÜCK  EINES  DEUTSCHEN  CATO. 


273 


47.  Pauca  loquere  in   convivio: 
Pey  drincken  vnd   essen 

Soltu   dich  wyniger  red  fleissen. 

48.  Dormi   quod   est  satis : 
wol  slaffen  ist  gut 

zw  vil   gar  we  thut. 

49.  Meretricem  fuge: 
Das  leidt  mir  im  syn 
Hut  dich   uor  hurn   myn.  l) 

50.  Vino  te  tempera: 
Den  wein   drinck  mit  mos 

so  macht  dw  gien  über  dy  stros. 

51.  Nil   arbitrio  virium  feceris: 
Auch  lern  vnd  mirck  mich   eben 

dw  solt  nach  kreff  deiner  syn  nit  al- 
beg  leben. 


52.  Patienter  vince  parentes: 
mit  sytten  vnd  gutem  mudt 

deiner  eitern  kinthait2)  leid  in  geduldt. 

53.  Patere    legem    quam   tu  ipse  tu- 
leris : 

Was    dw  gepott  hast  gegeben 
dar  nach   soltu  auch  leben. 

54.  Alienum  noli  concupiscere : 
Hab   kain   solchen   mudt 

zw  besitzen  ains  andern  gutt. 

55.  Uludstude  agere,  quodbonum  est: 
Dw  solt  in   allen   dingen 

lernen  gutz   verpringen. 

56.  Libenter  ferto  amorem: 
In  allen  deinen  tagen 
yderman  Hb  haben. 


Hier  schließt  der  prosaische  Theil,  und  es  beginnt  der  metrische, 
von  welchem  jedoch  nur  das  1.,  11.,  24.  und  25.  Distichon  des  ersten, 
sowie  das  22.  des  zweiten  Buches  übersetzt  ist. 


I,      1.      Si  deus  est  animus,  ut  nobis 

carmina  dicunt, 
Hie   tibi    praeeipue    sit   pura 

mente  colendus : 
So  got    allein  ist  sagt   vnser   gemudt 
vor  fremden  gotter  dich   hüt 
des  gepodt  soltu  hören 
vnd  in  lauttern  herzen  eren. 
I,   11.     Dilige    sie    alios    ut    sis  tibi 

carus  amicus 
Sic  bonus    esto    bonis  ne  te 

mala  damna  sequantur: 
lieb  hab  ander  leudt  in  solchem  schein 
das   dw  nit  vergesest  dein 
also  pis  trew  den  gutten 
das  dir  nit  scheden  nach  wolgen. 


I,   24.     Ne  tibi   quid  desit,    quesitis 
utere  parce, 
Idque3)  quod  est  serves,  sem- 
per  tibi  deesse  putato  : 
Dw  solt  ziren  mit  der  maß 
das  dich   dein  gut  nit  laß 
vnd  was  uberig  ist  das  behalt 
So  zar    rynt  dir  nit  so   dw  wirst  alt. 
I,   25.      Quod     piaestare    potes,     ne 
bis  promiseris  ulli, 
Ne    sis    ventosus,     dum    vis 
bonus  esse  videri: 
Hastu  yimant  verhaisseu  icht 
das   soltu  zwir  vergloben  nicht 
Leüg  nit  hab  stetten  mudt 
wiltu  das  man  dich  hab  vergutt. 


')  Mulich  hebt  diesen  Spruch  durch  eine  mit  der  Feder  gezogene  Umrahmung 
und  ein  daneben  gezeichnetes  Rosettchen  besonders  hervor;  myn  (Minne)  erläutert 
er  durch  ein  darunter  geschriebenes  amore. 

')  Nicht  sicher,  aber  kinthait  noch  am  wahrscheinlichsten;  dies  würde  „kindi- 
sches Wesen"  bedeuten,  und  einen  ähnlichen  Sinn  wie  Siraeh  3,  15  ergeben.  Übrigens 
ist  kinthait  nachträglich  eingeschaltet  und  gutem  mudt  für  ein  wegradiertes  Wort  hin- 
geschrieben. 

')  Andere  Ausgaben:   Utque. 
GERMANIA.    Neue  Reihe  XXIV.  (XXXVI.)  Jahrg.  19 


274      R-  SCHMIDT,  ALTE  ERGÄNZUNGEN  DES  ALPHABETS. 

II,   22.     Insipiena    esto    dum    tempus  Dw  solt  zw  vn  Wayshait1)  sein  beraith 

postulat  aut  res,  wen  dir  daz   dy  zeit  geit3) 

Stultitiam    simulare    loco   est  Es   ist  ein   weyshait  ain   man3) 

prudentia  summa:  der  sich  zw  zeitten   dorlich  halten  kan. 

* 
*  * 

Soweit  das  Bruchstück  der  Übersetzung,  welches  wir  dem  „ehr- 
lichen und  gescheiten  Mulich"  verdanken.  Ich  schließe  es  mit  der 
Bitte  an  diejenigen  Leser,  welche  vielleicht  hinsichtlich  der  noch  frag- 
lichen Punkte  (Persönlichkeit  Muliehs,  unerklärte  Worte  u.  dgl.)  Aus- 
kunft geben  können,   mir  darüber  gütigst  Mittheilung  zu  machen. 

ZÖRBIG  (Provinz  Sachsen).  REIN  HOLD  SCHMIDT. 


ALTE  ERGÄNZUNGEN  DES  ALPHABETS. 


In  der  zu  Heidelberg  von  Jacob  Hartlieb  um  1500  gehaltenen 
oratio  quodlibetaria  „De  fide  meretricum",  welche  Fr.  Zarncke  in 
seinem  Buche  „Die  deutschen  Universitäten  im  Mittelalter"  (Leipzig 
1857)  abdruckt,  findet  sich  ein  höchst  ergötzliches  Alphabet  mit  der 
Überschrift „Attributa,  quae  meretrices  dantsuisamatoribus",  indem  eine 
Reihe  von  Schimpf-  und  Spitznamen  in  alphabetischer  Folge  aufgeführt 
werden  (a.  a.  0.  S.  82).  Nach  Schluß  des  eigentlichen  Alphabets  (X,  Y,  Z) 
sind  noch  angehängt:  „Et,  Con,  Titel,  Tura  mit  entsprechenden  Spitz- 
namen, wozu  Zarncke  S.  248  bemerkt:  „...  pflegten  etwa  dem  Alpha- 
bete die  gebräuchlichsten  Abkürzungen  beigefügt  zu  werden"?  —  Für 
derartige  Beifügungen  kann  ich  einige  Belege  beibringen,  zwar  nicht 
hinsichtlich  des  gewöhnlichen  Schul-Alphabetes,  wohl  aber  hinsichtlich 
des  Buchdrucker- Alphabetes;  d.  h.  diealten  Buchdrucker  pflegten 
mitunter  das  zum  Signieren  der  Bogenlagen  dienende 
Alphabet  durch  einzelne,  die  gebräuchlichsten  Abkür- 
zungen darstellende  Typen  zu  ergänzen.  So  trifft  man  in  der 
1496  von  A.  Koberger  zu  Nürnberg  gedruckten  Folio-Ausgabe  der 
„Sermones  discipuli"  (Hain,  Repert.  bibliograph.  Nr.  8506)  nach  der 
ersten,    von     a    bis    z    reichenden    Signaturen-Serie    drei    Bogenlagen 


')   rUuweisheitu,   insipientia. 

*)  Geit  deutlich  geschrieben,  aber  mir  unverständlich;  man  erwartet  „gebeut", 
„heißt"    oder  dergl. 

3)  In  dieser  Zeile  ist  Weisheit  wohl  in  concretem  Sinne  zu  nehmen,  also:    „Ein 

Mann,  welcher ,  ist  ein  Weiser";  ähnlich  nennen  wir  ein  altkluges  Kind:    „Du 

kleine  Weisheit." 


G.   BUCHWALD,  EINE  QUODLIBETICA  etc.  275 

signiert  mit  den  Typen  et,  con,  tur,  und  ebenso  in  der  1522  von  Phi- 
lipp Junta's  Erben  zu  Florenz  gedruckten  Kleinoctav-Ausgabe  des 
Apulejus  an  gleicher  Stelle  die  Ergänzungs-Signaturen  et,  con,  rum 
(beide  Werke  besitze  ich  selbst).  In  den  1499  ohne  Angabe  des  Ortes 
und  Druckers  in  4°.  erschienenen  Predigten  des  Gabriel  Biel  (Hain, 
Kepertor.  bibliograph.  Nr.  3184)  folgen  nach  der  ersten,  von  a  bis  z 
reichenden  Signaturen-Serie  als  Ergänzungs-Signaturen  die  Abkür- 
zungen für  et,  con...,  ...tur  und  ein  Schluß-s  mit  Doppelpunkt  dar- 
über (kommt  im  Text  z.  B.  bei  der  Abkürzung  für  psalmus  vor). 
Dies  Werk  besitze  ich  ebenfalls  selbst.  Für  Titel  oder  titulus  ist  mir 
allerdings  in  den  Incunabeln-Drucken  keine  durch  besondere  Type 
wiedergegebene  Abkürzung  bekannt,  sondern  nur  t  oder  ti.  Indessen 
erklärt  sich  das  Vorkommen  von  „Titel"  in  dem  Eingangs  erwähnten 
Spitznamen-Alphabet  ganz  leicht,  wenn  man  annimmt,  daß  die  Ab- 
kürzung ti  bei  der  häufigen  Wiederkehr  in  juristischen  Werken  als 
einheitliche,  zusammenhängende  Type  („Ligatur")  geschnitten  und 
diese  Type  dann  gelegentlich  auch  als  Aushilfs-Signatur  verwendet 
wurde.  —  Andere  Bücherfreunde  und  -Kenner  werden  vielleicht  über 
den  Gegenstand  noch  Weiteres  mittheilen  können. 

ZÖRBIG.  REINHOLD  SCHMIDT. 


EINE  QUAESTIO  'QUODLIBETICA1  DES  JOHANN 
FABRI  DE  WERDEA  AUS  DEM  JAHRE  1502. 


In  der  „Allgemeinen  deutschen  Biographie"  (Bd.  6,  502)  bemerkt 
J.  Franck  in  dem  Artikel  „Fabri  de  Werdea":  „Als  etwas  ganz  be- 
sonders Merkwürdiges  führt  der  dem  Wimpina,  einem  Zeitgenossen 
Fabris    zugeschriebene   und    von  J.  J.  Mader    1609   unter  dem  Titel: 

Scriptorum    insignium centuria'  herausgegebene  cCatalogus  illu- 

8trium  scriptorum'  an,  daß  Fabri  auch  'de  quolibet'  disputiert  habe, 
was  wohl  nur  in  dem  Sinne  aufzufassen  sein  wird,  daß  unter  seinem 
Vorsitze,  wie  zur  nämlichen  Zeit  unter  dem  Wimphelings  zu  Heidel- 
berg, eine  sogenannte  Quaestio  fabulosa  oder  quodlibetaria  gehalten 
worden  sei  (Zarncke  in  Haupts  Ztschr.  X,  119  ff.)1)." 

Diese  Vermuthung  findet  ihre  volle  Bestätigung  dadurch,  daß 
der  Schreiber    dieser  Zeilen    in    der    Zwickauer    Rathsschulbibliothek 


*)  Die  von  Franck  citierte  Abhandlung  steht  nicht  Bd.  X,  sondern  Bd.  IX  von 
Haupts  Ztschr.     O.  B. 

19* 


276  G.  BUCHWALD 

(XVII,  XI,  8)  eben  diese  quaestio,  gedruckt"  in  Folio,  fand.  Dieselbe 
bat  folgenden  Wortlaut: 

Questio  Quodlibetica  Magistri  Joannis  Fabri  de  werdea 
etc.  studii  Liptzensis  Quodlibetarii  Anno  domini  Millesimo 
quingentesimo  secundo. 
Utrum  prima  veritatum  una  et  eadem  simplicissiina,  Absoluta, 
infinita,  eterna,  independens,  immutabilis,  in  primi  entis  intellectu 
subsistens  realiter  Distincta  a  summa  bonitate  formaliter,  cunctis 
limitatis  instar  primi  luminis  participata  effective  et  finaliter  Possit 
ab  heroico  aut  in  extasi  posito ,  intuitiva  cognitione  apprehendi 
naturaliter. 

Articulus  Primus. 

Conclusio  prima.  Primam  veritatum  supremo  extra  genus  enti  con- 
formem  et  adequatam  existere.  rerum  ordo  et  situs  universi  exigit, 
propter  saltum  vacuum  et  infinitura  in  per  se  causis  excludere. 

Corollarium  primum.  Unitas  extra  nihil  prima  quidem  (et  magis 
positiva  quam  privativa)  entis  proprietas  primae  veritati  maxime 
propria  est,  cui  multitudo  adversatur  et  continua  quantitas. 

Corollarium  secundum.  Identitas  primae  veritatis  cum  primo  ente 
convertibilis  et  absoluta  appellata  non  differt  realiter  a  relativa. 
principaliter  in  ipsius  unitatis  ratione  fundata. 

Corollarium  tertium.  Sicut  prima  veritatum  extat  simplicissima  omni 
compositione  ac  falsitate  exuta,  Ita  veritas  principiorum  in  disci- 
plinis  complexa  est,  in  quam  earum  scibilia  sunt  resoluta. 

Conclusio  Secunda.  Stabilis  et  eterna  veritas  penitus  absoluta  cum 
dependentia  tarnen  rationis  omnium  aliarum  existit  causa  veritatum 
gratia  suae  actualitatis  et  perfectionis. 

Corollarium  primum.  Et  si  infinitum  in  quanto  se  ignotum  sit,  nulli 
formaliter  conveniens  entitati,  Infinitum  tarnen  in  substantia  repu- 
gnans  magnitudini  molis  solum  primae  appropriatur  veritati. 

Corollarium  secundum.  Sicut  scientiarum  principia  intellectui  natura- 
liter nota  perpetuam  suae  durationis  habent  veritatem,  Ita  primi 
intellectus  adequata  conformitas  sola  est  eterna  preter  omnem 
causalitatem. 

Corollarium  tertium.  Cunctae  veritates  fundamentales  non  rei  ad 
intellectum  nee  econtrario  conformitates  a  prima  et  independente 
veritate  realiter  suas  sine  connexione  dueunt  entitates. 

Conclusio  Tertia.  Primum  unum  infinitum  eternum  independens  in 
et  extra  se  distinetissime  intelligens  Providentiali  dispositione  non 
obstante  omnem  mutabilitatem  necessario  est  secludens. 


EINE  QUODLIBETICA  DES  JOHANN  FABRI  DE  WERDEA  etc.         277 

Corollarium  primum.  Necessitas  veritatis  complexorum  praeter  exi- 
stentiam  ex  non  repugnantia  dependens  terminoruin  non  est  simpli- 
citer  immutabilis  instar  influxus  luminis,  caloris  formaruinque  cor- 
porum  superiorum. 

Corollarium  secundum.  Veritas  propositionis  existens  conformitas  rei 
ut  est  ad  id  quod  de  ea  intelligitur  enunciative  non  est  in  conceptu 
formaliter  neque  in  limitato  intellectu  per  modum  inhesionis  de- 
nominativae. 

Corollarium  tertium.  Sicut  prima  veritas  qua  sola  omnes  res  verae 
sunt  subsistentiam  habet  realem,  Ita  a  componentis  nostri  intellectus 
operacione  complexa  dumtaxat  obtinet  intencionalem. 

Articulus  Secundus. 

Conclusio  prima.  Summa  superessentialis  bonitas  omnibus  dependen- 
tibus  appetibilis  naturaliter  A  prima  distinguitur  veritate,  inquan- 
tum  veritas  est,  ex  natura  rei  atque  formaliter. 

Corollarium  primum.  Etsi  bonitas  simpliciter  enti  convertibilis  malum 
hujus  cui  repugnat  secum  paciatur,  Summa  tarnen  perfectio  in  quam 
cuncta  tendunt  propria  actione,  penitus  ab  ipso  separatur. 

Corollarium  secundum.  Sicut  omnia  entia  cognoscuntur  sub  actuali- 
tatis  veritatisque  ratione  formaliter,  Ita  sub  ratione  boni  (qua  ad 
finem  recte  ordinantur)  appetuntur  naturaliter. 

Corollarium  tertium.  Cum  diversa  distinctaque  de  se  mutuo  cum  re- 
duplicationis  nota  non  dicantur,  Ob  id  prima  veritas  et  summa 
perfectio  ex  natura  rei  et  formaliter  non  identificantur. 

Conclusio  Secunda.  Sicut  lumen  quo  primus  motor  vitam  influit, 
a  primo  luminoso  dependet  effective,  Ita  bonum  per  se  in  cujus 
essentia  cuncta  subsistunt  limitatis  communicatur  participative. 

Corollarium  primum.  Quanquam  primi  infinita  bonitas  non  participe- 
tur  sicut  genera  a  speciebus  essentialiter,  Cunctis  tarnen  influit 
secundum  magis  et  minus  suam  perfectionem  quam  habet  super- 
eminencialiter. 

Corollarium  secundum.  Omnia  limitata  a  prima  et  ineffabili  depen- 
dent  bonitate  per  simplicem  emanacionem  non  obstante  quod  que- 
dam  aeterna  ex  nihilo  produci  neque  aut  per  naturalem  trans- 
mutationem- 

Corollarium  tertium.  Ob  id  prime  bonitatis  cuncta  conservantis  parti- 
cipatio  non  est  simpliciter  necessaria,  Sed  secundum  suum  excellen- 
tem  intellectum  (quemadmodum  separata  movent)  et  voluntaria. 


278  G-  BUCHWALD,  EINE  QUODLIBETICA  etc. 

Conclusio  Tertia.  Eadem  existente  supremae  intelligentiae  primi 
nobilissiraique  motoris  subsistentia  Effectiva  et  finalis  in  omnia 
limitata  extat  primae  ac  ineffabilis  bonitatis  influentia. 

Corollarium  primum.  Sicut  in  rebus  naturali  processu  producibilibus 
idern  est  disponens  et  perficiens,  Ita  in  substantiis  separatis  non 
distinguuntur  primus  finis  movens  et  efficiens.' 

Corollarium  secundum.  Tametsi  finalis  causa  amore  amicitiae  ama- 
bilis,  ante  effectum  existat  actualiter,  Amore  tarnen  concupiscentiae 
amabilis,  dumtaxat  in  anima  subsistit  intencionaliter. 

Corollarium  tertium.  Quia  finis  causalitas  in  movendo  appetitum  ad 
aliquid  amandum  non  consistit,  Sed  in  habere  bonitatem  et  appe- 
tibilitatem,  ideo  quodlibet  finem  habet,  unde  subsistit. 

Articulus  Tertius. 

Conclusio  prima.  Heroicus  inter  deum  et  hominem  medius ,  purgati 
animi  a  pravis  passionibus  existens  nequit  perf'ecte  primam  veri- 
tatem  apprehendere,  seipsum  qualitercunque  intelligens. 

Corollarium  primum.  Speculativus  intellectus  cunctis  speciebus  mate- 
rialium  impregnatus  in  agentis  formali  unione,  Substantias  intelligit 
separatas  ut  se  abstractive,  non  tarnen  adequata  cognitione. 

Corollarium  secundum.  Tametsi  summa  hominis  felicitas  in  sola  opti- 
morum  contemplacione  consistere  dicatur,  Primam  tarnen  veritatem, 
intellectum    conjunctum    sine   vehiculo   posse  apprehendere  negatur. 

Corollarium  tertium.  Cum  temperatissimus  hominum  complexione 
justiciali  ex  natura  dicatur  sapientissimus,  Iccirco  primam  veritatem 
se  intuendo  in  se  abstractive  cognoscit  non  ut  divinissimus. 

Conclusio  Secunda.  Anima  humana  perfectissima  in  mentis  illustra- 
tione  ab  utentibus  corpore  se  exuens,  Summa  delectatione  ac  ad- 
miratione  primam  veritatem  aliqualiter  est  intuens. 

Corollarium  primum.  Quamvis  mania  a  sensibus  alienati  recte  absque 
tarnen  prudentia  experientiaque  divinent,  Primam  tarnen  veritatem 
cognoscere  nequeunt,  cum  superiorum  impressiones  ad  hoc  non 
inclinent. 

Corollarium  secundum.  Prima  summaque  veritas  naturaliter  non 
potest  apprehendi  idearum  participacione,  Nee  ob  suam  nimiam 
puritatem  simpliciter  cognoseibilis  est  mentis  illustracione. 

Corollarium  tertium.  Nulla  animarum  fascinando,  incantando  aut 
transformando  res  sua  ingenua  proprietate,  Primam  veritatem  natu- 
rali discursu  intueri  potest  in  sua  simplicissima  quidditate. 


H.  HIRT,  ZUR  METRIK  DES  ALTSÄCHSISCHEN  etc.  279 

Conclusio  Tertia.  Sicut  intellectus  huraanus  specie  intelligibili  prirao 
non  apprehendit  substantiae  materialis  quidditatem,  Ita  nullum  limi- 
tatum  potest  ex  visibilium  noticia,  aut  sua  natura  primam  com- 
prehendere  veritatem. 

Corollarium  primum.  Quamquam  intellectus  corpori  unitus  abstrac- 
tive  reflexeque  res  apprehendat  tantum  in  absentia,  Separatus 
tarnen  sine  discursu,  ut  visus  intentiones  visibiles,  intuitive  eognosci* 
in  praesentia. 

Corollarium  secundum.  Homines  sua  naturali  operacione  in  summam 
bonitatem  qua  felicitabuntur,  naturaliter  tendentes  Intellectu  ligato 
primam  veritatem  dunitaxat  figuraliter  sunt  apprehendentes. 

Corollarium  tertium.     Nullum  itaque  ens  esse  participans  limitatamque 
habens    naturam  et  quidditatem,  Proprio  lumine  directoque    intuitu 
cognoscere  potest  primam  et  ineffabilem  veritatem. 
Estque  corollarium  finale,   hujus   moderamen 
Materiae,   sensus   sani   optantis  medicamen. 

ZWICKAU.  G.  BUCHWALD. 


ZUR  METRIK  DES  ALTSÄCHSISCHEN  UND  ALT- 
HOCHDEUTSCHEN ALLITTERATIONS  VERSES. 

(Schluß.) 


Nachdem  wir  so  dargelegt  zu  haben  glauben,  in  welchen  all- 
gemeinen Verhältnissen  sich  der  Vers  des  Heliands  bewegt,  bleibt 
uns  noch  die  wichtige  Aufgabe,  zu  zeigen,  daß  die  Bildung  der  Sen- 
kung, obgleich  sie  das  bei  Otfrid  und  im  mhd.  übliche  Maß  über- 
schreitet, doch  nicht  regellos  ist,  sondern  bestimmten  Gesetzen  ge 
horcht.  Schon  Amelung  hat  ja  diese  Gesetze  aufgedeckt,  aber  noch 
nicht  mit  genügender  Berücksichtigung  des  Materials  und  unter  dem 
Druck  einer  falschen  metrischen  Anschauung.  Uns  muß  vor  Allem 
darauf  ankommen,  nachzuweisen,  daß  die  Senkungsbildung  in  den  als 
dreihebig  angesetzten  Versen  nicht  das  Maß  überschreitet, 
das  sie  in  den  vier  hebigen  erreicht.  Gelingt  dieser  Nachweis 
der  Gleichheit,  so  dürften  damit  wohl  manche  Zweifel  an  der  takt- 
mäßigen  Gliederung,  die  noch  vorhanden  sind,  beseitigt  sein.  Denn 
wie  Quantitätsbestimmungen  in  dieser  Art  möglich  sind  ohne  Takt- 
eintheilung,  wäre  nicht  einzusehen. 


280  H-  HIRT 

Zunächst  einige  Vorbemerkungen.  Die  Elision  ist  überall  vor- 
zunehmen. Diese  ist  auch  sonst  in  deutschen  Gedichten  gang  und 
gäbe,  und  im  Hei.  können  wir  noch  aus  dem  Fehlen  derselben  in 
den  zahlreichen  Kurzversen  den  Schluß  ziehen,  daß  sie  überall  anzu- 
wenden ist.  Nur  in  wenigen  Fällen  würden  die  Verse  zu  kurz. 

Ebenso  ist  die  Synalöphe  überall  vorzunehmen,  d.  h.  die 
Nichtmessung  eines  Senkungsvocals  vor  einem  Hebungsvocal.  Die 
Senkung  kann  auch  dreisilbig  sein ,  indem  an  Stelle  einer  langen 
Silbe  zwei  Kürzen  treten. 

Ich  ordne  im  Folgenden  nach  den  Kategorien,  die  Amelung  für 
das  Mitteldeutsche  angenommen  hat,  um  die  Vergleichung  zu  er- 
leichtern 

Die  Senkung  nach  einer  hochtonigen  Silbe  kann  zwei- 
silbig sein.  Ein  Unterschied,  ob  verschleifbar  oder  nicht,  ist  nicht 
vorhanden.    Man  kann  unterscheiden: 

a)  Die  Senkung  wird  gebildet  aus  einer  Endsilbe  und 
einem  Präfex.  loestan  gihwordan  717,  erlös  antUddun  756,  leron 
beswican  1736,  dübon  gelica  1884,  daran  githenkien  724,  foirdur 
gibioden  3209,  icilleon  fulgdn  1473,  rikeas  f orgeben  1159,  waldan- 
des  gibod  332a  (wahrscheinlich  ist  aber  ivdldandes  zu  lesen), 
himilrikeas  gidel  2487,   üdeon  teslähad  1821,    selbon  aquellian  754. 

b)  Aus  zwei  Ableitungssilben,  beldide  te  4791,  blodage  fön  5006, 
diuridun  üsan  83,  wredida  wict  5099;  vgl.  K.  295,  4  a.  helages 
gestes  50,  guodero  thiedo  75,  iungero  manno  735,  vgl.  K.  291,  2  b,  c, 
folgodun  öbar  5517,  robodun  ina  5497,  minniodi  sia  5618,  frdgodun 
ina  4286,  mendiodun  dn  4109,  folgodun  ferahtlico  659,  folgodun 
thtnaro  3311,  drohtines  engilos  4371,  drohtines  mid  4338,  herdislo 
fan  4965,  so  färungo  ward  4374,  te  wiseanne  thesum  3051,  Herodes 
dftar  2705,  Johannes  mid  2699,  mildlico  för  3573  M. ,  lichamo 
Cristes  4756,  werdscepi  minan  4544,  te  gigarwenne  rriine  4541,  an 
that  Idngsame  Höht  4450,  2646.  Hierher  auch :  hrencorni  mid  2390, 
füllicur  för  1454,  mddagna  mid  550. 

Ferner  können  gewisse  Kategorien  von  selbständigen  Worten  in 
der  zweisilbigen  Senkung  gebraucht  werden: 
a)  Der  bestimmte  Artikel.  Amelung  257.  manno  thea  minniston 
4437,  Udo  thes  ledosten  5649,  marode  thea  wäglidand  2913,  engil 
thes  alowaldon  172,  251,  274,  5797,  5831,  alles  thes  unrehtes  1625, 
undar  them  folke  4172,  undar  ihem  weroda  820\  3182\  1879b, 
innan  them  alaha  504",  aftar  them  felde  5664a,  ne  mdhte  the  btirges 
I674b,     Thö    loärun    thea    wlson    649b,     hwanda    the    helaga    1924b, 


ZUR  METRIK  DES  ALTSÄCHSISCHEN  etc.  281 

drohtin  the  gUo  2169b.  1607b.  1025\  401b,  bigunnun  thea  wison 
687b,  sohtun  that  barn  545b,  erist  that  barn  446%  lestun  ihm 
berhton  778b,  endi  that  godes  711b,  endi  thea  wardos  392  u.  a.  m. 
Diese  Kategorie  ist  sehr  zahlreich. 

Auch  die  zweisilbigen  Formen  des  Artikels  können  gebraucht 
werden  nach  dem  schon  von  Amelung  constatierten  Gesetz,  daß 
lange  Senkungssilben  in  zwei  Kürzen  aufgelöst  werden  können. 
scolda  thana  wih  95,  umbi  thana  altari  107,  endi  thana  ledan  684, 
scolda  thero  marca  763,  umbi  thana  märion  1244 ,  habda  thero 
gumono  1266,  feldi  thero  forasagono  1429,  endi  thero  sundeono  1568. 
1617,  undar  theru  menigi  1932.  3785.  4204  u.  s.  w. 

b)  Das  Pronomen  personale.  Amelung  259.  loärun  im  wlitige 
201,  wärun  is  hiwiscas  365,  wirdid  thi  werk  501,  weldun  im  hrii- 
gan  546,  endi  he  frägoda  552,  wissun  im  thingo  653,  weldes  thu 
thinera  821,  dopte  sie  dago  954,  after  is  huldi  1120  C,  Johannes  is 
jungurun  1130  (oder  ist  Johannes  zu  betonen?),  wärun  im  iunga 
1175,  icärun  im  kristes  1182,  habdun  im  fegnien  1230,  habdun  im 
f erbten  1238,  gengun  sie  twelibi  1272,  xoirdid  im  ser  1357,  wirdid 
im  waldand  1377,  hordun  it  oft  1432,  skenid  thi  Höht  1708,  hebbead 
sie  fecnan  1738,  hwilican  he  nwd  1753,  lätad  iu  silöbar  1852,  endi 
sie  wamscadun  1871,  endi  sie  heida  2226,  aftar  is  loilleon  2589, 
wenniad  sie  her  2831,  lettun  sie  thes  3649,  grotid  he  than  4391, 
sette  sie  siväslico  4500  u.  a.  m. 

Mit  Auflösung:  säton  iro  heritogon  58,  gisähun  iro  barn  751, 
fundan  ina  sittean  807,  quämun  ina  sokean  909,  grotean  ina  gegin- 
wardan  1057,  feldin  iro  firindädi  1141  M,  botien  iro  baludädi  1364, 
folgod  iro  frohan  1667,  williad  ina  firiho  1783,  hobun  inamid23V2, 
undar  iro  folke  2692,  aftar  ira  herron  2761,  aftar  iro  willeon  2773, 
habdun  ina  far  3905,  bewurpun  ina  iho  5114,  undar  iro  heriscipie 
5375. 

c)  Das  Pronomen  deraonstrativum.  Amelung  260.  märiad  thit 
för  4645  C,  habbiad  thit  min  4647,  fergon  thit  folcscepi  3536,  umbi 
thit  land  3757,  eft  an  thit  Höht  3050,  ivurtii  an  thit  Höht  2875,  mid 
thesun  Hudiun  1332,  sie  thesan  liudiun  1427,  an  thesa  icerold  1420, 
for  thesum  icerode  4568:  thu  theses  icerodes  4274,  für  thesun  Judeon 
5089,  hdbat  theses  werodes  5186,  hie  thesa  iverold  5426,  werde 
thius  meginthioda  4473. 

Mit  Auflösung:  undar  thesun  liudiun  1735,  undar  thesum  folke 
1637.  1422,  trist  thesa  werold  39,  mosti  these  iverold  4133,  alles 
theses  rikes  3828,  alles  theses  landes  gewald  1678  u.  a.  m. 


282  H.   HIRT 

d)  Die  Präpositionen.  Es  finden  sich:  an,  aftar,  bi,  fon,  for,  mid, 
obar,  te,  thurh,  umbi,  under,  wid. 

an:  wurdun  an  forhtun  393,  gilestead  an  thesum  1626,  mornont 
an  iuwomu  1663,  godes  an  th*>sun  1769,  let  ina  an  thesaro  2356, 
enfald  an  thinon  2551,  liohtes  an  thesum  3657,  wundres  an  thesaru 
3935,  loilliendi  an  thesaro  5597  (El.). 

aftar:  werun  aftar  thesaro  938,  liudi  aftar  theson  (EL),  1337, 
icido  aftar  thesaro  1930.  2346.  2445.  3170.  3666.  3733. 

bi:  swerea  bi  is  selbes  1512,  duat  it  bi  thinun  3950,  liudi  bi 
them  4196,  ähnlich  4206. 

fon:  mähte  fon  erdu  574,  kesur  fan  Rümu  3809,  godo  fan  Ga- 
lilealande  5250,   sten  fan  them  grabe,  5*04. 

for:  midad  is  far  1632,  helido  foi-  thesoro  1972,  manis  mi  far 
thesoro  2027,    selbo  for  them  4616,  gehan  für  them  gumscipe  5338. 

mid:  endi  mid  starcu  1452,  thurbun  mid  wordun  1923,  endi 
mid  alofatun  2009,  mahlis  mid  thinu  3250,  losien  mid  minu  3539, 
ledis  mid  thinun  3806,  thuoloian  mid  üsson  3996,  doie  mid  im 
3998,  selbo  mid  is  4013.  4716,  delien  mid  iu  4563,  liggian  mid  thi 
4683,  furdor  mid  enigon  5700. 

obar:  bodon  obar  all  350,  endi  obar  eldeo  408,  manon  obar 
thena  2240,  man  obar  erdu  3518,  sten  obar  odrum  3701,;  westar 
obar  thesa  597,  geahton  obar  thesoro  2164. 

te:  gicorana  te  thio  12,  giioitun  im  te  Bethleem  424,  hnigan  te 
mi  1102,  endi  te  helpu  1209,  Kristus  te  Capharnaum  2089,  brodes 
te  lebu  2868,  drincan  te  mi  3913,  godo  te  them  4572,  selbo  te  Simon 
4883. 

thurh:  arme  thurh  odmddi  1302,  harmes  thurh  iuwen  1342, 
farliosat  thurh  thesa   1912,  wif  thurh  iro  loilleon  3971. 

umbi:  gornot  gi  umbi  iuwa  1662,  weros  umbi  iuwa  1672,  ström 
umbi  hring  2945,  mod  umbi  herte  3292. 

undar:  satta  undar  that  64,  kind  undar  euwa  774,  f remis 
undar  thesum  928,  selbo  undar  them  1219,  wif  undar  thesum  2654, 
göd  undar  thesum  3045,  githolos  undar  thesaru  3097,  fasto  undar 
thesumu  3916,  antwarp  undar  themu  4100,  qualm  undar  thinum 
5217,  haft  undar  theson  5413. 

wid:  endi  wid  selban  139,  gaf  im  wid  thie  friund  2282,  mun- 
don  wid  thesan  2931,  wredean  icid  iro  4896. 

e)  Conjunctionen:  endi:  fahs  endi  naglos  200,  gold.  endi  wthrog 
/uatrs  endi  drankes  1224,  Krist  endi  Jacob  1265,  het  endi  sicart 
1778,  sand  endi  greot  1821.   Ferner  2145.  2421   (El.).  2478.  2480. 


ZUR  METRIK  DES  ALTSÄCHSISCHEN  etc.  283 

2871.    3117.    3569.   3639  C.   4307.   4633.   4640.  4568.  5379  (El.). 
5709. 

Sehr  häufig  haben  allerdings  derartige  durch  endi  verbundene 
Substantiva  Doppelallitteration.  Das  ist  natürlich  das  aus  früherer 
Zeit  Überkommene,  während  unsere  Fälle  neu  gebildet  sind.  Man 
darf  überhaupt  diese  beiden  Punkte,  Verwendung  des  alten  und 
Neubildung,  bei  dem  Helianddichter  nie  aus  den  Augen  verlieren. 

eftho:  etan  efiho  drinkan  1664,  ubil  ettha  gdd  3408.  1750. 

that:  wisse  that  imu  2678,  bädun  that  he  3724,  gifragn  ik  that 
thar  3780,  3964.  4065,  weldun  that  he  3815.  3974.  5273. 

s  6 :  foi'd  so  thu  dädi  322,  ddt,  so  ic  in  leriu  1 399 ,  hwe  so  giioit 
2607. 
/)  Die  Adverbien:    eft:    habde    eft    is    word  273,    ward   eft    thes 
mannes  329,  sdhte  im  eft  erlo  1125,  ahliopun  eft  up  4855. 

ni:  werdan  ni  mahti  207,  hugi  ni  gidar  219,  mannes  ni  ward 
272  u.  a.  m. 

nu:  weroldes  nu  ford  1362.  1390,  hdriad  nu  hwd  3661. 

noh:  sculun  git  noh  firiho   1160. 

de:  quam  thar  de  gangan  516,  witin  gi  dk  bi  thesun  4344. 

than:  helido  tJian  mer  15.  860.  1028.  1855.  2187,  betara  than 
wi  212,  hugid  is  than  2467. 

thar:  ward  thar  gisamnod  96,  forun  thar  wise  201,  gisätun 
thar  mahtigna  394.  516.  566.  1030.  1224.  1892.  2409.  4951. 

tho:  wolda  thd  wisaro  5,  habda  thuo  drohtin  53,  welda  tho 
mahtigna  1044.  1325.  2000.  2379.  3154.  3516.  3541.  3579.  3706. 
3758.  4554.  4963.  5163. 

thoh:  was  thoh  mid  sibbeon  64,  was  im  thoh  an  sorgun  85, 
icirdit  thoh  hwe  dämm  1441.   1750.  2846.  W 

her:  sculun  hier  te  wunderquäla  2249,  wi  the  her  witun  2654, 
iciräid  her  er  4310. 
g)  Verba.  Es  kommen  fast  nur  Hilfsverba  vor:  gern  was  he  siotöo 
92.  199,  hei  tois  thu  Maria  259,  gibod  ivard  gilestid  348.  371  M, 
en  scoldi  skUan  589,  the  euning  is  gifddit  598,  thea  man  stodun 
garowa  675.  745.  1247.  1259,  quidi  werdad  toära  1967.  3919, 
selbo  bium  that  2582.  3134.  3434,  er  werden  gumono  3635,  sumiin 
wdrun  eft  3788,  thes  nis  giiuand  4042.  4083,  than  toäri  hebenriki 
4255,  lango  scal  standen  4286,  fader  wet  it  mo  4305,  hwan  wäri 
thu  4403,  thius  sculun  gi  iuicom  4646,  thanan  scal  thiu  helpa  4731, 
thea  stedi  wisse  Judas  wel  4815  (der  Vers  ist  singulär),  4868.  5127, 
5319.  5487,   is  blöd  ran  au  erda  5538.  5904. 


284  H.  HIKT 

So  gleichen  bis  hierher  Punkt  für  Punkt  die  Senkungsbildungen 
im  Hei.  denen  in  den  mitteldeutschen  Gedichten.  Jeder  Leser  des 
Heliand  wird  zu  den  meisten  der  angeführten  Fälle  leicht  eine  große 
Menge  hinzufinden.  Das  Wesentliche  an  der  Betrachtung  ist,  und 
zugleich  der  Grund,  warum  sie  von  Neuem  nöthig  war,  daß  die  Regeln 
durchaus  auch  für  die  dreihebigen  Verse  gelten. 

Auch  in  den  folgenden  Punkten  findet  sich  die  Übereinstimmung. 

Nur  unter  besonderen  Bedingungen,  die  eigentlich  selbstver- 
ständlich sind,  können  folgende  Worte  in  der  Senkung  stehen. 

a)  Das  Pronomen  possessivum  und  indefinitum,  wenn  sie 
adjectivisch  gebraucht  werden.  In  allen  Fällen  stehen  sie  unmittel- 
bar neben  dem  zugehörigen  Nomen. 

cc)  possessivum:  fro  min  the  godo  4292.  4509.  4517,  mid  thi- 
nun  loordun  143,  an  uncro  siuni  152*,  an  uncun  sidun  1521'. 
259.  264.  483.  889,  wesan  iuwa  hugi  945  M,  1393.  1397.  1803, 
fan  iuwon  scohun  1948.  2060b,  at  minum  hüs  2119,  an  minon 
seit  2569,  thesun  minun  hägwinniun  2756,  an  thinum  hugi 
3893,  sculun  üses  libes  4143.  4576.  4964,  sind  im  min  word 
5092.  5343,  mid  minu  folcu  5349.  5484.  5587. 

ß)  pronomen  indefinitum:  mähte  enig  word  164.  4867,  miigi 
enig  word  229,  thar  enna  frodan  1173,  mag  enig  tweho  3520, 
at  enum  Judeon  4953. 

b)  Das  Pronomen  interrogati vum:  hioand  sia  ni  witun,  hwat 
sia  duot  5542   (oder  ist  dies  vierhebig  zu  lesen?). 

c)  Die  Adverbien  so  und  te,  wenn  sie  unmittelbar  vor  einem 
Adjectiv  oder  Adverb  stehen. 

so:  täras  so  filu  131,  thar  so  gifrudod  228.  300,  femea  so  god 
310,  im  so  githiudo  851,  endi  so  mahtig  937.  1205b.  1247.  1341, 
her  so  giwarea  1423.   1459.  2115.  4118. 

te:  that  thu  te  hardo  1093,  sundie  te  mikil  1505,  wis  thu  te 
stark  3271,  hatola  te  näh  3596,  thioJa  te  filu  4139,  xoanami  te 
sträng  5846. 

An  vereinzelten  Bildungen  ist  noch  vorhanden:  fior  endi  ant- 
dhtoda  513,  bädunl  aowdldon  690  M  {-al  C) ,  er  hwanna  spracun 
1142,  1h  mah  thi  seggian  hwo  ü  thoh  giwerdan  scal  4691,  läte 
man  sie  an  iro  modsebon  3405. 

Dies  sind  die  gewöhnlichsten  Senkungsbildungen.  Eine  Anzahl 
geht  über  die  angegebenen  Grenzen  noch  hinaus  und  erscheint  als 
dreisilbig,  doch  so,  daß  zwei  dieser  Silben  als  Auflösung  einer  langen 
aufgefaßt    werden    können.    Eine  ganze  Reihe  sind  schon  in  den  auf- 


ZUR  METRIK  DES  ALTSÄCHSISCHEN  etc.  285 

gezählten  Kategorien  vorhanden.  Solche  Fälle  sollen  hier  nicht  mehr 
aufgeführt   werden. 

Ein  anderer  Theil  erledigt  sich  durch  Annahme  von  Elision 
oder  Synaloephe.  bisorgoda  sie  an  334,  scoldun  sie  is  geld  461, 
scaltit  ine  an  Aegypteo  704,  lätu  ic  thi  brücan  1104,  sohte  im  eft  erlo 
1125~fenier  1214?  1442".  1512\  1523b  C.  1532b.  2264a.  2769Y3440b. 
3749a.  3849\  4491'.  4560". 

Dadurch  erledigen  sich  eine  große  Anzahl  der  A  a-  und  B  a- 
Verse  mit  dreisilbiger  erster  bezw.  zweiter  Senkung.    So  z.  B. : 

a)  groni  endi  sconi  4236,  kunni  obar  odar  4321,  libbiandi  astandan 
5862,  wenn  hier  nicht  astän  zu  schreiben  ist;  ferner  2420.  2631. 
4705. 

b)  geriivide  ina  sniumo  776,  halte  endi  blinde  1213.  1841,  dddio  endi 
icordo  1229,  wordo  endi  dädio  1990  M,  ostane  endi  westane  2131  M 
(C  ostan  endi  westan),  diurida  antfähan  4250;  ferner  1399.  1717  M. 
2019.  4112.  4398.  4517.  5465.  5471.  5672,  himiles  endijrthun 
4064.  3942.  5723;  224.  465.  513,  Höht  was  thuo  giopanod  5772. 
5670.  5449. 

Die  Ba -Verse  finden  sich  bei  Kauffmann  324,  3  zusammen- 
gestellt. Von  diesen  Fällen  sind  nur  die  mit  aftar  zweifelhaft,  vgl. 
S.  166  f.  und  endi  them  weroda  allan  dag  874,  das  mit  dreisilbigem 
Auftakt  oder  vierhebig  zu  lesen  ist. 

Wirklich  dreisilbige  Senkung,  wobei  zwei  Silben  verschleifbar 
sind,  findet  sich  in  folgenden  Fällen:  märida  gifrunvda  4.  2165,  hela- 
garo  stemnun  24,  sconera  giburd  279,  sundigero  manno  1363;  ferner 
2592b.  3028b.  3415\  3485\'383«b.  4064".  519T.  5846.  5973. 

Besonders  bemerkenswerth  sind:  that  gi  iuwes  drohtines  gibed 
1571,  than  dädun  (dedun  C)  gi  iuwom  drohtine  so  sama  4439,  thar 
sculun  gi  arbidies  so  filu  M  (sd  fehlt  C)   1889. 

Diese  Verse  geben  erwünschte  Auskunft  über  die  Quantität  der 
Mittelsilben  von  drohtines  und  arbidies.  In  diesen  Fällen  sind  sie 
wahrscheinlich  als  kurz  anzusehen,  womit  ja  nicht  ausgeschlossen 
wäre,  daß  die  Länge  an  anderen  Stellen  noch  erhalten  wäre.  Aber 
für  diese  Annahme  fehlen  beweisende  Verse1). 

Weitere  Beispiele  für  dreisilbige  Senkung  sind  noch:  611  M. 
735.  1156.   1901  M.   3082b.  3345.  3737.  4207.  4402.  4440.  4507.  5549. 


')  Ich  will  auch  hier  darauf  aufmerksam  machen,  daß  Kauffmann  in  diesen 
Versen  die  Endung  -Ines  als  Senkung  gelten  läßt,  also  ohne  Nebenton,  während  im 
Typus  D  ein  Nebenton  angesetzt  ist :  b&rn  drohtines. 


286  H-  HIRT 

Ganz  ebenso  wie  zwei  Ableitungssilben  können  auch  zwei  selb- 
ständige Worte,  die  unter  die  oben  aufgestellten  Kategorien  fallen, 
verschleift  werden.  Dies  ist  nicht  weiter  wunderbar,  wenn  man  nicht 
an  das  Schriftbild,  sondern  an  die  akustische  Wirkung  denkt. 

Dahin  gehören:  wardon  ira  an  thesaro  321.  637".  644b.  7331'. 
799b.  1057a.  1085b  (?  lango  vielleicht  zur  folgenden  Zeile).  1147b. 
1227b  (ivärun).  1394b.  1441b.  1496b.  1578\  1620b.  1718b.  1796a  M. 
1798b.  1921*.  1973a.  215 lb.  2338b.  2358a.  2572*.  2596*.  2666b.  2724b. 
2758b.  2820\  2955b  (lies  lang?).  3670b.  3831\  4001b.  4211*.  4506b. 
4525a?  4596b.  4665a.  4836a.  4882ft.  4975b.  5006b,  5067b.  5118".  5140b. 
5188b.  5364\  5468b.  5502a.  5640*.  5654*.  5693\  5884b.  5892a. 

In  den  meisten  dieser  Fälle  ist  es  der  erste  Fuß,  seltener  der 
zweite,  welcher  derartige  Senkungsbildungen  aufweist.  Bekanntlich 
kommen  ähnliche,  wenn  auch  nicht  ganz  so  schwere  Senkungs- 
bildungen im  mhd.  Volksepos  vor,  die  man  dort  vielfach  durch  die 
Annahme  schwebender  Betonung  zu  beseitigen  sucht.  Ich  muß  ge- 
stehen .  daß  diese  Erklärung  mir  nicht  recht  gefallen  will.  Wenn  sie 
auch  in  einigen  Fällen  kaum  vermieden  werden  kann,  so  scheint  es 
mir  doch  in  vielen  Fällen  besser,  zweisilbige  Senkung  anzuerkennen, 
und  zu  lesen:  ivart  Sivridss  fdrwe  rot  NL.  93,  31,  des  sichert  ir  Riie- 
degeres  hdnt  NL.  191,  64.  Vgl.  die  weiteren  Beispiele  bei  Zarncke, 
Nib.-Lied  CXXI. 

Die  Frage  bedarf  jedenfalls  weiterer  Untersuchung.  Im  Allitte- 
rationsvers  verbietet  sich  eine  derartige  Annahme  durch  die  Allitte- 
ration  von  selbst  und  auch  im  mhd.  Epos  gibt  es  noch  genug 
Verse  mit  Allitteration ,  die  jedenfalls  von  Alters  herübergenommen 
sind  und  daher  auch  noch  in  alter  Weise  betont  werden  müssen, 
ich  finde  es  den  sonstigen  Grundgesetzen  der  Metrik  durchaus  an- 
gemessen ,  daß  im  ersten  Fuß  gewisse  Freiheiten  gestattet  sind. 
In  einer  Reihe  von  Fällen  dürften  gekürzte  Formen  einzusetzen  sein, 
so:  end  (en)  statt  endi  {en  990  M,  end  vgl.  Sievers  p.  541  seiner  Aus- 
gabe zu  Vers   1181). 

erdwt  endi  himiles  408.  568,  mildean  endi  guodan  30,  ferner  995*. 
1430*.   2598a.   2966b.  3206b.  3659'.  4445a.  4753b.  4*05*.    (Vielleicht  ist 
gi  zu  streichen.)  5785\  5937b.  [Ergäbe  ein  syntaktisches  Unicum.   O.  B.J 
In  diesen  Fällen  ist  ja  auch  noch  Verschleifung  möglich.  Unum- 
gänglich nothwendig  sind  also  die  verkürzten  Formen  nicht. 

Eine  Anzahl  von  Versen  zeigt  dreisilbige  Senkung,  für  die  die 
aufgestellten  Bedingungen  nicht  zutreffen,  bei  denen  sich  aber  auch 
nicht   entscheiden    läßt,    ob  etwas   zu   streichen   ist.    Es  ist  natürlich 


ZUR  METRIK  DES  ALTSÄCHSISCHEN  etc.  287 

schwer  und  im  Grunde  auch  willkürlich,  eine  ganz  scharfe  Grenze 
zu  ziehen.  Ich  stelle  daher  die  Fälle  zusammen  und  setze  ein  Wort, 
das  entbehrlich  ist,  in  Klammern. 

hwi  gangat  gi  so  gomondia  5965,  gedrogin  for  that  barn  2309, 
sähun  sie  so  ivislico  655,  sdgdas  that  thu  mdhtis  5574,  odur  mag  man 
olbundeon  3299  (oder  ölbundion) ,  so  säligoron  undar  them  gisntea  611. 
Darnach  wohl  auch :  sittean  undar  them  gisidea  819,  so  sälig  undar  them 
gisidea  2296,  willead  minan  wördun  1641  (oder  viersilbiger  Auftakt), 
mahlidun  thanen  wiä  5138,  märi  thik  für  thesaro  5588,  meldos  mi  te 
thesaru  4838,  ni  thurtun  gi  them  leriand  3933,  sie.  quädun  that  sia 
cüning  5374,  endi  ging  im  loid  that  riki  Judeono  5176,  hwo  sea  scoldin 
iro  gilobon  haldan  854.  Daneben  halte  man:  hwo  sea  sculin  iro  gilobon 
haldan  897,  und  man  wird  sehen,  wie  gering  der  Unterschied  zwischen 
beiden  Versen  ist. 

thanen  mähte  he  thene  gödan  3359,  tho  quam  (thar)  de  en  wif 
503  oder  thdr,  he  ni  weide  tho  an  thie  menigi  4179,  than  motun  gi 
{theo)  fruma  1460,  qeden,  that.  he  so  mildiene  hugi  3861,  that  im  thühte 
that  man  im  682,  thar  werdat  mina  hendi  gebundana  3526,  hie  sagde 
simnen  that  hie  seöldi  fan  dode  astandan  (1.  astän)  5754,  werdad  thi 
geoponot  1709,  so  lüttic  wäri  that  2838. 

Nach  den  hier  entwickelten  Regeln  lassen  sich  die  meisten  Verse 
des  Heliand  lesen.  Diese  Regeln  sind  nicht  neu,  sie  sind  schon  längst 
für  gewisse  Gedichte  allgemein  anerkannt,  und  damit  verlieren  sie 
auch  für  den  Heliand  jedes  Bedenkliche.  Ebensowenig  kann  die  An- 
nahme des  Wechsels  von  drei-  und  vierhebigen  Versen ,  da  er  sich 
nach  ganz  bestimmten  Principien  regelt,  etwas  Auffälliges  haben. 
Immerhin  bleiben  einige  wenige  Verse,  die  zu  kurz  sind  —  sie  sind 
schon  besprochen  —  und  eine  größere  Anzahl,  die  zu  lang  sind. 
Letztere  treten  aber  doch  so  zurück,  daß  man  verständiger  Weise 
wagen  darf,  sie  zu  entfernen.  Es  kann  dies  auf  verschiedene  Weise 
geschehen,  entweder  durch  Einsetzen  kürzerer  Formen  oder  durch 
Streichen  von  Worten,  wie  Pronominen,  Artikel,  die  leicht  hinzu- 
gesetzt werden  konnten.  Auch  sind  hier  die  Fälle  anzuführen,  in 
denen  eine  Handschrift  den  correcten  Text  enthält. 

Eine  gewisse  Anzahl  erledigt  sich  auch  durch  Annahme  anderer 
Betonungen,  als  sie  bis  jetzt  angenommen  werden.  Ich  beginne  mit 
dem  letzteren. 

A)  Betonung,  werodes  an  thesaro  wostunnl  935,  awahsan  an 
enero  wostunni  860.  Darnach  auch:  an  ena  wostunneä  1026,  an  thera 
Wostunni  864,    that  he  thar   häbde  gegnungb  188,    so  ic  wäniu  that  ina 


288  H-  HIRT 

Cts  gegnungo  213,  thdt  g\  sind  gegnungo  4656.  Auf  diese  Betonung 
weist    auch  hin :  gegnungo  fdn  them  godes  suno  5946. 

the  herostb  thes  hiwiskeäs  3414.  3441 ,  höbos  endi  hhoiski  3310, 
herost  obar  is  htwiski  5030;  ferner  356.  365.  2095.  3254.  In  der  Sen- 
kung erscheint  es  vielleicht:    thar  scdl  is  hiwiski  to  3070. 

thiu  idis  an  that  ärundi  5941,  het  that  sie  ira  ärundi  638;  ferner 
719.  1928.  2157.  5816.  5958.  Dazu  stimmt:  that  godes  ärundi  289.  Die 
beiden  Fälle:  ne  si  that  he  me  an  is  ärundi  hwarod  121,  that  sia  an 
that  ärundi  tharod  3966  zeigen  -undi  in  der  Senkung. 

thar  wirdit  im  is  arabedi  3459  vgl.  die  D -Verse,  endi  he  thes 
arbedies  4582,  hwilic  im  thar  arbedi  3519.  Indeß  ist  kein  Fall  sicher 
beweisend,  da  überall  eine  Messung  drbedies  ebenfalls  genügte. 

endi  ine  an  enon  karkarea  2723.  4400.  4680.  Ebenfalls  nicht  sicher: 
thes  ge  im  mid  sulictim  odmödea  1636,  besser  wohl  vi  erhebig  mit  drei- 
silbigem Auftakt,  da  die  übrigen  Fälle  odmodi  wahrscheinlich  machen. 
farhogdun  ina  so  helagnä  2659.  2121,  wi  gehelpat  iu  wid  thene  herosten 
5887,  scal  thi  fon  them  hohostun  278.  2121. 

B)  Einsetzen  anderer  Formen.  Als  Dativ  von  man  ist 
manne  und  man  belegt.  Die  Metrik  fordert  an  einer  Reihe  von  Stellen 
die  Form  man.  1759a  (vgl.  1755)  nach  Ba,  sonst  zu  Aa4;  ebenso 
1691.  1966.  2452.  2456.  2479.  3290. 

In  allen  Fällen  hat  C  das  Richtige.  Die  Herausgeber  folgen 
überall  M.  Die  Glaubwürdigkeit  von  C  wird  besonders  dadurch  er- 
höht, daß  es  an  anderen  Stellen,  in  denen  die  Form  manne  metrisch 
noth wendig  ist,  auch  manne  liest,  so  namentlich  in  den  A -Versen, 
z.  B.  768.  1536.  1697.  1806. 

Der  Dativ  von  -skepi  schwankt  zwischen  -skepi  und  -skepie. 
Die  Metrik  verlangt  in  einigen  Fällen  die  Kürze.  Zu  untersuchen 
bleibt  noch,  ob  nicht  auch  skepie  stets  ^  X  zu  messen  ist.  1949. 
2748.  3045.  5375.  Ebenso  suni  oder  suno  für  sunie  2338.  2948.  Wenn 
ich  nichts  übersehen  habe,  so  kommen  keine  Verse  vor,  in  denen 
diese  Formen  als  -  X  gemessen  werden  müßten.  Für  Kürze  sprechen 
auch  Verse,  wie  mid  iro  .sunie  selbo  1998  (M  schreibt  suni),  sunie 
drohtines  2815,  weil  an  diesen  Stellen  die  Form   -X  unbeliebt  ist. 

stän  u.  s.  w.  für  standan  2331.  2371.  2690.  3104  (städ).  4870 
(C  stam).  2196  C. 

gän  für  gangan.  gän  ist  allerdings  nur  einmal  in  M  fulgän 
tiberliefert,  tlio  het  he  de  thdna  te  handon  gän  1268,  endi  het  sie  im 
tho  nähor  gän  (im  tho  fehlt  C).  Behält  man  die  Lesung  von  C  bei, 
so  ist  gän  nicht  nothwendig,  indeß  immerhin  besser. 


ZUR  METRIK  DES  ALTSÄCHSISCHEN  etc.  289 

lang  statt  lango  14G7.   2955.  3407. 

thiodgumono  besto  972  M,  thiodgumo  best  C.  Heyne  und  Behaghel 
behalten  M  bei.  Das  ist  metrisch  falsch.  Aber  auch  die  Lesart  von  C 
ergäbe  einen  ungebräuchlichen  Fuß.  Ich  schlage  nach  619  thiod- 
gumono best  vor. 

sind  statt  sindun  4725"  (?)  3483  (?).  In  beiden  Fällen  fehlt  M. 

C)  Änderung  der  Cäsur.  In  einer  Reihe  von  Fällen  ist  nur 
die  Cäsursetzung  eine  falsche.  Es  handelt  sich  da  um  ein  klar  zu  Tage 
tretendes  Princip,  nach  dem  schon  Kauffmann  einige  Fälle  gebessert 
hat,  ohne  indessen  die  Regel  ausgesprochen  zu  haben. 

Rieger  sagt  Zs.  f.  d.  Philol.  7,  38:  „Häufiger  kann  man  zweifeln, 
auf  welche  Seite  ein  Verb  zu  weisen  sei,  da  dieses,  auch  ohne  zu 
allitterieren,  den  Halbvers  beginnen  kann.  Hier  ergibt  sich  das  Princip 
für  die  Theilung  gleichwohl  sehr  einfach.  Da  man  einen  syntaktischen 
Grund  zum  Pausieren  nicht  hat,  so  pausiert  man  nicht  früher,  als 
die  erste  Hebung  des  nächsten  Halbverses  sich  ankündigt  u.  s.  w." 

Dies  ist  indeß  für  die  Hilfsverben  nicht  ganz  richtig.  Sie  müssen 
in  einigen  Fällen  sicher  zum  folgenden  Halbvers  gezogen  werden,  so : 
scoldun  1117b  zu  1118%  mahtin  5112b  zu  5113%  3617b  zu  3618%  ni 
wirdid  251  lb  zu  2512%  ni  mahti  4742b  zu  4743%  weidin  4939b  zu 
4940,  mugun  3620b  zu  3621\  Heyne  hat  meistens  schon  die  richtige 
Abtheilung.  Darnach  ist  5141  zu  ändern.  M  bietet  den  correcten  Text. 
Nur  ist  weidin  zu  5142a  zu  ziehen:  weidin  iro  pascha  holden.  Weder 
Heynes  noch  Behaghels  Lesung  ist  metrisch  richtig,  that  nü  bbar  twä 
naht  j  sind  4458.  Auch  2856b  ist  het  besser  zur  folgenden  Zeile  zu 
ziehen.  druogun  zu  2858  mit  Sievers  gegen  Heyne-Behaghel.  Vgl. 
Sievers  Anm.  zu  der  Stelle:  so  hioilikum]  3507  mit  Sievers-Heyne 
gegen  Behaghel:  garu  gumono  so  hwem  957  mit  Sievers-Heyne  gegen 
Behaghel.  Vielleicht  ist  auch  noch  wirdid  der  vorhergehenden  Halb- 
zeile herüberzuziehen,  da  diese  doch  bedenklich  bleibt.  Ferner 
word  3903"  zu  3902b  gegen  die  Herausgeber.  Vgl.  Sievers  Anm. 
Auch  840  ist  vielleicht  besser  mit  Heyne  die  Cäsur  nach  kindiski  zu 
setzen. 

D)  Zu  streichen  ist:  tho  sagde  he  582  mit  Heyne-Rückert, 
endi  frdgodun  911,  that  hie  wissa  5908,  Met  man  345  (Wackernagel), 
endi  fragoda  5341  ,    quadun  5482.  5555.  4275.  2875?    quad  643.  2828. 

Man  kann  in  diesen  Fällen  nicht  mit  gleicher  Sicherheit  ent- 
scheiden, da  es  auf  die  Größe  des  Auftaktes  ankommt,  die  man  als 
zulässig  erachten  will. 

QEEMANU.    Neue  Reihe.  XXIV.  (XXXVI.)  Jahrg.  20 


290  H.  HIRT 

Außerdem  ist  zu  bemerken,  daß  das  so  häufig  eingeschobene 
'quad  he  niemals  zum  Texte  zu  gehören  braucht,  in  der  Mehrzahl 
der  Fälle   aber  Störungen   hervorruft  und  deshalb  einzuklammern  ist. 

In  der  Mehrzahl  der  Fälle  bringt  das  Pronomen  indefinitum  oder 
possessivum  die  Störung  hervor. 

Es  ist  zu  streichen  iuwom  1671  (?).  1652.  4377.  4401.  4438. 
iuwaro  4397.  Unsicher,  da  es  auch  Schwellvers  sein  kann,  iro  5894. 
3605.  1826.  2261  (mit  C).  thinum  3238,  thman  328,  thene  4949,  theru 
1166,  eniga  3246.  2792.  (Wackernagel)  25,  ena  2233.  2305.  451  (?) 
232(?),  enigaro  1854.  2411;  vgl.  5278.  4709.  3817.  3311,  enigo  1847, 
enon  5649  (?).  thero  2786  mit  Wackernagel  und  Heyne. 

An  einigen  Stellen  ist  allaro  zu  streichen,  so  3507ft.  Der  Vers 
würde  fünf  hebig  sein,  da  das  Verbum,  das  mitallitteriert,  nicht  im 
Auftakt  stehen  kann ;  ferner  1748.  2971.  3241  fader  allaro  firiho  hämo. 
Es  ist  wohl  im  Hinblick  auf  1848  und  1978  hämo  zu  entfernen  und 
nicht  allaro.  1001  ist  wdrlico  zu  streichen,  das  Stab  wort  ist  hwar. 
5127b  ist  entschieden  zu  lang.  Am  besten  wäre  dem  Vers  geholfen, 
wenn  wir  gisendid  was  he  streichen.  Es  ist  dies  entbehrlich,  giwet  im 
iho  umbi  thria  naht  1994  ist  ein  vollständig  correcter  Vers,  öfter  thiu 
stört  das  Metrum  und  ist  deshalb  zu  streichen. 

113  he  gisdh  thar  dfter  thiu  enna  engil  gbdes.  Der  Vers  würde 
fünfhebig  sein.  Man  streicht  am  besten  thiu,  da  öfter  auch  allein 
vorkommt,  thiu  aber  durch  die  sonst  gebräuchliche  Formel  aftar  thiu 
veranlaßt  sein  kann.  Man  vergleiche  dazu  192:  Tho  ward  sdn  aftar 
thiu  mäht  godes.  Die  Metrik  ergibt,  daß  thiu  hier  Artikel  ist.  Heyne 
faßt  es  als  zu  aftar  gehörig.  Jedenfalls  kann  dadurch  das  Mißver- 
ständniß  an  der  besprochenen  Stelle  hervorgerufen  sein.  Vgl.  auch 
214.  Heyne  und  Sievers  lesen  öfter  thiu,  Behaghel  öfter  —  thiu  modar. 
Hier  ist  vom  metrischen  Standpunkte  die  Sache  nicht  zu  entscheiden. 

E)  An  einigen  Stellen  liegen  offenbar  Langzeilen  zu  drei 
Halb  Zeilen  vor.  Ich  habe  ursprünglich  gedacht,  daß  dies  eine  be- 
sondere Kunstform  des  Helianddichters  sei,  glaube  aber  jetzt,  daß 
sie  sämmtlich  fehlerhaft  sind. 

621  that  he  scoldi  an  ßethleem  (A3),  giboran  werdan  C1 :  so  is  an 
üsan  bokun  giscritan.  Man  könnte  den  Ausfall  eines  Halbverses,  wie 
burgo  hirdi  oder  barno  stranaost  annehmen,  oder  auch  an  Interpolation 
dieser  Stelle  denken,  da  625  derselbe  Gedanke  wiederholt  wird.  Man 
müßte  dann  622b  an  620"  anknüpfen. 

1144  nti  is  it  giu  ginähid  (A3),  thurh  thes  fieriäitdan  crdft  (Ab) 
:  thes  motun  gi  fieotan  fdrd  Ba.    thurh  —  craß  ist  zu  streichen. 


ZUE  METRIK  DES  ALTSÄCHSISCHEN  etc.  291 

5690  that  sia  thia  haftun  man  Ba,  thuru  thena  helagan  dag  Ba, 
hangon  ni  lietin  Aa.  Rückert  und  Behaghel  streichen  man.  Das  ist  nicht 
ausreichend.  Es  ist  mit  Heyne  thuru  thena  helagan  dag  zu  tilgen. 

5975  sohta  \m  that  hohä  \\  himilo  riki  \\  endi  thena  is  helagan  stol. 
Letzteres  ist  zu  streichen. 

5419  hwo  thiu  thiod  hdbda  cluomos  adelid.  Schon  Heyne  hat  hwo 
thiu  thioda  habda  als  Überbleibsel  eines  verlorenen  Verses  angesehen. 
Grein  hat  dazu  an  thero  thingstedi  ergänzt.  Sievers  opponiert  dagegen 
und  vergleicht  3069.  Auch  metrisch  ist  der  Vers  nicht  zu  halten, 
abgesehen  davon,  daß  er  den  Allitterationsregeln  widerstreitet.  *) 

5195  antfdhad  Ina  than  eft  under  iuwe  folcscepi,  ef  he  st  is 
ferhes  scolo.  Der  erste  Halbvers  ist,  wie  er  in  den  Ausgaben  steht,  ganz 
anormal.  Auch  hier  liegen  drei  Halbverse  vor.  Es  ist  wohl  der  dritte 
zustreichen,  da  derselbe  Gedanke  im  folgenden  Vers  wiederholt  wird : 
ef  he  si  dodes  werd. 

5214  ägäbun  thi  thina  gadidingos  mi,  Judeo  liudi.  Behaghel  tilgt 
mit  Ries  W\  Das  ändert  an  der  Metrik  nichts.  Auch  hier  könnten 
drei  Halbverse  vorliegen ,  Cäsur  nach  thina.  Das  ist  aber  nicht  un- 
bedenklich. Vielleicht  ist  es  ein  Schwellvers,  oder  man  müßte  thina 
streichen. 

Es  sind  außerdem  noch  einige  Verse,  die  man  ohne  Bedenken 
als  vierhebige  fassen  könnte,  die  aber  den  von  uns  angenommenen 
Regeln  der  Vertheilung  der  Stabworte  widersprechen.  Es  sind  Aa-Verse 
mit  mehrsilbiger  Mittelsenkung  bei  einfacher  Allitteration. 

Ich  habe  schon  darauf  hingewiesen,  daß  bei  den  Aa -Versen 
ein-  und  zweisilbige  Mittelsenkung  durchaus  das  normale  ist.  Auch 
von  denen  mit  dreisilbiger  Mittelsenkung  kommt  die  Mehrzahl  in 
Abrechnung,  da  sie  sich  den  Gesetzen  der  zweisilbigen  Senkung  fügen 

Folgende  werden  aber  sicher  vierhebig  sein:  Johannes  tho  gima- 
halde  914a,  Zacharias  ~  139",  Gabriel  bium  ic  hetan  120%  Zacharias 
was  hie  hetan  76*,  Barrdbas  ~  5402a,  Kaiphas  ~  4147*,  Anna  —  504b, 
Maria  ~  252b,  Lazarus-—  3335,  Mattheus —  1192,  Joseph—  5719b , 
Maria  wärun  sia  hetana  5747b,  Johannes  endi  Petrus  5911*.  4937*.  5895b, 
Andreas  endi  Petrus  1256.  1166.  1153,  Elias  endi  Moyses  3129b,  Matheus 
endi  Thomas  1262.  Die  letzteren,  durch  endi  verbundenen,  werden  sich 
wohl  durch  die  Noth  des  Dichters  erklären  lassen,  der  ja  gezwungen 
war,  diese  fremden  Namen  in  den  Vers  zu  bringen,  und  auch  die 
ersteren  nehmen  wegen  der  Eigennamen  eine  besondere  Stellung  ein. 


')  Außerdem  schreibt  C  dtiomo»  mit  großem  Anfangsbuchstaben. 

20* 


292  H.  HIRT 

Außerdem  erscheinen  noch  folgende  Fälle,  die  sich  zum  Theil 
unschwer  verbessern  lassen,  Im  ersten  Halbvers:  endi  thesaro  weroldes 
2592  (1.  th'ro) ,  deda  thar  so  hie  giwunoda  3960,  mikil  is  thin  gilöbo 
3025,  gisähun  endi  gihordun  35  (1.  end),  thea  t'tdi  sind  nu  ginähid  4620 
(1.  nu  s.  thea  t.  gin.),  cuning  wäri  obar  Judeon  5557  (1.  wäri  c).  Im  zweiten 
Halbvers:  da  dun  all  so  sia  begunnun  5889b  (1.  dedun).  Erst  dann  wird 
er  vierhebig  correct.  Ist  nur  in  G  überliefert,  odi  is  tharod  te  faranne 
1779  (1.  thar),  treuwa  habde  he  gada  1195  (1.  he  habde  tr.  g.) ,  för  im 
tho  thär  he  weide  2694.  5776,  ähnlich  3296,  död  wäri  iu  than  allon 
5529  (streiche  allon'}),  en  was  iro  thüo  noh  than  46?,  hugi  ward  iro  te 
frobra  2206  (1.  w.  i.  h.  te  fr.),  göd  is  it  her  te  wesanne  3138,  treuwa 
sind  so  goda  2489  (dreisilbige  Senkung?),  hiobandi  thar  öfter  5514 
(streiche  thar),  wissun  that  thoh  managa  855  (dreisilb.  Senk.?),  weros 
sind  im  gihugide  2445,  thiu  tid  xoas  thuo  ginähid  3981  (1.  tlmo  w.  thiu 
tid  ginähid),  thea  liudi  wurdun  alle  2861  (1.  wurdun  thea  liudi  alle), 
endi  hellia  sind  im  opana  C  (M  open)  3078,  1.  tho  was  that  witi  ägan- 
gan  239,  1.  tho  habde  that  geld  gilestid  528,  1.,  Tho  icas  thius  toerold  so 
farhwerbid  3609,  than  quedat  gi  so  ic  iu  leriu  1599  (streichest),  1.  wärun 
thiu  fibi  agangan  47,  1.  thurh  is  hendi  endi  fuoti  5537,  1.  sätun  muni- 
terias  3737.  Umzustellen  ist  auch  4925  modag  Judeono  folc. 

Diese  vierhebigen  Verse  sind  unstreitig  eine  Neuerung  des  Heliand- 
dichters,  sie  beweisen,  daß  sein  rhythmisches  Gefühl  nicht  mehr  voll- 
kommen war,  daß  die  Allitterationspoesie  schon  zu  verfallen  begann, 
was  wir  ja  auch  aus  anderen  Anzeichen  schließen  müssen.  An  Zahl 
sind  sie  aber  so  gering,  daß  sie  als  etwas  Wesentliches  nicht  gegen 
unsere  Theorie  angeführt  werden  können. 

Auftakt.  Die  Bestimmung  des  Auftaktes  in  den  Heliand -Versen 
ist  nicht  überall  gleichmäßig  sicher.  Nur  vor  den  vierhebigen  und 
einigen  Arten  der  dreihebigen  Verse  können  wir  zu  sicheren  An- 
nahmen kommen.  Ich  habe  den  Auftakt  daher  nur  an  diesen  Stellen 
notiert.  Von  hier  aus  kann  man  dann  weiter  gehen,  und  auch  für 
die  übrigen  dreihebigen  Verse  etwas  zu  eruieren  suchen. 

Ein-  und  zweisilbiger  Auftakt  ist  überall  noch  gewöhnlich. 
Er  wird  wohl  zu  keinem  Bedenken  Anlaß  geben.  Ich  werde  daher 
hier  nur  anführen,  was  über  diese  Grenze  hinausgeht  oder  sonst  be- 
sonders auffällig  ist. 

A)  Erster  Halbvers,  hwanda  wit  144  (1.  hwand  C),  that  wit 
sint  152  (vielleicht  ist  hier  uncro  zu  streichen),  so  ward  thar  410, 
sumun  te  496,  ne  sulic  592,  so  manag  731,  hwand  thu  bist  973  (oder 
Schwellvers),  was  im  thar  1027,  behwi  ni  1065,  that  hie  ne  1375,  that 


ZUR  METRIK  DES  ALTSÄCHSISCHEN  etc.  293 

he  be-  1481  (M) ,  than  habed  he  (El.)  1482  (besser  wohl  häbed  he  an 
im  selbon  sän),  ac  than  gi  1573,  alloro  1599,  thes  ge  im  mid  1636  (El.), 
Bethiu  ni  1662,  ac  mag  1811,  so  sculun  gi  1875  (Syn.),  thea  williad  1917 
(wahrscheinlich  ist  allaro  zu  streichen),  thea  ic  Mr  1983,  Wüte»  2188  M 
(neuan  C) ,  so  hioene  2270,  tfnatf  ne  rY  2505  (EL),  that  thu  mi  2757, 
that  man  t/n  3140,  that  im  gi-  3481,  wm&z  ihm  3927?,  sagde  im  4251, 
endi  im  4527,  that  sie  üs  4862  (EL),  so  that  toi  4864,  bethiu  ni  4936, 
an  thinun  4974,  tfna£  sie  ina  5066,  ne  an  thinun  5088,  thes  ni  gi-  5091, 
that  gi  noh  5093,  bethiu  ni  5377. 

E)  Zweiter  Halbvers,  endi  al  41  (EL),  endi  thiu  47,  that  he 
ni  164(?),  tho  habda  he  190  (?  ivdldandh) ,  endi  de  237  (EL),  that  he 
ni  470,  behwi  xoi  565,  quad  that  it  584,  (quad)  that  he  thar  643, 
so  filo  731,  tho  scolda  733,  wände  1057,  aZ  so  git  1159  (aZ  fehlt  C),  s<5 
hwat  so  1166,  endi  a?  1185  (EL),  guämun  im  1235,  al  so  it  thar  1333, 
thes  lätad  gi  1342  (besser  wohl  mit  dreisilbiger  Senkung),  that  hie  far 
1401  ,  that  ic  bithiu  1420  (Syn.) ,  endi  ni  1498 ,  ef  iu  than  1620,  endi 
hebbead  1652  (end) ,  lät  thi  that  1707,  siäor  mag  1718  (besser  wohl 
mag),  so  gi  sie  nie  1847,  umbi  that  ne  1896,  bethiu  ne  andrädad  1903, 
endi  ne  1956,  endi  for  1973,  thero  the  ic  so  hioilic  1974  (oder  Schw.  V) 
2063,  thoh  ni  giddr  2121,  efthd  wi  2249,  quädun  that  2322,  thes  sie  ni 
2371,  thatitni  2411,  nu  ni  gi  2551,  endi  it  2569,  so  fäta  2609  (Syn.), 
hwanen  im  2649,  antthat  sie  2682,  thero  the  gio  2786,  quadun  that 
2875,  bethiu  ni  2891,  reht  so  he  2945,  Mo  be-  3233,  endi  ni  3304 
so  hwe  so  3320,  hwat  thu  thar  3377,  endi  for  3537,  £na£  ni  mähte  3635 
(Syn.),  sao-a  /m;a£  3812  (C) ,  nio  it  than  te  3936,  that  thu  mi  4095, 
antat  he  4132  (Syn.),  hwand  im  ni  4178,  so  nis  an  4243,  quad  thai 
im  than  4255,  (quädun)  that  ni  4275,  endi  sd  4284,  thero  the  4326, 
hwat,  sie  it  4434,  tho  ni  gisah  4497  (vielleicht  ist  barn  zu  schreiben 
und  dann  auf  gisdh  eine  Hebung  zu  legen),  endi  moste  4601,  thar 
nam  he  sd  4603  (oder  so  manag),  ik  scal  an  4661,  ik  mah  thi  4691, 
that  sia  im  ni  4703,  bethiu  ne  4730,  iro  ni  4890,  endi  nu  4910,  im  ni 
was  4918,  bethiu  moste  4949,  (quädun)  that  he  5134,  sie  quädun  5183, 
that  wini  5188,  thero  the  5267  (Syn.),  west  thu  that  it  5543,  sia  quadun 
5374,  thann  ne  gi  5390,  (quadun)  that  sia  5482,  endi  im  5494,  that 
hie  ni  5541,  (quädun)  that  hie.  im  5555,  ef  thu  iro  5573,  suma  sia  5682, 
hie  sagde  5784,  giwitun  im  5762,  so  hwem  so  ina  5807,  that  sia  gihdr- 
dun  5868,  thuo  wurdun  5873,  that  siu  mosta  5939,  allaro  ist  wohl  zu 
streichen  2971. 

Im  Allgemeinen  ist  also  der  Auftakt  durch  drei  Silben  begrenzt, 
vier  Silben  erscheinen  nur  selten.  Dies  ist  ein  Resultat,  das  man  für 


294  H.  HIRT 

den  Heliand  als  günstig  bezeichnen  kann.  Auffallend  ist,  daß  der 
Auftakt  im  zweiten  Halbvers  häufiger  ist  als  im  ersten.  Es  mag  dies 
damit  zusammenhängen,  daß  im  Heliand  ein  größerer  Sinnesabschnitt 
meist  in  die  Mitte,  nicht  an  das  Ende  der  Langzeile  fällt.  Jedenfalls 
ist  aber  noch  zu  bemerken,  daß  in  einzelnen  Fällen  ein  Zweifel  sein 
kann,  ob  nicht  vereinzelte  Schwellverse  (fünfhebige)  anzuerkennen 
sind.    Darüber  siehe  unten. 

Für  den  Heliand  scheint  eine  Regel  zu  gelten,  die  Sievers  schon 
für  das  Nordische  angenommen  hat:  ein  langer  Vocal  hat  vor  einem 
anderen  als  kurz  zu  gelten.  Es  sind  mir,  zunächst  negativ  genommen, 
keine  Fälle  vorgekommen,  die  dieser  Regel  widersprächen,  positiv 
läßt  sich  Folgendes  dafür  anführen:  frio  scäniosta  ist  438.  2017  über- 
liefert. Dieser  Typus  ist  immerhin  selten,  wenn  auch  nicht  unmöglich. 
Kauffmann  schlägt  zweifelnd  scänivst  vor.  Dies  bleibt  bei  der  doppelten 
Überlieferung  in  beiden  Handschriften  doch  bedenklich.  Durch  unsere 
Regel  fallen  diese  Fälle,  eo  widersagdi  3860,  an  them  aldon  eo  1432, 
thie  seu  ward  an  hruoru  2243,  grimmid  the  groto  seo  4315,  that  man 
an  seo  innan  2629,  obar  enne  seo  sUon  2897.  2906.  2922.  3201.  3210. 
Streng  beweisend  sind  ja  diese  Fälle  nicht,  aber  3860  und  2243 
machen  es  doch  höchst  wahrscheinlich.  Hiezu  kommen  eine  Reihe 
von  Fällen,  in  denen  gidoen  am  Ende  steht.  Es  wechselt  allerdings 
mit  giduan.  Dies  könnte  man  also  einsetzen.  Aber  unsere  Regel 
überhebt  uns  einer  Reihe  von  Textänderungen. 

Kauffmann  hat  schon  erkannt,  daß  der  Cott.  des  Heliand  in 
metrischer  Beziehung  die  bessere  Handschrift  ist.  Sieben  Fälle,  in 
denen  die  Lesung  von  C  metrisch  falsch  ist,  stehen  23  gegenüber, 
in  denen  dies  in  M  der  Fall  ist.  Ich  will  diese  Sache  durch  weitere 
Beispiele  stützen. 

Zunächst  möchte  ich  1264.  3527  nicht  für  falsch  erklären.  Im 
ersten  Falle  ist  der  Typus  zwar  selten,  aber  nicht  falsch,  im  zweiten 
bietet  sogar  C  den  richtigen  Text,  filu  scal  ik  thär  githölon  ist  drei- 
hebig,  während  githoloian  M  Falsches  ergeben  würde.  Es  sind  also 
fünf  Fälle  gegen  24.  Dazu  kommen  noch  folgende,  in  denen  die 
richtige  oder  bessere  Lesart  C  hat.  561.  1255.  1386,  darnach  nach  1284. 
1422.  1506.  1551.  1792.  1796.  1852.  2196.  2261.  2360.  2452.  2456. 
2472.  3031.  3092.  3290.  3573.  3642.  3648.  3652.  Man  vergleiche 
3886.  4118.  4236.  4239.  4414.  4754.  4818.  4900.  Also  noch  30  Fälle. 
Dadurch  wird  die  Glaubwürdigkeit  von  C  bedeutend  erhöht.  Man 
wird  demzufolge  auch  an  anderen  Stellen  C  folgen  müssen.  Jeden- 
falls  bedarf  die  Entscheidung  des  Werthes  der  beiden  Handschriften 


ZUR  METRIK  DES  ALTSÄCHSISCHEN  etc. 


295 


erneuerter  Untersuchung,  die  aber  besser  bleibt,  bis  die  Metrik  noch 
im  Einzelnen  klarer  dargelegt  ist. 

Textprobe.  Ich  wähle  die  zweite  Fi tte,   weil  in  ihr  zwei  Hand- 
schriften vorliegen. 


94  Tho  ward  thiu  tid  cum  an  B  b, 
la1) 

95  Wisa  man  mid  Wordun 

96  Zachärias  bisehan  Ab,  2s 

97  thär  te  Hierusäiem  Aa4 

98  Werodes  te  them  Wiha, 

99  swido  theolico  Aa4 

100  herrbn  is  Jiuldi 

101  ledfe  aleti. 

102  umbi  that  helagahüs'Ba,,2s,  2  s 

103  an  thana  wih  innan.  Aa4 

104  umbi  thana  alah  Utan  Aa4,  2s 

105  hican  er  the  frödo  man  Ba,  la 

106  waldändes  willeon. 

107  ald  öfter  them  alaha  2  s 

108  m\d  is  r  defatun  Bb 

109  —  fremida  ferhtlico  A  a4 

110  godes  iungarskepi  Ab 

111  muH  (C)  hluttro  hugi  Ba 

112  gemb   fulgangan 

113  egison  an  them  alahe 

114  an    them  wiha  innan  Aa,  2a 
oder  Aa4 

115  het  that  fr  od  gumo  Ba 

116  het  tltät  he  im  ni  and/redi 

117  Waldända  werde 

118  thin  thionost  is  im  an  thanke 
la,  2s 

119  an  is  enes  craft  Ba 

120  Gabriel  bium  ic  hetan 


')  la  =  einsilbiger  Auftakt. 


that  thär  gitald  hdbdun  A  a4,   1  a. 

that   scblda   thana    wih   godes  Bb, 

la,  2s2). 
tho   ward  thar    gisamnod  filu  Ba, 

la,  2s. 
Judeono  liudio  Aa,. 
thär  sie  waldand  god  Ba. 
thiggean  scoldun  Aa. 
thät  sie  hebancuning  Bb. 
Thea   liudi  stodun  Aa,  la. 
endi  geng  im  the  giherodo  man  B  a. 

2  a,  3  s. 
That  werod  odar  bed  Ab,   la. 
Mbreo  liudi  Aa. 
gifrumid  habdi  Aa. 
So  he  tho  thana  Wirte  drög  Ba,  2a. 
endi  umbi   thana   altari  geng  Ba. 

2a,  2s,  2s. 
fikiun  thionon  Aa. 
fräon  sines  Aa. 
gerno  swido  Aa. 
so  man  Herren  scal  Ba. 
grurios  quämun  im  Ab. 
he  gisäh  thar  äfter  [thiu]  enna  Cngil 

godes  Ba4,  2a,  2s. 
the  spräc  im  mid  is  wordun  tö  B  a, 

la,  2V. 
forht  ni  wärt  Aa. 
thina  dädi  sind  [quad  he]   Ba. 
endi  thin  Word  so  seif  Ba,  2ß. 
that  thu  sulica  githäht  habes  B  b,  2  a. 

Ic  is  engil  bium  Ba. 

the  gio  for  goda  standu  Aa4. 

)  2  s  =  zweisilbige  Senkung. 


396 


H.  HIRT 


121  andward  fbr   them  alowaldan 
(Schw.  V.) 

122  sendean  willea  Aa 

123  hiet    thdt  ic  thi   thbh   gicüddi 
la,  2s 

124  fon  thmera  alderu  idis  Ba,  1  a 

125  werdan  an  thisoro  weroidi  2  s 

126  That  ni  scal  an  is  lita  gio  Ba* 

127  wines  an  is  weroidi 

128  metod  gimarcod  Aa 

129  het  thdt  ic  th\  thoh   sagdi 

130  hebancuninges  Ad 

131  tuhin  thuru  treuwa 

132  an  godes  rikea  Aa 

133  He  quäd  that  the   gödo   gumo 
Ba,  la,  2s 

134  hebbean  scoldi  Aa 

135  that  hind,  thän  it  quämi 

136  an  thesaro  widun  werold  Ba, 
la. 

137  is  selbes  sunies  Aa  oder  Ba 

138  an  is  bodskepi  Bb 

139  Zdchariäs  thö  gimdhaldä 

140  drohtines  engil  Aa,  2s 

141  wundron   thero  wordo: 

142  aftär  an  aldre? 

143  so  te  gewinnanne  Ba,  2s 

144  Hi : and  wit  häbdun   aldres   er 
Ba,  2a 

145  wintro  an  iincro  Weroidi 

146  ihan  wdrun  wit  nü  atsamna  2  s 

147  gibenkeon  endi  gibeddeon 

148  so  wit  thes  an  üncro  iugudi 


ne  st  that  he  me  an  is  dründi  hwa- 

rod  (Schw.  V.). 
nu  hiet  he  me  dn  thesan  Stä  faran 

Bb4. 
that  thi  Jcind  giboran  Ba. 

Ödan  scoldi  Aa. 

wordun  spähi.  Aa. 

lides  anbitan  A  a,  2  s. 

s6  habed   im  wurdgiscapu  B  a,  1  a . 

endi  mäht  godes  Ba. 

that  it  scoldi  gisid  wesan  Bb,   la# 

het  that  git  it  Heidin  wel  B  a.  1  a,  2  s. 

quad  tltät   he  im  tiras  so  filu  B  a, 

la,  2s. 
fargeban  weldi  A  a . 
Johannes  te  namon  Ab. 

giböd  that  git  it  hetin  so  Ba,  2a,  2s. 
quad  that  it  Kristes  gisid  B  a,  1  a,  2  s. 
werdan  scoldi  Aa. 

endi    quäd   that    sie   sliumo    herod 

Ba,  2a,  2s. 
bede  quämin  Aa. 
endi  wid  selban  sprac  Ba,  2s. 
endi    \m    thero    dädeo    bigan    Ba, 

Ba,  2s. 
hwö  mag  that  giwerdan  so  Ba4. 
it  \s  unc  ul  te  k  Ba,  1  a. 
so  thü  mid  thinun  Wordun  gisprikis 

Ba4,  la. 
efno  twentig  Aa. 

er  ihan  quämi  thü  wif  te  mi  Ba4, 

2  s. 
antsibunta   wintro  Aa;  1  a. 
sidor  ic  sie  mi  te  brüdi  gicös  Ba4, 

2s. 
gigirnian  ni  mohtun  Aa,  1  a,  2s. 


ZUR  METRIK  DES  ALTSÄCHSISCHEN  etc.  297 

149  thät  wit  ertfiward  Ba  egan  mdstin  Aa 

150  ßdean  an  uncun  flettea.  2  s  Nu  wit  süs  gifrödod   sint  Ba,    2a. 

151  hätiad  unc  eldi  binoman  Ba  elleandädi, 

152  that    wit    sint  an   uncro  Sxuni  endi  an  uncun  sidun  lat  B  a,  2a,  2  s. 
gislekit  Ba,  3a,  2s 

153  flesk   is  unc  antfallan  fei  unscöni  Aa,. 

154  \s  unca  lud  giliden  Ba,  2s  Uk  gidrusnod  Aa, 

155  sind  unca  ändbari  Aa4  ödarlicaron  Aa. 

156  möd  Indi  megincräß  so  wit  gm  so  managan  dag  Ba4,  2a. 

157  wdrun  an  thesero   weroldi  2s  so  m\  thes  Wunder  thunkit  Aa4. 

158  hwö  it  so  giwerdan  mugi  B  a,  2  s  so  thü  mid  thinun  wordun  gisprikis 

Ba4,  la. 

Der  Schwellvers. 

Von  dem  as.  Schwellvers  gilt  dasselbe  wie  vom  ags.  Die  metrische 
Gestalt  ist,  abgesehen  von  den  etwas  weitergehenden  Senkungsbil- 
dungen, die  nämliche.  Die  häufigste  Gestalt  ist  der  fünfhebige  Vers 
mit  Allitteration  auf  der  ersten  und  dritten  Hebung,  im  zweiten  Halb- 
vers auf  der  dritten  allein. 

Kauffmann  hat  die  Verse,  die  er  für  Schwellverse  hält,  Beitr. 
XII,  283  zusammengestellt.  Auffallend  ist,  daß  neben  den  großen 
zusammenhängenden  Partien  sehr  viel  geschwellte  Halbverse  unter 
Normalversen  auftreten.  Wir  werden  sehen,  wie  weit  Kauffmann  diese 
mit  Recht  als  geschwellt  ansieht. 

Das  Normalschema  erscheint  als  -*-  x  L  x  —  X  -  X>  a^s0  vierhebig 
klingend  oder  fünfhebig  stumpf. 

Beispiele: 

557  d'lbs  fon  ödrun  thiodun,    Ic  gisiu  that  gl  sind  ediligiburdiun, 

558  cünni&s  fon  cndsle  gddun:  nio  her  er  sülica  cumana  ni  würd/un. 

559  eri  fbn  ödrun  thiodun,  sidor  ik  mösta  thesas  erlo  folkes. 

560  giwaldan  thesas  tvidon   rikeas. 
599b  wx  gisähun  is  böcan  skindn. 

600  hedrb  fon   himiles  tunglun,    so  ic  wet,\  that  it  helag  drohtin. 

601  mdrcbda  mahtig  selbo.   Wi  gisähun  morgno  gehioilikes. 

602  blican  thäna  berhton  sterron. 

Genau  ebenso  gehen  603"' b.  604.  605\  881a  (Behaghel).  899b. 
900.  901b.  902b.  989b.  990.  991.  992\  993.  1306.  1307b.  1309a.  1310"- b 
(bicnegan).  1311.  1312a.  1313a  b.  1315\  1316\  1317\  13l7b  (loilliad). 
1318a.  1319B-b.  1320a-b.  1321.  1542.  1681"-  \  1682.  1683.  1684a- b 
thürbon.    1685a.  1686.  1687b.  1688.  1689.  2208a'b?  2209a- b.  2210a. 


298  H.  HIRT 

2211*- b.  2212b.  2213.  2214\  2215a- b.  2595b.  2596^.  2597\  2614. 
2615*.  2820b.  2821a-b.  2822'  {mid  hwilicu  drbediu).  2822b.  2823*' b. 
2824a-\  2825a,b.  2826\  2903a- b.  2904".  2986a-b?  2987.  88.  89a.  2989b. 
2990ab.  2991b.  3041b.  3042h.  3043.  3062b.  3063a- b.  3065"'".  3066a. 
3068\  307 lb.  3127a.  3493.  94.  95.  96.  3497b.  98.  99.  3500.  1.  2b.  5.  6b.  8a 
(Cäsur  nach  so  huilicum  mit  Kauflfmann).  3562.  63b.  3990b.  4392.  93. 
94.  95.  96.  4411  (minniston  sindun).  4413.  14a  (C)M  ist  falsch.  441 4b. 
4415b.  4518.  4836b.  4986a.  5722b  (heritogon).  5732\  5892a.  5916  (mid). 
5917b.  18.  21ab.  22.  23.  24.  25.  27.  28.  29b.  30a  mid).  30b  (vierhebig?). 
31.  32b.  33.  Dies  ist  die  überwiegende  Mehrzahl.  Dieser  Thatbestand 
entspricht  genau  dem  des  ags.  Vgl.  Sievers,  Beitr.  XII,  475. 

In  einigen  Fällen  ist  die  Senkung  nach  der  dritten  Hebung  syn- 
kopiert. Sievers  C '-Verse  i.  x  -  x  ~  —  X*  ffumon  te  them  godes  bärne 
2821 ,  ni  mähte  im  thär  enig  frumu  werdan  3343",  likkodun  is  likwun- 
don  3345,  thia  helpe  quam  te  hebencuninge  4115,  folgon  te  enigon  fi- 
rinwercun  5721a,  thingon  und  them  thegan  kesures  5723a. 

Verse  mit  ungewöhnlicher  Senkungsbildung:  wonoda  im  bbar 
them  Wald  an  des  bdrne,  gerot  gi  simbla  erist  thes  godes  rikeas  1687 
(vielleicht  ist  gi  zu  streichen) ,  farstüod  siu  that  hie  was  the  mahtigo 
drohtin  2210,  mahtig  quämi  thärod  is  menigi  wison  221 4,  hluttro  habas 
thu  an  thwan  herron  gilobon  3067,  blicandi  so  thiu  berhtesunne  3125, 
so  egrohtful  ts,  the  ihar  alles  geweldid  3502,  gimerrid  ivärun  iro  thes 
modgithähti  5919,  sälige  sind  cc  them  hir  mildi  wirdit  1212,  sälige 
sind  de  the  sie  hvr  frumono  gelustid  1308,  the  iung(a)ron  the  he  im 
häbde  be  is  göde  gicorane  3037,  saga  üs  undar  hwilicum  he  si  thesaro 
eunneo  afödit  605. 

Mit  Allitteration  auf  zweiter  und  dritter  Hebung:  that  vh  ina 
selbon  gisehan  mostin  604,  thie  hvr  wiopin  iro  Wammun  dädi  1307, 
weldun  thi  mid  stenon  starcan  awerpan  3990. 

Mit  Allitteration  auf  der  ersten  Hebung  allein:  Diurlico  scält  thu 
thes  löit  antfähan  3066  (C  diurlic),  hügiscefti  sind  tlnne  stene  gelica 
3067.  Die  Senkung  ist  bedenklich.  Vielleicht  ist  thind  vor  hngiskefti 
zu  stellen,  göd  idili  is  alles  rädan  1685,  frdfre  an  them  sSlbon  rikxa 
1308.  Auch  dafür  finden  sich  im  ags.  Parallelen.  Der  Rhythmus  ist 
streng  gewahrt. 

Auf  der  zweiten  Hebung  allein  allitterieren :  thie  mötun  wesan 
süni  dröhtines  genemnide  1318,  bedingt  durch  die  Vorlage:  filii  dei  voca- 
buntur. 

Alle  anderen  Versarten  erscheinen  nur  vereinzelt:  gerno  thes 
gramon  dmbusni  9C1,  Die  Betonung  wird  gestützt  durch  godes  ambusni 
2451,    thes  mötun  sie  werdan  an  them  rikia  dröhtines  1309,    ac  hie  bed 


ZUR  METRIK  DES  ÄLTSÄCHSISCHEN  etc.  299 

im  undar  therm  folke  Judeono  5721,  quöd  thät  im  the  süno  licodi  992, 
Wp  te  them  alomähtigon  gode  902. 

Mit  dem  Hauptstab  auf  der  vorletzten  (vierten)  Hebung:  endi 
vn  gengun  äftar  them  böcna  herod  602,  fan  them  herbston,  thh  thes 
foüses  giweld  3344%  biätan  thät  thar  gengun  is  hundos  tö  3344b,  hreopun 
im  thö  mid  iro  Wordun  tö  356  lb,  behwi  kümis  thu  so  mid  thius  folcu  te 
mi  4835b,  behwi  ledis  thu  mi  so  these  liudi  tö  4836,  quad  thät  he  weide 
wisan  thes  libes  scolo  4986,  hie  ni  welda  thero  farduanan  thiod  5720. 
Mit  einer  kleinen  Änderung  thiod  statt  thiodu  sälige  sind  de  undar 
th&saro  managon  thiod  1314. 

Nicht  überall  läßt  sich  mit  Sicherheit  entscheiden,  ob  die  Verse 
vier-  oder  fünfhebig  sind.  Bei  dem  freien  Gebrauch  des  Allitterations- 
verses,  bei  der  sonstigen  Mischung  von  drei-  und  vierhebigen  Versen, 
und  da  sogar  dreihebige  Verse  mit  Schwellversen  gebunden  werden,  so 
wäre  ein  Wechsel  zwischen  4  und  5  Hebungen  nicht  von  vornherein 
unmöglich. 

Ich  stelle  hier  die  Verse  zusammen,  die  möglicherweise  nur 
vierhebig  sind,  aber  unter  fünfhebigen  erscheinen:  huldi  hebeneuninges 
902,  mildi  mahtig  selbo  1314,  allon  i/rminthiodun  2212,  selbo  sunu  Davi- 
des  2991,  heten  sculun  thi  friho  harn  3068,  ni  humen  that  hunni 
manno  3506,  drohtin  Davides  sunu  3563,  helag  himilo  rikies  5722. 

Die  Lesung  von  M,  die  Behaghel  4414ft  aufnimmt,  genügt  nicht. 
C.  ist  richtig. 

Folgende  Verse  bedürfen  vielleicht  einer  Änderung:  endi  sät  im 
üppan  (üses)  dröhtines  dhslu  988b,  ne  rökead  hivedar  gi  is  [enigan]  thdnc 
antfdhan  1541  oder  mit  dreisilbigem  Auftakt,  obar  them  [stene]  scal 
man  minen  seli  wirkean  3069;  stene  zu  streichen  mit  Rieger.  ddrnungo 
wds  hie  [fises]  dröhtines  iungro  5720.  Die  beiden  folgenden  vermag  ich 
nicht  zu  ändern,  grimmes  than  lango  (C  lang)  the  he  moste  is  iugucteo 
neoten  3497,    thena  lierron    thar  iro  toärun  at  thia   helpa  gilanga  5917. 

sälig  bist  thu  Simon  sunu  Jonases,  dreifache  Allitteration,  wohl 
sechshebig. 

Über  die  Stelle  1553  vermag  ich  nichts  zu  entscheiden.  Am 
meisten  befriedigt  metrisch  der  Text  nach  Rieger.  Ein  Vers  iuwan 
icelon  geban  gi  them  mannun  ist  nach  meiner  Ansicht  unmöglich. 

5920  ist  mit  Sievers  cüthlico  zu  streichen.  Durch  Behaghels  Recen- 
sion  bekommen  wir  einen  Normalvers  unter  Schwellversen,  während 
durch  Sievers  Lesung  der  Rhythmus  erhalten  bleibt.  59191'  ist  nach 
der  Handschrift    metrisch    nicht    genügend.    Ich  stelle   thar  vor  thena. 


300  H.  HIRT 

thuo  gisdh    sie   thdr   thena  mdhtigan   standan,     Criste  thoh  siu  \na  an- 
Icennian  ni  mohta  5920. 

Kauffmann  verzeichnet  eine  große  Anzahl  einzelner  Halbzeilen 
als  Schwellverse.  Es  kommt  dies  zum  Theil  daher,  daß  er  einen 
Typus  J-  x  -£.  x  -  X  ni°nt  unterbringen  kann.  Andererseits  bedürfen 
seine  Ansetzungen  auch  nach  der  Richtung  der  Änderung,  daß  die 
Schwellverspartie  meistens  mit  einem  Sinnesabschnitt  beginnt.  266"  ist 
nur  vierhebig.  621  ist  schon  besprochen.  Auch  wenn  wir  die  Über- 
lieferung beibehalten,  findet  diese  Zeile  schwerlich  unter  den  Schwell- 
versen Platz.  899  Man  braucht  zu  den  Schwellversen  erst  899b  zu 
rechnen.  988a  ist  kein  Schwellvers.  Wohl  nur  Druckfehler  bei  Kauff- 
mann. 1144a  ist  kein  Schwellvers.  1306a  ist  vielleicht  kein  Schwell- 
vers, man  müßte  dann  1305b  dazu  rechnen.  1512  kann  vierhebig  ge- 
lesen werden.  1541a  ist  vierhebig.  Die  Schwellverspartie  beginnt  mit 
2208.  2290a  ist  vierhebig,  ebenso  2597b.  Mit  2820b  beginnen  die 
Schwellverse  bis  2826a  .  3072a  ist  kaum  ein  Schwellvers,  vielleicht 
auch  307  lb  nicht.  3125b  ist  dreihebig.  3241a  hämo  ist  zu  streichen. 
3345a  zu  5  Hebungen.  3677  nur  vierhebig.  3971  ist  thiu  wif  vielleicht 
zu  streichen.  421  la  könnte  noch  vierhebig  sein.  421  lb  ist  dreihebig. 
5228b  ist  nur  vierhebig.  5419  ist  besprochen.  5551  könnte  vierhebig 
sein.  5663a  (nicht  65)  vierhebig.  5946  ist  nur  vierhebig. 

Trotzdem  bleiben  eine  Reihe  vereinzelter  Schwellverse  übrig, 
eine  Erscheinung,  die  ja  auch  im  ags.  ihre  Parallele  hat.  Sie  werden 
aber  wohl  noch  um  eine  Anzahl  zu  vermehren  sein.  Erstens  kann 
ein  Theil  derer  hierher  gehören,  die  ich  durch  Streichung  von  Par- 
tikeln, Pronomina  u.  s.  w.  geändert  habe,  zweitens  aber  noch  einige, 
die  kaum  zu  ändern  sind.  636  (C),  692.  1333  (sprac?).  1472.  1494 
(Heyne  theilt  anders  ab,  aber  schwerlich  richtig).  2609  (Heyne  ändert). 
2891.  2982.  3611.  3936.  4205.  4434.  4601  (vielleicht  mit  C  und  vier 
silbigem  Auftakt).  4603.  5176.  5939. 

Ich  muß  zum  Schlüsse  nochmals  auf  Heusler  eingehen,  der  sich 
über  meine  Auffassung  des  Schwellverses  sehr  abfällig  äußert  und  von 
festen  Kriterien  kaum  eine  Spur  findet.  Vielleicht  belehrt  ihn  der 
Heliand,  dessen  Schwellverse  in  der  Mehrzahl  gleichgebaut  sind,  eines 
Besseren.  Warum  es  nicht  mehr  als  5  Hebungen  sein  dürfen,  fragt 
Heusler.  Wahrscheinlich  aus  demselben  Grunde,  aus  dem  man  bei 
Wolfram  einzelne  Verse  mit  zweisilbigem  Auftakt  und  vierhebig  liest, 
obgleich  man  sie  ja  auch  fünfhebig  lesen  könnte.  Die  Verse,  die  am 
zahlreichsten  vorkommen,  muß  man  doch  als  das  normale  annehmen 


ZUR  METRIK  DES  ANGELSÄCHSISCHEN  etc.  301 

und    sehen,    wie    sich   das,   was  diesseits  oder  jenseits  des  normalen 
liegt,  damit  vereinigen  läßt. 

Gerade  vor  Abschluß  dieser  Arbeit  kommt  mir  Kauffmanns 
Artikel  über  den  Schwellvers  zu  Gesicht.  Seine  Wege  sind  andere 
als  der  meine.  Nur  darin  muß  ich  ihm  offenbar  beistimmen,  daß  er 
auch  für  den  Schwellvers  nur  2  Hebungen  ansetzen  will.  Das  ist 
durchaus  consequent  und  streng  im  Geiste  der  Siever'schen  Rhyth- 
mik.   Es  ist  nur  schade,    daß    diese  Annahme   absolut  nichts  erklärt. 

Die  althochdeutschen  Denkmäler. 

Die  ahd.  Bruchstücke  der  Allitterationspoesie  sind  ihrem  Werthe 
nach  sehr  verschieden  beurtheilt,  wie  schon  früher  bemerkt  wurde. 
Sievers  meint,  daß  die  Zerrüttung  der  Form  hier  noch  einen  Schritt 
weiter  gegangen  sei  als  im  Heliand.  Diese  Ansicht  bestätigt  sich 
jedoch  keinesfalls.  Die  abd.  Bruchstücke  zeigen  zwar  die  Allitteration 
schon  im  Verfall,  aber  die  Metrik  selbst  ist  noch  gewahrt.  Die  mangel- 
hafte Überlieferung  hat  man  von  manchen  Seiten  dazu  benützt,  um 
aus  dem  Texte  Alles  zu  machen,  andererseits  daraus  den  Grund  her- 
geleitet, die  ahd.  Denkmäler  gering  zu  schätzen.  Trotzdem  wird  es 
zu  Gunsten  und  Ungunsten  einer  Theorie  sprechen,  ob  sich  diese 
Bruchstücke  gut  lesen  lassen. 

Die  meisten  Verse  des  zweiten  Halbverses  sind  correct  dreihebig. 

Aa.  cenon  muotin  H.  21),  chonnem  mannum  28,  harn  unwdhsan  21, 
ferner  47,  53,  M  3,   12  u.  a. 

Zweisilbige  Senkung  ist  nicht  gerade  selten.  Aber  sie  regelt  sich 
nach  den  Gesetzen  des  Heliands.  üsere  liuti  H.  15,  luttila  sitten  20, 
darba  gistuontun  23;  ferner  H.  33.  48.  50.  52.  56.  60.  62.  67,  M.  14. 
32.  51.  58.  64.  67.  69.  70.  72.  80.  87.  88.  93,  MZ.  5. 

Mit  Auftakt  finden  wir  noch:  dea  erhina  wärun  H.  16,  dar 
pägant  siu  umpi  M.  5.  8.  28.  32,  diu  kosa  ist  so  mihhil  40.  42.  43.  50. 
59.  98,  MZ.  6. 

mit  Eliase  pägan  M.  38.  Hier  ist  entweder  die  erste  Silbe  als 
Kürze  zu  fassen  oder  i  darf  als  i  betrachtet  werden. 

Dreisilbige  Mittelsenkung  findet  sich  nur  noch  M.  86  toten  enti 
qurkkhen  und  zweimal  im  zweiten  Merseburger  Zauberspruch  Sunna 
era  swister,  Volla  era  swister.  Es  ist  hier  wie  M  40  diu  kosa  ist  so 
mihhil  Elision  möglich. 

Der  Auftakt  vor  diesem  Typus  ist  gewöhnlich  einsilbig.  Hilde- 
brandslied und  Muspilli    zeigen    einen   bemerkenswerthen  Unterschied 


')  Citate  nach  Braunes  Lesebuch. 


302  H.  HIRT 

darin,  daß  jenes  den  Auftakt  im  zweiten  Halbvers  nur  an  einer  Stelle 
kennt,  16  dea  erhina  wärun,  die  mir  verdächtig  ist,  während  M.  ihn 
völlig  ausgebildet  hat.  Das  Hildebrandslied  tritt  damit  der  ags.  Metrik 
näher,  während  das  M.  auffallender  mit  dem  Hei.  übereinstimmt. 

Wir  finden  einsilbigen  Auftakt  außer  den  eben  angeführten 
Fällen  noch  M.  31.  35.  49.  68.  73.  83.  84.  100.  Zweisilbigen  M.  25?  36. 
Einmal  viersilbigen  unzi  in  den  luzigun  finger  M.  92 ,  der  durch  Eli- 
sion erleichtert  werden  kann. 

Einen  integrierenden  Bestandtheil  des  Verses  bildet  der  „Auftakt", 
sobald  bei  diesem  Typus  die  erste  Hebung  synkopiert  ist.  Auch  diese 
Eigenthümlichkeit  ist  im  ahd.  treu  gewahrt,  iro  Saro  rihtun  H.  4, 
hwer  sin  fater  wärt  H.  9,  si  gihalöt  werde  M.  7,  so  he  wola  conda 
MZ.  9,  miti  Deotrihhe  H.  26b,  daz  er  kutes  willun  M.  20a,  wili  den 
rehtkemon  M  42a? 

Einige  andere  Verse,  die  diesen  Ausgang  noch  zeigen,  sind 
wahrscheinlich  vierhebig  zu  fassen. 

Ab.  seolidante  H.  42,  Heribrantes  sunu  44.  45,  sunufatarungb 
H.  4a.  So  muß  angesetzt  werden,  da  auch  im  Hil.-Lied  viersilbige 
Verse  nur  bei  Doppelallitteration  stehen,  cheisurtngu  gitän  34\  Ohne 
Synkope  der  Senkung:  Hiltibrantes  sunu  H.  14.  36,  M.  44ft.  Mit  Auf- 
takt: pi  demo  ältfiante  M.  44,  verit  denne  stüatägo  in  länt  55? 

A  c.  Wewürt  skihit  H.  49.  Darnach  auch  wohl  staimbbrt  chlüdun 
H.  65,  und  nicht,  wie  Möller,  ahd.  Allitt.-Poesie  85  annimmt,  chlübun. 
Die  Entscheidung  ist  selbstverständlich  nicht  ganz  sicher.  Die  Verse 
ünmett  irrt  H.  25  und  unmet  späher  H.  39  zeigen,  daß  die  Silbe  met- 
keinen  starken  Nebenton  mehr  getragen  hat,  da  es  in  der  Senkung 
steht.  Dieselbe  Thatsache  ist  auch  Hei.  4329b  vorhanden:  ßrid  un- 
met grot. 

Ba,  Bb.  -x-X-*  uniar  heriun  tuem  H.  3.  her  raet  östar  hina 
H.  22,  \n  den  sind  arhevit  M.  2,  der  gipuazzit  habet  98,  untbi  cunio- 
widi  MZ.  3,  dat  inan  Wie  furnam  H.  43,  dat  in  dem  sciltim  stont 
H.  64,  ze  dem  mahale  sculi  M.  34  u.  a.  Der  Auftakt  ist  mir  in  folgen- 
den Fällen  zweifelhaft:  ik  mi  de  ödre  wet  H.  12,  dat  ivas  so  friuntlaos 
man  24,  du  bist  dir,  alter  Hün  38.  Sicher  ist  er  vorhanden:  ibu  dir 
din  eilen  taoe  H.  55,  daz  ist  rehto  virinlih  ding  M.  10,  die  dar  fona 
himüe  guemant  M.  11,  do  sie  td  dero  hiltiu  ritun  H.  6,  enti  sinero 
degano  ßlu  H.  19;  ferner  denne  er  ze  demo  mahale  quimit  M.  63,  denne 
er  ze  deru  Suanu  quimit  M.  65.  7 1 ,  der  dar  ioioiht  arliagan  megi  94, 
dat  ih  dir  it  nu  bi  huldi  gibu  H.  35.  Viersilbiger  Auftakt  in  :  denne 
wirdit  iintar  in  unh  carhapan  M.  39.    Vielleicht  ist  denne  zu  streichen; 


ZUR  METRIK  DES  ALTSÄCHSISCHEN  etc.  303 

doch  siehe  unten.  Zweisilbige  Senkung  im  vorletzten  Fuß  finden  wir: 
her  was  heroro  man  H.  7,  so  mac  huckan  za  diu  M.  41,  wiht  pimidan 
ni  mak  M.  90,  fana  dem  moltu  arsten  M.  81  (El.),  wielihan  wartil  er 
habet  M.  66,  enti  imo  hilfa  ni  quimit  27 ,  daz  imo  nioman  gipägan  ni 
mac  M.  76. 

Synkope  der  Senkung  im  zweiten  Fuß  und  damit  verbundene 
Auflösung  der  letzten  Hebung  ist  ahd.  selten,  ibu  du  dar  enig  reht 
hohes  H.  57,  enti  si  den  lihhamun  M.  3*. 

C.  so  quimit  ein  heri  M.  4,  dara  scal  queman  M.  32,  daz  ist 
allaz  so  pald  76,  daz  er  iz  allaz  kisaget  M.  71. 

Den  aufgestellten  Kategorien  entsprechen  folgende  Verse  des 
ersten  Halbverses:  dät  sih  ürhettim  H.  2?  9.  12.  18.  22.  24.  30.  32. 
35.  41.  44,  53.  56.  60  güdea  ist  Hauptstab).  WG.  5,  M.  9.  14  (viel- 
leicht vierhebig).  18.  21.  24.  25.  27  (daz  der  man  hdret  ze  gbte  (Allitte- 
ration  ist  falsch).  31.  34,  41.  50.  53  (Allitteration  falsch).  54.  58.  59. 
63.  66.  68.  75  (dinne  kernt  sih  mit  imo).  80.  81.  86.  95.  100.  101, 
MZ.  6  (do  wärt  demo  Bdlderes  vblon). 

Bemerkenswerth  ist,  daß  im  ahd.  nur  wenige  B -Verse  mit  Syn- 
kope der  Senkung  erscheinen:  dat  sagetun  mi  H.  15a.  42a,  dät  4ro  ni 
was  nbh  tfhimil  WG.  2.    Indeß   ist  auf  letzteres    nicht  viel  zu  geben. 

Ebenso  klar  und  deutlich  liegen  die  vierhebigen  Verse  des  ersten 
Halbverses  zu  Tage,  zum  Theil  mit  Doppelallitteration,  zum  Theil 
die  „  A3- Verse" :  Hiltibränt  enti  Uddubränt  H.  3,  helidos  iibar  Tvringa  6, 
fireb  in  folche  10,  breton  mit  sinu  billiu  54,  ort  widar  Orte  38,  rduhä 
bivahanen  57,  hwerdär  sih  hiutu  61,  giwigan  initi  wambnum  68, 
wanta  sär  so  sih  diu  8ela  M.  2,  sorgen  mäc  diu  sela  M.  6,  in  fuir 
enti  in  finstri  M.  10,  selida  äno  sorgun  M.  15>  prinnän  in  pehhe  M.  26, 
Wanta  hiar  in  werolti  M.  30,  der  warch  ist  kiwäfanit  39,  Tihenfun 
sint  so  kreftic  40,  so  inprinnänt  die  per ga  51,  enihc  in  erdu  52,  sten 
n\  kistentit  55,  guotero  gumono  88,  verit  mit  diu  vuiru  56,  dat  gafregin 
\h  mit  firahim  WG.  1,  enti  do  was  der  eino  WG.  6,  cootlihhe  geista 
WG.  9,  eiris  sdzun  idisi  MZ.   1. 

Mit  Synkope  aller  Senkungen,  entsprechend  dem  Gebrauch  des 
ags.  und  as.:  prüt  in  büre  H.  21,  hüs  in  himile  M.  17,  pehhes  pina 
M.  22,  ben  zi  bena  MZ.  12,  SCarpen  scürim  H.  64. 

Ebenso  sind  die  zahlreichen  „A3- Verse"  sicher  vierhebig:  dat 
du  nöh  bi  disemo  Vtche  H.  48  -i  x  >  dar  man  mih  eo  SCerita  H.  51 ,  do 
lettun  se  (Brist  H.  63,  ünti  im  iro  lintun  H.  67,  daz  dndar  fbn  pehhe 
M.  5,    za  wederemo  herie  M.  7;    ferner  M.  29.  35.  36.  37.  43.  47.  49. 


304  H-  HIRT 

60.  65.  67.  69  (dir  häpet).  78.  84  (dfter).  85.  87.  93.  96.  98.  99.  102, 
tltu  biguolen  Sinthgunt  MZ.  7.  8.  9.  Hierher  auch  dät  du  häbes  heme  47. 

Ferner  finden  sich  einige  Verse,  in  denen  ein  Nebenton  an  letzter 
Stelle  steht:  garutun  se  iro  yü&hamun  H.  5,  westar  ubar  iventilseo  H.  43, 
wenn  seo  einsilbig  zu  rechnen  ist,  vgl.  oben,  wdlagä  nü  wdltant 
gbt  49.  Die  Metrik  spricht  für  Composition,  vgl.  Sievers  Hei.  501,  20, 
upi  sia  ävar  kihalönt  die  M.  11,  pidiu  scal  er  in  dem  wicsteti  M.  46, 
denne  vSrit  ez  ze  dem  mdhalsteti  M.  77.  Hierher  gehören  auch  wohl: 
enti  st  dero  engilo  M.  12,  denne  ni  kitär  parno  nohheln  M.  32,  dar 
man  dar  eo  mit  einen  mägon  piehc?  60,  denne  värant  engilä  79,  dar  ni 
ist  eo  so  listic  man  94. 

An  D  -Versen  finden  sich  folgende:  ferahes  frötoro  H.  8,  chind, 
in  chunincriche  H.  13.  degano  dechisto  H.  36,  heuwun  harmlicco  H.  66. 

Deutlich  vierhebige  Verse  mit  Allitteration  nur  auf  der  ersten 
Hebung  sind:  Hiltibrant  gimahalta  H.  7.  36,  ein  Vers,  wie  er  auch 
im  Hei.  begegnet,  want  her  dö  ar  arme  H.  33,  spenis  mih  mit  dtnen 
wortun  H.  40,  wänit  sih  kinäda  M.  28.  Alle  drei  Verse  zeigen  fehler- 
hafte Allitteration,  die  ja  auch  sonst  im  Verfall  ist.  Ihrem  Bau  nach 
sind  es  A3- Verse,  arme,  wortun,  kinäda  müßten  allitterieren. 

Ein  Allitterationsfehler  im  Hil.-Lied  findet  sich  noch  44  tot  ist 
Hiltibrant. 

Auch  der  Typus  A  a4  ist  vertreten :  ih  wallota  sumaro  enti  wintro 
H.  50  Aa4,  2s,  2s,  der  dir  nu  wiges  warne  H.  59,  doh  mäht  du  nu 
aodlihho  H.  55,  der  sl  doh  nu  argösto  H.  58,  loanta  Ipu  sia  daz  Sata- 
naszes  M.  81),  denne  der  man  in  pardisu  M.  16,  daz  scidi  der  anti- 
christo  M.  38,  wili  den  rehtkernon  M.  42,  stet  pi  demo  Satanase  M.  45, 
dar  ni  mäc  denne  mäk  andremb  M.  57,  ddra  qulmit  ze  dem  rihtüngu 
M.  89,  dio  er  diimh  desse  mancunnes  M.  103,  insprlnc  liaptbandun 
MZ.  4,  söse  benrenki  MZ.  10,  sose  lidirenki  MZ.  11,  suma  hdpt 
heptidun  MZ.  2?  suma  clübödun  MZ.  3?  daz  er  sin  reht  allaz  M.  83, 
enti  sich  der  suanäri  M.  73.  Vielleicht  hierher  auch  her  was  Otachre 
H.  25,  liina  miti  Theotrihhe  H.  19,  sid  Detr'thhe  H.  23,  obgleich  selbst- 
verständlich eine  sichere  Entscheidung  nicht  zu  treffen  ist.  erdo  desero 
brunnöno  H.  62,  aber  es  wäre  auch  brünnönb  möglich,  pidiu  ist  dürft 
mihhil  M.  18,  eddo  ihimo  ti  hanin  werdan  H.  54,  so  man  mir  at  bürg 
eniqern  H.  52a.  Eben  dahin  auch  mit  Verletzung  der  Allitterations- 
regeln,  aber  rhytmisch  correct:  in  fölc  sceötdntero  H.  51,  dia  werolt- 
rehtioison  M.  37. 


l)  Nicht  ganz  sicher,  da  die  Quantitäten  von  Satanazses  nicht  feststehen. 


ZUR  METRIK  DES  ALTSÄCHSISCHEN  etc.  305 

Folgende  Verse  sind  bedenklich:  H.  5  gurtun  sih  iro  swert  ana 
zeigt  falsche  Allitteration  und  ist  deshalb  schon  bedenklich.  Metrisch 
corroct  würde  er  durch  Streichung  von  iro  werden :  gurtun  sih  swert  ana, 
ein  B-Vers.  H.  11  eddo  hwelihhes  cnuosles  du  sis,  es  fehlt  ein  Halbvers. 
H.  12  chüd  ist  mi  al  irmindeot.  Deutlich  vierhebig,  aber  durchaus  den 
Regeln  der  Allitterationstechnik  widerstreitend.  Wir  müßten  Doppel- 
allitteration  haben.  Es  liegt  wohl  eine  größere  Verderbniß  vor.  Mit 
Vers  15 — 17  hat  es  eine  eigene  Bewandtniß.  Sie  sind  in  mehr  als 
einer  Hinsicht  anstößig.  Vers  15  fehlt  die  Allitteration.  Sie  läßt  sich 
durch  eine  Conjectur  herstellen  suäse  für  üsere.  16a  zeigt  schwere 
Senkungsbildung,  16b  einzig  Auftakt  vor  Aa  im  zweiten  Halbvers. 
Vers  17  ist  kaum  noch  ein  Vers.  Die  ganze  Stelle  wird  das  Neu- 
fabrikat dessen  sein ,  der  das  Hil.-Lied  zuerst  aus  dem  Gedächtniß 
niederschrieb,  und  dem  hier,  wie  ja  öfter,  etwas  aus  dem  Gedächtniß 
geschwunden  war.  Er  nahm  also  die  nöthige  Ergänzung  selber  vor» 
die   aber  auch  so  etwas  besser  hätte  ausfallen  können. 

27  her  was  3o  fölches  at  ente  A  a4,  aber  kaum  ursprünglich 
28  chüd  was  her  ist  zu  kurz  auch  nach  Sievers.  Nach  der  Zweihebungs- 
theorie durchaus  nicht.  Die  Ergänzung  managum  ist  metrisch  nicht 
gut.  29  ist  unvollständig,  muß  daher  außerhalb  der  Beurtheilung 
bleiben,  ebenso  31,  da  die  Stäbe  fehlen.  Die  Ergänzung  zu  süs  ndh- 
sippan  man  ist  metrisch  schlecht,  da  Auftakt  sonst  nicht  vorhanden. 
Die  ganze  Stelle  ist  ja  corrupt.  34b  so  imö  se  der  chuning  aap.  Dieser 
Vers  ist  nach  den  Regeln,  die  Sievers  gibt,  anstößig.  Auch  ich  kann 
nur  bestätigen ,  daß  ein  Ausgang  «i  x  -  im  zweiten  Halbvers  nicht 
vorkommt.  Das  Einzige,  was  man  anführen  könnte,  um  den  Vers 
zu  rechtfertigen,  ist  die  schwere  Silbe  -ing.  Man  müßte  den  Vers  mit 
solchen,  wie  theödcilninges  auf  eine  Linie  stellen.  M.  78  liegt  ein  ähn- 
licher Fall  vor.  dia  man  dar  io  sdgetä.  Ich  halte  diesen  für  einen  vier- 
hebigen  Reimvers.  40b  wil  mih  dinu  speru  werpan.  Vielleicht  ist  dm» 
zu  streichen.  41b  so  du  ewin  inicit  fuortos  hat  Doppelallitteration  und 
gehört  daher  schwerlich  in  den  zweiten  Halbvers.  Ebenso  61b  nach 
der  Handschrift.  Schon  der  vorhergehende  Vers  zeigt  bedenkliche  Fehler. 
Man  kann  daher  nichts  entscheiden.  46*  fehlt  der  andere  Halbvers. 

WG.  1  firiwizzo  weista  1.  meist.  M.  22  dar  piutit  der  Satanaz 
altist  heizzan  laue,  heizzan  laue  ist  jedenfalls  zu  kurz,  die  vorher- 
gehende Langzeile  entschieden  zu  lang;  sie  zeigt  außerdem  falsche 
Allitteration.  der  Satanaz  altist  bildet  allein  einen  völlig  richtigen  Vers. 
Satanaz  müßte  allitterieren.  Dann  könnte  man  in  der  folgenden  Halb- 

liERJUAMA.    Neue  Keine  XXIV.  (XXXVl.^i   .hihrg.  21 


306  H.  HIRT 

zeile  lesen  piutit  dar  heizzan  laue  Nun  fehlt  allerdings  der  Stab.  Mir 
scheint  aber  die  ganze  Stelle  22 — 24  bedenklich. 

Den  gedanklichen  Abschnitt  haben  wir  mit  21b:  Es  ist  jedem 
Menschen  nöthig,  daß  er  der  Hölle  Feuer  sehr  vermeide.  Wenn  wir 
dann  mit  25  fortfahren:  we  demo  in  vinstri  scal  sino  virina  stüen, 
so  ist  das  sehr  kräftig.  Die  Verse:  so  mac  hucken  za  diu,  sorgen  dräto, 
der  sih  suntigen  wetz  sind  nur  lose  in  den  Gedankengang  eingeschoben. 
Nun  ist  ja  sicher,  daß  auch  an  anderen  Stellen  das  Gedicht  etwas 
Sprunghaftes  hat,  aber  doch  nicht  in  dieser  Weise.  20a  kerno  tuo 
ist  ebenfalls  zu  kurz.  Müllenhoffs  Ergänzung  tuoe  ist  nicht  ganz 
sicher,  da  möglicherweise  das  Gesetz  vocalis  ante  vocalem  corripitur 
auch  im  ahd.  gilt.  Vgl.  wentilseo  H.  43,  märeo  seo  WG.  5,  sino  virino 
stüen  M.  25.  91  dar  scal  denne  liant  sprehhan,  haupit  sagen.  Letzteres 
ist  zu  kurz.  Man  lese  hard  sagen,  houpit  sprehhan. 

Nun  möchte  ich  noch  zu  V.  18  über  die  Ansetzung  der  Lücke 
Folgendes  bemerken:  Braune  setzt  nach  Anderer  Vorgang  die  Lücke 
hinter  kispane  an,  Müllenhoff  hinter  dürft  mihhü.  Braunes  Lesung  ist 
insoferne  schon  bedenklich,  als  mihhü  Reimstab,  und  das  Substan- 
tivum  dürft  vorausgeht,  ohne  zu  allitterieren.  Zweitens  bekommen 
wir  im  zweiten  Halbvers  dann  einen  vierhebigen  Vers,  was  doch  auch 
selten  ist.  Im  Hei.  wechseln  Formeln,  wie  manno  luelthemo  mit  allero 
m.  tu.,  aber  so,  daß  fast  stets  die  längere  Form  im  ersten  Halbvers 
steht.  Vgl.  oben.  Auch  deshalb  ist  es  passend,  die  Langzeilen- 
abtheilung  anders  vorzunehmen.  Eine  ganz  ähnliche  Stelle  mit  den- 
selben Reimwörtern  findet  sich  Hei.  4376  —  thes  is  tharf  mikü  manno 
gihwilicon:  —  Bethiu  lätad  iu  an  iutüan  muod  sorga,  und  hiernach  lese 

ich    auch    hier    metrisch    correct     pidiu   ...   ||  allero  \  duz . . . 

Es  wird  demnach  hinter  dürft  mihhü  noch  ein  Synonym  ausgefallen  sein. 

Die  ahd.  Denkmäler  zeigen  also  durchaus  keinen  ungünstigen 
Stand.  An  einigen  Stellen  ist  die  Überlieferung  offenbar  in  Unord- 
nung. Aber  es  sind  doch  nur  wenige,  und  diese  sind  offenbar  auch 
nach  den  Sievers'schen  Typen  nicht  genügend.  Das  Muspilli  stimmt 
in  der  Metrik  durchaus  zum  Heliand.  Ich  möchte  aber  gleich  noch 
eine  Ansicht  zurückweisen,  daß  im  Muspilli  die  Allitteration  im  Ver- 
fall ist.  Fast  alle  Fälle  von  scheinbarer  Verletzung  der  Allitterations- 
regeln  lassen  sich  auch  im  Heliand  nachweisen,  einige  sind  offenbar 
Reimverse,  so  78  u.  79.  dar  wirdit  diu  suona  die  man  dar  io  sageta^ 
denne  varant  engila  uper  dio  marha1),  die  durch  den  Umstand,  daß  in 


•)  Vgl.  aber  Edzardi,  Beitr.  8,  490. 


ZUR  METRIK  DES  ALTSÄCHSISCHEN  etc.  307 

78  ein  metrischer  Fehler,  in  79  ein  Allitterationsfehler  vorliegt,  wenn 
man  hier  überhaupt  von  Allitteration  reden  darf,  es  mir  unzweifelhaft 
machen,  daß  sie  Keimverse  sein  sollen. 

M.  82"  ist  —  wie  er  in  der  Handschrift  steht  —  offenbar  ein 
Schwellvers.  56b  helfan  vora  demo  nwspille.  Entweder  ist  müspilU  zu 
lesen,  oder  demo  zu  streichen,  da  man  helfan  unmöglich  in  den  Auf- 
takt setzen  kann. 

So  hoffe  ich  nachgewiesen  zu  haben,  daß  auch  im  ahd.  die  vor- 
handenen Denkmäler  den  metrischen  Anforderungen  genügen,  und 
zwar  ohne  große  Textänderungen.  Die  Entstehung  des  Otfridischen 
Reimverses  ist  ziemlich  klar.  Otfrid  bildete  mit  Bewußtsein  den  vier- 
hebigen Hymnenvers  nach,  er  bewegte  sich  dabei  ganz  auf  dem 
Boden  der  Allitterationspoesie,  deren  wichtigste  Eigenthümlichkeiten 
er  herübernahm.  In  dem  Hymnenvers  fand  er  auch  die  einsilbige 
Senkung,  die  er  durchzuführen  sich  bemühte.  Im  Anfang  seiner  dich- 
terischen Thätigkeit  bildete  er  vielfach  noch  dreihebige  Verse  direct 
zu  vierhebigen  um,  die  dann  einen  durchaus  schwerfälligen  Gang 
haben,  aber,  wie  Sievers  sagt,  gute  Typenverse  sind. 

Der  weitere  Gang  der  Entwicklung  scheint  mir  folgender  zu 
sein.  Der  Allitterationsvers  bestand  noch  fort  im  neunten  und  zehnten 
Jahrhundert,  wenn  auch  vielleicht  die  Allitteration  immer  mehr  in 
Verfall  gerieth.  Es  blieb  also  der  Wechsel  zwischen  drei-  und  vier- 
hebigen Versen.  Er  liegt  in  der  Genesis  z.  B.  deutlich  vor.  Man 
mußte  darnach  streben,  als  die  Allitteration  schwand,  größere  Regel- 
mäßigkeit zu  schaffen.  Man  eliminierte  die  dreihebigen  Verse  aus  dem 
ersten  Halbvers  und  die  wenigen  vierhebigen  aus  dem  zweiten. 
So  kommen  wir  zu  dem  siebenhebigen  Vers  des  mhd.  Epos.  In  der 
letzten  Halbzeile  der  Nibelungenstrophe  zeigt  sich  auch  das  alte 
noch  deutlich.  Meistens  liegen  vierhebige  Verse  mit  einer  Haupt- 
hebung im  zweiten  Fuß  vor,  Zarncke  2,  1 ;  4,  1.  2.  4.  5;  5,  1.  2.  3; 
6,  3.  6.  7;  7;  7,  2;  8,  2.  5;  9,  2.  5.  7  u.  s.  w. 

Ich   hoffe,    über   diese  Entwicklung    später   genauer   handeln  zu 
können. 

MAGDEBURG.  HERMAN  HIRT. 


21* 


308  L.  FRÄNKEL 

ZUM  PROTEUSMÄRCHEN  UND  ANDEREN 
WANDERNDEN  STOFFEN. 

Nachträge  zu:  Liebrecht.  Zur  schwedischen  Volkslitteratur,  Germania  24,  129  ff. 


Zu  dem  a.  a.  0.  mitgetheilten  reichen  Apparat  an  stofflichen 
Parallelen  füge  ich  einige  besonders  auffällige  hinzu.  S.  130  erinnert 
der  Königssohn,  der  sich  „erst  in  einen  Löwen,  dann  in  eine  gräu- 
iche  Schlange  und  endlich  in  einen  Tiger  verwandelt",  während  ihn 
die  Geliebte  festhalten  und  würgen  muß,  in  der  ganzen  Situation 
sofort  an  den  Meerdämon  Proteus  des  griechischen  Mythos,  wie  wir 
ihn  namentlich  aus  Homers  Odyssee  4,  351  ff.  kennen;  besonders 
V.  454  ff.  kommen  hier  in  Betracht.  Auch  die  griechische  Poesie 
deutete  den  Proteus  später  als  Prinzen,  der  um  die  tbrakische  Fürsten- 
tochter Torone  wirbt  (vgl.  z.  ß.  Eurip.  Hei.  9,  13).  Eine  mit  der 
Proteusfabel  theilweise  verwandte  egyptische,  erhalten  in  einem  Papyrus 
der  kaiserl.  Staatsbibliothek  zu  St.  Petersburg,  erwähnt  Franz  Wönig 
In  seinem  Aufsatze  „Uralte  Märchen",  Leipz.  Tageblatt  vom  28.  Dec. 
1888,  1.  Beil.  (82,  Nr.  363,  S.  7953):  „Der  Erzähler  selbst  kenn- 
zeichnet sich  als  der  Held  in  diesem  Märchen  und  plaudert,  wie  er 
in  einem  Riesenschiffe  mit  guter  Bemannung  auf  das  Meer  hinaus- 
gefahren, vom  Sturine  überrascht,  den  empörten  Wogen  preisgegeben. 
Schiffbruch  erlitten  und  nach  dreitägigem  Umherirren,  an  ein  Stück 
der  treibenden  Schiffstrümmer  geklammert,  auf  eine  Insel  verschlagen 
sei.  Der  Beherrscher  dieser  Insel,  ein  Zauberer,  der  sich  Fürst  von 
Punt  nennt,  erscheint  dem  Schiffbrüchigen  als  eine  riesige  Schlange, 
nimmt  ihn  freundlich  auf  und  bereitet  ihm  vier  Monate  hindurch  auf 
der  Zauberinsel  angenehme  Tage,  beschenkt  ihn  bei  seinem  Abschiede 
und  verkündet  ihm  zugleich,  daß  diese  gastfreundliche  Stätte  nach 
seinem  Abschiede  untergehen  werde.  ')  Der  Held  aber  kehrt  glücklich 
an  die  Gestade  des  Nils  zurück."  Die  hier  ausgezogene  Erzählung 
ist  zur  Zeit  der  13.  Königsdynastie,  d.  h.  schon  um  1900  v.  Chr. 
aufgezeichnet  worden.  Daß  Wönig,  der  in  einigen  angehängten  Be- 
merkungen auf  die  augenfälligen  Inhaltsberührungen  dieses  Ich- 
Romans  mit  den  Irrfahrten  des  Odysseus  hinweist,    die  völlig  gleich- 


')  Dieser  Schluß  sowie  manche  einzelne  Züge  scheinen  auch  anzudeuten,  daß 
wir  hier  den  Ausgang  zu  der  noch  immer  nicht  aufgefundenen  Quelle  von  Shake- 
speares 'Tempest'  vor  uns  haben. 


ZUM  PROTEUSMÄRCHEN  etc.  309 

artige  Episode  von  des  letzteren  Zusammentreffen  mit  dem  Robben 
hütenden  Seegeiste  außer  Acht  läßt,  ist  bedauerlich,  weil  ein  genaueres 
Zusehen  den  engen  Zusammenhang,  wahrscheinlich  sogar  die  Ab- 
hängigkeit des  griechischen  von  dem  egyptischen  Geschichtchen  ge- 
zeigt hätte.  Einen  ganz  ähnlichen  typischen  Kern  hat  Böckel  im 
Auge,  wenn  er  in  der  von  Material  strotzenden  Einleitung  zu  seiner 
Sammlung  „Deutscher  Volkslieder  aus  Oberhessen"  (1885),  S.  CXVII 
als  Beweis  für  die  Annahme  internationaler  Liedarten  anführt,  es  gebe 
„z.  B.  eine  Reihe  Volkslieder,  in  denen  ein  Mädchen  einem  Anbeter 
zu  entgehen  strebt,  indem  sie  in  den  verschiedensten  Gestalten  zu 
entfliehen  sucht,  worauf  dieser  rasch  sich  in  ein  noch  stärkeres  Wesen 
verwandelt,  bis  ihm  endlich  das  in  die  Enge  getriebene  Mägdlein 
nicht  mehr  entgehen  kann."  Zahlreiche  Belege  bietet  Böckel  S.  CXVIII. 
Einen  trefflich  geeigneten  Beleg  füge  ich  noch  hinzu.  R.  Hodermann, 
Bilder  aus  dem  deutschen  Leben  des  17.  Jahrhunderts,  I  (1890),  S.  15, 
entnimmt  G.  Ph.  Harsdörffers  „Frauenzimmer  Gesprechspielen",  I  (1641), 
15  folgendes  Gleichniß:  „Angelica  bleibt  kalt,  sie  ist  keine  feurig 
verliebte  Isabella  Andrini,  die  ihren  Buhlen,  wäre  er  in  einen  Löwen 
oder  Bären  verwandelt,  durch  Freundlichkeit  zahm  machen  u.  s.  w.a 
Zu  dem  S.  132  mitgetheilten  finnischen  Parallelmärchen  stimmt 
vollkommen  das  von  H.  Chr.  Andersen  dem  dänischen  Volksmunde 
nacherzählte  'Der  Reisegefährte' :  H.  C.  Andersens  Gesammelte  Werke. 
Vom  Verfasser  selbst  besorgte  Ausgabe  (Leipzig  1847)  14,  85 — 114. 
Beide  gehören  in  den  Stoffkreis  der  vielbehandelten  gemein  indo- 
germanischen Fabel  vom  'dankbaren  Toten';  vgl.  M.  Hippe,  Unter- 
suchungen zu  der  mittelenglischen  Romanze  von  Sir  Amadas,  I.  (Bres- 
lauer Diss.  1888;  Sep.-Abdr.  aus  Herrigs  Archiv  Bd.  81),  S.  8  u.  18  ff., 
sowie  die  Nachweise  R.  Köhlers  in  Benfeys  „Orient  und  Occident" 
2,  327  und  3,  99,  Germ.  3,  199  u.  12,  55;  Benfey,  ebd.  18,  310; 
Gaster,  ebd.  25,  274.  Andersen  bewahrt  in  dem  Märchen  cDie  Schnee- 
königin5 (a.  a.  O.  12,  69 — 117)  ebenfalls  einen  alten  Zug  germanischen 
Volksaberglaubens,  das  Schmelzen  eines  harten  Menschenherzens  aus 
Schnee,  wozu  ich  auf  die  verwandte  Sage  Germ.  22,  185  hinweise. 
Diese  letztere  eigenthümliche  Anschauung  stößt  auch  in  anderen 
Litteraturen  mehrfach  auf,  z.  B.  Rumänische  Märchen,  übersetzt  von 
Mite  Kremnitz  (1882),  S.  94:  „Der  Fischer  stellte  sich,  als  ob  sein 
Herz  eine  Eisscholle  sei",  und  Shakespeare,  'Meas.  f.  meas.'  I,  4,  57  f. 
nennt  der  stets  drastisch  redende  Lucio  Angelo  ca  man  whose  blood 
is  very  snow -broth',  eine  Charakteristik,  die  er  III,  2,  117  mit  einer 
derben  Wendung  desselben  Bildes  ergänzt. 


310  L-  FRÄNKEL,  ZUM  PROTEUSMÄRCHEN  etc. 

Mit  dem  von  Liebrecht  S.  133  besprochenen  „Fem  Berätselser" 
decken  sich,  bis  in  ganz  nebensächliche  Dinge,  Wilhelm  Hauffs  'Abner 
der  Jude  der  nichts  gesehen  hat' !)  (zuerst  gedruckt:  Märchen- Almanach 
für  Söhne  und  Töchter  gebildeter  Stände  auf  das  Jahr  1827,  hrsg. 
von  W.  Hauff,  Stuttgart  1827,  S.  70—82)  und  'Das  verlohrne  Kameel 
und  die  drey  aufmerksamen  Brüder'  in  (Herder  und  Liebeskind) 
„Palmblätter.  Erlesene  morgenländische  Erzählungen  für  die  Jugend. u 
Dritter  Theil  (Jena  1796),  S.  61—64. 

Zu  Liebrecht  a.  a.  O.  S.  138  ('Der  Teufel  als  altes  Weib  säet 
Zwiespalt  zwischen  ein  Ehepaar5)  vergleiche  man  die  Angaben  über 
Bearbeitung  dieses  Motivs  im  16.  Jahrhundert  bei  W.  Menzel,  Gesch. 
d.  deutschen  Dichtung  II,  S.  94  f.  Böckel  a.  a.  O.  S.  LXIX,  Anm.  3 
führt  eine  Menge  Belege  für  den  sagenhaften  Zug  an ,  daß  sich  der 
Teufel  eines  Weibes  in  der  Gestalt  ihres  Mannes  bemächtigt,  um  so 
den  Frieden  der  Gatten  zu  zerstören.  Mittelalterlicher  Aberglaube  und 
deutsch-volksthümliches  Sprichwort  stimmen  in  einem  hiermit  nahe 
verwandten  Gedanken  zusammen,  wenn  J.  G.  Seybold  in  seiner  im 
17.  Jahrhundert  weitverbreiteten  Sammlung  „Selectiora  Adagia  Latino- 
Germanica",  ed.  III  (Nürnberg  1669),  S.  226  f.  das  Distichon 
Non  audet  Stygius  Pluto,  tentare  quod  audet 
Effrenis  Monachus,  plenaque  fraudis  anus 
wie  folgt  wiedergibt:  „Wo  der  Teuffei  nicht  hin  will,  schickt  er  ent- 
weder einen  verteuffeiten  Mönchen  oder  eine  alte  Unholdin  hin",  und 
im  Register  p.  X2  s.  v.  Teuffei:  „Wo  der  Teuffei  nicht  hin  will,  da 
schickt  er  ein  alt  Weib  etc.  hin."  —  Fast  ganz  rein  hat  sich  die  alte 
Maskierung  noch  in  der  interpolierten  Ausgabe  der  „X  Alter"  von 
1565  (Basel,  Sam.  Apiarius)  erhalten.  Gottsched,  Nöttig.  Vorrat  II,  222 
berichtet,  daß  dieser  „in  einem  Bande  von  sechs  alten  Komödien"  der 
Dresdner  Bibliothek  an  letzter  Stelle  enthaltene  Druck  den  Teufel 
einem  Waldbruder  u.  a.  „in  Gestalt  eines  Weibsbildes"  erscheinen 
läßt.  Auch  in  den  Colmarer  Zusätzen  zu  P.  Gengenbachs  Spiel  „Die 
X  Alter"  tritt  der  Teufel  in  Frauenkleidern  auf  (Gödeke,  P.  Gengen- 
bach, S.  598). 

WEIMAR.  LUDWIG  FRÄNKEL. 


')  Nachtrag.  Der  Herausgeber  der  neuesten  Hauff-Ausgabe  (Leipzig  1891, 
Bibliographisches  Institut),  M.  Mendheim ,  theilt  mir  gefälligst  mit,  daß  es  ihm  nicht 
gelungen  sei,  hierzu  eine  bestimmte  Vorlage  zu  ermitteln. 


A.  SOCIN,  ZU  DEN  SCHWEIZER  MINNESÄNGERN.  31 1 

Zu  DEN  SCHWEIZER  MINNESÄNGERN. 

(Germania  XXXV,   302   ff.) 


Der  im  Frühjahre  1890  veröffentlichte  I.  Band  des  Urkunden- 
buches  der  Stadt  Basel,  bis  1267  reichend,  bringt  neue  Nachweise 
zum  Leben  schweizerischer  Liederdichter  des   13.  Jahrhunderts: 

1.  Herr  Pfeffel.  Nr.  167,  Basel  1242/3,  Urkunde  des  Chor- 
herrenstiftes St.  Peter  in  Basel,  unter  den  Zeugen:  Heinricus  Cleri- 
cellus  ...  milites.  Nr.  177,  1244/5:  Hugo  Münch  und  Heinricus 
dictus  Phefli  treten  das  Haus  zum  Blumen  in  der  Kreuzgasse  an  das 
Stift  St.  Peter  in  Basel  ab.  Ein  Ritter  Heinricus  Phapho  tritt  gleich- 
zeitig an  vielen  Stellen  auf,  z.  B.  Nr.  329,  1257  Heinricus  miles  senior 
dictus  der  Phaphe  civis  Basiliensis.  Nr.  294,  1255,  Leihe  des  Hauses 
zum  Blumen  seitens  des  Stiftes  St.  Peter,  unter  den  Zeugen  des 
Vorigen  Sohn:  Heinricus  filius  militis  dicti  Phaffo.  Es  ist  aber  zweifel- 
haft, ob  dieser  jüngere  Heinrich  Pfaff  =  Heinrich  Pfäffli  ist,  da  er 
in  der  letztgenannten  Nr.  294  nicht  unter  den  Rittern  figuriert  und 
das  Siegel  des  Geschlechtes  Pfaff  mit  demjenigen  des  Herrn  Pfeffel 
in  der  Hs.  C  nicht  identisch  ist  (vgl.  die  Siegeltafeln  zum  Urkunden - 
buch,  Nr.  116). 

Was  die  Hauptfrage  betrifft,  ob  der  Basler  Ritter  Pfäffli  wirk- 
lich der  Liederdichter  Pfeffel  sei,  so  spricht  die  Form  Pfeffel  eher 
gegen  diese  Annahme,  da  in  den  oberrheinischen  Namen  des  13.  Jahr- 
hunderts ausschließlich  -lin  als  Verkleinerungssilbe  vorkommt. 

2.  Herr  Göli.  Conradus  Goli  erscheint  Nr.  120,  1232  als  Cano- 
nicus  am  Basler  Domstift,  Nr.  154,  1246  bis  Nr.  371,  1259  als  Käm- 
merer desselben;  mittlerweile  wird  er  zugleich  Propst  des  Chorherren- 
stiftes St.  Peter  zu  Basel:  Nr,  255,  1252  bis  Nr.  402,  1261. 

Wahrscheinlich  sein  jüngerer  Bruder  ist  der  Ritter  Diethelm 
Goeli,  über  welchen  noch  folgende  weitere  Belegstellen:  Nr.  277, 
1254:  dem  dominus  Diethelmus  dictus  Golin  ist  ein  Haus  in  der 
Ulrichsgasse  in  Basel  verpfändet.  Nr.  296,  1255,  Leihe  eines  Hauses 
in  Basel  durch  das  Domstift,  unter  den  Zeugen:  Diethelmus  miles 
dictus  Goli.  Nr.  414,  1262,  Verkauf  eines  Hofes  in  Basel  durch  das  Dom- 
stift, unter  den  Zeugen:  Diethelmus  Golin  miles.  Nr.  487,  1267,  Leihe 
eines  Hofes  durch  das  Domstift,  unter  den  Zeugen:  Diethelmus  Golin. 

Küenzelin  der  weibel  3,  23  (Bartsch)  ist  sicher  'der  weiber 
2,  66  und  wahrscheinlich  =  her  Kuonze  2,  27.  39.  Davon,  daß  dieser 
Dorflöwe  der  Conradus  preco,  Boos,  Basellandschaftliches  Urkundenb. 
Nr.  47,   1237  =  Conradus   preco  dictus  Rifo  civis    Basiliensis,    Basl. 


312  A.   SOCIN,  ZU  DEN  SCHWEIZER  MINNESÄNGERN. 

Urkundenb.  Nr.  156,  1241  sei,  kann  aus  den  von  Grimme  S.  308 
angegebenen  Gründen  nicht  die  Rede  sein.  Aber  auch  in  den  weiter 
von  Grimme  zu  Gunsten  des  Ortes  Theningen  bei  Freiburg  an- 
geführten Stellen  vermag  ich  keine  speciellen  Bezüge  zu  erblicken. 
1,  17  si  went  sich  vor  allen  vögeten  vrien  ist  eine  allgemeine  Redens- 
art =  sie  fragen  keiner  Obrigkeit  Etwas  nach.  1,  27  leite  uns  für 
daz  dinkhoftor,  lä  den  tanz  al  üf  den  wasen  riten  besagt  nur,  daß 
die  Matte  vor  dem  Dinghof,  unter  der  Linde,  wo  sonst  Gericht  ge- 
halten wurde,  auch  für  den  Tanz  der  geeignetste  Platz  sei.  Dinghöfe 
gab  es  dutzendweise  um  jede  Herrschaft  oder  Stadt  herum.  So  ist 
auch  1,  43  wil  sich  einer  in  dem  hanfe  iht  sümen  sprichwörtlich 
gemeint:  wer  sich  erlustigen  will  wie  der  Vogel  im  Hanfsaat,  der  muß 
ein  handfester  Bursche  sein  —  falls  die  Lesart  'hanfe'  richtig  ist. 
Für  den  Vogt  Goeli  zu  Freiburg  als  Verfasser  der  Lieder  sprechen 
also  keinesfalls  mehr  Gründe  als  für  die  beiden  Basler,  und  unter 
diesen  gebe  ich  mit  Bartsch  dem  Ritter  Diethelm  den  Vorzug,  denn 
Conrad  Göli  ist  für  die  höfische  Dorfpoesie  zu  früh  und  zu  alt,  und 
Ged.  4,  Str.  2,  wenn  sie  sich  auf  ein  persönliches  Erlebniß  bezieht, 
kann  kaum  von  einem  Kanoniker  sein,  sogar  im  Mittelalter  nicht. 

3.  Herr  Steinmar.  Basler  Urkundenb.  Nr.  391,  1261,  Heinrich, 
Leutpriester  in  Wehr,  schenkt  ein  Stück  Land,  welches  er  einst  von 
seinem  Herrn,  Walther  von  Klingen,  erworben  hat,  dem  Kloster 
Klingenthal;  unter  den  Zeugen:  dominus  Waltherus  de  Klingin, 
domini  ...  Bertoldus  Steinmar.  Nr.  480,  1267,  Leihe  von  Gütern  zu 
Wehr  seitens  des  Klosters  Klingenthal  unter  den  Zeugen:  Waltherus 
de  Klingin,    . .  .  Steinmar. 

4.  Herr  Heinrich  von  Tettingen.  In  der  letztgenannten 
Urkunde  Nr.  480,  1267  steht  unter  den  domini  nach  Walther  von 
Klingen  und  Berthold  Steinmar:  Henricus  de  Tetingin.  Die  Verbin- 
dung mit  Walther  von  Klingen  und  Berthold  Steinmar  von  Klingnau 
ergibt,  daß  unter  Tetingin  das  schweizerische  Döttingen  bei  Klingnau 
an  der  unteren  Aare  zu  verstehen  ist.  Nr.  327,  1257  (Klingenthaler 
Urkunde)  wird  ein  Albero  miles  de  Tottingin  als  verstorben  erwähnt. 

5.  Einen  Meister  Heinrich  Teschler  weist  das  Basler  Ur- 
kundenbuch  zwar  nicht  auf,  wohl  aber  einen  magister  Rudolfus  der 
Teschelere  in  Nr.  312,  1256:  von  deme  wehsele  des  widemen  ze 
Werrach.  Auch  diese  zu  Kirchberg  im  Wehrathai  ausgestellte  Urkunde 
trägt  das  Siegel  Walthers  von  Klingen.  Ich  zweifle  nicht,  daß  der 
von  Bartsch  zum  Jahre  1286  beigebrachte  magister  Heinricus  dictus 
Teschler,    der    muthmaßliche    Dichter,    mit    diesem    Rudolf   Teschler 


G.  EHRI*MANN,  DRITTES  PAULINZELLER  RENNERBRUCHSTÜCK.     313 

zusammenhängt.  Es  scheint  sich  um  den  romantischen  Walther  von 
Klingen  ein  ganzer  Kreis  von  Dichtern  gebildet  zu  haben:  Steinmar, 
Heinrich  von  Tettingen,  Heinrich  Teschler,  Wilhelm  von  Gliers 
(Bartsch,  CXXV). 

6.  Zem  Turne.  Boos,  Basellandsch.  Urkundenb.  Nr.  38,  1277: 
Petrus  dictus  in  Turri  miles,  Basiliensis;  ferner  habe  ich  mir  aus  den 
noch  ungedruckten  Basler  Urkunden  notiert:  1273  Petrus  miles  Basi- 
liensis  dictus  im  Turne,  1292  her  Peter  im  Turne  ritter.  Siegel: 
kleiner  Thurm  mit  Zinnen,  Schießscharten  und  Pforte  in  der  linken 
oberen  Ecke  des  Wappenschildes  (Basler  Urkundenb.  Tafeln  Nr.  120). 
Die  MS.  IV,  646  gegebene  Wappenbeschreibung  stimmt  hiemit  nicht; 
die  Annahme  von  Bartsch:  Otto  zum  Thurn  ist  durch  die  von  Grimme 
S.  322  gegebenen  vielen  Belege  von  Rittergeschlechtern  dieses  Namens 
erschüttert,  aber  völlige  Klarheit  wird  erst  auf  dem  Wege  der  Siegel- 
vergleichung geschaffen  werden  können. 

BASEL.  ADOLF  SOCIN. 

DRITTES  PAULINZELLER  RENNERBRUCH- 
STÜCK. 

Herr  Professor  Einert  in  Arnstadt  hatte  die  Güte,  mir  nochmals 
eine  Abschrift  eines  daselbst  aufgefundenen  Blattes  der  in  der  Ger- 
mania 32,  S.  97  f.  und  33,  S.  45  besprochenen  Handschrift  zuzu- 
senden. Es  enthält  die  Verse  11708 — 11952,  wiederum  mit  mehreren 
Lücken,  wie  sie  der  Gruppe  z  eigentümlich  sind.  Der  Bestand  der 
vorhandenen  Blätter  von  Paulinzelle  ist  demnach  jetzt  folgender: 
V.  10609—11057,  11708-11952,  20072—20346,  22959—23401.  — 
Das  neugefundene  Blatt  beginnt  mit  V.  11708,  also  gerade  da,  wo 
das  zu  derselben  Gruppe  gehörige  Donaueschinser  Fragment  (Germ. 
30,  S.  130),  das  mit  V.  11707  aufhört,  endigt.  Da  Format,  Spalten- 
und  Zeilenzahl  gemäß  den  Beschreibungen  in  Baracks  Katalog  S.  87 
und  Germ.  32,  S.  97  in  beiden  gleich  sind,  auch  Dialect  und  Ortho- 
graphie übereinstimmen,  so  liegt  die  Annahme  nahe,  es  möchten  Pz. 
und  Don.  Fragm.  Reste  ein  und  derselben  Handschrift  sein.  Trotzdem 
ist  dieses  unwahrscheinlich,  wenn  man  nämlich  folgende  Punkte  ins 
Auge  faßt:  Die  Lücke  zwischen  dem  ersten  Blatt  von  Pz.  und  Don. 
Fragm.,  =  V.  11058—11216,  ist  zu  klein,  um  den  Bestand  eines 
Blattes  zu  bilden,  da  von  diesen  fehlenden  159  Versen  nach  Maß- 
gabe von  H  schon  in  der  Vorlage  z  noch  ungefähr  120  weitere  aus- 
gelassen waren,  diese  Lücke  aber  höchstens  circa  40  Verse  umfassen 


314  O.  BEHAGHEL,  ZU  GERMANIA  XXXVI    2. 

dürfte.  Nun  könnten  freilich  in  der  gemuthmaßten  gemeinsamen  Vor- 
lage von  Pz.  und  Don.  Fragm.  auch  alle  159  Verse  ausgefallen  sein, 
so  daß  sich  das  Don.  Fragment  direct  an  das  in  Frage  stehende  Blatt 
von  Pz.  anschlösse,  also  auf  V.  11057  sofort  V.  11217  folgen  würde. 
Dieser  Anschluß  ist  aber  wenig  wahrscheinlich,  weil  dann  ein  Reim- 
vere  zu  11217  mangelt,  der  Verfasser  dieses  Auszugs  also  bei  seinen 
Ausscheidungen  mit  seltener  Ungeschicklichkeit  verfahren  sein  müßte. 
PFORZHEIM.  G.  EHRISMANN. 

ZU  GERMANIA  XXXVI.  2. 


Einer  liebenswürdigen  Mittheilung  von  F.  Zarncke  entnehme  ich 
folgende  Bemerkungen  zu  A.  Bartschs  Artikel,  oben  S.   196: 

Das  Akrostichon  ist  mit  Ausnahme  eines  Verses  vollkommen 
glatt  oder  ohne  die  geringste  Schwierigkeit  glatt  zu  machen.  V.  10 
streiche  vil\  V.  12  streiche  nu;  V.  20  lies  die  jjredege;  V.  44  lies  niht 
bin  ich  ican;  V.  56  streiche  ew;  V.  67  lies  f%\  V.  63  schreibe  civeinzic; 
V.  73  lies  sunder  (vgl.  V.  71). 

Nur  V.  71,  wo  t  verlangt  wird  und  min  kiver  steht,  macht 
Schwierigkeit.  Hier  ist  nun  zu  beachten,  daß  Lexer  s.  v.  wimpel  nach 
W.  Grimm  erklärt,  die  Hs.  habe  statt  kiver:  tinne.  Daß  tinne  in  das 
dem  Sinne  nach  ganz  erklärliche  kiver  sollte  von  Pf.  verlesen  sein, 
ist  unglaublich.  Ich  denke,  auch  W.  Grimm  hat  das  Akrostichon 
erkannt  und  das  erforderte  t  wegen  tinne  conjiciert,  oder  er  hat  noch 
eine  andere  Überlieferung  gekannt.  Also  tinne  ist  zu  lesen.  Wie  ist 
aber  das  t  an  den  Anfang  des  Verses  zu  bringen?  Ich  gebe  es  auf, 
dies  zu  bewerkstelligen.  Und  so  möchte  ich  fast  vermuthen,  daß  hier 
die  Anacrusis  gar  nicht  mitgerechnet  sei.  Dann  könnte  man  auch 
die  Verse  10.  12.  56  ungeändert  lassen. 

Ganz  unverständlich  sind  die  Worte:  Die  übrigen  Buchstaben 
bieten  ein  solches  Gewirr,  daß  man  deutlich  erkennt,  daß  hinter  tfi 
(—  tvi)  die  Dichterin  alle  Bemühungen,  das  Akrostichon  weiter  zu 
führen,  aufgegeben  hat.  Was  heißt  das,  sie  habe  alle  Bemühungen 
aufgegeben?  Der  Gruß  ist  ja  regelrecht  zu  Ende. 

Zu  dem  gleichen  Artikel  schreibt  A.  Vogt:  Die  „handschriftliche 
Sammlung  von  nordischen  Liedern",  auf  die  Docen  a.  a.  O.  aufmerksam 
machte,  ist  keine  andere,  als  die  berühmte  Benedictbeurener,  und  das 
bekannte  Lied  steht  Carm.  Bur.  S.  242  vollständig  abgedruckt.  Die 
Vermuthung,  daß  die  Anfangsbuchstaben  seiner  fünf  Strophen  ein 
Akrostichon  ergeben  mochten,  bestätigt  sich  nicht. 

O.  BEHAGHEL. 


L.  SCHMIDT,  ARMINIUS  UND  SIEGFRIED.  315 


ARMINIUS  UND  SIEGFRIED. 

Der  Dilettantismus,  der  sich  heutzutage  auf  dem  Gebiete  der 
deutschen  Alterthumskunde  so  breit  macht,  hat  hier  wieder  einmal 
eine  Frucht  gezeitigt.  Der  Verfasser  des  vor  Kurzem  erschienenen 
Buches  „Arminius  und  Siegfried"  Jellinghaus  (Kiel  und  Leipzig. 
Lipsius  und  Tischer),  wärmt  die  alte,  längst  aufgestellte  Hypothese 
von  der  Identität  des  Helden  des  Nibelungenliedes  und  des  Siegers  der 
Varusschlacht  von  Neuem  auf,  ohne  noch  dazu  die  einschlägige 
Litteratur  gehörig  benutzt  zu  haben.  Man  würde  die  Schrift,  deren 
hauptsächlichste  Quelle  Schierenbergs  bekannte  Arbeiten  sind,  einfach 
mit  Stillschweigen  bei  Seite  legen,  wenn  nicht  Gefahr  vorhanden  wäre, 
daß  hierdurch  Unbefangene  irregeleitet  würden  und  dieser  oder  jener 
sich  veranlaßt  fühlen  könnte,  diese  Phantasien  noch  weiter  auszu- 
spinnen. 

Auszugehen  ist  zunächst  von  dem  Namen  des  Arminius  selbst. 
Ich  habe  selbst  früher  in  zwei  Aufsätzen  in  dieser  Zeitschrift  28,  342  ff., 
29,  416  f.  (von  welchen  der  zweite  den  zuerst  erschienenen  wesentlich 
modificieite) ,  die  Ansicht  aufgestellt,  daß  der  Name  auf  jeden  Fall 
römisch  sein  müsse  und  zwar,  daß  Arminius  als  römisches 
Cognomen  zu  fassen  sei,  wie  Flavus  (nicht  Flavius,  wie  J.  schreibt) 
oder  Italicus.  Durch  die  sorgfältigen  Untersuchungen  E.  Hübner's, 
Römische  Herrschaft  in  Westeuropa,  Berlin  1890,  S.  153  ff.  ist  jedoch 
jetzt  klar  erwiesen,  daß  in  Arminius  der  deutsche  Name  seines 
Trägers  stecken  müsse,  da  nach  den  angeführten  Beispielen  die  aus- 
ländischen Fürsten,  wenn  sie  das  römische  Bürgerrecht  empfingen  — 
wie  dies  ja  auch  bei  dem  Cheruskerfürsten  der  Fall  war  —  außer 
den  —  immer  römischen  —  Vor-  und  Geschlechtsnamen  in  der  Regel 
noch  den  einheimischen  Namen ,  wenn  auch  in  romanisierter  Form, 
als  Beinamen  führten.  Der  Stamm  Armin-  ist  aber  entschieden  un- 
römisch, auch  sind  Cognomina  auf  -ius  in  dieser  Zeit  überhaupt  nicht 
nachweisbar.  Wir  sind  also  vor  die  Nothwendigkeit  gestellt,  den 
Namen  doch  aus  dem  Deutschen  erklären  zu  müssen,  und  ich  glaube, 
es  gibt  hier  keine  andere  Möglichkeit,  als  denselben  als  romanisierte 
Form  von  Hermino  zu  fassen.  Diese  Form  würde  dann  wieder  als 
Abkürzung  von  Herminmer  zu  gelten  haben,  da,  wie  ich  früher  ge- 
zeigt (28,  345  ff.),  die  alten  Germanen  bei  der  Namengebung  in  der 
Regel  in  der  Weise  verfuhren,  daß  der  Sohn  einen  Theil  des  Namens 


316  K.  STEIFF 

des  Vaters  beibehielt.  Dieser  hieß  nun  in  unserem  Falle  Seginier,- 
doch  kann  hier  nur  der  zweite  Theil  des  Namens  in  Betracht  kommen. 
Freilich  bleibt  dann  immer  noch  die  Schwierigkeit,  auf  welche  Weise 
die  römische  Umformung  zu  Arminius  erfolgt  sein  könnte;  denn  be- 
kanntlich haben  die  Römer  die  einheimischen  Namen  der  Ausländer 
im  Allgemeinen  wenigstens  annähernd  richtig  wiedergegeben.  Jeden- 
falls ist  aber  hiermit  die  Unmöglichkeit  einer  Identität  der  Namen 
Arminius  und  Siegfried  dargethan. 

Was  nun  ferner  die  Identität  der  Personen  anlangt,  so  ist  es 
überhaupt  mißlich,  einzelne  Züge  der  Sage  und.  der  Geschichte  zu- 
sammenbringen zu  wollen.  Die  Hauptzüge  der  Siegfriedsage  finden 
sieh  auch  bei  anderen  Völkern ,  z.  B.  bei  den  Griechen  im  Mythus 
von  Achilles,  und  brauchen  durchaus  nicht  der  Geschichte  anzuge- 
hören. Vor  Allem  aber  ist  es  verkehrt,  den  Kampf  mit  dem  Lind- 
drachen als  eine  Symbolisierung  der  Varusschlacht  aufzufassen.  Die 
Neuigkeiten ,  die  uns  J.  sonst  noch  auftischt ,  z.  B.  daß  im  Namen 
der  Thusnelda  vielleicht  Grimhild  stecke  (S.  10)  —  die  allein  richtige 
Deutung  als  Thursinhild  scheint  ihm  unbekannt  zu  sein  oder  vielleicht 
nicht  zu  passen  — ;  daß  die  Gefangennahme  und  Aufführung  der  Gattin 
Armins  im  Triumphzug  des  Germanicus  unwahrscheinlich  und  der 
Sohn  Thumelicus  „verdächtig"  sei  (S.  27);  ferner  daß  der  Atli  der 
nordischen  Sage  der  Italieus  des  Tacitus  sei  (S.  36),  können  wohl 
ohne  Weiteres  mit  Stillschweigen  übergangen  werden. 

DRESDEN.  LUDWIG  SCHMIDT. 


NACHTRAG 

zu    den    „Mittheilungen    aus     der    kön.    Universitätsbibliothek  Tübingen"    im 
XXXIII.  Jahrg.  (Neue  Reihe  XXI.  Jahrg.)  S.  481   ff. 


Seitdem  diese  „Mittheilungen"  erschienen  sind,  ist  der  Verfasser 
darauf  aufmerksam  gemacht  worden,  daß  der  verstorbene  Professor 
Dr.  Bachmann  in  Rostock  in  einem  Artikel  der  Zeitschrift  für  kirch- 
liche Wissenschaft  und  kirchliches  Leben  1883,  S.  140  f.  ebenfalls 
Anark  Herrn  zu  Wildenfels  als  den  Dichter  des  Liedes:  O  Herre  Gott, 
dein  göttlich  Wort  (a.  a.  O.  S.  490  ff.)  bezeichnet  habe.  Letzteres 
ist  in  der  That  der  Fall '),  und  zwar  gründet  er  seine  Angabe  darauf, 


')  Nur  nennt  ihn  Bachmann  Anark  Heinrich  zu  W.  und  läßt  ihn  am  26.  No- 
vember 1558  sterben.  Dies  beruht  auf  einer  Verwechslung  des  Vaters  mit  dem  Sohne. 
Unser  Dichter  heißt  nur  Anark  und  es  bleibt  vorerst  bei  unserer  Angabe,  daß  er 
ums  Jahr   1538   jje-torben  ist. 


NACHTRAG.  317 

dak  in  dem  Ratzeburger  Gesangbuch  von  1735  unter  dem  Liede  stehe: 
„Anark,  Herr  zu  Wildenfelss,  zur  Zeit  der  übergebenen  Augsp.  Conf.", 
und  daß  in  der  dazu  gehörigen  „Lieder-Krone"  von  1734  folgende 
auf  des  Serpilius  Entdeckung  der  Chiffern  A.  H.  Z.  W.  (a.  a.  0. 
S.  492)  bezügliche  Notiz  sich  finde:  „Unter  solchen  Buchstaben  kann 
denn  Niemand  füglicher  verstanden  werden  als  Anark  Herr  zu  Wilden- 
fels, weil  der  Inhalt  des  Liedes  genugsam  anzeiget,  daß  es  um  die 
Zeit,  da  die  Augspurgische  Confession  übergeben  worden,  gemachet 
und  itzt  benanter  Herr  danaahlen  zu  Augspurg  unter  den  Chur- 
Sächsischen  Räthen  mit  zugegen  gewesen,  auch  von  dem  Churfürsten 
zu  Sachsen  würcklich  in  den  Religions-Sachen  gebrauchet  worden." 
Wie  man  sieht,  handelt  es  sich  auch  hier  zunächst  nur  um  eine  Ver- 
muthung,  die  nach  Bachmann  auf  den  Propst  Lic.  Gottfried  Kohlreiff 
in  Ratzeburg  zurückgeht  und  erstmals  durch  dessen  Sohn  Georg  Gott- 
fried Kohlreiff  in  einer  1731  zu  Rostock  unter  Aepin  gehaltenen  Dispu- 
tation „De  lituris  b.  Lutheri  biblicis"  öffentlich  ausgesprochen  worden 
ist.  Da  diese  Vermuthung  nur  auf  die  Deutung  der  vier  Buchstaben 
A.  H.  Z.  W.  sich  gründet,  welche  für  andere  Deutungen  offenbar 
noch  weit  mehr  Spielraum  lassen,  als  die  sieben  Buchstaben  A.  H. 
Z.  W.  S.  V.  R. ,  so  wird  die  Frage  dadurch  zunächst  nicht  weiter 
gefördert.  Wohl  aber  ist  dies  bis  zu  einem  gewissen  Grad  der  Fall 
mit  dem,  was  in  Bachmanns  Artikel  weiterhin  zur  Unterstützung  der 
Vermuthung  beigebracht  wird.  Es  wird  da  —  in  Übereinstimmung 
mit  Fischer  (Kirchenlieder-Lexikon  II,  169)  und  mit  Dibelius  (Bei- 
träge zur  sächsischen  Kirchengeschichte  I,  S.  194  f.)  —  vor  Allem 
der  sächsische  Ursprung  des  Liedes  zu  erhärten  gesucht,  einmal  mit 
dem  Hinweis  darauf,  daß  der  Wahlspruch  der  sächsischen  Kurfürsten, 
dessen  Anfangsbuchstaben  deren  Diener  sogar  auf  der  Livree  trugen: 
Verbum  Domini  manet  in  aeternum  im  sechsten  Vers  des  Liedes  sehr 
bestimmt  hervortrete  („Dein  göttlichs  wort  soll  bleiben  Inn  ewigkeyt"), 
sodann  mit  der  Erinnerung  daran,  daß  das  Lied  zuerst  in  drei  säch- 
sischen Gesangbüchern  vorkomme,  in  dem  Erfurter  von  1527,  dem 
Zwickauer  von  1528  und  dem  von  Luther  selbst  besorgten  Witten- 
berger von  1529.  Auch  das  sei  bedeutungsvoll,  wird  mit  Recht  gesagt, 
daß  Luther,  nach  anfänglichem  Schwanken,  in  den  letzten  von  ihm 
besorgten  Gesangbüchern,  dem  Klug'schen  von  1543  und  dem  Babst- 
schen  von  1545  das  Lied  unter  der  Aufschrift:  '^'u  folgen  andere, 
der  vnsern  Lieder'  eingereiht,  und  somit  durch  eine  Erklärung 
letzter  Hand  den  sächsischen  Ursprung  des  Liedes  festgestellt  habe. 
Was    aber  Anark    selbst    anbelangt,    so   wird  von  Bachmaun  nachzu- 


318  O.  GRILLNBERGKR,  ZU  B.  KÖHLERS  ABHANDLUNG  etc. 

weisen  versucht,  daß  das  Lied  au  den  Wortlaut  der  1526  in  Magde- 
burg zwischen  den  protestantischen  Stauden  vereinbarten  Bundes- 
formel  sich  anschließe,  also  an  Dinge  'erinnere,  denen  Anark  be- 
sonders nahe  gestanden.  Mag  man  nun  mit  diesem  Nachweis  einver- 
standen sein  oder  nicht  —  überraschend  sind  die  Anklänge  allerdings  — , 
so  wird  nach  allem  Gesagten  doch  nicht  mehr  daran  gezweifelt 
werden  können,  daß  dieser  Herr  von  Wildenfels  der  Dichter  des  schönen 
Liedes  ist,  und  wenn,  vermuthlich  auf  Bachmanns  Veranlassung  hin, 
sein  Name  im  neuen  Gesangbuch  für  Mecklenburg-Strelitz  (1875)  und 
im  Auszug  aus  dem  Rostocker  Gesangbuch  (1877)  unter  das  Lied 
gesetzt  ist,  so  wird  er  jetzt,  nachdem  durch  die  vollständige  Chiffern- 
reihe  ein  neues,  wichtiges  Zeugniß  für  Anarks  Autorschaft  gewonnen 
ist,  füglich  darunter  stehen  bleiben  dürfen  und  nicht  wieder,  wie  es 
mit  der  oben  erwähnten  ähnlichen  Notiz  des  vorigen  Jahrhunderts 
gegangen  ist,  wieder  getilgt  werden  müssen. 

STUTTGART.  KARL  STEIFF. 


ZU  R.  KÖHLERS  ABHANDLUNG: 

„Mich  wundert,   daß   ich  fröhlich  hin",   Germ.   XXXIII,   313   ff. 

In  dem  interessanten  Aufsatze  über  Verbreitung,   Beliebtheit  und 
Herkunft  des  Spruches : 

Ich  leb  und  waiß   nit  wie   lang, 
ich   stirb   und  waiß   nit  wann, 
ich   far  und  waiß   nit  wohin, 
mich   wundert,    das   ich  frölich  bin 

sagt  Köhler  a.  a.  O.  S.  328:  „Hier  möge  gleich  noch  eine  Stelle  aus 
einem  lateinischen  Gedicht  'de  mundi  miseria',  welches  dem  Walther 
Mapes  beigelegt  wird,  folgen.  Sie  ist  ebenfalls  auf  den  Spruch  der 
Vitae  Patrum  zurückzuführen  und  lautet: 

„Qui   de  morte  cogitat,   mirum   quod   laetatur, 

cum   sie  genus   hominum   morti   deputatur, 

quo   post  mortem   transeat  homo,   dubitatur, 

unde   quidam   sapiens   ita  de   se  fatur : 

Cum  de   morte   cogito,   contristor  et  ploro ; 

unum   est  quod  moriar,   et  tempus  ignoro, 

tertium  est,  quod  nescio,   quorum  iungar  choro, 

sed  ut  suis  merear  iungi,   Deum  oro." 
Diese  Verse  erinnern  mich  an  den  unter  dem  Namen  des  heil.  Bern- 
hard vonClairvaux  überlieferten  „Rhythmus  de  contemptu  mundi",  13  ff.: 
Quando   moriturus  est  Hie   qui  vivit  hodie, 

Omnis   homo   nescit,  Cras  forte  putrescit. 


G.  EHRISMANN,  WER  NICHT  WEISS  WAS  RECHTE  LIEB  SEI.        319 


Qui   de   morte    cogitat, 
Miror,    quod  laetatur, 
Quum   sie  genus  hominum 
Morti   deputatur; 
Quo  post  mortem  transeat 
Homo  nesciatur. 
Unde   quidam   sapiens 
Ita  de  se   fatur: 
WILHERING. 


Dum  de   morte  cogito, 
Contristor  et  ploro ; 
Verum   est,   quod  moriar, 
Sed  tempus   ignoro ; 
Ultimum,   quod  nescio, 
Cui   iungar  choro ; 
Ut  cum  sanetis   merear 
Iungi,  Deum   oro. 

OTTO  GRILLNRERGER. 


WER  NICHT  WEISS  WAS  RECHTE  LiEB  SEI. 


Die  Dresdener  Hs.  des  wälschen  Gastes  (M  67,  vgl.  Schnorr 
v.  Carolsfeld,  Katalog  der  Hss.  der  kön.  öfFentl.  Bibliothek  zu  Dresden 
II,  467;  Bartsch,  Germ.  31,  235)  enthält  auf  der  hinteren  Seite  des 
ersten  Blattes  und  der  vorderen  des  zweiten  querüber  gezeichnet  eine 
bildliche  Darstellung  der  Minne:  eine  unbekleidete,  blinde  weibliche 
Figur,  deren  Arme  und  Hände  in  Flügel  auslaufen.  Zu  beiden  Seiten 
dieses  Bildes  steht  folgendes  Gedicht,  das  ich  mit  Erlaubnis  der 
Direction  der  kön.  öffentl.  Bibliothek,  die  mir  seiner  Zeit  die  Hand- 
schrift hierher  zu  senden  die  große  Freundlichkeit  hatte,  hier  zum 
Druck  bringe: 


o)  Links  oben: 
Wer  nicht  waysz  waz  rechte  x)  lieb 

sey, 
Der  lesze  dy  geschrifft  vnd  merck 

da  bey : 
Ich  pin   dy  rechte  lieb   genant; 
Gesell,    wer  ich   dir  recht  gewest 
bekant, 
5   So    werst  du  betrogen  so  gare. 2) 
Mit  vnttsschayde  nym  eben  wäre : 
Ich   sten  hie  nacket  vn  plint, 
Zwen    flügel  mir   gewachsen  sind, 
Ich  hon  kain  arm  noch  kain  hant, 3) 
10   Mit  mir  wont4)  durch   alle  lant 


Gemacht  so   manchen5)   äffen, 
Adel  bürg*  bawer  miinich  vn  pfaffen. 
Nym   diser  artickel   eben  war, 
Waz    zu    der    lieb    gehört    dar   jn 
der  fare : 

15   Plint  stand   ich  hye   gar  rayne, 
Nwn    meck  wie  ich   daz  gemaine: 
Recht  lieb  kain   äugen  hot, 
Wan  stettew  trew  ausz  herezengat ; 
Wa  sich   daz  hercz  gesellet  an, 

"20   Als  pald   ein  vngeschaffer  man 
Mit  recht*   lieb   erwerben  kan, 
Daz  ym  die  frawen  werden  als  holt 
Als    dem    schone    vmb    silber   vn 
vmb   golt.   — 


')  Rechte  Liebe ,  eine  sehr  häufige  Bezeichnung ,    vgl.   besonders  'Was  die  lieb 
sey',  von  Kaltenbacb,  Hätzlerin  II,  Nr.  73. 

5)  Eine  Negationspartikel,  die  der  Sinn  erfordert,  fehlt  in  der  Hs. 

3)  Ähnlich  auch  im  allegorischen  Sinne,  wird  Cupido  beschrieben  in  Heinzeleins 
Minnelehre,  V.  210—466. 

4)  =  warnt.  8)  =  manche. 


320        G-  EHRISMANN.  WER  NICHT  WEISS  WAS  RECHTE  LIEB  SEI. 


b)  Links   untt'D : 

War  vmb   ich    mich    uacket    uiclit 

schemme? 

25  Daz      8olt     du     bey     disser     red 

vnemen : 

Wann  lieb  zu  lieb  haymlich  kumpt, 

Die  lieb  bayden  schemme  benympt. 

Man  sol   frolichen  greiffen  dar  an, 

Der  man  die  frawen  |  vn  die  fraw 

den  man. 
s 
30   Vczagt  man  tut  selten   gut, 

Greyfffrolichd;uan,dochbisbebut. 
Nvn  merck  ob  ich  dir  recht  sage: 
Du  bibt  bey  deine  lieb  gewest  ein 

zage, 
Dann     bettest    du    geworben    fro- 
lichen, 
35   Vil  leicht  het  sie  geweret  dich, 
Daz   sag  ich   dir  für  wäre, 
Daz  gelawb  mir  mäniclich  zware. 
Mit  züchten  hast  du  vdinet  hasse, 
Da  von  hüt  dich    hyn    für   dester 
basze.  — 

c)  Rechts  oben: 

40   Mein  flügel  hon  ich  zu  fliegen  gestalt, 
Merck     es     wirt     dir     offenberlich 

bekant : 
Wie  ferr  zway  lieb  von  ein  ander 

sind, 
Ir  hercz  sol  doch  sein  als  der  wint, 
Mit  stürm  zu  samme  sullen  fliegen. 
4  5  Gesell,  du  hast  dich  lassen  betrigen, 
Du  hast  gelockt  ein  steten  sperber 
Vn  bist  gewest  der  myne  ein  werber, 
Vn     het    der    habich     geschmeckt 

daz  asz, 
Er  het  sich   zu   beissen  gesatzt. 


50    Wer   mvn  ')    mit    eren    nach    eren 
ringt, 
Es  ist  nit  wunder  ob  im  geling.  — 
War  vmb  ich  nicht  arm  vn  hend  hon  ? 
Daz  sol  du  also  vstan  :  |;  ein  zartew 
frw   wol  gemut, 
55    Ob  jr  jr  lieb   in  liebn   tut") 

Mit  an  greiffen  oder  mit  mynen  spil, 
Sy  sol  sich  gen  jm  nich  were  vil. 
Vil  dick  daz  von  lieb  geschieht, 
Daz  frawen  kain 3)  vntrew  weren 
nicht 
60   Daz  sie  jrem   lieb  v^saget. 

d)  Rechts  unten: 

Gancz4)  lieb  macht  manichen  man 

v'zait 
Der  doch  on  zweifei  ist  ein  gesell 

klug, 
Wan    mynen    von   jn    bayden    wil 

habn   fug, 
So   musz  ich  narre 5)   sere   clage, 
65    Ach     got,     daz    ich    ye    ward    zo 

zagen ! 6) 
Ich  bin  gewest  ein  kint  an  der  lere, 
Dar  vmb  er  ne^'t  sich  alezeit  mein 

schwere. 
Ich  hon  vmb  stette   trew  gar  ciain 

gelöst, 
Zwar  het  ich   ein  newen  rost, 
70   Ich    wolt  den    gewin  wol   dar  auf 

zelen 
Der  mir  worden  ist  von  mein*  liebe- 

sten   gespile. 
Sie   hat    mich    geeffet    gar  schone 
Vn  gibt  mir  der  weit  lone: 
Ye  doch   hoff  ich   der  zeit, 
75    Sie  macht  mich   alles  leiden   frej. 


')  =  nun,  niuwan.  J)   V.  55  entstellt  oder  Vr.  55.  56  sprachlich  ungeschickt 

ausgedrückt.  3)  —  gein. 

A)  Ganze  Liebe,  das  vollkommenste  Stadium,  vgl.  'Das  nackend  pilde'  von 
Elblin  von  Eselberg,  V.  152  ff.  (ed.  Keller,  S.  36,  Hätzlerin  II,  Nr.  68,  üiutiska 
II,  S.  96).  5)  =  narre.  6)  =  ward  zagen  oder  ward  so  zage. 

PFORZHEIM.  G.  EHRISMANN. 


(Berichtigung.)     Der  Artikel    in  Heft  I    über    Ari   Frodi    und  seine 
Schriften  rührt  natürlich  von  Konrad  Maurer,    nicht  von  einem  Karl  Maurer  her. 


BIBLIOGRAPHISCHE  ÜBERSICHT 

DER 

ERSCHEINUNGEN  AUF  DEM  GEBIETE  DER  GERMANISCHEN 
PHILOLOGIE  IM  JAHRE  1887. 

UNTER  MITWIRKUNG  VON  J.  TE  WINKEL    IN  GRONINGEN    UND  K.  E.  SODE  R  WALL  IN  LUND 

BEARBEITET  VON 

GUSTAV    EHRISMANN. 


Fortsetzung.) 

V.  Volkskunde. 

Sprichwörter. 

914.  Büchmann,  geflügelte  Worte.  Nach  des  Verfassers  Tode  fortgesetzt 
von  Rob.  Waltertornow.  15.  verb.  u.  verm.  Aufl.  8.  (XVI,  523  S.)  Berlin 
1887,   Haude   u.   Spener.    6   M. 

Vgl.  Grenzboten  46.  Jahrg.  Nr.  30,  32,  34,  35,  39,  42  (Nachträge). 

915.  King,  W.  F.  H. ,  Classical  and  Foreign  Quotations ,  Law  Terms  and 
Maxims,  Proverbs,  Mottoes,  Phrases  and  Expressions  in  French,  German, 
Greek,  Italian,  Latin,  Spanish  and  Portoguese.  (616  S.)  London,  Whitaker 
&  S.    5    Sh. 

916.  Firmery,  J.  ,  de  perusitatis  in  lingua  germanica  proverbialibus  for- 
mulis,  thesim  latinam  facultati  litterarum  Parisiensi  proponebat  J.  F.  8. 
(121    S.)   Rennes,    Oberthür. 

917.  Latendorf,  Friedr. ,  Lessiags  Name  und  der  öffentliche  Mißbrauch 
desselben  im  neuen  deutschen  Reich.  Ein  urkundlicher  Nachweis  in  Ver- 
bindung mit  der  Beseitigung  zahlreicher  seit  einem  Menschenalter  wieder- 
kehrender Fehler  und  Irrthümer  über  Sprüche  der  Reformatiouszeit.  8. 
(62   S.)  München    1886,  Heinrichs.    1,20   M. 

918.  Erzieh  ungsweisheit  im  Sprichwort,  in:  Probleme  der  Lebensweisheit, 
von  Jürgen   Bona  Meyer.   8.  (369    S.)  Berlin,  Gebr.   Paetel.    6   M. 

919.  Birlinger,  A.,   alte  gute   Sprüche. 
Alemannia  15,   125  f. 

920.  Bolte,   J.,    Spruch. 
Alemannia  15,  98. 

921.  Bolte,  J.,   variarum  nationum   proprietates.   III. 
Alemannia    15.    120  — 122. 

922.  Werner,   J.,   alte  Volksneckereien. 
Alemannia  15,  40  f. 

922".   Paulus,   W.,   die   ältesten   Schwabenstreiche. 
Wüittemberg.  Staatsanzeiger  1886,   B.   15.   11. 

923.  Wossidlo,   Richard,   Neckreime   auf  Vornamen. 
Nd.   Korrespondenzblatt,   12,   S.   *iil  — 72. 

924.  Seelmann,   Reimbüchlein  (Bibl.    1885,   Nr.    726). 

Vgl.  Lit.   Centralblatt  1886,  Sp.  967;  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  435  f.  (Sprenger). 
GERMANIA.    Nene  Reibe  XXIV.  (XXXVI.)  Jahrg.  22 


322  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

925.  Sprenger,  R.,  zum   Reimbüchlein   ed.   Seelmann. 
Nd.  Korrespondenzbl.  11.  S.  83. 

926.  Buitenrust   Hettema,    F.,    und    W.   Seelmann,    Reimsprüche    der 

Vögel. 

Niederd.   Jahrb.  11,  171—173. 

927.  Dielitz,  J. ,  die  Wahl-  u.  Denksprüche,  Feldgeschreie ,  Losungen, 
Schlacht-  u.  Volksrufe  besonders  d.  Mittelalters  u.  der  Neuzeit,  gesammelt, 
alphabetisch  geordnet  u.  erläutert.  Neue  (Titel- )Ausg.  10  Lfgn.  gr.  4. 
(VIII.    4  76  S.).     Frankfurt  a.  M.    1884,   Rommel.   ä    1,50   M. 

928.  Porta,  W.  de,  die  Devisen  u.  Motto  der  Habsburger.  8.  (III,  70  S.) 
Wien,  Holder.    1.80   M. 

929.  Stenzel,  Wahlsprüche  Anhaltischer  Fürsten  und  Fürstinnen  und  ihrer 
nächsten  Anverwandten. 

Mittheilungen  d.  Vereins  f.  Anhaltische  Gesch.  u.  Alterthumskunde  5,  H.  2. 

930.  Zimmermannssprüche  u.  Kranzreden ,  die  mustergiltigsten,  beim 
Richten  neuer  Gebäude,  namentlich  von  bürgerl.  Wohn-  u.  Wirtschafts- 
gebäuden, Kirchen,  Thürmen  etc.  8.  neu  durchges.  u.  verm.  Aufl.  8.  (XII, 
334   S.)   Weimar,  B.  F.   Voigt.   2,25   M. 

931.  Harou,  A. ,  Sobriquets  et  superstitions  militaires.  IL  Surnoms  des 
regiments  allemands. 

Revue  des  traditions  populaires  VI,  2. 

Sprüche  s.  auch  Nr.  777  f.,  781,   790,  858,   1898,  2376. 

932.  Inschriften.  —  Deutsche  Inschriften  an  Haus  und  Geräth.  Zur  epi- 
grammatischen Volkspoesie.  5.  verb.  Aufl.  8.  (VIII,  239  S.)  Berlin  1888, 
Hertz.    3   M. 

933.  Vogt,  Hugo,  Häuserinschriften  aus   der  Grafschaft  Glatz. 
Vierteljahrsschrift  f.   Gesch.  u.  Heimatkunde    d.  Grafschaft    Glatz    VI,    H.  2;    s. 
auch  Volker,  Miscellen,  ebenda  S.   176. 

934.  Decker,   gereimte  Inschriften   auf  der   Ronneburg  bei  Büdingen. 
Quartalblätter    des   historischen  Vereins   für    das    Großherzogthum  Hessen   1887, 
S.  143  f. 

935.  Alte  Inschriften. 

Dabeim  23.  Jahrgang,  Nr.  36.  —  Hausinschriften. 

936.  Weber,  H.,  zur  Geschichte  der  Glockeninschriften  aus  dem  Bamberger 
Land. 

Archiv  f.   christl.  Kunst  1887,  9  ff. 

937.  Schwörld,   das  Heribertsmünster  zu  Deutz. 

Jahrbücher  d.  Vereins   von    Alterthumsfreunden    im  Rheinlande   H.  84,    148  bis 
168.  —  Darin  auch:  Glockeninschriften. 

Niederländisch. 

938.  Scheltema,  J.  H. ,  Nederlandsche  Liederen  uit  vroegeren  tijd.  Uit- 
gegeven   door  J.  H.  S.   gr.   8.   (XII,   458   S.)   Leyden   1885,  Brill.   6   M. 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  11  f.  (Martin);    Nd.   Korrespondenzblatt  12,  87  f. 
(Bolte). 

939.  Maes,  J.,  Het  gestelijk  Volkslied  in  de  middeleeuwen. 
Het  Beifort  1887,  Dez. 

940.  Gittee,  Aug..   la  rime  d'enfant. 
Revue  de  Belgique  1887,   11. 

Volkslied  s.  Nr.  2157;  Sprichwörter  Nr.  2172. 


V.    VOLKSKUNDE.  323 

Englisch. 

940a.  Clouston,  W.  A. ,  Populär  tales  and  fictions ,  their  migrations  and 
transformations.  2  Bde.  gr.  8.  (XVIII,  485;  VIII,  515  S.)  Edinburg  u. 
London   1887.  Blackwood   &  Sons. 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,    Sp.    1077—79    (Laistner) ;    Academy   Nr.    787    (Ral- 
ston): Athenäum  Nr.  3104;    Melusine  3,  431  f.  (Gaidoz). 

941.  Hulme,   F.   Edward.   Myth-Land.  London,   Sampson   Low. 
Vgl.  Academy  Nr.  780. 

942.  Shropshire  Folk-Lore.  Part.  III.  Edited  by  Charlotte  S.  Burne 
(Bibl.   1886,   Nr.   914). 

Vgl.  Academy  Nr.  755  (Watkins);  Athenäum  Nr.  3121. 

943.  Damant.    The  Folk-lore   of  Guillim. 
Antiquary   1887,   April. 

943".   Hartland,   The  Pedlar  of  Swaffham. 
Autiquary  1887,  Februar. 

944.  Brueyre,   L.,   le  Folk-lore  en   Angleterre. 
Revue  des  traditions  populaires  II,  H.  2. 

945.  Boy  er,  E.,  Myths ,  Scenes  and  Worthies  of  Somerset.  8.  (678  S.) 
London,   Redway.    10  sh.    6  d. 

945".   Assmann,   B..   eine  ags.   Regel   über  den  Donner. 

Anglia  10,  185. 
94 5b.   Zupitza,   J.,   ein   Zauberspruch. 

Zs.  f.  d.  Alterthum  31,  45—52. 

946.  Lach   Szyrma,   le  mois   de  Mai   en   Angleterre. 
Revue  des  traditions  populaires  II,  H.  6. 

947.  Lach   Szyrma,  la  Sorcellerie  dans  la  Cornouaille   anglaise. 
Revue  des  traditions  populaires  II,  H.  2. 

948.  Child,  Francis  James,  The  English  and  Scottish  Populär  Ballads. 
Part.   IV.   (Bibl.    1886,   Nr.   930). 

Vgl.  Archivio  per  lo  studio  delle  tradizioni  popolari  VI,  H.   1   (G.  Pitre). 

949.  The  Roxburghe  Ballads.  Edited  by  J.  W.  Ebsworth.  Vol.  VI, 
Part.   II.   (s.   Bibl.    1886,   Nr.   934). 

Vgl.  Athenäum  Nr.  3122. 

950.  Ashton,  John,  A  Century  of  Ballads.  Collected,  edited  and  illustrated 
in  facsimile  of  the   Originals.    London,   Stock. 

Nr.  941   u.  950  aus:  Berliner  Jahresbericht  1887,  XVI,  Nr.   179  u.   186. 

951.  Romances  of  chivalry  told  and  illustrated  in  facsimile.  8.  (356  S.) 
London,  Fisher  Unwin.  [Hrsg.  J.  Ashton:  Melusine,  Sir  Isumbras,  Sir 
Degarre,  Sir  Bevis  de  Hampton,  Sir  Tryamoure,  The  Squyr  of  lowe  degre, 
Le  Chevalier  du  Cygne,  Valentine  et  Orson,  Sir  Eglamoure  d'Artoys,  Guy 
de  Warwick.   Robert  le  Diable,   Howleglas]. 

s.  Nr.  2227",  2232. 

952.  Wahl,  M.  C,  das  parömiologische  Sprachgut  bei  Shakespeare.  IV.  4. 
(24 — 52  S.)  1887.  Programm  der  Höheren  Handels-Fachschule  zu  Erfurt, 
Nr.    254. 

Vgl.   Englische    Studien    10,    179    u.    505  (M.  Koch):    Gymnasium   1888,  Sp.  24 
(Plattner). 

953.  Wahl,   M.    C,    das  parömiologische   Sprachgut  bei   Shakespeare. 
Jahrbuch  d.  Deutschen  Shakespeare-Gesellschaft  22,  45 — 130. 

954.  Cannella,  raccolta  di  frasi  e  proverbi  inglesi  ed.  italiani.  12.  Palermo, 
tipogr.   Ved.   Tamburello.    1,60   M. 

22* 


324  BIBLIOGRAPHIE   VON   J887. 


Nordisch. 


Mythologie  s.  Nr.  603  ff. 

955.  Rydberg,  V.,  Fädernas  gudasaga.  Eerättad  för  ungdom.  8.  (4  -4- 
248    S.)     Stockholm    1887.   Bonnier.    3,50   Kr. 

956.  Dalström,  Kata,  Nordiska  gudasagor  berättade  för  barn  och  ungdom. 
Med  originalteckningar  af  V.  Andren.  8.  (120  S.)  Stockholm  1887,  Hägg- 
ström.    3,25   Kr. 

957.  Bääth,  A.  U- ,  Fornnordiska  sagor  i  svensk  bearbetning.  Illustrerade 
af  Jenny  Nyström.   8.   (196    S.)   Stockholm,    Oscar  Lamm.    3,50   Kr. 

Vgl.  Centralorgan  f.  d.  Interessen  d.  Realschulwesens   1887,  239  (Lenk). 

958.  Dahlgren,   S.,    Om   mytologi. 
Ymer  1887,  S.  67—115. 

959.  Sander,  Fr.,  Nordisk  mythologi.  Gullveig  eller  Hjalmters  och  Olvers 
saga  i  öfversättning  frän  isländskan  med  förklaring.  Med  nägra  Edda- 
illustrationer  af  svenska  konstnärer.  8.  (4  -}-  250  -j-  2  S.)  Stockholm  1887, 
Norstedt  &  Söner.    5   Kr. 

Vgl.  Ny  illustrerad  tidning  1887,  394. 

960.  Wlislocki,  H.   v.,   Die  Ragnar  Lodbrokssage   in    Siebenbürgen. 
Germania  32,  362—366. 

961.  Schuck,   H.,  Var  älsta  folksaga. 
Samlaren  1887,   176  —  179. 

962.  Sagn  og  eventyr  fra  Nordland.  Samlede  af  O.  Nicolaissen.  Anden 
samling.   8.   (94   S.)   Kristiania    1887.    Mailing.    0,80   Kr. 

963.  Sagor  och  berättelser  i  landskapsmäl.  samlade  och  utgifna  af  Peron. 
8.   (32    S.)   Sölvesborg    1887.    0,50   Kr. 

963a.  Asbj0rnsen,  P.  Ch. ,  Round  the  Yule  Log.  Norwegian  Folk  and 
Fairy  Tales.    16.  (316    S.)   London,   Low. 

964.  Kristensen,  E.  T.,  Danske  folkeäventyr ,  optegnede  af  folkeminde- 
samfundets  Medlemmer   og  udarbeidede  af  E.   T.   K.     Viborg,    Christensen. 

965.  Kristensen,  Sagn  *  og  overtro  fra  Jylland,  samlede  af  folkemunde. 
Anden  samlings  ferste  afdeling  (Jyske  folkeminder,  ottende  samling).  8. 
(408    S.Ni    Kolding.   Jörgensen.    4    Kr. 

966.  Rye,  O.,  Eventyr  og  fortällinger  fra  Senderjylland.  8.  (88  S.)  Aarhus, 
Poulsen.   0,50    Öre. 

967.  Holm,  P.  A.,  Skildringer  og  sagn  fra  Fareerne.  Med  et  kaart  og  flere 
träsnit.    3.  for^gede   oplag.   Kopenhagen,   Schemberg.    2,75  Kr. 

Nr.  966  f.  aus:    Berliner  Jahresbericht  1887,  X,   169  u.  XII,  73. 

968.  Dahl,  W.  S.,  Haakon  Ladejarl  in  historisk  Skildring.  8.  (10  -f-  280  S.) 
Bergen    1887,   Giertsen.    3,25   Kr. 

968a.  Davidsson,  Olaf,  Island  og  Islendingar.  eptir  pvi  sem  segir  i  göm- 
lum   bökum   ütlendum. 

Timarit  hins  isleuzka  bökmentafjela<js  1887,    100 — 173. 

969.  Thöroddsen,  Jon  Th. ,  Jüngling  und  Mädchen.  Aus  dem  Neu-Islän- 
dischen übersetzt,  eingeleitet  und  mit  Anmerkungen  versehen  von  J.  C. 
Poestion.  2.  rev.  Aufl.  8.  (204  S.)  Leipzig,  Reclam's  Universalbiblio- 
thek Nr.  222G  u.  2227.  —  Die  Anmerkungen  behandeln  Kulturgeschichte, 
Sitten  u.   Gebräuche  u.  dgl. 

970.  Thorsander,  G. ,  I  gärdar  och  byar,  in:  samling  folklifsskildringar, 
historier,  minnen  och  sägner  frän  en  garnmal  kulturbild.  8.  (211  S.)  Stock- 
holm   1887,   Suneson.    2,25   Kr. 


VI.    ALTKRTHÜMER  UND  KULTURGESCHICHTE.  325 

971.  Nyländska  folkvisor.  Ordnade  och  utgifna  af  Ernst  Lagus.  I.  8. 
(IX,   404  S.)   Helsingfors    1887. 

972.  Nyländska  folksagor.  Ordnade  af  G.  A.  Aberg.  8.  (IX,  453  S.) 
Helsingfors    1887. 

973.  Nyland.   Samlingar  utgifna  af  Nyländska  afdelningen.   II. 

Vgl.   Svenska  landsmälen  G,  Smärre  meddelanden  S.  CLXXI  (J.  A.  Lundell). 

974.  Nyland.    Samlingar   utgifna   af  Nyländska   afdelningen.   III. 

Vgl.  Svenska  landsmälen   VI,    Smärre  meddelanden  S.   CLXXI  (J.  A.  Lundell). 

975.  Tausserat,   A..   Musique   scandinave. 
Revue  des  traditions  populaires  II,  5. 

976.  Nyrop.  Kr.,  Navnets  mngt.  En  folkepsychologisk  Studie.  Dazu:  Ret- 
telser  og  tilföjelser  til   'Navnets  magt'. 

Opuscula  philologica,    Mindre  afhandlinger,    udg.    af  det  philol. -  bist.  Samfund 
'S.   118—209  n.  267— 2G9).   Kopenhagen,  Klein. 

977.  Planter  benyttede  som  Tryllemidler ,  väsentlig  efter  det  tyske ,  ved 
W.  M.   S. 

Folkevennen  N.  R.  XII,  51—63. 

978.  Bang,  A.  Chr.,  Jomfru  Maria  i  Folkebotaniken  (Brudstycke  af  et  starre 
Arbeide). 

Theologisk  Tidskrift  for  den  evang.-luth.  Kirke  i  Norge   R.  III,   Bd.  2,    S.  376 
bis  381. 

979.  Gätor  fr  an  Fredsbärgs  och  Hofva  förs  am  Ungar  i  Norra  Vadsbo 
härad  i  Västergötland  upptecknade  af  P.  Aug.  Sanden.  8.  (47  S.)  Stock- 
holm   1887. 

Svenska  landsmälen  7,  4. 

980.  Islenzkar  gätur,  pulur  og  skemtanir,  gefnar  ut  af  hinu  islenzka 
bokmentafjelagi.  I.  Islenzkar  gätur  safnad  hefir  Jon  Ar  naso  n.  8.  Kopen- 
hagen   1887. 

980a.  Kälund,  Kr.,  Til  forstaelse  af  en  islandsk  ordsprogsamling  fra  1 5de 
arhundrede'. 

Arkiv  f.  nord.  Filologi  4,   18G— 190. 

Färosk  Antliol.  s.  Nr.  2283. 


VI.  Alterthümer  und  Kulturgeschichte. 

Bibliographie:   Berliner  Jahresbericht  (oben   Nr.  95),    S.  34  —  70. 

981.  Lippert,  Jul..  Kulturgeschichte  der  Menschheit  in  ihrem  organischen 
Aufbau.  12  —  20.  (Schluß-)Lfg.  gr.  8.  (2.  Bd.  VI  u.  S.  65  —  656).  Stuttgart, 
Enke.  ä   1  M.   (cplt.   20  M.). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  835—837  (F.);  Histor.  Zs.  57,  237  f.  (Egel- 
haaf);  Mittlieilungeu  aus  d.  histor.  Literatur  15,  1  (Noack);  Mittheilungen  d. 
Vereins  f.  Geschichte  d.  Deutschen  in  Böhmen  26,  Beilage  S.  17—21  (Cheva- 
lier); Blätter  f.  literar.  Unterhaltung  1887,  II,  456—  458  (Achelis).  —  Kultur- 
geschichte in  einzelnen  Hauptstücken  (Bibl.  18H6,  Nr.  981)  vgl.  Histor.  Zs. 
57,  237  f.  (Egelhaaf);  Mittlieilun<ren  aus  d.  histor.  Literatur  15,  97  (Noack'. 

982.  Hellwald,  Friedrich  von,  illustrierte  Kulturgeschichte.  1.  Bd.:  Haus 
und  Hof.  Mit.  vielen  Illustrationen.  1. — 12.  Lief.  gr.  8.  (384  S.)  Leipzig, 
Schmidt  u.   Günther,   ä   0,50   M. 

983.  Dahn,   Urgeschichte  (Bibl.    1886,  Nr.   986). 
Vgl.  Histor.  Zs.  57,  250—252  (A.  Duncker). 


326  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

984.  Biedermann,   Kulturgeschichte  (Bibl.    1886,    Nr.    987). 

Vgl.  Gymnasium  1886,  462—464  (Widmann);  Blätter  f.  d.  bayerische  Gymna- 
sialschulwesen 1887,  341—345  u.  424  (Grnber);  Mittheilungen  aus  d.  histor. 
Literatur  15,  283  f.  (Kalckstein). 

985.  Henne  am  Rhyn,  Otto,  Kulturgeschichte  d.  deutschen  Volkes.  Mit 
vielen  Taf.,  Farbendr.  und  zahlreichen  Abbildungen  im  Text.  5.  (Schluß-) 
Abtheilung.)  hoch   4.   (2.   Bd.   S.  241—412).   Berlin.   G.  Grote.    4  M.   (cplt. 

geb.   25   M.). 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  757  (Lamprecht);  Centralorgan  f.  d.  Interessen 
d.  Realschulwesens  1887,  208  f.  (Nölle). 

986.  Scherr,  Johannes,  deutsche  Kultur-  u.  Sittengeschichte.  9.,  neu  durch- 
gesehene Aufl.  Mit  dem  Bildniß  d.  Verf.  (Kpfrst.)  gr.  8.  (XII.  664  S.) 
Leipzig,   0.   Wigand.    8    M. 

987.  Götzinger,   Reallexikon  (Bibl.    1886,   Nr.   989). 
Vgl.  Noord  en  Zuid  10,   H.  3  (Gallee). 

988.  Ploss,  H.,  das  Weib  in  der  Natur-  und  Völkerkunde,  anthropologische 
Studien.  2.,  stark  vermehrte  Aufl.  Nach  dem  Tode  des  Verfassers  bearb. 
und  herausgegeben  von  Max  Bartels.  Mit  6  lith.  Taf.  u.  circa  100  Ab- 
bildungen im  Text.  2  Bde.  in  10  Lief.  gr.  8.  (XX.  576  u.  VII,  719  S.) 
Leipzig,   Th.   Grieben.   24  M. 

Vgl.  Zs.  f.  Völkerpsychologie  u.  Sprachwissenschaft  17,  88—90  (Bruchmann): 
Zs.  f.  Ethnologie  19,  203  f.  (Virchow). 

989.  Hurtrel,  A.,  la  femme,  sa  condition  sociale  depuis  l'antiquite  jusqu'a 
nos  jours.    4.   (281  S.)   Paris,   Hurtrel.   20   frs. 

990.  Hehn,  Viktor,  Kulturpflanzen  und  Hausthiere  in  ihrem  Übergang  aus 
Asien  nach  Griechenland  und  Italien,  sowie  in  das  übrige  Europa.  Histo- 
risch-linguistische Skizzen.  5.  Aufl.  gr.  8.  (IV,  522  S.)  Berlin  1887,  Gebr. 
Bornträger.    1  0  M. 

991.  Hehn,  Victor,  The  Wandering  of  Plants  and  Animals  from  their  first 
Home.  Edited  by  J.   S.    Stallybrass.   London    1885,    Sonnenschein. 

Vgl.  Academy  Nr.  709  (Watkins);    Athenäum  Nr.  3039- 

992.  Keller,  Otto,  Thiere  des  classischen  Alterthums  in  kulturgeschicht- 
licher Beziehung.  Mit  5  6  Abbildgn.  gr.  8.  (IX,  488  S.)  Innsbruck,  Wagner. 
M.    10,80. 

s.  Nr.   1077  f.;  Sprachvergleichung  und  Urgeschichte  s.  Nr.   188  ff, 

993.  Schubert,  Hermann,  Zählen  und  Zahl.  Eine  kulturgeschichtliche 
Studie,  gr.  8.  (36  S.)  Hamburg,  Richter.  0,80  M.  Sammlung  gemeinver- 
ständlicher wissenschaftlicher  Vorträge,  herausgeg.  von  R.  Virchow  u. 
F.  v.  Holtzendorff,  N.  F.   2.  Jahrg.    13.  Heft. 

994.  Nagele,  Anton,  die  Zahl  _,Neun'\  Eine  kulturhistorische  Skizze.  8. 
(25  S.)   Progr.   der   Staats-Ober-Realschule  in   Marburg  in  St.,   Ostern  1886. 

995.  Kaegi,  Adolf,  Alter  und  Herkunft  des  Germanischen  Gottesurtheils, 
in:  Festschrift  zur  Begrüßung  der  39.  Versammlung  deutscher  Philologen 
und  Schulmänner,  dargeboten  von  der  Universität  Zürich.  (Zürich  1887, 
Zürcher  u.    Furrer),   S.   40 — 60. 

Vgl.  Neue  Züricher  Zeitung  1887,  Nr.  351. 
995\    Thümmel,   der  gerichtliche   Zweikampf  und  das  heutige  Duell,    gr.  8. 
(32  S.)  Hamburg,    Richter.    1   M.    Deutsche   Zeit-  u.  Streitfragen,   herausgeg. 
von  F.   v.   Holtzendorff,  N.  F.    2.  Jahrg.   4.  Heft. 

s.  Nr.   1197. 


VI.  ALTERTHÜMER  UND  KULTURGESCHICHTE.         327 

996.  Miklosich,  Franz,  die  Blutrache  bei  den  Slaven.  Denkschriften  der 
k.  k.  Akademie  d.  Wissenschaften  u.  S.  A.]  Imp.  4.  (86  S.)  Wien,  Gerold's 
Sohn  in  Comm.    4,30   M. 

Vgl.  Archiv  f.  slaviscbe  Philologie  10,  626—629. 

997.  Lemb,  Frz.  Jod.,  die  Bestattung  der  Todten.  Eine  histor.  Skizze,  gr.  8. 
(81  S.)  Darmstadt,   v.   Aigner.    1,20  M. 

s.  Nr.   1112. 

998.  Schultheiß,  Guntram,  der  deutsche  Volkscharakter  und  seine  Wand- 
lungen. 

Grenzboten  46,  Nr.  27  ff. 

999.  Lorenz,  Ottokar,  Deutschlands  Geschichtsquellen  im  Mittelalter  seit 
der  Mitte  des  13.  Jahrh.  2.  Bd.  3.,  in  Verbindg.  mit  Arth.  Goldmann 
umgeaib.   Aufl.   gr.   8.  (XIV.   444    S.)   Berlin,  Hertz.    8    M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  492  (W.  A.);  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  1338 
bis  1340  (Wyss);  Histor.  Zs.  58,  310  —  335;  Korrespondenzblatt  des  Gesamrat- 
vereins  d.  deutschen  Gescliiclits-  u.  Alterthumsvereine  1887,   102. 

1000.  Droysen,  Handatlas    (Bibl.    1886,   Nr.   993). 

Vgl.  Gymnasium  1886,  53  (Widmanu);     Allgem.  Zeitung  1886,    Beilage  Nr.  44. 

1001.  Stämme,  Siedelungen.  —  Freßl,  Skythen-Saken  (Bibl.  1886,  Nr.  998). 
Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  372  f.  (R.  v.  S.)  ;  Mittheilungen  d.  anthropolog. 
Gesellschaft  in  Wien   16,  52  f.  (Penka). 

1002.  Soltau,  Frdr.,  zur  Erklärung  der  Sprache  d.  Volkes  der  Scythen  in 
Anhalt  an  die  üb.  die  Sitten  u.  die  Sprache  dieses  Volkes  im  Geschichts- 
werke d.  Herodot  gegebenen  Mittheilungen ,  zugleich  als  offener  Brief  an 
Hrn.  Johs.  Freßl  in  München  bezüglich  der  v.  demselben  verfaßten  Schrift, 
betitelt  die  Scythen-Saken,  die  Urväter  der  Germanen  [München  1886,  J. 
Lindauer]  zur  Zuriickweisg.  solcher  in  dieser  Schrift  dem  europ.  Germanen- 
thum   aufgedrungenen   Vaterschaft      gr.    8.     (54  S.)    Berlin,   Stargardt.    I  M. 

Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  1181   (R.  v.  S.). 

1003.  Fligier,   über   die  Herkunft  der  Sarmaten. 
Archiv  f.  Anthropologie  XVII,  302  —  304. 

1004.  Jung,  Jul. ,  Eömer  und  Romanen  in  den  Donauländern.  Historisch- 
ethnograph. Studien.  2.  Aufl.  gr.  8.  (VIII,  372  S.)  Innsbruck,  Wagner. 
7,60  M. 

1005.  Much,  Rudolf,  die  Verbreitung  der  Germanen  vor  ihrem  Eintritt  in 
die  Geschichte. 

Korrespondenzblatt  d.   deutschen  Gesellschaft    f.    Anthropologie    1887,   154 — 158. 

1006.  Dahn,  Felix,  die  Könige  der  Germanen.  Nach  den  Quellen  darge- 
stellt. 6.  Bd.  Die  Verfassung  der  Westgothen.  —  Das  Reich  der  Sueven 
in  Spanien.  2..  durchges.  u.  verrn.  Aufl.  gr.  8.  (LI,  704  S.)  Leipzig  1885, 
Breitkopf  &  Härtel.    18   M. 

1007.  Pflu  gk- Hart  tun  g,  Julius  v.,  die  germanischen  Niederlassungen  im 
Römerreiche. 

Allgemeine  Zeitung  1886,  Beilage  Nr.  253  u.  254. 

1008.  Pflugk-Harttung,  J.  v. ,  Staat  und  Kirche  im  Reiche  der  West- 
gothen. 

Grenzboten  46  Nr.  13. 

1009.  Weise,  Jul.,  Italien  und  die  Langobardenherrscher  von  568  bis  628. 
gr.    8.   (287  S.)   Halle,   Niemeyer.    6   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.   1061  f. 


328  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

1010.  Wieser,  Frz.,  das  langobardische  Fürstengrab  und  Reihengräberfeld 
von  Civezzano ,  beschrieben.  Mit  5  Taf.  u.  8  in  den  Text  gedr.  Illustr. 
gr.   8.   (43  S.)  Innsbruck,   Wagner.    2,40   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887.  Mp.  725  (W.  v.  Seh.);  Berliner  philol.  Wochen- 
schrift 1887,  Nr.  34  (Melius);  Korrespondenzhlatt  der  Westdeutschen  Zs.  6, 
Sp.   113—115. 

s.  Nr.   1071. 

1011.  Peez,  AI.,  über  Wohnsitze,  Ansiedlung  u.  Stammesart  des  fränkisch- 
deutschen  Stammes. 

Zs.  d.  Frankfurter  Vereins    für   Geographie   u.    Statistik  1887.    —    Vgl.   Allgem. 

Zeitung   1887.   Beil.  Nr.   101. 
101 '2.   Vander  ki  n  der  e,    L. ,     les   origines   de  la    population    flamande.     Re- 
ponse   k   M.  Alphonse  Wauters.   8.    (34  S.)   Brüssel  1887,    Hayez.    1  fr.  — 
Abdruck  aus:   Bulletin   de   l'Academie  Royale   de   Belgique. 

1013.  Van  derkinder  e,  L. ,  les  origines  de  la  population  flamande.  La 
question  des  Sueves  et  des  Saxons.  8.  (31  S.)  Brüssel  1887,  Hayez. 
1,50  fr.  —  Abdruck  aus:  Bulletin  de  l'Academie  Royale  de  Belgique 
(Nr.    1114  f.   s.   Bibl.    1886,   Nr.    1008). 

1014.  Wauters,  Alph.,  les  Sueves,  ou  quelques  variations  sur  ce  theme : 
La  critique   est  aisee   et  l'art  est    difficile. 

Bulletin  de  l'Academie  Roy.  des  sciences  u.  s.  w.    de  Belgique    1887,    IIP  serie, 
t.  XIII,   Nr.  6. 
101  ö .   Brämer,  Karl,    Nationalität  u.    Sprache   im  Königreich  Belgien,  gr.  8. 
(128    S.   mit   1    Karte.)    Stuttgart   1887,   Engelhorn.    4  M.     Forschungen  zur 
deutschen   Landes-  u.   Volkskunde   2.  Bd.,   2.  Heft. 
Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.   1592  f. 

1016.  Burckhardt  -  Biedermann ,  Th.,  Helvetien  unter  den  Römern. 
65.  Neujahrsblatt,  hrsgb.  v.  der  Gesellschaft  zur  Beförderung  d.  Guten  u. 
Gemeinnützigen.  1887.  gr.  4.  (36  S.  m.  1  Lichtdr.)  Basel  1886,  Detloff. 
1,35    M. 

1017.  Birmann,  M. ,  die  Einrichtungen  deutscher  Stämme  auf  dem  Boden 
Helvetiens. 

Basler  Neujahrsblatt  Nr.  66.   (Basel,  J.  G.  Baur.  1  fr.). 

1018.  Roch  holz.   E.   L.,   slavische   Colonisten   im   Aargau. 
Argovia  18,  139—152. 

1019.  Wanner,  Martin,  Forschungen  zur  ältesten  Geschichte  des  Kletgaues. 
gr.   8.   (VII,    78  S.)  Frauenfeld    1887,   Huber. 

Darin:  Ansiedelung  der  Alemannen;  Ortsnamen;  Schulwesen;  Lebensweise  des 
Landvolkes. 

1020.  Steub,  L.,  zur  Ethnologie  der  deutschen  Alpen.  8.  (97  S.)  Salzburg 
1887,  Kerber.    1,60   M. 

Enthält:  Romanische  Nametnvste  aus  dem  Pusterthale  von  A.  Unterforscher; 
rhätolog.  Plauderei;  zum  Gufidauner  Urbar;  neuere  Schriften  über  Rhätien ; 
Gurina ;  ein  neuer  Gelehrter  (gegen  Th.  v.  Grienberger);  H.  J.  Bidermann,  die 
Nationalitäten  in  Tirol. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,    Sp.   1264  f.;    D.  Lit.  Zeitung  1887,    Sp.   1118  f.; 
Zs.  f.  Ethnologie   19,   150  (Virchow);    Allgemeine  Zeitung   1 887,  Beilage  Nr.  76. 

1021.  Hauthaler,  Willib. ,  libellus  deeimationis  de  anno  1285.  Ein  Bei- 
trag zur  kirchl.  Topographie  v.  Steiermark  u.  Unterkärnten  im  13.  Jahrh. 
Aus  dem  Vatican.  Archive  hrsg.  gr.  8.  (28  S.)  Salzburg,  Mittermüller  in 
Comm.   0,80  M. 

Österreich.  Stammescharakter  s.  Nr.  420. 


VI.    ALTERTHÜMER  UND  KULTURGESCHICHTE.  329 

1022.  Bidermann.   Nationalitäten    in   Tirol  (Bibl.    1886.   Nr.   1025). 

Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  165—167  ( Unterforscher);  Histor.  Zs.  58,  166  f.;  Zs. 
f.  d.  Österreich.  Gymnasien  1887.  871  ff.  (Tomaschek);  Wissenschaft!.  Beilage 
d.  Leipziger  Zeitung  1887.   Nr.   45. 

s.   Nr.   10-20. 

1023.  Galanti,   Tedeschi  (Bibl.    1886,  Nr.    1027). 
Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  1844  f.  (Bresslan). 

1024.  Morsolin,  Bernardo,  i  Tedesc-hi  nei  Sette  Communi  del  Vincentino. 
Appunti    e  rettitieazioni. 

Archivio  Veneto  33,  309—322. 

1025.  Schlesinger,  Nationaiitäts  -  Verhältnisse  Böhmens  (Bibl.  1886, 
Nr.    1022). 

Vgl.  Mittheilungen  d.  Vereins  f.  Geschichte  d.  Deutschen  in  Böhmen  26,  Bei- 
lage  S.  7  f. 

1026.  Focke,  P.  Franz,  Böhmen  ist  das  angestammte  Vaterland  der  Deutsch- 
böhmen.   80   S.    1887,   Selbstverlag  des   Verfassers. 

Vgl.  Mittheilungen  d.  Vereins  f.  Geschichte  d.  Deutschen  in  Böhmen  26.  Beilage 
S.  30. 

s.  Nr.   789. 
102  7.   Pro  11,  Karl,   Vergessene   deutsche   Brüder.   Wanderungen   im   Böhmer- 
walde und  im    ,.Sachsenlande':    Siebenbürgens,    gr.    16.    (124   S. )     Leipzig, 
Reclam's  Universalbibl.   Nr.    2308. 

1028.  Keintzel.  Georg,  über  die  Herkunft  der  Siebenbürger  Sachsen. 
Programm  des  Bistritzer  ev.  Gymnasiums  für  1886/87  u.  separat,  4.  (52  S.) 
Hermannstadt   1887,   Michaelis.   0,80   M. 

A'gl.  Siebenbürg.  Korrespondenzblatt  10,  S.  93—95  (R.) 

1029.  Bergner,  Rud. .  die  deutschen  Colonien  in  Ungarn.  16.  (42  S.) 
Weimar,  geograph.  Institut.  0,30  M.  Geograph.  Universal-Bibl.,  N.  F.  Nr.  23. 

1030.  Jauss,   G.,   die  Hienzen  in  Westungarn. 
Allgemeine  Zeitung   1886,  Beilage  Nr.   241. 

1031.  Weinhold,  Karl,  die  Verbreitung  und  die  Herkunft  der  Deutschen 
in  Schlesien,  gr.  8.  (88  S.)  Stuttgart  1887,  Engelhorn.  2,40  M.  For- 
schungen  zur  deutschen  Landes-  u.    Volkskunde    2.   Bd.   3.  Heft. 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887.  Sp.  1700  f.  (— v-);  Zs.  d.  histor.  Gesellschaft  f.  d. 
Provinz  Posen   Bd.    III   (Bummler). 

1032.  Schönwälder,  das  Quellgebiet  der  Görlitzer  Neiße  oder  der  Zagost 
und   seine  Bevölkerung. 

N.  Lausitz.  Magazin  63,  H.  1. 

1033.  Hahn,  Gust.,  die  Zillerthaler  im  Riesengebirge.  Was  ist  aus  den  hier 
eingewanderten  Zillerthalern  u.  ihren  Nachkommen  geworden?  Denkschrift 
zum  50jähr.  Jubiläum  der  Einwanderung  der  evangel.  Tiroler  aus  dem 
Zillerthale.   gr.    8.   (175  S.)    Schmiedeberg,   Sommer.   2   M. 

1034.  Werneburg,  A.,  über  die  Grenzbeschreibungen  in  einigen  thüringi- 
schen Urkunden,  nebst  Bemerkungen  zu  diesen  Urkunden,  gr.  8.  (79  S. 
mit  1  Karte.)  Erfurt,  Villaret.  3  M.  Jahrbücher  der  königl.  Akademie 
gemeinnütziger  Wissenschaften  zu   Erfurt,   N.   F.    15.    Heft. 

1035.  Seelmann,  Wilh.,  zur  Geschichte  der  deutschen  Volksstämme  Nord- 
deutschlands u.  Dänemarks  im  Alterthum  u.  Mittelalter.  Sep.-Abdr.  aus  dem 
Jahrbuchd.  Vereins  f.  niederd.  Sprachforschung  XII.  gr.  8.  (94  S.)  Norden, 
Soltau.    1,80   M. 

s.  Nr.  1390. 


330  BIBLIOGRAPHIE  VON   1887. 

1036.  Seelmann,   W.,   Nordthüringen. 
Nd.  Jahrbuch  12,   1  —  7. 

1037.  Seelmann,  W.,  Ptolemaeus  und   die    Sitze   der   Semnonen. 
Nd.  Jahrbuch   12,  39—52. 

1038.  Seelmann,  W.,   das  norddeutsche  Heralerreich. 
Nd.  Jahrbuch  12,  53—57. 

1039.  Seelmann,   W. ,   der  Hassegau  und   die  Hocsioburg. 
Nd.  Jahrbuch  12,  58—64. 

s.  Nr.  372. 

1040.  Meyer,  Johs.,  die  Provinz  Hannover  in  Geschichts-,  Kultur-  und 
Landschaftsbildern  (Bibl.  1886,  Nr.  1016)  3.-6.  Lief.  gr.  8.  i  Sp.  257 
bis    768   m.   Fig.   u.    1    Taf.)  Hannover,    Meyer,   ä    1    M. 

Vgl.    D.    Lit.    Zeitmiu'    1887.    Sp.   1051 — 1053    (Zimmermann);     Lit.    Handweiser 
Nr.  443  f.  (Plassmann  . 

Oldenburg  s.  Poppe  Nr.  802. 

1041.  Günther,  F.,  der  Ambergau.  (Bibl.  1886,  Nr.  1018).  2—4.  (Schluß-) 
Abthlg.  gr.  8.  (XIII  u.  S.  161—576.)  Hannover,  Meyer.  2,50  M.  (compl. 
12   M.). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,    Sp.  639  (K— ff.);    Histor.    Zs.   56,  107  f.    (Jacobs); 
Centralorgan  f.  d.  Interessen  d.  Realschulwesens   1887,  205  (R.  Schneider). 

1042.  Jansen,  Poleographie  d.  Cimbrischen  Halbinsel  (Bibl.  1886,  Nr.  1019). 
Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  808  (K— ff.);  Zs.  f.  d.  Österreich.  Gymnasien 
1887,  871  ff.  (Tomascheky :  Wissenschaft!.  Beilage  d.  Leipziger  Zeitung  1887, 
Nr.  46. 

1043.  Holscher,  Ludw.  Aug.  Thdr. ,  die  ältere  Diöcese  Paderborn,  nach 
ihren  Grenzen,  Archidiaconaten,  Gauen  u.  alten  Gerichten.  Sep.-Abdr.  aus 
der  Ztschr.  f.  Geschichte  u.  Alterthumskde.  Westphalens,  gr.  8.  (484  S.) 
Münster   1886,   Regensberg.    1   M. 

1044.  Mestorp,  J. ,  zur  Geschichte  der  Besiedelung  des  rechten  Eibufers. 
Zs.  d.  Gesellschaft  für  Schleswig-Holstein-Lauenburg.  Gesch.   17,  203 — 213. 

1045.  Schwartz,  W.,  zur  Stammbevölkerungsfrage  der  Mark  Brandenburg. 
Märkische  Forschungen  20,   104 — 130. 

1046.  Campe,  Victor,  die  ethnologischen  Verhältnisse  Rügens.  4.  1887.  Pro- 
gramm  des   Gymnasiums   zu   Putbus,   Nr.    127. 

1047.  Thomaschky,  Paul,  die  Ansiedelungen  im  Weichsel-Nogat-Delta. 
gr.   8.   (72    S.)   Marienburg,   Giesow  in   Comm.    1    M. 

1048.  Kaemmel,   Otto,   die  Germanisierung  des   deutschen  Nordostens. 
Zs.  f.  allgem.  Geschichte   1887,  Nr.    10—12. 

1049.  Tacitus.   —  Asbach,  Julius,   Cornelius   Tacitus. 
Histor.  Taschenbuch  6.  Folge,  5.  u.  fi.  Jahrg. 

1050.  Schefczik,  H.,  de  Cornelii  Taciti  Germaniae  apparatu  critico.  8. 
(18    S.)    Programm   des   Staatsgymnasiums  in   Troppau,    1886. 

1051.  Jordan,   H.,    quaestiones   criticae. 

Index  lect.  aest.  Regimont.   1886,  9—11.  —  Zur  Textkritik  von  Tac.  Germania. 

1052.  Walter,  F.,  zu  Tacitus. 

Jahrb.  f.  Phil.   1886,  363  f.  —  Conjecr,   zu  Germ.  38,   11  u.  46,   24. 

1053.  Walter,  Friedr.,  Studien  zu  Tacitus  und  Curtius.  8.  (54  S.)  Pro- 
gramm  des    Wilhelmsgymnasiums  in   München,    1887. 

Darin  eine  Conjectur  zu  Germ.  36,  4. 

1054.  Kettner,  Gustav,  die  Composition  des  ethnographischen  Theils  der 
Germania  des  Tacitus. 

Zs.  f.  d.  Pbilol.   19,  257—274. 

s.  Radlkofer  Nr.  1926. 


VI.  ALTERTHÜMER  UND  KULTURGESCHICHTE.         331 

1055.  Mommsen,    Örtlichkeit  der  Varusschlacht  (Bibl.   1886,   Nr.    1042). 
Vgl.  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum   13,   193  ff.  (Ko.ssinna). 

1056.  Veitmann,   Funde  von  Römermünzen   (Bibl.    1886,   Nr.    1043). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  702  f.  (A) ;  Wochenschrift  f.  classische  Philo- 
logie 1887,    Sp.  1326  ff.  (v.  Rohden). 

1057.  Neubourg,  Herrn.,  die  Örtliehkeit  der  Varusschlacht  mit  einem  voll- 
ständigen Verzeichnisse  der  im  Fürstenthum  Lippe  gefundenen  römischen 
Münzen,   gr.    8.   (VI,    70   S.)    Detmold,   Meyer.    1,20   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatf  1887,  Sp.  1429  f.;  Zs.  f.  d.  Gymnasialwesen  1887,  770  f. 
(P.  Höfer);    Wochenschrift,    f.  class.  Philologie  1887,    Sp.   1325  ff.    (v.  Rohden). 

1058.  Bock  er,  Frz.,  Damme  als  der  muthmaßliche  Schauplatz  der  Varus- 
schlacht, sowie  der  Kämpfe  bei  den  „Pontes  longi"'  im  J.  15  und  der 
Römer  mit  den  Germanen  am  Angrivarierwalle  im  J.  16.  gr.  8.  (72  S. 
mit   2   Taf.)  Köln,   Bachern  in   Comra.    1,75   M. 

Vgl.  Korrespondenzblatt  des  Gesammtvereins  der  deutschen  Geschichts-  und 
Alterthumsvereine  1887,  126  (v.  C). 

1059.  Zangemeister,  K. ,  zu  der  Frage  nach  der  Örtliehkeit  der  Varus- 
schlacht. 

Westdeutsche  Zs.  6,  234—252  u.  335-3ri4. 

1060.  Deppe,  August,  Kriegszüge  des  Tiberius  in  Deutschland  4  und  5 
nach  Christus.  Mit  einer  Karte  des  Lagers  bei  Oberlinghausen,  gr.  8. 
(42   S.)    Bielefeld,  Helmich.    1,25   M. 

Vgl.  Berliner  philol.  Wochenschrift  1887,  Nr.  23  (Eußner);  Wochenschrift  f. 
class.  Philologie  1887,  Sp.  999  f.  (Violet);  Zs.  f.  d.  Österreich.  Gymnasien  1887, 
570  f.  (Adolf  Bauer);  Korrespondenzblatt  d.  Gesammtvereins  d.  deutschen  Ge- 
schichts-u.  Alterthumsvereine  1887,   126  (v.  C);  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  868  f. 

1061.  Knoke,  Frdr.,  die  Kriegszüge  des  Gerrnanicus  in  Deutschland.  Mit 
5   Karten,   gr.    8.   (XI,   566    S.)  Berlin,   Gaertner    15   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  1101—1103  (A.)j  Wochenschrift  f.  class.  Philo- 
logie 1887,  8p.  623—633  (G.  Andresen) ;  N.  Jahrbücher  f.  Philologie  u.  Päda- 
gogik 136,  603  —  609  (Goebel);  N.  philol.  Rundschau  1887,  261—265  (Cursch- 
mann);  Centralorgan  f.  d.  Interessen  des  Realschalwesens  1887,  258  f.  (Freytag)  j 
Revue  critique  21,  Nr.  43  (Cagnat);  The  Classical  Revew  I,  277  f.  (Furneaux^; 
Grenzboten  46,  Nr.  25  u.  26;  Blätter  f.  literar.  Unterhaltung  1887,  II,  715—717 
(Mähly). 

1062.  Wiegand,  Wilhelm,  die  Alamannenschlaeht  vor  Straßburg  357  n. 
Chr.  Eine  kriegsgeschichtliche  Studie.  Mit  1  Karte  und  1  Wegskizze, 
gr.  8.  (46  S.)  Straßburg  1887,  Heitz.  1  M.  Beiträge  zur  Landes-  und 
Volkskunde  von   Elsaß-Lothringen,    3.   Heft. 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  1704  f.  (Holländer);  Lit.  Centralblatt  1887, 
Sp.  1525. 

1063.  Nissen,  H.,   die  Alamannenschlaeht  bei   Straßburg. 
Westdeutsche  Zs.  6,  319—335. 

1064.  Prähistorisches  und  Funde  !).  —  Zusammenstellung  des  Materials  für 
die  einzelnen  Länder  in  den  betr.  Abschnitten  des  historischen  Jahres- 
berichts  (oben   Nr.    100). 

1065.  Korrespondenzblatt  des  Gesammtvereins  der  deutschen  Geschichts- 
und Alterthumsvereine,  redigiert  von  R.  Beringuier.  35.  Jahrgang.  1887. 
12   Nummern,   gr.    4.    Berlin,   Mittler   u.    Sohn   in   Comm.    5   M. 

1066.  Korrespondenzblatt  der  deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie, 
Ethnologie  und  Urgeschichte.   Braunschweig,   Vieweg. 


*)  s.  Bibl.   1886,  Anmerkung  zu  Nr.   1050. 


332  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

1067.  Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaff  für  Anthropologie,  Eth- 
nologie und   Urgeschichte,   redigiert  von   R.    Virchow.   Jahrgang    1887. 

Darin   circa  9(>  Artikel  über  Alterthümer,   Funde  u.    dg-1. 

1068.  Anzeiger  des  Germanischen  Nationalmuseums,  1887,  Bd.  II.  Nr.  1 — 6. 
Enthält  in  jeder  Nummer  «ine   Fundchronik. 

1068".  Katalog  der  im  germanischen  Museum  befindlichen  vorgeschicht- 
lichen Denkmäler  (Rosenberg'sche  Sammlung).  Mit  Abbildungen.  Nürnberg 
1886,  Verlag  des  german.  Museums.  Beilage  zum  Anzeiger  des  german. 
Museums. 

1069.  Westdeutsche  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst,  heraus- 
gegeben von   F.  Hettner  und   K.   Lamprecht.   Jahrgang  VI.    1887. 

Bibliographie  für  1886,  S.  155—210;  Museographie  für  1886,  S.  286-317. 

1070.  Korrespondenzblatt  der  Westdeutschen  Zeitschrift  f.  Geschichte 
und  Kunst,  herausgegeben  von  F.  Hettner  und  K.  Lamprecht.  Jahr- 
gang VI,    1887.    12   Nummern. 

1071.  Berliner  philologische  Wochenschrift,    7.  Jahrgang    1887. 
Mehlis,    Ausgrabungen    auf  der   Heidenburg,    8p.  1394,   1554;     derselbe,  Aus- 
grabungen   zu   Obrigheim,    Sp.  772,   802;     derselbe,    Langobardische    Gräber    in 
Südtirol,    Sp.   1042;     Schneider,    Rud.,    Uxellodunum;    ferner  s.  Sp.  68,  291, 
514,  1044. 

1072.  Mittheilungen  der  k.  k.  Centralcommission  zur  Erforschung  und 
Erhaltung  der  Kunst-  und  historischen  Denkmale.  N.  F.  13.  Bd.  gr.  4. 
Wien    1887,   Kubasta  u.   Voigt  in    Comm.    16   M. 

1073.  Mittheilungen  der  anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien.  1  6.  Bd. 
(N.  F.  6.  Bd.)  4  Hefte  und  17.  Bd.  (N.  F.  7.  Bd.)  1.  u.  2.  Heft.  gr.  4. 
Wien  18S7,   Holder  in   Comm.   ä    4  M. 

1074.  Ar  chäol  o  gis  ch-  epi  graph  i  seh  e  Mittheilungen  aus  Österreich- 
Ungarn,  herausgegeben  von  O.  Benndorf  und  E.  Bormann.  11.  Jahr- 
gang,  1887.   2  Hefte,   gr.   8.  Wien,   Karl  Gerold's   Sohn.   9   M. 

1075.  Korrespondenzblatt    des  Vereins  für  siebenbürg.  Landeskunde  X. 
Funde:    S.  9  f..  33  f.,  82  f.,  83  f.,  03.   119  f. 

1076.  Lindenschmit,  Alterthumskunde   (Bibl.    1886,   Nr.    1070). 

Vgl.  D.  Lit.    Zeitung    1887,    Sp.  305    (G.    Kaufmann);    Jahrbücher    des    Vereins 
von  Alterthumsfremiden  im  Rheinlande  H.  82,   157—161  (^chaaffhausen). 

1077.  Brunn  hofer,  Hermann,  über  die  älteste  Herkunft  des  Silbers  und 
Eisens  in  Europa,   erschlossen   aus   kleinasiatischen    Ortsnamen. 

Fernschau,    Jahrb.    d.    mittelschweiz.    geograpli.-commercieilen    Gesellschaft    in 
Aarau.    1.  Bd. 

1078.  Penka,  K.,  die  Kupferzeit,  in  Europa  und  ihr  Verhältnis  zur  Kultur 
der  Indo-Germanen. 

Allgemeine  Zeitung  1886,  Beilage  Nr.  306. 
107  9.   Klose,  W.,    Bronze-   und  Eisenzeit  oder  Metallzeit.     Ein   Beitrag    zur 
Lösung  über  die   Berechtigung  dieser  Eintheilung  u.    über   die  Priorität  der 
Bronze,  gr.   8.    (IV,    116   S.)  Hirschberg.   Kuh.    2,50   M. 

1080.  De witz,   Externsteine   (Bibl.    1886,   Nr.    1083). 

Vgl.    D.    Lif.    Zeitung    1887,    Sp.  170    (F.  H.  Kraus);    Repertorium    für    Kunst- 
wissenschaft 10,   196. 

1081.  Jacob,  G.,  die  Gleichberge  bei  Römhild  als  Kulturstätte  der  La 
Tenezeit  Mitteldeutschlands.  Fol.  (50  S.  mit  Figuren  u.  8  Tafeln.)  Halle, 
Hendel.  —  Vorgeschichtl.  Alterthümer  der  Provinz  Sachsen  und  angren- 
zender Gebiete.   I.   Abtheilung,    5. — 8.   Heft,   ä   3   M. 


VI.  ALTERTHÜMER  UND  KULTURGESCHICHTE.         Soo 

Vgl.  Mittheilangen  aus  d.  histor.  Literatur  15,  303  ff.  (A.  G.  Meyer);  Zs.  f. 
Ethnologie  19,  99  (Virchow);  Korrespoudenzblatt  d.  Gesammtvereins  d.  deut- 
schen Geschichts-  u.  Alterthunisvereine  1887,  Sp.  110  f.;  Korrespondeuzblatt 
der  Westdeutschen  Zs.  H,    8p.   253   f. 

1082.  Schlesiens  Vorzeit  in  Bild  und  Schrift.  63.  Bericht  d.  Vereins  f. 
das  Museum  schles.  Alterthümer.  Red.  v.  Grempler  u.  Mart.  Zimmer, 
gr.  8.   (4.  Bd.    S.  573 — 612   mit  2  Taf.)   Breslau,   Trewendt.   baar  ä    1  M. 

1083.  Grempler,  der  Fund  von  Saekrau.  Namens  d.  Vereins  f.  das  Museum 
schles.  Alterthümer  in  Breslau  unter  Subvention  der  Provinzialverwaltg. 
bearb.  u.  hrsgb.  Mit  5  Bildtaf.  u.  1  Karte.  Fol.  (16  S.)  Brandenburg, 
Lunitz.    6    M. 

Vgl.  Zs.  f.  Ethnologie  19,   149  f.  (Virchow) ;  Berliner  philol.  Wochenschrift  1887, 
Nr.  34;  Korrespondenzblatt  d.  deutschen  Gesellschaft  f.  Anthropologie  18,   Nr.  6. 
108  4.    Voß    und    Stirn  ming,     vorgeschichtliche   Alterthümer    aus   der   Mark 
Brandenburg   (Bibl.    1886,   Nr.    1075). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  806  (J.  R.);  Zs.  f.  Ethnologie  19,  201  f. 
(Virchow). 

1085.  Tischler,  Otto,  ostpreußische  Grabhügel.  I.  Mit  4  Tafeln  und  6 
Zinkogr.  gr.  4.  (66  S.)  Königsberg  (Berlin,  Friedländer  u.  Sohn\  4  M. 
Sonderabdruck    aus    den   Schriften    der  phys. -Ökonom.   Ges.   zu  Königsberg. 

1086.  O  hlens  ch  1  ager ,  Fr.,  die  römische  Grenzmark  in  Bayern.  4.  (86  S.) 
Sonderabdruck  aus  den  Abhandlungen  der  k.  bayer.  Akademie  d.  Wissen- 
schaften I.   Cl.   18.  Bd.    1.  Abtheil. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  1221  —  1223  (A.) ;  Berliner  philol.  Wochenschrift 
1887,  Nr.  34  (Mehlis);  Korrespondenzblatt  der  Westdeutschen  Zs.  6,  Sp.  156 
bis  159  (H.  Haupt). 

1087.  Eidam,  H. ,  Ausgrabungen  römischer  Überreste  in  und  um  Gunzen- 
hausen.  [Aus:  „Festschrift  z.  Begrüßg.  d.  XVIII.  Kongresses  d.  Deutschen 
Anthropolog.  Gesellsch.  in  Nürnberg''.]  Lex. -8.  (26.  S.  mit  7  Taf.)  Nürn- 
berg, v.  Ebner.    2   M. 

1087a.  Derselbe,  Ausgrabungen  des  „Vereins  von  Alterthumsfreundenu  in 
Gunzenhausen,  beschrieben.  Mit  S  Taf.  [Aus:  ,,43.  Jahresbericht  d.  histor. 
Vereins  f.  Mittelfranken".]  gr.  4.  (34  S.)  Ansbach,  Brügel  &  Sohn  in 
Comm.    2  M. 

1088.  Forster,  S.  v.,  über  Hügelgräberfunde  bei  Nürnberg.  [Aus:  „Fest- 
schrift zur  Begrüßg.  d.  XVIII.  Kongresses  der  Deutschen  Anthropolog. 
Gesellseh.  in  Nürnberg".]  Lex. -8.  (24  S.  mit  Abbildgn.)  Nürnberg,  v. 
Ebner.    1    M. 

1089.  Göringer,  prähistorische  Karte  von  Nürnberg  und  Umgebung.  In: 
Festschrift  zur  Begrüßung  des  XVIII.  Kongresses  der  Deutschen  Anthro- 
polog.  Gesellsch.   in    Nürnberg.    Nürnberg,   v.    Ebner. 

1090.  Naue,  Jul. ,  die  Hügelgräber  zwischen  Ammer-  u.  Staffelsee,  geöffnet, 
untersucht  u.  beschrieben.  Mit  1  Karte  u.  59  Taf.  Abbildgn.,  darunter 
22.  färb.   Taf.   hoch   4.   (VI,    227    S.)   Stuttgart,  Enke.    36   M. 

Vgl.  Zs.  f.  Ethnologie  19,  202  f.  (Virchow) ;  Mittheilungen  d.  anthropolog.  Ge- 
sellschaft in  Wien   17,    117  f.   (Hoemes). 

1091.  Scheidemandel,  Heinr.,  über  Hügelgräberfunde  bei  Parsberg,  Ober- 
pfalz, hoch  4.  (24  S.  m.  8  Taf.)  Parsberg  188G.  (Landshut,  Attenkofer.)  3  M. 

1092.  Schreiner,  Wolfg. ,  Eining  und  die  dortigen  Römer- Ausgrabungen. 
Ein  kleiner  Wegweiser  durch  dieselben.  Mit  2  Kurten  u.  Plan.  12.  (40  S.) 
Landshut,   Thomann.   0,60   M. 


334  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

1093.  Mazegger,  B. ,  Römerfunde  in  Obertnais  bei  Meran  und  die  alte 
Maja-Veste.   2.   Aufl.   8.   (35  S.)   Meran,   Elmenreicb.   0,80  M. 

1094.  Woldrich,  Joh.  N. ,  Beiträge  zur  Urgeschichte  Böhmens.  3.  Thl. 
[Aus:  ..Mittheilgn.  d.  Anthropdog.  Gesellsch.  in  Wien".]  gr.  4.  (III,  24  S. 
mit  43  Textfig.  u.  1  Taf.)  Wien  188«,  Holder  in  Comm.  baar  2,80  M. 
(1.   u.   3.:    6,40   M.) 

1095.  Ortvay,  Thdr. ,  vergleichende  Untersuchungen  über  den  Ursprung 
der  ungarländischen  und  nordeuropäischen  [dänischen,  schwedischen,  nor- 
wegischen] prähistorischen  Steinwerkzeuge.  [Aus :  ..Mittheilgn.  d.  Anthro- 
polog.  Gesellsch.  in  Wien".]  gr.    4.   (37  S.)   Wien,    Holder  in  Comm.    2,40  M. 

1096.  Wosinski,  Mauritius,  das  prähistorische  Schanzwerk  von  Lengyel, 
seine  Erbauer  und  Bewohner.  1.  Heft.  Autoris.  deutsche  Ausg.  gr.  8. 
(96    S.   mit  24   Steintaf.)    Budapest   1888,   Kiliän.    6   M. 

1097.  Compte-rendu  de  la  8.  Session  du  congres  international  d'anthro- 
pologie  et  d'archeologie  prehistoriques  ä  Budapest  1876.  Vol.  II.  t'parties. 
gr.  8.  (IST  u.  XVI,  108  S.  mit  119  eingedr.  Fig.,  129  Taf.  u.  1  Karte,  nebst 
119   S.   Erklärungen).  Budapest   1878   et   1886.   (Leipzig,    Haessel.)   20   M. 

Römßrstraße  s.  Nr.    1138  ff. 

1098.  Mittelalter.  —  Eicken,  Heinr.  v.,  Geschichte  u.  System  der  mittel- 
alterlichen Weltanschauung,   gr.   8.    (XVI,   822  S.)    Stuttgart,   Cotta.    12  M. 

1099.  Ellinger,   öffentliche  Meinung  (Bibl.    1886,   Nr.    1091). 
Vgl.  Histor.  Zs.  58,  118  f. 

1100.  Lasch,  Berthold,  das  Erwachen  u.  die  Entwickelung  der  historischen 
Kritik  im  Mittelalter  [vom  VI. — XII.  Jahrb.] .  gr.  8.  (V,  121  S.)  Breslau, 
Ko ebner.   2,40   M. 

1101.  Müntz,   la  tradition  antique  au   moyen   äge. 
Journal  des  Savants  1887,  Oktober. 

1102.  Schepß,   G.,   zu   Suetons  Fortleben   im   Mittelalter. 

Bl.  f.  d.  bayer.  Gymnasialschulwesen   1887  (Bd.  XXIII),  S.  97—99. 
1102a.  Cipolla,   C,   Catullo  nel  Medioevo. 
Ärchivio  Veneto  33,   192—194. 

1103.  Biese,  Alfr.,  die  Entwickelung  des  Naturgefühls  im  Mittelalter  u.  in 
der  Neuzeit,   gr.   8.   (VIII,   460  S.)   Leipzig   1888,   Veit  &   Co.   8   M. 

Vgl.  Allgemeine  Zeituno:  1887,    Beilage  Nr.  307. 

1104.  Hauck,  Albert,  Kirchengeschichte  Deutschlands.  1.  Theil.  Bis  zum 
Tode  des  Bonifatius.  gr.  8.  (VIII,  557  S.)  Leipzig  1887,  Hinrich's  Verlag. 
10,50  M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  772  f.;  D.  Lit.  Zeituug  1887,  Sp.  1201  —  1203 
(K.  Müller);  Göttinger  gel.  Anz.  1887,  732—744  (W.  Möller);  Theol.  Lit.  Ztg. 
1887,  Sp.   171—176  (Loofs);    Theol.  Lit.  Blatt   1887.  226. 

1105.  Koestlin,  Heinr.  Adolf,  Geschichte  des  christlichen  Gottesdienstes. 
Ein  Handbuch  f.  Vorlesungen  u.  Übungen  im  Seminar.  Mit  2  Tab.  gr.  8. 
(X,    263  S.)   Freiburg  i/Br.,   Mohr,    (i    M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  993;  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  1106  f.  (Basser- 
mann); Göttinger  gel.  Anz.  1887,  544— 563  (Achelis);   Theol.  Lit.  Blatt  1887,  135. 

1106.  Linsenmann,  über  Marien-  und  Heiligenverehrung  im  christlichen 
Cultus.    Schluß. 

Theolog.  Quartalschrift  1867,   179-230. 
1106°.  Durazza,    il  paradiso    terrestre    uelle  carte  medioevali.     16.     (68    S. 
u.   23   Taf.)    Mantova,   eredi   Segna. 


VI.  ALTERTHÜMER  UND  KULTURGESCHICHTE.  335 

1107.  Schröder.   Glaube  und  Aberglaube   (Bibl.    1886,   Nr.    1103). 

Vgl.  Lit.  Blatt  1887.  Sp.  268  (Schwan);  Allgemeine  Zeitung  1886,  Beilage 
Nr.  287  (Budinszky). 

1108.  Süpfle,   Kultureinfluß   (Bibl.    1886,  Nr.   1093). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  281  f.;  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  129  f.  (v.  Wald- 
berg); Zs.  f.  vergleichende  Literaturgeschichte  1,  H.  3/4  (John  Meyer);  Ro- 
mania  Nr.  CO;  Zs.  f.  neufranzösiscbe  Sprache  u.  Literatur  VIII,  6  (Knauer); 
Allgemeine  Zeitung  1886,  Beilage  Nr.  269. 

1109.  Mörner,  Heldengedichte  (Bibl.    1886,   Nr.    1094). 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  752  (F.  N.) ;  Franco-Gallia  1887.  März;  Blätter 
f.  literarische  Unterhaltung  1887,  II,  670  f.  (Adalbert  Schröter). 

1110.  Vatke,   Th.,   die   Courtoisie  in  ihrer  kulturhistorischen  Entwicklung. 
Herrigs  Archiv  79,   129—148. 

s.  Nr.  1194  ff. 

1111.  Schöne.  A.,  deutsche  Alterthümer  im  Mecklenburger  Osterspiel,  gr.  8. 
(33    S.)    Ludwigslust,  Hinstorff.    1    M.   Rostocker  Dissertation. 

Vgl.  Nd.  Korrespondenzblatt   12,  46  f.    (K.   E.  H.   Krause). 

1112.  Dolberg,   L.,   das   mittelalterliche  Begräbniß. 
Der  Katholik  1887,  März. 

s.  Nr.  997. 

1113.  Scala,  R.  v.,  Vortrag  über  die  wichtigsten  Beziehungen  d.  Orientes 
zum  Occidente  im  Mittelalter  u.  Neuzeit.  Gehalten  im  oriental.  Museum 
am   26.   Jänner    1887.    8.   (46    S.)  Wien.    (Leipzig,  Fock.)    1    M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  1262  f. 

1114.  Wessel,  Charakteristik  des  Mittelalters.  4.  (13  S.)  1887.  Programm 
des   Gymnasiums  zu   Cüstrin,    Nr.    70. 

1115.  Gegensätze  in   der  Kultur  des   Mittelalters. 
Grenzboten  46,  Nr.  20. 

1116.  Gesellschaftsleben.  —  Buchwald,  Gust.  v.,  deutsches  Gesellschafts- 
leben im  endenden  Mittelalter.  2.  Bd.  A.  u.  d.  T.:  Zur  deutschen  Wirth- 
schaftsgeschichte  im  endenden  Mittelalter.  15  Vorträge.  8.  (XIII,  302  S.) 
Kiel,   Homann.    4,50   M.    (1.   u.    2.:    8,50   M.). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  1295  f.  (W.  A.);  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  1310 
(G.  Kaufmann):  Bistor.  Zs.  57,  73 — 75  (Ellinger);  Zs.  f.  allgemeine  Geschichte 
1887,  157;  Hist.  Jahrbuch  7,  324—329  (Fr.  Kayser);  Histor.-polit.  Blätter  99, 
799  f.;  Wissenschaft!.  Beilage  d.  Leipziger  Zeitung  1887,  Nr.  20;  Blätter  f. 
literarische  Unterhaltung  1887,  I,  26  f.  (Henne  am  Rhyn.) 

1117.  Höhlbaum,   das  Buch  Weinsberg  (Bibl.    1886,   Nr.    1113). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  901  f.;  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  792—794 
(v.  Below);  Histor.  Zs.  60,  123;  Theolog.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  488;  Lit.  Hand- 
weiser Nr.  432  (Kessel);  Gegenwart  32,  Nr.  32  (Gebhardt);  Allgemeine  Zeitung 
1887,   Beilage  Nr.  102. 

1118.  Mo  der  söhn,   Realien  (Bibl.    1886,   Nr.    1115). 

Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  266  (Schwan);  Herrigs  Archiv  79,  352—356  (Bischoff). 

1119.  Böhme,  Geschichte   des  Tanzes  (Bibl.    1886,  Nr.    1116). 

Vgl.  Blätter  f.  literar.  Unterhaltung  1887,  I,  125  f.  (Schlossar);  Revue  politique 
et  literaire  1887,  18   (A.  Bacine). 

1120.  Hänselmann,    Schichtbuch   (Bibl.    1886,   Nr.    1107). 
Vgl.  Histor.  Zs.   57,  326  f. 

1121.  Hansel  mann,  Ludwig,  Werkstücke.  Gesammelte  Studien  und  Vor- 
träge zur  Braunschweigischen  Geschichte.  2  Bde.  8.  (HI,  347  u.  IV, 
314  S.i  Wolffenbüttel  1887,  Zwißler.  ä  3  M.  Aufsätze  u.  Vorträge  aus 
verschiedenen   Wissensgebieten,   Bd.   3   u.   4. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Nr.   1003  f. 


336  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

1122.  Büchner,   aus  Gießens   Vergangenheit  (Bibl.    1886,   Nr.    1110). 
Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  454. 

1123.  Kopp  mann,  Karl,  Geschichte  der  Stadt  Rostock.  1  Thl.  Von  der 
Gründung  der  Stadt  bis  zum  Tode  Joachim  Slüters  [1532].  8.  (,VIII, 
151    S.)   Rostock,   Werther.    2    M. 

1124.  Meyer,  Wm.  Heinr.,  Stettin  in  alter  und  neuer  Zeit.  (In  10  Lfgn.) 
1.   Lfg.   gr.    8.  (32   S.   mit   1    Taf.)   Stettin,   Hessenland.    0,60   M. 

1125.  Aus  Flensburgs  Vorzeit.  Beiträge  zur  Geschichte  der  Stadt.  Hrsg. 
in  zwanglosen  Hftn.    1.  Heft.   gr.  8.  (VII.    129  S.)  Flensburg,  Huwald.    2  M. 

1126.  Specht,  Frz.  Ant. ,  Gastmähler  und  Trinkgelage  bei  den  Deutschen 
von  den  ältesten  Zeiten  bis  ins  9.  Jahrhdt.  Ein  Beitrag  zur  deutschen 
Kulturgeschichte.    8.   (61    S.)   Stuttgart,    Cotta.    1.20   M, 

1127.  Stocker,   F.   A. ,    das  Wirthshaus   im  Mittelalter. 
Vom  Jura  zum  Schwarzwald  III.  214 — 239. 

1128.  Neu  mann,  Karl  Wold.,  die  Kaiser-  u.  Fürstenherberge  zum  „goldenen 
Kreuz"  in  Regensburg.  Eine  histor.  Skizze.  2.  verb.  Aufl.  16.  (60  S.) 
Regensburg,   Bössenecker.    0,40   M. 

1129.  Volkszahl.   —  Jastrow,   Volkszahl  (Bibl.    1886,   Sp.    1117) 
Vgl.  Mittheilungen  aus  d.  histor.  Literatur  15,   139  ff.   (Reinhold). 

1130.  Bücher,   Bevölkerung  von  Frankfurt  (Bibl.    1886,  Nr.    1119). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.   1887.  Sp.  718  f.  (Schanz);  Allgem.  Ztg.  1887,   Beilage   Nr.  80. 

1131.  Knabe,  C,  Volkszahl  von  Torgau  1505  und  1535.  gr.  8.  (VI, 
37  S.)  Torgau,  Jacob  in  Comm.  0,60  M.  Publicationen  des  Alterthums- 
Vereins  zu   Torgau.  I. 

1132.  Stenner,  F.,  zwei  Beiträge  zur  Bevölkerungsstatistik  des  16.  Jahr- 
hunderts. 

Siebenbürg.  Korrespondenzblatt  10,  S.   111  — 113. 

1133.  Handel  und  Verkehrswesen.  —  Schneider,  J..  die  alten  Heer-  u. 
Handelswege  der  Germanen,  Römer  u.  Franken  im  deutschen  Reiche.  Nach 
örtl.  Untersuchgn.  dargestellt.  5.  Heft.  Mit  1  Karte,  gr.  8.  (23  S.)  Leipzig, 
T.   O.  Weigel.   5   M. 

113:;".   Chambalu,    A.,   die  alten  Heer- u.  Handelswege   im   deutschen  Reich. 
Berliner  philolog.   Wochenschrift   1887,  Sp.   1386  ff.  und  1416  ff. 

1134.  Näher,  J.,  die  römischen  Militärstraßen  u.  Handelswege  in  Südwest- 
Deutschland,  in  Elsaß-Lothringen  u.  der  Schweiz,  nebst  1  Karte,  gr.  4. 
(VIII.    42    S.)    Straßburg   1887,   Noiriel  in   Comm.    3   M. 

1135.  Hauser.  Karl  Baron,  die  Römerstraßen  Kärntens.  (Mit  1  Karte.) 
[Aus:  „Mittheilgn.  d.  Anthropolog.  Gesellsch.  in  Wienu.]  8.  (III,  35  S.) 
Wien    1886,   Holder.    1    M. 

1136.  Meyer,  A.  B.,  die  alten  Straßenzüge  des  Obergailthales  (Kärnten) 
und  seiner  Nachbarschaft.  Ein  Nachtrag  zu  des  Verfassers  „Gurina  im 
Obergailthal1'.  Mit  1  Karte.  Imp.-4.  (S.  105—112.1  Dresden  1886,  W. 
Hoffmann.    4    M. 

s.  Nr.    1020. 

1137.  Velke,  W.,  zur  Geschichte  von  Mainz  mit  besonderer  Rücksicht  auf 
Handel  und  Verkehr  im  Alterthum  und  Mittelalter,  in:  der  Zoll-  und 
Binnenhafen   zu   Mainz.     Mainz    18>7,   J.    Diemer   in   Comm.,    S.    1 — 15. 

1138.  Quetsch,  Frz.  H.,  das  Verkehrswesen  am  Mittelrhein  im  Alterthum. 
gr.    8.    (45    S.   mit    1    Taf.)    Mainz.    Wilckens.    1,50    M. 


VI.    ALTERTHÜMER  UND  KULTURGESCHICHTE.  337 

1139.  Jastrow,  J.,  über  Welthandelsstraßen  in  der  Geschichte  des  Abend- 
landes, gr.  8.  (62  S.)  Berlin  1887,  Siraion.  2  M.  Volkswirthschaftliche 
Zeitfragen,  H.    63   u.    64. 

1140.  Fischer,  Theobald ,  Sammlung  mittelalterlicher  Welt-  und  Seekarten 
italienischen  Ursprungs  und  aus  italienischen  Bibliotheken  und  Archiven 
herausg.  und   erläutert,   gr.    8.    (V,    254   S.)   Venedig  1886,    Ongania. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  239:  Revue  critique  21,  Nr.  12. 

1141.  Alpine   Kartographie   des  XVI.   Jahrhunderts. 
Allgemeine  Zeitung  1887,  Beilage  Nr.  203   ff. 

1142.  Jacob,  Georg,  der  nordisch-baltische  Handel  der  Araber  im  Mittel- 
alter, gr.   8.  (V,   152   S.)  Leipzig   1887,  Böhme.   4  M. 

Vgl.  Götting.  Gel.  Anz.  1887,  9(57—976  (A.  Müller;  auch  Bibl.  1886,  Nr.  1127f. 
wird  hier  besprochen);    Zs.  f.  Ethnologie  18,  288  f.  (Vircbow). 

1143.  Tomaschek,  Wilh.,  zur  Kunde  der  Hämus-Halbinsel.  II.  Die  Handels- 
wege im  12.  Jahrh.  nach  den  Erkundigungen  des  Arabers  Idrisi.  [Aus: 
„Sitzungsber.  d.  k.  Akad.  d.  Wiss."].  Lex.-8.  (91  S.)  Wien,  Gerold's 
Sohn  in   Comm.    1,40  M.    (I.   u.   II.   2,50  M.). 

1144.  Tesdorpf,  W.,  Gewinnung,  Verarbeitung  und  Handel  des  Bernsteins 
in  Preußen  von  der  Ordenszeit  bis  zur  Gegenwart.  Eine  historisch-volks- 
wirthschaftliche  Studie.  Mit  1  graph.  Darstellung,  gr.  8.  (VII,  147  S.) 
Jena,  Fischer.  3  M.  Staatswissenschaftliche  Studien  herausg.  von  L.  Elster, 
1  Bd.  H.  6. 

1145.  Stoppani,  A. ,  1' ambra  nella  storia  e  nella  geologia  con  speciale 
riguardo  agli  antichi  popoli  d'  Italia  nei  loro  rapporti  colle  origini  e  collo 
svolgimento  della  civiltä  in  Europa.  Mailand  1886,  Hoepli.  —  Bern- 
steinhandel. 

1146.  Gering,  Handel  von  Basel  (Bibl.   1886,  Nr.    1125). 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  1058  f.  (Stieda);  Gott.  Gel.  Anz.  1887,  340—351 
(Schanz);  Revue  critique  1887,  Nr.  34;  Mittheilungen  aus  d.  histor.  Litteratur 
15,   153  ff.  (Koehne);    Histor.  Jahrbuch  VIII,  H.  4. 

1147.  Schäfer,  Dietrich,  das  Buch  des  Lübeckischen  Vogts  auf  Schonen, 
nebst  5  Beilagen.  Mit  3  Tafeln  u.  2  Karten,  gr.  8.  (XIV,  CLII1,  155  S.) 
Halle  1887,  Buchhandl.  des  Waisenhauses.  6  M.  Hansische  Geschichts- 
quellen  4.   Bd. 

Vgl.  Histor.  Tidskrift  (sv.)  1887,  96  —  103  (H.  Hildebrand). 

1148.  Stieda,  Wilhelm,  Kevaler  Zollbücher  und  —  Quittungen  des  14.  Jahr- 
hunderts, gr.  8.  (XII,  CXXXVIII,  107  S.)  Halle  1887,  Buchhandl.  des 
Waisenhauses.   4,80   M.   Hansische  Geschichtsquellen   5.   Bd. 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,    Sp.   1775  f.   (Perlbach);    Korrespondenzblatt  d.  Gc- 

sammtvereins  d.  deutsehen  Geschichts-  u.  Alterthumsvereine  1887,  151  (F.  H.) ; 

Jahrbücher  f.  Gesetzgebung  11.  562  (Schmoller). 
1148".   Stieda,  W.,   Studien  zur  Gewerbegeschichte  Lübecks,   3.   4. 

Mittheilungen  d.  Vereins  f.  Lübeck.  Geschichte    u.    Alterthumskunde    3,    1 — 16 

u.   37 — 63  (Hopfenbau,  Bierbrauerei). 

s    Nr.   1379. 
1148b.   Stieda,  W.,   Zunfthandel  im   16.   Jahrhundert. 

Histor.  Taschenbuch  6.  Folge,  6,  307—352. 

1149.  Sattler,  C.  Handelsrechnungen  d.  Deutschen  Ordens.  Im  Auftrage 
d.  Vereins  f.  die  Geschichte  v.  Ost-  u.  Westpreußen  hrsg.  [Publication  d. 
Vereins  f.  die  Geschichte  v.  Ost-  u.  Westpreußen.]  gr.  8.  (XLVI,  629  S.) 
Leipzig    1887,   Duncker  Ä:  Humblot.    12   M. 

GERMANIA.    Neue  Reihe  XXIV.  (XXXVI.)  Jahrg.  23 


338  MI  MYOGRAPHIE  VON  1887. 

Vgl.   Mittheilungen    aus  d.  histor.  Litteratur   15,  335  (Koehne);    Nationalzeitung 
1887,  157  (Prutz). 

1150.  Blümcke,  0.,  Stettins  hansische  Stellung  und  Heringshandel  in 
Schonen. 

Baltische  Studien  37,  97—288,  u.  separat. 

1151.  Hoehlbaum,   K.,  die  Hanse  zu   St.  Goar. 
Mittheilungen  aus   dem  Stadtarchiv  von  Köln,  H.   10. 

1152.  Hoehlbaum,  K.,  Unkosten  einer  Kölner  Hansefahrt  von  1399.  Zur 
Geschichte  der  Werthe  und  Preise. 

Mittheilungen  aus  dem  Stadtarchiv  von  Köln,  H.   10. 

1153.  Geering,  F.,   Kölns  Kolonialwaarenhandel  vor   400  Jahren. 
Mittheilungen  aus  dem  Stadtarchiv  von  Köln,  H.   11. 

1154.  Kluckhohn,  Aug.,  Handelsgesellschaften  und  Monopole  im  Refor- 
mationszeitalter. 

Historische  Aufsätze,  dem  Andenken  an  Georg  Waitz  gewidmet,  S.  666 — 703. 
(Aus:  Berliner  Jahresbericht  1887,  VIII,  Nr.  45.) 

1155.  Zur  Geschichte   der  Handelsgesellschaften   und  Monopole. 
Mittheilungen  aus  dem  Stadtarchiv  von  Köln,  H.   10. 

1156.  Simonsfeld,  Henry,  der  Fondaco  dei  Tedeschi  in  Venedig  u.  die 
deutsch-venetianischen  Handelsbeziehungen.  Mit  Unterstützg.  der  histor. 
Commission  bei  der  königl.  bayer.  Akademie  der  Wissenschaften.  2  Bde. 
gr.  8.  (XXIV,  492  u.  XVI,  396  S.)  Stuttgart  1887,  Cotta.  20  M.  [Der 
histor.  Theil  auch  besonders,   gr.   8.   (XI,   201    S.)    Ebd.   6   M.]. 

Vgl.  Allgemeine  Zeitung  1887,  Beilage  Nr.  308  (He.yd). 

1157.  Hasse,  Leipziger  Messen  (Bibl.   1885,  Nr.   887). 
Vgl.  Histor.  Zs.  57,   114  f.  (Stieda). 

Buchdruck  u.  Buchhandel  s.  Nr.  1309  ff. 
1157*.   Buch  er,   B.,   Geld-  und  Arbeitswerth  im   Mittelalter. 
Blätter  f.  Kunstgewerbe  16,  Nr.  2. 

1158.  Heierli,   J.,   die  Anfänge  der  Weberei. 
Anzeiger  f.  Schweiz.  Alterthumskunde   1887,  Nr.  2. 

1159.  Dombrowski,   die  mittelalterliche  Bienenwirthschaft  in   Ermland. 
Zs.  f.  d.  Geschichte  von  Ermland  9,  H.  1. 

1160.  Wirthschaftsleben.  —  Lamprecht,  deutsches  Wirtschaftsleben 
(Bibl.    1886,   Nr.    1134). 

Vgl.  Lit.  Centralblalt  1887,  Sp.  1260—1262  (W.  A.);  Gott.  Gel.  Anz.  1887,  313 
bis  340  (Inama-Sternegg) ;  Jahrb.  f.  Nationalökonomie  n.  Statistik  N.  F.  14,  H.  6; 
Histor.  Jahrbuch  8,  H.  3  (Bruder). 

1161.  Lamprecht,  Karl,  die  Entwicklung  des  deutschen,  vornehmlich  des 
rheinischen  Bauernstandes  während  des  Mittelalters  und  seine  Lage  im 
15.  Jahrhundert. 

Westdeutsche  Zs.  6,   18—39. 

1162.  Knothe,   Gutsunterthanen  (Bibl.    1886,   Nr.    1136). 
Vgl.  Gott.  Gel.  Anz.   1887,  66—73  (Meitzen). 

1163.  Brüning,   W.,    die  Leibeigenschaft  in   Ostpreußen. 
Zs.  d.  Savigny- Gesellschaft  für  liechtsgeschichte  8,  H.  2. 

1164.  Schmidt,  Gust.  Heinr.,  zur  Agrargeschichte  Lübecks  u.  Ostholsteins. 
Studien  nach  archival.  Quellen.  Mit  1  Flurkarte  und  1  Taf.  gr.  8.  (X, 
171    S.)    Zürich    1887,   Orell,   Füßli  &  Co.   Verl.   7   M. 

1165.  Gothein,  Eberhard,  die  Naturbedingungen  der  kulturgeschichtlichen 
Entwicklung  in   der  Rheinebene   und  im   Schwaizwald. 

Verhandlungen  des  5.  deutschen  Geographentages  zu  Hamburg  1887,  53  —  73. 


VI.    ALTERTHÜMER  UND  KULTURGESCHICHTE.  339 

1165".  Thevenin,  M.,  Etudes  sur  la  propriete  au  moyen  äge.  Les  'Com- 
munia  . 

Melanges  Renier  (Paris,  Vieweg),   S.   121 — 144. 
s.  Nr.   1491  f.;  1509». 

1166.  Geometria  Culmensis,  von  Mendthal  (Bibl.    1886,   Sp.    1141). 
Vgl.    Lit.    Centralblatt    1887,    Sp.   641    f.;    D.    Lit.    Zeitung   1887,    Sp.    688   f. 
(Günther). 

1167.  Stände,  Zünfte.  —  Prutz,  Hans,   sociale  Bewegungen  im  Mittelalter. 
Zs.  f.  allgemeine  Geschichte  4,  240 — 263. 

1168.  Borch,  L.  v.,  zum  Wechsel  des  Freienstandes. 
Anzeiger  f.  Schweiz.  Gesch.  1887,  Nr.  2  u.  3,  u.  separat.  6  S. 

1169.  Roth  v.   Schreckenstein,   Ritterwürde  (Bibl.    1887,  Nr.    1142). 
Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,    Sp.  308  (Boos);    Mittheilungen    aus  d.  histor.  Lite- 
ratur 15,  315  (W.  Martens);   Allgemeine  Zeitung  1886,  Beil.  Nr.  288. 

s.  Nr.  1493. 

1170.  Schönach,  Ludwig,   Urkundliches   über  die  Spielleute  in  Tirol. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  31,   171—185. 

1171.  Schulte,  Aloys,  die  Pfeiferbruderschaft  zu  Riegel  im  Breisgau. 
Zs.  f.  d.  Gesch.  d.  Oberrheins  N.  F.  II,  303-311. 

1172.  Sittard,  Jos.,  den  Trompetern,  Pfeifern  und  Lautenschlägern  wird 
vom  Grafen  Ulrich  von  Württemberg  „ihre  gemachte  Gesellschaft  be- 
stetigt." 

Monatshefte  f.  Musikgeschichte  19,  4  —  7. 

1173.  Heitz,  E.,  das  Innungswesen  in  alter  und  neuer  Zeit.  45  S.  Stutt- 
gart,  Kohlhammer. 

1 174.  Seh  edler,  die  Schutzmantelbruderschaft  in  Markdorf  und  deren  Kirche. 
Schriften  d.  Vereins  f.  Gesch.  des  Bodensees  u.  Umgebung  16,  57  ff. 

1175.  Gradl,  H.,  zur  Geschichte  des   Zunftwesens  im  Egerlande. 
Mittheil.  d.  Mährischen  Gewerbemuseums  1887,   10. 

1176.  W.,  über  einige  alte  Matergebücher  der  Mediascher  und  Hermann- 
städter  Schneiderzuuft. 

Siebenbüig.  Korrespondenzblatt  10,  S.   127—130. 

1177.  Roth,  Joh.,  aus  der  Zunftzeit  Agnethelns.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte 
des   sächsischen  Handwerkerlebens   in   Siebenbürgen. 

Archiv  d.  Vereins  f.  siebenbürg.  Landeskunde  N.  F.  21,  87  — 120. 

1178.  Flemming,  Max,  das  Lehrlingswesen  der  Dresdner  Innungen  vom 
15.  bis  zum  Ende  des  17.  Jahrhunderts.  4.  (35  S.)  1887.  Programm  der 
Annen-Realschule  zu   Dresden,   Nr.   515. 

1179.  Hündorf,  Paul,  die  Steinhauerzunft  zu  Oberkirchen.  Ein  Beitrag  zur 
Geschichte  des  Zunftwesens.   8.   (V,   76   S.)   Dissertation,  Halle   1887. 

1179a.  Frensdorff,  F.,  das  statutarische  Recht  der  Kaufleute  in  Now- 
gorod. 2  Abtheilungen.  [Aus:  „Abhandlungen  der  k.  Gesellschaft  der 
Wissenschaften  zu  Göttingen"],  gr.  4.  (35  u.  55  S.)  Göttingen,  Dietrich's 
Verlag.   4  M. 

1179b.  Höhlbaum,   K.,   die  Gesellschaft  von   der  Windeck  in  Köln. 
Mittheilungen  aus  dem  Stadtarchiv  von  Köln  11,  68 — 72. 

1180.  Crull,  Friedrich,  das  Amt  der  Goldschmiede  in  Wismar.  (54  u.  XI  S. 
mit  2   Taf.)   Wismar   1887,  Hinstorff.   4  M. 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  1484  (Jessen);  Jahrbuch  d.  Gesellschaft  f.  bil- 
dende Kunst  in  Emden  7,  149 — 152  (Starcke);  Literar.  Handweiser  Nr.  429 
(A.  Reichensperger);  Monatsblätter  herausgeg.  v.  d.  Gesellschaft  f.  Pommersche 
Gesch.  u.  Alterthumskunde  1887,  Nr.  8. 

23* 


340  BIBLIOGRAPHIE  VON   1887. 

1181.  Schricker,  August,   Ordnungen  der  Straßburger  Malerzunft. 
Jahrb.  f.  Gesch.,  Sprache  u.  Lit.  Elsaß-Lothringens  3,  99 — 105. 

1182.  Lcmpfrid,  Fritz,  Färberzunftordnung  des  Bisthums  Straßburg  und 
der  Grafschaft  Lichtenberg  vom  Jahre   1659  —  60. 

Jahrb.  f.  Gesch.,  Sprache  u.  Lit.  Elsaß-Lothringens  3,  81 — 90. 

1183.  Eber,  Karl,  Abschriften  einiger  Protokolle  aus  dem  Protokollbuch 
der   Strumpf-  und  Hosenstrickerzunft  von   Oberbronn. 

Jahrb.  f.  Gesch.,  Sprache  u.  Lit.  Elsaß-Lothringens  3,   91 — 93. 

1184.  Zeininger,  Zunftordnung  der  Schneider  und  Leineweber  der  Stadt 
und   des  Amtes  Ebenhausen  von    1688. 

Archiv  d.  historischen  Vereins  von  Unterfranken  Bd.  30. 

1185.  Ulrich,   die  Wachstafeln  der  Kaufmannsinnung  in  Hannover. 
Zs.   d.  histor.  Vereins  f.  Niedersachsen   1887,   154—162. 

1186.  Bodemann,   ältere  Zunfturkunden  der  Städte  Northeim  und  Einbeck. 
Zs.  d.  histor.   Vereins  f.  Niedersachseu  1886,   167  —  234. 

1187.  Meyer,  Th. ,  die  Satzungen  der  Societas  domicellorum  (Theodori- 
Gilde)  in  Lüneburg. 

7  —  9.  Jahresbericht  d.  Museumsvereins  f.  d.  Fürstenthum  Lüneburg,   1884 — 86. 

1188.  Macco,  die  Mitglieder  der  St.  Sebastianus  Bogenschützen-Gesellschaft 
in   Burtscheid. 

Mittheilungen  des  Vereins   für  Kunde    der  Aachener  Vorzeit  1,   H.  1.    —    Vgl. 
Westdeutsche  Zs.  6,  278  (Lorsch). 

1189.  Roth,   F.  W.  E.,  Deutschordens-Statuten  de   1606. 
Korrespondenzblatt  d.  Gesammtvereius    der  d.  Geschiclits-  u.  Alterthumsvereine 
1887,  S.  30—36,  63-C5,   76—78,  96  f.,   119—121,  132—134. 

1190.  Frommel,  Theodor,  und  Joseph  Klemme,  ein  Statutenbuch  des 
Ordens  vom  goldenen  Vließe. 

Jahrbuch   der   kunsthistorischen  Sammlungen   des  Allerhöchsten  Kaiserhauses  5, 
264—338. 

Zunftwesen  s.  Nr.  790,   797  (Handwerksbräuche). 
1190a.  Paoli,   C,    Urkunden   zur  Geschichte  der  deutschen   Schusterinnung 
in  Florenz. 

Mittheilungen  d.  Instituts  f.  österr.  Geschichtsforschung  8,  455 — 476. 

1191.  Juden.  —  Litteratur  s.  Theolog.  Jahresbericht  (oben  Nr.  108), 
S.   65   ff. 

1192.  Regesten  zur  Geschichte  der  Juden  im  fränkischen  und  deutschen 
Reiche  bis  zum  Jahre  1273.  Herausgeg.  im  Auftrage  der  histor.  Com- 
mission  für  Geschichte  der  Juden  in  Deutschland.  Bearbeitet  von  J.  Ar  o- 
nius.  Lief.    1.    4.   (64   S.)    Berlin,   Simion. 

s.  Nr.  1266. 

1193.  Froning,   R.,   die  Hochstapler  vor  300  Jahren. 

Mittli eilungen  an  die  Mitglieder  des  Vereins  f.  Geschichte  und  Alterthumskunde 
in   Frankfurt  a.  M.  7,  283—316. 

1194.  Ritterwesen.  —  Becker,  Reinhold,  ritterliche  Waffenspiele  nach 
Ulrich  von  Lichtenstein.  4.  (31  S.)  1887.  Programm  des  Real-Progym- 
nasiums   zu   Düren,    Nr.   458. 

1195.  Treis,  Karl,  die  Formalitäten  des  Ritterschlags  in  der  altfranzösi- 
schen Epik.   gr.    8.   (125   S.)    Leipzig,   Fock.    1,80   M. 

1196.  Cos  tum  es  des  chevaliers  de  la  Table-Rondo.  kl.  8.  (52  S.)  Char- 
tres,   Garnier. 

s.  Nr.   1109  f. 


VI.    ALTEKTHÜMER  UND  KULTURGESCHICHTE.  34l 

1197.  Thalhoffers  Fechtbuch  aus  dem  J.  1467.  Gerichtliche  u.  andere 
Zweikämpfe  darstellend.  Hrsg.  v.  Gust.  H ergseil.  Mit  268  Taf.  in  Lichtdr. 
gr.   4.   (VII,   46   S.)  Prag,   Calve.   50  M.,  geb.    60   M. 

s.   Nr.  995  f. 

1198.  Zahn,  Jos.  v.,  über  das  angebliche  Turnier  v.  1194  u.  d.  „Tummel- 
platz" zu  Graz.  [Aus:  ..Mittheilgn.  d.  hist.  Vereins  f.  Steiermark".]  gr.  8. 
(40    S.   mit   1    Taf.)   Graz    1886,   Leuschner  &  Lubensky.    1    M. 

1199.  Turnwesen.  —  Iselin,  Fr.,  Geschichte  der  Leibesübungen,  herausg. 
von  P.   Meyer.   (III,    154   S.)  Leipzig   1886.   Strauch.   2   M. 

1200.  Rühl,H.,  Geschichte  der  Leibesübungen  in  Stettin.  Festschrift  zum  40jäh- 
rigen   Stiftungsfest  des  Stettiner  Turnvereins.    Stettin ,  Herrcke  u.  Lebeling. 

Vgl.  Monats  blätter,  herausg.  von  der  Gesellschaft  f.   Pommerische  Geschichte  u. 
Alterthumskunde  1887,  Nr.   1   (Frank). 

1201.  Trachten.  —  Racinet,  A. ,  Geschichte  des  Costüms  in  500  Tafeln 
in  Gold-.  Silber-  und  Farbendruck.  Mit  erläuterndem  Text.  Deutsche  Aus- 
gabe bearbeitet  von  Adolf  Rosenberg.  4.  Bd.  4.  (100  Tafeln  u.  96  Bl. 
Text.)   Berlin,  Wasmuth.   40   M.   (s.  Bibl.    1886,  Nr.    1163). 

1202.  Hefner -Alteneck,  Trachten,  Kunstwerke  u.  Geräthschaften  (Bibl. 
1885,   Nr.  876),  Fortsetzung  bis  94.  Lief.   Frankfurt  a.  M.,   Keller,  ä   10  M. 

1203.  Hottenroth,  Friedr.,  Trachten,  Haus-,  Feld- u.  Kriegsgeräthschaften 
der  Völker  alter  u.  neuer  Zeit.  Gezeichnet  u.  beschrieben.  2.  Aufl.  15.  Lfg. 
gr.  4.  (2.  Bd.  S.  7  7  —  100  m.  eingedr.  Holzschn.  u.  12  Steintaf.)  Stuttgart, 
G.  Weise,  ä  3,50  M.;  Ausg.  m.  Taf.  in  Farbendr.  ä  5  M.  (s.  Bibl.  1886, 
Nr.    1164). 

1204.  Eckardt,  Th. ,  Wörterbuch  der  Bekleidung.  Erklärung  der  auf  die 
Costüme,  Volkstrachten  und  Moden  aller  Zeiten  und  Völker  bezüglichen 
Namen  u.  s.  w.   8.   (VI,   255   S.)  Wien,   Hartleben.    3   M. 

1205.  Blätter  für  Cos  tum  künde,  historische  u.  Volkstrachten,  herausg. 
von  A.  v.  Hey  den.  N.  F.    17.  u.  18.  Heft.   Berlin,  Lipperheide.   ä   4,50  M. 

Trachten  s.  Nr.  819  ff. 

1206.  Waffen.  —  Bach,  Volkmar,  die  Angriffswaffen  in  den  altfranzösischen 
Artus-  und  Abenteuer-Romanen,  gr.  8.  (58  S.)  Marburg  1887,  Elwert. 
1,60  M.  Ausgaben  u.  Abhandlungen  aus  dem  Gebiete  der  romanischen 
Philologie,   70.   Heft. 

1207.  Schirling,  Victor,  die  Vertheidigungswaffen  im  altfranzösischen  Epos, 
gr.  8.  (86  S.)  Marburg  1887,  Elwert.  2,40  M.  Ausgaben  u.  Abhandlungen 
aus   dem  Gebiete  der  romanischen   Philologie,   69.  Heft. 

1208.  Lochner  von  Hüttenbach,  die  narnischtracht  des  Mittelalters  und 
der  Renaissance,  mit  besonderer  Berücksichtigung  des  Plattharnisches. 

Schriften  d.  Vereins  f.  Gesch.  d.  Bodensees  u.  seiner  Umgebung  16,  47 — 50. 

1209.  Wieth,  K.,   Aachens  Wurfgeschosse   im    14.  Jahrhundert. 
Mittheilungen    des  Vereins    für  Kunde    der  Aachener  Vorzeit  I,    H.  1.    —    Vgl. 
Westdeutsche  Zs.  6,  277  f.  (Lorsch). 

1210.  Ilwof,  Franz,  steierisches  Eisen  zu  Wehr  und  Waffen  in  den  Zeiten 
Maximilians  I. 

Mittheil.  d.  histor.  Vereins  für  Steiermark,   34.  Heft. 

1211.  Thierbach,  M.,  die  geschichtliche  Entwicklung  der  Handfeuerwaffen, 
bearb.  nach  den  in  den  deutschen  Sammlungen  noch  vorhandenen  Origi- 
nalen. 2.  Thl.  Lex.-8.  (VII  u.  S.  169—268  m.  4  color.  Taf.)  Dresden, 
Höckner.   6   M.   (s.  Bibl.    1886,  Nr.   1168). 

Vgl.  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum   13,  126  f.  (M.  Heyne). 


342  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

1212.  Köhler,   G.,    zur  Geschichte  der  ältesten  Feuerwaffen. 
Mittheiluugeu  a.  d.  german.  Nationalmuseum  II,  S.  49 — 53. 

1213.  Kriegswesen.  —  Pohler,  Johann,  Bibliotheca  historico  -  militaris. 
Systematische  Übersicht  der  Erscheinungen  aller  Sprachen  auf  dem  Ge- 
biete der  Geschichte  der  Kriege  und  Kriegswissenschaft  seit  Erfindung  der 
Buchdruckerkunst  bis  zum  Schluß  des  Jahres  1880.  1  —  8.  Lief.  gr.  8. 
(S.    1—512)  Kassel,  Keßler,  ä  2   M. 

Vgl.  Centralblatt  f.  Bibliothekswesen  4,  H.  9  (W.  Schultze). 

1214.  Galitzin,  Fürst  N.  S. ,  allgemeine  Kriegsgeschichte  aller  Völker  u. 
Zeiten.  Aus  dem  Kuss.  ins  Deutsche  übers,  v.  Streccius.  IV.  Abth. 
Die  neueste  Zeit.  1.  Bd.  1.  Abth.  gr.  8.  Kassel,  Kay.  10  M.  (Bibl.  1886, 
Nr.    1172.) 

1215.  Köhler,  G.,  die  Entwicklung  d.  Kriegswesens  u.  der  Kriegführung 
in  der  Ritterzeit  von  Mitte  d.  11.  Jahrh.  bis  zu  den  Hussitenkriegen  in 
3  Bdn.  3.  Bd.  1.  Abth.  Die  Entwicklung  der  materiellen  Streitkräfte  in 
der  Ritterzeit.  Mit  6  lith.  Taf.  gr.  8.  (XLV,  527  S.)  Breslau,  Koebner. 
15  M.  (Bibl.   1886,  Nr.    1174). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  144  f.;  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  175  f.  und 
1595;  Göttinger  gel.  Anz.  1887,  626—648  (J.  Krebs);  Histor.  Zs.  57,  158—162 
(Baltzer);  Mittheilungen  aus  d.  histor.  Litteratur  15,  329  ff.  (William  Fischer); 
Academy  Nr.  791   (Oman). 

1216.  Spannagel,  Heerwesen  (Bibl.  1886,  Nr.  1175),  u.  Rosenhagen, 
Reichsheerfahrt  (Bibl.    1886,    Nr.    1176). 

Vgl.  Histor.  Zs.  57,  63 — 65  (Baltzer);  Mittbeilungen  aus  d.  histor.  Litteratur 
15,  214  (U.  Fischer). 

1217.  Bern  eck,  K.  G.  v.,  neues  Soldatenbuch.  Die  Welt  in  Waffen  von 
den  ältesten  Zeiten  bis  zur  Gegenwart.  I.  Heldenzeit,  Ritterthum  u.  Kriegs- 
wesen im  Alterthum,  Mittelalter  und  in  der  neueren  Zeit  bis  zur  ersten 
französ.  Revolution.  4.  Aufl.  d.  „Illustrierten  Soldatenbuches",  neu  bearb. 
v.  E.  Schnackenburg.  Mit  300  Textabbildgn.  u.  1  Titelbilde,  gr.  8. 
(XVI,   430   S.)  Leipzig,   Spamer.   5,50   M. 

1218.  Delbrück,  Hans,  die  Perserkriege  u.  die  Burgunderkriege.  Zwei 
combinierte  kriegsgeschichtl.  Studien  nebst  e.  Anh.  üb.  die  röm.  Manipular- 
taktik.  gr.    8.   (VIII,   314   S.)   Berlin,  Walther  &  Apolant.   6   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  76  f.;  Histor.  Zs.  58,  348—350  (Ad.  Bauer); 
N.  Jahrbücher  f.  Philologie  u.  Pädagogik   135,  H.  3/4  (Reinhardt). 

1219.  Mülinen,  W.  F.  v. ,  Geschichte  der  Schweizersöldner  bis  zur  Er- 
richtung der  ersten   stehenden  Garde  1497.   8.    (184  S.)  Bern,  Huber.   4  M. 

1220.  Jahns,  Max,  das  Kriegsbuch  des  Markgrafen  Albrecht  von  Branden- 
burg,  ersten  Herzogs   in  Preußen. 

Märkische  Forschungen  20,  89 — 104. 

1221.  Pick,   R.,  Fehdebriefe. 

Zs.  d.  Aachener  Geschichtsvereins  9,  42 — 143.  —  Von   a.    1302  ab. 

1222.  Unterrichtswesen.  —  Schiller,  Hermann,  Lehrbuch  der  Geschichte 
der  Pädagogik.  Für  Studierende  und  junge  Lehrer  höherer  Lehranstalten. 
8.  (rV,   352   S.)   Leipzig   1887,  Fues  (R.   Reisland). 

1223.  Specht,   Unterrichtswesen  (Bibl.    1886,  Nr.    1179). 

Vgl.  Zs.  f.  allgemeine  Geschichte  1886,  81—105  (Fr.  Schmidt);  Histor.  Zs.  58, 
116—118;  Histor.  Jahrbuch  7,  67—80  (Gabriel  Meier). 

1224.  Denifle,    Universitäten  (Bibl.   1886,  Nr.   1180). 

Vgl.  Zs.  f.  kathol.  Theologie  1886,  H.  4  (Ehrle);  Histor.  Jahrbuch  7,  H.  4. 


VI.    ALTERTHÜMER  UND  KULTURGESCHICHTE.  343 

1225.  Denifle,  P.   H.,   Savigny  u.   sein  Vertheidiger  G.   Kaufmann. 
Archiv  f.  Litteratur-  u.  Kirchengesch.  des  M.  A.  3,  398 — 405. 

1226.  Denifle,  die  Statuten  der  Juristen-Universität  Bologna  vom  Jahre 
1317 — 1347,  u.  deren  Verhältniß  zu  jenen  Paduas,  Perugias,  Florenz'.  — 
De    origine    et    progressu   juris    scolastici    Paduani. 

Archiv  f.  Litteratur-  u.  Kirchengescb.   des  MA.  3,  H.    1    u.   2. 

1227.  Töpke,   Matrikel  von  Heidelberg  (Bibl.    1886,   Nr.    1190). 
Vgl.  Histor.  Zs.  57,  546—549  (Hartfelder). 

1228.  Thorbecke,  Universität  Heidelberg  (Bibl.    1886,   Nr.    1187). 

Vgl.  Histor.  Zs.  58,  150  f.  (Hartfelder) ;  Berliner  philol.  Wocbenscbr.  7,  Nr.  24 
(Breßler);  Mittbeilungen  aus  d.  histor.  Litteratur  15,  138  (Plischke);  Viertel- 
jahrsschrift f.  Cultur  u.  Litteratur  d.  Renaissance  2,  126  (Geiger);  Allgemeine 
Ztg.  1887,  Beilage  Nr.  83  (Adolf  Koch);  Academy  Nr.   762  (Mullinger). 

1229.  Hofmeister,   Matrikel  von  Rostock  (Bibl.    1886,  Nr.    1191). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  229  f.  (K.  E.  H.  Krause);  Histor.  Zs.  58,  140  (J.  W.). 

1230.  Friedlaender,  Ernst,  ältere  Universitätsmatrikeln.  I.  Universität 
Frankfurt  a.  O.  Unter  Mitwirkung  von  G.  Liebe  u.  E.  Theuner  herausg. 
1.  Bd.  (1506—1648).  gr.  8.  (XVI,  793  S.)  Leipzig  1887,  Hirzel.  20  M. 
Publicationen  aus   den  preuß.   Staatsarchiven   32.   Bd. 

1231.  Grotefend,  Mecklenburger  auf  der  Universität  Bologna.  Jahrbücher 
f.  Mecklenburger  Geschichte  53,  189 — 204  u.  356;  auch  separat,  16  S. 
Schwerin,  Bärensprung. 

1232.  Caesar,  Jul.,  catalogus  studiosorum  scholae  Marpurgensis,  ed.  J.  C. 
Pars  IV.,  ab  ineunte  a.  1605  usque  ad  extremum  a.  1628  pertinens.  gr.  4. 
(IV,   204   S.)   Marburg,   Elwerts  Verlag.    7,50  M.   (cplt.   19,50  M.). 

1233.  Schauenstein,  Adf.,  die  ei-sten  drei  Jahrhunderte  der  Karl-Franzens- 
Universität  in  Graz.  Festrede  zum  25.  Novbr.  1886.  gr.  8.  (23  S.)  Graz 
1886,  Leuschner  &  Lubensky.    0,80  M. 

1234.  Tönnies,  Paul,  die  Facultätsstudien  zu  Düsseldorf  von  der  Mitte 
des  16.  bis  zum  Anfang  des  19.  Jahrhunderts.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte 
des  Unterrichtswesens  in  Jülich-Berg.  2.  Theil  8.  (S.  51  —  100).  1887. 
Programm   der  höheren  Bürgerschule  zu   Düsseldorf  Nr.   459. 

1235.  Laverrenz,  C. ,  die  Medaillen  u.  Gedächtnißzeichen  der  deutschen 
Hochschulen.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  Universitäten  Deutschlands. 
1.  Thl.  2.  (Titel-)Aufl.  Mit  8  Ansichten  u.  16  Taf.  gr.  8.  (XII,  493  S.) 
Berlin   (1885)  Laverrenz.    16    M. 

1236.  Riggenbach,  B. ,  untergegangene  deutsche  Universitäten.  Vortrag. 
26   S.    Basel,   Detlof.   0,50   M. 

Vgl.  Theol.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  531. 

1237.  Gebhardt,  Bruno,  deutsches  Studentenleben  im  16.  u.  17.  Jahr- 
hundert. 

Zs.  f.  allgemeine  Geschichte  4,  949—963. 

1238.  Thommcn,   Rudolf,   Basler  Studentenlebeu   im   16.   Jahrhundert. 
Basler  Jahrbuch  1887. 

s.  Nr.   1275. 

1239.  Koldewey,  Braunschweigische  Schulordnungen  (Bibl.  1886,  Nr.  1185). 
Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  390;  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum  13,  121 
bis  125  (Seemüller);  Gott.  Gel.  Anz.  1887,  494—496  (v.  Sallwürk);  Zs.  f.  d. 
Gymnasialwesen  1887,  22—28  (W.  Scbrader);  Berliner  philol.  Wochenschrift  7, 
Nr.  4  ff.  (Breßler);  N.  Jahrbücher  f.  Philologie  u.  Pädagogik  136,  H.  3/4  (Pfalz); 
Philol.  Anzeiger  1887,  311  —  315  (Hartfelder);  Centralorgan  f.  d.  Interessen  d. 
Realschulwesens  1887,  77—79  (Gutersohn);  Allgem    Ztg.   1887,  Beil.  Nr.  5. 


344  BIBLIOGRAPHIE  VON   1887. 

1240.  Koldewey,  Friedrich,  die  Schulgesetzgebung  des  Herzogs  August 
des  Jüngern  von  Braunschweig-Wolfenbüttel.  Eine  schulgeschichtliche  Ab- 
handlung, der  Georgia  Augusta  zu  ihrem  150jährigen  Jubelfeste  darge- 
bracht, gr.   8.   (43   S.)  Braunschweig   1887,  J.   H.   Meyer.    1    M. 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,   Sp.  1765—1767  (Ziegler);    Theol.  Lit.  Blatt  1887,  429. 

1241.  Müller,   Schulordnungen  (Bibl.    1886,   Nr.    1186). 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  1400  (Paulsen);  Histor.  Zs.  57,  382—384  (Ernst 
Fischer);  Theol.  Lit.  Blatt  1887,  102;  Wissenschaftl.  Beilage  d.  Leipziger  Ztg. 
1887,  Nr.  16. 

1242.  Lorenz,  S. ,  Volkserziehung  u.  Volksunterricht  im  späteren  Mittel- 
alter,  gr.   8.   (IV,    132   S.)  Paderborn,   F.   Schöningh.    1,40  M. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1887,  Sp.  1476;  Blätter  f.  literar.  Unterhaltung  1887, 
II,  492  f.  (Sulzbach);  Lit.   Handweiser  Nr.  429  (Grube). 

1243.  Schanzenbach,  Otto,  Nachträge  zur  Geschichte  des  Eberhard- 
Ludwigs-Gymnasiums.  I.  Folge.  4.  (40  S.)  1887.  Programm  des  E. -L.- 
Gymnasiums zu   Stuttgart,   Nr.   551.   —  (s.   Bibl.   1886,   Nr.   1211). 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.   782  f.  (Ziegler). 

1244.  Friderich,  die  Schulverhältnisse  Reutlingens  zur  Zeit  der  freien 
Reichsstadt.    4.   (40  S.)  Programm  des  Gymnasiums  zu  Reutlingen,   Nr.  549. 

1245.  Engel,   Schulwesen  in   Straßburg  (Bibl.    1886,   Nr.   1213). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.   189  f. ;    D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  85  (Paulsen). 

1246.  Lobe,  J. ,  und  E.  Lobe,  Geschichte  der  Kirchen  und  Schulen  des 
Herzogthums  Sachsen-Altenburg.  13.— 20.  Lief.  Lex. -8.  (2.  Bd.,  S.  1—384.) 
Altenburg,   Bonde.  ä   1   M. 

Vgl.  Theol.  Lit.  Blatt  1887,  53  u.  375. 

1247.  Richter,  Gustav,  das  alte  Gymnasium  in  Jena.  Beiträge  zu  seiner 
Geschichte.   4.  (44  S.)   1887.   Programm  des  Gymnasiums  zu  Jena,  Nr.  625. 

1248.  Beyer,  Karl,  zur  Geschichte  der  Erfurter  Volksschulen  bis  zur  Ein- 
verleibung der  Stadt  in  den  preußischen  Staat  im  Jahre  1802.  4.  (23  S.) 
Programm   der  Höheren  Bürgerschule  zu  Erfurt,   Nr.  253.  Erfurt   1887. 

1249.  Müller,  Joh.,   die  Anfänge   des   sächsischen   Schulwesens. 

N.  Archiv  f.  Sächsische  Geschichte  u.  Alterthumskunde  8,  1 — 40  u.  241 — 271.  — 
Vgl.  Theol.  Lit.  Blatt  1887,  442. 

1250.  Müller,   Georg,   die  Anfänge  des  deutschen  Schulwesens  in  Dresden. 
N.  Archiv  f.   Sachsische  Geschichte  u.  Alterthumskunde  8,  272 — 289. 

1251.  Meltzer,  Kreuzschule  in  Dresden  (Bibl.    1886,   Nr.    1209). 
Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  675  f.  (Breßler). 

1252.  Kirchner,  K.,  Adam  Siber  und  das  Chemnitzer  Lyceum  in  der  ersten 
Hälfte  des    16.   Jahrhunderts. 

Mittheil.  d.  Vereins  f.  Chemnitzer  Geschichte  6. 

1253.  Fischer,  K.,  zur  Geschichte  der  Anstalt  Dillenburg.  4.  (16  S.)  1887. 
Programm   des   Gymnasiums  zu   Dillenburg,   Nr.    362. 

1254.  Hörling,  Wilh.,  das  höhere  Schulwesen  in  M. -Gladbach  seit  Aufhebung 
der  Abtei.    4.    (28  S.)   Programm  des  Gymnasiums   zu  M. -Gladbach,   Nr.  419. 

1255.  Bernecker,  Ernst,  Geschichte  des  kgl.  Gymnasiums  zu  Lyck.  Theil  I: 
Die  Lycker  Provinzialschule  von  ihrer  Gründung  bi*  zur  Umwandlung  in 
ein  humanistisches  Gymnasium.  8.  (103  S.)  Festschrift  zum  300jährigen 
Bestehen.    Lyck    1887,  Königsberg  i.  Pr.,  Harttung. 

1256.  Krön  es,  F.  v. ,  zur  Geschichte  des  Schulwesens  der  Steiermark  im 
Mittelalter  und   während  der   Reformationsepoche  bis    1570. 

Mittheil.  d.  histor.   Vereins  für  Steiermark,  34.  Heft. 


VI.  ALTERTÜÜMER  UNI)  KULTURGESCHICHTE.         345 

1257.  M  eißn  er-Di  e  m  er,  Fanny,  die  deutsche  Volksschule  in  ihren  An- 
fängen bis  zu  Maria  Theresia  und  Friedrich  dem  Großen,  gr.  8.  (22  S.) 
Prag,  Deutscher  Verein.  0,30  M.  Sammlung  gemeinnütziger  Vorträge, 
herausg.  vom  deutschen  Vereine  zur  Verbreitung  gemeinnütziger  Kennt- 
nisse in   Prag,   Nr.    117. 

Vgl.  Wissenschaftl.  Beilage  d.  Leipziger  Zeitung  1887,  Nr.  8. 

1258.  Liebeuau,  Th.  v.,  zur  Geschichte  des  Volksschulwesens  im  Kanton 
Luzern. 

Kathol.  Schweizerblätter,  3.  Jahrg.,  H.  4 — 5. 

Schulwesen  im  Kletgau  s.  Nr.  1021. 

1259.  Kolb,  die  städtischen  Lateinschulen  am  Ende  des  Mittelalters.  Vor- 
trag.  8.   Schwab.   Hall   1887. 

1260.  Fietz,  C,  Prinzenunterricht  im  16.  und  17.  Jahrhundert.  4.  (25  S.) 
1887.  Programm  des  Neustädter  Realgymnasiums  zu  Dresden,  N.  516. 
Dresden,  v.   Zahn  u.   Jaensch.    1,20   M. 

1261.  Lesker,  Bernhard,  die  Rostocker  Fraterherren  im  15.  u.  16.  Jahr- 
hundert, gr.  8.  (32  S.)  Frankfurt  a.  M.,  Foesser  Nachf.  0,50  M.  Frank- 
furter zeitgemäße  Broschüren  N.  F.    8.  Bd.,   5.   Heft. 

1262.  Monumenta  Germaniae  paedagogica,  herausgeg.  von  Karl 
Kehrbach.  2.  Bd.  gr.  8.  (LIII,  460  S.)  Berlin,  Hofmann  u.  Co.  15  M. 
Inhalt:  Ratio  studiorum  et  institutiones  scholasticae  Societatis  Jesu  per 
Germaniam  vigentes,  collectae,  concinnatae,  dilucidatae  a  G.  M.  Pachtler. 
Tom.  I.     Ab  anno    1541   ad  annum   1599. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,    Sp.   1200;    D.  Lit.  Zeitung    1887,    Sp.  1469—1471 
(Ziegler);  Theol.  Lit.  Blatt  1887,  195. 

1263.  Gruchot,  Hermann,  zur  Geschichte  des  Braunsberger  Jesuitencolle- 
giums.  1.  Verzeichniß  der  Braunsberger  Drucke.  4.  (30  S.)  1887.  Pro- 
gramm  des  Gymnasiums  zu   Braunsberg,   Nr.    3. 

1264.  Medizin.  —  Barbillion,  L.,  histoire  de  la  medicine.  18°.  (144  S.) 
Angers    1886,   Bourdin  et   Co.,    Paris,   Dupret.   2   frcs. 

1265.  Meißner-Diemer,  Fanny,  die  Krankenpflege  im  Kriege  und  die 
Hilfeleistung  der  Frauen  von  den  ältesten  Zeiten  bis  zum  Vertrage  von 
Genf.  gr.  8.  (19  S.)  Prag,  deutscher  Verein.  0,30  M.  Sammlung  gemein- 
nütziger Vorträge,  herausgeg.  vom  Deutschen  Vereine  zur  Verbreitung 
gemeinnütziger  Kenntnisse  in  Prag,   Nr.    120. 

1266.  Münz,  Isak,  über  d.  jüdischen  Ärzte  im  Mittelalter,  gr.  8.  (VI,  72  S.) 
Berlin,   Driesner.    1,50   M. 

1267.  Gusbeth,  Ed.,  die  Landärzte  im  Kronstädter  Komitat.  (35  S.)  Kron- 
stadt 1887,   Gott. 

Vgl.  Siebenbürg.  Korrespondenzblatt  10,  S.  84. 

1268.  Pharmacie.  —  Peters,  aus  pharmazeutischer  Vorzeit  (Bibl.  1886, 
Nr.    1221). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  180—183;    D.  Lit.  Zeitung  1887,    Sp.  1276  bis 
1278  (M.  Heyne). 

1269.  Essenwein,  A.,  das  mit  dem  germanischen  Nationalmuseum  ver- 
bundene historisch -pharmaceutische   Centralmuseum. 

Anzeiger  des  germau.  Nationalmuseums  II,    S.  23 — 25,  33 — 36,  49-  52. 

1270.  Kochkunst.  —  Kochbuch,  Augspurger,  worinnen  enthalten  fürtreff- 
liche Rezepte  f.  Frawen  u.  Junckfrawen.  1554.  4.  (36  S.)  Augsburg  1886, 
Gebr.  Reichel.  geb.   3,60  M. 


34(5  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

1271.  Essen  wein,   A.,  mittelalterliche  Bratspießhalter. 
Mittheiluugen  aus  d.  german.   Nationalmuseum  II,  G4. 

1272.  Alchemie.  —  Schaefer,  Heinr.  Willi.,  die  Alchemie.  Ihr  ägyptisch- 
griechischer  Ursprung  und  ihre  weitere  historische  Entwicklung.  4.  (34  S.) 
1887.  Programm  des  Progymnasiums  und  Realgymnasiums  zu  Flensburg, 
Nr.   260. 

1273.  Hartman,  J. .  Alchemie  und  Arkanologie  im  Gegensatz  zur  Schul- 
medizin. Die  Arkana,  die  Remedia  divina  der  alten  Alchemisten.  8.  (32  S.) 
Zürich,    Schmidt.    1,25   fr. 

127  4.  Mathematik.  —  Günther,  Siegmund,  Geschichte  des  mathematischen 
Unterrichts  im  deutschen  Mittelalter  bis  zum  Jahre  1525.  Lex. -8.  (XV, 
408  S.)  Berlin  1887,  Hofmann  u.  Co.  12  M.  Monumenta  Germaniae 
paedagogica,   3.  Bd. 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  1653  f.  (Curtze);   Allgem.  Zeitung  1887,  Beilage 

Nr.  300  u.  301. 

1275.  Suter,  Heinrich,  die  Mathematik  auf  den  Universitäten  des  Mittel- 
alters, in:  Festschrift  der  Kantonsschule  in  Zürich  zur  Begrüßung  der 
39.  Versammlung  deutscher  Philologen  und  Schulmänner  (Zürich  1887, 
Zürcher  und  Furrer),    S.    39—96. 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  1653  f.  (Curtze). 

1276.  Wappler,  Emil,  zur  Geschichte  der  deutschen  Algebra  im  15.  Jahr- 
hundert.  4.   (32    S.)  Programm   des   Gymnasiums  zu   Zwickau. 

1277.  Hoefer,  F.,  histoire  des  mathematiques  depuis  leurs  origines  jusqu'au 
commencement  du   19e  siecle.   3   ed.  Paris    1886,   Hachette  et  Co. 

1278.  Jagd.  —  Schwappach,  Jagdgeschichte  (Bibl.   1886,  Nr.    1228). 
Vgl.  Literar.  Centralblatt  1887,  Sp.  214;  D.  Lit.   Ztg.  1887,  175  (y). 

1279.  Bormann,  Ernst,  die  Jagd  in  den  altfranzösischen  Artus-  u.  Aben- 
teuer-Romanen, gr.  8.  (118  S.)  Marburg  1886,  Elwert.  3  M.  Ausgaben 
u.  Abhandlungen  aus  dem  Gebiete  der  romanischen  Philologie,    68.   Heft. 

1280.  Dombrowski,  E.  v.,  Geschichte  der  Beizjagd.  Auf  Grund  der 
Originalquellen  geschildert.  Mit  19  Facsimiles  auf  3  Tafeln  u.  im  Texte. 
8.  (37   S.)  Wien  1886,   Selbstverlag. 

Vgl.  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum   13,  300—303  (Baist). 

1281.  Waidwerk,  altdeutsches.  Eine  Sammlung  der  hervorragendsten  deut- 
schen Jagdlitteratur  d.  Mittelalters,  d.  1(>.  u.  17.  Jahrh.  Nach  den  größten- 
teils ungedruckten  Origin. -Quellen  im  Urtexte  hrsg.,  eingeleitet  u.  com- 
mentiert  von  Ernst  Ritter  v.  Dombrowski.  1.  Bd.  4.  Wien  (Gilhofer  & 
Ranschburg).    10   M. 

Inhalt:  Meister  Eberhard  Hiefelts  Aucupatorium  Herodiorum.   Aus  d.  15.  Jahrh. 
(LXXVII1  S.  mit  1  color.  Facsimiletafel). 

1282.  Tappius  Lunensis,  Eberhard,  Waidwerck  vnd  Federspiel.  Von  der 
Häbichen  vnnd  Falcken  natur  |  art  |  vnnd  eygenthumb  |  wie  mann  sie  be- 
richten |  gewehnen  |  ätzen  |  vnnd  v.  allen  jren  kranckheyten  soll  er- 
ledigen |  Allen  Häbich  |  vnnd  Falcken  tregein  vast  nötig  vnnd  zu  wissen 
nützlich.  Zu  Straßburgk  bei  M.  Jacob  Cammer  Lander  Anno  1542.  4. 
(88    S.   mit   eingedr.   Fig.)   Stuttgart,    Scheible.    5   M. 

1283.  Imhof,  Rupert  Freih.  v.,  Beiträge  zur  Geschichte  des  salzburgischen 
Jagdwesens  aus  archivalischeu   Quellen  gesammelt. 

Mittheilungen  d.  Gesellschaft   f.    Salzburger    Landeskunde    26,   129—179  u.  21'J 
bis  307,  und  27,   111-219  u.  409—517. 


VI.  ALTERTHÜMER  UND  KULTURGESCHICHTE.         347 

1284.  Kr  eil,   P.  F.,  Jagd  und  Jagdgeräthe  in  alter  Zeit. 
Zs.  d.   bayer.  Kunstgewerbevereins  in  München  1887,  9  u.   10. 

1285.  Ludwig,  W.,  Vogelschutz  im  Mittelalter. 

Monatsschrift  d.  deutscheu  Vereins   zum  Schutze  d.  Vogelwelt,   12.  Jahrg.,  Nr.  10. 

1286.  Weinbau.  —   Reichelt,  Weinbau  (Bibl.    1885,  Nr.   907). 
Vgl.  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum   13,   126  (Steinmeyer). 

128G\  Bergbau.  —  Gothein,  Eberhard,  Beiträge  zur  Geschichte  des  Berg- 
baues im   Schwarzwald. 

Zs.  f.  d.  Gesch.  d.  Oberrheins  N.  F.  II,  385—448. 

1287.  Zirkel,  zur  Geschichte  des   sächsischen  Bergbaues. 
Zs.  f.  Bergrecht  38,  H.  3. 

s.  Nr.  1494  ff. 

1288.  Gartenbau.  —  Mangin,  A.,  Histoire  des  jardins  anciens  et  modernes. 
4.   (384   S.)  Tours,   Marne  et  fils. 

1289.  Schriftwesen  und  Buchdruck.  —  Archiv  für  Geschichte  des  deut- 
schen Buchhandels.  Herausgegeben  von  der  Historischen  Commission  des 
Börsenvereins  der  deutschen  Buchhändler.  Bd.  X.  Leipzig  1886.  Publi- 
cationen  des  Börsenvereins   der  deutschen  Buchhändler. 

1290.  Centralblatt  für  Bibli  oth  eks  wesen.  Herausg.  von  0.  Hart wi  g. 
IV.  Jahrgang.   12  Hefte.   Leipzig  1887.    16  M. 

1291.  Paoli-Lohmeyer,  lat.  Paläographie   (Bibl.    1886,  Nr.    1235). 
Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  362  (Pfaff). 

1292.  Wattenbach,   lat.  Paläographie   (Bibl.    1886,   Nr.    1237). 

Vgl.  N.  pbilol.  Rundschau  1887,   126  f.  (Rueß);    Philol.  Anzeiger  1887,  425   bis 
428  (Schwenke). 

1293.  Arndt,  W.,  Schrifttafeln  zur  Erlernung  der  lateinischen  Paläographie. 
2.   Aufl.    1.  Heft.  gr.   4.   Berlin   1887,   G.   Grote. 

1294.  Album  paleogr aphiqu e  ou  Recueil  de  documents  importants 
relatifs  ä  l'histoire  et  ä  la  litterature  nationale,  reproduits  en  heliogra- 
vure  d'apres  les  originaux  des  Bibliotheques  et  des  Archives  de  la  France, 
avec  des  notes  explicatives  par  la  Societe  de  l'Ecole  des  Chartes.  gr.  fol. 
(XII,   50   Tafeln  mit  50    S.   Text).   Paris    1887,    Quantin.    150   fr. 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  1140  f.  (Wattenbach). 

1295.  Recueil  de  fac-similes  ä  l'usage  de  l'ecole  des  chartes.  le — 4e  serie 
ä  25  planches  et  texte  in-fol.  dans  un  carton.  Paris  1880 — 87,  Picard. 
25   fr. 

Vgl.  Centralblatt  f.  Bibliothekswesen  4,  H.   10  (P.  Gabriel  Meyer). 

1296.  Lecoy  de  la  Marche,  A.,  l'art  d'enluminem-,  manuel  technique  du 
XIVC  siecle.  8.  (39  S.)  Nogent-le-Rotrou.  Aus:  Mcmoires  de  la  Societe 
nationale   des   antiquaires   de  France,   T.    47. 

1297.  Rimbaud,  A.,  les  illuminations,  notice  par  Paul  Verlaine.  8. 
(103    S.)   Paris,   aux  publications   de  la  Vogue. 

1298.  Neuwirth,  Joseph,  Studien  zur  Geschichte  der  Miniaturmalerei  in 
Österreich.  Wiener  Sitzungsberichte  Bd.  113,  H.  1  und  separat,  Lex.-8. 
(85    S.)  Wien,   Gerold's   Sohn   in   Comm.    1,20   M. 

Vgl.  Mittheilungen  d.  Instituts    f.  österreichische  Geschichtsforschung   8,    E.    i: 
Allgemeine  Kunstchronik   11,  5. 

s.  Nr.  1762. 

1299.  Beißel,  Bilder  der  Hs.   des  Kaisers   Otto   (Bibl.    1886,   Nr.   1242). 
Vgl.  D.  Lit.  Ztg.   1887,  Sp.  722—724  (Fr.  Schneider). 


348  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

1300.  Die  Bilder  der  ottonischen  Evangelienhandschrift  dea  Münsters  zu 
Aachen. 

Zs.  f.  bildende  Kunst  22,  9. 

1301.  Leitschuh,  Franz  Friedr. ,  die  Bambergische  Halsgerichtsordnung. 
Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  Bücherillustration,  gr.  8.  (26  S.)  Stuttgart 
1886  (Bamberg,  Hübscher).  0,60  M.  Sonderabdruck  aus  dem  Repertorium 
für  Kunstwissenschaft. 

1302.  Über  die  Lehenbücher  der  Kurfürsten  u.  Pfalzgrafen  Friedrich  I. 
und  Ludwig  V.  Zur  500jährigen  Jubelfeier  der  Ruprecht-Karls-Universität 
in  Heidelberg  überreicht  vom  großherzogl.  Generallandesarchiv  und  der 
badischen  histor.  Commission.  4.  (21  S.)  Karlsruhe,  Druck  der  Buch-  u. 
Kunstdruckerei   Doering,    1886. 

Vgl.  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum  13,  411   (Kochendörffer). 

1303.  Hennen,  das  Missale  der  Trier'schen  Erzdiöcese  im  15.  u.  16.  Jahr- 
hundert nebst  Beiträgen  zur  Geschichte  des  Buchdrucks  u.  Buchhandels 
im   damaligen   Trier. 

Centralblatt    f.  Bibliothekswesen  4,    H.  3   u.   separat,    gr.  8.    (12  S.)    Leipzig, 
Harrassowitz. 

1304.  Berger,  A.,  Psalterium  von    1459.    Ein  bibliograph.   Fund. 
Österr.  Literar.  Centralblatt  1887,  Nr.  9. 

1305.  Lecoy,  les  anciennes  collections  de  manuscrits ,  leur  formation  et 
leur  installation. 

Gazette  des  Beaux-Arts  1887,  1  Juillet  ff. 

1306.  Loh  er,  F.  v.,   Geschichte  des  Archivwesens   in   Deutschland. 
Archivalische  Zs.   12,  198—262. 

1307.  Meier,  catalogi  bibliotecarmm  antiqui   (Bibl.    1885,   Nr.   915). 
Vgl.  Centralblatt  f.  Bibliothekswesen  4,  H.  6  (P.  G.  Meier.  —  2.  Nachtrag;. 

1308.  Bartsch,  K.,  aus  alten  Handschriftencatalogen. 

Germania  32,  127  f.   —   Auszug  aus  G.  Beckers    'Catalogi  bibliothecarum  anti- 
qui' (Bibl.  1885,  Nr.  915). 

1309.  Linde,  Antonius  v.  d. ,  Geschichte  der  Erfindung  der  Buchdruck- 
kunst. 3.  (Schluß-)  Bd.  gr.  4.  (S.  6  73—1048  m.  Illustr.)  Berlin  1886, 
Asher  &   Co.    25    M. 

Vgl.  D.  LH.  Ztg.   1887,  Sp.  5  f.  (L.  Müller);  Centralblatt  f.  Bibliothekswesen  4, 
H.  6;    Academy  Nr.  782—797  (Hesseis). 

s.  Nr.  1351. 

1310.  Gedenkblätter  zur  Gutenbergfeier  am  50.  Jahrestage  der  Errich- 
tung d.  Gutenbergdenkmals  zu  Mainz  14.  Aug.  1837,  hrsg.  v.  den  ver- 
einigten Mainzer  Buchdruckern  u.  Buchhändlern  1887.  gr.  4.  (118  Bl.  mit 
Illustr.)    Mainz,   Diemer.   4   M. 

1311.  List,   W.,   zur   Straßburger  Buchdruckergeschichte. 
Centralblatt  f.   Bibliothekswesen  4,    H.   7. 

1312.  Zernin,    Ed.,   Beatus  Murner,   der  älteste  Frankfurter   Buchdrucker. 
D.  Buchhändler-Akademie  IV,  S.  505—512. 

1313.  Hennen,  die  Buchdruckerkunst  in  Trier  im  15.  Jahrhundert  nebst 
Beiträgen  zur  Kölnischen  Buchdruckergeschichte  jener  Zeit. 

Centralblatt  f.  Bibliothekswesen  4.   H.  6. 

1314.  Hennen,  unbekannte  und  unzulänglich  gewürdigte  Marienthaler  nebst 
Beiträgen  zur  Zeitfolge   der  Marienthaler  Preßerzeugnisse. 

Centralblatt  f.  Bibliothekswesen  4,   II.   8. 

1315.  Steiff,   zur  ältesten  Buchdruckergeschichte. 
Centralblatt  f.   Bibliothekswesen  4,  H.  2. 


VI.    ALTERTHÜMER  UND  KULTURGESCHICHTE.  349 

1316.  Delisle,  L. ,  deux  notes  sur  des  impressions  du  XVe  siecle.  I. 
Voyages   de  Pierre   Sehoiffer  ä  Paris. 

Bihl.  de  l'ecole  des  Chartes  48,  633—638. 

1317.  Druckschriften  d.  15.  bis  18.  Jahrh.  in  getreuen  Nachbildungen, 
hrsg.  von  der  Direction  der  Reichsdruckerei  unter  Mitwirkung  von  F.  Lipp- 
mann und  R.  Dohme.  10. (  Schluß-)  Heft.  Ausg.  A:  mit  Text  in  Schwa- 
bacher.  Fol.  (10  Photolith.  mit  8  S.  Text.)  Berlin,  Leipzig,  Brockhaus  in 
Comm.   a  10  M. ;    Ausg.  B:   mit  Text  in  Antiqua  ä   10  M. 

1318.  Ritter,  F.,  ein  Wiener  Schriftmusterbuch  aus  dem  16.  Jahrhundert 
mit  Miniaturmalereien. 

Mittheil,   des  k.  k.  Österreich.  Museums  N.  F.  II,  5. 

1319.  Hase,  Koberger  (Bibl.   1886,  Nr.   1263). 

Vgl.  Histor.  Zs.  57,  468  f.  (Stieda);    Allgem.  Zeitung  1886,  Beilage  Nr.  5. 

1320.  Kapp,   Buchhandel  (Bibl.   1886,  Nr.   1268). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  965  f.  (Stieda);  Centralblatt  f.  Bibliothekswesen  4, 
H.  1  (O.  Hase;  s.  auch  H.  3);  Allgem.  Zeitung  1886,  Beilage  Nr.  195—197  u. 
1887,    Nr.  52;    Blätter  f.  literarische  Unterhaltung  1886,  Nr.  50  (Lotheisen). 

1321.  Eyssenhardt,  F.,   zur  Geschichte  des  Buchhandels. 

Zs.  f.  allgem.  Geschichte  u.  s.  w.    1887,  Nr.  7.   —  s.  auch  ebenda,  Nr.  3. 

1322.  Hase,  Osk.  v. ,  die  Entwicklung  d.  Buchgewerbes  in  Leipzig.  Vor- 
trag, geh.  in  der  28.  Hauptversammlg.  d.  Vereins  deutscher  Ingenieure 
zu  Leipzig  am  15.  Aug.  1887.  (In  deutscher,  französ.  u.  engl.  Sprache.) 
8.  (56   S.)  Leipzig,  Hedeler.   1   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  1575. 

1323.  Haus-  und  Burgenbau.  —  Henning,  Haustypen  (Bibl.  1886, 
Nr.    1273),    und    Lasius,    friesisches  Bauernhaus   (Bibl.  1886,   Nr.  1274). 

Vgl.  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum  13,   129 — 134  (M.  Heyne). 

1324.  Virchow,  R. ,  über  das   alte  deutsche  Haus. 

Verhandlungen  d.  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie ,  Ethnologie  und  Ur- 
geschichte 1887,  568—589. 

1325.  Schwartz,    alte  Hausanlagen. 
Ebenda,  S.  668—671. 

1326.  Müschner,  M.,   das   Spreewaldhaus. 
Ebenda,  S.  98—105. 

1327.  Die  Entwicklung  des   deutschen   Bauernhauses. 
Wochenschritt  f.  Baukunde  1887,  Nr.  32  u.  33. 

1328.  Na  eh  er,  J. ,  die  Burgen  der  rheinischen  Pfalz.  Ein  Beitrag  zur 
Landeskunde  u.  mittelalterl.  Kriegsbaukunst,  enth.  14  Taf.  mit  40  Burgen 
nach  den  Selbstaufnahmen  d.  Verf.  4.  (48  S.)  Straßburg.  Neustadt  a/d. 
H.,   Gottschick-Witter  in   Comm.    6    M. 

1329.  Pederzani-Weber ,  Julius,  die  Marienburg.  Deutschlands  erste 
Culturstätte  im  Osten.  2.  Aufl.  8.  (HI,  147  S.)  Berlin  1886,  Friedrich 
Nachfolger.   2   M. 

1330.  Piper,  Otto,  die  Burgruine  Stuer  in  Mecklenburg.  Eine  archäolog. 
Studie.  (Mit  Grundriß.)   gr.   8.   (25  S.)  Neubrandenburg,   Brünslow.    0,75  M. 

1331.  Oertzen,  C. ,  Geschichte  der  Burg  Stargard  in  Mecklenburg,  gr.  8. 
(62    S.)  Neubrandenburg,   Brünslow.    1    M. 

1332.  Münzkunde.  —  Bibliographie  im  Numismatischen  Litteraturblatt,  her- 
ausgegeben von  M.  Bahrfeldt.  gr.  8.  Stade  (Hannover,  Meyer)  VIII.  Jahr- 
gang. 1887.  1,50  M.,  mit  Anzeiger  3  M.  —  s.  auch  die  Bibliographie 
des   Repertoriums  für  Kunstwissenschaft  (unten   Nr.    1335). 


350  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

1333.  Heraldik.  —  Der  deutsche  Herold.  Zeitschrift  für  Heraldik,  Sphra- 
gistik  und  Genealogie.  Red.:  A.  M.  Hildebrandt.  18.  Jahrgang.  1887. 
12   Nummern,   gr.   4.  Berlin,   Heymann.   12   M. 

1334.  Jahrbuch  der  k.  k.  heraldischen  Gesellschaft  „Adler"  in  Wien.  16. 
Jahrgang  der  Zeitschrift,  13.  Jahrgang  des  Jahrbuchs.  Red.:  Pöttickh 
Graf  von   Pettenegg.   4.  Wien   1886,   Braumüller.   12   M. 

1335.  Siebmachers  Wappenbuch  (s.  Bibl.  1886,  Nr.  1290),  266—280. 
Lief,   k  6   M. 

1336.  Kunst.  —  Bibliographie  im  Repertorium  f.  Kunstwissenschaft,  redigirt 
von  H.  Janitschek.  Bd.  10,  H.  3  u.  4,  Bd.  11,  H.  2  u.  3  (s.  Bibl.  1886. 
Nr.   1295). 

1337.  Musik.  —  Musikalische  Bibliographie,  von  F.  Ascherson.  Vierteljahr- 
schrift f.   Musikwissenschaft  III,   610—642. 

Niederländi  seh. 

1338.  Pleyte,  W.,  Nederlandsche  oudheden  van  de  vroegste  tijden  tot  op 
Karel   den   Groote.  Afl.   13.   4.   Leiden   1887,   E.  J.   Brill. 

1339.  Winkler,  Johan,  Oud  Nederland.  8.  (367  S.)  's  Grav.  1887,  Ch. 
Ewings.   3,   25  fl. 

1340.  Habets,  J. ,  Overblijfscls  van  Romeinsche  gebouwen  met  bad-en 
verwarmingstoestel  te  Eloensbrock. 

Verslagen    en   Mededeel.    der   Kon.  Akad.  van  Wetensch.    Afd.  Lett.  3  R.  IV. 
S.  315—331. 

1341.  De   Stuers,  Victor,   Getal  Krypten   in  Nederland. 
De  Maasgouw  V,   1021  f. 

1342.  Van  Roetselaer,  W.  F.  N.,  De  Onze  lieve  vrouwe  toren  te 
Amersfoort. 

Oud  Holland  V,  127—142. 

1343.  Welvaarts,  Th.  J.,   Paaschkandelaar  in  de  abdij  te  Postel,  12de  eeuw 
Tijdschrift  voor  Noordbrabantsche  Geschiedenis,  taal  en  letterkunJe  II,  87 — 96. 

1344.  Van  Griethuysen,  Th.  J.,  Gissingen  omtrent  Oosterhem,  Rado- 
boscote,  den  Rijn  bij  Ysselstein,  de  Lek  bij  Eiteren,  de  gouw  Germepi, 
Merchishem   en   Potarnem. 

Bijdr.    voor  Vaderl.  Geschied-    ou  Oudheidkunde  3.    R.   III,    S.  277-292    (vgl. 
Bijdr.  voor  Vad.  Gesch.  —  en  O.  IV,  S.  96  door  J.  U.  Hofman). 

1345.  Beekmann,  A.  A.,  De  strijd  om  het  bestaan.  Geschiedenis  en  tegen- 
woordige  Staat  van  de  lagegronden  van  Nederland  voor  niet-technici  8. 
(XII,   604   S.)  Zutpken   1887,  W.  J.   Thieme.   3,75  fl. 

1346.  Booms,  P.  G.,  Het  eeiste  boek  van  Neerlands  Krijgsgeschiedenis. 
De  Batavieren,  Caninefaten  en  Friezen  onder  en  tegen  Rome.  8.  (VIII, 
250   S.)  's   Grav.    1887,   Gebr.   van   Cleef.   2,40  fl. 

1347.  Van  Vlijmen,  B.  R.  F.,  Het  Bataafsch  voetvolk.  Krijgshistorische 
proeve.   8.  (102   S.)  Nymegen   1887.  H.   C.   A.   Thieme.    1,25   fl. 

1348.  Alberdingk  Thijm,  P.  P.  M.,  Geschichte  der  Wohlthätigkeitsan- 
stalten  in  Belgien  von  Karl  dem  Großen  bis  zum  16.  Jahrh.  Von  der 
belg.  Akad.  gekröntes  Werk.  gr.  8.  (IV,  207  S.)  Freiburg  i.  B.,   Herder.   4  M. 

1349.  Mulleneers,  J.  L.,  De  scheepvaart  in  Limburg  in  de  16e  en  17e 
eeuw,  benevens  bijzonderheden  over  Maasschippers,  handel,  zeden  en  rechts- 
wezen. 

Publications  de  la  Soci6te  historique  et    archeologique  dans  le   dache  de  Lim- 
bourg  1887. 


VT.    ALTERTHÜMER  UND  KULTURGESCHICHTE.  351 

1349".   Blök,   P.  J.,   De  financien   van  het  graafschap  Holland. 

Bijdr.  voor  Vaderl.   Geschied-  en  Oudheidkunde  3  R.  III,  S.  36—131. 

1350.  Hezenmans,  J.  C.  A.,  De  comanderij  der  Duitsche  Orde  te  Vucht 
met  een  aanhangsel  over  die  te  Gemert.  (Mit  ungedruckten  Urkunden)  8. 
's  Hertogenbosch  1887,  Gebr.  Muller.  —  Werken  van  het  Prov.  Genoot- 
schap   van  Künsten   en   Wetensch.  in  Noord-Brabant.   N.   R.   Nr.   2. 

1351.  Van  der  Linde,  A.,  Bijdrage  tot  de  geschiedenis  der  Boekdrukkunst. 
8.   (16   S.)  Gent   1887,  Leliaert  et  Siffer.   0,75  fr. 

1352.  Van  Someren,  A.  E.  C,  Boeken  en  Boekhandel  in  de  Oude 
Wereld  en  de  Middeleeuwen. 

Noord  en  Zuid  10,  Nr.  1. 

1353.  Vorsterman  van  Oyen,  A.  A.,  Stam-  en  Wapenboek  van  aanzien- 
lijke  Nederl.  familien,  met  geneal.  en  herald,  aanteekeningen.  Lief.  17  — 19. 
fol.   's-Grav.    1887.  Gen.   Herald.  Archief. 

1354.  Rietstop,  J.  B.,  Wapenboek  van  den  Nederlandschen  Adel,  met 
geneal.  en  herald,  aanteekeningen.  Schlusslief.  (27)  fol.  Groningen  1887, 
Wolters. 

1355.  Kalff,   G.,  Een  Overysselsch  Album  Amicorum  der   16de  eeuw. 
Oud  Holland  V  (Amsterdam  1887,  Binger).  S.  25—32. 

1356.  Acquoy,  J.  G.  R. ,  Een  damesgild  tot  het  houden  van  een  jaar- 
lijkschen  maaltijd. 

Handel-    en  Mededeel.    v.  d.  Maatsch.    der  Nederl.  Letterkunde  1887,    72—83. 
135  7.   Pols,    M.   S.,     De   onechtheid    van    den  Giftbrief   van   Graaf    Dirk  V 
van  Holland  van   1083. 

Bijdr.  voor  Vaderl.  Geschied  —  en  Oudheidkunde  3  R.  IV,  S.  128—152. 

Englisch. 

Bibliographie:   Berliner  Jahresbericht  (oben   Nr.    95),   S.  178 — 204. 

1358.  The  Journal  of  the  British  Archaeological  Association.  Vol.  43. 
London    1887. 

1359.  The  Archaeological  Journal,   Vol.   43,  London    1887. 

1360.  Archaeologia  Cambrensis,  the  Journal  of  the  Cambrian  Archaeolo- 
gical Association.  V.    S.    Vol.  III  u.   IV.   London    1886   u.    1887. 

1361.  Archaeolgia  Aeliana:  or  miscellaneous  tracts  relating  to  antiquity, 
published  by  the  Society  of  Antiquaries  of  Newcastle-upon-Tyne.  N.  S. 
Vol.   XI  u.   XII.  Newcastle   1886  u.    1887. 

1362.  Catalogue  of  the  Inscribed  and  Sculptured  Stones  of  the  Roman 
Period  Belonging  to  the  Society  of  Antiquaries  in  Newcastle-upon-Tyne. 
New  edition.   Newcastle,  Reid. 

Vgl.  The  Archaeological  Journal  43,  459. 

1363.  Hunnewell,  James  F.,  England's  Chronicle  in  Stone.  London,  Murray. 
Nr.  1362  f.  aus:  Berliner  Jahresbericht  1887,  XVI,  Nr.   112  u.   118. 

1364.  Vatke,  Th.,  Culturbilder  aus  Alt-England,  gr.  8.  (XVI,  326  S.  m. 
1   Holzschn.)  Berlin,   R.   Kühn.   5   M. 

1365.  Schaible,  Geschichte  der  Deutschen  in  England  (Bibl.  1886, 
Nr.   1340). 

Vgl.  Englische  Studien  10,  438—453  (Hager). 

1366.  Goldschmidt,  Juden  in  England  (Bibl.   18S6,  Nr.    1341). 
Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  491  f.  (A.  Br.). 


352  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

1367.  Price,   Guildhall  (Bibl.    1886,  Nr.   1350). 

Vgl.  Academy  Nr.  767  (Elton) ;  Journal  of  rhe  British  Archaeolog.  Association 
43,  403  ff.;  English  Historial  Rev.  1888,  154. 

1368.  Bain,  E.,  Merchant  and  Craft  Guilds,  a  History  of  the  Aberdeen 
Incorporated  Trades.   Aberdeen,  Edmond-Spark. 

Vgl.  Athenäum  1887,  II,  889. 

1369.  M ekler,  R.,  Beiträge  zur  Entwicklungsgeschichte  und  Charakteristik 
des   englichen   Schulwesens  (68   S.).   Leipziger  Dissertation. 

1370.  Painter,  F.  V.  N. ,  A  History  of  education.  12.  London  (New- York) 
1886.   7   sh.   6   d. 

1371.  Compayre,  Gabriel,  the  history  of  pedagogy.  Translated  with  an 
introduction ,  notes  and  an  index  by  W.  H.  Payne.  12.  (XXVI.  592  S.) 
Boston   1886. 

1372.  Laurie,  S.,  Lectures  on  the  rise  an  early  constitutions  of  Univer- 
sities.   8.  (504   S.)  London,  Kegan  Paul. 

1873.  Lyte,  H.  C.  Maxwell,  A  History  of  the  University  of  Oxford,  from 
the  earliest  times  to  the  year  1530.   8.  (504  S.)  London,  Macmillan.    16  sh. 

1374.  Brodrick,  G.  C,  A  History  of  the  University  of  Oxford  (234  S.). 
London,  Longmans.   2   sh.   6   d. 

1375.  Stedman,  A.  M.,  Oxford:  its  Life  and  Schools.  (356  S.)  London, 
Bell  &  Sons.   7  sh.   6  d. 

Vgl.  Athenäum  Nr.  3125. 
1375a.   Bouchot,     H.,    The    Printed    Book:     Its     History,    Illustration    and 
Adornment,   from   the  Days   of  Gutenberg  to   the  Present  Time.   Translated 
and    enlarged    by    Edward  C.   Bigmore   8.   (314   S.   u.    viele    Illustrationen) 
London,   Grevel. 

1376.  Reed,  T.  B.,  A  History  of  the  Old  English  Letter  Foundries,  with 
Notes,  Historical  and  Biographical,  or  the  Rise  and  Progress  of  Engiish 
Typography.  London,   Stock. 

Vgl    Athenäum  Nr.  3109. 

1377.  Delmar,  A.,  Money  and  Civilization,  or,  A  History  of  the  Mone- 
tary  Laws  and  Systems  of  Various  States  since  the  Dark  Ages  and  their 
Influence  on  Civilization.   8.   (458   S.)   London,   Bell  &   Sons.    14   sh. 

1378.  John  Flinth  South,  Memorials  of  the  Craft  of  Surgery  in  England. 
Edited  by  D'Arcy  Power.  With  an  Introduction  by  Sir  James  Paget. 
London,    Cassell. 

Vgl.  Athenäum  Nr.  3129. 

1379.  Bickerdyke,  J.,  The  Curiosities  of  Ale  and  Beer:  An  entertaining 
History.  London,   Field  &  Tuer. 

Vgl.  Athenäum  Nr.  3082. 

s.  Nr.  1148". 

1380.  Rib  ton -Turn  er,  C.  J.,  a  history  of  vagrants  and  vagrancy  and 
beggars  and  begging.   8.   (734   S.)    London,   Chapman.   21   sh. 

Vgl.   Academy  Nr.  807;  Athenäum  Nr.  3116. 

Nordisch. 

1381.  Aarböger  for  nordisk  Oldkyndighed  oy  Historie.  II.  Räkke,  2.  Bind. 
Kopenhagen   1887. 

1382.  Memoiresdelasocieteroyaledesantiquairesdu  Nord.  Kopenhagen  1887. 


VI.    ALTERTHÜMER  UND  KULTURGESCHICHTE.  353 

1383.  Antiqvarisk  tidskrift  för  Sverige,  utgifven  af  Kongl.  vitterhets 
historie   och  antiqvitetsakademien  genom   H.  Hildebrand.  D.   IX,  H.  1  u.  2. 

1384.  Kongl.  vitterhets  historie  och  antiqvitetsakademiens  mänadsblad. 
10.  Jahrgang.   Stockholm    188  7. 

1385.  Svensk'a  fornminnesföreningens  tidskrift.  Bd.  VI,  H.  3.  Stockholm  1887. 

1386.  Bidrag  tili  kännedom  om  Göteborgs  och  Bohusläns  fornminnen  och 
historia.  H.    13  u.   14.   Göteborg   1887. 

1387.  Foreningen  til  norske  Fortidsmindesmärkers  Bevaring.  Aarsberet- 
ning  for   1886.  Kristiania   1887. 

1388.  irbök  hins  islenzka  fornleifafelags  1885/86.  gr.  8.  (IV,  79  S.) 
Reykjavik   1887. 

1389.  Finska  fornminnesföreningens  tidskrift  VIII  u.  IX.   Helsingfors   1887. 

1390.  Worsaae,  J.  J.  A.,  The  Pre-history  of  the  North:  Based  on  Con- 
temporary  Memorials.  Transladet,  with  a  brief  Memoir  of  the  Author,  by 
H.  F.   Morland   Simpson.   8.    (316   S.)   London,   Trübner. 

Vgl.  Athenäum   Nr.  3119. 
1390a.  Dreyer,   V.,  Danmarks  Forhistorie  i  Omrids.  Stenalderen.  8.  (32  S.) 
Kopenhagen   1887.   0,20   Kr. 

1391.  Seelmann,  W.,  Die  Bewohner  Dänemarks  und  Schönens  vor  dem 
Eindringen  der  Dänen. 

Nd.  Jahrbuch  12,  28—39. 

s.  Nr.  1037. 

1392.  Über  die  Einwanderung  unserer  Vorfahren  in  den  Norden.  Von 
Dr.  Oskar  Montelius.  Om  vara  förfäders  invandring  tili  Norden  (Separat- 
abdruck aus  Nord,   Tidskrift   1884).    Übersetzt  von  J.   Mestorf. 

Archiv  f.  Anthropologie  XVII,  151  —  160. 

1393.  Auszug  und  3  Tafelnachbildungen  aus  Oskar  Montelius:  Die  Fibeln 
des  Bronzealters  und  des  ersten  Eisenalters  (Spannen  frän  bronsaldern 
och  ur  dem  närmast  utvecklade  former)  Antiquarisk  Tidskrift  för  Sverige. 
Genom  Hans  Hildebrand.     7   Delen.   Stockholm   1880—1882,     S.   1—194. 

Archiv  f.  Anthropologie  XVII.   161—165. 

1394.  Montelius,  O.,  The  national  historical  museum  Stockholm.  A  guide 
to  the  collection,  issued  by  the  royal  academy  of  literature,  history,  and 
antiquities.  Translated  from  the  5th  swedish  edition  by  Charles  H.  Derby. 
8.   (6-|-148  +  2  S.)  Stockholm   1887.   2   Kr. 

1395.  Lieb  recht,  Felix,   das  nordische  Museum. 
Germania  32,  376—382. 

1396.  Undset,  le  pr^historique   Scandinave. 
Revue  d'anthropologie,  Mai. 

1397.  Undset,  J.,  Nordisk  og  mellemeuropasisk  arkaeologi.   En  forelaesning. 
Nyt  Tidsskrift  1887,  363—383. 

1398.  Hausen,  R. ,  Anteckningar  gjorda  under  en  antiqvarisk  forsknings- 
resa  sommaren  1876  i  Östra  Nyland.  8.  (IV,  123  S.  u.  12  Tafeln) 
Helsingfors  1887.  S.  A.  aus:  Bidrag  tili  kännedom  om  Finlands  natur 
och  folk,  H.   44. 

1399.  Karlin,  G.  J.,  Kulturhistoriskt  museum  i  Lund.  Vägledning  för 
besökande.   8.  (60   S.)  Lund   1888.   0,40  Kr. 

1400.  Undset,  J. ,  Kort  beskrivelse  of  Vikingeskibet  fra  Gokstad.  Veiled- 
ning  for  besagende.   8.   (15    S.)  Kristiania   1887,   Cammermayer.    0,20    Kr. 

GERMANIA.    Neue  Beine  XXIV.  (XXXVI.)  Jahrg.  24 


354  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

1401.  Undset,  J.,  A  short  guide  for  the  use  of  visitors  to  the  Vikingship 
to   Gokstad.    8.    (16    S.)  Kristiania   1887,   Cammermeyer  0,40   Kr. 

1402.  L  orange,  A.,  Storhaugen  paa  Karmwen.  Nyt  Skibfund  fra  Vikinge- 
tiden.   8.   (16   S.   u.    1   Tafel). 

Bergens  Museum  Aarsberetning  1887,  IV. 

1403.  Kje  kkeii-Medding,   von  Japetus   Steenstrup. 

Allgem.  Encyklopädie  von  Ersch  u.  Gruber,  II.  Section,  Theil  36,   8.  336—344. 

1404.  Brenner,   Karte   des   Olaus   Magnus    (Bibl.   1886,    Sp.    1405). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  12  f.;   D.  Lit.  Zeitung   1887,  Sj>.  8(38  f.  (Partsch). 

1405.  Schirmer,  H.  M.,  Femti  daterede  norbke  bygninger  fra  middelalderen 
opferte  i  tiden  996 — 1531.  Med  en  plancbe.  8.  (32  S.)  Kristiania  1887, 
Cammermeyer.    2   Kr. 

1406.  Dietrichson,  L. ,  Ejendommelighederne  ved  stavekirkernes  con- 
struktion.   Et  capitel  af  de  norske  stavekkers   historie  I,   II. 

Nordisk  Tidskrift  utg.  af  Letterstedtska  föieniugen  1887,  S.  37  —  47  u.  99  —  117. 

1407.  Dietrichson,  L.,  Sammenlignende  Fortegnelse  over  Norges  Kirke- 
bygninger  i  Middelalderen  og  Nutiden. 

Theologisk  Tidsskrift  for  den  evaugel.-luthersche  Kirke  i  Norge  R.  III.,    B.  2, 
1  —  51,  273—319  u.  465—512. 

1408.  Jönsson,  Janus,  Um  Klaustrin  a  Islandi. 
Timarit.  hins  fslenzka   bökmentafjelags   1887,    174 — 265. 

1409.  Thorsten,     Stänghugg,     Berättelse    frän    Östra    Island.     Försvenskad 

af  O.  W.   Älund. 

Rvenska  illustrerade  Familj -Journalen   1887. 
1409a.   Andeison,   R.  B.,  Amerikas  ferste  Opdagelse.   Af  Forfatterens  gjen- 
nemset  og  avtoriseret  Oversättelse    ved  Fr.  Winkel  Hörn.   8.   (XV,   80   S.) 
Kopenhagen    1886.   1,50  Kr. 

1410.  Schirm  er,   H.   M.,   Beliggenheden   af  Gardar  paa  Grönland. 
Hist.  Tidsskr.  (norsk)  II.  S.  5,  412—417. 

1411.  Hildebrand,  H.,  Om  välgörenhet  under  medeltiden.  III.  Värden 
om  de  fattige. 

Svenska  fornminnesföreningens  tidskrift  6,  271 — 282. 

1412.  Olrik,  Axel,  Middelaldercns  vandrende  spillemaend  i  Norden  og 
deres  visesang. 

Opusfula   philologica,    Mindre    afhandlinger,    adg.  af  det  philoL-hist.  Samfund, 
(S.  74 — 84  u.  265  f.)  Kopenhagen,  Klein. 

1413.  G[eete],   R,.,   Drag  af  vära  äldsta  förfäders   kultnr. 
Svenska  illustrerade  Familj-jonrnalen    1887. 

1414.  En  svensk  boksamling  1598.  (Efter  original  i  Westinska  Sämlingen 
ä  Upsala  universitets   bibliotek  meddeladt  af  Eug.   Lewenhaupt). 

Samlaren  1887,  S.  183  f. 

1415.  Lund,  Tr.,  Danmarks  og  Norges  Historie  i  Slutningen  af  det  16de 
Aarhundrede.  I.  Indre  Historie.  8.  Bog.  Dagligt  Liv:  Fedsel  og  Daab.  8. 
Kopenhagen    1887,   Reitzel. 

1416.  Bang,  A.Chr.,  Udsigt  over  den  norske  Kirke  under  Katholicismen. 
8.   (2  -\-  363   S.)   Kristiania   1887,   Cammermeyer.    5   Kr. 


VII.    VERFASSUNG  UND  RECHT.  355 


VIT.  Verfassung  und  Recht. 

1417.  Übersicht  der  gesammten  Staats-  und  rechtswissenschaftlichen  Lit- 
teratur  des  Jahres  1886,  zusammengestellt  von  Otto  Mühlbrecht.  XIX.  Jahr- 
gang, gr.  8.  (XXXIV,  258  S.) ,  XX.  Jahrgang,  gr.  8.  (XXIX,  236  S.) 
Berlin    1887   u.    1888,   Puttkammer  ü.   Mühlbrecht.    6   M. 

1418.  T.  0.  W  ei  gel  s  systematisches  Verzeichniss  der  Hauptwerke  der 
deutschen  Litteratur  aus  dem  Gebiete  der  Rechts-  und  Staatswissenschaften 
von  1820 — 1882.  Bearbeitet  von  Gr.  Mollat,  unter  Mitwirkung  von  O. 
Wetzel.   4.   (VI,  106   S.)  Leipzig   1886,   T.   0.   Weigel.   4   M. 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887.  Sp.  1542  —  44  (L.  Müller);  Centralblatt  f.  Rechts- 
wissenschaft 7,  54  f.  (v.  Kirchenheim). 

1419.  Brunner,  Heinrich,  Deutsche  Rechtsgeschichte.  1.  Bd.  gr.  8.  (XII, 
412  S.)  Leipzig  1887,  Duncker  u.  Humblot.  9,60  M.  Systematisches 
Handbuch   der  deutschen  Rechtswissenschaft,   herausgeg.  von  Karl  Binding. 

2.   Abth.,   1.   Theil,   1.   Bd. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  974  f.  (Sohm);  Göttinger  gel.  Anz.  1888, 
S.  41 — 60  (v.  Amira) ;  Krit.  Vierteljahrschrift  f.  Gesetzgebung  und  Rechtswissen- 
schaft 29,  327  —  330  (Maurer);  Jahrbuch  f.  Gesetzgebung  1887,  1325  f.  (Schmol- 
ler); Bibliotheque  de  l'Ecole  des  Chartes  48,  582  ff.  (Ad.  Tardif). 

1420.  Schröder,  Rieh.,  Lehrbuch  der  deutschen  Rechtsgeschichte,  gr.  8. 
(l.Abth.  256  S.  mit  eingedr.  Abbildg.  u.  4  Karten)  Leipzig,  Veit&Co.    16  M. 

AVI.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  1190  f.;  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  1017  f.  (Sohm). 

1421.  Siegel,  Deutsche  Rechtsgeschichte  (Bibl.   1886,   Nr.   1415). 
Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  279—281  (Lehmann). 

1422.  Hub  er,  Eugen,  System  und  Geschichte  des  schweizerischen  Privat- 
rechtes.   1.  Bd.  gr.   8.   (XVIH,   767    S.)  Basel   1886,   Detloff.    10   M. 

Vgl.  Lit,  Centralbl.  1887,  Sp.  56  f.;  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  903  f.  (König); 
Göttinger  gel.  Anz.  1887,    151  f.   (Ernst  Mayer). 

1423.  Waitz,  Urkunden  zur  D.  Verfassungsgeschichte  (Bibl.  1886,  Nr.  1423). 
Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  791  f.  (Bresslau);  Mittheilungen  aus  d.  histor. 
Litteratur  15,  201  (Hirsch). 

1424.  Löher,  F.  v.,  Deutsche  Rechtsbildung.  Münchener  Sitzungsberichte, 
philos.-philol.  u.   histor.   Classe,    1886,   H.   4. 

1425.  Bruns,  Karl,  die  geschichtlichen  Grundlagen  der  deutschen  Rechts- 
einheit. 

Grenzboten  46,  Nr.  17  —  19. 

1426.  Hoffmeister,  W.,  das  Königthum  im  altgermanischen  Staatsleben, 
gr.    4.   (22   S.)  Beigard    1886.    (Leipzig,   Fock)    0,75   M. 

1427.  Fustel  de  Coulanges,  recherches  (Bibl.    1886,  Nr.    1429). 
Vgl.  Histor.  Zs.  58,  501—508  (Erhardt). 

1428.  Havet,  Questions  merovingiennes.  IV.  Les  chartes  de  Saint-Calais. 
8.   (99   S.)   Paris   1887,   Champion. 

Vgl.  Göttinger  gel.  Anz.  1887,  361—382  (Zeumer);  Bibliotheque  de  l'Ecole  des 
Chartes  48,  H.   1. 

1429.  Bresslau,  Titel  der  Merovingerkönige  und  Pirenne,  la  formule  N. 
(Bibl.    1886,   Nr.    1437    u.    1439). 

Vgl.  Bibliotheque  de  TEcole  des  Chartes  43,  127  (J.  Havet)  ;  zu  Pirenne  vgl. 
auch  Gott.  gel.  Anz.   1887,  361—382  (Zeumer). 

1430.  Borch,  L.  v.,  zu   dem  Kaisertitel   Ottos    I. 
Historisches  Jahrbuch  d.  Görresgesellschaft  VIII,    H.  1. 

24* 


356  BIBLIOGRAPHIE  VON   1887. 

1431.  Esmein,  A.,   La  chose  jugee   dans   le   droit  de   la  monarchie  franque. 
N.  Revue  historique  de  droit  francais  et  etranger   11,  545 — 557. 

1432.  Beaudouin,  A..  La  participation  des  hommes  libres  au  jugement 
dans   le   droit  franc. 

N.  Revue  historique  de  droit  francais  et  etranger  11,  450 — 523  u.  657 — 651. — 
Dazu  Fustel  de  Coulanges,  ebenda  S.  758 — 775. 

1433.  Beaudouin,  A.,  La  convocation  des  hommes  libres  au  tribunal  Les 
rachimbourgs. 

N.  Revue  historique  de  droit  francais  et  etranger  11,  500  ff.,  557  ff. 

1434.  Brunner,  H.,   die   Herkunft  der   Schöffen. 

Mittheilungen  d.  Instituts  f.  Österreich.   Geschichtsforschung  8,   177  — 187. 

1435.  Brunn  er,  H.,   die  Freilassung  durch   Schatzwurf. 

Historische  Aufsätze,  dem  Andenken  an  Georg  Waitz  gewidmet  (Hannover, 
Hahn),  S.  55—72. 

1436.  Schröder,   Gairethinx. 

Zs.  d.  Savigny-Stiftung  f.  Rechtsgeschichte,  VII,  H.  2  (germanist.  Abth.   H.  1^. 

1437.  Schröder,   der  ostfälische  Schultheiss  und  der  holsteinische  Overbode. 
Zs.  d.  Savigny-Stiftung  f.  Rechtsgeschichte,  VII,  H.   2  (germanist.  Abth.   H.  1). 

1438.  Schröder,  zur  Kunde   der   deutschen   Volksrechte. 

Zs.  d.  Savigny-Stiftung  f.  Rechtsgeschichte  VII,   H.  2  (germanist.  Abtheil.  H.   1). 

1439.  Mayer,   Entstehung  der  lex   Ribuariorum   (Bibl.    1886,   Nr.    1442). 
Vgl.  D.   Lit,  Zeitung  1887,    Sp.    617  f.    (Lehmann);    Krif.   Vierteljahrsschrift    f. 
Gesetzgebung  N.   F.  29,  Nr.  2  CBrunner). 

1440.  Gaudenzi,  Augusto,  Un'  antica  eompilazione  di  diritto  romano  e 
visigoto,  con  alcuni  frammenti  delle  leggi  die  Eurico,  tratta  da  un  mano- 
scritto  della  biblioteco  di  Holkham.  In:  Documenti  e  studi  pubblicati  per 
cura  della  R.  deputazione  di  storia  patria  per  le  provincie  die  Romagna, 
Vol.   II   (Bologna   1887). 

Vgl.  Bibliotheque  de  TEcole  dos  Chartes  48,  292  (Ad.  Tardifj. 

1441.  Gaudenzi,   die  Entstehungszeit  des  Edictum  Theoderici. 

Zs.  d.  Savigny-Stiftung  f.  Reehtsgeschichte,   VII,  H.  2  (germanist.  Abth.  H.    1). 

1442.  Beaucbet.  La  loi   de  Vestrogothie. 

N.  Revue  historique  de  droit  francais  1887,  H.  2  f. 

1443.  Zeumer,   K.,   eine  neuentdeckte  westgothische   Rechtsquelle. 
N.  Archiv  f.  ältere  d.  Gesch.   12,  387—400. 

1444.  Fustel  de  Coulanges,   de  la  loi   dite  des  Francs   Chamaves. 
Seances  et  travaux  de  l'Academie  des  sciences  morales  et  politiques  (Institut  de 
France)  T.  127,   100—118. 

1445.  Lehmann,  K.,   der   Codex  Paris,   lat.   nouv.   acq.   204. 

N.  Archiv  f.  ältere  d.  Gesch.  12,  579 — 585.  —  Lex  Alamannorum;  Salic.a 
emendata  ;  Bruchstück  der  lex  Baioarioruni,  Burgundionum  u.  s.  w.  —  In  dem 
Bruchstück  der  lex  Baioariorum  ist.  von  einheimischen  Recbtsausdriicken  her- 
vorzuheben: frilazt,  wanlug,  rewunli,  hrewauntiva,  etort.cartea. 

1446.  Zeumer,   formulae   (Bibl.    1886,   Nr.    1447). 
Vgl.   D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  23  f.   (Sohm). 

1447.  Lange,   H.   O.,   En   Codex  redivivus   af  de   marculfinske  Formler. 
Opuscula  phiklogica.    Mindre  Afhandlinger,  udg.  af  <let  philol.-histor.   Sarafund 
(S.  39—5-'),   Kopenhagen,   Klein. 

1448.  St  o  uff,  Etüde  sur  la  formation  des  contrats  par  l'ecriture  dans  le 
droit  des   formules   du  V  au  XIP   siecle. 

N.  Revue  historique  de  droit  francais  XI,  H.  3. 

1449.  Posse,  Otto,  die  Lehre  v.  den  Privatlirkunden.  Mit  40  Taf.  nach 
den  photogr.  Aufnahmen  des  Verf.  in  Lichtdr.  ausgeführt,  gr.  8.  (VIII, 
242    S.)  Leipzig,    Veit  &   Co.    36    M. 


VII.    VERFASSUNG  UND  RECHT.  357 

1450.  Hermann,   Mobiliarvindication   (Bibl.    1886,   Nr.    1457"). 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  104  f.  (Lehmann);  Ceutralblatt  f.  Rechtswissen- 
schaft 6,  176  ff.  (Brie). 

1451.  Schmidt,  Recht  des  Überhangs    (Bibl.   1886,  Nr.    1458). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  644  f.  (Pappenheim);  Centralblatt  f.  Rechts- 
wissenschaft 6,   176  ff.  (Brie). 

1452.  Hammer,   Schadenersatz   (Bibl.   1886,   Nr.   1460). 
Vgl.  Centralblatt  f.  Rechtswissenschaft  6,   176  ff.   (Brie). 

1453.  Brink,  Ludw.,  Bestellung  der  dinglichen  Rechte  an  fremden  Immo- 
bilien im   Mittelalter,   gr.   8.  (VII,    98   S.)   Breslau,   Koebner.   2    M. 

1454.  London,  Paul,  die  Anefangsklage  in  ihrer  ursprünglichen  Bedeutung. 
Aus  dem  Nachlasse  d.  Verf.  hrsg.  v.  Max  Pappenheim.  gr.  8.  (IX,  433  S.) 
Breslau   1886,  Koebner.    UM. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  714  f.;  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  1185-1187 
(Lehmann);  Centralblatt  f.   Rechtswissenschaft  6,  287  f.  (Dargun). 

1455.  Brock,  Julius,  die  Entstehung  des  Fehderechtes  im  deutschen 
Reiche  des  Mittelalters.  4.  (35  S.).  1887.  Programm  des  Marien-Gymna- 
siums zu  Posen,  Nr.   149.  Berlin,   Gärtner.    1,50  M. 

s.  Nr.  995a. 

1456.  Fuld,   das  Asylrecht  im   Alterthum  und   Mittelalter. 
Zs.  f.   vergleichende  Rechtswissenschaft   7,   H.    1   u.    2. 

1457.  Brode,   R.,  Freigrafschaft  und  Vehme. 

Historische  Aufsätze,  dem  Andenken  an  Georg  Waitz  gewidmet  (Hannover, 
Hahn),  S.  377—388.  —  Nr.  1435  u.  1457  aus:  Berliner  Jahresbericht  1887, 
IX,  Nr.  20  u.   19. 

Hexenprocesse  s.  Nr.  838  ff. 

1458.  Steffenhagen,  Landrechtsglosse   VI  (Bibl.    1886,   Nr.    1467). 
Vgl.  ü.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  245  f.  (Laband). 

1459.  Steffenhagen,  Emil,  die  Entwicklung  der  Landrechtsglosse  des 
Sachsenspiegels.  VII.  Der  Glossenprolog.  [Aus:  „Sitzungsber.  d.  k.  Akad. 
d.  Wiss."]  Lex.  8.   (43   S.)   Wien    1886,  Gerold's   Sohn   in   Comm.   0,70  M. 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.   1249  f.  (Laband). 

1460.  Steffenhagen,  Emil,  die  Entwicklung  der  Landrechtsglosse  des 
Sachsenspiegels.  VIII.  u.  IX.  [Aus:  „Sitzungsber.  d.  k.  Akad.  d.  Wiss."] 
Lex.   8.   Wien    1887,   Gerold's   Sohn  in   Comm.    1,80   M.   (I— IX.    7,30   M.) 

Inhalt:   VIII.  Verzeichnis*  der  Handschriften  u.  Drucke.  (64  S.)   1   M. 
IX.  Die  Überlieferung  der  Buch'schen  Glosse.  (51  S.)  0,80  M. 

1461.  Zallinger,  Otto  v.,  die  Schöffenbarfreien  d.  Sachsenspiegels.  Unter- 
suchungen zur  Geschichte  der  Standesverhältnisso  in  Deutschland,  gr.  8. 
(XH,   304   S.)  Innsbruck,   Wagner.    6,40  M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  910—912  (Pappenheim);  D.  Lit.  Zeitung  1887, 
Sp.   1814  f.   (R.  Schröder);   Centralblatt  f.  Rechtswissenschaft  6,  361  f.  (Dargun). 

1462.  Borch,  L.   v.,  zu   den   Schöffenbarfreien   des   Sachsenspiegels. 
Zs.  d.  Harzvereins  20,  555  —  560  u.  separat,  7  S.  Innsbruck   1887,  Rauch. 

1463.  Hertel,  Gustav,  die  Hallischen  Schöffenbücber.  2.  Theil  (1401  bis 
1460)  gr.  8.  (VIII,  639  S.)  Halle  1887,  Hendel.  14  M.  Geschichtsquellen 
der  Provinz   Sachsen  und    angrenzender  Gebiete,    14.   Bd.,    2.   Th. 

Vgl.  Korrespondenzblatt  d.  Gesammtvereius  d.  deutschen  Geschichts-  u.  Alter- 
thumsvereine  1887,   150  f. 

1464.  Distel,  Beiträge  zur  älteren  Verfassungsgeschichte  des  Schöppen- 
stuhls  zu  Leipzig. 

Zs.  d.  Saviguy  Stiftung  f.  Rechtsgeschichte,  VII,  H.  2  (germanist.   Abth.  H.  1). 


358  BIBLIOGRAPHIE  VON   1887. 

1465.  Richthofen,   Gau   Kinnem   (Bibl.    1886,  Nr.   1482). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  608;  D.  Lit.  Zeitung  1887.  Sp.  1452  (R.  Schröder); 
Histor.  Zs.  ö7,   140  (O.  Harnack). 

1466.  Rechtsquellen  des  Kantons  Graubünden,  herausgeg.  von  R.  Wagner 
und  L.  R.  v.  Salis.  8.  (XVI,  470  S.)  Basel,  Detloff.  12  M.  Aus:  Zs.  f. 
Schweiz.   Recht. 

1467.  v.   Salis,   Rechtsquellen   des  Kautons   Graubünden. 
Zs.  f.  Schweiz.  Recht  28,  H.  2. 

1468.  Below,    Georg  v.,  zur  Entstehung  der  deutschen   Stadtverfassung. 
Histor.   Zs.   58,   193—244. 

1469.  Wolfstieg,  Verfassungsgeschichte  von  Goslar  (Bibl.  1886,  Nr.  1473). 
Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  541  f.  (Pappenheim). 

1470.  Möller,  Mittheilungen  über  das  Gerichtswesen  in  den  preußischen 
Städten  unter  der   Ordenszeit  bis   zum  Anfange   des    15.  Jahrhunderts. 

Zs.  d.  hist.  Vereins  f.  d.  Regierungsbezirk  Marienwerder,  II.  2t. 

1471.  Petong,  Richard,  die  Stadtmark.  Dirschau  in  rechtsgeschichtlicher 
Hinsicht. 

Altpreußische  Monatschrift  24,  637  —  647. 

1472.  Woltersdorf,  Th.,  die  Rechtsverhältnisse  der  Greifswalder  Pfarr- 
kirchen im  Mittelalter,  nach  den  Quellen  untersucht.  [Vereinsschrift  der 
Rügisch-Pommer'schen  Abtheilg.  d.  Gesellschaft  f.  Pommer'sche  Geschichte 
und  Alterthumskunde  in  Stralsund  und  Greifswald],  gr.  8.  (VII,  79  S.) 
Greifswald  1888,  Bindewald  in   Comm.    1,60   M. 

1473.  Stephan,  Verfassungsgeschichte  der  Reichsstadt  Mühlhausen  in 
Thüringen.   1.   Theil,   bis   1350.   kl.   8.   Sondershausen   1886,   Eupel.   2   M. 

1474.  Brass,  F.,  Verfassung  und  Verwaltung  Würzburgs  vom  Beginne  der 
Stadt  bis  zur  Mitte  des  13.  Jahrhunderts.  Dissert.  (74  S.)  Würzburg,  Becker. 

1475.  Bisch  off,  Ferd.,  das  Pettauer  Stadtrecht  vom  Jahre  1376.  [Aus: 
„Sitzmigsber.  d.  k.  Akad.  d.  Wiss.",  Bd.  113].  Lex.  8.  (52  S.)  Wien, 
Gerold's   Sohn   in   Comm.    0,80   M. 

1476.  Primbs,   K.,   das  Lindauer  Erbrecht. 

Schriften   d.  Vereins  f.  Gesch.  d.  Bodensees  u.  seiner  Umgebung   17,  73 — 77. 

1477.  Loeper,  G.  v.,  das  Hausgesetz  des  Kurfürsten  Albrecht  Achilles 
von    Brandenburg. 

1'.   Rundschau  1887,   Bd.  50,  S.  355  —  364. 

1478.  Weisthümer.  —  Winter,  Niederösterreichische  Weisthümer  (Bibl. 
1886,  Nr.   1515). 

Vgl.   Lit.  Centralblatt  1887,   Sp.  183  f.;  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  458  f.  (A.  E. 
Schönbach)  ;  Histor.  Zs.  58,   160  f.   (v.   Krones). 

1479.  Birlinger,   Anton,   Weistümer. 
Alemannia  15,   1 — 27.  —  Gaienhofen,  BoHmgen. 

1480.  Birlinger,  A.,  aus  dem  alten  Dorfbuch  zu  Langenenslingen  in 
Hohenzollern. 

Alemannia  15,   124  f. 

1481.  Sauer,  Weisthum   der  Vogtei  Weidenhan. 

Annalen  des  Vereins  für  Nassauische  Alterthumskunde  20,  S.  52  S. 

1482.  Weistum  über  die  Dienste  der  freien  Höfe  in  der  Bürgerschaft 
Düsseldorf,    1494. 

Zs.  d.  Bergischen  Geschichtsvereins  23,  248. 

1483.  Herrenschneider,    A.,    aus    dem  Gemeindebuch    von  Dorf  Weier. 
Jahrb.   f.  Gesch.,  Sprache  u.  Lit.  Elsaß-Lothringens  3,  77  —  80. 


VIT.    VERFASSUNG  UND  RECHT.  359 

1484.  Stehle,   Bruno,    Stadtordnung  von   Wattweiler   im   OberelsaL*. 
Jahrb.  f.  Gesch.,  Sprache  u.  Lit.  Elsaß-Lothringens  3,  57  —  64. 

1485.  Lempfrid,  Heinrich,  Beamten-  und  Bürgereide  des  St.  Amarinthales. 
.Jahrb.  f.  Gesch.,  Sprache  u.  Lit.  Elsaß-Lothringens  3,  65 — 76. 

i486.  Pick,  R.,  aus  dem  Aachener  Stadtarchiv.  1.  Heft.  gr.  8.  (40  S.). 
Bonn.  Habicht.  1  M.  Aus :  Zs.  d.  Aachener  Geschichtsvereins.  (Verpflich- 
tungsurkunden  städtischer  Beamten,    1458 — 1507). 

1487.  Eppelheimer  Gerichtsbücher,   von  E.  Wr. 

Quartalblätter  d.  histor.  Vereins  f.  d.  Großherzogthum  Hessen   1887,  157  f. 
Stände,   Zünfte,  s.   Nr.  1167  ff. 

1488.  Gierke,  Otto,  der  Humor  im  deutschen  Recht.  2  Aufl.  gr.  8.  (82  S.) 
Berlin,   Weidmann.   2,40   M. 

Vgl.  1).   l.it.  Zeitung  1887,    Sp.  1668  f.    (K.  Sehröder);    Centralblatt    f.  Rechts- 
wissenschaft  6,  245  f.  (v.    Orelli). 
1  189.    Colin,   G..   Deutsches   Recht   im   Munde  des   Volkes.     Vortrag.     40   S. 
Frankfurt  a.    M.,     Knauer.     Abdruck   aus:     Berichte   des   Freien    deutschen 
Hochstifts. 

1490.  Thümmel,  Konrad,  Aus  der  Symbolik  des  altdeutschen  Bauern- 
rechts, gr.  8.  (44  S.)  Hamburg  1887,  J.  F.  Richter.  1  M.  —  Sammlung 
gemeinverständl.  wissenschaftl.  Vorträge,  herausgeg.  von  R.  Vircbow  und 
F.   v.   Holtzendorff.   N.   F.    2.  Jahrg.,   4.   Heft. 

1491.  Rochholz.  E.  L.,  Herd  und  Ofen,  oder  Feuerstattschilling  und 
Rauchzinshuhn. 

Argovia  18,   107 — 122  und  separat,  gr.  8.  Aarau.  Sauerländer. 

1492.  Stürler,   M.   v.,  Wunn   und   Weid. 

Archiv   d.   histor.  Vereins  d.  Kantons  Bern    12,    131 — 102.   —     Wunu'    die  Friih- 
lingsweide,  'Weid'  Herbstweide. 

1493.  Roth  v.  Sehr  ecken  stein,  Karl  Heinr.  Freiherr,  zur  rechtlichen 
Bedeutung   des   Wortes    „nobilis". 

Zs.  f.  d.  Gesch.  d.  Oberrheins  N.  F.  II,  28S  — 302. 

1494.  Leuthold,  C.  E.,  das  österreichische  Bergrecht  in  seinen  Grund- 
zügen dargestellt.   8.  (LX,   278   S.)  Prag,  Tempsky.   4,80   M. 

Abschnitt  2  enthält  nach  Centralblatt  f.  Rechtswissenschaft  6,  438 — 441  (Schuster) 
e.  geschichtliche  Entwicklung  des   österr.  Bergrecht-. 

1495.  Ermisch,  Hub.,  das  sächsische  Bergrecht  d.  Mittelalters.  Mit  1  Taf. 
gr.   8.   (CLXIV,   249   S.)  Leipzig,   Giesecke   &  Devrient.    9,60   M. 

Vgl.  Korrespondenzblatt  d.  Gesammtvereins  d.  deutschen  Geschichts-   u.    Alter- 
thumsvereine   1887.    150. 

1496.  Trenkle,  J.,  Bergordnung  des  Kaisers  Maximilian  vom  Jahre  1517. 
Schau  in's  Land,  14.  Jahrgang,  S.   18 — 25. 

s.  Nr.  1286». 

1497.  de  Fora s,  le  droit  du  seigneur  au  moyen  äge,  etude  critique  et 
historique.    8.   (XIX,   283    S.)  Chambery,  Perrin. 

1498.  Schmidt,   slavische  Geschichtsquellen   (Bibl.    1886,   Nr.    1524). 
Vgl.  Histor.  Zs.  57,  370  f.   (Pappenheim) 

1499.  v.  Below,  landständische  Verfassung  in  Jülich  (Bibl.  1886.  Nr.  1528). 
Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  500—502  (Liesegang);  D.  Lit.  Zeitung  1887, 
Sp.  308 — 310  (Lamprecht),  dazu  Entgegnungen  von  v.  Below  u.  Lamprecht, 
ebenda  Sp.  437  f.,   741   f.  u.    107'';   Histor.  Zs.  57,  329  —  331   (ITarleß). 

1500.  Schellhaß,  Königslager  (Bibl.    1886,  Nr.   1530). 

Vgl.  D.  Lit.   Zeitung  1887,  Sp.  1697  f.  (v.   Below);  Mittheilungen  aus  d.  histor. 
Litteratur   16,  12  —  14  (W.  Schultze). 


360  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

1501.  Weizsäcker,   Pfalzgraf  (Bibl.    1886,  Nr.   1532). 

Vgl.  Lit,  Centralblatt  1887,  Sp.  1342  f.  (W.  A.);  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  1275  f. 
(Altmann);  Mittheilungen  aus  d.  histor.  Litteratur  15,  227  ff.  (Altmaun). 

1502.  Plischke,   Rechtsverfahren  (Bibl.    1886,  Nr.   1538). 
Vgl.   Zs.  f.  d.  Österreich.  Gymnasien  1887,  448—455  (Bachmann). 

1503.  Zeisberg,  H.  R.  v.,  über  das  Rechtsverfahren  Rudolfs  von  Habs- 
burg gegen  Ottokar  von  Böhmen.  Archiv  f.  Österreich.  Geschichte  69, 
1  —  49  und  separat,  gr.  8.  (49  S.)  Wien  1887,  Gerold's  Sohn  in  Comm. 
0,80  M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.   1026;  Revue  critique  21,  Nr.  32. 

1504.  Wyneken,  Wilh.,  die  Landfrieden  in  Deutschland  von  Rudolf  von 
Habsburg  bis  Heinrich  VII.  Inaugural-Dissertation.  gr.  8.  (102  S.)  Naum- 
burg.  (Hannover,   Cruse.)    1    M. 

1505.  Quidde,  L.,  Studien  zur  Geschichte  des  rheinischen  Landfriedens- 
bundes von  1254. 

Mittheilungen  an  die  Mitglieder  des  Vereins  f.  Geschichte  u.  Alterthumskunde 
in  Frankfurt  a.  M.  7,   147 — 199. 

1506.  Quidde,  L.,  über  das  Kurfürstenkolleg  im  14.  Jahrhundert  und  die 
goldene   Bulle.   Referat  über   einen  Vortrag. 

Mittheilungen  an  die  Mitglieder  des  Vereins  f.  Geschichte  u.  Alterthumskunde 
in  Frankfurt  a.  M.  7,   124—127. 

1507.  Seeliger,  G. ,  Kanzleistudien.  I.  Die  Kurmainzische  Verwaltung 
der   Reichskanzlei  in   den  Jahren    1471 — 1475. 

Mittheilungen  d.  Instituts  f.  Österreich.   Geschichtsforschung  8,  H.  1. 

1508.  Bruder,  Finanzpolitik  (Bibl.   1886,  Nr.    1540). 
Vgl.  Lit.  Centralblatt  1870,  Sp.  78  f.  (Liesegang). 

1509.  Fellner,  Th.,  zur  Geschichte  der  österreichischen  Centralverwaltung 
(1493—1848).  I. 

Mittheilungen  d.  Instituts  f.  Österreich.  Geschichtsforschung  8,  H.  2. 
1509a.   Schalk,   K,   Quellenbeiträge  zur  älteren  niederösterreichischen  Ver- 
waltungs-  und  Wirtschaftsgeschichte. 

Bl.  d.  Vereins  f.  Landeskunde  von  Niederösterreich  N.  F.   21,  433 — 489. 

1510.  Rosenthal,  Ed.,  die  Behördenorganisation  Kaiser  Ferdinands  I. 
Das  Vorbild  der  Verwaltungsorganisation  in  den  deutschen  Territorien. 
Ein  Beitrag  zur  Geschichte  d.  Verwaltungsrechts.  Nach  archival.  Quellen. 
[Aus:  „Archiv  f.  österr.  Geschichte".]  Lex.  8.  (266  S.)  Wien,  Gerold's 
Sohn  in  Comm.   4   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  1112  f.    (-ng). 

1511.  Krauske,   Diplomatie  (Bibl.    1886,   Nr.    1544). 
Vgl.  Histor.  Zs.  58,  366  f.  (Flathe). 

1512.  Nissl,   Gerichtsstand   des  Klerus   (Bibl.    1886,   Nr.    1545). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  818—815  (-ng) ;  Mittheilungen  d.  Instituts  f. 
Österreich.  Geschichtsforschung  8,  H.  2  (Luschin  v.  Ebengreuth);  Archiv  f. 
kathol.    Kirchenrecht  1887,   H.    1    (Vering). 

1513.  Fitting,  über  neue  Beiträge  zur  Geschichte  der  Rechtswissenschaft 
im  früheren  Mittelalter. 

Zs.  d.  Savigny-Stiftung  f.  Rechtsgeschickte,  Rom.  Abtheil.  VII,  H.  2. 

1514.  Burckhard,  H.,  Andreas  Gaill.  Festrede  zur  Feier  des  305.  Stif- 
tungstages der  kgl.  Julius-Maximilians-Universität,  gehalten  am  3.  Januar 
1887.   4.   (56    S.)   Würzburg,    Thein'sche   Druckerei. 

Vgl.  Centralblatt  f.  Rechtswissenschaft  6,  284—286  (M.  Riimolin). 


VII.    VERFASSUNG  UND  RECHT.  361 

Ni  e  derländisch. 

1515.  Vereeniging  tot  beoefening  van  Overysselseh  regt  en  geschiedenis. 
8.   Zwolle   1887,  J.  J.   Tijl. 

Darin:  Overysselsche  stad-dijk-en  markeregten  I,  7:  Stadregt  van  Ootmarsum 
—  I,  8:  Stadregt  van  Ommen  (uitg.  door  A.  Telting)  —  II,  8:  Dijkregt  van 
de  zeedijken  van  Vollenhoven,  Wauneperven  en  Ysselham. 

1516.  Der  Stede  Kuerboek  van  Haerlem,  bewerkt  door  A.  J.  Eschede  en 
C.  J.   Gönnet,    's   Grav.    1887,   Nijhoff.   Pergamentband. 

1517.  Fruin,  R.,  Over  waarheid,  kenning  en  zeventuig  in  de  reehtspleging 
van  Holland  en   Zeeland. 

Bijdr.  voor  Vaderl.  Geschied-  en  Oudheidkunde  3  R.IV,  S.  1  —  67.  —Vgl.  Verslagen 
en  Mededeel.  der  Kon.  Akad.  van  Wetenschapen,  Afd.  Lett.  3  R.  IV,  S.  244— 246. 

1518.  Fruin,   R.,   Over  zoenen   en  vreden  in  Holland,   Zeeland  en  Utrecht. 
Bijdr.  voor  Vaderl.  Geschied-en  Oudheidkunde  3  R.   III,  S.   169—216. 

1519.  Fruin,  R.,  Over  het  jaargeding  in  Holland  en  Zeeland  gedurende 
de  latere  middeneeuwen. 

Bijdr.  voor  Vaderl.  Geschied-en  Oudheidkunde  3  R.  IV,  S.  97—119. 

1520.  Fockema  Andreae,  S.  J. ,  De  gezamende  hand  naar  de  oud-neder- 
landsche  rechten. 

Verslagen  en  Mededeel.  der  Kon.  Akad.  van  Wetensch.  Afd.  Lett.  3  R.  IV, 
S.  15—66. 

1521.  Bennecke,   Strafverfahren  (Bibl.    1886,   Nr.   1566). 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  351  f.  (Loening);  Centralblatt  f.  Rechtswissenschaft  6, 
187  f.  (Ullmaun). 

s.  Stallaert,  Nr.  448. 

Englisch. 

1522.  Gneist,  R,  The  English  Parliament  in  its  transformations  through 
a  thousand  years.  Transladet  by  R.  J.  Shee.  8.  (420  S.)  London,  Grevel, 
Boston,   Little-Brown.    10    sh.    6   d. 

Vgl.  Athenäum  Nr.  3097;  Academy  Nr.  774;  English  Histor.  Revew  1887,  559 
(Boase),   1888,   1  (Prothero). 

1523.  Gneist,  R.,  The  Student's  History  of  the  English  Parliament  in  its 
transformations  through  a  thousand  years.  Populär  account  of  the  growth 
and  development  of  the  English  Constitution  from  800  to  1887.  By  A. 
H.  Keane.  8.  (XXIX,  462  S.)  London,  Grevel.  9  sh.  u.  New- York,  G.  P. 
Putnam's   Sons  (26  -f  462   S.)   3   Doli. 

1524.  Todd,  Alph.,  on  parliamentary  government  in  England:  Its  origin, 
development  and  practical  Operation.  2"d  ed.  2  Bde.  (870  S.)  London, 
Longmans.   24   sh. 

1525.  Boutmy,  E.,  le  developpement  de  la  Constitution  et  de  la  societe 
politique   en   Angleterre.   8.   (348   S.)  Paris    1887,   Plön,   Nourrit  et  Cie. 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung   1887,  Sp.   1559  f.  (Laband);  Revue  ctitique  21,  Nr.  44. 

1526.  Feilden,  a  short  constitutional  history  of  England.  2nd  ed.  (340  S.) 
Oxford,    Blackwell.    6   sh. 

15l'7.   Seebohm,   englische   Dorfgemeinde   (Bibl.    1886,   Nr.    1579). 

Vgl.  Histor.  Zs.  57,  340—351   (Erhardt). 
1528.   Scrutton,   T.   E.,   Commons   and  common  fields;   or,   the  history  and 

policy  of  the  laws  relating    to    commons    and    enclosures     in  England.     8. 

(188   S.)  Cambridge,  University  Press.    10   sh.    6   d. 


362  BIBLIOGRAPHIE  VON   1887. 

1529.  Scrutton,   T.    E.,    The   origin   of  the  rights   of  coramou. 
T1h>  Law   Quarleily  Review   1887,   Nr.   12. 

1530.  Maine.  H.  S..  Anrient  Law:  Its  Connection  with  the  Early  History 
of  Society  and  its  Relation  to  Modern  Ideas.  2"'  ed.  8.  (386  S.)  London, 
Murray.    1 2    sh. 

1531.  Lieb  er  mann,  F.,   Gerefa. 
Anglia  9,  '251—266. 

Nordisch. 

1532.  Lehmann,  K.,  Verzeichniss  der  Litteratur  der  nordgermanischen 
Rechtsgeschichte. 

Zs.  d.  Savigny-Stiftung  f.  Rechtsgeschichte,  VII,  205  —  234.  —  Vgl.  Lit.  Blatt 
1887,  Sp.  249 — 255  (v.  Amira).  dazu  Erklärung  von  Lehmann,  D.  Lit.  Zeitung 
1887,  Sp.   1071. 

1533.  Lehmann,   Königsfriede  (Bibl.    1886,  Nr.    1587). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  1765  f.;  Histor.  Zs.  58,  175  f.  (Pappenlieim  i ; 
Tidsskr.   f.  Retsvidsk.   1888,   153—156  (E.  Hertzberg). 

1534.  Picker,  Julius,  über  nähere  Verwandtschaft  zwischen  gothisch-spani- 
schem  und  nordisch-isländischem  Recht.  8.  (88  S.)  Innsbruck  1887.  Aus: 
Mittheilungen  d.  Instituts  f.  Österreich.  Geschichtsforschung,  2.  Ergän- 
zungsband. 

Vgl.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  1—4  (v.  Amira). 

1535.  Maurer,   Eingangsformel   (Bibl.    1886,   Nr.    1590). 
Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.   1280  f.  (Lehmann). 

Maurer,  Vopn  und  Vokn,  s.  Nr.  550. 
153(i.   Maurer,     K.,     die   Rechtsrichtung    des    älteren    isländischen   Rechtes, 
in:   Festgabe  zum   Doktorjubiläum   des  H.   Geheimrat  und   Prof.   Dr.  J.  W. 
von  Planck   (München    1887,   Kaiser),   S.    119—149.     —    Dazu  E.   Hertz- 
berg:  Tidsskr.   f.   Retsvidsk.    1888,    152   f. 

1537.  Maurer,   K.,   die  Eintheilung  des   älteren   Frostupingslög. 

Histor.  Tidsskr.  (norsk)  2  R.  VII,  203—235.  —  Dazu  E.  Hertzberg,  Tidsskr. 
f.  Retsvidsk.    1888,   137  —  151. 

1538.  Amira,   Karl   v,   zur  Textgeschichte   der  Frostujnngsbok. 
Germania  32,  129—164.    —    Dazu  E.  Hertzberg:  Tidsskrit't  f.  Retsvidsk.   1888, 
S.  137—151. 

s.  Nr.  2237  f.;  Vestmannalag  s.   Nr.  539. 

1539.  Cederschiöld,  G.,  Studier  öfver  isländska  kyrkomaldagar  fran  fri- 
statstiden. 

/\arl'0ger  f.  nord.  oldkyndighet   1887,   1 — 72. 

1540.  Taranger,  A.,  om  betydningen  af  heract  og  herads-kirkja  i  de  aeldre 
kristenretter. 

Histor.  Tidsskr.  (norsk)  2  R.  VI,  337-401.  —  Vgl.  K.  Maurer.  Krit.  Viertel- 
jahrsehrift  f.   Gesetzgebung  u.  Rechtswissenschaft  N.  F.   12,  223 — 237. 

1541.  Ask,  J.,  Om  formaliteter  vid  kontrakt  enligt  romersk  och  svensk 
förmögenhetsrätt.  4.  (133  S.)  Band  1887.  Lunds  Universitets  Arsskrift 
L886— 87. 

1542.  Svensk  a  riksdagsakter  jämte  andra  handlingar,  som  höra  tili  stats- 
författningens  historia  under  tidehvarfvet  1521  — 1718.  Första  delen,  med 
understöd  af  statsmedel  utgifven  af  Emil  Hildebrand  och  Oscar  Alin.  1. 
1521—1544.  8.  (XIV,  420  S.)   Stockholm  1887,  Norstedt  &  Söner.  10  Kr. 

Vgl.   Historisk  Tidskr.  (svensk)   1887,  25  (C.  T.  O.). 


VII.    VERFASSUNG  UND  RECHT.  363 

1543.  Sverges  traktater  med  främmande  magter  jemte  andra  dit  hörande 
handlingar  utgifne  af  0.  S.  Eydberg.  Fjerde  delen.  II,  1534 — 1560.  8. 
(S.    161  —  328).   Stockholm    1887,   Norstedt  &   Söner. 

1544.  Konung  Gustaf  den  förstes  registratur.  Med  understöd  af  statsmedel 
i  tryck  utgifvet  af  Riksarchivet  genom  V.  Granlund.  X.  1535.  8.  (388  -f- 
51  S.)  Stockholm  1887,  Norstedt  &  Söner.  7,50  Kr.  Handlingar  rörande 
Sveriges  historia,   Ser.   I. 

1545.  Rydberg,  0.  S.,  Om  det  fran  unionsmötet  i  Kalmar  är  1397  beva- 
rade  dokumentet  rörande  de  nordiska  rikernas  förening.  8.  (102  S.)  Stock- 
holm 1886.  2,50  Kr.  S.  A.  aus:  Vitterhets  Historie  och  Antiqvitets 
Akademiens  Handlingar  XI. 

1546.  Pappenheim,   altdänische   Schutzgilden   (Bibl.    1886,  Nr.    1596). 
Vgl.  Lit.  Ceiitralblatt  1887,    Sp.  210—212    (O.  G.);    Zs.    d.    Savigny-Stiftung  f. 
Rechtsgeschichte  9,    220—223    (Hasse);    Kritische    Vierteljahrschrift    f.    Gesetz. 
gebung  u.  Rechtswissenschaft  N.  F.  9,  H.  3;  Zs.  f.  Handelsrecht  32,  602—608 
(Lehmann);  Histor.  Tidsskr.  (dansk)  5  R.  VI,  828-838  (Steenstrup). 

1547.  Maurer,  K.,  das  angebliche  Vorkommen  des  Gesetzsprecheramtes  in 
Dänemark. 

Sitzungsberichte  d.  k.  bayer.  Akademie  d.  Wissenschaften  1887,   II,  363 — 390. 
Dazu  E.  Hertzberg,  Tidsskr.  f.  Retsvidsk.   1888,  151  f. 
1547a.  Hegel,     K.,     über    den    Erbkauf  in    den   dänischen   Stadtrechten   des 
Mittelalters. 

Sitzungsberichte  der  k.  preuß.  Akademie  d.  Wissenschaften   1887,  237 — 256. 

1548.  Steenstrup,  J.   C.    H.   R.,  fra  hvilken    tid   cre  vore   aeldste  laug? 
Histor.  Tidsskr.  (dansk)  5  R.  VI,  479—484. 

1549.  Steenstrup,  J.  C.  H.  R.,  nogle  undersagelser  om  Fajstebondens 
retsforhold   i   aeldre   tid. 

Histor.  Tidsskr.  (dansk)  5  R.  VI,  655—714. 

1550.  Steenstrup,   J.   C.   H.   R.,   Vordneskabet   hos   den  danske   bonde. 
Histor.  Tidsskr.  (dansk)  5  R.  VI,  339. 

1551.  Nyrop,   C,   fra  Roskilde   Smedelavs  Lade.    Kopenhagen    1886. 

1552.  Corpus  constitutionum  Daniae.  Forordninger,  Recesser  og  andre 
kongelige  Breve,  Danmarks  Lovgivning  vedkornmende  1558  — 1660,  udg. 
ved  V.  A.   Secher,    1.   Bd.  Kopenhagen   1887—88. 

Vgl.  Tidsskr.  f.  Retsvidsk.  1888,   182—185  (Aubert);    Ugeskr.  f.   Retsväs.    1888, 
129—136,  817—824,  881—884,   1189  f.  (L.  Holberg). 

1553.  Er  sie  v,  K.,  Aktstykker  og  Oplysninger  til  Rigsraadets  og  Stasnde- 
medernes  Historie   i   Kristian  IV,   s.   Tid.  Bd.  2,  H.  1.   Kopenhagen  1887. 

1554.  Danske  Kirkelove  samt  Udvalg  of  andre  Bestemmelser  vedror.  Kirken, 
Skolen  og  de  Fattiges  Forsargelse,  1536 — 1683,  udg.  af  H.  F.  Rerdam. 
Kopenhagen    1884—1888. 

1555.  Kancelliets  Brevbtfger,  vedrorende  Danmarks  indre  Forhold  1550 
til    1560.   Udg.  ved  C.   F.   Bricka.   Kopenhagen   1885  —  1888,   Reitzel. 

Vgl.  Lit.  Ceiitralblatt  1887,  Sp.  301  f. 

1556.  Secher,  V.  A.,  Vejledende  Arkivregistraturer  I:  Danske  Kancelli 
og  de   dermed   beslsegtede  Institutionen    1513 — 1848. 

Mf ddeleiser    fra    det    kgl.  Gehejmearkiv  og    det    dermed    forenede  Kongerigets 
Arkiv  for   1883—1885,  S.  65—303.  u.  separat,  Kopenhagen   1886. 

1557.  Norske  Regnskaber  og  Jordeboger  fra  det  16de  Aarhuudrede  (1514 
til  15211.  Udgivne  for  det  norske  historiske  Kildeskriftfond  ved  H.  J. 
Huitfeldt-Kaas.   B.   I.,   H.   2,  8.  (S.   329—795).  Kristiania   1887.   3   Kr. 


364  BIBLIOGRAPHIE  VON   1887. 


VIII.  Litteratur  und  Sprachdenkmäler. 

1558.  Seh  er  r,  Johannes,  allgemeine  Geschichte  der  Litteratur.  Ein  Hand- 
buch in  2  Bänden,  umfassend  die  natinnallitterar.  Entwickelung  sämmt- 
licher  Völker  des  Erdkreises.  7.  Aufl.  1.— 10.  Lief.  gr.  8.  (I.  Bd.,  VIII 
u.   S.   1—488  u.   2.   Bd.,   S.    1-320)   Stuttgart  1887,   Conradi.   ä    1    M. 

1559.  Stern,  Adolf,  Geschichte  der  Weltlitteratur  in  übersichtlicher  Dar- 
stellung.   1  —  7.   Lief.  gr.   8.   (592   S.)   Stuttgart,  Rieger.   ä   1    M. 

Vgl.  Allgemeine  Zeitung  1887,  Beilage  Nr.   156  (Muncker). 

1560.  Marc-Monnier ,  Histoire  generale  de  la  litterature  moderne.  La 
Renaissance   etc.   (Bibl.    1884,  Nr.   1029). 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  236  f.  (H.  Grimm). 

1561.  Krek,  Greg.,  Einleitung  in  die  slavische  Litteraturgeschichte.  Aka- 
demische Vorlesgn.,  Studien  u.  krit.  Streifzüge.  2.  völlig  neu  bearb.  u. 
erweit.   Aufl.    gr.   8.    (XII,   887   S.)  Graz,   Leuschner   &  Lubensky.    20   M. 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1888,  Sp.  52  —  54  (Brückner);  Herrigs  Archiv  79,95-104 
u.  347  —  352  (Nagele);  Revue  critique  21,  Nr.  33/34. 

1562.  Schlegel,  Vorlesungen   ed.   Minor  (Bibl.    1886,  Nr.    1602). 
Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.   516—518  (Muncker). 

1563.  Floegel's  Geschichte  d.  Grotesk-Komischen,  bearb.,  erweitert  u.  bis 
auf  die  neueste  Zeit  fortgeführt  v.  Frdr.  W.  Ebeling.  Mit  41  Bildertaf. 
5.   Aufl.   gr.   8.  (XIV,   478   S.)  Leipzig   1888,   Barsdorf.    10   M. 

Index  der  verbotenen  Bücher  von  Reusch,  s.  Nr.  1886. 

1564.  Posnett,  H.  M.,  Comparative  Literature.  gr.  8.  (VII,  402  S.)  New- 
York    1886.  International   Scientific   Series   Vol.   LIV. 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.   1544  f.   \U.  M.  Meyer). 

1565.  Rod,   E.,   de  la  litterature   comparee.  8.  (43  S.)  Basel,  H.  Georg.  1  M. 

Vgl.  Nr.  1628. 

1566.  Schuchardt,  Romanisches  und  Keltisches  (Bibl.  1886,  Nr.  1601). 
Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  609  f.  (Wi.);  Zs.  f.  Völkerpsychologie  u.  Sprach- 
wissenschaft 18,  94 — 99  (Büchner);  Zs.  f.  vergleichende  Litteraturgeschichte  1, 
H.  3/4  (Landau);  Wochenschrift  f.  klassische  Philologie  1887,  Sp.  80—82 
(Ziemer);  Modern  Language  Notes  I,  8  (Ch.  II.  Grandgent);  Journal  des  Savauts 
1886,  495;  Melusine  3,  216  (H.  G.) ;  Giornale  stonco  della  lett.  ital.  VIII,  H.  3. 

156  7.  Deutsch.  —  Goedeke,   Karl,   Grundriß  zur  Geschichte  der  deutschen 
Dichtung.    Aus   den    Quellen.    7.   Lief.    2.   gänzlich  neu  bearb.   Aufl.   gr.   8. 
(3.   Bd.   VIII  u.   S.    161  —  384)  Dresden,   Ehlermann.   4,60   M. 
Vgl.   D.   Lit.   Zeitung  1887,  Sp.   1839—1843  (Seuffert). 

1568.  Sc  h  er  er ,  Wilh.,  Geschichte  der  deutschen  Litteratur.  4.  Aufl.  gr.  8. 
XII,   816   S.)  Berlin,   Weidmann.    10   M. 

1569.  Scherer-Conybeare  (Bibl.    1886,  Nr.   1610). 
Besprechungen   s.  Anzeiger  f.   deutsches  Alterthum    13,   311. 

1570.  Müller,  Max,  The  Germain  Classics  from  the  Fourth  to  the  Nine- 
teenth  Century.  A  new  edition,  revided,  enlarged  and  adapted  to  W. 
Scherers  History  of  German  Literature  by  F.  Lichtenstein.  Oxford  1886, 
Clarendon   Press. 

Vgl.  Modem  Language  Notes  II,  6  (Goebel);  Revue   critique  21,  Nr.   1. 

1571.  Kluge,  Herrn.,  Geschichte  der  deutschen  National-Litteratur.  Zum 
Gebrauche  an  höheren  Unterrichtsanstalten  und  zum  Selbststudium  bearb. 
18.,  verb.  Aufl.    gr.    8.  (VIII,   248   S.)  Altenburg,   Bonde's  Verl.   2   M. 

Vgl.  Gymnasium   1886,  494—496  (Menge). 


VIII.    LITTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  305 

1572.  Egelhaaf,  Gottlob,  Grundziige  der  deutscheu  Litteraturgeschichte. 
Ein  Hilfsbuch  f.  Schulen  u.  zum  Privatgebrauch.  5.  Aufl.  Mit  Zeittafel  u. 
Register,  gr.   8.   (VIII,    169   S.)  Heilbronn,   Henninger.   2   M. 

Vgl.  Herrigs  Archiv  78,  835  U.  79,  471  f.;  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  I, 
11.  3  (Klee). 

1573.  König,  R.,  Abriß  der  deutschen  Litteraturgeschichte.  P^in  Hilfsbuch 
für  Schule  und  Haus.  Mit  13  Beilagen  und  67  Abbildungen  im  Texte. 
8.    (IX,    202    S.)  Bielefeld  u.   Leipzig,   Velhagen  u.   Klasing. 

Vgl.  Zs.  f.  d.  Österreich.  Gymnasien  1887,  153  (Minor);  N.  Jahrbücher  f.  Philo- 
logie u.  Pädagogik  1887,  366—371  (Bötticher);  Theolog.  Lit.  Blatt  1886, 
Nr.  49;  N.  evangel.  Kirchenzeitung  1886,  Sp.  733;  Centralorgan  f.  d.  Interessen 
d.  Realschulwesens  1886,  859;  Wissenschaft!.  Beilage  d.  Leipziger  Zeitung  1886, 
Nr.  94. 

1574.  Pischon,  Leitfaden  zur  Geschichte  der  deutschen  Litteratur.  15.  Aufl. 
bearb.   v.  U.   Zernial.   gr.   8.   (VI,   303   S.)  Leipzig,   Reichardt.   2,80   M. 

Vgl.  Blätter  f.   litterar.  Unterhaltung  1887,  II,  582  (Boxberger). 

1575.  Linde  mann,  Wilh..  Geschichte  der  deutschen  Litteratur.  6.  Aufl. 
1.  Abth.  Von  den  ältesten  Zeiten  bis  zum  Anfang  d.  17.  Jahrh.  Hrsg. 
unter  Mitwirkung  v.  Dr.  F.  Brüll,  gr.  8,  (VIII,  371  S.)  Freiburg  i/Br., 
Herder.    3,40   M. 

Vgl.  Blätter  f.  litterarische  Unterhaltung  1887,  I,  294  f.  (Boxberger);  Central- 
oigan  f.  d.  Interessen  d.  Realschulwesens  1887,  444  (R.  Schneider). 

1576.  Sanders,  D.,  Geschichte  der  deutschen  Sprache  und  Litteratur  bis 
zu  Göthes   Tode.   3.   Aufl.   8.   (142   S.)  Berlin   1887,   Langenscheidt. 

Vgl.  Zs.  f.  d.  Gymnasialwesen  1887,  367  f.  (Jonas);  Zs.  f.  d.  Österreich.  Gym- 
nasien 1887,  153  f.  (Minor);  Bl.  f.  d.  bayer.  Gymnasialschulwesen  1887,  397  f. 
(L.  Bauer);  Centralorgan  f.  d.  Interessen  d.   Realschulwesen   1887,  242  (Böhm). 

1577.  Kirchner,   Synchronismus   (Bibl.    1885,   Nr.    1175). 

Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  425 — 427  (Lambel);  weitere  Besprechungen  s.  An- 
zeiger f.  d.   Alterthum  13,  310. 

1578.  Kohn,   Meisterwerke   (Bibl.    188G,  Nr.    1616). 

Vgl.  Herriga  Archiv  78,  469  (Arnheim);  Zs.  f.  deutsche  Sprache  1,47  f.;  Gym- 
nasium 1887,  764;  Centralorgan  f.  d.  Interessen  d.  Realschulwesens  1887,3^1  f. 
(L.  Rudolph);  weitere  Besprechungen  s.  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum  13,  314. 

1579.  Könnecke,   Bilderatlaa   (Bibl.    1886,   Nr.   1617). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  650  (C.);  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  427—429  M. 
Koch);  Archiv  f.  Lit.  Geschichte  15,  100  f.  u.  204  (v.  Biedermann);  Central- 
organ f.  d.  Interessen  d.  Realschulwesens  18S7,  148  f.:  Allgemeine  Zeitung 
1887,  Beilage  Nr.  75  n.  79;  Kunst  u.  Gewerbe  21,  H.  1;  Blätter  f.  literar. 
Unterhaltung  1887,  Nr.  3;  weitere  Besprechungen  s.  Anzeiger  f.  deutsches 
Alterthum    13,  310. 

1580.  Scherr,  Joh.,  Bildersaal  der  deutschen  Litteratur.  [Aus:  „Bilder- 
saal  der  Weltlitteratur"].   Lex.    8.   (592   S.)   Stuttgart,   Gebr.   Kröner.    8  M. 

Vgl.   Allgemeine   Zeitung   1886,   Beilage  Nr.   285   (Carriere). 

1581.  Heinrich,  G.,  a  nemet  irodalom  tOrtenete  (Geschichte  d.  deutschen 
Litteratur).    1.   Bd.    8.   (XVI,    576    S.)   Budapest    1886,   Ung.    Akademie. 

Vgl.  Lit.  Centralblati   1887,  Sp.  93  f. 

1582.  Khull,  Geschichte  der  altdeutschen  Dichtung  (Bibl.  1886,  Nr.  1619). 
Vgl.  Zs.  f.  d.  Österreich.  Gymnasien  1887,  151  f.  (Prosch);  Gymnasium  1886, 
341—344  (Martens  . 

1583.  Bartsch,   Quellenkunde  (Bibl.    1886,   Nr.    1620). 

Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  2-5  (Sprenger);  Zs.  f.  deutsche  Philologie  19, 
379—383  (Bech);  Revue  critique   21,   Nr.  2   (A.   Chuquet). 


366  BIBLIOGRAPHIE  VON   1887. 

1f>84.   Müllenboff,   Sprachproben   (Bibl.    1880,   Nr.    1621J. 
Vgl.  Revue  critique  21,  Nr.  2  (A.  Chuquet). 

Lorenz,  Geschichtsquellen.  s.  Nr.  999. 

l.r)8f).  Engel  mann,  Lorenz,  mittelhochdeutsches  Lesebuch  in.  Anmerkungen, 
Grammatik  und  Wörterbuch.  4.  Anfl  ,  besorgt  v.  Oskar  Brenner,  gr.  8. 
(XXXI,   274   S.)  München,   Lindauer.    3,20  M. 

1580.  Paulsiek,  K.,  Proben  der  Dichtungen  des  Mittelalters  in  neuhoch- 
deutscher Übersetzung,  in  einen  kurzen  Abriß  der  Literaturgeschichte 
eingerahmt.  7.  Aufl.  gr.  8.  (IV,  124  S.)  Berlin  1887,  Mittler  u.  Sohn. 
1,20  M.  —  Deutsches  Lesebuch  f.  höhere  Lehranstalten  von  J.  Hopf  u. 
K.   Paulsiek   2.   Abtheil.,   für   Secunda  und   Prima,    1.   Abschnitt. 

1587.  Baechtold,  Jakob,  Geschichte  der  deutschen  Litteratur  in  der 
Schweiz.  1.  u.  2.  Lief.  gr.  8.  (S.  1 — 168  u.  Anmerkungen,  44  S.) 
Frauenfeld,  Huber.   a   1,60   M. 

Vgl.  Lit.  Ceutralblatt  1887,  Sp.  1601  f.;  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum  13, 
298  f.   (Steinmeyer). 

1588.  Lemmermayer,  Österreichs  Antheil  an  der  deutschen  Litteratur 
des   Mittelalters. 

Allgemeine  Zeitung  1886,  Beilage  Nr.   152  u.  155. 
s.  Nr.  420,   1823. 

1589.  Schmidt,  Erich,  Charakteristiken,  gr.  8.  (498  S.)  Berlin,  Weid- 
mann.  8   M. 

Enthält  u.  a.:  Paust  und  das  16.  Jahrhundert;  eine  niederdeutsche  Dichterin 
(Anna  Ovena  Hoyers);  Bürgers  Lenore;  Elfride-Dramen.  —  Vgl.  D.  Lit.  Zeitung 
1887,  Sp.  1808  f.  (Minor);  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  475—478  (M.  Koch);  Anzeiger 
f.  deutsches  Alterthum  13,  388—396  (R.  M.  Werner);  Correspondenzblatt  f.  d. 
Gelehrten-  u.  Realschulen  Württembergs  1887,  284  f.;  Greuzboten  46,  H.  3; 
Blätter  f.  literar.  Unterhaltung  1887,  I,  314—316  (Schlossar). 

1590.  Combes,  Ernest,  profils  et  types  de  la  litterature  allemande.  8. 
(482   S.)  Paris   1887,   Fischbacher.   7,50   fr. 

Enthält  u.  a.:  Le  Germain  et  l'Allemand.  Les  Origines:  Ulfilas.  L'Annolied. 
Niebelungenlied.  Wolfram.  Le  Seint-Graal.  A  propos  de  Tristan  et  Isolde.  La 
Satire.  Le  Roman  du  renard.  Poesie  lyrique  au  moyen  äge.  Poesie  bourgeoise : 
Braut.  Fischart.  Luther.  Hans  Sachs. 

Vgl.  Revue  critique  21,  Nr.  50  (A.  Chuquet). 

1591.  Gelbhaus,  S.,  über  Stoffe  altdeutscher  Poesie,  gr.  8.  (VII,  83  S.) 
Berlin,    Stuhr.    3   M. 

Vgl.  Zs.  f.  Völkerpsychologie    u.    Sprachwissenschaft  17,  345 — 351    (Steinthal). 

1592.  Raab,   allegorische  Motive   (Bibl.    1885,   Nr.   1183). 
Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  294  f.   (Ehrismann). 

1593.  Paris,  G.,  les  romans  en  vers  du  cycle  de  la  Table  ronde.  4.  (II, 
274  S.)  Paris,  imprimerie  nationale.  Extrait  du  t.  30  de  l'Histoire  de 
la  France. 

1594.  Re  in  h  ar  dst  oettner,  K.  v.  ,  A  historia  dos  cavalleiros  da  mesa 
redonda  e  da  demanda  do  Santo  Graal.  Hs.  Nr.  2594  der  k.  k.  Hofbiblio- 
thek zu  Wien,  zum  ersten  Male  veröffentlicht,  gr.  8.  (XXXI,  142  S.) 
Berlin,   A.   Haack.    7    M. 

1595.  Dernedde,  Rob.,  über  die  den  altfranzösischen  Dichtern  bekannten 
epischen  Stoffe  aus  dem  Alterthum.   gr.  8.   (161  S.)   Erlangen,  Deichert.    4  M. 

1596.  Settegast,  Frz.,  die  Ehre  in  den  Liedern  der  Troubadours,  gr.  8. 
(46   S.)  Leipzig,   Veit  &  Co.    1,35    M. 


VIII.    LITTERATÜIl  UND  SPRACHDENKMÄLER.  367 

1597.  Boner,   E.   G.,   l'Italia  nell'   antica  letteratura   Tedeaca. 
Nuova  Antologia  III.  S.  vol.  9,  424 — 450. 

1598.  Strauch,  Mechtild   (Bibl.    1885,  Nr.   1184). 
Vgl.  Revue  critique  21,  Nr.  2. 

1599.  Niederländisch.  —  Jonckbloet,  W.  J.  A.,  Geschiedeins  der  Neder- 
landsche  letterkunde.    3.   uitg.    6   vol.    8.   Groningen,    Wolters.    17,40   fl. 

1600.  Te  Winkel,  Jan,  Geschiedenis  der  Nederlandsche  Letterkunde  1.  8. 
(VIII,   583   S.)  Haerlem   1887,  Erven  Bohn.   6,50  fl. 

Vgl.  Noord  enZuidll,  57— 62  (Kollewijn);   De  Gids  52  (1888),   225—270  (Kalff). 

1  (i 0 1 .   Schneider,     L. ,     Geschichte    der    niederländischen     Litteratur.      Mit 

Benutzung  der  hinterlassenen   Arbeit  von   Ferd.    v.  Hellwald  verf.  u.  durch 

Proben   veranschaulicht,   gr.   8.  (XVI,    868    S.)     Leipzig,   Friedrich.     12   M. 

1602.   Stecher,  J.,   Historire   de   la   litterature   Neerlandaise   en  Belgique.  8. 

(VIII.   370   S.)  Brüssel   1887,   Lebegue  et  Co. 

Vgl.  Anzeiger  f.  d.  Alterthum  13,  244—247  (Martin);  Noord  en  Zuid  10,  412—416; 
De  Gids  51  (1887),    520—537;    De  Ned.  Spectateur  1887,    374—376   (Moltzer). 
1(503.  Kaakebeen,   C.  G.,  Do  invloed  der  Duitsche  Letteren  op  de  Neder- 
landsche.   8.   (II,    128   S.)   Culemborg   1887,   Blom   en   Olivierse.    1,25   fl. 
Vgl.  De  Gids  52  (1888)  von  Frautzen. 

1604.  De  Potter,   Het  vaderlandsgevoel  bij  de  middelnederlandsche  dichters. 
Het  Beifort   1887,   März. 

1605.  Broeckaert,   Een  woord    over  middelnederlandsche   letterkunde. 

Het  Beifort  1887,  Dez.  u.  separat.  8.  (15  S.)  Gent,  Leliaert,  Siffer  et  Co.  0,75  fr. 

1606.  Aequo y,  J.   G.    R.,   De  Friesche  zanger  Bernlef. 
Archief  voor  Ned.  kerkgeschiedenis   II,  222 — 224. 

1607.  Englisch.  Wülker,   Grundriß  (Bibl.    1886,   Nr.    1634). 
Vgl.   Modern   Language  Notes   I,   8  (J.   W.   Bright). 

1608.  Körting,  Gustav,  Grundriß  der  Geschichte  der  englischen  Litteratur 
von  ihren  Anfängen  bis  zur  Gegenwart,  gr.  8.  (XVI,  412  S.)  Münster 
188  7,  Schöningh.  4  M.  Sammlung  von  Kompendien  für  das  Studium  und 
die   Praxis  I.    Serie,    1.    Bd. 

Elze,  Grundriß,  s.  Nr.   460. 

1609.  Bleib  treu,  Karl,  Geschichte  der  englischen  Litteratur.  2  Bände, 
gr.   8.   (X,   367    S.   u.   VIII,   584   S.)   Leipzig,    Friedrich.    15    M. 

1610.  Parmentier,  J.,  A  short  history  of  the  english  literature  for  the 
use  of  french  students.    8.   (340   S.)    Paris,    Klincksieck. 

1611.  Meiklejohn,  J.  M.  D.,  An  Outline  of  the  History  of  English 
Literature.    8.   Edinburg,   Blackwood   and   Sons.    1    sh.    6    d. 

1612.  Brueyre,  L.,  la  litterature  anglaise  et  les  traditions  populaires, 
Conference  faite  au  cercle  Saint-Simon,  le  27.  novembre  1886.  8.  (54  S.) 
Montevrain,   imp.   de  l'ecole   d'Alembert. 

1613.  Skeat,  W.  W..  Questions  for  Examination  in  English  Literature. 
With   an   introduetion   on   the   study  of  English.    2.   ed.   London.    Bell. 

1614.  Fitzgibbon,  H.  Macaulay,  Early  English  Poetry.  Selected  and 
edited,  with  a  critical  Introduetion  and  Notes.  16.  (350  S.)  London, 
Walter   Scott. 

1615.  Sweet,  H.,  A  second  Anglo-Saxon  Reader.  8.  Oxford,  Clarendon 
Press.    4   sh.    6   d. 

1616.  Sweet,  FL,  A  Second  Middle  English  Primer.  Extracts  from  Chaucer. 
8.  (VII,    112   S.)  Oxford,   Clarendon   Press. 


368  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

1(517.  Egge,  A.  E.,  Notes  on  Specimens  of  Early  EDglish  II.  III.  (Old 
kentish  Sermons;  Proverbs  of  Alfred;  The  Owl  and  the  Nightingale;  A 
rnoral   Ode;    Glossarial  Index). 

Modern  Language  Notes  I,  8  u.   II,  1.  —  Zu  Morris,  Bibl.   1885,  Nr.  1201. 

1618.  Maclean,  Geo.  Edwin,  An  Old  and  Middle  English  Reader,  with  a 
Vocabulary  by  Dr.  Julius  Zupitza  (Berlin),  edited  with  Notes.  Part  I. : 
Text.   8.   (VI,   115   S.)  Boston,  Ginn  &  Co. 

1619.  Morley,  H. ,  English  Writers.  Vol.  I.  Introduction.  Celtic  Literature, 
Beowulf.   8.   London,   Cassel.    5   sh. 

Vgl.  Academy  Nr.  780  (Bradley);  Athenäum  Nr.  3102. 

1620.  Herford,  literary  relations  (Bibl.    1886,  Nr.   1636a). 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  1046  f.  (Edw.  Schröder);  Anzeiger  f.  deutsches 
Altertlium  13,  251—259  (A.  v.  Weilen);  Englische  Studien  10,  282—285  (Bober- 
tag);  Zs.  f.  d.  Österreich.  Gymnasien  1887,  546  ff.  (Brandl);  Modern  Language 
Notes  I,  8  (C.  Thomas). 

1621.  Als  eher,   Sir  Thomas  Wyatt  (Bibl.    1886,   Nr.    1636b). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  124  f.  (R.  Wülker);  D.  Lit.  Zeitung  1887, 
Sp.  12—16  (Ten  Brink);  Zs.  f.  d.  Österreich.  Gymnasien  1887,  546  ff.  (Brandl); 
Centralorgan  f.  d.  Interressen  d.  Realschulwesens  1887,  626  (Werner). 

1622.  Veitch,  John,  The  Feeling  for  Nature  in  Scottish  Poetry.  2  Bde. 
Edinburgh,  Blackwood. 

Vgl.  Academy  Nr.  801   (Minto). 

1623.  Duncan,  the  literary  history  of  Glasgow.  4.  (164  S.)  Glasgow, 
Morison.    12   s.    6    d. 

1624.  Nordisch.  —  Schuck,  H. ,  Svensk  literaturhistovia  ,  H.  5.  8. 
(S.   257—320).   Stockholm    1887,   Geber.   0,90  Kr. 

1625.  Schuck,   H.,    Skrifter  i   svensk   literaturhistoria. 
Samlaren   1887,   111  —  157. 

1626.  Poestion,  Jos.  Cal.,  Einleitung  in  das  Studium  des  Altnordischen. 
II.  Lesebuch  mit  Glossar,  gr.  8.  (XII,  394  S.)  Hagen  i.  W.  u.  Leipzig, 
H.   Riesel  u.   Co.   4   M. 

1627.  Poetik  u.  Metrik.  —  Bibliographie:  Geschichte  der  poetischen  und 
metrischen  Form  in:  Verzeichniss  der  auf  dem  Gebiete  der  neueren 
deutschen  Litteratur  im  Jahre  1884,  bezw.  1885,  1886,  erschienenen 
wissenschaftlichen   Publicationen,  von   Philipp   Strauch. 

Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum    11,  289  f.;   12,  301   f.;   13,  322—324. 

1628.  Kohl  er,  Josef,  Aesthetik,  Philologie  und  vergleichende  Literatur- 
geschichte. 

Zs.  f.  vergleichende  Literaturgeschichte   1,  H.  2. 

1629.  Raymond,  G.,  Poetry  as  a  Representative  Art.  New-York  and 
London    1886,   Putnam's   Sons. 

1630.  Baumgart,  H.,  Handbuch  der  Poetik.  Eine  kritisch-historische  Dar- 
stellung der  Theorie  der  Dichtkunst,  gr.  8.  (XII,  735  S.)  Stuttgart  1887, 
Cotta.    10    M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  1100  f.;  Blätter  f.  litterar.  Unterhaltung  1887, 
II,  666 — 669  (K.  Hermann);  Wissenschaftl.  Beilage  d.  Leiziger  Zeitung  1887, 
Nr.  80;  Allgemeine  Zeitung  1887,  Beilage  Nr.  246. 

(Schluß  folgt.) 

f  zu   Leipzig   am    15.  October  d.  J.   Prof.   Dr.   Friedrich   Zarncke,   im 
Alter  von    66  Jahren. 


AUS  ISLÄNDISCHER  VOLKSÜBERLIEFERUNG. 


Schon  K.  Maurer  hat  in  seiner  Besprechung  des  zweiten  Bandes 
der  islenzkar  bjobsögur  og  aeventyri  in  Germania  IX ,  241  f.  auf 
einige  Beziehungen  isländischer  Märchen  zu  deutschen  hingewiesen. 
Ich  mache  im  Folgenden  auf  einige  weitere  aufmerksam,  die  sich  mir 
gelegentlich  der  Leetüre  dieser  Sammlung  ergeben  haben,  sowie  auf 
Einiges,  was  zwar  nicht  gerade  deutsche  Märchen,  aber  doch  andere 
verbreitete  Stoffgebiete  betrifft.  (1.  5.)  2  gehört  zwar  streng  genommen 
nicht  hierher,  da  es  sich  jedoch  hier  um  die  Riesen  der  alten  Zeit 
handelt,  habe  ich  geglaubt,  die  Bemerkungen  über  hundviss  einreihen 
zu  dürfen.  Der  achte  Abschnitt  ist  der  soeben  erschienenen  isländi- 
schen Zeitschrift  „Huld"  entnommen. 

1.  Zur  L  eo  n  oren  sage.  Auf  die  merkwürdige  Übereinstim- 
mung einer  isländischen  Erzählung  mit  der  der  Bürger'schen  Ballade 
Leonore  zu  Grunde  liegenden  Sage  hat  K.  Maurer  aufmerksam  ge- 
macht in  den  isländ.  Volkssagen  der  Gegenwart,  S.  74.  Erzählt  ist 
ferner  diese  Sage  unter  dem  Titel  „djaknin  ä  Myrkä"  nach  mündlichen 
Erzählungen  in  Arnasons  islenzkar  bjobsögur  og  aeventyri  I,  280  ff. 
Auf  die  Sage  vom  Diakon  folgt  a  a.  O.  eine  kleine  Erzählung  unter 
dem  Titel  „vofan"  (Gespenst),  welche  eine  Variante  jener  ersten  ist 
und  in  der  Übersetzung  folgendermaßen  lautet: 

Es  war  einmal  ein  Ehepaar,  deren  einziges  Kind  eine  Tochter 
war.  Auf  dem  Gehöft  war  ein  Arbeitsmann,  der  eine  Neigung  zu  ihr 
faßte,  aber  das  war  gegen  ihren  Sinn,  und  sie  war  ihm  abgeneigt. 
I  An  einem  Weihnachtstage,  als  die  Leute  zum  Gottesdienst  reisten, 
wollte  der  Arbeitsmann  mit  der  Bauerstochter  über  den  Fluß  reiten, 
der  auf  dem  Wege  war.  Das  wollte  sie  nicht  und  bat  lieber  einen 
alten  Mann,  der  mit  auf  der  Fahrt  war,  mit  ihr  über  den  Fluß  zu 
reiten,  und  das  that  er.  Da  sagte  der  Arbeitsmann :  „Ich  werde  mit 
dir  reiten  nächsten  Weihnachten  ,  auch  wenn  du  nicht  willst."  Nach 
Weihnachten  starb  der  Arbeitsmann,  und  es  ereignete  sich  nichts 
Neues,  bis  in  der  nächsten  Weihnachtsnacht  an  die  Thür  des  Bauern 
geklopft  wurde.  Man  ging  hinaus  und  sah  Niemanden.  So  geschah 
es  dreimal;  es  wurde  zum  vierten  Mal  geklopft.     Da  sprach  der  alte 

GERMANIA.    >'eue  KeiW  XXIV.   (XXXVI.)  Jahrg.  25 


370  K.  KAHLE 

Mann  zur  Bauerstochter:  ..Es  wird  der  gekommen  sein,  der  dich  auf- 
suchen will,  der,  der  verhieß,  mit  dir  zur  Kirche  zu  reiten,  und  es 
ist  das  Beste  für  dich,  zu  ihm  hinaus  zu  gehen,  aber  du  sollst  ihm 
nicht  antworten,  wenn  er  auch  zu  dir  spricht.  Sie  thut  so,  geht 
hinaus  und  sieht  ein  graues  Gespenst  auf  dem  Pflaster.  Dieses  ergriff 
sie  und  setzte  sie  hinter  sich  aufs  Pferd.  Da  sprach  er:  ,,ins  Grab, 
ins  Grab."  So  ritt  er  mit  ihr  einen  langen  Weg  und  sprach:  „Was 
hängt  an  meinem  Nacken,  Garün,  Garün?"  Und  sowie  er  ans  Kirch- 
hofsthor  kam,  ritt  er  hinein;  und  da  ließ  sie  sich  von  oben  herab 
und  schied  da  von  ihm. 

Diese  Erzählung  unterscheidet  sich  zunächst  von  der  vorher  an- 
geführten dadurch,  daß  das  Mädchen  den  gespenstigen  Reiter  nicht 
geliebt  und  nicht  das  Versprechen  abgegeben  hat,  diesen  zur  Weih- 
nachtsfeier zu  begleiten,  ein  Versprechen,  zu  dessen  Erfüllung  der 
Priester  das  Mädchen  holt.  Hier  hat  der  verschmähte  Liebhaber  bei 
Lebzeiten  ein  Gelübde  gethan  und  erfüllt  dies  nun  nach  seinem  Tode. 
Den  richtigen  Namen  des  Mädchens  müssen  wir  aus  der  vorigen  Er- 
zählung erschließen  ;  auch  dort  redet  das  Gespenst  dasselbe  mit 
Garün  an,  aber  wir  erfahren  vorher,  daß  der  eigentliche  Name  Gudrun 
ist.  Da  das  Gespenst  den  Namen  Gottes  nicht  aussprechen  kann  (vgl. 
Maurer  a.  a.  0.),  verändert  es  den  ersten  Theil  des  Wortes.  Die  Frage: 
„was  hängt  an  meinem  Nacken?"  ist  zunächst  unverständlich.  Auch 
hierüber  verschafft  uns  die  andere  Erzählung  Aufklärung.  Der  Priester 
war  auf  dem  Ritt  zu  dem  Mädchen  an  einen  Bach  gekommen ,  der 
mit  treibenden  Eisstücken  gefüllt  war,  das  Pferd  war  scheu  geworden, 
der  Reiter  erhielt  von  einer  scharfen  Eisscholle  am  Hinterkopf  eine 
Wunde,  die  ihm  den  sofortigen  Tod  brachte.  (So  erzählt  Maurer  die 
Geschichte,  etwas  anders  als  Arnason,  aber  wie  mir  scheint  ursprüng- 
licher.) Auf  diese  Wunde  bezieht  sich  nun  wohl  die  Frage,  die  der 
Todte  stellt:  mänin  lidr,  daudun  ridr;  ser  pü  ekki  hvitan  blett  i 
hnakka  minum?  Garün!  Garün!  d.  h.  ..der  Mond  gleitet,  der  Tod 
reitet;  siehst  du  nicht  den  weißen  Fleck  an  meinem  Nacken,  Garün, 
Garün?" 

Auffallend  ist  allerdings,  daß  der  Fleck  ein  weißer  genannt 
wird,  man  würde  eher  erwarten  einen  rothen.  Aber  unzweifelhaft  ist 
doch  wohl  jene  todtbringende  Wunde  gemeint.  Zu  erwähnen  wäre 
schließlich  noch,  daß  in  der  ausführliehen  Erzählung  das  Mädchen 
sich  zunächst  im  Unklaren  über  die  gespenstige  Natur  des  Reiters 
befindet,  während  in  der  Variante  dasselbe  weiß,  daß  es  mit  einem 
Todten  reitet  und  don  Ritt  nur  unternimmt,  um  Schlimmerem  zu  ent- 


AUS  ISLÄNDISCHER  VOLKSÜBERLIEFERUNG.  371 

gehen.  Worin  dieses  bestehen  soll,  ist  nicht  erwähnt.  Directen  Zu- 
sammenhang mit  der  Leonorensage  hat  Maurer  wohl  mit  Recht  ab- 
gewiesen. Über  die  weiteren  hierher  gehörigen  Balladen  vergleiche 
man  S.  Grundtvig  Danmarks  gamle  folkeviser  II,  S.  490  ff.  „fseste- 
manden  i  graven."  In  dieser  Ballade  sagt  das  Mädchen  zum  Einlaß 
heischenden  Liebhaber:  „Kannst  du  nicht  den  Namen  Jesu  nennen, 
so  kommst  du  nicht  herein",  und  das  Gespenst  antwortet:  „Ich  kann 
so  gut  den  Namen  Jesu  nennen,  wie  ich  es  zuvor  konnte",  während, 
wie  wir  sahen,  das  isländische  den  Namen  Gottes  und  also  wohl 
auch  den  Jesu  nicht  aussprechen  kann.  Über  ein  neugriechisches 
Volkslied  vgl.  Liebrecht  Zur  Volkskunde  S.   195,  „Der  Vampyr."  : 

2.  h  und  vis  s.  In  den  „akadem.  afhandlinger  til  prof.  dr.  S. 
Bugge  ved  hans  25-aars  jubilseum,  Kristiania  1889"  stellt  H.  Falk 
das  altnord.  Compositionsglied  hund-  ansprechend  zu  griech.  itäg, 
accvrog,  altind.  ea-cvant-,  idg.  ku  nt,  germ.  hunda-,  indem  er  an.  hund- 
djarfr  mit  gr.  Tidvtol^iog.  hund-forn  mit  Tia^-TtdXcaog ,  hund-margr 
mit  Ttäii-TtoXvg ,  Tiau-Ttliföijg,  hund-viss  mit  irdv-öocpog  (rtdößocpog)  ver- 
gleicht. Bei  anderen  Zusammensetzungen  wie  hund-eygr,  hund-gebjabr 
nimmt  er  mit  Recht  das  Substantivum  hundr  als  zu  Grunde  liegend 
an.  Obwohl  er  nun  oben  hundviss  zu  nävGofpog  gestellt  hat,  meint  er 
doch ,  daß ,  wenn  dieses  nur  von  Riesen  gebraucht  wird ,  dies  ohne 
Zweifel  auf  Anknüpfung  an  „hund"  beruhe  und  beruft  sich  dabei  auf 
das  Oxforder  Wörterbuch.  In  diesem  heißt  es  S.  292:  „esp.  used 
of  giants  and  partly  as  a  term  of  abuse" ;  ....  „The  similarity  of 
hundr  a  dog,  seems  here  to  have  given  a  bad  sense  to  the  word 
(=  dog-wise,  cunning),  which  etymologically  it  did  not  deserve." 
Ähnlich  steht  im  lex.  poet.  S.  414:  „epith.  gigantum  malo  fere  sensu", 
und  es  wird  hier  eine  Stelle  aus  der  Haraldss.  h.  härf.  cap.  34  heran- 
gezogen, in  der  von  zwei  Finnen  gesagt  wird,  sie  sind  „sva  visir,  at 
Jaeir  rekja  spor  sem  hundar,  bsepi  ä  pä  ok  hjarni."  Daß  an  dieser 
Stelle  ein  später  etymologischer  Deutungsversuch  des  Wortes  hundviss 
vorliege,  will  ich  nicht  leugnen.  Gleichwohl  glaube  ich,  daß  es  falsch 
ist,  für  die  Eddalieder  eine  solche  Beziehung  zu  hundr  anzunehmen. 
Ich  möchte  dieserhalb  auf  die  Ausführungen  von  J.  Grimm,  Deutsche 
Mythol.4  I,  438  verweisen,  in  denen  derselbe,  zeigt,  wie  einst  die 
Riesen  als  im  Besitze  der  Weisheit  des  Alterthums  gedacht  wurden. 
Auch  außer  dem  Epitheton  hundviss  werden  den  Riesen  solche  bei- 
gelegt, welche  sie  als  Weise  bezeichnen:  so  wird  Vafjmibnir  hinn 
alsvinni,  der  volkommen  weise,  genannt  [einen  Namen,  welchen  auch 
in  Havamol  der  Riese  trägt,    der    bei    den    Riesen    die   Runen    ritzte, 

25* 


372  B-  KAHLK 

Alsvipr].  Ebenso  wird  Aurgelmir  hinn  fro-pi  iotunn  genannt,  und  Fenja 
und  Menja  heißen  fraravisar.  Ich  glaube ,  diese  Beispiele  genügen, 
um  für  hundviss  als  Epitheton  der  Kiesen  eine  Beziehung  zu  hundr 
abzuweisen;  hat  eine  solche  doch  stattgefunden,  so  kann  dies  jedes- 
i'alls  erst  in  später  Zeit  geschehen  sein.  Grimm  übersetzt  also  meiner 
Meinung  nach  hundviss  richtig  mit  „multiscius",  ebenso  wie  Gering  in 
seinem  Eddaglossar  S.  81  „sehr  weise"  und  Fritzner  ordb.  2II,  96 
„saerdeles  klogtig  eller  forstandig".  hund-heipinn  dagegen  gehört  wohl 
ohne  Zweifel  zu  hundr,  wie  die  von  Falk  angeführten  Beispiele  darthun. 

3.  Ein  altisländisches  Märchen.  Ein  weit  verbreitetes 
deutsches  Märchen  ist  das  von  zwei  Kindern ,  einem  Knaben  und 
Mädchen,  welche  von  einem  Riesen,  Zauberer  oder  einer  Hexe  ver- 
folgt werden  und  sich  durch  Verwandlung  der  drohenden  Ergreifung 
entziehen.  In  den  meisten  Fällen  erkennt  der  Verfolger  die  Täuschung 
erst,  nachdem  er  schon  umgekehrt  ist,  oder  seine  Mutter,  resp.  der- 
jenige, der  ihn  ausgesandt,  erkennt  aus  der  Erzählung  der  vergeb- 
lichen Verfolgung,  daß  die  Kinder  sich  in  diesen  oder  jenen  Gegen- 
stand verwandelt  haben.  Darauf  macht  sich  der  Riese  von  Neuem 
auf  den  Weg,  wird  ein  zweites  und  drittesmal  getäuscht  und  findet 
schließlich  seinen  wohlverdienten  Tod,  die  Kinder  aber  entfliehen 
glücklieh. 

Solcher  Märchen  finden  sich  z.  B.  bei  Grimm  Kinder  und  Haus- 
märchen ul  drei,  Nr.  51  „Fundevogel",  52  „Der  liebste  Roland", 
113  „De  beiden  künigeskinner."  Die  Kinder  verwandeln  sich  in  1.  ein 
Rosenstöckchen  und  ein  Röschen  daran,  in  eine  Kirche  und  Krone 
darin ,  in  einen  Teich  und  eine  Ente.  2.  In  einen  Teich  und  eine 
Ente,  in  eine  Blume,  die  mitten  in  einer  Dornhecke  ist,  und  einen 
Geigenspieler,  3.  in  einen  Dornbusch  und  mitten  darin  eine  Rose,  in 
eine  Kirche  und  einen  Pastor  auf  der  Kanzel,  der  predigt,  in  einen 
Teich  und  eine  Ente.  Bei  Kuhn,  mark.  Sagen  263  „Die  Königs- 
tochter beim  Popanz"  wird  die  Gegend  in  einen  Garten  verwandelt, 
der  Königssohn  in  eine  Biene,  die  Königstochter  in  eine  Blume.  In 
einem  dänischen  Märchen  (Sv.  Grundtvig,  Dan.  Volksmärchen,  übers, 
von  A.  Strodtmann,  2.  Sammlung,  S.  101),  vom  Prinzen  Irregang 
und  Jungfer  Miseri  entfliehen  die  Kinder  auf  einem  Pferd.  Hier  wird 
der  Schimmel  zum  Stein,  die  Kinder  zum  Dorn  und  einer  Rose  daran; 
zum  Kirchhof,  Kirche  und  Pastor;  zum  Teich,  Entrich  und  Ente. 
Ähnliche  Märchen  ließen  sieh  mit  Leichtigkeit  aus  anderen  Samm- 
lungen beibringen.  In  dem  faro eischen  Lokatattur  lassen  sich  ähn- 
liche Züge  nachweisen.    Opinn  verwandelt  den   vor  einem   Riesen  flie- 


AUS  ISLÄNDISCHER  VOLKSÜBERLIEFERUNG.  373 

hcnden  Knaben  in  ein  Gerstenkorn,  mitten  an  einer  inmitten  eines 
Ackers  wachsenden  Ähre,  Hänir  in  eine  Feder  mitten  am  Kopfe  eines 
Schwans,  Loki  in  ein  Korn  im  Rogen  einer  Flunder.  Wir  wenden 
uns  nun  nach  Island.  In  unseren  Märchenkreis  gehört  das  Märchen 
von  Geirlaug  und  Grasdari  (Arnason  II,  379).  Hier  werden  die  flie- 
henden Königskinder  zunächst  zu  zwei  Füllen,  dann  zu  zwei  Vögeln 
auf  einer  Eiche,  schließlich  zu  einem  Walfisch  und  einer  Floßfeder 
desselben.  In  dem  Märchen  von  Jonides  und  Hildur  werden  die  von 
der  Großmutter  der  Hildur  verfolgten  Kinder  zu  zwei  Holzklötzen  im 
Bette,  zu  zwei  Forellen,  zu  zwei  Hunden  (Arnas.  II,  417  ff.).  Auf 
die  Thatsache  nun,  daß  schon  in  alter  Zeit  auf  Island  ein  den  an- 
geführten deutschen  verwandtes  Märchen  bekannt  war,  ist  schon  in 
den  Kinder-  u.  Hausmärchen  der  Gebr.  Grimm  III3,  98  hingewiesen. 
Im  20.  Cap.  der  Eyrbyggja  saga  befindet  sich  nämlich  eine  Episode, 
welche  durchaus  märchenhaften  Charakter  trägt.  Die  zauberkundige 
Katla  schützt  ihren  Sohn  Oddr  vor  den  Verfolgern,  indem  sie  ihn 
1.  in  einen  Rocken  verwandelt,  2.  in  einen  Bock,  dem  sie  das  Haar 
strählt,  3.  in  einen  Eber.  Schließlich  jedoch  wird  Oddr  unter  dem 
Sitze  der  Mutter  entdeckt  und  getödtet.  Eine  zweite  Erzählung  aus 
der  Sagazeit  ist  wohl  gleichfalls  hier  einzureihen.  Sie  findet  sich  in 
der  dem  Anfang  des  13.  Jahrhunderts  angehörigen  zweiten  Redaction 
der  Jons  biskops  saga  (Biskupa  sögur  I,  227  ff.;  vgl.  Maurer  isl. 
Volkss.  118  ff.,  Arnason  I,  491  ff.).  Der  heilige  Jon  entdeckt  den 
verschollenen  Ssemundr  Sigfusson  bei  einem  berühmten  Meister  der 
Schwarzkunst  und  bestimmt  ihn  zur  Flucht.  Aus  den  Sternen  ersieht 
dieser  den  Aufenthalt  der  Flüchtlinge  und  setzt  ihnen  nach.  Ssemund 
läßt  sich  einen  Schuh  ausziehen,  denselben  mit  Wasser  füllen  und 
sich  auf  den  Kopf  setzen.  Darauf  erscheint  dem  Zauberer  der  Stern 
Ssemunds  mit  Wasser  umgeben,  und  dieser  glaubt  sein  Schüler  sei 
ertrunken.  Ein  zweitesmal  wird  der  Schuh  mit  Blut  aus  dem  Schenkel 
Ssemunds  gefüllt,  der  Zauberer  glaubt  ihn  ermordet.  Als  dieser  nun 
ein  drittes  Mal  den  Stern  hell  strahlen  sieht,  erklärt  er  sich  über- 
wunden und  läßt  die  Beiden  weiter  ziehen.  Über  die  mythologische 
Grundlage  dieser  Märchen ,  sowie  über  weitere  Verwandtschaft  vgl. 
man  Grimm  a.  a.  O. 

4.  Fitchers  Vogel  (Grinim  Nr.  46).  Eine  Anzahl  Märchen 
bei  Arnason  II,  455 — 466  entsprechen  diesem  Grimmischen,  am  ge- 
nausten das  erste  und  ausführliehste ,  die  „saga  of  Kolrössu  krokri- 
dandi  (Schwarzarsch  hakenreiter).  Die  Erzählung  ist  in  Kürze  fol- 
gende.    Ebenso    wie    im    deutschen    Märchen    erlangt    ein    Mann   drei 


374  B.  KABLE 

Schwestern  in  seine  Gewalt,  um  die  er  der  Reihe  nach  bei  ihren 
Eltern  anhält.  Sowie  er  ein  Mädchen  erhalten  hat,  verwandelt  er  sich 
in  einen  dreiköpfigen  Riesen  und  stellt  die  merkwürdige  Frage,  ob  er 
das  Mädchen  lieber  tragen  oder  schleppen  solle.  Die  ersten  beiden 
wählen  getragen  zu  werden,  und  der  Riese  setzt  sie  auf  einen  seiner 
Schädel ;  Helga,  die  jüngste,  die  zu  Hause  das  Aschenputtel  gewesen, 
wählt  die  zweite  Alternative.  Sie  gewinnt  das  Vertrauen  des  Riesen, 
muß  ihm  kochen  und  seine  Höhle  in  Stand  halten.  Einmal  sieht  sie, 
als  der  Riese  auf  Jagd  aus  ist ,  durch  das  Schlüsselloch  einer  ver- 
borgenen Kammer  zwei  Mädchen  sitzen ,  die  ihr  ihre  Schwestern  zu 
sein  scheinen.  Als  der  Riese  heim  kommt,  sagt  sie  zu  ihm,  wenn  er 
mehr  mit  ihr  im  Sinne  habe,  als  sie  zu  seiner  Magd  zu  haben,  so 
müsse  er  ihr  auch  die  Schlüssel  der  ganzen  Wohnung  anvertrauen. 
Der  Riese  that  dies  mit  dem  Bemerken,  er  wolle  nun  nicht  länger 
zögern,  Hochzeit  mit  ihr  zu  machen.  Gleichwohl  verbietet  er  ihr 
einen  bestimmten  Schlüssel  zu  gebrauchen.  Am  nächsten  Morgen  be- 
nutzt Helga  sofort  die  Abwesenheit  des  Riesen,  die  gefangenen  Mäd- 
chen, die  wirklich  ihre  Schwestern  sind,  zu  befreien.  Diese  erzählen 
nun,  wie  sie  sich  geweigert  hätten,  den  Riesen  zu  heiraten  und  des- 
halb von  ihm  eingesperrt  worden  wären.  Hier  sind  also  nicht ,  wie 
im  deutschen  Märchen,  die  Schwestern  getödtet  worden  und  werden 
erst  wieder  zu  neuem  Leben  erweckt.  Auch  fehlt  der  bedeutsame 
Zug  von  dem  Ei,  welches  die  Neugier  der  Mädchen  verräth.  Im 
weiteren  Verlaufe  der  Erzählung  weiß  nun  Helga  auch  im  isländischen 
Märchen  den  Riesen  zu  bestimmen,  selber  die  Schwestern  in  einem 
Korbe  den  Eltern  ins  Haus  zu  tragen.  Auch  hier  ruft  immer  eine 
von  ihnen,  wenn  er  sich  ausruhen  will,  ihm  zu,  so  daß  er  glaubt 
Helga,  der  er  versprochen  ohne  Aufenthalt  den  vorgeblich  mit  Kost- 
barkeiten gefüllten  Korb  zu  ihren  Eltern  zu  tragen,  sehe  ihn.  In 
seiner  Abwesenheit  bereitet  Helga  alles  zur  Hochzeit  vor  und  bekleidet 
einen  Stock  mit  dem  Brautkleid.  Sie  selbst  aber  beschmiert  sich  mit 
dem  Ruß  aus  den  Töpfen,  wälzt  ihre  Kleider  in  Kohlen  und  Asche, 
setzt  sich  auf  die  Feuerstange  und  reitet  so  nach  Haus.  Unterwegs 
begegnet  sie,  ganz  wie  im  deutschen  Märchen,  den  Hochzeitsgästen, 
die  hier  natürlich  Riesen  und  Riesinnen  sind.  Nach  ihrem  Namen 
gefragt,  antwortet  sie,  sie  heiße  Kolrussa  krökridandi.  Dann  wird 
sie  gefragt:  „Kamst  du  nach  Melshöfdi,  du  Schwarzhaarige?"  (komstu 
ad  Melshöfda,  kolskörin  ]>in?)  und  antwortet:  „ich  kam  dahin;  gerüstet 
(eigentlich:  bedeckt  mit  Tüchern)  waren  die  Bänke,  die  Braut  saß 
auf  dem  Stuhl,  gefüllt  waren  alle  Kessel,   so   daß  das   Wasser  heraus 


AUS  [SLÄNDISCHEB  VOLKSÜBERLIEFERUNG  375 

floß"  (kom  eg  bar;  breitt  var  ä  bekki ,  brüctur  sat  ä  stöl,  füll  vorn 
öll  ker,  svo  ut  ür  flo).  Dem  Bräutigam  selbst,  wie  im  deutschen 
Märchen,  begegnet  die  Braut  nicht.  Dieser,  sowie  seine  Gäste,  merken 
bald  den  Betrug  mit  dem  aufgeputzten  Pfahl,  die  Gäste  glauben,  der 
Wirth  habe  ihnen  einen  Schabernack  spielen  wollen,  es  beginnt  eine 
allgemeine  Prügelei,  in  der  sie  sich  alle  gegenseitig  erschlagen.  Die 
glückliche  Erbin  der  Reichthümer  wird  natürlich  Helga,  die  ebenso 
natürlich  dann  einen  schönen  Mann  heiratet,  mit  dem  sie  herrlich  und 
in  Freuden  noch  lange  lebt. 

5.  Die  Schwestern  in  Kirkjubser  (systurnar  ä  Kirkjubse, 
Arnason  II,  71  ff.).  Unweit  von  dem  Nonnenkloster  Kirkjubser  be- 
fand sich  ein  Mönchskloster,  zwischen  beiden  Klöstern  herrschte  ein 
reger  Verkehr,  und  es  werden  mancherlei  Geschichten  davon  erzählt. 
Eine  dieser  Geschichten  nun  zeigt  ziemlich  genaue  Übereinstimmung 
mit  der  zweiten  Erzählung  des  neunten  Tages  in  Boccaccios  Deca- 
merone.  Einmal  war  ein  Abt  und  ein  oder  mehrere  Mönche  mit  ihm 
in  Kirkjubser.  Mitten  in  der  Nacht  visitiert  die  Äbtissin  die  Nonnen 
und  trifft  in  einer  Zelle  eine  Nonne  mit  einem  Mönch  im  Bette  lie- 
gend. Die  Äbtissin  beginnt  die  Nonne  zu  schelten,  da  sieht  diese 
nach  dem  Kopfputz  der  Äbtissin  und  sagt:  „Was  habt  ihr  denn  am 
Kopfe,  gute  Mutter?"  Da  wurde  die  Äbtissin  gewahr,  daß  sie  ver- 
sehentlich die  Hose  des  Abtes  ergriffen  und  sich  mit  ihr  statt  des 
Schleiers  geschmückt  hatte.  Da  ging  sie  fort  und  sagte:  „Wir  sind 
alle  Sünderinnen,  Schwester."  Nicht  so  genau  zur  erwähnten  Erzäh- 
lung des  Boccaccio  stimmt  eine  Variante,  die  erzählt,  daß  eines  Nachts 
der  Abt  bei  der  Äbtissin  gewesen  war.  Am  Morgen  kommen  die 
Nonnen  in  die  Zelle  der  Äbtissin,  um  sie  anzukleiden  und  finden  die 
Hose.     Da  sagte  die  Äbtissin:    „Wir  sind  alle  Missethäter." 

6.  De  drei  Vügelkens  (Grimm  Nr.  96).  Ziemlich  genau  zu 
diesem  Märchen  stimmt  der  bei  Ärnason  II,  420  angeführte  „bön- 
dadseturnar."  Drei  Bauernmädchen  sehen  den  un vermählten  König 
mit  seinem  Schreiber  und  Hufschmied  und  wünschen  sie  sich,  die 
jüngste  den  König,  zum  Mann.  Ihr  Wunsch  geht  auch  in  Erfüllung. 
Die  beiden  älteren  Schwestern  beneiden  die  jüngere  und  schieben  ihr 
dreimal  bei  ihren  Geburten  der  Reihe  nach  einen  Wolf,  eine  Katze 
und  einen  Holzkloben  unter,  während  sie  die  Kinder,  zwei  Knaben 
und  ein  Mädchen,  in  einen  Teich  werfen  lassen.  Jedoch  legt  der  da- 
mit Beauftragte  sie  jedesmal  nur  an  den  Rand  des  Teiches,  wo  sie 
ein  Bauer  findet,  mit  sich  nimmt  und  aufzieht.  Nach  der  dritten  Ge- 
burt hatte  der  König  seine  Gemahlin  in  ein  Haus  sperren  lassen,    in 


376.  B.  KAHLE 

welchem  ein  Löwe  war.  Dieser  zerreißt  jedoch  die  Königin  nicht 
sondern  theilt  seine  Speise  mit  ihr.  Der  Reihe  nach  ziehen  nun  die 
Kinder,  als  sie  herangewachsen  sind,  nachdem  ihr  Pflegevater  ihnen 
kurz  vor  seinem  Tode  verrathen,  daß  sie  nicht  seine  Kinder  seien, 
aus,  ihre  Eltern  zu  suchen,  jedoch  ist  die  Art  und  Weise,  wie  sie 
schließlich  die  Erkennung  herbeiführen  und  ihre  Mutter  aus  dem  Ge- 
fängniß  befreien,  verschieden  von  der  im  deutschen  Märchen,  bietet 
jedoch  kein  besonderes  Interesse;  nur  ist  noch  zu  erwähnen,  daß 
auch  hier  ein  sprechender  Vogel  und  ein  wunderbares  Wasser,  wel- 
ches die  zu  Stein  verwandelten  Brüder  erlöst,  eine  Rolle  spielen,  vgl. 
Grimm  III3,  15,  174  ff. 

7.  Zum  Schluß  sei  noch  auf  einige  Züge  aufmerksam  gemacht, 
die  sich  in  isländischen  Märchen  finden  und  dieselben  mit.  deutschen 
und  von  da  aus  mit  anderen  der  Weltliteratur  verbinden,  worüber 
man  Grimm  III  an  den  betreffenden  Stellen  vergleichen  möge.  Ein 
Knäuel,  welches  sich  aufrollt  und  dadurch  den  Weg  zeigt  (Grimm 
Nr.  49  „Die  sechs  Schwäne")  begegnet  mehrfach,  so  bei  Maurer  isl. 
Volkss.  S.  99" f.;  277,  313.  In  dem  Märchen  Nr.  99  bei  Grimm,  „Der 
Geist  im  Glas"  ist  ein  böser  Geist  in  ein  Glas  eingeschlossen.  Er 
droht  dem  ihn  befreienden  Finder,  ihm  den  Hals  umzudrehen.  Dieser 
weiß  ihn  listig  durch  das  Vorleben,  er  könne  nicht  glauben,  daß  der 
riesig  angewachsene  Geist  in  dem  kleinen  Glase  gewesen  sei,  zu  be- 
wegen, wieder  hineinzuschlüpfen  und  verschließt  schleunigst  das  Glas. 
Ähnliche  Erzählungen  werden  auf  Island  besonders  von  den  „Sen- 
dungen" (sendingar)  erzählt,  welche  zumeist  auferweckte  Todte  (upp- 
vakningor)  sind,  die  irgend  einem  zum  Schaden  ausgesandt  sind. 
Ist  nun  der,  welcher  einen  solchen  unliebsamen  Besuch  erhält,  ein 
zauberkräftiger  Mann,  so  bannt  er  die  Sendung  gern  in  einen  Knochen 
oder  in  ein  Glas,  die  er  schleunigst  mit  einem  Verschluß  versieht, 
ins  Meer  wirft  oder  sonst  wie  entfernt  durch  Vergraben  etc.  Dies 
Bannen  geschieht  meistens  durch  dieselbe  List,  die  im  deutschen 
Märchen  angewandt  ist.  Findet  nun  vielleicht  nach  langen  Jahren 
Jemand  den  Behälter  der  Sendung  und  löst  den  Verschluß ,  so  wird 
sie  wieder  frei  und  vermag  zu  schaden,  wofern  sie  nicht  von  Neuem 
gebannt  wird,  vgl.  Maurer  S.  79;  Araason  II,  322,  336.  An  die  Be- 
gabung des  Säuglings  durch  weise  Frauen  und  an  die  Verwünschung, 
welche  die  letzte  hinzufügt,  einen  Zug,  den  wir  in  Dornröschen 
(Grimm  Nr.  5),  in  der  Nornagestsäga  und  anderswo  finden,  worüber 
Simrock,  Deutsche  Mythol.4  399  f.,  erinnert  die  Micr])allarsaga  bei 
Arnason  II,  424,  die  einer   Handschrift  ungefähr  aus  dem  Jahre  1700 


AUS  ISLÄNDISCHER  VOLKSÜBERLIEFERUNG.  377 

entnommen  ist.  Hier  sind  es  drei  Schwestern,  die  sich  alle  drei  Bla- 
kappur  nennen,  deutlich  die  drei  Nornen  wiederspiegelnd.  Die  älteste 
verleiht  dem  Mädchen  den  Namen,  dazu  Schönheit  und  Verstand,  die 
Thränen,  die  sie  weint,  sollen  zu  Gold  werden.  Die  zweite  gibt  ihr 
alle  weiblichen  Tugenden  und  verheißt  ihr  einen  berühmten  Königs- 
sohn, mit  dem  sie  in  glücklicher  Ehe  leben  soll ;  die  dritte  aber  fügt 
hinzu,  das  Mädchen  solle  in  der  ersten  Nacht,  die  sie  bei  dem  Königs- 
sohne schliefe,  zum  Sperling  werden  und  zum  Fenster  hinausfliegen 
und  nur  unter  einer  bestimmten  Bedingung  erlöst  werden. 

8.  Pörgerpr  Holgabrüpr.  Im  Ark.  f.  nord.  fil.  II,  124  ff. 
hat  G.  Storm  das  Wesen  und  den  Namen  der  bekannten  Schutzgöttin 
des  Geschlechts  der  haleygischen  jarle,  im  Besonderen  des  mächtigen 
Häkon,  des  Besiegers  der  Jomsvikinger,  einer  eingehenden  Erörterung 
unterzogen.  Es  kommen  acht  Varianten  des  Namens  vor:  Holga-, 
holda-,  horpa-,  horgabrüpr  und  holga-,  hplda,  horpa-,  horga- troll. 
Storm  kommt  zu  dem  Ergebniß,  daß  Holgabrüpr  der  ursprüngliche 
Beiname  der  rorgerpr  ist  und  daß  mit  ihr  des  Saxo,  ed.  Holder  pg.  72, 
Thora,  die  Braut  Helges,  gemeint  ist,  nur  daß  Saxo  Helge  fälschlich 
für  den  König  Holge .  den  heros  eponymus  von  Hälogaland  setzt, 
während  andererseits  Snorre  den  Namen  des  Königs  richtig  angibt, 
aber  die  rorgerpr  zur  Tochter  desselben  macht. 

Die  anderen  Formen  des  Namens  sind  spätere  Entstellungen, 
zunächst  die  Zusammensetzungen  mit  brüpr,  dann  aber  ganz  beson- 
ders die  Ersetzung  des  brüpr  durch  troll  und  damit  das  Hervorkehren 
des  zauberkräftigen ,  hexenhaften  Wesens  der  Tochter  des  Finnen- 
königs Cuso  oder  Guso;  man  vgl.  auch  Mogk  in  Paul  u.  Braunes 
Beitr.  XIV,  90  ff.  In  dem  mir  soeben  zugehenden  ersten  Hefte  der 
neuen  isländischen  Zeitschrift  für  Folklore  „Huld,  safn  alpydlegra 
frajda  islenzkra"  findet  sich  eine  Erwähnung  dieser  Göttin  in  den 
aus  AM.  569a,  4to  auf  S.  19  ff.  abgedruckten  Porgeirs  rimur  stjakar- 
höfda.  Diese  rimur  sind,  wie  der  Herausgeber  P.(älmi)  P.(älsson) 
anführt,  bis  zum  Anfang  des  18.  Jahrhunderts  auf  Island  allgemein 
bekannt  gewesen,  wie  aus  der  Aufzeichnung  in  Ami  Magnussons 
Sammlung  und  dessen  hinzugefügten  Anmerkungen  hervorgeht.  In 
den  rimur  wird  nun  von  einem  jungen  Isländer  Namens  Porgeirr  er- 
zählt, welcher  sich  zur  julzeit  an  den  Hof  des  Jarls  Hakon  in  Beglei- 
tung Pürirs  begibt.  Der  Jarl  fordert  ihn,  da  er  als  Isländer  des  Ring- 
kampfes kundig  sein  müsse,  zu  einem  solchen  auf  und  stellt  ihm  als 
Gegner  einen  blämadr,  einen  Zauberer.  Mit  Hilfe  eines  wundersamen 
Wamses,   welches  ihm  Pörir  verleiht,    besiegt  Porgeirr  seinen  Gegner 


;}7S  15.  KAHLE 

und  schlägt  darauf  dem  Jarl  zwei  Zähne  aus  dem  Munde.  Dieser  will 
ihn  ergreifen  lassen,  doch  kommt  ihm  £orir  mit  400  Mann  zu  Hilfe. 
Er  wagt  es  jedoch  nicht,  den  Isländer  bei  sich  zu  behalten,  und  gibt 
ihm  zur  Flucht  vor  Häkon  sein  schnelles  Roß  Kräkur.  Darauf  heißt 
es  nun  von  Häkon  weiter  (Huld  I,  25) : 

28    Häkon  litr  i   gupnir   s<>r  pä  voru  komin  herfjötur 

mikill   niaM-   og  frictur,  i   hcstsins  fetur  bada. 

bann   leit  uv>p   ä  Gaulm  äs ,  31    porgeir  ofan  ür  södli  hljop 

hvar  hann  forgeir  rictur.  —   slfkt  mega  kempur  vera   —  : 

■29    Flvtir  hann   ser  i   godahüs  „Vel  uiegum   vid,   Krakur  hestr. 

prvddur  pelli   og  sknicti:  hvorir    actra  bera." 

feil  fram   ä  sin  bsecti  kne  32   Gjörvöll   bindr  hann  föng  ä  sig 

og  tilbad  Hörgabrudi.  sii  kom  t'regu  fyrir  mig  — 

30   Hann  porgeir  ridur  götuna  fram  ]>ar  nsest  tök  hänu  Kräk  hinn  störa 

og  hyggur   ser  til  näda:  og  bar  ä  baki   ser. 

Die  weiteren  Schicksale  torgeirs  interessieren  uns  hier  nicht. 
Man  sieht  aber,  wie  auch  in  diesen  rimur  die  Trollnatur  der  Schutz- 
göttin Häkons  hervortritt,  indem  sie  auf  seine  Bitte  einen  panischen 
Schrecken  über  das  Roß  des  fliehenden  rörir  kommen  läßt,  um  ihn 
so  an  der  Flucht  zu  verhindern.  Die  Scene,  wie  Häkon  in  den  Tempel 
geht  und  die  Göttin  um  Hilfe  anfleht,  erinnert  lebhaft  an  jene  be- 
kannte Episode  vor  seiner  Schlacht  mit  den  Jomsvikingern.  Auch  hier 
begibt  sich  der  jarl  vor  der  Schlacht  in  den  Tempel  der  K'>rgerbr 
Hördatroll  und  erbittet  ihren  Schutz  und  Beistand.  Ob  es  nun  jemals 
eine  saga  von  forgeir  gegeben  hat,  ist  nicht  bekannt,  jedesfalls  ist 
keine  Spur  einer  solchen  bekannt  geworden.  Ob  ferner  der  forgeir 
der  rimur  wirklich,  wie  Arni  Magnusson  wollte,  mit  dem  torgeirr 
stjakarhöfdi  identisch  ist,  den  er  in  seinen  Anmerkungen  erwähnt, 
steht  keineswegs  fest.    Überliefert  sind  die  rimur  nur  als  forgeirs  rimur. 

9.  LaxdMasaga  cap.  38.  In  der  von  Kälund,  Kopenhagen  1889  f. 
herausgegebenen  Laxd^lasaga  wird  auf  S.  134  f.  folgende  Episode 
erzählt.  Der  aus  einer  zauberkundigen  Familie  (cap.  35)  stammende 
Sohn  des  Kotkell  Stigandi  war  wegen  Zauberei  und  mannigfacher 
Unthaten  geächtet  worden  (hann  gerbisk  titileguinabr).  Bei  einem  in 
Hundadalr  wohnenden  Bauern  Namens  r^örbr  merkte  man  nun  im 
Sommer,  daß  das  von  einer  Magd  gehütete  Vieh  auffallend  wenig 
Milch  gab,  die  Magd  selbst  aber  plötzlich  reich  an  Kostbarkeiten 
wurde.  Eingeschüchtert  durch  die  Drohungen  des  wegen  der  Ver- 
nachlässigung des  Viehes  erzürnten  Bauern  gestand  sie,  daß  ein  Mann 
mit  ihr  verkehre,  der  groß  und  schön  sei.  K'>rbr  weiß  die  Magd 
zu  bestimmen,    daß    sie  ihren  Liebhaber,    in  dem  er   den  Geächteten 


AUS  ISLÄNDISCHER  VOLKSÜBERLIEFEKUNG.  379 

erkannt  hat,  verräth.  Es  heißt  nun  weiter:  „kemr  pä  Stigandi  til  raots 
vij>  hana.  Hon  fagnar  honum  vel  ok  bypr  at  skopa  i  hof  |>i  honum. 
Hann  leggr  hofupit  i  kne  henni  ok  sofnar  skjötliga."  Darauf  entfernt 
sich  die  Magd  heimlich,  holt  den  Bauer  mit  seinen  Gefährten  herbei, 
diese  ergreifen  den  Geächteten  und  steinigen   ihn. 

In  dieser  Erzählung  finden  wir  einen  märchenhaften  Zug,  auf 
den  ich  hier  aufmerksam  machen  möchte.  Die  Magd  bittet  den  Ge- 
ächteten ,  „nach  seinem  Haupte  schauen  zu  dürfen"  (skopa  i  hofpi 
honum).  Stigandi  legt  darauf  seinen  Kopf  in  ihren  Schooß  und  schläft 
bald  ein.  Das  „Schauen  nach  dem  Haupte"  ist  wohl  nur  ein  euphe- 
mistischer Ausdruck  für  das  in  deutschen  Märchen  in  gleicher  Situa- 
tion vorkommende  „Lausen."  In  dem  Märchen  91  bei  Grimm  „Dat 
Erdmänneken"  wird  von  drei  unter  die  Erde  verwünschten  Königs- 
töchtern erzählt,  daß  jede  in  ihrem  Schooß  einen  Drachen,  also  doch 
wohl  einen  verwandelten  Menschen  liegen  hat,  den  sie  lausen  mußte. 
In  einem  zweiten  Märchen,  113,  „De  beiden  Künigeskinner"  werden 
einem  Prinzen  von  einem  zauberkundigen  König  allerlei  unmöglich 
erscheinende  Aufgaben  gestellt,  die  er  lösen  müsse,  wenn  er  die  Hand 
der  Prinzessin  erhalten  wolle.  Die  ihm  zur  Ausführung  der  Aufgaben 
mitgegebenen  Werkzeuge  gehen  jedesmal  entzwei,  und  die  jüngste 
Königstochter,  die  ihm  Essen  heraus  bringt,  findet  ihn  immer  über 
sein  Mißgeschick  weinend.  Sie  nöthigt  ihn  zum  Essen  und  „ase  he 
wat  getten  hett,  do  sehe  se  rik  will  die  eest  en  bitken  lusen,  dann 
werst  du  annerst  to  sinnen.'  Do  se  ün  luset,  do  werd  he  so  möhe 
un  schlöppet  in  ....".  Darauf  löst  die  gleich  ihrem  Vater  des  Zaubers 
kundige  Tochter  die  Aufgaben  mit  Hilfe  des  Erdmännchens.  Ahnlich 
ist  die  Situation  in  dem  Märchen  Nr.  122  vom  Krautesel,  wo  zwar 
nicht  ausdrücklich  vom  Lausen  die  Rede  ist,  aber  doch  kaum  etwas 
Anderes  gemeint  ist,  wenn  es  heißt:  „Nun  hatte  es  aber  die  Alte 
(nämlich  die  Mutter  der  Liebsten)  durch  ihre  Hexenkunst  bewirkt, 
daß  dem  Jäger  die  Augen  schwer  wurden.  Er  sprach  zu  dem  Mäd- 
chen: rWir  wollen  ein  wenig  niedersitzen  und  ruhen,  ich  bin  so  müde, 
daß  ich  mich  nicht  mehr  auf  den  Füßen  erhalten  kann.'  Da  setzten 
sie  sich,  und  er  legte  sein  Haupt  in  ihren  Schooß  und  schlief  ein." 
Hier  ist  augenscheinlich  die  alte  Folge,  daß  die  Müdigkeit  erst  wäh- 
rend des  Lausens  eintritt,  umgedreht  worden.  Die  Liebste  entfernt 
sich  darauf,  was  in  den  anderen  Märchen  nicht  der  Fall  war,  wie  in 
der  Laxdülasaga,  heimlicherweise  und  stiehlt  den  Wunschmantel,  um 
den  es  ihrer  Mutter,  einer  alten  Hexe,  zu  thun  war.  Auch  unserer 
deutschen   Heldensage    ist    der   Zug,    daß  ein  Recke  im  Schooße  der 


380  A.  SCII  LOSSAR 

Geliebten  vertrauend  sich  dem  Schlafe  überlaut,  nicht  fremd,  wenn 
auch  das  volksthümlich  derbe  Lausen  oder  Krauen  am  Kopfe  fehlt. 
Ich  erinnere  an  die  wundervoll  poetische  Scene  des  Walthariliedes, 
in  der  Walther  in  der  Höhle  auf  dem  Wasgenstein,  ermüdet  von  dem 
anstrengenden  Reiten  der  Flucht,  vertrauensvoll  sein  Haupt  in  Hilde- 
gundene  Schooß  bettet  und  der  Geliebten  die  Wacht  für  Sicherheit 
und  Leben  überläßt. 

B.  KAHLE. 


VOLKSMEINUNG  UND  VOLKSABERGLAUBE  AUS 
DER  DEUTSCHEN  STEIERMARK. 

Eine  ausführlichere  Zusammenstellung  der  volksthümlichen  aber- 
gläubischen Ansichten  der  deutschen  Bevölkerung  Steiermarks  ist 
bisher  nicht  veröffentlicht  worden,  und  dürfte  in  der  nachfolgenden 
Anordnung  willkommen  sein.  Die  Quellen  für  die  angeführten  Volks- 
meinungen bilden  verläßliche  Mittheilungen  zunächst  aus  dem  Munde 
des  Volkes  selbst,  dann  aber  auch  aus  hier  und  da  erschienenen,  längst 
verschollenen  Berichten,  die  in  den  betreffenden  Gebieten  abgefaßt 
und  in  älteren  Zeitungsblättern  von  glaubwürdigen  Gewährsmännern 
veröffentlicht  waren.  Von  den  meisten  der  obigen  Mittheilungen  sind 
sogar  die  Personen  bekannt,  aus  deren  Munde  sie  herrühren,  und  ist 
dies  ein  besonderes  Verdienst  des  hochw.  Herrn  Pfarrers  A.  Meixner 
in  Kirchberg  a.  d.  Raab,  dessen  Saminelfleiße  ich  viele  dieser  Beiträge 
verdanke;  auch  der  hochw.  Herr  Pfarrer  Schänzl  in  Schäffern  hat 
sich  um  so  manchen  Beitrag  dankenswert!»  verdient  gemacht.  Die 
Ortschaften  oder  Gebiete,  wo  die  angeführten  Ansichten  herrschen 
oder  herrschten,  wurden  wo  möglich  stets  beigefügt.  Die  Bezeichnung 
„Allgemein"  bedeutet,  daß  der  Glaube  so  ziemlieh  im  ganzen  Lande 
verbreitet  ist  und  entspricht,  wie  übrigens  auch  viele  dieser  Volks- 
meinungen aus  bestimmten  Gebieten,  meiner  persönlichen  Erfahrung. 
Es  ist  zu  bemerken,  daß  in  Steiermark  beim  Landvolke  vielfach  zwei 
alte  Büchelchen  zu  finden  sind,  welche  merkwürdige  Gebete,  Diebs- 
und Wetter-,  Feuer-  und  Krankheitssegeu  enthalten,  an  deren  Wirk- 
samkeit heute  noch  geglaubt  wird.  Diese  Büchlein:  „Das  Romanus- 
büchlein" und  „Der  geistliche  Schild"  erscheinen  übrigens  auch  in 
anderen  Theilen  unserer  Alpenländer  verbreitet  und  geben  Stoff  genug. 
um  ausführlich  ein  anderes  Mal  auf  dieselben  zurückzukommen.  Im 
Nachfolgenden  wurden  sie  vorläufig  nicht  berücksichtigt,  da  sie   nicht 


VOLKSMEINUNG  UND  VOLKSABERGLAUBE  etc.  381 

im  Lande  gedruckt  sind.  Von  Arbeiten,  welche  nach  verläßlichen  Mit- 
theilungen Einzelnes  über  steiermärkischen  Volksaberglauben  enthalten, 
nenne  ich  die  treffliche  Schrift  Dr.  Victor  Fossels:  „Volksmedicin  und 
niedicinischer  Aberglaube  in  Steiermark"  (Graz  1885),  Roseggers 
schon  in  sechster  Auflage  (Wien  1888)  erschienenes  köstliches  „Volks- 
leben in  Steiermark",  das  neben  seinem  belletristischen  Werthe  damit 
auch  culturgeschichtlich  von  Bedeutung  ist,  und  den  größeren  Auf- 
satz von  Johann  Krainz:  „Volksleben,  Sitten  und  Sagen  der  Deutschen" 
in  dem  Bande:  „Steiermark"  des  großen  ethnographischen  Werkes: 
„Die  österreichisch-  ungarische  Monarchie  in  Wort  und  Bild"  (Wien 
1889).  Einiges  findet  sich  auch  in  meinen  „Cultur-  und  Sittenbildern 
aus  Steiermark"   (Graz   1885). 

Die  Thierwelt. 

Der  Biß  eines  Hundes  heilt  schnell  und  sicher,  wenn  man 
Haare  von  dem  Hunde,  der  gebissen  hat,  auf  die  Wunde  legt.  (All- 
gemein.) 

Wenn  ein  Hund  in  der  Nacht  heult,  so  stirbt  bald  Jemand  im 
Hause  oder  in  der  Nachbarschaft.     (Allgemein.) 

Hat  sich  der  Hund  überfressen  oder  sonst  den  Magen  verdorben, 
so  sucht  er  sich  den  „Hundsknoblauch"  oder  das  „Hundsgras"  oder 
er  frißt  sonst  irgend  „ein  Gras",  damit  er  sich  erbrechen  kann,  wo- 
durch sein  Magen  curiert  wird.    (Murfeld.) 

„Hundshaare  auflegen  ist  gut  für  den  Katzenjammer"  ist  ein 
sprichwörtliches  Mittel,  um  die  Ursachen  einer  Schwelgerei  oder  Be- 
rauschung zu  vertreiben.     (Gleisdorf.) 

Wenn  sich  die  Katze  putzt,  so  kommt  fremder  Besuch  oder 
ein   Freier  ins   Haus,  auch  bedeutet  dies  schönes  Wetter.   (Allgemein.) 

Wenn   die  Katze  Gras  frißt,  so  regnet  es  bald.   (Allgemein.) 

Wenn  Einem  des  Morgens  oder  auf  der  Reise  zuerst  eine  Katze 
über  den  Weg  läuft,  so  ist  dies  ein  übles  Vorzeichen.  Insbesondere 
gilt  dies  von  einer  schwarzen  Katze.  (St.  Georgen  a.  d.  Stiefing,  auch 
allgemein.) 

Wenn  sich  auf  Kisten  irgendwo  eine  Katze  setzt,  so  ist  Geld 
darin.     (Hitzendorf.  St.  Veit  am  Vogau.) 

Wo  auf  dem  Lande  bei  länger  andauernden  Leichenzügen,  welche 
zum  Friedhofe  einen  weiten  Weg  haben,  Leichen  des  Ausruhens  wegen 
abgesetzt  zu  werden  pflegen  —  es  sind  dies  gewöhnlich  bestimmte 
Plätze  —  dort  halten  sich  Katzen  gerne  auf.    (Kirchberg  a.  d.  Raab.) 

Wenn  man  ein  Schwein  beim  Schlachten  nicht  tödten  kann, 
so  steckt  ein  Zauber  dahinter;    um  diesen  zu  brechen,    soll  man  mit 


A.  SCHLOSSAB 

dem  Stecbniesser  irgendwohin,  auch  wohl  in  die  Erde  stechen;  sticht 
man  aber  in  den  Hemdärmel  knapp  unter  dem  Arme,  so  wird  der 
Zauberer  selbst,  wo  er  auch  weilt,   verwundet.     (Mittelsteier.) 

Wenn  man  ein  Schwein  beim  Schlachten  nicht  tödten  kann, 
so  ist  die  Ursache  davon  auch  wohl,  daß  Jemand,  der  dabei  an- 
wesend ist,  zu  viel  Mitleid  mit  dem  Thiere  hat.  Man  soll  daher  solche 
Leute  gar  nicht  in  die  Nähe  lassen.    (St.  Georgen  a.  d.  St.) 

Schauern  die  Pferde  während  des  Fahrens  und  spitzen  sie  die 
Ohren  oder  bleiben  sie  gar  schnaubend  und  den  Kopf  in  die  Höhe 
gestreckt  stehen,  so  hält  sie  ein  Gespenst  auf,  „die  Pferde  sehen  mehr 
als  der  Mensch  mit  seinen  Augen".     (Mittelsteier.) 

Gegen  den  „Wurm"  der  Pferde  hilft  es,  wenn  man  das  Pferd 
unter  die  Dachtraufe  hält,  so  daß  der  rechte  Fuß  darin  steht;  sodann 
schneidet  man  mit  dem  Messer  um  den  Huf  herum  die  Erde  aus. 
steckt  dieses  Stück  Erde  mit  der  unteren  Seite  nach  oben  auf  einen 
Zaunstock  und  sagt:  „Jetzt  ist  der  Wurm  in  dem  Stück  Erde  drin"; 
wenn  die  Erde  vom  Zaune  ganz  abgebröckelt  ist,  so  ist  auch  das 
Roß  gesund.    (Mittelsteier.) 

Ein  Ziegenbock  im  Pferdestalle  ist  gut  für  die  Gesundheit 
der  Pferde  und  dient  auch  gegen  Zauberei,  welche  denselben  Schaden 
bringen  will.    (St.  Georgen  a.  d.  St.) 

Der  Hase  verläßt  Nachts  nur  dann  sein  Lager,  wenn  Vollmond 
ist,  er  kann  daher  nur  zu  solcher  Zeit  mit  Erfolg  gejagt  werden, 
dlitzendorf.) 

Ein  Hase,  welcher  über  den  Weg  läuft,  bedeutet  ein  Unglück. 
(Allgemein.) 

Der  Hirsch  geht  nie  auf  natürliche  Weise  zu  Grunde,  denn  er 
kennt  ein  Kraut,  das  ihm  jede  Krankheit  vertreibt.     (Lind.) 

Das  Wiesel  darf  man  nicht  reizen,  da  es  sonst  auf  den  Men- 
schen losspringt  und  diesen  mit  giftigem  Hauche  anbläst.  Der  An- 
geblasene schwillt  sogleich  auf,  ja  man  kann  an  der  Geschwulst 
sterben.    (Deutsch-Lau  dsberg.) 

In  dem  Hause,  bei  dem  ein  Maulwurf  einen  Erdhaufen  auf- 
wühlt, stirbt  bald  Jemand.     (Kirchberg  a.  d.  Raab.) 

Ein  Eichhörnchen  soll  man  nicht  verfolgen  oder  gar  tödten, 
da  man  sonst  Unglück  hat  und  insbesondere  im  Hause  dem  Wetter- 
schlage ausgesetzt  ist.     (Murfeld.) 

Wenn  man  an  einer  Eiche  vorübergeht,  auf  welcher  ein  Eich- 
hörnchen oder  eine  Katze  sitzt,  so  geht  an  demselben  Tage  Alles, 
was  man  begonnen  hat,  unglücklich   aus.    (Mittelsteier.) 


VOLKSMEINUNG  UND  VOLKS  ABERGLAUBE  etc.         383 

Der  Hahn  legt,  wenn  er  neun  Jahre  alt  ist,  ein  Ei,  und  daraus 
entsteht  der  Basilisk,  eine  Schlange  oder  ein  Lindwurm.    (Mittelsteier.) 

Wenn  die  Hähne  ..außer  der  Zeit"  viel  krähen,  so  hören  sie 
die  Hiinmelshähne  krähen  uud  müssen  mitkrähen.     (Mittelsteier.) 

Man  soll  keinen  kohlschwarzen  Hahn  als  Haushahn  halten, 
denn  mit  einem  solchen   „ist  es  nicht  recht  richtig".     (Mittelsteier.) 

Wenn  eine  Henne  kräht,  so  kommt  ein  Unglück  ins  Haus. 
(St.  Georgen  a.  d.  Stiefing.) 

Krähende  Hühner  legen  keine  Eier  mehr.   (St.  Georgen  a.  d.  St.) 

Wenn  die  Hähne  in  den  Hühnerställen  des  Nachts  plötzlich 
unruhig  werden  und  ohne  sichtbare  Ursache  durcheinanderfliegen, 
so  sehen  sie  den  ., Hühnergeist"  und  melden  durch  ihre  Unruhe  einen 
Sterbefall    im  Hause    oder   in   der  Nachbarschaft    an.     (Großfranach.) 

W'enn  man  im  Jahre  zuerst  den  Kukuk  schreien  hört,  soll  man 
Geld  zählen  oder  mit  dem  Gelde  in  der  Tasche  klimpern,  man  hat 
dann  das  ganze  Jahr  hindurch  Geld.     (Mur-  und  Raabfeld.) 

Wenn  man  den  Kukuk  das  erste  Mal  im  Jahre  hört,  soll  man 
mitzählen,  man  lebt  dann  so  viele  Jahre  als  er  „Kukuk"  schreit. 
Der  Kukuk  ist  eine  verwunschene  Seele.  (Mur-  und  Raabfeld.) 

Der  Storch  hält  von  dem  Hause,  auf  dem  er  sein  Nest  hat, 
den  Blitz  ab,  und  wenn  in  diesem  Hause  Feuer  ausbricht,  so  löscht 
er  dasselbe.     (Schwanberg.) 

Die  Schwalbe  soll  man  vom  Hause  nicht  vertreiben  oder  ihr 
Nest  zerstören,  sonst  schlägt  das  Gewitter  bald  in  das  Haus  ein,  oder 
es  widerfährt  demselben  sonst  ein  Unglück.     (Allgemein.) 

Die  Schwalben  heißen  auch  „Mutter  Gottes -Vögel",  weil  sie 
unsere  liebe  Frau  begleiteten,  als  diese  über  das  Gebirge  zu  ihrer 
Base  Elisabeth  ging.    (Eibiswald.) 

Wer  die  erste  Schwalbe  sieht,  hat  Glück.    (Kirchberg  a.  d.  Raab.) 

Die  Nachtschwalbe  dringt  des  Nachts  in  die  Ställe  und  saugt 
dort  den  Ziegen  die  Milch  aus,  man  nennt  sie  deshalb  auch  „Hexe" 
oder  „Ziegenmelker".     (Fehring.) 

Das  Rothschwänzchen  —  deshalb  auch  Branderl  oder  Brand- 
vogel genannt  —  baut  sein  Nest  an  Häuser  und  Ställe  und  fliegt, 
falls  man  dieses  Nest  zerstört,  durch  den  Rauehfang  oder  Herd,  nimmt 
eine  Kohle  und  zündet  mit  derselben  das  Dach  an  oder  es  schlägt  in 
dieses  Haus  der  Blitz  ein.     (Hitzendorf.) 

Wer  das  Nest  eines  Zeisigs  gefunden  hat  und  bei  sich  trägt, 
den  macht  dasselbe  unsichtbar.    (Mittelsteier.) 


384  A.  SCHLORSAR 

Wenn  im  Herbste  am  Morgen  der  Fink  häufig  seine  Stimme: 
fink,  fiuk!  hören  läßt,  so  kommt  in  der  nächsten  Zeit  ein  Unwetter, 
Regen  oder  Schnee.     (St.  Veit  am  Vogau.) 

Der  Gimpel  zieht,  wenn  man  ihn  gefangen  in  der  Stube  hält, 
den  Rothlauf  und  andere  Krankheiten  an  sich.     (Preding.) 

Die  Elster  —  hier  Galster  genannt  —  welche  zum  Hause  ge- 
flogen kommt  und  daselbst  schreit,  zeigt  damit  an,  daß  ein  uner- 
wünschter   Gast    oder  ein  Fremder    überhaupt    kommt.    (Mittelsteier.) 

Wenn  eine  Elster  zum  Hause  fliegt,  so  entsteht  in  dem  Hause 
ein   Zank.     (Landscha.) 

Die  Eule  —  eine  mittelgroße  Gattung  von  grauer  Farbe  hier 
„Eulkater"  genannt  —  heißt  auch  der  Todtenvogel,  weil  es  als  ein 
Anzeichen  gilt,  daß  bald  Jemand  im  Hause  stirbt,  wenn  sich  in  dessen 
Nähe  eine  Eule  oder  ein  Käuzchen  hören  läßt  oder  gar  das  Haus 
ächzend  umkreist  oder  an   das  Fenster  fliegt.     (Allgemein.) 

In  deni  Hause,  worin  sich  eine  Hausnatter  befindet,  kehrt 
das  Glück  ein.     (Untervogau.) 

Die  Schlangen  —  hier  Nattern  genannt  —  haben  eine  Königin, 
welche  eine  Krone  auf  dem  Haupte  trägt,  die  sie  beliebig  ablegen  kann. 
Diese  Schlange  heißt  die  Kronnatter  oder  Natterkönigin.  Wer  sich 
dieser  Krone  zu  bemächtigen  weiß,  hat  Glück;  denn  wo  das  Krönlein 
hingelegt  wird,  schwindet  weder  Geld  noch  Getreide  u.  dgl.  (Mittel- 
steier.) 

Der  Balg  einer  Schlange,  welchen  sie  in  der  Häutung  ab- 
geworfen hat,  den  man  in  den  Schuh  zder  Stiefel  steckt,  hilft  gegen 
Fußschmerzen.     (Mittelsteier.) 

^\  t-i in  man  die  Zunge  einer  Schlange  in  das  Hörn  gibt,  in 
welchem  der  Streichstein  steckt,  so  werden  Sicheln  und  Sensen,  die 
man   an  dem   Steine  wetzt,  scharf  „wie  Gift".     (Mittelsteier.) 

Die  Schlangen,  Eidechsen  und  andern  „giftigen"  Thiere  ziehen 
ihr  Gift  aus  der  Sonne.     (St.  Georgen  a.  d.  St.) 

Das  Fett  der  grünen  Eidechsen,  welche  verwandelte  Hexen 
sind,  ist  ein  Mittel,  wodurch  sich  blonde  Mädchen  unter  20  Jahren 
unsichtbar  machen  können.     (Mittelsteier.) 

Trifft  man  beim  ersten  Ausgange  Morgens  eine  Eidechse,  die 
quer  über  den  Weg  läuft,  so  bedeutet  dies  einen  Unglücksfall;  wenn 
sie  längs  des  Weges  dahinschleicht,  so  hat  man  Glück  zu  hoffen. 
(Oststeiermark. 

Zertritt  man  eine  Eidechse,  so  stirbt  innerhalb  der  nächsten 
Tage  Jemand  aus  der  Familie  dessen,    der  dies  ausgeführt  hat;     tritt 


VOLKSMEINUNG  UND  VOLKSABERGLAUBE  etc.         385 

man  ihr  nur  den  Schwanz  ab,  so  geschieht  ein  anderes  Unglück. 
(Oststeiermark.) 

Hort  man  Vormittags  eine  Eidechse  zischen,  ao  erfährt  man 
etwas  Freudiges  von  fernen  Verwandten;  hört  man  das  Zischen  Nach- 
mittags, so  ist  die  Nachricht  eine  betrübende.     (Mittelsteier.) 

Sieht  man  zwei  Eidechsen  kämpfen,  so  ist  ein  schlechtes  Jahr 
zu  erwarten;  wenn  man  mehrere  Eidechsen  ruhig  beisammen  sieht, 
so  ist  ein  gesegnetes  Jahr  in  Aussicht.     (Mittelsteier.) 

Es  gibt  eine  Eidechse,  welche  so  grimmig  ist,  daß  sie  gegen 
den  Menschen  springt  und  demselben  durch  den  Leib  fährt.     (Wies.) 

Eidechsen,  die  ruhig  im  Loche  sitzen  oder  in  dürrem  Laube 
rascheln,  zeigen  Regen  an.     (Mittelsteier.) 

Kröten,  welche  auf  einen  Stock  gespießt  und  an  der  Sonne 
getrocknet  werden,  sind  ein  gutes  Mittel  gegen  die  Kreuzdörre  des 
Kindviehes.  Man  legt  zu  diesem  Behufe  die  getrocknete  Kröte  auf  eine 
Glutpfanne  und  hält  diese  dem  Rinde  unter  das  Maul.    (St.  Lorenzen.) 

Die  großen  Kröten  —  im  Mittellande  „Tatschger"  genannt  — 
sind  „verwunschene  Seelen".  Dieselben  saugen*  in  Ställen  den  Kühen 
die  Milch  aus  und  sind  sehr  giftig.    (Labuttendorf.) 

Die  Regenwürmer,  welche  sich  nach  dem  Regen  zahlreich 
auf  dem  Boden  finden,  sind  mit  den  Tropfen  aus  der  Luft  herab- 
gefallen.   (Fehring.) 

Der  Blutegel  saugt  dem  Menschen  das  Blut  aus,  weil  er  in 
demselben  Gift  merkt.    (Fehring.) 

Zahlreich  vorkommende  Fliegen  zeigen  an,  daß  der  „Heiden" 
(Buchweizen)  in  diesem  Jahre  gut  geräth.     (Mittelsteier.) 

Die  Biene  kann  Flucher  und  Unzüchtige  nicht  ertragen,  man 
nennt  sie  daher  die  „keusche"  Biene.    (Hitzendorf.) 

Die  Bienen  sammeln  von  allen  Blumen  den  Honig,  nur  vom 
rothen  Klee  nicht;  sie  sollen  einst  auf  dem  rothen  Klee  des  Sonntags 
Honig  gesucht  und  den  Tag  des  Herrn  nicht  gefeiert  haben;  zur 
Strafe  dafür  ist  ihnen  nun  der  rothe  Klee  verboten.  (St.  Georgen 
a.  d.  St.) 

Die  Grillen  zeigen  ein  Unglück,  wohl  gar  einen  Todesfall  im 
Hause  an,  in  dem  sie  langsam  zirpen.  Wer  eine  Grille  tödtet,  bringt 
Unglück  ins  Haus,  oder  die  Kleider  und  Schuhe  Desjenigen ,  der  die 
Grille  getödtet  hat,  werden  von  den  übrigen  Grillen  zerfressen.  (Mittel- 
steier.) 

Wer  einen  Hirschkäfer  tödtet,  setzt  dadurch  sein  Haus  der 
Gefahr  des  Blitzschlages  aus.     (Murfeld.) 

GEEMANIA.    Neue  Reihe  XXIV.  (XXXVI.)  Jahrg.  26 


386  A.  SCHLOSSAR 

Die  Heuschrecken  haben  ihren  Namen  daher,  weil  Gott  durch 
ihr  massenhaftes  Erscheinen  die  bösen  Menschen  schreckt.    (Fehring.) 

Die  Spinnen  sind  giftig;  auf  dem  Körpertheil,  über  den  eine 
Spinne  läuft,  entsteht  eine  Entzündung  oder  eine  Geschwulst.  (St.  Geor- 
gen a.  d.  St.) 

Wenn  auf  einem  Menschen  eine  Spinne  kriecht,  so  ist  dies  ein 
Zeichen,  daß  er  Gift  in  sich  habe.     (Fehring.) 

Die  Kreuzspinne  bringt  dem  Hause  Glück,  über  dessen  Fenster 
sie  ihr  Netz  spinnt.     (Allgemein.) 

Legt  man  unter  das  Netz  einer  Kreuz  spinne  kleine,  mit  Num- 
mern beschriebene  Papierstreifen  und  zieht  die  Spinne  eine  oder  die 
andere  Nummer  in  ihr  Netz,  so  gewinnen  diese  Nummern,  wenn  man 
sie  in  die  Lotterie  setzt.    (Allgemein.) 

Wenn  man  eine  Kreuzspinne  in  ein  Schießgewehr  lädt,  so 
trifft  kein  Schuß,  die  Schrotte  fallen  an  der  Mündung  des  Laufes  herab. 
(Gabersdorf.) 

•   Die  Pflanzenwelt. 

Ein  Baum,  auf  dem  sich  Jemand  erhängt  hat,  verdorrt  ganz. 
Einen  solchen  Baum  darf  man  nicht  stehen  lassen,  sondern  muß  ihn 
fällen  und  verbrennen.     (Hitzendorf.) 

Auf  der  Eiche  hausen  Gespenster  aller  Art,  auch  die  Hexen 
suchen  Eichen  gerne  auf.  Gewitter  schlagen  gerne  in  die  Eiche  ein. 
(Mittelsteier.) 

Die  Esche  schützt  Gebäude,  neben  denen  sie  steht,  vor  Blitz 
und  Feuersgefahr.    (Mittelsteier.) 

Mit  einer  Haselruth e  kann  man  die  giftigen  Nattern  erschlagen. 
(St.  Georgen  a.  d.  St.) 

Die  Haselblätter  sind  gut  gegen  allerlei  Krankheiten  des 
Rindviehs.     (St.  Georgen  a.  d.  St.) 

Der  Hollunderbaum  oder  -Strauch  gewährt  unter  seinen 
Zweigen  Schutz  vor  Unholden  und  Gespenstern.     (Murfeld.) 

Hinter  dem  Wachholderstrauche  ist  man  vor  Gespenstern 
geborgen  und  sieht  zugleich,  wie  dieselben,  dem  Strauche  ausweichend, 
vorüberziehen.     (Murfeld.) 

Der  Wachholder  kann  zum  Bannen  eines  Diebes  verwendet 
werden,  daß  nämlich  Derjenige,  welcher  Etwas  gestohlen  hat,  dies 
wieder  zurückbringen  muß.  (St.  Georgen  a.  d.  St.) 

Der  Bärlapp samen  heißt  das  Hexenmehl,  weil  er  zu  Hexereien 
und  von  Hexen  gebraucht  wurde.    (Mittelsteier.) 


VOLKSMEINUNG  UND  VOLKSABERGLAUBE  etc.         387 

Das  Bertramkraut,  ein  würziges  Suppenkraut,  macht,  daß 
die  kleinen  Kinder,  denen  es  unter  den  Kopf  gelegt  wird,  leicht  ein- 
schlafen.   (Mittelsteier.) 

Die  sog.  Blutströpfe  In  sind  vom  Blute  Christi,  als  derselbe 
das  Kreuz  trug,  aufgewachsen.    (Allgemein.) 

Wenn  die  Blumen  vom  rothblühenden  Ehrenpreis  recht  hoch 
wachsen,  so  folgt  ein  langer  Winter.    (Kirchberg  a.  d.  Raab.) 

Wer  sich  unter  Far renkraut  verkriecht,  der  macht  sich 
unsichtbar;  auch  wenn  man  Farrensamen  bei  sich  trägt,  wird  man 
unsichtbar.     (Untervogau.) 

Durch  Sammeln  von  Farrensamen  in  der  Christnacht  kann 
man  unter  besonderen  Ceremonien  den  Teufel  beschwören  und  ihn 
zwingen,  daß  er  einen  Sack  Geld  bringt.     (Raabfeld.) 

Wenn  man  Farrensamen  in  der  Sonnwendnacht  (24.  Juni) 
sammelt  und  denselben  in  die  Schuhe  gibt,  wird  man  unsichtbar. 
(Kirchbach.) 

Der  Frauendorn,  eine  Art  wilder  Rose,  hat  den  Namen  und 
Wohlgeruch  daher  erhalten,  weil  unsere  liebe  Frau  einst  an  dem 
Strauche  vorbeiging  und  mit  dem  Kleide  an  diese  Pflanze  streifte. 
(Oberseibersdorf.) 

Der  Frauenschuh,  auch  Muttergottes-Pantoffel  genannt,  hat 
diesen  Namen  daher,  weil  die  Mutter  Gottes  goldene  Schuhe  getragen, 
welche  den  Blüthen  dieser  Pflanze  ähnlich  waren.  Diese  Blume  ist 
unter  den  Tritten  der  Mutter  Gottes  entsproßen.    (St.  Georgen  a.  d.  St.) 

Frauenthränen  heißt  eine  Nelkenart,  und  zwar  deshalb,  weil 
sie  aus  den  Thränen  unserer  lieben  Frau  entsprossen  ist,  als  diese 
den  Heiland  auf  dem  Kreuzwege  nach  dem  Calvarienberge  geleitete. 
(St.  Georgen  a.  d.  St.) 

Die  Hauswurz,  auch  Donnerbart  genannt,  schützt,  auf  dem 
Hausdache  angepflanzt,  das  Gebäude  vor  dem  Blitzschlage.  (Murfeld.) 

Das  Johanniskraut,  welches  am  St.  Johannistage  vor  Sonnen- 
aufgang gepflückt  wird,  schützt  Häuser  und  Ställe  vor  Blitz,  Un- 
gewitter  und  Hexerei.     (Murthal.) 

Das  Johanniskraut  ist  aus  den  Blutstropfen  des  Gekreuzigten 
entstanden,  welche  unter  dem  Kreuzesstamme  fielen;  wenn  man  dieses 
Kraut  abreißt,  so  kommt  ein  Tröpfchen  Blut  zum  Vorschein.  (Perbers- 
dorf.) 

Wer  vierblättrigen  Klee  findet,  hat  Glück,  aber  der  vierblättrige 
Klee  ist  „Glück  für  das  Aug',  das  ihn  sieht,  Unglück  für  die  Hand, 
die  ihn  bricht".  (Landscha.) 

26* 


388  A-  SCHLOSSAR 

Wenn  man  Einem  vierblättrigen  Klee  in  den  Säckel  steckt  und 
der  Betreffende  weiß  nichts  davon,  so  hat  er  Glück,  gewinnt  z.  B. 
in  der  Lotterie  oder  dgl.     (St.  Georgen  a.  d.  St.) 

Die  ersten  drei  Komb  lumenblüthen,  welche  man  sieht,  zu 
essen,  hilft  gegen  das  Fieber.    (St.  Veit  a.  V.) 

Der  Kreuzdorn  hat  daher  seinen  Namen,  weil  aus  ihm  die 
Dornenkrone  für  Christus  vor  der  Kreuzigung  geflochten  wurde.  (Alt- 
fladnitz.) 

Beim  Einsetzen  der  Kürbiskerne  muß  viel  gelogen  werden; 
je  größer  die  Lügen,  desto  größer  werden  die  heranwachsenden  Kür- 
bisse.   (St.  Veit  a.  V.) 

Das  Maßlieb  zeigt  die  „letzte  Zukunft"  des  Menschen  an,  in- 
dem man  die  Blätter  auszupft  und  dabei  sagt:  „Himmel,  Höll',  Feg- 
feuer! Himmel,  Höll',  Fegfeuer!  u.  s.  f.  Das  Wort,  welches  auf  das 
letzte  Blatt  fällt,  zeigt  an,  wohin  man  nach  dem  Tode  dereinst  kommt. 
(Untervogau.) 

Das  Maßlieb  wird  auch  als  Liebesorakel  angewendet,  indem 
man  bei  jedem  Absätze  des  Spruches:  „Sie  (er)  liebt  mich  —  vom 
Herzen  —  mit  Schmerzen  —  ein  wenig  —  oder  gar  nicht"  ein  Blätt- 
chen auszupft.  Der  Spruchtheil,  auf  welchen  das  letzte  Blatt  fällt, 
sagt  die  Wahrheit  an.     (Allgemein.) 

Die  Rosen  waren  einst  alle  weiß,  aber  als  Christus  auf  dem 
Ölberge  Blut  geschwitzt,  ist  sein  Blut  auf  die  weiße  Rose  gefallen, 
und  dadurch  sind  die  rothen  Rosen  entstanden.     (Untervogau.) 

Die  weißen  Rosen  heißen  auch  St.  Josephs-Rosen;  als  Maria 
und  Joseph  mit  dem  Christkinde  nach  Egypten  flohen,  wuchsen  am 
Wege  weiße  Rosen,  welche  geblüht  und  geleuchtet  haben  wie  die 
Sterne,  so  daß  die  Reisenden  den  rechten  Weg  finden  konnten,  daher 
rührt  der  erwähnte  Name.    (Oberseibersdorf.) 

Der  Rosmarin  wächst  auf  der  Stelle  hervor,  wo  der  Leib  eines 
Heiligen  ruht.    (Neudorf.) 

Der  Wegerich  —  auch  Weterich  genannt  —  schützt,  wenn 
man  ihn  verbrennt  und  der  Rauch  noch  vor  Sonnenaufgang  in  die 
Höhe  steigt,  das  Feld  vor  Hagelschlag.    (Jagerberg.) 

Gestirne  und  Elementares. 

Man  soll  nicht  in  die  Sonne  schauen,  sonst  erblindet  man,  denn 
durch  die  Sonne  blickt  unser  Herrgott  auf  die  Welt  hinab,  dessen 
Anschauen  kein  Menschenauge  aushält.     (St.  Georgen  a.  d.  St.) 

Während  einer  Sonnenfinsterniß  fällt  Gift  auf  die  Erde, 
es  ist  während  dieser  Zeit  deshalb  Alles  schädlich.  (St.  Georgen  a.  d.  St.) 


VOLKSMEINUNG  UND  VOLKSABERGLAUBE  etc.  389 

Im  Monde  steht  ein  Mann  mit  einem  Holzbündel.  Ein  solcher 
hat  einmal  des  Sonntags  Holz  gesammelt  und  wurde  wegen  Ent- 
heiligung des  Tages  von  unserem  Herrgott  in  den  Mond  gebannt, 
wo  er  bleiben  muß  bis  zum  jüngsten  Tag.     (Landscha.) 

Im  abnehmenden  Monde  nehmen  auch  Warzen,  Geschwüre 
u.  dgl.  ab.     (St.  Veit  am  Vogau.) 

Im  abnehmenden  Monde  ist  es  gut  sich  die  Haare  schneiden 
zu  lassen.     (Allgemein.) 

Man  soll  nie  im  Bette  so  liegen,  daß  der  Mond  auf  das  Gesicht 
scheint,  sonst  wird  man  leicht  mondsüchtig.     (Allgemein.) 

Wenn  im  aufnehmenden  Monde  die  Zwetschgen  (Pflaumen) 
blühen,  so  halten  sich  die  Früchte  nicht,  sondern  fallen  meist  ab. 
(St.  Georgen  a.  d.  St.) 

Die  Sterne  sind  die  Augen  der  Engel,  welche  vom  Himmel 
herabschauen.    (St.  Georgen  a.  d.  St.) 

Wenn  eine  Sternschnuppe  fällt,  stirbt  ein  Mensch,  oder  es 
wird  eine  arme  Seele  erlöst.    (St.  Georgen  a.  d.  St.) 

Wenn  Sternschnuppen  in  der  Nacht  häufig  fallen,  so  hält 
das  schöne  Wetter  mindestens  zwei  Tage  an.     (Ladendorfberg.) 

Ein  Meteor,  welches  über  dem  Dache  dahinfliegt,  ist  nichts 
Anderes  als  der  leibhaftige  Satan.  Ein  solches  Meteor  ist  besonders 
für  kleine  Kinder  gefährlich,  und  soll,  um  die  Gefahr  abzuwenden, 
rasch  ein  Gewandstück  über  das  Kind  oder  irgend  etwas  „Geweihtes" 
neben  dasselbe  gelegt  werden  ;  auch  „niedersegnen"  mit  Weihwasser 
schützt  vor  der  Gefahr.     (Landscha.) 

Das  Erdbeben  entsteht  auf  folgende  Art:  Die  Welt  steht  auf 
drei  Walfischen,  und  wenn  einer  von  ihnen  sich  rührt,  so  geräth  die 
Erde  ins  Schwanken;  wenn  sich  einmal  alle  drei  zusammen  rühren, 
geht  die  Welt  zu  Grunde.     (Gabersdorf.  St.  Georgen  a.  d.  St.) 

Wenn  man  rasch  an  die  Stelle  läuft,  wo  ein  Regenbogen 
„aufsteht",  so  findet  man  einen  Sack  Geld  (St.  Lorenzen)  oder  ein 
Schüsselchen  Gold.     (Hitzendorf.) 

Wenn  der  Regenbogen  über  einem  Getreidefelde  oder  über 
einer  Wiese  aufgeht,  so  verbrennt  er  dort  Alles,  da  er  so  heiß  ist. 
(Stiefingthal.) 

Wenn  der  Regenbogen  sich  erhebt,  so  zieht  er  Kröten  und 
Fische  mit  auf,  diese  fallen  dann  beim  Regen  wieder  herab.  (Kirchbach.) 

Wo  der  Regenbogen  sich  niederbiegt,  dorthin  soll  man  nicht 
gehen,  sonst  nimmt  er  „Einen"  mit,  er  zieht  „Einen"  mit  sich  empor. 
(Preding.) 


390  A.  SCHLOSSAR 

Die  Donnersteine  (Meteorsteine)  schleudert  der  Teufel,  sie  an 
einer  Kette  schwingend,  aus  den  Wolken  auf  die  Erde.  Sie  dringen 
dann  neun  Klafter  tief  in  den  Boden,  kommen  aber  jedes  Jahr  wieder 
um  eine  Klafter  empor,  bis  sie  nach  neun  Jahren  an  das  Tageslicht 
gelangen.    (St.  Georgen  a.  d.  St.) 

Donnersteine  schützen,  unter  das  Dach  gelegt,  gegen  böse 
Wetter.    (Sinabelkirchen.) 

Wenn  Donnersteine  unter  das  Stroh  des  Daches  gesteckt  wer- 
den, zeigen  sie  das  Wetter  an;  bleibt  der  Stein  trocken,  so  ist  gutes, 
trockenes,  wird  er  feucht,  schlechtes,  nasses  Wetter  zu  erwarten. 
(Lipsch  a.  d.  Schwarza.) 

Wenn  sich  Jemand  erhängt  hat,  geht  ein  starker  Wind.  (Mur- 
thal.) 

Gegen  böse  Wetter  hilft  die  Aufstellung  von  Wetterkreuzen. 
(Schäffern.) 

Gegen  den  Blitzschlag  verbrennt  man  auf  dem  Herde  kreuz- 
weise übereinander  gelegtes  „Weihholz",  d.  h.  das  Holz  der  am 
Palmsonntag  geweihten  sog.  Palmen  (Blüthenkätzchen  der  Weide  am 
Aste) ;  auch  ist  dagegen  gut  das  Stroh,  auf  dem  ein  Schwein  gelegen 
ist,  in  dieser  Weise  zu  verbrennen,  doch  muß  der  Rauch  empor- 
steigen,  bevor  noch  das  Wetter  da  ist.     (Murfeld.) 

Es  gibt  zündende  „Donnerschläge"  und  „kalte  Donnerschläge", 
endlich  auch  solche,  welche  die  zündenden  auslöschen.  (Sinabel- 
kirchen.) 

Ist  ein  Gewitter  im  Anzüge,  so  bete  man  den  „Colomanisegen", 
aber  im  Freien,  und  zwar  stehe  man  dabei  unter  der  Dachtraufe  des 
Hauses  oder  doch  unter  einer  großen  Besenstaude,  wie  deren  oft  bei 
den  Häusern  sich  befinden.     (Allgemein.) 

Gegen  Hagel  ist  es  ein  gutes  Mittel,  Schlössen  zu  sammeln  und 
diese  ins  Feuer  zu  werfen.     (Kraubat.) 

Um  böse  Wetter,  welche  gehext  sind,  zu  vertreiben,  stelle 
man  eine  Sichel  oder  eine  Sense  an  eine  lange  Stange  gebunden  vor 
das  Haus,  es  bleibt  die  Hexe  sodann  daran  hängen.  Auch  kann  man 
altes  Leder  verbrennen,  dessen  Gestank  die  Hexe  vertreibt.  (St.  Rade- 
gund.) 

Gegen  böse  Wetter  hilft  das  Wetterschießen,  welches  jedoch, 
bevor  das  Wetter  losgebrochen,  vorgenommen  werden  muß.  (Mittel- 
steier.   St.  Radegund.) 

Das  zum  Wetterschießen  benützte  Pulver  muß  geweiht  sein. 
(St.  Georgen  a.  d.  St.) 


VOLKSMEINUNG  UND  VOLKSABERGLAUBE  etc.         391 

Wenn  man  beim  Wetterschießen  alte  Hufnägel  in  die  Polier 
lädt,  so  schießt  man  die  Hexe  herab,  falls  das  Wetter  ein  gehextes  ist. 
(Altenburg  bei  Spielfeld.) 

Gegen  böse  Wetter  hilft  das  Wetterläuten  in  den  eigens  zu 
diesem  Behufe  errichteten  hölzernen  oder  wohl  auch  steinernen  Wetter- 
thürmen.     (St.  Radegund.) 

Gegen  Wetter  schaden  schützt  auch  ein  bestehendes  altes 
Gebet  zum  heiligen  Donatus  [Donar?]     (Kainach.) 

Findet  man  in  den  Hagelkörnern  ein  Haar,  so  ist  dies  ge- 
hexter Hagel.     (Untervogau.) 

Die  Körner  des  Hagels,  den  Unser  Herrgott  schickt,  sind  nur 
so  groß  wie  die  Körner  des  Türkenweizens  (Mais),  alle  größeren 
Hagelkörner  finden  sich  nur  bei  Wettern,  welche  gehext  worden  sind. 
(St.  Veit  am  Vogau.) 

Was  durch  den  Hagel  bei  gehextem  Wetter  an  Frucht  zer- 
schlagen wird,  gehört  denen,  die  das  Wetter  gemacht  haben:  dem 
Teufel  und  den  Wetterhexen.     (Haslach.) 

Ein  Wirbelwind,  der  sich  erhebt,  heißt  der  „Schratl",  weil 
ihn  der  Teufel  (welcher  in  vielen  Gegenden  unter  dem  Ausdrucke 
„Schratl"  verstanden  wird)  hervorbringt.     (Ober-Vogau.) 

Kinderleben. 

Kinder,  die  am  ersten  Sonntag  im  Neumond,  der  aber  am  vorher- 
gehenden Freitag  eingetreten  sein  muß,  zur  Welt  kommen,  heißen 
Neusonntagskinder.  Solche  besitzen  außerordentliche  Eigenschaften: 
sie  stehen  mit  den  Geistern  in  unmittelbarer  Verbindung,  sehen  das 
Treiben  der  Unholde  und  Gespenster,  wissen  vergrabene  Schätze  zu 
finden,  kennen  das  künftige  Schicksal  lebender  Menschen  und  haben 
Kenntniß  von  dem  Zustande  abgeschiedener  Seelen.  Die  Neusonntags- 
kinder  sind    bei   allen  Unternehmungen   glücklich.     (Mittelsteiermark.) 

Ein  ungetauftes  neugeborenes  Kind  soll  man  außer  dem  Hause 
Niemandem  zeigen,  es  könnte  demselben  ein  böses  Auge  schaden. 
(Allgemein.) 

Ein  kleines  Kind  soll  man  überhaupt  nicht  Jedem  ansehen 
lassen,  es  könnte  sonst  leicht  „verschrieen"  werden.     (Allgemein.) 

Wenn  kleine  Kinder  Jemand  übermäßig  lobt,  so  werden  sie 
„verschrieen".  Dagegen  hilft,  wenn  die  Mutter  das  Kind  anbläst  und 
ihm  mit  der  Hand  von  der  Stirne  über  den  Scheitel  nach  dem  Hinter- 
kopfe fährt     (Labuttendorf.) 


302  A.  SCHLOSSAR 

Wenn  kleine  Kinder  nießen,  soll  man  rasch  darauf  sagen: 
„Helf  uns  Gott",  dann  hat  der  böse  Feind  keine  Macht  über  sie. 
(Allgemein.) 

Das  neugeborene  Kind  muß  sobald  als  möglich  zur  Taufe  ge- 
tragen werden;  früher  darf  es  ja  nicht  mit  dem  künftigen  Namen 
benannt  werden,  sonst  stirbt  es  bald  darauf.     (Obersteiermark.) 

Ein  Kind  vor  dem  vollendeten  ersten  Lebensjahre  soll  man 
weder  messen,  noch  wägen,  auch  dasselbe  nicht  abwägen,  sonst  nimmt  es 
nicht  mehr  zu.   (Obersteiermark.) 

Die  Nägel  müssen  dem  kleinen  Kinde  abgebissen,  sie  dürfen 
ja  nicht  abgeschnitten  werden,  sonst  geschieht  dem  Kinde  Böses. 
(Obersteiermark.) 

Wenn  Kinder  nach  einer  Speise  lüstern  sind,  die  man  gerade 
ißt,  so  soll  man  ihnen  davon  geben,  sonst  bekommen  sie  für  immer 
einen  Abscheu  davor,  auch  können  sie  sonst  ein  Muttermal  oder  einen 
Fleck  am  Leibe  bekommen.     (Mittelsteiermark.) 

Wenn  Kinder  im  Schlafe  lächeln,  so  spielen  —  für  den  Be- 
schauer unsichtbar  —  die  Engel  mit  ihnen.    (Murthal.) 

Bemerkt  man  am  Halse  eines  Kindes  einen  Ring,  der  rings 
um  den  Hals  läuft,  so  ist  es  dem  Kinde  für  die  Zukunft  bestimmt, 
durch  den  Strang  oder  durch   das   Schwert  zu  sterben.     (Preding.) 

Man  soll  sich  davor  hüten ,  daß  die  Windeln  des  neugeborenen 
Kindes  der  Mond  bescheine;  es  hat  dies  sehr  üble  Folgen.  (Ober- 
steiermark.) 

Das  Zurücktaufen  des  Kindes,  d.  h.  die  Wahl  eines  Tauf- 
namens, welcher  in  der  Reihe  der  Kalendertage  auf  einen  früheren 
Tag  fällt  als  der  Geburtstag,  ist  schädlich.     (Allgemein.) 

So  lange  die  kleinen  Kinder  nicht  getauft  sind,  haben  Hexen 
und  böse  Geister  über  dieselben  große  Macht.    (Murthal.) 

Wenn  die  Kinder  am  Weihnachtsabend,  Aschermittwoch  oder 
am  Charfreitag.  also  an  den  größten  Fasttagen  des  Jahres  nicht  fasten 
wollen  und  immer  zu  essen  verlangen,  so  kommt  der  „Gaberlbub", 
ein  häßliches  Gespenst,  und  schneidet  den  Kindern  den  Bauch  auf. 
(Oberseibersdorf.) 

Wenn  die  Kinder  schreien  und  nicht  folgen  wollen,  so  kommt 
der  „Schnappauf",  ein  Unhold  mit  einem  großen  Schnabel,  und  beißt 
die  Unfolgsamen.    (St.  Veit  am  Vogau.) 

Die  Mutter  des  neugeborenen  Kindes  soll,  ehe  sie  selbst  nach 
der  Geburt  in  der  Kirche    gewesen,  nicht  vor  die  Dachtraufe  hinaus 


VOLKSMEINUNG  UND  VOLKSABERGLAUBE  etc.         393 

erehen;  verlangen  dringen  de  Geschäfte  doch  ihre  Anwesenheit  außer 
dem  Hause,  so  soll  sie  die  Grenze,  welche  die  Dachtraufe  bildet, 
nicht  überschreiten,  ohne  vorher  die  ausgehobene  Thüre  des  Schweine- 
stalls über  den  Kopf  genommen  zu  haben.     (Obersteiermark.) 

Krankheiten. 

Gegen  Kreuzweh  ist  gut,  Alaun  in  einem  Säckchen  zu  tragen. 
(Allgemein.) 

Gegen  Gliedschwamm,  Warzen,  Kröpfe  u.dgl.  hilft  es,  wenn 
man  sieh  diese  Gewächse  von  einem  Kundigen  abbeten  läßt.  Der  zu 
Heilende  läßt  das  Gewächs  vom  Monde  bescheinen  und  der  Ab- 
betende fährt  mit  einem  Feuersteine  um  das  Gewächs  herum,  indem 
er 'sagt:  Ähnlmann,   Ähnlmann, 

Schau    doch   den   Grliedschwamm  an, 
Steht  er  gut  an, 
So  bleib'   er  dran, 
Steht  er  schlecht  an, 
So  bleib'  er  davon. 

(Pusterwald.) 

Gegen  Nasenbluten  hilft  es,  wenn  man  den  kleinen  Finger 
der  linken  Hand  oder  die  kleinen  Finger  beider  Hände  fest  mit  einem 
Faden  umbindet.     (St.  Georgen  a.  d.  St.) 

Gegen  Gelbsucht  hilft  es,  wenn  man  in  einen  goldenen  oder 
vergoldeten  Kelch  hineinschaut,  oder  einen  goldenen  Ring  trägt. 
(Trofaiach.) 

Ein  gutes  Mittel  gegen  Gelbsucht  ist  eine  Goldmünze,  worauf 
ein  Heiliger  dargestellt  ist,   die  man  um  den  Hals  hängt.     (Graz.) 

Gegen  Zahnweh  hilft  das  Reiben  der  Wange  an  der  leidenden 
Stelle  mit  einem  Todtenbein.     (Mittelsteiermark.) 

Gegen  Blatternarben,  Sommersprossen  und  Warzen  hilft  es, 
wenn  diese  des  Morgens  mit  einer  schwarzen  Wegschnecke  über- 
strichen werden.     (Leibnitz.) 

Ein  Mittel  ge$ren  Warzen  ist  das  folgende:  Man  machein  einen 
Seidenfaden  so  viele  Knoten,  als  man  Warzen  hat,  nachdem  man 
jede  Warze  vorher  damit  umwunden,  sodann  lege  man  den  Faden 
unter  die  Dachtraufe,  und  wenn  der  Faden  verfault  ist,  sind  auch  die 
Warzen  verschwunden.     (Gabersdorf.) 

Wer  vom  Dache  im  Winter  einen  Eiszapfen  herabschlägt,  be- 
kommt  Halsweh.     (Obersteiermark.) 

Wer  aus  Schadenfreude  lacht  oder  im  Finstern  trinkt,  bekömmt 
einen  Kropf.     (Kirchberg  a.   d.  Raab.) 


394  A-  SCHLOSSAR 

Das  warme  Blut  eines  Hingerichteten  hilft  gegen  die  Epilepsie. 
(Knittelfeld.) 

Gegen  das  Fieber  hilft  es,  wenn  man  auf  einen  Zettel  die 
Worte  schreibt:  Fieber  bleib'  aus, 

Ich  bin  nit  zu   Haus'. 
Mit  diesem  Zettel    muß  man  auf  einen  Steg  treten  und  das  Blatt  nach 
rückwärts  in  den  Bach  werfen.     (St.   Georgen  a.  d.  St.) 

Derselbe  Spruch  hilft  auch,  wenn  er  auf  die  Stallthüre  geschrieben 
wird   ( —  dem  Vieh?  — )     (Preding.) 

Wer  das  Fieber  vertreiben  will,  nimmt  etwas  Stroh  oder 
Weidenruthen,  in  ein  Büschelchen  gebunden,  geht  damit  zum  Bache, 
bleibt  auf  dem  Stege  stehen  und  sagt: 

Der  Herr  Jesus  begegnet  das  Fieber  auf  dem   Steg, 
Der  Herr  Jesus  sagt  zu  dem  Fieber:   geh'   mir  aus  dem   Weg, 
Verlass'   mich  und  geh'   fort, 
Komm'   nimmer,   wie  das  Wasser  dort. 
Dabei  wirft  er  das  Büschlein  in  das  Wasser.    (St.  Georgen  a.  d.  St.) 

Um  den  Keuchhusten  der  Kinder  zu  vertreiben,  läßt  man 
diese    mit   einem  Hunde  aus  einer  Schüssel  essen.     (Mittelsteiermark.) 

Gegen  Seitenstechen  hilft  es,  wenn  man  etwas  Wagenschwärze, 
die  sich  durch  das  Fahren  an  der  Radachse  bildet,  einen  Tag  lang 
in  der  Seitentasche  des  Rockes  trägt.     (Mittelsteiermark.) 

Ist  im  Hause  Jemand  schwer  krank,  so  soll  eine  Person  aus 
dem  Hause  drei  (wohl  hartgekochte  abgeschälte?)  Eier  nehmen,  zu 
einem  Ameisenhaufen  gehen,  die  Eier  darin  vergraben,  dabei  beten 
und  fortgehen,  ohne  sich  umzuschauen.  Sobald  die  Eier  von  den 
Ameisen  verzehrt  sind,  wird  auch  der  Kranke  gesund.  (St.  Veit  am 
Vogau.) 

Gegen  Augenleiden  hilft  es,  wenn  man  sich  Morgens  mit  dem 
Thau,  der  an  den  Blättern  hängt,  die  Augen  wäscht.  (St.  Georgen  a.  d.  St.) 

Tod. 

Wenn  die  Kirchenglocken  einen  klagenden  Ton  erschallen 
lassen,  so  stirbt  bald  Jemand.    (Allgemein.) 

Träumt  Einem,  daß  ihm  ein  Zahn  ausgefallen  ist,  so  stirbt 
bald  ein  Freund  oder  eine  verwandte  Person.     (Murthal.) 

Wo  der  Rauch  hinzieht,  wenn  man  das  Bettstroh  des  Ver- 
storbenen verbrennt,  dort  findet  das  nächste  Leichenbegängniß  darauf 
statt.     (Studenzen.) 

Wenn  man  beim  Zerschneiden  eines  Apfels  einen  Kern  mit 
zerschneidet,   so  stirbt  man  in  demselben  Jahre.    (Wartberg.) 


VOLKSMEINUNG  UND  VOLKS  ABERGLAUBE  etc.  395 

Sieht  man  im  Zimmer  Abends,  wenn  der  Mond  durch  das  Fensfer 
scheint,  einen  Sarg,  so  stirbt  bald  Jemand  daselbst.     (Gleisdorf.) 

Wenn  auf  der  Hand  leichenfarbene  Flecke,  sog.  „Leichen- 
flecke" sichtbar  werden,    so  stirbt  man  bald   darauf.     (Gleisdorf.) 

Ist  ein  Angehöriger  oder  ein  Freund  im  Sterben,  ohne  daß 
man  es  weiß,  so  kann  man  in  der  betreffenden  Nacht  nicht  schlafen. 
(Gleisdorf.) 

Sterben  viele  Kinder,  so  kommen  schlechte  Zeiten,  denn  „da- 
vor wollte  sie  der  liebe  Herrgott  bewahren".     (Murfeld.) 

Ist  der  Mensch  gestorben,  so  öffne  man  rasch  darauf  das 
Fenster,  „damit  die  Seele  hinauskann".     (Mittelsteiermark.) 

Sobald  der  Mensch  gestorben  ist,  soll  die  Uhr  im  Zimmer  so- 
gleich aufgezogen  werden,  damit  der  Seele  des  Verstorbenen  das 
Emporschweben  erleichtert  werde.     (Gaal.) 

Über  den  Leichnam  des  Todten  wird  ein  Bindfaden  gelegt 
„um  die  Streckung  zu  befördern"  und  zu  verhindern,  daß  der  Leich- 
nam von  bösen  Geistern  geraubt  wird.     (Gaal.) 

Ist  bei  einem  Leichenbegängniß  ungestümes  regnerisches 
Wetter,  so  ist  die  Seele  „selig",  desgleichen,  wenn  die  Glocken  hell 
ertönen.     (Gleisdorf.) 

Nach  welcher  Richtung  die  Glocken  bei  einem  Leichen- 
begängniß „recht  klingen",  von  dorther  kommt  der  nächste  Leichen- 
zug.    (St.  Veit  am  Vogau.) 

Feste   und    bedeutsame  Zeiten   im  Jahre. 

Am  Neujahrstag  sowie  auch  am  ersten  Weihnachtsfeiertag 
sollen  Hausherr  und  Hausfrau  bei  Tage  nicht  schlafen,  denn  sonst 
verschlafen  sie  einen   „Schober"  Weizen.     (Straden.) 

Begegnet  Einem  am  Neujahrstage  zuerst  ein  altes  Weib, 
so  hat  man  das  ganze  Jahr  hindurch  Unglück.     (Gabersdorf.) 

Am  Mathiastag  (24.  Februar)  in  der  Früh  soll  man  nach 
dem  Nebel  schauen;  man  kann  daraus  erkennen,  von  welchem  Stande 
die  Mehrzahl  im  Jahre  sterben  wird:  steht  der  Nebel  hoch,  so  sterben 
Hohe  und  Reiche,  steht  er  nieder,  so  sterben  meist  Leute  vom  nie- 
deren Volke.     (Graz.) 

Am  Faschingdienstag  soll  man  nicht  spinnen,  sonst  wird 
das  Vieh  „damisch"   (toll).     (Unter -Vogau.) 

Am  Faschingdienstag  muß  man  tanzen,  sonst  gerathen  die 
Rüben  nicht.     (Unter -Vogau.) 


396  A.  SCHLOSSAR 

Wenn  man  sich  mit  Märzenschnee  wäscht,  so  wird  man 
schön.    (St.  Georgen  a.  d.  St.) 

Bis  zum  Gert  ruditag  (17.  März)  muß  man  die  Winterarbeit 
beim  Spinnen  abgethan  haben,  sonst  beißt  die  Maus  den  Faden  von 
der  Spindel  ab.     (Mürzthal,  auch  allgemein  in  Obersteiermark.) 

Von  den  Palmzweigen,  welche  am  Palmsonntag  geweiht 
werden,  soll  man  drei  Kätzchen  verschlucken;  es  ist  dies  für  den 
Menschen  sehr  heilsam.     (Schäffern.) 

Die  Palmzweige  sollen  im  Hause  in  allen  Räumen  aufgesteckt 
werden,  dies  bewahrt  vor  Blitz,  Feuer,  Krankheit  und  vor  allem  Übel. 
(Allgemein.) 

Am  Gründonnerstag  fliegen  die  Kirchenglocken  nach  Rom. 
(Allgemein.) 

Vom  Gründonnerstag  an  bis  zum  Ostersonntag  soll  nicht  in 
der  Erde  gearbeitet  (geackert,  gegraben  u.  dgl.)  werden,  weil  wäh- 
rend dieser  Zeit  „unser  Herrgott  in  der  Erde  geruht  hat".  (Mittel- 
steiermark.) 

Eier,  die  am  Gründonnerstag  gelegt  wurden  und  die  zu 
Ostern  geweiht  werden,  sind,  im  Felde  vergraben,  gut  gegen  Hagel 
und  Ungeziefer.    (St.  Georgen  a.  d.  St.) 

Wenn  am  Charfreitag  ein  Leichenbegängniß  ist,  so  sterben 
in  demselben  Orte  und  in  demselben  Jahre  der  Pfarrer  und  der 
Schulmeister.    (Modriach.) 

Am  Charfreitag  und  am  Pfingstsonntag  gibt  man  dem  Vieh 
Weihwasser,   damit  die  Hexe  ihm  nicht  schade.    (St.  Radegund.) 

Am  Charfreitag  und  am  Pfingstsonntag  soll  man  auch  das 
Getreide  mit  Weihwasser  befeuchten.    (St.  Radegund.) 

Am  Ostersonntag  findet  frühmorgens  in  der  Kirche  die  „Weihe" 
des  sogenannten  Weihfieisches  und  anderer  Eßwaaren  statt.  Jene3 
Mädchen,  welches  mit  den  geweihten  Sachen  aus  der  Kirche  zuerst 
heimkommt,  wird  unter  allen  Mädchen  im  Dorfe  zuerst  heiraten. 
(Allgemein.) 

Zu  Ostern  soll  man  neunerlei  Weihfleisch  essen,  d.  h.  außer 
im  eigenen  Hause  noch  in  acht  verschiedenen  Häusern,  dann  kann 
Einem  ein  wüthender  Hund  nichts  anhaben.  (Ober-Vogau.)  Man  wird 
davon  besonders  stark.     (Marburg.) 

Am  Pfingstsonntag  soll  man  nicht  schlafen,  sonst  ist  man  das 
ganze  Jahr  hindurch  immer  verschlafen  und  ohne  Eifer.   (Mitterlabill.) 

Zu  Pfingsten  sollen  ihrer  Neun  einen  gebratenen  Vogel  essen. 
(Oberseibersdorf.) 


VOLKSMEINUNG  UND  VOLKSABERGLAUBE  etc.  397 

In  der  Pfingstnacht  soll  mit  Peitschen  „geschnalzt"  werden, 
damit  kann  man  die  Hexen  vertreiben.     (Ober-Vogau.) 

Wenn  man  in  der  St.  Johannisnacht  —  Sonnwendnacht  — 
(24.  Juni)  zwei  Stengel  des  „Schmalgrases1',  welche  dicht  nebenein- 
ander stehen,  in  gleicher  Höhe  abschneidet  und  am  nächsten  Tage 
nachsieht,  welcher  der  Halme  sich  verlängert  hat,  so  lebt  man,  wenn 
dies  der  Halm  zur  Rechten  ist,  noch  lange,  im  gegentheiligen  Falle 
aber  stirbt  man  bald.     (Ranten.) 

Wenn  eine  Magd  in  der  Johannisnacht  zwei  Stöcke,  von 
deren  einem  die  Rinde  abgelöst  ist,  im  Bette  unter  dem  Stroh  ver- 
birgt, so  erfährt  sie,  wenn  sie  am  nächsten  Morgen  das  Stroh  auf- 
rüttelt und  ihr  der  geschälte  Stock  zuerst  in  die  Hände  fällt,  daß  sie 
einen  Witwer  heiraten  wird ;  trifft .  sie  zuerst  auf  den  ungeschälten 
Stock,  so  ist  der  Bräutigam  ein  Junggeselle.     (Rantenthal.) 

Zählt  ein  Mädchen  in  der  Johannisnacht  die  Zaunstecken  ab 
und  trifft  sie  den  hundertsten  derselben  krumm  an,  so  erhält  sie  einen 
krummen  Mann.     (Rantenthal.) 

Klopft  ein  Mädchen  in  der  Johannisnacht  Mitternachts  an 
eine  Schafstallthüre  und  es  blökt  ein  alter  Bock,  so  bekommt  sie 
einen  alten  Mann,  meckert  ein  junges  Kitzlein,  so  wird  der  Bräutigam 
jung  sein.    (Rantenthal.) 

In  der  Johannisnacht  soll  man  nach  Schätzen  graben,  man 
findet  solche  zu  jener  Zeit  am  leichtesten.    (Obersteiermark.) 

Ein  Mädchen,  das  in  der  Johannisnacht  zu  einem  stillen 
Gewässer  geht,  erblickt  im  Spiegel  des  Wassers  seinen  zukünftigen 
Bräutigam.    (Übersteiermark.) 

Am  St.  Margarethentag  (20.  Juli)  darf  man  kein  Korn  ein- 
führen, sonst  kommt  ein  Gewitter  und  es  schlägt  ein.    (Neudorf.) 

Vor  dem  St.  Michaelstag  (29.  September)  soll  ein  Erwachsener 
keine  Weintrauben  essen;  damit  erlöst  er  eine  arme  Seele.    (Jahring.) 

In  der  St.  Thomasnacht  (21.  December)  kann  ein  Mädchen 
den  ihr  bestimmten  Bräutigam  sehen,  wenn  es  zu  einem  Zwetschken- 
baum geht,  denselben  dreimal  schüttelt  und  sagt: 

Zwetschkenbaum,  i   schüttel  dich, 
I  bittel  dich,  i  bittel  dich ! l). 

In  der  St.  Thomasnacht  haben  alle  bösen  Mächte  am  meisten 

Gewalt.    (Allgemein.) 


»)  Bittein   heißt   in  der  Mundart  „freien",    eine  Braut   suchen,    der  Bittelmann 
heißt  der  Brautwerber. 


398  A.  SCHLOSSAR 

In  der  St.  Thomasnacht  blasen  die  Kuhhexen  auf  ihrem  Kuh- 
horn  und  verzaubern  dadurch  die  Kühe.     (Mittelsteiermark.) 

In  der  St.  Thomasnacht  kann  man  die  Ereignisse  des  nächsten 
Jahres  erlauschen,  wenn  man  in  den  Ofen  schaut  oder  sich  auf  den 
Rasen  niederlegt.    (Raabthal.) 

Am  Weihnachtsabend  soll  man  im  Hause  Räucherungen  und 
Besprengungen  mit  Weihwasser  vornehmen,  damit  die  Hexen  und 
bösen  Geister  keine  Gewalt  haben.     (Obersteiermark.) 

Am  Weihnachtsabend  gibt  man  dem  Vieh  Nußkerne  in  das 
Futter,    welche   geheime  gute  Wirkungen  besitzen.    (Obersteiermark.) 

Am  Weihnachtsabend  soll  das  Essen  aus  neun  Gerichten 
bestehen.     (Unter -Vogau.) 

In  der  Christnacht  redet  das  Vieh;  wer  es  belauscht,  kann 
sich  davon  überzeugen  und  merkwürdige  Dinge,  auch  wohl  Prophe- 
zeihungen  fürs  nächste  Jahr  vernehmen.    CAllgemein.) 

In  der  Christnacht  kann  man  bei  der  Mette  die  Hexen  in  der 
Kirche  sehen,  wenn  man  durch  das  Astloch  eines  Sargbrettes  blickt; 
die  Hexen  haben  dann  für  den  Beschauer  einen  Melkstuhl  auf  dem 
Kopfe  und  stehen  mit  dem  Rücken  gegen  den  Altar.    (Mittelsteiermark.) 

In  der  Christnacht  sieht  man,  wenn  man  um  zwölf  Uhr 
Nachts  sich  auf  einen  Kreuzweg  stellt,  auf  allen  Häusern  einen  Sarg, 
in   denen  das  nächste  Jahr  Jemand  stirbt.    (Mittelsteiermark.) 

Wer  in  der  Christnacht  während  der  Mette  auf  ein  Sargbrett 
schaut,  das  aus  der  Erde  gegraben  wurde,  der  sieht  Alles,  was  sich 
im  nächsten  Jahre  ereignet,  in  kleiner  Gestalt  darauf,  er  sieht  auch, 
wer  im  nächsten  Jahre  stirbt.     (Allgemein.) 

Wenn  ein  Mädchen  in  der  Christnacht  in  den  Ofen  schaut, 
erblickt  es  darin  den  künftigen  Bräutigam.     (Allgemein.) 

Wer  in  der  Christnacht  Musik  hört,  heiratet  in  dem  nächsten 
Jahre,  wer  laut  beten  hört,  stirbt  im  darauffolgenden  Jahre.  (St.  Rade- 
gund.) 

In  der  Chr  i  stn  a  cht  oder  in  der  Neuj  ah  rsnach  t  kann  man 
durch  Blei-  oder  Wacbsgießen  die  Ereignisse  der  Zukunft  erfahren. 
(Allgemein.) 

Wenn  ein  Mädchen  in  der  Christnacht  einen  Arm  voll  Holz- 
scheiter nimmt  und  diese  sodann  abzählt,  so  deutet  die  gerade  Zahl 
der  Scheiter  auf  Glück  und  Heirat.     (Graz.) 

Wenn  man  in  der  Chr  ist  nach  t,  bevor  man  in  die  Mette  geht, 
ein  Häufchen  Asche  macht  und,  aus  der  Kirche  zurückgekommen, 
einen  Riß  in  der  Asche  findet,  so  stirbt  bald  irgendjemand  im  Hause; 


VOLKSMEINUNG  UND  VOLKSABERGLAUBE  etc.  399 

ist  auf  der  Asche  die  Spur  von  „etwas  Darübergelaufenem",  so  geht 
ein  Stück  Vieh  bald  darauf  zu  Grunde.     (Mittelsteiermark.) 

Wenn  man  in  der  Christo  a  ch  t  eine  Zwiebel  in  zwölf  Schalen 
zerlegt,  Schlag  zwölf  Uhr  etwas  Salz  in  jede  Schale  streut,  nachdem 
m;m  vorher  jede  dieser  Schalen  mit  dem  Namen  eines  Monates  be- 
zeichnet hat,  so  ersieht  man,  ob  in  dem  betreffenden  Monate  des 
Jahres  nasses  oder  trockenes  Wetter  vorherrschen  wird,  je  nachdem 
das  Salz  trocken  bleibt  oder  „schwitzt".     (St.  Radegund.) 

In  der  Christnacht  kann  man  erfahren,  wer  im  Dorfe  im 
nächsten  Jahre  stirbt;  man  steckt  zu  diesem  Behufe  um  Mitternacht 
den  Kopf  verkehrt,  so  daß  man  nach  aufwärts  blickt,  zum  Fenster 
hinaus  und  sieht  auf  dem  Giebel  des  Hauses,  in  dem  Jemand  sterben 
soll,  in  dieser  Stellung  einen  Sarg.     (Preding.) 

Wenn  am  Weihnachtsabend  beim  Abendessen  die  Hausfrau 
am  Tische  bis  zu  Eude  des  Essens  sitzen  bleibt,  dann  bleiben  im 
nächsten  Jahre  die  Bruthühner  gerne  auf  den  Eiern  sitzen  und  brüten 
viele  Küchlein  aus.     (Mittelsteiermark.) 

Am  Weihnachtsabend  soll  man  die  Hühner  in  einem  großen 
Faßreif  füttern,  dann  geht  im  nächsten  Jahre  kein  Huhn  fort,  um 
in  anderen  Häusern  Eier  zu  legen.     (Unter -Vogau.) 

Damit  die  Hühner  vor  dem  „Schratel"  und  vor  dem  „Hühner- 
geist", zwei  Gespenstern,  welche  ihnen  viel  Schaden  anthuu,  sicher 
sind,  legt  man  am  Weihnachtsabend  einen  Roßschädel  auf  den 
Hühnerstall.   (Voitsberg.) 

Am  St.  Stephanstag  (26.  December)  gibt  man  den  Pferden 
und  dem  Rindvieh  Brot,  das  mit  geweihtem  Salz  bestreut  ist. 
(St.  Georgen  a.  d.  St.) 

In  der  Neujahrsnacht  kann  man  durch  Bleigießen  die  Zu- 
kunft erforschen,  sowie  auch  erfahren,  ob  der  Geliebte  treu  ist;  bildet 
das  Blei  kleine  Kügelchen,  so  ist  der  Geliebte  stets  treu  geblieben; 
entstehen  unförmige  Brocken,  so  ist  er  treulos  gewesen.  Die  Formen 
und  Gestalten,  welche  das  Blei  im  Übrigen  annimmt,  deuten  auf  die 
Ereignisse  des  nächsten  Jahres,  welche  die  bleigießende  Person  be- 
treffen; z.  B.  bedeutet  ein  Sarg  einen  Todesfall,  eine  Wiege  zeigt 
Familienzuwachs  an,  ein  Herz  Glück  in  der  Liebe  u.  dgl.  (Zunächst 
Obersteiermark,  jedoch  auch  allgemein.) 

Mädchen,  welche  wissen  und  erfahren  wollen,  ob  ein  Bräutigam 
im  nächsten  Jahre  ins  Haus  kommen  wird,  werfen  im  Zimmer  um 
zwölf  Uhr  in  der  Neujahrsnacht  einen  ihrer  Schuhe  über  die 
Achsel   gegen   die  Thüre  zu;  steht  die  Spitze  des  Schuhes  gegen  das 


400  A.  SCHLOSSAR 

Zimmer  herein,  so  erscheint  der  erwünschte  Bräutigam  im  Laufe  des 

Jahres.    Es  muß   jedoch    dreimal    geworfen  werden    und    immer    mit 

dem   gleichen  Erfolge,    wenn    dies    wirklich  „ausgehen"    soll.    (Ober- 
steiermark, jedoch  auch  allgemein.) 

Vermischter  Volksaberglaube. 

Wenn  man  auf  der  Erde,  in  der  Nähe  von  Bäumen  oder  un- 
heimlichen Orten  ein  Licht  (kleines  Flämmchen)  brennen  sieht,  so 
ist  an  der  Stelle  Geld  vergraben,  es  „brennt  der  Schatz  aus".  Wenn 
man  einen  Rosenkranz  darauf  wirft,  so  versinkt  der  Schatz  nicht  und 
man  kann  ihn  heben.    (Ober-Racknitz.) 

Ein  Kerzenlicht,  welches  man  auslöschen  will,  soll  man  aus- 
blasen, da  der  hiernach  aufsteigende  Rauch  den  Teufel  vertreibt. 
(Gegend  von  Knittelfeld.) 

Wer  mit  einer  geweihten  angezündeten  Kerze  an  einen  feuer- 
gefährlichen Ort,  z.  B.  auf  den  Heuboden  kommt,  braucht  keine 
besondere  Vorsicht  zu  beobachten,  da  ein  geweihtes  Licht  nie  eine 
Feuersbrunst  hervorbringt.    (Knittelfeld.) 

An  einem  Freitag  soll  man  im  Hause  keine  Wäsche  waschen, 
da  sonst  gefährlicher  Donner  und  Blitz  die  üblen  Folgen  sind.  (Gaal.) 

An  einem  Freitag  soll  man  überhaupt  nichts  unternehmen, 
da  kein  Unternehmen  glückt,  das  man  an  diesem  Tage  begonnen; 
insbesondere   soll  man  keine  Reise  am  Freitag  antreten.     (Allgemein.) 

Der  Strick  eines  Selbstmörders  ist  ein  besonderes  Schutz-  und 
Zaubermittel.    (Gaal.) 

Der  Strick,  mit  dem  Jemand  hingerichtet  wurde,  ist  ebenfalls 
gut  gegen  Zauberei.     (Allgemein.) 

Wer  einen  kurzen  Daumen  hat,  gibt  nicht  gern  und  zahlt 
schwer.    (Murfeld.) 

Mit  „Fr  ei  kugeln"  trifft  mau  Alles  und  bannt  Menschen  und 
Wild,  so  daß  letzteres  stehen  bleiben  muß  und  völlig  schußgerecht 
ist.  Diese  Kugeln  werden  an  gewissen  „Lostagen"  unter  verschiedenen 
Sprüchen  gegossen.  Werden  sie  ins  Gewehr  geladen,  so  muß  noch 
etwas  „Geweihtes"  dazu  kommen,  z.  B.  Etwas  von  geweihten  Heiligen- 
bildern oder  dergleichen.     (St.  Georgen  a.  d.  St.) 

Wer  seine  Eltern  schlägt,  findet  im  Grabe  keine  Ruhe,  seine 
Hand  wächst  aus  dem  Grabe  hervor.    (Mittelsteiermark.) 

Die  Hand  des  Meineidigen  wächst  aus  dem  Grabe  und  brennt 
in  hellen  Flammen.     (Knittelfeld.) 


VOLKSMEINUNG  UND  VOLKS  ABERGLAUBE  etc.  401 

Schüttet  bei  einem  Festmahle  Jemand  ein  Glas,  das  mit  Wein 
oder  Wasser  gefüllt  ist,  aus,  so  gibt  es  im  Hause  bald  eine  Kinds- 
taufe oder  es  hat  diejenige  Person,  gegen  welche  die  ausgegossene 
Flüssigkeit   rinnt,    einen  Familienzuwachs    zu   erwarten.    (Allgemein.) 

Wer  ein  bis  zum  Rande  gefülltes  Trinkgefäß  vom  Tische 
aufheben  und  zum  Munde  führen  kann,  ohne  einen  Tropfen  zu  ver- 
schütten, ist  noch  jungfräulich.  (St.  Georgen  a.  d.  St.) 

Wem  beim  Spinnen  das  „Wickerl"  Werg  oder  Flachs  auf  die 
Spule  fällt,  so  kommt  an  demselben  Tage  ein  Brautwerber.  (St.  Georgen 
a.  d.  St.) 

Juckt  Einem  die  rechte  Hand,  so  muß  man  zahlen,  juckt  die 
linke  Hand,  so  bekommt  man  Geld.    (Allgemein.) 

Hat  man  das  sogenannte  Klingen  in  einem  Ohre  und  erräth 
die  nebenansitzende  Person  auf  die  Frage:  Welches  Ohr  klingt  mir? 
wirklich  das  betreffende  Ohr,  so  wird  ein  Wunsch,  den  man  sich  dabei 
im  Stillen  gedacht  hat,  erfüllt  oder  eine  Sache  geht  gut  aus.  (Allgemein.) 

Gähnen  am  Schlüsse  des  alten  Jahres  ist  ein  gutes  Zeichen 
für  das  neue.    (St.  Georgen  a.  d.  St.) 

Stößt  beim  Tische  Jemand  das  Salzfaß  um,  so  gilt  dies  als 
Vorzeichen  eines  Unglückes  oder  Verdrusses.     (Allgemein.) 

Wenn  bei  einem  Tische  Dreizehn  sitzen,  so  trifft  eine  Person 
davon  bald  ein  Unglück  oder  es  stirbt  Jemand  aus  der  Gesellschaft 
innerhalb  eines  Jahres.     (Allgemein.) 

Es  bedeutet  Unglück,  wenn  Einem  des  Morgens  zuerst  ein  altes 
Weib  begegnet.     (Allgemein.) 

Man  hat  an  dem  Tage  Unglück,  an  dem  man  zuerst  mit  dem 
linken  Fuße  aus  dem  Bette  steigt.     (Allgemein.) 

Man  erfährt  an  dem  Tage  etwas  Gutes,  wenn  das  rechte,  und 
etwas  Böses,  wenn  das  linke  Ohr  saust.    (Allgemein.) 

Wenn  man  einem  geliebten  Mädchen  eine  Nadel  gibt,  ohne  sie 
früher  angelacht  zu  haben,  so  „ersticht"  man  die  Liebe.     (Allgemein.) 

Einer  geliebten  Person  soll  man  keinen  spitzen  Metallgegenstand 
(Nadel,  spitzes  Messerchen  oder  dergleichen)  schenken,  es  „ersticht" 
dies  die  Zuneigung.    (Allgemein.) 

Wenn  ein  Küchen feuer  nach  dem  Abkochen  nicht  mit  dem 
heiligen  Kreuzzeichen  gesegnet  wird,  so  kommt  über  Nacht  der  Teufel 
und  brät  daran  seine  Seelen.    (Obersteiermark.) 

Wer  das  Wort  „Zauberer"  oft  ausspricht,  wird  von  den  Zau- 
berern zerrissen;  wer  das  Gleiche  mit  dem  Worte  „Donner"  thut, 
wird  vom  Blitze  getroffen.    (Obersteiermark.) 

GERMANIA.    Neue  Reihe  XXIV.  (XXXVI.)  Jahrg.  27 


402 


A.  SCHLOSSAR 


Kommt  man  in  ein  fremdes  Haus,  so  soll  man  den  angebotenen 
Sitz  annehmen,  sonst  trägt  man  beim  Fortgehen  den  Leuten  „den 
Schlaf  aus."     (Allgemein.) 

Mädchen  und  Weiber,  die  ihren  Geliebten  und  Männern  die 
Treue  brechen,  finden  nach  dem  Tode  keine  Ruhe  im  Grabe  und 
müssen  auf  feurigen  Ziegenböcken  nächtlicher  Weile  über  Berg  und 
Thal  reiten.     (Knittelfeld.) 

Leute,  bei  denen  die  Augenbrauen  zusammengewachsen  sind, 
haben  den  bösen  Blick.    (Unter -Vogau.) 

Der  „böse  Blick"  oder  das  böse  Auge  bringt  Anderen  stets 
Unglück,  es  kann  insbesondere  der  böse  Blick  auch  Vieh  behexen. 
(Knittelfeld.) 

Der  „böse  Blick"  macht,  daß  den  Leuten  übel  wird  und  daß 
sie  ganz  matt  werden.  Dagegen  hilft,  daß  man  drei  Kohlen  in  frisches 
Wasser  wirft,  damit  die  Stirne  benetzt  und  das  übrige  Wasser  trinkt. 
(Polstrau.) 

Das  „Verschreien",  d.  h.  übermäßiges  Loben  des  Viehes 
schadet  diesem  so,  daß  den  Kühen  die  Milch  ausgeht,  das  Vieh  über- 
haupt aber  immer  mehr  abnimmt  und  endlich  zu  Grunde  geht.  (All- 
gemein.) 

Das  Vieh  steht  um,  wenn  in  dem  Stalle  ein  Aas  oder  unter 
der  Thürschwelle  die  Klaue  eines  verreckten  Thieres  oder  eine  todte 
Kröte  vergraben  wird.     (St.  Georgen  a.  d.  St.) 

Gegen  das  gefährliche  „Verschauen"  des  Viehes  gibt  es  fol- 
gendes Mittel:  Man  zieht  sofort  darauf  das  Hemd  aus,  kehrt  es  um 
und  wischt  damit  dem  Thiere  von  hinten  über  den  Rücken  und  über 
die  Augen.     (Hart  bei  St.  Georgen  a.  d.  St.) 

Man  kann  auch  einen  Menschen  „verschreien";  wer  da  glaubt, 
ur  sei  „verschrieen",  der  soll  eine  Kohle  in  siedendes  Wasser  werfen  ; 
geht  sie  unter,  so  ist  man  verschrieen,  schwimmt  sie  oben,  so  ist  dies 
nicht  der  Fall.  Ist  die  Kohle  zu  Boden  gesunken,  so  wasche  man 
sich  mit  dem  Wasser  die  Augen  aus;  dies  hilft  dagegen.     (Anger.) 

Wer  auf  einen  Irrwi  seh  (eine  Irrwurzel)  tritt,  wird  in  der  Irre 
umhergeführt  und  kann  sich  selbst  am  hellen  Tage  nicht  mehr  zurecht 
finden.     (Allgemein.) 

Wenn  zwei  Personen  verschiedenen  Geschlechtes  gleichzeitig 
miteinander  gähnen,  so  müssen  sie  sich  gern  haben.     (Fernitz.) 

Wenn  eine  Frauensperson  ihr  Haar  verkauft,  so  bekommt  der 
Böse  Macht  über  sie.     (St.  Georgen  a.  d.  St.) 


VOLKSMEINUNG  UND  VOLKSABERGL\UBE  etc.  403 

Werden  in  einer  Gesellschaft  plötzlich  Alle  still,  so  geht  ein 
Engel  durch  das  Zimmer.     (Allgemein.) 

Die  weißen  Flecke  auf  den  Nägeln  bedeuten  Glück.  (Mittel- 
steiermark.) 

Wenn  man  in  einem  neuen  Aufenthaltsorte  zum  ersten  Male 
schläft,  so  soll  man  auf  den  Traum  achten,  dieser  ist  stets  vor- 
bedeutend.    (Allgemein.) 

Ein  Jäger,  der  beim  Fortgehen  zuerst  einem  alten  Weibe  be- 
gegnet, hat  eine  schlechte,  wenn  er  einem  schönen  Mädchen  begegnet, 
eine  gute  Jagd  zu  erwarten.    (Murthal.) 

Wenn  ein  Dieb  Etwas  von  dem  Gestohlenen  hinter  sich  wirft, 
so  wird  er  nicht  entdeckt.     (Ehrenhausen.) 

Wer  eine  consecrierte  Hostie  bei  sich  trägt,  kann  sich  un- 
sichtbar machen.     (Kapfenberg.) 

Wer  sieben  menschliche  Herzen  verzehrt,  wird  unsichtbar. 
(Knittelfeld.) 

Wenn  man  fein  gestoßenes  Todtengebein  unter  das  Pferde- 
futter mengt,  so  werden  die  Pferde  schön,  stark  und  lebhaft.  (Knittel- 
feld.) 

Gegen  erkranktes  Rindvieh  nimmt  man  Schweinsborsten,  bohrt 
ein  Loch  in  einen  Baum,  thut  die  Borsten  in  die  Öffnung  und  ver- 
keilt diese  sorgfältig,  worauf  das  Vieh  in  einigen  Stunden  genesen  ist. 
(Knittelfeld.) 

Ein  Messer  darf  nicht  auf  den  Rücken,  ein  Brotlaib  nicht 
auf  die  obere  Seite  hingelegt  werden,  sonst  müssen  im  ersteren  Falle 
„die  armen  Seelen  über  die  Schneide",  oder  es  gibt  im  zweiten  Falle 
irgend  ein  Unglück.    (Allgemein.) 

Ein  Mädchen,  welches  die  Treue  des  Geliebten  festbannen  will, 
begibt  sich  um  zwölf  Uhr  Nachts  auf  den  Friedhof,  nimmt  sieben 
Todtenschädel  und  eine  Zahl  Todtengebeine,  legt  diese  in  einem  Korbe 
auf  eine  Bahre  und  zieht  die  also  beladene  Bahre  hin  und  her,  worauf 
sie  sagt:  „Lieber  N.  N.  bleib'  Deinem  Mädchen  treu,  sonst  werden 
diese  Todten  in  Deine  Schlafkammer  dringen  und  Dich  und  meine 
Nebenbuhlerin  erwürgen."     (Obersteiermark.) 

Ein  Wunsch  geht  in  Erfüllung,  wenn  derselbe  ausgesprochen 
wird  in  dem  Momente,  da  eine  Sternschnuppe  fällt  oder  wenn  sogleich 
nach  dem  geäußerten  Wunsche  geniest  wird.     (Obersteiermark.) 

Auf  Kreuzwegen  treiben  Hexen,  Irrwische  und  böse  Geister 
in  gewissen  Nächten  ihr  Spiel,  auch  der  Teufel  hält  sich  gerne  an 
solchen  Stellen  auf.    (Allgemein.) 

27* 


404  A.  SCHLOSSAR 

Wenn  man  auf  dem  Felde  ißt,  so  soll  auf  dem  Platze,  wo  der 
Eßkorb  umgestürzt  als  Tisch  benützt  wird,  aus  zwei  Grashalmen  ein 
Kreuz  gemacht  werden,  es  kommen  dann  keine  Käfer  und  Spinnen 
ins  Essen.     (Mittelsteiermark.) 

Wer  beim  Lichtputzen  zufällig  das  Licht  auslöscht,  der  kommt 
am  nächsten  Sonntag  zu  spät  in  die  Kirche.     (Hitzendorf.) 

Wenn  eine  Person  das  „Schlucken"  (Aufstoßen  aus  dem 
Magen)  hat,  so  denkt  Jemand  an  sie.    (St.  Veit  am  Vogau.) 

Wenn  man  den  Ladstock  oder  das  Geschoß  eines  Gewehres 
mit  Glockenschwärze  (?)  bestreicht,  so  fällt  der  angeschossene  Hase 
erst  jenseits  des  Jagdgebietes,  wo  ihn  der  Jäger  nicht  mehr  aufheben 
darf,  oder  der  Schuß  geht  so  lange  nicht  los,  bis  der  Hase  über  der 
Grenze  ist.    (Gabersdorf.) 

Durch  den  „Diebssegen",  ein  kräftiges  Gebet  mit  vielen  Be- 
schwörungsformeln, welches  vor  Sonnenaufgang  gebetet  werden  muß, 
kann  Derjenige,  dem  eine  Sache  gestohlen  worden  ist,  den  Dieb  fest- 
bannen oder  ihn  zwingen,  den  Gegenstand  wieder  zurückzubringen. 
(Mittelsteiermark.) 

Die  Wünschelruthe  zeigt  ihrem  Träger  durch  Abwärtsneigen 
gegen  die  Stelle  zu  den  Ort  an,  wo  sich  verborgene  Schätze,  im  Berg- 
werke Erze,  auch  wohl  Quellen  und  Wasser  in  trockenen  Gegenden 
befinden.  Eine  solche  Ruthe  ist  der  vorne  gabelförmig  getheilte  Zweig 
einer  Haselstaude,  welche  in  einem  Jahre  einen  Trieb  von  sechs  Fuß 
Länge  gemacht  hat;  dieser  Zweig  muß  an  einem  Sonntag  vor  Sonnen- 
aufgang oder  um  Mitternacht  geschnitten  werden.    (Allgemein.) 

Wenn  eine  Scheere  oder  ein  Messer  zu  Boden  fällt  und  darin 
stecken  bleibt,  so  kommt  unerwarteter  Besuch  ins  Haus.    (Allgemein.) 
Wenn  Jemand  Blasen   auf  der  Zunge  bekommt,    so  lügen   die 
Leute  über  ihn.    (Preding.) 

Wenn  auf  dem  Herde  oder  im  Ofen  das  Holz  zischt,  so  streue 
man  sogleich  Salz  darauf,  sonst  entsteht  noch  an  demselben  Tage  ein 
Verdruß  im  Hause.     (Mittelsteiermark.) 

Wenn  die  Braut  in  der  Nacht  vor  dem  Hochzeitstage  ent- 
kleidet in  einen  Wasserbottich  steigt,  darin  niederhockt  und  wieder 
heraussteigt,  so  bekommt  sie  in  der  Ehe  so  viele  Kinder,  so  oft  sie 
dies  thut.    (St.  Radegund.) 

Am  Hochzeitstage  während  des  Mahles  soll  kein  schönes 
heiteres  Wetter  herrschen;  essoll  im  Sommer  regnen,  im  Winter  stür- 
men und  schneien,    dann  „regnet  oder  schneit  es  den  Brautleuten  im 


VOLKSMEINUNG  UND  VOLKSABERGLAUBE  etc.  405 

Ehestande  auch  Glück  und  Segen  in  allen  Unternehmungen."  (Schäffern, 
auch  Allgemein.) 

Während  der  Trauung  bei  einer  Hochzeit  ist  Acht  darauf  zu 
geben,  wie  die  Lichter  am  Altare  brennen;  wenn  sie  ruhig  sind  und 
nicht  flackern,  dann  geht  es  im  Ehestande  auch  ruhig  zu,  im  ent- 
gegengesetzten Falle  ist  die  Ehe  keine  friedliche.  (Schäffern,  auch 
Allgemein.) 

Thränen  der  Braut  bei  der  Hochzeit,  insbesondere  bei  der 
Trauung,  sind  für  die  Ehe  ein  gutes  Vorzeichen.     (Allgemein.) 

Wenn  die  Braut  bei  der  Hochzeit  zum  Altare  tritt  und  zuerst 
den  rechten  Fuß  vorsetzt,  oder  wenn  sie  vor  dem  Manne  den  ersten 
Schritt  über  die  Thürsch welle  des  Hauses  macht,  so  behält  sie  stets 
das  Recht  und  die  Herrschaft  im  Hause.     (Mittelsteiermark.) 

Wer  von  den  Neuvermählten  in  der  Hochzeitsnacht  zuerst  zu 
Bette  geht  oder  einschläft,  stirbt  früher.     (St.  Radegund.) 

Gegen  den  Druck  der  Drud  (Alpdrücken)  bei  der  Nacht  hilft 
es,  wenn  man  auf  dem  Bette  oder  auf  der  Thüre  etwa  mit  Kreide 
den  fünfzackigen  Drudenfuß  aufzeichnet.  (Labuttendorf.  Mittelsteier- 
mark.) 

Gegen  den  Drudendruck  der  Schweine  hilft  es,  wenn  man 
dem  Schweine  ein  Drudenmesser,  d.  h.  ein  Messer,  das  auf  der  Klinge 
neun  Kreuze  und  neun  Halbmonde  eingeätzt  hat,  in  der  Weise  auf 
den  Rücken  hält,  daß  die  Spitze  des  Messers  nach  oben  gerichtet  ist. 
(Pichla  a.  d.  Stiefing.) 

Ein  anderes  Mittel  gegen  den  Drudendruck  der  Schweine  ist 
auch  das  Aufzeichnen  eines  Drudenfußes  auf  oder  über  der  Thüre  des 
Stalles  (Unter-Schwarza);  wohl  auch  das  Annageln  eines  Hufeisens 
auf  oder  über  dem  Schweinetrog.     (St.  Georgen  a.  d.  St.) 

Wenn  in  einer  Familie  zehn  Schwestern  nacheinander  ge- 
boren worden  sind,  so  muß  die  zehnte  vom  Hause  fort  und  muß  als 
sog.   „Nachtahnl"   (Gespenst)  umgehen.     (Oberseibersdorf.) 

Wer  die  „Habergais",  ein  Gespenst,  das  die  Gestalt  einer 
Ziege,  aber  nur  drei  Füße  und  ein  feuriges  Auge  mitten  an  der  Stirne 
hat,  des  Nachts  erblickt,  ist  des  Todes.    (Obersteiermark.) 

Wenn  die  „Habergais"  schreit,  so  bedeutet  dies  Mißwachs 
Überschwemmung  oder  sonst  ein  Unglück.     (St.  Georgen  a.  d.  St.) 

Wer  des  Sonntags  oder  Feiertags  während  des  Gottesdienstes 
fischen  oder  jagen  geht  oder  sonst  umherschwärmt,  kommt  nach 
seinem  Tode  als  Theilnehmer  zur  wilden  Jagd,  welche  des  Nachts 
brausend  über  Berg  und  Thal  zieht.     (Unter -Vogau.) 


406     LITTERATUR:  FR.  KAUFFMANN.GESCHICHTED.  SCHWAB.  MUNDART  etc. 

Wer  aus  Geiz  Geld  vergräbt  und  es  dann  wieder  ausgraben 
will,  der  findet  das  Vergrabene  nicht  mehr.  (Schönberg  bei  Kirchberg 
a.  d.  Raab.) 

Wenn  man  einen  Rain  stein  findet,  der  schon  vergraben  oder 
überwachsen  war,  so  muß  man  den  Hut  selbst  abnehmen,  sowie  auch 
Alle,  die  in  der  Nähe  sind,  herbeirufen  und  sagen:  „Da  seht  den 
Rainstein,  nehmet  den  Hut  ab!;<     (Kirchberg  a.  d.  Raab.) 

Wenn  man  eine  Hostie  aus  dem  Kelch  in  der  Kirche  stiehlt 
und  dann  darauf  tritt,  so  hilft  Einem  der  Teufel  und  man  kann  hexen. 
(Weißenbach.    St.  Marein  am  Pickelbach.) 

GRAZ,  December  1891.  ANTON  SCHLOSSAR 


NOCHMALS  ZU  GERMANIA  XXXVI,  196  ff. 

Auch  Akrosticha  haben  ihre  Schicksale.  Das  unserige  ist  zuerst 
nachgewiesen  worden  von  Bech,  Germ.  VI,  222,  dann  von  Edw. 
Schröder,  Zs.  f.  d.  Alt.  28,  20.  Bartsch  ist  also  der  dritte  Entdecker. 

GIESSEN.  O.  BEHAGHEL. 


LITTERATUR. 


Geschichte  der  schwäbischen  Mundart  im  Mittelalter  und  in  der  Neuzeit 
mit  Textproben    und    einer  Geschichte    der  Schriftsprache    in   Schwaben 
dargestellt    von  Dr.  Friedrich   Kau  ff  mann,     Privatdocent    an   der  Uni- 
versität Marburg.    Straßburg,   Trübner    1890.  (XVI,    355    S.) 
Das  Werk,   das  ich   hier   anzuzeigen  habe,   ist  in  seiner  Art  ein   erstes, 
jedenfalls  auf  seinem   engeren  Gebiet.   Die  Erforschung  der  lebenden   deutschen 
Mundarten,     früher    von     dem    einzigen   Schindler    in  geradezu    vorbildlicher 
Weise    gepflegt,     sonst    nur    zu    oft    einem    wüsten   Dilettantismus    zur  Beute 
gelassen,    hat    seit    einer    Reihe    von    Jahren    einen    großen  Aufschwung    ge- 
nommen   und   Phonetik,     Dialectkunde    und  Erforschung    der    alten     Sprache 
sind  in  lebendigste  Wechselwirkung  getreten.    Kauffmanns   Buch   bietet  aber, 
entgegen   anderen   modernen  Werken,   keine  Monographie  über  eine  begrenzte 
Localmundart,    sondern  hat  sich  vorgesetzt,    die   Geschichte   eines   weit  ver- 
breiteten  Dialects  zu   geben. 

Ich  habe  das  Buch  schon  1890  im  „Schwäbischen  Merkur"  einem  wei- 
teren Leserkreis  empfohlen.  Wenn  im  Folgenden  die  Kritik  mehr  als  dort 
in  den  Vordergrund  treten  wird,  so  hoffe  ich,  man  werde  die  Verschiedenheit 
des  Leserkreises  im  Auge  behalten,  und  ich  will  nicht  versäumen,  gleich 
hier  hervorzuheben,  daß  wir  trotz  mancher  Fehler  eine  höchst  bedeutsame 
tune  vor  uns   haben. 


LITTERATUR:  FR.  KAUFFMANN ,  GESCHICHTE  D.  SCHWAB.  MUNDART  etc.     407 

K.  hat  1887  mit  seiner  Habilitationsschrift  „Über  den  Vocalismus  des 
Schwäbischen  in  der  Mundart  von  Horb''  seine  Dialectstudien  eröffnet.  Auch 
in  seinem  neuen  Werk  ist  die  Mundart  des  Städtchens  Horb  zu  Grunde 
gelegt,  und  es  sind  bei  jeder  einzelnen  Spracherscheinung  die  Varianten 
anderer  schwäbischer  Gegenden  angegeben.  Ich  halte  diese  Form  der  Be- 
handlung nicht  eben  für  die  glücklichste.  Durchaus  einverstanden  bin  ich 
zwar  damit,  daß  K.  die  lebende  Mundart  zum  Ausgangspunkte  genommen 
hat.  Aber  ich  glaube,  daß  diese  Methode  ihre  Vorzüge  vor  der  historisch- 
deductiven  nur  dann  voll  entwickeln  kann,  wenn  man  von  einer  ganz  voll- 
ständigen Induction  ausgeht.  Ich  meine  das  so:  für  ein  Gebiet,  das  man 
behandeln  will,  muß  man  alle  localen  Verschiedenheiten  und  die  geogra- 
phische Ausdehnung  einer  jeden  derselben  kennen.  K.  glaubt  für  das  erstere 
eintreten  zu  können;  er  gibt  sich  S.  XV  „der  Hoffnung  hin,  alle  Laut- 
schattierungen der  schwäbischen  Mundart  sei  es  an  diesem  oder  jenem  Orte 
verzeichnet  zu  haben."  Ganz  ist  das  nicht  gelungen;  aber  es  sei:  ebenso 
wesentlich  ist  die  geographische  Begrenzung  jeder  Spracherscheinung.  Eine 
jede  hat  zunächst  ihre  Grenze  für  sich  und  diese  Grenzen  können  mitunter 
sich  decken,  thun  es  aber  sehr  häufig  nicht.  Ohne  die  Kenntniß  des  Grenz- 
verlaufs für  die  einzelnen  Spracherscheinungen  ist  kein  gesichertes  dialect- 
geographisches  und  -historisches  Urtheil  möglich.  Wir  werden  noch  sehen, 
daß  dieser  Mangel  auch  in  principiellen  Dingen  falsche  Auffassungen  hervor- 
gerufen hat.  Es  hängen  damit  ein  paar  weitere  Fehler  zusammen.  K.  hat 
nicht  selten  eine  innere  Verschiedenheit  der  Mundart  gefunden,  wo  geogra- 
phische Verschiedenheit  vorliegt.  Er  nimmt  ganz  gewöhnlich  alte  Doppelformen 
durch  verschiedenen  Accent  etc.  an,  die  dann  wieder,  und  zwar  bald  zu 
Gunsten  der  einen,  bald  der  anderen,  paradiginatisch  ausgeglichen  seien. 
Er  wird  öfters  Kecht  haben;  wenn  aber  in  der  jetzigen  Mundart  streng 
geographische  Trennung  vorhanden  ist,  so  daß  an  jedem  Ort  nur  eine  der 
supponierten  Doppelformen  vorkommt,  so  fällt  jeder  Anlaß  zu  jener  Annahme 
hinweg,  und  wir  werden  sehen,  daß  das  öfters  der  Fall  ist.  Auch  sonst  wäre 
genauere  geographische  Kenntniß  der  Mundart  zu  wünschen.  K.  kennt  nur  Horb 
genauer  aus  eigener  Beobachtung;  er  hält  manche  Dinge  für  mundartlich, 
welche  in  die  Mundart  erst  aus  der  Schriftsprache  gekommen  sind,  uud  ich 
glaube  auch,  er  vermischt  öfters,  wie  denn  diese  Gefahr  sehr  nahe  liegt, 
echte  Mundart  und  den  Halbdialect,  der  in  mancherlei  Schattierungen  von 
dem  mehr  oder  weniger  gebildeten  Schwaben  gesprochen  wird  und  den 
auch  das  Volk ,  wie  ich  oft  selbst  erfahren  habe ,  sich  mehr  oder  minder 
aneignet,  sobald  es  mit  Gebildeten  spricht.  Ich  werde  von  dem  allem  Bei- 
spiele geben.  Der  zuletzt  bemerkte  Mangel  hängt  aber  mit  einer  principiellen 
Auffassung  K.'s  zusammen;  er  sieht  die  Mundart  jedes  Ortes  als  ein  Product 
geradliniger  Sprachentwicklung  ohne  Einwirkung  anderer  Orte  an.  Gewiß, 
der  Forscher  hat  die  Pflicht,  so  viel  als  möglich  als  einheimische  Entwick- 
lung zu  verstehen  zu  suchen;  aber  ganz  auf  Einwirkung  von  außen  kann 
er  nicht  verzichten.  Es  wird  das  im  Einzelnen  deutlich  werden,  ist  aber 
auch  principiell  klar.  Wenn  innerhalb  einer  Mundart  zu  der  Zeit,  da  ihre 
Träger  schon,  feste  Wohnsitze  in  einem  größeren  Gebiete  inne  hatten,  geo- 
graphische Verschiedenheiten  zwischen  geschlossenen  Gebieten  entstanden 
sind  —  und  das  ist  im  Schwäbischen  der  Fall  — .  ?o  sehe  ich  nicht,  wie 
man    ohne    J.   Schmidts    Annahme    einer    allmäligen  Verbreitung    <ius    einem 


408     LITTER  ATUR:  FR.  KAUFFMANN,  GESCHICHTE  D.  SCHWAB.  MUNDART  etc. 

Centrum  auskommen  sollte.  „Es  trägt  durchaus  nicht  zur  Klarheit  bei,  wenn 
man  sich  hierzu  des  Bildes  von  der  Wellenbewegung  bedient",  S.  XIII;  was 
soll  das  heißen?  Ich  finde  das  Bild  zwar  sehr  treffend,  aber  es  kommt  doch 
auf  die   Sache  an! 

Sehr  zu  rühmen  ist  dagegen  der  große  Fleiß ,  mit  welchem  K.  das 
Material  zusammengetragen  hat.  Neben  der  lebenden  Mundart  nach  eigenen 
und  fremden  Beobachtungen  —  denen  gegenüber  nur  mitunter  etwas  mehr 
Skepsis  räthlich  gewesen  wäre  —  finden  wir  ein  sehr  reiches  Material  aus 
gedruckten  und  handschriftlichen  Quellen ,  deren  Aufzählung  sieben  starke 
Seiten  füllt.  Ich  erwähne  gleich  hier  die  ganz  zu  Ende,  S.  317  ff.,  gegebenen 
Textproben:  37  Stücke  älterer  Litteratur  vom  13. — 16.  Jahrhundert  und 
ein  paar  Proben  des  heutigen  Horber  Dialects ;  in  diesen  letzteren  fehlt  es 
nicht  ganz  an  Sonderbarkeiten  und  Einmischung  des  Halbdialects  (einfaches 
Prät.  tvarl). 

Ich  folge  nunmehr  den  Ausführungen  K.'s  nach  der  von  ihm  gewählten 
Anordnung ;  von  dem  Vorwort  erst  später. 

Das  Buch  beginnt  mit  einem  ersten  Abschnitt  über  Phonetik  der 
Mundart.  Bei  dieser  ist  nun  vorausgesetzt,  daß  zwar  diese  und  jene  Unter- 
schiede im  etymologischen  Gebrauch  einzelner  Laute  seien,  daß  auch  ein- 
zelne Laute  nicht  allgemein  schwäbisch  seien,  daß  aber  die  überall  vor- 
kommenden auch  phonetisch  gleich  seien.  Im  Ganzen  ist  das  richtig;  aber  es 
sind  doch  weit  mehr  Varietäten  vorhanden,  als  K.  glaubt.  Jene  Voraussetzung 
ist  in  ihrem  Wesen  identisch  mit  der  nachher  zu  besprechenden  Ansicht,  daß 
der  phonetische  Grundcharakter  die  Einheit  der  Mundart  bilde.  Hinsichtlich 
der  Vocale  (§.  12  ff.)  ist  auf  manche  gute  Bemerkung  in  Betreff  der  feineren 
Verschiedenheit  einzelner  Laute  hinzuweisen.  Zutreffend  ist  namentlich  die 
Bemerkung,  daß  kurzer  Vocal  offener,  weniger  specifisch  ist  als  langer. 
Aber  hier  wäre  der  Grund  leicht  anzugeben  gewesen:  zu  kurzem  Vocal  wird, 
eben  weil  er  nur  kurz  zu  währen  braucht,  nur  eine  approximative  Articu- 
lation,  eine  weniger  feste  Annäherung  der  Theile  hergestellt;  so  zu  sagen 
das  Ideal  des  betreffenden  Vocals  ist  die  extremere  Form,  wie  sie  die  Länge 
zeigt ;  spreche  ich  schwäbisch  got  mit  ganz  geschlossenem  ö ,  so  fällt  es 
Niemand  auf,  wohl  aber,  wenn  ich  öbd  mehr  offen  spreche;  die  Articu- 
lationsart  der  Kürze  stellt  der  der  Länge  gegenüber  eine  Reduction  dar.  — 
Bei  dem  Reductionsvocal  d  unterscheidet  K.  §.  15  drei  Klangfarben  mit 
«-,  a-,  e-Basis.  Ich  glaube  nicht,  daß  seine  sprachhistorische  Unterscheidung 
der  drei  Färbungen  stets  zutrifft,  jedenfalls  kommt  d  als  Svarabhakti  (nach 
K.  w-haltig)  je  nach  der  Nachbarschaft  mit  ganz  verschiedenem  Timbre 
vor.  —  §.  16.  Bei  Nasalierung  weiden  i,  u  >  e,  o,  aber  auch  die  Laute 
tiefster  Zungenstellung  0,  0>e,  ö.  Die  phonetische  Erklärung  K.'s  ist 
sehr  hübsch:  beim  Öffnen  des  Nasenverschlusses  wird  die  Zungenwurzel 
gehoben.  Aber  es  war  hinzuzusetzen :  auch  dem  a  geht  es  so :  ä  und  & 
fallen  zusammen.  Dagegen  kommt  doch  auch  nasaliertes  g  als  «  vor  ') ; 
vielleicht  auch   n  in  dem  Diphthong  ~>e. 

*)  Das  sagt  auch  C.  Bopp,  Der  Vokalismus  des  Schwäbischen  in  der  Mundart 
von  Münsingen,  S.  13  u.  sonst.  Ich  kann  mit  der  ganz  geringschätzigen  Beurtheilung, 
welche  K.  der  Schrift  hat  widerfahren  lassen,  trotz  mancher  Mängel  derselben  nicht 
überein.stimmeu. 


L1TTERATUR :  FR.  KAUFFMANN,  GESCHICHTE  D.  SCHWAB.  MUNDART  etc.     409 

Wichtig  ist  die  Unterscheidung  von  Fortis  und  Lenis,  §.  24. 
K.  beschränkt  dieselbe  innerhalb  des  Schwäbischen  mit  Recht  auf  die 
Explosivlaute;  die  Spiranten  haben  auch  nach  meiner  Beobachtung  keinen 
solchen  Unterschied.  Ich  bin  aber  auch  hinsichtlich  der  Explosivlaute  der 
Ansicht,  daß  die  Unterscheidung  im  Schwäbischen  eine  ziemlich  prekäre  ist. 
Ein  absolutes  Maß  ist,  wie  K.  selbst,  §.  24,  Anm.  2,  zugibt,  nicht  vor- 
handen, und  er  muß  in  manchen  Fällen  von  dem  Begriff  der  neutralen 
Qualität  Gebrauch  machen,  der  doch  nur  besagt,  daß  man  sich  eine  sichere 
Classification  nicht  getraue.  Manchen  Unterschied  zwischen  Lenis  und  Fortis, 
den  K.  im  Einzelnen  anführt,  kann  ich  und  können  Andere  nicht  gewahren; 
und  so  werde  ich  auch  im  Folgenden  diesen  Unterschied  vernachlässigen, 
nicht  als  ob  ich  ihn  verwerfen  wollte,  sondern  weil  ich  die  Sache  noch 
nicht  für  abgeschlossen  ansehe.1)  Mir  scheint  noch  immer,  so  weit  der 
Unterschied  wahrnehmbar  ist ,  die  Basierung  Wintelers  auf  den  Unterschied 
der  Quantität  das  Richtige  zu  treffen;  K.  leugnet  das  und  hält  die  ver- 
schiedene Quantität  für  Folge  der  verschiedenen  Intensität.  Ich  verweise 
aber  auf  das  vorhin  über  vocalische  Kürze  und  Länge  Gesagte ;  der  Fall 
ist  der  nämliche. 

§.  28 — 30:  Diphthonge.  Der  im  etymologischen  Theile  später  auf- 
geführte Diphthong  oe ,  nasal  öe,  fehlt  hier.  Die  Bemerkung,  daß  in  echten 
Diphthongen  der  erste  Component  durchaus  kurz  ist,  in  unechten  lang  sein 
kann,  ist  richtig;  aber  Verschiedenheit  der  Länge  zwischen  p.9,  iä,  Ud  einer- 
und oo  andererseits  finde  ich  nicht,  vielmehr  kommen  es  und  od  kurz  und 
lang  vor,    s.  u. 

§.  31 — 43  behandeln  die  C  om  binationslehre.  Nach  §.  36  wären 
sechs  Grade  der  Zeitdauer  leicht  zu  unterscheiden;  ich  gestehe,  daß  ich 
hier  viel  subjective  Empfindung  erblicke;  Satztakt  und  individuelle  Rhetorik 
spielen  stets  mit.  Dasselbe  sage  ich  von  den  Versuchen  §.41,  eine  Satz- 
melodie zu  fixieren.  Ich  halte  für  wesentlich  nur  die  §.  40  gegebene  Be- 
stimmung, daß  die  Ictussilbe  musicalisch  tiefer  ist;  der  absolute  Tonunter- 
schied ist  local ,  individuell,  casuistisch  verschieden;  Tübingen  stellt  ein 
Extrem  desselben  dar.  —  Die  Silbenbildung  geschieht  nach  §.  39.  42  durch 
den  „schwach  geschnittenen  Accent''.  Auch  hier  muß  ich  die  durchgängige 
Richtigkeit  anzweifeln.  Bei  Länge  des  Vocals  und  einfacher  Consonanz 
wird  K.  Recht  haben;  wie  aber  bei  Kürze  und  Doppelconsonanz?  "Wenn 
z.  B.  eine  Form  wie  ärsm  oder  noch  mehr  tlrdm,  ärj  (so  im  Osten)  <L  arm 
richtig  auf  Silbentrennung  vor  dem  r  gedeutet  ist,  so  läßt  sich  der  §.  110 
erwähnte  Unterschied  zwischen  westschwäb.  ho{r)n  und  ostschwäb.  hö{d)Td 
doch  nicht  anders  als  durch  verschiedene  Silbenbildung  erklären.  2)  Jeden- 
falls  ist    auch   hier  locale  Verschiedenheit. 


')  Bopp  findet  zum  Theile  wieder  andere  Gesetze  für  L.  und  F.,  die  mit  voca- 
lischer  Länge  und  Kürze  zusammenhängen.  Vielleicht  sind  auch  locale,  jedenfalls 
individuelle  und  casuistische  Unterschiede  vorhanden. 

2)  Wenn  K.  in  einer  Aussprache  wie  wai-pshit  „Weibsleute''  das  schwäbische 
„Spalten  der  Wörter"  bei  Hugo  von  Trimberg  findet,  so  muß  ich  gestehen,  daß  ich 
Angesichts  der  noch  jetzt  landläufigen  sonderbaren  Anschauungen  über  fremde  Muud- 
arten  es  vorziehe,  für  solche  Allgemeinheiteu  gar  keine  Erklärung  zu  suchen. 


41 0     LITTERATUR:  FR.  KAUFFM  ANN,  GESCHICHTE  D.  SCHWAB.  MUND  ART  etc. 

Ein  zweiter  Abschnitt,  §.  44 — 54,  gibt  „S  tammh  ei  tli  ch  e  Vor- 
bemerkungen". Es  ist  der,  gegen  den  ich  principiell  am  meisten  einzu- 
wenden habe.  Der  Begriff  „Schwaben"  wird  als  feststehend  vorausgesetzt. 
Schwaben  und  Alemannen  sind  für  K.  von  Haus  aus  identisch,  aber  jetzt 
dialectisch  geschieden.  Die  Grenze  zwischen  beiden  ist  nach  Baumann  ge- 
zogen; als  Unterschiede  sind  angegeben:  das  Alemannische  hat  größere 
Druckstärke  und  größere  Tonintervalle;  7,  ü ,  iu  sind  nur  auslautend  und. 
vor  Vocal  diphthongiert;  e  und  ö,  zum  Theil  auch  Ü  und  ö  sind  bewahrt; 
die  Nasale  ohne  Timbreveränderung,  weiter  südlich  gar  nicht  vorhanden; 
velarer  Consonant  neben  palatalem  Vocal  erhalten.  —  Die  bloß  graduellen 
Unterschiede  in  der  Energie  der  Articulation  sind  nicht  wohl  local  abzu- 
grenzen. Die  übrigen  Grenzen  aber  fallen  gar  nicht  zusammen.  Reine  Länge 
ohne  Nasal  (w~i,  Wein)  herrscht  am  Bodensee;  davon  nördlich  eine  Zone 
mit  Nasal  ohne  Timbreveränderung  '),  endlieh  Nasal  mit  solcher.  Die  Grenzen 
der  Diphthongierung  fallen  weder  mit  diesen,  noch  unter  sich  zusammen. 
Ganz  consequente  Diphthongierung  von  7,  Fi,  in  findet  sich  erst  nordöstlich 
einer  Linie,  die  etwa  über  den  Altdorfer  Wald  im  0.,  über  Beuron,  Schöm- 
berg,  Balingen,  Nagold  im  W.  geht;  dabei  muß  man  mit  K.  die  Ü  <Z  iu 
als  aus  ui  entstanden  ansehen  und  zur  diphthongierenden  Seite  schlagen, 
sonst  würde  theilweise  Nichtdiphthongierung  bis  gegen  Tübingen  reichen. 
Von  dieser  Grenze  bis  zu  der  durchgängigen  Erhaltung  der  Längen  finden 
wir  Übergangsgebiete  von  großer  Ausdehnung.  Die  ganze  Nordhälfte  der 
Schweiz,  die  Bodenseegegend,  das  südöstliche  Baden  bilden  ein  solches, 
da  sie  die  Längen  im  Auslaute  und  vor  Vocal  diphthongieren  (s.  Behaghel, 
Paula  Grundriß  I,  565).  Aber  auch  dieses  Gebiet  grenzt  nicht  direct  an  das 
der  consequenten  Diphthongierun'g;  besonders  im  W.  schieben  sich  zwei 
weitere  Übergangsgebiete  ein:  in  der  Gegend  von  Tuttlingen,  Spaichingen, 
Rottweil  sind  7  und  ü  vor  h ,  r,  n  nicht  diphthongiert,  wohl  aber  sonst: 
srdibd,  kr9ut,  aber  ?7,9,  flrteJc,  we,  rü,  sur  (also  sfirkrautl),  brü.  Altes  iu 
(germ.  Diphthong)  hat  noch  weiter  nördlich  in  gewissen  Fällen  der  Diphthon- 
gierung widerstanden:  flr,  zlt  etc.  Wieder  anders  verläuft  die  Grenze  zwi- 
schen c,  Ö  und  (westschwäb.)  ae ,  ao ;  sie  beginnt  im  Osten  an  der  Hier 
nur  wenige  Stunden  oberhalb  Ulm  und  geht  über  Biberach  und  Scheer; 
erst  bei  Tuttlingen  fällt  sie  mit  einer  Diphthongierungsgrenze  von  1,  u,  iu 
ungefähr  zusammen.  Somit  haben  wir  eine  ganze  Anzahl  von  Diphthongie- 
rungsgrenzen, die  unter  sich  verschieden  verlaufen;  nur  willkürlich  könnte 
eine  derselben  über  die  andere  erhoben  werden,  denn  mit  alten  Territorial- 
grenzen fällt  keine  zusammen. 

Besser  verhält  es  sich  mit  der  Grenze  zwischen  Schwaben  und  Franken. 
Hier  fallen  einige  jetzige  Sprachgrenzen  und  die  alte  Herzogthums-,  bezw. 
Bisthumsgrenze  wesentlich  zusammen.  Am  meisten  im  W. ;  z.  B.  sind  die 
beiden  eine  Parochie  und  Schulgemeinschaft  bildenden  Orte  Enzthal  und 
Enzklösterle,  deren  erstes  nach  Constanz,  deren  zweites  nach  Speier  gehörte, 
noch  jetzt  sprachlich  verschieden;  ebenso  im  NO.  (Ellwangen  und  Crails- 
heim), weniger  in  der  Mitte,  wo  zum  Theil  schon  im  13.  Jahrhundert  die 
Territorialgrenze  geschwankt  hat2).  Im  Altwürttembergischen  hat  das  Schwä- 


')  Um  Ravensburg:  etc.  die  seltsamen  Formen  gorj,  stör/,  wir). 
')  Paul  Stalin,  Geschichte  Württembergs  I,  65  f. 


LITTERATUR:FR.KAUFFMANN.  GESCHICHTE  D.  SCHWAB.  MUNDART  etc.     41 1 

bische  da  und  dort  an  Gebiet  gewonnen1).  Wenn  nun  aber  Dialect-  und 
Territorialgrenze  im  Wesentlichen  zusammenfallen,  so  ist  damit  noch  nichts 
darüber  gesagt,  welche  das  Prius  ist;  die  jetzige  Sprachverschiedenheit  kann 
auch  Folge  der  territorialen  Trennung  sein.  —  §.  52  hat  K.  unterscheidende 
Merkmale  der  Nachbardialecte  gegenüber  dem  Schwäbischen  gegeben.  Sie 
sind  nicht  durchaus  richtig;  jedenfalls  hätten  nur  solche  angegeben  werden 
sollen,  die  direct  ans  Schwäbische  grenzen.  Bei  ei,  ou  <C  iß,  uo ,  die  viel- 
mehr oberpfälzisch  als  ostfränkisch  sind,  ebenso  bei  f  <Z  ei  (was  aber  nicht 
bloß  ost-,  sondern  auch  westfränkisch  ist)  ist  das  nicht  der  Fall.  —  Schwie- 
riger ist  die  Abgrenzung  gegenüber  dem  Bairischen.  Die  Sprachgrenzen 
decken  sich  weder  unter  sich  noch  mit  den  alten  Territorialgrenzen.  Herzog- 
thums-  und  Diöcesangrenze  laufen  ebenfalls  nicht  gleich.  So  passen  auch 
die  Unterscheidungsmerkmale  K.'s  nicht  ganz.  Jedes  hat  seine  Verbreitungs- 
grenze für  sich,  wie  das  von  K.  angeführte  Meisterwerk  Schmellers  am 
besten   zeigen  kann. 

Innerhalb  des  Schwäbischen  werden  wieder  Unterabtheilungen  ge- 
troffen. §.  48  die  übliche  Scheidung  in  Ober-  und  Unterland,  von  denen 
das  erstere  wieder  in  Alb  und  Oberschwaben  zerfällt;  daneben  als  viertes 
Gebiet  der  Schwarzwald.  „Auch  sprachlich  heben  sich  die  Unterländer, 
Schwarzwälder,  Albbewohner  und  Oberschwaben  gegenseitig  ab,  theils  im 
Wrortschatz,  theils  in  Lautformen ;  selbständige  Gesetze  lassen  sich  aber  für 
keine  der  Gruppen  aufstellen,  so  daß  etwa  von  entsprechenden  Unterdialecten 
geredet  werden  könnte"  (§.  30).  Der  Satz  konnte  erspart  bleiben.  Kein 
einziges  dieser  zunächst  rein  geographisch-geologisch  abgegrenzten  Gebiete, 
welche  dann  auch  sociale,  zum  Theil  confessionelle  Verschiedenheit  zeigen, 
ist  ein  Sprachgebiet  auch  nur  annähernd.  Alle  Sprachgrenzen  durchschneiden 
jedes  dieser  Gebiete  in  ganz  gesetzloser  Weise.  —  In  §.  53  werden  dann 
die  Abgrenzungen  nach  sprachlichen  Rücksichten  gegeben.  Richtig  ist  die 
Grenze  zwischen  Od  und  oe  <Z  ei  gegeben ,  welche  das  Land  westlich  von 
Stuttgart,  Tübingen,  Hechingen,  Thiergarten  von  dem  größeren  Osttheil 
scheidet.  Hier  war  eben  die  Grenze  nur  eines  Lautes  zu  geben;  bei  der 
Theilung  des  östlichen  Gebietes  wieder  in  ein  westliches  und  östliches, 
welches  letztere  dann  den  Namen  bairisch-schwäbisch  erhält,  kommen  sofort 
Fehler  dadurch  herein,  daß  mehrere  Spracherscheinungen  zusammengenommen 
sind.  Die  für  diese  beiden  Gebiete  angegebene  Grenze  Hier,  Gmünd-Aalen 
etc.  trifft  nur  für  den  Unterschied  von  westlich  ao,  ae.  östlich  r>9 ,  ed  <C  6,  e, 
03  zu,  nicht  für  die  anderen  Spracherscheinungen,  die  K.  angibt;  ao  <T  ä 
reicht  bei  Ulm  ein  wenig  über  diese  Grenze  nach  W. ,  beherrscht  aber  nur 
einen  Theil  des  Ostgebietes ,  das  sonst  wie  der  Westen  o  hat;  Aftermontag 
=3  Dienstag  reicht  etwas  weiter  nach  W. ;  die  Grenzen  von  m  / ro  und 
rm/rd  fallen  keineswegs  zusammen;  T9  <Z  rm  reicht  ein  Stück  weit  in  das 
Mittelgebiet  herein,  rd  <Z  m  viel  weiter;  die  verschiedenen  Grenzen  zeigen 
auch  in  der  Art  ihres  Verlaufes  keine  Beziehung  zu   einander.  —  Man  kann 

l)  Daß  Calw  nach  Stellen  des  13.  Jahrhunderts  in  Swdhen  laut  lag,  durfte  nicht 
angeführt  werden;  es  sind  Dichterstellen.  Nach  dem  Liber  decimationis  von  1275 
(Freiburger  Diöc. -Archiv  I)  und  noch  nach  Neugarts  Episcopatus  Constantiensis  fällt 
C.  und  noch  ein  Stück  S.  d;ivon  außerhalb  des  Constanzer  Sprengeis;  noch  jetzt  ist 
die  Mundart  von  C.  nicht  rein  schwäbisch. 


412     LITTERATUR :  FR.  KAUFFMANN,  GESCHICHTE  D.  SCHWAB.  MUNDART  etc. 

jene  beiden  Grenzen  für  die  Formen  von  ei  und  von  e,  o,  ce  als  die  wich- 
tigsten ansehen,  aber  nur  deshalb,  weil  sie  ungefähr  mit  alten  kirchlichen 
Grenzen  zusammenfallen,  was  bei  anderen  nicht  der  Fall  ist.  In  rein  sprach- 
licher Beziehung  ist  diese  und  jene  andere  ebenso  wichtig  oder  wichtiger, 
z.  B.  die  rn/r9,  rm/r9,  welche  verschiedene  Quantitätsverhältnisse  mehrerer 
Vocale  verräth.  —  Daß  das  „Westschwäbische"  „eine  durchaus  einheitliche 
Mundart"  umfaßt,  „mit  landschaftlichen  Schattierungen,  die  bunt  aber  nicht 
durchgreifend  genug  sind  um  'Dialectgrenzen  festsetzen  zu  können"  (S.  37), 
ist  unrichtig;  auch  diese  Gegend  zerfällt  nach  einzelnen  Lauterscheinungen 
in  ganz  verschiedene  Gebiete. 

Man  sieht,  K.  will  eine  Mundart  wie  die  schwäbische  als  ein  bestimmt 
abgegrenztes  Ganzes  angesehen  wissen,  so  zu  sagen  als  einen  gut  charakte- 
risierten Typus,  wie  der  Naturforscher  von  einem  solchen  redet.  Das  ist  die 
frühere  Ansicht  von  der  Sache,  die  aber  nur  dann  möglich  ist,  wenn  man 
von  einer  bestimmten  Untermundart  ausgeht  und  dieser  eine  andere  ver- 
gleicht, bei  denen  beiden  nicht  zweifelhaft  ist,  wohin  sie  gehören;  daß  z.  B. 
Ulm  schwäbisch  und  München  bairisch  ist,  ist  ja  klar,  und  wie  weit  dann 
das  eine  oder  andere  reicht,  ist  —  so  denkt  man  —  Nebensache.  Diese 
rohe,  aber  noch  sehr  populäre  Anschauung  kann  man  K.  nicht  vorwerfen. 
Auch  er  hält  aber  an  der  Einheit  des  Dialectes  fest,  nur  begründet  er  sie 
anders.  „Die  Ansicht,  wonach  Dialectgrenzen  überhaupt  nicht  existieren, 
wonach  es  nur  Grenzlinien  einzelner  Lauterscheinungen  gebe,  eine  Mundart 
sich  erst  umgrenzen  lasse ,  wenn  eine  überwiegende  Majorität  zusammen- 
fallender, gleichbegrenzter  Lauterscheinungen  constatiert  sei,  was  nach  seit- 
heriger Erfahrung  nur  sehr  vereinzelt  zutrifft  —  diese  Ansicht  läßt  außer 
Acht,  daß  die  charakteristischen  Merkmale  einer  Mundart  viel  weniger  in 
den  Lauten,  als  in  constitutiven  Factoren  wie  Accent,  Betonung, 
Quantität  u.  a.  liegen,  die  nur  viel  zu  wenig  erforscht  sind"  (S.  33).  Es  ist 
verdienstlich,  auf  diese  Dinge  hinzuweisen;  sie  sind  sehr  wichtig.  Man  kann 
zwar  billig  zweifeln,  ob  sie  von  so  durchaus  fundamentaler  Wichtigkeit  sind, 
wie  K.  meint;  innerhalb  derselben  Silbenbildung  und  Betonung  hätten  nach 
ihm  immer  noch  ganz  diametral  verschiedene  Gestaltungen  der  einzelnen 
Laute  Raum.  Auch  dürfte  sich  vielleicht  herausstellen,  daß  das  Schwäbische 
auch  in  diesen  „constitutiven  Factoren"  keine  Einheit  ist;  locale  Abwei- 
chungen nicht  unbeträchtlicher  Art  kommen  jedenfalls  vor.  Aber  es  sei  zu- 
gestanden, daß  diesen  Dingen  noch  mehr  nachgegangen  werden  muß.  Wenig- 
stens den  Tiefton  der  Ictussilbe  darf  K.  bestimmt  als  allgemein  schwäbisch 
ansehen.  Die  Verschiedenheit  des  fränkischen  Vortrags  fällt  mit  anderen 
Spracherscheinungen  zusammen,  so  daß  hier  die  Abgrenzung  nach  der  Vor- 
tragsweise richtig  ist,  aber  nichts  Neues  gibt1).  Im  Bayerischen  finde  auch 
ich  Hochton    der  Ictussilbe;    aber    wie    die  Grenze    verläuft    und  ob  sie  mit 


')  Die  dilettantisch  nichtssagenden  Bemerkungen  alter  württembergischer  Ober- 
amtsbeschreibungen über  die  schwäbisch  -  fränkischen  Grenzmundarten  abzudrucken 
(a.  a.  O.)  war  wohl  überflüssig.  Wenn  K.  ebendaselbst  einen  alten  Aufsatz  von  mir 
citiert,  der  das  Schwäbische  in  der  früher  üblichen  Weise  abgrenzt,  so  gestehe  ich, 
damals  noch  in  älteren  Meinungen  befangen  gewesen  zu  sein ;  meine  kartographischen 
Arbeiten,  die  mich  zu  anderer,  vorsichtigerer  Auffassung!»-  und  Ausdrucksweise  gebracht 
haben,  hoffe  ich  bald  veröffentlichen  zu  können. 


LITTERATUR,  FR.  KAUFFMANN,  GESCHICHTE  D.  SCHWAB.  MUNDARTetc.     413 

irgend  einer  anderen  sich  deckt,  wissen  wir  beide  noch  nicht.  Jedenfalls 
aber  käme  man  da  erst  recht  nicht  aus  ohne  die  Annahme  einer  Fort- 
bewegung sprachlicher  Erscheinungen  (nicht  ganzer  Dialecte!)  über  die 
Mundartengrenze  hinaus. 

Der  größte  Abschnitt  ist  der  dritte:  Lautstatistik.  Erster Theil:  Vo  ca- 
usam 8.  Cap.  I:  Die  Vocale  der  Stammsilben.  —  §.  58.  59:  mhd. 
ä  >  reines  fl;  über  die  Quantität  siehe  später.  —  §.  60:  mhd.  ä  ist  ö  oder 
flo,  nasaliert  o  oder  äö.  K.  führt  richtig  aus,  daß  man  mit  der  Annahme 
d  >  ö  nicht  auskommt,  zumal  Angesichts  der  alten  Schreibungen  au  und 
sogar  Oll.  Vielmehr:  „unter  bestimmten  Quantitätsbedingungen  hat  sich 
mhd.  ä  im  Schwäbischen  auf  dem  ganzen  Gebiete  zu  ao  entwickelt." 
D.  h.,  wie  aus  §.61  und  13  7  hervorgeht:  pausale  Überlänge  ist  ao,  bloße 
Länge  ö  geworden ,  und  es  ist  hernach  Ausgleichung  eingetreten ;  also  etwa 
fraog y  ftygd  >  frag,  frögd.  Wir  werden  eine  ähnliche  Reconstruction  von 
Doppelformen  noch  öfters  finden;  ich  glaube,  daß  sie  bei  alten  Kürzen  viel 
für  sich  hat,  nicht  bei  alten  Längen ,  wie  hier.  Es  müßten  auch  einförmige 
Wörter,  wie  Partikeln  da,  wä  etc.,  in  zwei  Tonstufen  vorhanden  gewesen 
sein,  als  dao  und  dp,  was  an  und  für  sich  keine  Schwierigkeit  hat;  aber 
wenn  K.  dafür  etwa  verkürztes  o  in  hat,  do  anführen  könnte ,  so  kommt 
andererseits  in  dem  Gebiete,  welches  ao  noch  jetzt  hat,  als  Kürze  ä  vor: 
stät,  gut  in  Ulm.  Es  fragt  sich,  ob  man  nicht  ao  überall  als  ältere  Ent- 
wicklungsstufe von  ä  ansetzen  kann ;  die  Verengung  von  ao  !>  ö  wäre  durch 
nordostschwäbisches  frö,  globd  etc.  <C  ao  <  ou  zu  belegen.  Ich  sehe  nur 
ein  Hinderniß  dagegen,  o  durchaus  als  spätere  Entwicklung  aus  ao  anzu- 
sehen: das  o  in  den  Diphthongen  od  und  ne,  von  denen  der  erstere  schon 
im  15.  Jahrhundert,  also  zur  Zeit  der  Schreibung  au  <Z  ä  nachzuweisen  ist. 
Die  jetzige  geographische  Vertheilung  spricht  schwerlich  für  K.'s  Doppel- 
formen; denn  sie  zeigt  in  den  einzelnen  Gegenden  entweder  nur  o  oder 
nur  ao.  Die  Ausdehnung  des  ao  ist  verschieden.  Unnasaliert  hat  es  sich 
gehalten  in  einem  Theil  der  Baar ,  ausgedehnter  im  Osten ,  aber  auch  hier 
nur  in  einem  allerdings  größeren  Gebiet:  in  Württemberg  von  Ulm  bis 
Neresheim,  ausgedehnter  in  Bayern.  Verbreiteter  ist  äö  vor  m,  im  Anschluß 
an  das  östliche  Gebiet  von  ao ,  aber  beträchtlich  weiter  nach  Westen  rei- 
chend bis  in  das  Oberamt  Ehingen.  Endlich  äö  <C  an  ist  ganz  allgemein; 
nur  der  äußerste  SW. ,  S.  und  NO.  haben  o.  Ich  halte  diese  Fassung  für 
richtiger  als  die  von  K.  §.61,  1.  2  gegebene;  einzelne  Abweichungen 
kommen  bei  beiden  Fassungen  vor. 

Ich  schließe  gleich  den  Umlaut  (C  an,  §.  66c.  Er  erscheint  in  der 
lebenden  Mundart  als  c,  und  historische  Schreibungen ,  die  dem  all  =  ä 
entsprächen,  kenne  ich  nicht.  Aber  in  den  Gegenden,  welche  ao  haben, 
kommt  auch,  wiewohl  im  Osten  minder  consequent,  ae  <Z  (B  vor.  Außerdem 
hat  K.  angeführt,  daß  ay  (und  zwar  mehr  im  W.)  >  aee  geworden  ist: 
saees  säen,  ksaekt  gesät  etc.;  ferner  führt  er  §.  60  jäemdrd  Jammern"  an. 
Alles  das  könnte  auch  auf  alte  Entwicklung  (P  >  ae  deuten ;  da  aber  ein 
Beispiel  für  den  Übergang  ae  >  e  (s.  u.)  mir  nicht  bekannt  ist  und  die 
angeführten  Formen  sich  auch  anders  erklären  lassen,  so  will  ich  davon 
absehen. 


4U     LITTERATUR:  FR.  KAUFFMANN,  GESCHICHTE  D.  SCHWAB.  MUNDART  ete. 

S.  49  (§.  61,  Anm.  6):  „Unter  gewissen  Quantitätsbedingungen  hat 
sich  auch  mhd.  ä  -\-  n  zu  äö  entwickelt" :  häöf  Hanf,  gäös  Gans  etc. 
Ich  muß  hiezu  die  analogen  Erscheinungen  cn  >  äe ,  in  >  ae  (on  >  cio), 
un>äö,  ün>äe  hinzunehmen,  §.  72,  Anm.  4,  §.  77  (§.  80b),  §.  83, 
§.  86,  4,  §.  139.  Die  entsprechenden  Erscheinungen  des  Schweizerischen 
hat  Friedr.  Staub  behandelt:  „Ein  schweizerisch-alemannisches  Lautgesetz", 
Deutsche  Mundarten  VII,  18  ff.,  191  ff.,  329  ff.  Staub  hat  gezeigt,  daß 
vor  Nasal  -+-  Spirans  Dehnung  des  Vocals  und  in  Folge  desselben  (je  nach 
dem  sonstigen  Lautsystem  der  Mundart)  Diphthongierung  eintritt.  Das  „ent- 
spricht nicht  dem  Sachverhalt'',  meint  K.  §.  139,  da  die  Dehnung  „ebenso 
vor  Verschlußlauten  belegbar  ist  und  eben  nur  auf  dem  allgemeinen 
Quantitäts-  und  Nasalierungsgesetz  beruht".  Ich  muß  für  Staub  eintreten. 
Es  gibt  einzelne  Fälle,  in  denen  local  die  Erscheinung  auch  ohne  nach- 
folgende Spirans  eingetreten  'ist;  aber  sie  bilden  nach  Staubs  Darstellung 
eine  verschwindende  Minorität.  Dagegen  kommt  die  Dehnung,  bez.  Diphthon- 
gierung des  Vocals  vor  Nasal  -f-  Spirans,  nicht  vor  N.  -f-  anderen  Con- 
sonanten,  massenhaft  in  ganz  verschiedenen  Sprachen  vor.  Staub  hat  selbst 
7täg  jrccvxsg  angeführt,  und  daß  hier  nicht  der  Unterschied  von  Ein-  und 
Mehrsilbigkeit  zu  Grunde  liegt,  zeigt  Tiäöcc-  dasselbe  zeigen  manche  deutsche 
Mundarten;  erst  soeben  berichtet  mirs  ein  junger  Freund  aus  Siebenbürgen, 
und  fügt  hinzu,  daß  es  auch  im  Rumänischen  so  ist.  Ich  glaube,  der  „Sach- 
verhalt" ist  auf  Staubs  Seite!  Warum  nun  Spiranten  so  gewirkt  haben, 
kann  man  wohl  leicht  errathen.  Nasal  und  folgender  Explosivlaut  bilden 
eine  sehr  feste  Einheit;  bei  nt  z.  B.  wird  der  Verschluß  schon  für  das  n 
hergestellt,  mit  dem  t  nur  gelöst,  daher  hielt  sich  nt  etc.  intakt;  bei  fol- 
gender Spirans  muß  nach  dem  Nasal  der  Verschluß  gelöst  werden,  weil  die 
Spirans  Enge  verlangt:  also  lockere  Verbindung  von  Nasal  und  Spirans 
und  damit  Erleichterung  des  Verwachsens  des  Nasals  mit  dem  Vocal,  was 
dann  wieder  Länge  zur  Folge  hat.  —  Es  wäre  also  das  Gesetz  so  zu  fassen: 
vor  Spirans  ist  Nasal  schon  vor  der  Zeit  der  Diphthongierung  mit  vocalischer 
Kürze  zu  nasaler  Länge  verschmolzen,  daher  mit  alten  Längen  zusammen 
diphthongiert  worden.  Wo  das  auch  ohne  folgende  Spirans  geschehen  ist, 
da  muß  man  zu  dem  K. 'sehen  Mittel  der  Längung  durch  Pausa  greifen. 
Daß  aber  dieses  Mittel  nicht  überall  nöthig,  bezw.  zulässig  ist,  beweist  das 
Schwäbische.  Wir  haben  drei  Stufen,  die  local  getrennt  sind:  1.  Im  äußer- 
sten NO.  und  S.  ist  monophthongische  Länge  vor  Nasal  -\-  Spirans  und  vor 
auslautendem  einfachem  n,  vor  gedecktem  Nasal  Kürze:  Je  oSt ,  so,  öndj, 
fefi  tses  Zins.  Hier  ist  also  die  Längung  erst  nach  der  Diphthongierung 
eingetreten.  2.  Im  weitaus  größten  Theile  des  Gebietes  ist  vor  Nasal  -\-  Spi- 
rans Diphthong,  vor  auslautendem  Nasal  Länge,  vor  gedecktem  Nasal 
Kürze:  käöst,  bo ,  onefa ,  fäef,  taäes.  Hier  ist  also  zuerst  vor  der  Di- 
phthongierung die  Längung  vor  Nas.  -f-  Spir. ,  nach  der  Diphthongierung 
die  Längung  vor  bloßem  Nasal  eingetreten.  3.  Nur  im  Westen  (Rottenburg, 
Horb,  Freudenstadt,  Haigerloch,  Sulz,  Balingen,  Oberndorf;1)  kommt  Di- 
phthong auch  vor  auslautendem  n  oder  vor  Nasal  -j-  Explosivlaut  vor,  während 


')  Daß  in  Aalen  käöto  „gehinkt",    kwäoka    vorkommen    sollen  (S.  78),    müßte 
mir  noch    besser    bezeugt  sein.   In  mehreren  Mittheilungeu ,    die  ich   aus    der  Gegend 


LITTER  ATUR:  FR.  KAUFFMANN,  GESCHICHTE  D.SCHWAB.  MUND  ART  etc.     415 

nasalierte  Länge  vor  Nasal  -f-  Expl.  häufiger  und  auch  geographisch  weiter 
verbreitet  ist;  dagegen  ist  Diphthongierung  vor  Nas.  -f-  Spir.  auch  hier 
Gesetz:  käöSt,  f'äef  etc.,  während  die  anderen  Fälle  nur  bei  einzelnen 
Wörtern  und  wieder  local  verschieden  vorkommen:  IxäS  hin,  n<iö  <C  niwan, 
wäetr  Winter,  in  der  Baar  däeJca  denken;  aber  so  durchaus,  meist  deTcd 
u.  s.  f.  Hier  ist  also  auch  vor  auslautendem  oder  gedecktem  n  Dehnung 
schon  vor  der  Diphthongierung  aufgetreten  und  gelegentlich  herrschend 
geworden;  und  es  stimmt  dazu,  wenn  von  den  ganz  vereinzelten  Fällen  der 
Diphthongierung  ohne  Nasal  der  wichtigste,  fdil  ==■  viel,  auf  eben  denselben 
geographischen  Bezirk  beschränkt  ist '). 

§.  62 — 70:  mhd.  e,  e.  Die  Behandlung  des  germanischen  e  (e)  ist 
nicht  ganz  vollständig.  Abgesehen  von  den  Fällen  (§.  69,  3),  wo  es  e  ist 
und  welche  gemeinschwäbisch  sind,  kommt  es  nach  K.  als  e  und  ed  vor, 
nasaliert  ü ,  cd  (doch,  s.  o.,  auch  ß  etc.).  Einen  gesetzmäßigen  Unterschied 
zwischen  £  und  eß  weiß  K.  nicht  anzugeben;  ich  auch  nicht.  So  viel  glaube 
ich  gefunden  zu  haben,  daß,  abgesehen  von  einzelnen  Gegenden  wie  der 
NO.,  welche  nur  e  haben,  die  diphthongische  Form  in  jeder  Stellung  vor 
den  verschiedensten  Lauten  vorkommen  kann ;  besonders  allgemein  ist  sie  vor 
T  und  h.  Übrigens  kommt  nicht  nur  monophthongisches  $,  sondern  auch  die 
Sonans  von  £9  kurz  oder  lang  vor.  Bopp  hat  (Vocalismus  von  Münsingen, 
§.  68)  den  Unterschied  zu  entwickeln  gesucht;  Unterschied  von  td  und  ed 
ist  mir  auch  in  anderen  Gegenden  bekannt.  Monophthongische  Kürze  er- 
scheint aber  nicht  nur  als  |,  sondern  auch  als  a-artiger  Laut:  d,  o  ;  letz- 
teres erscheint  auch  (Eningen  bei  Reutl.)  für  Länge.  Der  Diphthong,  ob 
kurz  oder  lang,  kann  auch  mit  reinem  a  auftreten:  eä,  eü\  sowie  mit  Ver- 
legung der  Sonans  als  ja  (m)f  was  K.  S.  61  angibt,  vom  OA.  Riedlingen 
nach  N.  bis  gegen  Reutlingen,  nach  W.  bis  Tuttlingen2).  —  Also:  practica 
multiplex,  innerhalb  deren  ich  noch  nicht  zu  festen  Gesetzen  gelangt  bin. 
Ich  glaube,  hier  ist  die  Ansetzung  von  Doppelformen  mit  späterer  Ver- 
mischung und  Ausgleichung  ganz  am  Platze,  namentlich  weil  sich  hier,  wie 
bei  den  Kürzen  überhaupt,  keine  festen  landschaftlichen  Unterschiede  finden 
lassen. 


habe,  ist  mir  nur  monophthongische  Behandlung  der  verschiedenen  Fälle  bezeugt. 
Wenn  dagegen  äo  =  un-  etwas  ausgedehnter  ist,  so  liegt  hier  (K.  §.  83,  Anm.  1) 
Zusammeufall  mit  äne  >  äo  vor.  —  Ebenso  wird  das  allgemein  übliche  mäötsz 
„jammern"  nichts  gegen  meine  geographische  Abgrenzung  beweisen;  denn  es  gehört 
doch  gewiß  ^  nicht  zu  muts  =  Katze,  sondern  ist  Schallnachahmung  des  Miauens; 
mä6kdli»präo  weiß  ich  allerdings  nicht  befriedigend  zurecht  zu  legen,  denn  zu  munkeln 
scheint  es  gehören.  —  Aus  allem  Gesagten  wird  übrigens  noch  hervorgehen,  daß 
Formen  wie  ons,  honst  im  Schwäbischen  (§.  83,  3)  Schriftsprache  sind! 

")  Außerdem  ist  weiter  verbreitet  spgira  spüren,  was  ich  nicht  erklären  kann. 
Die  nach  Birlinger  angeführten  deyr,  dürr  und  fey,  Vieh  muß  ich  als  Mißverstand» iß 
B.'s,  bezw.  analogische  Schreibung  der  Quelle  ansehen;  ich  kenne  nichts  derart.  — 
Übrigens  kann  S.  49  zeigen,  wohin  die  Nichtkenntniß  geographischer  Ausdehnung 
einer  modernen  Spracherscheinung  führen  kann.  Dort  sind  die  Reime  bin  :  ein,  fein  : 
hin  in  der  Zimmerischen  Chronik  =  äe  gefaßt.  Der  Heimat  der  Z.  Chr.  nach  ist  das 
richtig.  Wenn  es  aber  auf  die  Reime  vitn  :  dahin  bei  Neifen  und  kindelln  :  hin  beim 
Schulmeister  ausgedehnt  ist,  so  ist  das  falsch;  denn  Neuffen  und  Eßlingen  haben  nur 
he,  be  u.  s.  w. 

s)  Genau  dem  altnoid.  ja  <z  e  entsprechend. 


416     LITTERATUR:  FR.  KAUFFMANN,  GESCHICHTE  D.  SCHWAB.  MUNDART  etc. 

Daß  ea  sich  mit  den  alten  Längen  anders  verhält,  kann  mhd.  e, 
§.  71  f.  zeigen.  Nördlich  der  früher  gezogenen  Grenze  über  Biberach, 
Scheer,  Sehwenningen  herrscht  Diphthong  ae,  südlich  c,  östlich  der  Hier  etc. 
(s.  o.;  fß.  Uns  geht  hier  nur  das  Gebiet  des  ae  an.  Neben  diesem  ae  hätte 
die  Mundart  nach  K.  auch  e  und  e:  dieses  im  protestantischen  Norden, 
jenes  im  katholischen  Süden;  und  zwar  wäre  im  „Nordschwäbischen"  B  nur 
in  Ictussilbe  >  e  geworden,  sonst  e  geblieben:  beJc  erg ,  aber  ömkr>.>. 
Diese  Darstellung  ist  entschieden  falsch.  Herrschend  ist  NW.  der  ange- 
gebenen Grenzen  durchaus  ae1);  in  protestantischen  und  katholischen, 
N.  und  S.  Landestheilen  ist  „See"  >  sae ,  „Klee"  >  klae  u.  s.  f.;  bekannt 
ist  mir  nur  die  Ausnahme  re  Reh,  was  aber  wegen  ~Raeyberk  „Rechberg" 
früher  auch  rae%  gelautet  haben  wird ,  außerdem  her  „Herr",  schriftsprach- 
liche Form,  neben  der  mundartliches  haer  noch  in  Spuren  vorhanden  ist9). 
Statt  des  allgemeinen  ae  erscheint  im  nämlichen  Gebiet  einfaches  ß  in  einigen 
wenigen  Wörtern:  Lehrer,  Seele,  bekehren,  Ehe,  Ehre;  in  diesen  haben 
die  Katholiken  e,  die  Protestanten  e,  ein  Unterschied,  den  zu  erklären  bis 
jetzt  nicht  gelungen  ist.  Es  ist  aber  leicht  zu  sehen,  daß  diese  mono- 
phthongischen Formen  von  Haus  aus  Schriftsprache  (wie  „Herr")  sind;  denn 
es  sind  theils  amtliche,  bezw.  kuriale  Ausdrücke,  wie  „Lehrer",  „Ehe", 
„Ehre",  theils  theologisch-biblische,  wie  „Seele",  „bekehren".*  Die  Katho- 
liken haben  neben  ihrem  e  zum  Theil  ae:  sael  Seele,  beTcaerd;  Katholiken 
und  Protestanten  gemeinsam  haben  laerd  docere,  laerbuQ  „Lehrbube",  om- 
k'aefQ  umkehren,  sowie  aer  neben  er.  Wenn  K.  aus  Horb  und  sonst  an- 
führt omk  fp'9 ,  aek  erd ,  est  erst,  so  ist  mir  in  allen  diesen  Wörtern  ae  be- 
kannt, und  ich  vermuthe,  er  hat  hier  Halbdialect  zu  hören  bekommen. 
Unzweifelhaft  ist  das  der  Fall  bei  ser  „sehr",  protest.  sn~;  der  Dialect  hat 
das  Wort  gar  nicht  —  das  mhd.  Subst.  ser  (in  der  Bedeutung  „Wunde'')  lautet 
Saer/8)  —  Im  Übrigen  hat  nun  K.  wohl  richtig  die  Genesis  e  >  c'  2>  ai  >  ae 
angesetzt.  Er  hat  das  ae  aus  dem  16.  Jahrh.  belegt,  aber  eine  ältere  Stelle 
übersehen,  die  ich  (Württemb.  Vierteljahrshefte  X,  47 ;  K.  hat  den  Aufsatz 
nicht  in  seiner  Litteratur)  aus  Wimphelings  Isidoneus  Germanicus  angeführt 
habe:  lego  legis  et  similia,  quae  non  per  e  vocalem,  sed  per  alienam  quan- 
dam  diphthongon  ai  vel  ei  rusticissime  ridiculosissimeque  exprimunt;  womit 
die  Erscheinung  schon  für   1497   belegt  ist. 

Mit  mhd.  c  haben  6  und  03  dieselben  Schicksale  durchgemacht;  nörd- 
lich und  westlich  der  oben  gezogenen  Grenzen  sind  sie  ao ,  ae  geworden, 
östlich  oe,  C9;  südlich  bleibt  ö,  e.  (<C  o°).  So  auch  nach  K.  §.  79.  80.  85, 
wo  aber  wieder  Fälle  monophthongischer  Behandlung  im  ao,  a<?-Gebiet  auf- 


')  Nur  die  sporadisch,  eigentlich  regelwidrig  erscheinende  Lautgruppe  — en  — 
ist  e:  wenek,  tawe  (K.  §.  72,  A.  3). 

3)  Haeraberk  Henenberg  u.  a.  Ortsnamen;  aber  auch  haerle  „Herrlein",  d.  h. 
katholischer  Pfarrer.  Früher  war  haer  noch  allgemeiner.  G.  R.  Weckherlin  schreibt 
1617  mit  diena  graußa  Hayra;  Simplicissimus  ed.  Keller  1,  773  sagt  ein  Schwarz- 
wälder Bauer  der  Gegend  von  Dornstetten:  wear  ischt  dann  der  Hair?  Meines  Vaters 
Mutter  sagte  noch  did  haer»  =  diese  Herren.  Ebenso  ist  in  der  Schweiz  mundart- 
liches hör  von  dem  schriftsprachlichen  Herr  zurückgedrängt,  s.  Schweizer.  Idiot. 
II,  1521. 

s)  Auch  Bopps  Erklärung  des  ae,  c,  e  (a.  a.  O.  S.  55  f.)  ist  sicher  falsch. 


LITTERATUH:  KR.  KAI'KFMANN,  GESCHICHTE  D.  SCHWAB.  MUNDART otc.     417 

geführt  sind.  Sicher  ist  die  monophthongische  Behandlung  wie  bei  e  (s.  o.), 
so  bei  6  und  oc  vor  »-:  1b,  §e(d).  Es  kommt  auch  cu>  (lab  etc.,  besonders 
=  jam)  vor,  aber  ich  habe  für  sein  Verhältniß  zu  ö  noch  kein  Gesetz 
finden  können  ;  de  <Z  cen  ist  jedenfalls  noch  seltener,  säe  ..schön"  auf  den 
SW.  beschränkt.  Aber  ohne  folgendes  n  ist  ao,  ae  das  einzig  richtige, 
Ö,  6  entweder  Halbdialect  oder  eingemischte  Schriftsprache.  K.  gibt  für 
diese  meine  Behauptung  selbst  die  Belege,  indem  er  bei  mehreren  Wörtern 
ü  und  ao ,  e  und  ae  nebeneinander  aufführt.  Die  nur  monophthongisch  er- 
scheinenden sind:  So,  wo  die  tonlose  Form  zu  Grunde  liegen  wird  (oft  auch 
.  froleipiam ,  wo  <  o;  k'eri%  ..gehörig"  wird  aus  der  Gebildetensprache 
stammen,  denn  für  den  Unterschied  von  Je  aero  ,,gehören"  ist  absolut  kein 
phonetischer  Grund  aufzubringen;  IM  „Kohl"  <^  mhd-  Tcol ,  s.  Lexer  I, 
1663,   Mhd.  WB.   I,   858a,   Kluge4   181. 

§.  73  —  77:  mhd.  t,  i.  Über  die  Diphthongierung  von  l  >  di  s.  später 
im  Zusammenhange.  Zu  §.  76  b  bemerke  ich:  hdit  =  hodie  kann  zwar  im 
Gebiete  von  Horb  <C  hiuie  sein  (s.  u.),  wird  aber  nach  meinem  sonstigen 
Wissen  eher  Halbdialect  sein  neben  mundartlichem  halt  <  lüidc ,  aber  in 
der  Bedeutung  hodie.  —  Ksae  <;  gesin  gilt  nicht  (S.  6  7  in.)  im  S.,  son- 
dern richtiger  im  SW.  des  Schwäbischen;  die  Grenze  gegen  gwe.9  zieht  von 
der  fränkischen  Grenze  im  obern  Enzthal  ziemlich  genau  mich  SO.  bis  ins 
Allgäu.  K.'s  Behandlung  dieses  Unterschiedes,  aus  dem  man  alles  Mögliche 
hat  machen  wollen,  ist  sehr  sachlich  und  richtig:  derselbe  beweist  ethno- 
graphisch gar  nichts;  entweder  haben  im  Altschwäbischen  beide  Wörter 
existiert  oder  ist  gewesen  fremden  Ursprungs,  für  Ein ta eilung  des  schwäbisch- 
alenannischen   Gebiets   selbst  kommen   sie   gar   nicht  in   Betracht. 

In  §.  78,  mhd.  0,  ist  nur  Nr.  4,  die  Behandlung  des  0  vor  r,  zu 
besprechen.  Hier  wird  o  >  o  oder  od.  Der  Fall  ist  ähnlich  wie  bei  e. 
Auch  hier  ist  od  und  öd  zu  unterscheiden;  auch  hier  kommt  öä  und  die 
Sonantenverschicbung  >  loa  (na)  (K.  S.  70  f .  i  vor.  Das  Ausschlaggebende 
ist  jedenfalls  auch  hier  die  Quantität;  die  Kürze  erscheint  als  0  oder  09, 
die  Länge  als  (Ö  oder)  öd.  Ich  glaube  aber  hier  Diphthongierung  und  Mono- 
phthongierung besser  als  beim  <i  abgrenzen  zu  können ;  in  den  meisten 
Orten  verschiedener  Gegenden  steht  öd  vor  auslautendem  r  und  vor  r  -f- 
Dental,   ö  vor  r  -f-  Nichtdental.    S.   auch   Bopp   §.    31. 

Zu  §.  81  —  86,  mhd.  i( ,  ü,  ö  (03  s.  o.),  ü  habe  ich  nichts  weiter 
zu  bemerken.  —  Verwickelt  sind  die  Verhältnisse  des  mhd.  iu ,  §.  S7  f. 
Hier  erweist  sich  die  Wahl  von  Horb  als  Ausgangspunkt  nicht  glücklich. 
K.  hat  darin  gefehlt,  daß  er  alten  Diphthong  iu  mit  dem  Umlaut  von  ü, 
als  einen  im  Mhd.  einheitlichen  Laut  behandelt  hat.  Gerade  im  Schwäbischen 
sind  beide  geschieden.  Der  Umlaut  von  ü  lautet,  wie  überall,  einfach  der 
Lautform  von  Ü  entsprechend;  wo  ü  >  dU  ist,  lautet  er  du  >  schwäb.  di, 
wo  und  insoweit  i%  geblieben  ist,  ü  >  7,  hgus  hdisr,  hns  Jüsr.  Anders  der 
alte  Diphthong  iu.  Nördlich  und  östlich  einer  Grenze,  die  etwa  von  Nagold 
aus  zwischen  Rottenburg  und  Tübingen,  zwischen  Balingen  und  Hechingen 
hindurch,   dann   östlich  von  Tuttlingen  verläuft,   ist  dieses  iit  >  ui,   nasal  de: 

GERMANIA.     Nene  Reihe,  XXIV.  (XXXVI.)  Jahrg.  28 


418     LITTERATUR:  FR.  KAUFFMANN,  GESCHICHTE  D.  SCHWAB.  MUNDART  etc. 

dui  die,  suit  siedet,  nai  neu,  froet  Freund,  noetze  noetsk  19  und  90 '). 
Ein  Gebiet  von  Rottenburg  bis  Balingen  hat  statt  ui ,  zum  Theil  daneben, 
Fi,  auch  n ;  ich  wüßte  nichts  gegen  K. 's  Ansicht  einzuwenden,  daß  dieses  U 
nur  Reduction  aus  ui  sei  (S.  H5).  Anders  weiter  westlich.  Hier  kommt  ui  gar 
nicht  vor");  vielmehr  erscheinen  7  und  di:  1.  1  vor  r,  in  der  starken  Conjug 
Abi.  II,  im  Auslaut,  zum  Theil  vor  w  (>  b);  2.  di  in  allen  anderen  Fällen, 
theilweise  auch  vor  w  (>  b):  fzr,  Sit,  dri  drei  (Neutr.,  wie  K.  S.  82  richtig 
vermuthet:  M.  F.  drdi  <Z  mhd.  dri),  krjlp  Knie;  fldig  Fliege,  dip  euch3. 
Auch  in  dem  Gebiet  des  u  ist  dieser  Laut,  wo  ui  daneben  vorkommt,  auf 
dieselben  Fälle  beschränkt  wie  westlich  7.  Man  wird  also  sagen  können : 
im  größten  Theil  des  Schwäbischen4)  sind  die  beiden  iu  nie  zusammen- 
gefallen; altes  iu  muß  zur  Zeit  der  Diphthongierung  schon  ui  gewesen 
sein,  darüber  geben  aber  die  alten  Schreibungen  nichts,  weil  sie  ui  auch 
für  v  und  Ü  setzen.  Im  W.  dagegen  muß  in  der  Zeit  vor  der  Diphthon- 
gierung altes  iu  in  den  Fällen  1.  vom  Umlauts-m  verschieden  gewesen, 
in  den  Fällen  2.  mit  ihm  zusammengefallen  sein.  —  Für  die  Zeitbestimmung 
der  Diphthongierung  im   Schwäbischen   ist  das   nicht  ohne  Werth. 

Cap.  II:  Die  Diphthonge.  —  §.  91  f.:  mhd.  ei  <Z  germ.  ai. 
Im  W.  09,  nasaliert  Od,  im  0.  oe1  nasaliert  de;  s.  o.  Daß  dieses  oe  nicht 
auf  Rechnung  von  schriftsprachlichem  Einfluß  kommt,  sagt  K.  S.  90  ganz 
richtig3).  Die  strenge  geographische  Scheidung  der  beiden  Laute  macht  es 
auch  unmöglich,  sie  als  ..verschiedene  Tonstufen"  zu  fassen  (S.  90)  in  dem 
Sinne,  wie  es  K.  nach  §.  110.  Anm.  3  zu  verstehen  scheint,  als  ob  beide 
im  Wechsel  mit  einander  gestanden  hätten;  dann  müßte  doch  im  W.  irgendwo 
oe,  im  0.  Od  erhalten  sein!  Nach  späteren  Ausführungen  K.'s  (s.  u.)  ist 
unter  den  Nebenvocalen  e  historisch  betrachtet  tonkräftiger  als  d,  somit 
wäre  oe  die  schwerere  Form;  wie  würde  es  aber  dazu  stimmen,  daß  oe 
(s.  o.)  nur  mit  kurzem  o,  Od  auch  mit  langem,  sogar  in  Pausa  zweisilbig 
erscheint?  Allerdings  sind  beide  Laute  verschiedene  Tonstufen,  indem  oe 
der  ältere,  Od  der  jüngere,  aus  jenem  gewordene  Laut  sein  wird;  aber  dieser 
ist  nur  im  W.    entstanden6).   —   In   ol/'f   holgj   erscheint  bloßes   o,   aber  nicht 


')  Aber  auffallender  Weise  nüe  9;  über  leute ,  deutsch,  gereute,  welche  im 
Schwäbischen  durchaus  die  Behandlung  des  tu  als  Umlauts-itt  haben,  s.  Brenner  uud 
Behaghel,  Germ.  34.  245  ff. 

')  Wenn  (K.  §.  88)  die  Protestanten  in  Horb  ui  sprechen,  so  thun  sie  es  sicher 
als  Eingewanderte. 

3J  Manche  ai  bei  K.  §.  87,  2,  welche  ohiger  Regel  zuwiderlaufen,  werden  nach 
meinen  anderweitigen  Notizen  wohl  Halbdialect  sein.  Dieser  hat  &i  oder  id  je  nach 
dem  eu,  ie  der  nl  d.  Schriftsprache.  Doch  will  ich  die  Regeln  über  i  und  di  noch 
nicht  als  völlig  sicher  bezeichnen.  Im  SW.,  von  Rottweil  an  (s.  o.) ,  sind  dann  auch 
iun  und  iuh  monophthongisch. 

*)  Auch  noch  ziemlich  tief  ins  Bairische  hinein;  in  Baiern  gehen  die  ui  bis  zur 
Isar;  Schmeller,  Muri  I. uteri  Bayerns.  Nr.  260.  313;  östlich  davon  oi,  258.  312,  immer 
noch  von  ai  =   Umlauts«  verschieden. 

6)  Dem  Gebildeten  gegenüber  läßt  der  Bauer,  der  dann  gern  die  äußersten 
mundartlichen  Entfernungen  von  der  Schrift  vermeidet,  auch  im  W.  oft  oe  als  das 
der  Schrift  näher  stehende  hören  (daher  k'oesr  §.  92,  A.  1);  genauere.  Forschung  er- 
weist dann  aber  das  od  als  das  Einheimische.  Im  Osten  kommt  nur  oe  vor. 

'j  Vgl  französisch  wa  =  oi;  oi  >  oe  (wie  nachweislich  gesprochen  wurde) 
>  oa  >  iia. 


LITTERAT17R  :  FR.  KAUFFMANN,  GESCHICHTE  D.  SCHWAB.  MUNDART  etc.     419 

bloß,     wie    es    nach   K.    91    scheinen    könnte.     <C  Od,     sondern    auch    im   oe- 
Gebiet '). 

§.  93:  rnhd.  ei  <C  egi;  von  altem  ei  duichaus  getrennt,  nur  bis  zur 
Lautstufe  ae  gelangt.  Das  Wort  medle  aus  dem  Fränkischen  abzuleiten  ist 
kein  Grund;  mügd  und  mäd  ist  auch  schwäbisch.  Wegen  der  litterar- 
historischen   Bedeutung  dieses   ei  s.   u. 

§.  94.  95:  mhd.  Oio,  oft;  vor  m  nur  ö,  bezw.  e:  bom  bcm ,  auch 
bom  bcm:  es  kommt  aber  in  bestimmter  localer  Begrenzung  statt  dessen 
aom  aem  vor. 

§.  96 — 98:  mhd.  ie ,  uo ,  üe;  der  Diphthong  ist  im  ganzen  Gebiet 
erhalten:  nur,  wie  K.  nicht  hier,  sondern  §.  103  bemerkt,  gelegentliche  Re- 
duction   von    HO,   iie  zu   0,   r:    mÖtr,    i, 

Cap.  III:  Die  Vocale  der  Neb  ensi  lb  en.  §.  103  zählt  verschiedene 
Wörter  auf.  die  in  mehr  als  einer  Satzform  erscheinen.  Die  Zusammen- 
stellung ist  sehr  verdienstlich,  aber  im  Einzelnen  anfechtbar;  no  und  naö 
<C  niwan  sind  geographisch  geschieden,  ans  ist  entschieden  Schriftsprache, 
s.  o.  Fatal  ist  die  Angabe  vge  :  ge  'mhd.  gen  inf.)".  Meinte  K.  die  Präpos. 
<C  gegen,  welche  auch  mit  Inf.  als  Object  vorkommt  (k'oiti.  mr  geint  ge 
bdds ,  „komm',  wir  gehen  zum  Baden"),  so  ist  die  Sache  richtig,  nur 
konnte  die  weitere  Form  gae  =  mhd.  gein  hinzugefügt  werden.  Aber  nach 
§.  106,  1  meint  K.  den  Inf.  des  Verbums  gen  z=  gän.  Dann  hat  er  ent- 
schieden Unrecht  und  hätte  sich  davon  schon  durch  seine  eigene  richtige 
Aufstellung  in  §.  61  und  S.  282  zurückhalten  lassen  sollen,  daß  das  Schwab, 
nur  die  mhd.  Formen  gän  stän  hat.  Im  Halbdialect,  der  auf  schriftdeutschem 
..gehen"  fußt,  fällt  allerdings  dieser  Inf.  vor  einem  zweiten  Inf.  in  der 
Aussprache  mit  jenem  ge  <Z  gegen  zusammen:  i  WÜ  ge  se~d  =^z  je  vais  re- 
garder;     aber  die   Mundart  hat  den   sonstigen  Inf.    von  gän:     i   iril  gaö    ygb, 

gon    oder    wie    sonst    die    locale   Form    lautet)   sez.     So   stark   hat  K.    Dialect 
und  Halbdialect  wohl   nirgends   vermengt! 

Höchst  dankenswerth  sind  die  §§.  104  — 110  über  die  Ableitungs- 
und Flexion  s  vocale;  hier  ist  innerhalb  des  Schwäbischen  der  erste  und 
recht  wohl  gelungene  Versuch  gemacht,  diese  Dinge,  an  denen  man  sich 
gerne  vorbeidrüekt,  gesetzmäßig  zu  fixieren.  Nur  ein  paar  Bemerkungen!  — 
S.  111  sind  ein  paar  isolierte  Genetive  aufgeführt,  und  es  wird  bemerkt, 
daß  das  Schwäbische  den  Genetiv  nur  noch  in  possessiver  Function  er- 
halten hat.  Genauer  war  zu  sagen,  daß  er  wie  im  Neuenglischen  nur  noch 
vor  dem  regierenden  Substantiv  vorkommt.  Daher  ist  muSftr  gotis  als 
Schriftsprache  anzusehen.  Dafür  spricht  auch  noch:  1.  das  Wort  got  ist  im 
Schwäbischen  sonst  nur  in  Umschreibung  ..der  liebe  Gott",  „unser  Herrgott" 
gebräuchlich;  2.  dieT3enetivendung  ist  sonst  nie  is,  9S,  sondern  bloß  -s  (bei 
den  von  K.  citierten  endreslis  ..Andreasleins"  etc.  gehört  der  Vocal  zum  Demi- 
nutiv ;:  hergot&omp,  k'ots  Verwunderung  oder  Fluch  <  gotes. — Die  Endung 
ik  :  i%  (ibid.)  s.  u.  —  S.  113.  Werthvoll  ist  die  Bemerkung,  daß  -iu  des 
Nom.    Acc.   Plur.    Neutr.    auch   auf  Masc.   und   Femin.    übertragen   ist:    Jclaene 


')   Bopp  a.  a.   0.  §.  25,  3,  wo  lichtig  erkannt  ist,   daß  eil   -f    Couj.   >  ul  wird; 
so  auch  hflaos  =  heillos. 

28* 


420      L1TTEKATUK:FK.KAUFFMAKN,  GESCHICHTE  D.  SCHWAB.  MUNDART  etc. 

k'cndr,  aber  auch  graose  her,),  fraOd.  Ebenso  war  aber  zu  sagen,  daß  die- 
selbe Endung  des  Nom.  Sing.  Fem.  auch  auf  den  Acc.  übertragen  ist: 
e  gusde  blr  „eine  gute  Birne",  Nom.  und  Acc;  umgekehrt  aber  ist  hier 
auch  die  schwache  Endung  -en  des  Acc.  Sing.  Fem.  auf  den  Nom.  über- 
tragen: o  fjnodo\  beides  kommt  am  selben  Ort  vor;  s.  Bopp  §.  35;  dagegen 
ist  nach  dem  bestimmten  Artikel  Abfall  der  Endung,  d.  h.  schwache  Nom.- 
Endung  e,  welche  wie  jedes  auslautende  e  abfällt,  im  Nom.  Sg.  M.  F.  N., 
Acc.  F.  N.  regelmäßig:  dr  resxt  fiidS  etc.  —  S.  116.  'fifo  „gethan"  ist 
Halbdialect;  reiner  Dialect  unterscheidet  streng  to9  <C  tuon  von  tab  <C  ge- 
tan, der  Halbdialect  vermischt  beides  zu  to ,  tod.  Das  Zeichen  des  festen 
Einsatzes',  das  K.  hier  und  noch  oft  vor  anlautender  Fortis  gebraucht,  wo 
Assimilation  einen  vorgängigen  Consonunten  zerstört  hat,  halte  ich  für  über- 
flüssig. Fester  Einsatz  kommt  im  Schwäbischen  als  rhetorisches  Mittel  nach 
Gelegenheit  vor;  zum  festen  Bestand  der  Sprache  dürfte  er,  soweit  meine 
Kenntniß  reicht,  nicht  zu  rechnen  sein.  Regelmäßig  kenne  ich  ihn  nur  bei 
der  vocallosen  Form  des  bestimmten  Artikels:  d  <  die,  diu-  dieses  d  (t) 
erscheint  unter  gewissen  Umständen  mit  festem  Einsatz,  der  dann  weiterhin 
oft  vocalisch  als  d  vorkommt:  „die  Frau"  tfrao,  aber,  wenn  das  Substantiv 
hervorgehoben     werden     soll,      tfrao,    dtfrao.    —   S.    117.     „Ebenso    beruhen 

zweifellos  nichtsynkopierte   Participia  wie  .....  'taen9t auf  dem   mhd. 

dienot  .....  (resp.  -tit)."  Ich  bemerke,  daß  ich  tarnst  als  Dialeet- 
form  bezweifeln  muß;  es  muß  födVldt  lauten,  und  ae  kann  nur  aus  Subst. 
daest  übertragen  sein.  Ein  „zweifellos"  aber  ist  doch  sehr  wenig  am  Platz: 
wenn  nach  §.  110,  2  gedecktes  c  >  9  geworden  ist,  so  kann  doch  -dt 
auch    <Z  mhd.   -et  sein! 

S.  118  ff.  ist  die  Entwicklung  von  Svarabhakti  besprochen.  Der  west- 
östliche Unterschied  von  "rn  :  ~rvx)  hätte  auf  die  Quantitätsverhältnisse 
zurückgeführt  werden  müssen.  K.  will  hier  Flexionsgesetz  rinden:  ~T9  = 
Nom.,  "  m  Cass.  obll.  Eine  Erklärung,  die  plausibel  wäre,  wenn  beiderlei 
Formen  in  demselben  Gebiet  neben  einander  vorkämen!  Ebenso  will  K 
erweisen,  daß  gesetzmäßiger  Unterschied  von  pdlldr  ..Bauer",  Cass.  obll. 
p9UT9  vorhanden  sei;  im  einsilbigen  Wort  wäre  durch  Pausa  Svarabhakti 
entstanden,  ebenso  in  mb)'  =  mihi  und  =  nos  u.  dgl.;  aber  in  manchen 
Fällen  (sir,  fir)  wäre  der  einfache  Laut  aus  den  mehrsilbigen  Formen  auch 
in  die  einsilbigen  eingedrungen.  Ich  halte  diesen  Umweg  der  Erklärung  für 
überflüssig.  Er  wäre  nothwendig,  wenn  wirklich  paradigmatisch  sich  ein  sol- 
cher Wechsel  noch  zeigen  ließe.  Daß  das  der  Fall  sei ,  muß  ich  bestreiten. 
Ich  selbst  kenne  in  den  verschiedensten  Landestheilen  —  und  meine  Ge- 
währsmänner in  noch  mehreren  —  nur  bour,  bduro2) ,  auch  die  einsilbige 
Form  ohne  3;  ebenso  ))i,nir,  wie  jeder  Ulmer  weiß  u.  s.  f.3).  Überhaupt 
ist    Svarabhakti    im    Schwäbischen    nicht     eben     sehr    Verbreitet,    wenigstens 

')  Nach  K.  wäre  dura  „Thurm"  allgemein  schwäbisch.  Nach  meinen  Materialien 
haben  dura  und  dum  ganz  die  nämlichen  Grenzen  wie  die  anderen  Wörter. 

2)  K.  schreibt  das  Wort,  mit  p,  weil  <  gebüre;  ich  glaube  dafür  stehen  zu 
können,  daß  der  Anlaut   kein  anderer  ist  als  in  Ö9U9  bauen  u.  s.  f. 

3)  Auch  der  alid.,  noch  mehr  as.  Wechsel  fogal,  fugal  -.fogles,  fugles  (Braune, 
Ahd.  Gramm.  65)  beweist  nichts.  Im  Casus  obl.  ist  l,  r,  n,  m  nicht  sonantisch ;  wer 
beweist  mir,  daß  nicht   der  im  Nomin.  davor  gesetzte  Vocal  lediglich  orthographischer 


LITTERATUR:FK.  KAUFFMANN,  GESCHICHTE  D.  SCHWAB.  MUNDART  etc.     421 

nicht  in  der  straffer  articulierenden  Volksmundart ').  Sehr  gewöhnlich  ist 
dieselbe  in  der  schlafferen  Halbmundart.  Es  ist  hier  zu  viel  individuelle 
Neigung,  als  daß  von  Gesetzen  der  Erscheinung  die  Rede  sein  könnte.  — 
S.  120  werden  die  verschifdenen  Ai-ten  der  litterarischen  "Wiedergabe  des 
Endungs-;?  besprochen;  dabei  ist  das  lange  o  angeführt,  das  in  Liedern 
refrainartig  statt  dieses  9  auftritt,  wie  mhd.  ä  (das  ö  ist  aber  geschlossen). 
K.  fragt:  ..diese  Manier  scheint  nicht  mehr  üblich  zu  sein.''  Doch;  sie 
ist  es;  ob  in  Horb,  weiß  ich  nicht,  aber  sonst  vielfach;  Beispiele  bei  Bir- 
linger  und  Meier.  —  Die  §§.  111  — 117,  welche  wesentlich  die  bekannte 
Streitfrage  Behaghel:  Kauffmann  wegen  der  ahd.  mhd.  Endungsvocale  be- 
handeln,  übergehe  ich. 

§.  118  —  122:  Synkope.  —  Die  Angaben  S.  137  f.  über  die  Demi- 
nutivformen -le  und  die  sind  nicht  durchaus  richtig.  Beide  stehen  allerdings 
insofern  im  Wechsel,  als  je  nach  dem  rhetorischen  Charakter  des  Satzes, 
wie  K.  richtig  sagt,  hisle  oder  bisdle  u.  ä.  stehen  kann.  Stets  ist  aber  in 
diesen  Fällen  die  Form  ohne  3  die,  welche  als  Normalform  empfunden  wird. 
Die  mit  9  gehört  besonders  der  Kindersprache  und  Sprache  mit  Kindern  an 
und  zeichnet  sich  zugleich  durch  Nichteintreten  des  Umlauts  aus :  bidble, 
aber  bü9b»le  u.  s.  f.  Schwerlich  haben  wir  hier  zwei  alte  Parallelbildungen 
auf  -lln  und  elin  (Weinhold"  §.282)  zu  unterscheiden;  denn  auch  die  Form 
-eint  hat  den  Umlaut  eindringen  lassen.  Vielmehr  wird  die  Sprache  der 
Kinder  nachgeahmt,  welche  mit  dem  Umlaut  noch  nicht  umzugehen  wissen, 
überhaupt  die  Paradigmen  zu  uniformieren  lieben. ")  Ganz  falsch  ist  dagegen 
die  Behauptung,  daß  von  Substantiven  auf  el  beide  Deminutivformen  exi- 
stieren3). Es  existiert  nur  die  :  fögl  feg,)le  u.  s.  w. ,  s.  auch  Bopp  §.  6  fin., 
dessen  Bemerkung  mir  ganz  richtig  scheint.  —  Wenn  S.  139  fin.  gesagt  ist, 
daß  Formen  wie  §afdt  ,. schafft"'  etc.  im  Schwarzwald,  saß  etc.  im  nördlichen 
Schwaben  bevorzugt  seien,  so  ist  das  nördliche  Schwaben  wie  auch  sonst 
mitunter,  der  Stuttgarter  Halbdialect4);  die  Volksmundart  hat  auch  anderswo 
beides   nebeneinander. 

Besonders  wichtig  ist  C'ap.  IV:  Die  Geschichte  desVocalismus. 
§•  123 — 120:  Umlaut.  Das  Schwäbische  hat  den  Umlaut  von  ä  in  man- 
chen Fällen,   wo   Mhd.   Nhd.    ihn    nicht    haben.     Die  Erklärung    wird    in   ver- 


Natur ist,  entstanden  aus  dem  Bestrehen,  die  semantische  Eigenschaft  zu  bezeichnen, 
weil  die  mustergebende  lateinische  Orthographie  keine  Silhe  ohne  Vocal  zu  schreiben 
lehrte?  Ich  könnte  nicht  bloß  an  got.  an.  (ags.)  Schreibung  ohne  Vocal,  sondern 
auch  daran  erinnern,  daß  deutsche  Mundarten  noch  jetzt  semantische  r ,  l ,  n  haben, 
von  welchen  l  wenigstens  in  den  Mundarten,  die  das  vordere  l  sprechen,  keinen 
Vocal   entwickelt  hat.   Übrigens   ist  das  r  in  bdur  gar  nicht  silbenbildend. 

')  Bopp,  S.   75,  sagt  geradezu:   Svarabhakti   keimt   Münsingen   nicht. 

')  Dafür  spricht  wohl  auch  das  nur  zweisilbige  male  „Männlein"  in  der  Kinder- 
sprache, sonst  viendle.  Ähnlich  wird  loeal  der  den  Kindern  vielleicht  schwierige 
Diphthong  ua  zu  o  vereinfacht:  iöle  „Schühlein",  fötale  ..Füßlein",  während  im  Ver- 
kehr unter  Erwachsenen  kein  Mensch  anders  als  siale,  fasle  sagt.  Auch  Bopp  §.  81 
stimmt  zu  meiner  Ansicht.  Ein  anderer  Fall  liegt  natürlich  vor,  wenn  in  -die  das  9 
zum  ersten   Theil  gehört;   dann  auch   Umlaut:  hefale   Jläfeleiir   u.   s.  f. 

3)  Die  auf  -er  lasse  ich  aus  dem  Spiel.  Ob  k'e/rle  oder  kefarle?  s.  meine  Be- 
merkungen über  Svarabhakti  . 

A)  Diese  Hegt  wohl  auch  S.  140  fin.  zu  Grunde,  wonach  Nordschwaben  keine 
döha,  dena  etc.,  sondern  nur  dröba,  drina  kennen  soll. 


422     LITTERATÜR:  FR,  HAUFFMANN,  GESCHICHTE  D.  SCHWAB.  MUND  AKT  etc. 

schiedenen  Fällen  verschieden  sein.  Übertragung  pluraler  Form  ist  gewiß 
oft  vorhanden,  z.  B.  bei  epfl  „ Apfel ",  wo  ich  übrigens,  wie  bei  hert. 
hart,  nicht  c,  sondern  e  kenne').  In  anderen  Fällen,  wie  es3 ,  fle§9 ,  teSi 
will  mir  die  Erklärung  aus  dem  Plur.  der  Bedeutung  dieser  Wörter  wegen 
weniger  behagen.  —  Das  Fem.  bedr  „Bahre"  neben  bggr  (bar)  hat  andere 
Bedeutung;  bedr  ist  Tragbahre  überhaupt,  bor  nur  Todtenbahre,  wie  schon 
Mhd.  WB.  I,  1 44  f.  zeigen  kann.  Aber  das  dort  und  bei  Lexer  (beidemal 
mit  der  falschen  Bemerkung,  daß  es  aus  dem  Ndd.  stamme)  angegebene  beere, 
eine  Form,  deren  Umlaut  nicht  erklärbar  wäre,  wird  durch  keine  der  an- 
geführten Stellen  gefordert ;  ich  vermuthe  bei\  was  sich  zu  bare  verhält  wie 
gebe  :  gäbe,  pflege  : pfläge  u.  s.  f.  —  Bei  u  fehlt  der  Umlaut  vielfach; 
in  manchen  Fällen,  z.  B.  vor  cJc,  so  durchaus,  daß  er  sicher  nie  da  war. 
In  anderen  mag  er  durch  Formangleichung  verschwunden  sein;  aber  gewiß 
nicht  in  Sdul  Sduld ,  SdU  s.mbd.  Beide  sind  mhd.  stark;  im  Nhd.  ist  die 
Pluralform  Säule  Sing,  geworden  (wie  „Locke "  u.  ä.),  weil  der  Gegenstand 
der  Natur  nach  mehr  im  Plur.  vorkommt;  das  Schwab,  hat  auch  S9U,  Plur. 
Sdi.  In  Sdida  svub-)  haben  wir  eben  schwache ,  also  umlautslose  Form.  — 
S.  150.  al'S  „uns"  (woneben  noch  die  ebenfalls  umgclauteten  Formen  9is, 
is,  es)  ist  nicht  „ostschwäbisch",  sondern  häufig  im  W. :  ostschwäb.  sind 
os,  9is. 

Noch  wichtiger  ist  §.  127  — 132:  Quantität.  Fundamental  ist  die 
Vocalverlängerung.  K.  will  sie  durchaus  auf  Rechnung  der  Pausa  setzen ; 
S.  lf)5:  „Man  lasse  sich  durch  eine  Anzahl  scheinbarer  Beispiele  nicht 
verführen,  Dehnung  des  Vocals  auf  Conto  folgender  Consonanten,  z.  B. 
/',  n,  x  zu  setzen.  Die  gewichtigen  Ausnahmen  würden  unerklärlich  bleiben''  "). 
Diese  Ausnahmen  fallen  eben  weg,  wenn  man  bei  der  Localmundart  stehen 
bleibt  und  nicht  Erscheinungen  verschiedener  Untermundarten  zusammen- 
wirft. Gewisse  Consonanten  (-Gruppen)  haben  an  gewissen  Orten  regel- 
mäßig Länge  erzeugt.  Über  n,  nf\  ns  s.  o.  Andere  Fälle  sind  local  be- 
schränkt, z.  B.  die  Längung  durch  ht ,  durch  rn ,  rm ,  rt,  lt.  So  lasse  ich 
mir  die  Einwirkung  nachfolgender  Consonanten  nicht  ausreden.  Aber  es 
bleibt  allerdings  noch  eine  große,  ja  überwiegende  Menge  von  Fällen,  wo 
die  Lautumgebung  nicht  in  Betracht  kommt  und  nur  der  Unterschied  von 
Pausal-  und  Satzform  zu  Grunde  liegen  kann.  Ob  man  die  Regel  gerade  so 
formulieren  muß  (S.  154):  „Jeder  mhd.  Ictusvooal  hat  sich  in  Pausastellung 
zu  überlangem  Vocal  (mit  zweigipfliger  Betonung)  entwickelt",  kann  man 
zweifeln.  Gewiß  ist:  es  hat  sich  im  Schwab,  in  einsilbigen  Formen  Länge 
entwickelt,  während  in  mehrsilbigen  Kürze  blieb;  Ausgleichung  ist  nach  der 
einen  oder  anderen  Richtung  eingetreten,  aber  nicht  immer.  Zu  den  ver- 
einzelten Fällen,  welche  K.  §.  127  für  Erhaltung  des  Unterschiedes  auf- 
zählt, lassen  sich  weit  ausgedehntere  von  gesetzmäßigem  Charakter  stellen, 
welche  bei  K.  nur  in  der  Anmerkung  von  §,  131  untergebracht  sind:  H&S 
:  Inis.),   8&g  :  sai/t   im   SW. ,    was   erst    relativ  jünger  sein   kann,     weil   es   die 


')  Es  war  hend  „Band"  hinzuzuf'iigt  n ,  was  aber  auch  Cas.  obl.  des  Sing,  sein 
kann;  im  OA.  Münsingen  und  Umgebung  allgemein,  noch  verbreiteter  im  Ostfränkischen. 
Auch  Fälle  ohne  a:  brüdr  Bruder,  deytr  Tochter,  beide  mehr  im  Süden. 

')  §.  136  «her  gibt  K.  „eine  besondere  Entwicklung  kurzer  Vocale  in  der 
Stellung  vor  Nasal"-  zu,   die  eben  in   der  Dehnung  bestehen  soll. 


L1TTEKATUR:  FR.KAUFFMANN,  GESCHICHTE  D.  SCHWAB.  MUNDART  etc.     423 

Apokope  von  hase  voraussetzt,  und  der  von  ihm  nur  aus  Ellwangen  belegte, 
aber  viel  weiter  verbreitete  Wechsel  von  J<: öpf  '.  Iccpf,  lutd  :  hend ,  der  älter 
sein   muß,   weil   er   die   Erhaltung  der   Endung  voraussetzt1!. 

§.  133 — 13:":  Nasalierung.  Der  Ergänzung  bedürftig  ist  das  §.  134 
über  progressive  Nasalierung  Gesagte.  K.  nimmt  sie  an  in  näs ,  naxt ,  no 
noch.  Sfiäecfa,  nedr  nieder,  mu(k)  mag,  me  mehr  (Halbdialect!),  clr  me  ivedt 
„der  Mühe  werth":  in  iibuts  nents  nichts,  sncntsj  schneuzen  hätte  sich 
sogar  conson.  n  entwickelt;  die  Fälle  sind  großentheils  local  beschränkt. 
Daneben  aber  kommen  auch  Fälle  „spontaner"  Nasalierung  vor ,  insbesondere 
(§.  7»)  c)  ist  -7.s  oft  :>  -cies:  laes,  tsaesle  Zeisig,  tsaestek  Dienstag,  local 
auch  cies,  aese,  daesl  Deichsel;  ferner  draeso  dr"e{g)s9  „schwer  athmen", 
local  es  es,  esl,  racs  Reuse,  fctoSt*) ,  dazu  die  historische  Schreibung 
Lü  tisch;  endlich  sezkd  schief  treten,  woneben  §hk».  Wenn  wir  die  wenigen 
allgemeinen  und  die  zahlreicheren  localen  Fälle  der  lebenden  Mundart  zu- 
sammennehmen, haben  wir  10  Fälle  nach  Nasal  und  11  vor  S,  bezw.  § 
(mit  nas  12),  nur  einen  ohne  eins  von  beiden.  Wer  den  Einfluß  des  Nasals 
annimmt,  wird  den  des  s.  der  freilich  nicht  wohl  erklärbar  ist,  nicht  leugnen 
dürfen.  Warum  aber  (S.  162)  progressive  Nasalierung  nur  in  einsilbiger 
Wortform   möglich   gewesen   sein   soll,   verstehe   ich   nicht. 

§.  136 — \'.id.  Diphthongierung.  K.  bestimmt  dieselbe  richtig  so, 
daß  alle  etymologisch  langen  Vocale  davon  betroffen  worden  sind :  ä  >  ao, 
e  >  ae,  e  >  99,  6  >  ao,  ü  >  du.  Nur  muß  das  Gesetz  auf  das  Gebiet  W. 
der  Hier  eingeschränkt  werden ,  denn  e  >  e3 ,  6  >  09  ist  zwar  auch 
Diphthongierung,  aber  doch  in  einer  abweichenden  Art;  doch  s.  u.  Jeden- 
falls ist  mehr  Mannigfaltigkeit  der  Erscheinung  da,  als  zunächst  erscheint. 
K.  läßt  durch  Überlänge  und  zweigipflige  Betonung  e  >  e'  >  vi  >  ae 
werden.  Schwieriger  ist  die  Erklärung  von  7  >  di ,  Fi  >  du,  ü  >  9Ü 
>  ,ti;  K.  nimmt  ein  i' ,  u"  mit  offenerem  erstem  und  geschlossenerem 
zweitem  Consonanten  an.  Aus  der  Erklärung  der  Diphthongierung  folgt  nun 
nothwendig.  was  auch  tj.  137,  Anm.  in  Beziehung  auf  ä  gesagt  ist,  daß 
nur  Überlänge  diphthongiert  worden  wäre,  bloße  Länge  nicht;  dann  wären 
Ausgleichungen  eingetreten.  In  Beziehung  auf  ä  kann  man  (s.  o.)  die  Mög- 
lichkeit zugeben;  bei  e,  6,  03  habe  ich  auszuführen  versucht,  daß  die  echte 
Mundart  sie  (außer  vor  n)  stets  diphthongiert  hat.  aber  es  sind  einfache 
Längen  heutzutage  vorhanden,  die,  wer  Lust  hat,  phonetisch  erklären  kann. 
Allein  i,  i\ ,  ü  sind  consequent  diphthongiert;  nirgends  ist  eine  Spur  von 
Erhaltung   einfacher  Länge3).   Damit  scheint  mir  die   ganze  Theorie  von  dem 


*)  S.  auch  unten:  Diphthongierung.  —  Übrigens  ist  es  für  solche  alemann, 
(schwei/er.)  Gegenden,  welche  Kürze  durchaus  erhalten  haben,  ein  unnöthiger  Umwef, 
mit  §.  131  anzunehmen,  daß  die  Längung  des  Pausalvocals  auch  alemann,  durchaus 
vorhanden  gewesen  sei. 

s)  Ist  nicht  bloß  historisch  (S.  162),  sondern  kommt  in  der  lebenden  Mundart 
mehrfach   vor. 

3)  Nur  proklitisehes  uf,  uz,  -lieh,  -lin,  -in  (Fem.)  etc.  sind  geblieben;  zum 
Theil  weiden  diese  ja  schon  mhd.  kurz  angesetzt.  Jedenfalls  lauter  Fälle  außerhalb 
der  Ictussilbe ! 


424     LITTKKATUR:FR.  K  VUFFMANN,  GESCHICHTE D.80HWÄB.  MUNDART  etc. 

Unterschied  diphthongierter  Überlange  und  monophthongischer  Länge  sehr 
prekär  zu  werden.  Für  die  Entstehung  des  e~',  ö"  aus  zweigipfliger  Betonung 
konnte  K.  sehr  wohl  das  Fränkische  anführen,  welches  diese  Formen  genau 
so  noch  jetzt  hat  (§.  52,  1);  aber  dort  sind  diese  diphthongischen  Formen 
auch  in  mehrsilbigen  Wörtern  durchaus  vorhanden;  Ausgleichung  anzu- 
nehmen, wo  keine  Spur  von  Verschiedenheit  sichtbar  ist,  wäre  aber  doch 
ganz  und  gar  überflüssig!  —  Außerdem  ist  mir  §.  136  aufgefallen:  die 
Diphthongierung  sei  ,.jünger  als  die  Dehnung  kurzer  Vocale,  da  wenigstens 
einige  derselben  die  Diphthongierung  mitgemacht  haben".  Über  diese  Fälle 
siehe  oben;  sie  sind  doch,  auch  wenn  man  die  gesetzmäßigen  nf,  ns  mit- 
rechnet, nur  verhaltnißmäßig  gering  an  Zahl  und  zu  allermeist  eben  lautlich 
bedingt.  Daß  auch  vor  Liquida  die  Dehnung  alter  Kürzen  früher  erfolgt  sei, 
glaube  ich  nicht;  foil  <C  VÜ  beweist  nichts,  es  ist  ein  Wort,  das  seiner 
Bedeutung  nach  sehr  leicht  den  Satzictus  und  auch  rhetorische  Pause  tragen 
konnte:  aber  wo  sind  denn  die  *ael  <Z  el,  *9tr  <Z  ir  etc.,  die  zu  erwarten 
wären?  Ich  kenne  nur  das  einzige  xpaird;  frlaora ,  gfraoi'3  et",  hat  K. 
§.  80 ä)  befriedigend  aus  Anlehnung  an  das  verloren  gegangene  Prät.  verlos 
erklärt.  Der  Satz  mußte  m.  E.  lauten:  „Die  Diphthongierung  ist  älter  als 
die  Dehnung  der  Kürzen,  nur  gewisse  Fälle  der  letzteren  sind  schon  vor 
jener  eingetreten1'. 

In  Beziehung  auf  i,  Ü,  Ü  hat  K.  seine  eigene  Ansicht.  Er  will  die 
Diphthongen  autochthon  entstehen  lassen,  lehnt  ihre  Entstehung  aus  den 
benachbarten  bairischen  (fränkischen?)  Mundarten  ab.  An  sich  ist  das  mög- 
lich; in  Niederl.  und  Engl,  sind  die  Diphthonge  autochthon  entstanden: 
es  fragt  sich  nur,  ob  es  nöthig  ist.  K.  führt  dafür  Verschiedenes  an: 
1.  Schwab,  di,  9U,  UI  sind  von  ae,  ao  im  Bair.  ganz  verschieden,  bei  Über- 
tragung müßten  die  Qualitäten  gleich  sein.  Letzteres  dahingestellt  —  kann 
denn  Jemand  glauben,  daß  1,  ü  im  Bair.  sofort  ae ,  ao  geworden  seien? 
Es  müssen  doch  Zwischenstufen  dazwischen  liegen,  die  nicht  viel  anders  als 
9t,  9U  lauten  können  ').  ui  ist  bei  Seite  zu  legen,  es  kommt  ja  auch,  s.  o., 
im  bair.  Gebiet  vor  und  wird  Schwab,  nie  ==  ü  gewesen  sein,  mindestens 
nicht  beim  Eintritt  der  Diphthongierung.  2.  Das  Gebiet  der  Schwab.  Di- 
phthongierung, sagt  K. ,  ist  völlig  einheitlich,  nirgends  eine  Sprachinsel  mit 
einfachem  Vocal.  Der  mittelalterliche  Verkehr  aber  war  gering  und  gerade 
an  der  Verkehrsstraße  des  Oberrheins  haben  sich  die  Längen  gehalten. 
Das  wäre  ein  Moment,  das  sich  hören  ließe,  wenn  es  gegen  die  längst  ver- 
altete Ansicht  von  der  (außerbairischeu)  Entstehung  der  Diphthonge  aus  der 
(bairischen)  Schriftsprache  gebraucht  sein  sollte.  Gegen  die  Annahme 
einer  allmäligen  mündlichen  Verbreitung  von  Ort  zu  Ort  besagt  es 
nichts,  und  wir  haben  zu  Anfang  gesehen,  daß  man  ohne  principielle  An- 
nahme der  Möglichkeit  einer  solchen  Verbreitung  doch  nicht  auskommt. 
Bei  den  9t,  9u  kommt  nun  hinzu,  daß  ihre  gegenwärtige  Verbreitung  inner- 
halb des   gesammt-alemannischen  Gebietes   sich   als   eine   stufenweise  Zunahme 


')  Dafür  kann  man  auch  anführen,  daß  die  bair.  Dichter  des  12.  und  13.  Jhs., 
welche  doch  in  ihrer  Mundart  die  lMphthonge  schon  hatten,  noch  nicht  gleich  i  :  ai 
reimen.  Wenn  mau  will,  kann  man  das  aber  auch  aus  schriftsprachlichen  Mustern 
alemann.  Heimat  (vgl.  Kauffm.  S.  '285)  erklären. 


LITTERATURrFR.KAUFFMAXN,  GESCHICHTE  D.  SCHWAB.  MUNDART? etc.     425 

von  SW.  nach  NO.  hin  darstellt,  s.  o. ;  wie  will  man  da  die  Annahme  wider- 
legen, daß  ihr  Ausgangspunkt  für  das  Schwäbische  im  NO.  lag?  3.  Daß 
das  Schwäbische  auch  d,  £,  6  diphthongiert  hat,  kann  umsoweniger  für 
K.  beweisen ,  als  die  Gleichzeitigkeit  aller  dieser  Vorgänge  noch  nicht  be- 
wiesen ist. 

Es  fragt  sich  ferner,  wann  die  Diphthonge  im  Schwäbischen  auf- 
getreten sind.  K.  will  zunächst  die  Autorität  der  Denkmäler  beseitigen : 
in  Augsburg  trete  diphthongische  Schreibung  gegen  1300  auf,  verschwinde 
aber  rasch  wieder  und  sei  erst  nach  1450  zu  allgemeiner  Geltung  gelangt; 
der  Sieg  der  Diphthonge  in  den  Denkmälern  nach  1450  könne  füglich  auf 
Rechnung  der  Schriftsprache  gesetzt  werden  und  ebenso  könne  das  Auftreten 
vor  1300  in  dem  Baieru  benachbarten  Augsburg  füglich  auf  Rechnung  bai- 
rischer  Orthographievorlage  kommen;  für  die  gesprochene  Sprache  würde 
daraus  weder  gegen,  noch  —  setze  ich  hinzu  —  für  die  Diphthonge  etwas 
folgen.  —  Die  Sache  ist  meines  Erachtens  noch  nicht  spruchreif.  Daß  in 
Augsburg  vor  1300  schon  Diphthong  gesprochen  wurde,  brauchen  wir  nicht 
zu  bezweifeln;  A.  liegt  ja  hart  an  der  Grenze  Baierns.  Baumann  hat  sodann 
zu  zeigen  versucht,  wie  von  1300  an  die  Diphthonge  in  den  schriftlichen 
Quellen  sich  mehren  und  geographisch  ausbreiten .  er  hat  auch  von  einem 
Wiederverschwinden  derselben  im  14.  Jahrb.  nichts  bemerkt;  aber  es  ist 
zuzugeben,  daß  sein  Material,  auf  drei  Druckseiten  (Forsch,  z.  D.  Gesch. 
16,  269  —  272)  ausgebreitet,  ein  ungenügendes  war.  Es  ist  eine  vollständige, 
nach  Ort  und  Zeit  geordnete  Sammlung  des  Materials  abzuwarten.  Vorerst 
mag  das  Material  der  schriftlichen  Denkmäler  bei  Seite  bleiben.  —  K.  hat 
nach  Indicien  sprachgeschichtlicher  Art  gesucht;  leider  führen  indirecte 
Zeugnisse,  wie  die  Klagen  bei  Wimpheling  und  Brassicanus  über  schwäbisch- 
lateinisches  deies  u.  A.  nicht  über  1490  zurück  und  damals  kommen  schon 
im  württembergischen  Westen  Schwabens  die  Diphthonge  auch  urkundlich 
vor.  Nach  K.  müßte  aber  die  Diphthongierung  eingetreten  sein,  ehe  Ü  und  i 
zusammenfielen,  was  im  13.Jahrh.  nachweislich;  denn  sonst  müßten  in  und? 
ganz  gleich  behandelt  sein  (S.  169).  Dieser  Grund  ist  nach  dem  früher 
Gesagten  hinfällig;  denn  Umlauts-«  ist  durchaus  =  7  behandelt,  alter  Di- 
phthong iu  aber  war  mit  jenem  nicht  identisch.  —  Man  könnte  die  frühe 
Datierung  des  Vorgangs1)  stützen  durch  die  Betrachtung,  daß  der  oben 
angeführte  Wechsel  k  opf  :  k'epf  in  einer  Zeit  entstanden  sein  muß ,  welche 
die  Diphthongierung  schon  hatte,  sonst  hätten  wir  Tcaopf  erhalten.  Zu- 
gleich wird  aber  jener  Wechsel  doch  eingetreten  sein  in  einer  Zeit,  wo 
„Köpfe"  noch  zweisilbig  war.  Es  wäre  also  die  Frage  herbeizuziehen: 
wann  hat  der  Abfall  dieses  e  stattgefunden?  Die  Dichter  des  12.  Jahrh. 
haben  die  Apokope  ja  schon  gelegentlich  auch  nach  langer  Silbe  und  ihr 
sonstiges  Festhalten  an  der  vollen  Form  könnte  ja  schriftsprachlich  sein; 
wenn  aber  nach  K.  a.  a.  O.  die  Quantitätsveränderung  ins  12.  Jahrh. 
falien  soll,   so  muß  doch  angenommen  werden,   daß   erst  mit  oder  nach   dieser 


')  §.  141  ist  die  Diphthongierung  nebst  anderen  Vorgängen  ins  XII.  Jahrh.  ver- 
legt, was  nach  der  Art  der  Drucklegung  wohl  ein  Druckfehler  statt  XIII.  sein  wird. 
Übrigens  erschwert  der  Umstand,  daß  der  Proceß  natürlich  (s.  o.J  mehrere  Phasen 
durchgemacht  hat,   die   chronologische   Behandlung  nicht  wenig. 


426     L1TTERATUR:  FR.  KAUFFMANN,  GESCHICHTE  D  SCHW  AB.  MUNDART  etc. 

die   völlige  Apokope  nach   langer   Silbe   eingetreten  sein  kann;    da  aber  mhd. 
^  :.v  **     nicht    reimt,     so   wird    doch   in   der    mustergebenden   Poesie    des 
12.  Jahrh.    noch    wirkliche  Kürze    anzunehmen   sein.     Damit  würde  es  wahr- 
scheinlich,    daß     eine   Form     wie     köpfe   um    1200    noch    gesprochen    worden 
wäre.     Ich   gestehe:    es  verwickeln   sich   hier  so   viele    Dinge   ineinander,   daß 
man     kaum  zu   einem   Resultat    gelangt.     E3  wird    nicht    schwer    sein ,    auch 
solche    Instanzen    zu    finden,     welche    gegen    die  Diphthongierung    schon    im 
oder   vor   dem    12./ 13.   Jahrh.    sprechen.     Ich    erinnere  nur  an   das   oben   über 
die  Reime   min  \  dahin   bei  Neifen  und  hindeJUi  :  hin  beim  Schulmeister  von 
Eßlingen  Gesagte.     Neuffen  und    Eßlingen    haben    kein    Juie    und    nichts   Ver- 
wandtes}   sein   früheres   Vorhandensein  zu   supponieren ,   müßte   die   Diphthon- 
gierung in  jener  Zeit  anderswoher  bewiesen   sein;   vorderhand  trage   ich  kein 
Bedenken,   solche  Reime  als  Instanz  gegen   die  Diphthongierung  zuzulassen1). 
§.    140:    Quali  tätsveränderung.    —    K.    befaßt  hierunter:    die  Ent- 
labialisierung  ö  >  e,  ü  ;>  i;    ei  «  egi)  >  ei  >  ae,    öü  >  ae ,  ou  >  ao; 
'li   (<Z  di,   ei)  >  Od   Oe;   i'  uu  >  9»  du.   Das  Gemeinsame   in  der  Entwicklung 
der  genannten   Diphthonge    findet  er  in   der  Senkung     des  Unterkiefers,     Er- 
weiterung   der  Mundhöhle.     Es   hätten     noch   e>  Cd,     0  >  0 ,    Od  angeführt 
werden  können.    Auch    ostschwäbisch   ed,   Od   aus   e,   ö  werden  herbeigezogen ; 
der  Vorgang  wäre   &  >  e'  >  ei  ;>  ed,   0  >»o  >  ou  >  0,1,   indem   i,    u  wie  in 
Nebensilben  zu   d  geworden  wären.     Denkbar:    aber  näher  liegt  die  Parallele 
mit  e  >  ed ,    0  >  od.     Wenn  K.   für   seine  Ableitung  anführen   könnte,     daß 
dann    die  Entwicklung    bis   zu   ei,    ou  gemeinschwäbisch   wäre,     so   wird    das 
dadurch   aufgehoben,    daß   doch   ein   Gebiet  im   S.   (s.   0.)  den   Stand  des  e,  o 
gar  nicht  verlassen   hat. 

Endlich  §.  lil  eine  chronologische  Tabelle  über  die  Vocal- 
vorgänge.  Bis  ins  10.  Jahrh.  nichts,  was  nicht  schon  früher  so  angesetzt 
gewesen  wäre:  a  >  e,  ö  >  oa  >  ua  uo ,  c  >  ea,  eo  >  io  ie.  Neu  ist, 
was  er  vom  10. — 13.  (?)  Jahrh.  vorträgt:  X.  Umlaut  anderer  Vocale  und  a  >  r, 
Tongesetz,  Reduction  und  Synkope  von  Endvocalen;  XI.  ei  Z>  ai  (ae); 
XII.  Nasalierung,  Quantitätsveränderung;  „XII."  (XIII.?  s.o.)  a  >  ao,  <1  Z> 
ö  .  ' •  >  ae ,  ei  (<  egi)  >>  ae,  ö  >>  ao,  ou  Z>  ao,  7  >  <?/,  h  2>  du ,  End- 
silbenvocale  >  d,  ö  >  e,  ü  >  i.  Es  ist  das  ein  Versuch,  von  dem  K.  selbst 
im  Vorwort  S.  X  sagt,  daß  er  cum  grano  salis  zu  verstehen  sei:  „Die  be- 
treffenden Zahlen  kann  ich  sammt  und  sonders  nicht  als  der  Datierung  der 
thatsächlichen  Ereignisse  entsprechend  halten,  sondern  glaube  nicht  bloß, 
daß  die  Ansätze  um  größere  Zeiträume  zu  spät,  sondern  auch,  daß  die  ver- 
schiedenen Lautveränderungen  einander  noch  viel  näher  zu  rücken  sind, 
so  daß  in  einer  Reihe  von  Jahrhunderten  eine  allmälige  aber  radicale 
Umwandlung  der  Lauterzeugung  sich  vollzogen  hätte,  die  sowohl  für  Con- 
sonantismus  als  Vocalismus  eine  Verschiebung  der  Articulationsstellen  und 
Articulationsarten  mit  sich  gebracht."  Soweit  das  mit  K.'s  allgemeiner 
Genesis   des   Schwäbischen   zusammenhängt,   s.   u.   Hier  will  ich  nur  betonen. 


')  K.  wird  nicht  damit  kommen  können  ,  daß  die  beiden  Dichter  %  gegen  ihre 
Mundart  gebraucht  hätten.  Wir  werden  später  sehen,  daß  er  mundart-fremde  Reime 
zugibt,  aber  nur  in  sehr  mäßigem  Grade.  Keiner  der  S.  281  ff.  von  ihm  angeführten 
Fälle  von  solchen  würde  eine  der  Mundart  so  widerstrebende  Lautform  enthalten 
als  min,  -lin  in  einer  diphthongierenden  Mundart  eine  wäre. 


LITTERATUR :  FR.  KAUFFMANN,  GESCHICHTE  D.  SCHWAB.  MUNDART  etc.     427 

daß  die  Tabelle,  ohne  Rücksicht  auf  die  absolute  Datierung,  doch  insofern 
wird  richtig  sein  sollen,  als  sie  die  Vorgänge  in  der  von  K.  gedachten 
(ob  schnelleren  oder  langsameren)  Reihenfolge  enthalten  wird.  Ich  setze 
weiter  voraus,  was  zu  K.'s  Gunsten  geschieht,  daß  die  Versetzung  von  e  >  Ott 
in  das  letzte  Jahrhundert  nur  das  Ende  des  betreffenden  Processes  bezeichnen 
soll.  Dann  finde  ich  Folgendes:  Das  XI.  f.  Jahrh.  enthalten  allerdings  Vor* 
gänge.  die  als  Erweiterung  der  Mundhöhle  gefaßt  werden  können.  Anders 
die  früheren:  VII  ff.  Umlaut,  IX./X.  eo  >  io ,  un  j>  UO  können  doch  viel- 
mehr nur  als  Verengerung  derselben  verstanden  werden.  Wir  würden  also,  die 
Richtigkeit  von  K.'s  Reihenfolge  vorausgesetzt,  zwei  Perioden  bekommen: 
VII.  X.  Verengerung,  XI.  f.  Erweiterung.  Wir  wollen  uns  das  für  den  Con- 
sonantismus   merken. 

Lautstatistik,  zweiter  Theil :  C  on  sonan  ti  sm  us.  Cap.  I:  Statistik 
der  G  eräus  ch  laute.  Nur  einzelne  Bemerkungen;  die  Frage  Fortis:  Lenis 
(s.  o.)  lasse  ich  bei  Seite.  —  §.  144 — 148:  Labiale,  —  S.  174.  In  swpbl 
:  sicrifl  kann  ich  (NB.  sofern  beide3  im  jetzigen  Schwäbischen  vorkommt) 
weniger  grammatischen  Wechsel  finden,  da  die  obd.  Mundarten  doch  b  haben, 
was  auch  in  den  schwäbischen  Literaturdenkmälern  herrscht,  als  vielmehr 
mundartliche  und  Schriftform;  es  ist  ein  Artikel,  der  beim  Krämer,  der  Halb- 
dialect  spricht,  gekauft  wird!  Bei  §r»uf  „Schraube"  läßt  da3  schriftdeutsche 
b  diese  Erklärung  nicht  zu;  aber  grammatischer  Wechsel  ist  doch  bei  einem 
Worte,  das  vor  dem  14.  Jahrh.  nicht  belegt  ist,  ziemlich  zweifelhaft.  — 
S.  174  ff.:  Bei  b  <Z  iv  war  zu  unterscheiden  zwischen  ho,  no,  was  gemein- 
schwäbisch als  Ib,  rb  erhalten  ist,  und  w  nach  Vocal,  was  (als  b)  nur  im  W. 
erhalten,  sonst  zerstört  ist:  baubd  \  bauo ,  ndib  :  nui  etc.  (hier  aus  den  flec- 
tierten  Formen)1).  —  S.  18'J:  fempf  fünf  wird  nicht  speciell  Kindersprache, 
sondern  Halbdialect  (Mundart  ffief,  fcf  etc.)  sein.  —  S.  183.  ..flennen" 
in  Ellwangen  flau,)  :  gemeinschwäbisch  pfleno' ;  vielmehr  kommen  pf  und  /', 
ä  und  c  im  ganzen  schwäbischen  Gebiet  vor,  pf  nur  nicht  im  NO.  Die 
anderen  Fälle  mit  anlautendem  pf  statt  f  sind  verschiedenen  Ursprungs. 
K.  vermuthet  mitunter  <  gf\  aber  das  ist  in  sicheren  Fällen  nicht  nach- 
weislich :  die  historischen  pfctreicli,  pfetter,  pfetterin  haben  mit  geveteride 
absolut  nichts  zu  thun,  sie  bedeuten  nur  compater  etc.  und  stammen  aus 
lat.  pater  (s.  a.  D.  WB.  VII,  1(594) 2).  Dagegen  ist  df,  tf>pf  er- 
weislich, wie  in  mhd.  empf- ;  warum  also  pfrao  nicht  <Z  d  frao?  Nicht 
uninteressant  ist  der  Unterschied  pflegt  Dreschflegel  :  flrgl  Grobian,  letzteres 
aus  der  Umgangssprache  der  höheren  Stände .  die  den  Flegel  des  Bauern 
symbolisch  für  seine  Manier  gebrauchen,  was  dem  Bauern  selbst  mindestens 
ferner  gelegen  wäre. 

§.  149 — 153:  Dentale.  S.  184.  wldd  bedeutet  nicht  „Weiden",  son- 
dern ..Bänder",  mhd.  ivit,  tvide.  —  S.  189.  Zu  den  Fällen  mit  Aspirata  £. 
ist  auch  der  Berg-  und  Schloßname  „Teck"  (fclc,  genau  wie  t'ek  =  die 
Hecke,  aber  9uf  dr  t  eh  u.  s.  f.!)  zu  stellen,  den  zu  erklären  noch  nicht 
gelungen  ist.    Eine  Form  wie  t'elelrt   „Dialect"   konnte   entbehrt  werden;   das 

')  Das  gemeinschwäbische  ebek  „ewig!4  wird  schon  seinem  e  nach  Schrift- 
sprache sein. 

J)  Ebenso  pfeürfo  Paternosterku^eln. 


428     LITTERATUK:Fß.  KAU  KIM  ANN,  GESCHICHTE  D.  SCHWAB.  MUNDABT  etc. 

Wort  ist  doch  der  Mundart  gauz  fremd1).  Für  rs,  rz  ließen  sich  noch  mehr 
Beispiele,  wie  äi%  fer§,  bürit  Bursch  mit  seltsamem  t,  anführen.  —  S.  194. 
Die  Entstehung  von  tZ  <Z  sk  bezweifle  ich:  pfet§9  ist  doch  nicht  <  altlat. 
faskja,  sondern  <T  ml.  fastsja  oder  ital.  fastäja;  wenn  rgt§9  zu  dem  übrigens 
in  der  Bedeutung  abweichenden  ahd.  ntsli,:cin  gehören  sollte,  wäre  doch 
'-  nicht  <Z  sk,  sondern  <  skts:  aber  es  ist  offenbar  Denominativ  von  Fem. 
„Schnorre",  D.  WB.  YIU,  189  f.  Die  Parallele  smatska  <z  sttoackesi  n 
paßt  nicht,  weil  hier  tsk  nicht  Z>  ti  geworden,  was  es  nach  K.  im  Mini. 
und  später  gar  nicht  mehr  konnte,  denn  er  setzt  mit  vollem  Recht  die  Ent- 
stehung des  Lautes  s  schon  in  ahd.  Zeit9).  —  Andere  Formen  sind  mir 
unklar;   aber  petänas  gehört  doch  gewiß   zu  patschen. 

§.  154 — 158:  Gutturale.  —  Zu  Med  „gelegen"  (S.  196),  was  nur 
local  ist,  kann  ich  ebenso  locales  Idid  „liegen"  anführen,  aus  Idit  „liegt".  — 
Zu  Xi  %  <Z  9  (S.  203  f.)  ist  Einiges  zu  bemerken.  Diese  Spirans3)  ist,  wie 
tv  <C  b,  dem  jetzigen  Schwäbischen  fremd.  Nur  ein  paar  Wörter  haben  sie. 
Allgemein  ist  jaxt  Jagd,  vielleicht  ursprünglich  mitteldeutsch  (s.  D.  WB. 
IV,  2,  2199)  und  aus  der  Gebildetensprache,  was  der  Sache  nach  durchaus 
möglich,  in  die  Mundart  gekommen;  man  könnte  dafür  anführen,  daß  das 
Wort  in  Weiterbildungen  schwäbisch  nicht  viel  vorkommt,  es  heißt  z.  B. 
jägJiont  ,. Jagehund"' :  vielleicht  aber  auch  Neubildung  zu  jagen  nach  (nicht  etc. 
Das  Vcrbuin  jcicyd  gehört  gar  nicht  hieher;  es  ist  ganz  regelrechte  lautliche 
Entsprechung  für  mhd.  jauchen;  s.  Lexer  I,  1483:  Schweizer.  Idiotikon 
III,  34  f.  Im  Übrigen  findet  sich  %  <C  Q  nur  local  beschränkt.  Für  gemein- 
schwäbisch  saet  traet  hat  der  NO.  und  der  Halbdialect  des  Altwürttem- 
bergischen seyt  trcyt;  weiter  verbreitet,  vom  Norden  bis  etwa  an  den  Fuß 
der  Alb,  sind  die  Adj. -Endung-«^  <C  ic  ec,  -di%  <C  tac  in  den  Wochentags- 
namen und  in  fdlräii  wiiorti^,  endlich  das  mit  dem  Begriff  erloschene  oder 
erlöschende  hertsi%  Herzog.  Bei  letzterem  begreift  sich  von  selbst,  daß  es 
altwürttembergischen  Ursprungs  ist  und  aus  dem  Stuttgarter  etc.  Halbdialect 
stammt;  nicht  anders  ist  es  mit  den  beiden  anderen  -i%.  Ich  zweifle  garnicht, 
daß  wir  hier  fränkische  Einwirkungen  zu  sehen  haben.  Wenn  in  Horb  -ik 
und  -i%  promiscue  vorkommen,  so  ist  zu  wetten,  jenes  ist  Mundart,  dieses 
Halbdialect.  K.  sieht  (s.  u.)  in  diesem  Nebeneinander  alte  Wechselformen ; 
die  geographische  bezw.  sociale  Vertheilung  der  Formen  gibt  ihm  Unrecht. 
S.  203.  vch  vor  6  in  Auslautstellung  ist  lautgesetzlich  geschwunden." 
Auch  hier  ist  vielmehr  geographische  Verschiedenheit;  außer  ädisl  (auch 
dtifsl,  s.  o.)  haben  östlichere  Gegenden  durchaus  ks.  Charakteristisch  ist 
im  W.  bis  blsle  =.  pyxis  :  b/ks  =  Schießgewehr;  letzteres  deutlich  das 
Jüngere,  daher  Schriftdeutsche.  —  Hinsichtlich  des  Abfalls  von  aus- 
lautendem  ch  (ibid.)    verhält    sichs    etwas    anders.    Manche  ch   bind   durchaus 


')  Es  ist  mir  aber  doch  als  occasionelle  Form  nicht  uninteressant  gewesen. 
Das  t'  ist  offenbar  ,.iiberhochdeut8chu.  Unsere  Schriftsprache  lehrt  ein  t'  zu  sprechen, 
das  keine  Mundart  hat;  was  Wunder,  wenn  der  Unkundige  es  auch  verwendet,  wo 
nur  d  möglich  ist!    Aber  neben  t'e,  t'itl,  wo  t  vorbanden,  gehörte  das  Wort  nicht. 

2)  Für  8t  konnte  er  (S.  194  f.)  auch  noch  den  bekannten  Reim  laschte  -.glaste 
anführen  (Erec  1730  f.).  Hartmann,  der  nach  K.  kein  Schwabe  im  jetzigen  Sinne  ist 
(s.  u.),  war  so  gut  anzuführen  wie  der  St.  Galler  Notker. 

3)  D.   h.   nur  soweit  <  g;  %  <  ch  ist  allgemein! 


LITTERAT17R:  FR.  KAUFFMAXX.  GESCHICHTE  D.  SCHWAB.  MUNDART  etc.     429 

abgefallen:  gtei  statim  :  gtei%  aequus,  7  (nur  im  S.  »$,  rril,  ao\  oder  doch 
vielfach:  dö,  »Ö  etc.:  wohl  immer  ist  Tonlosigkeit  der  Grund.  Bei  anderen 
ist  ch  nur  local  (Alb,  Oberschwaben  etc.)  abgefallen,  und  zwar  in  größerem 
Umkreis  nach  langer  Silbe:  du9  Tuch,  mtl  Milch,  in  kleinerem  nach  Kurze: 
l>ä,  lö  etc.  ')  —  S.  205.  Altes  „eischen"  hat  sich  nicht  nur  in  Ellwangen 
erhalten;  oesd ,  0d&  kommt  allenthalben  im  Schwab,  vor,  auch  im  OA. 
Horb,  daneben  auch  passim  die  Form  mit  h,  die  entweder  aus  älterer 
Amtssprache    stammt   oder  in   der  Mundart   selbst  an   „heißen"    angelehnt   ist. 

Cap.  2:  Die  Lautverschiebung:  eine  historische  Untersuchung 
für  das  schwäbische  Gebiet  auf  Grund  der  Denkmäler  und  der  lebenden 
Formen.  K.  macht  selbst  auf  die  Schwierigkeiten  aufmerksam,  welche  dar- 
aus erwachsen,  daß  wir  nicht  im  Voraus  wissen,  „ob  sich  die  Orthographie 
auf  schwäbischem  Territorium  als  natürliche  Ausdrucksform  der  schwäbischen 
Laute,  oder  ob  sie  sich  in  den  verschiedenen  Perioden  unter  dem  Einfluß 
verschiedener  nicht  schwäbischer  Schreibmuster  entwickelt  hat,  wonach 
die  Buchstaben  überhaupt  nicht  direct  mit  den  schwäbischen  Lauten  ver- 
glichen werden  könnten"  (S.  208;  ähnlich  S.  244).  Der  Versuch  einer  Ent- 
wirrung dieses  Knotens  mußte  aber  doch  einmal  gemacht  werden;  nur  werde 
ich  K.'s  eigenes  Bedenken  gelegentlich  gegen  seine  Resultate  zu  wenden 
haben 

^?.  160 — 166.  Dentale.  — Tenuis  ist  durchaus  verschoben:  aber  ob 
zu  Spirans  oder  Affricata,  sagen  die  Schreibungen  nicht  immer  deutlich; 
c  ist  sicher  =  ts ,  aber  8,  ZZ  sind  zweifelhaft.  K.  meint,  im  Auslaut  sei 
durchaus  5  anzusetzen,  weil  (Beitr.  XII,  512  h°.)  lange  Consonanz  im  Aus- 
laut gekürzt  worden  sei;  also  sJcat  skattes  >  ska%  skatzes.  In  der  lebenden 
Mundart  hat  sich  ein  derartiger  Wechsel  nicht  erhalten.  Wenn  dann  aber 
K.  Kögels  Meinung,  daß  ausl.  t  >  tz  geworden  sei,  damit  entkräften  will,  daß 
die  Schreibung  C  im  Auslaut  nicht  vorkomme,  so  kann  ich  diesen  Grund 
nicht  gelten  lassen.  Es  liegt  doch  die  lateinische  Schreibgewohnheit  unseren 
Denkmälern  zu  Grunde,  nach  welcher  c  nur  vor  e,  i,  <B ,  (B  =  ts  ist. 
Wenn  nun  auch  in  den  von  K.  angeführten  Quellen  von  der  Lex  Alaman- 
norum  bis  zum  Schwäbischen  Yerlöbniß  (d.  h.  in  denen,  die  noch  nicht 
s  =  z  setzen)  C  vor  a,  0,  u  5mal  vorkommt,  so  erscheint  es  vor  e,  i 
2 7 mal;  dagegen  Z  und  zz  vor  a,  0,  u  89,  vor  e,  i  4 7 mal;  d.  h.  vor 
(i ,  0,  u  ist  z  18mal  so  oft  verwendet  als  c,  vor  e,  i  nur  1,  7mal  so  oft. 
Es  ist  klar,  man  hat  c  in  anderer  Stellung  als  vor  e,  i  gemieden.  —  Da- 
gegen kann  man  sich  mit  K.'s  Ausführungen  S.  212  über  inlautendes  :.  : 
einverstanden  erklären;  ebenso  S.  214  ff.  mit  der  Behauptung,  daß  th  in 
alemannischen  Quellen  nicht  =  /) .  sondern  nur  t  (d)  sei.  K.  meint  aber, 
bei  der  Verschiebung  p  >  d  seien  nicht  etwa  germ.  p  und  d  zusammen- 
gefallen, sondern  germ.  d  sei  damals  schon  t  gewesen.  Warum  ersteres 
„ohne  weiteres  klar"  sein  soll,  sehe  ich  nicht  ein;  für  germ.  p  und  d  schreiben 
die  schwäbischen  Denkmäler  gleichermaßen  d  t  th. 

§.  164 — 17  2.  Labiale.  —  Auch  hier  soll  auslautende  geminierte 
Tenuis  vereinfacht  worden  sein   und   f,    nicht  pf  ergeben   haben;     die   Denk- 


')  Wenn   -bach  in  Ortsnamen    auch    anderswo  >  bd  ist,    so  wirkt  hier  die  Ton- 
losigkeit. 


!;;,!     UTTEKATUR:FR.  KAUITMANN,  GESCHICHTE  I).  SCHWAB.  MUNDART  etc. 

mäler  und  die  jetzige  Sprache  ergeben  nichts  Beweisendes  —  jedenfalls 
müßte  dann  immer  zu  Gunsten  von  pf  ausgeglichen  worden  sein.  K.  will 
überhaupt  j>/  als  einen  späteren  Laut  eliminieren.  Nur  mich  m  und  bei 
Gemination  im  Inlaut  soll  es  direct  aus  p  entstanden  sein;  nach  r  und  l 
habe  sich  /  entwickelt.  Die  lebende  Sprache  ist  nach  Liquida  bald  f: 
helfd,  bald  pf ';  Sarpf  «oll  Gemination  gehabt  haben,  aber  hßrpfl  Aber 
auch  anlautendes  p  wäre  nach  K.  nicht  >  pf,  sondern  >  /'  geworden, 
und  hiegegen  muß  man  sich  wehren.  Alte  Denkmäler  schreiben  im  Anlaut 
öfters  /:  das  hat  mau  früher  nur  für  „hochalemannisch"  gehalten,  K.  will 
es  auch  als  schwäbisch  erweisen.  Neben  solchem  findet  sich  nämlich  in 
obd.  Denkmälern  auch  p- ,  und  K.  meint,  es  hätten  in  der  That  p  und  f 
neben  einander  existiert:  „die  Tenuis  ist  entweder  zu  /'  oder  gar  nicht  ver- 
schoben" (S.  225).  Es  wäre  dann  (S.  224)  pf-  eine  „Compromißbildung"  aus 
i>-  und  /-,  deren  Aufkommen  durch  die  pf  aus  Sandhi  verstärkt  worden 
wäre;  im  12.  Jahrh.  wäre  der  jetzige  Zustand  erreicht  gewesen.  Ich  ge- 
stehe, daß  ich  diese  Ansicht  sehr  wunderbar  finde.  Kögel  hat  einen  der- 
artigen Compromiß  in  der  Schreibung  angenommen ;  aber  daß  Vorgänge  und 
Bilder,  welche  in  der  Geschichte  der  Orthographie  zu  Recht  bestehen,  in 
die  der  gesprochenen  Sprache  nicht  zu  passen  brauchen,  hat  Kffm.  selbst 
S.  1(37  dargethan.  Ich  wüßte  auch  keinen  Fall,  wo  bei  den  massenhaften 
Ausgleichungen,  die  K.  sonst  annimmt,  statt  des  Sieges  eines  der  beiden 
Laute  ein  Mittelding  von  beiden  entstanden  sein  sollte.  K.  operiert  hier  mit 
einer  Vorstellung,  die  er  sonst  entschieden  verwirft.  —  Auch  die  Indicien 
aus  der  lebenden  Sprache  und  aus  der  Sehreibung  der  Denkmäler  fordern 
K.  s  Annahme  mit  nichten.  Ob  f-  sich  im  Schweizerischen  noch  nachweisen 
läßt,  ob  nicht  vielleicht  auch  dort  f-  nur  graphisch  war,  geht  uns  hier 
nichts  an.  Im  Schwäbischen  kommt  solches  sicher  nicht  vor;  es  heißt  stets 
Pf")  ).  Man  könnte  ja  die  modern-schwäbischen  pf  <Z  t  herbeiziehen;  aber 
wenn  einmal  für  germ.  p-  und  f-  gleichermaßen  f-  vorhanden  war,  warum 
sind  keine  /-  <Z  p-  mehr  vorhanden?  Auch  die  alten  Denkmäler  können 
K.  s  Ansicht  nicht  zur  Stütze  dienen.  Zwar  sagt  er  richtig,  ph  könne  nichts 
beweisen,  weil  es  nachweislich  für  f  stehe;  aber  es  steht  in  späteren  Denk- 
mälern sicher  auch  für  pf ,  warum  soll  das  in  älteren  unmöglich  sein? 
Zweifellose  Zeichen  für  die  Aflricata  sind  pf  und  pph\  das  letztere  ist  bei 
Seite  zu  lassen,  weil  es  im  Anlaut  nur  einmal  erscheint  und  zwar  1227, 
d.  h.  zu  einer  Zeit,  wo  der  /'/-Laut  nach  K.  schon  allgemein  war.  Die 
anderen  Zeichen  gruppieren  sich  etwa  so  (wobei  ich  Sandhiformen  wie 
int  f ahm,  imph.  etc.,  <  germ.  /"!,  bei  Seite  lasse):  /'erscheint  achtmal 
793  -  11.  Jahrh.,  ph-  29mal  seit  856,  pf-  viermal  seit  1012.  Das 
scheint  auf  den  ersten  Blick  für  K.  zu  sprechen.  Aber  man  erwäge- 
eine  Laut-  uud  Zeichengruppe  pf  gab  es  im  lateinischen  Alphabet  nicht: 
akustisch     ist    das     in    die     Ohren    fallende     Element    des    f'1) ;     konnte    ein 


')  flom   „Flaum"   ist  Halbdialect;  Mundart:  pflom. 

2)  Ich  erinnere  einmal  an  die  Gewohnheit  Niederdeutscher,  schriftdeutsches  pf- 
als /-  zu  sprechen;  sodann  mache  man  die  Probe  und  lasse  sich  von  einem  nicht 
darauf  dressierten  Wörter  mit  pf-  vorsprechen:  man  wird  ihn  öfters  wiederholeu 
lassen  müssen,  um  sicher  zu  sein,  oh  er  pf-  oder/-  spricht!   Das  Ohr  des  Schreibers 


LITTERATÜR:  FR.  KAUFFMANBT,  GESCHICHTE  D.  SCHWAB.  MUNDART  etc.     431 

Schreiber  nicht  leicht  darauf  verfallen,  so  zu  schreiben?  Ferner:  nehmen 
wir  die  Denkmäler  vor  den  Prudentiusglossen  A  ,  in  welchen  zuerst  pf-  ge- 
schrieben ist1),  also  die  Urkunden  bis  1000  und  die  Augsb.  Glossen,  so 
finden  wir  /'  überhaupt  24,  anlautend  sechsmal,  pli  überhaupt  13,  anl. 
achtmal,  also  anl.  f  nur  l/4  aller  /'.  anl.  pJl  '*/3  aller  }>h;  auch  wenn  wir 
nur  die  Namen  aus  dem  8./9.  Jahrh.  nehmen,  in  welcher  Zeit  nach  K. 
noch  sicher  f-  gesprochen  wäre,  so  bilden  die  anl.  /  "'/,.,  aller  /',  die  anl. 
ph  l/„  aller  pli*  Ich  leugne  nicht,  die  Zahlen  sind  etwas  klein,  aber  sie 
scheinen  mir  doch,  zusammen  mit  allem  anderen,  den  Fingerzeig  zu  geben. 
daß  / '  <C  p  im  Anlaut  eher  gemieden  wurde,  bezw.  daß  man,  nach  anfäng- 
lichen Versuchen,  es  zu  brauchen,  doch  erkannte,  daß  der  Laut  durch  / 
nicht  völlig  bezeichnet  werde.  Weiter:  für  anlautendes  germ.  /'  hat  K. 
S.  180  f.  in  denselben  Denkmälern  neben  dem  Zeichen  f  das  ebenso 
häufige  V  {!(•  nachgewiesen,  das  für  germ.  p  nie  vorkommt.  Auch  im  In- 
und  Auslaut,  in  Fällen,  wo  sicher  f<Cp  gesprochen  wurde,  wird  dieses 
von  dem  germ.  f  dadurch  geschieden,  daß  es  nie  v  geschrieben  ist.  Ein 
Unterschied  war  also,  und  warum  soll  dieser  im  Anlaut  nicht  eben  der  von 
Affricata   und   Spirans  gewesen   sein? 

Wieder  anders  ist  K. 's  Ansieht  über  die  Geschichte  der  Gutturalen, 
§.  173 — 179.  K.'s  Ansicht  über  die  Tenuis  ist:  anl.  k-  ist  geblieben; 
nachvocalisch  Z>  x  (%)-,  gemiuiert  1:1:  =  gg:  nach  Consonant  I:  geblieben, 
nur  nach  Svarabhakti  >  X  (^).  —  In  Beziehung  auf  anl.  Je-  vermisse 
ich  genauere  Unterscheidung.  Im  jetzigen  Schwäbischen  ist.  wie  K.  selbst 
20  1  auseinandergesetzt  hat.  k  vor  Consonant  reiner  Explosivlaut  Je,  vor 
S.  198  f.  Vocal  Aspirata  Je  .  was  von  der  Affricata  Jcx  kaum  sicher  zu 
unterscheiden,  jedenfalls  genetisch  dasselbe  ist.  Nun  führt  K.  aus,  daß 
die  wechselnden  Schreibungen  c,  cJi,  1c  für  unverschobenen  /i-Laut  beweisend 
seien.  Es  fragt  sich  nur,  was  ..unverschoben"  heißen  soll.  Daß  wir  im 
Anlaut  nicht  an  das  schweizerische  x-  zu  denken  haben,  ist  klar",  aber 
einem  reinen  Explosivlaut  gegenüber  ist  doch  unser  nhd.  =  sehwäb.  fc'  auch 
eine  Verschiebung!  K.  will  aber  offenbar  den  jetzigen  Zustand:  Expl.  vor 
Consonant,  Aspir.  vor  Vocal.  auch  für  die  älteste  Zeit  beweisen.  Es  ist 
das  meines  Erachtens  durchaus  möglich,  aber  nicht  das  einzige  Mögliche. 
Wenn  „Je*  nicht  =  X  sein  kann,  kann  es  doch  gewiß  Zeichen  für  1:"  sein. 
Wir  haben  an  sich  zwei  Möglichkeiten.  Entweder  wurde  Expl.  I:  vor  Con- 
sonant und  Vocal  >  Je'.,  bezw.  /."$:  dieses  Yerhältniß  muß  in  der  Schweiz 
angenommen  werden ,  welche  in  beiden  Fällen  jetzt  x  hat.  Oder  Expl.  Je 
blieb  ohne  Hauch  vor  Consonant,  erhielt  ihn  vor  Vocal.  Daß  das  Nach- 
folgen eines  Cons.  die  Aspirieruug,  bezw.  Affrieierung  verhindern  konnte, 
liegt  auf  der  Hand,  vgl.  germ.  und  hochd.  tr\  daß  es  sie  nicht  verhindern 
mußte,  zeigt  pfl.  pfr.  —  Die  Statistik  der  alten  Schreibungen  ergibt 
nicht  viel.  K.  hätte  für  das  Vorhandensein  des  jetzigen  Zustandes  Zahlen 
anführen  können;   vor  Vocal  kommen   c,   I:,  g   (>.'!,    ch    lOomal,   vor  Consonant 


konnte  als»  leicht  sieh  mit  /-  begnügen.  Ganz  anders  im  Iniauf,  wo  beide  Laut.' 
unmöglich  zu  verwechseln  sind;  wie  jeder  Niederdeutsche  schiit'tileutsches  inl.  pf  als 
Affricata   spricht,   so  rindet  sich  auch  schon   869  Apfalaga  geschrieben. 

l)  Nicht  in  den  Zwiet'.   GL,  wie  K.  angiht,  denn   das  citerpfin  der  Prud.   Gl.   ist 
nach  seiner  eigenen  Ausführung  8.   -lil   Compositum  von  pfin,  also  pf  anlautend. 


432     LITTER  ATUR:  FR,  KAUFFMÄNN, GESCHICHTE D.8CHWÄB. MÜNDART  etc. 

C,  /.',  g  wieder  63,  ch  26mal  vor:  da  nun  die  Aspirata  im  Gegensatz  zum 
bloßen  Explosivlaut  in  eh  am  leichtesten  gesucht  werden  kann,  so  hätten 
wir  die  Wahrscheinlichkeit  für  k  vor  Cons.,  k  vor  Vocal.  Noch  mehr  spricht 
dafür  die  Schreibung  fi .  welche  doch  nicht  füglich  z=z  k'  sein  kann;  sie 
kommt  vor  Vocal  nur  einmal,  vor  Cons.  öfters  vor.  Was  K.  selbst  anführt, 
wird  nicht  viel  beweisen.  Er  führt  an,  daß  nur  cl-  und  gl-  (und  zwar  jenes 
31mal),  nie  cht-  erscheint.  Aber  wenn  hfl-  unter  11  Fällen  neunmal  chn-, 
darunter  einmal  sogar  chen-  geschrieben  ist,  so  ist  das  mit  ebensoviel  oder 
wenig  Grund  für  die  entgegengesetzte  Ansicht  zu  verwerthen.  Nehmen  wir 
hinzu,  daß  CT-  19-,  ehr-  16mal,  chio  einmal,  qit  sechsmal  erscheint,  so  wird 
man  geneigt  sein,  diese  Divergenzen  darauf  zurückzuführen,  daß  die  latei- 
nische Orthographie  im  einen  Fall  Vorbilder  gab,  im  anderen  nicht.  Nun 
kommen  lat.  cl  und  qu  häufig  vor,  also  wurden  diese  Schreibungen  bevor- 
zugt; er  und  ehr  {Christus  u.  s.  f.)  waren  beide  geläufig,  cn  und  chn  beide 
nicht,  also  in  diesen  Fällen  Freiheit.  —  Was  k  nach  Consonant  betrifft, 
so  ist  das  Material  nicht  bedeutend.  Die  lebende  Mundart  hat  Ik  und  1%, 
aber  so  viel  ich  sehe,  durchaus  rk.  Die  Ansicht  K.'s  hat  etwas  Bestechendes 
an   sich   und   ich   wüßte  ihr  nichts  Bestimmtes   entgegenzusetzen. 

Fataler  ist  die  Behandlung  der  gutturalen  Media.  §.  177.  Anlautend 
und  geminiert  ist  g  Explosivlaut,  und  war  es  nach  K.  schon  ahd.  Aber  es 
soll  inlautend  vor  i  und  e ,  sowie  auslautend  sich  länger  als  Spirans  ge- 
halten haben.  Was  die  Stellung  vor  i  und  e  betrifft,  so  ist  das  einzige, 
was  man  dafür  anführen  kann,  der  Vorgang  egi  >  ei1),  sowie  die  Berührung 
mit  j :  machoge  u.  ä. ,  s.  u.  Auch  die  Schreibung  gh  vor  i  führt  K.  für 
Spirans  an.  Es  sind  aber  in  K.'s  Citaten  ganze  vier  Fälle  ghi,  woneben  gi 
und  ki  viel  häufiger  sind;  in  dem  Zeichen  gh  selbst  liegt  keine  Nöthigung 
spirantischer  Geltung  und  790  findet  sich  Eghiharti  =  gg,  ck  geschrieben! 
Die  jetzige  Sprache  hat,  außer  dem  ei  <C  egi,  keine  einzige  Spirans  g  er- 
halten; saxt ,  seyt  u.  s.  f.,  s.  o.  —  Auch  im  Silbenauslaut  sei  g  Spirans 
gewesen  und  der  Exlosivlaut  erst  allmälig  aus  dem  Inlaut  eingedrungen. 
Um  diese  Behauptung  steht  es  noch  mißlicher.  Schreibungen  lasse  ich  hier 
nicht  gelten.  Wenn  ein  hailie  nach  Maßgabe  von  ic,  büc  =  -i%  sein  kann, 
muß  es  das?  P'ür  Tenuis  gesetzt,  sollte  es  ja,  s.  o. ,  nur  k,  nicht  x,  / 
bedeuten  dürfen.  Ein  fach  :  tage  kann  =  Utk  :  tage,  wie  modern-schwäb., 
verstanden  werden,  und  neben  einem  Wechsel  wie  palaivig  :  fertika  regi- 
striert K.  selbst  den  umgekehrten  clcbi^ik  :  kitigi.  Hier  können  nur  mhd. 
Reime  und  jetzige  Mundart  das  Wort  haben.  Reime  wie  fach  :  sprach  sind 
nicht  zu  leugnen;  ob  sie  aber  dialectisch  sind?  Der  lebende  Dialect  hat 
(s.  o.  zu  -ik,  -i%)  durchaus  keinen  Wechsel  von  Explosivlaut  und  Spirans, 
und  daß  die  Ausgleichung  immer  zu  Gunsten  des  ersteren  erfolgt  sein 
sollte,    erscheint  doch   unglaublich.   —   Wir  stehen  hier  vor   einem  Problem, 


l)  Übrigens  ist  dessen  frühestes  Document  auf  schwäbischem  Boden  nicht 
vom  Jahre  1099  (K.  S.  244);  denn  die  betreffende  Urkunde  (Wirt.  ÜB.  I,  316  ff.) 
ist  in  einer  Abschrift  des  12.  Jahrh.  erhalten ,  was  natürlich  hier  gleichmütig  ist. 
Auch  die  a.  a.  O.  angegebenen  Stellen  aus  ahd.  Glossen  sind  zum  Theil  nicht  richtig; 
ahd.  Gl.  I,  420,  40  habe  ich  nichts  mit  ei  gefunden;  freisammoti  (706,  36  etc.)  gehört 
nicht  her. 


LITTERATUR:FR.KAUFFMANN,  GESCHICHTE  D.  SCHWAB.  MUNDART  etc.     433 

das     völlig    gelöst    zu    haben  Niemand    behaupten    kann :     die  Mehrheit    der 
Instanzen  ist  eher  für  das   Alter  des  jetzigen    Zustandes. 

Cap.  3:  Statistik  der  Sonorlaute.  —  §.  180:  j.  Soweit  die  Be- 
ziehungen zu  g,  die  Fragen  nach  Halbvocal ,  Spirans,  Explosivlaut  in  Be- 
tracht kommen ,  will  ich  mich  hier  nicht  weiter  äußern ').  Dagegen  halte 
ich  die  Ansicht  für  falsch,  welche  auch  Bopp  §.  27  zu  theilen  scheint,  daß 
je-  in  jedr y  jets  auf  lautgeschichtlichem  Weg  <C  ie  sei,  wie  etwa  (s.  o.) 
ja  <Z  ea,  tva  <Z  oa.  K.  gibt  selbst  an ,  daß  auch  iddr,  idts  vorkommt.  Mir 
sind  die  id-  und  die  je-Formen  ungefähr  gleich  oft  und  aus  den  verschie- 
densten Theilen  unseres  Sprachgebietes  bekannt'1].  Ich  bin  der  Ansicht, 
daß  jenes  je-  schriftsprachlichen  Ursprungs  ist;  erstens  wäre  das  Neben- 
einander von  zwei  accentlich  gleichwerthigen  Formen  auffallend,  und  zweitens 
ist  in  den  Compositen,  welche  nicht  schriftsprachlich  sind,  durchaus  is: 
idmöl  („zuweilen",  andere  Bedeutung  als  ..jemals''),  idböt  (dass.).  —  §.  183 
bis    187:   w,   /,    r. 

§.  189:  m.  Für  m  <Z  w  im  Anlaut  hat  K.  Sandhi  geltend  gemacht: 
finden  wir  >  finde  mir;  ebenso  etwa  oam9  <Z  neizwä,  wofür  ich  aus 
dem  oe-Gebiet  auch  volleres  qesmd  kenne.  Aber  in  anderen  Fällen  wie 
mg  >  wä  versagt  diese  Erklärung.  Ich  führe  ferner  an  montsik  <Z  ivunzig 
=  winzig,  und  das  muetiser  =:  ivuetisheer  (Schweiz.  Idiot.  II,  1555  ff.).  — 
Der  Plur.  faotdms  ist  doch  nicht  =  vota,  sondern  Plur.  zu  rotitm,  gehört 
also  nicht  daher  (S.  263).  —  §.  190:  n.  Ob  sich  der  Erklärung  des  n  in 
fatsdnetle  <  faczoletto  aus  Anlehnung  an  „Nase  '  viele  anschließen  werden, 
steht  dahin.   —  §.    191:    ng. 

§.  192.  Consonantenassimilation.  K.  leitet  hier  aus  dem  Gesetz 
des  schwach  geschnittenen  Accents  ab,  daß  es  im  Schwab,  nur  regressive, 
niemals  progressive  Consonantenassimilation  geben  könne;  daher  nicht 
nd  >  nn,  Id  ;>  lly  wie  im  Fränkischen.  Ich  lasse  die  Accentfrage  bei  Seite; 
es  wird  das  schon  deshalb  räthlich  sein,  weil  progressive  Assimilation  über- 
haupt seltener  ist  als  regressive.  Aber  wie  kann  man  von  „Ausnahmslosigkeit" 
(S.  269  fin.)  des  Gesetzes  reden,  wenn  man  (S.  263)  zuvor  den  Lautwandel 
mb  >  m  constatiert  hat?3) 

§.  193  gibt  als  Parallele  zu  §.  141  eine  Chronologie  der  Con- 
sonanten.  Sie  reicht  vom  6.  — 15.  Jahrh. ;  wichtig  sind  besonders  die  Vor- 
züge der  älteren  Zeit:  Lautverschiebung  6./8.  Jahrh.  Auch  hier  will  K. 
(s.  o.)  die  absoluten  Daten  nicht  als  definitiv  angesehen  wissen;  aber  auch 
hier  wird  er  wohl  die  Reihenfolge  als  solche  festhalten  wollen.  Er  sagt 
S.  273:  „Es  ist  schwierig,  diese  mannigfaltigen  Veränderungen  unter  allge- 
meinere Begriffe  zusammenzufassen.  Doch  wird  es  möglich  sein,  mit  Hilfe 
der  §.  140  für  die  vocalischen  Veränderungen  erschlossenen  Erweiterung 
der  Mundöffnung  (Senkung  des  Unterkiefers,  Abflachung  des  Zungenrückens) 
auch  consonantische  Veränderungen  wie  h  >  x,  p  >  f  begreiflicher  zu 
finden."     Richtiger    wäre    gewesen,    zu    sagen:   es  ist    unmöglich,    hier    ein 


')  Den  Satz  S.  256:  „Die  Reime  bei  Neifen"  etc.  verstehe  ich  nicht  ganz. 

2)  Formen  wie  ets,  etwedr  etc.  können  unberücksichtigt  bleiben;  sie  können 
mit  K.  aus  Schwund  von  j  erklärt  werden  oder  aber  sich  zu  is  verhalten  wie  mötr  etc. 
zu  mudtr. 

3)  Übrigens  kommt  /ena  =  „finden"  im  westlichen  Schwaben  vor. 

GEKMANJA.     Nene  Reihe  XXIV.  (XXXVI.)  Jahrg.  29 


434     LITTKRATUR:  FR.  KAUFFMANN,  GESCHICHTE  D.  SCHWAB.  MUNDART  etc. 

Lautprincip  durchzuführen ,  denn  die  gleichzeitig  angesetzten  Übergänge 
p  >  f  und  t>  >  b  sind  doch  ziemlich  genau  entgegengesetzter  Art.  Noch 
schlimmer,  wenn  wir  die  Vocale  herbeiziehen.  Wir  haben  dort  nach  K.'s 
eigenem  Material  eine  Periode  der  Verengerung  des  Mundes  vom  VII./X. 
und  eine  der  Erweiterung  im  XI.  f.  Jahrh.  gefunden;  die  consonantischen 
Vorgänge,  die  eine  Erweiterung  darstellen  sollen,  würden  nun  aber  ins 
VII./VIII.   Jahrb.,   also   in  die   Zeit  der  vocalischen   Verengerung  fallen! 

Man  kann  sagen,  solche  principielle  phonetische  Erklärungen  könne 
man  ja  als  problematisch  bei  Seite  lassen;  wenn  sie  gewonnen  werden 
können,  gut;  wo  nicht,  so  wären  wir  eben  noch  nicht  weit  genug.  Es  wäre 
das  schwerlich  im  Sinne  K.'s,  der  solcher  physiologischen  Erklärung  sehr 
energisch  zustrebt.  Ztfugniß  sein  Vorwort,  das  ich  bis  jetzt  aufgespart 
habe.  Er  will  die  Ansicht  Pauls  zurückweisen,  daß  beim  Übergang  des 
Sprechens  von  einer  Generation  zur  anderen  eine  immerwährende  kleinste 
Lautveränderung  stattfinde,  deren  Summation  schließlich  die  akustisch  und 
psychologisch  wahrnehmbaren  Verschiebungen  ergebe.  Ich  weiß  nicht,  ob 
Paul  das  so  verstanden  hat,  daß  eine  solche  allmälige  Veränderung  noth- 
wendig  eintreten  müsse;  dagegen  könnte  mit  K.  richtig  eingewandt  werden, 
daß  das  Schwäbische  seit  mindestens  vier  Jahrhunderten  gar  keine  irgend 
wesentliche  Veränderung  erlitten  hat.  Aber  daß  eine  Veränderung  auf  dem 
von  Paul  gezeichneten  Wege  nicht  eintreten  könne  (wobei  man  nur  nicht 
zu  einseitig  die  Tradition  von  Eltern  auf  Kinder  premieren  darf,  sondern 
der  von  außen  und  im  Laufe  des  Lebens  einwirkenden  mit  ihr  Recht  lassen 
muß),  das  zu  behaupten  ist  eine  petitio  principii.  K.  thut  das  S.  XI: 
,.  So  lange  die  äußeren  Bedingungen  für  unser  Volksleben  dieselben  sind  und 
bleiben,  ist  nicht  einzusehen,  daß  die  Mundart  sich  verändern,  die  Function 
der  ausübenden  Organe  wechseln  könnte."  Unter  den  v äußeren  Bedingungen" 
sind,  wir  werden  es  gleich  sehen,  wesentlich  geographisch-physikalische  zu 
verstehen.  Leben  aber  etwa  die  heutigen  Westphalen  unter  anderen  physi- 
schen Bedingungen,  als  die  des  Heliand?  oder  sprechen  sie  etwa  noch  seine 
Sprache'?  Vielleicht  wird  sich  aber  K.  von  seiner  principiellen  Aufstellung 
auf  die  Behauptung  für  den  einzelnen  Fall  zurückziehen:  die  Alemannen 
sind  im  3.  Jahrh.  aus  dem  Havelland  in  die  Neckargegenden  eingewandert; 
..unter  dem  veränderten  Himmel,  bei  verändertem  Luftdruck,  unter  gänzlich 
anderen  Boden-  und  Lebensverhältnissen  hat  sich  (in  Darwinschem  Sinne 
die  physikalische  Function  der  Sprachorgane  den  neuen  Verhältnissen  im 
Laufe  der  Jahrhunderte  angepaßt,  soweit,  in  strengster  Auffassung,  iden- 
tische Function  der  betreffenden  Organe  vordem  vorhanden  gewesen,  soweit 
dieselben  äußeren  Factoren  gewirkt  haben,  hat  sich  dann  auch  dieselbe 
Mundart  von  der  Nachbarschaft  abgesondert."  Das  ist  ein  Verlegenheitssprung 
ins  Dunkle,  von  dem  man  sagen  kann,  was  Herodot  ('2,  23)  von  denen 
sagt,  die  den  Nil  aus  dem  Okeanos  kommen  ließen :  6  Öa  tisqi  xov  'SIxecc- 
vov  Ae%ccg  ig  dcpaveg  rbv  [iv&ov  äiisvei'xccg  oi>x  i-%ti  tksy%ov.  Wir 
wollen  einmal  die  Semnonenhypothese  als  bewiesen  ansehen  und  annehmen, 
die  Entstehung  eines  specifisch  alemannischen  Idioms  hänge  mit  der  Wande- 
rung zusammen,  was  ist  damit  gewonnen  und  gesagt?  Zur  Erklärung  des 
Unterschiedes  vom  Bairischen  und  Fränkischen  ist  die  Annahme  einer  Verände- 
rung  des  Alemannischen   überflüssig;   denn   dafür  könnte   auch  auf  Seiten  der 


LITTERATUK  :Fß.KAUFFMANN,  GESCHICHTE  D.  SCHWAB.  MUNDART  etc.     435 

anderen  Völker  die  Localveränderung  geltend  gemacht  werden.  Für  die  Ver- 
schiedenheiten innerhalb  des  Alemannischen  aber  gibt  K.'s  Annahme  wieder 
nur  ein  Postulat,  keine  Erklärung.  Wir  haben  früher  gesehen,  daß  die 
physikalischen  und  die  sprachlichen  Unterabtheilungen  des  Schwabenlandes 
durchaus  in  keinem  Zusammenhange  mit  einander  stehen;  die  physikalische 
Beschaffenheit  der  verschiedenen  neuen  Wohnsitze  kann  nicht  die  sprach- 
lichen Differenzen  hervorgerufen  haben,  und  damit  verliert  auch  der  Versuch 
allen  Boden,  die  Veränderungen  der  Mundart  überhaupt  aus  der  Veränderung 
der  physisch-geographischen  Verhältnisse  abzuleiten1).  Es  soll  gewiß  nicht 
geleugnet  werden,  daß  sprachliche  Differenzierung  im  einzelnen  Falle  auch 
durch  Wanderung  und  Abschnürung  von  Volkstheilen  erklärt  werden  kann; 
man  wird  dann  aber  lieber  zu  der  Erklärung  durch  das  Aufhören  des  Ver- 
kehres mit  alten  Nachbarn,  bezw.  Einleitung  desselben  mit  neuen,  seine 
Zuflucht  nehmen2),  als  zu  der  a  priori  construierten .  in  concreto  nirgends 
erweisbaren  Annahme  eines  Causalzusammenhanges  zwischen  Wohnort  und 
Sprache. 

In  einem  Anhange,  S.  27  7  ff.,  ist  die  Schriftsprache  behandelt. 
Es  ist  das  eine  der  besten  Partien  des  Werkes.  Die  Darstellung  reicht  vom 
Anfange  schriftlicher  Aufzeichnungen  bis  zur  definitiven  Consolidierung  der 
nhd.  Schriftsprache  im  18.  Jahrh.  Das  Problem  einer  ahd.  oder  mhd. 
Schriftsprache  wird  vollkommen  richtig  angefaßt,  und  ich  verstehe  nicht 
ganz,  warum  K.  weiter  oben,  S.  42,  sagt:  ..Die  Discussion  über  die  Existenz 
einer  mhd.  Schriftsprache  kann  noch  nicht  als  abgeschlossen  betrachtet 
werden."  Im  Einzelnen  freilich  nicht,  aber  da  könnte,  wenn  man  wollte, 
dasselbe  vom  Nhd.  gesagt  werden.  Wohl  aber  halte  ich  die  Sache  principiell 
für  erledigt,  und  K.  selbst  hat  dazu  seinen  Beitrag  gegeben.  Wir  haben 
allerdings  anzunehmen,  daß  mhd.  Ausdruck  mehr  als  nhd.  auf  der  Mundart 
ruht;  aber  es  ist  schon  ahd.,  noch  mehr  mhd.  ein  beständiges  Ineinander- 
wirken ,  ein  Compromiß  vorhanden  von  mundartlichen  und  mundartfremden 
Factoren;  ein  Compromiß,  der  im  einzelnen  Fall  ziemlich  verschieden  aus- 
fällt, aber  nie  fehlt:  Niemand  hat  durchaus  genau  so  geschrieben,  wie  seine 
Localmundart  lautete.  Diese  mundartfremden  Factoren  können  verschiedener 
Natur  sein;  sie  können  der  nämlichen  Mundart,  nur  einem  früheren  Stadium 
derselben,  angehören:  alte  Formen  werden  von  der  Schrift  conserviert;  sie 
können  der  Sprache  der  höheren  Stände  angehören,  sei  es,  daß  diese  älteres 
bewahrt  haben  (so  sollten  nach  K.  S.  281  die  gebildeten  Schwaben  ä  statt 
dialect.  au  bewahrt  haben),  sei  es,  daß  sie  zufolge  und  zum  Behufe  des 
Verkehrs    mit  Fremden    die  Extreme   ihrer  Mundart  vermieden;    endlich   aber 


')  Gebirgs-  und  Flachland  der  deutschen  Schweiz  sind  doch  noch  weit  ver- 
schiedener von  einander  als  die  Tlieile  des  jetzigen  Schwaben  unter  einander  oder 
dieses  vom  Havelland;  trotzdem  ist  zwischen  jenen  kein  Sprachengegensatz.  Die  Grenze 
der  rein  erhaltenen  Längen  und  der  partiellen  Diphthongierung  geht  (Pauls  Grundr. 
I,  565)  mitten  durch  das  Hochgebirge. 

s)  Das  wäre  natürlich  sehr  gegen  den  Sinn  K.'s,  der  ja  den  Einfluß  der  Naehbar- 
mundarten  soviel  wie  möglich  leugnet.  Deshalb  habe  ich  auch  oben  die  Möglichkeit 
außer  Betracht  gelassen,  daß  nur  ein  Theil  der  Alemannen  aus  dem  Semnonenland 
stammte.  Denn  wenn  man  die  Verschiedenheiten  innerhalb  des  Alemannischen  so 
erklären  wollte,  so  käme  man  ohne  die  Einwirkung  der  Mundarten  auf  einander 
nicht   aus. 

29* 


436     LITTERATUR :  FR.  KAUFF.MANN,  GESCHICHTED.  SCHWAB.  MUNDART  etc. 

ist    auch    fremde    Sprache    maßgebend    gewesen:     latein.   Orthographie    s.    o., 
und    über    das   Gebiet    der   Orthographie    und  Aussprache    hinaus    die    Nach- 
ahmung stilistischer  Vorbilder  aus   anderen  Mundarten.    Mundartfremde  Reime 
kommen    bei    den  verschiedensten     mlid.   Dichtern     vor;     ich   habe    solche  in 
meiner   Schrift    „Zur  Geschichte   des   Mhd."    bei   den  bairischen   nachzuweisen 
gesucht.    K.   hat  solche  auch   im   Schwäbischen   untersucht,   aber  nur  wenige 
gefunden;     er  nimmt    ein     elsäßisches   Vorbild    der    mhd.   Dichtersprache  an; 
es   sind    nicht  eben  viele  Reime,     die   nicht,     wenn   sie   im   Elsaß,   rein  sind, 
es  auch  im  Schwab,   wären.   Solche   sind  besonders   ei  :  egi  und  ä  :  ä,   welche 
im  jetzigen    „Alemann."  zum  Theil  rein,   im  Schwab,   unrein  sind.   K.  will  denn 
auch    nachweisen,     daß    beide  von   den   Schwaben    gemieden    worden    seien. 
Zwar    muß   K.     zugeben,     daß   ei  :  egi    bei   Neifen    und    späteren    vorkommt, 
aber  für   die   älteren   will   er  es  leugnen.    Meinloh  hat  es   nicht;   aber  er  hat 
überhaupt    nur   37    Reime,     darunter    nur   2   ei:  ei.     Bei   Rugge    aber  kommt 
neben   4   ei  :  ei    einmal    ei  :  egi    vor,     und    ich    muß     das    gegen  K.   (S.    92) 
aufrecht  erhalten.    Wir   haben  in  R.'s  Leich,   MF.    96,    25  ff.,    eine   zehnzeilige 
Strophe  mit  folgender  Reimordnung:  ir}  ir}  eit,   ach,  eit;    ir,  ir,  egit ,   äch, 
egit.   Nun  sagt  K. :   die   egit  :  egit  stehen  in  einem   anderen  Theile  der  Strophe 
als    die    eit  :  eit]     der  Ausdruck    „Abgesang"    läßt  aber  die   Trennung  als   zu 
stark    erscheinen,    vielmehr    verhalten    sich   die  beiden   Theile   der   nur  zwei- 
theiligen  Strophe   so,  wie   die  beiden   Stollen  in   einer  dreitheiligen :   sie   sind 
genau  gleich,   nicht  nur  ir  :  ir  sind  gleich,   sondern   die   (ich  reimen   nur  von 
einer   Strophenhälfte  zur  anderen;    man  ist  also  völlig  berechtigt,     auch   die 
eit  und  egit  auf  einander  zu   beziehen.   Principiell   macht  das  natürlich   nichts, 
denn   es   ist    sprachgeschichtlich    gleichgiltig,     ob   die    zwei    im    Schwab,    von 
jeher  verschiedenen   Diphthonge    schon  von   Rugge   oder   erst  von   Neifen   auf 
einander  gereimt  wurden ,  wer  also   hier  zuerst  fremden   Brauch   benutzt   hat. 
Auch   ä  :  ä  soll  zweifelhaft  sein.    Hier  liegt  die   Sache  anders ,   weil  für  eine 
ältere    Zeit     qualitative    Gleichheit,     nur     quantitative    Verschiedenheit     von 
ä  und  ä    angenommen     werden    kann    und    dann    nicht    fremdes    Vorbild    zu 
statuieren    nöthig    ist.     In   der  That    hat  (S.   281)  Meinloh   an;  an,    Neifen 
ar  :  är x).    Weiterhin    spricht    dann   K.   dem  Hartmann  von   Aue  schwäbische 
Heimat    im   Sinne    der    modernen  Begrenzung    ab.     Das    ist    entschieden    zu 
bekämpfen;     H.   muß    nicht,    aber  er  kann   ein   Schwabe   im  jetzigen   Sinne 
gewesen   sein.    K.   stützt  sein  Verdict  auf  die   Reime  ei  :  egi,   ä  :  u,   ich  sten 
und    lieg.     Wegen   der  zwei   letzteren   sei   bemerkt,     daß   dann  auch   alemann. 
Heimat    im  Allgemeinen    zu    leugnen    wäre;    aber    sollte  H. ,    entgegen    den 
Zeugnissen,   die  ich   hier  bei  Seite  lassen   kann,   kein  Alemanne  gewesen  sein, 
so    mußte  er  ein  Baier    oder    ein  Franke  sein,     und  in  beiden   Fällen  wären 
ihm     die    Reime    ei  :  Cgi    gleichfalls     fremd    gewesen;     mundartfremde    Reime 
kann   er  aber    auch   als   Schwabe    gebraucht  haben,     warum    das    erst  Neifen 
gethan     haben     sollte,     ist    nicht    einzusehen.     Übrigens    hat  ja  schon  Rugge 
ei  :  egi;    und    wenn    die  ä  :  ä     gegen     schwäbische   Heimat    zeugen    sollten, 
so   hat   Meinloh    nicht    nur  überhaupt    solche,     sondern    weit    mehr    als  H. : 
H.   hat  in   seinen    lyrischen   Gedichten    nur   1    a  :  ä   auf    <I3    Fälle,     wo   ä  :  ä 

')  Letzteres    konnte    wegbleiben;     der    Dialect    hat    noch    jetzt    kein    klör    als 
Ailjectiv. 


LITTER ATUR:  GELBHA.US,  MHD.  DICHTUNG   etc.  437 

möglich  wäre,  aber  ü  :  ü  oder  ä  :  a  gereimt  ist:  im  Gregor  ist  das  Ver- 
hältniß    —    1   :  393:   bei   Meinlob   aber   3   a  :  n   auf  9   ä  :  ä  +   &  :  ä. 

Auch  in  der  nachmbd.  Zeit,  deren  Sprachdenkmäler  ihrer  Entstehung 
und  Bestimmung  gemäß  der  Mundart  näher  stehen  als  die  mhd.  Gedichte, 
haben  wir,  wie  K.  richtig  ausführt,  nicht  die  volle  Mundart,  sondern  eine 
schwächere  oder  stärkere  Tendenz  zur  Gemeinsprache  vor  uns.  Wenn  es 
S.  287  heißt,  die  Urkunden  seien  seit  der  zweiten  Hälfte  des  13.  Jahrb. 
auch  deutsch  abgefaßt  worden,  so  ist  das  richtig;  aber  die  Kanzlei  Ludwigs 
des  Baiern  war  für  das  Schwab,  bei  Seite  zu  lassen.  Die  Entwicklung  ist 
auf  schwäbischem  Boden  viel  früher  eingetreten.  Bis  12G0  finde  ich  keine 
deutsche  Urkunde,  aber  zwischen  1291  ^300  sind  es  deren  schon  über  50  %} 
bei  Ludwigs  Regierungsantritt  3/4   aller  und   bei   seinem  Tode  so  gut  wie  alle. 

Was  weiterhin  über  die  Entwicklung  der  nhd.  Schriftsprache  auf 
schwäbischem  Boden  mit  großem  Fleiß  ausgeführt  ist,  finde  ich  ganz  vor- 
trefflich. 


In  principiellen  Dingen  und  in  Einzelheiten  habe  ich  K.  öfters  be- 
kämpfen müssen ;  die  Quellen  des  sprachlichen  Werdens  sind  mannigfaltiger, 
als  er  denkt.  Aber  der  Fehler  ist  die  Kehrseite  einer  Tugend.  Das  Be- 
streben, nur  mit  bestimmten  Principien  zu  operieren  und  andere  Instanzen 
auszuschließen,  ist  löblich,  auch  wo  es  über  die  richtige  Linie  hinausgeht. 
K.'s  Buch  ist  ein  Werk  von  bedeutender  Arbeits-  und  Denkkraft ;  e3  konnte 
bei  dem  Stande  unseres  Materiales  nicht  fehlerfrei  ausfallen,  aber  es  wird 
auf  lange  hinein  befruchtend  wirken,  und  wir  alle,  die  wir  uns  mit  Sprach- 
geschichte oder  Erforschung  moderner  Dialecte  befassen,  haben  ihm  für  sein 
Unternehmen   aufrichtigen   Dank  zu   sagen. 

TÜBINGEN'.  HERMANN  FISCHER. 


Gelbhaus,  Mhd.  Dichtung  in  ihrer  Beziehung  zur  biblisch-rabbinischen 
Litteratur.  III.  Heft:  Über  den  Parcival  Wolframs  von  Eschenbach. 
Frankfurt  a.  M.  1890.  33  S. 
Abgesehen  von  den  wenigen  Stellen  (Parc.  7,  9.  82,  1.  2.  289,  16.  17. 
463,  17-22.  464,  16.  17.  481,  19  —  22.  518,  1—4.  659,  20.  796,  7.  8), 
an  denen  die  biblischen  Reminiscenzen  für  Jeden  sofort  erkennbar  sind, 
hat  Herr  Rabbiner  Dr.  Gelbhaus  in  der  vorliegenden  Schrift  überall  Bezie- 
hungen gesehen ,  wo  keine  vorhanden  sind.  Dies  tritt  gleich  an  der  ersten 
von  ihm  angeführten  Stelle  deutlich  zu  Tage,  an  welcher  er  übrigens  Wolfram 
vollkommen  mißverstanden  hat.  Er  bemerkt  nämlich  zu  3,  11  — 14  manec 
wibes  scheene  an  lobe  ist  breit  •.  ist  da  daz  herze  conterfeit,  die  lob  ich  als 
■ich  solde  daz  safer  ime  golde:  „Diesen  Versen  liegt  der  zehnte  Vers  des 
31.  Capitels  der  Sprüche  Salomons  zu  Grunde:  „Ein  biederes  Weib,  wer 
findet  es,  theuerer  als  Perlen  ist  ihr  Werth."  Der  Dichter  hat  anstatt  Perlen 
Saflor  gesetzt.'"  Zu  42,  13.  14  sin  zorn  begunde  Timmen  und  als  ein  leive 
brimmen  finden  sich  die  Worte:  „Das  Gebrüll  des  Löwen  ist  ein  in  der 
Bibel    häufig    vorkommendes   Gleichniß.     ..Brüllt    denn   der  Löwe  im  Walde" 


438     LITTERATUR:  GELBHAUS,  MHD.  DICHTUNG  etc.   -    MITTHEILUNGEN. 

(Arnos  3,  4  \.  Zu  245,  26  niemnn  <hi  redete,  noch  enrief:  „Eine  biblische 
Redensart."  ,,Keine  Stimme,  keine  Antwort  und  kein  Lauf  (1  Könige  18,  29). 
In  dieser  Art  werden  die  seltsamsten  ..Beziehungen"  entdeckt.  Über  den 
Gral  erhält  man  S.  8  folgende  Belehrung:  ..Das  Loos  heißt  aber  hebräisch 
„Goral"  und  das  ist  der  Graal.'*  Von  Interesse  ist  nur  eine  einzige  Beob- 
achtung des  Verfassers.  Bekanntlich  ist  bei  Wolfram  und  nur  bei  ihm  der 
Gral  ein  Stein,  dessen  Anblick  den  Tod  für  eine  Woche  fern  hält.  Etwas 
Ahnliches  wird  in  einer  Stelle  des  Talmud  (Baba  Bathra  16)  erwähnt,  die 
Gelbhaus  S.  28  anfährt:  ..Ein  köstlicher  Stein  hing  am  Halse  unseres  Vaters 
Abraham,  jeder  Kranke,  der  ihn  ansah,  wurde  sogleich  gesund."  Da  Wolfram 
sich  auf  den  mütterlicherseits  uz  israhrlschcr  Sippe  stammenden  Elegetänis 
beruft,  der  vom  Gral  geschrieben  habe,  so  würde  sich  Herr  Gelbhaus  mehr 
Dank  als  für  die  vorliegende  Schrift  erwerben ,  wenn  er  in  der  ihm  be- 
kannten Litteratur  sorgsam  forschen  und  berichten  würde,  ob  hier  für  ein- 
zelne Angaben  Wolframs  über  den  Gral  thatsächliche  Anhaltspunkte  vor- 
liegen. 

LÜBECK.  PAUL  HAGEN. 


Mitthei  hingen. 

Prof.    Dr.   E.   Sievers     in   Halle    ist    als    Nachfolger    von    F.   Zarncke 

Do   das   dem    hunig    gesaget   vn   enpotfi    wart ,     das   der  weiss  ritter, 

nach   Leipzig  berufen,   zu  Sievers'   Nachfolger  K.   Burdach   ernannt  worden. 

An  der  Universität  Zürich  haben  sich  die  Herren  Dr.  A.  Bach- 
mann, Ed.   Hofmann  und  Th.  Odinga  für  deutsche   Philologie   habilitiert. 

Die  Redaction  von  Birlingers  Alemannia  hat  Dr.  E.  Pf  äff  in  Frei- 
burg i.   Br.    übernommen. 


(Berichtigungen.)  Germania  36,  314:  Z.  6  v.  u.  statt  A.Vogt  lies 
F.  Vogt;  Z.  v.  U.  st.  nordischen  I.  verschiedenen;  Z.  1  v.  u.  st.  mochten 
1.  möchten. 


In  der  c Bibliographie  für  1885  ist  Nr.  1754  'Kaiser  Karls  (IV.)  Jugend- 
leben' hinter  Nr.  1776,  dasselbe  in  der  'Bibl.  für  1886'  (Nr.  2274)  hinter 
Nr.  2315  zu  setzen.  —  Aus  dem  Berliner  Jahresbericht  1887,  S.  302  er- 
sehe ich,  daß  der  Verfasser  von  Nr.  57  der  Bibliographie  der  Germania 
für  1886  nicht  Hugo  Gering,  sondern  Hugo  Göring  ist.  Die  Notiz  ent- 
nahm ich  dem  Lit.  Blatt  1886,  Sp.  297,  hielt  aber,  im  Anschluß  an  den 
Berliner  Jahresbericht  1886,  Nr.  1985,  und  Aikiv  f.  nord.  Filologi  V,  177, 
die  daselbst  gegebene  Schreibung  Göring  unrechtmäßigerweise  für  einen 
Druckfehler.  GUSTAV  EHRISMANN. 


BIBLIOGRAPHISCHE  ÜBERSICHT 

DER 

ERSCHEINUNGEN  AUF  DEM  GEBIETE  DER  GERMANISCHEN 
PHILOLOGIE  IM  JAHRE  1887. 

TOTER  MITWIRKUNG  VON  J.  TE  WINKEL   IN  GRONINGEN    UND  K.  F.  SÖDERWALL  IN  LUND 

BEARBEITET  VON 

GUSTAV    EHRISMANN. 


VIII.  Litteratnr  und  Sprachdenkmäler. 

1631.  Schmeckebier,  Verslehre  (Bibl.    1886,  Nr.   1656). 

Vgl.  D.  Lit.  ZeituDg  1887,  Sp.  450  f.  (R.  M.  Meyer);  Gymnasium  1886,  605  f. 
(Eschweiler). 

1632.  Mayer,  Jos.,  die  Figurenlehre.  8.  (63  S.)  Programm  der  Landes- 
oberrealschule in  Wiener-Neustadt. 

1633.  Borinski,  Poetik  der  Renaissance   (Bibl.    1886,  Nr.    1660). 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  678  f.  (Senffert);  Zs.  f.  verleihende  Litteratur- 
geschichte  I,  H.  5/6  (R.  M.  Mayer) ;  Histor.  Zs.  58,  124  f.;  Preußische  Jahr- 
bücher  1887,  August  (A.  Döring). 

1634.  Sievers,  E.,  zur  Rhythmik  des  germanischen  Alliterationsverses.  IH. 
Der  angelsächsische   Schwellvers. 

Paul  u.  Braune,   Beiträg-e    12,  454 — 482. 
1634a.   Bode,  Kenningar  (Bibl.   1884,   Nr.    1650). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  187  f.;  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  897  f. 
(Brandl);  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  10—12  (Nader);  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum 
13,  135  ff.  (R.  M.  Meyer);  Herrigs  Archiv  79,  115  f.  (Bischoff);  Modern  Lan- 
guage  Notes  II,  1   (Gummere). 

1635.  Hoffmann,   Reimformeln   (Bibl.    1885,  Nr.    1211). 

Vgl.  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum  13,   135  ff.  (R.  M.  Meyer). 

1636.  Wilmanns,  W.,  der  altdeutsche  Reimvers.  8.  (153  S.)  Bonn  1887, 
Weber.  4  M.  Beiträge  zur  Geschichte  der  älteren  deutschen  Litteratur, 
3.  Heft. 

Vgl.  Centralorgan  f.  d.  Interessen  d.  Realschulwesens   1887,  620  (Jauker). 

1637.  Meyer,  R.  M. ,  Grundlagen  des  mhd.  Strophenbaus  (Bibl.  1886, 
Nr.    1653). 

Vgl.  Zs.  f.  d.  Österreich.  Gymnasien  1887,  682  ff.  (Löhner). 

1638.  Meyer,  R.  M.,   über  den  Refrain. 

Zs.  f.  vergleichende  Literaturgeschichte  1,  H.   1. 

1639.  Weissenfeis,   dactylischer  Rhythmus   (Bibl.   1886,  Nr.    1652). 
Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  57  f.  (R.  M.   Meyer). 

1640.  Menthel,  E.,  zur  Geschichte  des  Otfridischen  Verses  im  Englischen. 
(Fortsetzung  von   Bibl.    1885,  Nr.    1218). 

Anglia   10,   105—126  u.   186. 

1641.  Schipper,  J.,   metrische  Randglossen.  H. 
Englische  Studien  10,  192—203. 

1642.  Lentzner,   Karl,   englische  Nachahmungen  antiker   Carmina  figurata. 
Englische  Studien  10,  369  f. 


440  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

1643.  Mayor,  chapters  on  english  metre.  8.  (XII,  206  S.)  London  1886, 
Clay  &  sons. 

Vgl.   Modern  Language  Notes  II,  6  i'Gummere). 

1644.  Welti,  Sonett  (Bibl.    1886,  Nr.   1647). 

Vgl.   Herrigs  Archiv   78,   466 — 468;    Zs.  f.   vergleichende  Literaturgeschichte   I, 
H.  5/6  (Lentzuer). 

1645.  Melin,  K.  A.,  Om  sonettdiktningen  under  det  s.  k.  Stjernhjelmska 
tidehvarfvet.  Bidrag  tili  den  svenska  versifikationens  historia.  4.  (28  S.) 
Stockholm    1887. 

1646.  Stern  er,  A.,  Nagra  iakttagelser  öfver  den  svenska  hexametem  och 
teorievna  för  densamma.    4.    (21    S.)  Linköping,   Programm. 

1647.  Schweitzer,   Ph.,   Um   sturlla  setning  og  höfuctstafs  i  islenzku. 
Timarit  hins  islenzka  bökmentafjelags  1887,  316 — 318. 

1648.  Filipsky,   Beiwort  im  Volksepos  (Bibl.    1886,  Nr.    1661"). 
Vgl.  Lit,  Blatt  1887,   Sp.  319  (Nagele). 

1649.  Liliencron,  B.  v.,  die  horazischen  Metren  in  deutschen  Kompo- 
sitionen  des    1 6.   Jahrhunderts. 

Vierteljahrsschrift  f.   Musikwissenschaft  III,   26 — 91. 

1650.  Belling,   die   Metrik  Leasings,   gr.   8.   Berlin,   Hettler.    4   M. 
Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.    1603. 

1651.  Belling,  Eduard,  Beiträge  zur  Metrik  Goethes.  III.  Theil.  4.  (15  S.) 
1887.   Programm   des   Gymnasiums   zu  Bromberg,   Nr.    139. 

1652.  Henkel,  Hermann,  das  Goethesche  Gleichniß.  8.  (147  S.)  Halle  1886, 
Waisenhaus. 

Vgl.  Archiv  f.  Literaturgeschichte  15,  99  f.  (v.   Biedermann). 

1653.  Lutoslawski,  W.,  über  das   phonetische  Element  in  der  Poesie. 
Zs.  f.  Völkerpsychologie  u.   Sprachwissenschaft  17,  215 — 220. 

Zu  Poetik   u.  Metrik  s.  noch  Nr.  7,  261  ff.,  1165,  2115,  2117,  2179,  2226. 

A.   Gothisch. 

1654.  Braune,  W.,  zur  Transscription  des   gothischen  Alphabets. 
Paul  u.  Braune,  Beiträge  12,  216—220. 

s.  Nr.  212  ff.,   U90. 

B.  A  1 1  hjo  chdeutsch. 

1655.  Baechtold,  J.,  Beiträge  zur  S.   Gallischen  Literaturgeschichte. 

Zs.  f.  d.  Alterthum  31,  189—198.    —    1.  Der  sog.  Magister  Ruodpert  und  sein 
sog.  Brief.    2.  Not.kers  ('omputns.    3.  Wer  ist  der  Verfasser  der  gereimten  ahd. 
Psalmenübersetzung  (Müllenhoff  u.  Scherer  S.  22 — 24)? 
1655\   Glossen.    —    Marold,     C,    althochdeutsche  Glossen    aus  Iuvencus- 
Handschriften. 

Germania  32,  351—356  u.  508. 

1656.  Liebermann,  F.,   hd.  Glossen   des   zwölften  Jahrhunderts. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  31,  362  f. 

s.  Nr.  222. 

1657.  De  Heinrico.  —  Seelmann,  W.,  De  Heinrico,  ein  lateinisch-alt- 
sächsisches Gedicht  v.  J.   952. 

Nd.  Jahrbuch  12,  75—89. 

1658.  Kero,  von  R.  Kögel. 

Allgem.  Encyklopädie  von  Ersch  u.  Gruber,  II.  Section,  Theil  35,  S.  276  f. 


VIII.    LITTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  441 

1659.  Muspilli.  —  Zacher,   J.,   Muspilli   V.    82. 

Zs.  f.  d.  Philol.  19.  196.  —  Lies:  'sik  lössan  ar  derno  hlewe  (oder    den  hlewen')  ; 
scal  imo  avar  .rin  lip  piqueman. 

1660.  Notker  Labeo,   von   Meyer  von  Knonau. 
Allgem.  D.  Biographie  24,  39 — 41. 

1661.  Kelle,  Job..,  die  philosophischen  Kuustausdrücke  in  Notkers  Werken. 
[Aus:  „Abhandlgn.  d.  k.  b.  Akad.  d.  Wiss.")  gr.  4.  ("58  S.)  München 
1886,  Franz'   Verl.   in   Comm.    1,70   M. 

1662.  Sonnenburg,  P.,  Bemerkungen  zu  Notkers  Bearbeitung  des  Boethius. 
4.  (12   S.)   1887.   Programm   des   Gymnasiums  zu  Bonn,  Nr.   395. 

Notker  s.  Nr.  223  u.   1655. 

1663.  Otfrid,  von  E.   Martin. 
Allgem.  D.  Biographie  24,  529 — 535. 

1664.  Otfrid's  Evangelienbuch.  Mit  Einleitg.,  erklär.  Anmerkgn.,  ausführl. 
Glossar  u.  e.  Abriß  der  Grammatik  hrsg.  v.  Paul  Piper.  2.  Th.  Glossar 
u.  Abriß  der  Grammatik^  2.  (Titel-)Ausg.  gr.  8.  (III,  696  S.)  Freiburg 
i/Br.  (1884),   Mohr.    6   U. 

1665.  Schütze,  Paul,  Beiträge  zur  Poetik  Otfrids.  gr.  8.  (64  S.)  Kiel, 
Universitäts-Buchhandlung.    1,50   M. 

1666.  Marold,  C.  Otfrids  Beziehungen  zu  den  biblischen  Dichtungen  des 
Juvencus,   Sedulius,   Arator. 

Germania  32,  385—411. 

1667.  Olsen,   Waldemar,   vierzeilige   Gliederung  in   Otfrids  Evangelienbuch. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  31,  208—215. 

1668.  Zwierzina,  Konrad,   Otfrids   Vorrede   an   Liutbert. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  31,  292—296. 

1669.  Krüger,  Karl.   Otfrid  II,    4,    16. 
Germania  32,  297  f. 

1670.  Stosch,  J.,   zu   Otfrid. 

Zs.  f.  d.  Alterthum  31,  216.  —  V,  25,   1   ff.  97  ff. 
Otfrid  s.  Nr.  221  u.  1640. 

1671.  Otloh,  von   Wattenbach. 
Allgem.  D.  Biographie  24,  546. 

1672.  Wessobrunner  Gebet.  —  Bremer,   Otto,  Ero. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  31,  205-207. 

C.  Mittelhochdeutsch. 

1673.  Piper,  Paul,  deutsche  Spielmannsdichtung.  8.  (1.  Bd.,  VI,  328  S.) 
Stuttgart,  Spemann.  1,50  M.  Kürschners  deutsche  National -Litteratur 
Nr.    400—402. 

1674.  Bobertag,  Felis,  Erzählende  Dichtungen  des  späteren  Mittelalters, 
herausgeg.  u.  erläutert.  8.  (II,  408  S.)  Stuttgart,  Spemann.  2  M.  Kürschners 
D.  National-Litteratur  Nr.   361  —  364. 

Bruder  Philipps  Marienleben;  Peter  Suchenwirt;  Eberhard  von  Cersne;  Johannes 
Rothe;  Kunz  Kistener;  Michael  Beheim;  Christianus  Wierstraat.  —  Vgl.  Lit. 
Blatt  1887,  Sp.  508—510  (John  Meier). 

1675.  Jeitteles,  Adalbert,   Mittheilungen  aus   Grazer , Handschriften. 
Germania  32,  99 — 116.  —  Legende  vom  heil.  Ludwig  von  Toulouse  (Österreich. 
Dialect,  15.  Jhdt). 

1676.  Müller,     Richard,     Beiträge    zur  Geschichte    der  mhd.  Litteratur    in 

Osterreich. 

Zs.  f.  d.  Alterthum  31,  82  —  103.  —    1.  zur  Kudrun.    2.  zum  Meier  Helmbrecht, 
s.  Nr.  420  u.  1588. 


442  BIBLIOGRAPHIE  VON   1887. 

1677.  Toischer,  W,  zur  Geschichte  der  deutschen  Sprache  und  Litteratur 
in   Böhmen.    II. 

Mitteilungen    d.  Vereins    f.    Geschichte  d.  Deutschen  in   Böhmen  26,  26 — 35: 

Zwei  Förderer  deutscher  Dichtkunst,    Ulrich  (II.)  von  Neuhaus    und    Borso  II. 
von  Riesenburg.   —  Vgl.   Bohemia  1887,  305. 
ABC   s.  Nr.   87. 

1678.  Annolied,   von   Wilmanns  (Bibl.    1886,   Nr.    1679>. 

Vgl.  D.  Lit,  Zeitung:  1887,  Sp.  234  f.   (Pniower);  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  5—7  (Vogt). 

1679.  Kettner,   Emil,   zum   Annolied. 

Zs.  f.  d.  Philol.  19,  3_>1 — 338.  —  Verhältniss  zur  Kaiserchronik  u.  zur  Vita 
Annonis;  Zeit  der  Abfassung. 

s.   Nr.  1590. 

1680.  Zu  Antonius  von  Pfore,  von  F.  Pfaff. 

Zs.  f.  vergleichende  Literaturgeschichte  und  Renaissance-Litteratur   1,  453. 

1681.  Ava.   —   Piper,   P.,   die  Gedichte   der  Ava. 
Zs.  f.  d.  Philol.   19,   129—196  u.  275-321. 

Barlaam  s.  Nr.  698  f. 

1682.  Beichte.  —  Wagner,  A.,  zwei  Beichtanweisungen  aus  dem  15.  Jahr- 
hundert.  Handschriften   des   St.   Marcus-Stiftes   in   Butzbach. 

Zs.  f.  Kirchengeschichte  9,  432—479. 

1683.  Benedictinerregel.  —  Sievers,  Ed.,  Oxforder  Benedictinerregel.  4. 
(XXII,    46    S.)  Programm   der  Universität  Tübingen,    188  7. 

Bernger  von  Horheim  s.  Nr.   1756. 

1684.  Berthold.  —  Bloesch,  der  Prediger  Berthold  von  Regensburg  in 
Thun. 

Anzeiger  f.  Schweiz.  Gesch.  1887,  Nr.  2/3. 

1685.  Bibel.  —  Haupt,  der  waldensische  Ursprung  des  Codex  Teplensis 
(Bibl.    1886,   Nr.    1683). 

Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  64—68  (Stähelin);  Histor.  Zs.  57,  468;  Tneolog. 
Studien  u.  Kritiken   1887,  Nr.  3  (Müller). 

1686.  Jostes,   Waldenser   (Bibl.    1886,   Nr.    1684). 
Vgl.  Histor.   Zs.  57,  72  (Loserth). 

1687.  Jostes,  Tepler  Bibelübersetzung  (Bibl.    1886,  Nr.   1685). 

Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  64—68  (Stähelin);  Theolog.  Studien  u.  Kritiken  1887. 
Nr.  3  (Müller). 

Codex  Teplensis  s.   Weiss  Nr.  227. 

1688.  Keller,  Waldenser  (Bibl.    1886,   Nr.    1686). 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  265  —  267  (W.  Möller) ;  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  64—68 
(Stähelin);  Göttinger  gel.  Anz.  1887,  5—26  (Kolde);  Histor.  Zs.  57,  466—468; 
Theolog.  Studien  u.  Kritiken  1887,  Nr.  3  (Müller);  Lit.  Rundschau  1887,  Nr.  5 
(Grube);  The  Presbyterian  Review  1887,  April  (Schaff);  Westermanns  Monats- 
hefte 31,  Mai. 

1689.  Müller,  Waldenser  (Bibl.    1886,  Nr.    1690). 

Vgl.  D.  Lit,  Zeitung  1887.  Sp.  1761  f.  (W.  Möller);  Theol.  Lit.  Zeitung  1887, 
8p.   261—256  (ZÖpffel);  Theol.  Lit.  Blatt   1887,   181. 

1690.  Preger,  Wilh.,  über  das  Verhältniss  der  Taboriten  zu  den  Walde- 
siern  d.  14.  Jahrh.  [Aus:  „Abhandlungen  d.  kön.  bair.  Akad.  d.  Wiss."] 
gr.    4.   (111    S.)  München,  Franz'   Vorl.   in   Comm.    3,:!0    M. 

Vgl.  Theol.  Lit.  Blatt  1887.  415. 
1690a.   Rachel,   Freiberger  Bibelhandschrift   (Bibl.    1886,  Nr.    1691). 

Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  64—68  (Stähelin);  Göttinger  gel.  Anz.  1887,  445  f. 
Goedeke;. 


VIII.    LITTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  443 

1691.  Walther,  W.,  die  Psalmenübersetznng  der  vier  ersten  hochdeutschen 
Bibeln. 

Zs.  f.  kirchl.  Wissenschaft  10,  513-527. 

1692.  Witte,  Leopold,  noch  einmal  die  deutschen  Bibelübersetzungen  vor 
Luther. 

Daheim  23.  Jahrg.,  Nr.  34. 

Bligger  von  Steinach  s.  Nr.   1756\ 

1693.  Boner.   —   Gottschick,  Boners  Fabeln  (Bibl.    1886,  Nr.    1692). 
Vgl.  Zs.  f.  deutsche  Philologie   19,  255  f.   (Kinzel). 

1694.  Strauch,  Ph.,   zu   Boner. 

Zs.  f.  d.  Alterthum  31,  291   f.    —    Varianten   der  32.  Fabel    einer  Fuldaer  Hs. 
des  15.  Jhdts. 

1695.  Boppe.  —  Tolle,  Georg,  der  Spruchdichter  Boppe,  sein  Leben  u. 
Werke.  Dissertation,  gr.  8.  (36  S.)  Göttingen,  (Vandenhoeck  &  Ruprecht). 
0,60   M. 

1696.  Brun  von  Schonebeck.  —  Fischer,  das  hohe  Lied  des  Brun  von 
Schonebeck  (Bibl.   1886,  Nr.   1693). 

Vgl.  D.    Lit.    Zeitung    1887,    Sp.   163  —  165    (Edw.   Schröder);    Lit.    Blatt    1887, 

Sp.  7  f.  (Behaghel). 

Burkhart  von  Hohenfels  s.  Nr.   1756a. 

1697.  Cato.  —  Neuwirth,  Joseph,    die  Zwettler  Verdeutschung  des   Cato. 
Germania  32,  78—92. 

1698.  Christherre-Chronik.  —  Westermayer,  G.,  ein  Fragment  der 
Christherre-Chronik. 

Zs.  f.  d.  Alterthum  31,  360—362.         v 

1699.  Christian  Wierstraat.  —  Meinerich,  Wierstraat  (Bibl.  1886, 
Nr.    1695). 

Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  255-2^1  (John  Meier). 

s.  Nr.   1674. 

1700.  Chroniken  und  Urkundenbücher.  —  Valerius  Anshelm  (Bibl.  1886, 
Nr.    1696). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,   Sp.  412. 

1701.  Die  Chroniken  der  westphälischen  und  niederrheinischen  Städte. 
1.  Bd.  Dortmund.  Neuss,  gr.  8.  (XXXV,  639  S.)  Leipzig,  Hirzel.  16  M. 
—  Die  Chroniken  der  deutschen  Städte  vom  14.  bis  ins  16.  Jahrhundert. 
20.  Bd. 

1 7 0 1 a.  Reiffers  ch  eid,  Alexander,  des  Kaiser  Sigismund  Buch  von  Eber- 
hard Windeck  und  seine  Überlieferung.  (Bibl.  1886,  Nr.  2317  ist  zu  ver- 
weisen unter  Nr.    1696   ff.) 

Nachrichten  der  Gesellschaft  d.  Wissensch.  zu  Göttingen   1887,   Nr.  18.  522 — 545. 

1702.  Johannis  Knebel,  capellani  ecclesiae  Basiliensis  diarium.  Hans 
Knebels  des  Kaplans  am  Münster  zu  Basel  Tagebuch  (Fortsetzung  des 
Textes)  Juni  1476  bis  Juli  1479.  Nebst  Beilagen.  Herausgeg.  von  Wil- 
helm Vischer.  gr.  8.  (X,  685  S.)  Leipzig  1887,  Hirzel.  Basler  Chroniken, 
3.  Bd. 

s.  Nr.  284,   1911. 

1703.  Hoehn,  Emil,  über  eine  Handschrift  von  Justingers  Chronik  in  New- 
Orleans. 

Anzeiger  f.  Schweiz.   Gesch.  1887,  Nr.  5. 

1704.  G[eny],  J..   die   Glossarien  von   Königshofen   und   Closener. 
Bulletin  ecclesiastical  de  Strasbourg  VImo  annee,  S.   157  — 165. 


444  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

1705.  Dacheux,  L.,   la  petite   chronique   de   la  Cathedrale. 

Bulletin  de  la  societe  pour  la  conservation  des  moimments  historiquea  d'Alsace 
II.   S.  XIII.   Vol.,   3—20.  —  Kleine  Münsterchronik,  deutsch. 

1705\   Dacheux,   L.,   la   chronique  de   Sobald   Büheler. 

Bulletin  de  la  societe  pour  la  conservation  des  monuments  historiques  d'Alsace 
II.  S.  XIII.  Vol.,  21 — 150.  —  Deutsche  Chronik  von  circa   1595. 

1706.  Goebel,   J.,   Poetry  in   the  Limburger  Chronik. 
The  American  Journal  of  Philology  VIII,  2  u.  4. 

1707.  Heinemann,  L.  v.,  über  die  deutsche  Chronik  und  andere  historische 
Schriften   des   Magister  Dietrich   Engelhus. 

N.  Archiv  f.  ältere  d.  Gesch.   13,   171  —  187. 
B.   Krause  Nr.  291. 

1708.  Weber,   die   Quellen   Northofs. 

Zs.  d.  Bergischc-n  Gescliichtsvereins  22,  81  — 106. 

1709.  Urkun  denb  ü  c  her :  Asseburger  Urkb.,  hrsg.  von  J.  Graf  v. 
Bocholtz-Asseburg.  2.  Theil  (bis  zum  J.  1400);  Urkb.  des  Hochstifts 
Halberstadt  und  seiner  Bischöfe,  hrsg.  von  Gustav  Schmidt.  3.  Theil 
(1304 — 1361);  Urkb.  des  Stiftes  und  der  Stadt  Hameln  bis  zum  J.  1407, 
von  Otto  Meinardus;  Hansisches  Urkb.,  bearb.  von  K.  Höhlbaum. 
3.  Bd.  2.  (Schluß-)  Abtheilung,  (s.  oben  Nr.  283);  Urkunden  der  Stadt 
Löwenberg,  von  H.  Wesemann.  2.  Theil.  Löwenberger  Programm, 
Nr.  212;  Urkb.  von  Lübeck,  8.  Theil,  3.-6.  Lief.:  Cod.  dipl.  Nas- 
soieus,  hrsgb.  von  Sauer,  l.Bd.  3.  Abth.;  Neues  preußisches  Urkb. 
westpreußischer  Theil,  2.  Abth.  l/  Bd.,  Urkb.  des  Bisth.  Culm,  von  C.  P. 
Woelky.  4.  H. ;  Cod.  dipl.  Salemitanus,  hrsgb.  von  v.  Weech,  10.  Lief.; 
Cod.  dipl.  Saxioniae  regiae  2.  Haupttheil,  13.  Bd.  Urkb.  von  Freiberg, 
hrsgb.  von  H.  Ermisch,  2.  Bd.  (Bergbau,  Bergrecht);  Schleswig-Hol- 
stein-Lauenburgis  che  Regesten  u.  Urkunden,  1.  Bd.,  5.  Lief.  (786 
bis  1250)  u.  2.  Bd.  4.  u.  5.  Lief,  (l  250— 1300)  hrsgb.  von  Hasse;  Cod. 
dipl.  Silesiae  12.  Bd.,  hrsgb.  von  F.  Friedensburg  (Schlesiens  Münz- 
geschichte im  M.  A.);  Urkunden  u.  Akten  der  Stadt  Straß  bürg,  2.  Abth. 
2.   Bd.   (1531  — 1539)  von   O.   Winckelmann. 

Chroniken  s.  ferner  Nr.  88,  652,  693,    1679,    1799,    1912;    Zunft- 
urkunden Nr.  1167  ff. 

Closener  s.  Nr.   1704. 

Eberhard  Windecke  s.  Nr.  170T. 

1710.  Eilhart  von  Oberge,  von  Steinmeyer. 
Allgem.  D.  Biographie  24,  91   f. 

1711.  B  edier,  J.,  la  mort  de  Tristan  et  Iseut,  d' apres  le  ms.  fr.  103  de 
la   Bibliotheque  nationale   compare   au  poeme   d'Eilhart  d'Obeig. 

Romania  60. 

s.  Nr.  766  ff.,  1590,  1726,  2259. 

Engelhard  von  Adelnburg  s.  Nr.  1756a. 

1712.  Exodus   ed.   Kossmann   (Bibl.    1886,  Nr.    1713). 
Vgl.  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum   13,   1  — 11  (Pniower). 

1713.  Ezzo.  —  Wilmanns,  Ezzo's  Gesang  von  den  Wundern  Christi  4. 
(31  S.)  Universitäts-Programm  (Gedächtnissfeier  für  König  Friedrich  Wil- 
helm III.)   Bonn   1887. 

Faber,  Felix,  s.  Nr.  1831. 


VIII.    LITTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  445 

1714.  Freidank.  —  May,  das  Spruchgedicht  „Freidanks  Bescheidenheit"' 
nach  seinem  sittlichen  Werthe  beurtheilt.  4.  (18  S.)  1887.  Programm  des 
Gymnasiums  zu  Neisse,   Nr.    184. 

1715.  Peretz,  B.,  altprovenzalische  Sprichwörter  mit  einem  kurzen  Hin- 
blick auf  den  mhd.  Freidank. 

Romanische  Forschungen  X,  3. 

s.  Nr.   7. 

Fridolin  von  Windenheim  s.  Nr.   1818. 
Friedrich  von  Hausen  s.  Nr.   1756. 

1716.  Gebetbuch.  —  Kochendörffer,   K.,   Bruchstücke   eines  Gebetbuches. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  31,   198—202. 

Gebete  s.  Nr.  89. 
Geistliches  Gedicht  s.  Nr.  87. 
Glossen  s.  Nr.   88;  auch   1919. 
Gösli  von  Ehenheim  s.  Nr.   1756a. 

1717.  Gotfried  von  Neifen,  von  Burdach. 
Allgem.  D.  Biographie  23,  401—403. 

1718.  Gotfried  von  Straßburg.  —  Heidings feld,  Max,  Gottfried  von 
Straßburg  als  Schüler  Hartmanns  v.  Aue.  Ein  Beitrag  zur  deutschen  Li- 
teraturgeschichte, gr.   8.    (69   S.)  Leipzig,  Fock.   2   M. 

1719.  Birlinger,  A.,  Bruchstücke  einer  Handschrift  von  Gottfrids  Tristan, 
XIII.   Jahrhundert. 

Alemannia  15,   146 — 150. 

Tristan  s.  Nr.   1711. 

1720.  Hadamar  von  Laber,  von  Kaith. 

Verhanillungen  d.  histor.  Vereins  von  Oberpfalz  und  Regensburg  Bd.  21. 

1721.  Hartmann  von  Aue.  —  Ebner,  Th.,  Hartmann  von  der  Aue:  Der 
arme  Heinrich.  Neuhochdeutsch  bearbeitet.  8.  (48  S.  mit  2  Facs.)  Halle, 
Hendel.  0,25  M.  Bibliothek  der  Gesammtlitteratur  des  In-  und  Auslandes 
Nr.   84. 

Hartmann  s.  Nr.  7,  89,  252,  893,  1733;  Gregoriuslegende,  Nr.  718. 
1721\   Buchwald,     Arnoldi     Lubecensis    Gregorius    peccator    (Bibl.    1886, 
Nr.    1731). 

Vgl.  Zs.  f.  deutsche  Philologie  19,  121  —  128  (Seelisch);  Blätter  f.  literar.  Unter- 
haltung 1887,  1431  f. 

1722.  Christian  v.  Troyes,  sämtliche  erhaltene  Werke.  Nach  allen  be- 
kannten Handschriften  hrsg.  von  Wendelin  Foerster.  2.  Bd.  Der  Löwen- 
ritter [Yvain].   gr.   8.   (XLIV,   327   S.)  Halle    1887,,  Niemeyer.   9   M. 

17  23.  Heiligthumsbücher,  Trierer.  —  Hennen,   eine  bibliographische  Zu- 
sammenstellung der  Trierer  Heiligthumsbücher,    deren   Drucklegung  durch 
die  Ausstellung  des   heiligen  Bockes   im  Jahre    1512   veranlasst  wurde. 
Centralblatt  f.  Bibliothekswesen  4,  H.  11/12.  —  Lat.  u.  deutsche  Schriften  über 
den  heil.  Rock,  u.  a.  Orendel. 

1724.  Korth,   L.,   der  heilige   Rock  zu  Köln. 

Annalen  d.  histor.  Vereins  f.   d.  Niederrhein  H.  46,  48  —  71. 

1725.  Herzog  Heinrich  von  Breßlau.  —  Grünhagen,  C. ,  die  alten 
schlesischen  Landesfürsten  und  ihre  Bedeutung. 

Zs.  d.  Vereins  f.  Gesch.  u.  Alterthum  Schlesiens  21,  168  — 192.  —  Dabei  auch 
der  Minnesänger  Herzog  Heinrich  IV.;  dazu  s.  auch:  Jaekel,  H.,  zur  Geschichte 
Hedwigs  von  Breßlau  und  der  Landgrafen  Heinrich  v.  Altenburg  und  Friedrich 
ohne  Land,  ebenda  S.  218—238.  —  Vgl.  Histor.  Zs.  59,  342. 


440  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

1726.  Heinrich  von  Freiberg.  —  Be  eh  stein,  Reinhold,  Anmerkungen  zu 
Heinrichs   von   Freiberg  Tristan. 

Germania  32,   1-48. 

1727.  Kuauth,  Heinrich  von  Freiberg  (Fortsetzung  vonBibl.  1886,  Nr.  1738). 
Mittheilungen  vom  Freiberger  Altenthumsverein,  H.  23. 

1728.  Heinrieb,  von  Melk,   von   Wilmanns  (Bibl.    1886,  Nr.   1740). 

Vgl.  Zs.  f.  deutsche  Philologie  19,  369—378  (Seemüller);  Zs.  f.  d.  Österreich. 
Gymnasien  1887.  372  —  380  (Seemüller);  Blätter  f.  d.  bayerische  Gymnasialschul- 
wesen  1887,  51  (Baldi). 

1729.  Lorenz,  Heinrich   von   Melk  (Bibl.    1886,  Nr.    1740). 
Vgl.  Theolog.  Lit.   Zeitung  1887,  Sp.  281   f.  (K.  Müller). 
Heinrich  von  Morungen  s.*Nr.   752. 

Heinrich  von  Miigeln  s.  Nr.  89. 

1730.  Heinrich  von  der  Mure,  von  W.  Wilmanns. 
Allgem.  D.   Biographie  23,  57. 

1731.  Heinrich  von  Neustadt,  von  Khull  (Bibl.   1886,  Nr.    1744). 
Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  318  (Nagele);  Gymnasium  1887,  687  (Saliger). 
Heinrich  von  Nördlingen  s.  Nr.   1769. 

1732.  Heinrich  von  Ofterdmgen,  von  K.  Burdach. 
Allgem.  D.   Biographie  24,   173  —  176. 

Heinrich  von  Rugge  s.  Nr.   1756. 

1733.  Heinrich  von  Veldeke. —  R  o  et  teken,  Hub.,  die  epische  Kunst  Heinrichs 
von  Veldeke  und  Hartmans  v.  Aue.  Ein  Beitrag  zur  mittelhochdeutschen 
Literaturgeschichte,   gr.    8.    (XV,    207    S.)  Halle    1887,   Niemeyer.    5   M. 

1734.  Heldenbuch,   von  Henrici  (Bibl.    1886,  Nr.    1746a). 

Vgl.  Zs.  f.  d.  Gymnasialwesen  1887,  568  f.  (Bötticher);  Blätter  f.  litterar.  Unter- 
haltung 1887,  I,  294  (Boxberger);  Centralorgan  f.  d.  Interessen  d.  Realschul- 
wesens 1887,  138  f.  (Frevtag). 

s.  Nr.  720  ff. 
Hetzbolt  von  Weissensee  s.  Nr.   1 756*. 
Hicfelt  s.  Nr.   1281. 
Hiltbolt  von  Schwangau  s.  Nr.   1756\ 

1735.  Hochzeit.  —  Löbner,  Heinrich,  die  Hochzeit.  Deutsches  Gedicht 
des  zwölften  Jahrhunderts.    8.   (44   S.)   Berliner  Dissertation    1887. 

1736.  Hugo  von  Trimberg.  —  Einert,  E.,  und  Gr.  Ehrismann,  Paulinzeller 
Rennerbruchstücke. 

Germania  32,  97   f. 

s.  Nr.  88. 

1737.  Johann  von  Morsheim.  —  Sievers,  Ed.,  ein  neues  Zeugniss  über 
Johann  von   Morsheini. 

Paul  u.  Braune,  Beiträge  12,  503. 

1738.  Johann  von  Soest,  von  Friedrich  Pfaff. 
Allgemeine  conservat.  Monatschrift   1887,   147  f.  u.  247     . 
Johannes  Rothe  s.  Nr.   1674. 

Justinger  s.  Nr.    1 703. 
Kaiserchronik  s.  Nr.   693  u.   1679. 
Kelin  s.  Nr,    17  56". 
Kirchenlied  s.  Nr.    1944  ff.,  2428. 

1739.  Klage.  —  Mourek,  V.  E.,  Prager  Bruchstück  einer  Pergamenthand- 
schrift der  Klage. 

Sit/.uno'.sbericlite    d.  k.  böhmischen    Gesellschaft   d.  Wissenschaften,    philos.-hist. 
Klasse,"  1887,  3-24. 
Königshofen  s.  Nr.   1704. 


VIII.    LITTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  447 

1740.  Konrad.    —   Golther,   Rolandslied  (Bibl.   1886,  Nr.    1751). 

Vgl.  Lit.    Centralblatt    1887,    Sp.   1772  (Kn.);    D.    Lit.  Zeitung  1887,    Sp.   1335 
bis  1337  (Pniower);  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum   13,   114  f.  (Ed.   Schröder); 
Zs.  f.  d.  Österreich.  Gymnasien   1887,    660  —  672  (Ammann);    Zs.    f.    romanische 
Philologie  10,  320  (Gr.). 
Konrad  von  Bickenbach  s.  Nr.   1756\ 

1741.  Konrad  Flecke.  —  Sprenger,  R.,  zu  Konrad  Flecks  Flore  und 
Blancheflur.  4.  (1  1  S.).  1887.  Programm  des  Real-Progymnasiums  zu 
Northeim,   Nr.    320. 

1742.  Konrad  von  Fussesbrunnen.  —  Becker,  M.  A.,  Konrad  von  Fusses- 
brunnen.  Eine  Studie.  8.  (12  S.)  Separatabdruck  aus  den  Blättern  des 
Vereines  für  Landeskunde  von  Niederösterreich.  Wien  1886.  Verlag  des 
Vereines  für  Landeskunde   von  Niederösterreich. 

Vgl.  Anzeiger   f.   deutsches   Alterthum    13,   299  f.   (Kochendörffer). 

1743.  Konrad  von  Würzburg,  Klage  der  Kunst  ed.  Joseph  (Bibl.  1886, 
Nr.    1755). 

Vgl.  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum    13,  232—244  (Georg  Wolff). 
Kristän  von  Lupin  s.  Nr.   1756a. 

1744.  Kudrnn.  —  Gudrun.  Übers,  u.  m.  erläut.  Anmerkgn.  versehen  von 
L.  Freytag.   8.   (VIII,   324   S.)   Berlin    1888,  Friedberg  &  Mode.   3   M. 

Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  63  f.  (Klee),  dazu  ebenda  Sp.  242  (Freytag);  Central- 
orgau  f.  d.  Interessen  d.  Realschulwesens  1887,  785  —  788  (Sohns);  Am  Urds- 
Brunnen  Bd.  5,  Jahrg.  6,  Nr.   11. 

1745.  Engelmann,   Gudiunlied   (Bibl.    1886,   Nr.    1759). 

Vgl.   Blätter  f.   d.  bayerische  Gymnasialschulwesen   1887,  49  f.  (Brenner). 

1746.  Schmidt.  Ferd.,  Gudrun.  Eine  Erzählung  aus  der  deutschen  Helden- 
zeit. Für  Jung  und  Alt.  8.  Aufl.  12.  (110  S.)  Kreuznach,  Voigtländer. 
0,75   M.   Deutsche  Jugendbibliothek   15.   Bdchn. 

1747.  Bech,   Fedor,   zu   Kudrun. 
Germania  32,   116.  —  Str.    196.  getaene. 

1748.  Sprenger,   R.,   zu  Kudrun. 

Germania  32,  330—332.  —  Str.  88  f.;   135;  995;   1061;  1322. 

1749.  Roediger,   M.,   Hildeburg  und   Ortrun. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  31,  282— 287. 

1750.  Kuntze,  F.,   Hiddensee. 
Grenzboten  46,   Nr.  39. 

Kudrun  s.  Nr.  7,  258,  727,   1676. 
Kunz  Kistener  s.   Nr.    1674. 

1751.  Lampreeht.  —  Schmidt,  Alwin,  über  das  Alexanderlied  des  Alberic 
(Bibl.    1886,   Nr.    17  63). 

Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  313—315  (Ausfeld), 
s.  Nr.   696,  2405. 

1752.  Legenden.  —  Schnell,  H.,  zu  den  Münchener  Bruchstücken  von 
Marienlegenden. 

Germania  32,  427—432.  —  Zu   Germ.  25,  82  ff.  (Bibl.    1880,  Nr.   1087). 

1753.  Birlinger,  A.,  Leben  heiliger  alemannischer  Frauen  des  Mittel- 
alters.  V. 

Alemannia  15,   150—183. 
17  54.   Geiger,   K.,   Elisabetha  Bona  von   Reute,   die   Patronin  und   Wunder- 
thäterin   Schwabens. 

Deutsch- evangel.  Blätter   12,  529  —  554  u.  600—615  u.  separat. 
Legenden  s.  Nr.  736,   1674  ff.  f.;  lat.  s.  Nr.  2413  ff. 


448  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

Ludwig  des  Frommen  Kreuzfahrt  s.  Nr.  IGT 7. 
Burggraf  von  Lüenz  s.  Nr.    1756". 
Marner  s.  Nr.   1756a. 
Mathias  von  Kemnat  s.  Nr.   1813. 
Meistergesang  s.  Nr.   7,   1998  f. 
Michael  Beheim  s.  Nr.   1674. 
1754*.   Minnesang.  —  Bartsch,  Schweizer  Minnesänger  fBibl.  1886, Nr.  1773). 
Vgl.   Lit.    Centralblatt  1887,    Sp.   1507  f.;    Lit.    Blatt    1887,    Sp.    207—209    (L. 
Tobler);  Revue  critique   21,   Nr.  35  (A.  Chuquet. ;    Wissenschaft!.  Beil.  d.  Leipz. 
Ztg.  1887,  Nr.  20. 

1755.  Sievers,   E.,   Bemerkungen  zu   des   Minnesangs   Frühling. 
Paul  u.  Braune,  Beiträge   12,  492 — 497. 

1756.  Grimme,  Fritz,  Beiträge  zur  Geschichte  der  älteren  Minnesänger.  I. 
Germania  32,  867 — 373.  Bernger  v.  Horheim ;  Heinrich  v.  Rugge ;  Ulrich  v.  Guten- 
burg ;  Friedrich  v.   Hausen. 

1756\    Grimme,  Fritz,   Beiträge   zur  Geschichte   der  Minnesänger.   II. 

Germania  32,  411—427.  —  Conrad  v.  Bickenbach:  Wilhem  v.  Heinzenberg; 
Gösli  v.  Ehenheim;  Bligger  v.  Steinach;  Regenboge;  Burcard  v.  Hohenvels; 
Meister  Kelin;  Marner;  Hiltbolt  v.  Swanegou;  Engelhard  v.  Adelnbnrg;  Kristän 
v.  Lupin;  Hetzbold  v.  Wizense;  Ulrich  von  Liechtenstein;  der  Burcgräve  v. 
Lüenz;  von  Suonegge;  von  Stadegge. 

1757.  Berger,    Arnold,   die   volksthümlichen   Grundlagen   des   Minnesangs. 
Zs.  f.  d.  Philol.   19,  440—486. 

1758.  Drees,  Heinrich,  die  politische  Dichtung  der  deutschen  Minnesinger 
seit  Walther  von  der  Vogelweide.  4.  (28  S.)  1887.  Programm  des  Gym- 
nasiums zu   Wernigerode,  Nr.   240. 

1759.  Gruyter,  Walter  de,  das  deutsche  Tagelied.  Iuaugural-Dissertation. 
gr.   8.   (159   S.)  Leipzig  (Fock).   2  M. 

1760.  Mo'ser,  altdeutsche  Weisen  (Bibl.   1886,   Nr.    1776). 

Vgl.  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum  13.  125  f.  (Steinmeyer);  Blätter  f.  litterar. 
Unterhaltung  1887,  I.   65  (Ad.  Schroeter). 

1761.  Rahn,  Kunst-  und  Wanderstudien   (Bibl.    1886,  Nr.    1780tt). 
Vgl.  Repertorium  f.  Kunstwissenschaft  11,  330 — 333  (Springer). 

1762.  Kraus,  F.  X.,  die  Miniaturen  der  Manesse'schen  Liederhandschrift. 
Im  Auftrage  d.  großherzogl.  Badischen  Ministeriums  der  Justiz,  d.  Kultus 
u.  Unterrichts  nach  dem  Orig.  der  Pariser  Nationalbibliothek  in  unver- 
änderl.  Lichtdr.  hrsg.  Fol.  (16  S.  m.  144  Taf.)  Straßburg,  Trübner.  In 
Mappe  60  M. 

Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  510  f.  (Pfaff);  Repertorium  f.  Kunstwissenschaft  11, 
327—329  (Springer);  Allgemeine  Zeitung  1887,  Beilage  Nr.  343  (Rahn). 

1763.  Oechelhäuser,  A.  v.,  die  Miniaturen  der  Universitäts-Bibliothek  zu 
Heidelberg,  beschrieben  von  A.  v.  Oe.  1.  Tbl.  gr.  4.  (V,  108  S.  mit  18  Taf.) 
Heidelberg,  Koester.   30   M. 

Vgl.  Repertorium  f.  Kunstwissenschaft   11,   189 — 191  (Portheim), 
s.  Nr.  88,   1590. 

1764.  Muscatblut,   von  Karl  Bartsch. 
Allgem.  D.  Biographie  23,  99—101. 

1765.  Schenk  zu   Schweinsberg,   Gustav  Freiherr,  Muskatblüt. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  31,  287. 

1766.  Zingerle,   Oskar,  Madonna  mit  drei  Rosen. 

Mitlheilungeu  d.  k.  k.  Central-Commission  zur  Erforschung  und  Erhaltung  der 
Kunst-  und  histor.  Denkmale  XIII,  S.  LH.  —  Verweist  auf  Kolmarer  Lieder- 
handschrift II,  56  u.  Muskatblut  I,  6  VII. 


VIII.    LITTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  449 

1767.  Der  Müttinger,  von  K.  Bartsch. 

Germania  32,  "246—253.  —    Alemannischer  Dichter,  f  1383;    alemann.  Dialect. 

1768.  Myrjsinger,  Heinrich,   von  Steinmeyer. 
Allgem.  D.  Biographie  23,   146. 

1768a.  Mystik.  —  Eckeharts  lateinische  Schriften,  Separatabdruck  (Bibl. 
1886,   Nr.    1785). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  1218-1220. 

1769.  Heinrich  von   Nördlingen,   von   Strauch. 
Allgem.  D.  Biographie  23,  7  — 11. 

1770.  Nider,  Johannes,  von  P.  Beck. 
Allgem.  D.  Biographie  23,  641—646. 

1771.  Nicolaus  von   Basel,  von  Philipp   Strauch. 
Allgem.  1).  Biogmpbie  23,  620  f. 

1772.  Nicolaus  von   Straßburg,  von  Philipp   Strauch. 
Allgem.  D.  Biographie  23,  628—630. 

1773.  Otto  von  Passau,  von  Philipp   Strauch. 
Allgem.  D.  Biographie  24,  741—744. 

1774.  Suso,  Heinrich,   Dominikaner  in  Ulm. 
Hof.  Diöz.  Archiv  1886,  8  ff. 

1775.  Preger,  W..  die  Zeit  einiger  Predigten  Taulers. 
Sitzungsberichte  der  k.  bayer.  Akademie  d.  Wissenschaften  1887,  II,  317 — 361. 

1776.  Bevan,  F.,  three  friends  of  God;  records  from  the  lives  of  John 
Tauler,   Nicholas   of  Basle,  Henry   Suso.    400   S.    London,   Nisbet. 

s.  Nr.  88,  747. 

1777.  Toor  en  enb  ergen,  J.  J.  v.,   de   'duitsche  Theology'. 
Bibliogr.  adversaria  5,  288—292. 

s.  Nr.   108. 

1778.  Nachtigall,  Konrad,  von  Karl  Bartsch. 
Allgem.  D.  Biographie  23,  200. 

1779.  Narrenbuch,  von  Bobertag  (Bibl.   1885,  Nr.   1363). 
Vgl.  Zs.  f.  deutsche  Sprache   1,  407  f.  (F.  Mohr). 

1780.  Neidhart  von  Reuental,  von  R.  M.  Meyer. 
Allgem.  D.  Biographie  23,  395-399. 

1781.  Meyer,  R.  M.,   die  Neidhartlegende. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  31.  64—82. 

1782.  Keinz,  Fr.,  zur  Frage  nach   Neidharts  Heimat. 

Sitzungsberichte    der    k.    bayer.  Akademie  d.   Wissenschaften  1887,  II,  38  —  42. 

1783.  Nestler  von   Speier,  von  Karl   Bartsch. 
Allgem.  D.  Biographie  23,  447. 

1784.  Neune,  von  K.  Burdach. 
Allgem.  D.  Biographie  23,  549. 

1785.  Nibelungenlied,  von  Laistner  (Bibl.    1886,  Nr.   1792). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  574—577;;    Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum  13, 
12 — 19  (Schönbach);  Göttinger.  gel.  Anz.  1887,  77—80  (Martin). 

1786.  Laistner,  Ludw.,  der  Archetypus  der  Nibelungen.  [Sonderabdr.  der 
Einleitg.  zu  dem  Werke:  Das  Nibelungenlied  nach  der  Hohenems-Mün- 
chener  Handschrift  in  phototyp.  Nachbildg.]  4.  (III,  48  S.)  München,  Ver- 
lagsanstalt f.  Kunst  u.   Wissenschaft.    2,40   M. 

1787.  Zarncke,  F.,  das  Nibelungenlied.  6.  Aufl.  12.  Abdr.  des  Textes. 
12.   (X,   CXL,   445   S.)  Leipzig   1887,  Wigand.   5   M. 

GERMANIA.    Nene  Keine  XXIV.  (XXXVI.)  Jahrg.  30 


450  BIBLIOGRAPHIE  VON   1887. 

1788.  Zarncke,  F.,  das  Nibelungenlied.  Ausgabe  für  Schulen  mit  Ein- 
leitung und  Glossar.  6.  Aufl.  11.  Abdruck  des  Textes.  12.  (XVIII,  409  S.) 
Leipzig,  Wigand.   2   M. 

Vgl.  Lit.  Centialblatt  1887,  Sp.   1508  f. 

1789.  Bartsch,  Karl,  das  Nibelungenlied,  Schulausgabe  mit  einem  Wörter- 
buch.  3.  Aufl.   8.   (IV,   299   S.)   Leipzig   1887,  Brockhaus.   2   M. 

Vgl.  Blätter  f.  litterar.  Unterhaltung  1887,  II,   717  f.  (Ad.  Schröter). 

1790.  Hahn,   Nibelungenlied  (Bibl.   1886,   Nr.   1795). 

Vgl.  Magazin  f.  d.  Litteiatur   d.  In-  und  Auslandes  1887,    537—539,  55  6—558. 
568—572  (K.  Blind). 

1791.  Kamp,  Nibelungen  Not  (Bibl.    1886,  Nr.    1796). 

Vgl.  Gymnasium   1886,  562  f.  (Prosch) ;    Korrespondenzblatt  f.  d.  Gelehrten-  u. 
Realschulen  Württembergs  1886,  H.   11/12. 

1792.  Schmidt,  Ferd.,  die  Nibelungen.  Eine  Heldendichtung.  Für  Jung 
und  Alt  erzählt.  9.  Aufl.  12.  (190  S.)  Kreuznach,  Voigtländer.  0,75  M. 
Deutsche  Jugendbibliothek  5.  Bdchn. 

1793.  The  Nibelungenlied,  The  lay  of  the  Niebelungers.  Translated 
into  English  verse  after  Prof.  Carl  Lachmann's  collated  and  corrected 
text  by  Jonathan  Birch.  3.  ed.  gr.  8.  (220  S.)  München,  F.  A.  Acker- 
mann.   5   M. 

1794.  Kettner,  Emil,  zur  Kritik  des  Nibelungenliedes.  VII.  Kleidung 
und   Bewaffnung. 

Zs.  f.  d.  Piniol.   19,  97—114. 

1795.  Schramm,  J.,  über  die  Einheit  des  zwanzigsten  Liedes  von  den 
Nibelungen,  8.  (20  S.)  Programm  des  Staatsgymnasiums  zu  Freistadt  in 
Oberösterreich,    1887. 

1796.  Binder,  Jos.  Jul.,  Streifzüge  auf  dem  Gebiete  der  Nibelungenfor- 
schung. Jahresbericht   der   Staats-Oberrealschule  in  Laibach    1886. 

Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  318  f.  (Nagele);  Gymnasium   1887,  686  f.  (Saliger), 

1797.  Stuhrmann,  Idee  und  Hauptcharaktere  der  Nibelungen  (Bibl.  1886, 
Nr.    1801). 

Vgl.  Zs.  f.  d.  Gymnasialwesen  1887,  154  f.   (Boetticher). 

1798.  Veckenstedt,  Edmund,  die  Farbenbezeichnungen  im  Chanson  de 
Roland  und  der  Nibelunge  Not. 

Zs.  f.  Völkerpsychologie  u.  Sprachwissenschaft  17,   139  — 161. 

Nibelungen  s.  Nr.  88,  253,  257,  725  f.,  1590,  1823,  1870. 
Nicolaus  von  Basel  s.  Nr.   1771   u.   1776. 

1799.  Nicolaus  von  Jeroschin.  —  Meltzer,  Otto,  zu  Nicolaus  von  Jero- 
schins   Deutschordenschronik.   Annaberger  Bruchstücke. 

Germania  32,  126  f. 

1800.  Nicolaus  von  Kosel,  von  1.  u. 

Allgem.  D.  Biographie  23,  622  f. 
Nicolaus  von  Straßburg  s.  Nr.   1772. 

1801.  Zu  Nikiaus  von  Wyle,  von  Jakob  Baechtold. 

Zs.  f.    vergl.  Literaturgeschichte  u.  Renaissancelitteratur  N.  F.   1,  318—350. 

s.  Nr.  228. 
Nider  s.  Nr.   1770. 

1802.  Nunnenpeck,  von  K.  Bartsch. 
Allgem.  D.  Biographie  24,  55. 

1803.  Der  von  Obernburg,  von  K.  Burdach. 

Allgem.  D.   Biographie   24,    102. 


VIII.    L1TTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  451 

1804.  Der  König  vom  Odenwald,  von  K.  Bartsch. 
Allgem.  D.  Biographie  24,   146  f. 

Orendel  s.  Nr.   1723. 

1805.  Ortlrit.  —  Watznauer,  Philipp,  über  Ornit  und  Wolfdietrich  A. 
Jahresbericht  der  Comm. -Oberrealschule  in   Leitmeritz,    1886. 

Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  318  (Nagele);  Zs.  f.  d. Österreich.  Gymnasien  1887,319 
(Khull);  Gymnasium   1887,  687  (Saliger). 

1806.  Ortolf,  von  Krause. 
Allgem.  D.   Biographie  24,  454. 
Oswald  s.  Nr.   754. 

1807.  Oswald  von  Wolkenstein,  von  Schrott  (Bibl.   1886,   Nr.   1805). 

Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  386-388  (Hertz);  Herrigs  Archiv  78,  332  f.;  All- 
gemeine Zeitung  1886,  Beilage  Nr.  213  (H.  Holland). 

1808.  Otte,  von  Steinmeyer. 
Allgem.  D.  Biographie  24,  559. 

1809.  Strauch,   Ph.,   Beiträge  zur  Kritik  des  Eraclius. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  31,  297—337. 

1810.  Otto  IV.,  Markgraf  von  Brandenburg,  von  v.  Heinemann  und  K.  Burdach. 
Allgem.   D.  Biographie  24,  659—663. 

Otto  von  Passau  s.  Nr.  1773. 

1811.  Ottokar,  von  Krones. 
Allgem.  D.  Biographie  24,  772  ff. 

1812.  Bus  so  n,  Arnold,  Beiträge  zur  Kritik  der  steyerischen  Reimchronik 
u.  zur  Reichsgeschichte  im  XIII.  u.  XIV.  Jahrh.  II.  Die  Wahl  Adolfs  von 
Nassau.  [Aus:  „Sitzungsber.  d.  k.  Akad.  d.  Wiss."]  Lex.  8.  (7  9  S.) 
Wien,   Gerold's  Sohn  in  Comm.    1,20   M.   (1.  u.   2.:   1,70   M.) 

Passional  s.  Nr.  88  u.   780. 

1813.  Peter  Luder.  —  Deutsche  Lobrede  auf  Kurfürst  Friedrich  I.  von  der  Pfalz. 
Römische  Quartalschrift  1,  231 — 258.  —  Dazu  Wattenbach,  N.  Archiv  f.  ältere 
d.  Geschichtskunde  13,  402  (Übersetzung  von  Mathias  v.  Kemnat). 

Peter  Suchenwirt  s.  Nr.  1674. 

Bruder  Philipp's  Marienleben   s.  Nr.    1674. 

1814.  Pleier.  —  Tandareis,  von  Khull  (Bibl.   1885,  Nr.   1391). 
Vgl.  Göttinger  gel.  Anz.   1887,  785—811  (Steiumeyer). 

1815.  Predigt.  —  Lecoy  de  la  Marche,  la  chaire  francaise  (Bibl.  1886, 
Nr.   1807). 

Vgl.  Revue  critiqne  21,  Nr.  24  (A.  Gazier);  Revue  des  questions  historiques 
1886,  October;  Bulletin  critique  1887,  3  (E.  Perrard);  La  Controverse  et  le 
Contemporain   1887,  Januar. 

1816.  Linsenmayer,   Geschichte  der  Predigt  (Bibl.    1886,  Nr.    1808). 
Vgl.   Lit.   Centralblatt   1887,    Sp.  1587  f.;    D.  Lit.    Zeitung    1887,    Sp.   1395  f. 
(Edw.  Schröder);    Lit.  Rundschau  13,  Nr.  3  (Sehonbach);    Stimmen  aus  Maria- 
Laach  1887.  Nr.  7  (Beissel);  Repertorium  f.  Kunstwissenschaft  11,  422. 

s.  Nr.  1106  f. 

1817.  Schönbach,   Predigten  I  (Bibl.   1886,  Nr.   1809). 

Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  8  f.  (Johann  Schmidt);  Anzeiger  f.  deutsches  Alter- 
thum 13,  146  —  152  (Edw.  Schröder);  Zs.  f.  deutsche  Philogie  19,  486—494 
(Bech);  Zs.  f.  d.  Realschulwesen  12,  Nr.  3   (Schröder). 

1818.  Gaben  des  katholischen  Pressvereins  in  der  Diözese  Seckau  für  das 
Jahr   1887.   420   S.  Graz,   Selbstverlag. 

Darin  nach  'Jahresberichte  der  Geschichtswissenschaft  X,  II,  67':  'Predigten  des 
1498  gest.  Barfüssermönchs  Fridolin  von  Windenheim', 
s.  Nr.  88  f.;  1684. 


452  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

1819.  Priameln.  —  Euling,  Karl,  hundert  noch  ungedruckte  Priameln 
des  15.  Jahrhunderts,  gr.  8.  (100  S.)  Paderborn  u.  Münster  1887, 
Schöningh.  1,60  M.  Göttinger  Beiträge  zur  deutschen  Philologie,  heraus- 
geg.  von  M.   Heyne  u.  W.   Müller,  II. 

Rebus  s.  Nr.   2402. 

1820.  Reinhart  Fuchs,  von  Reissenberger  (Bibl.   1886,  Nr.   1812). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  1534  f.;  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  473— 475  (Sprenger). 

1821.  Lange,  J.,  les  rapports  du  Roman  de  Renart  au  poeme  allemand  de  Henri 
le  Gleissner.   4.  (31  S.)  Programm.  Neumark  (Westpreußen)    1887,   Nr.  37. 

Vgl.  Franco-Gallia  IV,  9. 

s.  Nr.  1590  u.  2134  f. 

1822.  Reinmar's  v.  Zweter  Gedichte,  hrsg.  von  Gust.  Roethe.  Mite.  Noten- 
beilage, gr.  8.  (Vin,  643  u.  Notenbeilage  15  S)  Leipzig  1887,  Hirzel.    12  M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.   1570  f.  (H.  P.);  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  1694 
bis   1696  (Seemüller). 

1823.  Ortner,  Max,  Reinmar  der  Alte.  Die  Nibelungen.  Österreichs  Antheil  an 
der  deutschen  Nationallitteratur.   gr.  8.  (VIII,  356  S.)   Wien,  Konegen.    6  M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt   1887,   -p.   16>S2  f.;  D.   Lit.  Zeitung  l8->7,  Sp.   1210—1212 
(Strauch);  D.  Litteratutblatt  X,  Nr.   10, 

1824.  Schulz,   Oscar,   Reinmar  von  Hagenau  und  Auboin  de   Sezane. 

Zs.  f.  d.  Alterthum  31,     1&5 — 189.    —    Dazu    Reinhold    Becker,    Anzeiger  f.  d. 
Altertimm   13,  308. 

1825.  Reinolt.  —  Pf  äff,  Friedrich,  die  Handschriften  des  Reinolt  von 
Montelban. 

Germania  32.  49 — 65.    —    Dazu   'Erwiderung'  von  J.  Hansen,    ebenda   383  f. ; 
'Berichtigung;'  von  Pfaff,  ebenda  S.  507  f. 

1826.  Kochendörffer,  Karl,  die  Handschriften  des  Reinolt  von  Montelban. 
Anz.  f.  d.  Alterthum  13,  397—410. 

1827.  Reisen.  —  Jacob,  K.  G.,  Bericht  über  neue  Erscheinungen  auf  dem 
Gebiete  der  Palästina-Litteratur   1885. 

Zs.  d.  deutschen  Palästina- Vereins  10,  H.  2. 

1828.  Schiltberger  ed.   Langmantel  (Bibl.    1886,   Nr.    1816). 
Vgl.  Allgera.  Zeitung;  1886,  Beil.  Nr.  75. 

1829.  Röhricht  und  Meisner,  ein  niederrheinischer  Bericht  über  den  Orient. 
Zs.  f.  d.  Philol.  19,  1—86.  —  Vgl.  Mittheil.  a.  d.  Stadtarchiv  von  Köln,  H.  10; 
Nd.  Korrespondenzblatt  11,  47. 

1830.  Dechent,  H.,  zwei  rheinische  (Frankfurter?)  Pilgerschriften  aus  dem 
14.  Jahrhundert. 

Mittheilungen  an  die  Mitglieder    des  Vereins  f.  Geschichte    u.   Alterthumskunde 
in  Frankfurt  a.  M.  7,  332—335. 

1831.  Krones,  F.  v.,  Land  und  Leute  Westeuropas  am  Schlüsse  des  Mittel- 
alters nach   gleichzeitigen   Reiseberichten. 

Zs.  f.  allgemeine  Geschichte  4,  678—690  u.  737—768.  —  Rozmital,   Schaschek, 
Tetzel;  Felix  Faber:   Poppel. 

1832.  H ab ler,  Konrad,  Peter  Tafur's  Reisen  im  deutschen  Reiche  in  den 
Jahren    1438 — 1439.  Nach  dessen  eigenen  Aufzeichnungen  bearbeitet. 

Zs.  f.  allgemeine  Geschichte  4,  502 — 529. 

s.  Nr.  876. 
1832'.  Über  das  Iter  Coloniense   des  Arnold  Buchell,    eines    Niederländers, 
der    seine  Reise    von  Holland  nach  Köln    und    zurück  (3.  Aug.    1599  bis 
29.  Mz.    1600)  beschrieben  hat. 

Mittheilungen  aus  dem  Stadtarchiv  von  Köln,  H.   13. 


VIII.    LITTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  453 

Rosengarten  s.  Nr.  7. 
Rozmital  s.  Nr.  1831. 

1833.  Rosenkranz.  —  Hölscher,   B.,   der  goldene  Rosenkranz,   deutsch  und 
lateinisch,  nach    alten   Manuscripten   mitgetheilt. 

Zs.  f.  vaterläud.   Geschichte  45,  Münster'sche  Abtheilung  S.  60 — 72.  —  15.  Jhdt. 

1834.  Rüdeger  von  Munre,  von  Steinmeyer. 
Allgem.  D.  Biographie  23,  21  f. 

1835.  Seifried  Helbling,  von  Seemüller  (Bibl.   1886,  Nr.   1821). 

Vgl.  Lit,  Centralblatf  1887,  Sp.  1569  f.;  D.  Lit.  Zeitung  18S7,  Sp.  305—307 
(Schönbach);  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  153—158  (Paul);  Anzeiger  f.  deutsches  Alter- 
thum  13,  152  —  155  (Martin);  Zs.  f.  d.  Realschulwesen  12,  Nr.  3  (Martin);  Revue 
critique  21,  Nr.  36  (A.  Chuquetl 

1836.  Spervogel.  —   Schneider,   Robert,    Spervogels  Lieder  für  die  Schule, 
erklärt  und  mit  einem   Glossar  versehen. 

Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  1,  H.  4. 
v.   Stadeck  s.  Nr.   1756a. 

1837.  Steinhöwel.   —   Knust,   Hermann,    Steinhöwels   Aesop. 
Zs.  f.  d.  Philol.  19,  197—218. 

1838.  Steinmar,   von   Meissner  (Bibl.    1886,   Nr.    1825). 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  1008  f.  (R.  M.  Meyer);  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  430  f. 
(Bächtold);  Anzeiger  f.  deutsches  Altenhum  13,  410  (Wilmanns). 

1839.  Neumann,  Steinmar  (Bibl.    1886,   Nr.    1826). 
Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  430  f.  (Bächtold). 

1840.  Strickers  Karl,  von  Ammann  (Bibl.    1885,  Nr.    1413). 

Vgl.  Zs.  f.  d.  Österreich.  Gymnasien  1887,  476  (Khull);  Gymnasium  1887,  Nr.  19 
(Sauger). 

1841.  Bartsch,  Karl,  Bruchstücke  aus   Strickers  Karl. 
Germania  32,  488—490. 

1842.  Singer,  S.,  des   Strickers  nackter  Bote. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  31,  358—360. 

1843.  Sündenklage,  Vorauer.  —  Müller,   Ant.,   die  Vorauer   Sündenklage. 
l.Th.  Inaugural-Dissertation.  gr.  8.  (58  S.  m.  1  Tab.)   Breslau  (Köhler).    1  M. 

v.  Suoneck  s.  Nr.   1756a. 

Suso  s.   Nr.   17  74  u.    1776. 

Talhoffer  s.  Nr.  1197. 

Breitenbach  s.  Nr.   876. 

Bruno  von  Köln,   Gedicht  auf  ihn,   s.   Nr.   87. 

1844.  Tannhäuser.   —  Werner,   R.   M.,   zu   Tannhäuser. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  31,  363  f.  —  Räthselspruch. 
Tauler  s.  Nr.   1775  f. 

Tetzel  s.  Nr.   1831. 

Ulrich  von  Eschenbach  s.  Nr.   1677. 

1845.  Ulrich  von  Gutenburg,  von  Hoppe  (Bibl.   1886,  Nr.  1833). 
Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  319  (Nagele);  Herrigs  Archiv  79,  118. 

s.  Nr.  1756. 
Sachsenspiegel  s.  Nr.   1458  ff. 

1846.  Ulrich  von  Lichtenstein  und  Steinmar,  von  M.   Ortner. 
Germania  32,  120—125. 

s.  Nr.  1756». 

1847.  Ulrich  von  Türheim.  —  Lohmeyer,  Ed.,   zum  Thürheimer  Willehalm. 
Germania  32,  332.  —  Fragment  des  Antiquar  Kerler. 

s.  Nr.  89. 


454  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

Ulrich  v.  d.  Türlin  s.  Nr.  89. 

1848.  Verse.  —  Vetter,  Ferdinand,  lateinische  und  deutsche  Verse  und 
Formeln  aus   einer  Basler  Handschrift. 

Germania  32,  72  —  77. 

Volkslied  s.  Nr.  7,  871  ff. 

Schauspiel  s.  Nr.  2058  ff.,  bes.  die  Verweise  bei  Nr.  2091. 

Schiltbürger  s.  Nr.  893. 

1849.  Walther  ed.  Wilmanns  (Bibl.    1886,  Nr.    1838). 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  608  f.  (Schönbach);  Anzeiger  f.  deutsches  Alter- 
thum  13,  127  f.  (Steinmeyer);  Zs.  f.  deutsche  Philologie  19,  501—  503  (Kinzel); 
Gymnasium  1887,  722  (Menge). 

1850.  Gedichte  von  Walther  von  der  Vogelweide.  Gesammtausgabe.  8. 
(VIII,  139  S.  mit  1  Facs.)  Halle,  Hendel.  0,50  M.  Bibliothek  der  Ge- 
sammtlitteratur  des  In-  und  Auslandes  Nr.    109  u.    110. 

Dasselbe.   Schulausgabe.   8.   (VIII,    127   S.   mit  Facs.)  Ebda  Nr.  111  u. 
112.   0,50   M. 

1851.  Bech,  Fedor,  zu  Walther  25,   35  f. 
Germania  32,  117 — 120.  —  stelle,  himelstelle,  stalboum. 

1852.  Walther,  Paul,  zu  Walther  von   der  Vogelweide. 
Germania  32,   197—222;  299—329. 

1853.  Nagele,  A.,   die  Chronologie  der  Sprüche  Walthers  v.   d.  Vogelweide. 
Germania  32,  165-196;  257—297. 

1854.  Wildenow,  Eugen,  die  Beziehungen  Walthers  von  der  Vogelweide 
zu  den  Babenbergern.  4.  (30  S.)  1887.  Programm  des  Gymnasiums  u. 
Eealgymasiums  zu  Greifswald,  Nr.    124. 

1855.  Baur,  Wilhelm,  Lebensbilder  aus  der  Geschichte  der  Kirche  und 
des  Vaterlandes.   8.  (VII,   447   S.)   Bremen   1887,  Müller.   6   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.   143  f.  —  Darin  auch  Walther  v.  d.  Vogelweide. 

1856.  Geil,  C.  A.,  Walther  von  der  Vogelweide.  (Ein  kulturhistorisches 
Lebensbild.) 

Rheinische  Blätter  f.  Erziehung  und  Unterricht  61,  H.   1. 

1857.  Blind,  Karl,  ein  Denkmal  für  Deutschlands  größten  mittelalterlichen 
Sänger. 

Magazin  f.  d.  Litteratur  d.  In-  u.  Auslandes  1887,  281—283  u.  299—301.  — 
Aufruf  des  Vereins  zur  Errichtung  eines  Denkmals  für  Walther  v.  d.  V.  in 
Bozen,  21.  Febr.  1887. 

s.  Nr.  1758. 

1858.  Weinschwelg,  von  Lucae  (Bibl.    1886,   Nr.   1844). 

Vgl.  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum  13,   115  — 121  (Edw.  Schröder);  Zs.  f.  ver- 
gleichende Literaturgeschichte  1,  85  f.  (Stosch). 
Weisthümer  s.  Nr.   1478  ff. 

1859.  Wernher  der  Gärtner.  —  Keinz,  Frdr.,  Helmbrecht  u.  seine  Heimat. 
2.  umgearb.   Aufl.   gr.    8.   (III,   97   S.)  Leipzig,  Hirzel.   2   M. 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  1271  f.  (Edw.  Schröder);  Allgemeine  Zeitung 
1887,  Beilage  Nr.  158. 

s.  Nr.  1676. 
Wilhelm  von  Heinzenberg  s.  Nr.  1756\ 

1860.  Winsbeke.  —  Gutzeit,  Berthold,  Unterschiede  des  Stils  im  Wins- 
beke  und  in  der  Winsbekin.  4.  (30  S.)  1887.  Programm  des  Realgym- 
nasiums zu  Bromberg,   Nr.    156. 

1861.  Wirnt.  —  Waldstein,  Ernst  Karl  Graf,  die  Wigalois-Bilder  im 
Sommerhause  der  Burg  Rungelstein. 


VIII.    LITTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  455 

Mittheilungen    d.    k.    k.  Centralcommission    z.  Erforschung    und  Erhaltung    der 
Kunst-  u.  histor.  Denkmale  N.  F.  XIII,  S.   CLIX— CLXI. 
Wolfdietrich  s.  Nr.  1805. 

1862.  Wolfram  von  Eschenbach.  —  Parcival,    übersetzt  von  San  Marte 
(Bibl.    1886,  Nr.   1847). 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  464  (Niedner);  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  293  f.  (Hertz); 
Anzeiger  f.  deutsches  Alterthuin  13,   19  f.  (Martin). 

1863.  Boetticher,   Parzival   (Bibl.   1886,  Nr.   1848). 
Vgl.  Zs.  f.  d.  Gymnasialwesen  1887,  567  —  571   (Zernial). 

1864.  Boetticher,   das  Hohelied  vom  Ritterthum  (Bibl.    1886,   Nr.    1849). 
Vgl.  Allgemeine  Zeitung  1886,  Beilage  Nr.  54. 

1865.  Meyer,   Parzival   (Bibl.    1885,   Nr.    1446). 
Vgl.  Zs.    f.  d.  Österreich.  Gymnasien  1887,  51    (Minor). 

186«>.  Gietmann,  Gerhard,  klassische  Dichter  und  Dichtungen.  1.  Theil : 
Das  Problem  des  menschlichen  Lebens  in  dichterischer  Lösung.  2.  Hälfte. 
Auch  unter  dem  Titel:  Parzival,  Faust,  Job  und  einige  verwandte  Dich- 
tungen.  8.   (VI,   802   S.)  Freiburg  i.   B.    1887,.  Herder.   8   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,   Sp.   1539;    D.   Lit.    Zeitung    1887,    Sp.  1659—1661 

(R.  M.  Werner);  Theol.  Lit.  Blatt  1887,  269. 

1867.  Paul,  H.,   zu  Wolfram. 

Paul  u.  Braune,  Beiträge  12,  554—558.  —  Parz.  203,  8;  212,  21  ff.;  382,  9; 
412,  1—3.  Wh.  9,  26;  27,  26;  30,  26  ff.;  31,  13;  34,  26  ff.;  36,  19  f.;  39,  2; 
41,  15;  42,  6;  44,  6;  52,  9;  58,  26;  65,  23;  68,  23;  70,  15;  83,  15;  92,  22  ff.: 
95,   18;   102,   10;   127,  3. 

1868.  Lucae,  K.,   zu  Zs.   30,   366   (==  Bibl.    1886,   Nr.    1853). 
Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum   13,   128. 

1869.  Straganz,   Fr.  Max,   Schwazer  Parzivalfragment. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  31,  287—291. 

1870.  Engelmann,  Emil,  Einiges  über  Parzival-  und  Nibelungenlied-Hss. 
der   Stiftsbibliothek  in   St.   Gallen. 

Schriften  d.  Vereins  f.  Gesch.  d.  Bodensees  u.  seiner  Umgebung  17,  85 — 88. 

1871.  Parzival.  Das  Lied  vom  Parzival  u.  vom  Gral.  Nach  der  Quelle  d. 
Wolfram  v.  Eschenbach  u.  d.  Christian  v.  Troies  f.  das  deutsche  Haus 
bearb.  v.  Emil  Engelmann.  Mit  3  Fcsm.'s  der  St.  Galler  Handschrift, 
6  Lichtdr.-Bildern  u.  6  7  Illustr.  im  Text  v.  Th.  Hoffmann,  E.  v.  Wörndle 
u.  A.  Lex.   8.   (IV.,   244   S.)    Stuttgart  1888,   Neff.   6   M. 

Vgl.  Allgemeine  Zeitung  1887,  Beilage  Nr.  352. 

1872.  Woerndle,  Edm.  u.  Aug.  v. ,  Bilder-Cyclus  zu  Wolfram  v.  Eschen- 
bachs Parcival.  18  Compositionen.  In  heliograph.  Reproductionen  d.  k.  k. 
militär-geograph.  Instituts.  Mit  Text  v.  Prof.  Jos.  Seeber.  qu.  Fol.  (4  S. 
Text.)  Wien,  Gesellschaft  f.   vervielfältigende  Kunst.   30  M. 

1873.  Parcival.  Eine  Heldensage  in  12  (photogr.)  Bildern  nach  den  im 
Schloß  Neuschwanstein  befindl.  Gemälden  v.  Aug.  Spieß.  Text  von  Louise 
v.  Kobell.  gr.   4.  (V,   24   S.)  München   1888,  J.  Albert,   geb.    15   M. 

1874.  Singer,   S.,  zum  Willehalm  Wolframs  von   Eschenbach. 

Germania  32,  490  —  492.  —  Bruchstück  Cod.  Heidelberg  362",  85  =  Bartschs 
Katalog  Nr.  442. 

1875.  Zwierzina,  Konrad,   Notiz. 

Anzeiger    f.    deutsches  Alterthum   13,    188  f.     —    Öhlers  Willehalm-Bruchstück. 
Wolfram  s.  Nr.  88,  255  f.,  717,  1590,   1593  f. 


456  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

Litteratur    des     16.    Jahrhunderts. 

1876.  Freytag,  Gustav,  aus  dem  Jahrhundert  der  Reformation.  16.  Aufl. 
gr.  8.  (384  S.)  Leipzig  1887,  Hirzel.  4,50  M.  Bilder  aus  der  deutschen 
Vergangenheit  2.   Bd.,    2.   Abtheil. 

s.  Nr.  108,  1560. 

1877.  Carriere,  Moritz,  die  philosophische  Weltanschauung  der  Refor- 
mationszeit in  ihren  Beziehungen  zur  Gegenwart.  2.  Auflage.  2  Theile. 
gr.   8.   (XI,   419   u.   VII,   319   S.)  Leipzig   1887,  Brockhaus. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  1458  t".;  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  1363  (Lass- 
witz); Theol.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  205  —  210  (Härtung);  Zs.  f.  vergl.  Lit.- 
Gesch.  u.  Reinaissance-Lit.  N.  F.  I,  123  (Geiger),  dazu  S.  298  (Carriere);  All- 
gemeine Zeitung  1887,  Beil.  Nr.  62;  Blätter  f.  litterar.  Unterhaltung  1887, 
Nr.   12  (Achelis). 

1878.  Bender,  Herrn.,  Gymnasialreden,  nebst  Beiträgen  zur  Geschichte  d. 
Humanismus  u.  der  Pädagogik,  gr.  8.  (VII,  275  S.)  Tübingen,  Laupp.  3  M. 

1879.  Hagen,   Briefe  (Bibl.    1886,  Nr.    1858). 

Vgl.  Berliner  philol.  Wochenschrift  1887,  Sp.  964  ff. 

1880.  Stähelin,  Rud.,  Briefe  aus  der  Reformationszeit.  Größtentheils  nach 
Manuscripten  der  Zwinger'schen  Briefsammlg.  veröffentlicht,  gr.  4.  (36  S.) 
Basel   (Schneider).    1,60   M. 

1881.  Epistolae  Langianae  a  viro  doctissimo  J.  K.  F.  Knaake  collectae, 
emendatae,  annotationibus  ornatae,  editae  ab  Hermanno  Hering.  4.  (10  S.) 
Halle,  Festschrift  der  Universität. 

12  lat.  Briete  von  1512 — 1516,  von  Spalatin,  Joh.  Hessus,  Tilemann  Schnabel, 
Eurieius  Cordus  u.  Joh.  Staupitz. 

1882.  Horning,  Wilh. ,  Briefe  von  Straßburger  Reformatoren,  ihren  Mit- 
arbeitern u.  Freunden  üb.  die  Einführung  d.  ..Interims''  in  Straßburg  [1548 
bis   1554].  Hrsg.   v.   W.  H.    gr.   8.    (52   S.)  Straßburg,   Vomhoff.   0,75   M. 

1882a.  Buchwaid,    aus    dem    ungedruckten    Briefwechsel    eines    Correctors 
mit  einer  Leipziger  Druckerei  während   der   Reformationszeit. 
Wissenschaftl.  Beilage  d.  Leipziger  Zeitung  1887,  Nr.  60. 

1883.  Holstein,  Hugo,  Findlinge  aus  der  Reformationszeit.  4.  (20  S.) 
Programm  des  Gymnasiums  zu  Wilhelmshaven,  Nr.   302. 

I.  Gedichte  u.  Lieder.  II.  Vorrede  u.  Widmungen  (H.  Sachs1  Vorrede  zur  Wit- 
tenbergisch Nachtigall,  Thomas  Naogeorgs  Widmung  seines  Pammachius  an 
Luther;  eine  Vorrede  Luthers  zu  e.  Schrift  Melanchthons.  III.  Zehn  Briefe 
(zum  Theil  von  Melanchthon). 

1884.  Lyra  doctorum.  Carmina  lyrica  a  viris  doctis  recentiorum  tempo- 
rum  composita  elegit  Joannes  Draheim.  12.  (210  S.)  Leipzig,  Teubner. 
2,40  M. 

Vgl.  Wochenschrift  f.  klassische  Philologie  1887,  Sp.  754—756  (Stier).  — 
Darunter  lat.  Ged.  einer  Anzahl  Humanisten. 

1885.  Kolde,  Th.,  Beiträge  zur  Reformationsgeschichte:  Wie  wurde  Coch- 
leus  zum  Gegner  Luthers?  Das  zweite  Breve  Adrians  an  Friedrich  den 
Weisen  vom  J.  1522.  Zum  Prozeß  des  Johann  Denk  und  „der  drei  gott- 
losen Maler  von  Nürnberg".  Nürnberg  und  Luther  vor  dem  Reichstage 
zu  Augsburg. 

Kirchengeschichtl.  Studien,  Hermann  Reuter  zum  70.  Geburtstag  gewidmet 
(Leipzig  1887,  Hinrichs.  8  M.),  S.  265—320. 


VIII.    LITTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  457 

1886.  Reusch,  F.  H.,  die  Indices  librorum  prohibitorum  des  16.  Jahr- 
hunderts gesammelt  und  herausgeg.  8.  (596  S.)  Publikationen  des  litterar. 
Vereins   in   Stuttgart,  Nr.    176. 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  707  (Funk);  —  s.  Bibl.  1885,  Nr.  1164  u.  vgl. 
ferner  Bistor.  Zs.  57,  H.  3  (Holtzmann) ;  Revue  des  e"tudes  juives  1886.  April- 
Juni  (D.  Kaufmann);  Allgemeine  Zeitung  1886,  Beil.  Nr.  27i. 

1887.  Horawitz,  Adalbert,  zur  Geschichte  des  Humanismus  in  den  Alpen- 
ländern. III.  Leonhard  Schilling  von  Hallstadt.  8.  (60  S.)  Wien  1887, 
Gerold's  Sohn  in  Comm.    1,30  M.  Aus:   Wiener  Sitzungsberichte  114,  H.  2. 

1888.  Söderhjelm,  W.,  Petrarca  in  der  deutschen  Dichtung  4.  (44  S.) 
Helsingfors   1886.   2   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  790  f.  (C);  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  276  f.  (M. 
Koch);  Zs.  f.  vergl.  Litt. -Gesch.  1,  177  f.  (Muncker) ;  Giornale  storico  della  lett. 
ital.  VIII,  H.  3. 

1889.  Reinh  ar  dstoettn  er,  Karl  v.,  über  die  Beziehungen  der  italieni- 
schen Litteratur  zum  bayerischen  Hofe  und  ihre  Pflege  an  demselben. 

Jahrbuch  f.  Münchener  Geschichte,   1.  Jahrgang. 

1890.  Slevogt,  Hugo,  Technopaegnion  poeticum  ex  cod.  ms.  Beilage  zum 
Programm   d.  gräfl.   Gleichen'schen  Gymnasiums   zu  Ohrdrup,  Gotha    1887. 

1891.  Casertano,  Ant,  Saggio  sul  rinascimento  del  classicismo  durante  il 
secolo  XV.   4.   (151    S.)  Torino,  L.   Roux   e  C.   2  L. 

1892.  Drews,  P.,  Humanismus  u.  Reformation.  Vortrag,  auf  der  Meißner 
Konferenz  in  Zwickau  geh.  den  22.  Juni  1887.  gr.  8.  (32  S.)  Leipzig, 
Grunow.   0,60  M. 

1893.  Buschkiel,  L.,  Nationalgefühl  und  Vaterlandsliebe  im  älteren  deut- 
schen Humanismus.  4.  (26  S.)  1887.  Programm  des  Gymnasiums  zu 
Chemnitz,   Nr.   496. 

1894.  Janitschek,   die  Frauenfrage  im   Renaissancezeitalter. 

Die  Nation  1887,  Nr.  21.  —  Vgl.  Zs.  f.  vergleichende  Literaturgeschichte  und 
Kenaissance-Litteratur  N.  F.  1,  491   (Geiger). 

1895.  Geiger,  Ludw.,  Goethe  u.  die  Renaissance.  Vortrag,  geh.  im  Wiener 
Goethe- Verein  am  10.  März  1887.  [Aus:  „Vierteljahrschr.  f.  Kultur  u. 
Litteratur  der  Renaissance."]   gr.   8.   (40   S.)   Berlin,  Haack.   0,80  M. 

1896.  Agricola's  Briefe,  von  Hartfelder.  (Bibl.   1886,   Nr.    1864). 

Vgl.  Wochenschrift  f.  klassische  Philologie  1887,  Sp.  238—240  (B.  Kubier). 

1897.  Hagen,    Hermann,    Kritisches    zu    den    neugefundenen  Briefen    des 

Rudolf  Agricola. 

Vierteljahrschrift  f.  Kultur  u.  Litt,  der  Renaissance  2,  265  f.  —  Zu  Hartfelders 
Ausgabe. 

1898.  Agricolae  Islebiensis,  Joa.,  apophthegmata  nonnulla,  nunc  primum 
edidit  Ludov.  Daae.  gr.  4.  (XVIII,  27  S.)  Christiania  1886  (Aschehoug 
&   Co.).    1    M. 

Vgl.  Theol.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  61  ff.  (Kawerau);  Theol.  Lit.  Blatt  1887, 
Sp.  265  f. 

1899.  Andrea,  von  Wurm  (Bibl.  1886,  Nr.    1875). 
Vgl.  Theol.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  126—128  (Bilfinger). 

1900.  Karo,  Johann  Valentin  Andrea  und  sein  Ideal  eines  christlichen 
Staates. 

Jahrbücher  f.  protest.  Theologie   1887,  260—297. 

Andrea-Bibliographie  s.  auch  Anzeiger  f.  d.  Alterthum   13,  325. 


458  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

1901.  Bartholomäus  Arnoldi.  —  Zur  Bibliographie  des  Bartholomäus  Arnoldi 
von  Usingen   (16.   Jahrh.). 

N.  Anz.  f.  Bibliographie  47.  Jahrg.,   12.  Heft. 

1902.  Aventinus.   —  Turmairs  Werke  (Bibl.    1886,  Nr.   1877). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  205;  Mittheilungen  aus  d.  histor.  Litteratur  15, 
82—86  (Breslau). 

1903.  Oefele,  Frhr.   v.,   Aventiniana. 
Oberbayerisches  Archiv  f.  vaterländ.  Gesch.  44,   1  —  32. 

Ungarische  Chronik  s.  Rademacher  Nr.  2355. 

1904.  Beatus  Rhenanus,    Briefwechsel    ed.    Horawitz    und  Hartfelder  (Bibl. 

1886,  Nr.    1881). 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung   1887,  Sp.  4  f.  (Voigt);    Wochenschrift  f.  klassische  Philo- 
logie  1887,    Sp.  852 — 855  (Kubier);    N.  Jahrbücher  f.  Philologie  136,  359—361 
(Holstein);  Centralblatt  f.  Bibliothekwesen  4,  H.   7  (Knod);  Protest.   Kirchenztff. 
1887,  Nr.  27. 
Beyer  s.  Nr.   2072. 

1905.  Boch.  —  Schmidt,   Georg,   Johannes  Boch  in  Moskau   im  Jahre  1578. 
Russische  Revue  27,  330—344. 

S.  Brant  s.  Nr.   1590. 

1906.  Brenz.  —  Hofacker,  L.,  Johannes  Brenz  und  Herzog  Ulrich  von 
Württemberg.  Lebensbild  aus  der  Reformationszeit.  12.  (112  S.)  Stuttgart, 
Steinkopf.    0,75    M.  Jugend-   u.   Volksbibliothek    114.   Bdchn. 

1907.  Bucer.  —  Lenz,  Max,  Briefwechsel  Landgraf  Philipps  des  Groß- 
müthigen  von  Hessen  mit  Bucer.  2.  Thl.  gr.  8.  (X.  506  S.)  Leipzig  1887, 
Hirzel.  14  M.  Publicationen  aus  den  k.  preußischen  Staatsarchiven, 
28.   Bd.    1.   u.   2.   Theil.   28   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.   1685  f. 
Bugenhagen  s.  Nr.  2003  u.   2120  f. 
Sebald  Büheler  s.  Nr.   1705a. 

1908.  Burmeister.  —  Reinhardstoettner,  Karl  v.,  Johannes  Burmeisters 
christlicher  Martial. 

Viprteljahrsschrift  f.  Kultur  u.  Lit.  der  Renaissance  2,  283 — 289. 

1909.  Hermann  v.  d.  Busche.  —  Liessem,  Hermann  Joseph,  bibliogra- 
phisches  Verzeichnis   der   Schriften  Hermanns   von   dem   Busche.    4.    (8  S.). 

1887.  Programm     des    Kaiser  Wilhelm-Gymnasiums    zu    Köln,     Nr.    402. 
Köln  (Bachern)  0,80   M. 

1910.  Busteters,  Hans,  ernstlicher  Bericht.  Abdruck  der  einzigen  Ausgabe. 
[1532].  Mit  e.  Wörterverzeichnisse  v.  Ant.  Birlinger  hrsg.  v.  Ign.  Peters, 
gr.    8.   (VIII,    66    S.)    Bonn,    Strauß.    2   M. 

Vgl.  Mittheilungen    des  Vereins  f.   d.   Geschichte    d.  Deutschen    in    Böhmen  26, 
Beilage  S.   10  f.   (Hruschka). 

1911.  Ulrici  Campelli  Historia  raetica,  herausgeg.  von  Plac.  Platner.  T.  I. 
8.  (VI,  724  S.)  Basel,  Felix  Schneider.  16,80  fr.  --  Quellen  zur  Schweizer 
Geschichte,   Bd.   VIII. 

Vgl.  Lit.   Centralblatt   1887,   Sp.   1717  f. 

s.  Nr.   1702. 

1912.  Carbach.  —  Falk,  F.,  der  Livius-Herausgeber  und  Übersetzer  Nico- 
laus  Carbach   zu   Mainz. 

Centralblatt  f.  Bibliothekswesen  4,  218—221. 
1913-   Celtes.   —  Hartfelder,  Karl,  zu  Konrad  Ce  ltis. 

Vierteljahrsschrift  f.  Kultur  u.  Lit.  der  Renaissauce    2,   253 — 262. 


VIII.    LITTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  459 

1914.  Chemnitz.  —  Bendixen,  R.,  Martin  Chemnitz  als  Bekenner  und 
Vertheidiger  des  Evangeliums. 

Evang.  Kirchenzeitung  1887,  Sp.  391—398. 

1915.  Chemnitz,  Martin,  Enchiridion.  Handbüchlein  der  vornehmsten  Haupt- 
stücke der  christlichen  Lehre  u.  s.  w.  Neu  herausgeg.  von  A.  L.  Gräbner. 
8.   (223   S.)   Milwaukee   1886,   Dresden,  H.  J.   Naumann.   2,25   M. 

Chroniken  s.  Nr.  1700  ff. 

1916.  Cochläus,  von  Geß  (Bibl.    1886,  Nr.    1887). 
Vgl.  Theol.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  35  f. 

s.  Nr.  1885. 

Euricius  Cordns  s.  Nr.  1881. 

1917.  Corvinns.  —  Bauch,  Gustav,  Laurentius  Corvinus,  der  Breslauer 
Stadtschreiber  und  Humanist,   sein  Leben  und  seine   Schriften. 

Zs.  d.  Vereins    f.  Geschichte    u.  Alterthum    Schlesiens    17,    230—302.     —    Vgl. 
Vierteljahrsschrift  f.  Kultur  u.  Lit.  der  Renaissance  2,  135  f.  (Geiger). 

1918.  Creusings  Chronik  (Bibl.   1886,  Nr.   1886"). 
Vgl.  Histor.  Zs.  58,  138—140  (Heidemann). 
Cuspinian  s.  Nr.  2048. 

1919.  Cysat.  —  Brandstetter,  Renward,   Renward  Cysats  Vocabularium. 
Der  Geschichtsfreund  42,  268—270. 

1920.  Dalberg.  —  Morneweg,  Karl,  Johann  v.  Dalberg,  e.  deutscher 
Humanist  u.  Bischof  [geb.  1455,  Bischof  v.  Worms  1482,  f  1503].  Mit  Dal- 
bergs  (Lichtdr.-)  Bildniß.  gr.  8.   (VII,   375  S.)  Heidelberg,   C.  Winter.   8  M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  1757  f.  (F.  v.  B.) 

1921.  Decius.  —  L.,  H.,  zur  Herkunft  des  Nicolaus   Decius. 
Mouatsblätter,    herausg.    von    d.    Gesellschaft    f.  Pomuiersche  Gesch.    u.  Alter- 
thumskunde  1887,  Nr.  5. 

Johann  Denk  s.  Nr.  1885. 

1922.  DialogUS  von  M.  Luther.  —  Ein  schöner  Dialogus  von  Martino 
Luther  und  der  geschickten  Botschaft  aus  der  Hölle.  1523.  8.  (IV,  29  S.) 
Neudrucke  deutscher  Litteraturwerke  des  XVI.  u.  XVII.  Jahrh.  Nr.  62. 
Halle   1886,  Niemeyer.   0,60   M. 

1923.  Dictamen  australis  vini  proprietatis  explicans. 

Archiv    f.    Litteraturgeschichte    15,    209  f.   u.  453.  —    Lat.-deutsches    Gedicht 
von  1505. 

1924.  Veit  Dietrich.  —  Tschackert,  P.,  ein  ungedruckter  Brief  Veit 
Dietrichs  an  den  Mansfeld'schen  Kanzler  Caspar  Müller  (1530). 

Altpreuß.  Monatsschrift  1887,  H.   1  u.  2. 
Paul  Eber  s.  Nr.  2003. 

1925.  Eberlin  v.  Günzburg.  —  Radlkofer,  Max,  Johann  Eberlin  v.  Günz- 
burg  u.  sein  Vetter  Hans  Jakob  Wehe  v.  Leipheim.  Zugleich  m.  e.  Über- 
blick über  die  Bauernbewegung  in  Oberschwaben  im  Februar  und  März 
1525  bis  zum  Ausbruch  des  Krieges  u.  e.  Geschichte  des  Leipheimer 
Haufens,  gr.   8.   (XI,   653   S.)   Nördlingen,   Beck.   9   M. 

Vgl.  Allgemeine  Zeitung  1887,  Beilage  Nr.  122;  Theol.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  376. 

1926.  Radlkofer,  M.,  die  älteste  Verdeutschung  der  Germania  des  Tacitus 
durch    Johann  Eberlin. 

Bl.    f.    d.    bayer.  Gymnasialschulweseu  1887     (Bd.  XXIII),    S.   1—16.    —  Vom 
Jahr  1526,  Hs.  im  Wertheiraer  Archiv. 

1927.  Erasmus.  —  Stern,   E.,   das  Geburtsjahr  des  Erasmus  von  Rotterdam. 
Zs.  f.   Kirchengeschichte  9,  181  f. 


460  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

1928.  Erasme  ou  Salignac?  Etüde  sur  la  lettre  de  Francis  Rabelais  avec 
un  Facsimile  de  l'original  de  la  bibliotheque  de  Zürich  par  Theodore 
Ziesing,   agrege  a  l'universite  de  Zürich.  8.  (29  S.)   Paris  1887,  Felix  Alcan. 

Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  480  f.  (Morf). 

1929.  Nolhac,  P.  de,  Erasme  en  Italie,  etude  sur  un  episode  de  la 
Renaissance,  avec   douze  lettres  inedites   d'Erasme.  Paris,   Klincksieck. 

1930.  Brief  van  Erasmus  aan   Christiaan  van  Lübeck. 
De  Toekomst   1887,  Nr.  2. 

1931.  Faber.  —  Horawitz,  Adalbert,  Johannes  Faber  und  Petrus  Paulus 
Vergerius. 

Yierteljahrsschrift  f.  Kultur  u.  Lit.  der  Renaissance  2,  244 — 253. 

1932.  Faustbuch.   —  Das  älteste  Faustbuch   (Bibl.    1885,   Nr.   1465). 
Vgl.  Zs.  f.  deutsche  Philologie  19,  240  ff.  (Ellinger). 

1933.  Schwengberg,  das  Spies'sche  Faustbuch  (Bibl.  1886,  Nr.  1891*). 
Vgl.  Anzeiger  f.  deutsches  Alterthum  13,  156—161  (Ellinger);  Zs.  f.  d.  Real- 
schulwesen  12,  Nr.    13  (Ellinger). 

1934.  Engel,   Nachricht  über  drei   höchst  seltene   Faustbücher. 
Zs.  f.  vergleichende  Literaturgeschichte  1,  329  —  333. 

Faust  s.  Nr.  709  ff.,  907  ff.  u.  2086. 

1935.  Fischart.  —  Aisleben,  A.,  Johann  Fischarts  Geschichtsklitterung 
(Gargantua).  1.  Hälfte.  8.  (242  S.)  Halle  1886,  Niemeyer.  1,80  M.  Neu- 
drucke  deutscher  Litteraturwerke    des  XVI.   u.   XVII.  Jahrh.  Nr.    65 — 67. 

s.  Nr.  1590. 
Gaill,  Andreas,   s.   Nr.    1514. 

1936.  Glarean.  —  Bloesch,  ein  Empfehlungsbrief  der  Eidgenossen  für 
Glarean. 

Anzeiger  f.  Schweiz.   Gesch.   1887,  Nr.   2/3. 

1937.  Göding.  —  Berling,  der  kursächsische  Hofmaler  und  Kupferstecher 
Heinrich   Göding. 

N.  Archiv  f.  sächsische  Geschichte  u.  Alterthumskunde  8,  290—346.  —  Ver- 
fasser eines  Gedichtes  auf  Heinrich  d.  Löwen,  1585  (vgl.  Paul  u.  Braune,  Beitr. 
13,  278  ff.). 

1938.  Greff.  —  Suhle,  Joachim  Greff,  Schulmeister  in  Dessau,  der  Ver- 
fasser des   Dramas  vom  Patriarchen  Jakob. 

Mittheilungen  d.  Vereins  f.  Anhaltische  Gesch.  u.  Alterthumskunde  5,  H.  2. 

1939.  J.  Heermann.  —  Bernhard,  YV.  A.,  Beiträge  zur  Biographie  des 
Liederdichters  Joh.   Heermann. 

Zs.  d.   Vereins  f.  Gesch.  u.  Alterthum  Schlesiens  21,   193—218. 
Joh.  Hessus  s.  Nr.  1881. 

1940.  Hütten.  —  Rade,  Mart.,  Ulrich  v.  Hütten  u.  Franz  v.  Sikkingen 
in  ihrem   Antheil   an   der  Reformation.     12.     (76    S.)   Barmen,   Klein.    I    M. 

1941.  Ellinger,   G.,   noch   einmal   über  Huttens   Charakter. 
Vierteljahrsschrift  f.  Kultur  u.  Lit.   der  Renaissance  2,   107 — 109. 

1942.  Justus  Jonas,   Briefwechsel  (Bibl.    1886,   Nr.    1917). 
Vgl.  Histor.   Zs.  57,  79  f.  (Wenck). 

1943.  Jovius'   Chronik  ed.   Mitzschke  (Bibl.    1886,  Nr.    1918). 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung    1887,    Sp.  540  lErmiseh);   Histor.  Zs.  58,   145  f.  (Flathe). 

1944.  Kirchenlied.  —  Blätter  für  Hymnologie,  herausgeg.  von  Albert  Fischer 
und  Johannes  Linke.  Jahrgang  1887.  12  Nummern,  gr.  8.  Altenburg, 
Hiller.   4  M. 

1945.  Bäumker,   Kirchenlied  (Bibl.    1886,   Nr.    1921). 

Vgl.  Lit.  Ceutralblatt  1887,  Sp.  286;  Kirchenmusikal.   Jahrbuch  1887. 


VIII.    LITTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  461 

1946.  Bäumker,  W.,  ein  uraltes  deutsches  Kirchenlied. 
Kircheumusikal.  Jahrbuch   1887. 

1947.  Nesemann,  L.,  das  evangelische  Kirchenlied  f.  Schule,  Seminar  u. 
Konfirmanden-Unterricht  ausgewählt,  erklärt  u.  disponiert,  nebst  e.  Anh.: 
Kurzer  Abriß  der  Geschichte  d.  Kirchenliedes.  8.  (IV,  416  S.)  Gütersloh, 
Bertelsmann.    4,50   M. 

1948.  Dreves,  G.  M.,  Beiträge  zur  Geschichte  des  deutschen  Kirchenliedes 
(„Christ  ist  erstanden"   u.    „Nun  bitten  wir  den   heil.   Geist"). 

Kirehenmusikal.  Jahrbuch    1887,  26 — 36. 

1949.  Hosäus,  Dichter  und  Dichterinnen  aus  dem  Hause  der  Askanier 
(Fortsetzung  zu  Bibl.    1885,  Nr.    1490). 

Mittheilungen  des  Vereins  f.  Anhaltische  Gesch.   n.  Alterthumskunde  5,    H.   2. 

1950.  Carstens,  C.  Er.,  die  geistlichen  Liederdichter  Schleswig-Holsteins, 
Nachtrag  und  Fortsetzung  (Bibl.    1886,   Nr.    1929). 

Z-;.  d.  Gesellschaft  f.   Schleswig-Holstein-Lauenburg.  Gesch.   17,  281 — 301. 

1951.  Möller,  W.,  Schleswig-Holsteins  Antheil  am  Deutschen  evangelischen 
Kirchenliede.   Ein   mit  einigen   Erläuterungen  versehener  Vortrag. 

Zs.  d.  Gesellschaft  f.  Schleswig-Holstein  Lauenburg.   Gesch.   17,   159  — 187. 
195*2.   Michaelis,   Ludwig,     zum   ältesten   evangelisch-lutherischen  Kirchen- 
Gesangbuch   der  Sachsen  in   Siebenbürgen. 

Siebenbürg.  Korresp.>ndenzblatt  10,  8.  61 — 70  u.   73—78;  dazu:  Schuster,  über 
das  Babst'sche  Gesangbuch  v.  J.  1561,  ebenda  S.  78  f. 

1953.  Schletterer,  H.  M.,  Musica  sacra.  Anthologie  d.  evangel.  Kirchen- 
gesanges von  der  Keformation  bis  zur  Gegenwart  in  der  Ordng.  d.  Kirchen- 
jahrs. 1.  Bd.  Vierstimmige  Gesänge,  gr.  8.  (XII,  240  S.)  Nördlingen, 
Beck.   2,80  M. 

1954.  Liliencron,  E.V.,   aus   dem   Grenzgebiete   der  Litteratur  und  Musik. 
Zs.  f.  vergl.  Litteraturgeschichte  u.  Renaissance-Litteratur  N.  F.   1,   129  — 155. 

s.  Nr.  1649;  Kirchenlied  s.  Nr.   2428  ff. 

1955.  Krusens,  D.  Gottschalk,  Klosterbruders  zu  St.  Aegidien  in  Braun- 
schweig, warum  er  aus  dem  Kloster  gewichen.  Nach  dem  Urdruck  m.  e. 
geschichtl.  Unterrichtung,  Einleitg.  u.  e.  Glossar  hrsg.  v.  Ludw.  Hänsel- 
mann.  8.   (XIX,   83   S.)  Wolfenbüttel,   Zwißler.   3   M. 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,   Sp.   1362  f.  (P.   Zimmermann). 

1956.  Orlandus  Lassus.  —  Bohn,  Emil,  Orlandus  de  Lassus  als  Komponist 
weltlicher  deutscher  Lieder. 

Jahrbuch  f.  Münchener  Geschichte   1,   184 — 192. 

1957.  Link.    —   Bendixen,  R.,  Wenzeslaus  Link. 

Zs.  f.   kirc.hl.  Wissenschaft  u.  kirchl.  Leben   1887,  H.   1—3. 

1958.  Kohlschmidt,  Ose  ,  Wenceslaus  Lincus  quid  vixerit  quidque  valuerit 
ad  XVI  saeculi  ecclesiae  instaurationem.  Oratio,  gr.  8.  (32  S.)  Jena  (Neuen- 
hahn).  0,80   M. 

1959.  Lobgedicht.  —  Merlo,  J.  J.,  ein  seltener  Holzschnittprospekt  der 
Stadt  Köln  nebst  Lobgedicht  aus   der   2.   Hälfte  des    18.   Jahrhunderts. 

Annalen  d.   historischeu  Vereins  f.  d.  Niederrhein  46,    167  — 174.     —    Zwischen 
1555  u.  1577. 

1960.  Luther.  —  Bibliographie  der  Luther-Litteratur  des  Jahres  1883. 
2.  Abtheilung,  abgeschlossen  am  1.  Juli  1884,  nebst  kritischem  Bericht 
herausgeg.  von  der  Redaktion  des  Christi.  Bücherschatzes.  Lex.  8.  (24  S.) 
Frankfurt  a.   M..   Drescher.    0,80    M. 


462  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

1961.  Nippold,    F.,    Rückblick  auf  die  Luther-Litteratur  des   Jubeljahres. 
Protest.  Kirchenzeitung  1887,  Nr.  52. 

1962.  Luthers  Werke,  Kritische  Gesammtausgabe  (Bibl.  1886,   Nr.  1937). 
Vgl.  Göttinger  gel.  Anz.   1887,  721—731   (Kolde). 

1963.  Luther's,  Dr.  Martin,  sämmtliche  Schriften,  hrsg.  v.  Joh.  Geo.  Walch. 
22.  Bd.  Colloquia  od.  Tischreden.  4.  (V,  1993  Sp.)  St.  Louis,  Mo. 
Dresden,  H.  J.  Naumann  in   Comm.   15   M. 

1964.  Martini  Lutheri  opera  quae  extant  omnia  et  latina  et  germanica 
tarn  e  codicibus  manuscriptis  quam  ex  editionibus  principibus  edd.  J.  K. 
Irmischer,  Ch.  S.  T.  Elsperger,  J.  G.  Plochmann,  H.  Schmid,  H.  Schmidt, 
E.  L.  Enders,  J.  Linke.  Tom.  26—28.  8.  (V,  466,  V,  431,  V,  323  S.) 
Calw   1886,  Vereinsbuchhandlung,   a  4   M. 

1965.  Wartburg-Bibel.  Das  ist  die  ganze  heil.  Schrift.  Deutsch  durch 
Dr.  Martin  Luther.  Aufs  Neue  verglichen  mit  der  Ausgabe  letzter  Hand 
v.  J.  1545.  10.  Aufl.  Neue  Ausg.  Mit  19  Stahlst,  u.  12  Chromolith. 
1—6.  Lfg.  Lex.   8.  (ä   3   B.)  Dresden,  Dieckmann,  ä  0,40  M. 

1966.  Probebibel  und  Bibelrevision  s.  Theol.  Jahresbericht  (oben  Nr.  108), 
S.   16  ff. 

1967.  Buchwald,   Lutherfunde   (Bibl.    1886,   Nr.    1949). 
Vorl.   ü.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.   1073  ff.  (Brieger). 

1968.  Buchwald,  ungedruckte  Predigten   (Bibl.   1886,  Nr.    1943). 
Vgl.  D.  Lit.  Zeitung   1887,  Sp.   1073  ff.  (Brieger). 

1969.  Buchwald,  G.,  zur  Kritik  des  Textes  der  Predigten  Luthers  über 
das   erste  Buch  Mosis   1523   f. 

Theol.  Studien  u.  Kritiken  1887,  737—749. 

1970.  Buchwald,  G.,  Versuch  der  Lösung  eines  chronologischen  Räthsels 
bezügl.  zweier  Predigten  Luthers. 

Theol.  Studien  u.  Kritiken  1887,  750—754. 

1971.  Linke,   eine  neue  Controverse  über  die  Luthermelodie. 
Blätter  f.  Hymnologie  1887,  Nr.  9. 

1972.  Bäumker,  W.,    zum  Streit  über  die  Entstehung  der  Luthermelodie. 
Monatshefte   f.  Musikgeschichte  5,   73 — 77. 

1973.  Thürlings,  zum   Streit  über  die  Entstehung  der  Luthermelodie. 
Allgem.  Zeitung  1887,    Beil.  Nr.  6. 

1974.  Kawerau,  G.,   Luthers   Motto  zu   den   Schmalkaldischen  Artikeln. 
Zs.  f.  Kirchengeschichte  9,   184   f. 

1975.  Wer  nicht  liebt  Wein,  Weib  und  Gesang. 
Archiv  f.  Literaturgeschichte  15,  210  f. 

1976.  Doleschall,  eine  aufgefundene  Luther- Reliquie.  (42  S.)  Budapest, 
Hornyarsky. 

1977.  Gillert,  K.,  Lutherana. 

Zs.  d.  Bergischen  Geschichtsvereins  18,   187 — 206. 

1978.  Lutherbriefe.  —  Martin  Luthers  Briefwechsel.  Bearb.  u.  m.  Er- 
läuterungen versehen  von  Ernst  Ludw.  Enders.  2.  Bd.  Briefe  vom  April 
1519  bis  November  1520.  8.  (VIII,  536  S.)  Calw,  Vereinsbuchh.  Subscr.- 
Preis  3  M. 

1979.  Luthers  Leben.  —  Cordatus,  Tagebuch  über  Luther,  ed.  Wrampel- 
meyer  (Bibl.   1886,  Nr.    1960). 

Vgl.  Histor.  Zs.  57,  76—79  (Wenck);    Theol.  Lit.  Zeitung  1887,    Sp.  176—181 
(Enders). 


VIII.    LITTER ATUK  UND  SPRACHDENKMÄLER.  463 

1980.  Martin,  Paul,  Dr.  Martin  Luthers  Leben,  Thaten  und  Meinungen 
(Bibl.  1886,  Nr.  1962).  82—103.  (Schluß-)  Heft.  gr.  8.  (3.  Bd.,  VI  u. 
289  —  770    S.)  Neusalza,   Oeser.   ä  0,10  M.,   compl.    10,50   M. 

Vgl.  Theol.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  437. 

1981.  Plitt,  Gust.,  Dr.  Martin  Luthers  Leben  u.  Wirken.  Dem  deutschen 
evangel.  Volke  geschildert,  vollendet  v.  E.  F.  Petersen.  3.  wohlf.  Ausg. 
8.    (VIII,    562    S.  m.   Luthers   Bild.)  Leipzig,   Hinrichs'   Verl.    3   M. 

1982.  Evers,  G.  G.,  Martin  Luther  (Bibl.  1886,  Nr.  1964).  10.  Heft.  8. 
(320   S.)   Mainz,   Kirchheim.    3   M. 

1983.  Barne,  P.,  Martin  Luther,  his  life  and  works.  2  Bde.  8.  (XI,  518, 
IX,   583   S.)  New- York,  Cassell  &  Co.   5   Doli. 

1984.  Erdmann,  D.,  Luther  und  seine  Beziehungen  zu  Schlesien,  ins- 
besondere zu  Breslau,  gr.  8.  (III,  75  S.)  Halle  1887,  Niemeyer  in  Comm. 
1,20   M.   Schriften   des   Vereins  f.   Reformationsgeschichte  Nr.    19. 

Vgl.  Theol.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  238. 

1985.  Egelhaaf,    G. ,    Karl  V.   und  Luthers  Aufenthalt   auf  der  Wartburg. 
Zs.   f.  allgem.  Gesch.  u.  s.  w.  1887,   73  —  75. 

1986.  Bümming,  Luther  als  Hausvater.  4.  (12  S.)  1887.  Programm  der 
Realschule  zu   Oberstein-Idar,   Nr.    621. 

1987.  Terlinden,  H.,  Luthers  Tod.  Ein  Schutz-  und  Trutzwort  wider 
seine  Verlästerer.    1 — 3.   Aufl.   Duisburg,  Ewich.   0,25  M. 

1988.  Luthers  Lehre.  —  Harnack,  Luthers  Theologie  (Bibl.  1886, 
Nr.    1972). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  1753  f.;  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  1689  —  1691 
(Lommatzsch);  Theol.  Lit.  Blatt   1S87,  Sp.  4«. 

1989.  Luthardt,   C.  E.,   der  'Scholastiker  Luther'. 

Zs.  f.  kirchl.  Wissenschaft  u.  kirchl.  Leben   1887,   197—207. 

1990.  Ho  ff  mann,  J.  C.  V.,  unsere  großen  geistlichen  Reformatoren  Luther 
und  Melanchthon  gegenüber  der  Naturwissenschaft  und  dem  naturwissen- 
schaftlichen  Unterricht. 

'/,<.  f.  mathemat.  u.  natnrwissenschaftl.   Unterricht   18.  Jahrg.,  H.  6. 

1991.  Gottschick,  Johs.,  Luthers  Anschauungen  vom  christlichen  Gottes- 
dienst u.  seine  thatsächliche  Reform  desselben,  gr.  8.  (81  S.)  Freiburg 
i/Br..   Mohr.    1,60   M. 

1992.  Hunnius,  Carl,  Luther,  der  Schöpfer  der  protestantischen  Schule, 
als  Knabe  u.  Schüler.  Rede,  am  10.  Novbr.  1886  geh.  in  der  Realschule 
zu   Mitau.   gr.   8.   (18   S.)  Riga,  Stiedas  Verl.   0,60   M. 

1993.  Rhode,  Alb.,  de  Luthero  Germaniae  paedagogo.  —  Der  reforma- 
torische Charakter  von  Luthers  kleinerem  Kommentar  zum  Galaterbriefe  von 
Frdr.  Oelze.  4.  (32  u.  20  S.)  Wittenberg  1883  (Wunschmann).  1,50  M. ; 
der  letztere  Aufsatz  ap.    1   M. 

1994.  Wagner,  Ernst,  Luther  als  Pädagog.  Vollständige  Darstellung  der 
pädagogischen  Gedanken  des  großen  Reformators.  Mit  einer  biographischen 
Einleitung  u.  d.  Bildnisse  Luthers.  8.  (VIII,  184  S.)  Langensalza,  Schul- 
buchhandlung.  1,80   M.  Die  Klassiker  der  Pädagogik.   2.   Bd. 

Luther  s.  ferner  Nr.  108,  232  ff.,  259,  778,  1590,   1883  u.  1885. 

1995.  Macropedius,  von  Jacoby  (Bibl.    1886,  Nr.    1977). 

Vgl.  Zs.  f.  deutsche  Philologie  19,  504  (Holstein);  Wochenschrift  f.  klassische 
Philologie  1887,  Sp.  50—53  (Kubier);  Zs.  f.  vergl.  Lit.-Gesch.  1,  84  f.  (v. 
Reinhardstoettner). 


464  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

Georgius  Maior  s.  Nr.  2003. 

1996.  Johann  Marbach.  —  Horning,  Wilhelm,  Johann  Marbach,  Pfarrer 
zu  St.  Nikolai,  Münsterprediger,  Professor  u.  Präsident  d.  luth.  Kirchen  - 
convents  in  Straßburg  1545 — 1581.  Beiträge  zu  dessen  Lebensbild  mit 
Bezugnahme  auf  die  Reformatoren  Zell,  Butzer,  Hedio  u.  Capito.  Mit  dem 
Brustbild  Marbachs  u.  dem  Bild  seines  Wohnhauses  hinter  der  St.  Nikolai- 
kirche, gr.   8.   (252   S.)  Ebd.   3   M. 

Vgl.  Theol.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  339  u.  280. 

1996".  Beiträge  zur  Kirchengeschichte  des  Elsasses  vom  16 — 19.  Jahr- 
hundert N.  F.  II:  darin  eine  Reihe  Artikel  über  Dr.  Marbach  und  Zell, 
worunter  auch  die  vorige  Nummer. 

1997.  Masius'  Briefe,  ed.  Lossen  (Bibl.   1886,  Nr.   1980). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  412  f.;  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  792  ff.  (v. 
Below);  Göttinger  gel.  Anz.  1887,  398—400  (Loserth);  Westdeutsche  Zs.  6, 
261  —  273  (Joachim);  Theol.  Lit.  Zeitung  1887,  575—577  (v.   BelowV 

1998.  Meistersinger.  —  Genee,  Rud.,  die  Meistersinger  und  ihre  Töne. 
Nach  alten  Handschriften  und  nach  einer  Zeichnung  aus  dem  16.  Jahr- 
hundert. 

Illustrirte  Zeitung  Nr.  2310. 

Meistersinger  s.  Wilhelm  Grimm,  oben  Nr.  7. 

1999.  Trautmann,  Karl,  eines  Meistersingers  Hinrichtung  zu  Ulm  anno 
1608. 

Alemannia  15,  68  f. 

2000.  Melanchthon.  —  Krause,  Melanthoniana  (Bibl.  1886,  Nr.  1983). 
Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  922  (Brieger);  dazu  Erwiderung  u.  Antwort, 
Sp.   1358. 

2001.  Benoit,  A.,  Melanchthon  est-il  venu  dans  les  Vosges  saargoviennes? 
La  Revue  nouvelle  d'Alsace-Lorraine  7e  annee,  Nr.  6. 

2002.  Virck,  H. ,  Melanchthons  politische  Stellung  auf  dem  Reichstage 
zu  Augsburg   1530. 

Zs.  f.  Kirchengeschichte  9,  67—104  u.  293-340. 

2003.  Michaelis,  Ludwig,  Bericht  über  neu  aufgefundene  Handschriften 
von  Melanchthon,  Bugenhagen,  Georgius  Maior  und  Paulus  Eberus  aus 
dem  Jahre   1553. 

Siebenbürg.  Korrespondenzblatt  10,  S.  85—89. 

s.  Nr.   1881. 

2004.  Münsinger,  Joachim,  von  P.   Zimmermann. 
Allgem.  D.  Biographie  23,  22—25. 

2005.  Münster,   Sebastian,  von  Ludwig  Geiger. 
Allgem.  D.  Biographie  23,  30  —  33. 

2006.  Eckardt,   Sebastian  Münster. 

D.   Buchhändler-Akademie  IV,  S.  412—417. 

2007.  Murer,  Jos.,  von  J.  Baechtold. 
Allgem.  D.   Biographie  23,  62. 

2008.  Murmellius,  Johann,  von  A.  Horawitz. 

Allcem.   D.   Biographie  23,  65  f. 

2009.  Murner,   Thomas,  von  E.  Martin. 
Allgem.  D.  Biographie  23,  67—76. 

2010.  Martin,  Ernst,  Thomas  Murner,  Badenfahrt.  Nachdruck  nach  der 
Ausgabe  Straßburg  1514,  mit  Erläuterungen  insbesondere  über  das  alt- 
deutsche Badewesen,  gr.   8.  (XXII,   44  S.  und   6  Zinkätzungen).   Straßburg 


VIII.    LITTKRATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  465 

1887,  Heitz.    2   M.  —    Beiträge  zur  Landes-  und  Volkskunde  von  Elsaß- 
Lothringen,   2.  Heft. 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  1475—1477  (Strauch);  Lit.  Blatt  1887,  öp.  4U-434 

(Socin). 

2011.  Murrho,   Sebastian,  von  Ludwig  Geiger. 
Allgem.  D.  Biographie  23,  81. 

2012.  Musculus,  Andreas,  von  Pünjer. 
Allgem.  D.  Biographie  23,  93  f. 

2012*.  Musculus,  Wolfgang,  von  Blösch. 
Allgem.  D.  Biographie  23,  95-97. 

2013.  Mutius,  Huldreich,  von  K.  E.  Hermann   Müller. 
Allgem.  D.  Biographie  23,   113  f. 

2014.  Naogeorgus,   Thomas,   von  Erich   Schmidt. 
Allgem.  D.  Biographie  23,  245—250. 

s.  Nr.  1884. 

2015.  Nas  (Nasus),  Johannes,  von  v.   ZeiUberg. 
Allgem.  D.  Biographie  23,  257—261. 

2016.  Nauclerus,  Johannes,   von  Lier. 
Allgem.  D.  Biographie  23,  296—298. 

2017.  Neander,  Michael,  von  G.  Baur. 
Allgem.  D.  Biographie  23,  341—345. 

2018.  Kühlewein,  H.,  Mittheilungen  über  Michael  Neander  und  seine  Schule. 
N.  Jahrb.  f.  Philol.   136,   166—180. 

2019.  Nesen,  Konrad,   von  O.  Kaemmel. 
Allgem.  D.  Biographie  23,  437  f. 

2020.  Nesen,  Wilhelm,  von   O.  Kaemmel. 
Allgem.  D.  Biographie  23,  438—441. 

2021.  Neuenar,  Hermann  Graf  von,  von  Ludwig  Geiger. 
Allgem.  D.  Biographie  23,  485  f. 

2022.  Neukirch,  Melchior,  von  J.  Bolte. 
Allgem.  D.  Biographie  23,  512  f. 

2023.  Nicephorus,  Hermann,  von  J.  Bolte. 
Allgem.  D.  Biographie  23,  568. 

2024.  Nichthonius,  Petrus,  von  J.  Bolte. 
Allgem.  D.  Biographie  23,  570. 

2025.  Niger  Antonius,  von  Gustav  Bauch. 
Allgem.  D.   Biographie  23,  695. 

2026.  Nigrinus  Georg,  von  Adolf  Link. 
Allgem.  D.  Biographie  23,  695—698. 

2027.  Northeim  Heinrich  von,  von  Krause. 
Allgem.  D.  Biographie  24,  22. 

2028.  Oehem   Gallus,  von  Meyer  von  Knonau. 
Allgem.  D.  Biographie  24,   179  —  180. 

2029.  Oekolampadius  Johannes,  von  Wagenmann. 
Allgem.  D.   Biographie  24,  226—236. 

2030.  Olevian  Caspar,  von  Cuno. 
Allgem.   D.  Biographie  24,  286. 

2031.  Cuno,  Fr.  W. ,  Blätter  zur  Erinnerung  an  Dr.  Caspar  Olevianus, 
herausgeg.  zu  dessen  300jährigem  Todestage  (15.  März  1887).  8.  (XIV, 
147   S.)  Barmen,  Klein.   2   M. 

2032.  Oelinger  Albert,  von  AI.  Reifferscheid. 
Allgem.  D.  Biographie  24,  301   f. 

GERMANIA.    Neue  Reihe  XXIV.  (XXXVI.)  .lahrg.  31 


46P>  BIBLIOGRAPHIE  VON   1887. 

2033.  Olinger  Paul,  von  1.  u. 

AUgem.  D.  Biographie  24,  302. 

2034.  Franciscus  Omichius,  von  Krause. 
Allgem.  D.  Biographie  24,  349. 

2035.  Oemler  Georg,  von  Bertheau. 
Allgem.  D.  Biographie  24,  351  f. 

2036.  Johannes,   Opsopaeus.   von  J.    Bolte. 
Allgem.  D.  Biographie  24,  407. 

2037.  Orsäus  Johannes,  von  J.  Bolte. 
Allgem.  D.  Biographie  24,  428. 

2038.  Orth  Zacharias,  von  Pyl. 
Allgem.  D.  Biographie  24,  443-445. 

2039.  Osiander  Andreas,  von  W.  Möller. 
Allgem.  D.  Biographie  24,  473—483. 

2040.  Laurentius  Albertus  Osterfrank,  von  AI.  Reifferscheid. 
Allgem.  D.   Biographie  24,  509  f. 

2041.  Paracelsus.  —  Schubert,  Ed.,  und  Karl  Sudhoff,  Paracelsus- 
Forschungen.    1.   Heft.    gr.    8.   Frankfurt  a.   M.   Könitzers   Sortim.     2,50   M. 

Inhalt:  Inwiefern  ist  unser  Wissen  über  Theopbrastus  v.  Hohenheim  durch 
Friedrich  Mook  und  seinen  Kritiker  Heinrich  Rohlfs  gefördert  worden?  (VI,  89  S.) 

s.  Nr.  48. 

2042.  Pauli.  —  Spanier,  Johannes  Pauli  und  seine  Stellung  zum  Judenthum. 
Jüdisches  Litteraturblatt  16.  Jahrg.,  Nr.  34  u.  35. 

2043.  Peutinger.  —  Geiger,  Ludwig,  Gedichte  und  Briefe  an  Conrad 
Peutinger. 

Vierteljahrsschrifc  f.  Kultur  u.  Litteratur  der  Renaissance  2,   262 — 264. 

2044.  Pirckheimer,  von  Markwart  (Bibl.   1886,  Nr.   1990). 

Vgl.  Histor.  Zs.  58,  370—372  (Ellinger);  Mittheilungen  aus  der  histor.  Litte- 
ratur 15,  341   (R.  Schmidt). 

2045.  Roth,  Friedrich,  Wilibald  Pirkheimer,  ein  Lebensbild  aus  dem  Zeit- 
alter des  Humanismus  und  der  Reformation,  gr.  8.  (VII,  82  S.)  Halle  1887, 
Niemeyer  in  Comm.  1,60  M.  Schriften  des  Vereins  für  Reformations- 
geschichte, Nr.   21. 

2046.  Drews,  P.,  Wilibald  Pirkheimers  Stellung  zur  Reformation.  Ein  Bei- 
trag zur  Beurtheilung  des  Verhältnisses  zwischen  Humanismus  und  Refor- 
mation. Lex.   8.   (VI,    138   S.)  Leipzig,  Grunow.   2,50  M. 

Vgl.  Theolog.  Lit.  Bl.  1887,  Sp.  257  ff.;  Österreich.  Liter.  Centralblatt  1887, 
Nr.  12  (G.  E.  Haas). 

2047.  Rebhuhn.  —  Müller,  P.,   eine  Predigt  Paul  Rebhuhns. 
Mittheilungen  des  Alterthumsvereins  zu  Plauen  6,  65 — 83. 

2048.  Reuchlin.  —  Nolhac,  P.  de,  les  correspondants  d'Alde  Manuce. 
Materiaux  nouveaux  d'histoire  litteraire  (1483 — 1514). 

Studi  e  documenti  di  storia  e  diritto  8,  247 — 299.  —  Nach:  'Jahresberichte 
der  Geschichtswissenschaft  X,  II,  69'  befinden  sich  darunter  Briete  von  Reuchlin 
und  Cuspinian. 

2049.  Rinkart.  —  Graubner,  ein  Beitrag  zur  Lebensgeschichte  Martin 
Rinckarts.   gr.    8.   (75   S.)  Eilenburg,   Becker  in   Comm.    1,20   M. 

Vgl.  Theolog.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  475—477  (Löber) ;  Theolog.  Lit.  Blatt  1887, 
Sp.  283  f. 

2050.  Rivins.  —  Buchwald,  G.,  zu  dem  Briefwechsel  des  Johann  Rivius. 
Aus   der  Zwickauer  Rathsschulbibliothek. 

Mittheilungen  des  Vereins  für  die  Geschichte  der  Stadt  Meißen  Bd.  1 ,  H.  5. 
Rosenfeldt  s.  Nr.  2063. 


VIII.    LITTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  467 

2051.  Mutianus  Rufus,  von  Ludwig  Geiger. 
Allgem.  D.  Biographie  23,   108  f. 

2052.  Hans  Sachs,  herausgegeben  von  A.  v.  Keller  und  E.  Goetze.  Bd.  16, 
herausgeg.  von  E.  Goetze.  8.  (558  S.)  Publicationen  des  litterar.  Vereins 
in   Stuttgart,  Nr.    179. 

2053.  Sämmtliche  Fastnachtsspiele  von  Hans  Sachs.  In  chrono- 
logischer Ordnung  nach  den  Originalen  herausgeg.  von  Edmund  Goetze. 
7.  Bdchn.  11  Fastnachtsspiele  aus  den  Jahren  1557  — 1560.  8.  (XVI, 
168  S.)  Halle  1887,  Niemeyer.  1,20  M.  Neudrucke  deutscher  Litteratur- 
werke  des  XVI.   u.  XVII.  Jahrhdts.,   Nr.   63   u.   64. 

Vgl.  Rheinische    Blätter  f.  Erziehung  u.  Unterricht  61,  278  f.   (Richard  Köhler; 
60.— 61.   Hdchn.). 

2054.  Genee,  Rud.,  Hans  Sachs.  Leben  und  ausgewählte  Dichtungen.  — 
Schwanke  und  Fastnachtsspiele.  Mit  einem  Titelbilde.  8.  (VIII,  137  S.) 
Berlin    1888,  Gärtner.    2   M. 

2055.  Neu  mann,  Fritz,  Hans  Sachsens  Fastnachtsspiel  von  dem  gestohlenen 
Pachen   =   Boccaccio,   Decameron  VIH,    6. 

Zs.  f.  vergleichende  Litteraturgesehichte  N.  F.   1,   16.1 — 164. 

2056.  Kalff,  G.,  Breero   en  Hans   Sachs. 

Tijdschrift  voor  Nederl.  Taal-  en  Letterkunde  VI,  H.  3/4. 
s.  Nr.  1590,  1884. 

205  7.  Schaidenreisser.  —  Reinhardstöttner,  K.  v.,    der  erste  deutsche 
Übersetzer  der   Odyssee   vom  Jahre    1537       -    ein   Münchener  Beamter. 
Jahrbuch  für  Münchener  Geschichte   1,  511  —  517.   —  Schaidenreißer. 

2058.  Schauspiel.  —  Bibliographie:  Geschichte  des  Dramas  und  des 
Theaters,  in:  Verzeichniß  der  auf  dem  Gebiete  der  neueren  deutschen 
Litteratur  im  Jahre  1884,  bezw.  1885,  1886  erschienenen  wissenschaft- 
lichen Publicationen,  von  Ph.  Strauch,  im  Anz.  f.  d.  Alterthum  11,  288  f.; 
12,    299   f.  ;    13,   319—322. 

2059.  Brüning,  le  theätre  en  Allemagne,  son  origine  et  ses  lüttes  (1200 
bis  1760).  Avec  preface  de  Henry  Lapommeraye.  18.  (XII,  300  S.)  Paris, 
Plön,  Nourrit  et  Co.   3,50  frs. 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  1774. 

2060.  Weilen,  Alex,  v.,  der  egyptische  Joseph  im  Drama  des  XVI.  Jahrh. 
Ein  Beitrag  zur  vergl.  Litteraturgesehichte.  gr.  8.  (VIII,  196  S.  mit  1  Stein- 
tafel) Wien,  Holder.    4  M. 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  1513—1515  (Bolte). 

2061.  Geiger,  Ludwig,   ein  ungedrucktes  humanistisches  Drama. 

Zs.    f.    vergleichende  Litteraturgesehichte    u.  Renaissancc-Litteratur    1,  72  —  77. 

2062.  Bolte,  J.,  zu  Jahrbuch   21,   310  (—   Bibl.    1886,  Nr.   2009). 
Jahrbuch  der  deutschen  Shakespeare-Gesellschaft  22,  272  f. 

2063.  Bolte,  J.,   zu  Jacob   Rosenfeldts  Moschus. 
Jahrbuch  der  deutschen  Shakespeare-Gesellschaft  22,  265  f. 

2064.  Bolte,  Johannes,  Parallelen  zu  dem  Dialoge  von  Lollius  und  Theo- 
dericus. 

Zs.  f.  vergleichende  Litteraturgesehichte  u.  Renaissance- Litteratur  1,  375  t. 

2065.  Bolte,  Johannes,   zwei   Humanistenkomödien  aus  Italien. 

Zs.    f.    vergleichende    Litteraturgesehichte    u.    Renaissance-Litteratur     1,  77 — 84 
u.  231—244. 
2065a.  Bolte,  J.,    eine  englische   Wallensteintragödie  in  Deutschland. 
Zs.  f.  deutsche  Philol.  19,  93—97. 

31* 


468  BIBLIOGRAPHIE  VON   1887. 

2066.  Bolte,  J. ,  der  Jude  von  Venetien,  die  älteste  deutsche  Bearbeitung 
des  Marchants  of  Venice. 

Jahrbuch  der  deutschen  Shakespeare-Gesellschaft  27,   189-201.  —  Zum  Theater- 
wesen am  bad.  Hofe,  17.  Jahrhundert. 

2007.   Bolte,  J.,   der  verirrte   Soldat,   ein   Drama  des    17.   Jahrhunderts. 
Zs.  f.  deutsche  Philol.    19,  86—93. 

2068.  Bolte,  J.,  Hans  unter  den  Soldaten,  eine  Posse  des  17.  Jahr- 
hunderts. 

Nd.  Jahrbuch    12,   130  —  140.  —  Dazu:    Sprenger,    Nd.  Korrespondenzblatt  12 
S.  44  f. 

2069.  Bolte,  Joh.,  Jesuitenkomödien   in  Posen  ums  Jahr   1600. 
Zs.  der  histor.  Gesellschaft  für  die  Provinz  Posen  3,  '230  f.  u.  363. 

2070.  Bolte,  J. ,  zur  Stettiner  Theatergesohichte  in:  Monatsblätter,  hrsg. 
von  der  Gesellschaft  für  Pommersche  Geschichte  und  Alterthumskunde 
1887,  Nr.   4. 

2071.  Bolte,  Joh.,    Schulkomödien  in  Goslar,    auch   zu   Blankenburg  a.   H. 
Zs.  des  Harzvereins  ü0,   663—555. 

2072.  Trautmann,  K.,  Karl  Christoph  Beyer,  ein  verschollener  Drama- 
tiker des    16.  Jahrhunderts. 

Archiv  für  Literaturgeschichte  15,  217  f. 

2073.  Trautmann,  K. ,  englische  Komödianten  in  Stuttgart  (1600,  1609, 
1613—1614)  und  Tübingen  (1.097). 

Archiv  für  Litteraturgeschichte  15,  211 — 216. 

2074.  Trautmann,   K.,   englische  Komödianten  in  Ulm   (1602). 
Archiv   für  Litteraturgeschichte   15,   216   f. 

2075.  Trautmann,  Karl,  ein  angeblicher  Theaterzettel  der  englischen 
Komödianten. 

Zs.  f.  vergleichende  Litteraturgeschichte  u.  Renaissance-Litteratur   1,  439  f. 

2076.  Trautmann,  K.,   französische  Komödianten  in   Stuttgart. 
Archiv  f.  Litteraturgeschichte   15,  218  f. 

2077.  Trautmann,  K.,  die  Schauspieler  des  Hotel  de  Bourgogne  in  Basel 
(1604). 

Archiv  f.  Litteraturgeschichte   15,    102—108. 

2078.  Trautmann,    Karl,    italienische   Schauspieler    am    bayerischen  Hofe. 
Jahrbuch  f.  Rlünchener  Geschichte  1. 

2079.  Trautmann,  K. ,  der  Papinianus  des  Andreas  Gryphius  als  Schul- 
komödie  in   Speyer    (1738). 

Archiv  f.   Litteraturgeschichte   15,  222   f. 

2080.  C rüger,   Johannes,     englische    Komödianten    in    Straßburg    im   Elsaß. 
Archiv  f.  Litteraturgeschichte  15,   113 — TJö. 

2081.  Soff  6,   E. ,    eine  Nachricht    über    englische  Komödianten    in  Mähren. 
Anglia  10,  289  f. 

2082.  Könnecke,  Gustav,  neue  Beiträge  zur  Geschichte  der  englischen 
Komödianten. 

Zs.  f.  vergleichende  Litteraturgeschichte  u.  Renaissance-Litteratur  1,  85  —  88. 

2083.  Creizenach,  W. ,  Studien  zur  Geschichte  der  dramatischen  Poesie 
im    17.  Jahrhundert.   II. 

Berichte    über    die  Verhandlungen    der    kön.    sächs.     Gesellschaft    der  Wissen- 
schaften zu  Leipzig  1887,  H.   1. 

2084.  Schwenger,  H.,  zu  den  Aachener  Schuldramen   des  1  8.  Jahrhunderts. 
Zs.  d.  Aachener  Geschichtsvereins  9,  218 — 220. 


VIII.    LITTKRATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  4tV.i 

2084\  Volkmer,  Programm  eines  im  Jahre  1752  von  den  Schülern  des 
Glatzer  Jesuiten-Kollegiums  aufgeführten  biblischen   Schauspiele. 

Vierteljahrssclirift    f.   Geschichte  u.  Heimatkunde  d.  Grafschaft  Glatz  VI,    H.   •_'. 

2085.  Gädertz,   Gebrüder  Stern   (Bibl.    1886,  Nr.   2025a). 
Vgl.  Litt.  Blatt  1887,  Sp.  163  f.  (M.  Koch). 

2086.  F[iltsch],  E.,   'Eine  Faust -Vorstellung'  in  Kronstadt. 
Siebenbürg.  Korrespondenzblatt   10,  8.  47  f.   —   1794. 

2087.  Falck.  Robert,  zur  Geschichte  des  Liebhabertheaters.  Ein  cultur- 
historischer  Beitrag.    12.   (VII,  168  S.)   Berlin,   Brachvogel  u.  Boas.    2,40  M. 

Vgl.  Lit.  Ceutralblatt  1887,  Sp.  312  f.;  D.  Lit.  Ztg.   1887,   Sp.  616   (A.  v.  Weilen). 

2088.  Ellinger,  Alceste   (Bibl.    1886,  Nr.   2026). 

Vgl.    Zs.    f.    vergleichende    Litteraturgeschichte    N.  F.    1,    191 — 194    (Lambel   ; 
Zs.  f.  nenfranz.  Sprache  u.  Litteratur  8,   145  (Körting). 

2089.  Reinhardstoettner,    Plautus   (Bibl.    1886,  Nr.    2027). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  1663;  D.  Lit  Ztg.  1887,  Sp.  1305  f.  (v.  Weilen); 
Zs.  f.  vergleichende  Litteraturgeschichte  1,  342 — 347  (O.  Francke). 

2090.  Günther,   Plautuserneuerungen  (Bibl.    1886,    Nr.    2028). 

Vgl.  Zs.  f.  vergleichende  Litteraturgeschichte  N.  F.   1,  347  f.  (Holstein). 

2091.  Schaumburg,  K.,   die  farce  Patelin  und  ihre  Nachahmungen. 

Zs.    f.    neufranz.  Sprache    u.  Litteratur  9,   1 — 47.     (Aus:    Berliner  Jahresbericht 
1887,  XV,  127.) 

Schauspiel  s.  Nr.  88,  402,   1111,  1938,  2053  ff.,  2108,  2450. 

2092.  Schlaginhauffen.  —  Bossert,  G.,  Johann  Schlaginhauffen,  der  Freund 
Luthers. 

Zs.  f.  kirchliche  Wissenschaft  und  kirchliches  Leben  7,  H.  7. 

Tilemanti  Schnabel,  s.  Nr.   1881. 

2093.  Jean  Schwebel,  un  professeur  du  Gymnase  de  Strasbourg  au  16c  siecle, 
von   C.   Engel. 

Le  Progres  religieux  1887,  357  ff. 
Siber,  s.  Nr.   1252. 
Spalatin,  s.  Nr.   1881. 

2094.  Cyriacus  Spangenberg,  Doctor  Martin  Luther  als  Treckejunge.  Eine 
Bergmannspredigt.  Mit  einem  Vorwort,  Spangenbergs  22  Predigten  über 
Luther  betr.,  herausgeg.  von  Heinrich  Rembe.  Hj.  (XXIII,  64  S.)  Eis- 
leben   1887,   Winkler.   0,60   M. 

2095.  Rembe,  H. ,  M.  Cyriacus  Spangenberg:  Formularbüchlein  der  alten 
Adamssprache,  mit  Lebensbeschreibung  Sp.'s.  (LXIV,  102  S.)  Dresden, 
Naumann.    1,50  M. 

Vgl.    Theolog.    Lit.   Blatt    1887,    Sp.  273  f.    (Kawerau):    Blätter  f.    Hymnologie 
1887,  Nr.   7  (Linke.) 

2096.  Rembe,   der  Briefwechsel  des   M.   Cyriacus   Spangenberg. 
Verein  f.  d.  Geschichte  u.  AUerthümer  d.  Grafschaft  Mansfeld,  Jahrg.   1. 

2097.  Joh.  Spangenberg.  —  Spangenbergii,  Joh.,  bellum  grammaticale, 
iterum  ed.  Rob.  Schneider.  8.  (X,  41  S.)  Göttingen,  Vandenhoeck  &  Rup- 
rechts  Verl.    1    M. 

2098.  Boot,  J.  C.  G.  ,  bibliographische  Mededeeling.  Verslagen  en  Mede- 
deelingen  der  k.  Akademie  van  Wetenschappen ,  Afdeeling  Letterkunde, 
3.  Reeks ,  Deel  4,  332 — 340,  und  separat,  Amsterdam  1887,  Johannes 
Müller. 

Über  Joh.  Spangenbergs  Bellum  grammaticale. 

2099.  Wolfhart  Spangenberg.  —  Ausgewählte  Dichtungen  von  Wolfhart 
Spangenberg  (Ganskönig,     Saul,    Mammons   Sold,    Glückswechael.)    gr.   8. 


470  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

(XVI,  349  S.)  Straßburg  1887,  Trübner.  6  M.  Elsäßische  Litteratur- 
denkmale  aus  dem  14. — 17.  Jahrb.,  herausgeg.  von  Ernst  Martin  und 
Erich   Schmidt,   4.   Bd. 

Vgl.    Lit.    Centralblatt    1887,    Sp.   1509;    D.    Lit.    Ztg.    1887,    Sp.   1475—1477 

(Strauch). 

2100.  Specklin.  —  Reuß,  Rodolphe,  les  collectanees  du  Daniel  Specklin, 
architecte  de  la  ville  de  Strassbourg.  Chronique  Strassbourgeoise  du  sei- 
zieme  siecle.   Fragments  recueillis   et  publies  pour   la  premiere  fois. 

Bulletin  de  la  societe  pour  la  conservation  des  monuments  historiques  d'Al- 
sace  II.  S.,  XIII.  vol.,  157—360. 

2101.  Speratus.  —  Flanss,  R.  v. ,  des  pomesanischen  Bischofs  Paulus 
Speratus  Namen  und  Heimat. 

Zs.  des  histor.   Vereius  für  den  Regierungsbezirk  Marienwerder  21,  58—63. 

2102.  Bossert,   G.,   über  Paul   Speratus. 

Altpreu('\  Monatsschrift  24,  H.  5/6.  (Aus:   Berliner  Jahresbericht  1887,  XV,   150). 

2103.  Sturm.  —  Zoepffel,  Rieh.,  Johannes  Sturm,  der  erste  Rector  der 
Straßburger  Akademie.  Rede,  gehalten  am  30.  April  1887  beim  Antritte 
des  Rectorats  der  Kaiser  Wilhelms-Universität  Straßburg.  Lex.  8.  (19  S.) 
Straßburg,  Heitz.   0,40   M. 

Vgl.  Protest.  Kirchenzeitung   1887,   Nr.  21. 

2104.  Sulzer.  —  Linder,   Sulcerana  (Bibl.    1886,  Nr.   2034). 
Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.   1468  (A.  Krauß). 

Tappius  Lunensis,  s.  Nr.   1282. 
Georg  Thym,  s.  Nr.   764. 

2105.  Vadian.  — Egli,  Emil,  die  St.  Galler  Täufer.  Geschildert  im  Rahmen 
der  städtischen  Reformationsgeschichte.  Mit  Beiträgen  zur  Vita  Vadiani. 
gr.   8.    iVII,   67    S.)  Zürich,   Schultheß.    1,40  M. 

Vgl.  Theol.  Lit.  Ztg.   1887,  Sp.  474  f.  (Stähelin);  Theol.  Lit.  Blatt  1887,   Sp.  291. 

2106.  Carspar  Ursinus  Velius,  von  G.  Bauch. 
Ungarische  Revue  7,  H.   1  u.  2. 

2107.  Weißkunig  —  Schultz,  Alwin,  der  Weißkunig.  Nach  den  Dictaten 
und  eigenhändigen  Aufzeichnungen  Kaiser  Maximilians  I.  zusammengestellt 
von  Marx  Treitzsauerwein  von  Ehrentreitz.  Fol.  (XXVIII,  558  S.)  Wien 
1887,  Holzhausen.  —  Jahrbuch  der  kunsthistorischen  Sammlungen  des 
allerhöchsten  Kaiserhauses  Bd.   VI.   (s.   Bibl.   1886,  Nr.   2043). 

2108.  Sebastian  Wild.  —  Lier,  Leonhard,  Sebastian  Wilds  Spiel  von  der 
Geburt  Christi. 

Allgem.  Ztg.  1886,  Beilage  Nr.  243. 

2109.  Woelflin.  —  Stammler,  der  Humanist  und  Chorherr  Heinrich 
Woelflin,   genannt  Lupulus  von  Bern    1470 — 1534. 

Kathol.  Schweizerblätter  3.  Jahrg.,  H.   1. 

2110.  Wurstisen.   —   Burckhardt,   Ach.,    Christian  Wurstisen. 

Beiträge  zur  vaterländ.  Geschichte,  herausgeg.  von  der  histor.  u.  antiquar. 
Gesellshhaft  zu  Basel,  N.  F.  2,  H.  4. 

2111.  Wackernagel,  Rudolf,  Beschreibung  des  Basler  Münsters  und  seiner 
Umgebung,  von  Chr.  Wurstisen. 

Ebenda. 

Zell,  s.   Nr.    1996  f. 

2112.  Zwingli.  —   Staebelin,  Zwingli  als  Prediger. 

Theolog.  Zs.  aus  der  Schweiz  4.  Jahrg.,  1.  Heft,  u.  separat,  gr.  8.  (32  S.)  Basel, 
Detloffs  Buchhandlung.  0,80  M.  —  Vgl.  Theolog.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  181  —  183 
(Aug.  Baur);  Theol.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.   196  f. 


VIII.    LITTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  471 

2113.  Brückner,  W.,    Anfänge    der  reformatorischen  Thätigkeit  Zwingiis. 
Protest.  Kirchenzeitung  1887,  Nr.  13—15. 

D.  Altsächsisch. 

2114.  Kauffmann,  Friedrich,    die  Heimat  des  Helianddichters. 

Paul  u.  Braune,  Heiträge   12,  356 — 559.  —  Vgl.  Nd.  Korrespondenzblatt   12,    17. 

2115.  Kauffmann,   Friedrich,   die  Rhythmik   des   Heliand. 
Paul  u.  Braune,   Heiträge   12,  283—355. 

2116.  Franck,   J.,   Heliand  V.    2. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  31,  202—205. 

2117.  Küntzel,    Otto,     künstlerische  Elemente    in    der  Dichtersprache    des 
Heliand  (Epitheta,  Reimhrechung.  Metrik).  8.  (45  S.)  Rostock  1887.  Dissert. 

Vgl.   Nd.  Korrespondenzblatt   12,  86. 

2118.  Seelmann,   W. ,   Thietmar  von  Merseburg,  die  Merseburger  Glossen 
und  das   Merseburger  Totenbuch. 

Nd.  Jahrbuch   12,  89—94. 

De  Heinrio  s.  Seelmann  Nr.  1657. 

E.   Mittelniederdeutsch. 

2119.  Eggers,   R.,  Klaus  Groth  und  die  plattdeutsche  Dichtung.   8.   (36  S.) 
Berlin   1885,  Habel. 

Vgl.  Nd.  Korrespondenzblatt  12,  S.  14  f.  —  Darnach  wird  in  der  Einleitung 
die  Stellung  der  nd.  Dichtung  zur  hd.  seit  dem  MA..  behandelt. 

2120.  Bugenhagen,  Johann,   dat  nie  Testament. 
Allgem.  Ztg.   1887,  Beilage  Nr.   150  u.   151. 

2121.  Zinzow,  Bugenhagen,  der  Evangelist  des  Nordens. 
Evang.  Monatsblatt  f.  d.  deutsche  Schule  1887,    12,  353 — 366. 

s.  Nr.  2003. 
Chroniken,  s.  Nr.   1700  ff.;  Engelhus,  Nr.  291   u.   1707. 
Eberhard  von  Cersne,  s.  Nr.   1674. 

2122.  Magdalena  Eccard,   eine  vergessene  Dichterin,   von  J.   Bolte. 
Nd.  Korrespondenzblatt  12,  S.  18  —  21.  —  Geb.  um   1680. 

2123.  Gebetbuch.    —   Nörrenberg,    C,   ein  niederdeutscher  Druck. 
Nd.  Korrespondenzblatt  12,  S.  5.  —  Gebetbuch  des   15.  Jahrb. 

2124.  Geistliches.   —  Roth,    F.W.   E.,     ein    niederdeutsches   Gedicht    des 
15.  Jahrhunderts   über  das   Weltende. 

Germania  32,  93  —  97.  —  'Bearbeitung  nach  dem  Scivias  der  heil.  Hildegardis 
von  Rupertsberg  III,  12.' 

s.  Nr.  2366  f. 

2125.  Luther,  Joh.,   Marienmesse. 

Nd.  Jahrbuch  12,  143—150.  —  Gedichte  aus  dem  15.  Jahrh. 

2126.  Gerhard    von    Minden.    —    Damköhler,    Ed.,    zu    Gerhard    von 
Minden.  II. 

Nd.  Korrespondenzblatt  12,  S.  5—7;  dazu  R.  Sprenger,  S.  84. 

2127.  Sprenger,   R.,  zu  Gerhard  von  Minden. 
Germania  32,  460. 

Glossar  s.  Nr.  88. 

Anna  Ovena  Hoyers,   s.  Nr.  1589. 

2128.  Inschrift.  —  Jostes,  F.,   eine  niederdeutsche  Inschrift  aus  der  ersten 
Hälfte  des    12.  Jahrhunderts. 

Nd.  Korrespondenzblatt  12,  S.  33  f.  —  'Ai  Got  minne.  Gerboden  de  dir.  bilethe 
scop  [alle  dele]'  auf  einem  Grabstein  zu  Freckenhorst.  —  Dazu  J.  Peters, 
S.  75  f. 


472  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

2129.  Joris.  —  Rogge,  H.  C,  een  Band  met  Tractaten  van  David  Joris. 
Bibliographische  Adversaria  N.  R.  Deel  1,  S.  1 — 14.  —  Vgl.  Nd.  Korrespondenz- 
blatt 12,  87  (HofmeistPr). 

2130.  Lauremberg.  —  Schlüter,  W.,  zu  Lauremberg. 
Nd.  Korrespondeuzblatt  12,  S.  37  f. 

2131.  Schütze,  Paul,  Johann  Lauremberg,  ein  plattdeutscher  Satiriker  des 
17.  Jahrhunderts. 

Zs.  f.  allgem.  Geschichte  4,  62—72  u.   139  —  148. 

2132.  Möllerin.  —  Fischer,  L.  H.,  ein  Königsberger  Gedicht  in  nieder- 
deutscher Mundart  aus  dem  Jahre   1670. 

Nd.  Jahrbuch    12,  141   f.  —  Von  Gertraudt  Möllerin. 

2133.  Priamel.   —   Jellinghaus,  H.,  Priamel. 

Nd.  Korrespondenzblatt  12,  S.  45  f.;  dazu  Sandvoß  u.  Latendorf,  S.   74  f. 

2134.  Reinke  de  Vos,  herausgeg.  von  Friedrich  Prien.  Mit  zwei  Holzschu. 
8.  (LXXIV,  273  S.)  Halle  1887,  Niemeyer.  4  M.  Altdeutsche  Text- 
bibliothek, herausgeg.   von  H.  Paul,   Nr.   8. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  1534  f. 

2135.  Prien,  Friedrich,  über  die  hochdeutsche  Reinke-Übersetzung  vom 
Jahre  1544.  4.  (22  S.)  1887.  Progr.  d.  Progymnasiums  u.  Real-Progym- 
nasiums   zu   Neumünster,   Nr.    266. 

Vgl.  Nd.  Korrespondenz blatt  12,  29  f.  (H.  Brandes). 

s.  Nr.   1821. 

2136.  Nicolaus  Rütze,  von  Nerger  (Bibl.   1886,  Sp.   2088). 
Vgl.  Histor.  Zs.  67,  317—320  (Wiggers). 

2137.  Lesker,  B.;  Magister  Nicolaus  Rutze  von  Rostock,  ein  Vorläufer 
Luthers. 

Der  Katholik  58,  93—108. 
Schauspiel,  s.  Nr.   2058  ff. 

2138.  Meister  Stephan.  —  Schlüter,  W.,  zu  Stephans  Schachbuch 
V.   958.   —   meklik. 

Nd.  Korrespondenzblatt  12,  S.  58  f. 

2139.  Johannes  Veghe,  von  Ludwig  Schulze. 
Realencyklopädie  f.  protest.  Theologie   18,   405 — 414. 
Volkslied,  s.  Nr.  879  ff. 

Buch    des   Lübeckischen  Vogts    s.    Nr.   1147;    Revaler   Zollbücher 
s.  Nr.   1148;  Handelsrechnungen  s.  Nr.  1149. 

F.  Alt-    und    Mittelniederländisch. 

2140.  Bibel.  —  Doedes,  J.  J.,  Peter  of  Pieter  Kaetz,  betreffende  de  Bibel- 
uitgave  van  Hans  van  Roemondt  1525,  und  Lijst  van  bijbels,  testamenten 
of  gedeelten   daarvan,   niet  door  Le  Long  vermeld. 

Bibliographische  Adversaria  IV,  S.   3:S— 47;   V,  S.   12  —  17. 

2141.  Van  den  Borchgrave  van  Couchi.  Fragmenten,  medegedeeld  door 
M.   de  Vries. 

Tijdschrift  voor  Nederl.  Taal-  en  Letterkunde  7,  97 — 250. 

2142.  Brandaen.  —  Bergsma,  J.,  Bijdrage  tot  de  wordingsgeschiedenis 
en  de  critiek  der  mnl.  Brandaenteksten.  gr.  8.  (118  S.)  Groningen  1887, 
Wolters. 

2143.  Busken  Huet,   G.,   Van   Sinte   Brandane,   V.    137—260. 
Tijdschrift  voor  NTederl.  Taal-  en   Letterkunde  7,  85—92. 


VIII.    L1TTERATUR  UND  SPRACHDENKMALE.  473 

2144.  Brugman.  —  Acquoy,  J.  G.  R. ,  Het  handschrift  van  Brugman's 
Sermoen  van   drieerbande  tafelen. 

Hand-  en  Mededeel.  v.  d.  Maatsch.  der  Nederl.  Letterkunde  1887,  S.  68—72. 

2145.  Flament,   A.   J.,  Joh.   Brugman.   De  waerlycke  voorsegginghe. 
Archief  voor  Nederl.  Kerkgeschiedenis  2,  307 — 326. 

2146.  Coornhert,  Dirck  Volkertszoon,  notaris  te  Haarlem ,  de  Libertijn, 
bestrijder  der  gereformeerde  predikanten  enz.  Levens-  en  Karakterschets, 
door  F.  D.  J.  Moosrees.   8.  (228  S.)  Schoonhoven  1887,  Van  Nooten.  2,25  fl. 

Vgl.  De  Nederl.  Spectator  1887,  338  f.  (U.  C.  Rogge). 

2147.  Lorentzen,  C,  Dieryck  Volkertzoon  Coornhert.  (89  S.)  Jena  1886, 
Pohle.    1,20  M. 

2148.  Kai  ff,  G. ,  Eenige  16de  eeuwscbe  onuitgegeven  gedichten  van  Coorn- 
hert,  Spieghel  en  anderen. 

Tijdschrift  voor  Nederl.  Taal-  en  Letterkunde  VI,  H.  3/4. 

2149.  Dousa,  Janus,  Een   onuitgegeven  ned.  gedieht,   door  L.   Roersch. 
Versl.  en  Mededeel.   der  Kon.  Vlaamsche  Acad.   1887,   177 — 192. 

2150.  Heinric  van  Alkmaer,  door  J.  W.  Muller. 
Tijdschrift  voor  Nederl.  Taal-  en  Letterkunde  7,  251 — 260. 
Joris,  s.  Nr.   2129. 

2151.  Kriegsprophezeiung.  —  Granlund,  Victor,  Kriegsprophezeiung 
(niederländisch.) 

Nd.  Jahrbuch  12,  119  —  122.  —  Gedicht  des  16.  Jahrb.  (Nachahmung  von 
Sibyllen -Weissagung,  E.) 

2152.  Legenden.  —  Opzoomer,  het  Klooster  van  Diepenveen  (Bibl.  1886, 
Nr.   2107).   2de  Lief.   (57   S.)  's  Gravenhage   1887,   Belinfante. 

Vgl.  Tijdspiegel  1887,  I,  S.  489  —  501   (J.  H.   Gallee). 

2153.  The  Legendary  History  of  the  Cross,  a  series  of  sixty-four 
Woodcuts  from  a  Dutch  Book  published  by  Veldener,  A.  D.  1483,  witb 
an  Introduction  written  and  illustrated  by  John  Ashton.  Preface  by 
S.   Baving-Gould.    4.  London    1887,   Fisher   Unwin.    10   sh.    6   d. 

Niederländ.  Text  des  Veldener  (Historia  S.  Crucis,  oder  Boec  van  den  houte). 
—  Vgl.    Academv  Nr.   768  (Stokes). 

Legenden  s.  Nr.  736  ff.;  2413  ff. 

2154.  Lieder.  —  Bäumke,  Wilhelm,  niederländische  geistliche  Lieder 
nebst  ihren   Singweisen   aus   Handschriften   des    15.  Jahrhunderts.    1.  Abth. 

Vierteljahrsschrift  f.  Musikwissenschaft  4,  153—254;  vgl.  Nd.  Korrespondenz- 
blatt 12,  S.  85  (J.  Bolte). 

2155.  Acquoy,  J.  G.  R.,  Kerstliederen  en  leisen. 

Verslagen  en  Mededeel.  der  Kon.  Akad.  van  Wet-nsch.  Afd.  Lett.  3  K.  IV, 
S.  352—402.  —  Vgl.  J.  G.  R.  Acquoy:  Eene  Kerstleis,  Archief  voor  Ned.  Kerk- 
geschiedenis  2,  393—400. 

2156.  Krause,  K.  E.  H.,   Mittelniederländische  Bruchstücke. 

Nd    Jahrbuch  12,  106-118.  —  Fünf   Bruchstücke    einer    geistlichen   Dichtung. 

2157.  Land,  J.   P.   N.,   het  Lnitboek    van   Thysius. 

Tijdschrift  der  Vereeniging  voor  Noord-Nederlands  Muziekgeschiedenis  1,  129 
bis  195,  206—264;  2,  1—56,  109—174,  177—194,  278— 353.  —  Vgl.  Nd.  Korre- 
spondenzblatt 12,  86  f.  (Bolte). 

2158.  Bachmann,  A.,  Een  Middelnederlandsch   gedieht  uit  een  handschrift 

te  Zürich. 

Tijdschrift  voor  Nederl.  Taal-  en  Letterkunde  VI,  H.  3/i. 

2159.  Beets,  A.,  Die  werelt  es  mit  allen  bedorven. 
Tijdschrift  voor  Nederl.  Taal-  en  Letterkunde  6,  97   f. 

s.  Nr.  938  f. 


474  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

2160.  Madoc,  door  Guido  Gezelle.  8.  (19  S.)  Gent,  Leliaert  et  Siffer.  0,75  fr. 
Abdruck  aus :  Het  Beifort. 

2161.  Pauw,   N.   de,   Over  Willem's  Madoc. 

Verslagen  en  Mededeel.  der  Kon.  Vlaamsche  Acad.  1887,   159—173,  u.  separat. 

8.  (20  S.)  Gent,    Leliaert,    Siffer  et  Co.  0,75  fr.  —Vgl.  Amsterdamer  Nr.   537, 

9.  Oct.   1887  (J.  ten  Brink). 
Maerlant,  s.  Nr.   443. 

2162.  Mande.  —  Hendrik  Mande,  Spiegel  der  volcomenheit  teruggevonden 
door  0.  A.   Spitzen. 

De  Katholiek  N.  R.  III,  289-315,  IV,  209—212. 

L'163.  Naaldewijk.  —  Muller,  S.,  De  kronieken  van  Holland  van  Jan  van 
Naeldwijk. 

Bijdr.  voor  Vaderl.   Geschied-  en  Oudheidkunde  3.  R.  IV,  392—404. 

2164.  Nyeveld.    —   Willem  van  Zuylen  van  Nyeveld,   von  van   Slee. 
Allgem.  D.  Biographie  24,  74  f. 

2164\  Niclaes,  Heinrich,  von  vau   Slee. 
Allgem.  D.  Biographie  23,  573   f. 

2165.  Gertrud  van  Oosten,  von  Philipp  Strauch. 
Allgem.  D.  Biographie  24,  364  f. 

2166.  Reinaert.  —  Van  den  Vos  Reynaerde,  uitg.  door  W.  L.  van  Helten. 
Bibl.  van  Middelned.  Letterkunde,  Aflev.  41  u.  42.  8.  (XXXIX,  155  S.) 
Groningen   1887,   Wolters.   3   fl. 

Vgl.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  4—12  (J.  W.  Muller). 

2167.  Reinaard  de  Vos.  Middeleeuwsch  Dierenepos,  in  zeventien  zangen, 
voor  de  eerste  maal  in  zijn  geheel  en  in  de  oorspronkelijke  maat  be- 
werkt, door  Prudens  Van  Duyse.  3.  uitg.  8.  (207  S.)  Roulers,  De  Seyn- 
Verhougstraete.   2,50   fr. 

2168.  Muller,  J.  W.,  De  taalvormen  van   Reinaert  I  en   II. 
Tijdschrift  voor  Nederl.  Taal-  en  Letterkunde  7,   1  —  85. 

2169.  Rose.  —  De  Vries,  M.,   Fragment  van  de  tweede  vertaling  der  Rose. 
Tijdschrift  voor  Nederl.  Taal-  en  Letterkunde  7,  282  —  291. 

2170.  Schauspiel.  —  De  sevenste  Bliscap  van  Maria,  mysteriespel  der 
XVde  eeuw,  uitg.  op  last  der  Kon.  Vlaamsche  Acad.  voor  Taal-  en  Letter- 
kunde door  K.  Stallaert.  gr.  8.  (XXXII,  142  S.)  Gent  1887,  Leliaert 
en   Siffer.   2,50  fr. 

2171.  Spieghel,  H.  L.  —  Een  Claghe  Jesu  Christi  uit  het  Latijn  van  Petrus 
Bleccius  vertaald  door  H.   L.   Spieghel,   door  J.  J.  Doedes. 

Bibliographische  Adversaria  5,  7—11. 

2172.  Sprichwortsammlung.  —  Latendorf,  Friedrich,  eine  in  den  Nieder- 
landen bevorstehende  wichtige  Veröffentlichung  aus  dem  Zeitalter  der 
Reformation. 

Nd.  Korrespondenzblatt  12,  8.  78  f.   —  Ausgabe    der    bei  Peter  Warnereen   um 
1550  erschienenen  Sprichwörtersammlnng. 

2173.  Over  Woeker,   Middelnederlandsch  Fragment,  door  H.   E.   Moltzer. 
Tijdschrift  voor  Nederl.  Taal-  en  Letterkumle   7,  292—302. 

G.  Altenglisch. 

Bibliographie:    Berliner  Jahresbericht  (oben   Ni\    95).    Bibliographie 
der  Anglia  (oben   Nr.    115   f.). 


VIII.    LITTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  475 

u)  Angelsächsisch. 

2174.  Beowulf.    —   Bugge,   S.,   Studien  über  das   Beowulfepos. 
Paul  u.  Braune,  Beiträge   12,  1—112  u.  360—375. 

2175.  Sievers,   E.,  Altnordisches  im  Beowulf? 
Paul  u.  Braune,  Beiträge  12,   168—200. 

2176.  Schneider,  Friedrich,  der  Kampf  mit  Grendels  Mutter.  Ein  Beitrag 
zur  Kenntniß  der  Composition  des  Beowulf.  4.  (24  S.)  1887.  Progr.  des 
Friedrichs-Realgymnasiums  zu   Berlin,   Nr.    92.   Berlin,   Gärtner.    1    M. 

2177.  Schilling,  H.,   The   Finnsburg-Fragment  and  the  Finn-Episode. 
Modern  Language  Notes  II,  6. 

2178.  Nader,   E.,  Tempus  und  Modus  im  Beowulf. 
Anglia  10.  542—563. 

2179.  Banning,  Ad.,  die  epischen  Formeln  im  Beowulf.  I.  Die  verbalen 
Synonyma.   8.    (56    S.)    1886,   Marburger  Dissertation. 

2180.  Köhler,  der  syntaktische  Gebrauch  des  Infinitiv  und  Participa  im 
Beowulf.   8.    (84   S.)  Dissertation   1886,   Münster  i.  W. 

2181.  Caedmon.  —  Stoddard,  F.  H.,   The  Caedmon  poems  in  MS.  Junius  XI. 
Anglia   10,   157  —  167. 

2182.  Stoddard,  Fr.  H.,  Accent  Collation   of  Caedmon's  Genesis   B. 
Modern  Language  Notes  II,  4. 

2183.  Cynewulf.    -    Andreas,  von  Baskervill  (Bibl.    1885,   Nr.   1608.) 
Vgl.  Englische  Studien  10,   117  f.  (Kluge). 

2184.  Bright,  J.  W.,  Notes   on  the  Andreas. 
Modern  Language  Notes  II,  4. 

2185.  Baskervill,  M.  W.,  Notes   on  the  Andreas. 
American  Journal  of  Philology  8,  H.  1. 

21 85a.   Baskervill,  M.  W.,  Other  Notes   on  the  Andreas. 
Modern  Language  Notes  II,  6.  —  Dazu  Bright,  ebenda. 

2186.  Glöde,   Untersuchungen  über  die  Quelle  von  Cynewulfs   Elene  (Bibl. 
1886,  Nr.   2148). 

Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  261—263  (Golther). 

2187.  Hicketier,  K.,  fünf  Räthsel  des  Exeterbuches. 
Anglia  10,  564—600. 

2188.  Nuck,  R.,  zu  Trautmanns  Deutung  des  ersten  und  neunundachtzigsten 
Räthsels. 

Anglia  10,  390-39  4. 

2189.  Ruine.  —  Kirkland,  J.  H.,  a  Passage  in  the  Anglo-Saxon  Poem 
„The  Ruinu    cutically  discussed. 

The  American  Journal  of  Philology  27  (VII,  3). 

2190.  Strobl,  J.,  zur   Spruchdiehtung  bei   den   Angelsachsen. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  31,  54—64. 

2191.  Waldere.  —  Dieter,  F.,  die  Walderefragmente  und  die  ursprüngliche 
Gestalt  der  Walthersage. 

Anglia  10,  227—234. 

2192.  Aelfred.  —  Napier,  A. ,  Bruchstück  einer  altenglischen  Boetius- 
handschrift. 

Zs.  f.  d.  Alterthum  31,  52—54. 

2193.  Bock,  Karl,  die  Syntax  der  Pronomina  und  Numeralia  in  König 
Alfreds  Orosius.  Inaugural-Dissertation.  gr.  S.  (47  S.)  Göttingen,  Vanden- 
hoeck  &  Ruprecht.    1    M. 


476  BIBLIOGRAPHIE  VON   1887. 

2194.  Lenz,  Philipp,  der  syntaktische  Gebrauch  der  Parlikel  ffe  in  den 
Werken  Alfred  des  Großen.  8.  (80  S.)  Heidelberger  Dissertation.  Darm- 
stadt  1886. 

s.  Nr.   1617. 

2195.  Aelfric.  —  Aßmann,  B.;  Abt  Aelfrics  angelsächsische  Hotnilie  über 
das  Buch  Judith. 

Anglia  10,  76—104. 

2196.  Napier,   A.    S.,   A  fragment  of  Aelfric's   Lives   of  Saints. 
Modern  Langunge  Notes  II,   7. 

2197.  Zupitza,  J.,   die  ursprüngliche   Gestalt  von  Älfrics   Colloquium. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  31,  32—45. 

2198.  Reum,  A.,   De  Temporibus   ein  echtes  Werk  des   Abtes   Aelfric. 
Anglia    10,  457—498. 

2199.  Breck,  Edw. ,  Fragment  of  Aelfric's  Translation  of  Aedelwold's 
De  Consuetudine  Monachorum  and  its  Relation  to  other  Manuscripts. 
Leipsic    1887.   Dissertation. 

2200.  Seh  rader,  Bernh. ,  Studien  zur  Aelfric'schen  Syntax.  Ein  Beitrag 
zur  altenglischen   Grammatik,   gr.    8.    (76    S.)   Jena,   Pohle.    2   M. 

2200a.  Cook,  A.  S.,  List  of  the  Strong  Verbs  in  Pat  II  of  Aelfric's  Saints. 
Modern  Language  Notes  II.  3. 

2201.  Chad.  —  Napier,  A. .  ein  altenglisches  Leben  des  heiligen  Ohad. 
Anglia  10,   131  —  156. 

2202.  Evangelien.  —  Skeat.  W.  W.,  The  Gospel  aecording  to  Saint  Mat- 
thew, in  Anglo-Saxon,  Northumbriau  and  Old  Mercian  Versions,  Synopti- 
cally  Arranged.   New  ed.   4.  (250   S.)   Cambridge,   Warehouse.    10   sh. 

Vgl.   Academy  Nr.  811   (Napier). 

2203.  Glossen,  —  Sweet,  The  Oldest  English  Texts  (Bibl.  1886,  Nr.  2157"). 
Vgl.  Engl.  Studien  10,  275  ff.  (Sehröerj ;  Zs.  f.  d.  österr.  Gymnas.  1887,  546  ff. 
(Brandl). 

2204.  Dieter,   Epinaler  Glossen  (Bibl.    1886,   Nr.    2157b). 
Vgl.   Engl.   Studien  10,  275  ff.  (Sehröer). 

2205.  Zupitza,  J.,  altenglische  Glossen  zu   Abbos   Clericorum   decus. 
Zs.   f.  d.  Alterthum  31,    1—27. 

2206.  Zupitza,  J.,  altenglische  Glossen  zu   Beda. 
Zs.   f.  d.   Alterthum  31,  27  —  31. 

2207.  Zupitza  spricht  über  die  ags.  Glossen-Hs.  des  Musee  Plantin-Moretus 
Antwerpen)    in    der   Berliner  Gesellschaft    für    das   Studium     der    neueren 

Sprachen. 

Herrigs  Archiv  79,  88  f. 

Predigten,  s.  Nr.   1617. 

2208.  Urkunden.  —  de  Gray  Birch,  On  some  Anglo-Sixon  Charters  of 
the   Seventh   and  Eighth   Centuries  relating   to   Sussex. 

Journal   of  the  British   Archaeological    Association   42,    H.  4. 

Aßmann,  ags.  Regel  über    den  Donner,  s.  Nr.  945":  Zupitza,    ags. 
Zauberspruch,  s.  Nr.  945b. 

ß)  Mittelenglisch. 

2209.  Kölbing,   E.,    Ms.    25    der  Bibliothek   des   Marquis   of  Bath. 

Engl.  Studien  10,  203— 206.  —  Pergament-Hs.,  14./15.  Jhdt.  Inhalt:  Lydgah-'s 
Lege  of  Thebes,  Arcite  u.  Palomon.  Grisild,  Ipomadon,  Exodus,  Liber  Numeri, 
Liber  Denteronomii,  Liber  Josue,  Liber  Judicum,  Liber  de  Ruth,  Regum  I — IV, 
Liber  de  Job,  Liber  Thobie,  Liber  Hester,  Liber  Judith,  de  matre  cum  VIlte" 
pueris,  Recept. 


VIII.    L1TTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  477 

2210.  Alexander.  —  Skcat,  W. ,  The  Wars  of  Alexander,  Early  English 
Text  Society:   Extra  Series   Nr.  XLVII.   London    1886, 

s.  Nr.   2405. 

2211.  Amis  und  Amiloun,  von  Kölbing  (Bibl.    1886,  Nr.   2161). 
Vgl.  Anzeiger  f.  d.  Alierfhum   13,  92-103  (Brandt). 

Arcite  und  Palomon,   s.  Nr.   2209. 

2212.  Barbour.  —  Baudisch,  Charaktere  im  ..Bruce"  (Bibl.  1886, 
Nr.   2165). 

Vgl.  Zs.  f.  d.  bsterr.  Gymnasien  1887,  296  f.  (Brandl). 

2213.  Scott,  Barbour's  Le;:ends   of  the   Saints 
Dublin  Review,   April. 

2214.  Koeppel,   E  ,   die  Fragmente  von    Barbours   Trojanerkrieg. 
Engl.   Studien    10,  373  —  38:'. 

2215.  Beves.  —  Schmirgel,  Karl,  Stil  und  Sprache  des  mitfelenglischen 
Epos  Sir  Beves  of  Hamtoun.  I.  Inaugural-Dissertation.  gr.  8.  (40  S.) 
Breslau   1886,   Köhler.    1    M. 

2216.  Bibel.  —  Dobson,  history  of  the  Bassandyne  bible,  the  first  printed 
in  Scotland,  with  notices  of  the  early  printers  of  Edinburgh.  With  facsi- 
miles   and   other  illustrations.    8.   (244  S.)  London,   Blackwoods.    7  sh.    6  d. 

s.  Nr.  2209. 

2217.  Bokenham.  —  Horstmann,  C. ,  Mappula  Angliae,  von  Osbern 
Bokenham. 

Engl.  Studien   10,   1—41. 

2218.  Chaucer.  —  Geofirey  Chaucers  Werke,  übersetzt  von  Ad.  v.  Düring. 
3.  Bd.  Canterbury-Erzählungen.    2.  Th.  8.  (483  S.)  Straßburg,  Trübner.    5  M. 

Vgl.  Zs.  f.  vergl.  Litt. -Gesch.  und  Renaissanee-Litt.  N.  F.  I,    112  f.  (Würzner). 

2219.  ten   Brink,   Chaucers   Sprache  (Bibl.    1885,   Nr.    1643). 

Vgl.    Engl.  Studien  10,  114 — 117    (J.  Koch);    Centralorgnn    f.    d.  Interessen    d. 
Realsehulwesens  1887,  628. 

2220.  Skeat,   Chaucer's  Nun's  Priest's  Tale. 
Academy  Nr.   794. 

2221.  Chaucer's  Lymote,    von  Haies   und  Tuer. 
Athenäum  Nr.  3102  u.  3104. 

2222.  Chaucer,   Verschiedenes   über  Geburtsjahr,  Heimat  u.  s.  w. 
Athenäum  Nr.  3114,  3115,  3118;  Academy  Nr.  771,  794. 

2223.  Publicationen  der  Chaucer  Society.  LXXVI :  Chaucer's  Boece  from 
the  Additional  Ms.  10.340  in  the  British  Museum,  edited  by  R.  Morris; 
II  Series  XX :  Originals  and  Analogues  of  some  of  Chaucer's  Canterbury 
Tales,   Part  IV;  II  Series  XXI:  Life  Records   of  Chaucer  III. 

Chaucer  s.  Nr.  47S. 

2224.  Chronik.  —  Church,  W.  S.  and  J.  Langton,  Saint  Bartholomew's 
Hospital  reports.   8.   London   1885. 

2225.  Dunbar,  von   Schipper  (Bibl.    1886,   Nr.   2180). 
Vgl.   Engl.  Studien  10,    128-  133  (Kölbing). 

2226.  Sir  Gawayne.  —  Fuhrmann,  Job.,  die  alliterierenden  Sprachformeln 
in  Morris'  Early  English  alliterative  poems  und  im  Sir  Gawayne  and  the 
Green  Knight.  Inaugural-Dissertation.  gr.  8.  (82  S.)  Hamburg  1886.  (Kiel, 
Lipsiua   &  Tischer.)    2   M. 

2227.  Gower,  Minnesang-  und  Ehezuchtbüchleiu ,  von  Stengel  (Bibl.  1886, 
Nr.    2183). 

Vgl.  Lit.   Centralblatt  1887,  Sp.  1414  (Suchier). 


478  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

2227\  Hörn.  —  Caro,  Jos.,  Hörn  Childe  and  Maiden  Rimnild.  Eine  Unter- 
suchung über  den  Inhalt,  die  Sprache  und  die  Form  des  Gedichtes.  Inaugural- 
Dissertation.   gr.   8.   (29  S.)  Breslau    1886.   (Berlin,  Mayer  &  Müller.)    1  M. 

2228.  Ipotis.  —  Gruber,  Hugo,  zu  dem  mittelenglischen  Dialog  'Ipotis'. 
8.  Dissertation.   Halle   1887,  Niemeyer.   1,20  M. 

2229.  Langley.  —  Skeat,  The  vision  of  William  (Bibl.  1886,  Nr.  2185"). 
Vgl.  American  Journal  of  Philology  8,  H.  3 ;  Academy  Nr.  769  (Bradley); 
Athenäum   Nr.   3099. 

2230.  Teichmann,  Eduard,  die  Verbalflexion  in  William  Langleys  Buch 
von  Peter  dem  Pflüger.  4.  (LV  S.)  1887.  Programm  der  Realschule  zu 
Aachen,  Nr.   435. 

2231.  Wandschneider ,  Wilh.,  zur  Syntax  des  Verbs  in  Langleys  Vision  of 
William  concerning  Piers  thePlowman,  together  with  Vita  de  Dowel,  Dobet 
and  Dobest.  Inaugural-Dissertation.  gr.   8.  (83   S.)  Leipzig,   Fock.    1,20  M. 

Vgl.  Lifc  Blatt  1887,  Sp.  518  f.  (Glöde). 
Lanvalsage,  s.  Nr.  735. 

2232.  Lay  le  Freine.   —  Zupitza,  J.,  zum  Lay  le  Freine. 
Engl.  Studien  10,  41—48. 

2233.  Legenden.   —   Horstmann,   C,  Nachträge  zu   den  Legenden. 
Herrigs  Arcbir    79,    411 — 470.    —    Ae. :    S.  Margarete,    Strafe    des  Ehebruchs, 
a  tale  of  an  incesiuous  daughter,  Testamentum  Christi,  the  messengers  of  Death, 
festum  omnium  sanctorum,  Christi  Auferstehung,  de  matre  et  VII  pueiis,  lamen- 
tacion  of  oure  lady;  lat. :  Vita  prothoplansti  Ade,  de  ligno  sce  crucis. 

2234.  Schipper,  J. ,  die  zweite  Version  der  mittelenglischen  Alexius- 
legenden.  (Aus:  Sitzungsber.  der  k.  Akad.  d.  Wiss.)  Lex.  8.  (78  S.)  Wien, 
Gerold's   Sohn.    1,20   M. 

2235.  Heuser,  Wilh.,  die  mittelenglischen  Legenden  von  St.  Editha  und 
St.  Etheldreda,  eine  Untersuchung  über  Sprache  und  Autorschaft,  gr.  8. 
(49   S.)  Erlangen,  Deichert.    1    M. 

2236.  Logeman,  W.   S.,  Forrests  Theophilus  (s.   Bibl.    1884,  Nr.   611). 
Anglia   10,  533—541. 

Legenden  s.  Nr.  736  ff.,  2209,  2213;  2413  ff. 
Lydgate,  s.  Nr.   2209. 

2237.  Robert  Manning.  —  The  story  of  England  by  Robert  Manning  of 
Brunne,  a.  D.  1338.  Ed.  from  mss.  at  Lambeth  palace  and  the  Inner 
Temple  by  Fred.  J.  Furnivall.  Part.  I.  IL  8.  (XXIII,  846  S.)  London 
1887.   Rolls   Series. 

Vgl.  Athenäum  Nr.  3136. 

2238.  Zetsche,  Aemilius  William,  über  den  ersten  Theil  der  Bearbeitung 
des  „roman  de  Brut"  des  Wace  durch  Robert  Mannyng  of  Brunne.  In- 
augural-Dissertation. gr.   8.    (84   S.)   Leipzig,  Fock.    1,20   M. 

2  239.  Haies,  Robert  of  Brunne. 

Academy  Nr.  766;  dazu  Warner,  ebenda  Nr.   767. 

2240.  Maundeville.  —  The  voiage  and  travayle  of  Sir  John  Maundeville 
knight.  edited,  annoted  and  illustrated  by  John  Ashton.  London,  Pickering 
and   Chatto. 

Aus:  Berliner  Jahresbericht  1887,   XVI,  417.  —  s.  Nr.   2411. 

2241.  Laurence  Minot.  —  Hall,  Jos.,  The  Poems  of  Laurence  Minot. 
Edited  with  Introduction  and  Notes.  Oxford  1887,  Clarendon  Press. 
4  sh.    6  d. 

Vgl.  Academy  Nr.  816;  Athenäum  Nr.  3129. 


VIII.    LITTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  479 

2242.  Occleve.   —   Skeat,   Hoccleve's   'Letter  of  Cupide'. 
Academy  Nr.  806. 

2243.  Octavian,  von   Sarrazin   (Bibl.    1886,  Nr.    2194). 
Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  150  f.  (R.  Wülker). 

2244.  Orologium  sapientiae.  —  Horstmann,  K.,  Orologium  Sapientiae  or 
The   seven  poyntes   of  trewe  wisdom,   aus   Ms.  Douce   114. 

Anglia  10,  323—389. 

Owl  and  Nightingale,  s.  Nr.    1617.  (Ebenda:  A  moral  Ode.) 

2245.  Palladius.  —  Struever,  Karl,  die  mittelenglische  Übersetzung  des 
Palladius.  Ihr  Verhältnis  zur  Quelle  und  ihre  Sprache.  Inaugural-Disser- 
tation.   gr.  8.   (82  S.)  Halle  iGöttingen,   Vandenhoeck  &  Ruprecht).    1,80  M. 

2246.  Robert  von  Gloucester.  —  The  metrical  chronicle  of  Robert  of  Glou- 
cester  ed.  by  William  Aldis  Wright.  2  Bde.  8.  (XLVIII,  1018  S.)  London 
1887.   Rolls   Seiies. 

Vgl.  Academy  Nr.   807  (Bradley). 

2247.  Broßmann,  K.,  über  die  Quellen  der  mittelenglischen  Chronik  des 
Robert  von  Gloucester.  Inaugural-Dissertation.  gr.  8.  (40  S.)  Breslau, 
Köhler.    1    M. 

2248.  Ellmer,  W.,  über  die  Quellen  der  Reimchronik  Roberts  von  Glou- 
cester (s.   Bibl.    1886,   Nr.    2196). 

Anglia  10,   1—37  u.  291  —  322. 

2249.  Robert  von  Sicilien.  —  Nuck,  Richard,  Robert  of  Cisyle.  8.  Disser- 
tation. Halle   1887,  Niemeyer.    1,60  M. 

2250.  Rolle.  —  Bramley,  The  Psalter  by  Richard  Rolle  (Bibl.  1884, 
Nr.    1467). 

Vgl.    Anglia  8,    Anzeiger  170-175    (Bernhardt);    Engl.  Studien  10,    112—114 
(Kölbing). 

2251.  Adler,  M. ,  und  M.  Kaluza,  Studien  zu  Richard  Rolle  de  Ham- 
pole.   III. 

Engl.  Studien   10,  215  —  255. 
Romanzen  s.  Nr.  948  ff. 

2252.  Ros.  —  Gröhler,  Herrn.,  über  Richard  Ros'  mittelenglische  Über- 
setzung des  Gedichtes  v.  Alain  Chartier  „La  belle  dame  sans  mercy". 
Inaugural-Dissertation.  gr.  *8.  (34  S.)  Breslau,  Köhler.    1  M. 

Dazu  Nachtrag  in:  Engl.  Studien  X,  206  f. 

2253.  Rose.  —  Cook,  A.  S.,  The  „Romaunt  of  the  Rose"  and  Professor 
Skeat's   Vocabulary  Test. 

Modern  Language  Notes  II,  6. 

2254.  Schauspiel.  —  York  Plays,  von  L.  Toulmin  Smith  (Bibl.  1886, 
Nr.   2198). 

Vgl.  Modern  Lanqruage  Notes  II,  6  (Stoddard). 

2255.  Kamann,  Paul,  über  Quellen  und  Sprache  der  York  Plays,  gr.  8. 
(75  S.)   Leipzig,  Fock  in   Comm.    1,50  M. 

2256.  Kamann,   P. ,   die   Quellen   der  York- Spiele. 
Anglia   10,   189—226. 

2257.  Dame  Siriz.  —  Eisner,  Walther,  Untersuchungen  zu  dem  mittel- 
englischen Fabliau  „Dame  Siriz"*.  Inaugural-Dissertation.  [Aus:  Zs.  f.  vergl. 
Literaturgeschichte"   H.    3/4.]   gr.    8.    (41    S.)  Berlin,   Hettler.    1,50   M. 

2258.  Sir  Torrent.  —  Adam,  Erich,  über  Sir  Torrent  of  Portyngale.  In- 
augural-Dissertation.   (In  engl.  Sprache.)  gr.  8.  (31  S.)  Breslau,  Köhler.  1  M. 


480  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

2259.  Sir  Tristrem.  Edited  by  George  P.  Mc.  Neill.  8.  (XLVIII,  148  S.) 
Edinburgh  and  London  1886,  Blackwood  &  Sons.  The  Scottish  Text 
Society  8. 

Vgl.   Englische  Studien   10,  287—291   (Kölbing);  Athenäum  Nr.  3090. 

2260.  Wycliffe,   von  Vattier  (Bibl.  1886,  Nr.  2206) 

Vgl.  Theol.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  233— 236  (Lechler);  Revue  de  l'histoire  des 
religions  1887,  März/April  (E.  Coquerel) ;  Revue  des  questions  historiques 
1887,  277. 

2261.  Loserth,  J. ,  Johannis  Wyclif  sermones ,  now  first  edited.  Vol.  I. 
Super  evangelia  dominicalia.    (XL,   418   S.)  London,   Trübner  &  Co. 

2262.  Loserth,  J.,  die  lateinischen  Predigten  Wiclifs,  die  Zeit  ihrer  Ab- 
fassung und  ihre  Ausnutzung  durch   Hus. 

Zs.  f.   Kircheugeschkhte  9,  523 — 564. 

2263.  Wyclif,  Johannis,  tractatus  de  benedicta  incarnacioue.  Now  first 
printed  from  the  Vienna  and  Oriel  Mss.  and  edited  with  notes  and  in- 
dices  by  E.  Harris.  8.  (XXX,  271  S.)  London  1886,  published  for  the 
Wyclif  Society.    (Trübner  &   Co.). 

2264.  Beer,  R.,  Joannis  Wiclif  de  composicione  hominis,  for  the  first  time 
edited.   (XX,    144   S.)   London,   Trübner  &   Co. 

2265.  Ewell,  J.   L.,  Wiclifs  Bible  honored  by  the  revision. 
Bibliotheca  sacra  1887,  Januar. 

Wiclef  s.  auch  oben  Nr.   108. 

2266.  William  of  Palerne,  von  Schüddekopf  (Bibl.   1886,  Nr.  2208). 
Vgl.  Englische  Studien  10,  291—295  (Kaluza  , 

2267.  Ywain.  —  Schleich,  Gust.,  Ywain  and  Gawain.  Mit  Einleitg.  und 
Anmerkgn.   hrsg.   gr.   8.   (LIX,    134   S.)   Oppeln,  Franck.   ß   M. 

2268.  Zerstörung  v.  Jerusalem.  —  Kopka,  F.,  The  Destruction  of  Jeru- 
salem, ein  mittelenglisches  alliterierendes  Gedicht.  Einleitung,  gr.  8.  (39  S.) 
Breslau,  Köhler.   1  M. 

H.    Altnordisch. 

2269.  Bibliographie:  Berliner  Jahresbericht  (oben  Nr.  95);  Lind  (oben 
Nr.    117). 

2269".   Edda  Snorra  Sturlusonar.   Tom.  III,  continens :   praefationem,   commen- 
tarios  in  carmina,   skäldatal  cum  commentariis,  indicem  generalem.  Hafniae. 
Sumpiibus     legati    Arnamagnaeani   (von   Finnur  Jonsson).     gr.   8.   (CXIX  u. 
S.    499—869).   Kopenhagen   1880  —  1887,   Gyldendal. 
Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.   1567— 15*59. 

2270.  Dahlerup  und  Jonsson,  grammatiske  Afhandling  (Bibl.  1886, 
Nr.   2216). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  546  f.  (Mogk);  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  1403 
bis   1405  (Burg). 

2271.  Gering,   Glossar  (Bibl.    1886,  Nr.    2212). 

Vgl.  D.  Lit  Zeitung  (887,  Sp.  930  f.  (Niedner);  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  471  f. 
(Mogk);  Anzeiger  t.  deutsches  Alterthum  13,  247 — 249  (Heinzel);  Gymnasium 
1887,  763  t.  (Knall)!  Modern  Language  Notes  II,  Nr.  5  (Carpenter). 

2272.  Heusler,  Andr.,  VqIo  spö.  Die  Weissagung  der  Seherin.  Aus  dem 
Altnord,   übersetzt  u.   erläutert.    8.    (59  S.)  Berlin,   G.  Reimer.    1,50  M. 

Vgl.  I'.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  R92  f.  (Niedner);  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  471 
(Symons, ;  Anz.  f.   d.  Alterthum   13,  304  (Heinzel). 


VIII.    UTTERATUE  UND  SPRACHDENKMÄLER.  481 

2273.  Detter,   Ferdinand,    Bemerkungen   zu   den   Eddaliedern.   II. 

Arkiv  f.  nord.  Filologie  4,  59—86.  —  Helgakv.  Hund.  I,  4;  Helgakv.  Hund. 
I,  15 — 20,  II,  14 — 18,  die  Völsungakv.  hin  forma;  das  Scheltgedicht,  Helgakv, 
Hund.  I,  32—46,  II,   19-24;  Helgakv.  Hund.  I,  47—50;    Helgakv.  Hund.  I,  56. 

2274.  Niedner,  F.,   das  Harbardsjöd. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  31,  217—282. 

2275.  Jönsson,  Finnur,  Leidrjettingar  a  ymsum  stödum  i  Sai'inundar-Eddu. 
Arkiv  f.  nord.  Filologi  4,  26 — 58. 

2276.  Symons,   B.,   Bijdrage   tot   de   dagteekening  der  Eddaliederen. 
Verslagen    en  Mededeel.    der   Kon.    Akad.    van  Wetensch.    Afd.   Lett.  3,  R.  IV, 
S.  220—242. 

2277.  Rudolf,  Adalb.,  vier  altnordische  Lieder.  Beitrag  zur  Edda-Kcnntniß. 
Herrigs  Archiv  78,  43—74  und  165—214.  —  A.  Wöluspa.  B.  Wegtams-Kwida. 
C.  Hyndlu-Liod.    D.  Gylfaginning.  (so!) 

2278.  Bormann,   Walter,   neue   Darstellungen   der  Edda. 
Wissenschaftl.    Beilage   d.  Leipziger  Zeitung    188  •,  Nr.   57. 

2279.  Carmina  Norroena,   von  Wisen  (Bibl.   1886,  Nr.   2217!. 
Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  429  (Mogk). 

2279".  Wisen.  Th.,  Emendationer  oeh  exegeser  tili  norröna  dikter.  II.  8. 
Luud    1887.    Akad.   progr. 

2280.  Porkelsson,  Jon.  Islenzk  kappakvaedi  IL  III. 
Arkiv  f.  nord.  Filologi  4,  251  —  283  u.  370—384. 

2281.  Jönsson,   Finnur,   Pläcitüs   drapa. 

Opuscula  philologica,  Mindre  afhandlinger ,  udg.  af  det  philol.-hist.  Samfund, 
Kopenhagen.  Klein. 

2282.  Jönsson,   Finnur,    Ett  vers   af  Blakkr   skäld. 

Smästykker  udg.  af  Samfund  til  udgivelse  af  gammel  Nordisk  Literatur  9 — 10, 
S.  202. 

2283.  Hammershaimb,  V.  A.,  Faeresk  Anthologi  med  litterarhistorisk  og 
grammatisk  indledniug  sammt  Glossar.  2.  Heft.  8.  Kopenhagen  1887.  Sam- 
fund til  udgivelse  af  gammel  nordisk  literatur  XV2  (Heft  1  s.  Bibl.  1886, 
Nr.   2223). 

Heft   1:  Vgl.  Lit.   Blatt  1887,   Sp.  293  (Brenner). 

2284.  1500  —  och  1600  —  talens  Visböcker  utgifna  af  Adolf  Noreen  och 
Henrik  Schuck.  IL  Broms  Gyllenmärs Visbock.  3.  haftet.  8.  (S.  247—332). 
Stockholm  1887.  In:  Skrifter  utgifna  af  Svenska  Literatursällskapet.  — 
Auch:  8.  (S.  103—339).  Stockholm  1887,  Svenska  Landsmälen  Bih.  II, 
2.  =  H.  1  —  3  der  Ausgabe  in:  Skrifter  utg.  af  Svenska  Literatursäll- 
skapet. 

2285.  Heimskringla  eider  Norigs  Kongesogur  fraa  den  eldste  Tid  til  Aare 
1177,  uppskrivne  av  Snorre  Sturleson.  Umsett  av  S.  Schjatt.  2.  Utg. 
B.  2.    8.    (X,    344  S.)    Christiania  1887,    Cammermeyer. 

2286.  IslendingabÖC,  es  Are  prestr  Porgilsson  gorpe.  Gefiu  üt  af  hinu  is- 
lenska  bökmentafela^i.  Finnur  Jönsson  bjö  til  prentunar.  8.  Kopenhagen  1887. 

2287.  Mogk,  E.,  Das  Noregs  Konungatal. 

ArUiv  f.   nord.   Filologi   4.   240  —  244. 

2288.  Sagor.  —  Jönsson,  Finnin-,  Egils  Saga  Skallagrimssonar.  2.  Hft. 
8.  (S.  241—432).  Kopenhagen  1887.  4  Kr.  — •  Samfund  til  udgivelse  af 
gammel   nordisk  litteratur  XVII,    2,   Heft    1    (s.   Bibl.    1886,   Nr.    2226). 

Heft  1:  Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  546  f.  (Mogk);  D.  Lit.  Zeitung  1887, 
Sp.   1403—1405  (Burg). 

GERMANIA.    Neue  Reihe  XXIV.  (XXXVI.)  Jahrg.  32 


482  BIBLIOGRAPHIE  VON   1887. 

2289.  Gunnlaugssaga,  von  Mogk  (Bibl.  1886,  Nr.  2229). 

Vgl.  Zs.  f.   d.  Philologie   19,  494—501    (Gering);    Modem    Lauguage    Notes    II, 
Nr.  7  (Carpenter). 

2289*.  Kormaks  Saga,  von  Möbius  (Bibl.   1886,  Nr.  2230). 

Vgl.    D.    Lit.    Zeitung  1887,    Sp.  344  f.    (Kölbing);    Lit.   Blatt  1887,    Sp.  429  f. 
(Brenner);  Centralorgan  f.   d.  Interessen  d.  Realsehulwesens  1837,   126  f.  (Lenk). 

2290.  De  Saga  van  Thorwald  Kodransson  von  Lasonder  (Bibl.  1886, 
Nr.   2231). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt    1887,  8p.  452  f.  (Mogk). 

2291.  Volsunga  Saga:  The  Story  of  the  Volsungs  and  Nibelungs,  with  cer- 
tain  Songs  from  the  Eider  Edda.  Ed.  with  Introduction  and  Notes  by  H. 
Halliday  Sparling.  Trans,  from  the  Ieelandie  by  Eirikr  Magnusson  and 
William   Morris.    12.   (2  70   S.)   London,   W.  Scott.    Camelot   Series. 

2292.  Volsungernes  saga.  Oversat  fra  oldnorsk  af  P.  Ulleland.  8. 
(112  S.)  Kristiania  1887.   —  Bibliotek   for  de  tusind  hjem   Nr.   49 — 51. 

2293.  Heinzel,  Richard,  über  die  Hervararsaga.  8.  (105  S.)  Wien  1887, 
Gerold's  Sohn  in  Comm.  1,60  M.  .Sonderabdruck  aus  den  Wiener  Sitzungs- 
berichten Bd.  1 14. 

2294.  Herzfeld,  Georg,  die  Geschichte  von  Thorstein  Stangarhogg,  au8 
dem   Altnordischen   übersetzt 

Herrigs  Archiv  79,  403 — 410. 

2295.  Engelmann,  Emil,  die  Frithiofs-Sage.  Das  Lied  v.  Frithiof  dem 
Kühnen  f.  das  deutsche  Haus.  Nach  den  Quellen  der  alten  isländ.  u.  der 
E.  Tegnerschen  Frithiofs-Sage  bearb.  Mit  6  Lichtdr.-Bildern  u.  50  Illustr. 
im  Text,  sowie  e.  Runen-Alphabet.  Nach  Zeichngn.  v.  R.E.Kepler,  Th. 
Hoffmann  u.   A.    Lex.-8.   (IV,   183   S.)   Stuttgart,   Neff.    6    M. 

2296.  Ieelandie  sagas  and  other  historical  documents  relating  to  the 
Settlements  and  descents  of  the  Northmen  on  the  British  isles,  edited  by 
G.   Vigfusson.    2   vols.   London    1887. 

Nordische   Gestalt  der  Nibelungensage  s.  Nr.   725  f.;     Gullveig  saga  s.  Nr.  9">'.< : 
Ragnar  Lodbrokssage  s.  Nr.  960. 
Frostuthingslög  s.  Nr.   1537   f. 

2297.  Prosadikter  fran  medeltiden  (utg.  af  G.  E.  Klemming).  H.  1.  Barlaam 
och  Josaphat.  H.  2.  Sju  vise  mästare.  8.  (240  S.)  Stockholm  188  7. 
3,75  Kr.    —  Samlingar  utgifna  af  Svenska  fornskriftsällskapet,   H.  91  u.  96. 

2298.  Schuck,  H. ,   Den  nyfunna  Birgittahandskriften. 
Samlaren   1887,   158—175. 

2299.  W  ei  bull,   M. ,   En  vigtig  handskrift   tili   Birgittaliteraturen. 
Historik  tidskrift  (schw.)  1887,  88—99. 

Legenden   s.   Nr.    736  ff.,    2413  ff. 

2300.  Larsson,  L. ,  Studier  över  den  stokholmska  homilieboken.  I,  IL  8. 
(96  S.)   Lund  188  7.    2  Kr. 

2301.  W  i  s  (•  n  ,  Th. ,  Textkritiska  anmärkuingar  til  den  stockholtnska  homi- 
lieboken. 

Arkiv  f.   nord.   Filologi   4,   193—239. 

2302.  Verschiedenes.   —   Smastykker   7—8  (Bibl.    1886,   Nr.   2242). 

Vgl.  Lit.  Centnilblatt  1887,  Sp.  546  f.  (Mogk);    D.  Lit.  Zeitung   1887,  Sp.  1403 
bis   1405  (Burg). 

Kalund,   ordsprogsammling,  s.  Nr.  980*. 


VIII.    LITTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  483 

2303.  Kälund,  Kr.,  Fra  AM.  736  III,  4to.  in:  Smastykker  udg.  af  Samfund 
til  Udgivelse  af  gammel  Nordisk  Literatur  9  —  10,  S.  196 — 201.  —  1.  Vö- 
lundarhus ;    2.   Hamingjuhjol;    3.   Auratal. 

2304.  Notitsbog,  von  Huitfeldt-Kaas   (Bibl.   1886,   Nr.   2245). 

Vgl.   Centralblatt  f.  Bibliothekswesen  4,  II.  8  (0.  Hartwig);     s.    auch   Diöcesan- 
archiv  f.  Schwaben   1886. 

2305.  Gigas,   E. ,   Nordiske   anekdoter.   Ett  par  sammenstillinger. 
Nordisk  tidskrift  utg.  af  Letterstedtska  föreningen  1887,   139 — 157. 

2306.  Schauspiel.  —  Messenius,  Joh. ,  Samlade  dramer,  utgifna  af  Henrik 
Schuck.  H.  2  u.  3.  8.  (S.  37—206).  Upsala  1886—87.  —  In:  Skrifter 
utgifna  af  Svenska  Literatursällskapet. 

2307.  Tobiae  Komedie,  et  Dansk  Skuespii  fra  Tiden  omkring  1600. 
Udgivet  for  Universitets  - Jubiläets  danske  Samfund  af  Smith.  1  1 8  S. 
Kopenhagen,  Klein.   3  Kr. 

2308.  Seelman,  W.,   Peder   Smed  und  Arnt   ßuschman. 
Nd.  Jahrbuch  12,  95  f. 

2309.  Chroniken  etc.  —  Svenskt  Diplo  matarium  frän  och  med  är  1401. 
Utgifvet  af  Riksarchivet  genom  Carl  Silfverstolpe.  Andra  delen.  6.  haftet 
(Register).    4.     S.  869—1002).    Stockholm  1887,   Norstedt  &   Söner.    3  Kr. 

2310.  Svenska  Riksarchivets  pappershandlingar  1351  — 1400  förtec- 
knade  med  angifvande  af  innehället.  8.  (39  S.)  Stockholm  1887.  0,50  Kr. 
S.   A.   aus:   Meddelanden  fran   Svenska  Riksarchivet  XI. 

Svenska  Riksdagsakter  etc.   s.   Nr.    1542  ff. 

2311.  Kjobenhavns  Di  plo  m  atar  ium.  Sämling  af  Dokumenter,  Breve 
og  andre  Kilder  til  Oplysning  om  Kjobenhavens  seldre  Forhold  fer  1728. 
Udg.  ved  Kjobenhavns  Kommunalbestyrelses  Omsorg  ved  O.  Nielsen. 
3. — 8.   Band.   Kopenhagen    1887. 

2312.  Gammel  dans  k  e  Kr  anik  er  udgivne  ved  M.  Loenzen.  H.  1.  Kopen- 
hagen   1887.   —   Samfund  til  udgivelse  af  gammel  nordisk  litteratur. 

2313.  Monumenta  historicae  Danicae.  Historiske  Kildeskrifter  og 
Bearbejdelser  af  dansk  Historie.  Udg.  af  H.  Rordam.  2.  R.  2.  Bd.  3.  H. 
Kopenhagen    1887. 

Corpus  constitutionum  Daniae  s.  Nr.   1552  ff.;    Saxo  s.  Nr.  2373. 

L.     Lateinisch. 

Bibliographie:  Jahresberichte  der  Geschichtswissenschaft  (obon 
Nr.  100);  Berliner  Jahresbericht  (oben  Nr.  95)  S.  268  —  287.  —  Lorenz, 
Geschichtsquellen   s.   Nr.   999. 

2314.  Grammatik.  —  Fierville,  une  grammaire  latine  inedite  du  XIIF 
siecle,  extraite  des  manuscrits  Nr.  465  de  Laon  et  Nr.  15462  ^fonds 
latin)    de  la   Bibl.   nat.    8.   (XXVI,    203    S.)  Paris,  Impr.   nationale. 

Vgl.  Revue  critique   1887,  Nr.  9 

2315.  Eberhardi  Bethuniensis  graecismus.  Ad  fidem  librorum  manu 
scriptorum  recensuit,  lectionum  varietatem  adjecit,  indices  locupletissimos 
et  imaginem  codicis  Melicensis  photolithographicam  addidit  Joh.  YVrobel. 
gr.  8.  (XXII,  319  S.)  Breslau  1887,  Koebner.  9  M.  Corpus  grammati- 
corum   medii   aevi,   Vol.   I. 

32* 


484  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

2316.  Avieni,  Rufi  Festi,  carmina,  rec.  Alfr.  Holder,  gr.  8.  <  LXV,  '296  S.) 
Innsbruck,   Wagner.   10  M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  1 50.')  — 1505  (Sgln.);  Archiv  f.  lat.  Lexicographie 
4,  329. 

2316\  Procop,   von  D.   Coste  (Bibl.    1886,   Nr.   2253). 
Vgl.  Histor.  Zs.  57,  254  —  266  (Erhardt). 

2317.  Cassiodor.  —  Stangl,  Th.,  zu  Cassiodorius  Senator.  Lex. -8.  (11  S.) 
Wien,  Gerolds  Sohn  in  Comra.  0,30  M.  Sep.-Abdr.  aus:  Wiener  Sitzungs- 
berichte Bd.   114,    405— 413. 

2318.  Schaedel,  Ludwig,  Plinius  der  Jüngere  und  Cassiodorius  Senator. 
4.  (36  S.)  1887.  Programm  des  Ludwig-Georgs-Gymnasiums  zu  Darmstadt, 
Nr.   584. 

2319.  Tanzi,   libri   Variarum   di   Cassiodorio    (Bibl.  1886,   Nr.  2262). 
Vgl.  Bl.   f.   d.  bayerische  Gymnasialschnlwesen  1887,  240 — 243  /Hasenstab). 

2320.  Eugippius,  von  Knöll  (Bibl.  1886,   Nr.  2263). 
Vgl.  Lit.  Centralblatt  1837,  Sp.  490  f.  (A.  E.). 

2321.  Viktor  V.  Vita.  —  Pötzsch,  W.,  Viktor  v.  Vita  und  die  Kirchen- 
verfolgung im  Wandalenreiche,   gr.  4.   (42  S. )   Döbeln,   Schmidt.    2,50  M. 

2322.  Isidors  Geschichte  der  Gothen,  Vandalen ,  Sueven,  nebst  Auszügen 
aus  der  Kirchengeschichte  des  Beda  Venerabiüs,  übersetzt  von  D.  Coste. 
8.  (X,  60  S.)  Leipzig,  F.  Duncker.  1  M.  Geschichtschreiber  d.  d.  Vorzei: 
in  deutscher  Bearbeitung   80.   Lief,   und:    2.  Gesammtausgabe   10.  Bd. 

2323.  Gregoire  de  Tours,  histoire  des  Francs,  livres  1 — 6.  Texte  du  manu- 
scrit  de  Corbie.  Bibliotheque  nationale,  ms.  lat.  17655;  avec  un  fac-simile. 
Publie  par   Omont.    8.    (XXXII,    135  S.)   Paris,   Picard.    7  frcs. 

2324.  Kruscb,   Bruno,   zu   Gregors   Schrift    De   cursu   stellarum\ 
V   Archiv  f.  ältere  d.  Geschichtskunde   12,  303 — 308. 

2324".  Bonnet,  Max,  und  Bruno  Krusch,  Codex  A„  der  Historia  Franco- 
rum   des  Gregor  von   Tours. 

N.  Archiv  f.  ältere  d.  Geschichtskunde  12,  309—314. 

2325.  Aldhelm  und   Beda,  von  Manitius   (Bibl.  1886,   Nr.  2270). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  1273  f.;  Berliner  philol.  Wochenschrift  1887, 
Sp.  878  ff.  (Huemer). 

2326.  Zupitza,   J. ,   eine   Conjectur  zu   Aldhelm. 
Romanische  Forschungen  III,  2. 

2327.  The  Birthplace   of  Bede. 
Antiquary    1887,   April. 

2328.  Bonifatius.  —  Höfler,  C.  v.,  Bonifatius,  Apostel  der  Deutschen  und 
die   Slavenapostel  Konstantinos  (Cyrillos)   und   Methodios. 

Mittheilungen  d.  Vereines  f.  Geschichte  d.  Deutschen  iu  Böhmen  25,  H.  3  und 
separat,  gr.  8.  '64  S.)  Prag,  Dominicas.  0,50  M.  —  Vgl.  Mitteilungen  aus  der 
histor.  Litteratur  15,  111  f.;  Archiv  f.  kathol.  Kirchenrecht  18S7,  194  (Scheide- 
mantel). 

2329.  Paulus  Diaconus. —  Vogeler,  Adolf,  Paulus  Diaconus  und  die  Origo 
gentis  Langobardorum.    Ein  Beitrag  zur  Kritik   der  Historia  Langobardorum. 

1.      15  S.)    1887.   Programm   des  Realgymnasiums  zu  Hildesheim,  Nr.  308. 

2330.  Schmidt,   P. ,   Paulus  Diaconus   und   die   origo  gentis  Langobardorum. 
N.  Archiv  f.  ältere  d.  Geschichtskunde  13.  391—394. 

2331.  Grisar,  H. ,  die  Gregorbiographie  des  Paulus  Diaconus  in  ihrer  ur- 
sprünglichen  Gestalt  nach   italienischen  Handschriften. 

Zs.  f.   kathol.  Theologie  1887,   158—173  u.  417 — 440. 


VIII.    LITTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  485 

2332.  Bernheim,  E. ,  die  Vita  Karoli  Magni  als  Ausgangspunkt  zur 
literarischen  Beurtheilung   des   Historikers   Einhard. 

Histor.  Aufsätze,  dem  Andenken  an   Georg  Waitz  gewidmet  (1886),    S.   73 — 96. 

2333.  Traube,  Ludwig,  poetae  latini  aevi  Carolini.  Tom.  III,  pars  1.  gr.  4. 
(VII,  265  S.)  Berlin  1886,  Weidmann.  8  M.  Mon.  Germ.  hist.  Poet.  lat. 
medii  aevi  tomi  III,   pars    1. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  1444  f.;  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  1240  f. 
(Huemer);  Wochenschrift  f.  classische  Philologie  1887,  Sp.  1004—1008  (Mauri- 
tius);  Mitteilungen  aus   d.  histor.   Literatur   15,  311   ff. 

2334.  Dümmler,   Ernst,   Ermahnungsschreiben  an   einen  Karolinger. 
N.  Archiv  f.  ältere  d.  Gesch.  13,   191  —  196;  dazu  S.  664  f.   (K.  Z.). 

2335.  Monumenta  Germaniae  historica.  Scriptorum  tomi  XV,  pars  1. 
fol.  (VIII,  574  S.)  Hannover,  Hahn.  28  M.  —  Enthält  Lebensbeschrei- 
bungen, Wundergeschichten  u.  s.  w.   aus   der  karoling.    Zeit. 

2336.  Briefe.  —  Die  Abtheilung  der  Briefe  der  Monumenta  Germaniae,  von 
W.  Wattenbach  und   W.  Gundlach. 

N.  Archiv  f.  ältere  d.  Gesch.  12,  239  —  288  u.  453—502.  —  Von  der  Zeit  der 
Merovinger  bis  911. 

Nekrologien  s.  Nr.  331  ff. 

2337.  Nithard,  von  Wattenbach. 
Allgem.  D.  Biographie  23,  70ö. 

2338.  Berliere,  IL,   Nithard,  Abt  von   Centula. 

Studien  u.  Mittheilngn.  aus  d.  Benedictiuer-  u.  Cisterzienser-Orden  8,   175 — 182. 

2339.  Gesta  abbatum  Fontanellensium ,  von  Loewenfeld  (Bibl.  1886, 
Nr.   2289). 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.   754  (Holder-Egger);  Revue  critique  1887,  Nr.  1. 

2340.  Hinkmar  v.  Rheims.  —  Büchting,  E.,  die  Glaubwürdigkeit  Hink- 
mars von  Rheims.   8.   (60  S.)   Dissert.   Halle    1887. 

2341.  Flodoard.  —  Sehe  ff  er-  Boichorst,  P. ,  kleinere  Forschungen  zur 
Geschichte  des  Mittelalters.   IX. 

Mittheilungen  d.  Instituts  für  österr.  Geschichtsforschung  8,  423 — 430. 

2342.  Erchanbert.  —  Simson,  Bernhard,  über  die  wahrscheinliche  Identität 
des  Fortsetzers  des  Breviariums  Erchanberti   und  des  Monachus  Sangallensis. 

Zs.   f.  d.   Gesch.   d.  Oberrheins   N.   F.  II,  59—68. 

2343.  Waltharilied,  von  Linnig  (Bibl.  1885,  Nr.  1761). 
Vgl.  Zs.  f.  d.  Österreich.  Gymnasien  1887,  728  (Joh.  Schmidt). 
Magister  Ruodpert   s.  Nr.   1655. 

2344.  Hroswitha.  —  Grashof,  Otto,  "f,  das  Benedictinerinnenstift  Ganders- 
heim  und  Hrotsuitha,    fortgesetzt  von   Sievers. 

Studien  u.  Mittheilungen  aus  d.  Benedictiner-  u.  Cisterzienser-Orden  VII,  H.  4; 
VIII,  H.  1—3. 

2345.  Nivardus,  von  Ernst  Voigt. 
Allgem.  D.  Biographie  23,   742  f. 

2346.  Widukind.  —  Simson,   B. ,   zur  Kritik   des   Widukind. 
N.  Archiv  f.  ältere  d.  Gesch.  12,  :'>97  f. 

2347.  Wipo.   —  Hasse,   P.,   über  Wipos  Kap.  I. 
Mittheilungen  aus  d.  Stadtarchiv  von  Köln  H.   13. 

2348.  Zu  Hermannus  Contractus,  von  J.  May. 

N.   Archiv  f.   ältere  d.   Gesch.    12,   226—231. 

2349.  Lambert  von  Hersfeld.  —  Edel,  Ad.,  ist  Lambert  von  Hersfeld 
wirklich   der  Verfasser  der    Gesta  Heinriei    quarti   metrice? 

Forsch,  z.  d.  Gesch.  26,  H.  3. 


486  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

2350.  G und  lach,  Wilh.,  wer  ist  der  Verfasser  d.  Carmen  de  bello  saxo- 
nico  ?  Eine  Entgegng.  auf  die  Beurtheilgn.,  welche  der  Schrift:  Ein  Dictator 
aus  der  Kanzlei  Kaiser  Heinrichs  IV.  gewidmet  worden  sind.  Mit  3  Schrifttaf. 
gr.  8.    (IV,    135  S.)  Innsbruck,   Wagner.    6  M. 

2351.  Mirbt,  Carl,  die  Absetzung  Heinrichs  IV.  durch  Gregor  VII.  in  der 
Publicistik  jener  Zeit. 

Kirchengeschichtl.    Studien,     Hermann    Reuter    zum    70.    Geburtstag    gewidmet 
S.  95—144. 

2352.  Tieffenbach,  R. ,  die  Streitfrage  zwischen  König  Heinrich  IV.  und 
den   Sachsen,   gr.    4.    (36  S.)  Königsberg,   Koch  &   Reimer.    1  M. 

2353.  Lehmgrübner,  Hugo.  Benzo  von  Alba.  Ein  Verfechter  der  kaiser- 
lichen Staatsidee  unter  Heinrich  IV.  Sein  Leben  und  der  sogenannte 
'Panegyrikus' .  gr.  8.  (VI,  156  S.)  Berlin  1887,  Gärtner.  4  M.  Historische 
Untersuchungen,   herausgeg.    von  J.  Jastrow,    6.   Heft. 

2354.  Albert  von  Lüttich,  von  Wattenbach. 
Allgem.  D.  Biographie  24,  528  f. 

2355.  Ungarische  Chronik.  —  Rademacher,  Otto,  die  ungarische  Chronik 
als  Quelle  deutscher  Geschichte.  4.  (16  S.)  1887.  Programm  des  Gym- 
nasiums zu  Merseburg,  Nr.   225. 

2356.  Benno  von  Meißen.  —  Will,  K.  P.,  St.  Benno,  Bischof  von  Meißen. 
Quellenmäßige  Darstellung  seines  Lebens  u.  Wirkens.  8.  (112  S.)  Dresden, 
Schmidt.    1  M. 

2357.  Albert  von  Aachen.   —   Kühn,  Fritz,   zur  Kritik  Alberts  von  Aachen. 
N.  Archiv  f.  ältere  d.  Gesch.  12,  543—558. 

Vita  Annonis  s.  Nr.  1679. 

2358.  Manegold  v.  Lautenbach.  —  Paulus,  N. ,  Etudes  nouvelles  sur 
Manegold  de  Lautenbach. 

Revue  catholique  d'Alsace  N.  S.  5e  aunee. 

2359.  Paul  v.   Bernried.  —  May,  J.,  Leben  Pauls  von   Bernried. 
N.  Archiv  f.  ältere  d.  Gesch.  12,  333—352. 

2360.  Gerhoch.  —  Sturmhoefel,  Konrad,  der  geschichtliche  Inhalt  von 
Gerhohs  von  Reichersberg  I.  Buche  über  die  Erforschung  des  Antichrists. 
4.  (24  S.)  1887.  Programm  der  Thomasschule  zu  Leipzig,  Nr.  504.  Leipzig, 
Hinrichs'    Sort.    1  M. 

2361.  Otto  v.  Bamberg.  —  Wiesener,  W. ,  Ebo's  Vita  Ottonis  episcopi 
Bambergensis   nach   ihrer  geschichtlichen   Glaubwürdigkeit  untersucht. 

Forsch,  z.  d.   Gesch.  26,  H.  3. 

2362.  Norbert.  —  Elsen,  G.  v.  d. ,  kritische  Untersuchungen  über  die 
Lebensbeschreibungen  des   heil.   Norbert. 

Geschichtsbl.  f.  Stadt  u.   Land  Magdeburg  1886,  329—354. 

2363.  Rupert  von  Deutz,  von  F.W.  E.  Roth,  in:  Die  katholische  Bewegung 
in  unseren  Tagen,  herausg.  von  H.  Rody,  Jahrg.  XX,  H.  16 — 18.  (Würz- 
burg, Woerl). 

2364.  Rocholl,   R. ,   zu    Ruppert  von  Deutz. 

Zs.  f.  kirchl.  Wisseusch.   u.  kirchl.  Lehen  1887,   H.   1. 

2365.  Elisabeth  von  Schönau,  Gebetbuch,  von  Roth  (Bibl.  1886,  Nr.  2299). 
Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  50  f.  (Funk). 

2  366.  Heil.  Hildegardis.  —  Roth,  F.  W.  E.,  die  Codices  des  Scivias  der 
hl.  Hildegardis  0.  S.  B.  in  Heidelberg,  Wiesbaden  und  Rom  in  ihrem  Ver- 
hältniß   zueinander  und  zu   der  editio  princeps. 

Quartalblätter  d.  histor.  Vereins  f.  d.  Großherzogthum  Hessen   1887,  S.   18 — 26. 


VIII.    L1TTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  487 

2367.  Roth,  F.  W.  E.,  zur  Bibliographie  der  heil.  Hildegardis  (Bibl.  1886, 
Nr.   2301). 

Quartalblätter  d.  histor.   Vereins  f.  d.  Großherzogthum  Hessen  1887,  S.  78—88. 

s.  Nr.  2124. 

2368.  Chronicon  Moguntinum,  von  Hegel   (Bibl.   1886,  Nr.  2302). 
Vgl.  Revue  critique   1887,  Nr.  35. 

2369.  Otto  von  Freising,  von  Wattenbach. 
Allgem.  D.  Biographie  24,  688—690. 

2370.  Manitius,    M.,   zu   Rahewin,   Ruotger  und  Lambert. 
N.   Archiv   f.  ältere  d.   Gesch.    12,  361—385. 

2371.  Manitius,  M. ,  zu  Fortunatus,  den  Annales  Quedlinburgenses  und 
Sigeberts  Vita  Deoderici. 

*"  \.  Archiv  t.  ältere  d.  Gesch.   12,  591—596. 
2371\   Manitius,  M.,  zu  deutschen  Geschichtsquellen  des   6.  u.   11 .  Jhdts. 
N.   Archiv    f.    ältere    d.    Gesch.    13,    197 — 214.    —    Vita  Burchardi    ep.  Wurm.; 
Alpert;  Thangmars  Vita  Bernwardi;  Sigeberts  Gesta  Abb.  Gemblac. ;  Ekkehard 
u.  Jordanes. 

2372.  Helmold.  —  Böhmer,  Alb.,  Vicelin.  Ein  Beitrag  zur  Kritik  Helmolds 
und  der  älteren  Urkunden  von  Neumünster  und  Segeberg.  8.  (103  S.) 
Rostocker  Dissertation.    Wismar,   Hinstorff. 

2373.  Saxo.  —  Hasse,  P. ,  das  Angers'sche  Fragment  des  Saxo  Gram- 
maticus. 

N.  Archiv  f.  ältere  d.  Gesch.  12,  315—332. 

2374.  Oliver  von  Paderborn,  von  Ho o gew. 
Allgem.  D.  Biographie  24,  305—308. 

2375.  Otto  von  St.  Blasien,   von  Wattenbach. 
Allgem.  D.  Biographie  24,  741. 

2376.  Codex  Hirsaugiensis,  von  E.  Schneider. 

Württemberg.  Vierteljahrshefte  1887,  H.  4  (Württembergische  Geschichtsquellen, 
herausg.  von  dem  k.  Statist.  Landesamt  I.    Stuttgart  1887.  K(  hlhammer). 

2377.  Sächsische  Annalen.  —  Heinemann,  L.  v. ,  über  ein  verlorenes 
sächsisches  Annalenwerk. 

N.  Archiv  f.  ältere  d.  Gesch.  13,  33—59.  —  Zum  Annalista  Saxo  u.  d.  Pöhlder 
Annalen. 

2378.  Wormser  Annalen.  —  Kost  er,  Alb.,  die  Wormser  Annalen.  Eine 
Quellenuntersuchung,   gr.    8.    (105  S.)  Leipzig,   Fock.    1,80  M. 

2379.  Konrad  v.  Mure,  von  G.  v.  Wyss. 
AI  lg.  D.  Biographie  23,  57  f. 

2380.  K.  Karls  Jugendleben,  von  O eisner  (Bibl.    1886,  Nr.   2274). 
Vgl.   Histor.  Zs.  57,  268—272  (Loserth). 

2381.  Speculum  humanae  salvationis.  —  Eine  bibliographische  Seltenheit 
in   Freiberg  i.    S.,  von  R.  Kade. 

Centralblatt  f.  Bibliothekswesen  4,  H.   7. 

2382.  Nicolaus  von  Dinkelsbühl,  von  Stanonik. 
Allgem.  D.  Bibliographie  23,  622  f. 

2383.  Thomas  a  Kempis.  —  Fromm,  Ausgaben  der  Imitatio  Christi  (Bibl. 
1886,   Nr.  2319). 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  487  f.  (L.  Müller). 
2383*.   Libri    quatuor   de  Imitatione   Christi   ad  literam   codicis   Gaesdoncani 
an.    1427     manuscripti,     adjectis     lectionibus    variantibus    codicum    Roolfii 
an.    1431    et  Thomaei  an.    1441     exarati.     32.    (391    S.)    Monasterii    1887, 
typis   et  impensis  libr.   Regensbergianae   (B.   Theissing).    1,50   fr. 


488  BIBLIOGRAPHIE  VON   1887. 

2384.  De  imitatione  Christi  libri  quatuor  ad  fidem  codicis  de  advocatis 
recensi.  Reproduction  der  .R.  v.  Decker'schen  Ausgabe  in  Monumental- 
ver8alien  durch  chemisch-anastat.  Druck.  16.  (XIV,  320  S.)  Berlin  1862, 
v.  Decker.    10  M. 

2385.  Korth,   L. ,   die  älteste   deutsche   Übersetzung   der  Imitatio   Christi. 
Mitteilungen   aus   dem   Stadtarchiv  von  Köln  H.    13- 

2386.  Schulze,  L.,  zur  Thomas  a  Kempis-Frage.  1.  Der  Wernigeroder 
Codex.     2.   Der   Schönborn'sche   Codex. 

Zs.  f.  Kircliengeschichtf  9,   119—129. 

2387.  Thomas  a  Kempis,  Notes  of  a  visit  to  the  scenes  in  which  his 
life  was  spent,  with  some  account  of  the  examination  of  his  relics  by 
Francis   R.   Cruise.   8.    1 332  S.)    London,  Kegan  Paul,   Trench  &  Co.    16  fr. 

Vgl.  Academy  Nr.  812  (Kettlewell). 

2388.  Dietrich  von  Niem,  von  Theodor  Lindner. 
Allgem.  D.  Biographie  23,  671—673. 

2389.  Erler,  Georg,  Dietrich  v.  Nieheim.  [Theodericus  de  Nyem.]  Sein 
Leben  u.  seine  Schriften,  gr.  8.  (XIV,  490  u.  Beilagen  XLV  S.)  Leipzig, 
A.  Dürr.    11  M. 

2390.  Erler,  Georg,  die  historischen  Schriften  Dietrichs  von  Xieheim.  8. 
(VIII,    104  S.)    Leipziger  Habilitationsschrift. 

2391.  Sauerland,  H.  V.,  der  sogen.  Briefwechsel  des  Trierer  Erzb.  Hillin 
und  Dietrich  von   Nieheims   Chronik. 

N.  Archiv  f.  ältere   d.   Gesch.   12,   599  —  601. 

2392.  Finke,  H. ,  Dietrich  von  Niem  als  Verfasser  der  Reformschrift  de 
necessitate  reformationis. 

Hist.  Jahrbuch  8,  284-286. 

2393.  Finke,H.,  kleinere  Quellenstudien  zur  Geschichte  des  Constanzer  Concils. 
Histor.  Jahrbuch  8,  454 — 474.  —  Darin:   Dietrich  Vrye,  de  consolatione  ecclesiae. 

2394.  Finke,  H. ,  zwei  Tagebücher  über  das  Constanzer  Concil  (Bruch- 
stücke von  Dietrich  von  Niem;     Tagebuch   des   Cardinais   Wilh.   Fillastre). 

Römische  Quartalschrit't   1,  46 — 79. 

2395.  Finke,  H. ,  Forschungen  zur  westfälischen  Geschichte  in  römischen 
Archiven  und  Bibliotheken. 

Zs.  f.  vaterländische  Geschichte  u.  Alterthumskunde  (Westfalens)  45,  103  bis 
181.  —  Darin  Bemerkungen  über  Hermann  von  Minden,  Hermannus  de  Schildis, 
Hermann  Galigaen,  Dietrich  von  öiiem,   Dietrich  von  Münster,   Conrad  von  Soest. 

2396.  Gebhardt,   Bruno,  zur  Chronik  des  Dietrich  von  Niem. 
N.   Archiv  f.  ältere  d.  Gesch.  13,  225—230. 

2397.  Joh.  Marienwerder.  —  Hipler,  Septililium  (Bibl.  1886,  Nr.  2333). 
Vgl.  Zs.  f.  kathol.  Theologie  1886,  H.  4  (Lämmer);  Lit.  Rundschau  1886,  Nr.  19 
(Bellesheiiu). 

2398.  Mathias  Döring-.  —   Gebhardt,   B.,  Mathias   Döring  der  Minorit. 
Hist.  Zs.  69,  248—275. 

2399.  Gebhardt,   B.,   die   confutatio   primatus   papae. 
N.  Archiv  f.  ältere  d.   Geschichtskunde   12,  517—  530. 

2400.  Johannes  Busch.  —  Grube,  Karl,  des  Augustinerprobstes  Johannes 
Busch  Chronicon  Windeshemense  und  Liber  de  reformatione  monasterio- 
rum.  gr.  8.  (XLVIII,  824  S.)  Halle  1887,  Hendel.  16  M.  Geschichts- 
quellen  der  Provinz   Sachsen   u.   angrenzender  Gebiete,    19.   Bd. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  1684  f.;  D.  Lit.  Ztg.  1887,  Sp.  1722  f.  (K.  Müller): 
Götting.  gel.  An/..  1888,  Nr.  17  (Schulze);  Mittheilnngen  aus  d.  histor.  Litteratur 
15,  336  ff.  (Schmidt  ;  Theol.Lit.  Blatt  1887,  Sp.  382;  Lit.  Handweiser  Nr.  441 
(Kese 


VIII.    L1TTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  489 

2401.  Becker,  V.,  Eene  onbekende  Kronijk  van  het  Klooster  te  Windesheim. 
Bijdr.   en  Mededeel.  van  het   Bist.   Genootsch.   te   Utreclit   1887,  376 — 445. 

2402.  Eberbacher  Chronik.  —  Widmann,  die  Eberbacher  Chronik  der 
Mainzer  Erzbischöfe. 

N.  Archiv  f.  ältere  d.  Gesch.  13,  119— 143.  —  S.  122  u.  127  ein  Rebus  auf  die 
Jahreszahl  1356  (Erdbeben  in  Basel):  Ein  rink  mit  sinem  dorn,  diu  rossisen 
vserkorn,  ein  zimnierax,  der  krüegen  zal,  do  verfiel  Basel  überall.  —  S.  142  f.: 
Versus  de  statu  cleri. 

Knebel  s.  Nr.   1702;    Campellus  s.  Nr.   1911. 

2403.  Felix  Hemmerlin.   —   Ueber  Mr.  Felix  Hämmerlins   Todeszeit. 
Anzeiger  f.  Schweiz.  Gesch.   1 886,  Nr.  4/5. 

Peter  Luder  s.  Nr.   1813. 

2404.  Nicolaus  von  Siegen,  von  Wegele. 
Allgem.   D.  Biographie  23,  627  f. 

2405.  Vita  Alexandri  ed.  Landgraf  (Bibl.    1886,  Nr.   2335"). 
Vgl.  Histor.  Zs.  57,  267  f.  (Hirsch). 

s.  Nr.  696,   1751,  2210. 

2406.  Apollonius.  —  Historia  Apollonii  regis  Tyri,  e  codice  Parisino  4955 
ed.  et  commentario  critico  instruxit  Mich.  Ring.  12.  (90  S.)  Preßburg, 
Steiner.    1,50   M. 

2407.  Johannes  v.  Capua.  —  Derenbourg,  Johannis  de  Capua  directo- 
rium  vitae  humanae  alias  parabolae  antiquorum  sapientum.  Version  latine 
du   livre   de   Kaliiah   et  Dimnah.    1.   fasc.    Roy.-8.   (240    S.)    Paris,   Vieweg. 

2408.  Trojanerkrieg.  —  Hu  ein  er,  J.,  ein  Trojanerlied  aus  dem  Mittelalter. 
Zs.  f.  d.  österr.  Gymnasien  1887,  7 — 9-  —  40  lat.  Distichen  aus  einer  Krems- 
münsterer  Hs. 

s.  Nr.  769  f. 

2409.  Reisen.  —  Mommsen,  Th.,  über  einen  neu  aufgefundenen  Reise- 
bericht nach   dem   gelobten  Lande. 

Sitzungsberichte  der  k.    preuß.    Akad.   d.   Wiss.    1887,    H.   23.  —    1.   Jahrb. 

2410.  Gammurini,  J.  F.,  S.  Hilarii  tractatus  de  mysteriis  et  hymni  et 
S.  Silviae  Aquitanae  peregrinatio  ad  loca  sancta.  Ex  codice  Arretino  ed.  4. 
(XL,    143    S.)   Rom    1887,    Spithöfer  in   Comm. 

Vgl.  Lit.   Centralblatt  1887,  Sp.  897  f.  (E.  W.). 

2411.  Mandeville,  von  Vogels  (Bibl.    1886,' Nr.   2343). 
Vgl.   Lit.   Blatt  1887,  Sp.  480  (Ehrismann). 

s.   Nr.  2240. 

2412.  Geyer,   Paulus,  zur  Peregrinatio   ad  loca  sancta. 
Archiv   f.    lar.   l.exicographie  4,  611 — 615. 

Reisen  s.  Nr.   1827  ff. 

2413.  Legenden.  —  Lipsius,  R.  A.,  die  apokryphen  Apostelgeschichten 
und  Apostellegenden.  Ein  Beitrag  zur  altchristlichen  Litteraturgeschichte. 
2.  Bd.    1.  Hälfte.   47  2  S.   Braunschweig,    Schwetschke  u.   Sohn.    16  M. 

Dazu:  Berichtigungen  in  den  Jahrbüchern  f.  prot.  Theologie  1887,  352.  —  VtrI. 
Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  1393-1398  (H.  Lüdemann);  D.  Lit.  Zeitung  1887, 
Sp.  1033—1035  (Holtzmann);  Theol.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  246—251  (A.  Har- 
mick);  Theol.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  177  ff.;  Protest.  Kirchenzeitung  1887,  Nr.  42 
bis  46  (Lüdemann);  Lit.  Rundschau  1887,  Nr.  7  (Schanz);  Lit.  Handweiser 
Nr.  427  (Eich). 

2414.  Egli,   altchristliche   Studien  (Bibl.    1886,   Nr.    2346). 

Vgl.  Theol.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  299—301  (A.  Harnack) ;  Theol.  Lit.  Blatt 
18S7,  Sp.  121  ff.;  Zs.  f.  wissenschaftl.  Theologie  31,  H.  1  (Hilgenfeld) ;  Theol. 
Zs.  aus  d.  Schweiz  1887,  H.  3;  Zs.  f.  kathol.  Theologie  1887,  H.  4  (Nilles); 
Lit.  Rundschau  1887,  Nr.   11   (Punk);  Allgemeine  Zeitung  1887,  Beil.  Nr.    14. 


49<)  BIBLIOGRAPHIE  VON  1887. 

2415.  Egli,   E.,   Ursus   und  Victor  in    Solothurn. 
Tlieolog.  Zs.  aus  d.   Schweiz  4.  Jahr».,   1.   Heft. 

2416.  Usener,   Hermann,   Sammlung  der  Wunder  des   heil.  Gallus  u.  Otmar. 
Alemannia  15,  93—96. 

2417.  Usener,   H.,   Beiträge  zur  Geschichte   der  Legendenliteratur. 
Jahrbücher  f.  protest.  Theologie   1887,  219—259. 

2418.  Friedrich,  zur  Geschichte  des  Hausmeiers  Ebruin.  Die  Vita  S.  Leo- 
degarii. 

Sitzungsberichte  d.  k.  baver.   Akademie  d.  Wissenschaften   1887,  I,  40 — 60. 

2418a.   Adgars  Marienlegenden,   von   Neuhaus   (Bibl.   1886,   Nr.   2350). 
Vgl.  Lit.  Blatt  1887,   Sp.  266—268  (Mussafia);  Herrigs  Archiv  78,  116. 

2419.  Acta  Sanctorum  novembris  ex  latinis  et  graecis  aliarumque  gen- 
tium monumentis  servata  primigenia  veterum  scriptorum  phrasi  collecta 
digesta  commentariis  et  observationibus  illustrata  a  C.  de  Smedt,  G.  van 
Hooff  et  J.  de  Backer.  T.  I.  Quo  dies  primus  secundus  et  partim  tertius 
continentur.    2   (XVI,    1004   S.)    Paris,    Palme. 

2420.  Analecta  Bollandiana  T.  V.  VI.  Ed.  Car.  de  Smedt,  Gul.  van 
Hooff,  Joseph  de  Backer  et  Car.  Houze  S.  J.  Bruxelles  u.  Paris,  1886 
u.    1887. 

2421.  Vitae  sanctorum  metricae,  IX.  Ex  codicibus  Monacensibus,  Parisien- 
sibus ,  Bruxellensi,  Hagensi  saec.  IX — XII  ed.  Guil.  Harster.  8.  (XVI, 
237    S.)   Leipzig,   Teubner.    3    M. 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.  1474  (Huemer).  —  Vgl.  dazu  Manitius,  N.  Archiv 
f.  ältere  deutsche  Geschichtskunde   13,  636 — 642. 

2422.  Holder-Egger,   O.,  zu  deutschen  Heiligenleben. 

N.  Archiv  f.  ältere  d.  Gesch.   13,  9 — 32.   —  Gozwiu  und  Gozechin;  Marinus  und 
Anniauus ;  Adalbert  von  Egmond. 

2423.  Passiones  beati   Thiemonis  Juvavensis   archiepiscopi    prosa  scriptae. 
Recueil  des  histoires  des  eroisades,  Historiens  occidentaux  5,  201  —  223. 

2424.  Schum,    W. ,    Miracula  Burchardi   III.    archiepiscopi  Magdeburgensis. 
N.  Archiv  f.  ältere  d.  Gesch.  12,  5*6  —  590. 

2425.  Tümpel  veröffentlicht  eine  Übersetzung  der  Vita  Marcswidis  nebst 
Gründungsgeschichte  von   Schildesche. 

6.  Jahresbericht  d.  histor.  Vereins  f.  d.   Grafschaft  Ravensberg  zu  Bielefeld. 

2426.  Fritzsche,  C. ,  die  lateinischen  Visionen  des  Mittelalters  bis  zur 
Mitte  des    12.  Jahrhunderts    (Schluß). 

Romanische  Forschungen  X,  3. 

2427.  S  tan  ton,  R. ,  Menology  of  England  and  of  Wales;  brief  memorials 
of  the   ancient  british   and   english   saints.    London,  Bums   &   Oates. 

Legenden  s.  Nr.   736  ff.;   1752  ff.;  2152  f.;  2209-,  2233  ff.;  2298  f. 

2428.  Hymnen.  —  Brambach,  Wilhelm,  Psalterium ,  bibliographischer 
Versuch  über  die  liturgischen  Bücher  des  christlichen  Abendlandes,  gr.  8. 
(VHI,  56  S.)  Berlin  1887,  Asher  &  Co.  2  M.  Sammlung  bibliothekswissen- 
schaftl.  Arbeiten,  herausgeg.  von   K.  Dziatzko,    1.  Heft. 

Vgl.   D.  Lit.  Zeitung  1887,  Sp.    1654  f.  (F.  X.  Kraus);    Tiieol.  Lit.  Zeitung  1887, 
Sp.  543  —  545  (Ranke);  Lit.  Handweiser  Nr.  442  (Bäumken. 

2429.  Weale,  W.  H.  Jacobus,  Bibliographia  liturgica.  Catalogus  missalium 
ritus  latini  ab  anno  MCCCCLXXV  impressorum.  8.  (296  S.)  London 
1886,   Quaritch. 

Vgl.  Centralblatt  f.  Bibliothekswesen  4,  H.  6  (O.   Hartwig). 


VIII.    LITTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  491 

2430.  Gautier,  L. ,  histoire  de  la  poesie  liturgique  au  moyen  nge :  les 
tropes.   T.  I.   8.    (VIII,   280   S.)  Paris,   Palme. 

Vgl.   Lit.  Rundschau  1887,  Nr.  11   (Bäumer);  Lit.  Handweiser  Nr.  440  (Bäumer). 

2431.  Compendium  antiphonarii  et  breviarii  romani  concinnatum  ex  edi- 
tionibus  typicis  cura  et  auctoritate  sacrorum  rituum  congregationis  publi- 
catis.    Ed.  ster.    8.   (XIV,    568;    192   u.  56  S.)  Regensburg,   Pustet.   3,8<>  M. 

2432.  Gihr,  Nikolaus,  die  Sequenzen  des  römischen  Meßbuches,  dogma- 
tisch und  ascetisch  erklärt.  Nebst  einer  Abhandlung  über  die  Schmerzen 
Maria,  gr.  8.  (VIII,  548  S.  mit  5  Bildern).  Freiburg  i.  B.  1887,  Herder. 
6   M.  —  Katholische   Blätter  2.   Serie,   4.   Bd. 

Vgl.  Theol.  Lit.  Zeitung   L887,  Sp.  155—157  (Rensch) ;  Zs.  f.  kathol.  Theologie 
1887,   H.  3  (Dreves);  Lit.   Handweiser  Nr.  427  (Schrod). 

2433.  Kays  er,   Kirchenhymnen   (Bibl.    1886,   Nr.   2353). 
Vgl.   0.  Lit.  Zeitung   1887,  Sp.  635  (F.  X.  Kraus). 

2434.  Dreves,  Hymnen  Johanns   von  Jenstein   (Bibl.    1886,   Nr.    2354a). 
Vgl.    D.    Lit.    Zeitung    1887,    Sp.    536    (Huemer);    Lit.  Rundschau  1887,    Nr.  8 
(Bäumker);    Lit.    Handweiser  Nr.  427  (Kayser);     Österr.    lit.    Centralblatt  1887, 
Nr.    17   (Graf). 

2435.  Roth,  F.  W.  E  ,  lateinische  Hymnen  d.  Mittelalters.  Als  Nachtrag 
zu  den  Hymncnsammlgn.  v.  Daniel,  Mone,  Vilmar  u.  G.  Morel  aus  Hand- 
schriften u.  Incunabeln  hrsg.  Nebst  Besehreibg.  der  benützten  Handschriften 
und  Drucke  u.  aiphabet.  Register  der  Liederanfänge,  gr.  8.  (X,  165  S.) 
Augsburg    1888,   Schmid's   Verlag.    4   M. 

2436.  Reiners,  Ad.,  unbekannte  Tropengesänge  d.  feierlichen  Meßamtes 
im  Mittelalter,  nebst  einigen  Melodien  der  Kyrietropen.  Gesammelt  aus 
ungefähr  50  Handschriften  des  10.  — 13.  Jahrh.  in  den  Bibliotheken  zu 
Paris,  Brüssel,  London  u.  A.   gr.  8.    (68  S.)    Luxemburg,  Schamburger.    2  M. 

2437.  Burnouf,  les  chants  de  l'eglise  latine.  Restitution  de  la  mesure  et 
du  rythme   selon  la   methode   naturelle.    8.    (X,    222    S.)   Paris,   Lecoffre. 

2438.  Aanteekeningen  op  de  Hymnen  en  Sequentiün,  verzameld  door 
wylen   den   Hoogleeraar  W.   Moll. 

Archief  voor  Ned.  Kerkgeschiedenis  2,  287 — 306. 

2439.  Notker  Balbulus,    von  W.   Bäumker. 
Allgem.    D.    Biographie  24,    35-39. 

2440.  De   SS.   Petro   et  Paulo   sequentia   Notkeri   Balbuli. 

Cäcilia,    Organ  des   elsässischen  Vereins  f.   Kirchenmusik,  4.  Jahrg.   H.  100,   106. 

2441.  Meyer  von  Knonau,  zum   Planctus  beati   Galli. 
Anzeiger  f.  Schweiz.   Gesch.    1887,   Nr.    1    und   Nachtrag  dazu   in   Nr.  4. 

2442.  Berliere,  U..  der  Verfasser  des  Mariale  und  des  Hymnus  „Omni  die". 
Studien  u.  Mittheil,  aus  d.  Benedictiner-  u.  dem  Cisterzienser-Orden.  8.  Jahrg. 
1.   Heft. 

2443.  Tenneroni,  A.,  Jacopone  da  Todi ;  lo  'Stabat  Mater"  e  cDonna  del 
paradiso  :   studio   su  nuovi   codici.    16.   (96    S.)   Todi,   Franchi. 

2444.  Cantiones  morales  scholasticae  historicae  in  regno  Sueciae  olim 
usitatae   (Ed.   G.   E.   Klemming).   8.   (l  24   S.)   Holmiae,    Norstedt  &  filii. 

2444*.  Piae  cantiones,  in  regno  Sueciae  olim  usitatae.  Sancti  exteri  (Ed. 
G.   E.   Klemming).    8.   (182  S.)   Holmiae,   Norstedt   &   filii. 

2445.  Blätter  für  Hymnologie  1887  (oben  Nr.  1944):  Linke,  Mozara- 
bisches Epiphaniengebet,  Nr.  1 ;  Kayser,  ein  Choroffiz  aus  dem  Viaticum 
Vratislaviense    1499,    Nr.    3;     Linke,     Aufer    immensam    deus    aufer    iram, 


492  BIBLIOGRAPHIE  VON   1887. 

Nr.  4 ;  Linke,  Ascendit  Christus  hodie,  Nr.  5  ;  Linke,  o  benedicta  Trini- 
tas,  Nr.  7  :  Linke,  o  Pater  noster  residens ,  Nr.  9 ;  Linke ,  Jordanis  oras 
praevia,    Nr.    11. 

s.  Nr.  2410. 

2446.  Brevier.  —  Pleithner,  F.  H.,  älteste  Geschichte  des  Breviergebetes? 
oder  Entwicklung  des  kirchlichen  Stundengebetes  bis  in  das  5.  Jahrhun- 
dert. Nach  den  Quellen  kritisch  bearbeitet.  XV,  319  S.  Kempten,  Kösel. 
4,20   M. 

Vgl.  Lit.  Rundschau   1887.  Nr.   1  (Bäumen;   Lit.  Haudweiser  Nr.   429  (Schrod) ; 
Österr.  Lit.  Centralblatt  1887,  Nr.   11     Scheicher). 

2447.  Bäumer,  S.,  Laudes  u.  Vesper,  ihre  Entstehung  zur  Zeit  der  Apostel 
und   ihr  Verhältniß  zum  mosaischen   Morgen-  und  Abendopfer. 

Der  Katholik   18S7.  April. 

2448.  Bäum  er,  Suitbert,  Einfluß  der  Regel  des  heil.  V.  Benedict  auf  die 
Entwicklung  des   römischen   Breviers. 

Studien  u.  Mittheil,  aus  dem   Benedictiner-    und    dem  Cistercienser-Orden  VIII, 
H.   1   u.  2. 

2449.  Falk,   die  Mainzer  Brevier-Ausgaben. 
Centralblatt  f.  Bibliothekswesen  4,   H.  9. 

2450.  Schauspiel.  —  Lange,  Karl,  die  lateinischen  Osterfeiern.  Unter- 
suchungen über  den  Ursprung  u.  die  Entwicklung  der  liturgisch-dramat. 
Auferstehungsfeier  m.  Zugrundelegung  eines  umfangreichen  neuaufgefundenen 
Quellenmaterials,   gr.    8.    (IV,    17  1    S.)    München,    Stahl  sen.    3,20    M. 

Vgl.  Lit.   Centralblatt   1887.    sp.   1506;    Stimmen   aus  Maria-Laach   1887,    Nr.  9 
(Dreves*;    Lit.   Haudweiser  Nr.  442  (Bäumker). 

2451.  Verschiedenes.  —  Mühlbacher,  E.,  ein  Lied  auf  König  Odo  von 
Westfrancien. 

Mittbeilungen   d.   Instituts  f.  Österreich.  Geschichtsforschung  8,  601 — 604. 

2452.  Versus  de  primis  fundatoribus  (des  Klosters  Zwettl),  in's  Deutsche 
übertragen  von  A.  Riedl.  Programm  des  Realgymnasiums  zu  Waidhofen 
an  der  Thaya. 

Vgl.  Mittheilungen  d.  Instituts  f.  Österreich.  Geschichtsforschung  9,   165. 

2453.  Jak  seh,    ein   Gedicht  auf  die   Schlacht  am   Marchfeld  aus  Kärnten. 
Carinthia,  H.  77. 

24  54.  Huemer,  J. ,  zur  Geschichte  der  mittellateinischen  Dichtung:  War- 
nerii   Basilensis   Synodicus. 

Romanische  Forschungen  III.   2, 

2455.  Voigt,  Nachträge   zu   den   Delicie   cleri   und  zum  Floril.   Gott. 
Romanische   Forschungen  III,  3. 

2456.  Winnefeld,  Hermann,  Sortes  Sangallenses.  Adjecta  sunt  alearum 
oracula  ex  codice  Monacensi  primum  editae.  8.  (60  S.)  Bonner  Disser- 
tation 1387. 

Vgl.  Archiv   f.  lat.  Lexicographie  4,  340  f.  —   Lat.  Sprüche  aus  dem  2. — 4.  Jhd., 
vielfach  mit  christlicher  Färbung. 

2457.  Voigt,   Proverbia  Rustici. 
Romanische  Forschungen  III.  3, 

2458.  Ein   altes   Studentenlied. 

Grenzboten  46,   Nr.  29.  —  Cerevisiam  (vina)  bibunt  homines. 
Lat.  Gedicht  s.  Nr.  87:    lat.   Verse  s.  Nr.   1848. 


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PF 
3003 

Jg.  36 


Germania 


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