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Full text of "Germania"

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I 


HANDBOUND 
AT  THE 


UNIVERSITY  OF 
TORONTO  PRESS 


3G  ;  ix^^ 


GEKMANIA. 


VIERTELJAHRSSCHRIFT 


FÜR 


DEUTSCHE  ALTERTHUMSKUNDE. 

BEGRÜNDET   VON   FRANZ    PFEIFFER. 
FORTGESETZT  VON  KARL  BARTSCH. 

JETZT  HERAUSGEGEBEN 

VON 

OTTO  BEHAGHEL. 


SIEBENUNDDREISSIGSTER  JAHRGANG. 
NEUE  REIHE  FÜNFUNDZWANZIGSTER  JAHRGANG. 


WIEN. 

VERLAG  VON  CARL  GEROLD'S  SOHN. 
1892. 


,31 


INHALT. 


Seite 

Kritische  Bemerkungen  zum  Waltharius.    Von  Hermann  Althof 1 

Zu  W.  Hauffs  „Abner".  (Nachtrag  zu  Germ.  36,  310.)  Von  Ludwig  Fränkel  .  38 
Straßburger  Bruchstück  des  Wilhelm  von  Österreich.  Von  F.  Laudiert  .      .  39 

Eine  ältere  deutsche    Bearbeitung  von  Robert  Le  Diable.     Von  Karl   Borinski        44 

Mittheiiungeu.    Von  F.   W.  E.  Roth 62 

I.  Urkundliches  über  Hadamar  von  Laber 62 

II.  Gedichte  und  geistliche  Lieder 63 

in.  Volkslieder 64 

IV.  Aus  Wiesbadener  Handschriften  und  Incunabeln 66 

Zum  Ezzoleich.    Von  Friedrich  Weidling  .  ....      69 

Parzivalstudien.  I.    Von  Paul  Hagen 74 

Kleinigkeiten.    Von  Gustav  Ehrismann 104 

I.  Himelstelle 104 

II.  Stelboum 105 

III.  Bergfrit     ...  106 

IV.  Andelang 106 

V.  80  egik  guot,  s'  egih  guot 107 

Zur  Geschichte  des  deutschen  Vocalisraus.  Von  Hermann  Fischer  ....  108 
Im  Streit  um  den  Streit  der  drei  Brüder.  Von  Siegfr.  Szamatölski  ....  110 
Aberglaube  und  Beschwörungsformeln  aus  der  Lünneburger  Haide.    (Beiträge  zur 

Volkskunde.)    Von  W.  Po  eck 114 

Zu  W.  Hauffs  „Abner".  ^Zusätze  zu  Germ.  36,  308—310.)     Von   Ludwig  Fränkel  120 

Parzivalstudien.    II.    Von  Paul  Hagen 121 

Wolfram  von  Eschenbach.  —  Chrestien  von  Troies.  —  Der  wälsche  Peredur  121 
Über  die  Heimat  des  Minnesingers  Wachsmuot  von  Künzingen.  Von  Fr.  Grimm  146 
Vornamenlose  Minnesinger.    Von  Fr.  Grimme 150 

1.  Goeli 160 

2.  Der  Dümer 152 

3.  Der  Püller 155 

4.  Der  Schenk  von  Limburg  159 

5.  von  Stamheim 161 

6.  Der  Kanzler 165 

Zum  armen  Heinrich.    Von  K.  Sprenger.      .  171 

Zu  Konrads  von  Fußesbrunnen  Kindheit  Jesu.    Von  Demselben 173 

Zu  Ulrichs  von  Lichtenstein  Frauendienst.    Von  Demselben 174' 

Zu  Ulrichs  von  Lichtenstein  Frauenbuch.     Von  Demselben 180 

Zum  Schlegel  des  Rüdeger  von  Hunkhofen.     Von  Demselben 181 

Winkelsehen.    Von  Demselben 182 

Mni.  Proiel.    Von  Demselben 183 

Ein  Bruchstück  aus  Bruder  Philipps  Marienleben.  Von  P.  Mitzschke.  .  .  183 
Aus  einem  Erfurter  Lateinisch-deutschen  Glossar  des  Jahres  1410.  Von  Demselben  185 
Verschmelzung    von   Präposition  -f-  Artikel    mit  folgender  Ortsbezeichnung.    Von 

Demselben 188 

Mittheilungen    aus    mittelhochdeutschen    Handschriften    und    alten  Drucken.    Von 

F.  W.  E.  Roth 191 

I.  Aus  Handschriften 191 

II.  Aus  alten  Drucken 194 


Seiti 
Nachtrag,  <leii  \'crias.ser  iler  Kobertbearbeitung  betreffend.  Von  K.  Boriiiski  .  20 
Über    die  Quellen    der    Hans  Sächsischen  Dramen.    Von  A.  L.  Stiefel      .      .      .   20 

Nachträge  nnd   Berichtigungfen 20? 

IT.  Sachs  nnd   Hugo   von  Tritnberg 224 

Ein   lateinisches   Gedicht.     Von  J.  Werner 230 

Zn  den   Konungasf>gur.    Von  G.  Morgenstern 231 

Mittheilnngen    .      '. 240.   375 

Berichtigungen 240.   375.  440 

Anströnia.     Von   Th.  v.   Gr  i  en  berger 241 

Über  althochdeutsche  Orthographie.    Von  Fr.   Kaiii'fmnnn 24'. 

Mhd.  Tore.    Von  Adalb.  Jeitteles 261 

Zu  Gerniai.ia  XXXXIII,  313  flF.     Von  Demselben 26s 

Zu  Germania  XXXVI,  2fi2  ff.    Von  Demselben 26^ 

Einige  Bemerkungen  über  den  Gebrauch  der  Fremdwörter  bei  Gottfiied  von  Straß- 

hurg.    I.  II.    Von  R.  F.  Kai  n  dl 272; 

Mittheilungen.     Von  F.  W.  E.  Roth 282 

1.  Ans   Handsclniften 2'<2 

2.  Aus   Druckwerken.  287 

Zu  den  „Mittheilungen"  von  F.  W.   E.  Roth.    Von  O.  Behaghel 296 

Zu  Lexeis  Mhd.  Handwörterbuch.    Von  R.  Sprenger 367 

Die  Wortbildung  der  Mundart  von  Krofdorf.    Von  Eduard  David 377 

Basler  Bruchstücke  des  Lekenspiegels.    Von  Gnsf.  Binz 410 

Zu  Albers  Tnugdalus.    Von  R.  Sprenger.      .  414 

Zum  Meier  Helmbrecht.    Von  Demselben 414 

Zur  Vogelbeize.    Von  Demselben 415 

Zu  Konrads  von  Megenberg  Buch  der  Natur.    Von  Demselben 415 

Lurlenberg.    Von  Demselben 416 

Zu  „«in"  in  Gottfrieds  Tristan  V.  .059.    Von  K.   F.   Iva  in  dl 416 

Zn  Reinke  de  Vos.    Von  Ed.  Damköhler 417 

Mischungen  von  Schriftsprache  und  Mundart  in   Rheinhessen.    Von  H.  Reis  .      .    423 

Volksräthsel.    Von  Karl  Hartmann         .      .  .  426 

Die  Vorsilben  miss-  und  voll-  im  Germanischen.    Von  G.  Ehrismann      .      .      .   435 

Zn  mhd.   Tore.    Von  G.  Roethe 439 

Zur  strophischen  Bearbeitung  des  Herzog  Ernst.    Von  R.  Sprenger   ....    440 

LITTERATUR. 

Lienhart  Hans,   Laut-  und  Flexionslehre  der  Mundart  des  mittleren  Zomthales  im 

Elsaß.    Von  P.  Schild 233 

Richard    Haage,    Dietrich    Scherenherg    und    sein   Spiel    von    Frau   Jutten.    Von 

R.  Bech stein 235 

H.  Reis,  Beiträge  zur  Syntax  der  Mainzer  Mundart.    Von  H.  Wunderlich  .      .  488 

Grotefend,  Bruchstück  des  Rolandsliedes.    Von  O.  Glöde 367 

F.  von  Meyenn,  Ein  historisches  Volkslied  ans  dem  Jahre  1657.  Von  Demselben  367 

O.  Behaghel  und  J.  H.  Gallee.  Altsächsische  Grammatik.  Von  Friedr.  Kauf f mann  368 
Erwiderung    auf    Germania    XXXVII,    S.    110—114.     Von    A.    L.    Stiefel    und 

L.  Fränkel 3^4 

Aufruf -"^76 

BIBLIOGRAPHIE. 

Bibliographische  Übersicht  der  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete  der  germanischen 

Philologie  im  Jahre  1888.    Von    Karl  Gustav  Ehrismann.      •      .      ■      297.  441 
Verzeichniß    der  Mitarbeiter    und    ihrer  Beiträge    in   Band  25 — 37    der  Germania. 


Von  G.  Ehrii 


490 


_J 


KRITISCHE  J3EMERKUNGEN  ZUM  WALTHARIUS. 

Ekkehards  Sanj?  von  Waltlier  und  Hildegunde  hat  sich,  dem 
fortschreitenden  Verständnisse  der  Dichtung  entsprechend,  einer  ge- 
steigerten Werthschätzung  zu  erfreuen  gehabt.  Während  man  vor 
hundert  Jahren  dem  „barbarischen"  Verfasser  kaum  den  Namen  eines 
Dichters  zugestehen  wollte,  übertrifft  das  Epos  nach  der  Ansicht 
Linnigs,  seines  neuesten  Bearbeiters,  „an  künstlerischem  Werthe 
eigentlich  Alles,  was  wir  an  Gedichten  aus  der  Heldensage  besitzen, 
das  Nibelungenlied  nicht  ausgenommen",  und  deutsche  Dichter,  deren 
Namen  unter  den  besten  genannt  werden,  Gustav  Schwab,  Victor 
von  Scheffel  und  Karl  Simrock  haben  es  nicht  verschmäht,  ihre 
Muse  in  den  Dienst  Ekkehards  zu  stellen,  indem  sie  das  Gedicht  seines 
lateinischen  Gewandes  und  des  „virgilianischen  Flitters"  entkleideten 
und  in  gereimten  deutschen  Übersetzungen  weiteren  Kreisen  zugäng- 
lich machten.  So  verdienstlich  diese  Übertragungen  aber  auch  sind, 
so  dürfen  wir  uns  doch  nicht  verhehlen,  daü  der  Reim  und  die  von 
Schwab,  Geyder,  Simrock  und  Linnig  gewählte  Nibelungenstrophe 
den  Bearbeitern  manchen  Zwang  auferlegten  und  die  Genauigkeit  der 
Wiedergabe  beeinträchtigen  mußten;  abgesehen  davon,  daß  die  ge- 
nannten Dichter  vieles  willkürlich  verändert,  manches  nicht  unerheb- 
lich gekürzt  (besonders  Scheffel)  und  manches  erweitert  haben  (be- 
sonders Linnig) ,  so  daß  jeder  von  ihnen  mehr  eine  Unidichtung  als 
eine  Übersetzung  bietet.  Wenn  aber  der  Waltharius,  in  deutsches 
Gewand  gekleidet,  eine  Stelle  in  unserer  Litteratur  finden  soll,  so  ist  es 
wünschenswert!!,  daß  nicht  lediglich  der  poetische  Inhalt  der  Dichtung 
zum  Ausdruck  komme,  sondern  daß  überhaupt  möglichst  die  Gestalt 
gewahrt  bleibe,  welche  der  Dichter  des  zehnten  Jahrhunderts  seinem 
Werke  zu  verleihen  für  gut  befunden  hat.  Die  geeignete  Form  für 
eine  Übersetzung  des  Waltharius  kann  daher  meines  Erachtens ,  wie 
spröde  sich  auch  die  Muttersprache  dem  heroischen  Verse  der  Alten 
gegenüber  verhalten  mag,  nur  die  hexametrische  sein.  Eine  solche 
hat  (nach  dem   ersten   unvollkommenen  Versuche   von  Klemm  1827) 

fJF.RMANfA.    N(>np  Reihp  XXV.  (XXXVH.)  .T.ihrg.  1 


2  HERM.  ALTHOF 

San  Marte  (A.  Schulz)  im  Jahre  1853  geliefert;  allein  wenn  dieses 
Buch  wegen  der  beigegebenen  Erläuterungen  auch  heute  noch  sehr 
werthvoU  ist,  so  genügt  doch  die  Übersetzung  einestheils  zu  wenig 
den  Ansprüchen,  die  in  formaler  Beziehung  an  dieselbe  zu  stellen 
sind,  und  anderentheils  ist  sie  inhaltlich  in  vieler  Beziehung  veraltet. 
Eine  neue,  dem  Original  möglichst  genau  angepaßte  und  den  jetzigen 
Stand  der  Forschung  berücksichtigende  Übertragung  blieb  daher  noch 
immer  wünschenswerth ,  und  nur  weil  eine  derartige  Arbeit  bisher 
von  einem  Berufeneren  nicht  geboten  ist,  habe  ich  eine  solche  in  Angriff 
genommen,  die  ebenso  wie  eine  neue  Ausgabe  der  Urschrift  mit  sprach- 
lichen und  sachlichen  Anmerkungen  in  Kürze  erscheinen  wird. 

Wer  sich  mit  der  Litteratur  des  Walthariliedes  beschäftigt,  kann 
lebhaft  W.  Meyer  nachempfinden,  der  in  seiner  epochemachenden 
Abhandlung  (Philologische  Bemerkungen  zum  Waltharius.  Sitzungs- 
berichte der  Münchener  Akad.  d.  Wiss.,  philos.-philol.-histor.  Classe, 
1873.  S.  358 — 398)  über  die  Disciplinlosigkeit  der  Herausgeber  und 
Übersetzer  des  Gedichtes  klagt,  von  denen  oft  der  eine  oder  mehrere 
das  entschieden  Richtige  getroffen  haben,  ohne  bei  den  Nachfolgern 
Beachtung  zu  finden,  die  dem  Dichter  ihre  eigenen  Verkehrtheiten 
unterschieben.  Er  vergleicht  nicht  mit  Unrecht  das  genauere  Studium 
dieser  Dichtung  mit  der  Mühsal  jenes,  der  durch  einen  wilden  Dornen- 
wald  sich  durchhauen  mußte,  bis  er  in  das  verzauberte  Schloß  mit 
der  schlafenden  Prinzessin  gelangte,  Meyer  u.  A.  haben  unter  den 
Dornen  wacker  aufgeräumt,  doch  sind  immer  noch  manche  stehen 
geblieben  und  andere  wieder  gewachsen;  daher  möge  es  mir  im  Fol- 
genden verstattet  sein,  vorläufig  über  einige  bisher  mißverstandene, 
oder  verschieden  aufgefaßte  Stellen  im  Waltharius  meine  Ansicht 
darzulegen. 

Zu  V.  146  ff.  Als  Attila  seinen  Günstling  Walther,  um  ihn  an 
sich  zu  fesseln,  zum  Lohne  für  seine  Dienste  mit  einer  hunnischen 
Fürstentochter  vermählen  will,  antwortet  dieser: 

„Vestra  quidem  pietas  est,  quod  modici  famulatus 
Causam  conspicitis,  sed  quod  mea  segnia  mentis 
Intuitu  fertis,  numquam  meruisse  valerem." 
{segnia  hat  B,    senia  bT,    sergia  AC,    seria  LD)').    Über   diese  viel- 
besprochene Stelle   hat  Meyer  a.  a.  0.  S.  366  ff.  gehandelt   und   sich 


')  Leider  haben  die  Herausgeber  die  Waltharius-Handscbriften  verschieden  be- 
nannt. Ich  bediene  mich  dervonPeiper  eingeführten  Bezeichnungen:  B  =  Brüsseler, 
b  =  Pariser,  T  =:  Trierer,  A  =  Karlsruher,  C  =  Stuttgarter,  D  =  Wiener,  L  =; 
Leipziger,  I  =  Engelberger  Es. 


KRITIvSCHE  BEMERKUNGEN  ZUM  WALTHARIUS.  3 

mit  überzeugenden  Gründen   für   die  Lesart   der  von   ihm   mit  Recht 
am    höchsten    gesch<ätzten    Brüsseler    Handschrift    seguia  =  segniter 
a  me  facta  entschieden.    E.  Müller,    der  augenscheinlich  Meyers  und 
Pannenborgs  Bemerkungen  zum  Waltharius  nicht  gekannt  hat,  spricht 
sich  Bd.  IX  der  Ztschr.  f.  deutsche  Philologie,  S.   172,    wie   vor  ihm 
bereits  Du  M^ril    (Poesies   populaires  latines  ant^rieures  au  douzieme 
siecle.  Paris,  1843)  für  .sma  =  Geschäfte,  Pflichten,  Leistungen 
aus  unter  Hinweis  auf  Virg.  Bucol.  VH,   17,  was  freilich  (N.  B.  ebenso 
wie  in  den    beiden    von  Du  Meril  in  seiner  Note    zu  V.  147    citierten 
Stellen   Horat.  Sat.  I,    1,  27    und  Ovid.  Trist.  I,    8,  31)  nur  im  Zu- 
sammenhange und  durch  den  Gegensatz  zu  ludtis  deutlich  werde,  und 
bei    unserem  Dichter  eine  Unklarheit  oder  Gedankenlosigkeit  voraus- 
setzt. Während  ich  also  mit  Meyer  segnia  lese,  kann  ich  dessen  Mei- 
nung,   modici  famulatus    causa    bedeute    die    „Verhältnisse    eines    be- 
scheidenen   Dieners"     (famulafus  =  famulantis) ,     nicht     beipflichten. 
Causa  ist  hier  wie  öfters  im  Waltharius  =  res,  und  res  modici  famu- 
latus eine  Umschreibung  für  modicus  famulatus  =  bescheidene  Dienst- 
leistung. Meyers  weitere  Deutung,  Walther  sage,  er  könne  es  niemals 
verdienen,    daß    Attila    in    Rücksicht    auf  Walthers    besseres   Wollen 
dessen  Schwachheiten  und  Lässigkeiten  {segnia)  entschuldige,   scheint 
mir    ebensowenig    das  Richtige    zu   treffen    wie   Müllers  Übersetzung: 
„Aber  nie  möchte  ich  verdienen  können,  daß  Ihr  meine  Dienste,  meine 
Leistungen    (seria)    mit   Rücksicht    auf   meine  Gesinnung    anschlagt." 
Beide    fassen    mens    als    mens   Waltharii    und    mentis  intuitu   als  einen 
Genetivus    objectivus    auf;    doch  ich  meine,  wenn  Walther  seine  Lei- 
stungen   auch  als  noch  so  bescheidene  hinstellte,  gegen  die  Anerken- 
nung   seines    guten  Willens    brauchte    er  sich   doch   nicht  so  sehr  zu 
sträuben.    Wir  werden  daher  mens  besser  als  mens  Attilae  und  mentis 
intuitu   als  Genetivus    subjectivus    auffassen    und    mit  J.  Grimm    (Gr. 
und    Schmeller,    lateinische    Gedichte    des    zehnten    und    elften    Jahr- 
hunderts. Göttingen  1838,  S.  71)  übersetzen:   „Es  ist  gnädig  von  Euch, 
daOi    Ihr    meinen    geringen    Dienst    anseht,    doch    nie    werde  ich    ver- 
dienen können,  daß  Ihr  Euch  meine  Leistungen  so  zu  Herzen  nehmt, 
mentis   intuitu  fertis^',    oder  in  Betracht  zieht,    ihnen  eine  solche  Be- 
rücksichtigung zu  Theil  werden  lasset,  oder  ähnlich. 

Zu  V.  282.  Als  Walther  Hildegunde  seinen  Plan  zu  der  gemein- 
samen Flucht  mittheilt,  räth  er  ihr,  bei  dem  von  ihm  zu  veranstalten- 
den Gastmahle  nur  wenig  zu  trinken: 

„Tu  tarnen  interea  mediocriter  utere  vino 
Atque  sitira  vix  ad  mensam  restinguere  cura." 


4  HERM.  ALTHOF 

Linnjg  nennt  8.  92  der  zweiton  Auflage  seines  „Walther  von  Aqui- 
tanien"  (Paderborn  1884)  diese  Worte  Walthers  unverständlich,  ,,weil 
der  Mönch,  dem  die  Anwesenheit  der  Frauen  bei  dem  Trinkgelage 
anstößig  war.  „Helche"  mit  ihrem  Gefolge  beim  Beginn  des  Zech- 
tourniers  den  Saal  verlassen  läßt."  Eine  befriedigende  Erklärung 
erhält  jene  ^Mahnung  seiner  Meinung  nach  erst  durch  die  Verse 
12033  flF.  im  Biterolf,  wo  Hildegunde  scherzend  zu  Rüdiger  von  Beche- 
laren   spricht: 

.fDer  hell  gedähte  ninder  min, 
wie  ich  im.  schanJcte  mwen  icm, 
dö  ich  von  den  Hiunen  reit, 
den  ich  vil  eilende  meit 
Etzelen  und  slnen  recken  truoc.^^ 
Wir  können  allerdings  aus  Walthers  Worten,   die  er  V.  284  an 
Hildegunde  richtet:  „Cum  reliqui  surgant,  ad  opuscula  nota  recurre", 
sowie    aus    V.  324:     „Tandem    dilectam    vocat    ad    semet    mulierem" 
sf'hließen,  daß  die  Frauen  sich  nach  dem  Aufheben  der  Tafel  entfernt 
haben,    aber    trotzdem   ist  Walthers  Mahnung    in  V,  282  keineswegs 
liberflüssig.  Sie  bezieht  sich  nämlich  gar  nicht  auf  das  „Zechtournier"^ 
sondern  Hildegunde  soll  „ad  mensam"   beim  Essen,  wenig  trinken,  und 
daß    die    Geladenen    nicht    trocken    an    der   Tafel    saßen,    folgt    aus 
V.  299.     Denn    wenn    während    der    Mahlzeit    nicht    auch    getrunken 
werden    sollte,    so  hätte    man    den  Wein    und    besonders    das  fervens 
raigma,    „den   Glühwein",    (vgl.    unten  zu  V.  299)    nicht  zugleich  mit 
den  Speisen  auf  den  Tisch  zu  stellen  brauchen.  Ein  Widerspruch  ist 
also  hier  gar  nicht  vorhanden,  und  der  Dichter  hat  keineswegs  einen 
alten  Bestandtheil  der  Sage  gedankenlos  in  sein  Werk  hineingearbeitet, 
wie  Linnig  annimmt. 

Zu  V.  299  ff.  Bei  der  Schilderung  des  Gastmahles  heißt  es  u.  A.: 
„Atque  exquisitum  fervebat  migma  per  aurara. 
Aurea  bissina  tantum  stant  gausape  vasa, 
Et  pigmentatus  crateres  Bacchus  adornat.*' 
Die  Lesart  per  anrum  in  V.  299,  die  alle  Handschriften  außer  B  bieten, 
und  für  die  sich  Grimm,  DuM^ril,  San  Harte,  Peiper  und  Linnig  ent- 
schlossen haben^  verwirft  Meyer  S.  388  mit  Recht,  da  gleich  unmittelbar 
nach  dem  fraglichen  W^orte  der  goldenen  Gefäße  gedacht  wird.  Auch 
übersetzt  er  gleich  San  Marte  jervebat  richtig  mit  „dampfte",  will  aber 
unter  migma  nicht  Wein,  der  erst  V.  301  an  die  Reihe  komme ,   son- 
dern   die    Sauce    der    Speisen    verstehen.     Doch    wäre    es    auffallend, 
wenn  dieser  bei  der  knappen  Schilderung  der  Tafelgenüsse  besonders 


KRITISCHE  BKMEKKUNOEN  ZUM  WAI/niAKIUS.  5 

gedacht  worden  wäre;  auch  kommt  die  Tunke  meines  Wissens  sonst 
nicht  unter  dieser  Bezeichnung  vor.  Ebensowenig  linde  ich  Belege  für 
Fischers  Erklärung,  der  raiama  mit  „Zugemüse"  übersetzt  (Sitten  und 
Gebräuche  der  Europäer  im  fünften  und  sechsten  Jahrhundert.  Frank- 
furt a./O.  1784.  S.  209).  Linnig  S.  116  hält  migma  für  eine  kühne 
Latinisierung  von  Meth.  In  dem  Berichte  des  Priscus  über  seine  Reise 
an  Attilas  Hof  wird  allerdings  der  Meth  {xäuov ,  medus,  cf.  Niebuhr, 
Corpus  scriptor.  bist,  byzant.  I,  183)  als  ein  Getränk  der  Skythen 
erwähnt,  bei  dem  später  geschilderten  Gastmahle  des  Königs  jedoch 
nur  Wein,  das  Getränk  der  Reichen,  aufgetragen.  Die  von  Linnig 
angenommene  Latinisierung  wäre  aber  eine  so  kühne,  daß  der  Dichter 
von  seinen  Zeitgenossen  schwerlich  verstanden  worden  wäre.  Migma  heilit 
Mischung  der  verschiedensten  Art,  aber  ein  gegohrenes  Getränk,  Meth 
(modus,  medo)  oder  Bier,  wird  man  wohl  auch  heute  nicht  als  einen 
„Mischtrank"  bezeichnen.  Du  Meril  spricht  unbestimmt  von  einem 
„breuvage  compose  de  differents  ingredients'',  Reiffenberg  (Französische 
Übersetzung  in:  Annuaire  de  la  bibliotheque  royale  de  Belgique  1841, 
1842,  1844)  identificiert  die  „boisson  exquise  et  melang^e"  mit  dem 
moraz  des  Nibelungenliedes,  „liqueur  pr^paree  avec  du  jus  de  müres 
et  du  miel".  Klemm  versteht  unter  mifjma  den  lätertranc.  Meyers  und 
Linnigs  Einwurf,  das  fragliche  Wort  könne  nicht  Wein  bedeuten,  weil 
wir  dann  eine  höchst  unpassende  Wiederholung  hätten,  ist  hinfällig, 
denn  es  finden  sich  in  den  mittelalterlichen  Epen  zahlreiche  Beispiele 
(vgl.  A.  Schultz,  höfisches  Leben  zur  Zeit  der  Minnesinger,  1.  Bd., 
an  mehreren  0.),  daß  verschiedene  Arten  von  Wein  hintereinander  ge- 
nannt werden,  von  denen  ich  hier  als  Parallelstelle  nur  anführe  'Wiener 
Meerfahrt' 233:  y^dar  nach  trunken  si  den  ictn,  den  gewermet,  disen  kalt.''' 
Ich  verstehe  daher  an  unserer  Stelle  (die  Wackernagel  in  seinem  Auf- 
satze Mete,  hier,  loxn,  lit,  lütertranc  in  Haupts  Ztschr.  f.  deutsches  Alter- 
thum  VI,  S.  261  ff.  nicht  berücksichtigt,  obwohl  er  V.  301  citiert) 
unter  migma  eine  warme  Bowle,  vielleicht  aus  weißem  (vinum  album 
bullitum  cum  ruta  bei  Du  Gange) ,  mit  Gewürzen  oder  Kräutern  ver- 
setztem Wein  und  Honig  gemischt,  und  glaube  als  Belegstelle  die 
bei  Du  Gange  citierte  Angabe  der  Acta  Murensia  anführen  zu  können, 
die  berichtet:  „Abbas  Udalricus  constituit,  ut  singulis  annis  13  talenta 
pigmentorum  darentur  ad  migma  faciendum  in  nativitate  S.  Martini." 
Das  andere  neben  diesem  Glühwein  genannte  Getränk,  der  pigmen- 
tatus  Bacchus  (gepimenteter  wm),  ist  der  oft  erwähnte  cläret  oder  der 
liitertranc  und  wurde  kalt  getrunken. 

Zu  V.  336  ff.  Als  uns  der  Dichter  in  echt  epischer  Weise  schil- 


ß  HERM.  ALTHOF 

dert,  wie  Walther  sich  bei  seiner  Flucht  aus  dem  Hunnenlande  rüstet, 
heißt  es  u.  A. : 

„Et  levum  femur  ancipiti  praecinxerat  ense 

Atque  alio  dextrum  pro  ritu  Pannoniarum; 

Is  tarnen  ex  una  tan  tum  dat  vulnera  parte." 
Dieses  zweite  Schwert  hält  Scheffel  für  einen  „krummen  Säbel",  ein 
„krummes  Halbschwert",  ebenso  Linnig  („Hunnensäbel").  Ich  habe 
nichts  darüber  gefunden,  daß  die  Hunnen  sich  krummer  Säbel  be- 
dienten, auch  sagt  der  Dichter  nicht,  daß  die  Waffe  hunnischen  Ur- 
sprungs war;  Walthers  Brünne  war  wenigstens  kein  hunnisches 
Fabricat,  vgl.  V.  965.  Das  kurze,  rechtsseitig  getragene  Schwert  spielt 
in  unserem  Gedichte  eine  bedeutende  Rolle,  denn  Walther  entscheidet 
mit  ihm  den  Kampf  gegen  Hagen,  und  bei  der  Schilderung  desselben 
bezeichnet  es  der  Dichter  V.  1390  ausdrücklich  als  semispata  :=  ahd. 
sahs,  jene  gerade,  kurze,  schwere,  dem  modernen  Waidmesser  ähnliche 
einschneidige  Hiebwaffe.  Diese  ist  aber  echt  germanisch  und  wurde 
ebenso,  wie  es  im  Waltharius  geschildert  wird,  neben  dem  Lang- 
schwerte,  spafha,  geführt,  wie  zahlreiche  Gräberfunde  aus  merovin- 
gischer  Zeit  und  verschiedene  alte  Quellen,  darunter  auch  Beowulf, 
beweisen  (Belege  siehe  bei  San  Marte,  Zur  Waffenkunde  des  älteren 
deutschen  Mittelalters.  Quedlinburg  1867,  S.  128  ff.).  Später  ist  die 
Führung  zweier  Schwerter  nicht  mehr  üblich,  und  es  wird  statt  des 
sahs  nur  ein  kleines  Dolchmesser  getragen.  Ekkehard  kannte  die 
alte  Sitte  wohl  nicht  mehr,  und  daher  mochte  ihm  die  Angabe  seiner 
Quelle,  die  vielleicht  [auch  wie  er  selbst  nur  Walthers  Waffen  aus- 
führlicher beschrieb ,  auffallen.  Er  hielt  die  Bewaffnung  mit  zwei 
Schwertern  für  eine  lediglich  hunnische  Sitte,  und  wie  er  V.  919  die 
anceps  hipennis  Gerwigs  als  eine  den  Franken  früherer  Zeit  eigen- 
thümliche  Waffe  bezeichnet,  so  glaubte  er  auch  hier  eine  Erklärung 
hinsetzen  zu  müssen. 

Zu  V.  397.    Attila,    untröstlich  über  Walthers  Flucht,    hat  eine 
schlaflose  Nacht  und  wirft  sich  auf  dem  Lager  umher.    V.  396: 

„Et  modo  subrectus  fulcro  consederat  amens; 

Nee  juvat  hoc,  demum  surgens  discurrit  in  urbem, 

Atque    (Meyer:    Adque)    thorum   veniens   simul    attigit   atque 

reliquit." 
Während  alle  Handschriften  in  V.  397   urhe   oder  urhem  haben,    hat 
Grimm   orhe  und  Peiper  orhem  in  den  Text  gesetzt.    Diese  Conjectur 
haben  alle  späteren  Übersetzer  angenommen : 
Reiffenberg:  „marche  pr^cipitamment  en  revenant  sur  lui-meme"; 


KRITISCHE  BEMERKUNGEN  ZUM  VVALTHARIUS.  7 

San  Marte: 

„ Aufstehend  zuletzt  irrt  um  er  im  Zimmer, 

Kehrt  zurück    zum  Lager  und  läßt  es  wieder  im  Kreislauf" ; 
Geyder:  „Und  bald  mit  schnellen  Schritten^er  rings  das  Zimmer  maß"; 
Scheffel:  „Dann  sprang  er  aus  dem  Lager  und  lief  herum  im  Kreis"; 
Simrock:   „Lief  wie  vom  Alb  besessen  umher  im  Schlafgemach"; 
Linnig,   L  Aufl. :   „Dann  in  der  Kemenate  tobt  er  umher  wie  toll"; 

2.  Aufl. :    „Daß    durch    die  Kammer    tobend  er  rund   läuft  im 

Kreis." 
Im  Gegensatz  zu  ihnen  hat  Pannenborg  in  seiner  Besprechung 
der  Peiper'schen  Waltharius- Ausgabe,  Götting.  gel.  Anz.,  1873,  St.  29, 
die  Lesart  der  Handschriften  vertheidigt.  Er  übersetzt:  „endlich  steht 
er  auf  und  rennt  in  die  Burg  hinaus".  Allein  nach  dem  Berichte  des 
Priscus  war  der  Wohnsitz  des  Hunnenkönigs  von  vielen  Gebäuden 
umgeben  (cf.  Jordanes,  c.  34:  vicus  ad  instar  civitatis  amplissimae), 
und  auch  unser  Dichter  hat  an  eine  Stadt  gedacht  (vgl.  V.  817: 
ex  Avarum  sedibus  altis) ;  wir  können  daher  urbs  getrost  mit  Stadt 
oder  Hauptstadt  übersetzen.  Doch  für  die  Auffassung  Pannenborgs 
ist  das  hier  ziemlich  gleichgiltig;  jedenfalls  geht  Attila  nach  ihm  in 
die  freie  Luft  hinaus.  Das  fände  ich  an  und  für  sich  durchaus  nicht 
auffällig  (vgl.  das  Verhalten  des  über  den  Tod  des  Patroclus  untröst- 
lichen Achilles,  llias  24,  3  ff.),  wohl  aber  in  diesem  Zusammenhange. 
Attila  hat  sich  erhoben  und  sich  aufs  Bett  gesetzt;  man  erwartet, 
daß  er  nun  zunächst  in  seinem  Schlafgemache  mit  hastigen  Schritten 
herumgehe,  wie  man  das  allerdings  in  einem  solchen  Zustande  zu  thun 
pflegt,  ohne  daß  man  dabei  gerade  eine  Peripherie  zu  beschreiben 
braucht  (vgl.  Pannenborgs  Einwand  S.  1138).  Aber  er  thut  das  nach 
Pannenborg  nicht,  sondern  rennt  gleich  hinaus.  Auffallend  wäre  dann 
aber,  daß  seiner  Rückkehr  gar  nicht  gedacht  ist;  wäre  es  nicht  eine 
höchst  sonderbare  Ausdrucksweise,  wenn  der  Dichter  sagte:  Attila 
lief  ins  Freie  hinaus,  und  wenn  er  an  sein  Bett  kam ,  so  berührte  er 
es  nur,  um  es  gleich  darauf  wieder  zu  verlassen?  Da  das  Bett  nicht 
draußen,  sondern  in  seinem  Gemache  stand  und  er  auf  seiner  Wande- 
rung dasselbe  wahrscheinlich  wiederholt  berührte  und  wieder  verließ, 
so  müssen  wir  auch  annehmen,  daß  er  seine  ruhelosen  Wanderungen 
auf  den  Raum  seines  Zimmers  beschränkte,  und  ich  glaube  daher, 
die  Grimmische  Conjectur  nicht  verwerfen  zu  dürfen. 

Zu  V.  438.  Den  in  V.  438  erwähnten  regalis  cocus,  reli- 
quorum  quippe  magister,  welcher  die  von  Walther  gefangenen  Fische 
selbst    dem  Fährmann    abnimmt,    mit  Würze    zubereitet  und  aufträgt, 


g  HEKM.  ALTHOF 

hält  Reiflfenberg  und  mit  ihm  Du  Mdril,  Linnig  und  Specht  (Gast- 
mähler und  Trinkgelage  bei  den  Deutschen,  Stuttgart  1887.  S.  11) 
für  den  aus  dem  Nibelungenliede  bekannten  Küchenmeister  Rümolt, 
und  auch  Grimm  a.  a.  0.,  S.  386  versteht  unter  regalis  cocns  den 
Inhaber  des  Hofamtes.  Doch  hatte  jener  auserwählte  Degen  mit  den 
übrigen  Hofchargen  j^des  hoves  und  der  eren"'  zu  pflegen,  und  damit 
verträgt  sich  nicht  das  Stehen  am  rauchenden  Kochherde.  Der  von 
Du  M6ril  citierte  Rath  Rümolts  an  König  Günther:  Parcival,  von 
Bartsch  VIII,  689: 

j^er  hat  in  lange  sniten  hcen 

und  ineme  kezzel  umbedroiii'^ 
beweist  nichts  gegen  diese  Auffassung.  Dem  „dapifcr"  ist  der  magister 
reliquorum  cocorum  unterstellt,  der  Oberkoch,  den  wir  Deutschen  ge- 
wöhnlich chef  de  cuisine  nennen.  Letzterer  ist  im  Waltharius  geraeint. 
Zu  V.  621  ff.  Hagen  warnt  den  König  vor  dem  Kampfe  mit  Wal- 
ther und  beruft  sich  auf  einen  bedeutungsvollen  Traum.  „Ich  sah", 
erzählt  er,  „wie  Dir  ein  Bär  im  Kampfe  ein  Bein  abriß,  und  als  ich 
Dir  zu  Hilfe  kam," 

„Me  petit  atque  oculum  cum  dentibus  eruit  unum."  (V.  627.) 
Die  Worte  cum  dentibus  haben  auffallender  Weise  Molter,  Klemm, 
Grimm,  Reiffenberg,  San  Marte,  Scheffel  und  Linnig  als  ablativus 
instrumenti  aufgefaßt,  während  doch  die  Erfüllung  des  Traumes 
V.  1364,  bezw.  V.  1393  ff.,  wo  Hagen  ein  Auge  und  sechs  Backen- 
zähne verliert,  klar  beweist,  wie  es  zu  verstehen  ist  (richtig  bei 
Geyder,  Simrock  und  Schwab,  welcher  letztere  aber  von  dem  Ver- 
luste dreier  Zähne  spricht).  Linnig  will  aber,  obwohl  er  S.  111  den 
Traum  Kosberas,  der  Gattin  Högnis,  im  Atlamäl  als  Parallelstelle 
anführt,  an  unserer  Stelle  von  einem  Bären  nichts  wissen,  denn  in 
der  Thidrekssage  (die,  beiläufig  bemerkt,  etwa  300  Jahre  später  ent- 
standen sein  dürfte  als  der  Waltharius),  wirft  Walther  dem  ihn  beim 
Mahle  überfallenden  Hagen  (Högni)  mit  einem  Eberknochen  ein  Auge 
aus,  und  daher  muß  Hagen  nach  Linnig  auch  hier  von  einem  Eber 
geträumt  haben  und  der  Bär  „irrthümlich"  in  das  lateinische  Gedicht 
hineingerathen  sein.  Zur  Unterstützung  seiner  Ansicht  führt  er  merk- 
würdiger Weise  an,  daß  das  Beiwort  mordicus  in  V.  625  zu  wsus 
nicht  passe.  Allein  das  hat  schon  Peiper  in  seiner  Anmerkung  zu  dem 
gedachten  Verse  zurückgewiesen  (vgl.  auch  E.  Müller  S.  168),  und 
ich  brauche  daher  nicht  weiter  hierauf  einzugehen,  doch  meint  auch 
Müller,  daß  der  Bär  in  gewissem  Sinne  irrthümlich  in  den  Text  ge- 
kommen   und    die  Verwechslung   durch  die  nahe  Berührung  zwischen 


KIUTISCUE  BEMERKUNGEN  ZUM  WALTHARIUÖ.  9 

ahd.  pero  =  ursus  und  ahd.  per  =  aper  erleichtert  worden  sei,  daß 
in  Ekkehards  Vorlage  wirklich  noch  der  Eber  gemeint  war.  Ich  werde 
auf  den  verhängnisvollen  Eberknochen  gleich  noch  zurückkommen 
und  hier  nur  bemerken,  weßwegen  es  mir  nicht  einleuchten  will,  daß 
Hagen  von  einem  Eber  geträumt  habe.  Allerdings  ist  Walther  V.  89'J 
mit  einem  solchen  verglichen,  wo  er  sich  vor  den  Streichen  Pata- 
frieds,  vor  Zorn  mit  den  Zähnen  knirschend,  deckt:  „Et  spumantis 
apri  frendens  de  more  tacebat.''  Im  Traume  sieht  aber  Hagen  Walther 
in  verzweiflungsvollem  Kampfe  in  der  Gestalt  eines  wilden  Thieres, 
welches  dem  Könige  ein  Bein  abreißt.  Ich  glaube  nicht,  daß  ein  Wild- 
schwein das  fertig  bringt.  Ferner,  bei  allem  Respect  vor  dem  schwarz- 
borstigen Recken :  mit  einem  Bären  ist  er  doch  an  Furchtbarkeit  des 
Angriffs  und  Zähigkeit  des  Widerstandes  nicht  zu  vergleichen,  und 
nur  dieses,  das  stärkste,  tapferste  und  gefürchtetste  unserer  wilden 
Thiere,  der  König  des  deutschen  Waldes,  kann  in  diesem  Falle  ein 
würdiger  Vertreter  des  königlichen  Helden  Walthari  sein.  Schließlich 
weist  ja  Ekkehard  auch  geradezu  auf  die  Erfüllung  des  Traumbildes 
hin,  wenn  er  V.  1337  ff.  den  Recken  mit  den  von  Molossern  um- 
stellten und  sich  wüthend  vertheidigenden  numidischen  Bären  vergleicht. 
Zu  V.  1436.  Linnig  hat  aber  seine  Ansicht  noch  durch  den  Hin- 
weis auf  V.  1436  zu  stützen  gesucht,  wo  Walther,  als  die  versöhnten 
Helden  Scherzreden  miteinander  wechseln,  zu  Hagen  sagt:  „Si  venor 
cervos ,  carnem  vitabis  aprinam."  Schwab  übersetzt  das  unrichtig: 
„Ich  jage  nach  den  Hirschen,  und  du  verfehlst  das  Schwein",  und 
Simrock  ähnlich :  „Wenn  ich  den  Hirsch  erjage,  verfehlt  die  Sau  dein 
Spieß."  Diese  „dunkle"  Stelle  hat  den  Erklärern  viele  Schwierig- 
keiten gemacht.  Nach  Linnig  enthalten  die  Worte  eine  Warnung  an 
Hagen,  sich  vor  Eberbraten  zu  hüten,  die  durch  den  in  der  Thidreks- 
sage  erzählten  Vorgang  (siehe  San  Marte,  Beilage  III,  S.  181)  ihre 
Erklärung  findet.  Vergl.  auch  Schweitzer,  de  poemate  latino  Wal- 
thario.  Paris  1889,  S.  12.  Nun  pflegt  ja  wohl  Jemand,  der  einen 
Andern  beim  Streite  verletzt  hat,  diesem  zuzurufen :  ein  ander  Mal 
hüte  dich  vor  mir!  aber  schwerlich:  hüte  dich  vor  dem  Instrumente, 
mit  dem  ich  dir  die  Verletzung  zugefügt  habe!  zumal  wenn  dieses 
wie  hier  ein  als  Waffe  ganz  ungeeigneter  und  nur  in  der  Verlegenheit 
ergriffener  Gegenstand  ist.  Aber  es  ist  in  V.  1436  auch  gar  nicht 
einmal  von  einem  Eberknochen  die  Rede,  sondern  von  zu  vermei- 
dendem Eberfleische,  welches  dem  Hagen  der  Thidrekssage  doch 
nichts  zu  Leide  gethan  hat!  Doch  davon  abgesehen,  Hagen  hat  sein 
Auge   schon   verloren,  und  die  Warnung  käme  daher  zu  spät,  könnte 


10  HERM.  ALTHOF 

also  nur  höhnisch  gemeint  sein.  Zu  einem  solchen  Hohne  ist  aber 
keine  Veranlassung,  denn  die  Helden  haben  einander  ihre  schweren 
Wunden  vergeben,  witzeln  über  die  Folgen  der  erlittenen  Verletzungen 
und  geben  einander  scherzhaft  gemeinte  Rathschläge,  wie  diese  wieder 
gut  zu  machen  seien,  Walther  hat  seine  rechte  Hand  verloren;  Folge: 
er  geht  einhändig  daher;  Abhilfe:  binde  dir  einen  ausgestopften  Hand- 
schuh an  den  Armstumpf.  Jetzt  ist  es  an  Walther  zu  erwidern. 
Hagen  hat  a.  ein  Auge  und  h.  sechs  Backenzähne  verloren;  Folgen: 
er  wird  a.  scheeläugig  drein  schauen  und  h.  Eberfleisch  oder  (species 
pro  genere)  Fleisch  überhaupt  vermeiden  müssen,  weil  er  es  nicht 
kauen  kann.  Abhilfe:  koche  dir  Mehlbrei;  den  kannst  du  a.  zu  heil- 
samen Umschlägen  verwenden,  damit  dein  Auge  besser  wird,  und 
h.  ohne  zu  kauen,  essen.    Ich  meine,  das  ist  sonnenklar! 

Grimm  hat  diese  Stelle  offenbar  viel  beschäftigt.  S.  97  wirft  er 
die  sonderbare  Frage  auf:  „Galt  die  alte  Heldenspeise  Einäugigen 
für  ungesund?"  S.  105  zieht  er  zuerst  den  fatalen  Eberknochen  zur 
Erklärung  heran ,  und  im  Nachtrage  S.  384  weist  er  auf  eine  Stelle 
bei  Abbo  I,  129  hin,  wo  eine  normannische  Frau  ihren  aus  dem 
Kampfe  geflohenen  Mann  fragt: 

„Non  tibi  nunc  Cererem  vel  apros  Bacchumque  litavi?" 
und  bemerkt  dazu  richtig,    daß  aper  hier  neben  Brot  und  Wein   das 
beliebte    Fleisch    ausdrücke.    Die   vollen  Consequenzen    hat  dann  Du 

M^ril  hieraus  gezogen:  „ Parce  qu'elle  est  dure  et  que  Hagano 

avait  perdu  une  partie  de  ses  dents.  Le  sanglier  etait  le  mets  par 
excellence  des  peuples  du  Nord."  Ihm  haben  sich  Reiffenberg  und 
Geyder  (Anmerkungen  zum  Waltharius.  Ztschr.  f.  d.  Alterth.  IX, 
S.  166)  angeschlossen,  ohne  aber  bei  den  späteren  Übersetzern  der 
Dichtung  Beachtung  gefunden  zu  haben. 

Zu  V.  727.  Von  dem  dritten  Gegner  Walthers,  dem  Bogen- 
schützen, den  die  neuaufgefundenen  Innsbrucker  Bruchstücke  allein 
richtig  Werinhardus  nennen,  welchen  Namen  schon  Grimm  vermuthete, 
während  Peiper  Ewurhardus  in  den  Text  setzte,   heißt  es  V.  726  ff.: 

„Quamlibet  ex  longa  generatus  stirpe  nepotum, 

0  vir  clare,   tuus  cognatus  et  artis  amator, 

Pandare,  etc." 
Was  San  Marte  übersetzt: 

„0  du  herrlicher  Mann,   uralten  Geschlechtes  der  Ahnen 

Blühender  Sproß,  —  dein  Verwandter  ja  warst   und  Gönner 

der  Kunst  auch, 

Pandarus,  du"  etc. 


KRITISCHE  BEMERKUNGEN  ZUM  WALTHARIUS.  1 1 

Das  lautet,  als  ob  die  beiden  alten  Helden  die  Rolle  eines  Mäcenas 
gespielt  hätten.  Vor  artis  haben  wir  tuae  zu  ergänzen;  die  Kunst, 
welche  Pandarus  und  Werinhard  lieben,  ist  natürlich  die  Kunst,  mit 
dem  Bogen  zu  schießen.  Linnig  übersetzt  richtig:  „Der  Bogenkünste 
befliß  er  sich  etc." 

Zu  V.  765  ff.    Der  Sachse  Eckefried   ruft,    ehe  er  seinen  Speer 
wirft,  Walther,  der  bisher  im  Kampfe  unberührt  geblieben  ist,  zu: 
V.  761    „Die,  ait,  an  corpus  vegetet  tractabile  temet, 
Sive  per  aerias  fallas,  maledicte,  figuras? 
Saltibus  assuetus  Faunus  mihi  quippe  videris." 
Illeque  sublato  dedit  haec  responsa  cachinno : 
„Celtica  lingua  probat  te  ex  illa  gente  creatum, 
Cui  natura  dedit  reliquos  lud  endo  praeire  etc." 
Klemm  gibt  die  beiden  letzten  Verse  wieder : 

^,Du  stammst  ab  von  dem  Volk,    es  beweist  es  die  keltische 

Sprache, 
Dem  die  Natur  es  verliehn,  vor  andern  zu  ragen  an  Leichtsinn." 
Schwab: 

„Man  hörts  an  deiner  Sprache,  du  bist  vom  Stamm  der  Gelten, 
Die  führen  auf  der  Zunge  allein  des  Schwertes  Blitz 
Und  wissen  wohl  zu  siegen  mit  eines  eitlen  Wortes  Witz." 
Nach  beider  Annahme  hält  Walther  also  seinen  Gegner  für  einen 
Gallier  (vergleiche  auch  Klemms  Note:  „eitel  französischer  Wind,  glatte 
Worte  und  Betrug  etc.") ,  doch  hat  Walther  ihn  an  seiner  Sprache 
richtig  als  Sachsen  erkannt.  „Celtica  lingua,  bemerkt  Grimm  S.  86,  ist 
wohl  nichts  anderes  als  welsche,  unverständliche  Sprache;  das  mußte 
für  Walther,  der  bloß  mit  Franken  verkehrt  hatte,  die  sächsische 
Sprache  sein."  Aber  Walther  lacht  über  Eckefrieds  Worte  und  ant- 
wortet ihm;  also  war  ihm  dessen  Sprache  nicht  unverständlich.  San 
Marte  gibt  celtica  lingua  mit  „Rotwälsch",  Geyder  und  Linnig  mit 
„Kauderwälsch"  wieder,  „weil  die  Sachsen  sich  mancher  Worte  be- 
dienen, die  nicht  bei  allen  Stämmen  verständlich  waren."  Doch  handelt 
es  sich  hier  wohl  nicht  um  Verschiedenheiten  in  Bezug  auf  den  Wort- 
schatz, die  bei  den  wenigen  Worten  Ekkefrieds  V.  761—763  wohl 
kaum  hervortraten,  sondern  eher  um  die  Unterschiede  im  Vocalismus 
und  Consonantismus,  die  zur  Zeit  Eckehards  ebenso  wie  heutigen 
Tages  die  nieder-  und  oberdeutschen  Mundarten  charakterisieren. 
Simrock  hat  die  Stelle  richtig  aufgefaßt  und  die  heutige  celtica  lingua 
hochdeutsch  treffend  gekennzeichnet ,  wenn  er  Walther  spottend 
sagen  läßt: 


10  HERM.  ALTIIOF  t 

i 

„Listfalile,  zum  Geskeiike  ,<'kickt  dir  der  Skrat  diesen  >Skaff."'  ' 

Übrigens  habe  ich  anderswo  weder  den  Ausdruck  celticus  =  fremd-  • 
ländisch  noch  auch  Belege  dafür  gefunden,  daß  die  Sachsen  sich  vor  ) 
den  anderen  deutschen  Stämmen  „ludendo"  auszeichnen:  auch  Wacker-  f 
nageis  Aufsatz  über  „die  Spottnamen  der  Völker"  in  Haupts  Ztschr.  J 
f.  d.  Alterth.  VI,  S.  254  ff.  enthält  nichts  darüber,  und  bezügliche  i 
Nachweise  wären  mir  sehr  erwünscht.  Dieses  ludere  wird  verschieden  j 
übersetzt;    Grimm:  „trügerischem  Volk  entstammst  du";  Scheffel:  | 

„Ich  kenne  solches  Wälschen,  | 

Ihr  seid  das  rechte  Volk  zum  Trügen  und  zum  Fälschen";        1 
Simrock :  | 

„Du  stammst  aus  Listfahlen,  wo  man  sehr  listig  ist"  ;  | 

Linnig:  ] 

„So  listig  wie  des  Sachsen  keine  andre  Zunge  spricht."  I 

Allein  Eckefried  hat  weder  von  Trug  und  Falschheit  noch  von  List  i 
eine  Probe  gegeben,  die  eine  solche  Deutung  der  Worte  Walthers  ^ 
rechtfertigen  könnte,  man  müßte  denn  mit  Engelmann,  Germanias  i| 
Sagenborn,  Stuttgart  1889,  I,  S.  68  annehmen,  daß  Eckefried  „durch  I 
schlaue  Spottworte  den  grimmen  Gegner  aus  seiner  Stellung  hätte  i 
herauslocken  wollen",  oder  List  ironisch  verstehen.  Nach  meiner  ' 
Meinung  sagt  Walther,  höchlich  darüber  belustigt,  daß  er  für  einen  ,1 
Waldschrat  (Glossae  Lindenbrogianae  11.  sec.  Haupts  Ztschr.  V:  ] 
Fauni  =  silvestres  homines,  id  est  „waltscrechel^)  gehalten  wird:  „Du  l 
bist  ein  komischer  Gesell,  da  du  so  thust,  als  ob  ich  nicht  ein  Mensch  ;l 
von  Fleisch  und  Bein  wäre;  aber  ihr  Sachsen  pflegt  ja  Possen  zu  '■] 
treiben."  So  faßt  auch  Reiffenberg  die  Sache  auf:  „ne  parmi  ce  peuple  ;j 
le  plus  bouffon  de  l'univers"  und  „ce  peuple  ä  qui  la  nature  a  donn6  ;i 
de  l'emporter  sur  tous  les  autres  par  le  talent  de  la  plaisanterie",  I' 
und  Geyder  spricht  ebenso  von  dem  „Volk,  das  gerne  tz*eibt  arge  ,'; 
Possen."  Ij 

Zu  V.  771  ff.    Eckefried   schleudert   seinen  Speer   auf  Walther: 

„Ferratam  cornum  graviter  jacit;  illa  retorto 

Emicat  amento:  quam  durus  fregerat  umbo." 
Grimm  sagt,  daß  die  Lanze,   „gebrochen  vom  harten  Schilde,  am  Rie- 
men zurückfährt."     So  faßte  auch  schon  Klemm  die  Stelle  auf: 

„Der  glänzte,  zurück  vom 

Riemen  gezogen,  und  war  von  des  Schildknopfs  Härte  gebrochen"? 
San  Marte  übersetzt: 

„Splitternd  am  Schild  doch  prallt  er  zurück  am  haltenden  Riemen" ; 


KRITISCHE  BEMFRKrvOEN  ZUM  WALTHARIUP.  13 

Geyder:      „Obwohl  mit  starkem  Eisen  sie  rings  beschlagen  war. 

Zerbrach  sie  doch  am  Schilde,  den  TValther  ihr  hielt  dar. 
Und  fuhr  zurück  am  Riemen."' 
Auch  bei  Reiffenberg  und  Scheffel  zerbricht  die  Lanze.  An  dieser 
Auffassung  ist  zweierlei  auszusetzen.  Zunächst  ist  fregit  schwerlich 
richtig  übersetzt.  Eine  Lanze  kann  wohl  zerbrechen  oder  zersplittern, 
wenn  sie  auf  einen  festen  Gegenstand  gestoßen  wird,  also  doppelten 
Widerstand  findet,  aber  nicht,  wenn  man  sie  gegen  einen  harten  umbo 
schleudert:  dann  prallt  sie  ab,  ihre  Kraft  wird  gebrochen.  Das 
scheinen  Schwab,  Simrock  und  Linnig  recht  verstanden  zu  haben, 
wenigstens  sagen  sie  nicht,  daß  der  Speer  zerbrach.  Bei  Schwab 
fliegt  die  Lanze  zurück,  bei  Simrock  macht  sie  ^Linksurakehr",  und 
bei  allen  drei  Übersetzern  biegt  sich  die  Spitze,  was  zwar  wahr- 
scheinlich ist,  aber  nicht  dasteht.  Falsch  ist  zweitens,  daß  die  ge- 
schleuderte Waffe  am  Riemen  zurückfährt,  also  der  Schütze  den 
letzteren  in  der  Hand  behält.  Das  amentum  (Vocabularius  optimus 
ed.  Wackernagel  1847:  j^schnosriem^)  ist  nach  Servius  ..lorum.  quo 
media  hasta  religatur  et  jactitur",  und  hat  denselben  Zweck  wie  die 
in  die  Geschüizseele  unserer  Feuerwaffen  eingeschnittenen  gewundenen 
Züge,  nämlich  den,  dem  Geschosse  eine  rotierende  Bewegung  zu  ver- 
leihen; daher  retorquere  =  torquere  amentum  (vergl.  auch  Meyer 
S.  391j  wie  bei  Virg.  Aen.  9,  665.  Das  amentum  ist  nur  kurz  und 
wird  nicht  an  seinem  Ende  vom  Schützen  in  der  Hand  behalten.  Das 
beweist  klar  die  einzige  Stelle,  an  der  es  Cäsar  nennt,  bell.  gall.  5. 
4^.  wo  ein  an  dem  Schußriemen  befestigter  Brief  in  das  Lager  be- 
rdert  wird. 

Zu  V.  983.  Daher  ist  San  Marte  auch  im  Irrthum,  wenn  er 
S.  162  seiner  „Waffenkimde"  das  in  V.  772  genannte  amentum  mit 
dem  triplex  funis  (in  V.  9'^3)  identificiert,  an  welchem  der  tridens 
befestigt  ist,  den  Helmnod  aus  der  Ferne  in  Walthers  Schild  wirft, 
denn  jener  funis  ist  ein  langes  Seil,  lang  genug,  daß  die  vier  Kämpfer 
gleichzeitig  daran  ziehen  können.  Ich  spreche  hier  natürlich  von 
amentum  als  einem  technischen  Ausdrucke  der  Waffenkunde;  als  ein 
amentum  im  weiteren  Sinne  könnte  man  ja  allenfalls  jenen  funis  auch 
wohl  bezeichnen.  Wenigstens  finde  ich  im  Vocab.  opt.  amentum  unter 
r  Rubrik  „de  piscibus''  auch  mit  „züpseil'^  übersetzt. 

Zu  V.  799.     Hadawart.  der  fünfte  Gegner  Walthers.  V.  781 
„tunc  a  Gunthario  clipeum  sibi  postulat  ipsum" 
und  ruft  Walther  zu  V.  798: 

„ —  Parmam  deponito  pictam: 


14  HERM.   ALTHOF 

Hanc  mea  sors  quaerit,  regis  quoque  sponsio  prestat." 
Dazu  bemerkt  Geyder  in  seinen  Anm.  z.  W.  S.  162:  „Der  König 
hatte  nicht  das  Recht,  frei  über  die  Kriegsbeute  zu  verfügen;  Volk 
und  Adel  theilten  sich  in  die  eroberte  fahrende  Habe,  die  man  auf 
einen  Haufen  trug.  Der  König  konnte  auf  etwas  Besonderes  daraus 
keinen  Anspruch  machen;  es  wurde  alles  verlost.  Grimm,  Rechts- 
alterthümer  S.  246,  249.  Unter  einander  konnten  sich  die  Theilnehmer 
an  der  Reute  vergleichen,  das  dem  einen  Zugefallene  konnte  er  einem 
andern  überlassen;  so  erkläre  ich  die  regis  sponsio."  San  Marte  S.  143 
will  die  Beute  in  zwei  Theile  theilen :  auf  den  Schatz  habe  der  König 
als  auf  sein  früheres  Eigenthum  Anspruch  gemacht,  Walthers  Waffen 
dagegen  gehörten  zur  Kriegsbeute,  und  wenn  Hadawart  sich  den 
Schild  vom  Könige  zusichern  ließ,  so  müsse  vorausgesetzt  werden, 
daß  dieses  durch  Vergleich  mit  dem  Könige  und  seinen  Mitkämpfern 
für  den  Fall  geschehen,  daß  der  Schild  in  das  Los  des  Königs  falle. 
Ich  glaube,  daß  beide  Erklärer  im  Irrthum  sind,  denn  wenn  hier  von 
einem  eigentlichen  Losantheil  die  Rede  wäre,  so  hätte  Hadawart  nicht 
bloß  den  König,  sondern  auch  alle  seine  Genossen  bitten  müssen, 
ihrerseits  auf  die  von  ihm  begehrte  Waffe  zu  verzichten;  davon  ist 
aber  nichts  gesagt.  Die  Worte  Günthers  V.  471 — 472: 
„Gazam,  quam  Gibicho  regi  transmisit  eo. 
Nunc  mihi  cunctipotens  huc  in  mea  regna  remisit" 
sind  ein  schlechter  Vorwand  für  die  von  dem  habgierigen  Könige  be- 
absichtigte Beraubung  Walthers,  denn  er  konnte  sich  wohl  denken, 
daß  der  Fremde  nicht  den  von  Gibicho  den  Hunnen  lange  Jahre  hin- 
durch vertragsmäßig  gezahlten  Tribut  mit  sich  führe,  auf  welchen 
Günther  auch  gar  keinen  rechtlichen  Anspruch  machen  konnte.  Es 
handelt  sich  hier  nicht  um  einen  Volkskrieg,  von  dessen  Beute  der 
König  als  Herzog  ebenso  wie  die  Mitglieder  des  Heerbannes  nur  einen 
bestimmten  Antheil  erhält  (wie  an  der  von  San  Marte  citierten  Stelle 
bei  Gregor  von  Tours  bist.  Franc.  2,  27,  wo  ein  Krieger  dem  Könige 
Clodovech  einen  Krug,  den  er  sich  außer  seinem  Antheil  an  der  ge- 
meinsamen Beute  von  dem  versammelten  Kriegsvolke  ausbittet,  ab- 
schlägt), sondern  um  einen  Raubzug,  zu  dem  ein  Senior  seine  Gefolgs- 
raannschaft  aufgeboten  hat.  Die  gesammte  dabei  gemachte  Beute 
gehört  dem  Könige*),  der  selbstverständlich  als  milder  Herr  seinen 
Mannen  einen  angemessenen   Antheil   (sors)    zukommen    lassen    wird. 

')  In  einem  Denkmale  von  allerdings  zweifelhafter  Echtheit,  Urk.  Karls  d.  Gr., 
Grandidier  S.  108  heißt  es:  res  peregrinorum  propria  sunt  regis.  Vgl.  Waitz,  Deutsche 
Verfassungsgeschichte  IV,  S.  29. 


KRITISCHE  BEMERKUNGEN  ZUM  WALTFIAKIUS.  15 

Daher  räth  Hagen  dem  Könige,  er  möge  Walther  in  Frieden  lassen  und 
die  von  ihm  angebotenen  hundert  Goldbauge  annehmen,  denn  V,  618: 

„Hac  potis  es  decorare,  pater,  tecum  comitantes", 
und  daher  bittet  Hadawart  sich  nur  vom  Könige  und  nicht  auch  von 
den   anderen  Genossen  für  den  Fall  des  Sieges  Walthers  Schild  aus. 
So  erkläre  ich  mir  die  sponsio  regis. 

Zu  V.  840  ff.  Walther  hat  Jladawart  mit  seiner  Lanze  das 
Schwert  aus  der  Hand  geschlagen ,  dem  der  bestürzte  Eigenthümer 
eilig  nachläuft.    Walther  aber: 

„Insequitur  dicens:  „Quonam  ruis?  Accipe  scutum! 

Sic  ait  atque  hastam  manibus  levat  ocius  ambis 

Et  ferit.    Ille  cadit,  clipeus  super  intonat  ingens. 

Nee  tardat  juvenis:  pede  Collum  pressit  et  hasta 

Divellens  parmam  telluri  infixerat  illura." 
Dazu  sagt  Meyer  S.  393:  „Diese  Verse  iiat  nur  Molter  (Prinz  Wal- 
ther von  Aquitanien,  Karlsruhe  1782  u.  1818)  vollständig  verstanden. 
Walther  wirft  nicht  seine  Lanze,  sondern  faßt  sie  mit  beiden  Händen 
und  stößt  sie  in  den  Rücken  des  Fliehenden."  Ich  glaube,  das  ist 
auch  nicht  richtig.  Walther  stößt  nicht,  sondern  schlägt,  den  fliehen- 
den Feind  einholend,  ihn  mit  der  hochgeschwungenen  Waffe  zu  Boden; 
im  anderen  Falle  hätte  er  auch  wohl  die  Brust  des  Besiegten  nicht 
noch  einmal  zu  durchbohren  brauchen.  In  ähnlicher  Weise  schlägt 
König  Hagen  im  Gudrunliede  Str.  511   (vergl.  514)  seine  Gegner  nieder: 

j,von  siner  gerstangen  hinder  sich  gesaz 

vil  manic  ritter  edele^'' 
und  Olivier  im  Rolandsliede  V.  4367: 

then  spiez  er  üf  huof, 

über  thaz  houbet  er  in  sluoh, 

thaz  ime  thie  ougen  üz  sprungen. 
Linnig  allein  sagt  richtig  in  der  zweiten  Auflage  seines  „Walther  von 

Aquitanien" : 

„er  gab  dem  Läufer  mit  der  Lanze  einen  Schlag", 
hat  aber  wieder  in  anderer  Beziehung  die  Situation  falsch  aufgefaßt, 
denn  er  fährt  fort: 

„daß  er  auf  dem  Gesichte  lang  am  Boden  lag." 
Ekkehard  sagt  jedoch,  daß  der  große  Schild  (natürlich  nicht,  wie 
Simrock  meint,  derjenige  Walthers)  dröhnend  auf  ihn  fiel.  Nun  pflegte 
man  ja  auf  der  Flucht  den  an  der  Schildfessel  getragenen  Schild  auf 
den  Rücken  zu  nehmen  (vergl.  V.  202:  „Cuncti  mox  terga  dederunt 
versis  scutis."    Nibel.  v.  Lachmann,  Str.  2244: 


1^  HERM.  ALTHOF 

^Do  der  alte  Hildebrant  der  tounden  reht  enphant, 
d6  vorht  er  schaden  mere  von  der  Hagen  hant: 
den  schilt  xnarf  über  rnkke  der  Dietriches  man; 
mit  der  starken  wunden  der  heU  do  Hagenen  entran''  n.  a.). 
Docli  flazu  faiul   der  überraschte  Hadawait  wohl  koine  Zeit.  Walther 
muß  ihn,  wohl  durch  einen   Schlag  auf  den  Kopf,  rücklings  zu  Boden 
gestreckt  haben,  so  daß  er  unter  dem  vorgehaltenen  Schilde  lag,  denn 
der  Sieger  setzte  dem  Gefällten  den  Fuß  auf  den  Hals  und  nicht  (wie 
bei  Linnig)   auf  den  Nacken  und  spießt  ihn  dann  an   die  Erde. 

Zu  V.  874.  Hagen  ruft  klagend  seinem  in  den  Kampf  ziehenden 
Neffen   Patafried  zu,  V.  873: 

„Quis  nuper  ductam  refovebit,  care,  maiitara, 
Cui  nee  rapta  spei  pueri  ludicra  dedisti?" 
So  Scheffel  und  Holder  mit  B,  während  Peiper  mit  bTC  rapte  hat. 
lleiffenberg  hat  die  Stelle  ganz  mißverstanden;  er  übersetzt:  ,,Qui 
pourra  consoler  ta  jeune  epouse  ä  qui  tu  as  laissö  le  doux  espoir 
d'etre  mere  aussi?"  Meyer  zieht  rapta  vor  und  erklärt  es:  „Du 
hinterläßt  ihr  nicht  die  ludicra,  worauf  sogar  die  Hoffnung  ihr  ent- 
rissen ist,"  Die  angenommenen  Lesarten  befriedigten  micli  nicht,  und 
da  ich  in  dem  kritischen  Apparate  der  von  mir  zunächst  benutzten 
Scheffel -Holder'schen  Ausgabe  keinen  Rath  fand,  nahm  ich  meine 
Zuflucht  zu  der  Conjectur  raptä  spe  pueri  und  sah  nachträglich 
durch  Peipers  Angaben  unter  dem  Texte  meine  Vermuthung  bestätigt, 
denn  die  Handschrift  D  hat  nicht,  wie  Holder  angibt,  gleich  B  nur 
rapta  als  Abweichung  von  den  übrigen,  sondern  statt  rapta  spei  =  spe 
rapta.  Diese  Lesart,  meine  ich,  müssen  wir  in  den  Text  aufnehmen, 
wodurch  der  Vers  auch  metrisch  verbessert  wird.  Dann  heißt  es:  „Du 
hinterläßt  deiner  jungen  Gattin  keine  Kurzweil,  keinen  Trost,  da  ihr 
die  Hoffnung  auf  einen  Sohn  (durch  deinen  Tod)  geraubt  ist."  Doch 
können  wir  den  Genetiv  pueri  auch  zu  ludicra  ziehen,  ohne  daß  sach- 
lich etwas  geändert  wird. 

Zu  V.  930,    Von  dem  erbitterten  Kampfe  zwischen  Walther  und 
Gerwig  sagt  der  Dichter  u.  a.  V,  929  f.: 

„Hie  ferit,  ille  cavet,  petit  iste,  flectitur  ilie: 
Ad  Studium  fors  et  virtus  miscentur  in  unura." 
San  Marte  gibt  den  letzten  Vers  wieder: 

„Und  mit  der  Kunst   gehn  Mutii  und  Kraft    (er   hat    fors    mit 

la  force  verwechselt  wie  auch  Geyder)  in  streitbarem  Bunde." 

Simrock:  „Des  Kampfes  Lose  mischten  Glück  und  Tugend  wunderlich"; 

und  Linnig:    „So    rangen  Vorsicht    und  Eifer    einen    hartem  Strauß." 


KRITISCHE  BEMERKUNGEN  ZUM  WALTHARIUS.  17 

Das  trifft  aber  alles  die  Sache  nicht.  Meyer  will  in  V.  930  für  ad, 
welches  alle  Handschriften  bieten,  ac  setzen  und  entscheidet  sich  für 
Klemms  Auffassung: 

„Eifer  und  Glück  und  Tugend,  sie  alle  sind  hier  im  Spiele." 
Doch  es  bedarf  hier  wohl  keiner  Änderun"^.  Fors  et  virtus  miscentur 
in  unuin  hat  Ekkehard  aus  Aen.  12,  713  herübergenommen  (Voß: 
^Zufall  mengt  sich  und  Tapferkeit  unter  einander")  und  ad  Studium 
hinzugesetzt.  Wie  wäre  es,  wenn  wir  Studium  metonymisch  für  das 
durch  das  Studium  Erstrebte,  das  Ziel,  setzten?')  Miscentur  ad  Stu- 
dium ist  zwar  kein  schönes  Latein,  aber  „in  qua  scribebat,  barbara 
terra  fuit."    Ich  schlage  vor  zu  übersetzen: 

„Glück    und    Tapferkeit    sind    hier    vereint,    um   das  Ziel  zu 

erreichen." 
An  Tapferkeit  sind  die  beiden  Kämpfer  gleich  wie  Aneas  und  Turnus, 
aber  wer  das  Ziel  erreicht,  das  entscheidet  hier  wie  dort  die  fors. 

Zu  V.  1040.  Walther  hat  seinen  Schild,  an  dem  vier  Gegner 
zerrten,  endlich  fahren  lassen,  ist  voran  gestürmt,  hat  dem  Trogus 
die  W^aden  zerhauen  und  dessen  beiseit  gelegten  Schild  an  sich  ge- 
nommen. Trogus  hat  darauf  einen  großen  Stein  ergriffen  und  auf  den 
Gegner  geschleudert,  aber  nur  seinen  eigenen  Schild  damit  zerschmet- 
tert.    Dann  heißt  es  von  ihm  weiter,  V.   1036  ff.: 

„Moxque  genu  posito  viridem  vacuaverat  aedem 

Atque  ardens  animis  vibratu  terruit  auras. 

Et  si  non  quivit  virtutem  ostendere  factis, 

Corde  tamen  habitum  patefecit  et  ore  virilem. 

Nee  manes  ridere  videns  audaciter  inquit: 

„O  mihi  si  clipeus  vel  sie  modo  adesset  amicus! 

Fors  tibi  victoriam  de  rae,  non  inclita  virtus 

Contulit;  ad  scutum  mucronem  tollito  nostrura!" 
Den  viel  mißverstandenen  V.  1041  haben  Meyer  S.  374  und  Pannon- 
borg  in  seiner  Besprechung  der  Scheffel -Holder'schen  Waltharius- 
Ausgabe,  Gott.  gel.  Anz.  1875,  St.  5  richtig  gedeutet,  doch  gehen 
über  V.  1040  die  Ansichten  noch  auseinander.  Grimm  übersetzt: 
„Und  als  er  keine  Geister  lachen  sah,  da  rief  er  kühn:"  u.  s.  w. 
•San  Marte:  „Und  rief  (noch  hat  er  nicht  die  Unhold'  lachen  gesehen) 
u.  s.  w."  Simrock:  „Ob  ihn  der  Tod  anlachte,  er  übersah  es  wild." 
Während  diese  drei,  wie  auch  Reiffenberg,  Geyder  und  Scheffel,   die 


')  Ich  bemerke  nachtiäglich,  daß  Reiffenberg  derselben  Ansicht  ist :  „Des  deux 
cotes  le  sort  et  In  bravonre  sembient  conspirer  an  memo  bnt.' 

OKnMANIA.     Nonf  Roil.o  VW.  (XXXVH.)  .T.ihrg.  2 


18  MERM.  ALTHOF 

ähnlich  übersetzen,  sicli  an  die  Überlieferung  gehalten  haben,  »meint 
Pannenborg,  statt  nee  dürfe  man  vielleicht  nunc  lesen.  Ich  halte  das 
für  keine  Verbessejung.  Der  Participialsatz  enthält  offenbar  den  Grund 
zu  audaciter  inquit.  Nun  kann  wohl  der  Umstand,  daß  jemand  das 
Hohnlachen  der  Geister  nicht  sieht,  d.  h.  den  bevorstehenden  Tod 
noch  nicht  ahnt,  ihn  zu  kühner  Rede  veranlassen,  schwerlich  aber 
das  Gegentheil.  Der  Dichter  schildert  uns  Trogus  in  einer  zwei- 
fachen Lage.  Zuerst  ist  er  zwar  schwer  verwundet  auf  die  Kniee 
gesunken  und  seines  Schildes  beraubt,  aber  er  hat  dennoch  die  Hoff- 
nung nicht  verloren,  sondern  greift  zum  Schwerte,  und  wenn  er  auch 
den  Feind  nicht  anzugreifen  vermag,  so  schwingt  er  die  Waffe  doch 
ardens  animis  in  der  Luft  und  fordert  Walther  trotzig  auf,  sich  auch 
das  Schwert  zu  holen.  Als  dieser  ihm  aber  darauf  noch  die  rechte 
Hand  abgeschlagen  hat,  da  sieht  er  die  Todesgeister  lachen  und 
bricht,  zu  weiterem  Widerstände  unfähig,  verzweifelnd  (V,  1056:  „seu 
desperaverat")  in  bittere  Schmähungen  aus. 

Zu  V.  105L     Als  Tanastus  dem  Trogus  zu  Hilfe  eilt,    V.  1050 

„Hinc  indignatus  iram  convertit  ad  ipsum 

Waltharius  humerumque  ejus  de  cardine  velHt 

Perque  latus  ducto  suffudit  viscera  ferro." 
Schwab  faßt  das  so  auf,  als  ob  Walther  dem  Gegner  aus  der  Achsel 
das  Schulterblatt  heraus  und  dazu  ins  Eingeweide  gehauen  habe ; 
ähnlich  auch  San  Marte,  Geyder,  Simrock  und  Linnig.  Alle  fünf 
geben  vellere  mit  ,.hauen'',  oder  „schlagen"  wieder  und  scheinen  an 
einen  einzigen  furchtbaren  Schwerthieb  zu  denken.  Grimm  übersetzt 
unklarer  „er  riß  ihm  die  Schulter  von  oben  ab  und  öffnete  die  Seite", 
Klemm  ähnlich: 

„riß  ihm  ganz  sogleich  herunter  die  Schulter, 

Drauf  nach  der  Seite  lenkend  das  Schwert,  durchhaut  er  die 

Därme", 
und  Reiffcnberg:  „Walther  lui  detache  l'^paule  et  fait  descendre  son 
epee  du  flanc  daus  les  entrailles."  Auch  diese  drei  verstehen  augen- 
scheinlich „reißen"  bezw.  „detacher"  von  dem  Schwerte,  doch  weiß 
man  nicht  recht,  ob  sie  ein  einmaliges  oder  zweimaliges  Ausholen 
mit  der  Waffe  annehmen.  Meiner  Ansicht  nach  kann  man  aber  vellere 
nicht  gut  mit  hauen  übersetzen  und  auf  gladius  beziehen,  und  haben 
wir  die  Stelle  anders  aufzufassen.  Walther  hat  seinen  eigenen  Schild 
(V.  1017)  fahren  lassen  und  dann  den  des  Trogus  ergriffen,  welcher 
ihm  jedoch  gleich  darauf  durch  einen  Steinwurf  zerschmettert  wurde 
(V.  1084).  Er  hat  die  unbrauchbar  gewordene  Waffe  fortgeworfen  und 


KRITISCHE  BEMERKUNGEN  ZUM  WALTHARIUS.  19 

packt  nun  den  sicli  nah  an  ihn  herandrängenden  Tanast  mit  der 
jetzt  frei  gewordenen  Linken  am  Arme,  reißt  ihm  die  Kugel  aus  der 
Schulter  und  durchbohrt  den  also  wehrlos  gemachten  Feind  mit  dem 
Schwerte. 

Zu  V.  1053:  „Ave!  procumbens  submurmurat  ore  Tanastus." 
Grimm  denkt  dabei  an  einen  „lauten  Schrei",  und  auch  San  Marte 
meint  S.  153:  „Sollte  im  Deutschen  nicht  ein  bloßer  Schraerzensruf 
gestanden  haben?"  Doch  gibt  er  ebenso  wie  Geyder,  Simrock  und 
Linnig  ave  mit  „Leb  wohl!"  wieder.  Peiper  liest  statt  ave  mit  A 
salve,  wozu  ReifFenberg  bemerkt:  „Ce  salut  ironique  du  guerrier  mou- 
rant  ä  son  vainqueur  et  son  meurtrier  est  tout  ä  fait  dans  le  goüt 
des  moeurs  barbares."  Linnig  hat  dagegen  den  erläuternden  Zusatz 
„0  Bruder!",  während  Simrock  noch  hinzufügt:  „so  grüßt' er  scheidend 
den  Freund  und  blickt'  ihn  zärtlich  an." 

Da  haben  nun  aber  Scheffel  und  Holder  in  den  Casus  S.  Galli, 
Mon.  Germ.  S.  S.  II,  57  eine  Stelle  gefunden,  wo  es  von  Geraldus' 
„seligem  Sterben  mit  Gruß  der  Geistererscheinung  und  Lächeln"  heißt: 
„Cum  visis  laete  sanctis  dixisset  „ Avete!" 
Fratres  arrisit  Gerolt  animaraque  remisit." 
„Wer  den  Waltharius  liest",  fahren  dann  die  Herausgeber  fort,  „wiid 
hienach  nicht  mehr  in  Zweifel  sein,  wie  V.  1053  das  viel  mißver- 
standene, sogar  mit  dem  deutschen  Schmerzensrufe  ,^au  ive  mir,  xce!" 
erklärte  letzte  Todesmurmeln  des  durchbohrt  niedersinkenden  Tanastus 
geraeint  ist.  Er  sieht  in  der  Vision  der  Todesstunde  die  Gestalt  eines 
Schutzgeistes  und  ruft,  wie  Gerald  selbst  im  l'ode  gerufen:   ave!" 

Ich  bezweifle  das  sehr.  Wenn  der  fromme  Gerald  vor  seinem 
Hinscheiden  die  Gestalten  der  Heiligen,  denen  er  sein  ganzes  Leben 
geweiht  hat,  vor  sich  sieht  und  freudig  begrüßt,  so  ist  das  leicht  er- 
klärlich ,  aber  den  Recken  Tanastus  stelle  ich  mir  als  einen  weniger 
frommen  Mann  vor.  Doch  davon  abgesehen ,  welche  Unklarheit  der 
Darstellung  wird  nach  Scheffels  und  Holders  Auffassung  bei  dem 
Dichter,  welche  Combinationsgabe  bei  dem  Leser  vorausgesetzt!  Und 
was  soll  denn  dieser  an  einen  Schutzgeist  gerichtete  Gruß ,  der  zu 
dem  Vorhergehenden  nicht  in  der  allergeringsten  Beziehung  steht,  hier 
überhaupt?  Wenn  wir  aus  den  auf  Gerald  bezüglichen  Versen  für 
unser  Gedicht  durchaus  etwas  lernen  sollen,  so  ist  es  nur  dies:  Wie 
dort  das  ave  Personen  zugerufen  wird,  die  kurz  vorher  genannt  sind, 
so  muß  das  auch  im  Waltharius  der  Fall  sein.  In  den  Versen  der  Casus 
S.  Galli  ist  unmittelbar  vorher  von  den  Heiligen  die  Rede,  in  unserer 
Dichtung  (abgesehen  von  Walther,  der  nicht  in  Betracht  kommt,  falls 

2* 


20  HERM.  ALTHOF 

wir  nicht  wie  Reiffenberg  einen  ironisch  gemeinten  Gruß  annehmen 
wollen)  von  Trogus,  dem  Freunde  des  Tanastus.  Ihm  gilt  der  letzte 
Gruß  des  Sterbenden  : 

„Kann  dir  die  Hand  nicht  geben  — 

Bleib  du  im  ew'gen  Leben 

Mein  treuer  Kamerad!" 
Dann  schildert  uns  der  Dichter  V.  1060  ff.,   wie  die  beiden  Freunde, 
nachdem   auch   Trogus   dem    Schwerte   Walthers    zum  Opfer   gefallen 
ist,  im  Tode  vereint  am  Boden  liegen: 

„Ecce  simul  caesi  volvuntur  pulvere  amici, 

Crebris  foedatum  ferientes  calcibus  arvum." 
]\[an  hat  hier  wieder  einmal  einer  gelehrten  Hypothese  zu  Liebe 
die  einfachste  Erklärung  der  Stelle  verschmäht  und  das  Gedicht  einer 
Schönheit    beraubt,    die   bereits   mehrere   Übersetzer   wohl    gewürdigt 
hatten. 

Zu  V.  1086  ff.  Nachdem  Walther  elf  Feinde  getödtet  hat,  flieht 
König  Günther  entsetzt  zu  dem  abseits  weilenden  grollenden  Hagen 
und  sucht  ihn  zur  Aufnahme  des  Kampfes  zu  bewegen,  indem  er  ihm 
u.  a.  die  Folgen  seiner  Weigerung  vorhält.    Er  sagt  V.  1084  ff. : 

„Non  modicum  patimur  dampnum  de  caede  virorum, 

Dedecus  at  tantum  superabit  Francia  nunquara. 

Antea  quis  fuimus  subjecti  (nach  A  und  C),  sibila  dantes 

„Francorum",  dicent,  „exercitus  omnis  ab  uno, 

Pro  pudor!  ignotum  vel  quo,  est  impune  necatus!" 
Peiper  hat  dies  subjecti  auf  die  Hunnen  bezogen,  was  Pannenborg  in 
seiner  Besprechung  der  Peiper'schen  Ausgabe  zurückgewiesen  hat. 
Auch  Müller  a.  a.  O.  S.  172  erscheint  diese  Beziehung  gesucht,  weil 
man  1.  gewiß  mehr  an  spottende  Feinde  denke,  die  vorher  besiegt 
waren  und  nun  voll  Schadenfreude  die  Schande  und  den  Untergang 
ihres  Bedrängers  sehen  oder  vernehmen,  und  2.  weil  die  Hunnen, 
wenn  sie  davon  hörten,  gerade  am  besten  hätten  wissen  müssen,  wer 
der  Sieger  war,  also  für  sie  das  „ignotum  vel  quo"  nicht  passe.  Nach 
Müller  ist  anlea  quis  fuimus  subjecti  nicht  als  nähere  Bestimmung 
des  Subjectes  von  dicent,  sondern  als  Anfang  der  Spottrede  zu  nehmen, 
und  er  übersetzt  dem  entsprechend:  „Jene  Franken,  denen  wir  früher 
unterthan  waren",  so  werden  (die  Völker)  spottend  sagen,  „jene 
Franken  sind,  ein  ganzes  Heer  und,  welche  Schmach !  von  einem  un- 
bekannten Manne  vernichtet  worden." 

AVenn  es  aber,  wie  Pannenborg  sagt  und  Müller  zugibt,  für  die 
Franken  unmöglich   der  höchste  Grad  der  Schande  sein  konnte,    von 


KRITISCHE  BEMERKUNG KN  ZUM  WALTHARIUS.  21 

den  längst  fernen  Hunnen,  ihren  früheren  Besiegern,  geschmäht  zu 
werden,  so  konnte  ihnen  auch  nicht  so  viel  daran  gelegen  sein,  wenn 
\'ölker  über  sie  spotteten,  die  ihnen  früher  einmal  unterthan  waren, 
also  jetzt  in  keiner  näheren  Beziehung  mehr  zu  ihnen  standen.  Aber 
ich  wüßte  auch  solche  Völker  gar  nicht  zu  nennen,  die  sich  von  der 
Frankenherrschaft  befreit  hätten,  und  auf  die  Müller  Jene  Äußerung 
beziehen  könnte.  Die  Lesart  subjecti  ist  eben  unhaltbar,  doch  einer 
Conjectur  (Holder  schlägt  sublati  vor)  bedarf  es  nicht,  weil  das 
bereits  von  Reiffenberg  richtig  aufgefaßte  („ceux  qui  naguere  nous 
redoutaient")  und  von  Meyer  und  Pannenborg  vertheidigte  suspecti 
(in  BbT)  in  der  Bedeutung  „furchtbar",  ..gefürchtet"  (vgl.  V.  1140, 
1179,  1384;  auch  568  suspicio)  einen  sehr  guten  Sinn  gibt.  Denn 
das  mußte  allerdings  für  den  stolzen  König  der  Gipfel  der  Schmach 
sein,  und  das  konnte  verhängnißvolle  Folgen  für  ihn  haben,  wenn 
diejenigen,  denen  die  Franken  bisher  Furcht  eingeflößt  und  die  sie 
dadurch  im  Zaume  gehalten  hatten,  sich  über  eine  schmähliche  Nieder- 
lage derselben  lustig  machen  konnten. 

Zu  V.  1093  ff.     Den  lange  unbeugsamen  Hagen  bittet  der  König 
immer  flehentlicher,  ihm  zu  Willen  zu  sein,  V.  1093: 
„Cujus  subnixe  rogitantis  acumine  motus, 
Erubuit,  domini  vultum  replicabat  honorem 
Virtutis  propriae,    qui  fors  vilesceret  inde, 
Si  quocumque  modo  in  rebus  sibi  parceret  istis." 
So    lesen  und   interpungieren  Neigebaur  (Ausgabe  nach  der  Brüsseler 
Handschrift,  München  1853)     sowie  Scheffel  und  Holder.    Bei  Grimm 
finden    wir    dagegen    abgetheilt:    „Erubuit  domini  vultum,    replicabat 
honorem  Virtutis  propriae,  qui  etc."    Dementsprechend  übersetzt  San 
Marte : 

„Tief  ergreift  ihn  das  stachelnde  Wort  des  jämmerlich  Fleh'nden, 
Dem  er  die  Schamröth'  trieb  ins  Gesicht;  er  erwäget  der  eignen 
Tapferkeit  glänzenden  Ruhm,  wie  leicht  er  möchte  geschwärzt 

sein, 
Zog'  er  sich  hierbei  zurück,  aus  welchem  Grund  es  auch  sein  mag." 
Gegen  diese  Übersetzung  spricht  zunächst  der  Umstand,  daß  erube- 
scere  entweder  intransitiv  „erröthen"  oder  transitiv  „etwas  scheuen" 
(cf.  Aen.  2,  542:  jura  fidemque  supplicis  erubuit),  „sich  vor  etwas 
schämen",  aber  nicht  "„jemanden  erröthen  machen"  heißt.  Wenn  ich 
Grimm  recht  verstehe,  faßt  er  die  Stelle  so  auf:  Hagen  erröthete, 
schämte  sich  vor  dem  Angesichte  seines  Herrn  und  bedachte  den 
Ruhm  seiner  eigenen  Tapferkeit,    welcher  vielleicht  Einbuße   erleiden 


22  HEKM.  ALTHOF 

könnte,  wenn  er  sich  irgendwie  in  dieser  Lage  schonen  wollte.  Dann 
ist  in  Übereinstimmung  mit  allen  übrigen  Erklärern  (Scheffel  sagt 
wenigstens  zweideutig:  „So  er  noch  länger  säumte,  die  Ehre  litte 
Noth")  honor  als  honor  Hagauonis  aufgefaßt  und  virtutis  propriae 
auf  das  Subject  von  replicabat  bezogen.  Sprachlich  läßt  sich  das 
wohl  rechtfertigen;  wäre  es  aber  nicht  sehr  auffallend,  wenn  der 
Dichter  sagte:  Hagen,  durch  die  flehenden  Bitten  Günthers  erschüttert, 
schämte  sich  endhch  vor  dem  Angesichte  seines  vor  ihm  sich  demüthi- 
genden  Königs  und  dachte  an  —  seine  eigene  werthe  Person?  Ich 
schlage  daher  vor,  propriae  virtutis  (proprius  :=  suus  öfters  im  Wal- 
tharius)  auf  das  Subject  von  vilesceret  (qui  =  dominus)  zu  beziehen, 
lese  statt  honorem,  womit  ich  nichts  anzufangen  weiß,  mit  A  und  C 
iionore,  fasse  es  aber  nicht  wie  Peiper  ■=^  propter  honorem,  sondern 
als  ablativus  limitationis  zu  vilesceret,  interpungiere: 
„Erubuit,  domini  vultum  replicabat,  honore 
Virtutis  propriae  qui  fors  vilesceret  inde"  etc. 
und  übersetze: 

„Dringender  flehte  jedoch  der  unglückselige  König, 
Und  bewegt  von  der  Bitten  Grewalt,  erröthete  Hagen, 
Blickte  darauf  dem  Herrn  ins  Gesicht  und  bedachte,  wie  dieser 
Könnte  an  Heldenruhme  vielleicht  Einbuße  erleiden. 
Wollte  er  irgendwie  sich  schonen  in  solcher  Bedrängniß." 
So  steht  Hagen  in  einem  ganz  anderen  Lichte  da,  wenn  er  nicht  um 
der    eigenen    Ehre   willen    die    Pflicht    der    Freundschaft    hintansetzt, 
sondern  wie  Rüdiger  von  Bechelaren  das  Interesse  seines  königlichen 
Herrn  über  Alles  stellt,  und  diese  meine  Auffassung  allein  paßt  auch 
zu   dem   Folgenden,    wo  Hagen   V.  1109   sagt:    „proprius   dolor  suc- 
cumbit  lionori  regis." 

Zu  V.  1272  ff.  Doch  scheint  auf  den  ersten  Blick  dazu  V.  1272  ff. 
nicht  zu  stimmen,  wo  Hagen  auf  Walthers  eindringliche  Mahnung, 
des  alten  Bruderbundes  eingedenk  zu  sein,  erwidert: 

„Cetera  fors  tulerim,  si  vel  dolor  unus  abesset: 
Unice  enim  darum,  rutilum,  blandum,  pretiosum 
Carpsisti  florem  mucronis  falce  tenellum" ; 
wenigstens  meint  Meyer  S.  396,    Hagen  widerspräche  hier  dem,   was 
er  V.  1112  gesagt  habe: 

„Nam  propter  carum  fateor  tibi  domne  nepotem, 
Promissam  fidei  norraam  corrumpere  nollem." 
Den    scheinbaren  Widerspruch    erkläre    ich    mir   so:    Walther  hat  in 
seiner   Anrede   an   Hagen    der   Vasallenpflicht    desselben    mit    keinem 


KRITISCHE  REMERKHN'GEN  ZUM  WALTHARHJ8.  23 

Worte  gedacht,  sondern  nur  von  ihrem  alten  Freundschaftsbunde  ge- 
sprochen, sich  also  auf  ein  Piet<ätsverhältniß  berufen,  welches  er  von 
-einem  idealen  Standpunkte  aus  (sagt  er  doch  V.  1257  zu  Hagen 
:50gar : 

„Quippe  tui  facies  patris  obliviscier  egit, 

Tecum  degenti  mihi  patria  viluit  ampla") 
tiir  heiliger  hält  als  das  Vcrhältniß  des  Vasallen  zu  seinem  Senior. 
Wenn  Hagen  daher  sein  feindseliges  Verhalten  vor  Walther  recht- 
fertigen will,  so  kann  er,  obwohl  er  hier  wie  im  Nibelungenliede, 
freilich  in  edlerer  Gestalt  als  dort,  die  Rolle  des  über  alles  getreuen 
Dienstmannes  vertritt,  nicht  seine  Vasallenpflicht  als  Beweggrund  an- 
führen, sondern  muß  sich  ebenfalls  auf  ein  Pietätsverhältniß  berufen, 
und  das  thut  er.  indem  er  auf  seine  Pflicht  hinweist,  für  seinen  ge- 
liebten, von  Walther  erschlagenen  Neffen  Blutrache  zu  üben. 

Zu  V.  1269  ff.  Doch  ich  muß  nachträglich  auf  Hagens  Worte 
hinweisen,  die  er  früher,  V.  1269  ff.  an  Walther  gerichtet  hat.  Er 
wirft  ihm  dort  vor,  seine  Freunde  und  Verwandten  getödtet  zu  haben, 
obwohl  er  ihn  habe  erkennen  müssen: 

„Excusare  nequis,  quin  me  tunc  affore  nosses. 

Cujus  si  facies  latuit,  tamen  arma  videbas 

Nota  satia  habituque  virum  rescire  valebas," 
Das  habe  ich  anfangs  mit  den  früheren  Übersetzern  so  auf- 
gefaßt: wenn  du  auch  mein  Gesicht  nicht  sehen  konntest  (entweder  weil 
es  verdeckt  war  durch  Theile  des  Helmes  oder  wegen  der  zu  großen 
Entfernung),  so  sähest  du  doch  meine  Waffen,  die  dir  genugsam  be- 
kannt sind,  und  konntest  mich  an  der  Haltung  (Reiffenberg:  „ext6- 
rieur",  Geyder:  „mein  ganzes  Wesen",  Scheffel:  „Gestalt")  erkennen. 
Doch  habe  ich  später  Bedenken  getragen,  die  Übersetzung  habitus  := 
Haltung  oder  Gestalt  beizubehalten,  denn  wie  darf  Hagen  Walther 
vorwerfen  ,  daß  er  ihn  nicht  an  den  Waffen  und  an  der  Haltung  er- 
kaimt  habe,  da  er  doch  selbst,  als  er  mit  den  übrigen  Verfolgern  vor 
Walthers  Lager  ankam,  nicht  wußte,  ob  der  vor  demselben  stehende 
Recke  wirklich  sein  Freund  war,  und  dem  Könige  rieth,  einen  Boten 
abzusenden,  um  den  Fremden  nach  Heimat,  Namen  und  Herkunft  zu 
fragen?  (vergl.  V.  575  ff.).  Ist  das  auch  eine  von  den  Verkehrtheiten 
und  Unklarheiten,  die  man  dem  „poeta  adeo  barbarus  passim,  ut 
saepe  (a  Biestero)  non  intelligatur"  aufzuhalsen  beliebt  hat,  oder  haben 
wir  die  Stelle  etwa  anders  als  bisher  aufzufassen?  Vielleicht  ist  Letz- 
teres der  Fall.  Walther  hatte  in  der  That  schon  aus  der  Ferne  Hagen 
erkannt,  und  zwar  an  den  Abzeichen  seines  Helmes  (V.  556  „galeam 


24  HEKM.  ALTHOF 

Haganonis  Aspicit  et  noscens  etc.")  und  nicht  an  seiner  Haltung.  Ich 
glaube  auch,  daß  es  überhaupt  wohl  nicht  leicht  ist,  einen  schwer- 
gepanzerten Mann,  zumal  wenn  derselbe  zu  Pferde  sitzt,  von  ferne 
an  der  Haltung  unter  zwölf  Genossen  heraus  zu  erkennen,  und  ich 
möchte  habitus  in  V.  1271  nicht  wie  in  V.  1039  („Corde  tarnen 
liabitum  (Trogus)  patefecit  et  ore  virilem"),  sondern  wie  in  V.  1192 
auffassen,  wo  ähnlich  wie  an  unserer  Stelle  1.  von  arnia  und  2.  von 
armorum  habitus  =:  Rüstung  die  Rede  ist: 

„Aggreditur  juvenis  caesos  spoliarier  armis 
Armorumque  habitu,  tunicas  et  caetera  linquens." 
Weswegen    hat    denn    aber  Hagen    seinen  Freund  Walthcr  nicht 
auch  an  dessen  ihm  wohlbekannten  Waffen  und  der  Rüstung  erkannt, 
wie  Bitcrolf  V.  616?: 

„  Do  such  onch  Bäerolf  der  degen 
An  dem  schilde  guot  genuoc 
Bt  dem  loäpen^  daz  er  truoc, 
Daz  er  loas  von  8j)anjelanf.'''' 
Die   Antwort   darauf  ergibt   sich   leicht:    Walthers  Brünne  und  Helm 
waren,  wie  wir  aus  V.  263  ff.  wissen,  aus  Attilas  Schatzkammer  ent- 
wendet und   nicht   Walthers   gewöhnliche    Waffen,    und  etwaige   Ab- 
zeichen,   wie  die  auf  dem  Schilde,    hatte  Walther,    der  ja  bei  seiner 
Flucht  sogar  die  betretenen  Wege  und  das   freie  Land  mied,    sicher 
entfernt    oder    unkenntlich    gemacht,    wie   uns   das   in   den  Epen  der 
späteren  Zeit  öfters  erzählt  wird,  z.  B=  Alphart  Str.  432: 
,^Also  Witege  und  Heime  daz  ze  reJde  ersach, 
Ir  iegelich  sin  zeichen  von  sinem  helme  hrach ; 
Die  Schilde  si  rnvungen  hinder  sich  zehant, 
Daz  si  in  dem  strife  niemanne  lourden  erkani^' 
und  ähnlich  Str.  446.     Unser  Dichter,    weit   entfernt  von   der  oft  er- 
müdenden Weitschweifigkeit  seiner  späteren  Nachfolger,    hat  nur  ein- 
zelne Partien  seiner  Dichtung    und    diese    mit  großer  Meisterschaft  in 
detaillierter  Ausführung  gezeichnet  und  fordert  von  uns,  wenn  er  das 
übrige  mit  nur  wenigen  kräftigen  Umrissen  vor  Augen  führt,  daß  wir 
zwischen  den  Zeilen  zu  lesen  wissen. 

Zu  V.  1099.  Hagen  antwortet  dem  Könige,  als  dieser  ihn 
flehentlich  gebeten  hat,  gemeinsam  mit  ihm  den  Kampf  gegen  den 
siegreichen  Walther  aufzunehmen,  V.  1098  ff.: 

„Quo  me  domne  vocas?  Quo  te  sequar,  inclite  princeps? 
Quae  nequeunt  tieri,  spondet  tiducia  cordi: 
Quis  tarn  desipiens  quandoque  fuisse  probatur, 
Qui  saltu  baratrum  sponte  attemptarit  apertum?" 


KRITISCHE  BEMERKUNGEN  ZUM  WALTIIARIUS.  25 

Schwab,  Grimm  und  Simrock  lassen  V.  1099  unberücksichtigt, 
bei  San  Marte  aber  finden  wir: 

„Du  sinnst  mir  Unmögliches  an   zu  versprechen", 
während  Linnig  und  Scheffel  herauslesen: 

„Was  mir  unmöglich  däuchte,  du  hast  es  mich  gelehrt" 
und: 

„Was  nimmer  sonst  geschah,  die  Treue  heißt's  geschehn." 
Reiffenberg  übersetzt:  „La  fidelite  veut-elle  que  l'on  tente  l'impossibleV" 
und  Geyder:    „Unmögliches  verlangst  du."    Die  Stelle   ist   von  ihnen 
allen  mißverstanden  worden;  Klemm  allein  hat  das  Richtige  getroffen : 

„Es  verspricht  des  Herzens  Vertraun,    was  nimmer  geschehn 

kann." 
Spondere  cordi  heißt  nämlich  wie  spondere  animo  bei  Livius 
28,  38  und  spondere  sibi  bei  Justinus  3,  4  u.  a.  sich  etwas  gewiß 
versprechen,  zuverlässig  glauben,  gewiß  hoffen.  Also  sagt  Hagen 
warnend  zu  Günther:  deine  Zuversicht  läßt  dich  gewiß  hoffen,  was 
nicht  geschehen  kann;  wir  werden,  falls  wir  Walther  angreifen,  eben- 
sowenig unversehrt  davon  kommen ,  als  wenn  wir  in  einen  offenen 
Abgrund  springen. 
Zu  V.  1104. 

„Nam  scio  Waltharium  per  campos  sie  fore  acerbum, 

Ut  tali  Castro  uec  non  statione  locatus 

Ingentem  cuneum  velut  unum  tempnat  homullum. 

Et  licet  huc  cunctos  equites  simul  atque  pedestres 

Francia  misisset,  sie  bis  ceu  fecerat  istis." 
Tempnat  lesen  Grimm,  Du  Meril ,  Peiper  und  Scheffel-Holder 
mit  den  meisten  Handschriften.  Doch  hatte  Walther  wahrlich  keine 
Veranlassung,  seine  Gegner  gering  zu  schätzen,  denn  sie  hatten  bis 
auf  den  König  Günther  alle  mannhaft  gestritten,  und  der  Sieg  war 
ihm  keineswegs  leicht  geworden.  Wohl  aber  hat  der  Held  vor  seiner 
Felsenkluft  sich  gegen  die  übermächtigen  Gegner  zur  Wehr  gesetzt 
und  sie  bestanden  =  temptare.  Dieses  Wort  erwartet  man;  es  wird 
auch  von  drei  Handschriften  geboten:  temptat  haben  B  und  I,  temptet  D, 
und  ich  glaube,  daß  wir  die  erstere  Lesart  in  den  Text  aufnehmen 
müssen. 

Äleyer  hält  nämlich  S.  383  temptat  mit  Unrecht  für  verderbt, 
vielmehr  ist  der  Conjunctiv  temptet  und  demnach  tempnat  in  Folge 
eines  Mißverständnisses  in  den  Text  hineincorrigiert  worden.  Denn 
ut  in  V.  1104  heißt  gar  nicht  „daß",  sondern  ist  dem  vorhergehenden 
sie   correspondierend    und   mit  „wie"  zu  übersetzen    und    fordert  den 


26  HERM.  ALTHOF 

Indicativ.  Diese  Stelle  ist  mir  ein  neuer  Beweis  für  die  Güte  der 
Brüsseler  Handschrift.  Sie  ist  nämlich  nicht  so  aufzufassen,  wie  dies 
z.  B.  von  ReifFenberg  geschehen  ist:  „Car,  je  le  sais,  Walther  est  si 
formidable  sur  le  champ  de  bataille,  que  quand  meme  il  ne  serait 
point  favorise  par  cette  position ,  il  ne  s'inquieterait  pas  plus  d'un 
gros  bataillon  que  de  l'homme  le  plus  faible;  et  si  la  France  en- 
voyait  contre  lui  tous  ses  cavaliers  et  fnntassins,  il  les  traiteraii  conime 
il  a  fait  ceux  si."  Hagen  behauptet  vielmehr,  daß  Walther  freilich 
auch  im  freien  Felde  sich  ebenso  furchtbar  zeigen  würde,  wie  hier 
vor  seiner  Felsenkluft,  wo  er  einen  ingens  cuneus  (allerdings  nur  12, 
bezw.  13  Mann,  doch  nennt  der  Dichter  diese  auch  V.  1087  über- 
treibend „ein  ganzes  fränkisches  Heer")  bestanden  hat.  Hier  könne 
man  aber  gar  nichts  gegen  ihn  ausrichten,  und  wenn  auch  alle  frän- 
kischen Krieger  zu  Fuß  und  zu  Roß  kämen,  es  würde  ihnen  hier 
ebenso  ergehen,  wie  den  erschlagenen  elf  Genossen.  Die  einzige  Mög- 
lichkeit, Walther  zu  überwinden,  sei  daher,  ihn  aus  seiner  günstigen 
Stellung  herauszulocken,  und  bei  einem  Überfalle  auf  oflPenem  Felde 
würden  dann  Günther  und  Hagen  zusammen  vielleicht  vollbringen 
können,  was  sonst  die  gesammte  fränkische  Streitmacht  nicht  ver- 
möchte. 

Zu  V.  1195.    Von  Walthers    Aufbruch    aus    seinem   Felsenlagcr 
am  Morgen  nach  dem  Kampfe  heißt  es: 
1195       „Quattuor  his  oneravit  equos,  sponsamque  vocatam 

Imposuit  quinto,  sextum  conscenderat  ipse, 

Et  primus  vallo  perrexerat  ipse  revulso. 

At  dum  constricti  penetratur  semita  callis, 

Circumquaque  oculis  explorans  omnia  puris, 
1200       Auribus  arrectis  ventos  captavit  et  auras, 

Si  vel  mussantes  sentiret  vel  gradientes 

Sive  superborum  crepitantia  frena  virorum, 

Seu  saltem  ferrata  sonum  daret  ungula  equorum. 

Postquam  cuncta  silere  videt,  prevortit  onustas 
1205       Quadrupedes,  mulierem  etiam  praecedere  jussit. 

Scrinia  gestantem  comprendens  ipse  caballum 

Audet  inire  viam  consueto  cinctus  amictu. "' 
Meyer  will  beim  Abzüge  der  Flüchtlinge  zwei  verschiedene 
Marschordnungen  unterscheiden.  Walther  sei  stets  da,  wo  die  größte 
Gefahr  drohe,  und  da  beim  Passieren  des  langen  Engweges  nur  ein 
Angriff  von  vorn  zu  fürchten  gewesen,  so  sei  Walther  voran  geritten. 
Auf  der  Straße  aber,  wo  hauptsächlich  ein  Angriff  von  hinten  zu  er- 


KRITISCHE  BEMERKUNO EN  ZUM  WALTHARIUS.  27 

warten  gewesen,  hätten  die  vier  Saumrosse  den  Zug  eröffnet,  an  der 
sichersten  Stelle  sei  Hildegunde  gefolgt  und  am  Ende  des  Zuges 
Walther  geritten. 

Ich  glaube  nicht,  daß  wir  hier  zwischen  semita  Engweg  und  via 
Landstraße  zu  unterscheiden  haben,  und  fasse  die  Situation  anders  auf. 
V.  1197  tritt  Walther  meiner  Meinung  nach  die  Fahrt  noch  gar  nicht  an, 
sondern  reitet  zuerst  etwas  voran,  um  ungestört  lausehen  zu  können. 
Als  er  dann  Alles  still  gefunden  hat,  kehrt  er  zurück^  und  nun  erst 
bricht  er  mit  Hildegunde  und  den  Saurarossen  auf,  audet  inire  viara. 
Er  wird  von  seinem  Aufbruche  an  bis  zum  Zusammentreffen  mit 
Günther  und  Hagen  stets  am  Ende  des  Zuges  geritten  sein,  dicht 
hinter  Hildegunde.  Dabei  konnte  er  sie  genügend  beschirmen;  gegen 
eine  Überraschung  von  vorn  schützten  die  vorangetriebenen  Rosse, 
mochten  sie  nun  auf  dem  engen  Pfade  hinter-  oder  auf  offenem  Felde 
nebeneinander  gehen. 

Zu  V.  1217.  Die  Worte,  mit  denen  Walther,  als  er  Ilildegundeus 
Aufforderung,    sich    durch   die  Flucht  vor  dem  gemeinsamen  Angriffe 
Günthers  und  Hagens  zu  retten,  zurückweist: 
1217       „Est  satius  pulchram  per  vulnera  quaerere  mortem 

Quam  solum  amissis  palando  evadere  rebus" 
hat  San  Marte  merkwürdig  mißverstanden: 

„Besser  gewiß,  einen  schönen  Tod  durch  Wunden  zu  suchen, 

Als  hinter  Schanzen   geduckt   und   geplündert  vom  Platze  zu 

weichen!" 
Wenn  Waltlier  noch  hinter  dem  vor  seinem  Lager  von  ihm  auf- 
geschlagenen Pfahl  werke  (V.  1155:  „ecce  viam  vallo  praemuniit 
artam  Undique  praecisis  spinis  siraul  et  paliuris"),  an  welches  San 
Marte  doch  wohl  denkt,  sich  befände  und  nicht  auf  freiem  Felde, 
so  hätte  er  dem  Angriffe  der  beiden  Feinde  minder  besorgt  entgegen- 
sehen können  und  ohne  Furcht,  geplündert  zu  entfliehen.  San  Marte 
hat  palari  ==  umherschweifen  mit  palare  =  bepfählen  verwechselt. 

Zu  V.  1230.  Günther  und  Hagen  sprengen  aus  dem  Hinterhalte 
auf  Walther  los,  und  Ersterer  schreit  ihn  an : 
1229       Eminus  affatu  compellat  valde  superbo: 

„Hostis  atrox,  nisu  deluderis!  Ecce  latebrae 

Protinus  absistunt,  ex  quis  de  more  liciscae 

Dentibus  infrendens  rabidis  latrare  solebas." 
(deludis  T,    deludens  C).    Die    meisten    Übersetzer    sind    der    Stelle: 
„nisu    deluderis"    augenscheinlich   aus  dem  Wege  gegangen.    Bei  San 
Marte   finden    wir:    „Grimmiger  Feind,    du   höhnst    noch  mit  Trotz!" 


28  HEKM.  ALTHOF 

Deludere  heißt  transitiv  „zum  Besten  haben,  äffen,  foppen,  verspotten, 
täuschen",  dann  intransitiv  „aufhören  zu  spielen";  nisus  gibt  Peiper 
im  Glossar  mit  „Studium",  also  Streben,  San  Marte  besser  mit  „Trotz" 
wieder.  Wenn  wir  nun  eine  der  beiden  überlieferten  activen  Formen 
wählen,  so  würde  die  Stelle  entweder  zu  übersetzen  sein  wie  bei  San 
Marte  oder  „du  hörst  auf  zu  spielen  in  Bezug  auf  deinen  Trotz,  dein 
trotziges  Spiel  ist  zu  Ende,  du  hast  ausgespielt". 

San  Martes  Übersetzung  scheint  mir  jedoch  nicht  empfehlens- 
werth  zu  sein,  da  Günther  doch  noch  gar  nicht  weiß,  ob  der  die 
heransprengenden  Feinde  erwartende  Walther  bei  seinem  früheren 
Widerstände  verharren  wird.  In  der  That  verhandelt  er  ja  erst  auch 
lange  mit  Hagen  und  bietet  ihm  zur  Sühne  einen  Schild  voll  Gold- 
spangen an.  Wenn  wir  aber  deludere  intransitiv  auffassen,  so  ent- 
spricht der  Sinn  mehr  dem  affatus  superbus  und  den  gleich  darauf 
folgenden  höhnischen  Worten  des  triumphierenden  Königs.  Wollen 
wir  jedoch,  der  Mehrzahl  der  Handschriften  folgend,  deluderis  lesen 
und  nisu  als  ablativus  limitationis  auffassen,  so  haben  wir  zu  über- 
setzen: „Du  wirst  verspottet  in  Bezug  auf  deinen  Trotz,  dein  trotziger 
Widerstand  hilft  dir  nun  nichts  mehr."  Das  ist  auch  ungefähr  so  viel 
wie:  „Dein  trotziges  Spiel  ist  zu  Ende",  so  daß  meine  beiden  Er- 
klärungen sacblich  auf  dasselbe  hinauskommen.  Reiffenberg  scheint 
die  Stelle  ähnlich  aufgefaßt  zuhaben,  wenn  er  frei  übersetzt:  „Feroce 
ennemi,  tu  prends  d'inutiles  precautions." 

Zu  V.  1249.    Walther  beklagt  sich  darüber,    wie  sehr  er  durch 

Hagcns  Verhalten    ihm    gegenüber    enttäuscht    worden    sei;    er    habe 

geglaubt,  daß  der  Jugendfreund  ihn  freudig  begrüßen,  gastfreundlich 

pflegen  und  in  die  Heimat  geleiten  würde,  und  fährt  dann  V.  1249  fort: 

„Sollicitusque  fui,  quorsum  tua  munera  ferrem." 

Über  diese  Stelle  handelt  Meyer  S.  396,  dem  die  gewöhnlichen 
Übersetzungen:  „wohin  ich  deine  Geschenke  trüge"  oder  „an  seinen 
Gastgeschenken  tragen  wir  fürwahr  noch  schwer"  unpassend  er- 
scheinen. Er  glaubt,  der  Dichter  habe  quorsum  mit  quousque  ver- 
wechselt, und  übersetzt  (ähnlich  wie  Reiffenberg:  „Ma  seule  inqui6- 
tude  etait  de  savoir  corament  me  d^rober  a  tes  dons")  die  letzten 
Worte  des  Verses:  „wie  weit  ich  deine  Gefälligkeiten  annähme." 
Ziemlich  dasselbe  sagt  Simrock: 

„Deine  Gaben  abzulehnen,  schuf  meinem  Herzen  Pein." 
Diese  Auffassung  zu  theilen    bin   ich   vor  Allem    deswegen    nicht  ge- 
neigt,   weil    wir    dabei  zu  einer  Conjectur    greifen    und    dem  Dichter 
einen  Fehler   anhängen  müssen,    was  sonst  der  vorsichtigen,    conser- 


KRITISCHE  BEMERKUNGEN  ZUM  WALTHARIUS.  29 

vatlven  Art,  in  der  Meyer  vorgeht,  nicht  entspricht.  Nach  meiner 
.Aleinung  ist  der  Sinn  des  von  allen  Handschriften  in  übereinstimmen- 
der Weise  überlieferten  Verses:  ich  war  besorgt,  wohin  ich  deine  vielen 
Geschenke  brächte,  wo  ich  sie  ließe,  unterbrächte,  wie  ich  sie  nach 
Hause  schaffen  sollte.  Das  meint  gewiß  auch  Schwab,  wenn  er  etwas 
unbeholfen  übersetzt: 

„Ja  mir  ward  gar  schon  bange,  wo  ich's  fand'  aufzuheben. 
Was  du  mir  würd'st  an  Haben  (Gaben?),  an  überreichen  geben." 
Die  beiden  Flüchtlinge  hatten  ja,  um  schneller  vorwärts  zu  kommen, 
nur  ein  einziges  Saumthier  mitgenommen,  den  „Löwen",  der  an  den 
beiden  Schreinen  und  den  Felleisen  mit  Speisen,  nothwendigen  Gerätli- 
schaften  und  Kleidern  genug  zu  tragen  hatte.  Scheffel,  der  sich  nicht 
veranlaßt  gesehen  hat,  die  mancherlei  Fehler  seiner  Jugendarbeit  in 
den  späteren  Ausgaben  seiner  Übersetzung  zu  verbessern,  meint  das 
allerdings  nicht  und  hat  (wohl  durch  Grimm,  S.  80,  bezw.  die  Thidreks- 
saga  verführt,  wie  auch  Heinzel,  über  die  Walthersage,  Wiener  Sitzungs- 
berichte 1888,  Bd.  117,  S.  61),  abweichend  von  allen  anderen  Über- 
setzern ,  noch  obendrein  Walther  nebst  Hildegunde  auf  den  armen 
bepackten  Gaul  gesetzt.  „Welch'  häßliches  Bild!"  ruft  Meyer  aus. 
Ja,  und  welch'  häßliche  Bilder  haben  die  Künstler,  durch  die  Autorität 
eines  Scheffel  verführt,  geschaffen,  Bilder,  auf  denen  Waltlier  und 
Hildegunde,  zwischen  Sack  und  Pack  wie  auf  einem  Wüstenschiffe 
hockend,  ihre  Straße  ziehen! 

Zu  V.   1289.  Als  Günther  und  Hagen  Walther  angreifen, 
1287        „Primus  maligeram  collectis  viribus  hastam 
Direxit  Hagano  dirupta  pace.    Sed  illam 
Turbine  t e r r i b i  1  e m  t a n t o  et  Stridore  v o  1  a n t e m 
Alpharides  semet  cernens  tolerare  nequiro. 
Sollers  obliqui  delusit  tegmine  scuti." 
Über  diese  Stelle  handelt  Lindenschmit  in  seinem  vortrefflichen  Hand- 
buche der  deutschen  Alterthumskunde  I,  S.  174.  Man  findet  daselbst 
eine  43  Ctm.    lange  Lanzenspitze  aus  Bessungen  abgebildet,    bei  der 
die  Seitenflächen    der    blattförmigen  Klinge    nicht    in    gleicher  Ebene 
liegen  und  sich  die  eine  höher,  die  andere  tiefer  an  die  Rippe  schließt. 
Diese    merkwürdige  Bildung    der  Speerklinge,    die    sonst    nur    einige 
angelsächsische  Gräberfunde    zeigen,    soll    nach    Kemble    und  Acker- 
mann   eine    Rotation    der    Lanze    während    des  Wurfes    zum  Zwecke 
haben ,    entsprechend    den    gleichartigen    indischen    Lanzen    und    den 
südafrikanischen  Asagaien.    Lindenschmit  meint,    daß  hierdurch  viel- 
leicht   der    sonst    dunkle    und   für  eine  Wuiflanze    unzutreffende  y\us- 


30  HEKM.  ALT HOF 

druck,  mit  welchem  in  unserer  Dichtung  der  Speerwurf  Hagens  als 
„wijbelnd"  bezeichnet  werde,  sich  erkläre.  Ob  aber  die  gedachte 
Form  der  Speerklinge  auch  bei  einer  so  schweren  Waffe  wie  der 
abgebildeten  den  angegebenen  Zweck  zu  erfüllen  geeignet  ist,  möchte 
ich  bezweifeln ;  wohl  aber  ist  dieses  vierkantige  Eisen  dazu  ange- 
than,  besonders  furchtbare  Wunden  zu  verursachen.  Wir  haben  in 
V.  1289  unter  turbo  nicht  die  Rotation  der  Lanze,  sondern  wenn  wir 
den  Begriff  urgieren  wollen,  den  Wirbel  der  Luft,  der  auch  den 
Stridor  verursacht,  zu  verstehen.  Besser  fassen  wir  aber  turbo  einfach 
als  vehemens  motus  auf,  wie  es  wiederholt  bei  Virgil  vorkommt, 
z.  B.  Aen.  12,  320  und  855,  wo  von  fliegenden  Pfeilen  und  dem 
eiligen  Fluge  einer  der  Diren  die  Rede  ist.  Daher  bin  ich  auch  be- 
rechtigt, in  V.  529  „quo  turbine  torqueat  hastam"  zu  übersetzen: 
„wie  gewaltig  die  Lanze  er  schwinget";  die  Worte  quo  turbine  bei 
Geraldus  sind  in  anderen  Handschriften  auch  durch  die  Glosse 
quanta  vi  verdrängt. 

Zu  V.  1298  ff.  Günther  wirft  seinen  Speer  nach  Walther  V.  1294  ff,: 

„Tunc  pectore  magno, 

Sed  modica  vi,  fraxineum  hastile  superbus 

Jecit  Guntharius,  voHtans  quod  adhaesit  in  ima 

Waltharii  parma,  quam  mox  dum  concutit  ipse, 

Excidit  ignavum  de  ligni  vulnere  ferrum." 
San  Marte   übersetzt  das:    „Er  zieiit  aus  dem  verwundeten  Holz  des 
Schafts  ohnmächtiges  Eisen",  hat  also  excidit  mit  excidit  verwechselt. 
Gleich  darauf  übersetzt  er  V.  1300: 

„Franci  mox  stringunt  acies": 
„Die  Franken    schreiten    zum  Kampf",    wobei    er    wohl    an   bellum 
(aciem)  stringere  =   „sich  zum  Kriege  rüsten"  gedacht  hat. 

Zu    V.    1326.     Als    Günther    den    vergebens    auf  Walther    ge- 
schleuderten und  am  Boden  liegenden  Speer  heimlich  an  sich  nehmen 
will,    bemerkt  Walther   die  Bewegung   des  Feindes,    tritt  schnell  mit 
dem  FuL>e  auf  das  Geschoß 
1325       „Ac  regem  furto  captum  sie  increpitavit, 

Ut  jam  perculso  sub  cuspide  genua  labarent." 
Das  hat  San  Marte  unrichtig  aufgefaßt: 

„Und    überrascht    bei    dem    Gaunerwerk    den    erschrockenen 

König, 

Daß    in    die    Kniee    er    sank    mit    dem    glücklich    ergriffenen 

Spieße", 
und    ebenfalls    falsch  Reiffenberg:    „II  punit   la  ruse  du  roi  en  le  fai- 


KRITISCHE  BEMERKUNGEN  ZUM  WALTHAKIUS.  31 

sant  tomber  sur  ses  genoux  d'un  coup  d'epee",  desgleichen  den  zweiten 
Vers  auch  Klemm: 

„—  so  scheltend  den  König,  den  über'm  Stehlen  ertappten, 
Daß  schon  unter  der  bohrenden  Spitze  die  Kniee  ihm  wankten". 
Increpitavit  gibt  Klemm  richtig  wieder  und  ebenso  Simrock  mit  .an- 
fahren". Walther  donnert  den  König  so  an.  daß  diesem  vor  Schreck 
die  Kniee  zittern,  gleichsam  als  wäre  er  schon  von  der  cuspis  des 
Gegners  getroffen  {tax  sab  cu-pide  vergl.  V.  991:  ,,ferro  tibi  finis, 
calve,  sab  isto!")  Reiffenberg  und  Simrock  übersetzen  cuspis  mit 
Schwert,  allein  Walther  vertheidigt  sich  bis  V.  1356  mit  der  Lanze 
gegen  die  mit  brevibus  gladiorum  telis  (V.  1308)  bewaffneten  beiden 
Gegner. 

Zu  V.  1343. 

„Taliter  in  nonam  conflictus  fluxerat  hör  am." 
So  lesen  alle  Handschriften  mit  Ausnahme  der  Pariser,  welche  und  am 
hat,  was  Grimm  in  seinen  Text  aufnahm.  Er  erinnert  dabei  an  Ovid. 
Trist.  I.  2,  49  und  an  den  Umstand,  daß  die  Wellen  Dreischlag  haben 
und  die  neunte  Welle  die  allerstärkste  ist.  San  Marte  hat  S.  156  noch 
einige  Parallelstellen   angeführt.  Grimm  will  es  nicht  einleuchten,  daß 
der   letzte  Kampf  sich  bis  zur  neunten  Stunde,    also  bis  weit  in  den 
Nachmittag   erstreckt   habe,    doch    hat  schon  Geyder  in  seinen  Anm. 
z.  W.  S.   iGö    darauf    aufmerksam    gemacht,    daß    nach  V.   1345    die 
Sonne  heiß  auf  die  Kämpfer  herabgeschienen  habe.  Pannenborg  meint 
Götting.  gel.  Anz.   1873,  S.   1135,    ,,es  möchte   noch  immer  zu  beher- 
zigen sein,  was  Grimm  über  unda  gesagt  hat".  Letzterer  nennt  S.  74 
die  Redensart  mit  unda  eine  „dichterische  Zeitbestimmung".  Ich  gebe 
zu,  daß  der  Ausdruck  ein  dichterischer  ist,  aber  eine  Zeitbestimmung 
enthält  er  meiner  Meinung    nach    überhaupt    nicht.     Denn    unter    der 
neunten  Welle    wäre    der    höchste  Punkt,    die  Entscheidung    zu   ver- 
stehen, und  wenn  ich  sage:  der  Kampf  wogte  von  der  zweiten  Stunde 
(V.  1285:  „Hora  secunda  fuit,  qua  tres  hi  congrediuntur"),  also  von 
acht  Uhr  Morgens  bis  zum  höchsten  Punkte,  so  habe  ich  zwar  einen 
terminus  a  quo,   aber   keinen   terminus  ad  quem  angegeben  und  also 
weder,    wie  Grimm  meint,  über  „die  Schnellheit  des  raschen  Streites" 
noch  über  seine  lange  Dauer  das  Allergeringste  gesagt,  denn  ein  Kampf 
kann  auch  schon  wenige  Augenblicke,  nachdem  er  begonnen,  bis  zum 
höchsten,  kritischen  Punkte  gediehen  sein.    Ganz  anders  aber,    wenn 
ich    sage:    er  dauerte   von    der  zweiten  bis  zur  neunten  Tagesstunde; 
dann    habe  ich  etwa    sieben  Stunden,    freilich    eine    sehr   lange  Zeit! 
Aber  darum  eben  war  der  unerhörte  labor  bellandi,  die   „groza  areheÄt'^ 


32  HKRM.  ALTHOF 

des  Helden  vom  Wasichensteine  auch  werth,  daß  noch  Jahrhunderte 
lang  der  Dichter  Mund  davon  sang.  Auch  ein  anderer  sagenberührater 
Kampf,  der  Beowult's  gegen  Grendels  Mutter,  währte  bis  zur  None 
des  Tages,  und  Procop  schildert  uns  (de  bell.  goth.  4,  35),  wie  in  der 
Schlacht  am  Vesuv  im  Jahre  552  der  Heldenkönig  Tejas  vor  der 
Phalanx  seiner  Ostgothen  mit  Schild  und  Lanze  gegen  die  anstürmende 
Schaar  der  tapfersten  Römer  den  dritten  Theil  des  Tages  unablässig 
focht,  bis  beim  Wechseln  des  Schildes  ein  feindlicher  Speerwurf  dem 
heroischen  Kampfe  vorzeitig  ein  Ende  machte.  Wem  jedoch  trotzdem 
die  Dauer  des  Kampfes  als  eine  allzugroße  erscheint,  der  möge  sich 
erinnern,  daß  die  Hyperbel  eine  poetische  Figur  ist. 


Ich  will  hier  zum  Schlüsse  noch  einige  auf  den  Waltharius  be- 
zügliche Bemerkungen  Dieters  in  der  „Anglia"  besprechen. 

Dieter  meint  a.  a.  0.  10,  227  ff. ,  daß  sowohl  in  dem  angel- 
sächsischen Waldere-Epos  wie  in  der  ursprünglichen  Fassung  der  Sage 
überhaupt  Hagen  erst  durch  den  Hilferuf  des  verwundeten  Günther 
veranlaßt,  den  Kampf  gegen  Walther  aufgenommen  habe,  und  glaubt 
in  dem  lateinischen  Gedichte  Anzeichen  dafür  zu  finden,  daß  auch  in 
Ekkehards  Vorlage  nur  von  Einzelkämpfen  die  Rede  gewesen  sei. 
Ich  gedenke,  meine  Ansicht  über  die  ags.  Fragmente  ein  andermal 
darzulegen  und  beschränke  mich  hier  auf  die  Bemerkung,  daß  meiner 
Meinung  nach  der  gemeinsame  Angrifi^  Mehrerer  auf  Walther  sehr  wohl 
ein  alter  Zug  der  Sage  sein  kann,  was  übrigens  Dieter  später  a.  a.  0. 
11,  163  selbst  zugegeben  hat.  Daß  Walther  erst  von  einzelnen 
Kämpfern,  dann  von  mehreren  gleichzeitig  angegriffen  wird,  fordert 
nicht  nur  die  Ökonomie  der  Dichtung,  die  uns  den  Helden  bis  zur 
Katastrophe  in  immer  größerer  Gefahr  vorführen  muß,  sondern  es 
liegt  auch  in  der  Natur  der  Sache.  Ritterlicher  Sinn  (so  nehme  ich 
an  trotz  Fischer,  zu  den  Waldere-Fragmenten  1886,  S.  14),  Unter- 
schätzung des  furchtbaren  Gegners,  Wunsch  sich  vor  Anderen  Ruhm 
zu  erwerben  (V.  854) ,  die  vortrefflichen  Waffen  des  Feindes  zu  ge- 
winnen (V.  781)  oder  persönlich  den  Tod  eines  Verwandten  zu  rächen 
(V.  690),  veranlassen  die  fränkischen  Helden,  als  wäre  es  ein  Spiel, 
Walther  im  Einzelkampfe  zu  bestehen.  Nachdem  dieser  aber  acht 
Gegner  einen  nach  dem  anderen  getödtet  hat,  erkennt  man  den  furcht- 
baren Ernst  der  Lage,  die  Unmöglichkeit,  auf  die  bisherige  Weise 
zum  Ziele  zu  gelangen  und  sieht  sich  genöthigt,  wenn  man  nicht 
auf  die  reiche  Beute  verzichten,  den  Tod  der  Freunde  ungerächt 
lassen  und  mit  Schmach  br-deckt  nach  Hause  zurückkehren  will,    die 


KRITISCHE  BEMERKUNGEN  ZUM  WALTHARIUS.  33 

Kampfweise  zu  ändern.  Daher  (zweiter  Act  des  Kampfes)  der  gemein- 
same Angriff  von  Helmnod,  Trogus,  Tanastus  und  Günther,  sowie 
(dritter  Act,  höchster  Grad  der  Gefahr)  der  auf  freiem  Felde  aus  dem 
Hinterhalte  erfolgende  Überfall  Günthers  und  des  grimmen  Hagen, 
den  Walther  nach  V.  567  allein  von  Allen  fürchtete.  Auch  der  junge 
Alphart  wird,  nachdem  er  so  viele  Gegner  im  Einzelkampfe  besiegt 
hat,  von  Wittich  und  Heime  gleichzeitig  angegriffen  und  erst  auf 
diese  Weise  überwältigt.  Ekkehard  hat  aber  offenbar  geglaubt,  die 
Einzelkämpfe  noch  besonders  begründen  zu  müssen,  und  zwar  durch 
die  eigenthümliche  Beschaffenheit  des  Kampfplatzes ,  doch  verwickelt 
er  sich  hierbei  in  Unklarheiten  und  Widersprüche.  Nach  seiner  Schil- 
derung befand  sich  vor  der  Felsengrotte,  in  welcher  Walther  und 
Hildegunde  ihr  Lager  aufgeschlagen  hatten,  ein  Raum,  der  Gestrüpp 
(V.  836)  und  einen  oder  mehrere  Bäume  trug  (V.  960),  und  auf  dem 
die  Kämpfe  ausgefochten  wurden,  groß  genug,  um  ein  Roß  auf  dem- 
selben zu  tummeln  (V.  932).  Zu  diesem  Raum  führte  ein  schmaler 
Zugang  (constricti  semita  callis  V.  1198),  den  aber  ein  Reiter  pas- 
sieren konnte,  und  nichts  hinderte  bei  einer  solchen  Beschaffenheit 
der  Ortlichkeit  die  zurückbleibenden  Genossen,  wenn  sie  sonst  gewollt 
hätten,  denselben  Weg  wie  der  Vordermann  einzuschlagen  und  diesem 
zu  Hilfe  zu  eilen.  Trotzdem  behauptet  der  Dichter,  dies  sei  nicht 
möglich  gewesen,  V.  692: 

„Namque  angusta  loci  solum  concurrere  soli 
Cogebant,  uec  quisquam  alii  succurrere  quivit", 
und  V.  957 :  „ —  semita,  ut  antea  dixi, 

Cogebat  binos  hello  decernere  solos." 
Er  widerspricht  sich  aber  offenbar  später    selbst,    wenn    er   schildert, 
wie  die  vier  Gegner  Walther   den  Schild  entreißen   (V.  982  ff.) ,    und 
wie  Tanastus   seinen   verwundeten   Freund    Trogus   vor   dem  Streiche 
Walthers  mit  seinem  Schilde  deckt. 

Dieter  sucht  seine  Ansicht,  daß  ursprünglich  Günther  zunächst 
allein  Walther  bestanden  und  Hagen  erst  später  in  den  Kampf  ein- 
gegriffen habe,  durch  den  Hinweis  zu  begründen,  daß  die  Schilderung 
des  Traumes  V.  623  ff.,  vergl.  oben  S.  8,  von  der  Darstellung  des 
wirklichen  Kampfes  zwischen  Günther  und  Hagen  einerseits  und 
Walther  andererseits  V.  1280  ff.  abweiche.  Günther  kämpfe  in  dem 
Traumgesichte  zunächst  mit  dem  Bären  allein,  und  Hagen  eile  erst 
später  dem  verwundeten  Könige  zu  Hilfe.  Wir  müssen  aber  bedenken, 
daß  wir  nicht  jeden  kleinen  Zug  des  Traumbildes  in  der  Wirklich- 
keit wiedersuchen   dürfen,    zumal    die  Verhältnisse  auf  der  Jagd  und 

GERMANIA.    Nene  Keihe  XXV.  (XXXVII.)  Jahrg.  3 


34  HEKM.  ALTHOF 

im  Kampfe  doch  wesentlich  verschieden  sind.  Hagen  hat  wohl  nicht 
geträumt,  daß  er  beim  Jagen  mit  Guntiier  Schulter  an  Scliulter  voran- 
drang und  sie  beide  gleichzeitig  auf  den  Bären  stießen.  Sie  werden 
sich  wahrscheinlich  auf  der  Pirsche  getrennt  haben  wie  die  Helden 
im  16.  Abenteuer  des  Nibelungenliedes  Str.  930  bei  Bartsch : 

^WelU  wir  uns  scheiden",       sprach  do  Uagene, 

„e  daz  wir  heginven       hie  ze  jagene! 

Da  hl  wir  milgen  bekennen,       ich  und  die  herren  mm, 

wer  die  besten  jägere  an  din'e  ivaltreise  s7n", 
und  erst  auf  das  Hilferufen  des  Königs  ist  Hagen  zum  Schutze  des 
Jagdgenossen  herbeigeeilt.  Hätte  Hagen  aber  in  der  Wirklichkeit  die 
Verwundung  und  Kampfunfähigkeit  Günthers  abwarten  und  dann  erst 
herbeieilen  wollen,  so  wäre  es  sicher  um  den  König  geschehen  ge-  | 
wesen,  denn  Walther  liebte  schnelle  und  gründliche  Arbeit.  Vermochte 
doch  im  Waltharius  Hagen ,  obwohl  er  dicht  neben  seinem  Herrn 
focht,  diesen  nur  dadurch  zu  retten,  daß  er  blitzschnell  mit  dem 
eigenen  Haupte  den  Hieb  auffing  (V.  1370),  der  den  Schwerverwun- 
deten zur  „hungrigen  Hölle"  senden  sollte,  j 

Ferner  hält  es  Dieter  für  einigermaßen  zweifelhaft,  ob  eine  psycho- 
logische Erklärung  der  plötzlich  eintretenden  Sinnesänderung  Hagens 
(V.  1098  fi".)  möglich  sei.  Den  scheinbaren  Widerspruch  zwischen 
V.  1112  flf.  und  V.  1272  ff.,  auf  den  auch  er  hinweist,  habe  ich  oben 
schon  berührt;  im  Übrigen  scheint  mir  der  Entschluß  Hagens,  sich 
schließlich  doch  noch  am  Kampfe  zu  betheiligen,  wohl  erklärlich. 
Als  er  sich  grollend  auf  den  nahen  Hügel  zurückzog,  war  der  sieges- 
gewisse König  von  elf  erprobten  Recken  umgeben  und  glaubte,  die 
Hilfe  des  vermeintlichen  Feiglings  entbehren  zu  können.  Doch  das 
Blatt  hat  sich  später  furchtbar  gewandt:  alle  elf  Recken  sind  er- 
schlagen, der  König  ist  entsetzt  geflohen,  seine  Ehre  und  die  des 
fränkischen  Namens  steht  auf  dem  Spiele,  und  Hagen  allein  kann  :| 
helfen.  Dadurch,  daß  der  König  letzteres  anerkennt,  nimmt  er  that-  ']\ 
sächlich  die  schmähliche  Beleidigung  (V.  629  ff.)  zurück,  und  seine  i 
versöhnenden  Worte  im  Verein  mit  den  flehentlichen  und  demüthigen  J 
Bitten  bewirken  endlich,  daß  die  Vasallenpflicht  über  die  Freundes-  H 
treue  den  schwer  errungenen  Sieg  davonträgt.  i 

Ich  kann  Dieter  auch  nicht  beistimmen,  wenn  er  den  Ausgang  •! 
des  Ganzen  für  nicht  unbedenklich  hält.  Nach  seiner  Ansicht  durfte  M 
Hagen,  wenn  er  um  der  Ehre  des  Königs  willen  den  Kampf  gegen 
Walther  aufnahm,  sich  nicht  schließlich  mit  dem  Gegner  versöhnen, 
nachdem  noch  dazu  Günther  von  diesem  verwundet  worden  war;   auch    U 


KRITISCHE  BEMERKUNGEN  ZUM  WALTHARIUS.  35 

hätte  der  stolze  König  unmöglich  in  die  Versöhnung  willigen  können. 
Allerdings  hat  Günther  den  Kampf  erneuert,  um  seine  Ehre  wieder 
herzustellen,  denn  von  der  Beute,  nach  der  ihn  anfangs  so  sehr  ge- 
lüstete, ist  später  nicht  mehr  die  Rede.  Aber  der  Ehre  des  vorher 
schmählich  geÜoheueu  Königs  ist  nach  Beendigung  des  Kampfes  genug 
i;ethau;  Günther  hat  nach  Kräften  gekämpft,  bis  er  schwer  verwundet 
wurde,  und  diese  Wunde  ist  von  seinem  Vasallen  bitter  gerächt  worden. 
Nachdem  aber  auch  Walther  seine  Verstümmelung  dem  Gegner  ver- 
golten hat,  ist  der  Weg  zur  Versöhnung  gebahnt.  Außerdem  aber 
zwingt  die  Gewalt  der  Thutsachen  die  Kämpfer  zum  Einstellen  der 
Feindseligkeiten:  sie  können  einfach  nicht  weiter  kämpfen,  denn  sie 
sind  omni  corpore  lassi  (V.  1422)  und  der  König  wie  auch  Walther 
in  Gefahr  zu  verbluten.  Daß  jetzt  die  Jungfrau  als  versöhnendes 
Element  hinzutritt,  die  Wunden  verbindet  und  die  lechzenden  Zungen 
kühlt,  daß  Hagen  zum  Eortschafien  des  wunden  Herrn  der  Hilfe 
Walthers  bedarf,  macht  die  Versöhnung  vollständig. 

l!^ach  Dieter  ist  aber  auch  die  klägliche  Kolle,  welche  Günther 
am  Schlüsse  der  Dichtung  spielt,  mit  dem  Vorhergehenden  unverein- 
bar, und  er  iragt,  wie  der  stolze  Herrscher  die  Mißachtung  hätte  er- 
tragen können,  mit  der  ihn  Walther  V.  1413  ff.  behandelt,  ohne  an 
Kache  zu  denken.  Nun,  großsprecherische  Leute  werden  gewöhnlich 
im  Unglück  sehr  kleinlaut:  doch  ich  glaube,  wir  verkennen  den 
Charakter  Walthers,  wenn  wir  annehmen,  daß  er,  der  früher  auf  die 
Schmähungen  des  Königs  nur  mit  Schweigen  antwortete  (V.  1237) ,  jetzt 
den  verwundeten  Gegner  und  nunmehrigen  Gast  durch  beleidigende 
Kede  gekränkt  hätte.  Seine  Worte  sind  an  Hildeguude  beziehungs- 
weise Hagen  gerichtet,  und  wir  haben  uns  die  Situation  so  vorzu- 
stellen, daß  die  beiden  wiederversöhnten  Freunde  nahe  bei  einander 
sitzen,  während  der  so  schwer  verstümmelte  Günther  abseits  sich  vor 
Schmerzen  windet  (V.  1405  und  1444),  unfähig,  den  Vorgängen  in 
seiner  Umgebung  zu  folgen,  wie  er  ja  auch  an  den  Scherzreden 
Hagens  und  Walthers  sich  nicht  betheiligt.  Die  Kritik  seines  Herrn 
muß  sich  Hagen  wohl  gefallen  lassen,  denn  er  kann  nicht  umhin,  ihre 
Berechtigung  anzuerkennen ;  muß  er  doch  auch  den  Vorwurf  Walthers 
hinnehmen,  ihm  fehle  noch  etwas  zu  einem  ganzen  Helden,  nämlich 
daß  er  (um  die  Stelle  mit  Simon  Dach's  Worten  wiederzugeben) 
„Treu'  erzeigen  und  Freundschaft  halten  kann". 

Ich  halte  also  die  Gründe,  durch  welche  Dieter  seine  Ansicht 
zu  stützen  sucht,  für  hinfällig.  Daß  Ekkehard  sich  bemüht  hat,  in 
die  Einzelkämpfe  kunstvolle  Abwechslung   hineinzubringen,    gebe   ich 

3* 


36  HERM.  ALTHOF 

zu;  gewiß  hat  er  sich  auch  sonst  manche  Zusätze  und  Änderungen 
erlaubt,  denn  er  ist  sicher  nicht  bloßer  Übersetzer  einer  volksmäLugen 
Dichtung,  wie  Scheffel  und  Holder  S.  loO  ff.  annehmen,  sondern  ein 
Kunstdiehter,  der  einen  volksmäüigen  Stoff  mit  großem  Verständniß 
bearbeitet  hat.  Doch  ich  sehe  nicht  ein,  weswegen  gerade  ein  Autor 
des  zehnten  Jahrhunderts,  wie  Dieter  meint,  es  so  unerträglich  hätte 
finden  müssen,  wenn  Hagen  in  der  ursprünglichen  G-estaltung  der  Sage 
wirklich  erst  nach  der  Verwundung  des  Königs  den  Kampf  aufge- 
nommen hätte.  Hielt  die  ältere  Zeit,  aus  der  die  Vorlage  Ekkehards 
stammte,  ein  solches  Verhalten  des  Vasallen  Hagen  für  gerechtfertigt, 
so  brauchte  sich  der  nichtritterliche  Epigone  darüber  keine  Gedanken 
zu  machen  und  deswegen  keine  Änderung  vorzunehmen,  denn  die 
Treue  der  Gefolgschaft  war  sicher  schon  in  den  Tagen  des  Tacitus 
nicht  geringer  geachtet  als  später  im  Mittelalter. 

Im  11.  Bande  der  Anglia  S.  159  ff.  hat  Dieter  noch  einige  Punkte 
im  Waltharius  berührt,   auf  die  ich  ebenfalls  in  Kürze  eingehen  will. 

Er  meint,  daß  das  altenglische  Epos  den  Stempel  höheren  Alters 
trage,  da  Günther  in  dem  Waldere-Fragment  B.  V.  14  als  ^loine  Bur- 
genda'-^  erscheine,  während  ihn  Ekkehard  als  Frankenkönig  bezeichne. 
Letztere  Auffassung  hätte  aber  erst  eintreten  können,  nachdem  das 
burgundische  Reich  im  fränkischen  aufgegangen  sei.  Ich  glaube,  die 
Sache  verhält  sich  anders:  der  Waltharius  weist  auf  die  ältere  Zeit 
hin,  in  welcher  Aquitanien,  Franken  und  Burgund  noch  nebenein- 
ander bestanden;  darauf  hat  schon  San  Marte  W.  v.  A.  S.  35  auf- 
merksam gemacht.  Erst  eine  spätere  Zeit  hat  den  nordischen  (gothi- 
schen)  Gunnar  beziehungsweise  fränkischen  Günther  mit  dem  Bur- 
gundenkönige  Gundicar  identificiert,  der  im  Jahre  436  mit  einem 
großen  Theile  seines  Volkes  von  hunnischen  Hilfstruppen  des  Aetius 
erschlagen  wurde.  Vergl.  San  Marte  a.  a.  O.:  „So  wie  der  Atli  der 
Eddalieder  gewiß  älter  als  Etzel  und  nach  diesem  erst  eine  Anleh- 
nung der  Sage  an  ihn  stattfand,  so  scheint  auch  erst  durch  spätere  | 
Anschmiegung   an    den    welthistorischen    Burgundenkönig   Gundicarius 

Günther  als  Burgundenkönig  mit  seinem  Sitz  zu  Worms,    was     | 

ganz    unhistorisch    ist,    fixiert   worden    zu   sein.     Die  Edda  weiß  von     j 
einem  burgundischen  Reiche  nichts."     Erst  als  man  in  den  am  Rhein     t 
ansässigen  Giukingen  der  Sigurdssage  die  in  der  Lex  Burgundionum 
genannten  Könige  zu  sehen  glaubte,  konnte  man  burgundischen  Herr      \ 
schern  Worms  als  Residenz    anweisen,    denn    in    dieser   Stadt    haben 
wohl  fränkische  Könige,  z.  B.  Karl  der  Große,  aber  niemals  burgun- 
dische Hof  gehalten.     Der  burgundische  Stamm,    der  seine  Sitze  am 


KlxMTISCIIE  I5KMEKKUNGKN  ZUM  WALTHARIUS.  37 

oberen  Rhein  nur  wenige  Jahre  zu  behaupten  vermochte,  hat  schwer- 
lieh, wie  dies  W.  Grimm,  Heldensage  3.  Aufl.  S.  390  annimmt,  früher 
eine  Holle  in  der  deutschen  Heldensage  gespielt  als  die  seit  uralter 
Zeit  am  Rhein  ansässigen  Sugambrer-Franken ,  und  wenn  das  Nibe- 
lungenlied Günther  und  die  Seinen  bald  als  Burgunden,  bald  als 
Nibelungen  (vergl.  Waltharius  V.  555  „Franci  nebulones")  bezeichnet, 
die  Klage  sie  bald  Burgunden,  bald  Rheinfranken  nennt  und  auch 
der  Biterolf  mit  den  Bezeichnungen  Rheinfranken,  Frauken  und  Bur- 
gunden abwechselt,  so  dürfte  diese  Unklarheit  darauf  zurückzuführen 
sein,  daß  selbst  im  späteren  Mittelalter  die  jüngere  Auffassung  die 
Erinnerung  an  das  ältere  Verhältniß  nicht  ganz  zu  verdrängen  im 
Stande  war. 

Dieter  hält  auch  die  Auffassung  des  Nibelungenliedes,  nach  wel- 
cher Etzel  Hagen  heimsandte  und  nur  Walther  mit  Hildegunde  ent- 
rann (Nib.  B.  1756)  für  älter  als  die  Ekkehards,  und  zwar  weil  die 
Darstellung  von  Hagens  Rückkehr  in  die  Heimat  in  dem  lateinischen 
Epos  am  wenigsten  befriedige,  als  ob  die  Erzeugnisse  der  Kunstpoesie 
sich  durch  mangelhafte  Darstellung  von  den  volksmäßigen  Gedichten 
unterschieden.  Ob  Günthers  Zinsverweigerung  Folgen  hatte,  ob  Attila 
den  flüchtigen  Hagen  verfolgen  ließ  u.  s.  w.  (vergl.  Dieter  S.  161), 
danach  haben  wir  Ekkehard  nicht  zu  fragen.  Für  dergleichen  Ab- 
schweifungen war  in  der  knappen  Schilderung  von  Walthers  und 
Hildegundens  Flucht  kein  Raum;  ist  der  Dichter  doch,  nachdem  er 
das  Ende  des  furchtbaren  Kampfes  und  die  glückliche  Rettung  des 
Paares  geschildert  hat,  schnell  zum  Ende  geeilt,  ohne  über  die  wei- 
teren Reiseerlebnisse,  die  Ankunft  und  Aufnahme  in  der  Heimat  so- 
wie die  Hochzeitsfeier  ausführlicher  zu  berichten.  Die  Antwort  auf 
Dieters  Frage,  warum  Walther  und  Hildegunde  sich  Hagen  bei  dessen 
Entweichung  nicht  angeschlossen  hätten,  ergibt  sich  aus  den  bei  Ekke- 
hard geschilderten  Verhältnissen.  Hagen  ist  aus  Furcht  vor  der  Rache 
der  Hunnen  sofort  nach  dem  EintreflFen  der  Nachricht  von  Günthers 
Zinsveru'eigerung  flüchtig  geworden: 

V.  119  „Hoc  ubi  jam  primum  Hagano  cognoverat  exul, 
Nocte  fugam  molitur." 
Walther  und  Hildegunde  hatten  es  nicht  so  eihg;  auch  würde  die 
gleichzeitige  Flucht  aller  drei  Geiseln  sicher  eher  an  den  Tag  ge- 
kommen sein  als  die  alleinige  Entweichung  Hagens,  dessen  Abwesen- 
heit der  zurückbleibende  Walther  leicht  so  lange  bemänteln  konnte, 
bis  der  Freund  einen  großen  Vorsprung  gewonnen  hatte.  Da  ferner 
Walther  wohl   nicht    oft  Gelegenheit   fand,    Hildegunde   ohne  Zeugen 


3g  L.  FRÄNKEL,  ZU  W.  HAUFFS  ABNER. 

ZU  sprechen  und  die  gemeinsame  Flucht  viele  Vorbereitungen  erfor- 
derte (vergl.  V.  261  ff.),  so  muÜte  Walther  schon  aus  diesen  Gründen 
die  Ausführung  seiner  Pläne  (V.  144)  auf  eine  spätere  Zeit  ver- 
schieben. 

Der  wohlmotivierten  Flucht  Hagens  in  der  lateinischen  Dichtung 
steht  die  unmotivierte  Entlassung  des  Geisels  im  Nibelungenliede 
gegenüber,  dem  sich  das  aus  dem  13.  Jahrhundert  stammende  mhd. 
Gedicht  angeschlossen  zu  haben  scheint  (vergl.  über  die  betr.  Frag- 
mente Heinzel  a.  a.  O.  S.  13  ff.).  Ich  halte  es  für  unzweifeliiaft,  daß 
die  letztgedachte  Gestaltung  der  Sage  die  jüngere  ist.  Die  Werbung 
Etzels  um  die  Hand  Kriemhildens  bei  den  königlichen  Brüdern  hat 
ein  friedliches  Verhältnis  zwischen  Hunnen  und  Burgunden  zur  Vor- 
aussetzung. Von  Abfall  und  Zinsverweigerung  Günthers,  von  irgend 
einer  Veranlassung  zu  verhaltenem  Groll  ist  im  Nibelungenliede  nir- 
gends die  Rede  und  durfte  auch  nicht  die  Rede  sein,  denn  lediglich 
die  Rachsucht  Kriemhildens  mußte  den  Kampf  zwischen  den  beiden 
befreundeten  Völkern  heraufbeschwören  und  den  Untergang  der  Worm- 
ser  Helden  herbeiführen.  Wenn  aber  der  Dichter  den  in  der  Walther- 
sage überlieferten  Abfall  König  Günthers  nicht  erwähnen  durfte,  so 
ergab  sich  daraus ,  daß  auch  die  mit  demselben  in  Zusammenhang 
stehende  Flucht  Hagens  in  eine  freiwillige  Entlassung  umgeändert 
werden  mußte,  wenn  in  dem  Gedichte  frühere  Beziehungen  Hagens 
zum  Hunnenherrscher  berührt  wurden. 

WEIMAR,  im  Juli  1891.  HERMANN  ALTIIOF. 


ZU  W.  HAUFFS  „ABNER". 

(Nachtrag  zu  Germania  XXXVI,   310.) 


Die  mir  unbekannt  gebliebene  Vorlage  Wilhelm  Hauffs  zu  seinem 
Märchen  ,.Abner  der  Jude,  der  nichts  gesehen  hat",  ist,  worauf  mich  S.  Szama- 
tolski  in  Berlin  freundlich  aufmerksam  macht,  Voltaire,  Zadig,  chap.  III 
('Le  cliien  et  le  cheval),  und  zwar  hat  der  schwäbische  Erzähler  zum 
größten  Theile  wörtlich  übersetzt.  Voltaire  hinwiederum  geht  auf  eine  aus 
dem  Italienischen  abgeleitete  französische  Version  zurück ;  der  Stoff  findet 
sich  übrigens  bereits  in  'Tausend  und  Eine  Nacht'.  Alles  Nähere  gibt 
W.  Seele,  Voltaires  Roman  Zadig,  ou  la  destince.  Eine  Quellenforschung 
(Dissertation.   Leipzig,   G.   Fock,    1891). 

LEIPZIG.  LUDWIG  FRÄNKEL. 


F.  LAUCHEKT.  STKA8SHURGER  BRUCHSTÜCK  etc.  93 

STRASSBURGER  BRUCHSTÜCK  DES  WILHELM 
VON  ÖSTERREICH. 


Die  kais.  Universitäts-  und  Landesbibliothek  in  Straßburg  be- 
sitzt zwei  zusammenhängende  Blätter  einer  Handschrift  von  Johanns 
von  Würzburg  Wilhelm  von  Osterreich,  die  einem  Einbände  ent- 
nommen sind.  Das  Bruchstück  bietet  zwei  Stellen  aus  der  Partie  des 
Gedichtes,  wo  Parklise  zuerst  auftritt;  dazwischen  fehlen  die  inneren 
Blätter  der  Lage.  Es  ist  eine  Pergamenthandschrift,  wohl  noch  aus 
dem  14.  Jahrhundert,  zweispaltig,  die  Spalte  zu  32  Zeilen.  Die  An- 
fangsbuchstaben von  Abschnitten  sind  roth  oder  blau  gemalt.  Der 
folgende  Abdruck  gibt  den  Text  buchstäblich  wieder,  nur  mit  Auf- 
lösung der  Abkürzungen;  Herr  Prof.  Barack  hatte  die  Freundlichkeit, 
mir  dazu  seine  eigene  Abschrift  zu  überlassen.  Dazu  habe  ich  die 
Gothaer  Handschrift  verglichen  und  die  bemerkenswerthen  Varianten 
der  letzteren  unter  dem  Texte  beigefügt,  mit  Ausnahme  bloß  ortho- 
graphischer Verschiedenheiten  und  mundartlicher  Abweichungen  im 
Vocalismus.  Ebenso  ist  das  am  äußeren  Rande  des  ersten  Blattes 
Weggeschnittene  aus  der  Gothaer  Handschrift  ergänzt. 

Der  Vocalismus  unserer  Handschrift  weist  deutlich  auf  mittel- 
deutsche Herkunft.  Wir  haben  hier  vor  Allem  die  Form  sal  2"  1,  26; 
sah  1*  1,  5.  Ferner  a  für  oberd.  o  in  ader  P  1,  14;  1*  2,  9.  o  für  a: 
docht  er  2"  2,  2;  noch  V'  2,  17.  i  für  e:  hirzoge  2*  2,  7;  ferner  in  der 
Form  iz  Y  1,  24;  V  1,  22  {ez  ^  2,  9).  e  für  i:  ich  sehe  P  2,  7.  Ver- 
meidung des  Umlauts  von  u.  e  für  ae:  icere  :  sioere  V  2,  25  f.  ie  für  i: 
hie  1*  1,  29;  ez  sie  1*  2,  9.  ö  statt  des  Umlauts  oe.  ü  für  iu  (einmal 
im  Reime  eu:  leute  :  verneute  1*  1,  12  f.),  uo  (mit  Ausnahmen)  und  üe 
{zefuren  :  ruren  l^  2,  9  f.).  Sonst  zu  bemerken:  ie  für  i:  siehet,  wieder, 
friede,  au  für  ou:  betraug,  schamcen  :  frauwen.    eu  für  öu:  freuden. 

Was  das  Verhältniß  zur  Gothaer  Handschrift  betrifft,  so  ist 
unser  Text  insofern  incorrecter,  als  er  einige  sinnstörende  Fehler 
enthält,  die  aus  jener  ihre  Berichtigung  finden.  Bemerkenswerth  ist, 
daß  in  dem  kurzen  Stücke  mehrmals  lo  für  ?;  verschrieben  ist:  1" 
1,  24  loirt  für  vert,  P  1,  32  icarn  für  varn,  2*  1,  8  geioalt  für  geväU, 
21  loani  für  varn\  umgekehrt  P  2,  9  vinde  für  winde.  Ausgefallen  ist 
ein  Vers  nach  P  1,  27,  während  wir  anderseits  einen  Vers  haben 
(2^  2,  10),  der  in  G.  fehlt.  Daneben  finden  sich  andere  Varianten, 
die  Beachtung  verdienen,  wie  P  1,  19  f.  Ferner  hat  unser  Text  nicht 


40 


F.  LAUCHERT 


die  Eigenthümlichkeit  des  Gothaer,  ein  e  abzuwerfen  oder  auszu- 
stoßen, wodurch  in  G.  häufig  das  Metrum  gestört  wird;  vgl.  l**  1,  11; 
2"  1,  14;  2''  2,  3;  in  den  Reimworten  z.  B.  1'^  2,  9  f.;  27  f.;  2M,  1  f. 
3  f.  Im  Übrigen  läßt  sich  der  relative  Werth  der  aus  unserem  Bruch- 
stück gewonnenen  Varianten  für  die  Textkritik  der  betreffenden  Par- 
tien natürlich  ohne  Vergleichung  der  anderen  Handschriften  nicht 
entscheiden ,  was  die  Sache  eines  etwaigen  künftigen  Herausgebers 
des  Gedichtes  sein  wird. 

STKASSBURG.  F.  LAUCHERT. 


Bl.  r,  Sp.  1. 
Vnde  im   daz  ere  gehütet^) 
Daz   er  mit  tihtes  vnder  bint 
Bescheidet  die  sin  wert  sint 
Mit  kluger  rede  lere 
5    Der  sals  nu   haben  vnere 
Daz   er  hie  vor  die  werden 
Daz  man  sie  het  vf  erden 
Als   die  propheten   hie   vor 
Die  lute  kerent  nu   die   or 

1 0   Da  von   mit  der  gehorde 
Wer  äffen   mit  der  torde 
Mit  sinnen   claffen  leute 
Man   wil  nu  gar  verneute 
Die   die   da  singen  ader  sagen 

1 5   Da  von  man  laster  schände  tragen 
Siehet  durch   der  laster  sinne 
Sie  haszent  der  zuht  vnminne 
Vnd  mag  ich  doch  gelaszen  niht'*) 
Ich    muz    den  werden   min  getiht, 

20   Teilen   mit  ist  iz   niht  gut 

Doch  weiz    ich  wol  swaz  edel  müt 
Ist   der    nimmet    vnd    nimet    den 

willen  min 
Swa  aber  die  tugent  losen  sin 
Den  wirt  iz   durch   der  oren  tor 

25   Als   die  stimme  in  berges  kor 


Den  schal  wieder  giltet 
Sus   er  mine  rede   schiltet 
Vnd    moset    mir  den  wizzen   kern 
Hie  bie  nu  zuhtig  man  lern 

ÖO   Daz  du   die  selben  fliehest 
Vnd  din   sinne  zu   den  ziehest 
Die  tugent  vnd  ere  minnen 

Sp.  2. 
So   laze  mich   [got  gewinnen] 
Die  freude   die   da    [niht  zergat] 
Der  tufel  verkerere[n  hat] 
Bereit  ein  lesterliche[s   bat] 
5   Habe  tugent  lieb  daz  i[8t  min  rat] 
Der  rede  moht  ich  [niht  enbern] 
Want  ich  sehe  zu[ht  vnd  ere  gern] 
Swie  ich  ir  selber   doch    n[iht  en- 

han] 
Ez  sie  frauwe  ader  [man] 

10    Swaz    gerne  höret  von    [tugenden 
lesen] 
Dem  muz  ich  deste  holde[r  wesen] 
Hie   mit  wil  ich   die  r[ede  lan] 
Vnd  aber  griffen   ein  a[nder  an] 
Die  abenture  sit  sie   [mich] 

15   Daz  zu  er  kos  dar  vm[m  wil  ich] 
Durch   die  bösen   ez  ni[ht  lan] 
Swie    lutzel  ich   der    tuge[nt   kan 


Sp.  \,  Z.  1  vnd.     er.         2  tihten^.         6  daz  ert.         9  daz  or.         10  dervon. 
11  /.  wafen  was  der  torde  j  mit  sim  claftVn  lute.  14  die  die  singen.  16  siht 

durch    der    selben    sinne.         19/.  ez   muzz...  |  getailt    mit    werden.  21  waz. 

22  der  nimt  den  willen  min.  24  der  vert  ez.  25  stimm.  27  min  rede. 

28  maset.         29  hie  bi  zucbtic  man  nu  lern, 

Sp.  2,  Z   1  lazz.  5  bab.  7  wan  ich  sih.  8  selbe.  10  gern  bort. 

13  vnd  aber  ain  ander  grifen  an.         15  dar  zu.         17  ir  tugent. 


»)  Gothaer  Ha.  S.  287,  Sp.  2,  Z.  24. 
=)  Gotha  S.  288,  Sp.  1. 


STKASSBURGER  BRUCHSTUCK  DES  WILHELM  VON  ÖSTERREICH.   41 


Gesagen   noch  ir  wirde[kait] 
Doch   ist  min  tvmmer  si[n  berait] 
20   Dar  zu   mit  siner  mu[gent] 
Durch   willen   aller  tvg[ent] 

Ilie  vor  ein  wiser  m[aister   was] 
An  eim  alten  buc[h  ich  las] 
Er  was  geheizen  dede[lus] 
25   Gelesen  han   ich  von  im   [sus] 
Daz   er  in  nigroraanc[ie  was] ') 
Der  beste  für  war  wi8z[et  daz] 
Der  einer  ie  vf  erden  [wart] 
Der  het  ein  svn  vnd  [ain  tohter  zart] 
30   Die  was   [daz  schönst  bilde] 
Daz  sit  [in  ainem  Schilde] 
Furt  [der  kimc  von  sorbiait] 
Bl.  l^  Sp.  1. 
[ainen  grifen   sie]   reit 
[in   swelch  la]nt  sie   wolte 

[vliegend]   der  vf  ime   dolte 
[Wan  sin]  von  lügende  hatte  erzogen 
5        [dedelus  si]e  niht  betrogen 
[Het  mit]  der  schwarzen  buche  kunst 
[auch  het  si]e  von  ir  schone  die 
gunst 
[Daz  man  si]e  minnete  swa  sie  was 
[von  ainer]   künigin  ich  las 
1 0    [Div   hiez  cri]spin  von  belgalgan 
[der   was  i]r    dienest  vnder  tan 
[Vnd  was   i]r  gesinde 

[nieman]   was   sa  geswinde 
[Daz  er  mojhte  vz  ir  riehen  kummen 
1  5        [vngevlogjen  han  ich  vernummen 
[Da  von   het  di]e  iuncfrauwe  wert 
[div   den  gr]iffen   für  ein  pfert 
[Rait  swar]   sie   in   hin  hiez 
[senftic]lich  er  nieder  liez 


20  [Swen]ne  sie  wolt  zur  erden 

[ich   sait  iv]   von   der  werden 
[Wol   wunde]rs   vil   sa  wurde  iz  zu 
lang 
[ir  grife]n    ein  tufel  vor  swang 
[In  aines]  griffen  gestalt 
25        [er  schain]   als   ein  zuhter  alt 
[Da  von  der]    griffe  nach   im  flueg 
[an  der  zu]ht   er  in  betraug 
[Er  wand   er  het  in  vz  gebrut] 
[er  tet  als  no]ch  manig  vogel  tut 
30   [Der  sinem  vater]   fluget  nach 

[Swa  der  ivncvravn  hin]  was  gach 
[Dar  hiez  si  vor  den  tivuel]   warn 
[kainen  weg  getorst  er  sp]arn 
Bl.  l^  Sp.  2. 
Vor  der  kunst  die  sie  kvnde  '^) 
Sie  was   in   der  selben  stvnde 
Von  nygromancie  die  beste  erkant 
Die  man  vnder  dem  hymmel  vant 
5   Ir  name  was  parklyse 
Sie  was   schone  vnd  wise 
Daz  har  was  ir  geflöhten 
Gulden    gevar  ir  mohten 
Die  vinde  iz  wol  zu   füren 
1 0    Swanne  sich  der  griffe   rureu 
Mit  sime  gefider  in  lüften  wart 
Ir  gewant  was  nach  kunglicher  art 
Geworht  vz  einem   larikant 
Manig  richer  stein   dar  vz   erkant 
15    Det  siner  tugent  schin 
Sus   quam  parklise  pfin 
Gevarn  gegen  frigia 
Der  tufel  daz(?)  ir  tet  kunt  daz  da 
Solte  sin   ein  groszer  strit 
20   Dar  vmbe  sie  da  zu  der  selben  zit 


18  nah.         23  ainem.         27  best. 

Bl.  1^,  Sp,  1,  Z.  2  weit.  3  ers  vf  im  dolt.  4  von  tugenden  het.  7  von 
ir  schon.         8  minnet.         9  kunginne.  11   dienst.  12  ingesinde.  14  vz  dem 

riebe  kernen.  16  ivncfrawen.  19  er  si  nider  ließ.         20  zu  der.         22  so  wurd 

ez  ze  lanc.         23  der  tivuel  vorswanc.         26  grif.         28  fehlt  in  8(7:         32  vain. 

Bl.  1",  Sp.  2,  Z.  2  zu  der.  3  div  best.         6  schon.         9  winde.    /.  zefiiru  : 

rurn.  11   mit  sim.  13  vz  aim.  14  bekant  18  tet  ir  kunt.  19  wolt 

sin.         20  (da.  fehlt). 


»)  Gotha  S.  288,  Sp.  2. 
')  Gotha  S.  289»,  Sp.  1. 


42 


F.  LAUCHERT 


Was  kvmmen  dar  durch  schauwen 
Sie  hetten   gerne  ir  frauwen 
Erloset  von   des   tufels   svn 
Sie  wolte   spehen   ob   sa  frvm 

25   Da  kein  ritter  were 
Der  irre  frauwen   swere 
Zur  störte  vnde  sie  erloste 
Noch   dem  selben  tröste 
Was  parklyse   dar  gevarn 

30  Sie  wiste  wol  daz  zu  beiden  scbarn 
Die  besten  quemen  die  in  der  werlt 
Moht  gehan   da  von  daz  velt 

151.  2%  Rp.  1«). 
Wie  er  ir  helfen  mohte 
Swaz  im  zu  tvne  dohte 
Dez  lide  er  durch  sie  gerne 
Venus   der  minne   sterne 
5   Riht  sich   da  sie  wart  geborn 
Die  natur  hat  vz   erkorn 
Sie  ist  nach  dem  wünsche  gema[It] 
An  ir   hat  niht  gewalt 
Swem  glücke  git  ir  minne 

10   Vzzen   schone  vnde  inne 
Ist  sie  wol  gelutert 
Gepolieret  vnd  getutert 
Daz  ir  wiplich   genuht 
Guzzet  kraft  in   menlich  ruht 

15  In  ir  wiplich  truwe 
Von  dines  herzen  ruwe 
Erkentes   du   sie  als   ich 
Hie  mit  wil  ich  dem  hohesten  dich 
Empfelhen  waz  wilt  tv  tvn 

20  Got  gebe  dir  friede  vnd  svn 


Ich  wil  warn  des  ist  zit 
Miner  frauwen  ding  sa  lit 
Daz  sie  noch   mir  erlanget 
Ir  herze   iamer  dränget 
25   Daz  ir  kleine   wipheit 
Sal  tragen   die  herzenleit 
Von  einer  solchen  freise 
Ach  got  vnd  solt  die  reise 
Ymmer  gepfaden  zu  ir 
[Wizze   daz   so   lieb   mir] 
Geschehe  in  dieser  werlte   niht 
Kent  sie   dich  vnd   din   siht 

Sp.  2. 
Als    ich    sie    von 


30 


Ez     wer    ir     tot 


dir     han 
nvmen] ') 
mohtestu 
kvme[n] 


niht 


Zu  ir  anegesihte 
Din  ritterliche  geschihte 
5   Muze  dich   noch  wisen  dar 
Sa  wirdestu  freuden  erst  gewar 
Der  iunge  hirzoge  sprach 
Geherete  mir  ist  vngemaht 
Daz  ir  mich   hat  vor   einen   zagen 

10   Ich   getar  die  abenture  iagen 
In   den  tot  durch   eine  maget 
Der  herze  vnd  sinne  nie  versaget 
Dienest  in  ritterlichen  mut 
Auch  hat  ir  truwe   sich  behut 

15   Gen  mir  ane  masen  meil 
Hette  ich  tusent  libe  teil 
Daz  zu   swaz  altissimus 
le  geschuf  daz  muste   alsus 


22  si  het  gern.  24  si  wolt  spehn,  26  ir  vr.  27  zerstört  vnd  sie  er 

lost.         28  trost.         30  si  west  wol.         31  /.  kamen  die  div  weit  f  moht  gehan. 


Bl.  2%  Sp.  \,  Z.  \  gehelfen  moht. 
4  Stern.         6  hat  si  vzerkorn.  8  gevalt 

gelutert.  12  gepoliert.  14  givzzt. 

21  varn.  23  belanget.  24  hertz. 

geriehen.         31  in  dirre  weit.         32  din  sit. 

Sp.  2,  Z.  1   [vernumen]  (venoischt). 
schiebt.  5  muzz  dich  wisen  noch  dar. 

anentur  iagen.     11  magt.      12  hertz.     versagt 
18  must. 


2  zu  tunn  toht.         3  lith   er  .  .  .  gern. 

9  gelncke.  10  schon  vnd.  11  so 

16  wser  dins  h.  r.  20  geh  dir  vrid. 

28  scholt  din  raiste.  F.  30  ganz  ah- 


2  niühtstu.  3  angesihte.  4  ge- 

6  wirstu.  8  gehertiv.  10  tar  die 

13  dienst.      16  het  ich.     17  dar  zu. 


•)  Gotha  296%  Sp.  1,  Z.  9. 
»)  G.  Sp.  2. 


STRASSBURGER  BRUCHSTÜCK  DES  WILHELM  VON  ÖSTERREICH.       43 


Durch   sie  sterben  willeclich 

'20   Ach   ach   aglye   solt  ich   dich 
Ymmer  me  gesehen  an 
In  im  ir  minne  sa  ser  empran 
Er  was   nahen  verscheiden 
Da  er  dath   an   ir  leiden 

25   Ruwelich  beswerde 
Herre   got  der  werde 
Schrei   er  mit  suftzen  großen 
Man   moht  da  hören   bozzen 
Daz  herze  in  der  vorbruste 

30   Sus  twungen  in  gehiste 
Daz  sin  menlicher  schin 
Wart  verwandelt  von   der  pIn 

Bl.  •2\  Sp.   1. 
Doch   treip   er  iz  taugen 
Parklise  sprach   min  äugen 
Hant  wol  an  dir  erkant 
Daz  du  bist  in  ir  liebe  ermant 
5   Gehabe  dich  ritterliche 
Ich   weiz   din  wirde  riehen 
Wirt  sit  du   hast  willen 
Daz   du   din  herze  wilt  billen 
Mit  menlichem   mute 

10   Die  kusche  zarte   gute') 
Mag  dich  wol   ergeszen 
Ob  dich   hie  truwen  lezzen 
Kan  noch   iren  truwen 
Min  frauwe   diner  ruwen 

1 5   Kan   dir  wol   entstricken 
Ir  wiplichez   schicken 
Sencket  sa  herzen 
Daz   ez   vm  mutes   sraerzen 
Vnd   [v]remde  liebe   sweinet 

20   Gen  swem   sie  sich  ver  einet 


Der  hat  den  wünsch  vf  erden 
Hoch   gedinge  die  werden 
Freuwet  nu   gehabe   dich   wol 
Dine  herzenlichen   dol 

25   Werdent  dir   verwandelt 
Ob   dich   ir  wipheit   handelt 

Kein   wandel  nieman    bieten 
Mir  kan   des  ich   mich  nieten 
Wolle  in  miner  irrekeit 

30   Ich   wil   der  kuschen  herzeleit 
Truten   vor  wollust 
Mins  herzen   höhest  gelust 

Sp.  -2. 
Gescheidet  nummer  sich   von  ir 
Docht  er  swie  ich   ir  doch   empir 
Doch   hat  min   sele  von   ir  trost 
Got  helf  ir  daz   sie    werde    erlost 
5    Schier  vz  herzen  leide 
Ach  lebendiger  scheide 
Daz   du   mich   niht  kanst  sterben 
Vnd   mich   doch  kanst  enterben 
Der  reinsten  fruht  der  ie  wart 

1 0   Von   ir  kerter   (er)    sine  vart 
Hin  durch   duz  wilde  geruwe 
Vnselde  muz  uch  schuhe 
Des  wünschet  uch  min  gemute 
Der   boheste  uch  behüte 

15   Habent  quecken  mut  verzaget  niht 
Ywer  wirdekeit  man   wirden   siht 
Mit  lobe  in  lüften  noch   falken  gir 
Hie  mit  gip   din  vrlob  mir 
Gedriet  in  einem  stränge 

20  Vnd  auch  in   dri  gange 
legelich  teil  gewaltig 
Vnd  doch   ein  valtig 


20  schol.              23  daz  er  nahen  was  verschaiden.              24  daht.  29  hertz. 
vorbrust.         30  gelust. 

Bl.  2^  /Si>.   1,  Z.   3  habent..          5  gehab.          8  hertz.          9  müt.  10  div  zart 

kusche  gut.        11  ergetzen.        12  triwe.       13  im.        15  kan  dir  noch.  16  wiplich. 

17  sincket  so  ze  hertzen.           18  vnmutes.           20  wem.          23  gehab.  29  welle. 
30  hertzen  lait.         31  für  wol  nilst.         32  mines  hertzen  hoch  gelust. 

Sp.  2,  Z.  1  geschaident.  2  doch  ir  enbir.         3  sei.         4  werd.  9  div  ie 

wart.        10  fehlt  in  G.         11  hie  durch  daz  wilt  geruhe.          12  muzz.  13  wünscht, 

gemut.           14  höhst,     behiit.            15  habt  kecken  mut.           16  ivr.  17  mit  lob  in 
luft.         21  ieglich. 


')  Gotha  S.  297,  Sp.  1, 


44  K.  BORINSKI 

Puncte   in   einem  cirkel  Des   drilich   sich   doch   vnder 

Vnd  ein   ewig  wirkel  Vnd  in   der    maget  waramen  vielt 

25    Sin  selbes  vnd  daz   von   im   gat  30   Die  sin  geist  waz  vnd  doch  wiell 

Des  alten  iunges  geistes  hat  Sines  hohen  ceptres 

Gewundert  alle  wunder  In  dem  selben  da  ers 

25  sia  selbs.  26  iviigen.  28  dest.         29  magt.         30  geschaft.  32  in 

im  selben. 


EINE  ÄLTERE  DEUTSCHE  BEARBEITUNG  VON 
ROBERT  LE  DIABLE. 


Bei  dem  Interesse,  welches  die  nachfolgende,  bislang  einzige 
ältere  deutsche  Bearbeitung  der  auf  romanischem  Gebiete  so  bedeut- 
samen und  verbreiteten  Robertsage  bietet,  haben  wir  geglaubt,  sie 
ganz  mittheilen  zu  müssen  trotz  ihrer  meist  inhaltsleeren  Breiten  und 
ihrer  weniger  epischen  als  geschwätzigen  und  unfruchtbaren  Tauto- 
logien. Ein  Künstler  war  der  Mönch  nicht,  dessen  Arbeit  wahr- 
scheinlich den  beiden  bairischen  Schreibern  aus  dem  15.  Jahrh.  vor- 
gelegen hat,  welche  die  für  sie  jedenfalls  höchst  eindrucksvolle  und 
unterhaltende  Novelle  als  schmackhafte  Zukost  ihren  Legendaren  hin- 
zufügten. Cgm.  Mon.  537  (A),  ein  kalendarisch  geordnetes  Martyro- 
logium,  das  durch  seine  völlig  gleiche  Einrichtung  sich  als  Schluß 
(es  bringt  die  Monate  September  —  December)  des  Cgm.  535  mit  den 
vier  ersten  Monaten  erweist,  ohne  daß  der  zugehörige  zweite  mittlere 
Theil  auffindbar  wäre,  ist  eine  schön  miniirte  kalligraphische  Leistung, 
durchweg  von  einer  Hand  (stellenweise  auf  Pergament)  geschrieben. 
Das  sehr  sorgfältige  kalendarische  Register  verweist  am  Schluß  mit 
besonderer  Betonung  auf  unsere  den  Band  beschließende  Geschichte: 
„Item  wer  ein  schonen  leigend  vnd  ystori  wil  lesen  von  einem  kunig 
von  franckenreich  dy  in  dem  collender  nicht  beschriben  ist,  der  such 
es  an  dem  plat  . . .  CCCCLV  plat."  Cgm.  Mon.  539  (B),  viel  weniger 
umfangreich,  als  'ein  passional  vö  fremde  heilHge'  bezeichnet,  ist 
dagegen  von  mehreren  Händen  stellenweise  so  barbarisch  geschrieben, 
als  ob  sich  hier  nur  ein  dazu  verurtheilter  Pönitentiar  mit  seinem 
Pensum  abfinde.  Die  Einrichtung  ist  nicht  kalendarisch,  sondern 
durchaus  zufällig,  wie  sich  dies  schon  in  dem  ungeordneten  Register 
spiegelt.  Überdies  fehlen  einige  Blätter  (desunt  aliqua  [6]  folia)  be- 
reits seit  der  Neupaginierung  des  Codex,  die  daher  von  der  alten 
differiert.  Diese  alte  Paginierung  beweist  übrigens,  was  ein  Blick  auf 
Handschrift,  Lagen  und  Register  bestätigt,  daß  der  letzte,  unsere  Ge- 


EINE  ÄLTERE  DEFTPCHE  BEAKBEITUNC!  etc.  45 

schichte  mit  enthaltende  Theil  von  circa  4U  Blättern  hinzugekommen 
ist.  Denn  die  Paginierung  des  Codex  ist  durchwegs  schwarz,  die 
des  hinzugebundenen  Theiles  roth  und  von  einer  falschen  neuen 
Ziffer  (OCLXXII  an  CCLXXVI)  ausgehend.  Die  Handschrift  in  die- 
sem Theile  und  dem  bez.  Zusatz  im  Register  weicht  insofern  radical 
ab,  als  sie  anzeigt,  daß  ihre  schmalen,  länglichen,  zarten  und  in  ihrer 
Unbeholfenheit  doch  sauberen  Buchstaben  von  einer  Schreiberin  her- 
rühren. Den  weiblichen  Charakter  könnte  man  hier  auch  in  der  Wahl 
des  interessanteren  Inhalts  (Kaiser  Karel,  Vorwiegen  von  Ritterlegen- 
den), sowie  ganz  besonders  in  einer  Eigenthümlichkeit  der  Text- 
variation (von  dem  liben,  liben  heiligen  St.  Cirillus  282  b.  vbel ,  vbel 
leben  s.  u.  47,  15.  der  arme,  arme  pusser  s.  55,  22  u.  dgl.)  leicht 
herauserkennen.  Das  zugehörige,  ganz  durcheinandergeworfene  Zusatz- 
register weist  übrigens  auf  Stücke  (von  den  60  rittern,  von  St.  Satur- 
ninus),  die  nicht  darin  enthalten  sind.  Ferner  stellt  dies  Register 
unsere  Geschichte,  zugleich  mit  (jedoch  nach)  der  vom  heiligen  David, 
gleichfalls  an  den  Schluß,  obwohl  sie  nach  Lage  und  Paginierung 
den  Anfang  bildet,  wobei  aber  zu  beachten,  daß  die  beiden  Erzäh- 
lungen gerade  eine  Lage  für  sich  bilden.  Wie  wenig  Sorgfalt  auf 
den  Codex  verwendet  worden,  beweist  die  namentlich  im  Haupttheile 
sehr  oberflächliche,  partienweise  ganz  fehlende  Rubricierung,  während 
in  A  die  Rubricierung  überreich  und  z.  B.  in  unserer  Geschichte  in 
Bezug  auf  die  Abschnitte  sehr  sorgfältig  ist.  Diese  Abschnittszeichen 
(tjl  rubr.)  kennt  B  nicht,  die  Rubricierung  beschränkt  sich  hier  auf 
Titel  und  oft  nur  auf  wesentliche  Namen  sowie  heilige  Worte. 

Die  Sprache  zeigt  die  bairischen  Eigenthümlichkeiten  mitunter 
recht  ausgeprägt.  Das  durchgehende  p  im  Anlaut  {pusser,  pat),  die 
einheitliche  Aussprache  von  d  und  i,  die  zu  Erweichung  der  Tenuis 
im  Anlaut  führt  {det,  dot),  aber  auch  gelegentliche  Bewahrung  echten 
t's  {hunten)  ,  ja  mehrmals  in  B  das  charakteristische  b  für  to  im 
Anlaut  (B.  Gr.  §.  124  kurtzbeil,  unbaren,  albegen)  seien  für  den  Consonan- 
tismus;  au  für  a  (laug  vgl.  B.  Gr.  §.  71),  das  allbekannte  ai  für  ei 
[niainten,  gelaidiget  etc.),  ei  für  e  (leigend),  die  Neigung  o  zu  «  zu  ver- 
dumpfen {geluhmiss,  sc/tuns,  sulch,  kumen  ptc,  genumen)  seien  für  den 
Vocalismus  angeführt.  Widerstand  gegen  die  Bezeichnung  des  Umlauts 
ist  bei  allen  Vocalen  bemerkbar,  das  Suffix  nuss  sowie  bairische 
Specifica  in  der  W^ortbildung,  das  bekannte  vieldeutige  resch  (roescli), 
strunzel  (Lanzeusplitter  vgl.  B,  W.  aus  Cgm.  537)  fehlen  nicht.  Gleich- 
wohl findet  sich  gelegentlich  auch  noch  in  A,  wo  die  neue  Vocali- 
sation  sonst  schon  ganz  fest  ist,  noch  ein  altes  i  {strit),  häufiger  noch 


46  K.  BORINSKI 

in  B,  wo  auch  noch  der  alte  Anlaut  in  schobt  vielfach  durchgeführt 
ist.  Auch  sonst  haben  A  und  B  Besonderheiten ;  A  zeichnet  das 
häufigere  Auftreten  von  Svarabhakti  zwischen  r  -\-  Lab.  (vgl.  Holtz- 
mann  Gr.  I.  1.  319)  aus  {arem,  paremherzig,  beschirem),  B  liebt  um- 
gekehrt Synkope  von  Vocalen  {hing  u.  dgl.),  ferner  hat  es  eine 
cigenthümliche  durchgehende  Neigung  zur  graphischen  Trennung  der 
gewöhnlichsten  und  einfachsten  Vorsilben  vom  Stamm  und  der  Wort- 
zusammensetzungen überhaupt.  In  der  Orthographie  im  engeren  Sinne 
zeigt  sich  A  namentlich  in  der  durchgeführten  Consonantendoppelung 
(vgl.  Kluge,  von  Luther  bis  Lessing  s.  2\  Wülcker,  Germania  28, 
195)  viel  einheitlicher,  als  das  mitunter  sinntrübend  unbeholfene  B. 
Die  Zusammenwerfung  von  s  und  ss  (vgl.  Wülcker  a.  a.  O.  201)  ist 
beiden  gemein ,  im  Einzelnen  zeigt  sich  aber  auch  hierin  zwischen 
beiden  Hss.  keine  Übereinstimmung.  Die  Abhängigkeit  der  Hss.  von- 
einander (und  nicht  von  einer  gemeinsamen  Vorlage)  läßt  sich  daher 
nicht  mit  Sicherheit  behaupten.  Daß  zwar,  s.  u.  54,  38,  übereinstimmend 
das  Verbum  (weisen)  fehlt,  ist  auffallend  genug.  Denn  daß  von  zwei 
Abschreibern  einer  Vorlage  nicht  einer  auf  die  naheliegende  Ergänzung 
hätte  kommen  sollen,  ist  allerdings  weniger  wahrscheinlich,  als  dalJ 
vielmehr  einer  vom  andern  die  Lücke  herübernimmt. 

Interpunctiou  habe  ich  in  einer,  wesentlich  litterarhistorischen 
Zwecken  dienenden  Ausgabe  hinzufügen  zu  müssen  geglaubt.  Die 
Markierung  der  Abschnitte  folgt  den  bereits  angedeuteten  Rubricie- 
rungen  von  A.  Die  Abweichungen  in  B  sind  unten  vollzählig  auf- 
geführt; des  Abschrifts Verhältnisses  wegen  auch  die  rein  graphischen. 

Nu  vecht  sich  an  gar  ein  schon  Istoria  die  lustig  zuhören  ist, 

An  den  zeitn  do  was   el    kunig    des    lanndes    franckereich    der    het 

iiiht    erbn    das     was  im  gar  leit  vmb   das   sei  herschafft    kumen    seit  an 

fremd  erben.   Do   sein  weip   dy  kuuigynn  vernam   das   sich   der  kunig   ser 

5    betrübet    vmb    das  er  keine    erben    moht    gehabil   zu   seinem   lanude,     do 

vil   sie    auch   in  betrupnuss    vnd    besorget    der    fursst    wurd  ir  vngnedig 

von    sulcher    sach    wegen    dass    sy  jm  keinen  erben    pracht.      Darvmb   so 

pat    sie    got  vn    det    uil    gelubde  das  er  ir  ein    erben    gebe  vnd  do   das 

alles    niht    enhalff  das   sy  keinen     erben    mocht    enpfahen  vö  jrem    hern 

1 0   do   det   sie    als    ein  verzagtes    weip    die  da  verzaget  au  der  genad    gotz 

vnd  rufet  an  den  teufel   vmb   einö   erbn.   Do  geschach   das  got  dem  teufel 

verhengtt  vö   sulcher    verzweifelüg   [wegen]   das   dy  kuniginn    swang'    wart 

eines    kindes    vnd    do    die    zeit    kam   do   gepar  die  fraw   einen   son.     Des 

kindes    wart    der    kunig  vnd    alles    sein    volk  gar  fro   vnd  das    kint  wart 

1  Istorie.  3  In  landes.  3  scholt.  4  fraw  die  kunig.  6  vngendig 

7  .solcher.         8  gelube.       er  fehlt.       einem.         10  verzagt.      gotes.  12  [     ]  Rand 

vrgämzvrtg.       V\\u\r;.  14  Unnig  gar  fro  vnrl  ah  sein  volk. 


EINE  ÄLTERE  DEUTSCHE  BEARBEITUNG  etc.  47 

in  grosser  hut  bewart.  Aber  das  kint  det  nah  sein'  art  als  jm  dann  zu- 
gehört vnd  angeporen  was  vii  wie  gutlich  mä  jin  det  das  haltf  alles 
niht,  sunder  es  schrei  tag  vnd  nacht  das  nymät  kein  rwe  bey  jm  moht 
gehaben.  V  nddo  das  kint  wart  das  jm  dy  zene  wurden  her  für  gen,  do 
5  peyss  es  der  Ammen  dy  wartzeln  ab  von  jren  prusten ,  das  kein  fraw 
das  kint  niht  mer  wolt  muttern.  Vnd  do  das  kint  käme  zu  vir  oder  zu 
funff  jaren  das  es  wart  reden  do  hub  es  an  zu  fluchen  vnd  zu  schelltn, 
das  nyraant  kein  gut  wort  vö  jm  vernam.  Darzu  so  moht  mä  das  kint 
niht  geleren,  das  es  wollt  peten  oder  got  anruÖ:en  wollt.  Vnd  wenn  mä 
10  anderen  kint  zu  jm  liss  durch  kurtzweil,  so  wurden  sie  alwegen  von  jm 
geleidiget  das  erwerge  lewt  jre  kint  jre  kint  niht  zu  jm  woltn  (g)  lassfi  gen. 
Do  nu  das  kint  also  aufwüchse  das  es  kam  zu  sein  jaren,  do  starb 
sein  vater  der  kunig  von  franckenreich.  Alzuhant  do  vnterzohe  sich  der 
jung    fürst    des   kunigreichs  vnd  regiret    das    also   das   aller  menichlichen 

15  sein  lop  [ubelj  preiset  vnd  wes  er  mit  den  lewten  began  es  wer  im 
schimpf  oder  in  ernst  so  würden  allzeit  dy  lewt  vö  jm  beschediget. 
Auch  so  geschähe  alwege  wo  es  sich  fuget  das  er  wolt  zu  schimptflichii 
sachn  reitn,  es  wer  zu  steche  oder  durniren  od'  zu  tentzn  so  stiss  er 
de  lewten  arem  vnd  peyn  ab.  Was   er  dann  an  eine  tantz  so  det  er  mit 

20  den  fi-awen  des  selbfi  gleichen  das  jn  all  menschii  wurdli  meidn  vii 
vlihe,   das  nymät  kein'ley  kurtzweil  mit  jm   wolt  beginnen. 

Nu  geschah  zu  eiuö  zeitn  das  ein  grosser  hoff  wart  aussgeruffet 
yn  dem  laude  zu  fraukenreich.  Zu  de  hoffe  komö  uil  furstn  vnd  hein  dy 
dar  zu   besant    vnd    geladen  wurdfi.     Vnd  do   der  jung  kunig  vü  franken- 

25  reich  das  ver  nam  das  ein  sulcher  grosser  hoff"  ander'n  herren  verkündet 
was  vn  heten  in  niht  darzu  berufi'et,  das  v'smehet  jm  gar  ser  vnd  er 
bereittet  sich  heimlichn  vn  kä  auch  ga'  kostenlichn  zu  dem  selbü  hoffe. 
Do  das  dy  furstn  vnd  dy  heril  vername  das  der  jüg  kunig  vö  francken- 
reich   auch  zu   de    hoffe    küme    was,     do   erschrackö  sy  gar  ser  vnd  lissii 

30  den  hoffe  wider  ruften,  das  er  ab  ging,  wann  nymant  wolt  keinerley 
kurtzweil  nach  Schimpfs  mit  jm  beginnen.  Des  schämet  sich  der  kunig 
gar  sere  wann  er  verstand  wol  das ,  das  es  von  seine  schulden  was. 
Darvmb  so  beruftet  er  sein  ret  vnd  sprach  also :  Ir  seht  vnd  erkent  wol 
das   der  hoff  vö  meinen  wege  ist  abgauge  vh  nymant  wil  keins   schimpfs 

35  mit  mir  beginnen.  Das  kumt  von  meine  schulden,  wann  ich  erkenn  wol 
das  dy  lewt  alwege  vö  meine  schimpf  schaden  nemen  vnd  enpfahii,  das 
doch  wider  meine  willen  geschiht  vnd  ist  mir  ein  getrewes  ieit.  Darvmb 
so  beger  ich  von  euch,  das  ir  mir  wollet  sagen,  wie  ich  mel  lebe  von 
juget  auf  als  ich  von  muter  leib  geporn  pin  herpracht  hab,  wan  nymant 

40  weiss  pass  daii  ir  wie  mei  lehn  herkäme  ist.  Daruah  do  traten  sein  ret 
zu   sämen    vnd    antwurte  de  her'u    mit  rat  vnd  sprachn  zu  jm  also:    Her 

2  gütlichen.         5  wertzel.         7  schelleteu.         9  got  wolt  aur.  10  andern, 

kurtzbeil.        11  gelaidiget.        15  [     ]  Runderg.  von  A  vbel  vbel.     luten  beging,      er. 

16  ersten.       17  so  Jehlt.       19  arm  od'  peiu.      t\  treiben.      24  junk.     kiig  Uanderg. 
25  solch.      ander.         26  nit.      geladen.      versmabet.  27  beraittet.      selben  fehlt. 

31  schemet.       er  durclistrichen,       kung.  33  rett.  34  ab  gangen.       schimp. 
35  er  kenn.         3ü  albegeu.         40  her  kumeu. 


48  K    BORINSKI 

als  ew'  genad  vö  vns  begert  euch  zu  sagen  wie  ewer  leben  herkümen 
sey  als  ir  dan  von  muter  leib  geporen  seit,  also  beger  wir  von  ewern 
genadfi  ob  wir  euch  sagen  werdh ,  das  ir  dan  vil  leicht  nit  gern  bore 
werdet,  das  wir  darvmb  jn  ewer  vngenade  niht  vallen.  Vnd  do  er  in  el 
5  sulchs  versprach  das  sie  da  vor  gesichert  were,  do  sagen  sy  jm  alle 
ding  gar  eigentlichn,  wie  er  vö  jugent  her  piss  auf  vnd  als  er  daii  vö 
mut'  leib  geporen  wart  jn  vntugenden  gelebt  het  vnd  was  er  begünen 
het,  das  di  lewt  alwegen  vö  jm  schaden  empfingen  vnd  swerlichii  ge- 
leidiget    wurdii.     Aber  vö  was    sachn   vn   schulden  das  geschehfi  sei  her', 

10  des  enwissen  wir  niht  vu  künen  ewern  genadfi  da  vö  nihtz  gesagen. 
Sol  ab'  vmb  sulch  sach  ymät  wissen,  da  wert  ir  vnser  frawen  dy 
kunigin  ewer  mut'  vmb  frage.  Also  schide  d'  fürst  trawrig  wider  heim 
vnd  was  gar  vnmutig  vn  do  er  kom  in  sein  purck,  do  er  dan  wonüg 
het,   do  ging  er  zu   stund  zu   sein'   muter  in  ir  gemach  vnd  was  gar  ernst- 

15  haft  vnd  wolt  sein  swert  vn  sein  geret  nach  sein'  gewöheit  niht  vö  jm 
thun.  Des  het  sein  muter  an  jm  niht  gewont,  darvmb  so  erschrak  sie 
gar  ser,  wail  sy  sähe  vnd  erkant  wol,  das  der  fürst  vnmutig  was  vnd 
ir  vil  dy  sache  ein,  wie  sie  in  vö  der  hilif  des  teuffels  enpfange  vnd 
gepore    het.     Darvmb  so  was  si  in  grossn    sorge.    Dar    nah    do  hub    der 

20  jfig  kunig  an  zu  redn  mit  sein'  mut'  vnd  sprach  also :  Muter  du  solt 
mich  einer  sach  berichten  darvmb  ich  dich  wil  fragil.  Das  kan  nymät 
als  wol  getun  als  du ,  wann  du  pist  mein  muter  vä  hast  mich  zu  der 
werlt  geporen.  Nu  han  ich  vernumen,  wie  das  ich  vö  mein'  jugent  als 
du    mich    geporn    hast,    ein    poser    mensch  gewesen   sein  vnd  han  alwegö 

25  ein  teufelisch  lebfi  gefurt,  also  das  ich  kein  gut  ny  hab  muge  gethan. 
Vnd  wes  ich  mit  den  lewten  begonnen  hab ,  so  sei  alwegen  dy  lewt  vö 
mir  geleidiget  vnd  betrübt  worden,  das  mir  doch  alzeit  el  getrewes  leit 
gewese  ist.  Aber  vö  wem  ich  das  han,  das  enweiss  ich  niht  vnd  nymät 
der  kan  mich   sei  als  wol  vnterrichten,    als  du  mäht   getan,    wie  meleu 

30  sachn  ist  vnd  was  meschn  ich  pin,  waü  du  hast  mich  gepore  vnd  hast 
mich  zu  der  werlt  pracht.  Darvmb  so  vnt'richt  mich  des  ich  dich  ge- 
fraget han.  Nu  was  dy  kunigin  sei  muter  vö  vorht  wegen  so  ser  er- 
schracken  das  sy  dem  hern  jre  svn  kein  antwurt  moht  gebfi  vnd  sweig 
still.    Do    das    der    kunig    sähe  do  sprach  er  zu  ir  also :     Muter  hab  kei 

3.5  forht  vnd  er  schrick  niht!  Du  solt  vö  mir  gesichert  sein  ob  du  mir 
dy  warheit  sagest  vn  mich  der  sach  bescheidest,  darvmb  ich  dich  ge- 
fraget han.  Do  dy  kuniginn  sei  mut'  vernam,  das  sy  vö  jre  son  irs 
lebens  gesichert  was,  do  wa't  sy  fro  vnd  kam  wider  zu  ir  selber,  das 
sie  mocht    geredn    vnd    saget  jm    alle    ding    wie    sein    vater    in  grosser 

40  betrupn'  was  vmb  das  er  keine  erbe  het  vnd  das  sei  reich  dy  fremdn 
soltn    besitzii.     Darvmb   so  het  sy  angeruft    got  den  her'n  das   er  ir  geb 

3  wurden.         5  solch.       for.  6  dinck.       auf  ausgestrichen  und  an  den  Rand 

fjesitellt.  B  jugent  auf  piss  her  vnd.  7  vndugeiiten.  begangen.  8  gelaidiget. 
10  en  wiss.  niht  sagen.  11  sag.  11  fragen  {statt  frawen).  15  gerecht.  16  dun. 
gewant.  der  vmb.  erschrack.  18  fil.  19  geporn.  20  scholt  mir.  22  getan. 
24  menchs.  24  sey.  26  begangen.  28  nit.  .32.  33  ersclirocken.  37  kunig. 
39  dinck.         41   an  gernft. 


EINE  ÄLTERE  DEUTSCHE  BEARBEITUNG  etc.  49 

eine  erbü  vnd  do  si  des  vö  got  niht  gewert  wart  do  rufFet  sie  de  posen 
geist  an.  Do  wart  ich  gewert  vn  gepar  euch  zu  der  werlt  vii  also  ist 
es  mir  mit  euch   ergägen. 

Do  der  kunig  sulche  wort  also  vernä  vö  sein'  mut',  do  erschrack 
5  er  ga'  ser  vnd  sprach  zu  ir  also:  Muter,  also  vernym  ich  an  deine 
wortii  das  ich  pin  el  kint  vnd  ein  svn  des  teuflfels.  Darvmb  so  wil  ich 
von  dir  gen  vnd  wil  ein  naht  niht  pleibii  da  ich  dy  andern  pin  als 
lang,  das  ich  furbass  gotes  kint  geheissen  werde  vnd  niht  des  teufeis 
kint.     Vnd  er  nam    sein    swert    vö   sein'    seita    vnd    gab    das    sein'    mut' 

10  vnd  sprach  zu  ir  also:  Nu  vii  beschirem  del  reich  furbass  selber,  das 
dut  dir  grosse  not!  Vnd  er  ging  heimlich  vH  jr  auss  dem  lande  vii 
verstellet  sich  mit  fremden  cleidn',  das  in  nymant  bekant  vnd  er  kam 
zu  eine  prister,  vii  peichtet  sein  sonde  mit  clag  vnd  rewe  seins  hertzii. 
Aber    der    prister    west    in    niht    ausszurichtii     vnd    weiset    in    für    eine 

1.5  pischof.  Do  kam  er  für  den  pischoff  vnd  beclaget  sich  seiner  svndn 
mit  heissn  zeheren.  Do  der  pischof  seine  wo't  vernam ,  do  dauht  es  in 
gar  ein  fremde  sach  sein,  der  gleichn  er  vor  niht  mer  vernüme  het  vnd 
wesst  sich  darnuss  niht  zu  richtii  vnd  weiset  in  für  den  pabest.  Alzuh'U 
do   hub   er  sich    auf   vnd    ging    gen  rom   vnd  kam  für  den  pabest  selber 

20  vii  peichtet  sein  svnde  mit  grosser  jnnigkeit  vnd  rew  seines  hertzii. 
Do  d'  pabest  sulh  fremd  svnd  ho't  vnd  vernam,  do  verstfld  er  sich  niht 
wie  er  in  sollt  aussrichtn  vnd  was  er  im  zu  puss  solt  setzii  wann  [es] 
was  sulcher  sach  vor  niht  mer  für  in  kume  vnd  er  sprach  gar  gutlichn 
zu  jm     also:    Liber    svn,    Es  wonet    ein    einsidel    hie    pey  vir  meille  jn 

25  elem  walde,  der  ist  mel  peichtvater  vnd  ist  gar  ein  heiliger  frümer 
mensch.  Zu  dem  ge  vnd  sag  im  das  ich  dich  zu  jm  gesant  hab  vnd 
peicht  jm  dein  svnde,  dy  du  begangen  hast.  Der  wirt  dich  aussrichtn, 
waü  got  der  ist  mit  jm.  Do  wart  der  arem  mensch  ga'  fro  vnd  kom  in 
den    walt    vnd    vant    den  Einsidel,    als  jm   daii    der    pabest    gesaget    het 

30  vnd  vnt'weiset,  vnd  uil  für  in  nyder  vii  peichtet  jm  sein  svnde  mit  grosser 
rew.  Do  er  sei  peicht  im  volpraht  het,  do  erschrack  der  Einsidel  gar 
ser  vnd  verstüd  sich  niht  wie  er  den  armen  menschen  solt  aussrichten 
vnd  was  er  jm  zu  puss  solt  setzii.  Vnd  er  sprach  zu  jm  also:  Liber 
svn,   ich  wil  morgent  ein   messe  lesen  vnd  wil  got  den  almechtigen  pitii, 

35  das  er  mir  zu  erkenen  gebe,  wie  ich  dich  sulle  aussrichtn,  waü  ich 
sulcher  dat  vor  niht  mer  gebort  noch  v'nüme  hä ,  vii  pei  der  messe 
soltu  morgent  knyen  vnd  solt  got  pitii  mit  andaht,  das  er  mir  zu  er- 
kenne gebe ,  was  ich  dir  vmb  dein  svnd  zu  puss  setzii  sull.  Also  trat 
der   heilig  Einsidel  fru  über  vnd   lass   ein   messe   mit  grosser  andaht  vnd 

40  pat  got,  das  er  jm  zu  erkennen  gebe  was  er  de  arme  menschü  solt  zu 
puss    gebn    für  sein    svnde.    Vnd  der  arem   mensch  knyet  pei  der  messe 

7  gin.       bei  andern?  10  beschirm.       fuipas.  13  rew.  16  zehern. 

17  for.  18  dar  auss.       pabst.  19  kom.  20  seine.  21  pabst  selber  di. 

22  scholt.       zu  fehlt.       es  aus  der  Correctur  zu  entnehmen.    In  B  es  gestrichen  und  er 
(/eaelzt.  25  peicht  vater.  30  vnter  weist.       vii.  31  rewe,       vol  prachte. 

der  schack.         34  al  mechtigen.        36  solch',     pey.        38  baz.       41  sunt.     arm.     pey 
QEKMANIA.     Nene  Reihe.  XXV.  (XXXVII.)  Jalirg.  4 


50  K.  BORINSKI 

vH  pade  got  das  er  jm  wolt  genad  beweisen  vmb  sein  svnde.  Do  nu 
der  einsidel  dy  messe  volpraht  het,  do  liss  sich  ein  hant  her  ab  durch 
das  geweile  vii  leget  eint'  pritf  auf  den  althar,  das  het  der  arem  süder 
gesehn.  Do  nä  d'  einsidel  den  priff  vnd  lass  in.  An  dem  vand  er  ge- 
5  schribn ,  das  er  de  sunder  solt  zu  puss  setzn ,  das  er  sechs  gantze  jar 
solt  ungerett  sein  vnd  solt  mit  nymät  redn ,  als  lang  piss  dass  er  wol 
erkent  das  dy  sechs  jar  aussgangen  wern.  Darnach  stund  an  dem  priflF, 
das  er  auff  seine  pein  vnd  auf  seine  fuss  niht  solt  tretten  vnd  solt 
auch   den  himel   mit  bedachtem   mut  niht  ansehn,     svnder  er  solt  krichfi 

10  auf  dem  ertrieh  als  ein  vihe.  Darzu  so  sollt  er  kein'ley  speiss  esse  noh 
vö  nymät  nemo  oder  enpfahn ,  daii  was  er  eine  hunde  mit  seine  munde 
auss  seine  müde  meht  geneme.  Das  solt  er  tun  als  lang  piss  das  dy 
sechs  jar  vergangen  were.  Do  der  Einsidel  dy  grossri  hertn  pusse  dy  er 
der    arme    svnd'     solt    setzii  für  sein    svnde,    vernam,     do   gewan   er  ein 

1.5  gross  mitleidn  vnd  leget  sich  für  den  althar  vnd  weinet  gar  jnniclichii 
vn  besorget  sein  natur  di  moht  der  hertn  puss  niht  erleide.  Vnd  do  er 
also  lang  lag  vnd  gar  jnniclichn  weinet,  do  trat  der  svnder  hinzu  vnd 
beruret  den  Einsidel  vnd  sprach  also:  Heiliger  vater,  ich  han  wol  ge- 
sehe,    das    ein    hant    eintl    priff   geleget    hat    auf    den  altar  den  ir  habt 

20  gelesen.  Nu  pit  ich  euch  das  ir  mir  sagen  wolt,  was  an  dem  priff  ge- 
schribn  stet.  Do  der  einsidel  das  bort,  das  er  das  gotlich  zeichn  gesehe 
hat,  do  wart  er  fro  vnd  stund  auf  vnd  sprach  zu  de  arem  svnde  also: 
Liber  svn,  so  dir  got  der  her'  sulche  gnad  getan  vnd  gebn  hat  dastu 
seine  wunderzeiche  gesehii  hast,    so  wil  ich  dir  sagen,    was  mir  got  an 

25  de  priff  verküdet  hat,  das  ich  dir  zu  puss  sol  setzii  für  dein  svnde. 
Vnd  er  saget  jm  was  an  de  priffe  geschribii  [wer]  stund  vnd  wart  aber 
gar  jnnicliche  weine.  Do  antwurt  der  svnder  gar  frolichn  dem  Einsidel 
vnd  sprach  also:  Heiliger  vater  dy  puss  dy  mir  got  der  almechtige  hat 
auf   gesatzt    für    mein    svnde,     dy  wil  ich   gern    tun,     waii   ich   weis    vnd 

30  erkenn  wol,  het  ich  dy  puss  nit  mugen  volpringe,  der  parmhertzig  got 
het  mir  ein  sulch  puss  niht  aufgesatzt.  Darvmb  so  dancke  ich  got  sein' 
grossn  paremhertzikeit,  das  er  sulch  genad  an  gelegt  hat,  das  ich  sein 
kint  sol  geheissn  werdii  vnd  niht  mer  ein  kint  des  teufeis.  Vnt  er 
schide   sich   mit  grossn  frewdn  vü   de  Einsidel  vnd  kam  vH   [das]   de   [lant 

35  gen  j]  einsprechii  des  heilige  geistes  in  das  lat  gen  pullen  an  des  kunigs 
hoff  gen  Napels.  Do  kroch  er  auf  de  ertreich  als  ein  vihe  vnd  hub  sei 
äuge  niht  auff  in  den  himel  sunder  sy  stundn  stetz  ge  der  erdn ,  vnd 
was  man  in  fraget,  so  gab  er  nymät  kein  antwurt.  Er  nä  auch  vö  ny- 
mät   keinerlei    speise    vnd    wenn    in    wart    hOgern ,    so  kroch  er  zu  den 

40   hfidn   vnd  nfi  ga'   ebii   war,   wenn   mä  in  das  prot  furwarff,   das  mä  an  des 

1  pat.     '   2  vol  praclit.         3  gewelbe.      auff.      altar.      arm.         6  svlt.     pis  er. 
7  prif.  10  fihe.       so  fehlt.  12  raohte  ge  nemen.         ^12  pis  die;.  13  puss. 

14  dem.  15  mit  leiden.       altar.  16  besorgt.  17  wainet.  20  ewch. 

22  armen  sunder.  23  hat  vnd  geben.  24  wunder  wunderzeichen.         25  ge  \er 

kündet.  26  [waj.  27  gar  fehlt.  29  gesetzt.       sund.  30  er  kenne.       vol 

priugeu.  31  pus.      auf  gesatzt.         32  paimh.      solch.      sein  sein.         34  grossen, 

kom.         36  ertrieh.         38  fragt.         39  speiss.       wen.         40  hauten.       für  warff. 


EINE  ÄLTERE  DEUTSCHE  BEARBEITUNG  etc.  51 

kuniges  tische  auf  hub ,  so  uil  er  mit  den  hunndä  zu  vnd  nam  in  das 
prote  mit  seine  müde  auss  jren  meulern.  Das  liss  jm  die  hunde  gar 
gutlichii  vnd  begerth  jm  kein  leit  zu  thun.  Do  das  dy  din'  sahn,  dy 
den  hundii  zessen  gaben,  do  ginge  sy  für  de  kunig  vnd  spraclin  zu  jm 
5  also:  Her'  es  ist  ein  [ritter?]  narr  kümö  an  ewern  hoff,  der  hat  ein 
gewonheit,  das  ir  des  gleichn  vö  keinem  toren  niht  mer  vernümen  habt. 
Er  wil  mit  nyraüt  redfi,  so  kreucht  er  auf  der  erdfi  als  ein  vihe,  so 
wil  er  auch  nihtz  essen  daii  was  er  den  hundn  mit  seine  müde  geneme 
mag.   Do  der  kunig  das   also  vernä  vnd  das  sähe,   do  daucht  er  im  {Corr. 

10  esim)  gar  ein  fremde  sach  vn  befalh,  das  mä  jm  solt  el  heusslein  machn 
bei  den  hundii  vrab  das  dy  hund  sein  gewontn.  Also  mäht  mä  jm  ein 
heusslein  zu  den  hundu  vor  der  pvrg.  Dy  gewontu  sein,  dassic  jm  gut- 
lichii lissii  was  er  in  mit  seine  müde  geneme  moht.  Vnd  weü  er  daii 
gessii  het,    das   er  genück  het,   so   kroch   er  wid'   in   sein  heusslein.     Das 

15   lebe  treib   er  etwi   maniche  tag  an. 

Nu  geschah  darnach  zu  einen  zeitn  das  der  kunig  vö  napels  grossen 
[crig?]  crig  vnd  feintschafft  gewan  wider  dy  Turcken  vnd  dy  vnglau- 
bigen  das  er  sich  versprach  eine  streit  mit  in  zu  thun  vnd  stercket  sich 
mit    grosser    mäht    wider    sie.     Vnd    auf    den    tag  als   der  streit  solt  ge- 

20  schehen  zwischii  den  cristglaubige  vü  de  heidii,  do  wart  ein  engel  vö 
got  gesant  zu  de  heuslein ,  ju  de  der  arü  pusser  lag  pey  den  hunden 
vnter  der  purge  des  kuniges  vn  praht  dem  ein  schous  weiss  ross  vnd 
eine  ritters  gezeug,  der  daß  zu  eine  streit  gehört  vnd  leget  den  pusser 
an  vnd  fürt  in  zu  dem  streit,   das   er  de  kunig  solt  helfen   \Corr.  herfen] 

25  streitii  wid'  dy  vnglaubige.  Also  sass  er  auf  das  ross  vnd  kam  als  mä 
den  streit  wolt  anhebn.  Vnd  er  bestellet  den  streit  vnd  dy  spitzli  gar 
weisslichii  vnd  gab  dem  volk  gutii  trost  das  sie  manhaft  wurde  zii  streitii. 
Vnd  er  hub  den  streit  an  vnd  was  der  forderst  an  de  streit  vnd  mähet 
dy  heidii  fluchtig,   das   der  mererteil   erslagen  wart  an  der  fluht.    Vnd  do 

30  die  cristä  de  streit  also  gewüne  hetn  vnd  in  wol  vnd  glucklichn  gangen 
hette,  do  kam  der  Engel  gotes  vn  fürt  den  weissen  ritter  wider  zu  seine 
heusslein,  das  vnt'  des  kunigs  fessten  stände  pey  den  hundn  vnd  nä 
den  ritterszeug  vnd   das   ross  vnd  zoh   es  vö   danne. 

Darnach  do   der  kunig    mit    seine    fursten    vnd    hern  vfi  mit    seine 

35  dinern,  dy  jm  geholffen  hetü,  wider  heim  was  küme  mit  grosse  freuden 
vnd  jm  glücklichen  vn  wol  gangen  het,  do  fraget  meniclichn  nach  dem 
weissen  ritter,  der  den  streit  so  weisslichn  angefangen  vii  bestellet  vnd 
auch  so  ritterlichii  gestritii  het  wer  der  wer  gewesen  vil  wo  er  hin  küme 

1   kungs.      hübe,      vil.      Lunten.         2  prot.      mit  dem.         3  gutlich.       leide, 
dun.  4  kung.  6  geleichen.       torn.  7  auf  dem  eitliiich.  8  auch  fehlt. 

9  als  [statt  also).  10  befalhe.  12  purck.  12.   13  gutlich.  13  den. 

li  genuck.  15  etwen  mangen.  16  dar  nach.  17.   18  vngelaubigen.  18  zu 

haben.       sterckt.  19.  20  ge  schehen.  20  cristen  gelaub.  21  heusslein. 

arm  puser.       22  purck.     schuus.       23  eines.       24  scholt.       24.  25  helffen  streitten. 
27  strost.       streisten.  28  strit.       foderst.       machet.         29  merertail.         32  kunges 

festen.        33  des.        34  heir.         35  haim.         33  gelucklich.     er  gangen.        37  meinc" 
lichen.       an  gef.       bestell.         39  gestritten.       gewessen. 


4 


* 


52  K.  BORINSKI 

wer.  Do  aprachü  sie  all :  Wir  habn  in  wol  gesehen ,  das  er  gar  men- 
lichn  vnd  ritterlichn  gestritä  hat  vnd  hat  die  feind  vnd  dy  vnglaubige 
fluchtig  machet  mit  seiner  bestellung  dy  er  det  in  dem  streit.  Vnd 
wer  er  niht  gewesen,  so  moht  es  vns  so  glucklichn  niht  sein  ergangen 
5  wider  dy  vngelaubigen.  Vnd  do  nymät  west  wer  der  weiss  ritt'  was 
gewesen  vnd  jn  nymant  bekante ,  do  was  der  kunig  gar  leit,  das  er  de 
ritter,  der  jm  zu  sulchem  streit  so  gar  erlichn  vnd  ritterlichn  geholffen 
het,   niht  solt  dancken  vn   soll  jn   darvmb   begabn  nah  seine  verdinö. 

Darnach     über    das    ander    jar  do   stercktn     sich   dy  turcke    und   dy 

10  vnglaubige  ab'  mit  grosser  macht  wider  den  kunig  vö  uapels  vfi  meintn 
mit  gewalt  in  sei  lant  zu  zihii.  Do  das  der  cristenlich  kunig  vernam. 
do  besant  er  aber  sei  furste  vnd  sein  hern  vnd  stercket  sich  wider  dy 
vnglaube  vnd  gepot  aller  meniclichc  dy  in  den  streit  wurden  zihn,  ob 
der  weiss    ritter  jm  zu  hilff  wider  dy  vnglaubigen   aber  küme  wurde  das 

15  sy  jm  daii  gehorsam  vnd  vntertenig  were  in  dem  streit  vnd  besund'  so 
läse  vnd  erweit  der  kunig  auss  seine  volk  vir  vn  zweintzig  gar  redlicher 
manne,  ob  jm  der  weiss  ritter  [aber]  aber  zu  dem  streit  zu  hilflp  kümen 
wurde,  das  dy  soltn  besunder  auf  in  warten  vnd  ob  sy  mit  der  hilffe 
gotes  ir  feinde    aber    über    wündii    vnd    das   er  daii    aber  wolt  hin  weck 

20  reitn  das  sy  in  daii  mit  gewalt  behiltn  vnd  das  sy  jm  de  ritter  prechtn, 
das  er  in  moht  erkenne  vnd  jm  sulcher  erlicher  hilff,  die  er  jm  vnd  der 
heiligen  cristenheit  beweiset  het  moht  gedanckn  vnd  vmb  in  mocht 
verdine. 

Also  versprachn  sich  dy  turken  vnd  dy  vnglaubige  aber  eines  Streites 

25  zu  thun  mit  cristenlichem  kunig,  vnd  auf  dy  zeit  als  der  streit  aber  solt 
geschehn,  do  kam  der  engel  gotz  aber  zu  de  areme  pusser  für  sein  heuss- 
lein  in  dem  er  lag  bei  den  hundn  vn  praht  jm  das  weiss  ross  vnd  den 
kostenlichii  ritt'  zeug  vnd  det  in  an  vnd  fürt  in  zu  dem  streit  dem 
kunig    vnd    der    heiligen    cristenheit    zu    trost  vn  zu  hilffe  wider  dy  vn- 

30  glaubigen.  Vnd  vmb  dy  zeit  als  mä  den  streit  wolt  anvahii  do  kam  aber 
der  weiss  ritter  vnd  bestellet  den  streit  vnd  dy  spitzen  gar  ordenlichil 
vn  weisslichn,  Do  dy  fursth  vnd  dy  herfi  den  weisen  ritt'  ersahä  das 
er  in  ab'  zu  hillffe  küme  was ,  do  wurden  sie  gar  fro  vnd  waren  seinen 
reten  gehorsam  vnd  was   er  sy  hiss   vnd  mit  in  schicket,    des  was   aller 

35  meniclichc  willig  vnd  fleissig  zu  thun  vnd  wurdn  vö  sein'  anweissung 
menlichn  vnd  gar  willig  zu  steitn  wider  dy  vnglaubigen.  Also  vinge 
der  weiss  ritter  aber  den  streit  vnd  was  der  forderst  an  der  spitzii  vn 
rennet  dy  vnglaubige  vö  [der  spitzen]  einander  das  sy  aber  fluchtig  vn 
verzagt    wurdii ,     das   sy  vö   dem   willen    gotz  vö   dem    cristenlichem    volk 

40  alzumal  erslagen  wurdn  vnd  gewüneu  in  ires  laiides  uil  an. 

4  nit  gewessen,     er  gangen.         6  gewessen,    jar.         7  solchem.  8  scholt. 
scholt  jm.          10  vö  napeh  fehlt.       mainten.          11  ver  nam.          12  dye.  13  vn- 
gelawbigen.     in  streit.          14  wurd.           15  vnter  denig.      strit.          16  laz.  er  weit, 
zwaintzig.           18  schölten.       harten.          19  wunden.       den.          22  moclit.          25  [zu] 
eines  str.     dun.         26  geschenhen.         27  pey.        29  die.         30  anfaheu.  33  gleich- 
falls hillffe.          34.  35  alle  meniglichen.         36  jar.         39  gotes.         40  all  zu  mall, 
gebünen. 


EINE  ÄLTERE  DEUTSCHE  BEARBEITUNG  etc.  53 

Do  nu  der  streit  zu  gange  vud  gewünen  was  worden  vn  den  crist- 
glaubige,  do  hub  sich  der  weiss  ritter  aber  vö  dannen.  Des  wurden  dy 
xxiiii  menn'  gewar  [fro] ,  den  von  gepotz  wege  des  kuniges  ernstlichen 
gepotn  was,  das  sy  auf  den  weissen  ritter  soltn  warten  vnd  soltn  in 
5  bezwunge  zu  dem  kunig  pringe,  das  er  in  moht  erkenne.  Also  ritil  sy 
in  an  vn  hetii  in  gern  behabt,  als  (jn)  dan  vö  de  kunig  gepotn  was. 
Aber  sei  ross,  das  was  so  resche  vnd  so  mehtig,  das  er  sich  von  in 
allen  prach.  Vnd  ein'  (auss  in)  der  volget  dem  weissen  ritter  nach  vnd 
melt,     er  wolt  das  ross   stechu   mit  de  spisse,   das   er  must  pleibn.     Also 

10  stach  er  den  ritter  durch  sein  pein ,  das  der  spiss  ab  prach  vnd  dy 
struntzel  pleib  jm  stecken  in  de  rechtii  pein.  Aber  er  entreyt  in  allen, 
das  sy  in  niht  mochtn  behaben  vnd  kam  wider  zu  seine  heusslein  vnd 
zoh  sich  auss.  Do  kam  der  engel  gotes  vnd  fürt  das  ross  vn  de  ritters- 
zeuge  mit  jm  hin.   Darnach   do   nä  der  weiss  ritter  vnd  der  arem  pusser 

15  dy  struntzel  dy  im  dannoch  in  seine  pein  steckt  vii  zoch  sie  herauss 
vii  warff  sie  von  jm  hin  vnd  kroch  wider  in  sein  heuslein,  in  de  er 
stetz  lag  bey  de  hunden. 

Nu   het  der  kunig  ein  tocht',   dy  was   ein  stuiTijnn,   das  sy  niht  moht 
geredn    noch    gehören,    was    raä    von  ir  saget,    dy  het  dise  ding  in  der 

20  purge  irs  vaters  allers  gesehn,  wie  der  engel  kom  vii  das  ross  vnd  den 
ritters  zeug  praht  für  das  heusslein  [vnd  das  ross  vnd  den  ritterszeug 
praht]  vnd  den  arme  pusser  an  leget  vnd  in  auch  wider  auss  halff  zihn, 
dy  het  auch  dy  struntzel  dy  de  weissen  ritter  in  dem  pein  was  gestecket 
da  mit  er  gestochen    was    auf    gehabii   vnd   het  sy  mit  eine  seidein   tuch 

25  vmb  wundn  vnd  het  sy  mit  fleiss  behaltu.  Aber  sy  moht  dise  dinck 
nymät  gesage  noch  offenpar  gemachen.  Do  nu  der  streit  also  glucklichn 
ergangen  was  vnd  der  vnglaubigen  vnzellichen  uil  erslagen  wordn  von 
den  cristn,  do  wart  de  kunig  gesaget  wie  das  der  weiss  ritter  ab'  bei 
in  wer  gewesen   in  dem   streit  aber  so   fursichtichlichin  bestalt  vnd  auss- 

30  geriht  het  vnd  auch  so  menlichii  mit  sein  seibs  leib  gestritii  vnd  ge- 
fochte  het  das  sy  an  in  zu  sulche  glucklichn  sachn  niht  hetii  mugen 
pringe. 

Do   der    kunig    dise    ding    also    v'nam    vnd    das  in  der    weiss    ritter 
aber    entgangen    was    vnd  in  niht    pracht    hetn    vnd    das  sy  in   also   ver- 

35  wunt  hetn,  do  erschrack  er  gar  ser  vnd  was  jm  zu  mal  leit  vnd  er  liss 
gepitn  vnd  aussrufiFen  in  allen  sein  lanndn,  das  aller  meniclich  soltil 
suchn  vnd  fragen  nah  dem  weissii  ritt'  der  jm  vnd  der  heiligen  cristen- 
heit  zu  sulchn  erlichn  streitii  so  ritterlichn  geholffen  het.  Mit  dem  wolt 
er  sein    laut  vnd  sein  kunigreich   teile  vnd  nach   seine  tode ,     so   sollt  er 

1  jr.  1.  2  dem  cristen  glaubendigen.  3  potz.  4  schölten.  5  pey 

bezwgen.  5   kung.         mvcht.  8   auss    in    [allen    prach]    spätere    Tilgung. 

11  stecket.       entran.  12  da.       kom.  13  kom.  13.  14  des  ritteres  zeuge. 
14  Dor  nach.      arm.         17  lang.       de  den.          18  stumyn.  19  dinck.  23  Sie. 
dy  fehlt.       weisen.       gesteckt.           24  seiden.            26  offen  war.           27  er  gangen, 
vii.     wurden,         28  kung.         29  bestelt  het.         31   het  zu.        33  dinck.        34.  35  ver- 
wunt.           34  vnd  in  niht  praht  hinter  verwunt  heten.            35  er  schrack.  36  aus 
ruffen.        mencklichen.             38  solchen.        riterlichen.             39  kuuckreich.        dot. 


54 


K.  BORINSKI 


den  andern  teil  seines  lanndes  erbü,   wan   er  kelen  erbn  niht  enhet,   der 
das    reich    nacli    seine    tode    moht    verwesen.     Das    gepot   kam    aus   vnd 
erhal  in  weitn   laiidii.     Darvmb   so   det  sich   ein  grafF  auss  vnd  nam   sich 
an  vnd    gab    für  das   er  wer  der  weiss    ritter  der  dem   kunig  von  napels 
fi   geholffen    het  in  dem  streit  wider  dy  vngelaubige.    Vnd  er  het  erforscht 
vnd    gar    eigentlichr    war    gcniime,    wi   sich   der  weiss  rither  gehaltil  het 
in  dem   streit  vnd  wie  er  in   sein  rechts   pein   gestochen  was  worden   vmb 
das  er  in  sein   woitii   vn  in   seiner  für  gab   sinen   glaubil   gemachü   mochte 
vnd    das  er  sulchc    sach    redlichn    mocht   für    pringen,    das  er  der  selb 
10  weiss     ritter    wer.     Vnd    dar  vmb   so  liss   er  jm   ein  wüdn  steche  in  sein 
rechtz  pein,   da  bey  mä  in  moht  erkenne  dass  er  d'  selb  weiss  ritter  wer. 
Auch  so  liss   der  selb  graff  kauflFe  trewhundert  weisse  pferd    vnd   kleidet 
sich    vnd  all  sei  diner  in  weisse   cleid'  vnd  bereittet   20   sich   gar  kosten- 
lichen,  das   er  erlichn   de  kunig  moht  zu  hoff  küme. 
15  Do   das   dem    kunig    gesaget  vii   enpotii   wart,     das   der  weiss   ritter, 

der  im  geholffen  het  zu  streitfi  wider  dy  vngelaubige,  käme  solt,  do 
wart  er  gar  fro  vnd  liss  jm  gar  costenliehe  cleinat  machen  da  mit  er 
in  begabn  wolt  vnd  er  reit  jm  weit  engegen  vnd  enpfing  in  mit  grossen 
eren  vnd  wirdikeit  vnd  det  jm  grosse  zuht.  Darnach  do  pat  der  gratf 
20  den  kunig  das  er  sein  rete  sollt  zu  jme  fordern,  so  wolt  er  jm  offe- 
paren  -vnd  kuntlichn  machen,  das  er  der  selb  weiss  ritter  wer  der  jm 
in  dem  streit  wider  dy  vnglaubigen  geholffen  het.  Do  das  geschähe  do 
hub  der  graf  an  vnd  saget  de  kunig  vnd  seine  reten  gar  eigentlichn, 
als  er  daü  gelernt  vnd  erfarn  het,  wie  es  de  weissen  ritter  ergägen  was 
25  jn  dem  streitt,  das  er  der  selb  ritter  wer  Auch  so  liss  er  dy  wüden 
sehen  die  er  jm  het  lassen  stechii,  da  bey  mä  solt  erkenne,  das  er  der 
selb  ritt'   wer,   der  in   dem   streit  was  gestochn   wordn. 

Do   d'   kunig    vnd    sein  heFn   vnd  rete  sulcher  kuntschafft  sahen   vii       't 

hortü,     do   glaubta    sie    alzumal,     das   er  d'   selb    ritter    wer,   der   jm    ge-       ;| 

30   holffen    het  in  dem    streit    wider    dy  vnglaubigen.     Vmb     sulch    valscheit       ;; 

vnd    vntrew  dy  der  graff  angefangen  het  zu  volpringen,     do  geschah  vö       ;j 

de  willen  gotes  vnd  durch   das  ein  sprechn  des  heiligen  geistes,   das   des      jl 

kuniges    toch'    wart    redn,     dy  ein   stuiü    geporn    was  vnd  ny  kein    wort      ,' 

auss  jre  müd  gebort  was   wordn,   dy  hub  vor  jre  vat'   vnd  vor   den   furstü 

35    [an]     vnd    Lern    an  vnd    sprah    zu   de    kunig    also:     Vat'    diser    vngetrew      J 

falsch  graft'  der  meint  dich  zu  betrige  mit  seine  vnware  wortii.     Darvmb       ji 

so   gee    mit    samt    deinen    retii    mit    mir  so  wil  ich   dir  den  weissri  ritt*      jj 

der  dir  ritterlichn  geholffe  hat  in  deine  streitn  wid'  dy  vnglaubigen  (     ).      \\ 

Vnd   dy  jfickfraw    des    kuniges    tochter  dy  ging  mit  jrem  vater    vnd  mit      j; 

40   de  hern   zu   dem  heusslein,   jn   dem   der  arem  pusser  lag  bei    den  hundä        j 

1  kainen.  eiithet.  2  dot.  ver  wessen.  3  er  hal.  lanten.  5  ge- 
holfen. 6  wie.  ritter.  7  rechtes.  9  solche.  10  stecken.  11  pey. 
mohten.  13  cleid  det.  weise.  claider.  beraittet.  14  herlichen?  küg. 
15  kung.  ent|)ofB.  17  cleinet.  20  im  fodern.  23  retten.  24  ess.  er 
gangen.  2ß  er  kennen.  29  gelawbten,  alzu  mal.  30  vDgelavbigen.  vals- 
hei*.  33  küge.  stum.  34  jrm.  35  sprach.  36  vnbaren.  38  (  )  fehlt 
ühereimtimmend  das  Verhvm  (weisen).         40  arm. 


EINE  ÄLTEUE   I^EUTSCHE  BEARBEITUNG  etc.  55 

vnd  sie  det  das  heusslein  auf  vnd  weiset  jrem  vater  vnd  den  hern  den 
.  arme  pusser  vnd  sprach  also :  Vater  das  ist  der  weiss  ritt'  der  dir  ge- 
holffen  hat  wyder  dy  vnglaubige,  wann  ich  allein  hab  gesehn,  das  zu 
zweyen  mal  ein  engel  gotz  kam  vnd  praht  jm  ein  weiss  ross  vnd  eine 
5  ritters  gezeug  vn  det  in  an  vnd  fürt  in  dfi  zu  deine  streit.  Darnah  do 
weiset  dy  jückfraw  jre  vater  vnd  den  hern  dy  struntzeln  dy  de  ritt' 
durch  sein  pein  gestochn  was  wordfi  vnd  weiset  jm  dy  wüdn  dy  da  noch 
niht  gar  geheilt  was   an  de  pein  des   armen   menschen. 

Do  nu  der  kunig  vnd  sein  fursten  vnd  hern   sahn   sulh  grosse  wüder 

10  zeichen  dy  got  der  her'  durh  sein  tochter  getan  hat,  das  sie  was  redn 
wordn  vnd  das  er  auch  de  weissen  ritter  fundii  het,  der  jm  so  ritter- 
liche geholtfil  het  wider  sei  feinde ,  do  wart  er  gar  fro  vnd  all  sein 
furstii  vnd  hern  vnd  alles  sei  volk  dy  freutn  sich  mit  samt  jm  mit 
grossen    freudil.     Darnach    do    liss   der    kunig    de  posen    falschii     grafFen 

15  fchentlichn  weisen  aus  seine  laniide  vnd  liss  jm  neme  was  er  het  vii 
allen  seine  dinern.  Do  nu  der  pabest  zu  rom  vrniime  [het]  vnd  gehört 
het,  das  der  kunig  von  napels  sulch  gross  menig  volks  der  vnglaubigen 
beiden  erslagen  vnd  gedotet  het ,  do  hub  er  sich  auf  vnd  reit  zu  de 
kunig  gen   napels   vmb   das   er  jm  wolt  danck  sage   sulcher  dat  die   er  zu 

20  ere  der  heilige  cristenheyt  an  de  vnglaubige  begangen  vnd  getan  het. 
Vnd  do  der  pabest  also  in  grossii  freudii  etliche  tag  bei  de  kunig  ge- 
wese  [was,  do  hub  der  kunig  an  vnd  saget  de  pabest  von  dem  arme 
pusser,  den  er  für  eine  tore  so  lang  zeit  gehabt  het  vnd  wie  er  jm 
durch  de  Engel  gotes  zu  hillff  was  kämen.  Er  saget  jm   auch  das   er  mit 

25  nymant  wolt  reden  vnd  das  er  kraich  auf  der  erdn.  Er  liss  den  pabest 
auch  sehn  wie  er  sein  speisse  nam  mit  den  hundn.  Vnd  do  der  pabst 
sulch  vngehorte  ding  sah  vnd  hört,  des  het  er  ein  gross  verwundern 
vnd  do  er  den  pusser  als  gar  eigentliehn  ansah,  do  bedauht  in,  wie  das 
er  in  vor  mer  het    gesehii    vnd    sein    peicht    gebort    het    vnd  er  wart  in 

30  fragen  vnd  sprach  also:  Ich  gepeut  dir  pey  dem  gewalt  gotz,  den  er 
mir  verlihn  vnd  gebn  hat  dir  vnd  allen  cristn  menschii  zu  gepitii  ob  du 
seist  der  mensch  der  mir  sullch  sach  zu  der  zeit  gepeiht  hat  mit  grosser 
rew  seins  hertzn.  Der  arem  pusser  bekant  den  pabst  wol  vnd  wolt  jm 
ab'    sein'    frag'    niht    antwurtn,     wan   dy  zeit  seiiler  puss   dy  im  von  got 

35  selber  was  auf  gesatzt  dy  was  noch  niht  vergägen.  Darvmb  so  sweig 
er  stille.  Do  hub  der  pabest  an  de  kunig  zu  sage  vnd  sprach  also : 
Mir  ist  wol  wissentlichn  das  diser  mensch  vo'  etlichn  zeitn  zu  mir  küme 
ist  vnd  hat  mir  sulch  sei  svnde  gepeicht,  Darvmb  ich  jm  keine  puss 
west  zu   setzn,    wan    sulcher    fremder    sach   vor  niht  mer  für  mich  kümö 

40  ist.  Dar  vmb  so  weiset  ich  in  zu  eine  peichtfat',  der  ein  heilig'  Einsidel 
ist  vnd  hat  sein  wonüg  vir  meill  vö  rom  in  eine  walde,  das  in  der  sollt 
auss   richtü  vnd  solt  jm   el  puss   auf  setzü  über  sein  sunde.    Wie  in  der 

1  weisset.       jrui.  4  mallen.       gotes.  5  zu  dem.  6  jrm.  9  solh. 

10  het.  11  weissen.  12  feint.  LS  als  sein  v.  mit  sam  mit  jm.  14  kunik. 
possen.  16  papst.  bet  ungetilgt,  17  so  gross.  18  vnd  gedotet /eAZ<.  rait. 
19  kling,  solche  danck.  20  vngelevbigen.  21  grosen  frewen.  22  armen  armen. 
25  kroch.       lis.  27  vn  gehörte.       ver  wundern.  32  solch.  35   gesetzt. 

38  solch  sunde.         40  (meinem?)  peicht  vater.         42  scholt.         geben  auf  setzen. 


56  K.  BOKINSKI 

selbe  mel  peichtfater  hat  auss  gericht,  des  enweiss  ich  niht,  Darvmb 
so  wil  ich  jm  schreibii ,  das  er  zu  mir  her  küine  vnd  vns  sag  wie  es 
vmb  disen  meschen  gelegen  sey.  Vnd  do  der  Einsidel  kam  vö  gepotz 
wegen  des  pabstes  vnd  den  arme  pusser  ansähe ,  Alzuhant  do  bekät  er 
5  in  wol  vnd  auf  den  tag  als  er  kOmen  was,  da  waren  dy  sechs  jar  auss- 
gangen. Da  fraget  in  der  Einsidel  vnd  sprach  also :  Liber  svn ,  ist  dy 
zeit  deiner  puss  vergange,  dy  ich  dir  han  aufgesatzt  vb'  dein  svnde 
durch  dy  verkundung  des  almechtigen  gotes ,  so  beger  ich  von  dir, 
dastu   mit  mir  redest  vnd  mir  sagest  des   ich   dich   dan.  frag.     Ist  ab'   dy 

lü  zeit  dein'  puss  noch  nit  vergange,  so  beger  ich  nicht,  dastu  mit  mir 
redest,  sondern  du  solt  dein  puss  haltn  als  sy  dir  dann  vü  got  durh 
mich  ist  aufgesatzt.  Alzuhant  do  richtet  sich  der  kunig  vö  franckreich 
auf  gar  frolichr  den  vor  nymät  bekannt  het  vnd  redet  mit  dem  Einsidel 
vnd    sprach    zu   jm    also:     Heiliger    vater    dy  zeit  dy   mir    durch   di    ver- 

15  kundüg  gotes  ist  auflPgesatzt  von  dein'  heilikeit,  jn  der  ich  mei  svnd 
gepusset  han,  dy  zeit'  ist  heut  an  dem  tag  als  du  käme  pist  aussgange 
vnd  ich  han  ein  hoffenüge,  jch  sull  nu  furbass  ein  kynt  gotes  geheissü 
werden  vnd  niht  ein  kint  des   teufeis. 

Do  nu   der  pabest  vnd   der  kunig  von  Napels   vnd  dy  andern   furstn 

20  vnd  hern  hortn  vnd  sahn  dy  grossii  wflderzeichü  dy  got  durch  den  edelu 
furstn  von  franckenreich  getan  het,  do  wurdii  sie  gar  fro  vnd  hetü  gross 
frewde  vnd  frolockn.  Vnd  der  kunig  von  Napels  der  het  jm  sein  tochter 
gern  gebn  dy  ein  schone  jüchfraw  was,  mit  der  got  d'  her'  auch  gross 
wüderzeichn   gethan    het  vnd  het  jm  sein  kunigreich  vnd  alles   sein  lant 

25  gern  vntertenig  gemachet.  Ab'  er  begert  keines  zeitlichn  gutz  noch  welt- 
licher eren  niht  mer,  sonder  er  gig  zu  seine  peichtvater,  zu  dem  hei- 
ligen Einsidel  vnd  uil  für  in  nyder  vnd  pat  in  gar  demuticlichen  vnd 
sprach  also:  Heiliger  vater,  jch  pit  dich  vmb  dye  ere  gotz  dastu  mich 
mit  dir  heim  fürest,    vnd  lass   mich   furbass  deine  vntertenigen   svn   sein, 

oO  das  ich  mug  ein  kint  gotes  geheissen  werden,  vnd  nicht  ein  kint  des 
teufeis  als  ich  dann  leider  gewesen  pin. 

Do   der  heilig    Einsidel    sähe    vnd    erkant  die  grossen    rew  vnd  an- 

dacht  dy  der  edel    mensch    het,     do  fürt  er  in  mit    frewdü  mit  jm   heim 

.    in   seine  zellen.    Da  lebet  er  furbass   in   grosser  heilikeit  pei   dö  Einsidel 

35   vnd  was  jm   gehorsam   vnd   vntertenig  piss   an   sein   ennde.     Amen. 

In  dem  ungemein  weiten  Kreise  der  Bearbeitungen  des  vielfach 
als  romanischer  Typus  in  Anspruch  genommenen,  dem  deutschen 
Faust  gegenübergestellten  Stoffes  (s.  neuerdings  die  fleißigen  Zu- 
sammenstellungen von  Karl  Breul  in  seiner  Ausgabe  des  Sir  Gowther, 

1  ent  waiss.       3  Einsydel.     kom.       4  pobst.       5  sech.       6  Eynsidel.       7  auss 
vnd  ver  gangen.        9  das  jch  dich  fraget.         11   sunder.        12  auf  gesetzt.        13  Eyn- 
sidel. 16  gepuset.  17  vnd  ich  ein  hoffnunge  liab.       schul.       für  pas.       ge- 
heisen.             19  past.            22  thochter,  24  vnder  denig.  27  dymutiglichen. 
29  last,     vnterdenigen.        30  nit.        31   gewessen.       32  er  kant.     grose.        34  sein, 
groser.         35  waz.       vnd  fehlt.       vnterdenig. 


EINE  ÄLTERE  DEUTSCHE  BEARBEITUNG  etc.  57 

Oppeln  1886),  spielt  die  unsere  nicht  bloß  als  Repräsentantin  des 
deutschen  Gebietes,  wo  Ed.  du  M^ril  z.  B.  (Etudes  sur  quelques  points 
d'Archeol.  et  d'hist.  litt.  p.  291)  ihn  als  traditionell  circulierend  nur 
voraussetzen  konnte  und  noch  K.  Breul  (a.  a.  0.  S.  50.  6o)  ihn 
in  Abrede  stellt,  eine  Rolle*).  Sie  ist  zugleich  durch  ihre  Fassung 
des  Stoffes  für  dessen  Geschichte,  Stammbaum  und  Charakteristik 
von  erheblicher  Bedeutung.  Eine  Fühlung  mit  jenem  Kreise  weist  sie 
völlig  ab  und  geht  in  dem  Gerippe  thatsächlicher  Momente  der  Robert- 
sage, die  sich  aus  der  sehr  allgemein  gehaltenen  Umkleidung  alsbald 
leicht  herausschälen  lassen,  unmittelbar  auf  die  älteste  Fassung  zurück^ 
in  der  uns  die  Geschichte  von  Sündenleben,  Umkehr  und  Buße  des 
Teufelskindes  erzählt  wird,  auf  die  Legende,  die  der  Dominikaner 
Etienne  de  Bourbon  im  13.  Jahrhundert  in  seiner  Anecdoten-  und 
Legendensammlung  (Lib.  III  de  eis  que  pertinent  ad  donura  scientie 
Nr.  168)  unter  der  Devise  'de  multiplici  utilitate  penitentie'  mittheilt 
(Ausg.  von  Lacoy  de  la  Marche,  Paris  1877,  S.  145—148).  Da  K.  Breul 
a.  a.  O.  S.  208 — 210  diese  Version  ganz  zum  Abdruck  gebracht  hat, 
so  glauben  wir  es  an  dieser  Stelle  unterlassen  zu  können  und  wenden 
uns  gleich  zu  der  Untersuchung  der  zunächst  sehr  plausiblen  Frage, 
ob  nicht  unsere  Erzählung  einfach  eine  rein  mechanische  Aufquellung 
und  äußerliche  Verbreiterung  jenes  kurzen,  älteren,  auf  dem  gemein- 
samen geistlichen  Boden  gepflanzten  Keimes  darstelle. 

Diese  Annahme  unterliegt  aber  mehrfachen  Bedenken.  Zunächst 
ein  hauptsächliches:  in  der  lateinischen  Prosa  des  Etienne  (L.  P.) 
hat  das  Kind  bereits  seinen  Namen,  Robert,  wenn  auch  der  ständige 
Beiname  erst  später  hinzutritt.  In  der  deutschen  Prosa  ist  es  noch 
ganz  allgemein  der  kunig  von  franckenreich'.  Daß  aus  dem  'quidam 
comes'  des  französischen  Verf.  der  L.  P.  hier  gleich  „ein  französi- 
scher König"  werden  mochte,  ließe  sich  aus  deutscher  Eigenart  er- 
klären ,  wie  deutsche  Reichsverhältnisse  aus  der  D.  P.  ganz  eigen- 
thümlichen  Episode  des  ausgeschriebenen  'hofes',  zu  dem  die  Fürsten 
dann  nicht  erscheinen  wollen,  hervorschauen.  Allein  daß  sich  ein 
deutscher  Erzähler  des  MA.  keinen  Namen  entgehen  läßt,  wo  er  ihn 
haben   kann,    könnte   allein   schon  als  Gegenbeweis  gegen  die  Bezie- 


')  Der  Sehmeller'sche  handschriftliche  Katalog,  der  unsere  Erzählung  aufführt, 
bemerkt  ihre  Zugehörigkeit  zum  Robertkreise  nicht.  Eine  Andeutung  hiervon  brachte 
erst  ihre  Aufzählung  in  der  Neuauflage  von  Gödekes  Grundriß  1^.  235.  Unter  den 
deutschen  Bearbeitern  in  neuerer  Zeit  ist  Görres  der  einzige ,  der  mit  seiner  ganz 
individuellen  Fassung  in  seinen  'teutschen  Volksbüchern'  (die  freilich  ebensowohl 
bloße  Phantasie  sein  kann)  auf  eine  originale  deutsche  Version  weisen  könnte. 


58  K.  BORINSKI 

hung  von  D.  P.  auf  L.  P.  gelten.  Einen  Anstoß  im  Namen  Robert 
für  den  Deutschen  'zu  wittern  (Ruprecht  v.  d.  Pfalz!),  führt  zu  sehr 
auf  bodenlose  Hypothese,  als  daß  man  die  Fährte  weiter  verfolgen 
könnte. 

Die  Taufe  bleibt  mit  der  Namengebung  in  D.  P.  weg.  Von  der 
ungeheuren  Schändlichkeit  dieses  Jugendlebens,  zu  der  sich  das 
trockene  Argument  schon  in  L.  P.  findet  (post  major  alios  percuciebat, 
post  quem  occurrebat  destruebat  et  rapiebat,  post  virgines  rapiebat 
et  deflorabat  et  conjugatas,  horaines  capiebat  et  occidebat  etc.),  und 
die  sich  mit  der  Zeit,  namentlich  in  der  normannischen  Chronik, 
zu  einer  ausgesuchten  Verruchtheit  steigert,  davon  ist  in  D.  P.  nur 
der  curiose  Zug  aus  dem  Säuglingsdasein  (mamraas  nutricum  morde- 
bat)  übrig  geblieben.  Es  ist  nicht  bloß  die  langhin  in  Deutschland 
bei  Darstellungen  von  Wüstheit  und  Rauflust  aus  geistlicher  und 
gelehrter  Sphäre  zu  spürende  redactio  in  usum  delphini,  die  hier  in 
Anschlag  zu  bringen  ist.  Auch  in  der  anderen  ältesten  französischen 
Darstellung,  im  Roman  (R)  de  Robert  le  Diable  (in  Versen  aus  dem 
13.  Jahrh.  herausgeg.  von  Trebutien,  Paris  1837,  4°,  leider  nur  in 
einem  Abzug  von  130  Exemplaren)  zeigt  sich  die  Schilderung  des 
Charakters  des  Sünders  noch  in  milderem  Lichte.  Allein  eine  so  aus- 
gesprochene Parteinahme  für  diesen  Charakter,  wie  in  D.  P.,  ist  doch 
im  ganzen  Umkreis  der  Bearbeitungen  nicht  erhört.  Man  sieht  hier 
deutlich  das  Bestreben,  nicht  auf  ihn  selbst,  sondern  Alles  noch  auf 
die  Schuld  seiner  Geburt  zu  schieben.  Daher  flucht  und  schilt  er 
mit  seinen  ersten  Worten,  kann  kein  Gebet  erlernen,  'beleidigt'  und 
'beschädigt',  wie  betont  wird ,  wider  Willen  und  zu  seinem  eigenen 
Leidwesen  seine  Gespielen  und  später  seine  Unterthanen.  Er  spielt 
da  wirklich  von  Anfang  an  eine  traurige  Rolle  als  Teufel,  er  ist,  wie 
man  das  vielleicht  heute  ausdrücken  würde,  ein  Teufel,  der  seinen 
Beruf  verfehlt  hat.  Auch  der  gravierende  Umstand,  daß  der  Ritter- 
schlag ihn  nicht  von  seinen  verbrecherischen  Neigungen  zurückzu- 
bringen vermag  (auch  bereits  in  L.  P.:  factus  miles,  fit  magis  sce- 
lestus),  erscheint  darum  nicht  in  der  D.  P. ;  hier  folgt  Robert  seinem 
Vater  ganz  legal  in  den  Regierungsgesehäften,  ohne  daß  er  ihn  zu 
Tode  ärgert,  wie  in  der  diesen  Zug  gleichfalls  enthaltenden  eng- 
lischen Romanze  von  Sir  Gowther.  Einzig  vor  Allem  ist  in  D.  P. 
das  Motiv  seiner  Sinneswandlung;  es  ist  nämlich  echt  deutsch:  ver- 
letztes Standesgefühl.  Weder,  wie  in  den  meisten  Bearbeitungen,  die 
Angst  und  die  Flucht  des  Volkes,  noch  die  Andeutung  des  furcht- 
baren Bekenntnisses    seiner  Geburt    (in  L.  P.    durch    die  Mutter,    in 


EINE  ÄLTERE  DEUTSCHE  BEAKBEITUNG  etc.  59 

Sir  Gowther,  wo  der  Schauplatz  nach  Osterreich  verlegt  ist,  durch 
einen  alten  Grafen,  vgl.  die  Räthe  in  D.  P.),  noch  tödtliche  Ver- 
Avundung,  wie  in  der  normannischen  Chronik,  noch  endlich  die  Er- 
scheinung Christi,  wie  im  spanischen  Drama:  nein,  der  verletzte  Stolz, 
daß  eine  Versammlung  von  Großen  (der  'hof ,  ein  Anklang  an  das 
Turnier  in  R.  und  den  Volksbüchern)  ihn  ausschließt,  bringt  ihn  zur 
Erkenntniß  der  auf  ihm  lastenden  Schuld.  In  der  sich  nun  daran 
schließenden  Scene  mit  der  Mutter,  dem  Höhepunkt  der  EabeP) 
(die  Parallele  mit  Shakespeares  Hamlet  drängt  sich  von  selbst  auf) 
motiviert  D.  P.  nicht  wie  L.  P.  und  die  sich  daran  schließende  Reihe 
den  Schreck  der  Mutter  mit  dem  (im  Volksbuch  noch  blutenden) 
Schwerte,  das  der  Held  unter  furchtbaren  Drohungen  auf  die  Mutter 
zieht.  Es  ist  vielmehr  das  Bewußtsein  der  eigenen  Schuld,  das  sie 
verstummen  und  von  dem  nur  ein  verändertes  Benehmen  zeigenden 
Sohne  sich  das  Leben  sichern  läßt.  Mehr  als  Richter  denn  als 
Schuldner  beschließt  er  denn  auch  die  Scene,  er  wirft  ihr  das  Königs- 
erbe, das  die  Schuld  seiner  unseligen  Geburt  trägt,  gleichsam  vor  die 
Füße  und  entzieht  sich  dem  Anblicke  der  Welt. 

Förmlich  methodisch  geht  er  nun  an  sein  Entsündigungswerk, 
Kirchlich  wie  seine  Schuld  ist  seine  Sühne.  Er  hält  —  ein  der  D.  P. 
ganz  eigener  Zug  —  den  Instanzenweg  der  Beichte  inne:  er  geht 
vom  Priester  zum  Bischof,  vom  Bischof  erst  nach  Rom,  zum  Papst. 
Der  Papst  —  eine  Steigerung  des  Effects,  in  der  die  Bearbeitungen 
sich  scheiden  —  schickt  ihn  auch  hier  zu  einem  heiligen  Einsiedler, 
dieser  muß  aber  noch  dazu  sein  eigener  Beichtvater  sein.  Den  himm- 
lischen Brief,  der  die  Festsetzung  seiner  Buße  enthält,  hat  nun  D.  P. 
wieder  mit  L.  P.  gemein,  aber  gerade  die  so  natürliche  Botin  in  L.  P.. 
die  Entsündigungstaube  des  heiligen  Geistes,  ist  hier  durch  eine  Hand, 
die  sich  —  sehr  unplastisch  —  durch  das  Gewölbe  schiebt,  ersetzt. 
Nicht  minder  seltsam  sind  hier  die  fast  selbstverständlichen  sieben 
Jahre  der  Buße  (die  übrigens  in  L.  P.  noch  nicht  begrenzt  sind)  auf 
sechs  reduciert.  Dagegen  ist  die  gräßliche  (jedoch  nicht  für  Robert 
ausschließlich  charakteristische)  Form  der  Bußd  in  D.  P.  in  ihrer 
ganzen  Vollständigkeit  —  ein  förmliches  Compendium  der  Robert- 
bußen —  ausgemalt.  Es  wird  ihm  hier  ausdrücklich  angesagt,  auf 
allen  Vieren  zu  kriechen,  während  in  der  Chronik  Robert  sich  auch 
die  Buße,  den  Hunden  seine  Nahrung  zu  verdanken,  selbst  auferlegt. 


*)  Man    beachte    selbst  in  unserer  Darstellung    die   im  Wechsel    der  indirecten 
mit  der  directen     Bede  (S.  49,  2)  zum  Ausdruck  kommeude  Erregung. 


60  K.  BOKINSKI 

Bedeutsam  ist  auch  das  sonst  wiederkehrende  Verbot,  gen  Himmel 
zu  sehen.  Auch  hier  wird  dem  Bewährer  so  eigenartiger  Bußen  von 
der  Welt  das  Prädicat  eines  narren'  beigelegt.  Von  der  Verübung 
wirklicher  Narrenstreiche  zur  Erheiterung  einer  Tischgesellschaft,  wie 
sie  sich  die  englischen  Romanzen  natürlich  nicht  schenken  können 
f s.  W.  J.  Thoms ,  Early  English  Prose  Romances  I,  35  f.  W.  Carew 
Ilazlitt,  Remains  of  the  early  populär  poetry  of  England  p.  235), 
hält  ihn  jedoch  D.  P.  selbstverständlich  völlig  fern. 

Die  Stätte  der  Heldenthaten ,  zu  denen  die  himmlische  Gnade 
dem  großen  Büßer  nun  Gelegenheit  gibt,  ist  nicht  die  allgemeine 
civitas  regia  von  L.  P. ,  die  in  den  meisten  Bearbeitungen  zum 
'Kaiserhof  von  Rom'  erhöht  ist,  sondern  Mas  laut  Pullen'  und  'des 
kunigs  hoff  Napels'.  Wir  betonen  diesen  Zug  von  D.  P,  als  lehrreiche 
Bestätigung  unserer  bereits  (in  einem,  Robert  betreffenden  Aufsatze 
der  Zs.  für  Völkerpsychologie  und  Sprachwissensch.  1888)  vertretenen 
Ansicht,  daß  diejenigen  Forscher,  die  die  Möglichkeit  einer  historischen 
Unterlage  der  Sage  in  Erwägung  zogen  (Nisard,  Uhland  u.  A.),  besser 
gethan  hätten ,  statt  an  die  normannischen  Herzoge  und  ihre  Ahnen, 
lieber  an  die  italienischen  Normannen  und  unter  ihnen  an  den 
furchtbaren,  vom  apulischen  Räuber  zum  Herzog  erhöhten,  zum  Helfer 
und  Retter  des  Kaisers  und  des  mächtigsten  Papstes  „bekehrten" 
Robert  Guiscard  zu  denken.  Die  'barbari'  von  L.  P.  findet  man  in 
den  'ungelaubigen'  von  D.  P.  wieder,  daneben  im  15.  Jahrh.  noth- 
wendiger  als  im  13.  auch  die  'Turcs'  von  R.  Die  fi'ir  R.  ganz  be- 
sonders anziehende  Ausmalung  der  Kämpfe  mit  ihnen  klingt  jedoch 
in  D.  P.  nur  in  stereotypen  Formeln  an,  die  noth wendig  nur  einmal 
wiederkehren  können;  daher  die  Türkenschlacht  sich  hier  auch  nur, 
wie  in  L.  P. ,  zweimal  wiederholt,  und  nicht  dreimal,  wie  in  R. 
Damit  fällt  von  selbst  die  Anregung  zu  einer  Veränderung  der  himm- 
lischen Ausrüstung  des  Helden  weg,  die  im  Sir  Gowther  (Strophe 
34.  41.  49)  den  Weg  über  die  drei  bedeutsamen  Farbensymbole: 
schwarz,  roth,  weiß  (bezw.  silbern)  für  Roß  und  Rüstung  innehält. 
Allein  nicht  einmal  die  charakteristische  Auszeichnung  der  Rüstung 
in  L.  P. ,  rothes  Kreuz  auf  weißer  Rüstung  (eum  armavit  armis 
albis  cum  cruce  rubea,  die  Templerordenstracht) ')  fühlt  D.  P.  sich 
nachzuahmen    versucht.    Nirgends    wohl    zeigt  es  sich  so  deutlich  als 


*)  Ich  finde  in  dem  sich  hierin  ofi'enbarenden  directen  Bezug  auf  die  Temp- 
leisen, den  diese  völlig  gralsrittermäßige,  sogar  durch  den  charakteristischen  Lon- 
ginusstich  ausgezeichnete  himmlische  Sendung  eines  unbekannten  Nothhelfers  aus- 
zeichnet,   einen    vserthvollen  sagengeschichtlichen  Zug.    Die  Verbindung  des  Teufels- 


EINE  ÄLTERE  DEUTSCHE  BEARBEITUNG  etc.  61 

in    dieser     hervorstechenden,     den    mittelalterlichen    Sinn     besonders 
fesselnden  Partie,    daß  D.  P.  bei  all'  ihrer  äußerlichen  Aufbauschung; 
doch    von    einer    an    bestimmten    Zügen    noch    armen,   ja    noch    ein- 
facheren   Vorlage    abhängt,     als    es    selbst   L.  P.    ist.      Denn    D.  P. 
spricht  wohl  von  dem  „weißen  Ritter"  gibt  sich  aber  bei  der  Schilde- 
rung   der  Scene,    in  der  der  Engel  die  Rüstung  bringt,    nicht  einmal 
die  Mühe,    die  Farbe  der  Rüstung    (des    ritters  gezeug')   anzudeuten, 
sondern  begnügt  sich  mit  dem  weißen  Roß.  Auch  den  Zug  von  L.  P., 
daß  Robert,  lebhaft  mit  dem  König  und  der  Christenheit  fühlend,  für 
sie  betet  und  dadurch  die  Erscheinung  des  Engels  bewirkt,  läßt  D.  P. 
vermissen,  ebenso  wie  die  feierliche  Weihung  der  Waffen  am  Brunnen. 
Hier   wie    überall  ist  der  Held  von  D.  P.  passiv,  und  Alles  vollzieht 
sich  hier  mechanisch,  ganz  ersichtlich  die  Ausführung  einer  ursprüng- 
lichen,   trockenen,    unvermittelten  Anecdote.    So  fehlt  denn  natürlich 
auch    die    feinere    romanhafte  Ausschmückung    des   Verhältnisses    zur 
Königstochter    und    des  Eingreifens    des  falschen  Grafen    (des    'sene- 
scallus'  in  L.  P.) ,    in  der    sich    die    späteren  Bearbeitungen    ergehen. 
Nur    insofern    versteht    sich  D.  P.    zu   einer  kleinen,    allerdings    sehr 
steifen    Concession    an     den    Romangeschmack,    als    sie    die    stumme 
Königstochter,  die  sie  so  lange  als  unbeachtete  Mißgeburt  behandelt, 
mit  einem  Male  am  Schluß  zu  einer  'schonen  junckfraw'  macht,    um 
das    asketische  Verdienst    des  Helden    noch  zu   erhöhen.    Denn    daß 
D.  P.  die  älteste  asketische  Fassung  des  Schlußes  von  L.  P.  und  R. 
bietet,    wonach  sich    der    Held    mit    seinem    Eremiten    in    den  Wald 
zuzückzieht,  statt  die  ihm  angetragene  schöne  Prinzessin  zu  heiraten, 
sein  herrenloses  Reich    zu  regieren    und  Vater    des  Paladins    (Thoms 
a.  a.  O.  55,    Hazlitt  262)    Karls    des  Großen,    des    Helden    Richard 
'sans  Peur'   zu  werden  —  die  jüngere    volksthümliche,    meist  vorbild- 
liche Fassung  — ,    das  kann    nach  Allem,    zumal  in    der  Umgebung, 
in  der  die  Novelle  auftritt,  nicht  überraschen. 

Der  Schluß  aber,  den  man  aus  diesem  Verhältnisse  von  D.  P.  zu 
den  einzelnen  Momenten  des  Robertstoffes  ziehen  muß,  weist  dieser  Bear- 
beitung eine  bedeutsame  Stellung  in  der  Geschichte  seiner  Ausbildung  an. 
Bietet  D.  P.,  wie  sich  das  mit  Noth wendigkeit  1.  aus  der  Abwesen- 
heit des  Namens  des  Helden,  2.  dem  Mangel  aller  ausschmückenden 
Variationen,  3.  des  durchaus  selbständigen,  von  dem  im  Verlaufe  des 


kindes  mit  dem  Gral  vollzieht  sich  äußerlich  in  Roberts  „Halbbruder«  (denn  der 
Teufel  ist  der  gemeinsame  Vater)  Merlin,  jedenfalls  auf  französischem  Boden.  (Den 
Roman  des  Robert  de  Borron  s,  jetzt  in  der  Ausg.  von  Gast.  Paris  u.  Ulrich.  Paris 
1886.  2  Bde.) 


62  F.  W.  E.  ROTH 

13. — 15.  Jahrh.  sich  herausbildenden  Typus  abweichenden,  das  ur- 
sprüngliche Schlußmotiv  bewahrenden  Gestaltung  ergibt,  eine  Form 
des  Stoflfes  dar,  die  noch  rudimentärer  ist,  als  L.  P. ,  so  haben  wir 
in  D.  P.  die  thatsächliche  Vermittlung  einer  FassuDg  vor  uns,  die 
sie  mit  L.  P.  als  Vorlage  theilt.  Wenn  nun  der  seine  Quellen  litterar- 
historisch  genau  verzeichnende  Etienne  (vgl.  Ed.  Lacoy,  Pr6f.  XIV  sq.) 
von  dieser  Erzählung  (p.  145  a.  a.  O.)  sagt,  da(J  er  sie  von  zwei 
geistlichen  Gewährsmännern  und  einem,  der  sie  gelesen,  gehört  habe 
(audivi  a  duobus  fratribus,  a  fratre,  qui  hoc  se  legisse  asserebat), 
so  können  wir  darin  mit  Fug  diejenige,  jedenfalls  lateinische,  Fas- 
sung vermuthen,  die  mindestens  bereits  in  der  ersten  Hälfte  des 
13.  Jahrh.  in  den  Klöstern  bekannt  war.  Es  hat  dies  auch  äußerlich 
schon  mehr  Wahrscheinlichkeit,  als  daß  das  auch  in  Frankreich  nicht 
übermäßig  verbreitete  Werk  Etiennes  (s.  Lacoy  a.  a.  O.  XIX  ff.) 
irgendwie  nach  Baiern  gedrungen  sei,  um  in  diesem  Falle  so  auf- 
fallend lückenhaft  benutzt  zu  werden.  In  Form  wie  in  Inhalt  wird 
jene  Fassung  sich  von  dem  Typus  einer  'conversio  nicht  unterschieden 
haben,  wie  Caesarius  von  Heisterbach  sie  uns  überliefert,  und  über 
deren  politischen  und  socialen  Hintergrund  ich  mich  bereits  in  der 
genannten  Abhandlung  über  Robert  ausgelassen  habe.  Daß  dadurch 
die  geistliche  Wurzel  des  mythologisch  und  poetisch  so  beziehungs- 
reichen Stoflfes,  und  zwar  genau  in  der  Richtung,  wie  ich  sie  wahr- 
scheinlich zu  machen  bemüht  war,  noch  entschiedener  hervortritt,  ist 
ein  weiterer  Gewinn,  den  wir  D.  P.  entnehmen  können. 

MÜNCHEN.  KARL  BORINSKI. 


MITTHEILUNGEN. 


I.  Urkundliches  über  Hademar  von  Laber. 

Hademar  von  Laber,  der  Verfasser  des  allegorischen  Werkchens 
'Die  Jagd'  betitelt,  kommt  1244  und  1277  urkundlich  vor.  Am  4.  Juni 
1244  erklärte  bei  Hemsbach  a.  d.  Bergstraße  Erzbischof  Wernher  von 
Mainz,  daß  er  mit  Lodewig  Pfalzgrafen  eine  Rachtung  durch  den 
Heinrich  Grafen  von  Wilnowe  (Weilnau  in  Nassau) ,  Reinhard  von 
Hagenawe,  Giselbert  Vicedom  und  Friedrich  von  Rudensheim  (Rüdes- 
heim am  Rhein) ,  Philipp  Marschalk  von  Frawenstein  und  Wolffram 
Schultheissen  von  Frankenfort  für  den  Erzbischof,  für  den  Pfalzgrafen 
Ulrich  von  Wirtemberg,  Ludewig  von  Otingen,  Grafen,  Hermann  von 
Hornheim,    Albert   Luczemann,    Hademar   de  Laber    und  Philipp 


MITTHEILUNGEN.  63 

von  Hoenfels  als  Schiedsleute  machte  und  sie  sich  verpflichteten, 
die  von  diesen  mit  dem  Burggrafen  Friedrich  von  Nürnberg  und 
Dither  Grafen  von  Catzenellenbogen  gemachte  Sühne  zu  halten. 
Diese  stellten  fest,  daß  der  Erzbischof  dem  Pfalzgrafen  seine  Lehen 
ertheile  und  den  Besitz  von  Schloß  Weinheim  nebst  der  neuen  Stadt 
daselbst,  sowie  die  Leute  zwischen  der  Neustadt  und  Weinheim  zu- 
sichere, pridie  Nonas  Junii.  apud  Hemspach.  Die  Urkunde  steht  im 
Pfälzer  Copialbuch  der  öffentlichen  Bibliothek  zu  Stuttgart  (Hs.  Folio 
bist.  Nr.  395). 

Hademar  kommt  nochmals  1277  am  24.  April  vor.  An  diesem 
Tage  erklärten  zu  Heidelberg  Hermann,  Rudolf  und  Hesso,  Mark- 
grafen von  Baden,  daß  sie  dem  Pfalzgrafen  Ludewig  ihr  Schloß 
Lyndenfels  als  ihr  Eigenthum  für  2350  Mark  verkauften.  Da  sie  kein 
Siegel  hatten,  verbürgte  sich  und  siegelte  mit  einer  stattlichen  Reihe 
von  geistlichen  und  weltlichen  Würdenträgern  auch  hadniarus  de  Laber. 
VHI.  kal.  Maii.  Heidelberg.  Ebendaselbst,  Hademar  von  Laber  er- 
scheint wohl  als  Pfälzer  Lehensmann  hier  in  den  Urkunden  und  lebte 
am  Hofe  Ludwigs  Pfalzgrafen  bei  Rhein. 

H.  Gedichte  und  geistliche  Lieder. 

Ein  mittelhochdeutscher  Sammelband  von  Predigten  enthält  fol- 
gende Lieder: 

1.    Dicz     ist     von      einer     toten       Nu  merkint,   wye  der  engil  sprach, 
i'rawen,    die  ir  man    nach   fürte       Do   er  die   kusche  reine  sach   etc. 

manichentag. 

3.  Dicz  ist  von  den  sechs 
Wer  truwe  gilt  mit  vntrüwen,  cronen. 

der  solte  nummer  haben  ruwen,  j-»  i*        £_  v   •   *        „      - •* 

'  Dye  alten  rromen  haint  vna  geseit, 

Ob   deme   seibin  leid  gescheche,  ^^^  ^^^j^^  j^^  ^j^^   ^^.^^  j^j^i^ 

Vntruwe  gen  truwe  ist  ein  schmeche,       ^ucht  ein  schöner  mantil   drüber, 

die  ein  fromis  hertze  solte  hassen   etc.       o  i  •  x-i      n       j  -u 

öchame   ein  gurtu  aller  dribe, 

Bescheidenheit  ein   schapel  fein, 

Messikeit  ein  togent  rein, 

Virswisigenheit  ein  edelstein. 

Ein  wort  daz   wart  von   obirland  Ich  wünsch,   es  wolde  sein, 

Mit  eime   engil  her  abe  gesand  Ein  yeclich  fromis   wip 

Zu   einer  magit  reine   Maria  genant.         Drug    solich    cleide   an  yrem  lip    etc. 

Diese  Lieder  stehen  auch  in  einer  Hs.  saeculi  XV  des  Staats- 
archivs zu  Wiesbaden,  welche  Friedemann  in  der  Zeitschrift  für  die 
Archive  Deutschlands  I,  73 — 74  beschrieb.  Auch  eine  Hs.  der  Würz- 
burger Univers. -Bibliothek  saec.  XV  enthält  dieselben.  Cf.  Haupt, 
Zs.  f.  d.  Alterth.  HI,  3,  430   und  Mone,    Anzeiger  VH  (1838),   235. 


2.   Dicz    ist    von     der    gotis    ge- 
b  u  r  t  e. 


04  f.  W.  E.  ROTH 

Diese  Texte  weichen  von    den  oben  gegebenen  Proben  ab,  und  bieten 
letztere  hierzu  Lesarten. 

Ein  Einblattdruck,  Folio,  o.  O.  u.  J.  Elf  Strophen,  wovon  jede 
mit  'Maria'  anfängt  und  einem  Initial  (Maria  mit  dem  Kinde)  in  Holz- 
schnitt hat  den  Titel:  Ein  hübsch  lied  von  Marien   der  hoichgelopten 
Junckfrawen  vnd  Muter  |  Gottes  des  Almechtigen  |  . 
Maria  zart  von   edler  art, 
ein  ros  an  alle  doren, 
Du  hast  auss   macht 
her  wieder  pracht, 
das  vorlang  was  verloren  etc. 
Der  Druck  gehört  dem  15.  — 16.  Jahrhundert  an.    Cf.  Hoffmann 
von  Fallersleben,  Kirchenlied  ed.  IH,,  S.  454,  der  diesen  Druck  nicht 
kannte.  Wackernagel  Nr.   148. 

Ein  Einblattdruck,  Folio,  o.  0.  u.  J. ,  mit  einem  Initial  (Gott 
Vater  den  gekreuzigten  Christus  vor  sich  haltend)  in  Holzschnitt, 
hat  den  Titel:  Eyn  newes  lied  vom  bittern  leyden  vnss  heren  Jhesu 
Christ,  i  0  Jhesu  Christ  deyn  leiden  ist 

gar  gross  vnd  schwer  etc. 
Im  Ganzen  sieben  Strophen. 

Mitten  steht:  Wer  es  singt  vnd  list  vnd  dass  nachfolgend  gebett 
spricht,  hat  VI  tusent  VI  hondert  vnd  IXVI  tag  ablasz.  Dann  das 
Gebet:  Ich  bidden  dich  lieue  here  Jhesu  Christ  durch  die  minne,  die 
du  hattis  zu  allen  menschen,  da  du  hiemlischer  kunig  heyngis  an 
dem  cruce  etc. 

Das  Lied  ohne  das  Gebet  und  den  Vermerk  des  Ablasses  bei 
Hoffmann  ed.  III,  470  nach  Arnt  von  Aichs  Liederbuch  1519,  Nr.  21. 

IIL  Volkslieder. 

1.  Ein  hübsch  New  lied  von  ainer  Vischerin  von  Was-!serburg, 
Wie  sie  vin  ain  Schreiber  warb,  Im  thon  vom  Bayrischen  krig  |  An 
einem  dornstag  es  geschach,  Oder  jm  rayen  thon  vö  becken  knecht  \ 
vö  Vlm.  Ein  newes  lied  thu  ich  euch  verjehen  vii  was  zu  Vlm  |  einem 
Becken  knecht  ist  geschehen  .  Zu  singen.  | 

Nun  w61t  jr  hören  ein  news  gedieht, 
vii  was  zu  Wasserburg  geschehen  ist  etc. 
Einblattdruck  o,  0.  u.  J.  Folio,  Mainzer  Stadtbibliothek,  leider 
mehrfach  mit  Tinte  durchstrichen  und  deshalb  in  der  Lesung  unsicher. 

2.  Ein  hübsch  new  Lied  vom  land  wirtemberg  wie  es  ]  erobert 
vnd  eingenomen,  im  .  XXX  iüj  .  Jar  .  vn  ingts  (!)  im  thon,  wies  Frew- 
lin  (  von  Brithania,    oder  im  thon  von  der  schlacht  Pauia  zu  singen. 


MITTHEILUNGEN. 


Ich  lob  Grott  in  dem  höchsten  thron, 
er  hatt  kain   diener  nie  verlorn   etc. 

Einblattclruck,  Folio,  o.  O.  u.  J.  (1534),  welchen  Weller,  Annalen 
I,  130  ungenau  beschreibt,  und  dessen  Text  von  Liiiencron,  Die  histo- 
rischen Volkslieder  der  Deutschen  IV,  n.  452  graphisch  abweicht. 
Stadtbibliothek  zu  Mainz. 

3.  Links  Randbordüre,  darin  oben  der  Adler  des  Evangelisten 
Johannes,  dann  St.  Peter  (stehende  Figur  mit  dem  Schlüssel),  unten 
der  Ochse  des  Lucas. 

AVG.  I  Ein  Chrystlich  New  Lied,  jm  thon  .  Was  wirt  es  noch.  | 
1. 


AVGspurg  ain  haupt  an  ChristO  glaupt, 
des   Reich   mit  seyner  leer  gezieret, 
Ain  lange  zeit,   weyt  aussgebrayt, 
gepredigt  giert  vnnd   rain  gefüeret, 
Darwider  tobt  die   Bäbstisch  rot, 
mit  geschwinde  fet  vnnd  griflfen, 
Das   ewig  wort,   der  sünder  hordt, 
gesigt  mit  hellen  schrifften. 


Fürdert  Gots   eer,   got  vnser  herr, 

wil  keinen   menschen   die   selb   gebe, 

Dye  jm  hat  ghraubt  des  Romisch  haupt, 

sich  yber  gotes   stul   erhebet 

mit  seinem  gsetz,  gotz  wort  verletzt, 

gar  Jämerlich   verkeret 

das   ewig  woi't,   der   sunder  hört, 

hatt   sich   seins  valsch   erwöret. 


nach  jrem  thon,  der  sundS  Ion, 
die   sein  wort  hond  verlassen. 
Das   ewig  wort,   der  sunder  hört. 
Klingt  hell  inns   Reiches   Strassen. 


Wort  gots  des  leicht,    des   Babstuilib 

weycht, 
die  vinsternus  mags  liecht  nit  dulden. 
So  es  her  glantzt,  die  hertzen  pflanzt, 
fiert  sie  wider  zu  Gotes  hulde, 
wer  des   annimbt,  wirt  nit  gescheut, 
er  die  nur  got  vertrawen, 
daz  ewig  wort,   der  sünder  hört, 
wol  vnser  hertz  erpawen. 

5. 


3. 

Gottes  gebot,   man  halten  soll, 
dann  werd  wir  singen  in  das  leben, 
die  liebe  hon,  gen  jederman, 
so   wirt  got  seinen  feinden  geben, 
Stadtbibliothek  Mainz. 


Lob  er  sey  got,   der  yetzüd  hat, 
des  lang  geschray  seiner  arme  ghoret, 
Zu  sehende  gmacht,  der  pfaflfen  pracht, 
dies  Euangelj   gots  verkerent, 
got  vnser  sterck  yetz  In  vns  wirck, 
die  werck  vnd  frucht  des  glaubens, 
das  haylig  wort,   der  sunder  hört, 
zu  Augspurg  frey  erlaubet. 

6.  Ein  schön  New  Lied.  Von  dem  Graffen  vnd  thewren  Ritter 
vnnd  Helden  Graff  Niclaus  von  Serin,  wie  er  so  ritterlich  in  Ungern 
gestritten.  Im  thon,  wie  man  das  Lied  von  Olmitz  singt.  Getruckt, 
Im  Jahr  1625.  Octavo.  4  Blatt. 

Unbekannter  Druck  des  Liedes: 

Wie  gerne  wolt  ich  singen 
so  ficht  mich  trauwren  an  etc. 
Fehlt  bei  Gödeke,  Grundriß;  frühere  Drucke  bei  Weiler  s.  v. 

ÖKKMANU.    Neue  Keibe  XXV.  (XXXVII.)  Jahrg.  5 


^  F.  W.  E.  ROTH  • 

IV.  Aus  Wiesbadener  Handschriften  und  Incunabeln. 

Nr.  50.  Folio,  Papier,  207  Blatt,  15.  Jahrhundert.  Eintrag:  1 
Codex  monasterii  sancti  Florini  in  Schonaw  ord.  sancti  Benedicti  1 
Treveren.  dioc.  unionis  Bursfeldensis.  Quem  qui  distraxerit,  sit  ana-  j 
tiiema  maranatha.  Anfang:  Hye  begynnt  eyn  lere  von  tzwulferley  j 
Sternen  der  gebrech,  die  den  menschen  hindern  an  eym  vortgunden  j 
leben  vnd  sint  geschrefen  vss  des  priors  predigaten  czu  den  predi-  ; 
gern  czu  collen  in  dem  begyn  der  reformacien  da  selbs  vnd  forther  i! 
diss  gantz  boich.  —  Hye  begynnt  der  prologus.  Nebenan  von  anderer  | 
Hand:  circa  annum  domini  1460.  f, 

Nr.  51.  Folio,  Papier,  15.  Jahrh.  Anfang  fehlt.  Aufschrift  des  Bandes:  j^ 
Spiritualia  varia  in  germania  antiquo.  Niederdeutscher  (mittelfränk.  ?  :j 
O.  ß.)  erbaulicher  Text.  Beginnt:  begynnet  dat  irste  boech  von  pro-  jj 
fectus  religiosorum,  dat  ist  von  vortgange  geitstlicher  menschen. 
Eintrag:  Diss  boich  ist  des  junffrauwen  cloesters  zu  schoenauwe 
(16.  Jahrh.)  Beide  Bücher  bieten  für  Mystik  manches  Interessante. 

Nr.  52.  Großoctavo,  Papier,  15.  Jahrhundert.  Rückenaufschrift : 
Porto,  theologische  Schriften,  deutsch  1469  Ms.  Am  Anfange  defect. 
Enthält  in  Gesprächsform  eine  theologische  Abhandlung  über  die 
zehn  Gebote.  Beginnt:  die  eyne  hiesche  lia,  die  dat  wirckende  leuen 
beduyt.  Die  ander  hiesch  rachel,  de  dat  schauwende  leuen  beduyt 
vnd  eyne  jecliche  etc.  Schluß :  Dyt  boich  wart  geendet  of  sente 
margreten  dach.  In  dem  jair  vnsers  herren  MCCCC  LX  VIII  (welche 
Zahl  ausgestrichen  ist  und  roth  darunter  steht:  MCCCC  LXIX).  Got  sy 
gelouet  vnd  geeret.  Es  scheint  dieses  eine  niederdeutsche  (?  0.  B.) 
Übertragung  von  Gersons  Werkchen  „von  den  zehn  Geboten,  von  der 
Beicht  und  der  Kunst  zu  sterben"  zu  sein.  Angebunden,  aber  wahr- 
scheinlich am  Anfange  ebenfalls  defect,  ähnlichen  Inhalts.  Anfang: 
Vf  den  heiligen  paisch  auent  in  dem  leuen  vns.  herren  dat  LXVIII 
capittel.  Vff  den  oister  auent  zu  morgen  stoinden  zu  samen  yn  dem 
huise  etc.  Schluß:  dit  boich  wart  geendet  {loart  geendet!)  off  sent 
paulinus  dach  MCCCC  LXIX.  ach  biddet  got  vor  die  arme  schry- 
uers,  dat  sy  werde  eyne  selige  lyders,  got  sy  gebenediet  amen. 

Nr.  66.  Folio,  Papier,  15.  — 16.  Jahrhundert  in  Urkundenschrift. 
Deutscher  Text  des  Belial  von  Jacobus  de  Theramo.  „In  dem  namen 
der  heihgen  vnd  ungeteilten  Drufaltikait"  etc.  Mit  33  blattgroßen 
colorierten,  auf  den  Text  bezüglichen  Federzeichnungen. 

Nr.  68.  Klein  Duodez,  Pergament,  15.  Jahrhundert,  126  Blatt, 
Blatt  1 — 2    fehlen.    Erbaulicher   Text    mit  Anfängen    von    geistlichen 


MITTHEILUNGEN.  Ö7 

Liedern,  niederdeutsch.  Anfang:  ze  got,  wie  der  gerechte  man  dieser 
lilien   si  geUch   etc. 

Nr.  75.  Quarto,  Papier,  16.— 17.  Jahrhundert,  219  Blatt.  „Chro- 
nica vnnd  Altes  herkommen  der  Landtgrauen  zu  Döringenn  vnd 
Hessen.  Auch  der  Hernn  von  Hennenberg  vnnd  der  Fürstenn  von 
Anhalt.''  Von  anderer  Hand,  wahrscheinlich  der  des  hessischen  Ge- 
schichtsschreibers Ayrmann:  Liber  hie  collatus  cum  alio  veteri  Ms. 
minus  tarnen  pleno.  NB.  Hirssfeld  in  hoc  semper  scribitur  Herrsfeld, 
It.  von  Dornberg ,  von  Dörmberg.  Auf  dem  Titel  der  Vermerk : 
Ex  bibliotheca  Johannis  Strengeri  dicasterii  Marpurgensis  secretarii. 
Anno  1540.  Wahrscheinlich  gehörte  die  Hs.  später  dem  Ayrmann. 
Mit  Senckenberg,  sei.  V,  .301.  510  verglichen,  hat  die  Hs.  ältere 
Sprachformen  aufzuweisen,  und  die  Cap.  1 — 11,  13,  sowie  15  —  17, 
welche  bei  Senckenberg  fehlen ,  enthält  dieselbe.  Der  Zusatz  am 
Ende  892 — 1230  fehlt  im  Ms.,  welches  für  Neuherausgabe  Werth 
haben  dürfte. 

Über   andere  Hss.  cf.  Wenck,   hess.  L.-G.  I,   praef.  XIV,  §.  9. 

Von  bei  Hain  fehlenden  Incunabeln  ist  vorhanden:  Vita  Esopi 
fabulatoris  clarissimi  e  greco  latina  per  Rimicium  facta  ad  reueren- 
dissimum  patrem  dominum  Anthonium  Tituli  sancti  Chrisogoni  pres- 
piterum  Cardinalem.  Das  leben  des  hochberümten  fabeltichters  Esopi, 
auss  kriechischer  zungen  in  lateyn  durch  Rimicium  gemachet  etc. 
Am  Anfange  blattgroL^er  colorierter  Holzschnitt  (Aesopus).  o.  0.  u.  J. 
Folio.  Angebunden :  Die  vorred  Romuli  philosophi  in  das  buch  esopi. 
0.  O.  u.  J.  von  gleichem  Drucker. 

Die  casus  in  terminis  VI  libri  decretalium  von  Meckenlocher. 
Straßburg  (Flach)  1490,  Folio,  haben  am  Ende  diesen  Eintrag  von 
einer  Hand  des   16.  Jahrhunderts: 

Eyn  bewerter  dranck  vor  die  pestilentz,  dardurch  vvil  menschen 
geholffen  ist.  Geschrieben  1503  zu  Arnstein,  aus  welchem  Kloster  die 
Incunabel  stammt. 

Die  Ausgabe  des  Bartholomaeus  de  Glanvilla:  de  proprietatibus 
rerum  Nürnberg  1483  (Koburger),  Folio,  besitzt  auf  den  Deckeln  innen 
aufgeklebte  Pergameutblätter  des  XV. — XV^I.  Jahrhunderts,  die  einen 
vielfach  verriebenen  und  unlesbaren  deutschen  Text  bieten,  den  ich 
hier  mittheile.  Vorsatzblatt  des  Rückendeckels : 

Ave.  Gegruseet  sistu  magit  rein 

Maria  vzerwiltis   vas, 
Daz  vme  erkorn  da  got  allein. 
Der  vmmer  ist  ynd  auch   vor  waz. 


68,  F.  W.  E.  ROTH,  MITTHEILUNGEN. 

Zu  müter  wolde  habin  kerne 
Dan   dich   du  luter  spiegil  glas, 
Want  alle  dogint  vil  gemeine 
Din  reines  hercze  ye  gar  besaz. 

Regina.  Kunigin  über  alle  ding 

Hat  dich   gesast  der  werde  crist, 

Der  von  dir  ein  jungeling 

Wart  mit  wunderlicher  list, 

Von  dem  du  neme  den  vrsprung, 

Des   muter  worden  du   mogist, 

Daz   vns  nit  lecze  des  dufels   twyng, 

Des  hilf  vns  maria  zu  aller  frist. 

Celorum.         Der  engel  vagit  vnd  konig  her 

....  nach  vnser  not  herab  ist  kuramen 
Die») 

Angelorum.    ...  der  engel  wunderlich 

Das 

D 

auch  gekunde 

vnser  seiden  ane  f 

vil  vnges 

süsse  maget  des  ha ...  . 

....  das  ye  er  ging  die  selbe 


O   Maria. 


suse  magit  . 

hoffen  eze .  . 

Daz  got  zu  dir  gerucht 

Dry  konuige   den   ein   8ter(n) .  ,  .  . 

Dor  sie  künde  gefurn  zn 

Da  din  kindelin    yn    beh 

Dan  daz  sie  were  gäbe  wolde  .  . 
Fl  OS.  Blume  ober  allen  blumen 

Ich  loben  dich  der  ferte 

Daz  zu  dir  in  den  tempel  (kam) 

Symeon  der  wol  gelerte  (man) 

Din  kint  er  in   sin  arme  (nam) 

Daz  yme  sin  augin  nert 

Dan war  er  blint  v 

Daz  got  yme  da  er  wer 

Virgin  um.      Aller  junfrauwen  krantz 

Ich  lobin  dich  der  jamer*^) 

Vorsatzblatt  des  Vorderdeckels: 

Was  zu  dem  brode 


')  Der  Rest  ist  abgeschnitten. 
»)  Bricht  ab. 


FRIEDR.  WEIDLING,  ZUM  EZZOLEICH.  69 

Precis. 

lobe  sagen 

Daz  er  der wort  genoz 

Und    wolte   vor  vns   daz  cruce   dragen, 
Blut  vnd  wasser  von  yme  floz, 
Daz  vns  von  sinden  hat  getwagen 
Er  leit  auch  vil   manchen    harten  stoz, 
Vnd  wort  vil  jemerlich  verslagen. 
Ad  filium.      Zu   dem  sone  vil  vsserlesin 
Hilf  vns  magit  wole  getan 

von  alle  sin  genesen 

Der  wolte  auch  werlichin  vfferstan. 

Bricht  ab.  Die  Rückseite  der  Blätter  blieb  unbeschrieben.  Die 
Incunabel  stammt  aus  der  x\rnsteiner  Abtei  (Nassau)  und  hat  den 
ßesitzeintrag  derselben:  Liber  sancte  Marie  sanctique  Nicolai  patro- 
norum  (in)  Arensteyn.  Ob  das  Bruchstück  der  Rest  eines  Passionais 
oder  geistlichen  Spiels  oder  eine  Verseübung  ist,  bleibt  unklar. 

WIESBADEN.  F.  W.  E.  ROTH. 


ZUM  EZZOLEICH. 


Die  letzten  der  nunmehr  zu  einer  ziemlich  stattlichen  Reihe 
herangewachsenen  Untersuchungen  über  den  Ezzoleich  sind  die  von 
Wilmanns  ('Ezzos  Gesang  von  den  Wundern  Christi',  Bonner  Progr. 
1887)  und  von  John  Meier  (in  seinen  'Stud.  zur  'Sprach-  und  Litt- 
Gesch.  der  Rheinlande*  in  PBB  16,  64  ff.).  Beide  stehen  sich  be- 
züglich der  Frage  über  Verfasser  und  Entstehungsort  unseres  Gedichtes 
diametral  entgegen.  Es  ist  also  in  den  42  Jahren,  die  seit  der  ersten 
Veröffentlichung  des  Liedes  durch  Diemer  ('Deutsche  Gedichte^ des 
11.  und  12.  Jhs.\  Wien  1849)  verflossen,  noch  nicht  gelungen,  eine 
Einigung  über  jene  Cardinalfrage  zu  erzielen,  und  es  vpürde  daher 
unangebracht  erscheinen,  ohne  neues  urkundliches  Material  die  Unter- 
suchung nochmals  aufzunehmen  — ,  wäre  es  nicht  nöthig,  einigen 
Behauptungen  Meiers  entgegenzutreten  und  ließen  sich  nicht  anderer- 
seits für  Wilmanns  Aufstellungen,  freilich  mit  theilweiser  Modificierung 
derselben,  einige  neue  Stützpunkte  gewinnen. 

Von  den  beiden  Nachrichten,  die  uns  1.  in  der  ersten  Strophe 
des  Liedes,  wie  es  die  Hs.  V  überliefert,  und  2.  in  der  Vita  Altmanni 
(M.  G.  SS.  XII,  230)  über  Verfasser  und  Entstehung  des  Ezzoleichs 


70  FRIEDE.  WEIDLING 

enthalten  sind,  glaube  ich  der  ersteren  authentische  Geltung  zu- 
sprechen zu  dürfen.  Ein  hierhin  zielender  Versuch  ist  wohl  um  so 
mehr  gerechtfertigt,  als  es  nicht  ohne  Weiteres  zulässig  erscheint,  die 
durch  die  Überlieferung  nun  einmal  gegebene  Beziehung  jener  Strophe 
auf  das  ganze  Gedicht  bei  Seite  zu  schieben. 

Ich  bin  nun  zunächst  mit  Wilmanns  der  Ansicht,  daß  Bischof 
Günther  von  Bamberg  das  Lied  zur  Feier  einer  kirchlichen  Reform 
—  als  Festcantate  —  dichten  ließ,  und  glaube,  daß  diese  Reform 
(vielleicht  angedeutet  in  V.  2  in  der  Ausg.  von  Waag,  MSD  ebenda) 
sehr  wohl  in  der  Gründung  und  Besetzung  des  CoUegiatstiftes  St. 
Gangolph  gefunden  werden  kann  5  dies  ist  einmal  die  hervorragendste 
Schöpfung  Günthers,  und  sodann  stimmt  das  Jahr  der  Gründung 
(1063)  ziemlich  zu  dem  durch  die  Vita  gegebenen  Jahre  10G5.  Der 
Zusammenhang  der  VV.  3  —  8  nun,  welche  Näheres  über  die  Ent- 
stehung des  Liedes  angeben,  ist  folgender:  Günther  gab  den  Auftrag 
zur  Abfassung  des  Liedes  seiner  Geistlichkeit  insgesammt;  alle,  die 
das  Talent  dazu  besaßen,  besprachen  sich  über  die  Aufgabe  und 
übertrugen  dann  Ezzo  die  eigentliche  Abfassung,  nicht  ohne  ihn  mit 
ihrem  Rathe  bei  derselben  zu  unterstützen. 

Diese  so  entstandene  erste  Niederschrift  aber  begann  mit  den 
Worten:  'Nu  wil  ich  iu  herron..-^  und  ward  von  Wille  componiert. 
So  wurde  dann  das  Lied  am  Tage  der  Einweihung  des  Stiftes,  wohl 
von  Ezzo  selbst,  vorgetragen ;  an  den  Vortrag  schloß  sich  der  Einzug 
in  das  Stift  —  munechen.  Den  Anstoß,  den  man  an  diesem  Ausdrucke 
genommen,  hat  Wilmanns  beseitigt^  ich  füge  hinzu,  daß  dem  Dichter 
wahrscheinlich  ein  deutsches,  jenen  Act  in  kirchenrechtlichem  Sinne 
präcis  bezeichnendes  Wort  gefehlt  haben  dürfte,  resp.  daß  er,  gesetzt 
er  habe  ein  solches  zur  Verfügung  gehabt,  doch  lieber  den  einfacheren, 
allgemeineren  und  dabei  markanteren  Ausdruck  brauchen  wollte. 

Das  Lied  dürften  die  Bamberger  Geistlichen  jener  Zeit  sich  bald 
eingeprägt  haben,  und  auf  der  Pilgerfahrt  von  1065  wird  es  oft  ge- 
sungen worden  sein  (Wilm.).  Ich  nehme  nun  ferner  an,  daß  gleich 
nach  der  Entstehung  des  Originals  Ezzo  selbst  oder  einer  seiner 
Collegen ,  der  auswärtigen  und  späteren  einbeimischen  Leser  geden- 
kend, eine  Copie  anfertigte  und  dieser  Copie  erst  die  Einleitungs- 
strophe als  Vorwort,  zur  Orientierung  der  mit  dem  Vorgange  von 
1063  nicht  bekannten  Leser  voraussetzte.  Das  Fehlen  dieser  Strophe 
in  der  Hs.  S  erklärt  sich  dann  sehr  leicht,  wenn  wir  folgendes  Hss.- 
Verhältniß    annehmen : 


ZUM  EZZOLEICH.  71 

X     (Ezzos   üiigfiiial)         X    (die  1.  Copie  mit  der  Einleitungsstroplie) 
I  I 


V. 

Bei  dieser  Annahme  wird  auch  das  Argument  Pauls  (Waag-, 
p.  XIII,  Anm.)  gegen  die  Authenticität  der  Einleitungsstrophe  hin- 
fällig 5  denn  beim  Vortrage  wurde  die  erste  Strophe  selbstverständlich 
weggelassen;  ein  Widerspruch  aber  zwischen  dem  „Vorwort"  und  dem 
eigentlichen  Gedichte  (Paul  findet  in  V.  13 — 15  u.  21  f.  einen  Gegen- 
satz des  "Dichters'  zu  'Ezzo')  läßt  sich  dann  nicht  mehr  construieren. 

Was  übrigens  V.  15  von  dem  mmem  sinne  anlangt,  so  sei  darüber 
Folgendes  bemerkt.  Es  ist  dies  der  einzige  Vers,  der  noch  Anstoß 
erregen  könnte,  nachdem  die  Diflferenzen  V  23—30:  S.  9 — 16  und 
V  21  f.  31—36  durch  Giske  (Germ.  28,  p.  92)  ihre  Erklärung  ge- 
funden haben.  Die  in  V.  15  der  Hs.  V  abweichende  Lesart  dürfte 
entweder  dadurch  zu  erklären  sein,  daß  der  Schreiber  von  V  resp. 
der  nächsten  Vorlage  dieser  Hs.  eine  Reimänderung  im  Auge  gehabt 
hat,  oder  wir  haben  in  jeuer  Vorlage  eine  Dittographie  anzunehmen: 
V071  dem  angenge  \  von  dem  angenge;  —  der  dreimal  ziemlich  gleich- 
lautende Anfang  der  Verse  S  3 — 5  macht  das  sehr  wahrscheinlich; 
der  Schreiber  half  dann  dem  Mangel  einer  Reimzeile,  der  sich  nach 
Beseitigung  der  Dittographie  einstellte,  durch  Einfügung  des  Verses 
von  dem  mmem  sinne    ab. 

Einen  neuen  Weg  schlug  Meier  a.  a.  O.  zur  Bekämpfung  der 
Giltigkeit  der  ersten  Strophe  ein.  Aber  der  Umstand,  daß  —  äußer- 
lich !  —  Ezzo  in  der  ersten  Strophe  mit  den  Worten :  'Ezzo  hegunde 
scnhen  abgethan  wird,  während  dem  Componisten  —  scheinbar!  — 
drei  Verse  gewidmet  werden:  'Wille  vant  die  wtse  . . .  munechen'  — , 
berechtigt  gar  nicht,  einen  Causalnexus  in  den  VV.  8 — 10  zu  con- 
struieren, der  V.  7  gegenüber  ein  Ganzes  bilden  könnte;  es  ist  ge- 
zwungen zu  übersetzen:  „da  die  Weise,  die  Wille  gefunden  hatte,  so 
herrlich  war,  so  eilten  alle,  sich  zu  mönchen".  Vielmehr  liegt  ein 
ganz  einfaches  temporales  Verhältniß  vor:  erst  wurde  der  Text  ge- 
dichtet, dann  wurde  er  componiert,  und  nunmehr  fand  der  mit 
'munechen'  bezeichnete  Act  statt.  Übrigens  hieße  ein  Verfahren,  wie 
es  M.  hier  einschlägt,  an  Stelle  eines  zwar  nicht  absolut  sicheren, 
aber    immerhin   wahrscheinlichen  Vorganges    etwas    vollständig  Uner- 


72  FRIEDE.  WEIDLING 

klärliches  setzen,  denn  von  der  Composition  Willes  und  ihrer  ver- 
meintlichen Wirkung  wissen  wir   gar  nichts. 

Anders  aber  scheint  es  mit  der  von  Meier  zuerst  mit  aller  Schärfe 
ausgesprochenen  Thatsache  zu  stehen,  daß  nicht  bloß  der  Text  von 
S,  sondern  auch  der  von  V  auf  obd.  Gebiet  hinweist.  Wollten  wir 
aber  nun  mit  ihm  daraus  schließen,  daß  das  Original  füglich  auch 
alemannisch  gewesen  sein  muß  und  mithin  nicht  in  Bamberg  und 
nicht  von  Ezzo  verfaßt  sein  kann,  so  würden  wir  damit  auch  unserer 
ganzen  Frage  ein  schnelles  Ende  bereiten.  Die  ganze  Reihe  aber  der 
oben  angeführten  Punkte ,  die  für  die  Echtheit  unserer  Strophe 
sprechen,  läßt  sich  nicht  ohne  Weiteres  beseitigen.  Wir  können  auch 
ganz  bequem  auf  anderem  Wege  zum  Ziele  kommen.  Die  Thatsache, 
daß  die  ganze  hsl.  Überlieferung  des  Ezzoleichs  obd.  ist,  läßt  sich 
nicht  wegleugnen;  keineswegs  ist  jedoch  damit  gesagt,  daß  das  Ori- 
ginal nicht  fränkisch  gewesen  sein  kann;  bietet  uns  doch  auch  sonst 
unsere  altdeutsche  Litteratur  ähnliche  Beispiele.  Nur  einen  Einwand 
könnte  man  im  vorliegenden  Falle  erheben:  der  gänzliche  Mangel 
auch  nur  einer  Spur  von  einem  fränkischen  Fragmente  unseres  Ge- 
dichtes sei  auffällig.  Es  ist  das  allerdings  ein  unangenehmer  Zufall. 
Und  doch  läßt  sich  vielleicht  auch  diesem  Einwände  einigermaßen 
die  Spitze  nehmen.  Wir  bemerkten  oben,  daß  das  Lied  im  Kreise 
der  zeitgenössischen  Bamberger  Geistlichkeit  oft  vorgetragen  resp. 
gesungen  und  demgemäß  auch  bald  memoriert  worden  sein  dürfte ; 
von  den  beiden  fränkischen  Originalen  X'  und  X^  mögen  daher  wohl 
gar  keine  weiteren  Abschriften  in  demselben  Dialecte  genommen 
worden  sein;  sicher  war  Y^  bereits  eine  Umschreibung  in  alem.  Dia- 
lect.  Ich  vermuthe  zweitens ,  daß  die  Hs.  X^  überhaupt  nicht  allzu 
lange  in  Bamberg  blieb;  es  ist  nämlich  nicht  undenkbar,  daß  dieselbe 
von  Konrad,  dem  Genossen  Ezzos,  der  nach  1065  als  Propst  nach 
dem  von  Passau  aus  gegründeten  Kloster  Göttweich  berufen  wurde 
(vita  Altm. :  *qui  postea  in  nostro  loco  canonicis  praelatus  propositus 
fuit'),  mitgenommen  wurde.  Aus  dieser  Hs.  dürfte  schon  in  Göttweich, 
wo  —  wie  aus  der  vita  erhellt  —  das  Lied  in  hohen  Ehren  gestanden 
haben  muß,  eine  Umschreibung  ins  Oberdeutsche  geflossen  sein,  und 
aus  dieser  wieder  die  directe  Vorlage  der  Vorauer  Hs. 

Die  wenigen  Einzelheiten,  die  Meier  gegen  die  Möglichkeit  frän- 
kischen Ursprungs  unseres  Gedichtes  anführt  [der  heilige  ätem  statt 
geist:  V.  5L  198.  403.  413  (MSD  1,29.  11,6.  27,9.  28,7),  wozu 
zu  bemerken,  daß  1.  V.  51  der  interpolierten  Strophe  IV  (in  V),  und 
V.  198  und  413  Strophen,    die   meines   Erachtens   wegen   der   Anzahl 


ZUM  EZZOLEICH.  73 

von  14  Versen  nicht  ganz  unverdächtig  sind,  angehören,  und  2,  der 
Gebrauch  von  geist  in  V.  73  (MSD  2,  7)  und    in    der  entsprechenden 

Stelle  der  Hs.  S  der  Hypothese  einigermaßen  den  Boden  entzieht; 

sowie  endlich  V.  319  lachen  und  322  lächenduom  (MSD  20,  9.  12)] 
können  wenig  beweisen,  zumal  diese  Eigenthümlichkeiten  auf  Rech- 
nung der  Hs.  V  speciell  zu  setzen  sind. 

Warum  endlich  Meier  nach  Giskes  Vorgang  die  Hss.  V  und  S 
auf  eine  Vorlage  zurückführt  und  nicht  S  überhaupt  als  das  Original 
ansieht,  da  er  ja  doch  alemannischen  Ursprung  des  Gedichtes  annimmt, 
ist  nicht  klar.  Eine  Prüfung  nämlich  der  von  Giske  angeführten 
„paläographischeu  Gründe"  dafür,  daß  S  eine  Abschrift  sein  muß, 
dürfte  ergeben,  daß  die  paar  Correcturen  von  Schreibfehlern  in  der 
Hs.  —  es  sind  deren  vier  —  ebenso  gut  vom  Dichter  selbst  herrühren 
können. 

Es  ist  bei  den  voraufgehenden  Darlegungen  nur  die  eine  der 
zwei  Überlieferungen,  die  uns  zur  Lösung  der  Frage  über  die  Autor- 
schaft Ezzos  zur  Verfügung  stehen,  berücksichtigt  worden;  über  die 
andere,  in  der  vita  Altmanni  enthaltene,  läßt  sich  auch  kaum  etwas 
Neues  beibringen.  Was  der  Biograph  über  die  Zeit  und  den  Ort  der 
Abfassung  sagt,  ist  nicht  zu  halten;  man  wird  überhaupt  sich  bezüg- 
lich dieses  Punktes  an  die  Kritik  halten  müssen,  die  MüUenhoff  und 
im  Anschluß  an  ihn  Wilmanns  an  dem  Verfasser  der  Vita  geübt  haben. 
Außerdem  sei  hier  auf  die  Charakteristik,  die  Wattenbach  (Deutsch- 
lands Gesch. -Quellen  2,  69)  von  dem  Biographen  Altmanns  gibt,  hin- 
gewiesen; es  erhellt  aus  dieser,  daß  auch  sonst  nicht  allzuviel  auf 
ihn  zu  geben  ist. 

Vollauf  berechtigt  aber  sind  wir,  die  Bezeichnung  unseres  Liedes 
als  'cantiiena  de  miraculis  Christi'  von  dem  Biographen  anzunehmen. 
In  der  Hauptsache  genügt  es,  hier  wieder  auf  die  ausführliche  Dar- 
legung bei  Diemer  (Wiener  Sitzungsber.  2.5,  p.  279  ff.)  hinzuweisen. 
Von  den  reichen,  aus  der  prosaischen  wie  poetischen  Litteratur  des 
MA.  entnommenen  Belegen  Diemers,  die  die  in  der  mittelalterlichen 
Theologie  viel  weiter  als  in  der  heutigen  gehende  Identificierung  des 
'Weltschöpfers'  Christus  mit  der  Person  Gottes  darthun,  führe  ich 
hier  nur  an  1.  Arnst.  Marienlied,  Waag  X,  100  fi.:  MSD  38,  100  ff.: 
du  bis  muoder  ires  heren,  . . .  de  hit  eineme  worte  gesciiof  du  toerlt  alle 
u.  s.  w.  2.  Nabuchodonosor,  Waag  IV,  1  f.;  MSD  36,  1  f.:  e  got 
gihorin  wurdi,  do  idilt  er  aller  dirri  iverihi.  3.  Nah.,  W.  IV,  51  ff., 
127  ff. ;  MSD  36,  6,  2  ff.,  37,  6,  3  ff. :  ivtr  giloubin  ani  den  Crist  der 
giscküf  alliz  daz  dir  ist  u.  s.  w.     4.  Leben    Jesu,    Diemer,    dte.  Ged. 


74  PAUL  HAGEN 

229,  1  fF. :  do  Got  hie  in  erde  gebor n  wolt  wei'den  do  hiz  er  iz  vor  sagen. 
5.  Lobl.  auf  Maria,  Diemer  309,  17:  daz  gip  du  mir  heiliger  Cr  ist.  du 
da  scephaere  bist.  6.  Baraberger  Glaube  u.  Beichte,  MSD  91,  24:  Ich 
glotd)o  daz  der  gotes  sun,  durch  den  dir  al  gitän  ist,  swaz  tjiscaffines 
ist  .  .  . 

Diemer  geht  auch  nicht  zu  weit,  wenn  er  Ezzol.  V.  56  ff.  und 
67  ff.  (MSD  1,  33  ff.,  2,  1  ff)  lieber  direet  auf  Christus,  als  auf  Gott 
den  Vater  bezieht.  Christus  ist  die  Hauptperson  des  Gedichtes,  um 
ihn  dreht  sich  Alles,  wenn  er  auch  erst  V.  119  (MSD  4,  11)  direet 
genannt  wird.  Nicht  erwähnt  ist  bei  Diemer  V.  139  f.  (MSD  6,  7  f.): 
der  icas  der  wone  vorhote  von  dem  geioeltiyen  gote,  wo  sich  die  Mission 
des  Täufers  sehr  wohl  auf  Christus  selbst  zurückführen  läßt;  ferner 
V.  272  (MSD  16,  10),  sowie  die  besonders  markante  Stelle  V.  285  f. 
(MSD   18,   11  f.):    nü  richeset  sin  magenkraft  über  alle  sine  hantgescaft. 

Es  ergibt  sich  aus  all  diesen  Beispielen,  daß  der  Verfasser  der 
Vita  Altmanni  in  nicht  nur  ausreichender,  sondern  sogar  höchst 
treffender  Weise  den  Inhalt,  oder  besser  die  Tendenz  unseres  Liedes 
mit  jenem  Titel  bezeichnet  hat :  Ezzos  Gesang  ist  eine  gedrängte, 
über  schwungvolle  Darstellung  des  durch  die  miracula  Christi,  d.  h. 
Gottes,  vollzogenen  Heilswerkes. 

JENA.  FRIEDEICH  WEIDLING. 


PARZIVALSTUDIEN.   I. 

Bekanntlich  hat  Lachmann  ')  behauptet ,  daß  Wolfram  vom 
fünften  Buche  des  Parzival  an  in  Absätzen  zu  30  Zeilen  gedichtet 
habe.  Gegen  diese  Ansicht  haben  San  Marte  ')  und  Bartsch  begrün- 
deten  Einspruch    erhoben.     San  Marte    (Über  W.  v.  E.  Rittergedicht 


')  Vorrede  zu  Wolfram  S.  IX,  Zu  den  Nibel.  1235—39.  Vgl.  Haupt  Zs.  f.  d- 
Alterth.  XI,  49:  „Gedichtet  aber  bat  Wolfram  jenes  eingeschobene  Stück  von  zwei 
Abschnitten  zu  30  Zeilen  (114,  5 — 116,  5),  nachdem  er  seiner  Erzählung,  an  der  er 
bekanntlich  lauge  arbeitete  und  die  er  nicht  auf  einmal  herausgab,  eine  durch  30 
theilbare  Verssumme  zu  geben  beschlossen  hatte  und  diese  Theilbarkeit,  die  vom 
fünften  Buche  an  auch  durch  die  einzelnen  Bücher  durchgeführt  ist,  durch  Zusätze 
oder  Auslassungen  wenigstens  für  die  gesammte  Verssumme  auch  der  ersten  vier 
Bücher  durchsetzte."  „Im  Iwein  wie  im  Parzival  und  Wilhelm  ist  diese  Zeilenzählung 
durchaus  unzweifelhaft.  Sie  ist  auch  keine  unbegreifliche  oder  nutzlose  Grille  der 
Dichter,  wie  ich  ein  anderes  Mal  zeigen  will." 

')  Seinen  Ausführungen  hat  sich  angeschlossen  C.  Bock,  P.  B.  B.   XI,  S.  194. 


PARZIVALSTÜDIEN.    I.  75 

Wilhelm  von  Orange,  Quedlinburg  und  Leipzig  187 1,  S.  115  flf.)  be- 
merkt, daß  von  604  Str.  des  Parz.  und  467  Str.  des  Willehalra 

«)   ohne  Interpunction    mit   ununterbrochenem  Satze   in    die   folgende 
Str.  übergehen:  Parz.  75,  Wh.  89  =  164; 

6)  mit    Komma,    Kolon    oder    Semikolon    einen    kurzen    Ruhepunkt 
machen:  Parz.  122,  Wh.  89  =  211; 

c)  mit  Punkt,  Ausrufungs-  oder  Fragezeichen  den  vollen  Satz  schließen  : 
Parz.  407,  Wh.  289  ^  696. 
„Eine  Regel,  bei  welcher  neben  696  angeblich  richtigen  Fällen  375, 
also  über  ein  Drittel  der  Summe,  Ausnahmen*  herlaufen,  ist  keine 
Regel  mehr".  „Mögen  selbst  Wolfram  und  Hartmann  diese  Abschnitte 
auch  so  nach  ihrer  Bestimmung  des  Formates  im  Urmanuscript  haben 
schreiben  lassen,  gewiß  aber  ist  es  falsch  und  unnachweislich,  daß 
sie  danach  gedichtet  und  ihr  Gedicht  nach  dieser  Elle  gemessen 
haben,  wie  Lachmann  a.  a.  O.  apodiktisch  behauptet".  „Ich  habe 
mich  dazu  nie  entschließen  können,  einem  so  begabten,  selbständigen 
Dichter  eine  so  wunderliche  Kunstform  zuzutrauen  und  beizulegen, 
die  äußerlich  für  Ohr  und  Gedanken  schlechthin  unerkennbar  ist,  auf 
die  er  daher  unmöglich  einen  Werth  gelegt  haben  kann".  Bartsch 
sagt  in  der  Einleitung  zur  Ausgabe  S,  XIX:  „Wenn,  wie  Lachmann 
annimmt,  vom  fünften  Buche  des  Parzival  an  Wolfram  offenbar  ge- 
wollt hat,  daß  jeder  Abschnitt  .SO  Zeilen  zähle  und  sie  durch  große 
Anfangsbuchstaben  bezeichnen  ließ,  so  muß  mau  sich  wundern,  daß 
er  hier  nicht  auch  einen  Sinnabschnitt  machte.  Es  gibt  eine  ein- 
fachere Erklärungsweise  jener  großen  Buchstaben.  Sie  hängen  mit 
der  Beschaffenheit  der  Urhandschrift  zusammen,  die  in  diesem  Falle 
natürlicii  kein  Autograph  sein,  aber  unter  Aufsicht  des  Dichters  ge- 
fertigt sein  konnte.  In  ihr  hatte  jede  Seite  oder  Columne  30  Zeilen, 
und  die  erste  Zeile  jeder  Seite  war,  was  man  auch  sonst  in  Hand- 
schriften findet,  mit  einer  größeren  Initiale  versehen.  Diese  Initialen 
gingen  nun  auch  in  spätere  Abschriften  über,  die  mit  der  ursprüng- 
lichen Seiteneintheilung  nicht  stimmten.  Aus  demselben  Grunde  finden 
wir  in  anderen  Gedichten,  wie  in  Ulrichs  von  Türheim  Willehalm, 
Abschnitte  von  je  40  Zeilen". 

Dieser  Ansicht  von  Bartsch  und  San  Marie  müssen  wir  bei- 
treten aus  folgenden  Überlegungen:  1.  Es  ist  schlechterdings  kein 
Grund  einzusehen  für  ein  so  seltsames  Beginnen  eines  Dichters,  in 
Absätzen  von  30  Zeilen  zu  dichten,  ohne  daß  diese  auch  Sinnes- 
abschnitte sind.  2.  Lachmann  sagt  in  der  Vorrede  S.  IX:  „Jene 
größeren  Abschnitte   dagegen,    die  ich  beziffert  und  durch  große  An- 


76  PAUL  HAGEN 

fangsbuchstaben  bezeichnet  habe,  sind  mit  geringer  Nachhilfe  aus  den 
besseren  Handschriften  genommen ,  in  denen  sie  meistens  mit  gemalten 
Initialen  anfangen  ....  Ich  durfte  daher  die  großen  Anfangsbuch- 
staben, obgleich  sie  sehr  oft  nicht  auf  Abtheilungen  des  Sinnes  treffen, 
nicht  übergehen".  Wir  werden  dies  weiter  unten  genauer  zu  unter- 
suchen haben  und  bemerken  vorläufig  nur,  daß  in  den  ersten  vier 
Büchern  die  großen  Anfangsbuchstaben  meist  nach  28,  30  oder  32  Zeilen 
wiederkehren,  ja  im  vierten  Buche  fast  durchweg  nach  32  Zeilen.  Diese 
Thatsache  spricht  deutlich  genug  für  die  Erklärung  von  Bartsch;  denn 
entweder  liegt  auch  hier  eine  Absicht  des  Dichters  vor  —  und  das 
wird  Niemand  behaupten  wollen  —  oder  es  sind  auch  die  späteren 
Abschnitte  von  genau  30  Zeilen  auf  die  Einrichtung  der  Handschrift 
zurückzuführen.  Ferner  fallen  auch  vom  fünften  Buch  an  die  großen 
Anfangsbuchstaben  in  der  Ausgabe  Lachmanns  durchaus  nicht  immer 
mit  dem  Beginn  jener  von  Lachmann  bezifferten  Abschnitte  von  30 Zeilen 
zusammen,  in  denen  Wolfram  gedichtet  haben  soll.  Wie  ist  also  diese 
Ansicht  mit  der  Überlieferung  vereinbar?  Es  ist  doch  wohl  jedem 
Schreiber  zuzutrauen,  daß  er  einen  großen  Anfangsbuchstaben,  wenn 
überhaupt,  auch  wieder  an  derselben  Stelle  setzt,  an  der  er  ihn  in 
seiner  Vorlage  gefunden  hat,  nicht  aber  wiederholt  zwei  Verse  früher 
oder  später.  Da  dies  aber  der  Fall  ist,  bliebe  nichts  übrig,  als 
jedesmal  da  —  vom  fünften  Buch  ab  —  eine  Interpolation  oder  Lücke 
anzunehmen,  wo  die  großen  Anfangsbuchstaben  nicht  nach  einem 
Zwischenräume  von  genau  30  Zeilen  gesetzt  sind.  Daß  Lachmann 
selbst  sich  dieser  Schlußfolgerung  nicht  entzogen  hat,  scheint  mir  aus 
der  Bemerkung  in  der  Vorrede  S.  IX  hervorzugehen,  daß  die  großen 
Anfangsbuchstaben  für  und  wider  die  Echtheit  vieler  Verse  ent- 
scheidend seien,  während  er  thatsächlich  im  ganzen  Parzival  aller- 
dings nur  zwei  Verse  in  Str.  257  gestrichen  hat.  Ein  Nachweis  in 
der  angedeuteten  Richtung  ist  nicht  erbracht  worden  und  wird  auch 
nicht  überzeugend  dargethan  werden  können. 

Somit  glauben  wir  berechtigt  zu  sein,  die  großen  Anfangsbuch- 
staben auf  die  Einrichtung  der  Handschrift  zurückführen  und  uns  der 
Frage  zuwenden  zu  dürfen,  welchen  kritischen  Werth  sie  unter  dieser 
Voraussetzung  haben.  Möglichkeiten  mancherlei  Art  können  eine  stets 
gleiche  Anzahl  von  Zeilen  auf  einer  Seite  des  Originals  gestört  und 
gehindert  haben.  Es  empfiehlt  sich  daher  zunächst,  einmal  von  den 
großen  Anfangsbuchstaben  ganz  abzusehen  und,  soweit  sonst  möglich, 
festzustellen,  welche  Verse  wir  nach  der  uns  vorliegenden  Überlieferung 
als  ursprünglich  anzusetzen  haben.    Wir  werden  keinen  Vers  antasten 


PARZIVALSTUDIKN.    I.  7^^ 

dürfen,  der  in  beiden  Handschriftenclassen  steht,  also  auch  die  beiden 
Zeilen ,  die  allein  im  ganzen  Parzival  von  Lachnjann  für  unecht  er- 
klärt worden  sind,  zunächst  als  echt  gelten  lassen.  Unsere  Unter- 
suchung wird  sich  vielmehr  vorläufig  darauf  beschränken  müssen,  ob 
diejenigen  Verse,  welche  in  einer  Handschriftenclasse  fehlen,  in  dieser 
ausgelassen  oder  aber  in  der  anderen  später  hinzugedichtet  worden 
sind;  auch  die  Fälle,  in  denen  nur  einer  der  beiden  Hauptvertreter 
jeder  Classe  in  Betracht  kommt,  wollen  wir  nicht  außer  Acht  lassen, 
während  die  Berücksichtigung  nur  einer  geringeren  Handschrift  un- 
nöthig  erscheint. 

I. 
Ein  bloßes  Versehen  liegt  vor. 
In  G  fehlen  228,  17—24  und  22«,  28—229,  19.  Der  Schreiber 
irrt  von  dem  Wort  wan  228,  17  ab  auf  228,  25  man^  dann  wieder  von 
228,  28  wan  auf  229,  20  wan.  Sein  Auge  war  so  ausschließlich  auf 
den  Anfang  der  Zeilen  gerichtet,  daß  er  im  zweiten  Falle  auch  nicht 
durch  das  Fehlen  des  Reimwortes  zu  komn  auf  sein  Versehen  auf- 
merksam wurde.  Ebenso  wandte  der  Schreiber  von  G  in  Str.  497 
statt  auf  pflac  V.  19  auf  V.  23  sach  seiner  Vorlage  sein  Auge  zurück. 
Er  ließ  dadurch  V.  20 — 23  aus,  Verse,  die,  wie  man  sofort  sieht,  echt 
und  unentbehrlich  sind.  Auch  in  D  finden  sich  solche  Flüchtigkeits- 
fehler. Von  732,  19  sol  ich  irrte  das  Auge  des  Schreibers  ab  auf 
732,  23  sol  ich;  dadurch  fielen  732,  19 — 22  aus.  Ebenso  hat  in  Str. 
799  der  Schreiber  von  D  statt  auf  pflosge  V,  24  seiner  Vorlage  zurück- 
zusehen, seinen  Blick  auf  pflac  V.  26  gewandt  und  dadurch  799,  25 
und  26  ausgelassen.  Ein  Beispiel  des  gleichen  Versehens  auch  aus 
der  späteren  Überlieferung  bietet  d,  die  588,  29  —  589,  16  ausläßt, 
weil  sie  von  hekant  in  588,  28  auf  unbekant  589,  16  übersprang. 

II. 

Besonders  einem  Schreiber  haben  die  vielen  Namen,  die  bei 
Wolfram  vorkommen,  Schwierigkeiten  und  Verdruß  bereitet;  mochte 
er  sie  für  unnöthig  halten  oder  wahrscheinlicher  mit  ihrer  Entzifferung 
nicht  recht  fertig  werden  können,  genug,  er  ließ  sie  fort,  wo  es  an- 
ging.    Die  Stellen  sind: 

1.    87,27-30 

des  muoter  hiez  Beaflürs, 
unt  sin  vater  Pansämürs: 
die  wären  von  der  feien  art: 
daz  kint  hiez  Ltahturteltart. 
Die  Verse  fehlen  in  G. 


78  PAUL  HAGEN 

2.  125,  15.  16 

si  hiez  Imäne 
von  der  Beafontäne 
fehlen  Gd. 

3.  203,  19.  20 

scharpf  genuoc,  von  ritters  hant. 

hetwungen  ist  der  scheneschlant. 
fehlen  G.  Daß  das  letzte  Wort  G   Mühe  verursacht  haben  muß,  zeigt 
204,  8,  wo  die  Handschrift  sinschalt  daraus  macht,  und  der  Umstand, 
daß  an  unserer  Stelle  zwei  Handschriften  derselben  Classe  smetschalanf 
bezw.  schenechant  bieten. 

4.  255,  9  u.  10 

die  werden  Garschüoyen 
und  Bepans  de  schoyen 
fehlen  G. 

5.  301,  19.  20 

roin  Ingüse  de  Bahtarliez 
alsus  dm  getrkoe  hiez. 
fehlen  G. 

6.  736,  15.  16 

Thopedissimonte 
unt  Assigarzwnte 
fehlen  in  der  Classe  Ggg. 

7.  770,  5—30  fehlen  in  der  Classe  Ggg.  Der  ganze  Abschnitt 
770  enthält  nur  Namen,  die  ersten  vier  Zeilen  desselben  brachten 
auch  die  Handschriften  dieser  Classe  mit  Mühe  und  Noth  zu  Stande 
—  einige  Namen  mußten  ja  folgen  auf  die  Worte  769,  29.  30  der 
heiden  sprach:  ich  nenne  sie  die  mir  die  riter  füerent  hie — ,  dann  aber 
wurde  es  ihnen  zu  bunt. 

8.  Dasselbe  ist  der  Fall  in  Str.  772,  in  welcher  23  Zeilen  mit 
Namen  ausgefüllt  werden.  Hier  begnügten  sich  Ggg  damit,  nur  die 
ersten  beiden  Verse  wiederzugeben  und  dann  V.  23,  der  nothwendig 
war  wegen  des  Reimes.  Dagegen  haben  Str.  791,  in  der  die  Auf- 
zählung der  Steine  enthalten  ist,  auch  diese  Handschriften  unverkürzt 
erhalten. 

An  den  drei  letzten  Stellen  haben  Ggg  die  Auslassungen  ge- 
meinsam, an  den  übrigen  G  allein  (einmal  mit  d) ,  während  gg  dann 
die  Namen  meist  verstümmelt  darbieten  ;  vermuthlich  verfuhr  also  die 
der  ganzen  Recension  zu  Grunde  liegende  Handschrift  mit  den  Namen 
wenig  sorgsam. 


PARZIVALSTUDIEN     I.  79 

III. 

Man  wird,  zumal  im  Hinblick  auf  die  bisher  angeführten  Stellen, 
geneigt  sein,  G  in  allen  Fällen  als  unzuverlässig  anzusehen,  in  denen 
sie  allein  den  übrigen  Handschriften  der  eigenen  wie  der  anderen  Classe 
iregenübersteht.  Es  fehlen')  in  G:  1.  I,  23.  24.  2.30,  21.22.  3.35, 
23-36,  2.  4.  134,  27—135,  6.  5.  230,  1.2.  6.  233,  29.  30.  7.  270,  29. 
30.  8.  275,  27—30;  dem  entsprechend  hat  G  V.  26  geändert.  9.  330, 
25-30.  10.  374,  5.  6.  11.  668,  1.  2.  12.  743,  21.  22.  Die  unter  5,  6, 
7,  8,  9  und  11  angeführten  Verse  waren  die  ersten  bezw.  letzten  auf 
einer  Seite  des  Originals  und  daher  einem  Ausfall  in  der  weiteren 
Überlieferung  besonders  ausgesetzt.  Auch  sonst  liegt  kein  Grund  vor, 
an  der  Echtheit  der  in  G  nicht  überlieferten  Verse  zu  zweifeln.  Für 
Kritik  und  Erklärung  ist  das  Fehlen  von  1,  23.  24  wichtig  und  muß 
näher  erörtert  werden. 

Daß  die  beiden  Verse  nicht  etwa  in  Folge  von  Flüchtigkeit  ausge- 
lassen wurden,  beweist  der  Umstand,  daß  V.  25  anders  und  zu  dem 
Fehlen  der  beiden  Verse  passend  lautet.  Ein  Grund,  wenn  V.  23 — 25 
so  wie  sie  in  den  anderen  Handschriften  überliefert  sind,  auch  G  vor- 
lagen, eine  Auslassung  und  Änderung  vorzunehmen,  lag  nicht  gerade 
sehr  nahe.  Wohl  aber  sind,  wenn  im  Original  V.  25  so  wie  in  G  lautete, 
beide  durch  die  Überlieferung  gegebenen  Varianten  leicht  zu  erklären : 
V.  23.  24  waren  als  parenthetischer  Zusatz  vom  Dichter  gesetzt.  Dies 
entging  einem  Schreiber,  und  er  änderte  deshalb  V.  25  so  um,  wie 
er  in  den  meisten  Handschriften  steht;  G  dagegen  ließ  die  beiden  in 
Parenthese  stehenden  Verse  einfach  aus  und  bewahrte  V.  2ö  in  der 
ursprünglichen  Fassung.  Daher  glauben  wir,  daß  im  Original  folgen- 
der Wortlaut  stand : 

die  gehent  antlützes  roum 

—  doch  mac  mit  stcete  niht  gesvn 

dirre  trüehe  lihte  sclnn  — 

und  machent  kurze  fröude  alwär. 
Bei  dieser  Reconstruction  des  Originals  haben  die  Verse  zugleich  den 
Sinn,  der  unseres  Erachtens  durch  den  ganzen  Zusammenhang  ge- 
fordert wird.  Der  Eingang  zum  Parz.  ist  bekanntlich  besprochen  von 
Lachmann  in  den  Abhandlungen  der  Berliner  Akademie  1835  S.  227  ff., 
von  Kläden  in  v.  d.  Hagens  (Termania  5,  222  ff.,  von  Paul  P.  B.  B. 
II,  66  ff.,    von  Baier,    Germ.  25,  403.     Es  sind  V.  15-18  zweifellos 


')  Einzelne  Verse  hat  die  erste   Haud  von  G  nicht  ausgelassen,    wohl  aber  die 
zweite,  so  471,  22;  604,  26;  673,  7;   791,  8;  794,    10. 


80  PAUL  HAGEN 

mit  Lachmann  und  Paul  dahin  zu  erklären,  daß  die  tumhen  nicht  im 
Stande  sind ,  den  vorgetragenen  Lehren  gemäß  zu  handeln.  Warum 
nicht?  Weil  bei  ihnen  keine  stcete  und  triwe  vorausgesetzt  werden 
darf;  sie  hören  die  Lehre  wohl  und  verstehen  sie  auch;  statt  sie  aber 
zur  Richtschnur  ihres  Handelns  zu  machen ,  schlagen  sie  sie  bald  in 
den  Wind.  Dies  veranschaulichen  die  Bilder  1,  15  —  2,  4.  Die  Lehren 
verschwinden  so  schnell  vor  ihren  Augen,  wie  ein  aufgescheuchter 
Hase,  sie  haben  bei  den  tumhen  eine  so  vergängliche  Dauer,  wie  ein 
Spiegelbild  oder  das  Sehvermögen  des  Blinden,  dem  es  nur  in  flüch- 
tigen Traumbildern  zu  Theil  wird;  so  schnell  wie  das  Feuer  im  Wasser 
erlöscht,  wie  der  Thau  vor  den  Strahlen  der  Sonne  vergeht,  so  rasch 
sind  die  Lehren  den  unstäten  Gedanken  der  tumhen  entschwunden. 
Spiegel  und  Traum  des  Blinden  sind  also  darin  gleich  (geltchet  lesen 
wir  mit  den  Handschriften,  gelwhent  D,  geleichet  Lachmann),  daß  sie 
etwas  zeigen,  das  keine  stcete  hat,  etwas,  das  so  schnell  wieder  ent- 
schwindet, wie  der  im  voraufgehenden  Verse  erwähnte  aufgescheuchte 
Hase.  Daß  sie  darin  gleichen,  führt  Wolfram  in  V.  22 — 25  aus:  die 
(bezieht  sich  nur  auf  zin  anderhalp  ame  glase;  statt  des  streng  gram- 
matischen Sing,  der  Plur.  wie  öfter;  vgl.  Paul  Mhd.  Gr.  §.  230) 
gehent  antlützes  roum:  die  Spiegel  geben  das  Bild  eines  Antlitzes.  Mit 
diesen  Worten  hat  der  Dichter  noch  nicht  das  gesagt,  worauf  es  be- 
sonders ankommt,  daß  nämlich  das  Spiegelbild  bald  wieder  spurlos 
verschwindet;  er  macht  daher  den  parenthetischen  Zusatz:  doch  mac 
mit  stcete  niht  gesm  dirre  trüehe  Uhte  schin.  Dann  fährt  er  fort:  unde 
machent  kurze  fröude  alwär.  Subject  ist  das  zweite  der  vorher  ge- 
nannten Substantiva  des  hlinden  troum:  diese  gewähren  nur  eine  kurze 
Freude;  hier  hat  der  Dichter  durch  das  Adjectivum  ^kurz"  die  Ver- 
gänglichkeit, die  er  hervorheben  wollte,  genügend  gekennzeichnet: 
mit  dem  Traume  des  Blinden  ist  auch  seine  Freude,  sehen  zu  können, 
vorbei. 

Gegen  unsere  Ansicht  läßt  sich  auch  der  Einwand  nicht  geltend 
machen,  den  Paul  a.  a.  O.  S.  69  gegen  Klädens  Parallelstellung  der 
Gleichnisse  vom  Hasen,  vom  Spiegel  und  vom  Traum  des  Blinden 
erhebt:  „Bei  dieser  Auffassung  aber  würde  Wolfram  selbst  seine  Lehre 
als  etwas  Trügerisches,  Nichtiges  darstellen.  Daß  nur  das  Bild, 
welches  der  tumhe  davon  empfängt,  so  ist,  wird  nirgends  angedeutet. 
Es  würde  aussehen,  als  ob  die  Schuld  nicht  an  ihm,  sondern  an  der 
Lehre  läge.  Lachmanns  Auffassung  stimmt  näher  mit  meiner  überein, 
nur  daß  er  die  Beziehung  zum  Vorhergehenden  etwas  anders  faßt:  er 
meint,  es  sei  ein  neues  Gleichniß,  das  der  tumhe  merken  soll,    damit 


PARZIVALSTUDIEN.   I.  81 

er  den  unsicheren  Halt  der  Untreue  vermeide".  Somit  acheint  Paul, 
der  seine  Ansicht  nicht  näher  dargelegt  hat,  in  den  Gleichnissen  vom 
Spiegel  und  Traum  das  P^alsche,  Unwahre,  Trügerische  ausgedrückt 
zu  sehen,  ebenso  wie  Lachmann  a.  a.  0.  S.  237:  „Freilich  aber  hat 
der  Dichter  neben  den  Spiegel  absichtlich  nicht  des  Armen  Traum 
gestellt,  sondern  den  Blinden,  dem  mit  Träumen  wohl  ist  (Renner 
7900),  weil  er  den  falschen  Schein  des  Gesichts  im  Spiegel  und 
im  Traume  des  Blinden  zusammenfassen  wollte,  die  gebeut  antlützes 
roum^.  Diese  Erklärung  wird  aber  erst  iu  den  Text  getragen  durch 
die  Änderung  der  handschriftlichen  Überlieferung  geUchet  V.  21  in 
geleichet.  Mit  dieser  Änderung  würde  sodann  weniger  zutreffend  als 
charakteristische  Eigenthümlichkeit  des  Spiegelbildes  hingestellt,  daß 
es  ein  falscher  Schein,  ein  trügerisches  Bild  sei,  während  es  doch 
thatsächlich  „a^«;a>'"  ist,  aber  „m?<  stcete  niht  gestn  mac*.  Auch  können 
bei  der  gewöhnlichen  Auffassung  die  Worte  die  gehent  antlützes  roum 
sich  nur  auf  Spiegel  und  Traum  zugleich  beziehen,  wobei  dann  in 
Folge  dieser  Verbindung  die  Traumgestalten  des  Blinden  auf  ein 
Antlitz  beschränkt  blieben  und  auch  der  Spiegel  „kurze  Freude"  ver- 
ursachen würde.  Vielmehr  gewährt  der  Spiegel  ein  Bild,  welches 
nicht  (wie  ein  Gemälde)  bleibend  ist,  und  ebenso  der  Traum  des 
Blinden  eine  Freude,  die  keinen  Bestand  hat;  die  Worte  stcete  und 
kurze  sind  zu  betonen.  Auf  Grund  der  handschriftlichen  Überlieferung 
sowohl  wie  aus  sachlichen  Gründen  lesen  wir  daher  V.  20 — 25: 

zin  anderhalp  ame  glase 

geUchet  und  des  hlinden  troum. 

die  gehent  antlützes  roum 

—  doch  mac  mit  stcete  niht  gesin 

dirre  trüebe  Ithte  schm  — 

und  machent  kurze  fröude  alwär. 

IV. 

An  der  Echtheit  der  in  D  allein  fehlenden  Verse  werden  wir 
ebenfalls  nicht  zweifeln  dürfen:  1.  113,  15.  16»).  2.  153,  27.  28.  3.  184, 
9—18.  21—26  hat  D  absichtlich  beseitigt.    4.  248,  29.  30.    5.  638,  19.  20- 


')  Diese  Verse  sind  von  Bock,  P.  B.  B.  XI,  193  verdächtigt  worden;  zwar 
stimmen  wir  ihm  darin  bei,  dali  113,  23 — 26  als  Worte  des  Dichters  zu  fassen  sind, 
das  aber  scheint  doch  wenig  glaublich,  daß  als  man  diese  Verse  zur  Rede  der  Herze- 
loyde  zog,  113,  15.  16  hinzugedichtet  wurden,  da,  wie  Bock  meint,  ein  Schreiber  die 
dann  entstehende  Unschicklichkeit  selbst  empfand  und  nun  im  Voraus  diese  Worte 
der  Herzeloyde  durch  einen  Hinweis  auf  ihre  demüthige,  nicht  leichtfertige  Gesinnung 
zu  motivieren  suchte. 

GERMANIA.     Neue  Reihe  XXV.  (XXXVIl.)  Jahrg.  6 


82  PAUL  HAGEN 

V. 

Auch  in  den  folgenden  Fällen  scheint  jeder  Zweifel  ausgeschlossen: 
1.  53,  23-26.  2.  71,  15.  16.  3.  84,  11.  12.  4.  116,  17.  18  fehlen  in  Gg. 
5.  140,  11—14  fehlen  Ggg.  6.  159,  3.  4  fehlen  Ggg.  7.  172,  5.  6  fehlen 
Dd.  8.  185,  17.  18  fehlen  Dd.  9.  203,  23.  24  fehlen  Dd.  10.  208,  21. 
22  fehlen  in  der  Classe  G.  11.  312,  24.  25  fehlen  Gg.  12.  317,  1.  2 
fehlen  Gg.  13.  318,  5-8  fehlen  in  der  Classe  G.  14.  323,  7.  8  fehlen 
in  der  Classe  G.  15.  355,  3.  4  fehlen  Gg.  16.  386,  13.  14  fehlen  Gg. 
17.  597,  25.  26  fehlen  Gg.  18.  653,  11—14  fehlen  Gg.  19.  699,  9—12 
fehlen  Gg;  725,  9—14  hat  G"  ausgelassen.  20.  736,  23.  24  fehlen  in 
der  Classe  G.    21.  793,  21.  22  fehlen  in  der  Classe  G. 

VI. 

Es  bleiben  nun  noch  folgende  näher  zu  erörtende  Stellen  übrig: 

1.  48,  25.  26  fehlen  Gg,  sind  aber  in  gg  erhalten  in  der  Fassung: 

hie  was  ouch  riter  mer  durch  in: 

der  ist  ein  teil  gescheiden  hin. 
während  die  Handschriften  der  anderen  Classe  statt  '^/lie  was*  bieten 
'ich  hrähf.  Ein  Anlaß,  ein  ursprüngliches  'hie  was'  in  'ich  hräht*  zu 
ändern ,  mag  sich  doch  wohl  leichter  geboten  haben ,  als  umgekehrt 
ein  ursprüngliches  'ich  hrdht'  in  'ÄtV^  was'  \  daher  glauben  wir,  daß  gg 
den  Wortlaut  des  Originals  bewahrt  haben,  zumal  da  die  von  Lach- 
mann und  Bartsch  in  den  Text  gesetzte  Lesart  der  Classe  D  sachlich 
anstößig  ist;  denn  daß  von  Kaylets  eigenen  Rittern  ein  Theil  fort- 
gegangen sei,  wäre  wunderlich,  und  die  in  den  folgenden  Versen  an- 
gegebenen Scharen  kann  er  doch  nicht  gebracht  haben.  Alles  fügt 
sich  dagegen  trefflich ,  wenn  die  ursprüngliche  Lesart  hie  was  ouch 
wieder   eingesetzt  wird. 

2.  52,  3 — 8  fehlen  Dd  und  der  Umstand,  daß  g  sie  nach  53,  14 
also  an  anderer  Stelle  als  Ggg  hat,  trägt  auch  nicht  gerade  zum 
Vertrauen  auf  ihre  Echtheit  bei.  Der  Gedankengang  ist  nach  Dd 
angemessener.  52,  2  dieselben  Fürsten,  die  es  früher  waren,  erhielten 
ihr  Lehen  wieder;  daran  schließt  sich  passend  unmittelbar  an  52,  9: 
nur  das  Herzogthum  des  verstorbenen  Protyzilas  wurde  jetzt  an  Lah- 
filirost  schahtelacunt  verliehen.  Gestört  wird  dieser  Zusammenhang 
durch  die  Erwähnung  derer  von  Zazamanc  52,  3 — 8.  Daß  dem  Gah- 
niuret  die  Königsherrschaft  in  Azagouc,  die  ihm  ja  nicht  wie  Zaza- 
manc durch  die  Vermählung  mit  Belakane  anheimfällt,  übertragen 
wird,  daß  er  die  Fürsten  dieses  Reiches  von  Neuem  belehnt,  mußte 
ausfuhrlicher   erzählt   werden;    eine  Bemerkung  über  die  Fürsten  von 


PARZIVALSTUDIEN.    I.  83 

Zazamanc  war  aber  hier  weder  am  Platze  noch  nöthig,  naclidem 
Belakane  den  Gahmuret  als  König  von  Zazamanc  und  ihren  Gatten 
anerkannt  hatte  45,  24 — 27: 

diu  e  hiez  magt,  diu  was  nu  wtp; 

diu  in  her  üz  fuorte  an  ir  hant. 

si  sprach:  min  Ivp  und  mm  lant 

ist  disem  riter  tmdertän. 
Dagegen  kann  ein  Interpolator  hier  die  von  Zazamanc  angebracht 
haben,  wenn  er  52,  2  anders  auffaßte,  als  der  Zusammenhang  erfor- 
derte (d.  h.  dieselben  Fürsten,  die  es  früher  waren,  erhielten  ihr 
Lehen  wieder  mit  Ausnahme  des  Protyzilas) :  wenn  er  erwartete,  daß 
auf  „die  erren'"''  andere  später  folgten :  er  ließ  daher  nach  den  Fürsten 
von  Azagouc,  die  die  ersten  waren,  die  von  Zazamanc  sich  heran- 
drängen. Aus  den  angeführten  Gründen  glauben  wir  die  in  Dd 
fehlenden  Verse  52,  3 — 8  Wolfram  absprechen  zu  müssen. 

3.  91,  1.  2  fehlen  Gg.  Nothwendig  sind  die  beiden  Zeilen  nicht. 
An  90,  29.  30:  Bei  Belakane  mußte  ich  thatenlos  sein,  konnte  sich 
ganz  wohl  unmittelbar  anschließen  91,  3 :  hier  habe  ich  viele  ritter- 
liche Übungen  getrieben.  Man  liest  deutlich  genug  zwischen  den 
Zeilen:  Ich  bin  von  Belakane  fortgegangen,  um  mich  nicht  zu  ver- 
liegen,  nicht  etwa  (V.  4—6)  wegen  ihrer  schwarzen  Farbe.  Was  be- 
deuten nun  die  in  Gg  fehlenden  zwei  Verse: 

dd  wände  ich  daz  mich  rtterschaft 

ncBm  von  ungemüetes  kraß;. 
Um  welches  ungemiiete  handelt  es  sich?  Um  den  unbefriedigten  Thaten- 
drang?  Dann  sind  die  beiden  Verse  nichtssagend  und  enthalten  den 
selbstverständlichen  Gedanken :  Ich  glaubte,  daß  ritterliches  Thun  mir 
die  durch  Sehnsucht  nach  demselben  hervorgerufene  Unlust  nehmen 
würde.  Oder  um  seine  jetzige  Sehnsucht  nach  Belakane?  Dazu  paßt 
nicht  dd  wände  ich.  Die  Verse,  die  somit  auch  vielleicht  Anstoß 
mögen  erregt  haben,  sind  als  ein  mehr  parenthetischer  Zusatz  ent- 
behrlich und  daher  von  Gg  ausgelassen,  während  umgekehrt  ein 
Anlaß  zu  einer  Zudichtung  sich  hier  kaum  geboten  hätte.  Demnach 
sind  die  Verse  echt  und  enthalten  folgenden  Gedanken  :  Ich  glaubte, 
daß  ritterliches  Leben  und  Treiben  mich  bald  von  dem  Schmerz  über 
die  Trennung  von  Belakane  befreien  würde.  Damals  also ,  als  er 
seine  Gattin  verließ,  hat  Gahmuret  diese  Erwartung  gehegt;  sie  ist 
nicht  in  Erfüllung  gegangen  vgl.  90,  17 — 26. 

4.  96,  17,  IH  fehlen  Gg  wohl  durch  Flüchtigkeit,  weil  der  Reim 
dieser  beiden  Verse  für  das  Auge  eine   gewisse  Ähnlichkeit    mit    dem 

6* 


84  PAUL  HAGEN 

der  beiden  vorhergehenden  bietet.  Übrigens  ist  in  V.  16  mit  Ggg 
und  Bartsch  ^herze^^  zu  schreiben,  wofür  die  andere  Recension  und 
Lachmann   die  gewöhnlichere  Form  eingesetzt  haben. 

5.  101,  3.  4     da  wart  daz  varnde  volc  vil  geil. 

die  enphiengen  richer  gäbe  teil. 
fehlen   Dd.    Man  könnte  daran  denken,  daß  ein  Zudichter  die  Fahren- 
den in  den  ursprünglichen  Text  gebracht  hätte;  auch 

6.  103,  3.  4  fehlen  Dd  und  sind  entbehrlich.  Dennoch  sind  sie 
wie  auch  101,  3.  4  echt;  denn  wenn  man  beachtet,  daß  in  Dd  101,  3.  4 
und  103,  3.  4,  also  je  zwei  Verse  in  einem  Abstände  von  gerade 
60  Versen  fehlen ,  wird  man  dies  in  Zusammenhang  bringen  müssen 
mit  irgend  einer  Störung  in  der  weiter  zurückliegenden  Überlieferung; 
es  ist  möglich,  daß  in  der  Vorlage  von  D  die  beiden  Verspaare  ein 
Blatt  eröffneten  oder  schlössen,  dessen  Seiten  je  60  Verse  füllten,  daß 
dieses  Blatt  oben  oder  unten  beschädigt  war,  so  daß  jedesmal  jene 
Verspaare  dadurch  in  Verlust  geriethen. 

7.  140,  1.  2      du  bist  geboim  von  triuwen, 

daz  er  dich  sus  kan  riutven 
fehlen    in    der   Classe  D,    sind    aber    echt   und  werden    gestützt   durch 
252,  18.  19  got  Ion  dir  daz  dich  dd  so  rou 

mm  friwent,  der  mir  zer  tjost  lac  tot. 
Bock  (P.  B.  B.  XI,  195)  hat  die  Verse  140,  1.  2  für  unecht  erklärt. 
Allein  selbst  wenn  seine  Beobachtung,  daß  Wolfram  bern  nur  im 
eigentlichen  Sinne  mit  von  verbinde,  im  übertragenen  dagegen  mit  ßz, 
richtig  wäre,  wü)de  sie  nichts  gegen  140,  1.  2  beweisen:  die  erste 
Stelle  der  Verbindung  mit  üz  findet  sich  erst  in  Buch  13,  würde  also 
nicht  zeigen,  daß  Wolfram  schon  im  dritten  Buche  den  angeblichen 
(man  vergleiche  z.  B.  nur  Parz.  591,  6,  Wh.  131,  1  mit  Wh.  91,  28) 
Unterschied  gemacht  haben  müßte;  kommen  doch  auch,  wie  Behaghel 
(Germania  34,  487  ff.)  dargethan  hat,  gewisse  Reimbindungen  in  den 
eisten  drei  Büchein  gar  nicht  vor,  während  dann  auf  je  555  Verse 
ein  Beispiel  entfällt. 

8.  Str.  336  und  337  haben  nur  D,  d  (Heidelb.  339),  g  (Heidelb. 
364)  und  g'^  (der  alte  Druck);  sie  fehlen  in  den  drei  Münchener  und 
der  Hamburger  Handschrift.  „Sie  sind",  wie  Bartsch  zu  VI,  1740 
meinte,  „vom  Dichter  nachträglich  erst  hinzugefügt  worden,  vielleicht 
weil  man  ihn  aufmerksam  gemacht,  daß  er  über  das  Verbleiben  der 
versammelt  Gewesenen  etwas  sagen  müßte,  und  weil  es  passend  er- 
schien, hier,  wo  die  Erzählung  eine  Wendung  nimmt,  zurückzublicken". 
Vielleicht   liegt  eine  andere  Auffassung  näher.     Es  ist  nach  den  Aus- 


PARZIVALSTUDIEN.    I.  85 

ftilirunjj^en  Sprengers  (Germania  20,  432  ff.)  wohl  als  gesichert  anzu- 
nehmen, daß  Buch  1 — 6  zusammen  in  Abschriften  verbreitet  gewesen 
sind.  Jene  60  Verse  standen  also  auf  dem  letzten  Blatt  im  Original 
wie  in  den  ersten  Abschriften  und  waren  so  äußeren  Einwirkungen 
besonders  ausgesetzt.  Möglich  wäre  auch,  daß,  als  das  Werk  weiter- 
geführt wurde,  ein  Schreiber  diesen  zusammenfassenden  Schluß  der 
ersten  sechs  Bücher  beseitigt  hätte.  Wie  dem  auch  sei,  an  der  Echt- 
heit von  Str.  336  und  337  ist  nicht  zu  zweifeln. 
9.  584,  14 — 18.  si  kom  einen  engen  pfat 

in   Gäwänes  herze, 

daz  aller  sin  smerze 

von  disem  kumber  gar  versioant. 

ez  was  iedoch  ein  kurzin  want, 
Statt  dieser  fünf  Verse  bieten  GG*g  nur  die  Worte:  ez  loas  iedoch  ein 
engez  phat.  Da  diese  Worte  weder  durch  unbeabsichtigte  noch  ab- 
sichtliche Entstellung  aus  der  Lesart  der  anderen  Classe  —  umgekehrt 
läßt  sich,  wenn  auch  dieser  die  Überlieferung  von  GG'g  vorlag,  die 
dann  nothwendig  erscheinende  Änderung  und  Erweiterung  leicht  be- 
greifen —  hervorgehen  konnten,  so  geben  sie  die  Lesart  des  Originals. 
Es  kommt  nur  darauf  an,  sie  zu  erklären. 

1.  Es  heißt  V.  22  niemen  sol  des  lachen.  Da  an  sich  der  Inhalt 
der  Erzählung,  daß  der  verwundete  Gawan  auch  noch  unter  der 
Liebespein  zu  leiden  hat,  Spott  und  Lachen  gänzlich  ausschließt, 
kann  das  warnende  Verbot  des  Dichters  nur  darin  begründet  sein, 
daß  er  in  den  voraufgehenden  Versen  seinem  Humor  nachgegeben, 
mit  Worten  und  in  der  Ausdrucksweise  gescherzt  hat.  Thatsächlich 
hat  Wolfram  das  ja  auch  gethan,  wenn  er  sagt,  daß  ein  so  groz  wip 
in  so  kleiner  stat  sich  verharc  (V.  12.  13).  Mit  V.  22  kehrt  er  vom 
Scherz  zum  Ernst  zurück. 

2.  Gerade  am  Anfange  des  zwölften  Buches  tritt  deutlich  die 
Einwirkung  und  der  Einfluß  eines  bestimmten  Abschnittes  einer  an- 
deren Dichtung  zu  Tage.  Schon  die  doppelte  Bezugnahme  auf  frou 
Camille  bei  Wolfram  504,25  ff.  und  589,8  (außerdem  Wh.  229,  29) 
zeigt,  daß  dem  Dichter  diese  Episode  bei  Heinrich  von  Veldeke  be- 
sonders im  Gedächtniß  haften  geblieben  war.  Außer  der  Erwähnung 
des  Sarges  der  Camille  598,  8  finden  sich  unmittelbar  darauf  eben- 
falls zu  Anfang  des  zwölften  Buches  noch  zwei  weitere  Reminiscenzeu 
an  die  Camille-Episode  der  Eneide:  1.  der  meister  Jeometras  589,  14; 
vgl.  Veldeke  En.  9404  dat  meisterde  Geometras.  2.  klingen  die  Verse 
Parz.  590,  7  ff.  an  En.  9562  ff.  an.     Ich  glaube,    wir  dürfen  zu  diesen 


86  PAUL  HAGEN 

von  Behaghel  in  der  Ausgabe  der  Eneide  S.  CCXIV  flf.  angeführten 
Parallelstellen  noch  die  folgende  hinzufügen.  Es  werden  von  Wolfram 
589,  17  —  22  acht  Edelsteine  aufgezählt,  aus  denen  die  Fenster  be- 
standen, ebenso  wie  bei  Heinrich  von  Veldeke  9470 — 3,  und  zwar 
kehren  bei  Wolfram,  der  über  so  viele  Namen  verfügte,  daß  er  mit 
ihnen  die  ganze  Str.  791  ausfüllte,  hier  sechs  der  von  Veldeke  an- 
geführten wieder  mit  dem  gleichen  Reime  rubhine  :  sardine  (Veld. : 
rubinen  :  sardinen) : 

Veldeke  9468  ff.:  Wolfram  589,  17  ff.: 

et  hadde  in  vier  sinnen  adamas  und  amatiste 

goeder  venster  viere  (diu  äventiure  uns  wizzen  Idt) 

van  granäte  end  van  saphire,  thopazje  und  gränät, 

van  smaragden  ende  van  rubinen,        crisolte,  ruhhme, 
van  crisoUten  end  van  sardinen,  smärdde^  sardine, 

topazien  end  berillen.  sus  warn  diu  venster  riche. 

Es  unterliegt  also  keinem  Zweifel,  daß  Wolfram  am  Anfange  des 
zwölften  Buches  unter  dem  Eindrucke  des  angegebenen  Abschnittes 
der  Eneide  stand. 

Weil  nun  die  —  wie  wir  sahen  ursprüngliche  —  Überlieferung 
von  V.  14 — 18  lautet:  ez  toas  iedoch  ein  engez  phat,  weil  Wolfram 
gerade  an  dieser  Stelle  mit  Worten  und  in  der  Ausdrucksweise  scherzt, 
da  er  endlich  hier  am  Anfange  des  zwölften  Buches  von  jenem  Camille- 
Abschnitt  der  Eneide  beeinflußt  ist,  so  ist  nur  eine  orthographische 
Änderung  des  wahrscheinlich  schon  im  Original  falsch  niederge- 
schriebenen Wortes  vorzunehmen  und  zu  schreiben:  ez  was  iedoch  ein 
engez  vat.  Wolfram  hat  also  das  niederdeutsche  ^)  Reimwort,  das 
gerade  in  der  Camille-Episode  wiederholt  (V.  9486,  9533,  9554)  vor- 
kommt, hier  scherzhaft  gebraucht  statt  der  hochdeutschen  Form,  in 
derselben  Bedeutung  wie  Hartmann '^).  Ein  gleichartiges  niederdeutsches 
Reimwort  (:  nat)  ist  übrigens  auch  von  dem  Thüringer  Heinrich  von 
Morungen')  angewandt  worden.  Statt  V.  12 — 19  wird  Wolfram  also 
gedichtet  haben: 


')  Einige  Wolframs  Sprache  und  Vers  sonst  fremde  Reime  hat  auf  Veldekes 
Einfluß  zurückgeführt  Behaghel,  Eneide  S.  CCXIX. 

')  Er.  1495.  Iw.  257.  258.  273.  „ob  minne  unde  haz  nie  m&  beadzen  ein  vaz, 
doch    wonte  in  disem    vaeze    minne  bt  hazze    also    das  minne   noch  haz  gerdmden  gdhes 

d€Ui    VOSS.'* 

')  Statt  der  MS  F.  131,  7  in  den  Text  gesetzten  Worte  wart  ein  bat  ist  wohl 
sicher    im    Anschluß    an    die  Überlieferung    wart    ich    nas  BC    mit  Bartsch,    Liederd. 


PARZIVALSTUDIEN.    I.  87 

wie  kom  daz  sich  da  verharc 
so  laiic^)  ivtp  in  so  kurze  ^)  ftat? 
ez  ivas  iedoch  ein  engez  vat, 
da  so  lanc  wip  inne  saz, 
Wie  die  Änderung  und  Erweiterung  in  der  anderen  Classe  hieraus 
entstand,  ist  unschwer  zu  sehen.  Man  faßte  das  'fhat'  geschriebene 
Wort  natürlich  als  'Pfad'  auf  und  mußte  nun,  da  Orgeluse  nicht  wohl 
in  einem  engen  'Wege'  sitzen  konnte,  ändern:  fast  von  selbst  ergab 
sich  si  kom  für  ez  ivas,  wohin  sie  kam,  war  nicht  zweifelhaft:  in 
Gdioänes  herze,  darauf  mußte  selbstverständlich  smerze  reimen:  daz 
aller  sin  smerze;  der  körperliche  Schmerz  wurde  durch  den  Liebes- 
kummer verdrängt:  von  disem  kumher  gar  versioant;  man  mußte  endlich 
wegen  der  Worte:  da  so  lanc  wip  inne  saz  einen  bildlich  gebrauchten 
Ausdruck  des  Raumes  haben,  der  zugleich  ein  Reimwort  zu  dem  vor- 
hergehenden Verse  abgab  und  bezeichnete  das  Herz  Gawans  nun  nicht 
gerade  sehr  glücklich  als  eine  'ivant'.  Als  Adjectivum  schien  wegen 
des  Gegensatzes  zu  dem  '^lanc  ivip'  des  folgenden  Verses  'kurz'  er- 
forderlich, und  damit  nun  V.  13  nicht  ebenfalls  dieselben  Adjectiva 
vorkämen,  ersetzte  man  sie  hier  durch  'groz*  und  ''klein'.  Mit  dem 
engen  Wege  {si  kom  einen  engen  phat  in  Gäwänes  herze)  sollten  wohl 
die  Augen  gemeint  sein.  Vgl.  593,  16—18:  durch  sin  herze  enge  kom 
alsus  diu  herzogin,  durch  siniu  ougen  oben  in.  Heinrich  von  Morungen 
M.  S.  F.  127,  4-9: 

der  enzwei  gehrceche  mir  daz  herze  min, 

der  möhte  sie 

schone  drinne  schouwen. 

sie  kam  her 

dur  diu  ganzen  ougen 

sunder  tür  gegangen. 

10.    Ö95,  3.  4  haben  Ggg  wohl  absichtlich,  weil  sie  in  V.  5  WcA' 

nicht  bieten,  ausgelassen;  dagegen  hat  Str.  594  in  Handschriften  dieser 

Classe  vier  Plusverse,    die  aber   schwerlich    echt   sind.     Nach  594,  18 

scheint  G,    und    aus   demselben  Grunde   aber   in  anderen  Worten,    g 

XIV,  166  wart  ich  nat  herzustellen.  Beiläufig:  Morungeu  liebt  es,  das  Strahlende  der 
Schönheit  seiner  Dame  zu  rühmen,  und  auch  Wolfram  nennt  .seine  Frauengestalten 
oft  klär  oder  lieht.  Vgl.  Burdach,  Reinmar  und  Walther  S.  48. 

')  Auch  in  diesem  Verse  schließen  wir  uns  jetzt  natürlich  GG'g  an;  den 
Accusativ  haben  nur  G  und  G*  treu  bewahrt,  während  die  übrigen  Handschriften 
geändert  haben.  Vgl.  Nib.  613,  1.  Dieselbe  Anschauung  und  Construction  bei  Klop- 
stock  und  Wieland,  Grimms  Wb.  s.  v.  „verbergen". 


8g  PAUL  HAGEN 

zwei  Zeilen  eingeschoben  zu  haben,  weil  der  correcte  Nachsatz  wäre: 
„80  will  ich  den  Kampf  mit  ihm  aufnehmen".  Ebenfalls  der  größeren 
Deutlichkeit  wegen  scheint  G  nach  594,  28  zwei  Verse  eingeschoben 
zu  haben.  Wolfram  sagt  hier:  Selbst  wenn  Ihr  im  Kampfe  nicht  er- 
liegt, so  könnt  Ihr  noch  in  Folge  der  früheren  Wunden  den  Tod 
finden,  wenn  Ihr  die  Rüstung  anlegt.  Vgl.  Bartsch  in  den  Anmerkungen. 
11.  654,  23.  24  fehlen  Gg.  V.  25  und  26  fehlen  Ddg;  darauf, 
daß  g  sämmtliche  vier  Verse  hatte,  ist  kein  Gewicht  zu  legen,  da 
anderseits  g  ja  auch  mit  Dd  'übereinstimmend  V.  25  und  26  weg- 
läßt; in  beiden  Fällen  ist  Beeinflussung  durch  die  andere  Handschriften- 
classe  anzunehmen.  Lachmann  setzt  alle  vier  Verse  in  den  Text. 
Dann  würden  wir  den  höchst  seltsamen  Zufall  vorauszusetzen  haben, 
daß  an  dieser  Stelle  zwei  verschiedene  Schreiber  von  vier  echten 
Versen  der  eine  dieses,  der  andere  jenes  Paar,  sei  es  absichtlich^  sei 
es  durch  ein  Versehen,  ausließen.  Zweitens  würden  wir  dem  Dichter 
den  Vorwurf  ganz  unnöthiger  Weitschweifigkeit  ')  an  dieser  Stelle 
machen  müssen.  V.  23.  24.  25  enthalten  nichts  weiter,  als  jeder  den 
durch  V.  27  ausgedrückten  Gedanken,  daß  Gawans  Sorge  schwand; 
V.  26  ist  überflüssig,  da  der  Knappe  schon  vorher  seine  Verschwiegen- 
heit bewährt  hat  nach  der  Erzählung  des  Dichters  in  Str.  653.  Aus 
diesen  Gründen  ist  es  weit  wahrscheinlicher,  daß  statt  zweier  Verse 
des  Originals  hier  in  jeder  Handschriftenclasse  zwei  andere  Verse 
gedichtet  und  eingesetzt  worden  sind,  indem  beide  Interpolatoren  sich 
dabei  an  die  bei  Wolfram  folgende  Zeile  'al  siner  sorge  er  gar  vergaz 
anlehnten.  Der  Anlaß  zu  dieser  Einsetzung  zweier  Verse  von  ver- 
schiedenen Schreibern  an  derselben  Stelle  wird  kein  anderer  gewesen 
sein,  als  die  Unleserlichkeit  von  zwei  Versen  der  Vorlage.  Demnach 
vermuthen  wir,  daß  hier  zwei  echte  Verse  in  Verlust  gerathen  und 
daß  sowohl  V.  23.  24  Ddg  als  V  25.  26  Gg  zu  ihrem  Ersätze  ge- 
dichtet sind. 


*)  Dieses  Bedenken  hat  in  anderer  Weise  C.  Bock,  P.  B.  B.  XI,  S.  194  geltend 
gemacht.  Er  glaubt,  daß  die  in  Ddg  überlieferten  Verse  die  echten  sind  und  meint: 
„der  Autor  der  in  Gg  sich  findenden  wollte  wohl  die  lästige  Wiederholung  durch  Ein- 
schiebung  eines  der  vorhergehenden  Erzählung  entnommenen  Zwischengedankens  er- 
träglicher machen."  Wir  können  ihm  hierin  nicht  beistimmen,  weil  so  den  Dichter 
der  Vorwurf  einer  „lästigen  Wiederholung"  treffen  würde,  während  der  Interpolator 
thöricht  gehandelt  hätte :  in  der  Absicht,  die  lästige  Wiederholung  zu  beseitigen,  hätte 
er  sie  durch  Zudichtnng  eines  weiteren  Verses  desselben  Inhalts:  Qävodn  üz  sorge  in 
ß-öude  trat  noch  gesteigert. 


PARZIVAL8TUDIEN.  89 

VII. 

Aus  der  haudschriftlicheu  Überlieferung  und  anderen  Gründen 
haben  wir  den  Schluß  gezogen,  daß  52,  3 — 8.  584,  14 — 18  unecht 
sind  und  daß  654,  23—26  an  die  Stelle  von  zwei  echten  verlorenen 
getreten  sind.  Andererseits  glauben  wir  in  zwei  Fällen  den  Ausfall 
von  echten  Versen  in  allen  Handschriften  annehmen  zu  dürfen. 

1.  69,  29 — 70,  6.  Lachmann  hat  den  8  Versen  diese  Stelle  an- 
gewiesen, während  sie  in  den  Handschriften  erst  hinter  71,  6  stehen. 
Nun  läßt  sich  ja  freilich  nicht  in  Abrede  stellen,  daß  nach  der  Über- 
lieferung die  Beschreibung  der  Rüstung  Gahmurets  in  auffallender  Weise 
auseinandergerissen  wird^).  Aber  widerum  spricht  gegen  die  Lach- 
mann'sche  Anordnung  der  Verse,  daß  auf  diese  Weise  70,  7  ez  wart 
da  harte  guot  getan  der  Dichter  fortfahren  würde  „von  dem  Turnier 
zu  erzählen ,  als  ob  gar  keine  Unterbrechung  der  Darstellung  statt- 
gefunden hätte"  ^).  Durch  die  Umstellung  der  8  Verse  würden  also 
die  Bedenken  nicht  beseitigt,  sondern  nur  verändert  werden.  Dem- 
nach ist  an  der  Überlieferung  festzuhalten. 

Zu  beachten  ist,  daß,  als  das  Verhältniß  Gahmurets  zur  Am- 
pflise  zuerst  erwähnt  wird,  12,  7  sich  die  Worte  kleinoetes  tüsent  marke 
wert  finden,  an  welche  71,  6  wand  ez  was  maneger  marke  wert  anklingt. 
Man  hat  aus  der  Ähnlichkeit  des  Ausdrucks  geschlossen'),  der 
Dichter  sei  dadurch  an  Ampflise  erinnert  worden  und  habe  so  die 
8  Verse,  um  die  es  sich  handelt,  eingefügt.  Die  Möglichkeit  aber 
einer  derartigen  auf  bloßer  Gleichheit  einiger  Worte  beruhenden 
Gedankenverbindung  ist  schwer  einzusehen;  sie  würde  erst  dann 
wahrscheinlich,  wenn  sachliche  Verknüpfungspunkte  hinzutreten  wür- 
den. Nach  einer  anderen  Ansicht  ■*)  haben  wir  es  „hier  sicher  mit 
einem  späteren  Einschub  zu  thun,  den  der  Dichter  selbst  (?)  in  seinem 
Originale  hinzufügt".  „Jedenfalls  wollte  er  seine  Leser  auf  eine  Ge- 
schichte aufmerksam  machen,  die  er  erst  76,  1  erzählt."  Damit  ist 
aber  nicht  erklärt,  warum  Wolfram  es  gerade  an  dieser  auffälligen 
Stelle  that;  auch  sieht  man  nicht,  was  ihn  überhaupt  zu  einem  vor- 
läufigen Hinweis  auf  die  Str.  76  gegebene  Erznhlung  hätte  veran- 
lassen können. 


')  Vgl.  Bock,  P.  B.  B.  XI,  S.   187.  Kinzel,  Zs.  f.  d.  Phil.  21,  S.  56. 
*)  Vgl.  Bötticher,  Zs.  f.  d.  Phil.  13,  S.  429.  Bock  a.  a.  O. 
')  Bock  a.  a.  O. 
*}  Kinzel  a.  a.  O. 


90  PAUL  HAGEN 

Über  folgende  Frage  müssen  wir  suchen  uns  Klarheit  zu  ver- 
schaffen. Wie  kommt  es,  daß  jene  8  Verse,  in  denen  der  Tod  des 
Königs  von  Frankreich  und  die  Gesandtschaft  der  Ampflise  erwähnt 
werden,  an  dieser  Stelle  stehen  inmitten  der  Beschreibung  der  Be- 
waffnung Gahmurets.  Zuerst  ist  die  jetzt  in  Galimurets  Besitz  befind- 
liche Rüstung  Isenharts  erwähnt  70,  13 — 26,  dann  der  nicht  zu  ihr 
gehörige  Schild  70,  27 — 71,  6,  darauf  folgen  jene  8  Verse  69,  29 
bis  70,  6,  endlich  von  71,  7—28  die  Beschreibung  des  Waffenrocks. 
Auffallend  ist,  daß  trotz  dieser  Beschreibung  in  22  Versen  nicht 
erzählt  wird  —  und  dies  lag  noch  besonders  nahe  nach  der  Art  der 
vorausgegangenen  Erwähnung  jenes  harnas  V.  14 — 18  — ,  wie  Gah- 
muret  in  den  Besitz  dieses  Waffenrocks  gelangt  ist,  sondern  daß  dies 
beiläufig  bemerkt  wird  81,  25  u.  26: 

dich  hat  ein  werdez  unp  gesant 

hl  disem  ritter  in  diz  laut. 
Dies  iverde  wip  ist  natürlich  Ampflise;  vgl.  77,  8 — 10: 

du  solt  ouch  min  ritter  sin 

ime  lande  ze  Wäleis 

vor  der  houbtstat  ze  Kanvoleis. 
Gerade  an  der  Stelle  nun,  an  der  wir  die  Erwähnung,  daß  der 
Waffenrock  eine  Gabe  Ampflisens  ist,  vermissen,  finden  wir  jene 
8  Verse,  die  von  ihrer  Liebe  und  vom  Tode  ihres  Gatten  erzählen^ 
So  unpassend  diese  Verse  auf  den  ersten  Blick  an  ihrer  Stelle  er- 
scheinen, so  wohlberechtigt  würden  sie  sein,  wenn  die  von  uns  ver- 
mißte Angabe  über  den  Waffenrock  sich  an  sie  angeschlossen  haben 
würde.  Aus  diesem  Grunde  halte  ich  eine  Lücke  hinter  jenen  8  Versen 
für  wahrscheinlich.  Dieselbe  ergibt  sich  auch  noch  aus  einer  zweiten 
Überlegung.  Wolfram  sagt  76,  1  von  der  Ampflise:  ein  wip  diech  e  ge- 
nennet  hdn.  Ihren  Namen  finden  wir  aber  nicht  an  den  beiden  Stellen, 
an  denen  Andeutungen  auf  sie  enthalten  sind  12,  3 — 14.  69,  29 — 70,  6. 
Also  hat  der  Name  in  verlorenen  Versen  gestanden,  für  welche  der 
geeignetste  Platz  eben  nach  76,  6  anzusetzen  wäre.  Nun  gewinnt  auch 
die  Ähnlichkeit  des  Ausdrucks  12,  7  kleincetes  tüsent  marke  wert  und 
71,  6  wand  ez  was  maneger  marke  loert  vielleicht  eine  andere  Bedeu- 
tung. Da  Wolfram  mit  denselben  Worten  53,  3  und  70,  19  üf  erde 
iiiht  so  guotes  was  den  gleichen  Helm  beschreibt,  so  ließe  sich  nach 
Analogie  dieser  Stellen  vermuthen,  daß  das  in  Str.  12  erwähnte 
Kleinod  identisch  ist  mit  dem  Zierat  des  in  Str.  71  beschriebenen 
Schildes.  Wie  dem  auch  sei ,  mag  auch  Schild  und  Schildesschmuck 
nicht  von  Ampflisen  herrühren,   das  war  in  den  ausgefallenen  Versen 


PARZIVALSTUDIEN.    I.  91 

erzählt,  daß  der  Waffenrock  eine  Gabe  von  ihr  war.  Woltram  leitet 
das  ein  mit  den  an  ihrer  Stelle  scheinbar  so  auffälligen  Versen  Nu 
was  ouch  rois  de  Frame  tot  u.  s.  w.  Auch  der  Name  der  Ampflise  war 
in  dieser  Lücke  erwähnt,  vielleicht  waren  auch  einige  Angaben  über 
das  Verhältniß  Gahmurets  zur  Ampflise  gemacht,  die  dann  87,  7  ff. 
94,  21  ff.  97,  13  ff.  ergänzt  und  erweitert  wurden*).  Endlich  ist  zu 
vermuthen ,  daß  auch  über  die  Botschaft  der  Ampflise  in  der  Lücke 
schon  einige  Mittheilungen  gemacht  waren.  In  den  Worten  70,  4  u.  5 
nämlich,  oh  er  noch  loider  in  Jaz  laut  wcei'  kamen  von  dei'  heidenschaft 
kann  es  sich  augenscheinlich  nur  um  Anschouwe  handeln;  demnach 
ist  das  auch  gemeint  in  dem  vorhergehenden  Verse  hete  aldar  nach 
im  gesant.  Also  Ampflise  schickt  Boten  in  das  Heimatland  Gahmurets, 
dieselben  Boten  überbringen  Str.  76  u.  77  dem  Gahmuret  Nachricht 
und  Brief  von  ihr,  in  dem  auch  die  Worte  stehen: 

du  soll  ouch  mm  ritter  sin 

ime  lande  ze  Wäleis 

vor  der  houhtstat  ze  Kanvoleiz. 
Nicht  ausdrücklich  vom  Dichter  erwähnt  —  aber  Wahrscheinlich  eben- 
falls in  der  Lücke  erzählt  —  ist,  daß  die  Boten  aus  Anjou  wieder  zu 
der  Königin  zurückkehren  mit  der  Nachricht,  Gahmuret  sei  bei  dem 
Turnier  vor  Kanvoleiz,  daß  die  Königin  sie  wieder  aussendet  mit  dem 
Brief,  in  dem  sie  Gahmuret  aufträgt,  er  solle  ebenda  ihr  Ritter  sein. 
2.  585,  28  als  ir  e  lool  {wol  e  G*,  wol  Eg)  habit  virnomen  {habt 
vemomn  G*)  GG'g. 

Es  ist  unmöglich,  daß  diese  Worte  aus  der  in  den  Ausgaben 
eingesetzten  Lesart  der  anderen  Handschriften  hervorgingen:  an  dem 
iu  dienst  loart  henomn.  Ebensowenig  ist  ihr  Dasein  etwa  durch  Ab- 
irren des  Schreibers  auf  585,  18  oder  586,  11  zu  erklären,  allein  schon 
weil  diese  Zeilen  nicht  völlig  gleichlautend  sind  mit  dem,  was  GG*g 
hier  bieten.  Also  haben  GG*g  den  echten  Wortlaut  von  585,  28  er- 
halten: als  ir  e  lool  habt  vemomn.  Mit  dem  Vorhergehenden  scheint 
nun  allerdings  dieser  Vers  inhaltlich  nicht  recht  verbunden  werden 
zu  können:  daher  auch  wohl  die  Änderung  in  den  anderen  Hand- 
schriften. Außerdem  führt  Wolfram  hier  ja,  wie  der  Zusammenhang 
zeigt,  lauter  Beispiele  für  die  Qual  und  Tod  briuj^ende  Macht  der 
Minne  an.  Inwiefern  Ither  hierher  gehört,  hat  er  aber  weder  hier 
angedeutet  noch  in  Str.  499,  der  einzigen  Stelle,  an  welcher  er  das 
Liebesverhältniß  Ithers  zu  Lammire  erwähnt.  Es  liegt  daher  die  Ver- 

*)   „Wobei    iibrigeus   zu  bewundern    ist ,    wie    viel  Wolfram  da  in  wenigen  An- 
deutungen sagt."  Bötticher  a.  a.  0.  S.  430. 


92  PAUL  HAGEN 

mutbuDg  nahe,  daß  nach  V.  28  Verse  ausgefallen  sind,  daß  Wolfram 
mit  den  Worten  als  ir  e  wol  habt  vemomn  auf  das  in  Str.  499  P^rzählte 
kurz  zurückgriff  und  nun  hinzufügte,  inwiefern  auch  Ither  und  Lara- 
mire  die  Macht  der  Minne  erfuhren,  daß  ihnen  „ouch  von  minne  ist 
worden  ive^   (586,  15). 

VIII. 

Wenden  wir  uns  nach  diesen  Erörterungen  der  Frage  nach  dem 
kritischen  Werth  der  großen  Anfangsbuchstaben  zu.  Es  sind  zunächst 
nach  der  Ausgabe  Lachmanns  die  großen  Anfangsbuchstaben  und  die 
durch  sie  gebildeten  Abschnitte  anzugeben,  woraus  zugleich  ersichtlich 
ist,  wie  oft  diese  von  den  durch  Lachmann  bezifferten  Absätzen  abweichen. 

Buch  I.  1,  1—2,  23  =  52.  —3,  25  =  32.  -4,  27  =  32.  —5,  29 
=  32.  —6,  29  =  30.  —8,  1  =  32.  —9,  3  =  32.  —9,  29  =  26.  —11,  1 

—  32.     —12,3  =  32.     —13,3  =  32.    —14,3  =  30.    —15,5  =  32 

—  16,  11  =  36.     —17,  15  =  34.     —18,  17  =  32.     —  19,  17  =  3o! 

—  20,  19  =  32.     —21,  19  =  30.     —22,  19  =  30.     —23,  19  =  30. 

—  24,  21  =  32.  —25,  23  =  32.  -  26,  25  =  32.!— 27,  25  =  30.  —28,  27 
=  32.  —29,  27  =  30.  —30,  29  -=  32.   —31,  27  =  28.  —32,  29  =  32. 

—  33,  29  =  30.  —34,  29  =  30.  —35,  29  =  30.  -37,  1  =  32.  —38,  1 
=  30.     —39,1=30.     —40,3  =  32.     —41,3  =  30.     —42,3  =  30. 

—  43,  3  =  30.  —44,  1  =  28.  —45,  1  =  30.  —46,  3  =  32.  —46,  27 
=  24.  —48,  5  =  38.  —49,  7  =  32.  —50,  7  =  30.  —51,  9  =  32. 
-52,17  =  38.  -53,19  =  32.-54,21=32.  —55,  21  =  30. —56,  27 
=  36.  —57,  27  =  30.  —58,  27  =  30. 

Buch  II.    58,  27—59,  27  =  30.    -60,  27  =  30.    —61,  27  =  30. 

—  62,  27  =  30.  —63,  27  =  30.  —64,  29^=  32.  —65,  29  =  30.  —66,  29 
=  30.  -  67,  29  =  30.  -  68,  29  =  30.  —69,  29  =  30.  70,  7-71,  7 
=  30.  —  69,  29 — 70,  7  =  8  (so  die  Handschriften ;  Lachmann  hat  die 
letzten  beiden  Abschnitte  umgestellt).  71,7 — 72,9  =  32.  — 73,7 
=  28.    —74,  5  =  28.    —75,  3  =  28.    —76,  1  =  28.    —77,  1  =  30. 

—  77,  29  =  28.  —79,  3  =  34.  —  80,  3  =  30.  —81,  5  =  32.  —82,  5 
=  30.    —  83,  5  =  30.    -  84,  5  =  30.     —85,  5  ^  30.     —  86,  5  =  30. 

—  87,  7  =  32. —88,  7  =  30. —89,  7  ==30.  —90,7  =  30.  —91,9  =  32, 

—  92,9  =  30.-93,11=32.-94,11=30.  —95,11  =  30.  -96,11 
=  30.  —97,  13  =  32.  —98,  15  =  32.  —99,  17  =  32.  —  100,  19  =  32. 
- 101,  21  =  32.  — 102,  23  =  32.  — 103,  25  =  32.  -  104,  25  =  30. 
- 105,  27  =  32,     —  106,  29  =  32.  —  107,  29  =  30.  —  109,  1  =  32. 

—  110,3  =  32.  —111,3  =  30.  —112,5  =  32.  —113,5  =  30. 

—  114,5  =  30.  —115,5  =  30.  —116,5  =  30. 


PARZIVALSTUDIEN.    I.  93 

Buch  ril.    116,5-117,7  =  32.    -118,7  =  30.    —119,9  =  32. 

—  120,  11  =  32.    —121,  13  =  32.   —122,  13  =  30.   —123,  13  =  30. 

—  124,15  =  32.    —125,17  =  32.    -126,19  =  32.    —127,21=32. 

—  129,5  =  44.  —130.3  =  28.  —131,3  =  30.  -132,1  =  28.  —133,3 
=  32.    —134,  5  =  32.    — 135,  7  =  32.    136,  9  =  32.    —137,  9  =  30. 

—  138,  9»)  =  30.     —139,  9  =  30.     —  140,  9  =  30.     — 141,  11  =32. 

—  142,  13  =  32.    — 143,  15  =  32.    -  144,  17  =  32.    — 145,  17  =  30. 

—  146,  19  =  32.    — 147,  19  =  30.    —148,  19  =  30.    — 150,  21  =  32. 

—  151,  21  =  30.  —152,  23  =  32.  —153,  23  =  30.  —154,  27  =  34. 
-155,  29  =  32.     —156,  29  =  30.     —158,  1  =32.     —159,  1  =  30. 

—  160,  1  =  30.     —161,  1  =  30.     —162,  1  =  30.     —163,  3  =  32. 

—  164,  5  =  32.     — 165,  5  =  30.     -  166,  5  =  30.     —167,  5  =  30. 

—  168,  7  =  32.     —169,  5  =  28.     —170,  7  =  32.     —171,  7  =  30. 

—  172,  7  =  30.     —173,  7  =  30.     —174,  7  =  30.      -175,  7  =  30. 

—  176,  9  =  32.  —177,  9  =  30.  —177,  11  =  32.  —179,  13  =  32. 

Buch  IV.  179,  13—180,  15  =  32.  —181,  17  =  32.  —182,  19 
=  32.  — 183,  21  =  32.  — 185,  21 ")  =  60.  —  186  ,21  =  30.  —  187,  23 
=  32.  —187,  23—224,  1  =  34  Abschnitte  von  je  32  Versen. 

Buch  V.    224,  1—225,  1  =  30.    -226,  1  =  30.    —227,  7  =  36. 

—  228,  1  =  24.  —251,  1  =  23  Abschnitte  von  je  30  Versen.  —251,  29 
=  28.  -253,1  =  32.  —253,27  =  26.  —255,1=34.  —256,1 
=  30.  —257,  1  =  30.  —258,  1  =  32  (30  L).  -259,5  =  34.  -260,3 
=  28.   —261,  1  =  28.  —262,  1  =  30.  —263,  1  =  30.  —264,  1  =  30. 

—  265,1  =  30.  —266,3  =  32.  —266,29  =  26.  —268,1  =  32.  —269,1 
=  30.  —270,  1  =  30.  —271,  1  =  30.  —272,  1  =  30.  -273,  1  =  30. 

—  274,  1  =  30.     —274,  29  =  28.     —276,  1  =  32.     —277,  1  =  30. 

—  277,  29  =  28.  —278,  27  =  28.  —280,  1  =  34. 

Buch   VI.     280,  1—286,  1  =  6  Abschnitte    von    je    30    Versen. 

—  287,5  =  34.  —288,3  =  28.  —289,3  =  30.  -290,3  =  30.  —291,1 
=  28.  —292, 1  =  30.  —293,  5  =  34.    —294,  1  =  26.  —295,  1  =  30. 

—  296,  1  =  30.    —296,  29  =  28.     —298,  1  =  32.     —299,  3  =  32. 

—  300,  1  =  28.  —305,  1  =  5  Abschnitte  von  je  30  Versen.  —305,  27 
=  26.  —306,  29  =  32.  —308,  1  =  32.  —311,  1  =  3  Abschnitte  von 
je  30  Versen.  —311,  29  =  28.  —313,  1  =  32.  —325,  1  =  12  Ab- 
schnitte von  je  30  Versen.  —326,  5  =  34.  —327,  5  =  30.  —328,  1 
=  26.  — 338,  1  =  10  Abschnitte  von  je  30  Versen. 


')  Bei  Lachmann  steht  138,  9  kein  großer  Aiifangsbiicbstabe;  aber  oflenbar 
liegt  hier  ein  Versehen  vor,  da  138,  9  in  D  eine  Abtheiluug  nach  Art  der  Bücher 
vorgenommen  ist.  Vgl.  Vorrede  ö.  IX. 

')  184,  9—18.  21—26;  185,   17—18  fehlen  in  D. 


94  PAUL  HAGEN 

Buch  VII.    338,  1—339,  1  =  30.    —340,  1  =  30.    —341,  3  =  32. 

—  342,1  =28.  -343,1  =30.  -344, 1  =30.  —345,  1  =  30.  —346,3 
=  32.    —347,  1  =  28.    —384,  1  =  37  Abschnitte   von   je  30  Versen. 

—  384,  29  =  28.    —386,  1  =  32.    —398,  1  =  12  Abschnitte   von  je 
30  Versen. 

Buch  VIII.  398,  1—406,  1  =  8  Abschnitte  zu  je  30  Versen. 
-407,3  =  32.  —408,1=28.  —409,3=32.  -412,  3  =  3  Ab- 
schnitte von  je  30  Versen.  —413,  1  =  28.  —433,  1  =  20  Abschnitte 
von  je  30  Versen. 

Buch   IX.    433,  1—438,  1  =  5   Abschnitte    von   je    30   Versen. 

—  438,  29  =:  28.    —440,  1  =  32.    —503,  1  =  63  Abschnitte    von  je 
30  Versen. 

Buch  X.    503,  1—553,  1  =  50  Abschnitte  von  je  30  Versen. 
Buch   XI.    553,'  1—562,  1   =  9    Abschnitte    von    je    30   Versen. 
562,  1—564,  1  =  00.    —577,  1  =  13  Abschnitte    von   je   30  Versen. 

—  577,  1-578,  3  =  32.   —579,  1  =  28.   —583,  1  =  4  Abschnitte  von 
je  30  Versen. 

Buch  XII.  583,  1-584,  1  =  30.  —585,  5  =  34.  —585,  29  =  24. 
586,  29  =  30.  —588,  1  =  32.  —595,  1  ^  7  Abschnitte  von  je  30  Ver- 
sen. —  595,  29  =:  28.  —597,  1  —  32.  —627,  1  =  30  Abschnitte  von 
je  30  Versen, 

Buch  XIII.  627,  1—654,  1  =  27  Abschnitte  von  30  Versen. 
654,  1—655,  3  =  32.     —663,  3  =  8   Abschnitte    von   je    30  Versen, 

—  664,  1  =  28.  —677,  1  =  13  Abschnitte  von  je  30  Versen.  —678,  3 
=  32.  —679,  1  =  28. 

Buch  XIV— XVI.  679,  1—682,  1  =  3  Abschnitte  von  je  30  Ver- 
sen. —  683,  3  =  32.  -684,  1  =  28.  Von  684,  1  bis  zum  Schluß  des 
Werkes  kehren  die  großen  Anfangsbuchstaben  regelmäßig  nach  einem 
Zwischenraum  von  30  Versen  wieder. 

Aus  dieser  Übersicht  erhellt  unseres  Erachtens  deutlich  genug, 
daß  die  großen  Anfangsbuchstaben  auf  die  Einrichtung  des  Originals 
zurückzuführen  sind.  Buch  1 — 6  weisen  ein  anderes  Verhältniß  auf 
als  Buch  7 — 16  und  müssen  daher  gesondert  betrachtet  werden  nach 
den  letzten  zehn  Büchern,  in  denen,  wie  schon  ein  flüchtiger  Blick 
lehrt,  die  größere  Regelmäßigkeit  herrscht. 

Was  Buch  7 — 16  betrifft,  so  bemerken  wir,  daß  öfter  auf  einen 
Abschnitt  von  28  Zeilen  ein  solcher  von  32  und  ebenso  auf  32  Zeilen 
unmittelbar  wieder  28  folgen.  Hier  hat  also  der  Schreiber,  da  wo 
ihm  seine  Absicht,  immer  30  Verse  auf  eine  Spalte  oder  Seite  zu 
bringen,  nicht  gelang,  gleich  auf  der  folgenden  den  Ausgleich  wieder- 


PARZIVALSTUDIEN.    I.  95 

hergestellt,  so  daß  beide  zusammen  60  ergaben.  Dies  ist  der  Fall  in 
VII.  3mal,  in  VIII.  2mal  (im  zweiten  Fall  ist  der  Ausgleich  erst  nach 
drei  anderen  Abschnitten  erfolgt),  in  IX.  Imal,  in  XL  Imal,  in  XII. 
Imal,  in  XIII.  Imal,  in  XIV.  Imal.  Nach  Abzug  dieser  Stellen  fallen 
in  den  letzten  zehn  Büchern  nur  folgende  Abschnitte  wegen  ihrer 
Unregelmäßigkeit  auf:  584,  1—585,  5  =  34;  585,  29  =  24;  586,  29 
—  588,  1  =  32;  654,  1—655,  3  :i=  32;  663,  3—664,  1  =  28.  Daraus 
gewinnen  wir  eine  willkommene  Bestätigung  der  Richtigkeit  unserer 
obigen  Erörterung,  daß  584,  1 — 585,  5  vier  Verse  unecht  seien,  daß 
585,  5 — 29  eine  Lücke  anzusetzen  war,  daß  654,  1 — 655,  3  zwei  Verse 
mehr  als  das  Original  enthielten.  Wir  sehen  nun,  daß  in  der  nach 
585,  28  vermutheten  Lücke  vier  Verse  ausgefallen  sind,  weil  585,  5 — 29 
dann  28  Zeilen  ergeben,  die  nach  einem  Zwischenraum  von  30  Versen 
sich  mit  den  folgenden  (586,  29 — 588,  1)  32  Versen  in  der  üblichen 
Weise  zu  60  ergänzen.  Somit  bleiben  einzig  und  allein  in  den  sämmt- 
lichen  zehn  letzten  Büchern  die  28  Verse  663,  3 — 664,  1  übrig.  Eben 
weil  sie  ganz  vereinzelt  stehen,  ist  es  höchst  wahrscheinlich,  daß  hier 
im  Original  2  Verse  mehr  gestanden  haben;  wenn  auch  nichts  Wesent- 
liches vermißt  wird,  so  ist  doch  ein  Ausfall  zweier  Verse  (z.  B.  nach 
V.   18)  recht  wohl  denkbar. 

2.  Buch  1—6.  Hier  fällt  ganz  besonders  auf,  daß  69,  29—70,  6 
schon  nach  einem  Zwischenräume  von  acht  Versen  die  großen  An- 
fangsbuchstaben wiederkehren.  Dies  ist  ein  weiterer  Beweis  für  die 
von  uns  hier  angesetzte  Lücke.  Auch  der  bemerkenswerth  umfang- 
reiche Absatz  von  38  Zeilen  51,  9 — 52,  17  verringert  sich  auf  32  bei 
unserer  Ansicht,  daß  52,  3 — 8  nicht  von  Wolfram  herrühren.  Die 
noch  auffallendere  Zahl  von  44  Versen  finden  wir  127,  21  —  129,  5. 
Da  verdächtige  Verse  hier  nicht  vorhanden  sind,  ist  nur  an  einen 
Ausfall  von  echten  Versen  zu  denken.  Dies  ergibt  sich  auch  aus 
Folgendem.     Es  heißt  147,  30  ff. : 

er  spi'ach  „got  holde  iuch  [herren]  alle 

henamn  den  künec  und  des  wip. 

mir  gebot  mm  muoter  an  den  Itp, 

daz  ich  die  grtiozte  sunder: 

unt  die  ob  [der]  tavelrunder 

von  rehtem  prise  heten  stat, 

die  selben  si  mich  gruezen  bat."' 
Von   diesem  Gebot    der  Mutter  hat  Wolfram  nach  der  uns  vorliegen- 
den Überlieferung  nichts  berichtet,    als  er  die  Lehren  der  Mutter  er- 
wähnt.    Daß  er  es  hier  aber  thatsächlich  gethan   hat,    daran  werden 


96  PAUL  HAGEN 

wir  um  so  weniger  zweifeln,  als  sowohl  Chrestien  wie  das  Mabinogi 
an  dieser  Stelle  den  Rath  der  Mutter,  Parzival  solle  an  Arthurs  Hof 
ziehen,  erwähnen.  Abgesehen  von  diesen  drei  Fällen  werden  wir  in 
den  ersten  sechs  Büchern  die  großen  Anfangsbuchstaben  als  ein  er- 
gänzendes Kriterium  kaum  höchstens  einmal,  wie  es  scheint,  ver- 
wenden dürfen.  In  I  —  III  scheint  der  Schreiber  des  Originals  über- 
haupt nicht  die  Absicht  oder  die  Übung  gehabt  zu  haben,  eine  be- 
stimmte Zahl  von  Verspaaren  auf  jeder  Seite,  wenn  möglich,  zu 
erreichen;  in  IV  hat  er,  mit  Ausnahme  dreier  Absätze  von  je  30 
Versen,  stets  eine  Seite  mit  32  Zeilen  ausgefüllt.  In  V  sind,  abge- 
sehen von  257,  1—25^,  1—32  Zeilen  nur  Abschnitte  von  30  Zeilen 
oder  solche,  die  sich  mit  anderen  zu  60  oder  90  ergänzen,  nämlich 
226,  1—228,  1  (36  -f  24),  251,  1—  253,  1  (28  -f  32),  253,  1—255,  1 
(26-f 34),  258,  1—261,  1  (34-f  28  +  28),  265, 1-268,  1  (32-f  26-f  32), 
274,  1—276,  1  (28  -f  32),  277,  1—280,  1  (28  +  28  +  34).  Lachmann 
hat  daher  wohl  das  Richtige  getroffen,  wenn  er  257,  23.  24  für  unecht 
erklärte.  Auch  in  VI  kommen  außer  Absätzen  von  30  Versen  nur 
solche  vor,  die  sich  in  der  üblichen  Weise  ergänzen,  nämlich 
286, 1-287,  5—288,  3,  290,  3—291,  1  (34+28+  nach  einem  Zwischen- 
räume von  zwei  Abschnitten  zu  je  30  Versen  28),  292,  1 — 294,  1 
(34  +  26),  296,  1-298,  1  (28  +  32),  298,  1—300, 1  (32  +  28),  305, 1— 
308,  1  (26  +  32  +  32),  311,  1—313,  1  (28  +  32),  325, 1—326,  5.  327,  5— 
328,  1  (34  +  nach  einem  Absatz  von  30  Versen,  26). 

Wir  stehen  am  Schlüsse.  Wenn  wir  auch  Lachmann  darin  nicht 
beistimmen  können,  daß  Wolfram  in  Absätzen  von  30  Zeilen  gedichtet 
hat,  die  keine  Sinnesabschnitte  sind,  so  glauben  wir  doch  anderer- 
seits die  Thatsache  anerkennen  zu  müssen,  daß  mitunter  Wolfram 
allerdings  in  30  Versen,  also  auf  einer  Seite  oder  Spalte  etwas  Zu- 
sammengehöriges abgeschlossen  hat.  Die  beiden  augenfälligsten  Bei- 
spiele sind  Str.  770  (dagegen  Str.  772  V.  1-23)  und  791,  die  ganz 
durch  die  Namen  von  Personen  bezw.  Steinen  ausgefüllt  werden;  dann 
der  Schluß  des  ganzen  Werkes  in  Str.  827,  der  Rückblick  in  Str.  336, 
das  Schlußwort  in  Str.  337  und  sonst  hin  und  wieder.  Man  darf 
eben  nicht  vergessen,  daß  gerade  für  Wolfram  die  bestimmte  Zeilen- 
zahl der  Seiten  des  Originals  von  einer  besonderen  Bedeutung  war, 
da  für  den  des  Lesens  und  Schreibens  nach  seiner  eigenen  Aussage 
unkundigen  Dichter  die  Zählung  ein  wichtiges  Mittel  der  Controle 
für  die  Zuverlässigkeit  seines  Schreibers  bildete.  Was  den  Werth 
der  Handschriften  betrifft,  so  haben  wir  mehrfach  Gelegenheit  gehabt 
für  die  Classe  G  einzutreten  und  sind  der  Ansicht,  daß  dieselbe  auch 


PÄKZIVALSTUDIEN.   I.  97 

sonst    noch    an    verschiedenen    Stellen    den    Vorzug    verdient.      Doch 
wenden  wir  uns  jetzt  einer  anderen  vielbehandelten  Frage  zu. 

Zelt  und  Harnisch  in  den  beiden  ersten  Büchern. 

Wolframs  Bericht  über  die  Rüstung,  das  Zelt  und  den  Tod  des 
Isenhart  bereitet  bekanntlich  dem  Verständniß  mancherlei  Schwierig- 
keiten ,  die  trotz  verschiedener  Erklärungsversuche  ^)  noch  nicht  als 
beseitigt  angesehen  werden  können.  Es  handelt  sich  um  folgende 
Stellen:  16,4—10.  26,9—28,9.  50,28-51,18.  52,17-53,11.  54, 
11—16.  58,9—19.  61,8-17.  64,13—18.  70,13—21.  Als  besonders 
auffällig  kommt  in  Betracht  27,  15 — 18. 

1.  Diese  Stelle  haben  Lachmann  und  Haupt  in  ihren  Vorlesungen, 
wie  Zacher  a.  a.  0.  mittheilt,  folgendermaßen  erklärt,  jener:  weil  der 
Harnisch  im  Zelte  liege,  so  werde  das  Zelt  Harnisch  genannt,  dieser: 
das  Zelt  habe  die  Form  eines  Harnisch  gehabt.  Beide  Erklärungen 
setzen  jedoch  eine  gar  zu  wunderliche  Anschauungs-  und  Ausdrucks- 
weise voraus  und  stehen  auch  mit  den  übrigen  Stellen  nicht  durchweg 
im  Einklänge.  Da  Lachmann  und  Haupt  selbst  zugeben,  daß  Un- 
klarheiten an  manchen  derselben  bestehen  bleiben,  ist  es  unnöthig, 
ihre  Ansichten  im  Einzelnen  zu  verfolgen. 

2.  Eine  von  Bartsch  in  der  ersten  Auflage  seiner  Ausgabe  auf- 
gestellte, in  der  zweiten  Auflage  wieder  aufgegebene  Vermuthung  ist 
von  Bötticher  und  Zacher  wieder  aufgenommen  worden.  Darnach 
soll  Wolfram  sich  eng  an  eine  französische  Vorlage  angeschlossen, 
das  in  derselben  gebrauchte  Wort  'helberc'  als  'halbere  aufgefaßt  und 
so  gedankenlos  übersetzt  haben,  daß  er  ein  Zelt  von  einem  Harnisch 
nicht  unterschied.  Hiermit  ist  aber  die  Ansicht  zugleich  auch  schon 
widerlegt:  denn  mit  Recht  sagt  Paul  a.  a.  O.:  „So  oft  Wolfram 
übrigens  seine  Quelle  mißverstanden  hat,  so  hat  er  sich  doch  so  sehr 
wie  nur  irgend  ein  Dichter  vor  Widersprüchen  innerhalb  seiner  Er- 
zählung zu  hüten  gewußt,  die  immer  auf  klarer  und  bestimmter  An- 
schauung beruht.  Widersprüche  der  albernsten  Art  müßten  wir  ihm 
aber  zuschreiben,  wenn  wir  ihm  eine  Vermengung  von  Harnisch  und 
Zelt  Schuld  gäben."  Welche  Unzulänglichkeiten  ferner  bei  einem 
Versuche,    die    übrigen  Stellen    mit  dieser  Erklärung   in  Einklang  zu 

I    bringen,  sich  ergeben,  hat  Zacher  schon  größtentheils  selbst  in  seinem 
1    Aufsatze  vorgebracht.    Es  sei  daher  nur  im  Anschluß  an  Fulda  a.  a.  O. 

I                *)  Vgl.    die   beiden  Auflagen    der  Ausgabe    von  Bartsch ,  San  Marte  Germania 

I     tJ,  85  ff.,  Paul,  P.  B.  B.  II,  71  u.  72,  Bötticher,  Zs.  f.  d.  Phil.  13,  383—395,   Zacher 
j     ebendaselbst  S.  395  —  420,  Fulda,  Germania  31,  41  —  49. 

UERMANIA.    Nene  Ueihe  XXV.  (XXXVII.)  Jahrg.  7 


98  PAUL  HAGEN 

S.  45  erwähnt,  daß  an  spätere  Zusätze  von  Wolfram,  die  Laehmann. 
Haupt  und  Zacher  vermutheten,  nicht  zu  denken  ist,  weil  Wolfram, 
wenn  er  seinen  Irrthum  später  gemerkt  hätte,  diesen  einfach  beseitigt. 
nicht  aber  durch  Zusätze  die  Verwirrung  noch  größer  gemacht  haben 
würde. 

3.  San  Marte,  dem  sich  Paul  a.  a.  O.  und  Bartsch  in  der  zweiten 
Auflage  seiner  Ausgabe')  anschließen,  setzt  nicht,  wie  Lachmann, 
die  Klammer  hinter  '^stet',  sondern  schon  hinter  \nwec\  und  faßt  die 
so  in  Parenthese  stehenden  Worte:  daz  als  ein  palas  dort  stet,  daz  isf 
ein  hoch  gezdt,  daz  brähten  Schotten  üf  diz  velt  als  einen  die  Erzählung 
lebhaft  unterbrechenden  Zwischensatz.  Aber  eine  derartige  Paren- 
these würde  hier  ja  inhaltlich  außer  allem  Zusammenhange  stehen. 
Eine  psychologisch  erklärliche  Gedankenverbindung  ließe  sich 
höchstens  durch  die  Annahme  herstellen,  daß  Isenharts  Leiche  rn 
jenem  Zelte  liege.  Jedoch  auch  in  diesem  Falle  liätte  der  Dichter 
nicht  nur  die  Hauptsache  verschwiegen,  sondern  das  Verständniß 
unmöglich  gemacht,  da  die  Mittheilung,  daß  Isenharts  Leiche  im  Lager 
einbalsamiert  liege,  unserer  Stelle  nicht  etwa  vorangeht,  sondern  erst 
51,  12  folgt. 

4.  Fulda  endlich  setzt  nach  emoec  ein  Semikolon  und  faßt  die 
Stelle  so  auf:  „Er  gab  um  meinetwillen  seine  Rüstung  fort;  was  als 
ein  Palast  dort  steht,  das  ist  ein  geräumiges  Zelt,  welches  Schotten 
auf  dies  Feld  brachten.  Als  [auch]  dessen  der  Held  sich  entäußert 
hatte,  da  schonte  er  sein  Leben  nicht  mehr."  Aber  auch  bei  dieser 
Ansicht  ist  der  Bericht  Wolframs  über  den  Tod,  das  Zelt  und  die 
Rüstung  des  Isenhart  keineswegs  frei  von  Unklarheiten  und  Wider- 
sprüchen, a)  Belakane  will  also  Isenharts  Treue  auf  die  Probe  stellen 
durch  ein  Opfer,  das  ihm  schwer  fällt.  Wolfram  würde  dann  V.  19 — 21 
gesagt  haben :  Als  er  dies  Opfer  gebracht,  das  Zelt  verschenkt  hatte, 
da  schonte  er  sein  Leben  nicht  mehr.  Wenn  nun  auch  daraus  Nie- 
mand entnehmen  wird ,  daß  ihn  der  Kummer  über  den  Verlust  des 
Zeltes  in  den  Tod  getrieben  habe,  so  bleibt  es  doch  auffallend,  daß 
die  Hauptsache,  das  nothwendige  Zwischenglied  zwischen  der  Hin- 
gabe des  Zeltes  und  dem  Lebensüberdruß  des  Isenhart,  verschwiegen 
wird:  auch  dann  gewährte  ihm  Belakane  ihre  Minne  noch  nicht,  und 
daher  suchte  er  den  Tod.  Beiläufig:  man  müßte  doch  wahrscheinlich 
voraussetzen,  daC  Belakane  dem  Isenhart  Erhörung  zugesichert  habe, 
falls    er   jene    seltsame   Probe    der   Treue    bestände    und   jenes  Opfer 

')  Vgl.  auch  Litterar.  Centralblatt  1871,  S.  51.S. 


PARZIVALSTUDIEN.   I.  99 

brächte;    fron  Belakäne  dm  siieze  valsches  dne  hätte  ihre  Zusage  dann 
doch  nicht  erfüllt,     h)  Es  heißt  52,  27—29: 

fiz  zuct  uns  Isenhartes  lehn, 

daz  Fridehrande  warf  gegehn 

diu  zierde  unsers  landes. 
diu  ziei'de  des  landes  bezieht  Fulda  auf  Zelt  und  Rüstung  zugleich. 
Der  Dichter  würde  also  sagen,  daß  die  Verschenkung  der  Rüstung 
und  des  Zeltes  dem  Isenhart  das  Leben  geraubt  habe-  Das  ist  ja 
aber  nicht  der  Fall.  Es  würde  hier  wieder  die  nothwendige  Moti- 
vierung fehlen,  daß  trotz  der  dargebrachten  Opfer  Belakäne  dem 
Isenhart  die  Erhörung  versagt  hat.  Dies,  und  nicht  der  Verlust  des 
Zeltes,  führt  seinen  Tod  herbei,  c)  Merkwürdig  ist,  daß  Fridebrand 
auch  das  Zelt  aus  seiner  Heimat  —  dahin  müßte  ihm  doch  das  Ge- 
schenk geschickt  sein  —  mitbringt,  als  er  den  Rachezug  für  den 
gefallenen  Isenhart  unternimmt;  daß  er  dann  andererseits,  als  er 
heimkehrte,  es  vor  Patelamunt  zurückgelassen  hat.  Auffallend  ist, 
daß  in  Str.  27  nicht  erwähnt  wird,  wem  Isenhart  Zelt  und  Rüstung 
geschenkt  hat,  und  ebensowenig  in  Str.  52  erzählt  wird,  von  wem 
Fridebrand  Zelt  und  Rüstung  erhalten  hat.  Endlich  bleibt  man  im 
Unklaren  darüber,  weshalb  Fridebrand  die  Rüstung  zurücksendet, 
weshalb  er  sie  an  Belakäne  schickt,  während  doch  die  Fürsten  sie 
für  Gahrauret  zu  erbitten  scheinen.  Etwa  anzunehmen,  der  Schotten- 
könig entsage  durch  Rückgabe  der  Rüstung  der  Rache  für  den  Tod 
seines  Verwandten,  geht  kaum  an,  weil  er  ja  jene  Rüstung  schon  vor 
dem  Tode  Isenharts  zum  Geschenk  erhalten  hat. 

Dies  sind  die  verschiedenen  Ansichten  und  die  Gründe,  aus 
welchen  wir  keiner  derselben  beistimmen  konnten.  Wir  müssen  daher 
einen  neuen  Versuch  wagen,  in  der  ziemlich  verwickelten  Sache 
Klarheit  zu  schaffen. 

1.  16,  4 — 10.  Der  Dichter  berichtet:  Isenhart  hat  den  Tod  ge- 
sucht, weil  Belakäne,  welcher  er  seine  Dienste  gewidmet  hatte,  ihm 
nie  Erhörung  gewährte. 

2.  26,  9 — 28,  9.  Belakäne  erzählt  dem  Gahmuret  das  Folgende. 
Isenhart  verrichtet  ruhmvolle  Thaten  in  der  Hoffnung,  dadurch  die 
Liebe  der  Belakäne  zu  erringen  (26,  27  dö  ich  sm  dienst  nach  minne 
enphienc.  27,  11.  12.  dem  helde  erwarp  mm  magetuorn  an  nterschefte 
manegen  mom).  Belakäne  zögert  jedoch,  ihm  das  höchste  Liebesglück 
zu  gewähren,  theils  aus  Scham  (27,  9.  10  nu  hat  min  schamndiu  wip- 
heit  sin  Ion  erlenget  und  min  leit),  theils  um  seine  Treue  auf  die  Probe 
zu    stellen    (27,   13.  14    dö    versuocht    i'n   oh  er  künde   sin   ein  friunt). 

7* 


100  PAUL  HAGEN 

Dieselbe  bewährt  sich  (27,  14  daz  wart  vil  halde  schtn).  Isenhart 
wendet  sich  nicht  etwa  dem  Dienst  einer  anderen  Dame  zu,  sondern 
gibt  die  schützende  Rüstung  preis  (27,  15  er  gap^)  sin  liarnas  enwec, 
d.  h.  nach  58,  12.  13  den  adamas  (Helm),  ein  sioert,  einn  halsperc  und 
ztciio  hosen),  weil  Belakane  ihm  ihre  Liebe  zu  gewähren  zaudert  (27, 
15  durch  wich.  27,  9.  10.  13.  U  vgl.  16,  9.  10)  und  zieht  so  'bloz'  ^) 
(d.  h.  also  nur  mit  Schild  und  Speer  bewaffnet,  ohne  die  er  selbst- 
verständlich keine  'tjost'  thun  konnte)  auf  äventiure  aus,  um  auf  diese 
Weise  den  sichern  Tod  im  Kampfe  zu  suchen  (V.  21  des  Lebens  in  da 
nach  verdroz).  Wir  haben  bei  unserer  Erklärung  die  Worte  V.  16 — 18 
übergangen  und  wollen,  bevor  wir  dieselben  erörtern,  zunächst  sehen, 
ob  sich  die  übrigen  Stellen  unserer  Auffassung  fügen  :  Nicht  auf  einen 
wunderlichen  Wunsch  der  Belakane  hat  Isenhart  ein  kostbares  Be- 
sitzthum  an  irgend  Jemanden  (nach  Schottland  hin  ?)  verschenkt 
sondern  wegen  der  Zurückhaltung  der  Geliebten  den  Tod  aufgesucht 
dadurch ,  daß  er  ohne  Rüstung  auf  Kämpfe  auszieht.  Die  Mannen 
vermuthen  als  Ursache  dieser  Tollkühnheit  und  Verzweiflung  ihres 
Königs  mit  Unrecht  Treulosigkeit  seiner  Geliebten  (27,  1.  2  verrätens 
ich  doch  icenic  kern,  swie  mich  des  zihen  sine  man.  V.  3  er  was  mir 
lieher  danne  in.  V.  8  er  gap  mir  manege  pme).  Ob  auch  Razalic  diese 
Ansicht  hat,  ist  nicht  ganz  klar;  er  sagt  50,  29  er  xoart  in  ir  dienste 
erslagen.    51,  2  umbe  ir  minne  er  gap  den  lip. 

3.  52,  17 — 53,  11.  53,  3  — 6  sind  sicher  mit  Paul  a.  a.  O.  zur 
Rede  der  Fürsten  zu  ziehen.  Daß  von  der  Rüstung  nur  der  Helm 
genannt  wird,  ist  nicht  befremdlich,  da  er  das  kostbarste^)  Stück 
derselben  ist:  üf  erde  niht  so  guotes  was  (53,  3.  70,  19).    Aus  53,  3 — 6 

')  Man  hat  bei  enwec  gd>en  immer  an  ein  Verschenken  gedacht.  Aber  wie  man 
absolut  sagt:  einen  Freund,  Alles,  Leben,  Stellung,  Ehre  hingeben,  fortgeben,  weg- 
geben, preisgeben  und  dadurch  nur  die  Trennung  und  Verzichtleistung  auf  etwas 
bezeichnet,  ohne  daß  dasselbe  iu  den  Besitz  eines  Anderen  übergeht,  so  brauchen 
auch  die  Worte  er  gap  sin  hamas  enwec  schon  an  sich  nichts  weiter  zu  bedeuten, 
als  daß  er  auf  das  Tragen  der  Rüstung  verzichtete.  Dieser  Sinn  lag  außerdem  nahe 
nach  Analogie  der  Redensart  daz  rwert  (i/  geben.  Wie  Wolfram  186,  26.  27  sagt  durch 
die  gotes  minne  heten  se  üf  gegebn  ir  swert,  so  sagt  er  hier  er  gap  sAn  hamas  enwec. 
Wie  jene  dem  Schwert  und  so  dem  Kampf  überhaupt,  so  entsagte  Isenhart  der 
schützenden  Rüstung,  um  den  Heldentod  zu  finden. 

')  Mit  Unrecht  behauptet  Bötticher  a.  a.  O.  S.  388,  in  der  Bewaflfnung  Isen- 
harts  und  seines  Gegners  trete  nicht  der  geringste  Unterschied  hervor.  Daß  Isenhart, 
wie  Bötticher  will,  in  voller  Rüstung  auf  Kämpfe  auszieht,  ist  doch  unmöglich  ein 
Zeichen  des  Lebensüberdrusses;  das  thut  ja  jeder  Ritter  im  Dienst  seiner  Dame. 

»)  Vgl.  Fulda  a.  a.  O.  S.  44.    Zacher  a.  a.  O.  S.  415. 


PARZIVALSTUDIEN.    I.  101 

ergibt  sich,  daÜ  mit  52,29  'diu  zierde  unsers  landes'  nichts  anderes 
gemeint  sein  kann,  als  der  Helm  bezw.  die  Rüstung.  V.  27 — 29  'ez 
ztict  uns  Isenhnrtes  lehn,  daz  Fridehrande  wart  gegebn  dm  zierde  unsers 
landes'  bedeuten  demnach:  Es  entriß  uns  Isenharts  Leben,  was  dem 
Fridebrand  gegeben  wurde,  nämlich  die  Rüstung.  In  den  nächsten 
drei  Versen  '^sin  freude  diu  stuont  phandes,  er  stet  hie  selbe  ouch  ame 
re.  unvergolten  dienst  im  tat  ze  we'  erinnert  der  Dichter  noch  einmal 
wieder  daran ,  daß  Isenhart  aus  Gram  über  den  unbelohnten  Minne- 
dienst den  Tod  gesucht  habe;  da  dieser  in  ritterlicher  Art  nur  da- 
durch für  Isenhart  erreichbar  war,  daß  er  die  Rüstung  preisgab  und 
so  auf  Kampf  auszog,  konnte  Wolfram  recht  wohl  auch  die  Rüstung 
als  die  nächstliegende  Ursache  des  Todes  *)  bezeichnen  mit  den 
Worten :  ez  zuct  uns  Isenhartes  lehn  diu  zierde  unsers  landes.  Auch 
V.  28  widerspricht  unserer  Auffassung  nicht,  die  in  Abrede  stellt,  daß 
Isenhart  seinen  Harnisch  verschenkt  habe.  Wolfram  sagt  ja  nicht 
etwa  'daz  er  Fridehrande  hat  gegehn',  sondern  daz  Fridehrande  wart 
gegehn',  ohne  denjenigen  zu  nennen,  der  gegeben  hat.  Darunter 
können  demnach  nur  die  Redenden  verstanden  sein:  ims  heißt  es  im 
vorhergehenden  Verse ,  unsers  im  folgenden ;  um  so  eher  konnte  sich 
Wolfram  ein  abermaliges  von  uns  in  dem  in  Frage  stehenden  Verse 
sparen.  Die  Fürsten  haben  also  nach  dem  Tode  Isenharts  dessen 
kostbare  Rüstung  an  Fridebrand  gegeben.  Weshalb?  Einmal,  weil 
er  der  nächste  Verwandte  des  Gefallenen  war.  Weiter  aber,  V.  27 — 29 
müssen  inhaltlich  in  irgend  einem  bestimmten  Verhältniß  zu  den  beiden 
vorhergehenden  Versen  stehen,  das,  wenn  auch  vielleicht  nicht  deut- 
lich ausgedrückt,  doch  dem  Dichter  vor  Augen  schweben  mußte.  Nun 
enthalten  V.  25.  26  die  Bitte,  dem  Gahmuret  das  Zelt  zu  lassen  umh 
äveiititire  gelt;  das  kann  doch  wohl  nur  heißen:  zur  Vergeltung  für 
sein  kühnes  Unternehmen,  seine  tapferen  Thaten.  Und  wie  dem  Gah- 
muret das  Zelt  gegeben  werden  soll  als  Lohn  für  seine  Heldenthaten, 
so  ist  dem  Fridebrand  die  Rüstung  gegeben  als  Lohn  für  seine  Ver- 
dienste im  Kampf,  die  alle  anderen  überstrahlten  vgl.  24,  30  ff.  Die 
Worte  umb  äventiure  gelt  und  wart  gegebn  bilden  das,  wie  es  scheint, 
einzig  mögliche  Verbindungsglied  in  dem  Gedankengange  des  Dichters, 
das  den  Versen  27 — 29  den  inneren  Zusammenhang  mit  V.  25.  26 
verleiht.  Die  Fürsten  bitten  also:  Laßt  Gahmuret  das  Zelt,  Fride- 
brand, der  nächste  Verwandte  des  Verstorbenen,  hat  ja  schon  den 
kostbaren  Helm  als  Lohn  für  sein  Heldenthum  erhalten.    Daraus,  daß 


')  Ähnlich  heißt  es  von  Ither  161,  4  «in  karnaach  im  verlo»  den 


102  PAUL  HAGEN 

Hiuteger  in  seiner  Antwort  freiwillig  gelobt,  daß  er  sogar  (nicht  nur 
den  Helm,  das  kostbarste  Stück  des  harnas,  sondern)  die  Rüstung 
vollständig  (V.  9  vgl.  58,  17.  23,  12)  und  unversehrt  (V.  10)  wieder 
zurückgeben  wolle,  darf  man  schließen,  daß  er  die  Bitte  der  Fürsten 
erfüllt  und  im  Namen  des  Fridebrand  erst  recht  allen  Ansprüchen  auf 
das  Zelt  entsagt.  Allem  Anscheine  nach  ist  ja  das  Zelt  noch  nicht, 
wie  die  Rüstung,  in  den  rechtmäßigen  Besitz  der  Schotten  über- 
gegangen; jedenfalls  hat  Fridebrand  diese  in  seine  Heimat  mitgenom- 
men ,  jenes  zurückgelassen.  Doch  war  natürlich  er  als  der  nächste 
Verwandte  des  Verstorbenen  zumeist  berechtigt,  Ansprüche  auf  das 
Zelt  zu  erheben.  Außer  ihm  konnte  nur  noch  Razalic  in  Frage 
kommen  (41,  11  — 13.  43,  24.  51^  4),  der  ja  aber  eben  durch  seine 
Bitte  schon  seine  Verzichtleistung  ausspricht.  Ging  schon  aus  der 
Antwort  Hiutegers  hervor,  daß  er  das  Zelt  dem  Gahmuret  überläßt, 
so  wird  dies  noch  bestätigt  dadurch,  daß  dieser  54,  11 — 16  über  das- 
selbe wie  über  sein  Eigenthum  verfügt.  Unsere  Ansicht,  daß  dem 
Fridebrand  die  Rüstung  als  Ehrengabe  für  seinen  Rachezug  gegen 
Belakane  überlassen  wurde,  gewinnt  eine  Stütze  durch  58,  9  —  19. 
Der  Schottenkönig  schickt  die  Rüstung  an  Belakane  und  bittet  sie 
um  Verzeihung  für  seinen  gegen  sie  unternommenen  Rachezug.  Beides 
steht  nur  dann  in  einem  inneren  Zusammenhange,  wenn  durch  eben 
diesen  Kampf  Fridebrand  die  Rüstung  erworben  hat.  Nur  so  versteht 
man  auch,  wie  Hiuteger  die  Rücksendung  des  harnas  ohne  Einschrän- 
kung geloben  konnte,  damit  also  die  Einwilligung  seines  Herrn  als 
selbstverständlich  voraussetzte.  In  der  That  konnte  Fridebrand  nach 
einem  solchen  Ausgange  des  Kampfes  die  Rüstung  nicht  wohl  behalten. 
Hatte  er  sie  erhalten  als  Belohnung  für  den  Schaden^  den  er  der 
Belakane  im  Kriege  zugefügt  hatte,  so  war  sie  jetzt  auch  der  ge- 
eignetste Ersatz  für  diesen  Schaden,  das  beste  Mittel,  ihre  Verzeihung 
zu  erhalten,  die  Aussöhnung  mit  ihr  zu  bewirken  vgl.  70,  13—21. 
Die  Stellen  des  zweiten  Buches: 

1.  61,  8 — 17.  Aus  diesen  Versen  ergibt  sich  mit  Sicherheit,  daß 
das  Zelt,  das  Gahmuret  (52,  25.  26.  54,  11  —  16)  erhalten  hat,  im  Besitz 
des  Isenhart  gewesen  ist:  umh  unvergolten  minnen  gelt  icart  ez  ein  künec 
äne:  des  twang  in  Belacdne  (61,  10 — 12). 

2.  64,  13 — 18.  Dieses  Zelt  ist  dem  Gahmuret  überlassen  auf 
die  Bitte  des  Razalic. 

3.  70,  13 — 21.  Hier  wird  noch  einmal  ausdrücklich  (vgl.  58, 
9 — 19)  gesagt,  daß  Fridebrand  durch  Rückgabe  der  Rüstung  Ersatz 
leistete  für  den  durch  den  Kampf  verursachten  Schaden.  Wieder  wird, 


PARZIVALSTUDIEN.    I.  103 

wie  in  Str.  53,  nur  der  Helm  als  das  kostbarste  Stück  genannt,  wäh- 
rend wir  ja  aus  Str.  58  wissen,  daß  swert,  halsperc  und  zwuo  hosen 
auch  noch  dazu  gehören. 

So  ist  Alles  klar  und  wohl  verständlich.  Freilich  haben  wir  bei 
unserer  Erörterung  die  Worte  27,  16 — 18  noch  ganz  außer  Acht  ge- 
lassen. Sicher  ist  nach  Str.  61,  daß  dem  Isenhart  das  Zelt  gehört 
hat,  aus  dem  bestimmten  Artikel  52,  25  daz  gezelt  folgt,  daß  es  schon 
vorher  erwähnt  ist;  es  ist  aber  nur  an  der  jetzt  zu  besprechenden 
Stelle  27,  16  —  18  die  Rede  davon.  Man  erwartet  demnach,  daß  Wolfram 
gleich  hier,  wo  er  zuerst  vom  Zelte  spricht,  es  als  früheres  Eigenthum 
Isenharts  bezeichnet.  Statt  dieser,  wie  es  scheint  nothwendigen  An- 
gabe, finden  wir  eine  entbehrliche  ''als  ein  palas',  entbehrlich,  weil 
schon  durch  das  Beiwort  '^hoch!  das  Zelt  genügend  gepriesen  und  her- 
vorgehoben ist.  Damit  ergibt  sich  die  Frage:  Könnte  diese  entbehr- 
liche Angabe  aus  der  vermißten  nothwendigen  durch  ein  Versehen  in 
der  Überlieferung  entstanden  sein?  Mit  anderen  Worten:  Sollte  etwa 
aus  einem  von  Wolfram  dictierten  '^hal  ein  oder  VzaZ  sin'  schon  in  der 
ersten  Niederschrift  ein  'al  ein'  oder  'al  sin'  geworden  sein,  welches 
weiterhin  nur  zu  leicht  zu  dem  überlieferten  ''als  ein'  verändert  werden 
konnte?  Wolfram  hätte  also,  wenn  wir  %al  sin'  statt  des  überlieferten 
'als  ein'  einsetzen  dürfen,  gesagt: 

£r  gap  durch  mich  sin  harnas 

enwec,  daz  hat  *)  sin  palas 

dort  stet,  daz  ist  ein  hoch  gezelt, 

daz  hrdhten  Schotten  iif  diz  velt. 
Also:  Um  meinetwillen  gab  er  seinen  Harnisch  preis.  Diesen  barg 
sein  Palast  {äiio  xoLvoij),  der  dort  steht.  Er  aber  suchte  nun  mange 
äventiure  hlöz  (V.  22).  Zu  den  Worten  'er  gab  seinen  Harnisch  preis'; 
würde  ergänzend  hinzugefügt  sein :  er  ließ  ihn  in  seinem  Palast  zurück, 
der  dort  steht.'  Damit  nun  der  Leser  nicht  die  ihm  geläufige  Vor- 
stellung von  einem  Palast  fälschlich  auf  den  Isenharts  übertrage,  sagt 
der  Dichter  daz  ist  ein  hoch  gezelt',  unter  diesem  Palast  ist  ein  kost- 
bares Zelt  zu  verstehen.  Natürlich :  Isenhart  ist  ja  ein  morgenländi- 
scher Fürst.     Zur  Aufklärung  endlich   darüber,    wie  es  kommt,    daß 


')  Daß  wie  das  deutsche  kein  auch  das  griechische  xaXvnrsiv  und  lateinische 
celare  von  den  Dichtern  in  mannigfachen  Wendungen  und  Verbindungen  gebraucht 
wird,  ist  ja  aus  Homer,  Pindar,  den  Tragikern  und  Horaz  bekannt.  Wie  der  latei- 
nische Dichter  von  den  im  Meer  befindlichen  Fischen  sagt:  utra  magis  pisces  et 
echinos  aequora  celent  (Epist.  1,  15,  2.3),  so  würde  Wolfram  von  der  im  Palast  zurück- 
gelassenen Rüstung  nach  unserer  Vermuthung  sagen:  daz  hal  tin  palas. 


104  6.  EHRISMANN 

das  Zelt  des  Königs  von  Azagouc  vor  Patelamunt  steht,  setzt  Wolfram 
hinzu:  daz  hrähten  Schoftt"n  üf  diz  velt.  Damit  ist  alles  Nothwendige 
gesagt.  Daß  übrigens  die  Schotten  und  nicht  Isenharts  Mannen  das 
Zelt  hergebracht  haben,  ist  nicht  auffällig;  es  wurde  eben  während 
des  Krieges  dem  nächsten  Verwandten  des  Verstorbenen  und  vor- 
nehmsten Helden,  dem  Schottenkönig,  überlassen,  der  aus  der  Ferne 
zur  Rache  herbeigeeilt  war;  selbstverständlich  erscheint  es  mir  auch, 
daß  Isenharts  einbalsamierte  Leiche  in  diesem  Königszelt  aufgebahrt 
liegt.  Derartige  für  den  Gang  der  Erzählung  nebensächliche  Details 
brauchten  natürlich  nicht  erwähnt  zu  werden;  alles  Nothwendige 
würde,  wenn  unsere  Ansicht  richtig  ist,  hier  und  an  allen  anderen  in 
Betracht  kommenden  Stellen  der  Dichter  deutlich  gesagt  haben. 

An  einer  Stelle  allerdings  konnten  wir  den  Zusammenhang  mehr 
errathen,  als  daß  er  vom  Dichter  ausdrücklich  und  klar  angegeben 
war:  bei  der  Verbindung  von  52,  25.  26  mit  den  folgenden  Versen. 
Beachtenswerth  ist  es,  daß  es  in  jenen,  obwohl  sämmtliche  Fürsten 
die  Bitte  vorbringen,  heißt  'lät  mime  herren',  während  in  den  un- 
mittelbar sich  anschließenden  Versen,  wie  man  ja  auch  zunächst 
erwartet,  das  Pronomen  im  Plural  steht  'uns'  'iinsers  landes'.  Merk- 
würdig ist  nun  die  Anwendung  des  Singulars  des  Pronomens  bei  der 
Bitte  um  das  Zelt,  weil  es  64,  15  ff.  heißt:  stüeml  ein  gezelt,  daz  Gah- 
murete  durch  des  küenen  Razaliges  bete  heleip  voi'  Patelamunt. 
Aus  dieser  Stelle  würde  sich  als  einfachste  Erklärung  der  etwas 
sprunghaften  Verbindung  von  V.  25.  26  mit  dem  folgenden,  sowie  für 
den  Singular  mime  die  Vermuthung  ergeben,  daß  Wolfram  eine  Quelle 
vorlag,  in  der  zwei  Reden  enthalten  waren,  eine  des  Razalic,  in 
welcher  er  um  Überlassung  des  Zeltes  an  Gahmuret  bittet,  eine  zweite 
der  übrigen  Fürsten,  in  der  sie  um  Rückgabe  der  Rüstung  nachsuchen ; 
daß  Wolfram  beide  Reden  in  eine  zusammengezogen  hat. 

LÜBECK.  PAUL  HAGEN. 


KLEINIGKEITEN. 

I.    Hirne  Istelle. 

Reichliche   Belege   dafür   hat   Bech    Germania  32,  119   gegeben^ 

ohne    indessen    auf   die    eigentliche    Bedeutung    des  vielbesprochenen 

Wortes    (Haupt    in    seiner  Zs.  15,  258,    Strauch   zum  Marner  I,  35, 

O.  Zingerle  Zs.  f.  d.  Alterth.  26,  98)  einzugehen.     Zingerle    hält   das 


myt^\ 


KLEINIGKEITEN.  105 

Wort  mit  dem  von  ihm  nachgewiesenen  „bercstelle^  zusammen,  läßt 
jedoch  die  Frage  offen,  wie  dieses  zu  der  Bedeutung  „altitudo  raon- 
tium"  gelangen  kann.  Man  hat  darunter  wohl  entweder  „Viehstellen, 
Gehege  für  Weidevieh"  (Bück,  obd.  Flurnamenbuch  S.  268)  auf  Bergen 
zu  verstehen;  oder  Gerichtsstellen  (Woeste  Zs.  f.  d.  Philol.  9,  225). 
Solche  Gerichtsstätten  waren  häufig  auf  Berghöhen  gelegen  (Grimm, 
D.  Rechtsalterthtimer  S.  800  ff.,  Vilmar  Idiotikon  S.  398:  „Stellberg, 
Versammlungsort  für  Gerichtshandlungen").  Also  Gerichtsstelle  auf 
einer  Bergeshöhe. 

Ebenso  mag  himelstelle  ursprünglich  als  Tribunal  des  höchsten 
Richters  gedacht  sein.  Neun  sind  der  Himmel,  gemäß  den  neun 
Engelehören,  oder  sieben  nach  Ordnung  der  Planeten,  oder  drei  nach 
der  Vision  Pauli  (2.  Kor.  12,  1);  im  obersten  ist  Gott  selbst,  dort 
ist  sein  Thron,  sein  Gerichtshof,  z.  B.  im  Lucidarius,  im  heil.  Georg 
V.  3370  ff.   (der  Meißner:    din  cepter,  dtn  tron,  dtn  himelstelle). 

Volksthümlich  ist  der  Ausdruck  wohl  nie  gewesen,  sondern  nur 
ein  auf  Erfindung  irgend  eines  Poeten  beruhender  dichterischer  ter- 
minus  technicus;  er  kommt  nur  im  Reime  vor  und  bietet  da  einen 
bequemen  Gleichklang  zu  Zeilen  oder  zeln.  Darum  hat  sich  mit  ihm 
auch  nicht  bei  allen,  die  ihn  gebrauchen,  die  oben  entwickelte  Grund- 
bedeutung klar  verbunden.  Ein  oder  der  andere  mochte  an  Gestelle 
gedacht  und  dies  im  Sinne  von  Thron  aufgefaßt  haben. 

Schwierigkeit  macht  die  Form.  Dat.  Ac.  pl.  stein  können  Reim- 
freiheiten sein,  um  so  leichter,  wenn  dabei  Doppelformen  wie  Zeilen 
und  zeln  vorschwebten.  Vielleicht  ist  jedoch  darin  noch,  sowie  in 
nd.  stel  (ntr.)  und  in  den  Compositionsgliedern  stel-,  eine  Substantiv- 
bildung aus  der  nicht  erweiterten  Wurzel  stel  erhalten  (vgl.  skr.  sthala^ 
gr.  erölos,  ?lit.  stalis),    die  auch  in  ags.  stäl  gegenüber  steall  vorliegt. 

n.  Stelboum. 
In  dem  sogen.  Summarium  Heinrici  findet  sich  für  hesperus  die 
eigenthümliche  Übersetzung  stelboum  (gloss.  trev.  22^,  gemäß  J.  Grimm 
Mythologie*  2,  603  —  Hoffmanns  Ausgabe  ist  mir  unzugänglich  — : 
stelbom,  Münchner  Hs.,  nach  Graff  Diut.  3,  245:  stelbon).  Jacob 
Grimms  a.  a.  0.  gegebene  Deutung  wird  von  Haupt  in  seiner  Zeit- 
ijhrift  15,  258  mit  Recht  verworfen.  Er  erwartet  Aufklärung  durch 
richtige  Auslegung  des  ersten  Compositionsgliedes ;  dann  kommen 
gelegentlich  noch  auf  das  Wort  zu  sprechen  Woeste,  Zs.  f.  deut.<che 
Philol.  9,  224  und  Bech,  Germ.  32,  119.  Eher  wird  jedoch  die  Be- 
trachtung  des   zweiten  Gliedes   den  Gedankengang    erkennen    lassen, 


106  6.  EHRISMANN 

durch  welchen  der  Glossator  zu  seiner  weit  abliegenden  Übersetzung 
gelangte.  Baum  ist  nämlich  im  Mittelalter  auch  eine  Bezeichnung  der 
großen  Kirchenleuchter,  vgl.  fürs  nd.:  Lübben,  mnd.  Handwörterbuch 
S.  60,  fürs  md. :  Vilmar,  Idiotikon  S.  28,  fürs  ebd.:  Schmid,  schwäb. 
Wörterbuch  S.  48.  Stelhoum  also,  gebildet  wie  stelhanc,  stelhret  etc., 
ist  soviel  wie  Leuchter.  —  Der  Übersetzer  nun  dachte  bei  Hesperus 
zugleich  an  den  anderen  Namen  dieses  Sternes ,  Lucifer  liehttragaere^ 
und  letzteres  konnte  ihm  den  Gedanken  an  Leuchter,  candelabrum, 
nahe  bringen.  lieJdtragaere  verwendete  er  später  zur  Wiedergabe  von 
ceroferarius  (GraflF,  Sprachschatz  V,  500,  Diutiska  III,  250).  — 
Übrigens  trifft  stelhoum  in  der  Bedeutung  zusammen  mit  selbboum 
(Graff,  Sprachschatz  III,  123,  Schmeller,  Fr.  II,  264),  stipes  cande- 
labri  (Doc.  Mise.  I,  234). 

III.  Bergfrit. 
Die  Länge  des  i  wird  bewiesen  durch  die  Form  bergfreitf  welche 
im  bairisch- österreichischen  Dialect  gebräuchlich  war,  vgl.  Schmeller. 
Fr.  1,  264  (Regensburger  Chronik),  die  Handschriften  des  Apollonius 
von  Tyrus  zu  V.  18963,  s.  Strobl  im  Wörterbuch  zu  seiner  Ausgabe 
S.  192.  Diesen  Formen  stehen  die  mit  kurzer  Wurzelsilbe,  besonders 
nd.  herchvrede,  zur  Seite,  wie  Friedhof  dem  mundartlichen  Freühof. 

IV.  An  delang. 
Überliefert  sind  die  Formen  andelangus  und  andelago  (Grimm, 
D.  Rechtsalterth.  S.  196 — 199).  Im  ersten  Gliede  sieht  Michelsen  (über 
die  festuca  notata)  mittellatein.  wantus  (altnord.  vottr).  Dies  ist 
sprachlich  unmöglich,  da  germ.  lo  im  Romanischen  zu  gic  geworden 
wäre,  worauf  schon  H.  Rückert,  Zs.  f.  deutsche  Philologie  3,  S.  191, 
aufmerksam  machte ,  ohne  jedoch  darum  an  der  Richtigkeit  von 
Michelsens  Etymologie  zu  zweifeln.  Das  seltene  wandilago  ist  viel- 
mehr erst  durch  Vermischung  mit  jenem  xoantus  entstanden.  Näher 
liegt  es,  an  das  dem  Sinne  ganz  entsprechende  mhd.  hendling  zu 
denken.  Die  Aphärese  des  h  findet  sich  auch  bei  fränkischen  Wörtern 
seit  dem  achten  Jahrhundert  häufig,  und  früher  ist  andelangus  nicht 
belegt.  Auffallend  ist  dann  eher  das  a  des  Suffixes,  da  die  Endung 
-ang  bezw.  -lang  germ.  selten  ist,  man  könnte  allenfalls  verscanga 
Freck.  Heb.  (Paul,  Beitr.  6,  197)  und  dessen  Übergang  in  altfranz. 
fresange  vergleichen,  a  könnte  aber  auch  erst  in  dem  latinisierten 
Worte  statt  i  eingedrungen  und  liier  eine  willkürliche  Änderung  sein, 
da  das  Wort  doch  nur  ein  gelehrt  juristischer  Ausdruck  war. 


KLEINIGKEITEN.  107 

Andelago,  die  zweite  Überlieferung,  möchte  ich  mit  Cleasby- 
Vigfusson  S.  237  auf  das  im  Altnord,  erhaltene  handlag  (mhd.  hant- 
lege,  wie  oi'lag  :  orlege,  neutr.  es-  os  Stamm)  zurückführen,  ein  durch 
Handschlag  abgeschlossener  Vertrag,  vgl.  hantveste,  hantvride.  In  der 
Bedeutung  berühren  sich  die  beiden  Wörter  nahe,  andelangus  ist  nur 
ein  noch  ausgeprägteres  Symbol  für  die  Übergabe  als  hantlag.  Ist 
diese  Vermischung  der  zwei  sich  nahestehenden  Bezeichnungen  richtig, 
dann  wäre  noch  eine  andere  Erklärung  für  a  in  andelang  möglich :  es 
könnte  unter  Einfluß  der  Endung  -lago  eingetreten   sein. 

Wie  verhält  sich  aber  zu  diesen  lateinischen  Formeln  das  seit 
Anfang  des  14.  Jahrhunderts  überlieferte  Verbum  mhd.  andelagenf 
Der  Mangel  des  h  verbietet,  es  direct  von  Hand  abzuleiten  und  ist 
auch  der  Hauptgrund,  weshalb  J.  Grimm  es  verwarf,  andelangus  mit 
„Hand"  in  Verbindung  zu  bringen  (D.  Reehtsalterth.  S.  198).  Nun 
erscheint  jenes  Verbum  hauptsächlich  in  Rechtsurkunden,  und  es  wäre 
wohl  möglich,  daß  es  erst  aus  lat.  andelago  gebildet  wurde,  das  sich 
als  abgeblaßter  notarieller  terminus  technicus  mochte  erhalten  haben, 
nachdem  die  ursprüngliche  Bedeutung  längst  in  Vergessenheit  ge- 
rathen  war. 

V.  60  egih  guot,  s'egih  guot. 
Dieser  formelhafte  Ausdruck  ist  ahd.  zweimal  belegt,  in  Notkers 
Psalmen  82,  7  (so  egih  kuot)  und  im  Greorgslied  (shegih  guot,  MS.  D.'* 
S.  320);  dann  hat  Jacob  Grimm  auf  Lachmanns  Rath  segih  guot  in 
Reinbots  Georg  V.  4750  eingeführt  für  das  handschriftliche  sage  gut 
(Kl.  Schriften  1,  93)  und  Jänicke,  nach  einer  Conjectur  Haupts,  im 
Biterolf  V.  8026  segih  ergänzt  in  eine  Lücke  vor  guot.  Man  leitet 
egih  von  eigan  ab,  =  so  eige  ich  guot,  so  möge  mir  Gut  zu  Theil 
werden  (Grimm,  Gr.  IIP,  243).  Aber  dem  widerspricht  der  Wurzel- 
vocal,  auch  wäre  dies  an  einer  der  sicheren  ahd.  Stellen,  bei  Notker, 
ein  zu  starker  Ausdruck  der  Betheueiung,  wo  es  offenbar  nur  so  viel 
heißen  soll  als:  nämlich,  das  heißt.  In  egih  möchte  ich  einen  Rest 
der  idg.  Wurzel  ägh  vermuthen,  die  im  Skrt.  Perf.  aha,  gr.  ^  (dazu 
>jft/) ,  lat.  ajo,  adägium,  armen,  asel  erhalten  ist.  Und  zwar  ist  egi 
regelmäßiger  Optativ,  entweder  des  Präsens  (wie  ahd.  ge  =  ö'«-*), 
wenn  die  Wurzel  ägh  nach  der  zweiten  Sanskrit-Classe  flectierte 
(Möller,  Zs.  f.  vergl.  Sprachforsch.  24,  475  nimmt  agh-mi  an),  für 
welche  Annahme  gr.  ri^i  eine  freilich  nur  schwache  Stütze  bietet 
(Osthoff  Perfect  S.  175  f.);  oder  des  Perfects,  Skrt.  äha,  welches 
„Präsens-  und  Perfectbedeutung  hat,    also  Präteritopräsens  ist"   (Ost- 


108  HERM.  FISCHER 

hoflF  a.  a.  O.),  mit  regelrechter  Tiefstufe  der  Wurzel.  So  egih  guot  ist 
also  soviel  als:  so  möge  ich  Passendes  sagen,  oder:  um  mich  richtig 
bezw.  deutlich  auszudrücken  (ähnlich  dem  südd.  ^gut  umsprich^),  was 
ganz  der  Stelle  bei  Notker  entspricht.  —  Der  Circumflex  bei  Notker 
deutet  allerdings  auf  Länge  des  e.  Aber  was  soll  das  für  ein  ahd. 
langes  e  vor  g  sein?  Wenn  die  Accentuierung  wirklich  ihre  Berechti- 
gung hat,  so  könnte  die  Verlängerung  des  e  unter  Beeinflussung  der 
Interjection  segi  eingedrungen  sein. 

PFORZHEIM.  G.  EHRISMANN. 


ZUR  GESCHICHTE  DES  DEUTSCHEN 
VOCALISMUS. 

Petrus  Nigri  hat  sowohl  in  seinem  lateinischen  Tractatus 
de  perfidia  Judaeorum  (dei  Titel  wird  verschieden  angegeben) 
von  1475  als  in  seiner  deutschen  Schrift  „Stern  Meschiah"  von  1477 
kurze  grammatische  Regeln  über  die  hebräische  Sprache  gegeben, 
von  welchen  einige  für  den  Vocalismus  des  Deutschen,  speciell  des 
Schwäbischen,  von  Interesse  sind  Der  Vollständigkeit  wegen  gebe 
ich  auch  die  entsprechenden  Stellen  aus  Conrad  Pellicans  hebräi- 
scher Grammatik,  welche  1503  verfaßt,  1504  erschienen  ist,  obwohl 
diese  Angaben  deutlich  aus  Petrus  Nigri,  an  dem  Pellican  hebräisch 
gelernt  hat,  geschöpft  und  daher  ohne  selbständigen  Werth  sind. 
Es  handelt  sich  um  die  Aussprache  der  Vocale  Patliach,  Qamez, 
Zere,  Segol  und  Schewa.  Orthographie  und  Interpunction  habe  ich 
geregelt. 

1.  Pathach:  Tract.:  patah  est  linula  sine  puncto  et  ponitur  pro 
a  italico hatef  patah  et  est  a  italicum, 

Stern :    patah   bedeutet   ein   klar  a J)as  patah  bedeutet  ein 

klar  &,    als    die  Walken    reden hatef  patah    ein    clars  a  in  der 

gurgel. 

Pellican :  Primutn  patsah  vocatur  ....  significans  litteram  cui 
jvngitur,  [mj]  a  darum  vel  emense  deßecti. 

Die  Benennung  als  „italienisches  a"  ist  ja  noch  heutzutage 
üblich;  zu  dem  als  die  Walheu  reden  vgl.  Aventins  Ausdruck  von 
dem  rechten  a,  so  die  Schwaben  und  Wahlsn  reden\  Kauffmann,  Gesch. 
der  Schwab.  Mundart,  S.  36.  Was  emense  sein  soll,  weiß  ich  nicht. 


ZUR  GESCHICHTE  DES  DEUTSCHEN  VOCALISMUS.  109 

2,  Qamez:    Tract. :  qamez  est  linea  parva  cum  puncto  suh  littera 

posita    et  ponitur    pro    a   schwevico hatef   qamez    et   est  sl  schwe- 

vicum. 

Stern :  qamez  bedeutet  ein  tunkel  oder  grob  a qamez  be- 
deutet ein  grob  a,  als  die  Schwaben  machen,  ein  mittele  stimm  zioischen 
a  und  0  und  nach  der  gewonheit  der  Juden  in  deutschem  land. 

Pellican :    Secundum    cometz  vocatur significans  a  suevicum, 

quod  inter  a  darum  et  o  medium  profertur  possetque  nostris  Litteris 
taliter  scribi  ä. 

Interessant  ist  hier  nicht  sowohl  die  vielleicht  von  Pellican  ganz 
selbständig  erfundene  Bezeichnung  a,  welche  sich  an  ähnliche  Zeichen 
(KaufiFmann  S.  44)  anreiht,  als  vielmehr  die  Bezeichnung  des  Lautes  o 
als  „schwäbisches  a".  Leider  weiß  man  nicht,  aus  welchem  Theil 
Deutschlands  Petrus  Nigri  war;  Pellican  aber  hat  ihn  hier  ziemlich 
mechanisch  benutzt,  denn  ihm  als  Elsäßer  konnte  der  Laut  o  kein 
fremder  sein.  Jedenfalls  haben  wir  hier  ein  weiteres  Zeugniß  ftir  die 
Existenz  des  Lautes  o  im  Schwäbischen  des  15.  Jahrh.  Für  mhd.  o 
in  der  Stellung  vor  r  und  für  germ.  ai  (als  erster  Bestandtheil  des 
Diphthongs)  ist  schwäbisches  o  aus  jener  Zeit  schon  anderweitig  be- 
zeugt, Kauffmann  S.  71.  90  f.  Aber  die  Bezeichnung  als  „schwäbi- 
sches a"  wird  doch  wohl  auf  den  etymologischen  Werth  <;  mhd.  ä 
hinweisen,  und  in  dieser  Function  war  schwäbisches  o  bisher  erst  aus 
dem  16.  Jahrh.  nachgewiesen,  KaufFm.  S.  47. 

3.  Zere  und  Segol:  Tract.:  zere  sunt  duo  puncta  sub  littera 
collateraliter    posita   et  ponuntur   pro  e  italico;    zegol    sunt    tria.   puncta 

triangulariter   composita   sub  littera  et  ponuntur   pro  e  schwevico 

hatef  zegol  et  est  e  schwevicum. 

Stern :    zere  bedeutet  ein  tunkel  oder  ein  grobs  e.    zegol  bedeutet  ein 

hochs   schwebisch  e hatef  zegol   ein   dar  e  in  der  gorgel 

zere  bedeutet  ein  tunkeis  oder  ein  niders  e ,  als  wir  gebrauchen  in  disem 
wort  meer,  we7in  es  bedeutet  das  wasser.  Aber  zegol  heleutet  ein  hochs 
und  ein  clars  e,  welichs  wir  brauchen,  wenn  wir  sprechen:  Ich  hob  ge- 
höret gute  meer. 

Pellican :     Tertium    zere    diciiur   ....    defltctens    suprapositam    sibi 

litteram  in  e  obscurum  et  proprie  pronuntiatum Quartum  est  segol 

....  deducens    litteram    supra    positam   in  e  darum    vel    suevicum 

Unde  quatenus  illorum  differentia  facilius  commendetur  memoriae,  sunian- 
tur  vulgaria  haec  duo  nomina  mer:  signißcatum  hujus  dictiunis  mare: 
et  mer:    id  est  fabula   vel  rumor.     In  quorum    primo    posita    vocalis    est 


110  SIEGFR.  SZAMATOLSKI 


I 


zere,  in  secundo  segol.    Sed  in  hac  dictione  latina  zere  [?]  prima  vocalis 
segoi,  secunda  zere.  \ 

Vielleicht  kann  das  von  P.  Nigri  gebrauchte  deutsche  Beispiel  i 
einen  kleinen  Fingerzeig  für  die  Heimat  des  Mannes  geben,  denn  es  ! 
weist  hin  auf  Unterscheidung  von  mhd.  c,  gesprochen  e,  und  mhd.  ob,  .j 
gesprochen  e.  Außerdem  mag  die  Bezeichnung  „schwäbisches  e"  sich  .j 
auf  den  schwäbischen  Lautwerth  von  mhd.  e  beziehen,  wofür  z.  B.  i 
im  Bairischen,  in  Fällen  der  Verlängerung  auch  im  Fränkischen  . 
e  (bis  zu  oe)  gesprochen  wird.  Wieder  hat  Peliican  die  Bezeichnung  ^, 
mechanisch  entlehnt,  denn  auch  seine  Mundart  hat  «  gewiß  gekannt. 
Schwäbisch  e  für  mhd.  (e,  e  und  den  zweiten  Umlaut  von  ä  ist  übri- 
gens schon  für  das   13.  Jahrh.  nachgewiesen,  Kauffm.  S.  50.  51.  «^ 

4.  Schewa:  Tract. :  scheha  sunt  duo  punda  suh  littera  supra  se 
posita  et  significat  6.  ^, 

Stern :    scheha  bedeutet  ein  kurz  e  oder  die  endung Von  scheha    j 

gehen  die  Juden  von  Hispania   soliche    lere Wenn  das  scheha  loirt    1 

aesetzt  über  [unter]  den  ersten  huchstahen,   so  liset  man  es  für  ein  kurz  e.     i 

Peliican :     Quintum    scheva    dicitur  ....  significans    o    hreve,    quod    \ 

nostri   Judaei   legiud   medium  inter  o  et  e  per  nasum Suh  prima 

dictionis    littera   positnm    pro  e  hrevi    legendum  est    [daß    dies  spanisch- 
jüdische Aussprache  ist,  sagt  nur  P.  Nigri,  nicht  Peliican]. 

Offenbar  gehen  diese  Bezeichnungen  auf  den  Reductionsvocal  9 
in  unbetonten  Silben,  dessen  Lautähnlichkeit  mit  nasalem  a,  e  oder  o 
Peliican  aufgefallen  sein  muß.  Derselbe  ist  ja  aber  sicher  schon  viel 
früher  vorhanden  gewesen. 

Eberhard  Nestle  hat  die  Freundlichkeit  gehabt,  mich  auf  diese 
Quellen  aufmerksam  zu  machen. 

TÜBINGEN.  HERMANN  FISCHER. 


IM  STREIT  UM  DEN  STREIT  DER  DREI  BRUDER. 

Die  schöne  Eigenschaft  altcultivierter  Wissenschaftsbezirke,  daß 
in  gemeinsamem  Schaffen  an  ihren  Aufgaben  gearbeitet  wird,  ent- 
wickelt sich  leicht  zu  dem  Übelstande,  daß  die  zu  eng  stehenden 
Arbeiter  einander  im  Werke  hindern.  Wer  eine  Stufe  echten  Metalls 
gefördert  hat,  muß  heute  darauf  vorbereitet  sein,  daß  sein  Nachbar 
die  todte  Stelle  nochmals  nachschürft  und  ihm  werthloses  Schlacken- 
werk nachträgt,  dem  durch  die  Vergoldung  mit  schwächlichen  Ver- 
muthungen,    oft  sogar    nur  durch    einen    nie    eingelösten  Wechsel  auf 


IM  STREIT  UM  DEN  STREIT  DER  DREI  BRÜDER.  lU 

künftige,  Vorbehaltene'  Untersuchungen  ein  gewisser  Schimmer  ver- 
liehen wird.  Durch  dieses  Wiederaufnahmeverfahren  entstehen  in 
vielen  Fragen  Processe,  die  eben  dadurch  endlos  werden,  daß  die 
Querulanten  niemals  zum  Stuhle  des  Richters  kommen. 

Vorzüglich  gelten  diese  Betrachtungen  der  Litteraturgeschichte 
und  hier  zumeist  dem  heute  so  gerne  angebauten  Theile,  der  so- 
genannten vergleichenden  Litteraturgeschichte.  Wer  in  diesen  Dingen 
mitspricht,  muß  es  sich  bisher  stets  noch  gefallen  lassen,  daß  ihm 
eine  wohlweise  Bibliographengelahrtheit  ins  Wort  fällt,  die  sich  um 
die  inneren  Zusammenhänge  nicht  kümmert  und  mit  dem  Schutt  ihrer 
'Nachträge'  den  aus  der  Masse   herausgearbeiteten  Aufbau  verunziert. 

In  einem  Aufsatz  'Beroaldus-Franck  als  Quelle  für  Hans  Sachs' 
(VfLG  2,  90—97)  habe  ich  die  Entwicklung  des  'Streites  der  drei 
Brüder*  vom  15.  bis  zum  17.  Jahrhundert  verfolgt  und  vor  Allem  die 
Filiation  Beroaldus-Franck-Sachs  als  solche  erwiesen.  Der  kleinen 
Arbeit  sind  zwei  Nachträge  zu  Theil  geworden. 

Zunächst  hat  L.  Fränkel  in  einem  Artikel  über  'Die  Fabel  vom 
Streite  der  drei  lasterhaften  Brüder  im  17.  Jahrh.'  (Zs.  f.  Volkskunde 
II,  289  ff.)  meinen  Aufsatz  mit  einem  zusammengerafften  BlUthen- 
kranz  von  Nachträgen  umgeben.  Während  ich  mich  damit  begnügt 
habe,  den  'Streit'  unter  Hinweis  auf  des  Verfassers  klare  Aussprüche 
in  seiner  Vorrede  als  eine  übermüthige  Verspottung  scholastischen 
Wesens  durch  einen  sattelfesten  Humanisten  und  als  eine  Nach- 
ahmung akademischer  Disputationen  zu  charakterisieren,  zerrt 
L.  Fränkel  mittelalterliche  Streitpoesie  im  Allgemeinen  und  die  pro- 
venzalische  im  Besonderen  herbei  und  verkündet  gesperrt:  'Der  zu 
Grunde  liegende  Gedanke  ist  nachgewiesenermaßen  uralt  volks- 
thümlich.'  'Die  Zugehörigkeit  unserer  Erzählung  zu  dieser  Sippe' 
sucht  er  auch  dadurch  zu  beweisen,  daß  ein  Compilator  des  17.  Jahrh. 
mit  dem  Streit  der  Brüder  eine  andere  Schrift  des  Beroaldus  zu- 
sammengedruckt hat;  aber  diese  ist  ebenfalls  disputatorischen,  d.  h. 
gerade  nicht  volksthümlichen  Ursprungs.  Hieran  knüpft  L.  Fränkel 
einige  ihm  gelegentlich  zugefallene  Angaben  über  Schriften  gegen 
Trunkenheit,  Unkeuschheit  und  Spiel,  ohne  zu  beachten,  daß  die 
Eigenthümlichkeit  des  Beroaldus  eben  in  der  Personification  der  drei 
Laster  in  den  Brüdern  besteht,  und  daß  im  Übrigen  die  Zahl  der 
Schriften  gegen  diese  drei  Hauptlaster  als  solche  im  15./17.  Jahrh. 
Legion  ist.  Damit  erledigt  sich  zugleich  die  Behauptung  eines  Zu- 
sammenhangs zwischen  Beroaldus  und  Jan  van  Nyenborgh.  Aus  dem 
bedeutungslosen    Stückwerk    von    weiteren    Citaten    aus    der   Trink-, 


112  SIEGFR.  SZAMATOLSKI 

Buhl-  und  Spiellitteratur  kommt  nur  eine  Nummer  als  wirklicher 
Nachtrag  für  meine  Arbeit  in  Betracht:  es  ist  L.  P'ränkel  gelungen,  zu 
der  von  mir  zuerst  besprochenen  Umgestaltung  des  Streites  aus  dem 
17.  Jahrb.,  der  Ausgabe  von  1655  —  einen  Nachdruck  von  1669  nach- 
zuweisen. Der  Lorbeer  dieses  Fundes  genügte  L.  Fränkel  jedoch  nicht; 
und  so  schlang  er  um  ihn  die  güldene  Kette  einer  kühnen  Hypo- 
these: aus  den  beiden  Voraussetzungen,  daß  erstens  die  Ausgabe  von 
1669  sich  als  Anhang  zu  einer  Ausgabe  des  Jus  potandi  von  1669 
findet,  daß  es  zweitens  noch  frühere  Ausgaben  des  Jus  potandi,  z.  B. 
von  1616  gibt,  zog  er  den  Schluß,  den  er  allerdings  nur  mit  einer 
gewissen  Verschleierung  hinstellt:  es  muß  auch  Ausgaben  vom  'Streit* 
vor  1655  gegeben  haben.  Ich  habe  die  Ausgaben  des  Jus  potandi  von 
1616,  1626  und  1627  durchgesehen  und  den  Anhang  nicht  gefunden; 
ja  sogar  in  der  Ausgabe  von  1697  fehlt  er:  das  wäre  sehr  auffallend, 
wenn  man  nicht  bei  dieser  Gelegenheit  bemerkte,  was  L.  Fränkel 
nicht  gesehen  hat,  daß  nämlich  alle  diese  Ausgaben  in  lateinischer 
Sprache  abgefaßt  sind  und  nur  die  von  1669  in  deutscher.  So  lange 
also  L.  Fränkel  uns  nicht  frühere  deutsche  Ausgaben  des  Jus  potandi 
nachweisen  kann,  wird  er  auch  keine  früheren  Ausgaben  des  'Streites' 
versprechen  dürfen. 

Euger  an  den  Gegenstand  hält  sich  A.  L.  Stiefel  im  bezüglichen 
Abschnitt  seiner  Untersuchungen  'Über  die  Quellen  der  Hans  Sachsi- 
schen Dramen*  (Germania  36,  4  flf.).  Aber  auch  er  zahlt  mit  Wechseln 
auf  zukünftige  Beweisführungen  für  seine  Behauptungen ,  die  nicht 
unbedeutend  von  den  Ergebnissen  meiner  Untersuchung  abweichen : 
er  verkündet  von  Neuem  ohne  einen  einzigen  Beleg  den  Zusammen- 
hang zwischen  den  beiden  Übersetzungen  des  Wimpfeling  und  des 
Franck,  den  ich  schon  Knod  gegenüber  —  mit  einer  genetischen 
Erklärung  des  Irrthums  —  bestritten  habe.  In  diesen  Dingen  hilft 
nun  einmal  ein  beharrliches  Wiederholen  unbewiesener  Behauptungen 
nichts:  der  Zweifler,  der  eben  nur  die  allgemeine  Behauptung  durch 
Negation  bestreiten  kann,  darf  und  muß  die  Beweisführung  billig  dem 
Gegner  zuschieben.  Für  einen  Zusammenhang  zwischen  Wimpfeling 
und  H.  Sachs  führt  Stiefel  drei  Parallelen  an,  die  er  nicht  hätte  für 
beweisend  halten  können,  wenn  er  auch  die  Parallelstellen  der  Franck- 
schen  Übersetzung  daneben  gesetzt  hätte.  Vielleicht  gelingt  ihm  die 
Beibringung  beweisender  Parallelen  bei  der  versprochenen  späteren 
Neuvergleichung.  Sicher  wird  er  aber  bei  einer  solchen  die  Ent- 
deckung machen,  daß  ihn  sein  Gedächtniß  bezüglich  der  bildlichen 
Beigaben  zu  Wimpfelings  Übersetzung  —  denen  er  eine  ähnliche  Wir- 


IM  STREIT  UM  DEN  STREIT  DEK  DREI  BRÜDER.  113 

kung  auf  H.  Sachs  zuschreiben  möchte,  wie  ich  sie  für  Francks  Illu- 
stration aufgewiesen  habe  —  ganz  und  gar  verlassen  hat.  Augen- 
scheinlich haben  sich  in  seiner  Erinnerung  die  Bilder  bei  Wimpfeling 
und  meine  Angaben  über  das  ihm  unbekannte  Bild  des  Franck  (vgl. 
II,  91)  ineinander  gewirrt,  wenn  er  schreibt:  „Auf  denselben  (den 
Bildern  des  W.)  sehen  wir  die  Brüder ,  den  Spieler  mit  Karten  und 
Würfeln,  den  Buhlen  mit  einem  Mädchen  auf  dem  Schoß  und  den 
Trinker  mit  dem  Trinkglas,  vor  einem  Richter,  der,  mit  dem  Stabe 
ausgerüstet,  ernst  dasitzt,  ....  zu  den  Füßen  des  Richters  liegt  der 
Geldbeutel  (man  vgl.  Sachs  nach  V.  42).  Daß  die  Bilder  uns  nur 
einen  Richter  zeigen,  daß  jeder  der  drei  Brüder  einzeln  als  der 
Sprechende  erscheint,  ist  um  so  merkwürdiger,  als  Beroaldo  aus- 
drücklich im  Argument  sagt  'Res  agitur  apud  iudices',  und  auch 
Wimpf.  übersetzt:  'diese  sach  ist  vor  etlichen  richtern  gehandelt 
worden',  und  als  ferner  im  Texte  Buhler  und  Spieler  gemeinsam 
sprechen."  Bei  dieser  Beschreibung  hat  Stiefel  die  Bilder  Francks  und 
Wimpfelings  mit  einander  combiniert,  wie  etwa  die  alten  Dramen- 
illustratoren ihre  einzelnen  Bilderplatten  (vgl.  Wimpfeling  selbst) 
gruppierten.  Bei  dem  Buhler  Wimpfelings  findet  sich  kein  Elslin, 
wohl  aber  bei  dem  des  Franck;  aber  auch  dieser  hat  sie  nicht  auf 
dem  Schoß:  diese  Sceue  findet  sich  erst  auf  dem  Bild  des  jüngeren 
Frölinkint,  den  übrigens  Stiefel  gar  nicht  kennt.  Die  Vereinzelung  des 
Richters,  die  ich  als  charakteristische  Einführung  Francks  hervor- 
gehoben habe,  ist  auf  den  Bildern  W.s  nicht  zu  finden:  neben  dem 
stabführenden  Richter  sind  klar  und  deutlich  auf  einer  wenig  niedrigeren 
Erhöhung  drei  Beisitzer  zu  erkennen,  die  dem  Gang  der  Verhand- 
lungen folgen,  indem  sie  theils  den  Richter,  theils  den  Sprechenden 
anblicken.  Was  nun  endlich  den  zu  Füßen  des  Richters  befindlichen 
Gegenstand  anbelangt,  so  sehe  ich  darin  nicht  sowohl  einen  Geld- 
beutel als  ein  —  Hüudlein,  und  dieser  Ansicht  wird  Stiefel  nach 
nochmaliger  Prüfung  des  Gegenstandes  wohl  zustimmen  können,  ohne 
einen  Vergleich  mit  Polonius  befürchten  zu  müssen.  Übrigens  eine 
gewöhnliche  Begleiterscheinung  des  Priesters  in  den  Illustrationen  jener 
Zeit.  Vgl.  z.  B.  Dürers  kleine  Passion  Bll.  14,  16,  17.  Bezüglich  der 
angeblichen  Soloscenen  der  drei  Brüder  wird  man  sich  eines  end- 
giltigen  Urtheils  begeben  müssen,  bis  einmal  ein  vollständiges  Exemplar 
des  W.  sich  gefunden  hat:  in  dem  einzigen  bisher  bekannten  Exemplar 
in  München  fehlt  das  Bild  zur  Rede  des  Trinkers  gegen  den  Buhler 
mit  dem  Anfang  der  Rede  vollständig;  von  dem  Bild  zu  des  Buhlers 
und  des  Spielers  Reden    gegen    den  Säufer    ist  die  dritte  Platte   abge- 

rtERMANIA.    Nene  Eeihe  XXV.  (XXXVII.)  Jahrg.  8 


114  W.  POECK 

schnitten.  Auf  dem  Bild  zur  Rede  des  Trinkers  gegen  den  Spieler 
steheu   diese  beiden  Brüder  zusammen. 

Möge  es  diesem  Streit  nicht  so  ergehen  wie  dem  zu  Grunde 
liegenden  'Streit',  über  den  nach  Franck  'dz  vrteil  noch  in  der  federn 
steckt;  vnnd  vnder  den  richtern  hangt,  biß  der  öberst  richter  es  auß- 
spricht  vfl  dy  sach  entschleust  vnd  entscheit*. 

BERLIN,  Juli    1891.  SIEGFRIED  SZAMATÖLSKI. 


ABERGLAUBE  UND  BESCHWÖRUNGSFORMELN 
AUS  DER  LÜNEBURGER  HAIDE 

(Beiträge  zur  Volkskunde.) 


Nachstehende  Notizen  sind  im  September  18^58  in  Dorfschaften 
der  Lüneburger  Haide,  in  der  Nähe  der  Stadt  Buxtehude,  nach  mund- 
lichen Mittheilungen  von  mir  gesammelt  und  aufgezeichnet  worden. 
So  kurz  die  Zeit  war,  welche  ich  dieser  Beschäftigung  widmen  konnte, 
so  hat  sie  mich  doch  gelehrt,  daß  diese  Gegend  dem  Sammler  und 
Forscher  ein  wahrhaft  unerschöpfliches  Arbeitsfeld  bietet.  Soll  jedoch 
die  Wissenschaft  vollen  Nutzen  von  diesem  Arbeitsfelde  ziehen,  so 
lasse  man  keine  Zeit  länger  müssig  verstreichen,  sondern  gehe  un- 
gesäumt an  die  Hebung  des  Schatzes  —  in  einigen  Jahrzehnten  dürfte 
es  vielleicht  zu  spät  sein.  Nur  das  alternde  Geschlecht,  und  unter 
diesem  vorzugsweise  wieder  die  Frauen,  bewahrt  die  Vermächtnisse 
der  Vergangenheit  treu  im  Gedächtniß;  das  junge  Volk  wendet  sich 
fremd  ab  von  den  alten  Sitten  und  Gebräuchen  und  läßt  die  Sagen 
der  Voreltern  der  Vergessenheit  anheimfallen.  Alte  und  Junge  habe 
ich  nach  Sagen,  Sitten  und  Gebräuchen  des  Haidelandes  gefragt  — 
die  Alten  gaben  mir  gern  und  bereitwillig  Auskunft,  wo  sie  konnten ; 
die  Jungen  lächelten  überlegen  und  meinten,  alte  Sitten  und  Gebräuche 
—  das  sei  altmodischer  Kram ;  alte  Sagen  —  Niemand  kenne  sie 
mehr  außer  den  Großmüttern;  alte  Beschwörungsformeln  —  Niemand 
glaube  mehr  an  ihre  Wirksamkeit,  denn  die  alten  Leute.  Aber  alte 
Leute  sterben  dahin;  verschmähen  die  eigenen  Kinder  eines  der  kost- 
barsten Vermächtnisse,  das  sie  zu  geben  haben,  so  mögen  Andere 
darauf  bedacht  sein,  dasselbe  in  Empfang  zu  nehmen  und  es  vor 
einem  ewigen  Begrabenwerden  zu  bewahren. 


ABERGLAUBE  UNO  BKSCHWÖRUNGSFORMELN  etc.  115 

1.  Man  darf  die  AViege  des  Kindes  nicht  mit  dem  Arme  über- 
spannen, sonst  bekommt  dasselbe  j.FIattspann  '  (Herzbeklemmung). 
Um  das  .Hattspann"  zu  vertreiben,  macht  man  über  der  Brust  des 
Kindes  dreimal  das  Zeichen  des  Kreuzes  und  spricht  dazu : 

Herzspann,   weich'  von  des  Kindes  Rippen 
Wie  der  Herr  Jesus  in  der  Krippen, 
doch  darf  nicht  Amen   dabei  gesagt  werden.  ') 

2.  Wenn  die  kleinen  Kinder  in  Folge  von  Erkältung  an  Steif- 
heit der  Glieder  leiden  (plattdeutsch:  .,wenn  se  anwussen  sünd") ,  so 
hebt  man  das  Übel,  indem  man  erst  den  linken  Fuß  und  den  rechten 
Arm,  dann  den  rechten  Fuß  und  den  linken  Arm  des  Kindes  in  die 
Höhe  hebt.  Dies  wiederholt  man  drei  Abende  hinter  einander  und 
zwar  an  jedem  Abend  dreimal. 

3.  Wenn  ein  Kind  von  Krämpfen  überfallen  wird,  so  muß  man 
demselben  ein  schwarzseidenes  Tuch,  welches  durch  Erbschaft  einer 
Familie  gehörig  ist  (pl.  Arwdook  =  Erbtuch),  über  das  Gesicht  breiten, 
und  die  Krämpfe  werden  schwinden. 

4.  Wenn  das  Kind  nicht  in  der  Wiege  liegt,  so  darf  dieselbe 
nicht  geschaukelt  werden,    sonst    bekommt  das  Kind  Kopfschmerzen. 

5.  Wenn  die  Mutter  vom  ersten  Kirchgang  nach  Hause  zurück- 
kehrt, so  muß  sie  gleich  nach  dem  Eintritt  in  das  Haus  das  Gesang- 
buch auf  die  Decke  des  Säuglings  legen,  sonst  hat  das  Kind  kein 
Glück.  (Diese  Sitte  wird  in  der  Gegend  von  B.  sorgfältig  von  jeder 
Mutter  beobachtet.) 

6.  Die  Kinder  dürfen  an  einem  Montag  nicht  zum  ersten  Male 
zur  Schule  geschickt  werden.  Sprichwort :  Maandag  ward  keen 
Wääken  old  =:r  Montag  wird  keine  Wochen  alt. 

7.  Wenn  dreizehn  Kinder  eingesegnet  werden,  so  stirbt  inner- 
halb eines  Jahres  eines  derselben. 

8.  Wenn  während  der  Einsegnung  eines  der  beiden  Altarlichter 
erlischt,  so  bedeutet  das  den  baldigen  Tod  eines  der  einzusegnenden 
Kinder. 

9.  Wenn  zum  Polterabend  recht  viel  Geschirr  zertöpfert  wird 
(pl.:  wenn  dü:;hdig  Pulterabend  smäten  ward),  dann  leben  die  Braut- 
leute als  Ehepaar  glücklich  zusammen. 

10.  Wenn  eine  Braut  getraut  wird,  so  muß  sie  etwas  Salz  und 
Brot  in  die  Tasche  stecken ,  dann  haben  die  Hexen  keine  Macht 
über  sie. 


')  Diese  Beschränkung    gilt    in   der  Gegend     von   Buxtehude    von  sämmtlichen 
Beschwörungsformeln. 


116  ^-  POECR 

11.  Wenn  die  Braut  tanzt  (am  Hochzeitstage),  so  darf  der  Stuhl 
derselben  nicht  kalt  werden,  sonst  stirbt  sie  bald.  Daher  pflegt  sich 
während  des  Tanzes  der  Braut  einer  ihrer  Verwandten  auf  den  von 
ihr  verlassenen  Stuhl  zu  setzen. 

12.  Vor  das  Brautpaar  werden  während  des  Hochzeitsmahles 
zwei  Kerzen  hingestellt.  Wenn  eine  derselben  erlischt,  so  bedeutet 
das  den  baldigen  Tod  entweder  des  Bräutigams  oder  der  Braut. 

13.  Wenn  ein  Kranker  sterben  wird,  so  hört  er  kurz  vorher  ein 
dreimaliges  Klopfen;  d.i.  das  Klopfen,  durch  welches  der  Sargdeckel 
geschlossen  wird. 

14.  Ebenso  hört  er  vorher  die  Säge  knirschen,  mit  welcher  die 
Bretter  zum  Sarge  geschnitten  werden. 

15.  Wenn  in  einem  Hause  Bretter  lagern  und  dieselben  bewegen 
sich  oder  geben  ein  Geräusch  von  sich,  so  ist  das  ein  Zeichen,  daß 
daraus  ein  Sarg  gezimmert  wird. 

16.  Wenn  Jemand  im  Orte  sterben  wird,  so  bewegen  sich  des 
Abends  vorher  die  Werkzeuge,  mit  denen  der  Sarg  gezimmert  wird, 
80  daß  der  Tischler  es  hört. 

17.  Wenn  eine  Henne  kräht  oder  eine  Eule  hinter  dem  Fenster 
schreit,  so  stirbt  bald  Jemand  im  Hause. 

18.  Wenn  ein  Mensch  mit  dem  Tode  ringt  und  nicht  zum  Sterben 
kommen  kann,  so  legt  man  ihm  das  Todtenhemd  unter  den  Kopf, 
dann  stirbt  er  leichter. 

19.  Wenn  auf  das  Todtenhemd  eine  Thräne  fällt,  so  hat  der 
Todte  keine  Ruhe  im  Grabe. 

20.  Man  darf  dem  Todten  keinen  Namen  (in  die  Wäsche  ein- 
genäht oder  -gestickt)  mit  in  das  Grab  geben,  sonst  stirbt  die  ganze 
Familie  aus. 

21.  So  lange  der  Todte  im  Hause  liegt  (besonders  kurz  vor  der 
Beerdigung),  dürfen  keine  Stiefel  geputzt  und  kein  Sand  gestreut 
werden.  Ebenso  darf  kein  Kaffee  gekocht  werden,  und  die  Verwandten 
dürfen  bei  Tische  nicht  aufwarten,  sonst  stirbt  bald  noch  jemand  aus 
der  Familie. 

22.  Der  Todte  muß  mit  den  Füßen  hinausgetragen  werden,  sonst 
„holt  er  bald  jemanden  nach". 

23.  Dasselbe  ist  der  Fall,  wenn  der  Todte  die  Augen  nicht  ganz 
geschlossen  hat, 

24.  wenn  er  lächelt, 

25.  wenn  er  einen  Sonntag  über  im  Hause  aufgebahrt  verbleibt. 


ABERGLAUBE  UND  BESCHWÖRUNGSFORMELN  etc.  117 

26.  Bevor  der  Sarg  geschlossen  wird,  müssen  die  Verwandten 
dem  Todten  die  Hand  geben. 

27.  Wenn  jemand  von  einem  Todten  Ungeziefer  (Läuse)  bekommt 
(eine  solche  Laus  nennt  man  Arwlüs  ==  Erblaus),  so  werden  diese 
so  lange  an  ihm  haften,  bis  er  eine  Laus,  in  eine  Federpose  einge- 
schlossen, einem  anderen  Todten  mit  ins  Grab  gibt. 


28.  Wenn  jemand  am  Ostermorgen  vor  Sonnenaufgang  fließendes 
Wasser  schöpft,  so  bleibt  dasselbe  stets  frisch  und  hilft  gegen  allerlei 
Krankheiten ,  besonders  gegen  schlimme  Augen.  Ahnliches  gilt  vom 
Taufwasser,  wenn  man  solches  aufhebt. 

29.  Wenn  man  sich  in  der  Nacht  des  1.  Mai  zwischen  12  und 
1  Uhr  auf  einen  Kreuzweg  unter  zwei  dachförmig  zusammengestellte 
Eggen  setzt,  so  kann  man  die  Hexen  nach  dem  Blocksberge  reiten 
sehen. 

30.  Wenn  man  am  Weihnachtsabend  nach  dem  Abendessen  unter 
den  Tisch  sieht  und  findet  ein  Haferkorn,  so  geräth  der  Hafer  gut^ 
findet  man  ein  Roggenkorn,  so  geräth  der  Roggen  besser. 

3L  In  der  Sylvesternacht  zwischen  12  und  1  Uhr  hänge  man 
sich  ein  Tischtuch  über  den  Kopf  und  gehe  rücklings  aus  der  Haus- 
thür.  Sieht  man  auf  dem  Hause  einen  Sarg,  so  stirbt  im  folgenden 
Jahre  jemand  im  Hause,  erblickt  man  eine  Wiege,  so  wird  ein  Kind 
geboren,    und   sieht  man  den  „Schatz",  so  findet  eine  Hochzeit  statt. 

.32.  Wer  in  der  Nacht  vom  24.  auf  den  25.  December  zwischen 
12  und  1  Uhr  geboren  wird,  besitzt  die  Fähigkeit  des  „Hellsehens", 
(pl. :  dat  Hellseen;  he  kan  spokkieken  —  er  kann  Spuk  sehen).  Kurz 
vor  einem  Begebniß  wird  des  Nachts,  wenn  er  im  Bette  liegt,  ge- 
klopft, eine  unsichtbare  Macht  zwingt  ihn,  aufzustehen  und  vor  die 
Hausthür  zu  treten,  woselbst  er  die  Ereignisse  der  Zukunft  in  geister- 
hafter Gestalt  an  sich  vorüberziehen  sieht  ( z.  B.  einen  Leichen-,  einen 
Hochzeitszug  u.  a.  m.). 

Variante:  Wenn  ein  Leichenzug  an  ihm  vorbeizieht,  so  wird  der 
Hellseher  gezwungen,  bis  zum  Kirchhofe  mitzugehen.  Der  mit  dem 
Hellsehen  Behaftete  kann  sich  dadurch  von  diesem  Zustande  be- 
freien, daß  er  einen  Anderen,  wenn  das  Klopfen  (s.  o.)  ertönt,  weckt 
und  sich  von  diesem  über  die  linke  Schulter  sehen  läßt  —  ;  oder:  auf 
den  linken  (rechten)  Fuß  treten  und  über  die  linke  Schulter  sehen 
läßt  —  das  Hellsehen  geht  sodann  von  ihm  auf  den  betrefi"enden 
Anderen  über. 


118  W    POECK 

'6'6.  Wenn  man  zum  h.  Abendmahl  an  den  Altar  tritt,  so  darf 
man  sich  nicht  um  und  über  die  linke  Schulter  sehen,  sonst  kann 
man  Böses  und  Gutes  der  Zukunft  vorhersehen. 

34.  Wenn  jemand  einen  Tropfen  seines  Blutes  in  den  Schnitt 
eines  Apfels  oder  einer  Birne  bringt,  verdeckt  dann  den  Schnitt  wieder 
und  gibt  die  Frucht  einem  Anderen,  ohne  dafi  dieser  um  das  Blut 
weiß,  zu  essen,  so  zwingt  er  denselben  dadurch,  ihm  überall  hin  zu 
folgen. 

35.  Geht  man  auf  den  Handel  oder  sonst  ein  Geschäft  aus,  und 
es  begegnet  einem  ein  altes  Weib,  so  bringt  dieselbe  kein  Glück. 
Diese  ungünstige  Wirkung  kann  jedoch  dadurch  aufgehoben  werden, 
daß  man  an  die  Frau,  bevor  man  sie  begrüßt,  eine  Frage  richtet, 
auf  welche  sie  mit  ,.ja"  antworten  muß. 


36.  Magenkrämpfe  werden  dadurch  geheilt,  daß  man  die  Magen- 
gegend mit  der  Hand  eines  Todten  dreimal  kreuzweis  bestreicht  und 
dazu  spricht:  „Im  Namen  des  Vaters  und  des  Sohnes  und  des  heiligen 
Geistes",  doch  ohne  Amen  zu  sagen,  wie  oben.  Auch  Geschwüre  und 
ähnliche  Krankheiten  können  auf  diese  Weise  geheilt  werden. 

37.  Brandwunden  zu  besprechen: 

Brand,  steh'  stille 

Es  ist  Gottes  Wille, 

Brand,  du  sollst  stille  stehn 

Und  nicht  weiter  gehn. 

Im  Namen  Gottes  des  Vaters  etc. 
Dabei   wird   das   verbrannte    Glied   dreimal  kreuzweis   mit    der  Hand 
überstrichen. 

38.  Feuer  zu  besprechen: 

Feuer,  ich  gebiete  dir, 
Daß  du  sollst  stille  stehn 
Und  nicht  weiter  gehn. 
Im  Namen  etc. 

39.  Blutungen  zu  bespr.  ähnlich. 

40.  Warzen  zu  bespr.  Wenn  der  Mond  noch  nicht  voll  ist.  gehe 
man  drei  Abende  hintereinander  in  den  Mondenschein,  sehe  den  Mond 
an  und  spreche  dreimal  hinttreinander,  indem  man  die  Warzen  drei- 
mal kreuzweis  überstreicht : 

Wat  ik  anseh,  dat  gewinn' 
Wat  ik  wasch,  dat  verswinn'! 
Im  Namen  etc. 


AßERGLAUKE  UND^  BESCHWÖRUNGSFORMELN  etc.  119 

41.  Andere  Formel : 

Wat  ik  knip,  vergeiht 
Un  wat  ik  seh,  dat  bliwt. 
Im  Namen  etc. 
Während  des  Spruches  kneipe  man  jede  Warze  mit  den  Fingern. 


42.  Eine  eigenthümliche  Sitte,  die  Sitte  des  „Pingstbüdel"-  oder 
„Pingstbeutel'' -Umzuges  hat  sich  bis  heute  fast  in  allen  Dorfschaften 
der  Lüneburger  Haide  bewahrt. 

Zu  Pfingsten  wählen  die  Schulkinder  einen  Knaben  aus  ihrer 
Mitte  zum  „Pingstbeutel".  Am  Nachmittage  des  ersten  Pfingsttages 
wird  dieser,  mit  Blumen  geschmückt,  auf  einen  bekränzten  Wagen 
gesetzt,  welcher  von  zwei  Knaben  gezogen  und  von  der  sämmtlichen 
Schuljugend  geleitet  wird.  Vor  jedem  Hause  wird  angehalten  und 
gesungen:  Pingstbeutel,  Hawergrütt', 

Bokwetenstroh 

Tokum  (künftig)  Jahr  is't  6k  noch  so! 

Haken  un  Stäken  (Stangen) 

Morgen  wüUt  wi  den'  Pingstbeutel  käken 

Un  mit  de  Been  in  de  Luken  haken  (hängen). 
Zwei  Mädchen  gehen  sodann  mit  einem  Armkorb  und  einer  Spar- 
büchse in  das  Haus,  um  die  Gabe,  die  gewöhnlich  aus  Eiern  oder 
Geld  besteht,  in  Empfang  zu  nehmen.  Dann  geht  der  Zug  weiter. 
Wird  jedoch  nichts  gegeben  oder  haben  die  Leute  die  Thüren  ver- 
schlossen, so  singt  der  Schwärm: 

Rull,  ruU,  rull, 

Dat  61  Wif  is  dull, 

Witten  Twirn  un  swatten  Twiru, 

Dat  61  Wif,  dat  gift  nich  girn. 

Rull,  rull,  rull, 

Dat  61  Wif  is  dull! 
Ist   die   Fahrt   zu   Ende,    so  wird    das  Geld  vertheilt,    die  Eier 
verkauft  oder  gekocht  verzehrt,  und  die  Gesellschaft  geht  auseinander. 


43.  Die  Sage  vom  wilden  Jäger  findet  sich  auch  in  der  Lüne- 
burger Haide,  wenigstens  wissen  alte  Leute  viel  davon  zu  erzählen, 
daß    „de  Helljäger" ')    des   Nachts    mit    seinem  Gefolge    unter  Hunde- 


')  cf.  dat  Hellsehn  r=  dat  Spökkieken  =  das  Spuksehen,  also  „Helljäger",  wohl 
so  viel  wie  „spnkhatter  Jäger".  Doch  ist  nicht  ausgeschlossen,  dali  das  Wort  mit 
„Hölle",  plattdeutsch  „de  Höll"  zusammenhängt. 


120  L.  FRÄNKEL,  ZU  W.  HAUFFS  ABNER. 

geheul    durch    die    Luft    ziehe.     Es   geht    folgende   Sage   vom    „Hell- 
jäger": 

Ein  beherzter  Mann ,  der  den  Lärm  und  das  Geheul  in  den 
Lüften  über  sich  hörte,  stimmte  muthig  in  letzteres  mit  ein.  Als  die 
wilde  Jagd  über  seinem  Kopfe  dahin  braust,  fliegt  aus  den  Wolken 
eine  Pferdekeule  hernieder,  und  eine  Stimme  ruft:  „Hest  mit  jagen 
holpen,  kannst  ök'n  Peerschinken  kriegen." 

W.  POECK. 


ZU  W.   HAUFFS  „ABNER". 

Zusätze  zu  Germ.   36,   308—310. 


Die  von  Wilh.  Seele,  „Voltaire,  Roman  Zadig  ou  la  destin6e", 
eine  Quellenforschung  (Dissertation,  Leipzig,  G.  Fock,  1891),  S.  18 
bis  24  in  den  Vordergrund  gerückte  Fassung  des  Stoffes  aus  dem 
16.  Jahrhundert  „Peregrinaggio  de  tre  figliuoli  del  Re  de  Serendippo" 
ist  neuerdings  in  den  von  Varnhagen  geleiteten  ^Erlanger  Beiträgen 
zur  englischen  Philologie".  Heft  10,  nach  dem  ältesten  Drucke  von 
15.57  (Seele  nimmt  noch  den  von  1584  an)  als  ^Peregrinaggio  di  tre 
giovani,  figliuoli  del  re  di  Serendippo.  Per  opra  di  M.  Christoforo 
Armeno  dalla  persiana  nell'  italiana  lingua  trapportato"  durch 
H.  Gaßner  (Erlangen  1891)  herausgegeben  worden.  Eine  ungeahnte 
Fülle  von  neuem  Material,  insbesondere  aus  orientalischen  Littera- 
turen,  bietet  die  Abhandlung  von  G.  Huth  „Die  Reisen  der  drei  Söhne 
des  Königs  von  Serendippo".  Ein  Beitrag  zur  vergleichenden  Märchen- 
kunde, Zeitschr.  f.  vergl.  Litt.-Gesch.  N.  F.  H,  404—414  und  IH, 
303 — 330,  woran  sich  Siegmund  Fraenkels  Aufsatz  .,Die  Scharfsinns- 
proben" ebd.  HI,  220 — 235  anschließt.  —  Anhangsweise  füge  ich 
noch  den  Germ.  36,  309  von  mir  gegebenen  Notizen  zu  Andersens 
„Der  Reisekamerad"  den  Hinweis  auf  Simrock,  „Der  gute  Gerhard 
und  die  dankbaren  Todten"  (1856)  und  den  Volksroman  „Herpin" 
von  dessen  Sohn  Low  und  dem  erkenntlichen  Ritter  (s.  Goedeke, 
Grundriß  I,  §.  96,  20)  hinzu,  zu  den  ebenda  unten  zusammengestellten 
Parallelen  vom  schnee-  oder  eisähnlichen  Menschenherzen,  Max 
Waldau,  Cordula  (Hamburg  1851)  S.   168: 

Er  rafft  sich   mühsam  auf  zum  Dank, 

Da  über  der  weichen  Stimme  Klang 

Ihm   schier  das   Eis  im  Herzen   sprang. 

L.  FKÄNKEL. 


PARZIVALSTUDIEN.   U. 


Wolfram    von    Eschenbach.    —    Chrestien    von    Troies.    — 
Der  wälsche  Peredur. 

Aus  den  drei  Darstellungen  der  Parzivalsage ,  die  in  Chrestiens 
und  Wolframs  Gedichten  und  im  kymrisch-bretonischen  Peredur  vor- 
liegen, sollen  im  Folgenden  diejenigen  Züge  hervorgehoben  werden, 
welche  zur  Entscheidung  der  vielumstrittenen  Fragen  nach  ihrer 
Quelle  und  Abhängigkeit  wichtig  sind.  Was  zunächst  den  Werth  und 
die  Stellung  des  keltischen  Werkes')  betrifft,  so  haben  die  Ur- 
sprünglichkeit desselben  Villemarque '^)  und  San  Marte'-')  behauptet, 
während  Zarncke^),  Birch-Hirschfeld^)  und  neuerdings  Golther^)  die 
wälsche  Erzählung  für  eine  mehr  oder  weniger  directe  Wiedergabe 
des  conte  du  graal  halten'').  W.  Förster^)  ist  der  Ansicht,  daß  die 
Mabinogion  von  Geraint  und  der  Dame  von  der  Quelle  einfache  Copien 
Chrestiens   sind,    während  Peredur    „neben  viel  Christianischem  auch 


')  The  Mabinogion  from  the  Llyfr  Goch  o  Hergest  by  Lady  Charl.  Guest. 
London  1838 — 1849.  3  Bde.  Deutsche  Übersetzung  unseres  Mab.  bei  San  Marte, 
Arthursage.  Leipzig  1842.  S.   176  ff. 

Neuer  Abdruck  des  Hergestmanuscripts  von  Rhys  und  Evans,  the  text  of  the 
mabinogion  from  the  red  book  of  Hergest.  Oxford  1887.  Französische  Übersetzung 
nach  dieser  Ausgabe  von  Loth,  les  mabinogion.  Paris  1889.  2  Bde.  Unser  Mabinogi 
II,  45  ff. 

')  Villemarque',  Contes  populaires  des  anciens  Bretons  u.  s.  w^.  Paris  1842  und 
Les  Romans  de  la  Table  Ronde  et  Les  Contes  des  Anciens  Bretons  1861  hält  das 
Mabinogi  für  die  unmittelbare  Quelle  des  conte  du  graal ;  San  Marte ,  Arthursage. 
Leijizig  1842,  für  „die  älteste  bis  jetzt  bekannte  Quelle  der  Parzivalsage". 

^)  Paul  u.  Braune,  Beitr.  III,  207. 

")  Die  Sage  vom  Gral.  Leipzig  1877.  S.  204  ff'. 

^)  Münchoner  Sitzungsberichte,   Jahrg.  1890.  II,   174  ff. 

*)  Dieser  Ansicht  schließt  sich  auch  Heinzel,  Über  die  französischen  Gralromane 
(Denkschriften  der  Wiener  Akademie,  Band  40)  Wien  1891  an  S.  22:  „Übrigens 
ist  die  Abhängigkeit  des  Peredur  von  Chrestien  durch  Birch-Hirschfeld  207  und 
Golther  191  bewiesen,  insofern  sich  in  dem  Märchen  Mißverständnisse  des  französischen 
Textes  zeigen." 

')  Einleitung  zum  zweiten  Bande  der  Ausgabe  Chrestiens.  Halle  1887. 
OERMANIA.    Neue  Reihe  XXV.  (XXXVII.)  Jahr«?.  9 


122  PAUL  HAGEN 

Eijxenthümliches  bietet".  Nutt^)  nimmt  an,  daß  der  Verfasser  unseres 
Mabinogi  ein  wälsches  Original  mit  Entlehnungen  aus  Chrestien  und 
anderswoher  ausgeschmückt  und  vereinigt  habe.  Gaston  Paris '^)  endlich 
glaubt,  dafj  eine  anglonormännische,  auf  keltischen  Erzählungen  klei- 
neren Umfanges  beruhende  Dichtung  gemeinsame  Quelle  für  Chrestien 
und  die  Mabinogion  sei.  Eine  gemeinsame  die  Parzivalsage  be- 
handelnde Vorlage  behaupten  auch  wir.  Da  ist  zunächst  der  Nach- 
weis erforderlich,  daß  die  Gründe,  die  für  eine  Benützung  des  conte 
du  graal  durch  den  Verfasser  des  uns  vorliegenden  Mabinogi  sprechen 
sollen,  keine  überzeugende  Kraft  haben. 

I. 

1.  Als  Peredur  zuerst  Ritter'^)  sieht  und  fragt,  wer  jene  seien, 
antwortet  seine  Mutter:  „Es  sind  Engel,  mein  Sohn".  Darüber  be- 
merkt Birch-Hirschfeld  a.  a.  0.  S.  2Ü7 ,  dem  Nutt  S.  133,  Golther 
iS.  190  beistimmen:  „Diese  Antwort  ist  höchst  albern,  ^da  es  gar  nicht 
im  Interesse  der  Mutter  liegt,  ihrem  Sohne  die  Ritter  als  etwas  Liebens- 
werthes  darzustellen.  Aber  dem  Verfasser  des  Mabinogi  waren  aus 
Chrestien  noch  die  V/orte  Percevals  erinnerlich,  in  die  er  ausbricht 
beim  ersten  Anblick  der  Ritter: 

Ha,  sire  Dex,  merchil 
Ce  sont  angle  que  je  voi  ci! 
Wie  natürlich  erscheint  dieser  Ausruf  des  unerfahrenen  Knaben;  aber 
der  wälsche  Märchenschreiber  wußte  nicht  mehr,  wer  die  Worte 
eigentlich  sprach  und  legte  sie  nun  einer  ganz  falschen  Person  bei." 
Die  Antwort  der  Mutter  ist  jedoch  nicht  „höchst  albern",  sondern 
nach  dem  ganzen  Zusammenhange  wohl  passend.  Man  denke  doch 
nur  daran,  wie  sehr  es  der  Mutter  darauf  ankommt,  ihren  Sohn  vom 
Kitterthum  fern  zu  halten.  Darum  kann  und  will  sie  dem  jungen 
Peredur  auf  seine  directe  Frage  nicht  die  wahre  Antwort  geben, 
sondern  muß  zu  der  loitze  kraft  (Wolfram  117,  27  u.  28: 


')  Studies  on  the  Legend  of  tlie  Holy  Grail.  London  1888.  S.  132  ff.  144. 
')  Komania  X.  XIL  Hist.  litt.  XXX. 

^)  „c'^taieut  Gwalchmei,  fils  de  Gwyar;  Gweir  Gwystyl  et  Owein,  fils  d'LFryen." 
Im  Sir  Perceval  (herausgegeben  von  Halliwell,  Tlie  Thorntoii  Romances.  London  1844) 
sind  ebenfalls  drei  Ritter: 

One  was  Ewayne  fytz  Asoure, 
Another  was  Gawayne  with  honour, 
And  Kay  the  bolde  baratour. 
l^erceval  Iragt,    wer  von  ihnen  Gott  sei,    der,    wie  seine  Mutter  ihm  erz.-iiilte,    diese 
ganze  Welt  geschaffen  habe.    Bei  Wolfram  erscheint  KarMalikarnaii/-  mit  drei  Rittern, 
bei   Chre.stien  sind  es  fünf. 


PARZIVALSTUDIEN.   II.  123 

nu  habt  luch  an  der  loitze  kraß, 

und  hell  in  edle  rtterschaft) 
ihre  Zuflucht  nehmen:  sie  gibt  die  Ritter  für  Engel  aus,  um  durch 
eine  solche  Antwort  die  Bekanntschaft  ihres  Sohnes  mit  ritterlichem 
Wesen  zu  hindern.  Darum  fällt  sie  ohnmächtig  nieder,  als  sie  sieht, 
daß  ihre  Kothlüge  keinen  Erfolg  gehabt  hat,  als  Peredur  zu  ihr 
zurückkehrt  mit  der  Bemerkung:  „Mutter,  jene  waren  keine  Engel, 
sondern  wackere  Ritter"  ').  Demnach  liegt  in  dieser  für  sich  keinen 
Anstoß  bietenden  Erzählung  schwerlich  ein  Mißverständniß  Chrestiens 
vor,  vielmehr  ist  wohl  die  abweichende  Darstellung  bei  ihm  und 
Wolfram  kunstvollerer  poetischer  Gestaltung  zuzuschreiben. 
2.  Bei  Chrestien  heißt  es  V.  1740-48: 

De  pucele  a  moult  ki  le  baise, 

s'ele  le  gösir  (Var.  basier)   vos  consent; 

et,  se  eile  plus  en  deffent, 

ce  laissier  le  vol6s  por  moi; 

et,  si  ele  a  aniel  en  doi, 

9ainte  9ainture  u  aumosniere 

se  par  amor  u  par  proiere 

le  vos  done,  bon  m'ert  et  bei 

que  vous  enportes  son  anel. 
Im  Mabinogi  S.  49,  Loth:  „Si  tu  vois  de  beaux  joyaux,  prends 
et  donne  ä  autrui,  et  tu  aequerras  ainsi  rdputation.  Si  tu  vois  une 
belle  femme,  fais-lui  la  cour,  quand  m^me  eile  ne  voudrait  pas  de 
toi,  et  eile  t'en  estimera  meilleur  et  plus  puissant  qu'auparavant." 
Zu  dem  Satz  „quand  meme  eile  ne  voudrait  pas  de  toi"  bemerkt 
Nutt  S.  150:  „the  Mabinogi  gives  the  direct  opposite  of  Chrestien, 
whom  he  has  evidently  misunderstood."  Aber  es  steht  vielmehr  die 
verfeinerte  Darstellung  Chrestiens  (:  die  Dame  soll  ihre  Einwilligung 
geben)  gerade  an  dieser  Stelle  im  Widerspruch  zu  seiner  Erzählung 
V.  1887  ff.  (:  Perceval  raubt  der  Dame  wider  ihren  Willen  Ring  und 
Kuß)  und  paßt  weniger  zu  derselben  als  die  Angabe  im  Mabinogi. 
War  wirklich  der  Rath  der  Mutter  so  gewesen,  wie  Chrestien  ihn 
erzählt,  dann  handelt  Perceval,  der  sich  doch  ausdrücklich  V.  1889. 
1906  auf  jenen  Rath  beruft,  demselben  direct  entgegen.  Nach  dem 
ganzen  Zusammenhange  muß  aber  der  junge  unerfahrene  Perceval, 
the   great  fool,    die  Ermahnungen  seiner  Mutter  streng,  jedoch  miß- 

')  ,.Et  il  retourna  vers  sa  mere  et  ses  gens.  „M^re",  dit-il,  „ce  ne  sont  pas 
des  anges  les  gena  de  tout  ä  l'beure,  mais  des  Chevaliers  ordonn^s",  La  mere  tomba 
^vanouie."    Vgl.  Wolfram  125,  29—126,  2. 

9* 


124  PAUL  HAGEN 

verständlich  befolgen.  Es  ist  demnach  noth wendig,  daß  in  der  ur- 
sprünglichen Form  des  Rathes  die  Möglichkeit  einer  falschen  Auf- 
fassung gegeben  war;  das  ist  bei  Chrestien  wie  im  Mabinogi  aus- 
geschlossen und  darum  sind  beide  hier  ungenau.  Wolfram  hingegen 
hat  das  Richtige  127,  25  ff.: 

SU77,  lä  dir  hevolhen  sin, 

stoä  du  guotes  imbes  vingerlin 

viügest  ericerhen  unt  ir  gruoz, 

daz  nim:  ez  tuot  dir  kumhers  buoz. 

du  solt  zir  küsse  gähen 

und  ir  Itp  vast  iimhevdhen: 

daz  git  gelücke  und  hohen  muot, 

oh  si  kiusche  ist  unde  guot. 
Parzival   faßt    das    siva  du  mügest   ganz    äußerlich  auf  und  bezieht  es 
statt    auf   die  Einwilligung   der  Dame    auf   die   günstige  Gelegenheit, 
»uf  das  Recht  des  Stärkeren;  darum  130,  26  ff.: 

der  kncqype  ein  vingerlin  da  vant, 

daz  in  gein  dem  bette  twanc, 

da  er  mit  der  herzoginne  ranc. 

do  dähter  an  die  muoter  sm: 

diu  riet  an  icibes  vingerlin. 
Unmöglich  wäre  ja  vielleicht  nicht,  daß  Wolfram  in  der  Form  des 
Rathes  mit  feinem  Verständniß  selbständig  von  Chrestien  abgewichen 
wäre,  indessen  wahrscheinlicher  ist  doch  die  Anlehnung  an  eine  Quelle 
(Kyot),  die  hier  genauer  als  Chrestien  das  Ursprüngliche  bewahrte, 
während  dies  im  Mab.  nur  durch  die  vergröbernde  (quand  meme  eile 
ne  voudrait  pas  de  toi)  Ausdrucksweise  des  Bearbeiters  (vgl.  Zimmer, 
Gott.  Gel.  Anz.  1890,  S.  514)  verwischt  zu  sein  scheint. 

3.  Im  Mabinogi  (S.  52,  Loth)  begrüßen  am  Hofe  Arthurs  ein  Zwerg 
und  eine  Zwergin,  die  ein  Jahr  stumm  gewesen  sind,  den  Peredur 
als  die  ßlüthe  der  Ritterschaft ;  sie  werden  deshalb  von  Kei  gezüchtigt. 
Bei  Chrestien  lacht  eine  Jungfrau,  die  zehn  Jahre  lang  nicht  gelacht 
hat,  und  sagt  dem  Perceval,  er  werde  einst  der  beste  Ritter  sein. 
Dasselbe  hatte  ein  Narr  vorausgesagt,  daß  nämlich  die  Jungfrau  nicht 
eher  lachen  werde,  als  bis  sie  den  besten  Ritter  gesehen  habe. 
Simrock  und  Nutt^)  finden  in  dem  Lachen  der  Jungfrau  eine  ältere 
Form  der  Sage.  Das  Nichtlachen  ist  zwar  ein  alter  Märchenzug,  das 


')  Simrock,  Anm.  zur  Übers.  Nutt  S.  101:  „In  the  original  folk-tale  the  ungainly 
hero  was  laughed  at,    not  greeted."  S.  134:    „Tn  Chrestien,  the  primitive  form  is  al- 


PAEZIVALSTUDIEN.   II.  125 

NichtSprechen  jedoch  ebenfalls.  Dann  aber  heiratet  die  trauernde 
Jungfrau  den,  der  sie  zum  Lachen  bringt,  und  paßt  daher  ursprünglich 
gar  nicht  in  unsere  Erzählung.  Was  jedoch  die  Hauptsache  ist,  man 
sieht  durchaus  nicht  ein ,  wie  und  welihalb  im  Mabinogi  das  Lachen 
der  Jungfrau  und  die  Weissagung  des  Narren  durch  die  Begrüßung 
des  stummen  Zwerges  und  der  stummen  Zwergin  ersetzt  worden  wäre. 
Umgekehrt  konnte  aber  ein  Dichter  leicht  dazu  kommen,  die  un- 
mittelbare Wiederholung  derselben  Begrüßung,  der  gleichen  Stumm- 
heit dadurch  zu  beseitigen,  daß  er  statt  der  stummen  Zwergin,  die 
beim  Auftreten  des  Helden  zuerst  wieder  redet,  eine  traurige  Jung- 
frau einführte,  die  zuerst  wieder  lacht.  Zu  der  Vermuthung,  daß  in 
der  That  Kyot  die  Erzählung  in  der  angegebenen  Weise  (also  von 
Chrestien  dadurch  verschieden,  daß  1.  die  Jungfrau  nur  lacht,  nicht 
den  Helden  begrüßt  und  seine  zukünftige  Größe  voraussagt;  2.  da- 
neben kein  Narr  auftritt,  der  dies  prophezeit  hat,  sondern  ein  Mann, 
der  das  Reden  verschworen  hat)  gestaltet  hat,  werden  wir  durch  fol- 
gende Überlegung  geführt.  Bei  Wolfram  Str.  151  lacht  Cunnewäre 
und  wird  deshalb,  ohne  daß  sie  ein  Wort  gesprochen  hat, 
von  Keye  scheneschlant  sofort  bestraft.    151,  19  u.  20: 

do  erlachte  ir  minnecUcher  munt, 

des  wart  ir  rükke  ungesunt. 
(Dagegen  bei')  Chrestien  2242  ff.': 

si  li  done  cop  si  estout 

de  sa  paume  en  la  face  tenre 

qu'il  le  fist  ä  la  tiere  estendre. 
Im  Mab. :  Et  Kei  lui  donna  un  tel  coup  de  pied  qu'elle  tomba  ä  terre 
evanouie.)    Sie  wollte   nicht  lachen,   es  sei  denn,   daß  sie  den  ruhm- 
reichsten  Helden   sähe.    In  derselben  Weise   wollte  Antanor  sich  des 
Sprechens  enthalten.    152,  25 — 28: 

sin  rede  unde  ir  lachen 

was  gezilt  mit  einen  Sachen: 

ern  wolde  nimmer  xoort  gesagn, 

sine  lachte  diu  da  loart  geslagn. 

ready  overlaid;  we  hear  nothiug  further  of  the  damsel  moved  to  laughter  nor  of  the 
prophetic  fool;  and  in  the  Mabinogi  it  seems  obvious  that  the  hailing  of  the  hero, 
added  in  Chrestien  to  the  older  laughter,  has  alone  subsisted. 

')  Heinzel ,  Über  die  französischen  Gralromane,  S,  23:  „Dieser  Zug  gehört  in 
eine  lange  Reihe  anderer,  durch  welche  die  französischen  Artusepen  des  12.  und 
13.  Jahrhunderts  auf  eine  andere  und  niedrigere  Culturstufe  weisen,  als  sie  die  höhere 
Gesellschaft  Frankreichs  in  dieser  Zeit  einnahm.  Darnach  wird  das  bretonische  oder 
welsche  Element  dieser  Erzählungen  doch  stärker  sein,  als  Förster  selbst  in  der  Ein- 
leitung zum  Erec  zuzugeben  geneigt  ist." 


J26  PAUL  HAGEN 

Die  Weissagung  des  Narren  hat  Wolfram  gar  nicht,  und  wenn  er 
auch  den  Thoren  Chrestiens  nicht  ganz  unterdrückt,  so  bezeichnet 
er  ihn  doch  als  einen  nur  scheinbaren  Narren;  152,  23.  24: 

der  versivigen  Antanor 

der  durch  sioigen  düht  ein  tor. 
153,  11:  dem  loitzehaften  toren.  Antanor  gilt  seines  Schweigens  wegen 
als  ein  solcher.  Also  auf  die  Sturamheit  desselben  legt  Wolfram 
deutlich  genug  den  Nachdruck  152,  27  u.  28.  153,  7:  sit  iioer  erste 
rede  mir  dr'önt\  durch  diese  erste  Rede  wird  Keyens  Zorn  erregt. 
Undenkbar  ist  es  nun,  daß  sowohl  Wolfram  als  der  keltische  Erzähler 
beide  ihre  angeblich  gemeinsame  einzige  Quelle,  den  Chrestien,  dahin 
abgeändert  hätten,  daß  sie  1.  das  Motiv  des  Nichtsprechens  einführfen-, 
2.  abweichend  von  Chrestien  (nicht  nur  die  Jungfrau  bezw.  Zwergin> 
sondern  auch)  den  Antanor  bezw.  Zwerg  bestraft  werden  lassen. 
Im  conte  du  graal  heißt  es  von  ihm  2248  ff.: 

Si  le  bouta  el  fu  ardant, 

del  pie,  par  courous  et  par  ire, 

por  90U  que  H  sos  soloit  dire  u.  s.  w. 
Im  Mabinogi    dagegen:     „Et  il  lui  donna   un    tel   soufflet  qu'il  le  jcta 
a  terre  ^vanoui."    Ebenso  bei  Wolfram  153,  10  ff.: 

mit  siegen  vil  gerünet 

dem  witzehaften  toren 

•mit  finsten  in  sin  oren. 
Aus  den  angeführten  Gründen  ist  das  Mabinogi  in  der  Zwergepisode 
nicht  von  Chrestien  abhängig  und  dieser  hier  nicht  die  einzige  Quelle 
Wolframs.  Der  Bericht  des  Letzteren  steht  künstlerisch  am  höchsten, 
während  bei  Chrestien  die  Begrüßung  durch  die  Jungfrau  überflüssig 
und  die  Motivierung  der  Bestrafung  des  Narren  (nur  weil  er  das 
vorausgesagt  hat,  was  die  Jungfrau  thut,  ohne  durch  eigene  Rede  den 
Zorn  des  Seneschalls  herauszufordern)  minder  gut  ist. 

4.  Im  Mabinogi  ist  der  Greis,  der  die  Lehren  ertheilt,  gleich 
dem  von  den  Hexen  bedrängten  König  lahm  und  Peredurs  Oheim; 
beide  lassen  ihn  einige  Übungen  mit  Waffen  ausführen.  Daraus  folgt 
nach    Birch-Hirschfeld  *)    S.  207:    „Hier   hat    der   Fischerkönig  Chre- 

')  Ebenso  Golther  S.  188:  „Der  Ritter,  von  dem  Perceval  Unterweisung  empfängt 
(Chrestiens  Gornemans)  und  der  Gralkönig  sind  sinnlos  miteinander  verwechselt, 
indem  der  erstere  als  lahm  bezeichnet  wird  (S.  56,  Z.  19),  während  beim  Gralkönig 
keines  Gebrechens  Erwähnung  geschieht;  wohl  aber  wird  beim  Fluche  der  Grals- 
botin (S.  97,  Z.  3)  die  Sache  richtig  dargestellt:  tu  es  alle  ä  la  cour  du  roi  boiteux." 
Nutt  S.  134.  138.  144.  190  gibt  wenigstens  die  Möglichkeit  zu,  daß  die  im  Zauber- 
schloß stattfindende  Schwertprobe  im  Mabinogi  eine  ältere  Gestalt  hat  als  bei  Chrestien. 


PARZIVALSTUDIEN.   II.  127 

stiens  seine  Lahmheit  und  Verwandtschaft  mit  Perceval  mit  über- 
trapjen  auf  Gornemant,  und  dieser  wieder  etwas  von  seiner  Lehr- 
weisheit auf  den  Fischerkönig."  Ein  Anlaß  allerdings  zu  einer  der- 
artigen Übertragung  und  Verwechslung  ist  nicht  ersichtlich.  Unerklärt 
bleiben  bei  der  Annahme  auch  die  Thatsachen ,  daß  trotz  jener  Ver- 
raengung  zwei  verschiedene  Persönlichkeiten  bestehen  bleiben  und 
daß  der  Besuch  Peredurs  bei  jeder  der  beiden  in  überraschend  gleich- 
artiger Weise  geschildert  wird.  Endlich  finden  sich  noch  anderweitige 
Spuren  der  in  der  keltischen  Erzählung  gegebenen  Überlieferung. 
Es  wäre  doch  ein  sonderbarer  Zufall,  wenn  der  Verfasser  des  Mabi- 
nogi  durch  seine  ungenaue  Wiedergabe  des  conte  du  graal  in  einem 
wesentlichen  Punkte  Übereinstimmung  erzielt  hätte  mit  einer  anderen 
(und  zwar  nach  Birch-Hirschfeld  der  ältesten)  Bearbeitung  der  Sage. 
Denn  im  Perceval  des  Robert  de  Boron  heißt  es  nach  Birch-Hirsch- 
feld S.  175:  „Perceval  hätte  gern  gefragt,  wenn  er  nicht  gefürchtet 
hätte,  dem  Wirthe  zu  mißfallen.  Und  er  dachte  den  ganzen  Abend 
daran  und  erinnerte  sich  des  Biedermannes,  dem  er  gebeichtet,  der 
ihm  verboten  hatte  geschwätzig  zu  sein  und  nicht  zu  neugierig." 
Dieser  Ehrenmann  ist  Eremit  und  Onkel  des  Perceval.  Auch  hier 
erfolgt  also  wie  im  Mabinogi  das  Verbot  zu  fragen  durch  einen  Onkel 
des  Helden.  Andererseits  ist  bei  Gerbert  (Potoin  VI,  181  ff.)  Gornu- 
mant  schwer  bedrängt  und  zum  Tode  verwundet  (seine  vier  Söhne 
tragen  ihn)  von  Feinden,  die  von  einer  Zauberin  unterstützt  und 
wieder  vom  Tode  auferweckt  werden  (durch  „une  poison,  qui  a  servi 
au  Christ  dans  le  s^pulcre  et  qui  sert  dans  les  mains  de  la  sorciere 
ä  ressusciter  les  morts  et  ä  rejoindre  les  tetes  coupees").  Dieselbe 
erkennt  in  Perceval  sogleich  ihren  Sieger  p.  185;  dieser  heilt  Gornu- 
mant  p.  187.  Also  hier  entspricht  Gornumant  genau  dem  Onkel 
Peredurs  im  Mabinogi,  der  durch  die  Hexe  gelähmt  ist;  diese  weiß 
ebenfalls,  daß  sie  der  Voraussage  gemäß  nur  von  Peredur  bezwungen 
werden  kann.  Nehmen  wir  die  Berichte  Roberts  und  Gerberts  zu- 
sammen, so  hat  auch  hier  „der  Fischerkönig  seine  Lahmheit  und 
Verwandtschaft  mit  Perceval  mit  übertragen  auf  Gornumant"  gerade 
wie  in  dem  angeblich  sinnlos  verwechselnden  Mabinogi.  In  dieser 
Übereinstimmung  ist  vielmehr  ein  deutlicher  Beweis  gegeben  dafür, 
daß  in  der  keltischen  Erzählung  eine  andere  von  Chrestien  unab- 
hängige Tradition  vorliegt.  Auf  diese,  in  der  von  zwei  lahmen  Onkeln 
des  Helden  die  Rede  ist,  dürfte  vielleicht  das  Vorkommen  von  zwei 
kranken,  mit  dem  Helden  verwandten  Königen  zurückzuführen  sein, 
zumal  da  für  die  Gedichte  selbst  deren  einer  vollkommen  bedeutungslos 


128  PAUL  HAGEN 

ist.  Bei  Wolfram  liegt  Anfortas  siech  an  der  Wunde  nieder,  während 
Titurel,  der  Großvater  desselben,  ein  siechiuom  heizet  pofjrdt  treit  ei; 
die  lerne  helfelos  (501,  26  u.  27).  Dazu  bemerkt  Birch-Hirschfeld 
S.  281:  „Wolfram  läßt  den  Vater  (es  ist  vielmehr  der  Großvater) 
des  Anfortas  noch  leben;  Veranlassung  mag  hierzu  die  etwas  dunkle 
Stelle  bei  Chrestien  7791  ff.  gegeben  haben."  Auch  hier  wird,  nach 
der  Erklärung  und  Auffassung  von  Birch-PIirschfeld,  die  ganz  ent- 
behrliche Nebenfigur  eines  Vaters  des  Fischerkönigs  eingeführt. 
Allerdings  ist  die  Stelle  unklar,  und  wir  möchten  zweifeln,  ob  V.  7792 
richtig  überliefert  ist.  Wie  dies  aber  auch  sein  möge,  jedenfalls  ist 
es  beachtenswerth,  daß  auch  im  Mab.  zwei  alte  und  sieche  Verwandte 
des  Helden  vorkommen.  Wie  die  Gralerzählungen  sich  in  diesem 
Punkte  verhalten,  hat  Heinzel,  Über  die  französischen  Gralromane, 
S.  65  dargelegt. 

5.  Auch  in  dem  Punkte,  auf  den  „wir  am  meisten  Gewicht  zu 
legen  haben",  können  wir  Birch-Hirschfeld,  S.  208  nicht  beistimmen: 
„Im  Mabinogi  bildet  die  blutende  Lanze  und  die  Schüssel  nur  eine 
vorübergehende  Episode,  durchaus  aber  nicht  die  Angelpunkte,  um 
die  sich  die  Handlung  des  ]\Iärchens  dreht.  Sie  erscheinen  einmal 
ganz  vorübergehend  und  sind  dann  verschwunden,  und  man  kann 
sich  ihre  Erwähnung  nur  erklären  als  blasse  Reminiscenz  aus  Chre- 
stiens  unvollendetem  Gedichte,  wird  aber  nicht  hier  einen  Ausgangs- 
punkt der  Entwicklung  erkennen  wollen.  Dies  würde  schon  deshalb 
unmöglich  sein,  weil  die  Lanze  doch  noch  am  meisten  hervortritt  im 
Mabinogi,  weniger  die  Schüssel,  während  die  älteste  französische 
Graldichtung  allein  von  einer  Schüssel  etwas  wußte."  Es  ist  aber 
weder  richtig,  daß  der  Lanze  eine  größere  Bedeutung  beigelegt  wird 
als  der  Schüssel,  noch  auch,  daß  beide  unwesentlich  sind.  Die 
Schüssel  mit  dem  blutigen  Haupt  des  Vetters  und  die  Lanze,  durch 
die  vermuthlich  der  Onkel  verwundet  worden  war,  stehen  ja  gerade 
in  einem  unlösbaren  Zusammenhange  mit  der  wichtigsten  That  des 
Helden,  mit  der  das  Mabinogi  schließt,  daß  er  nämlich  einer  Pro- 
phezeiung gemäß  als  Bluträcher  seiner  Verwandten  auftritt  und  die 
Hexen  erschlägt,  die  seinen  Onkel  gelähmt  und  seinen  Vetter  ge- 
tödtet  haben. 

6.  Nutt  hat  S.  135  und  136  einige  besonders  augenfällige  Über- 
einstimmungen zwischen  dem  Mabinogi  und  Chrestien  angeführt. 
Eine  dieser  Ähnlichkeiten  ist  nur  in  der  keltischen  Erzählung,  nicht 
bei  dem  französischen  Dichter  aus  dem  ganzen  Zusammenhange  zu 
verstehen.    Im  Mabinogi    (S.  97  Loth)    wirft    das    häßliche    Mädchen 


PARZIVALSTUDIEN.  II.  120 

dem  Percdiir  vor:  ^Tu  es  all6  ä  la  cour  du  roi  boiteux,  tu  y  as  vu  Ic 
jeune  homme  avec  la  lance  rou^e,  au  bout  de  laquelle  il  y  avait  unc 
goutte  de  sang  qui  se  changea  en  un  torrent  coulant  jusque  sur  le 
poing  du  jeune  homme;  tu  as  vu  lä  encore  d'autres  prodiges:  tu  n'en 
as  demande  ni  le  sens  ni  la  cause!  Si  tu  Tavais  fait,  le  roi  aurait 
obtenu  la  sante  pour  lui  et  la  paix  pour  ses  Etats,  tandis  que  d6- 
sormais  il  n'y  verra  que  combats  et  guerres,  Chevaliers  tues,  femmes 
laissees  veuves,  dames  sans  moyens  de  subsistance;  et  tout  cela 
a  cause  de  toi".  In  der  keltischen  Erzählung  sind  es  die  Hexen,  die 
den  König  bedrängen,  ihn  selbst  gelähmt  und  den  Vetter  Peredurs 
getödtet  haben.  Daß  diese  Feinde  des  Königs  auch  seine  Ritter  nicht 
geschont  haben,  darf  man  nach  dem  ganzen  Zusammenhange  als 
selbstverständlich  voraussetzen.  Da  nur  Peredur  nach  der  Bestimmung 
des  Schicksals  jene  Hexen  erschlagen  kann,  so  hat  er  durch  das 
Unterlassen  der  Frage  den  weiteren  Fortgang  der  Kämpfe  und  den 
Tod  der  Ritter  gewissermaßen  verschuldet.  Hier  ist  also  Alles  ver- 
ständlich.   Ebenso  heißt  es  nun  aber  auch  bei  Chrestien  V.  6048  ff.: 

Car,  se  tu  demande  l'eusses, 

li  rices  roi  qui  moult  s'esmaie 

fust  or  tost  garis  de  sa  plaie 

et  si  tenist  sa  tiere  en  pais, 

dont  il  n'en  tenra  point  jamais; 

et  ses-tu  qu'il  en  avenra 

del  roi  qui  tiere  ne  tenra 

ne  n'iert  de  ses  plaies  garis? 

Dames  en  perdront  lor  maris, 

tieres  en  seront  essilies, 

et  pucieles  desconsellies; 

orfenes,  veves  en  remanront 

et  maint  chevalier  en  morront; 

tout  eil  mal  avenront  par  toi. 
Nun   werden    aber   von    dem    französischen  Dichter  keine  Feinde  des 
Gralkönigs  erwähnt  *) ,  die  Perceval  allein  zu  besiegen  vermag.  Dem- 


')  Die  Annahme,  daß  er  es  getlian  haben  würde,  wenn  er  sein  Gedicht  voll- 
endet hätte,  bleibt  eine  bloße,  nicht  weiter  begründete  Vermuthung.  Birch-Hirschfeld 
S.  279:  „Dagegen  deutet  Chrestien  einen  Gedanken  an,  dem  er  im  Verlaufe  seiner 
Darstellung  wohl  noch  deutlicheren  Ausdruck  gegeben  haben  würde.  Es  ist  dies  der 
Gedanke,  daß  der  König  sein  Land  verlieren  wird  in  Folge  seiner  Verwundung 
(V.  4765  f.  und  6051),  und  daß  Krieg  und  Noth  entstehen  würden,  falls  er  nicht 
geheilt  werde  (V.  605t  ff.)." 


130  PAUL  IIA  GEN 

nach  kann  das  Mabinogi  hier  nicht  aus  Chrestien  stammen,  sondern 
umgekehrt,  Chrestien*)  muß  hier  eine  ähnliche  Form  der  Erzählung, 
wie  sie  das  Mabinogi  gibt,  benutzt  haben.  Es  zeigt  sich  auch  hier 
die  höhere  Kunst  Wolframs  (oder  Kyots),  bei  dem  nichts  jenen  Versen 
entspricht,  die  mit  der  Erzählung  der  Dichter  nicht  im  Einklänge 
stehen. 

7.  Wiederum  auf  ein  Mißverständniß ")  führt  Nutt  S.  135  die 
Worte  zurück,  welche  den  Aufenthalt  Peredurs  auf  der  Gralsburg 
abschließen:  Le  lendemain  il  partit  avec  le  congö  de  son  oncle  (S.  GO 
Loth).  Aber  wie  soll  diese  Bemerkung  entstanden  sein  aus  den  Versen 
Chrestiens,  an  die  Nutt  denkt: 

Et  trueve  le  pont  abaisci6, 

c'on  li  avoit  ensi  laissi6 

por  ce  que  rien  nel  detenist, 

de  quele  eure  qu  il  venist 

que  il  ne  passat  sans  arriest  (4565 — 69). 
Zu  der  Darstellung  des  französischen  Dichters  paßt  freilich  jener 
Schluß  der  Gralsscene  nicht,  aber  zunächst  handelt  es  sich  doch 
darum ,  ob  er  mit  dem  Bericht  des  Mabinogi  selbst  im  Widerspruch 
steht.  Und  das  ist  keineswegs  der  Fall.  Der  Onkel  selbst  sagt  dem 
Peredur,  daß  er  damals  zu  dem  schwierigsten  Kampf  (offenbar  dem 
nach  vielen  anderen  Thaten  geschilderten  Kampf  mit  den  Hexen) 
noch  nicht  fähig  ist:  „Tu  n'as  que  les  deux  tiers  de  ta  force,  il  te 
reste'  encore  la  troisieme  partie  ä  acqu6rir.  Quand  tu  l'auras  entiere, 
personne  ne  sera  capable  de  lutter  avec  toi."  Er  selbst  treibt  ihn 
also  an  sich  zu  vervollkommnen  und  das  heißt  doch  fortzuziehen  und 
Kämpfe  aufzusuchen.  Dazu  stimmt:  „Le  lendemain  il  partit  avec 
le  cong6  de  son  oncle."  Und  auch  das  Formelhafte  dieser  Bemerkung, 
die  so  ganz  dem  Ton  und  den  Anschauungen  in  der  Erzählung  ent- 
spricht, läßt  sich  für  ihre  Ursprünglichkeit  geltend  machen.  Vgl. 
S.  48,  Loth:  „tu  veux  donc  partir?  Oui,  repondit-il,  avec  ta  per- 
mission."  Vgl.  S.  58,  Loth:  „Aussitot  le  jour,  Peredur  se  leva,  prit  son 
cheval  et,    avec    la  permission  de  son   oncle,    sortit."    S.  68,    Loth: 


')  Heinzel,  Über  die  französischen  Gralroniane,  S.  13:  „Die  Erfindung,  daß 
durch  Percevals  unterlassene  Frage  unheilvolle  Kriege  entstehen  sollen,  weil  der 
Fischerkönig  in  Folge  derselben  regieruugsunfähig  —  bleibt,  nicht  wird,  ist  sehr  auf- 
fällig und  gewiß  nicht  ursprünglich." 

')  Ebenso  Golther  S.  189:  „Die  Gralsscene  ist  lächerlich  mißverstanden,  wenn 
es  am  Schlüsse  (S.  60,  Z.  U)  heißt:  „le  lendemain  il  partit  avec  le  coug6  de  son 
oncle". 


PAKZIVALSTUDIEN.   II.  1'}] 

„Avec  la  permission,  dit  alors  Peredur,  je  partirai."  S.  70,  Loth: 
„Avec  la  permission  de  la  comtesse,  il  alla,  en  corapagnie  de  la  sor- 
ciere,  a  la  cour  des  sorcieres."  Vgl.  S.  80  und  94.  Jene  Schlußworte 
der  Gralsscene  wie  die  ganze  Darstellung  derselben  in  der  keltischen 
Erzählung  geben  eine  von  dem  französischen  Gedichte  völlig  ver- 
schiedene Auffassung  wieder;  daß  dieselbe  aber  aus  Chrestien  und 
nur  aus  ihm  stammen  kann,  dafür  liegen  keinerlei  Anhaltspunkte  vor 
und  sind  keine  Gründe  beigebracht  worden.  Umgekehrt  dagegen  ist 
es  klar,  daß  die  Verbindung  der  Gralsage  mit  der  Arthursage  gerade 
hier  am  Vereinigungspunkte  weitgehende  Änderungen  der  ursprüng- 
lichen Erzählung  herbeiführen  konnte. 

8.  Nutt  hat  S.  135  die  Frage  aufgeworfen:  „Can,  too,  the  two 
nuns,  who  bring  in  bread  and  wine,  be  due  to  the  „II  Abeies",  which 
Perceval  sees  on  entering  Blanchefleur's  town."  Darnach  hat  Golther 
IS.  191  die  Behauptung  aufgestellt:  „Man  versteht  nicht,  weßhalb  das 
Mabinogi  Nonnen  als  die  Aufwärterinnen  nennt;  der  Grund  liegt 
offenbar  im  Texte  Chrestiens  2948  ff.,  4121  fi'.,  wo  allerdings  Kloster- 
frauen erwähnt  werden."  Offenbar  nicht;  denn  bei  Chrestien  greifen 
die  Nonnen  (und  Mönche)  in  die  Haupthandlung  nicht  ein,  hingegen 
im  Mabinogi  ist  dies  der  Fall;  diesen  wohlbegründeten  Zusammen- 
hang aber  kann  der  keltische  Erzähler  nimmermehr  durch  ein  Miß- 
verständniß  der  Textworte  Chrestiens  hergestellt  haben.  Es  ist 
falsch,  daß  man  nicht  versteht,  „weßhalb  das  Mab.  Nonnen  als  die 
Aufwärterinnen  nennt".  Die  Nonnen  bringen  Lebensmittel  aus  ihrem 
Kloster  herbei  (der  von  Golther  gewählte  Ausdruck  „Aufwärterinnen" 
kennzeichnet  ihre  Thätigkeit  ungenau),  in  deren  Besitz  sie  allein  noch 
sind,  weil  sie  als  Nonnen  allein  tiberall  ungehindert  Zutritt  haben: 
das  wird  ausdrücklich  angegeben  S.  65,  Loth:  „nous  n'avions  plus 
que  ce  que  les  nonnains  que  tu  as  vues  pouvaient  nous  apporter  de 
nourriture,  gräce  ä  la  liberte  qu'elles  avaient  de  parcourir  les  domaines 
et  le  pays." 

9.  Ferner  bemerkt  Golther  S.  191:  „S.  64,  Z.  12-24  hat  das 
Mab.  den  französischen  Text  thöricht  ausgelegt.  Die  Ritter  der  be- 
drängten Jungfrau  (Blanchefleur)  zwingen  sie,  in  der  Nacht  an  das 
Bett  des  Gastes  sich  zu  begeben,  während  bei  Chrestien  Blanchefleur 
dies  im  Geheimen  thut.  Die  sinnlose  und  unschöne  Änderung  des 
Mab.  versteht  sich  am  ehesten  aus  den  lobenden,  beifälligen  Bemer- 
kungen der  Ritter  über  Perceval  (Chrestien  3054 — 66),  wie  gut  er  zu 
ihrer  jungfräulichen  Herrin  passen  würde."  Es  ist  doch  immerhin  sehr 
fraglich,    ob    diese    Abweichung    unschön    und    sinnlos    ist,    daß    die 


132  PAUL  HAGEN 

Herrin  auf  die  Bitten  und  Vorstellungen  ihrer  Milchbrüder  hin  dem 
Helden  ihre  Liebe  anträgt,  von  dem  sie  Rettung  erwarten;  folgt 
doch  auch  bei  Chrestien  Laudine  dem  Zureden  ihrer  Zofe  Lunete, 
wo  es  sich  sogar  um  den  Mörder  des  Gatten  handelt.  Und  soll  dann 
das  Mabinogi  auch  weiter  darin  „mißverständlich",  „thöricht",  „sinn- 
los" und  „unschön"  geändert  haben,  wenn  es  erzählt,  daß  der  Held 
ihre  Liebe  nicht  annehmen  will,  bevor  er  sie  verdient  hat,  S.  65 
Loth;  „va  te  reposer,  ma  soeur;  je  ne  te  quitterai  pas,  quoique  je 
ne  veuille  rien  faire  de  ce  que  tu  m'offres,  avant  d'avoir  su  par 
expörience  jusqu'ä  quel  point  je  puis  vous  secourir"?  Dagegen  bei 
Chrestien  3256—61: 

Ensi  giurent  tote  la  nuit, 

li  uns  vers  l'autre,  boce  ä  boce, 

jusqu'al  demain  que  jors  aproce; 

tant  li  fist  la  nuit  de  solas 

que  bouce  ä  bouce,  bras  ä  bras, 

dormirent  tant  qu'il  ajorna. 
Und  gerade  in  diesem  Punkte  weicht  auch  Wolfram  wieder  von  Chre- 
stien ab  und  stimmt  zwar  nicht  in  der  Motivierung  (vgl.  193,   1  —  14), 
aber  in  der  Thatsache  mit  dem  Mab.  überein,  vgl.  193,  29  ff.: 

si  sprach  j^ioelt  ir  iuch  eren, 

sölhe  mäze  gein  mir  keren 

daz  ir  mit  mir  ringet  niht, 

min  ligen  aldä  hi  iu  geschiht'^, 

des  toart  ein  vride  von  im  getan: 

si  smouc  sich  an  daz  hette  sän. 
Daß  auch  in  der  Hochzeitsnacht  die  künegin  er  maget  liez,  haben 
wieder  Wolfram  201,  19  ff.  und  Gerbert  VI,  S.  211  gemeinsam.  Es 
ist  demnach  dieser  Zug,  der  sich  im  Mab.,  bei  Wolfram  und  bei  Gerbert 
findet,  ursprünglich,  während  Chrestien  hier  von  der  Vorlage  abge- 
wichen ist.  In  der  keltischen  Erzählung  fügt  sich  Alles  wohl  anein- 
ander, auch  S.  66,  Loth,  daß  das  Mädchen  am  anderen  Morgen  zu 
Peredur  eilt  und  ihm  das  Herannahen  unzähliger  Feinde  meldet.  Auch 
hier  wieder  müßte  der  keltische  Erzähler  (und  zugleich  auch  wieder 
Wolfram,  bei  dem  nichts  Entsprechendes  steht)  seine  angebliche  Quelle 
verbessert  haben,  in  der  3262  ff.  das  Mädchen  bei  Tagesanbruch  sich 
von  Peredur  entfernt  und  en  möisme  Teure  wieder  zurückkommt  mit 
der  seltsamen,  ihrem  früheren  Werben  und  Klagen  direct  entgegen- 
gesetzten Bitte,  er  möge  ein  mellor  ostel  aufsuchen,  ü  plus  ait  pain 
et  vin  et  sei  et  autre  bien  que  en  cestui  (3286.  7). 


PARZIVALSTUDIEN.   II.  133 

10.    „Daß  der  Minnezauber  der  drei   auf  den  Schnee  gefallenen 
Blutstropfen  auch  im  Mabinogi  wiederkehren  würde,  war  zu  erwarten." 
(Birch-llirschfeld  S.  207.)    Dagegen  hat  Zimmer  Keltische  Studien  II, 
S.  200  ff.,    dem  sich  auch  Nutt  S.  137  anschließt,    in  überzeugender 
Weise  dargethan,    daß  das  Mab.  hier  eine  ältere  Fassung  dieses  aus 
der  irischen  Sage  stammenden  Zuges  darbietet  als  Chrestien,  bei  dem 
der  Rabe  fehlt,  mit  dessen  Farbe  die  Schwärze  des  Haares  verglichen 
wird,    bei    dem    die    drei   Farben   zu  drei  Blutstropfen  abgeschwächt 
seien;  „ein  'confuser,    alberner'  Prosabearbeiter  Chrestiens   hätte  sein 
abgeblaßtes  Bild   nicht   zu  jenem   frischen   anmuthigen   des  Mabinogi 
umgestaltet."     Golther  S.  186  hat  trotzdem  die  Ansicht  Birch-Hirsch- 
felds    wieder    aufgenommen,    nur    daß    er    hier    an    eine    absichtliche 
Änderung  im  Mab.  denkt:    „Das  Mab.,    welches   einen    französischen 
Stoff  behandelt,    sucht   diesen  hin  und  wieder  den  wälschen  Verhält- 
nissen   anzupassen.    Während    Chrestien    Percevals  Geliebte   Blanche- 
fleur,  dem  ritterlich-höfischen  Schönheitsideal  entsprechend'),  natürlich 
mit   leuchtenden   goldgelben   Haaren    schildert  (3005,  6),    hat    bereits 
hier  das  Mab.  das  wälsche  Ideal  dafür  eingesetzt :  ses  cheveux  et  ses 
sourcils  etaient  plus  noirs  que  le  jais  (Loth  II;,  S.  63,  Z.  22).    Gerade 
weil  dieser  Vergleich  der  keltischen  Sage  so  geläufig  ist,  lag  er  dem 
Mabinogischreiber   nahe  genug."    An  und  für  sich  läßt  sich  die  Mög- 
lichkeit einer  solchen  späten  äußerlichen  Zuthat  eines  uralten  Märchen- 
zuges nicht  in  Abrede  stellen.    Auch  die  consequente  Einführung  des- 
selben an  drei  verschiedenen  Stellen,  S.  63,  70,  74  Loth,  wäre  an  sich 
noch  denkbar,    aber  auch  bei  diesem  Mabinogischreiber,    der  angeb- 
lich so  viele  Thorheiten  und  Mißverständnisse   begangen   haben   soll? 
Übrigens  sagt  Chrestien  nichts  über  das  Haar   der   im  Walde  an  der 
Leiche  des  Geliebten  klagenden  Jungfrau.  Im  Mab.  heißt  es  auch  hier 
S.  60,    Loth:    „II  vit  une  femme  brune,   accomplie,  pres  d'un  cheval 
tout  harnache,    et  a  cote  d'elle  un  cadavre."    Daß   der  keltische  Er- 
zähler hier  nicht  das  wälsche  Ideal  einsetzte,    sondern   sich   an  seine 
Vorlage    hielt,    ist    wahrscheinlich,    weil    auch  Wolfram    von   Sigune 
sagt    138,18:    ir   langen   zöpfe   brüne    und   252,30:    dm   reideleht    lanc 
'prünez  här. 

')  Dies  ist  der  Grund  zu  seiner  Umgestaltung  des  Bildes,  die  Zwischenstufe 
und  unmittelbare  Vorlage,  die  Zimmer,  Keltische  Studien  II,  S.  206  annimmt,  daher 
nicht  nothwendig.  Die  Dichter  der  Zeit  „lasseu  nur  das  goldblonde  Haar  gelten". 
Über  das  Schönheitsideal  A.  Schultz,  quid  de  perfecta  corporis  human!  pulchritiidine 
Germani  saeculi  XII  et  XIII  senserint.  Das  höfische  Leben  zur  Zeit  der  Minnesinger  I. 
1879.  S.  165  tl". 


134  PAUL  HAGEN 

11.  „Als  Beweis  für  den  genauen  Anschluß  des  Mab.  an  Chrestlens 
Worte  dient  noch  folgende  Stelle.  Wie  bereits  erwähnt,  hat  das  Mab. 
die  Abenteuer  Gauvains  stark  gekürzt.  Nach  dem  Bericht  vom  Aufent- 
halt Gwalchmei's  auf  der  Burg  des  Ritters  (bei  Chrestien  Guigambresil), 
wo  er  die  Liebe  der  Schwester  des  letzteren  im  Sturme  erobert, 
schließt  Mab.  S.  101 :  „l'histoire  n'en  dit  pas  davantage  au  sujet  de 
Gwalchmei  ä  propos  de  cette  expedition.  pour  Peredur,  il  marcha 
devant  lui";   genau  an  derselben  Stelle  sagt  Chrestien  7588: 

de  monsignor  Gauvain  se  taist 

ici  li  contes  ä  estal; 

si  commence  de  Perceval." 
So  Golther  S.  191.  Aber  diese  Übereinstimmung  ist  aus  einer  Bemer- 
kung der  gemeinsamen  Vorlage  (l'histoire,  li  contes)  zu  erklären,  weil 
das  Mab.  sich  auf  dieselbe  Quelle  beruft  in  Abschnitten,  die  Chrestien 
überhaupt  nicht  hat.  S.  96  Loth:  „Peredur  gouverna  avec  l'imp^ra- 
trice  pendant  quatorze  ans,  ä  ce  que  dit  Thistoire",  S.  110,  Loth: 
„voilä  ce  qu'on  raconte  au  sujet  du  chäteau   des  Merveilles." 

12.  Aus  dem  Umstände,  daß  einzelne  Abschnitte  des  Mabinogi 
sich  bei  Chrestien  nicht  finden ,  läßt  sich  überhaupt  kein  Schluß 
ziehen :  Auslassungen  auf  der  einen  Seite  sind  eben  so  gut  möglich 
als  Hinzufügungen  auf  der  anderen.  Jedenfalls  ist  hier  nicht,  wie 
Birch- Hirschfeld  S.  207  meint,  „der  klarste  Beweis"  gegeben  dafür, 
daß  mit  dem  Inhalt  von  Chrestiens  Gedicht  andere  Erzählungen 
schlecht  zusammengearbeitet  seien. 

Nachdem  wir  so  die  einzelnen  Punkte  besprochen  haben,  welche 
zur  Begründung  der  Ansicht,  daß  Chrestien  die  Quelle  des  Mab.  sei, 
beigebracht  worden  sind,  weisen  wir  noch  auf  die  Widersprüche  und 
unwahrscheinlichen  Annahmen  hin,  welche  mit  jener  Meinung  verbunden 
sind.  Ein  Beispiel  genauer  Übereinstimmung  des  conte  du  graal ')  mit 
dem  Peredur  führt  Golther  S.  178 — 183  an,  indem  er  S.  72  fi".,  Loth  und 
V.  5968  ff.  gegenüberstellt.  Einerseits  soll  also  die  wälsche  Bearbei- 
tung   sich    fast   wörtlich   an    das    französische  Gedicht  angeschlossen, 


')  Der  Behauptung  Golthers  (S.  185),  daß  Chrestien,  wenn  er  nicht  vom  Mab. 
ausgeschrieben  sei,  „überhaupt  nicht  ein  Ftinkcheu  von  selbständiger  dichterischer 
Thätigkeit  zukomme,  weder  in  Bezug  auf  die  stoffliche  Behandlung  noch  hinsichtlich 
des  Wortlautes",  können  wir  nicht  beipflichten.  Abgesehen  von  einzelnen  Stellen, 
an  denen,  wie  an  der  angeführten,  des  Dichters  Thätigkeit  sich  im  Wesentlichen  auf 
Versbau  und  Reimbildung  beschränkt  haben  mag,  war  doch  noch  Raum  genug  für 
eine  selbständige  Darstellung  und  eigenartige  Ausschmückung  des  überlieferten  Stoffes, 
zumal  in  einer  Zelt,    in  welcher  die  meisten  Dichter  nur  nachahmen,    nicht  erfinden. 

^  iL 


PARTITVALSTÜDIEN.   Tl.  135 

andererseits  aber  die  gröbsten  sachlichen  Fehler  und  Mißverständnisse 
bedrängen ,  Chrestiens  Gorneraans  und  den  Gralkönig  sinnlos  mit  ein- 
ander verwecliselt  haben,  wie  die  an  der  Leiche  des  Geliebten  trauernde 
Jungfrau  und  die  Geliebte  des  Orgellous.  Um  die  Ansicht  aufrecht 
erhalten  zu  können,  müssen  die  Vertreter  derselben  folgende  Annahmen 
aufstellen:  1.  Häufige  Mißverständnisse.  2.  Wiederholte  Unordnung  der 
Überlieferung  (Golther  S.  188.  192).  3.  Daß  in  einzelnen  Fällen  un- 
mittelbar nach  der  französischen  Handschrift  gearbeitet,  in  anderen 
dagegen  nur  der  Inhalt  in  seinen  Hauptzügen  nach  dem  Gedächtniß 
wiedergegeben  sei  (Golther  S.  192).  4.  Daß  der  Avälsche  Bearbeiter 
in  den  übrigen  Theilen  seiner  Erzählung  (S.  45—47,  15.  69,  9 — 70,  20. 
75,  19 — 96,  4.  102,  16  bis  zum  Schluß)  die  französischen  Fortsetzer 
(Golther  S.  196),  5.  daß  er  hier  auL^erdem  echt  kymrische  Geschichten 
benutzt  habe  (Golther  S.  196),  6.  daß  diese  Tbeile  mitunter  auch  zu- 
rückzuführen sind  „auf  reine  Erfindung  einer  von  der  geistlosen, 
langweiligen  späteren  französischen  Abenteuerromanfabrication  beein- 
flußten Phantasie,  die  plan-  und  ziellos  ein  Abenteuer  ans  andere 
reiht"  (Golther  S.  197).  Das  sind  der  Hypothesen  doch  zu  viele. 
Endlich  gilt  auch  hier  das,  was  Zimmer  gegen  Nutts  Ansicht  (Gott. 
Gel.  Anz.  1890,  S.  514)  vorgebracht  hat:  „Keine  Spur  einer  solchen 
Thätigkeit,  wie  sie  Nutt  dem  Urheber  des  wälschen  Textes  von  Peredur 
ab  Efrawc  zuschreibt,  ist  jedoch  zu  beobachten:  der  Bearbeiter  sucht 
sein  Werk  seinem  Publicum  mundgerecht  zu  machen,  er  paßt  die  Vor- 
lage nach  Kräften  Einheimischem  an;  hieraus  erklären  sich  Auslas- 
sungen und  geringe  Zusätze,  Übertreibungen  in  Schilderungen  und 
Vergröberungeu.  Im  Großen  und  Ganzen  bleibt  aber  der  Bearbeiter 
streng  bei  der  Stange,  d.  h.  seiner  Vorlage.  Von  einem  Ausstrecken 
der  Hände  in  all  directions  for  material  kann  keine  Rede  sein.  Diese 
welschen  Texte  sind  keine  Compilationen  nach  fremden  und  einheimi- 
schen Quellen,  sondern  welsche  Bearbeitungen  fremder  Vorlagen." 


II. 

Es  mögen  noch  einige  Züge  älterer  Tradition  hinzugefügt  werden, 
die  in  der  keltischen  Erzählung  bewahrt  zu  sein  scheinen. 

1.  Mit  Recht  bemerkt  Nutt  S.  139:  „The  whole  of  the  incidents 
connected  with  the  Castle  of  the  Chessboard,  which  appear  at  such 
leugth  in  both  the  Conte  du  Graal  and  the  Didot-Perceval,  but  with- 
out  being  in  any  way  connected  with  the  main  thread  of  the  story 
i'orm  in  the  Mabinogi  an  integral  portion  of  that  main  thread."  Denn 


136  PAUL  HAGEN 

hier  ist  die  Verbindung  der  Ereignisse  gegeben  durch  die  Person  des 
Vetters,  der  Peredur  antreibt  und  ihm  in  den  folgenden  Gestalten 
erscheint:  1.  des  schwarzen  und  häßlichen  Mädchens  am  Hofe  Ar- 
thurs; 2.  des  schwarzen  Mädchens,  als  er  das  Schachbrett  in  den  See 
wirft;  dasselbe  treibt  ihn  an,  den  schwarzen  Mann  zu  tödten  und  den 
Hirsch  zu  jagen;  3.  der  Dame,  die  ihn  von  der  Jagd  zum  Kampf 
mit  dem  schwarzen  Manne  am  Stein  treibt.  Am  Schluß  gibt  er  sich 
als  Vetter  zu  erkennen,  der  ihm  in  diesen  verschiedenen  Gestalten 
erschienen  sei  und  früher  das  blutige  Haupt  des  von  den  Hexen  ge- 
tüdteten  Vetters  auf  der  Schüssel  getragen  habe.  Es  ist  kaum  glaub- 
lich, daß  der  Mabinogischreiber  in  die  einzelnen  Abenteuer  Gautiers 
und  Roberts  hier  den  Zusammenhang  gebracht,  sie  zugleich  mit  der 
Gralepisode  in  Verbindung  gesetzt  und  dieser  die  abweichende  Gestalt 
gegeben  hätte.  Demnach  nehmen  wir  hier  treuere  Wiedergabe  einer 
älteren  gemeinsamen  Vorlage  an. 

2.  Bei  Chrestien  und  Wolfram  wird  Arthurs  Ritterschaft  von 
dem  rothen  Ritter  dadurch  beleidigt,  daß  dieser  eine  Schale  von  des 
Königs  Tafel  nimmt.  So  konnte  wohl  die  rohere  Erzählung,  die  uns 
im  Mabinogi  entgegentritt,  von  den  Dichtern  abgeändert  werden,  die 
auch  nicht  die  Handlung  selbst  schildern,  sondex'n  sie  von  dem  rothen 
Ritter  erzählen  lassen.  Eine  absichtliche  Veränderung  und  Vergröbe- 
rung in  der  keltischen  Erzählung  liegt  dagegen  bei  Weitem  nicht 
so  nahe.  Es  heißt  hier  S.  51  Loth:  „Un  page  de  la  chambre  servait 
a  boire  a  Gwenhwyvar  d'une  coupe  d'or.  Le  chevalier  en  jeta  le 
contenu  sur  le  visage  et  le  sein  de  la  reine,  et  lui  donna  un  grand 
soufflet."  Hiermit  ist  die  keltische  Volkssage  (The  Knight  of  the  Red 
Shield  Campbell  n.  52)  zu  vergleichen,  in  welcher  es  nach  Nutt^S.  156 
heißt:  „before  there  was  any  more  talk  between  them,  he  put  over 
the  iist  and  he  Struck  the  King  between  the  mouth  and  the  nose." 

3.  Nutt  S.  156  macht  aufmerksam  auf  die  Bedeutung,  welche 
die  Voraussage  der  Größe  und  der  Thaten  des  Helden  in  dem  Kreise 
der  Erzählungen  hat,  zu  dem  auch  unsere  Sage  gehört.  Dieser  Zug 
tritt  bei  Chrestien  verwischt  und  undeutlich  hervor  V.  4345  u.  46: 

biaus  frere,  ceste  esp6e 

vous  fu  jugie  et  destin^e, 
im  Mab.  dagegen  oft  und  klar.  Abgesehen  von  dem  Gruß  der  Zwerge 
S.  57  Loth :  „le  plus  habile  a  se  battre  ä  l'^p^e  dans  cette  ile ,  ce 
sera  toi."  S.  59:  „Tu  es  le  premier  joueur  d'6p6e  de  tout  le  royaume. 
Tu  n'as  que  les  deux  tiers  de  ta  force,  il  te  reste  encore  la  troisieme 
partie  ä  acqu(5rir.    Quand  tu  l'auras  entiere,  personne  ne  sera  capable 


PAEZIVALSTUDIEN.   II.  137 

de  lutter  avec  toi."  S.  70:  „C'est  la  destin^e:  nous  savons  que  nous 
aurons  ä  souffrir  de  toi."  S.  109:  „II  est  predit  que  tu  les  vengeras. 
qui,  d'apr^s  le  sort,  devait  les  tuer." 

4.  Kei  ist,  wie  Zimmer  Gott.  Gel.  Anz.  1890,  S.  517.  525.  830 
bemerkt,  in  den  altwelschen  Gedichten  und  in  der  rein  kymrischen 
Erzählung  Kilhwch  und  Olwen  „der  hervorragendste,  kühnste  und 
tapferste  Held  nächst  Arthur."  Dann  ist  Kei,  wie  Zimmer  a.  a.  O. 
S.  830  vermuthet,  nach  der  Figur  des  Ganelon  umgebildet,  als  die 
Charlemagnesage  Einfluß  auf  die  Arthursage  gewann.  Diese  später 
gewöhnliche  ungünstige  Auffassung  war  offenbar  in  der  von  uns  an- 
genommenen gemeinsamen  Vorlage  noch  nicht  ganz  durchgedrungen. 
Denn  es  heißt  im  Mab.  S.  56,  Loth:  „Kei  fut  blärae  par  Arthur,  et 
en  devint  lui  meme  soucieux",  ferner  S.  72,  Loth:  „Arthur  fut  pein^ 
de  l'accident  arrive  ä  Kei,  car  il  l'aimait  beaucoup."  Ebenso  Chrestien 
V.  5708/9: 

mais  li  rois  ot  moult  grant  pesance 

del  senescal  qui  est  bl^ciös 
und  V.  5716/7: 

li  rois  ki  moult  ot  le  euer  tendre 

et  moult  l'amoit  de  bon  corage. 
Eine  solche  Bemerkung  konnte  schwerlich  noch  Wolfram  (unabhängig 
von  Kyot)    zu    der  Ehrenrettung    veranlassen,  wie    wir    sie    lesen    in 
Str.  296,  16-23: 

man  saget  in  manegen  landen  vnt, 

daz  Keie  Artus  scheneschalt 

mit  siten  locere  ein  rihbalt: 

des  sagent  in  miniu  mcere  hlöz: 

ei'  was  der  werdekeit  genoz. 

swie  kleine  ich  des  die  volge  hdn, 

getriwe  und  ellenthaft  ein  man 

was  Keie:  des  giht  mein  munt. 

ni. 

Auf  Grund  der  vorstehenden  Ausführungen  glauben  wir  zu  der 
Annahme  einer  älteren  gemeinsamen  Vorlage  (X)  berechtigt  zu  sein, 
welche  Chrestien  (V.  7588  de  monsignor  Gauvain  se  taist  |  ici  li 
contes  ä  estal;  |  si  commence  de  Perceval)  und  das  Mab.  (S.  101,  Loth: 
„l'histoire  n'en  dit  pas  davantage  au  sujet  de  Gwalchmei  ä  propos 
de  cette  exp6dition.  pour  Peredur,  il  marcha  devant  lui")  an  derselben 

GERMANIA.  V  Nene  Reihe.  XXV.  (XXXVII.)  Jahrg.  10 


138  PÄ^UL  HAGEN 

Stelle  erwähnen.  Wir  denken  uns  dieselbe  als  eine  französische  *) 
Bearbeitung  und  Zusammenfassung  von  einzelnen,  bei  den  aremori- 
kanischen  Bretonen  vorhandenen  Sagenerzählungen'').  Es  ist  von 
vornherein  anzunehmen  ,  daß  absichtliche  Änderungen  derselben  von 
den  französischen  Dichtern,  zumal  nachdem  die  Gralsage  mit  der 
Arthursage  in  Verbindung  gebracht  worden  war,  eben  weil  sie  Dich- 
tungen schufen,  weit  häufiger  vorgenommen  sind  als  von  jenem 
kymrischen  Erzähler  des  Peredur ,  der  ein  rein  stoffliches ,  kein 
künstlerisches  Interesse  hatte.  Daher  möchten  wir  annehmen,  daß 
hier  jene  gemeinsame  Vorlage  im  Wesentlichen  noch  erhalten  ist,  ja 
daß  die  hier  im  Verlauf  der  Erzählung  eintretenden  Widersprüche 
und  Ungenauigkeiten  nur  aus  der  Vereinigung  von  ursprünglich  ein- 
zelnen, damals  zuerst  zu  einem  Ganzen  verarbeiteten  aremorikanischen 
Erzählungen  zu  erklären  sind.  Die  folgende  Erörterung  soll  diese 
Annahme  begründen. 

1.  In  einen  zusammenhängenden  Bericht  von  Peredurs  Thaten 
paßt  wenig,  für  ursprünglich  einzelne  Erzählungen  trefflich,  der  selb- 
ständige mit  Arthur  anhebende  Eingang  '^)  und  Beginn,  den  wir  z.  B. 
treffen  S.  82,  Loth:  „Arthur  6tait  ä  Kaerllion  sur  Wysc.  Un  jour, 
il  alla  chasser  avec  Peredur." 

S.  96,  Loth:  „Arthur  se  trouvait  ä  Kaerllion'*)  sur  Wysc,  sa 
principale  cour.  Quatre  hommes,  au  milieu  de  la  salle,  etaient  assis 
sur  un  manteau  de  paile." 

2.  Der  unterlassenen  Frage  nach  den  Wundern  wird  eine  be- 
sondere Bedeutung  beigelegt  in  der  Erzählung  von  den  Vorwürfen 
des    häßlichen  Mädchens  ^),     Motiviert    wird    sie    in    dem   Abschnitte 


')  Daß  sie  nicht  anglo-normaiinisch  gewesen  ist,  daß  der  Sagenstoff  vielmehr 
von  den  aremorikanischen  Bretonen  zu  den  Franzosen  gedrungen  ist,  hat  Zimmer, 
Gott.  Gel.  Anz.   1890  wahrscheinlich  gemacht. 

')  Zimmer  a.  a.  O.  S.  806;  „Die  gemeinkeltische  Form  der  epischen  Erzählung 
ist  die  Prosaerzählung" ;  „nur  die  lyrischen  und  dramatischen  Elemente  der  Erzählung 
erscheinen  in  gebundener  Rede  (Monolog  und  Dialog) ,  entweder  so ,  daß  Strophe  um 
Strophe  entspricht  oder  kleine  Gedichte  aus  mehreren  Strophen". 

')  Vgl.  Marie  de  France  Lanval  V.  5  ff.:  „A  Kardoil  surjurnot  li  reis  —  Artur 
li  pruz  e  li  curteis  —  pur  les  Escoz  e  pur  les  Pis  —  qui  destruieient  le  pais." 

*)  Ebenso  Chrestien  an  der  entsprechenden  Stelle  V.  5981  ff.:  Grand  fu  la  joie 
qua  li  rois  fist  de  Perceval  le  Galois,  et  la  roiae  et  li  baron  qui  l'enmainent  ä  Carlion. 
Vgl.  5381/2:  andui  vers  Carlion  tot  droit, 

ü  li  rois  Artus  cort  tenoit. 
Vgl.  über  die  Herrschersitze  Arthurs  Zimmer,  Gott.  Gel.  Anz.   1890,  S.  525  ff. 

^)  Sollten  diese  Vorwürfe  etwa  in  einem  ziemlich  spät  in  die  Erzählung  ge- 
kommenen   Liede  in  gebundener  Rede   geschildert   worden   sein?    Die  Ausführlichkeit 


PARZIVALSTUDIEN.   IL  139 

von  der  höfischen  Erziehung  des  Helden  durch  seinen  Onkel.  Keine 
oder  nur  untergeordnete  Bedeutung  hat  sie  in  der  Erzählung  von  dem 
Besuche  selbst,  als  Peredur  die  Wunder  sieht.  (Es  heißt  nur  S.  60, 
Loth:  „Malgr6  cel.i  le  vieillard  ne  rompit  pas  son  entretien  avec 
Peredur ;  il  ne  donna  pas  l'explication  de  ce  fait  a  Peredur  et  Peredur 
ne  la  lui  demanda  pas  non  plus.")  Überhaupt  nicht  erwähnt  wird  sie 
in  der  Schlußerzählung  von  der  Erlösung  und  Rache  ^).  Welchen 
Zweck  sie  haben  könnte,  sieht  man  nicht;  daß  sie,  als  Parzival  die 
Wunder  sieht,  nutzlos  gewesen  wäre  und  keine  Erlösung  herbeigeführt 
hätte,  ergibt  sich  daraus,  daß  Peredur  zu  der  Zeit  erst  zwei  Dritt- 
theile  seiner  Stärke  besitzt,  seine  Hauptaufgabe  damals  also  noch 
nicht  lösen  konnte.  Demnach  scheint  die  Frage  den  Erzählungen  theil- 
weise  fremd  gewesen  zu  sein.  Daß  sie  in  den  Vorwürfen  des  schwarzen 
Mädchens  erwähnt  wird,  kann  durch  eine  (in  Liedform  eingelegte?) 
Erweiterung  entstanden  sein;  daß  sie  auch  in  der  Erzählung  von 
der  höfischen  Erziehung  durch  den  Onkel  eine  Rolle  spielt,  ist  nicht 
hoch  anzuschlagen.  Denn  dieser  kleine  Abschnitt  ist  vielleicht  erst 
von  dem  französischen  Redactor  der  einzelnen  aremorikanischen  Er- 
zählungen, also  von  der  gemeinsamen  Vorlage  X  eingefügt.  Diese 
Vermuthung  stützt  sich  auf  folgende  Überlegungen:  Die  beiden  Be- 
suche Peredurs  bei  seinen  Onkeln  sind  in  so  auffallend  ähnlicher 
Weise  geschildert,  daß  hier  wahrscheinlich  nur  zwei  Recensionen  der- 
selben Erzählung  vorliegen.  Man  beachte  zunächst  die  noch  im  Mab. 
hervortretende  Übereinstimmung  im  Anfang  und  Schluß  der  beiden 
aufeinander  folgenden  Berichte: 

S.   5ß,    Loth    (Anf.    von    Cap.   6     S.   58,    Loth    (Anf.    von    Gap.   7 
San  Marte):  San  Marte) : 

II    arriva    dans    un    grand    bois  II   arriva    dans   un   grand    bois 

desert;  sur  la  lisere  du  bois,  il  desert,  puis,  au  bout  du  bois, 
y  avait  un  6tang,  et  de  l'autre  c6t6  ä  un  pre  uni,  et  de  l'autre  cote 
l'etang,  un  beau  chäteau  fort.  du  pr^,  il  apergut  un  grand  chäteau. 

und  Fülle  der  Worte  an  dieser  Stelle  des  Mab.  würde  dazu  stimmen.  Gerade  hier  lag 
die  Liedform  nahe;  Spott-  und  Schmählieder  bildeten  ja  mit  den  Preisgesängen  den 
Hauptbestandtheil  der  keltischen  Lyrik. 

')  Vgl.  Heinzel,  Über  die  französischen  Gralromane,  S.  184:  „Mit  dem  Motiv 
von  Alter  und  Krankheit  verband  sich  noch  ein  anderes,  und  zwar  schon  vor  der  Zeit 
Chrestiens,  das  der  Rache,  welche  der  Gralheld  für  einen  Mord  nehmen  soll,  der  an 
einem  Mitgliede  des  Gralhauses  verübt  worden  ist  und  auf  zauberhafte  Weise  Un- 
fruchtbarkeit des  Landes  verursacht  hat,  die  durch  Rache  an  dem  Mörder  behoben 
werden  soll.  Das  Motiv  stammt  aus  einer  Sage,  die  ursprünglich  mit  der  Gralsuche 
gar  nichts  zu  thun  hatte." 

10* 


140  PAUL  HAGEN 

S.  58,  Loth:  S.  60,  Loth: 

Quand  il  fut  temps,  ils  allerent  Lorsque   le  moment   de    dormir 

se  coucher.  Aussitöt  le  jour,  Pere-  fut  arrive,  Peredur  ae  rendit  dans 

dar  se  leva,    prit   son   cheval   et,  une  belle  chambre.  Le  lendemain, 

avec  la  permission  de  son  oncle,  il  partit  avec  le  cong6  de  son  oncle. 
sortit. 

Beide  Male  hält  sich  Peredur  bei  einem  lahmen  Oheim  auf;  Empfang, 
Mahlzeit,  Schwertprobe,  Voraussage  der  zukünftigen  Größe,  Abschied 
werden  in  auffallend  gleicher  Weise  geschildert,  zum  Theil  mit  wört- 
licher Übereinstimmung:  nur  anstatt  der  Wunder  und  Klagen  finden 
wir  bei  dem  ersten  Besuch  die  ritterliche  Unterweisung  und  das  Verbot 
zu  fragen.  Eben  weil  nun  zwei  wesentlich  gleiche  Erzählungen  an 
dieser  Stelle  allein  abweichen,  liegt  die  Vermuthung  nahe,  daß  hier 
eine  spätere  Änderung  gemacht  sein  könne.  Die  Schilderung  der 
Wunder  und  Klagen  ist  nothwendig,  demnach  unterliegt  nur  die 
ritterliche  Unterweisung  dem  Verdacht.  Dieser  wird  unterstützt  durch 
zwei  thatsächliche  Bedenken.  Die  Worte  S.  57,  Loth:  „Tu  vas  rester 
maintenant  quelque  temps  avec  moi  pour  apprendre  les  coutumes  et 
les  usages  du  pays,  les  belies  manieres,  ainsi  que  courtoisie,  gentil- 
lesse  et  seigneurie"  passen  nicht  zu  S.  58,  Loth:  „Aussitöt  le  jour, 
Peredur  se  leva,  prit  son  cheval  et,  avec  la  permission  de  son  oncle 
sortit."  Zweitens  steht  die  ganze  Unterweisung  an  dieser  Stelle  im 
Widerspruch  zu  dem  Bericht,  daß  Peredur  von  den  Hexen  im  Ritter- 
wesen unterrichtet  wird.  Vgl.  S.  70,  Loth:  „Tu  resteras  avec  moi 
pour  apprendre  la  chevalerie  et  le  maniement  des  armes.  . .  II  y  resta 
trois  semaines  de  suite."  S.  109,  Loth:  „Elle  jeta  un  cri  et  com- 
raenda  aux  sorcieres  de  fuir  en  leur  disant  que  c'dtait  Peredur,  celui 
qui  avait  et6  ä  leur  ecole  pour  apprendre  la  chevalerie,  et  qui, 
d'apres  le  sort,  devait  les  tuer."  Also  hier  erhält  Peredur  seine  Aus- 
bildung, deren  Form  alterthümHcher  ist  und  mit  der  Voraussage  zu- 
sammenhängt. Der  französische  Redactor  hingegen  wurde  durch  die 
in  der  Erzählung  erwähnten  Wafi'enübungen,  mit  denen  nur  auf  die 
spätere  Größe  des  Helden  hingewiesen  werden  soll,  veranlaßt,  den 
ihm  geläufigen  Anschauungen  vom  höfischen  Leben  Rechnung  zu  tragen 
und  somit  den  Peredur  von  einem  älteren  Ritter  erziehen  zu  lassen. 
Darum  glauben  wir,  auf  ihn  die  Worte  des  Onkels  S.  57,  Loth:  „tu 
vas  rester"  bis  S.  58:  „mais  sur  moi  qui  suis  ton  maitre"  zurück- 
führen zu  dürfen  und  die  Verbindung  der  beiden  Berichte,  die  durch 
den  an  die  Worte  S.  59,    Loth:    „Je    suis    ton    oncle,    le  frere  de  ta 


PARZIVÄLSTUDIEN.    II.  141 

mere"  sich  anschließenden  Zusatz  „nous  sommes  freres,  moi  et  l'homme 
chez  qui  tu  as  löge  hier  soir"  hergestellt  worden  ist. 

3.  Auch  die  kleine  Ungenauigkeit  in  der  Darstellung  S.  59, 
Loth:  „II  commen9ait  ä  causer  avec  son  oncle,  lorsqu'il  vit  venir  dans 
Ja  salle  et  entrer  dans  la  chambre  deux  hommes  portant  une  lance 
enorme:  du  col  de  la  lance  coulaient  jusqu'  k  terre  trois  ruisseaux 
de  sang"  und  S.  60,  Loth:  „Apr^s  quelques  instants  de  silence,  en- 
trerent  deux  pucelles  portant  entre  elles  un  grand  plat  sur  lequel 
etait  une  tete  d'homme  baignant  dans  le  sang"  verglichen  mit  S.  109, 
Loth:  „C'est  encore  moi  qui  me  suis  pr6sent6  avec  la  tete  sanglante 
sur  le  plat,  avec  la  lance  de  la  pointe  de  laquelle  coulait  un  ruisseau 
de  sang  jusque  sur  mon  poing  et  tout  le  long  de  la  hampe"  paßt  für 
eine  Vereinigung  einzelner  Erzählungen, 

4.  Es  bleibt  nur  noch  ein  Widerspruch  im  Mabinogi  übrig,  und 
dieser  wird  ebenfalls  auf  die  Vereinigung  der  einzelnen  Erzählungen 
zurückgehen:  die  Erzählung  von  der  Begegnung  Peredurs  und  Gwalch- 
meis  kennt  nur  zwei  Gregner  des  in  Gedanken  versunkenen  Peredur 
S.  73,  Loth ;  der  Bericht  vom  Kampfe  selbst  aber  erwähnt  auüer  ihnen 
noch  24  Andere  S.  71,  Loth. 

5.  Hat  das  Mabinogi  auch  in  der  Erzählung  von  der  im  Walde 
an  der  Leiche  des  Geliebten  trauernden  Jungfrau  die  gemeinsame 
Vorlage  treuer  bewahrt  als  die  Dichter?  Fragen  wir  zunächst: 
wer  war  jener  Ritter,  der  den  Schionatulander  erschlug?  Chrestien 
nennt  ihn  nicht  bei  Namen,  Wolfram  141,  9  u.  10  sagt,  es  sei  Orilus, 
d.  h.  aber  nach  Str.  129  der  Gemahl  der  Jeschute.  Im  Mab.  ist  es 
nicht  der  Gatte  der  Jeschute ;  denn  dieser  macht  sich  S.  51 ,  Loth, 
auf,  um  Peredur  zu  suchen,  und  trifft  erst  S.  68,  Loth,  mit  ihm  zu- 
sammen ;  dagegen  wird  der  Ritter,  der  den  Schionatulander  erschlagen 
hat,  schon  S.  62,  Loth,  von  Peredur  besiegt  und  unter  der  Bedingung 
begnadigt,  Sigune  zu  heiraten  und  an  Arthurs  Hof  zu  gehen.  Nun 
ersehen  wir  aus  Wolfram  Str.  128 — 141 ,  daß  zwei  Brüder  Lähelin 
(dieser  keltische  Name  bei  Wolfram  stammt  sicher  noch  aus  der 
gemeinsamen  Vorlage)  und  Orilus  dem  Parzival  zwei  Länder  genommen 
und  zwei  seiner  Fürsten  erschlagen  haben.  Es  ist  a  priori  wahr- 
scheinlich, daß  der  Held,  der  so  viele  Waffenthaten  siegreich  voll- 
bringt, vor  Allem  dieses  ihm  feindliche  Brüderpaar  besiegt  hat.  Sagt 
er  doch  bei  Wolfram,  als  er  von  den  Thaten  des  Lähelin  hört, 
128,  11  u.  12: 

diz  rieh  ich,  muoter,  ruocht  es  got: 
in  verwundet  noch  mm  gahylot. 


142  PAUL  HAGKN 

und  als  er  hört,   daß  der  andere  Bruder  den  Schionatulander  besiegt 
hat,  141,  25  ff.: 

do  sprach  er:  ^niftel,  mir  ist  leit 

dm  kumher  und  min  laster  breit. 

sivenne  ich  daz  mac  gerechen, 

daz  wil  ich  gerne  zechen. 
Diese  beiden  Kämpfe  werden  demnach  in  der  gemeinsamen  Vorlage 
erzählt  worden  sein:  im  Mab.  allein  haben  sie  sich  noch  erhalten. 
Denn  daß  es  sich  in  dem  S.  55,  Z.  16  ff.,  Loth-  wie  in  dem  S.  61, 
Z.  26  ff.  erzählten  Kampf  mit  dem  Mörder  des  Schionatulander  (der 
ja  nach  Wolfram  der  eine  Bruder  ist)  um  jenes  Brüderpaar  handelt, 
ist  nun  an  sich  wahrscheinlich  und  ergibt  sich  auch  1.  aus  der  wört" 
liehen  Übereinstimmung,  mit  der  beide  als  Feinde  Arthurs  erscheinen 
(also  ein  besonderer  Zusammenhang  muß  zwischen  ihnen  bestehen), 
2.  aus  den  Worten  S.  61 ,  Loth:  „moi,  je  suis  ta  sceur  de  lait  et 
rhomme  que  tu  vois  6tait  mon  mari.  C'est  le  chevalier  de  la  clairiere 
du  bois  qui  l'a  tue;  n'approche  pas  de  lui  de  peur  d'etre  tu6  toi 
aussi."  —  „Ma  soiur,  tu  as  tort  de  me  faire  des  reproches.  Pour 
avoir  6te  si  longtemps  avec  vous ') ,  c'est  a  peine  si  je  pourrai  le 
vaincre;  c'eüt  ete  bien  plus  difficile,  si  j'etais  reste  plus  longtemps." 
Diese  Worte  gewinnen  eine  besondere  Bedeutung,  da  wir  aus  Wolfram 
wissen,  daß  der  Mörder  des  Schionatulander  den  Peredur  in  seinem 
Besitzthume  geschädigt,  daß  Schionatulander  für  ihn  gegen  Jenen 
gefallen  ist.  Also  im  Mab.  ist  der  eine  Bruder,  der  Mörder  des  Schio- 
natulander, verschieden  von  dem  Gatten  der  Jeschute;  bei  Chrestien 
deutet  auch  nichts  darauf  hin,  daß  der  Ritter,  der  Schionatulander 
getödtet  hat,  identisch  ist  mit  dem  Gatten  der  Jeschute,  dem  Orguellous 
de  la  lande.  Bei  Wolfram  endlich  bleibt  auffallend,  daß  er  bei  dem 
Kampfe  Parzivals  mit  dem  Gatten  der  Jeschute,  obwohl  er  die  Gründe 
zum  Kampfe  auseinandersetzt,  gar  nicht  erwähnt,  daß  derselbe  Orilus 
nach  Str.  141  auch  einen  Fürsten  seines  Gegners  und  Geliebten  der 
Sigune  erschlagen  hat.  Alles  dies  beweist,  daß  der  Gatte  der  Jeschute 
und  der  Mörder  des  Schionatulander  in  der  Vorlage  nicht  identisch 
waren.  Daß  sie  es  bei  Wolfram  sind,  mag  folgenden  Anlaß  haben. 
Die  rohe,  aber  darum  ursprüngliche  Erzählung  des  Mab.,  daß  ein 
Held  die  Gattin  des  von  ihm  Erschlagenen  heiratet  (auf  Befehl  Pere- 
durs  S.  62,    Loth:    „a  condition    que   tu   prennes    cette    femme    pour 


')  Der  Aufenthalt  Sigunens   bei   der  Mutter  Parzivals   wird  auch  von  Chrestieu 
V,  4774  ff.  und  Wolfram  Str.  140.   141  erwähnt. 


PAKZIVALSTUDIEN.   II.  143 

öpousc  et  que  tu  la  traites  avec  tout  l'honneur  et  la  consid^ration 
que  tu  pourras,  pour  avoir  tu6')  son  mari  sans  motif.")  konnte  natur- 
gemäß bei  dem  feineren  Gefühl  und  den  höher  entwickelten  An- 
schauungen der  Dichter  Anstoß  erregen.  Beseitigten  sie  dementspre- 
chend die  Heirat,  so  wurde  jener  eine  feindliche  Bruder  ziemlich 
bedeutungslos,  und  es  lag  nun  nahe,  ihn  mit  dem  Gatten  der  Jeschute 
zu  identificieren,  besonders  wenn  dieser  auch  in  der  Vorlage,  wie  im 
Sir  Perceval,  nur  als  der  schwarze  Ritter  bezeichnet  worden  ist. 

Noch  auf  einem  anderen  Wege  gelangen  wir  zu  demselben 
Resultate,  daß  das  Mab.  in  der  Darstellung  der  Sigune-Episode  die 
Vorlage  wiedergibt.  Bei  Wolfram  wird  in  der  Erzählung  von  Sigune, 
und  zwar  zweimal  der  Rath  der  Lunete  angeführt  Str.  253,  10  ff.: 

ouch  was  froun  Lüneten  rät 

ninder  da  M  ir  geioesen. 

diu  riet  ir  frouwen  „lät  genesen 

disen  man,  der  den  iweren  sluoc: 

er  mac  ergetzen  iuch  genuoc."' 

Str.  436,4  ff.: 

ob  si  worden  waer  sin  wtp, 
da  hete  sich  frou  Lünete 
gesümet  an  so  gceher  hete 
als  si  riet  ir  selber  frouwen. 
man  mac  noch  dicke  schouwen 
froun  Lüneten  rtten  zuo 
etslichem  rate  gar  ze  fruo. 


')  Schon  diese  Stelle  allein  zeigt,  daß  das  Mab.  nicht  aus  Sigune  und  Jeschute 
eine  Person  gemacht  hat,  wie  Golther  S.  188  annimmt.  Unrichtig  ist  auch,  wenn  er 
S.  204  bemerkt:  „Perceval  trifft  im  Wald  eine  klagende  Jungfrau  (Wolframs  Sigune), 
welche  auch  im  Sir  Perceval,  aber  sicherlich  auf  eigene  Faust,  mit  der  Jeschute, 
d.  h.  mit  der  Dame,  die  Perceval  einst  gekülSt  und  ihres  Ringes  beraubt  hat  und  die 
er  nun  wieder  findet  und  mit  ihrem  zürnenden  Geliebten  versöhnt,  zu  einer  Person 
verschmolzen  wurde."  Thatsächlich  ist  nirgends  im  Sir  Perceval  von  Sigune  die  Rede ; 
die  an  den  Baum  gebundene  Frau  klagt  zwar,  aber  darüber,  daß  the  blake  knyghte 
sie  wegen  des  Ringwechsels  mit  Perceval  verstoßen  hat  V.  1820  ff. : 

Then  herde  he  faste  hym  by 

als  it  were  a  womane  cry 

scho  prayed  to  mylde  Mary 

som  socoure  hir  to  sende. 
Auf   den    vorliegenden  Irrthum  Golthers    hat    auch  Heinzel,    Über    die    französischen 
Gralromane,  S.  22  aufmerksam  gemacht. 


144  PAUL  HAGEN 

Eigentlich  paßt ')  dies  gar  nicht  bei  Wolfram ;  denn  Laudine  ist 
Weib,  Sigune  Geliebte,  und  wenn  er  auch  diesen  Unterschied  durch 
den  Vers:  oh  sie  worden  woir  sin  icip  aufhebt,  so  kann  es  sich  hier 
doch  nie  um  Wiedervermählung  mit  dem  Mörder  ihres  Gatten  handeln: 
und  das  ist  ja  gerade  das  Charakteristische  in  dem  Rathe  Lunetens. 
Vortrefflich  paßt  aber  dieser  Hinweis  bei  Kyot  selbst ,  wenn  die 
gemeinsame  Vorlage  so  wie  das  Mab.  von  Sigune  erzählte.  Aus  dieser 
Bemerkung  schimmert  noch  hervor,  daß  der  Dichter  den  inneren 
Widerspruch  zwischen  den  schmerzlichen  Klagen  der  Sigune  um  den 
todten  Geliebten  und  ihrer  sofortigen  Einwilligung  in  die  Ehe  mit 
dem  Mörder  desselben  fühlte  und  beseitigte.  Und  daß  Kyot  so  die 
Sigune  zu  einem  schönen  Bilde  weiblicher  Treue  erhob,  steht  auch  mit 
seiner  besonderen  Vorliebe  für  diese  von  ihm  eigentlich  erst  ge- 
schaffene Gestalt  in  Zusammenhang:  so  ist  das  dreimalige  Auftreten 
der  Sigune  bei  Wolfram  gegenüber  dem  einmaligen  bei  Chrestien, 
so  der  Sang  von  ihrer  Liebe  in  dem  sogenannten  Titurel  zu  erklären. 
Zugleich  war  natürlich  mit  jener  doppelten  Erwähnung  des  Rathes 
der  Lunete  ein  Seitenhieb  gegen  Chrestien  geführt,  und  wenn  wir  uns 
außerdem  erinnern,  daß  Kyot  auch  seine  günstigere  Auffassung  von 
Kei  (bist.  litt.  30,  51  c'est  peut-etre  ä  Chrestien  qu'il  faut  faire  re- 
monter  les  premiers  lin^aments  de  ce  portrait  peu  flatte  du  senechal 
d' Arthur,  qui  a  fini  par  etre  une  veritable  caricature.)  energisch  gel- 
tend machte,  gewinnen  die  Worte  Wolframs  Str.  827,  1 — 3  eine  be- 
sondere Bedeutung: 

Oh  von  Troys  meister  Christjdn 

disem  mcere  hat  unreht  getan, 

duz  mac  wol  zürnen  Kyot. 
6.  Aus  Wolfram  und  dem  Mab.  zusammen  haben  wir  recon- 
struiert,  daß  in  der  gemeinsamen  Vorlage  Parzival  ein  feindliches 
Brüderpaar  besiegt  hat.  An  und  für  sich  erwartet  man  auch,  daß  er 
den  Mörder  seines  Vaters  bezwungen  hat;  waren  schon  jene  Kämpfe 
verdunkelt,  so  hätten  hier  die  Spuren  einer  solchen  Tradition  ganz 
schwinden  können.  Sie  haben  sich  aber  noch  im  Sir  Perceval  er- 
halten; hier  ist  der  rothe  Ritter  der  Mörder  des  Vaters,  und  es  ist 
vielleicht  beachtenswert,  daß  der  rothe  Ritter  auch  nach  den  anderen 


»)  Kinzel,  Die  Frauen  im  Parzival,  Zs.  f.  d.  Philol.  1889,  21,  S.  63  bemerkt 
zu  436,  4  oh  sie  worden  wcer'  «tn  vnp:  „Dies  soll  also  wohl  heißen:  sie  war  ja  noch 
nicht  sein  Weib;  also  paßt  Lunetens  Beispiel  hier  nicht,  welches  sich  um  Wieder- 
vermählung dreht.  Nur  diese  kann  hier  im  Allgemeinen  gemeint  sein,  nicht  der  Rath, 
den  Mörder  des  Gatten  zu  heiraten." 


PARZIVALSTUDIEN.    II.  145 

Darstellungen  getödtet,  nicht  nach  ritterlichem  Zweikampfe  über- 
wunden und  begnadigt  wird.  Außerdem  sind  noch  im  Mab.  die  drei 
ersten  Kämpfe  eben  jene  in  eigener  Sache,  zu  denen  Peredur  natürlich 
zunächst  verpflichtet  war.  Ein  zweiter  Punkt,  in  dem  Sir  Perceval 
ältere  Tradition  bewahrt  hat,  betrifft  den  Namen  der  Gattin  des 
Helden.  Golther  meint  zwar  S.  20(3:  „In  diesem  Namen  Acheflour  liegt 
eine  offenbare  Verderbniß  des  frz.  Blanchefleur  vor,  d.  h.  die  bei 
Chrestien  namenlose  Mutter  Percevals  (la  veuve  dame)  erhielt  den 
Namen  der  Gattin  Percevals,  die  dann  wiederum  mit  dem  neuen 
Namen  Lufamour  bezeichnet  wurde."  Indeß  der  Name  Lufamour 
wird  gleich  Condwiramurs  bei  Wolfram  auf  dieselbe  Quelle  zurück- 
gehen, sei  es  Kyot,  sei  es  die  gemeinsame  Vorlage.  Andererseits  aber 
glauben  wir,  im  Gegensatze  zu  G.  Paris,  bist.  litt.  30,  254  ff.,  daß 
die  Ring-Episode  im  Sir  Perceval  im  Hinblick  auf  den  eigenen  Schluß 
des  Gedichtes,  Wiedervereinigung  Percevals  mit  seiner  Mutter,  um- 
geformt ist.  G.  Paris  meint  a.  a.  O.:  „l'aventure  de  l'anneau,  si  im- 
portante  dans  le  poeme  anglais,  n'a  dans  le  poeme  fran9ais  aucune 
raison  d'etre";  aber  wir  sahen  oben,  daß  die  Bedeutung  dieser  Episode 
eben  in  der  mißverständlichen  Auffassung  des  great  fool,  des  uner- 
fahrenen Parzival  liegt.  Wenn  das  Mab.  erzählt,  daß  die  Frau  den 
Ring  freiwillig  gibt,  so  dürfen  wir  hier  eine  Ungenauigkeit  annehmen, 
da  die  Worte  Ö.  49,  Loth:  „quand  meme  eile  ne  voudrait  pas  de  toi" 
und  S.  50,  Loth:  „Ma  mere,  dit  Peredur,  m'a  recommand6,  en  quel- 
que  lieu  que  je  visse  nourriture  et  boisson,  d'en  prendre"  und  „Ma 
mere  m'a  recommand^,  lä  oü  je  verrais  un  beau  joyau,  de  le  prendre" 
auch  auf  jene  Form  deuten,   die  wir  als  ursprünglich  erkannt  haben. 

Atque  haec  hactenus.  Es  sei  noch  zum  Schlüsse  erwähnt,  daß 
mehrere  der  angeführten  Beziehungen  zwischen  Wolfram  uud  dem 
Mab,  von  einem  meiner  Freunde  gleichfalls  und  der  Zeit  nach  noch 
früher  beobachtet  worden  sind.  Man  wird  das  Übereinstimmende  und 
Abweichende  unserer  Ansichten  im  Einzelnen  sehen  können,  sobald 
derselbe    seine   Studien   über    die    einschlägigen  Fragen    veröffentlicht. 

LÜBECK.  PAUL  HAGEN. 


146     y^-  GRIMME,  ÜBER  DIE  HEIMAT  DES  MINNESINGEKÖ  WACHSMUOT  etc. 

ÜBER  DIE  HEIMAT  DES  MINNESINGERS 
WACHSMUOT  VON  KÜNZINGEN. 


über  das  Geschlecht,  dem  der  Minnesinger  Wachsmuot  von 
Künzingen,  oder  von  Kunzechen,  wie  ihn  Gedrut  nennt  (die 
Weingartner  Handschrift  liat  übereinstioomend  hiermit  die  Form  von 
Kunzich),  angehört,  ist  bereits  vielfach  gehandelt,  ohne  daß  man 
zu  einem  befriedigenden  Resultate  gekommen  wäre.  Die  Stellung  des 
Dichters  in  der  Handschrift  C  gibt  keine  näheren  Aufschlüsse  über 
seine  Heimat,  da  er  zwischen  dem  Österreicher  von  Sachsendorf 
und  dem  Rheinländer  Wilhelm  von  Heinzenberg  seinen  Platz 
hat;  der  Geschlechtsname  des  Minnesingers,  wie  ihn  die  genannte 
Handschrift  bietet,  weist  am  meisten  auf  das  von  der  Kinzig,  einem 
Nebenflusse  des  Rheins,  durchströmte  Schwarzwaldthal  hin.  Doch  ist 
bis  jetzt  ein  edles  Geschlecht,  welches  auch  nur  einen  im  entfernte- 
sten ähnlich  klingenden  Namen  trüge,  daselbst  noch  nicht  nach- 
gewiesen, obgleich  für  keine  andere  Gegend  Deutschlands  ein  so 
reiches  Urkundenmaterial  uns  zu  Gebote  steht  als  für  das  Gebiet  des 
heutigen  Großherzogthums  Baden.  Unsere  Hoffnung  ist  denn  auch 
verschwindend  klein,  daß  im  Laufe  der  Jahre  wirklich  noch  im  Kinzig- 
thale  ein  edles  Geschlecht  von  Künzichen   aufgefunden  werden    sollte. 

Bei  der  Schreibung  des  Namens,  wie  ihn  die  Handschrift  C 
überliefert  hat,  liegt  auch  der  Schluß  auf  die  an  der  Elz,  374  Meilen 
NWN  von  Freiburg  gelegene  Stadt  Kenzingen  nahe,  nach  der  sich 
wirklich  ein  edles  Geschlecht  genannt  hatte;  aber  es  ist  bis  jetzt  noch 
nicht  gelungen,  unter  den  spärlich  erscheinenden  Mitgliedern  desselben 
einen  Wachsmuot  zu  ermitteln.  Leider  auch  stimmt  das  Wappen  des 
Dichters  in  der  Handschrift  durchaus  nicht  überein  mit  dem  sonst 
bekannten  dieses  Geschlechtes.  Während  Siebmacher  (HMS  IV,  237) 
in  seinem  Wappenbuche  der  genannten  Familie  zwei  rothe  Widder- 
hörner  im  weißen  Felde  zuschreibt,  zeigt  die  erwähnte  Handschrift 
zwei  nach  links  schauende  goldene  Fische  im  blauen  Felde.  Doch 
könnte  hier  dem  Zeichner  leicht  eine  kleine  Verwechselung  unter- 
gelaufen sein,  da  das  Wappen  der  in  der  Nähe  an  der  Einzig  gelegenen 
Stadt  Gengenbach  einen  nach  links  schauenden  Fisch  aufweist. 

Auf  eine  andere  Fährte  über  die  Heimat  des  Geschlechtes  von 
Kunzich  führt  uns  Schulte  in  seinem  Aufsatze:  j,Ein  Minnesinger 
der  Baar^.    (Schriften  des  Vereins  für  Geschichte  und  Naturgeschichte 


ÜBER  DIE  HEIMAT  DES  MINNESINGERS  WACHSMUOT  etc.  147 

der  Baar  zu  Donaueschingen  V,  112.)  Zunächst  wendet  er  sich  in 
demselben  gegen  die  bis  jetzt  aufgestellten  Behauptungen  über  den 
Wohnort  des  Minnesingers  und  sucht  besonders  nachzuweisen,  daß 
das  Geschlecht  sich  keinesfalls  nach  dem  Flusse  Kinzig  genannt  haben 
könne,  da  es  undenkbar  sei,  daß  aus  dem  in  allen  Überlieferungen 
gleichen  Vocal  der  Stammsilbe  u,  i  oder  e  hätte  werden  können. 
Dieser  Behauptung  können  wir  nun  nicht  völlig  beistimmen,  da  der 
Fluß  Kinzig  zu  Zeiten  auch  als  Künzig  vorkommt;  so  ist  auf  S.  144 
desselben- Bandes  der  Zeitschrift  eine  Urkunde  vom  6.  November  1583 
mitgetheilt,  in  welcher  sich  Graf  Heinrich  von  Ftirstenberg  auch  herr 
zue  Haussenn  im  Künntzgerihall  nennt,  wodurch  Schultes  Ansicht  hin- 
fällig wird.  Dann  aber  berichtet  dieser  weiter,  daß  es  einen  Burg- 
stall Kü Usingen  in  der  Baar,  nördlich  von  Löffingen,  westlich  von 
Dittishausen,  gegeben  habe,  und  daß  er  auf  einem  kleinen  vorsprin- 
genden Hügel,  den  die  Mauchach  umfließt,  gelegen  habe.  Der  Ort 
wird  zuerst  in  dem  Todtenbuche  der  Pfarrkirche  zu  Löffingen  erwähnt; 
demselben  ist  ein  Zinsverzeichniß  aus  dem  13.  Jhdt.  vorgeheftet,  in 
dem  es  heißt:  Ülricus  de  Kiungsiggun  Iß  de  praedio  suo.  Aus  dem 
Todtenbuche  geht  ferner  hervor,  daß  schon  vor  dem  Jahre  1300 
Rudolf  von  Urach  als  Seelgeräthe  an  die  Kirche  zu  Löffingen  gab:  Hof 
und  Mühle  zu  Künsingen.  Schulte  schließt  daraus,  daß  das  edle 
Geschlecht  von  Künsingen  schon  sehr  früh,  vielleicht  mit  Wachsmuot 
selbst,  ausgestorben  sei.  —  So  dankenswerth  die  Mittheilungen  Schultes 
auch  sind,  so  können  sie,  was  den  Minnesinger  betrifft,  nur  den  Werth 
von  Hypothesen  beanspruchen,  denen  man  einige  Beachtung  schenken 
muß;  denn  so  lange  uns  nur  ein  einziges  Mitglied  der  in  der  Baar 
ansässigen  Familie  bekannt  ist,  dessen  Lebenszeit  sich  nicht  einmal 
annähernd  festsetzen  läßt,  so  lange  uns  das  Wappen  nicht  bekannt, 
welches  dieselbe  geführt,  so  lange  ist  es  sehr  gewagt,  ohne  Weiteres 
den  Minnesinger  dieser  beizuzählen ,  wie  Schulte  es  gethan.  Wir 
können  daher  seiner  Ansicht  nicht  nur  nicht  beitreten,  sondern  wir 
gehen  sogar  noch  einen  Schritt  weiter  und  sagen :  der  Minnesinger 
gehörte  nicht  der  Baar  an. 

Warum  sollen  wir  uns  abmühen,  in  alten  Zinsregistern  und  Ur- 
kunden einen  Ort  Künzich  oder  Künsingen  in  der  Baar  aufzuspüren, 
während  auf  einem  verhältnißmäßig  sehr  kleinen  Räume  sich  noch 
heutzutage  drei  Orte  dieses  Namens  finden?  Das  ist  der  Fall  im 
Gebiete  der  alten  Grafschaft  Luxemburg.  Hier  treffen  wir  einen  Ort 
mit  Namen  Cunsingeu,  der  sich  also  deckte  mit  der  Schreibung  in 
der  Handschrift  C,  hier  finden  wir  zweimal  die  Bezeichnung  Küntzig, 


148  FR.  GRIMME 

wie  sie  uns  auch  die  Weingartner  Handschrift  bietet.  Über  die  erste 
Ortschaft  heißt  es  im  23.  Bande  der  Ptihlications  de  la  Section  Historique 
de  l' Institut  R.  D.  G.  de  Luxembourg  auf  S.  187:  Cunsingen:  11  est 
guestion  de  cette  localite  dans  une  charte  de  14.  avril  1313,  par  laquelle 
Henri,  seigneur  de  Beaufort,  reconnait  avoir  re^  de  Baudouin,  arche- 
veque  de  Treves,  cent  livres,  riP^^^  '7^^  pecunie  summa  eidem  domino 
archiep.  recipienti  et  stipulanti  pro  se,  successoribus  etc.  ex  nunc  redditus 
nostros  sive  bona  in  villis  de  Hemestal  et  Cunsingen  coadjacentibus, 
videlicet  ex  duodecim  mansionibus  apud  Hemestal  et  sex  apud  .Cunsingen, 

que   fenentur  singulis  annis "  —  Le  record   de  justice   de  Constovf 

du  13.  janvier  1555  art.  13  dit  que  Cuntzingen  ressortissait  ä  la  haute 
justice  de  Constorf.  Ce  Cunsingen,  autrefois  village,  est  avjourd'hui  reduit 
ä  une  ferme  dit  Kinseckerhof,  commune  de  Beck. 

Ein  Dorf  Namens  Küntzig  liegt  ferner  ina  Gebiete  des  heutigen 
Deutsch -Lothringen  in  der  Nähe  von  Diedenhofen;  über  dasselbe  heißt 
es  im  18.  Bande  der  Publications  S.  209: 

Küntzig.  Village  annexe  ä  la  mairie  de  Diestm'f,  canton  de 
Metzerwies,  autrefois  compris  dans  la  Seigneurie  de  Meilburg.  Ce  nom 
nous  parait  provenu  du  nom  ^yropre  germanique  de  Cunzo.  Mais  de  meme 
que  dans  le  grand-duche  de  Luxembourg  oü  se  trouve  egalement  un 
Küntzig,  qui  est  Germain,  a  ete  substitue  ä  un  nom  Gaulois  bien  plus 
ancien,  ainsi  ce  Küntzig  grand-ducal  a  porte  des  le  8.  siede  le  nom  de 
Cuminiacum;  il  porte  encore  aujourd'hui  celui  de  Clemency. 

Der  dritte  Ort  im  heutigen  Großherzogthum  Luxemburg  Namens 
Küntzig  ist  das  eben  genannte  Clemency,  welches,  in  der  Nähe 
der  französischen  Grenze,  nordöstlich  von  Longwy  gelegen,  amtlich 
den  französischen  Namen,  im  Volke  dagegen  seinen  guten  alten  deut- 
schen noch  heute  trägt. 

Es  wären  nun  die  Fragen  zu  beantworten:  haben  nach  den 
Luxemburger  Orten  edle  Geschlechter  sich  genannt,  und  wenn  dies 
der  Fall,  hat  dann  eins  von  ihnen  Anspruch  auf  den  Minnesinger? 
Leider  liegt  das  Urkundenmaterial,  so  weit  es  die  alte  Grafschaft 
Luxemburg  betrifft,  bis  jetzt  nur  sehr  unvollständig  vor,  und  die 
Historische  Gesellschaft  des  Landes  hat  ihr  Augenmerk  fast  ausschließ- 
lich auf  die  Geschichte  der  Hauptstadt  und  des  Moselthals  gerichtet, 
so  daß  besonders  die  französische  Grenze  noch  kaum  behandelt  ist. 
Die  Regesten  der  Grafen  von  Luxemburg  sind  ja  ziemlich  vollständig 
herausgegeben,  leider  aber  bieten  sie  uns  gar  keine  Zeugennamen, 
aus  denen  wir  doch  vor  Allem  unsere  Kunde  der  kleinen  Geschlechter 
schöpfen  müssen,  und  so  können  wir  denn  obige  beiden  Fragen  nur 
unvollständig,    aber  dennoch  wohl  befriedigend  beantworten. 


ÜBER  DIE  HEIMAT  DES  MINNESINGERS  WACHSMUOT  etc.  149 

Ein  Geschlecht,  welches  sich  nach  dem  Ortchen  Künsingen 
genannt  hätte,  ist  mir  bis  jetzt  nicht  bekannt  geworden,  dagegen 
existierte  eine  edle  Familie  in  dem  Dorfe  Kuntzig  bei  Diedenhofen, 
von  der  einige  Mitglieder,  besonders  im  14.  Jhdt. ,  sich  in  Luxem- 
burgischen und  Trierer  Urkunden  finden ;  desgleichen  wohnte  ein 
adeliges  Geschlecht  von  Küntzig  im  heutigen  Clemency,  von 
dem  auch  vereinzelte  Glieder  mir  bis  jetzt  begegnet  sind.  Nach  einer 
Bemerkung  auf  S.  236  des  37.  Bandes  der  schon  genannten  Publi- 
cations  hat  Monsieur  Blanchard,  sngneur  de  Chätelet  ein  Manuscrit 
gmealogique  der  Luxemburgischen  Adelsfamilien  verfaßt,  in  dem  auf 
S.  351 — 358  auch  Notizen  über  die  Herren  von  Clemency  gegeben 
werden;  dasselbe  befindet  sich  zur  Zeit  in  der  Stadtbibliothek  zu 
Luxemburg.  Auf  diesbezügliche  Anfrage  erhielt  der  Unterzeichnete  die 
Antwort,  daß  das  Buch  sich  leider  in  solch'  traurigem  Zustande  be- 
fände, daß  es  nicht  nach  auswärts  verliehen  werden  könne,  ja  die 
Benutzung  desselben  am  Orte  selbst  dadurch  sehr  erschwert  sei,  und 
so  ist  es  ihm  bis  jetzt  nicht  möglich  gewesen,  den  Inhalt  kennen  zu 
lernen.  Wenn  uns  daher  auch  unter  den  Mitgliedern  der  Familie  von 
Clemency  bis  jetzt  kein  Wachsmuot  begegnet  ist,  so  wagen  wir  den- 
noch zu  behaupten,  daß  der  Minnesinger  dieser  Familie  und  somit 
dem  Gebiete  des  heutigen  Großherzogthums  Luxemburg  angehörte. 
Das  in  altfranzösischer  Sprache  verfaßte  Verzeichniß  der  Ritter,  welche 
den  Kaiser  Heinrich  VIL  im  Jahre  1312  auf  seinem  Römerzuge  be- 
gleiteten, weist  auch  einen  Mosser  Johan  de  Clamassi  auf,  und  in 
diesem  erblickt  Mauntz  {Das  Gefolge  Kaisers  Heinrich  VII.  f  Münster 
i.  W.  1849,  S.  46)  und,  ihm  folgend,  die  Luxemburgischen  Forscher, 
einen  Edlen  von  Clemency.  Das  Wappen  desselben  beschreibt  die  Hand- 
schrift wie  folgt:  Lescu  dargant  seme  de  cruesetes  de  goules  a  dues  sau- 
mons  de  goules  —  Schild  von  Silber,  besäet  mit  rothen  Kreuzen  und 
zwei  rothen  Fischen,  —  Das  gleiche  Wappen  führt  Cüne  von  Kuntzich 
eyn  wolgeboren  knecht,  welcher  im  Jahre  1343  dem  Abte  von  Prüm 
einen  Lehensrevers  ausstellt  und  sein  Siegel  an  die  Urkunde  hängt 
(Mauntz  a.  a.  O.  46) ,  und  ebenso  findet  sich  das  Wappen  in  dem 
Werke  Blanclmrds  als  das  der  Familie  von  Clemency,  wodurch  jeder 
Zweifel  schwindet,  daß  es  wirklich  das  der  genannten  Familie  sei. 
Dieses  ist  nun  das  einzige  uns  bis  jetzt  bekannte  Wappen  eines  edlen 
Geschlechtes  von  Kuntzich,  welches  mit  dem  des  Minnesingers  Wachs- 
muot von  Kuntzich  in  der  Handschrift  C  im  Allgemeinen,  bis  auf  die 
Farben,  übereinstimmt,  welche  uns,  wie  schon  oben  gesagt,  zwei 
goldene  Fische  im  blauen  Felde  überliefert.    Somit  hat  das  in  Luxem- 


150  FR-  GRIMME 

bürg  ansässige  Geschlecht  wirklich  berechtigte  Ansprüche  auf  den 
Dichter,  und  wir  würden  in  ihm  einen  Sänger  zu  erblicken  haben,  der 
dem  äußersten  Westen  des  deutschen  Sprachgebietes  zuzuzählen  wäre. 

Gehörte  nun  der  Dichter  wirklich  der  Grafschaft  Luxemburg  an, 
so  würde  seine  Stellung  in  der  Handschrift  C  recht  gut  dazu  passen, 
da  er  dem  an  der  Nahe  ansässigen  Wilhelm  von  Heinzenberg  voran- 
geht, einem  Sänger,  der  ungefähr  der  gleichen  Gegend  angehörte; 
erstreckte  sich  doch  die  alte  Grafschaft  Luxemburg  weit  die  Saar 
hinauf  bis  in  den  Hochwald  und  fast  zur  Nahe.  Man  könnte  nun 
gegen  unsere  oben  dargelegte  Ansicht  geltend  machen,  daß  die  Ge- 
dichte Wachsmuots  in  der  Sprache  nichts  Mundartliches  bieten,  doch 
läßt  sich  hierfür  auch  leicht  eine  Erklärung  finden.  Nach  Heinzel: 
Geschichte  der  nieder  fränkischen  Geschäftssprache  S.  344  sind  Ermino- 
nische  Chatten  der  Hauptbestandtheil  der  deutschen  Bevölkerung, 
welche  die  Sitze  der  Treverer  eingenommen,  aber  auch  Allemannen 
scheinen  sich  dort  erhalten  zu  haben,  was  sich  aus  manchen  Erschei- 
nungen in  der  Sprache  beweisen  läßt.  Zeigte  demnach  die  im  13.  Jhdt. 
in  Luxemburg  gesprochene  Sprache  noch  viel  eigentlich  Oberdeutsches, 
so  konnte  es  dem  Schreiber  der  Handschrift  C  nicht  schwer  fallen, 
sämmtiiche  mundartliche  Reste  aus  den  Gedichten  Wachsmuots  zu 
entfernen    und  sie  im  reinen    schwäbischen  Dialecte  wiederzugeben'). 

Ich  bin  mir  wohl  bewußt,  daß  die  angeführten  Gründe  nicht 
völlig  überzeugend  und  entscheidend  sind  für  die  Heimat  des  Dich- 
ters; Gewißheit  können  wir  erst  erhalten,  wenn  der  Minnesinger  selbst 
in  Luxemburgischen  Urkunden  nachgewiesen  ist.  Aber  die  Ähnlichkeit 
der  Wappen  ist  doch  so  groß,  daß  Luxemburg  immer  mit  weit  mehr 
Recht  den  Sänger  für  sich  in  Anspruch  nehmen  darf  als  die  Baar, 
welcher  Schulte  den  Dichter  zugesprochen  hatte. 

METZ,  September  1891.  FR.  GRIMME. 


VORNAMENLOSE  MINNESINGER. 


1.   Goeli. 
In  der  Germania  XXXV,  309   haben  wir  die  Gründe  dargelegt, 
aus    welchen    wir    den  Vogt  Goeli   zu  Freiburg    für  den  Minnesinger 
gleichen  Namens  halten.    Es  erübrigt  uns  noch,  die  Urkunden  näher 
anzuführen,  in  denen  er  auftritt  oder  doch  erwähnt  wird. 


')  Diese  sprachliche  Erörterung  scheint  mir  weder  richtig  noch  nothwendig. 

O.  B. 


VORNAMENLOSE  MINNESINGER.  151 

1.  Als  Graf  Egeno  III.  von  Freiburg  den  Johannitern  daselbst 
den  Wald  im  Gründlinger  Banne  um  26  Mark  Silbers  verkauft  am 
9.  Juni  1273  zu  Freiburg,  ist  als  Zeuge  dabei  zugegen:  „Golimis 
advocatus  nosfer.^^     (Mone,  Zeitschrift  9,  455.) 

2.  Der  gleiche  Vogt  Goeli  ist  Zeuge  zu  Freiburg  am  27.  August 
1280,  als  Landgraf  Johann  im  Elsaß  und  Herr  zu  Werd  sich  mit 
dem  Grafen  Egeno  von  Freiburg  gegen  den  König  Rudolf  auf  fünf 
Jahre  verbindet,    (ib.  9,  473.) 

3.  Zu  Freiburg  verkauft  Graf  Egeno  am  17.  Juni  1283  sein 
Schloß  Alpenach  mit  Zugehör  an  das  Johanniterhaus  zu  Freiburg 
um  60  Mark  Silbers  und  läßt  die  darüber  aufgenommene  Urkunde 
u.  A.  auch  unterzeichnen  vonGoelinus  advocatus  comitis.    (ib.   10,   104.) 

4.  Markgraf  Heinrich  von  Hachberg  verkauft  mit  Zustimmung 
seiner  Gemahlin  und  sämmthcher  Kinder  dem  Kloster  Thennenbach 
5  Mark  jährlicher  Zinsen  von  seinen  Besitzungen  in  Dorf  und  Bann 
Malterdingen  um  60  Mark.  Hachberg  29.  August  1285.  Unter  den 
Zeugen  der  Urkunde  findet  sich  auch  Goelmus,  advocatus  de  Friburg 
....  cives  in  Friburg.     (ib.   10,   114.) 

5.  Am  14.  Mai  1286  stellt  Vogt  Goeli  selbst  eine  Urkunde  zu 
Freiburg  aus  über  die  Verzichtleistung  des  Conrad  Berger  aus  Basel 
auf  alle  seine  Ansprüche  an  das  Kloster  Thennenbach  wegen  eines 
Hofes  zu  Theningen.    (ib.  10,  229.) 

6.  Goeli  der  voget  ist  Zeuge  zu  Freiburg  am  13.  Jänner  1289, 
als  der  Dompropst  Conrad  von  Constanz  seinem  Bruder,  dem  Grafen 
Egen  von  Freiburg,  die  Pfarrkirchen  zu  Freiburg,  Müllheim  und  Baden 
verkauft  auf  fünf  Jahre  mit  dem  Rechte,  dieselben  mit  Priestern  zu 
besetzen,     (ib.  10,  233.) 

Der  Hof,  welchen  der  Vogt  in  der  Au  zu  Freiburg  bewohnte, 
hieß  nach  ihm  der  Gölliushof.  Er  scheint  ein  Lehen  der  Grafen  ge- 
wesen  zu   sein,    wenigstens   befindet  er  sich   später  in  deren  Besitze. 

7.  Am  31.  März  1316  tritt  Graf  Egen  von  Freiburg  seinem  Sohne 
Conrad  die  Herrschaft  Freiburg  saramt  allem  Zugehör  ab,  behält  sich 
aber  einige  Besitzungen  auf  Lebenszeit  vor,  darunter  den  .,hof  den 
man  sprichet  voget  Göllinshof'' .    (ib.  12,  232.) 

8.  Am  30.  Juni  1330  gestattet  dann  Graf  Conrad  von  Freiburg 
seinem  Sohne  Friedrich,  die  obere  oder  untere  Burg  in  Freiburg  mit 
seiner  Familie  zu  bewohnen  oder  den  Goelinshof  in  der  Au  zu  Frei- 
hurg;  was  aber  in  denselben  Hof  gehört,  sollen  sie  gemeinsam  ge- 
nießen,   (ib.  13,  95.) 


152  FR-  «RIMME 

2.   Der   Dürner. 

Der  uns  nur  unter  denn  Namen  „der  Dürner"'  überlieferte  Minne- 
singer, dessen  einziges  erhaltenes  Lied  es  bedauern  läßt,  daß  nicht 
mehrere  seiner  Poesien  auf  uns  gekommen  sind,  gehörte  unzweifelhaft 
einem  adeligen  Geschlechte  an,  da  er  auf  dem  Gemälde  der  Hand- 
schrift C  einerseits  im  ritterlichen  Kampfe  dargestellt  ist,  andererseits 
die  Abzeichen  der  Edlen:  Wappen,  Helm  und  Zimier  führt.  Das 
Wappen  des  Dichters  ist  ein  sogenanntes  sprechendes,  da  es  nach 
dem  Namen  einen  Kirchthurm  mit  Glocken  zeigt,  welcher  durch  einen 
Wetterhahn  gekrönt  ist. 

Die  Sprache  seines  Gedichtes  erlaubt  es,  den  Dichter  als  Süd- 
deutschen zu  betrachten,  und  hier  am  Oberrhein  und  in  Schwaben 
lassen  sich  wirklich  adelige  Familien  seines  Namens  nachweisen. 
Vorerst  ist  das  reiche  und  angesehene  Geschlecht  der  Turner  in 
Freiburg  i.  Br.  zu  erwähnen,  und  Barisch  {Deutsche  Liederdichter 
S.  LXXIIl)  ist  wohl  geneigt,  den  Dichter  als  ein  Mitglied  dieses  zu 
betrachten.  Es  besaß  ein  schönes  Schloß  in  Wiehre,  der  heutigen 
südlichen  Vorstadt  Freiburgs,  doch  hielten  sich  die  Vertreter  des  Ge- 
schlechtes meistens  in  letzterer  Stadt  auf,  wo  sie  zu  den  einflußreichsten 
Männern  zählten  und  häufig  städtische  Ehrenämter  bekleideten;  so  treflfen 
wir  sie  im  Rathe  der  Stadt,  ja  sogar  das  Amt  des  Bürgermeisters  haben 
sie  zu  Zeiten  innegehabt.  Seit  dem  Jahre  1278  können  wir  die  Ge- 
schichte der  Familie  verfolgen,  und  das  älteste  uns  bekannte  Mitglied 
ist  Burcard  der  alte  Turner,  welcher  bis  zum  Jahre  1303  zehnmal  in 
Urkunden  erscheint,  soviel  ich  habe  ermitteln  können.  Er  muß  sehr 
reich  gewesen  sein,  da  er  am  29.  Jänner  1293  vom  Grafen  Albrecht 
von  Hohenberg  die  Herrschaft  Wisneck  im  zarten  Thale  bei  Frei- 
burg, die  Vogtei  über  das  Kloster  St.  Märgen  auf  dem  Schwarzwalde 
u.  A.  für  1020  Mark  Silbers  kaufen  konnte.  (Monument.  Hohenberg. 
TzT-)  Seine  Kinder  waren  höchst  wahrscheinlich  Rudolf  I.,  Johann  I. 
und  Margaretha,  von  denen  der  erstere  sich  in  den  Jahren  1291  bis 
1313  nachweisen  läßt.  Am  11.  September  1316  war  er  sicher  schon 
gestorben,  da  an  diesem  Tage  „Margaretha,  hern  Ruodolfes  des  Tur- 
ners seligen  elichiu  loirtinne,  ein  burgerin  ze  Friburg'^,  das  Regelhaus 
daselbst  gründete  und  fundierte,  j^ztcelf  arwen  sicesteran  iemer  me  darinne 
ze  bclibende.  (Schreiber,  Urkb.  v.  Freiburg  I,  töT-)  Johann  I. 
erscheint  nur  im  Jahre  1305,  Margaretha,  „ciie  Turnerinne,  mines  vor- 
genannten wiHes  seligen  swester^,  in  der  oben  erwähnten  Urkunde. 
Etwas  später  lebten  dann  Rudolf  IL,  welcher  von  1322 — 1335  in 
Urkunden  sich  findet,  und  Johann  IL,  dessen  in  den  Jahren  1329  bis 


VORNAMENLOSE  MINNESINGER,  153 

1337  Erwähnung  geschieht.  Wieder  einer  jüngeren  Generation  ge- 
hören an  Heinrich  (1363—1370),  Hanman  (1370—1395)  und  Aherly 
(1395),  während  Rudolf  lll.  im  Jahre  1406  als  das  letzte  Mitglied 
der  Familie  mir  in  Urkunden  begegnet  ist.  Ob  der  Bürger  Onuphrius 
Turner,  der  in  einer  Urkunde  des  Ritters  Rudolf  Turner  am  27.  De- 
cember  1312  (Mone,  Zs.  12,  87)  erwähnt  wird,  zu  dem  genannten 
Geschlechte  gehört,  oder  ob  er  dem  Bügerstande  beizuzählen  ist, 
wage  ich  nicht  zu  entscheiden. 

Gehört  nun  der  Minnesinger  Dürner  wirklich  der  Familie  Turner 
in  Freiburg  an?  Ich  möchte  es  bezweifeln.  Zwar  blühte  gerade  gegen 
das  Ende  des  13.  Jahrhunderts,  als  die  ersten  Turner  in  der  Ge- 
schichte auftreten,  in  der  alten  reichen  Stadt  Freiburg  der  Minne - 
gesang  in  hohem  Malie  (ich  erinnere  nur  an  Walter  von  Breisach, 
Goeli  u.  A.),  und  es  wäre  daher  nicht  zu  verwundern,  daß  auch 
ein  Glied  der  Turner  Anregung  zum  Dichten  bekommen  hätte,  doch 
scheint  mir  Verschiedenes  dagegen  zu  sprechen,  daß  der  Dürner  jener 
Familie  angehört  habe.  Was  zunächst  den  Namen  betrifft,  so  möchte 
ich  bemerken,  daß,  wenngleich  Turner  und  Dürner  auch  auf  denselben 
Namen  zurückgehen,  ja  sozusagen  das  gleiche  Wort  sind,  niemals 
der  Name  der  genannten  Freiburger  Familie  in  der  Form  Dürner 
sich  zeigt;  ja  nicht  einmal  das  noch  näherliegende  Durner  läßt  sich 
nachweisen.  Da  nun  Freiburg  doch  noch  zu  den  Städten  gerechnet 
werden  muß ,  welche  nicht  allzuweit  von  dem  Entstehungsorte  der 
früheren  Pariser  Handschrift  entfernt  sind,  da  außerdem  die  Familie 
Turner  ein  auch  über  das  Weichbild  Freiburgs  hinaus  bekanntes  und 
angesehenes  Geschlecht  war,  so  hätte  der  Verfasser  der  Handschrift 
doch  wohl  kaum  eine  Schreibung  des  Namens  wählen  können,  wie 
sie  sich  bei  der  Familie  Turner  niemals  findet.  Vielmehr  müssen  wir 
annehmen,  daß  Ersterer  über  die  Sänger  am  Oberrhein  recht  gut 
unterrichtet  war,  daß,  wenn  er  seinem  Dichter  den  Namen  Dürner 
beilegte,  dieser  auch  wirklich  den  genannten  Namen  führte,  und  somit 
wären  die  Turner  für  den  Minnesinger  nicht  weiter  in  Betracht  zu 
ziehen. 

Aber  noch  mehr:  wohl  kann  man  zu  Gunsten  der  Letzteren 
anführen,  daß  sie  wie  der  Dichter  einen  Thurm  im  Wappen  haben. 
Doch  welch'  großer  Unterschied  bcöteht  zwischen  beiden!  Während 
der  Minnesinger  einen  Kirchthurm  mit  Glocke  und  Wetterhahn  so- 
wohl im  Schilde  als  auch  als  Zimier  trägt,  zeigt  das  Wappen  der 
Turner,  welches  verschiedentlich  an  Urkunden  erhalten  ist,  eine 
zinnengekrönte  Stadtmauer,  aus  der  sich  ein  Befestigungsthurm  eben- 

liKHMANIA.     Neue  Heihe  XXV.  (XXXVIl.)  Jalirg.  11 


154  FR.  GRIMME 

falls  mit  Ziunen  erhebt.  Das  Siegel  des  Rudolf  Turner  an  der  Ur- 
kunde vom  27.  December  1312  hat  außerdem  noch  zu  beiden  Seiten 
des  Thurmes  über  den  j\Iauern  einen  auswärts  gekehrten  Hundskopf 
mit  ausgereckter  Zunge  —  wahrlich  eine  größere  Verschiedenheit  bei 
sprechenden  Wappen  kann  es  kaum  geben.  Lebte  der  Dichter  Dürner 
wirklich  in  der  Gegend  des  Uberrheins,  so  mußte  der  Schreiber  der 
Handschrift  C  über  ihn  unterrichtet  sein,  er  kannte  demnach  auch 
sein  Wappen ;  und  da  uns  nun  das  Gemälde  ein  von  dem  der  Familie 
Turner  völlig  verschiedenes  zeigt,  so  können  wir  mit  Sicherheit  be- 
haupten, daß  der  Minnesinger  nicht  als  Mitglied  derselben  anzu- 
sehen ist. 

Gehörte  nun  auch  der  Dichter  Dürner  nicht  der  Reichsstadt 
Freiburg  selbst  an,  so  haben  wir  ihn  doch  in  der  Nähe  dieses  Ortes 
zu  suchen.  Noch  ehe  die  Familie  Turner  in  der  Geschichte  auftritt, 
begegnen  uns  schon  Glieder  des  Geschlechtes,  als  dessen  Angehörigen 
wir  den  Dichter  zu  betrachten  haben.  Als  nämlich  Abt  Conrad  und 
sein  Convent  zu  Weingarten  den  Verkauf  zweier  Höfe  zu  Taferts- 
weiler  durch  ihren  Eigenmann,  den  Maier  von  Altdorf,  an  das  Kloster 
Salem  genehmigen,  unterschreibt  die  darüber  aufgenommene  Urkunde 
zu  Weingarten  im  Jahre  1246  als  Zeuge  auch  Bertoldus  Durnarius. 
(Wirtemberg.  Urkb.  4,  — -„.  Mone,  Zs.  85,  267.)  Dreißig  Jahre 
später  treffen  wir  dann  in  unmittelbarer  Nähe  Freiburgs,  in  dem  im 
badischen  Oberrheinkreise  I'/q  Meilen  WSW.  von  jener  Stadt  ge- 
legenen Pfarrdorfe  Mengen  Mitglieder  der  Familie  Dürner.  Am 
21.  Mai  1278  bestätigen  daselbst  die  Brüder  Burcard,  Ebo  und 
Rüdiger  von  Rosna  als  Vögte  der  betreffenden  Verkäufer  den  Verkauf 
von  Gütern  zu  Lausheim  durch  die  Brüder  Conrad  und  Heinrich 
Linder  und  deren  Schwester  Diemut  an  das  Kloster  Salem  mit  Zu- 
stimmung des  Ulricus  dictus  ])ürner  nee  non  Ulrici  et  Hartmnt  ßliormn 
ipsius  et  Judinthe,  sororis  ipsiiis  Ulrici.  (Mone,  Zs.  38,  74,  Codex 
Salemitanus  H,  TsT-)  Unter  den  Zeugen  dieser  Urkunde  steht  eben- 
falls Ulricus  dictus  Dürner  aufgeführt.  Wahrscheinlich  ist  der  an 
obiger  Stelle  erwähnte  Hartmut  identisch  mit  dem  auch  weiterhin  sich 
findenden  Hartman.  Ulrich  1.  begegnet  uns  in  Urkunden  nicht  mehr, 
und  im  Jahre  1285  war  er  sicher  schon  verstorben.  Im  genannten 
Jahre  nämlich,  am  7.  Januar,  übergibt  zu  Markdorf  Werner  von 
Raderey,  genannt  Geifting,  dem  Kloster  Salem  für  eine  Mark  Silbers 
sein  Eigenthumsrecht  an  den  Besitzungen  des  Hofes  in  Enzkofen, 
genannt  Gotfritzhof  de  Braemen,  welche  die  Brüder  Hartmann  und 
Ulrich,    Söhne    des    verstorbenen   Ulrich,    genannt  Durnaerz,    Bürger    zu 


VORNAMENLOSE  MINNESINGER.  155 

Giengen,  von  ihm  bisher  als  Lehen  besaßen.  (Cod.  Salem.  2,  -|-||-') 
Die  gleichen  Brüder,  Hartinannns  et  Ulricus  dicti  Durnaer,  cives  in 
Maencjen,  sind  zu  Salem  am  16.  August  1288  Zeugen,  als  Graf  Mangold 
von  Neuenbürg  beurkundet,  daß  Heinrich  von  Magenbuch  Güter  in 
Arnoldsberg,  mit  welchen  dieser  von  ihm,  er  selbst  vom  König  Rudolf 
belehnt  war,  mit  seiner  Zustimmung  an  das  Kloster  Heggbach  ver- 
kauft habe.  (^Mone,  Zs.  39,  29,  Cod.  Salem  2,  ^H-)  üann  ist  noch 
eine  Urkunde  aus  Mengen  vom  20.  April  1295  zu  erwähnen,  in  wel- 
cher Berthold  von  Eberhardsweiler  seine  Güter  und  eine  Mühle  zu 
Knezenweiler  dem  Kloster  Salem  verkauft;  auch  in  dieser  erscheint 
Ulricus  dictus  Dyrner  unter  den  Zeugen.  (Mone,  Zs.  39,  267,  Codex 
Salem.  2,    7^). 

Wenn  wir  Berthold  Durnarius  mitrechnen  dürfen  zu  der  letzt- 
erwähnten Familie,  so  würde  der  Stammbaum,  soweit  er  sich  ver- 
folgen läßt,  etwa  folgendermaßen  sich  gestalten: 

Berthold 
1246 


Ulrich  I.  Judintha 

1278  1278 


Ulrich  II.  Hartmann  (Hartmüt) 

1278—1295  1278—1288 

Fragen  wir  nun,  weiche  der  angeführten  Personen  wohl  der 
Dichter  sei,  so  werden  wir  schwerlich  uns  für  Berthold  entscheiden 
können;  denn  der  Minnesinger  gehört  unzweifelhaft  frühestens  dem 
Ausgange  des  13.  Jahrhunderts  an,  da  er  in  der  Handschrift  von 
jüngerer  Hand  nachgetragen  ist.  Es  bleiben  uns  somit  noch  drei 
Personen,  unter  denen  jedoch  keine  Entscheidung  getroffen  werden 
kann;  wir  nehmen  aber  keinen  Anstand,  eine  dieser  für  den  Dichter 
Dürner  zu  erklären. 

3.    Der   P  ü  1 1  e  r. 

Wenngleich  zahlreiche  Träger  des  Namens  Püller  in  Baiern 
und  Osterreich  sich  nachweisen  lassen  (die  Freisingen'schen  Urbarien 
bieten  besonders  reiche  Belege),  so  kann  der  Minnesinger  doch  unter 
diesen  nicht  gesucht  werden;  denn  die  Andeutungen  in  seinen  Ge- 
dichten weisen  ihn  dem  Elsaß  zu,  und  da  hat  denn  zuerst  Franck 
in  der  Germania  XXV  die  richtige  Fährte  gezeigt,  welche  wir  weiter 
zu  verfolgen  haben.  Er  sieht  den  Minnesinger  in  dem  Ritter  Conrad 
von  Hohenhirg ,  der  nach  ihm  seit  dem  Jahre  1276  den  Beinamen 
Püller  trägt.    Die  Stammburg  des  Geschlechtes  ist  die  jetzt  in  Trüm- 

11* 


156  Fl?.  GRIMMK 

mern  daliegende  Feste  Hohenburg  im  Unterelsaß,  ungefähr  zwei 
Stunden  von  Weißenburg  entfernt,  welche  im  Jahre  1523  durch 
Pfalzgraf  Ludwig,  den  Kurfürsten  von  Trier  und  den  Landgrafen 
von  Hessen  auf  Mittwoch  yost  vocem  lucinditatis  zwischen  3 — 4  Uhr 
Nachmittags  angezündet  und  zerstört  wurde,  {Hertzog,  Elsnßische 
Chronik  III,  68.)  Der  oben  genannte  Ritter  soll,  wie  Franck  angibt, 
wegen  seiner  mannhaften  Heldenthaten  von  dem  ihm  schon  früher 
befreundeten  König  Rudolf  den  Beinamen  Piiller  erhalten  haben, 
welchen  dann  seine  Nachkommen  Jahrhunderte  lang  als  Ehrennamen 
fortführten. 

Ich  muß  gestehen,  daß  mir  diese  letzte  Hypothese  Francks 
nicht  recht  glaublich  erscheint;  denn  daß  sie  nur  eine  solche  ist,  deutet 
er  selbst  an ,  indem  er  keine  Belegstelle  für  seine  Behauptung  bei- 
bringt, ferner  auch  dadurch,  daß  er  das  Wörtchen  ^schnnt^  gebraucht. 
Welch'  ehrende  Bezeichnung  in  dem  Ausdrucke  Püller  liegen  soll,  ist 
mir  unverständlich,  mag  nun  der  Name  mit  Apulien  in  Verbindung 
gebracht  werden,  mag  er  identisch  sein  mit  hullaere,  d.  h.  Jemand, 
der  Bullen,  Siegel  macht,  mag  er  mit  hellen  zusammenhängen,  oder 
endlich  gar  gleich  sein  mit  vüller  =r  Schwelger,  immerhin  ist  er  kein 
solcher,  daß  ein  König  ihn  zur  ehrenden  Belohnung  verleihe,  es  sei 
denn,  daß  Püller  gleich  huygeler,  dem  lateinischen  armiger,  sein  soll, 
welch'  letzteren  Titel  Mitglieder  des  Geschlechtes  in  späteren  Jahr- 
hunderten führen.  —  Auch  von  den  großen  Heldenthaten  Conrads 
von  Hohenburg  ist  uns  bis  jetzt  nichts  bekannt,  wenn  man  nicht  etwa 
die  Abfassung  einiger  Liebeslieder  darunter  versteht.  Überhaupt 
scheint  mir  dies  Alles  nur  erfunden  zu  sein,  um  eine  Erklärung  dafür 
zu  geben,  daß  Conrad  im  Jahre  1262,  wo  er  uns  zuerst  begegnet, 
den  Beinamen  Püller  nicht  führt,  während  er,  wie  Franck  angibt,  im 
Jahre  1276  mit  demselben  erscheint.  Wie  wäre  es  aber  nun,  wenn 
sich  schon  früher  der  Name  Püller  im  Elsaß  nachweisen  ließe,  sogar 
schon  vor  der  Mitte  des  13.  Jahrhunderts,  um  welche  Zeit  Franck 
das  Dynastengeschlecht  zuerst  urkundlich  auftreten  läßt?  Wo  bliebe 
dann  die  ehrende  Bezeichnung  dieses  Titels,  wo  die  Verleihung  durch 
Rudolf  von  Habsburg  der  mannhaften  Heldenthaten  wegen?  Und 
wenn  Franck  behauptet,  daß  Conrad  seit  dem  Jahre  1276,  also  von 
der  Zeit  an,  wo  Rudolf  eben  seinen  Kriegszug  begonnen,  den  Bei- 
namen Püller  führt,  wo  soll  er  da  Gelegenheit  gehabt  haben,  sich 
rühmlich  auszuzeichnen?  Große  Heldenthaten  konnte  er  doch  erst 
wohl  in  der  Folgezeit  ausführen,  im  Verlaufe  des  für  Rudolf  glück- 
lichen Krieges. 


YOKNAMENLOSE  MINNESINGER.  157 

Ich  kann  nun  den  Namen  Pidler ,  soweit  er  das  Elsaß  angeht, 
schon  zum  Jahre  1236  nachweisen.  Um  diese  Zeit  wollte  Kaiser 
Friedrich  II.,  wie  Godof/idus  Coloniensis  berichtet,  gegen  die  rebelli- 
schen Lombarden  einen  neuen  Kriegszug  unternehmen,  und  er  schickte 
deshalb  500  Mann  raensurnis  stipendiis  conduetos  ab,  welchen  er  den 
edlen  und  kriegskundigen  Ritter  Geveardum  de  Harnesten  zum  Anführer 
gab,  damit  er  bei  Verona  das  folgende  Heer  des  Kaisers  erwarte 
Zu  dieser  Notiz  fügen  nun  die  Straüburger  Annalen  als  Ergänzung 
hinzu:  Deinde  praentisit  Imperator  exercitum  in  Lomhardiam  circa 
fesfurti  Philippi  et  Pauli  {1.  Mai)  ad  confortandos  suos  fautores,  quihus 
praefecit  Goffriedum  dictum  Pullaere.  [Huillard- BrShoUes ,  historia 
diplomatica  Friderici  II.  IV.  888). 

So  wie  ich  die  Stelle  auffasse,  kann  unter  diesem  Gotfried 
PüUei^  kaum  ein  Italiener  verstanden  werden,  welcher  in  der  Lom- 
bardei an  der  Spitze  der  kaiserlichen  Getreuen  stand,  sondern  nur 
ein  Deutscher,  welcher  der  Anführer  des  Heeres  war  und  bei  seiner 
Ankunft  in  Italien  ebenfalls  auf  des  Kaisers  Befehl  die  dortigen  An- 
hänger unter  seiner  Führung  vereinigte.  Dazu  kommt  noch  als  ge- 
wichtiger Grund,  daß  gerade  die  Straßburger  Annalen  diese  Notiz 
bringen,  gleichsam  als  hätten  sie  ein  besonderes  Interesse  daran, 
den  Namen  ihres  berühmten  Landsmannes  der  Nachwelt  zu  über- 
liefern, während  sonst  dieser  Anführer  nicht  weiter  bekannt  ist. 
Ich  sehe  also  in  dem  genannten  Gotfried  Püller  einen  Deutschen,  einen 
Elsäßer,  einen  Vorfahren  des  von  Franck  für  den  Minnesinger  gehaltenen 
Conrad  von  Hohenburg  —  denn  daß  die  Bezeichnung  Pullaere  nicht 
der  eigentliche  gewöhnliche  Geschlechtsname  des  Feldherrn  war,  geht 
aus  dem  ^,dictus"'  hervor,  und  er  kann  demnach  recht  gut  aus  dem 
Geschlechte  von  Hohenburg  gewesen  sein.  Ist  aber  dies  der  Fall, 
so  ist  der  Franck'schen  Hypothese,  daß  König  Rudolf  diesen  Ehren- 
titel Püller  verliehen  habe,  jeglicher  Boden  entzogen,  und  sie  kann 
auf  Glaubwürdigkeit  keinen  Anspruch  mehr  machen. 

Aber  gehörte  denn  der  Minnesinger  wirklich  den  Herren  von 
Hohenburg  an?  Für  diese  Frage  kann  uns  einzig  das  Wappen 
Auskunft  geben,  und  auf  dieses  uns  stützend,  müssen  wir  dieselbe 
bejahen.  Die  frühere  Pariser  Handschrift  legt  dem  Dichter  einen  lang- 
getheilten  Schild  bei,  dessen  rechte  Hälfte  golden,  die  linke  blau  ist. 
(HMS  IV,  411.)  Hertzog,  Elsaßische  Chronik  VI,  176  berichtet  über 
das  Wappen:  ,,Die  von  Hohenburg  haben  geführt  einen  getheilten  Schild, 
der  forder  theil  gelb,  der  hindertheil  blaio,  darinnen  ein  gelber  Stern, 
vff  dem  Helm   ein   gelb  Jägerhorn,    daruff  ein  Pfaiven  schicantz,    Helm- 


158  FR.  GRIMME 

deck  hlaiv  unnd  gelb."  Die  altfranzösische  Aufzeichnung  des  Gefolges 
Kaiser  Heinrichs  VII.  auf  seinem  Römerzuge  im  Jahre  1313  beschreibt 
das  Wappen  der  Hohenburger,  wie  folgt:  Lascu  parti  dor  et  duzour 
a  une  mollete  dor  en  lazour.  {Mauntz,  das  Gefolge  Kaiser  Heinrichs  Vif., 
S.  58.) 

Alle  drei  Beschreibungen  stimmen  in  der  Theilung  und  Farbe 
des  Schildes  und  Wappens  überein;  mag  dem  Gemälde  in  der  Hand- 
schrift C  auch  das  kleine  Sternchen  oder  Rädchen  fehlen,  die  Ver- 
schiedenheit ist  nicht  so  groß,  um  zwei  völlig  getrennte  Wappen  und 
Familien  annehmen  zu  müssen,  vielmehr  können  wir  aus  der  fast 
völligen  Übereinstimmung  der  Wappen  mit  Sicherheit  schließen!,  daß 
wirklich  der  Minnesinger  Füll  er  den  Edlen  von  Hohenburg  an- 
gehörte. Späterhin  legen  überhaupt  die  Mitglieder  dieses  Geschlechtes 
sehr  häutig  den  eigentlichen  Geschleehtsnamen  ab  und  nennen  sich 
kurzweg  Füller;  ein  Zweifel  an  der  Zugehörigkeit  dieser  zu  den 
Hohenburgern  kann  aber  gar  nicht  laut  werden,  da  hier  wiederum 
uns  das  W^appen  zu  Hilfe  kommt.  Es  ist  uns  dies  nämlich  an  einer 
Urkunde  der  Ritter  Johann  und  Eberhart  Füller  vom  27.  Februar 
1331  erhalten.  Nach  gütiger  Mittheilung  des  Herrn  Stadtarchivars 
B rucker  in  Straßburg  ist  das  Wappen  Johanns  langgetheilt,  und 
in  der  rechten  Ecke  befindet  sich  oben  ein  sechsstrahliger  Stern, 
während  die  linke  Hälfte  gegittert  ist.  Die  Legende  lautet:  S.  Jo- 
hannis  ....Her  milit....  Das  Wappen  Eberhards  ist  das  gleiche,  nur 
wird  es  von  einem  Topfhelm  gehalten,  als  ^dessen  Zimier  ein  Jagd- 
horn erscheint.  Aus  der  hier  gegebenen  Beschreibung  geht  als  un- 
zweifelhaft hervor,  daß  die  späterhin  einfach  als  Füller  sich  findenden 
Ritter  Mitglieder  der  Edlen  von  Hohenburg  und  demnach  mit  dem 
Minnesinger  Füller  eines  Geschlechtes  waren. 

Die  Füller  von  Hohenburg  sind  nun  ein  niederelsäßisches  Adels- 
geschlecht, und  wie  Mauntz  a.  a.  0.  berichtet,  ein  Zweig  des  Hauses 
Fleckenstein,  mit  welchem  sie  in  ungetheilter  Gemeinschaft  in  der 
Stadt  Sulz,  südlich  von  Weißenburg,  und  den  zugehörigen  Orten  saßen 
als  Lehensleute  der  Kölnischen  Kirche.  Im  Jahre  1266  wurden  sie 
Hausgenossen  zu  Straßburg.  Die  urkundlichen  Nachrichten  über  die 
Familie  von  Hohenburg  fließen  so  äußerst  spärlich,  daß  es  uns  un- 
möglich ist,  sie  genau  in  ihren  Generationen  zu  verfolgen,  vielmehr 
sind  uns  nur  einige  Namen  bekannt.  Ob  Siegmund  von  Hohenburg, 
der  nach  Hertzog  im  Jahre  1042  in  dem  Turniere  zu  Halle  an  der 
Saale  anwesend  war,  unserem  Geschlechte  angehörte,  ist  mehr  als 
zweifelhaft,    und    die    erste    ihm    bestimmt    beizuzählende  Person   ist, 


VOlv'NAMENLOSE  MINXKSINGKK.  159 

abgesehen  von  dem  oben  genannten  Pullaere,  Conrad  der  Minne- 
singer, über  den  Franck  schon  das  Nähere  mitgetheilt  hat.  Wie 
Letzterer  bemerkt,  soll  der  Dichter  um  das  Jahr  1301  aus  den  Ur- 
kunden verschwinden,  doch  berichtet  Hertzog,  dessen  Angaben  ich 
aber  leider  nicht  controllieren  kann,  daß  er  noch  im  Jahre  1310 
gelebt  habe.  Wie  dem  aber  auch  sei,  die  Lebenszeit  des  Sängers 
fällt  in  die  zweite  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts,  und  seine  Lieder  ließ 
er  besonders  in  den  Jahren  1270 — 1280  erklingen.  Er  hatte  drei 
Söhne,  Conrad,  Johann  und  Ludwig,  von  denen  der  Letztere  wiederum 
drei  Söhne  zeugte:  Johann,  Conrad  und  Weyrich.  Über  sie  gibt  das 
Urkundenbuch  der  Stadt  Straßburg  im  2.  und  3.  Bande  verschiedene 
Nachrichten,  während  für  das  15.  Jahrhundert  besonders  Hertzog 
mehrere  Notizen  bietet. 

4.    Der   Schenk   von   Limburg. 

Die  Schenken  von  Limburg,  über  deren  Abstammung  und  Ver- 
wandtschaft bei  Staelia,  Wirtemhcrgische  Gescidrhte  2,  602  ff.  nähere 
Nachrichten  gegeben  werden,  gehörten  dem  alten  Herzogthum  Franken 
an  und  hatten  ihren  Stammsitz  bei  Hall  am  Kocher.  Von  den  Mit- 
gliedern begegnen  uns  im  13.  Jahrhundert  weitaus  am  häufigsten  der 
ältere  und  jüngere  Walter,  welche  zu  den  treuesten  Anhängern  der 
Hohenstaufen  zählten;  brachte  doch  dem  jüngeren  seine  Anhänglichkeit 
späterhin  große  Verlegenheiten  (cf.  HMS  IV,  129).  Er  hatte  noch 
einen  Bruder,  welcher  den  Namen  Conrad  trug,  und  in  diesem  will 
man  den  Minnesinger  erblicken,  den  uns  die  Handschriften  leider 
ohne  Vornamen  überliefert  haben.  Er  kommt  im  Gegensatze  zu  seinem 
älteren  Bruder  äußerst  selten  in  Urkunden  vor;  nach  den  mir  zu 
Gebote  stehenden  Zeugnissen  läßt  er  sich  in  den  Jahren  1256 — 1268 
nachweisen,  und  zwar  tritt  er  uns  neunmal  in  Urkunden  entgegen, 
von  denen  schon  verschiedene  bei  v.  d.  Fingen  (HMS  IV,  126  ff.)  und 
Bartsch,  Deutsche  Liederdichter  LIV  erwähnt  wurden.  Ich  werde  mich 
daher  hier  darauf  beschränken,  nur  einige  Ergänzungen  zu  geben. 

Die  erste  Nennung  Conrads  geschieht,  soviel  mir  bekannt  ge- 
worden, in  einer  Urkunde  des  Papstes  Alexander  IV.  vom  22.  Juni 
1256,  betreffend  das  Vogteirecht  des  Klosters  Camberg,  von  dem 
Walter  von  Limburg  miles  und  sein  Bruder  Conrad  behaupten,  sie 
hätten  es  als  Pfand  von  dem  König  Conrad  IV.  erhalten.  (Staelin 
2,  605.)  Als  zu  Kaisersberg  am  21.  December  1261  Gerungus  miles 
de  Bringen  den  Brüdern  des  Klosters  daselbst  ein  Landgut  in  Eringen 
vermacht,  mit  welchem  er  von  dem  Grafen  von  Öttingen  belehnt  war, 


IßO  FR.  GRIMME 

bezeugt  die  darüber  ausgefertigte  Urkunde  auch  Conradus  dapifer  (!) 
de  Limjmrch  (Lang,  reg.  Boica  III,  175).  Sicher  ist  unter  dem  Ge- 
nannten auch  der  Schenk  Conrad  zu  verstehen,  wenngleich  er  hier 
als  Truchseß  aufgeführt  wird,  doch  ist  von  diesem  letzten  Amte  in 
der  Familie  der  Edlen  von  Limburg  bis  jetzt  nichts  bekannt,  und  es 
wird  wohl  zweifellos  ein  Versehen  anzunehmen  sein. 

In  den  folgenden  Jahren  treffen  wir  Conrad  als  treuen  Anhänger 
der  Staufer  in  der  Umgebung  des  unglücklichen  Conradin,  dem  er 
bis  zu  seinem  traurigen  frühen  Tode  anhing  und  in  dessen  Heere  er 
die  Alpen  überschritt,  um  dem  muthigen  Jüngling  das  Erbe  seiner 
Väter  zurückzuerobern.  Von  welchem  Jahre  an  Conrad  in  der  Um- 
gebung des  Herzogs  von  Schwaben  war,  ist  nicht  ganz  sicher,  viel- 
leicht dürfen  wir  seine  Anwesenheit  am  Hofe  bereits  in  das  Jahr  1265 
setzen,  wenn  wir  ihn  nämlich  mit  dem  Conrad  von  Lnpurch  identifi- 
cieren,  welcher  am  17.  Juli  zu  Lengen velt  unter  den  Zeugen  ist,  als 
Conradin  mit  Einwilligung  seines  Vormundes  den  Burggrafen  Fr.  von 
Nürnberg  wegen  seiner  Verdienste  mit  der  Vogtei  in  Steinach  belehnt. 
{Böhmer,  reg.  imp.  V,  t&Vq-)  Während  des  italienischen  Feldzuges 
treffen  wir  Conrad  dann  mit  Sicherheit  in  der  Umgebung  Conradins, 
so  am  27.  December  1267  zu  Verona,  an  welchem  Tage  er  zwei 
Urkunden  des  Herzogs  bezeugt,  zunächst  die  schon  bekannte,  durch 
welche  Jener,  als  er  in  großer  Geldnoth  war,  seinem  Oheim,  dem 
Pfalzgrafen  Ludwig,  für  1500  Mark  die  Stadt  Schongan,  das  Dorf 
Moringen  und  den  ganzen  Hyhisch  verpfändete.  {Böhmer  V,  777^-) 
Weiterhin  bezeugt  er  desselben  Tages  am  gleichen  Orte  die  Ver- 
pfändung der  Burgen  Pitengau  und  Ammergau  um  500  Mark  Silbers 
von  Seiten  Conradins  an  seinen  besonderen  Freund,  den  Grafen  Mein- 
hard  von  Görz  und  Tirol,  (ib.  7^4.)  Noch  im  Januar  des  Jahres  1268 
hält  sich  Schenk  Conrad  von  Limburg  in  Verona  auf  und  ist  am 
7.  desselben  Monats  anwesend,  als  die  Brüder  Conrad  und  Werner 
von  Sternenfeld  bekunden,  daß  sie,  cum  magym  nohis  in  Verona  ne- 
cessitas  incnmheret,  für  die  Baarzahlung  von  4  Mark  Silbers  die  ihnen 
vom  Herzog  Otto  von  Baiern  in  Waldorf  bei  Heidelberg  verpfändeten 
Güter  dem  Herzog  Ludwig  von  Baiern  resigniert  haben,  (ib.  77T5.) 
Am  14.  Juni  1268  ist  Conrad  von  Limburg  mit  Conradin  in  Pisa  und 
bezeugt  hier  den  schon  bekannten  Schutzbrief  desselben  für  die  ge- 
nannte Stadt,  (ib.  4's5*4)  Weiteres  ist  uns  über  das  Leben  des  Minne- 
singers nicht  bekannt,  doch  steht  es  wohl  außer  Zweifel,  daß  er  an 
der  am  23.  August  1268  stattgehabten  Unglücksschlacht  bei  Tagli- 
acozzo,  welche  Conradin  Thron  und  Leben  kostete,  Theil  genommen. 


VORNAMENLOSK  MINNESINGER.  161 

Wohl  hatte  ein  großer  Theil  des  deutschen  Heeres  den  letzten  Hohen- 
staufen  schon  früher  verlassen,  weil  er  sich  in  Geldnoth  befand  und 
den  fälligen  Sold  nicht  bezahlen  konnte,  doch  war  dies  schon  während 
des  ^^'interaufenthaltes  in  Verona  geschehen;  da  aber  der  Schenk 
Conrad  noch  im  Juni  sich  beim  Herzog  befindet,  so  ist  es  völlig 
sicher,  daß  er  ihm  auch  bis  zur  Unglücksschlacht  treu  geblieben, 
was  sich  übrigens  von  einem  Mitgliede  der  Schenken  von  Limburg, 
welche  seit  langer  Zeit  eifrige  Anhänger  der  Staufer  gewesen,  sozu- 
sagen von  selbst  versteht.  Vielleicht  mag  Conrad  in  der  Schlacht 
gefallen  sein  und  so  sein  Grab  in  fremder  Erde  gefunden  haben, 
soviel  aber  ist  sicher,  daß  nach  dem  Jahre  1268  jegliche  Nachricht 
über  ihn  fehlt.  Wie  es  sich  mit  der  von  v.  d.  Hag^ii  IV,  128 ,  A.  2 
erwähnten  Ottinger  Urkunde  vom  Jahre  1275  verhält,  in  der  ein 
Conradus  dapifer  (!)  de  Lintpurg  vorkommen  soll  (Lang,  reg.  boic. 
III,  459),  kann  ich  nicht  näher  angeben,  da  mir  das  betreffende  Buch 
nicht  mehr  zur  Verfügung  steht;  vorläufig  aber  möchte  ich  in 
V.  d.  Hagens  Angabe  berechtigte  Zweifel  setzen,  da  seine  leider  sehr 
unvollständigen  Mittheilungen  sich  gänzlich  mit  dem  Inhalte  der  schon 
erwähnten  Urkunde  aus  dem  Jahre  1261  decken.  Unbekannt  ist  uns 
auch,  ob  der  Sänger  verheiratet  gewesen  und  Kinder  hinterlassen 
habe.  Jedenfalls  war  er  noch  nicht  bei  Jahren,  als  der  Tod  ihn 
ereilte,  was  daraus  hervorgeht,  daß  er  nur  für  den  kleinen  Zeitraum 
von  zAvöIf  Jahren  uns  in  Urkunden  begegnet;  ferner  starb  sein  älterer 
Bruder  Walter  erst  in  den  achtziger  Jahren  des  13.  Jahrhunderts, 
während  der  Tod  seines  Vaters  um  das  Jahr  1250  anzusetzen  ist  — 
was  Alles  auf  kein  bedeutendes  Alter  Conrads  schließen  läßt.  Er  mag 
demnach  frühestens  im  dritten  Jahrzehnt  des  13.  Jhdts.  geboren  sein. 
Eine  Aufzählung  der  Limburg'schen  Besitzungen  finden  wir  bei 
Staelin  2,  602;  was  speciell  das  Eigenthum  Conrads  angeht,  so  er- 
fahren wir  aus  der  Urkunde  vom  Februar  1263,  daß  ihm  der  Kirchen- 
satz in  Klein  gehörte,    (ib.  605.) 

5.  von  S  t  a  m  h  e  i  m. 
In  welcher  Gegend  Süddeutschlands  die  Heimat  des  ohne  Vor- 
namen uns  überkommenen  Minnesingers  von  Stamheim  zu  suchen 
sei,  ist  noch  nicht  festgestellt,  und  die  Ansichten  der  Forscher  schwanken 
sehr  bedeutend.  Während  v.  d.  Hagen  und  Barock  sich  für  Stamheim 
im  schweizerischen  Thurgau  erklären,  denkt  Staelin  an  den  Ort  glei- 
chen Namens  bei  Ludwigsburg,  und  wieder  Andere  wollten  ihn  im 
württembergischen  Schwarz  waldkreise  suchen.   Es  ist  ja  schwer,  hier 


162  y^'  GKIMME 

eine  sichere  Entscheidung  zu  treffen,  da  wir  den  Vornamen  des  Dich- 
ters nicht  kennen ,  und  Orte  Namens  Stamheim  besonders  im  Süden 
Deutschlands  nicht  gerade  selten  sind.  Was  aber  zunächst  Stamheim 
im  Thurgau  betrifft,  so  kann  ich  mich  der  Ansicht  v.  d.  Hagen s 
nicht  anschließen;  auch  Bartsch  hat  sich  von  der  Richtigkeit  dieser 
nicht  überzeugen  können  und  daher  den  Dichter  in  seine  Sammlung 
der  Schweizer  Minnesinger  nicht  aufgenommen.  Zwar  treffen  wir  häufig 
das  Rechte,  wenn  wir  bei  Dichtern  der  Handschrift  C  auf  Schweizer 
Heimat  schließen,  im  Falle  daß  mehrere  Orte  gleichen  Namens  in 
Frage  kommen.  Bei  dem  obengenannten  Sänger  stehen  aber  einige 
schwere  Bedenken  im  Wege.  Zunächst  haben  wir  seine  Stellung  in 
der  Handschrift  zu  berücksichtigen.  Er  steht  zwischen  Brunicart  von 
Aiigheim,  welcher  dem  heutigen  Baden  angehört,  und  Goeli,  dessen 
Wohnsitz,  wie  ich  früher  nachgewiesen,  in  und  um  Freiburg  i.  Br. 
zu  suchen  ist.  Gehören  die  beiden  Dichter  auch  der  unmittelbaren 
Nähe  der  Schweiz  an,  so  müßte  es  uns  doch  auffallen,  daß  der  Herr 
von  Stamheim  zwischen  ihnen  seinen  Platz  gefunden  und  nicht  unter 
der  großen  Zahl  der  Schweizer  Dichter  selbst.  Der  Grund,  daß  sein 
Gedicht  Ähnlichkeit  mit  denen  Goelis  habe  und  daher  hier  seine  Stelle 
gefunden,  \si  inr  Stamlieim  wenigstens  nichtssagend,  da  er  jenem  voran- 
geht und  deshalb  wohl  früher  in  der  Handschrift  aufgezeichnet  wurde 
als  Goeli.  Die  Stellung  des  Dichters  kann  also  nicht  für  die  Schweiz 
als  Heimat  desselben  sprechen.  Aber  noch  mehr  zu  Ungunsten  der 
Schweiz  fällt  das  Wappen  in  die  Wagschale,  welches  die  Handschrift 
dem  Sänger  beilegt,  und  das  völlig  verschieden  ist  von  dem  des  Thur- 
gauer  Geschlechtes.  Während  dieses  im  Anklang  an  den  Namen  zwei 
Baumstämme,  einen  belaubten  und  einen  dürren  aufweist  (HMS 
IV,  418),  führt  der  Dichter  im  goldenen  Felde  einen  Raubvogel,  wohl 
einen  Sperber.  Da  nun  das  thui-gauische  Stamheim  nur  wenige  Stunden 
von  Zürich,  dem  wahrscheinlichen  Entstehungsorte  der  Handschrift  C, 
entfernt  ist,  so  müßte  dem  Maler  derselben  ein  kaum  zu  entschuldi- 
gendes Versehen  untergelaufen  sein,  wenn  er  dem  Dichter  ein  Wappen 
beilegte,  wie  es  die  Edlen  im  Thurgau  nicht  im  entferntesten  führten. 
Dies  ist  jedoch  nicht  anzunehmen ,  vielmehr  scheint  der  Verfertiger 
der  Handschrift  über  den  Sänger  sogar  sehr  gut  unterrichtet  gewesen 
zu  sein,  wenn  er,  trotzdem  in  seiner  Nähe  eine  Familie  von  Stamheim 
ansäßig  war,  diesem  ein  von  jener  ganz  verschiedenes  Wappen  bei- 
legte. Er  zeigte  damit  deutlich  an,  daß  der  Dichter  mit  der  ihm  wohl- 
bekannten Familie  in  durchaus  keinem  verwandtschaftlichen  Verhält- 
nisse   stand,    sondern    einem    völlig    anderen   Geschlechte    angehörte. 


VORNAMENLOSE  MINNESINGER.  163 

Ich  glaube,  daß  wir  auf  die  Verschiedenheit  der  Wappen  hier  das 
größte  Gewicht  zu  legen  haben  und  nicht  so  leichten  Sinnes  darüber 
weggehen  dürfen,  wie  v.  d.  Hagen  es  gethan,  und  deshalb  ist,  wenig- 
stens nach  meiner  IMeinung,  die  Verlegung  der  Heimat  Stamheims  in 
den  Thurgau  einfach  unmöglich. 

Nach  diesem  negativen  Resultate  ist  ein  positives  sehr  leicht. 
Schon  die  Stellung  des  Dichters  in  der  Handschrift  führt  uns  nach 
Schicaben  im  weitesten  Sinne,  also  in  die  Gegend  des  Rheins  und  des 
Schwarzwaldes.  Weiterhin  aber  zeigt  das  Wappen  der  schwäbischen 
Edlen  von  Stamheim  den  auch  bei  dem  Dichter  sich  findenden  Raub 
vogel,  mag  dieser  nun  auch  hier  oben  weiß,  unten  roth  sein  und  im 
schwarzgetheilten ,  oben  rothen,  unten  weißen  Felde  stehen.  Diese 
Verschiedenheit  der  Farben  ist  nicht  so  groß,  um  zu  tiefergehenden 
Zweifeln  Anlaß  zu  geben,  vielmehr  glauben  wir  mit  Bestimmtheit, 
daß  der  Minnesinger  diesen  schwäbischen  Edlen  beizuzählen  sei, 
womit  auch  sehr  gut  übereinstimmt,  daß  besonders  in  Schwaben  die 
Weisen  Nitharts  am  meisten  Nachahmung  gefunden  haben,  so  gerade 
bei  Stamheim.  Der  Einwand  v.  d.  Hagerts,  daß  von  den  schwäbischen 
Edlen  von  Stamheim  nur  erst  spätere  Vertreter  bekannt  seien  (er  führt 
einen  solchen  aus  dem  Jahre  1392  an),  ist  völlig  hinfällig,  da  uns 
bereits  im  12.  Jahrhundert  Herren  von  Stamheim  in  Schwaben  be- 
gegnen. Glauben  wir  nun  auch  mit  Recht  die  Heimat  des  Dichters 
nach  Schwaben  verlegen  zu  müssen,  so  können  wir  doch  nicht  näher 
entscheiden,  nach  welchem  Stamheim  er  sich  genannt,  ob  nach  dem 
Orte  im  0.  A.  Ludwigsburg  oder  im  O.  A.  Calw;  auch  wissen  wir 
nicht  genau,  ob  nur  eine  Familie  dieses  Namens  in  Schwaben  bestand, 
oder  ob  aus  beiden  Orten  edle  Geschlechter  hervorgegangen.  Denn 
die  Angaben  Staelins  und  Mones  beruhen  wohl  beide  nur  auf  Muth- 
maßungen.  Da  wir  somit  zu  keinem  genauen  Resultate  kommen,  so 
müssen  wir  uns  mit  dem  allgemeinen  Ergebniß  begnügen,  daß  der 
Dichter  wohl  unzweifelhaft  dem  Bereiche  des  heutigen  Königreichs 
Württemberg  angehörte.  Und  nach  diesen  Ausführungen  können  die 
anderen  Orte  Namens  Stamheim,  so  in  Baiern,  Salzburg,  der  Wetterau 
und  der  Rheinprovinz,  nach  denen  sich  auch  Edle  genannt,  keinen 
Anspruch  mehr  machen,  als  Heimat  des  Dichters  angesehen  zu  werden. 

Das  älteste  mir  bekannt  gewordene  Mitglied  der  schwäbischen 
Edlen  ist  Conrad  von  Stamniheiin.  Als  nämlich  Kaiser  Friedrich  I. 
zu  Eßlingen  am  18.  Mai  1181  die  Kirche  des  heiligen  Grabes  zu 
Denkendorf  mit  ihrem  Besitzthume  in  seinen  Schutz  nimmt,  findet 
sich    der  Genannte   auch  in  der  Zahl   der  Zeugen  (Wirtemberg.   Urkb, 


164  y^-  GRIMME 

II,  427).  Derselbe  Ciionrad  de  Sfamheim  ist  im  gleichen  Jahre  in  loco 
qui  Rilke  dicüur  (dem  Sitze  Heinrichs  von  Rugge)  Zeuge  einer  Ur- 
kunde, durch  welche  Pfalzgraf  Hugo  von  Tübingen  dem  Kloster 
Herrenalb  ein  Gut  in  Asperch  übergibt.  (Jh.  II,  423.  Schrnid,  Pfalz- 
grafen von  Tübingen  3.  Mone,  Zs.  1,  104.)  Während  Schmid  den  Ge- 
nannten nach  dem  Orte  Stamheim  bei  Ludwigsburg  sich  nennen  läßt, 
stimmt  Mone  für  den  bei  Calw  und  macht  die  Herren  von  Stam- 
heim zu  Dienstleuten  der  Grafen  von  Calw.  Wir  sehen  daraus,  daß 
selbst  die  engsten  Localforscher  über  den  Sitz  des  Geschlechtes  nicht 
einig  sind. 

Ob  der  in  der  Zeit  folgende  Dietr.  von  Stamheim,  welcher  am 
30.  Mai  1210  zu  Verzelli  eine  Bestätigungsurkunde  des  Kaisers  Otto  IV. 
für  den  Podesta  und  die  Gemeinde  von  Bologna  bezeugt  (Böhmer, 
Acta  imp.  V,  Nr.  409),  aus  dem  schwäbischen  Geschlechte  stammt, 
läßt  sich  nicht  sicher  bestimmen,  da  er  in  Deutschland  uns  sonst 
nicht  begegnet.  Da  aber  im  Gefolge  des  Kaisers  eine  große  Zahl 
schwäbischer  Edler  sich  befand,  so  dürfen  wir  wohl  auch  den  Ge- 
nannten dem  Herzogthum  Schwaben  zuweisen.  Gleicherweise  ist 
nicht  sicher,  ob  Otto  von  Stamheim  hierher  zu  zählen  ist,  welcher  am 
22.  Juni  1222  Zeuge  ist,  als  Bischof  Otto  von  Würzburg  die  zwischen 
den  Brüdern  Conrad  und  Gotfried  von  Hohenlohe  und  dem  deutschen 
Hause  zu  Jerusalem  getroffene  Übereinkunft  des  dem  Letzteren  zu- 
gesicherten Zehnten  in  Mergentheim  beurkundet.  (W.  TJ.  II,  660.) 
Hier  könnte  vielleicht  an  das  in  Unterfranken  am  Main  gelegene 
Stamheim  gedacht  werden,  doch  sind  uns  Edle,  die  sich  nach  diesem 
Orte  genannt,  sonst  nicht  bekannt.  Dagegen  gehört  B.  dictun  Stam- 
heim bestimmt  dem  Schwabenlande  an.  Er  begegnet  uns  im  November 
1275,  als  Walter  von  Battenheim,  Schultheiß  in  Richensheim,  mit  Zu- 
stimmung des  B.  dicfi  Stamheim,  Vogt  in  Ensisheim,  eine  Besitzung  in 
Escholzheim  an  die  Abtei  Lützel  verkauft.  {Trouillafj  histoire  de  Bäle 
II,  2oT-)  Desgleichen  ist  hierher  zu  zählen  Conrad  von  Sfamehein, 
und  dieser  ist  am  i^.  Juli  1292  Bürge,  als  Berthold  von  IMülhausen 
den  Johannitern  zu  Heimbach  sechs  Rententheile  an  seinem  Hofe  zu 
Bruchsal  und  das  Dorf  Gondelsheim  bei  Bretten  schenkt.  {Mone, 
Zs.  13,  13.  Monument.  Hohenberg.  "777".)  Es  heißt  in  der  Urkunde: 
Sazten  ivir  ainen  andern  fout  der  sol  dezseihen  sioeren  E  man  im  die 
Bure  antwurte  und  haben  in  uns  ze  bürgen  gegeben  den  Glaz  von  Lomers- 
hein  ainen  ritter   Cunrade  von   Stameheim  unser  fout  ivas  .... 

Als  endlich  am  11.  Juni  1314  Adelheild  Goldern  von  Echter- 
dingen  reversiert,    daß   sie    für   sich  und  ihren  ersten  Mann  von  dem 


VORNAMENLOSE  MINNESINGER.  165 

Kloster  Bebenhausen  den  Hof,  welchen  ihr  Oheim  zu  Lehen  hatte, 
gegen  einen  jährlichen  Zins  von  20  Scheffel  Korn  auf  Lebenszeit 
empfangen  habe,  ist  unter  den  Zeugen  der  darüber  aufgenommenen 
Urkunde  auch   Wölreli  von  Sfmnikcin.   (Mone,  Zs.   18,  37  L) 

Für  den  Dichter  können  von  den  letztgenannten  Personen  der 
Zeit  nach  nur  in  Betracht  kommen  B.  und  Conrad^  von  denen  der 
Erstere  im  Jahre  1275,  der  Letztere  1292  sich  findet,  und  so  lange 
sich  nicht  weitere  jMitglieder  des  Geschlechtes  nachweisen  lassen, 
nehme  ich  keinen  Anstand,  in  einem  dieser  Beiden  den  Minnesinger 
zu  erblicken. 

6.    Der   Kanzler. 

Der  Kanzler,  welcher  in  nicht  unrühmlicher  Weise  die  glanzvolle 
Reihe  der  140  Minnesinger  in  der  früheren  Pariser  Handschrift  be- 
schließt, wird  nach  dem  übereinstimmenden  ürtiieil  aller  Forscher 
für  einen  bürgerlichen  Sänger  gehalten.  Weit  davon  entfernt,  daß  er 
ein  mächtiger  Kanzler  des  deutschen  Reiches  gewesen ,  der  die  Ge- 
schicke seiner  Zeit  leitete,  führte  er  seinen  Namen  überhaupt  nicht 
einer  amtlichen  Stellung  wegen ;  vielmehr  ist  es  ein  schlichter,  bürger- 
licher Dichter,  der  uns  als  Letzter  der  Pariser  Handschrift  entgegen- 
tritt. Dies  geht  sowohl  aus  den  Andeutungen  der  Gedichte  selbst 
hervor  als  auch  aus  den  späteren  Überlieferungen,  wie  sie  sich  in 
den  Meistersingerschulen  erhalten  hatten  und  zu  Zeiten  von  einem 
Sangesbruder  in  Reime  gebracht  wurden.  Haben  diese  Mittheilungen 
auch  keinen  großen  Werth  der  Glaubwürdigkeit  zu  beanspruchen, 
was  das  Gewerbe  und  die  Heimat  des  Dichters  angeht,  so  zeigen  sie 
uns  doch  wenigstens,  daß  man  bis  in  die  spätesten  Zeiten  eine  Erin- 
nerung an  den  niederen  Stand  desselben  hatte.  Unmöglich  aber  hätte 
die  Kunde  über  einen  adeligen  mächtigen  Kanzler  im  Laufe  der  Jahr- 
hunderte sich  so  verblassen  können,  daß  die  spätere  Zeit  in  ihm  einen 
gewöhnlichen  Handwerker  erblickt  hätte;  denn  die  Meistersinger  be- 
richten über  ihn,  er  sei  ein  Fischer  aus  Steiermark  gewesen.  (HMS 
IV,  888—894.) 

Was  zunächst  die  Heimat  des  Dichters  angeht,  so  haben  diese 
Zeugnisse  durchaus  keine  Beweiskraft,  weil  sie  alle  aus  einer  Zeit 
stammen,  die  zu  weit  hinter  dem  Leben  des  Sängers  liegt,  um  ihnen 
auch  nur  den  geringsten  Grad  von  Glaubwürdigkeit  beilegen  zu  können. 
Vielmehr    weist   uns    die  Sprache    der   erhaltenen  Gedichte  nach  dem 


166  J^R-  GRIMME 

Süden  Deutschlands  '),  nacli  dem  heutigen  Schwaben,  wenngleich  auch 
V.  d.  Hagen  wohl  geirrt  hat,  der  den  Kanzler  zu  einem  Landsmann 
Hadloiihs  stempeln  wollte,  gestützt  auf  die  Thatsache,  daü  in  späterer 
Zeit  der  Name  Kanzler  in  Zürich  sich  findet.  Wir  werden  weiter  unten 
sehen,  daß  dieser  Name  in  ganz  Süddeutschland  vorkommt  und  darum 
die  Fixierung  des  Dichters  an  einen  bestimmten  Ort  nicht  thunlich  ist. 
Wir  können  also  nur  ganz  allgemein  den  Dichter  für  einen  Süd- 
deutschen erklären ;  da  er  nun ,  wie  noch  dargelegt  werden  wird,  ein 
fahrender  Sänger  war,  so  ist  es  nicht  ausgeschlossen,  daß  er  auf 
seinen  Wanderungen  auch  bis  Steiermark  gekommen  und  sich  hier 
eine  Zeit  lang  aufgehalten  habe.  Die  Tradition  hiervon  mag  sich  er- 
halten haben  und  den  späteren  Meistersingern  bekannt  geworden  sein, 
die  ihn  demnach  aus  Steiermark  stammen  ließen  —  doch  können  wir 
hierüber  nur  Verrauthungen  aufstellen. 

Auch  die  andere  Nachricht  der  späteren  Zeit,  daß  der  Kanzler 
seines  Handwerks  ein  Fischer  gewesen ,  gehört  in  das  Gebiet  der 
Fabel,  und  schon  v.  d.  Hagen  hat  hier  richtig  erkannt,  daß  der 
Dichter,  habe  er  wirklich  das  genannte  Geschäft  betrieben,  niemals 
von  den  Fischern  so  verächtlich  habe  sprechen  können,  wie  er  es 
gethan  MS.  398.  Ich  glaube,  diese  Stelle  sagt  genug,  um  die  Nach- 
richten der  Meistersinger  als  unwahr  hinzustellen,  und  so  bleibt  uns 
als  Kern  der  Wahrheit  aus  ihren  Mittheilungen  nur  die  Gewißheit, 
daß  der  Dichter  aus  bürgerlichem  Geschlechte  gewesen,  was  sich  auch 
auf  andere  Weise  klar  darlegen  läßt.  Betrachten  wir  zunächst  die 
Stellung  des  Kanzlers  in  der  Pariser  Handschrift,  so  finden  wir,  daß 
er  als  der  Letzte  aufgeführt  wird.  Da  nun  in  der  Handschrift  eine 
gewisse  Reihenfolge  wenigstens  im  Großen  und  Ganzen  eingehalten 
ist,  daß  von  dem  höchsten  Adel  zu  den  bürgerlichen  Personen  herab- 
gestiegen wird,  so  gibt  uns  schon  die  letzte  Stelle  unter  den  140 
Minnesingern  einigen  Grund,  den  Dichter  als  dem  Bürgerstande  ent- 
sprossen hinzustellen.  Dazu  kommt  weiter,  daß  die  Handschrift  ihm 
zwar  ein  Gemälde  widmet,  ihm  aber  kein  Wappen  oder  sonstiges 
Abzeichen  des  Ritterthums  beilegt,  ein  Umstand,  der  von  vornherein 
edle  Geburt  ausschließt  und  den  Dichter  zu  einem  bürgerlichen  Sänger 
stempelt.  Endlich  aber  bieten  uns  auch  seine  Gedichte  selbst  An- 
deutungen, welche  uns  den  niederen  Stand  des  Verfassers  vor  Augen 
führen.    Wir    denken    hier  zunächst  an  die  Stelle  (HMS.  11,   397,  6), 


')  In  seiner  Sprache  sind  Elemente  aus  sehr  verschiedenen  Gegenden  vereinigt. 

O.  B. 


VORNAMENLOSE  MINNESINGRI?  167 

WO  der  Dichter  sich  mit  gewisser  Ironie  als  ^^Herr  Kanzler"  anreden 
und  diesen  Spruch  von  einem  adeligen  Herrn  ausgehen  läßt,  um 
dadurch  anzudeuten,  daÜ  ihm  sonst  dieser  Titel  nicht  zukomme.  Im 
selben  Gedichte  sagt  er  noch,  daß  er  sich  von  der  „huote"  der  Arrauth 
scheiden  würde,  wenn  er  die  Gunst  der  Edlen  erwürbe.  Überhaupt 
tritt  uns  da,  wo  der  Kanzler  auf  sich  selbst  zu  sprechen  kommt,  die 
Klage  des  Dichters  über  seine  niedrige  Stellung  und  Arrauth  entgegen, 
und  wir  haben  gar  keinen  Grund,  an  der  Wahrheit  dieser  Strophen 
zu  zweifeln.  Der  Kanzler  war  eben  ein  bürgerlicher  fahrender  Sänger, 
der  in  einer  Zeit  lebte,  in  welcher  das  Los  dieser  Dichter  nicht  mehr 
zu  den  beneidenswerthen  gehörte,  wo  Sinn  und  Interesse  für  Kunst 
und  Wissenschaft  fast  ausgestorben  war  unter  dem  ewigen  Geklirr 
der  Waffen  und  der  grausen  Herrschaft  des  Faustrechtes,  wo  die 
Höfe  der  Großen,  in  denen  einst  das  Lied  der  Sänger  tönte,  leer  und 
verwaist  standen.  Denn  wie  die  Form  der  Kanzler'schen  Gedichte 
klar  darthut,  müssen  sie  im  letzten  Drittel  des  13.  Jahrhunderts  ent- 
standen sein,  da  der  Hofton  Meister  Boppes  nachgeahmt  ist  und 
eines  der  Gedichte  sich  die  überkünstelte,  Wort  für  Wort  reimende 
Manier  Conrads  von  Würzburg  zum  Muster  genommen  hat.  Die 
Blüthezeit  des  Kanzlers  fällt  demnach  ungefähr  mit  den  Tagen  des 
Interregnums  zusammen ,  welches  erst  mit  der  Wahl  Rudolfs  von 
Habsburg  im  Jahre  1273  ein  Ende  fand.  Leider  hatte  jedoch  auch 
dieser  neue  Herrscher  keinen  Sinn  für  die  Pflege  der  Dichtkunst, 
auch  die  großen  Adelsgeschlechter  wandten  ihr  keine  Unterstützung 
mehr  zu,  und  so  sehen  wir  sie  denn  mit  Riesenschritten  ihrem  Unter- 
gange entgegeneilen.  Wie  es  mit  dem  Interesse  für  die  Dichtkunst 
in  damaligen  Zeiten  bestellt  war,  dafür  liefert  uns  der  Kanzler  die 
besten  Belege.  Immer  und  immer  ermahnt  er  den  Adel  zur  Milde 
gegen  die  fahrenden  Sänger,  er  preiset  diese  Eigenschaft  in  den 
höchsten  Tönen  und  hat  für  die  Kargheit  nicht  genug  Worte  des 
Tadels  und  Abscheues.  y^Willst  du  Lob  haben  iceit  und  breit,  edler 
Mann,  so  habe  die  rechte  Milde  lieb!'''  so  ruft  er  aus,  und  man  merkt 
es  ihm  an,  daß  er  selbst  unter  der  Kargheit  der  Großen  zu  leiden 
hatte.  Denn  er  war  ein  fahrender  Sänger,  der  auf  die  Güte  und  Milde 
der  Adeligen  angewiesen  war.    oo  ruft  er  aus  (MS.  II,  397) : 

die  herren  kargent  ane  zit, 

sivar  ich  der  lande  var  — 

mir  sint  die  herren  milte  niht 

mich  schiuht  ir  guot,  sam  vjaldiu  kra  den  schüzzen. 


16^  FR.  GRIMME 

An   einer    anderen  Stelle  (II,   398,   12)    wundert   er  sich,    daß  Milde, 
Treue,  Hausehre  und  rechte  Tugend  ganz  verschwunden  sei: 

Die  da  die  besten  sollen  icesen, 

die  iven  uns  leider  werden  gar  die  boesten; 

icie  sol  diu  varndiu  diet  genesen? 

wes  sol  sich  künste  richer  gerndev  troesten? 
Ja,  ein  künstereicher  fahrender  Sänger  ist  der  Kanzler,  mit  der 
großen  Menge  der  herumziehenden  Leute,  welche  sich  Sänger  nennen, 
will  er  nichts  zu  thun  haben,  und  zu  diesen  stellt  er  sich  in  förm- 
lichen Gegensatz.  Und  nur  so  kann  man  es  begreifen,  wenn  er  über 
diese  Gesellschaft  ein  so  hartes  Urtheil  fällt,  wie  es  die  achte  Strophe 
des  zweiten  Tones  enthält.  In  dieser  antwortet  er  auf  die  Frage,  wie 
es  komme,  daß  es  eine  so  große  Menge  fahrender  Sänger  gebe,  fol- 
gendermaßen: Ein  Fahrender  betrügt,  der  andere  kann  gut  das  Zabel- 
spiel, der  dritte  lügt  am  Hofe,  der  vierte  ist  ein  Possenreißer,  der 
fünfte  ist  von  Sinnen,  der  sechste  ist  voll  Spott,  der  siebente  kauft 
Kleider,  der  achte  schmeichelt,  der  neunte  läuft  einer  Gabe  wegen, 
der  zehnte  hat  eine  Dirne,  ein  Weib,  eine  Tochter  unbewacht; 
diesen  Leuten  geben  die  Herren  Neues  und  Altes  ihrer  Thorheit  wegen, 
aber  um  die  Kunst  verschenken  sie  ihr  Gut  nicht. 

Es  ist  dies  ein  sehr  hartes  Urtheil,  welches  der  Dichter  über  die 
Adeligen  und  über  seine  Sangesgenossen  fällt,  aber  es  scheint  volle 
Berechtigung  zu  haben.  Wahrlich  der  Kanzler  ist  ganz  anders  ge- 
artet als  die  oben  geschilderten  Leute;  er  ist  ein  Sänger,  der  es  mit 
der  Kunst  noch  ernst  nimmt,  der  nicht  um  die  Gunst  der  Großen 
buhlt  und  ihnen  schmeichelt.  Er  benützt  das  Talent,  welches  ihm  Gott 
gegeben,  um  die  Mängel  seiner  Zeit  zu  rügen,  unbekümmert  um 
irdischen  ßuhm  und  Ehre,  und  so  steht  er  wie  ein  Wächter  auf  der 
Zinne  und  läßt  seine  Warnungsrufe  ins  Land  erschallen;  gegen  Geist- 
liche und  Edle  wendet  er  sich  und  stellt  ihnen  in  eindringlichen 
Worten  ihre  hohe  Aufgabe  vor,  die  sie  völlig  vergessen;  er  ermahnt 
sie,  ihre  Pflichten  zu  erfüllen  und  gießt  die  Schalen  seines  Zornes 
über  dieselben  aus  —  leider  mögen  seine  Worte  größtentheils  unbe- 
achtet verhallt  sein,  und  so  sehen  wir  die  beiden  Stände,  die  bis  dahin 
die  alleinigen  Träger  der  Cultur  gewesen,  immer  weiter  ihrem  Ver- 
falle entgegeneilen. 

Doch  nicht  nur  ein  politischer  Dichter  ist  der  Kanzler;  oft  scheint 
ihm  die  reale  Wirklichkeit  mit  ihren  unerquicklichen  Zuständen  un- 
erträglich zu  werden,  er  sucht  Erholung  und  Vergessen,  und  dieses 
findet  er  wiederum  in  der  Poesie.  So  sehen  wir  ihn  denn  zarte  Weisen 


VOßNAMENLOSE  MINNESINGER.  169 

der  Liebe  anstimmen,  und  die  von  ihm  uns  überkommenen  Lieder 
sind  wahrlich  nicht  zu  gering  anzuschlagen.  Der  Dichter  hat  wirklich 
Talent  und  poetische  Anlagen;  wie  er  in  den  Sprüchen  seinem  Groll 
im  dichterischen  Gewände  Luft  macht,  so  weiß  er  hier  Alles  schön 
und  wohlthuend  darzustellen  und  seine  Gedanken  treffend  wieder- 
zugeben. Und  nicht  nur  die  schon  bis  zum  Übermaß  von  silmmtlichen 
Dichtern  vor  ihm  erklungenen  Seufzer  bietet  er  uns  von  Neuem,  nicht 
bewegt  er  sich  ausschließlich  in  längst  vei'brauchten  Bildern  und 
Redensarten,  vielmehr  tritt  uns  bei  ihm  eine  ganze  Reihe  neuer  Ge- 
danken und  Wendungen  entgegen ,  so  daß  auch  seine  Liebeslieder 
in  uns  ein  gewisses  Gefühl  der  Befriedigung  erzeugen  und  von  Neuem 
uns  die  Gewißheit  geben,  daß  wir  es  mit  einem  eigenartigen,  selb- 
ständigen Dichter  zu  thun  haben.  Und  seine  Bedeutung  ist  auch  in 
der  späteren  Zeit  nicht  vergessen,  vielmehr  hat  sie  große  Anerkennung 
gefunden,  wenn  auch  auf  eine  etwas  merkwürdige  Weise.  Während 
Walter  von  der  Vogelweide  und  andere  Größen  der  Minnesinger  im 
Laufe  der  Jahrhunderte  der  Vergessenheit  anheimfielen  und  vollständig 
dem  Gedächtniß  der  Menge  entschwanden,  ist  das  Andenken  des 
Kanzlers  wenigstens  in  den  Schulen  der  Meistersinger  stets  lebendig 
geblieben.  Er  wurde  zu  den  zwölf  Meistern  und  Stiftern  jener  Schulen 
gerechnet  als  ein  unerreichtes  Muster,  und  seine  Töne,  wie  der  Hof- 
ton, süße  Ton  und  güldene  Ton  haben  bis  in  die  spätesten  Zeiten 
häufige  Nachahmer   gefunden. 

Wie  wir  schon  früher  sagten,  findet  sich  der  Name  Kanzler  im 
ganzen  Süden  Deutschlands  vertreten,  und  es  ist  daher  unmöglich, 
den  Dichter  bestimmt  einer  Gegend  oder  Stadt  zuzutheilen.  Um 
jedoch  in  etwas  einen  Beitrag  zu  genealogischen  Forschungen  zu 
geben,  führen  wir  sämmtliche  Namensgenossen  des  Dichters  auf, 
welche  uns  begegnet  sind,  da  es  ja  nicht  ausgeschlossen  ist,  daß 
vielleicht  in  einem  von  diesen  der  Minnesinger  zu  suchen  ist.  Indem 
vir  hierbei  weniger  geographisch  als  chronologisch  vorgehen,  begegnet 
uns  als  der  erste  und  älteste  Gerhardus  Kenzelere  an  den  Gestaden 
des  Mittelrheins  in  der  Gegend  von  Bacharach  und  St.  Goar.  Er  ist 
im  Jahre  1230  Zeuge,  als  Volcnand  von  Geraha  und  seine  Frau  dem 
Kloster  von  Eberbach  einen  Hof  in  Oppenheim  und  verschiedene 
Mausen  schenken.  {Rössel,  Urkh.  der  Abtei  Eberhach  I^  173  •)  Sicher 
ist  er  ein  Vorfahre  des  Heinrich  Kenzelere,  der  uns  zweimal  begegnet, 
und  zwar  zunächst  am  13.  November  1279,  wo  er  Zeuge  ist,  als 
Conrad  Ruch  und  seine  Frau  Agnes  zu  Bacharach  dem  Kloster 
Otterberg    ihren  Weingarten    im    Crucebach    beim    Kirschbaum    ver- 

GKKMANIA.    Neue  Keihe.  XXV    (XXXVII.)  Jahrg.  12 


170  FR.  GRIMME,  VORNAMENLOSE  MINNESINGER. 

machen,  welcher  an  den  Bacharacher  Ritter  Heinrich  Huno  den  Zehnten 
gibt.  (Goerz,  Mittelrheinische  Regesten  IV,  147.)  Derselbe  Kenzelere 
findet  sich  im  April  1282  als  Schöffe  von  Bacharach  unter  den  Zeugen, 
als  der  Ritter  Heinrich  von  Schonenburg,  Schultheiß  der  Stadt,  be- 
urkundet, daß  die  edle  Matrone  Hedwig,  Witwe  des  Ritters  Heinrich 
von  Waldechen,  alle  ihre  Besitzungen  im  Bezirke  des  Dorfes  Bacha- 
rach zu  ihrem  Seelenheile  dem  Kloster  Eberbach  geschenkt  habe, 
(ib.  211.)  Rudlo  Chanzier  führt  uns  nach  Steiermark,  und  zwar  ist  er 
am  31.  Juli  1263  zu  Neustadt  in  Steiermark  Zeuge,  als  Rudolf,  der 
Richter  von  Neustadt,  das  Übereinkommen  zwischen  dem  Abte  Ulrich 
von  Aclmont  und  Eberhard  dictus  Mennil,  betreffend  das  Drittel  eines 
Weingartens  zu  Gainfahrn,  bestätigt.  {Wichner,  Gesch.  des  Benedictiner- 
sfiftes  Admont  II,  343.)  Eine  andere  Familie  Kanzler  war  in  den 
sogenannten  österreichischen  Vorlanden  am  Oberrhein  ansässig,  und 
verschiedene  Mitglieder  derselben  hat  uns  das  habsburgisch-öster- 
reichische  Urbarbuch  aufbewahrt,  welches  gegen  das  Ende  des 
13.  Jahrhunderts  aufgezeichnet  wurde  {edidit  Pfeiffer,  Stuttgart  1850, 
S.  246).  So  meldet  es:  Officium  in  Frideberg  (0.  A.  Saulgau)  ze  Blo- 
chingen  ....  Albrechts  des  Cancellers  guot  giltet  ze  zinse  II  malter  kernen, 
VI  Schilling  Costenzer.  Er  git  oiich  von  einem  niuwen  lehene  II  malter 
kernen,  ein  swin,  daz  V  Schill,  costenzer  wert  sin  sol.  —  Cuonräts  des 
Cancellers  guot  giltet  ze  zinse  II  malter  kernen,  ein  sioin,  das  V  Schilling 
Costenzer  wert  sin  sol.  Weiter  heißt  es  S.  247:  Des  alten  Cancellers 
guot  giltet  ze  zinse  IUI  malter  kernen  unde  XII  schill.  Costenzer.  — 
Appo  der  Canceller  git  von  einem  guote  II  malter  kernen,  ein  swm,  das 
V  Schill.  Costenzer  loert  sm  sol.  —  Hii  sunt  reditus  comitatus  de  Fride- 
berc  ....  Item  Albertus  Kauzeller  II  maltra  tritici,  porcum  solidorum  V. 
Item  idem  de  novo  feodo  II  maltra  tritici,  solidos  VI  ....  Item  Uolricus 
Kanzeller  maltra  II  tritici,  porcum  sol.  V  .  . . .  Item  feodum  antiqui  Can- 
cellarii  IUI  maltra  tritici,  solidos  XU.  (ib.  302.)  —  Officium  Sigma- 
ringen: Des  Cancellers  guot  giltet  ze  zinse  in  Laitzen  III  vierteil  kernen, 
III  vierteil  roggen,  ein  huon  und  XXX  Eiger.  (ib.  273.)  —  Endlich: 
Ze  Enselingen  (0.  A.  Sigmaringen)  Wernher  des  Cancelers  huobe  giltet 
ze  zinse  IUI  malter  kernen,  (ib.  265.) 

Ebenfalls  der  Gegend  des  Oberrheins  gehört  Kanzler,  der  Schul- 
meister zu  Off'enburg ,  an,  welcher  uns  im  ersten  Viertel  des  14.  Jahr- 
hunderts zweimal  in  Urkunden  begegnet.  Zunächst  Urkunden  am 
19.  März  1312  Walter  der  Schultheiß,  Heinrich  von  Achern  .... 
Kanzellarius,  der  Schulmeister ,  der  Rath  von  Offenburg,  daß  der  Ritter 
Ulrich  Zoller  von  Kenzingen,  Bürger  zu  Offeuburg,  dem  Kloster  auf 


R.  SPRENGER,  ZUM  ARMEN  HEINRICH.  171 

dem  Kniebis  einen  Hof  zu  Hofewilre  verkauft  habe.  (Mone,  Zs.  37, 
394.)  Weiter  gibt  zu  Sehauenburg  im  Jahre  1323  Kanzeler ^  de)-  alte 
Schulmeister  zu  Offenhtirg,  die  Stupfenmühle  zu  Eberswilre,  die  er  von 
denen  von  Schauenburg  zu  Erblehen  hatte,  dem  Conrad  von  Schauen- 
burg  wieder  auf,  und  dieser  verleiht  sie  gegen  einen  jährlichen  Zins 
von  6  Pfund  Pfennigen  der  Kirche  zu  Eberswile.  (ib.  39,  116.) 

Dem  Herzogthum  Krain  gehört  der  Priester  Nicolaus  Cantzler 
an^  welcher  am  16.  November  1355  zu  Gemona  durch  Urkunde  des 
Patriarchen  von  Aquileja  zum  ständigen  Vicar  der  Filiale  Selzach 
ernannt  wird.  {Zahn,  Cod.  dipl.  Austriaco-Frisingensis  IJ,  306.)  Endlich 
ist  noch  eine  Urkunde  vom  22.  October  1373  zu  erwähnen,  in  welcher 
zu  Rottweil  Graf  Julians  von  Fürstenberg,  HeiT  zu  Haselach,  die 
Vogtei  in  der  Kurna,  gelegen  ob  Kürnneg,  an  die  ehrbarin  Conrad 
den  Bock,  Heinrich  den  Kanczler  hi  der  hrotlohen  ....  Bürger  zu  Rott- 
loeil  verleiht.   {Riezler,  Fürstenberg.   Urkh.  II,  451.) 

Nehmen  wir  hierzu  noch  die  von  v.  d.  Hagen  (IV,  701)  gegebenen 
Notizen  über  das  Vorkommen  des  Namens  Kanzler  in  Zürich  und 
Tirol,  so  sehen  wir,  daß  er  sich  im  ganzen  Süden  Deutschlands  nach- 
weisen läßt.  Es  ist  daher  nicht  erlaubt,  aus  dem  Vorkommen  des 
Namens  an  einem  Orte  auf  die  Heimat  des  Minnesingers  zu  schließen, 
vielmehr  läßt  sich  mit  Bestimmtheit  nur  soviel  sagen,  daß  dieser 
ganz  allgemein  Süddeutschland  angehört  haben  muß. 

METZ,  12.  April  1891.  FR.  GRIMME. 


ZUM  ARMEN  HEINRICH. 


383.    '  Ich  hän  disen  schemeliehen  spät 
vil  lool  gedienet  umhe  got; 
wan  du  scehe  ivol  hie  vor 
daz  höh  offen  stuont  min  tor 
nach  loertltcher  wünne 
und  daz  niemen  in  sim  künne 
sinen  willen  baz  hete  dan  ich: 
und  was  daz  doch  unmügelich, 
wan  ich  enhete  nicht  gar. 
do  nam  ich  sin  vil  kleine  war 
der  mir  daz  selbe  lounschlehen 
von  slnen  gnaden  hete  gegeben. 

12' 


172  R-  SPRENGER,  ZUM  ARMEN  HEINRICH. 

Die  bisherigen  Erklärungen  der  V.  390  f.  genügen  nicht,  nicht  gar  ist 
Vermuthung  Wackernagels,  die  Straßburger  Hds.  hat  dafür:  nüt  vil 
gar.  Da  nun  die  Heidelberger-Kolocz.  Hdschr.  V.  390  f.  in  folgender 
Form  bieten:  daz  tcas  harte  unmugelich  Minen  ivillen  hatte  (hat)  ich  mit 
vrowen  gar,  so  vermuthe  ich,  daß  nut  ml  aus  mutwil  entstellt  ist,  und 
lese  und  interpungiere  folgendermaßen: 

390.     und  ivas  daz  doch  unmugelich. 

wan  ich  hete  muotwillen  gar, 

do  nam  ich  sin  vil  kleine  war 

der  mir  daz  selbe  wunschlehen 

von  sinen  gnaden  hete  gegeben. 
V.  390  beziehe  ich  auf  das  zunächst  vorhergehende:  'Und  war  das 
(daß  jemand  sinen  loillen  besser  hatte)  auch  unmöglich.'  doch  ent- 
hält hier,  wie  oft,  nur  eine  Verstärkung  des  Nachsatzes,  die  im  Nhd. 
nicht  genau  wiederzugeben  ist.  muotioille  ist  'böse  Willensfreiheit, 
Sittenlosigkeit'  (vgl.  außer  dem  Mhd.  Wb.  und  Lexer  auch  Schmeller- 
Frommann  I,  1096).  wände  (ican):  do  im  Vordersatz  und  Nachsatz 
erscheint  bei  Hartmann  öfter,  vgl.  Beneckes  Bemkgn.  zu  Iwein  736 
und  5737,  sowie  sein  Wörterbuch  z.  Iwein.  Der  muotiville  ist  es  ja, 
der  Adam  zu  Fall  bringt  (vgl.  Aneg.  15,  30),  und  der  überhaupt  die 
Menschen  zur  Sünde  verleitet.  Der  Sinn  der  Verse  ist  also:  'Weil 
ich  gänzlich  bösen  Willen  hatte,  so  nahm  ich  auf  Gott  keine  Rücksicht.' 
Nur  wenn  wir  annehmen,  daß  muotwillen  ursprünglich  im  Text 
gestanden,  scheint  mir  die  Abweichung  von  B  zu  erklären.  Sie  ist 
dadurch  veranlaßt,  daß  der  Schreiber  muotioille  in  der  speciellen  Be- 
deutung =  lat.  lascivia  faßte,  vgl.  die  im  Mhd.  Wb,  angeführte  Glosse 
aus  Mones  Anzeiger  6,  435  und  Weltchron.  54a:  Potiphars  Weib 
sprach  zu  Joseph  in  muotwillen  gir:  släf  bt  mir. 
1180.     hin  fuort  er  si  zestunt 

in  sin  heimlich  gemach, 

da  es  ir  herre  niht  ensach, 

und  hesloz  in  vor  der  tür 

und  warf  einen  rigel  für  : 

er  enwolte  in  niht  sehen  lau 

wie  ir  ende  solle  ergän. 
Soviel  ich  sehe,  haben  alle  Herausgeber  V.  1183  die  Änderung  Lach- 
manns: im  vor  die  tür  angenommen.  Die  Lesart  der  Straßb.  Hds. 
(Heidelb. -Kol.  ändern)  bedarf  aber  keiner  Verbesserung,  da  besliezen 
auch  „ausschließen"  heißt;  vgl.  die  Stelle  aus  dem  Stricker  in  Wacker- 
nagels   Leseb.    567,    24:     die  sol  man  vor  der  porten  hesliezen  allesere. 


R.  ÖPKENGEK,  ZU  KONRADS  VON  FUSSESBRUNNEN  KINDHEIT  JESU.     173 

für   steht  st.  da  für,   wie  auch   mite  st.  da  mite   gebraucht  wird,    vgl. 
Haupt  z.  Erek  1060. 

1281.     Jh  dizc  magst  rehte  ersach 

daz  ir  ze  sterben  niht  geschach, 

da  was  ir  muot  besioceret  mite. 

si  brach  ir  zuht  unde  ir  site : 

si  gram  unde  roufte  sich 
1284  si  gram  u.  r.  s.  ist  Vermuthung  Wackernagels,  die  auch  von 
Haupt  und  Bech  (1295)  angenommen  ist.  Die  Überlieferung  der  Straßb. 
Hds.  lautet:  Zuo  grime  zart  sü  sich  un.  roufte  sich,  die  der  Heidelb.- 
Kol.  Sie  roufte  unde  kratzte  sich,  gram  scheint  W.  als  Pi-aet.  von 
grimmen  'tobend  brüllen'  gefaßt  zu  haben,  während  Bech  es  von 
grimmen  (gewöhnlicher  krimmen)  'kratzen,  kneipen'  ableitet.  Paul 
schreibt  in  seiner  Ausg.  Halle  1882:  ze  grimme  roufte  si  sich.  Ich 
kann  mich  keinem  dieser  Vorschläge  anschließen,  halte  vielmehr  Ztco 
grime  für  einen  müßigen  Zusatz,  während  zart  in  der  Bedeutung  '^riß, 
kratzte'  (siehe  die  Wbb.)  nicht  zu  beanstanden  ist  und  dadurch  ge- 
schützt wird,  daß  in  den  anderen  Hdss.  neben  raufte  noch  ein  ki  atzte 
überliefert  ist,  das  vom  Schreiber  offenbar  an  die  Stelle  des  in  dieser 
Bedeutung  nicht  mehr  gebräuchlichen  zarte  gesetzt  wurde.  Ich  lese 
demnach:  si  zarte  unde  roufte  sich. 

NORTHEIM.  R.  SPRENGER. 

ZU  KONRADS  VON  FUSSESBRÜNNEN  KINDHEIT 

JESU. 


2469  (Kochendörffer) : 

Nu  wart  gebettet  also  wol, 

so  man  friunde  in  friundes  hüse  sol. 
Hds.  C  hat  abweichend: 

Nu  loart  in  gebettet  harte  wol 

als  man  liehen  gesten  soll 
Dies  entspricht  wörtlich  Ulrichs  v.  Zazichhofen  Lanzelet  831  f.,  ist 
also  wohl  keine  zufällige  Übereinstimmung,  sondern  bewußte  Remi- 
niscenz.  Ob  auch  die  Einschiebung  des  in  vor  gebettet  nur  durch  die 
Parallelstelle  aus  dem  Lanzel.  veranlaßt  ist?  Fast  möchte  es  mir 
scheinen,  als  ob  es,  trotzdem  mehrere  Hdss.  dagegen  sind,  nicht  zu 
entbehren  sei. 

NORTHEIM.  R.  SPRENGER. 


174  R    SPRENGER 

ZU  ULKICHS  VON  LICHTENSTEIN  FRAUEN- 
DIENST. 


Dem  Frauendienst  hat  Lachmann  'als  einem  Werke  des  zweiten 
oder  dritten  Ranges',  wie  er  selbst  gesteht  (s.  S.  681  Z.  20  ff.  der  Ausg.), 
nicht  dieselbe  Sorgfalt  zu  Theil  werden  lassen,  wie  den  übrigen  von 
ihm  herausgegebenen  Werken  mittelhochdeutscher  Schriftsteller.  Vieles 
hat  schon  Bechstein  in  seiner  Ausgabe  des  Gedichtes  (Deutsche  Dich- 
tungen des  Mittelalters  hrsg.  v,  Karl  Bartsch,  Bd.  6  und  7)  richtig 
gestellt,  doch  bleibt  auch  nach  ihm  noch  Manches  zu  thun.  In  Fol- 
gendem behandle  ich  einige  Stellen,  die  mir  bisher  nicht  richtig  erklärt 
oder  gebessert  scheinen. 

30,  23.  So  mich  besezen 

nahtes  hahent  die  sorge  alsam  die  schar 
St.  des  von  L.  gesetzten   die  seh.    hat  die  Hds.    dtl  schar.     Das  Mhd. 
Wb.  IP,  152,  8    setzt   hinter   die  Fragezeichen.     Auch  Bechsteins  Er- 
klärungsversuche  können   schar   an    dieser  Stelle  nicht  retten;    es    ist 
wohl  diu  mar  'quälendes  Nachtgespenst,  Nachtalp'  zu  lesen. 
67,  29  (198,  5)  f.  da  was  ouch  der  karge  man 

von  Hakenberc,  der  ivunder  kan. 
Bechstein  bemerkt:  „die  Bedeutung  von  karc  (im  Mhd.  auch  schlau, 
listig)  ist  die  heutige,  das  beweist  die  Auslassung  über  diesen  Haken- 
berc in  Str.  888,  der  hier  mit  dem  Vornamen  Heinrich  erscheint". 
Wenn  wir  diese  Erklärung  annehmen,  so  würde  dies  die  einzige  Stelle 
sein,  wo  kai^c  bei  Ulrich  die  neuhochdeutsche  Bedeutung  hat,  sonst 
ist  bei  ihm  arc  =  geizig  ').  Die  von  B.  citierte  Strophe  lautet 
268, 17ff.  (888,  l)Fon  Hakenberc  der  arge  Heinrich 

mit  mir  da  stach  vil  lobelich. 

der  ivas  an  guote  gar  verzagt, 

und  het  iedoch  sin  lip  bejagt 

mit  ritterschaft  vil  höhen  pris. 

der  karge  was  an  guote  wis 

und  was  ouch  manltches  hertzen  gar. 

diu  beidiu  diu  sint  von  im  icär. 


')  Auch  Frauenbuch  609,  31  do  sint  si  lump,  da  aint  ai  karc,  ist  Aorc  =  klug, 
und  Wackernagel  (s.  d.  A.)  vermuthet  mit  Unrecht  milt  st.  tump.  Derselbe  Gegen- 
satz findet  sich  Frauend.  453,  11  (1411,  3)  ze  mäzen  tump  ze  mdzen  karc. 


zu  ULKICHS  VON  LICHTENSTEIN  FRAUENDIENST.  175 

B.  nimmt  der  karge  67,  29  als  gleichbedeutend  mit  der  arge  268,  17. 
Aber  nicht  hierauf,  sondern  auf  der  karge  268,  22  bezieht  sich  obige 
Stelle.  Hier  kann  jedoch  karc  nur  die  ältere  Bedeutung  haben,  denn 
im  Gegensatz  zu  dem  Vorhergehenden  soll  hier  ein  Lob  ausgesprochen 
werden.  Unverständlich  ist  mir  an  guote  icis.  Sollte  nicht  an  Tnuote 
ins  zu  lesen  sein?  Der  Fehler  könnte  entstanden  sein,  indem  das 
Auge  des  Schreibers  auf  V.  19  abirrte. 
84,31  (266,  7  f.)  mit  ringen  tätens  we  ir  liden: 

der  loart  vil  mangez  da  verriden. 
Bechstein  bemerkt  z.  d.  St.  (266,  7) :  „mt<  ringen  mit  den  Panzerringen, 
mit  den  Rüstungen  (weil  sie  schwer  und  hart  waren) ;  ringen  kann 
aber  auch  inf.  sein  (vgl.  mit  vallen  272,  7),  und  dieses  würde  in  der 
Bedeutung  annähernd  von  dringen  stehen;  vgl.  zu  276,  5  (87,  13)". 
Hier  ist  darauf  aufmerksam  gemacht,  daß  Lachmann  das  hdsl.  gerungen 
in  gedrungen  geändert  hat,  ebenso  wie  auch  ringen  in  dringen  282,  4,  5 
(88,  28  f.).  Dali  mit  ringen  mit  Kämpfen'  hier  möglich  ist,  kann  nicht 
geleugnet  werden,  doch  scheint  mit  dringen  besser  in  den  Zusammen- 
hang zu  passen.  Diese  Form  muß  dann  aber  auch  84,  31  hergestellt 
werden. 

96,  3  (311,  3)  do  muosten  dan  ze  den  juden  varn 

si  al  di  da  gevangen  warn. 
St.  dan  hat  die  Hds.  da  hin,   was  B.  beibehält.     Ich  vermuthe :   da  ze 
den  Juden. 

109,  12  (348,  8)  ich  sprach  'nu  vart  den  gotes  haz 
Alsam  ein  hceswiht  von  mir  hin. 

B.  erklärt:  vart  den  gotes  haz,  Verwünschungsformel;  ähnlich  der  sunne 
haz  hin  varn  1310,  6.  Allein  der  sunne  haz  ist  Nomin. ,  den  g.  haz  Accxi- 
sativ.  Wenn  L.  diesen  beließ,  so  dachte  er  wohl  an  den  Accusativus 
bei  Verben  der  Bewegung  (vgl.  Haupt,  z.  Erec'^  3106).  Da  jedoch  in 
gotes  haz  varn  stehende  Redensart  ist,  so  glaube  ich,  daß  auch  hier 
zu  schreiben  ist:  nu  vart  en  gotes  haz.  Grund  der  Entstellung  war 
wohl,  daß  wie  für  in  auch  für  den  sich  die  Form  en  findet. 
131,  29  (418,  1)  Diu  liet  ich  üf  dem  wege  sanc 

von  miner  vroioen  dne  danc. 

daz  kam  da  von.   der  böte  mm 

icas  ze  vert:  des  moht  niht  sin, 

daz  ichs  iht  sande  ir  bi  im. 
B.  schreibt  mit  der  Hds.  ze  verie  und  erklärt  dies  S.  329  unter  vart: 
*auf    der    Fahrt,    unterwegs*.     Ich    finde    diese    Formel    nicht    weiter 


176  K-  SPEENGER 

belegt  und  vermuthe:  der  hole  min  icas  mir  ze  verre  'war  zu  fern 
von  mir'. 

137,  K)  (430,  8)  da  von  ist  mir  dtn  mevgen  leit. 

B.  bemerkt:  mengen  sw.  v.  subst.  inf. :  Müller  entscheidet  sieh  Mhd. 
Wb.  IP,  137  a  für  die  Bedeutung  von  „dein  Zwischentragen"  mit  Hin- 
weis auf  menger  und  mengerie.  Allein  der  Zusammenhang  verlangt 
Lüge,  Unwahrheit,  vgl.  138,  16  (434,  8)  si  gilit,  ich  habe  gesaget  imwär. 
Ich  vermuthe: 

da  von  ist  mir  dm  meine  leit. 
meine  =  Falschheit.     Der  Schreiber  dachte  wohl  au  menige,    welches 
auch  in  meine  zusammengezogen  wird. 
170,28  (505,4)  der  kränz  gemachet  was  vil  ganz: 

die  vedern  wäryi  geslizen  ahe; 

dar  an  gehangen  richiu  habe, 

von  silier  bleter  harte  vil. 

gebunden  was  ein  iesUch  kil 

Von  phabesvedern  ein  koste  guot. 
Die    richtige  Interpunction  und   an  st.  ein   hat  schon   B.  nach  485,  19 
(1534,  1)  ff.    hergestellt,    doch   ist   ihm    entgangen,    daß  nach  485,  22 
(1534,  4)  ganz  in  glänz  zu  bessern  ist.     Die  Stelle  ist  zu  lesen: 

der  kränz  gemachet  loas  vil  glänz: 

die  vedern  ivärn  geslizen  abe; 

dar  an  gehangen  richvu  habe 

von  silb erbieter fl  harte  vil  u.  s.  w. 
230,  5  (740,  1)  Si  ist  liht  so  gefriunt  ein  wip, 

daz  ez  iu  gen  möht  an  den  lip, 

daz  ir  sin  müeste  schaden  hän, 

ob  ir  ez  woldet  hie  Verlan. 
Für  müeste  V.  8  schreibt  B.  müestet.    Allein  das  Vorhergehende  zeigt, 
daß  zu  lesen  ist : 

Si  ist  Uht  so  gefriunt  ein  lotp, 

daz  ez  iu  gen  möht  an  den  lip, 

daz  st  sin  müeste  schaden  hän, 

ob  ir  ez  woldet  hie  verlern. 
'Sie  ist  Euch  vielleicht  so  nahestehend,  daß  es  Euch  an  das  Loben 
gehen  möchte,  sofern  sie  Schaden  davon  haben  möchte,  wenn  Ihr  es 
(das  Kleinod)  hier  laßt'.  Vgl.  229,  31  (739,  3):  ez  wcer  vil  sere  missetän, 
tcolt  ir  ditz  kleinot  hie  Verlan,  die  Lader  nement  ez  zehant :  da  bi  da 
wurde  si  bekant,  diu  iuz  durch  liebe  gesant  her  hat  und  230,  13  (741,  1) 
da  mit  ir  si  und  iuch  bewart. 


zu  ULKICUS  VON  LICHTENSTEIN  FRAUEN  DIENST.  177 

231,  10  (744,  6)  ivan  zomic  muot  niht  lachen  loil. 

daz  wart  vil  volleclichen  schin 

des  tages  an  al  den  freuden  mm. 
B.'s  Vermuthung   freunden,   friunden   scheint   mir   anspreciicnd,    doch 
muß   dann  auch  an  gestrichen  werden. 
252,  19  (824,  3)  daz  man  mich  in  der  line  da  sach, 

daz  fiiogt  den  hiderhen  ungemach 
B.  will  dem  st.  des  hdsl.  den  lesen,  was  er  auf  Hadamar  bezieht. 

Ich    glaube    aber,    daß    L.    recht    hat.     Der  Sinn   der  Stelle    ist 
wohl,    daß  die  Ritter  es  sich  mit  Kämpfen  sauer  werden    ließen,    um 
von  Frau  Venus  gesehen  zu  werden.    Vgl.  V.  25  (825,  1)  ff. 
294,  25  (992,  5)  dö  hat  ichs  loan  die  höchsten  da  : 

die  gewerten  mich  ouch  alle  sä, 

gräven,  vrien,  dienestman. 

der  hohen  funfzic  da  ich  gewan. 
Bechstein  spricht  seine  Verwunderung  darüber  aus,  daß  zu  den  hohen 
auch  die  dienestman  gerechnet  werden,  und  vermuthet,  daß  dies  nur 
geschehe,  weil  Ulrich  selber  einer  ist.  Daß  aber  hoch  ein  Prädicat 
ist  welches  einer  bestimmten  Klasse  von  Dienstleuten  zusteht,  beweibt 
K.  V.  Würzburg,  Partonopier  1777  ff.: 

vor  mir  hänt  ir  knie  gebogen 

zwei  hundert  gräven  dicke. 

swaz  ich  mit  den  hie  schicke, 

daz  ist  allez  wol  getan. 

so  vil  ich  werder  frien  hdn 

und  hoher  dienestliute, 

daz  ich  ir  zal  bediute 

niht  sagen  mac  ze  rehte. 
Der  Punkt  hinter  dienestman  ist  demnach  zu  streichen,  dagegen  V.  26 
hinter  sä  ein  Punkt  st.  des  Kommas  zu  setzen. 
331,  21  (1134,  1)   Do  nam  ich  her  für  den  napf  mm: 

der  künde  heller  niht  gesin. 
B.'s  Erklärung  von  hei  =  'helltönend'  kann  ich  nicht  billigen  und 
erkläre  heller  als  compar.  von  hei  (nicht  hei)  ärmlich;  vgl.  329,  17 
(1126,  1)  ff.  Die  naht  was  ich  in  einer  stat,  dar  inne  ich  mir  bereiten  bat 
üzsetzen  nepfe  und  sioachiu  kleit.  diu  wurden  fruo  da  an  geleit  von  mir 
und  von  dem  boten  mm.  Vgl.  auch  Schmeller- Frommann  I,  1082 
unter  hellig. 


178  K.  SPRENGER 

339,  5  (1164,  1)  Dd  diu  juncfrowe  körn  von  dan 

ezen  man  mich  sack  hin  gän 

zuo  den  siechen  aber  als  e. 
hin  in  V.  6  ist  von  L.  ergänzt  und  auch  von  B.  beibehalten.    Die  Ein- 
schiebung  verbietet  sich  aber  schon  deshalb,    weil    (jän   hier   mit  dem 
inf.  ezen  grammatisch  zusammengehört  (vgl.  Iw.  352.  6545). 

353,  18  (1221,  6).  Die  leichte  aus  metrischen  Gründen  vorge- 
nommene Änderung  L.'s  von  reht  :=  reht  wird  von  B.  mit  Unrecht 
verworfen. 

356,  5  (1232,  1)  /Swaz  ir  mir  eren  habt  getan 

da  mit,  daz  ir  mich,  vrowe,  län 

habet  also  zuo  iu  läzen  komen 
B.  streicht  lazen  der  Hds.    Mir  ist  eine  solche  Streichung  bedenklich; 
ich  vermuthe: 

Swaz  ir  mir  eren  habt  getan 

da  mit,  daz  ir  mich,  vrowe,  län 

habet  zuo  iu  also  nähen  komen. 
Vgl.  350,  17  (1209,  5)    ir  sult  ez  hän  für  ere,    daz  ich  iuch  hän  län  in 
mine   heimlich  komen  her:  daz  loiderfuor  nie  ritter  mer. 

374,  1  (1303,  5)  ez  wcere  ein  vroioe  hie  hi  iu, 

diu  ivcere  den  vollen  niht  geiriti. 
Ich  vermuthe:    diu  wcere  env ollen  niht  getriu;    vgl.  451,  15  (1403,  7), 
563  (LH),  16. 

462,  25  (1443,2)  ein  ander  tyost  sach  man  uns  heben: 

diu  wart  mit  kunst  da  lool  geriten 

und  beidiu  collir  wert  versniten. 
B.  vermuthet,  daß  wert  Zusatz  des  Schreibers  ist  und  verweist  wegen 
des  aus  wart  zu  ergänzenden  icurden  auf  1413,  2  (453,  25)  ff.:  Diu 
tyost  wart  ritterlich  geriten  sunder  valen  und  versniten  an  beiden  helmen 
diu  kollir.  Ich  vermuthe  ein  Compositum  colliricerc,  gebildet  wie 
schiltiverc  'Rüstung'  (s.  Lexer  II,  742). 
482,  22  (1522,  4)  üf  sinem  helme  der  biderbe  truoc 

ein  kränz  von  gansvedern  wiz: 

sin  helme  geworht  was  wol  mit  ßiz: 

sin  schilt  was  gar  von  golde  rot, 

als  im  sin  höher  muot  gebot. 
482,  23  liest  die  Hds.  gansvedern  groz  un  weiz.    V.  24  ist  toas  von  L. 
ergänzt  und  von  B.  beibehalten.    Ich  lese  und  interpungiere : 


zu  ULKICUS  VON  LICHTENSTEIN  PRAUENDIENST.  179 

uf  sinem  keime  der  hidei'he  truoc 

einn  kränz  von  vedern  glänz  und  loiz: 

sin  keime  geworht  icol  mit  fliz, 

sin  schilt  was  gar  von  golde  rot, 

als  im  sin  koker  muot  gebot. 
544,  1  (1722,  7)  ein  hrosem  ich  da  ligende  vant: 

die  huob  ich  weinende  uf  zeliant. 
Daß   wirklich    an    ein   Essen   des   Brosamen    zu    denken    ist,    erweist 
IMeier  Helmbr.  1905  (mit  Lambels  Anm.)-     St.  lo einende  ist  wohl  für 
Ulrich  die  bei  Wolfram  häufige  und  auch  im  Nibell.  erscheinende  ver- 
kürzte Form  toeinde  anzusetzen. 
547,  24  (1730,  8)  ich  muost  ze  ■pfände  ab  läzen  da 

Mm  siine  hede  und  ouck  zicei  kint. 
B.  meint,  unter  kint  seien  zweifellos  die  beiden  Töchter  Ulrichs  ge- 
meint. Nun  bezeichnet  kint  zwar  an  und  für  sich  'Sohn'  und  'Tochter', 
wenn  es  allein  steht,  nicht  aber  kann  kint  neben  süne  stehend 
"Töchter'  bedeuten.  Es  werden  Edelknaben,  junge  Knappen,  ge- 
meint sein. 
547_,  29  (1731,5)  do  ick  der  noet  aldä  genas, 

cid  wart  ickz  reht  derz  e  da  ivas. 
B.  setzt  unnöthig  vor   derz   ein  Komma.     Es  ist  zu  übersetzen:    "^Als 
ich  von  der  Noth  erlöst  wurde,  da  wurde  ich  recht  derselbe,  welcher 
ich    früher    gewesen    war'.    Über   das   ez   vor   dem   Prädicate  vgl.  die 
Anm.  z.  Iwein  2611.    Siehe  auch  zu  575,  9  (1803,  5). 
575,  5  (1803,  1)  Ich  lücer  für  ivär  gesinde  da 

gerner  danne  iendert  anderswä. 

Sit  si  dar  in  niht  sivackes  lät, 

gewänne  ick  da  dann  nnne  stat, 

so  würd  ickz  der  ickz  noch  niht  bin. 
B.,  welcher  V.  9  ein  Komma  vor  derz  setzt  (vgl.  zu  547,  29),  meint, 
daß  ez  hier  nicht  pleonastisch  stehe,  sondern  auf  gesinde  zu  beziehen 
sei.  Das  wäre  aber  ziemlich  nichtssagend.  Mir  scheint  der  Gedanke 
folgender:  Wenn  es  mir  gelänge  zu  ihrem  Ingesinde  angenommen  zu 
werden,  so  würde  ich  der,  welcher  ich  noch  nicht  bin  (nämlich  ein 
vollkommen  Glücklicher).    Vgl.  575,  1  (1802,  5): 

und  solt  ick  da  gesinde  sin, 

so  wcere  ick  uf  die  triwe  min 

so  gern  niht  dekeine  wis 

in  dem  vil  schoenen  paradis. 


180     IJ    SPRENGEK,  ZU  ULEICIIS  VON  LlCUTEKöTElN  FKAUENBUCH. 

588,  30  (1832,  4)  fjemach  er  im  vil  selten  tuot. 

B.  nimmt  hier  gemach  als  adv.  =  bequem,  tuon  bedeutet  aber 
'schaffen,  bereiten',  und  es  ist  daher  gemach  ebenso  wie  589,  15,  18 
(1834,  15,  18)  als  subst.  zu  fassen. 

NORTHEIM.  R.  SPRENGER. 


ZU  ULRICHS  VON  LICHTENSTEIN  FRAUENBUCH. 


601,  8  sagt  an,  loie  lebt  ir  iuriu  jär? 

ir  füllet  iuch  mit  willen  an. 

ir  keiniu  ist  so  wol  getan, 

si  leg  an  sich  alsölhiu  cleit 

diu  iii  ze  tragen  solten  leit 

sin  und  die  iu  missestänt. 

den  lip  ir  alle  unschöne  hdnt: 

daz  gtt  uns  hohes  muotes  niht. 

swä  unser  kein  ein  frouioen  siht, 

diu  sitzt  sam  si  ein  swester  si, 

loer  solte  der  gerne  loesen  ht? 

ir  gepende  si  in  diu  ougen  leit: 

ir  ieglich  einen  sleier  treit: 

da  mit  hat  si  verwunden  da 

den  munt,  diu  wang,  da  hi  die  prä. 

ir  lät  an  iu  niht  anders  sehen 

mit  loillen,  wan  der  ougen  prehen. 
sich  an  viillen  wird  bei  Lexer  III,  563  durch  sich  bedecken,  bekleiden' 
erklärt,  ohne  daß  jedoch  außer  unserer  Stelle  ein  anderer  Beleg  für 
diese  Bedeutung  gegeben  wäre.  Unerklärt  bleibt  mit  vnllen  V.  9  und 
24.  Die  Frau  sucht  603,  1  ff.  diese  Vorwürfe  des  Ritters  zu  wider- 
legen;  ihre  Entgegnung  beginnt; 

ir  jeht  wir  froioen  uns  fluen  an 

da  mit  daz  wir  niht  schöne  hän 

mit  kleiden  nu  als  e  den  Up. 
St.  füllen  601,  9  haben  wir  hier  also  fluen,  welches  an  das  übrigens 
noch  gebräuchliche  mnd.  vlien,  zieren,  schmücken  (Mnd.  Wb.  5,  274j 
erinnert.  Dies  kommt  auf  hochdeutschem  Gebiete  nicht  vor,  würde 
auch  dem  Zusammenhange  nicht  entsprechen.  Haupt  in  seiner 
Zs.  15,  247  vermuthete,  daß  fülen  zu  lesen  sei.  Wenn  wir  von  601, 
8  ff.   ausgehen,    wo    gesagt    Avird,    daß    die  Frauen  sich  wie  Nonnen 


R.  SPKENGER.  ZUM  SCHLEGEL  DES  RÜDEGER  VON  HUNKHOFEN.     181 

tragen,  so  ergibt  sich  für  das  unverständliche  mit  xoillen  :  mit  iciUn 
Nonnenschleieru'  {mit  V.  24  ist  =  '"vermittels').  Dann  kann  aber  auch 
kein  Zweifel  sein,  daß  in  füllen  ebenso  wie  in  fluen  603,  1  das  schw. 
V.  icilen    verschleiern'  steckt.     Es  ist  also  V.  601,  9  zu  lesen : 

ir  lullet  iuch  mit  loilen  an. 
und  603,  1  ff.  muß  gelesen  werden  : 

ir  jeht,  wir  frouioen  uns  wtlen  an, 

da  mit  daz  wir  niht  schone  hart 

mit  kleiden  nu  als  e  den  Itp. 
da  mit  hat  hier  die  Bedeutung  'dazu,  außerdem'.    Es  ist  also  zu  über- 
setzen:   'Ihr  sagt,  daß  wir  Frauen  uns  verschleiern;    dazu  (behauptet 
ihr  noch),  daß  wir  nicht  wie  früher  den  Leib  mit  Kleidern  schön  zieren. 

NORTIIEIM.  R.  SPRENGER, 


ZUM  SCHLEGEL  DES  RÜDEGER  VON  HUNK- 
HOFEN. 


Rüdeger  von  Ilunkhofcn,  so  nennt  M.  Haupt  den  Dichter  mit 
Recht,  seit  er  Hunchofen  im  Passauer  urbarium  Mon.  boica  28,  2,  167 
als  die  Heimat  des  Dichters,  wohin  auch  seine  Sprache  weist,  ent- 
deckte (vgl.  seine  Ausgabe  der  Erzählung  vom  übelen  Weibe  [1871] 
S.  71).  Auch  zu  Hartmanns  Erec'^  380  nennt  er  ihn  so,  während  er 
ihn  zu  Neidhart  65,  38  [1858]  noch  R.  von  Hundhofen  nennt.  Dies 
scheint  Ehrismann,  Germ.  XXV,  403  entgangen  zu  sein.  Seiner  Er- 
klärung der  V.  316  f.  des  Schlegels,  .die  er  lesen  will: 

dise  zwene  süne  sint  gar 

gedüht  in  ein  kceskar 
schließe  ich  mich  jetzt  an,  bemerke  aber,  daß  ich  dann  gedüht  trotz 
Schmeller'^  I,  495  nicht  für  richtig  überliefert,  sondern  aus  gedruht 
(gedrückt)  entstellt  ansehe.  Dafür  spricht  auch  die  Lesart  der  Dresdener 
Hs. ,  die  Haupt  mit  Recht  als  die  relativ  beste  ansah  (getrukt).  Die 
Durchsicht  der  Stellen  bei  Schnieller  ergibt  nämlich,  daß  bair.  dauhen, 
wo  es  nicht  dem  hochd.  tauchen  entspricht,  gleich  dem  niederd.  düken 
die  Bedeutung  des  gewaltsamen  Drückens  hat,  was  für  den  weichen 
Käsequark  nicht  paßt.  Für  die  Lesart  druhst  scheint  mir  auch  die 
Stelle  in  Fischarts  Gargantua  Kga:  Was  truckst  den  Käs?  zu  sprechen. 
Mit  dem  kceskar  scheint  hier  übrigens  das  Gefäß  gemeint  zu  sein,  in 
welchem    die  Käse   zur  Aufbewahrung   „eingelegt"   werden.     Zur  Be- 


182  R-  SPRENGER,   WINKE rSEHEN. 

deutung  der  Redensart  möchte  ich  noch  vergleichen:  alles  in  einen 
Topf  werfen,  d.  h,  alles  gleich  behandeln. 

Ich  habe  mich  seit  Jahren  mit  einer  Ausgabe  des  textlich  viel- 
fach entstellten  und  von  v.  d.  Hagen  nur  mangelhaft  überlieferten 
Gedichtes  beschäftigt,   die  nun  nahezu  vollendet  ist. 

NORTHEIM.  R.  SPRENHER. 


WINKELSEHEK 


Der  substantivierte  Infinitiv  winkelsehen  wird  im  Mhd.  Wb. 
11,  2,  S.  281  auf  Winkel  zurückgeführt,  während  M.  Haupt  zu  Neid- 
hart 36,  29  nur  die  Stellen  anführt,  in  welchen  dieses  Wort  sonst 
begegnet,  ohne  eine  Erklärung  hinzuzufügen.  Die  Stelle  bei  Neidhart 
lautet : 

Des  wil  Küenzel  meister  sin. 

der  verblutet  lachen  sprechen  winkelsehen. 

deist  durch  in  getan 

des  gesniielt  do  Jiutelin. 
In  Heinrich  von  Türlins  Krone  25050  begegnet  rünen  unde  winkelsehen. 
Ferner  erscheint  das  Wort  Urstende  127,  5  ff.: 

do  wart  her  unde  hin 

von  dem  gesinde  michel  schehen^ 

wenken  unde  tcinkelsehen 

und  angestlich  gehären. 
Dazu  kommt  noch  111,  69,    wo   der   Infinitiv   als  wirkliche  Verbform 
erscheint.      Die    Stelle    lautet    nach    Berichtigung    einiger    offenbarer 
Schreibfehler : 

Ich  geliches  anders  niht. 

wan  als  da  man  hunde  siht 

vehten  mit  swmen, 

toben  unde  grinen, 

treten  unde  winkelsehen. 
Für  diese  Stelle  paßt  die  im  Mhd.  Wb.  gegebene  Erklärung  von  winkel- 
sehen als  'nach  einem  Winkel  sehen,  sich  zu  verkriechen  suchen  nicht, 
weil  die  Tobsucht,  in  die  die  Juden  gerathen  (vgl.  111,  62  f.  und  die 
ganze  Stelle  im  Zusammenhange) ,  nicht  mit  Feigheit  gepaart  sein 
kann.  Scheinbar  würde  sie  passen  Urst.  127,  6.  Doch  wie  läßt  sich 
damit  die  Stelle  im  Neidhart  und  bei  Ulrich  v.  Türtin  vereinen,  wo 
wir   doch    offenbar   dasselbe  Wort    haben?    Ich  erkläre   mir  Winkel  in 


n.  SPRENGER,  MNL    PROIEL.  183 

tcinkel- sehen  als  Adj.  gebildet  von  ivinc  (zu  lohiken  in  der  Bedeutung 
■^mit  den  Augen  blinzeln').  Die  Bildung  ist  wie  bei  wankel  schwankend' 
von  xcank;  der  Bedeutung  nach  ist  tcenken,  uienkelieren  (außer  dem 
Mhd.  Wb.  und  Lexer  vgl.  noch  Schmellers  Bayer.  Wb.  IP,  959)  zu 
vergleichen.  Fassen  wir  winkelsehen  als  "^ zwinkern  mit  den  Augen',  so 
erklären  sich  sämmtliche  angeführte  Stellen  sehr  einfach.  Bei  Neidhart 
und  in  der  Krone  ist  es  das  heimliche  Zublinzeln  als  Zeichen  des  Ein- 
verständnisses zwischen  Liebenden;  Urst.  127,  7  ist  es  Zeichen  der 
Verlegenheit  und  Furcht.  P^s  bliebe  also  nur  noch  Urst.  111,  69.  Aber 
auch  diese  Stelle  erklärt  sich,  wenn  wir  für  ivinkelsehen  hier  die  im 
Mnd.  Wb.  5,  670  angeführte  Steile  Eccles.  f.  47  a  (Str.  27,  25)  ver- 
gleichen. Sie  lautet:  De  dar  wenket  mit  den  ocjhen,  de  smedet  niht 
gudes  (annuens  oculis  fabricat  iniqua). 

NORTHEIM.  R.  SPRENGER. 


MNL.  PEOIEL. 


Mnl.  proiel  =  Thiergarten  wird  in  Weigands  Deutschem  Wörter- 
buche mit  Brühl  (mlat.  bröilus,  brolius)  zusammengestellt.  Es  ist  aber 
wohl  kein  Zweifel,  daß  das  mittelniederläudische  Wort  auf  frz.  jyraiel 
(preau)  zurückgeht.  Dies  geht  wiederum  auf  mlat.  pratellum,  prati- 
culum  zurück  und  erscheint  auch  im  Mittelniederdeutschen  in  der 
Form  priel,  proyel  in  der  Bedeutung  „Lustgarten".  Vgl.  Mittelniederd. 
Wörterb.  3,  376. 

NORTHEIM.  R.  SPRENGER. 


EIN  BRUCHSTÜCK  AUS  BRUDER  PHILIPPS 
MARIENLEBEN. 


Vor  einer  Reihe  von  Jahren  fielen  in  meine  Hände  zwei  kleine 
Pergamentblättchen  von  je  etwa  9X6  Ctm.  Umfang,  die  beim  Ein- 
binden oder  Heften  alter  Actenstücke  des  Staatsarchivs  zu  Weimar 
einmal  verwendet  worden  waren.  Vorder-  wie  Rückseite  sind  mit 
mittelhochdeutschen  Versen  beschrieben  und  zwar  von  einer  Hand  des 
14.  Jahrhunderts.  Eine  genauere  Besichtigung  zeigt,  daß  beide  Blätt- 
chen ursprünglich  nebeneinander  zusammengehangen  haben.  Älesser 
oder  Schere  hat  sie  vor  Zeiten  getrennt,  ohne  jedoch  die  Schrift  zu 
beschädigen,  da  der  Schnitt  einem  freien  Zwischenräume  in  der  Mitte 


184  P.  MITZSCHKE,  EIN  BRUCHSTÜCK  etc. 

der  ursprünglichen  Breite  gefolgt  ist.  An  der  Beschaffenheit  der 
Seitenränder  läßt  sich  erkennen,  daß  man  das  Pergament  aus  einer 
gebundenen  Handschrift  herausgerissen  hat:  an  der  einen  Seite  sind 
die  Nadelspuren  vom  Heften  noch  vorhanden,  an  der  anderen  der 
äußere  Schnitt.  Die  Breite  der  ursprünglichen  Handschrift  ist  mithin 
bewahrt.  Nicht  so  die  Höhe.  Die  beiden  erhaltenen  Blättchen  waren 
nur  der  obere  Theil  des  ganzen  Handschriftenblattes  und  durch  einen 
nicht  ganz  gerade  verlaufenden  Querschnitt  davon  abgetrennt.  Durch 
F.  Bechs  Gefälligkeit  erhielt  ich  den  Nachweis,  daß  der  Text  der 
Blältchen  dem  „Marienleben"  von  Bruder  Philipp  angehört.  Bei  Ver- 
gleichung  des  Bruchstückes  mit  der  liückert'schen  Ausgabe  des  „Marien- 
lebens" (Quedlinburg  und  Leipzig  1853)  zeigte  sich,  daß  die  Blättchen 
nur  etwa  ein  Viertel  der  ursprünglichen  Höhe  der  Handschrift  aus- 
gemacht haben,  daß  das  vollständige  Blatt  also  ungefähr  25  X  18  Ctra. 
groß  d.  h.  Quartformat  gewesen  ist.  Der  Text  hat  darauf,  wie  schon 
angedeutet,  in  zwei  Spalten  gestanden,  jede  Spalte  zu  etwa  30 — 32 
Zeilen,  jeder  Vers  abgesetzt  in  einer  Zeile  für  sich.  Die  Schrift  ist 
deutlich  und  fest  und  verräth  einen  geübten  Schreiber;  die  einzige 
vorkommende  Überschrift  ist  in  rothen  Buchstaben  ausgeführt.  Erhalten 
sind  auf  den  Blättchen  die  Verse  8878-8883,  8909—8916,  8939—8945 
und  8968 — 8975  der  Rückert'scheu  Ausgabe.  Mit  dem  Bruchstück,  das 
J.  Zacher  in  der  Zs.  f.  d.  Philol.  XV,  280  ff.  aus  den  Hardenberg'schen 
Sammlungen  veröffentlicht  hat,  hängt  das  hier  besprochene  trotz 
mancher  Übereinstimmungen  nicht  zusammen.  Die  Lesarten  weichen 
stellenweise  nicht  ganz  unerheblich  von  denen  des  Jenaer  und  des 
Pommersfelder  Codex  ab,  auf  denen  Rückert  seine  Ausgabe  haupt- 
sächlich aufgebaut  hat.  Schreibweise  und  Sprache  zeigen  jüngere 
Formen,  die  Entstehung  des  Bruchstückes  dürfte  in  Thüringen  oder 
in  Hessen  zu  suchen  sein. 

Erstes  Blättchen.     (Vorderseite.) 
und  von  ir  den  seyn  namen 
und  vuren  uz  yn  gotiz  namen. 
8880     Si  sayten  cd  der  iverlde  mere, 

daz  Jhesus  Crist  gotiz  son  icere, 
der  um  al  der  werlde  not 
an  dem  cruce  leyt  den  tot. 

W i  Dyonisius  Mariam  sack. 


AUS  EINEM  ERFURTER  LATEINISCHEN  GLOSSAR  etc.  185 

Zweites  Blatt  eben.     (Vorderseite.) 

von  hemele  süse  stymmen  irclungin. 
8910     Czu  dem  venstir  sack  her  yn 

und  sack  eyn  groz  licldiz  sckyn 

recht  sam  der  sunnen  here, 

doch  xoaz  do  lichtiz  mere. 

Ouch  sach  her,  daz  di  engil  sich 
8915     irboten  ir  demidiclich 

[ze  dienst],  Maria  [und  ein  kröne] 

Zweites  Blättchen.     (Rückseite.) 

der  armen  Cristinheyt  gedachtin. 
8940     Di  hy  Marien  loaren  hlehin, 

ir  lehin  do  mit  ir  vortrebin. 

Maria  di  siise  und  di  reyne 

untfinc  si  liplich  al  gemeyne 

und  gab  in  trost  und  lere  gut 
8945     czu  dem  [glouben]  stetin  mut. 

Erstes  Blättchen.     (Rückseite.) 
daz  her  dir  an  mynir  stat 
trost  gebe  und  rat. 
8970     Maria  sprach:  Di  Cristinheyt 
ist  mir  so  Hb,  alle  arbeyt 
will  ich  durch  si  lydin. 
Und  wiltu  nicht  vormydin, 
vrunt,  du  wollist  von  mir  varn. 
8975     [Der  heilig  geist  muz  dich  be]warn. 
WEIMAR.  P.  MITZSCHKE, 


AUS  EINEM  ERFURTER  LATEINISCH- 
DEUTSCHEN GLOSSAR  DES  JAHRES  1410. 


Die  gräflich  Schönborn'sche  Bibliothek  zu  Pommersfelden  bei 
Bamberg  besitzt  eine  für  die  Kleinheit  der  Anstalt  (3000  Druckwerke) 
sehr  beträchtliche  Anzahl  (etwa  350)  von  Handschriften,  darunter 
viele  von  hohem  Werth.  Ein  erheblicher  Theil  dieser  Handschriften 
stammt  aus  der  Bibliothek  des  ehemaligen  Benedictinerklosters  zu 
St.  Peter    in  Erfurt   und    rührt   wahrscheinlich    von   dem  Erbauer  des 

ÜERMANIA.    Neue  Keilie  XXV.  (XXXVII.)  Jahrg.  13 


186  P-  MITZSCHKE 

Pommersfelder  Schlosses,  Grafen  Lothar  Franz  von  Schönborn  her, 
der  1695 — 1729  Erzbischof  von  Mainz  war  und  als  solcher  recht  wohl 
Erwerbungen  von  Erfurter  Klöstern  machen  konnte.  Aus  Erfurt 
stammt  verrauthlich  auch  die  Pommersfelder  Papierhandschrift  92 
=  2723  in  Quartformat  mit  folgendem  Inhalte:  1.  Eine  allgemeine 
Weltchronik  in  deutscher  Sprache  von  Erschaffung  der  Welt  bis  1370, 
mit  Nachträgen  aus  dem  15.  Jahrhundert.  (Vgl.  MGH,  Deutsche  Chro- 
niken Bd.  II);  2.  ein  Stück  der  deutschen  Legenda  Bonifatii:  3.  ein 
lateinisch-deutsches  Glossar  in  verschiedenen  Abtheilungen  (Haupt- 
wörter, Zeitwörter,  Vögel,  Fische,  Säugethiere,  Insecten,  Bäume  und 
Strauch  er). 

Dieses  Glossar  umfaßt  fol.  152'' — 207"  der  Handschrift  und  ent- 
hält etwa  9000  Worte,  zwischen  denen  stellenweise  lateinische  Merk- 
verse eingestreut  sind.  Es  ist  innerhalb  weniger  Wochen,  nämlich  in 
der  Adventzeit  des  Jahres  1410  geschrieben  worden,  wie  am  Schlüsse 
der  einzelnen  Abtheilungen  vermerkt  steht.  Der  Schreiber  nennt  sich 
dabei  wiederholt,  er  hieß  Konrad  von  Tanna  und  war  wohl  Mönch 
im  Erfurter  Peterskloster.  Als  Verfasser  des  Glossars  ist  Konrad  von 
Tanna  nicht  zu  betrachten;  er  hat,  wie  aus  vielen  durch  Augen- 
abirrung entstandenen  Fehlern  hervorgeht,  eine  Vorlage  benutzt,  viel- 
leicht aber  doch  mancherlei  eigene  Zusätze  angebracht  und  den 
deutschen  Formen  oft  unwillkürlich  thüringische  Färbung  verliehen- 
In  der  germanistischen  Litteratur  hat  das  Glossar  noch  keine  Beach- 
tung gefunden,  überhaupt  scheint  es  wenig  oder  gar  nicht  bekannt 
zu  sein.  L.  Dieffenbach  hat  es  weder  in  dem  Glossarium  latino- 
germanicum  (Frankfurt  a.  M.  1857),  noch  in  dem  Novum  glossarium 
(1867)  ausgenutzt.  Durch  zahlreiche  Stichproben  konnte  ich  aber  fest- 
stellen, daß  die  beiden  von  Dieffenbach  als  8  und  9  bezeichneten 
Glossare  der  Mainzer  Stadtbibliothek  aus  dem  Beginne  des  15.  Jahr- 
hunderts sehr  nahe  mit  der  Arbeit  des  Konrad  von  Tanna  verwandt 
sein  müssen.  Als  ich  im  Sommer  1886  die  Pommersfelder  Bibliothek 
besuchte,  fand  ich  das  in  Rede  stehende  Glossar  und  hatte  später 
Gelegenheit,  eine  Anzahl  von  schwach  belegten  oder  sonst  merk- 
würdigen Wörtern  daraus  abzuschreiben.  Ich  gebe  sie  hier  unter  Vor- 
anstellung der  deutschen  Ausdrücke  in  alphabetischer  Folge  und  ohne 
Rücksicht  auf  die  einzelnen  Abtheilungen  der  Handschrift. 

aftirkosiinye  (obtrectatio,  oblocutio).  anderweider  (retractor). 

allenczün,  aleinczel  (gradatim,  pas-  bechereryn   (picariatrix). 

sim).  heriüinkel  (acentea,  pontia)  [PflauzeJ. 

Ibatlee  (longaevus).  Urgenosse  (rixalis). 


AUS  EINEM  ERFURTER  LATEINISCHEN  GLOSSAR  etc. 


187 


hornichin  (puteolus). 

edirn   (arterizare). 

eyschunge  (nausea). 

erbphant  (hypotheca). 

ir junget  (redivivus). 

vrouwemoisclduch    czwischen    heinen 

(cento). 
gerackel  (distentus). 
gutedilioia   (Falernum). 
himelstat  (paradisus). 
hutichin  des  magetumijs  (hymen). 
junggehererinne  (puerpera) . 
kadolf  (cauchaderium). 
kaffelonhe     (theatrum,    amphithea- 

trum). 
kalant  (synodus). 
cahitrangk  (nectai-). 
koterolf  oder  garnrogke  (artista). 
koczener  (fornicator,  scortator). 
kruiysen  (calamistrum). 
kuteler  (fartor). 
lantrumer  (profugus). 
litlernerynne  (poetrida). 
manslachtimge  (caedes,  parricidium). 
meidepiße  (locinium). 
mittagicip  (nonaria). 
miüelstunde  (intervallum). 
munice  (polenta). 
muntstangk  (ostedo). 
nessükint  (bastardus). 
ohirgnugunge  (abundantia) . 
obirhengniße   (eminentia). 
ohirkele  (frumen). 
ohirkerer  (transfugus). 
ohirpJdichtig  werg  (supererogationis 

opus). 
peppe  (polenta,  papatum). 
pfadehuch   (vespilio,  latro). 
pfadeJmchin  (latrocinari). 
stende  pint  (priapismus). 


pisker  (lumbricus). 
queckhorn  (vivarium). 
qnerchiln  (foculare). 
querdirlappe  (pictamen). 
redesamkeü  (ratiocinatio). 
roteiveb  (dyssenteria). 
roupnehmer  (praedator). 
ruzvare  (bastern a). 
sarioorchte  (lorifex). 
scheitilhant  (disterminale). 
schepphernße  (plasma). 
seichglaz  (urinale). 
seichunge  (minctio). 
seüsteiger  (funambulus). 
smalczgrumpil  (cadula). 
snopper  (rheumaticus) . 
sterneherstraze  (galaxia). 
sterker  (histrio). 
stiglig  (proclivis). 
stouwin  (pblebotomare). 
sulmecher  (statuarius). 
teiidelmargt  (asopa). 
tovienicz  (ergastulum). 
torsamikeit  (industria). 
troumbescheider ,    -unge    (conjector, 

-ura). 
unvorschlich  (iuscrutabilis). 
unlerlich  (indocilis). 
unmenschin  (abominare). 
unpin  (impunis). 
unsmegke  (insipidus). 
uslegelich  (interprctativus) . 
uzschriß     (rescriptum,     transscrip- 

tum). 
voglunge  (aucupidium). 
vüO'anderweiden  f     -weiten     (diversi- 

ficare,  ingerainare,  iterare,  reci- 

procare,  reiterare). 
vorderhut  an  dem  pint  (praeputium). 
vorgift  (toxicatio,  virus). 
13* 


188  P-  MITZSCHKE 

vorslHnden{eyiip\oT Ator).  widersegelich  (relativus). 

vorspeher  (obsorbere).  wurfling  (abortivus). 

ivapinfuter  (armillum).  zceneklapperunge  (Stridor). 

waßirstelcze  (epistecula).  zcungeler  (bilingüis). 

wider galm  (e  ch  o) . 
widergriffig,  -griffunge  (reciprocus, 
-catio). 

WEIMAR.  P.  MITZSCHKE. 


VERSCPIMELZÜNG  VON  PRÄPOSITION  -f  ARTIKEL 
MIT  FOLGENDER  ORTSBEZEICHNUNG. 


Wie  die  Einwohner  von  Attika  im  Alterthum  das  allgemeine 
Wort  Körv  per  synecdochen  gern  zur  Bezeichnung  von  Athen  be- 
nützten, so  galt  im  byzantinischen  Reich  bei  den  Ein-  und  Um- 
wohnern der  Hauptstadt  das  einfache  TtöXig  als  Ausdruck  für  Byzanz. 
Die  türkischen  Eroberer  hörten  aus  dem  Munde  der  griechischen  Be- 
völkerung um  Byzanz  so  häufig  die  Worte  elg  räv  tcöIlv  (nach  neu- 
griechischer Aussprache  =  is  tam  bolin),  daß  sie  diese  Verbindung 
als  den  Namen  der  Hauptstadt  betrachteten  und  daraus  die  türkische 
Bezeichnung  für  Constantinopel:  Istambol  (oder  Stambul)  bildeten. 
So  entstanden  auch  die  türkischen  Namen  Ismir  für  Smyrna  aus 
slq  UfivQvrjv,  Isnik  für  Nicäa  aus  sig  Nixaiav  und  Istanko  für  Kos 
(auch  ins  Italienische  so  übergegangen)  aus  alg  xav  Kot.  Durch  eine 
Verschmelzung  mit  der  Präposition  iv  wandelte  sich  der  alte  Name 
der  Insel  los  (unter  den  Sporaden)  in  Nio,  während  die  größte  der 
Kykladen  Naxos,  im  Mittelalter  Naxia  genannt,  jetzt  häufig  auch  Axia 
heißt,  indem  man  das  stammanlautende  n  irrthümlich  füi'  die  ver- 
kürzte Präposition  iv  betrachtet  und  daher  wegläßt. 

Ganz  ähnliche  Erscheinungen  wie  hier  im  Griechischen  finden 
wir  auch  in  der  deutschen  Sprache.  Das  überaus  häufige  Zusammen- 
stehen von  Präposition  -|-  Artikel  und  Ortsbezeichnung  bewirkte 
namentlich  bei  denjenigen  Ortsnamen,  welche  vocaiisch  anlauten,  eine 
Verschmelzung  des  Ausdrucks  zu  einer  neuen  Einheit.  Das  Sprach- 
gefühl ward  dadurch  gestört,  man  behielt  die  Stelle  der  Zusammen- 
schweißung nicht  genau  im  Sinne  und  ließ  gelegentlich  bei  Abtren- 
nung des  eigentlichen  Ortsnamens  entweder  den  rechtmäßigen  Anlaut 
desselben   weg    oder    zog   den  Schlußconsonanten    des  Artikels   unbe- 


VERSCHMELZUNG  VON  PRÄPOSITION  -|-  ARTIKEL  etc.  189 

fugterweise  mit  zum  Namen.  An  Beispielen')  hierfür  fehlt  es  in  keiner 
Gegend  Deutschlands;  die  nachfolgenden  Belege  sind  nur  deshalb 
überwiegend  thüringischer  Herkunft,  weil  sie  meist  bei  Studien  über 
Thüringen  gesammelt  worden  sind.  Vielleicht  regt  vorliegender  Auf- 
satz zur  Mittheilung  gleicher  Beobachtungen  aus  anderen  Gegenden  an. 

Das  einzige  Beispiel,  in  dem  mir  der  neutrale  Artikel  „das"  vor- 
gekommen ist,  bildet  ein  prächtiges  Seitenstück  zu  Istambol.  Für  das 
Städtchen  Kranichfeld  an  der  Um  braucht  der  gemeine  Mann  in 
dortiger  Gegend    die    Bezeichnung    „Insflackn"   =  in    das    Flecken. 

Das  Hinüberziehen  von  „in  der",  „zu  der"  oder  „zur"  vermag 
ich  ebenfalls  nur  mit  einzelnen  Beispielen  zu  belegen.  Statt  „Aue" 
bei  Kamburg  an  der  Saale  sagt  das  Volk  „Drau"  oder  „Trau" 
=  in  der  Au.  Das  gleichnamige  Dorf  bei  Saalfeld  a./S.  zieht  sich  im 
Volksmunde  noch  mehr  zusammen  zu  „Rä".  Eicha  bei  Römhild  und 
Aicha  bei  Sonnetfeld  lauten  beide  „Drag"  oder  „Trag"  =  zu  der  Eich. 
Die  Rabeisquelle  bei  Liebenstein  heißt  eigentlich  „zur  Abelsquelle". 
Bei  Wunsiedel  liegt  am  Bache  Röslau,  ein  Dorf  mit  der  amtlichen 
Benennung  Tröslau;  der  Name  ist  entstanden  aus  „in  der  Röslau". 
Die  Wüstung  Reumels  bei  Meiningeu  geht  zurück  auf  „zur  Aimolds"*^). 

Besonders  häufig  ist  das  Zusammenfließen  von  „zum",  „am", 
„im"  mit  der  folgenden  Ortsbezeichnung.  Viele  Ortsnamen  beginnen 
in  amtlicher  Schreibung  jetzt  mit  einem  m,  das  ihnen  von  Haus  aus 
nicht  zukommt.  So  ist  entstanden  Menzenberg  (bei  Köln)  aus  „am 
Enzenberg",  Menzenweiler  (Württemberg)  aus  „am  Enzenweiler", 
Muckers  (bei  Wasungen)  aus  „zum  Ockers",  Meimers,  früher  Mein- 
brechts (bei  Liebenstein)  aus  „zum  Einbrechts",  Memels,  früher  Mein- 
bolds  (bei  Wasungen)  aus  „zum  Einbolds",  Merkenfritz  (bei  Rüdingen) 
aus  urkundlichem  „zum  Erkinfredis",  Merbelsrod  (bei  Eisfeld)  aus 
„zum  Erlwinsrod",  Meschenbach  (bei  Schalkau  und  ein  zweites  bei 
Koburg)  aus  „zum  Eschenbach",  Meernach  (bei  Gräfenthal)  aus  „zum 
Ernich".  Die  Wüstung  Michelsdorf  bei  Rodch  kommt  urkundlich  1340 
als  Igelsdorp  vor. 


•)  Rudolf  Hildebrandt  hat  in  der  Zeitschr.  f.  deutsche  Philo!.  II,  S.  477,  Anm,  1 
beiläufig  auf  die  Erscheinung  hingewiesen  und  führt  folgende  Beispiele  an :  Nesseling 
für  Eßlingen,  Melminge  für  Elbing,  Nüchtland  für  Üchtland;  und  umgekehrt  Assowe 
für  Nassowe,  Avare  für  Navarre. 

')  In  der  Gegend  von  Meiningen  gibt  es  noch  jetzt  eine  ganze  Reihe  von 
Orten,  die  elliptisch  nur  den  genitivus  possessivus  des  Namens  vom  Erbauer  oder 
ersten  Besitzer  als  Bezeichnung  tragen,  z.  B.  Christes,  Heinrichs,  Eckarts,  Albrechts, 
Hellmers  u.  a.  m. 


190     I'    MITZSCHKE,  VERSCHMELZUNG  VON  PKÄPOSITION  +  ARTIKEL  etc. 

In  anderen  Ortsnamen  bat  zwar  die  amtliche  Schreibung  das  m 
zu  Anfang  nicht  angenommen,  aber  im  Volksmunde  wird  dieser  Rest 
des  Klebwortes  fast  regelmäßig  vorgeschlagen,  und  daß  der  Brauch 
sich  schon  von  alter  Zeit  her  schreibt,  geht  aus  dem  gelegentlichen 
urkundlichen  Vorkommen  solcher  Namensformen  hervor.  So  heißt 
Eichicht  (bei  Saalfeld  a./S.)  in  der  alten  Saalfeldographia  von  S.  Liebe 
„Meichicht"  =  im  Eichicht  und  jetzt  im  Volksmunde  nur  „Mag"  =  im 
Eichig,  Arles  (bei  Ebersdorf,  Reuß)  und  Arlas  bei  Ziegenrück  im 
Volksmunde  „Maries"  =  im  Arles;  Ahorn  (bei  Koburg)  im  Volks- 
muude  „Marn''  =  zu  dem  Ahorn;  Eckarts  (bei  Wasungen)  im  Volks- 
munde „Meckers"  =  zum  Eckerts;  Ebeuharis  (bei  Hildburghausen) 
ursprünglich  Eberharts,  im  Volksmunde  Mebritz  oder  Meberts  ::^  zum 
Eberharts;  Etzdorf  (Wüstung  bei  Gera)  urkundlich  1364  „Metzelsdorf ", 
Essbach  und  Etzelbach  (bei  Ziegenrück)  im  Volksmunde  Mespich 
und  Mötzelbach  =  zum  Etzelsdorf;  Ibenhain  (bei  Waltershausen) 
urkundlich  einmal  „Mywenhayn"  =  im  Ibenhain,  Arnshaugk  (bei  Neu- 
stadt a.  Orla)  urkundlich  oft  Marnshowgk  =  zum  Arnshaugk. 

Ob  auch  Iramelborn  bei  Salznngen  in  dieselbe  Reihe  gehört, 
muß  zweifelhaft  bleiben;  da  es  sich  urkundlich  stets  mit  anlautendem 
m  als  Memelbrunn  oder  ähnlich  findet,  so  könnte  wohl  auch  ein 
Mimilo  im  ersten  Theile  des  Namens  stecken  und  das  m  nur  per 
nefas  et  falsam  analogiam  in  der  jetzigen  amtlichen  Schreibung  ab- 
gefallen sein. 

Neppendorf  (bei  Hermaunstadt  in  Siebenbürgen)  hieß  früher 
Eppendorf.  Hier  ist  das  Schluß-n  der  Präposition  „in"  ohne  Zwischen- 
treten des  Artikels  hinübergezogen  worden.  Der  Neroberg  (bei  Wies- 
baden) hieß  ursprünglich  Ersberg,  zwischen  beiden  Formen  liegt  die 
Gestaltung  Nersberg  =:  auf  den  Ersberg.  (Vgl.  neben  =  in  eben.) 
Auch  die  vielfachen  Nobiskrüge  (abgelegene  Schenken)  gehören 
wenigstens  mittelbar  hierher,  denn  das  italienische  Wort  nabisso,  aus 
dem  das  „Nobis"  umgeformt  ist,  ist  eine  Verschmelzung  von  in  abisso. 

Auch  das  einfache  „ze"  ist  als  z  manchmal  mit  dem  folgenden 
Ortsnamen  zusammengeflossen.  Artenkirchen  (bei  Landshut)  heißt  ur- 
kundlich einmal  „Zartinchiricha",  Edclshauseu  (bei  Ingolstadt)  ebenso 
einmal  „Zetileshusir".  Vermuthlich  gehört  ebenfalls  hierher  ein  Dorf 
bei  Koburg,  das  amtlich  Ziegelsdorf  geschrieben  wird,  nach  der  ur- 
kundlichen Form  Zichendorf  aber  aus  „zc  Ichendorf"  entstanden  zu 
sein  scheint. 

WEIMAR.  P.  MITZSCHKE. 


F.  W.  E.  liOTH,  aUTTÜElLUNGEN  AUö  MIID.  HANDSCHRIFTEN  etc.     191 

IMITTHEILUNGEN  AUS  MITTELHOCHDEUTSCHEN 
HANDSCHRIFTEN  UND  ALTEN  DRUCKEN. 

I.    Aus    Handschriften. 
1.  Die  Mainzer  Stadtbibliothek  besitzt  als  Nummer  3  eine  Groß- 
quarto-Hs.    des  X. — XI.  Jahrhunderts  auf  Pergament,    enthaltend  die 
Evangelien  in  lateinischer  Sprache.    Die  Einbanddecke   ist  Leder  mit 
einfach    gepreßtem    Muster,    auf    dem  Vordeckel    befinden    sich    zwei 
Streifen    vergoldetes    Kupfer    mit    Medaillonbilderu    von    Heiligen    in 
Email   rheinischer  Arbeit  (weiß blau,    blau  und  grün).    Das  erste  Me- 
daillon  oben  ist  abgefallen,    H.  S.  VINCENT19.    HI.  S.  STEPHAN9 
IV.    S.  LAVRENTP.     V.    S.  MAVRICI9,     unten:     I.    unbezeichnet, 
II.  S.  CANDID').    III.  S.  EXVPERI9.   IV.  S.  VICTOR.   V.  ohne  Be- 
zeichnung. Alle  Bilder  sind  Brustbilder  guter  Darstellung.   Die  Rück- 
decke   bedeckt   eine   vergoldete  Durchausplatte   von  Kupfer    mit   dem 
eingeritzten  Bilde  des  heil.  Mauritius  in  ganzer  Figur  als  Krieger   mit 
Schild  und  Lanze,  als  weiterer  Schmuck  dienen  eingeritzte  Arabesken. 
Auf  Blatt  1,  Rückseite,  steht  von  einer  Hand  des  XIII.  Jahrhunderts: 
Liber   statutorum  ecclesiae  sancti  Mauritii  Moguntinensis  auf  neu  ein- 
geheftetem Pergament.    Die  Handschrift    stammt    aus    dem  St.  Moriz- 
stift  in  Mainz.  Blatt  1 — 6  enthalten  Canontafeln  der  Evangelien  unter 
gemalten  Säulenstellungen  mit  Architraven,  welche  Blattwerk  schmückt. 
Blatt  7,  Vorseite,  beginnt  der  Text  mit  den  Worten:  Beatissimo  pape 
Damaso  Hieronimus.    Blatt  61  —  72    steht    auf  neu   eingeheftetem  Per- 
gament: Juramentum    canonicorum    ecclesie    sancti   Mauricii  Mogunti- 
nensis   von   einer  Hand  des  XV. — XVI.  Jahrhunderts,    Blatt  73  folgt 
die  P'ortsetzung  des  alten  Evangeliencodex,  welcher  Blatt  207  abschließt: 
Explicit    evangelium    secundum   Johannem    habet    versus    mille  Dccc. 
Blatt  208  ist  leer. 

Der  Codex  enthält  außer  dem  Texte  der  Evangelien  und  dem 
dazu  gehörigen  Commentar  am  Rande  eine  Menge  lateinischer  und 
deutscher  Interlinearglossen,  welche  letztere  als  Erzeugniß  mittel- 
rheinischer Sprachübung  des  X.  —XI.  Jahrhunderts  die  Aufmerksam- 
keit der  Germanisten  und  einen  Abdruck  verdienen.  Hier  folgen  einige 
Proben  der  altdeutschen  Glossen. 

Blatt  8,  Vorseite:  collatione:  zisamenebrahti.  —  de  curiosis: 
forscelen.  —  Bl.  8,  Rückseite:  recurrens:  uuidarilendi.  —  ex  titulo: 
zeichine.    —  Bl.  9,    Vorseite:    e  vicino:     darbi.  —  e  regione:    darin- 


192  F.W.  E.  ROTH 

gegini.  —  Bl.  13,  Vorseite:  conjugem  tuam:  sine  gemahelun.  — 
natura  est:  errunan.  eruuahsan.  —  Bl.  16,  Vorseite:  mittentes:  uuer- 
fende.  —  Bl.  18,  Vorseite:  repudii:  zislezzes  etc.  etc. 

2.  Die  bischöfliche  Seminarbibliothek  zu  Mainz  besitzt  eine  Kleiu- 
quarto-Hs.  des  XV.  Jahrhunderts  auf  Papier  mit  Pergament  gomischt, 
welche  ehedem  dem  Fürstbischof  Melchior  v,  Diepenbrok  von  Breslau 
gehörte  und  nach  einem  Eintrage  auf  dem  Vordeckel  an  F.  Schlosser, 
von  dessen  Witwe  Sophie,  geborenen  du  Fay,  an  Bischof  Emmanuel 
V.  Ketteier  zu  Mainz  und  durch  dessen  Freigebigkeit  mit  der  Schlosser- 
Bchen  Bibliothek  ins  Mainzer  Seminar  gelangte.  Auf  der  Rückseite 
des  Vorsatzblattes  steht  von  einer  Hand  des  XV.  Jahrhunderts:  Das 
puch  gebort  in  daz  Cl oster  zu  Sant  katheren  prediger  orden  in  Nürn- 
berg, von  späterer  Hand:  das  puech  gehört  dem  Cluster  ....  (der 
Rest  ist  mit  Tinte  verschmiert).  Blatt  1,  Vorseite,  steht:  N  .  XXXHH 
als  Bibliotheksignatur  und:  „Item  an  disem  puch  stet  zu  dem  ersten 
etlich  Offenbarung  von  den  wunden  unsers  hern  und  von  den  tropfen 
seins  plutz  und  wie  vil  menschen  in  gemartert  haben",  fünf  Inhalts- 
angaben, welche  den  Inhalt  des  ganzen  Sammelbandes  nicht  erschöpfen. 
Der  Inhalt  dieser  merkwürdigen  Handschrift  blieb  bislang  unbekannt, 
deshalb  folgt  hier  kurze  Angabe. 

I.  Blatt  1 :  Ein  offenwarung  von  unsers  herren  wunden.  Es  pat 
ein  mensch  unsern  herrn  lang  zeit  mit  grossem  ernst,  das  er  im 
kunt  tet  und  im  offent,  wie  vil  der  zal  seiner  wunden  wern  etc.  Am 
Rande  steht  die  Zahl  1460.  Schließt  Blatt  4,  Rückseite:  aber  sunder- 
lichen  sprechen  all  tag  Ixx.  miserere  so  das  jar  ausser  aus  kamt, 
so  ist  idem  tropfen  ein  verss  an  dem  miserere  worden.  Mystische 
Abhandlung  ohne  weiteren  Werth. 

II.  Blatt  4,  Rückseite:  Unserm  herren  Jesu  Christo  zu  ewigem 
lob  und  allen  den  zu  grosser  besserung,  die  es  lessen  oder  hören 
lesen,  wil  ich  ein  wenig  schreiben  von  der  unczellichen  genad  und 
grossen  gut,  die  der  milt  got  hat  gethan  der  heiligen  samnung  ze 
kirchperck  prediger  ordens  an  geistlichen  dingen  und  an  hoher  aus 
genomer  genad.  (Überschrift  in  rother  Tinte.)  Es  folgen  Erzählungen 
über  das  mystische  Leben  der  Nonnen  des  Klosters  Kirchberg  bei 
Ulm,  Dominicanerordens,  welche  sich  an  die  Arbeiten  des  Gerard 
de  Frachet  und  der  Anna  von  Munzingen  im  Predigerordeuskloster 
Adelhausen  bei  Freiburg  i.  Br.  anreihen  und  ungedruckt  blieben,  da 
diese  Handschrift  wohl  die  einzig  erhaltene  zu  sein  scheint.  Es  fehlen 
alle  chronologischen  Angaben,  das  Ganze  scheint  jedoch  in  chrono- 
logischer   Folge    von    mehreren    Verfassern    oder    Verfasserinnen    ge- 


MITTHEILUNGEN  AUS  MHD.  HANDSCHRIFTEN  etc.  193 

schrieben.  Einmal  kommt  die  Zahl  1305  als  Todesjahr  der  Schwester 
Mechtild  von  Waldeck  vor,  so  daß  die  Aufzeichnungen  das  ganze 
XIV.  und  einen  Theil  des  XV.  Jahrhunderts  zu  umfassen  scheinen, 
da  Blatt  28  die  Zahl  1451  als  Endpunkt  eines  Abschnitts  vorkommt. 
Das  Ganze  gibt  einen  guten  Einblick  in  das  Leben  eines  Prediger- 
ordensnonnenklosters und  ist  für  Geschichte  der  Mystik  trotz  mancher 
überspannter  Anschauung  von  hohem  Werth.  Ich  theile  in  Anlage  I 
ein  größeres  Stück  des  Anfangs  und   das  Ende  mit. 

III.  Blatt  59,  Vorseite,  unten:  Von  dem  heiligen  ellein  on  fuss- 
lein.  Ein  peurin  gewan  ein  kint  au  fuss,   daz  hiess  sy  ellein  etc. 

IV.  Blatt  60,  Vorseite,  unten:  Von  einem  hirten,  der  sein  scklein 
vol  pet.  Anno  domini  Mccc  Ixxii  da  sagt  man  für  war  etc. 

V.  Blatt  60,  Rückseite:  Das  die  pyn  ein  kirchlein  machten. 
Es  het    eins    mals    ein  frau  vil  pyn,    die  wolten  nicht  czu  nemen  etc. 

VI.  Blatt  61,  Vorseite:  Von  dem  schuler,  der  drei  schar  sah. 
Zwen  schuler  sahen  die  freiss  diser  werlt  und  berieten  sich  etc.  Die 
Stücke  III— VI  sind  fromme  Erzählungen,  deren  Zugehörigkeit  zu 
einem  Werke  ich  nicht  nachweisen  kann. 

VII.  Blatt  62,  Vorseite:  Unser  frauen  predig.  Dieses  sonst 
inhaltslose  Stück  bietet  am  Schlüsse  durch  die  Nennung  eines  Hein- 
rich Lesemeister  zu  Köln  vielleicht  einen  Beitrag  zur  Litteratur  über 
Heinrich  Seuse,  der  sich  ja  zu  Cölu  aufhielt,  und  ist  deshalb  als 
Anlage  II  ganz  mitgetheilt. 

VIII.  Blatt  65,  Vorseite:  Super  oracione  dominica  Erhart  Gross 
sororibus  ad  sanctam  Katherinam  capitulum  primum.  Oportet  semper 
orare  et  in  ea  non  deficere.  Allerlibsten  swestern,  als  ich  hab  ver- 
nomen,  das  eure  innikeit  in  begir  hab  noch  den  reden,  die  ich  hab 
verschriben  vormals  umb  eurs  pittens  willen,  das  ich  eur  erwirdikaitten 
aber  enwintzk  etc.  Schließt:  dem  dann  volget  ewige  selikeit.  Amen. 
Erhart  Groß  ist  in  der  Litteraturgeschichte  nicht  näher  bekannt. 

IX.  Blatt  92,  Vorseite:  Una  est  columba  mea,  perfecta  raea. 
Sic  scribitur  canticorum  sexto  capitulo.  Erwirdigen  innigen  und  auch 
raeyne  allerlibsten  kynder,  die  wort  oben  in  der  latein  verschriben  seyn 
auss  dem  puch  salomonis  etc.  Schließt:  Alleluia  globt  seistus  Maria 
Amen.  Alleluia.  Hie  sermo  spiritualis  est  virginum  sanetimonialium  in 
Nurenberga  ad  sanctam  Katherinam  ordinis  sancti  Domiuici. 

X.  Durchaus  Pergament  und  wie  die  am  Rande  beschnittenen 
Zahlen  beweisen,  Theil  eines  besonderen  Codex  größeren  Formats, 
auch  von  älterer  Hand  und  in  älterer  Sprache  als  der  andere  Theil 
des  Codex.    Beginnt:    Audi  filia     t  vide  et  inclina   aurem  tuam.    Eine 


1 94  F.  W.  E.  KOTH 

mystisch -allegorische  Predigt,  an  Meister  Eckhard  erinnernd  nach 
Art  der  Abfivssung.  Schließt  Blatt  110,  Vorseite:  der  ain  got  mit  dem 
vatter  und  dem  hailigen  gaist  ewiglich  ist  Amen.  Y^\.  Aulage  III, 
woselbst  der  Anfang  mitgetheilt  ist. 

II.  Aus  alten  Drucken. 
1.  Das  St.  Paulusmuseum  in  Worms  besitzt  einen  Einhlattdruck, 
der  weder  von  Weller,  Annalen,  noch  Goedeke,  Grundriß  aufgeführt 
wird.  Das  Stück  enthält  den  gereimten  Text  zu  einem  ßildniß  der 
Margarathe  Weyss,  geboren  zu  Rod  im  Bisthum  Speier  1529,  welche 
26  Monate  lang  ohne  Speise  und  Trank  lebte.    Beginnt: 

Ein  warhafftig  Contrafactur 

Hie  angezeigt,  auch  recht  figur, 

Eins  junckfrewlins  Margreta  gnant, 

So  in  dem  Bistum  Speir  vnd  landt 

Geboren  in  eim  dorff  heist  Rod, 

Durch  Götlich  fürsehung  vnd  gnad 

Im  tausent  fünfF  hundert  XXIX.  jar  etc. 
Besteht  aus  zwei  Reihen  Text,  mitten  zwei  colorierte  Holzschnitte. 
Der  Text  der  zweiten  Columne  ist  unterzeichnet  J.  W.  Z.  C.  Unten: 
Also  zu  drucken  gefertiget,  durch  Hansen  Schiessern  Maler  zu  Wormbs, 
im  jar  nach  der  |  gepurt  Christi  M  .  D  .  XLII.  vnd  volendt  am  XXI. 
tag  Martij.  Die  Type  ist  Schwabacher.  Darunter  vier  weitere  colo- 
rierte Holzschnitte.  Das  Bild  der  Margaretha  Weiß  fehlt,  die  bei- 
geklebten Holzschnitte  stellen  Verbrechen  und  Strafe  der  Hexen  vor 
und  gehörten  vielleicht  ursprünglich  nicht  zu  dem  Drucke.  Das 
Wormser  Exemplar  ist  das  vom  Antiquariat  L.  Rosenthal  zu  München? 
Catalog  65,  Nr.  1511  angezeigte. 

2.  Ain  über  Schön  lesen  |  Von  den  Wilden  rauhen  menschen  | 
der  nachkumen,  von  den  Sunen  Noe,  wie  Sy  in  erdgruben  |  mit  wyl- 
den  tierheüten  bedeckt  lange  zeyt  gewonet  haben,  ]  vnd  wie  Sy  nach- 
malen heüser  geziemert.  Hiemit  auch  |  Augspurg  die  stat  mit  aim 
groben  anfang  dess  rauhen  volcks,  aufFgericht  vnnd  mit  aim  teil  | 
zäun  vmbgeben,  vnd  mit  aim  grab-'en  dar  vorauff  geworffen  |  worden 
ist  etc.  Am  Ende:  Vnd  ge-|druckt  durch  Mel-  chior  Raininger  |  Im  jar 
M  .  D  .  XXII.  I  folio,  48  meist  falsch  numer.  Blätter  +  ^  Blätter  mit 
numer.  Register,  mit  11  prächtigen  Holzschnitten,  einer  blattgroß 
von  Hanns  Scheufelein  und  mehreren  Bordüren.  Panzer  Annalen  II, 
S.  117  abweichend.  In  meinem  Besitz.  Von  Weller,  Annalen  und  reper- 
torium  nicht  aufgeführt. 


MITTHEILUNGEN  AUS  MÜD.  HANDSCHRIFTEN  etc.  195 

3.  Diss  biechlin  zeygt  |  au  die  weyssagUDg  vö  zukunfftiger  |  be- 
trübtnuss.  Wölliche  grausa  men  betrübtnuss  vns  klärb'chen  |  aus- 
sprechen ist.  Sannt  Bir-jgitta.  Saunt  ]  Sybilla.  |  Sant  Gregorius.  Saut  | 
Hilgart.  Sant  Jo|achim.  |  Vnd  wirt  genant  die  Bürde  |  der  weit.  1522.  | 
]\Iit  Randleiste,  worin  unten  zeigende  Hand.  Quarte,  25  nicht  numer. 
Blätter.  In  meinem  Besitz  (nur  die  drei  ersten  Blätter).  Fehlt  bei 
Weller,  i'epertor. 

4.  (Caspar  Scheidt  von  Worms)  Die  Frolich  Heimfart.  |  Ein  newe 
Poeti-jsche  Histori,  von  Fraw  Adelhei|ten,  jrem  tugentsamen  leben, 
vn  seligen  abschied.  |  Zu  löblicher  nachgedechtnuss,  der  Edelen  vnd  | 
Tugentreichen  Frawen  Anna  von  Erntrawt,  |  weiland  des  Edlen  vnd 
Ernuesten  Hans  Jaco-  ben  von  Wachenheinis  ehlichem  gemahel.  Allen  | 
Adelichen  gemütern,  besonder  Frawen  vnd  |  Juuckf'rawen  nützlich  vnd 
bekümmerten  |  tröstlich  vnnd  er-|getzlich.  |  Holzschnitt.  |  Am  Ende 
Blatt  p.  4,  Vorseite:  Getruckt  zu  Worrabs,  durch  |  Grogorium^)  Hoff- 
man.  |  Quarto.  Signatur  A,  p.  4  (60  Blätter).  —  In  Wolfenbüttel  (171,  32. 
Qu.  4")  Berlin  und  germ.  Museum.  Vgl.  Goedeke,  Grundriß  I,  367. 
AUgem.  d.  Biographie  XXX,  726. 

5.  Process,  wie  es  soll  |  gehalten  werden  mit  den  |  Widertaüfern.  | 
Getruckt  zu  Wormbs  durch  |  Paulum  vnd  Philippum  Kopäein  |  Ge- 
brüder. I  Am  Ende:  —  —  —  Geschri-|ben  zu  Wormbs  |  Anno,  | 
:\IDLV1I.  I  Phi-  I 

Letztes  Blatt:     Philippus  Melanthon, 

Johannes   Brentius, 

Johannes  Pistorius  Niddanus, 

Jacobus  Andreae  Doctor, 

Georgius  Cargius, 

Jacobus  Rungius, 
subseripserunt,    |    Rückseite:    Druckermarke,    Germanisches    Museum. 
Unbekannt. 

Anlagen. 
I. 

Unserm  herren  Jesu  Christo  zu  ewigem  lob  und  allen  den  zu 
grosser  besserung,  die  es  lessen  oder  boren  lesen,  wil  ich  ein  wenig 
schreiben  von  der  unczellichen  genad  und  grossen  gut,  die  der  milt 
got  hat  gethan  der  heiligen  samnung  ze  kirchperck  prediger  ordens 
an  geistlichen  dingen  und  an  hoher  aus  geuomer  genad. 

')  So  der  Druck. 


^96  F.  W.  E.  ROTH 

Es  ist  zc  dem  ersten  ze  wissen,  das  sant  Werendraut  von  Düren 
sant  Eisbeten  tochter,  die  was  nit  vollen  neun  jar  alt,  da  sie  in  das 
closter  kam,  die  was  gar  ein  unschuldiger  reiner  mensch  von  iren 
kintlichen  tagen  uncz  an  iren  tod  auss  genomen  an  demutikeit.  Ein 
rechcz  miltecz  erbermdess  hercz  und  gen  allen  menschen  mit  lauterm 
herczen  und  gemut  dinet  sie  unsern  herrn  stettiklichen  all  ir  tag 
mit  gantzem  fleiss.  Hiczige  mynn  und  begird  het  sie  zu  got  mit 
manigfaltigen  tugenden.  Und  mit  irem  steten  fleiss  kam  sie  dar 
zu,  das  ir  got  grosse  und  Überflüsse  genad  tet,  der  ich  etliche  hie 
ruren  will.  Man  sol  wissen,  wer  zu  der  genad  jubilus  körnen  will, 
die  disse  aus  genomen  andechtige  swester  vil  und  dick  werlich  und 
ofFenlich  hat  gehabt,  der  muss  genczlich  frey  sein  herczen  und  gc- 
mutes  von  aller  auhaftung  zergencklicher  ding,  und  muss  haben 
gancze  lautrikeit,  die  unvermengt  sey.  Diss  het  disse  swester  vol- 
kumenlich,  aber  was  die  genad  jubilus  sey,  das  merkt.  Es  ist  ein 
genad,  die  unmessig  ist  und  als  gross,  das  sie  nyman  versweigen  mag, 
und  das  sie  doch  niemant  volkumenlich  gesagen  kan  an  sussigkeit, 
die  so  überflüssig  ist,  das  hercz,  sei  und  gemut  und  alle  die  andern 
des  menschen  durch  gössen  werden  mit  unseglicher  sussikeit  so  volick- 
lichen,  das  nieman  so  zuchtig  ist,  der  sich  enthalten  mug  in  disser 
genad.  Volkummene  mynne  durch  leuchtet  in  der  genad  mit  gotlichem 
licht,  das  ist  jubilus,  dar  nach  gen  mangerley  genad  dar  ein  die 
hoch  und  misslich  sein  in  einem  mer  in  dem  andern  mynner.  Sie 
kam  auch  dick  zu  der  genad  contemplativa.  Die  genad  ist  also,  das 
des  menschen  synn  auf  geczogen  sein  in  got  wunderend  und  schauend 
in  dem  spigel  der  ewigkeit,  die  gruntlossen  wunder  gotes,  und  weilen 
neigt  sich  got  wider  in  die  sei,  und  fleusset  in  sie  mit  seiner  genad. 
Denn  ligt  der  mensch  in  gotlicher  schauung  und  ist  ungewaltig  sein 
selbs,  und  ligt  ausswendig,  als  ob  er  tod  sey.  —  —  — 
Am  Ende:     Got  muss  sein  genad  meren 

Allen  den,  die  in  eren, 

Und  geb  in  auch  langes  leben, 

Das  sie  im  reiches  lob  widergeben, 

Und  das  sie  umb  in  erberben 

Ane  sunde  ersterben. 

Und  darnach  hin  zun  freüden  varen, 

Da  sie  got  vahe  an  seinen  arme 

Und  sich  niten  der  wunne  gar 

Gemeinschaft  aller  himel  schar 


MiTTHElLtJNGEN  AUS  MSD.  HANDSCHRIFTEN  etc.  197 

Und  der  vil  reinen  süssen, 

Die  da  kumer  püssen. 

Wer  der  dinet  nach  wirdickeit, 

Dem  ist  sie  alle  stund  bereit 

Im  leben  und  am  ende 

An  alle  misse  wende 

Kumet  sie  in  den  nöten  dar. 

Sie  behütet  sie  vor  bosser  schar, 

Das  ir  gewalt  nit  kan  geschaden. 

Aller  lege  sie  müssen  gedagen 

Sie  tut  sie  mit  ir  genade  jagen, 

Das  sie  den  sig  nit  mügen  behaben 

Vor  ires  kindes  allmacht. 

Des  helff  uns  die  götlich  kraflft.  — 

Diss  püclilein  sol  niemant  lesen, 

Er  merck  auch  mit  fleiss  gar  eben, 

Das  got  nit  ungelont  lat 

Wer  lebet  in  seiner  mynnen  rat. 

Er  wider  gibt  dort  und  hie, 

Der  an  seinem  lob  nie  abgelie, 

Und  darnach  sullen  wir  ymmer  streben, 

Das  wir  enpfahen  seinen  segen. 

Von  dem  wir  werden  wol  behüte 

An  leib,  an  herczen  und  an  gemüte, 

Biss  wir  volle  zu  im  kumen. 

Aller  erst  wirt  uns  das  trauren  benumen, 

Wann  er  gibt  freüd  an  zal 

An  allen  dingen  hab  wir  die  wal. 

Das  wir  ze  mal  des  sein  gewert, 

Wes  unser  sei  ymmer  begert. 

Nu  lat  euch  erparmen, 

Und  pit  für  die  armen. 

Die  diss  puchlein  geschriben  hat, 

Sie  got  bewar  vor  missetat, 

Und  die  alten  schulde  vergebe. 

Das  sie  an  alle  sorge  lebe, 

Und  sie  kome  zu  gotes  reich. 

Das  wünschet  alle  geleich  Amen.   — 

Da  diss  büchlein  gesamnet  und  offenlich  durch  besserung  in  dem 
convent   gelesen  wart,    dar   nach   sach  ein  gar  selige  swester  in  dem 


198  P-  ^-  T^-  ROTH 

slaf  vier  äugen,  die  sprachen  zu  ir,  sie  wollen  diss  büchlein  er- 
leuchten und  beweren,  das  es  an  allen  dingen  nach  der  warhait  ge- 
schriben  wer.  Wer  aber  die  vier  äugen  sein  gewesen,  das  niag  ein 
verstanden  hercz  aller  beste  darauff  nemen,  das  es  die  vier  hime- 
lischen  vihlein  wern,  die  sant  Johannes  sah,  das  sie  vol  äugen  waren 
vor  in  und  hinder  in,  und  gaben  lob  und  ere  dem  lebendigen  got, 
dem  siezenden  auf  dem  throne  ewicklichen,  und  der  verleihe  uns 
auch,  das  wir  dir  edelem  erleühter  und  aller  seiner  erweiten,  die  mit 
irr  lere  alle  die  werlt  zu  götlicher  erkantnüss  bracht  haben,  geben  ere, 
und    gemeinschaft   gewinne  in  der  freüd,    dy    nymer  zerget  Amen.  — 

Nu  wil  ich  euch  von  disem  closter  verjehen, 

Da  dise  selige  dinck  inne  sint  geschehen, 

Das  iigt  in  swaben  lant 

Dacz  einer  stat  ist  Ulm  genant, 

Und  daz  ich  diss  büchlein  geschriben  han. 

Da  sol  nyemant  kein  rum  an  verstau 

Neuer  den  gotes  freunden  zu  einer  lere, 

Got  dem  sey  gesagt  ere 

Nu  und  ymmer  mere  Amen. 

II. 

Unser  frauen  predig. 
Das  ist  die  predig,  die  unser  frau  prediget  ausz  ir  selbs  mund 
zu  einem  mal  für  einen  prediger,  da  er  auf  waz  gestanden,  und  wolt 
haben  geprediget,  da  ward  er  so  kranck,  daz  er  nicht  mocht  ge- 
predigen. Da  stund  sie  für  in  auf  in  aller  der  weisz,  alz  ob  er  ez 
wer  gewesen,  und  sprach  also:  Sant  Augustinus  spricht,  welcher 
mensch  recht  weis  wöll  werden ,  der  sol  sein  recht  demuttig.  Ist  daz 
er  nicht  kumpt  zu  rechter  demuttigkeit,  so  kan  er  zu  rechter  warer 
götlicher  mynn  nymer  kumen.  Der  aller  demutigst  ist  der  aller  weisest 
nicht  einfaltiglich  weis.  Er  ist  unserm  hern  aller  loblichst  und  der 
werdest.  Der  aller  demutigest  ist  unserm  hern  der  aller  heymlichst. 
In  der  heymlikeit  zeiget  unser  herr  dem  demuttigen  den  schacz  seiner 
weissheit.  Sant  Bernhart  spricht:  Maria,  wer  dein  grundlose  demuttig- 
keit nit  gewesen,  so  werstu  gottes  muter  nye  worden.  Daz  daz  war 
sey,  so  sprechen  die  lerer  all  sampt,  daz  Maria  gottz  muter  all  tugent 
hab  gehabt  an  dem  aller  obersten,  da  sie  ye  kein  mensch  an  gewan, 
daz  lest  sie  allez  sein.  Und  spricht  von  ir  selber  also:  Er  hat  an 
gesehen  die  diemuttikeit  seiner  dirn.  Mensch  du  woltest  allez  daz 
sich   got    dir   geb   hye  in  dirr  zeit   nach    deines    herczen    willen,    daz 


MITTHEILUNGEN  AUS  MHD.  HANDSCHRIFTEN  etc.  190 

mag  got  nicht  getan.  Warumb,  da  ist  es  über  zeit,  und  hat  er  dich 
in  der  geschaffen,  und  dar  sol  dein  begerung  wagchsen  allzeit.  Ist 
daz  du  daz  thüest,  so  wil  er  dir  darumb  geben,  daz  sant  paulus 
spricht,  daz  kein  aug  nye  gesah  noch  kein  or  nye  gehört,  noch 
kein  hercz  nye  bedencken  kund.  Wol  allen  den ,  die  reines  herczen 
sind,  wann  die  sullen  got  sehen,  nit  einfaltiglich  sehen.  Sie  sullen 
in  nyessen  in  voller  glorie.  Er  hat  ein  wonung  gemacht  in  iren  seien, 
wann  sie  sullen  in  nyessen  ewiglichen.  Unser  herr  spricht:  Waz  die 
sei  will,  daz  wil  auch  ich,  und  waz  ich  wil,  daz  wil  auch  sie.  Dar 
umb  wil  ich  nit  sunder  sie,  wann  sie  en  wil  nit  sunder  mich.  Sye 
en  sol  nit  sprechen  noch  hören  noch  sehen  sunder  mich,  wann  wir 
sein  ein,  sie  ist  mir  ein  also  zart,  wenn  sie  raynnet  nicht,  denn  durch 
mich,  dez  ist  sie  mir  ein  also  zart  und  ausserwelt.  Wann  ich  han  sie 
ausserwelt,  ich  und  sie  wir  sein  ein  daz  von  genaden,  dez  han  ich 
sie  erweit.  Sie  enmag  ez  nit  enpfahen.  Wolt  sie  ez  in  disem  leib, 
geb  ich  ir  ez  in  disem  leib,  sie  vermocht  ez  nicht.  Nu  spricht  unser 
her,  er  het  ein  menschen  fanden  nach  allez  seins  herczen  willen  an 
dem  kung  davit.  So  man  den  david  fraget,  wo  ist  dein  got?  so  sprichet 
er:  er  ist  mir  also  ze  ferr.  Sich  mensch,  seyt  daz  der  spricht,  den 
got  selber  gelobt  hat  durch  seinen  gütlichen  mund,  wie  wollest  du 
denn  du  armer  mensch,  daz  ez  dir  wider  für  in  disem  leib,  wann 
dich  der  gotlich  mund  nit  also  gelobt  hat.  Nu  spricht  unser  herr: 
Ich  schon  ir  vil  in  disem  leib,  ich  schon  dez  meinen,  wann  er  ist 
mein,  so  pin  ich  sein,  her  nach  so  wil  ich  kumen,  und  wil  ir  dancken 
in  voller  freud.  Ich  sol  der  danck  sein,  ich  wil  der  Ion  sein,  her 
nach  sol  sie  kumen  in  volle  bekantnuss  gotlicher  mynn.  Ich  und  sie 
sullen  also  vereint  werden,  alz  ich  ewig  pin.  Also  sol  sie  ewig 
werden  in  voller  glorie  wol  alle  den,  die  reines  herczen  sein',  sie 
sullen  mich  nyessen,  spricht  got.  We  allen  den,  die  sint  von  un- 
flettigem  herczen,  sint  gehasset  von  der  heiligen  drifaltigkeit.  Eya 
Über  mensch  erparm  dich  über  dich  selben,  die  weil  du  pist  in 
disem  leib,  die  zeit,  die  du  kerest  zu  affenheit,  die  wil  ich  von  dir 
vodern,  spricht  got.  Dar  umb  rat  ich  dir,  daz  du  dich  kerest  zu  weiss- 
heit, ker  umb  durch  die  grossen  parmherczikeit  gottez,  wann  unser 
her  ist  parmherczig.  Er  begert  deiner  selikeit,  daz  du  seyst  demuttig 
von  herczen,  so  ludestu  got  in  dein  sei.  Nu  pistu  alz  ze  lind,  und 
daz  ist  dir  als  ze  schedlich.  Du  pist  dez  sicher.  Ist  daz  du  dein 
sei  nit  got  gibst,  du  solt  betrogen  werden.  Ee  du  selbs  wenest,  du 
armer  mensch,  warumb  gedenckestu  nicht,  daz  du  pist  ein  gestüppe 
in  disem    leib.    Erparm    dich    über   dich    selb,    wann   ich  pin  bereitt. 


200     !"'•  ^^-  E.  ROTH,  MlTTHRTLÜNGEN  AUS  MHD.  HANDSCHRIFTEN  etc. 

dich  zu  enpfohen,  spricht  got.  Si  lieber  mensch,  ich  wil  dein  mynn 
sein,  und  dein  trost,  lass  dich  daz  erparmen,  daz  die  zarten  süssen 
edeln  mynniglichen  gotheit  nach  dir  blanget,  denn  kein  mutter  ye 
belanget  nach  irm  ein  geporn  kind.  Ich  mein  menscheit  umb  dich 
gegeben  han,  spricht  got.  Ich  pit  dich  durch  die  lieb,  die  ich  han 
zu  dir,  erparm  dich  über  dich,  und  kum  zu  mir.  Daz  zeichen  wider 
für  prüder  heinrich  von  und  waz  lesmeyster  zu  kolen*). 

III. 

Audi  filia  et  vide  et  inclina  aurem  tuam,  et  obliviscere  populum 

tuum  et  domum  patris  tui,    quia  concupiscit  rex  speciem  tuam,   quo- 

niam   ipse   est  dominus    deus   tuus.    Hör  tochter  meyn  sich  und  naig 

dein  or,    vergiss  dein  folk  und  dez  haus  deines  vaters,    wann  begert 

hat   der   küng    deiner    schön,    er  ist  dein   herr  und  dein  got.    In  den 

heiligen    oster    tagen    nach   metten  in  dez  Hechten    mayen    czeit  hört 

ich   morgens   früe   die  lieben   fögelin  iren  schöpfer  loben  mit  gedieht 

und  gesang  gar  manigvaltiklich  aller  weite  nüwikeit;  begert  neu  freud 

und    was    gemait,    wan    erstanden    was    do  krist    und    alles,    daz  da 

lebendig    was,    erfreut   sich   gegen   der  edlen  zeit,    demente  dientend 

wit   gegen   dem   frölichen   tag,    das    feur  in  den  lüften  schwebt,    daz 

Wasser   seine   trübe   Hess,    süsser  wind   der  nam  ich  war,    die  durch 

wetten   berg   und  tal,   unser  gart  aller  durch  kual  erstund  mit  plüm- 

lein  über  al  und  waz  der  winter  e  macht  val,  daz  ward  alles  lentzig 

gar.    0  ewiger   himelischer   kunig  Jesus  Christus  do  gedacht  ich  mit 

wainenden  äugen  und  mit  senendem  hertzen  Eya  wie  selig  und  ausz- 

erwelt  ist  in  dyser  zeit  die  sei,  die  ain  trauen  und  hoffen  haben  mag, 

daz    der    herr  ir  Heb  und    ainiger  trost  sey,    den    himel    und    erd  so 

frölich  lobt,  den  bekennen  ewig  weiszhait  ist,  den  suchen  wäre  tugend 

ist,  und  den  umb  vahen  seligkait  ist.  Do  schösz  mir  an  stet  ein  und 

daucht    mich  in  meiner    sei,    wie    naiswaz   gar   göttlich.    Nu  hast  du 

doch   oft   gelesen  in  meines  jungers   bucher,    der  da  haist  sant  Dyo- 

nisius,    daz  aigenschaft  ist  und  natur  aller  guten  ding,   ye  besser  sy 

sind,    ye  mer  so  sy  sich   mit   eylen  und  laufen  begerent  wit  spraiten 

und  mit  tailen  gütiklich;    nym  war  die  durch  lüchtend  sunn,    die  an 

disem    frügen    morgen    frölich   gegen  dir  bricht,  die  mittailt  gern  iren 

schein    allen    dingen.    Des   knien   mayen   fruer    morgen    tau    erkwicti 

gern    aUe    anger    und    garten    zart.    Die    lieben    fögelin    singend   mit 

')  Eine    Hand    des  XIX.  Jahrhunderts    schrieb    darunter    mit  Bleistift:    Bruder 
Heinrich  von  Ulm?    Heim  ich  Suso? 


K.  BORINSKI,  NACHTRAG  etc.  201 

kreften  schall  und  begeren,  das  ir  edel  getun  in  aller  menschen  oren 
kern.  Mugend  sich  nun  dise  gute  ding  nit  behaben,  sy  müszend  ir 
gute  mit  tailen  andern  dingen,  die  doch  gemessen  gute  von  mir 
enpfangen  hend  in  ir  geschepft  vil  minder  unuszsprechenlich  mag  ich 
mich  behalten  inn,  ich  gebe  min  gute,  die  mir  nit  zu  vällig  ist,  mer 
die  mir  natur  ist  allen  den,  die  mich  warlich  begerend,  die  mich 
fliszlich  suchend  und  die  aller  zitlicher  unnüczer  hab  umb  meinen 
willen  Urlaub  geben.  Sag  allen  den  seien  und  den  aller  maist,  die 
umb  meinen  willen  ingeschlossen  sind,  ich  hab  sie  e  begert,  den  sy 
mich,  do  ich  sprach  durch  meines  propheten  Davids  mund,  zu  ayner 
yeglichen  besunderlich:  Hör  tochter  mein,  sich  und  naig  dein  or, 
vergiss  dein  folk  und  deins  vatters  hus,  wan  begert  hat  der  kunig 
deiner  schön,  er  ist  dein  herr  und  dein  gott  etc.  etc. 

WIESBADEN.  F.  W.  E.  ROTH. 


NACHTRAG,  DEN  VERFASSER  DER  ROBERT- 
BEARBEITUNG BETREFFEND. 

Nach  Abschluß  der  Abhandlung  über  den  deutschen  "^Robert  le 
Diable'  in  den  beiden  bair.  Hss.  des  15.  Jahrhunderts  fand  sich,  daß 
mindestens  die  eine  dieser  Handschriften  in  weiterer  Beziehung  steht 
zu  einer  für  deutsche  Prosanovellen  bereits  in  Betracht  gezogenen 
Gruppe.  Strauch  hat  im  29.  Bde.  der  Zs.  f.  deutsch.  Alt.  von  solchen 
zwei  zum  Abdruck  gebracht:  Marina  nach  Cgm.  Kai.  119,  die  er 
(a.  a.  O.  340)  dem  Niclas  von  Wyle  zuschreibt*)  und  Grisardis 
(Griseldis)  nach  ]\Is.  germ.  quarto  763  der  kgl.  Bibl.  zu  Berlin  wahr- 
scheinlich von  Albrecht  von  Eyb.  Diese  "^Grisardis  ist,  wie  Strauch 
in  einem  Zusatz  (a.  a.  O.  436  ff.)  auseinandersetzt,  identisch  mit  der 
in  Goedekes  Grundriß  1",  365  aus  cgm.  535  aufgeführten  Novelle, 
eben  jenes  Codex,  der  den  kalendarischen  Anfang  unseres  Martyro- 
logiums  cmg.  534  zu  bieten  scheint,  den  wir  unserem  Abdruck  des 
deutschen  Robert  zu  Grunde  legten.  Dieser  cgm.  535  nun  ist  nach 
Schmellers  handschriftlicher  Verrauthung  aus  Rebdorf,  dem  bei  Eich- 
städt  gelegenen  Kloster;  und  Strauch  hat  a.  a.  O.  436  durch  Ver- 
gleichung  mit  einem  älteren  Eichstädter  Breviarium  und  die  darin 
hervortretende    Berücksichtigung    der    Eichstädter    Schutzpatronin    S. 


')  S.    dagegen   Max  Hermanns    Ansicht    in    der  Vierteljahrsschrift    für    deutsche 
Littgesch.  III,  16  ff. 

GERMANIA.     Neue  Keihe  XXV.  (XXXVU.)  .Tahrg.  14 


202  K.  BORINSKI,  NACHTRAG  etc 

Walburga  diese  Herkunft  des  Codex  näher  bestimmt,  was  für  die 
Autorschaft  Albrechts  von  Eyb  bei  jener  Grisardis  weitere  Bedeutung 
besitzt.  Strauch  hat  übrigens,  soviel  ich  bemerke,  übersehen,  daß 
eine  Erlanger  Hs.  (Nr.  1699  Kp.  in  4^  aus  d.  15.  Jh.  vgl.  Irmischers 
Katalog  p.  240),  die  im  Anfang  defect  ist,  die  Grisardis  gleichfalls 
enthält.  Nach  Irmischers  Beschreibung  folgen  hier  von  Bl.  4,  6  an 
die  Capitelüberschriften  in  der  Reihenfolge  von  A  und  B  (nur  zwischen 
den  Rubriken  von  A:  Wie  Grisardis  von  irem  vater  geleret  wardt  und 
Wie  der  marggrave  die  tugendhaftigen  Grisardis  in  sweren  sacken  vei^- 
suchet  etc.,  fehlt  oder  ist  übersehen:  Von  den  grossen  tugenden,  der 
Grisardis  vol  was  etc.)  jedoch  in  der  Form  näher  an  B  als  an  A.  Der 
fehlende  Anfang  gehört  hierzu,  denn  die  erste  Zeile  nach  dem  Defect 
(das  woi't  des  heiligen  ewangelii  das  spricht  also  Ein  guter  pawm  yringt 
gute  frucht),  die  Irmischer  mittheilt,  ist  aus  der  Grisardis  (bei  Strauch 
a.  a.  O.  374,  26  f.).  Die  Hs.  ist  auch  sonst  nach  dieser  Seite  inter- 
essant (Eriolus  und  Lucretiaj  Mellusina). 

Was  nun  für  unsere  Robertbearbeitung  durch  den  mittelbaren 
Anschluß  an  diese  Handschriftenfiliation  zu  entnehmen  ist,  scheint 
freilich  nicht  viel  und  wirkt  zunächst  verwirrend.  Denn  ebenso  auf- 
fallend, wie  in  der  Umgebung  des  Martyrologiums  cgm.  535  die  Gri- 
sardisnovelle  mit  ihrem  humanistischen  Charakter,  ihren  Citaten  alter 
Autoren,  Philosophen  und  dergl.  ist  in  cgm.  537  die  mönchische  Un- 
beholfenheit und  der  strenge,  ja  im  Vergleiche  zu  allen  sonstigen 
Fassungen  übermäßig  kirchliche  Charakter  der  Robertlegende.  Die 
einzige  Autorenbeziehung  geht  auf  einen  Dominicaner,  nämlich  bei 
der  Elisabeth  (Bl.  259— 290) '  durch  Br.  Dietrich  von  Thüringen  Pred.  O.' 
Dennoch  —  wenngleich  ich  einen  Anhaltspunkt  direct  in  cgm.  537  für 
Eichstädt- Rebdorfer  Beziehungen  nicht  anzugeben  vermag^)  —  ist 
schon  die  äußerliche  Möglichkeit  seines  Anschlusses  an  jenen  für  den 
Zeitraum  seiner  Abfassung  so  interessanten  litterarischen  Kreis  von 
ziemlicher  Bedeutung.  Die  Klosterreform  des  Bischofs  Johann  von 
Aich ,  die  Einwirkung  der  Persönlichkeit  Albrechts  von  Eyb  erklärt 
den  Aufschwung  der  litterarischen  Thätigkeit  in  diesem  Sprengel  und 
somit  auch  die  auffällige  Thatsache,  daß  in  die  so  exclusiv  kirch- 
lichen Zv.'ecken  dienenden  Sammlungen  jene  weltlichen  Geschichten 
Eingang  finden  konnten.  Bietet  sich  nun  in  der  Grisardis  auch  der 
muthmaßliche   Verfasser    ungezwungen    an,    so   können  wir   bei   dem- 


*)  Eher  in  cgm.  639,    in  dem  (Bl.  82—87,  Februar)    die    heilige    Walpurg   be- 
handelt wird  mitten  unter  den  'fremden  heilligen'. 


A.  L.  STIEFEL,  ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN  DRAMEN.     203 

jenigen  des  Robert  uns  wenigstens  einen  Begriff  von  seiner  litterari- 
schen Stellung  machen.  Auf  dem  cgm.  535  ist  die  Jahreszahl  1457 
überliefert  (vgl.  Schmellers  Bemerkung  ebd.  und  Strauch  a.  a.  O.  436 
Anm.),  die  Erlanger  Handschrift  ist  geschrieben  von  'Hanns  München' 
1471.  Eine  Persönlichkeit,  wie  jener  Hieronymus  Rottenbeck,  den 
]\I.  Herrmanu  (Saramelblatt  des  historischen  Vereins  zu  Eichstädt  HI, 
14  f.  u.  Anm.)  mit  einem  anderen  gleichfalls  litterarisch  thätigen  Reb- 
dorfer,,  Hieronymus  Rottenburger,  identificiert,  gibt  eine  ungefähre  Vor- 
stellung von  den  durch  das  humanistische  Treiben  angeregten  Be- 
strebungen der  Mönche  dieser  Jahre.  Häufigerer  Besuch  der  ewigen 
Stadt,  wie  in  jenem  Falle,  konnte  auch  fremdartige,  daheim  weniger 
bekannte  Stoffe  vermitteln  helfen,  ja  gerade  ihre  Behandlung  anregen. 
Wenn  wir  unseren  Autor  uns  nun  auch  sicherlich  weniger  streitbar 
als  jenen  Hieronymus,  und  keineswegs  humanistisch  angeweht  zu 
denken  haben,  so  erhielte  er  durch  diese  zeitliche  und  räumliche  Be- 
stimmung immerhin  einige  Greifbarkeit,  vermögen  wir  ihm  auch  unter 
den  viris  insignibus  quos  Eichstadium  vel  genuit  vel  aluit  (s.  das  Buch 
von  Andr.  Strauß  Eystadii  1799  und  J.  G.  Suttner,  Bibl.  Eystett. 
Dicecesana,  ib.   1866)  keine  bestimmte  Stelle  anzuweisen. 

MÜNCHEN.  K.  BORINSKI. 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN 

DRAMEN. 


Nachträge  und  Berichtigungen. 

In  meiner  Abhandlung  über  die  Quellen  der  Hans  Sachsischen 
Fastnachtspicle')  habe  icii  in  dem  Streben  nach  Kürze  manchen 
Quellen  und  Beziehungen  eine  zu  dürftige  Behandlung  zu  Theil  werden 
lassen.  Einige  Bücher  waren  mir  unerreichbar  geblieben,  andere  hatte 
ich  nur  flüchtig  ansehen  können,  so  daß  es  Lücken  genug  gab  und 
die  Ungleichheit  in  der  Behandlung  auf  den  ersten  Blick  auffiel. 
Immerhin!  Lag  es  mir  doch  fern,  etwas  Abschließendes  zu  geben; 
mein  Zweck  war  erreicht,  wenn  ich  einen  bescheidenen  Beitrag  zur 
Kenntniß  der  Quellen  des  Nürnberger  Meistersängers  lieferte  und 
Andere  zu  Forschungen  auf  breiterer  Basis  anregte.  Indessen  inter- 
essierte mich  das  Thema  zu  sehr,  als  daß  ich  es  ganz  aus  den  Augen 


»)  Germania  N.  K.  XXIV.  S.  1—60. 

14^ 


204  A.  L.  STIEFEL 

verloren  hätte.  Das  eine  oder  andere  Spiel  lud  mich  zu  wiederholter 
Betrachtung  ein,  der  Zufall  führte  mir  manches  lang  gesuchte  Buch 
in  die  Hände,  und  so  komme  ich  heute  dazu,  Ergänzungen  und  Be- 
richtigungen vorzulegen.  Was  ich  hier  biete,  erwuchs  aus  gelegent- 
lichen Notizen;  eine  besondere  Aufmerksamkeit  konnte  ich  dem  Gegen- 
stand —  durch  andere  Studien  in  Anspruch  genommen  —  nicht  mehr 
widmen. 

Zu  Fastnachtspiel  Nr.  2.  Das  Hoffgesindt  Veneris. 
Man  hat  neuerdings  wieder  die  Behauptung  aufgestellt  *) ,  daß 
H.  Sachs  Gengenbachs  Gouchmat  zu  diesem  Spiel  benutzt  habe;  ich 
bin  indeß  nicht  davon  überzeugt  worden.  Alles  Angeführte  spricht 
wohl  für  eine  gemeinsame  Quelle  der  beiden  Dichter,  genügt  aber 
nicht,  um  die  Abhängigkeit  des  jüngeren  von  dem  älteren  zur  unab- 
weisbaren Nothwendigkeit  zu  erheben.  Über  die  Gründe  habe  ich 
mich  bereits  im  Litteraturblatt  f.  germ.  u.  roman.  Phil,  geäußert '^j, 
auf  welches  ich  der  Kürze  halber  verweise.  Ahnlich  wie  ich,  urtheilt 
übrigens  auch  L.  Lier  in  seinen  „Studien  zur  Geschichte  des  Nürn- 
berger Fastnachtspieles"  ^). 

Zu  Nr.  5.  Buhler,  Spieler  und  Trinker. 
Bei  diesem  Spiel  könnte  man  versucht  sein,  einen  Einfluß  des 
alten  Fastnachtspieles  Nr.  8  bei  Keller  yiVon  dreien  Brüdern,  die 
rechtent  vor  airn  Konig  uTti  ein  Mul,  Pock  und  umh  ein  Patern"  anzu- 
nehmen. Lier*)  stellt  die  beiden  Spiele  auch  zusammen;  neigt  er 
zu  der  Ansicht,  daß  Sachs  das  ältere  Spiel  benützte?  Er  spricht 
sich  nicht  bestimmt  darüber  aus,  weist  aber  auf  Ähnlichkeiten  zwischen 
beiden  hin.  Ich  halte  indeß  noch  nicht  einmal  für  ausgemacht,  daß 
Sachs  das  Spiel  gekannt,  geschweige  denn,  daß  er  es  benützt  liat, 
wenn  es  auch  allem  Anschein  nach  in  Nürnberg  verfaßt^)  und  ge- 
spielt worden  ist.  Sprachliche  Übereinstimmungen  finden  sich  gar 
keine,  und  auch  inhaltlich  kann  ich  eine  Annäherung  zwischen  beiden 
nicht  finden.    Im  alten  Spiel  tritt  ein  König  auf 


>)  C.  Drescher,  Studien  zu  H.  Sachs.  I.  Berlin  1891,  S.  .31  ff. 

')  Jahrg.  1892. 

')  In  den  Mittheilungen    des  Vereins    für  Gescliicbte    der  Stadt  Nürnberg   1889^ 
S.   130. 

')    Op.  c.  S.  137. 

'^)  Wir  lesen  darin  (Keller,  Fastnachtsp.  I,  p.  78,  Z.  8): 
Wir  kummen  do  herein  auß  eim  dorf  nit  ferr, 
Das  ligt  zu  aller  nechst  draußen,  do  die  Pegnitz  her  tieußt. 


ÜBER  DIE  QUKLLKN  DEK  HANS  SACHSISCHEN  DRAMEN.  205 

Auß   einem   lant  ich   weiß   nit  wo, 
Und  wil  ein  gericht  besitzen   do 
Und  urteil  von   sein  reten   erfragen. 

Er  kommt  also  nicht,  um  zu  richten,  sondern  sicli  Raths  zu  erholen. 
Dagegen  bei  Sachs  kommt  ein  Richter 

auß   fern 

Griechischen  Landen  von  Athen 
um  das  Richteramt  auszuüben.  Unbegreiflich  ist  es  daher,  dalJ  Lier 
behauptet;  „Auch  dort  (im  älteren  Spiel)  kommt  der  Richter  aus 
fernen  Landen,  um  Frieden  und  Recht  zu  bringen."  Die  Ähnlichkeit 
beschränkt  sich  darauf,  daß  bei  S.  und  im  alten  Spiel  drei  Brüder 
um  ein  Erbe  streiten,  das  an  sonderbare  Bedingungen  geknüpft  ist; 
aber  sowohl  die  Beschaffenheit  des  Erbes  als  die  Bedingungen  sind 
in  beiden  Dichtungen  grundverschieden. 

Übrigens  findet  sich  das  Sujet  in  allen  Variationen  häufig  genug 
bei  den  Autoren  des  Mittelalters.  Ja,  das  alte  Spiel  selbst  ist  aus 
drei  solchen  Erzählungen  contaminiert,  wovon  zwei  aus  den  Gesta 
Romanoriun  (Kellers  deutsche  Ausgabe  Nr.  4  und  37)  stammen,  und 
Beroaldus,  der  allein  die  Quelle  für  die  Fabel  des  Nürnbergers  ge- 
wesen, wurde  off'enbar  durch  eine  ähnliche  mittelalterliche  Erzählung 
angeregt. 

Da  mir  die  Franck'sche  Übersetzung  der  Declamatio  Beroaldi 
einige  Stunden  zur  Verfügung  stand,  so  kann  ich  meine  Behauptung 
(Germania  N.  F.  XXIV,  S.  5),  dalJ  Franck  mit  der  Wimpfeling'schen 
übersetzug  wohl  bekannt  war,  näher  begründen.  Man  betrachte  fol- 
gende Stellen  bei 

Wimpfeling '):  Franck'): 

Eyn    testament     ist     vast     krtjftig.  Das      testamet     ist     mechtig      vnd 

Der  letst  will  des  gestorbens  soll  fest  |  der  letst  wil  des  verschidcn 
vest  vnnd  stiit  bleyben.  Der  selb  sol  handhabt  va  vnvcrruckt  gehalten 
letst  wil  ist  üch  an  z\\  sehen  |  zii  werden  |  dises  solt  jr  warnemen  |  vnd 
dem  selben  solt  ir  eüwer  vrteyl  als  zu  disem  als  zu  einem  zweck  ewer 
zu  eyner  regel  richten.  sentenz  richten. 


')  Hier  der  lateinische  Text  zu  den  Stellen:  Testamentum  potentissimum  est, 
Vltinia  defuncti  voluntas  rata  esse  debet,  haec  vobis  spectanda  est,  ad  haue  periude 
ac  scopon  sententia  vestra  dirigeiida.  —  Scio  me  bibacem  esse  &  vini  cupidissimiuu, 
sed  hoc  (si  vitium  est)  longe  proi'ecio  minus  est  quam  fraterua  scortatio  labesque 
meretricaria.  —  Alea  res  damuosa  est  ac  turpis.  —  Deus  in  Leuitico  ad  Aaroii  ar- 
chierea  |  hoc  est  pontificem ,  Vinuin  iiiquit  &  omue  quod  inebriare  potest,  iion  bibetis 
tu  &  filij  tui  quando  intrabitis  tabeniaculum  testimonii.  —  Homo  ut  hinc  ordiamur 
ex  animo   &  corpore  copactus  nihil   habet  pensins  cariusque  quam   sometipsiim. 


206 


A.  L.  STIEFEL 


Ich  weys  das  ich   eyn  saufler  byn  |  Ich    weiß    das    ich    ein    trunckener 

vnd  des  wyus  aller  begirlichest  |  aber  bin  vn  des   weins   hoch   begirig  |  aber 

ob    ouch    das    ein  laster    wer  |  so   ist  dz  ist  warlich    vil    ein    ander    gering 

es  doch    kleyner    dan    myns    bruders  laster  j  dann  meines  bruders  hürery  etc. 
hürery  etc. 

Das    spiel    ist    ein    schedlich  Das    spilbret  oder    spil    ist    ein 

vnd  schentlich  Ding.  schedlich    vn   schentlich   Ding. 


Gott    spricht    im    buch   Levitici  zvi  Gott    sagt    im    Levitico     zu   Aaron 

dem  by  seh  off  Aaron.  Ir  werdent  nit      de    hohen  Prieser    vnd    obersten   Bi- 


wyn  (oder  was  da  truncken  mag  machen) 
trincken  du  vnd  dyne  sün  |  wan  ir 
werdent  ingen  in  den  tabernackel  des 
gesetz  etc. 


seh  off  I  den  wein  vnnd  alles  was 
truncken  machte  |  solt  du  vnd  dein 
kinder  so  jr  in  den  tabernackel  des 
zeügknus  eingeht  mit  nichteu  trin- 
cken etc. 


Eyn    mensch    (dz    wir    davö    vnser  Der    mensch    (dz   wir  hie  anfahen) 

vorred    anfahen)    der    ist  vö   sei    vnd  auß  leyb  vn  seel  zuhauff  gesetzt' 

lybzüsame   gesetzt  |  vnd  hat  nütz  hat  nichts   edlers  vfi  liebers   dan   sich 

höhers  vnd  kostlichers  da  sich  selbs.  selbs. 

Ich  glaube,  schon  diese  wenigen  Stellen  genügen,  um  die  Ab- 
hängigkeit Francks  von  der  älteren  Übersetzung  zu  beweisen.  Beweis- 
kräftig sind  nicht  nur  die  Stellen,  in  denen  er  damit  übereinstimmt, 
sondern  auch  viele,  in  denen  er  davon  abweicht.  Franck  hatte  den 
Ehrgeiz,  selbständig  erscheinen  zu  wollen.  Oft  setzt  er  deshalb  einen 
Ausdruck,  nicht  weil  er  besser  ist,  sondern  um  nicht  ganz  mit  seinem 
Vorgänger  übereinzustimmen.  Daneben  wollte  er  natürlich  seinen  Vor- 
gänger übertreffen,  deshalb  erlaubte  er  sich  häufig  kleine  Änderungen, 
Kürzungen  u.  s.  w.  Wimpfeling  dagegen  übersetzte  durchgehends 
wörtlich.  Am  deutlichsten  tritt  das  beim  Argumentum  der  declamatio 
hervor.  Franck  hat  es  sehr  stark  gekürzt,  während  Wimpfeling  davon 
eine  wörtliche  Übertragung  bot.  Beachtenswerth  ist  der  Schluß  des- 
selben bei  Franck: 

„Aber  die  vrteilsprecher  oder  schoffen  habenn  darüber  nit  mügen 
rechtsprechen  |  deßhalb  das  vrteil  noch  in  der  federn  steckt  vnd  vnder  den 
richtern  hangt  |  biß  der  uberst  richter  es  außspricht  ]  vnd  die  sach  ent- 
schleußt vnd  entscheit." 

Da  sich  diese  Worte  im  Argument  des  Originals  nicht  finden  und 
Beroaldus  auch  sonst  in  der  declamatio  nichts  Ähnliches  bietet,  in- 
dem er  ja  mit  der  Angriffsrede  des  Buhlers  und  Spielers  gegen  den 
Trinker  abbricht,  so  werden  sie  wohl  durch  die  Verse  des  von  Wim- 
pfeling beigefügten  Schlußgedichtes 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SÄCHSISCHEN  DRAMEN.  207 

Das  übrig  soll  man  legen  zamen 


Biß  gott  kum  an  dem  letsten  gericht 

Vnnd  eym  das  gut  dann  heyme  spricht, 
angeregt  sein.  Nimmt  man  noch  hinzu,  daß  das  Titelbild  der  ersten 
Ausgabe  der  Franck'schen  Übersetzung  (von  1531)  —  so  viel  ich  der 
von  Szamatolski  gegebenen  Beschreibung  entnehmen  kann  —  eine 
bloße  Nachahmung  eines  der  Textbilder  in  der  Ausgabe  der  Wim- 
pfeling'schen  Übersetzung  ist,  so  düi'fte  die  Abhängigkeit  Francks 
von  seinem  Vorgänger  zur  Genüge  erwiesen  sein. 

Zu  Nr.  8.  Der  Fürwitz'). 
Es  ist  neuerdings  nachgewiesen  worden,  daß  der  größte  Theil 
der  Gedanken  dieses  Spiels  aus  der  interpolierten  Straßburger  Aus- 
gabe des  S.  Brant'schen  Narrenschiffs  von  1494  entlehnt  ist.  Ob  wirk- 
lich, wie  an  gleicher  Stelle  behauptet  wird,  daneben  Jörg  Wick- 
rams  Fastnachtspiel  Das  Narrengießen  (1537)  ,  sowie  dessen  trew 
Eckhart  (1538)  den  Nürnberger  Meister  angeregt  haben,  muß  ich,  da 
mir  diese  Stücke  nicht  zur  Verfügung  stehen,  dahingestellt  sein  lassen. 
Die  Straßburger  Ausgabe  des  Narrenschiffs  ist  mir  ebenfalls  nicht 
erreichbar,  und  so  muß  ich  die  sich  mir  jetzt  aufdrängende  Ver- 
muthung ,  daß  S.  schon  in  seinem  5.,  6.  und  7.  Spiel,  mehr  als  ich 
in  meiner  Arbeit  andeutete,  das  Narrenschijff  ausbeutete,  ohne  Belege 
lassen. 

Zu  Nr.  16.  Der  schwanger  Pawer. 
Wie  ich  schon  in  meiner  Arbeit  (S.  11)  erwähnte,  hat  S.  in 
diesem  ersten  Boccaccios  Cento  Nov.  entlehnten  Fastnachtspiel  aus 
den  Florentinischen  Künstlern  Bauern  gemacht  und  die  Fabel  loca- 
lisiert,  während  er  in  den  beiden  kurz  vorher  entstandenen  Dich- 
tungen, die  die  gleiche  Novelle  zum  Gegenstande  haben  (ein  Spruch- 
gedicht und  ein  Meistergesang),  die  Namen  seiner  Quelle  beibehalten 
hat.  Sollten  auf  die  Umgestaltung  des  Fastnachtspiels  nicht  die  älteren 
Arztspiele,  z.  B.  die  von  Folz,  Einfluß  ausgeübt  haben?  Daß 
H.  Sachs  diese  Spiele  kannte,  unterliegt  keinem  Zweifel;  sehen  wir 
ihn  doch  wiederholt  Anregung  davon  empfangen.  Da  es  sich  nun  in 
der  Novelle  des  Florentiners  auch  um  eine  Krankengeschichte 
handelt,  so  konnte  ihm  natürlich  leicht  der  Gedanke  kommen,  diese 
Geschichte  im  Stile  jener  alten  Fastnachtspiele  zu  behandeln,  d.  h. 
aus    den   Personen   Bauern   zu   machen.    Den  Namen    des  Arztes    zu 


•)  C.  Drescher,  Studien  zu  H.  Sachs.  I. 


208  A.  L.  STIKFEL 

ändern,  lag  kein  Grund  vor,  und  dieser  (Simon)  blieb  und  scheint 
von  da  an  überhaupt  für  die  Rolle  stehend  geworden  zu  sein,  wenig- 
stens findet  er  sich  noch  bei  Probst  und  Ayrer. 

Eine  Bestätigung  für  meine  obige  Vermuthung  liefert  des 
Meisters  nur  vierzehn  Tage  später  vollendetes  Spiel  Die  Laster 
Artzney,  welches  gewissermaßen  als  eine  Wiederbelebung  jener  alten 
Arztspiele  in  wahrhaft  veredelter  Form  erscheint.  Man  sieht  daraus, 
daß  Sachs  damals  —  wie  allerdings  schon  früher  bei  Nr.  11  (das 
Narrenschneiden)  —  mit  derartigen  Stoffen,  sei  es  nun  in  Folge  von 
Leetüre  oder  Aufführungen  ähnlicher  Stücke,  viel  beschäftigt  war. 

Zu  Nr.  22.  Der  farendt  Schul  er  im  Paradeiß. 
Meine  Annahme,  daß  Sachs  zu  diesem  Spiele  außer  Paulis 
Schimpf  und  JEh'nst  noch  Bebeis  '^Facetiae  benützt  habe,  läßt  sich  nicut 
länger  aufrecht  erhalten,  seitdem  H.  Holstein  uns  in  einem  Artikel 
der  Ztschr.  f.  deutsche  Philologie  (Bd.  XXIII,  S.  436 — 451)  mit  einem 
bisher  unbekannten  Lustspiel  des  Belgiers  Johann  Placentius  (Plaisani) 
betitelt  Clericus  Eques  (1535  gedr.)  bekannt  machte.  Das  Stück, 
worauf  H.  nicht  hinwies,  stimmt  inhaltlich  in  der  Hauptsache  mit  dem 
Sachsischen  Spiel  überein  und  ist  mindestens  schon  1534,  also  16  Jahre 
vor  dem  farendt  Schuler  im  Paradeiß  gechrieben.  Ich  habe  in  einem 
Artikel  der  Ztschr.  f.  vergl.  Litt.-Gesch.  u.  Renaissance-Litt.  (N.  F. 
IV,  440 — 445)  ausführlich  gezeigt,  daß  die  Quelle  des  Belgiers  weder 
Pauli  noch  Bebel,  sondern  allem  Anschein  nach  ein  altfranzösisches 
Gedicht  (Fabliau  oder  Farce)  war,  und  daß  Sachs  zwar  nicht  den 
Cleincus  Eques,  aber  wahrscheinlich  eine  ältere  deutsche  Bearbeitung 
des  französischen  Gedichtes  gekannt  hat.  Um  unnöthige  Wieder- 
holungen zu  vermeiden,  verweise  ich  auf  meinen  Artikel. 

Zu  Nr.  32.  Der  vnersetlich  Geitzhunger. 
Das  Quellenverhältniß  dieses  Stückes  stellte  sich  mir  bei  noch- 
maliger Betrachtung  complicierter  heraus,  als  ich  früher  angenommen 
hatte.  Sachs  empfing  Anregung  dazu  von  verschiedenen  Seiten.  Daß 
er  aus  dem  alten  Weib  seiner  Vorlage  einen  weisen  Mann  (Sapiens 
der  weiß)  machte,  rührt  vielleicht  von  dem  Einfluß  zweier  Erzählungen 
her,  welche  in  Steinhöwels  'Aesop'  unmittelbar  auf  seine  Quelle  folgen 
(ed.  Oesterley  S.  306  Ain  kluoges  finden  verborgener  urtail  ven  dem  öl, 
S.  309  Ain  urtail  ains  wysen  von  gefundem  gelt).  In  diesen  Geschichten, 
die  mit  Sachsens  eigentlicher  Vorlage  verwandt  sind,  wird  die  Dupie- 
rung  eines  Unerfahrenen  bezw.  Armen  seitens  eines  habgierigen 
Reichen    durch    das    kluge    Einschreiten    eines    „wysen    (natürlichen) 


ÜBER  DIK  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN  DRA:sn:N.  '209 

maisters"  vereitelt.  Daß  Sachs  den  weisen  Mann,  der  in  den  beiden 
Erzählungen  bei  Steinhöwel  als  Armenanwalt  („beschirraer"  bezw. 
„hilff  der  armen")  bezeichnet  wird,  zu  einem  alten  Freund  des  Be- 
trogenen machte,  darauf  kam  er  wahrscheinlich  durch  sein  eigenes 
früheres  (23.)  Spiel  „der  jung  Kauffmann  Nicola",  dessen  Quelle 
(Boccaccio  VIII,  10)  ja  selbst  auf  dieselbe  Fabel  bei  Petrus  Alphonsus 
zurückgeht,  die  durch  Steinhöwels  Vermittelung  Sachs  als  Ilaupt- 
quelle  seines  32.  Fastnachtspieles  diente. 

Aus  den  oben  genannten  beiden  anderen  Erzählungen  in  Stein- 
höwels 'Aesop'  hat  sich  S.  offenbar  auch  den  Namen  Reichen- 
burger  geholt,  denn  das  vierte  Stück  aus  Alphonsus  (S.  309)  be- 
ginnt: „Ain  rycher  burger"  und  im  dritten  Stück  heißt  es:  „Ain 
rycher  burger  zenächst  an  im  ward  enczündet  in  gytikait." 
Auf  letztere  Worte  geht  vielleicht  auch  der  Charakterzug  Reichen- 
burgers  (V.  230)  „der  geitz  hat  in  besessen  gar"  zurück.  Endlich 
mochte  durch  Nr.  4  Sachs  der  Gedanke  gekommen  sein,  dem  Betrüger 
das  zum  Bösen  rathende  Weib  zur  Seite  zu  stellen.  In  jener  Erzählung 
freut  sich  ein  Weib  über  den  Geldfund  ihres  Mannes  und  will  den 
Schatz  nicht  herausgeben  „ . . .  syn  wyb  in  alle  weg  die  sie  erdenken 
mocht  dar  wider  was,  daz  er  das  gelt  nit  wider  gäbe."  Ob  der  Name 
Simplicius  bei  Sachs  durch  den  Ausdruck  „Juvenis  simpIex"  des 
lateinischen  Textes  zu  Nr.  3  veranlaßt  worden,  will  ich  dahingestellt 
sein  lassen,  aber  sicherlich  entnahm  der  bibelkundige  Meister  den 
Namen  der  Frau  (Mara)   aus  Ruth  I,  20. 

Es  verbleiben  noch  einige  abweichende  Züge  bei  Sachs,  die  auf 
eine  weitere  Quelle  hinweisen,  nämlich,  1.  daß  das  Werkzeug  zur 
Wiedererlangung  des  Geldes  bei  Steinhöwel  schlechtweg  ein  'fründ*, 
und  zwar  des  Betrogenen,  bei  S.  zu  einem  'gast'  des  Sapiens,  einem 
„alt  Kauffherr"  wird,  „der  mit  kostlichen  kleinaten  handelt"  (V.  245) 
und  2.  daß  nicht  „fier  wolbeschlagen  zierlich  truchen"  als  Lockspeise 
für  den  Betrüger  dienen,  sondern  „ein  schreinlein  klein". 

Zu  Nr.  47.  Dionisius  mit  Damone  etc. 
Ich  habe  in  meiner  Arbeit  schon  erwähnt  (S.  29),  daß  Sachs 
einige  Züge  in  diesem  Spiel  dem  Buche  Scherz  mit  dorWarheyt 
(ed.  1550,  fol.  III)  entlehnt  hat.  Um  etwaigen  Zweifeln  zu  begegnen, 
will  ich  die  Stellen  hier  nachtragen.  Die  Erzählung,  welche  in  Frage 
kommt,  führt  den  Titel  „Hoher  standt  hat  hohe  gefärlicheyt.  Vom 
Democles  ans  Königs  statt  gesetzt".  Die  Darstellung  weicht  mehr- 
fach von  derjenigen  in  Petrarcas  de  rebus  mcmorandis  ab.  Die 
betreffenden  Stellen  sind: 


210  Ä.  L.  STIEFEL 

Sachs:  Scherz  m.  d.   W. : 

Nach   Vers    114   heißt  es:  (Dionisius)  dien  et  jm   selber  zu- 

Dionisius    geht    ein,    schlecht    ge-  tisch  mit  spilleuten. 
kleid.. . 

V.   119   ff.: 
Hie  hast  —     —     —     —     — 


Deine  Hoffierer  vnd  Spielleut 

V.   186: 
Ich   sitz  in  großer    angst   vnd  noht.  Aber  Democles  schwitzet  vor  angst. 

V.   189: 
Also   bin  ich   auch  Damit  zeigt  Dionisius   an ,    daß   in 

—      —      —     —      —      —      —      —       solichem  hohen   stand  auch   hohe  ge- 

Vmb  geben  auch  zu  aller  zeyt  fehrlicheyten  weren. 

Mit   sehr  großer  gefehrlichkeyt. 

Ferner  muß  ich  hier  noch  eines  eigenartigen  Einflußes  gedenken, 
der  mehrere  Einzelheiten  bei  Sachs  erklärt.  Es  ist  dies  dieselbe 
Quelle,  welche  S.  zunächst  am  1.  April  1536  zu  einem  Meister- 
gesang „In  dem  hohen  ton  des  Stollen"  der  künig  Eckhart  an- 
regte^). Die  darin  behandelte  Geschichte  ist  ein  Seitenstück  zur 
Damoclessage,  wenn  nicht  gar  deren  Quelle,  und  hat,  aus  Barlaam 
und  Josaphat  entlehnt,  durch  diesen  selbst,  sowie  namentlich  durch  die 
Gesta  Romatimmm  große  Verbreitung  gefunden. 

Ich  will  vorerst  Einiges  über  das  Quellenverhältniß  des  Meister- 
gesangs anführen.  Goedeke  gibt  als  Quelle  unseres  Dichters  den 
alten  Meistergesang  (abgedr.  Wackernagel,  Altd.  Leseb.  II.  Aufl.,  Bd.  I, 
S.  1030).  Allein  es  finden  sich  bei  Sachs  mehrere  bedeutende  Züge, 
die  wir  vergebens  im  König  Eginhard  suchen.  1.  Schmückt  der 
König  seinen  Bruder  „sam  er  der  künig  wer". 

2.  Und  ließ  in  auf  sein  trone  sitzen, 
der  stunt  ob   einem  tiefen  loch, 
darinnen   sach   er  glitzen 

von  kolen  rot  ein  glut,   wart  auf  sein  falle. 

3.  für  im  stunt  auf  vier  ecken 

zwelf  man  mit  lanzen,   zilten  auf  iu  alle. 

4.  Der  künig  vil  der  freuden   spil 
zurichten  ließ,  kurzweil  on  zil 
mit  cantorei   und  mancherlei 
saitenspil,   süßer  melodei, 


')  Abgedruckt  bei  Goedeke,  H.  Sachs  I,  p.  89,  woselbst  auch  mehrere  Nach- 
weise gegeben  sind.  Zu  berichtigen  ist  dabei,  daß  es  Wackeruagels  Lesebuch  I. 
(statt  IL),  1030  und  Gesta  Roman,  germ.  63  (statt  36)  heißen  muß. 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DEK  HANS  SACHSISCHEN  ÜKAMEN.     911 

5.  Die  Rede  des  Bruders: 

.  ,  .    „die   sorg  hat  mir  mein   herz   beschloßen 

6.  Des  Königs  Bescheid: 

also   mein  Herz   umfangen  ist 

alzeit  in  großen  sorgen. 
Hievou  finden  sich  die  Züge  2 — 4  in  den  lateinischen  Gesta  Roma- 
nonim  (Cap.  143) :  ...  (rex)  fecit  fieri  foveam  profundam  et  ultra 
foveam  cathedram  fragilem  ...  et  fecit  fratrem  suum  exui  vestibus 
et  super  cathedram  poni.  Cum  autem  in  cathedra  esset  collocatus 
ordinavit,  ut  gladius  acutus  ultra  caput,  suum  per  filum  sericum 
penderet;  deinde  ordinavit  quatuor  homines  cum  quatuor  gladiis 
acutissimis  unum  a  parte  anteriori.  alium  etc.  ...  Et  tubas  omniaque 
genera  musicalia  fecit  adduci  coram  fratre  et  mensam  parari  et 
diversa  fercula  apponi  et  alt:  O  frater  mi  carissime,  quare  tantum 
doles  et  tantam  tristitiam  in  corde  habes  ?  Ecce  optima  fercula  . . . 
Quare  non  gaudes  et  laetaris?')  Von  dieser  Darstellung  weichen  die 
beiden  deutschen  Gesta  Rom.  (v.  1489,  fol.  33;  Kellers  Ausg.  Nr.  63) 
wesentlich  ab.  In  ihnen  fehlt  der  Thron,  die  Aufführung  von  Freuden- 
spielen und  noch  einige  Momente,  welche,  gleich  mehreren  Zusätzen, 
die  sie  den  latein.  G.  R.  gegenüber  bieten,  für  H.  S.  nicht  in  Betracht 
kommen '^).  —  Welches  war  also  S.'s  Quelle?  die  latein.  G.  R.  V  Aber 
ihnen  fehlt  der  Name  Eckhard;  ferner  ist  die  Rede  des  gefangenen 
Bruders,  sowie  die  Antwort  des  Königs  grundverschieden  bei  S.  und 
in  den  latein.  G.  R.  Sachs  hatte  also  wohl  hier,  wie  schon  oft, 
mehrere  Quellen.  Als  erste  ist  der  alte  Meistergesang  (bei  Wacker- 
nagel) zu  bezeichnen ;  daraus  entnahm  er  den  Namen  Eckhart  (Eggen- 
hart) ,  den  Schauplatz  (Frankenreich)  und  einzelne  sprachliche  Wen- 
dungen, z.  B.: 

Sachs:  Alter  Meisterges.: 

Ob     seinem    haubt    hieng,     zu  er-  ob  seinem  haubt  hing  jm  ain  schwert. 

schrecken    ein    schwert. 

Der  künig  im  in  zornes   schein.  Das  han  ich  dir  erzaigt  in  forchtes 

schein. 

Seine  zweite  Quelle  ist  Gesta  Rom.,  entweder  im  lateinischen  Original, 

und    dann    muß  er  drittens    daneben    noch   irgend   eine  andere  Bear- 

')  Nach  Kellers  Ausgabe  citiert  (p.  221/22). 

■■')  Eine  Stelle,  die  sich  in  den  lateinischen  G.  K,  nicht  findet,   ähnelt  dagegen 
einer  solchen  im  Sachsischen  Meistergesang;  mau  vergleiche: 

Deutsche  Gesta  Roman.:  H.  S.   Meisterges.: 

Also  bin  ich  auch  vmbgeben  mit  angst  also   mein  herz  umfangen  ist  alzeit  in 

vnd  mit  sorgen  des  todes.  großen  sorgen. 


212  A.  L.  STIEFEL 

beitung  gekannt  haben,  oder  er  hatte  eine  deutsche  Übersetzung  der 
G.  R.  vor  sich,  die,  bei  der  größten  Ähnlichkeit  mit  dem  Original, 
auch  alle  die  oben  erwähnten  in  letzterem  fehlenden  Züge  enthielt. 
Um  nun  zu  unserem  Spiel  überzugehen,  so  entnahm  Sachs  seinem 
Meistergesang  oder  dessen  Quellen:  1.  die  Idee,  daü  zwei  Trabanten 
nach  Dämons  Herzen  zielten;  2.  die  Verse  (22  fF.)  Dämons: 

Drumb  wundert  mich   an   dein  geberden 

Das   du   dich   so   trawrig  erzeigst 

Vnd   dein  angsicht  vntersich   neigst 

Ich  hab   dich  auch  in   all  dein  sachen 

Kein   mal  nie  frulich   sehen  lachen. 

Diese  Verse  ähneln  übrigens  Stellen  in  den  oben  angeführten  — 
nebenbei  bemerkt  in  dieser  Erzählung  fast  ganz  unter  sich  überein- 
stimmenden —  beiden  deutschen  Gesta  Rom. ,  z.  B.  „do  neigt  der 
künig  sein  haubt  nider  in  trauren" ;  „fraget  ihn  was  die  sach  wäre 
darumb  er  so  traurig  wäre";  „er  hat  vns  nie  erzaiget  ein  fröleich 
antlütz". 

3.  Der  Vers  41 : 

Meisterges. : 
Morgen  soltu  erfahren  das.  morgen  soltu  die  ursach  innen  werden. 

4.  Vers  127: 

Vnd  alles  was   dir  in  der  zeyt  als  was  zu  freuden   dienen  was. 

Mag  dienen  zu   aller  frulichkeyt. 

und  noch  einige  ähnliche  Kleinigkeiten. 

Das  Spiel  bietet  außerdem  von  Vers  193  an  bis  zum  Schluß 
(V.  314)  recht  naive  Zusätze  des  Meisters  zu  der  ursprünglichen 
Erzählung:  Dionysius  entwirft  im  Gespräch  mit  Dämon  von  sich  ein 
abschreckendes  Bild,  geißelt  selbst  sein  tyrannisches  Regiment,  seinen 
schlechten  Charakter  u.  s.  w. ,  wobei  Sachs  aus  seiner  Leetüre  alles 
das  zusammentrug,  was  er  über  den  Tyrannen  bei  alten  und  neueren 
Schriftstellern  (besonders  bei  Plutarch)  gefunden  hatte.  Ein  ähnlicher 
Zusatz  mit  gleicher  Absicht  ist  das  Gespräch  zwischen  den  beiden 
Trabanten  Dion  and  Nisius  (aus  Dionisius  gebildete  Namen)  V.  81 — 114. 

Zu  Nr.  54.  Der  Bawer  mit  dem  Plerr. 
Daß  es  ein  älteres  deutsches  Gedicht  gab ,  in  welchem  Sachs 
die  Fabel  zu  diesem  Spiel  in  der  Hauptsache  vorfand,  scheinen  die 
Verse  58  u.  59  des  H.  Folzischen  Gedichtes  von  dreyen  Weihen 
die  einen  porten  funden  (abgedr.  in  Haupts  Ztschr.  YHI,  524  ff.) 
zu  besagen.    Sie  lauten: 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN  DRAMEN.  213 

ersichstu  für  ein  pf äffen  mich 

so   hastu   wol  das  plerr  vorn  äugen, 
womit    gewiü    auf  die    von  Sachs  später  dramatisierte,    damals  wahr- 
scheinlich wohl  bekannte  Geschichte  angespielt  war. 

Zu  Nr.  56.  Die  Bürgerin  mit  dem  Thurab  Herrn. 
Eine  nochmalige  sorgfältige  Prüfung  dieses  Fastnachtspieles  auf 
seine  Quellen  bestärkt  mich  in  der  von  mir  schon  früher  (Germ.  XXIV, 
p.  35  ff.)  geäußerten  Ansicht.  H.  Sachs  kannte  die  Fabel  wohl  zu- 
gleich aus  der  unter  dem  Namen  y^Die  alten  Römer''^  bekannten  Bear- 
beitung der  deutschen  Gesta  Rom.*)  (Cammerlander  1538)  und  aus 
dem.  Rittei'  von  Thnrn^)  (ebenfalls  Cammerlander  1538);  beide  stimmen 
übrigens  wörtlich  mit  einander  und,  wie  ich  schon  früher  gezeigt  habe, 
zugleich  mit  der  Ausgabe  der  Gesta  Romayiorum  von  1512  '^)  überein. 
Diese  letztere  selbst  wiederum  dürfte  kaum  erheblich  von  noch  früheren 
Ausgaben  der  Sieben  w.  Meister  verschieden  sein,  da  die  Überein- 
stimmung mit  den  lateinischen  Textausgaben  ^)  —  den  Quellen  der 
deutschen  —  schon  die  allergrößte  ist.  Neben  dieser  Version,  die  wir 
vielleicht  als  seine  Hauptquelle  bezeichnen  dürfen,  hat  er  aber  minde- 
stens noch  zwei  andere  benützt*).    Man  wird  dies  nicht  weiter  bean- 


')  Diese  beiden  Bücher  werden  eigentlich  mit  Unrecht  nach  den  alten  Bücdiern 
benannt,  als  deren  weitgehendste  Umarbeitungen  im  protestantischen  Sinne  sie  sich 
erweisen.  Das  wurde  für  das  letztere,  meines  Wissens,  noch  gar  nicht  erwähnt,  und 
für  das  erstere  zu  wenig  betont.  Ich  werde  mich  demnächst  ausführlich  über  das 
Verhältniß  äußern. 

')  Goedeke'  führt  das  von  mir  (Germ.  24,  S.  36,  Z.  4  oben)  beschriebene  Buch 
in  seiner  ausführlichen  Bibliographie  der  Sieben  weisen  Meister  an  (I,  p.  349 
bis  351)  und  zugleich  in  derjenigen  der  Gesta  Romanorum  (I,  p.  352),  was  zu  dem 
Glauben  verleiten  könnte,  es  seien  zwei  verschiedene  Werke.  K.  Drescher  (Studien 
zu  U.  Sachs  N.  F.  1891,  p.  16)  meint  gar,  das  Buch  von  1512  sei  eine  wiederholte 
Auflage  der  deutschen  G.  R.  von  1489.  Mit  diesen  hat  es  aber  absolut  nichts  zu 
schaflfen.  Es  enthält  auf  99  nicht  foliierten ,  aber  mit  Signaturen  versehenen  Blättern 
zuerst  (Bl.  2—68")  die  sieben  w.  M.,  dann  (Bl.  68''— 74")  „die  Glose  vnd  geistliche 
sinn  der  sieben  w.  M.,  und  endlich  (Bl.  74*' — 99)  eine  Auswahl  von  30  Stücken  aus 
den  G.  R.,  nämlich  Nr.  1—5,  7,  6,  8,  9,  14,  113,  116,  91,  141,  17,  18,  20,  23,  137, 
27,  29,  36,  45,  57,  75,  132,  76,  58  der  lateinischen  und  Nr.  37  der  deutschen  Gesta 
Rom.  (ed.  Keller).  Dagegen  enthält  jene  Au.sgabe  von  1489.  95  ganz  anders  stilisierte 
Nummern,  darunter  von  den  Sieben  w.  M.  zusammen  nur  die  Einleitung  und  die 
Geschichte  des  Meisters  Tantillus  (fol.  36 — 41),  und  außerdem  getrennte  einzelne  Ge- 
schichten, s.  Görres,  Volksbücher  S.  157,  Oeata  Rom.  ed.  Oesterley  p.  243. 

')  Ich  habe  außer  einem  Druck  des  15.  Jahrhunderts  den  von  G.  Buchner 
besorgten  Abdruck  der  Innsbrucker  Handschrift  von  1342  (Varnhagens  Erlanger  Bei- 
träge, H.  5)  benützt. 

*)  K.  Drescher  bespricht  (Studien  zu  II.  Sachs  N.  F.) ,  ohne  von  meiner  4 — 5 
Monate  früher  erschieneneu  Arbeit  Notiz  zu  nehmen,   die  Quellen  von   sechs  Fastnacht- 


214  A.  L.  STIEFEL 

standen,  nachdem  ich  bei  vielen  anderen  Spielen  (5,  22,  47,  51,  57. 
71,  73)  nachgewiesen  habe,  wie  gerne  der  Meister  verschiedene  Dar- 
stellungen einer  und  derselben  Erzählung  benützte.  Aber  welche  hat 
er  hier  benützt?  In  meiner  Arbeit  (1.  c.)  hatte  ich  von  der  gereimten 
Bearbeitung  der  Sieben  w.  M.  von  1476,  auf  Grund  mehrerer  Überein- 
stimmungen derselben  mit  H.  S.,  gesagt:  man  sollte  fast  glauben, 
daß  S.  jene  Handschrift  kannte.  Ich  gehe  jetzt  noch  weiter  als  früher. 
Ich  sage,  H.  Sachs  muß  sie  oder  eine  ihr  sehr  nahe  stehende  Version 
gekannt  haben.  Außer  den  schon  angeführten  sprachlichen  Berüh- 
rungen   erwähne   ich   noch  folgende: 

Sachs   V.    10   fi'.:  Sieben  w.   M.    von    147G     (p.    105), 

Die  Tochter  spricht:  V-    19   ff-: 

—  —     —     —     —      — •     —  —           Die  tochter  sprach : 

—  —      —  ein   Mann  .  .  .  Mein  man  liget 

—  —      —      —      —      —      —  —      Nachtes  bey  mir  vnd   schwiget 

So  vnfreundlich   wie   ein  hackstock,         Recht  also   ein   hultzin   stock. 

Vnholdselig  wie   ein   Sewtrock,  Ich   wollt  das   er  wer   ein  bock, 

Ich     wolt    vnd    daß     er    leg  be-       Vnd   auch   denn  were 

graben,  Ferrevbermer. 

Ich    kan  vnd  mag  jn  nicht  lieb  Ich   wolden  we r lieh  gern  varen 

haben,  Ion! 

Ich    muß  mir  ein   Bulschaft  an-  Wann     einen     anderen      buolen 

nemen.  muoß   ich   han. 

Dagegen  der  Ritter  v.  Th.:  Die  tochter  sagt  |  Vast  vbel  |  wann  er  ist 
mir  am  bett  als  nutz  als  leg  ein  stock  bei  mir  \  ich   mag   auch   kein 


spielen  (31,32,56,61,62,  63),  die  ich  sämmtlich  schon  nachgewiesen  hatte. 
,S.  97—99  kommt  er  auf  meine  Arbeit  zu  sprechen,  die  ihm  „während  der  Correctur  der 
letzten  Druckbogen  zu  Ilanden  gekommen".  Er  findet:  „St..  .  bringt  manches  neue 
Material,  geht  jedoch  öfters  in  seinen  Schlüssen  zu  weit."  IJber  dieses  schwere  Verdict 
von  so  competenter  Seite  bin  ich  begreiflicherweise  ganz  trostlos,  aufgerichtet  hat 
mich  nur  die  Beobachtung,  daß  Drescher  in  der  znr  Illustration  seiner  Kritik  ge- 
gebenen einzigen  Probe  eine  solche  Einseitigkeit  und  Oberflächlichkeit  an  den  Tag 
legt,  daß  ich  den  weiteren  Proben  mit  Ruhe  entgegensehen  kann.  D.  sagt  also  in 
seiner  Probe:  „bei  Nr.  56  sucht  St.  nachzuweisen,  daß  H.  S.  außer  einer  gedruckten 
Vorlage  noch  ein  oder  gar  zwei  andere  Versionen  der  nämlichen  Erzählung  gekannt 
habe.  Warum  noch  zwei  andere?  Schon  die  Annahme  einer  einzigen  anderen  scheint 
mir  —  da  Abweichungen  allein  bei  der  zweiten  Prüfung  des  Mannes  (sie!)  durch  die 
Frau  in  Betracht  kommen  —  trotz  St.'s  Ausführungen  nicht  nothwendig,  wenn  auch 
möglich".  Hieran  reihen  sich  Ausführungen,  um  die  Übereinstimmung  der  Sieben 
w.  M.  von  1476  mit  II.  S.  zu  entkräften,  die  ich  ihrer  Länge  wegen  nicht  wieder- 
liolen  kann,  weßhalb  ich  auf  die  „Studien"  verweise.  Es  wirkt  geradezu  komisch,  wie 
er  bei  der  beweiskräftigsten  Stelle,  die  er  leider  nicht  eliminieren  konnte,  mit  einem 
Sprung  leicht  darüber  hinwegsetzt.  Ich  glaube  mit  meinen  gegenwärtigen  Nachträgen 
die  Frage  erledigt  zu  haben. 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SÄCHSISCHEN  DRAMEN.  215 

leybliche  freud  mit  jm  gehabe  |  darum  wil  ich  einen  anderen  lieb 
hab  en. 

H.    S.    Vers   80:  Sieben  w.   M.   p.    107,   V.    11: 

Die   Tochter   spricht:  Do   sprach   die  tochter:    Weysz    mich 

Ach  liebe  Mutter  sag  doch  her  Meinen  alten  man  wil  versuchen  ich. 
War  mit  ich  jhn  versuchen   sol. 

Dagegen  der  R.  v.  Th. :  Sprach  die  tochter  |  Mutter  durch  deinen 
willen  leid  ich  mich  |  nun  sag  mir  vsrie  sol  ich  jm  thün. 

Sachs  V.  134  ff.:  Sieben  w.  M.  p.    100: 

Mein  Tochter  merck,  was  ich  dir  sag :  Liebe  tochter,  bore  mich ! 
Du  mußt  dein  Mann  versuchen  baß  Alte  man  sint  wunderlich. 
Noch   mit  einem   stück  vber  das ;  Ffur  wer  ich   dir  das   sagen. 

Die  alten  Leut  sind  vnvertr  figli  c  h       Sie  kunent  es  nit  verdragen') 
Wie  man  das   hurt  vnd   sihet  täglich.       Versuche    in   basz,    das  rotte   ich 
Darumb ,     Tochter,     folg     meinem  dir 

Rhat.  Noch   ein   mol,   des  volge  mir. 

Hiezu  vergleiche  R.  v.  Th.:  Liebe  thochter  wie  wol  dz  ist  (  das  eyn  alt 
man  zuo  eynem  mal  vbersicht  |  so  behelt  er  doch  gern  eyns  zum 
andern  |  darumb  so  rat  ich  dir  dz  du  jn  noch  eyn  mal  versuchest. 

Sieben  w.  M.  (S.    106,  32;   S.  110, 
Sachs  V.    211:  24;   S.    113,25)'^): 

Wann  alte  Leut  die  sind  gar  wunderlich.      Alte  man  sind  wunderlich. 

V.   315:  ■  S.   121,  32: 

Ach   sag,   du  liebe   Tochter  mein,  .    ,     .   Sag  mir,   tochter  mein 

Wie  thut  das  Aderlassen  dein?  Wie  stet  nu  der  Wille  dein? 

Sachlich  stimmen  H.  S.  und  die  Sieben  w.  M.  von  1476  noch  iu 
einem  Punkte  überein:  die  Frau  fällt  zweimal  in  Ohnmacht 
(s.  H.  S.  V.  308  und  Sieben  w.  M.  S.  120,  8  und  S.  121,  5).  Dieser 
Zug  fehlt  in  der  Erzählung  aus  dem  R.  v.  Th.,  den  Sieben  w.  M. 
von  1512,  sowie  in  der  Hist.  Septem  Sapientium. 

Außer  dem  in  den  bisher  genannten  Quellen  enthaltenen  Stoflfe 
bietet  H.  S.  noch  manche  Eigenthümlichkeiten,  so  daß  die  Annahme 
einer  zur  Zeit  noch  unbekannten  Quelle  unabweisbar  wird.  Manches 
zwar  ist  auf  Rechnung  der  dramatischen  Umgestaltung  zu  setzen.   So 

')  H.  Sachs  V.  75:  „daß  er  dir  solches  werd  vertragen." 

*)  Der  R.  v.  Th.  hat  dafür  an  erster  Stelle:  Alte  lewt  seint  griiüig  vnd  zornig; 
an  zweiter  Stelle:  wie  wol  daz  ist  das  ein  alte  man  etc.  (s.  c);  an  dritter  Stelle: 
das  alter  ist  gar  grimmig.  Erst  gegen  Ende  der  Erzählung  sagt  die  Mutter  allerdings: 
„ich  sagt  dir  vor,  daß  alt  leut  griiii  vnd  wunderlich  weren."  Doch  genügt  es  meines 
Erachtens  nicht,  daß  der  Dichter  eine  Stelle  an  einem  beliebigen  Ort  seiner  Vorlage 
fand,  sondern  es  ist  auch  Gewicht  darauf  zu  legen,  daß  er  sie  an  dem 
gleichen  entsprechenden  Ort  fand. 


216  A.  L.  STIEFEL 

z.  B.,  daß  die  ganze  Handlung  an  einem  Tage  sich  zuträgt,  oder 
sich  zugetragen  haben  kann,  während  sie  in  den  anderen  Versionen 
etwa  sechs  Tage  dauert,  daß  der  Mann  mit  der  Frau  zum  Bader  geht, 
während  er  in  den  Sieben  w.  M.  denselben  ins  Haus  holt,  und  end- 
lich —  ein  durch  die  vorhergehende  Anordnung  gebotener  Zusatz  — 
daß  die  Mutter  ihre  Tochter  nach  dem  Aderlasse  heimführt,  wodurch 
zugleich  das  Senden  einer  Magd,  um  die  Mutter  zu  holen,  erspart 
blieb.  Ein  Zug,  nämlich,  daß  der  Pfaffe  der  Vorlage  bei  Sachs  ein 
Thumbherr  geworden  ist,  erklärt  sich  leicht  durch  den  Einfluß  der 
dem  57.  Fastnachtspiel  zu  Grunde  liegenden  Quellen.  Das  56.  und 
57.  Fastnachtspiel  differieren  in  der  Zeit  nur  um  drei  Tage  (24. — 27. 
October  1553),  und  es  ist  natürlich,  daß  der  Stoff  des  letzteren  Sachs 
schon  bei  Abfassung  des  ersteren  beschäftigte.  So  wurde  aus  dem 
unbestimmten  Pfaffen  ein  Thumbherr. 

Aber  wie  soll  man  erklären,  1.  daß  der  in  den  Sieben  w.  M. 
unbestimmt  gelassene  Baum  bei  Sachs  mit  bestimmtem  Namen  (Feigen- 
baum) erscheint;  2.  daß  die  Frau  das  Umhauen  mit  einem  verhäng- 
nißvoUen  Traum  motiviert;  .3.  daß  das  Hündlein  eine  Hündin  ist 
(V.  166);  4.  daß  der  Mann  der  Frau  mit  dem  Schwerte  droht,  als 
sie  sich  gegen  das  Aderlassen  sträubt;  5.  daß  der  Mann  bei  der 
ersten  Probe  erklärt  „Ich  wil  nauß  beschawen  den  schaden"  und  bei 
der  zweiten:  Ich  wil  nauß  mein  Hündlein  begraben  und  6.  daß  die 
Frau  nach  der  zweiten  Probe  ihr  reuevolles  Bedauern  über  den  Vor- 
fall ausdrückt?  Allerdings  pflegt  S.  ähnliche  und  vielleicht  noch 
größere  Zusätze  und  Änderungen  oft  bei  seinen  Vorlagen  anzubringen, 
allein  im  vorliegenden  Falle  ist  es  auffallend,  daß  der  größte  Theil 
derselben  sich  in  anderen  Versionen  der  Fabel  findet.  So  ist 
z.  B.  der  Baum  näher  bezeichnet,  und  zwa"r  als  Lorbeer  im 
Erasto  und  in  Desperriers  Nouv.  Recreations  (127),  und  als 
Linde  in  dem  altfranzösischen  F;»bliau  bei  Legrand  (III,  177)^);  ob 
er  in  irgend  einer  Version  als  Feigenbaum  figuriert,  habe  ich  nicht 
ermitteln  können.  Was  den  zweiten  Punkt,  das  Abhauen  des  Baumes 
betrifft,  so  wird  es  in  allen  mir  bekannt  gewordenen  Versionen  der 
Erzählung  von  der  Frau  damit  motiviert,  daß  sie  dem  von  der  Jagd 
heimkehrenden  Gatten  ein  warmes  Heim  habe  bereiten  wollen.  Das 
sinnige  und  viel  plausiblere  Motiv,  das  Sachs  anwendet,  fand  ich  bis 


')  Mir  lag  mir  die  deutsche  Übersetzung  des  Buches  vor,  welclie  unter  dem 
Titel  erschien:  Erzählungen  aus  dem  12.  und  13.  Jahrhundert  mit  historischen  und 
kritischen  Anmerkungen.  Aus  dem  Französi.schen  des  Le  Grand.  Halle  und  Leipzig 
bei  Joh.   Gottfried  Ruff    1795/96.    4  Bde.  —  Die  Erzählung    steht  Bd.  III,    131  —  138. 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN  DRAMEN.  217 

Jetzt  nirgends;  doch  ist  es  viel  zu  fein,  als  daß  der  ehrbare  Meister 
zuerst  darauf  verfallen  wäre.  Bezüglich  des  dritten  Punktes  ist  zu 
bemerken,  daß  die  Hist.  Septem  Sapientium  caniculus  und  darnach 
alle  mir  zugänglichen  deutschen  Bearbeitungen  „hündlein"  (huntel, 
hündlin,  hundelin)  schreiben,  daß  dagegen  die  von  D'Ancona  heraus- 
gegebene italienische  Version  und  wahrscheinlich  das  Fabliau  bei 
Legrand  ^j  eine  Wiudhüudin  angeben,  und  daß  namentlich  der 
Erasto  und  Desperriers  ")  ausdrücklich  von  einer  Hündin  (cagniuola, 
chienne)  sprechen.  Den  vierten  Punkt  findet  man,  angedeutet,  schon 
in  der  Hist.  sept.  sapient.  durch  die  Worte  „nisi  cicius  brachium  ad 
ignem  extendas,  sanguinem  cordis  tui  habebo",  aber,  wie  man  sieht,  so 
schwach,  daß  man  begreift,  wie  die  meisten  Bearbeiter  die  Stelle 
übersehen  oder  mißverstehen  konnten;  zu  den  ersteren  gehören  z.  B. 
die  Sieben  w.  M.  von  1476,  D'Anconas  Ausgabe,  Erasto  und 
Desperriers;  zu  den  letzteren  der  Büheler  und  Kellers  deutsche 
GestaR. ;  dagegen  findet  sich  die  Stelle  annähernd  wie  in  den  sept. 
sapient.,  nur  noch  unklarer,  in  den  Sieben  w.  M.  von  1512  und 
darnach  im  Ritter  v.  Th.:  „vnd  hebst  du  den  arm  nit  bald  zu  der 
flicten  1  ich  nimb  dir  das  blut  vom  herz".  Übereinstimmend  in  diesem 
Punkte  mit  Sachs  fand  ich  nur  das  Fabliau  bei  Legrand.  ^)  —  Den 
Schaden  am  Baume  besichtigt  auch  der  alte  Herr  im  Erasto  und  bei 
Desperriers;  das  Begraben  des  Hundes  aber  fand  ich  nirgends  er- 
wähnt. Hinwiederum  äußert  die  Frau  ein  Bedauern  über  den  Vorfall 
nach  der  zweiten  Probe,  ähnlich  wie  bei  Sachs,  im  Fabliau  bei  Le- 
grand, in  D'Anconas  ital.  Version  und  im  Erasto.  Aus  allem  diesem 
ergibt  sich  wohl  zur  Genüge,  daß  die  Mehrzahl  der  oben  erwähnten 
Züge   sich   in  verschiedenen  Redactionen  ^)    des    alten  Novellenbuches 


')  Aus  der  deutschen  Übersetzung  ist  es  nicht  ersichtlich ,  weil  der  Übersetzer 
Windspiel  schreibt. 

')  Bei  den  vielen  Übereinstimmungen  zwischen  den  Nouv.  Kecreations  und 
Erasto  erscheint  es  sicher,  daß  letzterer  die  Quelle  der  ersteren  war.  Die  Novelle 
steht  übrigens  unter  den  späteren  Zusätzen  der  Sammlung  und  hat  schon  deshalb 
Desperriers  nicht  zum  Verfasser,  weil  der  Erasto  erst  1542  erschien  und  Desperriers 
um   diese  Zeit  schon  verschollen  oder  gar  gestorben  war. 

^)  Vorausgesetzt,  daß  die  mir  vorliegende  deutsche  Übersetzung  getreu  ist. 

^)  Im  letzten  Augenblick  ist  mir  Kellers  Li  Romans  des  sept  Sages  zur 
Hand  gekommen,  worin  die  Geschichte  (S.  97 — 110)  mehrere  Berührungspunkte  mit 
der  Version  des  H.  S.  zeigt:  Der  Hund  ist  „Vne  biele  blanche  leuri^re",  das  Weib 
sträubt  sich  gegen  das  Aderlassen  „Mais  il  traist  lespee  forbie".  Die  Übereinstimmung 
erstreckt  sich  noch  auf  einen  anderen  Punkt:  Nach  dem  letzten  Streich,  als  das 
Essen  vorüber  ist,  erzählt  die  altfranzüsische  Version: 

UEKMANIA.    Neue  Reihe.  XXV    (XXXVII.)  Jiihrg..  15 


218  A.  L.  STIEFEL 

wiederholen,  und  soliin  wird  Sachs  gewiß  noch  eine  zur  Zeit  unbe- 
kannte Quelle  gehabt  haben.  Die  mehrfachen  Übereinstimmungen  mit 
romanischen  Versionen  (Erasto,  D'Ancona,  Fabliau)  legen  die  Ver- 
muthung  nahe,  daß  jene  Vorlage  eine  verlorene  Bearbeitung  eines 
Fabliau  war. 

Zu  Nr.  58.    Ewlenspiegel  mit  der  pfaffen  kellerin  etc. 
Lier  (Studien  etc.  S.  150)  hat  nachgewiesen,  daß  S.  für  die  Verse 
158 — 171  ein  Folzisches  Arztspiel  (Nr.  120  bei  Keller)  benützt  hat. 

Zu  Nr.  61.  Das  wainent  huentlein. 
Schon  in  meiner  früheren  Arbeit  hatte  ich  die  Möglichkeit^  daß 
S.  außer  Steinhöwel  noch  eine  andere  Quelle  benützte,  nicht  ganz 
von  der  Hand  gewiesen,  wenn  ich  auch  mehr  dazu  neigte,  daß  er 
nur  eine  Vorlage  hatte.  Jetzt,  da  mir  die  Cammerlander'sche  Be- 
arbeitung der  Gesta  Rom.  („Die  alten  Römer,  Sittliche  Historien"  etc. 
Straßburg,  Cammerl.  1538  fol.)  kurze  Zeit  zur  Verfügung  gestanden, 
erachte  ich  es  für  sicher,  daß  S.  sie  zu  diesem  Spiel  benützt  hat. 
Die  Erzählung  findet  sich  darin  fol.  IS*".  Ich  hatte  leider,  als  mir  das 
Buch  vorlag,  die  Fastnachtspiele  des  H.  Sachs  nicht  zur  Hand  und 
konnte  daher  nicht  unser  Spiel  mit  der  Erzählung  aus  diesen  G.  R. 
im  Einzelnen  vergleichen.  Doch  hatte  ich  mir,  da  ich  wußte,  daß 
die  Steinhö wel'sche  Erzählung  ohne  moralische  Nutz- 
anwendung schließt,  die  Schluß moral  der  Darstellung  im 
Cammerlander' sehen  Druck  notiert.  Ich  stelle  sie  hier  mit  dem 
Schluß  unseres  Spieles   zusammen: 

Hans  Sachs   (V.   364  ff.):  Die  alten  Römer  ... 

Die   alt  kuplerin  beschlewst:  Was    der    Teuffei     sunst    nit 

kan  züwegen  bringen  |  das  rieht 


Den  lewten  thw  int  hewser  lawffen  er  auß  mit  eim  alten  weih  |  den 
Sam  geistlich  in  heilligem  schein.  getraut  maus  nit  an  |  dann  sie  wollen 
Rieht  also   aus   den   handel  mein  allwegen  heiliger    sin    dann    ander 

Mit  list,  petrug  vnd  luegen  rund  lewt  u.  s.  w. 

Ich  pin  des   dewffels  waehtel  hund. 
Was  er  nit  zwegen  pringen  kan, 
Das  rieht  ich  aus  vnd  nem  das  an, 
Halt  mich  fein  erber  an  verdacht. 


Et  quant  la  cours  fu  departie  Lors  en  apiela  sa  moillier 

Et  ala  sen  la  baronnie  II  vus  couuieut,  dame,  saiunier  etc. 

So  kommt    auch    bei  S.   der  Mann  unmittelbar   nach    Tisch    und    setzt   der  Frau    die 

Nothwendigkeit  des  Aderlassens  auseinander,  während  er  in  den  anderen  Quellen  erst 

des   folgenden  Morgens   einen  Bader  aufsucht  und  mit  diesem  bei  der  Frau  erscheint. 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN  DRAMEN.  219 

Zu  Nr.  70.    Der  dot  im  stock. 

Auch  die  Erzählung  der  Cento  novelle  ant.  (Nr.  82)  ')  verdient 
wegen  ihrer  Ähnlichkeit  mit  unserem  Spiel  Erwähnung.  Hier  ist  es, 
wie  bei  Sachs,  ein  Eremit  (un  romito),  der  in  einem  Walde,  als  er 
sich  eben  ausruhen  will,  einen  Schatz  entdeckt  und  davor  schleunigst 
entflieht.  Drei  Räuber  sehen  ihn  fliehen,  ohne  daß  er  verfolgt  wird 
und  fragen  ihn  nach  der  Ursache,  worauf  er  erwidert,  er  fliehe  den 
ihn  verfolgenden  Tod.  Während  aber  bei  Sachs  der  Eremit  von  den 
Banditen  gleich  ermordet  wird,  als  er  erwähnt,  der  Tod  sei  in  dem 
Baumstumpf  (stock),  da  sie  glauben,  er  spotte  ihrer,  geht  der  Eremit 
in  den  C.  N.  a.  mit  ihnen  und  zeigt  ihnen  den  Schatz,  der  sich  aber 
nicht  in  einem  hohlen  Baume,  sondern  in  einer  Grotte  befindet;  auch 
kommt  der  Eremit,  ganz  wie  der  alte  Mann  bei  Chaucer,  mit  seinem 
Leben  davon;  der  übrige  Theil  der  Erzählung  stimmt  zugleich  mit 
Chaucer  und  Sachs,  bei  Letzterem  allerdings,  abgesehen  von  den  be- 
reits (Germ.  XXIV,  S.  51)  als  ihm  eigenthümlich  bezeichneten  Zügen, 
so  ziemlich  überein;  nur  eines  fehlt:  die  Strolche  losen  nicht,  wie 
bei  S.  und  Gh.,  wer  von  ihnen  in  die  Stadt  gehen  soll. 

Diese  Übereinstimmungen  zwischen  S.  und  den  C.  N.  haben 
meine  Vermuthung,  daß  irgend  ein  mittelalterliches  Predigtbuch  die 
Quelle  des  Nürnbergers  gewesen,  ins  Schwanken  gebracht.  Die  C.  N. 
Ant.  schöpfen  bei  einem  großen  Theil  ihrer  Erzählungen  aus  altfran- 
zösischen Quellen  (fabliaux) ,  eine  Quelle,  die  gewiß  auch  Chaucer 
nahe  lag.  Ich  habe  wiederholt  gezeigt,  daß  S.  Übersetzungen  fran- 
zösischer Fabliaux,  wenn  solche  auch  sonst  nicht  bekannt  sind,  be- 
nützt haben  muß.  Und  so  mag  ihm  auch  für  unser  Spiel  eine  ähnliche 
Quelle  vorgelegen  haben.  Ein  i^aiZ.  des  Inh.  erwähnt  Paris  (Mss.  fr^ 
IV,  83). 

Zu  Nr.  75.    Der  Neidhart  mit  dem  feyhel. 

Da  F.  Bobertagin  seinem  Narrenbuch  (Kürschners  Deutsche 
N.  L.  Band  46)  auch  das  alte  Schwankbuch  von  Neithart  Fuchs  zum 
Abdruck  gebracht  hat,  so  habe  ich  nachträglich  das  Spiel  mit  seiner 
Quelle  vergleichen  können. 

Unser  Fastnachtspiel  ist  das  erste  mehractige  des  Dichters.  Folgte 
er   dem  Beispiele   L.  Culmans,    der    sein    „teutsch    spil    von    der 

')  Ich  konnte  leider  nur  die  Ausgabe  in  der  Biblioteca  class.  economica 
(Mil.,  Zonzogno  1875)  benützen,  wo  die  Sammlung  unter  dem  Titel  II  Novellino 
mit  zwei  anderen  Büchern  vereinigt  ist.  Hier  ist  die  Novelle  die  95.  und  steht  S.  102/3. 
Bekanntlich  weichen  die  Ausgaben,  sowohl  im  Text  als  Inhalt  und  Reihenfolge  der 
Geschichten  von  einander  ab. 

15* 


220  A.  L.  STIEFEL 

auffrur    der    Erbarn    w eiber"  etc.  ')    auch    in    mehrere  (5)  Acte 
eintheilte?    Jeder    Act    umschließt    bei    H.  S.   genau    eine   Handlung: 
Act  I  die  Veilchengeschichte,    Act  11  Neidharts  Rache,    Act  III   der 
Bauern  mißlungene  Wiedervergeltung.     Für  jeden  Act  hat  S.  je  eine 
Erzählung  des  Schwankbuches  benützt,   wovon  die  ersten  beiden  auf 
einander  folgen  (V.  113 — 207;   208—264),    die   letzte  aber  von    ihnen 
weit  absteht  (V.  2134-2277). 

Sachs  läßt   seinen  Helden  mit  Abschiedsworten   an    den  Winter 
und    Begrüßung    des   Frühlings    anheben,    woran    sich    der  Fund   des 
Veilchens    und    dessen    Bedecken    mit    dem  Hut   durch   Neidhart   an- 
schließt, alles  dies  ganz  wie  im  Volksbuch;  nur  ist  Sachs  viel  breiter. 
In    der    nun    folgenden   Bauernscene   verweilt   S.   mit  sichtlichem  Be- 
hagen bei  dem,   worüber    sogar    seine    sonst   nicht   gerade    anständige 
Vorlage   mit   acht  Versen   hinweggegangen    war.     Das   sinnlose  Wort 
merdrüm   bei  S.  ist  aus  einem   merdum    (=  merda)    seiner  Quelle 
entstellt.    Ähnlich   wie  in  der  Bauernscene  ist  das  Verhältniß    in  der 
nächsten    Scene,     der  Veilchenscene:     Breite  Ausmalung    des  Wider- 
lichen   durch   eine   eigens   vom  Dichter  eingeführte  Figur,  durch  den 
Narren  Jeckel.    Wie  eine  Blume  auf   der  Dungstätte    hebt    sich    das 
schöne  Mailied  —   ein  Zusatz    des  Sachs  —  hier    ab.    In    der  Klage 
der  Herzogin    hat    sich    der  Meister  ziemlich    genau   an  sein  Vorbild 
gehalten.    Man  vergleiche: 

Sachs  V.    150:  Neidh.  Fuchs  V.   174: 

Neidhart,   Neidhart  was  hastw  thon?      Her  Neithart,  was  hapt  ir  getan? 
Die  Schmach  thuet  mir  zv  herzen  gon,       das   wirt  ewr  vngewin, 
Dast  vns  so  weit  fuerst  aus  der  stat.       Die  schmacheit  sol  mir  zu  herczen  gan, 
Zaigst  vns  für  feyel  den  vnflat.  es  mag  euch  wol  gerewen. 

—     —     —      —      —      —      —     —      bei  allen  meinen   tagen 

Ich  schwer  dir  das  pey  meinen  trewen!       geschach   mir  nie   sollich   schmacheit 
Die  dat  sol  dich  von   herzen  rewen.        Dem  fürsten  wil  ich   es   sagen 
Ich  wil  dem  füerstn  vber  dich  klagen;       ich  gelaub,  es  werd  sein  genaden  leid, 
Wan  mir  ist  pey  all  meinen   tagen  dein  vngelick   soll  sich  newen. 

Kein  grosser  arbeit  nie  geschehen. 

Die  Scenen  zu  Anfang  des  II.  Actes  (der  Bauern  Tanz  um  den  „feyel" 
und  Neidharts  Kampf  mit  denselben)  fand  S.  nur  angedeutet  in  seiner 
Vorlage,  von  der  unser  Dichter  überhaupt  hier  sehr  abweicht.  Bei 
ihm  treten  nur  drei  Bauern  auf  und  werden  von  Neidhart  und  dem 
Narren   Jeckel    gezüchtigt,    während    im  Neithartbuche  der  Held  mit 


')  Das  Stück  ist  in  Scbeibles  Sclialtjabr  V,  p.^422  ff.  abgedruckt  uud  zeigt  mit 
Sachs'  7.3.  Spiel  keinerlei  Ähnlichkeit. 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCUEN  DRAMEN.  221 

Hilfe  von  anderen  Edelleuten  32  Bauern  übel  herrichtet.  Hierauf: 
„Neidhart  nerabt  den  feyel  von  der  stangen",  um  ihn  der  Herzogin 
zu  bringen.  Nun  folgen  noch  zwei  frei  erfundene  Scenen:  Jeckels 
Bericht  über  die  Züchtigung  der  Rüppel  —  und  Berathung  der  letzteren, 
wie  sie  an  ihrem  Peiniger  Vergeltung  üben  wollen, 

Freier  noch  als  in  den  ersten  beiden  Acten  verfuhr  S.  im  IH. 
mit  seiner  Quelle.  Er  griff  aus  den  Erzählungen  mit  geschickter  Hand 
eine  der  packendsten')  heraus:  die  Bauern  machen,  um  sich  an  Neid- 
hart zu  rächen,  den  galanten  Herzog  auf  dessen  schöne  Frau  auf- 
merksam. S.  geht  noch  weiter,  der  Bauer  Engelmayer  sagt  dem 
Fürsten  von  ihr  „ainen  grües".  Dagegen  hat  Sachs  mit  Recht  die 
Abgeschmacktheit  weggelassen,  daß  der  Fürst  den  Bauern  um  Rath 
fragt,  wie  er  „die  minnigclichen  frawen"  möge  „ane  schawen".  So 
idumm  dachte  sich  unser  Meister  seinen  Fürsten  nicht.  Bei  ihm  kommt 
Neidhart  wie  durch  Zufall  zum  Herzoge  und  dieser  rückt  mit  seinem 
Anliegen  ohne  Umschweife  heraus.  Sachs  näherte  sich  dabei  seiner 
Vorlage  im  Ausdrucke.    Man  höre: 

H.  S.  V.   348:  N.  F.  Vers   2204  fi'.: 

Der  füerst  spricht:  Der  fürst  sprach:     ir  mich  eines   ge- 

Hor,     Neidhart    dw,     reit    haim    gc-  wert, 

schwind!  Das  ir  mich  last  in  ewren  forst  jagen 

Ich   wil  mit  meinem  hoflPgesind  vnd  schawen   ewcr  gewilde, 

Morgen  im  alten  forste  jagen.  her  Neithart,     ich    pitt    euch    mir    es 

Vnd   thw  es   deinem   weib   ansagen.  nit  zeversagen. 

Im    alten  Schwankbuche    sagt  Neithart   dann   ohne   Noth  und  Zwang 
zum  Herzog: 

ich  han  die  schonesten'  frawen 


die  solt  ir  mit  fi-uden   ane  schawen 

vnd  mit  ir  haben   ewrn  rat. 
Bei  Sachs  macht  viel  richtiger  der  Herzog  die  Bemerkung: 

Neidhart,   mir  ist  gesaget  an, 

Wie   dw  hast  gar  ein  schönes   weib. 
Die  Worte   des   Fürsten    (V.  368 — 371)    und    die    kurze   Bauernscene 
(V.  372 — 385)  sind  Zusätze   des   H.  S.,    ebenso    der    folgende    kurze 
Monolog  Neidharts,    worin  er  sagt,    daß  er  die  Absicht  des  Herzogs 
durchschaut    habe    und    sie     durch  Vorspiegelung    der    Taubheit    bei 

')  IchTbemerke  bei  dieser  Gelegenheit,  daß  der  gleiche  Streich,  aber  in  barm- 
oserer  Absicht,  von  dem  bekannten  Gelehrten  Taubmann  der  Kurfürstin  Hedwig  von 
Sachsen  gespielt  wurde.  Also  erzählt  die  Taubmanniana  (Frankfurt  u.  Leipzig  170), 
p.  215),  der  ich  die  Verantwortung  überlasse. 


222  A.  L.  STIEFEL 

Gattin  und  Fürst  vereiteln  werde.  Die  Anmeldung  des  fürstlichen 
Besuches,  die  sich  dem  Monolog  anschließt,  umfaßt  bei  Sachs  25  Verse, 
im  Schwankbuch  nur  acht.  S.  hat  einige  kleine,  aber  recht  gute  Züge 
hinzugefügt.  So  ist  z.  B.  die  Harthörigkeit  des  Fürsten  im  Neithart- 
buch  durch  einen  Fall  schlechthin,  bei  S.  durch  einen  Sturz  vom 
Pferde  motiviert;  die  lobpreisenden  Worte,  welche  die  schöne  Frau 
dem  stattlichen  Herrscher  spendet,  lassen  Neidharts  Maßregeln  nicht 
als  überflüssig  erscheinen.  Nun  folgt  der  Empfang  des  Herzogs, 
welcher,  10  Verse  groß  in  der  Quelle,  bei  dem  Nachahmer  zu  einer 
Scene  von  zwei  Seiten  (V,  426 — 469)  mit  vielen  Zusätzen  angewachsen 
und  durch  die  kecke  Figur  des  Narren  recht  lustig  geworden  ist. 
Auch  hier  hat  S.  Abgeschmacktheiten  seiner  Vorlage  verbessert; 

denn  in  dieser  heißt  es  z,  B.:  dagegen  bei  Sachs: 

mit    armen    weis    sie     (Neid. 's  Frau)      Der  fürst  kümpt;  sie  gat  im  entgegen, 
in   (den  Herzog)    vmb  fieng.  er  vmbfecht  sie. 

Der  Schluß  des  Spieles  (vier  Monologe)  lehnt  sich  zwar  noch  an  das 
Schwankbuch   an,    ist   aber  in  der  Hauptsache  Eigenthum  des  H.  S. 

Daß    H.    S.   neben    dem,    wie    wir    sehen,    ausgiebig    benützten 
Schwankbuche  noch  eine  dramatische  Behandlung  des  Stoffes  kannte, 
möchte  man  daraus  schließen^  daß  er  (V.  21)  sein  Stück  als  „Neidhart- 
spiel" bezeichnet  —  der  Name  war   also   bereits  zu  einem   stehenden 
geworden    —   und   daß   er   die   Namen   Engelmair    (Engelmayer)    und 
Zeiselmauer    gegenüber    Engelmar    (oder    Engelmeier)    und    Zeichsei- 
mauer ')  des  Schwankbuches   festhält.     Nun  bezeichnet   sich  aber  das 
53.  Fastnachtspiel  bei  Keller  als  'Neithartspir,  und   die  Namen  lauten 
durchweg  Engelmair  (Englmair)  und  Zeis(e)lmaur.    Auch  ähneln  einige 
Verse  solchen  bei  S.,  z.  B.: 

H.   S.  V.   126   ff.:  Keller  Ftsp.   53,   S.   413: 

Neidhart,   der  dinst  bedank  ich   mich       Hab   danck  ir  vverder  Neithart 
Wil  in  gnaden  pedenken   dich  wir  wellen   dar  zu   diser  fart 

Gehabter  mue,    das   dw  pist  kumn  —      —      —      —      —     —      —     — 

Vns   anzaigt   die   erst  sümer  plümn.  Mit  pfeifen  und  mit  schalmaien 

Welche   entsprungen  in   dem  mayen  Süllen  wir  darumb  raien 

Darümb  wol  wir  haben   ein  rayen. 


Den  lieben  sumer  schon  enphan. 
Doch  wenn  S.  wirklich  das  monströse  Spiel  (S.  393—467)  kannte  — 
was    ich    trotz    der    erwähnten    Punkte    noch    nicht    für   ganz    sicher 
halte   —   so    verdankt    er  ihm    nicht    viel    und  jedenfalls    nicht    viel 


'}  Das  Schwankbuch  hat  übrigens,  aber  selten,  auch  die  Form  Zeiselmauer. 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HAN6  dACHÖIÖCHEN  DRAMEN.  223 

Gutes.  Höchstens  mag  ihn  das  rohe,  gemeine  Machwerk  zu  größerer 
Derbheit  veranlaßt  haben. 

Zu  Nr.  80.  Der  schwanger  pauer  mit  dem  füel. 
Lier  hat  in  seinen  Studien  z.  Gesch.  des  Nürnb.  Fastnachtspieles 
S.  149  gezeigt,  daß  H.  S.  für  die  Scene  zwischen  „Heincz  dem  pauern- 
knecht"  und  dem  „arczt"  an  mehi'eren  Stellen  fast  wörtlich  ein 
Folzisches  Fastnachtspiel  (Nr.  120  bei  Keller)  benützt  hat.  Beinahe 
alle  komischen  Mißverständnisse  (V.  139—140,  156—200)  bei  S.  gehen 
auf  diesen  Vorgänger  zurück. 

Zu  S.  55  A^  meiner  Arbeit  möchte  ich  berichtigend  bemerken, 
daß  der  tomus  I  ConvivaUuin  sermonum  zum  ersten  Mal  1541  und  nicht, 
wie  ich  annahm,  erst  1543  erschien.  Die  Ausgabe  hat  folgenden  Titel: 
Convi Valium  |  sermonum  liber  meris  io|cis,  ac  salibus  nö  impudicis 
neque  lascijuis  '),  sed  utilibus  et  serijs  refertus.  non  |  nunquam  etiam 
admixtae  sunt  iucunjdae,  &  uerae  narrationes,  eaque  omnia  ex  |  uarijs 
cum  ueterum,  tum  recen]tum  monumentis  decerpta.  |  per  Joanne 
Peregrinum  Petrosela'num.  Libellum  de  uarijs  moribus  Vrbium,  Viro- 
rum  &  Mu  Herum  sane  perquäm  elegantem  ]  &  frugiferum  adieci  mus. 
Basileae  BIDXLI  (beigegeben  Forcianae  Quaestiones  etc.  Autore  Phi- 
lalethe  Polytopiesi  Ciue.)  Am  Ende:  Basileae  apud  Bartholomeum 
Westhemervm  Anno  MDXLI.  Das  Buch  ist  nicht  paginiert,  aber  mit 
Signaturen  (A  —  A^,  dann  drei  uubezeichnete  Blätter  bis  Z^)  versehen. 
Joannes  Peregrinus  ist  natürlich  J.  Gast,  denn  die  Sammlung 
stimmt,  abgesehen  von  einzelnen  Schwänken,  mit  den  späteren,  Gasts 
Namen  tragenden  Ausgaben  überein.  —  Goedeke  hat  sich  also  geirrt, 
wenn  er  Peregrinus  und  Gast  als  zwei  verschiedene  Autoren  in  seinem 
Grundriß  (2.  Aufl.  II,  128/129)  aufführt;  ebenso  existiert  die  Ausgabe 
von  1540,  die  Goedeke  vermuthet,  nicht.  Die  zweite  Ausgabe  des 
I.  Bandes  erschien  1542,    die  dritte  1543,    die  vierte  1545,    die   fünfte 

1548,  die  sechste  1549.  Eine  weitere  Ausgabe  erschien  1554;  daß 
zwischen  1549  und  1554  eine  oder  noch  mehrere  erschienen,  läßt  sich 
wohl  vermuthen.    Der  IL  Band  erschien  zuerst  1548,  zweite  Ausgabe 

1549,  weitere  Ausgaben  1554,  1561,  der  III.  Band  1561.  Alle  diese 
Ausgaben  kamen  zu  Basel  heraus  und  weichen  inhaltlich  mehr  oder 
weniger  von  einander  ab.    Vom  III.  Bande    lasse    ich,    da    er    kaum 


*)  Diese  Versicherung  straft  der  Inhalt,  welcher  nach  eigener  Angabe  des  Cora- 
pilators  aus  Erasmus,  Gellius,  Luscinius,  Barlandus,  Keysersberg,  Sabellicus,  Margarita 
Facetiarum,  Plutarch,  Bebel,  Sueton,  Petrarcha  u.  A.  geschöpft  ist,  gründlich  Lügen. 


224  A.  L.  STIEFEL 

irgendwo  erwähnt,  geschweige  denn  beschrieben  wird,  eine  Beschrei- 
bung des  Druckes  von  1561  folgen,  von  dem  ich  übrigens  nicht  weiß, 
ob  er  der  erste  ist:  Tomus  ]  Tertius  Con  vivalium  öermonum  |  partim 
ex  probatissimis  historiograjphis,  partim  exemplis  innumeris,  quae  | 
nostro  seculo  acciderunt,  congestus,  |  omnibus  uerarum  uirtutum  stu- 
diosis  utilissi;mus.  Basileae  MDLXI.  (Ein  Drucker  ist  nicht  genannt.) 
205  S.  kl.  8°. 

Die  zahlreichen  Ausgaben  der  Gast'schen  Sammlungen  sind  ein 
Beweis  für  die  ungewöhnliche  Gunst,  deren  sie  sich  erfreuten.  Auf 
die  deutsche  Schwanklitteratur  des  16.  Jahrhunderts  waren  sie  gewiß 
von  Einfluß.  Man  wird  mir  daher  diese  kleine  Abschweifung  von 
meinem  Thema  verzeihen. 

H.  Sachs  und  Hngo  von  Trimberg. 

Eine  Quelle  des  H.  Sachs,  die  er  meines  Wissens  weder  selbst 
nennt,  noch  Andere  bisher^genannt  haben,  ist  der  Henne r  des  Hugo 
von  Trimberg.  Sachs  dürfte  mehrfach  davon  Gebrauch  gemacht 
haben.  Ich  beschränke  mich  indeß  hier  auf  die  Angabe  derjenigen 
Fabeln,  welche  er  für  Fastnachtspiele  daraus  gezogen  hat.  Bevor  wir 
diese  anführen,  ist  noch  die  Frage  zu  erledigen,  in  welcher  Gestalt 
unserem  Nürnberger  der  Renner  vorlag,  ob  gedruckt  oder  hand- 
schriftlich. Der  erste  Druck  erschien  mit  der  Jahrzahl  1549'),  und 
nach  dem  Dedicationsschreiben  des  Druckers,  welches  vom  „sieben- 
den Septembris  Anno  xlviiij"  datiert  ist,  sollte  man  glauben, 
erst  gegen  Ende  dieses  Jahres;  nun  hat  aber  H.  S.  Dichtungen  aus 
dem  Renne?',  wie  wir  weiter  unten  sehen  werden,  schon  am  29.  und 
30.  März  1549  bearbeitet.  Somit  hat  er  aus  einer  Handschrift  ge- 
schöpft? Gegen  diese  Annahme  wäre  zwar  nichts  einzuwenden,  zumal 
sich  der  Renner  einer  ganz  ungewöhnlichen  handschriftlichen  Ver- 
breitung erfreute  und  selbst  noch  1520  nachweislich  abgeschrieben 
wurde;    allein  da  sich    eine   frühere  Benützung   des  Renner  von  Seite 


*)  Der  Renner  |I  (E)in  schon  vnd  nutzlich  buch  |  ||  Darinnen  angezeygt  wirdt  | 
eynem  Jegklichen  ||  Welcher  wirdcn  |  wesens  |  oder  Standts  er  sey  |  so  wol  Geyst  || 
liches  I  als  des  vndersten  des  Weltlichen  Regiments  |  darauß  er  sein  leben  zubessern  |  || 
vnd  seinem  Ampt  nach  gebüre  desselben  |  außzüwarten  vnd  nachzukom|jmen  zu  er- 
lernen hat  1  Mit  viel  schonen  Sprüchen  der  Heyligen  schrifft  |  Alter  Phylosophen  | 
vnnd  Poeten  weisen  reden  |  Auch  feinen  ||  gleichnussen  \  vnd  Beyspieln  geziert.  Itzunder  || 
allererst  im  Track  außgangen.  ||  Mit  Key.  Maye.  Priuiligio  nit  ||  nach  zu  Truken.  || 
1549  II  Gedruckt  zu  Franckfurt  am  Meyn  |  durch  ||  Cyriacum  Jacobum  zum  Bock. 
(123  foliierte  Blätter  kl.  FoJ.) 


ÜBEK  DIK  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN  DKAMEN.  225 

des  H.  Sachs  nicht  nachweisen  läßt'),  da  ferner  die  Jahr  zahl  bei 
Sachs  und  dem  ersten  Druck  doch  kaum  zufällig  die  gleiche  sein 
kann,  und  da  endlich  der  gedruckte  (sprachlich  erneuerte)  Text  mehr 
als  der  handschriftliehe  mit  Sachs  übereinstimmt,  so  glaube  ich,  daß 
dieser  Dichter  den  Druck  vor  sich  hatte.  Um  die  Schwierigkeiten 
bezüglich  des  Datums  zu  beseitigen,  bleibt  die  naheliegende  Annahme 
übrig,  es  sei  xlviiij  verdruckt  für  xlviij  und  sonach  das  Buch  wirk- 
lich Anfangs  1549  erschienen. 

Über  das  Verhältniß  dieses  Druckes  —  von  K.  Jan  icke  {Ger- 
mania II,  376)  mit  Recht  als  protestantische  Umarbeitung  bezeichnet  — 
zu  dem  alten  Text  kann  ich  mich  hier  nicht  äußern.  Ich  verweise 
daher  auf  die  Bonner  Dissertation  „Zur  deutschen  Litteraturgeschichte 
des  16.  Jahrhunderts"  von  Simon  Schäfer  (Bonn  1874),  deren  pomp- 
hafter Titel  indeß  in  keinem  Verhältniß  zu  dem  dürftigen  Inhalt  steht. 

Betrachten  wir  nun  den  Renner  näher,  so  finden  wir,  daß  die 
dritte  Fabel  zu  Sachsens 

74.  Spiel:  Die  frumb  schwiger  kupelt  ir  dochter, 
sowie  zu  den  Gedichten  gleichen  Inhalts,  welche  ich  früher  auf  Gasts 
Conviv.  Sermones  zurückleitete,  ziemlich  genau  im  Renner  (Vers 
12144—12203  des  alten  Textes''),  fol.  63"  des  Druckes^)  zu  lesen  ist. 
Die  erste  Bearbeitung,  die  S.  davon  gab,  ist  der  Meistergesang  vom 
30.  März  1549,  und  dieser  stimmt  bis  auf  Kleinigkeiten  mit  dem  fast 
ein  Jahr  später  (am  8.  Februar  1550)  gedichteten  Spruchgedichtc 
überein.  Das  letztere,  das  zwei  charakteristische  Verse  mehr  bietet, 
will  ich  mit  dem  Renner' sehen  Texte  von  1549  zusammenstellen  und 
unten  vergleichshalber  den  älteren  Text*)  anführen. 

')  Wenigstens  vermag  ich  sie  mit  den  mir  hierorts  und  in  dem  Augenblick  zur 
Verfügung  stehenden  Mitteln  nicht  nachzuweisen. 

')  Ich  citiere  diesen  nach  der  allerdings  sehr  mangelhaften  Ausgabe  des  histor. 
Vereins  zu  Bamberg  (Bamberg  1833).  Hier  hat  die  Fabel  die  Überschrift:  „Eine  mere 
von  ein'  ebrecherinne  die  hat  gar  eine  einveltigen  man". 

')  Die  Überschrift  lautet  hier:  Von  einem  weihe  vnd  manne. 

*)  Durch  ein  venster,  daz  waz  niht  wit, 

Ein  einveltig  man  ein  wirtin  het,  auch  hete  die  wirtinn  bi  d'  zit 

Di  irs  gemvtes  niht  was  stet,  Do  d'  wirt  was  vz  gegangen 

Vnd  zeimal  do  der  wirt  vz  gie,  Ein  bok  in  sinen  stal  gevangen. 

Daz  weip  eine  and'n  man  enpfie,  vn"  vor  gestozzen  in  den  garten 

Do  sie  den  in  ir  gadem  prahte,  nv  begonde  der  wirt  mit  fleizze  warten 

Durch  kürtzweil,  als  sie  erdahte,  In  dem  havse  hin  vnd  her  etc. 

Do  kom  d'  wirt  an  des  huses  tür,  *  *  * 

Zehant  lie  sie  den  man  h'für,  Sp'ch  si  lat  varen  euren  zorn 

D'  and's  dinges  wolle  warten  wän  ir  habt  das  havbt  gescheide 

D'  mvste  springe  in  einen  garten,  wollet  ir,  daz  vusinne  evch  v'meide 


226 


A.  L.  STIEFEL 


Reuner : 
Eyn  einfeldig  man  eyn  fravve  hette  { 
Die  jhres  gemütes  nit  was  stete 
Vnd  eyn  mal  da  der  ma  auß  gieug  | 
Das    weib     einen    andern    man    e  n  t- 

pfing! 
Da    sie  den  in  jhre  Hauße    brachte  ' 
Durch   kurtzweile  |  als   sie  gedachte 
Der  man   kam   an   des   haußes   thür  j 
Zuhandt  ließ   sie   den  man  herfur 
Der  anders   dinges  wolte  warten  | 
Der  mußte  springen  inn  einen  garten  | 
Durch  ein  fenster  |  das  was  nicht  weyt 
Auch   hatte  die  Frawe  bei  der  Zeit 
Da  der  man  waß   außgegangen 
Einen  Bock  inn  seinem  stall  gefangen 
Vnd  verstieß  jhn  inn  den  garten 
Nun  begunde  der  man  zuwarten 
In  dem  hause  hin  vnd  her  | 
Wo   der  man  außkommen  wer(e)  | 
Da  sprach  das  weyb :  was  warten  jhr? 
Ehr  sprach  ;  du  böse  haudt  sagen  mihr 
Wer  ist  dort  hinauß   gefahren? 
Wol  nuhn  |  das  solt  jhr  baldt  erfahren 
Ein  Nebel  euch  für  den  äugen  geht  ! 
Sehent  jhr  den  Bock  der  vor  euch  steht] 
Der  sprang  durch   das   fenster  herfür 
Da  jhm  versperret  Avar   die   thür. 
Die  rede  waß   dem   manne  zorn 
Er  hatt  wedder  langen  hart  noch  hörn 
Sprach  er  |  der  durch  das  fenster  fuhr 
Das  weyb    sehr  zurnete  |  vnd   schwur 
Als   die  frawen  gern  thun  | 

Es  were  der  Bock,  der  bey  jhm  stünde. 

*  * 

* 

Sprach   sie  |  laßt  fahren  ewern  zorn 
Dan  jhr  habt  ein  schwindelicht  heubt  | 
Wült  jhr  das  vnsinne  euch  nicht  be- 
täubt 


H.   Sachs: 
(E)in  gertner  het  ein  frawen 
Die  det  im   Schalksperg  hawen 
Als   der  ging  in   die   stat 
Ein  kautFen    wolt  mit  rat 
Da  kam   ir  jüngeling 
Den   sie  freüntlich   entpfing 
Als   der  schimpf  war  am  pesteu 
Und   sie   nit  anders   westen 
Sie  betten  erst  angfangen 
Da  kam  der  gerner  gangen 
Und  klopfet  an   der  thüer 
Der  Jüngling  het  sein  spiier 
Des  gertners  wolt  nit  warten 
Sprang  herab  in   den  garten 
Durch   einen  weiten  laden 
Heraber  wol  zum  gaden 
Des  det  der  gertner  sehen 
Zornig  zum  weib   det  jehen 
Du   Sack  wer  ist  der  jung 
Der  rab  in  garten   sprüng 
Das  weib   det  listig  jehen 
Du   hast  nit  recht  gesehen 
Vnser  pock  is  gewessen 
Den  Jagt  ich  mit  dem  pessen 
Der  hat  mir  thon  ain  schaden 
Der  sprang  nab   durch   den   laden 
Der  gerner  sprach  in  zoren 
Der  hat  kein  part  noch  hören 
Der  durch   das  fenster  Sprung 

Es   war   ein  lecker  jung. 

*  * 

* 

Die  fraw  mit  worten  guetig 
Sprach   vnsinnig  vnd  wüetig 
Wiltu   mein  man  mir  werden 
Mit  cleglichen  geperden 
Wainent  vmb   sein  hals  fiel 
Herzlieber  man  ich  wil 


vnd  wollet  eurs  arquans  schir  v'gezze 
So  strecket  euch  nider  vil  lat  euch  mezze. 
als  man  euch  mezze  vH  sege  mvz 
Vnsinne  wirt  evch  and's  nimm  pvz 
Er  strackte  sich  nider  vf  die  erden. 


Lazze  dich  effen,  narren  gaul 
wolde  got,  wer  dein  bavbt  favll 
So  gewünne  ich  vil  arraez  weip 
nach  dinem  tode  noch  froen  leip  etc. 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN  DRAMEN. 


227 


Vnd  wolt  ewers   argwons    schier  ver- 
gessen [ 
So   streckt  euch   nidder  vfi   laßt  euch 

messen 
Als  man    euch    strecken    vnd    segnen 

muß  I 
Vnsinne  wirdt  euch  sonst  nümmer  büß 
Ehr  streckt  sich  rückling  aufFdie  erden. 

*  ..  * 

Laß   dich   äffen   du  narren    gaul 
Wolt  Gott  vnd  were  dein  leyb  gar  faul 
So  gewünne   ich   armes   elendes   weyb 
Nach   deinem   todt  ein  froen  leyb 


Mein   segen  dir  mit  dailen 
Dein  wueten  dir  zu   hallen 
Leg  auf  die   erd   dich  nidcr. 
Und  rüer  kains   deiner  glidcr 
Der  man  in   dem  gezenck 
Sich   nider  legt  auf  penck 
Die  fraw  fing  an  den  segen 
Las   dich   effen   allwegen 
Du   esel  narr  vnd   dropff 
Das   hiren  in   deim  koptf 
Wert  unsinig  vnd  wüetig 
Das   geb   dir  got  der  güetig. 
Das  letzt  wort  thets  lawt  sagen 
Das  ander  stil  verschlagen 
Die  weil   entron   der  jung 
Über  den  zäun   entsprung 
Nach  dem   der  man   aufstund 
Sucht  da   er  nimant  fund 
Dan  seinen  alten  pock 
Pletern  an  aim  reben  stock 
Patters  ab  seiner  frawen. 
Det  ir  erst  recht  wol  dräuen  etc. 


Diesen  sägen  setzeich  dier  zur  buße(n) 
Das  du  sterbst  hie  vor  meinen  fuessen  | 
Oder  das  dein  hirne  fürbas  wüdte  | 
Das  gewehre  mich  Gott  durch  sein  gute. 
Sehr  laut  sprach  sie  das  letzte  wort  | 
Der  ersten  wenig  wardt  gehört. 
Obe  jhm  bas  würde  das  weiß  ich  nicht  [ 
Vnbiliches   dinges  viel  geschieht. 

Die  Änderungen ,  die  S.  im  Meistergesang  und  Spruchgedicht 
mit  seiner  Vorlage  sachlich  vornahm,  sind,  wie  wir  sehen,  gering. 
Er  machte  aus  dem  unbestimmten  „man"  einen  „gertner",  worauf 
ihn  vielleicht  der  Garten  in  seinem  Vorbilde  brachte,  er  ließ  den 
Bock  zufällig  sich  im  Garten  aufhalten,  während  er  im  Renner  durch 
das  Veranstalten  der  Frau  in  den  Garten  gekommen  war,  ferner 
mußte  bei  ihm  —  was  im  Original  überflüssig  war  —  der  arg- 
wöhnische Mann  sich  vergewissern,  ob  wirklich  der  Bock  im  Garten 
sei,  endlich  fand  S.  für  die  obigen  letzten  fünf  Verse  —  wovon  die 
ersten  zwei  merkwürdigerweise  im  Meisterg.  fehlen  ')  —  keine  Anhalts- 
punkte im  Renner.  Was  das  sprachliche  Verhältniß  betrifft,  so  ist  es 
durch  die  Nebeneinanderstellung  von  Original  und  Nachbildung  ge- 
nügend veranschaulicht. 

Das  Fastnachtspiel  schließt  sich  —  in  Bezug  auf  diese  Fabel  — 
sachlich  ziemlich  genau  dem  Spruchgedicht  an,  es  bietet  nur  kleine 
Änderungen  und  Zusätze,  welche  durch  den  Dialog  und  die  beiden 
anderen  mitverwebten  Fabeln  geboten  sind.  Größer  sind  die  sprach- 
lichen Abweichungen,  insbesondere  bei  dem  Segen;  letzterer  lautet: 


')  D.  h.    falls    der    von  Ch.  Schweitzer    {Etüde    sur    la    Vie    et    les  Oeuvres    de 
E,  Sachs  p.  438/39)  gegebene  Abdruck  hierin  zuverlässig  ist. 


228  A.  L.  «TIEFEL 

In  doribüs  et  lappibiis 

In   dolpis   et  dildappibus 

Dich   eflfen   mulieribus 

Du  semper  pleibst  ein  asinüs 

Sürge   et  stampf  hin  fues  für  füs 

Dobsücht  nunqüam   dich   lasen  müs. 
Hiebei   sind    offenbar   frühere  Spiele   des  Meisters  (Nr.  41  u.  63)  von 
Einfluß  gewesen. 

Muß  nun  S.  neben  dem  Renner  auch  noch  Gast  gekannt  haben? 
Ich  möchte  die  Frage  nicht  gerade  bejahen,  doch  läßt  sie  sich  auch 
nicht  ohne  Weiteres  verneinen;  denn  es  bleiben  zwischen  Gast  und 
Sachs  Beziehungen,  die  im  Renner  fehlen.  Erstens  ist  bei  G.  und  S. 
der  Liebhaber  ausdrücklich  ein  Jüngling,  zweitens  leistet  der  be- 
trogene Ehemann  seiner  Frau  Abbitte,  und  drittens  „det  ir  erst 
recht  wol  dräuen". 

Nr.  82.  Die  zwen  gefattern  mit  dem  zorn. 
Dieses  Spiel  führt  ebenfalls  auf  den  Renner  zurück.  Wie  Goetze 
(Fastnachtspiel  VII,  p.  XI)  berichtet,  hat  S.  den  Stoff  zuerst  am  29. 
März  1549  als  Meistergesang,  dann  am  7.  Februar  1550  als 
Spruchgedichte  bearbeitet.  Man  beachte,  daß  beide  gerade  je 
einen  Tag  früher  als  die  oben  erwähnten  Gedichte  (nach  dem  Renner) 
niedergeschrieben  sind.  Mehr  als  neun  Jahre  später,  am  23.  October 
1559,  hatte  er  das  Spiel  folgen  lassen,  und  endlich  am  6.  October 
1563  zum  vierten  Male  nach  der  Fabel  gegriffen  und  sie  als  Schwank 
umgearbeitet.  Mir  liegen  leider  die  zwei  ersten  Bearbeitungen  nicht 
vor,  was  ich  um  so  mehr  bedauere,  als  dieselben  nach  meiner  Ver- 
muthung  der  Quelle  am  nächsten  kommen  und  jedenfalls  schlichter 
waren  als  der  zuletzt  gedichtete  Schwank,  der  in  seiner  geschwätzigen 
Breite  Zeugniß  dafür  ablegt,  daß  er  in  einer  schwachen  Stunde  ent- 
standen ist.  Da  die  Fabel  im  Renner  nicht  groß  ist,  so  gebe  ich  sie  hier 
unverkürzt  (-Renne?- Vers  14700 — 14736;  Ausg.  1549,  fol.  75*)  wieder: 

Von  zweyen  Gefattern. 
Nvn   höret  was   eynmal  geschach  |  Vndbatjdiesenzorngebetmir. 

Da  eyner  seinen   Gefattern   sach  Das   mag  yetzundt  aber  nit  sein 

Sein   eigen  haußfrawe  straffen  Sprach  er  j  lieber Gefatter  mein  | 

Mit  schlagen  das  sie  schrey  waffen.        Gefajtter  |  biß  ich  mich  an  j  r  baß 
Er  kam  vnd  wolte  helffen  jhr  |  Gereche'):   Gefatter  thut  Jr  das 

")  Im  alten  Text  lautet  die  gesperrt  gedriickte  Stelle : 
Disen  zorn  gebt  mir  Gevat'  vntz,  daz  ich  mich  vaz 

Sp'ch  er,  travt  gevat'  min!  an  ir  geriche. 

Des  cnmak  ieüvut  uiht  gesin, 


ÜBER  DIE  QUELLEN  DER  HANS  SACHSISCHEN  DRAMEN.  229 

Vnd    gewert    mich    nit  (  das   ich  euch  Ihr  nachbawren  die  Heften   zu  | 

bitt(e)  Vnd   schieden   sie  |  des   morgens  fru 

Da  bedriibet  jhr  mein  hertze  mit.  Klagte  yener  dem   richter 

Er  sprach  j  wöltjrsein  nitent-  Das   er   übel  gehandelt  wer(e) 

beren?  Von   seim   Gefatteren  |  der  kam   dar 

Nein  zware:   so  soll  ich  euch  geweren.  Vnd  sagte  dem  richter  die  sache  gar  | 

Er  stieß  die  frauwe  von  jm  hin  dan  Wie   er  jn  bäte  vmb   seinen   zorn 

Vnd  griiF  so  baldt  den  werden   mann  Der  richter  sprach :   so   sei   verlorn 

Mit  seinem   bare  |  vnd  wartf  jn  nider  |  Gütlich   was   er   euch   hat  gethan. 

Der  schrey  |  vnd  strebte  fast  wider  Da   er  sich   selber  da  versan  | 

Er  sprach  |  Gefatter  was   thunt  jr?  Da  sprach  er:   sommer  Sele  vnd  leib  1 

Wie  lohnet  jr  meiner  treuwen   mir.  Vnd  schlüge  man  fvirbaß  alle  weib(e)  | 

Er  sprach  |  ich  gebe  euch  meinen  zorn  [  Die  in  der  weit  ye  wurden  gebor(e)n  | 

Ewer    treuwe  ist  darumb  nit  verlorn.  Ich  bäte  niemandt    mehr  vmb   seinen 

zorn. 

In  seinen  beiden  ältesten  Nachbildungen  wird  S.  gleich  seinem 
Vorbilde  mit  dem  Streit  selbst  angehoben  haben.  Für  den  Meisterg. 
erscheint  dies  nach  dem  von  Goetze  mitgetheilten  Anfang:  „Ein  man 
sein  frawen  schluege"  sicher.  Im  Spiele  mußte  der  Dichter  natürlich 
bedacht  sein,  einen  Grund  für  die  Schläge  auszusinnen.  Er  läßt, 
gewiß  ein  glücklicher  Gedanke,  den  Mann  Pech  beim  „armprost 
schiesen"  haben;  der  „gfatter" ,  der  schon  vor  dem  Streit  auftritt, 
räth  ihm,  der  Frau  wegen,  „ain  flaschen  vnd  kandel"  zu  kaufen, 
„sam  irs  gewünen  habt", 

„Sunst  kan  ich  warlich   wol  ermessen 

Ir  müest  heint  mit  dem  prediger  essen.'" 
Jener  thuts;  jedoch  schon  hat  der  Frau  eine  „nachtpewrin"  von  ihres 
Mannes  Mißgeschick  erzählt,  und  als  er  kommt,  wird  er  von  der 
Wüthenden  mit  giftigen  Worten  empfangen;  die  Vorwürfe  regnen  auf 
beiden  Seiten,  endlich  schreitet  der  Mann  zu  Schlägen,  und  nun 
(von  Vers  145  an)  beginnt  die  Nachahmung,  die  ziemlich  getreu  ist: 
nur  in  einem  Punkte  weicht  S.  ab,  offenbar  um  die  Handlung  zu 
vereinfachen:  Statt  der  im  Vorbilde  erwähnten  „nachbawren"  er- 
scheint gleich  der  Richter,  „reist  den  gfaterman  von  im",  spricht 
nach  Anhörung  der  Sache,  das  Urtheil,  und  „peschlewst",  die  Streiten- 
den zum  Weine  einladend,  mit  der  unvermeidlichen  Moral. 

Ich  will  nun  noch  an  einigen  Beispielen  zeigen,  wie  sich  S.  seine 
Quelle  auch  wörtlich  zu  Nutzen  machte;. 
V.    153:      ich  pit  euch   eben 

Ir  wolt  mir  ewren   zoren  geben   .... 
V.    150:      Das   thw  ich   nit  aller  massen; 

Mein  weib  darff  meins  zoren  von  mir 

Mein  lieber  gfater  p  a  s  den  ir  .... 


230 


J.  WERNER,  EIN  LATEINISCHES  GEDICHT. 


V.    184:     Wen   irs  den  nit  geraten  wolt  ... 
Nach  V.   188:      Er  feit  im   ins  har  wuerft  in  nider  ... 
V.   303:     Nun  wen  man  fort  gleich  vngefueg 
Auf  erden  alle  weiber  schlueg 
Vnd   ire  mender  zornig  wem 
So  wolt  ich  nimermer  pegern 
Furhin  ains   ainig  mannes  zorn 
Des   sey  ein  harter  aid  geschworn. 

Anders  wie  im  Spiel  ist  die  Einkleidung  im  Schwank  von  1563. 
Hier  ists  ein  „Ehvolck",  welches  „vber  tage  Im  Zanck  vnd  hader 
läge."  Im  Übrigen  verläuft  die  Handlung  —  durch  breite  Ausmalungen 
über  die  Gebühr  gedehnt  —  ganz  wie  im  Renner,  sogar  die  ein- 
schreitenden „Nachbawrn"  fehlen  nicht.  Sprachlich  stimmt  der  Schwank 
sehr  oft  mit  dem  Spiel  überein  und  bietet  auch  das  gleiche  Verhältniß, 
wie  dieses,  zur  Quelle.  Wahrscheinlich  sind  auch  viele  Verse  von  dem 
älteren  Spruchgedichte  stehen  geblieben. 

NÜRNBERG.  A.  L.  STIEFEL. 


EIN   LATEINISCHES  GEDICHT. 


Folgende  Verse,  die  in  lateinischen  Worten  deutsche  Gedanken 
ausdrücken  (es  scheint  ein  Frühlingslied  zu  sein),  fand  ich  in  einer 
Hs.  des  XII.  Jahrhunderts  (Cod.  Turic.  C  58  membr.  fol.  16  v.  col.  II). 


1.  Hyemale 
tempus  uale 

estas  redit  cum  leticia, 

2.  cum  calore 
cum   decore, 

quae  estatis  sunt  indicia. 

3.  Terra  floret 
sicut  solet, 
reuirescunt  lilia. 

4.  Rosae  flores 
dant  odores, 
canunt  alatilia. 


LENZBURG. 


II. 

1.  De  terrae  gremio 
rerum  praegnacio 
progreditur, 

et  in  partum  soluitur 
uiuifico  calore. 

2.  Nata  recentius 
lenis  fauonius 
sie  recreat, 

ne  flos  nouus  pereat 
treicio  rigore. 

3.  Herbis  adhuc  teneris 
et  blanditur  et<[h^eris 
temperies. 

ridet  terrae  facies 
multiplici  calore. 

J.  WERNER. 


GUST.  MORGENSTERN,  ZU  DEN  KONUNGASpGUR.        231 

ZU  DEN  KONUxXGASOGUR. 


I. 

Der  cod.  AM.  310,  4",  in  dem  die  eine  Übersetzung  der  von 
Oddr  Snorrason  verfaßten  lateinischen  Vita  des  Olaf  Tryggvason 
überliefert  ist  —  von  mir  O  a  genannt  —  bestand  ursprünglich  aus 
51  Blättern  (=  8-1-11  [Lage  von  10  Blättern,  wo  zwischen  dem 
achten  und  neunten  ein  Blatt  eingefügt]  -|-  4.  8).  Oa  schließt  auf  der 
ersten  Seite  von  Blatt  50,  und  zwar  so,  daß  etwa  die  Hälfte  der 
Seite  unbeschrieben  ist*).  Vollständig  fehlen  die  Blätter  23  und  24 
und  am  Schluß  das  51.,  das  uns  hier  nichts  angeht;  ferner  ist  vom 
dritten  Blatt  nur  ein  kleiner  unbeschriebener  Streifen  übrig  und  vom 
ersten  und  zweiten  Blatt  je  ein  kleines  beschriebenes  Stück.  Diese 
Fragmente   sind  in  den  Fms.  X,    S.  IX  halbwegs   genau  abgedruckt. 

Aus  dem  Fragment  des  ersten  Blattes  geht  zunächst  hervor,  daß 
der  Text  von  Oa  auf  der  zweiten  Seite  desselben  begann;  die  Saga 
füllte  also  9772  Seiten. 

Der  zusammenhängend  überlieferte  Text  setzt  auf  Blatt  4  an 
der  Stelle  ein,  die  dem  Beginne  der  Seite  6  in  der  zweiten  Über- 
setzung Ob  (citiert  nach  Munchs  Abdruck,  Christiania  1853)  ent- 
spricht. Davor  fehlt,  wie  angegeben,  ein  ganzes  Blatt;  wir  werden 
daher  von  vornherein  annehmen  dürfen,  daß  wir  für  das  Fragment 
des  zweiten  Blattes  von  Oa  etwa  auf  Seite  3  und  4  in  Ob  Ent- 
sprechungen linden  können. 

Nun  stand  auf  der  Rückseite  des  zweiten  Blattes  von  Oa  nach 
Ausweis  des  Fragments  mit  rothen  Buchstaben  (also  Capitelüberschrift) 
rryggva.f.  Von  Olaf  kann  nun  hier  nichts  weiter  erzählt  werden,  als 
daß  er  geboren  wurde^  und  dazu  stimmt,  daß  gleich  auf  der  nächsten 
Zeile  Astrid  genannt  wird.  Wenn  wir  weiter  die  Worte  hon  viffi 
lesen,  so  stimmen  sie  zu  dem  Satze  Ob  4,  19  f.:  hon  visse  at  nal- 
gapiz  SV  stvncl  er  hon  mvnde  harn  fspa.  Daraus  folgt,  daß  auf  den 
dieser  Überschrift  (O  b,  Capitel  2)  vorausgehenden  Theilen  der  beiden 
ei'sten  Blätter  von  Oa  nur  das  dem  Prolog  und  dem  ersten  Capitel 
in  Ob  entsprechende  gestanden  haben  kann. 


')  Die  Angabe  im  Katalog  over  den  arnamagnteanske  handskriftsamling ,  daß 
die  erste  Seite  des  vierten  Blattes  zur  Hälfte  unbeschrieben  sei,  beruht  auf  einem 
Versehen. 


232  GUST.  MORGENSTERN,  ZU  DEN  KONUNGASPGUR. 

Wenn  ferner  auf  dem  Überbleibsel  der  ersten  Seite  des  zweiten 
Blattes  eine  rothe  Initiale  0  steht,  so  geht  daraus  hervor,  daÜ»  Oa 
das  erste  Capitel  von  Ob  in  zwei  Capitel  spaltete.  Nun  tbeilt  sich 
dieses  von  selbst  in  zwei  Abschnitte:  1.  Einleitung,  Zwist  der  Söhne 
der  Gunhild  und  ihre  Versöhnung;  2.  Machinationen  gegen  Tryggvi 
und  dessen  Mord.  Die  Grenzscheide  bildet  etwa  Ob  3,  11.  Dem  ent- 
spricht das  erhaltene  Fragment.  Wir  lesen:  tifcal  g<f(a)  =  Ob  3,  8: 
at  kann  leysi.  Das  folgende  Wortfragment:  nadi  ergänze  iah.  zw.  hunadi 
{==  Ob  3,  8).  Dem  folgenden:  fer  nocqt  riki  entspricht  in  directer 
Rede:  jia  mattv  fa  per  rike  (Ob  3,  9).  Dem  heto  pessa  seit  at  hallda 
(Ob  3,  11)  entspricht  dann  pv  fyUd[i]  sc.  hr  scalda. 

Es  bleibt  nun  das  Fragment  der  zweiten  Seite  des  ersten  Blattes ; 
es  sind  Bruchstücke  der  letzten  sieben  Zeilen.  Diese  entsprechen 
Ob  2,  28 — 32.  Es  wird  von  Gunhild  erzählt:  blotade  tu  gväanna  ok 
feck  pa  freu  (vgl.  das  Fragment  der  dritten  Zeile  ap  gu)  at  pat 
vivndi  verit  hafa  i  ein  Mali  sem  hon  gat.  ok  pat  hafa  menn  fyr  satt 
en  enge  veitt  (vgl.  das  Fragment  der  fünften  Zeile:  er  vif  ot-pin)  hvart 
hon  var  sdn  at  j)vi.  Oc  eptir  pat  sagde  hon  sonvm  sinvm  oc  gerdu  pau 
rad  sin  (vgl.  Zeile  6:  raca  pav)  med  mikille  slegd.  Oc  er  Gunhilldar 
synir  tukv  veizlo  iSögni  at  ens  riks  manz  (vgl.  Zeile  7:  inf  rikf  hofj,)  etc. 

Ist  das  aber  richtig,  schloß  die  erste  Seite  von  Oa  mit  dem 
Ob  2,  32  entsprechenden,  so  folgt  daraus  mit  absoluter  Sicherheit, 
daß  auf  den  36 ')  Zeilen  der  ersten  Seite  von  O  a  nicht  das  ganze 
große  Stück  von  Ob  1,  1 — 2,  32  gestanden  haben  kann;  und  es  ist 
das  natürlichste  anzunehmen,  daß  in  0  a  der  Prologus  nicht  über- 
liefert war.  Daraus  folgt  aber  weiter,  daß  wir  den  Prolog  nicht  mit 
voller  Sicherheit  dem  lateinischen  Original  des  Oddr  zuschreiben 
können  (vgl.  meine  Abhandlung:  Oddr  Fagrskinna  Snorre,  S.  25). 

Für  Unechtheit  des  Prologs  spricht  schon,  daß  Ob  1,  7  f.  er- 
zählt wird,  Olaf  Tryggvason  habe  den  heiligen  Olaf  über  die  Taufe 
gehalten,  während  die  eigentliche  Saga  nichts  davon  weiß. 

KOPENHAGEN,  den  10.  Juni  1891. 

GUSTAV  MORGENSTERN. 


')  So  viel  Zeilen  hat  gewöhnlich  eine  Seite  der  Hs. 


LITTER ATUR:  LIENHART  HANS,  LAUT-  UND  FLEXIONSLEHRE  etc.     233 


LTTTERATÜR. 


Lienhart    Hans,     Laut-    und    Flexionslehre    der    Mundart    des    mittleren 
Zornthaies  im  Elsaß.    (Alsatische  Studien,  H.   1.) 

Die  drei  Arbeiten  über  die  elsäßischen  Dialecte  von  Mankel,  Heim- 
burger und  die  vorliegende  von  Lienhart  stellen  alle  den  Mangel  einer 
scharf  articulierten  Fortis,  wie  sie  namentlich  im  Schweizerischen  zu  Hause 
ist,  als  Wahrzeichen  der  betreffenden  Mundarten  hin  (vgl.  Mankel  S.  6; 
Heimburger,  Paul  u.  Braunes  Beiträge  Bd.  XIII.  S.  214;  Lienhart  S.  18). 
Während  aber  Heimburger  noch  zwei  Stärkegrade  bei  An-  und  Auslaut  an- 
nimmt, fallen  bei  Mankel  und  Lienhart  etymologische  Lenes  und  Fortes,  ganz 
abgesehen  von  der  Stellung  der  Laute,  in  dem  gleichen  Zeichen  zusammen. 
Ich  glaube .  daß  Heimburger  mit  seiner  Transscription  dem  wahren 
phonetischen  Sachverhalt  gerechter  wird  als  Manke!  und  Lienhart.  Zwar 
kenne  ich  die  Mundarten  des  Münster-  und  Zornthaies  nicht  durch  eigene 
Beobachtung,  doch  stehen  mir  einige  Kenntnisse  der  ans  Elsaß  grenzenden 
bernischen  Mundarten  zu  Gebote,  sodann  habe  ich  mir  von  einem  hier 
niedergelassenen  Elsäßer  aus  Kolmar  Einiges  über  seine  Mundart  mittheilen 
lassen,  so  daß  ich  in  der  Lage  bin,  die  elsäßischen  Lautqualitäten,  die  hier 
in  Betracht  fallen,  mit  den  entsprechenden  schweizerischen  genau  vergleichen 
und   auf  ihren  Unterschied  prüfen  zu  können. 

Um  zu  zeigen,  wie  bei  mir  die  fraglichen  elsäßischen  Laute  in  die 
Wahrnehmung  treten,  gebe  ich  einige  Beispiele  in  der  Lautform  des  Kol- 
marer  Dialectes. 

dabed9,  khabäll,  bahlr,  bub9  Puppe,  döbd  <Z  täpe,  maderi,  Spidöl, 
högd  Haken,  druge  drücken,  rig9  Rücken,  woligQ ,  slöfd,  därsgd,  syfd,  ridfo, 
loifg,  grifd,  gridSd,  was9r ,  wäs9,  dresd ,  fdrpfyse,  stäxd,  dyb  Taube,  iitup, 
hyss  Haus. 

S.  6.  Die  Zeichen  für  die  Vermittlungsklangfarben  sind  nicht  empfehlens- 
werth ,  y  ist  passend  gewählt,  insofern  damit  ein  Laut  figuriert  wird,  der 
in  der  Schriftsprache  nicht  vorkommt  und  auch  dem  frz.  u  nicht  entspricht; 
y  stellt  eine  Lautnuance  dar,  bei  deren  Hervorbringung  die  w-Stellung  der 
Zunge  weit  mehr  im  Spiele  ist  als  die  ^-Stellung.  Laxe  Betheiligung  der 
lauterzeugenden  Factoren  ist  ein  wesentliches  Charakteristicum.  Eine  Gleich- 
setzung des  y  mit  frz.   t(,   wie  Lienhart  es  thut,  ist  also  ganz  verkehrt. 

S.  7.  Die  Frage  nach  den  Schicksalen  des  mhd.  e  und  e  ist  zu  kurz 
abgethan.  Mhd.  e  wird  in  Z.  und  dem  Münsterthal  durch  a  vertreten,  wäh- 
rend in  Ottenheim  ä  erscheint,  e  ist  in  Z.  und  M.  e  geworden,  in  0.  c. 
Da  jedoch  das  Material  für  Z.  so  dürftig  beigebracht  wird,  bleibt  man  in 
manchen  Fällen  ohne  Auskunft.  Über  den  Wandel  des  e  vor  W -Verbindungen 
erfährt  man  nichts. 

S.  8.  Die  Formen  Jchulp,  Mpunnd  etc.  sind  nicht  in  eine  Linie  zu 
stellen.  Die  Verben  mit  w -Verbindungen  haben  das  Muster  für  die  übrigen 
abgegeben. 

GERMANIA.    Neue  Reihe.  XXV.  (XXXVII.)  Jahrg.  16 


234     LITTERATUR:  LIENHART  HANS,  LAUT-  UND  FLEXIONSLEHRE  etc. 

Es  ist  weiter  die  höchst  interessante  Eigenthümlichkeit  zu  notieren, 
daß  nd  in  rara  übergeht,  jedoch  nicht  durchaus,  so  finden  wir  hant,  want, 
aber  beim  Plural  hüh'jyä  hende,   ivawrd  wende  (vgl.   Mankel  S.  36). 

S.    12   ff.    sind    einige    falsche  Gleichungen    zu    verzeichnen,     hypj    soll 
ahd.    hiufan    entsprechen.     Es   stellt    sich    zu    Schweiz .     liöi)9    laut    zurufen 
höpld   laut  weinen,     snypd  geht  nicht  auf  mhd.   snupfe    zurück ,  sondern  ge- 
hört zu  Schweiz.  Snüpd  schwer  athmen. 

S,  16.  Die  unbetonten  Vocale  sind  mit  sieben  Linien  abgethan,  was 
sehr  zu  beklagen  ist.  Bemerkensvverthe  Formen  wie  durii,  alias,  e^JS  scheinen 
keiner  Besprechung  werth   gewesen   zu  sein. 

S.  23  bringt  interessante  Assimilation  (respective  Schwund  des  h 
vor  s) :  tvösd  <c  tcahsen,  ösal  <  ahsel. 

S.  26  ff.  Der  Abschnitt  über  die  Quantitätsverhältnisse  läßt  an 
Übersichtlichkeit  Vieles  zu  wünschen  übrig.  Um  zu  reinlichen  Resultaten 
zu  gelangen,  hätte  der  Verfasser  die  Geschicke  der  Vocale  in  ihrer  Stellung 
vor  den  etymologischen  Konsonanten  untersuchen  sollen,  was  zur  Folge  ge- 
habt hätte,  daß  ihm  da  und  dort  ein  anderes  Licht  über  die  fraglichen  Ver- 
hältnisse aufgegangen  wäre. 

Die  Verkürzungen  alter  1,  ü,  iu  würde  er  unter  einen  höheren  Ge- 
sichtspunkt gebracht  und  sie  etwa  so   präcisiert  haben: 

Vor  et)'mologischer  Explosivlenis  bleibt  die  Länge  unangetastet :  wlda, 
llda,  mid9,  hl'nvd  <;  hllhen,  glyiva  <  Muhcn. 

Vor  den   Fortes   tritt  Kürzung  ein:    Uiji),   tsit,   hyt   etc. 

Vor  den  Spiranten  hat  das  gleiche  Gesetz  gewirkt:  slifa ,  rif9,  hyß 
aber  Syfer  <Z  sfifer,  syfdl  <Z  schüfet.  Auch  diese  zwei  letzteren  Beispiele 
sind  so  gesetzmäßig  als  möglich  und  dürfen  nicht  als  grammatische  Quer- 
pfeifer angesehen  werden. 

Vor  s  ist  das  Gesetz  nicht  ganz  durchgedrungen,  ^  verlangt  durchweg 
Kürze. 

Aus  den  Umlautserscheinungen  heben  wir  die  Thatsache  hervor,  daß 
Z.  vom  Umlaut  weniger  Gebrauch  macht,  als  viele  andere  Dialecte.  Mög- 
lich, daß  diese  Mundart  früher  den  Umlaut  in  größerem  Umfange  besessen, 
und  daß  dann  in  manchen  Fällen  das  e-Timbre  in  Folge  der  ihr  inne- 
wohnenden Tendenz ,  das  e  zu  a  zu  wandeln ,  wieder  in  a  überging.  Viel- 
fach sind  analogische  Übertragungen  im  Spiele  gewesen ;  so  ist  in  einigen 
Fällen    der  Vocal    des   Singular    auch    für    den  Plural    maßgebend  geworden. 

Gerne  sähe  man  eine  größere  Liste  von  Wörtern,  wie  hals  PI.,  swants  PI. 
Es  werden  wohl  auch  nhd.  Rad,  Glas  etc.  als  Plurale  fungieren,  wie  dies 
in   Roggenburg  hart  an  der   elsäßischen  Grenze   der  Fall  ist. 

S.  35  ist  auf  den  Abfall  des  auslautenden  e  aufmerksam  zu  machen  : 
§tup  Stube,  mal  matte  etc. 

Wie  die  Lautlehre,  ist  auch  die  Flexion  sehr  summarisch  abgethan. 
Bei  dem  Abschnitt  über  das  Genus  der  Substantive  möchte  man  auch  gerne 
die  Gründe  wissen,  warum  ein  Fremdwort  beim  Übertritt  in  die  Mundart 
sein  Genus  wechselt.  Bei  einigen  liegt  der  Grund  auf  der  Hand.  So  ist 
plaisir  weiblich   geworden,   weil  es  von   fräid  Freude  beeinflußt  wurde. 

S.  52  sind  die  Diminutive,  welche  auf  älteres  -d  (il)  und  Hin  zurück- 
gehen, nicht  genügend  auseinander  gehalten. 


LITTERAT ÜR:  RICB.  HAAGE,  DIETRICH  SCHERENBERG  etc.         235 

S.  65.  Merkwürdig  ist  die  Form  wai ,  die  nicht  als  niederdeutscher 
Import  gedeutet  werden  kann.  Eher  ist  sie  als  Sandhiproduct  zu  fassen. 
Es  mögen  einmal  was  und  ^oa  nebeneinander  bestanden  haben,  iva  entwickelte 
sich   dann  im   Satzzusammenhang  weiter  zu  tvat. 

S.  08.  Bemerkungen,  wie  die  über  das  gebrochene  i  sollten  nicht 
mehr    vorkommen. 

BASEL,  December  1891.  P.  SCHILD. 

Richard  Haage,    Dietrich  Scherenberg   und   sein  Spiel   von  Frau  Jutten. 
Marburger  Dissertation.    1891. 

Die  Studien  über  unser  mittelalterliches  Drama  mehren  sich  in  er- 
freulicher Weise.  Daß  es  unter  diesen  Schriften  zumeist  akademische  Disser- 
tationen sind,  die  das  früher  wenig  beachtete  Gebiet  beschreiten,  ist  ein 
ebenso   günstiges   wie  verheißungsvolles   Zeichen. 

Bis  jetzt  sind  vorzugsweise  drei  der  alten  Spiele  monographischer  Be- 
handlung gewürdigt  worden:  die  zehn  Jungfrauen,  der  Theophilus  und  das 
Redentiner  Osterspiel  ^).  Nun  kommt  endlich  auch  das  ehedem  so  berühmte 
Spiel  von  Frau  Jutten  an  die  Reihe.  Eine  Zeit  lang  galt  es  bekanntlich  über- 
haupt als  das  älteste  deutsche  Trauerspiel,  dann  wenigstens  als  eines  der 
ältesten  Zeugnisse  mittelalterlicher  Dramatik.  Darum  wird  ihm  auch  in  den 
früheren  Monographien  über  die  Anfänge  des  deutschen  Schauspiels,  wie  z.  B. 
in  den  Dissertationen  von  Gustav  Freytag  (1838)  und  Karl  August  Wittenhaus 
(1852)  eine  besondere  Bedeutung  beigelegt,  wenn  auch  in  der  Darstellung 
des  letztgenannten  keine  Textstellen  mitgetheilt  werden.  Keines  unserer  geist- 
lichen Spiele  hat  zudem  eine  so  verschiedenartige  Beurtheilung  erfahren.  Ist 
es  doch  sogar  von  Adelbert  von  Keller  als  Übergang  von  den  Mysterien  zu 
den  Fastnachtschwänken  in  seine  große  Sammlung  der  Fastnachtspiele  auf- 
genommen worden.  Diesem  litterarhistorischen  Irrthume  und  dieser  ästhetischen 
V'erkennung  danken  wir  allerdings  den  zugänglichen  Text,  da  der  erste  Wieder- 
abdruck in  Gottscheds  'Nöthigem  Vorrath'  sehr  selten  geworden  ist.  Der 
Verfasser  der  vorliegenden  Dissertation  betrachtet  freilich  jene  Auffassung 
und  Maßnahme  Kellers  von  einem  anderen  Gesichtspunkte  aus.  Er  meint, 
daß  diese  gänzlich  „unverdiente  Zutheiiung  dem  armen  Zwitterkinde  verhängniß- 
voir'  geworden  sei.  „Denn  als  man  in  den  letzten  Jahrzehnten'')  mit  der 
i^urchforschung  des  wenig  betretenen  Gebietes  der  geistlichen  Spiele  begann, 
da  wußte  man  eben  nicht  recht,  wie  man  eigentlich  daran  war  mit  dem 
Geschlechte  der  Jutta,  und  behandelte  sie  höchst  stiefväterlich."  Wirth 
hätte  in  seinem  bekannten  Buche,  so  bemerkt  Haage  weiter,  an  ihr  ein 
brauchbares  Medium  für  die  litterarischen  Beziehungen  der    geistlichen  Spiele 


')  Hier  mag  bei;  Erwähnung  des  Redentiner  Osterspiels  auf  die  soeben  er- 
scbieuene ,  höchst  dankeuswerthe  Faesimile-Ausgabe  hingewiesen  sein.  Sie  erschien 
einmal  als  Beilage  zum  Osterprogramm  des  Parchimer  Gymnasiums,  dann  auch  separat 
unter  folgendem  Titel:  „Die  Handschrift  des  Redentiner  Osterspiels  im  Licht- 
druck mit  einigen  Beiträgen  zu  seiner  Geschichte  und  Litteratur  herausgegeben  von 
Dr.  A  Ibert  Freybe.  1892.  Druck  der  Bärensprung'scheu  Hofbuchdruckerei,  Schwerin." 
4".  4  Seiten  Vorbemerkungen,    12  Blätter  Text  (Facsiraile)  und  47   Seiten  Abliandlnng. 

^)  Es  sind  freilich  schon  fünf  Jahrzehnte,  dali  mau  „begann";  von  Kellers  Aus- 
gabe an, sind  es  ihrer  nahezu  vier. 

16* 


230  LITTERATUR:  RICH.  HAAGE,  DIETRICH  SCHERENBERG  etc. 

in  Mitteldeutschland  finden  können ,  wäre  seine  Untersuchung  nicht  auf 
Oster-  und  Passions^piele  beschränkt  geblieben.  Hierzu  möge  bemerkt  sein, 
daß  von  stiefväterlicher  Behandlung  des  Stückes  eigentlich  nur  insoweit 
gesprochen  werden  kann,  als  ihm  keine  Specialuntersuchungen  gewidmet  wor- 
den sind.  Denn  die  Litteraturgeschichten  nehmen  doch  alle  mehr  oder 
weniger  gerade  auf  das  Juttenspiel  Rücksicht,  ebenso  die  allgemeinen  Mono- 
graphien, wie  die  von  Müller,  von  Wackernagel,  von  Hase,  von  Reidt  und 
besonders  die  von  Wilken.  Wilkens  Buch  wird  doch  auch  vom  Verfasser 
später  nicht  allein  genannt,  sondern  sogar  zum  Gegenstande  einer  Polemik 
genommen.  Ich  meine,  daß  die  Vernachlässigung  eher  in  der  üblen  Über- 
lieferung gesucht  werden  dürfte.  Hätte  sich  die  Originalhandschrift  oder  über- 
haupt nur  eine  Handschrift  aus  dem  15.  Jahrhundert  entdecken  und  aus- 
findig machen  lassen,  so  hätte  sich  die  Forschung  gewiß  auch  der  Jutta 
zugewandt.  Freilich  hat  gerade  die  Unsicherheit  und  Fehlerhaftigkeit  des 
jüngeren  gedruckten  Textes  gegenüber  dem  einstigen  Originale  Anlaß  zu 
einer  kleinen  Untersuchung  geboten.  Diese  Untersuchung  habe  ich  dereinst 
—  es  sind  gerade  dreißig  Jahre  her  —  unternommen  und  im  ersten  Bande 
der  Neuen  Folge  des  von  Ludwig  Bechstein  begründeten  Deutschen  Museums 
für  Geschichte,  Litteratur,  Kunst  und  Alterthumsforschung  veröifentlicht. 
In  diesen  sprachlichen  Bemerkungen  wollte  ich  das  Verhältniß  beleuchten, 
in  welchem  die  Sprache  des  Stückes  in  seiner  vorliegenden  Gestalt  zu  der 
Mundart  des  Verfassers  steht.  Jetzt  werde  ich  durch  den  Verfasser  der  vor- 
liegenden Dissertation  daran  erinnert,  daß  sich  die  wissenschaftliche  Special- 
litteratur  über  das  Frau  Juttenspiel  thattächlich  auf  diesen  einen  Aufsatz 
von  mir  aus  dem  Jahre  1862  beschränke.  Haage  rechnet  dazu  auch  die 
anderen  von  mir  unter  dem  Titel  ..Zum  Spiel  von  Frau  Jutten"  dargebotenen 
Mittheilungen,  wie  u.  A.  die  Vorrede  des  Herausgebers  Hieronymus  Tilesius 
und  namentlich  meine  Bemerkungen  über  den  Cleriker  und  Notar  Theoderich 
Scherenberg  zu  Mühlhausen  (mit  Facsimile  seines  Notariatszeichens)  ').  Mit 
diesen  suchte  ich  die  Heimat  und  den  Namen  des  Dichters  für  die  Litte- 
raturgeschichte  festzustellen.  Allerdings  hegte  ich  leise  Zweifel,  ob  Scheren- 
berg wirklich  auch  der  Verfasser  sei,  ob  die  jetzt  angenommene  Abfassungs- 
zeit des  Stückes  (1480)  dem  Wortschatze,  der  Ausdrucksweise  und  noch 
mehr  der  Composition  entspreche.  Schließlich  bemerkte  ich ,  diese  Frage 
über  das  Alter  des  Stückes  bedürfe  noch  einer  eingehenden  Untersuchung, 
der  ich  vielleicht  nachgehen  würde.     Ich   bin   aber  nicht  dazu  gelangt. 

Nun  haben  Theoderich  Scherenberg  und  sein  Spiel  von  Frau  Jutten 
in  der  vorliegenden  Dissertation  eine  höchst  eingehende  und  dankenswerthe 
Würdigung  gefunden ,  die  zugleich  für  die  litterarhistorische  Schätzung  noch 
anderer  geistlicher  Spiele  von  Belang  ist.  Der  Verfasser  stellt  gleich  im 
Anfang  als  zweifelloses  Ergebniß  seiner  Untersuchung  hin,  daß  das  leitende 
Motiv  und  der  Mittelpunkt  des  Juttenspiels  allein  die  Verherrlichung  der 
Mutter  Gottes   und  der    Heiligen   in   wissentlichem  Gegensatz   zu   dem    „Zehn- 

')  Von  den  Litteraturhistorikern  liat  nur  Koberstein- Bartsch  meine  Abliaudlung 
citiert.  Bei  der  geringen  Verbreitung,  die  das  Deutsche  Museum  gefunden  bat,  werden 
nur  verschwindend  wenige  der  Facligenosseu  von  ihr  Notiz  genommen  haben,  ebenso 
wie  auch  mein  Wiederabdruck  des  feprachverderbers  vom  Jahre  1643  im  Museum  so 
gut  wie  unbekannt  geblieben  ist.  (Vgl.  Zeitschrift  für  den  deutschen  Unterricht  5,  .'JIG  flF.) 


LITTERATUR:  RICH.  HAAGE,  DIETRICH  SCHEKENBERG  etc.  237 

Jungfrauenspiel"  gewesen  sei.  Auch  will  er  im  Gegensatz  zu  Goedeke ,  der 
angegeben  hatte,  das  Stück  sei  vom  ersten  Herausgeber,  Magister  Hie- 
ronymus  Tilesius,  ungehörig  interpoliert  worden,  den  Nachweis  erbringen, 
daß  der  alte  Text  rein  und  unversehrt  unter  leichter  Hülle  vor  uns  liege. 
Hiermit  beschäftigt  sich  der  erste  Theil  der  Schi'ift:  „Der  Dichter  und  sein 
Stoff"'.  Im  zweiten  über  den  Dichter  und  die  Tradition  des  geistlichen 
Schauspiels  werden  uns  die  Zusammenhänge  der  Jutta  mit  vielen  anderen 
Spielen  gezeigt.  Hier  ist  namentlich  die  Übereinstimmung  vieler  Stellen  mit 
dem  Theophilus  von  überraschender  Bedeutung.  Haage  zeigt  uns  aber  nicht 
allein ,  wie  der  Dichter  sich  eine  ganze  Reihe  älterer  Spiele  für  seine 
Schöpfung  zu  Nutze  gemacht  hat,  sondern  auch  wie  er  in  ungeschickter 
Weise  seine  Rede  mit  Formeln  und  Flickwörtern  bis  zum  Übermaß  aus- 
stattet. Diese  stilistischen  Beobachtungen  sind  eine  erwünschte  Ergänzung 
zu  dem  Theile  des  Wirth'schen  Buches,  der  vom  Stil  der  geistlichen  Spiele 
handelt.   Mit  Recht  hat  der  Verfasser  auch   auf  Wirth   hingewiesen. 

Nicht  allein  gegen  Goedeke  wendet  sich  Haage,  sondern  auch  gegen 
Wilkens  Ansicht  (in  seiner  Geschichte  der  geistlichen  Spiele  S.  206),  daß 
die  Handschrift  des  Verfassers  wahrscheinlich  noch  eine  lateinische  Spiel- 
ordnung aufgewiesen  habe,  wie  aus  einzelnen  Spuren  hervorgehe.  Haage 
macht  dagegen  geltend,  die  deutschen  Überschriften  der  einzelnen  Scenen 
stimmten  in  ihrem  Wortlaut  mit  anderen  gleichzeitigen  Spielordnungen  überein. 
Dem  Verfasser  der  Dissertation  ist  es  eben  darum  zu  thun ,  nachzuweisen, 
daß  die  Urschrift  ohne  weitere  Umgestaltung  durch  Tilesius  in  die  Druckerei 
gewandert  sei  und  hier  nur  durch  den  Setzer  Modernisierungen  erfahren 
habe.  Es  ist  ihm  ferner  darum  zu  thun,  Dietrich  Scherenberg  als  wirklichen 
Dichter  festzuhalten,  darum  erklärt  er  sich  auch  gegen  die  von  mir  dereinst 
geäußerten  „leisen  Zweifel".  Ich  gestehe,  daß  mir  Haages  Einwendungen 
gegründet  erscheinen,   und  daß   ich   fortan   nicht  mehr  zweifle. 

Dagegen  möchte  ich  hinsichtlich  der  Namensform  Scherenberg,  wie 
ich  sie  statt  Schernberg,  Schernberck  empfohlen  habe,  bei  meiner 
früheren  Ansicht  beharren,  zunächst  wenigstens  theoretisch.  In  dem  von  mir 
angezogenen  Notariatsinstrumente  erscheint  der  Name  in  der  Form  Scherin- 
berg  (über  dem  i  kein  Punkt),  die  nicht  als  Schermberg  aufzufassen  ist. 
Es  ist  durchaus  nicht  richtig  und  nur  eine  Verlesung,  wenn  Haage  angibt, 
der  Dichter  zeichne  sich  in  Urkunden  neben  Scher inberg,  Schernbergk 
auch  Schermberg,  Schermbergk.  Es  kann  sich  nur  um  die  volle  Form 
Scherinberg  =  Scherenbergk  und  die  synkopierte  Schernberg 
handeln.  Für  die  letztere  scheint  dem  Verfasser  die  Umschrift  auf  dem  er- 
haltenen Siegel  zu  sprechen:  S.  theoderici  Schernberg,  sowie  die 
heutige  Schreibung  des  Fleckens,  aus  dem  die  Familie  aller  Wahrscheinlich- 
keit nach  stammte.  Einer  modernen  Namensform  zu  Liebe  braucht  aber  ein 
Name,  der  vom  Träger  selbst  öfters  eigenhändig  überliefert  ist,  nicht  ver- 
ändert zu  werden.  Und  ist  Schernberg  um  1480  auch  schon  die  Schrei- 
bung des  Fleckens?  Mehr  Gewicht  könnte  ja  der  Inschrift  des  Siegels  zu- 
gestanden werden.  Wer  sich  aber  mit  der  Sphragistik  beschäftigt  hat,  der 
weiß  es  zur  Genüge ,  daß  die  Stecher ,  die  Verfertiger  der  Siegel  und  der 
Inschriften,  öfters  aus  Mangel  an  Platz  sich  Änderungen  erlauben,  entweder 
durchaus  abkürzen   oder  an  den  Buchstaben  sparen.   Viel  wichtiger  ist  immei- 


238         LITTERATÜR:  RtCH.  HAAGE,  DlETRICfl  SCHERENBERG  etc. 

die  eigenhändige  Schreibung.  Wenn  nun  Scherin berg,  wie  es  doch  der 
Fall  ist,  überwiegt  und  Schernberg  nur  selten  in  den  Urkunden  er- 
scheint, so  hat  die  volle  Form  zu  gelten,  die  auch  dem  Charakter  des  da- 
maligen thüringischen  Dialektes  durchaus  entspricht,  und  darum  sollte 
Scherenberg  fortan  in  der  Litteraturgeschichte  angesetzt  werden.  Es  thut 
mir  aufrichtig  leid,  daß  Haage  sich  für  Sc  hernberg  erklärt  hat  und  durch 
seineu  litterarischen  Vorgang  dieser  modernen  Form ,  die  bisher  auch  von 
den  Litteraturhistorikern  angewandt  worden  ist,  Geltung  verschaffen  wird. 
Nachdem  das  aber  einmal  geschehen,  wird  man  gut  thun ,  um  der  Einheit- 
lichkeit willen  es  nunmehr  bei  dem  Namen  Schernberg  zu  belassen.  Für 
die  Praxis  also  gebe  ich  gerne  meine  Auffassung  preis  und  werde  selbst 
im  Gegensatz  zu  meiner  Schreibung  im  Museum  den  Dichter  von  nun  an 
Schernberg  nennen. 

Auch  der  Vorname  gibt  zu  einer  Erwägung  Anlaß.  Die  Litteratur- 
geschichten  bieten  bis  jetzt  die  alte  nach  dem  Lateinischen  festgehaltene 
Form  Theoderich.  Soll  nun  mit  Haage  die  neue  deutsche  Dietrich  ein- 
geführt werden?  Ich  gestehe,  daß  dieses  Dietrich  ungewohnt  ist  und 
darum  etwas  fremdartig  klingt.  Wäre  der  Dichter  weltlichen  Standes,  so 
würde  man  kein  Bedenken  tragen,  ihn  Dietrich  zu  nennen.  Da  wir  aber 
von  ihm  selbst  den  deutschen  Namen  nicht  erfahren  —  er  nennt  sich  selbst 
in  einer  deutschen  Urkunde  Theodericus  — ,  so  werden  wir  wonl  gut 
thun,   den   alten  Brauch   beizubehalten,  wenigstens   fürs   erste. 

Wichtiger  für  die  Litteraturgeschichte  als  diese  Namensform  scheint 
der  Nachweis,  daß  der  bereits  als  Cleriker  und  Notar  im  thüringischen 
Mühlhausen  bekannte  Theodericus  Scherinberg  (Schernberg)  Vicar 
an  der  dortigen  Johannis-Capelle  gewesen  ist.  Wir  erfahren  das  aus  einer 
deutsch  geschriebenen  Urkunde  vom  Jahre  1499,  in  der  unser  Dichter 
ditterich  Scherniberg  (das  ist  doch  wohl  =:  Scherinberg)  genannt 
wird.  Auch  noch  andere  Zeugnisse  bringt  Haage  bei.  Er  hat  sich  sogar 
bemüht,  Nachforschungen  in  den  Matrikeln  der  Universitäten  Erfurt,  Heidel- 
berg und  Ingolstadt  anzustellen,  aber  leider  erfolglos.  Dann  weist  er  hin 
auf  vierzehn  zum  Theil  in  Mühlhausen,  zum  Theil  im  Dresdener  Staats- 
archiv aufbewahrte  Pergamenturkunden,  die  im  Vereine  mit  der  zahlreichen 
Erwähnung  seines  Namens  in  den  Stadtrechnungen  der  Jahre  1483 — 1502 
die  Frage  nach  der  Heimat  des  Dichters  vollständig  lösen.  Von  jenen 
Urkunden  sollen  die  biographisch  und  sprachlich  merkwürdigsten  in  einem 
Anhange  mitgetheilt  werden.  Dieser  Anhang  ist  aber  in  der  vorliegenden 
Dissertation  nicht  gegeben.  Wird  er  vielleicht  in  einer  für  den  Buchhandel 
bestimmten   erweiterten  Ausgabe  nachfolgen? 

Nach  der  eingehenden  und  lehrreichen  Besprechung  des  Stoffes  und 
seiner  Benutzung  durch  den  Dichter,  wobei  natürlich  auch  die  bekannte 
Schrift  von  Döllinger  herangezogen  wird,  gedenkt  der  Verfasser  auch  des 
Spiels  von  den  zehn  Jungfrauen,  welches  in  schroffem  Gegensatze  zum 
Theophilus  und  zur  Jutta  die  Fürbitte  der  Mutter  Gottes  als  wirkungslos 
darstellt  und  die  gnadenlosen  Sünderinnen  zur  verdienten  Strafe  gelangen 
läßt.  Haage  bemüht  sich,  wahrscheinlich  zu  machen,  und  wie  mir  scheint 
nicht  ganz  ohne  Glück,  daß  Scherenberg  gegen  die  überspannte  Strenge  des 
Zf.linjungfrauenspiels  sein  Drama  geschrieben  habe.  Zu  einzelnen  Gegen- 
bemerkungen geben  seine  Erörterungen  aber  auch  Anlaß. 


L1TT?:HATUR:  RICFT.  TTA\GE,  DIETKICH  SCHERENBERG  etc.  239 

Wenn  er  sagt,  der  gewaltige,  sich  von  Scene  zu  Scene  steigernde 
Eindruck  der  Spiele  von  den  zehn  Jungfrauen  klinge  schließlich  auf  das 
Wirksamste  in  der  großartigen  Nibelungenstrophe  aus,  so  hätte  er  noch 
hinzusetzen  sollen :  und  Waltherliedstrophe.  Denn  nur  die  erste  Strophe  ist 
in  der  Nibelungenstrophe  gebaut  und  vielleicht  nicht  richtig  überliefert. 
Rieger  hat  deshalb  in  seiner  Herstellung  der  Strophen  (Germania  10,  335) 
in  der  siebenten  Halbzeile  eine  Ergänzung  vorgeschlagen.  Vgl.  auch  meine 
Dissertation  ..Zum  Spiel  von  den  zehn  Jungfrauen''  (Jena  1866)  S.  27 
=   Germ.    11,    155. 

Haage  führt  zweimal  den  wiederholten  Klageschrei  der  Thörichten  an: 
^^ns  wirt  nimmer  rat.  Die  Mühlhauser  Handschrift  hat  aber  zum  Theil  in 
Einklang  mit  der  Hessischen  die  Lesart  uns'  =  unser,  wie  ich  auch  in 
meinem  Lesartenverzeichniß   angegeben   habe   (S.   30   =   Germ.    11,    158). 

Am  Schlüsse  seiner  Betrachtung  des  ersten  Theils  äußert  Haage  Zweifel 
an  der  Identität  des  Eisenacher  Spiels  mit  dem  in  der  Mühlhauser  Hs.  über- 
lieferten, und  zwar  deshalb,  weil  in  der  Chronik  auch  von  der  Fürbitte  der 
Heiligen  gesprochen  werde,  die  im  vorhandenen  Spiele  fehle.  Auf  diesen 
Punkt  ist  schon  mein  Vater  in  seiner  Ausgabe  zu  sprechen  gekommen,  was 
dem  Verfasser  entgangen  zu  sein  scheint,  ebenso  auch  Rieger;  dann  habe 
ich  zweimal  dieses  Widerstreites  gedacht.  In  der  Dissertation  (S.  9  :=:  Germ. 
11,  137)  habe  ich  bemerkt,  ich  möchte  die  Wendung  im  Chronicon  Sam- 
petrinum:  b.  virginis  Mariae  et  omnium  sanctorum  mit  L.  Bechstein 
für  eine  Metapher  oder  geradezu  für  eine  Formel  halten ,  habe  auch ,  wie 
vorher  mein  Vater,  ausdrücklich  auf  eine  Stelle  in  der  Rede  einer  Thörichten 
aufmerksam  gemacht,  in  der  es  heißt:  Maria  mac  mir  nicht  [Hs.  b: 
nommer]  zu  staten  gesta,  mi  sin  auch  alle  sine  heilrjen  gehaz  [Hs.  b: 
mir  sin  die  heiligen  gar  gehaß],  und  doch  treten  die  Heiligen  nicht  han- 
delnd auf.  Und  dem  habe  ich  in  meinem  Schriftchen  (Vortrag)  „Das  Spiel 
von  den  zehn  Jungfrauen"  (Rostock  1872)  hinzugefügt  (S.  27),  daß  jene 
sprachliche  Formel  nicht  allein  in  der  allgemeinen  Auffassung  wurzelte, 
sondern  auch  aus  der  lebendigen  Darstellung  geschöpft  sein  mochte,  indem 
Maria,  auch  ohne  daß  es  ausdrücklich  scenisch  vorgeschrieben  stand,  wahr- 
scheinlich neben  der  Engelschaar  auch  von  Heiligen,  und  zwar  nicht  von 
allen  oder  beliebigen  Heiligen,  sondern  von  Evangelisten  und  Aposteln  um- 
geben war.  Ich  glaube  daher,  daß  es  durchaus  nicht  nöthig  ist,  mit  Haage 
den  Mühlhauser  Text  nur  für  eine  Variante  des  Eisenacher  Spiels  zu  halten, 
ganz  abgesehen  davon,  daß  auch  im  hessischen  Texte  die  Heiligen  nicht 
auftreten. 

Im  zweiten  Theile  der  Abhandlung  war  mir  besonders  interessant  die 
Zusammenstellung  der  Jutta  mit  Theilen  aus  der  Zehnjungfrauenscene  des 
Künzelsauer  Frohnleichnamsspiels.  Bis  jetzt  wissen  wir  nur  von  der  Ver- 
werthung  der  Parabel  in  diesem  Spiele  durch  die  kurze  Erwähnung  Hermann 
Werners  in  der  Germania  4,  359.  Der  von  Milchsack  verheißene  Abdruck 
läßt  noch  immer  auf  sich  warten.  Haage  konnte  für  seine  überraschenden 
Parallelen  eine  Abschrift  benutzen,  die  er  der  Güte  T.  Mansholts  verdankte, 
welcher  seinerseits  näheren   Aufschluß  darüber  zu  geben  verspricht. 

Haage  selbst  stellt  in  dieser  seiner  erfreulichen  Erstlingsschrift  noch 
andere  Arbeiten    in  Aussicht.     Zuerst  eine  Ausgabe  des  Juttenspiels.     Nach- 


240         LITTERATUH:  KICH.  HAAfJE,  DIETRICH  SCHERENBEKG  etc. 

dein  er  mit  gewichtigen  Gründen,  wie  mir  scheint,  jene  Annahme  Goedekes 
von  einer  Interpolation  durch  Tilesius  entkräftet  hat,  will  er  den  Versuch 
wagen,  das  Stück  in  der  ursprünglichen  Sprachform  wiederherzustellen.  Ich 
hatte  mir  ebenfalls  für  die  mit  Karl  Schröder  geplante  Sammlung  geist- 
licher Dramen  neben  den  Ausgaben  der  Spiele  von  den  zehn  Jungfrauen  und 
von  der  heiligen  Katharina  auch  die  Bearbeitung  der  Jutta  vorgenommen. 
Sollte  jenes  Unternehmen  wirklich  zur  Ausführung  gelangen ,  so  würde  ich 
aber  eine  Wiederherstellung  im  Sinne  Haages  nicht  auf  mich  nehmen.  Eine 
solche  scheint  mir  doch  ein  allzu  großes  AVagniß,  weder  möglich  noch 
wünschenswerth.  Schließlich  kommt  nichts  weiter  als  ein  Exercitium  heraus. 
Neben  einer  wirklichen  Ausgabe,  die  allerdings  mehr  sein  soll  als  ein  bloßer 
Abdruck,  wäre  aber  auch  bei  der  Seltenheit  des  alten  Druckes  und  bei  der 
immerhin  erschwerten  Benutzung  des  Gottsched'schen  wie  des  Keller'schen 
AV'erkes  ein  genauer  Abdruck,  etwa  in  Braunes  Sammlung,  höchst  will- 
kommen. 

Haage  verheißt  uns  ferner  eine  Abhandlung  über  das  Alter  der  Faust- 
spiele und  ihre  geistlichen  und  altvolksthümlichen  Elemente.  Auch  deutet 
er  an,  daß  über  das  merkwürdige  Gothaer  Bruchstück  eines  Dramas  (bei 
Bartsch,  zur  Quellenkunde  der  altd.  Litt.  S.  3.5.5;  Rache  des  Titus  an  den 
Juden)  Prof.  Edward  Schröder  in  Kürze  zu  handeln  gedenkt.  Man  sieht,  für 
unser  älteres  Drama  ist  die  Zeit  gekommen;  es  ist  immer  mehr  ein  bevor- 
zugter Gegenstand   der  Forschung  geworden. 

ROSTOCK,  Ostern  1892.  REINHOLD  BECHSTEIN. 


Mittheiluiigen. 

i"  am  13.  December  1891  zu  Berlin  der  hervorragende  Goethekenner 
G.  von  Loeper;  am  29.  Januar  1892  zu  Straßburg  Prof.  Dr.  B.  ten  Brink; 
am    16.   April  Prof.   Dr.   M.  v.   Lex  er  in  München. 

Ernannt  wurden:  Prof.  Dr.  A.  B  ran  dl  in  Göttingen  zum  Professor 
der  englischen  Philologie  in  Straßburg;  Prof.  Dr.  0.  Brenner  in  München 
zum  Professor  der  deutschen  Philologie  in  Würzburg;  die  außerordentlichen 
Professoren  Dr.  K.  J.  Schröer  am  Polytechnikum  in  Wien  und  B.  Seuffert 
in  Graz  zu  ordentlichen  Professoren;  der  Privatdocent  Dr.  F.  Kau  ff  mann 
in  Marburg  zum  außerordentl.  Professor  in  Halle;  Dr.  Albert  Kost  er  in 
Hamburg  zum  außerordentl.  Professor  in  Marburg  (für  neuere  deutsche  Litte- 
ratur);  Dr.  Jan  te  Winkel  in  Groningen  zum  ordentl.  Professor  an  der 
Universität  Amsterdam   (für  niederl.   Sprache  und   Litteratur). 

Habilitiert  haben  sich  für  german.  Philologie  Dr.  F.  Detter  und  Dr. 
M.  Jellinek  in  Wien,  Dr.  B.  Kahle  in  Heidelberg,  Dr.  Siegmar  Schnitze 
in  Halle. 


(Berichtigung.)    S.   113,   Z.   8  v.   u. :   statt  des  Priesters,   lies:  'des 
Richters*. 


AUSTRONIA. 


Als  östliches  Grenzland  des  spanischen  Swebenreiches  im  fünften 
Jahrhundert  nennt  Jordanes  280:  (iSuavi)  habentes  ab  Oriente  Austro- 
gonia,  wozu  die  Lesarten  in  Mommsens  Ausgabe  p.  116:  Austro- 
goniara  BXY,  Anstronia  HPV,  Austroniam  A,  Autronia  L. 

Es  ergibt  sich  demgemäL^  für  die  Hauptgruppe  der  Jordanes- 
Hss.  (HPVAL)  die  Form  Austronia,  für  die  Hss.  zweiter  (OB)  und 
dritter  Ordnung  (XYZ)  aber  jene  erweiterte  Form  Austrogonia,  welche 
bei  Mommsen  in  den  Text  gesetzt  ist. 

Die  Sweben  saßen  damals  im  nordwestlichen  Theile  der  Iberi- 
schen Halbinsel,  entsprechend  dem  heutigen  Galicien  und  der  Nord- 
hälfte von  Portugal,  oder  wie  Jordanes  a.  a.  O.  sich  ausdrückt: 
in  Gallien  und  Lysitanien  auf  der  rechten  Seite  Spaniens  längs  der 
Küste,  im  Westen  durch  das  Heiligthura  des  Scipio  auf  einem  Vor- 
gebirge (gemeint  ist  wohl  das  Gap  Finisterre,  oder  höchstens,  wenn 
auch  minder  ansprechend,  das  Cap  Roca,  denn  das  Denkmal  des 
Scipio,  richtiger  des  Caepio,  auf  einer  Klippe  an  der  Mündung  des 
Guadalquivir,  von  welchem  Jordanes  7  spricht,  kann  selbst  dann 
nicht  gut  in  Betracht  kommen,  wenn  Jordanes  die  Localität  mit  dem 
Cap  Vincent  verwechselt  hat,  da  auch  dieses  weit  unter  dem  Tajo, 
der  Südgrenze  des  Swebenreiches,  liegt),  im  Norden  vom  Ocean  (Canta- 
brisches  Meer) ,  im  Süden  von  Lysitanien  und  dem  Tajo  begrenzt. 

Wie  Jordanes  des  Weiteren  berichtet,  strebte  der  Swebenkönig 
Rikiari  die  Ausdehnung  seiner  Macht  über  ganz  Spanien  an  und  drang 
mit  einem  Heere  in  das  Gebiet  seines  Verwandten,  des  zu  Tolosa 
residierenden  Westgotenkönigs  Theodorid  ein,  welcher  jenem  seiner- 
seits mit  Unterstützug  der  Burgunden  entgegentrat  und  ihn  am 
asturisch-iberischen  Grenzflusse  Ulbius  (richtig  Urbicus,  heute  Orbigo 
im  Königreiche  Leon)  schlug.  Die  Localität  der  Schlacht  fällt  in  die 
Nordhälfte  des  östlichen  Grenzgebietes  der  Sweben,  also  offenbar  in 
das  nach  den  anderen  Seiten  hin  nicht  näher  zu  begrenzende  Land 
Austronia,  welches  der  Herrschaft  des  Gotenkönigs  unterworfen 
gewesen  sein  mufS,  jedoch,  wie  ich  sofort  zeigen  werde,  vom  swebi- 
schen  Standpunkte  aus  benannt  ist. 

GERMANIA.     Neue  Keilie  XXV.  (XXXVU.)  Jahrg.  17 


242  TH.  V.  ORIENBEKGER,  AUSTRONtA. 

Austronia  ist  augenscheinlich  nichts  anderes  als  an.  austroenn, 
ahd.  as.  ostroni,  adj.,  von  Osten  kommend,  östlich,  und  muß  im 
Sinne  des  Gotischen  als  ein  Substantivum  so  Austroni  mit  der  Be- 
deutung Ostland,  östliches  Gebiet  angesetzt  werden.  Auf  ein  stf. 
wenigstens  führt  die  Form  im  lateinischen  Texte  Austronia,  zu  welcher 
ein  an  sich  ebensogut  denkbares  stn.  Austroni  weniger  passte. 

Wenn  man  will,  so  kann  man  sich  den  Landnamen  elliptisch 
aus  so  austroni  airtha,  die  östliche  Gegend,  entstanden  denken,  doch 
halte  ich  das  für  Nebensache.  Hervorzuheben  aber  ist,  daß  dieses 
Ostland  als  solches  nur  den  Sweben  gegenüber  erscheint,  keineswegs 
innerhalb  des  Reiches  der  Westgoten,  in  dem  es  wesentlich  westlich 
orientiert  ist,  daß  Austronia  also,  sowie  ein  swebischer  Begriff,  auch 
ein  swebisches  Wort  sein  muß. 

Damit  hat  nun  der  bei  Mela  und  Anderen  genannte  Volksstamm 
der  Autrigones,  angeblich  im  Westen  von  Gallaecien,  vgl.  Mommsens 
Note  im  Index  zu  Jordanes  '),  nichts  zu  thun,  denn  weder  stimmt  die 
für  dieselbe  beanspruchte  geographische  Lage,  noch  ist  man  be- 
rechtigt, die  einmalige  Lesart  Autronia  (L)  mit  dem  Austrogonia 
der  Hss.  der  zweiten  und  dritten  Ordnung  verbindend  eine  Herstellung 
Autrogonia  zu  wagen,  welche  mit  den  Autrigones  überdies  noch 
immer  nicht  genau  übereinstimmte. 

Autronia  erklärt  sich  vielmehr  als  eine  graphische  Verstümme- 
lung gleich  Theutes  neben  Theustes  Jordanes  22  d.  i.  die  Landschaft 
Tiust  in  Schweden,  und  Austrogonia  ist  ohne  Zweifel  die  freie  Um- 
formung eines  ursprünglichen  Austroonia,  in  welches  ein  g  einge- 
schoben wurde,  vielleicht  um  den  scheinbaren  Hiatus  zu  tilgen,  oder 
noch  wahrscheinlicher  unter  dem  Zwange  einer  falschen  Analogie, 
wobei  man,  um  ein  naheliegendes  Beispiel  zu  wählen,  an  den  Namen 
der  spanischen  Landschaft  Aragonia  denken  kann.  Anziehend  ist  es, 
zu  bemerken,  daß  die  Umformung  Austrogonia  für  Austroonia  schon 
in  dem  gemeinsamen  Stammvater  der  Jordaneshss.  zweiter  und  dritter 
Ordnung  vollzogen  gewesen  sein  muß ,  daß  also  auch  aus  diesem 
Beispiel  die  engere  Verwandtschaft  dieser  beiden  Hss.-Gruppen  gegen- 
über der  ersten  neue  Bestätigung  erfährt. 

SALZBURG.  THEODOR  v.  GRIEN  BERGER. 


^)  In  Hispania  Tarraconensis  Holder,  altceltischer  Sprachschatz  .30.3. 


FR.  KAUFFMANN,  ÜBER  ALTHOCHDEUTSCHE  ORTHOGRAPHIE.       243 


ÜBER  ALTHOCHDEUTSCHR  ORTHOGRAPHIE. 

Die  neue  Aufla2;e  von  Braunes  alid.  Grammatik  entliält  Bemer- 
kungen allf;:;emeineren  Charakters,  über  deren  principielle  Bedeutung 
kein  Zweifel  obwalten  knnn.  Ks  will  Braune  bedünken  (Vorw.  S.  VII), 
daü  man  aUvS  den  neuer(Mi  ]\lundarten  leicht  zu  viel  schließen  könne, 
insbesondere  wenn  eine  reicidiciie  und  in  sich  geschlossene  ahd.  Über- 
lieferung ohne  Weiteres  nach  dem  neueren  Bestände  umgedeutet  und 
corrigiert  werden  soll.  Ich  glaube  nicht,  daß  die  Berücksichtigung 
der  neueren  mundartlichen  Entwicklungen  von  dem  Gedanken  ein- 
gegeben war,  was  in  den  ahd.  Denkmälern  geschrieben  steht,  um- 
deuten oder  gar  verbessern  zu  wollen.  Es  hat  sich  vielmehr  die 
Erkenntuiß  aufgedrängt,  daß  es  nicht  zulässig  ist,  die  Lautbezeich- 
nung  ahd.  (und  mhd.)  Periode  nach  demjenigen  Laut  wert  he  zu  be- 
stimmen, den  wir  heutzutage  mit  den  betreffenden  Lautzeichen  zu 
verbinden  gewohnt  sind.  Das  Mißtrauen  gegen  den  Buchstaben  hat 
alhnälig  die  Einsicht  in  die  fundamentale  Bedeutung  der  Ortho- 
graphie an  sicli  gezeitigt  (vgl.  Scherer,  Zs.  f.  österr.  Gymn.  1875, 
200  ff).  Braune  ist  selbst  der  Ansicht  (§.  88,  Anm.  2),  daß  sich  die 
Lautwerthe ,  welche  den  ahd.  Schriftzeichen  zukommen,  nicht  mit 
voller  Sicherheit  bestimmen  lassen.  Füi'  das  Fränkische  gibt  Braune 
zu,  daß  sich  Manclies  mit  Wahrscheinlichkeit  nach  den  neueren  Dia- 
lecten  werde  vermuthen  lassen,  und  er  steht  auch  den  neuerdings  für 
das  Altobd.  geltend  gemachten  Positionen  nicht  gerade  ablehnend, 
aber  doch,  wie  die  Mehrzahl  der  Fachgenossen,  sehr  skeptisch  gegen- 
über. Braune  weist  es  z.  B.  ab,  für  die  bis  ins  11.  Jh.  sich  haltende 
Schreibung  sk,  sc  auf  spirantische  Bedeutung  der  Zeichen  k,  c  zu 
schließen,  gesteht  aber  §.  149,  Anm.  5  zu,  daß  in  der  Verbindung  -egi- 
g  Spirant  gewesen  sein  müsse.  Nun  wird  gerade  in  dieser  Verbindung 
mit  Vorliebe  -eki-  geschrieben,  und  wenn  in  diesem  Falle  k  einen 
spirantischen  Laut  vertritt,  bleibt  auch  für  sk-  wenigstens  die  IMöglich- 
keit  offen.  Solche  Erwägungen  müssen  den  Glauben  an  die  buch- 
stäbliche Bedeutung  der  ahd.  Lautzeichen  gründlich  erschüttern  und 
die  Vermuthung  wachrufen,  daß  Lautzeichen  und  Lautwerth  (wenig- 
stens zum  Theil)  incommensurable  Größen  sind,  daß  die  Ortho- 
graphie von  der  Aussprache  im  Wesentlichen  ganz  unabhängig  gewesen, 
daß  die  Lautgeschichte  mit  den  Wandlungen  der  Ortho- 
graphie ganz  und  gar  nicht  identisch  ist.  Beide  sind  unab- 
hängig   voneinander    vor    sich    gegangen,    und   nur  in  seltenen  P"'ällen 

17* 


244  FR-  KAUFFMANN 

heftet  sich  an  eine  orthographische  Erscheinung  das  lautge- 
schichtliche Interesse:  aber  selbst  dann  sind  Irrthümer,  z.  B.  der 
Chronologie,  kaum  zu  verhüten. 

Es  knüpfen  sich  an  die  ahd.  Orthographie  sehr  interessante 
Probleme.  Sie  gehören  aber  nicht  blos  der  Sprach  -,  sondern  der 
allgemeinen  Culturgeschichte  an.  Dürftig  und  unbedeutend  ist,  was 
man  aus  dem  inneren  Deutschland  an  Runeninschriften  kennt.  Sie 
gehören  sammt  und  sonders  einer  verhältnißmäßig  späten  Zeit  an 
und  beweisen,  wie  gering  das  Interesse  an  der  Fixierung  des  ge- 
sprochenen Wortes  gewesen ,  wie  wenig  der  praktische  Werth  der 
Schrift  erkannt  war.  Erst  die  Männer  der  Kirche  haben  die  Auf- 
klärung gebracht  und  das  eingewurzelte  Mißtrauen  gegen  Geschriebenes 
überwunden.  Mit  ihnen  kam  das  lateinische  Alphabet  und  Schrift- 
wesen. In  der  Zeit  vor  der  Karolingischen  Renaissance  mit  ihrem  in 
der  Schreibschule  von  Tours  so  schön  und  klar  ausgebildeten  Karo- 
lingischen Ductus  sind  es  im  Wesentlichen  zwei  Systeme,  die  mero- 
wingische  und  die  angelsächsisch -irische  Schrift,  welche  auch  im 
inneren  Deutschland  Eingang  gefunden  haben.  Die  etwa  noch  zu 
erwähnende  langobardisch-beneventinische  Schrift  scheint  hier  viel 
weniger  im  Umlauf  gewesen  zu  sein.  Westfranken  auf  der  einen, 
Angelsachsen  und  Iren  auf  der  anderen  Seite  bilden  die  beiden  Pole, 
in  deren  Zenith  schließlich  die  echtdeutsche  Cultur  des  Karolingischen 
Zeitalters  aufgegangen  ist.  Man  darf  mit  Recht  behaupten,  daß  die 
Loslösung  Deutschlands  von  dem  romauisierenden  Einfluß  des  Franken- 
reiches durch  den  kräftigen  Strom  volksthümlicher  Interessen,  welche 
von  den  angelsächsischen  Schriftgelehrten  zu  uns  verpflanzt  sind,  ein- 
geleitet worden  ist. 

Während  bei  der  Einführung  des  Urkundenwesens  mit 
seinen  Beamten  ausschließlich  das  Westreich  betheiligt  ist  (vgl.  H. 
Breßlau,  Forschungen  zur  deutschen  Geschichte  XXVI,  1  flf. ,  Ders. 
Handbuch  der  Urkundenlehre  I.  Leipzig  1889),  scheinen,  so  viel  bis 
jetzt  zu  übersehen  ist,  die  Angelsachsen  das  literarische  Leben 
in  Deutschland  geweckt  zu  haben.  Während  aber  die  fremdartigen 
Institutionen  des  Urkundenwesens  rasch  verfallen,  erlebt  schon  im 
9.  Jh.  die  deutsche  Litteratur  einen  kraftvollen  Aufschwung.  Die 
(unter  angelsächsischer  Leitung  und  nach  angelsächsischem  Vorbild?) 
ins  Leben  gerufene  Übersetzungslitteratur  bildet  die  Vorschule  für  das 
trotz  aller  Pedanterie  kerndeutsche  Weißenburger  Evangelienbuch. 

Es  gibt  ein  Capitel  des  deutschen  Schriftwesens,  in  welchem 
sich  diese  Bewegung  do:    litterarischen  Kräfte  deutlich  verfolgen  läßt. 


ÜBER  AF.TH0CHDFATT3CHE  OKTlIOi;KAPHIE.  245 

Man  könnte  sich  füj>licli  darüber  wundern,  daß  in  der  deutschen 
iSchrift  der  dem  lateinischen  Alphabet  so  ^ut  wie  p^anz  fremde  Buch- 
stabe k  mit  Vorliebe  verwendet  worden  ist  (vgl.  DWB.),  als  wesent- 
licher Bestandtheil  des  deutschen  Alphabets  Aufnahme  und  Verbreituno; 
gefunden  hat.  Lat.  c  mulHe  in  alter  Zeit  nicht  blos  die  Stelle  des  spä 
teren  k  und  g,  sondern  auch  die  von  A  und  z  vertreten  (Behaghel, 
Grundr.  I,  546).  Es  lag  keine  äußere  Nothwendigkeit  vor.  das  aus- 
reichende Material  lateinischen  Alphabets  durch  den  Fremdling  k  zu 
ergänzen.  Otfrid  war  es  schon  aufgefallen:  k  et  z  sepius  haec  limpia 
extra  usum  latinitatis  utitur  qiiae  grammatici  inier  litteras  dicnnt  esse 
sup<rfluas.  Wir  wollen  Otfrid  gez'ne  glauben,  daß  phonetisches  Interesse 
mit  im  Spiele  gewesen  ist,  wenn  die  beiden  Zeichen  schon  seit  früher 
Zeit  in  Deutschland  aufgenommen  wurden.  Nur  fragt  sich,  unter 
welchen  Umständen  diese  Ergänzung  des  lateinischen  Alphabets  für 
deutschsprachliche  Zwecke  vollzogen  worden  ist.  Bei  dem  Buchstaben 
k  läßt  sich,  wie  ich  glaube,  die  an  seine  Reception  sich  knüpfende 
Geschichte  aufhellen. 

Es  macht  sich  auch  hier  der  Übelstand  geltend,  da(i  wir  so  arm 
an  datirten  Originalaufzeichnungeu  sind,  daß  Umschriften  und  Um- 
arbeitungen vorliegen,  ohne  daß  es  gelingen  will,  die  Originalfassung 
herzustellen.  Nachdem  das  Christenthum  Pflanzstätten  der  Bildung 
gegründet  hatte,  sind  zunächst  Alemannen  und  Baiern  mit  deutschen 
Leistungen,  anspruchslosen  Erzeugnissen,  in  den  Verband  der  all- 
gemeinen Litteratur  eingetreten.  Aber  kein  Buch  ist  zum  Studium 
der  allerersten  Anfänge  so  lehrreich,  als  die  Sammlung  der  St.  Galli- 
schen Klosterurkunden.  Nur  in  St.  Gallen  haben  sich  zahlreiche 
Originale  des  8.  u.  9.  Jh.  erhalten  (Forschungen  XXVI,  42.  51).  In  den 
ältesten  Stücken  ist  vieles  Einzelne  der  Orthographie  den  Urkunden 
St.  Gallens  und  denen  des  westfränkischen  Reiches  gemeinsam,  da  eben, 
wie  bereits  hervorgehoben^  das  Urkunden wesen  über  die  Vogesen  zu 
uns  gekommen  ist. 

Noch  a.  769  ist  in  einer  von  einem  sonst  unbekannten  Schreiber 
{Ato  diaconus  vgl.  Wilkens,  zum  hochalemannischen  Consonantismus 
der  ahd.  Zeit  S.  11)  in  St.  Gallen  ausgefertigten  Urkunde  (Wartmann 
Nr.  55)  anl.  hr-  nach  dem  bekannten  westfränk.  Brauch  (^vgl.  auch 
Scherer,  Zcitschr.  für  österr.  Gymn.  1875),  durch  ehr-  wiedergegeben: 
(  hrodhochus,  desgl.  Chrodliarius  a.  786.  ChrustoJfi  a.  789  wie  z.  B.  bei 
Tardif  Monuments   historiques  ^)  a.  753  Chrothardo,    von    zahlreichen 


')  Ich  mache  darauf  aufmerksam,  daß  ich  selbstverstäadlich  im  Folgeuden  nur 
im  Original  erhaltene  Ausfertigungen   benütze. 


246  ^'K-  KAUFFMANN 

älteren  Belegen  abtrosehen  (vp;].  Straßb.  Studien  I,  '241).  Man  kennt 
die  Vertretung  eines  consonantischen  i  durch  </  in  westfränkischen 
wie  alemannisclien  Urkunden  (Geschichte  der  schwäb.  Mundart  S.  238) : 
Leiqiagde.  Wolfaijde.  Ahakujde  (Wartm.  Nr.  66)  a.  772;  Volfaqde. 
Lobehagde  (Wartm.  Nr.  70)  a.  778,  ganz  wie  die  westfränk.  Chagli- 
berdus  a.  658.  Chagnevico  c.  a.  693.  750  (vgl.  Ckaino  a.  692)  u.  a. 
(Stral.'ib.  Studien  1,  226),  denen  die  bekannten  Durgoge^) ,  Durgauge 
neben  Durgauia  etc.  etc.  ganz  conform  sind.  Als  orthographische 
Besonderheit  ist  auch  zu  nennen  die  Schreibung  von  -ng-  als  -gg- 
wie  z.  B.  Aggilpertus  a.  670 — 671  u.  a.,  wozu  Waniggo  (Wartm.  Nr.  42), 
Conniggas  (Wartm.  Nr.  151),  sowie  u.  a.  chunigges  Ahd.  Gl.  I,  318,  6. 
honegge  I,  335,  18.  52  zu  vergleichen  sind.  Wenn  ferner  die  Freiheit 
in  der  Bezeichnung  wortanlautender  Aspiration  beiden  Gebieten  ge- 
meinsam ist,  so  kann,  muß  aber  nicht  von  unmittelbarer  Abhängigkeit 
die  Rede  sein  (vgl.  jetzt  QF.  69).  Nicht  weniger  charakteristisch  sind 
die  P"'em.  auf  -is.  Tardif  a.  653  Nantechüdis.  a.  670 — 671  Chrothildis. 
a.  679—680  Acchildis.  a.  692  Anganthrudis.  a.  703  Adalgundis.  a.  753 
Soanachyldis.  a.  769  SonacMldis  wie  bei  Wartm.  Nr.  7  a,  741  :  Rachin- 
tiiulis.  Sigitriuüs  u.  s.  w.  (Straßb.  Stud.  I,  253).  Diese  Formen  sind 
für  die  Beurtheilung  des  geschichtlichen  Zusammenhanges  ebenso  be- 
deutsam wie  die  jetzt  von  Henning,  Ks.  Zs.  XXXI,  297  ff.  aufge- 
klärten Ortsnamen  auf  -as.  Die  Abhängigkeit  des  Binnendeutschen 
vom  Westfränkisch-Romanischen  erstreckt  sich  aber  noch  viel  weiter 
und  tiefer. 

In  keinem  Stück  dürfte  die  Übereinstimmung  deutschen  Schreib- 
gebrauches im  Gegensatze  zum  lateinischen  so  augenfällig  sein,  als 
in  der  Bezeichnung  der  Gutturalconsonanten.  Die  dem  Romanen  un- 
gewohnten Gaumenlaute  deutscher  Zunge  haben  bei  den  unter  Ro- 
manen ansässigen  deutschen  Stämmen  eine  ganz  eigenartige,  in  ihrer 
Entstehung  noch  nicht  aufgehellte  Bezeichnungsweise  erfahren.  Die- 
selbe hat  auch  im  inneren  Deutschland  Eingang  gefunden.  Die  alt- 
fränkische Weise,  A-  im  Anlaut  der  Wörter  mit  ch-  zu  bezeichnen, 
hat  außer  den  bereits  genannten  Resten  vor  ehr-  keine  Spuren  hinter- 
lassen (vgl.  Straßb.  Stud.  I,  239),  offenbar  deswegen  nicht,  weil  im 
Westen  selbst  schon  vor  Anfang  des  8.  Jh.  h-  an  die  Stelle  des  ch- 
getreten  ist;  vgl.  bei  Tardif  z.  B.  a.  695  Haino.  c.  c.  700  Theoda- 
harius.  Sninthahario.  a.  753  Hildericns.  Hiltbertus.  Helmegando.  Hilde- 
gario  u.  a.    Die  Verbindung  -ht  wird  ausschließlich  durch  -cth,  -et,  -th 


')  -0-  ist  aus  romanischer  Sprecliform  zu   erklären. 


ÜBER  ALTHOCHDEUTSCHE  ORTHOGKAPHIK.  247 

bezeichnet,  von  dem  romauischen  -hertus  abgesehen:  Daoberctho  a..  626. 
Dagobercthus  a.  628.  631.  653  u.  ö.  Chradoherctus.  Amalhercthus.  Arne- 
hercthus  a.  653.  Vunndeherctus  a.  657.  Chagliberctio.  Teoberdus  a.  658. 
J)rocUaldus.  Atjliiliherthus  a.  677—678  u.  8.  w.  -et  =  -ht  (Braune  §.  154, 
Anm.  3.  Sievers  ags.  Gram.  §.  221,  Anm.  1.  H.  Sweet,  OET  S.  131) 
ist  einer  der  bedeutsamsten  Belege  für  die  Verwendung  eines  lat. 
Zeichens  mit  specifisch  germanischem  Lautwerth,  der  aus  dem  Zeichen 
selbst  nicht  zu  ersehen  ist').  Seltsamerweise  ergeben  die  St.  Galler 
Urkunden  keinen  einzigen  Beleg.  Das  ist  nicht  ohne  Bedeutung.  Zur 
Zeit,  da  in  den  Urkunden  des  Westens  anl  ch-  durch  /*-  ersetzt 
worden  ist,  sind  auch  die  -et  abgegangen.  Tardif  bietet  in  einer  Ur- 
kunde von  a.  670— 671  Aag'dpertus.  Rigobertus.  a.  682 — 683  Ereamberta. 
Hansberta.  Ansberfo.  Ratbertus.  c.  a.  691  Fladebrtua.  a.  709  Ragamberta. 
(a.  710  Grimberctho.)  a.  753  Dagobertus.  Vuicberto.  a.  769  Agemberto 
neben  Agliberthus.  Nordebertho.  Gerade  diesen  jüngeren  westfränki- 
schen entsprechen  die  ältesten  Formen  der  St.  Galler  Urkunden:  a.  744 
(Wartm.  Nr.  10)  Rekinberti.  Ercheaberto.  Rihberto.  Rotberto  etc.  etc.  Sie 
stehen  in  einem  aus  sprachlichem  Vorgang  überhaupt  nicht  zu  er- 
klärenden Gegensatze  zu  den  jüngeren  St.  Gallischen  Formen  auf 
-berht,  -breht  (QF.  3,  143)  und  sind  nur  verständlich,  wenn  sie  mit 
dem  Schriftwesen  eingewandert  sind  (vgl.  auch  Scherer,  Zs.  f.  österr. 
Gynm.  1875,  200);  -6f?-Mst  die  franco- romanische  Form,  hat  mit  den 
von  Braune  §.  154,  Anm.  5  besprochenen  deutschen  Erscheinungen 
nichts  zu  thun.  c  mit  dem  Lautwerth  von  x  ist  in  der  westfränkischen 
Orthographie  auf  die  Verbindung  et  nicht  beschränkt.  Derselbe  gilt 
für  die  vielbesprochenen  Namensformen  auf  -rieus,  wenigstens  so  weit 
dieselben  nicht  als  vollständig  romanisiert  oder  als  vollständig  er- 
starrte Kanzleiformen  zu  betrachten  sind.  Sie  wechseln  mit  -rigus: 
Ermenrigo.  Guntrigo.  Erehenrigo  n.  670 — 671.  Sigrigo.  Albrico  a.  766. 
Ricoaldus.  Rigobercthus  a.  653.  Rigobertus  a.  670 — 671.  Rigulfos  a.  681. 
Rigofridus  a.  710.  Der  Lautwerth  von  g  :=z  "^(j^)  ist  unbestritten.  Dann 
ist  die  Consequenz  gar  nicht  zu  umgehen,  daÜ  auch  c  als  Spirant  gespro- 
chen worden  ist.  Mit  den  genannten  sind  wesensgleich  die  St.  Gallischen 
Riegaero:  Rigtrude.  Rodolaicus:  Theotlaigo.  Prunico:  Putigo  (Wilkens 
S.  60).  Die  spirantische  Media  g  wird  in  den  ältesten  westfränkischen 
Urkunden  stets  durch  g  bezeichnet:  Chrodegar  c.  a.  627.  Dagobercthus 
c.  a.  628.  Burgundofaro  c.  a.  628.   Gaganrico  a.  631 — 632.    Sygichelmus, 

')  Beiläufig  bemerke  ich,  daß  -o-,  in  -oaldus  und  den  zahlloseu  analogen  Fällen 
consonantisch  zu  lesen  (=  u>) ,  gleichfalls  in  die  ahd.  Orthographie  aus  romanischer 
Quelle  gedrungen  ist  (vgl.   Belege  wie  eadomc  Ahd.  Gl.  I,  20,  33.  faloendi  I,  66,  30)- 


248  FR.  KAUFFMANN 

Rage/io/'erfus  a.  653  u.  a.  Seit  670  tritt  an-  und  inlautend  gh  (einmal 
a.  6U7  ck)  vor  i  auf:  Ghislemanis.  Ghiscoherthus :  Gadroaldus.  Guntrujo 
a.  670—671.  AghiUberthus  a.  677—678.  Amalgario  a.  679—680.  Sigo- 
fredo  a.  682 — 683.  Ghislemaro :  Godino  a.  688 — 689.  Ghinnachario  a.  690. 
Aghilüs:  Sygeherdhns  a.  692.  Ghislemaro.  Modeghiselo:  Baganfredo.  C/ui- 
goberctko  a.  693.  Ghiboino  c  a.  693.  Sighinus  a.  695.  Arghilo  a.  697. 
Baudechisilovalle  a.  697.  Ghyslemarus.  Grimoaldo  a.  703,  daneben  aber 
auch  Unnegiselo.  Bei'tigisüo.  Gibethvude.  Imnegisilum.  Medugisilo  u.  a. 
c.  a.  700.  Zuweilen  wechselt  c  mit  a  wie  in  Eudoncovilla  c.  a.  628. 
hicrimis  a.  653 :  Ingranino  c  a.  693,  Vuveberto  a.  753.  Arcfredus  a.  766, 
anderes  Straßb.  Studien  I,  238.  c  im  Promiscuegebrauche  für  ^  stammt 
aus  dem  lateinischen  Usus  {Gaius  :  Caius  etc.  Vgl.  Braune,  got.  Gramm. 
§.  65  Anm.).  Ich  glaube,  man  hat  nicht  streng  genug  darauf  geachtet, 
daß  in  unseren  allerältesten  Aufzeichnungen  c  so  gut  wie  nie- 
mals für  etymologisch  k,  sondern  stets  nur  im  Wechsel 
mit  g  verwendet  wird. 

Der  nierowingischen  Orthographie  vollständig  conform  sind  die 
St.  Gallischen  Sichirico  (Wartm.  Nr.  2).  (Jiiperati,  Ghiperati.  Daghi- 
linda  (Wartm.  Nr.  8  a.  744)  oder  die  Ghisalberto.  Raginario.  Magiii- 
berto.  LoUincas  (Wartm.  Nr.  15  a.  752),  sowie  Fraivigiso.  Ghisalberto 
(Wartm.  Nr.  27  a.  761)^  Hartrico.  Gramanno.  Raghinberto.  Cozberti 
(Wartm.  Nr.  64  a.  772)  u.  a.  So  herrscht  auch  Übereinstimmung  in 
der  Schreibung  des  etymol.  ä:- Lautes.  Man  vergleiche  aus  Tardif  c. 
a.  659  Erchfenoaljdo.  670 — 671  Erchenrigo.  a.  682 — 683  Ercamberta. 
c.  a.  690  Chunibercthns.  a.  692  Erconaldo.  a.  750  Francane.  a.  769 
Ei'chednda  u.  a.  Daneben  wird  stets  sc  gesehrieben,  wofür  ebenso- 
wenig wie  für  Chimi-  Belege  aus  St.  Gallen  gegeben  zu  werden 
brauchen.  In  der  bereits  citierten  Urk.  Nr.  64  steht  Erchavbertus,  bei 
demselben  Schreiber  Nr.  120  Ei-chamberti  (ebenda  Practolt.  Nandcrim 
in  der  Dorsualinschrift,  worüber  Breßlau  S.  54  f.),  vgl.  Erchaaberti 
(Wartm.  Nr.  7  a.  741)  neben  Rachintrudis.  Leudisca.  Vindisca;  Erchni- 
berto,  -i  (Wartm.  Nr.  10  a.  744,  Nr.  63  a.  771),  die  daneben  bestehen- 
den Ercanpeo-his.  E'canboldus.  Franco  etc.  haben  bereits  Henning  (QF. 
3,  135)  und  Wilkens  (S.  54)  ausgehoben.  Interessant  ist  der  Entwurf 
aus  dem  Jahre  764  (Wartm.  Nr.  42):  Chisincas.  Chiriheiim.  Wahaninco. 
Diihtarincas.  Herchanfrid.  Wolfdreghi.  Uvscnli.  Eghilpret.  Sighimund. 
Wolfcrimo.  Cozpret.  Waniggo.  Dieses  Actenstück  steht  vollständig  auf 
dem  Boden  der  raerovingischen  Kanzleiorthographie  (beachte  die  Orts- 
namen auf  -as). 


ÜRER  ALTHOCHDEUTSCHE  ORTHOGRAPHIK.  249 

Aber  es  sind  stets  nur  einzelne  Urkunden,  beziehungsweise  ein- 
zelne Schreiber,  bei  denen  der  westfränk.  Typus  rein  zur  Geltung 
gekommen  ist.  Die  Hauptmasse  des  Urkundenmaterials  zeigt  ein  Ge- 
präge, das  nur  zum  Theil  mit  dem  mcrowingisclien  Kanzleigebrauch 
übereinstimmt,  zu  einem  anderen  Theil  aus  Elementen  besteht,  die 
sich  nicht  in  demselben  nachweisen  lassen. 

Mustert  man  die  12  Urkunden,  welche  der  decanus  atque  mona- 
rhus  Waldo  a.  759 — 782  geschrieben  hat,  so  zeigt  ^jich,  da(i  Waldo 
in  ganz  besonders  tiefgreifendem  Maße  von  der  westfränkischen  Kanzlei 
beeinflußt  ist.  Es  findet  sich  bei  ihm  nicht  blos  Wuldarlingas  Nr,  6o. 
Lkitfridingas  Nr.  '6'i.  Aßaltfaicamjas  Nr,  88 ,  sondern  auch  liicgaero 
Nr.  62.  Erchanherti  Nr.  G2.  Erchanmaio  Nr.  89.  Sighihaviu-s.  Sighiheri. 
Äahine  Nr.  63.  Hroadgislnchova  Nr.  76.  Sighimunduw.  Eghibert.  Sighi- 
munt.  Sighi  Nr.  83.  iSighimanno  95.  96,  aber  auch  Sigihaldi  Nr.  &2. 
Hagino  Nr,  25.  Raginhald  Nr.  77.  Ebenso  regellos  ist  die  Verwendung 
des  C- Zeichens:  CundUnda.  Cund/ioh.  Cramanni:  Graloh.  Linxcaavia  : 
Durgauvia.  Ceizman:  Teofgero.  Faamcartan  :  -ingas.  Schließlich  setzt 
er  ein  den  merowingischen  Urkunden  ganz  fremdes  k  in  Zvaküino 
Nr.  88  a.  779  und  wechselt  zwischen  Esghibach  Nr.  77  a.  775.  Aschari 
Nr.  ^^.  89  a.  779.  Fiscbahc  Nr.  84  a.  778.  fvisginga  Nr.  80  a.  776  u.  ö. 
Von  solchen  Unregelmäßigkeiten  sind  andere  Schreiber,  deren  Systeme 
wir  kennen,  frei. 

In  den  St.  Galler  Urkunden  tritt  das  if-Zeiclien  zuerst  auf  bei 
dem  Schreiber  Iringus  (Lector)  a.  744:  Rekiiiperti  (:  Zurihgauvia),  so- 
dann a.  745  bei  dem  Schreiber  Silvester  (Nr.  1 1  Silvester  Diaconus. 
Nr.  17  Silvester  Lector):  Makisinchova :  Herigaer  Nr.  11.  Lucikinse : 
fAicicunauvia.  Tekilinwanc  Nr.  12  und  sodann  erst  wieder  a.  762  in 
einer  Urkunde,  die  sich  durch  ihr  barbarisches  Latein  besonders  aus- 
zeichnet (QF.  3,  158):  Rihker.  Warinkis  {Ratger.  Durgauia).  Docli 
kommt  Ä;  in  den  Urkunden  noch  auf  Jahrzehnte  hinaus  nicht  zur  An- 
erkennung (QE.  3,  138).  Sehr  consequent  in  seiner  Orthographie  Ui 
der  dem  Linzgau  angehörende  Lector  Hartkerius,  dem  wir  die  Ur- 
kunden Nr.  32.  59  verdanken.  Die  erste  fällt  ums  Jahr  760,  die 
andere  ins  Jahr  771.  Er  schreibt:  Sikimari.  Hiltikeri.  Ekipert.  Hart- 
kerius aber  Cozfierio.  Linzgauvia.  Ailingas.  Dasselbe  schulraäßige  System 
befolgt  der  Schreiber  Hadupertus  (aus  dem  Argengau),  der  gleich- 
falls im  Linzgau  thätig  gewesen  ist  (Breßlau  S,  44)  und  wohl  von 
einem  jüngeren  dieses  Namens  in  Urk.  Nr.  200  zu  unterscheiden  sein 
wird:  Nr.  106  a.  786  Rekinhilt.  Akibert.  Sikibert.  Ruadker.  Otker. 
Sikirihc:    Maganrada.    Diotingo.    Duriugas.    Ähnliches    schon    bei  dem 


250  Fß.  KAUFP\MANN 

Leetor  Ratifridus  (Nr.  99)  a.  783  nur  mit  dem  Unterschied,  daß  er 
etymologisch  <j  vor  a,  o  durch  c  wiedergibt:  Dacaiat.  Purcolfo:  Keih'dt. 
Plidkero,  während  Kerram  a.  784  (Nr.  101):  Gundini  aber  Sikifrit, 
der  Leqtor  Reginbald  a.  786  (Nr.  103):  Cundoloh  aber  Ekino.  KkUperti. 
Kericho.  Kisoni  schreibt,  ebenso  der  Presbiter  Adam  a.  788.  796 
(Nr.  118.  142):  Elihcauvia.  Nandcrim :  Wolfker.  Weiinkisi,  der  Presbiter 
Cacanwardus  a.  797  (Nr.  144):  Cacantcardus.  Cuntheri^  Cundhurt:  Re- 
kin/iekl.  Kisalpolt. 

Neben  diesem  Gebrauch,  das  dem  lat.  Alphabet  ursprünglich 
fremde  Zeichen  k  für  g  oder  c  nur  vor  e,  i  zu  verwenden ,  gehen  eine 
Reihe  anderer  Versuche,  denen  gleichfalls  eine  klare  Consequenz  eigen 
ist.  Ein  Ungenannter  hat  Nr.  81  (c.  a.  776) :  Ragynulfus.  Fagymdfus' 
Agylolfo  geschrieben,  ein  Clericus  Amulbertus  (Nr.  91)  a.  779:  Agino. 
Germunt.  Reginhold  aber  Hacastolt,  dem  schließt  sich  der  Presbiter 
Ratin  a.  79().  802  (Nr.  124.  172)  an:  Cozbertus.  Candpreld  aber  Ge- 
raldo. Aidger.  Otger.  Wagingas.  Engilram  (Witigauwo)  und  der  Presbiter 
Lanto  mit  Nr.  159  a.  799:  Winicoll.  Wolfcrim:  Engilhertus  und  der 
Presbiter  Arnoltus  (Nr.  161)  a.  800:  Hacanpahc:  Haginone.  Geerfrid. 
Angin.  Wie  der  Entwurf  von  a.  764  (Nr.  42  s.  o.)  unterscheidet  ein 
Anonymus  desselben  Jahres  (Nr.  43):  Ghervino  und  Targauinse,  des- 
gleichen der  Presbiter  Lanbertus  (Nr.  110)  a.  786  g  vor  a  aber  gh 
vor  i:  Maghingas.  Eghiart.  Während  g  und  c  vor  a,  o  ohne  erkenn 
bare  Regel  wechseln ,  setzt  der  Clericus  Audo  a.  744  (Nr.  8.  9)  gli 
vor  i:  Dacojnrti,  Dagopirli.  Cauzoinus:  Gauzoinus  aber  Ghiherati.  Da- 
ghiUnda,  daneben  einmal  Chiperati,  Diese  westfränk.  Orthographie  ch 
für  g  vor  Palatalvocal  ist  bei  dem  Schreiber  Bernegarius,  der  als 
Presbiter  a.  797  —  811  geschrieben  hat,  systematisch  verwerthet  worden 
(Nr.  148.  163.  201.  206.  207).  Er  schreibt:  Facarlind.  Ruadinco.  Cundhad. 
(  undherti.  Baucolfi  resp.  Turgauensi.  Bernegarius,  aber  diesen  seinen 
Namen  sonst  stets  Perincher,  ebenso  ganz  regelmäßig  Ruadoher.  Sichi- 
hario.  Rechinfrid.  Echilolf.  Echino.  Wolfchrim..  Irincheshusa.  Deotcher, 
Cherhu.  Hildichern.  Erfcher.  Enchilpoldi.  Rechincher.  Von  ganz  beson- 
derem Interesse  für  den  Unterschied  zwischen  Schrift  und  Schrift- 
werth  ist  die  Urkunde,  der  die  letztgenannten  Formen  angehören 
(Nr.  207).  Sie  ist  in  ihrer  ersten  größeren  Hälfte  von  einer  zweiten 
Hand  geschrieben,  die  von  der  des  Bernegarius  verschieden  ist  und 
in  diesem  Theile  steht  nicht,  wie  zu  erwarten  wäre,  Enchilaldi,  son- 
dern  Engdaldi,  ferner  Notgarii,  Ruadgarii  statt  der  üblichen  -eher. 

Die  ältesten  Urkunden  des  Klosters,  die  in   Originalausfertiguug 
auf  uns  gekommen  sind,    weisen    die  ersten  Versuche  auf,    etymol.  g 


ÜBER  ALTHOCHDKUTSCHE  ORTFIOGRAPHIE.  251 

in  seiner  iStellunf^  vor  Guttural-,  resp.  Palatalvoeal  zu  unterscheiden. 
Es  wird  i]h,  eil,  k  vor  e,  i  «gesetzt,  vor  a,  o,  u  und  Consonant  in  der 
älteren  Zeit  nur  g  oder  c.  Dieses  letztere  Zeichen  fehlt  vor  e,  i  fast 
vollständig.  Nur  eine  einzige  Urkunde  (Wartni.  Nr.  138)  aus  dem 
Jahr  795  schreibt  Timrcanga.  Tecersca,  Tecerscai  (vgl.  Tekerescahi  a. 
792).  Giltoni.  Volfcer.  Vicvam.  Werincis  {vice  Werinhisi,  Weringisi  a. 
792  u.  ö.)  ganz  wie  cernUhho  in  der  St.  Galler  Benedictinerregel  (Beitr. 
1,  404).  Die  Urkunde  ist  von  Henning  (QF.  3,  159)  wegen  ihres  auf- 
fallend barbarischen  Lateins  mit  den  ältesten  Stücken  verglichen 
worden ,  sie  nimmt  eine  ganz  singulare  Stellung  unter  den  Kloster- 
urkunden jener  Zeit  ein.  Die  Orthographie  ist  jedenfalls  zunächst 
nicht  aus  der  im  Kloster  herrschenden  Tradition  zu  erklären.  All  die 
mannigfaltigen  Versuche,  etymol.  g  vor  e,  i  bald  durch  gh,  eh,  bald 
durch  k,  aber  fast  niemals  durch  c  vertreten  zu  lassen ,  legen  die 
Vermuthung  nahe,  daß  gerade  der  Buchstabe  c  auch  in  dieser  Stel- 
lung einmal  üblich  gewesen  ist,  aber  aus  irgend  welchen  Gründen 
systematisch  ausgemerzt  werden  sollte.  Da  in  Aufzeichnungen  deut- 
schen oder  lateinischen  Idioms  c  vor  e,  i  auch  die  AfFricata  z  vertreten 
hat,  war  es  aus  praktischen  Gründen  des  Vorlesens  wünschenswerth, 
falscher,  sinnstörender  Aussprache  vorzubeugen  und  hiefür  ist  in  jener 
sehr  alten  Urkunde  von  745  die  Doublette  Lucikinse  :  Lucicunaunia 
ein  ganz  vortreffliches  Beispiel:  jenes  war  als  '^Lucicinse  zweideutig, 
dieses  nicht.  Die  Schreibung  c  für  g  vor  e,  i  war  aber  nach  Allem, 
was  wir  wissen  und  vermuthen ,  nicht  häufig.  Neben  c  ist  g,  gh,  ch 
üblich  gewesen,  g,  gh,  ch  sind  für  lange  Zeit  bestehen  geblieben, 
schon  sehr  früh  scheint  gerade  c  vor  e,  i  durch  k  verdrängt  wor- 
den zu  sein.  Die  Zeichen  c  und  k  hatten  aber  nicht  denLaut- 
werth  von  etymol.  k,  sondern  stets  und  ausschließlich  den 
von  etymol.  g. 

Woher  stammt  nun  dieses  Ä- Zeichen? 

Wo  Wartmann  im  Urkundenbuche  der  Überlieferung  einige  Worte 
widmet,  fügt  er  gelegentlich  (leider  in  allzuseltenen  Fällen)  auch 
Einiges  über  die  paläographisehen  Merkmale  bei.  Seine  Urk.  Nr.  2 
ist  ihm  Nachahmung  eines  echt  merowingischen  Documents,  dessen 
einzelne  Schriftzüge  von  dem  Abschreiber  nicht  mehr  überall  ver- 
standen wurden;  Urk,  15  ein  Original  in  merowingischer  Schrift; 
Urk.  21  Original  in  einem  von  der  großen  merowingischen  Cursiv- 
schrift  abgeleiteten  Ductus;  Urk.  37  zeigt  eine  große  Schrift,  welche 
der  merowingischen  Cursivschrift  nicht  sehr  ferne  steht  und  ähnl. 
Wilkens,    der   die  Originale  in  der  Hand  gehabt,    hat    leider    darauf 


252  I"''^'-   KA  UFF  MANN 

verzichtet,  die  dicöbezüj;lichen  Angaben  Wartmanns  zu  vervollstän- 
digen, sagt  nur  S.  VIII  f.,  die  Urkunden  des  benachbarten  Räiicn 
zeigten  eine  Schrift,  die  im  Ductus  mit  der  langobardischen  verwandt 
sei.  Für  die  Kloster  Urkunden  scheint  deni  zufolge  die  merowin- 
gische  Schrift  am  allgemeinsten  in  Verwendung  gekommen  zu  sein 
(wenigstens  vor  der  Zeit  der  karolingisciien  Scliriftreform).  So  hat 
selbst  noch  im  9.  Jh.  der  Ire  MoengaI-]\Iarcellus  bei  den  von  seiner 
Hand  geschriebenen  Urkunden  nicht  die  scrlj)fiiy<i  scotica,  sondern  die 
gemeine  Schrift  gebraucht  (Wartmann  II,  44}. 

Man  hat  diese  sehr  wichtige  Erscheinun?;-  bisher  nicht  gewürdigt. 
Es  ist  doch  seltsam.  Unter  den  immerhin  zahlreichen,  erhaltenen 
Urkunden  keine  einzige,  die  in  ihrem  Schriftcharakter  über  die 
maligebende  mcrowingische  Schreibtradition  hinaus,  keine  einzige,  die 
auch  nur  im  Ductus  dcj  Sclireibstils  auf  jene  zweite  Culturmacht  des 
8.  Jh.,  auf  die  Angelsachsen  hinwiese.  Ist  doch  gleich  das  älteste 
St.  Gallische  Sprachdenkmal,  der  Vocabularius  St.  Galli,  nicht  in 
merowingiseher,  sondern  in  angelsächsisch-irischer  Cursive  geschrieben. 
Von  ihr  habe  ich  in  Wartmanns  Urkundenbuch  keine  Spur  gefunden; 
auch  Wilkens  hat  keinerlei  Beleg  dafür  beigebracht,  da(i  an  dem  von 
ihm  behandelten  Urkundenmaterial  eine  angelsächsisch-irische  Hand 
thätig  gewesen  sei.  Der  Gegensatz  des  Äußerlichsten,  der  Schrift,  ist 
so  schroff  als  nur  denkbar:  in  den  Urkunden  mero wingisch, 
der  Herkunft  des  gesammten  Urkundenwesens  entsprechend,  in  dem 
Litteratur  denk  mal  angelsächsisch-irisch.  Aber  ebenso 
schroff  wie  die  Verschiedenheit  des  Ductus  ist  die  Verschiedenheit  der 
Lautbezeichnuiig  im  Voc  Alle  jene  früher  namhaft  gemachten  mero- 
wingischen  Merkmale  fehlen.  Es  fehlt  vor  Allem  das  charakteristische 
cjh,  es  fehlt  bis  auf  einen  einzigen  Beleg  die  Vertretung  von  anl.  //- 
durch  (•-:  der  Voc.  kennt  nur  g-  im  Anlaut,  -c  im  Auslaut.  Aber  die 
eigentlichste  Neuerung  stellen  die  c  dar  imLautwerth  von  k,  auch 
vor  Palatalvocal:  cela.  cinni.  cempheo  u.  s.  w.  Wenige  Reste  von  ch 
{cholon.  c/ioi  u.  a.),  ancha  (gegen  regelmäßig  loincil.  loolcan.  uinco), 
dachit  (gegen  regelmäßig  secce.  stocca) ,  paahc  (gegen  regelmäßig  loh» 
hapuk.  medih),  .stock  (gegen  regelmäßig  stocca.  scalc.  starc.  calc)  lassen 
erkennen,  dalJ  der  Schreiber  ein  in  merowingiseher  Orthographie  auf- 
gezeichnetes Original  vor  sich  gehabt,  seine  irisch -angelsächsische 
Orthographie  eingeführt,  aber  in  wenigen  Fällen  die  ältere  Schreibung 
beibehalten  oder  übersehen  hat.  Auf  andere  Weise  wird  man  sich 
mit  dem  Sachverhalt  nicht  befriedigend  abfinden  können.  So  sind 
denn    auch    die    älteren    cc   für   etym.   <jy    verschwunden    und    an    ihre 


ÜBEK  ALTHOCHDEUTSCHE  ORTHOGRAPHIE.  253 

Stelle  die  echt  ags.  er/,  gg  getreten  {j)rucge.  mncge.  luggeo).  Schon  in 
der  Existenz  dieser  cg  und  des  für  Oberdeutschland  ganz  isolierten  qg 
lie^t  neben  r  für  ch  vor  e,  i  das  haupstächlichste  Moment  {i\v  die 
lautgeschiehtliche  Bedeutung  des  Schriftsysteras.  Es  ist  ganz  klar, 
daß,  wo  diese  beiden  Merkmale  auftreten,  angelsächsisch -irische 
Schreiber  ihre  Spuren  hinterlassen  haben.  Für  das  Kloster  Fulda 
werden  wir  also  beispielsweise  schon  aus  den  Formen  cind.  mvcgim 
(Tatian)  EinfluL>  und  Thätigkeit  von  scriptores  scotici  mit  Sicherheit 
erschließen. 

Dem  Einfluß  ags.  Schriftwesens  nachzuforschen,  ist  für  die  all- 
gemeine Culturbewegung  des  8.  Jh.  sehr  lehrreich.  Sind  doch  Angel- 
sachsen ihre  hauptsächlichsten  Träger  gewesen,  und  ist  uns  im 
Einzelnen  und  Kleinen  über  ihre  Thätigkeit  so  wenig  bekannt. 
Die  allmälig  immer  mehr  an  Umfang  und  Bedeutung  zunehmende 
Verwendung  des  Buchstaben  h  liefert  beachtenswerthe  Anhalts- 
punkte. Die  ältesten  mir  bekannten  Belege  für  ags.  k  stehen  in  dem 
Corpusglossar:  kylle  '2?)\  ,  kaelid  1119.  In  Kembles  Codex  diplo- 
maticus  aevi  Saxonici  (die  neue  Ausgabe  ist  mir  nicht  zugänglich) 
findet  sieh  k  zuerst  a.  694  in  dem  Namen  der  Kgnigytlia.  Kinigithe 
(I,  42  f.),  sodann  a.  70ß  Kenredo,  Kenrelus  (I,  06);  a.  709  Keivedus. 
Kenredo  (I,  71);  a.  714  Kenredo.  Kineimartun.  Kenredus  (I,  75);  a.  716 
Kenidphns  (I,  78);  a.  725  Kenewalchius.  Boekereie.  Kentuuinus.  Kene- 
iialchio.  Kentuuino  (I,  86  f.);  a.  729  Pencrik  (I,  92);  c.  a.  755 
Lake  (I,  122);  a.  774  Kenedrithe  (I,  50);  a.  777  Kinesuuitha  (I,  158); 
a.  780  KynecTryd  (I,  168);  a.  790  Kmeherhfi.  Kinenulf  (I,  191);  a.  796 
Kyyieheorhf)  (T,  210)  u.  s.  w.  Unter  den  bei  Sweet  OET  gesammelten 
Urkundennamen  begegnet  k  erst  a.  838  Kyninges  (S.  435),  a.  SSö  Krists 
(S.  448),  ferner  a.  812  kasingburnan  (S  456),  und  auch  diese  spär- 
lichen Nachweise  sind  ganz  isoliert.  Einigermaßen  häufiger  findet  sich 
k  vor  y,  i  erst  in  Cura  pastoralis  (Sievers  ags.  Gramm.  §.  207,  Anm.  2), 
von  späteren  Quellen  nicht  zu  reden.  Folglich  sind  jene  zahlreicheren 
k  in  Kembles  Codex  nicht  beweiskräftig,  da  sie  den  späteren  Copisten 
angehören  werden.  Nun  ist  aber  doch  sehr  bedeutsam,  daß  wir 
gerade  in  den  ältesten,  wenn  auch  spärlichen  Belegen  k  nur  vor 
Palatalvocal  finden  in  England  wie  in  Deutschland.  Sievers 
hat  meines  Wissens  (Anglia  I,  575)  zum  ersten  Male  darauf  hin- 
gewiesen, da(^  in  England  in  sehr  früher  Zeit  palatales  und  velares 
k  graphisch  imterschieden  worden  sind.  Durch  die  ags.  Runen- 
inschriften war  er  zu  dieser  Erkenntniß  geführt  worden.  Die  aus  der 
ren-Rune  (<)  abgeleiteten  Formen  (K  K  A  A)  in  kyniq,  kyninges^  ^y^9-> 


254  ••''>.  KA^FFMANN 

ki/nnhiiri(ff ,  kyiicstüijta  (Bewcastle),  desgleichen  kyniqc,  ugkcf  neben 
kwormi,  Icadmnn  (Ruthwell)  treten  in  einen  allgemeineren  Zusammenhang 
(OET  S.  rJ4  ff.).  Die  große  sprachgeschichtliche  Bedeutung  di(»scr 
Orthographiedifferenz  ist  jetzt  von  Kluge  in  Pauls  Grundr.  I,  830  ff. 
voll  gevvünligt  worden.  Er  hat  hervorgehoben,  wie  groß  die  Schwierig- 
keit ist,  die  verschiedenartigen  Lautwerthe  eines  und  des- 
selben Zeichens  festzustellen,  wo  eine  graphische  Unterscheidung 
nicht  gegeben  ist,  aber  auch  unwiderleglich  bewiesen,  da(J  dem  A:- 
Zeichen  eine  gutturale  Verschlußtenuis  entspricht,  während  c  nicht 
sowohl  für  diese  als  auch  für  den  palatalen  Quetechlaut  verwendet 
worden  ist. 

So  viel  wir  wissen,  hat  eine  derartige  Unterscheidung  zwischen 
c  und  k  auf  hochdeutschem  Sprachgebiete  keinerlei  sprachgeschicht- 
lichen Rückhalt.  Trotzdem  unterscheiden  gerade  unsere  ältesten  Auf- 
zeichnungen, indem  sie  k  vor  e,  i  (wie  in  ags.  Aufzeichnungen),  da- 
gegen c  vor  a,  0,  ?t  verwenden.  Nun  fehlte  aber  das  Ä:-Zeichen  dem 
landläufigen  lateinischen  Alphabet,  es  fehlte  in  der  merowingischen 
Kanzlei  oder  war  nur  vor  a  üblich,  in  einer  Verbindung,  die  gerade 
den  ältesten  deutschen  Originalen  j2;anz  fremd  ist  {karta,  kartula, 
kaleinlae).  Mir  ist  es  sehr  Avahrscheinlich,  daß  aus  solchem  Sach- 
verhalt der  Schluß  gezogen  werden  muß,  daß  die  Verwendung 
des  Ä;-Zeichens  vor  Palatalvocal  aus  ags.  Schrcibsch  ule 
stammt.  Während  aber  anfangs  in  England  selbst  dio  Schreibregel 
im  Ganzen  wenig  befolgt  worden  zu  sein  scheint,  hat  sie  auf  deut- 
schem Boden  sehr  gehorsame  Pflege  gefunden.  Schon  a.  744  tritt  k 
(für  c)  vor  ^  in  St.  Galler  Urkunden  auf,  anfangs  spärlich,  dann 
immer  häufiger,  bis  schließlich  ganz  consequent  vor  e.  i  das 
Zeichen  k  gesetzt  wird. 

Doch  liegt  in  Deutschland  eine  zweite  bedeutsame  Besonderheit 
vor.  Das  /c-Zeichen  gilt  hier  nicht  für  den  etymologischen  k- , 
sondern  für  den  etymologischen  (/-Laut.  Das  hängt  damit  zu- 
sammen, daß  die  älteste  einheimische  Orthographie  das  c-Zeichen 
nicht  wie  in  England  für  k,  sondern  für  g  nach  romanischem  Vorbild 
gebrauchte,  während  für  etymologisches  k  die  Zeichengruppe  ch 
üblich  war.  Im  Laufe  des  S.  Jh.  dringt  aber  unter  ags.  Einfluß  c 
an  Stelle  des  ch  ein,  und  so  ist  es  gekommen,  daß  bald  auch  für 
etymologisches  k  die  Doublette  c  ^=  k  Geltung  gewonnen  hat.  Der 
merowingische  Schreibstil  wird  schon  in  der  ersten  Hälfte  des  8.  Jh. 
durch  ags.  Schreibmuster  gefährdet.  Die  neue  Schule  gewinnt  immer 
mehr  an  Einfluß,  der  auf  Kosten  der  merowingischen  Tradition   geht. 


ÜBER  ALTHOCHDEUTSCHE  ORTHOGRAPHIE.  955 

Die  Folge  ist  aber  nicht  der  Sieg  des  ags.  Vorbildes.  Wie  auf  anderen 
Gebieten  ringt  sich  deutsche  Kraft  zu  selbständiger  Formgebung 
durch,  die  zuletzt  im  Otfridschen  Evangelienbuch,  schon  was  die 
Orthographie  betrifft,  ihren  wirksamsten  Ausdruck  gefunden  hat. 
In  unser  Alphahet  ist  erst  durch  Otfrid  das  /v>Zeichen  mit  seinem  heute 
noch  giltigen  Werth  eingebürgert  worden,  denn  es  gibt  keinen  ahd. 
Text,  in  welchem  dasselbe  früher  mit  gleicher  Consequenz  und  in 
gleicher  Ausdehnung  vom  Schreiber  verwendet  wäre.  Otfrid  ist  hier 
planmälJig  verfahren.  Er  hat  sich  selbst  darüber  Rechenschaft  ge- 
geben, wenn  er  in  der  lateinischen  Vorrede  erklärt,  das  /^-Zeichen  sei 
für  deutsche  Aufzeichnungen  nicht  zu  entbehren. 

Wenn  wir  das  allmälige  Auftreten  des  Buchstaben  k  bis  zu 
seiner  Anerkennung  verfolgen,  so  scheint,  als  ob  er  auf  keinem  Ge- 
biete so  früh  wie  auf  bairischera  zur  G(!ltung  gekommen  sei.  Haupt- 
zeuge dafür  ist  die  Pariser  Hs.  des  Keronischen  Glossars.  In  dieser 
Hs.  lagert  über  sehr  alterthümlichen  Resten  der  ursprünglichen  c- 
Orthographie  eine  jüngere  Schicht  der  Neuerung,  k  zu  einer,  wenn 
auch  vorerst  unzulänglichen  phonetischen  und  etymologischen  Unter 
Scheidung  nutzbar  zu  machen,  und  zwar  schon  nicht  mehr  auf  der 
Stufe,  auf  welcher  k  bloß  vor  Palatalvocal  gesetzt  worden,  sondern 
bereits  ausgedehnt  auf  jede  beliebige  Vocalfolge.  Ein  bairischer 
Schriftgelehrter  scheint  das  Verdienst  beanspruchen  zu  dürfen,  eine  erste 
Reform  der  deutschen  Orthographie  eingeleitet  zu  haben.  Es  war  dazu 
eine  Emancipation  von  der  lateinischen  Urkunden-  und  ßücherschrift 
erforderlich,  die  nur  im  Zusammenhang  mit  den  kräftigen  volks- 
thümlich  deutschen  Bestrebungen  der  zweiten  Hälfte  des  8.  Jh.  in  ihrer 
wahren  Bedeutung  gewürdigt  werden  kann.  St.  Gallen  hat  die  Neue- 
rung zum  Theil  anerkannt  und  übernommen.  Nur  Mitteldeutschland 
sträubt  sich  und  stellt  in  der  Orthographie  des  Pariser  Isidor  ein 
selbständiges,  noch  consequenter  angelegtes  orthographisches  System 
dem  obd.  gegenüber.  Der  Schreiber  des  Weißenburger  Katechismus 
weiß  nichts  von  dem  Buchstaben  k,  so  wenig  als  die  Frankfurter 
Glossen,  die  Hamelburger  Markbeschreibung,  die  ältesten  Fulder 
Urkunden,  das  fränkische  Taufgelöbniß  u.  a.  Erst  bei  den  Schreibern 
des  Tatian  tritt  das  Zeichen  auf,  niemals  vor  a,  0,  «,  selbst  vor  i 
coneurriert  es  noch  mit  c  und  hat  nur  in  der  Gemination  an  Um- 
fang gewonnen;  in  der  Verbindung  sk  ist  es  vor  e,  i  fest  und  auch 
dies  nur  in   den  sorgfältiger  geschriebenen  Abschnitten. 

Der  Pariser  Isidor  gibt  uns  nicht  das  Original  der  Übersetzung, 
sondern  eine  Abschrift,  und  es  ist  wahrscheinlich,  daß  dieselbe  gegen 


256  FR.  KAUFFMANN 

Ende  des  8.  Jh.  in  (.)rleans  hergestellt  worden  ist.  Dann  aber  ist 
eine  nicht  zu  um,2;ehende  Folj?erun<>:,  daß,  was  die  Orthof2jraphie  be- 
trifft, wir  alle  die  Mittel  für  dieselbe  vorauszusetzen  haben,  welche 
wir  aus  den  westfränkischen  Urkunden  kennen:  also  vor  Allem  die 
Bezeichnung^  des  etymol.  k  durch  ch  und  die  des  etyraol.  rj  durch  qh, 
resp.  g  (c).  Beides  findet  sich  auch  in  den  Monseer  Bruchstücken, 
sowie  in  dem  Glossar  Ic.  Was  aber  weder  in  Ic.  (mit  einziger  Aus- 
nahme Beilr.  9,  304)  noch  in  Mons.  Fragm.  begegnet,  ist  das  Isidorische 
eh  für  etymol.  g  vor  hellen  Vocalen.  Kögel  hat  bereits  festgestellt, 
daß  in  der  Vorlage  cht-  überhaupt  niciit  gebräuchlich  war,  daß  statt 
dessen  vielmehr  ghi-  geschrieben  gewesen  sein  müsse,  vgl.  ghilanhin 
Isid.,  gJnruni  Mons.  u.  a.  Nun  stimmen  aber  Isid.  und  Mons.  in  ortho- 
graphischen Formen,  wie  Imwmege '.  (liruo)mege ,  hneigidiu  :  hneigitiu, 
chuninge  :  chu Hinge,  almahtigin  :  almahtigin ,  heilegm  :  heilegin ,  arangit 
:  araugit  überein,  im  Gegensätze  zu  Abweichungen  wie  sagheen  Isid. 
:  sagen  Mons.,  folghento  -.folgento,  daghe  :  dage,  almaldighin  :  almahtigin. 
Auch  Ic.  schreibt  nbulgic,  fraget,  umhiringcs.  Man  könnte  daraus 
schließen,  daß  die  Urschrift  gh  vor  hellen  Vocalen  nur  im  Anlaut  der 
Wörter  gehabt  habe,  an  Ausnahmen  wären  nur  Isidors  geilin,  gerondi, 
gihot  (19,  31)  zu  verzeichnen.  So  hat  auch  Mons.  ginemnit,  giscuoß, 
gff'sf,  und  man  wird  diese  anlautenden  g-  niclit  wohl  der  Vorlage  ab- 
sprechen können.  Da  nun  aber  Mons.  in  der  Matthäusübersetzung 
noch  einmal  saghem  (18,  24  Hench)  aufweist,  hat  vermuthlicli  in-  wie 
anlautend  neben  gh  auch  g  vor  hellen  Vocalen  Verwendung  gefunden. 
Anlautend  ck-  für  etymol.  g  fehlt  in  Mons.  vollständig.  Kögel  (Beitr. 
9,  30H)  hat  die  Existenz  desselben  aus  Formen  wie  licchentan,  lecchen, 
lecclient,  lucche,  ecc/iem  erschlossen.  In  dem  Isidorstück  von  Mons.  ist 
nur  Iv'che  (mendaces  33,  23)  belegt;  die  Pariser  Hs.  fehlt  uns  hier 
zum  Vergleiche,  doch  ist  beachten swerth,  daß  sie  eck  nur  im  Laut- 
werth  von  etymol.  kk  kennt  {dhecchidon).  Damit  stimmt  Mons.  acchar, 
wie  Mons.  nniccnn  :  Isid.  Jirucca,  und  so  ist  nichts  dagegen  einzu- 
wenden, daß  auch  der  Isidororthographie  eck  vor  hellen  Vocalen  con- 
form  gewesen  sei.  <ch  ist  aber  an  die  von  Kögel  vorausgesetzte  Be- 
dingung nicht  geknüpft  (Geschichte  der  schwäb.  Mundart  S.  241  f.). 
Es  wird  also  nichts  übrig  bleiben,  als  in  dem  ch-  Isid.  eine  JN'euerung 
des  Schreibers  unserer  Pariser  Hs.  zu  sehen,  die  ich  auf  Einfluß 
westfränkischer  Orthographie  (s.  o.)  zurückführe,  wie  in  den  ahd. 
Denkmälern,  aus  denen  Kögel  (Beitr.  9,  304)  Beispiele  gesammelt  hat. 
Wenn  aber  das  Original  ch  für  etymol.  g  nicht  gekannt  hat,  ist  die 
Frage,    was  an  seiner  Stelle  gestanden  haben  könnte.     Ich  vermuthe. 


ÜBER  ALTHOCHDEUTSCHE  ORTHOGRAPHIE.  257 

daß  Mons.  und  Ic,  welche  in  anderen  Fällen  mit  Isid.  übereinstimmen, 
in  dem  Punkte,  der  ihnen  in  diesem  Fall  im  Gegensatz  zu  Isid.  gemein- 
sam ist,  die  Orthographie  der  Urschrift    getreuer  wiedergeben  als  die 
Pariser  Hs.  Dann  muß  die  Vorlage  der  drei  Hss.  das  Zeichen 
k  vor  e,  i  im  Lautwerth  von  g  gekannt  haben.  Sowohl  Ic.  als 
Mons.   zeigen  Präfix  ki- ,   Älons.  so  selten,  daß  wir  nach  dem  Grund- 
satze, den  Kögel  einmal  formuliert  hat  (Kcron.  Gloss.  XXVI),  daß  wenn 
in  einem  Denkmal  Schwanken  herrscht,  fast  stets  der  in  der  Minorität 
befindliche  Lautstand  '.(sagen  wir  besser:    Orthographie)    der  Vorlage 
angehöre,    daß    wir    nach    diesem  Grundsatze  schließen  müssen,    daß 
ki-    aus    der  Vorlage    entnommen    sein    wird,    umsomehr,    als  es  dem 
Dialecte  des  Schreibers,  der  ga-,  resp.  ka-  führt,  nicht  angehören  kann. 
So  erklären    sich   auch   am  einfachsten  die  ka-  des  Textes  für  älteres 
ki-,  wie  gha-  für  älteres  glii-,  ga-  für  gi-.    Man  wird  nicht  behaupten 
wollen,  der  Schreiber  habe  etwa  ein  chi-  der  Vorlage  in  ki-  geändert: 
denn  dann  bliebe  das  Bedenken  ungelöst,  ob  er  dann  nicht  eher  auch 
den    ihm  fremden  Vocal    beseitigt    haben    würde    (vgl.  gha-  für  qhi-), 
wenn  er  einmal  von  seiner  Vorlage   abwich.     Vgl.  kischrip,    kilauhun, 
kinotfa,    kiruni    {=  chiruni  Isid.)   in  Ic.     Diese  Formen    sind    insofern 
beweiskräftig,  als  ke-  derselben  Hs.  ihrem  Schreiber  zugehören  wird. 
Eine    entschiedene  Neuerung   des  Schreibers    von  Mons.  Fragm.    sind 
die  k  in  karo,  karmmo,  gakarunit,   wogegen  azcangantemo  als  isolierte 
Form    betrachtet    werden    muß.    c  für  g  vor  a  hat  der  Schreiber    der 
Pariser  Hs.    ebenso    vermieden  wie  k,    man    wird   also  die  genannten 
Formen   als  Verti-eter    von  urschriftlichen  *C'iro^    ^carauuo,    *gicarnuit 
auffassen  dürfen.   Vor  o,  u  wird  wie  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  vor  a 
bereits    das  Original   g-    geschrieben    haben ^    worin  Isid.    und  Mons. 
übereinstimmen    (vgl.    in    beiden  Recensionen    got,    manego,    forasago, 
ganc,    garaiceni^    garawo   u.  a.).    Ebenso    wie  k  in  diesen  letztbespro- 
chenen Fällen,  ist  bei  dem  Schreiber  von  Mons.  Fragm.  eine  Neuerung 
dasjenige  k  (im  Lautwerth  von  k) ,  das  an  Stelle  von  ch  der  Originalhs. 
zu  treten  beginnt,    vgl.  kirihha,  kirihhun,    keisure,    knosles  neben  chi- 
rihha,  cliirihliun,  wie  k{ristani)  neben  christane.  So  ist  wohl  auch  das 
zweimalige  kh  erst  in  Baiern  eingedrungen,    c  in  canfe,  cunincqin ,  ar- 
cennet,  hicnaitnn,  crisfanero  wird  man  auch  nicht  als  Schreibfehler  selten 
lassen  wollen.  Isidor  kennt  die  Formen  crcno,  folc,  chidanc,  wozu  man 
uuolcnum,  arscricta,  dencet,  folc  Mons.  roc  Ic.  vergleichen  ma"".  Es  ist 
nicht   zu  umgehen,    in  diesen  Formen    einen    von    den  zahlreichen  ch 
verschiedenen   Schreibstil    zu    erkennen.    Ich    habe    mich    gelegentlich 
des  Voc.  St.  Galli  für  ags.  Herkunft  dieses  Schreibstils  ausgesprochen. 

GERMANIA.    Neue  Keihe  XXV.  (XXXYII.)  Jalirg.  18 


2Ö8  I*"'^'-  KAUFFMANN 

Nach  allen  bisherigen  Betrachtungen  werden  wir  den  ags.  Ein- 
fluß')  1.  in  der  Einführung  der  k  vor  e,  /;  2.  in  der  Beschränkung 
des  c  fiir  9  vorn,  o.  o;  3.  in  der  Vermeidung  von  c// für  c  (=  etymol.  Z^:) 
erkennen.  Alles  wird  begreiflich,  wenn  wir  eine  in  westfränkischer 
Orthographie  abgefaßte  Urschrift  der  Übersetzung  des  Isidor  und  der 
zugehörigen  Stücke  annehmen ,  welche  nachträglich  durch  die  Hände 
eines  mit  ags.  Sehriftwesen  vertrauten  Schreibers  (beachte  hiezu  die 
ags.  Wortformen  Denkm.^  S.  XXIII)  gegangen  ist,  bis  schließlich  in 
Orleans  die  Pariser  Hs. ,  in  Murbach  (oder  Reichenau?)  die  durch 
Ic.  vertretene  Hs. ,  in  Monsee  die  uns  erhaltenen  Bruchstücke  ihre 
örtlich  verschiedene  Fassung  bekommen  haben.  Am  radicalsten  ist 
der  Westfranke  in  Orleans  verfahren,  der  in  ersichtlicher  Opposition 
die  ags.  Merkmale  zu  Gunsten  der  landesüblichen  Orthographie  aus- 
gerottet, namentlich  Ic  der  Vorlage  durch  ch  ersetzt  hat.  Zeigt  doch 
schon  die  Pariser  Hs.  in  ihrem  Schriftcharakter  den  merowingi- 
sehen  Ductus.  So  ist  in  dieser  Abschrift  die  Orthographie  der  Ur- 
schrift wahrscheinlich  relativ  am  getreuesten  vertreten  ,  die  durch 
die  ags.  Hand  verui'sachten  Incongruenzen  sind  bei  ihr  am  augen- 
fälligsten. Das  Geheimniß  der  seltsamen  Orthographie  dieses  Schrift- 
werkes scheint  in  der  Opposition  gegen  den  Buchstaben  k  zu  liegen, 
der,  wie  ich  gezeigt  zu  haben  glaube,  sicher  in  dem  Präfix  ki-  der 
Vorlage  eigen  war.  Schon  Kögel  hatte  sich  (Beitr.  9,  305)  dahin 
ausgesprochen ,  der  Erfinder  des  Isidorischen  Schreibsystems  habe 
das  im  lateinischen  Alphabet  ungebräuchliche  k  gar  nicht  gekannt. 
Die  ausgeprägt  westfränkische  Orthographie  des  Originals  der  Über- 
setzung weist  nach  einem  elsä(.uschen  Kloster,  und  so  wird  man  den 
Übersetzer  derselben  wohl  am  ehesten  in  Murbach  suchen  dürfen. 
Die  schwachen  Präterita  auf  -ön  fallen  für  diese  Heimat  stark  in  die 
Wagschale.  Es  steht  nichts  im  Wege,  hier  oder  in  einem  anderen 
Klo.ster  die  ags.  Hand,  die  wir  zu  verspüren  glauben,  thätig  sein  zu 
assen.  Man  könnte  auf  Mainz  oder  Fulda  rathen,  wo  ags.  Schrift 
besonders  im  Schwange  war  (Wattenbach,  Geschichtsquellen  I,  127), 
wo  nicht  bloß  die  jetzt  in  Wien  befindliche  Hs.  der  Annales  anti- 
quissimi  Fuldenses  von  einem  Angelsachsen  geschrieben  worden  (vgl. 


')  Zunächst  li;it  damit  die  Frage  nichts  zu  thuu,  ob  der  Übersetzer  ein  Angel- 
sachse gewesen  sei  oder  nicht  (Weinhold  S.  95).  Der  Kenner  wird  leicht  ahnen,  daß 
die  orthographischen  Untersuchungen  mit  dem  Zwecke  unternommen  sind,  schärfer  als 
es  bisher  geschehen  war,  den  Antlieil  der  Angelsachsen  an  der  Begründung  einer 
deutschen  Litteratur  zu  bestimmen.  Die  kirchliche  Terminologie  und  die  Übersetzungs- 
technik reichen  für  sich  allein  dazu  nicht  aus,  vgl.  Denkm.^  S.  XI. 


ÜBER  ALTriOCHDEUTSCHE  ORTHOGRAPHIE.  259 

Th.  Sickel,  Forschungen  zur  deutschen  Gechichte  IV,  459  fF.)  —  die 
älteste  überhaupt  in  Deutschland  vorgenommene  annalistische  Auf- 
zeichnung — ,  hier  hat  vermuthlich  Bonifatius  selbst  in  den  Codex 
Fuldensis  des  Neuen  Testaments  Glossen  mit  ags.  Schriftzügen  ein- 
getragen (E.  Ranke  Ausg.  S.  XII  ff.;  Arndt,  Schrifttafeln  II,  8.  11), 
hier  ist  unter  Hrabanus  Maurus  das  einzige  uns  noch  erhaltene  Copial- 
buch  des  Klosters  in  ags.  Schrift  geschrieben  worden  (QF.  4G,  5; 
Dronke,  Trad.  S.V.  VIII  u.  a.).  Aber  wie  gesagt,  zwingend  ist  es  keines- 
wegs, unsere  Übersetzung  ihren  Weg  über  Mainz  oder  Fulda  nehmen 
zu  lassen,  weil  in  allen  litterarisch  regsamen  Klöstern  Kenntnilii  ags. 
Schrift  verbreitet  gewesen  sein  wird  (vgl.  Wattenbach,  Anleitung 
S.  31).  Über  ags.  Schreiber  ist  Denkm.''  II,  42.  56.  316.  319.  356.  358; 
Zs.  f.  d.  Phil.  I,  298;  IV,  462;  Braune,  ahd.  Gramm.  §.  7,  Anm.  2, 
§.  43,  Anm.  1  zu  vergleichen.  Graff  gibt  zu  Asc.  2,  Em.  28,  Sg. 
913  (d.  i.  Voc.  St.  Galli)  die  Notiz,  sie  seien  in  ags.  Schriftzügen. 
Wie  stand  es  mit  dem  A:-Zeichen  in  Baiern?  ä;  in  seinem  heu- 
tigen Lautwerth,  nicht  für  etymol.  (j,  sondern  für  etymol.  k,  ist  erst 
bei  den  jüngeren  Schreibern  des  Salzburger  Verbrüderungs- 
buches nachweisbar.  Die  älteste  Hand  schreibt  wohl  Kislolf.  Kisal- 
burg.  Kerolt.  Kerlind.  Kisnlhart.  Kerilo.  Kepalioh.  Keihart.  Aldhari. 
Uualdker.  Keruuantil.  etc.  im  Gegensatze  zu  Gozherht.  Cotcesscalc. 
Cundhari  etc. ,  wohl  aber  auch  bereits  Kaerhari.  Hrodkaer.  Wirdika. 
Hrodkarf.  Kaganhart.  Kalla.  Kaildrud.  Pcrhtkart  u.  a.  Daneben  noch 
nach  älterer  Weise  Wisucart.  Cauuiperht.  CanialperM  u.  a.  k  steht 
niemals  vor  o,  u,  nur  vor  a  ist  es  eingedrungen  (achtziger  Jahre  des 
>^.  Jh.).  In  den  St.  Galler  Originalurkunden  finde  ich  das  erste  k 
vor  a  ums  Jahr  788  Kaganhart  (Wartm.  Nr.  117)  ganz  vereinzelt 
(Cacamoardus  a.  797,  Nr.  144).  Sikabertas.  Sikahart  a.  799  (Nr.  157). 
Kaganhart  a.  802  (Nr.  166).  TakaberÜ  a.  812  (Nr.  209).  Eoadkarü 
{Roadgarii)  a.  822  u.  a.  In  den  Urkunden  fehlt  /co-,  ku-  ebenso  wie 
in  der  Benedictinerregel,  die  mit  den  Urkunden  auch  in  dem  Wechsel 
zwischen  ea-  und  ka-  übereinstimmt  (Beitr.  I,  404).  Es  kann  keine 
Rede  davon  sein,  daß  k  eine  andere  Aussprache  gehabt  haben  sollte 
vor  a  als  vor  o,  ?/  (wie  auch  Wüllner  S.  104  meinte).  Der  Grund, 
weli'halb  k  vor  a,  nicht  vor  o,  n  geschrieben  worden  ist,  läßt  sich  noch 
wohl  erkennen.  Er  hat  nichts  mit  Lautvorgängen  zu  thun.  Wohl  aber 
steht  diese  Schreibung  im  Zusammenhang  mit  dem  kräftigen  Auf- 
schwung, den  unter  Karl  d.  Gr.  die  lateinische  Grammatik  ge- 
nommen hat.  Das  geläuterte,  saubere  Latein  der  karolingischen 
Renaissance   ist  bekannt.    Es  ist  nicht  ohne  Studium  der  lateinischen 

18* 


260  FI^    KAUFFMANN 

Grammatiker  zu  erklären.  Diese  sind  es  denn  auch,  die  als  Regel 
aufgestellt  haben^  den  Buchstaben  k  wohl  vor  n,  aber  nicht  vor  o,  ii 
7A\  setzen.  Wenn  Otfrid  von  k  und  z  sagt:  (/rmnmaficis  inttr  litteras 
(h'cunt  esse  superjluas,  so  stimmt  dies  mit  Priscian  inst.  lib.  I,  14 
k  quidimi  penitus  siipervaciia  est.  Probus  cathol.  III  (Keil  IV,  39): 
k  litlexi  non  scrrhitur  nisi  a  liüera  in  yrincipiis  nominum  veJ,  verhorum 
conseqiientis  sylhthae.  Donatus  (Keil.  IV,  .368):  supervacuae  qnihusdam 
videnfvr  k  et  q,  qtii  nesciunt  quotiens  a  sequitur  k  litteram  praeponendam 
esse  non  c.  Po m pejus  (Keil  V,  110):  majore!^  nostri  quotienscunqne  a 
sequebatur  per  k  scrihehnnt.  (V,  239):  item  k  ante  o  non  ini-enis.  legi- 
mns  enim  in  litteris  quia  k  non  praeponitur  nisi  sequente  a:  ergo  cum 
o  sequitur,  quomodo  potest  k  praeponi?  Zweifellos  hängt  mit  dieser 
Grammatikerregel  auch  zusammen,  daß  in  den  St.  Galler  Urkunden 
jedenfalls  seit  779,  wenn  nicht  schon  seit  776  Carolus  durch  Karolus 
ersetzt  und  dieses  immer  häufiger  von  Jahr  zu  Jahr  geschrieben  wird. 
Es  ist  nur  seltsam,  daß  in  der  kaiserlichen  Kanzlei  selbst  erst  seit 
a.  800  der  Name  des  Kaisers  mit  Ä;  geschrieben  wird  (QF.  3,  141  ; 
Schcrer,  Zs.  f.  österr.  Gyran.  1875,  202).  Wir  sehen,  die  Legende  von 
der  deutschen  Grammatik  Karls  hatte  thatsächliche  Bestrebungen  in 
weiten  Kreisen  zum  Hintergrunde,  nur  fehlen  die  Anhaltspunkte  dafür, 
daß  die  Orthographiebewegung,  die  in  engstem  Zusammenhange  mit 
dem  Aufschwung  des  wissenschaftlichen  Lebens  steht,  irgend  welche 
Beziehung  zur  Person  oder  zum  Hofe  des  Fürsten  gehabt  hätte. 
Doch  ist  hier  zu  allgemeineren  Betrachtungen  nicht  der  Ort. 

Ein  einziger  Kamfio  der  ältesten  Hand  des  Salzburger  Verbrüde- 
rungsbuches bezeugt  die  Neuerung  schon  auch  für  diese  fernen  öst- 
lichen Lande.  Die  jüngeren  Schreiber  sind  bereits  freigebig  mit 
Knniperht  u.  dgl.  wie  mit  Kozolt.  Kundhart  u.  ä.  Wir  sehen  hier  klar 
und  deutlich,  wie  k  vor  o,  u  einer  späteren  Periode  deutschen  Schrift- 
wesens angehört,  als  k  vor  e,  i,  a.  Damit  stimmt  aufs  beste,  was 
wir  dem  Freisinger  Copialbuch  als  einer  secundären  Quelle  ent- 
nehmen. Die  Urkundennamen  zeigen  k  nur  vor  e,  i  im  Lautwerth 
von  g.  Erst  a.  772  tritt  der  Name  des  Kaisers  als  Karolus  auf,  und 
a.  773  eine  Form  wie  Ekkahart.  a.  776  Kagauhart.  Fiska.  a.  779 
Kaitheri  u.  a.  Dagegen  finde  ich  einen  Kundpreht  erst  a.  802.  Kund- 
heri  a.  804  u.  s.  w.  Gleichzeitig  mit  diesen  Belegen  für  k  vor  u  {=■  g) 
erscheint  k  (im  Lautwerth  von  k)  vor  anderem  als  a-Vocal.  Dieselbe 
Urkunde  von  802,  welche  Kundpreht  gibt,  zeigt  auch  Fall ilinkirka- 
Sodann  a.  804  neben  Ilrodungeschirihha  auch  Fehlkirca.  Tnukircn, 
wozu  man  kirihha.  kirihhun  der  Mons.  Fragm.  vergleiche. 


ÜBER  ALTHOCHDEUTSCHE  ORTHOGRAPHIE.  261 

Sehr  klar  ist  die  allraäliji^e  Ötutenfoige  in  der  Bezeiclmunj;  der 
Gutturalmedia  vor  a-Vocal  in  den  Casseler  Glossen,  ihnen  schlieL^en 
sich  an:  Exhortatio  Cassel.  Hraban.  Glossar;  Melker  Glossen,  Frei- 
singer pater  noster,  sodann  nach  längerem  Zeitabstand  Exhortatio 
Monac.  Die  Casseler  Glossen  haben  nur  Präf.  ca-,  die  Exhort.  Cassel. 
zeigt  einmaliges  kaleren  (außer  mehreren  ga-  neben  c«-),  das  Hraban. 
Gl.  zeigt  86  ca,  67  </«,  128  ka  im  Präfix,  10  c«,  10  (ja^  12  ha  im 
VVurzelanlaut  (WttUner  S.  24.  40),  die  Melker  Glossen  bewahren  noch 
\  ca,  1  cjd  neben  regelmäßigem  ka- ,  während  in  Freis.  pat.  nost. 
und  in  Exhort.  Monac.  ca-  gänzlich  verschwunden  ist.  Leider  fehlen 
in  den  ältesten  dieser  Denkmäler  Belege  für  etymol.  //  vor  Palatal- 
vocal,  doch  helfen  die  regelmäßigen  ske-  ski-  (wozu  Wüllner  S.  21 
zu  vergleichen)  der  Gloss.  Cass.  neben  sai-  aus  (vgL  ebenda  roman. 
keminata).  Das  Wessobr.  Gebet  tritt  bestätigend  mit  manake  (neben 
(jeisla.  forgip)  :  almaldico.  cootUche  etc.  hinzu,  und  damit  stimmen  anakin 
(neben  gepames)  :  npcoto.  cauma.  eican  der  mit  dem  Gebet  sprachlich 
identischen  Glossen  (Ahd.  Gl.  II,  149  f.),  während  die  sog.  Wessobr. 
Glossen  (Germ.  II,  88  ff.)  anderer  Herkunft  sind,  mit  dem  Gedichte 
nicht,  wie  kürzlich  von  Kögel  geschehen,  in  Beziehung  gesetzt  wei- 
den können  (vgl.  kazangali.  reganespuruc.  haugo).  Hier  tritt  also  bereits 
ka-  auf  (cfr.  skaaf  in  Gloss,  Cass.),  wovon  in  Wessobr.  Gebet  noch 
keine  Spur  ist,  und  ich  stehe  nicht  an,  auf  Grund  dieses  Argumentes 
das  Wessobr.  Gebet  nebst  den  zugehörigen  Glossen  für  das  älteste 
bairische  Sprachdenkmal  zu  erklären,  das  vermuthlich  in  den  Siebziger 
Jahren  des  8.  Jh.  entstanden  ist. 

In  dem  bair.  Glossar  Pa.  steht  neben  Präfix  ki-  bereits  drei 
raaliges  kh- :  khnndo.  khoran.  khunni.  ki-  sowohl  als  kh-  fehlt  voll- 
ständig, in  dem  zweifellos  St.  Gallischen  K",  dagegen  ki-  (neben  ver- 
einzeltem ke-  wie  in  Ic)  heiTscht  in  IC,  in  welchem  Theile  der  Hs« 
auch  Ä;- ,  kJi-  besonders  häufig  sind  {kuntheo.  khitndlihho  etc.).  Des- 
gleichen ist  ki-  in  Ra  die  herrschende  Form,  und  wiederum  finden 
sich  hier  die  zahlreichen  k-,  kh  {khunni.  kan  etc.).  Ebenso,  und  das 
erscheint  besonders  bedeutsam,  steht  k  vor  o  (im  Lautwerth  von  g) 
einmal  in  Pa  (kikoz) ,  einmal  in  Ra  {koaz  129,  19),  etwas  häufiger 
in  K"  {koz  129,  18.  kotes  115,  30.  223,  13  u.  a.).  Ich  möchte  glauben, 
daß  auch  die  kh- ,  ko-  des  St.  Galler  pater  noster  und  credo :  kho- 
runka.  khlrihhuti.  ipiehhe  (neben  chuumftic),  kot  (neben  cotes)  auf  bai- 
rische Vorlage  hinweisen :  erstoont.  sonen.  urstodali,  sowie  picräpan  fallen 
dafür  ins  Gewicht.  Das  Stück  ist  zweifellos  Abschrift,  wie  schon  aus 
dem  Lesefehler  {imseer  statt  unsar)   unumstößlich   hervorgeht.    Die  o- 


262  l''i^-  KAUFFMANN 

Monoplithonge  sind  sehr  auffällig  und  erinnern  an  die  St  Gallische 
Zeit  vor  762  (der  Voc.  St.  Galli  hat  bereits  ein  -uo).  In  dem  Original 
der  Urk.  Nr.  120  (a.  789)  steht  ein  BuadoUus,  in  dem  der  Urk. 
Nr.  122  (a.  789)  ein  Uoto ,  Nr.  130  (a.  791)  RuadiveUi,  Nr.  131 
(a.  792)  gibt  im  Datum  der  Urkunde  suh  Odalrico  cotnite,  desgleichen 
Nr.  132  (a.  792)  neben  Ruadlieri  in  der  Zeugenliste.  Odalricus  .'iteht 
noch  in  der  Mitte  des  9.  Jh.  mit  traditioneller  Kanzleiorthographie 
im  Datum  und  kann  nicht  für  die  chronologische  Bestimmung  des 
Lautvorganges  verwerthet  werden,  zumal  nachdem  Henning  (S.  115) 
constatiert  hatte,  daß  schon  in  dem  Zeiträume  a.  763 — 780  die  Di- 
phthongierung durchgeführt  sei.  Alles  fügt  sich  zu  der  Annahme  eines 
bairischen  Originalformulars,  während  ö  sowohl  als  kh-  und  ko-  in 
St.  Gallen  vollkommen  isoliert  stünden.  Noch  die  Benedictinerregel 
vermeidet  ko-  und  läl>t  jeden  Beleg  für  kh  vermissen.  Beachtenswert!! 
ist,  daß  die  anlautenden  kh-  und  ko-  der  Glossare  nicht  aus  der  ihnen 
gemeinsamen  Vorlage  (Beitr.  9,  356)  gekommen  zu  sein  scheinen, 
da  wenigstens  kakhoran  Pa  :  kichoran  Ka  128,  20;  goz  Ra  ;  koz  Ra 
128,  18  sich  nicht  entsprechen.  Leider  fehlen  für  die  weiteren  Belege 
die  Paralleltexte.  Pa  dürfte  aber  für  die  Schlußfolgerung  ausreichen, 
daß  beide  Neuerungen  kh  (für  ch)  wie  k  (für  c  =:  (j)  vor  o  zuerst 
und  am  frühesten  in  Baiern  auftreten  und  von  Baiern  aus  in  andere 
Landschaften  verpflanzt  worden  sind.  Das  St.  Galler  pater  noster 
und  credo  wäre  dafür  ein  Beispiel.  Vor  das  Jahr  780  kann  diese  bai- 
rische  Orthographieveränderung  nicht  gesetzt  werden  (älter  wird  der 
Lautstand  von  Pa  nicht  sein).  Noch  vor  Ablauf  des  8.  Jh.  ist  das 
St.  Galler  Formular  geschrieben.  Die  bairische  Orthographie  hat  aber 
im  Kloster  keine  Nachahmung  gefunden.  Anders  in  der  Heimat  des 
Glossars  K**.  Seine  Entstehungszeit  wird  hart  ans  Ende  des  8.  Jh. 
fallen,  das  Denkmal  ist  niederalemannisch  (Gesch.  d.  schwäb.  Mund- 
art §.  68;  §.  176,  Anm.  I  [zu  sle/dt  vgl.  Beitr.  9,  327])  und  ich  glaube 
mit  Kögel,  daß  die  Hs.  aus  Baiern  in  das  niederalera.  Dialectgebiet 
gekommen  ist.  Hier  (wahrscheinlich  in  Murbach)  fiel  die  Neuerung 
auf  fruchtbaren  Boden.  K''  hat  nicht  bloß  bair.  kh-  und  k  (für  c  g) 
vor  dunkeln  Vocalen  reichlich  verwerthet.  Meines  Wissens  ist  K**  das 
älteste  Denkmal,  in  welchem  der  Buchstabe  k  nicht  mehr  bloß  für 
etymol.  g,  sondern  auch  für  etymol.  k  mit  einiger  Vorliebe  geschrieben 
worden  ist.  Eine  absolute  Neuerung  liegt  hier  nicht  vor,  nachdem 
seit  Beginn  der  siebziger  Jahre  im  Namen  des  Kaisers  c  durch  k 
ersetzt  worden  war,  nachdem  die  um  sich  greifende  Kenntniß  der 
Grammatici    die    Verbreitung    des    Buchstaben    begünstigt    hatte.    K*" 


ÜBER  ALTHOCHDEUTSCHE  ORTHOGRAPHIE.  263 

ze'v^t  k  erst  45innl,  daneben  ^onial  c  {kaiühco,  cund  u.  u.),  vvälirend 
kh  (85mal)  und  ch  (59mal)  immer  noch  das  Übergewicht  haben. 
k  wie  kh  erklären  sich  aus  dem  durch  die  grammatische  Theorie 
hervorgerufenen  Kampf  gegen  den  Buchstaben  c ').  Es  lagen  zwei, 
die  litterarische  Thätigkeit  beherrschende  Schreibsysteme  vor:  das 
westfränkische  mit  c  g  gh  ck  für  etymol.  g,  ch  für  etymol.  /c;  das 
angelsächsische  mit  g  (k)  für  etymol.  g  und  c  (k)  für  etymol.  k. 
Ich  kenne  kein  obd.  oder  md.  Kloster,  in  dem  nicht  beide  Systeme 
ihre  Spuren  hinterlassen  hätten.  Sobald  die  Bewegung  ins  Rollen  ge- 
kommen war,  trat  facultativ  für  c  der  westfränk.  Orthographie  g  k,  für 
ch  die  Verbindung  kh  ein.  Diejenige  Fassung  des  Keronischen  Glossars, 
welche  unseren  Hss.  zugrunde  liegt,  stellte  bereits  eine  Mischung 
westfränk.  und  angelsächs.  Orthographie  (ähnlich  wie  die  Vorlage 
unserer  Isidortexte)  dar.  Sie  kannte  z.  B.  für  etymol.  k  sowohl  anl.  c- 
als  ch-  (wie  aus  den  Übereinstimmungen  der  Hss.  hervorgeht),  aber  noch 
nicht  deren  Ersatz  durch  k,  resp.  kh,  Ersteres  ist  erst  in  bairischer, 
dieses  in  der  zeitlich  noch  späteren  von  Baiern  nach  Niederalemannien 
gewanderten  Fassung  aufgenommen  worden,  womit  nicht  gesagt  sein 
soll ,  daß  nicht  auch  an  anderen  Orten  k  Geltung  gewonnen  habe 
(vgl.  oben  S.  255).  Aber  weder  in  Baiern  noch  in  Alemannien  hat 
die  Neuerung  vorerst  Boden  gefunden.  Muspilli  steht  mit  seinen  kh, 
k  (c.  a.  802,  vgl.  Möller  S.  41  ff.)  so  isoliert  wie  das  St.  Galler 
pater  noster  und  credo.  Vereinzelte  /<;,  kh  finden  sich  in  dem  Reichen- 
auer  Glossar  Rb,  das  noch  im  8.  Jh.  geschrieben  ist  {kalih  neben 
chelihha.  khind  neben  chind  u.  a.) ,  ebenso  vereinzelt  sind  k  (=  g) 
vor  o  wie  kikozzane,  kaotakote.  Das  Denkmal  setzt  die  Einführung 
der  /c-Orthographie  im  Ganzen  erst  auf  der  Stufe  ka,  ke,  ki  voraus 
und  wird  gleichfalls  bairischer  Herkunft  sein.  Vielleicht  hat  die  Vor- 
lage zahlreichere  ko-,  kh-,  k-  gehabt,  die  der  Alemanne,  als  dem  ein- 
heimischen  Brauch  zuwider,    beseitigt  hat.     Sehr  interessant  ist,    daß 


')  c  ist  in  der  späteren  Zeil  nur  noch  im  Auslaut  der  Wörter  testgeluilten, 
um  schließlicli  auch  in  dieser  Stelhing  zu  verschwinden.  Im  An-  und  Inlaut  ist  der 
Buchstabe  ganz  mechanisch  beseitigt  worden.  So  und  nicht  anders  wird  man  die  von 
Graff  IV,  2  gesammelten  Fälle  auffassen.  So  erklären  sich  die  *drancta  >  drangkta,  thaiig 
werg,  scalg  etc.  bei  Otfrid  und  die  analogen  Formen  Notkers  (Braune  §.  143,  Aum.  4. 
144,  Anm.  4).  Ebenso  verstehe  ich  das  durch  die  ganze  ahd.  l'eriode  sich  hinziehende 
sg  (für  fic,  resp.  .igh  für  seh,  Braune  §.  140,  Anm.  3).  Das  seit  alter  Zeit  neben  c 
übliche  g  hat  unter  ags.  Einfluß  die  Oberhand  gewonnen,  die  ursprünglich  romanisch- 
westfränkische  Schreibtradition  ist  zu  stetigem  Rückzug  gedrängt  worden,  wie  cast 
>  gast,  cold  >  gold  u.  a.  st)  auch  tac  >  tag,  oucta  >  ougta,  loerc  >  loerg ,  mennisco 
>■  mennisgo  (mehrfach  auch  im  Hei.  Monac). 


264  ADALB.  JEITTELES 

wir  gerade  iu  Reichenau  noch  weitere  Spuren  dieser  bairischen  Ortho- 
graphie nachweisen  können,  vgl.  Präf.  ka-  und  die  vereinzelten  kot, 
kotcund,  kuate  der  Hymnen  (Sievers  S.  71).  Diese  bairischen  Formen 
gehören  nur  dem  ersten  Schreiber  an,  der  zweite  kennt  sie  nicht, 
so  wenig  als  das  von  ihm  geschriebene  Glossar  Ic  oder  die  Psalm- 
bruchstücke (Germ.  2,  98  ff.).  Wie  in  Oberdeutschland  so  hat  auch 
in  Mitteldeutschland  das  westfränkische  ch  der  Urkundenschrift  starken, 
zähen  Halt.  Aber  die  Fulder  Schule  steht  unter  kräftigstem  ags. 
Einfluß  (FIraban  ist  selbst  bei  Alcuin  in  der  Schreibschule  zu  Tours 
gewesen),  und  ihm  ist  es  anzurechnen,  daß  sowohl  der  Fulder  Tatian 
als  das  Evangelienbuch  des  in  Fulda  geschulten  Otfrid  die  schwer- 
fällige westfränkische  Orthographie  bis  auf  Reste  überwunden  zeigen. 
Auch  in  diesem  Falle  sind  es  die  Werke  höheren  Stils,  welche  den 
fortgeschrittensten  Standpunkt  einnehmen,  während  die  Littcratur 
zweiten  und  dritten  Ranges  noch  auf  lange  Zeit  den  altvaterischen, 
altfränkischen  Gewohnheiten  treu  geblieben  ist. 

Auf  niederdeutschem  Sprachgebiete  liegen  die  Dinge  wesentlich 
anders  als  auf  hochdeutschem.  Hier  sind  den  allgemeinen  äußeren 
Zeitläuften  entsprechend  die  westfränkischen  Einflüsse,  die  inzwischen 
durch  den  Läuterungsproceß  der  karolingischen  Renaissance  gegangen 
waren,  nur  noch  spärlich  und  bedeutungslos.  Das  ganze  Sehriftsystem 
wie  wir  es  für  den  Heliand  auf  Grund  unserer  drei  Hss.  zu  recon- 
struieren  vermögen,  zeigt,  daß  hier  von  Anfang  an  die  angelsäch- 
sischen Lehrer  und  die  Schule  zu  Fulda  maßgebend  gewesen  sind. 
Wir  werden  dies  erst  deutlich  erkennen,  wenn  das  Arbeitsfeld  ags. 
Missionare  in  hoch-  und  niederdeutschen  Landen  für  uns  übersicht- 
licher geworden  sein  wird.  Leider  sind  die  Verdienste  der  Iren  bis 
heute  noch  nicht  mit  Sicherheit  von  denen  der  Angelsachsen  zu  sondern. 

MARBUUG,  FKIEDEICU  KAUFFMÄNN. 


MHD.   TORE. 


1(1  den  von  mir  herausgegebenen  St.  Pauler  Predigten  habe  ich 
auf  S.  148 — 149  mit  Beziehung  auf  die  Stelle  14,  5  do  du  vernäme  des 
vientes  rät  and  sin  schundunge,  do  loärn  die  öre/i  vervallen  und  ertoret 
darauf  hingewiesen,  daß  die  Wörter  tore,  ertoren  außer  der  in  den 
mhd.  Wörterbüchern  ausschließlich  angeführten  Bedeutung  'Tiior', 
'zum  Thoren  werden'    zuweilen  auch  'taub',  'taub  werden'  bezeichnen, 


MHD.  TORE.  265 

und  habe  ebendort  zugleich  mehrere  andere  unzweideutige  Beispiele 
aus  der  mhd.  Littcratur  dafür  beigebracht.  Ferner  hat  R.  Sprenger 
in  den  Beiträgen  f.  Kunde  d.  indogerm.  Sprachen  Bd.  VI,  157  meinen 
in  denselben  Predigten  13,  14  begangenen  Lesefehler  töten,  das  ich  in 
touhen  besserte,  in  toren  berichtigt  und  daran  die  Bemeikung  geknüpft, 
daß  hier  toren  die  Bedeutung  'die  tauben'  habe.  Doch  scheint  die 
Feststellung  dieser  Thatsache,  wie  sich  unten  zeigen  wird,  nicht  die 
gehoffte  Beachtung  bei  Fachgenossen  gefunden  zu  haben.  Ich  sehe 
mich  darum  veranlaßt,  auf  den  Gegenstand  zurückzukommen  und 
noch  eine  weitere  Keihe  unumstößlicher  Belege  für  die  erwähnte 
Bedeutung  der  Wörter  tare,  ertoren  und  zugleich  von  toßven,  et  teeren 
initzutheilen,  bezw.   zu  beleuchten. 

Speculum  ecclesiae,  hrsg.  von  J.  Kelle,  S.  10:  Nv  habet  ir  ver- 
nomen  div  zwei  dinch,  dei  in  der  wissage  cjehiez,  cum  ait:  tune  ap(;rien- 
lur  ocuÜ  etc.,  daz  der  hlintin  ovfjen  üf getan  wurden  vnde  dir  tarn  ören 
ivurdin  gehorente. 

D.  Predigten,  hrsg.  v.  Grieshaber  I,  91:  Di  Huf,  dt  m  der  stat 
da  wauren,  di  fuortun  ze  im  ainen  deren,  der  gehört  nit,  noch  mocht  nit 
redun,  und  do  si  den  doren  für  in  gefuortun,  da  bauten  si  in,  das  er 
sin  hant  üf  in  leti.  Unser  herre  det  des  si  in  bauten,  und  fuort  in  fon 
der  schar  liinder  sich  und  lies  shi  finger  in  des  dovren  ovren,  und  do  er 
das  gedet,  do  spai  uuxer  herre  an  derde  vnd  ruort  dem  dovren  [sine] 
schuiigun  und  do  er  das  gedet,  do  sach  er  über  sich  in  di  hiemel  und 
uainut  und  sprach  cem  doren:  EfFeta,  quod  est  adaperire.  Effeta,  das 
ist  ain  ebräisch  loort  und  ist  als  fil  gesprochen  a{l)s:  es  ist  iifgedann, 
und  zi'hant  nach  dem  lourt  do  wurden  üf  gedaun  dem  dovren  sine  ovren 
und  das  baut  siner  schungun  ivart  erlöst  und  wart  reduut  reht ,  und  das 
beschach  ....  und  dö  der  dovr  gehereni  lüart  und  och  redent  warf ,  do 
wundrut  si  alle  ....  Er  haut  alliu  dinc  wol  gedaun,  er  hies  dovren  ge- 
heren  und  hies  die  stummen  redun. 

Lamprechts  von  Kegensburg,  San  Franzisken  leben,  hrsg.  von 
Weinhold,  Vers  4748  ff.: 

Da  ze  Plebiscastelin 

wont  ein  armez  kindelm, 

daz  loas  ein  stumme  und  ein  töre, 

ime  enhört  deweder  öre, 

alsus  loas  ez  von  geburt. 
Zu  dieser  Stelle    macht  Weiiihohl    die  Bemerkung:    "ein  töre,    Zusatz 
Lamprechts:   qui  ex  toto  mutus  et  surdus  eiat  a  uativitate  sua  Th(omas 
von  Celano).    Derselbe   widerspricht    dem    von  L.  auch  übergangenen 


236  ADALl'..  JEITTELES 

Salze:  bonac  indolis  erat  puer,  quia  licet  surdus  et  mutus  esset  cuna- 
btilis,  per  sigrium  tanicn  quaequc  noverat  imperata  .  Allein  der  Heraus- 
;^eber,  dem  die  in  den  mlid.  Wöiterbücliern  aussebließlieh  beglaubigte 
Bedeutung  'slultus,  insanus'  vorscbwebte,  irrt,  denn  gerade  die  latei- 
nisehe  Parallelstelle  des  Thomas  von  Celano  lehrt  ja  mit  zweifelloser 
<  «ewißheit,  daß  hier  töre  surdus  bedeutet  und  zwar  lediglich  bedeuten 
kann. 

Walther  20,  6  (Lachraann): 

Der  in  den  oren  siech  von  zmgesühte  st, 
daz  ist  min  rät,  der  läz  den  hof  ze  JHiringcn  fri, 
ican  kumet  er  dar,  deswär  er  loirt  erteeret. 
Die  Stelle  lautet  in  Simrocks  Übersetzung  Walthers   (2.  Ausg.   1853): 

Wer  in  den  Ohren  siech  ist  oder  krank  im  Haupt, 

Der  meide  ja  Thüringens  Hof,  wenn  er  mir  glaubt: 

Kam'  er  dahin,  er  würde  ganz  bethört. 
Und    bei  Schröter,  Gedichte  Walthers  v.   d.  Vogelweide   (Jena   1881): 

Wer  durch   des  Unglücks  Tücke  an  seinen  Ohren  leide, 

Dem  rath'  ich,  daü  er  immer  Thüringens  Hofburg  meide. 

Lang  gieng  dahin  mein  Streben.  Doch  nimmer  fürderhin. 

Tritt  ein  man  in  den  Burghof,  es  wird  verrückt  der  Sinn. 
Übereinstimmend  erläutert  Pfeiffer  in  seiner  Waltherausgabe  (6.  Aufl. 
1880,  besorgt  von  Bartsch)  loirt  erteeret  mit  den  Worten  'zum  Thoren 
machen:  der  wird  vollends  dumm  gemacht*  und  Wilmanns,  Walther 
V.  d.  Vogelweide,  2.  Aufl.,  S.  148  dui-ch  den  Satz:  'er  wird  wahr- 
haftig verrückt'.  Auch  Martin  in  seiner  'Mittelhochd.  Grammatik  nebst 
Wörterbuch  zu  der  Nibelunge  Not,  zu  den  Gedichten  Walthers'  u.  s.  w. 
(11.  Aufl.  1889)  gibt  bei  ertoeren  bloß  die  Bedeutung  'zum  Thoren 
machen,  von  Sinnen  bringen,  betäuben'  an.  Und  die  gleiche  Bedeutung 
lindet  sich  in  dem  Wörterverzeichniß  der  Schulausgabc  Walthers  von 
Bartsch  (2.  Aufl.  1885). 

Es  muß  aber  auffallen ,  daß  Walther  bei  dem  Ausdruck  siech 
den  kaum  müßigen  Zusatz  in  den  oren  macht.  Warum  soll  ein  Ohren- 
kranker  durch  den  Lärm,  der  an  dem  Hofe  des  Landgrafen  herrscht, 
geradezu  verrückt  werden?  Näher  liegt  doch  wohl  die  Auffassung, 
(laß  er  das  Gehör  völlig  einbüßt.  Ich  glaube  daher  nicht  zu  irren, 
wenn  ich  annehme,  daß  Walther  mit  den  drei  Versen  vielmehr  sagen 
will:  An  dem  Hof  zu  Thüringen  geht  es  so  lärmend  her,  daß  der- 
jenige, der  an  den  Ohren  krank  ist  und  dahin  kommt,  das  Gehör 
gänzlich  zu  verlieren  fürchten  muß.  Es  muß  übrigens  ausdrücklich 
erwähnt  werden,    daß  bereits  Franz  Pfeiffer  und  Albert  Höfer  bezüg- 


MHD.  TORE.  267 

lieh  dur  Deutung-  des  Wortes  sich  der  richtigen  Fährte  iiäliertea,  ohne 
sich  darüber  klar  zu  sein  oder  die  Sache  in  Erörteruiif^  zu  ziehen, 
crsterer,  indem  er  in  seiner  Ausgabe  Walthers  (1.  Aufl.,  S.  202; 
G.  Aufl.  ebd.)  bei  Übersetzung  der  Stelle  dem  Satze  'sonst  wird  er 
uärrisch'  den  Fragesatz  in  Klammern  hinzufügte  'oder  ganz  taub?', 
letzterer  in  seinem  Aufsätze  'Zur  Laut-,  Wort-  und  Namenforschung' 
in  Germania  XJV,  205,  wo  er  aus  Anlaß  seiner  Erklärung  von  unge- 
sühte  die  obigen  Verse  so  commcntiert:  Ver  von  bösem  Siechthum 
ohrenkrank  ist,  der  meide  den  Hof  zu  Thüringen,  denn  kommt  er 
dahin,  gewiß  er  wird  verrückt.  Ein  Wunder,  daß  da  nicht  alle  taub 
sind.  Also:  da  muß  man  starke  Ohren  haben,  sonst  wird  man  taub; 
wer  ohnehin  schon  schwache  Ohren  hat,  wird  verrückt . 
Hadamar  von  Laber,  Str.  158: 

ich  hin  grä  in  dem  schöpfe 
lüorden  von  den  tüinden, 
diu  ongen  in  dem  köpfe 
mir  vor  unhilde  dicke  loellent  erblinden, 
wanne  vor  in  leider  nieman  niht  gehwret, 
ich  mein  unmitzez  claffen 
von  manger  diet,  daz  mich  vil  dicke  teeret. 
Reinhard  Fuchs  "(ed.  J.  Grimm),  S.  339,  Vs.  1320  ff.: 
er  hegunde  mich  zioacken 
als  einen  leitpracken 
vil  vaste  hi  den  oren, 
da  von  xcdnd  ich  ertoren, 
daz  er  mich  also  harte  traf. 
Vgl.  auch  ebd.  S.  338,   Vs.   1274  ff. 

Die  Bedeutung  'taub'  für  tore  steht  also  fest;  es  fragt  sich  nur, 
wie  sie  sich  zu  der  bisher  allein  bekannten  'insanus,  stultus  verhält. 
Daß  es  sich  hier  nicht  etwa  um  zwei  verschiedene  Wörter  handelt, 
ist  zweifellos,  jedenfalls  aber  ist  die  sinnliche  Bedeutung  die  ursprüng- 
liche, aus  der  sich  erst  jene  von  'thöricht,  närrisch,  verrückt'  all- 
mählich herausgebildet  hat.  Einen  deutlichen  Fingerzeig  bietet  das 
synonyme  Wort  toitp,  das  nach  Lexer  II,  1484  1.  nicht  hörend,  taub, 
2.  nichts  empfindend,  stumpfsinnig,  3.  unsinnig,  närrisch,  toll  be- 
deutet. Mau  vergleiche  übrigens  auch  Lexer,  Kämt.  Wtb.  65,  wo  auf 
die  Analogie  der  Doppelbedeutuug  von  toup  und  for,  surdus  und 
stultus,  hingewiesen    wird,  und  Schmeller,  Bnyr.  Wtb.**  I,  ()\9. 

ADALBERT  JEITTELES. 


268  ADALB.  JEITTELES 


ZU  GKKMANIA  XXXIII,  813  ff. 


Den  Sj)rucli,  den  Reinhold  Köhler  a.  a.  O.  unter  der  Über- 
sehrift  Mich  wundert,  daß  ich  fröhlich  bin'  ausführlich  erörterte  und 
für  den  er  eine  Fülle  von  Textfassun^en  beibrachte,  fand  ich  im 
Jahre  1884  in  dem  Flur  eines  in  Gossensaß  in  Südtirol  befindlichen 
Hauses  mit  folgendem  ziemlich  veränderten  Texte: 

Ich  leb  alhier  in  diser  Welt,   weis  aber  nicht  wie  lang, 

das  ich  Ein  Mahl  mues  sterben,    kan  doch  nicht  sagen,  wan. 

Ich  Reise  schon  Ein  lange  Zeit,  weis  aber  nicht  wohin. 

Das  thuet  mich  Sehr  verwundern,  dass  Ich  so  frelich  bin. 
Der  Spruch  ist  durch  ein  Frescogemälde  veranschaulicht:    im  Hinter- 
gründe Wolken,  links  eine  Art  Burg,   rechts  ein   Wanderer,  auf  dem 
Boden  sitzend,  in  der  Mitte  ein  kahler  Baum. 

ADALBERT  JEITTELES. 


ZU  GERMANIA  XXXVI,  262  ff. 

In  dem  Aufsatze  'Mittheilungen  aus  mittelhochdeutschen  Hand- 
schriften' veröffentlichte  Herr  F.  W.  E.  Roth  in  Wiesbaden  aus  einer 
ehemals  ihm  selbst  gehörigen,  'nun  in  Amerika  in  Privatbesitz  befind- 
lichen Hs.,  saeculi  XV,  geistlicher  Lieder,  die  einem  Kloster  am  Rhein 
entstammte'  das  interessante  Lied  vom  'Blumenmacher  Jesus',  welches 
zuerst  Mone  im  Anzeiger  VIII,  331  bekannt  machte,  und  knüpft 
daran  die  Bemerkung,  daß  der  Text  jener  Handschrift  'Besseres  als 
Mone  bietet .  Mones  Text  sei  'modern  und  verderbt'. 

Dieser  Ansicht  Roths  kann  ich  nicht  beistimmen;  vielmehr  scheint 
mir  der  Monesche  Text  in  vieler  Beziehung  den  Vorzug  zu  verdienen. 
Die  verwilderte  Orthographie  und  Unebenheiten  in  der  Vers-  und  Reim- 
bildung dürfen  nicht  beirren.  Ähnliche  und  zum  Theil  noch  stärkere 
Verderbnisse  finden  sich  auch  in  dem  Texte  bei  Roth.  Liest  man  das 
Lied  in  der  Gestalt,  wie  es  Uhland  in  seinen  'Alten  hoch-  und  nieder- 
deutschen Volksliedern'  I,  2,  857  nach  dem  Moneschen  Texte,  ohne 
viel  daran  zu  ändern,  wiederholte,  so  wird  man  kaum  die  geringste 
Störung  empfinden.  Wurf  und  Ton  des  Liedes  sind  echt,  Ausdrucks- 
weise und  Versbau  dem  Charakter  der  Zeit,  der  es  angehört,  voll- 
kommen angemessen.  Von  einem  modernen  Zug  kann  schon  darum 
keine  Rede  sein,    weil  die  Handschrift,  wie  Mone  bemerkt,   aus  dem 


zu  GERMANIA  XXXIII,  313  ff.;  XXXVI,  262  ff.  269 

16.  Jahrhundert  stammt.  Anderseits  fragt  es  sich,  ob  die  Handschrift 
Roths,  bezw.  die  Aufschreibung  des  Liedes  in  ihr,  wirklich  noch  dem 
15.  Jahrhundert  entstammt  oder,  wenn  es  der  Fall  ist,  wie  weit  sie 
der  Niederschrift  des  Mone'schen  Textes  in  der  Zeit  vorangeht.  Schon 
die  mehrfach  angewendete  Großschreibung  der  Substantive  scheint 
auf  eine  spätere  Abfassung  hinzuweisen.  Übrigens  dürfte  auch  der 
Monesche  Text  keineswegs  die  älteste  Fassung  enthalten.  Das  Lied 
war  nämlich,  wie  schon  ühland  erkannt  hat,  offenbar  ursprünglich 
in  achtzeiligen  Strophen  verfaßt,  deren  Zeilen  ganz  oder  theilweise 
auf  einander  gereimt  haben  mögen.  Einzelne  solcher  Kurzzeilen  zeigen 
noch  deutlich  den  alten  Reim;  bei  den  meisten  aber  sind  seine  Spuren 
schon  vollends  verwischt. 

Ich  will  nun  eine  Vergleichung  einiger  Stellen  in  den  beiden 
Texten  vornehmen,  um  zu  zeigen,  daß  der  Monesche  Text  mehrfache 
Vorzüge  besitzt. 

Strophe  1  lautet  bei  Roth: 

Ess  was  eyn  schone  Junßrauwe  edel  die  ivas  sich  tooil  gedane, 
In  eynen  schonen.  Gartten  wolle  sy  spaceren  gane, 
In  eynen  schonen   Gartten,   darna  stände  yr  Gedanck, 
Na  manicher  Hand  Farben,  na  Fogelyn   Gesanck. 
Dagegen  bei  Mone: 

Es  ivas  ein  Jungfraiü  edl,  sy  loas  gar  wol  gethan, 
in  ainen  schonen  'paungartten  wolt  sie  spacieren  gan, 
in  ainen  schonen  paungartten,  darnach  stuendt  ir  gedanckh, 
nach  pluemeti  mangerleye,  nach  vogelein  silessem  gesangkh. 
Abgesehen  von  der  verwahrlosten  Beschaffenheit  der  ersten  Zeile, 
ist  der  Ausdruck  Na  manicher  Hand  Farben  viel  weniger  bezeichnend 
als    der   nach  jpluemen    mangerleye,    denn  die  Blumen  sind   es  ja  eben, 
(leren  kunstvolle  Gestalt  die  Jungfrau  anzieht  und  nach  dem  Künstler, 
der  sie  hervorbringt,  sehnsüchtig  macht. 
Strophe  2,  Roth : 

Und  da  sy  in  den   Gartten  quam,  da  loas  sy  freiidenrich, 
Sy  sach  die  sclionen  blomen  an  gezieret  meisterlich. 
Hilfif  got,  sull  ich  yn  schauwen,  des  myn  Herlz  begert, 
I)anck  toill  ich  ym  sagen,  er  ist  der  Eren  toert. 
Bei  Mone: 

Da  sy  in  den  garten  kam,  sy  sach  die  pluemen  an: 
'er  ist  von  hochen  künsten,  ja  der  sy  machen  kan; 
wolt  got,  soll  ich  in  anschaiven,  ja  des  mein  hertz  begert, 
dankh  so  solt  er  habend  er  ist  der  eren  wol  iverdC. 


270  Al^ALB.  JRITTELES 

Wie    klar    und    wohl    motiviert  ist  hier   alles,    während  dort  die  Dar- 
stellung unbeholfen  und  nahezu  unverständlich  ist. 

Strophe  7,  Roth: 

Jhesus  der  hlomen  mecher  also  hyii  ich  genant, 

Vnd  all  die  schonen  hl(>mrn  synt  viir  tooil  hrkant. 

Ich  enweyfts  noch  s-choiier  hlomen,  viaii  fynd  nit  yreti   alych, 

Der  sych  die  Engel  fronwen  in  mynes   Vaders  Rijch. 

Bei  Mone: 

Jesus  der  plüemelmacher  also  pin  ich  genant, 
alle  raine  hertzen  die  sein  mir  wol  jyekant; 
ich  ivais  mir  edler  pluemen  vil,  wo  vindt  man  ireii  geleich? 
die  sich  mit  den  engein  freyen  in  meines  vattern  reich. 
Die  richtige  Lesart   in  Vers  2 — 3    ist   kaum  die  bei  Roth ,    wohl 
aber    bei  Mone,    denn    daß  Jesus    die  Blumen,    die  er  selbst   gemacht 
hat,  kennt,  ist  selbstverständlich;    daß  ihm    aber  alle  lauteren   Herzen 
bekannt  sind,  muß  als  ein  sinnreicher  Gedanke  gelten.  Allerdings  scheint 
Vcis  3    in  Widersprach    mit    diesem  Gedanken  zu  stehen ,    doch    löst 
sich  das  Bedenken  etwa  in  folgender  Weise:  'nicht  nur  sind  mir  hier 
auf  Erden    alle   reinen  Herzen  bekannt,    sondern  ich  kenne  —  aufM-r 
den    irdischen  Blumen,    die  ich    selbst   geschaffen    habe  —  auch  viele 
edle  Blumen   (=  Seelen),  die  sich  der  Herrlichkeiten  im  himmlischen 
Reiche  mit  den  Engeln  erfreuen.    Überdieß  ist   enioeyss  im  Rothischen 
Texte  sinnlos. 

Der  Schluß  von  Strophe  14  ab  weicht  bei  Roth  stark  von  dem 
Moneschen  Texte  ab,  jedoch  nicht  zum  Vortheile  der  Darstellung. 
Er  lautet  bei  Roth: 

14  J)a  das  die  Jonffer  horten,  erzornet  sy  das  has, 
Iss  nam  sy  alle  wonder,  toy  yr  gcmuede  loas. 

Vnser  cloister  ist  heslossen,  keyn  man  d/irin  ingan  sol, 
Jhesus  der  liebste  herre,  der  weyss  die  warheyt  wol. 

15  Wie  wenig  ir  yn  kennet,  spracli  die  Jonffer  fyn, 

Myt  dem  namen  yr  yn  nennet,  den  liebsten  herren  myn. 
Dem  hain  loyr  all  gelobet.^  dy  in  dem  cloister  syn, 
By  uch  will  ich  blyuen  byss  an  das  ende  myn. 

16  Truice  wil  ych  ym  halden  byss  uff  das  ende  myn, 
Trtitoe  will  ych  ym  halden,  die  ych  gelobet  han, 
Von  syner  steden  liebe  ivill  ich  nit  abe  lan. 
Helff  vnss,  dass  tvir  stets  dessen  toege  gan. 


zu  GERMANIA  XXXVI,  'lCr2  ff.  271 

Dafür  treten  bei  Mone  folgende  vier  Strophen  ein: 

14  Poi  jurigfrawen  in  dem    Jdostcr    den    loas    die  redt   gar   fremhdt 

(lies  sclnoer) : 
\ho  rdzt  gar  terigkleichen,  dio  retzt  uns  on  unser  er, 
unser  kloster  ist  pescldossen,  kein  man  darein  nit  gal    ('lies  .so/), 
Jhesu-i  der  liebste  Jierre  der  wais-  die  toarhaif  ivol'. 

15  'Wie  toenig  ir  in  nit  kennedt.,  sprach  es  die  jungfraio  fein, 
'sein  nam  habt  ir  genennedf,  des  liebsten  herren  mein, 

ir  habt  in  doch  genennedt,  er  ist  mir  lool  pekannt: 
Jhesus  der  phtemelmacher  also  ist  er  genandt'. 

1  (')     Die  jimgfraiven  in  dem  kloster  die  hörten,  das  das  tvas 

von  got,  sy  umndert  ah  den  loorten,  was  ir  zw  muette  was: 
'Jhesus  der  liebste  herre  der  won  tins  alzeit  pey, 
tcir  haben  im.  all  gelobet,  die  in  dem  kloster  sein. 

17     'Habt  ir  im  all  gelobet,  die  in  dem   kloster  sein, 

so  loill  ich  pey  euch  bileihen  pis  an  das  endte  mein, 
die  trew  will  ich  im  pehalten,  die  ich  im  gelohet  han, 
von  seiner  stäten  trewe  loil  ich  iiit  ahelon'. 

Wie  man  sieht,  leidet  Strophe  15  bei  Roth  an  ai'ger  Verworren- 
heit; die  Jungfrau  und  die  Insassen  des  Klosters  sprechen  wirr  durch- 
einander. Erst  durch  die  größere  Ausführlichkeit  bei  Mone  wird  kh-ir, 
was  gemeint  ist:  'Eben  denjenigen,  den  ihr  genannt  habt,  suche  ich; 
ihr  habt  zwar  seinen  Namen  genannt,  kennt  ihn  aber  nicht.  Ich 
jedoch  kenne  ihn  und  will  mich  nicht  von  ihm  trennen  . 

Nur  an  einigen  Stellen  möchte  ich  dem  Kothschen  Texte  den 
Vorrang  einräumen,  so  in  Strophe  9,  Vers  3,  Str.  10,  V.  4,  Str.  11,  V.  4. 

Über  die  Litteratur  des  Liedes  und  dessen  Bearbeitung  in  drei 
Gruppen  sei  auf  Joh.  Boltes  Mittheilungen  in  der  Zeitschr.  f.  deut- 
sches Alterthum  34,  26  flf.  und  ebd.  36,  95  verwiesen.  Ob  aber  die 
von  Bolte  veröffentlichte  Version  der  Dichtung,  wie  dieser  meint, 
wirklich  die  älteste  Fassung  derselben  darstellt,  scheint  mir  doch 
wohl  vorerst  fraglich  bleiben   zu  müssen. 

ADALBERT  JEITTELE«^. 


272  K.  y-  KAINDL 

EINIGE  BEMERKUNGEN  ÜBER  DEN  GEBRAUCH 

DER  FREMDWÖRTER  BEI  GOTTFRIED  VON 

STRASSBURG. 


I. 

Mit,  Rocht  lint  Lobedanz  schon  im  Jahro  1878  dai-aiif  hin- 
oevvicscn'),  daß  für  dio  Quellenforschung  des  Tristan  der  Nachweis 
der  französischen  EkMnentc  von  größter  Wichtigkeit  sei.  Gegenwärtig 
dürfte  es  wohl  feststehen,  daß  die  Vorlage  Gottfrieds  der  Trouvere 
Thomas  war^),  aber  über  den  Grad  der  Beeinflußung  durch  diese 
Quelle  scheint  man  noch  immer  nicht  im  Klaren  zu  sein.  Hatten 
früher  lleinzel'*)  und  Bechstein'')  die  directen  Entlehnungen  aus  der 
Quelle  auf  ein  Geringstes  einzuschränken  gesucht,  so  hat  schon 
Lobedanz  eine  größere  Zahl  von  „Gitaten"  aus  der  Vorlage  nach- 
gewiesen. Golther  gibt  gegenwärtig  zu ,  daß  Gottfried  in  vielfacher 
Hinsicht  von  Thomas  beeinflußt  worden  sei,  ja  er  bezeichnet  den 
Tristan  geradezu  als  eine  Übersetzung  seines  Werkes,  er  weist  aber 
den  Gedanken,  als  seien  die  französischen  Sätze,  Grußformeln  u.  dgl. 
aus  dem  Original  entnommen,  zurück.  Zur  Begründung  dieser  Ansicht 
führt  Golther  ebenso  wie  früher  Heinzel  an,  daß  die  französischen 
Verse  bei  Gottfried  sich  der  französischen  Metrik  fast  durchwegs 
nicht  unterordnen''). 

Diese  Ansicht  scheint  völlig  verfehlt  zu  sein.  Wie  hätte  Gott- 
fried bei  seinem  feinen  Gefühl  für  den  glatten  fließenden  Vers  die 
französischen  Zeilen  so  übernehmen  sollen,  daß  sie  den  Fluß  seiner 
gewandten  deutschen  gestört  hätten?  Liegt  da  nicht  der  Gedanke 
nahe,  daß  Gottfried  mit  den  einzelnen  Zeilen  daher  leichte  Ver- 
änderungen vornahm,  was  ihm  bei  seiner  anerkannten  Gewandtheit, 
die  deutsche  Hebung  mit  dem  französischen  Wortaccent  zu  verbinden, 
auch  wohl  gelingen  konnte®). 


')  Daa  französische  Element  in  Gottfrieds  von  Straßburg  Tristan  (Rostocker 
Dissert.),  S.  8. 

^)  Es  genügt,  auf  Golthers  Einleituug  zu  seiner  Tristanausgabe  (1888)  zu  ver- 
weisen. 

')  Gottfrieds  von  Straßburg  Tristan  und  seine  Quellen  (Zeitschr.  f.  d.  Altertlium 
1869,  S.  272  ff.). 

■*)  In  der  Einleitung  zu  seiner  Ausgabe  des  Tristan  (1873). 

')  Vgl.  a.  a,  O.  S.  VIII  f.  und  XV  f. 

*)  Auf  eine  solche  Veränderung  hat  schon  Lobedanz  S.  20  hingewiesen. 


R.  F.  KAINDL,  ÜBER  DEN  GEBRAUCH  DER  FREMDWÖRTER  etc.     273 

Übrigens  sind  Kürzungen  der  französischen  Verszeilen  oft 
geradezu  unvermeidlich  gewesen.  Die  meisten  dieser  Verse  enthalten 
nämlich  Reden,  und  diese  werden  im  französischen  Original  sehr  oft 
mit  den  Worten  „dit"  oder  „respunt"  eingeleitet.  Aus  der  nothwen- 
digen  Weglassung  dieser  und  der  sie  begleitenden  Worte  mußten 
sich  oft  Verkürzungen  um  eine  bis  drei  Silben  ergeben.  Man  ver- 
gleiche beispielsweise  folgende  Verse  aus  dem  ersten  Fragmente 
Thomas'^). 
V.  134     e  dit:  „Fei  avez  le  curage 

158     Isolt  respunt:  „Merci,  amie! 

232     Brangien  dit:    „Bien  vus  est  defendu 

339     Dune  dit  Brengien:  „Nun  frai,  perfei! 

347     Sire,  dit-ele,  ore  escutez 

351     Dit:  Entendez  un  poi  ä  moi. 
1760     Dune  dit:  „Deus  salt  Ysolt  e  mei!  u.  A. 

Der  Umstand  also,  daß  französische  Verse  bei  Gottfried  um 
eine  bis  drei  Silben  gekürzt  erscheinen,  scheint  durchaus  nicht  da- 
gegen zu  sprechen,  daß  sie  in  der  französischen  Vorlage  gestanden 
seien.  Der  eine  und  andere  mag  immerhin  unmittelbar  vom  deutschen 
Dichter  herrühren;  von  anderen  wird  sich  aber  nachweisen  lassen, 
daß  sie  der  Quelle  entnommen  seien.  Wenn  nun  einige  von  diesen 
Versen,  deren  Entlehnung  nachweisbar  ist,  trotzdem  dem  französischen 
Versmaße  nicht  entsprechen,  so  dürfte  die  obige  Ausführung  nur  um 
so  richtiger  sein. 

Abgesehen  von  den  Versen,  deren  Entlehnung  aus  der  Vorlage 
schon  Heinzel  und  Lobedanz  zugeben,  muß  das  auch  von  folgenden 
geltend  gemacht  werden. 

Vers  740  ff.  lautet: 

vil  minnecliche  er  zuo  ir  sprach: 
„a,  de  vüs  sal,  la  hele!^ 
y^merzi!''^  dit  la  buzele 
und  sprach  vil  schämeliche  .... 
Das    „sprach"    in    der    letzten  Zeile,    welches    das    „dit"   in  der    vor- 
letzten  unpassend  wiederholt,    deutet  klar  darauf  hin,    daß  die  Zeile 
„merzi"   etc.    der  Quelle    entlehnt    wurde,    und  zwar  offenbar  im  An- 
schlüsse an  den  vorhergehenden  Vers. 


*)  Michel ,    Tristan.    Reciieil  de  ce    qui    reste    des  poemes    relatifs  a  ses  aven- 
tnres  etc.  II,  S.  1  fif. 

GERMANIA.    Nene  Reihe.  XXV    (XXXVII.)  Jahrg.  19 


274  R-  F.  KAINDL 

Eine  andere  Stelle  lautet: 
V,  3265     „ö/"  sprachen  s'  al  gemeine 
groze  unde  kleine, 
„de  duin  duze  äventüre 
si  duze  creatüre: 
got  gebe  in  süez'  äventiure, 
so  süezer  creatiure!^^ 
Die  Annahme,  daß  Gottfried  die  französischen  Verse  gedichtet  habe, 
während  er  doch  offenbar  mit  einem  gewissen  Zwange  in  deren  Über- 
setzung dieselben  Reimworte  gebracht,  ist  unstatthaft. 

Auch  die  Entlehnung  der  folgenden  Stelle  direct  aus  der  Vor- 
lage ist  kaum  zu  bezweifeln: 

3751     sin  vater,  der  marschalc  dan  Rüal 

li  foitenant  et  li  leal 
3755     Dan  Rudi  li  foitenant. 
V.  8075  ff.  lautet: 

la  duze  Isot,  la  bele 
si  sang  ir  pasturele, 
ir  rotruwange  und  ir  rundate, 
schanzüne^  refloit  und  folate. 
Wegen    „pasturek"    mußte    offenbar    die    vorhergehende  Zeile    aufge- 
nommen   werden.     Die    folgenden  Ausdrücke    standen    ebenfalls    doch 
wohl    nebeneinander   in    der  Vorlage.    Übrigens    kommen    die  Lieder- 
namen   bis  auf  „rotruwange"  und  „schanzüne"  bei  den  anderen  deut- 
schen Epikern  nicht  vor  ^). 

V.  3614  „(ein  Leich)  de  la  cürtoise  Tispe"  als  Name  eines 
Liedes  ist  sicher  ebenso  wie  der  Refrain  V.  19217  f.  =  19413  f 
„Isot  ma  dröe,  Isot  m'amie,  en  vüs  ma  mort,  en  vüs  ma  vie"  der 
Vorlage  entlehnt.  Auf  den  Refrain  hat  schon  Lobedanz  hingewiesen. 
Übrigens  kommen  Parallelstellen  zum  Refrain  bei  Thomas  vor  (Mi- 
chel 11):  V.  1439  f.  cum  a  dame,  cum  k  s'amie  |  en  qui  main  est  sa 
mort  e  sa  vie;  und  V.  1762  f.  pur  vostre  amur  m'estuet  murrir,  | 
je  ne  puis  plus  tenir  ma  vie;  |  pur  vus  muer,  Ysolt,  bele  amie. 

Bestimmter  Einfluß  der  Vorlage  zeigt  sich  in  den  Versen  18713  f.: 
und  hiez  Isot  als  blansche  mains, 
ir  bruoder  Kaedin  li  frains. 


')  Lobedanz    übersah    a.    a.  O.    S.   14,    daß    „rotewange"    in    Hartinanns    Erek 
V.  6718  vorkommt. 


EINIGE  BEMERKUNGEN  ÜBER  D.  GEBRAUCH  D.  FREMDWÖRTER  etc.       275 

Der  Reim  wurde  sieher  zugleich  mit  dem  Beinamen  der  Vorlage  ent- 
nommen, wozu  noch  zu  bemerken  ist,  daß  der  Beiname  der  Isot  in 
den  französischen  Bruchstücken  belegt  ist ') ,  und  überdies  der  Reim 
frans  {}.)  :  mains  vorkommt"). 

Ganz  unzweifelhafte  Anlehnung  an  die  Quelle  tritt  schließlich 
in  folgenden  Zeilen  entgegen: 

17374     da  was  manc  süeziu  zunge, 

dm  da  schantoit  und  discantoit 

ir  scharizün'  nnde  ir  refloit. 
Mit    dem    Terminus    technicus    refloit    übernahm    Gottfried    die  Verba 
finita  in  der  französischen  Imperfectform.  Die  drei  Ausdrücke  kommen 
übrigens  nur  bei  Gottfried  vor. 

Welche  von  den  anderen  französischen  Versen  und  Phrasen  auf 
die  Quelle  zurückgehen,  läßt  sich  nicht  bestimmen;  aber  man  wird 
wohl  fortan  nicht  behaupten  dürfen,  daß  sie  der  Vorlage  nicht  ent- 
lehnt sein  könnten. 

II. 

Wenn  man  aber  auch  zugeben  muß ,  daß  Gottfried  weit  mehr 
als  man  allgemein  anzunehmen  geneigt  ist,  direct  von  seiner  Quelle 
beeinflußt  wird,  so  soll  andererseits  nicht  geleugnet  werden,  daß  der 
Dichter  mit  den  Fremdwörtern  wie  mit  einem  freien  und  reichen 
Besitzthum  umgeht:  er  ist  ebenso  gewandt  im  Gebrauche  derselben 
als  verschwenderisch.  Beides  weist  auf  den  Umstand  hin,  daß  er 
nicht  erst  mühsam  einzelne  Worte  aus  seiner  Vorlage  aufliest,  um 
mit  solchen  Brocken  vor  seinen  Lesern  zu  glänzen;  ihm  scheinen 
vielmehr  die  französischen  Wörter  in  vielen  Fällen  ein  völlig  freies 
AUod  zu  sein,  auf  dessen  Vorhandensein  und  Verfügbarkeit  er  gewisser- 
maßen zählt.  Zu  dieser  Erkenntniß  gelangt  man  unmittelbar  bei  der 
Leetüre  des  Tristan;  die  französischen  Wörter  fügen  sich  so  leicht 
ins  Deutsche,  als  ob  sie  gar  kein  fremdes  Element  wären.  Und  wie 
oft  bildet  Gottfried  aus  deutschen  und  französischen  Wörtern  zu- 
sammengesetzte: lanibanier  (5589),  lantbarnn  (8595,  8688,  12549, 
15478,  15536),  lantmasseme  (18935),  minnenfossiure  (17468),  trütamise 
(12163).  Übersehen  darf  man  auch  nicht,  daß  beispielsweise  die  litte- 
rarische Stelle  4619  ff.,    welche  sicher  von  Gottfried  unmittelbar  her- 


')  Michel  II,  S.  6  u.  79;  III,  S.   12  u.  20:  Ysolt  as-Blanches-mains. 
»)  Michel  I,    S.   159    im  Gedichte    des    Berox  V.  3288  f.:     li    aporte    li    vaslet 
frans.  |  II  diii  se  tienens  par  les  mains. 

19* 


276  K    ^-  KAINDL 

rührt,  eine  große  Zahl  von  Fremdwörtern  aufweist,  und  zwar: 
fixieret  (4624),  äventiure  (4625),  schapel  (4635),  lorschapeleMn  (4640), 
glose  (4687),  hanicre  (4776,  4797),  organierd  (4803),  melodte  (4813), 
compaine  (4814),  ferner  das  Fremdwort  deutschen  Stammes  xoande- 
lieret  (4804).  Erwähnenswerth  ist  auch,  daß  Pegasm  (4729)  und 
Orpheus  (4788)  genannt  werden.  Wir  sehen  also,  daß  Gottfried  auch, 
ohne  direet  von  seiner  Quelle  veranlaßt  zu  werden,  Fremdwörter  mit 
Vorliebe  anwendet  und  eine  classische  Bildung  verräth.  Andererseits 
darf  aber  nicht  außer  Acht  gelassen  werden,  daß  die  Einleitung 
V.  1 — 242  bis  auf  das  allgemein  verbreitete  Wort  äventiure  (151, 
166)  frei  von  fremdem  Beiwerk  ist.  Auch  die  anderen  von  Heinzel  ') 
als  Gottfrieds  ursprüngliches  Eigenthum  bezeichneten  Stellen  enthalten 
keine  Fremdwörter. 

Ein  großer  Theil  der  Fremdwörter,  welche  im  Tristan  vor- 
kommen, dürfte  auf  allgemeines  Verständniß  der  Leser  Anspruch 
erhoben  haben.  Es  sind  zumeist  Ausdrücke,  die  dem  Alltagsleben 
angehören;  vergebens  würde  man  bei  Gottfried  nach  Wörtern  wie 
astronomierre j  nigromanzi  und  philosofie  suchen,  wie  sie  bei  Wolfram 
vorkommen.  Dergleichen  würde  zu  den  Tönen,  die  Gottfried  an- 
schlägt, nicht  gepaßt  haben.  Die  Bezeichnungen  für  Kleidung,  Schmuck 
und  Rüstung,  Kampf  und  Jagd,  die  Grußformeln  u.  dgl. ,  wie  sie 
Lobedanz  zusammengestellt  hat,  waren  wohl  zumeist  allgemein  be- 
kannt'^).  Und  darauf  kam  es  übrigens  nicht  an,  daß  der  Leser  von 
dem  einen  oder  anderen  technischen  Ausdruck  den  rechten  Begriff 
hatte;  der  Dichter  selbst  mochte  zuweilen  manchen  ohne  volles  Ver- 
ständniß seiner  Vorlage  nachgeschrieben  haben. 


•)  A.  a.  O.  S.  282:  2021—27,  8521—26,   17565—75. 

')  Lobedanz  hat  auch  erörtert,  bei  welchen  Veranlassungen  bei  Gottfried 
Fremdwörter  erscheinen.  Hinzugefügt  mag  werden,  daß  er  offenbar  auch  Fremdwörter 
anwendet,  um  „Unsalonmäßiges"  zu  verhüllen:  panze  (2907,  3007),  pas  (ebenda) 
zimere  (2942).  —  Wie  hätte  doch  den  Ohren  der  Ritterdämchen  die  Rede,  Tristan 
und  Isolden  sei  der  liebende  Umgang  ihr  Essen  gewesen,  unhöfisch  geklungen;  ganz 
anders,  wenn  es  hieß:  diu  geliebe  masaenie,  diu  wo»  ir  mangeAe  (16825  f.).  —  Ab- 
wechslung des  Ausdrucks :  aerpant  (8907 ,  8984  u.  ö.)  neben  trache  (8988)  und  alange 
(9042) ;  und  swaz  ir  aller  vreude  waa,  daz  waa  ir  hanelde  (8060  f.) ;  vier  quartiere  (2802 
und  3308).  —  Schließlich  mag  hervorgehoben  werden,  daß  der  größte  Theil  der 
französischen  Verse  Reden  und  Anstandsformeln  enthält,  auf  deren  Wiedergabe  in 
der  Ursprache  Gottfried  Gewicht  legte,  um  seine  Personen  der  Mode  gemäß  sprechen 
zu  lassen.  Einmal  wird  ausdrücklich  gesagt:  in  franzoiaer  vAse  er  aprach:  „ä,  Mä 
düz  air"'  (10720);  damit  ist  zu  vergleichen  Wolfr.  Parc.  76,  10:  en  franzoia  er  in 
gruozte  aän.    „bien  aei  venüz,  beda  air." 


EINIGE  BEMERKUNGEN  ÜBER  ü.  GEBRAUCH  D.  FREMDWÖRTER  etc.      277 

Schon  aus  dem  Umstände,  daß  bei  Gottfried  Fremdwörter  vor- 
kommen, welciie  bei  den  anderen  mittelhochdeutschen  Dichtern  nicht 
nachgewiesen  sind,  ist  die  Annahme  berechtigt,  daß  die  Aufnahme 
von  Fremdwörtern  fortdauerte  und  der  Dichter  insbesondere  selbst 
einzelne  einzuführen  suchte.  Damit  geht  Hand  in  Hand  das  Be- 
streben, bald  einzeln  gebrauchte  Fremdwörter,  bald  wieder  ganze 
französische  Verse  daneben  in  deutscher  Übersetzung  zu  geben  oder 
zu  erklären.  Selbst  bei  manchen  Grußformeln  und  Phrasen  ist  das 
üblich,  und  man  wird  darin  einen  Fingerzeig  erblicken  müssen,  daß 
Gottfried  nicht  eine  allzugroße  Keuntniß  des  Französischen  bei 
seinen  Lesern  voraussetzte.  Gottfrieds  Vorgang  bei  diesen  Erklärungen 
kennen  zu  lernen,  hat  ein  doppeltes  Interesse:  erstens  erhält  man 
einen  Einblick  in  seine  dichterische  Gewandtheit-,  und  anderseits  er- 
lauben diese  Betrachtungen  einen  beiläufigen  Schluß  auf  den  Stand 
des    französischen  Elementes   in  der  Conversationssprache    jener  Zeit. 

1,  Zunächst  ist  es  bezeichnend,  daß  Gottfried,  wo  es  angeht, 
die  Namen  und  Beinamen  zu  erklären  bestrebt  ist.  Die  Eiklärung 
des  Namen  Tristan  aus  'triste*  ist  wohl  der  Vorlage  entnommen ') ; 
aber  eine  Anzahl  anderer  Deutungen  hat  der  deutsche  Dichter  erst 
geschaflfen. 

So  wird  beim  Namen  des  Rüal  li  foitenant  in  vielfacher  Weise 
darauf  hingedeutet,  daß  sein  Beiname  den  Getreuen  bezeichne.  Vers  466 
heißt  es:  Rüal  li  foitenant,  an  dem  er  triuioe  erkande\  1640  dem 
ge'triuwen  Foitenande]  1892  der  getriuwe  marschalc  Foitenant;  5109 
sm  getriuwelicher  rät,  der  noch  von  triuwen  namen  hat,  der  sielige 
Foitenant. 

V.  16704  wird  der  französische  Name  der  Minnehöhle  angeführt: 
la  fossiur'  a  la  gent  amant,   und  in  der  folgenden  Zeile  folgt  die  Er- 
klärung: daz  ktt  der  minnenden  hol.    Ahnlich  V.    17226  ff.: 
als  ez  der  süezen  Minne 
ivol  z'einer  Muse  wart  benant 
la  fossiur'  a  la  gent  amant. 
V.   17468  heißt  es  kurzweg:  minnenfossim e. 

Der  Name  Isot  als  blausche  mains  (18713,  19048)  wird  18961 
gedeutet  „r/m  mit  dm  icizen  handen^^  und  19290  „diti  mit  den  blanken 
handen^^. 


')  Dieses  ergibt  sich  aus  dem  Vergleiche  mit  dem  16.  Cap.  der  „Tristrams-Saga" 
bei  Kölbiug,  Die  nordische  uud  englische  Version  der  Tristau-Sage  I,   16. 


'j-J^  R.  F.  KAINDL 

2.  In  ähnlicher  Weise  werden  einzeln  gebrauchte  Fremdwörter 
gedeutet  und  erklärt^). 

2934     eine  zicisele  hiu  er  an  die  haut, 

daz  die  da  furke  nennent'^). 
2938    furk'  unde  zwisele  deist  al  ein. 
3020     ez  heizet  curie  umhe  daz, 

durch  daz  ez  üf  der  cuire  Lit, 
swaz  man  den  hunden  danne  git; 
als  hat  diu  jägerte 
den  selben  namen  curie 
von  cuire  funden  unde  genonien. 
Von  cuire  so  ist  curie  komen. 
3135     „deus  adjnt"',  sprach  einer  dö, 

„durch  gotj  wie  .... 
3200     „a  honeure^^  sprach  duz  kint 

„mit  guote,  daz  lät  also  sin.''' 
3204     „nw  hin!"'  sprach  er  „allez  avant!^' 
6492     mit  herter  gebcerde, 

mit  fierer  contenanze. 
8007     gap  er  ir  eine  unmüezekeit, 

die  heizen  loir  mordliteit, 
8023     ez  enlere  si  moräliteit. 

diz  loas  ir  meiste  unmüezekeit  . . . 
16742     da  ßoz  ein  funtänje, 

ein  frischer  küeler  brunne. 
Zu  diesen  Erklärungen  können  aber  auch  folgende  Fälle  gezählt 
werden:    bataljen    unde   striten    (385),    saldieren    unde   grüezen    (5204), 
lois  tmde  lantreht  (5999),  trahten  und  pensieren  (12071)  u.  a. 

V.  2108  mit  schenkelen  schambelieren:^  schambelieren  heiÜt  schon 
an  und  für  sich  mit  den  Schenkeln  (das  Pferd)  drücken,  antreiben; 
hätte  Gottfried  aber  das  Wort  allein  gebraucht,  so  dürfte  ihn  viel- 
leicht   mancher  Leser    mißverstanden    haben;    das    hinzugesetzte   „mit 


')  Vgl.  auch  Hartmanu ,  Erek  800  \  S.:  si  ist  Joie  de  la  curt  genant ,  |  daz,  selbe 
wort  daz  ist  unerkanl  \  uitder  titischen  Hüten:  \  durch  daz  toil  ich'z  bediuten:  \  des  hofes 
fröude  sprichet  daz.  Ferner  Wolfram,  Titurel  59 :  ISeäs  äirAs,  nu  .sprich  schosiief  vriunt, 
waz  du  meinest ;  Willeh.  237,  3  kerbergen  ist  loschiern  genant. 

')  Zu  dieser  und  den  folgenden  zwei  Stellen  vergleiche  die  Darstellungen  in 
der  „Tristrams-Saga"  Cap.  21  (Kölbing  I,  22)  und  im  „Sir  Tristrem'*  Cap.  42 — 47 
(Kölbing  II,  15  f.);  nur  qnii-re  =  curie  kommt  vor  und  zwar  im  „Tristrem"  Cap.  46; 
Erklärungen,  wie  die  bei  Gottfried,  kommen  in  beiden  Darstellungen  nicht  vor. 


EINIGE  BEMERKUNGEN  ÜBER  D.  GEBRAUCH  D.  FREMDWÖRTER  etc.      279 

Schenkel en^''    läßt   keinen  Zweifel    aufkommen.    Ähnlich   verhält  es  sich 
V.  4327  mit  armen  enhrazieren. 

\' .  3556  flf. :  sus  nam  er  sinen  plectrün,  \  nagel  unde  seilen  zoher,  \ 
dise  nider,  jene  höher \  das  Werkzeug  plectrün  mag  sonst  Vielen  unbe- 
kannt geweseu  sein,  aber  die  folgenden  Zeilen  erklären  dasselbe  deut- 
lich als  den  Stimmschlüssel. 

Ähnlich  wird  das  Wort  „refloit"  an  einer  Stelle  erklärt,  nämlich 
V.  19216  ff.:     so  tihte  er  ....  höoeschin  liedelin 
und  sang  ie  diz  refloit  dar  m: 
y,Isdt  ma  drüe,  Isdt  m'amie  etc." 
3.    Interessant    ist    besonders    die    Übersetzung    oder    Erklärung 
ganzer  französischer  Verse. 

2395     „beds  Tristant,  cürtois  Tristayit, 
tun  cors,  ta  vie  a  de  comani  I 
din  schosner  Up,  din  siiezez  leben 
daz  si  hiute  got  ergeben!''^ 
2679     ,^deü  sal,  beds  amis! 

vil  lieber  friunt,  swer  so  du,  sis, 
got  müeze  dich  gehalten  !^ 

2683     „de  beute 

si  sainte  compame! 
sus  heilege  geselleschaft 
die  gesegene  got  mit  sinfir  kraft  !^' 
3138    juvente  bele  et  la  riant, 

diu  schosne  jugent  diu  lachende^). 
3257     y^deus  sal  roi  et  sa  mehnie: 
künec  und  shi  massenie 
die  gehalte  got  der  guote!"' 
3267     „c?e  duin  duze  äventüre 
si  duze  creatüre: 
got  gebe  süez'  äventiiire 
so  süezer  creatiurel^ 
12563     -nlsotj  Isot  la  blunde 

marveil  de  tu  le  munde:  • 

Isot  diu  ist  besunder 
über  al  die  werlt  ein  wunder. 
Am  Schlüsse  ergreifen  wir  nochmals  die  Gelegenheit,  um  darauf 
hinzuweisen,    daß,    so  wie   die  Verse  3138  f.,    3257  ff.    und    3267  ff., 


')  Zu  dieser  und  der  folgenden  Stelle  vergleiche  Lobedanz  S.  20  f. 


280  R-  F.  KAINDL 

weil  sie  eben  der  Quelle  entlehnt  sind,  übersetzt  wurden,  so  auch  für 
manchen  der  anderen  übeisetzten  oder  erklärten  Verse  eben  diese 
Übersetzung  oder  Erklärung  seine  Übernahme  aus  der  Vorlage  an- 
deutet^). 

III. 

Über  das  „räthselhafte"  Wort  „Setmunt"  im  Tristan,  V.  12220, 
haben  außer  den  Herausgebern  und  Übersetzern  des  Tristan  insbe- 
sondere Beehstein  in?der  Germania  XII  (1867),  S.  321  f.  und  Jänicke 
in  der  Zeitschr.  f.  d.  Philol.  II  (1870),  S.  183  ff.  gehandelt.  Bei  meinen 
Studien  über  die  Fremdwörter  bei  Gottfried,  deren  wichtigere  Ergeb- 
nisse ich  oben  mitgetheilt  habe,  glaube  ich  für  diesen  Ausdruck  eine 
befriedigende  Erklärung  gefunden  zu  haben. 

Ich  setze  zunächst  die  verschiedenen  Lesarten  her; 
F :    setmunt. 
N:    sette  munt. 
R:    der  stelle  munt. 
B:    dan  ein  selin  unt. 
O:    dan  seile  myn  munt. 
W:    senstemunt. 
H :    sefremunt. 
M:    fehlt. 
Von  den  Erklärungen  sind  folgende  zu  nennen: 
Grotte    deutet  auf  septemunt  =  Siebenbürgen,    die  sieben  Berge 
(bei  Bonn).  Dieser  Ansicht  folgt  Maßmaun,  Kurz  in  den  Anmerkungen 
zu  seiner  Übersetzung,  ferner  Simrock.   Auch  Hagen  hat  Setmunt. 

Jänicke  verweist  auf  den  Septimer,  über  den  man  im  Mittelalter 
oft  aus  dem  südwestliehen  Deutschland  nach  Italien  zog. 

Beehstein  endlich  vermuthet  a.  a.  O.  sferemunt  =  spcm'emunt 
=  sphceremunt,  d.  i.  Sphärenwelt,  und  wiederholt  diese  Ansicht  auch 
in  seiner  Ausgabe  des  Tristan  II,  S.  70.  Auf  die  Anmerkung  daselbst 
verweist  auch  Golther  in  der  neuesten  Ausgabe  des  Tristan. 

Während  also  die  erste  Gruppe  der  Erklärer  und  Jänicke  an 
munt  =  mons  festhält,  hat  Beehstein  auf  munt  =  mundus  hingewiesen. 


')  Anmerkungsweise  mag  noch  bemerkt  werden,  daß  Golthers  Bemerkung  S.  XV, 
Gottfried  wende  „nicht  so  viele"  Fremdwörter  an  als  Wolfram,  wohl  nur  in  Bezug 
auf  die  absolute  Zahl  derselben  richtig  sein  kann.  Relativ,  d.  h.  im  Verhältniß  zur 
Verszahl  des  Gedichtes  erscheinen  einzelne  Fremdworte  und  vor  Allem  französische 
Phrasen  und  ganze  Verse  wohl  bei  Gottfried  unter  allen  deutscheu  Epikern  am 
bäufi^teu. 


EINIGE  BEMERKUNGEN  ÜBER  ü.  GRRRAUCH  1).  FREMDWÖRTER  etc.       281 

Mittelalterliche  Schreiber    haben    sicher   ganz  sinnlos  munt  =  os  con- 
jeciert. 

Gegen  die  angeführten  Deutungen  der  Neueren  sprechen  aber 
folgende  Gründe. 

Zunächst  entfernen  sich  alle  Erklärungen  von  der  handschrift- 
lichen Überlieferung. 

Betreffs  der  ersten  und  zweiten  Deutung  muß  ferner  bemerkt 
werden,  daß  der  Vergleich  mit  Septermcnt  oder  Septimer,  kurzum  mit 
einem  Ber^,  völlig  unpoetisch  wäre  und  schon  deshalb  nicht  Gottfried 
zugemuthet  werden  könnte.  An  unserer  Stelle  spricht  aber  noch  ein 
anderer  Umstand  gebieterisch  gegen  diese  Erklärung.  Es  ergibt  sich 
dies  unmittelbar,  wenn  man  die  folgenden  Zeilen  mit  Aufmerksam- 
keit liest, 

V.   12206     swenne  ich  liehe  und  senede  klage 

vür  vnniu  ougen  breite 

und  ir  gelegenheite 

in  minem  herzen  ahte, 

so  ivahsent  mtne  trahte, 

und  muot  mm  hergeselley 

als  er  in  die  wölken  tvelle. 

swemi    ich  bedenke  sunder 

daz  wunder  und  daz  wunder, 

daz  man  an  liebe  funde, 

der  ez  gesuochen  künde; 

icaz  fröude  an  liebe  Icege, 

der  ir  mit  triuwen  phlcege: 

so  wirt  min  herze  sä  zestunt 

groezer  danne  setmunt. 
Gottfried  will  offenbar  mit  dem  Vergleiche  setmunt  die  Wendung 
in  die  wölken  überbieten.  Daraus  ergibt  sich  klar  ,  daß   er  einen  Berg 
als  Vergleichsgegenstand  nicht  herbeiziehen  konnte. 

Dies  hat  schon  offenbar  Kurz  als  Dichter  gefühlt,  wenn  er  jene 
Stelle  frei  mit  „denn  die  weite  Welt"  übersetzt;  die  philologische 
Erkenntniß,  daß  jenes  munt  der  Handschriften  auf  „Welt"  deute; 
ist  ihm  aber  cffenbar  abgegangen,  denn  in  den  Anmerkungen  wieder- 
holt er,  wie  oben  bemerkt  wurde,  Maßmanns  Ansicht.  Auch  Bechstein 
liat  aus  ähnlichen  Gründen  an  Sphärenwelt  gedacht;  nur  scheint  diese 
Erklärung  allzu  gesucht  und  für  einen  „volksthümlichen"  Dichter  wie 
Gottfried  völlig  unpassend.  So  kann  man  auch  diese  dritte  der  oben 
angeführten  Deutungen  nicht  gelten  lassen. 


282  !•'•  ^^'  f^-  ROTH 

Und  nun  meine  bescheidene  Ansicht.  Ich  deute  cet  munt,  d.  h. 
diese  Welt".  Hierbei  bleiben  die  Lesarten  mehrerer  Handschriften 
völlig  oder  annähernd  gewahrt*),  und  der  Vergleich  entspricht  allen 
Anforderungen,  die  man  an  denselben  zu  stellen  berechtigt  ist.  Auch 
hat  Gottfried  munJe  (Welt)  im  Reim  auf  hlitnde  V.  12564,  während 
munt  =  mons  bei  ihm  nicht  vorkommt. 

Aus  dem  ersten  Abschnitt  dieser  Arbeit  geht  es  übrigens  hervor, 
daß  es  völlig  der  Art  Gottfrieds  entspricht,  jene  französische  Fügung 
beizubehalten.  Er  hat  sie  ganz  gewiß  aus  seiner  Vorlage  entnommen, 
weil  ihm  der  Vergleich  gefiel  und  passend  ist.  Dasselbe  lehrt  die 
Betrachtung  anderer  Stellen. 

CZERNOWITZ.  R-  F.  KAINDL. 


MITTHEILUNGEN. 


1.    Aus    Handschriften. 

I.  An  einem  Drucke  der  Pfarrbibliothek  zu  Bingen  befindet  sich 
auf  den  Deckeln  verklebt  eine  Perghs.  des  XIV  .  Jahrhunderts,  welche 
ein  lateinisches  Glossar  medicinischer  Worte  enthält.  Eine  Spalte  führt 
diätetische  Regeln  nach  den  Monaten  geordnet  auf.  Das  Bruchstück 
lautet:  .  .  .laren.  Rure  drancke  nutze  se,  suberen  daz  houbit,  kerueleu 
iz.  Latic  vnde  kerse  vnde  wermoden  vnde  wizen  reyneuaren  ge- 
trunken, daz  ist  gut.  —  In  deme  iunio  trinc  ....  kaldes  wazzeres 
des  morgenes  vru.  Junk  vleisch  mit  ezzeke  nutze,  du  salt  lutzel 
uasten,  hier  vnde  lutter  dranc  saltu  drinken,  vor  methe  soltu  die 
hüten.  Nicht  lange  uasten,  kalt  ezzen  nutzen,  blut  saltu  lazen,  kuze 
saltu  dicke  hauen,  senep  saltu  ezzen,  lange  saltu  slaffen,  boden  bat 
saltu  miden,  salucie,  rute,  winode,  eppes  blumen  vnde  weinberen  saltu 
trinken. 

In  deme  ouwest  mane  saltu  lazen  vermiden,  rure  kranke  nicht, 
nemen  kol  vnde  pippele  saltu  nicht  ezzen,  waute,  iz  den  swarzen 
coleram  erwermede  vnde  win  vnde  lutter  dranc In  deme  Sep- 
tember machtu  alle  dinc  nutzen,  alle  dinc  sint  danne  rife,  zogen  milich 
gesoten  ist  gut,  in  der  medianen  laz,  porren  vngcsoten  nutze. 

In  october  machtu  nüchterne  trinken,  wante  iz  loset  vromeliche 


')  F,    N,    aber  auch  K,    O    und    selbst  B.    Stetle  und  seile   yus  setle;    selin-unt 
aus  setm-une,  aetmunt.  Über  letztere  Schreibung  vergi.  liduc  Trist.  332. 


MITTHEILUNGEN.  283 

den  lib  vnd  heilet,  porren  iz,  du  ne  schalt  ne  chein  blut  lazen,  zegen 
milch  nich ....') 

II.  Die  bischöfliche  Seminarbibliothek  zu  Mainz  besitzt  eine 
Papierhs.,  Quarto ,  des  XV.  Jahrhunderts,  welche  das  Büchlein  der 
ewigen  Weisheit  Seuses  enthält  und  unbenutzt  sein  dürfte. 

Blatt  1,  Vorseite:  Hie  hebit  an  eyn  Register  von  dem  buche, 
daz  man  nennet  die  ewige  wisheit.  Vnd  ist  daz  irste  der  anhaib 
diesses  buchis  die  vorrede  etc.  Beginnt:  Wie  etliche  menschen  von 
gode  unwissentlich  werdende  gezogen.    Cap.   1. 

Wie  ess  vor  dem  crutze  erging  und  got  gehandelt  wart.  Capi- 
tulum  II.  etc.  etc.  2^!„  Seiten  Umfang.  Am  Ende:  Hie  hait  daz  register 
ende.  Nu  hebit  sich  her  umb  (?)  an  die  vorrede  diesses  büchis  etc. 
Es  folgt  das  zweite  Buch  des  Büchleins  der  ewigen  Weisheit  Seuses. 
Ich  theile  als  Probe,  ob  ein  künftiger  Herausgeber  einer  kritischen 
Ausgabe  dieses  neuerdings  noch  nicht  in  der  Ursprache  gedruckten 
Werkchens  diese  Hs.  benützen  muß  oder  nicht,  ein  kleines  Stück 
des  Anfangs  mit. 

Iz  stunt  eyn  prediger  zu  eyner  zyt  nach  der  metten  vor  eyneni 
cruczefixo  und  klagete  gode  inneclichen,  daz  er  nit  enkünde  betrachten 
nach  siner  marteln  und  nach  syme  liden,  und  das  yem  daz  alliss 
bitter  was.  Want  darane  hatte  er  biss  an  die  stunde  gar  grossen 
gebresten  gehabt.  Und  do  er  also  in  der  klage  stunt,  do  quamen  sine 
ynnern  synne  in  eyn  ungewonlich  uffgezogenheit  und  lüchte  yme  gar 
swinde  und  klerlichen  also.  Du  salt  hundert  venyen  dun,  und  ye  die 
venye  mit  eyner  sunderlichen  betrachtunge  mynes  lidens.  Und  die 
betrachtunge  mit  eyner  begerunge  und  eyn  iglich  liden  sal  dir  geist- 
lich ingedrücket  werden ,  daz  selbe  durch  mich  zu  lidene  als  ferro, 
als  ess  dir  mogelichen  ist.  Und  do  er  also  in  dem  lichte  stunt,  und 
sie  zelen  wolde,  do  fant  er  nit  me  danne  nüentzig  betrachtunge. 
Do  begerte  er  zu  gode  also:  Myuneclicher  herre,  du  haist  gemeynt 
von  hunderten  und  ich  enpfinden  nit  me  dann  nüentzig.  Da  wart  er 
gewyset  nach  dann  uff  zehene,  die  hatte  er  vor  in  dem  capittel  ge- 
nommen, ee  daz  er  nach  siner  gewonheit  die  glichenisse  sines  elendec- 
lichen  ussfurens  in  den  dot  hette  begangen  und  untir  daz  cruczifix 
were  komen  etc.  —  Schließt:  begerunge  in  der  die  sele  danne  wirt 
brauwet  in  Gnaden.  —  Nu  merke,  hie  get  nu  daz  buch  an,  daz  man 
nennet  ewige  wisheit.  Wie  etliche  menschen  von  gode  unwissentlich 
werdent  gezogen.  Daz  erste  capitel.  —  Schließt:  eyn  anefang  des 
vmmerwerenden  ewigen  lobes.  Hie  hat  daz  ander  deil  diss  buchs  ende.  — 

')  Die  mit  Punkten  angedeuteten  Lücken   sind  im  Ms.  abgeschnitten. 


284  ^"-  ^^'-  E-  KOTH 

Item  hebet  nü  ane  daz  dritte  deil  dieses  büchelins  der  ewigen 
wisheit  und  hat  in  inne  hundert  betrachtunge  von  unsers  herren  liden 
mit  kurtzen  worten,  als  man  sie  alle  dage  mit  gantzer  andacht  sal 
sprechen.  Und  ist  diss  die  vorrede  da  von.  Und  spricht  also:  So  wer 
begert  kürtzlich  ey genlich  und  begerlich  etc.  —  Schließt:  die  uss 
geuomelich  nütze  und  gut  sint. 

An  diese  Handschrift  reihen  sich  in  gleichem  Bande  an: 

1.  Diss  ist  eyne  vorrede  von  dem  heiligen  liden  unsers  herren 
Jhesu  Cristi.  Passio  domini  nostri  Jhesu  Cristi  secundum  Matheum  etc. 
Mit  vielen  Citaten  aus  Kirchenvätern.  —  Schließt:  der  son  und  der 
heilige  geist.   Amen.  Explicit  passio  domini  nostri  Jhesu  Cristi. 

2.  Hie  hebet  an  von  der  heiligen  messen  dogende  und  wie  man 
dar  inne  beden  und  geberen  sal,  und  ist  diss  buchelin  in  dru  gedeilt 
und  ist  diss  daz  erste  deil  der  dugende.  Beginnt:  Die  heilige  messe 
die  hat  dru  deil  etc.  Es  folgen  nun  der  zweite  und  dritte  Theil  der 
Abhandlung.  —  Schließt:  und  der  heilige  geist  Amen.  Et  sie  est  finis 
in  totum.  — 

HI.  Die  gleiche  Bibliothek  besitzt  eine  Paphs.  des  XV.  Jahr- 
hunderts in  Quarto.  Inhalt  ebenfalls  das  Büchlein  von  der  ewigen 
Weisheit  Seuses. 

Hie  hebet  an  eyn  Register  von  dem  buche,  daz  man  nennet  die 
ewige  wisheit.  Und  ist  daz  irste  der  anhaib  diesses  buches  die  vor- 
rede etc.    Das  Register  ist  defect. 

Nu  hebit  sich  hir  umb  an  die  vorrede  diesses  buches  etc. 
Ez  stunt  eyn  predeger  zu  eyner  zyt  nach  der  metten  vor  eynem 
cruczefixo  und  klagete  gode  inneclichen  etc. 

Der  Text  bildet  das  II.  Buch  des  Büchleins  von  der  ewigen 
Weisheit  nach  der  Ausgabe  Denifles  S.  305 — 503,  dem  Buch  III  folgt. 
—  Schließt:  ussgenomelich  nutze  und  gut  sint.  Das  Ms.  ähnelt  hierin 
dem  Einsiedeier  und  Straßburger  Ms.    Vgl.  Denifles  Ausgabe  S.  503. 

IV.  In  gleicher  Bibliothek  fand  ich  eine  Paphs.,  Kleinoctavo, 
von  1513,  mit  dem  Eintrage  auf  Blatt  1:  Aus  der  Franz  Oberthür- 
schen ,  im  Jahre  1832  in  Würzburg  versteigerten  Auction  gekauft. 
Saec.  XVI.  BibUothek  J.  F.  H.  Schlosser.  Der  Inhalt  bildet  ein  sprach- 
lieh interessantes  Gebetbuch  mit  deutschem  Kalender  voran,  dann 
6  Blätter  Gebete,  hierauf:  Das  püchlin  von  der  ubung  der  steigenden 
inbegirden  des  heiligen  lebens.  Dy  vorred  in  das  püchlein  von  der 
ubung  der  steigenden  inbegirden  des  heiligen  lebens.  Beginnt:  Ab  wol 
mein  frumme  tochter  dy  weishait  auff  der  gassen  etc.  Betrachtungs- 
buch   mystischen  Inhalts    in  Ib  Capiteln.    Am  Ende:    Hy   endet   sich 


MITTHEILUNGEN.  285 

das    puchlin    der    steygenden    inbegirden    des    heiligen    lebens.     Deo 
gracias.    Angehängt  ist: 

P2in  kurtze  Ordnung  in  X.  tag  getailt,  in  welcher  du  anzaigung 
findest  der  furtrefflichsten  artickel  des  gantzen  lebens  und  le}'dens 
Cristi  Anno  1513.  Beginnt:  Der  erst  tag.  An  dem  ersten  tag  orden 
zu  betrachten  dy  emphengnüss  etc.  —  Schließt:  an  aller  heiligen  tag. 
Dise  fest  werden  dv'  prüder  augustiner  ordens  gespeist.  Mehrfach 
heißen  die  Wochentage:  Suntag,  Montag,  Erichtag,  Mitwoch,  Pfintz- 
tag,  Freitag,  Sampstag.  Der  Rest  des  Bandes  besteht  in  Gebeten  und 
Erbauungen  allgemeiner  Art,  Das  Buch  scheint  aus  der  Gegend  von 
Nürnberg  zu  stammen. 

V.  Ebenda  befindet  sich  eine  Paphs.  des  XV.  Jahrhunderts  in 
Quarto.   (Bibliothek  Schlosser.)     Der  Inhalt  ist: 

1.  Erbaulicher  Text  ohne  Überschrift;  beginnt:  Wann  nun  die 
heilig  veter  vnd  lerer  lange  czeit  die  Zuflucht  der  berufung  etc. 
Mehrfach  werden  in  dem  sehr  mystisch  gehaltenen  Texte  die  Kirchen- 
lehrer Bonaventura,  St.  Bernhard  etc.  genannt.  —  Schließt:  mit  dem 
geist  Jhesu  Christo  in  got  dem  vater  Amen.  Et  sie  est  finis. 

2.  Eine  ähnliche  Arbeit.  Beginnt:  Du  solt  sehen,  das  dir  kein 
creature  in  deim  syn  ausswendig  noch  inwendig  etc.  —  Schließt: 
do  sie  nimer  auss  koment. 

3.  Ein  gute  bredig  sibecziger  suntag.  Sic  currite,  ut  comprehen- 
datis.  Der  almechtig  got  von  himelreich  etc.  sowie  zwei  weitere 
deutsche  Predigten. 

4.  Wer  zu  dem  sacrament  wil  gen,  der  less  hernoch.  Ein  mensch 
der  do  willen  hot  etc.     Der  Rest  besteht  in  deutschen  Gebeten. 

VI.  Hs.  Quarto,  140  Blätter  Papier,  des  XV.  Jahrhunderts. 
In  meinem  Besitze.  Sammelband  von  Schriften  Taulers. 

1.  Eyn  vaste  fruchtbar  und  nutlicke  predige  to  eyne  rechte 
christlycken  levende.    Beginnt:  Het  chrystliche  levende  etc. 

2.  Eyn  gute  predige  van  dem  hayligen  geysst.  Beginnt :  In  dem 
jair,  da  man  schreyb  Mccc  und  xl  und  vi  jaire,  in  dem  selven  jair 
geschach  et,  dat  ayn  mayster  der  hayligen  geschryft  in  ayner  predi- 
gaten  ways  etc. 

3.  Eyn  gute  nutze  reygel,  darynne  sich  ayn  yeclicher  mensche 
reychten  sah  Anfang:  Ich  have  gemaycht  ayn  recht  gedichte,  Alsse 
mych  Got  hayt  berychte  etc.    In  Versen. 

4.  Predigt  in  Versen.  Audi  filia  et  vide  et  inclina  aurem  tuam. 
Ach  eywige  weyssheyt  so  haymeclich,  wye  ist  dyn  hercz  so  milt, 
wye  dyne  munt  so  liebelich,  wye  dyne  lyb  so  usserwylt  etc. 


286  i"'-  ^^^-  '-  ROTH 

VII.  Hs.  Octavo,  84  Blätter,  saec.  XV.  Gebet  und  Erbauungs- 
buch. 

1.  „Hye  begynnen  die  oflfenbarunge ,  die  eyn  geystlich  man  hat 
in   syner  andacht  von  eynem  unbereyten  sterbende  menschen.'* 

2.  „Hye  begynnet  eyn  gute  lere  wyder  den  geyst  der  lesterunge 
gemacht  von  dem  heyb'gen  vater  Johannes  Climacus  genant  das  buch 
von  den  drissig  staffeln." 

Am  Ende  steht  nachstehendes  deutsches  Marienlied. 

Ein  schon  lied  von  unser  lieben  frauen. 

Ave  Maria  du  reine  mayd, 

Du  bist  mit  tugent  wol  bekleid, 

Dyn  sei  ist  klar  und  auch  dyn  leyb, 

Du  bist  gesegnet  ob  allen  weih. 
5  Regina  celi  bist  du  genant, 

Eyn  konigin  aller  werlt  erkant, 

Du  bist  der  sterne  von  Jacob, 

Keyn  ende  hat  deyn   wirdig  lob, 

Benedicta  filia  es  de  8yon 
10  Deyn  name  gibt  gar  susen  don, 

Du  pyst  die  aufgend  morgen röt, 

Die  Adams  sunde  hat  ertödt. 

Solaraen  bist  der  menschen  kint 

All  hilf  in  dir  gesamet  sint. 
15  Darum  o  edle  Jungfrau  zart 

Erhör  raeyn  gebet  zu  diser  fart. 

Benedictu  tu  im  himel  bist 

Maria  rauter  Christi  süst 

Hilf,  das  Jhesus  der  sone  deyn 
20  Mich  wesen  lasse  gesponsen  seyn. 

Eya  Jhesus  du  ewigs  gut 

Erleucht  mir  Herz,  sinn  und  mut. 

Erzeug  deyn  werte  gute  mir, 

Daz  ich  alleyn  mag  leben  dir. 
25  In  te  confido  meyn  hoffen  gancz 

Maria  aller  tugend  glancz 

Du  wol  gestirntes  himels  dach, 

Von  dir  flaust  der  genaden  bach. 

Eya  solt  ich  die  zeit  erleben 
30  Dass  myr  würd  Jesus  selber  geben 


MITTHEILUNGEN.  287 

Und  ich  mit  eigen  äugen 
Dich  got  den  hern  solt  selber  schauen, 
So  war  ich  versorgt  zu  aller  zeit 
Durch  dich  du  minnikliche  meyd 
35  Dort  oben  in  deynes  sones  re}^ch 

Bei  dessen  wonn  und  freuden  ewigleich,    Amen. 
Das  Lied  fehlt  bei  Hoifmann,  Kirchenlied.    In  meinem  Besitze. 

VIII.  In  der  Germania  1891,  S.  179-181  habe  ich  Gedichte 
aus  dem  dreißigjährigen  Kriege  mitgetheilt.  Nachträglich  fanden  sich 
von  gleicher  Hand,  der  des  Hattenheimer  Rathschreibers  Birckenstock 
herrührend,  in  Rheingauer  Acten  noch  zwei  ähnliche  Stücke,  die  ich 
hier  mittheile. 

E  p  i  g  r  a  m  m  a. 
I.    In  mundo  nulla  ars,  Mars  cuncta  gubernat, 
Certa  erat  lex  ars,  nunque  lex  mihi  Mars. 
In  hello  mihi  Mars,  lex  est,  in  pace  sed  ars  lex. 

Lex  huic  lex  illi,  lex  mihi  Marsque  tibi. 
Quid  rides  Germane?  Tibi  si  displicet  ars  haec, 
Esto  mihi  Mars,  lex  ars  mihi,  lex  mihi  Mars. 
II.     1  Mfticilis  lectu  mihi  Mars,  lex  arsque  Boheme 

Certa  licet  lex  ars,  sie  quoque  lex  mihi  Mars, 
Lex  mihi  Mars  semper,  gravior  mollissima  lex  ars, 

At  cunctis  lex  sit  tibi  lex  mihi  Mars, 
Ne  fortasse  mihi  Mars  lites  inter  utrimque 

Lex  ars  praestet  huic  ceu  quoque  lex  mihi  Mars.  — 

2.    Aus  Druckwerken'). 

1.  Eruoderung  vnd  verkundung'.  des  |  Edeln  vil  vestn  Francisco 
vö  Sickingen,  zu  Eber j bürg,  an  vnd  wider  Prouincial  prioren  vnd 
Con-|uenten  Prediger  ordens  teutscher  nation  vü  sunder- 1 liehen  Brüder 
Jacoben  von  der  hochstraten,  auch  |  prediger  ordens,  von  wegen  vnd 
namen,  des  hoch-|gelerten  vnd  weitberümbten  hern  Johann  Reüch-  lins 
baider  Rechten  doctor,  seiner  erlangten  Execu-torial  halben  etc.  | 
Holzschnitt:  Franz  von  Sickingen  zu  Pferde  mit  Lanze  und  Bogen; 
neben  ihm  ein   Lanzknecht  zu  Fuß,  hinten  zwei  Reiter. 

Quarte,  0  n.  gez.  Blätter,  Titelrückseite  und  letzte  Seite  leer. 
Vorseite  des  letzten  Blattes:  Geben  vnter  meinem  angebor-|nen,  aufF- 

')  Ich  theile  solche  Bücher  mit,  die  Weller,  Kepertor.  entweder  nicht  kannte 
oder  nicht  aus  Selbsteinsicht  beschrieb,  nebstdem  eine  Ergänzung  zu  Wellers  deut- 
schen Zeitungen  und  Goedeke,  Grundriß. 


2g8  F-  W.  E.  ROTH 

gedrucktem  insigel  Freytag  negst  nach  sant  |  Jacobs,  des  hailigen 
apostels  tag  Anno  etc.  XIX.  | 

0.  O.  u.  J.  und  Firma:   (1519).   —  In  meinem  Besitze. 

Böcking  opera  Hutteni,  Suppl.  II,  1,  109.  —  Burckhard,  Hütten, 
III,  158.  —  Panzer,  Annalen  I,  Nr.  953.  Weller,  Repertor.  Nr.  1268 
(nicht  selbst  gesehen). 

2.  GVLIELMI  I  BVDAEI  PARISIEN- Isis,  Secretarij  Regij, 
Breuia-|riura  de  Asse  &  parti-|bus  eius.  |  Mit  Randeinfassung.  Rück- 
seite des  Titels:  SVPPVTATIO  GALLICORVM  |  nummorum  ad 
Cruciatos  Germanicos.  | 

Blatt  2,  Vorseite  (mit  Signatur  a^) :  Lindenblättchen  GVLIELMI 
BV-IDAEI  PARISIENSIS,    SEcretarij  Regij,    Breuiarium  |  de  Asse.  | 

Blatt  5,  Rückseite  unten:  BREVIARII  BVDAICI  DE  |  ASSE. 
FINIS.  I 

Blatt  6,  Vorseite:  SVPPVTATIO  ASSIS  ET  PARTIVM  EIVS  | 
AD  MONETAM  BASILIENSEM.  |  Unten  zwölf  deutsche  Münznaraen 
der  Schweiz.    Rückseite  leer. 

Quarto,  6  n.  gez.  Blätter  mit  den  Signaturen  a^,  a^.  o.  O.  u.  J. 
und  Firma:  (Basel,  J.  Frohen,  um  1520).  —  Ehedem  in  meinem  Besitze, 
jetzt  im  Paulusmuseum  zu  Worms.  Fehlt  bei  Weller. 

3.  Ein  warhafftige  vnd  gewisze  ver  kündung,  von  dem  closter 
zu  sant  Marien  der  alten  by  |  Trier  gelegen,  vnnd  von  dem  Rock 
marie  vnd  anderem  hochwirdigem  Heiligthum  daselbst  enthalten.  | 

Quarto,  4  n.  gez.  Blätter,  o.  0.  u.  J.  und  Firma  (Metz,  Hoch- 
feder, um  1512).  Mit  hübschem  Titelholzschnitt.  —  In  meinem  Besitze. 
Weller,  Nr.  120,  nicht  selbst. 

4.  Die  zehe  |  gebot  in  disem  |  buch  erclert  vnd  vssgellegt  durch 
etlich  hoch  berumbte  lerer,  Vnd  fragt  der  iünger  den  meister ,  der 
lert  wie  man  die  |  gebot  gottes  halten  vnd  sich  vor  |  todsündc  hüten 
sol,  vii  dar-  zu  wie  od'  wz  mä  bette  sol  |  dz  es  aller  nutzlichst  sj'  | 
mit  vsslegüg  des  hei  lige  Pater  no.  Mit  |  gnad  keiserlicher  |  Priuilegio|. 
111.  iar.  1  Mit  Randeinfassung  in  Holzschnitt.  Rückseite  des  Titels  leer. 
—  Am  Ende:  Hie  hat  ein  end  dis  |  büchlin,  in  dem  vil  schöner  vnd 
nützli  eher  1er  begriffen  seind,  zu  nutz  vii  heil  allen  menschen,  die  da 
gern  in  gStlich-Ier  liebin,  vnd  in  seinen  gebotten  vnd  verbotten,  leben 
wollen.  Vnd  getru-jckt  in  der  keiserlichen  freien  stat  Strassjburg  vö 
Johannes  Gruningern,  vff  |  sant  Adolffs  tag,  der  da  gefeit  vff  sant  | 
Johannes  enthaubtungs  tag.  Nach  der  geburt  vnsers  herren  Jesu. 
1516.  I 


MITTHEILUNGEN.  289 

Folio,  58  gez.  Blätter  mit  der  falschen  Zählung  1 — 60,  obgleich 
Blatt  5  und  6  nicht  vorhanden.  —  In  meinem  Besitze.  Satzvariante 
oder  neue  Titelauflage  von  Weller,  Repertor.  Nr.  995. 

5.  Eyn  Sermon  von  der  |  Bereytüg  zum  |  Sterben.  |  M.L.  )  — 
Am  Ende:  Gedruckt  zu  Wittenbergk  durch  Johann  Grünenbergk  | 
nach  Christ  gepurt  M.D.XIX. 

Quarto,  8  Blätter  mit  den  Signaturen  Aü — Aü;;.  Erste  Ausgabe. 
Verfasser  M.  Luther.  —  Fehlt  bei  Panzer  und  Weller.  In  meinom 
Besitze. 

6.  Die  siben  Aljter,  oder  Bilgerschafft  der  ]  junckfrawen  Marie.  | 
Holzschnitt  |  Pamphilus  Gengenbach  |  In  Umrahmung  von  vier  Holz- 
stöcken I  Rückseite  des  Titels  leer.  —  Am  P^nde:  Getruckt  vn  voll- 
endt  dur-|ch  Pamphilii  Gengebach  |  Burger  zu  Basel,  als  man  |  zalt. 
M.CCCCC.XXI.  I  Jar.  f  \ 

Sedez.  —  In  meinem  Besitze. 

7.  Den  lieben  berüffelnen  vnnd  glaübien  kindern  |  gottes.  allen 
Christen  zu  |  Wormbs  meinen  liejben"  herren,  freünjden  vnd  brn-ldern 
jnn  I  Chri-isto.  |  Mit  herrlicher  Umrahmung  in  Metallschnitt.  —  Am 
Ende:  Gnad  vD  fried  sey  mit  euch  zu  Wittenberg,  am  tag  Bar|tho- 
lomej.   1523.  |  Martinus  Luther  Eccle'siastes  Wittenburgen. 

Quarto,  4  n.  gez.  Blätter,  deren  letztes  leer.  —  o.  O.  u.  J.  und 
Firma.  —  In  meinem  Besitze.  Der  Brief  steht  bei  de  Wette  II,  392 
bis  395  abgedruckt  nach  der  Eislebener  Ausgabe  der  Briefe  und 
Schriften  Luthers.  Weller,  Repertor.  Nr.  2494,  wohl  diese  Ausgabe. 
Vgl.  Enders,  Luthers  Briefwechsel  IV,  216. 

8.  Ein  getrüwe  war-Inung  an  die  Christen,  in  der  Bur-|gawischen 
marck,  sich  auch  furo|hin  zu  hüten  vor  aufrur,  |  ....nd  vor  falschen 
. .  .  digernn  |  Seyt  nüchtern  vnd  wachent,  dann  ewer  wider- 1 sacher 
der  Teuffei,  geht  vmb  her  wie  ein  brüllen-|der  Lew  vnnd  sucht  wel- 
chen er  verschlinde ,  dem  |  widersthet  fest  im  glauben  .j .  Pet.  5.  | 
Mit  Titeleinfassung.  —  Am  Ende:  Ewer  bruder  Johan  Eber-|lein  von 
Gintzburg  | 

Quarto.  Defectes  Exemplar,  in  meinem  Besitze.  18  Blätter  vor- 
handen. Fehlt  bei  Weller,  Repertor. 

9.  Eyn  gut  hertzigk  bedencken  wie  auff  |  dem  Jetzfürgenomenen 
Reychs  tagk  alhie  zu  Speyer.  |  In  sachcn  Gottes  Ehr,  sein  wort, 
vnser  seien,  vnd  |  die  gewissen,  berürend  Christlich  vnd  besten-  digk- 
lich  zu  faren,  znhandlen  vnd  |  zubeschliessen  sein  solt.  |  Anno 
.M.D.XXVI.  I  Ebert  Rüell  Hessischer  Camer  secretarj.  |  Gedrückt 
zu  Speyer.  | 

GERMANIA.     Neue  Reihe.  XXV.  (XXXVll.)  Jahrg.  20 


290  F.  W.  E.  ROTH 

Quarto,  4  n.  pjez.  Blätter  mit  den  Signaturen  Ah — Ai,,.  Andere 
Ausgabe  bei  Weller,  Nr.  3963.   —  In  meinem  Besitze. 

10.  Mich  wundert  das  keyn  |  gelt  im  landt  ist.  |  Eyn  schimpf- 
lich doch  vnscliadlich  ge- [sprach  dreyer  Landtfarer,  vber  |  ietz  ge- 
melten  Tittel.  |  Lesse  das  büchlin  so  wirdstu  dich  fü  rohin  ver- 
wundern, das  eyn  pfen-'ning  im  landt  blieben  ist.  [  M.D.XXiiij.  | 

Quarto.  —  In  meinem  Besitze,  nur  12  Blätter  vorhanden. 

11.  Von  der  Finsternuss  die  zu  1  Rhom  geschehen  ist  Im 
.M.D.  vnd  XXij.  jar.  | 

Rhom  sich  für  dich  zu  disser  frist 

Diss  Finsternuss  dir  zeygen  ist 

Ein  straff  von  got  dir  ist  vorhandt 

Hat  dich  drey  tag  darumb  verblandt 

Eyl  bald  zum  herren  Jesu  Christ 

Der  kompt  dir  zu  hilff  in  kurtzer  frist 

Dis  Finsternuss  ist  änderst  nit  bedeütten 

Dan  Rhom  hab  Rew  mit  andern  leütten 

Folg  leer,  dir  ist  gesant  von  Gott 

Vnd  treyb  auss  Christo  nit  meer  spot. 
Holzschnitt,  ein  Neumond  als  Anspielung  auf  die  Finsteruiß  zu 
Rom.  — 

Quarto,  3  Seiten,  vierte  leer.  —  In  meinem  Besitze. 
Eine    andere,    wohl    zweite  Ausgabe    (mit    einem  Anhange)    bei 
Weller,  Repertor.  Nr.  2U64. 

12.  Die  Schrift  des  Cochlaeus  bei  Weller,  Repertor.  Nr.  3364. 
In  dem  Titel  ist  jedoch  nach  meinem  Exemplar  zu  lesen :  Wider  die 
Reubische  vnd  |  Mordischen  rotten  der  Bawren,  die  vnter  dem  schey 
des  hei  | 

Quarto.  —  In  meinem  Besitze  (defect). 

13.  Christenlich  bilger-  schafft  zum  ewige  vatterläd,  fruchtbarlich 
angezeigt  in  glych  nuss  vn  eigeschafft  eines  wegfertige  bilgers,  der 
mit  [flyss  vn  |  ylet  sucht  sin  zitlich  heymüt.  Gepredigt  durch  den 
hochge-  lerte  herr  Johafis  geiler  gnät  von  keiserssbergk .  doctor  der! 
heilige  schrifft,  predicät  loblicher  gedechtnuss  zu  strassburgk.  , 
Holzschnitt.  |  Bügerschafft  wilich  mich  pflege,  |  Vn  zien  zum  ewige 
leben.  |  Ach  engel  min,  mir  ehe  wiss,  |  Den  rechte  weg  mit  alle  flyss.  | 
O  Christ  din  stym  hör  ich  gar  wol,  Jherusalem  ich  suchen  sol. 
Zur  port  des  heilss  de  weg  mir  melt,  der  bildstock  dein  in  wite  keldt.  | 
—  Am  Ende:    etc.    vnd    gedruckt   zu  Basel    durch    den    für-jsichtige 


MITTllEILUNGEN.  291 

Adam  petri  von  LägedorfF,  Noch  |  Christi  geburt  tusent  ffinff  hundert  | 
vn  zwelff  ior,  des  Monatz  Junij  |  an   dö  fünfFzehenden  tag.  | 

Folio,  mit  den  Signaturen  An— Qqm.  —  In  meinem  Besitze. 

14.  Fama.  |  Ego  per  hominura  ora  volito,  si  bonam  famam  mihi  ] 
seruabo :  sat  diues  ero.  |  Holzschnitt  |  Was  man  saget  ist  mein  Tittel,  | 
Vermeyn  ich  triflF  das  recht  mittel,  |  Alt  missbreuch  vnd  new  mut- 
willen,  I  Hynzulegen  vnnd  zustillen,  |  Daruff  beuor  an  dir  Keyser 
mildt,   I   Betracht  was  da  sagt  dieses  Bildt.   |   o.  O.  u.  J.  und  Firma. 

Quarto,  mit  den  Signaturen  An—D.  —  In  meinem  Besitze. 

15.  Ein  Brieff  an  die  Christen  |  zu  Strassburg,  wider  |  den 
schwermergeyst.  |  Wittemberg.  —  o.  J.   (1525.)  Mit  Titeleinfassung. 

Quarto,  4  n.  gez.  Blätter.  —  In  meinem  Besitze. 

16.  Ainn  Sermon  |  Oder  Predig  von  der  Auff-jerstehung  Christi, 
durch  I  Mattheura  Alber  zu  |  Reutlingen  gepre-jdiget  Im  .31.  Jare.  | 
—  Am  Ende:  Gedruckt  zu  Reutlingen  |  Im  xxxi.  Jare.  |  Linden- 
blättchen.  I 

Quarto,  8  Blätter  mit  den  Signaturen  A;; — Bin.  —  In  meinem 
Besitze. 

17.  Ein  kurtzer  bericht  vnnd  |  ausslegung  des  nechst  verschienen 
Co-[meten  im  Brachmonat  vnd  Hewmonat  |  Anno  1533  |  durch  Nico- 
laum  Brucknerum.  |  Holzschnitt.  | 

Quarto,    4  Blätter   mit   der  Signatur  Au.   —  In  meinem  Besitze. 

18.  ERklerung  des  newe  Instruments,  |  durch  Sebastianum 
Monster,  über  den  |  Mon,  gemacht  im  Jar  Christi.  |  M.D.XXIX.  | 
Holzschnitt:  Gebäude  mit  Sonnenuhr,  oben  Mann  mit  Meßinstrument 
(Quadrant),  unten  zwei  Männer,  der  eine  mit  einem  Compaß,  oben 
Sonne  und  Mond  in  Wolken,  herrliche  Darstellung. 

Auf  der  Rückseite  des  Titels.  Allen  liebhabern  der  artlichen 
kunst  Mati-  matic,  wünschst  Sebastian  Monster  |  glück  vnd  heyl.  j 
o.  D.  Blatt  2,  Vorseite  (an):  Erklerung  des  Instruments  |  über  den 
Mon  gemach.  | 

Vorseite  des  letzten  Blattes:  Getruckt  zu  Wormbs  bei  Peter 
Schoffcrn,  |  vnd  volendet  im  jar,  M.D.XXIX.  |  am  ersten  tag  Herbst- 
mondes. I  Druckermarke  |  Rückseite  leer. 

Quarto,  24  n.  gez.  Blätter  mit  den  Signaturen  A^ — Fü;  und  meh- 
reren Holzschnitten.  —  In  meinem  Besitze  und  Mainzer  Stadtbibliothek. 

19.  Die  gross  erlegnng  (!)  des  Türcki  sehen  heers  vom  Sophi  in 
Persien  |  beschehen.  |  Ilem  die  zal  der  erschlagnen  |  vnnd  gfangnen 
volcks,  mit  benennung  al-]ler  Bassa  vnd  namhafften.  |  Sampt  der 
eroberung  des  Türcjken  Schatz,  vnd  der  Frewlin  seiner  Versperr  oder  | 

20* 


292  F-  W.  E.  ROTH 

Frawen  Zymers,  in  der  edlen  Statt  Tawris  inn  Persien.  |  Auss  Ita- 
lianischer  spraach  yetz  new  vertUtscht.  1  Den  .XV.  Maij  .M.D.XXXV.  ] 
Holzschnitt.  |   —   Am  Ende:  15.  Maij.   1535.  ] 

Quarto,  4  Blätter  mit  den  Signaturen  An — Aü;.  —  In  meinem  Besitze. 

20.  Nevve  zeyttung  ausz  dem  |  Niderlandt,  auss  Rom,  auss  \ 
Neapolis,  auss  der  |  Newe  stat,  auss  |  Oester-  reych  |  (ohne  Schluß- 
punkt). Mit  Holzschnitt  und  Holzschnitteinrahmung. 

Quarto,  4  Blätter  mit  den  Signaturen  Au— Aü;.  —  o.  O.  u.  J. 
und  Firma.  —  Panzer,  Annalen,  Nr.  2054.  Weller,  Zeitungen  Nr.  16. 

—  In  meinem  Besitze. 

21.  Ain  New  geschieht  |  wie  ain  Knäblin  bey  Issne  vmb  zwelff 
jar,  I  wunderbarliche  gesicht  gehabt,  vnnd  |  von  mancherlay  trowung 
der  I  straff  Gottes  darin  geredt  |  habe,  Durch  Ambro-  sium  Blarer 
be-|schriben.  |  M.D.XXXITl.  | 

Qarto,  4  Blätter  mit  den  Signaturen  Aü — Aui-  —  In  meinem  Besitze. 

22.  WArhafftige  Newe  zeittung  auss  |  Trient,  Meyland,  Rom, 
vnd  Venedig,  an  Fürsten  vnd  Herrn  ]  zu  Speier  zugeschrieben,  wie 
alle  Kriegss  handlung  in  let-  steu  tagen  May,  zwyschen  Ro.  Kay.  May. 
vnd  I  dem  Konig  auss  Franckreich  sich  zugetragen.  |  Darneben  auch 
die  vneynigkeit  vnnd  schlacht  Tentscher  (!)  knecht  vnd  Gastgüniger, 
vnder  dem  |  Frantzosen.  |  Holzschnitt  |  Hie  hastu  die  warheit  gar,  I 
Wie  es  in  Franckreich  vber  al.  |  Vmb  hochlöblich  Ke^'serlich  Maie- 
stat, I  Vnd  dem  Frantzosen  ergangen  hat.  |  Vngefert  biss  vff  dise 
stundt,  I  Nyemandt  hat  gewissem  grundt.  |  Der  Almechtig  Gott  wcMl 
vns  beschern,  |  Damit  wir  vns  des  Frantzosen  erwern.  |  M.D. XXXVI.  | 

—  Auf  der  Rückseite  des  Kaisers  Brustbild,  von  Wappen  umgeben; 
auf  der  Vorseite  des  letzten  Blattes  Reichsadler,  von  anderen  Wappen 
umgeben. 

Quarto,  4  Blätter  mit  den  Signaturen  Aü — Am.  —  In  meinem 
Besitze. 

23.  Newe  zeyttung,  Wie  die  |  Statt  Münster  eroberet  vnnd  |  ge- 
wunnen  worden  ist,  am  Freytag  nach  Sant  |  Johannes  des  Tettffers 
tag,  den  fünff  |  vnd  zwayntzigsten  Juni],  des  taujsent  fünff  hundert  vnd 
fünff  1  vnd  dreissigsten  jar.  I  Holzschnitt:  Brennende  Stadt,  Gefecht 
und  Gemetzel. 

Quarto,  4  Blätter,  deren  letztes  leer,  mit  den  Signaturen  Au  — 
Aiii.  —  In  meinem  Besitze. 

Weller,  Zeitungen  Nr.  79   (nicht  selbst  gesehen). 

24.  Zeytuug  (I)  vnd  Verkündigung ,  |  Wie  sich  die  sachen  mit 
Rö.  Kai.  Mai.  Kriegsschär  vnd  |  zugck  von  anfang  bissher  zugetragen 


MITTHEILUNGEN.  293 

vnnd  begeben  hat,  |  Jüngst  den  XL  Augusti,  durch  sonderliche  Post 
Römi-Ischer  K5.  Mai.  zukomen,  Vnd  wie  Kai.  Mai.  vervvil-  liget  eyn 
Concilium  zuhalten,  das  nechstkünfftigk  May  |  Anno  XXXVII  soll 
angehen,  etc.  |  Holzschnitt:  Kaiser  Karl  V.,  von  Wappen  umgeben. 
Quarto,  4  n.  gez.  Blätter  mit  den  Signaturen  Au — Aiu.  -  In  meinem 
Besitze. 

25.  Auszug  ettlicher  Meylen  dischen  vnd  Genuesischen  frischer 
Schreyjben,  der  Kaiserlichen  vnd  ChristHchen  |  Armata  anzog  vnd 
Kriegssrüss-|tung  in  Affrica  betreffend.  |  Gedruckt  den.  1.5.  May  1535.  | 
Holzschnitt.  | 

Quarto,  4  Blätter,  deren  letztes  leer,  mit  den  Signaturen  Aü  — 
Aiii.    —  In  meinem  Besitze. 

26.  Kurtz  bekent-jnis  D.  Mart.  Luthers,  vom  |  heiligen  Sacra- 1 
ment.  |  Gedruckt  zu  Wittemberg,  |  Durch  Hans  Lufft.  |  1.5.45.  |  Mit 
Titelein  Fassung.  Rückseite  leer. 

Quarto,  mit  den  Signaturen  Aa— Gy,  am  Ende  zwei  leere  Blätter. 

—  In  meinem  Besitz. 

27.  WEissagungenn  der  I  zwolff  Sibyllenn,  Vil  wunder- barer 
Zukünfft  von  anfang  biss  zu  |  End  der  Welt  besagende.  |  Nichaula  der 
Künigifl  von  Saba,  künig  Salomon  |  gethane  Proplieceien.  |  Merckliche 
künfftige  ding,  von  S.  Brigitten,  Ciril-:Io,  Methodio,  Joachimo,  Bruder 
Reinharten,  |  Joanne  Liechtenberger,  Brüder  Jacob  |  auss  Hispanien, 
Doctor  Josepho  |  Grunpeck,  Philippo  Cathaneo  |  vnd  andern,  vffietzige 
vn  I  künfftige  zeit  beschri  benn.  |  FL.  lOSEPHI,  des  Jüdischen  Ge- 
schichtschreibers, I  Ein  herrlich  Zeugnus  von  Christo.  |  Zeychen  vor 
dem  Jüngsten  Tag,  Die  Zukünfft  des  HERRN  verkündende.  |  Holz- 
schnitt. I  Zu  Franckfurt  am  Meyn.  Bei  Christian  Egenolph.  ( 

Am  Ende,  Vorseite  des  letzten  bedruckten  Blattes:  Zu  Franck- 
furt am  Meyn,  Bei  ]  Christian  Egenolph,  |  im  jar  1537.  ( 

Quarto,  mit  den  Signaturen  A^ — G,  und  herrlichen  Holzschnitten. 

—  In  meinem  Besitze. 

28.  Die  gross  Practica,  wer-jhafftig  bisz  mann  zeit  M.D.lxxxi. 
jar.  I  Darinn  werden,  ausz  der  schweren  Coniunction  Satur-|nj  vnd 
Jupiters,  .Anno  M.CCCC.xxxiiij.  vnd  grossen  Eclypsis  |  der  Sonnen, 
Anno  M.cccc.lxxxv.  Auch  auss  der  sorglichen,  gewaltigen  vnd  on- 
glückseligen  zusamenfugung  aller  Pla-|neten  inn  den  fischen,  ge- 
schehen, Anno  M.D.xxiiij.  |  grosse,  wichtige,  schwere,  sorgliche,  er- 
schreckliche vnd  I  zuuor  nie  gehörten,  vnd  allen  ständen  wol  achtzü- 
ne-  mende,  händel  vnd  propheceien,  damit  ein  jeder  in  |  dieser  gefer- 
lichsten   vnd  leisten   zeit  sein  leben  |  inn  Gott  zurichten  wiss,   trew-| 


294  ^^'  ^-  E.  ROTH 

liehen  angezeygt.  |  Durch  den  Bilger  Ruth  im  walt  verborgen  vnd  M.  | 
Johan  virdung  von  Hassfurt,  an  tag  geben.  [  Holzschnitt.  |  Getruckt 
zu  Strassbur^k  bey  M.  Jacob  Camerlander.  | 

Am  Ende,  Vorseite  des  letzten  Blattes:  Geturckt  (!)  zu  Strass- 
burgk  bey  M.  Jacob  |  Cammer  Lander.  | 

Qarto,  mit  den  Signaturen  An— Küi  und  vielen  Holzschnitten.  — 
In  meinem  Besitze. 

29.  Von  newen  Schwer- |mereyen  sechs  Capitel,  den  Chrüsten 
vnd  Ketzern  beyden  nötig  zu  lesen,  vnd  hochlich  zu  bedencken,  der 
Seelen  |  Seligkeit  betreffende.  |  Durch  Doctor  Johan  Cocleum.  Sechs 
Capitel.  I  1  Von  dreyen  personen.  ]  2  Von  der  Tyrmung  (!)  |  3  Von 
der  Messe.  |  4  Vom  Ablas.  |  5  Von  beyder  gestalt.  |  6  Von  der  Priester 
weyhe.  |  Item  ein  kurtze  erklerung  von  gemeyner  ]  Kirchen,  vnd  von 
Secten.  |  M.D.XXXIIII.  —  Am  Ende:  Gedrückt  zu  Leiptzig  durch  | 
Michael  Blum.  | 

Quarto,  mit  den  Signaturen  aü  — du;.  —   In  meinem  Besitze. 

30.  LindenblättchenVatter  vnser  der  du  bist  im  hymmel :  Linden- 
blättchen  I  Das  ist,  O  Almechtiger,  gnädiger  vnd  freündtlicher  Vatter, 
Weil  du  vns  auss  |  nichts  erschaffen,  etc. 

Einblattdruck,  links  des  Textes  und  unten  mit  Holzschnittein- 
fassung. —  Das  Ganze  bildet  eine  Erklärung  des  Vater  Unser.  — 
Unten:    Getruckt  zu  Strassburg,  bey  Jacob   Frölich.  |  Rückseite  leer. 

Ein  defectes  Exemplar  und  ein  damit  als  Bogen  zusammen- 
hängendes Stück  eines  zweiten  in  meinem  Besitze. 

31.  CHronick  oder  kurtz  |  Geschichtbuch  aller  Ertzbischo-|uen 
zu  Mayntz,  Auch  der  zwölfften  Bi  sthumben,  welche  dem  Bisthumb 
Maintz  als  |  Suffraganien,  zugethan  vnd  ungehörig,  Mit  kurtzer  an- 
zeygung  der  furne-jmesten  vnd  namhafftigsten  dinge,  die  sich  zu  jedes 
Bischoffs  zeitten  verlauffen  haben.  Auch  was  herkomens,  vnd  ge- 
schlechts  ein  yeder  |  Bischoff  gewesen  sey,  Finstdu  gründt-|  liehen 
Berieht.  |  Item  wie  das  Bisthumb  Bamberg,  von  allem  |  Ertzbisehof- 
lichem  joeh  befreyhet  |  worden.  |  Alles  nützlich  vnd  lüstig  zu  lesen. 
Durch  den  fürtreflich  gelerten  Caspar  Bruschen,  |  etc.  Frankfurt  a.  M. 
(Cyriacus  Jacob  zum  Bock)   155L 

Folio.   —  In  meinem  Besitze. 

32.  INSTITVTIONES  IMPERIALES  LATI-  NO  GERMANI- 
CAE.  I  Die  vier  Bücher  INSTITVTIO-  NVM  Keisers  IVSTINI,  der 
jügent  im  ]  Keiserlichen  Rechten  zum  antang  vnd  vn-!terweisung  ge- 
schrieben, mit  fleiss  |  verteutscht,  durch  |  D.  IVSTINVM  GOBLE- 
RVM.  I  Jetz  zum  Dritten  mal  beide  texten,  (  Latein  vnd  Teutsch, 
zusamen  gegeneinan-|der  getruckt,  vnd  in  dise  form  gestelt.  |  Drucker- 


MITTHEILUNGEN.  295 

marke  |  Zu  Coln    durch    Gerwinum   Calenium    vnd   Jo-  han   Quentels 
Erben,  im  Jar  1570.  | 

Octavo,  Signatur  a^ — a^  (Titel,  Vorwort  und  Register)  -f  A — K 
kg.  —  In  meinem  Besitze. 

33.  Continuata  |  RECREATIO  MEN-  salis  Historico-Politica.  ', 
Dass  ist  j  Newe,  verDÜnfftige  Histo.  Politische  |  Discurss  vnd  Tisch- 
Rede  I  Von  I  Höchsten  Statts  Sachen  vnd  ne-|wen  Interesse  der  Kö- 
nigen vnd  Föten-  taten  Europae,  deren  Education,  |  Conservation  vnd 
Re-jgierung.  |  Durch  welches  diese  in  Europa  vnd  angren-|tzenden 
Länder,  Hispanien,  Franckreich,  Engel-jlandt,  vnd  sonderlich  noch 
wehrende  Kriegs-  |  Armaturen  in  Polen,  Schweden,  Nie- derlandt,  Ita- 
lien etc.  Veränderung  |  der  Königreich  vervrsacht.  !  Jetzo  in  II.  Theil 
abgetheilt,  vnd  durch  Si-Jgismunduni  Freybergern  j  publicirt.  1  Franck- 
furt  am  Mayn.  |  In  Verlegung  Johann  Godtfricd  |  Schonwetters.  |  Anno 
1616.  I 

Sedez.  Eine  Art  Monatschrift  über  politisch-sociale  Ereignisse.  — 
In  meinem  Besitze. 

o4.  Drey  schone  neue  (  Geistliche  Lieder,  [  Das  Erste:  [  Gelobt 
sey  JESUS  Christus,  etc.  |  Das  Zweyte:  j  Kommt  ihr  Christen  her- 
gegangen, (  alles  was  Catholisch  ist,  etc.  i  Holzschnitt.  |  Das  Dritt  j 
Eine  warhaffte  Geschieht,  von  dem  1  Crucifix  zu  Hernais  bey  Wien.  | 
Gedruckt  zu  Einsiedel,  bey  Antoni  Schonbächl.  ] 

Enthält  die  Lieder:  Gelobt  sei  Jesus  Christus  in  alle  Ewig- 
keit etc.  und:  Komt  ihr  Christen  hergegangen,  alles  was  Catholisch 
ist  etc.,  sowie:  Ein  Liedlein  will  ich  stimmen  an,  ihr  Christen  nehmts 
in  acht  etc. 

Kleinoctavo,  4  Blätter.    —    In  meinem  Besitze. 

35.  Ein  neues  Lied  ]  Von  dem  |  Heiligen  Wendelino.  Im  Thon: 
O  Christ  hie  merck,  den  Glauben,  etc.  | 

Sanct  Wendelin,  mein  Hertz  und  Sinn,  trachtet  dahin 
Zu  loben  dich,  zu  lieben  dich,  hertzinniglich  etc. 

10  Strophen.  —  Kleinoctavo,  2  Blätter,  o.  O.  u.  J.  und  Firma.  — 
In  meinem  Besitze  '). 

GEISENHEIM  (lUieingau).  F.  W.  E.   ROTH. 


')  Eine  Menge  Druckwerke,  welche  bei  Welli'r,  Repertor.,  sowie  Goedelse, 
Grundriß,  2.  Aufl.  entweder  nicht  ans  Selbstehisicht  oder  nur  kurz  beschrieben,  wird 
mein  Bncli:  Die  Hnchdrnckerfamilie  Sdioeflfer,  Leipzig  1892  (Neuntes  Beiheft  zum 
Centralblatt  für  Bibliothekswesen)  und  meine  Bibliographie  der  Wormser  Buch- 
druckereien im  XVI.  Jahrhundert.  Worms  1892  bringen,  worauf  ich  die  Germanisten 
und  Litterarhistoriker  verweise. 


296  O.  BEHAGHEL,  ZU  DEN  „MITTHEILUNGEN«  etc. 

ZU  DEN  „MiTTHEILÜNGEN"  VON  E.  W.  E.  ROTH. 


1.  Zu  Hadamar  von  Laber  (oben  S.  62).  Ed.  Schröder  erinnert 
mich  daran,  daß  nach  Stejskals  Untersuchungen  nicht  Hadamar  I, 
sondern  Hadamar  HI  der  Dichter  sei  (Zs.  f.  d.  Alt.  22,  271  ff.). 
Es  ist  zweifellos,  daß  Roth  sich  mit  dieser  Ansicht,  die  sich  allge- 
meinen Beifalls  erfreut,  hätte  auseinandersetzen  sollen.  Ich  für  meine 
Person  kann  nicht  finden,  daß  Stejskal  seine  Behauptung  wirklich 
bewiesen  hat.  St.  sagt  S.  274:  „Ludwig  IV,  in  dem  wir  den  gesuchten 
grisen  von  Decke  zu  erkennen  haben  werden",  aber  einen  wirklichen 
Grund  für  die  Ausscheidung  Ludwigs  I  kann  ich  nicht  entdecken. 
Ganz  hinfällig  sind  die  Beweise,  die  St.  S.  275  der  Sprache  des  Dich- 
ters entnimmt.  Die  Sache  bedürfte  erneuter  Untersuchung. 

2.  Zu  S.  195  dieses  Jahrgangs,  Nr.  5,  bemerkt  Herr  Adolf 
Schmidt  in  Darmstadt,  daß  auch  die  Darmstädter  Bibliothek  ein 
Exemplar  der  Schrift  besitze.  Dasselbe  weicht  an  einigen  Stellen  von 
der  Beschreibung  Roths  ab:  Auf  dem  Titelblatt  hat  es  Proceß,  nicht 
Process;  Widertäüffern,  nicht  Widertäüfern.  Hinter  Kopflein,  |  steht 
ein  Komma.  Bl.  7b  zii  Wormes,  Anno,  |  M.D.LVH.  |  [Lindenblatt], 
nicht  zu  Wormes  |  Anno,  ]  MDLVII.  |  Auf  dem  letzten  Blatt  fehlen 
bei  Roth  zwischen  Brentius  und  Pistorius  die  Namen:  Johannes  Mar- 
bachius  Doctor  Michael  Dillerus.  Ob  ein  abweichender  Druck  vor- 
liegt, muß  eine  nochmalige  Vergleichung  des  Nürnberger  Exemplars 
entscheiden.  Ferner  weist  Herr  Schmidt  darauf  hin,  daß  die  Schrift 
keineswegs  unbekannt  sei,  da  sie  in  den  meisten  Berichten  über  das 
Wormser  Religionsgespräch  von  1557  erwähnt  werde,  z.  B.  bei  Heppe, 
Gesch.  d.  d.  Prot.  I,  226;,  bei  Salig,  Vollst.  Hist.  d.  Augsp.  Conf. 
III,  336. 

GIESSEN.  O.  BEHAGHEL. 


BIBLIOGRAPHISCHE  ÜBERSICHT 

DEK 

ERSCHEINUNGEN  AUF  DEM  GEBIETE  DER  GERÄIANFSCHEN 
PHILOLOGIE  IM  JAHRE  1888. 

UNTER  MITWIRKUNG  VON  J.  TE  WINKEL   IN  GRONINGEN,  K.  F.  ÖÖDERWALL  IN  I.UNI)  UND 

F.  B RUNS  IN  GIESSEN. 

BEARBEITET  VON 

GUSTAV    EHRISMANN*). 


I.  Begriif  uud  Geschichte  der  germanischen  Philologie. 

1.  Handbuch  der  classischen  Alterthumswissenschaft  (s.  Bibl.  1887,  Nr.  1) 
Bd.  3,  S.  305  —  688;  Bd.  5,  1.  Abth. ,  VII,  337  S. ;  Bd.  7,  6G3  S.  u. 
16  Abbild.). 

2.  Gröber,  Gustav,  Grundriß  der  romanischen  Philologie  (Bibl.  1887, 
Nr.  3)  3.  Lief.  gr.  8.  (S.  513—853,  Schluß  des  1.  Bandes).  Straßburg 
1888,  Trübner.    4   M. 

Deutsch-fianz.    Sprachgrenze,    S.  563—566,    568  f.,    s.    auch    die    dazugehörige 
Sprachkarte  von  Suchier, 

3.  Wolfs  linguistisches  Vademccum.  III.  Deutsche  Philologie.  8.  (214  S.) 
Leipzig,   Wolf.   3,50   M. 

s.  Nr.   163. 

4.  Zimmer,  H.  W.  B.,  Johann  Georg  Zimmer  und  die  Romantiker.  Ein 
Beitrag  zur  Geschichte  der  Romantik  nebst  bisher  ungedruckten  Briefen 
von  Arnim,  Böckh,  Brentano,  Görres,  Marheineke,  Fr.  Perthes,  Savigny, 
Brüder  Schlegel,  Tieck,  de  Wette  u.  A.  8.  (383  S.)  Frankfurt  a.  M.  1888, 
Heyder  u.   Zimmer,    o.    M. 

5.  Grimm,  Wilh.,   kleinere  Schriften  (Bibl.    1887,  Nr.    7). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1888,  Sp.  942—944  (Roediger)-,    Centralorgan  f.  d.  Interessen 
d.  Realschulw.   1888,  25  (Freytag);     Wissenschaftl.  Beilage  d.  Leipz.  Ztg.   1888, 
Nr.  77. 
Amon,  P.  Placidus,  s.  Nr.   305. 

6.  Arnason,  Jon,  Nekrolog  von  J.  Th. 

Arkiv  f.   nord.  Filologi  5,  297—302. 

7.  Jon  Arnason. 

Academy  Nr.  856. 

8.  Asbjörnsen  Og  Moe,  von  Henrik  Jäger. 

Sveiiska  landsmälen  VII,   1,  S.  3 — 14. 

9.  Bartsch.  —  Karl  Bartsch. 

Lit.  Blatt  1888,  Sp.  105  u.  106. 
10.    Schröer,   K.  J.,  Erinnerungen  an  Karl    Bartsch, 

Germania  33,  59—64. 
10*.   Bech  stein,   R.,  Karl  Bartsch. 

Ebenda  33,  65—94. 


*)  Auch  R.   Bechstein,    G.  Binz    und  K.  Wossidlo    gewährten  freundliche 
Unterstützung  durch  Lieferung  von  Beiträgen. 


298  BIBLIOGRAPHIE  VON   1888. 

11.  Neu  mann,   Fr.,   Karl  Bartsch   als   Romanist. 

Ebenda  3M,  08—107. 

12.  Ehrismann,  G. ,  Verzeichnis  der  selbständig  erschienenen  germanisti- 
schen  Schriften   Karl  Bartschs. 

Ebenda  38.  94  —  97. 

13.  Karl   Bartsch,   von   R.   B[echstein]. 

Küstocker  Zt(r-   1888,  Nr.  -209. 

14.  Karl   Bartsch,    von   Adalbert  Jeitteles. 

Unsere  Zeit   1888,  IL  5. 

15.  Karl  Bartsch,    von  W.   Bartels. 

Neupliilol.   Cctitralblatt  II,   122—127. 

16.  van  den  Bergh,   L.   Ph.    C,   Levensbericht  door   R.   Fruin. 

Lcveusberichten    der  afjrestovven    medeleden   van  de  Maatsch.    der  Ned.  Letter- 
kunde 1888,  S.  29—80. 

17.  Bradshaw.  ■ —  Henry  Bradshaw,  of  Cambridge,  by  G.  W.  Prothero. 
London,  Kegan  Paul,   Trench  &  Co. 

18.  Buck,   Michael   Richard,   von   A.   Birlinger. 

Alemannia  16,  281  —  285. 

19.  Buck,  M.   R.,  Nekrolog. 

Zs.  f.  d.  Gesch.  d.  Oberrheins  N.  F.  III,   .502  f. 

20.  ten  Doornkaat  Koolman,  J.,  j. 

Nd.   Korrespondenzblatt  18,  50. 

21.  Frommann.  —  Vogt,  Wilhelm,  Dr.   Georg  Karl   Frommann,   Nekrolog. 

Mittheilung-en  d.  Verein.s  f.   Gesch.  d.  Stadt  Nürnberg  H.  7,    1  —  18. 

22.  Goedeke,  Karl,  von  M.  Heyne  und  E.  Jeep. 

Goethe-.lalirbnch  9,  279— 2f<5. 

23.  Li  er,  H.   A.,  Karl  Goedeke.   Ein   Nekrolog. 

Unsere  Zeit  1888,  H.  2. 

24.  Fränkel,  Ludwig,   Karl   Goedekes   Bibliothek. 

Centralblatt  f.  Bibliothekswesen  5,  H.  9/10. 
Gottsched  s.  Nr.  304  u.  347. 

2.5.  Grimm.  —  Briefwechsel  zwischen  J.  und  W.  Grimm,  Dahlmann  und 
Gervinus   (Bibl.    1886,  Nr.    15), 

Vgl.   D.  Lit.  Ztg.  1888,   Sp.   1291-1295  (H.  Giimm). 

26.  Stengel,  Jacob  Grimms  Briefwechsel  mit  Frankfurter  Freunden  (Bibl. 
1887,  Nr.   16). 

Vgl.  Anzeiger  f.  d.  Alterthum   14,  89  f.   (Stoscb). 

27.  Briefwechsel  von  Jacob  Grimm  und  Hoffmann -Pallersleben  mit 
Hendrik  van  Wyn.  Nebst  anderen  Briefen  zur  deutschen  Litteratur  hrsg. 
und  erläutert  von  Karl  Theod.  Gaedertz.  gr.  8.  (VI,  60  S.)  Bremen  1888, 
Müller.    1,80   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  1384;  Anz.  f.  d.  Altertb.   14,  279  (Steinmeyer); 
Blätter  f.  litterar.  Unterh.   1888,  Nr.  39  (Löbner). 

28.  Briefe  an  Goethe  von  Jacob  und  Wilhelm  Grimm  (nebst  einem  Plan 
der  Brüder  zu   einer  Gesellschaft   für  deutsche   Sprache). 

Goethe-Jahrbuch  '.i,  20—47.  —  Dnzu  Anmerkunj^en  S.  84 — 93. 

29.  Briefe  von  Jacob  und  Wilhelm  Grimm  an  Adelbert  von  Keller,  mit- 
getheilt  von  Philipp    Strauch. 

Anz.  f.  d.  Alterthum   14,  79—120. 

30.  Zwei  Briefe  Jacob  Grimms,   mitgctheilt   von   Philipp   Strauch. 

Anz.  f.   d.  Alterthum   14,   148 — 152.  —  An  Goldniann  und  Uoceii. 


I.    BEGRIFF  UND  GESCHICHTE  DER  GERMANISCHEN  PHILOLOGIE.     299 

81.    Stengel,   Edmund,  Jacob   Grimm  und   Karl  Goedeke. 

Zs.  f.  vergl.  Litteraturgeschichto  und  Kenaissance-Htteratur  N.  F.   1,  299  f. 

32.  Dove,  Rieh.,  einige  Gedenkblätter  aus  der  Geschichte  der  Georgia 
Augusta  seit  1837.  Aus  Anlaß  der  Jubelfeier  ihres  150jährigen  Bestehens 
zusammengestellt  und  erläutert  von  ihrem  Vertreter  im  preuß.  Herrenhause 
R.   D.  gr.   8.   (VI,   52   S.)  Göttingen   1888,   Spielmeyer.   1,25   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  846  f. 

33.  Weber,  Georg,  die  Göttinger  Sieben  und  das  geflügelte  Wort  vom  „be- 
schränkten Unterthauenverstand". 

Deutsche  Revue   13,  H.   12. 

Grimm,  s.  Nr.  330. 

34.  Grundtvig,   Svend,  von   R.   Bergström. 

Sveuska  landsmalen  VII,   1,  S.   15-30. 

35.  Haupt,   Moritz,   von  Gustav  Freytag. 

Gesammelte   Aufsätze   (Leipzig    18S8,   Hirzel)    Bd.   II,   99  —  111. 

36.  Höijer,  Johan  Leonard,   von   R.   Bergström. 

8veiiska  landsmfilen   VII,    1,  S.   31—40. 

37.  Kurz,   Heinrich. 

In:  Schumann,  Albert,    Aargauische  Scluiftsteller.  Aus  den  Quellen  dargestellt. 
1.  Lief.  (VIII,  128  S.)  Aarau   1888,  feauerländer.  4  fr. 

38.  Lachmann.   —  Wenzel,  B.,  Ein  Lachmannianum. 

Anz.  f.   d.  Alterthum  14,   148. 

39.  Laßberg.  —   Meyer,  J.,   Briefe   Pupikofers   an  J.   v.   Laßberg. 

Alemannia  12,   1 — 32. 

40.  Einige  Bemerkungen  zu  dem  Briefwechsel  zwischen  Joseph  von  Laß- 
berg und  Johann  Adam   Pupikofer. 

Zs.  f.   deutsche  Sprache  2,   450  f. 

41.  Latham,   Dr.   R.   G.,   Nekrolog. 

Athenäum  Nr.  340. 

42.  Meusebach.  —  Ein  Jugendbrief  von  Meusebach,  mitgetheilt  von 
C.  Schüddekopf. 

Zs.  f.  d.   Philologie  20,   109—112. 

43.  Musäus.  —  Pro  hie,  H. ,  Alxingei-.  Musäus.  Müller  von  Itzehoe. 
In  einer  Auswahl  aus  ihren  Werken.  8.  (452  S.)  Stuttgart,  Spemann, 
2,50   M.  Kürschners  deutsche  Natiouallitteratur,   Bd.   57. 

Musäus  Leben,  mit  Porträt  und  Facs.,  8.  155 — 157;  Volksmärchen 
der  Deutschen   (Kinleitung,   Legenden  vom  Kühezahl),   S.  158 — 261. 

44.  Palm,   Hermann,   von    Schimmelpfennig. 

AUgem.   D.   Biographie  25,    100  f. 

45.  Palthen,  Johann  Philipp,  von  Pyl. 

Allgem.   D.   Biographie  25,   111    f. 

46.  Panzer,   Friedrich,  von   R.   Hoche 

Allgem.   D.  Biographie  25,    132. 

47.  Panzer,   Georg  Wolfgang   Franz,   von    Palhnaun. 

Allgem.  D.  Biographie  25,   132 — 134. 

48.  Petz,   Bernhard  und  Hieronymus,    von   Kroues. 

Allgem.  D.  Biographie  25,  509     £75. 

49.  Pfeiifer,   Franz,   von  Joseph   Strobl. 

Allgem.  D.   Biograpliie  25,  635—639. 

50.  Pischon,   Friedrich   August,   von  Ernst  Friedländer. 

Allgem.  1).   Biograpliie  26,   182, 
50*.   Pott,  F.  A.,  von  G.  v.   d.  Gabelentz. 
Allgem.  D,   Biographie  26,  478—485. 


300  BIBLIOGRAPHIE  VON  1888, 

51.  Pott,   August  Friedrich,    von  M,   M. 

Academy  Nr,  793. 

52.  August  Friedrich   Pott,   von   P.   Hörn. 

Hezzeiibergers   Beiträge   13,   317 — 341. 

53.  Primisser,  Alois,  von  K.  W. 

Allgem.  D.   Hiographie  26,  590  f. 

54.  Rask.     —     Rasmus    Kristjin    Rask    1787  — 1887,     fyrirlestur    eptir    Dr. 

Björn   Magiiusson   Olsen. 

Timaiit  hins  islenzka   bökraeiitafelags   1888,    1  — 125. 

55.  Thomsen,   V-,   Rasmus   Christian   Rask  (1787 — 1887). 

Nordisk  Tidskrift,  ntg.  af  Letterst.  füreniiigen    1887,   H.  8,  S.  .593-600. 

56.  Warburg,  K. ,  Rasmus  Rask  och  Sverge.  Ett  blad  ur  den  literära 
skandinavismens   historia. 

Kuna,  Miniiesbl.  fr.  Nord,  miiseet  1888,   54  — 56. 

57.  Scherer.   —   Schmidt,  Erich,  Wilhelm    Scherer. 

Goethe  Jaliibuch  9,  249—262, 

58.  Wilhelm    Seh  er  er,   von   Fritz   Bechtel. 

Bez/.eiibeiger,   Beiträge   13,   163 — 172. 

.")9.   Schlyter,   Karl  Johan,  von   Elof  Tegner. 

Arkiv  f.  nord.  Filologi  5,  290—297. 

60.  Schoepflin.  —  Pfister,  Jean-Daniel  Schoepflin,  etude  biographique. 
8.    (135    S.)  Paris.    Berger-Levrault  et  C". 

61.  Simrock.  —  Bartsch,  K. ,  ein  Scherz  Simrocks  mit  Adalbert  von 
Cbamisso. 

Germania  33,  508. 

62.  Small.  —  The  Late  Dr.  John  Sniall,  Librarian  of  the  University  of 
Edinburgh,   von  G.   P.   Mc  Neill. 

Engl.   Studien    11,    177- K^O. 

63.  Steub,  Ludwig. 

lUnstrierte  Ztg.  Nr.  2335. 

64.  Stoeber.  —  Ristelhubor,  Paul,  les  prccurseurs  de  nos  etudes.  IL 
Auguste   Stoeber. 

Revue  des  traditions  populaires  III,  H.  4. 

65.  Thomasius,   Christian,    von  J.   Minor, 

Viorteljalirsschrift  f,  Litteraturgoschiclite  1,  H.   1. 

s,  Nr,  883, 

66.  Uhland.  —  Besprechungen  von:  Holland  (Bibl.  1887,  Nr.  51)  in: 
Anz.  f.  d.  Alterth.  14,  153  —  175  (R.  M.  Werner),  Revue  critique  22, 
Nr.  25  (Chuquet);  Dederich  (Bibl.  1886,  Nr.  51)  in:  Anz.  f.  d.  Alterth. 
14,  189—192  (Werner);  Mayr  (Bibl.  KS86,  Nr.  52)  in:  Anz.  f.  d.  Alterth. 
14,  195  —  202  ^Werner);  Fischer  (Bibl.  1887,  Nr.  52)  in:  Anz.  f.  d. 
Alterth.  14,  175—185  (Werner);  Germania  33,  236  f.  (Bartsch);  Zs. 
f.  d.  Philol.  20,  374—876  [G.  Kettner),  Hist,  Zs.  59,  339  (Gebhardt), 
Revue  critique  22,  Nr.  26  (Chuquet);  Paulus  (Bibl.  1887,  Nr.  56)  in: 
Anz.  f.  d.  Alterth.  14,  192  f,  (Werner);  Hassenstein  ^Bibl.  1887, 
Nr.  57)  in:  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  26,  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  389  f. 
(Bechstein);  Anz.  f.  d.  Alterthum  14,  185—189  (Werner);  Höncs  (Bibl. 
1887,  Nr.  60)  in:  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  1667;  Ohorn  (Bibl.  1887, 
Nr.  61)  in:  Anz.  f.  d,  Alterth.  14,  193  f.  (Werner);  Kohut  (Bibl.  1887, 
Nr.    63)  in:   Anz.   f.   d.   Alterth.    14,    194  —  196   (Werner). 

67.  Fränkel,  Ludwig,  Ludwig  Uhland  als   Romanist. 

Herrigs  Archiv  80,  25—113. 


II.    HANnSCHRIFTENKUNDE  UND  BIBLIOORAPHIE.  301 

68.  Strackerjahn.  Karl,  zur  Feier  deutscher  Dichter.  23.  Uhland.  4. 
(16    S.)   Programm   der   Oberrealschule   zu   Oldenburg    1888,   Nr.    631. 

69.  Ludwig,   P.,    eine  Uhland- Reliquie. 

Allgem.  conservat.  Monatssehritt  45,  286. 

70.  Zacher.  —  Weinhold,  K.,  Julius  Zacher.  Beitrag  zur  Geschichte  der 
deutschen   Philologie. 

Zs.  f.  (1.  Philologie  20,  385—429,  nnd  Sondernbdruck.  gr.  8.  (4ö  S.,  mit  Zacliers 
Bildniß  in  Stahlstich).  Halle,    Hucliliandlung  des    Waisenhauses.   1,50   M. 

71.  Kinzel.  K. ,  Gedächtnißrede  auf  Julius  Zacher.  Gehalten  am  ti.  April 
1887   in   der  Gesellschaft  für   deutsche   Philologie  zu    Berlin. 

N.  Jalu-bücher  f.  riiilologie  u.   l'äiiagogik,   Bd.   138. 

72.  Reifferscheid  ,  Alex.,  über  Pommerns  Antheil  an  der  niederdeutschen 
Sprachforschung. 

Md.  Jahrbuch  13.  .33  —  42. 

73.  Egge,   E.   A.,    Scandinavian   Studies   in   the   United   States. 

Modern  Language  Notes  3,  Nr.  3. 

74.  Bericht  über  die  Verhandlungen  der  deutsch-romanischen  Section  der 
39.  Versammlung  deutscher  Philologen  und  Schulmänner  zu  Zürich.  28.  Sep- 
tember bis   1.   October   1887. 

Germania  33,  231—234  (A.  Bachmann);  Zs.  f.  d.  Philologie  20,  49r>— 501 
(A.  Bachmann).  Vorträge  von  Kluge,  über  Schweizerdeutsch  und  Schriftdeutsch 
in  ihren  geschichtlichen  Beziehungen ;  Reiö'erscheid ,  über  die  Windeck-Hand- 
schriften in  Zürich;  Morf,  über  die  Untersuchung  lebender  Mundarten  und 
ihre  Bedeutung  für  den  akademischen  Unterricht;  Baechtold ,  über  Witten- 
weilers  Ring;  Crüger,  über  das  Straßburger  Theater  von  der  Reformation  bis 
zum  dreißigjährigen  Kriege. 

75.  Handelingen  van  het  XX^  Nederlandsche  taal-  en  letterkundig  con- 
gres ,  gehouden  te  Amsterdam  den  15,  lo  en  17  September  1887.  8. 
(270   S.)  Amsterdam    1888,  van  Holkema.    1,50  fl. 

II.  Handschriftenkunde  und  Bibliographie. 

76.  Heine  mann,  Otto  v. ,  die  Handschriften  der  herzogl.  Bibliothek  zu 
Wolfenbüttel.  Beschrieben  von  0.  v.  H.  1.  Abth.  Die  Helmstedter  Hand- 
schriften. III.  Mit  einer  Ansicht  der  neuen  Bibliothek  und  8  Taf.  Schrift- 
proben in  färb.  Lichtdr.  Lex.-8.  (280  S.)  Wolfenbüttel  1888,  Zwißler. 
15   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  1422;  Centralblatt  f.  Bibliothekswesen  5,  H.  12 
(Brambach). 

77.  Heine  mann,    0.   v.,     aus     zerschnittenen  Wolfenbüttler  Handschriften. 

Zs.  f.  d.  Alterthum  32,  69—123.  —  Gereimte  Bibel;  Maerlants  Kijmbijbel; 
Heldenbuch;  Ruraeland;  Walther  v.  d.  Vogelweide;  Freidank;  Eneit;  Wolframs 
Willehalm;  Heinrichs  v.  Freiberg  Tristan;  Wigalois;  Bertholds  Grane;  wälsclier 
Gast;  Fragment  einer  Dichtung  des  Heinrich  v.  Hesler;  Elucidarius? ;  Predigt- 
bruchstücke. 

78.  Bartsch,  Heidelberger  Hss.   (Bibl.    1887,  Nr.   86). 

Vgl.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  153  f.  (Behaghel);  Anz.  f.  d.  Alterth.  14,  222—224 
(P.  G.  Meier);  Wissenschaftl.  Beilage  d.  Leipz.  Ztg.  1888.  Nr.  82. 

79.  Burdach,  Konrad,  die  Pfälzischen  Witteisbacher  und  die  altdeutschen 
Handschriften   der  Palatina. 

Centralblatt  f.  Bibliothekswesen  5,  H.  2. 

80.  Euling,  K.,  Handschrift   1590   der  Leipziger  Universitätsbibliothek. 

Germania  33,  159 — 173.  —  Erzählungen,  Sprüche,  Priameln,  Weiugrüße. 


302  BfBLIOGRAPHIE  VON  1888. 

81.  Steiff,  K.,  Mittheilungen  aus  der  kön.  Universitätsbibliothek  Tübingen. 
Germania  3ö,  481 — 497.  —  I.  Nachträge  zu  E.  Wollers  Repertorium  typotjraplii- 
cum ;  II.  Wie  man  sich  iialten  soll,  so  die  pestilencz  regnieret;  III.  Maria  zart 
von  edler  Art;  IV.  Das  Lied:  „O  Herre  Gott,  dein  göttlich  Wort"  uinl  sein 
Verfasser  (Aiiark  Herr  zn  Wildenfels). 

R2.   Zingerle,   Oswald,  zur  Geschichte  der  Ambraser  Handschrift, 
Aiiz.  f.  d.   Alterth.   14,  291—293. 

83.  Schäfer,  C. ,  aus  der  sogenannten  Manuscripten-Saramlung  des  königl. 
allgemeinen   Reichsarchivs. 

Archivalisclie  Z.s.   11,  226 — 237.  —  Darin  Arzneibücher,  Pilgerfahrten. 

84.  Schum,    Amplonianische  Handschriftensammlung  (Bibl.    1887,    Nr.    90). 

Vgl.  Centralblatt  f.  Bibliothekswesen  5,    H.  2  (P.  Gabriel  Meier). 

85.  Keuffer,  Max,  beschreibendes  Verzeichniü  der  Handschriften  der  Stadt- 
bibliothek zu   Trier.    1.  Heft.  gr.   8.  Trier    1888,  Linfz  in   Comm.    3   M. 

Die  Bibelhandscliriften  —  Texte    und  Commentare    —    der  Stadtbibliothek    zu 

Trier.  Nr.  1—112  des  Handschriftenkatalogs.  (IX,  77  S.) 
8(5.  Nick,  Gustav,  Verzeichniß  der  Druckwerke  und  Handschriften  der 
Bibliothek  des  histor.  Vereins  f.  d.  Großherzogthum  Hessen.  Auf  Grund 
des  Ende  1882  vorhandenen  Bestandes  bearbeitet.  Nachtrag:  Verzeichniß 
des  Zuwachses  der  Bibliothek  in  der  Zeit  vom  1.  Januar  1883  bis  31.  März 
1888.  gr.  8.  (V,  78  S.)  Darmstadt  1888,  Klingel hoeflfer  in  Comm.  0,80  M. 
(Hauptwerk  und  Nachtrag   2,80   M.). 

87.  Pulch,  Mittheilungen  aus  der  Bibliothek  des  Gymnasiums.  1.  Die  alten 
Handschriften  der  Gymnasialbibliothek.  4.  (17  S.)  Programm  des  Gymna- 
siums zu   Rinteln. 

88.  Knütgen,  Ad.,  Verzeichniß  und  Beschreibung  der  im  Besitze  des  kön. 
kathol.  Gymnasiums  zu  Heiligenstadt  befindlichen  Incunabeln.  (I.)  4.  (25  S.) 
Programm  des  Gymnasiums  zu  Heiligenstadt,  Nr.  222.  Heiligenstadt,  Delion. 
0,80   M. 

89.  Goldmann,  A.,  Verzeichniß  der  österreichisch-ungarischen  Handschriften- 
kataloge. 

Centralblatt  f.  Bibliothekswesen  5,  H.   1   u.  2. 

90.  Hayn,  Hugo,  thesaurus  librorum  Philippi  Pfister,  Monacensis.  Catalogus 
bibliothecae  selectae.  Verzeichniß  einer  auserlesenen  Sammlung  Bavarica, 
Monacensia,  Judaica,  sowie  von  Werken  aus  allen  Wissenschaften,  wobei 
Rara  und  Curiosa,  im  Besitze  des  kön.  bayer.  Regierungsrathes  Philipp 
Pfister  zu  München,  Schloßgutsbesitzer  auf  Eurasburg,  weil.  Sr.  Maj.  des 
höchstsei.  Königs  Ludwig  IL  von  Bayern  Hofsecretär.  Mit  Anmerkungen 
und   Registern  hrsg.   gr.   8.   (VHI,    603   S.)  München,   Uebelen.   20   M. 

91.  Jahresbericht  über  die  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete  der  ger- 
mani.sohen  Philologie,  hrsg.  von  der  Gesellschaft  für  dentsclie  Philologie 
in  Berlin.  9.  Jahrg.  1887.  gr.  8.  (333  S.)  Leipzig  1888,  Karl  Reißner. 
8   M. 

Vgl.   .Siebenbürg.   Korrespondenzblatt   11,   79   f. 

92.  List,  W.,  Bibliographie   1885. 

Zs.  f.  roman.  Philologie,  Supplementheft  X  (X.  Bd.,  5.  II.)  8.  (VI.    124  S.). 

93.  Orientalische  Bibliographie.  Unter  Mitwirkung  von  A.  Bezzen- 
berger,  H.  L.  Strack  u.  A.  hrsg.  von  A.  Müller.  1.  Jahrg.  Bd.  1,  2.  Jahrg. 
H.    1.   8.  (300   S.  u.   S.    1  —  96)  Berlin   1888,   Reuther.    7,50   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  1114  (E.  N.). 


II.    HANDSCHßlFTENKUNDE  UND  BIBLIOGRAPHIE.  303 

94.  Jahresbericht  über  das  höhere  Schulwesen,  hrsg.  von  Konrad  Reth- 
wisch.  2.  Jahrg.  1887.  gr.  8.  (VI,  114  u.  483  S.)  Berlin  1888,  Gärtner. 
12  M. 

95.  Jahresberichte  der  Geschichtswissenschaft,  im  Auftrage  der  histor. 
Gesellschaft  zu  Berlin  hrsg.  von  J.  Jasti-ow.  VIT.  Jahrg.  1S84.  Lex. -8. 
(XVI,  248,  385  u.  398  S.);  VIII.  Jahrg.  1885.  Lex.-8.  (XV,  195,  343  u. 
402   S.)  Berlin   1888,   Gärtner.   2G  bezw.   24  M. 

9(5.  T.  0.  Weigels  Systematische  Verzeichnisse  der  Hauptwerke  der  deut- 
schen Litteratur  ans  den  Jahren  1820  — 1882.  Bearbeitet  von  E"'achgelehrten 
unter  Mitwirkung  von  Osear  Wetzel.  Rechts-  und  Staatswissenschaften, 
bearb.  von  C.  Mollat;  Geschichte  und  Geographie,  bearb,  von  E.  Fromm. 
4.   (106;    VIII,   199   S.)  Leipzig   1886/87,   T.   0.  V^eigel.   4,  bezw.   8   M. 

Vol.  D.  Lit.  Ztg:.    1887,  Sp.   1542—44  (L.  Müller) ;  Germania  .33,   124  (Bartsch); 

Centralblatt  f.  Bibliothekswesen  5,  H.  7  (P.). 

97.  Bibliographie. 

Westdeutsche  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst  7,  166—234  (s.  Bibl.  1887, 
Nr.  101). 

98.  Übersicht  über  die  Litteratur  der  württembergischen  und  hohen- 
zolleruschen  Landeskunde.  Mit  Unterstütziing  des  kön.  Ministeriums  des 
Kirchen-  und  Schulwesens  hrsg.  und  dem  württemb.  Verein  für  Handels- 
geographie,  gr.   8.    (VIII,    168    S.)   Stuttgart   1888,   Kohlhammer.    2   M. 

99.  Württembergische   Geschichtslitteratur  vom  Jahre    1887. 
Württemberg.  Yierteljahrsh.'fte   1888,   161  —  169. 

100.  Badische  Geschichtslitteratur  des  Jahres  1887,  zusammengestellt  von 
Ferdinand  Lamey. 

Zs.  f.   d,  Gesch.  d.  Obenheius  N.  F.  3,  241-256. 
100".   Badische  Geschichtslitteratur  des  Jahres  1888,  zusammengestellt  von 
Ferdinand  Lamey. 

Zs.  f.  d.  Gesch.  d.  Oberrheins  N.  F.  4,  254  —  272. 

101.  Kraus,  F.  X.,  badische  Litteratur  1885 — 1888.  I.  Archäologie  und 
Kunstgeschichte.  —  Heyck,  E.,  badischc  Litteratur  1886 — 1887.  II.  Ge- 
schichte. 

Zs.  d.  Vereins  für  Beförderung  der  Gesehichts-,  Alterthums-  u.  Volkskunde  von 
Freiburg,  7.  Bd. 

102.  Lohmeyer,  E.,   Verzeichniß   neuer  hessischer  Litteratur. 
Mittheil.   d.  Vereins  f.  hessische   Gesch.   1S87,  I — XIV. 

103.  Bibliotheca  Hassiaca.  Repertorium  der  landeskundlichen  Litteratur 
für  den  königl.  preußischen  Regierungsbezirk  Kassel,  bearb.  von  K.  Acker- 
mann.   1.  Nachtrag,   gr.  8.   (60  S.)   Kassel    18SG,   Keßler   2   M. 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1888,  Sp.   1824  (Wenek). 

104.  Poelchau,  Arth.,  die  livländische  Geschichtslitteratur  im  Jahre  1886. 
12.   (101    S.)  Riga    1887,   Kymmels  Verlag.    1    M. 

105.  Poelchau,  Arth.,  die  livländische  Geschichtslitteratur  im  Jahre  1887. 
12.  (84    S.)  Riga    1888,   Kymmels   Verlag.    1    M. 

106.  Theologischer  Jahresbericht,  herausgeg.  von  R.  A.  Lipsius.  VII.  Bd. 
enthaltend  die  Litteratur  des  Jahres  1887.  gr.  8.  (X,  558  S.)  Leipzig 
1888,    Reichardt.    10   M. 

Kirchengcschichte  vom  Nicänum  bis  zur  Reforuiation ,  S.  141 — 182,  von  P. 
Böhringer  (lat.  Kirchenschriftstellcr ,  deutsche  Mystik,  Waldenser,  Wiclef); 
Kirchengeschicbte  von  1517 — 1700,  S.  183 — 236,  von  K.  Benrath  (Reformatoi-en, 
Huraauisten). 


304  BIBLIOGRAPHIE  VON  1888. 

107.   Georg,    Karl,     Verzeichniß   der  Litteratur  über   Speise  und  Trank  bis 
zum   Jahre    1887.   Hannover,   Klindworth.   2,50   M. 
Vt,'l.   Central!. Inf t  f.  Kil.liothekswesen  5,  373  (M.  H.). 
1U8.  Niederländisch.  —  Tide,  Catalogus  (Bibl.   1887,  Nr.   110). 
\g\.  Centralblatt  f.  Bibliothekswesen  5,  H.  4/5  (O.  H.). 

109.  Petit,  Louis  D.,  Bibliographie  der  Middelnederlandsche  Taal-  en  Letter- 
kunde (bekroond  door  de  kon.  Vlaamsche  Acadeinie).  gr.  8.  (XIV,  298  S.) 
Leiden,   Brill.   4  fl. 

V{rl.  Centnilblatt  f.  Bibliothekswesen   1888,  251—255  (J.  W.  Muller);  de  Nederl. 
Spectator  1888,  369—371   (G.  Kalff). 

110.  Koßniann,   E.,  Hollandsche  Handschriften   te  Karlsruhe. 
De   nedeilandschc,  Spectator   1888,    Nr.  9. 

111.  van  der  Meulen,  B.,  algemeene  aardrijkskundige  bibliographie  van 
Nederland,  uitg.  door  de  afdeeling  Nederland  van  het  Nederlandsch  aar- 
drijkskundig  Genootschap.  I.  Algemeene  en  plaatselijke  beschrijving. 
(XIV,   271   S.)  Leiden,   Brill.   4  fl. 

112.  Lijst  der  Schriften,  uitg.  door  de  leden  der  koniklijke  Vlaamsche 
Academie   (Vervolg). 

.Jaarboek  der  kon.  Vlaainsclie  Acad.  voor  Taal  en  Letterkunde  II.  (Gent  1888, 
S.  Leliaert,  A.  Siffer  en  C"),  S.  55—104. 

113.  Lijst  der  boeken,  toebehoorende  aan  de  koninklijke  Vlaamsche  Aca- 
demie  van   Taal   en   Letterkunde. 

Ehonda.   S.   105—237. 

114.  Englisch.  —  Uebersicht  der  im  Jahre  1887  auf  dem  Gebiete  der  eng- 
lischen Philologie  erschienenen  Bücher  und  Aufsätze,  zusammengestellt 
von   Paul   Sahlender. 

An<rlia   11   (88   S.). 

115.  Nordisch.   —   Lind,  E.  H.,   Bibliografi  för  ären   1885   eck   1886. 
Arkiv  f.  nord.  Filologie  5,   172—222. 

116.  Lind,  E.   H.,   Svensk  literaturhistorisk  bibliografi.   VIH.    1887. 
Samlaren  1888,  Beilage. 

117.  Lenk,  H. ,  zur  Bibliographie  der  skandinavischen  Sprach-,  Litteratur- 
und   Alterthumskunde. 

Centralorgan  f.  d.  Interessen  d.  Realscliulwesens  1888,  332 — 339. 

118.  Lundell,  J.   A.,   frän  Finnland.    [Litteraturbericht.] 
Svenska  landsmälen  G,  S.   CLXIII— CXCIII. 

119.  Katalog  over  den  Arnamagnteanske  Handskriftsamling.  Udgivet  af  Kom- 
missionen for  det  Arnamagnaeanske  Legat.  1.  Haefte.  Roy.  8.  (V,  336  S.) 
Kopenhagen   1888,  Gyldendal. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.   1049  f.  (Mogk). 

111.   Sprachwissenschaft  und  Sprachverftleicluing. 

120.  Pott,  A.  F.,  Einleitung  in  die  allgemeine  Sprachwissenschaft  (s.  Bibl. 
1887,   Nr.    124).     Zur  Litteratur  der   Sprachenkunde  Amerikas. 

Techniers  Zs.   4,  67—96. 

121.  Pott,   Sprachenkunde  Europas    (Bibl.    1887,   Nr.    125). 
Vgl.  D.  Lit.  ZeiiuDg  1888,  Sp.   229—231  (Delbrück). 

122.  Pott,  allgemeine  Sprachwissenschaft  und  C.  Abels  egyptische  Sprach- 
studien (Bibl.    1887,   Nr.    134). 

Vgl.  Zs.  f.  d.  Österreich.  Gymnasien   1888,  237  f.  (Meringer). 


III.    SPRACHWISSENSCHAFT  UND  SPRACHVERGLEICHUNG.  305 

123.  Parmentier,   Tevolntion   de  la  linguistique  jusqu'ä  Fr.   Bopp. 
Revue  de  Belgiqne  1888,  Mai. 

124.  Principles  of  the  History  of  Language.  By  Hermann  Paul.  Trans- 
lated  by  H.   A.    Strong.    London,    Sonnenschein. 

Vyl.  Academy  Nr.  8.55;  dazu  Strong,  ebenda  Nr.  85fi;  Athenäum  Nr.  .S186; 
Modern  Laugu.age  Notes  II,  Nr.  8  (die  deutsche  Orig.  Ausgabe,  Karstens  [.,in- 
haltreieiie  u.  beachtenswertlic  Recension"  nach  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  37]). 

125.  Herder,  J.  G. ,  über  den  Ursprung  der  Sprache.  8.  (VHI,  98  S.) 
Halle,  Hendel.  0,25  M.  Bibliothek  der  Gesammtlitteratur  d.  In-  u.  Aus- 
landes  Nr.   239. 

12(>.   Stein thal,     H. ,     der    Ursprung    der   Sprache    im   Zusammenhange   mit 
den    letzten  Fragen    alles   Wissens.      Eine   Darstellung,     Kritik   u.   Fortent- 
wicklung der  vorzüglichsten  Ansichten.   4,,  abermals  erweiterte  Aufl.   gr.  8. 
(XX,    380   S.)  Berlin    1888,   Dümmlers   Verlag.   8   M. 
Vgl.  D.  Lit.  Zeitung   1888,   Sp.   1068  f.  (L.  Tobler). 

127.  Schuchardt,  Hugo,  aus  Anlaß  des  Volapüks.  8.  (48  S.)  Berlin  1888, 
Oppenheim.    1  M. 

Vgl.   D.  Lit.  Zeitung  1888,  Sp.  868  f.  (W.  Meyer). 

128.  Bruchmann,  Kurt,  psychologische  Studien  zur  Sprachgeschichte,  gr.  8. 
(X.  358  S.)  Leipzig,  Friedrich.  9  M.  Einzelbeiträge  zur  allgem.  u.  vergl. 
Sprachwissenschaft,  Bd.   3. 

Vgl.  Berliner  philol.  Wochenschrift  1888,  Sp.  1223  — 1226  (Misteli);  N.  philol. 
Rundschau  1888,  Nr.  24;  Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  II,  H,  6  (Hugo  Hilde- 
brand);   Revue  critique  22,  Nr.  40  (V.  Henry);    Academy  Nr.  846  (Sayce). 

129.  Kl  einpaul,  Rud.,  Sprache  ohne  Worte.  Idee  einer  allgemeinen  Wissen- 
schaft der  Sprache,   gr.  8.   (XXVIII,  456  S.)  Leipzig  1888,  Friedrich.    1  0  M. 

Vgl.  Lit.  Centralhlatt  1888,  Sp.  1616  (G.  v.  d.  Gabelentz) ;  Zs.  f.  deutsche 
Sprache  2,  198—204;  Revue  critique  22,  Nr.  44  (V.  Henry);  Allgem.  Zeitung, 
Beil.  Nr.  284  (s.  auch  Nr.  132);  Wisseaschaftl.  Beilage  der  Leipziger  Zeitung 
1888,   Nr.  63. 

130.  Sc  hasler,  Max,  Anthropogonie.  Das  Allgemein-Menschliche  seinem 
Wesen  und  seiner  dreigliedrigen  Entwicklung  nach  oder:  „Ursprung"  der 
Sprache,  der  Sittlichkeit  und  der  Kunst,  gr.  8.  (XV,  290  S.)  Leipzig  1888, 
Friedrich.    G   M. 

131.  Müller,   F.  Max,   The  Sience  of  Thought.    London,   Longmans   et  Co. 
Vgl.  AtheDcäum  Nr.  3147  u.  3148. 

132.  Müller,  F.  Max.  das  Denken  im  Lichte  der  Sprache.  Aus  dem  Engl, 
übersetzt  von  Engelbert  Schneider.  Autorisirte,  vom  Vf.  durchgesehene  Ausg. 
gr.    8.   (XXin,    607    S.)  Leipzig   1888,   Engelmann.    16   M. 

133.  Sayce,  A.  H.,  Principes  de  philologie  comparee.  Traduit  en  fran^ais, 
pour  la  premii're  fois,  par  Ernest  Jovy,  et  precedc  d'un  avantpropos  par 
Michel  BreaL    12.  (XXII,   311    S)  Paris   1888,   Delagrave. 

Vgl.  Berliner  philol,  Wochenschrift  1888,  Sp.   1121  — 112.5  (Bruchmann). 

134.  King  andCookson,  the  principles  of  sound  and  inflexions  as  illustrated 
in   the  greek  and  latin   languages.     8.    (550   S.)    London,   Frowde.     18   sli. 

135.  Wade,  G.  W. ,  Elementary  Chapters  in  Comparative  Philology.  8. 
(104    S.)    London,   Rivingtons.    2  sh,    6  d. 

Vgl.  Academy  Nr.  837. 

136.  Janet,  P.,  et  G.  Seailles,  histoire  de  la  philosophie.  Les  problömes 
et  les  ^coles.   (IV,   391   S.)  Paris   1887,   Delagrave. 

Vgl.  Berliner  philol.  Wochenschrift  1888,  Nr.  29/30  (Wendland). 
GERMANIA.    Neue  Reihe  XXV.  (XXXVII.)  Jahrg.  21 


306  BIBLIOGRAPFMK  VON   1888. 

l;57.  II  0  V  elac  (ju  e,  A.,  l;i  Luin;;uistiqiic.  Liiiguisti(iue  ;  Philologie;  Etymo- 
logie; la  Facultö  du  langage  articule,  sa  localisation,  son  origiiie  u.  s.  w. 
4"  edition,  revue  et  augmentec.  In  18-j6eus.  (XVI,  449  S.)  Paris,  Rein- 
wald.  4,50   fr.     Bibliotheque   des   scienccs   contemporaines. 

138.  Hovelacque,    A.,     la  grammaire   indo  europeenne   d'apres   Fr.   Müller» 

Revue  de  lingiiistiqiie  21,  27 — 47  n.   91—104. 

139.  Alotte,  Louis,  Primordialite  de  l'Ecritnre  dans  la  Genese  du  Langage 
humain,    Paris,   Vieweg. 

Vgl.  Ae.idemy  Nr.  857    (A.  H.   S[ayce]). 

140.  Regnaud,  P. ,  origine  et  philosophie  du  language,  ou  prineipes  de 
linguistique  indo-europeenne.    18.   (XIX,    445    S.)   Paris.    Fischbacher. 

Vgl.    Berliner    philol.    Wochenschrift    18R8,    Sp.    1284— IJSS    (Ziemer);    Revue 
critique  22,  Nr.   10  (V.  Henry);    Academy  Nr.  846  (Sayce). 

141.  Toubin,  essai  sur  la  denomination  aryenne.  8.  (67  S.)  Mäcon,  impr. 
Pro  tat  freres. 

142.  D  armestet  er,  A. ,  la  vie  des  mots  eludiee  dans  leurs  significations. 
2"   edition.   In    1 8-jesus   (XII,    212    S.)   Paris,    Delagrave. 

Vgl.  Revue  de  linguistique  20,   161  —  186  u.  288  (1.  Ausg.,   P.  Regnaud). 

143.  Breal,  M.,  l'histoire  des  mots.  8.  (33  S.)  Paris  1887.  0,75  fr.  (S.A. 
aus   der  Revue   des   deux  mondes,    s.    Bibl.    1887,   Nr.    141"). 

Vgl.  Archiv  f.  lat.  Lexicographie  5,  299  f. 

144.  Breal,    M.,     de  l'importance   du   sens   en   etymologie   et  en   grammaire. 
Memoires  de  la  societe  de  linguistique  6,  H.  3. 

145.  Littrö,  E.,  Comment  les  mots  changent  de  sens.  8.  (60  S.)  Paris 
1888.    1,50  fr. 

Vgl.   Archiv  f.  lat.  Lexicographie  5,  299  f. 

146.  Wölfflin,   über  Bedeutungswandel. 

Verhandl.     d.    39.    Versammlung    deutscher    Philol.    u.    Schulmänner.     (Leipzig, 
Teuhner),  S.  61  —  70. 

147.  Itzinger,  Franz,  allgemeine  Betrachtung  über  die  Entstehung  der 
Tropen  und  den  Bedeutungswandel  mit  besonderer  Berücksichtigung  der 
Metapher,   gr.    S.    (35    S.)   Programm   des   Gymnasiums   zu    Budweis. 

148.  De  Vit,  V.,  sull' origine  e  moltiplicazione  del  linguaggio.  Discorsi 
accaderaici.     Siena,   Bernardino. 

149.  Garlanda,  Federico,  The  Fortunes  of  Words :  Letters  to  a  Lady.  8. 
London,  Trübner  &  Co.    5   sh. 

150.  Wheeler,  Benjamin  Ide,  Analogy  and  the  scope  of  its  application 
in  language.  8.  (50  S.)  Jthaca  1887.  Cornell  university,  Studies  in  clas- 
sical  philology   edited  by  J.  Flagy,    W.  G.  Haie  and   B    J.  Wheeler,    Nr.  II. 

Vgl.   Lit.  Centralblatt  1888,    Sp.  855  (G.  Mayer);    Lit.   Blatt    188^,    Sp.  385  f. 
(Kahle);  N.  philol.  Rundschau   1888,  Nr.   13  (Stolz);    Revue  critique  22,  Nr.  23 
(L.  Duvan). 
150*.  Abel,  K.,   über  den   Gegenlaut. 

Verhandlungen  d.  Berliner  Gesellschaft    f.  Anthropologie,    Ethnologie    und    Ur- 
geschichte  1888,  S.  48. 

151.  von   der   Gabelentz,   Georg,    das   lautsymbolische   Gefühl. 
Festgruß  an  Otto  von  Böhtlingk  (Stuttgart,  Kohlhammer),  S.  26—30. 

152.  Karsten,  Gustav,  Sprecheinheiten  und  deren  Rolle  in  Lautwandel 
und  Lautgesetz. 

Transactions   and  Proceedings  of  the  Modern  Language  Association  of  America 
Vol.  III,  u.  S.  A.  8.  (10  S.) 


III.    SPRACHWISSENSCHAFT  UND  SPRACHVERGLEICHUNG.  30" 

153.  Psichari.  Joan.  quelques  observations  sur  la  phonetique  des  patois 
et  leur  influenae  sur  les  langues  communcs.  S.-A.  aus  der  Revue  des  patois 
gallo-ronians,    42    S. 

V;,'!.  Lit.  ßlatt   1888.  Sp.  481—490  (Sclnicliardt). 

\f>4.   Winkler,   Heinrich,   spracliliche  Formung  und   Formlosigkeit. 

In:  Pliilol.  Abliandhinsren,  Martin  Hertz,  zu  s.  70.  Gehurtstasje  von  clicnialiijon 
Schülern  dar<rebracht.  (Berlin'*1888,   Hertz.    8  M.). 

inf),   Parmentier,    la  transformation   de  langues. 
Revue  de  Beigique   1888,  Juli. 

156.  As  coli,  sprachwissenschaftl.  Briefe,  übersetzt  von  Güterbock  (Hibl. 
1887,   Nr.    154). 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1888,  Sp.  S— 10  (F.  Hartmann);  Berliner  pliilol.  Wochen- 
schrift 1888,  Sp.  177—181  (Ziemer);  Woclienschiift  f.  c.lass.  Piiilologie  1888 
Sp.  1—4  (Schweizer-Sidler);  N.  philol.  Rundschau  1888,  Nr.  10  (Stolz);  Ger- 
mania 33,   113  f.  (Bartsch). 

157.  Regnaud,  P. ,  les  lois  phonctiques  sont-elles  absolues  au  sens  oü 
l'entendent  les   neo-grammairiens?  Non!    8.    (7    S.)  Paris    1887,   Leroux. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp,  449  f.  (G.  Meyer);  Wochenschrift  f.  class. 
Philologie   1888,  Sp.  257  (Ziemer). 

158.  Regnaud,  P.,  discours  d'inauguration  de  la  chaire  de  sanskrit  et  de 
grammaire    comparee  h  la  faculte   des  lettres   de   Lyon.     8.     (34    S.)     Paris 

1887,  Leroux, 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  449  f.  (G.  Meyer);  Wochenschrift  f.  clas.s. 
Philologie   1888,  Sp.  257  f.   (Ziemer). 

159.  Regnaud,  P. ,  la  questiou  de  la  restilution  de  la  langue-mere  indo- 
europeenne. 

Kevue   de   linguistique  21,    174 — 182. 

160.  Kluyver,   A.,   de  taal  der  wetenschap. 
De  Gids  LH,  IV,   S.  342—353. 

161.  Krcunen,   M.,    de  nieuwe  richting  in   de   taalstudie. 
De  Tijdspiegel   1888,  IM,    S.  28—46. 

162.  Ellis,  On  the  Conditions  of  a  Universal  Languagc,  in  Rcference  to 
llie  Invitation  of  the  American  Philosophical  Society  of  Philadelphia,  U. 
S.,  to  send  Delegates  to  a  Congress  for  Perfecting  a  Universal  Language 
on   an  Aryan   Basis,    and  its   Report  on   Volapük. 

Transactions  of  the  Philological  Sociely   1888—90,  Part.  I. 

163.  Wolfs  linguistisches  Vademecum ,  d.  i,:  eine  alphabetisch  und  .syste- 
matisch geordnete  Handbibliothek  ausgewählter  Werke  und  Abhandlungen 
auf  dem  Gebiete  der  Linguistik,  3  Abtheil,  in  1  Bd,  8.  (225,  12.')  u. 
214    S.)   Leipzig    1888,   G.   Wolf.    4,50   M. 

s.  Nr.  3. 

164.  Phonetik.    — -    Victor,    Elemente  der  Phonetik   (Bibl.    1887,   Nr.    162). 

Vgl.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  277  f.  (A.  Schröer);  Engl.  Studien  11,  32r,— 334 
(Western);    Gymna.siuni   1888,  Nr.    13  (Piaitner). 

165.  Victor,  W.,  haben   die  Vocale  feste   Resonanzhöhen? 
Phonetische   Studien   II,   H.   1, 

166.  Victor,  W.,   aus  Hellwags  Nachlaß. 
Phonetische  Studien  I,  H.  3. 

167.  Paul,  A. ,  über  vocalische  Aspiration  und  reinen  Vocaleinsatz.  Ein 
Beitrag  zur  Physiologie  und  Geschichte   derselben,    gr.   4.    (60  S.)  Leipzig 

1888,  Fock.    1,20   M. 

Vgl.  Berl.  philol.  Wochensclnift  1888,  Sp.  1588  ;  Phonet.  Studien  II,  IL  1  (Gärtner). 

21* 


308  BIBLIOGRAPHIE  VON   1888. 

168.   Evans,   W.   R.,   on  the   Bell  vowclsystem.   I. 

Phonetische  Sturlioii  II,   II.   1. 
109.   Kauffmann,  F.,  zur  Geschichte  der  Vocalsysteme. 

Phonetische  .Studien  II,    H.    1. 

170.  Lenz,   Rudolf,  zur  Physiologie   und   Geschichte   der  Palatalen. 

Z.S.  f.  vergleichende  Sprachforschung  29,  1 — 59  u.  separat.  4.  (62  S.)  Gütersloh, 
Bertelsmann;  vgl.  Phonet.  Studien  I,   11.  ;^  (Ljunggren);  Revue  critiqiie  22,   Nr. 9. 

171.  II  an  dm  an n,  die  menschliche  Stimme  und  Sprache  in  physiologisch- 
psychologischer Beziehung.  Mit  27  in  den  Text  eiugedr.  F'ig.  gr.  8.  (VIII, 
230  S.)  Münster  1887,  Aschendorf.   4   M. 

172.  Koch,  John,  über  Phonetik  und  ihre  Verwerthung  für  die   Schule. 
Ceutralorgan  f.  d.  Interessen  des  R-alschulwesens   1888,   193 — 208. 

173.  Bourdon,   Tevolution  phonetique  du  langage. 
Revue  philosophiqne   1888,  October. 

174.  Burg,   Fr.,   über  das  Verhältniß   der   Schrift  zur   Sprache. 

Zs.  f.  vergleichende  Sprachforschung  29,  17G — 188.  —  Im  Anschluß  an:  Lun- 
dell,  Gm  Rättstafningsfrägan. 

175.  Grammatik.  —  Bopp,  F.,  Analytical  Coraparison  of  the  Sanskrit, 
Grcek,  Ijatin,  and  Teutonic  Languages,  shewing  the  Original  Identity  of 
their  Grammatical   Structure. 

Techmers  Zs.  4,   14 — 60.    —    Dazu  F.  Techraer,    Vorwort  zu    'Analytical  Com- 
parison',  ebenda  S.   1  — 13;    und  W.  v.  Humboldt,  über  'Analytical  Coniparison' 
(Brief  an  F.   Bopp,   1821),  ebenda  S.  61—66. 
17G.   Brugmann,   Grundriß   I.   (Bibl.    1887,   Nr.    172). 

Vgl.  Zs.  f.  d.  Österreich.  Gymnasien  1888,   126-155  u.  770—775  (Meringer). 

177.  Brugmann,  Karl,  elements  of  the  comparative  grammar  of  the  Indo- 
Germanic  languages.  A  concise  exposition  of  the  history  of  Sanskrit,  Old 
Iranian  [Avestic  and  Old  Persian],  Old  Armenian,  Old  Greek,  Latin,  Uni- 
brian-Samnitic,  Old  Irish,  Gothic,  Old  High  German,  Lithuaniiin  and  Old 
Bulgarian.  Vol.  I.:  Introduction  and  phonology.  Translated  from  the  German 
by  Jos.   Wright.   gr.    8.   (XX,   562   S.)   Straßburg,   Trübner.    18    M. 

178.  Brugmann,  Karl,  Grundriß  der  vergleichenden  Grammatik  der  indo- 
germanischen Sprachen.  2.  Bd.:  Wortbildungslehre  [Stammbildungs-  und 
Flexionslehre].  1.  Hälfte:  Vorbemerkungen.  Nominalcomposita.  Redupli- 
cierte  Nominalbildungen.  Nomina  mit  stammbildenden  Suffixen.  Wurzel- 
nomina,  gr.   8.   (XIV,   462   S.)   Straßburg   1888,   Trübner.    12  M. 

17  9.   Brugmann,   K,,   das  Nominalgeschlecht  in  den  idg.   Sprachen. 

Techmers  Zs.  4,  100—109.  —  Vgl.  Revue  ciitique  22,  Nr.  47  (V.  Henry). 

180.  Henry,   V.,   Esquisses   morphologiques   (Bibl.    1887,   Nr.    176). 

Vgl.  Berliner  philol.  Wochenschrift  1888,  Sp.  1095-1098  (Esquisses  I— IV ; 
Deecke). 

181.  Conway,  Verner's  Law  in  Italy  (Bibl.    1887,  Nr.    175). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  409  f.  (G.  Meyer);  Wochenschrift  f.  class. 
Philologie  1888,  Sp.  737—741  (Deecke);  Academy  Nr.  822  (Wilkins). 

182.  Byrne.  James,  Origin  of  the  greek,  latin  and  gothic  roots.  8.  (VII, 
359    S.)   London    1888,   Trübner   &   Co.    21,60   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  450  f.  (G.  Meyer);  D.  Lit.  Zeitung  1888,  Sp. 
1495  —  1497  (liezzenberger);  Wochenschrift  f.  class.  Philologie  1888,  Sp.  1249 
bis  1252  (Ziemer);  Revue  critique  22,  Nr.  24  (V.  Henry);  The  Classica!  Review 
II,  220  f.  (Wilkins). 

183.  Merlo,  le  radici  e  le  prime  formazioni  grammaticali  della  lingua  ariana. 
Reale  Istituto  Lombardo  di  scienze  e  lettero  Serie  II,  Vol.  XXI,  fasc.  III  u. 
S.-A.  8.  (30  S.)  Mailand,  Hoepli. 


111.    SPRACHWISSENSCHAFT  UND  SPRACHVERGLEICHUNG.  309 

184.  Müller,  F.,    die  Entstehung  eines  Wortes  aus  einem   Suffixe. 
Techmers  Zs.  4,  97 — 99.  —   Beispiel  aus  dem  Neupersiacheii. 

185.  Mahlow,  G.,  die  langen  Vocale  a  e  o  in  den  europäischen  Sprachen. 
Ein  Beitrag  zur  vergleichenden  Lautlehre  der  indogermanisclieii  Sprachen. 
2.   unveränd.   Aufl.    gr.    8.    (168    S.)    Berlin    1888.    Mayer  ^c   Müller.    4.    M. 

18(5.  Völkel,  Paul,  sur  le  changement  de  VL  en  U.  4.  (7  4  S.)  Programm 
des  französ.   Gymnasiums   zu   Berlin    1888,   Nr.   54. 

Vgl.  Lit.  Blatt   1SS8,    Sp.  4i>l   f.  (W.  Meyer),    dazu  Völkel,    ebenda  Sp.  557  f.; 
Revue  critique  "22,  Nr.  46. 

187.  Regnaud,  P.,  la  theorie  des   deux  Ic  indo-europeens. 
Revue  de  linguistique  '21,   1 — 6. 

188.  Miklosich,  Franz,  über  die  Lautverbindung  ht  in  den  indo-europäi- 
schen   Sprachen. 

Fesfgruß  an  Otto  von  Böhtlinjik  (Stuttgart,  Kohlhammer.  '2  M.),  S.  88     91. 

189.  Schmidt,  Johannes,  die  lateinischen  Adverbia  auf  e  von  o-Stämmen 
und  die   Singular-Dative  der  germanischen  Pronomina. 

Festgruß  au  Otto  von  Böhtlingk,  S.   100—106. 
l'JO.    Sayce,   The   Origin   of  the  Augment. 

Transactions  of  the  Pliilological  Society  1885/87,  Part.  II. 
l'Jl.   Bartholomae,   Chr.,   Beiträge  zur  Flexionslehre  der  indo-germanischen 
Sprachen,    insbesondere  der  arischen   Dialekte.     [Aus   dem   XXIX.   Bd.   der 
Zeitschr.   f.   vergleich.    Sprachforschung    abgedr.   und    mit    ausführl.   ludices 
versehen.]   gr.   8.   (VIII,    197    S.)  Gütersloh    1888,   Bertelsmann.    5   M. 
Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1888,   Sp.  1881   f.  (Justi). 

192.  Bartholomae,  Chr.,  der  arische  Accusativ  plur.  masc.  der  i-,  «(-und 
/■-Stämme. 

Zs.  f.  vergleichende,  Sprachforscbiiug  29,  483 — 487. 

193.  Bartholomae,  Chr.,  die  arische  Flexion  der  Adjectiva  und  Participia 
auf  nt-, 

Zs.  f.  vergleichende  Sprachforschung  '29,  487 — 588. 

194.  Torp,  A. ,  Beiträge  zur  Lehre  von  den  geschlechtslosen  Pronomen  in 
den  indo-germanischen  Sprachen,  gr.  8.  (51  S.)  Christiania,  Dybwad. 
1,35   M.   Christiania  Videnskabs-Selskabs   Forhandlinger    1888,   Nr.    11. 

195.  Danielsson,    0.   A.,   grammatische  und  etymologische   Studien.     I.     8. 

(57    S.)  Upsala   üniversitets   Ärsskrift.   Upsala,   Akad.   bokh.    1,    25   Kr. 
Vgl.  Wochenschrift  f.  klass.   Philologie   1888,   Sp.   1301   f.  (v.  d.  Pfordten). 
19G.   Per  SSO  n,    Studia  etymologica  (Bibl.    1887,   Nr.    179). 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1888,  Sp.  973  (J.  Schmidt). 
19  7.  Abel,   Carl,   über  die  W^echselbeziehungen  der  ägyptischen,   indo-euro- 
päischen  und  semitischen  Etymologie,   gr.  8.   (1.  Heft,    S.  1  — 168).   Leipzig, 
Friedrich.    12  M.   Einzelbeiträge  zur  allgemeinen  u.   vergleichenden  Sprach- 
wissenschaft H    4. 

198.  Syntax.  —  Delbrück,  B.,  syntaktische  Forschungen.  5.  Bd.  Alt- 
indische Syntax,  gr.  8.  (XXI,  634  S.)  Halle,  Buchhandlung  des  Waisen- 
hauses.   15   M. 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1888,    Sp.   1677—1679  (Oldenberg). 

199.  Regnaud,     sur    l'evolution  logique   des   diifcrentes  categories   du   nom. 
Revue  philosophique  1888,  Nr.  8. 

200.  Regnaud,     le  verbe:    ses   antccedents  et  ses   correspondants  logiques. 
Revue  philosophique  1888,  December. 


310  lilBLlOOKAPHIK   VON    1888. 

•JOU".    de  In  Grasöurie,    K-,   utudcs  de  giaratnaiie  comparce,   de  la  categorie 

du    iiumbre  (Schluß   von   Bibl.    188G,   Nr.   205). 
Kcvue   de  liiiguistique   "20,  54 — 67. 
•JUl.   de   la  Grasserie,   K-,   ctudes  de  graininaire  comparee.   De  la  categorie 

du   temps.    H.   (200   S.)  Paris,   Maisonneuve   et  Ledere. 
•_'02.   de    la    Grasserie,    R. ,     etudes   de  grammaire    comparee.     De  la   con- 

jugaison    objective.     Mcmoires  de  la  societe    de    linguistique    G,   268  —  300 

u.  S.-A.,  Louvain,  Lefever.   Paris,  Vieweg.   8.   (39  S.)   Paris,  irapr.  nationale. 
Vj;l.  Academy  857   (Ä.  H.  S[nyce]). 
■J03.   de  la  Grasserie,  11.,   6tudes  de  grammaire   comparce.    Du  verbe  dre, 

considcre     comme     instrument    d'abstraction    et    de    ses    diverses    fonctions. 

(128    S.)  Paris,   Maisonneuve.    (Berliner  Jahresbericht    1888,   III,    47). 

204.  de  la  Grasserie,  R.,  etudes  de  grammaire  comparce.  Des  divisious 
de  la  linguistique.    8.   (1G8   S.)    Paris,   Maisonneuve   et  Ledere. 

205.  de  la  Grasserie,   R.,  Etüde  de  grammaire  comparee. 
Le  Musculi   1888,  Nr.  1  ff. 

20G.   Wackernagel,    über  die  Geschichte  des   histor.  Infinitivs. 

Verhandl.  d.  39.  Vei-.sauunl.  deutscher  Philol.  u.  Hdiulmäniier  (Leip-^ij,',  Teubiier), 
S.  276—282  u.  S.  A. 

207.  Sigwart,  Chr.,  die  Impersonalien.  Eine  logische  Untersuchung,  gr.  8. 
(78    S.)   Freiburg  i.   Br.    1888,   Mohr.    2    M. 

Vgl.  Lit.  Ccntralblatt  1888,  Sp.  716  (Paul);  D.  Lit.  Zeitung-  1888,  Sp.  556  f. 
lleusler);  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  .S8G -389  (L.  Tobler);  Zs.  f.  VölUeipsycliologie 
u.  Sprachwisseuscliaft  18,    17U— 180   (Steiuthalj;  Allgeiu.  Ztg.   1888,  Beil.  Nr.  28. 

208.  Puls,  Alfred,  über  das  Wesen  der  subjectlosen  Sätze.  Theil  1:  Weg 
und  Methode  der  Untersuchung.  4.  (26  S.)  Programm  des  Gymnasiums 
u.    Realgymnasiums   zu   Flensburg    1888,   Nr.    2G3. 

Vgl.  Berliner  philol.  Wochenschrift  1888,  Sp.  1588;  Arcldv  f.  lat.  Lexicograpliic 
5,  301   f.  (Miodonski);  Gyniuasiuin   1887,  Nr.  2  (Ziemer). 

209.  Golling,  J.,  zur  Lehre  vom   Ablativ   und  Genetiv   der  Eigenschaft. 
Gymnasium   1888,   1  —  10  u.  41-  52. 

210.  Weil,  Henri,  the  order  of  words  in  the  ancient  languages  compared 
with  that  of  the  modern  languages.  Translatcd  by  Ch.  W.  Super.  (114  S.) 
Boston    1887,   Ginn   and   Co.    6  M. 

Vgl.  Berliner  philol.  Wochenschrift   1888,  Sp.   1319  (Ziemer). 

211.  Schrammen,  Jac,  über  die  nähere  Bestimmung,  besonders  des  Sub- 
stantivs. 4.  (14  S.)  Progr.  des  Gymnasiums  zu  Oppeln.  Oppeln  1888, 
Raabe. 

212.  Dupky,  Hermann,  Satzlehre  und  Logik.  8.  {23  S.)  Programm  des 
Gymnasiums  zu   Freistadt  in   OberOsterreich. 

213.  Lexicographie.    —    Edlinger,   Thicrnamen  (Bibl.    1887,   Nr.    187). 
Vgl.  Lit.  Centralblalt   1888,  Sp.   522;  llerrigs  Archiv  80,  358  f.;    Berliner  philol. 
Wochenschrift  1888,  Sp.   1029—1032  (O.  Keller). 

214.  Leumann,   Ernst,    indogerm.    m'pöt,   ncptr   „Waise'^ 
Festgruß  an  Otto  von  Böhtlingk  (s.   oben  Nr.    188),  S.  77   f. 

215.  Murdoch,  D.  B. ,  A  Note  on  Indo-European  Phonology.  London, 
Trübner. 

Vgl.  Academy  Nr.  837  („Tiie  first  sylhiblc  uf  mti-lgeo  rcniinds  us  of  the  vioo- 
cow  of  the   Euglish  nursery!"). 

2 IG.  Sprachvergleichung  und  Urgeschichte.  —  Schrader,  Culturgcschichte 
der  Indogermanen  auf  Sprachwissenschaft!.  Grundlage  (Bibl.  1887,  Nr.  1888;. 


III.    «PKACHWISSENSCIIAFT  UND  SPRACHVERGLEICHUNG.  311 

\i^].  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  2.37  f.  (G.  Meyer);  Berliner  pliilul.  Woclieii- 
schrift  188^,  8p.  885  f.  (Justi);  Woehensclirift  f.  class.  Pliilologio  1888,  Sp. 
•J'.K)  f.  (Gruppe);  Zs.  f.  d.  Österreich.  Gymnasieu  1888,  062  f.  (Meriiif^er);  Zs.  f. 
Völkerjisycliolog-ie  u.  Sprachwisseu.scli.nft  18,   109 — 112  (Urucliniaiiu). 

217.  Bradke,  P.  v,  Beiträge  zur  Kenntniß  der  vorhistorischen  Entwicklung 
unseres   Sprachstauiiucs   gr.    4.    (VI,    38    S.)   Gießen    1888,   Kicker.    2   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1S8S,  Sp.  695—697  (O.  Schrader);  Berliner  philul.  Wochen- 
•scbrift  1888,  Sp.  1350  f.  (Ziemer);  Wochenschrift  f.  clas.s.  PbiloloKie  1888, 
Sp.  833—836  (SchweizerSidler);  K.-vne   critiqiie   22,  Nr.   25   (V.   Henry). 

218.  Bradke,  P.  v.  ,  über  die  arische  Alterthumswissenschaft  und  die 
Eigenart  unseres  Sprachstainines.  Akademische  Antrittsrede  am  14.  Juli 
1888.    8.   (52    S.)   Gießen    1888,   Ricker.    1,20   M. 

Vgl.  Revue  critique  22,  Nr.  49. 

219.  Bradke,   P.   v.,   einige   Bemerkungen   über   die   arische  Urzeit. 
Festgruß    an    Otto   v.    Böhtlingk    (s.  Nr.   188),    S.  4  —  9.    —  A'erwaudtscbaftsver- 
hältnisse. 

220.  Spiegel,  F.,  die  arische  Periode  und  ihre  Zustände  (Bibl.  1887, 
Nr.    191). 

Vgl.  Zs.  f.  Völkerpsychologie  u.  Spraebwisseuschaft  18,  180 — 199  (Brucbmann) ; 
Ccntralorgau  f.  die  Interessen  des  Realschulwesens  1888,  494 — 496  (Freytag); 
Mittheil.  d.  anthropolog.   Gesellschaft  in  Wien   18,  62  (Peuka). 

221.  Schröder,  L.  v. ,  Indiens  Litteratur  und  Cullur  in  historischer  Ent- 
wicklung,  gr.   8.   (VII,   785   S.)  Leipzig   1887,  Ilaessel.    18   M. 

222.  Morris,  the  aryan  race:  its  origin  and  its  achievements.  12.  Chicago. 
7,6   sh. 

223.  Müller,  F.  Max,  Biographies  of  Words,  and  the  Home  of  the  Aryas. 
London,   Longmans. 

Vgl.  Academy  Nr.  825  (H.  Bradley);  Athenäum  Nr.  3147  u.  3148;  Mittbeil.  d. 
anthropolog.  Gesellschaft  in  Wien   18,  59 — 62  (Penka). 

224.  Taylor,   The   Origin  and  Primitive   Seat  of  the  Aryans. 
The  Journal  of  the  Anthropological  Institute   17,  H.  3. 

225.  Woods,   The   Origin   of  the  Aryans. 

Academy  Nr.  805,  815  u.  838;    dazu  Bertin,  ebenda  Nr.  816;    Maylicw,  Woods 
und  Taylor,    the  Finuic  Origin  of  the  Aryans,  Nr.  833 ;    Terrien  de  Lacouperie 
und  Sayce,  the  primitive  Home  of  the  Aryans,  Nr.  835,  836  u.  837. 
22(;,    Sayce,   The  Primitive  Home  of  the  Aryans. 

Trausactions  of  the  Philologieal   Society  1885  87,  Part.  IL 

227.  Stone,   The   Aryan   Birthplace. 

Transactions  of  the   Royal   Society  of  Literature   of  London  Ser.   II,   XIV,    1. 

228.  Bürge,   pre-glacial   man   and   the   aryan  race.     12.     Boston.     7  sh.   6  d. 

229.  Deecke,  Wilh.,  die  Falisker.  Eine  geschichtlich-sprachliche  Unter- 
suchung. Mit  1  Karte  u.  4  Taf.  gr.  8.  (XV,  297  S.)  Straßburg  1888, 
Trübner.    9   M. 

230.  Keller,  Otto,  Thiere  des  classischen  Alterthums  in  culturgeschicbt- 
licher  Beziehung,  gr.  8.  (IX,  488  S.,  mit  56  Abbild.)  Innsbruck  1887, 
Wagner. 

Vcr].  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  909  f.  (N— e);  D.  Lit.  Zeitung  1888,  Sp.  231  f. 
(Blüniuer);  Göttinger  gel.  Anz.  1888,  515-517;  Wochenschrift  f.  class.  Piiilo- 
logie  1888,  Sp.  228  —  236  u.  2.ö8— 263  (Hergel);  Berliner  pbilol.  Wochenschrift 
1888,  Sp.  275—277   (IL  Haupt);    Allgem.  Zeitimg  1888,  Beil.  Nr,  56. 

231.  Placzek,  B.,  Wiesel  und  Katze.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  Haus- 
thiere.  Aus:  Verhandlungen  d.  naturforsch.  Vereines  in  Brunn,  gr.  8.  (72  S.) 
Brunn,   Epstein   in   Comm.    1,36    M. 


312  BIBLIOGRAPHIE  VON  1888. 

232.  Placzec,   The  Weasel  and  the  Cat  in  Ancient  Times. 
Traiisactions  of  the  Society  of  Biblical  Arcliaeology  IX,   H.   1. 

Zu  230—232  s.  Nr.  213,  687  f.,   701   f.,   720  f. 

233.  Penka,  über  die  Zeit  des  ersten  Auftretens  der  Buche  in  Nordeuropa 
und   die  Frage  nach   der  Heimat  der  Arier. 

Globus  53,  Nr.   13,  und  8.-A. 

234.  Brosow,  die  Bezeichnungen  des  Bernsteins  bei  den  Völkern  des  cliissi- 
schen  Alterthums   und  den   Völkern   der  neueren   Zeit. 

Sitzungsberichte  der  Alterthumsgesellschat't  Prussia  zu  Königsburg  i.  Pr.,  43.  Ver- 
einsjabr. 

235.  Tomasehek,  Wilh. ,  Kritik  der  ältesten  Nachrichten  über  den  sky- 
thifachen  Norden.   I.   u.   II.   Aus   den  Sitzungsber.    d.  k.  Akad.  d.  Wiss.   gr.  8. 

Wien,   Tempsky  in   Comm.    2,10   M. 

I.  Über  das  Arimaspische  Gedicht  d.  Aristeas.  (66  S.)  1  M.  —  II.  Die  Nacli- 
richten  Herodots  über  den  skythischen  Karawanenweg  nach  Iimerasien.  (70  ö.) 
1,20  M. 

236.  Soltau,  Friedrich,  zur  Erklärung  der  Sprache  des  Volkes  der  Skythen. 
8.   (54   S.)   Berlin,    Stargardt. 

Vgl.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  37  (Bebaghel);  Berliner  philol.  Wochenschrift  18SS, 
Sp.  856  (Justi,  „wüste  Sammlung  von  Einfällen");  Wochenschrift  f.  class.  Phi- 
lologie 1888,  Sp.  385  (Gruppe), 

IV.   Germanische  Sprachen. 

Ä.    Gemeingermanisch    und    Westgermanisch. 

237.  N Green,  Adolf,  Utkast  tili  föreläsniugar  i  urgermansk  judlära  med 
huvudsakligt  avseende  pä  de  nordiska  spraken  tili  den  studerande  ungdo- 
mens   tjänst.   Förra  Hättet.   8.   (65    S.)   Upsala,   W.    Schultz.    2   Kr. 

238.  Borries,  i-Umlaut  (Bibl.    1887,   Nr.    195). 
Vgl.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.   107  f.  (Bebaghel). 

239.  Steyrer,  Einheit  des  Vocalismus  der  Germanen  (Bibl.  1887,  Nr.  196). 
Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  1416  f.  (Kögel);  Zs.  f.  d.  Österreich.  Gymnasiou 
1888,  278  f.  (KhuU)  und   1052  — 1054  (LuickJ;  Gymnasium  1888,  Nr.  l5(Saligei). 

240.  Sütterlin,  L. ,  Geschichte  der  Nomina  Agentis  im  Germanischen, 
gr.    8.   (III,    108   S.)   Straßburg   1887,   Trübner.    2,80    M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  1314  f.  (Kögel);  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  4'J  f. 
(Kluge);  Germania  33,  117  (Bartsch). 

241.  Kahle,   consonant.   Declination   (Bibl.    1887,  Nr.    199). 

Vgl.  Germania  33,  237  (Bartsch);  Zs.  f.  d.  österr.Gymn.  1888,  902-901  (Meringer). 

242.  Burghauser,  Gust.,  die  gei-manischen  Endsilbenvocale  und  ihre  Ver- 
tretung im  Gothischen,  Altwestnordischen,  Angelsächsischen  und  Althoch- 
deutschen. Lex.-8.  (17  S.)  Wien  u.  Prag  1888,  Tempsky.  —  Leipzig, 
Frey  tag.  0,50   M. 

243.  Burghauser,  Gust.,  germanische  Nominalflesion  auf  vergleichender 
Grundlage.   8.   (28   S.)  Leipzig   1888,   Freytag. 

Vgl.  Lit,  Centralblatt  1888,  Sp.  1380  f.  (Kögel);  Gymnasium  1888,  Nr.  15 
(Saliger). 

244.  Burghauser,  Gust.,  indogermanische  Präsensbildung  im  Germanischen, 
Ein  Capitel  vergleich.  Grammatik,  gr.  8.  (55  S.)  Wien  u.  Prag  1888, 
Tempsky.  —  Leipzig,   Frey  tag,    1    M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  1380  f.  (Kögel);  D.  Lit.  Zeitung  1888,  Sp.  198  f. 
(Burg);  Zs,  f,  d.  Österreich.  Gymnasien  1888,  663  (Meringer). 


IV.    GERMANISCHE  SPRACHEN.  313 

245.    Collitz,   H.,   die  Herkunft  des  ßchwacliun  l'iiitcriturns  der  germaiiisc-hen 

Sprachen. 

American  Journal  of  Pliilolo^y  IX,    II.    1.  —   V^l.   I^it.   Blatt   1888,  Sp.   370. 
•J46.   de   Saussiire,   sur  un   point  de  la  plionctique   des   consomies  en  iudo- 
europeen. 

Memoires  ile  la  societe  de  linf^uistique   G,  u.   S.-A.  8.  (10  8.)   Paris,   impr.   natio- 
nale. —   t  ~\-  einem  Suffix  auf  t  -f-  Cons.  >  t  -}-  Cons. 

247.  liugge,  S.,  zur  altgennan.  Sprachgeschichte.  Gorinauisch  ii(/  aus  uiv. 
Paul   u.   Braune,    Heiträge   13,  öOl-Slö!! 

248.  Buggc,    S,   etymologische  Studien  über  germanische  Lautverschiebung. 
Zweiter  und  dritter   Artikel   (s.    Bibl.    1887,    Nr.    198). 

Paul  und  Braune,  Beiträge   13,   167—187  u.   311—339. 

249.  Osthoff,   H.,   Etymologica  I. 

Paul  u.  Braune,    Beitiäsre   13,  395 — 4ß3.    —    got.  afaikan;    Asche,  Esse;  flehen, 

g^r.  Xca^äs,  lat.   Icna;    Fleisch,   gr.  ?MQiv6g,  lat.  läridiim;  fliehen,  lat.   locusta,   lit. 

lekiu;  Häher,  Reiher:    goth.  handugs,  gr.  aocpös,  lat.  faber;    Hanse,  lat.   Constis, 

cünsul;    (Ger)-nidr,  slav.   {Vladi)-merü,    gr.  (fy;^ffft')-|ua)(30ff,  air.  viär,  mehr,  meist; 

Oheim;  geini.  saljan,  gr.  i^lslv,  IdzQOv;  Schaden,  gr.  aoKrjd-ijg;  stehlen  u.  hehlen; 

triefen,  air.  druckt;  zwerch,  gr.  TiQantSss- 
2.00.   Kluge,   Friedrich,    Etymologica. 

Festgruß  an   Otto  von   Bolitlinok   (oben  Nr.    188),  S.  60  f.    —    got.h.   haw^ii,   dän. 

manke,  nhA.  acinco ;  au.  ]n>/lsna;  u\u\.  Kitt;  :iga.  fricceu;  alid.  hcrdo ;  \iA.  dulden; 

alid.   luogen;    nlid.   grappen,    i/rapsen,    ahd.    yarha;    ags.  futhu  (Vocativ),    alid. 

iiiuoma,  ags.  modrie,  ags.  de;   nihd.  vhioder,    engl,  flock;   ags.  laere,  ijelacre. 
250^  Holthausen,  F.,   Miscellen. 

Paul  u.  Brauiio,  Beiträge  13,  367—372.   —  Soester  Mundart;    nind.  ineven,   mlid. 

un-ebene;    ags.   distcef-,    lat.  füsus;    me.    bidcne;    mnd.    nl.   wit;    schiilter;    .-igs. 

räcc;     an.  rakki;  nd.  fäken;    ahd.  zaupe;    mnd.  hotte;    ahd.  loenac;    e  und  e  im 

iid. ;    ags.  begen. 
251.  llolthauaen,   F.,   Nachtrag. 

Paul  u.  Braune,    Beiträge   13,  ö90.   —  1.  (zu  Bibl.    1886,    Nr.  2-24)    ag.s.    mesl- 

lest    und   Beispiele    für    lautliche    und    formelle  Ausgleicbuiig    von  Bedeutungs- 

verwandien  oder  -Gegensätzen;  '2.  ("zu  Bibl.    1888,  Nr.  "250')  ags.  bäjen. 
2  52.  Martin,   E.,   grammatische   Miscellen. 

Anz.  f.   d.   Alterthum   14,   "285 — 287.     Vulfila;    part.  prät.    von    intransil.    Vcibt-n; 

stie,  Prät.   zu  stän,  Schreibfehler;  here  auch  obd. 

253.  Kluge,   F.,  zu  Zs.   31,   356   (=   Bibl.    1887,   Nr.   200). 
Anz.  f.  d.  Alterthum   14,  232.  —  Matronis    Vatvims. 

254.  Etymologien  in  der  Zs.  f.  vergleicliende  Sprachforschung,  Bd.  29. 
Felix  Solmsen,  Sigma  in  Verbindung  mit  Nasalen  und  Liquiden  im  Griechischen. 
S.  59 — 124  u.  329 — 358  (got.  vars ,  aleina,  S.  63;  got.  fdudeisei,  S.  65;  an. 
hjarai,  S.  69;  got.  rinna,  ahd.  svnnu,  S.  78;  got.  asneis  ,  as.  asna,  S.  81;  got. 
snaivs,  snaga,  smdrs,  ahd.  snur,  snerhan,  smi'zu,  an.  smuli,  nd.  schnökem,  dän. 
snage,  S.  84;  got.  gasmijion,  smairpr ,  ahd.  smer:,on.  S.  85;  ahd.  hloscn,  S.  94; 
an.  ausa,  S.  95;  got.  laun,  S.  96;  germ.  in,  got.  huusjan,  S.  97;  2i\ii..  jesan, 
S.  104;  got.  dails ,  ahd.  spannun,  S.  108;  got.  hramjan,  S.  111;  germ.  rima-, 
S.  117;  got.  hlahjan,  S.  332;  got.  und,  S.  333).  —  L.  v.  Schroeder,  Apollon- 
Agni,  S.  193—229  {a\\A.  funcho,  S.  222;  got.  brinnan  —  brumia,  S.  223).  — 
W.Schulze,  zwei  vei  kannte  Aoriste.  S.  230  —  255  (got.  svegnjan,  svogofjan,  as. 
swögan,  -Ags.  swögan,  S.  219). — W.Schulze,  Miscellen,  S,  255 — 271  (germ.  lifius, 
S.  255;  nd.  bulle,  S.  263;  got.  hührus,  huggrjan,  S.  269;  an.  hd,  ahd.  hnoh, 
got.  avistr,  navistr,  S.  270;  got.  stiur,  Kegel  vom  Abfall  de.s  Nom.-Ä  nach  r  im 
got.,  S.  271).  —  Whitley  Stokes ,  Irish  stenis  in  s.  S.  379  f.  (nhd./e;.9,  zeige, 
gross,  S.  380).  —  Chr.  Bartholcniae,  die  arische  Flexion  der  Adjeetiva  und 
Participia  auf'?}«-  (oben  Nr.  101),  S.  487— .'J88  {goi.  veilvods,  S.  521,  .'■)28,  539,  540; 
got.  menojium,  S.  522  u.  524;  ahd.  oslaiia,  an.  austan,  S.  523 ;  alid,  .«ömi,  S.  25; 
ahd.  taugen,  S.  533;  got.  nehv,  S.  535;  got.  berusjos,   S.  539,  uhd.  ßrst,  S.  579). 


314  BIBLIOGRAPHIE  VON  1888. 

'255.  Etymologien  in  Bczzenbergers  Beiträgen,  Bd.  13:  Johannson,  K.  F., 
Miöccllcn  (S.  111 — 128:  1.  Pluralia  tantum  von  Ortsnamen  im  Grieeh. 
u.  Latein.;  2.  gr.  ocyatyös  und  Verwandtes  [g'kls];  3.  Ix&vg  und  Verwandtes 
[nord.  iJÖSj  gyus,  gjodr]]  4.  gr.  a^ijvog  u.  s.  w.  [got.  sama,  gr.  öfiös,  lat. 
tfi)ind]\  5.  got.  aippau  und  Verwandtes.  —  Wiedemann ,  Oscar,  Etymo- 
logien (S.  300  —  310).  —  Müller,  H.  D.,  Etymologien  (S.  311—316  mhd. 
schcllcc,  got.  anales,  nhd.  Ziege,   Geiss,  got.  vulfs,  vilvan), 

256.  Walker,  Fred.  W.,   Latin  ä  and  German  an. 

Atlifiiäum  Nr.  3153.  —  ä  vor  p,  b,  f  >  au:  caput  >  haubi]),  lit.  lapas,  Iccna- 
&0S  >  laub;  rapere  >  rattb;  xaqxiiv  >  taub;  ml;it.  gabata  >  kaupatjan. 

257.  Mayhew,   A.   L.,   tbe  Teutonic   Equivalent  of  „fors" . 

Acii'iemy  Nr.  82G.  —  Gibt  eine  Mittheiliingr  von  Kluge,  wonach  fois,  forL-is 
—   (ge-)byrd,  (ge-)burt;  dazu  H.  Bradley,  ebenda  Nr.  827,  G.  Vigfusson,  Nr.  828. 

258.  Moulton,  J.  H.,  Etymologien. 

Academy  Nr.  843  (Vortrag  in  der  Cambridge  Pliilol.  Society).  —  sword  =  *snizdu, 
Wrzl.  .wea  -}-  dhc;  swan,  arjua,  zend.  hucrsg;  sound  (gesund)  =  *sunt6,  zu  got. 
swinjis,  lat.  socru.i,  soror  \  got.  svera-,  lat.  sevtrns,  serius;  got.  saivala,  lat.  sö- 
läcmm\  got.  sviglön. 

259.  Krebs,   Slavonic  Loan-Words  in   German. 
Academy  Nr.  767. 

260.  Ublenbeck,  C.  C. ,  de  verwantscbapsbctrekkingeu  tusscben  de  Ger- 
maanscbe  en  Balto-slavische  talen  (acad.  proefschrift),  8.  (60  S.)  Leiden, 
B.   Blankenberg. 

261.  Mackel,  die  german.  Elemente  in  der  franz.  und  provenz.  Sprache 
(Bibl.    1887,   Nr.    210). 

Vgl.  1).  Lit.  Ztg.  1888,  Sp.  872—874  (Daist);  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  302-306 
(W.  Meyer);  Kom;ii)i;i  ()6. 

262.  Elements  germaniques  de  la  langue  fran^^aise.  8.  (224  S.)  Berlin, 
K.    Boll. 

263.  Goldschmidt,     altgermau.     Elemente     im     Spanischen     (Bibl.     1887, 

Nr.    210»). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1888,  Sp.  872—874  (Batst);  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  302—306 
(W.  Meyer). 

German.  Elemente  im  Irischen  s.  Nr.  689. 

264.  Bezzen  berger,   A.,    syntaktische  Bemerkungen. 

Bczzenbergers  Beiträge  13,  290  f.  —  Adverbielle  Accus,  im  Ahd.;  Vocativ  mit 
Artikel,   bezw.  schwacher  Adj.  beim  Vocat.  im  German. 

B.    Gotisch. 

265.  Braune,   got.   Grammatik   (Bibl.    1887,   Nr.    212). 
Vgl.  D.   Lit.  Ztg.    1888,  Sp.  769  f.  (Roediger). 

266.  Wrede,   Sprache  der  Wandalen   (Bibl.    1887,  Nr.   214). 

Vgl.  Aiiz.  f.  d,  Alterthum  U,  32—35  (Singer);  Germania  33,  122  f.  (Baitsch); 
Müdem  Language  Notes  3,  Nr.  2  (Goebel). 

267.  Balg,  G.  H. ,  a  comparative  glossary  of  the  Gothic  language  with 
especial  reference  to  English  and  German.  With  a  preface  by  Prof.  Francis 
A.  March,  L.  L.  D.  1.  part.  gr.  8.  (64  S.)  Mayville,  Wis.  1887.  Halle, 
Niemeyer.    2,20  M. 

Vgl.  Anglia  11,  316  u.  552  (R.  Wülcker);  Modern  Language  Notes  3,  Nr.  4 
(Jagemann). 

268.  Feist,  Sigmund,  Grundriß  der  gotischen  Etymologie,  gr.  8.  (XVI, 
167  S.)  Straßburg,  Trübner.   5  M.   Sammlung  indogerman.  Wörterbücher.   IL 


IV.    GERMANISCHE  SPRACHEN.  315 

269.  Heyne,    M.,   got.   ulcv. 
Aiiz.  i.  d.  Alteithuin   14,  *J85. 

270.  Kluyver,   A.,  hlaiß. 

Tijdsclirift  voor  Ned,  taal-  ea  letterkimde  VIII,  254—259. 

271.  K(Iiiyver),  A.,  levis,  Icilds. 

Tijdschiift  voor  Ned.  faal-  eii  Ietterluiii<le  VIII,  71)  f. 

272.  Birlinger,   A.,   got.    Criidja. 
Alcmaiiiiiu   16,   "J.SO. 

273.  Van  Moerkerken,  P.  H. ,  over  de  verbinding  der  volzinnen  in't 
gotisch.  Bekroond  inet  de  gouden  inedaille  en  uitgegevcn  door  de  konink. 
vlaamsche  Academie  voor  taal-  en  lettcrknnde.  8.  (104  S.)  Gent,  Leliaert, 
Siffer   et  Cic.    1,50   fr. 

274.  Krebs,   H.,   A   Gothic  Loan -Word  in   Russian. 

Acadeiny  Nr.  847.  —    ülhandus  —   russ.    Velbli/iid,    Verhlyiul,   lit.    WerhUudas . 

275.  Bradley,  Henry,  The  Goths,  froni  tlic  Earlicst  Times  to  tlie  End 
of  the  Gothic  Dominion  in  Spain.  London,  Fisher  Unwin.  „Story  of  the 
Nations''    Series. 

Vgl.  Academy  Nr.  830  u.  8.S1   (Tli.   Hodgkin). 

C.    Deutsch. 
a)  Grammatik. 

276.  Sc  bleicher,  Aug.,  die  deutsche  Sprache.  5.  Aufl.  gr.  8.  (IX,  348  S.) 
Stuttgart    1888,   Cotta.    7    M. 

277.  Biltz,  Kar!,  zur  deutschen  Sprache  und  Littcratur.  Vorträge  und  Auf- 
sätze,  gr.    8.    (298   S.)  Potsdam    1888,    Stein.    3   M. 

Vgl.  Lit.   Centralhlalt   1888,  Sp.   1383  f. 

278.  Holthauscu,  F.,   über  uo    =:    o  im   Hcliand. 
Paul  u.  Braune,  Beiträge   13,  373—375. 

279.  Gallee,  J.   H.,   graphische   Varianten  im   Heliand. 
P;iul  u.   Braune,   Beiträge    13,   376—383. 

280.  Cüppers,   Laut-  und  Flexionsichre   (Bibl.    1887,    Nr.    217). 
Vgl.   Herrigs  Archiv  80,   360   f. 

281.  Braune,  althochdeutsche   Grammatik   (Bibl.    1887,    Nr.    218). 

Vgl.    13    Lit.   Ztg.   1888,    Sp.    13  —  16  u.    118  (Henning);    Zs.   f.   d.  Philulogie  'JO, 
'247— 250  (Gering). 

282.  Wright,  Joseph,   An  Old  High-German  Primer.  Oxford,  Clarendon  Press. 

283.  Kauffmann,  Friedrich,  deutsche  Grammatik.  Kurzgefaßte  Laut-  und 
Formenlehre  des  Gotischen,  Alt-,  Mittel-  und  Neuhochdeutsc^hen.  Zugleich 
achte  gänzlich  umgearbeitete  Auflage  der  Doulschen  Grammatik  I ,  von 
A.   F.   C.    Vilmar.    8.    >76    S. )   Marburg    1888,   Ehvert. 

284.  Benrath,   Vocalschwankungen   bei    Otfrid  ^Bibl.    1887,   Nr.    221). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.   1888,  Sp.   l-.-y  (Seemiiller) ;  Lit.  Blatt   1888,  Sp.    108  f.  (Piper). 

285.  AA' olfermann,   Flexionslehre  in  Notkers  Bocthius  (Bibl.  1  887,    Nr.  223). 
Vgl.  Anz.  f.  d.  Alterthuui   14,   145  (Steiiimeyer). 

286.  Kelle,  J.,  Verbum  und  Nomen  in  Notkers  de  syllogismis,  de  partibus 
logicae,   de  rhetorica  arte,   de   musica. 

Zs.   f.  d.  Philologie  20,   129     150, 

287.  Holzgraefe,  Wilh.,  die  Sprache  des  althochdeutschen  Glossars  Clm. 
18140.   8.   (32   S.)  HaUe    1888.   Dissertation. 


316  BIBLIOGRAPHIE  VON   1888. 

ifSS.  Toibclicr,  W.,  über  die  Sprache  Ulrichs  von  Esehcnbach.  8.  ("JS  S) 
l'royr.  des  Obcrgyinnasiums  (auf  dem  Graben)  zu  Prag  1888,  uud  S.A., 
Prag    1888,   Neugebaucr.    1,20   M. 

28'J.   Ilaselmay er ,    über  die   Uildung   des   inittelhochdeutscheu   Adverbs. 
Blätter  f.   d.   liayerisclie   Kealsclmlweseii    18^8,   2-23   11'. 

200.  Frommann,  Karl  M.  G. ,  Versuch  einer  grammatischen  Darstellung 
der  Sprache  des  Hans  Sachs.  1.  Theil:  Zur  Lautlehre.  8.  (72  S.j  Nürn- 
berg  1878,  Ballhorn.   0,90   M. 

2'Jl.   Kau  ff  mann,   Fr.,   geschlossenes   c  aus   e  vor   i. 
Paul  "ti.  iiraune,  Beiträt,'e   1.3,  393  f. 

292.  Luick,  Karl,  geschlossenes  e  für  ö  vor  t>t. 
Paul  u.  Braune,  Beiträge  13,  588  f. 

293.  Braune,  W.,  zu  den  deutschen  c-Lauten. 
Pau!  u.  Braune,  r.i;iträ>;e  13,  573-585. 

294.  Heilborn,  Ernst,   die   c-Eeime  bei   Opitz. 

Paul  u.  Braune,  Beiträg-e   13,  567  —  572. 

295.  Kauffmann,  Fr  ,  Behaghels  Argumente  für  eine  mittelhochdeutsche 
Schriftsprache. 

Paul  u.   Braune,    Heiträge  13,  464  —  503. 
29G.   Höhlbaum,   K.,   die  Einführung  der  deutschen  Spraclio   als  Greschäfts- 
sprachc  bei   den   Schreineu   [in  Köln]. 

Mittheilungpu  au.s  dem  Stadtarchiv  von   Köln,   H.   15,  45 — 48. 

297.  Kluge,  Friedr.,  von  Luther  bis  Lessing.  Sprachgeschichtliche  Aufsätze. 
2.  Aufl.  Mit  einem  Kärtchen,  gr.  8.  (XI,  150  S.)  Strasburg  1888,  Trübner. 
2,50   M, 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  1157  f.;  D.  Lit.  Ztg.  1888,  Sp.  516— 518  (Fleyue); 
Gott.  gel.  Aiiz.  1888,  Nr.  7  (E.  Schröderj;  Z.s.  f.  d.  deutschen  Unterricht  2, 
153  ö".  (Lyon);  Theol.  Lit.  i51att  1888,  Öp.  202  (Walther);  Modern  Lauguage 
Notes  3,  Nr.  5  (Brandt). 

298.  Franke,  Karl,  Grundzüge  der  Schriftsprache  Luthers.  Versuch  einer 
historischen  Grammatik  der  Schriftsprache  Luthers.  Gekrönte  Preisschrift. 
Neues  Lausitz.  Magazin  Bd.  64,  und  S.-A.  gr.  8.  (XV,  307  S.)  Görlitz, 
1888,   Kenner.   4    M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt   1888,  Sp.    1418  f. 

299.  Luther,  E. ,  Bestrebungen  auf  dem  Gebiete  der  Luthorgrammatik  im 
19.   Jahrhundert. 

Zs.   f.  d.  Philologie  20,  37-49. 

300.  G opfert,    Ernst,     über  die   Sprache   Luthers  im   kleinen   Katechismus. 
Zs.  f.  d.  deutscheu   Uutenicht  II,  iL  6. 

oOO*.  Mann,  E.,  Luthers  kleiner  Katechismus  im  Lichte  der  deutschen 
Sprachlehre. 

Z.s.  f.  deutsche  Sprache  1888,  529 — 532. 

301.  Geßler,  Alb.,  Beiträge  zur  Entwicklung  der  neuhochdeutschen  Schrift- 
sprache  in   Basel.    Dissertation,   gr.   8.    (80   S.)  Basel.   Leipzig,   Fock.    2  M. 

302.  Wolff,  H.,  der  Purismus  in  der  deutscheu  Litteratur  des  17.  Jahrhunderts, 
gr.    8.  (132   S.)   Straßburg    1888,   Heitz.   2,50   M. 

Vgl.   Lit.  Centralblatt   1888,  Sp.   1458. 

303.  Schultz,  Hans,  die  Bestrebungen  der  Sprachgesellschafteu  des  17.  Jahr- 
hunderts für  Reinigung  der  deutschen  Sprache,  gr.  8.  (VHI,  158  S.) 
Göttingen    18SS,   Vandenhoeck   &   Ruprechts    Verlag.    3   M. 

304.  Richter,   Albert,   Gottsched   und   die   deutsche   Sprache. 
Grenzboteu  47,  Nr.  7  u.  8. 


IV.    GERMANISCHE  SPRACHEN.  317 

.'305.  Schach  inger,  Knd. ,  die  Bemühungen  des  Benedictiners  P.  Placidus 
Amon   um   die   deutsclie   Spraclie  und   Litteratur. 

Studien  und  Mittheilungen  aus  ilem  Honodictinnr-  und  Cisterciensor  Orden   Bd.  0; 
auch  als  Programm  des  Oberp-ymnasiums  zn  Melk  erschienen. 

30(5,   van  Goor,   G.   A.    C,   niederdeutsche  Elemente   in   der   Schriftspraclie. 
Taalstudie  IX,  H.   1,  4  u.  ö. 

307.  Victor,    Beiträge    zur   Statistik    der  Aus.sprachc  dos    Schriftdeutschon. 
PhonetLsche  Studien  I,  II.   2  u.  H. 

308.  II offmann,  Hugo,  Einführung  in  die  Phonetik  und  Orthoepie  der 
deutschen  Sprache.  Für  Volksschulielirer ,  angehende  Taubstummenlehrer, 
wie  für  alle  Freunde  der  Phonetik  unter  Benützung  der  l)esten  Quellen  leicht- 
faßlich dargestellt.  Mit  1  Taf.  gr.  8.  (V,  7:')  S.)  Marburg  1888,  Elwerts 
Verlag.   1,60  M. 

309.  Franke,  K. ,  ist  eine  einheitliche  Aussprache  des  Schriftdeutschen 
erstrebenswerth  ? 

Zs.  für  den  deutschen  Unterricht  H,  H.  5. 

310.  Hildenbrand,   über  die  Aussprache   des  Ji. 
Blätter  f.  d.  bayerische  Kealscliuhvesen  1888,   112  ff. 

311.  Senff-G  eorgi ,   die   Aussprache   des   Buchstabens    G. 
Dramaturgische   Blätter   und  Biilinenrundscbau   1888,  Nr.  .36. 

312.  Reichel,  Walther,  von  der  deutschen  Betonung.  8.  (3.5  S.)  Leipziger 
Dissertation.  Jena   1888,  Pohle.    1    M. 

313.  Oyen,  Johannes,  über  die  Betonung  der  deutschen  Wörter  und  die 
Quantität  ihrer  Silben.  4.  (XIV'  S.)  1887.  Progr.  des  Roalgyniunsiuins  zu 
Tarnowitz,   Nr.   208. 

Vgl.  Ilerrigs  Archiv  80,  404;   Gymnasium   1887.  8.S4  f.  (Matthias). 

314.  Schönfeld,  P. ,  Accent  und  Quantität.  Eine  kritische  Studie  zu 
C.   Beyers  Deutscher  Poetik. 

Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  2.  97. 

315.  Reform,  Zeitschrift  d.  allgem.  Vereins  f.  vereinfachte  Rechtschreibung. 
Zugleich  Unterhaltungsblatt.  Herausgeber  Dr.  F.  W.  Fricke.  l'i.  Jahrg. 
1888.    12   Nummern.   (B.)  gr.    8.   Norden     Soltau.    2,40    M. 

31G.   Wilmanns,   Orthographie  (Bibl.    1887,  Nr.    246). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1888,  Sp.  .S14  f.  (Seemüller;. 
317.   Besser,  Jobs.,    Vorschläge  zur  Reform   der  Orthographie.    8.   (33   S) 

Braunschweig,   Bruhns   Verlag.   0,50   M. 
.'518.  Bax,  A.   E.   R.,    zur  Reform   der  Orthographie.   Blicke   auf  die    Mängel 
der    gegenwärtigen   Rechtschreibung  und  Fingerzeige    zur   Beseitigung  der- 
selben,  gr.    8.   (31    S.)   Danzig.   Axt    0,60   M. 
310.    Pompecki,    die  Anfangsbuchstaben   in   der  deutschen  Rechtschreibung. 
Königsberg   1887,  Härtung.    1,20   M. 

Vgl.  Zs.   f.  d.  Gymuasialweseu   1888,  Jan.   (•)udeii). 
3-20.    Syntax.   —  Erdmann,   Syntax  (Bibl.    1887,   Nr.    248). 

Vgl.    Anz.   f.   d.  Alterthum   14,   1 — 32    (Tomauetz);    Zs.  f.  d.    österr.   Gymnasien 
1888,  72—76  (Tomanetz);   Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  1,  H.  6  (M.irtin). 
321.   Rannow,   Max,   der  Satzbau   des  althochdeutschen  Isidor   im  Verhältniü 
zur    lateinischen  Vorlage.    Ein  Beitrag   zur    deutschen   Syntax,    gr.   8.   (X, 
128    S.)   Berlin,   Weidmann.     4  M.     Schriften  zur  germanischen   Philologie, 
hrsg.  von  M.   Roediger,  H.    2. 
Vgl.  Revue  critique  22^  Ni'.  51. 


318  BIBLIOGRAPHIE  VON  1888. 

322.  Seedorf,  Henry,  über  syntaktische  Mittel  des  Ausdruckes  im  alt- 
hoclideiitschen  Isidor  und  den  verwandten  Stücken,  gr.  8.  (88  S)  Pader- 
born 1888,  Schöningh  1,40  M.  —  Göttinger  Beiträge  zur  deutschen  Philo- 
logie,  III. 

Vgl.   I).  Lit.  Zrg.   1888,  S|>.    IßOl   (Tomanetz).  —  Zum  Tlioil  als  Göttinger  Disser- 

t.itioii  ers(;liitMiPn. 

.S23.   Wunderlich,    S.atzbau  Luthers   (Bibl.    1887,   Nr.   259). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1H88,  Sp.  ;{r,l  f.  (.1.  Kies);  Lit.  Blatt  1888,  Rp.  346-:{.l8 
Binz)  ;  Anz.  f.  d.  Altertlinm  14,  251-201   (Luthni);  Germania  33,   118  (Bartsch). 

324.  Kern,   Franz,   Zustand   und  Gegenstand  (Bibl.    1887,   Nr.    2.50). 

Vgl.  Lit.   Blatt  1888,  Sp.   206  f.  (S.illwürk). 

324".   Kern,   Franz,   die  deutsche  Satzlehre.   Eine  Untersuchung  ihrer  Grund- 
lagen.   2.   verm.   Aufl.   gr.   8.   (V,    184    S.)  Berlin,   Nicolais   Verlag.    2,40  M. 
Vgl.    1).    Lit.  Ztg.    1888,     Sp.   1784  f.    (J.   Ries);    Anz.    f.  d.  Alterthum   14,  284 
(Erdmann  ;  Gymnasium   1889,  Nr.  4  (Buschmann). 

325.  Erdmann,  O.,  Particip  des  Praeteritums  in  passivischer  Bedeutung 
mit  haben  statt  sein  verbunden. 

Zs.  f.   d.   Philologie   20,   220. 

326.  Vierhout,   C.  J.,   Präsens-  und  Präteritalformen  in  der   indirecten  Rede. 
Taalstudie  VIII,  H.  5,  und  IX,  H.   1. 

327.  Schwippert,  P.  A.,  zur  Adjectivdeclination. 
Taalstudie  IX,  H.  3. 

327''.    Schwippert,   P.   A.,   dunkle   Punkte   der  deutschen   Grammatik. 
Ebenda  IX,  H.  5. 

328.  Zeitschrift  für  deutsche  Sprache,  hrsg.  von  Daniel  Sanders.  2.  Jahrg. 
Hamburg    u.   Leipzig    1889,     Verlagsanstalt    u.   Druckerei    (J.   F.   Richter). 

Enthält  u.  a. :  A.  Schäfer,  welches  ist  die  Geisterstunde?  üie  deutsclie  Weid- 
mannsspraclie;  Goethe  und  Karl  Philipp  Moritz;  Moritz  als  Wortforsclier ; 
Fritsche,  Böle,  Probe;  über  die  Betonung  der  Verhäitnißwörter  (Präpositionen) 
neben  persönlichen  Fürwörtern;  Mißkennen  und  Vei-kennen  und  andere  sinn- 
verwandte Zusammensetzungen  mit  den  Vorsilben  'mijf  und  'vev]  G.  Hauff, 
Wurst-,  Über  die  Betonung  von  Fremdwörtern  auf  iv]  einige  Bemerkungen  über 
das  Wörtchen  'nur  :  über  Zeitwörter  mit  'haben    und  'sein  . 

ß)  Lexicographie. 

329.  Deutsches  V^^örterbuch,  VIT.  Bd.  11.  Lief.  (Sp.  1921—2112,  Platz- 
baum—Preßvergehen), bearb.  von  M  Lexcr.  —  XII.  Bd.  2.  Lief.  (Sp.  193 
bis   384,    Verdammen — Vergeben),   bearb.   von   Ernst  Wülcker. 

s.  Nr.   348. 

330.  Mühl  haus  en,  August,  Geschichte  des  Grimmschen  Wörterbuchs,  gr.  8. 
(42  S.)  Hamburg,  Verlagsanstalt  und  Druckerei  A.  ^:::  G.  IM.  Sammlung 
gemeinverständlicher,  wissenschaftlicher  Vorträge,  hrsg.  von  Virchow  u. 
Holtzendorff,   N.   F.   3.   Serie.  H.   55. 

331.  Kluge,  etymologisches  Wörterbuch.  4.  Aufl.  2.— 7.  Lief.  Lex-. 8.  (S,  49 
bis   336).    Strasburg,   Trübner.   ä    1    M. 

332.  San  d  ers  ,  Dan.,  Handwörterbuch  der  deutsehen  Sprache.  4.  Aufl.  Lex. -8. 
(IV,    1071    S)    Leipzig    1888,   0.  Wigand.    7,50   M. 

333.  Sanders,  Dan.,  Wörterbuch  der  Hauptschwierigkeiten  in  der  deutschen 
Sprache.  Große  Ausgabe.  1 8.  Aufl.  8.  (VIII,  422  S.)  Berlin  1888,  Langen- 
scheidt.   3   M. 

Vgl.   llerrigs  Archiv  80,  458. 


IV.    OERMANISCHE  SPRACHKN.  319 

334.  (Sanders,  DauielJ,  zu  meinem  Verdeutschungswörterbuch  (Fortsetzung). 
Zs.  f.  deutsche  Sprache  '2,  42—44,  '.»2—94,  129  —  139,  169  f.,  228.  267—269, 
.311   f.,  356  — 35S,  402  f.,  452,  491   f.,  523  f. 

33^).   Sanders,   Dan.,   aus   der   Werkstatt  eines   Wörterbuchschreibers. 

Nord  und  Süd   1888,   M,ii. 

3.3 G.    Bremer,    0.,   ahd.   Ico,   letmo,   louno. 
Paul  u.  Uraune,    15eiträge  13,  384—387. 

337.  Siovers,  Ed.,   ahd.  nnÜcngcn  und   Verwandtes. 

Festgruß  an  Otto  von  ßöhtliugk    (Stuttg.-vrt   1888,    Kolilh.ammor).    S.   110—113. 

338.  Braune^   W-,  Nachtrag  zu  mhd.   ein. 
Paul  u.   Braune,  Beiträge   13,  586  f. 

339.  Pietsch,   Paul,    einige   Bemerkungen    über  ge-  bei    Verben. 
Paul  u.   Braune,  Beiträge  13,  516 — 529. 

340.  Bech,  Fedor,  sprachliche  Erläuterungen  zu  den  im  Programm  von  1887 
gebrachten  Beiträgen  aus  Pegauer  Handscliriften  (s.  Bibl.  1887,  Nr.  282). 
4.   (10    S.)  Progr.   des   Stiftsgymn.   zu   Zeitz,    1888. 

341.  Birlinger,   A.,    zum   mittelhochdeutschen   Wörterbuche. 
Alemannia  16,  187   f. 

342.  Birlinger,  A.,  zu   Sinegozzel. 
Alemannia  16,  219. 

343.  Birlinger,   A.,   Lexicalisches. 
Alemannia  16,  61  —  68. 

344.  B  irlinger,  A.,  kleine  litterarhistorische  und  sprachliche  Mittheilungen. 
Alemannia   16,   279—281. 

345.  Birlinger,  A.,  zu  Alemannia  XIII,  279  (Hebel,  ..ein  Anderer"  ^=  Teufel, 
euphemistisch). 

Alemannia  16,  238. 

346.  Birlinger,   A.,   falsche   Bildung  Friedenshof. 
Alemannia  16,  280. 

347.  Punck,  H.,  und  J.   Bolte,   Findlinge. 

Alemannia  16,   168  f.  —  Zwei  etyniologisclie  Bemerkungen  Gottsclied.s ;   lo  honnet 
de  Fortunatus;  plantcr  des  mays;  Frau  Treue. 

348.  Hauff,   Gustav,   Lexicalisches.  III. 

Herrigs  Archiv  78.  303—322.  —  Über  [die  Artikel  Gemiitli,  Genie,  Genießen  im 
4.  Band  des  Grimmschen  Wörterbuches. 

s.  auch  Nr.   1 124. 
34  9.   Makler  und   Mäkler,   von   A.   W. 
Herrigs  Archiv  80,   236  f. 

350.  Losch,  zu   der  Redensart:   cicliclwehc  glcicdi    erben   und   thoilen. 
Württemberg.   Vierteljahrshet'te   1888,  ;'3. 

351.  Geßler,   Albert,   der  Name   „Schol". 
Basler  .Jahrbuch   1888,    191  —  198. 

352.  Grienberger,   Tb.   v.,   die    Keese. 

Österreichische  Touristen-Ztg.   1887,   Nr.    16. 

353.  Redlich,  kleinere  Beiträge  zur  Chronologie.  I.  Bezeichnung  der  Tage 
nach  Oster-  und   Pfingstsonntag  mit  den   Heiligenfesten   nach  Weihnachtnn. 

Mittlieilungen   d.  Instituts  f.  österr.   Geschiclitsforschung  9,   H.  4. 

354.  Schwippert,   P.   A.,    über  einige  Backwerk-Benennungen. 
Taai.studii'  IX,   11.   1. 

355.  Altena,   Gh.,  zullcn  und  soUot. 
Ta.alstudic  IX,  II.   1. 


320  BIBLIOGRAPHIE  VON  1888. 

P>5G.  Eberhards ,  Job.  Aug.,  synonymisches  Handwörterbuch  der  deutschen 
Sprache.  14.  Aufl.  Nach  der  von  Friedr.  Rückert  besorgten  12.  Ausgabe 
durchgängig  umgearbeitet,  vermehrt  und  verbessert  von  Otto  Lyon  l.bis 
8.   Lief.   8.   (S.    1—7  20.)  Leipzig.   Grieben.   :V   1    M. 

.3.')7.  Richter,  Chr.,  kleines  Handbuch  der  deutschon  Synonymen  und  syno- 
nymischen Redeweisen,  für  die  Schule  und  das  praktische  Leben  dargestellt. 
8.   (353   S.)   Paderborn   1888,  F.   Schöningh.   2   M. 

358.  Hoffmann,  P.  F.  L.,  volksthümliches  Wörterbuch  der  deutsclien  Syno- 
nymen nach  alphabetischer  Ordnung  oder  Erklärung  der  in  der  deutschen 
Spraclic  vorkommenden  sinnverwandten  Wörter.  3.  gänzlich  umgearb.  Aufl. 
1«.  (IV,   379    S.)  Leipzig   1888,    Rrandstetter.    1,20    M. 

359.  Wörterbuch   der  Weidmannssprache.   (Forts.) 
Der  Wei;imann    11),  Nr.   13  ff. 

s.  Nr.  328.  1337. 

360.  Neues  Wörterbuch  der  Studentensprache.  Ein  Vaderaecum  für  deutsche 
Studenten.  Zusammengestellt  von  einem  bemoosten  Haupte  2.  gänzlich 
umgearb.  Aufl.    16.  (29   S.)  Wien,   Daberkow.    0,50  M. 

361.  Sohns,  Franz,  die  Parias  unserer  Sprache.  Eine  Sammlung  von  Volks- 
ausdrücken.  8.   (126    S.)   Heilbronn    1888,   Henninger. 

Vgl.  Centralblatt    f.    d.  Interessen    des  Realschalwesens  1888,    419  f.  (Freytag). 

362.  Geschäftssprache^  die  geheime,  der  Juden.  Ein  Hand-  und  Hilfs- 
buch für  Alle,  welclie  mit  Juden  in  Geschäftsverbindung  stehen  und  der 
hebr.  Sprache  (der  sog.  Marktsprache)  unkundig  sind.  8.  verm.  Aufl.  12. 
(46   S.)  Neustadt  a/Aisch,  Engelhardt.   0,75   M. 

363.  Mittelniederdeutsches  Handwörterbuch  von  Aug.  Lübben.  Nach 
dem  Tode  des  Verfassers  vollendet  von  Chr.  Walther.  2.  Hälfte,  gr.  8. 
(X  u.  S.  241—559).  Norden,  Soltau.  5,50  M.  (compl.  10  M.)  Wörter- 
bücher,  hrsg.   vom   Verein   für  nd.   Sprachforschung,    2.   Bd.,    2.   Hälfte. 

Vgl.  Isd.  Korrespondenzblatt  1.3,  11  —  11  (Feit). 
.'564.  Zum  mnd.  Wortschatz,  im  Nd.  Korrespondenzblatt  13,  von  Preuß 
(Blas,  broJim,  Bonnerslegescli,  Egefköttcr,  Immenflucht,  Schrufhus,  S.  4  f.); 
Peters  (arnt ,  veftich,  S.  6):  Damköhler  {oppc,  S.  30  f.);  Jostos  (Nach- 
träge zum  mnd.  Wörterbuche:  Altwestpbälische  Benennungen  verschiedener 
Schweinesorten,  altwestpbälische  Brotarten,  Verschiedenes,  S.  39—43); 
Peters  (Jcallen  als  ein  trippe,  westphälisch  knr  und  mnd.  hrkoren,  S.  46  f.); 
Bäumker  [DcUe ,  S.  54);  Peters  {paäuchcn,  S.  58);  Damköhler  {iir.fjr- 
wcUct,  S.   60);  Crull  {Wicht,  S.   62). 

365.  Damköhler,  Ed.,  ader  =  aber. 
Germania  33,  480. 

To  jodute,  s    Nr.  902. 

366.  Kiesewetter,  L. ,  neuestes  vollständiges  Fremdwörterbuch  zur  Er- 
klärung und  Verdeutschung  der  in  der  heutigen  deutschen  Schrift-  und 
Umgangssprache  gebräuchlichen  fremden  Wörter,  Redensarten,  Vornamen 
und  Abkürzungen,  mit  genauer  Angabe  ihres  Urs])rungs,  ihrer  Rechtschrei- 
bung, Betonung  und  Aussprache.  7.  verb.  u.  verm.  Aufl.  gr.  8.  (IV,  771  S.) 
Glogau    1888,   Flemming.    7,50   M. 

367.  Weber^  F.  A  ,  erklärendes  Handbuch  der  Fremdwörter,  welche  in  der 
deutschen  Schrift-  und  Umgangssprache  gebräuchlich  sind,  nebst  Angabe 
ihrer  Betonung    und   Aussprache    und    einem   Anliang    zur  Erläuterung    der 


IV.    GERMANISCHE  SPRACHEN.  321 

in  Schriften  vorkommenden  Abkürzungen.    16.  Stereotyp-Aufl.   gr.  8.  (640  S.) 
Leipzig   1888,  B.   Tauchnitz.   5   M. 

368.  H  einsius,  Th.,  neuestes  vollständiges  Fremdwörterbuch  zur  Erklärung 
aller  fremden  Ausdrücke.  Enthaltend  über  25.000  fremde  Wolter  und 
Redensarten,  welche  im  Verkehre,  in  der  Schrift-  und  Umgangssprache 
vorkommen.  Nebst  Aussprache  der  Fremdwörter  und  den  vorkommenden 
Abkürzungen.   13.  verb.  Aufl.    12.  (336  S.)  Berlin  1888,  Modes  Verlag.   1  M. 

369.  Müllers,  Aug.,  allgemeines  Wörterbuch  der  Aussprache  ausländischer 
Eigennamen.  Ein  Handbuch  für  Gebildete  aller  Stände  und  eine  noth- 
wendige  Ergänzung  aller  Fremdwörterbücher.  In  7.  Aufl.  neu  bearb.,  verb. 
u.  bedeutend  vermehrt  von  G.  A.  Saalfeld.  gr.  8.  (XVIII,  502  S.)  Leipzig, 
Arnold.    4   M. 

370.  Sarrazin,  Otto,  Verdeutschungs-Wörterbuch.  2.  bedeutend  verm.  Aufl. 
gr.    8.   (XXI,   293    S.)  Berlin    1889,   Ernst  &  Korn.    5   M. 

Vgl.   Wissenschaft!.  Heilapje  der  Leipz.  Ztg.  1888,  Nr.  111. 

371.  Sarrazin,  Fremdwortfrage  (Bibl.    1887,   Nr.    303). 
Vgl.  D.  Lit.  Ztg.   1888,  Sp.  89  f.  (Heyne). 

372.  Dunger,    Sprachreinigung   (Bibl.    1887,   Nr.   306). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  1384  f.;  Germania  33,   111   f.  (Bartsch). 

373.  Riegel,  Herrn.,  ein  Ilauptstück  von  unserer  Muttersprache,  der  all- 
gemeine deutsche  Sprachverein  und  die  Errichtung  einer  Reichsanstalt  für 
die  deutsche  Sprache.  Mahnruf  an  alle  national  gesinnten  Deutschen. 
2.  umgearb.  u.  sehr  verm.  Aufl.  gr.  8.  (VIII,  79  S.)  Braunschweig,  Schwetschke 
&   Sohn.    1    M. 

374.  Saalfeld,  G.  A.,  Sprachreinigendes  und  Sprachvereinliches.  Splitter 
und  Balken,   gr.    8.  (71    S.)  Berlin,   Reinecke.    1,50   M. 

375.  Grün,  Alb.,  der  deutsche  Sprachverein  und  seine  Gegner.  Vortrag, 
geh.  im  Straßburger  Zweigverein.  8.  (30  S.)  Straßburg  1888,  Schmidt. 
0,40   M. 

376.  Reinecke,  Adolf,  Nachtheile  und  Mißstände  der  Fremdwörterei,  so\^ie 
Mittel  zu  ihrer  Bekämpfung.  Betrachtungen  und  Ergänzungen,  gr.  8.  (58  S.) 
Berlin    1888,   Reinecke.    1,25   M. 

377.  Loos,  Jos.,  die  Bedeutung  des  Fremdwortes  für  die  Schule.  Eine 
methodische   Abhandlung,     gr.    8.    (48    S.)    Prag    1888,   Neugebauer.     1    M. 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.   1888,  Sp.   1780  (v.  Sallwürk). 

378.  Logander,  L. ,  ein  Wort  für  unsere  Fremdwörter.  8.  (26  S.)  Kiel 
1888,   Lipsius  u.   Fischer.    0,30   M. 

Vgl.  Wissenscliaftl.  Beilage  der  Leipz.  Ztg.   1888,  Nr.  59. 

379.  Hessen,   Robert,   ein  Ausweg  aus  der  Fremdwörternoth. 
Preußische  Jahrbücher  62,  H.  3. 

380.  Gebhardt,   Bruno,  zur  Fremdwörterfrage. 
Gegenwart  34,  Nr.  36. 

381.  Ein  vergessener  Vorkämpfer  der  Sprachreinigung  (Karl  Gustav 
Heraus),   von   A.   Z. 

Wissenschaftl.   Beilage  der  Leipz.  Ztg.  1888,  Nr.  111. 

382.  Heß,  über  den  Werth  der  deutscheu  Sprache  für  nationales  Bewußt- 
sein und  nationalen  Zusammenhang,  gr.  8.  (36  S.)  Hamburg,  Verlagsanstalt 
und  Druckerei  A.  =  G.  1  M.  Deutsche  Zeit-  und  Streitfragen  2.  Jahrg., 
16.  Heft. 

GERMANIA.     Neue  Reihe  XXV.  (XXXVII.)  Jahr«.  22 


322  BIBLIOGRAPHIK  VON  1888. 

383.  Zeitschrift    des    allgemeinen   deutschen   Sprachvereins,     herausg.    von 

H.   Riegel.   3.  Jahrg. 

Darin  ii.  a.:  L.  Hertel,  unsere  Personennamen;  Ed.  Lohraeyer,  Varnhagen  und 
verwandte  Namen  (Nr.  2);  „Sich  nicht  entblöden"  (s.  auch  Nr.  5);  vom  Amts- 
stile (Nr.  3);  Stötzner,  Christian  Thomas  und  sein  Verdienst  um  die  deutsche 
Sprache  (Nr.  6);  Wie  sollen  wir  betonen?  (Nr.  8);  Anton  Frank,  die  Sprache 
ein  Spiegel  des  Volkes  (Nr.  10);  H.  Riegel  „Dame"  (Nr.  10). 

384.  Personennamen.  —  Laistner,    L.,    Invento  nomine   (Germ.  Cap.   2). 
Zs.   f.  d.   Alterthum  32,  334—336. 

385.  Birlinger,  A.,  die  Namen  Alamannen,  Schwaben,  Teutonicus,  Hoch- 
deutsch,  Oberdeutsch,    Oberländisch,   Niederländisch. 

Alemannia   16,  257—262. 

386.  Much,  R.,   der  Name   Sveben. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  32,  407—410. 

387.  Birlinger,  A. ,  Beiträge  zur  Kunde  mittelalterlicher  Personennamen  aus 
mittelrheinischen  Urkunden. 

Zs.  f.  d.  Alterthum  32,   128—137. 

388.  Levi.  Sigmund,  Vorname  und  Familienname  im  Recht.  8.  (III,  60  S.) 
Gießen   1888,   Roth.    1    M. 

Vgl.  Lit.   Centralblatt  1888,  Sp.  1308  f.  (A.  S.). 

389.  Andresen,  K.   G.,   der  Teufel  in  deutschen   Geschlechtsnamen. 
Zs.  f.  d.  Philologie  20,  227—230. 

390.  Weber,  Heinrich,  ein  ostfränkisches  Namenbuch  aus  dem  Anfang  des 
16.  Jahrhunderts. 

49.  Bericht  des  histor.  Vereins  in  Bamberg.  —  Vgl.  Korrespondenzblatt  des 
Gesamnitvereins    der    deutschen  Geschichts-  und  Alterthumavereine   1888,    67  f. 

391.  Hartmann,  J.,   Altes  und  Neues  über  die  Familiennamen  in  Heidenheim. 

Grenzbote   1887,  44  fl". 

392.  Vogt,  über  deutsche,  besonders  Neuwieder  Familiennamen.  8.  (55  S.) 
Neuwied,  Heusers  Verlag.   0,60   M. 

Vgl.  Centralorgan  für  die  Interessen  des  Realschulwesens  16,  539  f.  (Sohns); 
Deutsches  Litteraturblatt  1889.  138  (Saalfeld). 

393.  Siebenbürgisch-sächsische   Familiennamen   (Forts.). 
Siebenbürg.  Korrespoudenzblatt  11,  15  f.,  41  —  43. 

394.  Wittstock,  0.,  Siebenbürgisch-sächsische  Orts-  und  Familiennamen 
auf  -hausen. 

Siebenbürg.  Korrespondenzblatt  11,  54. 

395.  Kadler,  Eigennamen  in  Rawitsch   (Bibl.    1887,  Nr.   329). 

Vgl.  Zs,  f.  d.  Philologie  20,  252  —  254  (Andresen);  Herrigs  Archiv  80,  360. 

396.  Knoop,  Beinamen  in  Hinterpommern. 

Am  Urds-Brunnen   Bd.  G,  Jahrg.  7,  Nr.  12. 

397.  Necrologiae  Germaniae.  Tom.  I,  Pars  2.  Diocesea  Augustensis,  Con- 
stantinensis,  Curiensis,  ed.  F.  L.  Baumann.  Pars  2.  gr.  4.  (VTII  u.  S,  345 
bis    798,   mit   1    Taf.)    Beilin    1888,   Weidmann.     14   M.     Mon.   Germ.   bist. 

398.  Schroll;,  Beda,  Necrologium  des  ehemaligen  Collegiatstiftes  Spital  am 
Pyrn  in  Oberösterreich.  Mitgetheilt  von  B.  Seh.  Aus:  Archiv  für  österr. 
Geschichte.  Lex.-8.   (111    S.)  Wien   1888,   Tempsky  in  Comm.    1,60  M. 

Personennamen,  s.  auch  Nr.  383,  416,  879. 

399.  Ortsnamen  etc.  —  Much,  R.,  Saltus  Hircanus. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  32,  410—412. 

400.  Much,   R.,  Hercynia. 

Zs.  f.  d.  Alterthum  32,  454-462. 


IV.    GERMANISCHE  SPRACHEN.  323 

400*.  Dübi,  H.,  Lug,  Lugano,  Locarno,  Ludern  u.  s.  w.  Ein  Beitrag  zur 
Deutung  der  schweizerischen  Ortsnamen. 
Anz.  f.  schweizer.   Gesch.   1888,  Nr.  .4. 

401.  Wackernagel,  Rud.,    Waliinhofen  —  WenJcen. 
Anzeiger  f.  schweizer.  Geschichte  1888,  Nr.  4. 

402.  E. ,    über   die  Namen  der  schweizerischen  Cantone,   insbesondere  Uris. 
N.  Züricher  Ztg.   1887,  Nr.  283. 

403.  Kornmesser,     die    französischen    Ortsnamen    germanischer    Abkunft. 

1.  Die  Ortsgattungsnamen.   8.   (59   S.)  Straßburger  Dissertation. 

404.  Bück,  M.   R.,   gallische  Fluß-  und   Ortsnamen   in  Baden. 
Zs.  f.  d.  Geschichte  d.  Oberrheins  N.  F.  III,   329— .344. 

405.  Stehle,  Orts-,  Flur-  und  Waldnamen  des  Kreises  Thann  (Bibl.  1887, 
Nr.   347). 

Vgl.  Lit.  Blatt   1888,    Sp.  159—161  (Seiler);    Korrespondenzblatt    d.  Gesammt- 
vereins  d.  deutschen  Geschichts-  u.  Alterthumsvereine  1888,  31   f. 

406.  Straßburger  Gassen- und  Häusernamen  im  Mittelalter.  (Von  C.  Schmidt.) 

2.  neu  bearb.   Aufl.    gr.   8.    (V,    206   S.)    Straßburg    1888,   Schmidt.     4   M. 

407.  Besler,  M. ,  die  Ortsnamen  des  lothringischen  Kreises  Forbach.  4. 
(55    S.)  Progr.   des   Progymnasiums  zu  Forbach,    1888,   N.   47  7. 

408.  Das  verwälschte  Deutschthum  jenseits  der  Westmarken  des 
Reiches,   von  K.   v.    Str.  Berlin    1888,  Luckhardt. 

Darin  werden  auch  die  elsaß-lothringischen  Ortsnamen  behandelt. 

409.  Mayer,   Ortsnamen   im  Ries   (Bibl.    1887,   Nr.    351). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1888,  Sp.   161  (— r— );  Korrespondenzblatt  J.  Gesammtvereins 
d.  deutschen  Geschichts-  u.  Alterthumsvereine  1888,  31  f. 

410.  Hohen-Peißenberg.   Ein   Beitrag  zur   Ortsnamenkunde. 
AUgem.  Ztg.   1888,  Nr.  193. 

411.  Schneider,  E. ,  Bemerkungen  über  Ursprung,  Namen  und  Wappen 
von  Wirtemberg. 

Württemberg.   Staatsanzeiger   1887,   14. 

412.  Riezler,  Ortsnamen  der  Münchener  Gegend  (Bibl.  1887,  Nr.  353), 
auch   separat  erschienen:   München    1887,   E.   Wolf  u.   Sohn,    78    S. 

Vgl.  Mittheilungen  d.  Vereins  f.  Geschichte  d.  Deutschen  in  Höhinen  26  ,  Beil. 
S-.  84—86  (Hruschka). 

413.  Unterforscher,  August,  slavische  Namenreste  aus  dem  Osten  des 
Pusterthaies.  8.  (20  S.)  Progr.  des  Obergymnasiums  in  Leitmeritz,  Böhmen, 
1888. 

414.  Wessinger,    A. ,     ein   onomatologischer  Spaziergang  im   Unterinnthal. 
Zs.  d.  deutschen  u.  österr.  Alpenvereins  1888,   118 — 128. 

415.  Müller,  Rieh.,  Vorarbeiten  zur  altösterreichischen  Ortsnamenkunde. 
Nochmals   die  Flußnamen. 

Blätter  d.  Vereins  f.  Landeskunde  von  Niederösterreich  22,   1 — 80  u.  209 — 300. 

416.  Müller,  Rieh.,  ein  germanischer  Frauenname  auf  einer  römischen 
Inschrift  aus  Niederösterreich. 

Ebendii  S.   188— 19.S. 

417.  Müller ,  Rieh.,   der  deutsche  Name  des  Semmerings   (Cerewalt,    Cerwalt). 
Ebenda,  S.   193—195. 

418.  Müller,   Rieh.,   Vogelweiden   in   Österreich? 
Ebenda,  Ö.   196—198. 

419.  Müller,  Rieh.,   Gißhübel,  Blesse,  Hornhostel. 
Ebenda,  S.  380—386. 

22* 


324  BIBLIOGRAPHIE  VON  1888. 

420.  G  opfert,   über  erzgebirgische   Local-  und  Ortsnamen. 

Glückauf  (Organ  des  Erzgebirgsvereins)   1888,  S.  2 — 9. 

8.  Nr.  878. 

421.  Kofi  er,  Hedensheim,  Hedenesheim ;  Sigelindeslinden,  Sichelinden; 
Liebolfes   und   Sterrenrodes. 

Quartalblätter  d.  liistor.  Vereins  f.   d.  Großberzof^tbum  Hessen  1888,  Nr.  4. 

422.  Riese,  Alex.,   der  Name  der  Römerstadt  bei  Heddernbeim. 
Korrespondeuzblatt  d.  Westdeutscben  Zs.  8,  öp.  124—127.  —  Nida,  Eeddemheim. 

423.  Darpe,  Franz,  die  ältesten  Verzeichnisse  der  Einkünfte  des  Münster- 
schen  Domcapitels.  8.  (IX,  307  S.)  Münster  1886,  Theissing.  8  M.  Codex 
traditiouum   Westfalicarum.   2.   Bd. 

Vgl.    Lit.  Centralblatt    1887,    Sp.   138  f.    —    Darin    zahlreiche    Ortsnamen    mit 
Erklärung. 

424.  Pappenbeim,  Gust.  Freih.  v.,  die  Orte  Papenbeim  in  der  fränkischen 
Zeit  und   die  Entstehung  des  Namens. 

Korrespondenzblatt  d.  Gesammtvereins  d.  deutschen  Geschichts-  und  Altertbums- 
vereine   1888,  142  f. 

425.  Müller,  Otto,  F.,  Meininger  Ortsnamen  und  Bauwerke  auf  Münzen 
und  Mai'ken.  Ein  Abriß  der  Münzkunde  des  Herzogthums  S. -Meiningen. 
Lex.-8.  (27  S.)  Meiningen,  Brückner  u.  Renner  in  Comra.  1  M.  Schriften 
d.   Vereins   f.   Meiningiscbe  Geschichts-  u.   Landeskunde  H.    1. 

426.  Jacob,  G.,  Rotemulte,  Rotmulti  [Römbild]  und  seine  Nachbarorte  Milz, 
Mendhauscn ,  Sülzdorf  im  Streifliebte  der  Geschichte  und  Vorgeschichte. 
Lex.-8.   (25   S.) 

Ebenda  H.  2.    1  M. 

427.  Schulze,  Karl,  Erklärung  des  Wortes  Lausehügel. 

Mittheilungen  d.  Vereins  f.  Anhaltische  Geschichte  u.  Alterthumskunde  5,   192   f. 

428.  Schulze,  Karl,  Erklärung  der  Namen //ofteAae,  Magdsterbe  \ind  Buben- 
born. 

Ebenda  S.  192  f. 

429.  Fränkel,   slaviscbe   Ortsnamen  in  Anhalt. 
Ebenda  5,  265—269  u.  .329— .336. 

430.  Adamy,  Heinr.,  die  schlesischen  Ortsnamen,  ihre  Entstehung  und 
Bedeutung.  Ein  Bild  aus  der  Vorzeit.  2.  verm.  u.  verb.  Aufl.  gr.  8.  (IV, 
146   S.)    Breslau   1889,  Priebatsch.   2,50  M. 

431.  Jentsc h,   Flurnamen   aus   dem  Kreise  Crossen. 

Verhandlungen    d.    Berliner    Gesellschaft    f.  Anthropologie,    Ethnologie    u.    Ur- 
geschichte  1888,  124. 

432.  Mü  sehn  er,   die   Ortsnamen  Niemitsch   und   Sackrau. 
Verhandlungen    d.    Berliner    Gesellschaft    f.  Anthropologie ,    Ethnologie    u.    Ur- 
geschichte  1888,   76  f. 

433.  Erklärung  des   Stadtnamens  Fordon. 

Jahrbuch  d.  Bromberger  histor.  Vereins  f.  d.  Netzedistrict,  H.  2. 

434.  Scbulenburg,  W.   v.,  Lausefenn. 

Verhandlungen    d.    Berliner    Gesellschaft    f.  Anthropologie,    Ethnologie    u.    Ur- 
geschichte  1888,   155  f. 

435.  Strackerjahn,  H.,   Hamheide. 
Nd.  Korrespondenzblatt  13,  7 — 9. 

Friesische  Ortsnamen,  s.  Nr.  501. 

436.  Über  den  Namen  Lübeck. 

Mittheilungen   d.  Niederlausitzer  Gesellschaft   f.  Anthropologie   u.  Urgeschichte, 
3.  Heft. 


IV.    GERMANISCHE  SPRACHEN.  325 

437.  Hey,   G.,   die  slavischen   Ortsnamen   von  Lauenburg. 

Archiv  d.  Vereins  f.  Gescliiclite  d.  Herzogthums  Lauenburg,  Bd.   2. 

438.  Nohr,  Versuch  eines  Beitrags  zur  Deutung  von  geographischen  Namen, 
Völker-  und  Personennamen. 

Zs.    f.    wisseuschaftliclie  Geograpbio  7,  313  —  319.    —    Darunter    deutsche  Dorf- 
namen etc. 

439.  Meyer  von  Knonau,  G.,  Kulturgeschichtliche  Schlußfolgerungen  aus 
patrony mischen   Ortsbezeichnungen. 

Anzeiger  f.  schweizer.   Geschichte  1888,  Nr.   1. 

440.  Bo  hnenberger,   K.,   die   Ortsnamen   im    Dienste   der  Geschichte. 
Allgem.  Ztg.   1888,  Beil.  Nr.  284. 

441.  Needon,   R.,    Straßennamen  im   Lichte  der  Geschichte. 
Wissenschaftliche  Beilage  d.  Leipz.   Ztg.   1888,  Nr.  '20. 

442.  Thiernamen.  —  Martin,   Ernst,   ein   Straßburger  Vogelbuch   von    1554. 
Jaiirbiich  f.  Geschichte,  Sprache  u.  Litteratnr  Elsaß-Lothringens  4,  53 — 56. 

443.  Stieda,  über  Pelzthiere,  Bezeichnungen  der  Pelze  im  Handel  zur  Hansa- 
zeit nach   den  Kevaler  Zollbüchern. 

Sitzungsberichte  der  Alteithumsgesellschaft  Prussia  zu  Königsberg  i.  Pr., 
43.   Vereinsjahr. 

s.  Nr.   231   f. 

444.  Pflanzennamen.  —  Verzeich n iß  der  in  Käi-nten  volksthümlichen 
deutschen  Pflanzennamen  von  G.  A.  Zwanziger,  in:  Flora  von  Kärnten, 
bearb.  von  D.  Pacher  u.  M.  Freih.  von  Jabornegg.  1.  Theil.  3.  Abth. 
Klagenfurt,   v.   Kleinmayr.    7,50   M. 

445.  Haillant,    N. ,     flore  populaire   des   Vosges.    8.    (220   S.)    Paris    1887, 

Vieweg. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888.  Sp.  892  f.  (Suchier);  Revue  critique  22,  Nr.  46. 
44G.   Treichel,   Armetill,   Bibernell  (BibL   1887,  Nr.   385). 
Vgl.  Zs.  f.  Volkskunde  1,   102—105  (Veckenstedt). 

y)  Mundarten. 

447.  So  ein,   Schriftsprache  und  Dialecte  (Bibl.    1887,   Nr.   386). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1888,  Sp.  516-518  (Heyne)  und  727  (Roediger);  Lit.  Blatt 
1888,  Sp.  337—343  (v.  Bahder);  Gott.  Gel.  Anz.  1888,  249  (E.  Schröder); 
Zs.  f.  d.  österr.  Gymnasien  1888,  756—764  (K.M.  Werner);  Zs.  f.  d.  deutschen 
Unterricht  2,  156  ff.  (Lyon);  Blätter  f.  litterar.  Unterhaltung  1888,  Nr.  3  (Box- 
berger);  Deutsches  Litt^-raturblatt  1888,  235  (Wunderlich);  Taalstudie  IX, 
101  ff.  (Schwippert) ;  Modern  Langnage  Notes  3,  Nr.  5  (Brandt);  American 
Journal  of  Philology  9,  231. 

448.  So  ein,  Adolf,  der  Kampf  des  niederdeutschen  Dialectes  gegen  die 
hochdeutsche  Schriftsprache,  gr.  8.  (42  S.)  Hamburg,  Verlagsanstalt  und 
Druckerei  A.  =z  G.  0,80  M.  Sammlung  gemeinverständl.  wissenschaftl. 
Vorträge,   hrsg.   von  Virchow  u.   Holtzendorff,   N.    F.    2.    Serie,   H.    20. 

Vgl.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  523—527  (Jostes). 

449.  Kau  ff  mann,    Dialectologie  alleraande,    Atlas  linguistique  de  l'empire 

allemand. 

Revne  des  patois  gallo-romans  II,  II.  5/6. 

450.  Welcker,  Herm.,  Dialectgedichte.  Sammlung  von  Dichtungen  in  allen 
deutschen  Mundarten,  nebst  poetischen  Proben  aus  dem  Alt-,  Mittel-  und 
Neudeutschen,  sowie  den  germanischen  Schwestersprachen.  2.  verb.  u. 
verm.  Aufl.  von  „die  deutschon  Mundarten  imLiede".  8.  (XXVIH,  426  S.) 
Leipzig   1889,   Brockhaus,   5   M. 


326  BIBLIOGRAPHIE  VON   1888. 

450".  Schweiz.  —  Schweizerisches  Idiotikon  (Bibl.  1887,  Nr,  387) 
13.  u.  14.  Heft,  bearb.  von  F.  Staub,  L.  Tobler,  R.  Schoch  u.  H.  Brup- 
pacher.   4.    (2.   Bd.,    Sp.    529  —  848.)  Frauenfeld,   Huber.   k   2   M. 

451.  Tobler,   lexikalische  Unterschiede  (Bibl.    1887,  Nr.   388). 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1888,  Sp.  1745  (J.  Bruns);  Anzeiger  f.  d.  Alterthum  14, 
224  f.  (Martin);  Neuphilol.  Centralblatt  2,  215  f. 

452.  Birlinger,   A.,  zum   alemannischen    Sprachschätze. 
Alemannia   16,   169—181. 

453.  Su  termeister,  O. ,  Schwizer-Dütsch.  Sammlung  deutsch-schweizeri- 
scher Mundart-Litteratur.  8.  Zürich,  Orell,  Füssli  &  Cie.  ä  0,60  fr.  — 
Heft  39  u.  40  (Aus  dem  Canton  Aargau,  2.  u.  3.  Heft);  H.  41  u.  42 
(Aus  dem  Canton  Luzern,  4.  u.  5.  Heft);  H.  43  u.  44  (Aus  dem  Canton 
Zürich,  8.  u.  9.  Heft,  5  Lustspiele  von  L.  Steiner);  H.  45  (Aus  dem 
Canton  Bern,   4.  Heft). 

454.  Heusler,  Andr. ,  der  alemannische  Consonantismus  in  der  Mundart 
von  Baselstadt,   gr.   8.  (XV,    131    S.)   Straßburg   1888,   Trübner.   4   M. 

455.  Binz,  Gust. ,  zur  Syntax  der  baselstädtischen  Mundart.  Inaugural- 
Dissertation.   gr.   8.   (VH,   77    S.)   Stuttgart   1888.   (Leipzig,  Fock.)   2   M. 

456.  Bosshart,  J. ,  die  Flexionsendungen  des  schweizerdeutschen  Verbums 
und  damit  zusammenhängende  Erscheinungen.  Ein  Beitrag  zur  Grammatik 
der  schweizer.  Mundart,  gr.  8.  (HI,  57  S.)  Frauenfeld,  Huber.  (Züricher 
Dissertation.)   2   M. 

s.  Kluge,  Schweizerdeutsch  und  Schriftdeutsch,  Nr.   74. 

457.  Elsaß-Lothringen.  —  This,  Constant,  die  deutsch-französische  Sprach- 
grenze im  Elsaß.  Mit  1  Karte  und  8  Zinkätzungen,  gr.  8.  (48  S.  mit 
1  Tab.)  Straßburg  1888,  Heitz.  1,50  M.  —  Beiträge  zur  Landes-  und 
Volkskunde  Elsaß-Lothringens  V. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  ISS.*^,  Sp.  1584;  D.  Lit.  Zeitung  1888,  Sp.  1685  (Strauch); 
Lit.  Blatt  1888.  Sp.  214—217  (L.  Neumann);  Germania  33,  120  (Bartsch); 
Revue  critique  22,   Nr.  13. 

458.  This,   Sprachgrenze  in  Lothringen  (Bibl.    1887,  Nr.   395.) 

Vgl.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  214—217   (L.  Neumami);  Allgem.  Zeitung  1888,  Nr.  85. 

s.  Nr.  2. 

459.  Birlinger,  A.,  und  A.   Stöber  (f),    zum  Elsäßischen  Sprachschatze. 
Alemannia  16,  220—231. 

460.  Lienhart,  Hans,  die  Mundart  des  mittleren  Zornthaies,  lexikalisch 
dargestellt    (Schluß). 

Jahrbuch   f.  Gesch.,  Sprache  und  Litteratur  Elsaß-Lothringens  4,   19 — 52. 

461.  Schwammen,  von  Mankel  u.  Martin. 

Jahrbuch  f.  Gesch.,  Sprache  und  Litteratur  Elsaß-Lothringens  4,   130  f. 

462.  Baden.  —  Heimburger,  Karl,  grammatische  Darstellung  der  Mundart 
des   Dorfes   Ottenheim. 

Paul  u.  Braune,   Beiträge  13,  211—247. 

463.  Pfalz.  —  Lenz,  Philipp,  der  Handschuchsheimer  Dialect.  1.  Theil: 
Wörterverzeichniß.  4.  (55  S.)  Programm  des  Gymnasiums  zu  Constanz. 
1888,    Nr.   567,   u.  Leipzig,   Fock.    1,60   M. 

Vgl.  Lit.  Blatt  1883,  Sp.  391  (Behaghel). 

464.  Learned,   The   Pennsylvania  German   Dialect. 

The  American  Journal  of  Philology  IX,  H.    1   fF.  —  Pfälzisch, 

465.  Württemberg.  —  Kauf f mann,  Vocalismus  der  Mundart  von  Horb. 
(Bibl.    1887,   Nr.   400.) 

Vgl.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.   156—158  (H.  Fischer). 


IV.    GERMANISCHE  SPRACHEN.  327 

466.  Unseld,   W.,   Ulmer  Redensarten. 
Alemannia  16,   192. 

467.  Frickhiuger,  A.,   die  Grenzen  des  fränkischen  u.  schwäbischen  Idioms. 
Beitr.  z,   Anthropologie  u.   Urgeschichte  Baierns  8,  H.   1. 

468.  Baiern.  —  Hei  gel,  K.  Th.,  die  Italianismen  der  Münchener  Mundart, 
in:  Historische  Vorträge  und  Studien  von  K.  Th.  Heigel,  3.  Folge.  8. 
(VH,   365   S.)   München   1887,  Kieger. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  548  („liefern  . . .  einige  Nachträge  zu  Schmeller"). 

469.  Österreich.  —  Win  der,  E.,  die  Vorarlberger  Dialectdichtung.  Zweiter 
Theil.    8.   (47    S.)  Programm   des   Gymnasiums  zu  Innsbruck. 

Vgl.  Zs.  f.  d.  Österreich.  Gymnasien   1888,   181   (Khnll). 

470.  Patigler,  Ethnographisches  aus  Tirol -Vorarlberg.  48  S.  Programm 
der  Staatsoberrealschule  in   Budweis    1887. 

Vgl.  Zs.  f.   d.  Österreich.  Gymnasien   1888,  845  (Khull). 

471.  Unterforscher,  Dialectforschung  des  Pusterthaies  (Bibl.  1 88  7 ,  Nr.  4 1 0). 
Vgl.  Zs.   f.   d.   Österreich.   Gymnasien   1888,  88   flvhuU). 

Mundart  der  Steiermark  s.  Nr.  870. 

472.  Na  gl,  Willibald,  die  wichtigsten  Beziehungen  zwischen  dem  österrei- 
chischen und   dem   czechischen   Dialect.    11.   Entlehnungen. 

Blätter  d.  Vereins  f.  Landeskunde  von  Niederösterreich  22,  417 — 434. 

473.  Schmidt,  Johann,   Slavodeutsches   und  Dialectisches  in   der   Schule. 
Zs.  f.  d.  Österreich.  Gymnasien   1888,   6S7— 701. 

474.  Neubauer,  Idiotismen   der  Egerer  Mundart.    (Bibl.    1887,   Nr.    417). 
Vgl.  Anzeiger  f.  d.  AUeith.   14,   285  (Heyne). 

Böhmische  Mundart,    s.  Nr.  878. 

475.  Held,  F.,  das  deutsche  Sprachgebiet  von  Mähren  und  Schlesien.  [Mit 
4  Karten  in  3  Blättern.]  Hrsgb.  von  der  histor.-statist.  Section  der  k.  k. 
mähr.-schles.  Gesellschaft  zur  Beförderung  des  Ackerbaues,  der  Natur-  u. 
Landeskunde.  Lex.-8.   (16   S.)  Brunn    1888,  Winiker.    1    M. 

476.  Siebenbürgen.  —  Bertleff,  Andr.,  Beiträge  zur  Kenntniß  der  Klein- 
Bistritzer  Mundart.   4.   (38  S.)   Programm   des  Ober-Gymnasiums  zu  Bistritz. 

477.  Korrespoudenzblatt  des  Vereins  für  siebenbürgische  Landeskunde 
XI  (1888): 

Keintzel,  G.,  Nösner  Dialect  u.  „Gemeindeutsch",  S.  45 — 54;  Gemeinsächsisch 
und  Nösnisch  und  ein  gemeinsächsisches  Lautgesetz,  S.  69 — 72 ;  It-,  Eine  nös- 
nische  Dorfmundart,  S.  81  —  85;  Bertleff,  A. ,  zur  Schreibung  unserer  Mundart, 
S.  103 — 105.  —  Ferner:  ürbolz  S.  20;  Czaleüer  Koch,  S,  20;  zdiku  u.  tokefläker, 
von  G.  Daichendt. 

478.  Keintzel,   Georg,   Kölnische  Idiotismen. 
Siebenbürgisches  Korrespondenzblatt  11,  1 — 3. 

479.  Schlesien.  —  Franke,  Felix,  die  Umgangssprache  der  Niederlausitz 
in  ihren  Lauten.   Aus   dem   Nachlaß  mitgetheilt  von   Otto  Jespersen. 

Phonetische  Studien  II,   H.   1. 

480.  Birlinger,   A.,  Lexicographisches.   Schlesisch. 

Zs.  f.  d.  Philologie  20,  238—247,  349  —  360  n.  487—495. 

481.  Thüringen.    —    Weise,   die   Altenburger  Mundart. 

Mittheil.  d.  Geschichts-  u.  Alterthumsforschendeu  Vereins  zu  Eisenberg,  4.  Heft. 

482.  Felsberg,   0.,   die   Koburger  Mundart. 
Mittheil.  d.  geogr.  Gesellschaft  zu  Jena  H.  G. 

483.  Böhme,  Oskar,  Beiträge  zu  einem  vogtländischen  Wörterbuche.  4. 
(22   S.)     Programm   der  Realschule  zu   Reichenbach  i.   V.    1888,    Nr.   543. 

Vgl.  Lit.  Blatt   1888,  Sp.  491  f.  (Kauffmann), 


328  BIBLIOGRAPHIE  VON  1888. 

484.  Hertel,  Ludwig,  die  Salzunger  Mundart.  1.  Laut-  und  Formenlehre. 
8.  (27   S.)   Jena   1888.   Dissertation. 

485.  Hessen.    —  v.  Pfister,  mundartliche  Nachträge   (Bibl.  1887,   Nr.  425). 
Vgl.  Lit.   Centialblatt  1888,  Sp.   157   f.  (Kögel). 

486.  Mittelfränkisch.  —  Busch,  Theodor,  über  den  Eifeldialect.  Ein  Bei- 
trag zur  Kenntniß  des  Mittelfränkischen.  4.  (33  S.)  Programm  des  Pro- 
gymnasiums  zu   Malmedy,    1888,   Nr.   420. 

Kölnisch  s.  Nr.  478. 

487.  Niederdeutsch.  —  Haushalter,  Grenze  zwischen  d.  hochdeutschen 
u.    niederdeutschen   Sprachgebiete  (Bibl.    1887,   Nr.   426). 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1888,  Sp.  1074  f.  (Nörrenberg);    Zs.  d.  histor.  Gesellschaft 
f.  d.  Provinz  Posen  4,  107  f.  (Beck). 

488.  Babuke,   Heinrich,  Weiteres  über  Dialect-  und  Gaugrenzen. 
Nd.  Jahrbuch   14,  9—13. 

489.  Freudenberg,  R. ,  Söitelsch  plott  (Süchteiner  Plattdeutsch)  mit 
Wörterverzeichniß  u.  Dialectproben.  Ein  Beitrag  zum  Studium  der  nieder- 
rheinischen Mundarten.   8.  (XI,   103   S.)    Viersen,   Seul.    1,50  M. 

490.  Löwe,    Rieh.,   die  Dialectmischung  im   Magdeburgischen  Gebiete. 
Nd.  Jahrbuch   14,   14 — 52. 

491.  Damköhler,  Ed.,  zur  Charakteristik  des  niederdeutschen  Harzes.  Mit 
1  (chromolith.)  Karte,   gr.  8.   (25  S.)  Halle  1886,   Tausch  &  Grosse.    1,20  M. 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1888,  Sp.   1074  f.  (Nörrenberg). 

492.  Damköhier,  Ed.,  die  pronominalen  Formen  für  uns  und  unser  auf 
dem  niederdeutschen  Harze  und  in  dem  nördlich  sich  anschließenden  Ge- 
biete.  Mit  1  Karte,   gr.  8.   (23  S.)  Wolfenbüttel  1887,   Zwissler.    1  M. 

Vgl.  Nd.  Korrespondenzblatt   13,  78  f.  (W.  S.). 

493.  Jellinghaus,   H.,   Mundart  des   Dorfes  Fahrenkrug  in  Holstein. 
Nd.  Jahrbuch  14,  53—58. 

494.  Niederdeutsches  Korrespondenzblatt  1888  (XHI) :  Hofmeister,  Volks- 
etymologie (S.  4);  K.  E.H.Krause,  kleine  Bemerkungen  (S.  5  f.):  bot  geven, 
LocJce,  pligen,  Kudel,  verlen,  buchten,  Staffitten),  dazu  Sandvoß  (S.  10), 
Wiltwassen,  KoteJcen,  dazu  Peters,  Hille,  Latendorf  (S.  56  f.);  Wekc;  Sand- 
voß, GuhacJcc  (S.  7),  dazu  Damköhler  und  Sprenger  (S.  44  f.),  Sandvoß 
(S.  88  f.);  Damköhler,  gurschen,  guvscJic  (S.  7),  dazu  Damköhler  (S.  89); 
Sandvoß,  Himmel  und  Heben  (S.  9,  dazu  Reiche,  S.  55);  Baclimann, 
7rÄ;  (?)  (S.  9),  dazu  Peters  (S.  55);  Bachmann,  Kolken,  gholken  (S.  9  f.); 
de  Beer,  Lüttekam  {S.  10);  Sprenger,  Markelen,  murkelen  (S.  10);  Bach- 
mann, Pumpernickel  (S.  10);  Sprenger,  siebensinnig  (S.  10  f.);  Jostes, 
die  Schlacht  am  Birkenbaum  {birbocm,  S.  29  f.);  Latendorf,  plattdeutsche 
Tanznamen  und  ihre  Bedeutung  (S.  38  f.)  ;  Strackerjahn,  Hecli!  (S.  45  f.), 
dazu  J.  A.  Meyer  u.  Rimpau  (S.  89  f.);  Strackerjahn,  oha  (S.  48),  dazu 
Bremer  u.  Sandvoß  (S.  73),  J.  A.  Meyer  u.  Rimpau  (S.  89  f);  Knoop, 
plattdeutsche  Wörter  aus  Hinterpommern  (S.  52 — 54,  69 — 72  u.  84 — 87); 
Birlinger,  Hülgrütte  (S.  55);  Rimpau,  jcljp  (S.  55,  dazu  Reiche  S.  72); 
Krause,  Kahnäuser,  Klamüscr  (S.  55  f.,  dazu  Milchsack  S.  72);  Bäumker, 
Legesäck  (S.  57);  Rimpau,  leiderwennig  (S.  57);  Hölscher,  mi,  mik 
(S.  57  f.,  dazu  Damköhler,  Sandvoß  u.  Löwe  S.  90  f.);  Hölscher,  Praess 
(S.  58,  dazu  Sandvoß  S.  91);  Strackerjahn,  Schetlern  (S.  58  f.);  Peters 
schotentuffel  (S.   59,     dazu   Reiche  S.   73);    Hofmeister,  tip  den  stör  gun 


IV.    GERMANISCHE  SPRACHEN.  329 

(S.  59);  Krause,  die  nd.  Namen  der  Ulme  (S.  59  f.,  dazu  Krause  S.  92); 
Knorr,  ütmtnen  und  Utminer  (S.  60  f.,  dazu  de  Beer  S.  74  f.,  Krause 
S.  87);  Birlinger,  ^Vanne  (S.  62,  dazu  Krause  S.  88);  Schillig,  Über- 
setzung des  XV.  Cap.  St.  Lucä  in  Bentieroder  Plattdeutsch  (S.  83);  Jel- 
linghaus,  eigenthüuilichc  Adverbien  des  Niederdeutschen;  Krause,  kleine 
nd.  Bemerkungen  {Beite  •  Garstcl,  Gastet;  Echtersch,  tsermodclig ;  hane- 
tritf,  S.  87  f.);  Damköhler,  Gerüchte  (S.  88);  Sandvoß,  lox  (S.  91);  Jel- 
linghaus,  ohcsivin  (S.  91);  Sprenger,  Poppendih  (S.  91);  Sandvoß,  merk- 
würdige Ausbreitung  des  Nd. 

495.  Neu  nieder  deutsche  Litteratur. 

Nd.  Korrespoiideiizblatt  12,    S.   16,  64,  80,  88.    —    Verzeiehniß    der    im    Jahre 
1886/87  erschicneueu  Bücher.  —  S.  auch   13,  S.  96. 
S.  Nr.  72  u.  306. 

-D.     Friesisch. 

496.  Siebs,  Assibilierung.   (Bibl.    1887,  Nr.   224.) 
Vgl.  Lit.  Blatt   1888,  Sp.   292—294  (Heusler). 

497.  Cummins,  A  Grammar  of  the  Old  Friesic  Language.  2.  ed.  (Bibl. 
1887,   Nr,   225.) 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1888,  Sp.  432  f.  (Frauck) ;  Antiquary  16,  183;  Athenäum 
Nr.  3122;  De  Ned,  Spectator  1888,  S.   161  (F.  B.  Hettema). 

498.  Hettema,  F.  Buitenrust,  Bloemlezing  uit  oud-,  middel-  en  nieuw- 
friesche  geschriften.   III.  Deel :  Nieuwf'riesch.   8.   (101  S.)  Leiden  1888,  Brill. 

Vgl.  D.   Lit.  Zeitung  1888,  Sp.  273  f.  (IL  Deel,  Franck). 

499.  Hettema,  F.  Buitenrust,  Bijdragen  tot  het  Oudfriesch  Woorden- 
boek   (acad.   proefschrift).    8.   (XXXVI,   80  S.)  Leiden,   Brill.    1,25  fl. 

500.  Hettema,  F.   Buitenrust,   Ficsiska  (sntina  ewende,   wrbroedt). 
Tijdschrift  voor  Ned.  taal-  en  letterkuude  VIII,  08  —  76. 

501.  ten  Doornkaat  Koolman,  J. ,  friesische  Ortsnamen  und  deren  ur- 
kundlich  nachweisbare   oder  muthmaßlich  älteste  Form. 

Nd.  Jahrbuch   13,   153—159. 

502.  Molema,  H.,  Wörterbuch  der  Groningenschen  Mundart  im  19.  Jahr- 
hundert, gr.  8.  (VIII,  583  S.)  Norden,  Soltau.  10  M.  Wörterbücher,  herausg. 
vom   Verein   f.   nd.   Sprachforschung,    3.    Bd. 

503.  Bremer,  Otto,  Einleitung  zu  einer  amringisch-föhringischeu  Sprach- 
lehre. 8.  (32  S.)  Halle  1888,  Habilitationsschrift,  und  Nd.  Jahrbuch  13, 
1—32   u.    160. 

Vgl.  Lit.  Centralbhitt  1888,  Sp.   1157. 

504.  Bremer,   0.,   zum   Amringisch-Föhringischen. 
Nd.  Jahrbuch   14,    155  —  157. 

505.  Bremer,   0.,  Wurstener  Wörterverzeichniß. 
Paul  u.  Braune,  Beiträge   13,  530 — 566. 

506.  Bremer,  0.,  ferreng  an  ömreng  Stacken,  ütjdenn  fan  0.  B.  I.  Ferreng 
an   omreng  Stacken  üb  Rimen.    12.   (150  S.)  Halle  1888,  Niemeyer.    2,40  M. 

E.     Niederländisch. 

507.  Tijdschrift  voor  Nederlandsche  Taal-   en  Letterkunde.  VIII. 

Entliält  u.  a. :  J.  Verdam,  dietsche  verscheidenheden,  S.  4 — 36  (lieftalliq, 
rechtenesse,  gevoech,  gewillich,  goort,  wijd  en  zijd,  pluimstrijken ,  schrander, 
mendei');    IL  Kern,  Boos,   S.  37—40;    M.  BVuin,    Nog  iets  over  Ciistinge ,    S.  46 


330  »IBLIOtiRAPHIE  VON  1888. 

bis  56;  Derselbe,  Het  wooid  vorsehe  in  de  groote  Keur  van  Zeeland,  S.  56 — 61; 
F.  Buiteurust  Ilettenia,  Dietsche  Kleinipheden  S.  62 — 68;  P.  H.  van  Moer- 
kerken,  Granje,  S.  160;  F.  J.  Cosijn ,  Niel,  wiel,  S.  243—247;  A.  Kluyver, 
Trawaut,    S.  260—264;    11.  Oort,  Schorrimorrie,   fluiten,  S.  318  f. 

508.  Noord  en  Zuid  XI. 

Enthält  u.  a. :  H.  1,  A.  M.  Chenuzet,  de  ontkenuing  in  den  zin ;  H.  2:  Fr. 
van  Ciiyk ,  Eeenheid  van  taal ;  W.  van  Oer.s,  Muizenissen  of  muizennesten  in't 
höofd  he/jlen?  Wereldbei-oemd ;  Franken,  etymologisch  tusscheng^erecht;  A.  de 
Cock ,  de  iiewatie  en;  H.  3:  Franken,  onze  sterke  verba;  H.  4:  Vierhout, 
blaadje ,  gaafje ,  loolje  enz. ;  H.  5:  Franken,  etymologische  tusschenschotel ; 
iSuurbach ,  een  paar  woorden  verklaard  (s.  auch  H.  6);  C.  Bake,  taalpolitie, 
eene  speilingkwestie;  H.  6:  J.  te  Winkel,  de  volkomen  klinker  van  sommige 
verkleinwoorden ;  F.  A.  Stoett,  Norh  —  nurk — nurksch — norsch. 

509.  van  Helten,   middelnederl.   spraakkunst  (Bibl.    1887,   Nr.    442.) 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1888,  Sp.  1884—1887  (Franck);  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  255 
bis  257  (Martin). 

510.  Cosijn,  P.  J. ,  Nederlandsche  Spraakkunst  II.  Syntaxis  zesde  druk 
bewerkt  door  Jan   te  Winkel.    8.   (164    S.)    Haarlem,   Erven  Bohn.    1,10  fl. 

511.  Terwey,  T.,  Nederlandsche  Spraakkunst.  1^"  druk.  8.  (VIII,  184  S.) 
Groningen,   Wolters.    1,25   fl. 

Vgl.  Noord  en  Zuid  XI,  H.  5  (4"  druk). 

512.  Körte  spraakkunst  van  Anna  Bijns,  volgens  refereinen  door  Amaat 
Joos.    18°.  (35   S.)  Brügge   1888,   De  Haene-Wante.   0,50  fr. 

513.  Chan  eine  de  Haerne,  Coup  d'oeil  historico-linguistique  sur  le 
flamand  dans  ses  rapports  avec  les  idiomes  celtiques  et  les  dialectes  ger- 
maniques   de  la  Grande-Bretagne. 

Messager  des  sciences  historiques  (Gent)  1888,  Lief.  1 — 3. 

514.  Van  Speybrouck,  Aug.,  Spclling  in  de  Brugsche  Stadsrekening  van 
1302,    ten   oorbore   eener  rniddelvlaamsche   spraakkunst. 

Annales  de  la  Societo  d'Emulation  pour  l'etude  de  l'histoire  de  la  Flandre 
4  Serie,  tome  IX,  Nr.  2 — 4, 

515.  Bake,  C,  over  de  Spelling  der  Noord-  en  Zuid-Nederlandsche  plaats- 
namen. 

Handel,  van  het  XX°  Ned.  taal-  en  letterkundig  Congres,  S.   131  — 139. 

516.  Koenen,  H.  J.  ,  Sprokkelingen.  Aanteekeningen  en  Beschouwingen. 
Met  een  inleidend  woord  van  Jan  te  Winkel,  gr.  8.  (195  S.)  Tiel  1888, 
1,45  fl. 

517.  Woordenboek  der  Ned.   taal.    S'^^  Reeks.    Afl.    12  en  13   (geslcpen  — 

getvicht)  door  A.  Kluyver,   A.  Beets   en  J.  W.  Muller.   's   Grav.   en  Leiden, 

Nijhoff  en   Sijthoff. 

Vgl.  De  Gids  LH,  IH,  S.  317  f.;  Noord  en  Zuid  XI,  H.  2  (11.  Lief.). 

518.  de  Vries,  M.  ,  Mededeelingen  over  het  Woordenboek  der  Neder- 
landsche taal. 

Handel,  van  het  XX"  taal-  en  letterkundig  Congres,  S.  63 — 70. 

519.  Verwijs,  E.,  en  J.  Verdam,  Middelnederlandsch  Woordenboek  II 
{p—G,   Schluß),   's  Grav.  Nijhoff. 

520.  Stallaert,  K. ,  Glossarium  van  verouderde  rechtstermen.  Afl.  5. 
(clarerve).  Leiden,   Brill. 

Vgl.  De  Tijdspiegel   1888,  II,  9—28  (Gallde). 

521.  Obrie,  Jul.,   de  Nederlandsche  rechtstaal  in  Noord- en  Zuid-Nederland. 
Handel,  van  het  XX°  taal-  en  letterkundig  Congres,  S.  176 — 180. 


IV.    GERMANISCHE  SPRACHEN.  331 

522.  Acquoy,  J.  G.  R.,   Ga-doop  en  Ga-gedoopte. 

Handel,  en  Mededeel.  van  de  Maatsch.  der  Ned.  Letterkunde   1888,  64  —  68. 

523.  Joos,  Am.,   Onderwijzer  en  Volkstaal.   8.   (55  S.)   Gent,  Leliaert,  SifFer 

6  C".    0,75   fr. 

F.     Englisch. 

524.  Bibliographie:  Berliner  Jahresbericht  (oben  Nr.  91),  S.  302 — 304; 
Bücherschau   der  'Anglia    (oben   Nr.    114). 

525.  Elze,  Karl,  Grundriß  der  englischen  Philologie.  2,  verb.  Aufl.  gr.  8. 
(VIII,   387   S.)  Halle    1888,  Niemeyer.   8   M. 

526.  Körting,  Gust. ,  Encyklopädie  und  Methodologie  der  englischen  Phi- 
lologie,  gr.   4.  (XX,   4G4    S.)  Heilbronn    1888,   Gebr.   Henninger.    8   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.   1649- -1652  (A.  Schröer) ;    Academy  Nr.  868. 

527.  Vietor,  W. ,  Einführung  in  das  Stadium  der  englischen  Philologie. 
Mit  Rücksicht  auf  die  Anforderungen  der  Praxis.  Die  preußische  Prüfungs- 
ordnung vom  5.  Februar  1887  ist  zu  Grunde  gelegt.  8.  (VI,  69  S.)  Mar- 
burg  1888,   Elwert.    1,80   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  1782  f.  (R.  Wülker);  Lit.  Bhitt  1888,  Sp.  207 
bis  211  (A.  Schröer),  dazu  Sp.  334  (Vietor);  Centralorgan  f.  d.  Interessen  des 
Realschulwesens  1888,  222—224  (Jäekel) ;  Neuphilol.  Centralblatt  2,  296  f. 
(MüLlefeld)  und  297—299  (S  .  .  e). 

528.  Earle,  John,  the  Philology  of  English  Tongue.  Fourth  Edition. 
Revised    throughout    and    rewritten    in    parts.     Oxford,     Clarendon    Press. 

7  sh.    6  d. 

a)  Grammatik. 

529.  Sievers,  ags.   Grammatik  (Bibl.    1887,   Nr.  462). 
Vgl.  Englische  Studien  11,   148—151  (Nader). 

530.  Sievers-Cook,  An  Old-English  Grammar  by  E.  Sievers,  translated 
and  edited  by  A.  S.  Cook.  2"''  ed.  revised  and  enlarged.  8.  (XX,  273  S.) 
Boston,   Ginn  &  Co. 

531.  Cook,  A.   S.,   Errata  in   the   Sievers-Cook   Old  Engl,   grammar. 
Modern  Language  Notes  III,  Nr.  6. 

532.  Cosijn,  P.  J. ,  altwestsächsische  Grammatik,  gr.  8.  (VIII,  201  und 
VII,   208   S.)    Haag   1888,  Nijhoff.    12   M.   (Bibl.    1887,  Nr.   463). 

Vgl.  Anglia  11,  317  (R.  Wülker);   Engl.  Studien  11,  151  f.  (Nader;  Flexionslehre). 

533.  Körner,  Einleitung  in  das  Studium  des  Ags.,  bcarb.  von  Socin.  (Bibl. 
1887,  Nr.   464.) 

Vgl.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  115-117  (A.  Schröer);  Engl.  Studien  11,  288—290 
(Nader). 

534.  Skeat,   Principles   of  English  Etymology  (Bibl.    1887,   Nr.    465). 

Vgl.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  56  f.  (Kluge);  American  Journal  of  Philology  IX,  H.  2. 

535.  Cook,  Albert  S.,  the  Phonological  Investigation  of  Old  English.  lUu- 
strated  by  a  Series  of  Fifty  Problems.    Boston,   Ginn  and  Co. 

Vgl.  Anglia   11,  532  (Schirmer). 

536.  Sweet,  H.,  a  history  of  english  sounds  from  the  earliest  period,  with 
füll  word-lists.    8.    (418   S.)   Oxford,   Clarendon   Press.   14   sh. 

Vgl.  Anglia  11,  316  f.  (R.  Wülker);  Athenäum  Nr.  3170. 

537.  Meiklejohn,   The  English   Language  (Bibl.   1887,  Nr.   468). 
Vgl.  Modern  Language  Notes  II,  Nr.  8  (J.  W.  Bright). 


332  BIBLIOGRAPHIE  VON   1888. 

538.  Bierbanm,  P.  J.,  history  of  the  English  language  and  literature  from 
the  earliest  times  until  the  present  day,  including  the  American  literature. 
2.  thüroughly  revised  and  eularged  ed.  School-Edition.  gr.  8.  (VIII,  241  S.) 
Heidelberg   1889,  G.   Weiß'   Verl.    2,G0  M. 

V^rl.  Anglia  11,  530—532  (Schirmer). 
538".   Bierbaum,  F.  J.,   Dasselbe,    Student's   edition.   gr.   8.   (VIII,    257    und 
Biographical   appendix   58    S.)  Ebd.    4.20    M. 

539.  Roemer,  Jean,  Origins  of  the  English  People  and  of  the  English 
Language.  Compiled  from  the  best  and  latest  authorities.  8.  (XXIV,  658  S.) 
New-York,   D.   Appleton  &  Co.,  London,  Kegan  Paul,   Trench   &  Co. 

Vgl.  Acaderny  Nr.  841;  Modern  Language  Notes  III,  Nr.  3  (Jagemanu). 

540.  van   Neck,   M.  G.,   On   Derivation   and   Composition. 
Taalstudie  IX,  H.  5. 

541.  Pogatscher,  Alois,  zur  Lautlehre  der  griechischen,  lateinischen  und 
romanischen  Lehnworte  im  Altenglischen,  gr.  8.  (XIIF,  220  S.)  Straßburg, 
Trübner.    5  M.    Quellen   u.   Forschungen   H.    64. 

Vgl.  Anglia  11,  533  f.  (Schirmer);    Academy  Nr.  868. 

542.  Loge  man,   IL,   Mediae?al  Latin   and  the   Sounds   of  Old  English. 
Academy   Nr.  855;    dazu    W.  Sauday  u,  Logeman    ebeuda   Nr.  856;    Logeman, 
Nr.  857. 

543.  Bohnhardt,  W.,  zur  Lautlehre  der  englischen  Grammatiken  des  17. 
und    18.  Jahrhunderts. 

Phonetische  Studien  II,  H.   1. 

544.  Brandt,  H.   C.  G.,   Is  English   a  Low  German  Dialect? 
Academy  Nr.  832. 

545.  Abbott,  T.  K.,   Strong  Preterites   (re-w  —  roio). 

Academy    Nr.   821;     dazu    W.    Wright,    ebenda    Nr.   822    (mew,    snew,    shruck, 
scruch,  fr  exe ,    roor). 

546.  Kellner,  L.,  zur  Sprache  Christopher  Marlowes.  Programm  der  Staata- 
oberrealschule    im  III.   Bezirk  zu   Wien. 

547.  Salge,  Emil,  der  Vocalismus  in  den  Gedichten  des  Earl  of  Surrey. 
Dissertation,   gr.    8.    (43   S.)  Jena   1887,   Pohle.    1    M. 

548.  Krummacher,   M.,   Sprache  und   Stil  in   Carlyle's    „Friedrich   II." 
Englische  Studien   11,  67  —  91  u.  433—457. 

549.  Hone,  H.,  die  Sprache  des  neueren  englischen  Romans  u.  der  Tages- 
presse, gr.  4.  (22  S.)  Programm  des  Realgymnasiums  zu  Osnabrück,  Nr.  512. 
Colberg,   Warnke.    l    M. 

550.  Sweet,  Elementarbuch  des  gesprochenen  Englisch  (Bibl.  1887,  Nr.  470). 
Vgl.  Anglia  11,  635  f.  (Flügel);  Engl.  Studien  11,  334—336   (Klinghardt). 

550\  Kington   Oliphant,   The  New  English  (Bibl.   1887,  Nr.   470"). 

Vgl.  Engliscbe  Studien  H,   126 — 139  (Mayhew);    American    Journal    of    Philol. 
8,   355  ff.  (Garnelt). 

551.  Morsbach,  Ursprung  der  ne.  Schriftsprache  (Bibl.  1887,  Nr.  471). 
Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1888,  Sp.  1713—15  (Holthausen) ;  Nord.  Tidsskrift  f.  Filologi 
N.  R.  9,  320 — 324  (Jespersen);  Athenäum  Nr.  3147;  Phouetisebe  Studien  I, 
H.  3  (Knigge). 

552.  Behrens,  französische   Sprache  in  England  (Bibl.   1887,   Nr.   474). 
Vgl.   Lit.  Blatt   1888,  Sp.  175—178  (Suchier). 

553.  Tolman,  H.,  The  Pronunciation  of  Initial  cl  unA.  gl  in  English  Words. 
Modern  Language  Notes  2,  Nr.  8. 

554.  Schmidt,  H.,  d,  gl  7>  tl,  dl  in  English   Pronunciation, 
Modern  Language  Notes  3,  Nr.  3  u.  4. 

Ags.  und  me.  Sprache  s.  Nr.  1730-1732,  1743  f.,   1811,   1824. 


IV.    GERMANISCHE  SPRACHEN.  333 

555.  Syntax.  —  Lüttgens,  Karl,  über  Bedeutung  und  Gebrauch  der  Hilfs- 
verba  im  frühen  Altenglischen.  Sculan  u.  Willan.  8.  (VIII,  88  S.)  Kieler 
Dissertation.  Leipzig,   Fock.    1,50   M. 

556.  Wandt,  bestimmter  Artikel  im   Englischen  (Bib,    1887,  Nr.   481). 
Vgl.  Engl.  Studien  11,  355—357  (Nader);  Gymnasium   1888,  23  (Plattner). 

557.  ten  Bruggencate,  K.,   Additional   Notes   on   Pronouns. 
Taalstudie  IX,  IJ.  2. 

Engl.  Syntax  s.  ferner  Nr    1723,  1725,  1740,   1742,  1777^f. 

ß)  Lexicographie. 

558.  Murray,    Dictionary   (Bibl.   1887,  Nr.   484").    Part.  IV  (Sect.   1    u.   2, 

Bra — Cass). 

Vgl.  Lit.  Centralbl;itt  1888.  Sp.  1749  (R.  Wülker) ;  D.  Lit.  Ztg.  1888,  Sp.  57  f. 
(Zupitza);  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  392—399  (Sehröer);  American  Journal  of  Philo- 
logy  IX,'  H.  2;  Academy  Nr.  821,  S.  66  u.  848  (Skeat);  Athenäum  Nr.  3180. 

559.  Skeat,  W.  W. ,  An  Etymological  Dictionary  of  the  English  Language. 
Arranged  on  an  Historical  Basis.  Second  Edition.  Oxford,  Clarendon  Press. 
2   1.  4  sh. 

560.  Skeat,  W.  W. ,  Concise  Etymological  Dictionary  of  the  English  Lan- 
guage.  Third  Edition.   Oxford,   Clarendon   Press.    5   sh.    6   d. 

561.  Bosworth-Toller,  Auglo-Saxon  Dictionary  III.  (Bibl.  1887,  Nr.  485). 
Vgl.  Germania  33,   123  (Bartsch);   American  Journal  of  Philology  X,   H.  2. 

562.  Bosworth,  J. ,  A  compendious  Anglo-Saxon  and  English  Dictionary. 
8.  London,   Reeves   and  Turner.    12   sh. 

563.  Altenglische  Sprachproben  nebst  einem.  Wörterbuche,  hrsg.  von 
Ed.  Mätzner.  2.  Bd. :  Wörterbuch,  10.  Lief.  Lex.-8.  (3.  Abth.  S.  1  —  120.) 
Berlin    1888,   Weidmann.   4,80    M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  1457  f.  (R.  Wülker);  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  298 
(A.  Sehröer). 

564.  Stratmans  „Dictionary  of  the  Old-English  Language",  thoroughly 
revised  and  rearranged  by  Henry  Bradley.    Oxford,   Clarendon  Press. 

565.  Mayhew,  A.  L..  und  W.  W.  Skeat,  A  Concise  Dictionary  of  Middle 
English  from  A.  D.  1150  to  1580.  8.  (286  S.)  Oxford  1888,  Clarendon 
Press.   7   sh.   6   d.. 

Vgl.  Anglia  11,  317  f.  (R.  Wülker);  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  328. 

566.  Standard,  Etymological  Dictionary  of  the  English  Language.  8.  London, 
Ward  and  Lock.   2   sh.   6   d. 

567.  Brewer,  E.  C,  Etymological  and  Pronouncing  Dictionary  of  Difficult 
Words.  New  ed.   8.   (1610   S.)  London,  Ward. 

568.  Mackay,  Glossary  of  Obscure  Words  and  Phrases  in  the  Writings 
of  Shakespeare  (Bibl.    1887,   Nr.    500). 

Vgl.   Athenäum  N.  3143. 

569.  Nares,  Glossary  of  Words  in  the  Works  of  English  Authors  ,  parti- 
cularly  of  Shakespeare  and  his  Contemporaries.  2  vols.  8.  London,  Reeves 
and   Turner.    21    sh. 

570.  The  Bible  Word-Book,  A  Glossary  of  Archaic  Words  and  Phrases 
in  the  Authorised  Version  of  the  Bible  (A.  D.  1611),  and  the  Book  of 
Common  Prayer,  by  W.  Aldis  Wright,  2°^  edition  revised.  London  1884, 
Macmillans.   gr.   8.   (678    S.) 

Vgl.  Engl.  Studien  11,  298—304  (Mayhew). 


334  BIBLIOGRAPHIE  VON  1888. 

571.  Skeat,  Notes  on  English   Etymology. 

Transaction    of   the  Philolo^ical  Society  1888/90,    Part  I.  —  Suffix  in  flotsam, 
jetsam,  to  go  to  pof;  englische  Wörter  im  Anglo-normannischen. 

572.  Skeat,   A   Second  List  of  English   Words  found   in   Anglo-French. 
Transactlons     of  the  Philological  Society  1888/90.   Part  I. 

573.  Skeat,  W.  W.,   The  Provincial   English  "Words  SCrees,   Sliding  Stones, 
and  aijs,  Harroivs. 

Academy  Nr.  843  (Vortrag  in  der  Cambridge  Philol.  Society). 

574.  Skeat,   English  Words   from  Mexican  and   other  Western  Sources,   with 
some  English   Etymologies. 

Academy  Nr.  862  und  Athenäum  Nr.  3185,  S.  629  (Vortrag  in  der  Philological 
Society). 

575.  Kluge,  F.,   englische  Etymologien.   4.   ne.  ^ail. 
Englische  Studien   10,   180. 

576.  Kluge,  F.,  englische  Etymologien. 

Engl.  Studien  11,  511  f.    —    ae.  bnjcgian;    ae.  dedg;    ne.    to  drain;    ae.   dtlsc; 
fnarettan;    ae.  püca  =  an.  püke;     ne.  reel;  ae.  sli'ic',    ae.   writian;    ne.    thistle, 
ae.  pistel. 
bll.  Stoffel,   C,  on  the  Etymology  of  dccoy. 
Englische  Studien  10,  181  —  185. 

578.  Stoffel,  C,   Woe-hcgone. 
Englische  Studien  11,  484—487. 

579.  Bright,  J.  W.,   Thraf-cnih. 
Modern  Language  Notes  III,  138  f. 

580.  Stoffel,  C,  to  he  dead  =  to  die-^  to  liave  died. 
Taalstudie  IX,  H.  2. 

581.  Hupe,  H.,   Etymologien. 

Englische  Studien  11,  492 — 495.  —  Aroint  thee;    loont;    to  kill;    to  akip  ;    me. 
dille(n);  me.  bounen-,  me.  quert. 

582.  Dieter,  Ferd.,  altengl.  ymheaht  =  got.  andbahts. 
Engl.  Studien   11,  492. 

583.  Kent,   Ch.  W..   The  Anglo-Saxon  hurh   and  hyrig. 
Modern  Language  Notes  III,  Nr.  6. 

584.  Cook,  A.  S.,  Notes  on  Old  English  Words  {Cumhol,  Mittan,  Mitting). 
Modern  Language  Notes  III,  Nr.  1. 

585.  Bright,  J.  W.,   The  Anglo-Saxon  bäsnian   and  loräsen. 
Modern  Language  Notes  III,  Nr.  2. 

586.  Bright,  J.  W.,   The   Origin   of  the  English   mucli. 
American  Journal  of  Philology  IX,  H.  2. 

587.  Zupitza.  Julins,   German  Words  in   Middle  English. 

Academy  Nr.  827  (dazu  Corrections,  Nr.  829,  S.  204'").  —  tenserie,  siker,  heiser, 
pilgrim. 

588.  Murray,    J.   A.   H.,     On    the     term    „ Beetle-bl'Owed" ,    and    the    word 
,,-Be7mt70Mr". 

Transactlons  of  the  Philological  Society  1888/90,  Part.  I. 

589.  Lentzner,  K.,   Coco   und  Cocoa. 
Englische  Studien   11,  363  f. 

590.  Etymologien  in  'The  Academy':  '^Acquire,  enquire,  require  (May- 
hew,  Nr.  818);  ''steerman  (Round,  M.  Hart,  Toynbee,  Furnivall,  Palmer, 
Nr.  815,  820,  836,  837  (Sp.  343"),  842,  843);  ^Huer  —'raUngman  — 
'Grille  (Ramsay,  de  Beer,  ten  Bruggencate,  Nr.  833,  834,  835);  BuU- 
Fight'  (Toynbee,  Nr.  844);  'Elope'  (Bradley,  Nr.  855);  ''Crag',  signifying 
^NecJc'  (Scott,  Nr.    856);  '^Rack'  as  a  Horse's  Place   (Baxter,  H.   Ch.  Hart, 


IV.    GERMANISCHE  SPRACHEN.  335 

Nr.   858,   862);   Did  the  word   'lioacV  originally  mean 'a  cZearm?' ?  (May- 
hew,  Skeat,  Earle,   Ramsay,  Nr.  862,  863,  864,  866,  867,  868);  Is  English 
'HoW  connected  with   Greek  y.otXos ')  (Addy,   Bradley,   Nr.  862,  863,  864); 
'ChüzeV  z^  ^Bran    in  Yorkshire   (Allbutt,   Nr,   864);   Tiie  Vowel  Qiiantity 
in   Old-English  'RocC  and  'Hot  (Mayhew,  Nr.   865). 

591.  Xamen.  —  Tanger,  G. ,  englisches  Namenlexikon.  Zusammengestellt 
und  mit  Aussprachebezeichnung  versehen.  8.  (XXVIII,  272  S.)  Berlin  1888, 
Haude  u.    Spenersche   Buchhandlung.    5   M, 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  954  (R.  Wülker);  Anglia  11,  318  f.  (R.  Wülker); 
Centralorgan  f.  d.  Interessen  d.  Roalschulwesens  1888,  475  f.  (Wespy) ;  Neu- 
philolog.  Centralblatt  2,  208. 

592.  A  Dictionary  of  Place-Names :  giving  their  Derivations,  By  C.  Blackie. 
Third  Edition,   revised.   London,  John   Murray. 

Vgl.  Academy  Nr.  837. 

593.  Rye,   Walter,   Danish   Place  Nanies  around   London. 
Academy  Nr.  824;  dazu  Stevenson,  Nr.  828;  W.  Rye,  Nr.  831. 

594.  Stevenson,   W.  H.,  The  Isis,  The  ock,  and  Oxford. 

Academy  Nr.  817  u.  818;  dazu  W.  de  Gray  Birch',  'Waad  an  '  Cern  ,  ebenda 
Nr.  819,  dazu  Stevenson  Nr.  820,  de  Gray  Birch  Nr.  821,  Stevenson  (The  Iris, 
Oseney,  Windsor,  and  Wandsworth),  Nr.  822. 

595.  Elliott,  A.  M.,   Origin   of  the  Name   „Canada'\ 
Modern  Language  Notes   Nr.  6. 

596.  Alphita,  A  medico-botanical  glossary  from  the  Bodleian  manuscript, 
Seiden  B.  35.  Ed.  by  J.  L.  G.  Mowat.  4.  (VII,  243  S.)  Oxford  1887, 
Clarendon  Press.  —  Anecdota  Oxoniensia.  Texts  etc.  chiefly  from  manu- 
scripts  in  the  Bodleian  and  other  Oxford  librairies.  Mediaeval  and  modern 
series.   Vol.   I,   Part  IL 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  678  (E.  W.);  Academy  Nr.  849  (Norman  Moore); 
Archiv  f.  lat.  Lexicographie  4,  342  f. 

Pflanzennamen,  s.  Nr.  608. 

y)   Mundarten. 

597.  Mackay,  a  Dictionary  of  Lowland  Scotch,  with  an  introductory  chapter 
on  the  poetry,  humor,  and  literary  history  of  the  scottish  language  etc. 
4.   (XXXII,   398   S.)  London,  Whittaker  &  Co.    7   sh.    6   d. 

598.  Hahn,  Odwart,  zur  Verbal-  und  Nominalflexion  bei  den  schottischen 
Dichtern  [John  Barbour — Robert  Burns]  IL  gr.  4.  (27  S.)  Programm  der 
Victoriaschule  in   Berlin    1888,    und   Berlin,   Gärtner.    1    M. 

Vgl.  Germania  33,   123  (Bartsch). 

599.  Burns,  R. ,  Complete  Poetical  works.  With  an  Original  Memoir  by 
W.   Gunnyon.    8.   (660    S.)   London,   Simpkins.   2    sh.    6   d. 

600.  Wisch  mann,  W. ,  Untersuchungen  über  das  Kingis  Quair  Jakobs  I. 
von   Schottland.    8.   (71    S.)  Berliner  Dissertation    1887. 

Vgl.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  20—22  (Glöde). 

601.  Lentzner,  K.,   ein  Lancashire-Humorist. 

Engl.  Studien  11,  480—484.  —  Oliver  Ormerod  (1811—1879),  der  sich  um  Er- 
forschung des  L.-Dialects  verdient  gemacht. 

602.  Wright,  J.,  On  the  Dialect  of  Windhill;  E.  T.  Elworthy,  On  the 
Oniissions,  Redundancies  and  Developments  of  the  West  Somerset  Dialect ; 
A.  J.   Ellis,   on  Home   and   Coloniiil   Cockneysms. 

Athenäum  Nr.  3148,  3150,  3167. 


336  BIBLIOGRAPHIE  VON  1888. 

603.  The  Norfolk  Antiquarian  Miscellauy.  Vol.  III.  Part.  II.  Edited  by 
Walter  Rye.   Norwich,   Goose  &  Co. 

Enthält  nach  Athenäum  Nr.  3157,  S.  529"=  auch:  The  Vocabulary  of  East  Anglia. 

604.  Primer,    Charleston   Provincialisms. 
The  American  Journal  of  Philolopy  IX,  2. 

605.  Lentzner,  K.,   australisches  Englisch. 
Engl.  Studien   11,   173  f. 

60G.    Baumann,  Londinismen  (Bibl.    1887,  Nr.   515.) 

Vgl.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  534—537  (A.  Schröer) ;  Taalstudie  IX,  H.  1  (ten 
Bruggencate) ;  Revue  de  Tinstruction  publique  en  Belgique  31,  Nr.  5  (Gittee).  — 
Grose  Kedivivus,  Marginal  Notes  to  Baumanns  „Londinismen",  Taalstudie  IX, 
H.  1. 

G07.  A  Dictionary  of  unconventional  phraseology ,  embracing  English, 
American,  and  Colonial  slang;  tinkers',  Yiddish,  Pidgin,  and  Anglo-Indian 
slang;  quaint  expressions,  vulgarisms;  their  origin,  meaning,  and  appli- 
cation.  Ed.  by  Albert  Barrcre  and  Charles  G.  Leland.  2  Vols.  Subscript. 
by  G.   May,   2   White  Hart  Street,   London  E.   C. 

608.  Bericht  über  die    „English  Dialect  Society". 

Academy  Nr.  824.  —  Es  erschien  1886  u.  1887:  Cheshire  Glossavy,  von  Robert 
Holland;  a  Dictionary  of  the  Kentish  Dialect,  von  W.  D.  Paiish  und  W.  Frank 
Shaw;  The  Folk-Speech  of  South  Cheshire,  von  Thomas  Darlington;  Glossary 
of  West  Somerset  Words,  von  F.  T.  Elworthy.  Für  1888:  Berkshire  Words, 
von  B.  Lowsley;  Words  used  in  Sheffield  and  Surrounding  Villages,  von  Sid- 
ney  O.  Addy;  Words  in  Use  in  the  Wapentakes  of  Manley  and  Corringham, 
Lincolushire,  von  Edward  Peacock.  Ferner  sind  in  Aussicht:  Dictionary  of 
English  Plant-Naraes,  von  Ellen  Shadwell ;  Public  School  Words,  Percy  All- 
sopp  u.  W.  D.  Bodkiii. 

Academy  Nr.  848:  für  1888  noch:  Part  H.  of  the  Catalogue  of  the  English 
Dialect  Library. 

Academy  Nr.  857:  Besprechung  (von  Bradley)  einiger  der  hier  angeführten 
Werke,  sowie  noch  folgender:  South-west  Lincolnshire  Glossary  (Wapentake  of 
GraflFoe),  by  R.  E.  Cole;  Report  on  Dialect  Work,  May  1885  bis  May  1886,  by 
A.  J.  Eilis;  Second  Report  on  Dialect  Work,  May  1886  bis  May  1887,  by  A. 
J.  Eliis;  Four  Dialect  Words  —  Clem,  Lake,  Oss,  and  Nesh,  by  T.  Hallam.  — 
S.  ferner  Academy  Nr.  861  (S.  O.  Addy  u.  H.  Bradley);  Athenäum  Nr.  3145, 
S.  144  f.  u.  656  f.;   Nr.  3161,  S.  656  f. 

G.     Nordisch. 

609.  Bibliographie:  Berliner  Jahresbericht  (oben  Nr.  91),  S.  126  — 131; 
Arkiv   f.   nord.   Filologi  u.  s.  w.   (oben  Nr.    115   ff.). 

cc)  Grammatik. 

610.  Brate,  E. ,  Runskriftens  uppkomst  och  utveckling  i  Norden  enligt 
senaste  undersökningar.  [L.  Wimmer,  die  Runenschrift,  übers,  von  F. 
Holthausen]. 

Svenska  fornminnesföreningens  tidskrift  VIT,   50  —  61. 

611.  Torin,  K.,  Vestergötlands  runinskrifter.  Tredje  samlingen  8.  (46  S.  -|- 
33  Taf.).  (Mit  Anmerkungen  von  S.  Bugge.)  Beilage  zu:  Vestergötlands 
forrainnesföreningens   tidskrift,  II.    4/5. 

612.  Söderberg,  S. ,  om  nägra  nyfunna  Gotländska  Runinskrifter.  Före- 
drag.  4.  (8  S.)  S.  A.  aus  Lunds  Universitcts  ärsskrift  Tora.  XXIV.  Lund, 
Berlings  Boktryckeri. 


IV.    GERMANISCHE  SPRACHEN.  337 

613.  Kurck,  Cl..  om  tvänue  nyfiinna  runstenar  i  Skäne.  8.  ("2  -f  9  S.  -|~ 
2  Taf.)  Land  1888.   Nicht  im   Handel. 

614.  Liliencron,  R.  v. ,  der  Runenstein  von  Gottorp.  König  Sigtryggo 
Stein  im  schleswig-holstein.  Museum  vaterländ.  Alterthümer  zu  Kiel.  Eine 
Abhandlung.  Mit  einem  Anh.  v.  H.  Handelmann.  Hrsg.  v.  der  Gesellschaft 
für  schleswig-holstein. -Lauenburg.  Geschichte  und  dem  anthropolog.  Verein 
in   Schleswig-Holstein,    gr.  8.    (32  S.)   Kiel,   Universitäts-Buchhdlg.    1,20  M. 

Vgl.   Mittheilungeu  aus   d.   bist.   Lit.    16,  .308  (A.   G.  Meyer). 

615.  Catalogiie  of  the  Manks  crosses  with  the  runic  inscriptions  and 
various  readings  and  renderings  compared.  By  P.  M.  C.  Kermode.  gr.  8. 
(36    S.)   Ramsey   1887,   J.    Craine.    1    M. 

Vgl.  Anzeiger  f.  d.  Alterth.   U,  210—213  (Lentzner). 

616.  Fricke,   F.   W.,   die  Runen  und  die  Lateinschrift. 
Reform  12,  Nr.  2. 


617.  Gering,  H.,  altnordisch  v. 

Paul  u.    Braune,  Beiträge  i:^,  202  —  209.  —  Dazu  Braune,  ebenda  S.  209. 

618.  Larsson,  Ludvig,   om  uttalet  av  ei,  au  eck  ei/  i  äldre  isländska. 
Arkiv  f.  nord.  Filologi  5,  142  —  149. 

619.  rorkelsson,  Jon,  Beyging  sterkra  sagnorda  i  Jslenzku.  8.  (80  S.) 
Reykjavik    1888.    Eymundsson. 

620.  Kock,   Axel,   ett  par  undersökningar  i  fornnordisk  Ijudlära. 

Arkiv  f.  nord,  Filologi  5,  i6 — 65.  —  I.  Ljudövergang  fräu  vä  tili  {v)ö  framför 
u  och  analogibildade  starka  preteriter;  IL  Ljudutveekling  t'iän  ü  tili  ö- 

621.  Kock,    Undersökningar  i  svensk  spräkhistoria    (Bibl.    1887,   Nr.    537). 
Vgl.  Aiiz.  f.  d.  Alterthum   14,  217—221  (Heinzel) ;  Germania  33,    123  (Bartsch). 

62^.   Kock,   Axel,   svenska  konsonantstudier. 

Nordisk  tid.skrift  f.  Filologi  N.  K.  9.  Bd.,  S.  140—160  u.  161-185.  —  Om  g- 
ocli  gh-  Ijuden ;  tili  Ijudutvecklingen  dz>d;  fsv.  vm  :  nysv.  m/  ljudövergang 
fran  kk  tili  gg  i  nysvenskan ;    om  fornsvenskans  r-ljud. 

623.  Kock,   Axel,   fornsvenskans  behandling  av   diftongen   ia. 
Arkiv  f.   nord.  Filologi   5,   371—384. 

624.  Kock,  Axel,  bidrag  tili  forndansk  Ijudlära. 

Arkiv  f.  nord.  Filologi  5,  66 — 97.  —  1.  Om  förlust  av  äu'lelsevokaler  i  forn- 
jutskau  och  om  forndansk  akcentuering;  II.  Vokalharmoiii  för  a  :  cr;  III.  Vokal- 
harmoni  för  u  :  o,  i  :  e;  IV.  Tvä  olika  «-Ijud,  Hxkurs:  Tvä  olika  u-ljud  i 
forngutniskan ;    V.  Till   hehaudlingen   av  ?t-omljudet  av  a. 

625.  Tegner,  Esaias,  tyska  inflytelser  pa  svenskan. 
Arkiv  f.  nord.   Filologi  5,   155-166  u.   303—344. 

626.  Seh  agcr  ström ,    Aug.,    Ströftäg  i   Sverges   medeltidsHteratur. 
Arkiv  f.  nord.  Filologi  4,   245  —  250  u.   335—348. 

627.  Hainer,  H.,  om  de  sammansatta  verben  i  nysvenskan.  4.  (24  S.)  Karls- 
krona    1888.   Redogörelse  för  de  allm.    läroväcken   i  Blekinge   1887  — 1888. 

628.  Noreen,  Ad.,  om  sprakriktighet.  2.  uppl.  8.  (2  -)-  52  S.)  Upsala 
1888,  W.    Schultz.    1   Kr. 

629.  Richert,  M.,  om  rätta  betydelsen  af  sprakriktighet  med  särskildt 
afseende  pä  modersmalet. 

Ny  SV.  tidskr.    1888,  577-593. 

630.  Fr  eu  d  en  thal,  A.  0.,  en  blick  pä  svenska  spräkets  utvecklingshistoria. 
Föredrag  vid  ärsmötet  den  5  februari  1888.  Förhandlingar  och  uppsatser 
utg.  af  Svenska  Literatursällskapet  i  Finnland.    3,   1887  — 1888,   S.  62 — 79. 

ÜEEMANIA.    Neue  Reihe  XXV.  (XXXVll.)  .lahrs;.  23 


338  BIBLIOGRAPrilE  VON  1888. 

631.  Dodge,   D.  K.,   The  Study  of  Old  Danish. 
Moden»  Langnage  Notes  III,  Nr.  ii. 

632.  Dodge,    D.    K. ,    The    personal    pronoun    in  the   Old  Danish    „Tobiae 

Comedie." 

Mofli-m   Ijangiiage  Notes  III,  Nr.  5. 

633.  Dahlerup,  V.,  n.  0.  Je  speisen,  kortfattet  dansk  lydlaere  til  brug 
ved  uudeivisning.  Met  et  forord  af  V.  Thomsen.  8.  Kopenhagen  1888. 
0,50  Kr. 

634.  Andersen,  D.,  u.  Ch.  Blinkenberg,  dansk  lydskrift  med  hoved- 
puukterne  af  den  danske  lydlaere.  Med  et  forord  af  V.  Thomsen.  8. 
Kopenhagen    I8S8,   Gyldendal.    0,7.')   Kr. 

635.  Lysholm,  lledevig,  einige  Worte  über  die  deutsche  Sprache  in  Bezug 
auf  die  norwegische. 

Zs.  f.   d.   deutschen  Unterricht  '2,   H.  o. 

636.  Ortografie  (schwedisch).  —  Nystavaren  1887,  argangens  sista  hafte: 
S.  173 — 18U:  P.  G.  Boethius,  om  dubbelkonsonanters  bibehällande  vid  ord- 
böjning;  S.  181 — 194:  D.  Högbom,  om  nystavning;  S.  195  — 198:  Nystav- 
ning  inom   sjönliteraturen. 

63  7.  Wisen,  T.,  Utlätande  i  rättstafningsfragan,  afgifvet  tili  Svenska  Aka- 
demien.   8.   (74    S.)  Lund    1887. 

638.  Wessmann,  K.  0.,  Svensk  rättskrifningslära ,  efter  svenska  akade- 
iniens   ordlista.    7.   Aufl.    Stockholm    1888. 

639.  Hernlund,  H.,  Vetenskaps  akademien  och  Lars  Laureis  rättskrifniugs - 
förslag.  Nägra  anteckningar.  4.  (32  S.)  Stockholm  1888.  S.  A.  aus  Nya 
elem.    skolans   arsredogörelse    1887 — 1888. 

640.  Eneströ  m  ,  G.,  ett  bldrag  tili  de  fonetiska  bokstäfvernas  historia  i  Sverge. 
Svenska  landsmälen  6,  smäne   meddel.   S.   CLIII  — CLV. 

641.  Lassen,  H.,    Skriftsprog  og  Talesprog. 
Vidar  1888,  595—607. 

ß)  Lexicogi-aphie. 

642.  Fritzner,  Ordbog  over  det  gamle  norske  Sprog.  H.  13  (IcndleiTca  = 
munr — lamaharningr)   [Bd.   2,   S.  305 — 400]  Kristiania   1888.   1,50  Kr. 

643.  Sunden,  D.  A.,  Ordbok  öfver  svenska  spräket.  II.  4  (11,  S.  193  —  352) 
Stockholm    1888,   Beckmann.    1,50   Kr. 

644.  Söderwall,  K.  F.,  Ordbok  öfver  svenska  medeltidsspraket.  H.  8  n.  9. 
(S.   505-664)  Lund   1888.    10   Kr. 

645.  Kaikar,  0.,  Ordbog  til  det  äldre  danske  sprog.  H.  14.  Kopenhagen 
1888.    3   Kr. 

646.  Hahnsson,  J.  A.,  Svenskt-finskt  lexikon.  H.  2.  S.  161—320.  4. 
Helsingfors    1888,   Finska  litteratursällskapet.    2,50   M. 

647.  Falk,  Hj.,   oldnorske  ordforklaringer. 

Arkiv  f.  nord.  Filolojji  5,  111  — 124.  —  oldn.  »»"tt  ==  got.  nidioa;  l'itr  m.  öiehlik; 
alstr  u.  alimentum;  haiiia-sifjar  =  jcot.  frasti-sibja;  oldu.  naust  =  got.  nawistr; 
und{ir)  „inier,  intra^ ;  nenna;  yr'pjöd;  oldn.  anvisli  =r  ags.  oefverdelsa;  skattyräi; 
oldn.  flcema  =  ag.s.  fiymun;  vili  n.  stjert;  mm-u-eldr;  hofud-smätt. 

64  8.   Hertzberg,   Ebbe,  tvivlsomme  ord  i   Norges  gamle  love. 

Arkiv  t".  nord.  Filologi  5,  ■228  —  244  u.  345 — 370.  —  afsud;  drborinn  madr,  reks- 
peyn;  cirofar;  hedaet,  bedsetr,  hüsbeda;  feldr,  hldfeldr  ^  vararfeldr;  (jrassetr; 
h(P.rhini-  i.ikolsmadr;  kosgirni;  rodaiisa,  rodhäjr;  rot;  sidradr;  snaUndr  viadr; 
svarlaslag ;  takmörk;  valinkunm-;  vdpnatak;  prütr;  skat/varr,  akalzvarr. 


V     VOLKSKUNDE.  339 

649.  Sievers,   E.,   nordische  Kleinigkeiten. 

Arkiv  f.   nord.  Filologi  5,    132  — 141.   —  optar-optarr ;   hvadarrtveggja ;    mer-när; 

Njnrun;   Grani-Grdni;  G-ijdingr ;  Signrdr-Sigredr. 
050.   Maurer,  Konrad,    Vigsl6di. 

Arkiv  f.  nord.  Filologi  ö,  98—108. 
G50*.  Mogk,  E.,  Bröttlcvcett. 

Arkiv   f.   nord.   Filologi  .'>,   108  f. 
(J51.   Bugge,   Sophus,   Folkenavnet  Darier. 

Arkiv  f.  nord.  Filologi  5,    1 20— 131. 
652.  Jönsson,  Janus,  und  Finnur  Jonsso  n,   oni   ordid   vigg. 

Arkiv  f.  nord.  Filologi  5,  -278  --284. 
053.  Jönsson,   Finnur,    Vengi. 

Arkiv  f.  nord.  Filologi  5,  288  f. 

654.  Noreen,   Adolf,   Folketymologien.    8.    (39    S.)    Stockholm    1888. 
Svenska  landsnialen   G.   II.   5. 

655.  Geete,   R.,   Ordklyfverier.   En   etymologisk  hjälpreda.    8.   (XII,    224  S.) 
Stockholm    1888,  Norstedt  &   söner.    2,50   Kr. 

)')  Mundarten. 

650.  Karls son,    K.   H. ,     dialektisk    öfvergang  a  >  o  i   ändelsen  hos   forn- 
svenska  ord  med  kort  rotstafvelse. 

Arkiv  f.  nord.  Filologi  5,   16G  f. 
657.   A ström.   Per,     Spräkhistoriska  studier  öfver   Degerforsmalets   Ijudlära. 
8.   (150   S.)   Stockholm   1888. 
Sveuska  landsmälen  6,  H.  6. 
058.   01s son.    E. ,     Gatt  homör.     I.  Jämtmal    pä    värs    och    prosa    af  Äcke. 
8.   (32   S.)    Östersund    1888.   0,30   Kr. 

659.  Storm,   Joh.,   det  nynorske  landsmaal.    Kopenhagen  1888,   Gyldendaal. 

660.  Nyrop,   dialectologie  danoise. 
Revue  des  patois  gallo-romans   1,    H.  4. 

661.  Feilberg,    H.  F.,     Bidrag  til  en   ordbog  over  jyske   almuesmal   (Bibl. 
1887,   Nr.   581).   4.   Heft.  Kopenhagen    1888,  Klein. 

662.  Lundell,  J.   A.,    Feilbergs   ordbok  öfver  Jutlands   folkmäl. 
Svenska  landsmälen  6,  S.  CXCIII-CCIII. 

V.  Volkskunde. 

603.  Melusine  IV,    1  —  12. 

604.  Revue  des  traditions  populaires,  Bd.   III. 

005.  Archivio   per  lo   studio   delle   tradizioui  popolari,   Bd.   VI. 
s.  Bibl.   1887,  Nr.  583—585. 

060.   Am  Urds-Brunnen   Bd.    6,  Jahrg.    7. 

Enthält  u.  a. :  Nr.  1.  Höft,  F.,  der  tSiebensprung  oder  der  Siebenspringer; 
Clajus,  H.,  das  Cassentragen  zu  Kohrsheim;  Martens,  P.  Gh.,  Sagen  aus  dem 
Lüneburgischeti ;  Nr.  2.  Saubert,  Maikäfer,  Frau  Holles  Bote;  Frohme,  H., 
sagenumsponnene  Erdfälle  am  Harz  (Forts,  in  Nr.  4);  Ditmarsoher  Märchen ;  Nr.  3. 
Freytag,  L. ,  Pflanzenaherghiube  in  den  Alpen  (Schiuli  in  Nr.  4);  Frabm,  L., 
Stormarnsche  Localsagen  (Scbluli  in  Nr.  7);  Knoop,  O.,  Sagen  u.  Erzählungen 
aus  dem  östlichen  Ilinterpommern  (Forts,  in  Nr.  5 — llj;  Nr.  6.  Gittee,  A., 
Thierreime  aus  Flandern;  Saubert,  Mann  ohne  Kopf;  Nr.  6.  Bauernhochzeiten 
auf  der  Norderdithmarsche  Geest;  Höft,  F.,  Volkslieder;  Roth,  F.  W.  E., 
Kraukheitssegen  etc.  (Forts,  in  Nr.  7  u.  8);    Nr.  7.    Schreck,  E.,  Sitten  u.  Ge- 

23* 


340  BIBLIOGRAPHIE  VON   1888. 

brauche  vom  Oberharze ;  Nr.  8.  Frahm,  L.,  Sitten,  Gebräuehe  u.  Volksmeinunsjen, 
Tod  u.  Begräbniß  lietreffeiid ;  Nr.  9.  Höt't,  F.,  mythische  Scliicksalspfianzeii 
(Forts,  in  Nr.  10  u.  11);  Haasu,  Ed.,  Beschwörungsformeln;  Nr.  10.  Frisch- 
bier, H.,  ostpreußische  Volksmeiniingen,  Tod  n.  Begräbniß  betreffend;  Nr.  11. 
Kinder,  ein  Capitel  vom  niederen  Volksglauben  der  Gegenwart  ;  Nr.  1-.  Sehraitt- 
Edenküben,  der  Hochberg  be  iEdenkobeTi;  Sz..  der  Grabstein  desTacitu.s;  Mar- 
tens,  P.  eil.,  hannoversche  Sajjen.  —  In  den  'kleinen  Mittheilungen'  Sitten  u. 
Gebräuche,  Aberglaube,   Volksmedicin,  Kinderlieder  u.  s.   w. 

Mythologie. 

G07.   Lang,   Myth,   Ritual  and  Religion  (Bibl.    1887,  Nr.   591). 

Vgl.  Berliner  philol.  Wochenschrift  1888,  Sp.  1477—1479  (Fritzsche);  Revue 
critique  22,  Nr.   7. 

6G8.  Lang,   Custom   and  Myth   (Bibl.    1886,  Nr.   581). 

Vgl.  Zs.  f.  Völkerpsychologie  und  Sprachwissenschaft  18,  299—311  (P.  Stein- 
thal) u.  .Sil— 324  (H.  Steinthal). 

(j()9.  Meyer,  E.  H.,  Achilleis;  Homer  und  die  Ilias  (Bibl.  1887,  Nr.  596 
u.   597). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1838,  Sp.  254—257;  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  3.5  f.  (Mogk); 
Anzeiger  f.  d.  Altertlium  14,  70—84  (Laistuer);  Germania  33,  127  (Bartsch); 
Wochenschrift  f.  class.  Philologie  1888,  Sp.  577-579  (Gruppe);  Revue  de 
l'histoire   des  Religions   17,   H.   1/2  (Monseur);   Athenäum   Nr.   3179. 

670.  Gruppe,  Otto,  die  griechischen  Culte  und  Mythen  in  ihren  Bezie- 
hungen zu  den  orientalischen  Religionen.  1.  Bd.  Einleitung,  gr.  8.  (XVIII, 
706    S.)    Leipzig    188  7,   Teubner.    16    M. 

Enthält:  Entstehung  des  Cultus  und  des  Mythus;  Übersicht  über  die  wichtigsten 
Denkmäler  für  Cultus  u.  Mythus.  —  Vgl.  Zs.  f.  Völkerpsychologie  u.  Sprach- 
wissenschaft  18,  199—206  (Gloatz). 

671.  Franz,  Friedr.,  mythologische  Studien.  8.  (65  S.)  Progr.  des  Staats- 
gymnasiums   im  IV.   Bezirk   Wien,    1888. 

672.  Gubernatis,  A.  de,  Mitologia  comparata.  "2  ed.  16.  Milano.  Hoepli. 
1,50   L. 

673.  Merlo,   Studi   di  Mitografia   comparata. 

Rivista  di  filosofia   scientifica    1888,  Juni. 

674.  Minckwitz,  J. ,  illustriertes  Taschenwörterbuch  der  Mythologie  aller 
Völker.   Mit  238   Illustr.    8.    (XII,    620    S.)  Gera,   Griesbachs    Verlag.    2    M. 

675.  Beer,   L.,  zur  mythologischen   Methodik. 
Germania  33,    1—17. 

676.  Forchhammer,   P.   W.,   Mythologie   eine   Wissenschaft. 
Philologus  46,  H.  2. 

677.  Grossi,   il  Folk-Lore  nella  scieuza,   nella  letteratura   e  nell'   arte. 

Rivista   di  filosofia  scientifica    1888,   August. 

678.  Wendorff,  Franz,  Erklärung  aller  Mythologie  aus  der  Annahme  der 
Erringung  des  Sprechvermögens  (mit  vorzüglicher  Berücksichtigung  des 
griech.  u.  Sanskrit.  Idioms),   gr.  8.  (V,  199  S.)   Berlin  1888,   G.  Nauck.    12  M. 

679.  Regnaud,  M.,   Max  Müller  et  les  origines   de  la  mythologie. 
Revue   de   l'histoire   des   Religions   17,  H.   1/2. 

680.  Dujon,  problömes  de  mythologie  et  d'histoire.  8.  (X,  188  S.)  Auxerre, 
impr.    Gallot. 

681.  Rhys.  John,  Lectures  on  the  origin  and  growth  of  religion  as  illu- 
strated  by  Celtic  Heathendom  (The  Hibbert  Lectures  1886).  gr.  8.  (XI, 
708   S.)  London    188«,   Williams   and   Norgate.    10    sh.    6    d. 

Vgl.  D.  Lit.   Ztg.    J888,  Sp.    1«73-I878  (Zimmer). 


V.    VOLKSKUNDE.  341 

682.  Schröter,  das  Todtenreich  der  Indogermanen.  Ein  Beitrag  zur  prähistori- 
schen Mythologie.    8.   (47  S.)   Progr.  des  Gymnasiums  zu  Wongrowitz,    1888. 

.s.  Nr.  700",  920  ff. 

683.  Rydberg,   Undersökningar  (Bibl.    1887,   Nr.    604). 

Vgl.  Anü.  f.  d.  Alteitliiiin  14,  .'S.")  — 70  (E.  H.  Meyer);  Germania  S.S,    1-21  (Bartsch). 

684.  Schmidt,   Götterhimmel   der   Germanen   (Bibl.    1887,   Nr.    607). 

Vgl.  Zs.  f.  d.  österr.   Gyinn.   188S,    6'2l  (Löhiier);    Centralorgaii    f.  d.  Interessen 
d.   Realschulvvesens    188S,   7-22   (Frey tag'). 

685.  Winter,  A.,  Walhalla.  Mythologie  der  alten  Deutschen.  Mit  8  Farben- 
tafeln.   11.   Aufl.   8.    (22    S.)  Langensalza,    Schulbuchhandlung.    0,7.5   M. 

686.  Rössel  t,  Friedr, ,  Lehrbuch  der  griechischen  und  römischen  Mytho- 
logie f.  höhere  Töchterschulen  u.  die  Gebildeten  d.  weiblichen  Geschlechts. 
7.  verb.  u.  venn.  Aufl.  nebst  einem  Anh.,  enthaltend:  Die  nordisch-ger- 
manische Mythologie.  Neu  hrsg.  von  L.  Freytag.  gr.  8.  (XVI,  488  S.) 
Berlin    1889,  Friedberg  &   Mode.    7,öO    M. 

686".  Rösselt,  Friedr.,  Mythologie  der  Griechen  und  Römer.  Nebst  einem 
Anh.,  enthaltend:  Die  nordisch-germanische  Mythologie.  Neu  hrsg.  von 
L.  Freytag.  7.  verb.  u.  verm.  Aufl.  gr.  8.  (XVI,  488  S.)  Ebenda  1889. 
7,50   M. 

687.  Sloet,  L.  A.  J.  W. ,  de  dieren  in  het  Germaansche  Volksgeloof  en 
Volksgebruik.   gr.    8.   (IV,    302    S.)   's   Gray.   Nijhoff.    3,60   fl. 

688.  Schwarz,  Paul,  Menschen  und  Thiere  im  Aberglauben  der  Griechen 
und   Römer.     4.   (S.    23 — 50.)   Progr.    des    Realgymnasiums   in   Celle,    1888. 

-s.  Nr.   230  f.,   701   f.,    720  t. 

689.  Zimmer,  H.,  Keltische  Beiträge.  I.  Germanen,  germanische  Lehnwörter 
und  germanische  Sagenelemente  in  der  ältesten  Überlieferung  der  irischen 
Heldensage. 

Zs.  f.  d.  Alterthum  82,    196—834,   dazu  „rJerichtigungen-' ,  S.  462—471. 

690.  Hoffory,  J.,   der  germanische  Himmelsgott. 

Nachrichteu    von   der    köu.   Gesellschaft  der  Wissenschaften  zu  Göttingeu    1888, 
Nr.   16. 

691.  Sz.,   der  Kriegsgott  Tyr, 

Am   Urds-Brunnen  Band  6,  Jahrg.   7,  Nr.    1 — 5.  —  Dazu  s.  Nr.  7,  8  u.   10. 

692.  Hofmann-Wellenhof,  P.  v. ,  zur  Geschichte  des  Arminius-Cultus 
in  der  deutschen  Litteratur.  Eine  litterar-historische  Abhandlung  III.  Theil 
(Schluß).    8.    (42    S.)   Progr.   der   Oberrealschule   zu   Graz,    1888. 

693.  Wells,   B.    M.,    Sigfried-Arminius. 
Modern  Language  Notes  III,  Nr.   3. 

694.  Ihm,   Mütter-  oder  Matronencultus   (Bibl.    1887,   Nr.    615). 

Vgl.  Wochenschrift   f.   class.    Philologie    1888.   8p.    12—14   (Friedländer). 

695.  Friedrichs,    Matronarum   monumenta   (Bibl.    1887,   Nr.    616). 

Vgl.  Jahrbücher  d.  Vereins   v.  Altertliumsfreundcn   im  Kheinlande,   H.   84  (Ihm). 

696.  Siebourg,   M.,  zum   Matronencultus. 
Westdeutsche  Zs.   8,  99—116. 

697.  Klein,   J.,   eine  neue  Matroneninschrift  aus   Remagen. 
Jahrbücher  d.   Vereins  v.   Alterthurasfreuudeu  im   Rheinlande  84,   8.   78—75. 

s.  Nr.   258. 

698.  Hoffmann,  Ferd. ,  Nachklänge  altgermanischen  Götterglaubens  im 
Leben  und  im  Dichten  des  deutschen  Volkes,  gr.  8.  (144  S.)  Hannover 
1888,  Hahn. 

V^l.  Wissenschaftliche  Beilage   d.   Leipz.  Ztg.    1888,  Nr.  81, 


342  BIRT.IOGRAPHIE  VON   1888. 

699.  Laistner,  L.,   über  den   Butzenmann. 
Zs.  f.  d.  Alterthnm  32,   145  —  195. 

700.  Osterhage,  G.,  Anklänge  an  die  germanische  Mythologie  in  der  alt- 
französischen  Karlssage  III. 

Zs.  t'.  romanische  Philologie  XI,  H.  3. 

Mythologie  s.  auch  Nr.   1073  ff. 
700'.  Lemmermayer,   Fritz,  Tod  und   ewiges  Leben   im   deutschen   Volks- 
glauben. 

Gegenwart  34,  Nr.  30. 

.s.  Nr.  682,  920  ff. 

701.  Franciosi,  1'  aquila  nel  pensiero  e  nell'  arte  cristiana  dei  tempi 
di   mezzo.    8.   (31    S)   Siena,   tip.   arciv.    s.   Bernardino. 

s.  Nr.   230  ff. 

702.  Die   Schlange  im  Mythus  und   Cultus   der  Völker. 
Der  Naturforscher  21,  Nr.  38. 

Märchen    und    Sagen. 

703.  Muth,  F.  A.,  die  deutsche  Sage.  Eine  litterarhistorische  Studie,  gr.  8. 
(32  S.)  Frankfurt  a.  M.,  Foesser  Nachf.  0,50  M.  Frankfurter  zeitgemäße 
Broschüren.  N.  F.   9.   Bd.,   H.    11. 

704.  Becker,  Joh.  H. ,  Saga  II.  Zur  Deutung  urzeitlicher  Überlieferung, 
gr.    8.   (124   S.)  Leipzig    1888,   Fock.    2,40   M. 

705.  Urbas,  W. ,  über  Sagen  und  Märchen.  Aus:  18.  Jahresbericht  der 
deutschen  Staatsoberrealschule  in  Triest.  Lex. -8.  (22  S.)  Triest.  (Leipzig, 
Fock.)    1,25   M. 

706.  Wlislocki,   Beiträge   zu  Benfeys   Pantschatantra. 

Z<.  dov  deutschen  morgenländischen  Gesellschaft  42,   113  ff. 

707.  Landau,   Decamerone  (Bibl.    1885,  Nr.   433). 

Vgl.  Zs.  f.  vergl.  Lit. -Gesch.  u.  Renaissance-Lit.  N.  F.  1,  381   f.  (Eliinger). 

708.  Grisebach,  treulose  Witwe   (Bibl.    1886,   Nr.   615). 
Vgl.   1).  Lit.  Ztg.   1888,  Sp.  348  f.  (Minor). 

709.  Palgrave,  W.  Gifford,  Ulysses  or  scenes  and  studies  in  many  lands. 
8.    (III,    385    S.)   London    1887,   MacraiUan  et  Co. 

Darin    nach  Lit.  Centralblatt  1888,    Sp.  1480  f.    auch  Parallelen    zu  deutschen 
Sagenstoffen. 
7iO.   Tobler,    L. ,     über  sagenhafte  Völker  des  Alterthums  und   des   Mittel- 
alters. 

Zs.  f.   Völkerpsychologie  u.   Sprachwissenschaft   18,   225 — 254. 

711.  Poll,  M.,  die  Fabeln  von  Gottlieb  Conrad  Pfeffel  und  ihre  Quellen, 
fitraßburger  Studien  4,  343  —  471.  —  Gap.  II:  Die  Quellen  für  Pfeffels  Fabeln 
und  Erzählungen;  Cap.  III:   Pfeffels  Verhältniß  zu  seinen  Qii>>llen. 

712.  Schmidt,   Erich,    Quellen  Goethescher  Balladen. 

Goethe- Jahrbuch  9,  229 — 2'6ß.   —   Hraut  von   Koiinth;   der  getreue  Eckart. 

713.  Kuhn,  Ernst,  der  Mann  im  Brunnen,  Geschichte  eines  indischen 
Gleichnisses. 

Festgruli  an  Otto  von  Böhtlingk  (Stuttgart  1888,   Kohlhammer),   Ö.  68—76. 

714.  Barthelemy,  M.   A.,  une  legende  iranienne,   traduite  du  Pehlevi. 
Revue  de  linguistique  21,  31-1 — 339.   —    Motiv:  Käthsel  der  Sphinx. 

7  15.   Schullerus,   A.,  zur  Kritik  des   Rosenmädchens. 

Siebenbürgisches  Korrespondenzblatt  11,  21 — 28. 
716.   Birlinger,   A-,    Mägdlein   aus   einem   Pflanzenstengel   gewachsen. 

Alemannia  16,  92 — 94. 


V.    VOLKSKUNDE.  343 

717.  V,  Wiislocki,   Heinr.,   der  verstellte  Narr. 
Germania  33,  342 — 356. 

718.  Bolte,  J.,   das   Märchen   von  Hans   Pfrim. 
Zs.  l'.  d.  Philologie  20,  325  —  336. 

719.  de  Rialle,  Girard ,  las  contes  dans  les  sermons  du  Moyen-Age. 
Un  prototype  de  medeciu   malgre  lui. 

Revue  des  traditions  populaires  III,    II.    11. 

720.  Krauß,   F.   S.,   Swinegel  und  Hase   (vgl.   Bibl.    1887,   Nr.    630). 
Verhandlunojen    d.    Berliner    Gesellschaft    f.    Anthropologie,    Ethnologie    u.   Ur- 
geschichte 1888,    121  f. 

721.  Landau,   Marcus,    Thierhochzeiten. 

Z<.  f.  vergl.  Litteraturgeschichte  u.  Kenaissance-Litteratur  N.  P.   1,  372  f. 

722.  Maaß,   das   deutsche   Märchen  (Bibl.    1886,   Nr.    623j. 
Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  987  (U.   Köhler). 

723.  Grimm,  J.  u.  W.,  Kinder-  u.  Hausmärchen.  Bibliotheks-Ausgabe  2  Bde. 
gr.   8.   (XI,   319   u.   VI,   352   S.)  Berlin   1888,  Hertz.    10   M. 

724.  Kinder-  und  Hausmärchen,  gesammelt  durch  die  Brüder  Grimm. 
With  Notes   and  Vocabularies   by  G.  Eugene  Fasnacht.   London,   Macmillan. 

Vgl.  Athenäum  Nr.  3178,  S.  382'". 

725.  Grimms  Fairy  Tales.   Translated  by  H.  H.  Pauli.   London,  Warne  i^c  Co. 

A^ol.    Athenäum  Nr.   3148. 
7  26.   Blind,    Karl,     ein  Grimmsches   Märchen    in    shetländer  Volksmundart. 
Magazin  f.  d.  Litteratur  <\.  In-  u.  Auslandes   1888,   Nr.  33. 

727.  Bechstein,  Ludw. ,  Märchenbuch.  Mit  84  Holzschn.  nach  Original- 
zeichnungen von  Ludw.  Richter.  37.  Aufl.  12.  (VI,  233  S.)  Leipzig  1887, 
G.   Wigand.    1,20   M. 

727*.  Bechstein,  Ludw.,  neues  deutsches  Märchenbuch.  50.  Aufl.  Volks- 
ausgabe. Mit  einem  Titelbild  u.  60  Holzschn.  8.  (VI,  278  S.)  Wien  1887, 
Hartleben.   1,20  M. 

728.  Musäus,  J.  K.  A.,  Märchen.  Für  die  Jugend  erzählt  von  K.  A.  Müller. 
Mit  56  in  den  Text  gedr.  Holzschn.  u.  4  Buntbildern  nach  Zeichnungen 
von  Karl   Römer.    2.   Aufl.    8.   (VIII,    336    S.)   Leipzig   1888,   Abel.    3    M. 

s.  Nr.  43,  841. 

729.  Die  Volksbibliothek  des  Lahrer  Hinkenden  Boten.  (12.  Lahr, 
Schauenburg,  a,  0,5  M.)  enthält  u.  A. :  Von  J.  K.  A.  Musäus :  Legenden 
vom  Rübezahl,  Nr.  511 — 518  (95  S.) ;  von  G.  Schwab:  Genoveva,  Nr.  615 
bis  619  (34  S.);  Griseldis,  Nr.  646  —  650  (25  S.) ;  Robert  der  Teufel, 
Nr.  661  —  665  (32  S.);  die  Schildbürger,  Nr.  674  —  678  (43  S.);  die 
Heymonskinder,   Nr.   684  —  693    (128    S.). 

730.  Schalk,  Gustav,  im  Märchenlande.  Eine  Sammlung  der  schönsten 
Märchen.  Mit  5  Farbendrucken  u.  s.  w.  gr.  8.  (319  S.)  Kreuznach  u.  Leipzig 
1888,   Voigtländers   Verlag.    3   M. 

731.  Michaelis,   zwanzig  Fabeln   und   Märchen   für  Kinder. 
Neues  Lausitzisches  Magazin  63,   IT.   2. 

732.  Sippurim,  Ghettosagen,  jüdische  Mythen  und  Legenden.  Volksausgabe. 
Hrsg.,  rev.  u.  geordnet  von  J.  Brandeis.  8.  (IV,  467  S.)  Prag  1888,  Bran- 
deis.   2,50    M. 

Vgl.   Centraiorgau   f.  d.  Interessen  d.  Reaisehulwesens   1888,  494  (Freytag). 

733.  Grün.  Nathan,  Sage  und  Geschichte  aus  der  Vergangenheit  der  israeli- 
tischen Gemeinde  in  Prag.  Vortrag,  geh.  am  14.  Jänner  1888  im  Verein 
„Afike  Jehuda"    in  Prag.  gr.   8.  (25   S.)  Prag,   Pascheies.   0,50   M. 


344  BIBLIOGRAPHIE  VON  1888. 

734.  Jannsen,  Harry.  Märchen  und  Sagen  des  estnischen  Volkes.  Übersetzt 
u.  mit  Anmerkungen  versehen.  "2.  Lief.  8.  (VIII,  203  S.)  Riga,  Kymmels 
Sortiment.   3,50  M. 

735.  Schreck,  finnische  Märchen   (Bibl.    1887,   Nr.    (i45). 
Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  8p.  986  f.  (R.  Köhler). 

736.  di  Martin 0,   M.,   novelline  popolari  lapponesi. 
Arcliivio  per  lo  studio  delle  tradizioni  popolari  VI,   H.  3. 

737.  Do  renwell,  griechische  und  deutsche  Sagen  für  die  Jugend,  gr.  8. 
(VIII,   229   S.)  V^olfenbüttel,   Zwißler.    1,50   M. 

738.  Soldan,  F.,  Sagen  und  Geschichten  der  Langobarden.  8.  (XI,  218  S.) 
Halle    1888,   Buchhandlung  des  Waisenhauses.    1,80    M. 

Vgl.   Centralorojan  f.  d.  Interessen  d.  Realschulwesens  1888,  559  (R.  Schneider) ; 
Allgem.  Ztg.   1888,  Beil.   18.  April. 

739.  Wrubel,  Fr.,  Sammlung  bergmännischer  Sagen.  Mit  einem  Vorwort 
von  A.  Birlinger.  Neue  billige  (Titel-)Ausg.  8.  (VIII,  170  S.)  Freiberg 
1883,   Graz   &  Gerlach.    1    M. 

740.  Hermann,    E.,   die  Walpurgisnacht  in    Sage  und  Dichtung. 
Sammlung  von  Vorträgen,  gehalten  im  Mannheimer  Alterthumsverein,  2.   Serie, 
Mannheim   1888. 

741.  Lieb  recht,   Felix,   Seewasser  in  Tempeln. 
Germania  33,    177 — 179. 

742.  AVickart,   A.,    Zugerischer  Sagenkreis  VII. 
Zugerisches  Neujahrsblatt   1888. 

743.  Bargmann,  Elsäßer  Sagen. 

Jahrbuch    f.  Geschichte,    Sprache    u.  Litteratur  Elsaß-Lothringens  4,   101 — 103. 

744.  Spieser,  J.,  Münsterthaler  Anekdoten. 

Jahrbuch  f.  Geschichte,  Sprache  u.  Litteratur  Elsaß-Lothringens  -1,  72 — 79. 

745.  Cosquin,   contes   populaires   de  Lorraine  (Bibl.    1887,   Nr.    651). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt    1888,  Sp.   734  f.  (R.  Köhler);   Revue  critique  '22,  Nr.   22. 

746.  Peters,  F.,  Märchen  aus  Lothringen,  dem  Volke  nacherzählt.  8, 
(51    S.)    Straßburg,   Heitz.   Elsäßische   Volksschriften,   Nr.    7. 

746*.  Peters,   F.,   Märchen  aus  Lothringen. 
Germania  33,  224—231  u.   333—341. 

747.  Legends  of  the  Black  Forest.  Translated  from  the  German  by  D.  Birn- 
baum.  8.   (VII,    223    S.)   Baden-Baden,   Marx.    2,50   M. 

748.  Faßnacht,  Th.  A.,  Geschichte  und  Sage  von  Höfen  (Oberamt  Can- 
statt)  und  seiner  Burgruine.  Bopfingen    1887,   Abele. 

749.  Birlinger,  A.,   zur   Sagen-  und   Sittenkunde. 
Alemannia  lo,   188 — 192. 

750.  Lachmann,   Th.,   der  unterirdische   Schatz   in   Überlingen. 
Alemannia  16,  53  —  54. 

751.  Lachmann,   Th.,  Überlinger  Sagen. 
Alemannia  16,  248—251. 

752.  Reiser,  Karl  Aug.,   über  neugesammelte   Algäuer  Volkssagen. 
Zs.  d.  deutschen   ti.   österr.  Alpenvereines   1888,    166 — 194. 

753.  Rappold,   Sagen  aus  Kärnten  (Bibl.    1887,   Nr.   658). 
Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.   1238  f.  (R.  Köhler). 

754.  Bermann,  Moriz,  Alt-Wien  in  Geschichten  und  Sagen  für  die  reifere 
Jugend.  2.  verm.  Aufl.  Mit  8  Illustr.  gr.  8.  (VI,  224  S.)  Wien,  Bermann 
(fe  Altmann.   3,40   M. 


V.    VOLKSKUNDE.  345 

75ö.    Schüller,   Thomas.    Sagen   aus   Mähren.   Zur   Weckung  und   Belebung 

der  Heimatdliebe  zusammengestellt  und   für  Jugend-   und  Volksbibliotheken 

bearb.    8.    (IV,   220    S.)   Briinn,   Winiker.    2,40    M. 
Tö'j,   Schrec  ken  s  tei  n,    die   Burg,   in   Geschichte  und   Sage.     Ein   Bild   aus 

Deutschböliraen.     Mit   6   lUustr.     3.   verm,   u.   verb.    Aufl.    8.   (VII,    119    S.) 

Aussig,   Grohmann.    I    M. 

Böhmische  Sagen,  s    Nr.  878. 

757.  Hohaus,  die  Sagen  der  Grafschaft  Glatz  (Forts,  von  Bibl.  1887, 
Nr.   67  2). 

Vierteljahrssebritt  f.  Geschichte  ii.  Heimatskuude  d.  Grafschaft  Glatz  VIII,  H.   1, 
2  u.  3. 

758.  Nixsage  aus  Guben;  der  Goldwagen  im  Mochower  See;  Sagen  vom 
Schwieloch-See. 

Mittheilungen  d.  Niederiausitzer  Gesellschaft   f.  Anthropologie    n.  Urgeschichte, 
H.  3. 

759.  G  an  der,  Sagen  aus  dem  Gitbener  Kreise:  Krüger,  Sagen,  die  sich 
an   das   alte   Schloß   und   den   Stockshof  bei   Lieberose   anschließen. 

Ebenda.   H.  4. 

760.  Büttner,  Hans,  aus  der  Heimat.  Sagen  und  Märchen  der  Halloren. 
12.   (102   S.)  Leipzig,   G.  Wolf.    1,50   M. 

761.  Tonndorf,  Herrn.,  Thüringer  Sagen.  12.  (109  S.)  Grünberg  i.  Schi. 
Weiß'   Nachf,   Verlag.    1   M. 

762.  Kruspe,  H.,  Erfurter  Domsagen.  4.  (16  Rl.  mit  16  Iliustr.)  Erfurt, 
Körner.    1    M.    Bilder  und   Klänge   aus    Alt-Erfurt,   H.    1. 

763.  Loh  mann,  Friederike,  der  Dom  zu  Magdeburg.  Eine  Volkssage.  8, 
(22  S.)  Leipzig,  Greßner  u.  Schramm.  0,20  M.  Kleine  Hausbibliothek  für 
die  Jugend,   Nr.    49. 

764.  Wettig,  Herrn.,  Hörselberg-Sageu.  Mit  7  Iliustr.  8.  (30  S.)  Gotha, 
Gläser.    0,75   M. 

765.  Pröhle,  Heinr. ,  Harz  und  Kytfhäuser  in  Gedichten,  Schilderungen 
und  Aufsätzen.  Mit  einer  litterarhistorischen  Einleitung  hrsg.  von  H.  Pröhle. 
Neue  Ausgabe.    8.   (XII,    166    S.)   Harzburg,    Stolle.    1,50   M. 

766.  Pröhle,  Heinr.,  Brockensagen.  Mit  einer  Abhandlung  über  den  Hexen- 
zug nach   dem  Blocksberge.     12.   (XVI,    70   S.)   Harzburg,   Stolle.    0,60   M. 

767.  Tewaag,  F.,  Erzählungen,  Märchen,  Sagen  und  Mundarten  aus  Hessen. 
Gesammelt  u.   hrsg.    8.    III,    96    S.)   Marburg,   Elwerts   Verlag.    0,50    M. 

768.  Koecher,  F.,  Bergblumen,  Sagen  aus  der  vorderen  Röhn.  gr.  8.  (IV, 
82   S.)   Eisenach    1888,   Kahle.    1    M. 

769.  Lesimples  Reisebücher.  Das  Ahrthal  nebst  Ausflug  zum  Laacher 
See.  Führer,  Geschichte  und  Sage.  8.  (44  S.  mit  1  Stahlst,  u.  1  Holzschn.) 
Leipzig,  Lesimple.   0,50   M. 

770.  Schneegans,  W. ,  Geschichte  des  Nahethals  nach  Urkunden  und 
Sagen.  3.  Aufl.  (Erweiterung  der  geschichtlichen  Bilder  und  Sagen  aus 
dem   Nahethal.)  gr.   8.    (VIII,    271    S.;  Kreuznach    1889,    Schmithals.    3    M. 

77  1.  Beneke,  Otto,  Hamburgische  Geschichten  und  Sngen,  3.  u.  4.  durch- 
gesehene berichtigte  Aufl.  gr.  8.  (VII,  383  S.)  Berlin  1886,  Hertz.  6  M. 
=   Hamburgische  Geschichten   von    0.   B.,    1.    Sammlung. 

772.  Reinhard,  Karl  v. ,  Sagen  und  Märchen  aus  Potsdams  Vorzeit.  Mit 
Ergänzungen  von  Wilh.  Riehl.  5.  .\ufl.  8.  (IV,  235  S.)  Potsdam,  Rentel.    2  M. 


446  BIBLIOGRAPHIK  VON   1888. 

7  73.   Sage  vom   Schloß   Bydgoszcz. 

Jaliibucli  d.  Broinbeiger  liistor.   Vereins  f.  d.  Netzedistrict,   H.  2. 
774.  Li  ebrecht,  Felix,   einige  Beiträge  zur  Geschichte  der  Frauen.   (Schluß, 
s.  Bibl.    1887,   Nr.   694). 
Germania  .33,  243  —  255. 
7  75,   Alexandersage.    —   Basset,   Rene,    I.  Alexandre   en   Algerie.    II.   Ale- 
xandre  dans   le   Maghreb. 

Kevue   des  traditions   pojtulaires  II,   H.    10. 
7  7ü.   Alexius.  —   Blau,   Max  Friedr.,   zur   Alexiuslegende. 

Germania  33,    181—219. 
777.   Schneegans,  H.,  die  romanhafte  Richtung  der  Alexiuslegende  in   alt- 
französ.   und   mittelhochdeutschen   Gedichten. 
Modern  Lang:naf;e  Notes  III,  Nr.  5  n.  6. 
7  78.   Amor    und  Psyche.    —    Adlington,    Marriage    of  Cupid    and  Psyche 
(Bibl.    1887,  Nr.   097). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1887,  Sp.  1730  f.  (G.  N.);  Archivio  per  lo  studio  delle 
tradizioiii  pop')lari  7,  H.    1    (di  Martino) ;  Academy  Nr.  822. 

779.  Dagobert.   —  Ristelhuber,   Paul,  Dagobert  en  Alsace. 
]?evne   des  traditions  populaires  III,    H.   1    m.  2. 

780.  Don  Juan.  —  Engel,  Karl,  die  Don  Juan-Sage  auf  der  Bühne  (Bibl.  1887  , 
Nr.    704).   2.  (Titel-)Aufl.   8.  (265   S.)   Oldenburg   1887,   Schulze.    3.40  M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt   1SS8,  Sp.  326. 

781.  Faust.  —  Faligan,  histoire  de  la  legende  de  Faust  (Bibl.  1887, 
Nr.    710). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888.  8p.  14'.)!  f.;  D.  Lit.  Ztg.  1888,  Sp.  1331  f.  (Erich 
Schmidt);  Goetlie-.Ialirbuch  t),  320  f.;  Acadeniy  Nr.  847;  Revue  politique  et 
litteraire   1888,  Nr.   15  (V.   Henry);  Melusine  4,  H.  6  (Gaidoz). 

782.  Burdach,  Konrad,  zur  Geschichte  der  Faustsage. 
Vierteljahrsschrift  f.  Litteratiirgescliiclite   1,  H.   1;  dazu  Eichler  ebenda,    H.  2. 

783.  P'ischer,  Kuno,  Goethes  Faust  nach  seiner  Entstehung,  Idee  und  Com- 
position.    2.  neubearb.  u.  verm.  Aufl.   8.  (XV,  472  S.)    Stuttgart  1887,  Cotta. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  374  f.  („Die  Geschichte  der  Faustsage  bis  auf 
Goethe  ist  jetzt  mit  großer  Ausführlichkeit  behandelt*). 

784.  Jostes,    Franz,   Faust  in   Dortmund. 
Nd.  Korrespondeuzblatt   13,   38, 

785.  Friedel,   E.,  die  Faustsage  und  das   Faustspiel  in  Berlin. 
Mittheilungen  d.  Vereins  f.  d.  Geschichte  Berlins   1888. 

786.  Prem,   S.   M.,    eine  Faust-Notiz. 

s.  Goethe-Jahrbuch  9,  321.  —  Epilog  zum   „alten  Faust  der  VolUssage". 

787.  Modder  mann,  R.  S.  Tjaden,  het  oudste  Faustdrama.  Marlowes  tra- 
gische Historie  van   Dr.   Faustus   vertaald   en  toegelicht.    Groningen    1887. 

788.  Brandl,   AI.,   über  Marlowes    Faust. 

Chronik  d.  Wiener  Goethevereins   1888,  Nr.  1.  —  Auszug  a.  e.  Vortrag  Braudls. 
Puppenspiel,  s.  Nr.  1000"  f.,  Faustbuch,   s.  Nr.  1439. 

789.  Genovefa.  —  Nagel,  Wilib.,  die  dramatisch-musikalischen  Bearbei- 
tungen der  Genovefa-Legende.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  Oper.  gr.  8. 
(56   S.)  Leipzig    1888,   Unflad.    1,20  M. 

790.  Graalsa^e.  —  Nutt,  Alfred,  studies  ou  the  Legend  of  the  Holy  Grail, 
with  reference  to  the  Hypothesis  of  its  Celtic  Origin,  8.  (300  S.)  London, 
D.  Nutt.    10,50   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  1455  f.;  Zs.  f.  Volkskunde  1,  285  f.  (Vecken- 
stedt) ;  Athenlium  Nr.  3177;  dazu  Ceeil  Bcndall,  „a  Buddhist  Grail  Legend''. 
Nr.  3178  und  Nutt,   Nr.  3181. 


V.    VOLKSKUNHE.  347 

791.  Mille  t,  A.,  la  logende  du  Saint  Graal.  8.  (35  S.^i  Nimes ,  Gervais- 
Bedot.   S.-A.   aus   der  Revue  du  Midi. 

792.  Griseldis.  —  Westenholz,  Friedr.  v.,  die  Griseldissage  in  der  Litte- 
raturgeschichte.  gr.   8.   (177    S.)  Heidelberg   1888,   K.   Groos.    2,40   M. 

Virl.  D.  Lit.  Ztp:.  1888,  Sp.  882;  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  390  f.  (Spiller; ;  Am.  f.  d. 
Alterthum  U,  -248— '-'öl  (Strauch);  Giornalp  storico  della  lett.  ital.  XI,  H.  1/2. 
De  Ned.  Spectator  1888,  S.   124  f.  (Moltzei). 

793.  Groeneveld,  H.,  die  älteste  Bearbeitung  der  Griseldissage  in  Frank- 
reich, gr.  8.  (XLIII,  77  S.)  Marburg.  Elwert.  3,G0  M.  Ausgaben  und  Ab- 
handlungen aus  dem  Gebiete  der  romanischen  Philologie,  veröti'entlicht 
von  E.   Stengel,  H.   79. 

794.  Heldensage.  —  Lange,  deutsche  Götter-  und  Heldensagen  (Bibl.  1887, 
Nr.    720). 

Zs.  f.  d.   Gymna.sialwesen  1888,  474  fif.  (Gronau). 

794*.  Wagner.  Wilh.,  unsere  Vorzeit.  2.  Bd.:  Deutsche  Heldensagen,  er- 
zählt f.  Jugend  u.  Volk.  4.,  von  J.  Wagner  durchgesehene  Aufl.  Mit  einem 
Titelbild  u.  100  Textabbildungen  nach  Zeichnungen  von  Herrn.  Vogel, 
gr.    8.   (X,   546    S.)   Leipzig    1889,    Spamer.    7,50   M. 

795.  Albers,   Lebensbilder  (Bibl.    1887,   Nr.    723). 

Vgl.  Zs.  f.  d.  GymnasiaUvesen  1888,  689  f.  (Nanmaiiii);  Zs.  f.  d.  österr.  Gym- 
nasien 1888,  27;^  f.  (Stejskal);  Ctntraiorgau  f.  d.  Interessen  d.  Kealschulwesens 
1888,  34  f.  iRob.  Schneider), 

796.  Müller,  Mythologie  der  deutschen  Heldensage  (Bibl.  1887,  Nr.  724). 
Vgl.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  -^öO — 254  (Öijmons);  Kutgeguuug  Müllers  auf  die 
Besprechuujjen  von  Koediger,  E.  H.  Meyer  u.  Sijmons,  ebenda  Nr.  9,  Beiblatt 
von  acht  Spalten. 

797.  Landmann,  nordische  Gestalt  der  Nibelungensage  (Bibl.  1887, 
Nr.    726). 

Vgl.  Herrigs  Archiv  80,  464   f. 

798.  Nover,   die  Nibelnngensage   und   ihre  Heimat. 
Rheinische   Blätter   (.  Erziehung  u.    Unterricht   1888,    H.   6. 

799.  Lichtenberger,  H.,  la  legende  des  Nibelungs  dans  la  vallöe  du  Rhin. 
Annales  de  l'Est  II,  H.    1. 

800.  Germ  an  Epic  Tales  in  Prose:  die  Nibelungen  von  A.  F.  C.  Vilmar, 
Walther  und  Hildegund  von  Albert  Richter,  edited  by  C.  Neuhaus.  12. 
London,   Whittaker   &   Co.    2    sh.    6    d. 

Vgl.  Athenäum  Xr.  3172.  S.   IW. 
800*.   Hofmann,   K.,  zur  deutschen   Heldensage. 
Anz.  f.  d.   Alterthum    14,   289.   —   Eruianarich. 

801.  Künos,  J.,   eine   türkische   SiegtVidsage. 
Untrarisehe   Uevue   7,   H.    10. 

802.  Knoop,   Walthersage  (Bibl.    1887,   Nr.    729). 

Vgl.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  113  (Mogk);  Anz.  f.  d.  Alterthum  14,  241-247 
(Antoniewicz). 

803.  Heinzel,  Rieh.,  über  die  Walthersage.  Wiener  Sitzungsberichte  Bd.  117 
u.  separat,   gr.  8.    (100  S.)  Wien,   in  Commission   bei  F.  Tempsky.    1,40  M. 

804.  Save,   Gaston,   Walther   de   Vosges   (Walther  von  Aquitanien). 
Bulletin  de  la  Soei^te  philomatique  Vosgienne   12™°  aunee,  S.    l  15 — 142. 

805.  Golther,  W. ,  die  Wielandsage  und  die  Wanderung  der  fränkischen 
Heldensage. 

Germania  33,  449—480. 


348  BIBLIOGRAPHIE  VON  1888. 

806.  Lanvalsage,  von  Rolls  (Bibl.   1887,  Nr.   735). 

Vtrl.  Lit.  Centralblatt   18S8,   Sp.   491   f.  (R.  Wülker) ;  D.  Lit.  Ztg.   1888,  &p.  1041 
(Varnhagen). 

807.  Legenden.  —  Bonet-Maury,  G. ,  la  legende  d'Abgar  et  de  Thaddee 
et  les  missious  chretiennes  k  Edesse. 

Kevue  de  l'histoire  des  religious   1888,  269—283. 

808.  Tix  Clont,  L,  J. ,  les  origines  de  l'cglise  d'Edesse  et  la  legende 
d'Abgar,  etude  critique  suivie  de  deux  textes  orientaux  inedits.  8.  (203  S.) 
Paris,   Maissonneuve  &  Leclerc. 

809.  Schirmer,  Gustav,  zur  Brendanus-Legende.  gr.  8.  (7.5  S.)  Leipzig 
1888,   Fock.    1,20   M.  Habilitationsschrift. 

Vtrl.   Anglia   11,   .327  f.   (R.    Wülker). 

810.  Leben  und  Offenbarungen  der  heiligen  Brigitta.  Neu  bearbeitet,  über- 
setzt u.  hrsg.  von  Ludwig  Clarus.  Aufs  neue  durchgesehen  u.  verbessert 
von  einem  katholischen  Priester.  4  Bde.  2.  Aufl.  gr.  8.  (494,  389,  438  u. 
332  S.)  Regensburg,  Verlagsanstalt.  1.5,60  M.  Sammlung  der  vorzüglichsten 
mystischen   Schriften   aller  katholischen   Völker    10.  — 13.   Bd. 

811.  Leben  der  heil.  Birgitta  von  Schweden.  Nach  histor.  Quellen  bearb. 
u.  hrsg.  von  Schwester  Maria  Bernardina,  Ord.-Cap.  2.  Aufl.  gr.  8.  (VIII, 
448  S.  mit  1  genealog.  Tab.)  Augsburg  1888,  litterar.  Institut  von  Dr. 
M.   Huttier.    3    M. 

812.  Fragment  um  de  vita  et  miraculis  Petri  Olaui  confessoris  beatc  Bir- 
gitte.   Utg.   af  K.   G.   Grandikson. 

KaiLsfads  Allmäima  läioverks   arsredogörelse  1887 — 88. 

813.  Börner,  G..  zur  Kritik  der  Quellen  für  die  Geschichte  der  heil.  Elisa- 
beth,  Landgräfin  von   Thüringen. 

N.  Archiv  f.  äUore  deiitsclie  Geschichtskunde   13,  433 — 515. 

814.  Miclke,  H.,  zur  Biographie  der  heil.  Elisabeth,  Landgräfin  von  Thü- 
riugen.    8.   (75    S.)  Rostocker  Dissertation. 

815.  B(echstei)n,   R.,   die  heil.    Elisabeth  in   Dichtung  und   Kunst     Skizze. 
Kostocker  Ztg.   1888,  Nr.   5 IT. 

816.  Curicque,  J.  M.,  memoire  historique  sur  le  culte  ecclesiastique  du 
bienheureux  empereur  Charlemagne.   Metz    1888. 

817.  Das  Leben  des  sei.  Bruder  K I  aus  in  12  Lichtdruckbildern  mit  unter- 
gedr.  Text.  Ein  Andenken  an  die  Jubelfeier  von  1887.  16.  Einsiedeln, 
Benziger  &   Co.   0,80  M. 

818.  Gallee,   J.   H.,   zur   Legende   der  heil.   Kumernus   oder   Wilgefortis. 
Germania  33,  311   1". 

819.  Mussafia,  A. ,  Studien  zu  den  mittelalterlichen  Marienlegenden.  II. 
Aus:  Sitzungsber.  d.  kais.  Akad.  d.  Wiss.  Lex. -8.  (90  S.)  Wien,  Tempsky 
in  Comm.    1,40   M.   (I   u.   II:   2,60   M.). 

820.  Grillnberger,   0.,    Marienlegenden. 

Studien    und    Mittheilungen    aus     dem    IJenedictiner-    und    Cistercieuser-Orden 
9,  283—289. 

821.  Benrath,   Marias  Leben  nach  der  Legende   des   Mittelalters. 
Deutsch-evangel.  Blätter  14,  20—37. 

822.  Rösch,   Astarte — Maria. 

Theolog.   Studien  n.  Kritiken   1888,  26.T — 299,   und  Nachträge  dazu  in  H.  3. 

823.  de  Puymaigre,   la  lögende  de  Marie   l'Egyptienne. 
Revue  du  monde  latin   188-5,   Mii. 


V.    VOLKSKUNDE.  349 

824.  Montmelian,  B.  de,  St.  Maurice  et  la  legion  Thebeenne.  2  Bile. 
Paris,    Plön,   Nounit   et   Co.    1 5   fr. 

825.  Allard,  P.,  le   martyre  de  la  legion  Thebaine. 
La  Coiitroverse  et  le  Contempoiaiii   14,   161 — 195. 

826.  Die  Leidensgeschichte  des  heiligen  Mauritius  und  seiner  Genossen. 
Der  Katholik  N.  F.  30,  Juni  bis  August. 

827.  de  Gray  Birch,   The  Lengendary  Life   of  St.   Nicholas. 
The  Journal  of  the  British  Archaeological  Association  XLll,  2. 

828.  Bolte,   J.,   die  Legende  vom  heiligen  Niemand. 
Alemannia   16,   193  —  201;   dazu   Birlinger,    ebenda  S.  281. 

829.  Schnell,   H.,   die  Legende  von  der  Abeesse  grosse. 

Zs.   f.  vergl.  Lit.- Gesch.    u.  Renaissance  Lit.    N.  F.  I,  255 — 2.^9;    dazu  Zupitza, 
ebenda   S.   .396. 

830.  Uhr  ig.   die    14   heiligen   Nothhelfer   (qnatuordecim   auxiliatores). 
Theolog.   QuMrtalschrift   70.   Jahrg.,   H.    1. 

831.  Schneider,  F.,   die  Rupertuslegende   von  Jacob  Koebel  zu  Oppenheim. 
Zs.    f.   bildende   K>insr  28,  5. 

832.  Egli,  E.,  zu  den  urchristlichen  Martyrien.  I.  Chronologisches  zu  Poly- 
karp  und   Ignatius.     H.   Zum  Felicitas-Martyrium. 

Zs,  f.  wissenschaftl.  Theologie  3),  385 — 397. 

833.  Holder-Egger,  0.,  zu  deutschen  Heiligenleben.  1.  Gozwin  und 
Gozechin,  Domscholasten  zu  Mainz;  2.  über  die  Heiligen  Marinus 
und   Annianus;   3.   über  Adalbert  von   Egmond. 

N.   Archiv   t".   ältere   d.  Geschichtskunde    LS,   9 — 32. 

834.  Annalecta  Bollandiana.  Tomus  VI  fasc.  4.  —  Tomus  VH  (4  fasc). 
Brüssel.    15    fr. 

835.  Kaiser  Maximilian.  —  Busson,  Arnold,  die  Sage  von  Max  auf  der 
Martinswand  und  ihre  Entstehung.  Wiener  Sitzungsber.  116  u.  separat. 
Lex.-8.   (48    S.)   Wien,   Tempsky  in    Comm.   0,80   M. 

836.  Melusine.   —  Jarlit,   origines   de   la  legende   de   Melusine. 
M^moires   de  la  Societe  des  Antiqnaires   de  l'Oiiest   IX. 

837.  Odipus.  —  Steinberger,  Alph.,  die  Ödipussage.  Eine  litterarliistor. 
Skizze.   8.   (78    S.)   Regensburg    1888,   Coppenrath.    1    M. 

838.  Novakovic,   die    Ödipussaj.;e   in   der   sndslavischen  Volksdichtung. 
Archiv  f.  slavische   Philologie  XI,  H.  3. 

839.  Oswald.  —  Schnitze,  Siegmar,  die  Entwicklung  der  deutschen 
Oswaldlegende.   8.   (60   S.)  Halle    1888.   Dis.sertation. 

Partonopeussage,  s.  Nr.    1825. 

840.  RübezahL  —  Müller,  K.  A.,  Rübezahl,  der  Herr  des  Riesengebirges. 
Für  die  Jugend   erzählt.   4.  Aufl.    8.   (IV,    272  S.)  Leipzig  1888,   Abel.    2  M. 

841.  Mu  saus,  J.  K.  A.,  Legenden  vom  Rübezahl.  12.  (95  S.)  Lahr.  Schauen- 
burg.    0,35  M.   Volksbibliothek  des  Lahrer  Hinkenden  Boten,  Nr.  511^518. 

s.  Nr.  43,   728  f. 

842.  Tannhäuser.   —  Heinrich,   G.,  Tannhäuser. 
Hudapesti  Szemle   1887,  321  —  343. 

843.  Taucher.  —  Croce,   la  leggenda  di  Nicolö  Pesce  (Bibl.  1886,   Nr.  724). 
Vgl.  Lit.  Blatt   1888,  8p.  31—34  (Ullrich). 

844.  Pitre,   G.,  la  leggenda  di   Cola  Pesce. 
Archivio  per  lo  studio  delle  trad    popol.   VIT,  H.    1. 

845.  Teil.   —   Mähly,   J.,   der   Ursprung   der   Tellsage. 

Preußische  Jahrbücher  62,  H.  3. 


3nO  BIBLIOGRAPHIE  VON  1888. 

846.  Stöckle,  Josef,  die  drei  Teilen.  Goethe,  Schiller,  Ubland  und  die 
Teilsage. 

Katholische  Sehweizerblätter   1888,  H.  5,6. 

847.  Tristan  und  Isolde.  — Golther,  Sage  von  Tristan  und  Isolde  (Bibl. 
1887,   Nr.   766). 

Yt:\.  Anz.  f.  d.  Altertlium   14,  233—241    (Singer);    Germania  33,   119  (Bartsch); 

Runiauia  Nr.  68  (Mnret);  österr.  lit.  Centralblatt  1888,   177   (Graf). 
84  8.   7  weise   Meister.     —    Cassel,    Paulus,     Mischle   Sindbad,     Secundus- 
Syntipas.     Ediert,     euiendiert    und     erklärt.    Einleitung    und    Deutung     des 
Buches   der   Sieben   weisen  Meisler.   8.   (VIII,    426  S. )   Berlin,   R.  Schaeffer. 
10    M. 

Vgl.  Blätter  f.  litterar.  Unterhaltuncr   18S8,  604  f.  (Koelle). 

849.  North,  Thomas,  the  earliest  english  version  of  the  fables  of  Bidpai 
'the  morall  philosophie  of  Doni',  now  again  edited  and  introduced  by 
Joseph  Jacobs.    18.   (LXXX,    257    S.)    London,    Nutt. 

Vgl.   Melusine  4,  H.  8   (Gaidoz). 

850.  Winkelried.  —  Ringholz,  Odilo,  Geschichte  des  fürstlichen  Bene- 
dictinerstiftes  U.  L.  Fr.  zu  Einsiedcln  unter  Abt  Johannes  I.  von  Schwan- 
den 1298—18:^7.  Mit  urkundl.  u.  artist.  Beilagen,  gr.  8.  (VIII,  297  S.) 
Einsiedeln    1888.    Benziger  u.   Co.    4    M. 

D.  Lit.  Ztg.  1888,  Sp.  is««)— 1891  (Meyer  von  Knonau).  —  Excurs  I  enthält 
eine  Zurückweisung  von  Bürkii,  der  wahre  Winkeiried  (Bibl.  1887,  Nr.  873); 
eine  Kunstbeiiage  betrifft  den  Minnesänger  von  Buwenburg. 

Sitten    und    Gebräuche. 

850*.  Freybe,  Alb.,  Züge  deutscher  Sitte  und  Gesittung,  1.  Heft.  Das 
Leben  in  der  Treue.    2.   Aufl.  Gütersloh,   Bertelsmann.    1,20   M. 

Inlialt:  1.  Prolegomfiia;  •.'.  Die  Maclit  der  Sitte  im  Allgemeinen;  3.  die 
iStellung  und  Geltung  der  Frau  im  Volksbewußtsein  und  im  Volksleben; 
4.  —  im  häuslichen  Leben;  5.  die  Sippe  und  die  Blutraclie;  6.  die  Blutbriider- 
schaft. 

851.  Freybe,  Albert,  Züge  deutscher  Sitte  und  Gesittung.  3.  Heft.  Auch 
u.  d.  T. :  Das  Leben  im  Dank.  Eine  Sammlung  einiger  Dankessitten.  8. 
(XII,    88    S.)   Gütersloh,   Bertelsmann.    1,20   M. 

852.  Usener,  Herrn.,  religionsgeschichtliche  Untersuchungen.  1.  u.  2.  Theil. 
1.  Das  W^eihnachtsfest,  Cap.  I— IIL  gr.  8.  (XVIII,  337  S.)  2.  Christlicher 
Festbrauch.  Schriften  des  ausgehenden  Mittelalters,  hrsg.  von  H.  U.  gr.  8. 
(VIII,    95    S.)  Bonn,    Cohen  u.    Sohn.    9   M. 

853.  Vom  Jura  zum  Schwarzwald.  Geschichte,  Sage,  Land  und  Leute. 
Hrsg.  unter  Mitwirkung  einer  Anzahl  Schriftsteller  und  Volksfreunde  von 
F.  A.  Stocker.  5.  Bd.  4  Hefte  gr.  8.  (1.  H.  80  S.)  Aarau,  Sauerländer. 
5   M. 

854.  Ruppert,  Ph.,  Konstanzer  Beiträge  zur  badischen  Geschichte.  Altes 
und  Neues.    8.   Konstanz    1888,   Selbstverlag. 

Darin  u.  A.:  Ein  badischer  Hexenrichter;  ein  Überlinger  Chronist  des  15.  Jaluli.; 
Ulr.   llichenibal. 

855.  Reinfried,  Karl,   das  Kinderfest  am  St.  Urbanstag  im  Schwarzachischen. 
Zs.   f.  d.  Gesell,  d.  Obeirlieins  N.  F.  III,  376  f. 

856.  Eine  Hochzeit  im  Jahre  1557.  Aus  des  Basler  Arztes  Dr.  Felix 
Platters   Selbstbiographie. 

Sfhorers  Familienblatt  1888,  Nr.   6. 


V.    VOLKSKUNDE.  351 

857.  Volksthümliche  Feste,  Sitten  und  Gebräuche  in  Elsaß-Lothringen. 
Jahrbuch  f.  Gesch.,  Sprache  u.  Litteratur  Elsaß-Lothringens  4,  112— l'il.  — 
Ortsueckereien  S.   120  f. 

858.  Ludwig,  Herrn.,   elsäßische   Fastnachts-Sitten  und     Sagen. 
Wissenschaftl.  Beilage  d.  Leipziger  Ztg.   1888,  Nr.    12. 

859.  Barth,  A.,    deux  jeux  Strasbourgeois. 
Melusine  IV,  H.   1. 

8ß0.   Ristelhuber,  P.,   fete  de   St.  Nicolas  en  Alsace. 

Keviie   dos  traditions  popiilaires  II,   H.   2. 
8fil.    Lach  mann,   Th. ,     die  Überlinger  Nachbarschaften    und  der    Nachbar- 
schaftstrunk. 

Alemannia   10,   160—164. 
S62.   Paulus,   Ed.,    und  Rob.    Stieler,     Aus   Schwaben.     Schilderungen   in 

Wort  und  Bild.    Stuttgart   1887. 
86.3.   Hänie,   F.,   der   Siedershof  in   Schwäbisch-Hall. 
Württenibersr.   Vieiteljahrsliefte    ISSS,   62—80- 

864.  Bossert,   G.,   Volksthümliches  von   der  fränkischen   Grenze. 
Alemannia  16,  69 — 74. 

865.  Die  ös  terr. -ungar.  Monarchie  in  Wort  u  nd  Bi  Id.  Auf  Anregung 
und  unter  Mitwirkung  Sr.  k.  k.  Hob.  des  Kronprinzen  Erzherzog  Rudolf. 
4.   Wien.   Holder.    In  Heften  zu   0.60    M.   (1886/87    =   H.    17—53). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1888,  Sp.  909—911   (Partsch). 

866.  Zingerle,  Ign.  V.,  Schildereien  aus  Tirol.  2.  Bdchn.  8.  (VIII,  379  S.) 
Innsbruck    1888,   Wagner.   4,60   M. 

867.  V.   d.   Passer,   Arnold,   Hochzeitsbräuche  im   Eisackthal. 
Zs.  d.  deutschen  u.  österr.  Alpenvereins   1888,   146  —  150. 

868.  Wolf,   Carl,   der  Burggräfler,    ein  deutscher  Bauer  in   Südtirol. 
Zs.  d.  deutschen  u.  österr.  Alpenvereins  1888,   137  —  145. 

869.  Nibler.  Fr.,  deutsche  Bilder  aus  den  welschen  Bergen.  [1.  Das 
Suganerthal  und  die  deutsche  Sprachinsel  Lusern.  2.  Die  sieben  Ge- 
meinden. 3.  Der  deutsche  Nonsberg,  4.  Das  deutsche  Fersenthal.  5.  Die 
Thalschaft  Folgareit  (Viel-ereut).]  Nebst  einer  Karte  von  Südtirol  mit  den 
ehemaligen  deutschen  Namen  der  Berge,  Thäler,  Flüsse,  Ortschaften  etc. 
gr.   8.     (HI,   82   S.)   München,   Callwey.    1,50   M. 

870.  Kupferschmid,  A.,  linguistisch-culturhistorische  Skizzen  und  Bilder 
aus  der  deutschen  Steiermark.   8.   (IX,    170  S.)  Karlsruhe,  Pollmann.   3  M. 

871.  Knittl,  Michel,  Cultur-  und  Landschaftsbilder  aus  Steiermark  und 
Kärnten.   8.   (IH,   207    S.)  Klagenfurt    1889,  Leon   sen.    3    M. 

87  2.    Zahn,  J.   v.,  zur  Sittengeschichte  in   Steiermark. 
Mittlieilungen  d.  histor.  Vereins  f.   Steiermark,   H.  36. 

873.  Kraiuz,  Job.,   Steirische  Hochzeitsbräuche. 

Zs.   d.   deutschen  u.   österr.  Alpenvereins   1888,    151 — 165. 

874.  Schlegel,   Thomas,   Hochzeitsgebräucho  im   MöUthale  in   Kärnten. 
Vom  Fels  zum   Meer   1888, 8!t,  H.   3. 

875.  Gruber,  K.,   Marterl  und  Taferl. 

Zs.  d.  deutschen  u.   österr.  Alpenvereins   1888,    129 — 136. 

876.  Beerdigungen  in  den  Alpen. 
Das  Ausland  61,  Nr.  33. 

87  7.  Joest,  W.,    Leichenbretter   in  Böhmen. 

Verhaiidluiigeii    d.    Herliiirr    Gesellschaft    f.   Anthropologie,    Ethnologie     ii.    Ur- 
geschichte 1888,  416  f. 


352  BIBLIOGRAPHIE  VON   1888. 

878.  Mittheilungen  des  Nordböbmischen  Excursions-Clubs,  X.  Jahrgang. 
Darin:  A.  W.  Stellzi?,  vier  Volkslieder ;  J.  Holfeld,  drei  Sagen  ans  dem  Niedei- 
lande;  li.  Seifeit,  Mittheilung  über  das  Jagen  di-s  wilden  Mannes  in  .Sclilnckenau  ; 
A.  Paudler,  über  die  deutsch-böhmisclien  Ortsnamen;  Xordböhmisclie  Local- 
sagen;  J.  Just,   Dialoetisehes. 

879.  Bohemia  1888,  enthält  u.  A. :  Walther  v,  d.  Vogelweide,  nach  den 
neuesten  Forschungen  (Xr.  19);  eine  sprachfachlicho  Plauderei;  das  alte 
Sprachenrecht  in  Böhmen,  von  Jul.  Lippert  (Nr.  ;^8);  Frühlingsgebräuche 
der  Deutschen  in  Nordböhmen,  von  Ferd.  Thomas  (Nr.  t)2  u.  08);  deutsche 
Namengebung  im  iilten  Böhmen  (Nr.  6i  u.  (jtj);  Deutsch-techisches  im 
If).   Jahrb.,   von  Jul.   Lippert  (Nr.    328). 

880.  Habermann,  G. ,  aus  dem  Volksleben  des  Egerlandes.  Eger  1886, 
Kobrtsch   u.   Gschihay. 

Vgl.  Mitf  beil.  d.  Ver.  f.   Gesch.  d.  Deutsclien  in  Böhmen  26,   Beil.   S.  1.3  f.   '  Gradl). 

881.  Pro  11,  Karl,  vergessene  deutsche  Brüder.  Wanderungen  im  Böhmer- 
walde und  im  ..Sachsenlande"  Siebenbürgens.  2.  Aufl.  8.  ( 124  S.)  Leipzig, 
Reclams    Universalbibliotbek  Nr.    2308.    0,20   M. 

882.  Rath,  G.  vom,  Siebenbürgen.  Reisebeobachtungen  und  Studien.  Nach 
Vorträgen.    2.   Ausg.    8.   (V,    152   S.)   Heidelberg,   Winter.    2   M. 

883.  The  Land  beyond  the  Forest:  Facts,  Figures  and  Fancies  from 
Transsylvania.   By  E.  Gerard.  London,  Blaackwood  &   Sons. 

Vgl.  Athenäum  Nr.  3160.  (Aus  dieser  Anzeii;e  ist  zu  schließen,  daß  Madame 
Gerard  sieh  auf  ihrer  Reise  nur  die  alleroberfläcblichsten  Kenntnisse  über  die 
Deutschen   Siebenbürgens  erworben  hat.     E.) 

884.  Stauf e-Simiginowicz,     L.    A.,     deutsche     Orte     in     Siebenbürgen. 

Touristenskizze. 

Das  Ausland  61.  Nr.  31. 

885.  Wlislocki ,  H.  V.,  Volkskunde  der  transsylvanischen  Zigeuner  (Bibl.  1887, 
Nr.    795). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt   1888,   Sp.  319  f.  (K-ffj. 

886.  Wlislocki,  H.  v. ,  Festgebräuche  der  transsylvanischen  Zeltzigeuner. 
Globus   1888,  Nr.  22  u.  23. 

887.  Schlesiens  Vorzeit  in  Bild  und  Schrift.  64.  Bericht  d.  Vereins 
f.  d.  Museum  schles.  Alterthümer.  Red.  Grempler  u.  Mart.  Zimmer,  gr.  8. 
(4.  Bd.    S.    613  —  648.)   Breslau    1888,   Trewendt.   h    1    M, 

888.  Seh  o  eil  er,  Franz,  Schlesien.  Eine  Schilderung  des  Schlesierlandes. 
3.  Bd.  Mit  IG  Stahlst,  u.  46  Holzschn.  von  Theod.  Blätterbauer.  Lex. -8. 
(VIII,   415   S.)   Glogau    1888,   Flemming.    15   M. 

889.  G  an  der,   Festgebräuche,   mit  Zusätzen  von  Weineck. 
Mitlheilungen   d.  NiederUusitzer  Gesellschaft  f.  Anthropologie  u.  Urgesch.,    H.  4. 

890.  Fahl i seh,   der   Spreewald  und   seine   Bewohner  einst  und  jetzt. 
Vom   Fels  zum   Meer    18^7/d8,   H.    10. 

891.  Trinius,  Aug.,  Thüringer  Wanderbuch.  2.  Bd.  (1.  Bd.  1886.)  8. 
(X,   4  20   S.)   Minden,   Bruns.   k   6,50   M. 

Vgl.   Lit.  Centralblatt   1888.   >^p.   1640. 

892.  Friese,  Friedr. .  historische  Nachricht  von  den  merkwürdigen  Cere- 
monien  der  altenburgischen  Bauern,  1703.  Neudruck  mit  Einleitung  und 
Anmerkungen  versehen,  mit  einer  Nachbildung  d.  Trachtenbildes  bei  Friese 
und   einem   modernen  Trachtenbilde,   gr.    8.    (39  S.)   SchniöUn,   Bauer.    1  M. 

Vgl.  Anz.  f.  d.  Alterthum  14,  143  (Strauch);  Korrespondenzblatt  d.  Gesammt- 
vereins  d.  deutschen  Gesehichfs-  u.  Alterthumsvereine  ISf'S,  99;  Wissenschaft- 
liche Beilage  d.  Leipziger  Ztg.   1887,  Nr.  95. 


V.    VOLKSKUNDE.  353 

893.  Eine   s  üd  t  h  üringische  Hochzeit. 
Dis  Ausland  61,  Nr.   f,  u.  7. 

894.  Hantzsch,   A.,   Geschichle   des   Dresdener   Christmarktes. 
MittlieiluDgen   d.  Vereins  f.   Gescliiclife   Dresdens,  8.   Heft. 

895.  Pfister,  Herni.  v.,  chattische  Stammeskunde.  Anhang,  gr.  8.  (VIII, 
54    S.)   Kassel    1888,   Huhn.    1,50   M. 

89ß.  Kolbe,  Wilh. ,  hessische  Volkssitten  und  Gebräuche  im  Liclite  der 
heidnischen  Vorzeit.  2.  sehr  verm.  Aufl.  gr.  8.  (191  S.)  Marburg  1888, 
Elwerts   Verlag.    1,80   M. 

Vjil.  D,  Lit.  Zt!.'.  1888,  Sp.  1107  f.  (Ed.  Schröder) ;  Centralorg;in  f.  d.  Interes.seii 
d.  Realschuhvesens  1«88,  287  (Freytag);  Mittheil.  a.  d.  liistor.  Lit.  10,  H74  f. 
(Falkenheiiier);  D.  Lit.   Blatt   1888,  S.  39  (SaaUeld). 

897.  Jellinghaus,  H. ,  Volksthümliches  aus  Wallcnbrück  im  Ravens- 
bergischen. 

Nd.   Korrespondenzblatt    IM.   81    f. 

898.  Fontane,  Theodor,  Wanderungen  durch  die  Mark  Brandenburg.  '2,  u. 
3.   Theil.   gr.    8,   Berlin    1889.   Hertz,   k   7    M. 

899.  Land  und   Leute   in  nordwestdeutschen   Moorgegenden. 
Das   Ausland  61,  Nr.   41  —  48. 

900.  Wossidlo,   R,   Volksthümliches   aus   Mecklenburg 

Rostocker  Ztg.    1888,   Nr.   175,   279,   803   n.   399.   —  Dummheit,  und  Veiwandtes; 
Stand  und  Gewerk  im  Munde  des  Volkes;    Küster  und  Bauer;   Bilder  aus  dem 
Thierieben.   —  Vgl.   Nd,   Korrespondenzblatt    13,    14   (K.    E.    H.   Krause). 
900\   Ringschwur,    von   Ernst  Friedel. 

Korrespondenzblatt  d.  Gesammtvei'eins  d.  deutschen  Geschichts-  n.  Altertliunis- 
vereine    1888,    l(i8   f. 

901.  Lemke.   Volksthümliches   in   Ostpreußen   (Bibl    1887,   Nr.    810). 

V^'l.   Zs.   f.  Völkerpsyehologie  u.   Sprachwissenschaft   18,   102  — 112   (Brucliniarui). 

902.  Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethno- 
logie  und   Urgeschichte    1888. 

Darin:  W.  v.  Schulenburg,  Seusenbaud  „Schande";  Leinwand  als  Geld;  Lause- 
tenn ;  Ostersemmel  und  Seelenzopf;  öiebscheiben ;  Geblirmutter  in  Krötenform 
(S.  154 — 157);  ¥..  Lemke,  über  einen  alten  Volksgebrauch  „zum  Gedächtniß" 
(„Stock  im  Eisen",  S.  288);  A.  Treichel ,  Nachtrag  zum  Schulzenstab,  sowie 
verwandte  Communicationsmittel  (S.  160 — 172;  dabei  auch  Erklärung  von 
'Jodute  -^  dazu  8.  493  f.  u.  570);  A,  Treichel,  Keisi»;-,  auch  Steinhäufen  bei 
Ermordeten  oder  Selbstmördern  (S.  568—570);  E.  Friedel,  kein  heiliger  Biel- 
bogsweg  (S.  586  f.). 

903.  Haberland,  Carl,  über  Gebräuche  und  Aberglaube  beim  Essen  (Forts, 
von  Bibl.  1888,   Nr.   817). 

Zs.  f.  Völkerpsychologie  u.  Spracliwi.ss.    18,1  —  59,128 — 170,   2üü — 284,   357  —  394. 

904.  Schmitz_,  J.  P. ,  ein  altdeutsches  Frühlingsfest.  Culturgeschichtliche 
Studie.  1.  Theil.  4.  (19  S.)  Montebaur  187  4,  Kunst.  1  M.  —  Dasselbe, 
2.  Theil.  Das  Sonnenrad.  Eine  culturhistorische  Studie.  4.  (2(j  S.)  Progr. 
des   Gymn.   zu   Montabaur.   Leipzig   1888    ,  Fock.    1,20    M. 

905.  Harou,  Alfred,    coutumes   de  moisson.  IV.    En   Allemagne. 
Kevue  des  traditions  populaires  III,  H.    11. 

906.  Kleinpaul,   das   Weihnachtsfest  der  alten   Germanen. 
Beweis   des  Glaubens    14,   338—351. 

907.  Samson,  H.,  die  Weihnachtszeit  und  ihre  Feier  im  Christenvolk, 
gr.  8.  (32  S.)  Frankfurt  a.  M.,  FoeBer  Nachf.  0,50  M.  Frankfurter  zeit- 
gemäße Broschüren   N.    F.    9.    Bd.,  H.    3. 

s.  Nr.  852. 

«KRMANIA.     Npnr.  Rpihp.   XXV    (XWVir.)  .lahrg.  24 


354  BIBLIOGHAPHIE  VON  1888. 

908.  Cassel,    Paulus,   zur   Geschichte  des  Weihnachtsbaumes. 
Schorers  Familieiiblatt  9,  Nr.  50. 

909.  Sylvesterbrauch   und   Sylvesterglaube,  von  A.  T. 
Wissenscliatil.  Beila«:e  d.  Leipziger  Ztg.   1888,  Nr.   138. 

910.  Sehulenburg,  W.  v.,  das  Alter  der  deutsch-germanischen  Spinnstube. 
Mitthcilungen  d.  Niederlausitzer  Gesellschaft  f.  Anthropologie  u.  Urgeschichte, 
H.  3. 

911.  Bacm  eiste r.    eine  gräfliche  Kindstaufe  vor   300   Jahren. 
Württemberg.  Vierteljahrshefte   1888,   133  —  137. 

912.  Birlinger,  A.,  zur   Sittenkunde. 

Alemannia  16,  57  f.  (Gegen  den  Bauernlnxus  vor  C  Jahren;  gegen  Unfug  in 
Hans  und  Feld  bei  jungen  Leuten;  gegen  die  Freiheitsbänme;  Seelenopfer, 
Volkssprache  auf  der  Kanzel.) 

913.  Wert  her,  Werner,  Hochzeitsbräuche  fremder  Völker.  Schilderungen. 
12.  (IG  S.)  Lahr,  Schauenburg.  0,15  M.  Volksbibliothek  des  Lahrer  Hin- 
kenden  Boten   Nr.    .58()  — .589. 

914.  Schroeder,  Leop.  v. ,  die  Hochzeitsbräuche  der  Esthen  und  einiger 
anderer  finnisch-ugrischer  Völkerschaften  in  Vergleichung  mit  denen  der 
indogermanischen  Völker.  Ein  Beitrag  zur  Kenntniß  der  ältesten  Bezie- 
hungen der  finnisch-ugrischen  und  der  indogermanischen  Völkerfamilie, 
gr.    8.    (VIII,    26Ö    S.)   Berlin,   Asher  u.   Co.    5   M. 

915.  Schroeder.  Leop.  v. ,  die  Hochzeitsbräuche  der  Esthen  und  einiger 
anderer  finnisch-ugrischer  Völkerschaften  in  Vergleichung  mit  denen  der 
indogermanischen  Völker. 

Verhandlungen  der  gelehrten  Esthnischen  Gesellschaft  zu  Dorpat  1888,  Bd.  13, 
149-408. 

916.  Schroeder,  Leop.  v.,   eine  esthnische  Sitte. 

Fesigruß  an  Otto  von  BöhtHngk  (Stuttgart,  Kohlhammer),  S.  107 — 109,  — 
Hoclizeitsliräucbe. 

917.  Coemans,   usages   et   ceremonies   du   mariage. 
Revue  de  Belgique    1888,  November. 

918.  Sebillot,  P. ,  les  souhaits  de  bonne  annee  en  Bass-Bretagne  etc., 
en   Belgique,   en   Angleterre. 

Kevue  des  traditions  populaires  II,  H.   12. 

919.  Lieb  recht,  Felix,   Narrengesellschaften. 
Germania  33,   175-177. 

920.  Schwebel,  Tod  und  ewiges  Leben   im   deutschen  Volksglauben  (Bibl. 

1887,   Nr,   622''). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt   1888,  Sp.  703  f.  (H.  Pf.);  Melusine  4,  H.  5  (Gaidoz). 
s.  Nr.  682,  700". 

921.  Caland,  W.,  über  Todtenverehrung  bei  einigen  der  indogermanischen 
Völker.  Veröfi'entlicht  durch  die  kön.  Akad.  d.  Wiss.  zu  Amsterdam.  (Aus: 
Letterk.  verh.  der  koninkl.  Akademie.)  gr.  4.  (80  S.)  Amsterdam  1888, 
J.   Müller.    1,50   M. 

Vgl.  Mittheilungen  d.  anthropol.  Gesellschaft  in  Wien  18,  277  (Haberlandt).  — 
Inder,   Griechen,  Römer. 

922.  Über  die   Sitte,   den   Todten  ein  Geldstück  ins   Grab  mitzugeben. 

Mittheilungen  d.  Niederlausitzer  Gesellschaft  f.  Anthropologie  u.  IJiopeschichte, 
3.  Heft. 

923.  Frazer,  J.  G.,  Totemism.  12.  (96  S.)  Edinburgh  1887,  Adam  &  Charles 
Block. 

Vgl.  Zs.  f.  Ethuologie  20,    164  (Virchow). 


V.    VOLKSKUNDE.  355 

924.  Professor  Aguchekikos  on  totemisme.  London  1886,  Edw.  Bum- 
pus,    Holborn   Bars.   S.-A. 

Vgl.  Wochenschrift  f.  class.  Philologie   188^,  Sp.  885  (Gruppe).  —  Satire. 
92r).    Schliep,   H.   H.   G.  F.,    Licht!    Was   Keiner  geahnt!     Ein   Buch   für 
alle  Germanen.    1.   Theil.   München,   Uebelen   in   Comm.    3,50   M. 
Vgl.  Lit.  Blatt   1888,   Sp.  514  (Inhaltsverzeichniß  des  curiosen  Buches). 

926.  Aberg'!aube.  —  Rubin,  S.,  Geschichte  des  Aberglaubens,  Aus  dem 
Hebräischen  übersetzt  von  Stern.  8.  (159  S.)  Leipzig  1888,  E.  Thiele.  1,50  M. 

927.  Höfler,  M.,  A'^olksinedicin  und  Aberglaube  in  Oberbayerns  Gegenwart 
und  Vergangenheit.  Mit  einem  Vorworte  von  Friedr.  v.  Hellwald.  gr.  8. 
(XII,   244    S.   mit  2   Lichtdruck-Taf.)  München    1888,    Stahl   sen.     2,80    M. 

Vgl.  Lit.  Centi-alblatt  1888,  Sp.  1082—1084  (H.  Pf.);  Centralorg;in  f.  d.  In- 
teressen d.  Kealschulwe.sens  1888,  491 — 494  (Fi'eytag);  Mittheilungen  d.  .■mtliro- 
pologischen   Gesellschaft  in  Wien   18,  74  (ICrauß). 

928.  Jahn,  Ulrich,  über  den  Zauber  mit  Menschenblut  und  anderen  Theilen 
des  menschlichen  Körpers. 

Verhandlungen  d.  Berliner  Gesellschaft  f.  Anthropologie,  Ethnologie  u.  Ur- 
geschichte   1>«88,   130  —  140;  dazu  ebenda,  S.  490— 49-.'. ' 

929.  Müller,   G. ,    Zaubersprüche  und  Segen  aus  sächsischen  Visitationsacten. 
Neues  Archiv   f.  säi-lisische   Gechichte   u.   Altertlniinsljunde   Bd.   9. 

930.  Ammann,  J.  J.,   ein  Wassersegen. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  32,    141  —  143. 

931.  Bolte,  J.,  Besegnungen. 
Alemannia   16,  56 — 57. 

932.  Stehle,  B.,   und  J.   Werner,   Besegnungen. 
Alemannia   16,   54 — 56. 

933.  Werner,   J.,   Segen. 
Alemannia    16,   233  —  237. 

934.  Gerlach,    ein   alter  zigeunerischer  Feuersegen. 
Mittheilungen  vom  Freiberger   Alterthumsverein,   Heft   24. 

935.  Birlinger,   A.,  und  J.   Werner,   alte   Recepte. 
Alemannia   16,  58 — 61. 

936.  Werner,  J.,   Recepte. 
Alemannia  16,   183. 

937.  Seraphim,  Ernst,  zur  Geschichte  des  Aberglaubens  in  Altlievland. 
1684  —  1704. 

Jahresbericht  der  Felliner  litterar,  Gesellschaft  pro   1885 — 1887,  Beilage. 

938.  Philipps,  Henry,  gibt  Mittheilungen  über  den  niederen  Volksglauben 
in  Philadelphia  und  Umgebung  in: 

Proceedings  of  the  Americ.  philnsophical  Society   1888,   159 — 170. 

939.  Diefenbach,  Hexenwahn  (Bibl.  1887,   Nr.    842), 
Vgl,   Zs,  f,   kathol.  Theologie    1888,  Nr.   1. 

940.  Längin,  Georg,  Religion  und  Hexenproceß.  Zur  Würdigung  des  400- 
jährigen  Jubiläums  der  Hexenbulle  und  des  Hexenhammers,  sowie  der 
neuesten  kathol,  Geschichtschreibung  auf  diesem  Gebiete,  gr.  8.  (XVIH, 
385   S.)  Leipzig   1888,   0.  Wigand.   6   M. 

941.  Lercheimer,  Augustin  [H,  Witekind  in  Heidelberg] ,  und  seine  Schrift 
wider  den  Hexenwahn.  Lebensgeschichtliches  und  Abdruck  der  letzten  vom 
Verfasser  besorgten  Ausgabe  von  1597.  Sprachlich  bearb.  durch  A.  Bir- 
linger,  hrsg.  von  C.  Binz.   gr,  8.  (XXXH,  188  S.)    Straßburg,  Heitz.    3,50  M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  1784  f.;  U,  Lit.  Ztg,  1888,  Sp.  1290  f.  (Rhamm) ; 
Protestant,  Kirchenztg.  1888,  Nr.  49  (Längin);  Allgera.  Ztg.    1888,  Beil.  Nr.  265, 

24* 


356  BIBLIOGHAPHIK  VON   1888. 

942.  Birlinger,   A.,  Hermann  Witekind. 
Alemannia  lö,   184 — 187;  s.  auch   ebendfi,  S.  '_'8l. 

943.  Die   ersten   Bekämpfer  des  Hexenwahns. 
Deutscher  Meicur   19,  Nr.  81. 

944.  Salzmann,  die  Hexenprocesse  der  Reichsstadt  Eßlingen.  Eßlingen, 
Schreiber. 

945.  Schuleuburg,  W.  v.,   Hexentanz   und  Sternschlucken  in   Oberbayern. 
Verhandlunfren     d.    Berliner    Gesell.scliaft    f.  Anthropologie,    Ethnologie    ii.   Ur- 
geschichte 1888,  474—476. 

946.  Hennen,  ein  Hexenproceß  aus  der  Umgegend  von  Trier  aus  dem 
Jahre  1572.  Ein  Beitrag  zur  Culturgeschichte  des  Mosellandes,  gr.  8. 
(24   S.)  St.  Wendel   1887.  Trier,   Selbstverlag  des   Verfassers.    1,50   M. 

947.  Schwartz,  W. ,  zwei  Hexengeschichten  aus  AValtershausen  in  Thü- 
ringen nebst  einem  mythologischen  Excurs  über  Hexen-  und  ähnliche  Ver- 
sammlungen. 

Zs.  f.  Völkerpsychologie  u.  Sprachwis.senscliaft   18,  395  —  419. 

948.  Jahn,   Hexenwesen  und   Zauberei   in  Pommern  (Bibl.    1887,   Nr.    843). 
Vgl.  Lit.  Ccntralblatt   1888,  Sp.  "27— 29  (H.  Pf.). 

949.  Warschauer,   die  älteste   Spur  eines  Hexenprocesses   in  Posen. 

Zs.  d.  histor.  Gesellschaft  f.  d.  Provinz  Posen  4,  H.   1/"J. 

950.  Wespy,  Leon,   der  Hexenglaube  und  seine  Nachfolger. 
Unsere  Zeit  1888,  H.   11. 

951.  Wespy,  Leon,   der  Hexenglaube,    ein  Mißverständniß  natürlicher  Dinge. 
Vom  Fels  zum  Meer  1888/89,  H.   11. 

s.  Nr.  944;  Aberglaube  s.  Nr.  328. 

Volks-    und    Kinde  rlieder. 

952.  Herder,  J.  G.  v.,  Stimmen  der  Völker  in  Liedern.  8.  (3G0  S.)  Halle, 
Hendel.  1,50  M.  Bibliothek  d,  Gesanimtiitteratur  d.  In-  u.  Auslandes  Nr.  257 
bis   259. 

953.  Zurbonsen,  Friedr.  ,  Herder  und  die  Volkspoesie.  4.  (XV  S.)  Pro- 
gramm  des   Gymnasiums   zu   Arnsberg    1888. 

954.  Friedrich  Nicolais  kleyuer  feyner  Almanach  1777  u.  1778,  hrsg. 
von  G.  Ellinger.  2  Bde.  8.  (XXXVI,  04  n.  XH,  86  S.)  Berlin  1888, 
Paetel.    6    M.   Berliner  Neudrucke,   Bd.    1    u.    2. 

955.  Bestmann,  H.  J.,  das  deutsche  Volkslied,  gr.  8.  (V,  44  S.)  Mölln, 
Leipzig,   Buchh.   d.   Vereinshauses.   0,80   M. 

956.  Erfurth,  P.,  die  deutsche  Volksdichtung.  Ihre  Geschichte,  Bedeutung 
für  das  Volksleben  und  Stellung  in  der  Volksschule,  gr.  8.  (108  S.)  Pots- 
dam   1888,   Stein.    1,20   M. 

957.  Ebner,   das   deutsche   Volkslied  in   Vergangenheit  und  Gegenwart. 
Deutsch-evangelische  Blätter  13,  H.  9. 

958.  Deutsche  Volkslieder.  Eine  Sammlung  der  beliebtesten  Liebes-, 
Trink-  und  Wanderlieder.  6.  — 13.  Tausend.  Ausg.  A.  16.  (96  S.)  Leipzig. 
Werther.  0,25  M.:  Ausg.  B.  (192  S.)  0,50  M. ;  Ausg.  C.  (288  S.)  0,75  M.; 
Ausg.   D.   (384   S.)    I    M.;   Ausg.   E.  (384    S.)    1,50   M. 

959.  Eiben,  Otto,  der  volksthüraliche  deutsche  Männergesang.  Geschichte 
und  Stellung  im  Leben  der  Nation.  2.  Aufl.  gr.  8.  (XVI,  478  S.)  Tübingen 
1887,   Laupp.   0   M. 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.   1888,  Sp.  399  f.  (Plew). 


V.    VOLKSKUNDE.  357 

9GÜ.    Wei  tb  re  eil  t ,   Richard,   was   tiiigt  uuser   Volk? 

Der  Wartbnrg-Bote  (Eiseiiach,  Bacineister)  I,  S.  135 — 142.  —  Schwäbische 
Volkslieder  der  Gegenwart. 

961.  Franke.   Karl,   der  Tanz   und  das   Tanzlied  bei   den   Deutschen. 
Magazin  f.   d.  Litteratnr  des  In-  u.  Auslandes   1888,  Nr.   2ß. 

962.  Freßl,  die  Musik  des  baiwarischen  Landvolkes  vorzugsweise  im  König- 
reich   Bayern.    I.  Instrumentalmusik. 

Oberbayeri.sches  Archiv   f.   vaterländ.   Gesch.,  45.   Bd. 

963.  Rosenberg,  über  eine  Sammlung  von  Volks-  und  Gesellschaftsliedern 
in  hebräischen   Lettern. 

Zs.  f.  d.  Geschichte  der  Juden  in  üeutsclilaiid  II,  II.  3/4  n.  III,  H.  1  u.  Dissert. 
8.  (84  S.)  Berlin  1888. 

964.  Jüdisch-deutsche  Volkslieder  aus  Galizien  und  Rußland,  hrsg. 
von  ü.  H.  Dalman.  gr.  8.  (VIII,  74  S.)  Leipzig,  Buchh.  d.  Institutum 
Judaicum.    1,50   M.    Schriften   d.  Instit.  Judaic.    in   Leipzig,   Nr.    20  u.    21. 

9G5.  Biese,  Alfred^  einige  Wandlungen  des  Wunschmotivs  in  antiker  und 
moderner  Poesie. 

Zs.  t".  vergl.  Litteraturgeschichte  u.  Renaissance-Litteratur  N.  F.  1,  411 — 425. — 
„Wenn  ich  ein  Vöglein  war'." 

966.   Birlinger,  A.,  Lieder. 

Alemannia  16,  79  —  84  u.  238.  Die  neue  Buttermilch  (1627);  Chiistinchen  bist 
du  krank  ja  krank  (1630);  des  Teufels  Narrenkappe  (Ende  15-  Jhdt.);  Augs- 
burger Stadtausrufe  (1627). 

9t) 7.   Birlinger,   A.,   der  Name  des   Knaben  Wunderhorn. 
Alemannia   16,  279. 

968.  Beck,   P.,   ältere   Ulmer  Lieder. 
Alemannia   16,   74 — 79. 

969.  Bolte,  J.,  der  vorsichtige  Hans.  Ein  schwäbisches  Bauernliedchen.  — 
Ein   Schwab.   Lied  (1Ö97). 

Alemannia   16,   239. 

970.  Bolte,  J.,   Klage   eines   schwäbischen   Bauern,    17.  Jhdt. 
Alemannia    16,   3.'i. 

971.  Bessert,  G.   (Abelein),  Schelmenliedlein  von  der  französischen  Grenze. 
Alemannia  16,   157  —  160  u.   238. 

972.  Deutsche  Volkslieder  aus  Böhmen.  Hrsg.  vom  Deutschen  Verein 
zur  Verbreitung  gemeinnütziger  Kenntnisse  in  Prag.  Redig.  von  Alois 
Hruschka  u.  Wendelin  Toischer.  (In  3—4  Lief.)  1.  u.  2.  Lief.  gr.  8.  (224  S.) 
Prag,   Deutsche   Ver.    1   M. 

973.  Deutsche   Volkslieder  aus   Böhmen. 
Wissenschaft!.   Beilage  d.  Leipz.  Ztg.   1888,  Nr.  57  u.    112. 

s.  Nr.  878. 

97  4.   Wlislocki,    H.   v.,    zur  vergleichenden  Volkslyrik  aus   Siebenbürgen. 
Zs.  f.    vergl.   Litteraturgeschichte  u.  Renaissance-Litteratur  N.  F.   1,   245  —  254. 

975.  Wlislocki,  H.  v.,  Beiträge  zur  Vergleichung  der  Volkspoesie.  V. 
Eine   mhd.   Fabel. 

Etliiiolog.  Mittheilungeu  aus  Ungarn,  H.  2,  Sp.  165  —  168.  —  Vom  Bruder 
Wernher,    MSH.  III,    16,   Nr.   26. 

976.  H[errmann],   A[nton],   Beiträge  zur  Vergleichung  der  Volkspoesie. 
Ebenda,  Sp.  203  —  216. 

97  7.   Vogt.  Hugo,   Grafschafter  Volkslied. 

Vierteljahrsschrift  f.  Geschichte  u.  lleimatskunde  d.  Grafschaft  Glatz  VII,  H.  2  u.  3. 


358  BIBLIOGRAPHIE  VON  1888. 

978.  Schollen,    Aachener   Volks-   und   Kinderlieder,    SpicUicder  und   Spiele. 
(Schluß.) 

Zs.  d.  Aachener  Gescbichtsveieins,   !<•.  Bd. 

979.  Bolte,  J.,  zu   den  niederdeutschen  Volksliedern  (Bibl.  1885,   Nr,  654). 

Nd.  Korrespondeuzblatt   12,  S.  81   f. 

980.  Bolte,  J.,  das  Liederbuch  des  Petrus  Fabricius   (mit  einer  Musikbeilage), 
Nd.  .Jahrbuch   13.   55—68. 

981.  Ritter,    der  Ursprung    der  Melodie    unserer  Volks-  und  Kaiserhymne. 
Allgem,  Musikzeituno;   1888,  Nr.  44. 

982.  Ritter,    Deutschland  besitzt  keine  ureigene   Volks-  und  Kaiserhymne. 
Allgem.  Musikzeitung   1888,  Nr,  28. 

Studentenlied  s.  Nr.   1058, 

983.  Crecelius,  W.,  das  geschichtliche  Lied  und  die  Zeitung  im  16.  und 
17.  Jahrhundert. 

Zs.   d.  bergischen   Geschichtsvereins  N.   F.  14.  Bd. 

984.  Crecelius,   C,    zwei  geschichtliche  Lieder. 
Alemannia  16,  201—206. 

985.  Forst,  H. ,  Lied  auf  den  Tod  des  Grafen  Wilhelm  von  Blankenheim 
bei   Wichterich    1468. 

Zs.  d.  bergischen  Oescbicbtsvereins  N.  F.   13. 

986.  Bolte,  J. ,  ein  Lied  auf  die  Fehde  Danzigs  mit  König  Stephan  von 
Polen   (1576). 

Altpreuß.  Monatsschrift  25,  333—338. 

987.  Teich  er,  Kriegspoesie  (Bibl.    1887,  Nr.   884). 
Vgl.  Lit.  Centralblatt   1888,   Sp.   26  f. 

988.  Hildebrand,   R.,   ein  altes   Kinderlied  aus   neuer  Zeit. 
Zs.  f.  d.  deutschen  Unterricht  II,  H.  6. 

s.  Nr.   1022. 

989.  Kinderspiel.  —  Carstens,  Heinr.,  Kinderspiele  aus  Schleswig-Holstein. 
Nd.  Jahrbuch   13,  96—103. 

990.  Volksbüclier.  —  Pfaff,  Volksbuch  von  den  Heymonskindern  (Bibl. 
1887,   Nr.    894). 

Vgl.   ü.  Lit.  Ztg.   1888,  Sp.  716;  Lit.   Blatt  1888,  Sp.  521—523  (Klee). 

991.  Birlinger,   A.,  zu   den   Volksbüchern. 
Alemannia   16,    166— 16S. 

992.  Schwab,  Gustav,  die  Schildbürger.  Aus  den  deutschen  Volksmärchen 
von  G.  Schwab.  8.  (45  S,)  Leipzig,  Greliner  u.  Schramm.  0,20  M.  Kleine 
Hausbibliothek   f.   d.  Jugend,   Nr.   43. 

993.  Die  sieben  weisen  Meister,  ein  Volksbuch,  16.  (126  S.)  Leipzig. 
Fock.    1   M. 

Geistliche    und  Volksscha  u's  p  i  e  1  e. 

994.  Wirth,  Ludw,,  der  Stil  der  Oster-  und  Passionsspiele  bis  zum  15.  Jahr- 
hundert incl.  Inaugural-Diss.   8,   (67   S.)  Halle.  Leipzig,   Fock.    1    M. 

995.  Wackernell,  Passionsspiele  in  Tirol   (Bibl.    1887,  Nr.   900). 

Vgl.  Zs.  i.   d.  Pliilologie  20,  378  f.  (Kinzel) ;    Zs.  f.  d.  österr.  Gymnasien   1888, 
350—352  (Ammaun). 

996.  Scheveklot  (mnd.  Fastnachtsspiele). 

Nd.  Korrespondenzblatt   13,  S.  4  (Seelmann);    S.  43  f.  (vriken,    Peters);     S.   92 
(Sprenger). 


V.    VOLKSKUNDE.  359 

997.  Ahle,  J.  N. ,  geistlicher  Christbaum.  Eine  Sammlung  von  größeren 
und  kleineren  Weihnachtsspielen,  Krippenliedern  und  Gedichten.  Geordnet 
und  mit  Melodien  versehen  unter  Mitwirkung  mehrerer  Componisten. 
12.   Heft.    2.   Aufl.    12.    (48   S.)    Donauwörth,   Auer.    0,30   M. 

998.  Böhme,  F.  M. ,  über  volksthümliclie  Weihnachtslieder  deutscher  Vor- 
zeit und  Gegenwart. 

Wissenschaftl.  Beilage  d.  Leipz.   Ztg.    1887,  Nr.   102. 

999.  Stodola,  Emerich ,  deutsches  Weihnachtsspiel.  Aus  der  Umgebung 
von  Ofen. 

Ethuolog.  Mittlieiluiigeii  aus  Ungarn   1,   II.  2,  Sp.  179  f. 

1000.  Höttinger,  Job.,  deutsches   Sebastians-Spiel. 
Ebenda,  Sp.   180—182. 

1000".   Hedderwick,   T.  C.  H.,    the   Old  German   Puppet  Play   of  Dr.  Faust 
(Bibl.    1887,   Nr.   907). 
Vgl.  Academy  Nr.  847. 

1001.  Creizenach,  W. ,  der  älteste  Faustprolog.  (19  S.)  Krakau,  Univer- 
sitätsbuchdruckerei. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  126  f.;  D.  Lit.  Ztg.  1888,  Sp.  452;  Anz.  f.  d. 
Alterthum  14,  275  f.  (Strauch);  Zs.  f.  vergl.  Lit.-Gesch.  u.  Reuaissance-Lit. 
N.  F.    1,  396;  Goethe-Jahrbuch  9,  .319. 

Faustsage,  s.  Nr.  781  ff.;  Faustbuch,  s.  Nr.   1439. 

1002.  Kelterborn,   R.,   ältere  Telleuspiele. 

Neue   Züricher  Ztg.   1888,  Nr.  216,   217,   218  u,  220. 

1003.  Wieck,  der  Teufel  auf  der  mittelalterlichen  Mysterienbühne  (Bibl. 
1887,   Nr.   913). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.   1888,   Sp.  1454  (Koschwitz). 
s.  Nr.  996  u.  1672. 

Sprichwörter. 

1004.  Borchardt,  Wilh. ,  die  sprichwörtlichen  Redensarten  im  deutscheu 
Volksmunde  nach  Sinn  und  Ursprung  erklärt.  Ein  Beitrag  zur  Keuntnili 
deutscher  Sprache  und  Sitte,  gr.  8.  (XVI,  478  S.)  Leipzig  1888,  Brock- 
haus.   5   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  825;  D.  Lit.  Ztg.  1888,  Sp.  1746—48  (Dunger); 
Nd.  Korrespondenzblatt  12,  S.  85  f.  (K.  E.  H.  Krause);  Wissenschaftl.  Beilage 
d.  Leipz.  Ztg.   1888,  Nr.  48. 

1005.  Wächter,  Oscar,  Sprichwörter  und  Sinnsprüche  der  Deutschen  in 
neuer  Auswahl.    8.    (VIII,    392    S.)   Gütersloh    1888,   Bertelsmann.    5   M. 

Vgl.   D.   Lit.  Blatt   1889,   219  (Saalfeld). 

1006.  Gebhard,  W,  H.  D.,  Sammlung  der  gebräuchlichsten  und  beliebtesten 
deutschen  und  der  ihnen  entsprechenden  russischen  Sprichwörter  und 
Redensarten,    gr.    8.    (68    S.)  Libau    1887,   Puhze.    1    M. 

1007.  Hildebrand,   Rudolf,   etwas   vom   Sprichwort  in   der   Schule. 
Zs.  f.  d.  deutschen  Uiiterriclit  1,  II.  6. 

1008.  Wittstock,   Albert,   die   deutscheu   Erziehuugssprichwörter. 
Wissenschaftl.   Heiträge  d.   Leipz.  Ztg.   1888,  Nr.   132. 

1009.  Altdeutscher  Witz  und  Verstand.  Reime  und  Sprüche  aus  dem 
16.  u.  17.  Jahrh.  Für  Liebhaber  eines  triftigen  Sinnes  in  ungekünstelten 
Worten.  (Ausg.  d.  Cabinetsstücke.)  6.  Aufl.  16.  (IX,  218  S.)  Bielefeld, 
Velhagen  &  Klasing.   4  M. 

1010.  Liebrecht,  Felix,   ein  Volksvers. 

Germania  33,   179  f.  —  'Er  liebt  mich  vom  Herzen  —  mit  Schmerzen  — *   u.  s.  w. 


360  BIBLIOGRAPHIE  VON  1888. 

1011.  Köhler,   Rcinholtl,   Mich    wundert,    daß    ich    fröhlich    hin. 
Germania  33,  313 — 332. 

1012.  Birlinger,  A. ,  Sprichwörter,  Teutsche,  von  der  Mitte  diss  Jahr- 
hunderts   1746. 

Aleinamiin   16,   241   f. 

1013.  Bolte,  J.,  und  W.   Crecelius,   Sprüche. 
Alemannia  16,   168. 

1014.  Graf.   J.,    Sprüche   in  Forbacher  Mundart. 

Jahrbuch   f.  Gescliichte,   Sprache  u.    Lit,terat\ir   Elsali-Lolliringens   4,   80 — 82. 

1015.  Bolte,  J. ,  Hans  dauert  und  Johann  Schönbrunn.  Ein  Beitrag  zur 
Geschichte  des  Berliner  Witzes  im  16.  u.  17.  Jahrh.  8.  (47  S.)  Berlin, 
Mittler  u.  Sohn.   0,60  M.  —  S.-A.   a.  d.  Mittheil.    f.  d.  Gesch.  Berlins  1888. 

1016.  Lier,  L.,  ein  Ordnung  Eynes  Vernünftigen  Haushalters.  —  Bolte,  J., 
dasselbe  in  niederdeutscher  Fassung. 

Alemannia  16,  207-219. 

1017.  Peters,  J.,  zum   ndd.   Reimbüchlein   (Bibl.    1885,   Nr.    7  26). 
Nd.  Korrespondeiizblatt   12,  S.  83. 

1018.  Damköhler,   Ed.,    Sprichwörtliches. 
Nd.   Korresporidenzblatt   13,   73   f. 

1019.  Trinksprüche.  Eine  Auslese  der  schönsten  alten  und  neuen  Sprüche 
in  Wirthshäusern,  Trinkstuben  und  an  Trinkgeräth.  2.  Aufl.  12.  (64  S.) 
Altenburg,   Bonde.    0,60   M. 

1020.  Zimmermannssprüche,  die  besten,  oder  Kranzreden,  für  Meister 
und  Gesellen,  welche  bei  Richtung  von  Prediger-,  Schul-  und  anderen 
Wohnhäusern,  auch  bei  Scheuern  etc.  gesprochen  werden  können.  Neueste 
verm.   Aufl.   8.    (56    S.)   Einbeck,   Ehlers.   0,50   M. 

1021.  Bosch,  Hans,   Sprüche  vom   Bergwerk. 
Mittheilungen  a.  d.  german.  Nationalmuscuin   2,   160. 

1022.  Unseld,  W.,  Volksthümliches. 

Alemannia  16,  2.52 — 2r)7.  —  Kinderreime,  Necklieder,  Ortsiieckerei,  Ulmer  Neck - 
namen  für  di<^  Fischer,    Hausiiischrifteii ,    Lieder,   Sprichwörter  u.   Redensarten. 

1023.  Unseld,   W,,   Inschriften,   Reime,   Sprüche,   Neckliedlein. 
Alemannia  16,   165  f. 

1024.  Bolte,  J.,   Stände-   und   Völkerneckereien. 
Alemannia   16,    85 — 87. 

1025.  Bolte,  J.,   Schweizer  Ortsneckereien. 
Alemannia  16,  232. 

1026.  Sander,   H.,   Volks-  und   Ortsneckereien   in   Vorarlberg. 
Alemannia   16,   94 — 96. 

1026*.   Sander,   H.,   eine  Ortsneckerei   aus  dem   Bregenzerwalde. 
Alemannia    16,   164. 

s.  Nr.  857. 

1027.  Bosch,   Hans,    Spottnamen   deutscher  Städte  und  Schildbürgerstreiche. 
Über  Land  u.   Meer  60.   Bd..   Jalirg.  30,   Nr.   50. 

1028.  Schröder,   Heinr.,   Neckreime   auf  Vornamen. 
Nd.  Korrespondenzblatt  13,  50  —  52. 

1029.  Werner,  J.,  Kalenderhumor. 
Alemannia  16,   181—183, 

1030.  Birlinger,   A.,  zu   den  Lügenmärchen. 
Alemannia   16,  89—92. 

1031.  Lau  eher  t,   F.,   eine  Grabschrift  von   Abraham   a  Santa  Clara. 
Alemannia   16,  232. 


V.    VOLKSKUNDE.  361 

1032.  Olshauseii,   zwei   Inschriften  an  Häusern   in    der   Schweiz. 
Verhaiidhuijrcn    d.    Berliner  Gesellsi'liaft     f.  Anthropologie,    Ethnologie    n.   Ur- 
gescliichte   1888,  556. 

1033.  Glocken-Inschriften   im   Kreise  Darmstadt. 
Quartalbljitter  d.  histor.  Vereins  f.  d.  Groliherzogthnm   Hessen   1888,  Nr.  3. 

1034.  Ein   Ulmer  Glockengießer,   von   A.   Schilling. 

Württemberg.  Vierteljahrshefte    1888.    52.   —   Glockeninsclirift    von    1514  bezw. 
1518.  —  Dazu  W.   Seuffer,  ebenda  S.   159. 

N  i  e  d  e  r  1  ii  n  d  i  s  c  li. 

1035.  Volkskunde,  tijdschrift  voor  Nederlandsche  folklore,  onder  redactie 
van  Pol  de  Mont  cn  Aug.  Gittee.  1"  jaargang  188H  (12  Nummern).  Gent, 
Hoste.    3   fr. 

1036.  Het  Beifort,  3  annee.   12.  Lief.  Gent  1888,  Leliaert,  SiflPeretCie.  6  fr. 

1037.  Het  Nederlandsche   Museum    1888,    3'^"  reeks,    2''  jaargang. 
Enthält  u.  A.:    Mac  Leod,    Deken    de  Bo's  Kriiidenwoordenboek  en  de  Neder- 
landsche Wetenschappelijke    taal;    Pol    de    Mont,    en    folkloristiscli    Paa^^chei  ; 
A.  Gittee,   eeu   en   ander  over  de  Volksmythologie  in   Liniburg. 

1038.  De  Vlaamsche  Kunstbodc  (18''^  jaargang  1888,  Antwerpen, 
Hopland.    6   fr.). 

Enthält  n.  A.:  Leflot,   Folklore   der  Gemeente   Casterle;    Hellemans  Oiigeboekte 
Antwerpsche  woorden  en   sproekvvijzeii ;   V()lk.sknnde;  da.s   Volkslied. 

1039.  Gittee,  A.,  Vraagboek  tot  het  zameien  van  vlaamsche  Folklore  of 
Volkskunde.    12.   (64    S.)  Gent,   lib.  J.    Vuylsteke.    0,75   fr. 

1040.  de   Goeje,   M.  J.,   de  muur  van  Gog  en   Magog. 

Versla^ren  en  Mededeel.  der  kon.  Akad.  van  Wetensch.  Afd.  J  iett.  ',i  K.  V,  8.  87 — 1'24. 

1041.  Jametel,   M.,  les   clous   et  la  coupe   en   Hollande. 
Kevue  des  traditions  populaires  III,   IL    in. 

1042.  G (alles),  J.   H.,   Prognostica. 

Tijdselirif't  voor  Nf-d.  taal-   en   letterkunde   VIII,    l.">9. 

1043.  Zeeman,  C.  F.,  Nederlandsche  Spreekwoorden ,  spreekwijzen,  be- 
namingen  en  volksuitdrukkingen  aan  der  bijbel  ontleend.  2.  uitg.  gr.  8. 
(VIII,    539   S.)    Dordrecht,   J.   P.   Rewers.   3,50   fl. 

1044.  Joos,  Am.,  Raadsels  van  het  vlaamsche  volle  gerangschikt,  ver- 
geleken   en   verklaard.     8.    (112    S.)    Gent,   Leliaert,    Silier  &   C.     0,80   fr. 

1045.  Cuijpers,  J.,   Kinderrijmpjes. 
Onze  Volkstaal  3,  H.  3. 

Englisch. 

1046.  The  Folk-lore  Journal,   Vol.   VI,   London    1888. 

1047.  Journal  of  American  Folk-lore.  I,  H.  1.  New- York  1888,  Trübner. 
Enthält  nach  Athenäum  Nr.  8167,  S.  33'^  u.  A. :  Crane,  T.  F.,  tho  diffusion  ot' 
populär  tales. 

1048.  Axon,  W.  E.  A.,  Stray  Chapters  in  Literature,  Folk-lore,  and  Ar- 
chaeology.  London,  J.  Heywood. 

1049.  Perrault's  Populär  Tales,  edited  from  the  original  editions,  witb 
introduction   etc.   by  Andrew  Lang  (CXV,    154  S.)  O.xford,   Clarendon  Press. 

Vgl,  Le  Moyen  Age   1888,  Nr.  8  (Wilinotte). 

1050.  Cunningham,  Allan,  Traditional  Tales  of  the  English  and  Scott.ish 
Peasantry.  With  Introduction  by  Henry  Morley.  8.  (288  S.)  London, 
Routledge.    Morley's   Universal   Library. 


362  BIBLIOGRAPHIE  VON  1888, 

1050*.  Yorkshire  Legends  aud  Traditions,  as  told  by  her  Ancient  Chro- 
niclers,   her  Poets   and  Journalists.   By  Thomas  Parkinson.    London,   Stock. 

Vgl.  Atheiiäuiii  Nr.  .'JITS. 

1051.  Sauuders.  W.  H.  B.,  Legends  and  Traditions  of  Huntingdoushirc. 
8.   London. 

1052.  Legends  of  Lowgate,  by  G.  Lancaster.  Hüll,  'Eastern  Morning  News* 
Office. 

1053.  Seottish  Weird  Tales,  English  Weird  Tales,  and  IrishWeird  Tales, 
in   3  Vols.    p]dinburgh,   Paterson. 

1054.  Gregor,   Walter,  Legendes  de  Mermaids   du  Nord   de  l'Ecosse. 
Revue  des  traditions  populaires  II,  H.   10. 

1055.  A  Menology  of  England  and  Wales;  or,  Brief  Memorials  of  the 
Ancient  British  aud  English  Saints ,  arranged  according  to  the  Calendar; 
together  with  the  Martyrs  of  the  Sixteenth  and  Leventeenth  Centuries, 
compiled  by  Order  of  the  Archbishop  and  the  Bishops  of  the  Province 
of  Westminster.   By  Richard  Stanton.   London,   Burns    i^   Oates. 

Vgl.  Academy  Nr.  830. 

1056.  A  Century  of  Ballads.  Collected,  edited  and  illustrated  in  Facsimile 
of  the   Originals   by  John   Ashton.    London,    Stock. 

Vgl.  Athenäum  Nr,  3150. 

1057.  Staake,  Paul,  a  critical  introduction  to  Sir  Walter  Scotts  lay  of 
the  last  Ministrel.   gr.    4.   (23    S.)   Leipzig,  Fock.    1,50    M. 

1058.  Schmidt,  H.,  ,,Sally  in  our  AUey"  and  a  Geruian  Student  Song. 
Moflern  Laiigu;ige  Notes  III,  II.  6.  —  „Von  allen  den  Mädchen  so  blink  und 
Ko  blank". 

1059.  Modern  Street  Ballads.  By  John  Ashton.  London,  Chatte  &  Windus. 
Vgl.  Athenäum  Nr.  3187. 

1060.  Yankee  und  Yankee  Doodle. 
Herrigs  Archiv  80,   478. 

1061.  Marchant,  W.  T.,  In  Praise  of  Ale",  or  Songs,  Ballads,  Epigrams, 
and  Anecdotes  relating  to  Beer,   Malt,   and  IIops.    London,   George  Redway. 

1062.  Nativity,  its  Facts  and  Fancies,  Legends  and  Lore,  by  T.  Alcott. 
New  York,    Wiley  &   Sons. 

1063.  Lach-Szyrma,  W. —  S. ,  Droit  folklorique.  Le  Tyudwald  de  l'ilc 
de  Man. 

Revue  des  traditions  populaires  II,  H.   10. 

1064.  Lach-Szyrma,   W. —  S-,   la  sorcellerie   cn   Angleterre   (Forts.). 
Revue  des  traditions  pojuilaires  II,  H.   12. 

1065.  A  Selection  of  the  most  Populär  English  Proverbs,  Familiär  and 
Idiomatic  Locutions ,  with  their  Equivalents  in  French ,  followed  by  Two 
complete   Indexes.    Compiled  by   G,    Belcour.    Paris,   Hachettc  &   Co. 

Vgl.  Athenäum  Nr,  3174,  S.  --'53^ 

1066.  Proverbs,  Maxims  and  Phrases  of  All  Ages ,  compiled  by  Robert 
Christy.    2  Vols.   London,   Fisher   Unwin. 

1067.  Wahl,M.  C,  das  parömiologische  Sprachgut  bei  Shakespeare  (Schluß 
von  Bibl,    1887,   Nr.   952), 

Jahrbuch   d.  deutschen  Sliakespeare-Oesellscliaft  •J3,  21 — 98. 

1068.  Sharp  e,  R.   R.,    „Good  wine  needs  no  bush". 

Athenäum  Nr.  3174;    dazu  Peacock,  Nicholson    und  Ward,    ebenda  Nr.  3175; 
Humphreys  und   Hell,  Nr.   3176. 


V.    VOLKSKUNDE.  363 

lOGO.  Whitley   Stokes,    The   Legend  ol"  the   Oldest   Animals. 

Academy  Nr.  858,  dazu  W.  R.  Letliaby,  Jul.  Claeiliout,  F.  Adoltb  Coellio  u. 
W,  A,  Clouston,  ebenda  Nr.  860;  T.  W.  Khys  Davids,  Nr.  861;  Kuno  Meyer 
u.  F.  Adolfo  Coelho,  Nr.  865  (Die  bekannten  Verse;  „Ein  Zaun  währt  drei 
Jahre"  u.  s.  w.). 

1070.  Eric,   Midland  Folk-Rhynies  and   Phrases. 
The   Antiquary   1888,  September. 

1071.  S  0  b  r  i  q  u  e  t  s  and  Nicknames.  By  Albert  Frey.  With  au  Index  arranged 
by   True  Names.   London,   Whittacker  &   Co. 

1072.  The  Counting  —  out  ßhyines  of  Children,  their  Antiquity,  Origin, 
and  Wide  Distribution:  a  Study  in  Folklore;  by  Mrs.  Carrington  Bolton. 
London,  Elliot  Stock. 

Nordisch. 

Mythologie  s.   Nr.    683   ff. 

1073.  Bugge,   S.,   der  Gott  Bragi   in   den   norrönen   Gedichten. 
Paul  u.   Braune,  Beiträge   13,   187  —  201. 

1074.  Bugge,  Sophus ,  Iduns  .Ehler.  Et  Bidrag  til  <le  uordiske  Mythers 
Historie. 

Arkiv  f.  nord.  Filologi  5,   1 — 45. 

1075.  Detter,  F.,   der  Mythus  von   Hölgi,    Pörgerdr   und  Lpa. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  32,  394—402. 

1076.  Detter,  F.,   der  Finnenkönig  Gusi. 
Zs.   f.  d.  Alterthum  32,  449-454. 

1077.  Bäath,  A.  U. ,  fran  vikingatiden.  Ny  följd  af  fornuordiska  sagor  i 
svensk  bearbetning.  Med  original-ilhistrutioner  af  Jenny  Nyström  Stoopen- 
dahl.  8.  (193  S.)  Stockholm  1888,  0.  L.  Lamm.  3,50  Kr.  (Jomsvikinga- 
und  Hervarasaga). 

1078.  Staacke,  J.,  nordische  Märchen.  Gesammelt  u.  hrsg.  Mit  6  Farben- 
druckbildern,  gr.    8.   (VII,   208    S.)  Altena,   Reher.    4    M. 

Vcjl.  Am  Urds-Brunuen   VI.  Bd.,  Jahrjr.  7,  Nr.  8. 

1079.  Djurklou,  G. ,  Folkeäventyr  fortalte  pä  svenske  bygdemäl.  Over- 
satte  af  Nordahl  Rolfsen.  Med  illustrationer  af  Th.  Kittelsen  og  E,  Weren- 
skiold.   8.   (8  -f  148    S.)   Kristiania    1887,   Dybwad.    2,75   Kr. 

1080.  Overland,  O.  A.,  fra  en  sonnden  tid.  Sagn  og  optegnelser.  8.  (192  S.) 
Kristiania    1888,   Cammermeyer.    2,50   Kr. 

1081.  Sagn  og  Overtro  fra  Jylland,  samlede  af  Folkcmnnde  ved  Kristensen. 
Anden   samlings   anden   Afdeling.     4.    (400   S.)    Kolding,  Jorgensen,     4   Kr. 

1082.  di   Martine,   M,,   fiabe   nylandesi. 

Archivio  per  lo  studiu   delle  trad.   popol.   VII,  H.   1   (s.   Kibl.    1887,   Nr.   97-J). 

1083.  Qvigstad  og  Sandberg,  lappiske  eventyr  og  folkesagn.  Med  en  in- 
ledning  af  Moltke   Moe.   8.   (220    S.)   Cliristiania,   Cammermeyer,     2,80   Kr. 

Vgl.  Archivio  per  lo  studio  delie  tradizioni  popolari  VI,  H.  4  (Caiinizaro) ; 
Zs.  f.  Völkerpsychologie  u.   Sprachwissenschaft    18,   464  —  474   (P.  Steinthal). 

1084.  Alund,    0.   W.,   den  islündska  sagans   skitdeplatser. 
Förr  och  nu   1888,  S.  206—211»,  217  —  219,  24G— 248. 

1085.  Vore  Fädres  Liv.  Karakterer  og  Skildringer  fra  Sagatiden.  Samlede 
og  udgivne  af  Nordahl  Rolfsen.  Oversättelseu  ved  Gerhard  Gran.  7.  (488  S.) 
Bergen,   Giertsen.    6,50   Kr. 

1086.  Lönnberg,   M.,   Träden  i   myt  och   saga. 

För  och  nu   1888,  S.  49-51,  82  f.,   102-104,   130—135. 


364  BII'.lJOr;KAPHIE  von    1888. 

1087.  Muuthc,   Ake,  W.,   Folklore. 

Nord.  Tidskiit't  für  vetenskap,  konst  oeh  iiidustri   1888,   H.  8,  S.  555— 57ö. 

1088.  Wigström,  Eva,  Vandringar  i  Skane  ock  Bleking  för  sainlande  af 
svensk   folkdiktning. 

Nyare  Bidrao;  VIII,  H.  1  (8'2  S.).  —  Vgl,  Arcliivio  per  In  studio  delle  tiadizioiii 
popolari  VI,  H.  4  (di  Maitino). 

1089.  Wigström,  Eva,   Omklädda  folkscder. 
Ruiia.  Miiiiiosblad  fran  Nord,  inuseet    1888,  -28-31. 

1090.  Bidrag  tili   Uplands   beskrifiiing.    (Forts.) 

Uplands  Ibriiminnesföreiiings  tidskr,   13,   'V2\ — 346,   u,   14,   337 — 35"2. 

1091.  Nils  8011,  K.,  ny  samling  nuintra  folklifsbilder  frän  östra  och  mellersta 
Blekiiigs  strandbygd  och  skärgard,  teckiiade  pa  modifieradt  bygdemal. 
8.   (79    S.)   Karlskrona    1888.    1    Kr, 

1092.  Poestioii,   J.   C,    die  nordischen   Julstuben. 
Das  Ausland   1888,  Nr.  öl. 

1093.  Nyarss  Minne  stäldtt  ij  Stockholm  Anno  1569  om  nyarssafften. 
(Herausgeg.   von   [C]    S[ilfverstolp]e). 

Samlaren   1888,  8.   155-165. 

1094.  Lloyd,  L.,  e  M.  di  Martino,  le  feste  doli'  anno  neue  credenze  popo- 
lari svedesi. 

Arcliivio  per  lo  studio  delle  trad.  popoi.  VII,  H.   1. 
1U95.   S[ilfv  er  s  tolp]  e,    [C],   ett  ord   om   medeltidens   fastlagsspel. 
Samlaren  1888,  S,   165  f. 

1096.  di  Martino,  Mattia,  Moribund!  e  inorti  nellc  credenze  popolari 
svedesi. 

Arcliivio  per  lo   studio   delle  tradiKioni   popolari  VI,   H.  4. 

1097.  Nyrop,   Navnets   inagt   (Bibl.    1887,   Nr.   976). 

Vgl.  Archivio  per  lo  studio  delle  tradizioui  popolari  VII,  11.  1  (Caunizaro); 
Komauia   17,    159. 

1098.  Vidskepelse  i  Sverige.  1.  Om  gengangare  enligt  folktron  i  Norr- 
botten. 

Förr  och  nn   1889,  1,  S.   198—202  u.   28.S. 

1099.  Lagus,   E,,    den   svenska  folkvisan   i   Nyland. 
Finsk  tid.sk r.   1888,   1,  S.  81—98. 

1100.  Nyare  Ridrag  tili  kännedom  om  de  svenska  landsmalen  ock  svenskt 
folklif  VI,    smärre   meddelanden. 

Enthält:  Läffler  und  Lindgren,  Nuunaiis  dröm,  eu  600  firig  folkvisa  (S.  CI  bis 
CVIII);  Bergström,  Strödda  bidrag  tili  svensk  folklore  (S.  CVIII- CXXIII) ; 
Ekman ,  Polskor  ock  valser  (S.  CXXIII — CXXX) ;  Olssou,  Sägner  frän  Gott- 
land (S.  CXXX— CXXXIV)  ;  P— n,  Om  Liilpintel  ock  trollkärlngen  (S,  CXXXIV 
bis  CXXXIX);  Engelke,  Trollbruden  (S,  CXXXIX— CXLII);  —  derselbe  (Hel- 
singesägner  (S,  CXLII— CXI/VI) :  Kock,  Var  Haider  äfven  en  tysk  gud? 
(S.  CXLVI— CL);  Nyblen,  Ett  recept  (S.  CLI   f.). 

Faröer,  Anthologie,  s.  Nr,   1857,  norweg.  Sitten  Nr.    1899, 

Vlll.  Litteratur  und  Sprachdenkmäler.*) 

1101.  Scherr,  J.,  allgemeine  Geschichte  der  Litteratur.  7.  Aufl.  11.  u. 
12.  (Schluß-)  Lief.  gr.  8.  (2.  Bd.  VIII  u.  S.  321— 479)  Stuttgart,  Conradi. 
ä   1   M. 


*)  VI.    Alterthünier    und    Kulturgeschichte,     VII.    Verfassung    und 
Recht  fallen   wegen  Kaummangel  aus. 


VIII.    LrrTF.HATUK  UND  SPRACHDENKMÄLKU.  365 

1102.  Stern,     Geschichte   der  Weltlitteratnr  (Bibl.    1887,   Nr.    1559).     8.— 

11.  (Schluß-)   Lief.    gr.  8.   (XXI  u.    S.    593  —  890)   Stuttgart    1888,   Rieger. 
ä   1    M.,  compl.    11, «0   M. 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1888,  Sp.  1813  f.  (R.  M.  Meyer);  Blätter  f.  d.  bayer.  Gym- 
uasialseliuhveseii  1888,  '215  (Bieiiner);  Wisseiischaftl.  Beilage  d.  Leipz.  Ztg. 
1888,  Nr.   IIG. 

1103.  Demogeot,  J.,  histoire  des  literatures  etraugeres  considerees  dans 
leurs  rapports  avec  le  developperaent  de  la  litterature  fran^aisc.  Literatures 
septentrionales.   Angleterre.   Allemagne.    3.   ed.    Paris,   Hachette. 

1104.  Ebert,  Adolf,  allgemeine  Geschichte  der  Litteratur  des  Mittelalters 
im  Abendlande.  3.  (Schluß-)  Bd.  Die  Nationallitteraturen  von  ihren  An- 
fängen und  die  latein.  Litteratur  vom  Tode  Karls  des  Kahlen  bis  zum 
Beginne  des  11.  Jahrhunderts,  gr.  8.  (VIII,  529  S.)  Leipi^ig  1887,  F.  C.W. 
Vogel.    12   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888.  S.  628  f.;  Zs.  f.  d.  Philologie  20,  361  —  36')  (Voigt); 
Germania  33,  11.5  f.  (Bart.sch);  Histor.  Zs.  59,  127  f.  (Bernhardi);  Revue  criliqne 
22,  Nr.  46  (Clinquef;  Wisseuschaftl.  Beil.   d.  Leipz.  Ztg.  1S8S,  Xr.  73  (Bechstein). 

1105.  A  History  of  Prose  Fiction,  by  John  Colin  Dunlop,  a  new  edition. 
revised,    with    notes,   appendices    and    index,     by  Henry  Wilson.     2   Vols. 

12.  (1220   S.)   London,  Bell,   ö   s. 
Vgl.  Athenäum   Nr.   3181. 

1106.  Floegel-Ebeli  ng,  Geschichte  des  Grotesk-Komischen  (Bibl.  1887, 
Nr.    15631. 

Vgl.  Zs.  f.  vergi.  Litt.-Gesch.  u.  Renaissance-Litt.  N.  F.  1,  454 — 457  (Muncker); 
Korrespondenzblatt  d.  Gesammtvereins  d.  d.  Ge.sehichts-  u.  Alterthumsvereiue 
1888,  32. 

1107.  Koberstein,   Grundriß   (Bibl.    1880,   Nr.    1607). 

Vgl.  Mittheil.    a.   d.   histor.  Litteratur   16,  82   (Hirsch);    Revue   c-ritique  22,Nr.   1. 

1108.  Wackernagel,  Geschichte  der  deutschen  Litteratur,  fortgesetzt  von 
E.    Martin.    2.   Bd.    1.   Lief.   (Bibl.    1884,   Nr.    1031). 

VjrJ.  Zs.   r.  d.  österr.  Gymnasien   1888,  58  f.  (Lambel). 

1109.  Goedeke,   Grundriß   (Bibl.    1887,   Nr.    1567). 

Vgl.  Anz.  f.  d.  Altfitliiim  14.  279  —  281  (Stianch);  Germania  33,  118  (Bartsch); 
Centralblatt  f.  Bililiotbekswe.sen  5,  233;  Centralorgaii  f.  d.  Interessen  d.  Real- 
schulwesens 1888,  599—601  (Bindew;ild);  Blätter  t".  literar.  Unterhaltung  1888, 
Nr.  4  (Schlossar) ;  Modern  Language  Notes  3.  Nr.  6  (Goebel). 

1110.  Scherer.  Wilh. ,  Geschichte  der  deutschen  Litteratur.  5.  Aufl.  Mit 
dem  Bilde   des  Verfs.  gr.  8.    (XII,    81U  S.)   Beilin    1889,  Weidmann.    10  M. 

1111.  Kluge,  H.,  histoire  de  la  literature  allemande,  trad.  par  J.  Philippi, 
avec  une  preface   de  L.   Crousle.    8.   Paris. 

Vgl.   Revue  c-ritique   22,  Nr.  43   (Chuquet). 

1112.  Egelhaaf,  Gottlob,  Grundzüge  der  deutschen  Litteraturgeschichte. 
Ein  Hilfsbuch  f.  Schulen  u.  zum  Privatgebrauche.  6.  Aufl.  Mit  Zeittafel 
u.   Register,   gr.    8.    (VIII,    160   S.)   Heilbronn,   Gebr.   Henninger.    2    M. 

1113.  Lind  emann- Brüll ,  Geschichte  d.  d  Litteratur  (Bibl.  1887,  Nr.  1575), 
2.  Abth.  vom  Anfang  des  17.  Jahrh.  bis  zum  Auftreten  der  Romantiker, 
bearb.   von  J.    Seeber.   Freiburg  i.    Br.,   Herder.    3,40   M. 

Vgl.   Zs.   f.   d.  ö.sterr.   Gymnasien    1888,   837  (Minor). 

1114.  Brugier,G.,  Geschichte  der  deutschen  Nationallitteratur.  Nebst  kurz- 
gefaßter Poetik.  Für  Schule  und  Selbstbelehrung.  Mit  einem  'ritelbilde, 
vielen  Proben  und  einem  Glossar.  8.,  verm.  u.  verb.  Aufl.  gr.  8.  (XC, 
700   S.i   Freiburg  i.    Br.    1888,   Herder,    ü   M. 


366  BIBLIOGRAPHIE  VON   188«. 

Vgl.  Centralorgan  f.  d.  Interessen  d.  Realschulwesens  1888,  595 — 599  (Binde- 
wald). 

1115.  König,  0  ,  Geschichte  der  deutschen  Litteratur  in  zusammonhängender 
Darstellung  für  höhere  Mädchenschulen  und  die  weibliche  Jugend,  sowie 
für  Jeden,  der  sich  in  die  geschichtliche  Entwicklung  der  poetischen  Litte- 
ratur der  Deutschen  einführen  will.  gr.  H.  (VIII,  124  S.)  Leipzig  1888, 
Teubner.    1,60   M. 

1116.  Kippenberg,  A. ,  Handbuch  der  deutschen  Litteratur.  Die  deutsche 
Dichtung  nach  ihrer  geschichtlichen  Entwickelung  in  einer  Auswahl  ihrer 
vorzüglichsten  Erzeugnisse  vom  Anfang  bis  auf  die  Gegenwart  2.  Aufl. 
gr.    8.   (XVI.    h\2    S.)   Hannover,    Norddeutsche   Verlagsanstalt.   4   M. 

1117.  Diclitz  und  Heinrichs,  Handbuch  d.  deutschen  Litteratur  f.  d. 
oberen  Classen  höherer  Lehranstalten.  Eine  nach  den  Gattungen  geordnete 
Sammlung  poetischer  u.  prosaischer  Musterstücke,  nebst  einem  Abrii'i  der 
Metrik,  Poetik,  Rhetorik  und  Litter.aturgeschichte.  4.  Aufl.  [nach  den 
Regeln  und  dem  Wörterverzeichniß  f.  d.  deutsche  Rechtschreibung  zum 
Gebrauch  in  preußischen  Schulen  umgearbeitet],  besorgt  von  J.  E.  Hein- 
richs.  Lex.-8.   (XV,    839   S.)  Berlin,   G.    Reimer.   5    M. 

1118.  Strzemcha,  Paul,  (jJeschichte  der  deutschen  Nationallitteratur.  Zum 
Gebrauche  an  österreichischen  Schulen  und  zum  Selbstunterrichte  bearb. 
4.   verb.  Aufl.  gr.   8.   (VI,   "202   S.)  Brunn   1888,   Knauthe.    1,80   M. 

1119.  Hahn,  Werner.  Geschichte  der  poetischen  Litteratur  der  Deutschen. 
11.   verb.  Aufl.   gr.   8.  (VIII,    346    S.)  Berlin    1888,   Hertz.   3.60    M. 

1120.  Glasenapp,  C.  Fr.,  kurzer  Abriß  der  Geschichte  der  deutschen 
Dichtung  mit  nöthiger  Berücksichtigung  der  wichtigsten  Prosalitteratur. 
gr.    8.    (XIV.    116    S.)   Riga,   Kjmmels   Verlag.    1,80    M. 

1121.  Krauß,  Herrn.,  kurzer  Abriß  der  Geschichte  der  deutschen  Dichtung 
zum   Schulgebrauch.    8.   (VII,    170   S)  Genf  1889,   Burkhardt.    1,60   M. 

1122.  Habrich,  Leonh.,  deutsches  Einheits-  und  Stammesbewußtsein  im 
deutschen  Schriftenthum.  von  den  Anfängen  desselben  bis  zur  Gegenwart. 
Ein  Beitrag  zur  Geschichte  des  deutscheu  Wesens  und  ein  Hilfsmittel  zur 
Belebunir  und  Förderung  des  litteraturkundlichen  Unterrichts,  gr.  8.  (XVI, 
176    S.)  Düsseldorf.    Schwann.    2,50   M. 

1123.  Erdmann,  O.,  Betrachtungen  über  Handbücher  zur  Litteraturkunde, 
mit  besonderer   Beziehung  auf  Kluge,   Auswahl   deutscher  Gedichte. 

Zs.   f.   d.  deutschen   Unterriclit  2,  H.   3. 

1124.  Biltz,  Karl,  zur  deutschen  Sprache  und  Litteratur.  Vorträge  und 
Aufsätze.   8.   (298   S.)  Potsdam    1888,   Stein.    3    M. 

Vgl.  Gymn:isiuiii  1889,  iSr.  10.  —  Enthält  U.A.:  über  eine  Modification  in  der 
gewöhnlichen  Eii;theilung'  der  deutschen  I^itteraturgeschichte  •,  über  die  gedruckte 
vorlufherisclie  deutsehe  Bibelübersetzung  (schon  im  Jahre  1878  abgefaßt); 
Wann  ist  Luthers  Lied  „ein'  feste  Burg  ist  unser  Gott"  gedichtet  werden? 
Die  neueste  Schrift  über  die  Zeit  der  Abfassung  von  Luthers  Lied  „Eine  feste 
Burg  ist  unser  Gott";  über  die  Etymologie  des  Wortes  'Sorge';  über  das  Wort 
und  den   Begriff  'Posse  ;  über  den  Entwurf  eines  neuen  deutschen  Glossars. 

(Schluß  folgt.) 


zu  LEXERS  MHD.  HAND WB.  —  LTTTER. :  GROTEFEND.  BRUCHSTÜCK  etc.     367 

Zu  Lexers  Mhd.  Handwörterbuch. 

Bd.  1,  1421  unter  inihe  ist  das  Citat  aus  den  Monnni.  Wittel.-^bac. 
59,  31  paumgarten  vnd  iiirpen  in  ivaz£:er  suln  ganzen  frid  haben  durcli 
einen  unberichtigt  gebliebenen  Druckfehler  entstellt.  Gedruckt  steht  an  der 
citierten  Stelle  p.  u.  i.  in  ir  vazzen.  Über  der  peinen  vaz  'Bienenkorb' 
s.  Lexer  III,  34. 

NORTHEIM.  R.  SPRENGER. 


LITTKRATUK. 


Bruchstück  des  Rolandsliedes.  Mitgetheilt  von  Grotefcnd.  Quartalbericht 
d.  Vereins  f.  meklenburgische  Geschichte  u.  Alterthumskunde.  LVII,  3. 
Schwerin    1892. 

Im  ersten  Bande  der  Meklenburg.  Jahrb.,  S.  152  ff.,  hatte  schon 
Lisch  Bruchstücke  des  Rolandsliedes  vom  Pfaffen  Konrad  veröffentlicht. 
Die  Germanisten  haben  damals  den  Text  mit  Freuden  begrüßt,  zumal  da 
die  Handschrift  der  Entstehungszeit  des  Gedichtes  sehr  nahe  stellt.  Die 
Bruchstücke  der  Handschrift  waren  als  Einbände  vci-wendet  und  fanden  sich 
im  Großherzoglichen  Geheimen  und  Hauptarchive.  Lisch  hat  die  Handschrift  in 
den  Meklenb.  Jahrb.  1,  153  beschrieben.  Grotefend  veröffentlicht  nun  a.  a.  0. 
S.  4 — 10  ein  Lisch  entgangenes  Blatt  derselben,  das  auch  als  Einband 
verwendet  war.  Die  Abkürzungen  des  Originales  vn  für  unde  und  7  für  in 
sind  beibehalten.  Die  Stelle  beginnt  in  der  Grimmschen  Ausgabe,  Cap.  CXYI*", 
S.  293,  Z.  20.  Es  sind  vier  Seiten,  auf  der  ersten  ist  Platz  für  ein  Bild 
gelassen.  Solche  freigelassene  Stellen  für  Bilder  finden  sich  auch  in  der 
Rostocker  Teuerdankhandschrift.  Der  Name  der  Brehmunda  kommt  in  der 
Form  'Precmunda'  und  Prehmunda'  vor.  Es  sind  im  Ganzen  210  Verse. 
Die  Fachgenossen  werden  den  Werth  des  Textes  bei  Vergleichung  mit  den 
beiden  Ausgaben   des   Rolaudsliedes  bald   erkennen. 

WISMAR  i.  M.  O.  GLÖDE. 

Ein    historisches  Volkslied    aus  dem  Jahre  1657.    Mitgetheilt   von  F.  von 
Meyenn.     Quartalbcricht    d.   Vereins    f.   meklenburgische   Geschichte  u. 
Alterthumskunde.   LVII,   3,   S.    10—13.   Schwerin   1892. 
Die  Überschrift    des    aus   24    Strophen    bestehenden   Gedichtes     lautet: 
„Lobspruch    des  Denen   vnd   deszelben   tappfere  Kriegesthaten   in  der  Melodei: 
Als    ich    einmahl    lust  bekahm."     v.   Meyenn    druckt  nach    einer  Abschrift  im 
Hauptarchiv    aus     der  Zeit    der    Entstehung     des    Liedes.     Es  ist    ein     übcr- 
müthiges  Spottlied  auf  die  Feigheit  der  Dänen,   während  Karls  X.  von  Schweden 
glänzender  Feldzug    gegen    die  Dänen    verherrlicht    wird.     Der  Herausgeber 
vermuthet,    daß   es   vor  der   Erstürmung  der   Festung  Fridericia  (24.   October 
1057)  verfaßt  ist,   wobei  Andreas   Bille  verwundet  in   schwedische   Gefangen- 
schaft gerieth.   Im  Text    kommen   die   Namen   Andreasz,   Friederichorth    (wohl 
Fridericia).     Ambtman   Ahlefeit    (dänischer  Vicestatthalter    in  Holstein),     der 
Schotte  (wohl   Oliver  Cromwell)  vor.     Die   Strophe  XIX: 


3G8     I^ITTKI.'ATIM.':   F.   v    MEYENX.  EIN   IIISTOKISC'IIES  VOLKS!  lED  etc. 

Weil   es  euch   also   gefeit, 

So   wird   der   Dehne   auch   der  weit 

Spotten   in   die  zehne, 

Vndt  so  jemant  eilet   fortt, 

Wirt   man   sagen   zum    sprichwordt  : 

Du  laufst  wie  ein   Dähne. 
erinnert    mich    an    die    meklenburgische   Redensart:     «Hei    holt    sich    as    dei 
Diin    vor  Gadebusch."     Diese  Worle    beziehen    sich    auf   die   Niederlairc   der 
Dänen    bei    Gadebusch     am     20.   December    1712     durch     den     sciiwedischen 
General    Steenbock.   Noch   heute   singt  das   Volk  in   Meklenburg: 

Piep,   Dan,   piep. 

Schonen    büst  du   quit, 

Vor  Wismar  best  du   lang  legen, 

Vor  Gadebusch   best  du   Släg  kregcn: 

Piep,   Dan,   piep. 
Vgl.   A.    Peutz,   Geschichte  Meklenburgs  II,   S.    81. 

WISMAR  i.  M.  O.  GLÖDE. 


Altsächsische  Grammatik,  von  0.  Behaghel  und  J.  H.  Gallee.  Erste  Hälfte 
Laut-  und  Flexionslehre,  bearbeitet  von  J.  H.  Gallee  {=  Samm- 
lung kurzer  Grammatiken  germanischer  Dialecte  hrsg.  von  W.  Braune, 
Bd.  VI).  Halle,  Max  Niemeyer.  —  Leiden,  E.  J.  Brill.  1891.  X  und 
116   SS.   8». 

Professor  Behaghel  wird  zu  der  Laut-  und  Flexionslehre  die  Wort- 
bildung und  Syntax  liefern.  Professor  Gallee  selbst  bereitet  eine  kritische 
Ausgabe  sämmtlicher  altniederdeutschen  Denkmäler  und  ein  vollständiges 
Wörterbuch  vor.  Es  bleibt  nur  zu  wünschen,  daß  wir  auf  diese  wichtigen 
Publicationen  nicht  mehr  lange  zu  warten  brauchen.  Ihre  Bedeutung  für  die 
niederdeutsche  und  niederfränkische  Sprachgeschichte  braucht  nicht  be- 
sonders  betont  zu  werden. 

G.  verfügt  nicht  bloß  über  ein  reicheres  Glossenmaterinl  aus  Essen, 
Düsseldorf,  Oxford.  Lindau  (Ahd.  Gl.  II,  738),  er  hat  auch  sämmtliche 
Texte  aufs  genaueste  revidiert  und  in  richtiger  Erkenntniß  nur  die  Eigen- 
namen bei  Seite  gelassen,  von  denen  wir  aber  doch  wünschen  möchten, 
daß  sie  der  Ausgabe  der  Denkmäler  oder  dem  Wörterbuche  einverleibt 
würden.  Die  Eigennamen  sind  ja  nicht  bloß  sprachgeschichtlicli  von  Belang; 
über  ihren  historischen,  speciell  culturgeschichllichen  Wertli  sind  wir  längst 
einig.  Muster  für  die  Darstellung  ist  Braunes  bewährte  gotische  Grammatik 
gewesen;  wo  G.  in  der  Gruppierung  (siehe  Inhaltsverzeichniß  S.  IX  f.)  von 
Braune   abweicht,   gebe  ich  der  gotischen  Grammatik   entschieden  den  Vorzug. 

G.  hat  sich  der  Ansicht  zugeneigt,  daß  die  Haupthandschrift  des 
Heliand  (Cod.  Gott.)  in  der  Gegend  von  Paderborn  und  Corvey 
entstanden  und  in  derselben  Gegend  aucli  die  Heimat  des  Dichtens  zu 
suchen  sei.  Dagegen  ist  neuerdings  Mehreres  geltend  gemacht  worden. 
Jellinghaus  will  das  Gedicht  auf  den  Boden  der  heuiigen  Niederlande  ver- 
legen. Seine  zeitliche  und  örtliche  Verschiebung  ist  bereits  von  Jostes  rück- 
gängig gemacht  worden.  Jostes  glaubt,   der  Dichter  lasse  sich  nur  im  Kloster 


r.lTTl'.WATlTR  :  O.  MEHAGHEL  u.  J.  H.  GALLEE,  ALTSÄCHS.  GRAMMATIK.     369 

Werden  unterbringen.  Aua  dem  Charakter  dieses  Klosters  vermag  er  sich  alle 
Eigenthümlichkeiten  des  Gedichtes  zu  erklären.  Kögel  hat  zuletzt  noch  das 
Problem  dadurch  entscheiden  wollen ,  daß  er  gewisse  graphische  Merkmale 
des    Cod.    Cott.  in   Werden   nachgewiesen   hat. 

Ernstlich  kann  es  sich  nur  darum  handeln,  ob  der  Dichter  des  Heiland 
im  Kloster  Worden  oder  in  Corvcy  zu  suchen  ist.  Jostes  erklärt  sich  einer- 
seits die  fränkischen,  andererseits  die  angelsächsischen  Kennzeichen  aus  der 
Thatsache,  dali  Liudger,  der  Sachsenapostel,  der  Stifter  des  Klosters  Werden, 
seine  Mönche  aus  der  in  angelsächsischem  Stil  angelegten  Utrechter  Schule 
bezogen  habe.  Die  Person  Ijiudgers  ist,  meine  ich,  in  dieser  Frage  gänzlich 
ohne  Bedeutung.  Denn  daß  Liudger  ein  Friese  war  und  in  York  studiert  hat, 
kommt  für  den  Heliand  viel  weniger  in  Betracht,  als  daß  dieser  Mann  schon 
im  Jahre  809  das  Zeitliche  gesegnet  hat.  Was  aus  der  Thatsache,  daß  seine 
Familie  bis  887  ihr  Eigenthumsrecht  gewahrt  hat,  zu  gewinnen  wäre,  kann 
ich  nicht  einsehen.  Es  ist  sehr  beklagenswerth ,  daß  wir  einen  Catalogus 
abbatum  et  fratrum  Werthinensium  nicht  besitzen,  der  uns  Anhaltspunkte 
für  die  Herkunft  der  Bewohner  liefern  könnte.  Es  verdient  aber,  nachdrück- 
licher als  es  geschehen  ist.  hervorgehoben  zu  werden,  daß  Werden,  politisch 
betrachtet,  nicht  auf  sächsischem,  sondern  auf  fränkischem  Boden,  wenn 
auch  dicht  an  der  Grenze  des  Sachsenlandes  gegründet  ist.  Gewiß  haben 
Sachsen  und  Friesen,  dem  Zwecke  der  Gründung  gemäß,  daselbst  Aufnahme 
gefunden,  aber  es  ist  doch  an  sich  unwahrscheinlich,  daß  der  Sachse,  dem 
wir  den  Heliand  verdanken,  gerade  im  Frankenland  zu  suchen  sein  sollte, 
zu  einer  Zeit,  da  mitten  in  Sachsen  Nova  Corbeia  eine  glänzende  Thätigkeit 
entfaltete. 

Viel  wichtiger  ist,  daß  uns  für  das  Kloster  Werden  eine  landes- 
väterliche Fürsorge  des  Kaisers  nicht  in  dem  Maße  bezeugt  ist  wie  für 
Corvey.  Wie  will  man  im  Kloster  Werden  sich  erklären,  daß  die  Person 
Ludwigs  des  Frommen  mit  dem  Werke  des  Dichters  so  eng  sich  verknüpfen 
konnte?  Ludwig  hat  mit  Werden  nichts  zu  schaffen.  All  sein  Interesse 
wendet  sich  Corvey  zu.  Die  Stiftungsurkunde  vom  Jahre  823  eröffnet  eine 
Reihe  von  Gnadenbeweisen  des  Kaisers,  die  in  Werden  gänzlich  zu  fehlen 
scheinen.  Die  Worte  der  Praefatio  lAidoriciifi  pnssimus  Augnstus  könnten 
geradezu  aus  der  subscriptio  der  Stiftungsurkunde  für  Corvey  entlehnt  sein : 
er  ist  nicht  genannt  Serenissimus  Aiigustus,  gloriosissimus  rex,  inissinius 
rcx  oder  mit  einer  ähnlichen  Formel.  Wenn  der  Kaiser  selbst  i^Wilmans, 
Kaiserurkunden  I,  51)  als  Zweck  der  von  ihm  unterstützten  Klostergrün- 
dungen ad  divinum  cuUnm  uberius  cxscquendnm  bezeichnet,  so  wird  man 
wiederum  an  die  Worte  der  praefatio  erinnert,  die  leicht  mit  dem  Wortlaut 
der  Stiftungsurkunde  in  Zusammenhang  stehen  könnten ,  wenn  es  in  dieser 
heißt  (Wilmanns  a.  a.  0.  S.  19)  ut  .  .  genitor  nostcr  in  eadem  gentc  primum 
cliristianae  religio nis  fidem  confirmavit,  ita  et  nos  ad  augmentandum  soli- 
dandumque  eiusdcm  fidei  vigorem  .  .  constituimus  ....  vos  vero  cuidam 
venerabili  vivo  Adalhardo  monasterüim  construere  iussimus.  Wenn  es  sodann 
für  den  Heliand  darauf  ankommt,  Kenntniß  ags.  Schrift  und  daneben  Be- 
ziehungen nach  dem  fränkischen  Westen  nachzuweisen,  so  wird  dies  auch 
in  Corvey  gelingen.  An  dem  Codex  der  Annales  Corbeienses  (ed.  Jaffe, 
Monumenta  Corbeiensia,   S.   28   ff.)  ist  eine  ags.   Hand  thätig  gewesen.     Der 

GERMANIA.     Neue  Reihe  XXV.  (XXXVII.)  Jahrg.  25 


370     LITTERATUK:  O.  HEHAGHEL  u.  J.  H.  GALLEE,  ALTSÄCHS.  GRAMMATIK. 

Cod.  Vatic. ,  der  ein  Runenalphabet  und  vorausgehendes  Mönchsverzeichniß 
enthält,  stammt  zwar  nach  Reifferscheid  zunächst  nicht  aus  dem  westphälischen 
Corvey,  sondern  aus  dem  Mutterkloster  Corbie  an  der  Somme,  ist  aber  gewiß 
einmal  im  Sachsenland  und  dann  zweifellos  in  Corvey  gewesen  (doch  ist 
Zeitschr.  f.  vaterl.  Gesch.  u.  Alterthumskunde  Westphalens  1879,  212  S. 
zu  vergleichen),  hat  man  doch  auch  den  ags.  Schreiber  des  ags.  Runenalphabets 
und   des   Abecedarium   Nordmannicum   in   Ostphalen    gesucht    (MSD.^  II,    56). 

Besonderes  Gewicht  lege  ich  auf  die  fränkischen  Elemente  in  Corvey. 
Das  Kloster  ist  eine  Tochtergriindung  von  Corbie  und,  wie  auch  Herford, 
von  den  Brüdern  Wala  und  Adalhard,  den  leiblichen  Vettern  Karls  d.  Gr. 
ausgegangen.  Die  Mutter  der  genannten  Brüder  hatte  wahrscheinlich  edlem 
sächsischem  Geschlechte  angehört.  Wie  Wala  zum  ersten  Mal  auf  den 
Gedanken  kommt,  im  Sachsenlande  ein  Kloster  zu  bauen,  wird  sein  sächsi- 
sches Stammesbewußtsein  hervorgehoben:  ut  erat  isti  amor  fervens  ..  circa 
2)ropi}iqicos  sui  gencris  et  patriam.  Wala  ist  bei  Lebzeiten  Karls  d.  Gr. 
einer  der  einflußreichsten  Optimaten  am  Hofe  seines  Vetters  gewesen,  er 
hat  mit  besonderer  Auszeichnung  Staatsgeschäfte  geleitet,  die  Heere  ins 
Feld  geführt  und  den  ducatus  Saxoniae  längere  Zeit  als  Oberbefehlshaber 
verwaltet.  Er  war  in  erster  Linie  vermöge  seiner  Talente  und  seiner  Ab- 
stammung befähigt,  seine  Stammgenossen  in  den  Lebenskreis  des  fränkischen 
Reiches  einzufügen ;  war  er  doch  beim  Sachsenvolke  außerordentlich  beliebt 
(valde  (lilcctus  et  nimiiim  famosissimus  ■  vgl.  auch  die  Episode  der  vita 
üb.  I,  c.  7).  Wala  ist  es  gewesen,  der  in  Ansgar  den  richtigen  Mann  für 
die  Mission  des  Nordens  gesehen  hat.  Er  ist  es,  dem  die  Förderung  der 
christlichen  Religion  bei  seinem  Volke  in  allererster  Linie  anzurechnen  ist. 
Als  der  gewaltige  Kriegsmann  Mönch  wurde,  hat  dieses  Ereigniß  in  Sachsen 
tiefen  Eindruck  gemacht.  Er  war  ein  überlegener  Geist  (virum  magnum 
fuisse  constat,  meinte  Leibniz):  er  hat  es  verstanden,  die  Menschen  für  sich 
zu  gewinnen  und  nach  seinen  Ideen  zu  lenken,  er  hat  Karls  d.  Gr.  Ver- 
trauen besessen,  ist  Jahre  lang  einer  der  ersten  Rathgeber  Ludwigs  gewesen 
(Ludwig  selbst  bezeichnet  ihn  als  'propinquus  noster,  regiae  prosapiae  vir), 
mit  ungewöhnlicher  Rednergabe  hat  er  die  Sachsen  für  sich  begeistert  und 
vielleicht  persönlich  vom  Kaiser  die  Immunitätsurkunde  für  Corvey  erwirkt 
(Rodenberg,  Die  vita  Walae.  Göttingen  187  7).  —  Wilmanns  hat  gezeigt, 
wie  diese  prächtige  Erscheinung  dem  Sachsenvolke  imponiert  hat,  wie  er 
geradezu  Volksheld  geworden  und  im  Munde  des  Volkes  Jahrhunderte  lang 
gefeiert  worden  ist.  Gleich  und  neben  ihm  ist  der  Corveyer  Mönch  Warinus, 
der  mit  Wala  nahe  verwandt  gewesen  ist,  zu  nennen:  erat  eodem  tempore 
(a.  823)  in  Corbeiensi  monasterio  qtiidam  adoleseens  monachus  qiii  ex 
nobüissimo  Francorum  atque  Saxonum  genere  fucrat  ortus  nomine  Wari' 
nus  . . .  qui  ex  milite  facttis  est  monachus.  cum  esset  juvenis  atque  magna 
potestate  praeditus  . .  intcr  primos  palatii  consisteret ,  elegit  potius  servire 
domino  aeterno  quiam  regi  mortali  .  .  venerabilis  ahba  Warinus  maiori 
honore  apud  imperatorem  habebattir ,  so  berichtet  die  Translatio  S.  Viti 
(ed.  JaflF^,  S.  12).  Seit  826  war  Warinus  der  ausgezeichnete  Abt  des  damals 
in  höchstem  Ansehen  stehenden  Klosters. 

Sollten  Männer  mit  solchen  Zügen  und  solchen  Schicksalen ,  die  so 
schlagend  mit  dem  Bilde  stimmen,   das  die  Gottesstreiter  des  Heliand  tragen, 


T.ITTKHATUK  :  O.  BEHAGHEL  u.  J.  II.  GALLEE,  ALTSÄCHS.  GRAMMATIK.     371 

ohue  Wirkung  auf  die  Pliantasie  des  Dichters  geblieben  sein,  wenn  er  von 
ihnen  wußte,  wenn  er  etwa  gar  in  ihrem  Kreise  sich  bewegte?  Der  Sachse, 
der  in  seinem  Heliand  Christus  als  einen  gewaltigen  Kriegsmann  darstellte, 
mußte  sich  zu  Männern,  wie  Wala  und  Warinus,  die  erst  vor  Kurzem  den 
Panzer  mit  der  Kutte  vertauscht  hatten,  besonders  hingezogen  fühlen  (Roden- 
berg  a.  a.  0.  S.  22^.  In  einem  Wala  und  Warinus  lebten  die  Krnftgestalten 
der  christlichen  Geschichte  lebendig  und  leibhaftig.  Jetzt  erscheint  es  be- 
deutsam, daß  unser  Dichter  den  Matthäus  mit  den  Worten  charakterisieren 
konnte:  Mattheiis  ivas  he  hetan,  was  im  amhahteo  edilero  manno ,  scolda 
fhnr  tc  is  Iterron  handun  antfahan  Uns  endi  tolna;  treuiva  hahda  he  goda, 
adalandhari :  forlet  al  snman  gold  endi  silubar  endi  geba  managa,  diiirie 
medmos  endi  ward  uses  drohtines  man:  cos  im  the  Jcuninges  thegn 
Cn'sf  te  herron,  milderan  herron,  milderan  medgebon  than  er  is  man- 
drohtiu  wart  an  thesero  weroldi  (vgl.  Vilmar  S.  75;  Kögel,  Grundr.  11,  208). 
Aus  allen  Burgen  rings  umher  läßt  der  Dichter  die  Mannen  zur  Heeres- 
gefolgschaft herbeieilen,  große  Schaaren  aus  mancherlei  Stämmen  kommen 
zusammen,  wie  es  in  der  Transl.  S.  Viti  (Jaffe,  S.  10)  heißt:  augchatur 
cotidic  numerus  monachorum  ex  nohilissimo  Saxonum  gcnere.  So  scheinen 
die   äußeren   Umstände  nach   Corvey,  nicht  nach   Werden  zu   weisen. 

Aber  freilich  führt  uns  Kögel  an  der  Hand  gewisser  orthographischer 
Merkmale  nach  dem  Kloster  an  der  Ruhr.  Nur  in  Werdener  Denkmälern 
begegnet  intervocalisch  -/-  '==z  -b-  wie  im  Cottonianus;  desgleichen  auslautend 
-t  {=  -f)  und  C  vor  hellen  Vocalen  mit  dem  Lautwerth  von  k.  Intervocalisch 
-&-  ist  (vgl.  die  Nachweise  bei  Gallee  §.  107)  zweifellos  für  die  Original- 
handschrift des  Heliand  vorauszusetzen.  Althof  verzeichnet  (§.  14)  mehrere 
Namensformen,  die  nicht  nach  Werden,  sondern  nach  Münster,  Paderborn 
u.  a.  gehören;  bekannt  ist  ferner  -f-  aus  dem  althochdeutschen  Liede 
de  Heinrico  ,  welches  Kögel  selbst  in  die  Lahngegend  versetzen  will.  Von 
dem  ags.  Schreibusus  ganz  zu  schweigen,  vermag  ich  diesem  ersten  Argu- 
ment keinerlei  Beweiskraft  beizumessen.  Auslautend  -S  hat  Kögel  außer  dem 
Heliand  nur  noch  in  den  Werdener  Heberegistern  gefunden.  Zahlreiche  d 
und  b  des  Gott,  hat  erst  eine  zweite  Hand  (des  X.  —  XI.  Jhs.)  durch  Durch- 
kreuzung der  Schäfte  in  d  und  Ö  geändert  (dies  gilt  z.  B.  für  Kögels  Beleg 
2783).  Es  ist  sehr  fraglich,  ob  mit  den  -let  der  Register  etwas  anderes  als 
-lebiis  gemeint  ist,  wie  ja  die  Durchkreuzung  ursprünglich  als  Abbreviatur 
fungiert  (z.  B.  im  fränkischen  Taufgelöbniß  ih  gilaub  und  im  Hildebrands- 
liede  Heridtes  etc.).  Es  weist  diese  Abbreviatur  auf  ags.  Schriftgebrauch 
und  darf  so  wenig  als  ausl.  -d  als  Werdensche  Besonderheit  aufgefaßt 
werden.  Noch  weniger  Beweiskraft  hat  das  letzte  Schriftargument  Kögels. 
c  vor  hellen  Vocalen  mit  dem  Lautwerth  von  Je  ist  wiederum  eine  Eigen- 
thümlichkeit  des  ags.  Schriftwesens  und  beweist  folglich  nur  mit  dem  bereits 
Besprochenen  zusammen,  daß  der  Schreiber  des  Heliand  durch  eine  ags. 
Schreibschule  gegangen  ist,  wozu  an  vielen  Orten  Deutachlands  bis  ins 
XI.  Jh.  hinein  Gelegenheit  war  (vgl.  über  die  scriptura  scoitica  auch  den 
ersten  grammatischen  Tractat  der  Snorra  Edda).  Die  Bedeutung  der  Schreib- 
schulen für  die  Verschiedenheit  der  Orthographie  unserer  ältesten  deutschen 
Denkmäler  ist  noch   nicht  genügend   erkannt  l^vgl.   oben   S.  243  ff.).  Mau   hat 

25* 


372     LITTEKATUK:  O.  HEIIAOIIEL  u.  J.  H.  GALLEE.  ALTSÄCHS,  fJKAMMATIK. 

vielfach  lautliche  Vorgänge  statuiert,  wo  nur  ein  Wechsel  des  Schriftwesens 
zu  Grunde  liegt. 

So  steht  also  nichts  im  Wege,  den  Heliand  in  Corvey  ent- 
standen zu  denken,  mit  der  Annahme,  daß  das  Original  ags.  Schrift- 
eigenthümlichkeiten  mit  anderen  Aufzeichnungen  jener  Zeit  getheilt  habe 
(vgl.    die  Darlegungen  Möllers  für  das  Hildebrandslied). 

Weit  ausblickende  Theorien  und  weit  ausholende  Untersuchungen  liegen 
in  der  gi'ammati sehen  Darstellung  Gallöes  nicht  vor.  Aber  wir  besitzen  nunmehr 
eine  sehr  reichhaltige,  sorgfältig  und  übersichtlich  bearbeitete  Statistik  des 
Formbestandes  unserer  and.  Texte.  Es  ist  namentlich  den  graphischen  Varianten 
die  erforderliche  Aufmerksamkeit  geschenkt  worden  und  in  vielen  Fällen  eine 
zutretFende  Deutung  gegeben.  Anderes  befriedigt  nicht.  So  z.  B.  wenn  nach 
§.  27  i  sich  in  a  oder  u  verwandelt  haben  soll,  während  doch  G.  §.  220 
selbst  constatiert,  daß  die  Comparativsuffixe  nicht  streng  geschieden  sind. 
Auch  hätte  der  Wechsel  zwischen  thionost  :  tliianust,  Jciasnr  :  kinsur, 
dhitales  :  diudulrs,  hamnr  (Prud.  Gl.)  u.  a.  (§.  196,  Anm.  6)  lehren  sollen, 
daß  nicht  an  Wandel  eines  i  zu  denken  ist.  —  eoricl  :  ierid  (§.  30,  Anm.  2) 
verhalten  sich  wahrscheinlich  wie  tieoivilit  :  nictviht  (§.  50  Anm.),  d.  h. 
ic  wird  Umlaut  des  eo  darstellen.  —  §.  33,  Anm.  1  erledigt  sich  durch 
Annahme  von  Doppelformen;  es  sollte  nicht  länger  von  „regelmäßigen''  und 
„unregelmäßigen"  Formen  gesprochen  werden;  ein  kleiner  Rest  läßt  erkennen, 
daß  secundär  ?«■  >  o  (resp.  o  nach  Anm.  (!)  geworden  ist  wie  i  >  e.  tliolian 
und  verwandte  durften  nicht  in  Anm.  4  untergebracht  werden.  —  Die  treffende 
Beobachtung  Behaghels  (in  der  voraussichtlich  auch  andere  mit  ihm  zu- 
sammengetroffen sind),  daß  in  unseren  Texten  bereits  ä  zu  c  lungelautet  ist, 
hatte  die  Grundlage  von  §.  36  zu  bilden.  Die  mnd.  Überlieferung  ist  hier 
ohne  Weiteres  zu  Gunsten  von  Behaghel  entscheidend.  —  anSciann  Hei. 
.5798  (§.  41,  Anm.  2;  288  Anm.)  ist  wahrscheinlich  arsciadh  (zertheilte  sich)? 
zum  AVechsel  zwischen  n  und  r,  vgl.  §.  9().  100  Anm.  —  Zu  den  Diphthon- 
gierungserscheinungen von  ö  >  HO  beim  Verbum  dön  mußte  der  ITbergaug 
von  ö  >  ü  vor  Vocal  und  der  Übertritt  des  Wortes  in  die  Flexion  der  ön- 
Verba  (cfr.  duoian)  berücksichtigt  werden.  —  Ich  halte  die  §.  44  angedeutete 
Erklärung,  die  anscheinend  von  Formen  wie  fraha  ausgehen  will,  nicht  für 
plausibel,  schon  deswegen  nicht,  weil  auch  a  für  o  sich  findet  (§.  33,  Anm.  5) 
und  demgemäß  ä  neben  ö  einem  ö  entsprechen  wird.  —  §.  48,  Anm.  3 
fiur  kann  nicht  aus  fu-ir  entstanden  sein,  ist  vielmehr  Stammabstufung 
zu  *fhr  (griech.  Ttvg).  —  §.58,  Anm.  1  (I.  5802)  hivtl  (wie  ahd.  hivU 
Braune,  ahd.  Gramm.',  §.  207,  Anm.  2)  ist  adverbial  gebraucht  (§.  168, 
Anm.  3).  —  §-6  7  bedarf  der  Revision  und  Ergänzung.  —  Was  bedeutet 
der  Wechsel  zwischen  ,,west"-  und  „altgermanisch"  in  §.  85?  Absatz  ff) 
ist  sehr  ungenügend  formuliert.  Eine  Andeutung  über  die  Stellung  des  altnd. 
zum  ags.  und  afries.  wäre  sehr  zu  wünschen.  —  §.94.  121.  Der  phonetische 
Unterschied  zwischen  etymol.  j  und  (j  im  altnd.  (graphisch  besteht  keine 
Verschiedenheit)  ist  der,  daß  .;  und  g  vor  palatalen  Vocalen  als  (stimmhafte) 
palatale  Spiranten,  [/  vor  gutturalen  Vocalen  als  gutturaler,  j  als  palataler 
Spirant  zu  betrachten  ist.  —  §.  116  kann  ich  nicht  begreifen,  warum 
palatale  Aussprache  fraglich  sein  soll;  fraglich  ist  nur  die  Assibilierung. — 
Sehr    richtig    ist    die   Erklärung    der   Orthographie    in   §.    122    Anm.    (folglich 


LITTEKATUK:  O.  liKIlAGHKL  u.  J.  II.  (lAF.LKK,  AI.TSÄCIIS.  GRAMMATIK.     373 

hätte  §.  131,  G  die  Einfügung  des  h  nicht  als  „unrichtig"  bezeichnet  weiden 
sollen);  nur  bedürfen  wir  des  „gelehrten  Schreibers"  nicht.  —  §.  12G.  Die 
Gemination  in  roggo  ist  westgermanisch.  —  t'ber  ihurh  :  thiirn,  §.  133  vgl. 
Beitr.  XII,  289  Anm.  —  Die  §.  134  Anm.  erwiihnte  Analogiebildung  dürfte 
kaum  ernstlich  erwogen  sein.  Liegt  denn  2.  Pers.  sing,  bis  nicht  näher? 
Merkwürdig  ist  die  Annahme,  eines  ^'scndäjan  >  scndicn,  während  ril'Jcian 
§.  118,  Anm.  2  als  Schreibfehler  angesehen  wird.  —  §.  157,  Anm.  1,  Gen.  sg. 
-GS  ist  auch  fries.  und  nrnord.  ;  folglich  mit  Paul  als  urgorm.  Nebenform 
zw  -rs"  aufzustellen,  entsprechend  der  Abstufung  der  ?2-Stämme  (§.  193); 
Anm.  3  vermisse  ich  eine  strenge  Scheidung  der  Belege  für  Nom.  und  Acc. 
plur.  —  §.  163  bezüglich  solar/  u.  s.  vv.  war  auf  II.  Möller,  Zur  ahd.  Alli- 
terationspoesie S.  144  zu  verweisen.  —  Zu  thieäl  (§.  1G8,  Anm.  1)  waren 
die  ahd.  Formen  zu  berücksichtigen  und  ursprünglich  consonantische  Flexion 
zu  erschließen.  —  §.  170,  Anm.  1  hell  ist  doch  wahrscheinlich  ags.  Ein- 
fluß zuzuschreiben.  Es  wäre  sehr  verdienstlich,  wenn  G.  in  der  angekündigten 
Einleitung  zu  den  Denkmälern  die  kirchliche  Terminologie  auf  ihre  ags., 
rcsp.  hochdeutsche  Herkunft  untersuchte.  Es  lassen  sich  dadurch  voraus- 
sichtlich Anhaltspunkte  für  die  Heimat  und  Herkunft  der  Missionare  ge- 
winnen. —  §.  2G0  war  auch  tvila  unterzubringen,  vgl.  Frank,  ranl.  Gramm. 
§.  130.  Anm.  2.  —  Zu  §.  2G7b.  309  fcrlcöpton.  gicdpiä  war  auf  ags. 
cijpaii  (got.  ^-kaupjan)  zu  verweisen.  Reste  der  Suffixabstufung  -an  :  -in 
sind  §.  281,  Anm.  4  verzeichnet.  —  Die  §.  279,  Anm.  3  zu  glvan  gegebene 
Notiz  war  auch  für  niman  §.  278,  Anm.  2  zu  verwerthen.  —  §.  301  dürfte 
mit  Sicherheit  ein  inf.  ^spennian  erschlossen  werden,  vgl.  altnord.  speni. 
spcnja ,  altschwed.  spinl,  mhd.  spen,  spunne.  Als  altes  Participium  ohne 
Mittelvocal  war  auch  adj.  for?it  (got.  fniirhts)  zu  erwähnen.  —  Das  Schwanken 
zwischen  -0)t  :  -an  bei  deii  o» -Verben  ist  am  ehesten  von  inf.  -oian  aus- 
gegangen. Ich  vermisse  in  der  Liste  minnion  C:  minnian  M.  gchalan  M. 
uundran  C.  cscan  C.  friehan  C  {friohon).  —  Zu  sindun  §.  321  vgl.  Beitr. 
VI,  573   etc. 

Die  Verbesserungen  sind  mit  den  S.  115  f.  gegebenen  Nachträgen 
noch  nicht  erschöpft  S.  79,  Z.  14  v.  o.  1.  kann;  S.  80,  §.  230,  Z.  3  1.  a- 
Stämme.  Der  Nachweis  zu  §.  239,  Anm.  2  gehört  zu  Theilen  von  Anm.  1 
u.  2.  §.  247,  Z.  1  1.  einen.  Bei  der  Paradigmentafel  des  Verbums  ist 
„Schwache  Verba'  über  8.  1.  2  gerathen;  ein  Paradigma  liehhiu  wird  man 
trotz  §.  255  Anm.  vermissen,  woselbst  310  in  311  zu  bessern  ist.  Ich 
kenne  keinen  Beleg  für  1 .  Sing.  präs.  -m  der  schwachen  Verba  2.  Classe. 
S.  89  letzte  Zeile  1.  im.  §.  258  1.  in  der  3.  und  2.  Pers.  pl.  (vgl.  §.  2G1). 
§.  2G8,  Z.  6  1.  auß'uiveisen.  §.  269  ist  etwa  fähan  :  fengim  einzuschalten. 
§.  272,  Anm.  4  war  auf  §.  41,  Anm.  2;  §.  273,  Anm.  1  (fin.)  auf  §.  45; 
§.  315,  Anm.  auf  §.  41,  Anm.  3  und  §.  321,  Anm.  2  zu  verweisen.  Die 
Belege  am  Schlüsse  von  §.  311  gehören  nicht  an  diese  Stelle;  haben  sie 
sich  von  §.  307  hieher  verirrt?  In  §.  312  vermißt  der  Anfänger  einen 
Beleg  dafür,  daß  die  aufgeführten  Verba  überliaupt  einmal  der  dritten  Classe 
angehört  haben. 

MAUBUKG.  FRIEDKKÜI  KAUFFMANN. 


374     LITTEKATIJK:  ERWIDERUNG  AUE  GERMANIA  XXXVII,  S.  110—114. 

Erwiderung  auf  Germania  XXXVII,  S.  110—114. 

In  meiner  Abhandlung  „Über  die  Quellen  der  H.  Sachsischen  Dramen'" 
hatte  ich  (Germ.  36,  S.  4  ff.)  das  Verhältnis  des  5.  Fastnachtspieles  zu 
Beroaldus  genau  nach  den  Ergebnissen  meiner  Untersuchungen  vom  Jahre 
1882  niedergeschrieben  und  den  1H89  gedruckten  Artikel  Sz  amat  ol  ski  s, 
obwohl  er  mir  in  Einzelheiten  anfechtbar  erschien ,  in  einer  FuLWiote  nur 
anerkennend  erwähnt.  Eine  Kritik  lag  mir  eben  ferne:  doch  mul.^te  ich  im 
Interesse  der  mich  beschäftigenden  Quellenfragen  Stellung  zu  den  Haupt- 
resultaten seiner  Forschung  nehmen.  Dies  that  ich  und  sah  mich  nicht  ver- 
anlaßt, meine  in  zwei  Punkten  von  ihm  abweichenden  Anschauungen,  näm- 
lich ^  daß  Franck  die  Übersetzung  des  Wimpfeling  benützte  und  daß  Sachs 
auch  die  letztere  kannte,  aufzugeben,  um  so  weniger,  als  Szamatolski  absolut 
keine  Beweise  für  das  Gegeutheil  erbracht  und  insbesondere  keine  Parallelen 
aus  AVimpf.  (und  dem  mir  unbekannten  Frölinkint)  zu  seinen  Citaten  aus 
Franck  angeführt  hatte.  Es  war  von  ihm  einzig  und  allein  erwiesen  worden, 
was  übrigens  schon  der  Druckort  der  Franckschen  Übersetzung  —  Nürn- 
bei'g  —  nahelegte,  daß  S.  diese  benützte.  Das  schloß  aber  für  den  mit  der 
H.  Sachsischen  Schaffensweise  Vertrauten  keineswegs  die  Möglichkeit  aus, 
daß  der  Dichter  daneben  noch  eine  andere  Übersetzung  zu  Eathe  gezogen. 
Und  daß  dies  der  Fall  sei,  davon  war  und  blieb  ich  überzeugt.  Ich  ver- 
sprach nun,  da  die  beiden  der  kön.  Bibliothek  in  München  gehörigen  Über- 
setzungen gerade  verliehen  waren ,  später  nochmals  auf  die  Sache  zurück- 
zukommen und  schrieb  selbst  an  Szamatolski,  daß  ich  mich  in  Nach- 
trägen zu  meiner  Arbeit  wieder  mit  der  Frage  beschäftigen  würde.  Dieser 
Herr  hat  indeß ,  noch  bevor  meine  Nachträge  erschienen ,  in  einem  Artikel 
der  Germania  (37.  Jahrg.,  S.  110  ff.)  unter  der  Spitzmarke  ..//«  Streit  nm 
den  Streit  der  drei  Brüder'"  geantwortet.  Ließ  mich  schon  der  preziöse  Titel 
die  Absicht  des  Schreibers,  einen  Heiterkeitserfolg  zu  erzielen,  erkennen, 
so  ward  ich  doch  von  der  Entgegnung  selbst  überrascht.  Meine  ruhige, 
höfliche  Bemerkung  hatte  wohl  eine  ruhige,  höfliche  Antwort  verdient.  Statt 
dessen  schlägt  der  Verfasser  einen  Ton  an,  den  selbst  nicht  eine  Provocation 
zu  rechtfertigen  vermöchte;  er  gefällt  sich  in  einem  Stil,  dessen  gezwungene 
Spässe,  merkantilische  und  sonstige  Vergleiche  stark  an  den  Ladentisch 
erinnern  und  die  Grenzen  des  Anstands  wiederholt  verletzen.  In  die  vor- 
gesetzten Artigkeiten  der  einleitenden  Worte  muß  ich  mich  mit  L.  Fränkel 
theilen.  Ich  weiß  also  nicht,  in  wie  weit  „werthloses  Schlackenwerk",  „Queru- 
lanten"', „Vergoldung  mit  schwächlichen  Vermuthungen'',  „wohlweise  Biblio- 
graphengelahrtheit,  die  sich  um  den  Zusammenhang  nicht  kümmert",  „Schutt 
ihrer  Nachträge"  auf  mich  gemünzt  sind.  Aber  ganz  auf  meinen  Theil  ent- 
fallen: „er  zahlt  mit  Wechseln  auf  zukünftige  Beweisführungen",  „sein 
Gedächtniß  hat  ihn  ganz  und  gar  verlassen",  „St.  wird  wohl  zustimmen 
können,  ohne  einen  Vergleich  mit  Polonius  befürchten  zu  müssen".  Natür- 
lich schwebt  verklärend  über  dem  Ganzen  die  unendliche  Bescheidenheit  des 
Verfassers,  wie  sie  sich  in  den  Worten  am  Anfang  kundgibt:  Wer  eine 
Stufe  echten  Metalls  gefördert  hat,  muß  heute  darauf  vorbereitet 
sein  daß  sein  Nachbar  die  todte  Stelle  nochmals  nachschürft  u.  s.  w.  — 
Gegen    eine    derartige  Polemik    gilt    es   —  jeder  Einsichtige    wird    mir    bei- 


MITTHEILUNGEN.  375 

pflichten  —  energisch  Front  zu  machen.  Auf  dem  Felde  der  Wissenschaft 
darf  nur  mit  ruhigen,  sachlichen  Gründen,  nicht  mit  faden  Witzeleien,  nicht 
mit  bissigen ,  verletzenden  Vergleichen  und  Bildern  gekämpft  werden.  Das 
Recht,  die  Forschungen  und  Meinungen  Anderer  nachzuprüfen  und  allenfalls 
zu  abweichenden  Resultaten  zu  gelangen,  darf  Niemanden  verkürzt  oder  durch 
Sticheleien  verleidet  werden.  Es  gehört  ein  sehr  großes  Selbstgefühl  dazu, 
um  jeden  unbedeutenden  Fund  mit  lautem  fvQijxa  in  die  Welt  hinauszu- 
posaunen, es  gehört  aber  ein  noch  weit  größeres  dazu,  um  Jeden,  der  dar- 
über nicht  in  Extase  geräth ,  oder  Zweifel  und  Bedenken  äußert,  sofort  mit 
schonungslosem  Hohn  anzufallen.  Mit  einem  Worte,  die  Kampfesweise,  die 
leider  in  der  politischen  Welt  herrscht,  muß  um  jeden  Preis  von  der  wissen- 
schaftlichen ferne  gehalten  werden.  Aus  diesem  Grunde  gehe  ich  auf  die 
Ausführungen  Szamatolskis  nicht  weiter  ein.  Auf  die  Sache  selbst  bin  ich, 
bezüglich  der  ersten  Frage,  in  meinen  Nachträgen  zurückgekommen,  die 
zweite ,  obwohl  meines  Erachtens  genügend  erwiesen ,  soll  mich  demnächst 
noch  beschäftigen.  Ich  denke  aber  viel  zu  vornehm  von  der  Aufgabe  der 
Kritik,  als  daß  ich  einen  Gegner  noch  eines  weiteren  Wortes  würdige,  der 
eine  so  wenig  ideale  Auffassung  derselben  zeigt. 

NÜRNBERG.  A.  L.  STIEFEL. 


Der  Erklärung  des  Herrn  Prof.  Stiefel  habe  ich  im  Allgemeinen  nur 
meine  vollste  Übereinstimmung  zu  der  Art  und  Weise,  wie  er  Szamatolskis 
Ton  abführt,  hinzuzufügen.  Auf  Einzelauseinandersetzungen  verzichte  ich 
(trotzdem  ich  eigentlich  Alles  aufrecht  erhalte),  da  ich  nicht  in  der  Methode 
Sz.'s  „die  Klingen  zu  kreuzen  pflege".  So  grob,  klobig  und  aller  Verkehrs- 
art, die  unter  Gelehrten  üblich,  entgegen,  ist  er  nicht  einmal  über  Chr. 
Meyer  („Nation",  December  1890),  Tille  (Anz.  f.  deutsches  Alterthum)  und 
Kollmann   (Herrigs  Archiv)   hergefallen. 

MÜNCHEN.  LUDWIG  FßÄNKEL. 


Mittlieilung. 

Im  Literaturblatt  für  german.  u.  roman.  Philologie  hatte  sich  eine 
Erörterung  über  die  in  grammatischen  Schriften  verwendeten  Zeichen  > 
und  <C  entsponnen.  H.  Gering  hat  nun  in  Nr.  5  Nachweise  gebracht,  die 
es  zweifellos  erscheinen  lassen,  daß  dem  Zeichen  >  die  Bedeutung  von 
..wird  zu",  dem  Zeichen  <Z  die  von  „entstanden  aus"  zukommt.  Es  wäre 
dringend  zu  wünschen ,  daß  nun  alle  Faehgenossen  dieser  Auffassung  sich 
anschlößen. 


(Berichtigung.)  Heft  2,   S.   186  letzte  Zeile  1.  altlebe  longaevus. 


376 


AUFRUF. 


Aufruf. 

Unter  den  Schülern  und  Verehrern  Friedrich  Zarnckes  hat  sich 
der  lebhafte  Wunsch  geltend  gemacht,  dem  Andenken  des  dahingeschiedenen 
Lehrers  und   Freundes   ein  Zeichen  dankbarer  Erinnerung  zu   widmen. 

Kein  Ort  erscheint  uns  für  ein  solches  Denkmal  geeigneter,  als  die 
Stätte,  an  der  Zarncke  als  Forscher  und  anregender  Lehrer  am  tiefsten  und 
nachhaltigsten  auf  seine  Schüler  eingewirkt  hat:  das  deutsche  Seminar  zu 
Leipzig.  Zugleich  sind  wir  darüber  einig,  daß  ein  von  Künstlerhand  ge- 
schaffenes Ölbild  den  gesammten  Eindruck  der  lebensvollen  Persönlichkeit 
Zarnckes  treuer  wiedergeben  und  erhalten  werde,  als  etwa  eine  Büste  oder 
ein  Medaillon.  Wir  haben  daher  in  erster  Linie  die  Herstellung  eines  sol- 
chen Hildes  ins  Auge  gefaßt.  Etwaige  Überschüsse  verfügbarer  Geldmittel 
sollen  zur  Begründung  einer  „Zarnckestiftung  für  Studierende  der  gerniani- 
sehen  Philologie"    verwendet  werden. 

Alle  Freunde  und  Verehrer  Zarnckes  fordern  wir  hierdurch  auf,  zur 
Ausführung  dieses  Planes  beizutragen.  Freundliche  Spenden  wolle  man  thun- 
lichst  bis  zum  1.  November  an  den  mitunterzeichneten  0.  R.  Reislaud, 
Leipzig,  Hospitalstraße    10,   einsenden. 

Dr.  jur.  L.  Avenarius,  Mitglied  d.  Hauses  der  Abgeordneten,  Greiffenberg 
i.  Scliles.;  Prof.  Dr.  K.  v.  Bah  der,  Leipzig;  Prof.  Dr.  R.  Bechstein, 
Rostock;  Prof.  Dr.  A.  Birch-Hirschfeld,  Leipzig;  Prof.  Dr.  W.  Braune, 
Heidelberg;     Dr.    E.   Brockbaus,  Verlagsbuchhändler,    Leipzig;     Prof.   Dr. 

Halle ; 


K. 
W. 
Dr 
Dr 
Dr 


B  mg  mann,     Leipzig;      Prof.     Dr.     K.    Burdach 


Prof.    Dr. 


Creizenach,  Krakau ;  Prof.  Dr.  0.  Crusius,  Tübingen;  Präsident 
Drechsler,  Leipzig;  Prof.  Dr.  E.  Eist  er ,  Leipzig;  Oberbürgermeister 
Georgi,  Leipzig;  Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  M.  Heiuze,  Leipzig;  Prof. 
R.  Hildebrand,  Leipzig;  A.  Höfer,  Senior  des  deutschen  Seminars, 
Leipzig;  Prof.  Dr.  Fr.  Jostes,  Freiburg,  Schweiz;  Prof.  Dr.  E.  Jung- 
mann, Rector  zu  St.  Thomas,  Leipzig;  Prof.  Dr.  R.  Kögel,  Basel;  Ober- 
bibliothekar Dr.  R.  Köhler,  Weimar;  Prof.  Dr.  E.  Kölbing,  Breslau; 
Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  L.  Krehl,  Leipzig;  Prof.  Dr.  A.  Leskien,  Leipzig; 
Geh.  Hofrath  Pi-of.  Dr.  R.  Leuckart,  Leipzig;  Prof.  Dr.  J.  H.  Lipsius, 
d.  Z.  Rector  der  Universität  Leipzig;  Dr.  E.  Mogk,  Leipzig;  Prof.  Dr. 
H.  Paul,  Freiburg  i.  Br. ;  Prof.  Fr.  Ratzel,  Leipzig;  0.  R.  Reisland, 
Verlagsbuchh. ,  Leipzig;  Prof.  Dr.  H.  Rietsehel,  Leipzig;  Prof.  Dr. 
G.  Roethe,  Göttingen;  Prof.  Dr.  F.  Rühl,  Königsberg  i.  Pr. ;  Prof.  Dr. 
K.J.  Schröer,  Wien;  Prof.  Dr.  E.  Sie  v  ers ,  Leipzig;  Prof.  Dr.  W.  Streit- 
berg, Freiburg,  Schweiz;  Prof.  Dr.  H.  Stürenburg,  Rector  der  Kreuz- 
schule, Dresden;  Prof.  Dr.  H.  Suehier,  Halle  a.  S. ;  Prof.  Dr.  Fr.  Vogt, 
Breslau;  Prof.  Dr.  L.  Wimmer,  Kopenhagen;  Prof.  Dr.  E.  Windisch, 
Leipzig;  Rector  Dr.  J.  J.  Wolff,  Mühlbach,  Siebenbürgen;  Prof.  Dr. 
■    L.   Wülker,   Leipzig;   Geh.  Hofrath   Prof.   Dr.  W.  Wandt,  Leipzig. 


DIE  WOirrBlLDUNG    DER  MUNDART  VON 
KROFDORF. 


Die  vorliegende  Arbeit  beschäftigt  sieh  mit  der  Wortbildung 
der  Mundart  von  Krofdorf.  Krofdorf  ist  ein  fünf  Kilometer  nord- 
westlich von  Gießen  gelegenes  Dorf,  welches  auf  der  den  v.  Pfister- 
schen  Nachträgen  beigefügten  Mundartenkarte  von  Hessen  dem  „Niedcr- 
lahngau"  zugewiesen  wird.  Politisch  gehört  es  zum  Kreise  Wetzlar, 
mit  dem  es  zu  Beginn  des  Jahrhunderts  zur  Krone  Preußen  kam. 
Seit  1860  ist  es  der  Sitz  der  Verwaltung  für  die  vereinigten  Bürger- 
meistereien: Atzbach -Launsbach.  Als  solcher  hat  es  ein  BUrger- 
meistereiamt  und  eine  Steuercasse.  Als  di'ittes  behördliches  Institut 
ist  seine  Oberförsterei  zu  erwähnen.  Der  geistigen  Cultur  dient  eine 
dreiclassige  Volksschule.  Außerdem  hat  es  eine  evangelische  Pfarrei. 
Ein  Theil  der  Bewohner  bildet  seit  1861   eine    freireligiöse  Gemeinde. 

Die  etwa  1500  Einwohner  Krofdorfs  ernähren  sich  noch  größten- 
theils  durch  Ackerbau.  Jedoch  wandern  seit  einigen  Jahrzehnten 
täglich  Schaaren  von  Arbeitern  und  Arbeiterinnen  meist  jüngeren 
Alters  nach  Gießen ,  um  in  den  dortigen  Cigarrenfabriken  u.  s.  w. 
ihren  Lebensunterhalt  zu  verdienen.  Auch  finden  sich  am  Orte  selbst 
zwei  Cigarrenfabriken.  Eine  Postagentur  vermittelt  zweimal  täglich 
die  Schriftgemeinschaft  mit  der  Au(>enwelt,  und  schließlich  ist  eine 
Fernsprecheinrichtung  als  jüngstes  Verkehrsmittel  nicht  zu  vergessen. 

Trotz  dieses  lebhaften  behördlichen  und  gewerblichen  Verkehrs, 
trotz  der  Einwirkung  von  Schule  und  Kirche  spricht  der  Krofdorfer 
im  gewöhnlichen  Umgange  nocli  seine  in  scharfer  Unterscheidung  vom 
Schriftdeutschen  als  dem  „Vornehmen"  empfundene  Dorfsprache. 
Freilich  lassen  sich  innerhalb  des  Dorfes  wieder  verschiedene  „Ver- 
kehrsschichten" (vgl.  Wegener  im  Grundriß  der  german.  Phil.  p.  931  ff.) 
unterscheiden.  Dessenungeachtet  stellt  sich  die  Dorfsprache  in  ihrer 
Gesammtheit  dem  Schrifrdeutsclien  gegenüber  als  Einheit  dar,  inso- 
fern als  der  Dörfler,  selbst  wenn  er  unter  besonderen  Einflüssen 
vorübergehend  oder  dauernd  das  Schriftdeutscbe  oder  einen  Misch- 
dialect  spricht,  keinen  Augenblick  über  seine  Abweichung  von  der 
reinen  Mundart   im  Zweifel   ist.     Jeder  Einheimische    kennt  und  kann 

«iKKMANlA.    Neup  KoiliP.   XXV.  (XXXVIIj.  .lalirK.  26 


;^,78  KI^-  DAVID 

die  Gemeinsprache  des  Dorfes,  wenngleich  er  sie  nicht  immer  in  ihrer 
Reinheit  anwendet.  Sie  gehört,  der  erwähnten  geographischen  Lage 
des  Dorfes  entsprechend,  dem  rhein-fränkischen  Dialect  (vgl.  Braune's 
ahd.  Gr.  §.  6)  an. 

Die  vorliegende  Arbeit  kann  keine  im  Einzelnen  erschöpfende 
oder  im  Ganzen  abgeschlossene,  historische  Untersuchung  sein;  dafür 
fehlen  entsprechende  Vorarbeiten  für  die  Wortbildung  der  neuhoch- 
deutschen Schriftsprache.  Ich  mußte  mich  bescheiden ,  eine  vielfach 
nur  descriptive  Orientierung  über  das  gegenwärtig  Vorhandene  zu 
geben.  Am  zweckmäßigsten  schien  mir  dies  durch  einen  Vergleich 
mit  den  heutigen  schriftdeutschen  Verhältnissen  zu  geschehen.  Aber 
auch  in  dieser  Beschränkung  muß  meine  Arbeit  mancherlei  Mängel 
zeigen,  schon  aus  dem  Grunde,  weil  noch  keine  Bearbeitung  des 
Lautstandes  und  der  syntaktischen  Verhältnisse  der  in  Frage  kom- 
menden Dorfmundart  stattgefunden  hat.  Von  der  Lautlehre  und  der 
Syntax  aus  aber  ist  mancher  Entscheid  betreffs  der  Wortbildung  zu 
holen.  —  Bei  der  Untersuchung  und  Auswahl  der  Beispiele  war  ich 
auf  mein  eigenes  Sprachvermögen  und  Gediichtniß  oder  auf  dasjenige 
bekannter  Dorfgenossen  angewiesen.  Es  ist  klar,  daß  auf  diese  Weise 
keine  Garantie  für  die  Erschöpfung  der  vorhandenen  Belege  gegeben 
ist.  Auch  ist  die  Entscheidung  darüber,  ob  ein  Wort  als  wirklich 
einheimisch  oder  als  entlehnt  anzusetzen  sei,  oft  sehr  schwer  infolge 
der  unbewußt  wirkenden  Neigung  zur  augenblicklichen  Umprägung 
schriftdeutschen  Sprachgutes  in  mundartliche  Form.  Um  hier  einiger- 
maßen sicher  und  erschöpfend  zu  verfahren,  wäre  als  noth wendige 
fundamentale  Vorarbeit  die  Aufstellung  eines  Specialidiotikons,  welches 
den  gesaramten  Sprachschatz  des  Dorfes  enthielte,  zu  fordern.  Wie 
viele  und  welche  Objecte  der  äußeren  und  inneren  Wahrnehmung 
haben  in  der  mundartlichen  Sprache  eines  schlichten  Dorfbewohners 
Ausdruck  gefunden,  und  mit  welcher  Summe  von  Beziehungsvor- 
stellungen wirkt  er  diese  Welt  von  Dingen,  Eigenschaften  und  Thätig- 
keiten  ineinander?  Erst  auf  Grund  einer  diese  Fragen  beantwortenden 
Veranschaulichung  des  gesammten  Sprachmaterials  ließe  sich  eine 
annähernd  erschöpfende  Beantwortung  zahlreicher  Sonderfragen  geben. 

Was  die  Anordnung  des  Stoffes  betrifft,  so  habe  ich  den  Einthei- 
lungsgruud  in  erster  Linie  aus  der  Bedeutung  des  Wortmaterials 
zu  gewinnen  gesucht.  Die  Gruppierung  nach  der  Formverwandtschaft 
des  Stoffes  liegt  mehr  im  Interesse  der  Einsicht  in  dem  lautlichen 
Aufbau  der  Spraclie;  bei  der  Wortbildungslehre  dagegen  handelt  es 
.sich  vor  Allem  um  Veranschaulichung  des  nach  sprachlichem  Ausdruck 


DIE  WORTBILDUNG  DER  MUNDART  VON  KROFDORF.  379 

suchenden  Mittheilungstriebes.  Die  seelischen  Zwecke  des  sprechenden 
Siibjects  mußten  also,  wo  es  irgend  ging,  voranstehen.  Der  Umstand, 
daß  Bedeutung  und  Form  der  Zusammensetzung  von  Haus  aus  in 
dem  Verhältniß  von  Ursache  und  Foli;e  stehen  (vgl.  Kluge,  Nominale 
Stammbildungslehre  S.  2).  läßt  diese  Anordnung  auch  in  Rücksicht 
auf  die  historische  Entwicklung  als  gerechtfertigt  erscheinen. 

Bei  der  Darstellung  der  nmndartlichen  Beispiele  bin  ich  im 
Wesentlichen  der  von  F.  Kauffmann  (in  der  Anleitung  zur  deutschen 
Landes-  und  Volksforschung,  Abschnitt:  Dialectforschung)  empfohlenen 
Transcription  gefolgt.  Folgende  Übersicht  möge  meine  Wiedergabe 
der  mundartlichen  Lautformen  verdeutlichen: 

I.  Geräuschlaute: 

<i)   Explosivlaute:     1.  Tenues  Lenes:    I>,  d,  g.     2.  Tenues  Aspiratae: 

]},  t,  k. 

Das    für   die   Krofdorfer   Mundart    den  Unterschied    bedingende 

Moment   ist   das  Nichtvorhandensein   oder  das  Vorhandensein  der 

Aspiration.    Die  durch  letztere  nahe  gelegte  größere  Articulations- 

onergie  kommt  erst  in  zweiter  Linie. 
l>)  Spiranten:    1.  Tönende  Lenes:  w,   /.     2.  Tonlose  Fortes:    /',  *•,  s, 

1   (icli-Laut),    X  (ach-Laut). 

II.  Stimmlaute: 
(i)   Nasales:  «/,  ?j,  r.^. 

h)   Liijuidae:  /,  r  =  engl,  r,  ohne  Rollen  der  Zunge  wie  des  Zäpfchens. 
c)  Vocales:     u        o     o     a     a     e     e     f     i 
..  levers:  w'?6    o     o-   a    &     er    c     r    z' 

f  in  tonloser  Stellung   ==  ». 
Als  Beispiele  für  die  vom  Schriftdeutschen  abweichenden  Zeichen 
führe  ich  an: 

o-  kurz  in:    oxt  (acht);    lang  in:   /}   U^^)'i 
a-  n       V      /las  (heiß)'^ 

i  kommt  nur  in  Verbindung  mit  dem  indifferenten  Vocallaut   „5" 
vor.    Dieser  phonetisch  noch  näher  zu  unter.suchende  Laut  tritt 
als  kurzer  Nachschlag  auf  in  den  Verbindungen : 
06-  kurz  in  koU  (Karl);    lang  in  köd  (kahl); 
HS-      v       n    kesl  (Kerl) ;       v       v    krsl  (Kehle) ; 
es-  ri       V    kesn  (kehren) ; 

is-       n       n    kisn   (Kinder) ; 

is-  n       n    blsn  (Birnen). 

Von  den  gerundeten  Vocalen  findet  sich  nur  Sievers'  ö"  (Zunge  e", 
Lippen  o") ,    den    ich    mit   o   bezeichne.     Dieser    Laut    kommt,    wie   i, 

26* 


380 


En.  DAVID 


ebenfalls   nur  in  Verbindung  mit  „5"  vor;  z.  B.   kurz  in   Ä'Vs^  (Hosen); 
lang    in    wosl    (wohl) ,    welche     sich    klar    unterscheiden  von   den  Ver- 
bindungen:  ('S,  z.  B.   in  ho8s^  (Hasen)  und  .s?»ö.s/  (sehmal). 
Von   echten  Diphthongen  finden  sich  in  der  Mundart: 
an  z.  B.  in :  haus  (Haus) ; 
QU      -n        n     fous  (Fuß); 
n     sots  (süß) ; 
n     Iqi  (Leute) ; 
7)     waiwdr  (Weiber) ; 
"     ,9e^s3  (Gießen)  '). 

A,   Wortbildung  durch  Suffigierung. 

Cap.  I.    Substantiv  a. 
a)  Verwandtschaftsbezeichnungen  beiderlei  Geschlechts. 
§.   1.  Das  zu  Verwandtschaftsbezeichnungen  beiderlei  Geschlechts 
gebrauchte   idg.  I'-Suffix   findet   sich    im   kr,  in  den   dem    schd.  ent- 


Ol 

n 

Ol 

n 

ai 

n 

ei 

n 

')  Was  die  benutzte  Litteratur  anlanget,  so  war  mir  keine  directe  Vorlage  durcli 
eine  äbnliche  Bearbeitung  der  Wortbildung  einer  deutschen  Dorfmuudart  gej^eben. 
In  Einzelnem  habe  ich  zu  Rathe  gezogen : 


V.  Bahder,  Verbalabstracta. 
Behaghel,  Die  deutsche  Sprache. 

—  Die  Mundarten  der  deutschen 
Sprache. 

(In  Pauls  Grundriß   der    german. 
Philologie.) 
Braune,  ahd.  Grammatik. 

—  Zur  Kenntniß  des  Fränkischen. 
(In:   P.  Er.  Beitr.  I.) 

Brugmann,  Grundriß  der  vergl.  Grammatik 

der  indogerm.  Sprachen. 
Erdmann,       Grnndzüge       der       deutschen 

Syntax. 
Grimm,   Deutsche  Grammatik. 
Hittmair,  Die  Partikel  he  in  der  mittel-   u. 

neuhochdeutschen   ^'erbalcomposition. 
Kauffmann,    Geschichte    der  schwäbischen 

Mundart. 

—  Dialectforschung.  (In:  Kirchhoffs 
Anleitung  zur  deutschen  Landes-  und 
Volksforschnng.) 

Kluge.  Nominale  Stammbildnngslehre. 

—  Nominale  Wortbildung.    (In:  Pauls 
Gr.  d.  germ.  Phil.) 

—  Etymologisches  Wörterbuch  d.  deut- 
schen Sprache. 


Lenz,  Der  Handschuhsheinser  Dialect. 
I.  Theil:   Wörterverzeichniß. 

Liesenberg,  Die  Stieger  Mundart. 

Paul,     Einleitung    zum  Grundriß    d.   germ 
Philologie. 
—     Principien  der  Sprachgeschichte. 

Reis,  Beiträge  zur  Syntax  der  Mainzer 
Mundart. 

Sigwart,  Logik.   I.  Theil. 

Spieß,  Die  Fränkiscii  -  Hennebergische 
Mundart. 

Tobler,  Über  die  Wortzusammensetzung, 
nebst  einem  Anhang  über  die  ver- 
stärkenden  Zusammensetzungen. 

Vilmar,  Idiotikon  von  Kurhesseu.  — 
V.   Ffisters  Nachträge   dazu. 

Wegener,  Aligemeines  über  die  deutsche 
Mundartenforsehung.  (In:  Pauls  Grund 
riß  d.  germ.  Phil.) 

Weinhold,  Mhd.  Grammatik. 

Ed,   u.  Fr.  Wetze),  Die  deutsche  Sprache 

Wilmanns,  Deutsche  Grammatik. 

Wossidlo,  Imperativische  Bildungen  im 
Niederdeutschen.  (Im  XXI.  Jalires- 
bericht  über  das  städtische  Gymnusinm 
zu  Waren.) 


DIE   WORTBILDUNG  DER  MUNDART  VON  KROFDOKF.  381 

sprechenden  Wörtern:  Vater  =  fqsd^r,  Mutter  ::=  mödor ,  neben  den 
veralteten  Formen  ford  und  moird\  ferner:  Schwester  =  sioessJar; 
Bruder  =  hr&ai'dr  u.  a.  Das  mhd.  diehter  ist  noch  in  gdSwissddi- 
diiddr  =  Geschwisterenkel,  erhalten. 

b)  Persönliche  Masculina. 

§.  2.  Die  schd.  Reste  der  durch  rein  vocalische  Suffixe  so- 
wie durch  das  ursprünoHch  adjectivische  Suffix  -ja  gebildeten  per- 
sönlichen Älasculina  sind  im  kr.  infolge  des  weiter  fortgeschrittenen 
lautlichen  Zerfalles  der  Endungsvocale  vollends  unkenntlich  geworden, 
z.  B.  Leute  =  loi,  Hirte  =  hast  u.  s.  w.  —  Aus  dem  gleichen  Grunde 
ist  der  formale  Unterschied  zwischen  der  unflectieiten  und  der  sw. 
Form  des  Adjectivums  geschwunden.  Die  Substantivierung  vollzieht 
!?ich  im  Sprachbewußtsein  des  Krofdorfers  einfach  durch  Vorsetzung 
des  Artikels,   z.  B.   der  Alte  =  d<>  ält^   der  Rothe  :=  dd  rnt  u.  s.  w. 

§.  3.  Dagegen  finden  sich,  entsprechend  dem  schd.,  auch  im  kr. 
die  auf  Lehnwörter  aus  dem  Lateinischen  zurückgehende  Bildung  von 
Nomina  agentis  auf  -er  {=  ahd.  -äri)  in  lebendigem  Gebrauch,  z.  B. 
Schneider  ;=  snairdr,  Bäcker  =  brgdr,  smüsdr  (*Schmuser),  einer  der 
smust,  d.  h.  nach  dem  Munde  redet,  snoib^r  (*Schnäuber) ,  einer  der 
im  Essen  wählerisch  ist.  —  Wegen  seiner  vom  schd.  abweichenden 
Form   bemerkenswerth  ist  Metzger   {rnaceUarius)   =  miisdsdbr. 

Die  durch  Analogie  zu  organisch  begründeten  Ausgängen  auf 
-ner  (wie  Lügner,  ahd.  lagin-drl,  kr.  lldudr)  entstandene  «-Erweiterung 
des  er-Suffixes  zu  schd.  -ner  findet  einen  vom  schd.  abweichenden 
Beleg  in  pHndr  =  *Pfarr-n-er. 

§.  4.  Erstarrte  Reste  von  Nomina  agentis  mit  ^-Suffix  sind  im 
kr.  noch  seltener  als  im  schd.;  so  fehlen  die  schd.:  Büttel  und  Weibel. 
Vorhanden  sind  die  Thiernamen:  Igel  (ahd.  igiJ)  =  ~d;  Blutegel 
(ahd.  egala)  heißt  im  kr.  mxoil  {■=  *Saugegel) ;  Wiesel  (ahd.  wis(da) 
^=  ivlsdl.  Entgegen  dem  schd.  „Schnecke"  hat  das  kr.  die  dem  mhd. 
snegel  entsprechende  Form  snel,  m. 

§.  5.  Ein  entstellter  Rest  der  auf  Analogiebildung  zu  Eigennamen 
beruhenden  Ableitung  von  Nomen  agentis  auf  -olf  wie  mhd.  wanolf, 
triegolf  u.  a.   liegt  vor  in  nwsgloft  =  *Markolf  ( --   Häher). 

§.  6.  Die  Bildungen  mit  -hard  sind  vertreten  in  hdnkdst  = 
Bankert.    Bastard  fehlt. 

§.  7.  Die  Ableitung  mit  -hold  ist  im  kr.  nicht  vorhanden. 
Trunkenbold  wird  ersetzt  durch  sefdr  =  Säufer;  für  Witzbold  fehlt 
auch   die  begriffliche  Entsprechung. 


382  l*'!^-  DAVID 

§.  8.  Von  männlichen  Thiernaraen  auf  -er  (ahd.  -aro)  findet 
.^ich  im  kr.  abweichend  vom  schd.  gbdsdr  =  spätmlid.  gaiiser;  die 
Form  „Gänserich"  fehlt,  wie  überhaupt  die  Weiterbildungen  persön- 
licher Masculina  mit  -ich  wie  Wütherich  u.  a.  —  Das  schd.  „Gockel" 
erscheint  im  kr.   durch  -er  erweitert  als  gecj'ddr;  die  Form  „Hahn"  fehlt. 

§.  9.  Die  Ableitung  persönlicher  Masculina  mit  dem  ahd.  Suffix 
-in()  ist  im  kr.,  entsprechend  dem  schd.,  durch  kcni%  =:  Köni<r  er- 
halten. 

Die  Bezeichnungen  nach  Abstammung  und  Lebensalter  durch 
Suffigierung  mit  der  Erweiterung  -ling  sind  im  kr.  viel  seltener  als 
im  schd.  Außer  Zwilling  —  dswillerd  sind  im  Gebrauch:  Lehrling  =^ 
ledeta  und  Jüngling  -=  jir,9leri9-  für  die  beiden  letzteren  Begriffe  sind 
jedoch  die  Bezeichnungen  Icshftb  (Lehrbube)  und  böss  (Bursche)  viel 
beliebter.  Für  die  schd.  Blendling,  Findling,  Frühling,  Mischling, 
Spätling  finden  sich  im  kr.  keine  formgleichen   Entsprechungen. 

c)   Persönliche  Feminina. 

§.  10.  Die  im  schd.  auf  -e  ausgehenden  persönlichen  Feminina, 
wie  Fliege  {ahd.  J{e<ja),  Taube  (tübd),  Mähre  {mar-ha) ,  sind  im  kr. 
durch  lautlichen  Verfall  in  ihrer  Formeigenart  beseitigt;  so  erscheinen 
die  angeführten  Beispiele  als  ßik,  dnb,  mcr.  Muhme  und  Base  fehlen 
im  kr. ;  letzteres  ist  jedoch  in  der  Bedeutung  Tante  durch  die  Neben- 
form Wase  =  ives  ersetzt.  Es  fehlt  auch  die  Form  Henne;  ersetzt 
durch  hirdgdl,  s.   §.   \b. 

§.  n.  Die  im  kr.  durchaus  vorherrschende  Ableitungssilbe  für 
persönliche  Feminina  ist  -sd  (nach  /■  =  s<f),  welche  nach  Kluge  (Stbl. 
§.  47)  seit  dem  XI.  Jh.  im  ndfränk.  in  großem  Umfange  erscheint.  Von 
den  zahlreichen  Beispielen  nenne  ich:  *Meistersche  -=  inäsdj rs'»  (mndl. 
meesterse)  ,  '•' Nachbarsche  =:  nab^r^e,  *  Polizeidienersche  =  bolulsdi- 
dliidrse.  Ferner  gehören  hieiher  die  von  Familiennamen  abgeleiteten 
Frauenbezeichnungen,  wie:  die  Schöff  'sc  ;=  d/Scfs9,  die  Reh'se  =  d/ 
Resd  u.  s.   w. 

§.  12.  Die  im  schd.  beliebte  Femininbildung  auf  -in  ist  im  kr. 
wenig  gebräuchlich.  In  wirklich  einheimischcMi  Bildungen  erscheint 
das  schd.  -in  als  -jsn,  z.  B.  Bettlerin  ^:  bcslisn,  Heidin  (=^  Zigeunerin) 
=:  liärisn,  Jüdin  :==  jirisn,  Schwägerin  =  Swcjisn,  Schwätzerin 
-  sivSaäsisn.  —  Wörter,  in  denen  das  Suffix  als  -in  erscheint,  möchte 
ich  als  neuere  Entlehnungen  aus  dem  schd.  ansehen ;  so :  Königin  = 
kcniiin,  Wirthin  ^^  tüisdin,  Wärterin  =  uvsddrin.  Es  fehlen :  Bäuerin, 
Diebin,  Dienerin,  Eselin,  Gebieterin,  Hündin,  Mäherin,  Meisterin, 
Schäferin,   Schnitterin,  Schülerin   u.   v.  a. ,    welche    durch    Ableitungen 


DIE   WORTBILDUNG   DKK  MUNDART  VON  KROFDOKF.  383 

mit  -S9  oder  durch  Zusammensetzungen,  wie  Bauersfrau  =  hauifSfrä, 
oder  durch  concreto  Uraschreibunfjjen  ersetzt  werden  müssen.  Auch 
fehlen  die  von  Familiennamen  abgeleiteten  Bildungen  auf  -e<j,  wie  sie 
Reis  (M.  S.  §.  37)  für  das  Mainzische  constatiert. 

§.  lo.  Als  erkennbarer  Rest  der  Feraininbildung  mit  Guttural- 
suffix hat  sich  im  kr.  noch  das  ahd.  snurihha,  mhd.  snörche  als 
morx  {=  Schnur)  erhalten. 

d)   Deminutiva  und  Kosenamen. 

§.  14,  Die  Deminutivbildungen  auf  -ling  sind  im  kr.  ganz  un- 
gebräuchlich. 8o  fehlen  die  formgleichen  Entsprechungen  der  schd. : 
Däumling,  Fäustling.  Feigling,  Flüchtling,  Schiit/.ling,  Setzling,  Steck- 
ling u.  a.  Vergleiche  dazu  auch  die  lierkunfts-  und  Altersbezeich- 
nungen §.  9. 

§.  15.  Die  Deminutivbildung  durch  das  einfache  Ableitungssuftix 
-l  (z=  schd.  -el)  findet  sich  im  kr.  nur  noch  in  den  erstarrten,  in 
ihrer  Bedeutung  nicht  mehr  als  Deminutiva  gefühlten  Wörtern :  Ärmel 
^:  crmdl,  Bendel  =^  hcnul,  Eichel  =  äi'd.  —  Die  Bildung  von  Kose- 
namen, wie:   Hansel,   Gretel  u.  s.  vv.,  ist  im  kr.  nicht  üblich. 

[Nur  scheinbar  hierher  gehörig  ist  hivdg9l  (:="  Huhn) ;  es  geht 
auf  hu<mi{:n)kll{n)  zurück  (vgl.  Kl.  Stbl.  §  63).  Dal.>  es  nicht  mehr 
als  Deminutivum  gefühlt  wird  beweist  die  Tertiärbildung  hitiHpli'i 
(=    *IIünch-l-chn)]. 

§.  16.  Dagegen  ist  -el  in  der  im  ganzen  md.  seit  dem  XHI.  Jh. 
beliebten  Suflixverbindung  -el-chen  (vgl.  Weinhold,  Mhd.  Gr.  §.279) 
bei  den  W^örtern,  welche  auf  einen  Gutturallaut  oder  einen  palatalen 
Spiranten  ausgehen  ,  im  kr.  durchaus  einheimisch ,  z.  B.  *Bächelchen 
=  hcx^lx^f,  *Bcrgelchen  =  ^'".1''^^}  *Blechelchen  :=  l)le8xelyf>,  *  Dingel- 
chen =  dui>dli<>,  *Löchelchen  —  lv%'*i%'>,  *Röckelcheu  =^  i'cgalxi},  *Säckel- 
chen  =  *■','</''' ''%'^  *fejteckelchen  (zu:  Stecken)  =  sdcsgol^if,  *Stückelchen 
und  *Stöckelchen  =  sdagelx'',  *Tischelchen  ;:=  desdl%<),  *Tüchelchen  ^ 
diX'>t%c>   u.  s.  w. 

§.  17.  Nach  sonstigen  Ausgängen  ist  das  einfache  -chen  (nach 
Kluge,  Stbl,  §.  62,  ndd.  Herkunft)  in  lebendigem  Gebrauche,  z,  B, 
Reinchen  ^=  hö-x^,  Häuschen  =  holsx^),  Hölzchen  -^  h(isx'> ,  Kälbchen 
r-  kdhx/*,  Lämmchen  ^=  icrux'fi  Vögelchen  ;=  f~t''>^X'>  u.  s.  w.  Specilisch 
mundartlich  ^ind  *Fädemchen  —  fcrdmyj)  und  *Gesagenchen  =  (f^saxe 
i.   (1.  B. :  Sprüchlein. 

Die  Pluralform  ist  im  kr.,  entgegen  dem  schd.,  stets  von  der 
Singularform  zu  unterscheiden;  die  Beinchen,  die  Häuschen  u.  s.  w. 
kann   der  Krofdorfer  nicht  bilden     Auch   fehlt  ihm   die  Bildungsweise: 


384  KD.  DAVID 

die  Männerchen,  die  Häuserchen  u.  s.  w.  Die  im  kr.  übliche  Plural- 
bildurig  ist  eine  zweitaclie.  Entweder  tritt  das  Pluralzeiclien  -vy  nur 
an  die  Verkleinerunf);ssilbe  an,  z.  B.:  die  *Beincher  =  di  bäx'or,  die 
*Häuscher  =  di  hoisi'h',  die  *Lämmcher  ^  (//  lcm%yr,  die  *Männclier 
:=  di  mcn%9r,  die  *Vögelcher  =■  di  f~i9lidv^  —  oder  sowohl  das  Stamm- 
wort als  auch  die  Ableitungssilbe  nehmen  das  Pluralzeicheu  an,  z.  B. : 
die  *Häusercher  =  di  1ioiser%dv,  die  ••Lammercher  :=  di  l/'mdri-*r,  die 
*]\Iilnnercher  =  di  mcndr%dr  u.  s.  w.  Das  letztere  ist  selbst  da  mö};- 
lich,  wo  der  Plural  des  Stammwortes  allein  nicht  auf  -er  gebildet 
werden  kann,  z.  B.  die  *ßäumercher  ^=  di  bäni'jrx^r,  die  *Beinercher 
=  di  häoryi»\  die  *Gäulercher  =  di  (joiUrxdr,  die  *Hundercher  ^=  di 
hondridr ,  die  *Kätzercher  =  di  krdsd?^^)-,  die  *Steinercher  :=z  di 
idädridv^  die  *Stühlercher  =  di  Sdoibrx^r  u.  s.  w.  denen  keine  Primi- 
tiva,  wie  etwa:  die  *Bäumer  u.  s.  w.,  zur  Seite  stehen. 

Dali  die  Verkleinerungssilbe  -chen  so  recht  zu  Hause  ist  in  Krof- 
dorf,  beweist  der  Umstand,  daß  dieselbe  auch  an  prädicativ  oder 
adverbial  gebrauchte  Adjectiva  in  Ausrufungssätzen  angefügt  werden 
kann,  um  etwas  Eindringliches,  Zärtliches  oder  Verächtliches  der 
-Ausrufung  beizumischen;  z.  B.:  du  bist  zu  *kleinchen  =  d9  saist  dsd 
fjlä%!) !  Hui,  wie  *gutchen  =  hui,  vxdgoud/p!  Komm  *schnellchen  = 
hom  mesljd!  Ein  *wenigelchen  =  9  wivd9l%d!  Ein  *klein wenigeichen  = 
d  gläicirdli^!    Ein  *ganz  klein  wenigeichen  =  <?  gänds  gläwitddli^ ! 

Selbst  an  Interjectionen  kann  -chen  angefügt  werden,  z.  B. :  *Ei- 
ei-ei-chen  =  aijaija{%J!  *Hui-hui  hui-chen  ^=:  huijiiijuiid !  (vgl.  v.  Püsters 
Nachtr.  p.  45). 

§.  18.  Die  im  alem.  noch  heute  lebendige  Deminutivbildung  auf 
-l,  welche  sich  auch  in  der  Wetterau  findet  (vgl.  v.  Pfisters  Nachtr. 
p.  45),   ist  dem  kr.  ganz  fremd. 

§.  19.  Ebenso  fehlt  dem  kr.  gänzlich  die  Verkleinerung  mit  dem 
durch  /-Erweiterung  entstandenen  schd.  -lein  (=  ahd.  il-i^n)).  So 
haben  Fräulein,  Männlein,  Kindlein,  Knäblein ,  Weiblein;  Geißlein, 
Hühnlein,  Hündlein,  Lämmlein,  Kitzlein,  Vöglein  u.  v.  a.  im  kr.  keine 
formgleichen  Entsprechungen.  Der  Form  nach  gehört  zwar  hierher 
das  kr.  firddrlain  -=■  ahd.  fingarlm;  es  wird  jedoch  nicht  als  Deminu- 
tivum  (wie  schd.  Fingerlein  =■  Fingerchen)  gebraucht,  sondern  bedeutet 
lediglich  Fingerring. 

§.  20.  Kurznamen,  wie  Heinz,  Kunz,  Lutz  u.  a,.,  sind  im  kr. 
ebenfalls  ungebräuchlich.  Als  Ersatz  dienen  die  Deminutivbildungen 
mit  -chen. 


DIE  WORTBILDUNG  DEK  MUNDAKT  VON  KKOFDORF.  385 

e)  CoUectiva. 

§.  '2\.  Für  Collectivbildungen  mit  vocalischeni  Suffix  schd.  -e 
(=  ahd.  i)  habe  ich  im  kr.  keine  Belej^e  gefunden.  Für  ..das  Erbe" 
fehlt  die  formgleiche  Entsprechung;  der  Begriff  muü  durch  concrete 
Umschreibung  gegeben  werden.  Auch  die  Bildungen  auf  -«  im  Verein 
mit  dem  (  ollectivpräfix  (je-,  wie:  Gebirge,  Gedränge,  Gefilde,  Gelände, 
Gerinne  u.  s.  w.  fehlen  im  kr.  (Über  die  Präfigierung  mit  ge-  ohne 
Suffigierung  siehe  §.  81.) 

§.  2'2.  Reste  der  im  mmd.  beliebten  Collectivbildungen  mit  -ze 
(=  nmd.  -te^  in  Verbindung  mit  ae-Präfix  sind  im  Kr.  *Viergebeinze 
(i.  d.  B.:   Wassereidechse)   =  feisrgdhäds  und  gddiids  =  mhd.  gedoeze. 

§.  23.  Die  im  kr.  heute  lebendige  Collectivableitung  vollzieht 
sich  durch  Sufligierung  mit  -s  unter  gleichzeitiger  </- -Prcltigierung, 
z.B.:  *Geläufs  =  g9lefs,  *Gemächs  =  g^me^s,  *Gezeuchs  =  'ß'^oil^ 
u.  a.,  welche  nach  Behaghels  Vermuthung  von  partitiven  Construc- 
tionen,  wie:  vil  gelaufs,  toas  gelaufs  ihren  Ausgang  genommen  haben. 
Viel  seltener  ist  die  s-Suffigierung  ohne  gleichzeitige  Präfigierung,  wie 
sie  in:  *8chreibes  =  Sraiic^s  (i.  e.  Geschriebenes)  und  *Öeitensteches 
=  sairdSdegxds  (i.  e.  Seitenstechen)  vorliegt. 

§.  24.  Genitivischen  Ursprungs  sind  auch  die  Familiencollectiva, 
wie:  Schöffs  ==  Sefs,  Suchans  ^:=  suxuns  u.  s.  w.,  deren  genitivischer 
Charakter  in  der  Verbindung:  Schöffs  Leute  =  scfs  loi  u.  s.  w.  ,  zur 
Bezeichnung  von  Hausvater  und  Hausmutter  der  betreffenden  Familie, 
klar  zu  Tage  tritt.  —  Die  genitivischen  Familienbezeichnungen  auf 
-e,  welche  nach  Reis  (MS.  §.  38,  6)  in  Mainz  bei  allen  einsilbigen 
Namen  gebraucht  werden  (während  alle  mehrsilbigen  entsprechend 
dem  kr.  mit  -.s-  gebildet  werden),  hat  das  kr.  nur  bei  den  auf  -s 
auslautenden  Namen,  einerlei  ob  sie  ein-  oder  mehrsilbig  sind,  z.  B. 
Moose   —   inosit,  Magnus'e  =^  mer99s9  u.  a. 

§.  25.  Collectivbildungen  auf  -icht  finden  sich  im  kr.  nicht; 
so  fehlen'.  Dickicht,  Kehricht,  Röhricht.  Ein  erkennbares  Rudiment 
gutturaler  Suffigierung  zeigt  Fittich  =  f(dj(^. 

§.  26.  Für  die  Weiterbildung  der  collectivischen  ja  -  Stämme 
durch  Dentalsuffix,  deren  Spuren  sich  in  den  schd.  Gemälde  (ahd. 
girnälidi) ,  Gebäude  {gihCiidi) ,  Gelübde  und  wahrscheinlich  Unbilde 
(s.  Kl.  Stbl.  §.  70)  finden,  hat  das  kr.  keine  Belege;  die  angeführten 
schd.   Wortformen  sind  ihm  fremd. 

§.  27.  Das  Suffix  -schaft  dient  im  kr.  vorzugsweise  zur  Col- 
lectivbildung  und  nicht  in  erster  Linie  zur  Abstractbildung,  wie  Kluge 
(Stbl.  §.  72)  für  das  ad.  annimmt.  Wörter  wie:  Freundschaft  =z  fr(ud- 


38H  ED.   DAVID 

Saß,  Gesellschaft  =  g;>srlsaft,  Herrschaft  =^  hrssaff,  Kameradschaft 
=  komdrfisdbaft  (i.  d.  Bed.  Spinnstubenf^esellschaft,  Altersgenossen- 
Schaft),  Sippschaft  =  sMaft,  Verwandtschaft  =  prioädsaft ,  Wirth- 
schaft  =  tnsilbdft  u.  a.  haben  im  kr  in  erster  Linie  concret-coUec- 
tivischen  Sinn;  „unsere  Freundschaft'  =:  ois  froldSnft  heißt  zunächst 
die  Gesammtheit  unserer  Freunde.  Ansätze  zu  abstracter  Bedeutung 
finden  sich;  sie  sind  wohl  auf  den  Einfluß  von  Kirche,  Schule  etc. 
zurückzuführen.  In  der  unverfälschten  Mundart  wird  man  nicht  sagen 
„zwischen  uns  bestand  stets  Freundschaft",  sondern  nur  „/n^r  sai 
miifr  (joiit  froid  medsömd  g&xcessV''  (=  wir  sind  immer  gut  Freund  mit- 
sammen gewesen).  —  Rein  qualitative  Abstractionen ,  wie  die  schd. 
I3ereitschaft,  Eigenschaft,  Jungfrauschaft  u.  a.  sind  im  kr.  nicht 
nachweisbar. 

/')  Sachliche  Concreta. 

§.  28.  Bildungen  mit  reinem  /a-Suftix  (=  ahd.  -i)  sind  im  kr., 
wie  im  schd.,  durch  lautlichen  Zerfall  zerstört. 

Ableitung  mit  t'- Suffix  liegt,  entsprechend  dem  schd.,  in  den 
lat.  Lehnwörtern  auf  -er  vor,  z.  B.:  Keller  =  kcgl^v  (ahd.  chellari), 
Trichter  =  dri^d^r;  doch  sind  die  Belege  viel  seltener  als  im  schd. 
So  fehlen  :  Mörser,  Pfeiler,  Speicher  (ersetzt  durch  *oberste  Laube 
=  e8tc9sf  läh).  Auch  fehlt  das  alteinheiraische  schd.  Köcher  (ahd. 
chohhäri). 

§.  29.  Die  Spuren  der  Ableitung  mit  ti- Er  we  i  ter  ung  sind  im 
kr.  aus  bokaimtem  (iruudc  noch  mehr  verwischt  als  im  schd.  Als 
bemerkenswerthen  Rest  alter yo/i-Ableitung  zur  Bezeichnung  technischer 
Froducte  (Kl.  Stbl.  §.  81)  erwähne  ich:  lain  =  Leine  (ahd.  Uno), 
bei  welchem  die  noch  nicht  eingetretene  Nasalierung  auf  einen  frü- 
heren Endungsvocal  hinweist.  —  Die  auf  jo//- Bildung  zurück 
gehenden  Baumnamen,  wie:  Buche,  Birke,  Linde,  'J'anne  u.  a.  werden 
in  gutem  kr.  durch  die  Zusammensetzungen:  hiyi^hnm,  bcry^^bdmy  Usw- 
l'üm,  dawhäm  u.  a.  ersetzt;  die  einfachen:  1)/%^  bork,  lisn,  dän  sind 
weniger  beliebt. 

i^.  oO.  Die  Ableitungen  mit  ä- Suffix  sind  im  kr.  ebenfalls 
unkenntlich  geworden.  Von  Geräthebezeichnungen  erwälme  ich  wogen 
seiner  im  sclid.  abweichenden  Endung  das  auf  s-« -Verbindung  zurück- 
gehende sdisl.  =  Sense  (ahd.  sikjania  aus  segastia).  Das  schd.  Hülse 
iehlt  im   kr. 

§.  3L  Von  alten  '/»i- B  ildungen  haben  im  kr.  entgegen  dem 
schd.  das  alte  in  bewahrt:  b^'ssinn  =  Besen  (ahd.  besamu) ,  büri*m 
=   B(jden   (ahd.  bodam),  biiS'ini^  Busen  (alid.  baosani),  fqrdtn  =^  Fad(m 


DIE  WORTBILI'UNG  DER  MUNDART  VON  KROFDOWF.  387 

(nhd.  Jadam).  Als  Analogiebildung  dazu  erklärt  sich  wohl  auch  kcrsm 
=   Kette   (ahd.  ketina). 

§.  52.  I?- Ableitung  findet  sich  im  kr.,  entsprechend  dem 
schd.,  in  zahlreichen  Geräthebezeichnungen;  ich  nenne  die  Masculina: 
Flegel  =z  ßedl,  Griffel  =  grcßd,  Knüttel  =  gneddl,  Löffel  =  l'if^h 
Scheffel  =  ^f/»^,  Schlägel  =  slcdl,  Schlüssel  =  slesdl,  Stößel  =  sdäsH 
u.v.a.  —  Feminina  sind:  Gabel  =  </V"''^'')  Hechel  =  hc%9},  Schaufel 
=:  saufei,  Sichel  =  siidl  u.  a.  Auch  smörw^l,  i.  d.  B.  Zwinge,  dürfte 
hierher  gehören  (Etymologie':^). 

§.  33.  Vorgerm.  r-Bil  düngen  (Kl.  Stbl.  §  92)  liegen  vor  in: 
Feder  =  fesrer,  Finger  =  f^srd^r^  Futter  =  fow-dr^  Luder  =^  Inrar  u.  a. 

Von  auf  idg.  Suffix  -tro  zunickweisenden  Nomina  instrumentalia 
konnte  ich  nur  I^eiter  ^^  laiifr  auftreiben.  Ruder  fehlt;  Älalter  =  inahhr 
und  Klafter  =  glöfchr  sind  wegen  ihrer  Bedeutung  keine  besonders 
glücklichen  Belege.  —  Von  Baumnamen  nenne  ich:  Hollunder  =  hohr, 
Wachholder  =  tccsxabr. 

§.  34.  Die  durch  Ableitung  mit  -{l)ing  gebildeten  Münznamen, 
wie:  Pfenning,  Schilling,  Silberling  sind  für  die  Mundart  bedeutungs- 
los;  ebenso  der  Fischname  Hering  =^  liererd. 

g)   Abstracta. 

§.  35.  Entsprechend  dem  schd.  können  im  kr.  Actionsbegriffe 
gebildet  werden  durch  neutrale  Sub  stanti  vi  er  ung  des  Infinitivs, 
z.  B.:  das  Laufen  =  d9s  läfd^  das  Schreiben  =  dds  sraiivs  u.  s.  w. 
(Ein  Schreiben  in  concreter  Bedeutung  heißt  im  kr.  3  Srahvds.  Vgl. 
§.  23). 

§.  3{).  Auf  a- Stämme  zurückgehende  Verbalabstracta,  wie:  der 
Lauf,  Kaut",  Schlaf  etc.,  finden  sich  entsprechend  im  kr. :  (hr  lüf,  kaf, 
ülöf  etc.  Die  Feminina,  wie:  Hilfe,  Ruhe,  Sache  u.  a.  erscheinen  im 
kr.  endungslos,   als:  hclf,  von.,  säx  u.  a. 

§.  37.  Von  alten  Verbalabstracten  mit  Dentalsuffix  erwähne 
ich  als  auffallend:  losdd  =  Lust  (ahd.  last,  goth.  lustur,  mn.  lost(^). 
Gelüste  i'ehit.  Die  Belege  sind  seltener  als  im  schd.;  so  fehlen:  Brut, 
Flucht,  Frost,  Gluth,  Hut,  Mord,  Rast,  That,  Saat,  Scharte,  Sünde, 
Warte,   Wunde. 

§.  38.  Die  im  schd.  zahlreichen  Verbalabstracten  auf  -/iiy.i  sind 
im  kr.  nicht  häufig.  Auf  Grund  ihrer  Lautform  möchte  ich  als  ein- 
heimisch ansehen:  Bekümmerniß  ^=  kimomisy  Bewandtniß  :=  boicädnia, 
Hinderniß  =^  h/sii'/niis.  Jüngere  Entlehnung  scheint  dem  Lautstand 
nach  zu  sein:  Wildniß  ::=  loüdnis  (wild  lautet  im  kr.  locl).  in  Zweifel 
bin    ich    über  das  Bürgerrecht  von:    Erlaubniß   =  ^rläbnis  (gebrauch- 


38S  ED.   DAVID 

lieber  ist  jedenfalls  prläb  —  Verlaub),  Kenntnis  =^  kcndnis,  Verhäng- 
niß  =  ßrhercfuis.  —  Es  feblen:  Besorgniß,  (ieschebniß,  Vorkommniß, 
Wagniß  u.  v.  a. 

§.  39.  Seltener  als  im  schd.  sind  auch  die  Ableitungen  mit  -sal 
{■sei).  Außer  Häcksel  =  1i'rgsi>l,  Labsal  =  lobsosl,  Mengsei  =  metidsdl, 
Räthsel  -.=.  reJsfd,  Schicksal  =  Segsösl,  Trübsal  ^  droibsosl,  Wechsel 
=  wessdl  habe  ich  keine  Belege  zu  verzeichnen. 

§.  40.  Durchaus  heimiscli  sind  im  kr.  dagegen  die  abstracten 
Verbalderivata  mit  Gutturalsuffix  in  nasaler  Erweiterung  =  -ung; 
z.B.  Atzung:  ädser<j ,  Besserung:  hesdrew ,  Forderung  =i  fordrerd,  Ge- 
sinnung :=  g9smend,  Ladung  =  lörena,  Nahrung  =  nöretid,  Veränderung 
=  fdrcn^rerd,  Weitung  ^=-  wairen9  (auch  i.  d.  B.  Weite,  vgl.  §.  43)  u.  v.  a. 

§.  4L  Die  mit  JMittelvocalen  suffigierten  ^-Ausgänge,  welche 
in  den  wenigen  schd.  Abstracten  auf  -ut,  -af,  -eit  vorliegen,  sind  im 
kr.  gleichmäÜig  zu  -dt  verkümmert;  z.  B.:  Armuth  =  osindt,  Heimat 
=   hidniit,  Arbeit  =  erwdt. 

Einöde  und  Kleinod  fehlen  ebenso  wie  die  durch  Nasalerweiterung 
gebildeten  Tugend  und  Jugend. 

§.  42.  Die  Bildung  von  Qualitätsbegriffen  durch  neutrale  Sub- 
stantivierung des  unflectierten  Adjectivums,  wie  die  schd. 
Farbenbezeichnungen  das  Blau,  das  Grün  u.  s.  w. ,  sind  im  kr.  nicht 
üblich.     Sie  werden  ersetzt  durch:  (U  hlo  forh  u.  s.  w, 

§.  43.  Die  im  schd.  gebräuchlichen  qualitativen  Abstractbildungen 
auf  -e  sind  im  kr.  nicht  heimisch.  Die  auf  Bildungen  mit  /-Suffix 
zurückgehenden:  Schwere  und  Röthe  fehlen  im  kr.  —  Es  fehlen  ferner 
die  im  schd.  überaus  zahlreichen,  auf  Suffix  -in  (Kl.  Stbl.  §.  116)  zu- 
rückgehenden, Ableitungen  wie:  Breite,  Güte,  Härte,  Schärfe,  Schöne, 
Süße,  Tiefe,  Weite  u.  v.  a.  Ebenso  die  neue  Bildung:  Schläue.  Menge 
ist  zwar  vorhanden  als  nievd,  beweist  aber  nichts  für  das  Vorhanden- 
sein des  Bildungsprincips  im  Sprachbewußtsein,  da  die  Beziehung  zu 
„manch"  nicht  gefühlt  wird.  „Kälte"  =  k'r'sl  kann  eine  isolierte  schd. 
Entlehnung  sein.  Der  Krofdorfer  ersetzt  solche  Adjectivabstractionen 
so  gut  es  geht  durch  concrete  Umschreibung,  z.  B. :  Seine  Güte  ist 
groß  =  's  Jss  (f  gor  goiiror  man  (=:  Es  ist  ein  gar  guter  Mann).  Ver- 
einzelt findet  sich  auch  Ersatz  durch  Bildungen  mit  -nng^  z.  B. :  wairev^ 
r=  Weitung  und  Weite. 

§.  44.  Was  die  Bildungen  mit  -heit  betrifft,  welche  nach  Kluge 
(Stbl.  §.  164)  von  Substantiven,  wie  kint,  man,  scalch  u.  a.  iiuen  Aus- 
gang nahmen,  so  kann  ich  für  das  kr.  keine  zweifellos  einheimischen 
Belege  anführen: 


DIK  WORTBILDUNG  DER  MUNDART  VON  KROFDORF.  389 

a)  für  die  von  Substantiven  ausgehende  Ableitung:  so  fehlen: 
Kindheit,  Mannheit,  Narrheit,  Thorheit  u.  a. ; 

h)  für  die  von  Partieipien  ausgehende  Ableitung;  es  fehlen:  Be- 
trunkenheit,  Gelassenheit,   Verschlossenheit  u.  a. ; 

c)  für  die  von  Zahlwörtern  ausgehende  Ableitung,  wie:  Einheit, 
Zweiheit,  Drciheit,  Mehrheit,  Vielheit  u.  a. 

Dagegen  sind  die  eigentlichen  Adjectivabstracta  durchaus  ge- 
bräuchlich. Das  Suffix  erscheint  dabei  entweder  als  -dt  oder  als  -ä/, 
z.  B.I  Bosheit  =  hüsH,  Krankheit  =  grnr9gdf,  Wahrheit  =  u-di9l\^ 
Dummheit  =  clovihät,  Faulheit  =  faul/tat,  Frechheit  =  frcyhcct,  Ge- 
sundheit =  gdsondhat,  Schönheit  =  slnhat,  Unverschämtheit  =  üfdr- 
sämdliat  u.  a. 

Häufig  sind  auch  die  secundären  Weiterbildungen  von  Adjectivon 
auf  -ig,  z.  B. :  Einigkeit  =  ani%kKt^  ^Garstigkeit  =  go8sdi%kat,  Trau- 
rigkeit =  drauriikat.  Ferner:  *Gescheidigkeit  ^=  g^sairiikat,  Kleinig- 
keit =  glaniikat,  Leichtigkeit  =  leidiikät  und  andere,  denen  ent- 
sprechende Adjectiva  auf  -ig  nicht  oder  nicht  mehr  zur  Seite  stehen. 

Belege  für  Secundärbildungen,  wie:  Gemächlichkeit,  Heimlichkeit, 
Biegsamkeit,  Schweigsamkeit  fehlen  im  kr. 

§.  45.  Sehr  selten  sind  im  kr.  die  im  schd.  beliebten  Ableitungen 
a\xi  -thuiti.  Beispiele  für  Substantivabstracta,  wie:  Kaiserthum,  König- 
thum.  Meisterthum,  ]\Iönchthum  kann  ich  für  die  Mundart  nicht  nennen. 
Von  Adjectivableitungen  finden  sich :  Eigenthum  =  aßdbm,  Irrthum 
=  ^sdoiti.  —  Reichthum  =  raxdom  (das  Adj.  reich  lautet  re%.')  er- 
scheint seiner  Lautform  nach  als  Entlehnung. 

§.  46.  Betrefi"s  der  Ableitungen  mit  -schaff  habe  ich  schon  §.  27 
bemerkt,  daß  sie  im  kr.  zunächst  concrete  Collectiva  bedeuten. 

§.  47.  Das  romanische  Ableitungselement  -ei  hat  auch  im  kr. 
volles  Bürgerrecht  erworben.  Beispiele  für  Lehnwörter  sind:  Arzcnei 
z=z  osd.s^nai,  Partei  —  boadai,  F oVizei  =  bolizai;  für  Analogiebildungen: 
Fischerei  ^=  fusdrni,  Kreischerei  =  grai§9rai ,  Lauferei  =  läfdrai, 
Sauerei  =  snu^rai,  Singerei   =  s/8r,d9rai  u.  v.  a. 

Cap.  n.    V  e  r  b  a. 

§.  48.  Die  Ableitungen  substantivischen  Ursprungs  mit  -en  sind 
auch  im  kr.  heimisch,  z.  B.:  buttern  =  höda^i,  fischen  =  fese  u.  s.  w. 
Doch  fehlen  die  von  Zahlwörtern  abgeleiteten  schd.:  einen  und  ent- 
zweien, sowie  die   von  Adjectiven  abgeleiteten:   genügen  und  fördern. 

Viel  weniger  zahlreich  als  im  schd.  sind  auch  die  onomato-poe- 
tischen  Bildungen,  wie:  brummen  ^=  hr'ome,  knurren  =  gnbs»,  mucksen 


390  ^'f5.    DAVID 

^  mfigs^,  paffen  :=  hdfi,  sausen  =  smis'ff.  Der  Mundart  eigenthümlich 
sind:  hon^e  {r=  summen),  gm,Zff  (=  bellen),  bäfe  {=  draufschlagen, 
aufschlagen).  Dagegen  fehlen:  bellen,  grunzen,  klappen,  klatschen, 
klirren,  manschen,  miauen,  patschen,  puffen,  schnurren,  schwirren, 
weinen,  wiehern;  —  ferner  die  auf -ff  m  und  -Z'»  auslautenden:  drucksen, 
glucksen;  ächzen,  jauchzen,  krächzen,  schnalzen,  seufzen. 

Auch  die  Erweiterungen  auf  -igen  sind  im  kr.  wenig  gebräuch- 
lich; es  kommen  vor:  ängstigen  ^=  erdsdixa  und  nöthigen  =  nlri'p. 
Dagegen  fehlen:  beerdigen,  befestigen,  beleidigen,  beschädigen,  be- 
schönigen,  huldigen,  sättigen,  steinigen  u.   a. 

§.  49.  Belege  für  Frequentativa  und  Deminutiva  mit  r-  und  l- 
Element  sind:  froisdn  =-.  *friesern  (zu:  frieren  =  frois^),  lüsen  = 
*losern  (zu:  losen  =■  lüs^)'^  ferner:  flackern  —  fläg^n,  flattern  ^  flod%m, 
klappern  =-  glähdn,  plätschern  =  hfodsen,  schmettern  =  smcdan^  — 
r'sb9n  =z  *ribbeln  (zu :  reiben  =^  raüc^) ,  Sihm  =.  *schibbeln  (zu : 
schieben  =  ülw9)'j  ferner:  betteln  =  hrsn,  rasseln  =  rds^n,  tröpfeln 
=  drehen. 

Die  Belege  sind  im  Vergleich  mit  dem  reichhaltigen  Verzeichnil.\ 
welches  Liesenberg  für  die  Stieger  Mundart  (p.  S7  ff.)  aufstellt,  im 
kr.  sehr  dünn  gesäet.  Liesenbergs  allgemeine  Behauptung,  daß  der 
elementare  sprachbildende  Volksgeist  im  Ooncreten  schaffe,  bestätigt 
sich  für  das  kr.  in  diesem  Punkte  ebensowenig,  wie  bei  den  im  vorigen 
Paragraph  behandelten  onomato  poetischen  Bildungen  auf  -en.  Selbst 
hinter  dem  schd.  steht  das  kr.  hier  weit  zurück;  so  fehlen:  dämmern, 
flimmern,  flüstern,  klimpern,  knattern,  plappern,  schillern,  schimmern, 
schlottern,  schnattern,  wimmern,  zwitschern;  l)linzeln,  drechseln,  fröm- 
meln, frösteln,  hudeln,  hüsteln,  kränkeln,  kräuseln,  künsteln,  lächeln, 
lispeln,  näseln,  prasseln,  quengeln,  rieseln,  rütteln,  säuseln,  schnitzeln, 
schwänzeln,  spötteln,  streicheln,  tänzeln,  winzeln,  witzeln,  züngeln.  — 
Für  die  meisten  dieser  Beispiele  fehlt  es  der  Mundart  an  einer  gleich 
scharf  nuancierten  Entsprechung;  sie  müssen,  so  gut  es  geht,  um- 
schrieben werden,  wie  für:  er  hüstelt  —  »  hältst  9  tvir^k  (-=  er  hustet 
ein  wenig). 

§.  oO.  Das  auf  rom.  Ursprung  zurückgehende  -iereu  findet  sich 
auch  im  kr.  in  zahlreichen  Entlehnungen,  wie :  marschieren  —  maSlsn, 
polieren  =  hollsn,  rasieren  =  raslsn,  spazieren  =  shadslsn  u.  a. ; 
ebenso  in  einigen  Analogiebildungen,  wie:  hantieren  =  hnndJsn,  schira- 
pfieren   =  simhlsn,  schnabelieren  =  snmodllsn. 


DIE  WORTBILDUNG  DER  MUNDAlx^T  VON  KROFDOKF.  391 

Cap.   Iir.    A  d  j  e  c  t  i  V  a. 

§.  51.  Betreffs  der  ältesten  Ableitungen  mit  reinen  Vocalsuffixen 
ist  mir  nichts  für  das  kr.  Eigentliiimliche  entgegengetreten.  Dasselbe 
gilt  für  Bildungen  mit  m-,  ir-  und  /-Elementen.  Von  den  Ableitungen 
mit  r-Suftix  ist  a-ägdr  =  alid.  tcahhar,  i.  d.  B.  wach,  zu  erwähnen: 
die  Form  wach  fehlt  im  kr. 

Eine  alte  Bildung  mit  Gutturalsuffix  ohne  Mittelvocal  hat  das 
kr.  bewahrt  in  rshs  :=  *ab-ig,  i.  d.  B.  verkehrt  vom  menschlichen 
Cliarakter.     Verkehrt  von   Kleidungsstücken  etc.  heißt  arciyj. 

§.  b2.  Die  im  schd.  sowie  im  kr.  gebräuchlichen  Adjectiva 
auf  -er  zur  Bezeichnung  von  Wohnort  und  Herkunft,  wie:  der  Krof- 
dorfer  Wald  =  dd  k)ofd9>'j(^dr  loäld,  sind  als  substantivische  Genitive 
Plural is  zu  erklären. 

§.  53.  Die  im  schd.  beliebten  Abst.inimungsadjectiva  auf  -isch 
sind  im  kr.  nicht  heimisch;  so  fehlen:  diebisch,  dörfisch,  herrisch, 
höhnisch,  himmlisch,   kindisch,  lügnerisch,  mörderisch  u.  a. 

Vorhanden  sind  hübsch  =  hibs  und  deutsch  =  doids'^  außerdem 
bäurisch  =  hauris,  preußisch,  hessisch  und  andere,  die  infolge  ihrer 
Bedeutung  ebensowenig  auf  Urwüchsigkeit  Anspruch    erheben  können. 

§.  54.  Denominative  Stoffadjectiva  werden  in  Übereinstimmung 
mit  dem  schd.  durch  Suffigienmg  mit  -en  =:  kr.-^  gebildet,  z.  B. 
buchen  =:  ^>%^i    eichen  =  ax'>,  irden   =  ö'3,    tannen   =^  dini^  u.  s.   w. 

Nach  früherem  r-Auslaut  hat  sich  das  n  auch  im  kr.  erhalten, 
z.  B. :  kupfern  =  koh^n,  silbern  =  schudn;  auch  eisern  =^  ais^n,  von 
ahd.  isaru  =r  das  Eisen,  gehört  hierher.  Im  Anschluß  daran  finden 
sich,  wie  im  schd.  so  auch  im  kr.,  neuere  Analogiebildungen,  wie: 
bleiern  =   blaim  (mhd.  hlien),  höls^ern  =  helsdn  (ahd.  hulztii). 

§.  55.  Die  Ableitungen  mit  dem  vocaliscli  erweiterten  Guttural- 
suffix schd.  'icf  mit  der  Bedeutung  des  Behaftetseins  sind  auch  im 
kr.  heimisch,  z.  B.  blutig  =  hloiirix,  durstig  =  dusüdii,  ei"ig  = 
ccnix,  eisig  ^=  ciisii,  fleißig  ^  ßaisix,  nöthig  =  niHi,  schuldig  ^ 
srlii'^  *kältig  :==  keUiy_  (vom  Wetter  gesagt),  ledig  =  Irrix  ('•  ^-  ^^• 
leer  und  ledig);  *blauig  ^=  h/öix,  *gelig  =  g<'^slix  u.  s.  w.  in  der  Be- 
deutung bläulich,  gelblich   u    s.  w. 

Es  fehlen  jedoch:  meinig,  deinig,  seinig,  unsrig,  eurig,  ihrig; 
auch  „einige"  als  Zahladjectivum.  —  Ferner  fehlen  die  im  schd.  ein- 
dringenden, von  Adverbien  ausgehenden  Ableitungen,  wie:  damalig, 
dasig,  demnächstig,  dortig,  hiesig,  obig,  sofortig,  vormalig  u.  a.,  ebenso 


392  KD.  DAVID 

wie  (He  schon  älteren :  innig   (mhd.  innec)  und  jetzig  (mhd.  iezec) ;  vor- 
lianden  ist  nur  vorig  =  /«''';K. 

Dagegen  ist  dem  kr.  eigenthümÜch  eine  Präpositionsableitung  auf 
-7V7    :=  ix  worüber  im  §.  70  gehandelt  ist. 

§.  56.  Die  im  sclid.  noch  vereinzelt  auftretenden  alten  Ableitungen 
auf  -icht,  wie:  dornicht,  steinicht  u.  a.  sind  im  kr.  lautlich  mit  den 
Ableitungen  auf  -ig  zusammengefallen  und  daher  in  ihrer  Eigenart 
nicht  mehr  zu  erweisen. 

§.  57.  Betreffs  der  Reste  alter,  erstarrter  Verbaladjec- 
tiva  ist  nichts  vom  schd.  Abweichendes  zu  bemerken.  Zur  Veran- 
schaulichung der  noch  weiter  fortgeschrittenen  lautlichen  Zerstörung 
verzeichne  ich:  laut  =  lan  und  müde  =  moi.  Nackt  fehlt,  dafür: 
iKi^iiiX,  auf  die  Form  nackend  zurückweisend  (vgl.  §  58). 

§.  58.  Das  kr.  kennt  kein  Partieipium  Praesentis  auf  -eud, 
was  Spies  auch  für  das  Fränkisch -Hennebergische  (p.  57)  und  Reis 
für  die  Mainzer  Mundart  (§.  32)  feststellt.  Versteckte  Reste  des  alten 
Particips  finden  sich  unter  den  Bildungen  auf  -ig:  fanlix,  9^'9^'Xy  ■'^dirdgi'x 
gehen  auf  mhd.  fCdende,  glilejende,  stinkende  zurück,  gerade  so  gut,  wie 
dausix  auf  mhd.  tüsent,   nagix  auf  älteres  nahend. 

Wo  kein  Ersatz  in  derartigen  adjectivischen  Ent.sprechungen 
vorliegt,  wie  bei  lachend,  laufend,  liebend,  rollend,  schlafend,  suchend 
u.  V.  a.,  muß  sich  der  Krofdorfer  mit  umschreibenden  Sätzen  behelfen, 
z.  B.  für:  lachend  sagte  er,  3  la(cf  esn  sät  {=  er  lachte  und  sagte). 

Die  Bildung  der  Participia  Praeteriti  schließt  sich  der- 
jenigen  der  schd.  an. 

§.  59.  Die  im  schd.  sehr  beliebten  Ableitungen  auf  -lieh  stehen 
im  kr.  hinter  denen  auf  -ig  offenbar  zurück,  was  beraerkenswerth  ist 
gegenüber  dem  (nach  Weinhold  mhd.  Gr.  §.  275)  gegentheiligen  Ver- 
hältniß  im  mmd.  Sämmtliche  Belege,  die  ich  als  echt  einheimisch 
ansetzen  möchte,  sind:  ärmlich  =  rsmlix,  allmählich  =  aJmelix,  ängst- 
lich =^  erdsdlix,  ehrlich  =  es/t;^,  glücklich  =  gl''g^'%y  heimlich  =  hämh'x, 
herbstlich  =  hei-hsdlixy  herrlich  -^  hHlicli,  jährlich  =  f'^lix,  künstlich 
=  kinsdlix,  niedlich  =  mdlix,  i-  d.  B.  empfindlich;  bedeutungsgleich 
mit  schd.  niedlich  ist  ncddix,  das  daneben  auch  nützlich  bedeuten 
kann,  pünktlich  =  pir9iUix,  schändlich  =  seudlix,  *schimpfierlich  = 
simhdrlix ,  verächtlich  :=:  f'*'>'^X^liX ,  wirklich  =  iverglix ,  wörtlich  •= 
ivesdlix- 

Es  fehlen  dagegen,  trotz  des  Vorhandenseins  der  Stammwörter: 
abendlich,  fälschlich,  feindlich,  kindlich,  köstlich,  leiblich,  männlich, 
rechtlich,  säuerlich,  schrecklich,  sommerlich,  stündlich,  täglich,  tödtlich, 


DIB  WORTBILDUNG  DER  MUNDART  VON  KROFDORF.  393 

verständlich,  verwerflich,  winterlich,  zeitlich ;  bläulich,  gelblich  u.  s.  w. 
(vgl.  §.   114)  und  viele  andere,  selbst  ländlich. 

§.  60.  Das  zur  Ableitung  von  Charaktereigenschaften  im  sehd. 
beliebte  -sam  ist  im  kr.  selten.  Die  gefundenen  Belege  sind  bedenk- 
lich, so:  langsam  =  lardsam  (das  gebräuchlichere  Wort  ist  sqxt  = 
sacht),  folgsam  =  fol%sam,  wachsam  =  icaxsani  (sollte  ivoxsam  lauten, 
auch  existiert  die  Form  wach  allein  nicht  in  der  Mundart).  Es  fehlen: 
arbeitsam,  aufmerksam,  ehrsam^,  friedsam,  gehorsam,  gewaltsam  u.  a. 
§.  61.  Die  denorainativen  Ableitungen  mit  -haft  mit  der  Bedeu- 
tung des  Versehenseins  fehlen  im  kr.  gänzlich.  Die  sich  findende 
Weiterbildung  wahrhaftig  =  warhafdt'x  ist  ihrem  Lautstand  nach  (wahr 
lautet  im  kr.  =  wör)  neuere  Entlehnung.  Trotz  des  Vorhandenseins 
ihrer  Stammwörter  fehlen:  ehrenhaft,  glaubhaft,  lebhaft,  krankhaft, 
meisterhaft,   schreckhaft,  seßhaft,  standhaft,  zweifelhaft. 

§.  62.  Auch  die  im  schd.  zahlreichen  Ableitungen  mit  -har,  mit 
der  ursprünglichen  Bedeutung  „im  Stande  zu  tragen,  tragend"  (Kl. 
Stbl.  §  243),  sind  in  der  Mundart  sehr  selten.  Es  finden  sich:  acht- 
bar =  öxclhösr,  fruchtbar  =  früxdbösr,  kostbar  =  köshösr,  offenbar 
=  ÖfebÖsr,  sonderbar   :=  söndrhvsr,  ungenießbar  =  {u)g:>neisbü8r. 

Nicht  gebraucht  werden:  brauchbar,  brennbar,  dankbar,  ehrbar, 
eßbar,  heilbar,  mannbar,  sichtbar,  wunderbar. 

§.  6?).  Die  Ableitungen  mit  -wendig  sind  durch  auswendig  = 
auswenix  belegt.    Es  fehlt  jedocii :  nothwendig. 

§.  64.  Es  fehlen  gänzlich  die  schd.  Bildungen  auf  -los,  wie: 
arglos,  ehrlos,  herzlos,  schmerzlos,  schuldlos  u.  a.  Hier  wie  überall 
ist  der  Krofdorfer  genöthigt,  den  Mangel  eines  entsprechenden  Quali- 
tätsbegriffes durch  concrete,  verbale  Ausdrucksweise,  so  gut  als  mög- 
lich, zu  umgehen;  „seine  Krankheit  war  schmerzlos"  heißt  kr.:  's  der 
'm  naid  ivl  hat  saidr  gravdgdt  {=  es  that  ihm  nichts  weh  bei  seiner 
Krankheit). 

§.  65.  Die  aufrom.  Ursprung  zurückgehende  Ableitungssilbe  -lei 
findet  sich  auch  im  kr.  als  -lä,  z.  B. :  einerlei  =  cm^rla,  zweierlei  = 
zioadrla,  dreierlei  =  draidrla  u.  s.  w. ;  mancherlei  =:  maii%drla. 
Statt  allerlei  hat  die  Mundart:  äbrhant. 

§.  66.  Von  den  Zahladjectiven  auf  -fältig  findet  sich  im  kr. 
nur:  einfältig  =  ^fi^^X- 

§.  67.  Gebräuchlich  sind  dagegen  die  Bildungen  mit  -fach,  wie: 
einfach  =  Zifax,  zweifach  =r  zxmfax,  dreifach  =  draifax  u.  s.  w. 


GEEMANIA.    Nene  Reihe.  XXV.  (XXXVÜ.)  Jalirg.  27 


394  KD.  DAVID 

Cap.  IV.  A  d  V  c  r  b  i  a. 
§.  68.  Das  ad.  adverbiale  Ableitun}]jselement  -o,  -e  ist  im  kr. 
wie  im  schd.  durch  lautlichen  Zerfall  dem  Sprachbewußtsein  ent- 
schwunden, sodaß  nunmehr  jedes  Adjectivum  ohne  formale  Verände- 
rung adverbiale  Function  annehmen  kann.  Spuren  alter,  lautlicher 
Besonderung  finden  sich  noch  in  fast  =  fast  (zu  fest)  und  schon  =  Su 
(zu  si) ;  ferner  in  dfsk  ■=  rahd.  dicke  (=  oft)   zu  dck  =^  dick. 

§.  69.  Die  genitivischen  Adverbien:  Morgens,  Mittags, 
Abends,  Anfangs  sind  auch  im  kr.  üblich  als  morjdds,  midögs,  öxvads, 
ofards.  Nachts,  Sommers,  Winters  werden  ersetzt  durch:  bat  nöxl, 
"i8m  söm9r,  ism  i6lSnd<>r.     Es  fehlen  rings  und  flugs. 

Die,  wohl  in  Anlehnung  an  solche  adverbial  gebrauchte,  sub- 
stantivische Genitive,  im  schd.  sehr  beliebten  Adverbialbildungen  auf 
-S  sind  im  kr.  viel  seltener.  Es  finden  sich:  besonders  ^=  hdsöndrs, 
links  =  lirdgs,  rechts  =  rc^ds  und  speciell  mundartlich  *huf  zurück's 
=  hifsdregs  (=  rückwärts).  Dagegen  fehlen  nirgends,  sowie  die  ver- 
balen: bereits,  eilends,  unversehens,  vergebens,  zusehends  u.  a.  Des- 
gleichen fehlen  die  schd.  Bildungen  auf  -tcärts,  wie:  heimwärts,  rück- 
wärts, vorwärts,  ebenso  wie  die  auf  -mals  (s.  §.  75)  und  -linqs  (s.  §.  72). 

§.  70.  Auch  die  numeralen  und  superlativischen  Bildungen  auf 
-ens  sind  im  kr.  selten.  Gebraucht  werden:  erstens  =  cssddns, 
zweitens  =  ztcäd^ns,  drittens  =  d.rUddns,  höchstens  =  lügsddns;  un- 
gebräuchlich sind  dagegen :  viertens,  fünftens  u.  s.  w. ;  bestens,  läng- 
stens, nächstens,  meistens,  spätestens. 

§.  71.  Die  unerweiterten  Superlative:  meist  und  längst  sind  als 
mäst  und  lerdst  im  Gebrauch;  außerdem  lest  =  *letzt  i.  d.  B.  neulich. 
Die  Adverbien  mit  unorganischem  -^,  wie:  einst,  mittelst,  nebst  kennt 
die  Mundart  nicht. 

§.  72.  Reste  der  Adverbialableitung  auf  -ing,  -ung  sind:  *ein- 
zeling  =  äzdlerd  und  *dunkeling   —  dm^gdlerd. 

Die  neueren  schd. -Bildungen  auf  -lings  fehlen  der  Mundart,  so: 
blindlings,  meuchlings,  rücklings. 

§.  73.  Mit  dem  formalen  Zusammenfall  mit  den  Adjectiven  auf 
-lieh  ist  auch  der  speciell  adverbiale  Charakter  der  Bildungen  auf 
-liehe  dem  Bewußtsein  entschwunden.  Rein  adverbiale  Bedeutung 
haben  noch:  schwerlich  =  stccrlix,  ziemlich  =  zimli%,  sowie  "ge- 
meiniglich =  g?mänixli%.  Es  fehlen:  neulich,  vermuthlich,  wahrlich, 
wahrscheinlich   (statt  dessen :  loösrHains). 

§.  74.  Ableitungen  auf  -sam  mit  rein  adverbialem  Charakter  hat 
das  kr.  nicht;  so  fehlen:   genugsam,  gleichsam. 


DIE  WORTBILDUNG  DER  MUNDART  VON  KROFDORF.  395 

§.  75.  Die  nuraeralen  Adverbien  auf  -mal  sind  aucli  in  der 
Mundart  gebräuchlich,  z.  B.:  einmal  =  cimUl,  keinmal  =  kamol,  manch- 
mal =r  uianyrnol,  vielmal  =  vllmol. 

Es  fehlen  dagegen  die  Weiterbildungen  mit  -s,  wie:  einstmals, 
jemals,  nachmals,  niemals,  oftmals,  vielmals  und  damals  (ersetzt  durch 
*selbigmal  =  sHioiimGl). 

Cap.  V.    Präpositionen. 

§.  76.  Von  den  Bildungen  auf  -er  finden  sich,  entsprechend  dem 
schd. :  außer  =  ausdr,  hinter  =  lnn9r,  über  =  fswdr^  unter  ^=  7//3?- 
wider  =  xcfsrd. 

Es  fehlen  sonder  und  halber.  Das  veraltete  after  ist  als  Adverb 
erhalten  in  nffbrgross  =  Aftergras  (das  nach  dem  Grummetschnitt 
noch  wachsende  Gras). 

§  77.  Die  präpositionale  Verwendung  anderer  Wortarten  ist  eine 
rein  syntaktische  Frage,  soweit  nicht  Flexionsendungen  dabei  in  Be- 
tracht kommen,  die  durch  und  für  den  präpositionalen  Gebrauch  be- 
sondere Dauer  und  Wirkung  erlangt  haben.  Letzteres  gilt  vor  Allem 
von  den  genitivischen  Bildungen  auf  -S  im  schd.  Die  Mundart  hat 
diese  Bildungen  nicht;  so  fehlen:  angesichts,  behufs,  betreffs,  längs, 
mangels,  mittels(t),  namens,  seitens. 

§.  78.  Die  dativischen  Bildungen  auf  -en  sind  vertreten  durch: 
wegen  =  tiied  (besonders  in  der  Verbindung:  von- wegen  =  fo-wee 
c.  Dat.)   und  -halben   =  -hähv^.    Es  fehlt  binnen. 

Zwischen  erscheint  im  kr.  als  dsioisii,  dessen  Form  auf  die 
Entwicklungsreihe:  zwischent  >  zwisching  >  zivischich  >  zioinh  zurück- 
weist (vgl.  §.  58). 

§.  79.  Aus  der  gleichen  lautlichen  Wandlung  erklären  sich  die 
rein  präpositionalen  mundartliciien  Bildungen  auf  -1%,  wie:  hniii 
(=  hinten?)  und  nrstvix  (uneben);  i'Swix  {"=  über)  und  mix  (^^  unter) 
scheinen  Analogiebildungen  dazu  zu  sein.  Die  bedeutungsgleichen 
Zusammensetzungen  mit  -halb,  wie:  oberhalb,  unterhalb  fehlen  dem  kr. 
(vgl.  §.  132);  ebenso  wie  die  formgleichen  schd.  Adjectiva:  nebig, 
obig  (vgl.  §.  55). 

§.  80.  Präpositionen  mit  der  Ableitungssilbe  -lieh,  wie:  hin- 
sichtlich, rücksichtlich  finden  sich  in   der  Mundart  nicht. 


27' 


396  ED.  DAVID 

-B.    Wortbildung  durch  Präligierung. 

Cap.  I.    Substantiv  a. 

§.  81.  Die  Präfigierung  mit  (je-  zur  Bildung  von  Gemeinschafts- 
begriffen geschieht  im  kr.  gewöhnlich  unter  gleichzeitiger  Suffigierung 
von  -.9  (vgl.  §  21).  Für  die  bloße  Präfigierung  mit  ge-  sind  die  Belege 
im  kr.  viel  seltener  als  im  schd.  Vorhanden  sind:  Gebrüder  =  g9- 
hroii'dr,  Geschwister  =  g^sioissädr ;  Gebüsch  ^=  qdheS\  Geselle  :=  gdsql; 
Gewalt  ^=  gdtüält-  Gefühl  =  gefoil,  Gehör  =  g9lnr^  Gesicht  ^=  g^sip; 
*Gegauz  =:  gdgauds  (zu  gaudsd  =  bellen),  Geplärre  =  tj'>hler,  Geschwätz 
=  gdsw^ds. 

Dagegen  fehlen:  Gefährte,  Gemahl,  Genosse,  Gespiele;  —  Ge- 
birge, Gefieder,  Gefilde,  Gehöft,  Gehölz,  Gelände,  Gestirn,  Gethier, 
Gewässer,  Gewürm;  —  Gebrüll,  Geplauder,  Gepolter,  Gerede,  Getöse. 

§.  82.  Die  Vorsilbe  nr-  findet  sich  nur  in:  Ursache  =  ü8säx\ 
Urenkel  =  urerdgf»!,  *Urelternvater  =  ttrcldrfösddr,  *Urelternmutter  = 
urehrmoddr. 

Es  fehlen  :  Urkunde,  Ursprung,  Urstofi".   Urwald,  Urzeit. 

§.  83.  Ganz  ungebräuchlich  ist  die  Bildung  mit  erz-\  so  fehlen: 
Erzbetrüger,  Erzlügner,  Erzschelm.  —  Erzvater  :=  esdsfädsr  ist  durch 
Schule  und  Kirche  bekannt. 

§.  84.  Ungebräuchlich  sind  auch  die  im  schd.  beliebten  Bildungen 
mit  miß-',  so  fehlen:  Mißachtung,  Mißbrauch,  Mißbehagen,  Mißernte, 
Mißfallen,  Mißgunst,  Mißtrauen,  Mißverhältniß,  Mißverständniß,  Miß- 
wachs u.  a.  (vgl.  §  92).  Nur  das  Schimpfwort:  IMißgeburt  =  viisgdböst 
erfreut  sich  großer  Beliebtheit. 

§.  85.  Die  Vorsilbe  ant-  findet  sich  in  Antwort  =  andtoost.  Es 
fehlt :   Antlitz. 

§.  86.  Das  negierende  Präfix  un-  findet  sich,  entsprechend  dem 
schd.,  in:  Undank  =  udar9k,  Unglück  :=  uglek,  Unkraut  =  ügraut, 
Unrecht  =  urexf,  Unzeit  =  üdsait]  —  Unmasse  =  ümas\  Unthier  ^= 
üdHJ9r. 

Dagegen  fehlen:  Unart,  Unglaube,  Unsinn,  Unwille;  —  Unge- 
witter,  Unzahl,  Unmenge. 

Cap.  II.    V  e  r  b  a. 

§.  87.  Die  Belege  für  die  Präfigierung  mit  der  untrennbaren  Vor- 
silbe he-  sind  im  kr.  viel  seltener  als  im  schd.     Ich  nenne: 

Transitiva:  beschmieren  =^  basmlsn,  beseigen  =  bffsäx^,  h9- 
suiftv;  —  bedenken  =:  bddendgs,  belügen  =  bdU^,  *besagen  =^  hdsa  (d.  h. 


DIE  WOKTBILDUNG  DEK  MUNDAüT  VON   KKOFDOKF.  397 

anklatschen  in  der  Schule),  beschreiben  =  b^sraiwi),  beschwätzen  = 
hdsioedsd  (i.  d.  B.  überreden);  —  bezahlen  =  hodsösn-^  bestehlen  = 
bssdesn. 

Reflexiva:  sich  besaufen  =  si^  b^s'ufe,  sich  besinnen  =  si% 
bifslsn^  —  sich  bekümmern  =  si%  bdktm^sn,  sich  beschweren  =:  s/'x 
b'cfsivcsn. 

Intransitiva:    begegnen   =  b9ga,  bestehen  :=  b^Sdi. 

Dagegen  fehlen  die  schd. : 

Transitiva:   bedecken,  bekleiden,  benetzen,  besetzen,  beziehen ; 

—  beherrschen,  belachen,  bereden,  beschimpfen,  beschwören,  besiegen; 

—  bedienen,  bedrohen,  belohnen,  beschenken,  betrauen.  —  Insbeson- 
dere sind  die  von  Substantiven  und  Adjectiven  abgeleiteten  be-Qom- 
posita  ungebräuchlich,  wie:  bebändern,  beflecken,  beglücken,  behand- 
schuhen,  behausen,  beherbergen,  beledern,  bemannen,  bemuttern,  be- 
samen, bewalden,  bewässern,  beziffern;  benamsen;  begeistern,  bevölkern; 
beängstigen,  beglaubigen,  berechtigen;  —  beengen,  befeuchten,  befreien, 
begleichen,  beschweren,  betäuben,  betrüben ;  bereichern ;  begütigen, 
bekräftigen,  beleidigen  und  Analogiebildungen,  wie:  befestigen,  be- 
schönigen. 

Reflexiva:  sich  befassen,  sich  bemengen. 

Intransitiva:   beharren,  beruhen,  beginnen. 

§.  88.  Die  Beispiele  für  Präfigierung  mit  er-  sind  ebenfalls  nicht 
häufig;  gebraucht  werden:  erlauben  =  erläio9 ,  erleben  =^  orlesioe, 
erkälten  =  drkesn. 

Nicht  gebraucht  werden:  erbauen^  erbleichen,  erblinden,  erfreuen, 
erfrischen,  ergreifen,  erklettern,  erkranken,  ermüden,  ersparen,  er- 
steigen, erwählen,  erweichen  und  viele  andere  im  schd.  gebräuchliche 
Bildungen. 

§.  89.  Die  Präfigierung  mit  (je-  ist  auch  in  der  Mundart  ge- 
bräuchlich ,  z.  B. :  gebrauchen  =:  gdbroxd,  gefallen  =  g9fän,  gerathen 
=  gdrdrd,  geschehen   =;  g^'^e,  gewähren  =  gdwcsn  u.  s.  w. 

Nicht  gebräuchlich  sind  die  schd.:  gefrieren,  gehorchen,  ge- 
langen, gelingen,  gemahnen,  gerinnen  u.  a. 

Die  vom  schd.  abweichende  häutigere  Verwendung  von  ge-  nach 
„können",  welche  Vilmar  (Id.  p.  120)  für  Theile  von  Hessen  nach- 
weist, ist  für  Krofdorf  veraltet. 

§.  90.  Das  Präfix  ver-  ist  im  kr.  sehr  beliebt,  z.  B.:  verfaulen 
=^  firfcnm,  vergreifen  =  fdrgraif'd,  verkaufen  =  firhlfa,  vei'lieren 
=  fdrleisd,  verspielen  =  ßrsb'hi,  verdecken  =  fordcg<)  und  viele 
andere. 


398  ED.  DAVID 

Sehr  häufig  entspricht  ver-  dem  schd.  Präfix  zer-,  das  im  kr. 
nicht  gebräuchlich  ist,  z.  B.:  zerplatzen  =  fdrhldds'd ,  zerquetschen 
=  forywosdiid,  zerreißen  =  fdrrais^ ,  zerschmeißen  =  ß>r§maisd,  zer- 
schneiden =  fdrSnaird   u.  v.  a. 

§.  91.  Außer  zer-  fehlt  der  Mundart  auch  das  schd.  Präfix  ent--^ 
so  fehlen:  entbinden,  entbrennen  ,  entdecken,  entfliegen,  enthalten, 
entkleiden,  entlauben,  entschlafen,  entspringen  u.  v.  a.,  die  durch 
bedeutuugsverwandte  Wörter,  wie:  freigeben,  angehen  (vom  Feuer), 
auffinden,  wegfliegen  u.  s.  w.  nach  IMöglichkeit  ersetzt  werden.  Diese 
Art  des  Ersatzes  gilt  auch  für  die  meisten  der  übrigen  als  fehlend 
verzeichneten  Verba,  soweit  nicht  die  Begriffe  überhaupt  fehlen. 

§.  92.  Ebenso  sind  die  schd.  Bildungen  mit  miß-  im  kr.  unge- 
bräuchlich; so  fehlen:  mißachten,  mißbrauchen,  mißfallen,  mißhandeln, 
mißrathen  u.  a.   (vgl.  §.  84). 

Cap.  III.    Adjectiva. 

§.  93.  Die  im  schd.  beliebten,  rein  verstärkenden  Adjectiv- 
bildungen  mit  dem  Präfix  ur-,  wie:  uralt,  uigemüthlich,  urkräftig 
u.  a.  fehlen  im  kr.   (vgl.  §.  82). 

§.  94.  Ebenso  sind  ungebräuchlich  die  mit  miß-  gebildeten  schd. 
Adjectiva,  wie:  mißheilig  und  mißliebig.  Selbstverständlich  fehlen 
auch  die  adjectivischen  Ableitungen  von  Substantiven  und  Verben 
auf  miß-,  (vgl.  §§.  84  u.  92). 

§.  95.  Was  die  Präfigierung  mit  un-  betrifi't,  so  sind  von  Bil- 
dungen rein  adjectivischer  Natur  nur  zu  nennen :  unrecht  =^  urr\t 
(i.  d.  B.  unrichtig)  und  *ungut  =  ügout;  das  letztere  wird  jedoch 
nur  adverbial  gebraucht.  Es  fehlen:  unfein,  unschön,  unzart,  u.  a. 
Als  Ersatz  dient:  nicht  fein  =  ntgt  fai,  nicht  schön  ;=  nist  st,  nicht 
zart  =  nist  dsöst  u.  s.  w. 

Auch  die  auf  Actionsbegrifi'e  zurückgehenden  Bildungen,  wie: 
ungezogen  =  ugdze ,  ungesagt  =  ugdsüt,  unleidlich  =  ulaidlii  u.  a. 
gehören  hierher,  da  die  entsprechenden  Verben  nicht  in  ihren  finiten, 
sondern  nur  in  ihren  verbaladjectivischen  Formen  der  Präfigierung 
fähig  sind. 

€.  Wortbildung-  durch  Zusaiiiniensetzung. 

Eine  Entscheidung  darüber,  ob  für  das  kr.  in  einem  bestimmten 
Falle  „echte"  oder  „unechte"  Wortzusammensetzung  vorliegt,  ist  oft 
nur  von  dem  Boden  der  Lautlehre  oder  der  Syntax  aus  zu  treffen. 
JSicht  jede  Verbindung,  die  im  schd.  construierbar  ist,  ist  es  auch  im 


DIE  WORTHILDUNG  EER  MUNDART   VON  KROFDOKF.  399 

kr.  und  umgekehrt.  Ich  lasse  daher  diese  Unterscheidung,  welche 
wohl  auch  keinerlei  Unterlage  in  dem  naiven  Sprachbewußtsein  hat, 
für  meine  Darstellung  unberücksichtigt. 

Für  eine  Wortzusammensetzung,  bei  welcher  das  Verhältnis 
beider  Compositionstheile  ein  bloß  additionelles  ist,  das  erste  Wort 
also  keine  Determination  des  zweiten  enthält,  lassen  sich  (abgesehen 
von  den  mit  dem  schd.  völlig  übereinstimmenden,  zusammengesetzten 
Zahlen)  im  kr.  keine  Beispiele  finden.  Zusammensetzungen,  wie: 
naßkalt  =  naskült,  trockenkalt  =  drögenkält ,  taubstumm  =  dähsdum, 
lassen  sich  wohl  durch  ein  zwischengeschobenes  „und"  auflösen,  aber 
als  einheitliche  Vorstellung  gefaßt,  erscheint  die  Zusammensetzung 
zweifellos  als  Artbegriff  gegenüber  dem  im  zweiten  Wort  ausgedrückten 
Gattungsbegriff. 

Cap.  I.    Substantiv  a. 
Nach    der    grammatischen    Natur  des  ersten  Gliedes    lassen  sich 
die    zusammengesetzten  Substantiva,    entsprechend  dem  schd.,    grup- 
pieren : 

1.  Das  Bestimmungswort  ist  ein  Sub  stanti  vum,  z.  B.  Apfel- 
wein =  ehi>lwai,  Essigkrug  =  esi%grük,  Abendsuppe  =  dicHso/)  u.  s.  w. 

2.  Das  Bestimmungswort  ist  ein  Verb  um,  z.  B.:  Backofen 
=:  hakow9,  Kochgeschirr  =  kox<ß5'^sr,  Spinnstube  =::  sb^snsdop  u.  s.  w. 

3.  Das  Bestimmungswort  ist  ein  Adjectivum,  z.  B.  Dickkopf 
=  deghop,   Grünspecht  =  groishi''^t:  Obergasse  =  owdrgas  u.  s.  w. 

4.  Das  Bestimmungswort  ist  ein  Adverbium  oder  Zahlwort, 
z.  B.  Umweg  =  imwesk,  Vorspann  =  fershau,  Dreispitz  =  draisheds 
u.  s.  w. 

§.  97.  Die  in  dem  Bestimmungswort  enthaltene  Determination 
des  allgemeinen  Begriffes  bezieht  sich  auf  dessen  Ursprung,  Stoff 
oder  Zugehörigkeit  in  Beispielen,  wie:  Apfelwein  =  ebdlwai,  Hasen- 
eier (i.  d.  B.  Ostereier)  =  hoss&äjar,  Zuckergebackenes  =  dsogor- 
g9hag''>n9s,  Kirschkern  =  klsskcsn  u.  s.  w. 

Hierher  gehören  auch  die  beliebten  Personenbezeichnungen,  wie: 
*Bäckerkar]  =  Bqgdrkogl,  ■•■'Schneiderjohann  =  SnairJrjohan^  *Schnepp- 
hannes  =  Siithliämm  u.  s.  w.,  wobei  der  erste  Theil  den  Familien- 
namen darstellt. 

§.  98.  Eine  Determination  durch  Angabe  des  Zweckes  liegt 
vor  in  Compositionen,  wie:  Essigkrug  =  esi%gruk,  Handtuch  =  livu- 
düx,  Kuhstall  =  kqusdäl,  *Kettenrosen  =  kcrdmrusd  (i,  d-  B.  Löwen- 
zahn, weil  die  Kinder  aus  den  Stengeln  Ketten  anfertigen),  *Kühbacli 


400  El^-  PAVID 

=^  koibäx  (der  Name  eines  Dorfteiches,  in  den  die  Kühe  getrieben 
werden)  \ 

desgleichen  in  den  durch  ActionsbegrifFe  gebildeten  Zusammen- 
setzungen, wie:  Backofen  =  läköw^,  Gießkanne  =  (ji^iskan,  Tanz- 
boden -^  dädshnrom,  Waschwasser  :==  tvosswäsfjv ,  *  Waschpfuhl  =  ivosS- 
potd  (der  Name  eines  Dorfteiches),  *Schindaas  =  fihiös,  ein  beliebtes 
Schimpfwort,  nach  dessen  Muster  dann  *Schindkröte  =  singriisr,  ein 
Schimpfwort  für  Kinder,  gebildet  zu  sein  scheint. 

§.  99.  Beispiele  für  die  Determination  durch  Angabe  der  Farbe- 
oder Form-Qualität  sind:  Grünspecht  =  ;^ro7.->-6e;^^,  Rothapfel  =  ?'r(r- 
äbdlf  Schwarzdorn  ^=  Sivosdsdosn,  Vollbart  =  folhögt  u.  a.,  bei  denen 
die  Beziehung  zwischen  den  beiden  Gliedern  eine  attributivische  ist. 
Die  Beziehung  beruht  auf  einer  Vergleichung  bei  den  Zusammen- 
setzungen mit  substantivischen  Bestimmungswörtern,  wie:  "Fleisch- 
rosen =  fläsrus'<>  (Name  für  das  Wiesenschaumkraut  wegen  seiner 
fleischfarbenen  Blüthen),  *Grasro5en  =  grügsrusd  (Name  für  die  Nelke 
wegen  ihres  rasenbildenden  Krautes),  "Grindrosen  =  grlsndras9  (Name 
für  die  Flockblume,  Centaurea  jacea,  weil  die  Deckblätter  des  Körb- 
chens eine  an  grindigen  Ausschlag  erinnernde  Färbung  haben) ; 
*Schlüsselrosen  =  s[cs(:lrus9  (Name  f.  d.  Schlüsselblume),  *Sternrosen 
=  sdcsiirusd  (N.  f.  d.  Hyacinthe) ,  *Stiefelrosen  =  sdiiodlrus9  (N.  f.  d. 
Akelei)  u.  a. 

§.  100.  Eine  numerale  Bestimmung  liegt  vor  in  Bildungen, 
wie:  Dreispitz  =  draisbcds,  *Viergebeinz  =  feidrgdhäds  (s.  §.  22); 
*Siebenerleiacker  :=  s'twdrlaeg^r  (der  Name  für  einen  Acker,  der  einst- 
mals   mit   sieben  verschiedenen  Arten   von  Feldfrüchten    bestellt  war. 

§.  101.  Auf  der  Localisierung  in  Raum  oder  Zeit  beruht 
die  Determination  in  Zusammensetzungen,  wie:  Hainrosen  =  härus^, 
Hosensack  (Hosentasche)  =  liogsdsäk,  *Kornrosen  =  kösninisa  (Name 
f.  d.  Kornblume) ,  Leibschmerzen  =  laihsm'csds^,  Marktstück  =:  mäd- 
Sdek  (das  vom  Markte  mitgebrachte  Geschenk),  *Tischkasten  =  J/gs- 
kasdd  (die  im  Tische  befindliche  Schublade);  Abendsuppe  (i.  d.  B. 
Abendessen)  =:  dwedsOp,  Mittagsuppe  (i.  d.  B.  Mittagessen)  =  miJög- 
söp,  *Haferäpfel  =  hoiodrrhdl  (Name  für  eine  Apfelsorte,  die  mit  dem 
Hafer  reift); 

desgleichen  die  mit  Adjectiven  und  Adverbien  gebildeten:  '='After- 
gras  =z  äfd9rgröHS  (§.  76),  Hinterrad  =■  kisridwöst  und  Vorderrad 
=  fosrdrröst,  Hintergasse  =  hlsndrgäs  und  Obergasse  =  öwdrgas 
(Straßennamen) ;  Umweg  =  tmioesk,  Vorspann  =  fcrShan,  Nach- 
kirchweih  =  nbxkisrmds. 


DIE  WORTBILDUNG  DER  MUNDART  VON  KROFDORF.      401 

Diese,  durch  räumliche  oder  zeitliche  Beziehung  gegebene  nähere 
Bestimmung  des  Allgemeinbegriffes  ist  wohl  die  dem  naiven  Sprach- 
bewußtsein am  nächsten  liegende,  und  man  darf  sie  wohl  auch  für 
viele  Zusammensetzungen  voraussetzen,  in  welche  sich  nachträglich 
andere  logische  Beziehungen  hineinlegen  ließen.  So  könnte  man  z.  B. 
für  Schäferhund  =  SrfirJiout  die  Zugehörigkeit  oder  für  Sauhund 
=  sauhont  den  Zweck  als  die  zu  Grunde  liegende  logische  Beziehung 
ansetzen  ;  allein  in  Wirklichkeit  wird  wohl  die  einfache  Wahrnehmungs- 
thatsache,  daß  man  den  einen  Plund  mit  dem  Sciiäfer,  den  anderen 
mit  den  Säuen  zusammen  sah,  den  Ausgangspunkt  für  die  nähere  Be- 
stimmung abgegeben  haben.  (Vgl.  auch  Brugmann,  Grundriß  der 
vergl.  Gramm,  der  indogerm.  Sprachen,  II.  Bd.,   1.  Hälfte,  §.48,  Anm.) 

§.  102.  Für  Compositionen,  wie:  Deckclkorb  =  drcj'üknrp^  Ilenkel- 
korb  =  liengdlkqrp ,  *Armelleibchen  =  crmdllaibid  (ein  Leibchen, 
=  Weste,  welches  mit  Armein  versehen  ist)  u.  a.,  könnte  man  eine 
posses^sive,  mit  „habend"  aufzulösende  Beziehung  ansetzen.  Allein 
schon  der  Umstand,  daß  man  diese  Verbindungen  ebensogut  durch 
„mit"  auflösen  kann,  legt  es  nahe,  auch  hier  das  räumliche  Zusammen- 
sein als  Ausgangspunkt  für  die  Determination  anzunehmen. 

§.  103.  Die  unter  der  Bezeichnung  Bahuwrihi  bekannte  Mutie- 
rung der  Bedeutung  von  Zusammensetzungen  findet  sich  in  der 
Mundart,  entsprechend  dem  schd.,  z.  B. :  Dickkopf  =z  deglcop,  Dumm- 
kopf =  dömkop,  Saukopf  =  saukop,  Schlappschuh  =  SlahSoa  und 
andere  noch  weniger  schöne  Personenbenennungen.  Hierher  gehört 
noch  der  (mundartlich  nur  p'.uralisch  gebrauchte)  Name  für  Herbst- 
zeitlose  =  nagässdv. 

§.  104.  Ableitungen  aus  Verbalzusammensetzungen  sind  Sub- 
stantivbildungen aus  zusammengesetzten  Verben,  wie:  Abfahrt  =^  ob- 
fö8f,  Anblick  =  öbllsk,  Betrachtung  =  hddrüxJera,  Durchfahrt  = 
dör%fö8t,  Holzniacher  =  holdsmp.%9r ,  Steinbruch  =  sdäbrux,  Verlust 
:=  forlöst,  Vorfall  =  fcrfal,  Zeitvertreib   =  dsaitfdrtraip  u.  s.  w. 

§.  105.  An  Decomposita  fehlt  es  auch  im  kr.  nicht;  soweit 
ich  sehen  kann ,  sind  dieselben  aber  weit  seltener  als  im  schd.  Ich 
verzeichne  als  specifisch  mundartlich  :  *Jungferannawald  :=  jupränd- 
loält  {=  Jungfrau- Anna- wald,  ein  Walddistrict) ,  *Zuckergebackenes 
=  dsögdrgdbügdhds  (die  Bezeichnung  für  Confect),  '^•Scheißdrecks- 
krämer  =  saisdresgskrcmsr  (Name  des  Mistkäfers). 

§.  106.  Die  bei  einer  Reihe  von  Zusammensetzungen  in  Betracht 
kommenden  vocalischen  Flexionsendungen  erscheinen  im  kr.  in 
Folge  lautlicher  Vorgänge  ganz  oder  theilweise  beseitigt;  so  sind  die 


402  KD.  DAVID 

Entsprechunj^en  für:  Gänsebraten,  Hasenbraten,  Tagelohn,  Kinder- 
mädchen: gaishvörd^  h(>SS')hrör9,  dölu,  kisnmät. 

Beispiele  für  Zusammensetzungen  mit  Hilfe  eines  unflexivischen 
-s-,  wie  die  schd.  Liebeskummer,  Nahrungsmittel,  Reinigungseid  habe 
ich  für  das  kr.  nicht  zu  verzeichnen. 

Cap.  ir.    V  e  r  b  a. 
§,  107.    Das  Bestimmungswort   zusammengesetzter  Verba   kann, 
entsprechend   dem  schd.,  sein: 

1.  ein  Substantivum,  z.  B.:  Biertrinken  —  beidrdri8td(ß ; 
Kartenspielen  =  knsdshin  u.  s.  w. ; 

2.  ein  Adjectivum,  z.  B.:  todtmachen  ^=  dudmaxd ,  schlecht- 
schwätzen =  slcxdstveds9  u.  s,  w.; 

3.  ein  Adverbium,  z.  B.:    absehen  =  obse ,  hingehen  =  hlgi. 
§.  108,  Die  determinierende  Bestimmung  des  allgemeinen  Actions- 

begriffes  bezieht  sich  auf  dessen  Ziel  (=  äußeres  Object)  in  Bildungen, 
wie:  Biertrinken  ^=  bn^rdrisndgd ,  Steinklopfen  :=  SdaglÖbo ,  *Gras 
machen  :==  grdssmax^,  *Heumachen  =  hämaxd,  *Holzmachen  =  hols- 
maxd  und  viele  andere  Zusammensetzungen  mit  machen. 

§.  109.  Der  Zweck  (=  inneres  Object)  dient  zur  Determination 
in  Beispielen,  wie:  ^Kleinmachen  (i.  d.  B.  Kleinhauen)  :=  gldmax'), 
*Todtmachen  =  düdmaxd,  Vollmachen  =  folmaxo  u.  v.  a. 

§.  110.  Determination  durch  Angabe  des  Mittels  liegt  vor  in 
Zusammensetzungen,  wie:  Kartenspielen  ■=  kosdsbln,  Schlittenfahren 
=  sUri)fö8n,  Schlittschuhlaufen   =  gledsoulnfd  u.  s.  w. 

§.  111.  Eine  nähere  Bestimmung  hinsichtlich  der  Modalität 
liegt  vor  in  Bildungen,  wie:  gernhaben  =  gcsnhit,  gutsein  =  goudscit 
(in  seelischer  Beziehung  gebraucht  statt  lieben^  das  ungebräuchlich 
ist),  schlechtschwätzen  =  Sleidswcdsv.  Die  Belege  sind  selten;  es  fehlen: 
Schnelläufen,  woblthun  u.  v.  a.  Ihrem  ursprünglichen  Wesen  nach 
gehören  hierher  auch  die  schd.  Bildungen  mit  miß-,  über  welche 
§§.  84,  92  und  94  gehandelt  ist. 

§.  112.  Die  nähere  Bestimmung  wird  durch  Localisierung 
in  Raum  oder  Zeit  bewirkt  in  Compositionen,  wie:  absehen  = 
öbse  ,  aufgeben  :=  ofgeswd,  ausgeben  ^=  ausgegwd,  beigeben  =  bai- 
gcsivd,  durchgehen  =  dörx<n,  nachtragen  =  nöxdrä,  überfließen  = 
Isworßeisi/,  umhauen  =  '(mliäx'<^,  vorschwätzen  =  ferSweds'd,  wegwerfen 
=r  tvekwerfi,  zugeben   -=:  dsmigl  u.  s.  w. 


DIE  WORTBILDUNG  DER  MUNDART  VON  KROFDOKF.  403 

Auch  in  untrennbaren  Verbindungen  finden  sich :  über-  =  mvifr, 
um-  =  ~im,  unter-  =  Indr  ,  z.  B.:  überfahren  =  tswdrfösn,  umgehen 
=  ^/wgl^  sich  unterstehen   =  si'x  in'isdi  u.   a. 

Dagegen  fand  ich  für  durch-,  hinter-  und  wider-  in  der  Mundart 
keine  untrennbaren  Zusammensetzungen. 

Cap.  III.    Adjectiva. 
§.   113.  Das  erste  Glied  zusammengesetzter  Adjectiva  kann  ent- 
sprechend dem  schd.  sein: 

1.  ein  Substan  tivum,  z.  B. :  holzartig  =  holsösdix'^  feuerroth 
=  faudrrut  u.  a. 

2.  ein  Verbum,  z.B.:  glühheiß  =  ghihäs,  stinkfaul  =  sdindij- 
faul  u.   a. 

3.  ein  Adjectivum,  z.  B.:  graugelb  =  grogcd,  *gelbartig 
=  (j{'sloS(Jix  u.  s.  w. 

Für  Zusammensetzungen  mit  einem  adverbialen  Bestimmungs- 
wort, wie  die  schd.:  abhold,  vorschnell  u.  a.  findet  sich  im  kr.  keine 
Entsprechung. 

§.  114.  Der  im  zweiten  Wort  enthaltene  Qualitätsbegriff"  erfährt 
eine  nähere  Bestimmung  hinsichtlich  seiner  Modalität  in  Beispielen, 
wie:  graugelb  =  gi'oyc^l,  naiikalt  =^  näskält'^  feuerroth  =  fanr'rruf, 
grasgrün  =  grössgioi ,  knochenhart  =  gnoxcfhost,  kreidebleich  ^=  grairo- 
hläx,   schneeweiß  =  i^nriicain  u.  a. 

Hierher  gehören  auch  die  Zusammensetzungen  mit  -artig,  z.  B.: 
holzartig  =  holsösdix,  steinartig  :=  sdäösdix  u.  s.  w. ,  welche  offenbar 
auf  dem  Wege  sind,  bloße  Ableitimgen  zu  werden.  In  Krofdorf 
sind  sie  dem  schd.  schon  ein  Stück  auf  diesem  Wege  voraus  da- 
durch, daß  auch  adjectivische  Begriffe  zur  Artbestimmung  Verwendung 
finden  können;  so  bildet  die  Älundart:  *blauartig  =  üloof^dix,  '''gelb- 
artig :=  g']i^^']sdix  u.  s.  w.  (i.  d.  B.  bläulich,  gelblich  u.  s.  w.). 

Die  zahlreichen  schd.  Zusammensetzungen  mit  -miißig^  wie: 
ebenmäßig,  gleichmäßig,  erfahrungsmäßig,  rechtmäßig  u.  s.  w.  fehlen 
dem  kr.  ebenso  wie  die  adverbialen  Bildungen  mit  -gemäß,  wie: 
demgemäß,  erfahrungsgemäß  (vgl.  §.  118). 

Die  Determination  eines  Eigenschaftsbegriffes  durch  Vergleich 
mit  einem  durch  die  gleiche  Eigenschaft  hervorragend  ausgezeichneten 
Ding  legt  es  nahe,  in  der  näheren  Bestimmung  eine  bloße  Verstärkung 
zu  sehen;  fau^rrut,  gnox<^hö,st,  grössgroi  u.  a.  werden  auch  in  kr.  ge- 
braucht, um  den  Gattungsbegriff:  rüt,  host,  grol  u.  a.  intensiver  zum 
Bewußtsein  zu  bringen. 


404  KD.  DAVID 

§.  115.  Noch  mehr  neigt  zu  dieser  ^Entwicklung  die  nähere  Be- 
stimmung des  allgemeinen  Bogriffes  durch  Angabe  der  durch  ihn 
bewirkten  Folge,  z.  B. :  glühheiß  =  gloihas,  sterbenskrank  =  Sder- 
io'<fs<jrardk,  stinkfaul   =  sdir^gfani  u.  s.  w. 

§.  116.  Y\\r  Zusammensetzungen,  wie:  gottesfürchtig,  lebens- 
müde, schreibfaul  u.  a.,  bei  welchen  man  das  Bestimmungswort  als 
objeeti vische  Ergänzung  des  Gattungsbegriffs  bezeichnen  könnte, 
habe  ich  im  kr.  keine  Beispiele  gefunden. 

§.  117.  Eine  Determination  hinsichtlich  der  Uisache  liegt  vor 
in  den  schd.  Bildungen,  wie:  freudestrahlend,  kraftstrotzend,  liebe- 
athmend,  schweißtriefend,  witzsprudelnd,  wuthschnaubend,  zornsprü- 
hend u.  V.  a. 

Fornigleiche  Entsprechungen  dafür  gibt  es  im  kr.  ebensowenig 
wie  für  die  einfachen  Partieipia  praescntis  (vgl.  §.  58);  die  Begriffe 
müssen,  so  gut  es  geht,  concret  umschrieben   werden. 

Gap.  IV.    A  d  V  e  r  b  i  a. 

In  der  nachfolgenden  vergleichenden  Aufzählung  der  im  kr.  und 
im  schd.  vorhandenen  zusammengesetzten  Adverbien  glaubte  ich  die 
adverbialen  Verbindungen  als  Vorstufen  zukünftiger  Zusammen- 
setzungen mit  berücksichtigen  zu  müssen.  Wenn  es  aber  für  das 
schd.  schon  schwierig  ist,  eine  Grenze  zwischen  zusammengesetzten 
.Adverbien  und  adverbialen  Verbindungen  zu  ziehen,  so  ist  das  für 
eine  nur  gesprochene  Mundart  ganz  unmöglich.  Ich  wollte  daher  auch 
durch  die  nichtgetrennte  oder  getrennte  Schreibung  der  mundartlichen 
Beispiele  keineswegs  eine  Entscheidung  darüber  treffen,  ob  ein  Aus- 
druck für  das  kr.  als  wirkliche  Zusammensetzung  oder  als  bloße 
Wortverbindung  aufzufassen  sei,  sondern  ich  habe  mich  für  das  eine 
oder  das  andere  lediglich  in  Anlehnung  an  das  schd.  entschlossen, 
ohne  Rücksicht  auf  etwaige  syntaktische  Besonderheiten  des  kr. 

§.  118.  An  Adverbien  der  Art  und  Weise  sind  dem  kr.  und 
dem  schd.  gemeinsam:  am  besten  =  öyn  b'esd)  (oder  de  best,  z.  B.: 
es  ist  am  besten,  wir  gehen  heim  =^  's  ps  d<>  best,  tndr  gl  häm),  geradeso 
=  grösdso,  zum  besten  ■=  dsnum  bcsdd,  zu  gute  =  dsd  gout,  zu  eigen 
=.  ds9  äjd,  zurecht  =  dsdreit. 

Der  Mundart  fehlen:  derart,  dergestalt,  demgemäß,  erfahrungs- 
gemäß u.  a.;  bekanntermaßen,  folgendermaßen,  gleichermaßen  u.  a. ; 
ausnahmsweise,  kreuzweise,  merkwürdigerweise,  natürlicherweise, 
thörichterweise,  vorzugsweise  u.a.;  frischweg,  schlankweg,  schlecht- 
weg, aufs   äußerste,  aufs  beste,  dementsprechend  ebenso,  fürlieb,  im 


DIE  WORTBILDUNG  DER  MUNDART  VON  KROFDORF.  405 

reinen,  im  stillen,  insgeheim,  insonderheit,  kurzab,  nöthigenfalls;  wohl- 
auf,  zu  liebe. 

§.  119.  Von  Adverbien  des  Ortes  und  der  Zeit  finden  sich 
in  der  Mundart  entsprechend  dem  schd. :  andem  =  ödem,  aneinander 
=■  odnändr\  auseinander  =  ansonandr^  außerdem  =  mis9rdem.  —  bei- 
einander =  haidnandr,  bei  seite  :=  hai  satt,  bei  zeiten  =  hai  dsair^, 
beim  Alten  =  haim  nid  —  d(a)raus  =  daus.  d(a)rinnen  =  c^fsu;  da- 
bei =  ddbai  oder  dobai,  daher  =  <hhrr  oder  daher,  dahin  =  dehi 
oder  dölu-^  dorthin  =  dcsdlil,  —  herab  =  drob,  herauf  =  »ro/,  iieraus 
^  draus,  herein  =  9rl8n,  herum  =  drim  und  umher  ^  imhvt"^  hier- 
her =  heiher]  hinab  =  dyiob,  hinauf  =  dnof,  hinaus  =  dnavs,  hinein 
=  driisn,  —  hinüber  =  dmswdr;  —  indem  ^=  'isndem,  in  einander  = 
tsndan9r,  im  voraus  =  "isvi  feraus  —  miteinander  =  metdnän9r,  mit- 
sammen :=  nietsöm.9,  mitunter  =  meündr,  —  nachdem  :=  vöxihm.,  nach- 
einander =:  noxdnändr  —  rundherum  =  ronddrim,  —  seitdem  =  sai- 
dcm,  solange  =  sdlard,  sofort  =  sofot  —  überall  =  eswdräl,  über- 
morgen =  tsiüdrmosn ;  untenan  =  ondo,  untereinander  =  indrdnandr,  — 
von  einander  =  fodnandr,  von  weitem  =  fo  loairdm-^  voran  =  firo, 
vordem  =  ferdem,  vorderhand  =  ferddrhdnd,  vorgestern  =  fß'>'g^8st, 
zu  Zeiten  =:  dsd  dsair^,  —  demnach  =:  demnox,  demnächst  =  demncgst. 

Dem  kr.  eigenthümlich  sind:  äbivaü  =  *alleweile,  i.  d.  B.:  jetzt; 
atis  sait  =  *aus  Seite,  i.  d.  B.:  auswege,  welches  fehlt;  ddriolsn  :=? 
i.  d.  B.:  während,  unterdessen,  welches  fehlt;  lüfs^rci/s  =  ^"^hufzurücks, 
i.  d.  B. :  hinterrücks  oder  rückwärts,  welche  fehlen;  haus,  hjsn,  höwd, 
hone  =  *hieraußen,  hierinnen,  hieroben,  hierunten.  Neben  drof,  drob, 
dnof,  mob  erscheinen  auch  die  dem  schd.  fremde  Formen :  dropr^ 
drobdr,  dnöfdr,  dnobdr  =  *heraufer,  *heraber,  *hinaufer,  *hinaber,  Aus- 
gangspunkt für  diese  Formen  mng  hinüber   =  dnfsivdr  gewesen  sein. 

Für  die  Bildungen  mit  einander  =  dnändr  erscheinen  auch  die 
kürzeren  Formen:  odna,  ausdria,  baidnä,  Jsndna,  metdna,  t8wdr<>nTi,  ind- 
rdna,  fddna  =  *aneinein,  *auseinein,  *bcieinein,  *ineinein,  *miteinein, 
*übereinein,  *untereinein,  *voneinein. 

Dem  kr.  fehlen  die  schd.:  abhanden,  allerorten;  allezeit,  alsbald, 
anheim;  auswege;  abwärts  u.  s.  w.  (vgl.  §.  69):  andrerseits,  dies- 
seits, einerseits,  jenseits,  meinerseits,  seinerseits;  andren th ei  Is,  eines- 
theils,  meinestheils;  derzeit,  jederzeit,  seinerzeit,  zurzeit,  zuzeiten;  — 
bergab,  bergauf,  bis  auf  weiteres,  bisweilen,  einstweilen,  mittlervveile(n), 
zuweilen  —  d(a)roben,  d(a)runten;  daselbst,  hierselbst,  woselbst; 
demzufolge,  des  langen  und  breiten,  des  öfteren  —  geradewegs  — 
hernieder;  heutzutage,  himmelan  —  insofern,  insonderheit,  insbesondere, 


406  KD.  DAVID 

insgemein ;  irf!:enrlwcann,  irgendwo  —  jahraus,  jahrein  ~  kreuz  und 
quer  —  nachgerade,  näclistdera ;  nunmehr  —  ohnedies  —  ringsum: 
rundum  —  schnurstracks;  seit  alters;  sodann,  soeben,  sofern,  sogleich 
—  von  alters  her,  von  dannen,  von  hinnen,  von  klein  auf,  von  zeit 
zu  zeit. 

§.  120.  Dem  kr.  und  dem  schd.  gemeinsam  sind  die  Adverbien 
der  Zahl:  einmal,  zweimal,  dreimal,  viermal  u.  s.  w.  =:  aviol,  dswä- 
mol,  draimol,  fcidrmol  u.  s.  w. ;  allemal  =  äbmol,  diesmal  =^  desmol, 
etliche  male  =  rdlij(^dmol ,  jedesmal  =  jeddsmol,  keinmal  =  kTimol, 
kein  einmal  :=  ka  cimal,  manchmal  =  manxmol,  wofür  auch  im 
kr.  alsdmol  (über  das  Simplex  als  vgl,  Vilm.  Id.  p.  9),  —  nochmals 
^^  mx^mol,  schon  einmal  :=:  mmol,  wieder  einmal  =  ro'lsrdmol,  —  von 
frischem  =  fo  frissdm;  statt  zuerst,  zuletzt,  zuallerletzt  erscheinen 
in  der  kr.  Mundart:  ddesst,  doUnf,  d'f  ahrlest. 

Keine  formgleichen  Entsprechungen  im  kr.  haben  die  sciid. : 
einstmals  u.  s.  w.,  vgl.  §.  75;  ebenfalls,  gleichfalls,  jedenfalls,  keines- 
falls, widrigenfalls;  allenfalls  =  ähnfals  verräth  sich  durch  seinen 
Lautstand  als  neuere  Entlehnung,  —  zunächst,  zuvörderst. 

§.  121.  Von  Adverbien  des  Maßes  sind  dem  kr.  und  schd.  ge- 
meinsam: beinahe  =  haino,  bei  weitem  =z  bai  ivairdm,  durchaus  = 
dor^aus,  gar  zu  arg  :=  pöss^usk^  gar  zu  groß  =  gösSdgriis,  größten- 
theils  :=  grisd<fndäls,  im  Großen  =■  {sm  f/rfts9,  im  Kleinen  =  /sm  glän^, 
meistentheils  =  mesSddndäls,  um  Vieles  =  im  flbs. 

In  der  Mundart  nicht  gebräuchlich  sind:  allzugroß,  allzusehr, 
allzuspät  u.  s.  w. ;  einigermalJen,  im  Allgemeinen,  im  Besonderen,  im 
Ganzen,  im  Übrigen,  insgesammt,  nichtsdestoweniger,  ohne  Maßen, 
überaus,  um  ein  Beträchtliches,  umsomehr,  umso  kleiner,  vor  Allem. 

§.  122.  An  Adverbien  der  Aussageweise  finden  sich  in  der 
Mundart,  entsprechend  dem  schd.:  gar  nicht  =  gösmst ,  überhaupt 
=  iSiodrhahf,  und  vielleicht  =  f'^'iX^- 

Dem  kr.  fehlen:  allerdings,  fürwahr,  ganz  und  gar  nicht,  keines- 
wegs ,  möglicherweise ,  nicht  im  Geringsten  ,  nothwendigerweise, 
schlechterdings. 

Der  Mundart  eigenthümlich  ist  die  Form  worSnins  =  *wahr- 
scheins  (vgl.  §  134),  i.  d.  B. :  wahrscheinlich,  welches  weniger  ge- 
bräuchlich ist. 

Cap.  V.    C  o  n  j  u  n  c  t  i  o  n  e  n. 
Die  Frage,    welche  Wörter    im   kr.  als  Conjunctionen  gebraucht 
werden  können,  setzt  zu  ihrer  allseitigen  Beantwortung  die  eingehende 


DIE  WORTBILDUNG  DER  MUNDART  VON  KROFDORF.  407 

Untersuchung  der  Syntax  der  Mundart  voraus.  Die  nachfolgende  Auf- 
stellung kann  daher  noch  weniger  Anspruch  auf  systematische  Voll- 
ständigkeit erheben  als  andere  Theile  meiner  Arbeit.  Insbesondere 
sind  die  coordinierenden  temporalen  Conjunctionen  unberücksichtigt 
geblieben  wegen  ihrer  vielfachen  Identität  mit  den  entsprechenden 
Adverbien. 

a)  Coordinierende  Conjunctionen. 

§.  123.  Von  den  zusammengesetzten  copulativen  Conjunc- 
tionen   ist    dem    schd.    und    dem    kr.    gemeinsam:     dazu  =  dodsou. 

Der  Mundart  fehlen  dagegen :  desgleichen,  nicht  nur  —  sondern 
auch,  sodann,  weiterhin,  sowohl  —  als  auch,  überdies,  weder  —  noch. 
Sie  müssen,  so  gut  es  geht,  ersetzt  werden  durch  einfache  Conjunc- 
tionen, wie:  auch  =  üx,  und  =  Jsn,  oder  Zusamraenfügungen,  wie: 
und  dann  :=  7sn  dan,  dazu  noch  ^=  dodsou  vox.  „Weder  seine  Mutter 
noch  sein  Vater"  würde  in  der  Mundart  heiC^en:  säi  mod^r  riist  \8n 
sai  füddr  äx  nlst  =  seine  Mutter   nicht,    und    sein  Vater  auch  nicht. 

§.  124.  Gemeinsam  dem  schd.  und  der  Mundart  ist  die  adver- 
sative conjunclionale  Zusamraenfügung:  und  doch  =  fsn  dox. 

Dem  Kr.  fehlen:  dennoch,  desungeachtet,  entweder  —  oder, 
gleichwohl,  immerhin,  indessen,  jedoch,  nichtsdestoweniger,  trotzdem, 
sei  es  —  sei  es.  Als  dürftige  Aushilfe  dienen  die  einfachen:  aber  = 
oiü9r,  doch  =  dox,  oder  =  hre  und  oder  (in  der  letzteren  Lautform 
mit  der  Bedeutung:  aber)  und  die  genannte  Zusammenfiigung:  Isn  dox. 

§.  125.  An  zusammengesetzten  causalen  und  consecutiven 
Conjunctionen  haben  das  schd.  und  die  Mundart  geraeinsam:  daher 
=  doher,  darum  =  dorim,  dadurch  =  dodor^,  demnach  =  dernnoXj 
deshalb  =  dqshalp,   deswegen  =  deswq9. 

Es  fehlen  der  Mundart:  demzufolge,  infolgedessen,  mithin,  sonach. 

h)  Subordinierende  Conjunctionen. 

§.  126.  Es  finden  sich  im  kr.,  entsprechend  dem  schd.,  die  sub- 
ordinierenden temporalen  Conjunctionen:  sowie  =  sowqi,  nachdem  ^= 
noxdem,  seitdem  =  saidem.  Gerade  als  und  solange  als  werden  er- 
setzt durch  gröst  tcqi  und  sdlavd  wqi.  —  Bevor  (ersetzt  durch  ferdevi 
=  vordem),  indem  und  sobald  als  fehlen  der  Mundart. 

§.  127.  Von  den  im  schd.  vorhandenen  zusammengesetzten  Con- 
junctionen der  Ursache:  weshalb,  weswegen,  wodurcli,  in  relativi- 
•schem  Gebrauche,  hat  die  Mundart  keine. 

§.  128.  Desgleichen  sind  im  kr.  ungebräuchlich  die  finalen 
Conjunctionen :  auf  daß  ^  damit,  welche  durch  das  einfache  daß  ^=: 
dess  ersetzt  werden. 


408  EI^-  DAVID 

§.  129.  Auch  die  zusammengesetzte  conditionale  Conjunction: 
wofern  fehlt  der  Mundart;  ersetzt  wird  sie  durch  wann  =^  loän. 

§.  130.  An  zusammengesetzten  concessiven  Gonjunetionen 
finden  sich  in  der  Mundart:  wenn  auch  ==:  wän  äx  und  wenn  schon 
i=  loän  SU. 

Es  fehlen  dem  kr.:  obgleich,  obschon,  obwohl,  wenngleich, 
wit^wohl. 

§.  131.  Von  subordinierenden  conjunctionalen  Zusammenfügungen 
des  Grades  hat  die  ^lundart:  gerade  so  —  wie  =:  grösäsd  —  %oci\ 
statt  je  mehr  —  desto  gebraucht  sie :  *desto  mehr  —  desto  =  dqsdd 
ml  —  clesd9.     Es  fehlen  im  kr.:  ebenso  —   wie  und  insoweit  als. 

Cap.  VI.    Präpositionen. 

§.  132.  Von  zusammengesetzten  Präpositionen  ist  dem  schd.  und 
dem  kr.  gemeinsam:   gegenüber  =  fjä7swdr. 

Der  Mundart  fehlen:  anstatt,  diesseits,  entlang,  infolge,  innerhalb, 
jenseits,  oberhalb,  um  —  willen  (ersetzt  durch  fei'  mir  etc.  =  vor  mir 
etc.),  unterhalb,  zufolge,  zuwider. 

Ebenso  fehlen  die  im  schd.  präpositional  gebrauchten:  angesichts, 
behufs,  betreffs,  unbeschadet,  unfern,  ungeachtet,  unweit,  vermittelst, 
vermöge. 

Cap.  VII.    Pronomina. 

§.  133.  Von  neueren ,  noch  als  Zusammensetzungen  gefühlten 
Fürwörtern  hat  das  kr.  nur:  *kein  einer  =  ka  7idr,  so  einer,  so  eine, 
so  eins  (=  solches)  =  soädr,  soa,  sossn,  unsereiner  =  ois9r7i9r,  was 
für  einer  =  icoss  ferTidr. 

Es  fehlen  im  kr.:  jedermann:  ferner  die  schd.  Bildungen  mit 
-f/lelchen,  wie:  meinesgleichen^  deinesgleichen,  desgleichen  u.  s.  w. 
Auch  fehlen  der-,  die-,  dasselbe  (i.  d.  B.:  is,  ea,  id)  und  der-,  die-, 
dasjenige,  sowie  sämmtliche  Zusammensetzungen  mit  irgend-,  wie: 
rgendeiner,  irgendwelcher  u.  a. 

1>.   Satzcomposita. 

§.  134.  Die  Satznomina,  deren  eigentliche  Heimat  nach  Wossidlo's 
reichhaltigem  Verzeichniß  das  nd.  zu  sein  scheint,  sind  im  kr.  viel 
seltener  als  im  schd.  So  fehlen  der  Mundart  die  interrogativischen 
Bildungen:  hast-du-nicht-gesehen  und  was-kannst-du  —  was-hast-du; 
ferner  die  imperativischen:  Lebewohl,  Saufaus,  Springinsfeld,  Stell- 
dichein, Vergißmeinnieht  u.  a.  —  Daß  jedoch    die  Bildungsweise   der 


DIE  WOKTBII.DUNG  DER  MUNDART  VON  KROFDORF.  409 

Mundart  nicht  fremd  ist,  beweist  das  sehr  beliebte  Adverb  *huf-zu- 
rück's  =:  hifsdreks  (wohl  imperativischen  Ursprungs  von  hvfen).  Ferner 
spricht  dafür  eine  mir  persönlich  bekannte,  wenno;leich  nicht  allgemein 
durchgedrungene,  scherzhafte  Namenbildung  für  das  Bohnenkräutchen 
(Satureja  hortensis  =:  kr.  dsäcbrä!):  sdivdg9violweJsr%t  =  stink-einmal- 
wie's-riecht!  —  Vielleicht  geht  auch  das  mundartliche:  icörmins  (i.  d. 
B.  wahrscheinlich,  vgl.  §.  122)  auf  das  8ätzchen:  „wahr  scheint  es" 
zurück. 


Anmerkung. 
§.  135.  Daß  im  kr.  als  einer  nur  gesprochenen  Mundart  Zu- 
sammensetzungen als  solche  viel  leichter  dem  Bewußtsein  entschwin- 
den, als  dies  für  das  durch  die  Schrift  immer  wieder  veranschaulichte 
Schriftdeutsche  der  Fall  ist,  ist  erklärlich  und  muß  für  die  Beurtheilung 
vieler  oben  erwähnter  mundartlicher  Beispiele  im  Auge  behalten  werden. 
Zusammensetzungen,  wie:  dur9dn  =  Dunghürden  (die  Bi-etter,  welche 
zum  Mistfahren  auf  den  Wagen  gestellt  werden);  hdfdl  :=  Handvoll, 
mof(>l  =  Mundvoll  und  ogrwdl  =  Armvoll;  hüsdt  =  Hochzeit;  päds9n 
=  Pferdehaare; /T^ru'as  ^  Vorfuß  des  Strumpfes;  bnricd-;  =  barfuß; 
dmts^  dlsn,  haus,  h/sn,  dnaus,  aiüsn  =  d(a)raußen,  darinnen,  hieraußen, 
hierinnen,  hinaus,  hinein;  f(j)^<'%t  =  vielleicht;  Imdt  =  jemand  u.  v.  a. 
sind  für  das  Sprachbewußtsein  des  Dorfbewohners  völlig  einfache 
Wörter.  —  Am  meisten  tritt  diese  Simplificierung  durch  lautlichen 
Zerfall  bei  localen  Namen  zu  Tage,  die  selten  oder  nie  in  schrift- 
deutscher Formentsprechung  zum  Bewußtsein  gebracht  werden.  Namen, 
wie:  Rorsm  =  Rodheim  i^Name  eines  benachbarten  Dorfes),  Hömdri 
=  Homberg  ,  Werm9o'j(^  =  Wettenberg  (Namen  benachbarter  Hügel), 
Wisf'dSt  =  Weingart  (Feldname)  erfordern  schon  bewußte  Besinnung, 
um  als  Zusammensetzungen  erkannt  zu  werden;  andere,  wie:  Bisndhcl. 
(Name  für  eine  zwischen  dem  benachbarten  Gleiberg  und  Vetzberg 
gelegene  Anhöhe;  ich  vermuthe:  „Binnen-Bühel",  obgleich  Bühel  in 
der  I\Iundart  nicht  oder  nicht  mehr  vorhanden  ist),  lihicvl  (Flurname: 
„  Hoch  wälle"  ?) ,  Grügdn  (Waldnamc;  Etym.?)  sind  überhaupt  nicht 
mehr  oder  nur  mit  wissenschaftlichen  Mitteln  zu  erschließen.  —  Das 
Dorf  selbst  heißt  für  seine  Bewohner  trotz  Schule,  Post  und  Behörden 
nicht  Krofdorf,  sondern  Krofdffrx;  in  der  weiteren  Umgebung  heißt 
es  KInfd'fri.  Der  Name  würde  also,  gegenüber  dem  Simplex  darf  = 
Dorf,  den  Bewohnern  selbst  wohl  längst  für  ein  einfaches,  etymo- 
logisch ganz  unverstandenes  Wort  gelten,  wenn  er  nicht  durch  jene 
Culturinstitute    als  Zusammensetzung   im  Bewußtsein    gehalten   würde. 

GERMANIA.     Neue  Reihe  XXV.  (XXXVU.)  Jahrg.  28 


410  GUST.  BINZ 

Der  erste  Bestandtheil  „Krof-^'  ist  wahrscheinlich  nicht  „Graf"  = 
;/röfy  Avie  man ,  anknüpfend  an  die  früheren  Herren  des  Dorfes ,  die 
Grafen  von  Gleiberg,  vermuthet  hat,  sondern  „Kropf"  =  ^Krop-""  in 
Anlehnung  an  den  vorbeifließenden  y, KrophacW^ .  Doch  bedürfte  diese 
Etymologie  noch  der  urkundlichen  Bestätigung. 

KKOFDOKF.  EDUARD  DAVID. 


BASLER  BRUCHSTÜCKE  DES  LEKENSPIEGELS. 


In  der  Universitätsbibliothek  zu  Basel  befinden  sich  zwei  Blätter 
einer  Handschrift  von  Jan  Boendales  Lekenspiegel,  dip,  wie  es  scheint, 
bis  jetzt  unbekannt  geblieben  sind ,  die  aber  doch  aus  verschiedenen 
Gründen  eine  Bekanntmachung  verdienen  dürfen,  welche  ihnen  hier  mit 
gütiger  Erlaubniß  des  Herrn  Oberbibliothekars  Dr.  C.  Chr.  Bernoulli 
zu  Theil  werden  soll.  Vor  längerer  Zeit  schon  sind  die  beiden  Per- 
gamentblätter von  dem  Deckel  eines  Buclies  abgelöst  worden,  doch 
so  vorsichtig,  daß  die  Schrift  fast  vollständig  tadellos  erhalten  ist. 
Beim  Aufkleben  auf  den  Deckel  wurden  beide  Blätter  an  den  Rän- 
dern beschnitten,  damit  sie  zum  Format  des  Buches  paßten;  der 
Text  ist  aber  davon  unberührt  geblieben,  nur  auf  Blatt  2  verso,  am 
Anfange  der  zweiten  Columne,  sind  die  beiden  oberen  Linien  unter 
das  Leder  des  Einbandes  gepreßt  und  dadurch  ziemlich  undeutlich 
geworden. 

Die  jetzige  durchschnittliche  Höhe  der  Blätter  beträgt  20,  die 
Breite  ungefähr  14  Ctm.,  die  Höhe  der  Columnen  schwankt  von  15,8 — 
Iß  Ctm.  auf  dem  zweiten  Blatte,  bis  16,ö — 16,8  Ctm.  auf  dem  ersten. 
Die  Verszeilen  sind  abgesetzt,  die  Seiten  in  zwei  Columuen  zu  je 
62  Linien  getheilt.  Die  Buchstaben  zeigen  durchweg  schwarze  Farbe, 
mit  Ausnahme  der  Anfangsbuchstaben  der  Ca])itcl,  welche  größer 
als  die  übrigen  Versanfänge  und  mit  rother  F;irbe  gemalt  sind. 
Die  Capitelüberschriften  selbst  sind  schwarz  und  nöthigonfalls  so 
abgesetzt,  daß  sie  die  gewöhnliche  Breite  eines  Verses  nicht  über- 
schreiten. Die  Anfangsbuchstaben  der  Verse,  links  herausgerückt, 
tragen   alle  einen  senkrechten  rothen  Strich. 

Die  recht  regelmäßigen  und  nicht  unschönen,  wenn  auch  etwas 
kleinen  und  enge  ineinander  gerückten  Schriftzüge  weisen  auf  das 
letzte  Viertel  des  vierzehnten  Jahrhunderts  als  Entstehungszeit  der 
Handschrift  hin.  Die  Abkürzungen  beschränken  sich  auf  die  gewöhn- 
lichen, n  durch  Strich,  er  durch  *  über  den   Buchstaben. 


BASLEE  BRUCHSTÜCKE  DES  LEKENSPIEGELS.  411 

Eine  Vergleichung  der  Basler  Bruchstücke  mit  den  von  M.  de  Vries 
in  seiner  Auso^abe  des  Lekenspiegeis  (Leiden  1844 — 1848,  Inleiding 
S.  CXXII  fF.)  beschriebenen  übrigen  Fragmenten  von  Handschriften 
dieses  Gedichtes  lehrt  uns,  daß  wir  es  mit  den  Resten  einer  bis  dahin 
unbekannten  Handschrift  zu  thun  haben;  auch  zu  den  seither  ge- 
fundenen Bruchstücken  (vgl.  EIco  Verwijt^  in  den  flandelingen  van 
de  Maatschap.  der  nederlandschen  Letterkunde  1871,  S.  101,  und 
Regel,  Zeitschr.  f.  deutsche  Pilol.  13,  224)  passen  die  unsrigen  nicht. 
Die  in  der  Einleitung  S.  6  von  F.  v.  Hellwalds,  M.  de  Vries'  und 
E.  Verwijs'  Ausgabe  des  Spiegel  historiael,  TIküI  2,  1879,  erwähnten 
Bruchstücke  konnte  ich,  da  mir  diese  Bücher  nicht  zugänglich  waren, 
in  dieser  Beziehung  leider  nicht  vergleichen. 

Die  auf  unseren  beiden  Blättern  enthaltenen  Stücke  entsprechen 
den  folgenden  Abschnitten  der  Ausgabe  von  de  Vries:  Blatt  1 
=  Boek  III,  Cap.  1,  V.  49.  —  Cap.  2,  V.  129.  Blatt  2  =  Boek  IV, 
Cap.  2,  V.  44.  —  Cap.  5,  V.  4.  Wir  lassen  nun  die  Varianten  der 
Basler  Handschrift  gegenüber  dem  von  de  Vries  abgedruckten  Text 
folgen,  wobei  wir  indessen  von  allen  rein  graphischen  Abweichungen 
absehen. 

B.  III,  C.  1,  V.  49  Alse]  alsoe  als\  heren  Crishis]  here  ihc.  — 
V.  50  die  ewantjelie]  dewangelie;  makef]  doet.  —  V.  51  dat  is]  es.  — 
V.  52  oße]  ochfe.  —  V.  53  die  fehlt.  —  V.  55  alreoverste]  talderoverst. 

—  V.  57  na  hare]  al  her.  —  V,  58  hare  fehlt,  —  V.  59  kern]  hen.  — 
V.  60  hären]  hare.  —  V.  61  en  fehlt.  —  V.  62  des  anders  daghes]  tsander- 
daechs.  —  V.  67  daer  fehlt.  —  V.  G8  behaut]  hout\  tbioef]  dbloet.  — 
V.  70  datmeni]  datment  hem.  —  V.  71  altoos]  altoes  gode.  —  V.  72  gode 
fehlt;  in]  met.  —  V.  73  overste]  hoechste.  —  V.  75  sijn]  sine.  —  V.  79 
in  fehlt.  —  V.  80  ons]  u.  —  V.  88  macht  gheschien]   mach  dn  gescien. 

—  V.  91  dattie]  dat.  —  V.  92  daer]  dan;  äo  fehlt.  —  V.  93  oorbuei-] 
orbore.  —  V.  96  aenscouwen]  scouicen.  —  V.  97  al  over]  over.  —  V.  100 
so  fehlt.  —  V.  101  alse\  als.  —  V.  102  so]  dies.  —  V.  103  Gi  en  seit 
sjyreken.  —  V.  104   seghenen]    sechenen.  —    V.   106  moes]   w;    mede]  met. 

—  V.  107  die  arm/-]  d<terme.  —  V.  109  dien]  die.  —  V.  111  sterven] 
Htorven.  —  V.  112  die  fehlt.  —  V.  113  of  ghinder]  oft  eider.  —  V.  120 
die  fehlt.  —  V.  121  daer]  daer  u.  —  V.  123  des  avonfs]  dsavens.  — 
V.  124  alse]  als:  rüsten]  raden.  —  V.  125  enich]  u.  —  V.  126  .sw^i 
loven]  loven  seit.  —  V.  127  ooc  fehlt;  uive]  u.  —  V.  128  ooc  fehlt.  — 
V.  131  dat.  fehlt.  -  V.  132  voor  fehlt.  —  V.  133  u  fehlt.  —  V.  134 
.so  fehlt;  hem\  hen.  —  V.  135  loaut  fehlt.  —  V.  137  is  die  felilt.  — 
V.  138  uute]    id.   —   V.   140  Ende    sechenen    it    te    hant.  —  V.   144  alle 

28* 


412  GUST.  BINZ 

fehlt.  —  V.  145  des  nacMs]  snnchs:  onfsprincf]  onfsprint.  —  V.  146 
Ende  keert  ende  went.  —  V.  147  suldi  also  dicke]  soe  seldi.  —  V.  149 
ofte]    ochfe.  —  V.   151  ofte]  oft.  —  V.   154  heteren  dat  siji\   beterene  si. 

—  V.  155  ahn]  als.  —  V.  161  spi-eect]  sprect  sehe;  alsict]  alsic.  — 
V.   162  hen]  hen  beide]  dat  fehlt. 

Cap.  2,  V.  3  maniere]  manieren.  — V.  4  ooc  fehlt;  viere]  vieren.  — 
V.  5  of]  ofte]  enen  fehlt.  —  V.  7  so  fehlt.  —  V.  13  daer  toe  fehlt.  — 
V.  14  mit  ghestadigken]  ute  gestaden.  — V.  17  noch  ooc]  oec  noch]  doghet] 
doecht.  — V.  18  dat]  dit;  aen  die  joghet]  one  die  ioecht.  —  V,  19  die  heeft] 
heeft.  —  V.  20  ofte]  oft.  —  V.  21  joghet  vlisheit]  ioecht  vlietecheit.  — 
V.  22  henem  liare.  — ^V.  23  daer]  daer  niet  es.  —  V.  24  Niet  en  is]  daer. 

—  V.  25  gestadich  ende]  gestedech.  —  V.  30  comen  uut]  dat  comen  van. — 
V.  31  Ute  gestedecheide.  —  V.  32  comene]  comen.  —  V.  34  behoort] 
ioebehort.  —  V.  36  liefgetalhede]  liefgetallechede.  —  V.  38  sceppers]  heren. 

—  V.  39  tbeste]  beste.  —  V.  40  andren]  anderen.  —  V.  43  menigherhande] 
menegerande.  —  V.  44  hantiert]  anteert.  —  V.  45  sulke  heten]  selc  heeten. 

—  V.  46  si  gadren]  dat  si  gaderen.  —  V.  48  die  comen]  dat  comt.  — 
V.  50  des  lant.'ü]  tslans.  —  V,  51  hem  fehlt.  —  V.  52  ghevet]  geefi.  — 
V.  56  sijn]  sine;  xoel  fehlt.  —  V.  57  bedectelijc  can\  bedecteleke.  —  V.  59 
is]  sijn.  —  V.  62  dat  hi  altoe  brinct  met  liste.  —  V.  64  een  scalke^  ene. 

—  V.  67  dits]    dats.  —  V.  68  ofte]    oft.  —  V.  69  dat  duncket]   dunct. 

—  V.  73  ander]  andere]  ghi]  gi  loel.  —  V.  74  scaemt]  scamen]  sijnre 
valscheit]  hare  quaetheit.  —  V.  76  voort  toghen]  vertogen.  —  V.  77  die] 
toie  dat.  —  V.  78  die]  den.  —  V.  79  Dat  sire  hem  en]  Wet  dat  sier 
hem.  —  V.  83  omme]  oni.  —  V.  84  hovesch]  hoefsch]  verstandet]  ver- 
stendel.  —  V.  85  icijslijc]  ende  loijsleec.  —  V.  89  ende  fehlt.  —  V.  90 
ejide,  zinen  fehlen.  —  V.  92  die  ander]  dandere.  —  V.  93  Tander]  di 
ander]  voren  nu]  vor  u.  —  V.  94  u]  nu.  —  V.  95  die  fehlt.  —  V.  96 
menighe]  menech]  doghet]  doecht.  —  V.  98  so]  als]  make]  sal  maken.  — 
V.   101  gheenrehande]    geenrande.   —  V.   102  laten]  gelaten]    en  can]  can. 

—  V.  103  dat.s]  dits.  —  V.  104  alse]  alsoe.  —  V.  108  dif]  dat.  —  V.  109 
tander]  dandtr.  —  V.  110  uut]  ute.  —  V.  111  grote]  groet.  —  V.  112 
doet]  dnerti^)]  .nnen]  hären.  —  V.  113  aSi  doet  scemelen  man  hliven.  — 
V.  114  liem    fehlt.  —  V.  115  Alsmen]    alsoe   men.  —  V.   118  ooc  fehlt. 

—  V.  121  metter  coenheif]  metten  eoenen]  laiit]  dlant.  —  V.  124  herde 
fehlt.  —  V.  126  di,s]  aldus]  so  fehlt.  -  V.  127  dat]  als.  —  V.  128 
ghenaemf]  genant. 

B.  IV.  C.  2,  V.  44  haers]  ons.  —  V.  47  zal  zijn]  wel.  —  V.  49 
kindreji]  hindere.  —  V.  53  eioelijc]  euwelike.  —  V.  54  sal  mense]  seien  si. 

—  V.  57   boom]    boeme.    —   V.  60  sal]    sal   niet.    '■ —   V.  64  Ende    tfolc] 


BASLER  BRUCHSTÜCKE  DES  LEKENSPIEGELS.  413 

en  dat  folc.  —  V.  65  an  du'\  ter.  —  V.  66  de  fehlt.  —  V.  70  zeggheu] 
spreken.  —  V.  74  alse]  also.  —  V.  78  all(i\  alle  daer.  —  V.  79  oftc^ 
oft  te  ;  verwinnen]  verivennene.  —  V.  82  fghevecJit]  dat  gevecht.  —  V.  83 
cume  een]  int  gemeen.  —  V.  84  int  ghemeeii]  cume  een.  —  V.  86  dandre\ 
dandere.  —  V.  88  alsict]  alsoe  i'c.  —  V.  92  niet  rneer]  nemmer.  —  V.  94 
Toride]   Torkyen.  —  V.  95  dander]  dandere. 

Cap.  3,  Überschrift:  ten]  onder  den'.,  honie]  hoeni:,  iconder]  icondere. 
—  V.  4  drog/ien]  groeten.  —  V.  d  maende]  maent.  —  V.  7  hem]  hen.  — 
V.  9  ghemeenlijc]  gemeynlyke.  —  V.  10  sal  hem]  dat  sal  hen.  —  V.  11 
miraclen]  miracle.  —  V.  14  alsic]  ict;  ghescreven]  bescreven.  —  V.  16 
vadre  algader]  vadere  allegader.  —  V.  18  toe  sal]  sal  toe.  —  V.  19  opiie] 
op  die.  —  V.  20  tsacramenf]  sacrament.  —  V.  21  hare]  haer.  —  V.  24 
u]  es.  —  V.  25  vrnechde]  vreude.  —  V.  26  heidene]  heiden.  —  V.  27 
Dat  niet  geloeft  en  hadde  ciaer.  —  V.  30  salich]  salechleec.  —  V.  31 
lüde]  hi  dien.  —  V.  32  salighe]  heylege.  —  V.  33  dattif^]  dat  die.  — 
V.  34  Van  der  doet  verres  scone.  —  V.  35  ghedane]  danen.  —  V.  39 
hare]  siju.  —  V.  42  icondre]  loondere.  —  V.  48  te  desen]  tesen\  home  so] 
hoem.  —  V.  50  noch]  no.  —  V.  52  fallen]  in  allen.  —  V.  57  soous 
felilt;  stat]  stat  te.  —  V.  62  Nid)iene]  Nuhien.  —  V.  64  aen  Gode  ghe- 
lovich]  oiigelovech.  —  V.  67  hem]  hen.  —  V.  68  daer]  dun.  —  V.  69 
ghesconßert]  gescofiert.  —  V.  70  daer  omme]  dan  soe.  —  V.  73  dat  sor- 
coers]  dsorcoers.  —  V.  74  jeglten]  niete  te  verwarne.  —  V.  80  aen  dit] 
ane  dat.  —  V.  83  dats]  dat.  —  V.  84  dan]  danen.  —  V.  85  kindre] 
hindere?!.   —  V.  86  fehlt. 

C.  4.  Überschrift:  in]  te;  daer  selten  u.  s.  w.]  niaken.  —  V.  7 
die7i]  den.  —  V.  9  tlant]  dlant.  —  V.  10  optie]  op  die.  —  V.  11  dat 
fehlt.  —  V.  13  si  loorden]  werden.  —  V.  18  daer]  weder.  —  V.  25  als 
sijt  al]  ulsi.  —  V.  26  en  fehlt.  —  V.  27  erghent]  iegerinc.  —  V.  29 
hare]  haer.  —  V.  38  inet  trouwen]  en  trouive;  gansen]  gestaden.  —  V.  44 
sterc]  goet.  —  V.  46  opteii  andren]  op  den  anderen.  —  V.  48  Bi  dien] 
hi  di.  —  V.  51  vele  fehlt.  —  V.  58  icille]  zvelde  geven.  —  V.  59  stille] 
alstille.  —  V.  60  hevelen]  geven.  —  V.  62  luien]  ivie;  duttic]  dat,  die.  — 
V.  63  onffa]  ontfaen  sal\  dierre]  der.  —  V.  65  desen]  deser.  —  V.  72 
al  fehlt;  tveseu]  sijn.  —  V.  73  vernomen]  hören  noemen.  —  V.  74  heer- 
scapie]  heerscap.  —  V.  76  Latine]  Latinen.  —  V.  77  uten]  uut.  — 
V.  78  alse]  als;  ntoghet]  macht  seggen.  —  V.  79  seit]  segt.  —  V.  82 
des  duvels]  stuvel]  heeten]  sijn  geheten.  —  V.  84  ivondre]  wundere.  — 
V.  85  stede]  dade.  —  V.  86  vele]  ende  vele]  so  fehlt.  —  V.  88  Selen 
siecht  iverden  temale.  —  V.  89  siecht  fehlt;  zwaer^re]  claerre.  —  V.  92 
hier]    hie;    is]    teert.  —  V.  94  antekerst]    antkerst.    —   V.  95  des    duvels 


414  1^-  HI'liENGEK 

iue7-ke7t]  den  duvd  sal  werken.  —  V.  96  sal  doen  fehlt.  —  V.  98  worden\ 
werden. 

C.  5.  Überschrift:  heslofen]  bestotene;  uut\  ute\  comen  suUen^  seien 
comen\  ende  die]  entie.  —  V.  1  Mechodosius]  Dothododrius.  —  V.  2 
yods]  (jode. 

Die  Vergleichung  mit  den  anderen  Handschriften  läßt  uns  er- 
kennen, daß  unsere  Basler  Bruchstücke  mit  dena  von  de  Vries  hoch- 
geschätzten Texte  der  Handschrift  H  ziemlich  nahe  verwandt  sind; 
wir  dürfen  darum  auch  diesen  Fragmenten,  obgleich  sie  an  manchen 
Fehlein  und  Verunstaltungen  leiden,  eine  nicht  zu  tibersehende  Be- 
deutung für  die  Herstellung  der  ursprünglichen  Fassung  des  Gedichtes 
beimessen. 

BASEL.  GUSTAV  BIxNZ. 


ZU  ALBERS  TNUGDALUS. 

V.  913  flf.  (Hahn  51,  64)   lauten  in  Wagners  Ausgabe: 

da  icären  die  verschaffen 

leien  unde  jjfajfen 

da  wären  die  bescherten; 

die  selben  schar  merten 

riter  unde  gebüren, 
St.  bescherten  hat  die  Hs.  hicherten.  Ersteres  ist  eine  Conjectur  von 
Heinzel,  zu  Heinrich  von  Melk  I,  27  (S.  105  f.) ,  der  besclura  durch 
'verachten,  verschmähen"  erklärt.  Gegen  diese  Vermuthung  spricht 
aber  schon  der  unreine  Reim  bescherten  :  merten,  zu  dem  sich  im 
ganzen  Gedichte  keine  Analogie  findet.  Im  Mittelenglischen  (s.  Strat- 
manns  Dictionary,  2.  Ausg.  von  H.  Bradley,  S.  56)  findet  sich  häufig 
bicJternn  (ags.  hccerran)  mit  dem  Part.  Praet.  bieherd  {bichoirred)  in 
der  Bedeutung  von  Verführen,  betrügen'.  Da  auch  im  Althochdeutschen 
becheren  in  dieser  Bedeutung  erscheint,  so  wird  mit  der  Hs.  da  tvären 
die  bicherten  'da  waren  die  (vom  Teufel)  Verführten'  zu  lesen  sein. 
NORTHEIM.  R.  SPRENGER. 

ZUM  MEIEK  HELMBRKCHT. 

480     man  liset  ze  Rome  an  der  phaht, 
ein  kint  gevähe  in  siner  jugent 
nach  sinem  toten  eine  tugent. 


KLEINE  BEITRÄGE.  415 

Über  das  Verhältniß  der  Gevatterschaft,  welches  im  Mittelalter  sehr 
hoch  «ijehalten  und  der  Blutsverwandtschaft  gleichgestellt  wurde,  vgl. 
A.  Lübben  zu  seiner  Ausgabe  des  Zeno  (Bremen  1869),  V.  1260. 
Daß  die  Eigenschaften  des  Pathen,  besonders  die  sittlichen,  auf  den 
Täufling  übergehen,  ist  noch  in  Oldenburg  und  Thüringen  Volks- 
glaube. Vgl.  Adolf  Wuttke,  Der  deutsche  Volksaberglaube  der  Gegen- 
wart, 2.  Bearb.  Berlin  1869,  §.  593.  Auch  im  Göttingischcn  sagt  man 
noch  jetzt:   Dat  leint  sleit  nän  päeu. 

NOKTHEIM  K.  SPRENGER. 


ZUR  VOGELBEIZE. 


In  dem  Beispiele  „die  Vogelbeize",  gedruckt  in  Haupts  Zeit- 
schrift 7,  341  ff.,  wiederholt  in  Theodor  Schaufflers  Quellenbüchlein 
zur  Culturgeschichte  des  deutschen  Mittelalters,  Leipzig,  K.  G.  Teubner, 
1892,    heißt   es    von   einem  "^TerzeF  V.  40  ff.: 

(lo  ez  der  antvogel  wa)t  geioar, 

vil  stille  ez  si  üfdoubte. 

einen  antvogel  ez  dar  ander  douhte, 

also  daz  er  gelac  für  tot. 

Schauffler  erklärt  im  Wörterverzeichniß  douhen  =  betäuben,  und  auch 
im  MHD.  Wh.  111,  61  findet  sich  die  Stelle  unter  tonhe  sw.  v.  'betäube, 
mache  empfindungslos  .  Der  Zusammenhang  läÜt  vermuthen,  dali  clouhte 
'zerzauste'  zu  lesen  ist. 

NORTHEIM.  R.  SPRENGER. 


ZU  KONRADS  VON  MEGENBERG  BUCH  DER 

NATUR. 


Pfeiffers  Ausgabe  S.  228,  Z.  9  in  dem  Abschnitte  Von  dem  Wid- 
hopfen:  ich  hän  auch  dick  gemerkt  ze  Mtgenpeich,  do  ich  ain  kindel 
was,  daz  die  zwen  vogel  zuo  enander  säzen  und  sungen  mit  aim  Wechsel, 
der  gauch  vor ,  der  ividhopf  nach,  und  wand  ich  der  luidhcpf  loatr  des 
gauclies  roz  und  daz  si  stcetes  pei  ainander  ica;ren.  Daß  der  Wiedehopf 
im  Frühlinge  mit  dem  Kuckuck  kommt  und  mit  ihm  wieder  weggeht, 
hat  man  auch  sonst  bemerkt  und  darauf  die  bekannte  Verbindung 
„Der  Kuckuck  und  sein  Küster"   begründet,   die  auch  in  M.  Claudius' 


416  !'•  1^  KAINDL,  ZU  SIN  IN  GOTTFRIEDS  TRISTAN  V.  559. 

Rheinweinliede  vorkommt^).  Schwierigkeit  macht  hier  die  Erklärung 
von  roz.  Pfeiffer  vermuthet  ira  beigegebenen  Wörterbuch  S.  699  ros 
und  verweist  auf  die  Anmerkungen,  wo  jedoch  nur  bemerkt  wird, 
dal.^  neben  roz  sich  auch  die  Lesarten  rozz  und  ruff  finden.  Die  Stelle 
erklärt  sich  vielleicht  aus  dem  bekannten  Volksglauben,  daß  einige 
Zugvogelarten,  wie  Kraniche  und  Störche,  andere  Vögel  auf  den 
Kücken  sitzen  lassen  und  so  übers  Meer  tragen.  Daß  Wiedehopf  und 
Kuckuck  an  Größe  ziemlich  gleich  sind,  würde  nicht  gegen  diese 
Erklärung  sprechen,  da  es  sich  ja  hier  um  die  naive  Anschauung 
eines  Kindes  handelt.  Über  die  Sage  von  den  reitenden  Vögeln  hat 
zuletzt  Carus  Sterne  in  der  Berliner  Täglichen  Rundschau,  Nr.  154, 
1892,  ausführlich  gehandelt. 

NORTH EIM.  R.  SPRENGER. 

LURLENBERC. 


Sollte  dieser  alte  Name  für  die  Loreley  (bei  Marner,  MSH.  2,  251) 
nicht  durch  das  bei  Stalder  überlieferte  Lürle  =:  Lerche  zu  erklären 
sein?  Bemerken  will  ich  noch,  daß  das  lei  in  Lorelei  noch  öfter  aus 
mild,  le  (ahd.  hlSo)  anstatt  aus  leie,  lei  (alts.  leia)  erklärt  wird.  So  in 
dem  soeben  erschienenen  Mittelhochdeutschen  Lesebuche  von  Dr.  Gustav 
Legerlotz. 

NORTHEIM.  K.  SPRENGER. 


ZU  ,,SIiY'  IN  GOTTFRIEDS  TRISTAN  V.  559. 


Dieses  lang  unerklärte  „s??i"  soll  nach  Bech,  Bechstein  und  Gol- 
ther  in  alter  Weise  neutral  für  jedes  Geschleclit  und  jeden  Numerus 
gebraucht,  sich  auf  die  in  V.  555 — 557  genannten  Gegenstände  be- 
ziehen. Ist  es  nicht  richtiger,  dasselbe  auf  ,/^er  vieie^^  V.  554,  zu 
deuten,  dessen  Wesen  der  Schatten,  die  Sonne  etc.  ausmachen  (sin 
10  es  an  engegene  mach  et  en)"^  Dafür  scheint  der  Umstand  zu  sprechen, 
daß  der  Dichter  V.  562  fortfäiirt  ^des  meien  friiint  etc.";  er  scheint 
darnach  doch  offenbar  bis  V.  561  vom  Mai  und  seinem  Wesen  zu 
sprechen,  um  von  V.  562  an  von  dessen  Freund,  dem  Rasen,  fortzu- 
fahren. 

CZERNOWITZ.  R.  F.  KAINDL. 


')  Simrock,  Handbuch  der  detitscbeu  Mythologie,  o.  Auti.,  Bonn  1869,  bemerkt 
mit  Unrecht:  „Daß  der  Wiedehopf  des  Kuckucks  Küster  sei,  ist  im  Volksglauben  nicht 
begründet." 


ED.  DAMKÖHLER,  ZU  REINKE  DE  VOS.  4]  7 

ZU  REINKE  DE  VOS. 


Den  Reiiike  Vos  habe  ich  in  letzterer  Zeit  wiederholt  gelesen 
und  noch  eine  Anzahl  Stellen  gefunden,  die  mir  eine  andere  Deutung 
zu  fordern  oder  zuzulassen  scheinen,  als  sie  bis  jetzt  gefunden  haben. 
Meine  Ansichten  lege  ich  hier  zu  allgemeiner  Prüfung  vor. 

2.  Vorrede:  He  heioyset  ok,  dat  men  itemande  ouervallen  schal 
hüten  recht  myt  macht  efte  anderer  lossheyt,  unde  dat  men  den  mijssda- 
dygen,  de  herochtet  is,  nochtant  schal  to  ivorden  steden  unde  en  eschen, 
dat  he  syk  voranticerde. 

herochtet  wird  von  Lübben  berüchtigt'  und  von  Prien  'in  bösen 
Ruf  gebracht'  übersetzt,  das  mnd.  Wtb.  erklärt  heruchten,  herochten 
'in  bösen  Ruf  bringen,  verleumden.  Die  Bedeutung  'in  bösen  Ruf 
bringen'  scheint  mir  zu  allgemein,  da  jede  Anklage  in  gewisser  Weise 
in  bösen  Ruf  bringt;  Verleumden'  nicht  zutreffend.  Reinke  wird  in 
der  Versammlung  nicht  verleumdet,  sondern  angeklagt,  s.  V.  31,  33, 
291,  1202.  Darum  wird  er  auch  durch  einen  ebenbürtigen  Großen 
vor  das  königliche  Gericht  geladen,  gerochte,  gertichte  ist  die  Anrufung 
der  richterlichen  Hilfe,  mnd.  Wtb.  II.  73.  Ursprünglich  war  es  wohl 
das  Wehgeschrei ,  welches  nach  deutschem  Rechte  zur  Mordklage 
gehörte  und  den  Anfang  derselben  vor  Gericht  bildete,  wo  es  eigentlich 
nur  die  Wiederholung  des  Geschreies  war,  welches  erhoben  wurde, 
wenn  Jemand  im  Hause  oder  auf  der  Straße  angefallen  oder  ermordet 
war.  Die  Verwandten  des  Ermordeten  traten  dann  gerüstet  auf,  zogen 
dreimal  die  Schwerter  aus  der  Scheide  und  erhoben  dreimaliges  Weh- 
geschrei,  mhd.  gerüfte,  gerüchte ,  was  "^dea  Mörder  verschreien'  hieß. 
Vgl.  Grimm  R.  A.  878  und  Wieszner,  Über  einige  deutsche  Rechts- 
alterthümer  in  Willems  Gedicht  van  den  cos  Reinatrde.  Beilage  z. 
Jahresbericht  des  Elisabeth- Gymnasiums  zu  Breslau  1891.  Noch  im 
Mhd.  werden  die  Übelthäter  'be.schrien.  Mhd.  Wtb.  III,  S.  214^ 
Auch  über  Reinke  wird  das  Wehgeschrei  erhoben,  V.  312.  Wenn 
auch  im  Mnd.  herochten ,  heruchten  vielfach  die  abgeschwächte  Bedeu- 
tung Verleumden,  in  bösen  Ruf  bringen'  hat,  so  scheint  mir  doch  an 
unserer  Stelle  die  ursprüngliche  Bedeutung  'beschreien,  die  richter- 
liche Hilfe  anrufen  die  richtige  zu  sein.  Vgl.  auch  heruchtigen  in  der 
vom  mnd.  Wtb.  aus  Slaggert  citierten  Stelle  hehhen  se  vorklachtet  und 
heruchtigct  dat  kloster,  wo  vorklachtet  und  heruchtiget  offenbar  synonym 
sind.  Vgl.  die  Zusammenstellung  von  elende  nnde  vromde  in  V.  2953 
und  V.  4896 :   he  leuet  ork  lange  nnde  loert  olt. 


418  ED.  DAMKÖHLER 

V.  6.  De  krüile  s'proten  unde  de  blon.en, 
De  tüol  rohen  hir  unde  dar; 
So  interpungieren  alle  Herausg.  außer  Schröder.  Die  Worte  de  wol 
röken  vertreten  ein  Ptc.  des  Präsens  'wolilriechend'  und  sind  in  Kom- 
mata zu  setzen,  wie  Schröder  gethan  liat;  hir  unde  dar  gehört  zu 
sproten.  De  krude  erklären  die  Herausg.  als  'Kraut',  das  mnd.  Wtb. 
als  '(grünes)  Kraut'.  Das  wird  nicht  richtig  sein ,  da  vorher  schon 
gesagt  ist,  daß  die  Wälder  und  Felder  mit  Laub  und  Gras  grone  stau. 
Was  soll  da  Kraut  neben  Gras?  Der  Plural  krüde  hat  meines  Er- 
achtens  dieselbe  Bedeutung,  welciie  der  Plural  krtJer  noch  heute  am 
Harze  hat,  nämlich  1.  wohlriechende  Kräuter,  2.  Arzneikräuter,  Auch 
in  V.  4881  hat  krüder  diese  Bedeutung.  Von  Kraut  im  geraeinen 
Sinne  wird  kein  Plural  gebildet.  Die  im  mnd.  Wtb.  angezogenen 
Beispiele  scheinen  meine  Deutung  zu  bestätigen.  Die  Worte  de  wol 
roken  sind  auf  hlomen  und  krüde  zu  beziehen,  hir  unde  dar  wird  von 
allen  durch  'überall'  übersetzt.  Ich  will  nicht  unerwähnt  lassen,  daß 
die  Verbindung  Mr  un  da  in  Kattenstedt  a.  H.  und  Umgegend  all- 
gemein üblich  ist,  aber  nicht  in  der  Bedeutung  'überall',  sondern  in 
der  ursprünglichen,  wörtlichen  'hier  und  da',  d.  h.  an  einigen  Stellen, 
vereinzelt.  Oft  wird  ein  al  "schon'  hinzugefügt.  Diese  Bedeutung 
scheint  mir  auch  im  R.  V.  statthaft. 

V.  81 — 83.   Up  dat  gy  Reynken  syn  unholt, 

So  en  is  hir  7iemant,  yunck  noch  alt, 

He  vruchtet  Reynken  meer  dan  yw. 
In  seiner  Besprechung  der  Ausgabe  des  R.  V.  von  Prien  in  der  Zs.  f. 
deutsche  Phil.  Bd.  XXI,  S.  247—251  sagt  Brandes  über  diese  Stelle, 
es  müsse  nachdrücklich  hervorgehoben  werden,  daß  Hinze  weder  als 
Ankläger  auftritt,  wie  Damköhler  will,  noch  als  Vertheidiger,  wie 
Sprenger  will ;  es  fände  sich  in  seinen  Worten  nicht  die  geringste 
Spur  irgend  welcher  Parteinahme  nach  der  einen  oder  nach  der  andern 
Seite.  Diese  Deutung  widerspricht  in  schroffster  Weise  den  V.  30 — 31, 
wo  ausdrücklich  bezeugt  wird,  daß  alle,  mit  alleiniger  Ausnahme  des 
Dachses ,  über  Reinke  zu  klagen  hatten ;  und  der  alten  Glosse  zu 
Cap.  III,  die  den  Kater,  Hund  und  Hasen  als  Kläger  nennt;  und 
ebenso  der  jüngeren  Glosse,  herausg.  v.  H.  Brandes,  wo  S.  17,  4 
gleichfalls  Kater,  Hund  und  Hase  als  Kläger  angeführt  werden.  Nach 
Brandes  ist  der  Sinn  der  Worte,  mit  denen  Hinze  seine  Rede  ein- 
leitet: „In  der  Absicht,  Reinke  bei  euch  in  Ungnade  zu  bringen,  zeigt 
alle  Welt,  selbst  ein  so  dreister  Dieb  wie  Wackerlos,  größere  Furcht 
vor  ihm   als  vor  euch."     Wenn  alle  Welt  in  der  Absicht  Reinke  mehr 


zu  REINKE  DE  VOS.  419 

fürchtet  als  den  König,  um  ihn  in  Ungnade  zu  bringen,  so  ist  die 
Furcht  eine  absichtliche,  erheuchelte.  Das  entspricht  den  wirklichen 
Verhältnissen  nicht,  die  Furcht  ist  eine  thatsächliche.  Daher  kann 
der  8atz  up  dat  gy  Reynken  syn  unholt  nicht  von  wuchtet  in  V.  83 
abhängig  gemacht  werden,  wie  Brandes  thut.  Es  fehlt  ein  Gedanke, 
etwa  'so  behaupte  ich'.  Solche  Auslassungen  sind  im  Nd.  häutig.  Ich 
halte  daran  fest,  daß  up  dat  final  ist  und  die  Anklage  gegen  Ileinke 
einleitet ,  dessen  Macht  und  Stellung  zu  groß  und  zu  gefährlich  für 
die  übrigen  Thiere  ist,  als  daß  er  noch  länger  des  Königs  Gunst 
verdiente. 

V.  841.  Hehbe  gy  hy  Rustevyle  wes  vorgetten? 

Ik  loylt  em  gherne  laten  wetten, 

Dat  gy  hir  syd,  nnvorholen. 

Ik  gysse,  gy  liebhen  em  syu  honnich  ghestolen 
So  lesen   Hoffmann,  Lübben   und  Prien;  Schröder  läßt  das  Komma  in 
V.  843    fort.     Ich    glaube,    daß    hintei-    syd    in   V.  843    ein  Punkt  zu 
setzen  und   nnvorholen   mit    ik  gysse    zu  verbinden  ist.     Reimbreclmng 
kommt  auch  sonst  im  R.  V.  vor,  z.  B. 

V.  1035:    Wentc  Reynke  eyn  gath  hadde  hroken. 

Dorch  de  want;  dyt  hadde  gherne  toroken 

Des  papen  sone^ 
V.  5897:  De  anxst,  de  my  dar  entsinnt^ 

Walde  ik  nicht  nmi/ie  ticintich  punt 

Noch  eins  anghan;   tcente  dar  toeren 

So  vele  der  suluen  leeilyken  deren, 
V.  6173:  Den  schalmen  dyt  hetli  ouer  lesen 

Des  morgens  nochteren ;  so  schal  le  wesen 

Des  dages  vry  van  aller  noet. 
Häufiger    ist   der  Fall,    daß  der  Vordersatz    in  der  Mitte    des  Verses 
schließt    und    der    relative    Nachsatz    den    Schluß    desselben  und  den 
folgenden   Vers  umfaßt,  z.  B. 

V.  1057 :  Komet,  latet  tins  icedder  keren 

To  myneme  loyne,    de  uns  myt  cren 

Wert  entfangen. 
V.  974.  Dar  van  xoyl  ik  syn  yuwe  werd 

Dessen  anent,  er  ivy  uns  scheyden. 
Von  Allen  wird   sik  scheyden  durch  'sich  trennen'  übersetzt.     Das   ist 
richtig,  aber  unklar.    Es  hätte  bemerkt  werden  müssen,  daß  hier  nur 
die  Trennung  vor  dem  sich  zur  Ruhe  Begeben  gemeint  ist,  da  Hinze 
bei  Reynke  übernachten  soll. 


420  ED.  DAMKÖHLER 

V.  1719.  Jawe  unJaet  wert  yw  nu  vorgolden, 
Wo  (ly  Jen  vrede  hehlen  ylieholhn, 
Den  ik  fjhebot  mide  hehhen  qhesww'en. 
Schröder    erklärt    V.   1721    'hehhen  =z  hehhe   en,     nämlich    den    vrede". 
Sollte  der  Köm'f^  den  Frieden  ge-  oder  beschworen  haben?    Man  sollte 
meinen,  dalJ  die  Unterthanen  den  Frieden,   welchen   der  König  gebot, 
beschworen    hätten.     Dann    wäre    hebhen  =  gy  hehhen,    wie    es    auch 
HofFmann  offenbar  faßt,   der  nach  ghebot  ein  Komma  setzt. 

V,  17;33.   „Gnedighe  here^\  sprach  Reynke,  „loat  schadet  my  datte, 
Eft  Brunen  noch  llodich  in  syne  lüatte? 
Wor  um  nie  loas  he  so  vormeten 
Unde  loolde  Rustevylen  syn  honnich  ethen, 
Unde  em  de  hur  lasier  an  deden? 
^o   interpungicren    Lübben,    Schröder,    Prien;    Hoffmann    setzt    hinter 
V.    1786    ein  Fragezeichen.     Danach  wäre  V.    17o7  von    ivor  umme  in 
V.   1735   abhängig,    es    liegt    aber    auf   der  Hand,    daß  er  von  eft  in 
V.   1734  abhängt.     V.   1735/36  sind  daher  einzuklammern. 
V.  2371.   Myn   here  schal  yw  laten  leiten 
Unde  yw  vruntliken  vorgheuen 
Alto  malen  synen  ouelen  mod. 
Alle  Herausg.  übersetzen    vorgheuen   mit  Vergeben'.     Der  König  kann 
Reinke    doch    nur    dessen    Vergehen    vergeben,    nicht    seinen    eigenen 
Unrauth.      Daher    vermuthete    ich,    daß    vorgheuen    den  Sinn    von  'auf- 
geben,   fahren  lassen    habe  oder   synen  ouelen  mod  =■  Grund,  Veran- 
lassung zu  seinem  Unwillen  sei,   vgl,  V.  2377: 
In  dem  dat  my  de  konmjck  nu 
Dyt  vast  louen   loyl  vor  yw, 
Dat  ik  mach  hehhen  syne  hiilde, 
Unde  alle  myne  hroke  unde  scMilde, 
Ok  allen  ummod  my  icylle  vorgheumi. 
Doch  theilt  mir  Herr  Prof.  Behaghel   mit,    daß    offenbar    in    V.  2373 
juwen  ouelen  mod  zu  lesen  sei,    wodurch  erst  V.  2381    einen  Sinn  ge- 
winnt. 

V.  2856.  J)e  konninck  lieft  uns  (danck  hehhe  he!) 
Lampen  ghegeuen  in  rechter  soen^ 
In  seiner  Besprechung  von  Priens  Ausgabe  des  R.  V.  a.  a.  O.  hebt 
Brandes  anerkennend  hervor,  daß  Prien  die  Parenthesen  mehr  beaclitet 
habe  als  Lübben.  Doch  scheint  mir  Prien  des  Guten  zu  viel  gethan 
zu  haben.  Die  Worte  danck  hehhe  he  entsprechen  unserem  'gottlob! 
Gott  sei  Dank!'     Aber  wer  würde  solche  Ausrufe  einklammern?    Auch 


zu  REINKE  DE  VOS.  421 

für  die  Parenthese  in  V.  8921/22  liegt  kein  zwingender  Grund  vor. 
Die  Satzverbindung  im  R.  V.  ist  oft  eine  lose.  Hinter  V.  3920  und 
3922  könnte  sehr  wolil  ein  Punkt  oder  Semikolon  stehen,  wie  in 
Lübbens  Ausgabe  zu  lesen  ist. 

V.  3853.  Ick  scholde  do  vele  myt  en  credencien? 

Des  hadde  ik  do  nene  groie  conciencien. 
conciencien    fasse   ich   in  der  Bedeutung  'Neigung,  Lust'.     Zwar  kann 
ich  diese  Bedeutung  nicht  weiter  belegen,    aber   es    ist  bekannt,    wie 
wenigstens    heutzutage    gerade    Fremdwörter    eine    andere   Bedeutung 
annehmen. 

V,  4737.  /Seet,  here,  dyt  ordel  duckte  yw  gud, 

Unde  och  yuioeme  rade,  de  hy  yw  stod. 

Eeynke  wart  do  ghepryset  sere. 

De  man  ivart  quyd  unde  danckede  yw  sere. 

Reynke  is  secr  kloek  van  synne, 

Dyt  sidfste  sprack  ock  de  konnygynne. 

8e  spreken,   dat   Ysegrim  unde  Brun 

Weren  gud  vor  eyn  scliampelun. 

Men  vruchtet  se  heyde  na  unde  verne, 
'SWt  V.  4737  redet  die  Affin  den  König  'an,  ihre  Rede  reicht  bis 
V.  4741  incl.  Hinter  van  synne  ist  daher  ein  Punkt  zu  setzen,  und 
die  Anführungshäkchen,  die  in  V.  4578  gesetzt  sind,  sind  hier  zu 
schließen.  Hinter  V.  4744  ist  ein  Colon  erforderlich.  Mit  V.  4745 
beginnt  die  directe  Rede  der  Königin  und  der  Affin  und  reicht  bis 
V.  4773.  Im  Anfange  von  V.  4745  fehlen  die  Anführungshäkclien, 
die  V.  4773  geschlossen  sind. 

V.  6356  ff.  interpungiere  ich  also: 

Umme  dyt  sprack   Reynke:  „ya  so  schoJdet  ivesen!^ 

De  Wulff  vortzngede  in  syneme  mod, 

Do  he  sus  sach  syn  eghene  hlod 

Unde  dat  he  eyn  oghe  hadde  verlorn, 

He  wart  rasende  van  grotcme  torn, 

Zu  den  T  h  i  e  r  n  a  m  o  n. 
Über  die  Thiernamen  im  R.  V.  hat  Lübben  gehandelt  im  Pro- 
gramm, Oldenburg  1SG3.  Auf  Seite  48  möchte  Lübben  den  Namen 
Wackerlos  für  eine  Art  imperativischer  Bildung  nehmen  und  ihn : 
„Wacker  (drauf)  los!"  deuten,  wie  auch  analog  gesagt  wird  „lustig 
los!  munter  los!"  Da  die  Länge  des  o  in  Wackerlos  nicht  feststeht 
—  der  Reim  gestattet  keinen  sichern  Schluß  —  so  wird  dadurch  jene 
imperativische  Bildung,    die  an  sich  schon  nicht    ohne  Bedciiken    ist» 


422  ED.  DAMKÖHLER,  ZU  REINKE  DE  VOS. 

ohne  Weiteres  in  Frage  gestellt.  Ich  versuche  daher  eine  andere 
Deutung,  gegen  die  sprachlich  nichts  einzuwenden  sein  dürfte.  Das 
o  in  Wackerlos  halte  ich  für  kurz;  los  ist  der  Lurhs.  Als  Familien- 
name kommt  Los  noch  heute  in  Blankenburg  a.  H.  vor.  tvncker  heißt 
Vier  wach  ist,  nicht  schläft,  munter,  agilis",  mnd.  Wtb.  V,  571.  Den 
Familiennamen  Wackerhahn  kenne  ich  aus  Alsleben.  Wie  auf  den 
Hahn,  so  paßt  ivacker  auch  auf  den  Luchs,  von  dem  Tschudi  sagt: 
„Auge  und  Ohr  in  schärfster  Spannung  liegt  er  Tage  lang  auf  dem 
gleichen  Fleck  und  scheint  mit  halb  gesenkten  Lidern  zu  schlafen, 
wenn  seine  verrätherische  Wachsamkeit  am  größten  ist.  Er  ist  nicht 
so  kräftig  wie  der  Biir,  aber  scharfsinniger,  aufmerksamer."  Daß  ein 
Kläffer  diesen  Namen  trägt,  hat  nichts  Auffälliges. 

Des  Raben  Sohn  heißt  qunckeler.  Hoffmann  übersetzt  'Schwätzer', 
ebenso  Lübben  „wegen  des  beständigen  Geschreies ,  das  die  Raben 
auszustoßen  pflegen."  Progr.  S,  44  und  in  seiner  Ausg.  des  R.  V. 
S.  340:  ^quackeler  d.  i.  der  immer  quaekt,  Schwätzer."  Schröder 
übersetzt  'Haderer,  Zänker'.  Mnd.  Wtb.  HI,  394:  ^quackelcn,  schwatzen, 
krächzen;  quackelte,  unnützes  Geschwätz.  Das  Wort  ist  wohl  eigentlich 
quattelie  zu  lesen;  quattelen  ist  das  noch  jetzt  übliche  Wort  für: 
schwatzen,  unnützes  Gerede  führen,  faseln  (zu  alts.  quedan).  Die 
Sigle  ck  steht  häufig  in  Handschriften  und  wird  vielfach  für  doppeltes 
k  gelesen,  während  es  ein  doppeltes  t  bezeichnet,  qiiackden  bedeutet : 
etwas  anfangen,  aber  nicht  ausführen  oder  fertig  machen;  quackeler 
ein  Mensch ,  der  solches  thut  (Strodtm.).  Das  Br.  Wtb.  setzt  mit 
Recht  qnackelen  =  icackelen,  es  hat  aber  darin  Unrecht,  daß  es  be- 
hauptet, es  sei  nur  noch  in  Gebrauch  in  der  uneigentlichen  Bedeu- 
tung: unbedachtsame  Worte  reden,  die  man  nicht  halten  kann;  es 
heißt  vielmehr:  unbeständig,  wankelmüthig  sein,  anfangen  und  nicht 
vollenden,  bald  so  bald  anders  sein  (z.  B  vom  Wetter,  von  der  Ge- 
sundheit" etc.).  Daß  quackelte  und  quackelen  für  quattelie  und  quattelen 
stehen  soll,  ist  mir  unwahrscheinlich  .schon  aus  dem  Grunde,  weil 
jene  beiden  ersten  Worte  heute  allgemein  verbreitet  sind,  die  letzteren 
jedoch  nicht.  Am  Harz,  wenigstens  in  Kattenstedt  und  Umgegend, 
sind  sie  unbekannt;  auch  Schambach  hat  sie  nicht.  Daß  quackelen  = 
v-ackelen  sei,  will  mir  vorläufig  auch  noch  nicht  recht  einleuchten.  In 
der  Kattenstedter  Mundart  sind  zu  unterscheiden  kioäken,  kiü'dkcn  {e  = 
franz.  <?),  kn-acken.  kwacken  ist  ein  schallnachahmondes  Wort  und  be- 
zeichnet den  hellen  Ton  oder  Schall,  den  ein  Gegenstand,  welcher 
auf  die  Erde  oder  gegen  einen  anderen  festen  Gegenstand  wie  Mauer 
oder  Stein  geworfen  wird,    verursacht  —   Kinder  und  Hasen    kio'dken; 


H.  REIS,  MISCHUNGEN  VON  SCHRIFTSPRACHE  UND  MUNDART  etc.     423 

Frösche  und  Raben  Javdken.  Javeken  ist  mit  Umlaut  vom  Stamme 
kwäk  (oder  kwak?)  gebildet.  Wenn  zu  kwäken  ein  Verbum  frequent. 
gebildet  wird,  tritt  Vocaivcrkürzung  ein,  d.  h.  aus  kwäken  wird 
kwackelen.  Ein  qiiackeler  ist  also  einer,  der  oft  quäkt.  Das  thun  be- 
kanntlich die  jungen  Raben,  ehe  sie  gelernt  haben,  sich  selbst  zur 
Genüge  Nahrung  zu  verschaffen,  quackeler  bedeutet  demnach  Quäker, 
Schreier,  Krächzer.  Auf  Menschen  übertragen  wird  quackden  urspr. 
'viel  und  undeutlich,  vieles  durcheinander  reden'  bedeutet  haben.  Vgl. 
mnd.  quaken.  Daraus  konnte  sich  einerseits  'unnützes  Geschwätz 
machen',  andererseits  'wankelmüthig  sein'  entwickeln.  Was  qiiaitden 
anbetrifft,  so  ist  es  auffällig,  daß  neben  mnd,  kod{d)eren  (zu  alts. 
qucdan)  ein  quattelic  bestanden  haben  soll.  Der  Mutenwechsel  im 
Niederdeutschen  ist  bekannt,  und  so  möchte  ich  qnattelen  =  quackelen 
=  frequent.  zu  kwäken  setzen.  Wenn  im  Mnd.  neben  quaken  auch 
quacken  vorkommt,  so  ist  dies  nur  eine  graphische  Virschiedenheit 
ohne  Bedeutung. 

HLANKENBURG  a.  IT.  ED.  DAMKÖHLER. 


MISCHUNGEN  VON  SCHRIFTSPRACHE  UND 
MUNDART  IN  RHEINH ESSEN. 


Schriftsprache  und  Mundart  beeinflußen  sich  bekanntlich  dort 
am  meisten,  wo  die  Mundart  von  der  Schriftsprache  iiicht  sehr  ver- 
schieden ist,  also  in  den  mitteldeutschen  Gegenden.  Es  entsteht  da 
eine  Sprache,  die  in  einigen  Lauten,  besonders  Vocnlen,  der  Schrift- 
sprache folgt,  auch  im  Wortscliatze  derselben  vielfach  nachgegeben 
hat,  die  aber  im  Allgemeinen  das  Gepräge  der  betreffenden  Mundart 
beibehalten  hat  und  deutlich  noch  erkennen  läßt.  Viele  Kreise  der 
Mainzer  Bevölkerung  haben  die  lautgesetzlichen  Vocale  ä  für  mhd.  e?*, 
a  für  mhd.  oit  u.  a.  preisgegeben  und  das  schriftsprachliche  ai  und  an 
dafür  aufgenommen;  dagegen  blieb  das  mundartliche  ai  für  mhd.  iu, 
i  für  mhd.  ü  oder  iie,  e  für  mhd.  ö\  denn  die  Laute  e//_,  il,  ö,  welche 
der  Schriftsprache  gemäß  angewendet  werden  müßten,  sind  der  Mund- 
art durchaus  fremd;  es  stehen  ihnen  pliysische  Schwierigkeiten  ent- 
gegen, während  a  und  ai  in  vielen  Worten  lautgesetzlich  vorhanden 
sind.  Man  sagt  also  wohl  hai  (mhd.  hein)  für  das  mundartliche  bü, 
nai  für  nä,  mich  für  aach  (mhd.  ouch) ,    aber  Iiaif   (mhd.  laute),   iwiver 


424  H.  REIS 

(mhd.  über) ,  ja  Fjemdwörter  wie  Zeus,  Aeneas  werden  Zais,  Eneas 
gesprochen. 

Anders  verhält  es  sich  mit  dem  Consonantismus.  Obwohl  z.  B. 
p  (Aspirata)  im  Anlaut  der  Worte  in  der  Mundart  oft  genug  sich  findet 
—  es  entspricht  dem  mhd.  p/t  — ,  gebraucht  man  es  bei  dieser  Zwi- 
schenstufe nicht  für  manche  Wörter,  die  schriftsprachHch  2?  verlangen, 
sondern  behält  b  bei;  z.  B.  burzele  (mundartlich  borzele,  nhd.  purzeln), 
binsel  (mhd.  pinseT),  bnmbe  (rahd.  pumpen).  Auch  sagt  man  zwar  tante^ 
lasse,  thee,  dagegen  deil  und  dag.  Physische  Hindernisse  standen  hier 
der  Schriftsprache  nicht  entgegen;  doch  springt  der  Unterschied  von 
der  Mundart  nicht  so  sehr  in  die  Augen,  wie  bei  äner  (einer)  und 
aach  (ouch),  wurde  kaum  beachtet  und  konnte  daher  keine  Verände- 
rung der  Aussprache  bewirken.  Dies  gilt  für  den  Consonantismus  in 
weit  höherem  Maße  als  für  den  Vocalismus.  Nur  in  Einem  Falle  hat 
diese  Zwischenstufe  zwischen  Mundart  und  Schriftsprache  auch  bei 
einem  Consonanten  eine  Änderung  der  Mundart  aufzuweisen;  es 
betriflft  die  Entwicklung  von  g. 

In  der  IMainzer  Mundart  entspricht  dem  mhd.  g  im  Anlaut  durch- 
weg der  Verschlußlaut,  im  Auslaut  die  Spirans,  =  ch\  im  Inlaut  ist 
es  nach  r  zu  j  geworden,  sonst  ausgefallen.  Eine  Annäherung  an  die 
Schriftsprache  wurde  zuerst  dadurch  erzielt,  daß  an  die  Stelle  des  / 
und  des  ausgefallenen  mhd.  g  die  Spirans  trat;  für  kriehe  sagte  man 
nun  kricJiP,,  für  laihe  sagte  man  liehe,  leche  für  lehe,  kricht  für  krielit 
ü.  ä.  Bald  aber  nahm  dieser  Reibelaut  eine  eigenthümliche  Entwick- 
lung zu  sch\  die  eigentliche  Mundart  blieb  hiervon  unberührt,  es 
betrifft  nur  die  Zwischenstufe  zwischen  ihr  und  der  Schriftsprache. 

Beim  Lesen  in  der  Schule  kamen  Wörter  vor,  die  in  der  Mund- 
art das  g  verloren  hatten;  in  Hessen  lehrte  man  hierfür  nicht  den 
Verschlußlaut,  sondern  den  Reibelaut,  wohl  deshalb,  weil  einige  dieser 
Wörter  mit  anderen  Wörtern  stammverwandt  waren,  in  denen  g  im 
Auslaut  war  und  als  Reibelaut  gesprochen  wurde.  Im  Gegensatz  zur 
]\Iundart  mußte  man  auf  eine  deutliche  Aussprache  des  g  halten,  und 
indem  dieser  Laut  mit  voller  Kraft,  d.  h.  mit  vollen  Backen  ge- 
sprochen wurde,  konnte  leicht  ein  seh  entstehen.  Dies  wurde  zunächst 
vom  Lehrer  verbessert  und  war  ohne  Dauer.  Erst  seit  dem  Ende  der 
Fünfziger  Jahre  wurde  das  seh  immer  häufiger;  immer  mehr  war  abei- 
in  der  Schule  darauf  gedrungen  worden,  möglichst  reines  Schrift- 
deutsch zu  gebrauchen.  Beide  Erscheinungen  sind  gleichsam  entgegen- 
gesetzt, trotzdem  ist  jene  durch  diese  verursacht.  Das  seh  für  g  war 
eine  hyperhochdeutsche  Reaction  gegen  den  vollständigen  Ausfall  von 


MISCHUNGEN  VON  SCHRIFTSPRACHE  U.  MUNDART  IN  RHEINHESSEN.     425 

g  und  gegen  den  Gebrauch  von  j  für  g.  Bald  drang  seh  auch  in  die 
stammverwandten  Worte  ein,  in  denen  die  Mundart  den  Reibelaut  im 
Ausgang  hatte.  Man  sagte  also  leschte  (legte),  lüschner  (Lügner), 
lüschen  (lügen),  seschnen  (segnen),  sorschen  (sorgen),  gute  masche  (guten 
Morgen) ;  dies  war  lange  Zeit  hindurch  ein  gebräuchlicher  Gruß  (in 
der  Mundart  ist  der  Gruß  gut  Zeit) ;  hürscher  (Bürger)  und  die  stamm- 
verwandten harsch  (Burg),  bersch  (Berg),  Heidelhersch.  Wie  ferner  beim 
Schreiben  oft  eine  Ungewißheit  sich  einstellt,  ob  ^,  ch,  seh  zu  ge- 
brauchen ist,  und  besonders  bei  den  Endungen  lieh,  ig,  isch,  so  auch 
beim  Sprechen ,  zumal  wenn  die  Worte  in  der  Mundart  nicht  vor- 
kamen und  wie  die  einer  fremden  Sprache  neu  gelernt  werden  mußten. 
Es  trat  so  eine  Unsicherheit  ein  im  Gebrauche  des  starken  und  schwa- 
chen Zischlautes;  doch  seh  schien  zu  überwiegen,  es  wurde  für  g  im 
Inlaut  und  im  Auslaut  fast  allgemein  gebraucht. 

Ahnliches  fand  bei  ch  statt;  auch  dieser  Laut  wurde  nach  r 
zu  jf,  z.B.  horje  (horchen),  lerje  (Lerchen).  Auch  hier  sagte  mau  daher 
bald  horschen  und  lerschen.  Die  allgemeine  Unsicherheit  brachte  auch 
hier  seh  neben  ch,  denn  ch  und  g  sollten  im  Inlaut  und  Auslaut  voll- 
ständig gleich  gesprochen  werden;  man  sagte  bald  Kirsche  (Ecclesia, 
mundartlich  Kerch) ,  Sischel  (Sichel),  siseher  (sicher),  dursch  (durch) 
u.  s.  w.  Für  g  und  ch  wurde  also  seh  vielfach  gebraucht. 

Da  erhob  sich  aber  bei  vielen  älteren  richtig  sprechenden  Vätern 
und  Lehrern  eine  kräftige  Gegenwirkung.  Man  machte  die  Jugend  auf 
das  „Häßliche"  des  seh  und  auf  das  „Feine"  des  ch  aufmerksam,  und 
diese  Belehrungen  hatten  guten  Erfolg.  Seit  den  Siebziger  Jahren  ist 
das  seh  immer  mehr  geschwunden,  nur  hie  und  da  spukt  es  noch. 
Aber  freilich  das  Verschwinden  des  seh  war  allzu  gründlich;  denn  es 
verschwand  selbst  da,  wo  die  Schriftsprache  es  noch  verlangte,  und 
wo  es  hin  und  wider  spukte,  wünschte  es  die  Schriftsprache  durchaus 
nicht.  In  Concerten  und  in  Kirchen  in  Mainz  kann  man  heilische,  selische 
noch  hören;  aber  es  heißt  jetzt  meistens  chreien,  chleichen,  französich , 
spanieh,  fleich  (mundartlich  fläsch).  Jetzt  wirkt  die  Schule  auch  dieser 
Unsitte  entgegen;  mit  welchem  Erfolg,  wird  die  Zukunft  lehren. 

DARMSTADT.  H.  REIS. 


GERMANIA.    Nene  Reihe  XXV.  (XXXVII.)  Jahrg.  29 


426 


KARL  HARTMANN 


VOLKSRATHSEL. 


1. 


Hinter  unserm  Hause 

Pflügt   Vetter   Krause 

Ohne  Pflug  und  ohne  Pferd; 

Ist  das   wohl  der  Mühe  werth? 

Der  Mull  d.  i.  der  Maulwurf. 
(S.   auch   37.) 


Hinter  unserm  Hause 
Gräbt  Vetter  Krause 
Ohne   Schipp'   und  ohne   Spaten. 
Wer  kann  mir  das   Räthsel  rathen? 
Der  Maulwurf. 


Wer   geht  vorquere   in  die   Kirche? 
Das  Kind  bei   der  Taufe. 

4. 
Zwei  Köpfe  und   zwei   Arme. 
Sechs   Beine  und  zehn  Zehen. 
Auf  vieren  nur  zu  gehen. 

Pferd  und   Reiter. 

5. 
Ein   Mensch,    der  tief  begraben   liegt 
und  mit  dem   Sarg  rumlief. 
Er  aß   nicht  und  trank    nicht, 
er  war  weder    im    Himmel    noch    auf 

Erden ; 
Drum  könnt  er  nicht  gefunden  werden. 

Jonas. 

6. 

Gekocht  wirds  und  gebraten   auch ; 
Aber  nicht  gegessen. 

Der  Wurstspeiler. 


Wann    ist    der   Müller    ohne   Kopf   in 
der  Mühle? 
Antw. :   Wenn  er  zum  Fenster  hinaus- 
sieht. 


Es     kommt    ein     Mann     von    Tippen- 

Tappen, 
Er  hat  einen  Rock  von  bunten  Lappen 
Und  dazu   einen  rothen  Bart   — 
Rathe,   was   ist  das  für  Art? 

Der  Hahn. 


Ich   ging  einmal  ins   Schilf, 
Da  mir  Gott  hilf, 

Da  fand  ich   ein   klein   Meisterstück, 
Das  war  ein'  kleinen  Finger  dick. 
Da    macht    ich    zwei    Mühlen ')     und 
zwei    Speckseiten   draus, 
Ein  Spitzchen  und  ein  Pfaffenmützchen 
blieb   übrig. 
Die  Eichel. 

10. 
Es  hängt  an  der  Wand 
Und  hat  den  Bauch '^)  verbrannt? 
Der  Kessel. 

11. 
Schwarz  rein,   roth  raus 

Der  Krebs  (in  dem  Topf). 

12. 
OflPne   Fenster   hat  mein  Haus, 
Doch   ich  kann   nicht  heraus. 
Weil  ich  bin   ein  Musikus, 
Ich   gefangen   sitzen   muß. 

Vogel   im   Bauer. 


•)  Mulden. 
»)  Auch  A. 


VOLKSRÄTHSEL. 


427 


13. 

Viere  fangen, 
Zehne  langen, 
Hölzerne  schnapp   auf! 

Kuheuter,  Hände  und  Gelte. 

14. 
Unten  Haare,   oben  Haare, 
Daß   mir  Gott  mein  Loch  bewahre. 
Das  Auge. 

ir. 

Loch   auf  Loch,  Haare  ums  Loch, 
Drinnen  gehts   lustig  zu. 

Trompete. 

15. 
Unter  meine   Beene 
Hab  ich   eine  kleine  Helene, 
Damit  ich  verdienen  kann 
Zucker,  Rosinen  und  Mandelkern 
Und  auch   eine  Kanne  Wein, 
Dann  gehört  die  kleene  Melene  doch 

noch  mein. 
Das   Spinnrad. 

16. 
Weißer  Acker,   schwarz  besäet, 
Rathe,   was   da  droben   stehet. 

Das   Papier  und   Schrift. 

17. 
Was  ist  grüner  als  Gras? 

Heuschrecke. 

18. 
Zwölf  junge  Frauen   haschen   sich, 
Und   eine   kriegt  die  andre   nicht. 
Die   Speichen  am  Rade. 

18". 
Zwölf  Jungfern    liegen   im   Bette   und 
liegt  doch   keine   am   Rande. 

Wagenrad. 

')  Heim. 


19. 

Vier  Jungfern   haschen  sich. 
Und  eine  kriegt  die  andre  nicht. 
Die  Windmühlenflügel. 


Loch  bei  Loch, 
's   hält  doch. 


20. 


21. 


Die  Kette. 


's   fällt  in   den   Brunnen   und  plumpst 
nicht. 

Die  Sonne. 

22. 
Weine  nicht,   weine  nicht, 
Du  betrübte  Seele. 
Ich  stecke   dich   in    'n  Henkeltopp 
Und  nehme   dich   mit  heeme '). 

Der  Fisch. 

23. 
Fünf  Brüder  zu  gleicher  Zeit  geboren, 
Zwei   mit  dem   Bart,   zwei   ohne  Bart, 
Und  einer  halb  geschoren. 

Die  Rosenknospe. 

24. 
's   happelt  auf  dem   Boden  'rum 
Und  hat  ein'  grauen  Kittel  um. 

Die  Ratte. 

25. 

Unse  dicke    dumme 
Geht  im  Finstem  umme 
Ohne  Stock  und  ohne  Licht, 
Unse  dicke  dumme  fercbt  sich   nicht. 
Die  Windmühle. 

26. 
's   geht  zum   Thore   'naus, 
Hat  die  Hörner  hinten    'raus. 

Der  Pflug. 


29* 


428 


KARL  HARTMANN 


27. 
Es  liegt  im   Brunnen. 
Zehn  Pferde  ziehn's   nicht   'raus. 
Der   sich   aufwickelnde  Zwirnknaul. 

28. 
Langer  Vater,  lange  Mutter, 
Viele,   viele  Kinder. 

Die  Leiter   und   die   Sprossen. 

29. 
Warum  guckt  sich  der  Hahn  um,  wenn 
der  Jäger  schießt. 
Weil   er  hinten  keine  Augen   hat. 

30. 
Ein   Soldat  muß   Schildwach   steh'n, 
Er  hat  keine  Füße  und  muß  doch  steh'n, 
Er  hat    keine    Hände   und  muß    doch 

schlagen, 
Wer  kann   mir  das   Räthsel  sagen? 
Die   Uhr. 

31. 

Hickel-Hackel  ^)  oben  hang, 
Hickel-Hackel   'runter  sprang, 
Kam   das   alte  Vierbeen ''), 
Huckte  Hickel-Hackel  heem. 

32. 
Es  frißt  und    wird   nicht  voll. 

Das  Feuer. 

33. 
Warum  läuft  der  Hase  über  den  Berg? 
Wenn   unten   eine  Höhle 

durchginge,   dann  .  .  . 

34. 
Eins,  zwei,  drei, 
Bunge,   bange  mei, 
Bunge,   bange,   Bummelstiel, 
Sitzt  das   Mandel   auf  der  Mühl, 
Hat  ein   steifes   Hütchen   auf, 
Vögel   machen  immer  drauf. 

•)  Eichel. 
')  Schwein. 


35. 

Es   läuft  und   wird   nicht  matt. 

Das    Wasser. 

36. 
Es  lebet  nicht  und  zappelt  doch. 
Der  Hampelmann. 

37. 
Hinter  uns'rer   Scheune 
Gräbt   Vetter  Heine 
Ohne  Schipp   und   ohne   Spaten. 
Wer  kann   mir  das   Räthsel  rathen? 
Der  Maulwurf. 

38. 
's  ging  a  Männichen  ebber  de  Brücken, 
Hodde  a  Säckchen  ufF'n  Rücken. 
Un  hodde  drinne  Sich-Sich  (Sieh-Sieh) 
Und  Stich-Stich  und  weiß  gewaschen 
ohne  Seefe. 
Ein   Spiegel,    Nähnadeln   und  Eier. 

3Ö. 
Oben  hängt's. 
Unten   denkt's, 

Ach   hätt'   ich   dich  in   meinem    Maul. 
Katze,    Wurst. 

40. 
Es  fällt  vom  Dache, 
's   kann's  keiner  wieder  machen. 

Eisstange. 

41. 
Ich   will  dich   pumperneilen, 
Bis   dir  der   Bauch   thut  schwellen. 
Teig  (Sauerteig). 

42. 
's   hängt  an  der  Wand, 
Gibt  Jedem  die  Hand. 

Handtuch. 
(S.   auch   Nr.    10.) 


VOLKSRÄTHSEL. 


429 


43. 

Es  hängt  an  der  Wand, 
Sieht  aus  wie  Perl  und  Band. 

Reibeisen. 

44. 
's  steht  aufm   Acker, 
Hält  sich   wacker, 
Hat  viele  Häute, 
Beißt  alle  Leute. 

Zwiebel. 

45. 
's   hängt  unterm   Dache, 
Hat  Zähne  wie  ein   Drache. 

Harke  (Rechen). 

46. 
's   ist  kleiner  als   ein  Mauseloch, 
Hat  mehr  Fenster  als  ein  Fürstenschloß. 
Der  Fingerhut. 

47. 

Im   Magdeburger  DomeJ 
Da  steht  'ne  schöne   Blume, 
Und  wer  die  Blume  haben  will, 
Der  muß  den  ganzen  Dom  zerbrechen. 

Das  Ei. 

48. 
Hinter  uns'rer   Scheune, 
Steht  ein   Baum   krausch  (?) 
Da  ist  ein  Loch   dabei. 
Da     machen    uns're    kleinen    Hühner 
(Thiere)   'nein, 
Da  titschen   wir  unser  Brot  d'rin  ein. 
Bienenhaus. 

49. 
Es  kamen  Fünf  gegangen. 
Die  nahmen  mich  gefangen. 
Die  brachten   mich  nach  Murkelstadt, 
Von  Murkelstadt  nach   Nagelstadt 
Und  da  ward  ich   gericht'. 

Der  Floh. 

50. 
Durch  unser  Thor,   da  ging  ein  Thier, 
Das   hatte  zwei   Beine  und  vier, 


und  zum   großen   üngelücke, 
Hatte  es   auch   noch   einen  A .  .    auf  n 

Rücken. 
Pferd   und   Reiter. 

51. 
Ein   Vögelein   von   Elfenbein 
Verzehrt  dem  Müller  den  Mühlenstein, 
Dem   Bauer  das   Roß, 
Dem   Junker  das    Schloß. 
Dem   Schneider  die   Scheer', 
Dies   Räthsel  ist  nicht  schwer. 

Der  W^ürfel. 

52. 

Es   kommt  vom   Leben, 
Und    hat    kein  Leben    und    hat  doch 
Fleisch   und   Blut  in   sich. 

Die   Rothwurst. 

53. 
Ein   Schaft  und   ein   Rohr 
Und  ein   Schloß   liegt  davor. 

Das   Gewehr. 

54. 
's   brennt  nicht  und   doch  brennt's. 
Die  Brennessel. 

55. 
Es  kommt  von  England  nach  Trommlitz, 
Von    Trommlitz    nach    Mühlitz,    von 
Mühlitz   nach   Leipzig. 

Die  Kaffeebohne. 

56. 
Hinter  unserer   Scheune, 
Da  stehen  zwei   Steile. 
Auf  den   Steilen   steht  ein   Kasten, 
Auf  dem   Kasten   steht  ein  Greifer. 
Auf  dem   Greifer  steht  ein   Plapper, 
Auf  dem  Plapper    steht    ein  Riecher, 
Auf    dem    Riecher    steht    ein   Kieker 

(Gucker), 
Auf  dem   Kieker   steht  ein   Busch, 
Da  geht  dem   Herrn   sein  Vieh   druf. 
Der  Mensch. 


430 


KARL  HARTMANN 


57. 
Auf  zwei   Stöcken  steht^ein   Kasten, 
Auf  dem  Kasten   ein    Schnepper, 
Auf  dem    Schnepper   ein    Schnieber, 
Auf  dem   Schnieber   ein   Berg, 
Auf  dem   Berg  ist  Werg. 

Der  Mensch. 

58. 

Eine  Mühle  hatte  vier  Ecken,  in  jeder 
Ecke  standen  vier  Mehlsäcke,  auf 
jedem  Sacke  saßen  vier  Katzen, 
jede  Katze  hatte  vier  junge  Katzen, 
jede  Katze  hatte  vier  Füße  und 
dem  Müller  seine  zwei  Füße  dazu; 
wie  viel  Füße  sind  das? 

Zwei;   denn  die  Katzen  haben  Pfoten. 

59. 
Blitzeblank,   Holz   dermang. 

Das  Fenster. 

60. 
Es   kommt  ein  Mann  von   Aken  *), 
Der   hat  ein'   langen  Haken. 
Er  wollte  die   ganze  Welt    bedecken, 
Über  die  Elbe  konnte   er  doch  nicht 

recken. 
Der   Schnee. 

61. 
Du  Lange,    du  Krumme,    wo   kommst 
du   denn  her? 
Du  Abgeschorne,   was  hast  du  danach 

zu   fragen  ? 
Ich  bin  nicht  so   abgeschoren, 
Wie  dir   dein   After  ist  zugefroren. 
Bach  und  Wiese. 

62. 

(Vexirräthsel.) 

Ittmich   und   Trittmich    gingen    in   ein 

Haus, 

Ittmich  blieb  drin,  und  wer  kam  i'aus? 

Antw.:  Trittmich.  (Der  Löser  erhält, 
wozu  er  ja  durch  die  Antwort 
auffordert,   einen   Fußtritt.) 


63. 
Jemand  und  Niemand  bauten   sich  ein 

Haus. 
Jemand  ging  vorne   'raus. 
Niemand  ging  hinten    'raus. 
Wer  blieb   drin? 

Und. 
64. 
Kaiser  Carolus  hatte   einen   Hund, 
Sein  Hund  war  kunterbunt, 
Wie  hieß   sein   Hund. 

Wie. 
G5. 

Klimpennaun   und  Klappermann 
Bauten   sich   ein  Haus   etc. 
(S.  Nr.   63.) 

66. 
Klimpermann  und  Klappermann 
Gingen  alle  beid'   den   Berg  hinan. 
Klappermann  lief  noch   so   sehr, 
Klimpermann   kam   doch  noch   eh'r. 
Pferde  und  Wagen. 

67. 
Ein   Schneider  Schmied  und  Schuster 

theilten    sich    in    drei  Äpfel.    Wie 

viel  bekam  Jeder? 
1  '/g  ;  denn  der  Schneider  hieß  Schmied . 

68.   (S.   Nr.    49.^ 
Fünf  Jäger  gingen  jagen. 
Von  zweien   wird's  getragen. 
Die    trugen   es  von   Murkelwitz    nach 
Tischlewitz, 
Und  da  ward's   todtgeschlagen. 

Der  Floh. 

69. 
In  Leipzig,   Danzig,   Polen, 
Da  ist   das   Ding  nicht  zu  holen. 
Berlin  ist   eine   schöne   Stadt, 
Die   das  Ding  nur  einmal   hat. 

Antw. :    r. 


';  Aken,  Stadt  au  der  Elbe. 


VOLKSRATHSEL. 


431 


70. 
Hinter  unser'm   Hause, 
Hängt   eine  große   Pumpause. 
Je   mehr  die    Sonne   scheint, 
Je  mehr  die   Pumpause  weint. 

Die  Eisstange. 

71. 
Ich   saß   auf  einer   Schwelle, 
Da  machte   ich    die  Welle. 
Da  kamen   die   Affen 
Und  woUteu's  begaffen, 
Da  sagten   die  Hochzeitsgäste: 
..Warum   hältst  du  denn  dein  Ding  so 

feste?" 
Warum     soll    ich's    denn    nicht    feste 

halten, 
's  ist  mittelwege    vonehengespalten  '). 
Die  Wallnuß. 

12. 
Ein    ganzer  Stall    voll  weiße  Hühner 
Und  in  der  Mitte  sitzt  der  rothe  Hahn. 
Zähne  und  Zunge. 

73. 
Wo  hat  der  Hund  die  meisten  Haare? 

Außen. 

74. 
Er  bat  einen  großen  Mund, 
Sie  einen  engen   Schlund, 
Einen   engen  Kragen 
Und   einen  großen  Magen. 
Thut  er  schlucken   — 
Thut  sie  glucken. 

Trichter  und   Flasche. 


75. 

Was  der  Ritter  sich  legt  zum  Ruhme, 

Gehört    dem   Vogel    zum   Eigenthume 

Und  wächst  im  Garten  als  eine  Blume. 

Rittersporn. 

76. 
Mit  welchem  Fuße  stieg  Jesus  zuerst 
auf  den  Esel,    als   er  in  Jerusalem 
einziehen   wollte? 
Antw. :    Mit    keinem,     sie  hoben  ihn 
darauf. 

77. 
Wer  nennt  mir  das  Kloster  von  festem 

Stein, 
D'rin  wohnen  viel  schöne  Jüngferlein? 
Ein    eiserner  Valentin    klopft   an   das 

Haus, 
Da  springen  gleich  dreie,  viere  heraus. 
Sie  tanzen  um  ihn  und  tanzen  sich  roth, 
Doch   tanzen   sie  sich   alle  zusammen 

todt. 

Feuerstein. 

78. 

'rausgelangt  und  aufgedeckt, 
Zwischen   die  Finger    genommen   und 
'reingesteckt. 
Schnupftabaksdose. 

79. 
Wozu  raucht  man  eine  Cigarre? 
Zu  Asche. 


S  p  i  e  1  r  e  i  m  e. 


1. 


Scheerenschleifer,   Scheerenschleifer 
Ist  die  beste  Kunst. 
Die  rechte  Hand,  die  linke  Hand, 
Die  geb   ich   dir  zum   Unterpfand.  — 


Da  hast  se. 
Da  nimm   se. 
Hasche  alle  beide. 


')  Äuseinandergespalten. 


432 


KARL  HARTMANN 


Winterradieschen, 

Eisernes  Lieschen, 

Fauler   Student, 

Wasch'   dir  die  Hand', 

Trockne  sie  ab, 

Kämme   das   Haar, 

Knie  nieder, 

Bete  zu  Gott, 

Steh'  wieder  auf, 

Fange   den  Ball   mit  deiner  Hand  auf. 


Dreie,   sechse,   neune, 

Ich  hüte   meine   Schweine, 

Ich  hüte  meinen  Ziegenbock 

Der  macht  immer  hopp,  hopp,  hopp. 


Kreis,  Kreis,   Kessel, 
Morgen  woll'n  mer   essen, 
Morgen  kommt  der  schöne  Mann, 
Der  so   schöne  tanzen   kann, 
Sitzt  auf  einer  Weide, 
Spinnt  grüne   Seide, 
Wenn   die  Glocke  neune  schlägt, 
Lieg'n   mer  alle   neune. 

5. 

(Frage-    und  Antwortspiel,  zwei  Parteien. 
Äußerst  gefällige  Melodie.) 

1 .  Wo  seid  ihr  denn  so  lang  gewesen  ? 
Schönheit  getuche  (und  Tugend?), 
Wo  seid  ihr  denn  so  lang  gewesen? 
Schönheit  getuche. 

2.  [:  Wir  haben  im  Garten  die  Gänse 

gehütet. 
Seh :] 

3.  [:Wie  viel  Stücke  habt  ihr  noch? 
Seh :] 

4.  [:  Sechzig  Stücke  hab'n  wir  noch. 
Seh :] 

5.  [:  Gebt  uns  doch  nur  eins  davon. 
Seh :] 

6.  [:  Nein,  wir  geb'n euch  kein's  davon. 
Seh :] 

7.  [:  Nehmen  wir  sie  euch  alle  weg. 
Seh :1 


8.  [:  Stellen    wir    ein   Hündchen  vor. 
Seh :] 

9.  [:  Hündchen      wir     'ne    Bratwurst 

geben, 
Seh :] 

10.  [:  Stellen    wir    ein'   Wächter    vor. 
Seh :] 

1 1 .  [:  Wächter  wir  ein  Trinkgeld  geben. 
Seh        :] 

12.  [:  Stellen    wir    ein    Schloß    davor. 
Seh :] 

13.  [:  Reißen   wir  das  Schloß  entzwei, 
Seh  ......  :] 

(Die  von  den  Kindern  der  Fragepartei 
durch  Anfassen  gebildete  Kette  wird 
von  den  anderen  zu  sprengen  gesucht.) 

6. 
Eins,  zwei,   drei, 
Wie  sind  die  Kinder  frei. 
Wir  treten   auf  den  Holderbusch, 
Da  geht  es  immer  husch,  husch,  husch. 

7. 

Machet  auf  das  Thor,   machet  auf  das 

Thor, 
Es   kommt   ein  großer   Wagen. 
Wer  sitzt  darin?  wer  sitzt  darin? 
Ein   Mann  mit'm  rothen   Kragen. 
Was  will  er  denn?  was  will  er  denn? 
Er  will   die   Trude  holen. 
Was   hat  sie   denn  gemacht,    was  hat 
sie   denn  gemacht? 
Sie  hat  ein  Kleid  gestohlen. 
Atsche,   ätsche  aus;     ätsche,   ätsche, 

ätsche  aus. 


Es   war  einmal   ein   Mann 
Es  war  einmal   ein   ledern  Mann 
Hopsa,   sisa  ledern   Mann, 
Der  Mann    nahm   sich  ein 
Der  Mann  nahm   sich   ein 


Hopsa,  sisa  ledern  Weib, 
Der  Mann  nahm   sich   ein 
3.   Das  Weib  nahm   sich   ein' 
Hopsa   etc. 


Weib, 
ledern 
Weib, 


Weib. 
Sohn, 


VOLKSRÄTHSEL. 


433 


4.  Der  Sohn  mnß   in  die   Schul', 
Hopsa  etc. 

5.  Da  lernt  er's   Abc, 
Hopsa  etc. 

6.  Da  kam   er  wieder   'raus. 
Hopsa  etc. 

7.  Da  mußt'   er  in   den   Krieg, 
Hopsa  etc. 

8.  Da  ward   er  todtgeschoss'n, 

Da  war  er  ledern   todtgeschoss'n, 
Hopsa  etc. 

9.  Da  schrieb   man    ihm  auf's  Grab, 
Hopsa  etc. 

10.  Hier  ruht  der  liebe   Sohn, 
Hopsa  etc. 

11.  Da  stand   er  wieder,   auf, 

Da  stand  er  wieder  ledern   auf. 
Hopsa,   sisa   ledern  auf, 
Da  stand  er  wieder  auf. 

12.  Da  war'n  sie  Alle  froh, 

Da  war'n   sie  Alle  ledern  fi-oh, 
Hopsa,   sisa  ledern  froh. 
Da  war'n   sie  Alle  froh. 

9. 
Wir    ziehen     heut'     nach     Schwaben, 
nach   Schwaben, 
Da  ist  noch   eine  Überlei  (übrig). 
Die  woll'n  mer  gerne  haben, 
Komm'n  Sie  herein,  komm'n  Sie  herein, 
Wir  woU'n   zusamm'   recht  lustig  sein, 
Wir  ziehen  heut'  nach  Schwaben  u.  s.  w. 

10. 

(Kreisspiel.) 

Dort  oben  auf  dem   Kirchthurm 

Da  steht  ein  blauer  Stein, 

Wer  seinen   Schatz  verloren   hat. 

Der   nimmt   sich   einen    rein. 

Ich  nehme  ab   mein  Hütchen 

Und  sage   „Guten  Tag"   — 

Didralala,   didralala,   didralalalala. 

Ich   geh'   dir  einen  Kuß, 

Das   thut  mir  viel  Genuß 

Didralala  etc. 

Ich  geb'   dir  eine  Hand, 

Das  thut  mir  viel  Gewand  (?) 

Didralala  etc. 


Ich   sage  nun    „Ade", 

Das   thut  mir   herzlich   weh'   — 

Didralala  etc. 

11. 
0   Jammer.  Jammer,   höre  zu. 
Was   ich    dir  jetzt  will   sagen ; 
Ich   hab'   verloren   meinen   Schatz, 
Mach'   auf,   mach'   auf  den   Garten. 
Ich  will   'mal   sehen,   ob  ich  ihn 
Nicht  einmal  wiederfinde. 
Schatz  ein !    Schatz  ein !   hier  ist  mein 

Schatz, 
D'rum   fair   ich   ihm   zu   Füßen, 
Und   wer   mich   stets   geliebet  hat, 
Den   werd'   ich   einstmals   grüßen. 
D'rum    steh'  ich  wieder  auf  von  hier 
Und  mache  meinen  Diener  hier. 

12. 
Wer  sich  in's  Kloster  will  begeben 
In  aller  Ruh'   und  Einsamkeit, 
's   kann   sein,    's   kann   sein,    's   kann 
abermal   sein, 
So    treten   Sie    für    mich    in's  Kloster 

hinein. 
0   weh',   0   weh",  bin   ganz  verlassen 
In  aller  Ruh'   und   eins  kann   sein, 
's   kann   sein ,    's  kann   sein ,    's  kann 
abermal   sein. 
So   treten   Sie    für    mich    in's   Kloster 

hinein. 

13. 
Hier  is'   grün,  und  dort  is'  grün 
Wohl  unter  meinen  Füßen, 
Ich   hab'   verloren   meinen   Schatz, 
Den  werd'   ich  suchen   müssen. 
Die  da,   die  da,   die   da,   die   da 
Könnt'   mir  schon  gefallen, 
Dreh'   dich   um,   dreh'   dich  um. 
Ich  kenne  dich  ja  nicht, 
0   nein,   o   nein,   du  bist  es   nicht, 
D'rum   scher'  dich  fort,  ich  mag  dich 

nicht. 

(Es  wiederholen    sich    nun   die   ersten 
acht  Zeilen,   dann:) 


434 


KARL  HARTMANN,  VOLKSRÄTHSEL. 


0  ja,   o  ja,   du  bist  es  ja, 

Die   mir  den  Kuß   noch   schuldig  war. 

14. 

Ist  die  schwarze  Köchin   da? 
Nein,  nein,  nein! 

Dreimal  muß  ich   'rummarschieren, 
's  viertemal  den  Kopf  verlieren, 
Schönste  Jungfer  folge   mir. 

15. 
Gut'n  Tag,  gut'n  Tag,  schöne  Wasser- 
fraue   (auch :   weiße   Fraue), 
Bin   der  Herr  von  Blankenburg, 
Schenk'  mir  eine  Tochter. 
Diese,  diese  will  ich  nicht, 
Diese  will  ich  haben. 
Dreimal,   dreimal  um  das  Haus, 
Schätzchen  bist  du   drinne? 
Schaue  doch   nur   einmal  'raus ! 
Höre  wie  ich   singe: 
Häckerling  und  Haferstroh 
Ist  das  beste  Futter. 
Wer  die  Tochter  haben  will. 
Mach'  es  mit  der  Mutter, 
Mit  der  Mutter  nicht  allein. 
Mit  dem  Vater  soll  es  sein. 
(Schenke  mir  ein  Schnäpschen   ein. 
Einen  schönen  Branntewein.) 

16. 
Trauer,  tiefe  Trauer, 
Hab'  verloren  meinen  Ring. 
Ich  will  sehen  und   will  suchen, 
Ob  ich   finde  meinen  Ring. 

Freude,  hohe  Freude, 
Hab'  gefunden  meinen  Ring. 
Ich   will  suchen  und  will  sehen. 
Wem   ich  gebe  meinen  Ring. 

17. 

Nix  in  der  Grube, 
Bist  ein  böser  Bube, 
Wasch'  dir  deine  Beinichen, 
Mit  ziegelrothen   Steinichen. 
Nix  greif  zu ! 
Wer  bist  du? 


18. 

Ich  stehe  hier  auf  meinem  Plätzchen. 
Seh'   mich   nach  mein'm  Liebchen  um. 
Ach,  wo  find'  ich  denn  mein  Schätzchen, 
Ach,  wo  ist  mein  Kind  geblieb'n? 
Draußen  steht  es  vor  dem  Rain, 
Komm'  mein  Liebchen,  komm'  herein. 
Komm',   0   komm',    o   nicht  verlassen. 
Komm'    und    schenke  mir  dein  Herz. 
Weil  ich   von  dir   scheiden  muß, 
Schenk'  ich  dir  noch   einen  Kuß. 

19. 
Ringel,  Ringel,  Korne, 
Wer  sitzt  an  diesem  Borne? 
Ein  kleines,  kleines  Töchterlein, 
Das   kann  mer  kaum  zu  sehen  krein. 
Was  ißt  se  gern?   was  trinkt  se  gern  ? 
Zucker,   Rosinen   und   Mandelkern. 
Die  eine  Hand   abhau*, 
Die  and're  Hand  abschau'. 

20.     (Abzählreime.) 
1,      2,      3,     4,      5,      6,      7, 
Eine  alte  Frau  kocht  Rüben, 
Eine  alte  Frau  kocht  Speck, 
Du  oder  ich  muß  weg. 

21. 
1,     2,      3,      4, 
Eine  Flasche  Bier, 
Eine  Flasche  Rum, 
Du  bist  dumm. 

22. 
1,    2,    3,    4,    5,    6,    7,    8, 
Die  Kirche  kracht, 
Das  Haus  fällt  ein, 
Du  mußt  sein. 

23. 
Rübchen,  Bübchen,   Rübezahl, 
Rübchen,   Bübchen,  KnoU. 

24. 

1.  Mariechen    saß    auf  einem  Stein, 

einem   Stein,   einem  Stein. 

Mariechen    saß    auf  einem  Stein, 

einem  Stein. 


G.  EHRISMANN,  DIE  VORSILBEN  miaa-  UND  voll-  IM  GERMANISCHEN.         435 


2.  Und  kämmte  sich  ihr  gold'nes  Haar, 

gold'nes  Haar,  gold'nes  Haar, 

Und  kämmte  sich  ihr  gold'nes  Haar, 

gold'nes  Haar. 

o.   Und  als  sie  damit  fertig  war   etc. 

4.  Da  fing  sie  an  zu  weinen  etc. 

5.  Da  kam  ihr  Bruder  Karl  herein  etc. 

6.  Mariechen,  warum  weinest  du?  etc. 

7.  Ich  weine,  daß  ich  sterben  muß  etc. 

8.  Da  kam  ihr  Bruder  Fritz  herein  etc. 

9.  UndstachMariechenindasHerz  etc. 

10.  Da  kamen   ihre  Eltern    rein   etc. 

11.  Wo  mag  denn  unser  Marie  sein?  etc. 

12.  Die  ist  schon  längst  begraben  etc. 

13.  Mariechen  hatte  goldne  Schuh'  etc. 

14.  Ihr  Bruder  hatte  Lederschuh'  etc. 

15.  Mariechen  war  ein  Engelein  etc. 

16.  Ihr    Bruder    war    ein    Bengelein, 

Bengelein,   Bengelein. 

Ihr    Bruder     war    ein    Bengelein, 

Bengelein. 

25. 

1,      2,     3,      4,      5,      6,      7,^ 
Wer  will  mit  mir  Kegel  schieben? 
Kegel  um,  Kegel  um, 
Böttcher,   Böttcher  bum,  bum,  bum, 


Und  die  alte  Frau,   die  nähte, 
Saß   auf  einem    Balkon   und  nähte, 
Fiel  herab,  fiel  herab, 
Und   das   linke   Bein  war  ab. 

26.     (Abzählreim.) 
Ich  und  du  und  der 
Wir  kauften  einen  Bär; 
Weißt  du,  wer  Gevatter  stand? 
Ich   und  du  und  der ! 

27. 

1      2,     3,      4,      5,      6,      7, 
Geht  mir  nicht  in   meine  Rüben, 
Sucht  auch  nicht  die  besten  aus, 
Sonst  komme  ich  mit  der  Peitsche  raus. 

28, 
Christel,   sperr'  die  Hühner  ein, 
Daß  sie  all'  beisammen  sein, 
Kikeriki,   Kikerika, 
Sind  die  Hühner  alle  da? 
Denkst  du,   denkst  du,  Naseweise, 
Daß  ich  mich  an  dir  vergreife. 
Dreht  sich  um,   lacht  ihn  aus, 
Such  mir  einen  Bessern  aus. 

KARL  HARTMANN. 


DIE  VORSILBEN  miss-  UND  voll-  IM  GER- 
MANISCHEN. 


Die  meisten  ahd.  Denkmäler  brauchen  je  zwei  der  Formen  miss- 
missa-,  missi-  durcheinander,  ohne  Rücksicht,  ob  in  dem  Präiix  die  Be- 
deutung des  Verkehrten,  Schlechten  (lat.  mittere,  deutsch  wi?(/ön)  oder  des 
Verschiedenartigen  (ai.  mithas,  lat.  mütuus,  got.  misso,  an.  ymiss)  ent- 
halten ist,  und  ebenso  ohne  Rücksicht  auf  Nominal-  oder  Verbal- 
composition. So  ist  also  die  Scheidung:  mis-  bei  -lieh,  —  varo,  missa — , 
missi-  dagegen  bei  Zeitwörtern  (Kögel,  Beiträge  7,  174 — 176)  kaum 
durchzuführen.  Gerade  z.  B.  K''  und  Ra  haben  umgekehrt  mis-  vor 
Verb  und  Nomen,  missi-  aber  nur  bei  -Uch  und  -tät^  also  nur  beim 
Nomen.  —  Andere  Denkmäler  haben  nur  eine  Form  durchgeführt: 
Rb  nur  missa  (Ottmann,    grammatische  Darstellung  der  Sprache  des 


436  <5-  EHRISMANN 

ahd.  Glossars  R*"  S.  2b),  Otfrid  und  Can.  6,  7,  10  missi,  Notker  misse; 
Tatian  hat  wie  andere  ostfränkische  Denkmäler  als  Wurzelvocal  e 
(messalihhen ,  messezumft ,  vgl.  Pietsch,  Zs.  f.  d.  Philol.  7,  361).  Auf 
Grund  allein  statistischer  Beobachtung  des  ahd.  Sprachschatzes  wird 
sich  demnach  nicht  sicher  ermitteln  lassen,  in  welchen  Verbindungen 
die  drei  Formen  jeweils  ursprünglich  statt  hatten;  die  etymologische 
Erklärung  der  Fugenvocale    muß  daneben  berücksichtigt  werden. 

Im  ahd.  steht  neben  dem  Particip  der  o-Declination  lois  das  der 
/o-Declination  insi\  neben  mhd.  Izse,  sihfe  sind  frühere  *ltso-,  *sihto- 
vorauszusetzen  (Osthoff,  Beiträge  8,  269  und  Morphologische  Unter- 
suchungen 4,  75  u.  91).  Die  nämliche  Doppelheit  besteht  nun  bei 
nu'sso-  und  missi-.  Diese  beiden  traten  als  nackte  Stämme  ohne  Casus- 
suffix ursprünglich  nur  mit  einem  Nomen  in  Verbindung.  Missa-  da- 
gegen ist  nicht  reiner  Compositionsstamm,  sondern  ein  zu  einem 
Adverb  erstarrter  Casus.  Es  verhält  sich  (wie  auch  ivela)  zu  den 
gewöhnlichen  ahd.  Adverbien  auf  -o  wie  im  ags.  die  Adverbien  auf  -e 
zu  denen  auf  -a  (-unga,  vgl.  Paul,  Beitr.  4,  338),  welche  Doppel- 
formen auf  ursprünglich  -am  :  -dm  (Möller,  Beiträge  7,  487  ff.)  oder 
auf  -Sm  :  -dm  (Brugmann,  Grundriß  2,  628  f.) ')  zurückgehen.  —  So  die 
ursprüngliche  Scheidung  in  rein  formaler  Hinsicht  bei  Nomen 
oder  Verb.  Die  Vertheilung  nach  der  Bedeutung  (schlecht  bezw.  ve?'- 
schieden)  kann  bei  diesem  Präfix  auch  auf  etymologischem  Wege  nicht 
sicher  durchgeführt  werden,  da  die  beiden  Formen  lautlich  schon 
urgermanisch  zusammenfielen.  Möglich  wäre  ja  auch,  daß  iiiis-  ur- 
sprünglich der  einen,  missi-  der  anderen  Wurzel  zugekommen  wäre, 
aber  zu  beweisen  ist  es  nicht. 

Got.  an.  und  as.  haben  je  nur  eine  Form  bewahrt  (got.  missa- 
in  missataujands  kann  reiner  Stamm  sein,  übertragen  aus  *missatdjis\ 
an.  as.  mis-)\  ags.  hat  neben  ganz  seltenem  misse-  in  misselic  (Kenter 
Gl.,  Zs.  f.  d.  Alterthum  21,  41)  :  mis- ,  in  der  Verbindung  mit  -Uc 
auch  misilik  (vgl.  Sievers  ags.  Gramm.^  §.  196,  3  und  Beiträge  9,  218), 
und  missenlic,  7iiissendlic  (vgl.  hwilendlic  etc.,  Sievers  Beiträge  a.  a.  0). 
Die  Form  missenlic  kann  auf  verschiedene  Weise  erklärt  werden: 
in  missen-  kann  ein  ursprünglich  selbständiges  Adverb  enthalten  sein, 
etwa  ein  Dativ  plur.  wie  hwilon,  wovon  auf  ähnliche  Weise  hwilendlic 
gebildet  ist  (wenn  dieses  nicht  eher  als  Nebenform  zu  hwUwendlic 
aufzufassen  ist);  oder  es  ist  eine  Verbindung  von  mis-  und  dem 
häufigen  Adjectiv  anlic,  also  miss-enlic  zu  trennen. 


')  Vgl.  jetzt  jedoch  Hirth,  Indogerm.  Forsch.  I,  205  u.  207  f. 


DIE  VORSILBEN  miss-  UND  voll-  IM  GERMANISCHEN.  437 

Dieselbe  Doppelheit  wie  bei  mis-  missa-  zeigt  sich  im  ahd.  fol-, 
fola-,  folla-  (fola-  verhält  sich  zu  folla-  wie  ala-  zu  alla\  got.  fuUa-, 
an.  as.  ags.  ful-).  Auch  hier  sind  die  beiden  Formen  nicht  immer 
streng  getrennt,  aber  doch  scheint  das  alte  Verhältniß  noch  nicht 
ganz  verwischt.  So  tritt  z.  ß.  in  Pa,  K''  und  Ra  fol-  nie  vor  das 
Verbum  (ziohan)^  andererseits  haben  die  Nominalcompositionen  folieist 
mit  folleistjan,  fulijueti  nach  Graff  kein  folla-;  ebenso  follicho  (das  ein- 
malige unuallanlih,  insatiabilis,  in  K'  [Steinmeyer-Sievers  ahd.  Glossen 
I,  S.  32,  26,  Kögel ,  Keron.  Glossar  S.  29)  scheint  eine  willkürHche 
Bildung  des  Übersetzers  nach  dem  Muster  der  im  Keron.  Glossar 
nicht  seltenen  Part.  präs.  -f-  lichy  -an\t\lich,  welche  ein  bequemes,  wenn 
auch  nicht  ganz  sinngemäßes  Ubersetzungsmittel  der  lat.  Adjectiva 
auf  'hüls  sind,  wie  z.  ß.  unkltrakentUch ,  importabilis ,  Steinmeyer- 
Sievers  I,  S.  196/97,  25  (bei  Tatian  ungitraganlih) ;  uncadolentlih ,  in- 
tolerabilis,  ebenda  24;  unkirefsentlih ^  inreprehensibilis,  S.  181,  38; 
unduruJifarantlih  f  impenetrabilis,  S.  188/89,  25  u.  a.  (s.  auch  Kögel 
a.  a.  ü.  S.  187).  Fol-,  das  überhaupt  seltener  ist  sAs  folla- ,  kommt 
im  Verhältniß  viel  öfter  vor  Substantiven  und  Adjeetiven  vor  als  vor 
Verben. 

Was  die  üntrennbarkeit  der  beiden  Vorsilben  in  der  Verbal- 
zusammensetzung betrifft,  so  ist  in  Betracht  zu  ziehen,  daß  diese 
Formen  —  auch  folla  —  überhaupt  die  Fähigkeit  eingebüßt  haben, 
als  selbständige  Adverbia  verwendet  zu  werden.  Im  ahd.  ist  bei 
Graff  nur  dreimal  folla  belegt,  sonst  tritt  dafür  follicho,  follün,  follon 
(Otfrid)  ein:  as.  kein  fullo ,  ags.  kein  fulla]  an.  fylliliga  ist  bedingt 
durch  das  Substantiv  fylli,  fuUuliga  durch  at  fullu,  oder  fullu  ist 
ein  Casus  eines  schw.  Feminins,  das  got.  fuUo,  ahd.  voUa  entspricht 
und  noch  in  dem  an.  Eigennamen  FuUa  vorkommt.  Als  Beispiel  für 
ähnliche  enge  Verbindung  von  Adverb  und  Verb  vgl.  lat.  henedicere, 
maledicere,  die  sich  aber  immer  noch  durch  die  Betonung  von  alten 
Zusammensetzungen  unterscheiden,  während  die  germanischen  Zeit- 
wörter mit  7n{ss-  und  voll-  dem  urgermanischen  Betonungsgesetz  der 
Präfixe  folgen  (Kluge,  Zs.  f.  vergl.  Sprachforschung  36,  97 ,  logische 
Gründe  gibt  Behaghel,  german.  Grundriß  1,  554;  psychologisch  liegen 
die  von  Paul,  Principien  der  Sprachgeschichte"  278  ff.  besprochenen 
Vorgänge  zu  Grunde).  Der  selbständige  Bedeutungsgehalt  des  Adverbs 
war  aus  dem  Bewußtsein  getreten,  und  indem  man  daran  gewohnt  war, 
die  Wörter  immer  in  derselben  Reihenfolge ,  Adverb  -\-  Verb ,  zu  hören 
und  zu  sprechen,  unterlagen  sie  auch  mechanisch  dem  bei  der  un- 
trennbaren  Zeitwortzusammensetzung   herrschenden    Betonungsgefühl. 


438  G.  EHRISMANN 

Ein  ähnlicher  Vorgang  vollzieht  sich  auch  beim  Nomen,  vgl.  mhd. 
iciUkommen,  nhd.  toiUkömmen,  und  besonders  A.  Kock,  Spräkhistoriska 
Undersökningar  om  Svensk  Akcent,  hauptsächlich  S.  202  ff.  (S.  211!). 
Übrigens  sind  ja  die  beiden  Vorsilben  nie  zu  der  Bedeutungslosigkeit, 
weder  in  Bezug  auf  Inhalt  noch  Form,  fortgeschritten,  wie  die  präpo- 
sitioneilen Adverbien.  —  Miss- ,  welches  in  einigen  Zeitwortverbin- 
dungen nur  mehr  zur  Verneinung  des  in  dem  Zeitwort  liegenden 
Begriffs  dient,  konnte  logisch  so  gut  einen  geringen  Ton  tragen  wie 
die  Verneinung,  z.  B.  er  misstraüt  ihm  =  er  traut  ihm  nicht.  Die 
Geltung  von  foU-  konnte  um  so  leichter  vermindert  werden,  als  es  in 
den  meisten  Fällen  dem  Bedeutungsgehalt  des  Zeitworts  nicht  eine 
andere  Richtung  gibt,  sondern  ihn  nur  stärker  zum  Ausdruck  zu 
bringen  sucht,  z.  B.  in  den  ältesten  Verbindungen,  den  gotischen 
(fitllafahjan,  fullaveisjan,  fuUafrapjan;  letzteres  gebraucht  Ulfilas  IL 
Kor.  V,  13  für  Gcocpgovstv,  welches  er  Marc.  V,  15  durch  einfaches 
frapjaii  wiedergibt).  Ags.  fuhojan,  das  den  Accent  auf  dem  Präfix  trägt 
(vgl.  Kluge,  germ.  Grundriß  1,  339),  ist  wohl  erst  aus  dem  voraus- 
zusetzenden Adjectiv  *fulwih  gebildet,  wie  got.  fullaveisjan  aus  fullaveis. 
Zum  Schlüsse  sei  noch  die  Verwendung  der  beiden  Vorsilben 
in  Hinsicht  auf  ihr  Vorkommen  im  Wortschatze,  ohne  Rücksicht  auf 
die  Form,  kurz  erwähnt.  Miss-  wird  im  Heliand  nur  in  mislic  ge- 
braucht: im  Beowulf  gar  keine  Verbindung  mit  mis-,  in  den  anderen 
poetischen  ags.  Denkmälern  nach  Greins  Sprachschatz  nur  mislic 
öfter,  andere  Verbindungen  spärlich;  in  der  Edda  in  den  von  Gering 
zu  seinem  Glossar  benutzten  Liedern  gar  kein  mis-.  Dem  gegenüber 
tritt  ein  außerordentlich  häufiger  Gebrauch  in  Verbindung  mit  den 
verschiedensten  Wörtern  auf  in  den  ahd.  Glossensammlungen  und  bei 
Otfrid;  in  den  kleineren  and.  und  andld.  Denkmälern  (Heyne,  kleine 
altniederd.  Denkmäler)  häufig  raisdät,  daneben  auch  mistumft,  mistron, 
misliumandig ]  in  den  ältesten  ags.  Prosatexten  (nach  Sweet)  zwar 
kein  starker  Gebrauch, ,  um  so  reichlicher  aber  in  den  späteren  ags. 
prosaischen  Denkmälern,  ebenso  wie  in  den  altnordischen;  auch  bei 
Ulfilas  ist  missa-  sehr  gewöhnlich.  Die  beiden  Gruppen  scheiden  sich 
also  je  nach  der  Häufigkeit  des  Vorkommens  von  miss-  (und  zwar 
von  dem  'verschlechternden')  im  Großen  und  Ganzen  in  die  poeti- 
schen, auf  volksthümlicher  Grundlage  beruhenden  Werke  und  in  die 
poetischen  bezw.  von  geistlicher  Gelehrsamkeit  beeinflußten,  wie 
Otfrid.  Die  Vorsilbe,  ursprünglich  nur  in  einer  kleineren  Anzahl  von 
Wörtern  gebraucht,  verdankt  also  ihre  große  Beliebtheit  in  den 
germanischen  Sprachen  des  späteren  Mittelalters  und  der  Neuzeit  der 


DIE  VORSILBEN  miss-  UND  voll-  IM  GERMANISCHEN.  439 

geistlichen  Übersetzungslitteratur  der  ersten  christlichen  Jahrhunderte  der 
germanischen  Stämme.  Dazu  halte  man  J.  Grimms  Worte  (D.  Rechts- 
alterthümer  S.  623):  „alt  sind  auch  die  Zusammensetzungen  got.  missa- 
deJs ,  ahd.  missität  ....,  gelten  aber  mehr  für  das  biblische  Sünde"; 
damit  stimmt  überein,  daß  Notker  in  der  Übersetzung  des  Boethiua 
(nach  Graff)  missetdt  gar  nicht  und  nur  einmal  missetuon,  in  den 
Psalmen  aber  9mal  missetdt,  2mal  missetätig  und  11  mal  missettion 
gebraucht.  Für  das  an.  sei  noch  auf  misgera,  miskunn  verwiesen 
(Kahle,  die  altnord.  Sprache  im  Dienste  des  Christenthums  S.  398  u. 
414).  —  Auch  die  Zusammensetzungen  mit  foll-  haben  im  Laufe  der 
Zeit  zugenommen.  Das  ahd.  am  frühesten  belegte  Verb  ist  folla- 
ziohan  (Pa,  K,  Ra),  welches  wie  das  entsprechende  ags.  fultemen  zu 
fultum  ein  Ausdruck  der  Rechtssprache  war  (Herbeiziehen  der  Eides- 
helfer, testes  ducere).  Den  weitaus  häufigsten  Gebrauch  von  foll- 
macht  Notker.  Die  Tongebung  bei  Verben  schwankt  bei  ihm,  ent- 
weder das  Präfix  hat  den  Accent  (so  auch  fast  immer:  missetuon), 
oder  das  Verbum,  oder,  sehr  häufig,  jedes  ist  mit  einem  Accent  ver- 
sehen. FoU-  hat  also  noch  einen  größeren  Bedeutungsgehalt,  die  Wörter 
sind  vom  Verfasser  mit  etymologischem  Bewußtsein  gebildet.  Mehr- 
fach treten  sie,  indem  sie  das  Zustandekommen  einer  Handlung  stärker 
hervorheben,  an  Stelle  von  weniger  ausdrucksvollen  Zusammensetzungen, 
z.  B.  follechümet  ad  inspectionem  vultus  dei,  ze  gote  föllecham  si,  wo- 
gegen Otfrid,  der  foU-  überhaupt  meidet:  er  in  smaz  richi  biquämi, 
fhaz  sie  biquemen  zen  goies  minnon ;  Notker :  die  habest  du  föilebrdht 
ze  dmemo  dürnohten  löbe^  Otfrid :  bibringen.  Zur  Verstärkung  des 
Adjectivbegrifi's  wird  fall-  im  ahd.  wenig  angewendet;  im  mhd.  tritt 
das  Adverb  volle  ein,  wie  ags.  ful,  während  im  an.  schon  in  einigen 
Eddaliedern  wirkliche  Zusammensetzungen  mit  ful-  mehrfach  gebraucht 
sind  und  dann  später  sehr  geläufig  werden.  Daß  im  ags.  keine  Zu- 
sammensetzung anzunehmen  ist,  beweist  die  Betonung;  ful  bildet  keinen 
Stabreim,  während  es  im  an.  den  Ton  trägt. 

PFORZHEIM.  G.  EHRISMANN. 


ZU  MHD.   TOBK 


Auf  die  Bedeutung  tore  =  surdus  habe  ich  schon  in  meinem 
Reinmar  von  Zweter  in  der  Anm.  zu  III,  6  hingewiesen,  die  Jeitteles 
in  dem  in  der  Germ.  37,  204  abgedruckten  Aufsatze  wohl  entgangen 
ist.  Neulich  las  ich  einmal  in  den  Fliegenden  Blättern  Bd.  87,  5,  96 : 
er  hört's  net,  er  ist  doret,  also  auch  das  abgeleitete  'thöricht'  scheint 
heute  noch  diesen  Sinn  zu  haben.  G.  ROETHE. 


440  1^'-  SPRENGER.  ZUR  STROPHISCHEN  BEARBEITUNG  etc. 

ZUR  STROPHISCHEN  BP:ARBEITUNG  DES 
HERZOG  ERNST. 


68,   1.     Die  hochzU  was  erschollen  breit 
ein  man  daz  loz  erfuor  und  reif. 
und  kam  ouch  dar  gegangen. 

Bartsch  bemerkt:  „In  loz  erfuor,  das  ich  nicht  verstehe,  Hegt  viel- 
leicht loterfuore  verborgen.  Der  ankommende  Schnäbler  ist  ein  Spiel- 
mann und  wird  daher  68,  8  nach  Mären  gefragt  und  72,  5  mit  neuen 
Kleidern  beschenkt.  Die  Bezeichnung  loter  für  diese  Menschenclasse 
ist  sehr  gewöhnlich.  Vielleicht  ist  aber  daz  lant  erfuor  'zog  durchs 
Land'  zu  lesen".  Beide  Besserungs versuche  befriedigen  nicht,  der 
Zusammenhang  verlangt  vielmehr  für  loz  die  Bedeutung  „Kunde, 
Gerücht".  Wigand  in  seinem  Wörterb.  I""*,  1132  bemerkt:  ..Das  für 
die  gleichbedeutenden  mhd.  Ausdrücke  die  krie  [aus  altfrz.  die  crie] 
und  die  kride,  älter:  nhd.  die  kreide,  kreid  [aus  der  span.  Form  für 
jenes  er ie:  die  crida,  ital.  ^nc?a  =  Ausrufung]  in  der  Mitte  des  15.  Jahr- 
hunderts eingetretene  deutsche  Wort  die  losung ,  scheint,  wenn  man 
niederl.  im  16.  Jahrh.  die  lose  =  Losung  (Kilian  294  a),  neuniederl. 
die  loze,  mit  eu  für  o  leuze,  leus  vergleicht,  abgeleitet  von  losen  1 
(s.  d.)  und  ursprünglich  s.  v.  a.  ^^das  worauf  man  horcht  oder  hört^ 
zu  bedeuten.  Zu  ihnen  stimmt  der  Form  nach  ein  früheres  neuhoch- 
deutsches z.  B.  bei  H.  Sachs  wie  Losung  vorkommendes  das  Los., 
wofür  aber  1474  auch  das  „<o/("  sich  findet  (v.  Liliencron ,  histor. 
Volkslieder  Nr.  127,  7:  groß).  Vgl.  auch  Lexer  I,  1973;  Schmeller- 
Froramann,  Bayer.  Wörterb,  I,  1518.  Dazu  stimmt  daz  los  in  unserer 
Stelle  nach  Form  und  Bedeutung. 

NORTH  ELVI.  R.  SPRENGER. 


Berichtigung.  Bei  dem  Abdruck  meiner  Bemerkungen  zu  S.  195 
der  Germania  1892  haben  sich  einige  Fehler  eingeschlichen.  S.  29G  der 
Germania  muß  es  heißen:  Bl.  1^  zu  Wormbs  —  nicht  zu  Wormbs  |  (wo  an 
beiden  Stellen  Wormes  gedruckt  ist.  Es  muß  ferner  heißen :  Auf  dem  letzten 
Blatte  fehlen  bei  Roth  zwischen  Brentius  und  Pistorius  die  Namen  Johannes 
Marbachius  Doctor,  |  Michael  Dillerus,  |  Da  eine  nochmalige  Vergleichung 
des  Nürnberger  Exemplars  entscheiden  soll,  ob  ein  abweichender  Druck  vor- 
liegt,  halte  ich  es  für  geboten,  diese  Versehen  zu  berichtigen. 

DARMSTADT.  ADOLF  SCHMIDT. 


BIBLIOGRAPHISCHE  ÜBERSICHT 

DEK 

ERSCHEINUNGEN  AUF  DEM  GEBIETE  DER  GERMANISCHEN 
PHILOLOGIE  IM  JAHRE  1888. 

UNTER  MITWIRKUNG  VON  J.  TE  WINKEL   IN  GRONINGEN,  K.  F.  SÖDERWALL  IN  LUND  UND 

F.  B  RUNS  IN  GIESSEN. 

BEARBEITET  VON 

GUSTAV    EHRISMANN. 

VIII.  Litteratnr  und  Sprachdenkmäler. 

1125.  Bartsch,   Quellenkunde  (Bibl.    1887,    Nr.    1583). 
Vgl.  Germania  33,   110  (Bartsch). 

1126.  Conrads,  altdeutsches  Lesebuch  in  neudeutschen  Übersetzungen.  Für 
die  oberen  Classen  höherer  Schulen,  sowie  für  den  Alleingebrauch  mit 
Anmerkungen  hrsg.   gr.  8.  (XII,  296  S.)  Leipzig  1889,  K.  Baedeker.    2,40  M. 

1127.  Manitius,  M. ,  litterarische  Zustände  in  Deutschland  im  10.  Jahr- 
hundert. 

Magazin  f.  d,  Litteralur  d.  In-  u.  Auslandes  1888,  Nr.  47. 

1128.  Lecoy  de  la  Marc  he,  A. ,  le  treizieme  siecle  littch-aire  et  scienti- 
fique.   Lille,   Desclee,   de  Brouwer  et  Cie.   3,50   fr. 

Vgl.   Revue  ciitique  22,  Nr.   14. 

1129.  Khull,   Geschichte  der  altdeutschen  Dichtung   (Bibl.  1887,   Nr.  1582). 
Vgl.  Zs.  f.  d.   Philologie  20,   112  —  116  (Kinzel). 

1130.  Bächtold,  Geschichte  der  deutschen  Litteratur  in  der  Schweiz  (Bibl. 
1887,  Nr.  1587)  2.  u.  3.  Lief.  (S.  81  —  244  u.  Anmerkungen  S.  25  —  56. 
Frauenfeld,   Huber.   ä   1,60   M. 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1888,  Sp.  663  f.  (Seemüller);  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  13  f. 
(Behaghel);  Germania  33,  110  f.  (Bartsch);  Deutsches  Litteraturblatt  X,  37; 
Centralorgan  f.  d.  Intere.ssen  d.  Kealschulwesens   1888,  677  f.  (Sohns). 

1131.  Combes,  profils  (Bibl.    1887,  Nr.    1590). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1888,  Sp.  807— 80<)  (Schönbaeh);  Blätter  f.  literar.  Unter- 
haltung 1888,  Nr.  11  (Wespy);  Revne  critiqne  21,  Nr.  50  (Chuquet);  Gegen 
wart  1888,  Nr.  46  (Brausewetter);  AUgem.  Ztg.   1888,  Beil.  Nr.  342. 

1132.  Gelbhaus,   Stoffe  altdeutscher  Poesie  (Bibl.    1887,   Nr.    1590). 
Vgl.  All-/,,  f.  (1.  Alterthuni    M,   142  f.  (Laistner). 

1133.  Raab,   4   allegorische   Motive  (Bibl.    1887,  Nr.    1592). 
Vgl.   Rivista   eritica   della   lett.   ital.  V,   H.   1   (F.   Uocdiger). 

1134.  Biese,   Entwicklung  des   Naturgcfühls   (Bibl.    1887,   Nr.    1103). 

Vgl.  Lit.  Ccutralblatt  1888,  Sp.  395  f.;  D.  Lit.  Ztg.  1888,  Sp.  593—596  u. 
654  (R.  M.  Werner);  Philolog.  Anzeiger  17,  Nr.  8/9  (Külpe);  Centralorgan  f.  d. 
Interessen  d.  Realschulwesens  1888,  558  f.  (Siilms);  s.  auch  (iegenwart  33, 
Nr.  10  (K.  Jeutsch);  Grenzboten  47,  Nr.  19;  Wissenschaftl.  Beilage  d.  Leipz. 
Ztg.   1888,  Nr.   127  (l'rölß). 

1135.  Lüning,  Otto,  die  Natur,  ihre  Auffassung  und  poetische  Verwendung 
in  der  altgermanischen  und  mittelhochdeutschen  Epik  bis  zum  Abschluß 
der  Blüthezeit.  gr.   8.  (XI,   313   S.)  Zürich    1889,   Schultheß.   4   M. 

GERMANIA.     Neu«  Reihe  XXV.  (XXXVII.)  Jahrg.  30 


442  BIHLIOGRAPHIE  VON   1888. 

1136.  Drees,  H.,  die  poetische  Natuibetrachtung  in  den  liiedern  der  deut- 
schen  Minnesänger.    8.  (60  S.)  Festschrift  des   Stolbergschen   Gymnasiums. 

1137.  Niederländisch.  —  Jonckbloet,  W.  J.  A..  Greschiedenis  der  Ned. 
Letterkunde.  Vierte  druk,  herzien  en  tot  den  tegenwoordigen  tijd  bij- 
gewerkt  door   C.   Honigh.   Deel   I.   Groningen,   Wolters. 

Verl.  Noord   en   Zuid  XI,   H.  2. 

1138.  te  Winkel,  Jan.  Overzicht  der  Nederlandschc  Letterkunde.  Tweede 
druk.    8.   (96    S.)  Haarlein,   Erven  Bohn.   0,80   fl. 

1139.  te  Winkel,  Jan,   Opmerkingen   over  letterkundige  critiek. 

Handel,  van  Lett.  XX"  Nederl.  ta;il-  en  letterkuiidi^  Congrcs,  S.  250 — ^259  n. 
S.-A.  u.  d.  T.:  Een  Volksbelang.  Opmerkingen  over  letterknndige  kritiek.  gr.  8. 
(32  S.)  Haarlem  1887,  Krven  Bohn.  Vgl.  De  Ned.  Speetator  1887,  376  f.  (C.  Vos- 
maer);  De  Amsterdfimer  1887,  Nr.  543,  S.  3  f.  (Jan  ten  Brink);  De  Gids  LI, 
IV,  553—565  (J.  N.  van  Hall). 

1140.  Schneider,  Geschichte  der  niederländischen  Litteratur  (Bibl.  1887, 
Nr.    1601). 

Vgl.  Gott.  gel.  Anz.  1888,  Nr.  10  (Martin);  Blätter  f.  literar.  Unterhaltung  1888, 
Nr.  38  (Waldmüller);  Revue  critiqne  22,   Nr.   19. 

1141.  Frederiks,  J.  G.,  en  T.Jos  van  den  Branden,  Biographisch  Woorden- 
boek  der  Noord- en  Zuid-Nederlandsche  Letterkunde.  Nieuwe  druk.  Afl.  1  —  3 
( V^an  der  Aa — Davidts).  Amsterdam,  Roeselare  1888,  L.  J.  Veen.  De  Seyn- 
Verhougstraete.  ä,  0^95  fl. 

1142.  Englisch.  —  Körting,   Grundriß    (Bibl.    1887,   Nr.    1608). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  l-_>4— 126  (R.  Wiilker);  D.  Lit.  Ztg.  1888, 
Sp.  840—842  (Biandl);  Lit.  Blatt  18S8.  Sp.  164—170  (Proescholdt);  Engl.  Studien 
11,  282—288  (Kölbing);  Z.s.  f.  veigl.  Lit.-Gesch.  u.  Renaissance-Lit.  N.  F.  1,  390 
bis  392  (Reinhardstöttner);  Centralorgan  f.  d.  Interessen  d.  Realschuhvesens  1888, 
549  —  552  (Bahlsen);  Neuphilol;  Centralblatt  2,  861;  Academy  Nr.  837. 

1143.  Sweet,  A   Second  Anglo-Saxon  Reader  (Bibl.    1887,  Nr.    1615). 

Vgl.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  391  f.  (Kluge);  Enfjl.  Studien  11,  290  —  298  (J.  Koch); 
Athenäum  Nr.  3145. 

1144.  Sweet,  A  Second  Middle  English  Primer  (Bibl.    1887,   Nr.    1616). 
Vgl.  Engl.  Studien   11,  290—298  (J.  Koch). 

1145.  Kluge,  Friedr.,  angelsächsisches  Lesebuch,  zusammengestellt  und 
mit  Glossar  versehen,  gr.  8.  (VI,    194  S.)   Halle   1888,   Niemeycr.   4,40  M. 

1146.  Morley,  Henry,  English  Writers :  An  Attempt  towards  History  of 
English  Literature.  Vol.  2.  From  Caedmon  to  the  Conquest.  8.  (414  S.) 
London,   Cassell.   5   sh. 

Vgl.  Modern  Language  Notes  3,  Nr.  6  (Garnett);    Academy  Nr.  829  (Bradley). 

1147.  Morley,  Henry,  A  First  Sketch  of  English  Literature,  from  the  Ear- 
liest  Period  to  the  Present  Time.  Revised  and  enlarged  Edition.  London, 
Cassell  &   Co.    7    sh.   6   d. 

1148.  Southworth,  G.  C.  S.,  Professor  of  English  Literature  in  Kenyon 
College,  Ohio  (Cambridge,  U.  S.)  Six  Lectures  introductory  to  the  Study 
of  English  Literature. 

Vgl.  Academy   Nr.  837. 

1149.  Longmans'  Handbook  of  English  Literature.  By  R.  Mc" William. 
Part  I:  From  the  Earlie^^t  Times  to  Chaucer.  8.  (120  S.)  London,  Long- 
mans. 

1150.  Levi,  A.  R. ,  storia  della  letteratura  inglese  dalle  origini  al  tempo 
presente,  ad  uso  degli  istituti  superiori  e  tecnici  del  regno.  Vol.  L  8. 
(288    S.)   Reggio   Calabria,   tip.   ditta  Luigi   Ceruso   fu   Giuseppe.    3   L. 


VIII.    LITTERATUR  UND   SPRACHDENKMÄLER.  443 

1151.  Skeat,  W.  W. ,  Specimens  of  English  Literature,  from  the  Plough- 
man's  Crede  to  the  'Shepheardes  Calender*  (A.  D.  1394  to  A.D.  1579). 
With  Introduction,  Notes,  and  Glossarial  Index.  Fonrth  Edition.  Oxford, 
Clarendon   Press.    7    sh.    6   d. 

1152.  English  Prose,  from  Maundevile  to  Thakeray,  edited  by  A.  Galton. 
London,   Scott. 

1153.  Siedler.  Johanna,  History  of  English  Literature.  Leitfaden  für  den 
Unterricht  in  der  englischen  Litternturgeschichte  für  höhere  Töchterschulen 
und  Lebrerinnen-Seminarien.  3.  veib.  Aufl.  8.  (IV,  111  S.)  Weimar  1888, 
Krüger. 

1154.  Siedler,  J.,  lieadings  from  the  Best  English  Authors  in  Poetry  and 
Prose.  For  the  use  of  schools  and  private  students.  gr.  8.  (396  S.)  Berlin 
1886,   Winkelmann  u.   Söhne.   3   M. 

Beginnt  mit  Cliaucer.  —  Vg\.  Engl.    Studien   11,  31-2  f.  (Nader). 

1155.  Toppe,  H. .  Outlines  of  English  Literature.  For  the  use  of  schools. 
Second  Edition  by  H.   Robolsky.    Potsdam    1887. 

Vgl.  Anglia  11,  534  f.   (Wülker*\ 

1156.  Silling,  Chr.  Fr.,  A  Manual  of  English  Literature.  For  the  use  of 
upperclasses  of  high-schools  and  of  private  students.  3.  ed.  gr.  8.  (IV, 
132    S.)  Leipzig    1888.   Klinghardt.    1.50   M. 

1157.  Herford,   Literary   Relations  (Bibl.    1887.   Nr.    1620). 
Vgl.  Lit.  Blatt  1888.  Sp.   16—19  (M.  Koch). 

1158.  Steinbach,  Einfluß  des  Chrestien  de  Troies  auf  die  altenglische 
Literatur  (Bibl.    1885,  Nr.    1198). 

V<rl.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  211  f.  (Brandl). 

1159.  Halkett  and  Laing,  Diclionary  of  Anonymous  and  Pscudo- 
nymous  Literature  of  Great  Britain.  Fourth  Vol.  (Schluß.)  Roy.  8.  (686  S.) 
London,   W.   Paterson.    42    s. 

Vgl.  Athenäum  Nr.   3181. 

1160.  Nordisch.  —  Schweitzer,  Ph  ,  Geschichte  der  skandinavischen 
Literatur  (Bibl.  1886,  Nr.  1638).  2.  Theil:  Geschichte  der  skandinavi- 
schen Literatur  von  der  Reformation  bis  auf  die  skandinavische  Renaissance 
im    19.  Jahrhundert,   gr.    8.    (X,    272).    Leipzig,   Friedrich.   5   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.   1020  f.  (Mogk). 

1161.  Levy,  V.,  oldnordiske  läsestykker  i  tilslutning  til  Wimmers  lüsebog. 
3   Hefte.    Kopenhagen    1887  —  88,   Reitzel. 

1162.  Porkelsson,  Jon  (der  jüngere),  om  digtningen  pä  Island  i  det  15, 
og   16,   ärhundrede.    (516    S.)   Kopenhagen,   Host  &   Söns.   8   Kr. 

Vgl.  Stimmen   aus  Maria-Laach   1889,  95—98  (Baumgartner).  —  Aus:    Berliner 
Jahresbericht   1888,  XII,   160. 

1163.  Schuck,  H.,  svensk  literaturhistoria.  H.  6.  (S.  321  —  384)  Stock- 
holm   1888,  H.   Geber.    0,90   Kr. 

1164.  Warburg,  K.,  Svensk  literaturhistoria  i  sammandrag.  3.  Aufl.  Stock- 
holm,  Norstedt  &   Söner. 

1165.  Lassen,  Indledning  i  Norges  og  Danmarks  Literatur.  3.  Udg.  kl.  8. 
(87    S.)   Christiania,    Steen. 

1166.  Poetik  und  Metrik.  —  Scherer,  Wilh.,  Poetik,  gr.  8.  (XII,  303  S.) 
Berlin    1888.   Widmann.    7    M. 

30* 


444  HIHLIOGHAPHIE  VON    1888. 

Vgl.  Lit.  Ceiitralblatt  1888,  Sp.  716-719  CA.  Kr.);  D.  Lit.  Zt<r.  1888,  Sp.  1444 
bis  1449  (Burdach);  Zs.  f.d.  deutschen  Unterricht  2,  379  ff.  (Bötticher);  Blätter 
f.  literar.  Unterhaltung  1888,  Nr.  •22  (Portig);  Magazin  f.  d.  Literatur  d.  In- 
u.  Auslandes  1888,  Nr.  34  f.  (Kirchbach);  Gegenwart  33,  Nr.  22  (Carriere); 
Grenzboten  47,  2,  576;  Preuß.  Jahrbücher  62,  Nr.  4  (Döring);  Der  Kunstwart  1, 
Nr.  23  (Anders);  Nafionalzeitung  1888,  381   (Brahm). 

11G7.   Baumgart,  Poetik  (Bibl.  1887,  Nr.    1630). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1888,  Sp.  267  f.;  Germania  33,  115  (Bartscli) ;  Zs.  f.  d.  österr. 
Gymnasien  1888,  615—621  (Walzel);  Gymnasium  1888,  Nr.  7  (Buschmann); 
Gegenwart  33,  Nr.  22  (Carriere);  Grenzboten  47,  1,  635;  Preuß.  Jahrbücher  62, 
Nr.  4  (Döring);  Deutsches  Literaturblatt  1888,  234  f.  (U.  Weitbrecht). 

1168.  Wackernagel,  Wilh. ,  Poetik,  Rhetorik  und  Stilistik.  Akademische 
Vorlesungen.  Hrsg.  von  Ludw.  Sieber.  2.  Aufl.  gr.  8.  (XII,  597  S.)  Halle 
1888,   Buchhandlung  d.  Waisenhauses.   9   M. 

Vgl.  Zs.    f.  kirchliche   Wissenschaft    u.  kirchliches  Leben.  9,  H.   10    (Wilhelmi). 

1169.  Vi  eh  off,  H. .  die  Poetik  auf  der  Grundlage  der  Erfahrungs-Seelen- 
lehre.  In  2  Bdn.  Hrsg.  nebst  einer  biograph.  Skizze:  Heinr.  Viehoif,  aus 
persönlichem  Umgange.  Von  Vict.  Kiy.  8.  (XXXVII,  552  S.)  Trier  1888, 
Lintz.    7    M. 

Vgl.  Lit.  Ceutralblatt  1888,  Sp.  1636  f.;  Blätter  f.  literar.  Unterhaltung  1888, 
Nr.  39  (Portig);  Nord  u.  Süd  46,  272;  D.  Kevue   13,  3,  379. 

1170.  Methner,  J. ,  Poesie  und  Prosa,  ihre  Arten  und  Formen.  8.  (XI, 
338   S.)  Halle   1888,  Buchhandlung  des  Waisenhauses.    2,80  M. 

1171.  Fischer,  J.,  Lehrbuch  der  Stilistik,  Metrik  und  Poetik.  Zum  Ge- 
brauche an  Mittelschulen  und  zum  Selbstunterrichte  bearb.  4..  umgearb. 
Aufl.   gr.   8.   (IV,    136  S.)   Langensalza    1888,   Schulbuchhandlung.    1,20  M. 

1172.  Beck,  Friedr.,  Theorie  der  Prosa  und  Poesie.  Ein  Leitfaden  für  den 
Unterricht  in  der  Stilistik  (Rhetorik)  und  Poetik  an  Gymnasien  und  ver- 
wandten Lehranstalten  wie  auch  zum  Privatgebrauche.  2.  Abth.  A.  u.  d.  T. : 
Lehrbuch  der  Poetik.  6.  verb.  u.  verm.  Aufl.  gr.  8.  (XVI,  148  S.)  Mün- 
chen  1888,  Merhofi".    1,60  M. 

1173.  Chaignet,  la  rhetorique  et  son  histoire.  8.  (XXXI,  553  S.)  Paris, 
Vieweg. 

1174.  Brugier,  G. ,  kurzgefaßte  Poetik  [Aus:  Geschichte  der  deutschen 
Nationallitteratur  f.  Schule  u.  Haus.]  gr.  8.  (VI,  74  S.)  Freiburg  i.  Br. 
Herder.    1   M. 

1175.  Strzechma,  Paul,  kleine  Poetik.  Ein  Leitfaden  zur  Einführung  in 
das  Studium  der  deutschen  Literatur  für  Schulen.  2.  verb.  Aufl.  gr.  8. 
(94   S.)   Brunn,   Knauthe.    1,50    M. 

s.  Nr.  314 

1176.  Groß,  Peter,  die  Tropen  und  Figuren.  Ein  Hilfsbuch  f.d.  deutsehen, 
latein.  u.  griech.  Unterricht  an  höheren  Lehranstalten.  2.,  um  ein  Ver- 
zeichniß  der  citierten  griech.,  röm.  u.  deutschen  Schriftsteller  verm.  Ausg. 
gr.   8.   (VIII,   309   S.)   Leipzig   1888,   H.  Bredt.    3   M. 

Vgl.  Wissenschaft!.  Beilage  d.  Leipz.  Ztg.    1888.  Nr.  90. 
117  7.   Kühnow,   Ewald,   Beobachtungen   über  das  Verhältniß  des  Reims  zum 
Inhalt.   8.   (73    S.)   Progr.   d.   Gymnasiums   zu   Stargard  i.   Pr.,   Nr.    130. 

1178.  Riese,  Wilh.,  allitterierender  Gleichklang  in  alter  und  neuer  Zeit. 
8.   (38    S.)  Halle    1888.   Dissertation. 

1179.  Westphal,   der  Rhythmus   des  gesungenen   Verses. 
Aligem.  Musikzeitung   1888,  Nr.  24  ff. 


VIII.    LITTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  445 

1180.  Bruchmann,   K.,   über  die  Dichtersprache. 
Preuß.  Jahrbücher  6t.  H.  4. 

1181.  Hermann,   Konrad,   über  das   Malerische  in   der   Sprache. 
N.  -lahrbücher  f.  Philologie  u.  Piidagogilt  Bd.   1.38,  H.   9. 

1182.  Kirchbach,  Wolfgang,   Poesie  und  Rhetorik. 
Der  Kunstwart  1.  'Jl   u.  22. 


1183.  Möller.  Herrn.,  zur  althochdeutschen  Allitterationspoesie.  8.  (182  S.) 
Kiel    1888,   Lipsius   &   Tischer.   5   M. 

1184.  Wilmanns,   der  altdeutsche  Reimvers   (Bibl.    1887,   Nr.    Iü36). 
Vgl.  D.  Lit.  Ztg.   1888,  Sp.   1256  f.   (K.   M.  Meyer). 

1185.  Wilmanns,  W.,  Untersuchungen  zur  mhd.  Metrik.  8.  (196  S.)  Bonn, 
Webers  Verlag.  4  M.  Beiträge  zur  Geschichte  der  älteren  deutschen  Lite- 
ratur, 4.  Heft.  Enthält:  1.  Der  daktylische  Rhythmus  im  Minnesang; 
2.  die  Kürenberges  wise;  3.  Gebrauch  der  Wörter  mit  kurzer  Stammsilbe 
bei   den   Minnesäugern. 

Vgl.   Centralorgan  f.  d.  Interes.sen  d.  Realscbulwesens   1888,  679  (Sohns). 

1186.  Sievers,  E.,   die  Entstehung  des   deutschen   Reimverses. 
Paul  u.   Braune,  Beiträge   13,    121  —  166. 

1187.  Meyer,  R.  M. ,  Grundlagen  des  mhd.  Strophenbaus  (Bibl.  1887, 
Nr.    1637). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1888.  Sp.  1526  f.  (Röthe) ;  Lit.  Blatt  1888.  Sp.  109-113 
(R.  Becker);  Zs.  f.  vergl.  Lit.-Gesch.  u.  Reuaissance-Lit.  N.  F.  1,  266 — 268 
(Valentin). 

1188.  Weißenfels,   daktylischer  Rhythmus   (Bibl.    1887,  Nr.    1637). 
Vgl.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.   14-16   (R.   Becker). 

1189.  Giske,  H.,  über  Aneinanderreihung  der  Strophen  in  der  mittelhoch- 
deutschen Lyrik. 

Zs.  f.  d.  Philologie  20,  189—202. 

1190.  Borheck,  Max,  über  Strophen-  und  Vers-Enjambement  im  Mittel- 
hochdeutschen.   8.   (165    S.)   Greifswalder  Dissertation. 

1191.  Appl,  J. ,  der  Versschluß  in  den  mittelhochdeutschen  Volksepen. 
8,    (21    S.)    Progr.   d.    Obergyninasiums  zu   Bielitz. 

1192.  Galle,  Rieh.,  die  Personification  [als  poetisches  Kunstinittel  und  ihre 
Verwendung]  in  der  mittelhochdeutschen  Dichtung  bis  zum  Beginne  des  Ver- 
falles. Abhandlung.  (Dissert.)  gr.  8.    (VI,  116  S.)  Leipzig  1888,  Gräfe.    2  M. 

1193.  Liliencron,  R.  v. ,  die  horazisehen  Metren  in  deutschen  Composi- 
tionen  des  16.  Jahrb.  Mit  Notenbeilagen.  (Orig.-Partitur  nebst  Übertragung 
in  moderne  Notenschrift.)  gr.  8.  (71  u.  neue  Partitur  34  S.)  Leipzig  1888, 
Breitkopf  &  Härtel.   4   M. 

1194.  Waldberg,  Max,  Freih.  v. ,  die  deutsche  Renaissance-Lyrik,  gr.  8. 
(VH.    274   S.)  Berlin    1888,   Hertz.    4,60   M. 

Vgl.   Grenzboten  47,  H.   3. 

1195.  Opitzens,  Martin,  Aristarchus  sive  de  contemptu  linguae  Teutonicae 
und  Buch  von  der  Deutschen  Poeterey.  Hrsg.  von  Geo.  Witkowski.  gr.  8. 
(Vm,   217    S.)  Leipzig   1888,   Veit  &  Co.   3   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  1523;  Blätter  f.  literar.  Unterhaltung  1888, 
Nr.  52  (Box berger). 

1196.  Berghoeffer,  Ch.  Wilh. ,  Martin  Opitz'  Buch  von  der  deutschen 
Poeterei.   8.  (169  S.)  Götting.  Diss.  Frankfurt  a.  M.,  Gebr.  Knauer.   4,50  M. 

Vgl.  Deutsches  Literaturblatt  11,  Nr.  22  (Frosch). 


446  BIBLIOGRAPHIE  VON   1888. 

1197.  Braitmaier,  Fiiedr.,  Geschichte  der  poetischen  Theorie  und  Kritik 
von  den  Discursen  der  Maler  bis  auf  Lessing.  1.  Theil.  8.  (XII,  313  S,) 
Frauenfeld,  Huber. 

Vgl.  Lit.  Cenlralblatt  1888,    Sp.   1714;    Konespondeir/.blatt  f.  d.  Geleliiten-  u. 
Realschulen  Württembergs   1888,  518  (Braitmaier). 

1198.  Schipper,  J. ,  englische  Metrik,  in  historischer  und  systeinatisehcr 
Entwicklung  dargestellt.  2.  Theil:  Neuengl.  Metrik.  1.  Hälfte:  Verslehre, 
gr.   8.   (XXVI,   464   S.)  Bonn    1888,   Strauß.   9,60   M, 

1199.  Luick,  Karl,  zur  Theorie  der  Entstehung  der   Schwellverse. 
Paul  u.  Braune,  Beiträge   13,  388—392. 

1200.  Luick,  K..  die  englische  Stabreimzeile  im  XIV.,  XV.  u.  XVI.  Jahr- 
hundert. 

Anglia  11,  392—443  u.  553—618. 
1200".   Wilda,  Oscar,   über  die  örtliche  Verbreitung  der  zwölfzeiligeu  Schweif- 
reimstrophe   in    England.     Inaugural-Dissertation.     gr.    8.     (66    S.)    Breslau 
1887,  Köhler.    1   M. 

Vgl.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  88. 

1201.  Lentzner,   Sonett  (Bibl.    1886,   Nr.    1648). 

Vgl.  Zs.  f.  d.  österr.  Gymnasien  1888,   1044  f.  (Schipper). 

1202.  König,  Goswin,  der  Vers  in  Shakespeares  Dramen,  gr.  8.  (XII, 
138  S.)  Straßburg  1888,  Trübner.  Quellen  u.  Forschungen,  Heft  61.  — 
Zum  Theil  erschienen  (,,Zu  Shakespeares  Metrik")  als  Straßburger  Diss. 
8.    (76    S.)    Straßburg,   Trübner. 

1203.  Hannemann,  Ed.,  metrische  Untersuchungen  zu  John  Ford.  8. 
(63    S.)   Halle    1888.    Dissertation. 

1204.  English  Composition  and  Rhetoric.  Enlarged  Edition.  Part  Second. 
Emotional    Qualities   of  Style.   By   A.   Bain.    London,    Longmans. 

Vgl.   Acndemy  Nr.  848  (Minto). 

A.    Gotisch,   3.   Nr.    265. 

B.    Althochdeutsch. 

120'r).  Braune,  Wilh. ,  althochdeutsches  Lesebuch,  zusammengestellt  und 
mit  Glossar  versehen.  3.  Aufl.  gr.  8.  (VIII,  241  S.)  Halle  1888,  Nie- 
mcyer.   4  M. 

1206.  Glossen.  —  Duvau,  glossaire  latin-allemand,  extrait  du  manuscrit 
Vatic.   Reg.    1701. 

Melanges  d'archeologie  et  d'histoire  VllI,  H.  5. 
Glossen  s.  Nr.   287. 

Isidor,   s.  Nr.  321  f. 

1207.  Notker.  —  Kelle,   Kunstausdrücke  (Bibl.    1887,   Nr.    1661). 
Vgl.  D.  Lit.  Ztg.   1888,  Sp.  696  (Roediger). 

1208.  Kelle,  Joh.,  die  St.  Galler  deutschen  Schriften  und  Notker  Labeo. 
Mit  6  Taf.  Aus:  Abhandlungen  d.  kön.  bayer.  Akad.  d.  Wiss.  gr.  4. 
(76   S.)   München,    Franz'   Verlag  in   Comm.    3    M. 

1209.  Sonnenburg,  Notkers  Boethius   (Bibl.    1887,   Nr.    1662). 
Vgl.  Anz.  f.  d.  Alterthum  14,    141  (Baechtold). 

1210.  Traube,  L.,  zu  Notkers  Rhetorik  und   der  Ecbasis   Captiui. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  32,   388  f. 

Notkfi-  s.    Nr.   285    f. 


VIII.     LITTKK'ATIIK   UND  SPKACIIDENKMÄLEU.  447 

1211.  Otfrid,  —  Schütze,  Beiträge  zur  Poetik  Otfrids  (Bibl.  1887, 
Nr.    1(365). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztic.  1888,  Sp.  232  f.  (K.  M.  Meyer);  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  108  f. 
(Piper);  Anz.  f.  d.  Alterthum  14,  227—2-29  (Steinmeyer);  Zs.  f.  d.  Philologie 
20,  380  f.   (Erdmaun). 

1212.  Freytag,  L.,  Proben   einer  Übersetzung  von  Otfrids  Evangelienbuch. 
Zs.  f.  d.   deutschen  Unterricht   II,  H.  6. 

Otfrid  s.  Nr.  284. 

1213.  Schlummerlied.   —   Seydel,   Rudolf,   zum   Schlummerlied. 
Auz.  f.   d.  Alterthum   14,  289  —  291. 

C.    Mittelhochdeutsch. 

1214.  Piper,  P.,  geistliche  Dichtung  des  Mittelalters.  (1.  Bd.,  S.  1 — 240) 
8.  Stuttgart,  Spemann.  Kürschners  deutsche  National-Litteratur,  Lief.  458 
bis   460.   k  0,50   M. 

1215.  Piper,  P.,  deutsche  Spielmanns-Dichtung.  2,  Bd.  8.  (347  S.)  Stuttgart, 
Spemann.  Kürschners  deutsche  National-Literatur,  Lief.  424,  427  u.  429. 
k   0,50   M. 

1216.  Hildebraud,  Didaktik  aus  der  Zeit  der  Kreuzzüge.  8.  (V,  354  S.) 
Stuttgart,  Spemann.  Kürschners  deutsche  National-Litteratur  Lief.  441, 
443—445.   k  0,50   M. 

1217.  Vetter,  F.,  lehrhafte  Literatur  des  14.  u.  15.  Jahrhunderts.  l.Theil. 
8.  (XIII^  500  S.)  Stuttgart,  Spemann.  Kürschners  deutsche  National-Litte- 
ratur, Lief.   419—422   u.   432.   k  0,50   M. 

1218.  Grupp,  Kudolf,  die  deutscheu  Didaktiker  und  die  Schulen  des  12. 
u.  13.  Jahrhunderts.  Ein  culturhistorischer  Versuch.  1.  Theil.  8.  (16  S.) 
Progr.    des  Gymnasiums  zu   Brandenburg   a.  d.  H. 

1219.  Mourek,  V.  E. ,  Neuhauser  Bruchstücke  einer  Pergamenthandschrift 
altdeutscher  Gedichte   ernsten  Inhalts. 

Sitzungsberichte  d.  köu.  böhm.  Gesellschaft  d.  Wissenschaften  1889,  1.  Juli, 
S.   131 — 176.  —  Darin:  Euphrosynenlegende,  Novelle  von  der  Lucretia. 

1220.  Albrecht  von  Eyb.  —  Herrmann,   M.,    ein  Brief  an  Albrecht  v.  Eyb. 
Germania  33,  499—506. 

1221.  Strauch,   Ph.,   zu   Albrecht  von   Eyb. 
Anz.  f.  d.  Alterthum   14,   147   f. 

1222.  Fey,  Julius,  Albrecht  von  Eyb  als  Übersetzer.  8.  (40  S.)  Halle  1888. 
Dissertation. 

1223.  Fiske,W.,  Francis  Petrarch's  treatise  De  remediis  utriusquc  fortunae. 
Text  and  Versions.   8.  (48   S.)  Florenz,   Le   Monnier. 

Bespricht,  nac-h  der  Inhaltsangabe  im  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  242,  auch  die  nieder- 
ländischen, englischen,  deutschen  (Albreclit  v.  Eyb)  und  schwed.  Übersetzungen. 

1224.  Albrecht  von  Johansdorf.  —  Hornoff,  J.,  der  Minnesänger  Albrecht 
von  Johansdorf. 

Germania  33,  385 — 437. 

1225.  Annolied,  von  Wilmanns  (Bibl.   1887,   Nr.    1678). 
Vgl.  Germania  33,   114  (Bartsch). 

1226.  Zarncke,  F.,  zum   Annoliede. 

Berichte  über  die  Verhandhuiüren  der  kön.  sächs.  Gesellschaft  d.  Wiss. ,  philol.- 
histor.  Classe   1887,  H.  4/5. 

1227.  Benedictinerregel,  von  Sievers  (Bibl.   1887,  Nr.   1683). 
Vgl.  Lit.  Blatt  1887,  Sp.  201  (Behaghel). 


448  HIHLIOGRAPHIE  VON   1888. 

Berthold  von  Holle  s.  Nr.  7  7. 

1228.  Berthold  von  Regensburg.  —  Waltz,  Berthold  vou  Regensburg, 
der  große  Prediger  des   Mittelalters. 

Kiicliliclie  Monatsschrift  7.  .Jahrg.,  Nr.  7. 

1229.  Bibel.  —  Keller,  die  AValdenser  und  die  deutsche  Bibelübersetzung 
(Bibl.    1887,    Nr.    16881. 

Vgl.  Germania  3.3,   122  (Bartsch). 

1230.  Haupt,  H.  ,  Waldensia.  I.  Articuli  Waldensium.  II.  Regula  Waldeu- 
sium.  III.  Summa  fratris  Torsoms   de  haereticis.  IV.  Die  Secte  der  Ortliber, 

Zs.  f.  Kirchengeschichte   10,  .311—329. 

1231.  Haupt,  H.,  neue  Beiträge  zur  Geschichte  des  mittelalterlicheu  Wal- 
denserthums. 

Histor.  Zs.  Cl,  39—68. 

1232.  Ellinger,  Gr.,   die   Waldenser  und   die  deutsche  Bibelübersetzung. 
Zs.  f.  d.  Philologie  20,   1—37. 

1233.  Bornemann,   zur  Hypothese  von   der   Waldenser  Bibel. 
Jahrbücher  f.  protest.  Tlieologie   14,  H.  1. 

1234.  Goll,  Jaroslaw,   die  Waldenser  im   Mittelalter  und  ihre  Litteratur. 
Mitthoihingcn  d.  Instituts  f.  österr.  Geschichtsforsclnuig  9,   326 — 351. 

Mhd.  Bibel  s.  Nr.  77,  85  u.   1124;  Waldenser  s.  Nr.   106. 

1235.  Boners  Fabeln  von  Gottschick  (Bibl.    1887,  Nr.   1693). 
Vgl.  Germania  33,    128  (Bartsch). 

1236.  Spölgen,  Ulrich  Boner  als  Dialektiker.  4.  (24  S.)  Progr.  d.  Real- 
gymnasiums zu  Aachen. 

Bruno  von  Hornberg,  s.  Nr.   1300. 

1237.  Brunwart  von  Augheim.  —  Pfaff,  Fr.,  die  Lieder  des  Brunwart 
von  Augheim. 

Zs.  d.  Gesellschaft  f.  Beförderung  der  Geschichts-,  Alterthums-  und  Volkskunde 
von  Frei  bürg,  7.  Bd. 

s.  Nr.   1300. 

Büwenberg,  s.  Nr.  850. 

1238.  Chroniken.  —  Anshelm,  Valerius,  die  Berner  Chronik.  Hrsg.  vom 
histor.  Verein  des  Cantons   Bern.   3.  Bd.   gr.    8.   (498  S.)  Bern,   Wyß.    6  M. 

1239.  Goebel,   Poetry  in   the   Limbnrger  Chronik.  IL 
The  American  Journal  of  Philology  8,  H.  4. 

1240.  Teige,   die   Quellen   des  sog.   Dalimil. 

Mittheilungen  d.  Instituts  f.  österr.  Geschichtsforschung  9,  IL   1/2. 

1241.  Eberhard  Windecke,   übersetzt  von  Hagen  (Bibl.  1886,  Nr.  2317). 
Vgl.  Gott.  gel.  AuK.   1888,  Nr.   10  (Heiffersclieid). 

1242.  Reiffers  ch  eid,   über  die  Windeckhss.   in  Zürich. 
Verhandlungen    der    39.  Versammlung    deutscher  Philologen    und  Schulmänner 
(Leipzig,  Teubner),  S.   166—170. 

s.  Nr.  7L 

1243.  Frankfurter  Chroniken  und  analistische  Aufzeichnungen  der  Refor- 
mationszeit. Nebst  einer  Darstellung  der  Frankfurter  Belagerung  von  1552. 
Bearbeitet  von  R.  Jnng.  Lex.-8.  (XXXII,  780  S.)  Frankfurt  a.  M.,  Jügels 
Verlag.  12  M,  Quellen  zur  Frankfurter  Geschichte,  hrsg.  von  H.  Grote- 
fend,   2.  Bd. 

1244.  Ruppert.  Ph.,  Konstanzer  Beiträge  zur  badischen  Geschichte  (1888), 
enthält  u.  A.:  Ulrich  Richenthal ;  ein  Ueberlinger  Chronist  des  15.  Jahr- 
hunderts. 

s.  Nr.  854. 


VIII.    LITTEKATIJK  UND  SPRACHDENKMÄLER.  449 

1245.  Baumaun,  F.  L. ,  die  Werdensteiner  Chronik.  Eine  Quelle  zur  Ge- 
schichte des   Bauernkrieges  im   Allgäu.    12.  (36  S.)   Kempten.   Kösel.    1  M. 

1246.  Cliges.   —    Bachmann,  A.,  Bruchstücke  eines   mhd.   Cliges. 
Zs.  f.  a.  Alteithum  32,   123—128. 

1247.  Eilhart  von  Oberge.  —  Muret,  Emest,  Eilhart  d'Oberg  et  sa 
source  francaise.     Sonderabdruck  aus   der  Romania  XVI.    8.   (79    S.)  Paris. 

1248.  Erzählungen.  — ■  Baechtold,  J.,  Einundzwanzig  Fabeln,  Schwanke 
und   Erzählungen   des  XV.   Jahrhunderts. 

Germania  33,  257 — 283. 

1249.  Henke,  Oscar,  drei  altdeutsche  Schwanke,  übersetzt.  8.  (40  S.) 
Programm  des  Gymnasiums  zu  Barmen  1888,  Nr.  396.  Barmen,  Stein- 
born &   Co.    1,20   M. 

Kobold   und  Wasserbär,    Weinschwelg,    die    beiden  Kaut'leute    und    die    treue 
Hausfrau. 

Mhd.  Erzählungen  s.  Nr.  80. 

1250.  Freidank,  von  May  (Bibl.    1887,  Nr.   1714). 
Vgl.   Herrigs  Archiv  80,  468. 

s.   Nr.   77. 

1250\  Friedrich   von  Hausen.    —    Schenk    zu  Schweinsberg,    Gustav 
Freiherr,   zur  Frage  nach   dem   Wohnsitze   Friedrichs   von  Hausen. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  32,  41—44. 

1251.  Gebet.    —    Bachmann,   Albert,   Bruchstücke   eines   Frauengebetes. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  32,  50— .07. 

1252.  Geiler.  —  Spirgatis,  Max,  zur  Bibliographie  Geilers  von  Kaisersberg. 
Centralblatt  f.   Bibliothekswesen  5,  H.  2. 

1253.  Genesis.  —  Zingerle,  Paradiesgarten  in  der  Genesis  (Bibl.  1887, 
Nr.    1720). 

Vgl.  Zs.  f.  vergl.  Lit.-Gesch.  u.  Renaissance-Lit.   N.  F.  1,  298  (Brenner). 

1254.  Glossen.   —  Jeitteles,    Adalb. ,     altdeutsche   Glossen  aus   Innsbruck. 
Germania  33,  287—311. 

1255.  Vocabularius   Beronensis,   von  Brandstetter  (Bibl.  1886,  Nr.    1725). 
Vgl.  Germania  33,   124  f.  (Bartsch). 

Goldener,  s.  Nr.   1300. 

1256.  Gotfried  von  Neifen.  —  Uhl,  Wilh.,  Unechtes  bei  Neifen.  gr.  8. 
(222  S.)  Paderborn  1888,  Schöningh.  3  M.  Göttinger  Beiträge  zur  deut- 
schen  Philologie,   IV. 

1257.  Gotfried  von  Straßburg.  —  Golther,  Wolfgang,  Gottfried  von  Straß- 
burg, Tristan  und  Isolde  (S.  1  —  336).  8.  Stuttgart,  Spemann.  Kürschners 
deutsche  Nationallitteratur,  Lief.   466—468.   ä  0,50   M. 

1258.  Glöde,  0.,  die  Reimbrechung  in  Gottfrieds  von  Straßburg  Tristan 
und  den  Werken   seiner  hervorragendsten   Schüler. 

Germania  33,  357 — 370. 

s.  Nr.  847  u.  1875. 

1259.  Hans  von  Bühel.  —  Seelig,  Fritz,  der  elsäßische  Dichter  Hans 
von  Bühel. 

Straliburger  Studien  3,  243 — 335. 

Hardegger,  s.  Nr.  1300. 

1260.  Hartmann  von  Aue.  —  Bech,  Fedor,  Hartmann  von  Aue.  3.  Theil. 
Iwein,  oder  der  Ritter  mit  dem  Löwen.  3.  Aufl.  8.  (XIX,  304  S.)  Leipzig, 
Broekhaus.  3,50  M.  Deutsche  Classiker  des  Mittelaltei's ,  mit  Wort-  und 
Sacherklärungen,  begründet  von   Fr.   Pfeiffer,   6.   Bd. 

Vgl.  VVisseuschai'tl.   Beilage  d.  Leipz.  Ztg.  1888,  Nr.  76. 


450  BIBLIOGRAPHIE  VON  1888. 

1261.  Grimme,   F.,  zu  Iwein,   V.   553   ff. 

Germania  33,  58.  —  Der  wunderbare  BruuueQ  wird  in  einem  persiscbeu  Ge- 
schieh tswerke  nachgewiesen. 

1262.  Heiligthumsbücher.  —  Beißel,  Stephan,  weitere,  iu  Folge  der  Aus- 
stellung des  heiligen  Rockes  um  das  Jahr  1512  gedruckte  Trierer  Heilig- 
thumsbücher. 

Centralbhitt  f.  Bibliothekswesen  5,   H.  8. 

1263.  Heilthumsbücher. 
Kunst- Chronik  23.  Jahrg.  Nr.  20. 

Heinrich  von  Freiberg,  s.  Nr.  77. 

1264.  Heinrich  von  Hesler.  —  Steinmayer,  noch  eiumal  Heinrich  von 
Hesler. 

Zs.  f.  d.  Alterthum  32,  446-449. 

8.  Nr.  77. 

1265.  Heinrich  Laufenberg.  —  Müller,  Ed.  Eich.,  Heinrich  Loufenberg, 
eine  litterarhistorische  Untersuchung,  gr.  8.  (VH,  157  S.)  Berlin  1888, 
W.   Webers  Verlag.    2,40  M. 

1266.  Heinrich  von  Melk,  von  Lorenz  (Bibl.   18&7,  Nr.   1729). 
Vgl.  Zs.  f.  d.  Philologie  20,   123—126  (Seeraüiler). 

Heinrich  Teschler,  s.  Nr.   1300. 

1267.  Heinrich  v.   d.  Türlin.  —  Krüger,    einige  Besserungen   zur  Krone. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  32,   143  f. 

1268.  Heinrich  von  Veldeke.  — Roetteken,  die  epische  Kunst  H.  v.  Vel- 
decke  und  H.   v.   Aue   (Bibl.    1887,   Nr.    1733). 

Vgl.  Ü.  Lit.  Ztg.  1888,  Sp.  1186  f.  fWilmanus),  und  1438-1440  (Eutgegnuug 
von  Roetteken  und  Autwort  von  Wilmanns);  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  527 — 529 
(Ehrismann). 

s.  Nr.  77. 

Heinrich  Wittenweiler,  s.  Nr.  74. 

Heldenbuch,  s.  Nr.   77;  Heldensage,  s.  Nr.   794  ti". 

1269.  Hiltbolt  von  Swanegou.  —  Aron,  Otto,  zu  Hiltbolt  von  Swanegou. 
Auz.  f.  d.  Alterthum  14,  230. 

1270.  Hugo  von   Trimberg.  —  Ehrismann,   G.,   zu   Germania  XXXH,    97. 
Germania  33,  45.   —   Kenner. 

1271.  Johann  von  Soest,  von  Pfaff  (Bibl.   1887,  Nr.   1738). 
Vgl.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  201—203  (Suchier). 

1272.  Bahder,  K.  v.,  Johann  von   Soest    Dy  gemein  Bicht'. 
Germania  33,   129—158. 

1273.  Joseph.  —  Piper.  P. ,  das  Gedicht  von  Joseph  nach  der  Wiener 
und  der  A'^orauer  Handschrift  nebst  einigen  Angaben  über  die  Überlieferung 
der  übrigen  alttestamentlichen   deutschen  Texte   des    11.  Jahrhunderts. 

Zs.  I.  d.  Philologie  20,  257  —  289  u.  430—481. 

1274.  Kaiserchronik.  —  Zingerle,  Oswald,  ein  Bruchstück  der  Kaiser- 
chronik. 

Zs.  f.  d.  Alterthum  32,  57—60. 

1275.  Kaspar  v.  d.  Roen.  —  Zimmerstädt,  Franz,  Untersuchungen  über 
das  Gedicht  Kaspars  v.  d.  Roen  .,Der  Wunderer'",  gr.  4.  (28  S.)  Programm 
des  Luisenstädt.   Realgymnasiums.   Berlin   1888,   Gärtner.    1    M. 

1276.  Klage.     —    Mourek,    V.   E.,     Prager    Bruchstück    einer    Pergament- 

handschrift  der  Klage. 

Sitzungsberichte  der  kön.  böhin.  Gesellschaft  d.  Wissenschaften  1887,  10.  Jan., 
S.  3—24. 


VIII.    LITTERATITR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  451 

1277.  Klaus  Wisse.  —  Parzifal  von  Claus  Wisse  und  Philipp  Colin  [1331 
bis  1336].  Eine  Ergänzung  der  Dichtung  Wolframs  von  Eschenbach,  zum 
ersten  Male  hrsg.  von  Karl  Schorbach.  gr.  8.  (LXX  S.  u.  880  Sp.)  Straß- 
burg, Trübner.  10,50  M.  Elsäüische  Litteraturdenkmäler  aus  dem  XIV. 
bis   XVII,   Jahrb.,   hrsg.  von   E.   Martin  u.   E.   Schmidt,    5.   Bd. 

Vol.    Lit.  Centralblntt    1888,    Sp.    1456  f.;    D.  Lit.  7Ag.    1888,    Sp,   1030—1041 
(Edw,  Schröder), 

1278.  Konrad.    —   Rolandslied,   von  Golther  (Bibl.    1887,   Nr,    1740). 

Vgl.   Germania  33,  116  f.    (Bartsch);    Zs.    f.    vergl,  I^it.-Gesch.    u.  Reuaissance- 
Lit.  N.  F.  1,  465—467   (Beclistein), 

1279.  Schürer,  Heinrich,  die  Sprache  der  Handschrift  P  des  Rolands- 
liedes, gr.  8.  (46  S.)  Programm  des  Communalgymnasiums  zu  Komotau. 
Komotau   1887. 

Vgl.   Germania  33,  234  f.  (Bartsch). 

1280.  Seelmann,  Emil,  Bibliographie  des  altfranzös.  Rolandsliedes,  mit 
Berücksichtigung  nahestehender  Sprach-  und  Litteraturdenkmale  verfaßt, 
gr,    8.    (XIII,    113    S,)  Heilbronn    1888,  Gebr.   Henninger.   4,80   M. 

1281.  Konrad  von  Ammenhausen.  —  Vetter,  Ferd.,  das  Schachzabelbuch 
Kunrats  von  Ammenhusen,  Mönchs  und  Leutpriesters  zu  Stein  am  Rhein. 
Nebst  den  Schachbücheru  des  Jacob  v.  Cessole  und  des  Jacob  Mennel 
hrsg.  von  F.  V.  2.  Lief.  (Sp,  225—432)  Frauenfeld,  Huber,  2,40  M. 
Bibliothek  älterer  Schriftwerke  der  deutschen  Schweiz,  hrsg.  von  Baech- 
told  u,   Vetter,   Ergänzungsband,   2.  Lief. 

Vgl.  Germania  '6'6,   117  (Bartstli). 

1282.  Konrad  von  Zabern,   von  Ernst  Martin, 
Straßburger  Studien  3,  238—240, 

1283.  Kudrun.  —  Neumann,  Friedr. ,  über  die  Entwicklung  der  Kndrun- 
dichtung.  gr.  4.  (27  S.)  Progr.  des  Sophien-Gymnasiums  zu  Berlin.  Berlin 
1888,  Gärtner.   1    M, 

1284.  Gudrun,   übersetzt  von  Freytag  (Bibl.    1887,   Nr.   1744). 
Vgl,  Zs,  f,  d.   deutschen  Unterricht  2,  H.  2  (R.  Schneider). 

1285.  Schmidt,  Leonh.,  Gudrun,  Eine  Umdichtung  des  mittelhochdeutschen 
Gudrunliedes.   8.   (XIX,  1 1 4  S.)   Wittenberg  1888,   Herrose  Verlag,    1,80  M. 

Vgl.  Deutsches  Litteraturblatt   1888,   1.50  (Keck). 

1286.  Kunz  Has,  —  Matthias,   E,,   der  Nürnberger  Meistersänger  Kunz  Has. 
Mittheilungen  d.  Vereins  f.  Geschichte  d.   Stadt  Nürnberg  II.  7,   169— -'Hß. 

1287.  Kürenberger.   —   Schröder,   E.,   die   erste   Kürnbergerstrophe. 
Zs.  f.  d.  AUeitlmm  32,   137  —  141. 

1288.  Sievers,   E,,   die   erste  Kürenbergerstrophe, 
Zs.  f,  d,  Altcrthiim  32,  389  —  394. 

s.  Nr.   1185. 

1289.  Lamprecht.  —  Kinzel,  K.,    Quelle  und  Schluß  des  Vorauer  Alexander, 
Zs.   f.   d.   Philologie  20,  88—97. 

1290.  Legenden.  — Wanderlegenden,   von  Rochholz  (Bibl.    1886,   Nr.  1767). 
Vgl,  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  128  (R.  Köhler). 

1291.  Steinmeyer,  zum   Leben  der  heil.  Elisabeth. 
Anz.  f.  d.  Altertluiin   14,  291, 

s.  Nr.  813  tr. 

1292.  Strauch,  P,,  Bruchstück  einer  md.   Margarethenlegende. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  32.  423—430. 


452  BIBLIOGRAPHIE  VON  1888. 

1293.  Greifeid,  Oscar,  Servatius,  eine  oberdeutsche  Legende  des  12.  Jahr- 
hunderts. (33  S.)  Berliner  Dissertat.  1887   (Berl.  Jahresber.  1888,  XIV,  47). 

1294.  Poppe,  Paul,  über  das  Speculum  humanac  salvationis  und  eine 
mitteldeutsche  Bearbeitung  desselben.  Inaugural-Dissertation.  gr.  8.  (88  S.) 
Berlin    1887.    Straßburg,   Trübner.    2   M. 

1295.  Geiger,  Karl,  Elisabetha  Bona  von  Reute,  die  Patronin  und  Wuuder- 
thäterin  Schwabens.  Eine  Heiligengeschichte.  S.-A.  aus  den  deutsch-evang. 
Blättern.    12.    (84    S.)   Barmen    1888,   Klein.    1    M. 

Vgl.  Theolog.  Lit,  Blatt  1888,  Sp.  274. 

1296.  Baumeister,,   Elisabetha  Bona  von  Reute. 
Protest.  Kircheuzeitung  1888,  Nr.  27. 

Alexiuslegende,  s.  Nr.   777;  Euphrosynenlegende,  s.  Nr.  1219. 
Lied,  historisches,   s.  Nr.   985;  Marienlied,   s.  Nr.   81. 
Lucidarius,  s.  Nr.  77. 
Lucretia,  s.  Nr.   1219. 

1297.  Meißner.  —  Frisch.  Adolf,  Untersuchungen  über  die  verschiedenen 
mhd.  Dichter,  welche  nach  der  Überlieferung  den  Namen  Meißner  führen. 
Dissertation,   gr.   8.   (VI,    76    S.)  Jena   1887,  Pöble.    1,75   M. 

1298.  Minnesang.  —  Des  Minnesangs  Frühling,  hrsg.  von  Karl  Lachmann 
u.  Moritz  Haupt.  4.  Ausg.  besorgt  von  F.  Vogt.  gr.  8.  (VHI,  343  S.) 
Leipzig,   Hirzel.    5   M. 

Vgl.  Lit.   Centralblatt  1888,  Sp.  1583  f. 

1299.  Traube,   L.,   zu  MF.   3,    1  —  6. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  32,  387  f. 

1300.  Grimme,   F.,   Beiträge  zur  Geschichte   der   Minnesinger  III. 
Germania    33,    47—57.    —     1.  Brunwart    v.  Augheim;    2.  Bruno    v.    Honiberg; 
3.  Walter    v.  Breisach;     4.  Der    schuolraeister    von    Ezzelingen;     5.  Goldener; 
6.  Pfeffel;   7.  Der  von  Saebsendorf;  8.  Hardegger;  9.  Meister  Heinrich  Teschler. 

1300\   Schönbach,  A.,  zu  Germania  32,  411  ff.  (=  Bibl.  1887,   Nr.  1756''). 
Anz.  f.  d.  Alterthum   14,  229. 

1301.  Grimme,  Fritz,  die  Bezeichnungen  her  und  meistcr  in  der  Pariser 
Handschrift  der  Minnesinger. 

Germania  .^3,  437—448. 

1302.  Weber,  Franz,  Minnesinger.  Deutsche  Liederdichter  des  12.,  13.  u. 
14.  Jahrhunderts  aus  der  Manessescheu  Liederhandschrift  und  anderen 
Sammlungen  ausgewählt  und  neuhochdeutsch  übertragen.  8.  (VI,  148  S.) 
Halle,  Hendel.  0,25  M.  Bibliothek  der  Gesammtlitteratur  d.  In-  u.  Aus- 
landes Nr.   211. 

1303.  Drees,  politische  Dichtung  der  Minnesänger  (Bibl.   1887,   Nr.  1758). 
Vgl.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  294  (R.  Becker);  Ilerrigs  Archiv  80,  466  f. 

1304.  de  Gruyter,   das  deutsche  Tagelied  (Bibl.  1887,  Nr.    1759). 
Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1888,  Sp.  629  f.  (R.  M.  Meyer). 

1305.  Baebler,  J.  J.,   ein   Tagelied. 
Germania  33,  283—286. 

1306.  Kraus,   Miniaturen   (Bibl.    1887,   Nr.    1762). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  894  f.  (H.  J.) ;  D.  Lit.  Ztg.  1888,  Sp.  279  f. 
(F.  X.  Kraus);  AUgem.  Ztg.    1887,  Nr.  343  (Rahn). 

1307.  Oechelhäuser,   Miniaturen   (Bibl.    1887,   Nr.    1763). 

Vgl.  Lit.  Contralhlatt  1888,  Sp.  1317  f.  (H.  J.);  D.  Lit.  Ztg.  1888,  Sp.  983 
(F.  X.  Kraus);  Westdeutsche  Zs.  8,  73—80  (Lamprecbt);  Mittheilungen  des 
Instituts  für  österr.  Geschichtsforschung  9,   621  f.  (Riegl). 


Vlir.    LITTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  453 

1308.  Zangemeister,  Karl,  zur  Geschichte  der  grolien  Heidelberger,  sog. 
Manessischen  Liederhandschrift. 

Westdeutsche  Zs.  8.  325-::i71. 

1309.  Trübner,  K.J.,  die  Wiedergewinnung  der  sog.  Manessischen  Lieder- 
handschrift. 

Centialblatt  f.  Bibliothekswesen  5,  H.  4/5. 

1310.  Obs  er,  Karl,   die  Wiedererwerbung  der  sog.   Manesse-Handschrift. 
Karlsruher  Zt^;.   1888,  Beilage  zu  Nr.  121. 

1311.  Die  manessische  Liederhandschrift. 
Illustrierte  Ztg.  Nr.  2.336. 

1312.  Frommel,  W.,  die  wiedergewonnene  Liederhandschrift  der  Heidel- 
berger   Bibliothek. 

Daheim   18n8,  Nr.  33. 

1313.  Die   Manessesche  Liederhandschrift. 
Kunst- Chronik  23.  .Jahrg.  Nr.  24  ff. 

1314.  Janitschek,   H.,   die  Miniaturen   der   Manessischen   Handschrift. 
Die  Nation   1888,  Nr.  24. 

1315.  Die   Manessesche  Liederhandschrift. 
Alldem.  '/As:.   1888,  Beilage  Nr.  60. 

1316.  Die  Nachbildung  der  Manesseschen  Handschrift  in  Heidelberg. 
Germania  33,   173 — l"ö. 

Minnesang,  s.  Nr.   1185  ff. 

1317.  Mystik.  —  Mich  eisen,  Karl,  Meister  Eckart.  Ein  Versuch,  gr.  8. 
(30   S.)   Berlin,   Mittler  &   Sohn.   0,G0   M. 

1318.  Plümacher,   0.,   Meister  Eckhart. 

Zs.  f.  Philosophie  und  philos.  Kritik  N.  F.  93,   176—213. 

1319.  Denifle,  H.,   der  Plagiator  Nicolaus  von   Straßburg. 
Archiv  f.  Litteratur-  u.  Kircbengeschichte  d.  Mittelalters  4.  312 — 329. 

1320.  Münz,   der   große  Gottesfreund  im   Oberlande. 
Der  Kirchenfreund  22,   129—136  u.   145  —  152. 

1321.  Tauler,  La  raerveilleuse  histoire  du  revcrend  pere  Jean  Tauler, 
traduite  de  l'Allemaud  par  M.  H.  12.  (85  S.)  Geneve,  imprimerie  J. — G. 
Fick.    6   fr. 

Mystik  s.  Nr.   106. 

1322.  Neidhart  von  Reuenthal.  —  Über  die  Heimat  Neidharts  von  Reuonthal. 
Verhandlungen  des  bistor.  Vereins  von  Oborpfalz  und  Kegensbm-g,  42.  Bd. 

1323.  Zingerle,   0.,   zur  Neidhartlegende. 
Zs.  f.  d.  Altertbum   32,   430-436. 

1324.  Nibelungenlied,  von  Laistner  (Bibl.  1887,  Nr.   1785). 
Vgl.  Germania  33,   127  f.   (Bartsch). 

1325.  Zarncke,  Nibelungenlied  (Bibl.    1887,  Nr.    1788). 
Vgl.  Germania  33,   108  (Bartsch). 

1326.  Bartsch,   Nibelungenlied  (Bibl.    1887,  Nr.     1789). 
Vgl.  Germania  33,    117  (Bartsch). 

1327.  Binder,  Streifzüge  auf  dem  Gebiete  der  Nibelungenforschung  (Bibl. 
1887,  Nr.  179G);  Hans  Schmidt,  über  das  attributive  Adjectiv  im  Nibe- 
lungenliede und  in  der  Ilias  (Bibl.  188  7,  Xr.  257);  Filipsky,  das  stehende 
Beiwort  im  Volksepos   (Bibl.    1886,   Nr.    1661"). 

Vgl.  Germania  33,   125  f.  (Nagele). 

1328.  Das  Nibelungenlied  für  das  deutsche  Haus  nach  den  besten  Quellen 
bearb.  von  Emil  Engelmann.  2.  Aufl.  Lex.-8.  (IV,  236  S.)  Stuttgart  1889, 
Neff.    6   M. 


454  HIBUOGRAPHIE  VON   188S. 

1329.  Der  Nibelungen  Not  in  metrischer  Übersetzung,  nebst  Erzählung  der 
älteren  Nibelungensage  von  H.  Kamp.  2.  erheblich  verb.  Aufl.  gr.  8.  (VIII, 
199    S.)  Berlin    1888,   Mayer   &  Müller.    2,25    M. 

1330.  Das  Nibelungenlied.  Schulausgabe,  bearbeitet  von  Karl  Iloldermann. 
8.  (116  S.  u.  1  Titelbild.)  Berlin,  Reuther.  0,80  M.  Meisterwerke  der 
deutschen  Litteratur,   hrsg.   von  K.   Holdermann   u.    L.    Sevin.    1.   Bdchn. 

1331.  Woerner,  Thomas,  das  Nibelungenlied.  Bearbeitet  und  eingeleitet, 
8.  (231  S.)  Stuttgart,  Cotta.  1  M.  Cottasche  Bibliothek  der  Weltlitteratur, 
Bd.    173. 

Vgl.  Wis.sen.schaftliche  Beilage  d.  Leipz.  Ztg.  1888,  Nr.   113. 

1332.  Schramm,  H.,  über  die  Einheit  des  20.  Liedes  von  den  Nibelungen 
(Bibl.    1887,  Nr.    1795). 

Vgl.  Zs.  f.  d.  österr.  Gymnasien  1888,  277  f.  (Proscli);  Gymnasium  1888,  Nr.  15 
(Saliger). 

1333.  Stuhrmann,  Idee  und  Hauptcharaktere  der  Nibelungen  (Bibl.  1887, 
Nr.    1797). 

Vgl.  Zs.  f.  d.   österr.  Gymnasien   1888,  62G   (Löhner). 

1334.  Kettner,  E.,  zur  Kritik  des  Nibelungenliedes.  VIII.  Die  Texte  A  und  B. 
Zs.  f.  d.  Philologie  20,  202—225. 

1335.  Martin,  E.,  zu   den  Nibelungen. 
Zs.  f.  d.  Altertbum  32.  380  —  386. 

1336.  Haas,   Karl,  der  Scheich   im  Nibelungenliede. 
Germania  33,  312. 

1337.  Bartsch,   Ad.,   die  Weidmannssprache   im   Nibelungenliede. 
Der  Weidmann  19,  Nr.  49. 

1338.  Müller,   Richard,   was   wissen   wir  von   der  Burg  Pechlarn? 
Blätter  d.  Vereins  f.  Landeskunde  von  Niederösterreich  22,  436  —  439. 

Nibelungen,  s.  Nr.  797  ff.  u.   1359. 

1339.  Nikiaus  von  Wyle.  —  Baechtold,  J.,  zu  Nikiaus  v.  Wyle. 
Zs.  f.  vergl.  Lit.-Gesch.  u.  Kenaissance-Lit.  N.  F.    1,  348 — 350. 

1340.  Orendel.  Ein  deutsches  Spielmannsgedicht,  mit  Einleitung  und  An- 
merkungen herausg.  von  Arnold  E.  Berger.  gr,  S.  (XVI,  CXV,  192  S.) 
Bonn    1888,   Webers   Verlag.    9   M. 

Vgl.  Zs.  f.  d.  österr.  Gymnasien   1888,   753 — 755   (Singer). 

1341.  Beer,  L.,    der  Stoff  des   Spielmannsgedichtes   Orendel, 
Paul  u.  Braune,  Heiträge  13,   1  —  120. 

Oswald,  s.  Nr.  839. 

1342.  Oswald  von  Wolkenstein,  von  Schrott  (Bibl.   1887,  Nr.   1807). 
Vgl.  Germania  33,  237  f.  (Bartsch). 

1343.  Ottokar.  —  Lampel,  Jos.,  die  Landesgrenze  von  1254  und  das 
steirische  Ennsthal,  mit  32  urkundl.  Beilagen. 

Arcliiv  f.   österr.  Gesch.  71,  2.  Hälfte,  S.  297—452.    —  Wichtig  für  die  Kritik 
von  Ottackers  steiri.scher  Reimchronik  (N.  Archiv  f.  ältere  deutsche  Gesch.  13,  65G). 

1344.  Passional.   —   Curtius,   C,   ein   Bruchstück  des  alten  Passionais. 
Anz.  f.  d,  AUerthnm   14,  230  f. 

Pfeffel,  s.  Nr.  1300. 

1345.  Philipp   (der  Karthäuser),   von   Edward   Schröder. 
Allgem.  D.  Biographie  26,  71   f. 

1346.  Mourek,  V.  E.,  Krumauer  Bruchstück  eines  mitteldeutschen  geist- 
lichen Gedichts, 

Sitzungsberichte  d.  kön.  böhm.  Gesellschaft  d.   Wiss.   1888,  5.  März,  S.  3—33. 
—   Aus  Br.  Philipps  Marienleben. 


VIII.    LITTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  455 

1347.  von   Pholspeunt,  Heinrich,   von   Roethe  und   Frölich. 
Allgem.   D.  Biographie  2ß,  91   f. 

1348.  Der  Pleier,  von  Steinmeyer. 
Allgem.  D.  Biographie  '2(5.  üßO  f. 

1349.  Tandarins   a  Floribella.     Sklädäni    staroöeske   s  ni-meckym   Pleye- 
rovvm,  von  V.   E.   Moiirek. 

Abliandlungen  d.  köu.  böhm.   Gesellschaft  d.  Wiss.   1887,  3  —  103.  —  Vgl.  Atlic- 
näuin   (Prag  1887),  S.  260  ff.  (E.  Kraus). 
13.'")0.   Predigt.    —    Linsenmeyer,     Geschichte     der  Predigt    (Bibl.    1887, 
Nr.    1816. 

Vgl.    Histor.    Zs.    (50,    291—293    (Kattenbusch) ;    Histor.    .Jahrbuch    9,   124  -127 
(Ivpppler);  Theolog.  Lit.  Ztg.   1888,  Nr.  1. 

1351.  Altdeutsche    Predigten,     hrsg.    v.    Ant.    E.    Schönbach.     2.   Bd.: 
Texte.   Lex.-8.   (XII,    328   S.)   Graz   1888,    Styria.    9   M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  1417  f.;  Theo!.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  382. 
Predigt  s.  Nr.  77. 

1352.  Priameln,  von  Euling  (Bibl.   1887,  Nr.   1819). 
Vgl.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  492—494  (Bachmann). 

s.  Nr.  80. 

1353.  Prischuch,  Thomas,  von  Roethe. 
Allgem.  D.  Biographie  26,  600  f. 

1354.  Psalmen,  Windberger.  —  Wallburg,    Paul,    über   die  Windberger 
Interlinearversion   der  Psalmen.    8.   (VII,    115S.).   Straßburger  Dissertation. 

1355.  Piitrich  von  Reichertshausen,  von  Roethe. 
Allgem.  D.  Biographie  26,  744—746. 

1356.  Räthsel,  von  K.  Bartsch. 
Germania  33,  .57. 

1357.  Reinbot  von  Dorn.   —   Steinmeyer,   zu  Reinbot  von   Dorn. 
Anzeiger  f.  d.  Alterthum   14,   145 — 147. 

1358.  Reinhart  Fuchs.   —  Braune,   W.,   Reinhart  Fuchs. 
Paul  u.  Braune,  Beiträge  13,  585  f. 

1359.  Reinmar  der  alte,  die  Nibelungen,  von  Ortner  (Bibl.  1887,  Nr.  1823). 
Vgl.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  343—346  (R.  Becker);  Anzeiger  f.  d.  Alterthum  14, 
121—128  (Steinmeyer);  Germania  33,  236  (Bartsch);  Zs.  f.  d.  Philologie  20, 
382—384  (R.  M.  Meyer);  Zs.  f.  d.  österr.  Gymnasien  1888,  1003—1006  (L.lhnor); 
Zs.  f.  d.  Gymnasialvvesen   1888,  303  ff.  (Bötticher). 

1360.  Reinolt.   —  Pf  äff.   F.,   zu   Reinolt  von   Montelban. 
Germania  33,  31  — .^3. 

1361.  Pf  äff.   F.,   die  Handschriften  des   Reinolt  von   Montelban  II. 
Germania  33,  34—45. 

1362.  Reisen.   —  Jacob,   K.  G.,   Bericht  über  neue  Erscheinungen   auf  dem 
Gebiete  der  Palästinalitteratur   1886. 

Zs.  d.  deutsclien  Palästinavereins   11,  IT.  2. 

1363.  Schiltberger,   von  Langmantel  (Bibl.    1887,   Nr.    1828). 
Vgl.  D.  Lit.  Zeitung   1888,  Sp.  982  (^Furrer). 

1364.  Röhricht,    R. ,     Studien  zur  mittelalterlichen   Geographie  und   Topo- 
graphie  Syriens. 

Zs.  d.  deutschen  Palästinavereins   10,  H.  4. 

1365.  Arnold   Buchell,   iter  coloniense. 
Mittheil,  aus  d.  Stadtarchiv  von  Köln,  H.   13. 

1366.  Wernicke,    E. ,     die    Pilgerreise     des    letzten    Grafen    von    Katzen- 
ellenbogen. 

Zs.  f.  d.  Alterthum  32,  44—50. 

Reiseu,  s.  Nr.  83. 


456  BIBLIOGRAPHIE  VON  1888. 

1367.  Rosenplüt.   —  Euling,  K.,  zwei  ungedruckte  Rosenplütsche  Sprüche. 
Zs.  f.  d.  Alterthuin  32.  436—445. 

1368.  Rudolf  von  Ems.   —  Geßler,  A.,  Bruchstück  einer  Barlaamhs. 
Anzeiger  f.  d.  Altertlium  14,   147. 

Rumeland,  s.  Nr.   77. 
Schauspiel,  s.  Nr.   994  flf.,   1598  tf. 
Sachsendorf,  s.  Nr.    1300. 
Schulmeister  von  Eülingen,  s.  Nr.   1 300. 
13G9.   Schwabenspiegel.   —   Bach  mann,    A.,    Bruchstück   einer  Handschrift 
des   Schwabenspiegels. 
Alemauniii   16,  87  —  89. 

1370.  V.  Rockinger,  über  die  Benutzung  des  sogenannten  Brachylogus 
juris  romani  im  Landrechte  des  Deutschenspiegels?  und  des  sogenannten 
Schwabenspiegels. 

Sitzungsberichte  d.  philos.-philol.    u.  histor.  Classe  d.  k.  bayer.  Akad.  d.  Wiss. 
zu  München  1888,  2.  Bd.,  H.   1. 

1371.  Seifrid  Helbling,  von  Seemüller  (Bibl.   1887,  Nr.   1835). 

Vgl.  Germania  33,  '235  (Bartsch);    Zs.  f.  d.  Philologie  20,   126—128  (Kinzel). 

1372.  Ehrismann,   G.,  zum   Seifrid  Helbling. 
Germania  33,  370—379. 

1373.  Spervogel.  —  Pf  äff,  Friedrich,  die  Burg  Steinsberg  bei  Sinsheim 
und  der  Spruchdichter  Spervogel. 

Zs.  f.  d.   Gesch.  d.  Obcrrheius  N.  F.  5,  75  — 117. 
Sprüche,  s.  Nr.  80. 

1374.  Steinhöwel.  —  Knust,  H.,  Nachtrag  zu  XI,  197  fgg.  (Steinhöwels 
Aesop). 

Zs.  f.  d.  Philologie  20,  237. 

1375.  Steinmar,  von  Meißner  (Bibl.    1887,  Nr.   1838  . 
Vgl.  Zs.  f.   d.  Philologie  20,  116—122  (Berger). 

1376.  Wyss,   Beruh.,   zu   Steinmar. 
Germania  33,  158. 

1377.  Stricker.  —  Am  mann,  Verhältniß  von  Strickers  Karl  zum  Rolands- 
licde  (Bibl.    1887,  Nr.    1840). 

Vgl.  Zs.  f.  d.  Ö-sterr.  Gymnasien    1888,    87    (Khull);    Gymnasium   1888,    Nr.   15 
(Saliger). 

1378.  Einert,   E.,   Pfaffe  Amis    1—72. 
Germania  33,  46. 

Thomassüj,   s,  Nr.   77. 
König  Tirol,   s.  Nr.   1396. 

1379.  Todtentanz.  —  La  Danza  macabra,  ovvero  il  ballo  della  morte: 
curiositä  storico -letteraria;  91  dialoghi  umoristici  filosofico-morali  fra 
l'ucmo,  ne'  suoi  diversi  stati  sociali ,  condizioni  della  vita,  e  la  morte. 
Traduzione  libera  parafrasata  dal  francese  e  dal  tedesco  (secoli  XV — XVIIl), 
con  varianti  ed  aggiunte  in  prosa  rimata  pel  dott.  Ferdinando  Gore.  8. 
(132    S.)    Milano,   tip.   A.    Gattinoni.   4   L. 

1380.  Ulrich  von  Eschenbach.  —  Schönach,  L.,  Bruchstück  aus  dem 
Alexander  des   Ulrich   von  Eschenbach. 

Zs.  f.  d.  Alttrthum  32,  65—69. 

s.   Nr.  288. 

1381.  Ulrich  von  Liechtenstein,  Frauendienst.  Herausgegeben  von  Reinhold 
Bechstein.     2   Theile.     8.  (XXXVllI,   313   u.   VIII,    3G5   S.j    Leipzig   1888, 


VIII.    LITTKRATUR  UND    SPRACHDENKMÄLER.  457 

Brockhaus,     7   M.     Deutsche    Dichtungen     des    Mittelalters    mit  Wort-    und 
Sacherklärungen,   herausg.   von   Karl  Bartsch,    (5.   u.    7.    Bd. 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.   1888,  Sp.  1112—1111  (Schönbach);  Deutsches  Lit.  Blatt  1888, 
S.  101  f.  (Max  Koch);  Wissenschaft).  Beilaofe  d.  Leipz.  Ztg.   1888,  Nr.  55. 

1382.  Bech stein,  R.,  Erwiderung.  Zum  Geschlecht  Ulrichs  von  Liechtenstein. 
Germania  33,  506  f.  —   Gegen  Schönbachs  Kritik. 

1383.  Becker,  Reinhold,  ritterliche  WafFenspiele  nach  Ulrich  von  Liechten- 
stein.   (Programm,   Düren    1887,   s.    Bibl.    1887,   Nr.    1194). 

Vgl.   Lit.   Blatt  1888,   Sp.   78—80  (Ehrismann). 

1384.  Becker,  Reinhold,  Wahrheit  und  Dichtung  in  Ulrich  von  Liechten- 
steins  Frauendienst.    8.    (116    S.)  Halle    1888,   Niemeyer.    2   M. 

Walter  von  Breisach,  s.  Nr.    1300. 

1385.  Walther  von  Rheinau,  von  Vögtlin  (Bibl.    1886,   Nr.    1837). 
Vgl.  Anzeiger  f.  d.  Alterthum   14,  35 — 42  (Hauifen). 

1386.  Hauffen,  A. ,  Walther  von  Rheinau.  Seine  lateinische  Quelle  und 
sein   deutsches  Vorbild. 

Zs.  f.  d.  Alterthum  32,  337—379. 

1387.  Walthers  von  der  Vogelweide,  Gedichte,  übersetzt  v.  Bodo  Wenzel. 
8.   (XI,    184    S.)    Plauen    1889,  Neuperts   Verlag.    2   M. 

Vgl.  Wissenschaft!.  Beilage  d.  Leipziger  Zeitung  1888,  Nr.   135. 

1388.  Wildenow,   Beziehungen  Walthers   (Bibl.    1887,  Nr.    18,54). 
Vgl.  Herrigs   Archiv  80,   465  f. 

1389.  Nagele,  Anton,  nochmals  die  Reiserechnungen  Wolfgers  von  Eller- 
brechtskirchen.  gr.  8.  (38  S.)  Programm  der  Staats- Oberrealschule  zu 
Marburg   in   Steiermark. 

1390.  Knortz,  Karl,  Lieder  aus  der  Fremde.  Freie  Übersetzungen.  (106  S.) 
Glarus    1887.   Vogel. 

Nach   Centralorgan  f.  d.  Interessen  des  Realschulwesens   1888,  26  (Sohns) ,    sind 
darin  auch  Übersetzungen  aus  Walther  v.  d.  Vogelweide. 

Walther  v.  d.  Vogelweide,  s.  Nr.  77  u.  418. 
Weingrüße,  s.  Nr.   80. 

1391.  Weisthümer.  —  Österreichische  Weisthümer.  Gesammelt  v.  d.  kais. 
Akad.   d.   Wiss.   5.    Bd.    1.  Hälfte,   gr.  8.   Wien,    Braumüller.    14    M. 

Inhalt:    Die  tirolischen    Weisthümer.   Hrsg.   von  Ign.   Zingerle  und  Jos.   Egger. 
IV.  Thl.:  Burggrafenamt  und  Etschland.  1.  Hälfte.  (5(j0  S.) 

1392.  Birlinger,   A.,    das   Hunno   Weisthum   von   Bodmann. 
Alemannia  16,  237. 

Bruder  Wernher,  s.  Nr.  975. 

1393.  Wernher  der  Gärtner.  —  Keinz,  Meier  Helmbrecht  und  seine 
Heimat  (Bibl.    1887,   Nr.    1859). 

Vgl.  Zs.  f.  d.   Philologie  20,   379   (Kinzel). 

1394.  Wernher  der  Gärtner,  Meier  Helmbrecht.  [Nach  K.  Schröders  Text- 
übersetzung.] Die  älteste  deutsche  Dorfgeschichte.  Für  Schule  u.  Haus  hrsg. 
V.   Wohlrabe.    2.  Aufl.    12.   (IV,  79  S.)  Halle,   Tausch   &  Grosse,   geb.    l  M. 

1395.  Winsbeke.  —  Leitzmann,  Albert,  zur  Kritik  und  Erklärung  des 
Winsbeken  und   der   Winsbekin. 

Paul  u.   Braune,   Beiträge    13,  248—277. 

1396.  Leitzmann,  Albert,  König  Tirol,  Winsbeke  und  Winsbekin.  8.  (IV, 
60  S.)  Halle,  Niemeyer.  0,80  M.  Altdeutsche  Textbibliothek,  hrsg.  von 
H.   Paul,   Nr.   9. 

Vgl.   Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.   1522  f. 
GERMANIA.     Nene  Reihe.  XXV.  (XXXVJI.)  Jalirp.  31 


458  BIBLIOGRAPHIE  VON   1888. 

1397.  Wirnt  V.  Gravenberg.  —  Irrgang,  Max,  zum  Wigalois.  8.  (45  S.) 
Hallenser  Dissertation. 

1398.  Knoll,   Emil,    ein  Bruchstück   des   Wigalois. 
Zs.   f.   d.  Alterthum   3-2,  60—65. 

s.  Nr.  77. 

1399.  Wolfram  von  Eschenbach.  —  Parzival,  von  Engelmann  (Bibl.  1887, 
Nr.    1871). 

Vgl.  Blätter  f.   Httenir.  Unterhaltung  1888.  Nr.  6   (O.  Müller). 

1400.  Stosch,  Johannes,  zur  Frage  nach  der  Abfassungszeit  der  Titurel- 
lieder. 

Zs.  f.  d.  Alterthum  32,  471   f. 
1400".  Lucae,  K.,  Häberjoel. 

Zs.  f.  d.  Alterthum  32,  472.  —    Zu  Willehalm  356,  7. 
Parzival,  s.  Nr.  1714;  Graalsage,  s.  Nr.  790  f.;  Willehalra,  s.  Nr.  77. 

Litteratur    des     16.     Jahrhunderts. 

1401.  Monnier,  Marc,  Litteraturgeschichte  der  Renaissance  von  Dante 
bis  Luther.  Deutsche  autoris.  Ausg.  gr.  8.  (VII,  522  S.)  Nördlingen,  Beck. 
7    M. 

Vgl.  Deutsches  Litteraturblatt  11,   163  (L.  Witte). 

1402.  Janssen,  Joh.,  Geschichte  des  deutschen  Volkes  seit  dem  Ausgange 
des  Mittelalters.  6.  Bd.  Kunst-  und  Volkslitteratur  bis  zum  Beginn  des 
dreißigjährigen  Krieges.  1.— 12.  Aufl.  gr.  8.  (XXXI,  522  S.)  Freiburg 
i.   Br.,   Herder   1888.   5   M. 

1403.  Wetzstein,  0.,  die  deutsche  Geschichtschreibung  zur  Zeit  der 
Reformation.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  Historiographie.  4.  (29  S.) 
Programm   der  Realschule  zu  Neustrelitz.   Leipzig.   Fock.    0,80   M. 

1404.  Werner.  Julius,  die  Reformation  und  das  deutsche  Volksthum. 
1.— 4.  Tausend.  (25  S.)  Halle,  Strien.  0,20  M.  Flugschriften  des  Evan- 
gelischen  Bundes,  H.    12. 

1405.  Bender,   Gymnasialreden   (Bibl.    1887,   Nr.    1878). 
Vgl.  D.  Lit.  Ztff.   1888,  Sp.   123  —  125  (Tli.  Ziegler). 

1406.  Horavritz,  Humanismus  in  den  Alpenländern   (Bibl.  1887,   Nr.  1887). 
Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  1081;  D.  Lit.  Ztg.  1888,  8p.  1853  f.  (L.  Geiger). 

1407.  Reinhardstöttner,  Beziehungen  der  italienischen  Litteratur  zum 
bayerischen  Hofe  (Bibl.    1887,   Nr.    1889). 

Vgl.  Gioriiale  storico  della  lett.  ital.   10,  437;  Modern  Language  Notes  3,   H.  ö 
(Warren). 

1408.  Geiger,  L. ,  die  Juden  und  die  deutsche  Litteratur  des  16.  Jahr- 
hunderts. 

Zs.  f.  Geschichte  d.  Juden  in  Deutschland  II,   H.  3/4. 

1409.  Lasson,  A.,   die  philosophische  Weltanschauung  der  Reformationszeit. 
Preußische  Jahrbücher  62,  H,  5. 

1410.  Hagen,  Briefe   von  Heidelberger  Professoren  (Bibl.   1887,   Nr.  1879). 
Vgl.   riistor.  Zs.  60,  544  f.  (J.   W.). 

1411.  Horning,  Wilh.,  aus  dem  lateinischen  Briefwechsel  von  Melanchton, 
Brenz,  Chemnitz,  Jac.  Andrea,  Sulzer,  Cyriacus  Spangenberg,  Paul  Eber, 
Dav.  Chyträus,  Heßhusius,  Flacius  lUyricus  u.  A.  m.  Dr.  Joh.  Marbach, 
Präsident  d.  Kirchenconvents,  Prof.  d.  Theologie  u.  Pfarrer  bei  St.  Nicolai 
in  Straüburg    1545 — 1581.     Als  Anhang    zu    Marbachs    Lebensbild    hrsg. 


VIII.    LITTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  4Ö9 

Zum   350jährigen  Jubelfest  d.   protest.   Gymn.  in  Str.'ißburg.   gr.  8.   (48  S.) 

Straßburg   1888,   Vomhoff.    1,50   M. 
Vcj).  Theoloof.  Lit.   Blatt   1S8S,  8p.  449. 
1412.   Bessert,   Briefe  zur  Geschichte   der   Reformation   in   Franken.     1.  Jo- 
hann Poliander  an  Adam  Weiß.   2.   Th.   Billikan   an  Ad.  Weiß.    3.  Harscher 

an   Weiß. 

Theolo<r.  Studien  aus  Württemberg:   1888,   76  —  83. 
141.3.   Les   Correspondants    d'Alde  Manuce:     materiaux    nouveaux     d'histoire 

litteraire  (1483  — 1514),  publies  avec  un  etude  par  P.  de  Nolhac.   8.  (104  S). 

Rome,  impr.  Vaticane.   Extr.   des  Studi  e  documenti  di  storia  e  diritto,    1887 

bis   1888. 

1414.  Predigten  aus  der  Reformationszeit.  Mit  einer  Einleitung  über  das 
Predigtwesen  in  der  Reformationszeit.  Herausg.  G.  L.  Schmidt,  gr.  8.  (V, 
228    S.)  Langensalza    1888,   Beyer  &   Söhne.    1,80   M. 

1415.  Bessert,  die  rein  evangelische  Predigt  bis  1527  (Karsthans  [Job. 
Murer],  Sebastian  Lotzer,  Krautwasser,  Starzier,  Eberlin,  Eyoher  w.  Schedlin). 

Blatter  f.   württembeiij.   Kircheng^escliichte    1887,   H.    1    ff. 

1416.  Verhandlungen  der  3.  Versammlung  des  Vereins  akademisch  ge- 
bildeter Lehrer  an  den  badischen  Mittelschulen,  gr.  8.  (74  S.)  Karlsruhe, 
Bielefeld.    1,50   M. 

Euthält   u.   a. :    Über  neuere  Beurtheilunofen  des   deutsclieii    Humanismus   im   15. 
und   16.  .Jahrhundert. 

1417.  Hartfelder,  K.,  eine  deutsche  Übersetzung  von  Ciceros  Cato  aus 
der   Humanistenzeit. 

Germania  33,  27 — 31. 

1418.  Slevogt,  Hugo,  Technopaegnion  Poeticum  ex  codice  M.  S.  edidit 
H.  S.  Specimen  H.  4.  (10  S.)  Programm  der  Realschule  und  des  Pro- 
gymnasiums zu   Ohrdruf. 

1419.  Agricolas   Briefe,  von  Harüelder  (Bibl.    1887,   Nr.    1896). 
Vgl.  Berliner  philo!.    Wochen.schrilt    1888,  Nr.   .5    (Nohlo;. 

1420.  Aegidius  Albertinus.  —  Reinhardstöttner,  Karl  v. ,  Aegidius 
Albertinus,    der  Vater  des   deutschen   Schelmenromans. 

.Jahrbuch  1.  Münchener   Geschichte  2,    13  —  86. 

1421.  Amerbachius.  Universitati  litterarum  et  artium  Bononiensi  solemnia 
saeculiaria  octava  a.  d.  III.  idus  Junius  anni  MDCCCLXXXVIII  celebranti 
pie  sincereque  gratulantur  Universitatis  Basileensis  Rector  et  Senatus. 
Insunt  Amerbachiorum  epistolag  mutuoe  Bononia  et  Basilea  datae  (edid. 
A.  Teichmann).   4.   (VI   et  54  S.)   Basilese,   Typis   Schultzii,   Acad.   Typogr. 

Vijl.  Revue   critique  •22,  Nr.  4.5. 

1422.  Andrea.  —  Braun,  J.  Andreas  Wirksamkeit  in  Sachen  der  Reichs- 
stadt Memmingen. 

Theolog.  Studien  aus  Württemberg  9,    1—36  u.   121  —  165. 
Jacob  Andrea,   s.  Nr.   1411. 

1423.  Aveutiuus.   —   Turmairs  Werke  (Bibl.    1887,   Nr.    1902). 
Vgl.  D.   Lit.  Ztg.    1«88,   S|).   598  f.  (Roediger). 

1424.  Riezler,   zum   Schutze  von  Aventins  Annalen     Bibl.  18S6,   Nr.  1879). 
Vgl.  D.  Lit.  Ztg.   1888.  Sp.  599  f.  (Roediger). 

1425.  Aventin-Fund   an  der  bayerischen   Staatsbibliothek. 
Allgem.  Ztg.  1888,  Beilage  Nr.  227. 

Brenz,   s.  Nr.    1411. 
Bugenhagen,  s.  Nr.   1647  ff. 

31* 


460  BIBLIOGRAPHIE  VON   1888. 

1426.  Hermann  v.  d.  Busche.  —  Liessem,  H.  J.,  bibliographisches  Ver- 
zeichniß  der  Schriften  Hermanns  von  dem  Busche.  (Ports.)  Nebst  neuen 
Actenstücken  zum  Reuchlinschen  Streite.  4.  (22  S.)  Programm  des  Kaiser 
Wilhelm-Gymnasiums   zu  Köln,    1888. 

Vgl.  Berl.  philol.  Wochenschr.  1888,  Nr.  1  (Nohle);  Theol.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  196. 

1427.  Busteter,  von  Peters  (Bibl.    1887,  Nr.   1910). 

Vgl.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  349  f.  (Socin);  Anz.  f.  d.  Alterthum  14,  226  f.  (Martin); 
s.  auch  Alemannia  16,  280  f.  (Birlinger). 

1428.  Camerarius.  —  Seckt.  Felix,  über  einige  theologische  Schriften  des 
Joachim  Camerarius.  4.  (31  S.)  Programm  des  Friedrich  Wilhelm-Gym- 
nasiums zu   Berlin. 

Chroniken,  s.  Nr.   1238  ff. 
Chyträus,  David,  s.  Nr.   1411. 

1429.  Cochläus.  —  Kreß,  Georg  Freih.  v.,  die  Berufung  des  Johannes 
Cochläus   an   die   Schule  bei   St.   Lorenz  in  Nürnberg  im  Jahre    1510. 

Mittheilungen  A.  Vereins  f.  Geschichte  d.  Stadt  Nürnberg  H.  7,   19  —  38. 

1430.  Culmann.  —  Holstein,  H. ,  ein  unbekanntes  Drama  von  Leonhard 
Culmann. 

Zs.  f.  d.  Philologie  20,  346-349. 

1431.  Dalberg,  von  Momeweg  (Bibl.   1887,  Nr.   1920). 

Vgl.  Korrespoudenzblatt  d.  Westdeutschen  Zs.  8,  Sp.  139—142  (Knod);  Mit- 
theilungen a.  d.  histor.  Litteratur  16,  159 — 161  (P.  Buchholz);  Quartalblätter 
d.  histor.  Vereins  f.  d.  Großherzogthiim  Hessen  1888,  27  f.;  Deutsches  Litteratur- 
blatt  11,  4  f.  (v.  Liliencron);  Allgeni.  Ztg.   1888,  Nr.  56  u.  57. 

1432.  Lebensgang  eines  deutschen  Bischofs  um    1500. 
Der  Katholik  1888,   1,   73-80.  —  Joh.  v.  Dalberg. 

1433.  Dietenberger.  —  Wedewer,  Herrn.,  Johannes  Dietenberger  1475 
bis  1537.  Sein  Leben  und  Wirken.  Mit  4  Taf.  gr.  8.  (VHI,  499  S.) 
Freiburg  i.   Br.    1888,   Herder.   8   M. 

Der  Katholik   1888,  2,  326—331  (H.). 

1434.  Dringenberg.  —  Herrmann,  Max,  Ludwig  Dringenberg  in  Heidelberg. 
Zs.  f.  d.  Geschichte  d.  Oberrheins  N.  F.  4,  119. 

Eber,  Paul,  s.  Nr.   1411. 

1435.  Eberlin  von  Günzburg,  von  Radlkofer  (Bibl.   1887,  Nr.   1925). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  653;  D.  Lit.  Ztg.  1888,  Sp.  874—876  (Druflfel); 
Zs.  f.  vergl.  Lit.-Gesch.  u.  Renaissance-Lit.  N.  F.  1,  378  (Geiger);  Mitthei- 
lungen a.  d.  histor.  Litteratur  16,  247  ff.  (R.  Schmidt);  Theol.  Lit.  Ztg.  1888, 
Nr.  6  (Friedensburg). 

1436.  Werner,  Jul. ,  Johann  Eberlin  v.  Günzburg,  der  evangelisch-sociale 
Volksfreund.  Sein  Leben  und  Wirken  in  den  religiösen  und  politischen 
Kämpfen  der  Reformationszeit.  Für  die  Gegenwart  dargestellt.  12.  (VH, 
153   S.j  Heidelberg   1889,   C.  Winter.   2   M. 

1437.  Vogt,   Wilh.,   Johann  Eberlin  von   Günzburg. 
AUgem.  Ztg.   1888,  Beilage  Nr.  3. 

1438.  Erasmus.  —  Nolhac,  Erasme  en  Italie  (BibL  1887,  Nr.  1929). 
Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  761  f.  (F.  K.; ;  D.  Lit.  Ztg.  1888,  Sp.  632 
(Horawitz);  Zs.  f.  vergl,  Lit.-Gesch.  u.  Renaissance-Lit.  N.  F.  I,  378 — 380 
(Geiger);  Academy  Nr.  834  (Toynbee);  Revue  des  questions  historiques  43, 
664  f.;  Revue  critique  22,  Nr.  5;  Revue  des  deu.x  mondes  1888,  Juli;  Giornale 
storico  della  lett,  ital.   11,  H,   1/2. 

1439.  Faustbuch.  -  Zamcke,  F, ,  zur  Bibliographie  des  Faust-Buches, 
Berichte  über  die  Verhandlungen  der  kön.  sächs.  Gesellschaft  der  Wissenschaften 
zu  Leipzig  1889,  H.  1/2. 


VIII.    LITTEKATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  461 

1440.  Engel,  Karl,  das  300jährige  erste  Faust-Buch  vom  Jahre  1587.  Ein 
Buchjubiläum.   Oldenburg,    1887,   Schulze. 

1441.  Ellinger,   Georg,  zu  den   Quellen  des  Faust-Buches  von   1587. 
Zs.  f.  vergl.  Lit.-Gesch.  u.  Renaissance-Lit.  N.  F.  1,   156  —  181. 

1442.  Nicoladoni,  Alex.,  das  Volksbuch  vom  Dr.  Faust  und  seine  Bear- 
beitungen. 

Deutsche  Ztg.,  Wien   1888,   15.  u.   16.  Juli;  s.  Goethe-Jahrbuch  9,  321. 

1443.  Minor,  Jacob,   zum  Jubiläum   des  Faustbuchs. 

Deutsche  Dichtung,  hrsg.  von  Franzos,  3,  H.  1  —  3;  s.  Goethe-Jahrbuch  9,  321. 

1444.  Keller,  L.^   zum  Jubiläum   des  Faust-Buches. 
Allgem.  Ztg.  1888,   Nr.  345  f. 

1445.  Bierbaum,  O.  J. ,  Goethes  Faust  und  die  mittelalterlichen  Faust- 
Bücher. 

Wissenschaft].  Beilage  der  Leipz.  Ztg.   1888,  Nr.   108. 

1446.  Frantz,  A.,  Kunst  und  Litteratur.  Gesammelte  Vorträge,  hrsg.  von 
A.   Roeper.  (IV,    199    S.)   Berlin    1888,  Hartmann. 

Enthält  S.  107 — 154:    Faust,    das  Zauberwesen,    das  Volksbuch    uud    auf   der 
Bühne. 

Faustsage  s.  Nr.  781   ff.;  Puppenspiel,  s.  Nr.   1000"  f. 

1447.  Flacins.  —  Niemöller,  J. ,  Mathias  Flacius  und  der  flacianische 
Geist  in   der  protestantischen  Kirchenhistorie. 

Zs.  f.  kathol.  Theologie  1888,   75—115. 

s.  Nr.   1411. 

1448.  Flugschriften  aus  der  Reformationszeit.  VII.  Restitution  rechter  und 
gesunder  christlicher  Lehre.  Eine  Wiedertäuferschrift  von  Beruh.  Rotmann 
[Münster  1534].  8.  (XII,  114  S.)  Halle,  Niemeyer.  1,20  M.  Neudrucke 
deutscher  Litteraturwerke  des   XVI.   u.   XVII.  Jahrb.,   Nr.    77   u.    78. 

1449.  Matthias,  E.,  ein  Pasquill  aus  der  Zeit  des  Schmalkaldischen  Krieges. 
Zs.  f.   d.  Philologie  20,   151—172. 

1450.  Frischlin.  —  Wal  In  er,  Jul.,  Nicodemus  Frischlins  Entwurf  einer 
Laibacher  Schulordnung  aus  dem  Jahre  1582.  8.  (35  S.)  Programm  des 
Obergymnasiums   zu  Laibach. 

1451.  Glarean.   —   Fritzsche,   0.  F.,   Glareana. 
Oentralblatt  f.  Bibliothekswesen  5,  H.  2. 

1452.  Glareani  Dodecachordon.  Basileae  MDXLVIII.  Übersetzt  und  über- 
tragen von  Peter  Bohn.  Leipzig,  Breitkopf  u,  Härtel.  16fr.  Publicationen 
älterer  praktischer  und  theoretischer  Musikwerke,  vorzugsweise  des  XV. 
u.  XVI.  Jahrhunderts,  hrsg.  von  d.  Gesellschaft  f.  Musikforschung,  Jahrg. 
XVI,    1888,  Abth.  I.  Bd.  XVL 

1453.  Qödiog.  —  Zimmermann,  Paul.  Heinrich  Gödings  Gedicht  von 
Heinrich   dem  Löwen. 

Paul  u.  Braune,  Beiträge  13,  278—310. 

1454.  Grünpek.  —  Czemy,  der  Humanist  und  Historiograph  Kaiser  Maxi- 
milians I.  Josef  Grünpeck. 

Archiv  f.  österr.  Geschichte  73,  H.  2. 

1455.  Lange,  Adolf,  Ulrich  von  Hütten.  Zur  Erinnerung  an  die  Feier  seines 
400jährigen  Geburtstages  am  21.  April  1888  dem  deutschen  Volke  dar- 
gestellt.  8.   (III,    131    S.  m.   Bild.)  Gütersloh,   Bertelsmann.    1,50   M. 

Vgl.  Deutsches  Litteraturblatt  11,   168  (Haug);  Wissenschaftl.  Beilage  d.  Leipz. 
Ztg.   1888,  Nr.  36. 


462  BIBLIOGRAPHIK  VON  1S88. 

1456.  Reichenbach,  A.,  UlricVi  von  Hütten.  Der  deutsche  Dichter  und 
Kämpfer  für  Geistesfreiheit.  Für  das  deutsche  Volk  bearb.  2.  Aufl.  8.  (VI, 
154   S.)  Leipzig    1888,    O.   Wigand.    1    M. 

1457.  Boden,  Karl,  der  deutsche  Patriot  Ulrich  von  Hütten  als  Ritter  und 
Volkamann,  als  Dichter  und  Schriftsteller.  Dem  deutschen  Volke  geschildert. 
8.    (VI,    104   S.)  Leipzig,    Öpamer.   0,80   M. 

1458.  Gesprächbüchlein  Ulrichs  von  Hütten.  Sprachlich  erneuert,  mit 
Einleitung  und  Anmerkungen  versehen  von  Karl  Müller,  gr.  16.  (165  S.) 
Leipzig,   Reclams  Universalbibliothek  Nr.   2381   u.   2382.   geb.   0,80   M. 

1459.  Grün  dl  ebner,  F.  H.  J.,  Ulrich   von  Hütten. 
Theol.   Studien   1888,   139—153. 

1460.  Levertin,   Oscar,   Ulrich   von  Hütten. 

Ny  sveiKsk  Tid.s.skriit  1888,  H.  7  —  8,  S.  419—439. 

1461.  Geiger,  Ludvi'ig,  Ulrich  Hütten;  Job.  Bolte,  ein  ungedruckter  Brief 
Huttens. 

Deutsche  Dichtung   1888,  H.  2. 

1462.  Weitere  Artikel  anläßlich  der  Huttenfeier :  G.  Egelhaaf,  Ulr.  v.  H. 
Zs.  f.  Gesch.  u.  Politik  5,  245  if . ;  Derselbe,  Ulr.  v.  H. ,  D.  Lit.  Blatt 
1888,  S.  13  f.:  Otto  Dreyer.  zu  Huttens  400jähr.  Geburtstage,  Protest. 
Kirchenztg.  1888,  Nr.  17;  J.  Thikötter,  Ulr.  v.  H.  und  Franz  v.  Sickingen, 
Deutöch-evang.  Blätter  1888,  77—103;  Ulr,  v.  H.,  Grenzboten  47,  Nr.  14; 
J.  Duboc,  zu  Huttens  Gedächtniß,  Gegenwart  33,  Nr.  17;  Alfi-ed  Stern, 
Ulr.  V.  H.,  Allgem.  Ztg.  1888,  Beil.  Nr.  111;  Boden,  der  deutsche  Patriot 
Ulr.  V.  H. ,  W^issenschaftl.  Beil.  d.  Leipz.  Ztg.  1888,  Nr.  32,  s.  auch 
Nr.  36;  A.  Kleinschmidt,  zu  Ulr.  v.  Huttens  Gedächtniß,  Illustrierte  Ztg. 
Nr.  2337;  J.  Pistor,  an  Ulr.  v.  Huttens  Geburtsstätte,  Daheim  1888, 
Nr.  29;  D.  v.  Geyern,  Ulr.  v.  Hütten,  Über  Land  und  Meer,  60.  Bd., 
Nr.  28;  Schorers  Familienblatt  1888,  9,  Nr.  17;  Deutscher  Mercur  19, 
Nr.    17;     Alex.   Nicoladoni,   Ulr.  v.   H.,   Deutsche  Worte,    8.  Jahrg.,   H.    3. 

s.   Nr.    1511. 

1463.  Huttich.    —  Johann  Huttich   von   Mainz   (f    1544). 
Der  Katholik   1888,  2,  418— 432. 

1464.  Justus  Jonas.  —  Kindscher,  Justus  Jonas  an  Fürst  Georg  1549; 
Joachim   Greffs   Tod    1552. 

Mittheiliiijgen    d.  Vereins    f.   Anbaltische  Gesch.  n.  Alteitlmmskimde  V,  H.  4/5. 

1465.  JuDgius.  —  Wohlwill,  Emil,  Joachim  Jungius.  Festrede  zur  Feier 
seines  300.  Geburtstages  am  22.  October  gehalten.  Mit  Beiträgen  zu 
Jungius'  Biographie  und  zur  Kenntniß  seines  handschriftlichen  Nachlasses. 
8.  (III,  87  S.)  Hamburg,  Voß.  2  M.  Programm  des  Johanneums  zu  Ham- 
burg. 

Vgl.  Allgem.  Ztg.   1888,  Beilage  Nr.   335. 

1466.  Kirchenlied.  —  Blätter  für  Hymnologie,  hrsg.  von  Albert  Fischer  und 
Johannes  Linke  Jahrg.    1888. 

1467.  Bäumker,   Kirchenlied  (Bibl.  1887,  Nr.    1945). 

Vgl.  Zs.    f.    vergl.  Lit.-Gesch.    u.  Kenaissance-Lit.    N.  F.   1,   139  ff.     („Aus    dem 
Grenzgebiete  der  Litteratur  und  Musik".) 

1468.  Nesemann,   Kirchenlied  (Bibl.    1887,   Nr.    1947). 

Vgl.  Theol.  Lit.  Ztg.   1888,  Nr.  5  (Achelis);    Theol.  Lit.  Blatt,  Sj).   165  (Pisto- 
rins) ;   Allgem.   couseivative  Monatsschrift  45,   1119. 


VIII.    LITTEKATUR  UND  SPKAOHDENKMÄLKK.  463 

1469.  Zuck,  Otto,  das  Kirchenlied,  im  Anschluß  au  biblische  Lebensbilder 
behandelt.  Mit  einem  Anhang:  kurze  Geschichte  des  Kirchenliedes.  2.  Aufl. 
gr.    8.   (VIII,    2G7    S.)   Bernburg   1887,   Baemeister.    2,60    M. 

1470.  Zahn,  Joh. ,  Liederbuch  für  den  Männerchor.  Mit  einer  Einleitung 
über  die  Entwicklung  des  deutschen  Mänuergesangs,  kurzen  biographischen 
Notizen  über  die  Dichter  und  Componisten  der  Lieder,  nebst  Winken  für 
Chordirection.  Zunächst  für  das  Bedürfniß  höherer  Lehranstalten  hrsg. 
5.  mit  einem  Anh.  neuer  Lieder  verm.  Aufl.  2.  Abdr.  8.  (XIV,  380  S.) 
Nördlingen    1885,    Beck.    0,80   M. 

1471.  Zahn,  J. ,  die  Melodien  der  deutschen  evangel.  Kirchenlieder,  aus 
den  Quellen  geschöpft  und  mitgetheilt.  (In  circa  40  Heften.)  1.  —  5.  Heft, 
gr.    8.  (1.   Bd.   S.    1—400.)  Gütersloh,    Bertelsmann,   k   2   M. 

Vgl.  Theol.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  190. 

1472.  Wetzstein,  0.,  das  deutsche  Kirchenlied  im  16.,  17.  u.  18.  Jahr- 
hundert. Eine  litterarhistor.  Betrachtung  seines  Entwicklungsganges,  gr.  8. 
(IV,   132   S.)  Neustrelitz   1888,  Barnewitz.   2  M. 

Vgl.  Lir.  Ceutialblatt  1888,  Sp.  1081  f.;  Theo!.  Lit.  Ztg-.  1888,  Nr.  13  (Köstlia); 
Theol.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  165  fWaltliei) ;  VVissenschaftl.  Beilage  d.  Leipz.  Ztg. 
1888,  Nr.  48. 

1473.  Schultz,  Franz,  und  Eob.  Triebel,  die  gebräuchlichsten  Lieder 
der  evangel.  Kirche,  als  Grundlage  zur  Veranschaulichung  der  Geschichte 
der  kirchl.  Dichtung  für  die  Schule  erläutert.  9.  Aufl.  gr.  8.  (XVI,  222  S.) 
Breslau,  Dülfer.  2,25  M.  —  Hilfsbücher  beim  evangel.  Religionsunterricht, 
3.   Theil. 

1474.  Meyer,  U.  T. ,  die  deutschen  Classiker  und  das  Kirchenlied.  Eine 
Betrachtung,   gr.   8.  (44   S.)   Emden,    Schwalbe.   0,60   M. 

Vffl.  Blätter  für  Hymuologie   1887,  Nr.   11. 

1475.  Westermayer,  G.,  das  deutsche  Kirchenlied  im  Salzburger  Sprengel 
um   die  Mitte  des   16.   Jahrhunderts. 

Histor.-poiit.  Blätter  f.  d.  kathol.  Deutschland  102,  249 — 260. 

1476.  Dreves,  G.  M. ,  Beiträge  zur  Geschichte  des  deutschen  Kirchen- 
liedes.  II. 

Kirchenmusikal.  Jahrbuch   1888,   29-39. 

1477.  Ho  saus,  Dichter  und  Dichterinnen  aus  dem  Hause  der  Askanier 
(Schluß;   s.  Bibl.    1887,  Nr.    1949). 

Mittheilungen   d.  Vereins  f.  Anhaltische  Geschichte  u.  Alterthuniskunde  V,  H.  4/5. 

1478.  Carstens,  Zusatz  und  Berichtigung  zu  „die  geistlichen  Liederdichter 
Schleswig-Holsteins'',   Nachtrag  u.   Ports,   (s.   Bibl.    1887,  Nr.    1950). 

Zs.  d.  Gesellschaft  f.  Schleswig-Holstein-Lauenburgische  Geschichte   18.  Bd. 
Kirchenlied,  .s.  Nr.  81. 

1479.  Kratzer.  —  Reinhardstöttner,  Karl  v.,  die  erste  deutsche  Über- 
setzung von   Baldassare   Castigliones    „Cortegiano". 

Jahrbuch  f.  Münchener  Geschichte  2,  494 — 499.   —   Von  Lorenz  Kratzer,    1565. 

1480.  Lemnitis.    —    Holstein,  H.,   Simon  Lemnius. 
Zs.  f.  d.  Philologie  20,  481—487. 

1481.  Lindener.   —  Birlinger,   A.,   zu  Michael  Lindener  ed.   Lichtenstein. 
Alemannia  lij,  280. 

1482.  Lobspruch.    —   Geiger,   Ludwig,    ein  Lobspruch   auf  Paris   1514. 
Zs.  f.  vergl.   Lit.-Gesch.  u.  Kenaissancc-Lit.   N.   F.   1,   366 — 371. 

1483.  Luther.  — Luthers  Schriften,   hrsg.  von  Walch  (Bibl.  1887,  Nr.  1963). 
Vgl.  Theol.  Lit.  Blatt  1888,  Nr.  26  (Wnlther). 


464  BIBLIOGRAPHIE  VON   1888. 

1484.  Probebibel  und  Bibelrevision,  s.  Theol.  Jahresbericht  (oben  Nr.  106), 
S.    26   S. 

1485.  Linke,   Martini  Lutheri  Exegetica  opera  latina  (Bibl.  1887,   Nr.  1964), 
Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1888,  Sp.  505—507  u.  584  (Kolde). 

1486.  Dr.  Martin  Luther.  Ausgewählte  Predigten  und  Casualreden.  Mit 
einer  einleitenden  Monographie  von  Joh.  Zimmermann.  (1.  u.  2.  Bd.)  8. 
(XXVIII,  161  u.  170  S.)  Leipzig,  Fr.  Richter.  .3,20  M.  Die  Predigt  der 
Kirche,  Classikerbibliothek  der  christl.  Predigtlitteratur,  hrsg.  von  G.  Leon- 
hardi,  Bd.   2   u.   3. 

1487.  Tschackert,  P.,  unbekannte  handschriftliche  Predigten  und  Schollen 
Martin  Luthers,  aufgefunden,  beschrieben  und  untersucht,  gr.  8.  (IV, 
72   S.)  Berlin,   Reuther.    2   M. 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1888,    Sp,   1033  f.  (Kolde);    Theol.  Lit.  Blatt  1888,    Sp.  329 
(G.  Buchwald);  Theol.  Lit.   Ztg.  1888,  Nr.  25  (Enders). 

1488.  Buchwald,  Georg,  11  ungedruckte  Predigten  von  Martin  Luther, 
gehalten  in  der  Trinitatiszeit  1539,  nach  Zwickauer  und  Heidelberger 
Handschriften  zum  ersten  Male  veröifentlicht.  gr.  8.  (V,  116  S.)  Werdau, 
Anz.    2   M. 

Vgl,  Theol.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  335  (Walther);  Wissenschaftl.  Beilage  d.  Leipz. 
Ztg.   1888,  Nr.  63. 

1489.  Buchwald,  unbekannte  handschriftliche  Predigten  Luthers  auf  der 
Hamburger   Stadtbibliothek. 

Theol.  Studien  und  Kritiken   1889,   H.   2. 

1490.  Enders,  Luthers  Briefwechsel  (Bibl.    1887,   Nr,    1978). 
Vgl.  Theol.  Studien  und  Kritiken  1888,  H.  2  (Kawerau), 

1491.  Abel,  Eugen,  unedierte  Briefe  von  Luther,  Melanchthon  und  Leon- 
hard  Stöckel. 

Ungarische  Revue  7,  H.   10. 

1492.  Sendbrief  vom  Dolmetschen  und  drei  andere  Schriften  weltlichen 
Inhalts  von  Martin  Luther.  Mit  Einleitung  und  Anmerkungen  hrsg.  von 
Rud.  Lehmann,  gr.  16.  (115  S.)  Leipzig,  Reclams  Universalbibliothek 
Nr.   2373.  geb.   0,60   M. 

1493.  Luther,  M.,  Trost  in  allerlei  Traurigkeit.  8.  (VHI,  256  S.)  Calw, 
Vereinsbuchhandlung.    0,80   M. 

Vpl.  Theol.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  420. 

1494.  Luthers  Fabeln,  nach  seiner  wiedergefundenen  Handschrift  hrsg. 
und  eingeleitet  von  Ernst  Thiele.  Mit  1  Facs.  8.  (XVI,  19  S.)  Halle, 
Niemeyer.  0,60  M,  Neudrucke  deutscher  Litteraturwerke  des  XVI.  u. 
XVn.   Jahrb.,   Nr.    7  6. 

1495.  Die  reformatorischen  Hauptschriften  Dr.  Martin  Luthers.  Mit  einer  Ein- 
leitung von  K.  A.  V.  Hase.  8.  (HI,  314  S.)  Gotha,  Perthes.  2,40  M. 
Bibliothek  theolog.   Classiker.   Bd.   2. 

1496.  V.  Druffel,  über  Luthers  Schrift  an  den  Kurfürsten  Johann  Friedrich 
von  Sachsen  und  den  Landgrafen  Philipp  von  Hessen  wegen  des  gefan- 
genen Herzogs   Heinrich  von  Braunschweig.    1545. 

Sitzungsberichte    der    philos.-philol.  u.  histor,  Classe    der   kön.  bayer.  Akad-  d. 
Wiss.  zu  München   1888,  2.  Bd.,  H.  2,   S,  279—308 

1497.  Geß,   Fei.,   Luthers   Thesen  und  Herzog  Georg  von   Sachsen. 
Zs,  f.  Kircheugeschichte  9,  H.  4. 


VIII.    LITTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLEK.  46Ö 

1498.  Müller,  Georg,  drei  Wittenberger  Ordinationszeuguisse ,  ausgestellt 
von  Luther,  Melanchthon  und  Bugenhagen. 

Zs.  f.  kirchliche  Wissenschaft  und  kirchliches  Leben  9,  471  —  476. 

1499.  Dommer,  A.  v. ,  Lutherdrucke  auf  der  Hamburger  Stadtbibliothek 
151(5—1523.   gr.    8.   (V,   277    S.)  Leipzig    1888,   Grunow.    10   M. 

Vg-1.  Centralblatt    f.  Bibliothekswesen    5,    H.  6  (J.   Köstlin) ;     Theo!.    Lit.  Blatt 
1888,  Sp.  835  (Walther);  Tlieol.  Lit.  Ztcr.  1888,  Nr.   18  (Eiidcrs). 

1500.  Lutherworte  vom  Jahre  1544.  Aus  einer  Handschrift  des  16.  Jahr- 
hunderts,  bisher  unseres  Wissens  ungedruckt. 

Die  christliche   Welt  1888,  S.  425. 
1500*.  K[awerau],   G.,  neue  Lutherfunde. 
Ebenda  S.  435  f. 

1501.  Doleschall,  Lutherreliquie  (Bibl.   1887,  Nr.   1976). 

Vgl.  Theol.  Lit.  Zeitung  1888,  Nr.  18  (Euders);  Theol.  Lit.  Blatt  1888,  Nr.  36 
(Walther). 

1502.  Dorneth,  J.  v. ,  Martin  Luther.  Sein  Leben  und  sein  Wirken. 
2.   Theil.  gr.   8.   (194   S.)  Hannover,   Schmorl  u.  v.   Seefeld.   2   M. 

Vgl.  Theol.  Lit.  Blatt  1888.  Sp.  336  (Walther). 

1503.  Kolde,  Theod. ,  Martin  Luther,  der  Reformator  der  Kirche.  Akade- 
mische Festrede,  im  Auftrag  der  hochwürd.  theolog.  Facultät  zu  Erlangen 
am    10.  Novbr.  1883   gehalten,   gr.  4.    (22  S.)  Erlangen  1883,   Metzer.    1  M. 

1504.  Stein,  Armin  [H.  Nietschmann] ,  das  Buch  vom  Doctor  Luther.  Mit 
dem  Bildniß  Dr.  Martin  Luthers,  gestochen  v.  A.  Krauße.  gr.  8.  (XII, 
475   S.)  Halle   1888,  Buchhandlung  des  Waisenhauses.   4,80  M. 

Vgl.  Deutsches  Litteraturblatt  11,  124  (G.  Hertzberg). 

1505.  Küntziger,  F.,  Luther.  Etüde  biographique.  8.  (127  S.)  Brüssel 
u.  Paris,   A. — N.  Lebegue  et  C^    1,50  fr. 

1506.  Steif f,  zur  Entführung  Luthers   auf  die  Wartburg. 
Theolog.  Studien  aus  Württemberg  1888,  210—212. 

1507.  Böhringer,  Paul,  Käthe,  die  Frau  Luthers.  Ein  christl.  Frauenbild. 
12.  (40  S.)  Barmen,  Klein.  0,10  M.  Für  die  Feste  und  Freunde  des 
Gustav  Adolf- Vereins   Nr.   67. 

1508.  Rietschel.  Georg,  Luther  und  sein  Haus.  8.  (58  S.  u.  2  Holzschn.) 
Halle,  Niemeyer  in  Comm.   0,20   M.     Schriften  f.  d.   deutsche  Volk,  H.    1. 

Vgl.  Theol.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  478. 

1509.  Bey schlag,  Willibald,  Luthers  Hausstand  in  seiner  reformatorischen 
Bedeutung.    12.   (39    S.)  Barmen,   Klein.   0,50   M. 

1510.  Hedge,  F.  H.,  M.  Luther  and  other  essays.  12.  (HI,  326  S.)  Boston, 
Roberts.    2  Doli. 

1511.  Werckshagen,  C,  Luther  und  Hütten.  Eine  historische  Studie  über 
das  Verhältniß  Luthers  zum  Humanismus  in  den  Jahren  1518 — 1520.  Mit 
e.  Vorwort  von  W.  Bender,   gr.  8.  (VH,    94  S.)  Wittenberg,  Herros6.    1,50  M. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  1407  f.;  Deutsches  Litteraturblatt  11,  59  (Egel- 
haaf);  Theol.  Lit.  Zeitung  1888,  Nr.  22  (Kippenberg);  Theol.  Lit.  Blatt  1888, 
Sp.  263  f.  (Gußmann). 

1512.  Grünberg,  die  reformatorischen  Ansichten  u.  Bestrebungen  Luthers 
und   Zwingiis  in  Bezug  auf  den   Gottesdienst. 

Theolog.  Studien  u.  Kritiken  1888,  H.  3. 

1513.  Roeder,  Karl,  die  Einwirkung  Dr.  Martin  Luthers  auf  die  evange- 
lische Kirchenmusik,  gr.  8.  (27  S.)  Neuwied,  Heusers  Verlag.  0,40  M. 
S.  A.   aus   dem   Rheinischen   Schulmann. 


466  BIBLIOORAPHIK  VON   18S8. 

1514.   Grundt,     Fr.,     Luthers     Betonung    des    Schrift-  und   Sprachstudiums, 
besonders   des   hebräischen. 

Zs.  f.  kirchliche   Wissenschaft  u.  kirchliches  Leben   9,  505 — 510. 

lfjL5.   Grundt,   Fr.,  Hat  Luther  der  Reise  nach  Rom   eine  Förderung  seiner 
hebräischen   Kenntnisse  zu  verdanken  ? 

Zs.  f.  kirchliche  Wissenschaft  u.  kirchliches  Leben  9,  312 — 816. 

1516.  Gottschick,   Luthers   Anschauungen  vom   christl.   Gottesdienst  fBibl. 
1887,   Nr.    1991). 

Vgl.  Göttinger  gel.  Anz.  ]888,  Nr.  4  (Kawerau);  Theo!.  Lit.  Blatt  ISSS,  Sp.  158 
u.   161. 

1517.  Keferstein,   Luthers  Verhältnis  zu   den  weltlichen  Dingen. 
Rheinische  Blätter  f.  Erziehung  u.  Unterricht   1888,  Mö—326  u.   440—452. 

1518.  Schaeffer,   C.  W.,  Luthers   doctrine  in  its  first  stage. 
The  Lutheran  Chuich  Review   1888,  April. 

1519.  Rupp,  J.   C.  F.,  Luthers   place  in   history. 
The  Lutheran  Quarterly   1888,  414—420. 

1520.  Pf  leid  er  er,    0.,   Luther  as  founder  of  Protestant  morals. 
The  Lutheran  Quarterlv  1888,  31—53. 

Luther  s.  Nr.  297  ff.,  323,   1124,  1523. 

Marbach,  s.  Nr.  1411. 

1521.  Masius'  Briefe  ed.   Lossen   (Bibl.    1887,   Nr.    1997). 

Histor.  Zs.  60,  315—31«  (v.  Druffel);  vgl.  Mittheil.  d.  Instituts  für  österreicli. 
Geschichtsforschung  9,  149 — 151  l'Horawitz)-,  Revue  historique  37,  188  —  190  (R.). 

1522.  Mathesius.  —  Loa  sehe,  Johann   Mathesius,    ein  Beitrag  zur   Refor- 
mationsgeschichte  des   nordwestlichen   Böhmens. 

Jahrbuch  d.  Gesellschaft  f.  d.  Geschichte  d.  Protpstantismus  in  Oesterreich  9, 
1 — 38.  —  Vgl.  Mittheil.  d.  Vereins  f.  Gesch.  d.  Deutschen  in  Böhmen  20,  Beil. 
Ö.  81   f.;  Theol.  Lit.  Blatt   1888,  Sp.  319  f.  (Scheuffler). 

1523.  Mathesius,  J.,    M.   Luthers  Leben  in    1 7   Predigten,   herausgeg.    von 
Buchwald.    8.   (434   S.)  Leipzig,   Reclams  Universalbibliothek.    0,80   M. 

1524.  Meistersing-er.   —  Plate,  Otto,   die  Kunstausdrücke  der  Meistersinger. 
Straßburger    Studien  3,  147—237. 

s.  Nr.  1286;  Meistersinger  s.  Nr.   1585  f. 

1525.  Melanchthon.    —    Hartfelder,     Karl,     die    Berufung    Melanchthons 
nach  Heidelberg   1546. 

Zs.  f.  d.   Gesch.  d.  Oberrheins  N.  F.  III,   112-119. 

1526.  Hartfelder,  Karl,   der  Aberglaube   Philipp  Melanchthons. 
Histor.  Taschenbuch  G-  Folge,  S.  Jahrg..  S.  231—269. 

1527.  Westhoff,  J.  T.   G.,   M.  Phil.  Melanchthon.   (XH,  20  S.)  Amsterdam, 
Höveker.   1,20  fl. 

1528.  Distel,     Th. ,     eigenhändige  Briefe   Melanchthons   an  Katharina,   Her- 
zogin zu   Sachsen,   einen  Freiberger  Knaben  betreffend.    1550   u.    1551. 

Mittheilungen   vom  Freiberger  Alterthumsvei  .-in  H.   24.   65    f. 

1529.  Unruh,     Th. ,     Etwas     über    Melanchthons   Verdienste  um   das    Schul- 
wesen. 

Evang.  Monatsblatt  f.   d.  deutsche  Schule   10,  309—312. 
Melanchthon  s.  Nr.   1411,  1491,   1498. 

Murer,   s.  Nr.  1415. 

1530.  Murners  geistl.    Badenfahrt,  von   Martin   (Bibl.    1887,   Nr.    2010). 
Vgl.  Revue   critique  22,    Nr.  42. 

1531.  Fester,   eine  Erwähnung  Thomas   Murners   von    1538. 
Zs.   f.  d.  Gesch.  d.  Oberrheins  N.  F.  III,  230  f. 


VIII.    LITTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  467 

1532.  Murrho.  —  Wolff,    G. ,     Sebastian  Murrhos  Geburts-  und  Todestag. 

Anzeiger  f.  d.  Alterthum   14.  -290—301. 

1533.  Paganus,  Peter,  von  Joachim. 
AUgem.  D.  Biograpbie  25,  62. 

1534.  Pankratius,   Andreas,  von  Wagenmanu. 
Allgem.  D.  Biographie  25,  119—1-21. 

1535.  Pantaleon,  Heinrich,  von  Bolte. 
Allgem.  D.  Biographie  25,   1-28—131. 

1536.  Pantzer,  Hans,  von  Roethe. 
AUgem.  D.  Biographie  25,  131. 

1537.  Pantzer,  Paul,  von  Holstein. 

Allgem.  D.  Biographie   25,   131  f. 

1538.  Papeus,  Petrus,  von  Holstein. 
Allgem.  D.  Biographie  25,   141   f. 

1539.  Papius,  Ambrosius,   von  H.  Holstein. 
Allgem.  D.  Biographie  25,    1 34  f. 

1540.  Paracelsus.   —  Aberle,   C.   Grabdenkmal,   Schädel  und  Abbildungen 
des  Theophrastus  Paracelsus  (Forts.). 

Mittheil.  d.  Vereins  f.  Salzburger  Landeskunde  28,  2(59 — 355. 

1541.  Pauli,  Johannes,  von  Oesterley. 
AUgem.  D.  Biographie  25.  261   f. 

1542.  Bolte,  J.,  Predigtmärlein  Johannes  Paulis. 
Alemannia  Iti,  34 — 53  ii.  233. 

1543.  Peristerus,  von  Wagenmann. 
Allgem.  D.  Biographie  25,  377  f. 

1544.  Suffridus  Petrus  (Sjoerd  Pietersz),  von  P.  L.   Müller. 

Allgem.   D.  Biographie   25,  539  f. 

1545.  Petsch,  Johann  Friedrich,  von  1.   u. 
Allgem.  D.  Biographie  25,  540. 

1546.  Peucer,  Kaspar,  von  Wagenmann. 
Allgem.  D.   Biographie   25,  552 — 556. 

1547.  Peutinger,  Konrad,  von  H.  A.  Lier. 
Allgem.  D.  Biowraphie  25,  561 — 568. 

1548.  Pfeffer.  —   Holstein,  H.,   der   „Dramatiker"    Marcus   Pfeffer. 
Zs.  f.  d.  Philologie  20,  232—237. 

1549.  Pfefferkorn,  Johannes,   von  Ludwig  Geiger. 
Allgem.  D.   Biographie  25,   621 — 624. 

1550.  Pfeffinger,  Johannes,  von  Lechler. 
Allgem.  D.   Biographie  25,  624—630. 

1551.  Seifert,  Fr.,  Joh.   Pfeffinger,   der  erste   lutherische    Pastor  zu   St.  Ni- 
kolai und   Superintendent  zu   Leipzig. 

Beiträge   z.  säc-lisischeii   Kirchcngeschichte  4,   33 — 162. 

1552.  Pfeilschmidt,   Andreas,   von  H.  Holstein. 
Allgem.   D.  Biographie  25,  658. 

1553.  Pfintzing,  Melchior,  von  Roethe. 
Allgem.  D.  Biographie  25,   664  f. 

1554.  Pharetratus,  Michael,   von  H.  Holstein. 
Allgem.  D.   Biographie  25,  737. 

1555.  Philicinus,   Petrus,   von  H.   Holstein. 
AUgem.  D.  Biographie  25,  742. 

1556.  Philomathes,  Wenzeslaus,   von  Wilhelm   Bäumker. 
Allgem.  D.  Biographie  26,  89. 


468  BIBLIOGRAPHIE  VON   1888. 

1557.  Phrygio,   Paulus   Constantinus   (Seidensticker),  von  Knod. 
Allgera.  D.   Biographie  26,  92  f. 

1558.  Pierius,   Urban  (Birnbaum),  von  G.  Lechler. 
AUgeiu.  D.  Biographie  26,  117-122. 

1559.  Pirckheimer     als     Geschichtsschreiber,     von    Markwart     (Bibl.    1887, 
Nr.    2044). 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung   1888,  Sp.  317  f.  (Heyck);   BI.  f.  d.  bayer.  Gymnasialschul- 
wesen 1888,  144  (Rück). 

1560.  Drews,  Pirckheimers  Stellung  zur  Reformation  (Bibl.  1887,  Nr.  2046). 
Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1888,  Sp.  305—307  (A.  Baur);  Histor.  Zs.  59,  139—141 
(Ellinger);  Theol.  Lit.  Zeitung   1888,   Nr.   7  (Enders). 

1561.  Pirckheimer,   Bilibald   u.   Charitas,   von   L.   Geiger. 
AUgem.  D.  Biographie  26,  810—817  u.  817—819. 

1562.  Piso,  Jacob,  von  Fr.   Teutsch. 
Allgem.  D.   Biographie  26,  184  f. 

1563.  Pistorius,  Johann,   der   ältere  und  der  jüngere,   von   Gaß. 
Allgem.  D.  Biographie  26,   197—199   u.   199—201. 

1563*.   Pistorius,  Maternus,   (Pistoris,   Pistoriensis),   von   K.   Hoche. 
Allgem.  D.  Biographie  26,  201   f. 

1564.  Plateanus,  Petrus,  von  Otto  Kämmel. 
Allgem.  D.  Biographie  26,  241—243. 

1565.  Platner,  Tilemann,   von  E.  Jacobs. 
Allgem.  D.  Biographie  26,  262—265. 

1566.  Platter,  Thomas   u.  Felix,   von  J.   Bächtold. 
Allgem.  D.  Biographie  26,  265—267. 

s.  Nr.  855. 

1567.  Plieningeu,  Dietrich   von,  von   Th.   Schott. 
AUgem.  D.  Biographie  26,  297  f. 

1568.  Poach,   Andreas,    von   Buchwald. 
Allgem.  D.  Biographie  26,  325—331. 

1569.  Pole,   Zacharias,   (Poleus),  von  H.   Holstein. 
Allgem.  D.  Biographie  26,  382. 

1570.  Poliander,  Johann,  von  C.  A.  v.  Hase. 
Allgem.  D.   Biographie  26,  388  f. 

s.  Nr.  1412. 

1571.  Pollius,  Johannes,   (Pollen,  Polhenne),   von  Franz  Jostes. 
Allgem.  D.  Biographie  26,  395  f. 

1572.  Pondo,   Georg,   (Pfundt),  von  Bolte. 
Allgem.  D.   Biographie  26,  407  f. 

1573.  Pontanus,   Georg  Barthold,   von  Ant.   VT  eis. 
Allgem.  D.  Biographie  26,  412  f. 

1574.  Pontanus,  Jacob,  von   R.   Hoche. 
Allgem.  D.  Biographie  26,  413. 

1575.  Porta,  Konrad,  von  H.  Holstein. 
AUgem.  D.  Biographie  26,  445. 

1576.  Posthius,  Johannes,  (Post),  von  Wegele. 
AUg.  D.  Biographie  26,  473—477. 

1577.  Prasinus,  Johannes,   von  H.   Holstein. 
Allgem.  D.   Biographie  26,    509  f. 

1578.  Praetorius,  Joachim,  von  v.  Bülow. 
Allgem.  D.  Biographie  26,  518  f. 

1579.  Praetorius,  Michael,   von   R.   Eitner. 
Allgem.  D.  Biographie  25,  530—533. 


VIII.    LITTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  469 

1580.  Pr&torius,  Petrus,  von  Bolte. 

Allgem.  D.  Biographie  26,  533  f. 

1581.  Praetorius,   Stephan,  von  1.   u. 
Allgem.  D.  Biographie  26,  534  f. 

1582.  Praetorius,    Zacharias,  von  1.   u. 
Allgem.   D.   Biographie  26,   535. 

1583.  Probst,  Jacob,  von  Iken, 
Allgem.  D.  Biographie  26,  614—617. 

1584.  Probst,    Peter,  von  Roethe. 
Allgem.  D.  Biographie  26,  617  f. 

1585.  Puschmann,  Adam  Zacharias,   von   Roethe, 
Allgem.  D.  Biographie  26,  732—736. 

1586.  Adam  Puschmann,  gründlicher  Bericht  des  deutschen  Meister- 
gesanges. 1.  Aufl.  [1571].  Herausg.  v.  R.  Jonas.  8.  (X,  47  S.)  Halle, 
Niemeyer.  0,60  M.  Neudrucke  deutscher  Litteraturwerke  des  XVI.  u.  XVII. 
Jahrh.   Nr.    73. 

1587.  Ranzau.  —  Berthe  au,  Fr.,  Heinrich  Ranzau  als  Humanist  (1526 
bis   1599). 

Zs.  d.  Gesellschaft  f.  Schleswig- Holstein -Lauenburg.  Gesch.   18,  133—196. 
Reisen,   s.  Nr.   1362. 

1588.  Reuchliü.  —  Holstein,  H. ,  Johann  Reuchlins  Comödien.  Ein  Bei- 
trag zur  Geschichte  d.  latein.  Schuldrama,  gr.  8.  (VIII,  172  S.)  Halle 
1888,   Buchhandlung   d.   Waisenhauses.    4   M. 

1589.  Rivius.  —  Gerlach,  Schreiben  des  Freiberger  Rectors  Johann  Rivius. 
Mittheilungen  vom  Freiberger  Alterthnmsverein,  Heft  24. 

1590.  Hans  Sachs'  Leben,  von  Genee  (Bibl.   1887,  Nr.   2054). 
Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  824. 

1591.  Genee,   Rudolf,   die  Bibliothek  des  Hans   Sachs. 
Alldem.  Zeitung  1888,  Beil.  Nr.  50. 

1592.  Bosch,  Hans.  Hans  Sachs'  Spruchgedichte  von  den  Nürnberger 
Kandelgießern. 

Mittlieilungeu  aus  d.  germanischen  Nationalmuseum  2,  73 — 82. 

1593.  Bolte,   J.,   zur  Alemannia  I,    19. 
Alemannia   16,  68.  —  Lied  des  Hans  Sachs. 

1594.  Dorer,  Edmund,  Hans  Sachs'  Gedanken  über  Krankheit  und  Ge- 
sundheit, Alter  und  Jugend. 

Westermanns  Monatshefte  32,  Nr.  6. 

1595.  Hans   Sachs,  the  People's  Goethe  of  the    16.   Century. 
The  Westminster  Review  1888,  März. 

s.  Nr.  290. 

1596.  Sarcerius.  —  Röselmüller,  Ant.  Wilh. ,  das  Leben  uud  Wirken 
des  Erasmus  Sarcerius.  Ein  Beitrag  zur  Reformationsgeschichte,  gr.  4. 
(28  S.  mit  Bild.)  Programm  des  Realgymnasiums  zu  Annaberg  (Graser). 
0,80   M. 

1597.  Taverners   [Erasmus]    Sarcerius   on  predestination. 
The  Lutheran  eburch  Review   1888,  October. 

1598.  Schauspiel.  —  Brüning,  theätre  en  Allemagne  (Bibl.  1887,  Nr.  2059). 
Vgl.  Zs.  f.  vergl.  Lit.-Gesch.  und  Renaissance- Lit.  N.  F.  1,  299  (Creizenach) ; 
Histor.  Zs.  59,  137  f.  (EUinger). 

1599.  Weilen,   der  ägyptische  Joseph  (Bibl.    1887,   Nr.   2060). 

Vgl.  Germania  33,   120  f.    (Bartsch);    Zs.  f.  vergl.  Lit.-Gesch.  und  Renaissauce- 
Lit.  N.  F.   1,  .384—388  (Holstein);  Revue  critique  22,  Nr.  9. 


470  BIBLIOGRAPHIE  VON   1S88. 

1600.  Weilen,   A.   v.,   nachträgliche  Bemerkungen  zum  Josephdrama. 
Anzeiger  f.  d.  Alterthnm    14,  231   f. 

1600'.  Susanna,  ein  oberengadinisches  Drama  des  16.  Jahrhunderts.  Mit 
Anmerkungen .  Grammatik  und  Glossar  herausgegeben  von  Jacob  Ulrich. 
8.   (VI,    140   S.)  Frauenfeld,   Huber.    3   M. 

Vgl.  D.  Lit.  Zeitung  1888,  Sp.  964  f.  (W.  Meyer).  „Wörtliche  Über.setzung  eines 
deutschen  Schauspieles  von  Birck." 

1601.  Straumer,  Friedr,,  eine  deutsche  Bearbeitung  des  ., Selbstpeinigers" 
des  Terenz  aus  dem  16.  Jahrhundert.  4.  (35  S.)  188S.  Programm  des 
Gymnasiums  zu   Chemnitz. 

1602.  C rüger,  über  das  Straßburger  Theater  von  der  Reformation  bis  zum 
30jährigen  Kriege. 

Verhandlungen  der  39.  Versammlung  deutscher  Philologen  und  Schulmänner 
(Leipzig,  Teubner),  S.   186—189. 

s.  Nr.  74. 

1603.  Crüger,  J.,  zur  Straß  burger  Schulcomödie. 

In:  Festschrift  zur  Feier  des  350jährigen  Bestehens  des  protest.  Gymnasiums 
zu  StralJburg  i.  E.  L  Theil.  (Straßburg  1888,  Heitz.  2  Theile.  10  M.)  —  Vgl. 
D.  Lit.  Ztg.  1888,  Sp.  1557  f.  (Ziegler). 

1604.  Zeidler,  Jac,  die  Schauspielthätigkeit  der  Schüler  und  Studenten 
Wiens.   8.  (44   S.)   Programm   des   Gymnasiums  zu   Oberhollabrunn. 

1605.  Teuber,  Oscar,  Geschichte  des  »Präger  Theaters,  von  den  Anfängen 
des  Sehauspielwesens  bis  auf  die  neueste  Zeit.  3  Theile.  gr.  8.  Prag, 
Haase.    18   M. 

Vgl.  Blätter  f.  literar.  Unterhaltung  1888,  I.  207  f,  (Feodor  Wehl). 

1606.  Filtsch,   Eugen,   Geschichte   des  deutschen  Theaters  in  Siebenbürgen. 
Archiv  d.  Vereins  f.  siebenbürg.  Laudeskunde  N.  F.  21,  515 — 590. 

1607.  Gaedertz,  Karl,  archivalische  Nachrichten  über  die  Theaterzustände 
von  Hildesheim.  Lübeck,  Lüneburg  im  16.  u.  17.  Jahrb.  Beiträge  zur 
deutschen  Cultur-  und  Kirchengeschichte,  gesammelt  und  mit  Anmerkungen 
hrsg.   gr.   8.   (VL    160    S.)   Bremen    1888,    Müller.    4   M. 

1608.  Wehrmann,   Beiträge  zur  pommerschen  Litteraturgeschichte. 
Monatsblätter  hrsg.  von  d.  Gesellschaft  f.  poraraersclie  Geschichte  1888,  II.  11. 

1609.  Holstein,     H. ,     zur    Litteratur     des     lateinischen     Schauspiels     des 

16.  Jahrhunderts. 

Zs.  f.  d.  Philologie  20,  97—108. 

1610.  Bolte,  J.,  kleine  Beiträge  zur  Geschichte  des  Dramas. 
Zs.   f.   d.  Alterthum  32,   1  —  24. 

1611.  Bolte,    J. ,    die    streitenden  Liebhaber,    eine  Gesangsposse  aus  dem 

17.  Jahrhundert. 

Vierteljahrssehrift  f.  Litteraturgeschichte   1,   H.   1. 

1612.  Meißner,   englische  Comödianten   (Bibl.    1885,  Nr.    1552). 
Vgl.  Anz.  f.  d.  Alterthum  14,  88  f.  (Seuffert). 

1613.  Trautmann,  italienische  Schauspieler  am  bayerischen  Hofe  (S.-A. 
von  Bibl.    1887,   Nr.    2078   [München,   Lindau]). 

Vgl.  Zs.  f.  vergl.  Lit.-Gesch.  u.  Kenaissance-Lit.  N.  F.  1,  475  f.  (Crüger) ; 
Giornale  storico  della  lett.  ital.   10,  439. 

1614.  Trautmann,  Karl,    französische   Schauspieler  am   bayerischen   Hofe. 
Jahrbuch  f.  Münchener  Geschichte  2,  185 — 334. 

1615.  Jostes,   Franz,   englische   Schauspieler  in   Münster. 
Nd.  Korrespondenzblatt   13,  37  f. 


VIII.    LITTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  471 

1616.  Sehmelzl,  von   Spengler  (Bibl.    1886,   Nr.    2024"). 
Vgl.  Anz.  f.  d.  Allerthum   14,  88  f.  (Seuffert). 

1617.  Schullerus.   A.,   Oper  und  Kirchenmusik. 
Siebenbürg:.   Korrespondenzblatt.   11,    12 — lö. 

Schauspiel,   s.   Nr.  994  ff..   1691   f. 

1618.  Scheit.  —  Strauch,  Ph.,  zwei  fliegende  Blätter  von  Caspar  Scheit. 
Vierteljahrsschrift  f.  Lit.-Gesch.   1,  H.   1. 

1619.  Schwanke.  —  Bobertag,  F.,  40ö  Schwanke  aus  dem  K",.  Jahr- 
hundert. 8.  (XXIV,  409  S.)  Stuttgart,  Spemann.  Kürschners  deutsche 
Nationallitteratur  Lief.    416—418.   k  0,50  M. 

Vj^l.  Zs.   f.  deutsche  Sprache  2,  35  f.  u.  394  f.   (Kummerow,    Worterklärungen.) 

1620.  Seinecker.  —  Dibelius,  D. .  zur  Geschichte  und  Charakteristik 
Nicolaus   Selneckers. 

Beiträcre  zur  sächsischen  Kircheiigeschichte  4,   1 — 20. 

1621.  Sleidanus.  —  Hollaender,  A. ,  Beiträge  zur  Biographie  Sleidans. 
Korrespondenzblatt  d.   Westdeutschen  Zs.   8,   Sp.    150 — 153. 

1622.  Hollaender,   Alcuin,    Sleidaniana. 

Zs.  f.  d.  Geschichte  d.  Oberrheins  N.  F.  4,  337—342. 

1623.  Cyriacus  Spangenberg.  —  M.  Cyriacus  Spangenbergs  Briefwechsel. 
Gesammelt  u.  bearb.  von  Heinr.  Rembe.  Briefe  von  1550 — 1584.  gr.  8. 
(147    S.)   Dresden    1888,  H.  J.   Naumann.    2,25    M. 

1624.  Rembe,  der  Briefwechsel  des  M.  Cyriacus  Spangenberg  (2.  Hälfte: 
Briefe  von   1573 — 1584). 

Manstelder  Blätter,  Jahrg.  2. 

s.  Nr.   1411. 

1625.  Joh.  Spangenberg,  bellum  grammaticale  ed.  Schneider  (Bibl.  1887, 
Nr.    2097). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.    184  f. 

1626.  Wolfhart  Spangenberg,  ausgewählte  Dichtungen  (Bibl.  1887,  Nr.  2099). 
Vgl.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  254  f.  (Sociu);  Anz.  t.  d.  Alterthum  14,  128—130 
if'iiiower);  Germania  33,    121    (Bartsch). 

1627.  Speratus.  —  Rogge,  B..  Paul  Speratus,  ein  Herold  des  Evangeliums 
in  Mähren  und  Reformator  des  Herzogthums  Preußen.  2.  Aufl.  12.  (15  S.) 
Barmen,  Klein.  0,10  M.  Für  die  Feste  und  Freunde  des  Gustav  Adolf- 
Vereins,   Nr.   9. 

1628.  Birlinger,   A.,   Paul  Speratus. 
Alemannia   16,   154 — 157. 

Sprüche,   s.   Nr.    1009,   auch    Nr.    1015. 

1629.  Staupitz.  —  Keller,  Ludwig,  Johann  Staupitz  und  die  Anfänge  der 
Reformation.  Nach  den  Quellen  dargestellt,  gr.  8.  (XIII,  434  S.)  Leipzig 
1888,  Hirzel.    7   M. 

1630.  Sturm.  —  Veil,  H.,  zum  Gedächtniß  Johannes  Sturras.  Eine  Studie 
über  J.  Sturms  Unterrichtsspiele  und  Schuleinrichtungen  mit  besonderer 
Berücksichtigung  seiner  Beziehungen  zu  dem  niederländischen  Humanismus. 
In:  Festschrift  z.  Feier  d.  350jährigen  Bestehens  d.  protest.  Gymnasiums 
zu   Straßburg  i.  E.    I.   Theil.    (Straßburg   1888,   Heitz.    2   Theile.     10   M.) 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.   1888,  Sp.  155G   f.  (Ziegler). 
Sulzer,  s.  Nr.   1411. 

1631.  Georg  Thyms  Gedicht  Thedel  von  Wallmoden.  Hrsg.  von  Paul  Zimmer- 
mann. 8.  (XVI,  68  S.)  Halle,  Niemeyer.  0,60  M.  Neudrucke  deutscher 
Litteraturwerke  des  XVI.  u.  XVII.   Jahrhunderts,   Nr.   72. 


472  BIBLIOGRAPHIK  VON  18S8. 

163'2.  Toxites.  —  Schmidt,  C. ,  Michael  Schütz,  genannt  Toxites.  Leben 
eines  Humanisten  und  Arztes  aus  dem  16.  Jahrh.  gr.  8.  (VII,  131  S.) 
Straßburg    1888,    Schmidt.    2,80   M. 

1633.  Trotzendorf.  —  Sturm.  L.,  Valentin  Trotzendorf  und  die  lateinische 
Schule  zu  Goldberg.  Pestschrift  zur  Feier  des  4()0jährigen  Geburtstages 
Trotzendorfs,  geb.  den  14.  Februar  1490.  Mit  dem  Bildnisse  Trotzendorfs. 
gr.   8.   (164   S.)  Ebenda.    1,80   M. 

1634.  Tschudi.  —  Vögelin,  S.,  Aegidius  Tschudis  epigraphische  Studien 
in  Südfrankreich  und  Italien.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  des  deutschen 
Humanismus. 

Mittheilungen  der  Antiquar.  Gesellschaft  in  Zürich  23.  H.  1    (47  S.)  Leipzig  1S88, 
in  Comm.  bei  K.  W.  Hiersemann.  2,70  fr. 
Wildenberg,  Anark  v.,  s.  Nr.  81. 

1635.  Weigel.  —  Israel,  A.,  M.  Val.  Weigels  Leben  und  Schriften.  Nach 
den  Quellen  dargestellt.  Mit  Weigels  Bildniß  und  einer  Nachbildung  seiner 
Handschrift,   gr.    8.   (II,    167    S.)   Zschopau,    Raschke.    3    M. 

1636.  Wimpfeling.  —  Knod,  G.,  zur  Bibliographie  Wimpfelings.  (Ein  Nach- 
trag zu   Schmidts  Index   Bibliographicus.) 

Centialblatt  f.  Bibliothekswesen  5,   H.   11. 

1637.  Martin,  Ernst,    Stylpho  Jacobi   Vympfelingii    Sletstatini. 
Straßburger  Studien  3,  472—484. 

1638.  Holstein,   ein  Wimpfeling-Codex. 
Al'.gem.  Ztg.  1888,  Beilage  Nr.   108. 

1639.  Zanchius.  —  Bohl,  die  Harmonia  Confessionum  nach  Zanchius'  Brief- 
wechsel. 

Reformator.  Kirchenztg.  49,  774—776. 

1640.  Zwingli.  —  Baur,  Aug.,  Zwingiis  Theologie,  ihr  Wirken  und  ihr 
System.   2.   Bd.    1.   Hälfte,   gr.    8.   (400   S.)   Halle,   Niemeyer.    9    M. 

1641.  Baur,  A. ,  zur  Einleitung  in  Zwingiis  Schrift:  In  catabaptistarum 
strophas   elenchus. 

Zs.  f.  Kirchengeschichte   10,  330—344. 

1642.  Persius,  Conrad,  Huldreich  Zwingli.  12.  (42  S.)  Barmen,  Klein. 
0,10   M.     Für  die   Feste  und  Freunde   des   Gustav   Adolf -Vereins ,   Nr.    63. 

1643.  Usteri,  J.   M.,  zur  theologischen  Entwicklung   Zwingiis. 
Theolog.   Studien  und  Kritiken  1889,  140  f. 

s.  Nr.   1512. 

D.    Altsächsisch. 

1644.  Steinmeyer,   zum   sächsischen   Taufgelöbniß. 
Anz.   f.  d.  Alterthum   14,  287—289. 

Heiland,  s.  Nr.  278  f. 

JE.    Mittelniederdeutsch. 

1645.  Aesopus.   —   Sprenger,   R.,   zum   nd.   Aesopus. 
Nd.  Jahrbuch    13,  69—74. 

1646.  Bibel.   —   Nörrenberg,   C,   eine   alte   nd.    Bibelübersetzung. 
Nd.  Korrespoudenzblatt  13,  28. 

1647.  Bugenhagens,  Jobs.,  Briefwechsel.  Im  Auftrage  d.  Gesellschaft  f.  pom- 
mersche  Geschichte  u.  Alterthumskunde  gesammelt  u.  hrsg.  von  0.  Vogt. 
gr.   8.   (XXI,    636    S.)   Stettin,   Saunier  in   Comm. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.   1369  f.;  Theol.  Lit.   Blatt   1888,  Sp.  399. 


VIII.    LITTERATUK  UND  .SPRACHDENKMÄLER.  473 

1648.   Vogt,  Dr.  Johannes   Bugenhagens  Briefwechsel. 

Baltische  Studien  38.  Jalirg:.,  H.   1   ff. 
1641).   Vogt,   0.,   Bugenhagens  Briefwechsel  und  Lebensbild. 

Protest.  Kirchenztg.   1888,  Nr.  32. 
1G50.  Vogt,   Dr.  Johannes  Bugenhagens  Briefwechsel. 

Monatsblätter,  hrsg.    von    d.  Gesellschaft    f.    pommersche  Geschichte    u.  Alter- 
thumskunde,  Jahrg.  1888. 
1650*,   Hering,  Herrn.,  DoctorPomeranus,  Johannes  Bugenhagen.  Ein  Lebens- 
bild aus   der  Zeit  der  Reformation,     gr.   8.   (IV,    17  5    S.)  Halle,     Niemeyer 
in  Comm.   2,40  M.    Schriften  d.  Vereins  f.  Reformationsgeschichte,   Nr.   22. 

s.  Nr.  1498. 

1651.  Arnold  Buschmann.  —  Luther,  Johannes,  ein  Kölner  Druck  des 
Mirakels  von  Amt  Bosmann  aus   dem  Jahre   1506. 

Nd.  Konespondenzblatt  13,  28  f. 

1652.  Chronik.  —  Les  memoires  de  Barthelemy  Sastrow,  bourgmestre 
de  Stralsund,  trad.  par  Ed.  Fick.  2  Vol.  in  4".  Gen^ve,  imprimerie  J.  G. 
Fick  (Basel  u.   Genf,   H.   Georg). 

Chronik,  s.  auch  Nr.   1652. 

1653.  Daniel  von  Soest,  ein  westphälischer  Satiriker  des  16.  Jahrhunderts, 
herausgeg.  u.  erläutert  von  Franz  Jostes.  gr.  8.  (XII,  404  S.)  Paderborn 
1888,  Schöningh.  8  M.  Quellen  und  Untersuchungen  zur  Geschichte,  Cultur 
und  Litteratur  Westphalens,  I.  Bd. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  763;  D.  Lit.  Ztg.  1888,  Sp.  979—981  (Edward 
Schröder);  Nd.  Korrespondenzblatt  13,  14 — 16  (K.  E.  H.  Krause) ;  Blätter  f.  literar. 
Unterhaltung  1888,  Nr.  26  (Schröter). 

1654.  Gelegenheitsgedicht.  —  Hille,  Doctor  Ludwig  Hansens  Jubiläuras- 
gedicht  auf  Itzehoe  vom  Jahre    1738. 

Nd.  Korrespondenzblatt  13.   67 — 69. 

1655.  Gerhard  von  Minden. — Damköhler,  Ed.,  zu  Gerhard  von  Minden. 

Germania  33,   497  —  499. 

1656.  Damköhler,  Ed.,  zu  Gerhard  von  Minden. 
Nd.  Jahrbuch  13,  75—81. 

1657.  Sprenger,   R.,   Brake  (zu  Jahrbuch  XIII,    80). 
Nd.  Korrespondenzblatt   13,  88. 

1658.  Guido  von  Alet,  von  H.  Brandes. 
Nd.  Jahrbuch  13.  81  —  96. 

1659.  Joris.  —  Hofmeister,  A.,  und  H.  C.  Rogge,  nog  iets  over  den 
Rostocker  band  met  tractaten  van   David  Joris. 

Bibliograph.  Adver.saria  II.  Reeks,  Deel  2,  S.  86  —  93.  —  Vgl.  Nd.  Korrespondeuz- 
blatt  13,  79  f.  (K.  E.  H.   Krause). 
Kalenberger,  s.  Nr.  1823. 

1660.  Kalender.  —  Schlüter,  W. ,  ein  niederdeutscher  Kalender  auf  das 
Jahr   1563. 

Nd.  Korrespondenzblatt  13,  35 — 37. 

1661.  Lauremberg.  —  Bolte,  J. ,    Laurembergs  handschriftlicher  Nachlaß. 
Nd.  Jahrbuch  13,  42  —  54. 

1662.  Sandvoß,  F.,  zu  Lauremberg   1,   352. 
Nd.  Korrespoudenzblatt   13,   3   f. 

Reimbüchlein,  s.  Nr.   1017. 

1663.  Reinke  de  Vos,  von  Prien  (Bibl.   1887,  Nr.   2134). 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.   1888,  Sp.  392  f.  (Seelmami);  Nd.  Korrespondenzblatt   13,  31  f. 
(Hofmeister) ;  Herrigs  Archiv  80,  468  f. ;  Athenäum  Nr.  345. 
GEEMANIA.    Nene  Keihe.  XXV.  (XXXVII j  .hihrg.  32 


474  BIBLIOGRAPHIE  VON   1888. 

1664.  Prien,    hochdeutsche  Reinke-Übersetzung  (Bibl.    1887,   Nr.    '2135). 
Vgl.  Herrigs   Archiv  80,  468  f. 

1665.  Sprenger,   R.,   zu   Reinke   de   Vos. 
Germania  33,  220—224. 

1666.  Damköhler,  Ed.,  zu   Reinke  de   Vos. 
Germania  33,  379—384. 

1667.  Sandvoß,  Meibom  to  Aken  (zu   Reineke  Voß  v.   2781). 
Nd.  Korrespondenzblatt  13,  47  f.  —  Dazu  R.  Pick,  S.  72  f. 

1668.  Brandes,   H.,   die  litterarische  Thätigkeit  des  Verfassers  des  Reinke. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  32,  24  —  41. 

1669.  Lange,  Martin,  Goethes  Quellen  und  Hilfsmittel  bei  der  Bearbeitung 
des  Reinecke  Fuchs.  4.  (18  S.)  Programm  des  Gymnasiums  zu  Dresden  — 
Neustadt. 

1670.  Eosenkranz.  —  Kölscher,  B.,  der  goldene  Rosenkranz,  deutsch  und 
lateinisch,  nach  alten  Manuscripten. 

Zs.  f.  Vaterland.  Ge.«chichte  u.  Alterthumskunde  Westphalens  45,  60 — 72,  (Aus: 
Berliner  Jahresbericht  1888,  XVII,  26). 

1671.  Schauspiel.  —  Gaedertz,  niederdeutsches  Drama  (Bibl.  1885, 
Nr.    1557). 

Vgl.  Herrigs  Archiv  80,  3ö3— 356. 

1672.  Wedde,  Jobs.,  Theophilus.  Das  Faust-Drama  des  deutschen  Mittel- 
alters, übersetzt  und  mit  einer  erläuternden  Einleitung  versehen.  8.  (LXIII, 
79   S.)  Hamburg,  Grüning.    2   M. 

s.  Nr.  994  ff.,   1598  ff. 

1673.  Johan  Statwech,  von  W.  Seelmann. 
Nd.  Jahrbuch   13,   121  —  128. 

1674.  Tundalus.  —  Grimme,  F.,  ein  neues  Bruchstück  der  niederrheinischen 
Tundalusdichtung. 

Paul  u.  Braune,  Beiträge   13,  340—358. 

1675.  Gregorius  Wagner.  —  Hofmeister,  Ad.,  Rime  van  dem  Talltergen, 
Todeligen,  Schendigen  Hasen  Düuele,  von  D.  Gregorius  Wagner  von  Resell. 

Nd.  Korrespondenzblatt  13,   1  —  3.  —  Einleitendes  Gedicht  zu  der  Ausgabe  von 
Musculus'  Hosenteufel,   1556;   dazu  Bolte,  S.  29. 

F.    A  I  t  f  r  i  e  s  i  s  c  h. 

1676.  Gallee,  H.  J.,  Bruchstücke  einer  altfriesischen  Psalraenübersetzung. 
Zs.  f.  d.  Alterthum  32,  417—422. 

G.    Alt-    und    Mittelniederländisch. 

1677.  St.-Amand  I,   V.    66    door  Em.    Spanoghe. 
Tijdschrift  voor  Ned.  Taal-  en  Letterkiinde  VIII,  320. 

1678.  Bibel.  —  Doedes,  J.  J. ,  een  tot  heden  onbekend  Nieuw  —  Testa- 
ment in  het  Nederlandsch.   1530. 

Bibliographische  Adversaria  2.  R.  I,  S.  22 — 25. 
Bijüs,  Anna,  s.  Nr.   512. 

1679.  Jan  Boendale,  ook  geheeten  Jan  De  Clerc,  zijn  leven,  zijne  werken 
en  zijn  dood,   doorH.  Haerynck.    8.  (225  S.)  Gent,  Leliaert,  Sifier  etC".    3  fr. 

1680.  Cornhert,  door  Jan  ten  Brink.  8.  (14  S.)  Gent,  Leliaert,  Siffer  et  C". 
0,30   fr.   S.-A.   aus:    Dietsche  Warande. 

1681.  Flandrijs.   Leidener  Bruchstück,   von  Job.   Franck. 
Tijdschrift  voor  Ned.  Taal-  en  Letterkunde  VIII,  247—253, 


VIII.    LITTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  475 

1682.  Floris  ende  Blancefloer,  von  W.  Zuidema. 
Noord  en  Zuid   11,  H.  4. 

1683.  G.  de  Groote.  —  Een  mystiek  boekje  op  naam  van  Gerrit  de  Groote, 
door  J.   G.   R.   Acquoy. 

Handel,    en  Mededeel.    van   de  Maatsch.    der  Nederl.  Letterkunde  1888,    S.  64 
bis  74. 

1684.  Lieder.   —  Niederländische  geistliche  Lieder,   von  Bäumker. 
Vgl.  de  Nederl.   Spectator  1888,  287-289  (J.   G    R.  Acquoy). 

1685.  Middeleeuwsche  geesteljke  liederen  en  leisen,  door  J.  G.  R.  Acquoy. 
4.   (XII,    57    S.)   's-Grav.,    Nijhoff.    3,50   fl. 

1686.  Eenige  oude  Dietsche  versjes  (Geistliche  Lieder  des  15.  Jhdts.) 
door  V.   Becker. 

De  Katholiek  VI,  385—394. 

1687.  Ontwect  van  slape  wie  dat  ghy  zijt!  Oud  Nederlandsch  lied,  door 
Fl.   van  Duyse. 

Tijdschritt  der  Vereen.    voor  Noord-Nederlandsche  Muziekgeschiedenis  III,    111 
bis  119. 

1688.  Brandes,   Hermann,   kleine  mittelniederländische  Dichtungen. 
Nd.  Jahrbuch   13,   111  —  121. 

1689.  De  twee  eerste  Musyckboekskens  van  Tielman  Susato  door  J.  C.  M 
van   Riemsdijk. 

Tijdschrift    der   vereen.    voor  Noord-Nederlandsche  Muziekgeschiedenis  III,    61 
bis   IIJ. 

1690.  Hs.  Nr.  1042  van  Meerman  (eene  verzameling  van  raeerendeels  geeste- 
lijke  liederen  tot  omstreeks    1525)    door  J.   G.   R.   Acquoy. 

Handel,  en  Mededeel.  van  de  Maatsch.   der  Nederl.  Letterkunde  1888,  S.  56 — 64. 

1691.  Een  geuzenlied  (van  f   1>^69),   door  J.   N.   Uitterdijk. 
Bijdr.  tot  de  Geschiedenis  van  Overijssel  IX,  94 — 96. 

1692.  Limborch.  —  Het  Brusselsche  handschrift  van  den  Limborch  en  zijn 
belang  voor  den  door  Van   den  Bergb  uitgegeven  tekst,    door  J.    Verdam. 

Verslagen    eu  Mededeel.    der    kou.  Akal.    van  Wetenscb.    Afd,    Lett.    3.  R.  V, 
S.   125  —  153. 

1693.  Het    Brusselsche    handschrift    van    H.    van  Akens's    Limborch,     door 

J.   Verdam. 

Tijdschrift  voor  Nederl.  Taal-  en  Letterkunde  VIII,   161—210. 
1194.   Het  Heidelbergsche   handschrift  van  den  Limborch,   door  E.  T.  Kuiper. 
Tijdschrift  voor  Nederl.  Taal-  en  Letterkunde  VIII,  210—220. 

1695.  Maerlant.  —  Van  ons  Heren  Wonden,   door  H.   E.  Moltzer. 
Tijdschrift  voor  Ned.  Taal-  en  Letterkunde  VIII,   1~6. 

1696.  de  Pauw,  Nap.,   de  vijf  nieuwe  handschriften  van  Maerlant's  Spiegel 

Historiael. 

Verslagen  en  Mededeel.  der  kon.  Vlaamsche  Academie  1888,  S.  378 — 385. 

1697.  Alexander  IV   876,   door   Cornelia  van   de  Water. 
Tijdschrift  voor  Nederl.  Taal-  en  Letterkunde  VIII,  221—223. 

1698.  Roersch,  Lodewijk,  Woordenboek  op  Alexanders  geesten  van  Jacob 
Van  Maerlant.  1'  aflev.  (A— Daar).  8.  (II,  68  S,)  Gent,  Leliaert,  Siffer 
et  C*.    1    fr.    —   Uitgaven   der  koninkl.   vlaamsche  Academie. 

1699.  Dander  Martijn  V.   79 — 91,   door  Cornelia  van   de  Water, 
Tijdschrift  voor  Nederl.  Taal-  en  Letterkunde  VIII,  228—231  u.  320. 

Maerlant  s.  Nr.  77. 

1700.  Penninc,  von  Martin. 
Allgem.  D.  Biographie  25,  357  f. 

32* 


476  BIBLIOGRAPHIE  VON   1888. 

1700*.  Dirk  Potter,  von  Martin. 
Allgem.   D.  Biographie  2G.  487. 

1701.  Potter  (Dirc,  Middeleeuwsche  Hefdesgeschiedenissen  door  Jan  ten  Brink. 
Nederlaiid   1888,  II.   8.  357—404. 

1702.  Potter  (Gerijt)  van  der  Loo  en  zijne  vertaling  van  Froissart,  door 
J.   W.   Muller. 

Tijd.schnft  voor  Ned.  Taal-  en  Letterkunde  VIII,  264—295. 

1703.  Reinaert.     Reinaerdiana  door  J.   W.   Muller. 
De  Nederl.   Spectator   1888,   122-1-24  u.    i:}.S  — 136. 

1704.  Reinaert  II  V.    5048   f.   door  Cornelia  van   de   W^ater. 
Tijaschiift  Voor  Ned.  Taal-  en  Letteikunde  VIII,  223—225. 

1705.  De  Sachsens];iegel  in  Nederland,  uitg.  door  B.  J.  L.  de  Geer  van 
Jutphas,  V  stuk.  Oudere  tekst  (XII,  191  S.)  's-Grav.,  Nijhoff.  3,50  fl. 
Werken  van  de  vereeniging  tot  uitg.  der  brennen  van  het  oude  vader- 
landsclie  recht  Nr.    10. 

1706.  Schauspiel.  —  Maes,  J.,  Oorsprong  en  ontwikkeling  van  het  neder- 
landsch   drama  in  de  middeleeuwen. 

Het  Belfort  1888,  März. 

1707.  Worp,  J.   A.,  Plautus   op  ons   tooneel. 
Tijdschr.  voor  Nederl.  Taal-  en  Letterkunde  8,  81  fF. 

1708.  Houwaert  als  tooneeldichter.  Plagiaat  in  de  16'^"  eeuw,  door  G.  Kalff. 
Tijdschrift  voor  Ned.  Taul-   en  Letterkunde  VIII,  231—235. 

1709.  De  Sevenste  Bliscap  van  Maria.  Mysteriespel  de  XV°  eeuw,  uit- 
gegeven  op  last  der  Kon.  vlaanische  Academie  van  taal-  en  letterkunde 
door  K.  Stallaert.  8.  (XXXII,  IIG  S.)  Gent,  S.  Leliaert,  A.  Siffer  &  C. 
2,50  fr.  —  Bijvoegsel  aan  de  Sevenste  Bliscap  van  Maria.  Woordenlijst. 
Door  K.   Stallaert.   8.  (S.    117— 14-J.)  Ebenda.   0,50  fr, 

1710.  Spruchdichtungen.  —  Bäumker,  W. ,  mittelniederländische  Spruch- 
dichtungen. 

Nd.  Jahrbuch   13,   101  —  110. 

1711.  Westfriesche  Stadrechten ,  uitg.  door  M.  S.  Pols.  (I,  234  u.  186  S.) 
's-Grav.,  NijholV.  7,80  fl.  Werken  van  de  vereeniging  tot  uitgave  der 
brennen  van   het  oude  vaterlandsche   recht  Nr.   7. 

1712.  Verschiedenes.  —  Twee  handschriften  uit  de  XV'^"  eeuw.  (Ein  Leben 
Jesu  und  niederländ.   Gebete),  door  J.  Gielen. 

De  Maasgouw  VI,  S.   1  ff. 

1713.  Anth.  van  Herne rt,  Rem.  van  Eertborre  en  Frans  Amelzy,  Ned. 
schrijvers   der   1').   eeuw,   door  K.   Sermon. 

Verslagen  en  Medeel.  der  Koii.  vlaamsche  Acad.    1888,  S.  40  —  66. 

1714.  Ilamel,   A.   G.   van,   Parsifal   —   Perceval. 
De  Gids  LH,  III,  S.  290—324. 

1715.  De  Potter,  F.,  onze  boeren  volgens  de  Middelnederlandsche  dichters. 
8.   (19  S.)  Gent,  Leliaert,   Siffer  &C\   S.-A.  von  Het  Beifort  HI,  105—1  19. 

II.    A  1  t  e  n  g  1  i  s  c  h. 
Bibliographie,  s.  oben  Nr.  91   u.   114.  —  Lesebücher,  s.  Nr.   1143  ff. 

a)  Angelsächsisch. 

1716.  Bibliothek  der  angelsächsischen  Poesie,  begründet  von  Oh.  W.  M. 
Grein.     Neu   bearb..     verm.    und    nach    neuen   Lesungen   der  Handschriften 


VIII.    LITTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  477 

hrsg.  von  Eich.  Paul  Wülker.   2.  Bd.,    1.  Hälfte,  gr.  8.  (VI,   210  S.)  Kassel 
1888,  Wigand.   8   M. 

1717.  Beöwulf.  —  Beowulf,  mit  ausführlichem  Glossar  hrsg.  von  Moritz 
Heyne.  5.  Aufl.,  besorgt  durch  Adolf  Socin.  gr.  8.  (X,  299  S.)  Paderborn, 
Schöningh.  5  M.  —  Bibliothek  der  ältesten  deutschen  Litteraturdenkmäler, 
3.  Bd. 

1718.  tenBrink,B.,  Beowulf.  Untersuchungen,  gr.  8.  (VIII,  248  S.)  Straß- 
burg,  Trübner.    6    M.     Quellen   u.    Forschungen,   H.    62. 

Vgl.  Anglia  11,  319—321  (R.  Wülker);  Zs.  f.  Volkskunde  1,   101  f.   (E.H.  Meyer). 

1719.  Sarrazin,  Gregor,  Beowulf-Studien.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte 
altgermanischer  Sage  und  Dichtung,  gr.  8.  (VII,  220  S.)  Berlin,  Meyer  u. 
Müller.    5   M. 

Vgl.  Anglia  11,  53G— 539  (K.   Wülker). 

1720.  Kittredge,   G.  L.,  zu   Beowulf   107   flf. 
Paul  u.  Braune,   Heiträge   13,  "210. 

1721.  Corson,  H.,   A  Passage  of  „Beowulf"'. 

Modern  Langunge  Notes  III,  H.  4.  --  V.  2725  (nacii   Heyne). 

1722.  Earle,  A  Translation  of  the  Beowulf  in  English  Prose.  Oxford, 
Clarendon   Press. 

1723.  Nader,  Syntax  des  Beowulf.  Tempus  und  Modus  im  Beowulf.  (Ports, 
von  Bibl.    1887,   Nr.   2178). 

Anglia  11,  444—499. 

1724.  Caedmon.  —  Hunt,  Th.  W. ,  Caedmons  Exodus  and  Daniel.  Edited 
from   Grein.   Third  Edition.   Boston    1888,   Ginn   &   Co. 

Vgl.  Anglia  11,  321   f.  (K.  Wülker). 

1725.  Kempf,  E.,  Darstellung  der  Syntax  in  der  sog.  Caedmonschen  Exodus. 
8.   (.55   S.)  Leipziger  Dissert.   Leipzig,  Fock.   1    M. 

Vgl.  Anglia  11,  323  (R.   Wülker). 

1726.  Cook,  A.   S.,   Milton  and   Caedmon. 
Acadeniy  Nr.  8iJ9. 

1727.  Cynewulf.  —  Zupitza,  J.,  Cynewulfs  Eleue,  mit  einem  Glossar  hrsg. 
3.   Aufl.    8.    (VIII,   89    S.)   Berlin,   Weidmannsche   Buchhandlung. 

1728.  Glöde,    0.,    Cynewulfs  Juliana  und  ihre   Quelle. 
Anglia  11,  146—1.58. 

1729.  Napier,  A.  S.,  The  Old  English  Poem    „The  Fates  of  the  Apostles". 
Academy  Nr.  8.53. 

1730.  Crem  er,  M. ,  metrische  und  sprachliche  Untersuchungen  der  alt- 
englischen Gedichte  Andreas,  Güdläc,  Phoenix  (Elene,  Juliana,  Christ). 
Ein  Beitrag  zur   Cynewulffrage.    8.    (51    S.)   Bonner  Dissert. 

1731.  Frucht,  Ph.,  Metrisches  und  Sprachliches  zu  Cynwulfs  Elene,  Juliane 
und  Crist.   Greifswalder  Dissert.    1887. 

1732.  Leiding,  Herrn.,  die  Sprache  der  Cynewulfscheu  Dichtungen  Crist, 
Juliana  und  Elene.  gr.  8.  (79  S.)  Göttinger  Dissert.  Marburg,  Elwert. 
1,80   M. 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.   1888,    Sp.    1114  f.  (Holthausen). 

1733.  Judith.  —  An  Old  English  Epic  Fragment.  Edited.  with  Introduction, 
Translation,  Complete  Glossary  and  Various  Indexes.  By  Albert  S.  Cook. 
8.   (66   S.)  Boston,  Heath   &  Co. 

Vtrl.  Anglia  11,  540  f.  (Wülker). 


478  BIBLIOGRAPHIE  VON   1888. 

1734.  York  Powell,   F.,   The  Cliff  of  the  Dead   among  Teutons. 
Academy  Nr.  859  u.  860.  —  Anschließend  an  Judith,   V.  111 — 121 ;  dazu  Mayhew, 
ebenda  Nr.   861    („does  Old-English  neowel  mean  dark"?);    F.  York  Powell, 
Nr.  862;    G.  Vigfusson ,  Nr.  863;    Albert  S.  Cook,  Nr.  865;   W.  H.  Stevenson, 
Nr.  866. 

1735.  Waldere.  —  Dieter,  F.,  die  Walderefragmente  und  die  ursprüngliche 
Gestalt  der  Walthersage.   II. 

Anglia  11,    1,59—170. 

1736.  Klage  der  Frau  etc.  —  Hicketier,  F.,  Klage  der  Frau,  Botschaft 
des  Gemahls  und  Ruine. 

Anglia  11,  363—368. 

1737.  Vercelü-Buch.  —  Cook,  A.  S.,  Cardinal  Guala  and  the  Vercelli  bock. 
Supplement  to  the  report  of  the  secretary  of  the  board  of  regents  Sacra- 
mento,   California  University.    8.    S. 

1738.  Aelfred.  —  Wichmann,  J. ,  König  Aelfreds  angelsächsische  Über- 
tragung der  Psalmen  I — LI  excl. 

Anglia  11,  39—96. 

1739.  Gieschen,  L. ,  die  charakteristischen  Unterschiede  der  einzelnen 
Schreiber  im  Hatton  Ms.  der  Cura  Pastoralis.  8.  (96  S.)  Greifswalder 
Dissert. 

1740.  Wülfing,  Ernst,  Darstellung  der  Syntax  in  König  Alfreds  Über- 
setzung von  Gregors  dem  Großen  „Cura  Pastoralis".  1.  Hälfte,  gr.  8. 
l69   S.)   Bonner  Dissert.   Leipzig   1888,   Fock.   1,50   M. 

Vgl.  Anglia  11,  322  f.  (R.  Wülker);  Lit.  Blatt  1888,  &p.  372. 

1741.  Aelfric.  —  Zimmermann,  D.,  die  beiden  Fassungen  des  dem  Abt 
Aelfric  zugeschriebenen  angelsächsischen  Tractats  über  die  siebenfältigen 
Gaben   des  heiligen  Geistes.    1888.  Leipziger  Dissert. 

Vgl.  Anglia  11,  555  f.  (R.  Wülker). 

1742.  Schrader,  Studien  zur  Aelfricschen  Syntax  (Bibl.  1887,  Nr.  2200). 
Vgl.  D.  Lit.  Ztg.  1888,  Sp.  1500  (Holtbausen);  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  351—353 
(Klinghardt). 

1743.  Wells,  B.  W.,   Strong  Verbs   in   Aelfrics  Judith. 
Modern  Language  Notes  III,  H.    1. 

1744.  Wells,  B.   W.,   Strong  Verbs  in  Aelfrics   Saints. 
Modern  Language  Notes  III,  H.  4  u.  5. 

1745.  Alcuin.  —  Assmann,  B.,  Übersetzung  von  Alcuins  de  virtutibus  et 
vitiis  liber  ad  Widonem   Comitem. 

Anglia  11,  371  —  391. 

1746.  Eadwine's  Canterbury  Psalter.  Ed.  with  Introduction  and  Notes 
by  Fred.  Harsley.  Part  II.  Text  and  Notes.  Early  English  Text  Society 
Nr.    92.   London    1889. 

Vffl.  Anglia   11,  641   (Wülker). 

1747.  Evangelien.  —  Skeat,  The  Gospel  according  to  Saint  Matthew 
(Bibl.    1887,  Nr.   2202). 

Athenäum  Nr.  3145;  Modern   Langnage  Notes  3,  Nr.  5  (Cook). 

1748.  Benedictinerregel.  —  Bibliothek  der  angelsächsischen  Prosa.  Be- 
gründet von  Ch.  W.  M.  Grein.  Fortgesetzt  unter  Mitwirkung  mehrerer 
Fachgenossen  von  Rieh.  Paul  Wülker.  2.  Bd.  2.  Hälfte,  gr.  8.  Kassel 
1888,   Wigand.   6   M. 

Inhalt:  Die  angelsächs.  Prosabearbeitungen  der  Benedictinerregel.    Hrsg.   von 
Arn.  Schröer.  2.  Hälfte  (XLIV  n.  R.  143—260). 


VIII.    LITTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  479 

1749.  The  Rule  ofSt.  Benet.  Latin  and  Anglo-Saxon  Interlinear -Version, 
hrsg.  von  H.  Logeman.  gr.  H.  (LXIII,  125  4~  4  S.)  Utrechter  Dissert. 
Utrecht  u.    London    1888,   Trübner  &  Co. 

Vgl.  Anglia  11,  541  f.  (R.  Wiiiker). 

1750.  Glossen.  —  Zupitza,  J.,  Two  Glosses  in  ür.  Sweets  „Oldest  Eng- 
lish  Texts". 

Academy  Nr.  844.  —  Immunes    orceas    (Corpus  Glossen    Nr.    I08ü);    orca, 
orc  (Epinal  Gl.  Nr.  680,  Corpus  Gl.   1454);  dazu  H.  Logeman,  ebenda  Nr.  846; 
Sweet,  ebenda,  Nr.  847. 
1750*.  Logeman,  H.,   A   new  Aldhelm  Gloss. 

Academy    Nr.  849.    —    S.  Aldhelmi    de  Laude  Virginitatis    mit    engl.    Glossen; 
doxian  (Kluge,  Engl.  Studien   11,  511)  —   dose. 

1751.  Napier,   A.,  altenglische  Glossen. 
Engl.   Studien  11,  62—67. 

1752.  Dieter,   Ferd.,   zum   VerhältnilJ   der  ältesten   Glossen-Hss. 
Engl.  Studien  11,  491   f. 

1753.  Holthausen,   F.,  Anglo-Saxonica. 

Anglia  11,   171 — 174.  —   1.  ae.  Glossen  zu  Isidors  Synonyma;    2.  Varia. 

1754.  Urkunden.  —  Earle,  a  kandbook  to  the  land-charters  and  other  saxonic 
documents.   8.   (426  S.)   Oxford,   Clarendon  Press,  London,   Frowde.    16   sh. 

Vgl.  Academy  Nr.  851. 

1755.  de  Gray  Birch,   Walther,   an   Anglo-Saxon   charter. 
Athenäum  Nr.  3186. 

1756.  Verschiedenes.   —    Logeman,   H.,   Anglo-Saxonica   Minora. 

Anglia  11,  97—120.  —  Gt-bete,   Glossen  (Windnamen);    histor.  Fragment,  Pre- 
digten.  Dazu  K.  Wülker,  ebenda  S.  681. 

1757.  Napier,  A.,    altenglische  Kleinigkeiten. 

Anglia   11,   1 — 10.  —  Prosastücke  meist  geistlichen  Inhalts. 

1758.  Assmann,   B.,   Prophezeiung  aus   dem    1.  Januar  für  das  Jahr. 
Anglia  11,  369. 

1759.  Aßmann,   B.,  Vorzeichen   des  jüngsten  Gerichts. 
Anglia  11,  369—371. 

ß)  aiittelenglisch. 

1760.  Amadas.  Hippe,  Max,  Untersuchungen  zu  der  me.  Romanze  von 
Sir  Amadas.  8.  (43  S.)  Breslauer  Dissert.  u.  S.-A.  aus  Herrigs  Archiv, 
Bd.    81. 

1761.  Benedictinerregel.  —  Schröer,  Arn.,  die  Winteney -Version  der 
Regula  S.  Benedicti,  lateinisch  und  englisch,  mit  Einl.,  Anmerkungen, 
Glossar  und  einem  Facs.  zum  ersten  Male  hrsg.  gr.  8.  (XXVIII,  175  S.) 
Halle    1888,   Niemeyer.   5   M. 

Vgl.  Anglia  11,  323  f.    (R.   Wülkeri;    Gott.  gel.  Anz.   1888,   Nr.  26  (Morsbach). 

1762.  Auchinleck-Ms.  —  Krause,  F.,  kleine  Publicationen  aus  der  Auchin- 
leck-Hs.  IX. 

Englische  Studien   11,   1—62.  —  Tlie  King  of  Tars. 

1763.  Barbour.  —  Saudisch,   Charaktere  im  Bruce  (Bibl.  1887,   Nr.  2165). 
Vgl.  Engl.  Studien  11,  308  (Kölbing). 

1764.  The  Bruce;  compiled  by  Master  John  Barbour.  Edited  with  a  Pre- 
face,   Notes  and  Glossarial  Index   by  W.W.  Skeat.   Part.  IV.    London  1889. 

Vgl.   Anglia  11,  642  (Wiiiker). 

1765.  Barbour's  Legends  of  the  Saints,  by  W.  M.  Metcalfe.  Scottish  Text 
Society. 

s.  Nr.  598. 


480  BIBLIOGRAPHIE  VON  1888. 

1766.  Beves.  —  The  Romance  of  Sir  Beues  of  Hamtoun.  Edited  by 
E.  Kölbing.  Part  II.  Early  English  Text  Society.  Extra  Series  XLVIII. 
London,   für   1886. 

Vgl.  Aiiglia  11,  325  (Wülker). 

1767.  The  Bibles  of  England.  A  Piain  Account  for  Piain  People  of  the 
Principal  Versions  of  the  Bibles  in  English ,  by  Andrew  Edgar  and  Ale- 
xander  Gardner. 

1768.  Thö-  Story  of  the  Psalters;  a  History  of  the  Metrical  Versions 
of  Great  Britain  and  America,  from  1549  to  1885.  By  Henry  Alexander 
Glaß.   London,  Kegan   Paul,   Trench  &  Co. 

Vgl.  Academy  Nr.  830. 

1769.  Buel bring.    K.  D. ,    The  Earliest  Complete    English    Prose  Psalter. 
Academy  Nr.  868,   S.  407^ 

1770.  Caxton.  —  The  Curial  made  by  maystere  Alain  Charretier.  Trans- 
lated  thus  in  Englysh  by  William  Caxton.  1484.  Collated  with  the  French 
Original  by  Paul  Meyer  and  edited  by  F.  J.  Furnivall.  gr.  8.  (20  S.) 
Early  English  Text  Society,   Extra   Series   UV.   London    1888. 

Vgl.  Anglia  11,  637  f.  (Flügel). 

1771.  The  English  Charlemagne  Romances.  Part  XII.  The  Boke  of  Duke 
Huon  of  Burdeux ,  done  into  English  by  Sir  John  Bourehier,  Lord  Ber- 
ners, and  printed  by  Wynkyn  de  Werde,  about  1554.  A.  D.  Edited 
by  S.  L.  Lee.  Part  IV.  Early  English  Text  Society.  Extra  Series  L. 
London,  für   1887. 

Vgl.  Auglia  11,  325  (Wülker);   Academy  Nr.  828;  Athenäum  Nr.  3176. 

1772.  Chaucer,  by  Adolphus  William  Ward.  New  ed.  8.  (194  S.)  London, 
Macmillan.    1    sh.    (English   Men  of  Letters). 

1773.  Chaucers  Canterbury  Tales.  Edited  by  Alfred  PoUard.  Vol.  2.  12, 
London,   Paul,   Trench   &   Co.   Parchment  Library, 

1774.  Canterbury  Poets.  —  Chaucer,  Selected  and  edited  by  Frederik 
Noel  Paton.   London,  Walther  Scott. 

Vgl.  Academy  Nr.  864  (Alfred  W.  PoUard). 

1775.  Willert,  Hans,  G.  Chaucer.  The  Hous  of  Farne.  (Text,  Varianten, 
Anmerkungen.)   gr.   4.   (45    S.)  Berlin,    Gaertner.    1    M. 

1776.  Chaucer,  The  Minor  Poems,  edited  by  W.W,  Skeat.  Oxford,  Cla- 
rendon Press   Series.    1888. 

Vgl.  Anglia  11,  641   f.  (Wülker). 

1777.  Graf,  Ad.,  das  Perfectum  bei  Chaucer.  Eine  syntaktische  Untersuchung. 
8.   (96  S.)  Kieler  Dissert.,  und  gr.   8.   (102  S.)  Colberg,  Warnke.    1,50   M. 

Vgl.  Anglia  11,  326   (Wülker). 

1778.  Heußler,  Fr.,  die  Stellung  von  Subject  und  Prädicat  in  der  Erzäh- 
lung des  Melibeus  und  in  der  des  Pfarrers  in  Chaucers  Canterbury  Tales. 
8.   (28    S.)   Programm   des  Gymnasiums   in  Wesel    188S,    Nr.    431. 

1779.  Skeat,   W.  W.,   The  word    .Jlcrenus"   in  Chaucer. 
Academy  Nr.  818  u.  825. 

1780.  Skeat,  W.  W.,    „The   Graft  of  Lovers". 
Academy  Nr.  826. 

1781.  Skeat,  W.  W.,   The  Date   of  Chaucer's    „Lenvoy  a  Bukton". 
Academy  Nr.  832. 

1782.  Skeat,  W.  W.,   Two  more  sources  of  Chaucer's  Works. 
Academy  Nr.  831,  834,  835. 


VIII.    LITTER ATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  481 

1783.  Mc  Clumpha.  Charles  Flint,  The  Alliteration  of  Chaucer.  Leipziger 
Dissert. 

Vgl.  Auglia   11,  326  (Wülker). 

1784.  Kölbing,   E.,   zu   Chaucers   Sir  Thopas. 
Engl.  Studien    11,   495—511. 

1785.  Paget  Toynbee,   The   Colour    .,Pers''    in   Chancer. 

Academy  Nr.  855;    dazu   J.   P.  Emslie,    ebenda   Nr.  856;     Logcruan,    Nr.  857; 
Toynbee,  Nr.  859. 

1786.  Kittredge,   G.   L.,   Chaucer  and  Maximianus. 
American  Journal  of  Pliiiology  IX,  H.   1. 

1787.  Palgrave,   Chaucer  and  the  Italian   Renaissance. 
The  Niiieteentb  Century,  September. 

1788.  Kittredge,   G.   L.,  John  Heywood  and   Chaucer. 
American  Journal  of  Philology  IX,   H.  4. 

1789.  Haies,  John  W.,   Geoffrey  and  Thomas   Chaucer. 

Athenäum   Nr.  3153.  —  Dazu  W.  Rye,    ebenda   Nr.   3154;    J.  Hamilton  Wylie 
u.  Walford  D  Selby,  Nr.  3155. 

1790.  Selby  Wal ford  D.,   Geoffrey  Chaucer  and  William  de  Beauchamp,  Knt. 
Atbeulium  Nr.  3161. 

1791.  Selby,  Walford  D.,  Three  New   Chaucer  Notices. 
Athenäum  Nr.  3144. 

1792.  Furnivall,  F.  J.,  The  Chaucer  Article  in  The  Dictionary  of  National 
Biography. 

Academy  Nr.  866. 

1793.  Graham,  Wilson,  A  Chaucer  Concordance. 
Academy  Nr.   848;  s.  auch  Athenäum  Nr.  3171,  S.   162". 

1794.  The  Chaucer  Society's  Second  Series  veröffentlicht  nach  Academy 
Nr.  859,  S.  256:  Originals  and  Analogues  of  the  Canterbury  Tales, 
part  V  (Schluß  1,  by  W.  A.  Clouston;  John  Lane's  Continuation  of  Chau- 
cer's  Squire's  Tale,  edited  by  F.  J.  Furnivall,  part  I;  Supplementaiy 
Canterbury  Tales;  2,  The  Tale  of  Beryn,  part  H,  Forewords  by  F.  J. 
Furnivall,  Notes  by  F.  Vipan  etc.,  aud  Glossai-y  by  W.  G.  Stone;  with 
an  Essay  on  Analogues   of  the  Tale,   by  W.   A.   Clouston. 

1795.  Cursor  Mundi.  —  Hupe,  H. ,  zum  Handschriftenverhältuili  und  zur 
Textkritik    des   Cursor   Mundi. 

Anglia   11,    121—145. 

1796.  Hupe,  H.,  The  Mss.  of  the  English  versions  of  the  Cursor  Mundi, 
their  Forms  and  Dialects. 

Academy    Nr.  864,    S.  341,    und  Athenäum    Nr.  3187    (Vortrag    in    der  Pbilol. 
Society). 

1797.  Kaluza,  M. ,  zum  Haudschriftenverhältniß  und  zur  Textkritik  des 
Cursor  Mundi. 

Engl.   Studien   11,   235 — 275. 

1798.  Dunbar,   von  Schipper  (Bibl.    1887,  Nr.   2225). 

Vgl.  Zs.  f.  vergl.  Lit.-Gesch.  u.  Renaissance- Lit.  N,  F.   1,  295—297   (G.  Sarrazin). 

1799.  Gawain.  —  Bradley,  Henry,  The  English  Gawain-Poet  and  „The 
Wars  of  Alexander". 

Academy  Nr.  819. 

1800.  Godric.    —    Zupitza,   J.,    Cantus   beati   Godrici. 
Engl.  Studien   11.   401—432. 

1800\  Sir  Gowther,  von  Breul  (Bibl.   1886,  Nr.   2184). 
Vgl.  Auz.  f.  d.  Alterthum  14,  205—210  u.  304  (Brandl). 


482  BIBLIOGRAPHIE  VON   1888. 

1801.  Guy  of  Warwick.  —  The  Romance  of  Guy  of  Warwick.  Edited  by 
J.  Zupitza.  Part  II..  Early  English  Text  Society.  Extra  Series  XLIX. 
London    1887. 

Vgl.  Anglia   11,  324  f.  (Wülker). 

1802.  Ipotis,  von   Gruber  (Bibl.    1887,   Nr.    2228). 
Vgl.  Anglia  11,  642  f.  (Wülker). 

1803.  Layamon.  —  Zessack,  Alex.,  die  beiden  Handächrifteu  von  Laya- 
inons  Brut  und  ihr  Verhältniß  zu  einander,  gr.  8.  (62  S.)  Breslauer  Dissert. 
Breslau,   Köhler.    1    M. 

Vgl.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  470. 

1804.  Krautwald,  Heinr. ,  Layamons  Brut,  verglichen  mit  VVace.s  Roman 
de  Brut  in  Bezug  auf  die  Darstellung  der  Culturverhältnisse  Englands.  I. 
gr.    8.   (32    S.)   Dissert.   Breslau,   Köhler.    1    M. 

1805.  Legenden.   —  Horstmann,    C,    Nachträge  zu   den  Legenden. 
Heirigs  Archiv  80,   114-13.5. 

1806.  Retzlaff,  0.,  über  den  nordenglischen  Legendencyclus  der  Mss. 
Harl.   4196   und  Cotton.  Tib.   E.  VII.   8.   (58   S.)  Berliner  Dissert. 

1807.  The  Early  South  English  Legendary  or  Lives  of  Saints.  I.  Ms. 
Land.  108.  Edited  by  C.  Horstmann.  Early  English  Text  Society  Nr.  87. 
London   1887. 

Vgl.  Anglia  11,  543  f.  (Wülker). 

1808.  Legends  of  the  Saints  in  the  Scottish  Dialects  of  the  Fourteenth 
Century.   Part  I.   Edited  by  W.    M.    Metcalfe.    Scottish   Text   Society. 

Vgl.  Academy  Nr.  857. 

1809.  The  Life  of  Saint  Werburge  of  Chester.  By  Henry  Bradshaw.  Eng- 
lisht  A.  D.  1513,  Brinted  by  Pynsou  A.  D.  1521,  and  now  Reedited 
by  C.   Hortsmann.   Early  English   Text  Society  Nr.    88.   London    1887. 

Vgl.   Anglia  11.  543  f.  (Wülker). 

1810.  Skeat,  W.  W. ,  Legend  of  Good  Women.  Edited  by  W.  W.  St.  Ox- 
ford,  Clarendon   Press. 

1811.  Fischer,  R.,  zur  Sprache  und  Autorschaft  der  mittclengl.  Legenden 
St.  Editha  und   St.  Etheldreda. 

Anglia  11,   175—218. 

Brendanus-Legende,  s.  Nr.  809. 

1812.  Lydgate.   —  Horstmanu,  K,   Kalender  in   Versen. 
Herrigs  Archiv  80,   110—135  (Berliner  Jahresbericht   1888,  XVI,  419). 

1813.  Malory.  —  Sommer,  H.  0.,  The  Relationship  of  the  Several  Edi- 
tions   of  Malory's   .,Morte   Darthur"'. 

Academy  Nr.  860. 

1814.  Robert  Manning.  —  Furnivall,  F.  J.,  Chronicles  of  Robert  of 
Brunne.    2   Vols.   London,    ..Master   of  the   Rolls"    Series. 

Vgl.  Academy  Nr.  845  (Elton). 

1815.  Mandeville.  —  Bovenschen,  Untersuchungen  über  Johaun  von 
Mandeville  und  die  Quellen  seiner  Reisebeschreibung. 

Zs.  d.  üesellschaft  f.   Erdkunde  zu  Berlin    1.^88.   H.  3/4. 

1816.  Dan  MicheL  —  Evers,  R.  W. ,  Beiträge  zur  Erklärung  und  Text- 
kritik von  Dan  ]\Iichels  Ayenbite  of  Inwyt.  gr.  8.  (V,  117  S.)  Erlangen, 
Deichert.    2   M.   Erlanger  Dissert. 

1817.  L.  Minot.  —  Daugel,  Max,  Laurence  Minots  Gedichte.  4.  (18  S.) 
Programm  des   städt.    Realgymnasiums  in  Königsberg. 


VIII.    LITTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  483 

1818.  Occleve.  —   Skeat,   W.  W.,  A   Poem  by  Hoccleve. 
Academy  Nr.   836  u,  838. 

1819.  Aster^  Fr.,  das  Verhältniß  des  altengl.  Gedichts  „De  regimine  prin- 
cipum"  von  Thomas  Hoccleve  zu  seinen  Quellen  nebst  einer  Einleitung 
über  Leben  und  Werke  des   Dichters.    8.    (57    S.)  Leipziger  Dissert. 

1820.  Robert  von  Gloucester,  —  The  Metrical  Chronicle  of  Robert  of  GIou- 
cester.   Edited   by  William   Aldis   Wright.    2    Vols. 

Vgl.  Atlienäura  Nr.  3105. 

1821.  Eobert  of  Gloucester,    von  W.   H.   Cooke   und  W.Aldis   Wright. 
Atheuäum  Nr.   3159,  3160  u.  3166. 

1822.  Simon  de  Montfort  and  his  Cause  1251  — 1266.  Extracts  from 
the  Writings  of  Robert  of  Gloucester,  Matthew  Paris,  William  Pishanger, 
Thomas  of  Wykes  etc,  Selected  and  arranged  by  W.  A.  Hutton.  8.  (189  S.) 
New- York,   Putnam's   Sons. 

1823.  Parson  of  Kalenborow.  —  Schröder,  Edward,  der  Parson  of  Kalen- 
borow  und  seine  niederdeutsche   Quelle. 

Nd.  Jahrbuch  13,  1-29 -152. 

1824.  Parthenay.  —  Hattendorf,  Wilh.,  Sprache  und  Dialect  des  spät- 
mittelengl.   Romans   of  Parthenay.    8.   (54    S.)  Göttinger  Dissert. 

1825.  Partonopeus.  —  Weingärtner,  Felix,  die  mittelenglischen  Fassungen 
der  Partonopeussage  und  ihr  Verhältniß  zum  altfrz.  Originale.  Dissert. 
gr.    8.   (64    S.)   Breslau,   Köhler.    1    M. 

1826.  Predigten.  —  Hors  tmanu,  C,  proprium  Sanctorum,  Zusatz-Homilien 
des   Ms.   Vernon. 

Herrigs  Archiv  80,  83  ff.  u.  299  ff. 

1827.  Vollkardt,  W.,  Einfluß  der  lateinischen  geistlichen  Litteratur  auf 
einige  kleinere  Schöpfuugen  der  englischen  Übergangsperiode,  gr.  8.  (68  S.) 
Leipzig  1888,   Fock.    1,50   M.  Leipziger  Dissert. 

Der  Nachweis  wird  geliefert  an  einigen  Stücken  der  von  Morris  hrsg.  Predigten. 
—  Vgl.  Anglia  11,  324  (Wülker). 

1828.  Rolle.  —  Andreae,  Percy,  die  Handschriften  des  Pricke  of  Con- 
science  von  Richard  Rolle  de  Hampole  im  Britischen  Museum,  gr,  8. 
(61    S.)   Dissert.  Berlin   1888.   Mayer  u.   Müller.   1,50  M. 

Vgl.  Academy  Nr.  825;  s.  auch  Athenäum  Nr.  3155,  S.  473'. 

1829.  Middendorf,  H. ,  Studien  über  Richard  Rolle  von  Hampole  unter 
besonderer  Berücksichtigung  seiner  Psalmencommentare.  gr.  8.  (61  S.) 
Leipziger  Dissert.   Leipzig,   Fock. 

Vgl.  Anglia   11,   326. 

1830.  Buelbring,  K.  D.  ,  The  four  Dublin  MSS.  of  Hanipole's  Pricke  of 
Conscience. 

Academy  Nr.  868,  S.  407'. 

1831.  Rose.    —  Lindner,  F.,  die   englische  Übersetzung  des   Romans   von 

der  Rose. 

Engl.  Studien   H,   163—173. 

1832.  Skeat,   W.   W.,   A  further  Note   on   the    ..Romaunt  of  the   Rose". 
•     Academy  Nr.  853. 

1833.  Schauspiel.  —  Stoddard,  Francis  H. .  References  for  students  of 
Miracle  Plays  and  mysteries.  8.  (67  S.)  Berkeley  1887.  University  of 
California  Library  Bulletin   Nr.    8. 

Vgl,  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  117—120  (Fr.  Neumanu) ;  Anglia  11,  325  f.  (Wülker); 
Anz.  f.  d.  Alterthum  14,  229  (Schönbach);  Centralblatt  f.  Bibliothekswesen  5, 
327  f.  (Suchier). 


484  BIBLIOGRAPHIE  VON  1888. 

1834.  Kohlfeld,  A.,    die  altengl.   CoUectivmisterien,  unter  besonderer  Be- 
rücksichtigung des  Verhältnisses   der  York-  und  Towneley-Spiele. 
Anilin    11,   219—310. 
183.5.   Dibdin,    James  C,    The   Annais    of   the    Edinburgh    Stage    with    an 
Account  of  the   Rise    and  Progress    of  Dramatic   Writing    in   Scotland.     8. 
(508   S.)   Edinburgh,    Cameron. 
Vgl.  Athenäum  Nr.   3181. 
183G.   Gaedertz,   K.   Th.,    zur  Kenntniß   der  altengl.    Bühne   nebst  anderen 
Beiträgen  zur  Shakespeare-Litteratur.    Mit  der  ersten   authentischen  inneren 
Ansicht    des    Schwan-Theaters    in    London    und    Nachbildung    von    Lucas 
Cranachs   Pyramus  und   Thisbe.    Bremen    1888,   Müller.    2   M. 

Vgl.   Lit.  Centralblatt  188«,  Sp.   1489—91    (C);  Academy  Nr.  840  (Blind). 

1837.  Seege  of  Troye.  —  Granz,  Th.,  über  die  Quellengemeinschaft  des 
me.  Gedichtes  Seege  oder  Batayle  of  Troye  und  des  mhd.  Gedichtes  vom 
trojanischen  Kriege   des  Konrad  von  Würzburg.    Leipziger  Dissert.    1888. 

Vtrl.  AiigVia  11,  327  iWülker). 

1838.  Torrent  of  Portyngale.  —  Reedited  from  the  uniqne  Ms.  in  the  Chet- 
ham  library,  Manchester,  by  E.  Adam.  8.  (XXXIV,  120  S.)  London. 
Early  English   Text  Society,   Extra  Series,   LL 

Vgl.  Anglia   11,  542  (Wülker  . 

1839.  Vices  and  Virtues,  being  a  Soul's  Confession  of  its  Sins,  with  Rea- 
son's  Description  of  the  Virtues.  Ed.  by  Ferd.  Holthausen.  Part.  L  Text 
and  Translation.  8.  (151  S.)  Early  English  Text  Society  Nr.  89.  London 
1888. 

Vgl.  Anglia  11,  544  (Wülker). 
Wiclef,   s.   Nr.    106. 

1840.  Ywain  und  Gawain,  von  Schleich  (Bibl.   1887,  Nr.  2267). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,    Sp.   1417  (Wülker);    D.  Lit.  Ztg.  1888,    Sp.   394  f. 
(Breul);  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  262  f.  (Eiuenkel). 

/.    Altnordisch. 

Bibliographie,  s.  oben  Nr.  91  u.  115  ff.;  auch  Nr.  73. 

1841.  Vigfusson.  —  Powell,  corpus  poet.   boreale  (Bibl.    1886,  Nr.  2210). 
Vgl.   Gott.  gel.  Anz.   1888,  Nr.  5  (Hoffory). 

1842.  Edda  Snorra  Sturlusonar,  T.  III  (Bibl.   1887,  Nr.   2269"). 

Vgl.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.   155—156  (Mogk);  Anz.  f.  d.  Alterthum  14,  263—267; 
Gott.  gel.  Auz.   1888,  Nr.  5  (Burg). 

1843.  Gering,  Glossar  (BibL    1887,  Nr.    2271). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt   1888,    Sp.  25  f.    (Mogk);    Arkiv  f.  nord.  Pilologi  5.   168 
bis  171   (Kaniscb);  Zs.  f.  d.  österr.  Gymnasien   1888,  57  f.  (Detter). 

1844.  Eddalieder.  Altnordische  Gedichte  mythologischen  und  heroischen 
Inhalts,  hrsg.  von  Finnur  Jönsson.  L  Gedichte  mythologischen  Inhalts. 
8.  (XIV,  138  S.)  Halle,  Niemeyer.  3  M.  Altnordische  Textbibliothek, 
hrsg.   von  E.   Mogk.   Nr.    2. 

Vgl.  lievue  critique  22,  Nr.   11. 

1845.  Sijmons,  B.,  die  Lieder  der  Edda.  1.  Bd.  Text.  1.  Hälfte:  Götter- 
lieder, gr.  8.  (XVI,  222  S.)  Halle,  Buchh.  d.  Waisenhauses.  5  M.  Ger- 
manistische Handbibliothek.   7.   Bd.    l.  Hälfte. 

Vgl.  D.  Lit.  Ztg.    1888,  Sp.   1452—54  (Niedner). 

1846.  Heusler,  Volo   spö   (BibL    1887,  Nr.   2272). 
Vgl.  Zs.  f.  d.  österr.  Gymoasien  1888,  755  f.  (Detter). 


VIU.    LITTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  485 

1847.  Ranisch,  Wilh. ,  zur  Kritik  und  Metrik  der  Hamjiismäl.  Inaugural- 
Dissert.   gr.    8.   (81    S.)   Berlin,   Mayer  &    Müller.    2   M. 

1848.  Jonsso n,   F.,  Härbarljsljüjj. 

Aarbager  for  nord.  oldkyndiglied  II.  R.,  Bd.  3,   If.  2. 

1849.  Baumgartner,  A. ,  das  altnordische  Sonnenlied  (Solarljod).  Ein 
christlicher  Gesang  der  Edda. 

Stimmen  aus  Maria-Laach   1888,   il.  4. 

1850.  Meyer,   R.   M.,   die  Anordnung  der   eddischen   Heldenlieder. 
Zs.   f.  d.  Alterthum  32,  402—407. 

18.50*.    Saemund   Sigfüsson,  von   Oscar  Brenner. 
Allgem.  Ztg.    18S8,  Beilage  Nr.  163. 

1851.  Vetter.   Ferd.,   an   der  Wiege   der  älteren  Edda. 
Neue  Ziiiiclier  Ztg.   1888,  Nr.  295,  297,  298,  299,  30U. 

1852.  Sz.,   die   Quellen   der  Edda. 

Am   Urds-Bruniien  Bd.   6,   Jahrg.   7,  Nr.   11. 
1553.    Olsen,   Björn  Magnussen,   nogle  bemaerkninger  tili  et  vers  i  Haustlöng. 
Aikiv  f.  nord.  Filologi  5,  285-288. 

1854.  Wisen,Th.,  Emendationer  och  exegeser  tili  norröna  dikter.  III. 
8.  (S.    49  —  80.)  Lund    1888.    Akadem.   Programm. 

1855.  Falk,   Hj..   med  hvilken  ret  kaldes   skaldesproget  kunstigt? 
Arkiv  f.   nord.   Filologi   5,   245 — 277. 

1851).  rorkelsson,  Jon,  Hättalykill  Lopts  rika  Guttormssonar  kvedinn 
til  Kristinar   Oddsdöttur. 

Sinastykker  udgivne  at"  Samfund  til  udgivelse  af  gammel  nordisk  litteratur,   H.  1 1 . 

1857.  Hammershaimb,  Faeresk  Änthologi  (Bibl.  1887,  Nr.  2283),  3.  Heft. 
8.   (S.   433  —  460  +  9(3    S.)   Kopenhagen    1888.    3    Kr. 

1858.  Noreen-Schück,   Broms   Gyllemärs  Visbok  (Bibl.    1887,   Nr.    2284). 
Vgl.   Archivio   per  lo   studio   delle  trad.  pop.  VI,  H.   4  (Di  Martino). 

1859.  The  Landnäiua-Böc ,  edited  by  G.  Vigfusson  and  F.  York  Powell. 
Oxford,    Clarendon  Press. 

1860.  Islandske  Annaler  indtil  1578.  Udg.  for  det  norske  historiske  Kilde- 
skriftfond  ved  Gustav  Storm.  8.  (2  +LXXXIV  +  667  S.)  Kristiania  1888. 
7    Kr. 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.   1652  f.   (Mogk). 

1861.  Gardiner,  An  Island   Chronicle. 
The  Aiitiquary   1888,  August. 

1862.  Sagor.  —  Jönsson,  Fiunur,  Egils  Saga  Skallagrimssonar  (Bibl. 
1887,  Nr.  2288).  8.  (S.  433  —  465  -f  XCV  S.)  3.  Heft.  (Schluß.)  Kopen- 
hagen   1888.    3   Kr. 

1863.  Falk,  Hj.,   Bemerkungen  zu   den  Lausavisur  der  Egilssaga. 
Paul  u.    Braune,   Beiträge   13,  359 — 366. 

1864.  Dodge,   D.  K.,    On   a    verse  in   the  old  norse    ..Höfudlausn". 
Modern  Language  Notes  III,  Nr.  1. 

1865.  Khull,  Ferd.,  die  Geschichte  des  Skalden  Egil  Skallagrimson.  Ein 
gerraau.  Dichterleben  aus  dem  10.  Jahrh.  Dem  Altisländ.  nacherzählt,  gr.  8. 
(VI,    184   S.)   Wien,   Graescr.    3    M. 

1866.  Khull,  Ferd.,  Viga-Glum.  Eine  german.  Bauerngeschichte  der  Heiden - 
zeit.  Aus  dem  Altisländ.  frei  u.  verkürzt  übertragen  von  F.  Khull.  Lex. -8. 
(32   S.)  Progr.   des  II.    Staatsgymnasiums   in   Graz.    2    M. 

1867.  Möbius,  Kormaks  saga  (Bibl.    1886,  Nr.   2289"). 

Vgl.  Anz.    f.  d.  Alterthum    14,   43 — 55  (llcinzel);    Germania   33,  116    (Bartsch). 


4ft6  BIBLIOGRAPHIE  VON   1888. 

18G8.    Olsen,   Björn   Magnussen,   om   versene  i   Korraaks   saga. 

Aarbjoriier  for  nord.  Oldkynd.   og  bist.   1888,   1—86.   (Aus:  Berliner  Jaliiesbericht 
1888,  XII,   198.) 

1869.  Sage  von  Thorwald  Kodransson,  von  Lasonder  (Bibl.  1887,  Nr.  2290). 
Vgl.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  bO  f.  (Brenner). 

1870.  Völsunga  Saga:  The  Story  of  the  Volsungs  and  Nibelungs,  edited, 
witli   Notes,  by  H.   H.   Sparling.   London,   Scott. 

1871.  Cederschiöld,  Gustaf,  bidrag  tili  kritiken  af  Bandamannasagas  text. 

Arkiv   f.    nord.   Filologi  5,    150-154. 

1872.  Orvar-odds  saga,  hrsg.  von  R.  C.  Boer.  8.  (LIT,  220  S.)  Leiden 
1888',   Brill. 

1873.  Calaminus,  W.,  zur  Kritik  und  Erklärung  der  altnordischen  Frith- 
jofssage.   gr.   8.    (77    S.)  Dissert.  Jena    1887,   Pöble.   2   M. 

1874.  leelandic   sagas,   ed.   Vigfusson   (Bibl.    1887,  Nr.    2296). 
Vgl.   Academy  Nr.  845  (Elton). 

1875.  Gl  öde,  G.,  der  nordische  Tristanroman  und  die  ästhetische  Würdi- 
gung Gottfrieds   von   Straßburg. 

Germania  33,   17—27. 

Nord.  Sagen  s.   Nr.  797  u.   1075  ff. 

1876.  Gesetzbücher.  —  Noreen,  Adolf,  bidrag  tili  äldre  Västgötalagens 
täkstkritik. 

Arkiv  f.  nord.  Filologi  5,  385  —  394. 

1877.  Lorenzen,  M. ,  nyfundne  fragmenter  af  en  codex  af  Magnus  Eriks- 
sons landslag. 

Arkiv  f.  nord.  Filologi  5,   110. 

Nord.  Gesetze,  s.  Nr.  648  u.  650. 

1878.  Carpenter,  W,  H.,   A  Fragment  of  Old  leelandic. 
Modern  Language  Notes  III,   H.  3.   —  Homllie. 

1879.  Larsson,  Studier  över  den  stockholraska  homilieboken  (Bibl.  1887, 
Nr.    2300). 

Vgl.  Lit.  Centralblatt  1888,  Sp.  452  (Mogk);  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  444  f.  (Brenner); 
Anz.  f.  d.  Alterthum   14,  267—273  (Heinzel). 

1880.  Wisen,  Th.,  nägra  ord  ora  den  stoekholmska  homilieboken.  Ett 
gemnäle.  8,  (2  -}-  38  S.)  Lund  1888,  Gleerup.  0,75  Kr.  (Auch  als  Bei- 
lage zu  Arkiv^   f.   nord.  Filologi   IV.) 

Vgl.  Lit.  Blatt  1888,  Sp.  444  f.  (Breniitr). 

1881.  Wisen,   textkritiska  anmärkningar  (Bibl.    1887,    Nr.    2301). 
Vgl,  Lit,  Blatt   1888,   Sp.  444  f.  (Brenner). 

1882.  Larsson,  L,,  Svar  pä  profässor  Wisens  „Textkritiska  anmärkningar 
tili  den  stoekholmska  homilieboken"  (Bihang  tili  förf.  Studier  över  den 
stoekholmska  homilieboken  1 — II).  8.  (74  S.)  Lund  1888,  Malmström 
&  Komp.  (Auch  als  Beilage  zu  Arkiv  f,  nord.   Filologi  IV.) 

Vgl.  Lit.  Blatt   1888,  Sp.  444  f.  (Brenner), 
Heil.  Brigitta,  s.  Nr.  810  ff. 

1883.  Schauspiel.  —  Comoedia  de  Mundo  et  Paupere ,  et  dansk  skuespil 
fra  begyndel-sen  af  det  17.  aarhundrede,  udgivet  for  Universitets-Jubilaeets 
danske  samfund  H.  41  af  S.  Birket  Smith.  8.  (XVIII,  119  S.)  Kopen- 
hagen  1888,  Thieles  Buchdruckerei.   3,25   Kr. 

1884.  Hegelund,  P.,  Susanna  og  Calumnia,  udg.  paa  ny  af  S.  Pirket 
Smith.  1,  Heft.  8,  Kopenhagen  1888,  Universitets-Jubilaeets  danske  sam- 
fund H,   45.    2,50   Kr. 


VIII.    LITTERATUR  UND  SPRACHDENKMÄLER.  487 

1885.  Johannes  Messenius  samlade  dramer  utgifna  af  Henrik  Schuck.  H.  4. 
(S.    207  —  260)   Upsala    1888. 

1886.  Olaus  Petri.    —   Schuck,   H.,    nagra   smäskrifter  af  Olavus  Petri. 
Samlaren  1888,   5—26. 

s.  Nr.  812. 

1887.  Klaus  Lyskander,  Billeslägstens  Rimkronike,  udg.  af  H.  F.  Rardam. 
8.  Kopenhagen  1888,  Universitets-Jubilaeets  danske  samfund,  H.  43. 
2,50   Kr. 

1888.  Verschiedenes.  —  Daae,  L. ,  ur  en  svensk  handskrift  frän  början 
af  sextonde   ärhundradet. 

Hist.  tidskr.  (schwed.)    1888,   167  —  170. 

1889.  Wiselgren,  H. ,  Reconditi  labores  Otryckta  böcker  af  svenska  för- 
fattare  fran   15-  och    16   hundratalen. 

Samlaren   1888,  99—114. 

1890.  (Klemming,   G.  E.),    Sveriges   älsta  tidning. 
Samlaren  1888,   174—178. 

1891.  Svenskt  Diplomatarium  frän  och  med  ar  1401.  Utgifvet  af  riks- 
archivet  genom  Carl  Silfverstolpe.  D.  3,  H.  2,  3  (S.  97  —  292)  Stockholm 
1888,   Norstedt  &  söner.   5   Kr. 

1892.  Svenska  Riksdagsakter  jämte  andra  handlingar,  som  höra  tili 
statsförfattningens  historia  under  tidehvarfvet  1521  — 1718.  Första  delen  IL 
1544 — 1560.  Med  understöd  af  statsmedel  utg.  af  K.  riksarkivet  genom 
E.  Hildebrand.  8.  (S.  413—835  +  12  S.)  Stockholm,  Norstedt  &  söner. 
10   Kr. 

1893.  Svenska  riksrädets  protokoU.  Med  understöd  af  statsmedel  i  tryck 
utgifvet  af  kongl.  riksarkivet  genom  Severin  Bergh.  V.  1635.  8.  (IX 
-{-  444  S.)  Stockholm  1888,  Norstedt  &  söner.  Handl.  rör.  Sveriges  historia. 
Ser.   3. 

1894.  Sverges  traktater  med  främmande  magter  j ernte  andra  dit  hörande 
handlingar  utgifna  af  0.  S.  Rydberg.  Fjerde  delen  III,  IV.  1561  — 1571. 
8.   (S.   329 — 604  -f  VI   S.)   Stockholm,   Norstedt  &  söner.    9   Kr. 

1895.  Konung  Gustaf  den  förstes  Registratur.  Utg.  af  kongl.  riksarchivet 
genom  Victor  Granlund.  XI.  1536—1537.  8.  (4  -j-  432  +  75  S.)  Stock- 
holm 1888,  Norstedt  &  söner.    9  Kr.    Handl.  rör.   Sveriges  historia.   Ser.  1. 

1896.  Ödberg,  F.,  Förteckning  öfver  räfste  tingsdombref  för  Vestergötland 
under  medeltiden. 

Vestergötlands  fornminnesföreningens  tidskrift  H.  4/5,  S.   1 — 24. 

1897.  Permebref  samt  andra  äldre  handlingar,  de  flesta  rörande  dom- 
kyrka  i   Skara. 

Vestergötlands  fornminnnsföreiiingens  tidskrift  IL  4/5,  S.  61  — 112. 

1898.  Diplomatarium  norvegicum.  Oldbreve  til  Kundskab  om  Norges 
indre  og  ydre  Forhold,  Sprog,  Slägter,  Säder,  Lovgivning  og  Rettergang 
i  Middelalderen.  Samlede  og  udgivne  af  C.  R.  Unger  og  H.  J.  Huitfeldt- 
Kaas.  Saml.  12,  Anden  Halvdel.  4.  (S.  417— 918)  Kristiania  1888,  P.  T. 
Mailing.    6   Kr. 


488     LITTERATUK:  11.  UEIS,  BEITRÄGE  Z.  SYNTAX  D.  MAINZER  MUNDART. 

LITTERATUR. 


Beiträge    zur  Syntax    der   Mainzer   Mundart.     Gießener   Dissertation    von 
H.   Reis.     Mainz    1891.     46    S. 

Die  Mundarten,  die  nach  ihrer  Laut-  und  Formenlehre  uns  in  Pro- 
grammen und  Dissertationen  immer  näher  gerückt  werden,  haben  nach  ihrer 
syntaktischen  Seite  noch  wenig  Beachtung  gefunden.  Wohl  wird  in  den 
einzelnen  Idiotica  auch  für  die  Syntax  Material  aufgespeichert,  aber  es  gleicht 
einem  Schatze,  der  erst  gehoben  werden  muß.  Und  doch  kann  die  Mundart 
zur  Aufhellung  der  Schriftsprache  und  ihrer  Probleme  von  der  Syntax  aus 
noch  mehr  beitragen  als  von  anderen  Gebieten  der  Grammatik  her.  Und 
daneben  verspricht  sie  hier  schon  dadurch  mehr  Anregung,  daß  der  Blick 
nicht  am  Körperlichen  haften  bleibt,  sondern  von  einzelnen  Fügungen  aus 
viel  eher  in  die  Anschauungsweise  und  die  Eigenart  bestimmter  Volks- 
gruppen  dringt. 

Tiotzdem  hatten  wir  bislang  nur  eine  syntaktische  Darstellung  einer 
Mundart,  die  Untersuchungen  von  G.  Binz  zur  Baselstädtischen  Mundart 
(Stuttgart  1888),  an  die  sich  Reis  schon  insoferne  anlehnt,  als  er  aus  der 
Mainzer  Mundart  denjenigen  Theil  der  Syntax  darstellt,  den  Binz  für  die 
Baselstädtische  ausgeschlossen  hatte,  das  Capitel  der  Wortformen.  Gleichwie 
die  verdienstvolle  Arbeit  von  Binz  ist  auch  die  von  Reis  der  Anregung 
Behaghels  entsprungen,  nur  daß  Reis  anscheinend  noch  entschiedener  unter 
dessen  Einfluß  steht.  Die  psychologischen  Momente,  die  hier  als  Quelle 
syntaktischer  Verschiebungen  bloßgelegt  werden,  sind  alte  Bekannte  aus  der 
Laut-  und  Formenlehre;  deutlich  tritt  die  Neigung  zu  Tage,  die  Syntax 
unter  dem  Gesichtspunkte  der  Abhängigkeit  von  formellen  Verschiebungen 
zu  betrachten. 

Von  hier  aus  haben  sich  Anschauungen  wie  die  über  das  dialectische 
statt  ivir ,  eich  statt  ich  entwickelt,  gegen  deren  Herleitung  aus  mir  dem 
Dat.  Sing.,  resp.  Acc.  Plural  schon  Tobler  meines  Erachtens  mit  Recht 
Einsprache  erhoben  hat.  Auch  die  Darstellung  auf  S.  12  wurzelt  hierin,  wo 
die  Einwucherung  von  Hilfsverben  ganz  aus  dem  Formenmangel  des  Flexions- 
systems erklärt  wird,  statt  aus  der  allgemeinen  Erfahrung,  daß  die  Poi-men 
im  Laufe  der  Zeit  sich  abnützen  und  das  verflüchtigte  Gewicht  durch  Häu- 
fung zu  ersetzen  suchen.  Hierher  gehört  auch  die  Erklärung  des  ivo  im 
Relativsatze  {die  Leute,  wo)  S.  2b,  der  Reis  S.  26  als  zweite  diejenige 
folgen  läßt,  die  auch  Referent  vertritt.  Inwiefern  in  diesen  Zusammenhang 
auch  die  Erklärung  des  periphrastischen  Perfects  gehört,  ist  an  anderer 
Stelle  ausführlicher  dargelegt*). 

Mehr  aus  dem  Charakter  einer  Erstlings  schritt  erklärt  sich  wolil 
die  Abneigung  des  Verfassers,  von  den  Einzelheiten  zu  allgemeineren  Ergeb- 
nissen aufzusteigen,  die  z.  B.  an  der  flüchtigen  Behandlung  des  Präsens 
hiatoricum   auffallen   muß   (S.    19). 

•)  Vgl.   Wunderlich,  Der  deutsche  Satzbaii.  Stuttgart,   Cotta,   1892.  S.  48  ff. 


LITTERATUR:  H.  REIS.   BEITRÄGE  Z.  SYNTAX  D.  MAINZER  MUNDART,     489 

Als  Erstlings  arbeit  in  anderem  Sinne  hatte  die  vorliegende  Studie 
auch  mit  Schwierigkeiten  zu  kämpfen ,  die  nicht  verkannt  werden  sollen. 
Wie  sehr  auf  uns  Syntaktikern  der  Zwang  lastet,  in  unsere  Darstellung 
immer  wieder  Auskünfte  einzumischen  über  die  Methode,  die  wir  befolgen, 
über  die  Voraussetzungen,  von  denen  wir  ausgehen,  hat  Referent  erst  neuer- 
dings wieder  empfunden ,  da  er  die  Einzeldarstellung  eines  Schriftstellers 
unternahm  und  ihm  als  unumgängliche  Vorarbeit  hierzu  eine  theoretische 
Darstellung  der  Gesammtsyntax  daraus  erwuchs.  Bei  Reis  tritt  diese  Zwangs- 
lage ganz  besonders  in  dem  Abschnitte  über  die  Modi  zu  Tage.  Um  zu 
dem  Schlüsse  zu  gelangen,  daß  im  Nebensatze  der  Indicativ  vorherrscht 
(S.  27),  der  Conjunctiv  aber  meist  in  denselben  Fällen  eintritt  wie  in  der 
Schriftsprache  (S.  2.  29),  macht  er  uns  vorher  mit  seinen  Anschauungen 
über  die  Entwicklung  aller  unserer  Nebensatzformen  bekannt.  Anderseits 
aber  vermissen  wir  gerade  an  anderen  Stellen  die  Betonung  der  historischen 
Grundanschauung,  so  wenn  S.  29  von  einem  „Weglassen"  der  Conjunction 
das  gesprochen  wird.  Auch  die  Behauptung,  daß  der  pronominale  Vorläufer 
des  Daßsatzes  (es)  zur  Hervorhebung  der  Thatsächlichkeit  dienen  solle 
(S.  29),  gehört  hierher.  Das  es  ist  auch  in  dieser  Function  rein  pronominal, 
es  weist  auf  den  Inhalt  des  Satzes  voraus,  weil  er  dem  Bewußtsein  des 
Redenden   schon  innewohnt.   Dies  triflft  aber  meist  auf  thatsächliche  Inhalte  zu. 

Was  die  Ergebnisse  selbst  nun  anbetrifft,  so  haben  wir  solche,  in 
denen  sich  die  Mainzer  Mundart  von  anderen  abhebt'^)  (vgl.  S.  34.  37.  38. 
39.  40.  43").  44)  und  solche,  die  allgemeiner  für  die  Umgangssprache  nament- 
lich des  Südens  gelten.  Wir  sehen ,  daß  die  Futurumschreibung  mit  tverden 
hier  nur  rein  modal  verwendet  wird  (S.  23),  daß  als  (S  2  7)  nicht  in  Tem- 
poralsätzen und  da  (S.  27)  nicht  in  Causalsätzen  auftritt,  daß  der  Absicht- 
satz mit  Vorliebe  an  daß  mit  dem  Indicativ  festhält  (S.  28)  und  die  indirecte 
Rede  in  der  Umgangssprache  ebensowenig  beliebt  ist  (S.  29)  als  der 
Infinitiv  mit  ^u  (S.  31),  während  das  Particip  Präs.  dort  überhaupt  ganz 
unbekannt  ist  (S.  30).  Hübsch  beobachtet  sind  auch  die  Frage-  und  Heische- 
formen an  Stelle  der  Conditionalpartikeln,  sowie  die  Differenzen  im  Numerus 
S.  35  ff.,  wo  namentlich  das  Plural-S  ansprechend  erklärt  wird.  Daß  Referent 
an  der  von  Reis  (S.  42)  vorgetragenen  Erklärung  des  Personalpronomens 
im  Dativ  neben  dem  Possessivpronomen  (meinem  Vater  sein  Haus)  gegen 
Tobler  festhält,  ist  ebenfalls  in  der  Schrift  über  den  deutschen  Satzbau 
(S.    154  ff.)   ausführlicher  erörtert. 

HEIDELBERG,  Juli  1892.  H.  WUNDERLICH. 


')  Ob  wirklich  das  mittelhochdeutsche  iu  der  Adjectivflexion  sich  unter  der 
ländlichen  Bevölkerung  erhalten  hat,  darüber  dürften  wohl  nur  Kenner  des  Mainzer 
Dialectes  mit  dem  Verfasser  rechten. 


GERMANIA.     Neue  Reihe.  XXV.  (XXXVIl.)  Jahrg.  33 


490 


VERZKICHNISS  DER  MITARBEITER  etc. 


VEEZEICHNISS 


DER  MITARBEITER    UND    DEREN  BEITRÄGE    IN  BAND   25  —  37   DER 

GERMANIA. 


Althof,   Hermann. 
Kritische      Bemerkungen      zum     Wal- 
tharius.   XXXVII,    1. 

Amira,   K.   v. 
Zur  Textgeschichte    des  Frostujiings- 
bok.  XXXII,    129. 

Andr  esen  ,   K.   G. 

1.  Heutige      Geschlechtsnamen      aus 
Thiuda,  Biet.  XXVII,   149. 

2.  Heutige  Geschiechtsnamen  aus 
Hrod,  Hruod.   XXVIII,   46. 

3.  Heutige  Geschlechtsnamen  aus  Jilod^ 
hlud  und  aus  liud.  XXIX,   301. 

4.  Personennamen.   XXXI,    439. 

Apfelstedt,   Friedrich. 

1.  Bruchstücke  eines  unbekannten 
epischen  Gedichtes.  XXVI,   95. 

2.  Zur  Pariser  Liederhandschrift. 
XXVI,   213. 

Bäbler,  J.  J. 
Ein  Tagelied.  XXXIII,   283. 
Bächtold,  J. 

1.  Züricher       Tristan  -  Bruchstücke. 

XXIX,  71. 

2.  Züricher       Parzival  -  Bruchstück. 

XXX,  317. 

3.  Zur  Geschichte  der  Manessischen 
Liederhandschrift.   XXXI,    437. 

4.  21  Fabeln,  Schwanke  und  Erzäh- 
lungen des  XV.  Jahrhunderts. 
XXXIII,    257. 

Bah  der,   Karl   v. 
I.  Aufsätze: 

1.  Zum  König  Rother.  XXIX,  229 
u.   257. 

2.  Lamprechts  Alexanderlied  und  seine 
Heimat.   XXX,    385. 

3.  Zu  Wernher  vom  Niederrhein  und 
dem   wilden   Mann.    XXX,    396. 


4.  Worterklärungen.   XXX,    399. 

5.  Zu   Spervogel.  XXXI,   98. 

6.  Gereimte     Beichte     aus     Upsala. 
XXXI,    99. 

7.  Canticum  Rustardini.   XXXI,  104. 

8.  Des   Hundes  Not.   XXXI.    105. 

9.  KopenhagenerBruchstücke.XXXI, 
280. 

10.  Johann  von  Soest  Dy  gemein 
Bicht'.  XXXIII,    129. 

11.  Miscellen: 
XXVIII,   252,   384. 

Bahlmann ,   P. 
Die    Sprichwörter    aus    des  Johannes 
Murmellius'      ,,Pappa      puerorum". 

XXXV,  400. 

Bai  er,   Adalbert. 
Der  Eingang    des  Parzival    und  Got- 
frids   Tristan.   XXV,    404. 

Barack,   K.  A. 

1.  Bruchstücke  zweier  Handschriften 
der  Kaiserchronik.   XXV,    98. 

2.  Bruchstücke  mhd.  Gedichte  in  der 
Universitäts-  und  Landesbibliothek 
zu   Straßburg.   XXV,    161. 

3.  Bruchstück  aus  Wolfram«»  Parzival. 
XXX,   84. 

4.  Bruchstück  aus  Rudolfs  von  Ems 
Wilhelm  von   Orlens.   XXX,    107. 

Bartsch,   Adolf. 

1.  Drei   Akrosticha.   XXXVI,    196. 

2.  Bruchstücke  einer  Handschrift  der 
'Königstochter'  Hans   des  Bühelers. 

XXXVI,  246. 

Bartsch,  Karl. 

I.   Aufsätze ; 
1.   Die  Petersburger  Handschrift  der 
Geislerlieder.  XXV,   40. 


VERZEICHNISS  DER  MITARBEITER  etc. 


491 


2.  Akrostichon  bei  Heinrich  von  dem 
Tiirlin.  XXV,   96. 

3.  Bruchstücke  zweier  Handschriften 
der  Kaiserchronik.   XXV,    98. 

4.  Peters    von  Arberg    große  Tage- 
weise. XXV,   210. 

5.  Mhd.   Kettenreime.   XXV,    335. 

6.  Zur  Textgeschichte    von   Eilharts 
Tristrant.   XXV,   365. 

7.  Gebet      des      XII.     Jahrhunderts. 
XXV,   393. 

8.  Nicolaus  von  Landau.  XXV,  418. 

9.  Der  Trierer   Aegidius.    XXVI,    1. 

10.  Zum  Trierer  Silvester.  XXVI,  57. 

11.  Zum   Floyris.   XXVI,    64. 

12.  Zwei  geistliche  Volkslieder,  XXVI, 
101. 

13.  Volkslieder  des  XV.  Jahrhunderts. 

XXVII,  225. 

14.  Psalterien    mit    deutschen    Rand- 
bemerkungen.  XXVII,    339. 

15.  Bruchstücke    von    Konrads    Tro- 
janerkriege.  XXVII,    356. 

16.  Kritische   Glossen    zu    einem    un- 
kritischen Texte.   XXVII,   35  9, 

17.  Zu      Priester     Arnolds      Juliane. 

XXVIII,  257. 

18.  Poetische  Bearbeitung  des  Macca- 
bäerbuches.  XXVIII,   267. 

19.  Neue     Bruchstücke     von      Sanct 
Nicolaus.   XXIX,   36. 

20.  Erbsal.   XXIX,    134. 

21.  Die    fünfzehn   Zeichen     von    dem 
jüngsten   Gericht.   XXIX,    402. 

22.  Liebeslied    aus     dem    XV.    Jahr- 
hundert.  XXIX,   406. 

23.  Über   den   Tanz.    XXX,    193. 

24.  Die    erste    Seite    der    Iweinhand- 
schrift.   XXXI,    122. 

25.  Zu  Tatian  XXXI,    245. 

26.  Urkunde  mit  gereimtem  Eingang. 
XXXL   442. 

27.  Deutsches      aus     einer     Escorial- 
handschrift.   XXXI,    497. 

28.  Der   Müttinger.   XXXII,    246. 

29.  Bruchstücke    aus    Strickers   Karl. 
XXXII,   48  8. 


II.  Miscellen: 
XXV,  121,  253,  507;  XVII,  127, 
255;  XXVin,  128;  XXIX,  509; 
XXX,  410;  XXXI,  126,  245,  246; 
XXXII,  127,  382,  384;  XXXIII, 
57,   255,   508. 

III.  Recensionen: 

XXV,  113;  XXVI,  248;  XXVHI. 
103;  XXXI,  123,  233;  XXXIII, 
108,    116,    118,   234. 

IV.  Bibliographische  Übersicht  der 
Erscheinungen  auf  dem  Gebiete  der 
germanischen  Philologie  im  Jahre 
1879:  XXV.  453;  1880:  XXVI, 
423;  1881:  XXVII,  421;  1882: 
XXVIII,  423;  1883:  XXIX,  419; 
1884:  XXX,   411. 

Bech,  Fedor. 
I.  Aufsätze: 

1.  Necken.   XXV,   272. 

2.  Zu  Heinrich  Frauenlob.  XXVI, 
257   u.  XXIX,    1. 

Nibel.    698,    2  —  3     ed.    Bartsch 

XXVI,  350. 

3.  Merkwürdiges  Zeugniß  von  der  in 
Halle  a./S  um  147  7  herrschenden 
Sprache.  XXVI,   351. 

4.  Nachträge.  XXVI,    422. 

5.  Dougen.  XX VII,   101. 

6.  Zum  Wortschätze  des  Chemnitzer 
Urkundenbuches.   XXVII,    159. 

7.  \om      Eichhorn       als     Wildpret. 

XXVII,  189. 

8.  Tinne.   XXVII,   190. 

9.  Zu  den  Pariser  Tagezeiten.  XXVII, 
385. 

10.  Wortformen  auf  e^e.  XXVIII,  296. 

11.  Kleine   Beiträge.  XXVHI,   385. 

12.  Zu  Lamprechts  Alexander.  XXX, 
257. 

13.  Zu   Kudrun.   XXXII,    116. 

14.  Zu  Walther  25,  35  f.  XXXII,  117. 

15.  Lesefrüchte.  XXXV,  185  u.  339. 


IL  Miscelle : 


XXVI,   379. 


33' 


492 


VEFiZEICHNISS  DER  MITARBEITER  etc. 


Bechstein,  Reinhold. 
I.  Aufsätze: 

1.  Zu  Hartmanns  Erec.  XXV,    319. 

2.  Drei     Conjecturen     zu    Hartmaniis 
Iwein.   XXVI,    385. 

3.  Anmerkungen     zu    Heinrichs     von 
Freiberg  Tristan.  XXXII,    1. 

4.  Karl   Bartsch  f.  XXXIII,   65. 

5.  Gottfried-Studien.  I.  V.  d.  Hagens. 

6.  Collation    der  Florentiner  Tristan- 
Hs.  XXXV,   35. 

7.  Karl  Koppmann,  zu  Walther  v.  d. 
Vogelweide.  XXXVI,   258. 

n.  Miscelle: 
XVI,    380. 

III.  Recensionen: 
XXVII,  105;  XXVIII,  375;  XXXVI, 
96;  XXXVII,   235. 

Becker,   Reinhold. 

I.  Aufsatz: 

Zu  Friedrich  von  Hausen.  XXVIII,  272. 

II.  Miscelle: 
XXXI,   500. 

III.  Recension: 
XXIX,    360. 

Beer,   L. 
Zur  mytholog.  Methode.  XXXIII,   1. 

Behaghel,   Otto. 
I.  Aufsätze : 

1.  Heinrich  von   Veldeke  und  Ulrich 
von   Zazikhofen.   XXV,   344. 

2.  Zum   Heliand.   XXVH,    415. 

3.  Das  Verhältniß  der  Texte  von  Lam- 
prechts Alexander.  XXXI,    121, 

4.  Zum     Heliand     und    zur    Heliand- 
grammatik.  XXXI,   377. 

5.  Mhd.   m  und  ü.     XXXIV,   247   u. 
370. 

6.  Messer.  XXXIV,   264. 

7.  Zu   Wolfram.  XXXIV,   487. 

8.  Die    Heimat    Walthers      von      der 
Vogelweide.  XXXV,   199. 

9.  Arnstädter    Bruchstücke.     XXXV, 
385. 


10.  Zum  Lanzelet  Ulrichs  von  Zazik- 
hoven.  XXXV.   413. 

11.  Zu  Hans  von  Bühel.  XXXVI,  241. 

12.  Zu  Wolframs  Liedern.  XXXVI, 
257. 

13.  Zu  Germania  XXXVI,  2  ;  XXXVI, 
314  u.    196   ff. 

14.  Zu  den  Mittheilungnn  von  F.W.  E. 
Roth.   XXXVII,   296. 

II.  Miscelle: 
XXVm,   253. 

in.  Recension: 
XXXIV,   520. 

Bernouilli,   A. 

1.  Bruchstücke  eines  Trojaner- 
gedichtes. XXVm,   30. 

2.  Reimsprüche  des  XV.  Jahrhunderts. 
XXX,   214. 

Binz,  Gustav. 
Basler  Bruchstücke  des  Lekensspiegels. 
XXXVII,   410. 

Birlinger,    Anton. 
I.  Aufsätze: 

1.  Zum  älteren  mittelfränkischeu 
Sprachschatze.  XXV,   347. 

2.  Nochmals  Giselitze  in  Meier  Helm- 
brecht. XXV,   432. 

3.  Bruchstücke  aus  Hartmanns  Iwein. 
XXVI,   99. 

4.  Aufzeichnungen  der  Nonne  Adel- 
heid von  Linnich.  XXVHI,   25. 

5.  Bruchstücke  eines  geistlichen  Lehr- 
gedichts. XXVIII,   301. 

6.  Geistliche  Lieder  vom  Niederrhein, 
XXIX,   409. 

7.  Bruchstück  aus  Rudolfs  Welt- 
chronik. XXX,   183. 

II.  Miscellen: 
XXV,   507,  508;  XXVI,  381. 

Blaas,   C.   M. 

1.  Volksthümliches  aus  Niederöster- 
reich. XXV,  426  ;  XXVI,  229  u. 
XXIX,   85. 


VEKZEICHNISS  DER  MITARBEITER  etc. 


493 


2.  ßruchstücke  aus  einem  mitteldeut- 
schen  Arzneibüchlein.   XXVI,   338. 

3.  Psalterien  mit  deutschen  Rand- 
bemerkungen. XXVII,    339. 

4.  Aus  den  Predigten  Georgs  von 
Giengen.   XXX,    88, 

Blau,  Max   Friedrich. 
Zur  Alexiuslegende.    XXXIII,   181   u. 
XXXIV,   156. 

Bö  ekel,   Otto. 

1.  Zur  Leonorensage.  XXXI,   117. 

2,  Segen  aus  dem  Odenwalde.  XXXI, 
345. 

Böhme,  F.   M. 

1.  Peters  von  Arberg  große  Tage- 
weise. XXV,   210. 

2.  Nachträge  zum  'Altdeutschen  Lie- 
derbuch'. XXXI,   51. 

Böhme,   Oscar. 

1.  Beiträge  znr  Altersbestimmung  der 
in  Weigands  Wörterbuche  enthal- 
tenen nhd.  Wortformen.  XXVIII, 
358  u.   391. 

2.  Zu  Lexers  mhd.  Handwörterbuche. 
XXX,    111. 

3.  Die  Übereinstimmung  zwischen 
dem  Wigaloistexte  und  den  Les- 
arten der  Handschriftengruppe  Bb 
in  Hartmanns  Iwein.    XXXV,    257. 

Bohnenberger,  K. 
Schwäbisch    e    als  Vertreter    von    ((. 
XXXIV,  194. 

Borinski,   Karl. 

1.  Zur  Warnung.  XXXV,   286. 

2.  Eine  ältere  deutsche  Bearbeitung 
von  Robert  le  Diable.  XXXVH,  4  4 
u.   201. 

B  ossert,   G. 

Zwei  Lieder  aus  der  Zeit  des  Schmal- 

kaldischen  Krieges.  XXX,   211. 

Boß  1er,   L. 
Die   Ortsnamen  von  Starkenburg  und 
Rheinhessen.  XXIX,   307. 


Brachmann,  Friedrich. 
Zu   den   Minnesängern.   XXXI,   443. 

Brandstetter,   Rennward. 
Die  Luzerner  Bühnenrodel.  XXX,  205 
u.   3  25;   XXXI,    249. 

Brenner,   Oscar. 

1.  Zum   Speculum  Regale.    XXX,   55. 

2.  Italienisch-deutsche  Vocabulare  des 
XV.  u.  XVI.  Jahrhunderts.  XXXI, 
129. 

3.  Leute.   XXXIV,   245. 

4.  Ein  Brief.   XXXIV,   369. 

5.  Zu  Germania  XXXIV,  369.  XXXV, 
413. 

Brunn  er,  Hugo. 

Miscelle: 
XXXI,  246. 

Buch  wal  d,  G. 
Eine   Quaestio   'Quodlibetica'    des  Jo- 
hann   Fabri    de  Werdea    aus    dem 
Jahre    1502.   XXXVI,    275. 

Buitenrust  Hettema,  F. 
Der  alte  Druck  der  Westerlauwerschen 
Rechte,  XXXV,  1. 

Cederschiöld,    G. 

Eine  alte  Sammlung  isländischer 
iEfindyri.  XXV,    129. 

Christ,   Karl. 
Die  sogenante  Otterbuße.  XXXI,  432. 

Crane,  J.  J. 
Two  MediaevalFolk-Tales.  XXX,  203. 

Czerny,   A. 
I.  Aufsatz: 
Gedicht    aus    dem    XV.  Jahrhundert. 
XXIX,   404, 

II,  Miscelle: 
XXVIII,   120. 

Damköhler,   Eduard. 
1.   Zu  Reinke  de  Vos.   XXXIII,   379, 


494 


VERZEICHNISS  DER  MITARBEITER  etc 


2.  ader  =  aber.   XXXIII,  480. 

3.  Zu  Gerhard  von  Minden.  XXXIII, 
497  u.  XXXV,  412. 

4.  Mundart  der  Urkunden  des  Klo- 
sters Ilsenburg  und  der  Stadt  Halber- 
stadt und  die  heutige  Mundart. 
XXXV,   129. 

5.  Zum  Satzbau  bei  Luther.  XXX  V, 4 1 2. 

6.  Zu  Reinke  de  Vos.   XXXVII,   417. 

David,   Eduard. 
Die    Wortbildung    der    Mundart    von 
Krofdorf.   XXXVII,   377. 

Deiter,  Hermann. 

Miscelle: 
XXVI,    506. 

Dunger,  Hermann. 

1.  Der  Tristanteppich  von  Schwarzen- 
berg.  XXVIII,   1. 

2.  Hörner  aufsetzen  und  'Hahnrei'. 
XXIX,   59. 

Edzardi,   Anton. 
I.  Aufsätze : 

1.  Zur  I'idrekssaga.  XXV,  47,  142, 
257   u.    384. 

2.  Rosengarten    und  Nibelungensage. 

XXVI,  172. 

3.  Kopenhagener  Bruchstücke  von 
Rudolfs  Weltehronik.    XXVII,    60. 

4.  Fensalir  und  Vegtamskvida  12,  5  ff. 

XXVII,  330. 

5.  Kleine  Beiträge  zur  Geschichte  und 
Erklärung  der  Eddalieder.  XXVII, 
399   u.  XXVIII,   17. 

II.  Recension : 
XXVI,   242. 

Ehrismann,   Gustav. 
I.  Aufsätze: 

1.  Das  Handschriftenverhältniß    des 
Renner.  XXX,   129. 

2.  Bruchstück   eines  Facetus.    XXX, 
284. 

3.  Zu    Eilharts    Tristrant    V.    1183. 
XXXI,   56. 

4.  Spruch     auf    den      schwäbischen 
Städtekrieg.   XXXI,   311. 


5.  Zum  Stricker.  (Kleinere  Gedichte 
XI,   207).  XXXI,   314. 

6.  Die  Augsburger  Hs.   des  Renner. 

XXXI,  315. 

7.  Rennerbruchstücke.     XXXI,    393. 

8.  Paulinzeller      Rennerbruchstücke. 

XXXII,  97. 

9.  Zu  Germania  XXXII,  97.  XXXIII, 
45. 

lU.  Verzeichniß  der  selbständig  er- 
schienenen germanistischen  Schrif- 
ten  Karl   Bartschs.   XXXIII,    94. 

11.  Zum  Seifried  Helbling.  XXXIII, 
370. 

12.  Eine  Hs.  des  Pfaffen  Amis. 
XXXIV,   251. 

13.  Jappesstift.   XXXIV,    492. 

14.  Gruntwelle,  Selpwege.  XXX\',  55. 

15.  Meatris.   XXXV,   58. 

16.  Unsih,  Juwih.   XXXV,   58. 

17.  Ags.  tivegen,  hegen  und  einige 
germanische  Verwandtschaftsbe- 
griffe.  XXXV.    168. 

18.  Zum  Schlegel  des  Rüdeger  von 
Hunthofen.   XXXV,    403. 

19.  Ahd.  Uuzil  —  Jutzü.  XXXVI,  136. 

20.  Drittes  Paulinzeller  Renner- 
bruchstück.  XXXVI,    313. 

21.  Wer  nicht  weiß,  was  rechte  Lieb 
sei.  XXXVI,   319. 

22.  Kleinigkeiten.   XXXVII,    104. 

23.  Die  Vorsilben  miss-  und  voll- 
im   Germanischen.   XXXVII,   435. 

II.  Bibliographische  Übersicht  der 
Erscheinungen  auf  dem  Gebiete 
der  germanischen  Philologie  im 
Jahre  1885:  XXXV,  59,  218; 
1886:     XXXV,    355,    414;     1887: 

XXXVI,  101,  201,  321,  439  ;  1888  : 

XXXVII.  297. 

E  inert,   E. 
Pfaffe   Amis   1  —  72.   XXXIII,   46. 

Euling,    K. 

1.  Hs.  1590  der  Leipziger  Univer- 
sitätsbibliothek.  XXXIII,    159. 


VEKZEICHNISS   DKlx'   MITARBEITER  etc. 


495 


2.   Mnd.    geistliche  Gedichte.    XXXV, 
391. 

Faber,   M. 
Hans     Rosenplüt     ein      Rothschmied 
XXXV,   407. 

Falk. 

Miscelle : 

XXVI,  382. 

Fischer,  Hermann. 
I.  Aufsätze : 

1.  Kleine   Mittheilungen.   XXX,    98. 

2.  Anfrage.   XXX,    124. 

3.  Bruchstücke     aus     Rudolfs    Welt- 
chronik.  XXX,    175. 

4.  Zur     Geschichte      des      deutschen 
Vocalismus.  XXXVII,    108. 

II.  Receiisionen: 

XXVII,  233;  XXXVI,   406. 

Förstemann,   Ernst. 
Thumelicus.   XXVIII,    188. 

F  r  a  n  c  k ,  J. 
Der  Minnesänger  Puller    von   Hohen- 
burg  und   die   Burg  Wasichenstein. 
XXV,   329  u.  XXVI,  380. 

Fränkel,  Ludwig. 

1.  Bibliographie     der    Uhland-Litte- 
ratur.   XXXIV,    345. 

2.  Bemerkungen   zur  Entwicklung  des 
Grobianismus.   XXXVI,    181. 

3.  Zum  Proteusmärchen  und  anderen 
wandernden   Stoffen.    XXXVI,   308. 

4.  Zu  W.  Hauffs    „Abner".  XXXVII, 
38  u.    120. 

Frommann,   K.   G. 

1.  Neujahrsgruß   an   die  Frauen,    von 
Hans   Krug.    XXV,    107. 

2.  Zur  Luther-Grammatik.  XXVI,  409. 

Fulda,   Ludwig. 
Noch     einmal  Zelt    und  Harnisch    im 
1.     und     2.    Buche      des     Parzival. 
XXXI,  41. 


Gall6e,  J.  H. 

1.  Segenssprüche.   XXXII,   452. 

2.  Zur  Legende  der  heil.  Kumernus 
oder  Wilgefortis.  XXXIII,   311. 

Garthaus,  Franz. 
Zur  Spervogelfrage.   XXVIII,   214. 

Gaster,   M. 
Zur  Quellenkunde  deutscher  Sagen  und 
Märchen.   XXV,  274  u.  XXVI,  199. 

Gelhe,   Th. 
I.  Aufsatz: 
Bruchstücke  aus  Rudolfs  Weltchronik. 
XXX,    191. 

II.  Miscelle: 
XXX,   382. 

Geete,  Robert. 
Morgenstunde    hat    Gold    im    Munde. 
XXVI,   348. 

Giske,  H. 
Zur  Textkritik  des  Ezzoleichs.  XXVIII, 
89. 

Glöde,  0. 
I.  Aufsätze : 

1.  Der  nordische  Tristanroman  und 
die  ästhetische  Würdigung  Gott- 
frieds  von   Straßburg.   XXXIII,    17. 

2.  Die  Reimbrechung  in  Gottfrieds 
von  Strasburg  Tristan  und  den 
Werken  seiner  hervorragendsten 
Schüler.    XXXIII,   357. 

3.  Noch  einmal  zur  Tristansage. 
XXXV,    344. 

II.  Recensiouen: 
XXXVII,  367. 

Goedeke,  K. 
Meisterlieder.  XXVIII,   38. 

Golther,   Wolfgang. 
1.  Norddeutsche       und       süddeutsche 
Heldensage   und  die  älteste  Gestalt 
der  Nibelungensage.    XXXIV,   265. 


496 


VEHZKICHNISS  DER  MITARMKITEK  etc. 


2.  Die  Sprachbewegung  in  Norwegen. 
XXXIV,   411. 

3.  Die  Wielandsage  und  die  Wande- 
rung   der    fränkischen  Heldensage. 

XXXIII,  449. 

Gombert,   A. 

1.  Beiträge  zur  Altersbestimmung  der 
in  Weigands  Wörterbuche  enthal- 
tenen mhd.  Wortformen.  XXIX,  345 
u.   385, 

2.  Bemerkungen  zum  deutschen  Wör- 
terbuche. XXXIV,  253,  371  u.  493. 

Grienberger,  Theodor  v. 

1.  Salzburger  Bruchstücke.  XXXI,  93. 

2.  Zur  deutschen  Heldensage.  XXXII, 
92. 

3.  Die     Vorfahren       des       Jordanes. 

XXXIV,  406, 

4.  Eriliva.  XXXIV,   410. 

5.  Auströnia.   XXXVII,   241. 

Grillenberger,   Otto. 
Zu    R-   Köhlers    Abhandlung:     „Mich 
wundert,     daß    ich    fröhlich    bin". 

XXXVI,  318. 

Grimme,   F. 

1.  Anklänge  an  das  deutsche  Volks- 
epos in   Ortsnamen.   XXXII,    65. 

2.  Beiträge  zur  Geschichte  der  Minne- 
sänger. XXXII,  367  u.  411,  und 
XXXIII,   47. 

3.  Zu  Iwein  V.  553   flf.  XXXIII,   58. 

4.  Die  Bezeichnungen  her  und  meister 
in  der  Pariser  Hs.  der  Minnesinger. 
XXXIII,    437. 

5.  Die  Schweizer  Minnesänger.  XXXV, 
302. 

6.  Zum  Leben  Ulrichs  von  Lichten- 
stein    XXXV,   406. 

7.  Über  die  Heimat  des  Minnesin- 
gers  Wachsmuot     von    Künzingen. 

XXXVII,  146. 

8.  VornamenloseMinnesinger.XXXVII, 
150. 


Haas,  Karl. 

Der     Scheich      im     Nibelungenliede. 
XXXIII,   312. 

Hagen,  Paul. 

I.  Aufsatz: 

Parzivalstudien.   XXXVII,  74   u.    121. 

II.  Recension: 
XXXVI,  437. 

Hansen,  Joseph. 
Miscelle: 
XXXII,  383. 

Hardenberg,   C.  v. 

1.  Geistliches  Gedicht  des  XIII.  Jahr- 
hunderts.  XXV,   339. 

2.  Die    vier   Temperamente.    XXVII, 
413. 

Hartfelder,  K. 
Eine  deutsche  Übersetzung  von  Ciceros 
Cato       aus       der    Humanistenzeit. 
XXXIII,    27. 

Hellen,  E.  v.  d. 
Zur  Kritik  des  Wessobrunner  Gebetes. 
XXXI,   272. 

Herrmann,  Max. 

1.  Ein    Brief   an   Albrecht    von  Eyb. 
XXXIII,   499. 

2.  Zur     fränkischen    Sittengeschichte 
des   XV.  Jahrhunderts.  XXXV,   45. 

Heraeus,   W. 
Miscelle: 
XXIX,    134. 

Herzog,  Hans. 

1.  Urkundliches    zu    mhd.    Dichtern. 
XXIX,   31. 

2.  Die  beiden  Sagenkreise  von  Flore 
und  Blanscheflur.   XXIX,    137. 

3.  Zum   Memento   mori.   XXXV,   60. 

4.  Zum   Clies    und  Engelhard.  XXXI, 
325. 

5.  Her  Goeli.  XXXI.   326. 


VEKZEICHNISS  DER  MITARBEITER   etc. 


497 


Heusler,  Andreas. 
Zur     Lautform     des     Alemannischen. 
XXXIV,    112. 

Hirt,   Hermann. 

Zur  Metrik  des  altsächsischen  und 
ahd.  Aliterationsverses.  XXXVI,  139 
u.    279. 

Hoefer,  A. 
I.  Aufsatz: 
Die  Liebe  als  Gegenstand  der  volks- 
thümlichen  deutschen  Poesie.  XXX, 
401. 

II.  Miscelle: 
XXVIII,   119. 

Hohenbühel-Heufler. 
Alte  Priameln  in  Mils.  XXVIII,   417. 

Holthausen,   Ferdinand. 

1.  Zum  Ruodlieb.   XXIX,   336. 

2.  Über  den  Tanz.  XXX,    193. 

3.  Die  Quelle  des  Luzerner  Fast- 
nachtspieles vom  Jahre  1592. 
XXXI,   110. 

4.  Zum   Rolandsliede.   XXXI,    120. 

5.  Beiträge  zur  vergleichenden  Mär- 
chen- und  Sagenkunde.   XXXI,  327. 


n.  Miscelle: 


XXXI,   357. 


Hornemann,   F. 
Zu  Walthers   Vocalspiel.  XXIX,   42. 

Homo  ff.   J. 
Der    Minnesänger    Albrecht    von   Jo- 
hannsdorf. XXXIII,  385,  u.  XXXIV, 
75. 

Jeitteles,   Adalbert. 
1.  Aufsätze: 

1.  Das   Volkslied   von  Faust.    XXVI, 
352. 

2.  Färbemittel    und    andere  Recepte. 
XXIX,   338*. 

3.  Die  fünfzehn  Zeichen  von  dem  jüng- 
sten Gericht.  XXIX.   402. 


4.  Bruchstück     aus     Rudolfs    Welt- 
chronik.   XXX,    120. 

5.  Lied    vom    Ursprung    der   Eidge- 
nossenschaft.  XXX,   323. 

6.  Lobgesang  auf  Maria.   XXXI,  291. 

7.  Mittheilungen    aus   Grazer  Hand- 
schriften.  XXXII,    99. 

8.  Altdeutsche    Glossen     aus     Inns- 
bruck.  XXXIII,    287. 

9.  Zur     nhd.    Syntax      XXXII,   356. 

10.  Predigt  auf  Johannes  den  Täufer. 
XXXV,    170. 

11.  Mhd.   Tore.  XXXVII,  264. 

12.  Zu   Germania  XXXIII,   313,    und 

XXXV,  262   ff.;   XXXVII,    268. 

II.  Miscellen: 
XXVI,   376,   506;   XXXI,   367. 

Jellinek,  M.  H. 
Zur  Declination    der    ahd.  Abstracta. 

XXXVI,  137. 

Jostes,   F. 

1.  Beiträge  zur  Kenntniß  der  nieder- 
deutschen Mystik.  XXXI,  1  u.  164. 

2.  Zur  Freckenhorster  Heberolle. 
XXXIV,   297. 

Kahle,  Bernhard. 
Aus    isländischer   Volksüberlieferung. 
XXXVI,   369. 

Kai n dl,   R.  F. 

1.  Einige  Bemerkungen  über  den  Ge- 
brauch der  Fremdwörter  bei  Gott- 
fried von  Straßburg.  XXXVII,  272. 

2.  Zu  „sm"  in  Gottfrieds  Tristan 
V.   559.  XXXVII,   416. 

Kauffmann,   Friedrich. 

I.  Aufsatz; 

Über  ahd.  Orthographie.  XXXVII,  243. 

II.  Kecension : 
XXXVII,   368. 

Keinz,   Friedrich. 
1.   Bruchstücke    von    Marienlegenden. 
XXV,   82. 


498 


VERZFJCHNISS  DER  MITARBEITER  etc. 


2.  Bruchstück  aus  der  Kindheit  Jesu. 
XXV,    194. 

3.  Wigamur,  Münchener  Bruchstücke. 
XXVII,   289. 

4.  Psalterien     mit     deutschen     Rand- 
bemerkungen.  XXVII.    339. 

5.  Mittheilungen  aus  der  Münchener 
kön.  Bibliothek.  XXXI,   57  u.  128. 

Klee,    G.   L. 

I.  Aufsätze : 

1.  Zu   Kudrun  XXV,   396. 

2.  Die  Hochzeit  der  Frau  Füchsin. 
XXIX,   253. 

II.  Miscelle: 
XXVI,    127. 

Köhler,   Reinhold. 

1 .  Schildebürger  als  Name  des  Todes. 
XXV,   360. 

2.  In  die  Hand,  nicht  in  die  Speisen 
schneiden.   XXVUI,    11. 

3.  Der  Fisch  Celebrant.  XXVIII,  9 
u.    512. 

4.  Zu  einem  Spruche  Meister  Rume- 
lants.   XXVIII,    185. 

5.  Erbagast.  der  aller  Diebe  Meister 
ist.  XXVIII,    187. 

6.  Zur  Legende  von  der  Königin  von 
Saba  oder  der  Sibylla  und  dem 
Kreuzholze.  XXIX,   53. 

7.  Abermals  von  Elbegast.  XXIX,  58. 

8.  Jammer  lernt  Weinen.  XXIX,  408. 

9.  Zu  Dietrichs  von  Glezze  Gedicht 
'Der  Borte'.   XXXI,   49. 

10.  Mich  wundert,  daß  ich  fröhlich 
bin.  XXX,   313. 

11.  Eine  koptische  Variante  der  Le- 
gende von  Gregorius  auf  dem  Stein. 
XXXVI,    198. 

Kolb,   Chr. 
Bruchstück  aus   der  Aventiure  Krone. 
XXXI,    116. 

Kölbing,   Eugen. 

1 .  Ein  Bruchstück  des  Valvers  jiattr. 
XXV,   385. 

2.  Zur  Tristansage.   XXXIV,    187. 


Kottenkamp,  J. 
Zu  Gottfrieds  Tristan.  XXVI,   393. 

Kratochwil,   Franz. 
Über    den    gegenwärtigen   Stand    der 
Suchenwirt-Haudschriften.    XXXIV, 
203,   303   u.   431. 

Kraus,   Ernst. 

1.  Über      Heinrich       von      Freiberg. 
XXX,   1. 

2.  Ein     Bruchstück     des     Schwaben- 
spiegels.  XXX,    170. 

Kräuter,  J.   F. 
Bericht   über   die  Verhandlungen   der 
deutsch-romanischen  Abtheilung  auf 
der  34.  Versammlung  deutscher  Phi- 
lologen  und  Schulmänner  in  Trier. 

XXV,  117. 

Krüger,   K. 
Otfried  n,   4,    16.   XXXII,   297. 

Laistner,   Ludwig. 

1.  Nobishaus  und  Verwandtes.  XXVI. 
65  u.    176. 

2.  Zur    ältesten    Alba.     XXXVI,   415. 

3.  Zum     Reinfried     und     Archipoeta. 

XXVI,  420. 

4.  Ur  und   Wisent.   XXXI,   395. 

Lambel,   Hans. 
I.  Aufsatz  : 
Fragment        einer       Tristandichtung. 
XXVI,   356. 

[11.  Mi.scelle. 
XXVI,   256. 

III.  Recensionen: 

XXV,  377;  XXVI,   356,   370. 

Landau,  Alfred. 
Miscelle: 

XXVI,  382. 

Lauchert,  F. 
Straßburger  Bruchstück  des  Wilhelm 
von   Österreich.   XXXVII,   39. 

Lehmann,   Hans. 
Über    die  Waffen    im    ags.    Beowulf- 
liede.  XXXI,   486. 


VERZEICHNISS   PER  MITARBEITER  etc. 


499 


Liebrecht,   Felix. 
I.   Aufsätze: 

1.  Salomon    und   Morolf.     XXV,   33. 

2.  Tpru,  Purt.  XXV,  88U.XXVI,  508. 

3.  Kleine  Mittheilungen.   XXV,  295. 

4.  Zur     norwegischen     Volkskunde. 
XXV,    388. 

5.  Der  Wind    in  der  Dichtung    und 
auch   anderswo.   XXIX,    243. 

6.  Arsloh.  XXXI,   205. 

7.  Das    nordische   Museum.    XXXII, 
376. 

8.  Narrengesellschaften.  XXXIII, 
175. 

9.  Seewasser  in   Tempeln.    XXXIII, 
177. 

10.  Ein  Volksvers.   XXXIII,    179. 

11.  Zur  Volkskunde.  XXXV,  201,  346. 

11.  Miscellen: 
XXX,  216,  355;  XXXII,  493;  XXXIII, 
243. 

Nekrolog : 
XXIX,    378. 

III.  ReceDsionen: 
XXVI,  115,  121,  365;  XXVII,  115, 
228,  376;  XXVIII,  107,  112,  381, 
421;  XXIX,  354;  XXX,  125,  350; 
XXXI,  347,  351,  355,  498;  XXXII, 
374. 

List,  W. 
Bruchstück   von  Jacobs  von   Maerlant 
Rymbybel.   XXIX,    398. 

Lohmeyer,   E. 

1.  Aus  der  fürstlich  Starhembergischen 
Schloßbibliothek  zu  Efferding.  XXXI, 
215. 

2.  Zum  Türheimer  W^illehalm.  XXXII, 
332. 

3.  Zu  Germania  XXXI,  325  ;  XXXVI, 
200. 

Lorenz,   H. 
Das  Zeugniß  für  die  deutsche  Helden- 
sage in  den  Annalen   von   Quedlin- 
burg. XXXI,    137. 


Losch,  Friedrich. 

1.  Die  Berner  Runenalphabete.  XXX, 
287. 

2.  Zu   den    Berner    Runenalphabeten. 

XXXI,  118. 

3.  Die  mit  dem  Suffix  ni  gebildeten 
Verbalabstracta        im       Gotischen. 

XXXII,  223. 

4.  Zur  Runenlehre.   XXXIV,   397. 

Lübben,   August. 
Miscelle: 
XXVII,  379. 

Marold,   Karl. 

1.  Kritische  Untersuchungen  über  den 
Einfluß  des  Lateinischen  auf  die 
gotische  Bibelübersetzung.  XXV^I, 
129;  XXVII,   23;   XXVIII,   50. 

2.  Bericht  über  die  Verhandlungen 
der  germanisch-romanischen  Section 
auf  der  35.  Versammlung  deutscher 
Philologen  und  Schulmänner  in 
Stettin.   XXVI,   250. 

3.  Zu   Otfried.   XXXI,    119. 

4.  Ahd.  Glossen  aus  Juvencushand- 
schriften.   XXXII,   351. 

5.  Otfrieds  Beziehungen  zu  den  bib- 
lischen Dichtungen  des  Juvencus, 
Sedulius,  Arator.   XXXII,   385. 

Maurer,   Konrad. 
I.  Aufsätze : 

1.  Die  Sprachbewegung  in  Norwegen. 
XXV,    1   u.    128. 

2.  Über  Ari  Frodi  und  seine  Schriften. 
XXXVI,   61. 

II.  Miscelle: 
XXVI,    505. 


III.  Recension : 


XXV,   232. 


Meltzer,   Otto. 
Zu  Nicolaus   von  Jeroschins   Deutsch- 
ordenschronik,   Annaberger  Bruch- 
stücke   XXXII,    126. 


500 


VKRZEICHNISS  DER   MITAkMEITER  etc. 


Michels,   Victor. 
Zur   Beurtheilung  von  Jacob  Grimms 
Ansicht     über     das     grammatische 
Geschlecht.  XXXVI,   121. 

Milch  sack,   Gustav. 
Miscelle: 
XXVII,    123. 

Mitzschke,  Paul. 

1 .  Ein  Bruchstück  aus  Bruder  Philipps 
Marienleben.   XXXVII,    183. 

2.  Aus  einem  Erfurter  latein. -deutschen 
Glossar  des  Jahres  1410.  XXXVII, 
185. 

3.  Verschmelzung  von  Präposition  -|- 
Artikel  mit  folgender  Ortabezeich- 
nung.  XXXVII,    188. 

Mogk,   E. 
I.  Aufsatz : 

Kopenhagener  Bruchstücke  von  Rudolfs 
Weltchronik.   XXVII,   60. 

n.  Nekrolog: 
Prof.  Dr.  Anton  Edzardi.  XXVIII,  126. 

Möller. 
Miscellen: 
XXVI,   382;   XXX,   256. 

Morgenstern,  Gustav. 
Zu  den  Konungasogur.  XXXVII,  231. 

Müller,   Alois. 
Miscelle: 
XXX,  381. 

Müller,  J.  G. 
Der  Väter  Buch.  XXV,   409. 

Müller,   Walther. 
Zum   Väterbuch.   XXXI,    32], 

Nagele,   Anton. 
I.  Aufsätze: 

1.  Hannsen-Wein.  XXXI,   346. 

2.  Die  Chronologie  der  Sprüche  Wal- 
thers von  der  Vogelweide.  XXXII, 
165  u.   257. 


II.  Anzeige: 
XXXIII,    125. 

Nerger,  K. 
I.  Aufsatz: 
Zu     Hartmanns    Iwein     V.    3473/74. 

XXVII,  350. 

II.  Miscelle: 
XXV,   384. 

Nestle. 
Landsknechtlieder.   XXV,   91. 

Neubourg,  H. 
Zum  Kürenberger.  XXX,   78. 

Neu  mann,  Friedrich. 

1.  Untersuchungen  über  Alpharts  Tod. 
XXV,   300. 

2.  Teil— Dellinger— Heimdall.  XXVI, 
343. 

3.  Iron  und  ApoUonius  (Thidrekssaga 
Gap.   245—275).   XXVII,    1. 

4.  Die  Entwickelung    der  Ortnitdich- 
tung  und  der  Ortnitsage.  XXVII,  191. 

5.  Zur  Geschichte    des  Wolfdietrich. 

XXVIII,  346. 

N  e  u  m  a  n  n ,   Fritz. 
K.  Bartsch  als  Romanist.  XXXIII,  98. 

Neuwirth,  Josef. 
Die  Zwettler  Verdeutschung  des  Cato. 
XXXII,   78. 

Ni essen,  L. 
Die    Bibliothek    des    Barbaraklosters 
in  Delft.  XXXI,   334. 

Obser,   Karl. 

Historische  Volkslieder  aus  dem  Öster- 
reich.  Erbfolgekriege.    XXXV,  181. 

r 

Olsen,   Björn   Magnüsson. 
Zur        neuisländischen        Grammatik. 
XXVII,   257. 

0  r  t  n  e  r ,    M. 
Ulrich  von  Lichtenstein  und  Steinmar. 
XXXII,    120. 


VERZEICHNISS  DER  NfITARBEITER  etc. 


501 


Osthoff,  Hermann. 
Recension : 
XXV,    109. 

Peter,  Arthur. 
Die  deutschen  Prosaromane  von  Lan- 
zelot.  XXVIII,   129. 

Peters,   F. 
Märchen  aus  Lothringen.  XXXIII,  224 
u.   333. 

Peters,   Ignaz. 
Die  Zahl  der  Blätter  des  Codex  argen- 
teus.  XXX.  314. 

Pf  äff,  Friedrich. 
I.  Aufsätze: 

1.  Konrad  von  Zabern.   XXV,    105. 

2.  Ein  Tristanfragment.  XXV,    192. 

3.  Die  Rolle    des   Bartholomäusstifts. 
XXV,  417. 

4.  Bruchstück   einer  Hs.  von  Reinbots 
Georg.  XXVII.   144. 

5.  Lied       des      XVI.     Jahrhunderts. 
XXVIII,   421. 

6.  Der  ältesteTristrantdruck.  XXX,  19. 

7.  DieHss.  desReinolt  vonMontelban. 
XXXII,   49. 

n.  Miscellen: 

XXVII,  255;  XXXII,  507. 

Piper,  Paul. 
I.  Aufsätze: 

1.  Segen  aus   St.   Gallen.  XXV',   67. 

2.  Altdeutsche  Pflanzennamen.  XXVI, 
401. 

II.  Recension: 

XXVIII,  99. 

Poeck,  W. 
Aberglaube  und  Beschwörungsformeln 
aus  der  Lüneburger  Haide.  XXXVII, 
114. 

Rade,  R. 
Jesus.  XXIX,   418. 

Raßmann,   A. 
Wodan  und  die  Nibelunge.  XXVI,  279 
n.   376. 


Rehorn,  K. 

1.  Die  Chronistenberichte  über  Bru- 
der Bertholds  Leben.    XXVI,   316. 

2.  Der  heilige  Kumernus  oder  die 
heilige  Wilgefortis.   XXXII,   461. 

Reis,  Hans. 
Mischungen     von   Schriftsprache    und 
Mundart    in    Rheinhessen.    XXXII, 
443. 

Reiß  enberger ,   Karl. 

Fragmente  aus  der  Weltchronik  Ru- 
dolfs von  Ems.   XXXIV,   490. 

Reitzenstein,   R. 
Ahd.   Glossen  aus   Rom.    XXXI,   331. 

Roth,   F.   W.  E. 

1.  Ein  nd.  Gedicht  des  XV.  Jahr- 
hunderts über  das  Weltende.  XXXII, 
93. 

2.  Kleine  Mittheilungen  aus  Darm- 
städter Handschriften.    XXXII,  253. 

3.  Altdeutsche  Hss.  der  Bibliothek 
zu  Darmstadt.   XXXII,   333. 

4.  Deutsch-lateinischeGedicbteaus  der 
Zeit  des  dreißigjährigen  Krieges. 
XXXVI,    179. 

5.  Mittheilungen  aus  mhd.  Hss. 
XXXVI,   262. 

6.  Mittheilungen.   XXXVII,    62. 

7.  Mittheilungen  aus  mhd.  Hss.  und 
alten  Drucken.  XXXVII,    191. 

8.  Mittheilungen.  XXXVII,   282. 

Roethe,  G. 
Zu  mhd.  Türe,  XXXVII,  439. 

Schild,  P. 
Recension: 
XXXVII,  233. 

Schlossar,  Anton. 
Volksmeinung     und    Volksaberglaube 
aus      der      deutschen     Steiermark. 
XXXVI,   380. 


502 


VERZEICHNISS  DER  MITARBEITER  etc. 


Schmidt,   Reinhold. 

1.  Alte   Ergänzungen    des  Alphabets. 
XXXVI,   274, 

2.  Ein     Bruchstück     eines    deutschen 
Cato.   XXXVI,   267. 

Schmidt,   Ludwig. 

1.  Über        den       Namen       Arminius. 
XXVIII,   342   u.   XXIX,   416. 

2.  Arminius    und    Siegfried.    XXXVI, 
315. 

Schnell,   Hermann. 
Zu   den  Münchener  Bruchstücken   von 
Marienlegenden.   XXXII,   427. 

Schröer,  K.  J. 
I.  Aufsatz: 
Erinnerungen   an  K.  Bartsch.   XXXIII, 
59. 

II.  Recensionen  : 
XXVII,  113;  XXXIV,  .513. 

Schuchardt,  Hugo. 
Miscelle: 
XXIX,   256. 

Schumann,   Colmar. 
Zum  Heliand.  XXX,    65. 

Sieber,  L. 

1 .  Bruchstücke  einer  Minnesänger- 
handschrift.  XXV,    72. 

2.  Bruchstück  eines  unbekannten  epi- 
schen Gedichtes.   XXV,    192. 

Singer,   S. 

1.  Zum  Willehalm  Ulrichs  von  dem 
Türlin.    XXXI,   343   u.    430. 

2.  Verzeichniß  der  in  der  erzbischöf- 
lichen Diöcesanbibliothek  in  Erlau 
vorhandenen  altdeutschen  Codices. 
XXXII,   481. 

3.  Zum  Willehalm  Wolframs  von 
Eschenbach.    XXXII.   490. 

So  ein ,  A. 
Zu      den      Schweizer     Minnesängern. 
XXXVI,   311. 


Sprenger,   R. 

1.  Zum  Meier  Helmbrecht.  XXV,  407. 

2.  Zu  von  der  Hagens  Gesammt- 
abenteuer.   XXVI,    104. 

3.  Zu    den   Predigten    aus   St.   Paul. 

XXVI,  105. 

4.  Die  Legende  vom  Judenknaben. 

XXVII,  129. 

5.  Alber  von  Regensburg  und  die 
Eneide.   XXVII,   287. 

6.  Zu  Konrads  von  Fußesbrunnen 
Kindheit  Jesu.  XXVII,  3  70;  XXX, 
153   u.   XXXVII,    173. 

7.  Zu  Hartmanns  Erec.  XXVII,  374. 

8.  Zu  Hartmanns  2.  Büchlein.  XXVII, 
375. 

9.  Kleine   Beiträge.   XXVII,   420. 

10.  Zu    Konrads   von  Heimesfurt  Ur- 
stende.   XXVIII,   85. 

11.  Zum  PfaflPen  Amis.   XXVIII,    190. 

12.  Zu  Arnolds  Juliane.   XXX,    75. 

13.  Zu  Kudrun.  XXXII,   330. 

14.  Zu  Gerhard  von  Minden.   XXXII, 
460  u.  XXXIV,   481. 

15.  Zu   Reinke   de  Vos.   XXXIII,    220 
u.   XXXVI,    193. 

16.  Zu  Albers  Tnugdalus.  XXXV,  404. 

17.  Zu  Reinhart  Fuchs.  XXXVI,  195. 

18.  Zum    armen    Heinrich.     XXXVII, 
171. 

19.  Zu     Ulrichs      von      Lichtenstein 
Frauendienst.  XXXVII,    174. 

20.  Zu      Ulrichs      von      Lichtenstein 
Frauenbuch.   XXX VII,    180. 

21.  Zum    Schlegel    des   Rüdeger    von 
Hunkhofen.  XXXVII,    181. 

22.  Winkelsehen.  XXXVII,    182. 

23.  Mnl.   Proiel.  XXXVII,    183. 

24.  Zu      Lexers      mhd       Handwörter- 
buch.  XXXVII,   367. 

25.  Zu    Albers   Tnugdalus.    XXXVII, 
414. 

26.  Zum  Meier  Helmbrecht.  XXXVII, 
414. 

27.  Zur  Vogelbeize.   XXXVII.   415. 

28.  Zu  Konrads   von  Megenberg  Buch 
der  Natur.  XXXVII,   415. 

29.  Lurlenberg.   XXXVII,   416. 


VERZEICHNISS  DER  MIT  AR  METTER  etc. 


503 


30.   Zur  strophischen  Bearbeitung  des 
Herzogs  Ernst.   XXXVII,   440. 

Steffenhagen,   E. 
Kieler  Bruchstück  aus   Bertholds   von 
Holle  Deraantin.   XXVII,   406. 

Steiff,   Karl. 
Mittheilungen  aus  der  kön.  Universitäts- 
bibliothek Tübingen.  XXXIII,   481 
u.  XXXVI,   316. 

Stiefel,   A.  L. 
Über  die  Quellen  der  Hans  Sachsischen 
Dramen.  XXXVI,  1  u.  XXXVIL  203. 

Szamatölski,    Siegfrid. 
Im    Streit    um     den     Streit    der    drei 
Brüder.   XXXVII,    110. 

Teige,  Josef. 

1 .  Der    Übersetzer    des    sogenannten 
Dalimil.    XXVIII,   412. 

2.  Zur  Zeitbestimmung  der  gereimten 
Übersetzung      des      sog.      Dalimil. 

XXIX.  418. 

Tobler,   Ludwig. 

1.  Morgenstunde   hat  Gold  im  Munde. 
XXV,    80. 

2.  Kuniowidi  im  Merseburger  Spruch. 

XXX,  63. 

Treutier,  H. 
Recension: 
XXV,    240. 

Trötscher,   H. 
Zum    mhd.  Wörterbuche.    XXX,   315. 

Vernaleken,   Theodor. 

1 .  Das  Wasser  des  Lebens.    XXVII, 
103. 

2.  Volkssagen.   XXVII,   367. 

3.  Mythische  Nachklänge.  XXVIII,  14, 
u.  XXIX,   411. 

Vetter,   Ferdinand. 
].   Kleine  Mittheilungen.  XXVII,  219 
u.   410. 


2.  Lateinische  und  deutsche  Verse 
und  Formeln  aus  einer  Basler  Hand- 
schrift. XXXII,   72. 

Vielhaber,   G. 
Zur  Textkritik   des   Speculum   Sapien- 
tiae  Cyrilli.  XXIX,   341. 

V.   Wagner. 
Über  die  Jagd  des  großen  Wildes  im 
Mittelalter.  XXIX,    110. 

Walter,  E.  Th. 
Über     den     Ursprung     des     höfischen 
Minnesangs  und  sein  Verhältniß  zur 
Volksdichtung.    XXXIV,    1   u.    141. 

Walther,  Paul. 

1.  Der  Name   Germanus.    XXX,    306. 

2.  Zu  Walther  von  der  Vogelweide. 
XXX,   310;  XXXII,    197   u.    299. 

3.  Arnstädter  Bruchstücke.  XXXV, 
385. 

Wegener,   Ph. 
Niederdeutsches.   XXV,  415. 

Weidling,   Friedrich. 
Zum   Ezzoleich.  XXXVII,   69. 

Weller,   Emil. 

1.  Hans  Sachs.  XXV,  280. 

2.  Schweizer  Dramen.   XXV,    361. 

3.  Zum  Repertorium  Typographicum. 
XXV,  420;  XXVIII,  251  u.  XXIX, 
407. 

4.  Nachlese  zu  „Die  ersten  deutschen 
Zeitungen-'.   XXVI,    106. 

Werner,  J. 

Ein  lateinisches  Gedicht.  XXXVII, 
230. 

Widmann. 
I.  Aufsatz: 
Eine   Hs.    der  Gesta   Romanorum    zu 
Wiesbaden.    XXIX,   342. 

II.  Miacelle: 
XXVIII,    882. 


504 


VKRZEICHNISS   DER  MITARBEITER  etc. 


VVilhelmy,   Emil. 
Mittelniederländisches,  XXIX,   401. 

Wilken,  E. 
Metrische   Bemerkungen.  II.    XXVIII, 

308. 

Wlislocki,   H.  V. 

1 .  Die  RagnarLodbrokssage  in  Sieben- 
bürgen. XXXII,   362. 

2.  Die    Mäusethurmsage     in    Sieben- 
bürgen. XXXII,   432. 

3.  Von     den     drei     Frauen.      XXXII, 
442. 

4.  Der      verstellte      Narr.       XXXIII, 
342. 

5.  Zu    den      „drei    Marien"     XXXIV, 
130. 

Wolkan,   R. 

Ein  Geschlecht  „von  der  Vogelweide" 
in   Böhmen.  XXXI,   431. 

Wolpert,  G. 
Bruchstück     aus     Ulrichs     von     dem 
Türlin  W^ilhelm.   XXVIII,   337. 


Wülcker,  E. 

I.   Aufsatz: 
Luthers   Stellung    zur    kursächsischen 
Kanzleisprache.   XXVIII,    191 

II.  Kecension: 
XXV,   381. 

Wyß,   Bernhard. 
Zu   Steinmar.   XXXIII,    158. 

Zarncke,  Friedrich. 
Zu  Germania  XXIV,  392  f.;  XXV,  72. 

Zimmermann,   Paul. 

1.  Bruchstücke  einer  Katharinen- 
legende.  XXV,    198. 

2.  Bruchstücke  aus  Hartmanns  Iwein. 
XXV,   395. 

3.  Die  geschichtlichen  Bestandtheile 
im  Reinfried  von  Braunschweig. 
XXXI,    151. 

Zülch,   G. 
Bruchstücke   einer  Hs.  des  Willehalm. 
XXXI,   211. 


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.368 


^  Germania 

3003 

Jg.  37 


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