I
HANDBOUND
AT THE
UNIVERSITY OF
TORONTO PRESS
3G ; ix^^
GEKMANIA.
VIERTELJAHRSSCHRIFT
FÜR
DEUTSCHE ALTERTHUMSKUNDE.
BEGRÜNDET VON FRANZ PFEIFFER.
FORTGESETZT VON KARL BARTSCH.
JETZT HERAUSGEGEBEN
VON
OTTO BEHAGHEL.
SIEBENUNDDREISSIGSTER JAHRGANG.
NEUE REIHE FÜNFUNDZWANZIGSTER JAHRGANG.
WIEN.
VERLAG VON CARL GEROLD'S SOHN.
1892.
,31
INHALT.
Seite
Kritische Bemerkungen zum Waltharius. Von Hermann Althof 1
Zu W. Hauffs „Abner". (Nachtrag zu Germ. 36, 310.) Von Ludwig Fränkel . 38
Straßburger Bruchstück des Wilhelm von Österreich. Von F. Laudiert . . 39
Eine ältere deutsche Bearbeitung von Robert Le Diable. Von Karl Borinski 44
Mittheiiungeu. Von F. W. E. Roth 62
I. Urkundliches über Hadamar von Laber 62
II. Gedichte und geistliche Lieder 63
in. Volkslieder 64
IV. Aus Wiesbadener Handschriften und Incunabeln 66
Zum Ezzoleich. Von Friedrich Weidling . .... 69
Parzivalstudien. I. Von Paul Hagen 74
Kleinigkeiten. Von Gustav Ehrismann 104
I. Himelstelle 104
II. Stelboum 105
III. Bergfrit ... 106
IV. Andelang 106
V. 80 egik guot, s' egih guot 107
Zur Geschichte des deutschen Vocalisraus. Von Hermann Fischer .... 108
Im Streit um den Streit der drei Brüder. Von Siegfr. Szamatölski .... 110
Aberglaube und Beschwörungsformeln aus der Lünneburger Haide. (Beiträge zur
Volkskunde.) Von W. Po eck 114
Zu W. Hauffs „Abner". ^Zusätze zu Germ. 36, 308—310.) Von Ludwig Fränkel 120
Parzivalstudien. II. Von Paul Hagen 121
Wolfram von Eschenbach. — Chrestien von Troies. — Der wälsche Peredur 121
Über die Heimat des Minnesingers Wachsmuot von Künzingen. Von Fr. Grimm 146
Vornamenlose Minnesinger. Von Fr. Grimme 150
1. Goeli 160
2. Der Dümer 152
3. Der Püller 155
4. Der Schenk von Limburg 159
5. von Stamheim 161
6. Der Kanzler 165
Zum armen Heinrich. Von K. Sprenger. . 171
Zu Konrads von Fußesbrunnen Kindheit Jesu. Von Demselben 173
Zu Ulrichs von Lichtenstein Frauendienst. Von Demselben 174'
Zu Ulrichs von Lichtenstein Frauenbuch. Von Demselben 180
Zum Schlegel des Rüdeger von Hunkhofen. Von Demselben 181
Winkelsehen. Von Demselben 182
Mni. Proiel. Von Demselben 183
Ein Bruchstück aus Bruder Philipps Marienleben. Von P. Mitzschke. . . 183
Aus einem Erfurter Lateinisch-deutschen Glossar des Jahres 1410. Von Demselben 185
Verschmelzung von Präposition -f- Artikel mit folgender Ortsbezeichnung. Von
Demselben 188
Mittheilungen aus mittelhochdeutschen Handschriften und alten Drucken. Von
F. W. E. Roth 191
I. Aus Handschriften 191
II. Aus alten Drucken 194
Seiti
Nachtrag, <leii \'crias.ser iler Kobertbearbeitung betreffend. Von K. Boriiiski . 20
Über die Quellen der Hans Sächsischen Dramen. Von A. L. Stiefel . . . 20
Nachträge nnd Berichtigungfen 20?
IT. Sachs nnd Hugo von Tritnberg 224
Ein lateinisches Gedicht. Von J. Werner 230
Zn den Konungasf>gur. Von G. Morgenstern 231
Mittheilnngen . '. 240. 375
Berichtigungen 240. 375. 440
Anströnia. Von Th. v. Gr i en berger 241
Über althochdeutsche Orthographie. Von Fr. Kaiii'fmnnn 24'.
Mhd. Tore. Von Adalb. Jeitteles 261
Zu Gerniai.ia XXXXIII, 313 flF. Von Demselben 26s
Zu Germania XXXVI, 2fi2 ff. Von Demselben 26^
Einige Bemerkungen über den Gebrauch der Fremdwörter bei Gottfiied von Straß-
hurg. I. II. Von R. F. Kai n dl 272;
Mittheilungen. Von F. W. E. Roth 282
1. Ans Handsclniften 2'<2
2. Aus Druckwerken. 287
Zu den „Mittheilungen" von F. W. E. Roth. Von O. Behaghel 296
Zu Lexeis Mhd. Handwörterbuch. Von R. Sprenger 367
Die Wortbildung der Mundart von Krofdorf. Von Eduard David 377
Basler Bruchstücke des Lekenspiegels. Von Gnsf. Binz 410
Zu Albers Tnugdalus. Von R. Sprenger. . 414
Zum Meier Helmbrecht. Von Demselben 414
Zur Vogelbeize. Von Demselben 415
Zu Konrads von Megenberg Buch der Natur. Von Demselben 415
Lurlenberg. Von Demselben 416
Zu „«in" in Gottfrieds Tristan V. .059. Von K. F. Iva in dl 416
Zn Reinke de Vos. Von Ed. Damköhler 417
Mischungen von Schriftsprache und Mundart in Rheinhessen. Von H. Reis . . 423
Volksräthsel. Von Karl Hartmann . . . 426
Die Vorsilben miss- und voll- im Germanischen. Von G. Ehrismann . . . 435
Zn mhd. Tore. Von G. Roethe 439
Zur strophischen Bearbeitung des Herzog Ernst. Von R. Sprenger .... 440
LITTERATUR.
Lienhart Hans, Laut- und Flexionslehre der Mundart des mittleren Zomthales im
Elsaß. Von P. Schild 233
Richard Haage, Dietrich Scherenherg und sein Spiel von Frau Jutten. Von
R. Bech stein 235
H. Reis, Beiträge zur Syntax der Mainzer Mundart. Von H. Wunderlich . . 488
Grotefend, Bruchstück des Rolandsliedes. Von O. Glöde 367
F. von Meyenn, Ein historisches Volkslied ans dem Jahre 1657. Von Demselben 367
O. Behaghel und J. H. Gallee. Altsächsische Grammatik. Von Friedr. Kauf f mann 368
Erwiderung auf Germania XXXVII, S. 110—114. Von A. L. Stiefel und
L. Fränkel 3^4
Aufruf -"^76
BIBLIOGRAPHIE.
Bibliographische Übersicht der Erscheinungen auf dem Gebiete der germanischen
Philologie im Jahre 1888. Von Karl Gustav Ehrismann. • . ■ 297. 441
Verzeichniß der Mitarbeiter und ihrer Beiträge in Band 25 — 37 der Germania.
Von G. Ehrii
490
_J
KRITISCHE J3EMERKUNGEN ZUM WALTHARIUS.
Ekkehards Sanj? von Waltlier und Hildegunde hat sich, dem
fortschreitenden Verständnisse der Dichtung entsprechend, einer ge-
steigerten Werthschätzung zu erfreuen gehabt. Während man vor
hundert Jahren dem „barbarischen" Verfasser kaum den Namen eines
Dichters zugestehen wollte, übertrifft das Epos nach der Ansicht
Linnigs, seines neuesten Bearbeiters, „an künstlerischem Werthe
eigentlich Alles, was wir an Gedichten aus der Heldensage besitzen,
das Nibelungenlied nicht ausgenommen", und deutsche Dichter, deren
Namen unter den besten genannt werden, Gustav Schwab, Victor
von Scheffel und Karl Simrock haben es nicht verschmäht, ihre
Muse in den Dienst Ekkehards zu stellen, indem sie das Gedicht seines
lateinischen Gewandes und des „virgilianischen Flitters" entkleideten
und in gereimten deutschen Übersetzungen weiteren Kreisen zugäng-
lich machten. So verdienstlich diese Übertragungen aber auch sind,
so dürfen wir uns doch nicht verhehlen, daü der Reim und die von
Schwab, Geyder, Simrock und Linnig gewählte Nibelungenstrophe
den Bearbeitern manchen Zwang auferlegten und die Genauigkeit der
Wiedergabe beeinträchtigen mußten; abgesehen davon, daß die ge-
nannten Dichter vieles willkürlich verändert, manches nicht unerheb-
lich gekürzt (besonders Scheffel) und manches erweitert haben (be-
sonders Linnig) , so daß jeder von ihnen mehr eine Unidichtung als
eine Übersetzung bietet. Wenn aber der Waltharius, in deutsches
Gewand gekleidet, eine Stelle in unserer Litteratur finden soll, so ist es
wünschenswert!!, daß nicht lediglich der poetische Inhalt der Dichtung
zum Ausdruck komme, sondern daß überhaupt möglichst die Gestalt
gewahrt bleibe, welche der Dichter des zehnten Jahrhunderts seinem
Werke zu verleihen für gut befunden hat. Die geeignete Form für
eine Übersetzung des Waltharius kann daher meines Erachtens , wie
spröde sich auch die Muttersprache dem heroischen Verse der Alten
gegenüber verhalten mag, nur die hexametrische sein. Eine solche
hat (nach dem ersten unvollkommenen Versuche von Klemm 1827)
fJF.RMANfA. N(>np Reihp XXV. (XXXVH.) .T.ihrg. 1
2 HERM. ALTHOF
San Marte (A. Schulz) im Jahre 1853 geliefert; allein wenn dieses
Buch wegen der beigegebenen Erläuterungen auch heute noch sehr
werthvoU ist, so genügt doch die Übersetzung einestheils zu wenig
den Ansprüchen, die in formaler Beziehung an dieselbe zu stellen
sind, und anderentheils ist sie inhaltlich in vieler Beziehung veraltet.
Eine neue, dem Original möglichst genau angepaßte und den jetzigen
Stand der Forschung berücksichtigende Übertragung blieb daher noch
immer wünschenswerth , und nur weil eine derartige Arbeit bisher
von einem Berufeneren nicht geboten ist, habe ich eine solche in Angriff
genommen, die ebenso wie eine neue Ausgabe der Urschrift mit sprach-
lichen und sachlichen Anmerkungen in Kürze erscheinen wird.
Wer sich mit der Litteratur des Walthariliedes beschäftigt, kann
lebhaft W. Meyer nachempfinden, der in seiner epochemachenden
Abhandlung (Philologische Bemerkungen zum Waltharius. Sitzungs-
berichte der Münchener Akad. d. Wiss., philos.-philol.-histor. Classe,
1873. S. 358 — 398) über die Disciplinlosigkeit der Herausgeber und
Übersetzer des Gedichtes klagt, von denen oft der eine oder mehrere
das entschieden Richtige getroffen haben, ohne bei den Nachfolgern
Beachtung zu finden, die dem Dichter ihre eigenen Verkehrtheiten
unterschieben. Er vergleicht nicht mit Unrecht das genauere Studium
dieser Dichtung mit der Mühsal jenes, der durch einen wilden Dornen-
wald sich durchhauen mußte, bis er in das verzauberte Schloß mit
der schlafenden Prinzessin gelangte, Meyer u. A. haben unter den
Dornen wacker aufgeräumt, doch sind immer noch manche stehen
geblieben und andere wieder gewachsen; daher möge es mir im Fol-
genden verstattet sein, vorläufig über einige bisher mißverstandene,
oder verschieden aufgefaßte Stellen im Waltharius meine Ansicht
darzulegen.
Zu V. 146 ff. Als Attila seinen Günstling Walther, um ihn an
sich zu fesseln, zum Lohne für seine Dienste mit einer hunnischen
Fürstentochter vermählen will, antwortet dieser:
„Vestra quidem pietas est, quod modici famulatus
Causam conspicitis, sed quod mea segnia mentis
Intuitu fertis, numquam meruisse valerem."
{segnia hat B, senia bT, sergia AC, seria LD)'). Über diese viel-
besprochene Stelle hat Meyer a. a. 0. S. 366 ff. gehandelt und sich
') Leider haben die Herausgeber die Waltharius-Handscbriften verschieden be-
nannt. Ich bediene mich dervonPeiper eingeführten Bezeichnungen: B = Brüsseler,
b = Pariser, T =: Trierer, A = Karlsruher, C = Stuttgarter, D = Wiener, L =;
Leipziger, I = Engelberger Es.
KRITIvSCHE BEMERKUNGEN ZUM WALTHARIUS. 3
mit überzeugenden Gründen für die Lesart der von ihm mit Recht
am höchsten gesch<ätzten Brüsseler Handschrift seguia = segniter
a me facta entschieden. E. Müller, der augenscheinlich Meyers und
Pannenborgs Bemerkungen zum Waltharius nicht gekannt hat, spricht
sich Bd. IX der Ztschr. f. deutsche Philologie, S. 172, wie vor ihm
bereits Du M^ril (Poesies populaires latines ant^rieures au douzieme
siecle. Paris, 1843) für .sma = Geschäfte, Pflichten, Leistungen
aus unter Hinweis auf Virg. Bucol. VH, 17, was freilich (N. B. ebenso
wie in den beiden von Du Meril in seiner Note zu V. 147 citierten
Stellen Horat. Sat. I, 1, 27 und Ovid. Trist. I, 8, 31) nur im Zu-
sammenhange und durch den Gegensatz zu ludtis deutlich werde, und
bei unserem Dichter eine Unklarheit oder Gedankenlosigkeit voraus-
setzt. Während ich also mit Meyer segnia lese, kann ich dessen Mei-
nung, modici famulatus causa bedeute die „Verhältnisse eines be-
scheidenen Dieners" (famulafus = famulantis) , nicht beipflichten.
Causa ist hier wie öfters im Waltharius = res, und res modici famu-
latus eine Umschreibung für modicus famulatus = bescheidene Dienst-
leistung. Meyers weitere Deutung, Walther sage, er könne es niemals
verdienen, daß Attila in Rücksicht auf Walthers besseres Wollen
dessen Schwachheiten und Lässigkeiten {segnia) entschuldige, scheint
mir ebensowenig das Richtige zu treffen wie Müllers Übersetzung:
„Aber nie möchte ich verdienen können, daß Ihr meine Dienste, meine
Leistungen (seria) mit Rücksicht auf meine Gesinnung anschlagt."
Beide fassen mens als mens Waltharii und mentis intuitu als einen
Genetivus objectivus auf; doch ich meine, wenn Walther seine Lei-
stungen auch als noch so bescheidene hinstellte, gegen die Anerken-
nung seines guten Willens brauchte er sich doch nicht so sehr zu
sträuben. Wir werden daher mens besser als mens Attilae und mentis
intuitu als Genetivus subjectivus auffassen und mit J. Grimm (Gr.
und Schmeller, lateinische Gedichte des zehnten und elften Jahr-
hunderts. Göttingen 1838, S. 71) übersetzen: „Es ist gnädig von Euch,
daOi Ihr meinen geringen Dienst anseht, doch nie werde ich ver-
dienen können, daß Ihr Euch meine Leistungen so zu Herzen nehmt,
mentis intuitu fertis^', oder in Betracht zieht, ihnen eine solche Be-
rücksichtigung zu Theil werden lasset, oder ähnlich.
Zu V. 282. Als Walther Hildegunde seinen Plan zu der gemein-
samen Flucht mittheilt, räth er ihr, bei dem von ihm zu veranstalten-
den Gastmahle nur wenig zu trinken:
„Tu tarnen interea mediocriter utere vino
Atque sitira vix ad mensam restinguere cura."
4 HERM. ALTHOF
Linnjg nennt 8. 92 der zweiton Auflage seines „Walther von Aqui-
tanien" (Paderborn 1884) diese Worte Walthers unverständlich, ,,weil
der Mönch, dem die Anwesenheit der Frauen bei dem Trinkgelage
anstößig war. „Helche" mit ihrem Gefolge beim Beginn des Zech-
tourniers den Saal verlassen läßt." Eine befriedigende Erklärung
erhält jene ^Mahnung seiner Meinung nach erst durch die Verse
12033 flF. im Biterolf, wo Hildegunde scherzend zu Rüdiger von Beche-
laren spricht:
.fDer hell gedähte ninder min,
wie ich im. schanJcte mwen icm,
dö ich von den Hiunen reit,
den ich vil eilende meit
Etzelen und slnen recken truoc.^^
Wir können allerdings aus Walthers Worten, die er V. 284 an
Hildegunde richtet: „Cum reliqui surgant, ad opuscula nota recurre",
sowie aus V. 324: „Tandem dilectam vocat ad semet mulierem"
sf'hließen, daß die Frauen sich nach dem Aufheben der Tafel entfernt
haben, aber trotzdem ist Walthers Mahnung in V, 282 keineswegs
liberflüssig. Sie bezieht sich nämlich gar nicht auf das „Zechtournier"^
sondern Hildegunde soll „ad mensam" beim Essen, wenig trinken, und
daß die Geladenen nicht trocken an der Tafel saßen, folgt aus
V. 299. Denn wenn während der Mahlzeit nicht auch getrunken
werden sollte, so hätte man den Wein und besonders das fervens
raigma, „den Glühwein", (vgl. unten zu V. 299) nicht zugleich mit
den Speisen auf den Tisch zu stellen brauchen. Ein Widerspruch ist
also hier gar nicht vorhanden, und der Dichter hat keineswegs einen
alten Bestandtheil der Sage gedankenlos in sein Werk hineingearbeitet,
wie Linnig annimmt.
Zu V. 299 ff. Bei der Schilderung des Gastmahles heißt es u. A.:
„Atque exquisitum fervebat migma per aurara.
Aurea bissina tantum stant gausape vasa,
Et pigmentatus crateres Bacchus adornat.*'
Die Lesart per anrum in V. 299, die alle Handschriften außer B bieten,
und für die sich Grimm, DuM^ril, San Harte, Peiper und Linnig ent-
schlossen haben^ verwirft Meyer S. 388 mit Recht, da gleich unmittelbar
nach dem fraglichen W^orte der goldenen Gefäße gedacht wird. Auch
übersetzt er gleich San Marte jervebat richtig mit „dampfte", will aber
unter migma nicht Wein, der erst V. 301 an die Reihe komme , son-
dern die Sauce der Speisen verstehen. Doch wäre es auffallend,
wenn dieser bei der knappen Schilderung der Tafelgenüsse besonders
KRITISCHE BKMEKKUNOEN ZUM WAI/niAKIUS. 5
gedacht worden wäre; auch kommt die Tunke meines Wissens sonst
nicht unter dieser Bezeichnung vor. Ebensowenig linde ich Belege für
Fischers Erklärung, der raiama mit „Zugemüse" übersetzt (Sitten und
Gebräuche der Europäer im fünften und sechsten Jahrhundert. Frank-
furt a./O. 1784. S. 209). Linnig S. 116 hält migma für eine kühne
Latinisierung von Meth. In dem Berichte des Priscus über seine Reise
an Attilas Hof wird allerdings der Meth {xäuov , medus, cf. Niebuhr,
Corpus scriptor. bist, byzant. I, 183) als ein Getränk der Skythen
erwähnt, bei dem später geschilderten Gastmahle des Königs jedoch
nur Wein, das Getränk der Reichen, aufgetragen. Die von Linnig
angenommene Latinisierung wäre aber eine so kühne, daß der Dichter
von seinen Zeitgenossen schwerlich verstanden worden wäre. Migma heilit
Mischung der verschiedensten Art, aber ein gegohrenes Getränk, Meth
(modus, medo) oder Bier, wird man wohl auch heute nicht als einen
„Mischtrank" bezeichnen. Du Meril spricht unbestimmt von einem
„breuvage compose de differents ingredients'', Reiffenberg (Französische
Übersetzung in: Annuaire de la bibliotheque royale de Belgique 1841,
1842, 1844) identificiert die „boisson exquise et melang^e" mit dem
moraz des Nibelungenliedes, „liqueur pr^paree avec du jus de müres
et du miel". Klemm versteht unter mifjma den lätertranc. Meyers und
Linnigs Einwurf, das fragliche Wort könne nicht Wein bedeuten, weil
wir dann eine höchst unpassende Wiederholung hätten, ist hinfällig,
denn es finden sich in den mittelalterlichen Epen zahlreiche Beispiele
(vgl. A. Schultz, höfisches Leben zur Zeit der Minnesinger, 1. Bd.,
an mehreren 0.), daß verschiedene Arten von Wein hintereinander ge-
nannt werden, von denen ich hier als Parallelstelle nur anführe 'Wiener
Meerfahrt' 233: y^dar nach trunken si den ictn, den gewermet, disen kalt.'''
Ich verstehe daher an unserer Stelle (die Wackernagel in seinem Auf-
satze Mete, hier, loxn, lit, lütertranc in Haupts Ztschr. f. deutsches Alter-
thum VI, S. 261 ff. nicht berücksichtigt, obwohl er V. 301 citiert)
unter migma eine warme Bowle, vielleicht aus weißem (vinum album
bullitum cum ruta bei Du Gange) , mit Gewürzen oder Kräutern ver-
setztem Wein und Honig gemischt, und glaube als Belegstelle die
bei Du Gange citierte Angabe der Acta Murensia anführen zu können,
die berichtet: „Abbas Udalricus constituit, ut singulis annis 13 talenta
pigmentorum darentur ad migma faciendum in nativitate S. Martini."
Das andere neben diesem Glühwein genannte Getränk, der pigmen-
tatus Bacchus (gepimenteter wm), ist der oft erwähnte cläret oder der
liitertranc und wurde kalt getrunken.
Zu V. 336 ff. Als uns der Dichter in echt epischer Weise schil-
ß HERM. ALTHOF
dert, wie Walther sich bei seiner Flucht aus dem Hunnenlande rüstet,
heißt es u. A. :
„Et levum femur ancipiti praecinxerat ense
Atque alio dextrum pro ritu Pannoniarum;
Is tarnen ex una tan tum dat vulnera parte."
Dieses zweite Schwert hält Scheffel für einen „krummen Säbel", ein
„krummes Halbschwert", ebenso Linnig („Hunnensäbel"). Ich habe
nichts darüber gefunden, daß die Hunnen sich krummer Säbel be-
dienten, auch sagt der Dichter nicht, daß die Waffe hunnischen Ur-
sprungs war; Walthers Brünne war wenigstens kein hunnisches
Fabricat, vgl. V. 965. Das kurze, rechtsseitig getragene Schwert spielt
in unserem Gedichte eine bedeutende Rolle, denn Walther entscheidet
mit ihm den Kampf gegen Hagen, und bei der Schilderung desselben
bezeichnet es der Dichter V. 1390 ausdrücklich als semispata := ahd.
sahs, jene gerade, kurze, schwere, dem modernen Waidmesser ähnliche
einschneidige Hiebwaffe. Diese ist aber echt germanisch und wurde
ebenso, wie es im Waltharius geschildert wird, neben dem Lang-
schwerte, spafha, geführt, wie zahlreiche Gräberfunde aus merovin-
gischer Zeit und verschiedene alte Quellen, darunter auch Beowulf,
beweisen (Belege siehe bei San Marte, Zur Waffenkunde des älteren
deutschen Mittelalters. Quedlinburg 1867, S. 128 ff.). Später ist die
Führung zweier Schwerter nicht mehr üblich, und es wird statt des
sahs nur ein kleines Dolchmesser getragen. Ekkehard kannte die
alte Sitte wohl nicht mehr, und daher mochte ihm die Angabe seiner
Quelle, die vielleicht [auch wie er selbst nur Walthers Waffen aus-
führlicher beschrieb , auffallen. Er hielt die Bewaffnung mit zwei
Schwertern für eine lediglich hunnische Sitte, und wie er V. 919 die
anceps hipennis Gerwigs als eine den Franken früherer Zeit eigen-
thümliche Waffe bezeichnet, so glaubte er auch hier eine Erklärung
hinsetzen zu müssen.
Zu V. 397. Attila, untröstlich über Walthers Flucht, hat eine
schlaflose Nacht und wirft sich auf dem Lager umher. V. 396:
„Et modo subrectus fulcro consederat amens;
Nee juvat hoc, demum surgens discurrit in urbem,
Atque (Meyer: Adque) thorum veniens simul attigit atque
reliquit."
Während alle Handschriften in V. 397 urhe oder urhem haben, hat
Grimm orhe und Peiper orhem in den Text gesetzt. Diese Conjectur
haben alle späteren Übersetzer angenommen :
Reiffenberg: „marche pr^cipitamment en revenant sur lui-meme";
KRITISCHE BEMERKUNGEN ZUM VVALTHARIUS. 7
San Marte:
„ Aufstehend zuletzt irrt um er im Zimmer,
Kehrt zurück zum Lager und läßt es wieder im Kreislauf" ;
Geyder: „Und bald mit schnellen Schritten^er rings das Zimmer maß";
Scheffel: „Dann sprang er aus dem Lager und lief herum im Kreis";
Simrock: „Lief wie vom Alb besessen umher im Schlafgemach";
Linnig, L Aufl. : „Dann in der Kemenate tobt er umher wie toll";
2. Aufl. : „Daß durch die Kammer tobend er rund läuft im
Kreis."
Im Gegensatz zu ihnen hat Pannenborg in seiner Besprechung
der Peiper'schen Waltharius- Ausgabe, Götting. gel. Anz., 1873, St. 29,
die Lesart der Handschriften vertheidigt. Er übersetzt: „endlich steht
er auf und rennt in die Burg hinaus". Allein nach dem Berichte des
Priscus war der Wohnsitz des Hunnenkönigs von vielen Gebäuden
umgeben (cf. Jordanes, c. 34: vicus ad instar civitatis amplissimae),
und auch unser Dichter hat an eine Stadt gedacht (vgl. V. 817:
ex Avarum sedibus altis) ; wir können daher urbs getrost mit Stadt
oder Hauptstadt übersetzen. Doch für die Auffassung Pannenborgs
ist das hier ziemlich gleichgiltig; jedenfalls geht Attila nach ihm in
die freie Luft hinaus. Das fände ich an und für sich durchaus nicht
auffällig (vgl. das Verhalten des über den Tod des Patroclus untröst-
lichen Achilles, llias 24, 3 ff.), wohl aber in diesem Zusammenhange.
Attila hat sich erhoben und sich aufs Bett gesetzt; man erwartet,
daß er nun zunächst in seinem Schlafgemache mit hastigen Schritten
herumgehe, wie man das allerdings in einem solchen Zustande zu thun
pflegt, ohne daß man dabei gerade eine Peripherie zu beschreiben
braucht (vgl. Pannenborgs Einwand S. 1138). Aber er thut das nach
Pannenborg nicht, sondern rennt gleich hinaus. Auffallend wäre dann
aber, daß seiner Rückkehr gar nicht gedacht ist; wäre es nicht eine
höchst sonderbare Ausdrucksweise, wenn der Dichter sagte: Attila
lief ins Freie hinaus, und wenn er an sein Bett kam , so berührte er
es nur, um es gleich darauf wieder zu verlassen? Da das Bett nicht
draußen, sondern in seinem Gemache stand und er auf seiner Wande-
rung dasselbe wahrscheinlich wiederholt berührte und wieder verließ,
so müssen wir auch annehmen, daß er seine ruhelosen Wanderungen
auf den Raum seines Zimmers beschränkte, und ich glaube daher,
die Grimmische Conjectur nicht verwerfen zu dürfen.
Zu V. 438. Den in V. 438 erwähnten regalis cocus, reli-
quorum quippe magister, welcher die von Walther gefangenen Fische
selbst dem Fährmann abnimmt, mit Würze zubereitet und aufträgt,
g HEKM. ALTHOF
hält Reiflfenberg und mit ihm Du Mdril, Linnig und Specht (Gast-
mähler und Trinkgelage bei den Deutschen, Stuttgart 1887. S. 11)
für den aus dem Nibelungenliede bekannten Küchenmeister Rümolt,
und auch Grimm a. a. 0., S. 386 versteht unter regalis cocns den
Inhaber des Hofamtes. Doch hatte jener auserwählte Degen mit den
übrigen Hofchargen j^des hoves und der eren"' zu pflegen, und damit
verträgt sich nicht das Stehen am rauchenden Kochherde. Der von
Du M6ril citierte Rath Rümolts an König Günther: Parcival, von
Bartsch VIII, 689:
j^er hat in lange sniten hcen
und ineme kezzel umbedroiii'^
beweist nichts gegen diese Auffassung. Dem „dapifcr" ist der magister
reliquorum cocorum unterstellt, der Oberkoch, den wir Deutschen ge-
wöhnlich chef de cuisine nennen. Letzterer ist im Waltharius geraeint.
Zu V. 621 ff. Hagen warnt den König vor dem Kampfe mit Wal-
ther und beruft sich auf einen bedeutungsvollen Traum. „Ich sah",
erzählt er, „wie Dir ein Bär im Kampfe ein Bein abriß, und als ich
Dir zu Hilfe kam,"
„Me petit atque oculum cum dentibus eruit unum." (V. 627.)
Die Worte cum dentibus haben auffallender Weise Molter, Klemm,
Grimm, Reiffenberg, San Marte, Scheffel und Linnig als ablativus
instrumenti aufgefaßt, während doch die Erfüllung des Traumes
V. 1364, bezw. V. 1393 ff., wo Hagen ein Auge und sechs Backen-
zähne verliert, klar beweist, wie es zu verstehen ist (richtig bei
Geyder, Simrock und Schwab, welcher letztere aber von dem Ver-
luste dreier Zähne spricht). Linnig will aber, obwohl er S. 111 den
Traum Kosberas, der Gattin Högnis, im Atlamäl als Parallelstelle
anführt, an unserer Stelle von einem Bären nichts wissen, denn in
der Thidrekssage (die, beiläufig bemerkt, etwa 300 Jahre später ent-
standen sein dürfte als der Waltharius), wirft Walther dem ihn beim
Mahle überfallenden Hagen (Högni) mit einem Eberknochen ein Auge
aus, und daher muß Hagen nach Linnig auch hier von einem Eber
geträumt haben und der Bär „irrthümlich" in das lateinische Gedicht
hineingerathen sein. Zur Unterstützung seiner Ansicht führt er merk-
würdiger Weise an, daß das Beiwort mordicus in V. 625 zu wsus
nicht passe. Allein das hat schon Peiper in seiner Anmerkung zu dem
gedachten Verse zurückgewiesen (vgl. auch E. Müller S. 168), und
ich brauche daher nicht weiter hierauf einzugehen, doch meint auch
Müller, daß der Bär in gewissem Sinne irrthümlich in den Text ge-
kommen und die Verwechslung durch die nahe Berührung zwischen
KIUTISCUE BEMERKUNGEN ZUM WALTHARIUÖ. 9
ahd. pero = ursus und ahd. per = aper erleichtert worden sei, daß
in Ekkehards Vorlage wirklich noch der Eber gemeint war. Ich werde
auf den verhängnisvollen Eberknochen gleich noch zurückkommen
und hier nur bemerken, weßwegen es mir nicht einleuchten will, daß
Hagen von einem Eber geträumt habe. Allerdings ist Walther V. 89'J
mit einem solchen verglichen, wo er sich vor den Streichen Pata-
frieds, vor Zorn mit den Zähnen knirschend, deckt: „Et spumantis
apri frendens de more tacebat.'' Im Traume sieht aber Hagen Walther
in verzweiflungsvollem Kampfe in der Gestalt eines wilden Thieres,
welches dem Könige ein Bein abreißt. Ich glaube nicht, daß ein Wild-
schwein das fertig bringt. Ferner, bei allem Respect vor dem schwarz-
borstigen Recken : mit einem Bären ist er doch an Furchtbarkeit des
Angriffs und Zähigkeit des Widerstandes nicht zu vergleichen, und
nur dieses, das stärkste, tapferste und gefürchtetste unserer wilden
Thiere, der König des deutschen Waldes, kann in diesem Falle ein
würdiger Vertreter des königlichen Helden Walthari sein. Schließlich
weist ja Ekkehard auch geradezu auf die Erfüllung des Traumbildes
hin, wenn er V. 1337 ff. den Recken mit den von Molossern um-
stellten und sich wüthend vertheidigenden numidischen Bären vergleicht.
Zu V. 1436. Linnig hat aber seine Ansicht noch durch den Hin-
weis auf V. 1436 zu stützen gesucht, wo Walther, als die versöhnten
Helden Scherzreden miteinander wechseln, zu Hagen sagt: „Si venor
cervos , carnem vitabis aprinam." Schwab übersetzt das unrichtig:
„Ich jage nach den Hirschen, und du verfehlst das Schwein", und
Simrock ähnlich : „Wenn ich den Hirsch erjage, verfehlt die Sau dein
Spieß." Diese „dunkle" Stelle hat den Erklärern viele Schwierig-
keiten gemacht. Nach Linnig enthalten die Worte eine Warnung an
Hagen, sich vor Eberbraten zu hüten, die durch den in der Thidreks-
sage erzählten Vorgang (siehe San Marte, Beilage III, S. 181) ihre
Erklärung findet. Vergl. auch Schweitzer, de poemate latino Wal-
thario. Paris 1889, S. 12. Nun pflegt ja wohl Jemand, der einen
Andern beim Streite verletzt hat, diesem zuzurufen : ein ander Mal
hüte dich vor mir! aber schwerlich: hüte dich vor dem Instrumente,
mit dem ich dir die Verletzung zugefügt habe! zumal wenn dieses
wie hier ein als Waffe ganz ungeeigneter und nur in der Verlegenheit
ergriffener Gegenstand ist. Aber es ist in V. 1436 auch gar nicht
einmal von einem Eberknochen die Rede, sondern von zu vermei-
dendem Eberfleische, welches dem Hagen der Thidrekssage doch
nichts zu Leide gethan hat! Doch davon abgesehen, Hagen hat sein
Auge schon verloren, und die Warnung käme daher zu spät, könnte
10 HERM. ALTHOF
also nur höhnisch gemeint sein. Zu einem solchen Hohne ist aber
keine Veranlassung, denn die Helden haben einander ihre schweren
Wunden vergeben, witzeln über die Folgen der erlittenen Verletzungen
und geben einander scherzhaft gemeinte Rathschläge, wie diese wieder
gut zu machen seien, Walther hat seine rechte Hand verloren; Folge:
er geht einhändig daher; Abhilfe: binde dir einen ausgestopften Hand-
schuh an den Armstumpf. Jetzt ist es an Walther zu erwidern.
Hagen hat a. ein Auge und h. sechs Backenzähne verloren; Folgen:
er wird a. scheeläugig drein schauen und h. Eberfleisch oder (species
pro genere) Fleisch überhaupt vermeiden müssen, weil er es nicht
kauen kann. Abhilfe: koche dir Mehlbrei; den kannst du a. zu heil-
samen Umschlägen verwenden, damit dein Auge besser wird, und
h. ohne zu kauen, essen. Ich meine, das ist sonnenklar!
Grimm hat diese Stelle offenbar viel beschäftigt. S. 97 wirft er
die sonderbare Frage auf: „Galt die alte Heldenspeise Einäugigen
für ungesund?" S. 105 zieht er zuerst den fatalen Eberknochen zur
Erklärung heran , und im Nachtrage S. 384 weist er auf eine Stelle
bei Abbo I, 129 hin, wo eine normannische Frau ihren aus dem
Kampfe geflohenen Mann fragt:
„Non tibi nunc Cererem vel apros Bacchumque litavi?"
und bemerkt dazu richtig, daß aper hier neben Brot und Wein das
beliebte Fleisch ausdrücke. Die vollen Consequenzen hat dann Du
M^ril hieraus gezogen: „ Parce qu'elle est dure et que Hagano
avait perdu une partie de ses dents. Le sanglier etait le mets par
excellence des peuples du Nord." Ihm haben sich Reiffenberg und
Geyder (Anmerkungen zum Waltharius. Ztschr. f. d. Alterth. IX,
S. 166) angeschlossen, ohne aber bei den späteren Übersetzern der
Dichtung Beachtung gefunden zu haben.
Zu V. 727. Von dem dritten Gegner Walthers, dem Bogen-
schützen, den die neuaufgefundenen Innsbrucker Bruchstücke allein
richtig Werinhardus nennen, welchen Namen schon Grimm vermuthete,
während Peiper Ewurhardus in den Text setzte, heißt es V. 726 ff.:
„Quamlibet ex longa generatus stirpe nepotum,
0 vir clare, tuus cognatus et artis amator,
Pandare, etc."
Was San Marte übersetzt:
„0 du herrlicher Mann, uralten Geschlechtes der Ahnen
Blühender Sproß, — dein Verwandter ja warst und Gönner
der Kunst auch,
Pandarus, du" etc.
KRITISCHE BEMERKUNGEN ZUM WALTHARIUS. 1 1
Das lautet, als ob die beiden alten Helden die Rolle eines Mäcenas
gespielt hätten. Vor artis haben wir tuae zu ergänzen; die Kunst,
welche Pandarus und Werinhard lieben, ist natürlich die Kunst, mit
dem Bogen zu schießen. Linnig übersetzt richtig: „Der Bogenkünste
befliß er sich etc."
Zu V. 765 ff. Der Sachse Eckefried ruft, ehe er seinen Speer
wirft, Walther, der bisher im Kampfe unberührt geblieben ist, zu:
V. 761 „Die, ait, an corpus vegetet tractabile temet,
Sive per aerias fallas, maledicte, figuras?
Saltibus assuetus Faunus mihi quippe videris."
Illeque sublato dedit haec responsa cachinno :
„Celtica lingua probat te ex illa gente creatum,
Cui natura dedit reliquos lud endo praeire etc."
Klemm gibt die beiden letzten Verse wieder :
^,Du stammst ab von dem Volk, es beweist es die keltische
Sprache,
Dem die Natur es verliehn, vor andern zu ragen an Leichtsinn."
Schwab:
„Man hörts an deiner Sprache, du bist vom Stamm der Gelten,
Die führen auf der Zunge allein des Schwertes Blitz
Und wissen wohl zu siegen mit eines eitlen Wortes Witz."
Nach beider Annahme hält Walther also seinen Gegner für einen
Gallier (vergleiche auch Klemms Note: „eitel französischer Wind, glatte
Worte und Betrug etc.") , doch hat Walther ihn an seiner Sprache
richtig als Sachsen erkannt. „Celtica lingua, bemerkt Grimm S. 86, ist
wohl nichts anderes als welsche, unverständliche Sprache; das mußte
für Walther, der bloß mit Franken verkehrt hatte, die sächsische
Sprache sein." Aber Walther lacht über Eckefrieds Worte und ant-
wortet ihm; also war ihm dessen Sprache nicht unverständlich. San
Marte gibt celtica lingua mit „Rotwälsch", Geyder und Linnig mit
„Kauderwälsch" wieder, „weil die Sachsen sich mancher Worte be-
dienen, die nicht bei allen Stämmen verständlich waren." Doch handelt
es sich hier wohl nicht um Verschiedenheiten in Bezug auf den Wort-
schatz, die bei den wenigen Worten Ekkefrieds V. 761—763 wohl
kaum hervortraten, sondern eher um die Unterschiede im Vocalismus
und Consonantismus, die zur Zeit Eckehards ebenso wie heutigen
Tages die nieder- und oberdeutschen Mundarten charakterisieren.
Simrock hat die Stelle richtig aufgefaßt und die heutige celtica lingua
hochdeutsch treffend gekennzeichnet , wenn er Walther spottend
sagen läßt:
10 HERM. ALTIIOF t
i
„Listfalile, zum Geskeiike ,<'kickt dir der Skrat diesen >Skaff."' '
Übrigens habe ich anderswo weder den Ausdruck celticus = fremd- •
ländisch noch auch Belege dafür gefunden, daß die Sachsen sich vor )
den anderen deutschen Stämmen „ludendo" auszeichnen: auch Wacker- f
nageis Aufsatz über „die Spottnamen der Völker" in Haupts Ztschr. J
f. d. Alterth. VI, S. 254 ff. enthält nichts darüber, und bezügliche i
Nachweise wären mir sehr erwünscht. Dieses ludere wird verschieden j
übersetzt; Grimm: „trügerischem Volk entstammst du"; Scheffel: |
„Ich kenne solches Wälschen, |
Ihr seid das rechte Volk zum Trügen und zum Fälschen"; 1
Simrock : |
„Du stammst aus Listfahlen, wo man sehr listig ist" ; |
Linnig: ]
„So listig wie des Sachsen keine andre Zunge spricht." I
Allein Eckefried hat weder von Trug und Falschheit noch von List i
eine Probe gegeben, die eine solche Deutung der Worte Walthers ^
rechtfertigen könnte, man müßte denn mit Engelmann, Germanias i|
Sagenborn, Stuttgart 1889, I, S. 68 annehmen, daß Eckefried „durch I
schlaue Spottworte den grimmen Gegner aus seiner Stellung hätte i
herauslocken wollen", oder List ironisch verstehen. Nach meiner '
Meinung sagt Walther, höchlich darüber belustigt, daß er für einen ,1
Waldschrat (Glossae Lindenbrogianae 11. sec. Haupts Ztschr. V: ]
Fauni = silvestres homines, id est „waltscrechel^) gehalten wird: „Du l
bist ein komischer Gesell, da du so thust, als ob ich nicht ein Mensch ;l
von Fleisch und Bein wäre; aber ihr Sachsen pflegt ja Possen zu '■]
treiben." So faßt auch Reiffenberg die Sache auf: „ne parmi ce peuple ;j
le plus bouffon de l'univers" und „ce peuple ä qui la nature a donn6 ;i
de l'emporter sur tous les autres par le talent de la plaisanterie", I'
und Geyder spricht ebenso von dem „Volk, das gerne tz*eibt arge ,';
Possen." Ij
Zu V. 771 ff. Eckefried schleudert seinen Speer auf Walther:
„Ferratam cornum graviter jacit; illa retorto
Emicat amento: quam durus fregerat umbo."
Grimm sagt, daß die Lanze, „gebrochen vom harten Schilde, am Rie-
men zurückfährt." So faßte auch schon Klemm die Stelle auf:
„Der glänzte, zurück vom
Riemen gezogen, und war von des Schildknopfs Härte gebrochen"?
San Marte übersetzt:
„Splitternd am Schild doch prallt er zurück am haltenden Riemen" ;
KRITISCHE BEMFRKrvOEN ZUM WALTHARIUP. 13
Geyder: „Obwohl mit starkem Eisen sie rings beschlagen war.
Zerbrach sie doch am Schilde, den TValther ihr hielt dar.
Und fuhr zurück am Riemen."'
Auch bei Reiffenberg und Scheffel zerbricht die Lanze. An dieser
Auffassung ist zweierlei auszusetzen. Zunächst ist fregit schwerlich
richtig übersetzt. Eine Lanze kann wohl zerbrechen oder zersplittern,
wenn sie auf einen festen Gegenstand gestoßen wird, also doppelten
Widerstand findet, aber nicht, wenn man sie gegen einen harten umbo
schleudert: dann prallt sie ab, ihre Kraft wird gebrochen. Das
scheinen Schwab, Simrock und Linnig recht verstanden zu haben,
wenigstens sagen sie nicht, daß der Speer zerbrach. Bei Schwab
fliegt die Lanze zurück, bei Simrock macht sie ^Linksurakehr", und
bei allen drei Übersetzern biegt sich die Spitze, was zwar wahr-
scheinlich ist, aber nicht dasteht. Falsch ist zweitens, daß die ge-
schleuderte Waffe am Riemen zurückfährt, also der Schütze den
letzteren in der Hand behält. Das amentum (Vocabularius optimus
ed. Wackernagel 1847: j^schnosriem^) ist nach Servius ..lorum. quo
media hasta religatur et jactitur", und hat denselben Zweck wie die
in die Geschüizseele unserer Feuerwaffen eingeschnittenen gewundenen
Züge, nämlich den, dem Geschosse eine rotierende Bewegung zu ver-
leihen; daher retorquere = torquere amentum (vergl. auch Meyer
S. 391j wie bei Virg. Aen. 9, 665. Das amentum ist nur kurz und
wird nicht an seinem Ende vom Schützen in der Hand behalten. Das
beweist klar die einzige Stelle, an der es Cäsar nennt, bell. gall. 5.
4^. wo ein an dem Schußriemen befestigter Brief in das Lager be-
rdert wird.
Zu V. 983. Daher ist San Marte auch im Irrthum, wenn er
S. 162 seiner „Waffenkimde" das in V. 772 genannte amentum mit
dem triplex funis (in V. 9'^3) identificiert, an welchem der tridens
befestigt ist, den Helmnod aus der Ferne in Walthers Schild wirft,
denn jener funis ist ein langes Seil, lang genug, daß die vier Kämpfer
gleichzeitig daran ziehen können. Ich spreche hier natürlich von
amentum als einem technischen Ausdrucke der Waffenkunde; als ein
amentum im weiteren Sinne könnte man ja allenfalls jenen funis auch
wohl bezeichnen. Wenigstens finde ich im Vocab. opt. amentum unter
r Rubrik „de piscibus'' auch mit „züpseil'^ übersetzt.
Zu V. 799. Hadawart. der fünfte Gegner Walthers. V. 781
„tunc a Gunthario clipeum sibi postulat ipsum"
und ruft Walther zu V. 798:
„ — Parmam deponito pictam:
14 HERM. ALTHOF
Hanc mea sors quaerit, regis quoque sponsio prestat."
Dazu bemerkt Geyder in seinen Anm. z. W. S. 162: „Der König
hatte nicht das Recht, frei über die Kriegsbeute zu verfügen; Volk
und Adel theilten sich in die eroberte fahrende Habe, die man auf
einen Haufen trug. Der König konnte auf etwas Besonderes daraus
keinen Anspruch machen; es wurde alles verlost. Grimm, Rechts-
alterthümer S. 246, 249. Unter einander konnten sich die Theilnehmer
an der Reute vergleichen, das dem einen Zugefallene konnte er einem
andern überlassen; so erkläre ich die regis sponsio." San Marte S. 143
will die Beute in zwei Theile theilen : auf den Schatz habe der König
als auf sein früheres Eigenthum Anspruch gemacht, Walthers Waffen
dagegen gehörten zur Kriegsbeute, und wenn Hadawart sich den
Schild vom Könige zusichern ließ, so müsse vorausgesetzt werden,
daß dieses durch Vergleich mit dem Könige und seinen Mitkämpfern
für den Fall geschehen, daß der Schild in das Los des Königs falle.
Ich glaube, daß beide Erklärer im Irrthum sind, denn wenn hier von
einem eigentlichen Losantheil die Rede wäre, so hätte Hadawart nicht
bloß den König, sondern auch alle seine Genossen bitten müssen,
ihrerseits auf die von ihm begehrte Waffe zu verzichten; davon ist
aber nichts gesagt. Die Worte Günthers V. 471 — 472:
„Gazam, quam Gibicho regi transmisit eo.
Nunc mihi cunctipotens huc in mea regna remisit"
sind ein schlechter Vorwand für die von dem habgierigen Könige be-
absichtigte Beraubung Walthers, denn er konnte sich wohl denken,
daß der Fremde nicht den von Gibicho den Hunnen lange Jahre hin-
durch vertragsmäßig gezahlten Tribut mit sich führe, auf welchen
Günther auch gar keinen rechtlichen Anspruch machen konnte. Es
handelt sich hier nicht um einen Volkskrieg, von dessen Beute der
König als Herzog ebenso wie die Mitglieder des Heerbannes nur einen
bestimmten Antheil erhält (wie an der von San Marte citierten Stelle
bei Gregor von Tours bist. Franc. 2, 27, wo ein Krieger dem Könige
Clodovech einen Krug, den er sich außer seinem Antheil an der ge-
meinsamen Beute von dem versammelten Kriegsvolke ausbittet, ab-
schlägt), sondern um einen Raubzug, zu dem ein Senior seine Gefolgs-
raannschaft aufgeboten hat. Die gesammte dabei gemachte Beute
gehört dem Könige*), der selbstverständlich als milder Herr seinen
Mannen einen angemessenen Antheil (sors) zukommen lassen wird.
') In einem Denkmale von allerdings zweifelhafter Echtheit, Urk. Karls d. Gr.,
Grandidier S. 108 heißt es: res peregrinorum propria sunt regis. Vgl. Waitz, Deutsche
Verfassungsgeschichte IV, S. 29.
KRITISCHE BEMERKUNGEN ZUM WALTFIAKIUS. 15
Daher räth Hagen dem Könige, er möge Walther in Frieden lassen und
die von ihm angebotenen hundert Goldbauge annehmen, denn V, 618:
„Hac potis es decorare, pater, tecum comitantes",
und daher bittet Hadawart sich nur vom Könige und nicht auch von
den anderen Genossen für den Fall des Sieges Walthers Schild aus.
So erkläre ich mir die sponsio regis.
Zu V. 840 ff. Walther hat Jladawart mit seiner Lanze das
Schwert aus der Hand geschlagen , dem der bestürzte Eigenthümer
eilig nachläuft. Walther aber:
„Insequitur dicens: „Quonam ruis? Accipe scutum!
Sic ait atque hastam manibus levat ocius ambis
Et ferit. Ille cadit, clipeus super intonat ingens.
Nee tardat juvenis: pede Collum pressit et hasta
Divellens parmam telluri infixerat illura."
Dazu sagt Meyer S. 393: „Diese Verse iiat nur Molter (Prinz Wal-
ther von Aquitanien, Karlsruhe 1782 u. 1818) vollständig verstanden.
Walther wirft nicht seine Lanze, sondern faßt sie mit beiden Händen
und stößt sie in den Rücken des Fliehenden." Ich glaube, das ist
auch nicht richtig. Walther stößt nicht, sondern schlägt, den fliehen-
den Feind einholend, ihn mit der hochgeschwungenen Waffe zu Boden;
im anderen Falle hätte er auch wohl die Brust des Besiegten nicht
noch einmal zu durchbohren brauchen. In ähnlicher Weise schlägt
König Hagen im Gudrunliede Str. 511 (vergl. 514) seine Gegner nieder:
j,von siner gerstangen hinder sich gesaz
vil manic ritter edele^''
und Olivier im Rolandsliede V. 4367:
then spiez er üf huof,
über thaz houbet er in sluoh,
thaz ime thie ougen üz sprungen.
Linnig allein sagt richtig in der zweiten Auflage seines „Walther von
Aquitanien" :
„er gab dem Läufer mit der Lanze einen Schlag",
hat aber wieder in anderer Beziehung die Situation falsch aufgefaßt,
denn er fährt fort:
„daß er auf dem Gesichte lang am Boden lag."
Ekkehard sagt jedoch, daß der große Schild (natürlich nicht, wie
Simrock meint, derjenige Walthers) dröhnend auf ihn fiel. Nun pflegte
man ja auf der Flucht den an der Schildfessel getragenen Schild auf
den Rücken zu nehmen (vergl. V. 202: „Cuncti mox terga dederunt
versis scutis." Nibel. v. Lachmann, Str. 2244:
1^ HERM. ALTHOF
^Do der alte Hildebrant der tounden reht enphant,
d6 vorht er schaden mere von der Hagen hant:
den schilt xnarf über rnkke der Dietriches man;
mit der starken wunden der heU do Hagenen entran'' n. a.).
Docli flazu faiul der überraschte Hadawait wohl koine Zeit. Walther
muß ihn, wohl durch einen Schlag auf den Kopf, rücklings zu Boden
gestreckt haben, so daß er unter dem vorgehaltenen Schilde lag, denn
der Sieger setzte dem Gefällten den Fuß auf den Hals und nicht (wie
bei Linnig) auf den Nacken und spießt ihn dann an die Erde.
Zu V. 874. Hagen ruft klagend seinem in den Kampf ziehenden
Neffen Patafried zu, V. 873:
„Quis nuper ductam refovebit, care, maiitara,
Cui nee rapta spei pueri ludicra dedisti?"
So Scheffel und Holder mit B, während Peiper mit bTC rapte hat.
lleiffenberg hat die Stelle ganz mißverstanden; er übersetzt: ,,Qui
pourra consoler ta jeune epouse ä qui tu as laissö le doux espoir
d'etre mere aussi?" Meyer zieht rapta vor und erklärt es: „Du
hinterläßt ihr nicht die ludicra, worauf sogar die Hoffnung ihr ent-
rissen ist," Die angenommenen Lesarten befriedigten micli nicht, und
da ich in dem kritischen Apparate der von mir zunächst benutzten
Scheffel -Holder'schen Ausgabe keinen Rath fand, nahm ich meine
Zuflucht zu der Conjectur raptä spe pueri und sah nachträglich
durch Peipers Angaben unter dem Texte meine Vermuthung bestätigt,
denn die Handschrift D hat nicht, wie Holder angibt, gleich B nur
rapta als Abweichung von den übrigen, sondern statt rapta spei = spe
rapta. Diese Lesart, meine ich, müssen wir in den Text aufnehmen,
wodurch der Vers auch metrisch verbessert wird. Dann heißt es: „Du
hinterläßt deiner jungen Gattin keine Kurzweil, keinen Trost, da ihr
die Hoffnung auf einen Sohn (durch deinen Tod) geraubt ist." Doch
können wir den Genetiv pueri auch zu ludicra ziehen, ohne daß sach-
lich etwas geändert wird.
Zu V. 930, Von dem erbitterten Kampfe zwischen Walther und
Gerwig sagt der Dichter u. a. V, 929 f.:
„Hie ferit, ille cavet, petit iste, flectitur ilie:
Ad Studium fors et virtus miscentur in unura."
San Marte gibt den letzten Vers wieder:
„Und mit der Kunst gehn Mutii und Kraft (er hat fors mit
la force verwechselt wie auch Geyder) in streitbarem Bunde."
Simrock: „Des Kampfes Lose mischten Glück und Tugend wunderlich";
und Linnig: „So rangen Vorsicht und Eifer einen hartem Strauß."
KRITISCHE BEMERKUNGEN ZUM WALTHARIUS. 17
Das trifft aber alles die Sache nicht. Meyer will in V. 930 für ad,
welches alle Handschriften bieten, ac setzen und entscheidet sich für
Klemms Auffassung:
„Eifer und Glück und Tugend, sie alle sind hier im Spiele."
Doch es bedarf hier wohl keiner Änderun"^. Fors et virtus miscentur
in unuin hat Ekkehard aus Aen. 12, 713 herübergenommen (Voß:
^Zufall mengt sich und Tapferkeit unter einander") und ad Studium
hinzugesetzt. Wie wäre es, wenn wir Studium metonymisch für das
durch das Studium Erstrebte, das Ziel, setzten?') Miscentur ad Stu-
dium ist zwar kein schönes Latein, aber „in qua scribebat, barbara
terra fuit." Ich schlage vor zu übersetzen:
„Glück und Tapferkeit sind hier vereint, um das Ziel zu
erreichen."
An Tapferkeit sind die beiden Kämpfer gleich wie Aneas und Turnus,
aber wer das Ziel erreicht, das entscheidet hier wie dort die fors.
Zu V. 1040. Walther hat seinen Schild, an dem vier Gegner
zerrten, endlich fahren lassen, ist voran gestürmt, hat dem Trogus
die W^aden zerhauen und dessen beiseit gelegten Schild an sich ge-
nommen. Trogus hat darauf einen großen Stein ergriffen und auf den
Gegner geschleudert, aber nur seinen eigenen Schild damit zerschmet-
tert. Dann heißt es von ihm weiter, V. 1036 ff.:
„Moxque genu posito viridem vacuaverat aedem
Atque ardens animis vibratu terruit auras.
Et si non quivit virtutem ostendere factis,
Corde tamen habitum patefecit et ore virilem.
Nee manes ridere videns audaciter inquit:
„O mihi si clipeus vel sie modo adesset amicus!
Fors tibi victoriam de rae, non inclita virtus
Contulit; ad scutum mucronem tollito nostrura!"
Den viel mißverstandenen V. 1041 haben Meyer S. 374 und Pannon-
borg in seiner Besprechung der Scheffel -Holder'schen Waltharius-
Ausgabe, Gott. gel. Anz. 1875, St. 5 richtig gedeutet, doch gehen
über V. 1040 die Ansichten noch auseinander. Grimm übersetzt:
„Und als er keine Geister lachen sah, da rief er kühn:" u. s. w.
•San Marte: „Und rief (noch hat er nicht die Unhold' lachen gesehen)
u. s. w." Simrock: „Ob ihn der Tod anlachte, er übersah es wild."
Während diese drei, wie auch Reiffenberg, Geyder und Scheffel, die
') Ich bemerke nachtiäglich, daß Reiffenberg derselben Ansicht ist : „Des deux
cotes le sort et In bravonre sembient conspirer an memo bnt.'
OKnMANIA. Nonf Roil.o VW. (XXXVH.) .T.ihrg. 2
18 MERM. ALTHOF
ähnlich übersetzen, sicli an die Überlieferung gehalten haben, »meint
Pannenborg, statt nee dürfe man vielleicht nunc lesen. Ich halte das
für keine Verbessejung. Der Participialsatz enthält offenbar den Grund
zu audaciter inquit. Nun kann wohl der Umstand, daß jemand das
Hohnlachen der Geister nicht sieht, d. h. den bevorstehenden Tod
noch nicht ahnt, ihn zu kühner Rede veranlassen, schwerlich aber
das Gegentheil. Der Dichter schildert uns Trogus in einer zwei-
fachen Lage. Zuerst ist er zwar schwer verwundet auf die Kniee
gesunken und seines Schildes beraubt, aber er hat dennoch die Hoff-
nung nicht verloren, sondern greift zum Schwerte, und wenn er auch
den Feind nicht anzugreifen vermag, so schwingt er die Waffe doch
ardens animis in der Luft und fordert Walther trotzig auf, sich auch
das Schwert zu holen. Als dieser ihm aber darauf noch die rechte
Hand abgeschlagen hat, da sieht er die Todesgeister lachen und
bricht, zu weiterem Widerstände unfähig, verzweifelnd (V, 1056: „seu
desperaverat") in bittere Schmähungen aus.
Zu V. 105L Als Tanastus dem Trogus zu Hilfe eilt, V. 1050
„Hinc indignatus iram convertit ad ipsum
Waltharius humerumque ejus de cardine velHt
Perque latus ducto suffudit viscera ferro."
Schwab faßt das so auf, als ob Walther dem Gegner aus der Achsel
das Schulterblatt heraus und dazu ins Eingeweide gehauen habe ;
ähnlich auch San Marte, Geyder, Simrock und Linnig. Alle fünf
geben vellere mit ,.hauen'', oder „schlagen" wieder und scheinen an
einen einzigen furchtbaren Schwerthieb zu denken. Grimm übersetzt
unklarer „er riß ihm die Schulter von oben ab und öffnete die Seite",
Klemm ähnlich:
„riß ihm ganz sogleich herunter die Schulter,
Drauf nach der Seite lenkend das Schwert, durchhaut er die
Därme",
und Reiffcnberg: „Walther lui detache l'^paule et fait descendre son
epee du flanc daus les entrailles." Auch diese drei verstehen augen-
scheinlich „reißen" bezw. „detacher" von dem Schwerte, doch weiß
man nicht recht, ob sie ein einmaliges oder zweimaliges Ausholen
mit der Waffe annehmen. Meiner Ansicht nach kann man aber vellere
nicht gut mit hauen übersetzen und auf gladius beziehen, und haben
wir die Stelle anders aufzufassen. Walther hat seinen eigenen Schild
(V. 1017) fahren lassen und dann den des Trogus ergriffen, welcher
ihm jedoch gleich darauf durch einen Steinwurf zerschmettert wurde
(V. 1084). Er hat die unbrauchbar gewordene Waffe fortgeworfen und
KRITISCHE BEMERKUNGEN ZUM WALTHARIUS. 19
packt nun den sicli nah an ihn herandrängenden Tanast mit der
jetzt frei gewordenen Linken am Arme, reißt ihm die Kugel aus der
Schulter und durchbohrt den also wehrlos gemachten Feind mit dem
Schwerte.
Zu V. 1053: „Ave! procumbens submurmurat ore Tanastus."
Grimm denkt dabei an einen „lauten Schrei", und auch San Marte
meint S. 153: „Sollte im Deutschen nicht ein bloßer Schraerzensruf
gestanden haben?" Doch gibt er ebenso wie Geyder, Simrock und
Linnig ave mit „Leb wohl!" wieder. Peiper liest statt ave mit A
salve, wozu ReifFenberg bemerkt: „Ce salut ironique du guerrier mou-
rant ä son vainqueur et son meurtrier est tout ä fait dans le goüt
des moeurs barbares." Linnig hat dagegen den erläuternden Zusatz
„0 Bruder!", während Simrock noch hinzufügt: „so grüßt' er scheidend
den Freund und blickt' ihn zärtlich an."
Da haben nun aber Scheffel und Holder in den Casus S. Galli,
Mon. Germ. S. S. II, 57 eine Stelle gefunden, wo es von Geraldus'
„seligem Sterben mit Gruß der Geistererscheinung und Lächeln" heißt:
„Cum visis laete sanctis dixisset „ Avete!"
Fratres arrisit Gerolt animaraque remisit."
„Wer den Waltharius liest", fahren dann die Herausgeber fort, „wiid
hienach nicht mehr in Zweifel sein, wie V. 1053 das viel mißver-
standene, sogar mit dem deutschen Schmerzensrufe ,^au ive mir, xce!"
erklärte letzte Todesmurmeln des durchbohrt niedersinkenden Tanastus
geraeint ist. Er sieht in der Vision der Todesstunde die Gestalt eines
Schutzgeistes und ruft, wie Gerald selbst im l'ode gerufen: ave!"
Ich bezweifle das sehr. Wenn der fromme Gerald vor seinem
Hinscheiden die Gestalten der Heiligen, denen er sein ganzes Leben
geweiht hat, vor sich sieht und freudig begrüßt, so ist das leicht er-
klärlich , aber den Recken Tanastus stelle ich mir als einen weniger
frommen Mann vor. Doch davon abgesehen , welche Unklarheit der
Darstellung wird nach Scheffels und Holders Auffassung bei dem
Dichter, welche Combinationsgabe bei dem Leser vorausgesetzt! Und
was soll denn dieser an einen Schutzgeist gerichtete Gruß , der zu
dem Vorhergehenden nicht in der allergeringsten Beziehung steht, hier
überhaupt? Wenn wir aus den auf Gerald bezüglichen Versen für
unser Gedicht durchaus etwas lernen sollen, so ist es nur dies: Wie
dort das ave Personen zugerufen wird, die kurz vorher genannt sind,
so muß das auch im Waltharius der Fall sein. In den Versen der Casus
S. Galli ist unmittelbar vorher von den Heiligen die Rede, in unserer
Dichtung (abgesehen von Walther, der nicht in Betracht kommt, falls
2*
20 HERM. ALTHOF
wir nicht wie Reiffenberg einen ironisch gemeinten Gruß annehmen
wollen) von Trogus, dem Freunde des Tanastus. Ihm gilt der letzte
Gruß des Sterbenden :
„Kann dir die Hand nicht geben —
Bleib du im ew'gen Leben
Mein treuer Kamerad!"
Dann schildert uns der Dichter V. 1060 ff., wie die beiden Freunde,
nachdem auch Trogus dem Schwerte Walthers zum Opfer gefallen
ist, im Tode vereint am Boden liegen:
„Ecce simul caesi volvuntur pulvere amici,
Crebris foedatum ferientes calcibus arvum."
]\[an hat hier wieder einmal einer gelehrten Hypothese zu Liebe
die einfachste Erklärung der Stelle verschmäht und das Gedicht einer
Schönheit beraubt, die bereits mehrere Übersetzer wohl gewürdigt
hatten.
Zu V. 1086 ff. Nachdem Walther elf Feinde getödtet hat, flieht
König Günther entsetzt zu dem abseits weilenden grollenden Hagen
und sucht ihn zur Aufnahme des Kampfes zu bewegen, indem er ihm
u. a. die Folgen seiner Weigerung vorhält. Er sagt V. 1084 ff. :
„Non modicum patimur dampnum de caede virorum,
Dedecus at tantum superabit Francia nunquara.
Antea quis fuimus subjecti (nach A und C), sibila dantes
„Francorum", dicent, „exercitus omnis ab uno,
Pro pudor! ignotum vel quo, est impune necatus!"
Peiper hat dies subjecti auf die Hunnen bezogen, was Pannenborg in
seiner Besprechung der Peiper'schen Ausgabe zurückgewiesen hat.
Auch Müller a. a. O. S. 172 erscheint diese Beziehung gesucht, weil
man 1. gewiß mehr an spottende Feinde denke, die vorher besiegt
waren und nun voll Schadenfreude die Schande und den Untergang
ihres Bedrängers sehen oder vernehmen, und 2. weil die Hunnen,
wenn sie davon hörten, gerade am besten hätten wissen müssen, wer
der Sieger war, also für sie das „ignotum vel quo" nicht passe. Nach
Müller ist anlea quis fuimus subjecti nicht als nähere Bestimmung
des Subjectes von dicent, sondern als Anfang der Spottrede zu nehmen,
und er übersetzt dem entsprechend: „Jene Franken, denen wir früher
unterthan waren", so werden (die Völker) spottend sagen, „jene
Franken sind, ein ganzes Heer und, welche Schmach ! von einem un-
bekannten Manne vernichtet worden."
AVenn es aber, wie Pannenborg sagt und Müller zugibt, für die
Franken unmöglich der höchste Grad der Schande sein konnte, von
KRITISCHE BEMERKUNG KN ZUM WALTHARIUS. 21
den längst fernen Hunnen, ihren früheren Besiegern, geschmäht zu
werden, so konnte ihnen auch nicht so viel daran gelegen sein, wenn
\'ölker über sie spotteten, die ihnen früher einmal unterthan waren,
also jetzt in keiner näheren Beziehung mehr zu ihnen standen. Aber
ich wüßte auch solche Völker gar nicht zu nennen, die sich von der
Frankenherrschaft befreit hätten, und auf die Müller Jene Äußerung
beziehen könnte. Die Lesart subjecti ist eben unhaltbar, doch einer
Conjectur (Holder schlägt sublati vor) bedarf es nicht, weil das
bereits von Reiffenberg richtig aufgefaßte („ceux qui naguere nous
redoutaient") und von Meyer und Pannenborg vertheidigte suspecti
(in BbT) in der Bedeutung „furchtbar", ..gefürchtet" (vgl. V. 1140,
1179, 1384; auch 568 suspicio) einen sehr guten Sinn gibt. Denn
das mußte allerdings für den stolzen König der Gipfel der Schmach
sein, und das konnte verhängnißvolle Folgen für ihn haben, wenn
diejenigen, denen die Franken bisher Furcht eingeflößt und die sie
dadurch im Zaume gehalten hatten, sich über eine schmähliche Nieder-
lage derselben lustig machen konnten.
Zu V. 1093 ff. Den lange unbeugsamen Hagen bittet der König
immer flehentlicher, ihm zu Willen zu sein, V. 1093:
„Cujus subnixe rogitantis acumine motus,
Erubuit, domini vultum replicabat honorem
Virtutis propriae, qui fors vilesceret inde,
Si quocumque modo in rebus sibi parceret istis."
So lesen und interpungieren Neigebaur (Ausgabe nach der Brüsseler
Handschrift, München 1853) sowie Scheffel und Holder. Bei Grimm
finden wir dagegen abgetheilt: „Erubuit domini vultum, replicabat
honorem Virtutis propriae, qui etc." Dementsprechend übersetzt San
Marte :
„Tief ergreift ihn das stachelnde Wort des jämmerlich Fleh'nden,
Dem er die Schamröth' trieb ins Gesicht; er erwäget der eignen
Tapferkeit glänzenden Ruhm, wie leicht er möchte geschwärzt
sein,
Zog' er sich hierbei zurück, aus welchem Grund es auch sein mag."
Gegen diese Übersetzung spricht zunächst der Umstand, daß erube-
scere entweder intransitiv „erröthen" oder transitiv „etwas scheuen"
(cf. Aen. 2, 542: jura fidemque supplicis erubuit), „sich vor etwas
schämen", aber nicht "„jemanden erröthen machen" heißt. Wenn ich
Grimm recht verstehe, faßt er die Stelle so auf: Hagen erröthete,
schämte sich vor dem Angesichte seines Herrn und bedachte den
Ruhm seiner eigenen Tapferkeit, welcher vielleicht Einbuße erleiden
22 HEKM. ALTHOF
könnte, wenn er sich irgendwie in dieser Lage schonen wollte. Dann
ist in Übereinstimmung mit allen übrigen Erklärern (Scheffel sagt
wenigstens zweideutig: „So er noch länger säumte, die Ehre litte
Noth") honor als honor Hagauonis aufgefaßt und virtutis propriae
auf das Subject von replicabat bezogen. Sprachlich läßt sich das
wohl rechtfertigen; wäre es aber nicht sehr auffallend, wenn der
Dichter sagte: Hagen, durch die flehenden Bitten Günthers erschüttert,
schämte sich endhch vor dem Angesichte seines vor ihm sich demüthi-
genden Königs und dachte an — seine eigene werthe Person? Ich
schlage daher vor, propriae virtutis (proprius := suus öfters im Wal-
tharius) auf das Subject von vilesceret (qui = dominus) zu beziehen,
lese statt honorem, womit ich nichts anzufangen weiß, mit A und C
iionore, fasse es aber nicht wie Peiper ■=^ propter honorem, sondern
als ablativus limitationis zu vilesceret, interpungiere:
„Erubuit, domini vultum replicabat, honore
Virtutis propriae qui fors vilesceret inde" etc.
und übersetze:
„Dringender flehte jedoch der unglückselige König,
Und bewegt von der Bitten Grewalt, erröthete Hagen,
Blickte darauf dem Herrn ins Gesicht und bedachte, wie dieser
Könnte an Heldenruhme vielleicht Einbuße erleiden.
Wollte er irgendwie sich schonen in solcher Bedrängniß."
So steht Hagen in einem ganz anderen Lichte da, wenn er nicht um
der eigenen Ehre willen die Pflicht der Freundschaft hintansetzt,
sondern wie Rüdiger von Bechelaren das Interesse seines königlichen
Herrn über Alles stellt, und diese meine Auffassung allein paßt auch
zu dem Folgenden, wo Hagen V. 1109 sagt: „proprius dolor suc-
cumbit lionori regis."
Zu V. 1272 ff. Doch scheint auf den ersten Blick dazu V. 1272 ff.
nicht zu stimmen, wo Hagen auf Walthers eindringliche Mahnung,
des alten Bruderbundes eingedenk zu sein, erwidert:
„Cetera fors tulerim, si vel dolor unus abesset:
Unice enim darum, rutilum, blandum, pretiosum
Carpsisti florem mucronis falce tenellum" ;
wenigstens meint Meyer S. 396, Hagen widerspräche hier dem, was
er V. 1112 gesagt habe:
„Nam propter carum fateor tibi domne nepotem,
Promissam fidei norraam corrumpere nollem."
Den scheinbaren Widerspruch erkläre ich mir so: Walther hat in
seiner Anrede an Hagen der Vasallenpflicht desselben mit keinem
KRITISCHE REMERKHN'GEN ZUM WALTHARHJ8. 23
Worte gedacht, sondern nur von ihrem alten Freundschaftsbunde ge-
sprochen, sich also auf ein Piet<ätsverhältniß berufen, welches er von
-einem idealen Standpunkte aus (sagt er doch V. 1257 zu Hagen
:50gar :
„Quippe tui facies patris obliviscier egit,
Tecum degenti mihi patria viluit ampla")
tiir heiliger hält als das Vcrhältniß des Vasallen zu seinem Senior.
Wenn Hagen daher sein feindseliges Verhalten vor Walther recht-
fertigen will, so kann er, obwohl er hier wie im Nibelungenliede,
freilich in edlerer Gestalt als dort, die Rolle des über alles getreuen
Dienstmannes vertritt, nicht seine Vasallenpflicht als Beweggrund an-
führen, sondern muß sich ebenfalls auf ein Pietätsverhältniß berufen,
und das thut er. indem er auf seine Pflicht hinweist, für seinen ge-
liebten, von Walther erschlagenen Neffen Blutrache zu üben.
Zu V. 1269 ff. Doch ich muß nachträglich auf Hagens Worte
hinweisen, die er früher, V. 1269 ff. an Walther gerichtet hat. Er
wirft ihm dort vor, seine Freunde und Verwandten getödtet zu haben,
obwohl er ihn habe erkennen müssen:
„Excusare nequis, quin me tunc affore nosses.
Cujus si facies latuit, tamen arma videbas
Nota satia habituque virum rescire valebas,"
Das habe ich anfangs mit den früheren Übersetzern so auf-
gefaßt: wenn du auch mein Gesicht nicht sehen konntest (entweder weil
es verdeckt war durch Theile des Helmes oder wegen der zu großen
Entfernung), so sähest du doch meine Waffen, die dir genugsam be-
kannt sind, und konntest mich an der Haltung (Reiffenberg: „ext6-
rieur", Geyder: „mein ganzes Wesen", Scheffel: „Gestalt") erkennen.
Doch habe ich später Bedenken getragen, die Übersetzung habitus :=
Haltung oder Gestalt beizubehalten, denn wie darf Hagen Walther
vorwerfen , daß er ihn nicht an den Waffen und an der Haltung er-
kaimt habe, da er doch selbst, als er mit den übrigen Verfolgern vor
Walthers Lager ankam, nicht wußte, ob der vor demselben stehende
Recke wirklich sein Freund war, und dem Könige rieth, einen Boten
abzusenden, um den Fremden nach Heimat, Namen und Herkunft zu
fragen? (vergl. V. 575 ff.). Ist das auch eine von den Verkehrtheiten
und Unklarheiten, die man dem „poeta adeo barbarus passim, ut
saepe (a Biestero) non intelligatur" aufzuhalsen beliebt hat, oder haben
wir die Stelle etwa anders als bisher aufzufassen? Vielleicht ist Letz-
teres der Fall. Walther hatte in der That schon aus der Ferne Hagen
erkannt, und zwar an den Abzeichen seines Helmes (V. 556 „galeam
24 HEKM. ALTHOF
Haganonis Aspicit et noscens etc.") und nicht an seiner Haltung. Ich
glaube auch, daß es überhaupt wohl nicht leicht ist, einen schwer-
gepanzerten Mann, zumal wenn derselbe zu Pferde sitzt, von ferne
an der Haltung unter zwölf Genossen heraus zu erkennen, und ich
möchte habitus in V. 1271 nicht wie in V. 1039 („Corde tarnen
liabitum (Trogus) patefecit et ore virilem"), sondern wie in V. 1192
auffassen, wo ähnlich wie an unserer Stelle 1. von arnia und 2. von
armorum habitus =: Rüstung die Rede ist:
„Aggreditur juvenis caesos spoliarier armis
Armorumque habitu, tunicas et caetera linquens."
Weswegen hat denn aber Hagen seinen Freund Walthcr nicht
auch an dessen ihm wohlbekannten Waffen und der Rüstung erkannt,
wie Bitcrolf V. 616?:
„ Do such onch Bäerolf der degen
An dem schilde guot genuoc
Bt dem loäpen^ daz er truoc,
Daz er loas von 8j)anjelanf.''''
Die Antwort darauf ergibt sich leicht: Walthers Brünne und Helm
waren, wie wir aus V. 263 ff. wissen, aus Attilas Schatzkammer ent-
wendet und nicht Walthers gewöhnliche Waffen, und etwaige Ab-
zeichen, wie die auf dem Schilde, hatte Walther, der ja bei seiner
Flucht sogar die betretenen Wege und das freie Land mied, sicher
entfernt oder unkenntlich gemacht, wie uns das in den Epen der
späteren Zeit öfters erzählt wird, z. B= Alphart Str. 432:
,^Also Witege und Heime daz ze reJde ersach,
Ir iegelich sin zeichen von sinem helme hrach ;
Die Schilde si rnvungen hinder sich zehant,
Daz si in dem strife niemanne lourden erkani^'
und ähnlich Str. 446. Unser Dichter, weit entfernt von der oft er-
müdenden Weitschweifigkeit seiner späteren Nachfolger, hat nur ein-
zelne Partien seiner Dichtung und diese mit großer Meisterschaft in
detaillierter Ausführung gezeichnet und fordert von uns, wenn er das
übrige mit nur wenigen kräftigen Umrissen vor Augen führt, daß wir
zwischen den Zeilen zu lesen wissen.
Zu V. 1099. Hagen antwortet dem Könige, als dieser ihn
flehentlich gebeten hat, gemeinsam mit ihm den Kampf gegen den
siegreichen Walther aufzunehmen, V. 1098 ff.:
„Quo me domne vocas? Quo te sequar, inclite princeps?
Quae nequeunt tieri, spondet tiducia cordi:
Quis tarn desipiens quandoque fuisse probatur,
Qui saltu baratrum sponte attemptarit apertum?"
KRITISCHE BEMERKUNGEN ZUM WALTIIARIUS. 25
Schwab, Grimm und Simrock lassen V. 1099 unberücksichtigt,
bei San Marte aber finden wir:
„Du sinnst mir Unmögliches an zu versprechen",
während Linnig und Scheffel herauslesen:
„Was mir unmöglich däuchte, du hast es mich gelehrt"
und:
„Was nimmer sonst geschah, die Treue heißt's geschehn."
Reiffenberg übersetzt: „La fidelite veut-elle que l'on tente l'impossibleV"
und Geyder: „Unmögliches verlangst du." Die Stelle ist von ihnen
allen mißverstanden worden; Klemm allein hat das Richtige getroffen :
„Es verspricht des Herzens Vertraun, was nimmer geschehn
kann."
Spondere cordi heißt nämlich wie spondere animo bei Livius
28, 38 und spondere sibi bei Justinus 3, 4 u. a. sich etwas gewiß
versprechen, zuverlässig glauben, gewiß hoffen. Also sagt Hagen
warnend zu Günther: deine Zuversicht läßt dich gewiß hoffen, was
nicht geschehen kann; wir werden, falls wir Walther angreifen, eben-
sowenig unversehrt davon kommen , als wenn wir in einen offenen
Abgrund springen.
Zu V. 1104.
„Nam scio Waltharium per campos sie fore acerbum,
Ut tali Castro uec non statione locatus
Ingentem cuneum velut unum tempnat homullum.
Et licet huc cunctos equites simul atque pedestres
Francia misisset, sie bis ceu fecerat istis."
Tempnat lesen Grimm, Du Meril , Peiper und Scheffel-Holder
mit den meisten Handschriften. Doch hatte Walther wahrlich keine
Veranlassung, seine Gegner gering zu schätzen, denn sie hatten bis
auf den König Günther alle mannhaft gestritten, und der Sieg war
ihm keineswegs leicht geworden. Wohl aber hat der Held vor seiner
Felsenkluft sich gegen die übermächtigen Gegner zur Wehr gesetzt
und sie bestanden = temptare. Dieses Wort erwartet man; es wird
auch von drei Handschriften geboten: temptat haben B und I, temptet D,
und ich glaube, daß wir die erstere Lesart in den Text aufnehmen
müssen.
Äleyer hält nämlich S. 383 temptat mit Unrecht für verderbt,
vielmehr ist der Conjunctiv temptet und demnach tempnat in Folge
eines Mißverständnisses in den Text hineincorrigiert worden. Denn
ut in V. 1104 heißt gar nicht „daß", sondern ist dem vorhergehenden
sie correspondierend und mit „wie" zu übersetzen und fordert den
26 HERM. ALTHOF
Indicativ. Diese Stelle ist mir ein neuer Beweis für die Güte der
Brüsseler Handschrift. Sie ist nämlich nicht so aufzufassen, wie dies
z. B. von ReifFenberg geschehen ist: „Car, je le sais, Walther est si
formidable sur le champ de bataille, que quand meme il ne serait
point favorise par cette position , il ne s'inquieterait pas plus d'un
gros bataillon que de l'homme le plus faible; et si la France en-
voyait contre lui tous ses cavaliers et fnntassins, il les traiteraii conime
il a fait ceux si." Hagen behauptet vielmehr, daß Walther freilich
auch im freien Felde sich ebenso furchtbar zeigen würde, wie hier
vor seiner Felsenkluft, wo er einen ingens cuneus (allerdings nur 12,
bezw. 13 Mann, doch nennt der Dichter diese auch V. 1087 über-
treibend „ein ganzes fränkisches Heer") bestanden hat. Hier könne
man aber gar nichts gegen ihn ausrichten, und wenn auch alle frän-
kischen Krieger zu Fuß und zu Roß kämen, es würde ihnen hier
ebenso ergehen, wie den erschlagenen elf Genossen. Die einzige Mög-
lichkeit, Walther zu überwinden, sei daher, ihn aus seiner günstigen
Stellung herauszulocken, und bei einem Überfalle auf oflPenem Felde
würden dann Günther und Hagen zusammen vielleicht vollbringen
können, was sonst die gesammte fränkische Streitmacht nicht ver-
möchte.
Zu V. 1195. Von Walthers Aufbruch aus seinem Felsenlagcr
am Morgen nach dem Kampfe heißt es:
1195 „Quattuor his oneravit equos, sponsamque vocatam
Imposuit quinto, sextum conscenderat ipse,
Et primus vallo perrexerat ipse revulso.
At dum constricti penetratur semita callis,
Circumquaque oculis explorans omnia puris,
1200 Auribus arrectis ventos captavit et auras,
Si vel mussantes sentiret vel gradientes
Sive superborum crepitantia frena virorum,
Seu saltem ferrata sonum daret ungula equorum.
Postquam cuncta silere videt, prevortit onustas
1205 Quadrupedes, mulierem etiam praecedere jussit.
Scrinia gestantem comprendens ipse caballum
Audet inire viam consueto cinctus amictu. "'
Meyer will beim Abzüge der Flüchtlinge zwei verschiedene
Marschordnungen unterscheiden. Walther sei stets da, wo die größte
Gefahr drohe, und da beim Passieren des langen Engweges nur ein
Angriff von vorn zu fürchten gewesen, so sei Walther voran geritten.
Auf der Straße aber, wo hauptsächlich ein Angriff von hinten zu er-
KRITISCHE BEMERKUNO EN ZUM WALTHARIUS. 27
warten gewesen, hätten die vier Saumrosse den Zug eröffnet, an der
sichersten Stelle sei Hildegunde gefolgt und am Ende des Zuges
Walther geritten.
Ich glaube nicht, daß wir hier zwischen semita Engweg und via
Landstraße zu unterscheiden haben, und fasse die Situation anders auf.
V. 1197 tritt Walther meiner Meinung nach die Fahrt noch gar nicht an,
sondern reitet zuerst etwas voran, um ungestört lausehen zu können.
Als er dann Alles still gefunden hat, kehrt er zurück^ und nun erst
bricht er mit Hildegunde und den Saurarossen auf, audet inire viara.
Er wird von seinem Aufbruche an bis zum Zusammentreffen mit
Günther und Hagen stets am Ende des Zuges geritten sein, dicht
hinter Hildegunde. Dabei konnte er sie genügend beschirmen; gegen
eine Überraschung von vorn schützten die vorangetriebenen Rosse,
mochten sie nun auf dem engen Pfade hinter- oder auf offenem Felde
nebeneinander gehen.
Zu V. 1217. Die Worte, mit denen Walther, als er Ilildegundeus
Aufforderung, sich durch die Flucht vor dem gemeinsamen Angriffe
Günthers und Hagens zu retten, zurückweist:
1217 „Est satius pulchram per vulnera quaerere mortem
Quam solum amissis palando evadere rebus"
hat San Marte merkwürdig mißverstanden:
„Besser gewiß, einen schönen Tod durch Wunden zu suchen,
Als hinter Schanzen geduckt und geplündert vom Platze zu
weichen!"
Wenn Waltlier noch hinter dem vor seinem Lager von ihm auf-
geschlagenen Pfahl werke (V. 1155: „ecce viam vallo praemuniit
artam Undique praecisis spinis siraul et paliuris"), an welches San
Marte doch wohl denkt, sich befände und nicht auf freiem Felde,
so hätte er dem Angriffe der beiden Feinde minder besorgt entgegen-
sehen können und ohne Furcht, geplündert zu entfliehen. San Marte
hat palari == umherschweifen mit palare = bepfählen verwechselt.
Zu V. 1230. Günther und Hagen sprengen aus dem Hinterhalte
auf Walther los, und Ersterer schreit ihn an :
1229 Eminus affatu compellat valde superbo:
„Hostis atrox, nisu deluderis! Ecce latebrae
Protinus absistunt, ex quis de more liciscae
Dentibus infrendens rabidis latrare solebas."
(deludis T, deludens C). Die meisten Übersetzer sind der Stelle:
„nisu deluderis" augenscheinlich aus dem Wege gegangen. Bei San
Marte finden wir: „Grimmiger Feind, du höhnst noch mit Trotz!"
28 HEKM. ALTHOF
Deludere heißt transitiv „zum Besten haben, äffen, foppen, verspotten,
täuschen", dann intransitiv „aufhören zu spielen"; nisus gibt Peiper
im Glossar mit „Studium", also Streben, San Marte besser mit „Trotz"
wieder. Wenn wir nun eine der beiden überlieferten activen Formen
wählen, so würde die Stelle entweder zu übersetzen sein wie bei San
Marte oder „du hörst auf zu spielen in Bezug auf deinen Trotz, dein
trotziges Spiel ist zu Ende, du hast ausgespielt".
San Martes Übersetzung scheint mir jedoch nicht empfehlens-
werth zu sein, da Günther doch noch gar nicht weiß, ob der die
heransprengenden Feinde erwartende Walther bei seinem früheren
Widerstände verharren wird. In der That verhandelt er ja erst auch
lange mit Hagen und bietet ihm zur Sühne einen Schild voll Gold-
spangen an. Wenn wir aber deludere intransitiv auffassen, so ent-
spricht der Sinn mehr dem affatus superbus und den gleich darauf
folgenden höhnischen Worten des triumphierenden Königs. Wollen
wir jedoch, der Mehrzahl der Handschriften folgend, deluderis lesen
und nisu als ablativus limitationis auffassen, so haben wir zu über-
setzen: „Du wirst verspottet in Bezug auf deinen Trotz, dein trotziger
Widerstand hilft dir nun nichts mehr." Das ist auch ungefähr so viel
wie: „Dein trotziges Spiel ist zu Ende", so daß meine beiden Er-
klärungen sacblich auf dasselbe hinauskommen. Reiffenberg scheint
die Stelle ähnlich aufgefaßt zuhaben, wenn er frei übersetzt: „Feroce
ennemi, tu prends d'inutiles precautions."
Zu V. 1249. Walther beklagt sich darüber, wie sehr er durch
Hagcns Verhalten ihm gegenüber enttäuscht worden sei; er habe
geglaubt, daß der Jugendfreund ihn freudig begrüßen, gastfreundlich
pflegen und in die Heimat geleiten würde, und fährt dann V. 1249 fort:
„Sollicitusque fui, quorsum tua munera ferrem."
Über diese Stelle handelt Meyer S. 396, dem die gewöhnlichen
Übersetzungen: „wohin ich deine Geschenke trüge" oder „an seinen
Gastgeschenken tragen wir fürwahr noch schwer" unpassend er-
scheinen. Er glaubt, der Dichter habe quorsum mit quousque ver-
wechselt, und übersetzt (ähnlich wie Reiffenberg: „Ma seule inqui6-
tude etait de savoir corament me d^rober a tes dons") die letzten
Worte des Verses: „wie weit ich deine Gefälligkeiten annähme."
Ziemlich dasselbe sagt Simrock:
„Deine Gaben abzulehnen, schuf meinem Herzen Pein."
Diese Auffassung zu theilen bin ich vor Allem deswegen nicht ge-
neigt, weil wir dabei zu einer Conjectur greifen und dem Dichter
einen Fehler anhängen müssen, was sonst der vorsichtigen, conser-
KRITISCHE BEMERKUNGEN ZUM WALTHARIUS. 29
vatlven Art, in der Meyer vorgeht, nicht entspricht. Nach meiner
.Aleinung ist der Sinn des von allen Handschriften in übereinstimmen-
der Weise überlieferten Verses: ich war besorgt, wohin ich deine vielen
Geschenke brächte, wo ich sie ließe, unterbrächte, wie ich sie nach
Hause schaffen sollte. Das meint gewiß auch Schwab, wenn er etwas
unbeholfen übersetzt:
„Ja mir ward gar schon bange, wo ich's fand' aufzuheben.
Was du mir würd'st an Haben (Gaben?), an überreichen geben."
Die beiden Flüchtlinge hatten ja, um schneller vorwärts zu kommen,
nur ein einziges Saumthier mitgenommen, den „Löwen", der an den
beiden Schreinen und den Felleisen mit Speisen, nothwendigen Gerätli-
schaften und Kleidern genug zu tragen hatte. Scheffel, der sich nicht
veranlaßt gesehen hat, die mancherlei Fehler seiner Jugendarbeit in
den späteren Ausgaben seiner Übersetzung zu verbessern, meint das
allerdings nicht und hat (wohl durch Grimm, S. 80, bezw. die Thidreks-
saga verführt, wie auch Heinzel, über die Walthersage, Wiener Sitzungs-
berichte 1888, Bd. 117, S. 61), abweichend von allen anderen Über-
setzern , noch obendrein Walther nebst Hildegunde auf den armen
bepackten Gaul gesetzt. „Welch' häßliches Bild!" ruft Meyer aus.
Ja, und welch' häßliche Bilder haben die Künstler, durch die Autorität
eines Scheffel verführt, geschaffen, Bilder, auf denen Waltlier und
Hildegunde, zwischen Sack und Pack wie auf einem Wüstenschiffe
hockend, ihre Straße ziehen!
Zu V. 1289. Als Günther und Hagen Walther angreifen,
1287 „Primus maligeram collectis viribus hastam
Direxit Hagano dirupta pace. Sed illam
Turbine t e r r i b i 1 e m t a n t o et Stridore v o 1 a n t e m
Alpharides semet cernens tolerare nequiro.
Sollers obliqui delusit tegmine scuti."
Über diese Stelle handelt Lindenschmit in seinem vortrefflichen Hand-
buche der deutschen Alterthumskunde I, S. 174. Man findet daselbst
eine 43 Ctm. lange Lanzenspitze aus Bessungen abgebildet, bei der
die Seitenflächen der blattförmigen Klinge nicht in gleicher Ebene
liegen und sich die eine höher, die andere tiefer an die Rippe schließt.
Diese merkwürdige Bildung der Speerklinge, die sonst nur einige
angelsächsische Gräberfunde zeigen, soll nach Kemble und Acker-
mann eine Rotation der Lanze während des Wurfes zum Zwecke
haben , entsprechend den gleichartigen indischen Lanzen und den
südafrikanischen Asagaien. Lindenschmit meint, daß hierdurch viel-
leicht der sonst dunkle und für eine Wuiflanze unzutreffende y\us-
30 HEKM. ALT HOF
druck, mit welchem in unserer Dichtung der Speerwurf Hagens als
„wijbelnd" bezeichnet werde, sich erkläre. Ob aber die gedachte
Form der Speerklinge auch bei einer so schweren Waffe wie der
abgebildeten den angegebenen Zweck zu erfüllen geeignet ist, möchte
ich bezweifeln ; wohl aber ist dieses vierkantige Eisen dazu ange-
than, besonders furchtbare Wunden zu verursachen. Wir haben in
V. 1289 unter turbo nicht die Rotation der Lanze, sondern wenn wir
den Begriff urgieren wollen, den Wirbel der Luft, der auch den
Stridor verursacht, zu verstehen. Besser fassen wir aber turbo einfach
als vehemens motus auf, wie es wiederholt bei Virgil vorkommt,
z. B. Aen. 12, 320 und 855, wo von fliegenden Pfeilen und dem
eiligen Fluge einer der Diren die Rede ist. Daher bin ich auch be-
rechtigt, in V. 529 „quo turbine torqueat hastam" zu übersetzen:
„wie gewaltig die Lanze er schwinget"; die Worte quo turbine bei
Geraldus sind in anderen Handschriften auch durch die Glosse
quanta vi verdrängt.
Zu V. 1298 ff. Günther wirft seinen Speer nach Walther V. 1294 ff,:
„Tunc pectore magno,
Sed modica vi, fraxineum hastile superbus
Jecit Guntharius, voHtans quod adhaesit in ima
Waltharii parma, quam mox dum concutit ipse,
Excidit ignavum de ligni vulnere ferrum."
San Marte übersetzt das: „Er zieiit aus dem verwundeten Holz des
Schafts ohnmächtiges Eisen", hat also excidit mit excidit verwechselt.
Gleich darauf übersetzt er V. 1300:
„Franci mox stringunt acies":
„Die Franken schreiten zum Kampf", wobei er wohl an bellum
(aciem) stringere = „sich zum Kriege rüsten" gedacht hat.
Zu V. 1326. Als Günther den vergebens auf Walther ge-
schleuderten und am Boden liegenden Speer heimlich an sich nehmen
will, bemerkt Walther die Bewegung des Feindes, tritt schnell mit
dem FuL>e auf das Geschoß
1325 „Ac regem furto captum sie increpitavit,
Ut jam perculso sub cuspide genua labarent."
Das hat San Marte unrichtig aufgefaßt:
„Und überrascht bei dem Gaunerwerk den erschrockenen
König,
Daß in die Kniee er sank mit dem glücklich ergriffenen
Spieße",
und ebenfalls falsch Reiffenberg: „II punit la ruse du roi en le fai-
KRITISCHE BEMERKUNGEN ZUM WALTHAKIUS. 31
sant tomber sur ses genoux d'un coup d'epee", desgleichen den zweiten
Vers auch Klemm:
„— so scheltend den König, den über'm Stehlen ertappten,
Daß schon unter der bohrenden Spitze die Kniee ihm wankten".
Increpitavit gibt Klemm richtig wieder und ebenso Simrock mit .an-
fahren". Walther donnert den König so an. daß diesem vor Schreck
die Kniee zittern, gleichsam als wäre er schon von der cuspis des
Gegners getroffen {tax sab cu-pide vergl. V. 991: ,,ferro tibi finis,
calve, sab isto!") Reiffenberg und Simrock übersetzen cuspis mit
Schwert, allein Walther vertheidigt sich bis V. 1356 mit der Lanze
gegen die mit brevibus gladiorum telis (V. 1308) bewaffneten beiden
Gegner.
Zu V. 1343.
„Taliter in nonam conflictus fluxerat hör am."
So lesen alle Handschriften mit Ausnahme der Pariser, welche und am
hat, was Grimm in seinen Text aufnahm. Er erinnert dabei an Ovid.
Trist. I. 2, 49 und an den Umstand, daß die Wellen Dreischlag haben
und die neunte Welle die allerstärkste ist. San Marte hat S. 156 noch
einige Parallelstellen angeführt. Grimm will es nicht einleuchten, daß
der letzte Kampf sich bis zur neunten Stunde, also bis weit in den
Nachmittag erstreckt habe, doch hat schon Geyder in seinen Anm.
z. W. S. iGö darauf aufmerksam gemacht, daß nach V. 1345 die
Sonne heiß auf die Kämpfer herabgeschienen habe. Pannenborg meint
Götting. gel. Anz. 1873, S. 1135, ,,es möchte noch immer zu beher-
zigen sein, was Grimm über unda gesagt hat". Letzterer nennt S. 74
die Redensart mit unda eine „dichterische Zeitbestimmung". Ich gebe
zu, daß der Ausdruck ein dichterischer ist, aber eine Zeitbestimmung
enthält er meiner Meinung nach überhaupt nicht. Denn unter der
neunten Welle wäre der höchste Punkt, die Entscheidung zu ver-
stehen, und wenn ich sage: der Kampf wogte von der zweiten Stunde
(V. 1285: „Hora secunda fuit, qua tres hi congrediuntur"), also von
acht Uhr Morgens bis zum höchsten Punkte, so habe ich zwar einen
terminus a quo, aber keinen terminus ad quem angegeben und also
weder, wie Grimm meint, über „die Schnellheit des raschen Streites"
noch über seine lange Dauer das Allergeringste gesagt, denn ein Kampf
kann auch schon wenige Augenblicke, nachdem er begonnen, bis zum
höchsten, kritischen Punkte gediehen sein. Ganz anders aber, wenn
ich sage: er dauerte von der zweiten bis zur neunten Tagesstunde;
dann habe ich etwa sieben Stunden, freilich eine sehr lange Zeit!
Aber darum eben war der unerhörte labor bellandi, die „groza areheÄt'^
32 HKRM. ALTHOF
des Helden vom Wasichensteine auch werth, daß noch Jahrhunderte
lang der Dichter Mund davon sang. Auch ein anderer sagenberührater
Kampf, der Beowult's gegen Grendels Mutter, währte bis zur None
des Tages, und Procop schildert uns (de bell. goth. 4, 35), wie in der
Schlacht am Vesuv im Jahre 552 der Heldenkönig Tejas vor der
Phalanx seiner Ostgothen mit Schild und Lanze gegen die anstürmende
Schaar der tapfersten Römer den dritten Theil des Tages unablässig
focht, bis beim Wechseln des Schildes ein feindlicher Speerwurf dem
heroischen Kampfe vorzeitig ein Ende machte. Wem jedoch trotzdem
die Dauer des Kampfes als eine allzugroße erscheint, der möge sich
erinnern, daß die Hyperbel eine poetische Figur ist.
Ich will hier zum Schlüsse noch einige auf den Waltharius be-
zügliche Bemerkungen Dieters in der „Anglia" besprechen.
Dieter meint a. a. 0. 10, 227 ff. , daß sowohl in dem angel-
sächsischen Waldere-Epos wie in der ursprünglichen Fassung der Sage
überhaupt Hagen erst durch den Hilferuf des verwundeten Günther
veranlaßt, den Kampf gegen Walther aufgenommen habe, und glaubt
in dem lateinischen Gedichte Anzeichen dafür zu finden, daß auch in
Ekkehards Vorlage nur von Einzelkämpfen die Rede gewesen sei.
Ich gedenke, meine Ansicht über die ags. Fragmente ein andermal
darzulegen und beschränke mich hier auf die Bemerkung, daß meiner
Meinung nach der gemeinsame Angrifi^ Mehrerer auf Walther sehr wohl
ein alter Zug der Sage sein kann, was übrigens Dieter später a. a. 0.
11, 163 selbst zugegeben hat. Daß Walther erst von einzelnen
Kämpfern, dann von mehreren gleichzeitig angegriffen wird, fordert
nicht nur die Ökonomie der Dichtung, die uns den Helden bis zur
Katastrophe in immer größerer Gefahr vorführen muß, sondern es
liegt auch in der Natur der Sache. Ritterlicher Sinn (so nehme ich
an trotz Fischer, zu den Waldere-Fragmenten 1886, S. 14), Unter-
schätzung des furchtbaren Gegners, Wunsch sich vor Anderen Ruhm
zu erwerben (V. 854) , die vortrefflichen Waffen des Feindes zu ge-
winnen (V. 781) oder persönlich den Tod eines Verwandten zu rächen
(V. 690), veranlassen die fränkischen Helden, als wäre es ein Spiel,
Walther im Einzelkampfe zu bestehen. Nachdem dieser aber acht
Gegner einen nach dem anderen getödtet hat, erkennt man den furcht-
baren Ernst der Lage, die Unmöglichkeit, auf die bisherige Weise
zum Ziele zu gelangen und sieht sich genöthigt, wenn man nicht
auf die reiche Beute verzichten, den Tod der Freunde ungerächt
lassen und mit Schmach br-deckt nach Hause zurückkehren will, die
KRITISCHE BEMERKUNGEN ZUM WALTHARIUS. 33
Kampfweise zu ändern. Daher (zweiter Act des Kampfes) der gemein-
same Angriff von Helmnod, Trogus, Tanastus und Günther, sowie
(dritter Act, höchster Grad der Gefahr) der auf freiem Felde aus dem
Hinterhalte erfolgende Überfall Günthers und des grimmen Hagen,
den Walther nach V. 567 allein von Allen fürchtete. Auch der junge
Alphart wird, nachdem er so viele Gegner im Einzelkampfe besiegt
hat, von Wittich und Heime gleichzeitig angegriffen und erst auf
diese Weise überwältigt. Ekkehard hat aber offenbar geglaubt, die
Einzelkämpfe noch besonders begründen zu müssen, und zwar durch
die eigenthümliche Beschaffenheit des Kampfplatzes , doch verwickelt
er sich hierbei in Unklarheiten und Widersprüche. Nach seiner Schil-
derung befand sich vor der Felsengrotte, in welcher Walther und
Hildegunde ihr Lager aufgeschlagen hatten, ein Raum, der Gestrüpp
(V. 836) und einen oder mehrere Bäume trug (V. 960), und auf dem
die Kämpfe ausgefochten wurden, groß genug, um ein Roß auf dem-
selben zu tummeln (V. 932). Zu diesem Raum führte ein schmaler
Zugang (constricti semita callis V. 1198), den aber ein Reiter pas-
sieren konnte, und nichts hinderte bei einer solchen Beschaffenheit
der Ortlichkeit die zurückbleibenden Genossen, wenn sie sonst gewollt
hätten, denselben Weg wie der Vordermann einzuschlagen und diesem
zu Hilfe zu eilen. Trotzdem behauptet der Dichter, dies sei nicht
möglich gewesen, V. 692:
„Namque angusta loci solum concurrere soli
Cogebant, uec quisquam alii succurrere quivit",
und V. 957 : „ — semita, ut antea dixi,
Cogebat binos hello decernere solos."
Er widerspricht sich aber offenbar später selbst, wenn er schildert,
wie die vier Gegner Walther den Schild entreißen (V. 982 ff.) , und
wie Tanastus seinen verwundeten Freund Trogus vor dem Streiche
Walthers mit seinem Schilde deckt.
Dieter sucht seine Ansicht, daß ursprünglich Günther zunächst
allein Walther bestanden und Hagen erst später in den Kampf ein-
gegriffen habe, durch den Hinweis zu begründen, daß die Schilderung
des Traumes V. 623 ff., vergl. oben S. 8, von der Darstellung des
wirklichen Kampfes zwischen Günther und Hagen einerseits und
Walther andererseits V. 1280 ff. abweiche. Günther kämpfe in dem
Traumgesichte zunächst mit dem Bären allein, und Hagen eile erst
später dem verwundeten Könige zu Hilfe. Wir müssen aber bedenken,
daß wir nicht jeden kleinen Zug des Traumbildes in der Wirklich-
keit wiedersuchen dürfen, zumal die Verhältnisse auf der Jagd und
GERMANIA. Nene Keihe XXV. (XXXVII.) Jahrg. 3
34 HEKM. ALTHOF
im Kampfe doch wesentlich verschieden sind. Hagen hat wohl nicht
geträumt, daß er beim Jagen mit Guntiier Schulter an Scliulter voran-
drang und sie beide gleichzeitig auf den Bären stießen. Sie werden
sich wahrscheinlich auf der Pirsche getrennt haben wie die Helden
im 16. Abenteuer des Nibelungenliedes Str. 930 bei Bartsch :
^WelU wir uns scheiden", sprach do Uagene,
„e daz wir heginven hie ze jagene!
Da hl wir milgen bekennen, ich und die herren mm,
wer die besten jägere an din'e ivaltreise s7n",
und erst auf das Hilferufen des Königs ist Hagen zum Schutze des
Jagdgenossen herbeigeeilt. Hätte Hagen aber in der Wirklichkeit die
Verwundung und Kampfunfähigkeit Günthers abwarten und dann erst
herbeieilen wollen, so wäre es sicher um den König geschehen ge- |
wesen, denn Walther liebte schnelle und gründliche Arbeit. Vermochte
doch im Waltharius Hagen , obwohl er dicht neben seinem Herrn
focht, diesen nur dadurch zu retten, daß er blitzschnell mit dem
eigenen Haupte den Hieb auffing (V. 1370), der den Schwerverwun-
deten zur „hungrigen Hölle" senden sollte, j
Ferner hält es Dieter für einigermaßen zweifelhaft, ob eine psycho-
logische Erklärung der plötzlich eintretenden Sinnesänderung Hagens
(V. 1098 fi".) möglich sei. Den scheinbaren Widerspruch zwischen
V. 1112 flf. und V. 1272 ff., auf den auch er hinweist, habe ich oben
schon berührt; im Übrigen scheint mir der Entschluß Hagens, sich
schließlich doch noch am Kampfe zu betheiligen, wohl erklärlich.
Als er sich grollend auf den nahen Hügel zurückzog, war der sieges-
gewisse König von elf erprobten Recken umgeben und glaubte, die
Hilfe des vermeintlichen Feiglings entbehren zu können. Doch das
Blatt hat sich später furchtbar gewandt: alle elf Recken sind er-
schlagen, der König ist entsetzt geflohen, seine Ehre und die des
fränkischen Namens steht auf dem Spiele, und Hagen allein kann :|
helfen. Dadurch, daß der König letzteres anerkennt, nimmt er that- ']\
sächlich die schmähliche Beleidigung (V. 629 ff.) zurück, und seine i
versöhnenden Worte im Verein mit den flehentlichen und demüthigen J
Bitten bewirken endlich, daß die Vasallenpflicht über die Freundes- H
treue den schwer errungenen Sieg davonträgt. i
Ich kann Dieter auch nicht beistimmen, wenn er den Ausgang •!
des Ganzen für nicht unbedenklich hält. Nach seiner Ansicht durfte M
Hagen, wenn er um der Ehre des Königs willen den Kampf gegen
Walther aufnahm, sich nicht schließlich mit dem Gegner versöhnen,
nachdem noch dazu Günther von diesem verwundet worden war; auch U
KRITISCHE BEMERKUNGEN ZUM WALTHARIUS. 35
hätte der stolze König unmöglich in die Versöhnung willigen können.
Allerdings hat Günther den Kampf erneuert, um seine Ehre wieder
herzustellen, denn von der Beute, nach der ihn anfangs so sehr ge-
lüstete, ist später nicht mehr die Rede. Aber der Ehre des vorher
schmählich geÜoheueu Königs ist nach Beendigung des Kampfes genug
i;ethau; Günther hat nach Kräften gekämpft, bis er schwer verwundet
wurde, und diese Wunde ist von seinem Vasallen bitter gerächt worden.
Nachdem aber auch Walther seine Verstümmelung dem Gegner ver-
golten hat, ist der Weg zur Versöhnung gebahnt. Außerdem aber
zwingt die Gewalt der Thutsachen die Kämpfer zum Einstellen der
Feindseligkeiten: sie können einfach nicht weiter kämpfen, denn sie
sind omni corpore lassi (V. 1422) und der König wie auch Walther
in Gefahr zu verbluten. Daß jetzt die Jungfrau als versöhnendes
Element hinzutritt, die Wunden verbindet und die lechzenden Zungen
kühlt, daß Hagen zum Eortschafien des wunden Herrn der Hilfe
Walthers bedarf, macht die Versöhnung vollständig.
l!^ach Dieter ist aber auch die klägliche Kolle, welche Günther
am Schlüsse der Dichtung spielt, mit dem Vorhergehenden unverein-
bar, und er iragt, wie der stolze Herrscher die Mißachtung hätte er-
tragen können, mit der ihn Walther V. 1413 ff. behandelt, ohne an
Kache zu denken. Nun, großsprecherische Leute werden gewöhnlich
im Unglück sehr kleinlaut: doch ich glaube, wir verkennen den
Charakter Walthers, wenn wir annehmen, daß er, der früher auf die
Schmähungen des Königs nur mit Schweigen antwortete (V. 1237) , jetzt
den verwundeten Gegner und nunmehrigen Gast durch beleidigende
Kede gekränkt hätte. Seine Worte sind an Hildeguude beziehungs-
weise Hagen gerichtet, und wir haben uns die Situation so vorzu-
stellen, daß die beiden wiederversöhnten Freunde nahe bei einander
sitzen, während der so schwer verstümmelte Günther abseits sich vor
Schmerzen windet (V. 1405 und 1444), unfähig, den Vorgängen in
seiner Umgebung zu folgen, wie er ja auch an den Scherzreden
Hagens und Walthers sich nicht betheiligt. Die Kritik seines Herrn
muß sich Hagen wohl gefallen lassen, denn er kann nicht umhin, ihre
Berechtigung anzuerkennen ; muß er doch auch den Vorwurf Walthers
hinnehmen, ihm fehle noch etwas zu einem ganzen Helden, nämlich
daß er (um die Stelle mit Simon Dach's Worten wiederzugeben)
„Treu' erzeigen und Freundschaft halten kann".
Ich halte also die Gründe, durch welche Dieter seine Ansicht
zu stützen sucht, für hinfällig. Daß Ekkehard sich bemüht hat, in
die Einzelkämpfe kunstvolle Abwechslung hineinzubringen, gebe ich
3*
36 HERM. ALTHOF
zu; gewiß hat er sich auch sonst manche Zusätze und Änderungen
erlaubt, denn er ist sicher nicht bloßer Übersetzer einer volksmäLugen
Dichtung, wie Scheffel und Holder S. loO ff. annehmen, sondern ein
Kunstdiehter, der einen volksmäüigen Stoff mit großem Verständniß
bearbeitet hat. Doch ich sehe nicht ein, weswegen gerade ein Autor
des zehnten Jahrhunderts, wie Dieter meint, es so unerträglich hätte
finden müssen, wenn Hagen in der ursprünglichen G-estaltung der Sage
wirklich erst nach der Verwundung des Königs den Kampf aufge-
nommen hätte. Hielt die ältere Zeit, aus der die Vorlage Ekkehards
stammte, ein solches Verhalten des Vasallen Hagen für gerechtfertigt,
so brauchte sich der nichtritterliche Epigone darüber keine Gedanken
zu machen und deswegen keine Änderung vorzunehmen, denn die
Treue der Gefolgschaft war sicher schon in den Tagen des Tacitus
nicht geringer geachtet als später im Mittelalter.
Im 11. Bande der Anglia S. 159 ff. hat Dieter noch einige Punkte
im Waltharius berührt, auf die ich ebenfalls in Kürze eingehen will.
Er meint, daß das altenglische Epos den Stempel höheren Alters
trage, da Günther in dem Waldere-Fragment B. V. 14 als ^loine Bur-
genda'-^ erscheine, während ihn Ekkehard als Frankenkönig bezeichne.
Letztere Auffassung hätte aber erst eintreten können, nachdem das
burgundische Reich im fränkischen aufgegangen sei. Ich glaube, die
Sache verhält sich anders: der Waltharius weist auf die ältere Zeit
hin, in welcher Aquitanien, Franken und Burgund noch nebenein-
ander bestanden; darauf hat schon San Marte W. v. A. S. 35 auf-
merksam gemacht. Erst eine spätere Zeit hat den nordischen (gothi-
schen) Gunnar beziehungsweise fränkischen Günther mit dem Bur-
gundenkönige Gundicar identificiert, der im Jahre 436 mit einem
großen Theile seines Volkes von hunnischen Hilfstruppen des Aetius
erschlagen wurde. Vergl. San Marte a. a. O.: „So wie der Atli der
Eddalieder gewiß älter als Etzel und nach diesem erst eine Anleh-
nung der Sage an ihn stattfand, so scheint auch erst durch spätere |
Anschmiegung an den welthistorischen Burgundenkönig Gundicarius
Günther als Burgundenkönig mit seinem Sitz zu Worms, was |
ganz unhistorisch ist, fixiert worden zu sein. Die Edda weiß von j
einem burgundischen Reiche nichts." Erst als man in den am Rhein t
ansässigen Giukingen der Sigurdssage die in der Lex Burgundionum
genannten Könige zu sehen glaubte, konnte man burgundischen Herr \
schern Worms als Residenz anweisen, denn in dieser Stadt haben
wohl fränkische Könige, z. B. Karl der Große, aber niemals burgun-
dische Hof gehalten. Der burgundische Stamm, der seine Sitze am
KlxMTISCIIE I5KMEKKUNGKN ZUM WALTHARIUS. 37
oberen Rhein nur wenige Jahre zu behaupten vermochte, hat schwer-
lieh, wie dies W. Grimm, Heldensage 3. Aufl. S. 390 annimmt, früher
eine Holle in der deutschen Heldensage gespielt als die seit uralter
Zeit am Rhein ansässigen Sugambrer-Franken , und wenn das Nibe-
lungenlied Günther und die Seinen bald als Burgunden, bald als
Nibelungen (vergl. Waltharius V. 555 „Franci nebulones") bezeichnet,
die Klage sie bald Burgunden, bald Rheinfranken nennt und auch
der Biterolf mit den Bezeichnungen Rheinfranken, Frauken und Bur-
gunden abwechselt, so dürfte diese Unklarheit darauf zurückzuführen
sein, daß selbst im späteren Mittelalter die jüngere Auffassung die
Erinnerung an das ältere Verhältniß nicht ganz zu verdrängen im
Stande war.
Dieter hält auch die Auffassung des Nibelungenliedes, nach wel-
cher Etzel Hagen heimsandte und nur Walther mit Hildegunde ent-
rann (Nib. B. 1756) für älter als die Ekkehards, und zwar weil die
Darstellung von Hagens Rückkehr in die Heimat in dem lateinischen
Epos am wenigsten befriedige, als ob die Erzeugnisse der Kunstpoesie
sich durch mangelhafte Darstellung von den volksmäßigen Gedichten
unterschieden. Ob Günthers Zinsverweigerung Folgen hatte, ob Attila
den flüchtigen Hagen verfolgen ließ u. s. w. (vergl. Dieter S. 161),
danach haben wir Ekkehard nicht zu fragen. Für dergleichen Ab-
schweifungen war in der knappen Schilderung von Walthers und
Hildegundens Flucht kein Raum; ist der Dichter doch, nachdem er
das Ende des furchtbaren Kampfes und die glückliche Rettung des
Paares geschildert hat, schnell zum Ende geeilt, ohne über die wei-
teren Reiseerlebnisse, die Ankunft und Aufnahme in der Heimat so-
wie die Hochzeitsfeier ausführlicher zu berichten. Die Antwort auf
Dieters Frage, warum Walther und Hildegunde sich Hagen bei dessen
Entweichung nicht angeschlossen hätten, ergibt sich aus den bei Ekke-
hard geschilderten Verhältnissen. Hagen ist aus Furcht vor der Rache
der Hunnen sofort nach dem EintreflFen der Nachricht von Günthers
Zinsveru'eigerung flüchtig geworden:
V. 119 „Hoc ubi jam primum Hagano cognoverat exul,
Nocte fugam molitur."
Walther und Hildegunde hatten es nicht so eihg; auch würde die
gleichzeitige Flucht aller drei Geiseln sicher eher an den Tag ge-
kommen sein als die alleinige Entweichung Hagens, dessen Abwesen-
heit der zurückbleibende Walther leicht so lange bemänteln konnte,
bis der Freund einen großen Vorsprung gewonnen hatte. Da ferner
Walther wohl nicht oft Gelegenheit fand, Hildegunde ohne Zeugen
3g L. FRÄNKEL, ZU W. HAUFFS ABNER.
ZU sprechen und die gemeinsame Flucht viele Vorbereitungen erfor-
derte (vergl. V. 261 ff.), so muÜte Walther schon aus diesen Gründen
die Ausführung seiner Pläne (V. 144) auf eine spätere Zeit ver-
schieben.
Der wohlmotivierten Flucht Hagens in der lateinischen Dichtung
steht die unmotivierte Entlassung des Geisels im Nibelungenliede
gegenüber, dem sich das aus dem 13. Jahrhundert stammende mhd.
Gedicht angeschlossen zu haben scheint (vergl. über die betr. Frag-
mente Heinzel a. a. O. S. 13 ff.). Ich halte es für unzweifeliiaft, daß
die letztgedachte Gestaltung der Sage die jüngere ist. Die Werbung
Etzels um die Hand Kriemhildens bei den königlichen Brüdern hat
ein friedliches Verhältnis zwischen Hunnen und Burgunden zur Vor-
aussetzung. Von Abfall und Zinsverweigerung Günthers, von irgend
einer Veranlassung zu verhaltenem Groll ist im Nibelungenliede nir-
gends die Rede und durfte auch nicht die Rede sein, denn lediglich
die Rachsucht Kriemhildens mußte den Kampf zwischen den beiden
befreundeten Völkern heraufbeschwören und den Untergang der Worm-
ser Helden herbeiführen. Wenn aber der Dichter den in der Walther-
sage überlieferten Abfall König Günthers nicht erwähnen durfte, so
ergab sich daraus , daß auch die mit demselben in Zusammenhang
stehende Flucht Hagens in eine freiwillige Entlassung umgeändert
werden mußte, wenn in dem Gedichte frühere Beziehungen Hagens
zum Hunnenherrscher berührt wurden.
WEIMAR, im Juli 1891. HERMANN ALTIIOF.
ZU W. HAUFFS „ABNER".
(Nachtrag zu Germania XXXVI, 310.)
Die mir unbekannt gebliebene Vorlage Wilhelm Hauffs zu seinem
Märchen ,.Abner der Jude, der nichts gesehen hat", ist, worauf mich S. Szama-
tolski in Berlin freundlich aufmerksam macht, Voltaire, Zadig, chap. III
('Le cliien et le cheval), und zwar hat der schwäbische Erzähler zum
größten Theile wörtlich übersetzt. Voltaire hinwiederum geht auf eine aus
dem Italienischen abgeleitete französische Version zurück ; der Stoff findet
sich übrigens bereits in 'Tausend und Eine Nacht'. Alles Nähere gibt
W. Seele, Voltaires Roman Zadig, ou la destince. Eine Quellenforschung
(Dissertation. Leipzig, G. Fock, 1891).
LEIPZIG. LUDWIG FRÄNKEL.
F. LAUCHEKT. STKA8SHURGER BRUCHSTÜCK etc. 93
STRASSBURGER BRUCHSTÜCK DES WILHELM
VON ÖSTERREICH.
Die kais. Universitäts- und Landesbibliothek in Straßburg be-
sitzt zwei zusammenhängende Blätter einer Handschrift von Johanns
von Würzburg Wilhelm von Osterreich, die einem Einbände ent-
nommen sind. Das Bruchstück bietet zwei Stellen aus der Partie des
Gedichtes, wo Parklise zuerst auftritt; dazwischen fehlen die inneren
Blätter der Lage. Es ist eine Pergamenthandschrift, wohl noch aus
dem 14. Jahrhundert, zweispaltig, die Spalte zu 32 Zeilen. Die An-
fangsbuchstaben von Abschnitten sind roth oder blau gemalt. Der
folgende Abdruck gibt den Text buchstäblich wieder, nur mit Auf-
lösung der Abkürzungen; Herr Prof. Barack hatte die Freundlichkeit,
mir dazu seine eigene Abschrift zu überlassen. Dazu habe ich die
Gothaer Handschrift verglichen und die bemerkenswerthen Varianten
der letzteren unter dem Texte beigefügt, mit Ausnahme bloß ortho-
graphischer Verschiedenheiten und mundartlicher Abweichungen im
Vocalismus. Ebenso ist das am äußeren Rande des ersten Blattes
Weggeschnittene aus der Gothaer Handschrift ergänzt.
Der Vocalismus unserer Handschrift weist deutlich auf mittel-
deutsche Herkunft. Wir haben hier vor Allem die Form sal 2" 1, 26;
sah 1* 1, 5. Ferner a für oberd. o in ader P 1, 14; 1* 2, 9. o für a:
docht er 2" 2, 2; noch V' 2, 17. i für e: hirzoge 2* 2, 7; ferner in der
Form iz Y 1, 24; V 1, 22 {ez ^ 2, 9). e für i: ich sehe P 2, 7. Ver-
meidung des Umlauts von u. e für ae: icere : sioere V 2, 25 f. ie für i:
hie 1* 1, 29; ez sie 1* 2, 9. ö statt des Umlauts oe. ü für iu (einmal
im Reime eu: leute : verneute 1* 1, 12 f.), uo (mit Ausnahmen) und üe
{zefuren : ruren l^ 2, 9 f.). Sonst zu bemerken: ie für i: siehet, wieder,
friede, au für ou: betraug, schamcen : frauwen. eu für öu: freuden.
Was das Verhältniß zur Gothaer Handschrift betrifft, so ist
unser Text insofern incorrecter, als er einige sinnstörende Fehler
enthält, die aus jener ihre Berichtigung finden. Bemerkenswerth ist,
daß in dem kurzen Stücke mehrmals lo für ?; verschrieben ist: 1"
1, 24 loirt für vert, P 1, 32 icarn für varn, 2* 1, 8 geioalt für geväU,
21 loani für varn\ umgekehrt P 2, 9 vinde für winde. Ausgefallen ist
ein Vers nach P 1, 27, während wir anderseits einen Vers haben
(2^ 2, 10), der in G. fehlt. Daneben finden sich andere Varianten,
die Beachtung verdienen, wie P 1, 19 f. Ferner hat unser Text nicht
40
F. LAUCHERT
die Eigenthümlichkeit des Gothaer, ein e abzuwerfen oder auszu-
stoßen, wodurch in G. häufig das Metrum gestört wird; vgl. l** 1, 11;
2" 1, 14; 2'' 2, 3; in den Reimworten z. B. 1'^ 2, 9 f.; 27 f.; 2M, 1 f.
3 f. Im Übrigen läßt sich der relative Werth der aus unserem Bruch-
stück gewonnenen Varianten für die Textkritik der betreffenden Par-
tien natürlich ohne Vergleichung der anderen Handschriften nicht
entscheiden , was die Sache eines etwaigen künftigen Herausgebers
des Gedichtes sein wird.
STKASSBURG. F. LAUCHERT.
Bl. r, Sp. 1.
Vnde im daz ere gehütet^)
Daz er mit tihtes vnder bint
Bescheidet die sin wert sint
Mit kluger rede lere
5 Der sals nu haben vnere
Daz er hie vor die werden
Daz man sie het vf erden
Als die propheten hie vor
Die lute kerent nu die or
1 0 Da von mit der gehorde
Wer äffen mit der torde
Mit sinnen claffen leute
Man wil nu gar verneute
Die die da singen ader sagen
1 5 Da von man laster schände tragen
Siehet durch der laster sinne
Sie haszent der zuht vnminne
Vnd mag ich doch gelaszen niht'*)
Ich muz den werden min getiht,
20 Teilen mit ist iz niht gut
Doch weiz ich wol swaz edel müt
Ist der nimmet vnd nimet den
willen min
Swa aber die tugent losen sin
Den wirt iz durch der oren tor
25 Als die stimme in berges kor
Den schal wieder giltet
Sus er mine rede schiltet
Vnd moset mir den wizzen kern
Hie bie nu zuhtig man lern
ÖO Daz du die selben fliehest
Vnd din sinne zu den ziehest
Die tugent vnd ere minnen
Sp. 2.
So laze mich [got gewinnen]
Die freude die da [niht zergat]
Der tufel verkerere[n hat]
Bereit ein lesterliche[s bat]
5 Habe tugent lieb daz i[8t min rat]
Der rede moht ich [niht enbern]
Want ich sehe zu[ht vnd ere gern]
Swie ich ir selber doch n[iht en-
han]
Ez sie frauwe ader [man]
10 Swaz gerne höret von [tugenden
lesen]
Dem muz ich deste holde[r wesen]
Hie mit wil ich die r[ede lan]
Vnd aber griffen ein a[nder an]
Die abenture sit sie [mich]
15 Daz zu er kos dar vm[m wil ich]
Durch die bösen ez ni[ht lan]
Swie lutzel ich der tuge[nt kan
Sp. \, Z. 1 vnd. er. 2 tihten^. 6 daz ert. 9 daz or. 10 dervon.
11 /. wafen was der torde j mit sim claftVn lute. 14 die die singen. 16 siht
durch der selben sinne. 19/. ez muzz... | getailt mit werden. 21 waz.
22 der nimt den willen min. 24 der vert ez. 25 stimm. 27 min rede.
28 maset. 29 hie bi zucbtic man nu lern,
Sp. 2, Z 1 lazz. 5 bab. 7 wan ich sih. 8 selbe. 10 gern bort.
13 vnd aber ain ander grifen an. 15 dar zu. 17 ir tugent.
») Gothaer Ha. S. 287, Sp. 2, Z. 24.
=) Gotha S. 288, Sp. 1.
STKASSBURGER BRUCHSTUCK DES WILHELM VON ÖSTERREICH. 41
Gesagen noch ir wirde[kait]
Doch ist min tvmmer si[n berait]
20 Dar zu mit siner mu[gent]
Durch willen aller tvg[ent]
Ilie vor ein wiser m[aister was]
An eim alten buc[h ich las]
Er was geheizen dede[lus]
25 Gelesen han ich von im [sus]
Daz er in nigroraanc[ie was] ')
Der beste für war wi8z[et daz]
Der einer ie vf erden [wart]
Der het ein svn vnd [ain tohter zart]
30 Die was [daz schönst bilde]
Daz sit [in ainem Schilde]
Furt [der kimc von sorbiait]
Bl. l^ Sp. 1.
[ainen grifen sie] reit
[in swelch la]nt sie wolte
[vliegend] der vf ime dolte
[Wan sin] von lügende hatte erzogen
5 [dedelus si]e niht betrogen
[Het mit] der schwarzen buche kunst
[auch het si]e von ir schone die
gunst
[Daz man si]e minnete swa sie was
[von ainer] künigin ich las
1 0 [Div hiez cri]spin von belgalgan
[der was i]r dienest vnder tan
[Vnd was i]r gesinde
[nieman] was sa geswinde
[Daz er mojhte vz ir riehen kummen
1 5 [vngevlogjen han ich vernummen
[Da von het di]e iuncfrauwe wert
[div den gr]iffen für ein pfert
[Rait swar] sie in hin hiez
[senftic]lich er nieder liez
20 [Swen]ne sie wolt zur erden
[ich sait iv] von der werden
[Wol wunde]rs vil sa wurde iz zu
lang
[ir grife]n ein tufel vor swang
[In aines] griffen gestalt
25 [er schain] als ein zuhter alt
[Da von der] griffe nach im flueg
[an der zu]ht er in betraug
[Er wand er het in vz gebrut]
[er tet als no]ch manig vogel tut
30 [Der sinem vater] fluget nach
[Swa der ivncvravn hin] was gach
[Dar hiez si vor den tivuel] warn
[kainen weg getorst er sp]arn
Bl. l^ Sp. 2.
Vor der kunst die sie kvnde '^)
Sie was in der selben stvnde
Von nygromancie die beste erkant
Die man vnder dem hymmel vant
5 Ir name was parklyse
Sie was schone vnd wise
Daz har was ir geflöhten
Gulden gevar ir mohten
Die vinde iz wol zu füren
1 0 Swanne sich der griffe rureu
Mit sime gefider in lüften wart
Ir gewant was nach kunglicher art
Geworht vz einem larikant
Manig richer stein dar vz erkant
15 Det siner tugent schin
Sus quam parklise pfin
Gevarn gegen frigia
Der tufel daz(?) ir tet kunt daz da
Solte sin ein groszer strit
20 Dar vmbe sie da zu der selben zit
18 nah. 23 ainem. 27 best.
Bl. 1^, Sp, 1, Z. 2 weit. 3 ers vf im dolt. 4 von tugenden het. 7 von
ir schon. 8 minnet. 9 kunginne. 11 dienst. 12 ingesinde. 14 vz dem
riebe kernen. 16 ivncfrawen. 19 er si nider ließ. 20 zu der. 22 so wurd
ez ze lanc. 23 der tivuel vorswanc. 26 grif. 28 fehlt in 8(7: 32 vain.
Bl. 1", Sp. 2, Z. 2 zu der. 3 div best. 6 schon. 9 winde. /. zefiiru :
rurn. 11 mit sim. 13 vz aim. 14 bekant 18 tet ir kunt. 19 wolt
sin. 20 (da. fehlt).
») Gotha S. 288, Sp. 2.
') Gotha S. 289», Sp. 1.
42
F. LAUCHERT
Was kvmmen dar durch schauwen
Sie hetten gerne ir frauwen
Erloset von des tufels svn
Sie wolte spehen ob sa frvm
25 Da kein ritter were
Der irre frauwen swere
Zur störte vnde sie erloste
Noch dem selben tröste
Was parklyse dar gevarn
30 Sie wiste wol daz zu beiden scbarn
Die besten quemen die in der werlt
Moht gehan da von daz velt
151. 2% Rp. 1«).
Wie er ir helfen mohte
Swaz im zu tvne dohte
Dez lide er durch sie gerne
Venus der minne sterne
5 Riht sich da sie wart geborn
Die natur hat vz erkorn
Sie ist nach dem wünsche gema[It]
An ir hat niht gewalt
Swem glücke git ir minne
10 Vzzen schone vnde inne
Ist sie wol gelutert
Gepolieret vnd getutert
Daz ir wiplich genuht
Guzzet kraft in menlich ruht
15 In ir wiplich truwe
Von dines herzen ruwe
Erkentes du sie als ich
Hie mit wil ich dem hohesten dich
Empfelhen waz wilt tv tvn
20 Got gebe dir friede vnd svn
Ich wil warn des ist zit
Miner frauwen ding sa lit
Daz sie noch mir erlanget
Ir herze iamer dränget
25 Daz ir kleine wipheit
Sal tragen die herzenleit
Von einer solchen freise
Ach got vnd solt die reise
Ymmer gepfaden zu ir
[Wizze daz so lieb mir]
Geschehe in dieser werlte niht
Kent sie dich vnd din siht
Sp. 2.
Als ich sie von
30
Ez wer ir tot
dir han
nvmen] ')
mohtestu
kvme[n]
niht
Zu ir anegesihte
Din ritterliche geschihte
5 Muze dich noch wisen dar
Sa wirdestu freuden erst gewar
Der iunge hirzoge sprach
Geherete mir ist vngemaht
Daz ir mich hat vor einen zagen
10 Ich getar die abenture iagen
In den tot durch eine maget
Der herze vnd sinne nie versaget
Dienest in ritterlichen mut
Auch hat ir truwe sich behut
15 Gen mir ane masen meil
Hette ich tusent libe teil
Daz zu swaz altissimus
le geschuf daz muste alsus
22 si het gern. 24 si wolt spehn, 26 ir vr. 27 zerstört vnd sie er
lost. 28 trost. 30 si west wol. 31 /. kamen die div weit f moht gehan.
Bl. 2% Sp. \, Z. \ gehelfen moht.
4 Stern. 6 hat si vzerkorn. 8 gevalt
gelutert. 12 gepoliert. 14 givzzt.
21 varn. 23 belanget. 24 hertz.
geriehen. 31 in dirre weit. 32 din sit.
Sp. 2, Z. 1 [vernumen] (venoischt).
schiebt. 5 muzz dich wisen noch dar.
anentur iagen. 11 magt. 12 hertz. versagt
18 must.
2 zu tunn toht. 3 lith er . . . gern.
9 gelncke. 10 schon vnd. 11 so
16 wser dins h. r. 20 geh dir vrid.
28 scholt din raiste. F. 30 ganz ah-
2 niühtstu. 3 angesihte. 4 ge-
6 wirstu. 8 gehertiv. 10 tar die
13 dienst. 16 het ich. 17 dar zu.
•) Gotha 296% Sp. 1, Z. 9.
») G. Sp. 2.
STRASSBURGER BRUCHSTÜCK DES WILHELM VON ÖSTERREICH. 43
Durch sie sterben willeclich
'20 Ach ach aglye solt ich dich
Ymmer me gesehen an
In im ir minne sa ser empran
Er was nahen verscheiden
Da er dath an ir leiden
25 Ruwelich beswerde
Herre got der werde
Schrei er mit suftzen großen
Man moht da hören bozzen
Daz herze in der vorbruste
30 Sus twungen in gehiste
Daz sin menlicher schin
Wart verwandelt von der pIn
Bl. •2\ Sp. 1.
Doch treip er iz taugen
Parklise sprach min äugen
Hant wol an dir erkant
Daz du bist in ir liebe ermant
5 Gehabe dich ritterliche
Ich weiz din wirde riehen
Wirt sit du hast willen
Daz du din herze wilt billen
Mit menlichem mute
10 Die kusche zarte gute')
Mag dich wol ergeszen
Ob dich hie truwen lezzen
Kan noch iren truwen
Min frauwe diner ruwen
1 5 Kan dir wol entstricken
Ir wiplichez schicken
Sencket sa herzen
Daz ez vm mutes sraerzen
Vnd [v]remde liebe sweinet
20 Gen swem sie sich ver einet
Der hat den wünsch vf erden
Hoch gedinge die werden
Freuwet nu gehabe dich wol
Dine herzenlichen dol
25 Werdent dir verwandelt
Ob dich ir wipheit handelt
Kein wandel nieman bieten
Mir kan des ich mich nieten
Wolle in miner irrekeit
30 Ich wil der kuschen herzeleit
Truten vor wollust
Mins herzen höhest gelust
Sp. -2.
Gescheidet nummer sich von ir
Docht er swie ich ir doch empir
Doch hat min sele von ir trost
Got helf ir daz sie werde erlost
5 Schier vz herzen leide
Ach lebendiger scheide
Daz du mich niht kanst sterben
Vnd mich doch kanst enterben
Der reinsten fruht der ie wart
1 0 Von ir kerter (er) sine vart
Hin durch duz wilde geruwe
Vnselde muz uch schuhe
Des wünschet uch min gemute
Der boheste uch behüte
15 Habent quecken mut verzaget niht
Ywer wirdekeit man wirden siht
Mit lobe in lüften noch falken gir
Hie mit gip din vrlob mir
Gedriet in einem stränge
20 Vnd auch in dri gange
legelich teil gewaltig
Vnd doch ein valtig
20 schol. 23 daz er nahen was verschaiden. 24 daht. 29 hertz.
vorbrust. 30 gelust.
Bl. 2^ /Si>. 1, Z. 3 habent.. 5 gehab. 8 hertz. 9 müt. 10 div zart
kusche gut. 11 ergetzen. 12 triwe. 13 im. 15 kan dir noch. 16 wiplich.
17 sincket so ze hertzen. 18 vnmutes. 20 wem. 23 gehab. 29 welle.
30 hertzen lait. 31 für wol nilst. 32 mines hertzen hoch gelust.
Sp. 2, Z. 1 geschaident. 2 doch ir enbir. 3 sei. 4 werd. 9 div ie
wart. 10 fehlt in G. 11 hie durch daz wilt geruhe. 12 muzz. 13 wünscht,
gemut. 14 höhst, behiit. 15 habt kecken mut. 16 ivr. 17 mit lob in
luft. 21 ieglich.
') Gotha S. 297, Sp. 1,
44 K. BORINSKI
Puncte in einem cirkel Des drilich sich doch vnder
Vnd ein ewig wirkel Vnd in der maget waramen vielt
25 Sin selbes vnd daz von im gat 30 Die sin geist waz vnd doch wiell
Des alten iunges geistes hat Sines hohen ceptres
Gewundert alle wunder In dem selben da ers
25 sia selbs. 26 iviigen. 28 dest. 29 magt. 30 geschaft. 32 in
im selben.
EINE ÄLTERE DEUTSCHE BEARBEITUNG VON
ROBERT LE DIABLE.
Bei dem Interesse, welches die nachfolgende, bislang einzige
ältere deutsche Bearbeitung der auf romanischem Gebiete so bedeut-
samen und verbreiteten Robertsage bietet, haben wir geglaubt, sie
ganz mittheilen zu müssen trotz ihrer meist inhaltsleeren Breiten und
ihrer weniger epischen als geschwätzigen und unfruchtbaren Tauto-
logien. Ein Künstler war der Mönch nicht, dessen Arbeit wahr-
scheinlich den beiden bairischen Schreibern aus dem 15. Jahrh. vor-
gelegen hat, welche die für sie jedenfalls höchst eindrucksvolle und
unterhaltende Novelle als schmackhafte Zukost ihren Legendaren hin-
zufügten. Cgm. Mon. 537 (A), ein kalendarisch geordnetes Martyro-
logium, das durch seine völlig gleiche Einrichtung sich als Schluß
(es bringt die Monate September — December) des Cgm. 535 mit den
vier ersten Monaten erweist, ohne daß der zugehörige zweite mittlere
Theil auffindbar wäre, ist eine schön miniirte kalligraphische Leistung,
durchweg von einer Hand (stellenweise auf Pergament) geschrieben.
Das sehr sorgfältige kalendarische Register verweist am Schluß mit
besonderer Betonung auf unsere den Band beschließende Geschichte:
„Item wer ein schonen leigend vnd ystori wil lesen von einem kunig
von franckenreich dy in dem collender nicht beschriben ist, der such
es an dem plat . . . CCCCLV plat." Cgm. Mon. 539 (B), viel weniger
umfangreich, als 'ein passional vö fremde heilHge' bezeichnet, ist
dagegen von mehreren Händen stellenweise so barbarisch geschrieben,
als ob sich hier nur ein dazu verurtheilter Pönitentiar mit seinem
Pensum abfinde. Die Einrichtung ist nicht kalendarisch, sondern
durchaus zufällig, wie sich dies schon in dem ungeordneten Register
spiegelt. Überdies fehlen einige Blätter (desunt aliqua [6] folia) be-
reits seit der Neupaginierung des Codex, die daher von der alten
differiert. Diese alte Paginierung beweist übrigens, was ein Blick auf
Handschrift, Lagen und Register bestätigt, daß der letzte, unsere Ge-
EINE ÄLTERE DEFTPCHE BEAKBEITUNC! etc. 45
schichte mit enthaltende Theil von circa 4U Blättern hinzugekommen
ist. Denn die Paginierung des Codex ist durchwegs schwarz, die
des hinzugebundenen Theiles roth und von einer falschen neuen
Ziffer (OCLXXII an CCLXXVI) ausgehend. Die Handschrift in die-
sem Theile und dem bez. Zusatz im Register weicht insofern radical
ab, als sie anzeigt, daß ihre schmalen, länglichen, zarten und in ihrer
Unbeholfenheit doch sauberen Buchstaben von einer Schreiberin her-
rühren. Den weiblichen Charakter könnte man hier auch in der Wahl
des interessanteren Inhalts (Kaiser Karel, Vorwiegen von Ritterlegen-
den), sowie ganz besonders in einer Eigenthümlichkeit der Text-
variation (von dem liben, liben heiligen St. Cirillus 282 b. vbel , vbel
leben s. u. 47, 15. der arme, arme pusser s. 55, 22 u. dgl.) leicht
herauserkennen. Das zugehörige, ganz durcheinandergeworfene Zusatz-
register weist übrigens auf Stücke (von den 60 rittern, von St. Satur-
ninus), die nicht darin enthalten sind. Ferner stellt dies Register
unsere Geschichte, zugleich mit (jedoch nach) der vom heiligen David,
gleichfalls an den Schluß, obwohl sie nach Lage und Paginierung
den Anfang bildet, wobei aber zu beachten, daß die beiden Erzäh-
lungen gerade eine Lage für sich bilden. Wie wenig Sorgfalt auf
den Codex verwendet worden, beweist die namentlich im Haupttheile
sehr oberflächliche, partienweise ganz fehlende Rubricierung, während
in A die Rubricierung überreich und z. B. in unserer Geschichte in
Bezug auf die Abschnitte sehr sorgfältig ist. Diese Abschnittszeichen
(tjl rubr.) kennt B nicht, die Rubricierung beschränkt sich hier auf
Titel und oft nur auf wesentliche Namen sowie heilige Worte.
Die Sprache zeigt die bairischen Eigenthümlichkeiten mitunter
recht ausgeprägt. Das durchgehende p im Anlaut {pusser, pat), die
einheitliche Aussprache von d und i, die zu Erweichung der Tenuis
im Anlaut führt {det, dot), aber auch gelegentliche Bewahrung echten
t's {hunten) , ja mehrmals in B das charakteristische b für to im
Anlaut (B. Gr. §. 124 kurtzbeil, unbaren, albegen) seien für den Consonan-
tismus; au für a (laug vgl. B. Gr. §. 71), das allbekannte ai für ei
[niainten, gelaidiget etc.), ei für e (leigend), die Neigung o zu « zu ver-
dumpfen {geluhmiss, sc/tuns, sulch, kumen ptc, genumen) seien für den
Vocalismus angeführt. Widerstand gegen die Bezeichnung des Umlauts
ist bei allen Vocalen bemerkbar, das Suffix nuss sowie bairische
Specifica in der W^ortbildung, das bekannte vieldeutige resch (roescli),
strunzel (Lanzeusplitter vgl. B, W. aus Cgm. 537) fehlen nicht. Gleich-
wohl findet sich gelegentlich auch noch in A, wo die neue Vocali-
sation sonst schon ganz fest ist, noch ein altes i {strit), häufiger noch
46 K. BORINSKI
in B, wo auch noch der alte Anlaut in schobt vielfach durchgeführt
ist. Auch sonst haben A und B Besonderheiten ; A zeichnet das
häufigere Auftreten von Svarabhakti zwischen r -\- Lab. (vgl. Holtz-
mann Gr. I. 1. 319) aus {arem, paremherzig, beschirem), B liebt um-
gekehrt Synkope von Vocalen {hing u. dgl.), ferner hat es eine
cigenthümliche durchgehende Neigung zur graphischen Trennung der
gewöhnlichsten und einfachsten Vorsilben vom Stamm und der Wort-
zusammensetzungen überhaupt. In der Orthographie im engeren Sinne
zeigt sich A namentlich in der durchgeführten Consonantendoppelung
(vgl. Kluge, von Luther bis Lessing s. 2\ Wülcker, Germania 28,
195) viel einheitlicher, als das mitunter sinntrübend unbeholfene B.
Die Zusammenwerfung von s und ss (vgl. Wülcker a. a. O. 201) ist
beiden gemein , im Einzelnen zeigt sich aber auch hierin zwischen
beiden Hss. keine Übereinstimmung. Die Abhängigkeit der Hss. von-
einander (und nicht von einer gemeinsamen Vorlage) läßt sich daher
nicht mit Sicherheit behaupten. Daß zwar, s. u. 54, 38, übereinstimmend
das Verbum (weisen) fehlt, ist auffallend genug. Denn daß von zwei
Abschreibern einer Vorlage nicht einer auf die naheliegende Ergänzung
hätte kommen sollen, ist allerdings weniger wahrscheinlich, als dalJ
vielmehr einer vom andern die Lücke herübernimmt.
Interpunctiou habe ich in einer, wesentlich litterarhistorischen
Zwecken dienenden Ausgabe hinzufügen zu müssen geglaubt. Die
Markierung der Abschnitte folgt den bereits angedeuteten Rubricie-
rungen von A. Die Abweichungen in B sind unten vollzählig auf-
geführt; des Abschrifts Verhältnisses wegen auch die rein graphischen.
Nu vecht sich an gar ein schon Istoria die lustig zuhören ist,
An den zeitn do was el kunig des lanndes franckereich der het
iiiht erbn das was im gar leit vmb das sei herschafft kumen seit an
fremd erben. Do sein weip dy kuuigynn vernam das sich der kunig ser
5 betrübet vmb das er keine erben moht gehabil zu seinem lanude, do
vil sie auch in betrupnuss vnd besorget der fursst wurd ir vngnedig
von sulcher sach wegen dass sy jm keinen erben pracht. Darvmb so
pat sie got vn det uil gelubde das er ir ein erben gebe vnd do das
alles niht enhalff das sy keinen erben mocht enpfahen vö jrem hern
1 0 do det sie als ein verzagtes weip die da verzaget au der genad gotz
vnd rufet an den teufel vmb einö erbn. Do geschach das got dem teufel
verhengtt vö sulcher verzweifelüg [wegen] das dy kuniginn swang' wart
eines kindes vnd do die zeit kam do gepar die fraw einen son. Des
kindes wart der kunig vnd alles sein volk gar fro vnd das kint wart
1 Istorie. 3 In landes. 3 scholt. 4 fraw die kunig. 6 vngendig
7 .solcher. 8 gelube. er fehlt. einem. 10 verzagt. gotes. 12 [ ] Rand
vrgämzvrtg. V\\u\r;. 14 Unnig gar fro vnrl ah sein volk.
EINE ÄLTERE DEUTSCHE BEARBEITUNG etc. 47
in grosser hut bewart. Aber das kint det nah sein' art als jm dann zu-
gehört vnd angeporen was vii wie gutlich mä jin det das haltf alles
niht, sunder es schrei tag vnd nacht das nymät kein rwe bey jm moht
gehaben. V nddo das kint wart das jm dy zene wurden her für gen, do
5 peyss es der Ammen dy wartzeln ab von jren prusten , das kein fraw
das kint niht mer wolt muttern. Vnd do das kint käme zu vir oder zu
funff jaren das es wart reden do hub es an zu fluchen vnd zu schelltn,
das nyraant kein gut wort vö jm vernam. Darzu so moht mä das kint
niht geleren, das es wollt peten oder got anruÖ:en wollt. Vnd wenn mä
10 anderen kint zu jm liss durch kurtzweil, so wurden sie alwegen von jm
geleidiget das erwerge lewt jre kint jre kint niht zu jm woltn (g) lassfi gen.
Do nu das kint also aufwüchse das es kam zu sein jaren, do starb
sein vater der kunig von franckenreich. Alzuhant do vnterzohe sich der
jung fürst des kunigreichs vnd regiret das also das aller menichlichen
15 sein lop [ubelj preiset vnd wes er mit den lewten began es wer im
schimpf oder in ernst so würden allzeit dy lewt vö jm beschediget.
Auch so geschähe alwege wo es sich fuget das er wolt zu schimptflichii
sachn reitn, es wer zu steche oder durniren od' zu tentzn so stiss er
de lewten arem vnd peyn ab. Was er dann an eine tantz so det er mit
20 den fi-awen des selbfi gleichen das jn all menschii wurdli meidn vii
vlihe, das nymät kein'ley kurtzweil mit jm wolt beginnen.
Nu geschah zu eiuö zeitn das ein grosser hoff wart aussgeruffet
yn dem laude zu fraukenreich. Zu de hoffe komö uil furstn vnd hein dy
dar zu besant vnd geladen wurdfi. Vnd do der jung kunig vü franken-
25 reich das ver nam das ein sulcher grosser hoff" ander'n herren verkündet
was vn heten in niht darzu berufi'et, das v'smehet jm gar ser vnd er
bereittet sich heimlichn vn kä auch ga' kostenlichn zu dem selbü hoffe.
Do das dy furstn vnd dy heril vername das der jüg kunig vö francken-
reich auch zu de hoffe küme was, do erschrackö sy gar ser vnd lissii
30 den hoffe wider ruften, das er ab ging, wann nymant wolt keinerley
kurtzweil nach Schimpfs mit jm beginnen. Des schämet sich der kunig
gar sere wann er verstand wol das , das es von seine schulden was.
Darvmb so beruftet er sein ret vnd sprach also : Ir seht vnd erkent wol
das der hoff vö meinen wege ist abgauge vh nymant wil keins schimpfs
35 mit mir beginnen. Das kumt von meine schulden, wann ich erkenn wol
das dy lewt alwege vö meine schimpf schaden nemen vnd enpfahii, das
doch wider meine willen geschiht vnd ist mir ein getrewes ieit. Darvmb
so beger ich von euch, das ir mir wollet sagen, wie ich mel lebe von
juget auf als ich von muter leib geporn pin herpracht hab, wan nymant
40 weiss pass daii ir wie mei lehn herkäme ist. Daruah do traten sein ret
zu sämen vnd antwurte de her'u mit rat vnd sprachn zu jm also: Her
2 gütlichen. 5 wertzel. 7 schelleteu. 9 got wolt aur. 10 andern,
kurtzbeil. 11 gelaidiget. 15 [ ] Runderg. von A vbel vbel. luten beging, er.
16 ersten. 17 so Jehlt. 19 arm od' peiu. t\ treiben. 24 junk. kiig Uanderg.
25 solch. ander. 26 nit. geladen. versmabet. 27 beraittet. selben fehlt.
31 schemet. er durclistrichen, kung. 33 rett. 34 ab gangen. schimp.
35 er kenn. 3ü albegeu. 40 her kumeu.
48 K BORINSKI
als ew' genad vö vns begert euch zu sagen wie ewer leben herkümen
sey als ir dan von muter leib geporen seit, also beger wir von ewern
genadfi ob wir euch sagen werdh , das ir dan vil leicht nit gern bore
werdet, das wir darvmb jn ewer vngenade niht vallen. Vnd do er in el
5 sulchs versprach das sie da vor gesichert were, do sagen sy jm alle
ding gar eigentlichn, wie er vö jugent her piss auf vnd als er daii vö
mut' leib geporen wart jn vntugenden gelebt het vnd was er begünen
het, das di lewt alwegen vö jm schaden empfingen vnd swerlichii ge-
leidiget wurdii. Aber vö was sachn vn schulden das geschehfi sei her',
10 des enwissen wir niht vu künen ewern genadfi da vö nihtz gesagen.
Sol ab' vmb sulch sach ymät wissen, da wert ir vnser frawen dy
kunigin ewer mut' vmb frage. Also schide d' fürst trawrig wider heim
vnd was gar vnmutig vn do er kom in sein purck, do er dan wonüg
het, do ging er zu stund zu sein' muter in ir gemach vnd was gar ernst-
15 haft vnd wolt sein swert vn sein geret nach sein' gewöheit niht vö jm
thun. Des het sein muter an jm niht gewont, darvmb so erschrak sie
gar ser, wail sy sähe vnd erkant wol, das der fürst vnmutig was vnd
ir vil dy sache ein, wie sie in vö der hilif des teuffels enpfange vnd
gepore het. Darvmb so was si in grossn sorge. Dar nah do hub der
20 jfig kunig an zu redn mit sein' mut' vnd sprach also : Muter du solt
mich einer sach berichten darvmb ich dich wil fragil. Das kan nymät
als wol getun als du , wann du pist mein muter vä hast mich zu der
werlt geporen. Nu han ich vernumen, wie das ich vö mein' jugent als
du mich geporn hast, ein poser mensch gewesen sein vnd han alwegö
25 ein teufelisch lebfi gefurt, also das ich kein gut ny hab muge gethan.
Vnd wes ich mit den lewten begonnen hab , so sei alwegen dy lewt vö
mir geleidiget vnd betrübt worden, das mir doch alzeit el getrewes leit
gewese ist. Aber vö wem ich das han, das enweiss ich niht vnd nymät
der kan mich sei als wol vnterrichten, als du mäht getan, wie meleu
30 sachn ist vnd was meschn ich pin, waü du hast mich gepore vnd hast
mich zu der werlt pracht. Darvmb so vnt'richt mich des ich dich ge-
fraget han. Nu was dy kunigin sei muter vö vorht wegen so ser er-
schracken das sy dem hern jre svn kein antwurt moht gebfi vnd sweig
still. Do das der kunig sähe do sprach er zu ir also : Muter hab kei
3.5 forht vnd er schrick niht! Du solt vö mir gesichert sein ob du mir
dy warheit sagest vn mich der sach bescheidest, darvmb ich dich ge-
fraget han. Do dy kuniginn sei mut' vernam, das sy vö jre son irs
lebens gesichert was, do wa't sy fro vnd kam wider zu ir selber, das
sie mocht geredn vnd saget jm alle ding wie sein vater in grosser
40 betrupn' was vmb das er keine erbe het vnd das sei reich dy fremdn
soltn besitzii. Darvmb so het sy angeruft got den her'n das er ir geb
3 wurden. 5 solch. for. 6 dinck. auf ausgestrichen und an den Rand
fjesitellt. B jugent auf piss her vnd. 7 vndugeiiten. begangen. 8 gelaidiget.
10 en wiss. niht sagen. 11 sag. 11 fragen {statt frawen). 15 gerecht. 16 dun.
gewant. der vmb. erschrack. 18 fil. 19 geporn. 20 scholt mir. 22 getan.
24 menchs. 24 sey. 26 begangen. 28 nit. .32. 33 ersclirocken. 37 kunig.
39 dinck. 41 an gernft.
EINE ÄLTERE DEUTSCHE BEARBEITUNG etc. 49
eine erbü vnd do si des vö got niht gewert wart do rufFet sie de posen
geist an. Do wart ich gewert vn gepar euch zu der werlt vii also ist
es mir mit euch ergägen.
Do der kunig sulche wort also vernä vö sein' mut', do erschrack
5 er ga' ser vnd sprach zu ir also: Muter, also vernym ich an deine
wortii das ich pin el kint vnd ein svn des teuflfels. Darvmb so wil ich
von dir gen vnd wil ein naht niht pleibii da ich dy andern pin als
lang, das ich furbass gotes kint geheissen werde vnd niht des teufeis
kint. Vnd er nam sein swert vö sein' seita vnd gab das sein' mut'
10 vnd sprach zu ir also: Nu vii beschirem del reich furbass selber, das
dut dir grosse not! Vnd er ging heimlich vH jr auss dem lande vii
verstellet sich mit fremden cleidn', das in nymant bekant vnd er kam
zu eine prister, vii peichtet sein sonde mit clag vnd rewe seins hertzii.
Aber der prister west in niht ausszurichtii vnd weiset in für eine
1.5 pischof. Do kam er für den pischoff vnd beclaget sich seiner svndn
mit heissn zeheren. Do der pischof seine wo't vernam , do dauht es in
gar ein fremde sach sein, der gleichn er vor niht mer vernüme het vnd
wesst sich darnuss niht zu richtii vnd weiset in für den pabest. Alzuh'U
do hub er sich auf vnd ging gen rom vnd kam für den pabest selber
20 vii peichtet sein svnde mit grosser jnnigkeit vnd rew seines hertzii.
Do d' pabest sulh fremd svnd ho't vnd vernam, do verstfld er sich niht
wie er in sollt aussrichtn vnd was er im zu puss solt setzii wann [es]
was sulcher sach vor niht mer für in kume vnd er sprach gar gutlichn
zu jm also: Liber svn, Es wonet ein einsidel hie pey vir meille jn
25 elem walde, der ist mel peichtvater vnd ist gar ein heiliger frümer
mensch. Zu dem ge vnd sag im das ich dich zu jm gesant hab vnd
peicht jm dein svnde, dy du begangen hast. Der wirt dich aussrichtn,
waü got der ist mit jm. Do wart der arem mensch ga' fro vnd kom in
den walt vnd vant den Einsidel, als jm daii der pabest gesaget het
30 vnd vnt'weiset, vnd uil für in nyder vii peichtet jm sein svnde mit grosser
rew. Do er sei peicht im volpraht het, do erschrack der Einsidel gar
ser vnd verstüd sich niht wie er den armen menschen solt aussrichten
vnd was er jm zu puss solt setzii. Vnd er sprach zu jm also: Liber
svn, ich wil morgent ein messe lesen vnd wil got den almechtigen pitii,
35 das er mir zu erkenen gebe, wie ich dich sulle aussrichtn, waü ich
sulcher dat vor niht mer gebort noch v'nüme hä , vii pei der messe
soltu morgent knyen vnd solt got pitii mit andaht, das er mir zu er-
kenne gebe , was ich dir vmb dein svnd zu puss setzii sull. Also trat
der heilig Einsidel fru über vnd lass ein messe mit grosser andaht vnd
40 pat got, das er jm zu erkennen gebe was er de arme menschü solt zu
puss gebn für sein svnde. Vnd der arem mensch knyet pei der messe
7 gin. bei andern? 10 beschirm. fuipas. 13 rew. 16 zehern.
17 for. 18 dar auss. pabst. 19 kom. 20 seine. 21 pabst selber di.
22 scholt. zu fehlt. es aus der Correctur zu entnehmen. In B es gestrichen und er
(/eaelzt. 25 peicht vater. 30 vnter weist. vii. 31 rewe, vol prachte.
der schack. 34 al mechtigen. 36 solch', pey. 38 baz. 41 sunt. arm. pey
QEKMANIA. Nene Reihe. XXV. (XXXVII.) Jalirg. 4
50 K. BORINSKI
vH pade got das er jm wolt genad beweisen vmb sein svnde. Do nu
der einsidel dy messe volpraht het, do liss sich ein hant her ab durch
das geweile vii leget eint' pritf auf den althar, das het der arem süder
gesehn. Do nä d' einsidel den priff vnd lass in. An dem vand er ge-
5 schribn , das er de sunder solt zu puss setzn , das er sechs gantze jar
solt ungerett sein vnd solt mit nymät redn , als lang piss dass er wol
erkent das dy sechs jar aussgangen wern. Darnach stund an dem priflF,
das er auff seine pein vnd auf seine fuss niht solt tretten vnd solt
auch den himel mit bedachtem mut niht ansehn, svnder er solt krichfi
10 auf dem ertrieh als ein vihe. Darzu so sollt er kein'ley speiss esse noh
vö nymät nemo oder enpfahn , daii was er eine hunde mit seine munde
auss seine müde meht geneme. Das solt er tun als lang piss das dy
sechs jar vergangen were. Do der Einsidel dy grossri hertn pusse dy er
der arme svnd' solt setzii für sein svnde, vernam, do gewan er ein
1.5 gross mitleidn vnd leget sich für den althar vnd weinet gar jnniclichii
vn besorget sein natur di moht der hertn puss niht erleide. Vnd do er
also lang lag vnd gar jnniclichn weinet, do trat der svnder hinzu vnd
beruret den Einsidel vnd sprach also: Heiliger vater, ich han wol ge-
sehe, das ein hant eintl priff geleget hat auf den altar den ir habt
20 gelesen. Nu pit ich euch das ir mir sagen wolt, was an dem priff ge-
schribn stet. Do der einsidel das bort, das er das gotlich zeichn gesehe
hat, do wart er fro vnd stund auf vnd sprach zu de arem svnde also:
Liber svn, so dir got der her' sulche gnad getan vnd gebn hat dastu
seine wunderzeiche gesehii hast, so wil ich dir sagen, was mir got an
25 de priff verküdet hat, das ich dir zu puss sol setzii für dein svnde.
Vnd er saget jm was an de priffe geschribii [wer] stund vnd wart aber
gar jnnicliche weine. Do antwurt der svnder gar frolichn dem Einsidel
vnd sprach also: Heiliger vater dy puss dy mir got der almechtige hat
auf gesatzt für mein svnde, dy wil ich gern tun, waii ich weis vnd
30 erkenn wol, het ich dy puss nit mugen volpringe, der parmhertzig got
het mir ein sulch puss niht aufgesatzt. Darvmb so dancke ich got sein'
grossn paremhertzikeit, das er sulch genad an gelegt hat, das ich sein
kint sol geheissn werdii vnd niht mer ein kint des teufeis. Vnt er
schide sich mit grossn frewdn vü de Einsidel vnd kam vH [das] de [lant
35 gen j] einsprechii des heilige geistes in das lat gen pullen an des kunigs
hoff gen Napels. Do kroch er auf de ertreich als ein vihe vnd hub sei
äuge niht auff in den himel sunder sy stundn stetz ge der erdn , vnd
was man in fraget, so gab er nymät kein antwurt. Er nä auch vö ny-
mät keinerlei speise vnd wenn in wart hOgern , so kroch er zu den
40 hfidn vnd nfi ga' ebii war, wenn mä in das prot furwarff, das mä an des
1 pat. ' 2 vol praclit. 3 gewelbe. auff. altar. arm. 6 svlt. pis er.
7 prif. 10 fihe. so fehlt. 12 raohte ge nemen. ^12 pis die;. 13 puss.
14 dem. 15 mit leiden. altar. 16 besorgt. 17 wainet. 20 ewch.
22 armen sunder. 23 hat vnd geben. 24 wunder wunderzeichen. 25 ge \er
kündet. 26 [waj. 27 gar fehlt. 29 gesetzt. sund. 30 er kenne. vol
priugeu. 31 pus. auf gesatzt. 32 paimh. solch. sein sein. 34 grossen,
kom. 36 ertrieh. 38 fragt. 39 speiss. wen. 40 hauten. für warff.
EINE ÄLTERE DEUTSCHE BEARBEITUNG etc. 51
kuniges tische auf hub , so uil er mit den hunndä zu vnd nam in das
prote mit seine müde auss jren meulern. Das liss jm die hunde gar
gutlichii vnd begerth jm kein leit zu thun. Do das dy din' sahn, dy
den hundii zessen gaben, do ginge sy für de kunig vnd spraclin zu jm
5 also: Her' es ist ein [ritter?] narr kümö an ewern hoff, der hat ein
gewonheit, das ir des gleichn vö keinem toren niht mer vernümen habt.
Er wil mit nyraüt redfi, so kreucht er auf der erdfi als ein vihe, so
wil er auch nihtz essen daii was er den hundn mit seine müde geneme
mag. Do der kunig das also vernä vnd das sähe, do daucht er im {Corr.
10 esim) gar ein fremde sach vn befalh, das mä jm solt el heusslein machn
bei den hundii vrab das dy hund sein gewontn. Also mäht mä jm ein
heusslein zu den hundu vor der pvrg. Dy gewontu sein, dassic jm gut-
lichii lissii was er in mit seine müde geneme moht. Vnd weü er daii
gessii het, das er genück het, so kroch er wid' in sein heusslein. Das
15 lebe treib er etwi maniche tag an.
Nu geschah darnach zu einen zeitn das der kunig vö napels grossen
[crig?] crig vnd feintschafft gewan wider dy Turcken vnd dy vnglau-
bigen das er sich versprach eine streit mit in zu thun vnd stercket sich
mit grosser mäht wider sie. Vnd auf den tag als der streit solt ge-
20 schehen zwischii den cristglaubige vü de heidii, do wart ein engel vö
got gesant zu de heuslein , ju de der arü pusser lag pey den hunden
vnter der purge des kuniges vn praht dem ein schous weiss ross vnd
eine ritters gezeug, der daß zu eine streit gehört vnd leget den pusser
an vnd fürt in zu dem streit, das er de kunig solt helfen \Corr. herfen]
25 streitii wid' dy vnglaubige. Also sass er auf das ross vnd kam als mä
den streit wolt anhebn. Vnd er bestellet den streit vnd dy spitzli gar
weisslichii vnd gab dem volk gutii trost das sie manhaft wurde zii streitii.
Vnd er hub den streit an vnd was der forderst an de streit vnd mähet
dy heidii fluchtig, das der mererteil erslagen wart an der fluht. Vnd do
30 die cristä de streit also gewüne hetn vnd in wol vnd glucklichn gangen
hette, do kam der Engel gotes vn fürt den weissen ritter wider zu seine
heusslein, das vnt' des kunigs fessten stände pey den hundn vnd nä
den ritterszeug vnd das ross vnd zoh es vö danne.
Darnach do der kunig mit seine fursten vnd hern vfi mit seine
35 dinern, dy jm geholffen hetü, wider heim was küme mit grosse freuden
vnd jm glücklichen vn wol gangen het, do fraget meniclichn nach dem
weissen ritter, der den streit so weisslichn angefangen vii bestellet vnd
auch so ritterlichii gestritii het wer der wer gewesen vil wo er hin küme
1 kungs. hübe, vil. Lunten. 2 prot. mit dem. 3 gutlich. leide,
dun. 4 kung. 6 geleichen. torn. 7 auf dem eitliiich. 8 auch fehlt.
9 als [statt also). 10 befalhe. 12 purck. 12. 13 gutlich. 13 den.
li genuck. 15 etwen mangen. 16 dar nach. 17. 18 vngelaubigen. 18 zu
haben. sterckt. 19. 20 ge schehen. 20 cristen gelaub. 21 heusslein.
arm puser. 22 purck. schuus. 23 eines. 24 scholt. 24. 25 helffen streitten.
27 strost. streisten. 28 strit. foderst. machet. 29 merertail. 32 kunges
festen. 33 des. 34 heir. 35 haim. 33 gelucklich. er gangen. 37 meinc"
lichen. an gef. bestell. 39 gestritten. gewessen.
4
*
52 K. BORINSKI
wer. Do aprachü sie all : Wir habn in wol gesehen , das er gar men-
lichn vnd ritterlichn gestritä hat vnd hat die feind vnd dy vnglaubige
fluchtig machet mit seiner bestellung dy er det in dem streit. Vnd
wer er niht gewesen, so moht es vns so glucklichn niht sein ergangen
5 wider dy vngelaubigen. Vnd do nymät west wer der weiss ritt' was
gewesen vnd jn nymant bekante , do was der kunig gar leit, das er de
ritter, der jm zu sulchem streit so gar erlichn vnd ritterlichn geholffen
het, niht solt dancken vn soll jn darvmb begabn nah seine verdinö.
Darnach über das ander jar do stercktn sich dy turcke und dy
10 vnglaubige ab' mit grosser macht wider den kunig vö uapels vfi meintn
mit gewalt in sei lant zu zihii. Do das der cristenlich kunig vernam.
do besant er aber sei furste vnd sein hern vnd stercket sich wider dy
vnglaube vnd gepot aller meniclichc dy in den streit wurden zihn, ob
der weiss ritter jm zu hilff wider dy vnglaubigen aber küme wurde das
15 sy jm daii gehorsam vnd vntertenig were in dem streit vnd besund' so
läse vnd erweit der kunig auss seine volk vir vn zweintzig gar redlicher
manne, ob jm der weiss ritter [aber] aber zu dem streit zu hilflp kümen
wurde, das dy soltn besunder auf in warten vnd ob sy mit der hilffe
gotes ir feinde aber über wündii vnd das er daii aber wolt hin weck
20 reitn das sy in daii mit gewalt behiltn vnd das sy jm de ritter prechtn,
das er in moht erkenne vnd jm sulcher erlicher hilff, die er jm vnd der
heiligen cristenheit beweiset het moht gedanckn vnd vmb in mocht
verdine.
Also versprachn sich dy turken vnd dy vnglaubige aber eines Streites
25 zu thun mit cristenlichem kunig, vnd auf dy zeit als der streit aber solt
geschehn, do kam der engel gotz aber zu de areme pusser für sein heuss-
lein in dem er lag bei den hundn vn praht jm das weiss ross vnd den
kostenlichii ritt' zeug vnd det in an vnd fürt in zu dem streit dem
kunig vnd der heiligen cristenheit zu trost vn zu hilffe wider dy vn-
30 glaubigen. Vnd vmb dy zeit als mä den streit wolt anvahii do kam aber
der weiss ritter vnd bestellet den streit vnd dy spitzen gar ordenlichil
vn weisslichn, Do dy fursth vnd dy herfi den weisen ritt' ersahä das
er in ab' zu hillffe küme was , do wurden sie gar fro vnd waren seinen
reten gehorsam vnd was er sy hiss vnd mit in schicket, des was aller
35 meniclichc willig vnd fleissig zu thun vnd wurdn vö sein' anweissung
menlichn vnd gar willig zu steitn wider dy vnglaubigen. Also vinge
der weiss ritter aber den streit vnd was der forderst an der spitzii vn
rennet dy vnglaubige vö [der spitzen] einander das sy aber fluchtig vn
verzagt wurdii , das sy vö dem willen gotz vö dem cristenlichem volk
40 alzumal erslagen wurdn vnd gewüneu in ires laiides uil an.
4 nit gewessen, er gangen. 6 gewessen, jar. 7 solchem. 8 scholt.
scholt jm. 10 vö napeh fehlt. mainten. 11 ver nam. 12 dye. 13 vn-
gelawbigen. in streit. 14 wurd. 15 vnter denig. strit. 16 laz. er weit,
zwaintzig. 18 schölten. harten. 19 wunden. den. 22 moclit. 25 [zu]
eines str. dun. 26 geschenhen. 27 pey. 29 die. 30 anfaheu. 33 gleich-
falls hillffe. 34. 35 alle meniglichen. 36 jar. 39 gotes. 40 all zu mall,
gebünen.
EINE ÄLTERE DEUTSCHE BEARBEITUNG etc. 53
Do nu der streit zu gange vud gewünen was worden vn den crist-
glaubige, do hub sich der weiss ritter aber vö dannen. Des wurden dy
xxiiii menn' gewar [fro] , den von gepotz wege des kuniges ernstlichen
gepotn was, das sy auf den weissen ritter soltn warten vnd soltn in
5 bezwunge zu dem kunig pringe, das er in moht erkenne. Also ritil sy
in an vn hetii in gern behabt, als (jn) dan vö de kunig gepotn was.
Aber sei ross, das was so resche vnd so mehtig, das er sich von in
allen prach. Vnd ein' (auss in) der volget dem weissen ritter nach vnd
melt, er wolt das ross stechu mit de spisse, das er must pleibn. Also
10 stach er den ritter durch sein pein , das der spiss ab prach vnd dy
struntzel pleib jm stecken in de rechtii pein. Aber er entreyt in allen,
das sy in niht mochtn behaben vnd kam wider zu seine heusslein vnd
zoh sich auss. Do kam der engel gotes vnd fürt das ross vn de ritters-
zeuge mit jm hin. Darnach do nä der weiss ritter vnd der arem pusser
15 dy struntzel dy im dannoch in seine pein steckt vii zoch sie herauss
vii warff sie von jm hin vnd kroch wider in sein heuslein, in de er
stetz lag bey de hunden.
Nu het der kunig ein tocht', dy was ein stuiTijnn, das sy niht moht
geredn noch gehören, was raä von ir saget, dy het dise ding in der
20 purge irs vaters allers gesehn, wie der engel kom vii das ross vnd den
ritters zeug praht für das heusslein [vnd das ross vnd den ritterszeug
praht] vnd den arme pusser an leget vnd in auch wider auss halff zihn,
dy het auch dy struntzel dy de weissen ritter in dem pein was gestecket
da mit er gestochen was auf gehabii vnd het sy mit eine seidein tuch
25 vmb wundn vnd het sy mit fleiss behaltu. Aber sy moht dise dinck
nymät gesage noch offenpar gemachen. Do nu der streit also glucklichn
ergangen was vnd der vnglaubigen vnzellichen uil erslagen wordn von
den cristn, do wart de kunig gesaget wie das der weiss ritter ab' bei
in wer gewesen in dem streit aber so fursichtichlichin bestalt vnd auss-
30 geriht het vnd auch so menlichii mit sein seibs leib gestritii vnd ge-
fochte het das sy an in zu sulche glucklichn sachn niht hetii mugen
pringe.
Do der kunig dise ding also v'nam vnd das in der weiss ritter
aber entgangen was vnd in niht pracht hetn vnd das sy in also ver-
35 wunt hetn, do erschrack er gar ser vnd was jm zu mal leit vnd er liss
gepitn vnd aussrufiFen in allen sein lanndn, das aller meniclich soltil
suchn vnd fragen nah dem weissii ritt' der jm vnd der heiligen cristen-
heit zu sulchn erlichn streitii so ritterlichn geholffen het. Mit dem wolt
er sein laut vnd sein kunigreich teile vnd nach seine tode , so sollt er
1 jr. 1. 2 dem cristen glaubendigen. 3 potz. 4 schölten. 5 pey
bezwgen. 5 kung. mvcht. 8 auss in [allen prach] spätere Tilgung.
11 stecket. entran. 12 da. kom. 13 kom. 13. 14 des ritteres zeuge.
14 Dor nach. arm. 17 lang. de den. 18 stumyn. 19 dinck. 23 Sie.
dy fehlt. weisen. gesteckt. 24 seiden. 26 offen war. 27 er gangen,
vii. wurden, 28 kung. 29 bestelt het. 31 het zu. 33 dinck. 34. 35 ver-
wunt. 34 vnd in niht praht hinter verwunt heten. 35 er schrack. 36 aus
ruffen. mencklichen. 38 solchen. riterlichen. 39 kuuckreich. dot.
54
K. BORINSKI
den andern teil seines lanndes erbü, wan er kelen erbn niht enhet, der
das reich nacli seine tode moht verwesen. Das gepot kam aus vnd
erhal in weitn laiidii. Darvmb so det sich ein grafF auss vnd nam sich
an vnd gab für das er wer der weiss ritter der dem kunig von napels
fi geholffen het in dem streit wider dy vngelaubige. Vnd er het erforscht
vnd gar eigentlichr war gcniime, wi sich der weiss rither gehaltil het
in dem streit vnd wie er in sein rechts pein gestochen was worden vmb
das er in sein woitii vn in seiner für gab sinen glaubil gemachü mochte
vnd das er sulchc sach redlichn mocht für pringen, das er der selb
10 weiss ritter wer. Vnd dar vmb so liss er jm ein wüdn steche in sein
rechtz pein, da bey mä in moht erkenne dass er d' selb weiss ritter wer.
Auch so liss der selb graff kauflFe trewhundert weisse pferd vnd kleidet
sich vnd all sei diner in weisse cleid' vnd bereittet 20 sich gar kosten-
lichen, das er erlichn de kunig moht zu hoff küme.
15 Do das dem kunig gesaget vii enpotii wart, das der weiss ritter,
der im geholffen het zu streitfi wider dy vngelaubige, käme solt, do
wart er gar fro vnd liss jm gar costenliehe cleinat machen da mit er
in begabn wolt vnd er reit jm weit engegen vnd enpfing in mit grossen
eren vnd wirdikeit vnd det jm grosse zuht. Darnach do pat der gratf
20 den kunig das er sein rete sollt zu jme fordern, so wolt er jm offe-
paren -vnd kuntlichn machen, das er der selb weiss ritter wer der jm
in dem streit wider dy vnglaubigen geholffen het. Do das geschähe do
hub der graf an vnd saget de kunig vnd seine reten gar eigentlichn,
als er daü gelernt vnd erfarn het, wie es de weissen ritter ergägen was
25 jn dem streitt, das er der selb ritter wer Auch so liss er dy wüden
sehen die er jm het lassen stechii, da bey mä solt erkenne, das er der
selb ritt' wer, der in dem streit was gestochn wordn.
Do d' kunig vnd sein heFn vnd rete sulcher kuntschafft sahen vii 't
hortü, do glaubta sie alzumal, das er d' selb ritter wer, der jm ge- ;|
30 holffen het in dem streit wider dy vnglaubigen. Vmb sulch valscheit ;;
vnd vntrew dy der graff angefangen het zu volpringen, do geschah vö ;j
de willen gotes vnd durch das ein sprechn des heiligen geistes, das des jl
kuniges toch' wart redn, dy ein stuiü geporn was vnd ny kein wort ,'
auss jre müd gebort was wordn, dy hub vor jre vat' vnd vor den furstü
35 [an] vnd Lern an vnd sprah zu de kunig also: Vat' diser vngetrew J
falsch graft' der meint dich zu betrige mit seine vnware wortii. Darvmb ji
so gee mit samt deinen retii mit mir so wil ich dir den weissri ritt* jj
der dir ritterlichn geholffe hat in deine streitn wid' dy vnglaubigen ( ). \\
Vnd dy jfickfraw des kuniges tochter dy ging mit jrem vater vnd mit j;
40 de hern zu dem heusslein, jn dem der arem pusser lag bei den hundä j
1 kainen. eiithet. 2 dot. ver wessen. 3 er hal. lanten. 5 ge-
holfen. 6 wie. ritter. 7 rechtes. 9 solche. 10 stecken. 11 pey.
mohten. 13 cleid det. weise. claider. beraittet. 14 herlichen? küg.
15 kung. ent|)ofB. 17 cleinet. 20 im fodern. 23 retten. 24 ess. er
gangen. 2ß er kennen. 29 gelawbten, alzu mal. 30 vDgelavbigen. vals-
hei*. 33 küge. stum. 34 jrm. 35 sprach. 36 vnbaren. 38 ( ) fehlt
ühereimtimmend das Verhvm (weisen). 40 arm.
EINE ÄLTEUE I^EUTSCHE BEARBEITUNG etc. 55
vnd sie det das heusslein auf vnd weiset jrem vater vnd den hern den
. arme pusser vnd sprach also : Vater das ist der weiss ritt' der dir ge-
holffen hat wyder dy vnglaubige, wann ich allein hab gesehn, das zu
zweyen mal ein engel gotz kam vnd praht jm ein weiss ross vnd eine
5 ritters gezeug vn det in an vnd fürt in dfi zu deine streit. Darnah do
weiset dy jückfraw jre vater vnd den hern dy struntzeln dy de ritt'
durch sein pein gestochn was wordfi vnd weiset jm dy wüdn dy da noch
niht gar geheilt was an de pein des armen menschen.
Do nu der kunig vnd sein fursten vnd hern sahn sulh grosse wüder
10 zeichen dy got der her' durh sein tochter getan hat, das sie was redn
wordn vnd das er auch de weissen ritter fundii het, der jm so ritter-
liche geholtfil het wider sei feinde , do wart er gar fro vnd all sein
furstii vnd hern vnd alles sei volk dy freutn sich mit samt jm mit
grossen freudil. Darnach do liss der kunig de posen falschii grafFen
15 fchentlichn weisen aus seine laniide vnd liss jm neme was er het vii
allen seine dinern. Do nu der pabest zu rom vrniime [het] vnd gehört
het, das der kunig von napels sulch gross menig volks der vnglaubigen
beiden erslagen vnd gedotet het , do hub er sich auf vnd reit zu de
kunig gen napels vmb das er jm wolt danck sage sulcher dat die er zu
20 ere der heilige cristenheyt an de vnglaubige begangen vnd getan het.
Vnd do der pabest also in grossii freudii etliche tag bei de kunig ge-
wese [was, do hub der kunig an vnd saget de pabest von dem arme
pusser, den er für eine tore so lang zeit gehabt het vnd wie er jm
durch de Engel gotes zu hillff was kämen. Er saget jm auch das er mit
25 nymant wolt reden vnd das er kraich auf der erdn. Er liss den pabest
auch sehn wie er sein speisse nam mit den hundn. Vnd do der pabst
sulch vngehorte ding sah vnd hört, des het er ein gross verwundern
vnd do er den pusser als gar eigentliehn ansah, do bedauht in, wie das
er in vor mer het gesehii vnd sein peicht gebort het vnd er wart in
30 fragen vnd sprach also: Ich gepeut dir pey dem gewalt gotz, den er
mir verlihn vnd gebn hat dir vnd allen cristn menschii zu gepitii ob du
seist der mensch der mir sullch sach zu der zeit gepeiht hat mit grosser
rew seins hertzn. Der arem pusser bekant den pabst wol vnd wolt jm
ab' sein' frag' niht antwurtn, wan dy zeit seiiler puss dy im von got
35 selber was auf gesatzt dy was noch niht vergägen. Darvmb so sweig
er stille. Do hub der pabest an de kunig zu sage vnd sprach also :
Mir ist wol wissentlichn das diser mensch vo' etlichn zeitn zu mir küme
ist vnd hat mir sulch sei svnde gepeicht, Darvmb ich jm keine puss
west zu setzn, wan sulcher fremder sach vor niht mer für mich kümö
40 ist. Dar vmb so weiset ich in zu eine peichtfat', der ein heilig' Einsidel
ist vnd hat sein wonüg vir meill vö rom in eine walde, das in der sollt
auss richtü vnd solt jm el puss auf setzü über sein sunde. Wie in der
1 weisset. jrui. 4 mallen. gotes. 5 zu dem. 6 jrm. 9 solh.
10 het. 11 weissen. 12 feint. LS als sein v. mit sam mit jm. 14 kunik.
possen. 16 papst. bet ungetilgt, 17 so gross. 18 vnd gedotet /eAZ<. rait.
19 kling, solche danck. 20 vngelevbigen. 21 grosen frewen. 22 armen armen.
25 kroch. lis. 27 vn gehörte. ver wundern. 32 solch. 35 gesetzt.
38 solch sunde. 40 (meinem?) peicht vater. 42 scholt. geben auf setzen.
56 K. BOKINSKI
selbe mel peichtfater hat auss gericht, des enweiss ich niht, Darvmb
so wil ich jm schreibii , das er zu mir her küine vnd vns sag wie es
vmb disen meschen gelegen sey. Vnd do der Einsidel kam vö gepotz
wegen des pabstes vnd den arme pusser ansähe , Alzuhant do bekät er
5 in wol vnd auf den tag als er kOmen was, da waren dy sechs jar auss-
gangen. Da fraget in der Einsidel vnd sprach also : Liber svn , ist dy
zeit deiner puss vergange, dy ich dir han aufgesatzt vb' dein svnde
durch dy verkundung des almechtigen gotes , so beger ich von dir,
dastu mit mir redest vnd mir sagest des ich dich dan. frag. Ist ab' dy
lü zeit dein' puss noch nit vergange, so beger ich nicht, dastu mit mir
redest, sondern du solt dein puss haltn als sy dir dann vü got durh
mich ist aufgesatzt. Alzuhant do richtet sich der kunig vö franckreich
auf gar frolichr den vor nymät bekannt het vnd redet mit dem Einsidel
vnd sprach zu jm also: Heiliger vater dy zeit dy mir durch di ver-
15 kundüg gotes ist auflPgesatzt von dein' heilikeit, jn der ich mei svnd
gepusset han, dy zeit' ist heut an dem tag als du käme pist aussgange
vnd ich han ein hoffenüge, jch sull nu furbass ein kynt gotes geheissü
werden vnd niht ein kint des teufeis.
Do nu der pabest vnd der kunig von Napels vnd dy andern furstn
20 vnd hern hortn vnd sahn dy grossii wflderzeichü dy got durch den edelu
furstn von franckenreich getan het, do wurdii sie gar fro vnd hetü gross
frewde vnd frolockn. Vnd der kunig von Napels der het jm sein tochter
gern gebn dy ein schone jüchfraw was, mit der got d' her' auch gross
wüderzeichn gethan het vnd het jm sein kunigreich vnd alles sein lant
25 gern vntertenig gemachet. Ab' er begert keines zeitlichn gutz noch welt-
licher eren niht mer, sonder er gig zu seine peichtvater, zu dem hei-
ligen Einsidel vnd uil für in nyder vnd pat in gar demuticlichen vnd
sprach also: Heiliger vater, jch pit dich vmb dye ere gotz dastu mich
mit dir heim fürest, vnd lass mich furbass deine vntertenigen svn sein,
oO das ich mug ein kint gotes geheissen werden, vnd nicht ein kint des
teufeis als ich dann leider gewesen pin.
Do der heilig Einsidel sähe vnd erkant die grossen rew vnd an-
dacht dy der edel mensch het, do fürt er in mit frewdü mit jm heim
. in seine zellen. Da lebet er furbass in grosser heilikeit pei dö Einsidel
35 vnd was jm gehorsam vnd vntertenig piss an sein ennde. Amen.
In dem ungemein weiten Kreise der Bearbeitungen des vielfach
als romanischer Typus in Anspruch genommenen, dem deutschen
Faust gegenübergestellten Stoffes (s. neuerdings die fleißigen Zu-
sammenstellungen von Karl Breul in seiner Ausgabe des Sir Gowther,
1 ent waiss. 3 Einsydel. kom. 4 pobst. 5 sech. 6 Eynsidel. 7 auss
vnd ver gangen. 9 das jch dich fraget. 11 sunder. 12 auf gesetzt. 13 Eyn-
sidel. 16 gepuset. 17 vnd ich ein hoffnunge liab. schul. für pas. ge-
heisen. 19 past. 22 thochter, 24 vnder denig. 27 dymutiglichen.
29 last, vnterdenigen. 30 nit. 31 gewessen. 32 er kant. grose. 34 sein,
groser. 35 waz. vnd fehlt. vnterdenig.
EINE ÄLTERE DEUTSCHE BEARBEITUNG etc. 57
Oppeln 1886), spielt die unsere nicht bloß als Repräsentantin des
deutschen Gebietes, wo Ed. du M^ril z. B. (Etudes sur quelques points
d'Archeol. et d'hist. litt. p. 291) ihn als traditionell circulierend nur
voraussetzen konnte und noch K. Breul (a. a. 0. S. 50. 6o) ihn
in Abrede stellt, eine Rolle*). Sie ist zugleich durch ihre Fassung
des Stoffes für dessen Geschichte, Stammbaum und Charakteristik
von erheblicher Bedeutung. Eine Fühlung mit jenem Kreise weist sie
völlig ab und geht in dem Gerippe thatsächlicher Momente der Robert-
sage, die sich aus der sehr allgemein gehaltenen Umkleidung alsbald
leicht herausschälen lassen, unmittelbar auf die älteste Fassung zurück^
in der uns die Geschichte von Sündenleben, Umkehr und Buße des
Teufelskindes erzählt wird, auf die Legende, die der Dominikaner
Etienne de Bourbon im 13. Jahrhundert in seiner Anecdoten- und
Legendensammlung (Lib. III de eis que pertinent ad donura scientie
Nr. 168) unter der Devise 'de multiplici utilitate penitentie' mittheilt
(Ausg. von Lacoy de la Marche, Paris 1877, S. 145—148). Da K. Breul
a. a. O. S. 208 — 210 diese Version ganz zum Abdruck gebracht hat,
so glauben wir es an dieser Stelle unterlassen zu können und wenden
uns gleich zu der Untersuchung der zunächst sehr plausiblen Frage,
ob nicht unsere Erzählung einfach eine rein mechanische Aufquellung
und äußerliche Verbreiterung jenes kurzen, älteren, auf dem gemein-
samen geistlichen Boden gepflanzten Keimes darstelle.
Diese Annahme unterliegt aber mehrfachen Bedenken. Zunächst
ein hauptsächliches: in der lateinischen Prosa des Etienne (L. P.)
hat das Kind bereits seinen Namen, Robert, wenn auch der ständige
Beiname erst später hinzutritt. In der deutschen Prosa ist es noch
ganz allgemein der kunig von franckenreich'. Daß aus dem 'quidam
comes' des französischen Verf. der L. P. hier gleich „ein französi-
scher König" werden mochte, ließe sich aus deutscher Eigenart er-
klären , wie deutsche Reichsverhältnisse aus der D. P. ganz eigen-
thümlichen Episode des ausgeschriebenen 'hofes', zu dem die Fürsten
dann nicht erscheinen wollen, hervorschauen. Allein daß sich ein
deutscher Erzähler des MA. keinen Namen entgehen läßt, wo er ihn
haben kann, könnte allein schon als Gegenbeweis gegen die Bezie-
') Der Sehmeller'sche handschriftliche Katalog, der unsere Erzählung aufführt,
bemerkt ihre Zugehörigkeit zum Robertkreise nicht. Eine Andeutung hiervon brachte
erst ihre Aufzählung in der Neuauflage von Gödekes Grundriß 1^. 235. Unter den
deutschen Bearbeitern in neuerer Zeit ist Görres der einzige , der mit seiner ganz
individuellen Fassung in seinen 'teutschen Volksbüchern' (die freilich ebensowohl
bloße Phantasie sein kann) auf eine originale deutsche Version weisen könnte.
58 K. BORINSKI
hung von D. P. auf L. P. gelten. Einen Anstoß im Namen Robert
für den Deutschen 'zu wittern (Ruprecht v. d. Pfalz!), führt zu sehr
auf bodenlose Hypothese, als daß man die Fährte weiter verfolgen
könnte.
Die Taufe bleibt mit der Namengebung in D. P. weg. Von der
ungeheuren Schändlichkeit dieses Jugendlebens, zu der sich das
trockene Argument schon in L. P. findet (post major alios percuciebat,
post quem occurrebat destruebat et rapiebat, post virgines rapiebat
et deflorabat et conjugatas, horaines capiebat et occidebat etc.), und
die sich mit der Zeit, namentlich in der normannischen Chronik,
zu einer ausgesuchten Verruchtheit steigert, davon ist in D. P. nur
der curiose Zug aus dem Säuglingsdasein (mamraas nutricum morde-
bat) übrig geblieben. Es ist nicht bloß die langhin in Deutschland
bei Darstellungen von Wüstheit und Rauflust aus geistlicher und
gelehrter Sphäre zu spürende redactio in usum delphini, die hier in
Anschlag zu bringen ist. Auch in der anderen ältesten französischen
Darstellung, im Roman (R) de Robert le Diable (in Versen aus dem
13. Jahrh. herausgeg. von Trebutien, Paris 1837, 4°, leider nur in
einem Abzug von 130 Exemplaren) zeigt sich die Schilderung des
Charakters des Sünders noch in milderem Lichte. Allein eine so aus-
gesprochene Parteinahme für diesen Charakter, wie in D. P., ist doch
im ganzen Umkreis der Bearbeitungen nicht erhört. Man sieht hier
deutlich das Bestreben, nicht auf ihn selbst, sondern Alles noch auf
die Schuld seiner Geburt zu schieben. Daher flucht und schilt er
mit seinen ersten Worten, kann kein Gebet erlernen, 'beleidigt' und
'beschädigt', wie betont wird , wider Willen und zu seinem eigenen
Leidwesen seine Gespielen und später seine Unterthanen. Er spielt
da wirklich von Anfang an eine traurige Rolle als Teufel, er ist, wie
man das vielleicht heute ausdrücken würde, ein Teufel, der seinen
Beruf verfehlt hat. Auch der gravierende Umstand, daß der Ritter-
schlag ihn nicht von seinen verbrecherischen Neigungen zurückzu-
bringen vermag (auch bereits in L. P.: factus miles, fit magis sce-
lestus), erscheint darum nicht in der D. P. ; hier folgt Robert seinem
Vater ganz legal in den Regierungsgesehäften, ohne daß er ihn zu
Tode ärgert, wie in der diesen Zug gleichfalls enthaltenden eng-
lischen Romanze von Sir Gowther. Einzig vor Allem ist in D. P.
das Motiv seiner Sinneswandlung; es ist nämlich echt deutsch: ver-
letztes Standesgefühl. Weder, wie in den meisten Bearbeitungen, die
Angst und die Flucht des Volkes, noch die Andeutung des furcht-
baren Bekenntnisses seiner Geburt (in L. P. durch die Mutter, in
EINE ÄLTERE DEUTSCHE BEAKBEITUNG etc. 59
Sir Gowther, wo der Schauplatz nach Osterreich verlegt ist, durch
einen alten Grafen, vgl. die Räthe in D. P.), noch tödtliche Ver-
Avundung, wie in der normannischen Chronik, noch endlich die Er-
scheinung Christi, wie im spanischen Drama: nein, der verletzte Stolz,
daß eine Versammlung von Großen (der 'hof , ein Anklang an das
Turnier in R. und den Volksbüchern) ihn ausschließt, bringt ihn zur
Erkenntniß der auf ihm lastenden Schuld. In der sich nun daran
schließenden Scene mit der Mutter, dem Höhepunkt der EabeP)
(die Parallele mit Shakespeares Hamlet drängt sich von selbst auf)
motiviert D. P. nicht wie L. P. und die sich daran schließende Reihe
den Schreck der Mutter mit dem (im Volksbuch noch blutenden)
Schwerte, das der Held unter furchtbaren Drohungen auf die Mutter
zieht. Es ist vielmehr das Bewußtsein der eigenen Schuld, das sie
verstummen und von dem nur ein verändertes Benehmen zeigenden
Sohne sich das Leben sichern läßt. Mehr als Richter denn als
Schuldner beschließt er denn auch die Scene, er wirft ihr das Königs-
erbe, das die Schuld seiner unseligen Geburt trägt, gleichsam vor die
Füße und entzieht sich dem Anblicke der Welt.
Förmlich methodisch geht er nun an sein Entsündigungswerk,
Kirchlich wie seine Schuld ist seine Sühne. Er hält — ein der D. P.
ganz eigener Zug — den Instanzenweg der Beichte inne: er geht
vom Priester zum Bischof, vom Bischof erst nach Rom, zum Papst.
Der Papst — eine Steigerung des Effects, in der die Bearbeitungen
sich scheiden — schickt ihn auch hier zu einem heiligen Einsiedler,
dieser muß aber noch dazu sein eigener Beichtvater sein. Den himm-
lischen Brief, der die Festsetzung seiner Buße enthält, hat nun D. P.
wieder mit L. P. gemein, aber gerade die so natürliche Botin in L. P..
die Entsündigungstaube des heiligen Geistes, ist hier durch eine Hand,
die sich — sehr unplastisch — durch das Gewölbe schiebt, ersetzt.
Nicht minder seltsam sind hier die fast selbstverständlichen sieben
Jahre der Buße (die übrigens in L. P. noch nicht begrenzt sind) auf
sechs reduciert. Dagegen ist die gräßliche (jedoch nicht für Robert
ausschließlich charakteristische) Form der Bußd in D. P. in ihrer
ganzen Vollständigkeit — ein förmliches Compendium der Robert-
bußen — ausgemalt. Es wird ihm hier ausdrücklich angesagt, auf
allen Vieren zu kriechen, während in der Chronik Robert sich auch
die Buße, den Hunden seine Nahrung zu verdanken, selbst auferlegt.
*) Man beachte selbst in unserer Darstellung die im Wechsel der indirecten
mit der directen Bede (S. 49, 2) zum Ausdruck kommeude Erregung.
60 K. BOKINSKI
Bedeutsam ist auch das sonst wiederkehrende Verbot, gen Himmel
zu sehen. Auch hier wird dem Bewährer so eigenartiger Bußen von
der Welt das Prädicat eines narren' beigelegt. Von der Verübung
wirklicher Narrenstreiche zur Erheiterung einer Tischgesellschaft, wie
sie sich die englischen Romanzen natürlich nicht schenken können
f s. W. J. Thoms , Early English Prose Romances I, 35 f. W. Carew
Ilazlitt, Remains of the early populär poetry of England p. 235),
hält ihn jedoch D. P. selbstverständlich völlig fern.
Die Stätte der Heldenthaten , zu denen die himmlische Gnade
dem großen Büßer nun Gelegenheit gibt, ist nicht die allgemeine
civitas regia von L. P. , die in den meisten Bearbeitungen zum
'Kaiserhof von Rom' erhöht ist, sondern Mas laut Pullen' und 'des
kunigs hoff Napels'. Wir betonen diesen Zug von D. P, als lehrreiche
Bestätigung unserer bereits (in einem, Robert betreffenden Aufsatze
der Zs. für Völkerpsychologie und Sprachwissensch. 1888) vertretenen
Ansicht, daß diejenigen Forscher, die die Möglichkeit einer historischen
Unterlage der Sage in Erwägung zogen (Nisard, Uhland u. A.), besser
gethan hätten , statt an die normannischen Herzoge und ihre Ahnen,
lieber an die italienischen Normannen und unter ihnen an den
furchtbaren, vom apulischen Räuber zum Herzog erhöhten, zum Helfer
und Retter des Kaisers und des mächtigsten Papstes „bekehrten"
Robert Guiscard zu denken. Die 'barbari' von L. P. findet man in
den 'ungelaubigen' von D. P. wieder, daneben im 15. Jahrh. noth-
wendiger als im 13. auch die 'Turcs' von R. Die fi'ir R. ganz be-
sonders anziehende Ausmalung der Kämpfe mit ihnen klingt jedoch
in D. P. nur in stereotypen Formeln an, die noth wendig nur einmal
wiederkehren können; daher die Türkenschlacht sich hier auch nur,
wie in L. P. , zweimal wiederholt, und nicht dreimal, wie in R.
Damit fällt von selbst die Anregung zu einer Veränderung der himm-
lischen Ausrüstung des Helden weg, die im Sir Gowther (Strophe
34. 41. 49) den Weg über die drei bedeutsamen Farbensymbole:
schwarz, roth, weiß (bezw. silbern) für Roß und Rüstung innehält.
Allein nicht einmal die charakteristische Auszeichnung der Rüstung
in L. P. , rothes Kreuz auf weißer Rüstung (eum armavit armis
albis cum cruce rubea, die Templerordenstracht) ') fühlt D. P. sich
nachzuahmen versucht. Nirgends wohl zeigt es sich so deutlich als
*) Ich finde in dem sich hierin ofi'enbarenden directen Bezug auf die Temp-
leisen, den diese völlig gralsrittermäßige, sogar durch den charakteristischen Lon-
ginusstich ausgezeichnete himmlische Sendung eines unbekannten Nothhelfers aus-
zeichnet, einen vserthvollen sagengeschichtlichen Zug. Die Verbindung des Teufels-
EINE ÄLTERE DEUTSCHE BEARBEITUNG etc. 61
in dieser hervorstechenden, den mittelalterlichen Sinn besonders
fesselnden Partie, daß D. P. bei all' ihrer äußerlichen Aufbauschung;
doch von einer an bestimmten Zügen noch armen, ja noch ein-
facheren Vorlage abhängt, als es selbst L. P. ist. Denn D. P.
spricht wohl von dem „weißen Ritter" gibt sich aber bei der Schilde-
rung der Scene, in der der Engel die Rüstung bringt, nicht einmal
die Mühe, die Farbe der Rüstung (des ritters gezeug') anzudeuten,
sondern begnügt sich mit dem weißen Roß. Auch den Zug von L. P.,
daß Robert, lebhaft mit dem König und der Christenheit fühlend, für
sie betet und dadurch die Erscheinung des Engels bewirkt, läßt D. P.
vermissen, ebenso wie die feierliche Weihung der Waffen am Brunnen.
Hier wie überall ist der Held von D. P. passiv, und Alles vollzieht
sich hier mechanisch, ganz ersichtlich die Ausführung einer ursprüng-
lichen, trockenen, unvermittelten Anecdote. So fehlt denn natürlich
auch die feinere romanhafte Ausschmückung des Verhältnisses zur
Königstochter und des Eingreifens des falschen Grafen (des 'sene-
scallus' in L. P.) , in der sich die späteren Bearbeitungen ergehen.
Nur insofern versteht sich D. P. zu einer kleinen, allerdings sehr
steifen Concession an den Romangeschmack, als sie die stumme
Königstochter, die sie so lange als unbeachtete Mißgeburt behandelt,
mit einem Male am Schluß zu einer 'schonen junckfraw' macht, um
das asketische Verdienst des Helden noch zu erhöhen. Denn daß
D. P. die älteste asketische Fassung des Schlußes von L. P. und R.
bietet, wonach sich der Held mit seinem Eremiten in den Wald
zuzückzieht, statt die ihm angetragene schöne Prinzessin zu heiraten,
sein herrenloses Reich zu regieren und Vater des Paladins (Thoms
a. a. O. 55, Hazlitt 262) Karls des Großen, des Helden Richard
'sans Peur' zu werden — die jüngere volksthümliche, meist vorbild-
liche Fassung — , das kann nach Allem, zumal in der Umgebung,
in der die Novelle auftritt, nicht überraschen.
Der Schluß aber, den man aus diesem Verhältnisse von D. P. zu
den einzelnen Momenten des Robertstoffes ziehen muß, weist dieser Bear-
beitung eine bedeutsame Stellung in der Geschichte seiner Ausbildung an.
Bietet D. P., wie sich das mit Noth wendigkeit 1. aus der Abwesen-
heit des Namens des Helden, 2. dem Mangel aller ausschmückenden
Variationen, 3. des durchaus selbständigen, von dem im Verlaufe des
kindes mit dem Gral vollzieht sich äußerlich in Roberts „Halbbruder« (denn der
Teufel ist der gemeinsame Vater) Merlin, jedenfalls auf französischem Boden. (Den
Roman des Robert de Borron s, jetzt in der Ausg. von Gast. Paris u. Ulrich. Paris
1886. 2 Bde.)
62 F. W. E. ROTH
13. — 15. Jahrh. sich herausbildenden Typus abweichenden, das ur-
sprüngliche Schlußmotiv bewahrenden Gestaltung ergibt, eine Form
des Stoflfes dar, die noch rudimentärer ist, als L. P. , so haben wir
in D. P. die thatsächliche Vermittlung einer FassuDg vor uns, die
sie mit L. P. als Vorlage theilt. Wenn nun der seine Quellen litterar-
historisch genau verzeichnende Etienne (vgl. Ed. Lacoy, Pr6f. XIV sq.)
von dieser Erzählung (p. 145 a. a. O.) sagt, da(J er sie von zwei
geistlichen Gewährsmännern und einem, der sie gelesen, gehört habe
(audivi a duobus fratribus, a fratre, qui hoc se legisse asserebat),
so können wir darin mit Fug diejenige, jedenfalls lateinische, Fas-
sung vermuthen, die mindestens bereits in der ersten Hälfte des
13. Jahrh. in den Klöstern bekannt war. Es hat dies auch äußerlich
schon mehr Wahrscheinlichkeit, als daß das auch in Frankreich nicht
übermäßig verbreitete Werk Etiennes (s. Lacoy a. a. O. XIX ff.)
irgendwie nach Baiern gedrungen sei, um in diesem Falle so auf-
fallend lückenhaft benutzt zu werden. In Form wie in Inhalt wird
jene Fassung sich von dem Typus einer 'conversio nicht unterschieden
haben, wie Caesarius von Heisterbach sie uns überliefert, und über
deren politischen und socialen Hintergrund ich mich bereits in der
genannten Abhandlung über Robert ausgelassen habe. Daß dadurch
die geistliche Wurzel des mythologisch und poetisch so beziehungs-
reichen Stoflfes, und zwar genau in der Richtung, wie ich sie wahr-
scheinlich zu machen bemüht war, noch entschiedener hervortritt, ist
ein weiterer Gewinn, den wir D. P. entnehmen können.
MÜNCHEN. KARL BORINSKI.
MITTHEILUNGEN.
I. Urkundliches über Hademar von Laber.
Hademar von Laber, der Verfasser des allegorischen Werkchens
'Die Jagd' betitelt, kommt 1244 und 1277 urkundlich vor. Am 4. Juni
1244 erklärte bei Hemsbach a. d. Bergstraße Erzbischof Wernher von
Mainz, daß er mit Lodewig Pfalzgrafen eine Rachtung durch den
Heinrich Grafen von Wilnowe (Weilnau in Nassau) , Reinhard von
Hagenawe, Giselbert Vicedom und Friedrich von Rudensheim (Rüdes-
heim am Rhein) , Philipp Marschalk von Frawenstein und Wolffram
Schultheissen von Frankenfort für den Erzbischof, für den Pfalzgrafen
Ulrich von Wirtemberg, Ludewig von Otingen, Grafen, Hermann von
Hornheim, Albert Luczemann, Hademar de Laber und Philipp
MITTHEILUNGEN. 63
von Hoenfels als Schiedsleute machte und sie sich verpflichteten,
die von diesen mit dem Burggrafen Friedrich von Nürnberg und
Dither Grafen von Catzenellenbogen gemachte Sühne zu halten.
Diese stellten fest, daß der Erzbischof dem Pfalzgrafen seine Lehen
ertheile und den Besitz von Schloß Weinheim nebst der neuen Stadt
daselbst, sowie die Leute zwischen der Neustadt und Weinheim zu-
sichere, pridie Nonas Junii. apud Hemspach. Die Urkunde steht im
Pfälzer Copialbuch der öffentlichen Bibliothek zu Stuttgart (Hs. Folio
bist. Nr. 395).
Hademar kommt nochmals 1277 am 24. April vor. An diesem
Tage erklärten zu Heidelberg Hermann, Rudolf und Hesso, Mark-
grafen von Baden, daß sie dem Pfalzgrafen Ludewig ihr Schloß
Lyndenfels als ihr Eigenthum für 2350 Mark verkauften. Da sie kein
Siegel hatten, verbürgte sich und siegelte mit einer stattlichen Reihe
von geistlichen und weltlichen Würdenträgern auch hadniarus de Laber.
VHI. kal. Maii. Heidelberg. Ebendaselbst, Hademar von Laber er-
scheint wohl als Pfälzer Lehensmann hier in den Urkunden und lebte
am Hofe Ludwigs Pfalzgrafen bei Rhein.
H. Gedichte und geistliche Lieder.
Ein mittelhochdeutscher Sammelband von Predigten enthält fol-
gende Lieder:
1. Dicz ist von einer toten Nu merkint, wye der engil sprach,
i'rawen, die ir man nach fürte Do er die kusche reine sach etc.
manichentag.
3. Dicz ist von den sechs
Wer truwe gilt mit vntrüwen, cronen.
der solte nummer haben ruwen, j-» i* £_ v • * „ - •*
' Dye alten rromen haint vna geseit,
Ob deme seibin leid gescheche, ^^^ ^^^j^^ j^^ ^j^^ ^^.^^ j^j^i^
Vntruwe gen truwe ist ein schmeche, ^ucht ein schöner mantil drüber,
die ein fromis hertze solte hassen etc. o i • x-i n j -u
öchame ein gurtu aller dribe,
Bescheidenheit ein schapel fein,
Messikeit ein togent rein,
Virswisigenheit ein edelstein.
Ein wort daz wart von obirland Ich wünsch, es wolde sein,
Mit eime engil her abe gesand Ein yeclich fromis wip
Zu einer magit reine Maria genant. Drug solich cleide an yrem lip etc.
Diese Lieder stehen auch in einer Hs. saeculi XV des Staats-
archivs zu Wiesbaden, welche Friedemann in der Zeitschrift für die
Archive Deutschlands I, 73 — 74 beschrieb. Auch eine Hs. der Würz-
burger Univers. -Bibliothek saec. XV enthält dieselben. Cf. Haupt,
Zs. f. d. Alterth. HI, 3, 430 und Mone, Anzeiger VH (1838), 235.
2. Dicz ist von der gotis ge-
b u r t e.
04 f. W. E. ROTH
Diese Texte weichen von den oben gegebenen Proben ab, und bieten
letztere hierzu Lesarten.
Ein Einblattdruck, Folio, o. O. u. J. Elf Strophen, wovon jede
mit 'Maria' anfängt und einem Initial (Maria mit dem Kinde) in Holz-
schnitt hat den Titel: Ein hübsch lied von Marien der hoichgelopten
Junckfrawen vnd Muter | Gottes des Almechtigen | .
Maria zart von edler art,
ein ros an alle doren,
Du hast auss macht
her wieder pracht,
das vorlang was verloren etc.
Der Druck gehört dem 15. — 16. Jahrhundert an. Cf. Hoffmann
von Fallersleben, Kirchenlied ed. IH,, S. 454, der diesen Druck nicht
kannte. Wackernagel Nr. 148.
Ein Einblattdruck, Folio, o. 0. u. J. , mit einem Initial (Gott
Vater den gekreuzigten Christus vor sich haltend) in Holzschnitt,
hat den Titel: Eyn newes lied vom bittern leyden vnss heren Jhesu
Christ, i 0 Jhesu Christ deyn leiden ist
gar gross vnd schwer etc.
Im Ganzen sieben Strophen.
Mitten steht: Wer es singt vnd list vnd dass nachfolgend gebett
spricht, hat VI tusent VI hondert vnd IXVI tag ablasz. Dann das
Gebet: Ich bidden dich lieue here Jhesu Christ durch die minne, die
du hattis zu allen menschen, da du hiemlischer kunig heyngis an
dem cruce etc.
Das Lied ohne das Gebet und den Vermerk des Ablasses bei
Hoffmann ed. III, 470 nach Arnt von Aichs Liederbuch 1519, Nr. 21.
IIL Volkslieder.
1. Ein hübsch New lied von ainer Vischerin von Was-!serburg,
Wie sie vin ain Schreiber warb, Im thon vom Bayrischen krig | An
einem dornstag es geschach, Oder jm rayen thon vö becken knecht \
vö Vlm. Ein newes lied thu ich euch verjehen vii was zu Vlm | einem
Becken knecht ist geschehen . Zu singen. |
Nun w61t jr hören ein news gedieht,
vii was zu Wasserburg geschehen ist etc.
Einblattdruck o, 0. u. J. Folio, Mainzer Stadtbibliothek, leider
mehrfach mit Tinte durchstrichen und deshalb in der Lesung unsicher.
2. Ein hübsch new Lied vom land wirtemberg wie es ] erobert
vnd eingenomen, im . XXX iüj . Jar . vn ingts (!) im thon, wies Frew-
lin ( von Brithania, oder im thon von der schlacht Pauia zu singen.
MITTHEILUNGEN.
Ich lob Grott in dem höchsten thron,
er hatt kain diener nie verlorn etc.
Einblattclruck, Folio, o. O. u. J. (1534), welchen Weller, Annalen
I, 130 ungenau beschreibt, und dessen Text von Liiiencron, Die histo-
rischen Volkslieder der Deutschen IV, n. 452 graphisch abweicht.
Stadtbibliothek zu Mainz.
3. Links Randbordüre, darin oben der Adler des Evangelisten
Johannes, dann St. Peter (stehende Figur mit dem Schlüssel), unten
der Ochse des Lucas.
AVG. I Ein Chrystlich New Lied, jm thon . Was wirt es noch. |
1.
AVGspurg ain haupt an ChristO glaupt,
des Reich mit seyner leer gezieret,
Ain lange zeit, weyt aussgebrayt,
gepredigt giert vnnd rain gefüeret,
Darwider tobt die Bäbstisch rot,
mit geschwinde fet vnnd griflfen,
Das ewig wort, der sünder hordt,
gesigt mit hellen schrifften.
Fürdert Gots eer, got vnser herr,
wil keinen menschen die selb gebe,
Dye jm hat ghraubt des Romisch haupt,
sich yber gotes stul erhebet
mit seinem gsetz, gotz wort verletzt,
gar Jämerlich verkeret
das ewig woi't, der sunder hört,
hatt sich seins valsch erwöret.
nach jrem thon, der sundS Ion,
die sein wort hond verlassen.
Das ewig wort, der sunder hört.
Klingt hell inns Reiches Strassen.
Wort gots des leicht, des Babstuilib
weycht,
die vinsternus mags liecht nit dulden.
So es her glantzt, die hertzen pflanzt,
fiert sie wider zu Gotes hulde,
wer des annimbt, wirt nit gescheut,
er die nur got vertrawen,
daz ewig wort, der sünder hört,
wol vnser hertz erpawen.
5.
3.
Gottes gebot, man halten soll,
dann werd wir singen in das leben,
die liebe hon, gen jederman,
so wirt got seinen feinden geben,
Stadtbibliothek Mainz.
Lob er sey got, der yetzüd hat,
des lang geschray seiner arme ghoret,
Zu sehende gmacht, der pfaflfen pracht,
dies Euangelj gots verkerent,
got vnser sterck yetz In vns wirck,
die werck vnd frucht des glaubens,
das haylig wort, der sunder hört,
zu Augspurg frey erlaubet.
6. Ein schön New Lied. Von dem Graffen vnd thewren Ritter
vnnd Helden Graff Niclaus von Serin, wie er so ritterlich in Ungern
gestritten. Im thon, wie man das Lied von Olmitz singt. Getruckt,
Im Jahr 1625. Octavo. 4 Blatt.
Unbekannter Druck des Liedes:
Wie gerne wolt ich singen
so ficht mich trauwren an etc.
Fehlt bei Gödeke, Grundriß; frühere Drucke bei Weiler s. v.
ÖKKMANU. Neue Keibe XXV. (XXXVII.) Jahrg. 5
^ F. W. E. ROTH •
IV. Aus Wiesbadener Handschriften und Incunabeln.
Nr. 50. Folio, Papier, 207 Blatt, 15. Jahrhundert. Eintrag: 1
Codex monasterii sancti Florini in Schonaw ord. sancti Benedicti 1
Treveren. dioc. unionis Bursfeldensis. Quem qui distraxerit, sit ana- j
tiiema maranatha. Anfang: Hye begynnt eyn lere von tzwulferley j
Sternen der gebrech, die den menschen hindern an eym vortgunden j
leben vnd sint geschrefen vss des priors predigaten czu den predi- ;
gern czu collen in dem begyn der reformacien da selbs vnd forther i!
diss gantz boich. — Hye begynnt der prologus. Nebenan von anderer |
Hand: circa annum domini 1460. f,
Nr. 51. Folio, Papier, 15. Jahrh. Anfang fehlt. Aufschrift des Bandes: j^
Spiritualia varia in germania antiquo. Niederdeutscher (mittelfränk. ? :j
O. ß.) erbaulicher Text. Beginnt: begynnet dat irste boech von pro- jj
fectus religiosorum, dat ist von vortgange geitstlicher menschen.
Eintrag: Diss boich ist des junffrauwen cloesters zu schoenauwe
(16. Jahrh.) Beide Bücher bieten für Mystik manches Interessante.
Nr. 52. Großoctavo, Papier, 15. Jahrhundert. Rückenaufschrift :
Porto, theologische Schriften, deutsch 1469 Ms. Am Anfange defect.
Enthält in Gesprächsform eine theologische Abhandlung über die
zehn Gebote. Beginnt: die eyne hiesche lia, die dat wirckende leuen
beduyt. Die ander hiesch rachel, de dat schauwende leuen beduyt
vnd eyne jecliche etc. Schluß : Dyt boich wart geendet of sente
margreten dach. In dem jair vnsers herren MCCCC LX VIII (welche
Zahl ausgestrichen ist und roth darunter steht: MCCCC LXIX). Got sy
gelouet vnd geeret. Es scheint dieses eine niederdeutsche (? 0. B.)
Übertragung von Gersons Werkchen „von den zehn Geboten, von der
Beicht und der Kunst zu sterben" zu sein. Angebunden, aber wahr-
scheinlich am Anfange ebenfalls defect, ähnlichen Inhalts. Anfang:
Vf den heiligen paisch auent in dem leuen vns. herren dat LXVIII
capittel. Vff den oister auent zu morgen stoinden zu samen yn dem
huise etc. Schluß: dit boich wart geendet {loart geendet!) off sent
paulinus dach MCCCC LXIX. ach biddet got vor die arme schry-
uers, dat sy werde eyne selige lyders, got sy gebenediet amen.
Nr. 66. Folio, Papier, 15. — 16. Jahrhundert in Urkundenschrift.
Deutscher Text des Belial von Jacobus de Theramo. „In dem namen
der heihgen vnd ungeteilten Drufaltikait" etc. Mit 33 blattgroßen
colorierten, auf den Text bezüglichen Federzeichnungen.
Nr. 68. Klein Duodez, Pergament, 15. Jahrhundert, 126 Blatt,
Blatt 1 — 2 fehlen. Erbaulicher Text mit Anfängen von geistlichen
MITTHEILUNGEN. Ö7
Liedern, niederdeutsch. Anfang: ze got, wie der gerechte man dieser
lilien si geUch etc.
Nr. 75. Quarto, Papier, 16.— 17. Jahrhundert, 219 Blatt. „Chro-
nica vnnd Altes herkommen der Landtgrauen zu Döringenn vnd
Hessen. Auch der Hernn von Hennenberg vnnd der Fürstenn von
Anhalt.'' Von anderer Hand, wahrscheinlich der des hessischen Ge-
schichtsschreibers Ayrmann: Liber hie collatus cum alio veteri Ms.
minus tarnen pleno. NB. Hirssfeld in hoc semper scribitur Herrsfeld,
It. von Dornberg , von Dörmberg. Auf dem Titel der Vermerk :
Ex bibliotheca Johannis Strengeri dicasterii Marpurgensis secretarii.
Anno 1540. Wahrscheinlich gehörte die Hs. später dem Ayrmann.
Mit Senckenberg, sei. V, .301. 510 verglichen, hat die Hs. ältere
Sprachformen aufzuweisen, und die Cap. 1 — 11, 13, sowie 15 — 17,
welche bei Senckenberg fehlen , enthält dieselbe. Der Zusatz am
Ende 892 — 1230 fehlt im Ms., welches für Neuherausgabe Werth
haben dürfte.
Über andere Hss. cf. Wenck, hess. L.-G. I, praef. XIV, §. 9.
Von bei Hain fehlenden Incunabeln ist vorhanden: Vita Esopi
fabulatoris clarissimi e greco latina per Rimicium facta ad reueren-
dissimum patrem dominum Anthonium Tituli sancti Chrisogoni pres-
piterum Cardinalem. Das leben des hochberümten fabeltichters Esopi,
auss kriechischer zungen in lateyn durch Rimicium gemachet etc.
Am Anfange blattgroL^er colorierter Holzschnitt (Aesopus). o. 0. u. J.
Folio. Angebunden : Die vorred Romuli philosophi in das buch esopi.
0. O. u. J. von gleichem Drucker.
Die casus in terminis VI libri decretalium von Meckenlocher.
Straßburg (Flach) 1490, Folio, haben am Ende diesen Eintrag von
einer Hand des 16. Jahrhunderts:
Eyn bewerter dranck vor die pestilentz, dardurch vvil menschen
geholffen ist. Geschrieben 1503 zu Arnstein, aus welchem Kloster die
Incunabel stammt.
Die Ausgabe des Bartholomaeus de Glanvilla: de proprietatibus
rerum Nürnberg 1483 (Koburger), Folio, besitzt auf den Deckeln innen
aufgeklebte Pergameutblätter des XV. — XV^I. Jahrhunderts, die einen
vielfach verriebenen und unlesbaren deutschen Text bieten, den ich
hier mittheile. Vorsatzblatt des Rückendeckels :
Ave. Gegruseet sistu magit rein
Maria vzerwiltis vas,
Daz vme erkorn da got allein.
Der vmmer ist ynd auch vor waz.
68, F. W. E. ROTH, MITTHEILUNGEN.
Zu müter wolde habin kerne
Dan dich du luter spiegil glas,
Want alle dogint vil gemeine
Din reines hercze ye gar besaz.
Regina. Kunigin über alle ding
Hat dich gesast der werde crist,
Der von dir ein jungeling
Wart mit wunderlicher list,
Von dem du neme den vrsprung,
Des muter worden du mogist,
Daz vns nit lecze des dufels twyng,
Des hilf vns maria zu aller frist.
Celorum. Der engel vagit vnd konig her
.... nach vnser not herab ist kuramen
Die»)
Angelorum. ... der engel wunderlich
Das
D
auch gekunde
vnser seiden ane f
vil vnges
süsse maget des ha ... .
.... das ye er ging die selbe
O Maria.
suse magit .
hoffen eze . .
Daz got zu dir gerucht
Dry konuige den ein 8ter(n) . , . .
Dor sie künde gefurn zn
Da din kindelin yn beh
Dan daz sie were gäbe wolde . .
Fl OS. Blume ober allen blumen
Ich loben dich der ferte
Daz zu dir in den tempel (kam)
Symeon der wol gelerte (man)
Din kint er in sin arme (nam)
Daz yme sin augin nert
Dan war er blint v
Daz got yme da er wer
Virgin um. Aller junfrauwen krantz
Ich lobin dich der jamer*^)
Vorsatzblatt des Vorderdeckels:
Was zu dem brode
') Der Rest ist abgeschnitten.
») Bricht ab.
FRIEDR. WEIDLING, ZUM EZZOLEICH. 69
Precis.
lobe sagen
Daz er der wort genoz
Und wolte vor vns daz cruce dragen,
Blut vnd wasser von yme floz,
Daz vns von sinden hat getwagen
Er leit auch vil manchen harten stoz,
Vnd wort vil jemerlich verslagen.
Ad filium. Zu dem sone vil vsserlesin
Hilf vns magit wole getan
von alle sin genesen
Der wolte auch werlichin vfferstan.
Bricht ab. Die Rückseite der Blätter blieb unbeschrieben. Die
Incunabel stammt aus der x\rnsteiner Abtei (Nassau) und hat den
ßesitzeintrag derselben: Liber sancte Marie sanctique Nicolai patro-
norum (in) Arensteyn. Ob das Bruchstück der Rest eines Passionais
oder geistlichen Spiels oder eine Verseübung ist, bleibt unklar.
WIESBADEN. F. W. E. ROTH.
ZUM EZZOLEICH.
Die letzten der nunmehr zu einer ziemlich stattlichen Reihe
herangewachsenen Untersuchungen über den Ezzoleich sind die von
Wilmanns ('Ezzos Gesang von den Wundern Christi', Bonner Progr.
1887) und von John Meier (in seinen 'Stud. zur 'Sprach- und Litt-
Gesch. der Rheinlande* in PBB 16, 64 ff.). Beide stehen sich be-
züglich der Frage über Verfasser und Entstehungsort unseres Gedichtes
diametral entgegen. Es ist also in den 42 Jahren, die seit der ersten
Veröffentlichung des Liedes durch Diemer ('Deutsche Gedichte^ des
11. und 12. Jhs.\ Wien 1849) verflossen, noch nicht gelungen, eine
Einigung über jene Cardinalfrage zu erzielen, und es vpürde daher
unangebracht erscheinen, ohne neues urkundliches Material die Unter-
suchung nochmals aufzunehmen — , wäre es nicht nöthig, einigen
Behauptungen Meiers entgegenzutreten und ließen sich nicht anderer-
seits für Wilmanns Aufstellungen, freilich mit theilweiser Modificierung
derselben, einige neue Stützpunkte gewinnen.
Von den beiden Nachrichten, die uns 1. in der ersten Strophe
des Liedes, wie es die Hs. V überliefert, und 2. in der Vita Altmanni
(M. G. SS. XII, 230) über Verfasser und Entstehung des Ezzoleichs
70 FRIEDE. WEIDLING
enthalten sind, glaube ich der ersteren authentische Geltung zu-
sprechen zu dürfen. Ein hierhin zielender Versuch ist wohl um so
mehr gerechtfertigt, als es nicht ohne Weiteres zulässig erscheint, die
durch die Überlieferung nun einmal gegebene Beziehung jener Strophe
auf das ganze Gedicht bei Seite zu schieben.
Ich bin nun zunächst mit Wilmanns der Ansicht, daß Bischof
Günther von Bamberg das Lied zur Feier einer kirchlichen Reform
— als Festcantate — dichten ließ, und glaube, daß diese Reform
(vielleicht angedeutet in V. 2 in der Ausg. von Waag, MSD ebenda)
sehr wohl in der Gründung und Besetzung des CoUegiatstiftes St.
Gangolph gefunden werden kann 5 dies ist einmal die hervorragendste
Schöpfung Günthers, und sodann stimmt das Jahr der Gründung
(1063) ziemlich zu dem durch die Vita gegebenen Jahre 10G5. Der
Zusammenhang der VV. 3 — 8 nun, welche Näheres über die Ent-
stehung des Liedes angeben, ist folgender: Günther gab den Auftrag
zur Abfassung des Liedes seiner Geistlichkeit insgesammt; alle, die
das Talent dazu besaßen, besprachen sich über die Aufgabe und
übertrugen dann Ezzo die eigentliche Abfassung, nicht ohne ihn mit
ihrem Rathe bei derselben zu unterstützen.
Diese so entstandene erste Niederschrift aber begann mit den
Worten: 'Nu wil ich iu herron..-^ und ward von Wille componiert.
So wurde dann das Lied am Tage der Einweihung des Stiftes, wohl
von Ezzo selbst, vorgetragen ; an den Vortrag schloß sich der Einzug
in das Stift — munechen. Den Anstoß, den man an diesem Ausdrucke
genommen, hat Wilmanns beseitigt^ ich füge hinzu, daß dem Dichter
wahrscheinlich ein deutsches, jenen Act in kirchenrechtlichem Sinne
präcis bezeichnendes Wort gefehlt haben dürfte, resp. daß er, gesetzt
er habe ein solches zur Verfügung gehabt, doch lieber den einfacheren,
allgemeineren und dabei markanteren Ausdruck brauchen wollte.
Das Lied dürften die Bamberger Geistlichen jener Zeit sich bald
eingeprägt haben, und auf der Pilgerfahrt von 1065 wird es oft ge-
sungen worden sein (Wilm.). Ich nehme nun ferner an, daß gleich
nach der Entstehung des Originals Ezzo selbst oder einer seiner
Collegen , der auswärtigen und späteren einbeimischen Leser geden-
kend, eine Copie anfertigte und dieser Copie erst die Einleitungs-
strophe als Vorwort, zur Orientierung der mit dem Vorgange von
1063 nicht bekannten Leser voraussetzte. Das Fehlen dieser Strophe
in der Hs. S erklärt sich dann sehr leicht, wenn wir folgendes Hss.-
Verhältniß annehmen :
ZUM EZZOLEICH. 71
X (Ezzos üiigfiiial) X (die 1. Copie mit der Einleitungsstroplie)
I I
V.
Bei dieser Annahme wird auch das Argument Pauls (Waag-,
p. XIII, Anm.) gegen die Authenticität der Einleitungsstrophe hin-
fällig 5 denn beim Vortrage wurde die erste Strophe selbstverständlich
weggelassen; ein Widerspruch aber zwischen dem „Vorwort" und dem
eigentlichen Gedichte (Paul findet in V. 13 — 15 u. 21 f. einen Gegen-
satz des "Dichters' zu 'Ezzo') läßt sich dann nicht mehr construieren.
Was übrigens V. 15 von dem mmem sinne anlangt, so sei darüber
Folgendes bemerkt. Es ist dies der einzige Vers, der noch Anstoß
erregen könnte, nachdem die Diflferenzen V 23—30: S. 9 — 16 und
V 21 f. 31—36 durch Giske (Germ. 28, p. 92) ihre Erklärung ge-
funden haben. Die in V. 15 der Hs. V abweichende Lesart dürfte
entweder dadurch zu erklären sein, daß der Schreiber von V resp.
der nächsten Vorlage dieser Hs. eine Reimänderung im Auge gehabt
hat, oder wir haben in jeuer Vorlage eine Dittographie anzunehmen:
V071 dem angenge \ von dem angenge; — der dreimal ziemlich gleich-
lautende Anfang der Verse S 3 — 5 macht das sehr wahrscheinlich;
der Schreiber half dann dem Mangel einer Reimzeile, der sich nach
Beseitigung der Dittographie einstellte, durch Einfügung des Verses
von dem mmem sinne ab.
Einen neuen Weg schlug Meier a. a. O. zur Bekämpfung der
Giltigkeit der ersten Strophe ein. Aber der Umstand, daß — äußer-
lich ! — Ezzo in der ersten Strophe mit den Worten : 'Ezzo hegunde
scnhen abgethan wird, während dem Componisten — scheinbar! —
drei Verse gewidmet werden: 'Wille vant die wtse . . . munechen' — ,
berechtigt gar nicht, einen Causalnexus in den VV. 8 — 10 zu con-
struieren, der V. 7 gegenüber ein Ganzes bilden könnte; es ist ge-
zwungen zu übersetzen: „da die Weise, die Wille gefunden hatte, so
herrlich war, so eilten alle, sich zu mönchen". Vielmehr liegt ein
ganz einfaches temporales Verhältniß vor: erst wurde der Text ge-
dichtet, dann wurde er componiert, und nunmehr fand der mit
'munechen' bezeichnete Act statt. Übrigens hieße ein Verfahren, wie
es M. hier einschlägt, an Stelle eines zwar nicht absolut sicheren,
aber immerhin wahrscheinlichen Vorganges etwas vollständig Uner-
72 FRIEDE. WEIDLING
klärliches setzen, denn von der Composition Willes und ihrer ver-
meintlichen Wirkung wissen wir gar nichts.
Anders aber scheint es mit der von Meier zuerst mit aller Schärfe
ausgesprochenen Thatsache zu stehen, daß nicht bloß der Text von
S, sondern auch der von V auf obd. Gebiet hinweist. Wollten wir
aber nun mit ihm daraus schließen, daß das Original füglich auch
alemannisch gewesen sein muß und mithin nicht in Bamberg und
nicht von Ezzo verfaßt sein kann, so würden wir damit auch unserer
ganzen Frage ein schnelles Ende bereiten. Die ganze Reihe aber der
oben angeführten Punkte , die für die Echtheit unserer Strophe
sprechen, läßt sich nicht ohne Weiteres beseitigen. Wir können auch
ganz bequem auf anderem Wege zum Ziele kommen. Die Thatsache,
daß die ganze hsl. Überlieferung des Ezzoleichs obd. ist, läßt sich
nicht wegleugnen; keineswegs ist jedoch damit gesagt, daß das Ori-
ginal nicht fränkisch gewesen sein kann; bietet uns doch auch sonst
unsere altdeutsche Litteratur ähnliche Beispiele. Nur einen Einwand
könnte man im vorliegenden Falle erheben: der gänzliche Mangel
auch nur einer Spur von einem fränkischen Fragmente unseres Ge-
dichtes sei auffällig. Es ist das allerdings ein unangenehmer Zufall.
Und doch läßt sich vielleicht auch diesem Einwände einigermaßen
die Spitze nehmen. Wir bemerkten oben, daß das Lied im Kreise
der zeitgenössischen Bamberger Geistlichkeit oft vorgetragen resp.
gesungen und demgemäß auch bald memoriert worden sein dürfte ;
von den beiden fränkischen Originalen X' und X^ mögen daher wohl
gar keine weiteren Abschriften in demselben Dialecte genommen
worden sein; sicher war Y^ bereits eine Umschreibung in alem. Dia-
lect. Ich vermuthe zweitens , daß die Hs. X^ überhaupt nicht allzu
lange in Bamberg blieb; es ist nämlich nicht undenkbar, daß dieselbe
von Konrad, dem Genossen Ezzos, der nach 1065 als Propst nach
dem von Passau aus gegründeten Kloster Göttweich berufen wurde
(vita Altm. : *qui postea in nostro loco canonicis praelatus propositus
fuit'), mitgenommen wurde. Aus dieser Hs. dürfte schon in Göttweich,
wo — wie aus der vita erhellt — das Lied in hohen Ehren gestanden
haben muß, eine Umschreibung ins Oberdeutsche geflossen sein, und
aus dieser wieder die directe Vorlage der Vorauer Hs.
Die wenigen Einzelheiten, die Meier gegen die Möglichkeit frän-
kischen Ursprungs unseres Gedichtes anführt [der heilige ätem statt
geist: V. 5L 198. 403. 413 (MSD 1,29. 11,6. 27,9. 28,7), wozu
zu bemerken, daß 1. V. 51 der interpolierten Strophe IV (in V), und
V. 198 und 413 Strophen, die meines Erachtens wegen der Anzahl
ZUM EZZOLEICH. 73
von 14 Versen nicht ganz unverdächtig sind, angehören, und 2, der
Gebrauch von geist in V. 73 (MSD 2, 7) und in der entsprechenden
Stelle der Hs. S der Hypothese einigermaßen den Boden entzieht;
sowie endlich V. 319 lachen und 322 lächenduom (MSD 20, 9. 12)]
können wenig beweisen, zumal diese Eigenthümlichkeiten auf Rech-
nung der Hs. V speciell zu setzen sind.
Warum endlich Meier nach Giskes Vorgang die Hss. V und S
auf eine Vorlage zurückführt und nicht S überhaupt als das Original
ansieht, da er ja doch alemannischen Ursprung des Gedichtes annimmt,
ist nicht klar. Eine Prüfung nämlich der von Giske angeführten
„paläographischeu Gründe" dafür, daß S eine Abschrift sein muß,
dürfte ergeben, daß die paar Correcturen von Schreibfehlern in der
Hs. — es sind deren vier — ebenso gut vom Dichter selbst herrühren
können.
Es ist bei den voraufgehenden Darlegungen nur die eine der
zwei Überlieferungen, die uns zur Lösung der Frage über die Autor-
schaft Ezzos zur Verfügung stehen, berücksichtigt worden; über die
andere, in der vita Altmanni enthaltene, läßt sich auch kaum etwas
Neues beibringen. Was der Biograph über die Zeit und den Ort der
Abfassung sagt, ist nicht zu halten; man wird überhaupt sich bezüg-
lich dieses Punktes an die Kritik halten müssen, die MüUenhoff und
im Anschluß an ihn Wilmanns an dem Verfasser der Vita geübt haben.
Außerdem sei hier auf die Charakteristik, die Wattenbach (Deutsch-
lands Gesch. -Quellen 2, 69) von dem Biographen Altmanns gibt, hin-
gewiesen; es erhellt aus dieser, daß auch sonst nicht allzuviel auf
ihn zu geben ist.
Vollauf berechtigt aber sind wir, die Bezeichnung unseres Liedes
als 'cantiiena de miraculis Christi' von dem Biographen anzunehmen.
In der Hauptsache genügt es, hier wieder auf die ausführliche Dar-
legung bei Diemer (Wiener Sitzungsber. 2.5, p. 279 ff.) hinzuweisen.
Von den reichen, aus der prosaischen wie poetischen Litteratur des
MA. entnommenen Belegen Diemers, die die in der mittelalterlichen
Theologie viel weiter als in der heutigen gehende Identificierung des
'Weltschöpfers' Christus mit der Person Gottes darthun, führe ich
hier nur an 1. Arnst. Marienlied, Waag X, 100 fi.: MSD 38, 100 ff.:
du bis muoder ires heren, . . . de hit eineme worte gesciiof du toerlt alle
u. s. w. 2. Nabuchodonosor, Waag IV, 1 f.; MSD 36, 1 f.: e got
gihorin wurdi, do idilt er aller dirri iverihi. 3. Nah., W. IV, 51 ff.,
127 ff. ; MSD 36, 6, 2 ff., 37, 6, 3 ff. : ivtr giloubin ani den Crist der
giscküf alliz daz dir ist u. s. w. 4. Leben Jesu, Diemer, dte. Ged.
74 PAUL HAGEN
229, 1 fF. : do Got hie in erde gebor n wolt wei'den do hiz er iz vor sagen.
5. Lobl. auf Maria, Diemer 309, 17: daz gip du mir heiliger Cr ist. du
da scephaere bist. 6. Baraberger Glaube u. Beichte, MSD 91, 24: Ich
glotd)o daz der gotes sun, durch den dir al gitän ist, swaz tjiscaffines
ist . . .
Diemer geht auch nicht zu weit, wenn er Ezzol. V. 56 ff. und
67 ff. (MSD 1, 33 ff., 2, 1 ff) lieber direet auf Christus, als auf Gott
den Vater bezieht. Christus ist die Hauptperson des Gedichtes, um
ihn dreht sich Alles, wenn er auch erst V. 119 (MSD 4, 11) direet
genannt wird. Nicht erwähnt ist bei Diemer V. 139 f. (MSD 6, 7 f.):
der icas der wone vorhote von dem geioeltiyen gote, wo sich die Mission
des Täufers sehr wohl auf Christus selbst zurückführen läßt; ferner
V. 272 (MSD 16, 10), sowie die besonders markante Stelle V. 285 f.
(MSD 18, 11 f.): nü richeset sin magenkraft über alle sine hantgescaft.
Es ergibt sich aus all diesen Beispielen, daß der Verfasser der
Vita Altmanni in nicht nur ausreichender, sondern sogar höchst
treffender Weise den Inhalt, oder besser die Tendenz unseres Liedes
mit jenem Titel bezeichnet hat : Ezzos Gesang ist eine gedrängte,
über schwungvolle Darstellung des durch die miracula Christi, d. h.
Gottes, vollzogenen Heilswerkes.
JENA. FRIEDEICH WEIDLING.
PARZIVALSTUDIEN. I.
Bekanntlich hat Lachmann ') behauptet , daß Wolfram vom
fünften Buche des Parzival an in Absätzen zu 30 Zeilen gedichtet
habe. Gegen diese Ansicht haben San Marte ') und Bartsch begrün-
deten Einspruch erhoben. San Marte (Über W. v. E. Rittergedicht
') Vorrede zu Wolfram S. IX, Zu den Nibel. 1235—39. Vgl. Haupt Zs. f. d-
Alterth. XI, 49: „Gedichtet aber bat Wolfram jenes eingeschobene Stück von zwei
Abschnitten zu 30 Zeilen (114, 5 — 116, 5), nachdem er seiner Erzählung, an der er
bekanntlich lauge arbeitete und die er nicht auf einmal herausgab, eine durch 30
theilbare Verssumme zu geben beschlossen hatte und diese Theilbarkeit, die vom
fünften Buche an auch durch die einzelnen Bücher durchgeführt ist, durch Zusätze
oder Auslassungen wenigstens für die gesammte Verssumme auch der ersten vier
Bücher durchsetzte." „Im Iwein wie im Parzival und Wilhelm ist diese Zeilenzählung
durchaus unzweifelhaft. Sie ist auch keine unbegreifliche oder nutzlose Grille der
Dichter, wie ich ein anderes Mal zeigen will."
') Seinen Ausführungen hat sich angeschlossen C. Bock, P. B. B. XI, S. 194.
PARZIVALSTÜDIEN. I. 75
Wilhelm von Orange, Quedlinburg und Leipzig 187 1, S. 115 flf.) be-
merkt, daß von 604 Str. des Parz. und 467 Str. des Willehalra
«) ohne Interpunction mit ununterbrochenem Satze in die folgende
Str. übergehen: Parz. 75, Wh. 89 = 164;
6) mit Komma, Kolon oder Semikolon einen kurzen Ruhepunkt
machen: Parz. 122, Wh. 89 = 211;
c) mit Punkt, Ausrufungs- oder Fragezeichen den vollen Satz schließen :
Parz. 407, Wh. 289 ^ 696.
„Eine Regel, bei welcher neben 696 angeblich richtigen Fällen 375,
also über ein Drittel der Summe, Ausnahmen* herlaufen, ist keine
Regel mehr". „Mögen selbst Wolfram und Hartmann diese Abschnitte
auch so nach ihrer Bestimmung des Formates im Urmanuscript haben
schreiben lassen, gewiß aber ist es falsch und unnachweislich, daß
sie danach gedichtet und ihr Gedicht nach dieser Elle gemessen
haben, wie Lachmann a. a. O. apodiktisch behauptet". „Ich habe
mich dazu nie entschließen können, einem so begabten, selbständigen
Dichter eine so wunderliche Kunstform zuzutrauen und beizulegen,
die äußerlich für Ohr und Gedanken schlechthin unerkennbar ist, auf
die er daher unmöglich einen Werth gelegt haben kann". Bartsch
sagt in der Einleitung zur Ausgabe S, XIX: „Wenn, wie Lachmann
annimmt, vom fünften Buche des Parzival an Wolfram offenbar ge-
wollt hat, daß jeder Abschnitt .SO Zeilen zähle und sie durch große
Anfangsbuchstaben bezeichnen ließ, so muß mau sich wundern, daß
er hier nicht auch einen Sinnabschnitt machte. Es gibt eine ein-
fachere Erklärungsweise jener großen Buchstaben. Sie hängen mit
der Beschaffenheit der Urhandschrift zusammen, die in diesem Falle
natürlicii kein Autograph sein, aber unter Aufsicht des Dichters ge-
fertigt sein konnte. In ihr hatte jede Seite oder Columne 30 Zeilen,
und die erste Zeile jeder Seite war, was man auch sonst in Hand-
schriften findet, mit einer größeren Initiale versehen. Diese Initialen
gingen nun auch in spätere Abschriften über, die mit der ursprüng-
lichen Seiteneintheilung nicht stimmten. Aus demselben Grunde finden
wir in anderen Gedichten, wie in Ulrichs von Türheim Willehalm,
Abschnitte von je 40 Zeilen".
Dieser Ansicht von Bartsch und San Marie müssen wir bei-
treten aus folgenden Überlegungen: 1. Es ist schlechterdings kein
Grund einzusehen für ein so seltsames Beginnen eines Dichters, in
Absätzen von 30 Zeilen zu dichten, ohne daß diese auch Sinnes-
abschnitte sind. 2. Lachmann sagt in der Vorrede S. IX: „Jene
größeren Abschnitte dagegen, die ich beziffert und durch große An-
76 PAUL HAGEN
fangsbuchstaben bezeichnet habe, sind mit geringer Nachhilfe aus den
besseren Handschriften genommen , in denen sie meistens mit gemalten
Initialen anfangen .... Ich durfte daher die großen Anfangsbuch-
staben, obgleich sie sehr oft nicht auf Abtheilungen des Sinnes treffen,
nicht übergehen". Wir werden dies weiter unten genauer zu unter-
suchen haben und bemerken vorläufig nur, daß in den ersten vier
Büchern die großen Anfangsbuchstaben meist nach 28, 30 oder 32 Zeilen
wiederkehren, ja im vierten Buche fast durchweg nach 32 Zeilen. Diese
Thatsache spricht deutlich genug für die Erklärung von Bartsch; denn
entweder liegt auch hier eine Absicht des Dichters vor — und das
wird Niemand behaupten wollen — oder es sind auch die späteren
Abschnitte von genau 30 Zeilen auf die Einrichtung der Handschrift
zurückzuführen. Ferner fallen auch vom fünften Buch an die großen
Anfangsbuchstaben in der Ausgabe Lachmanns durchaus nicht immer
mit dem Beginn jener von Lachmann bezifferten Abschnitte von 30 Zeilen
zusammen, in denen Wolfram gedichtet haben soll. Wie ist also diese
Ansicht mit der Überlieferung vereinbar? Es ist doch wohl jedem
Schreiber zuzutrauen, daß er einen großen Anfangsbuchstaben, wenn
überhaupt, auch wieder an derselben Stelle setzt, an der er ihn in
seiner Vorlage gefunden hat, nicht aber wiederholt zwei Verse früher
oder später. Da dies aber der Fall ist, bliebe nichts übrig, als
jedesmal da — vom fünften Buch ab — eine Interpolation oder Lücke
anzunehmen, wo die großen Anfangsbuchstaben nicht nach einem
Zwischenräume von genau 30 Zeilen gesetzt sind. Daß Lachmann
selbst sich dieser Schlußfolgerung nicht entzogen hat, scheint mir aus
der Bemerkung in der Vorrede S. IX hervorzugehen, daß die großen
Anfangsbuchstaben für und wider die Echtheit vieler Verse ent-
scheidend seien, während er thatsächlich im ganzen Parzival aller-
dings nur zwei Verse in Str. 257 gestrichen hat. Ein Nachweis in
der angedeuteten Richtung ist nicht erbracht worden und wird auch
nicht überzeugend dargethan werden können.
Somit glauben wir berechtigt zu sein, die großen Anfangsbuch-
staben auf die Einrichtung der Handschrift zurückführen und uns der
Frage zuwenden zu dürfen, welchen kritischen Werth sie unter dieser
Voraussetzung haben. Möglichkeiten mancherlei Art können eine stets
gleiche Anzahl von Zeilen auf einer Seite des Originals gestört und
gehindert haben. Es empfiehlt sich daher zunächst, einmal von den
großen Anfangsbuchstaben ganz abzusehen und, soweit sonst möglich,
festzustellen, welche Verse wir nach der uns vorliegenden Überlieferung
als ursprünglich anzusetzen haben. Wir werden keinen Vers antasten
PARZIVALSTUDIKN. I. 7^^
dürfen, der in beiden Handschriftenclassen steht, also auch die beiden
Zeilen , die allein im ganzen Parzival von Lachnjann für unecht er-
klärt worden sind, zunächst als echt gelten lassen. Unsere Unter-
suchung wird sich vielmehr vorläufig darauf beschränken müssen, ob
diejenigen Verse, welche in einer Handschriftenclasse fehlen, in dieser
ausgelassen oder aber in der anderen später hinzugedichtet worden
sind; auch die Fälle, in denen nur einer der beiden Hauptvertreter
jeder Classe in Betracht kommt, wollen wir nicht außer Acht lassen,
während die Berücksichtigung nur einer geringeren Handschrift un-
nöthig erscheint.
I.
Ein bloßes Versehen liegt vor.
In G fehlen 228, 17—24 und 22«, 28—229, 19. Der Schreiber
irrt von dem Wort wan 228, 17 ab auf 228, 25 man^ dann wieder von
228, 28 wan auf 229, 20 wan. Sein Auge war so ausschließlich auf
den Anfang der Zeilen gerichtet, daß er im zweiten Falle auch nicht
durch das Fehlen des Reimwortes zu komn auf sein Versehen auf-
merksam wurde. Ebenso wandte der Schreiber von G in Str. 497
statt auf pflac V. 19 auf V. 23 sach seiner Vorlage sein Auge zurück.
Er ließ dadurch V. 20 — 23 aus, Verse, die, wie man sofort sieht, echt
und unentbehrlich sind. Auch in D finden sich solche Flüchtigkeits-
fehler. Von 732, 19 sol ich irrte das Auge des Schreibers ab auf
732, 23 sol ich; dadurch fielen 732, 19 — 22 aus. Ebenso hat in Str.
799 der Schreiber von D statt auf pflosge V, 24 seiner Vorlage zurück-
zusehen, seinen Blick auf pflac V. 26 gewandt und dadurch 799, 25
und 26 ausgelassen. Ein Beispiel des gleichen Versehens auch aus
der späteren Überlieferung bietet d, die 588, 29 — 589, 16 ausläßt,
weil sie von hekant in 588, 28 auf unbekant 589, 16 übersprang.
II.
Besonders einem Schreiber haben die vielen Namen, die bei
Wolfram vorkommen, Schwierigkeiten und Verdruß bereitet; mochte
er sie für unnöthig halten oder wahrscheinlicher mit ihrer Entzifferung
nicht recht fertig werden können, genug, er ließ sie fort, wo es an-
ging. Die Stellen sind:
1. 87,27-30
des muoter hiez Beaflürs,
unt sin vater Pansämürs:
die wären von der feien art:
daz kint hiez Ltahturteltart.
Die Verse fehlen in G.
78 PAUL HAGEN
2. 125, 15. 16
si hiez Imäne
von der Beafontäne
fehlen Gd.
3. 203, 19. 20
scharpf genuoc, von ritters hant.
hetwungen ist der scheneschlant.
fehlen G. Daß das letzte Wort G Mühe verursacht haben muß, zeigt
204, 8, wo die Handschrift sinschalt daraus macht, und der Umstand,
daß an unserer Stelle zwei Handschriften derselben Classe smetschalanf
bezw. schenechant bieten.
4. 255, 9 u. 10
die werden Garschüoyen
und Bepans de schoyen
fehlen G.
5. 301, 19. 20
roin Ingüse de Bahtarliez
alsus dm getrkoe hiez.
fehlen G.
6. 736, 15. 16
Thopedissimonte
unt Assigarzwnte
fehlen in der Classe Ggg.
7. 770, 5—30 fehlen in der Classe Ggg. Der ganze Abschnitt
770 enthält nur Namen, die ersten vier Zeilen desselben brachten
auch die Handschriften dieser Classe mit Mühe und Noth zu Stande
— einige Namen mußten ja folgen auf die Worte 769, 29. 30 der
heiden sprach: ich nenne sie die mir die riter füerent hie — , dann aber
wurde es ihnen zu bunt.
8. Dasselbe ist der Fall in Str. 772, in welcher 23 Zeilen mit
Namen ausgefüllt werden. Hier begnügten sich Ggg damit, nur die
ersten beiden Verse wiederzugeben und dann V. 23, der nothwendig
war wegen des Reimes. Dagegen haben Str. 791, in der die Auf-
zählung der Steine enthalten ist, auch diese Handschriften unverkürzt
erhalten.
An den drei letzten Stellen haben Ggg die Auslassungen ge-
meinsam, an den übrigen G allein (einmal mit d) , während gg dann
die Namen meist verstümmelt darbieten ; vermuthlich verfuhr also die
der ganzen Recension zu Grunde liegende Handschrift mit den Namen
wenig sorgsam.
PARZIVALSTUDIEN I. 79
III.
Man wird, zumal im Hinblick auf die bisher angeführten Stellen,
geneigt sein, G in allen Fällen als unzuverlässig anzusehen, in denen
sie allein den übrigen Handschriften der eigenen wie der anderen Classe
iregenübersteht. Es fehlen') in G: 1. I, 23. 24. 2.30, 21.22. 3.35,
23-36, 2. 4. 134, 27—135, 6. 5. 230, 1.2. 6. 233, 29. 30. 7. 270, 29.
30. 8. 275, 27—30; dem entsprechend hat G V. 26 geändert. 9. 330,
25-30. 10. 374, 5. 6. 11. 668, 1. 2. 12. 743, 21. 22. Die unter 5, 6,
7, 8, 9 und 11 angeführten Verse waren die ersten bezw. letzten auf
einer Seite des Originals und daher einem Ausfall in der weiteren
Überlieferung besonders ausgesetzt. Auch sonst liegt kein Grund vor,
an der Echtheit der in G nicht überlieferten Verse zu zweifeln. Für
Kritik und Erklärung ist das Fehlen von 1, 23. 24 wichtig und muß
näher erörtert werden.
Daß die beiden Verse nicht etwa in Folge von Flüchtigkeit ausge-
lassen wurden, beweist der Umstand, daß V. 25 anders und zu dem
Fehlen der beiden Verse passend lautet. Ein Grund, wenn V. 23 — 25
so wie sie in den anderen Handschriften überliefert sind, auch G vor-
lagen, eine Auslassung und Änderung vorzunehmen, lag nicht gerade
sehr nahe. Wohl aber sind, wenn im Original V. 25 so wie in G lautete,
beide durch die Überlieferung gegebenen Varianten leicht zu erklären :
V. 23. 24 waren als parenthetischer Zusatz vom Dichter gesetzt. Dies
entging einem Schreiber, und er änderte deshalb V. 25 so um, wie
er in den meisten Handschriften steht; G dagegen ließ die beiden in
Parenthese stehenden Verse einfach aus und bewahrte V. 2ö in der
ursprünglichen Fassung. Daher glauben wir, daß im Original folgen-
der Wortlaut stand :
die gehent antlützes roum
— doch mac mit stcete niht gesvn
dirre trüehe lihte sclnn —
und machent kurze fröude alwär.
Bei dieser Reconstruction des Originals haben die Verse zugleich den
Sinn, der unseres Erachtens durch den ganzen Zusammenhang ge-
fordert wird. Der Eingang zum Parz. ist bekanntlich besprochen von
Lachmann in den Abhandlungen der Berliner Akademie 1835 S. 227 ff.,
von Kläden in v. d. Hagens (Termania 5, 222 ff., von Paul P. B. B.
II, 66 ff., von Baier, Germ. 25, 403. Es sind V. 15-18 zweifellos
') Einzelne Verse hat die erste Haud von G nicht ausgelassen, wohl aber die
zweite, so 471, 22; 604, 26; 673, 7; 791, 8; 794, 10.
80 PAUL HAGEN
mit Lachmann und Paul dahin zu erklären, daß die tumhen nicht im
Stande sind , den vorgetragenen Lehren gemäß zu handeln. Warum
nicht? Weil bei ihnen keine stcete und triwe vorausgesetzt werden
darf; sie hören die Lehre wohl und verstehen sie auch; statt sie aber
zur Richtschnur ihres Handelns zu machen , schlagen sie sie bald in
den Wind. Dies veranschaulichen die Bilder 1, 15 — 2, 4. Die Lehren
verschwinden so schnell vor ihren Augen, wie ein aufgescheuchter
Hase, sie haben bei den tumhen eine so vergängliche Dauer, wie ein
Spiegelbild oder das Sehvermögen des Blinden, dem es nur in flüch-
tigen Traumbildern zu Theil wird; so schnell wie das Feuer im Wasser
erlöscht, wie der Thau vor den Strahlen der Sonne vergeht, so rasch
sind die Lehren den unstäten Gedanken der tumhen entschwunden.
Spiegel und Traum des Blinden sind also darin gleich (geltchet lesen
wir mit den Handschriften, gelwhent D, geleichet Lachmann), daß sie
etwas zeigen, das keine stcete hat, etwas, das so schnell wieder ent-
schwindet, wie der im voraufgehenden Verse erwähnte aufgescheuchte
Hase. Daß sie darin gleichen, führt Wolfram in V. 22 — 25 aus: die
(bezieht sich nur auf zin anderhalp ame glase; statt des streng gram-
matischen Sing, der Plur. wie öfter; vgl. Paul Mhd. Gr. §. 230)
gehent antlützes roum: die Spiegel geben das Bild eines Antlitzes. Mit
diesen Worten hat der Dichter noch nicht das gesagt, worauf es be-
sonders ankommt, daß nämlich das Spiegelbild bald wieder spurlos
verschwindet; er macht daher den parenthetischen Zusatz: doch mac
mit stcete niht gesm dirre trüehe Uhte schin. Dann fährt er fort: unde
machent kurze fröude alwär. Subject ist das zweite der vorher ge-
nannten Substantiva des hlinden troum: diese gewähren nur eine kurze
Freude; hier hat der Dichter durch das Adjectivum ^kurz" die Ver-
gänglichkeit, die er hervorheben wollte, genügend gekennzeichnet:
mit dem Traume des Blinden ist auch seine Freude, sehen zu können,
vorbei.
Gegen unsere Ansicht läßt sich auch der Einwand nicht geltend
machen, den Paul a. a. O. S. 69 gegen Klädens Parallelstellung der
Gleichnisse vom Hasen, vom Spiegel und vom Traum des Blinden
erhebt: „Bei dieser Auffassung aber würde Wolfram selbst seine Lehre
als etwas Trügerisches, Nichtiges darstellen. Daß nur das Bild,
welches der tumhe davon empfängt, so ist, wird nirgends angedeutet.
Es würde aussehen, als ob die Schuld nicht an ihm, sondern an der
Lehre läge. Lachmanns Auffassung stimmt näher mit meiner überein,
nur daß er die Beziehung zum Vorhergehenden etwas anders faßt: er
meint, es sei ein neues Gleichniß, das der tumhe merken soll, damit
PARZIVALSTUDIEN. I. 81
er den unsicheren Halt der Untreue vermeide". Somit acheint Paul,
der seine Ansicht nicht näher dargelegt hat, in den Gleichnissen vom
Spiegel und Traum das P^alsche, Unwahre, Trügerische ausgedrückt
zu sehen, ebenso wie Lachmann a. a. 0. S. 237: „Freilich aber hat
der Dichter neben den Spiegel absichtlich nicht des Armen Traum
gestellt, sondern den Blinden, dem mit Träumen wohl ist (Renner
7900), weil er den falschen Schein des Gesichts im Spiegel und
im Traume des Blinden zusammenfassen wollte, die gebeut antlützes
roum^. Diese Erklärung wird aber erst iu den Text getragen durch
die Änderung der handschriftlichen Überlieferung geUchet V. 21 in
geleichet. Mit dieser Änderung würde sodann weniger zutreffend als
charakteristische Eigenthümlichkeit des Spiegelbildes hingestellt, daß
es ein falscher Schein, ein trügerisches Bild sei, während es doch
thatsächlich „a^«;a>'" ist, aber „m?< stcete niht gestn mac*. Auch können
bei der gewöhnlichen Auffassung die Worte die gehent antlützes roum
sich nur auf Spiegel und Traum zugleich beziehen, wobei dann in
Folge dieser Verbindung die Traumgestalten des Blinden auf ein
Antlitz beschränkt blieben und auch der Spiegel „kurze Freude" ver-
ursachen würde. Vielmehr gewährt der Spiegel ein Bild, welches
nicht (wie ein Gemälde) bleibend ist, und ebenso der Traum des
Blinden eine Freude, die keinen Bestand hat; die Worte stcete und
kurze sind zu betonen. Auf Grund der handschriftlichen Überlieferung
sowohl wie aus sachlichen Gründen lesen wir daher V. 20 — 25:
zin anderhalp ame glase
geUchet und des hlinden troum.
die gehent antlützes roum
— doch mac mit stcete niht gesin
dirre trüebe Ithte schm —
und machent kurze fröude alwär.
IV.
An der Echtheit der in D allein fehlenden Verse werden wir
ebenfalls nicht zweifeln dürfen: 1. 113, 15. 16»). 2. 153, 27. 28. 3. 184,
9—18. 21—26 hat D absichtlich beseitigt. 4. 248, 29. 30. 5. 638, 19. 20-
') Diese Verse sind von Bock, P. B. B. XI, 193 verdächtigt worden; zwar
stimmen wir ihm darin bei, dali 113, 23 — 26 als Worte des Dichters zu fassen sind,
das aber scheint doch wenig glaublich, daß als man diese Verse zur Rede der Herze-
loyde zog, 113, 15. 16 hinzugedichtet wurden, da, wie Bock meint, ein Schreiber die
dann entstehende Unschicklichkeit selbst empfand und nun im Voraus diese Worte
der Herzeloyde durch einen Hinweis auf ihre demüthige, nicht leichtfertige Gesinnung
zu motivieren suchte.
GERMANIA. Neue Reihe XXV. (XXXVIl.) Jahrg. 6
82 PAUL HAGEN
V.
Auch in den folgenden Fällen scheint jeder Zweifel ausgeschlossen:
1. 53, 23-26. 2. 71, 15. 16. 3. 84, 11. 12. 4. 116, 17. 18 fehlen in Gg.
5. 140, 11—14 fehlen Ggg. 6. 159, 3. 4 fehlen Ggg. 7. 172, 5. 6 fehlen
Dd. 8. 185, 17. 18 fehlen Dd. 9. 203, 23. 24 fehlen Dd. 10. 208, 21.
22 fehlen in der Classe G. 11. 312, 24. 25 fehlen Gg. 12. 317, 1. 2
fehlen Gg. 13. 318, 5-8 fehlen in der Classe G. 14. 323, 7. 8 fehlen
in der Classe G. 15. 355, 3. 4 fehlen Gg. 16. 386, 13. 14 fehlen Gg.
17. 597, 25. 26 fehlen Gg. 18. 653, 11—14 fehlen Gg. 19. 699, 9—12
fehlen Gg; 725, 9—14 hat G" ausgelassen. 20. 736, 23. 24 fehlen in
der Classe G. 21. 793, 21. 22 fehlen in der Classe G.
VI.
Es bleiben nun noch folgende näher zu erörtende Stellen übrig:
1. 48, 25. 26 fehlen Gg, sind aber in gg erhalten in der Fassung:
hie was ouch riter mer durch in:
der ist ein teil gescheiden hin.
während die Handschriften der anderen Classe statt '^/lie was* bieten
'ich hrähf. Ein Anlaß, ein ursprüngliches 'hie was' in 'ich hräht* zu
ändern , mag sich doch wohl leichter geboten haben , als umgekehrt
ein ursprüngliches 'ich hrdht' in 'ÄtV^ was' \ daher glauben wir, daß gg
den Wortlaut des Originals bewahrt haben, zumal da die von Lach-
mann und Bartsch in den Text gesetzte Lesart der Classe D sachlich
anstößig ist; denn daß von Kaylets eigenen Rittern ein Theil fort-
gegangen sei, wäre wunderlich, und die in den folgenden Versen an-
gegebenen Scharen kann er doch nicht gebracht haben. Alles fügt
sich dagegen trefflich , wenn die ursprüngliche Lesart hie was ouch
wieder eingesetzt wird.
2. 52, 3 — 8 fehlen Dd und der Umstand, daß g sie nach 53, 14
also an anderer Stelle als Ggg hat, trägt auch nicht gerade zum
Vertrauen auf ihre Echtheit bei. Der Gedankengang ist nach Dd
angemessener. 52, 2 dieselben Fürsten, die es früher waren, erhielten
ihr Lehen wieder; daran schließt sich passend unmittelbar an 52, 9:
nur das Herzogthum des verstorbenen Protyzilas wurde jetzt an Lah-
filirost schahtelacunt verliehen. Gestört wird dieser Zusammenhang
durch die Erwähnung derer von Zazamanc 52, 3 — 8. Daß dem Gah-
niuret die Königsherrschaft in Azagouc, die ihm ja nicht wie Zaza-
manc durch die Vermählung mit Belakane anheimfällt, übertragen
wird, daß er die Fürsten dieses Reiches von Neuem belehnt, mußte
ausfuhrlicher erzählt werden; eine Bemerkung über die Fürsten von
PARZIVALSTUDIEN. I. 83
Zazamanc war aber hier weder am Platze noch nöthig, naclidem
Belakane den Gahmuret als König von Zazamanc und ihren Gatten
anerkannt hatte 45, 24 — 27:
diu e hiez magt, diu was nu wtp;
diu in her üz fuorte an ir hant.
si sprach: min Ivp und mm lant
ist disem riter tmdertän.
Dagegen kann ein Interpolator hier die von Zazamanc angebracht
haben, wenn er 52, 2 anders auffaßte, als der Zusammenhang erfor-
derte (d. h. dieselben Fürsten, die es früher waren, erhielten ihr
Lehen wieder mit Ausnahme des Protyzilas) : wenn er erwartete, daß
auf „die erren'"'' andere später folgten : er ließ daher nach den Fürsten
von Azagouc, die die ersten waren, die von Zazamanc sich heran-
drängen. Aus den angeführten Gründen glauben wir die in Dd
fehlenden Verse 52, 3 — 8 Wolfram absprechen zu müssen.
3. 91, 1. 2 fehlen Gg. Nothwendig sind die beiden Zeilen nicht.
An 90, 29. 30: Bei Belakane mußte ich thatenlos sein, konnte sich
ganz wohl unmittelbar anschließen 91, 3 : hier habe ich viele ritter-
liche Übungen getrieben. Man liest deutlich genug zwischen den
Zeilen: Ich bin von Belakane fortgegangen, um mich nicht zu ver-
liegen, nicht etwa (V. 4—6) wegen ihrer schwarzen Farbe. Was be-
deuten nun die in Gg fehlenden zwei Verse:
dd wände ich daz mich rtterschaft
ncBm von ungemüetes kraß;.
Um welches ungemiiete handelt es sich? Um den unbefriedigten Thaten-
drang? Dann sind die beiden Verse nichtssagend und enthalten den
selbstverständlichen Gedanken : Ich glaubte, daß ritterliches Thun mir
die durch Sehnsucht nach demselben hervorgerufene Unlust nehmen
würde. Oder um seine jetzige Sehnsucht nach Belakane? Dazu paßt
nicht dd wände ich. Die Verse, die somit auch vielleicht Anstoß
mögen erregt haben, sind als ein mehr parenthetischer Zusatz ent-
behrlich und daher von Gg ausgelassen, während umgekehrt ein
Anlaß zu einer Zudichtung sich hier kaum geboten hätte. Demnach
sind die Verse echt und enthalten folgenden Gedanken : Ich glaubte,
daß ritterliches Leben und Treiben mich bald von dem Schmerz über
die Trennung von Belakane befreien würde. Damals also , als er
seine Gattin verließ, hat Gahmuret diese Erwartung gehegt; sie ist
nicht in Erfüllung gegangen vgl. 90, 17 — 26.
4. 96, 17, IH fehlen Gg wohl durch Flüchtigkeit, weil der Reim
dieser beiden Verse für das Auge eine gewisse Ähnlichkeit mit dem
6*
84 PAUL HAGEN
der beiden vorhergehenden bietet. Übrigens ist in V. 16 mit Ggg
und Bartsch ^herze^^ zu schreiben, wofür die andere Recension und
Lachmann die gewöhnlichere Form eingesetzt haben.
5. 101, 3. 4 da wart daz varnde volc vil geil.
die enphiengen richer gäbe teil.
fehlen Dd. Man könnte daran denken, daß ein Zudichter die Fahren-
den in den ursprünglichen Text gebracht hätte; auch
6. 103, 3. 4 fehlen Dd und sind entbehrlich. Dennoch sind sie
wie auch 101, 3. 4 echt; denn wenn man beachtet, daß in Dd 101, 3. 4
und 103, 3. 4, also je zwei Verse in einem Abstände von gerade
60 Versen fehlen , wird man dies in Zusammenhang bringen müssen
mit irgend einer Störung in der weiter zurückliegenden Überlieferung;
es ist möglich, daß in der Vorlage von D die beiden Verspaare ein
Blatt eröffneten oder schlössen, dessen Seiten je 60 Verse füllten, daß
dieses Blatt oben oder unten beschädigt war, so daß jedesmal jene
Verspaare dadurch in Verlust geriethen.
7. 140, 1. 2 du bist geboim von triuwen,
daz er dich sus kan riutven
fehlen in der Classe D, sind aber echt und werden gestützt durch
252, 18. 19 got Ion dir daz dich dd so rou
mm friwent, der mir zer tjost lac tot.
Bock (P. B. B. XI, 195) hat die Verse 140, 1. 2 für unecht erklärt.
Allein selbst wenn seine Beobachtung, daß Wolfram bern nur im
eigentlichen Sinne mit von verbinde, im übertragenen dagegen mit ßz,
richtig wäre, wü)de sie nichts gegen 140, 1. 2 beweisen: die erste
Stelle der Verbindung mit üz findet sich erst in Buch 13, würde also
nicht zeigen, daß Wolfram schon im dritten Buche den angeblichen
(man vergleiche z. B. nur Parz. 591, 6, Wh. 131, 1 mit Wh. 91, 28)
Unterschied gemacht haben müßte; kommen doch auch, wie Behaghel
(Germania 34, 487 ff.) dargethan hat, gewisse Reimbindungen in den
eisten drei Büchein gar nicht vor, während dann auf je 555 Verse
ein Beispiel entfällt.
8. Str. 336 und 337 haben nur D, d (Heidelb. 339), g (Heidelb.
364) und g'^ (der alte Druck); sie fehlen in den drei Münchener und
der Hamburger Handschrift. „Sie sind", wie Bartsch zu VI, 1740
meinte, „vom Dichter nachträglich erst hinzugefügt worden, vielleicht
weil man ihn aufmerksam gemacht, daß er über das Verbleiben der
versammelt Gewesenen etwas sagen müßte, und weil es passend er-
schien, hier, wo die Erzählung eine Wendung nimmt, zurückzublicken".
Vielleicht liegt eine andere Auffassung näher. Es ist nach den Aus-
PARZIVALSTUDIEN. I. 85
ftilirunjj^en Sprengers (Germania 20, 432 ff.) wohl als gesichert anzu-
nehmen, daß Buch 1 — 6 zusammen in Abschriften verbreitet gewesen
sind. Jene 60 Verse standen also auf dem letzten Blatt im Original
wie in den ersten Abschriften und waren so äußeren Einwirkungen
besonders ausgesetzt. Möglich wäre auch, daß, als das Werk weiter-
geführt wurde, ein Schreiber diesen zusammenfassenden Schluß der
ersten sechs Bücher beseitigt hätte. Wie dem auch sei, an der Echt-
heit von Str. 336 und 337 ist nicht zu zweifeln.
9. 584, 14 — 18. si kom einen engen pfat
in Gäwänes herze,
daz aller sin smerze
von disem kumber gar versioant.
ez was iedoch ein kurzin want,
Statt dieser fünf Verse bieten GG*g nur die Worte: ez loas iedoch ein
engez phat. Da diese Worte weder durch unbeabsichtigte noch ab-
sichtliche Entstellung aus der Lesart der anderen Classe — umgekehrt
läßt sich, wenn auch dieser die Überlieferung von GG'g vorlag, die
dann nothwendig erscheinende Änderung und Erweiterung leicht be-
greifen — hervorgehen konnten, so geben sie die Lesart des Originals.
Es kommt nur darauf an, sie zu erklären.
1. Es heißt V. 22 niemen sol des lachen. Da an sich der Inhalt
der Erzählung, daß der verwundete Gawan auch noch unter der
Liebespein zu leiden hat, Spott und Lachen gänzlich ausschließt,
kann das warnende Verbot des Dichters nur darin begründet sein,
daß er in den voraufgehenden Versen seinem Humor nachgegeben,
mit Worten und in der Ausdrucksweise gescherzt hat. Thatsächlich
hat Wolfram das ja auch gethan, wenn er sagt, daß ein so groz wip
in so kleiner stat sich verharc (V. 12. 13). Mit V. 22 kehrt er vom
Scherz zum Ernst zurück.
2. Gerade am Anfange des zwölften Buches tritt deutlich die
Einwirkung und der Einfluß eines bestimmten Abschnittes einer an-
deren Dichtung zu Tage. Schon die doppelte Bezugnahme auf frou
Camille bei Wolfram 504,25 ff. und 589,8 (außerdem Wh. 229, 29)
zeigt, daß dem Dichter diese Episode bei Heinrich von Veldeke be-
sonders im Gedächtniß haften geblieben war. Außer der Erwähnung
des Sarges der Camille 598, 8 finden sich unmittelbar darauf eben-
falls zu Anfang des zwölften Buches noch zwei weitere Reminiscenzeu
an die Camille-Episode der Eneide: 1. der meister Jeometras 589, 14;
vgl. Veldeke En. 9404 dat meisterde Geometras. 2. klingen die Verse
Parz. 590, 7 ff. an En. 9562 ff. an. Ich glaube, wir dürfen zu diesen
86 PAUL HAGEN
von Behaghel in der Ausgabe der Eneide S. CCXIV flf. angeführten
Parallelstellen noch die folgende hinzufügen. Es werden von Wolfram
589, 17 — 22 acht Edelsteine aufgezählt, aus denen die Fenster be-
standen, ebenso wie bei Heinrich von Veldeke 9470 — 3, und zwar
kehren bei Wolfram, der über so viele Namen verfügte, daß er mit
ihnen die ganze Str. 791 ausfüllte, hier sechs der von Veldeke an-
geführten wieder mit dem gleichen Reime rubhine : sardine (Veld. :
rubinen : sardinen) :
Veldeke 9468 ff.: Wolfram 589, 17 ff.:
et hadde in vier sinnen adamas und amatiste
goeder venster viere (diu äventiure uns wizzen Idt)
van granäte end van saphire, thopazje und gränät,
van smaragden ende van rubinen, crisolte, ruhhme,
van crisoUten end van sardinen, smärdde^ sardine,
topazien end berillen. sus warn diu venster riche.
Es unterliegt also keinem Zweifel, daß Wolfram am Anfange des
zwölften Buches unter dem Eindrucke des angegebenen Abschnittes
der Eneide stand.
Weil nun die — wie wir sahen ursprüngliche — Überlieferung
von V. 14 — 18 lautet: ez toas iedoch ein engez phat, weil Wolfram
gerade an dieser Stelle mit Worten und in der Ausdrucksweise scherzt,
da er endlich hier am Anfange des zwölften Buches von jenem Camille-
Abschnitt der Eneide beeinflußt ist, so ist nur eine orthographische
Änderung des wahrscheinlich schon im Original falsch niederge-
schriebenen Wortes vorzunehmen und zu schreiben: ez was iedoch ein
engez vat. Wolfram hat also das niederdeutsche ^) Reimwort, das
gerade in der Camille-Episode wiederholt (V. 9486, 9533, 9554) vor-
kommt, hier scherzhaft gebraucht statt der hochdeutschen Form, in
derselben Bedeutung wie Hartmann '^). Ein gleichartiges niederdeutsches
Reimwort (: nat) ist übrigens auch von dem Thüringer Heinrich von
Morungen') angewandt worden. Statt V. 12 — 19 wird Wolfram also
gedichtet haben:
') Einige Wolframs Sprache und Vers sonst fremde Reime hat auf Veldekes
Einfluß zurückgeführt Behaghel, Eneide S. CCXIX.
') Er. 1495. Iw. 257. 258. 273. „ob minne unde haz nie m& beadzen ein vaz,
doch wonte in disem vaeze minne bt hazze also das minne noch haz gerdmden gdhes
d€Ui VOSS.'*
') Statt der MS F. 131, 7 in den Text gesetzten Worte wart ein bat ist wohl
sicher im Anschluß an die Überlieferung wart ich nas BC mit Bartsch, Liederd.
PARZIVALSTUDIEN. I. 87
wie kom daz sich da verharc
so laiic^) ivtp in so kurze ^) ftat?
ez ivas iedoch ein engez vat,
da so lanc wip inne saz,
Wie die Änderung und Erweiterung in der anderen Classe hieraus
entstand, ist unschwer zu sehen. Man faßte das 'fhat' geschriebene
Wort natürlich als 'Pfad' auf und mußte nun, da Orgeluse nicht wohl
in einem engen 'Wege' sitzen konnte, ändern: fast von selbst ergab
sich si kom für ez ivas, wohin sie kam, war nicht zweifelhaft: in
Gdioänes herze, darauf mußte selbstverständlich smerze reimen: daz
aller sin smerze; der körperliche Schmerz wurde durch den Liebes-
kummer verdrängt: von disem kumher gar versioant; man mußte endlich
wegen der Worte: da so lanc wip inne saz einen bildlich gebrauchten
Ausdruck des Raumes haben, der zugleich ein Reimwort zu dem vor-
hergehenden Verse abgab und bezeichnete das Herz Gawans nun nicht
gerade sehr glücklich als eine 'ivant'. Als Adjectivum schien wegen
des Gegensatzes zu dem '^lanc ivip' des folgenden Verses 'kurz' er-
forderlich, und damit nun V. 13 nicht ebenfalls dieselben Adjectiva
vorkämen, ersetzte man sie hier durch 'groz* und ''klein'. Mit dem
engen Wege {si kom einen engen phat in Gäwänes herze) sollten wohl
die Augen gemeint sein. Vgl. 593, 16—18: durch sin herze enge kom
alsus diu herzogin, durch siniu ougen oben in. Heinrich von Morungen
M. S. F. 127, 4-9:
der enzwei gehrceche mir daz herze min,
der möhte sie
schone drinne schouwen.
sie kam her
dur diu ganzen ougen
sunder tür gegangen.
10. Ö95, 3. 4 haben Ggg wohl absichtlich, weil sie in V. 5 WcA'
nicht bieten, ausgelassen; dagegen hat Str. 594 in Handschriften dieser
Classe vier Plusverse, die aber schwerlich echt sind. Nach 594, 18
scheint G, und aus demselben Grunde aber in anderen Worten, g
XIV, 166 wart ich nat herzustellen. Beiläufig: Morungeu liebt es, das Strahlende der
Schönheit seiner Dame zu rühmen, und auch Wolfram nennt .seine Frauengestalten
oft klär oder lieht. Vgl. Burdach, Reinmar und Walther S. 48.
') Auch in diesem Verse schließen wir uns jetzt natürlich GG'g an; den
Accusativ haben nur G und G* treu bewahrt, während die übrigen Handschriften
geändert haben. Vgl. Nib. 613, 1. Dieselbe Anschauung und Construction bei Klop-
stock und Wieland, Grimms Wb. s. v. „verbergen".
8g PAUL HAGEN
zwei Zeilen eingeschoben zu haben, weil der correcte Nachsatz wäre:
„80 will ich den Kampf mit ihm aufnehmen". Ebenfalls der größeren
Deutlichkeit wegen scheint G nach 594, 28 zwei Verse eingeschoben
zu haben. Wolfram sagt hier: Selbst wenn Ihr im Kampfe nicht er-
liegt, so könnt Ihr noch in Folge der früheren Wunden den Tod
finden, wenn Ihr die Rüstung anlegt. Vgl. Bartsch in den Anmerkungen.
11. 654, 23. 24 fehlen Gg. V. 25 und 26 fehlen Ddg; darauf,
daß g sämmtliche vier Verse hatte, ist kein Gewicht zu legen, da
anderseits g ja auch mit Dd 'übereinstimmend V. 25 und 26 weg-
läßt; in beiden Fällen ist Beeinflussung durch die andere Handschriften-
classe anzunehmen. Lachmann setzt alle vier Verse in den Text.
Dann würden wir den höchst seltsamen Zufall vorauszusetzen haben,
daß an dieser Stelle zwei verschiedene Schreiber von vier echten
Versen der eine dieses, der andere jenes Paar, sei es absichtlich^ sei
es durch ein Versehen, ausließen. Zweitens würden wir dem Dichter
den Vorwurf ganz unnöthiger Weitschweifigkeit ') an dieser Stelle
machen müssen. V. 23. 24. 25 enthalten nichts weiter, als jeder den
durch V. 27 ausgedrückten Gedanken, daß Gawans Sorge schwand;
V. 26 ist überflüssig, da der Knappe schon vorher seine Verschwiegen-
heit bewährt hat nach der Erzählung des Dichters in Str. 653. Aus
diesen Gründen ist es weit wahrscheinlicher, daß statt zweier Verse
des Originals hier in jeder Handschriftenclasse zwei andere Verse
gedichtet und eingesetzt worden sind, indem beide Interpolatoren sich
dabei an die bei Wolfram folgende Zeile 'al siner sorge er gar vergaz
anlehnten. Der Anlaß zu dieser Einsetzung zweier Verse von ver-
schiedenen Schreibern an derselben Stelle wird kein anderer gewesen
sein, als die Unleserlichkeit von zwei Versen der Vorlage. Demnach
vermuthen wir, daß hier zwei echte Verse in Verlust gerathen und
daß sowohl V. 23. 24 Ddg als V 25. 26 Gg zu ihrem Ersätze ge-
dichtet sind.
*) Dieses Bedenken hat in anderer Weise C. Bock, P. B. B. XI, S. 194 geltend
gemacht. Er glaubt, daß die in Ddg überlieferten Verse die echten sind und meint:
„der Autor der in Gg sich findenden wollte wohl die lästige Wiederholung durch Ein-
schiebung eines der vorhergehenden Erzählung entnommenen Zwischengedankens er-
träglicher machen." Wir können ihm hierin nicht beistimmen, weil so den Dichter
der Vorwurf einer „lästigen Wiederholung" treffen würde, während der Interpolator
thöricht gehandelt hätte : in der Absicht, die lästige Wiederholung zu beseitigen, hätte
er sie durch Zudichtnng eines weiteren Verses desselben Inhalts: Qävodn üz sorge in
ß-öude trat noch gesteigert.
PARZIVAL8TUDIEN. 89
VII.
Aus der haudschriftlicheu Überlieferung und anderen Gründen
haben wir den Schluß gezogen, daß 52, 3 — 8. 584, 14 — 18 unecht
sind und daß 654, 23—26 an die Stelle von zwei echten verlorenen
getreten sind. Andererseits glauben wir in zwei Fällen den Ausfall
von echten Versen in allen Handschriften annehmen zu dürfen.
1. 69, 29 — 70, 6. Lachmann hat den 8 Versen diese Stelle an-
gewiesen, während sie in den Handschriften erst hinter 71, 6 stehen.
Nun läßt sich ja freilich nicht in Abrede stellen, daß nach der Über-
lieferung die Beschreibung der Rüstung Gahmurets in auffallender Weise
auseinandergerissen wird^). Aber widerum spricht gegen die Lach-
mann'sche Anordnung der Verse, daß auf diese Weise 70, 7 ez wart
da harte guot getan der Dichter fortfahren würde „von dem Turnier
zu erzählen , als ob gar keine Unterbrechung der Darstellung statt-
gefunden hätte" ^). Durch die Umstellung der 8 Verse würden also
die Bedenken nicht beseitigt, sondern nur verändert werden. Dem-
nach ist an der Überlieferung festzuhalten.
Zu beachten ist, daß, als das Verhältniß Gahmurets zur Am-
pflise zuerst erwähnt wird, 12, 7 sich die Worte kleinoetes tüsent marke
wert finden, an welche 71, 6 wand ez was maneger marke wert anklingt.
Man hat aus der Ähnlichkeit des Ausdrucks geschlossen'), der
Dichter sei dadurch an Ampflise erinnert worden und habe so die
8 Verse, um die es sich handelt, eingefügt. Die Möglichkeit aber
einer derartigen auf bloßer Gleichheit einiger Worte beruhenden
Gedankenverbindung ist schwer einzusehen; sie würde erst dann
wahrscheinlich, wenn sachliche Verknüpfungspunkte hinzutreten wür-
den. Nach einer anderen Ansicht ■*) haben wir es „hier sicher mit
einem späteren Einschub zu thun, den der Dichter selbst (?) in seinem
Originale hinzufügt". „Jedenfalls wollte er seine Leser auf eine Ge-
schichte aufmerksam machen, die er erst 76, 1 erzählt." Damit ist
aber nicht erklärt, warum Wolfram es gerade an dieser auffälligen
Stelle that; auch sieht man nicht, was ihn überhaupt zu einem vor-
läufigen Hinweis auf die Str. 76 gegebene Erznhlung hätte veran-
lassen können.
') Vgl. Bock, P. B. B. XI, S. 187. Kinzel, Zs. f. d. Phil. 21, S. 56.
*) Vgl. Bötticher, Zs. f. d. Phil. 13, S. 429. Bock a. a. O.
') Bock a. a. O.
*} Kinzel a. a. O.
90 PAUL HAGEN
Über folgende Frage müssen wir suchen uns Klarheit zu ver-
schaffen. Wie kommt es, daß jene 8 Verse, in denen der Tod des
Königs von Frankreich und die Gesandtschaft der Ampflise erwähnt
werden, an dieser Stelle stehen inmitten der Beschreibung der Be-
waffnung Gahmurets. Zuerst ist die jetzt in Galimurets Besitz befind-
liche Rüstung Isenharts erwähnt 70, 13 — 26, dann der nicht zu ihr
gehörige Schild 70, 27 — 71, 6, darauf folgen jene 8 Verse 69, 29
bis 70, 6, endlich von 71, 7—28 die Beschreibung des Waffenrocks.
Auffallend ist, daß trotz dieser Beschreibung in 22 Versen nicht
erzählt wird — und dies lag noch besonders nahe nach der Art der
vorausgegangenen Erwähnung jenes harnas V. 14 — 18 — , wie Gah-
muret in den Besitz dieses Waffenrocks gelangt ist, sondern daß dies
beiläufig bemerkt wird 81, 25 u. 26:
dich hat ein werdez unp gesant
hl disem ritter in diz laut.
Dies iverde wip ist natürlich Ampflise; vgl. 77, 8 — 10:
du solt ouch min ritter sin
ime lande ze Wäleis
vor der houbtstat ze Kanvoleis.
Gerade an der Stelle nun, an der wir die Erwähnung, daß der
Waffenrock eine Gabe Ampflisens ist, vermissen, finden wir jene
8 Verse, die von ihrer Liebe und vom Tode ihres Gatten erzählen^
So unpassend diese Verse auf den ersten Blick an ihrer Stelle er-
scheinen, so wohlberechtigt würden sie sein, wenn die von uns ver-
mißte Angabe über den Waffenrock sich an sie angeschlossen haben
würde. Aus diesem Grunde halte ich eine Lücke hinter jenen 8 Versen
für wahrscheinlich. Dieselbe ergibt sich auch noch aus einer zweiten
Überlegung. Wolfram sagt 76, 1 von der Ampflise: ein wip diech e ge-
nennet hdn. Ihren Namen finden wir aber nicht an den beiden Stellen,
an denen Andeutungen auf sie enthalten sind 12, 3 — 14. 69, 29 — 70, 6.
Also hat der Name in verlorenen Versen gestanden, für welche der
geeignetste Platz eben nach 76, 6 anzusetzen wäre. Nun gewinnt auch
die Ähnlichkeit des Ausdrucks 12, 7 kleincetes tüsent marke wert und
71, 6 wand ez was maneger marke loert vielleicht eine andere Bedeu-
tung. Da Wolfram mit denselben Worten 53, 3 und 70, 19 üf erde
iiiht so guotes was den gleichen Helm beschreibt, so ließe sich nach
Analogie dieser Stellen vermuthen, daß das in Str. 12 erwähnte
Kleinod identisch ist mit dem Zierat des in Str. 71 beschriebenen
Schildes. Wie dem auch sei , mag auch Schild und Schildesschmuck
nicht von Ampflisen herrühren, das war in den ausgefallenen Versen
PARZIVALSTUDIEN. I. 91
erzählt, daß der Waffenrock eine Gabe von ihr war. Woltram leitet
das ein mit den an ihrer Stelle scheinbar so auffälligen Versen Nu
was ouch rois de Frame tot u. s. w. Auch der Name der Ampflise war
in dieser Lücke erwähnt, vielleicht waren auch einige Angaben über
das Verhältniß Gahmurets zur Ampflise gemacht, die dann 87, 7 ff.
94, 21 ff. 97, 13 ff. ergänzt und erweitert wurden*). Endlich ist zu
vermuthen , daß auch über die Botschaft der Ampflise in der Lücke
schon einige Mittheilungen gemacht waren. In den Worten 70, 4 u. 5
nämlich, oh er noch loider in Jaz laut wcei' kamen von dei' heidenschaft
kann es sich augenscheinlich nur um Anschouwe handeln; demnach
ist das auch gemeint in dem vorhergehenden Verse hete aldar nach
im gesant. Also Ampflise schickt Boten in das Heimatland Gahmurets,
dieselben Boten überbringen Str. 76 u. 77 dem Gahmuret Nachricht
und Brief von ihr, in dem auch die Worte stehen:
du soll ouch mm ritter sin
ime lande ze Wäleis
vor der houhtstat ze Kanvoleiz.
Nicht ausdrücklich vom Dichter erwähnt — aber Wahrscheinlich eben-
falls in der Lücke erzählt — ist, daß die Boten aus Anjou wieder zu
der Königin zurückkehren mit der Nachricht, Gahmuret sei bei dem
Turnier vor Kanvoleiz, daß die Königin sie wieder aussendet mit dem
Brief, in dem sie Gahmuret aufträgt, er solle ebenda ihr Ritter sein.
2. 585, 28 als ir e lool {wol e G*, wol Eg) habit virnomen {habt
vemomn G*) GG'g.
Es ist unmöglich, daß diese Worte aus der in den Ausgaben
eingesetzten Lesart der anderen Handschriften hervorgingen: an dem
iu dienst loart henomn. Ebensowenig ist ihr Dasein etwa durch Ab-
irren des Schreibers auf 585, 18 oder 586, 11 zu erklären, allein schon
weil diese Zeilen nicht völlig gleichlautend sind mit dem, was GG*g
hier bieten. Also haben GG*g den echten Wortlaut von 585, 28 er-
halten: als ir e lool habt vemomn. Mit dem Vorhergehenden scheint
nun allerdings dieser Vers inhaltlich nicht recht verbunden werden
zu können: daher auch wohl die Änderung in den anderen Hand-
schriften. Außerdem führt Wolfram hier ja, wie der Zusammenhang
zeigt, lauter Beispiele für die Qual und Tod briuj^ende Macht der
Minne an. Inwiefern Ither hierher gehört, hat er aber weder hier
angedeutet noch in Str. 499, der einzigen Stelle, an welcher er das
Liebesverhältniß Ithers zu Lammire erwähnt. Es liegt daher die Ver-
*) „Wobei iibrigeus zu bewundern ist , wie viel Wolfram da in wenigen An-
deutungen sagt." Bötticher a. a. 0. S. 430.
92 PAUL HAGEN
mutbuDg nahe, daß nach V. 28 Verse ausgefallen sind, daß Wolfram
mit den Worten als ir e wol habt vemomn auf das in Str. 499 P^rzählte
kurz zurückgriff und nun hinzufügte, inwiefern auch Ither und Lara-
mire die Macht der Minne erfuhren, daß ihnen „ouch von minne ist
worden ive^ (586, 15).
VIII.
Wenden wir uns nach diesen Erörterungen der Frage nach dem
kritischen Werth der großen Anfangsbuchstaben zu. Es sind zunächst
nach der Ausgabe Lachmanns die großen Anfangsbuchstaben und die
durch sie gebildeten Abschnitte anzugeben, woraus zugleich ersichtlich
ist, wie oft diese von den durch Lachmann bezifferten Absätzen abweichen.
Buch I. 1, 1—2, 23 = 52. —3, 25 = 32. -4, 27 = 32. —5, 29
= 32. —6, 29 = 30. —8, 1 = 32. —9, 3 = 32. —9, 29 = 26. —11, 1
— 32. —12,3 = 32. —13,3 = 32. —14,3 = 30. —15,5 = 32
— 16, 11 = 36. —17, 15 = 34. —18, 17 = 32. — 19, 17 = 3o!
— 20, 19 = 32. —21, 19 = 30. —22, 19 = 30. —23, 19 = 30.
— 24, 21 = 32. —25, 23 = 32. - 26, 25 = 32.!— 27, 25 = 30. —28, 27
= 32. —29, 27 = 30. —30, 29 -= 32. —31, 27 = 28. —32, 29 = 32.
— 33, 29 = 30. —34, 29 = 30. —35, 29 = 30. -37, 1 = 32. —38, 1
= 30. —39,1=30. —40,3 = 32. —41,3 = 30. —42,3 = 30.
— 43, 3 = 30. —44, 1 = 28. —45, 1 = 30. —46, 3 = 32. —46, 27
= 24. —48, 5 = 38. —49, 7 = 32. —50, 7 = 30. —51, 9 = 32.
-52,17 = 38. -53,19 = 32.-54,21=32. —55, 21 = 30. —56, 27
= 36. —57, 27 = 30. —58, 27 = 30.
Buch II. 58, 27—59, 27 = 30. -60, 27 = 30. —61, 27 = 30.
— 62, 27 = 30. —63, 27 = 30. —64, 29^= 32. —65, 29 = 30. —66, 29
= 30. - 67, 29 = 30. - 68, 29 = 30. —69, 29 = 30. 70, 7-71, 7
= 30. — 69, 29 — 70, 7 = 8 (so die Handschriften ; Lachmann hat die
letzten beiden Abschnitte umgestellt). 71,7 — 72,9 = 32. — 73,7
= 28. —74, 5 = 28. —75, 3 = 28. —76, 1 = 28. —77, 1 = 30.
— 77, 29 = 28. —79, 3 = 34. — 80, 3 = 30. —81, 5 = 32. —82, 5
= 30. — 83, 5 = 30. - 84, 5 = 30. —85, 5 ^ 30. — 86, 5 = 30.
— 87, 7 = 32. —88, 7 = 30. —89, 7 ==30. —90,7 = 30. —91,9 = 32,
— 92,9 = 30.-93,11=32.-94,11=30. —95,11 = 30. -96,11
= 30. —97, 13 = 32. —98, 15 = 32. —99, 17 = 32. — 100, 19 = 32.
- 101, 21 = 32. — 102, 23 = 32. — 103, 25 = 32. - 104, 25 = 30.
- 105, 27 = 32, — 106, 29 = 32. — 107, 29 = 30. — 109, 1 = 32.
— 110,3 = 32. —111,3 = 30. —112,5 = 32. —113,5 = 30.
— 114,5 = 30. —115,5 = 30. —116,5 = 30.
PARZIVALSTUDIEN. I. 93
Buch ril. 116,5-117,7 = 32. -118,7 = 30. —119,9 = 32.
— 120, 11 = 32. —121, 13 = 32. —122, 13 = 30. —123, 13 = 30.
— 124,15 = 32. —125,17 = 32. -126,19 = 32. —127,21=32.
— 129,5 = 44. —130.3 = 28. —131,3 = 30. -132,1 = 28. —133,3
= 32. —134, 5 = 32. — 135, 7 = 32. 136, 9 = 32. —137, 9 = 30.
— 138, 9») = 30. —139, 9 = 30. — 140, 9 = 30. — 141, 11 =32.
— 142, 13 = 32. — 143, 15 = 32. - 144, 17 = 32. — 145, 17 = 30.
— 146, 19 = 32. — 147, 19 = 30. —148, 19 = 30. — 150, 21 = 32.
— 151, 21 = 30. —152, 23 = 32. —153, 23 = 30. —154, 27 = 34.
-155, 29 = 32. —156, 29 = 30. —158, 1 =32. —159, 1 = 30.
— 160, 1 = 30. —161, 1 = 30. —162, 1 = 30. —163, 3 = 32.
— 164, 5 = 32. — 165, 5 = 30. - 166, 5 = 30. —167, 5 = 30.
— 168, 7 = 32. —169, 5 = 28. —170, 7 = 32. —171, 7 = 30.
— 172, 7 = 30. —173, 7 = 30. —174, 7 = 30. -175, 7 = 30.
— 176, 9 = 32. —177, 9 = 30. —177, 11 = 32. —179, 13 = 32.
Buch IV. 179, 13—180, 15 = 32. —181, 17 = 32. —182, 19
= 32. — 183, 21 = 32. — 185, 21 ") = 60. — 186 ,21 = 30. — 187, 23
= 32. —187, 23—224, 1 = 34 Abschnitte von je 32 Versen.
Buch V. 224, 1—225, 1 = 30. -226, 1 = 30. —227, 7 = 36.
— 228, 1 = 24. —251, 1 = 23 Abschnitte von je 30 Versen. —251, 29
= 28. -253,1 = 32. —253,27 = 26. —255,1=34. —256,1
= 30. —257, 1 = 30. —258, 1 = 32 (30 L). -259,5 = 34. -260,3
= 28. —261, 1 = 28. —262, 1 = 30. —263, 1 = 30. —264, 1 = 30.
— 265,1 = 30. —266,3 = 32. —266,29 = 26. —268,1 = 32. —269,1
= 30. —270, 1 = 30. —271, 1 = 30. —272, 1 = 30. -273, 1 = 30.
— 274, 1 = 30. —274, 29 = 28. —276, 1 = 32. —277, 1 = 30.
— 277, 29 = 28. —278, 27 = 28. —280, 1 = 34.
Buch VI. 280, 1—286, 1 = 6 Abschnitte von je 30 Versen.
— 287,5 = 34. —288,3 = 28. —289,3 = 30. -290,3 = 30. —291,1
= 28. —292, 1 = 30. —293, 5 = 34. —294, 1 = 26. —295, 1 = 30.
— 296, 1 = 30. —296, 29 = 28. —298, 1 = 32. —299, 3 = 32.
— 300, 1 = 28. —305, 1 = 5 Abschnitte von je 30 Versen. —305, 27
= 26. —306, 29 = 32. —308, 1 = 32. —311, 1 = 3 Abschnitte von
je 30 Versen. —311, 29 = 28. —313, 1 = 32. —325, 1 = 12 Ab-
schnitte von je 30 Versen. —326, 5 = 34. —327, 5 = 30. —328, 1
= 26. — 338, 1 = 10 Abschnitte von je 30 Versen.
') Bei Lachmann steht 138, 9 kein großer Aiifangsbiicbstabe; aber oflenbar
liegt hier ein Versehen vor, da 138, 9 in D eine Abtheiluug nach Art der Bücher
vorgenommen ist. Vgl. Vorrede ö. IX.
') 184, 9—18. 21—26; 185, 17—18 fehlen in D.
94 PAUL HAGEN
Buch VII. 338, 1—339, 1 = 30. —340, 1 = 30. —341, 3 = 32.
— 342,1 =28. -343,1 =30. -344, 1 =30. —345, 1 = 30. —346,3
= 32. —347, 1 = 28. —384, 1 = 37 Abschnitte von je 30 Versen.
— 384, 29 = 28. —386, 1 = 32. —398, 1 = 12 Abschnitte von je
30 Versen.
Buch VIII. 398, 1—406, 1 = 8 Abschnitte zu je 30 Versen.
-407,3 = 32. —408,1=28. —409,3=32. -412, 3 = 3 Ab-
schnitte von je 30 Versen. —413, 1 = 28. —433, 1 = 20 Abschnitte
von je 30 Versen.
Buch IX. 433, 1—438, 1 = 5 Abschnitte von je 30 Versen.
— 438, 29 =: 28. —440, 1 = 32. —503, 1 = 63 Abschnitte von je
30 Versen.
Buch X. 503, 1—553, 1 = 50 Abschnitte von je 30 Versen.
Buch XI. 553,' 1—562, 1 = 9 Abschnitte von je 30 Versen.
562, 1—564, 1 = 00. —577, 1 = 13 Abschnitte von je 30 Versen.
— 577, 1-578, 3 = 32. —579, 1 = 28. —583, 1 = 4 Abschnitte von
je 30 Versen.
Buch XII. 583, 1-584, 1 = 30. —585, 5 = 34. —585, 29 = 24.
586, 29 = 30. —588, 1 = 32. —595, 1 ^ 7 Abschnitte von je 30 Ver-
sen. — 595, 29 =: 28. —597, 1 — 32. —627, 1 = 30 Abschnitte von
je 30 Versen,
Buch XIII. 627, 1—654, 1 = 27 Abschnitte von 30 Versen.
654, 1—655, 3 = 32. —663, 3 = 8 Abschnitte von je 30 Versen,
— 664, 1 = 28. —677, 1 = 13 Abschnitte von je 30 Versen. —678, 3
= 32. —679, 1 = 28.
Buch XIV— XVI. 679, 1—682, 1 = 3 Abschnitte von je 30 Ver-
sen. — 683, 3 = 32. -684, 1 = 28. Von 684, 1 bis zum Schluß des
Werkes kehren die großen Anfangsbuchstaben regelmäßig nach einem
Zwischenraum von 30 Versen wieder.
Aus dieser Übersicht erhellt unseres Erachtens deutlich genug,
daß die großen Anfangsbuchstaben auf die Einrichtung des Originals
zurückzuführen sind. Buch 1 — 6 weisen ein anderes Verhältniß auf
als Buch 7 — 16 und müssen daher gesondert betrachtet werden nach
den letzten zehn Büchern, in denen, wie schon ein flüchtiger Blick
lehrt, die größere Regelmäßigkeit herrscht.
Was Buch 7 — 16 betrifft, so bemerken wir, daß öfter auf einen
Abschnitt von 28 Zeilen ein solcher von 32 und ebenso auf 32 Zeilen
unmittelbar wieder 28 folgen. Hier hat also der Schreiber, da wo
ihm seine Absicht, immer 30 Verse auf eine Spalte oder Seite zu
bringen, nicht gelang, gleich auf der folgenden den Ausgleich wieder-
PARZIVALSTUDIEN. I. 95
hergestellt, so daß beide zusammen 60 ergaben. Dies ist der Fall in
VII. 3mal, in VIII. 2mal (im zweiten Fall ist der Ausgleich erst nach
drei anderen Abschnitten erfolgt), in IX. Imal, in XL Imal, in XII.
Imal, in XIII. Imal, in XIV. Imal. Nach Abzug dieser Stellen fallen
in den letzten zehn Büchern nur folgende Abschnitte wegen ihrer
Unregelmäßigkeit auf: 584, 1—585, 5 = 34; 585, 29 = 24; 586, 29
— 588, 1 = 32; 654, 1—655, 3 :i= 32; 663, 3—664, 1 = 28. Daraus
gewinnen wir eine willkommene Bestätigung der Richtigkeit unserer
obigen Erörterung, daß 584, 1 — 585, 5 vier Verse unecht seien, daß
585, 5 — 29 eine Lücke anzusetzen war, daß 654, 1 — 655, 3 zwei Verse
mehr als das Original enthielten. Wir sehen nun, daß in der nach
585, 28 vermutheten Lücke vier Verse ausgefallen sind, weil 585, 5 — 29
dann 28 Zeilen ergeben, die nach einem Zwischenraum von 30 Versen
sich mit den folgenden (586, 29 — 588, 1) 32 Versen in der üblichen
Weise zu 60 ergänzen. Somit bleiben einzig und allein in den sämmt-
lichen zehn letzten Büchern die 28 Verse 663, 3 — 664, 1 übrig. Eben
weil sie ganz vereinzelt stehen, ist es höchst wahrscheinlich, daß hier
im Original 2 Verse mehr gestanden haben; wenn auch nichts Wesent-
liches vermißt wird, so ist doch ein Ausfall zweier Verse (z. B. nach
V. 18) recht wohl denkbar.
2. Buch 1—6. Hier fällt ganz besonders auf, daß 69, 29—70, 6
schon nach einem Zwischenräume von acht Versen die großen An-
fangsbuchstaben wiederkehren. Dies ist ein weiterer Beweis für die
von uns hier angesetzte Lücke. Auch der bemerkenswerth umfang-
reiche Absatz von 38 Zeilen 51, 9 — 52, 17 verringert sich auf 32 bei
unserer Ansicht, daß 52, 3 — 8 nicht von Wolfram herrühren. Die
noch auffallendere Zahl von 44 Versen finden wir 127, 21 — 129, 5.
Da verdächtige Verse hier nicht vorhanden sind, ist nur an einen
Ausfall von echten Versen zu denken. Dies ergibt sich auch aus
Folgendem. Es heißt 147, 30 ff. :
er spi'ach „got holde iuch [herren] alle
henamn den künec und des wip.
mir gebot mm muoter an den Itp,
daz ich die grtiozte sunder:
unt die ob [der] tavelrunder
von rehtem prise heten stat,
die selben si mich gruezen bat."'
Von diesem Gebot der Mutter hat Wolfram nach der uns vorliegen-
den Überlieferung nichts berichtet, als er die Lehren der Mutter er-
wähnt. Daß er es hier aber thatsächlich gethan hat, daran werden
96 PAUL HAGEN
wir um so weniger zweifeln, als sowohl Chrestien wie das Mabinogi
an dieser Stelle den Rath der Mutter, Parzival solle an Arthurs Hof
ziehen, erwähnen. Abgesehen von diesen drei Fällen werden wir in
den ersten sechs Büchern die großen Anfangsbuchstaben als ein er-
gänzendes Kriterium kaum höchstens einmal, wie es scheint, ver-
wenden dürfen. In I — III scheint der Schreiber des Originals über-
haupt nicht die Absicht oder die Übung gehabt zu haben, eine be-
stimmte Zahl von Verspaaren auf jeder Seite, wenn möglich, zu
erreichen; in IV hat er, mit Ausnahme dreier Absätze von je 30
Versen, stets eine Seite mit 32 Zeilen ausgefüllt. In V sind, abge-
sehen von 257, 1—25^, 1—32 Zeilen nur Abschnitte von 30 Zeilen
oder solche, die sich mit anderen zu 60 oder 90 ergänzen, nämlich
226, 1—228, 1 (36 -f 24), 251, 1— 253, 1 (28 -f 32), 253, 1—255, 1
(26-f 34), 258, 1—261, 1 (34-f 28 + 28), 265, 1-268, 1 (32-f 26-f 32),
274, 1—276, 1 (28 -f 32), 277, 1—280, 1 (28 + 28 + 34). Lachmann
hat daher wohl das Richtige getroffen, wenn er 257, 23. 24 für unecht
erklärte. Auch in VI kommen außer Absätzen von 30 Versen nur
solche vor, die sich in der üblichen Weise ergänzen, nämlich
286, 1-287, 5—288, 3, 290, 3—291, 1 (34+28+ nach einem Zwischen-
räume von zwei Abschnitten zu je 30 Versen 28), 292, 1 — 294, 1
(34 + 26), 296, 1-298, 1 (28 + 32), 298, 1—300, 1 (32 + 28), 305, 1—
308, 1 (26 + 32 + 32), 311, 1—313, 1 (28 + 32), 325, 1—326, 5. 327, 5—
328, 1 (34 + nach einem Absatz von 30 Versen, 26).
Wir stehen am Schlüsse. Wenn wir auch Lachmann darin nicht
beistimmen können, daß Wolfram in Absätzen von 30 Zeilen gedichtet
hat, die keine Sinnesabschnitte sind, so glauben wir doch anderer-
seits die Thatsache anerkennen zu müssen, daß mitunter Wolfram
allerdings in 30 Versen, also auf einer Seite oder Spalte etwas Zu-
sammengehöriges abgeschlossen hat. Die beiden augenfälligsten Bei-
spiele sind Str. 770 (dagegen Str. 772 V. 1-23) und 791, die ganz
durch die Namen von Personen bezw. Steinen ausgefüllt werden; dann
der Schluß des ganzen Werkes in Str. 827, der Rückblick in Str. 336,
das Schlußwort in Str. 337 und sonst hin und wieder. Man darf
eben nicht vergessen, daß gerade für Wolfram die bestimmte Zeilen-
zahl der Seiten des Originals von einer besonderen Bedeutung war,
da für den des Lesens und Schreibens nach seiner eigenen Aussage
unkundigen Dichter die Zählung ein wichtiges Mittel der Controle
für die Zuverlässigkeit seines Schreibers bildete. Was den Werth
der Handschriften betrifft, so haben wir mehrfach Gelegenheit gehabt
für die Classe G einzutreten und sind der Ansicht, daß dieselbe auch
PÄKZIVALSTUDIEN. I. 97
sonst noch an verschiedenen Stellen den Vorzug verdient. Doch
wenden wir uns jetzt einer anderen vielbehandelten Frage zu.
Zelt und Harnisch in den beiden ersten Büchern.
Wolframs Bericht über die Rüstung, das Zelt und den Tod des
Isenhart bereitet bekanntlich dem Verständniß mancherlei Schwierig-
keiten , die trotz verschiedener Erklärungsversuche ^) noch nicht als
beseitigt angesehen werden können. Es handelt sich um folgende
Stellen: 16,4—10. 26,9—28,9. 50,28-51,18. 52,17-53,11. 54,
11—16. 58,9—19. 61,8-17. 64,13—18. 70,13—21. Als besonders
auffällig kommt in Betracht 27, 15 — 18.
1. Diese Stelle haben Lachmann und Haupt in ihren Vorlesungen,
wie Zacher a. a. 0. mittheilt, folgendermaßen erklärt, jener: weil der
Harnisch im Zelte liege, so werde das Zelt Harnisch genannt, dieser:
das Zelt habe die Form eines Harnisch gehabt. Beide Erklärungen
setzen jedoch eine gar zu wunderliche Anschauungs- und Ausdrucks-
weise voraus und stehen auch mit den übrigen Stellen nicht durchweg
im Einklänge. Da Lachmann und Haupt selbst zugeben, daß Un-
klarheiten an manchen derselben bestehen bleiben, ist es unnöthig,
ihre Ansichten im Einzelnen zu verfolgen.
2. Eine von Bartsch in der ersten Auflage seiner Ausgabe auf-
gestellte, in der zweiten Auflage wieder aufgegebene Vermuthung ist
von Bötticher und Zacher wieder aufgenommen worden. Darnach
soll Wolfram sich eng an eine französische Vorlage angeschlossen,
das in derselben gebrauchte Wort 'helberc' als 'halbere aufgefaßt und
so gedankenlos übersetzt haben, daß er ein Zelt von einem Harnisch
nicht unterschied. Hiermit ist aber die Ansicht zugleich auch schon
widerlegt: denn mit Recht sagt Paul a. a. O.: „So oft Wolfram
übrigens seine Quelle mißverstanden hat, so hat er sich doch so sehr
wie nur irgend ein Dichter vor Widersprüchen innerhalb seiner Er-
zählung zu hüten gewußt, die immer auf klarer und bestimmter An-
schauung beruht. Widersprüche der albernsten Art müßten wir ihm
aber zuschreiben, wenn wir ihm eine Vermengung von Harnisch und
Zelt Schuld gäben." Welche Unzulänglichkeiten ferner bei einem
Versuche, die übrigen Stellen mit dieser Erklärung in Einklang zu
I bringen, sich ergeben, hat Zacher schon größtentheils selbst in seinem
1 Aufsatze vorgebracht. Es sei daher nur im Anschluß an Fulda a. a. O.
I *) Vgl. die beiden Auflagen der Ausgabe von Bartsch , San Marte Germania
I tJ, 85 ff., Paul, P. B. B. II, 71 u. 72, Bötticher, Zs. f. d. Phil. 13, 383—395, Zacher
j ebendaselbst S. 395 — 420, Fulda, Germania 31, 41 — 49.
UERMANIA. Nene Ueihe XXV. (XXXVII.) Jahrg. 7
98 PAUL HAGEN
S. 45 erwähnt, daß an spätere Zusätze von Wolfram, die Laehmann.
Haupt und Zacher vermutheten, nicht zu denken ist, weil Wolfram,
wenn er seinen Irrthum später gemerkt hätte, diesen einfach beseitigt.
nicht aber durch Zusätze die Verwirrung noch größer gemacht haben
würde.
3. San Marte, dem sich Paul a. a. O. und Bartsch in der zweiten
Auflage seiner Ausgabe') anschließen, setzt nicht, wie Lachmann,
die Klammer hinter '^stet', sondern schon hinter \nwec\ und faßt die
so in Parenthese stehenden Worte: daz als ein palas dort stet, daz isf
ein hoch gezdt, daz brähten Schotten üf diz velt als einen die Erzählung
lebhaft unterbrechenden Zwischensatz. Aber eine derartige Paren-
these würde hier ja inhaltlich außer allem Zusammenhange stehen.
Eine psychologisch erklärliche Gedankenverbindung ließe sich
höchstens durch die Annahme herstellen, daß Isenharts Leiche rn
jenem Zelte liege. Jedoch auch in diesem Falle liätte der Dichter
nicht nur die Hauptsache verschwiegen, sondern das Verständniß
unmöglich gemacht, da die Mittheilung, daß Isenharts Leiche im Lager
einbalsamiert liege, unserer Stelle nicht etwa vorangeht, sondern erst
51, 12 folgt.
4. Fulda endlich setzt nach emoec ein Semikolon und faßt die
Stelle so auf: „Er gab um meinetwillen seine Rüstung fort; was als
ein Palast dort steht, das ist ein geräumiges Zelt, welches Schotten
auf dies Feld brachten. Als [auch] dessen der Held sich entäußert
hatte, da schonte er sein Leben nicht mehr." Aber auch bei dieser
Ansicht ist der Bericht Wolframs über den Tod, das Zelt und die
Rüstung des Isenhart keineswegs frei von Unklarheiten und Wider-
sprüchen, a) Belakane will also Isenharts Treue auf die Probe stellen
durch ein Opfer, das ihm schwer fällt. Wolfram würde dann V. 19 — 21
gesagt haben : Als er dies Opfer gebracht, das Zelt verschenkt hatte,
da schonte er sein Leben nicht mehr. Wenn nun auch daraus Nie-
mand entnehmen wird , daß ihn der Kummer über den Verlust des
Zeltes in den Tod getrieben habe, so bleibt es doch auffallend, daß
die Hauptsache, das nothwendige Zwischenglied zwischen der Hin-
gabe des Zeltes und dem Lebensüberdruß des Isenhart, verschwiegen
wird: auch dann gewährte ihm Belakane ihre Minne noch nicht, und
daher suchte er den Tod. Beiläufig: man müßte doch wahrscheinlich
voraussetzen, daC Belakane dem Isenhart Erhörung zugesichert habe,
falls er jene seltsame Probe der Treue bestände und jenes Opfer
') Vgl. auch Litterar. Centralblatt 1871, S. 51.S.
PARZIVALSTUDIEN. I. 99
brächte; fron Belakäne dm siieze valsches dne hätte ihre Zusage dann
doch nicht erfüllt, h) Es heißt 52, 27—29:
fiz zuct uns Isenhartes lehn,
daz Fridehrande warf gegehn
diu zierde unsers landes.
diu ziei'de des landes bezieht Fulda auf Zelt und Rüstung zugleich.
Der Dichter würde also sagen, daß die Verschenkung der Rüstung
und des Zeltes dem Isenhart das Leben geraubt habe- Das ist ja
aber nicht der Fall. Es würde hier wieder die nothwendige Moti-
vierung fehlen, daß trotz der dargebrachten Opfer Belakäne dem
Isenhart die Erhörung versagt hat. Dies, und nicht der Verlust des
Zeltes, führt seinen Tod herbei, c) Merkwürdig ist, daß Fridebrand
auch das Zelt aus seiner Heimat — dahin müßte ihm doch das Ge-
schenk geschickt sein — mitbringt, als er den Rachezug für den
gefallenen Isenhart unternimmt; daß er dann andererseits, als er
heimkehrte, es vor Patelamunt zurückgelassen hat. Auffallend ist,
daß in Str. 27 nicht erwähnt wird, wem Isenhart Zelt und Rüstung
geschenkt hat, und ebensowenig in Str. 52 erzählt wird, von wem
Fridebrand Zelt und Rüstung erhalten hat. Endlich bleibt man im
Unklaren darüber, weshalb Fridebrand die Rüstung zurücksendet,
weshalb er sie an Belakäne schickt, während doch die Fürsten sie
für Gahrauret zu erbitten scheinen. Etwa anzunehmen, der Schotten-
könig entsage durch Rückgabe der Rüstung der Rache für den Tod
seines Verwandten, geht kaum an, weil er ja jene Rüstung schon vor
dem Tode Isenharts zum Geschenk erhalten hat.
Dies sind die verschiedenen Ansichten und die Gründe, aus
welchen wir keiner derselben beistimmen konnten. Wir müssen daher
einen neuen Versuch wagen, in der ziemlich verwickelten Sache
Klarheit zu schaffen.
1. 16, 4 — 10. Der Dichter berichtet: Isenhart hat den Tod ge-
sucht, weil Belakäne, welcher er seine Dienste gewidmet hatte, ihm
nie Erhörung gewährte.
2. 26, 9 — 28, 9. Belakäne erzählt dem Gahmuret das Folgende.
Isenhart verrichtet ruhmvolle Thaten in der Hoffnung, dadurch die
Liebe der Belakäne zu erringen (26, 27 dö ich sm dienst nach minne
enphienc. 27, 11. 12. dem helde erwarp mm magetuorn an nterschefte
manegen mom). Belakäne zögert jedoch, ihm das höchste Liebesglück
zu gewähren, theils aus Scham (27, 9. 10 nu hat min schamndiu wip-
heit sin Ion erlenget und min leit), theils um seine Treue auf die Probe
zu stellen (27, 13. 14 dö versuocht i'n oh er künde sin ein friunt).
7*
100 PAUL HAGEN
Dieselbe bewährt sich (27, 14 daz wart vil halde schtn). Isenhart
wendet sich nicht etwa dem Dienst einer anderen Dame zu, sondern
gibt die schützende Rüstung preis (27, 15 er gap^) sin liarnas enwec,
d. h. nach 58, 12. 13 den adamas (Helm), ein sioert, einn halsperc und
ztciio hosen), weil Belakane ihm ihre Liebe zu gewähren zaudert (27,
15 durch wich. 27, 9. 10. 13. U vgl. 16, 9. 10) und zieht so 'bloz' ^)
(d. h. also nur mit Schild und Speer bewaffnet, ohne die er selbst-
verständlich keine 'tjost' thun konnte) auf äventiure aus, um auf diese
Weise den sichern Tod im Kampfe zu suchen (V. 21 des Lebens in da
nach verdroz). Wir haben bei unserer Erklärung die Worte V. 16 — 18
übergangen und wollen, bevor wir dieselben erörtern, zunächst sehen,
ob sich die übrigen Stellen unserer Auffassung fügen : Nicht auf einen
wunderlichen Wunsch der Belakane hat Isenhart ein kostbares Be-
sitzthum an irgend Jemanden (nach Schottland hin ?) verschenkt
sondern wegen der Zurückhaltung der Geliebten den Tod aufgesucht
dadurch , daß er ohne Rüstung auf Kämpfe auszieht. Die Mannen
vermuthen als Ursache dieser Tollkühnheit und Verzweiflung ihres
Königs mit Unrecht Treulosigkeit seiner Geliebten (27, 1. 2 verrätens
ich doch icenic kern, swie mich des zihen sine man. V. 3 er was mir
lieher danne in. V. 8 er gap mir manege pme). Ob auch Razalic diese
Ansicht hat, ist nicht ganz klar; er sagt 50, 29 er xoart in ir dienste
erslagen. 51, 2 umbe ir minne er gap den lip.
3. 52, 17 — 53, 11. 53, 3 — 6 sind sicher mit Paul a. a. O. zur
Rede der Fürsten zu ziehen. Daß von der Rüstung nur der Helm
genannt wird, ist nicht befremdlich, da er das kostbarste^) Stück
derselben ist: üf erde niht so guotes was (53, 3. 70, 19). Aus 53, 3 — 6
') Man hat bei enwec gd>en immer an ein Verschenken gedacht. Aber wie man
absolut sagt: einen Freund, Alles, Leben, Stellung, Ehre hingeben, fortgeben, weg-
geben, preisgeben und dadurch nur die Trennung und Verzichtleistung auf etwas
bezeichnet, ohne daß dasselbe iu den Besitz eines Anderen übergeht, so brauchen
auch die Worte er gap sin hamas enwec schon an sich nichts weiter zu bedeuten,
als daß er auf das Tragen der Rüstung verzichtete. Dieser Sinn lag außerdem nahe
nach Analogie der Redensart daz rwert (i/ geben. Wie Wolfram 186, 26. 27 sagt durch
die gotes minne heten se üf gegebn ir swert, so sagt er hier er gap sAn hamas enwec.
Wie jene dem Schwert und so dem Kampf überhaupt, so entsagte Isenhart der
schützenden Rüstung, um den Heldentod zu finden.
') Mit Unrecht behauptet Bötticher a. a. O. S. 388, in der Bewaflfnung Isen-
harts und seines Gegners trete nicht der geringste Unterschied hervor. Daß Isenhart,
wie Bötticher will, in voller Rüstung auf Kämpfe auszieht, ist doch unmöglich ein
Zeichen des Lebensüberdrusses; das thut ja jeder Ritter im Dienst seiner Dame.
») Vgl. Fulda a. a. O. S. 44. Zacher a. a. O. S. 415.
PARZIVALSTUDIEN. I. 101
ergibt sich, daÜ mit 52,29 'diu zierde unsers landes' nichts anderes
gemeint sein kann, als der Helm bezw. die Rüstung. V. 27 — 29 'ez
ztict uns Isenhnrtes lehn, daz Fridehrande wart gegebn dm zierde unsers
landes' bedeuten demnach: Es entriß uns Isenharts Leben, was dem
Fridebrand gegeben wurde, nämlich die Rüstung. In den nächsten
drei Versen '^sin freude diu stuont phandes, er stet hie selbe ouch ame
re. unvergolten dienst im tat ze we' erinnert der Dichter noch einmal
wieder daran , daß Isenhart aus Gram über den unbelohnten Minne-
dienst den Tod gesucht habe; da dieser in ritterlicher Art nur da-
durch für Isenhart erreichbar war, daß er die Rüstung preisgab und
so auf Kampf auszog, konnte Wolfram recht wohl auch die Rüstung
als die nächstliegende Ursache des Todes *) bezeichnen mit den
Worten : ez zuct uns Isenhartes lehn diu zierde unsers landes. Auch
V. 28 widerspricht unserer Auffassung nicht, die in Abrede stellt, daß
Isenhart seinen Harnisch verschenkt habe. Wolfram sagt ja nicht
etwa 'daz er Fridehrande hat gegehn', sondern daz Fridehrande wart
gegehn', ohne denjenigen zu nennen, der gegeben hat. Darunter
können demnach nur die Redenden verstanden sein: ims heißt es im
vorhergehenden Verse , unsers im folgenden ; um so eher konnte sich
Wolfram ein abermaliges von uns in dem in Frage stehenden Verse
sparen. Die Fürsten haben also nach dem Tode Isenharts dessen
kostbare Rüstung an Fridebrand gegeben. Weshalb? Einmal, weil
er der nächste Verwandte des Gefallenen war. Weiter aber, V. 27 — 29
müssen inhaltlich in irgend einem bestimmten Verhältniß zu den beiden
vorhergehenden Versen stehen, das, wenn auch vielleicht nicht deut-
lich ausgedrückt, doch dem Dichter vor Augen schweben mußte. Nun
enthalten V. 25. 26 die Bitte, dem Gahmuret das Zelt zu lassen umh
äveiititire gelt; das kann doch wohl nur heißen: zur Vergeltung für
sein kühnes Unternehmen, seine tapferen Thaten. Und wie dem Gah-
muret das Zelt gegeben werden soll als Lohn für seine Heldenthaten,
so ist dem Fridebrand die Rüstung gegeben als Lohn für seine Ver-
dienste im Kampf, die alle anderen überstrahlten vgl. 24, 30 ff. Die
Worte umb äventiure gelt und wart gegebn bilden das, wie es scheint,
einzig mögliche Verbindungsglied in dem Gedankengange des Dichters,
das den Versen 27 — 29 den inneren Zusammenhang mit V. 25. 26
verleiht. Die Fürsten bitten also: Laßt Gahmuret das Zelt, Fride-
brand, der nächste Verwandte des Verstorbenen, hat ja schon den
kostbaren Helm als Lohn für sein Heldenthum erhalten. Daraus, daß
') Ähnlich heißt es von Ither 161, 4 «in karnaach im verlo» den
102 PAUL HAGEN
Hiuteger in seiner Antwort freiwillig gelobt, daß er sogar (nicht nur
den Helm, das kostbarste Stück des harnas, sondern) die Rüstung
vollständig (V. 9 vgl. 58, 17. 23, 12) und unversehrt (V. 10) wieder
zurückgeben wolle, darf man schließen, daß er die Bitte der Fürsten
erfüllt und im Namen des Fridebrand erst recht allen Ansprüchen auf
das Zelt entsagt. Allem Anscheine nach ist ja das Zelt noch nicht,
wie die Rüstung, in den rechtmäßigen Besitz der Schotten über-
gegangen; jedenfalls hat Fridebrand diese in seine Heimat mitgenom-
men , jenes zurückgelassen. Doch war natürlich er als der nächste
Verwandte des Verstorbenen zumeist berechtigt, Ansprüche auf das
Zelt zu erheben. Außer ihm konnte nur noch Razalic in Frage
kommen (41, 11 — 13. 43, 24. 51^ 4), der ja aber eben durch seine
Bitte schon seine Verzichtleistung ausspricht. Ging schon aus der
Antwort Hiutegers hervor, daß er das Zelt dem Gahmuret überläßt,
so wird dies noch bestätigt dadurch, daß dieser 54, 11 — 16 über das-
selbe wie über sein Eigenthum verfügt. Unsere Ansicht, daß dem
Fridebrand die Rüstung als Ehrengabe für seinen Rachezug gegen
Belakane überlassen wurde, gewinnt eine Stütze durch 58, 9 — 19.
Der Schottenkönig schickt die Rüstung an Belakane und bittet sie
um Verzeihung für seinen gegen sie unternommenen Rachezug. Beides
steht nur dann in einem inneren Zusammenhange, wenn durch eben
diesen Kampf Fridebrand die Rüstung erworben hat. Nur so versteht
man auch, wie Hiuteger die Rücksendung des harnas ohne Einschrän-
kung geloben konnte, damit also die Einwilligung seines Herrn als
selbstverständlich voraussetzte. In der That konnte Fridebrand nach
einem solchen Ausgange des Kampfes die Rüstung nicht wohl behalten.
Hatte er sie erhalten als Belohnung für den Schaden^ den er der
Belakane im Kriege zugefügt hatte, so war sie jetzt auch der ge-
eignetste Ersatz für diesen Schaden, das beste Mittel, ihre Verzeihung
zu erhalten, die Aussöhnung mit ihr zu bewirken vgl. 70, 13—21.
Die Stellen des zweiten Buches:
1. 61, 8 — 17. Aus diesen Versen ergibt sich mit Sicherheit, daß
das Zelt, das Gahmuret (52, 25. 26. 54, 11 — 16) erhalten hat, im Besitz
des Isenhart gewesen ist: umh unvergolten minnen gelt icart ez ein künec
äne: des twang in Belacdne (61, 10 — 12).
2. 64, 13 — 18. Dieses Zelt ist dem Gahmuret überlassen auf
die Bitte des Razalic.
3. 70, 13 — 21. Hier wird noch einmal ausdrücklich (vgl. 58,
9 — 19) gesagt, daß Fridebrand durch Rückgabe der Rüstung Ersatz
leistete für den durch den Kampf verursachten Schaden. Wieder wird,
PARZIVALSTUDIEN. I. 103
wie in Str. 53, nur der Helm als das kostbarste Stück genannt, wäh-
rend wir ja aus Str. 58 wissen, daß swert, halsperc und zwuo hosen
auch noch dazu gehören.
So ist Alles klar und wohl verständlich. Freilich haben wir bei
unserer Erörterung die Worte 27, 16 — 18 noch ganz außer Acht ge-
lassen. Sicher ist nach Str. 61, daß dem Isenhart das Zelt gehört
hat, aus dem bestimmten Artikel 52, 25 daz gezelt folgt, daß es schon
vorher erwähnt ist; es ist aber nur an der jetzt zu besprechenden
Stelle 27, 16 — 18 die Rede davon. Man erwartet demnach, daß Wolfram
gleich hier, wo er zuerst vom Zelte spricht, es als früheres Eigenthum
Isenharts bezeichnet. Statt dieser, wie es scheint nothwendigen An-
gabe, finden wir eine entbehrliche ''als ein palas', entbehrlich, weil
schon durch das Beiwort '^hoch! das Zelt genügend gepriesen und her-
vorgehoben ist. Damit ergibt sich die Frage: Könnte diese entbehr-
liche Angabe aus der vermißten nothwendigen durch ein Versehen in
der Überlieferung entstanden sein? Mit anderen Worten: Sollte etwa
aus einem von Wolfram dictierten '^hal ein oder VzaZ sin' schon in der
ersten Niederschrift ein 'al ein' oder 'al sin' geworden sein, welches
weiterhin nur zu leicht zu dem überlieferten ''als ein' verändert werden
konnte? Wolfram hätte also, wenn wir %al sin' statt des überlieferten
'als ein' einsetzen dürfen, gesagt:
£r gap durch mich sin harnas
enwec, daz hat *) sin palas
dort stet, daz ist ein hoch gezelt,
daz hrdhten Schotten iif diz velt.
Also: Um meinetwillen gab er seinen Harnisch preis. Diesen barg
sein Palast {äiio xoLvoij), der dort steht. Er aber suchte nun mange
äventiure hlöz (V. 22). Zu den Worten 'er gab seinen Harnisch preis';
würde ergänzend hinzugefügt sein : er ließ ihn in seinem Palast zurück,
der dort steht.' Damit nun der Leser nicht die ihm geläufige Vor-
stellung von einem Palast fälschlich auf den Isenharts übertrage, sagt
der Dichter daz ist ein hoch gezelt', unter diesem Palast ist ein kost-
bares Zelt zu verstehen. Natürlich : Isenhart ist ja ein morgenländi-
scher Fürst. Zur Aufklärung endlich darüber, wie es kommt, daß
') Daß wie das deutsche kein auch das griechische xaXvnrsiv und lateinische
celare von den Dichtern in mannigfachen Wendungen und Verbindungen gebraucht
wird, ist ja aus Homer, Pindar, den Tragikern und Horaz bekannt. Wie der latei-
nische Dichter von den im Meer befindlichen Fischen sagt: utra magis pisces et
echinos aequora celent (Epist. 1, 15, 2.3), so würde Wolfram von der im Palast zurück-
gelassenen Rüstung nach unserer Vermuthung sagen: daz hal tin palas.
104 6. EHRISMANN
das Zelt des Königs von Azagouc vor Patelamunt steht, setzt Wolfram
hinzu: daz hrähten Schoftt"n üf diz velt. Damit ist alles Nothwendige
gesagt. Daß übrigens die Schotten und nicht Isenharts Mannen das
Zelt hergebracht haben, ist nicht auffällig; es wurde eben während
des Krieges dem nächsten Verwandten des Verstorbenen und vor-
nehmsten Helden, dem Schottenkönig, überlassen, der aus der Ferne
zur Rache herbeigeeilt war; selbstverständlich erscheint es mir auch,
daß Isenharts einbalsamierte Leiche in diesem Königszelt aufgebahrt
liegt. Derartige für den Gang der Erzählung nebensächliche Details
brauchten natürlich nicht erwähnt zu werden; alles Nothwendige
würde, wenn unsere Ansicht richtig ist, hier und an allen anderen in
Betracht kommenden Stellen der Dichter deutlich gesagt haben.
An einer Stelle allerdings konnten wir den Zusammenhang mehr
errathen, als daß er vom Dichter ausdrücklich und klar angegeben
war: bei der Verbindung von 52, 25. 26 mit den folgenden Versen.
Beachtenswerth ist es, daß es in jenen, obwohl sämmtliche Fürsten
die Bitte vorbringen, heißt 'lät mime herren', während in den un-
mittelbar sich anschließenden Versen, wie man ja auch zunächst
erwartet, das Pronomen im Plural steht 'uns' 'iinsers landes'. Merk-
würdig ist nun die Anwendung des Singulars des Pronomens bei der
Bitte um das Zelt, weil es 64, 15 ff. heißt: stüeml ein gezelt, daz Gah-
murete durch des küenen Razaliges bete heleip voi' Patelamunt.
Aus dieser Stelle würde sich als einfachste Erklärung der etwas
sprunghaften Verbindung von V. 25. 26 mit dem folgenden, sowie für
den Singular mime die Vermuthung ergeben, daß Wolfram eine Quelle
vorlag, in der zwei Reden enthalten waren, eine des Razalic, in
welcher er um Überlassung des Zeltes an Gahmuret bittet, eine zweite
der übrigen Fürsten, in der sie um Rückgabe der Rüstung nachsuchen ;
daß Wolfram beide Reden in eine zusammengezogen hat.
LÜBECK. PAUL HAGEN.
KLEINIGKEITEN.
I. Hirne Istelle.
Reichliche Belege dafür hat Bech Germania 32, 119 gegeben^
ohne indessen auf die eigentliche Bedeutung des vielbesprochenen
Wortes (Haupt in seiner Zs. 15, 258, Strauch zum Marner I, 35,
O. Zingerle Zs. f. d. Alterth. 26, 98) einzugehen. Zingerle hält das
myt^\
KLEINIGKEITEN. 105
Wort mit dem von ihm nachgewiesenen „bercstelle^ zusammen, läßt
jedoch die Frage offen, wie dieses zu der Bedeutung „altitudo raon-
tium" gelangen kann. Man hat darunter wohl entweder „Viehstellen,
Gehege für Weidevieh" (Bück, obd. Flurnamenbuch S. 268) auf Bergen
zu verstehen; oder Gerichtsstellen (Woeste Zs. f. d. Philol. 9, 225).
Solche Gerichtsstätten waren häufig auf Berghöhen gelegen (Grimm,
D. Rechtsalterthtimer S. 800 ff., Vilmar Idiotikon S. 398: „Stellberg,
Versammlungsort für Gerichtshandlungen"). Also Gerichtsstelle auf
einer Bergeshöhe.
Ebenso mag himelstelle ursprünglich als Tribunal des höchsten
Richters gedacht sein. Neun sind der Himmel, gemäß den neun
Engelehören, oder sieben nach Ordnung der Planeten, oder drei nach
der Vision Pauli (2. Kor. 12, 1); im obersten ist Gott selbst, dort
ist sein Thron, sein Gerichtshof, z. B. im Lucidarius, im heil. Georg
V. 3370 ff. (der Meißner: din cepter, dtn tron, dtn himelstelle).
Volksthümlich ist der Ausdruck wohl nie gewesen, sondern nur
ein auf Erfindung irgend eines Poeten beruhender dichterischer ter-
minus technicus; er kommt nur im Reime vor und bietet da einen
bequemen Gleichklang zu Zeilen oder zeln. Darum hat sich mit ihm
auch nicht bei allen, die ihn gebrauchen, die oben entwickelte Grund-
bedeutung klar verbunden. Ein oder der andere mochte an Gestelle
gedacht und dies im Sinne von Thron aufgefaßt haben.
Schwierigkeit macht die Form. Dat. Ac. pl. stein können Reim-
freiheiten sein, um so leichter, wenn dabei Doppelformen wie Zeilen
und zeln vorschwebten. Vielleicht ist jedoch darin noch, sowie in
nd. stel (ntr.) und in den Compositionsgliedern stel-, eine Substantiv-
bildung aus der nicht erweiterten Wurzel stel erhalten (vgl. skr. sthala^
gr. erölos, ?lit. stalis), die auch in ags. stäl gegenüber steall vorliegt.
n. Stelboum.
In dem sogen. Summarium Heinrici findet sich für hesperus die
eigenthümliche Übersetzung stelboum (gloss. trev. 22^, gemäß J. Grimm
Mythologie* 2, 603 — Hoffmanns Ausgabe ist mir unzugänglich — :
stelbom, Münchner Hs., nach Graff Diut. 3, 245: stelbon). Jacob
Grimms a. a. 0. gegebene Deutung wird von Haupt in seiner Zeit-
ijhrift 15, 258 mit Recht verworfen. Er erwartet Aufklärung durch
richtige Auslegung des ersten Compositionsgliedes ; dann kommen
gelegentlich noch auf das Wort zu sprechen Woeste, Zs. f. deut.<che
Philol. 9, 224 und Bech, Germ. 32, 119. Eher wird jedoch die Be-
trachtung des zweiten Gliedes den Gedankengang erkennen lassen,
106 6. EHRISMANN
durch welchen der Glossator zu seiner weit abliegenden Übersetzung
gelangte. Baum ist nämlich im Mittelalter auch eine Bezeichnung der
großen Kirchenleuchter, vgl. fürs nd.: Lübben, mnd. Handwörterbuch
S. 60, fürs md. : Vilmar, Idiotikon S. 28, fürs ebd.: Schmid, schwäb.
Wörterbuch S. 48. Stelhoum also, gebildet wie stelhanc, stelhret etc.,
ist soviel wie Leuchter. — Der Übersetzer nun dachte bei Hesperus
zugleich an den anderen Namen dieses Sternes , Lucifer liehttragaere^
und letzteres konnte ihm den Gedanken an Leuchter, candelabrum,
nahe bringen. lieJdtragaere verwendete er später zur Wiedergabe von
ceroferarius (GraflF, Sprachschatz V, 500, Diutiska III, 250). —
Übrigens trifft stelhoum in der Bedeutung zusammen mit selbboum
(Graff, Sprachschatz III, 123, Schmeller, Fr. II, 264), stipes cande-
labri (Doc. Mise. I, 234).
III. Bergfrit.
Die Länge des i wird bewiesen durch die Form bergfreitf welche
im bairisch- österreichischen Dialect gebräuchlich war, vgl. Schmeller.
Fr. 1, 264 (Regensburger Chronik), die Handschriften des Apollonius
von Tyrus zu V. 18963, s. Strobl im Wörterbuch zu seiner Ausgabe
S. 192. Diesen Formen stehen die mit kurzer Wurzelsilbe, besonders
nd. herchvrede, zur Seite, wie Friedhof dem mundartlichen Freühof.
IV. An delang.
Überliefert sind die Formen andelangus und andelago (Grimm,
D. Rechtsalterth. S. 196 — 199). Im ersten Gliede sieht Michelsen (über
die festuca notata) mittellatein. wantus (altnord. vottr). Dies ist
sprachlich unmöglich, da germ. lo im Romanischen zu gic geworden
wäre, worauf schon H. Rückert, Zs. f. deutsche Philologie 3, S. 191,
aufmerksam machte , ohne jedoch darum an der Richtigkeit von
Michelsens Etymologie zu zweifeln. Das seltene wandilago ist viel-
mehr erst durch Vermischung mit jenem xoantus entstanden. Näher
liegt es, an das dem Sinne ganz entsprechende mhd. hendling zu
denken. Die Aphärese des h findet sich auch bei fränkischen Wörtern
seit dem achten Jahrhundert häufig, und früher ist andelangus nicht
belegt. Auffallend ist dann eher das a des Suffixes, da die Endung
-ang bezw. -lang germ. selten ist, man könnte allenfalls verscanga
Freck. Heb. (Paul, Beitr. 6, 197) und dessen Übergang in altfranz.
fresange vergleichen, a könnte aber auch erst in dem latinisierten
Worte statt i eingedrungen und liier eine willkürliche Änderung sein,
da das Wort doch nur ein gelehrt juristischer Ausdruck war.
KLEINIGKEITEN. 107
Andelago, die zweite Überlieferung, möchte ich mit Cleasby-
Vigfusson S. 237 auf das im Altnord, erhaltene handlag (mhd. hant-
lege, wie oi'lag : orlege, neutr. es- os Stamm) zurückführen, ein durch
Handschlag abgeschlossener Vertrag, vgl. hantveste, hantvride. In der
Bedeutung berühren sich die beiden Wörter nahe, andelangus ist nur
ein noch ausgeprägteres Symbol für die Übergabe als hantlag. Ist
diese Vermischung der zwei sich nahestehenden Bezeichnungen richtig,
dann wäre noch eine andere Erklärung für a in andelang möglich : es
könnte unter Einfluß der Endung -lago eingetreten sein.
Wie verhält sich aber zu diesen lateinischen Formeln das seit
Anfang des 14. Jahrhunderts überlieferte Verbum mhd. andelagenf
Der Mangel des h verbietet, es direct von Hand abzuleiten und ist
auch der Hauptgrund, weshalb J. Grimm es verwarf, andelangus mit
„Hand" in Verbindung zu bringen (D. Reehtsalterth. S. 198). Nun
erscheint jenes Verbum hauptsächlich in Rechtsurkunden, und es wäre
wohl möglich, daß es erst aus lat. andelago gebildet wurde, das sich
als abgeblaßter notarieller terminus technicus mochte erhalten haben,
nachdem die ursprüngliche Bedeutung längst in Vergessenheit ge-
rathen war.
V. 60 egih guot, s'egih guot.
Dieser formelhafte Ausdruck ist ahd. zweimal belegt, in Notkers
Psalmen 82, 7 (so egih kuot) und im Greorgslied (shegih guot, MS. D.'*
S. 320); dann hat Jacob Grimm auf Lachmanns Rath segih guot in
Reinbots Georg V. 4750 eingeführt für das handschriftliche sage gut
(Kl. Schriften 1, 93) und Jänicke, nach einer Conjectur Haupts, im
Biterolf V. 8026 segih ergänzt in eine Lücke vor guot. Man leitet
egih von eigan ab, = so eige ich guot, so möge mir Gut zu Theil
werden (Grimm, Gr. IIP, 243). Aber dem widerspricht der Wurzel-
vocal, auch wäre dies an einer der sicheren ahd. Stellen, bei Notker,
ein zu starker Ausdruck der Betheueiung, wo es offenbar nur so viel
heißen soll als: nämlich, das heißt. In egih möchte ich einen Rest
der idg. Wurzel ägh vermuthen, die im Skrt. Perf. aha, gr. ^ (dazu
>jft/) , lat. ajo, adägium, armen, asel erhalten ist. Und zwar ist egi
regelmäßiger Optativ, entweder des Präsens (wie ahd. ge = ö'«-*),
wenn die Wurzel ägh nach der zweiten Sanskrit-Classe flectierte
(Möller, Zs. f. vergl. Sprachforsch. 24, 475 nimmt agh-mi an), für
welche Annahme gr. ri^i eine freilich nur schwache Stütze bietet
(Osthoff Perfect S. 175 f.); oder des Perfects, Skrt. äha, welches
„Präsens- und Perfectbedeutung hat, also Präteritopräsens ist" (Ost-
108 HERM. FISCHER
hoflF a. a. O.), mit regelrechter Tiefstufe der Wurzel. So egih guot ist
also soviel als: so möge ich Passendes sagen, oder: um mich richtig
bezw. deutlich auszudrücken (ähnlich dem südd. ^gut umsprich^), was
ganz der Stelle bei Notker entspricht. — Der Circumflex bei Notker
deutet allerdings auf Länge des e. Aber was soll das für ein ahd.
langes e vor g sein? Wenn die Accentuierung wirklich ihre Berechti-
gung hat, so könnte die Verlängerung des e unter Beeinflussung der
Interjection segi eingedrungen sein.
PFORZHEIM. G. EHRISMANN.
ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN
VOCALISMUS.
Petrus Nigri hat sowohl in seinem lateinischen Tractatus
de perfidia Judaeorum (dei Titel wird verschieden angegeben)
von 1475 als in seiner deutschen Schrift „Stern Meschiah" von 1477
kurze grammatische Regeln über die hebräische Sprache gegeben,
von welchen einige für den Vocalismus des Deutschen, speciell des
Schwäbischen, von Interesse sind Der Vollständigkeit wegen gebe
ich auch die entsprechenden Stellen aus Conrad Pellicans hebräi-
scher Grammatik, welche 1503 verfaßt, 1504 erschienen ist, obwohl
diese Angaben deutlich aus Petrus Nigri, an dem Pellican hebräisch
gelernt hat, geschöpft und daher ohne selbständigen Werth sind.
Es handelt sich um die Aussprache der Vocale Patliach, Qamez,
Zere, Segol und Schewa. Orthographie und Interpunction habe ich
geregelt.
1. Pathach: Tract.: patah est linula sine puncto et ponitur pro
a italico hatef patah et est a italicum,
Stern : patah bedeutet ein klar a J)as patah bedeutet ein
klar &, als die Walken reden hatef patah ein clars a in der
gurgel.
Pellican : Primutn patsah vocatur .... significans litteram cui
jvngitur, [mj] a darum vel emense deßecti.
Die Benennung als „italienisches a" ist ja noch heutzutage
üblich; zu dem als die Walheu reden vgl. Aventins Ausdruck von
dem rechten a, so die Schwaben und Wahlsn reden\ Kauffmann, Gesch.
der Schwab. Mundart, S. 36. Was emense sein soll, weiß ich nicht.
ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN VOCALISMUS. 109
2, Qamez: Tract. : qamez est linea parva cum puncto suh littera
posita et ponitur pro a schwevico hatef qamez et est sl schwe-
vicum.
Stern : qamez bedeutet ein tunkel oder grob a qamez be-
deutet ein grob a, als die Schwaben machen, ein mittele stimm zioischen
a und 0 und nach der gewonheit der Juden in deutschem land.
Pellican : Secundum cometz vocatur significans a suevicum,
quod inter a darum et o medium profertur possetque nostris Litteris
taliter scribi ä.
Interessant ist hier nicht sowohl die vielleicht von Pellican ganz
selbständig erfundene Bezeichnung a, welche sich an ähnliche Zeichen
(KaufiFmann S. 44) anreiht, als vielmehr die Bezeichnung des Lautes o
als „schwäbisches a". Leider weiß man nicht, aus welchem Theil
Deutschlands Petrus Nigri war; Pellican aber hat ihn hier ziemlich
mechanisch benutzt, denn ihm als Elsäßer konnte der Laut o kein
fremder sein. Jedenfalls haben wir hier ein weiteres Zeugniß ftir die
Existenz des Lautes o im Schwäbischen des 15. Jahrh. Für mhd. o
in der Stellung vor r und für germ. ai (als erster Bestandtheil des
Diphthongs) ist schwäbisches o aus jener Zeit schon anderweitig be-
zeugt, Kauffmann S. 71. 90 f. Aber die Bezeichnung als „schwäbi-
sches a" wird doch wohl auf den etymologischen Werth <; mhd. ä
hinweisen, und in dieser Function war schwäbisches o bisher erst aus
dem 16. Jahrh. nachgewiesen, KaufFm. S. 47.
3. Zere und Segol: Tract.: zere sunt duo puncta sub littera
collateraliter posita et ponuntur pro e italico; zegol sunt tria. puncta
triangulariter composita sub littera et ponuntur pro e schwevico
hatef zegol et est e schwevicum.
Stern : zere bedeutet ein tunkel oder ein grobs e. zegol bedeutet ein
hochs schwebisch e hatef zegol ein dar e in der gorgel
zere bedeutet ein tunkeis oder ein niders e , als wir gebrauchen in disem
wort meer, we7in es bedeutet das wasser. Aber zegol heleutet ein hochs
und ein clars e, welichs wir brauchen, wenn wir sprechen: Ich hob ge-
höret gute meer.
Pellican : Tertium zere diciiur .... defltctens suprapositam sibi
litteram in e obscurum et proprie pronuntiatum Quartum est segol
.... deducens litteram supra positam in e darum vel suevicum
Unde quatenus illorum differentia facilius commendetur memoriae, sunian-
tur vulgaria haec duo nomina mer: signißcatum hujus dictiunis mare:
et mer: id est fabula vel rumor. In quorum primo posita vocalis est
110 SIEGFR. SZAMATOLSKI
I
zere, in secundo segol. Sed in hac dictione latina zere [?] prima vocalis
segoi, secunda zere. \
Vielleicht kann das von P. Nigri gebrauchte deutsche Beispiel i
einen kleinen Fingerzeig für die Heimat des Mannes geben, denn es !
weist hin auf Unterscheidung von mhd. c, gesprochen e, und mhd. ob, .j
gesprochen e. Außerdem mag die Bezeichnung „schwäbisches e" sich .j
auf den schwäbischen Lautwerth von mhd. e beziehen, wofür z. B. i
im Bairischen, in Fällen der Verlängerung auch im Fränkischen .
e (bis zu oe) gesprochen wird. Wieder hat Peliican die Bezeichnung ^,
mechanisch entlehnt, denn auch seine Mundart hat « gewiß gekannt.
Schwäbisch e für mhd. (e, e und den zweiten Umlaut von ä ist übri-
gens schon für das 13. Jahrh. nachgewiesen, Kauffm. S. 50. 51. «^
4. Schewa: Tract. : scheha sunt duo punda suh littera supra se
posita et significat 6. ^,
Stern : scheha bedeutet ein kurz e oder die endung Von scheha j
gehen die Juden von Hispania soliche lere Wenn das scheha loirt 1
aesetzt über [unter] den ersten huchstahen, so liset man es für ein kurz e. i
Peliican : Quintum scheva dicitur .... significans o hreve, quod \
nostri Judaei legiud medium inter o et e per nasum Suh prima
dictionis littera positnm pro e hrevi legendum est [daß dies spanisch-
jüdische Aussprache ist, sagt nur P. Nigri, nicht Peliican].
Offenbar gehen diese Bezeichnungen auf den Reductionsvocal 9
in unbetonten Silben, dessen Lautähnlichkeit mit nasalem a, e oder o
Peliican aufgefallen sein muß. Derselbe ist ja aber sicher schon viel
früher vorhanden gewesen.
Eberhard Nestle hat die Freundlichkeit gehabt, mich auf diese
Quellen aufmerksam zu machen.
TÜBINGEN. HERMANN FISCHER.
IM STREIT UM DEN STREIT DER DREI BRUDER.
Die schöne Eigenschaft altcultivierter Wissenschaftsbezirke, daß
in gemeinsamem Schaffen an ihren Aufgaben gearbeitet wird, ent-
wickelt sich leicht zu dem Übelstande, daß die zu eng stehenden
Arbeiter einander im Werke hindern. Wer eine Stufe echten Metalls
gefördert hat, muß heute darauf vorbereitet sein, daß sein Nachbar
die todte Stelle nochmals nachschürft und ihm werthloses Schlacken-
werk nachträgt, dem durch die Vergoldung mit schwächlichen Ver-
muthungen, oft sogar nur durch einen nie eingelösten Wechsel auf
IM STREIT UM DEN STREIT DER DREI BRÜDER. lU
künftige, Vorbehaltene' Untersuchungen ein gewisser Schimmer ver-
liehen wird. Durch dieses Wiederaufnahmeverfahren entstehen in
vielen Fragen Processe, die eben dadurch endlos werden, daß die
Querulanten niemals zum Stuhle des Richters kommen.
Vorzüglich gelten diese Betrachtungen der Litteraturgeschichte
und hier zumeist dem heute so gerne angebauten Theile, der so-
genannten vergleichenden Litteraturgeschichte. Wer in diesen Dingen
mitspricht, muß es sich bisher stets noch gefallen lassen, daß ihm
eine wohlweise Bibliographengelahrtheit ins Wort fällt, die sich um
die inneren Zusammenhänge nicht kümmert und mit dem Schutt ihrer
'Nachträge' den aus der Masse herausgearbeiteten Aufbau verunziert.
In einem Aufsatz 'Beroaldus-Franck als Quelle für Hans Sachs'
(VfLG 2, 90—97) habe ich die Entwicklung des 'Streites der drei
Brüder* vom 15. bis zum 17. Jahrhundert verfolgt und vor Allem die
Filiation Beroaldus-Franck-Sachs als solche erwiesen. Der kleinen
Arbeit sind zwei Nachträge zu Theil geworden.
Zunächst hat L. Fränkel in einem Artikel über 'Die Fabel vom
Streite der drei lasterhaften Brüder im 17. Jahrh.' (Zs. f. Volkskunde
II, 289 ff.) meinen Aufsatz mit einem zusammengerafften BlUthen-
kranz von Nachträgen umgeben. Während ich mich damit begnügt
habe, den 'Streit' unter Hinweis auf des Verfassers klare Aussprüche
in seiner Vorrede als eine übermüthige Verspottung scholastischen
Wesens durch einen sattelfesten Humanisten und als eine Nach-
ahmung akademischer Disputationen zu charakterisieren, zerrt
L. Fränkel mittelalterliche Streitpoesie im Allgemeinen und die pro-
venzalische im Besonderen herbei und verkündet gesperrt: 'Der zu
Grunde liegende Gedanke ist nachgewiesenermaßen uralt volks-
thümlich.' 'Die Zugehörigkeit unserer Erzählung zu dieser Sippe'
sucht er auch dadurch zu beweisen, daß ein Compilator des 17. Jahrh.
mit dem Streit der Brüder eine andere Schrift des Beroaldus zu-
sammengedruckt hat; aber diese ist ebenfalls disputatorischen, d. h.
gerade nicht volksthümlichen Ursprungs. Hieran knüpft L. Fränkel
einige ihm gelegentlich zugefallene Angaben über Schriften gegen
Trunkenheit, Unkeuschheit und Spiel, ohne zu beachten, daß die
Eigenthümlichkeit des Beroaldus eben in der Personification der drei
Laster in den Brüdern besteht, und daß im Übrigen die Zahl der
Schriften gegen diese drei Hauptlaster als solche im 15./17. Jahrh.
Legion ist. Damit erledigt sich zugleich die Behauptung eines Zu-
sammenhangs zwischen Beroaldus und Jan van Nyenborgh. Aus dem
bedeutungslosen Stückwerk von weiteren Citaten aus der Trink-,
112 SIEGFR. SZAMATOLSKI
Buhl- und Spiellitteratur kommt nur eine Nummer als wirklicher
Nachtrag für meine Arbeit in Betracht: es ist L. P'ränkel gelungen, zu
der von mir zuerst besprochenen Umgestaltung des Streites aus dem
17. Jahrb., der Ausgabe von 1655 — einen Nachdruck von 1669 nach-
zuweisen. Der Lorbeer dieses Fundes genügte L. Fränkel jedoch nicht;
und so schlang er um ihn die güldene Kette einer kühnen Hypo-
these: aus den beiden Voraussetzungen, daß erstens die Ausgabe von
1669 sich als Anhang zu einer Ausgabe des Jus potandi von 1669
findet, daß es zweitens noch frühere Ausgaben des Jus potandi, z. B.
von 1616 gibt, zog er den Schluß, den er allerdings nur mit einer
gewissen Verschleierung hinstellt: es muß auch Ausgaben vom 'Streit*
vor 1655 gegeben haben. Ich habe die Ausgaben des Jus potandi von
1616, 1626 und 1627 durchgesehen und den Anhang nicht gefunden;
ja sogar in der Ausgabe von 1697 fehlt er: das wäre sehr auffallend,
wenn man nicht bei dieser Gelegenheit bemerkte, was L. Fränkel
nicht gesehen hat, daß nämlich alle diese Ausgaben in lateinischer
Sprache abgefaßt sind und nur die von 1669 in deutscher. So lange
also L. Fränkel uns nicht frühere deutsche Ausgaben des Jus potandi
nachweisen kann, wird er auch keine früheren Ausgaben des 'Streites'
versprechen dürfen.
Euger an den Gegenstand hält sich A. L. Stiefel im bezüglichen
Abschnitt seiner Untersuchungen 'Über die Quellen der Hans Sachsi-
schen Dramen* (Germania 36, 4 flf.). Aber auch er zahlt mit Wechseln
auf zukünftige Beweisführungen für seine Behauptungen , die nicht
unbedeutend von den Ergebnissen meiner Untersuchung abweichen :
er verkündet von Neuem ohne einen einzigen Beleg den Zusammen-
hang zwischen den beiden Übersetzungen des Wimpfeling und des
Franck, den ich schon Knod gegenüber — mit einer genetischen
Erklärung des Irrthums — bestritten habe. In diesen Dingen hilft
nun einmal ein beharrliches Wiederholen unbewiesener Behauptungen
nichts: der Zweifler, der eben nur die allgemeine Behauptung durch
Negation bestreiten kann, darf und muß die Beweisführung billig dem
Gegner zuschieben. Für einen Zusammenhang zwischen Wimpfeling
und H. Sachs führt Stiefel drei Parallelen an, die er nicht hätte für
beweisend halten können, wenn er auch die Parallelstellen der Franck-
schen Übersetzung daneben gesetzt hätte. Vielleicht gelingt ihm die
Beibringung beweisender Parallelen bei der versprochenen späteren
Neuvergleichung. Sicher wird er aber bei einer solchen die Ent-
deckung machen, daß ihn sein Gedächtniß bezüglich der bildlichen
Beigaben zu Wimpfelings Übersetzung — denen er eine ähnliche Wir-
IM STREIT UM DEN STREIT DEK DREI BRÜDER. 113
kung auf H. Sachs zuschreiben möchte, wie ich sie für Francks Illu-
stration aufgewiesen habe — ganz und gar verlassen hat. Augen-
scheinlich haben sich in seiner Erinnerung die Bilder bei Wimpfeling
und meine Angaben über das ihm unbekannte Bild des Franck (vgl.
II, 91) ineinander gewirrt, wenn er schreibt: „Auf denselben (den
Bildern des W.) sehen wir die Brüder , den Spieler mit Karten und
Würfeln, den Buhlen mit einem Mädchen auf dem Schoß und den
Trinker mit dem Trinkglas, vor einem Richter, der, mit dem Stabe
ausgerüstet, ernst dasitzt, .... zu den Füßen des Richters liegt der
Geldbeutel (man vgl. Sachs nach V. 42). Daß die Bilder uns nur
einen Richter zeigen, daß jeder der drei Brüder einzeln als der
Sprechende erscheint, ist um so merkwürdiger, als Beroaldo aus-
drücklich im Argument sagt 'Res agitur apud iudices', und auch
Wimpf. übersetzt: 'diese sach ist vor etlichen richtern gehandelt
worden', und als ferner im Texte Buhler und Spieler gemeinsam
sprechen." Bei dieser Beschreibung hat Stiefel die Bilder Francks und
Wimpfelings mit einander combiniert, wie etwa die alten Dramen-
illustratoren ihre einzelnen Bilderplatten (vgl. Wimpfeling selbst)
gruppierten. Bei dem Buhler Wimpfelings findet sich kein Elslin,
wohl aber bei dem des Franck; aber auch dieser hat sie nicht auf
dem Schoß: diese Sceue findet sich erst auf dem Bild des jüngeren
Frölinkint, den übrigens Stiefel gar nicht kennt. Die Vereinzelung des
Richters, die ich als charakteristische Einführung Francks hervor-
gehoben habe, ist auf den Bildern W.s nicht zu finden: neben dem
stabführenden Richter sind klar und deutlich auf einer wenig niedrigeren
Erhöhung drei Beisitzer zu erkennen, die dem Gang der Verhand-
lungen folgen, indem sie theils den Richter, theils den Sprechenden
anblicken. Was nun endlich den zu Füßen des Richters befindlichen
Gegenstand anbelangt, so sehe ich darin nicht sowohl einen Geld-
beutel als ein — Hüudlein, und dieser Ansicht wird Stiefel nach
nochmaliger Prüfung des Gegenstandes wohl zustimmen können, ohne
einen Vergleich mit Polonius befürchten zu müssen. Übrigens eine
gewöhnliche Begleiterscheinung des Priesters in den Illustrationen jener
Zeit. Vgl. z. B. Dürers kleine Passion Bll. 14, 16, 17. Bezüglich der
angeblichen Soloscenen der drei Brüder wird man sich eines end-
giltigen Urtheils begeben müssen, bis einmal ein vollständiges Exemplar
des W. sich gefunden hat: in dem einzigen bisher bekannten Exemplar
in München fehlt das Bild zur Rede des Trinkers gegen den Buhler
mit dem Anfang der Rede vollständig; von dem Bild zu des Buhlers
und des Spielers Reden gegen den Säufer ist die dritte Platte abge-
rtERMANIA. Nene Eeihe XXV. (XXXVII.) Jahrg. 8
114 W. POECK
schnitten. Auf dem Bild zur Rede des Trinkers gegen den Spieler
steheu diese beiden Brüder zusammen.
Möge es diesem Streit nicht so ergehen wie dem zu Grunde
liegenden 'Streit', über den nach Franck 'dz vrteil noch in der federn
steckt; vnnd vnder den richtern hangt, biß der öberst richter es auß-
spricht vfl dy sach entschleust vnd entscheit*.
BERLIN, Juli 1891. SIEGFRIED SZAMATÖLSKI.
ABERGLAUBE UND BESCHWÖRUNGSFORMELN
AUS DER LÜNEBURGER HAIDE
(Beiträge zur Volkskunde.)
Nachstehende Notizen sind im September 18^58 in Dorfschaften
der Lüneburger Haide, in der Nähe der Stadt Buxtehude, nach mund-
lichen Mittheilungen von mir gesammelt und aufgezeichnet worden.
So kurz die Zeit war, welche ich dieser Beschäftigung widmen konnte,
so hat sie mich doch gelehrt, daß diese Gegend dem Sammler und
Forscher ein wahrhaft unerschöpfliches Arbeitsfeld bietet. Soll jedoch
die Wissenschaft vollen Nutzen von diesem Arbeitsfelde ziehen, so
lasse man keine Zeit länger müssig verstreichen, sondern gehe un-
gesäumt an die Hebung des Schatzes — in einigen Jahrzehnten dürfte
es vielleicht zu spät sein. Nur das alternde Geschlecht, und unter
diesem vorzugsweise wieder die Frauen, bewahrt die Vermächtnisse
der Vergangenheit treu im Gedächtniß; das junge Volk wendet sich
fremd ab von den alten Sitten und Gebräuchen und läßt die Sagen
der Voreltern der Vergessenheit anheimfallen. Alte und Junge habe
ich nach Sagen, Sitten und Gebräuchen des Haidelandes gefragt —
die Alten gaben mir gern und bereitwillig Auskunft, wo sie konnten ;
die Jungen lächelten überlegen und meinten, alte Sitten und Gebräuche
— das sei altmodischer Kram ; alte Sagen — Niemand kenne sie
mehr außer den Großmüttern; alte Beschwörungsformeln — Niemand
glaube mehr an ihre Wirksamkeit, denn die alten Leute. Aber alte
Leute sterben dahin; verschmähen die eigenen Kinder eines der kost-
barsten Vermächtnisse, das sie zu geben haben, so mögen Andere
darauf bedacht sein, dasselbe in Empfang zu nehmen und es vor
einem ewigen Begrabenwerden zu bewahren.
ABERGLAUBE UNO BKSCHWÖRUNGSFORMELN etc. 115
1. Man darf die AViege des Kindes nicht mit dem Arme über-
spannen, sonst bekommt dasselbe j.FIattspann ' (Herzbeklemmung).
Um das .Hattspann" zu vertreiben, macht man über der Brust des
Kindes dreimal das Zeichen des Kreuzes und spricht dazu :
Herzspann, weich' von des Kindes Rippen
Wie der Herr Jesus in der Krippen,
doch darf nicht Amen dabei gesagt werden. ')
2. Wenn die kleinen Kinder in Folge von Erkältung an Steif-
heit der Glieder leiden (plattdeutsch: .,wenn se anwussen sünd") , so
hebt man das Übel, indem man erst den linken Fuß und den rechten
Arm, dann den rechten Fuß und den linken Arm des Kindes in die
Höhe hebt. Dies wiederholt man drei Abende hinter einander und
zwar an jedem Abend dreimal.
3. Wenn ein Kind von Krämpfen überfallen wird, so muß man
demselben ein schwarzseidenes Tuch, welches durch Erbschaft einer
Familie gehörig ist (pl. Arwdook = Erbtuch), über das Gesicht breiten,
und die Krämpfe werden schwinden.
4. Wenn das Kind nicht in der Wiege liegt, so darf dieselbe
nicht geschaukelt werden, sonst bekommt das Kind Kopfschmerzen.
5. Wenn die Mutter vom ersten Kirchgang nach Hause zurück-
kehrt, so muß sie gleich nach dem Eintritt in das Haus das Gesang-
buch auf die Decke des Säuglings legen, sonst hat das Kind kein
Glück. (Diese Sitte wird in der Gegend von B. sorgfältig von jeder
Mutter beobachtet.)
6. Die Kinder dürfen an einem Montag nicht zum ersten Male
zur Schule geschickt werden. Sprichwort : Maandag ward keen
Wääken old =:r Montag wird keine Wochen alt.
7. Wenn dreizehn Kinder eingesegnet werden, so stirbt inner-
halb eines Jahres eines derselben.
8. Wenn während der Einsegnung eines der beiden Altarlichter
erlischt, so bedeutet das den baldigen Tod eines der einzusegnenden
Kinder.
9. Wenn zum Polterabend recht viel Geschirr zertöpfert wird
(pl.: wenn dü:;hdig Pulterabend smäten ward), dann leben die Braut-
leute als Ehepaar glücklich zusammen.
10. Wenn eine Braut getraut wird, so muß sie etwas Salz und
Brot in die Tasche stecken , dann haben die Hexen keine Macht
über sie.
') Diese Beschränkung gilt in der Gegend von Buxtehude von sämmtlichen
Beschwörungsformeln.
116 ^- POECR
11. Wenn die Braut tanzt (am Hochzeitstage), so darf der Stuhl
derselben nicht kalt werden, sonst stirbt sie bald. Daher pflegt sich
während des Tanzes der Braut einer ihrer Verwandten auf den von
ihr verlassenen Stuhl zu setzen.
12. Vor das Brautpaar werden während des Hochzeitsmahles
zwei Kerzen hingestellt. Wenn eine derselben erlischt, so bedeutet
das den baldigen Tod entweder des Bräutigams oder der Braut.
13. Wenn ein Kranker sterben wird, so hört er kurz vorher ein
dreimaliges Klopfen; d.i. das Klopfen, durch welches der Sargdeckel
geschlossen wird.
14. Ebenso hört er vorher die Säge knirschen, mit welcher die
Bretter zum Sarge geschnitten werden.
15. Wenn in einem Hause Bretter lagern und dieselben bewegen
sich oder geben ein Geräusch von sich, so ist das ein Zeichen, daß
daraus ein Sarg gezimmert wird.
16. Wenn Jemand im Orte sterben wird, so bewegen sich des
Abends vorher die Werkzeuge, mit denen der Sarg gezimmert wird,
80 daß der Tischler es hört.
17. Wenn eine Henne kräht oder eine Eule hinter dem Fenster
schreit, so stirbt bald Jemand im Hause.
18. Wenn ein Mensch mit dem Tode ringt und nicht zum Sterben
kommen kann, so legt man ihm das Todtenhemd unter den Kopf,
dann stirbt er leichter.
19. Wenn auf das Todtenhemd eine Thräne fällt, so hat der
Todte keine Ruhe im Grabe.
20. Man darf dem Todten keinen Namen (in die Wäsche ein-
genäht oder -gestickt) mit in das Grab geben, sonst stirbt die ganze
Familie aus.
21. So lange der Todte im Hause liegt (besonders kurz vor der
Beerdigung), dürfen keine Stiefel geputzt und kein Sand gestreut
werden. Ebenso darf kein Kaffee gekocht werden, und die Verwandten
dürfen bei Tische nicht aufwarten, sonst stirbt bald noch jemand aus
der Familie.
22. Der Todte muß mit den Füßen hinausgetragen werden, sonst
„holt er bald jemanden nach".
23. Dasselbe ist der Fall, wenn der Todte die Augen nicht ganz
geschlossen hat,
24. wenn er lächelt,
25. wenn er einen Sonntag über im Hause aufgebahrt verbleibt.
ABERGLAUBE UND BESCHWÖRUNGSFORMELN etc. 117
26. Bevor der Sarg geschlossen wird, müssen die Verwandten
dem Todten die Hand geben.
27. Wenn jemand von einem Todten Ungeziefer (Läuse) bekommt
(eine solche Laus nennt man Arwlüs == Erblaus), so werden diese
so lange an ihm haften, bis er eine Laus, in eine Federpose einge-
schlossen, einem anderen Todten mit ins Grab gibt.
28. Wenn jemand am Ostermorgen vor Sonnenaufgang fließendes
Wasser schöpft, so bleibt dasselbe stets frisch und hilft gegen allerlei
Krankheiten , besonders gegen schlimme Augen. Ahnliches gilt vom
Taufwasser, wenn man solches aufhebt.
29. Wenn man sich in der Nacht des 1. Mai zwischen 12 und
1 Uhr auf einen Kreuzweg unter zwei dachförmig zusammengestellte
Eggen setzt, so kann man die Hexen nach dem Blocksberge reiten
sehen.
30. Wenn man am Weihnachtsabend nach dem Abendessen unter
den Tisch sieht und findet ein Haferkorn, so geräth der Hafer gut^
findet man ein Roggenkorn, so geräth der Roggen besser.
3L In der Sylvesternacht zwischen 12 und 1 Uhr hänge man
sich ein Tischtuch über den Kopf und gehe rücklings aus der Haus-
thür. Sieht man auf dem Hause einen Sarg, so stirbt im folgenden
Jahre jemand im Hause, erblickt man eine Wiege, so wird ein Kind
geboren, und sieht man den „Schatz", so findet eine Hochzeit statt.
.32. Wer in der Nacht vom 24. auf den 25. December zwischen
12 und 1 Uhr geboren wird, besitzt die Fähigkeit des „Hellsehens",
(pl. : dat Hellseen; he kan spokkieken — er kann Spuk sehen). Kurz
vor einem Begebniß wird des Nachts, wenn er im Bette liegt, ge-
klopft, eine unsichtbare Macht zwingt ihn, aufzustehen und vor die
Hausthür zu treten, woselbst er die Ereignisse der Zukunft in geister-
hafter Gestalt an sich vorüberziehen sieht ( z. B. einen Leichen-, einen
Hochzeitszug u. a. m.).
Variante: Wenn ein Leichenzug an ihm vorbeizieht, so wird der
Hellseher gezwungen, bis zum Kirchhofe mitzugehen. Der mit dem
Hellsehen Behaftete kann sich dadurch von diesem Zustande be-
freien, daß er einen Anderen, wenn das Klopfen (s. o.) ertönt, weckt
und sich von diesem über die linke Schulter sehen läßt — ; oder: auf
den linken (rechten) Fuß treten und über die linke Schulter sehen
läßt — das Hellsehen geht sodann von ihm auf den betrefi"enden
Anderen über.
118 W POECK
'6'6. Wenn man zum h. Abendmahl an den Altar tritt, so darf
man sich nicht um und über die linke Schulter sehen, sonst kann
man Böses und Gutes der Zukunft vorhersehen.
34. Wenn jemand einen Tropfen seines Blutes in den Schnitt
eines Apfels oder einer Birne bringt, verdeckt dann den Schnitt wieder
und gibt die Frucht einem Anderen, ohne dafi dieser um das Blut
weiß, zu essen, so zwingt er denselben dadurch, ihm überall hin zu
folgen.
35. Geht man auf den Handel oder sonst ein Geschäft aus, und
es begegnet einem ein altes Weib, so bringt dieselbe kein Glück.
Diese ungünstige Wirkung kann jedoch dadurch aufgehoben werden,
daß man an die Frau, bevor man sie begrüßt, eine Frage richtet,
auf welche sie mit ,.ja" antworten muß.
36. Magenkrämpfe werden dadurch geheilt, daß man die Magen-
gegend mit der Hand eines Todten dreimal kreuzweis bestreicht und
dazu spricht: „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen
Geistes", doch ohne Amen zu sagen, wie oben. Auch Geschwüre und
ähnliche Krankheiten können auf diese Weise geheilt werden.
37. Brandwunden zu besprechen:
Brand, steh' stille
Es ist Gottes Wille,
Brand, du sollst stille stehn
Und nicht weiter gehn.
Im Namen Gottes des Vaters etc.
Dabei wird das verbrannte Glied dreimal kreuzweis mit der Hand
überstrichen.
38. Feuer zu besprechen:
Feuer, ich gebiete dir,
Daß du sollst stille stehn
Und nicht weiter gehn.
Im Namen etc.
39. Blutungen zu bespr. ähnlich.
40. Warzen zu bespr. Wenn der Mond noch nicht voll ist. gehe
man drei Abende hintereinander in den Mondenschein, sehe den Mond
an und spreche dreimal hinttreinander, indem man die Warzen drei-
mal kreuzweis überstreicht :
Wat ik anseh, dat gewinn'
Wat ik wasch, dat verswinn'!
Im Namen etc.
AßERGLAUKE UND^ BESCHWÖRUNGSFORMELN etc. 119
41. Andere Formel :
Wat ik knip, vergeiht
Un wat ik seh, dat bliwt.
Im Namen etc.
Während des Spruches kneipe man jede Warze mit den Fingern.
42. Eine eigenthümliche Sitte, die Sitte des „Pingstbüdel"- oder
„Pingstbeutel'' -Umzuges hat sich bis heute fast in allen Dorfschaften
der Lüneburger Haide bewahrt.
Zu Pfingsten wählen die Schulkinder einen Knaben aus ihrer
Mitte zum „Pingstbeutel". Am Nachmittage des ersten Pfingsttages
wird dieser, mit Blumen geschmückt, auf einen bekränzten Wagen
gesetzt, welcher von zwei Knaben gezogen und von der sämmtlichen
Schuljugend geleitet wird. Vor jedem Hause wird angehalten und
gesungen: Pingstbeutel, Hawergrütt',
Bokwetenstroh
Tokum (künftig) Jahr is't 6k noch so!
Haken un Stäken (Stangen)
Morgen wüUt wi den' Pingstbeutel käken
Un mit de Been in de Luken haken (hängen).
Zwei Mädchen gehen sodann mit einem Armkorb und einer Spar-
büchse in das Haus, um die Gabe, die gewöhnlich aus Eiern oder
Geld besteht, in Empfang zu nehmen. Dann geht der Zug weiter.
Wird jedoch nichts gegeben oder haben die Leute die Thüren ver-
schlossen, so singt der Schwärm:
Rull, ruU, rull,
Dat 61 Wif is dull,
Witten Twirn un swatten Twiru,
Dat 61 Wif, dat gift nich girn.
Rull, rull, rull,
Dat 61 Wif is dull!
Ist die Fahrt zu Ende, so wird das Geld vertheilt, die Eier
verkauft oder gekocht verzehrt, und die Gesellschaft geht auseinander.
43. Die Sage vom wilden Jäger findet sich auch in der Lüne-
burger Haide, wenigstens wissen alte Leute viel davon zu erzählen,
daß „de Helljäger" ') des Nachts mit seinem Gefolge unter Hunde-
') cf. dat Hellsehn r= dat Spökkieken = das Spuksehen, also „Helljäger", wohl
so viel wie „spnkhatter Jäger". Doch ist nicht ausgeschlossen, dali das Wort mit
„Hölle", plattdeutsch „de Höll" zusammenhängt.
120 L. FRÄNKEL, ZU W. HAUFFS ABNER.
geheul durch die Luft ziehe. Es geht folgende Sage vom „Hell-
jäger":
Ein beherzter Mann , der den Lärm und das Geheul in den
Lüften über sich hörte, stimmte muthig in letzteres mit ein. Als die
wilde Jagd über seinem Kopfe dahin braust, fliegt aus den Wolken
eine Pferdekeule hernieder, und eine Stimme ruft: „Hest mit jagen
holpen, kannst ök'n Peerschinken kriegen."
W. POECK.
ZU W. HAUFFS „ABNER".
Zusätze zu Germ. 36, 308—310.
Die von Wilh. Seele, „Voltaire, Roman Zadig ou la destin6e",
eine Quellenforschung (Dissertation, Leipzig, G. Fock, 1891), S. 18
bis 24 in den Vordergrund gerückte Fassung des Stoffes aus dem
16. Jahrhundert „Peregrinaggio de tre figliuoli del Re de Serendippo"
ist neuerdings in den von Varnhagen geleiteten ^Erlanger Beiträgen
zur englischen Philologie". Heft 10, nach dem ältesten Drucke von
15.57 (Seele nimmt noch den von 1584 an) als ^Peregrinaggio di tre
giovani, figliuoli del re di Serendippo. Per opra di M. Christoforo
Armeno dalla persiana nell' italiana lingua trapportato" durch
H. Gaßner (Erlangen 1891) herausgegeben worden. Eine ungeahnte
Fülle von neuem Material, insbesondere aus orientalischen Littera-
turen, bietet die Abhandlung von G. Huth „Die Reisen der drei Söhne
des Königs von Serendippo". Ein Beitrag zur vergleichenden Märchen-
kunde, Zeitschr. f. vergl. Litt.-Gesch. N. F. H, 404—414 und IH,
303 — 330, woran sich Siegmund Fraenkels Aufsatz .,Die Scharfsinns-
proben" ebd. HI, 220 — 235 anschließt. — Anhangsweise füge ich
noch den Germ. 36, 309 von mir gegebenen Notizen zu Andersens
„Der Reisekamerad" den Hinweis auf Simrock, „Der gute Gerhard
und die dankbaren Todten" (1856) und den Volksroman „Herpin"
von dessen Sohn Low und dem erkenntlichen Ritter (s. Goedeke,
Grundriß I, §. 96, 20) hinzu, zu den ebenda unten zusammengestellten
Parallelen vom schnee- oder eisähnlichen Menschenherzen, Max
Waldau, Cordula (Hamburg 1851) S. 168:
Er rafft sich mühsam auf zum Dank,
Da über der weichen Stimme Klang
Ihm schier das Eis im Herzen sprang.
L. FKÄNKEL.
PARZIVALSTUDIEN. U.
Wolfram von Eschenbach. — Chrestien von Troies. —
Der wälsche Peredur.
Aus den drei Darstellungen der Parzivalsage , die in Chrestiens
und Wolframs Gedichten und im kymrisch-bretonischen Peredur vor-
liegen, sollen im Folgenden diejenigen Züge hervorgehoben werden,
welche zur Entscheidung der vielumstrittenen Fragen nach ihrer
Quelle und Abhängigkeit wichtig sind. Was zunächst den Werth und
die Stellung des keltischen Werkes') betrifft, so haben die Ur-
sprünglichkeit desselben Villemarque '^) und San Marte'-') behauptet,
während Zarncke^), Birch-Hirschfeld^) und neuerdings Golther^) die
wälsche Erzählung für eine mehr oder weniger directe Wiedergabe
des conte du graal halten''). W. Förster^) ist der Ansicht, daß die
Mabinogion von Geraint und der Dame von der Quelle einfache Copien
Chrestiens sind, während Peredur „neben viel Christianischem auch
') The Mabinogion from the Llyfr Goch o Hergest by Lady Charl. Guest.
London 1838 — 1849. 3 Bde. Deutsche Übersetzung unseres Mab. bei San Marte,
Arthursage. Leipzig 1842. S. 176 ff.
Neuer Abdruck des Hergestmanuscripts von Rhys und Evans, the text of the
mabinogion from the red book of Hergest. Oxford 1887. Französische Übersetzung
nach dieser Ausgabe von Loth, les mabinogion. Paris 1889. 2 Bde. Unser Mabinogi
II, 45 ff.
') Villemarque', Contes populaires des anciens Bretons u. s. w^. Paris 1842 und
Les Romans de la Table Ronde et Les Contes des Anciens Bretons 1861 hält das
Mabinogi für die unmittelbare Quelle des conte du graal ; San Marte , Arthursage.
Leijizig 1842, für „die älteste bis jetzt bekannte Quelle der Parzivalsage".
^) Paul u. Braune, Beitr. III, 207.
") Die Sage vom Gral. Leipzig 1877. S. 204 ff'.
^) Münchoner Sitzungsberichte, Jahrg. 1890. II, 174 ff.
*) Dieser Ansicht schließt sich auch Heinzel, Über die französischen Gralromane
(Denkschriften der Wiener Akademie, Band 40) Wien 1891 an S. 22: „Übrigens
ist die Abhängigkeit des Peredur von Chrestien durch Birch-Hirschfeld 207 und
Golther 191 bewiesen, insofern sich in dem Märchen Mißverständnisse des französischen
Textes zeigen."
') Einleitung zum zweiten Bande der Ausgabe Chrestiens. Halle 1887.
OERMANIA. Neue Reihe XXV. (XXXVII.) Jahr«?. 9
122 PAUL HAGEN
Eijxenthümliches bietet". Nutt^) nimmt an, daß der Verfasser unseres
Mabinogi ein wälsches Original mit Entlehnungen aus Chrestien und
anderswoher ausgeschmückt und vereinigt habe. Gaston Paris '^) endlich
glaubt, dafj eine anglonormännische, auf keltischen Erzählungen klei-
neren Umfanges beruhende Dichtung gemeinsame Quelle für Chrestien
und die Mabinogion sei. Eine gemeinsame die Parzivalsage be-
handelnde Vorlage behaupten auch wir. Da ist zunächst der Nach-
weis erforderlich, daß die Gründe, die für eine Benützung des conte
du graal durch den Verfasser des uns vorliegenden Mabinogi sprechen
sollen, keine überzeugende Kraft haben.
I.
1. Als Peredur zuerst Ritter'^) sieht und fragt, wer jene seien,
antwortet seine Mutter: „Es sind Engel, mein Sohn". Darüber be-
merkt Birch-Hirschfeld a. a. 0. S. 2Ü7 , dem Nutt S. 133, Golther
iS. 190 beistimmen: „Diese Antwort ist höchst albern, ^da es gar nicht
im Interesse der Mutter liegt, ihrem Sohne die Ritter als etwas Liebens-
werthes darzustellen. Aber dem Verfasser des Mabinogi waren aus
Chrestien noch die V/orte Percevals erinnerlich, in die er ausbricht
beim ersten Anblick der Ritter:
Ha, sire Dex, merchil
Ce sont angle que je voi ci!
Wie natürlich erscheint dieser Ausruf des unerfahrenen Knaben; aber
der wälsche Märchenschreiber wußte nicht mehr, wer die Worte
eigentlich sprach und legte sie nun einer ganz falschen Person bei."
Die Antwort der Mutter ist jedoch nicht „höchst albern", sondern
nach dem ganzen Zusammenhange wohl passend. Man denke doch
nur daran, wie sehr es der Mutter darauf ankommt, ihren Sohn vom
Kitterthum fern zu halten. Darum kann und will sie dem jungen
Peredur auf seine directe Frage nicht die wahre Antwort geben,
sondern muß zu der loitze kraft (Wolfram 117, 27 u. 28:
') Studies on the Legend of tlie Holy Grail. London 1888. S. 132 ff. 144.
') Komania X. XIL Hist. litt. XXX.
^) „c'^taieut Gwalchmei, fils de Gwyar; Gweir Gwystyl et Owein, fils d'LFryen."
Im Sir Perceval (herausgegeben von Halliwell, Tlie Thorntoii Romances. London 1844)
sind ebenfalls drei Ritter:
One was Ewayne fytz Asoure,
Another was Gawayne with honour,
And Kay the bolde baratour.
l^erceval Iragt, wer von ihnen Gott sei, der, wie seine Mutter ihm erz.-iiilte, diese
ganze Welt geschaffen habe. Bei Wolfram erscheint KarMalikarnaii/- mit drei Rittern,
bei Chre.stien sind es fünf.
PARZIVALSTUDIEN. II. 123
nu habt luch an der loitze kraß,
und hell in edle rtterschaft)
ihre Zuflucht nehmen: sie gibt die Ritter für Engel aus, um durch
eine solche Antwort die Bekanntschaft ihres Sohnes mit ritterlichem
Wesen zu hindern. Darum fällt sie ohnmächtig nieder, als sie sieht,
daß ihre Kothlüge keinen Erfolg gehabt hat, als Peredur zu ihr
zurückkehrt mit der Bemerkung: „Mutter, jene waren keine Engel,
sondern wackere Ritter" '). Demnach liegt in dieser für sich keinen
Anstoß bietenden Erzählung schwerlich ein Mißverständniß Chrestiens
vor, vielmehr ist wohl die abweichende Darstellung bei ihm und
Wolfram kunstvollerer poetischer Gestaltung zuzuschreiben.
2. Bei Chrestien heißt es V. 1740-48:
De pucele a moult ki le baise,
s'ele le gösir (Var. basier) vos consent;
et, se eile plus en deffent,
ce laissier le vol6s por moi;
et, si ele a aniel en doi,
9ainte 9ainture u aumosniere
se par amor u par proiere
le vos done, bon m'ert et bei
que vous enportes son anel.
Im Mabinogi S. 49, Loth: „Si tu vois de beaux joyaux, prends
et donne ä autrui, et tu aequerras ainsi rdputation. Si tu vois une
belle femme, fais-lui la cour, quand m^me eile ne voudrait pas de
toi, et eile t'en estimera meilleur et plus puissant qu'auparavant."
Zu dem Satz „quand meme eile ne voudrait pas de toi" bemerkt
Nutt S. 150: „the Mabinogi gives the direct opposite of Chrestien,
whom he has evidently misunderstood." Aber es steht vielmehr die
verfeinerte Darstellung Chrestiens (: die Dame soll ihre Einwilligung
geben) gerade an dieser Stelle im Widerspruch zu seiner Erzählung
V. 1887 ff. (: Perceval raubt der Dame wider ihren Willen Ring und
Kuß) und paßt weniger zu derselben als die Angabe im Mabinogi.
War wirklich der Rath der Mutter so gewesen, wie Chrestien ihn
erzählt, dann handelt Perceval, der sich doch ausdrücklich V. 1889.
1906 auf jenen Rath beruft, demselben direct entgegen. Nach dem
ganzen Zusammenhange muß aber der junge unerfahrene Perceval,
the great fool, die Ermahnungen seiner Mutter streng, jedoch miß-
') ,.Et il retourna vers sa mere et ses gens. „M^re", dit-il, „ce ne sont pas
des anges les gena de tout ä l'beure, mais des Chevaliers ordonn^s", La mere tomba
^vanouie." Vgl. Wolfram 125, 29—126, 2.
9*
124 PAUL HAGEN
verständlich befolgen. Es ist demnach noth wendig, daß in der ur-
sprünglichen Form des Rathes die Möglichkeit einer falschen Auf-
fassung gegeben war; das ist bei Chrestien wie im Mabinogi aus-
geschlossen und darum sind beide hier ungenau. Wolfram hingegen
hat das Richtige 127, 25 ff.:
SU77, lä dir hevolhen sin,
stoä du guotes imbes vingerlin
viügest ericerhen unt ir gruoz,
daz nim: ez tuot dir kumhers buoz.
du solt zir küsse gähen
und ir Itp vast iimhevdhen:
daz git gelücke und hohen muot,
oh si kiusche ist unde guot.
Parzival faßt das siva du mügest ganz äußerlich auf und bezieht es
statt auf die Einwilligung der Dame auf die günstige Gelegenheit,
»uf das Recht des Stärkeren; darum 130, 26 ff.:
der kncqype ein vingerlin da vant,
daz in gein dem bette twanc,
da er mit der herzoginne ranc.
do dähter an die muoter sm:
diu riet an icibes vingerlin.
Unmöglich wäre ja vielleicht nicht, daß Wolfram in der Form des
Rathes mit feinem Verständniß selbständig von Chrestien abgewichen
wäre, indessen wahrscheinlicher ist doch die Anlehnung an eine Quelle
(Kyot), die hier genauer als Chrestien das Ursprüngliche bewahrte,
während dies im Mab. nur durch die vergröbernde (quand meme eile
ne voudrait pas de toi) Ausdrucksweise des Bearbeiters (vgl. Zimmer,
Gott. Gel. Anz. 1890, S. 514) verwischt zu sein scheint.
3. Im Mabinogi (S. 52, Loth) begrüßen am Hofe Arthurs ein Zwerg
und eine Zwergin, die ein Jahr stumm gewesen sind, den Peredur
als die ßlüthe der Ritterschaft ; sie werden deshalb von Kei gezüchtigt.
Bei Chrestien lacht eine Jungfrau, die zehn Jahre lang nicht gelacht
hat, und sagt dem Perceval, er werde einst der beste Ritter sein.
Dasselbe hatte ein Narr vorausgesagt, daß nämlich die Jungfrau nicht
eher lachen werde, als bis sie den besten Ritter gesehen habe.
Simrock und Nutt^) finden in dem Lachen der Jungfrau eine ältere
Form der Sage. Das Nichtlachen ist zwar ein alter Märchenzug, das
') Simrock, Anm. zur Übers. Nutt S. 101: „In the original folk-tale the ungainly
hero was laughed at, not greeted." S. 134: „Tn Chrestien, the primitive form is al-
PAEZIVALSTUDIEN. II. 125
NichtSprechen jedoch ebenfalls. Dann aber heiratet die trauernde
Jungfrau den, der sie zum Lachen bringt, und paßt daher ursprünglich
gar nicht in unsere Erzählung. Was jedoch die Hauptsache ist, man
sieht durchaus nicht ein , wie und welihalb im Mabinogi das Lachen
der Jungfrau und die Weissagung des Narren durch die Begrüßung
des stummen Zwerges und der stummen Zwergin ersetzt worden wäre.
Umgekehrt konnte aber ein Dichter leicht dazu kommen, die un-
mittelbare Wiederholung derselben Begrüßung, der gleichen Stumm-
heit dadurch zu beseitigen, daß er statt der stummen Zwergin, die
beim Auftreten des Helden zuerst wieder redet, eine traurige Jung-
frau einführte, die zuerst wieder lacht. Zu der Vermuthung, daß in
der That Kyot die Erzählung in der angegebenen Weise (also von
Chrestien dadurch verschieden, daß 1. die Jungfrau nur lacht, nicht
den Helden begrüßt und seine zukünftige Größe voraussagt; 2. da-
neben kein Narr auftritt, der dies prophezeit hat, sondern ein Mann,
der das Reden verschworen hat) gestaltet hat, werden wir durch fol-
gende Überlegung geführt. Bei Wolfram Str. 151 lacht Cunnewäre
und wird deshalb, ohne daß sie ein Wort gesprochen hat,
von Keye scheneschlant sofort bestraft. 151, 19 u. 20:
do erlachte ir minnecUcher munt,
des wart ir rükke ungesunt.
(Dagegen bei') Chrestien 2242 ff.':
si li done cop si estout
de sa paume en la face tenre
qu'il le fist ä la tiere estendre.
Im Mab. : Et Kei lui donna un tel coup de pied qu'elle tomba ä terre
evanouie.) Sie wollte nicht lachen, es sei denn, daß sie den ruhm-
reichsten Helden sähe. In derselben Weise wollte Antanor sich des
Sprechens enthalten. 152, 25 — 28:
sin rede unde ir lachen
was gezilt mit einen Sachen:
ern wolde nimmer xoort gesagn,
sine lachte diu da loart geslagn.
ready overlaid; we hear nothiug further of the damsel moved to laughter nor of the
prophetic fool; and in the Mabinogi it seems obvious that the hailing of the hero,
added in Chrestien to the older laughter, has alone subsisted.
') Heinzel , Über die französischen Gralromane, S, 23: „Dieser Zug gehört in
eine lange Reihe anderer, durch welche die französischen Artusepen des 12. und
13. Jahrhunderts auf eine andere und niedrigere Culturstufe weisen, als sie die höhere
Gesellschaft Frankreichs in dieser Zeit einnahm. Darnach wird das bretonische oder
welsche Element dieser Erzählungen doch stärker sein, als Förster selbst in der Ein-
leitung zum Erec zuzugeben geneigt ist."
J26 PAUL HAGEN
Die Weissagung des Narren hat Wolfram gar nicht, und wenn er
auch den Thoren Chrestiens nicht ganz unterdrückt, so bezeichnet
er ihn doch als einen nur scheinbaren Narren; 152, 23. 24:
der versivigen Antanor
der durch sioigen düht ein tor.
153, 11: dem loitzehaften toren. Antanor gilt seines Schweigens wegen
als ein solcher. Also auf die Sturamheit desselben legt Wolfram
deutlich genug den Nachdruck 152, 27 u. 28. 153, 7: sit iioer erste
rede mir dr'önt\ durch diese erste Rede wird Keyens Zorn erregt.
Undenkbar ist es nun, daß sowohl Wolfram als der keltische Erzähler
beide ihre angeblich gemeinsame einzige Quelle, den Chrestien, dahin
abgeändert hätten, daß sie 1. das Motiv des Nichtsprechens einführfen-,
2. abweichend von Chrestien (nicht nur die Jungfrau bezw. Zwergin>
sondern auch) den Antanor bezw. Zwerg bestraft werden lassen.
Im conte du graal heißt es von ihm 2248 ff.:
Si le bouta el fu ardant,
del pie, par courous et par ire,
por 90U que H sos soloit dire u. s. w.
Im Mabinogi dagegen: „Et il lui donna un tel soufflet qu'il le jcta
a terre ^vanoui." Ebenso bei Wolfram 153, 10 ff.:
mit siegen vil gerünet
dem witzehaften toren
•mit finsten in sin oren.
Aus den angeführten Gründen ist das Mabinogi in der Zwergepisode
nicht von Chrestien abhängig und dieser hier nicht die einzige Quelle
Wolframs. Der Bericht des Letzteren steht künstlerisch am höchsten,
während bei Chrestien die Begrüßung durch die Jungfrau überflüssig
und die Motivierung der Bestrafung des Narren (nur weil er das
vorausgesagt hat, was die Jungfrau thut, ohne durch eigene Rede den
Zorn des Seneschalls herauszufordern) minder gut ist.
4. Im Mabinogi ist der Greis, der die Lehren ertheilt, gleich
dem von den Hexen bedrängten König lahm und Peredurs Oheim;
beide lassen ihn einige Übungen mit Waffen ausführen. Daraus folgt
nach Birch-Hirschfeld *) S. 207: „Hier hat der Fischerkönig Chre-
') Ebenso Golther S. 188: „Der Ritter, von dem Perceval Unterweisung empfängt
(Chrestiens Gornemans) und der Gralkönig sind sinnlos miteinander verwechselt,
indem der erstere als lahm bezeichnet wird (S. 56, Z. 19), während beim Gralkönig
keines Gebrechens Erwähnung geschieht; wohl aber wird beim Fluche der Grals-
botin (S. 97, Z. 3) die Sache richtig dargestellt: tu es alle ä la cour du roi boiteux."
Nutt S. 134. 138. 144. 190 gibt wenigstens die Möglichkeit zu, daß die im Zauber-
schloß stattfindende Schwertprobe im Mabinogi eine ältere Gestalt hat als bei Chrestien.
PARZIVALSTUDIEN. II. 127
stiens seine Lahmheit und Verwandtschaft mit Perceval mit über-
trapjen auf Gornemant, und dieser wieder etwas von seiner Lehr-
weisheit auf den Fischerkönig." Ein Anlaß allerdings zu einer der-
artigen Übertragung und Verwechslung ist nicht ersichtlich. Unerklärt
bleiben bei der Annahme auch die Thatsachen , daß trotz jener Ver-
raengung zwei verschiedene Persönlichkeiten bestehen bleiben und
daß der Besuch Peredurs bei jeder der beiden in überraschend gleich-
artiger Weise geschildert wird. Endlich finden sich noch anderweitige
Spuren der in der keltischen Erzählung gegebenen Überlieferung.
Es wäre doch ein sonderbarer Zufall, wenn der Verfasser des Mabi-
nogi durch seine ungenaue Wiedergabe des conte du graal in einem
wesentlichen Punkte Übereinstimmung erzielt hätte mit einer anderen
(und zwar nach Birch-Hirschfeld der ältesten) Bearbeitung der Sage.
Denn im Perceval des Robert de Boron heißt es nach Birch-Hirsch-
feld S. 175: „Perceval hätte gern gefragt, wenn er nicht gefürchtet
hätte, dem Wirthe zu mißfallen. Und er dachte den ganzen Abend
daran und erinnerte sich des Biedermannes, dem er gebeichtet, der
ihm verboten hatte geschwätzig zu sein und nicht zu neugierig."
Dieser Ehrenmann ist Eremit und Onkel des Perceval. Auch hier
erfolgt also wie im Mabinogi das Verbot zu fragen durch einen Onkel
des Helden. Andererseits ist bei Gerbert (Potoin VI, 181 ff.) Gornu-
mant schwer bedrängt und zum Tode verwundet (seine vier Söhne
tragen ihn) von Feinden, die von einer Zauberin unterstützt und
wieder vom Tode auferweckt werden (durch „une poison, qui a servi
au Christ dans le s^pulcre et qui sert dans les mains de la sorciere
ä ressusciter les morts et ä rejoindre les tetes coupees"). Dieselbe
erkennt in Perceval sogleich ihren Sieger p. 185; dieser heilt Gornu-
mant p. 187. Also hier entspricht Gornumant genau dem Onkel
Peredurs im Mabinogi, der durch die Hexe gelähmt ist; diese weiß
ebenfalls, daß sie der Voraussage gemäß nur von Peredur bezwungen
werden kann. Nehmen wir die Berichte Roberts und Gerberts zu-
sammen, so hat auch hier „der Fischerkönig seine Lahmheit und
Verwandtschaft mit Perceval mit übertragen auf Gornumant" gerade
wie in dem angeblich sinnlos verwechselnden Mabinogi. In dieser
Übereinstimmung ist vielmehr ein deutlicher Beweis gegeben dafür,
daß in der keltischen Erzählung eine andere von Chrestien unab-
hängige Tradition vorliegt. Auf diese, in der von zwei lahmen Onkeln
des Helden die Rede ist, dürfte vielleicht das Vorkommen von zwei
kranken, mit dem Helden verwandten Königen zurückzuführen sein,
zumal da für die Gedichte selbst deren einer vollkommen bedeutungslos
128 PAUL HAGEN
ist. Bei Wolfram liegt Anfortas siech an der Wunde nieder, während
Titurel, der Großvater desselben, ein siechiuom heizet pofjrdt treit ei;
die lerne helfelos (501, 26 u. 27). Dazu bemerkt Birch-Hirschfeld
S. 281: „Wolfram läßt den Vater (es ist vielmehr der Großvater)
des Anfortas noch leben; Veranlassung mag hierzu die etwas dunkle
Stelle bei Chrestien 7791 ff. gegeben haben." Auch hier wird, nach
der Erklärung und Auffassung von Birch-PIirschfeld, die ganz ent-
behrliche Nebenfigur eines Vaters des Fischerkönigs eingeführt.
Allerdings ist die Stelle unklar, und wir möchten zweifeln, ob V. 7792
richtig überliefert ist. Wie dies aber auch sein möge, jedenfalls ist
es beachtenswerth, daß auch im Mab. zwei alte und sieche Verwandte
des Helden vorkommen. Wie die Gralerzählungen sich in diesem
Punkte verhalten, hat Heinzel, Über die französischen Gralromane,
S. 65 dargelegt.
5. Auch in dem Punkte, auf den „wir am meisten Gewicht zu
legen haben", können wir Birch-Hirschfeld, S. 208 nicht beistimmen:
„Im Mabinogi bildet die blutende Lanze und die Schüssel nur eine
vorübergehende Episode, durchaus aber nicht die Angelpunkte, um
die sich die Handlung des ]\Iärchens dreht. Sie erscheinen einmal
ganz vorübergehend und sind dann verschwunden, und man kann
sich ihre Erwähnung nur erklären als blasse Reminiscenz aus Chre-
stiens unvollendetem Gedichte, wird aber nicht hier einen Ausgangs-
punkt der Entwicklung erkennen wollen. Dies würde schon deshalb
unmöglich sein, weil die Lanze doch noch am meisten hervortritt im
Mabinogi, weniger die Schüssel, während die älteste französische
Graldichtung allein von einer Schüssel etwas wußte." Es ist aber
weder richtig, daß der Lanze eine größere Bedeutung beigelegt wird
als der Schüssel, noch auch, daß beide unwesentlich sind. Die
Schüssel mit dem blutigen Haupt des Vetters und die Lanze, durch
die vermuthlich der Onkel verwundet worden war, stehen ja gerade
in einem unlösbaren Zusammenhange mit der wichtigsten That des
Helden, mit der das Mabinogi schließt, daß er nämlich einer Pro-
phezeiung gemäß als Bluträcher seiner Verwandten auftritt und die
Hexen erschlägt, die seinen Onkel gelähmt und seinen Vetter ge-
tödtet haben.
6. Nutt hat S. 135 und 136 einige besonders augenfällige Über-
einstimmungen zwischen dem Mabinogi und Chrestien angeführt.
Eine dieser Ähnlichkeiten ist nur in der keltischen Erzählung, nicht
bei dem französischen Dichter aus dem ganzen Zusammenhange zu
verstehen. Im Mabinogi (S. 97 Loth) wirft das häßliche Mädchen
PARZIVALSTUDIEN. II. 120
dem Percdiir vor: ^Tu es all6 ä la cour du roi boiteux, tu y as vu Ic
jeune homme avec la lance rou^e, au bout de laquelle il y avait unc
goutte de sang qui se changea en un torrent coulant jusque sur le
poing du jeune homme; tu as vu lä encore d'autres prodiges: tu n'en
as demande ni le sens ni la cause! Si tu Tavais fait, le roi aurait
obtenu la sante pour lui et la paix pour ses Etats, tandis que d6-
sormais il n'y verra que combats et guerres, Chevaliers tues, femmes
laissees veuves, dames sans moyens de subsistance; et tout cela
a cause de toi". In der keltischen Erzählung sind es die Hexen, die
den König bedrängen, ihn selbst gelähmt und den Vetter Peredurs
getödtet haben. Daß diese Feinde des Königs auch seine Ritter nicht
geschont haben, darf man nach dem ganzen Zusammenhange als
selbstverständlich voraussetzen. Da nur Peredur nach der Bestimmung
des Schicksals jene Hexen erschlagen kann, so hat er durch das
Unterlassen der Frage den weiteren Fortgang der Kämpfe und den
Tod der Ritter gewissermaßen verschuldet. Hier ist also Alles ver-
ständlich. Ebenso heißt es nun aber auch bei Chrestien V. 6048 ff.:
Car, se tu demande l'eusses,
li rices roi qui moult s'esmaie
fust or tost garis de sa plaie
et si tenist sa tiere en pais,
dont il n'en tenra point jamais;
et ses-tu qu'il en avenra
del roi qui tiere ne tenra
ne n'iert de ses plaies garis?
Dames en perdront lor maris,
tieres en seront essilies,
et pucieles desconsellies;
orfenes, veves en remanront
et maint chevalier en morront;
tout eil mal avenront par toi.
Nun werden aber von dem französischen Dichter keine Feinde des
Gralkönigs erwähnt *) , die Perceval allein zu besiegen vermag. Dem-
') Die Annahme, daß er es getlian haben würde, wenn er sein Gedicht voll-
endet hätte, bleibt eine bloße, nicht weiter begründete Vermuthung. Birch-Hirschfeld
S. 279: „Dagegen deutet Chrestien einen Gedanken an, dem er im Verlaufe seiner
Darstellung wohl noch deutlicheren Ausdruck gegeben haben würde. Es ist dies der
Gedanke, daß der König sein Land verlieren wird in Folge seiner Verwundung
(V. 4765 f. und 6051), und daß Krieg und Noth entstehen würden, falls er nicht
geheilt werde (V. 605t ff.)."
130 PAUL IIA GEN
nach kann das Mabinogi hier nicht aus Chrestien stammen, sondern
umgekehrt, Chrestien*) muß hier eine ähnliche Form der Erzählung,
wie sie das Mabinogi gibt, benutzt haben. Es zeigt sich auch hier
die höhere Kunst Wolframs (oder Kyots), bei dem nichts jenen Versen
entspricht, die mit der Erzählung der Dichter nicht im Einklänge
stehen.
7. Wiederum auf ein Mißverständniß ") führt Nutt S. 135 die
Worte zurück, welche den Aufenthalt Peredurs auf der Gralsburg
abschließen: Le lendemain il partit avec le congö de son oncle (S. GO
Loth). Aber wie soll diese Bemerkung entstanden sein aus den Versen
Chrestiens, an die Nutt denkt:
Et trueve le pont abaisci6,
c'on li avoit ensi laissi6
por ce que rien nel detenist,
de quele eure qu il venist
que il ne passat sans arriest (4565 — 69).
Zu der Darstellung des französischen Dichters paßt freilich jener
Schluß der Gralsscene nicht, aber zunächst handelt es sich doch
darum , ob er mit dem Bericht des Mabinogi selbst im Widerspruch
steht. Und das ist keineswegs der Fall. Der Onkel selbst sagt dem
Peredur, daß er damals zu dem schwierigsten Kampf (offenbar dem
nach vielen anderen Thaten geschilderten Kampf mit den Hexen)
noch nicht fähig ist: „Tu n'as que les deux tiers de ta force, il te
reste' encore la troisieme partie ä acqu6rir. Quand tu l'auras entiere,
personne ne sera capable de lutter avec toi." Er selbst treibt ihn
also an sich zu vervollkommnen und das heißt doch fortzuziehen und
Kämpfe aufzusuchen. Dazu stimmt: „Le lendemain il partit avec
le cong6 de son oncle." Und auch das Formelhafte dieser Bemerkung,
die so ganz dem Ton und den Anschauungen in der Erzählung ent-
spricht, läßt sich für ihre Ursprünglichkeit geltend machen. Vgl.
S. 48, Loth: „tu veux donc partir? Oui, repondit-il, avec ta per-
mission." Vgl. S. 58, Loth: „Aussitot le jour, Peredur se leva, prit son
cheval et, avec la permission de son oncle, sortit." S. 68, Loth:
') Heinzel, Über die französischen Gralroniane, S. 13: „Die Erfindung, daß
durch Percevals unterlassene Frage unheilvolle Kriege entstehen sollen, weil der
Fischerkönig in Folge derselben regieruugsunfähig — bleibt, nicht wird, ist sehr auf-
fällig und gewiß nicht ursprünglich."
') Ebenso Golther S. 189: „Die Gralsscene ist lächerlich mißverstanden, wenn
es am Schlüsse (S. 60, Z. U) heißt: „le lendemain il partit avec le coug6 de son
oncle".
PAKZIVALSTUDIEN. II. 1'}]
„Avec la permission, dit alors Peredur, je partirai." S. 70, Loth:
„Avec la permission de la comtesse, il alla, en corapagnie de la sor-
ciere, a la cour des sorcieres." Vgl. S. 80 und 94. Jene Schlußworte
der Gralsscene wie die ganze Darstellung derselben in der keltischen
Erzählung geben eine von dem französischen Gedichte völlig ver-
schiedene Auffassung wieder; daß dieselbe aber aus Chrestien und
nur aus ihm stammen kann, dafür liegen keinerlei Anhaltspunkte vor
und sind keine Gründe beigebracht worden. Umgekehrt dagegen ist
es klar, daß die Verbindung der Gralsage mit der Arthursage gerade
hier am Vereinigungspunkte weitgehende Änderungen der ursprüng-
lichen Erzählung herbeiführen konnte.
8. Nutt hat S. 135 die Frage aufgeworfen: „Can, too, the two
nuns, who bring in bread and wine, be due to the „II Abeies", which
Perceval sees on entering Blanchefleur's town." Darnach hat Golther
IS. 191 die Behauptung aufgestellt: „Man versteht nicht, weßhalb das
Mabinogi Nonnen als die Aufwärterinnen nennt; der Grund liegt
offenbar im Texte Chrestiens 2948 ff., 4121 fi'., wo allerdings Kloster-
frauen erwähnt werden." Offenbar nicht; denn bei Chrestien greifen
die Nonnen (und Mönche) in die Haupthandlung nicht ein, hingegen
im Mabinogi ist dies der Fall; diesen wohlbegründeten Zusammen-
hang aber kann der keltische Erzähler nimmermehr durch ein Miß-
verständniß der Textworte Chrestiens hergestellt haben. Es ist
falsch, daß man nicht versteht, „weßhalb das Mab. Nonnen als die
Aufwärterinnen nennt". Die Nonnen bringen Lebensmittel aus ihrem
Kloster herbei (der von Golther gewählte Ausdruck „Aufwärterinnen"
kennzeichnet ihre Thätigkeit ungenau), in deren Besitz sie allein noch
sind, weil sie als Nonnen allein tiberall ungehindert Zutritt haben:
das wird ausdrücklich angegeben S. 65, Loth: „nous n'avions plus
que ce que les nonnains que tu as vues pouvaient nous apporter de
nourriture, gräce ä la liberte qu'elles avaient de parcourir les domaines
et le pays."
9. Ferner bemerkt Golther S. 191: „S. 64, Z. 12-24 hat das
Mab. den französischen Text thöricht ausgelegt. Die Ritter der be-
drängten Jungfrau (Blanchefleur) zwingen sie, in der Nacht an das
Bett des Gastes sich zu begeben, während bei Chrestien Blanchefleur
dies im Geheimen thut. Die sinnlose und unschöne Änderung des
Mab. versteht sich am ehesten aus den lobenden, beifälligen Bemer-
kungen der Ritter über Perceval (Chrestien 3054 — 66), wie gut er zu
ihrer jungfräulichen Herrin passen würde." Es ist doch immerhin sehr
fraglich, ob diese Abweichung unschön und sinnlos ist, daß die
132 PAUL HAGEN
Herrin auf die Bitten und Vorstellungen ihrer Milchbrüder hin dem
Helden ihre Liebe anträgt, von dem sie Rettung erwarten; folgt
doch auch bei Chrestien Laudine dem Zureden ihrer Zofe Lunete,
wo es sich sogar um den Mörder des Gatten handelt. Und soll dann
das Mabinogi auch weiter darin „mißverständlich", „thöricht", „sinn-
los" und „unschön" geändert haben, wenn es erzählt, daß der Held
ihre Liebe nicht annehmen will, bevor er sie verdient hat, S. 65
Loth; „va te reposer, ma soeur; je ne te quitterai pas, quoique je
ne veuille rien faire de ce que tu m'offres, avant d'avoir su par
expörience jusqu'ä quel point je puis vous secourir"? Dagegen bei
Chrestien 3256—61:
Ensi giurent tote la nuit,
li uns vers l'autre, boce ä boce,
jusqu'al demain que jors aproce;
tant li fist la nuit de solas
que bouce ä bouce, bras ä bras,
dormirent tant qu'il ajorna.
Und gerade in diesem Punkte weicht auch Wolfram wieder von Chre-
stien ab und stimmt zwar nicht in der Motivierung (vgl. 193, 1 — 14),
aber in der Thatsache mit dem Mab. überein, vgl. 193, 29 ff.:
si sprach j^ioelt ir iuch eren,
sölhe mäze gein mir keren
daz ir mit mir ringet niht,
min ligen aldä hi iu geschiht'^,
des toart ein vride von im getan:
si smouc sich an daz hette sän.
Daß auch in der Hochzeitsnacht die künegin er maget liez, haben
wieder Wolfram 201, 19 ff. und Gerbert VI, S. 211 gemeinsam. Es
ist demnach dieser Zug, der sich im Mab., bei Wolfram und bei Gerbert
findet, ursprünglich, während Chrestien hier von der Vorlage abge-
wichen ist. In der keltischen Erzählung fügt sich Alles wohl anein-
ander, auch S. 66, Loth, daß das Mädchen am anderen Morgen zu
Peredur eilt und ihm das Herannahen unzähliger Feinde meldet. Auch
hier wieder müßte der keltische Erzähler (und zugleich auch wieder
Wolfram, bei dem nichts Entsprechendes steht) seine angebliche Quelle
verbessert haben, in der 3262 ff. das Mädchen bei Tagesanbruch sich
von Peredur entfernt und en möisme Teure wieder zurückkommt mit
der seltsamen, ihrem früheren Werben und Klagen direct entgegen-
gesetzten Bitte, er möge ein mellor ostel aufsuchen, ü plus ait pain
et vin et sei et autre bien que en cestui (3286. 7).
PARZIVALSTUDIEN. II. 133
10. „Daß der Minnezauber der drei auf den Schnee gefallenen
Blutstropfen auch im Mabinogi wiederkehren würde, war zu erwarten."
(Birch-llirschfeld S. 207.) Dagegen hat Zimmer Keltische Studien II,
S. 200 ff., dem sich auch Nutt S. 137 anschließt, in überzeugender
Weise dargethan, daß das Mab. hier eine ältere Fassung dieses aus
der irischen Sage stammenden Zuges darbietet als Chrestien, bei dem
der Rabe fehlt, mit dessen Farbe die Schwärze des Haares verglichen
wird, bei dem die drei Farben zu drei Blutstropfen abgeschwächt
seien; „ein 'confuser, alberner' Prosabearbeiter Chrestiens hätte sein
abgeblaßtes Bild nicht zu jenem frischen anmuthigen des Mabinogi
umgestaltet." Golther S. 186 hat trotzdem die Ansicht Birch-Hirsch-
felds wieder aufgenommen, nur daß er hier an eine absichtliche
Änderung im Mab. denkt: „Das Mab., welches einen französischen
Stoff behandelt, sucht diesen hin und wieder den wälschen Verhält-
nissen anzupassen. Während Chrestien Percevals Geliebte Blanche-
fleur, dem ritterlich-höfischen Schönheitsideal entsprechend'), natürlich
mit leuchtenden goldgelben Haaren schildert (3005, 6), hat bereits
hier das Mab. das wälsche Ideal dafür eingesetzt : ses cheveux et ses
sourcils etaient plus noirs que le jais (Loth II;, S. 63, Z. 22). Gerade
weil dieser Vergleich der keltischen Sage so geläufig ist, lag er dem
Mabinogischreiber nahe genug." An und für sich läßt sich die Mög-
lichkeit einer solchen späten äußerlichen Zuthat eines uralten Märchen-
zuges nicht in Abrede stellen. Auch die consequente Einführung des-
selben an drei verschiedenen Stellen, S. 63, 70, 74 Loth, wäre an sich
noch denkbar, aber auch bei diesem Mabinogischreiber, der angeb-
lich so viele Thorheiten und Mißverständnisse begangen haben soll?
Übrigens sagt Chrestien nichts über das Haar der im Walde an der
Leiche des Geliebten klagenden Jungfrau. Im Mab. heißt es auch hier
S. 60, Loth: „II vit une femme brune, accomplie, pres d'un cheval
tout harnache, et a cote d'elle un cadavre." Daß der keltische Er-
zähler hier nicht das wälsche Ideal einsetzte, sondern sich an seine
Vorlage hielt, ist wahrscheinlich, weil auch Wolfram von Sigune
sagt 138,18: ir langen zöpfe brüne und 252,30: dm reideleht lanc
'prünez här.
') Dies ist der Grund zu seiner Umgestaltung des Bildes, die Zwischenstufe
und unmittelbare Vorlage, die Zimmer, Keltische Studien II, S. 206 annimmt, daher
nicht nothwendig. Die Dichter der Zeit „lasseu nur das goldblonde Haar gelten".
Über das Schönheitsideal A. Schultz, quid de perfecta corporis human! pulchritiidine
Germani saeculi XII et XIII senserint. Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger I.
1879. S. 165 tl".
134 PAUL HAGEN
11. „Als Beweis für den genauen Anschluß des Mab. an Chrestlens
Worte dient noch folgende Stelle. Wie bereits erwähnt, hat das Mab.
die Abenteuer Gauvains stark gekürzt. Nach dem Bericht vom Aufent-
halt Gwalchmei's auf der Burg des Ritters (bei Chrestien Guigambresil),
wo er die Liebe der Schwester des letzteren im Sturme erobert,
schließt Mab. S. 101 : „l'histoire n'en dit pas davantage au sujet de
Gwalchmei ä propos de cette expedition. pour Peredur, il marcha
devant lui"; genau an derselben Stelle sagt Chrestien 7588:
de monsignor Gauvain se taist
ici li contes ä estal;
si commence de Perceval."
So Golther S. 191. Aber diese Übereinstimmung ist aus einer Bemer-
kung der gemeinsamen Vorlage (l'histoire, li contes) zu erklären, weil
das Mab. sich auf dieselbe Quelle beruft in Abschnitten, die Chrestien
überhaupt nicht hat. S. 96 Loth: „Peredur gouverna avec l'imp^ra-
trice pendant quatorze ans, ä ce que dit Thistoire", S. 110, Loth:
„voilä ce qu'on raconte au sujet du chäteau des Merveilles."
12. Aus dem Umstände, daß einzelne Abschnitte des Mabinogi
sich bei Chrestien nicht finden , läßt sich überhaupt kein Schluß
ziehen : Auslassungen auf der einen Seite sind eben so gut möglich
als Hinzufügungen auf der anderen. Jedenfalls ist hier nicht, wie
Birch- Hirschfeld S. 207 meint, „der klarste Beweis" gegeben dafür,
daß mit dem Inhalt von Chrestiens Gedicht andere Erzählungen
schlecht zusammengearbeitet seien.
Nachdem wir so die einzelnen Punkte besprochen haben, welche
zur Begründung der Ansicht, daß Chrestien die Quelle des Mab. sei,
beigebracht worden sind, weisen wir noch auf die Widersprüche und
unwahrscheinlichen Annahmen hin, welche mit jener Meinung verbunden
sind. Ein Beispiel genauer Übereinstimmung des conte du graal ') mit
dem Peredur führt Golther S. 178 — 183 an, indem er S. 72 fi"., Loth und
V. 5968 ff. gegenüberstellt. Einerseits soll also die wälsche Bearbei-
tung sich fast wörtlich an das französische Gedicht angeschlossen,
') Der Behauptung Golthers (S. 185), daß Chrestien, wenn er nicht vom Mab.
ausgeschrieben sei, „überhaupt nicht ein Ftinkcheu von selbständiger dichterischer
Thätigkeit zukomme, weder in Bezug auf die stoffliche Behandlung noch hinsichtlich
des Wortlautes", können wir nicht beipflichten. Abgesehen von einzelnen Stellen,
an denen, wie an der angeführten, des Dichters Thätigkeit sich im Wesentlichen auf
Versbau und Reimbildung beschränkt haben mag, war doch noch Raum genug für
eine selbständige Darstellung und eigenartige Ausschmückung des überlieferten Stoffes,
zumal in einer Zelt, in welcher die meisten Dichter nur nachahmen, nicht erfinden.
^ iL
PARTITVALSTÜDIEN. Tl. 135
andererseits aber die gröbsten sachlichen Fehler und Mißverständnisse
bedrängen , Chrestiens Gorneraans und den Gralkönig sinnlos mit ein-
ander verwecliselt haben, wie die an der Leiche des Geliebten trauernde
Jungfrau und die Geliebte des Orgellous. Um die Ansicht aufrecht
erhalten zu können, müssen die Vertreter derselben folgende Annahmen
aufstellen: 1. Häufige Mißverständnisse. 2. Wiederholte Unordnung der
Überlieferung (Golther S. 188. 192). 3. Daß in einzelnen Fällen un-
mittelbar nach der französischen Handschrift gearbeitet, in anderen
dagegen nur der Inhalt in seinen Hauptzügen nach dem Gedächtniß
wiedergegeben sei (Golther S. 192). 4. Daß der Avälsche Bearbeiter
in den übrigen Theilen seiner Erzählung (S. 45—47, 15. 69, 9 — 70, 20.
75, 19 — 96, 4. 102, 16 bis zum Schluß) die französischen Fortsetzer
(Golther S. 196), 5. daß er hier auL^erdem echt kymrische Geschichten
benutzt habe (Golther S. 196), 6. daß diese Tbeile mitunter auch zu-
rückzuführen sind „auf reine Erfindung einer von der geistlosen,
langweiligen späteren französischen Abenteuerromanfabrication beein-
flußten Phantasie, die plan- und ziellos ein Abenteuer ans andere
reiht" (Golther S. 197). Das sind der Hypothesen doch zu viele.
Endlich gilt auch hier das, was Zimmer gegen Nutts Ansicht (Gott.
Gel. Anz. 1890, S. 514) vorgebracht hat: „Keine Spur einer solchen
Thätigkeit, wie sie Nutt dem Urheber des wälschen Textes von Peredur
ab Efrawc zuschreibt, ist jedoch zu beobachten: der Bearbeiter sucht
sein Werk seinem Publicum mundgerecht zu machen, er paßt die Vor-
lage nach Kräften Einheimischem an; hieraus erklären sich Auslas-
sungen und geringe Zusätze, Übertreibungen in Schilderungen und
Vergröberungeu. Im Großen und Ganzen bleibt aber der Bearbeiter
streng bei der Stange, d. h. seiner Vorlage. Von einem Ausstrecken
der Hände in all directions for material kann keine Rede sein. Diese
welschen Texte sind keine Compilationen nach fremden und einheimi-
schen Quellen, sondern welsche Bearbeitungen fremder Vorlagen."
II.
Es mögen noch einige Züge älterer Tradition hinzugefügt werden,
die in der keltischen Erzählung bewahrt zu sein scheinen.
1. Mit Recht bemerkt Nutt S. 139: „The whole of the incidents
connected with the Castle of the Chessboard, which appear at such
leugth in both the Conte du Graal and the Didot-Perceval, but with-
out being in any way connected with the main thread of the story
i'orm in the Mabinogi an integral portion of that main thread." Denn
136 PAUL HAGEN
hier ist die Verbindung der Ereignisse gegeben durch die Person des
Vetters, der Peredur antreibt und ihm in den folgenden Gestalten
erscheint: 1. des schwarzen und häßlichen Mädchens am Hofe Ar-
thurs; 2. des schwarzen Mädchens, als er das Schachbrett in den See
wirft; dasselbe treibt ihn an, den schwarzen Mann zu tödten und den
Hirsch zu jagen; 3. der Dame, die ihn von der Jagd zum Kampf
mit dem schwarzen Manne am Stein treibt. Am Schluß gibt er sich
als Vetter zu erkennen, der ihm in diesen verschiedenen Gestalten
erschienen sei und früher das blutige Haupt des von den Hexen ge-
tüdteten Vetters auf der Schüssel getragen habe. Es ist kaum glaub-
lich, daß der Mabinogischreiber in die einzelnen Abenteuer Gautiers
und Roberts hier den Zusammenhang gebracht, sie zugleich mit der
Gralepisode in Verbindung gesetzt und dieser die abweichende Gestalt
gegeben hätte. Demnach nehmen wir hier treuere Wiedergabe einer
älteren gemeinsamen Vorlage an.
2. Bei Chrestien und Wolfram wird Arthurs Ritterschaft von
dem rothen Ritter dadurch beleidigt, daß dieser eine Schale von des
Königs Tafel nimmt. So konnte wohl die rohere Erzählung, die uns
im Mabinogi entgegentritt, von den Dichtern abgeändert werden, die
auch nicht die Handlung selbst schildern, sondex'n sie von dem rothen
Ritter erzählen lassen. Eine absichtliche Veränderung und Vergröbe-
rung in der keltischen Erzählung liegt dagegen bei Weitem nicht
so nahe. Es heißt hier S. 51 Loth: „Un page de la chambre servait
a boire a Gwenhwyvar d'une coupe d'or. Le chevalier en jeta le
contenu sur le visage et le sein de la reine, et lui donna un grand
soufflet." Hiermit ist die keltische Volkssage (The Knight of the Red
Shield Campbell n. 52) zu vergleichen, in welcher es nach Nutt^S. 156
heißt: „before there was any more talk between them, he put over
the iist and he Struck the King between the mouth and the nose."
3. Nutt S. 156 macht aufmerksam auf die Bedeutung, welche
die Voraussage der Größe und der Thaten des Helden in dem Kreise
der Erzählungen hat, zu dem auch unsere Sage gehört. Dieser Zug
tritt bei Chrestien verwischt und undeutlich hervor V. 4345 u. 46:
biaus frere, ceste esp6e
vous fu jugie et destin^e,
im Mab. dagegen oft und klar. Abgesehen von dem Gruß der Zwerge
S. 57 Loth : „le plus habile a se battre ä l'^p^e dans cette ile , ce
sera toi." S. 59: „Tu es le premier joueur d'6p6e de tout le royaume.
Tu n'as que les deux tiers de ta force, il te reste encore la troisieme
partie ä acqu(5rir. Quand tu l'auras entiere, personne ne sera capable
PAEZIVALSTUDIEN. II. 137
de lutter avec toi." S. 70: „C'est la destin^e: nous savons que nous
aurons ä souffrir de toi." S. 109: „II est predit que tu les vengeras.
qui, d'apr^s le sort, devait les tuer."
4. Kei ist, wie Zimmer Gott. Gel. Anz. 1890, S. 517. 525. 830
bemerkt, in den altwelschen Gedichten und in der rein kymrischen
Erzählung Kilhwch und Olwen „der hervorragendste, kühnste und
tapferste Held nächst Arthur." Dann ist Kei, wie Zimmer a. a. O.
S. 830 vermuthet, nach der Figur des Ganelon umgebildet, als die
Charlemagnesage Einfluß auf die Arthursage gewann. Diese später
gewöhnliche ungünstige Auffassung war offenbar in der von uns an-
genommenen gemeinsamen Vorlage noch nicht ganz durchgedrungen.
Denn es heißt im Mab. S. 56, Loth: „Kei fut blärae par Arthur, et
en devint lui meme soucieux", ferner S. 72, Loth: „Arthur fut pein^
de l'accident arrive ä Kei, car il l'aimait beaucoup." Ebenso Chrestien
V. 5708/9:
mais li rois ot moult grant pesance
del senescal qui est bl^ciös
und V. 5716/7:
li rois ki moult ot le euer tendre
et moult l'amoit de bon corage.
Eine solche Bemerkung konnte schwerlich noch Wolfram (unabhängig
von Kyot) zu der Ehrenrettung veranlassen, wie wir sie lesen in
Str. 296, 16-23:
man saget in manegen landen vnt,
daz Keie Artus scheneschalt
mit siten locere ein rihbalt:
des sagent in miniu mcere hlöz:
ei' was der werdekeit genoz.
swie kleine ich des die volge hdn,
getriwe und ellenthaft ein man
was Keie: des giht mein munt.
ni.
Auf Grund der vorstehenden Ausführungen glauben wir zu der
Annahme einer älteren gemeinsamen Vorlage (X) berechtigt zu sein,
welche Chrestien (V. 7588 de monsignor Gauvain se taist | ici li
contes ä estal; | si commence de Perceval) und das Mab. (S. 101, Loth:
„l'histoire n'en dit pas davantage au sujet de Gwalchmei ä propos
de cette exp6dition. pour Peredur, il marcha devant lui") an derselben
GERMANIA. V Nene Reihe. XXV. (XXXVII.) Jahrg. 10
138 PÄ^UL HAGEN
Stelle erwähnen. Wir denken uns dieselbe als eine französische *)
Bearbeitung und Zusammenfassung von einzelnen, bei den aremori-
kanischen Bretonen vorhandenen Sagenerzählungen''). Es ist von
vornherein anzunehmen , daß absichtliche Änderungen derselben von
den französischen Dichtern, zumal nachdem die Gralsage mit der
Arthursage in Verbindung gebracht worden war, eben weil sie Dich-
tungen schufen, weit häufiger vorgenommen sind als von jenem
kymrischen Erzähler des Peredur , der ein rein stoffliches , kein
künstlerisches Interesse hatte. Daher möchten wir annehmen, daß
hier jene gemeinsame Vorlage im Wesentlichen noch erhalten ist, ja
daß die hier im Verlauf der Erzählung eintretenden Widersprüche
und Ungenauigkeiten nur aus der Vereinigung von ursprünglich ein-
zelnen, damals zuerst zu einem Ganzen verarbeiteten aremorikanischen
Erzählungen zu erklären sind. Die folgende Erörterung soll diese
Annahme begründen.
1. In einen zusammenhängenden Bericht von Peredurs Thaten
paßt wenig, für ursprünglich einzelne Erzählungen trefflich, der selb-
ständige mit Arthur anhebende Eingang '^) und Beginn, den wir z. B.
treffen S. 82, Loth: „Arthur 6tait ä Kaerllion sur Wysc. Un jour,
il alla chasser avec Peredur."
S. 96, Loth: „Arthur se trouvait ä Kaerllion'*) sur Wysc, sa
principale cour. Quatre hommes, au milieu de la salle, etaient assis
sur un manteau de paile."
2. Der unterlassenen Frage nach den Wundern wird eine be-
sondere Bedeutung beigelegt in der Erzählung von den Vorwürfen
des häßlichen Mädchens ^), Motiviert wird sie in dem Abschnitte
') Daß sie nicht anglo-normaiinisch gewesen ist, daß der Sagenstoff vielmehr
von den aremorikanischen Bretonen zu den Franzosen gedrungen ist, hat Zimmer,
Gott. Gel. Anz. 1890 wahrscheinlich gemacht.
') Zimmer a. a. O. S. 806; „Die gemeinkeltische Form der epischen Erzählung
ist die Prosaerzählung" ; „nur die lyrischen und dramatischen Elemente der Erzählung
erscheinen in gebundener Rede (Monolog und Dialog) , entweder so , daß Strophe um
Strophe entspricht oder kleine Gedichte aus mehreren Strophen".
') Vgl. Marie de France Lanval V. 5 ff.: „A Kardoil surjurnot li reis — Artur
li pruz e li curteis — pur les Escoz e pur les Pis — qui destruieient le pais."
*) Ebenso Chrestien an der entsprechenden Stelle V. 5981 ff.: Grand fu la joie
qua li rois fist de Perceval le Galois, et la roiae et li baron qui l'enmainent ä Carlion.
Vgl. 5381/2: andui vers Carlion tot droit,
ü li rois Artus cort tenoit.
Vgl. über die Herrschersitze Arthurs Zimmer, Gott. Gel. Anz. 1890, S. 525 ff.
^) Sollten diese Vorwürfe etwa in einem ziemlich spät in die Erzählung ge-
kommenen Liede in gebundener Rede geschildert worden sein? Die Ausführlichkeit
PARZIVALSTUDIEN. IL 139
von der höfischen Erziehung des Helden durch seinen Onkel. Keine
oder nur untergeordnete Bedeutung hat sie in der Erzählung von dem
Besuche selbst, als Peredur die Wunder sieht. (Es heißt nur S. 60,
Loth: „Malgr6 cel.i le vieillard ne rompit pas son entretien avec
Peredur ; il ne donna pas l'explication de ce fait a Peredur et Peredur
ne la lui demanda pas non plus.") Überhaupt nicht erwähnt wird sie
in der Schlußerzählung von der Erlösung und Rache ^). Welchen
Zweck sie haben könnte, sieht man nicht; daß sie, als Parzival die
Wunder sieht, nutzlos gewesen wäre und keine Erlösung herbeigeführt
hätte, ergibt sich daraus, daß Peredur zu der Zeit erst zwei Dritt-
theile seiner Stärke besitzt, seine Hauptaufgabe damals also noch
nicht lösen konnte. Demnach scheint die Frage den Erzählungen theil-
weise fremd gewesen zu sein. Daß sie in den Vorwürfen des schwarzen
Mädchens erwähnt wird, kann durch eine (in Liedform eingelegte?)
Erweiterung entstanden sein; daß sie auch in der Erzählung von
der höfischen Erziehung durch den Onkel eine Rolle spielt, ist nicht
hoch anzuschlagen. Denn dieser kleine Abschnitt ist vielleicht erst
von dem französischen Redactor der einzelnen aremorikanischen Er-
zählungen, also von der gemeinsamen Vorlage X eingefügt. Diese
Vermuthung stützt sich auf folgende Überlegungen: Die beiden Be-
suche Peredurs bei seinen Onkeln sind in so auffallend ähnlicher
Weise geschildert, daß hier wahrscheinlich nur zwei Recensionen der-
selben Erzählung vorliegen. Man beachte zunächst die noch im Mab.
hervortretende Übereinstimmung im Anfang und Schluß der beiden
aufeinander folgenden Berichte:
S. 5ß, Loth (Anf. von Cap. 6 S. 58, Loth (Anf. von Gap. 7
San Marte): San Marte) :
II arriva dans un grand bois II arriva dans un grand bois
desert; sur la lisere du bois, il desert, puis, au bout du bois,
y avait un 6tang, et de l'autre c6t6 ä un pre uni, et de l'autre cote
l'etang, un beau chäteau fort. du pr^, il apergut un grand chäteau.
und Fülle der Worte an dieser Stelle des Mab. würde dazu stimmen. Gerade hier lag
die Liedform nahe; Spott- und Schmählieder bildeten ja mit den Preisgesängen den
Hauptbestandtheil der keltischen Lyrik.
') Vgl. Heinzel, Über die französischen Gralromane, S. 184: „Mit dem Motiv
von Alter und Krankheit verband sich noch ein anderes, und zwar schon vor der Zeit
Chrestiens, das der Rache, welche der Gralheld für einen Mord nehmen soll, der an
einem Mitgliede des Gralhauses verübt worden ist und auf zauberhafte Weise Un-
fruchtbarkeit des Landes verursacht hat, die durch Rache an dem Mörder behoben
werden soll. Das Motiv stammt aus einer Sage, die ursprünglich mit der Gralsuche
gar nichts zu thun hatte."
10*
140 PAUL HAGEN
S. 58, Loth: S. 60, Loth:
Quand il fut temps, ils allerent Lorsque le moment de dormir
se coucher. Aussitöt le jour, Pere- fut arrive, Peredur ae rendit dans
dar se leva, prit son cheval et, une belle chambre. Le lendemain,
avec la permission de son oncle, il partit avec le cong6 de son oncle.
sortit.
Beide Male hält sich Peredur bei einem lahmen Oheim auf; Empfang,
Mahlzeit, Schwertprobe, Voraussage der zukünftigen Größe, Abschied
werden in auffallend gleicher Weise geschildert, zum Theil mit wört-
licher Übereinstimmung: nur anstatt der Wunder und Klagen finden
wir bei dem ersten Besuch die ritterliche Unterweisung und das Verbot
zu fragen. Eben weil nun zwei wesentlich gleiche Erzählungen an
dieser Stelle allein abweichen, liegt die Vermuthung nahe, daß hier
eine spätere Änderung gemacht sein könne. Die Schilderung der
Wunder und Klagen ist nothwendig, demnach unterliegt nur die
ritterliche Unterweisung dem Verdacht. Dieser wird unterstützt durch
zwei thatsächliche Bedenken. Die Worte S. 57, Loth: „Tu vas rester
maintenant quelque temps avec moi pour apprendre les coutumes et
les usages du pays, les belies manieres, ainsi que courtoisie, gentil-
lesse et seigneurie" passen nicht zu S. 58, Loth: „Aussitöt le jour,
Peredur se leva, prit son cheval et, avec la permission de son oncle
sortit." Zweitens steht die ganze Unterweisung an dieser Stelle im
Widerspruch zu dem Bericht, daß Peredur von den Hexen im Ritter-
wesen unterrichtet wird. Vgl. S. 70, Loth: „Tu resteras avec moi
pour apprendre la chevalerie et le maniement des armes. . . II y resta
trois semaines de suite." S. 109, Loth: „Elle jeta un cri et com-
raenda aux sorcieres de fuir en leur disant que c'dtait Peredur, celui
qui avait et6 ä leur ecole pour apprendre la chevalerie, et qui,
d'apres le sort, devait les tuer." Also hier erhält Peredur seine Aus-
bildung, deren Form alterthümHcher ist und mit der Voraussage zu-
sammenhängt. Der französische Redactor hingegen wurde durch die
in der Erzählung erwähnten Wafi'enübungen, mit denen nur auf die
spätere Größe des Helden hingewiesen werden soll, veranlaßt, den
ihm geläufigen Anschauungen vom höfischen Leben Rechnung zu tragen
und somit den Peredur von einem älteren Ritter erziehen zu lassen.
Darum glauben wir, auf ihn die Worte des Onkels S. 57, Loth: „tu
vas rester" bis S. 58: „mais sur moi qui suis ton maitre" zurück-
führen zu dürfen und die Verbindung der beiden Berichte, die durch
den an die Worte S. 59, Loth: „Je suis ton oncle, le frere de ta
PARZIVÄLSTUDIEN. II. 141
mere" sich anschließenden Zusatz „nous sommes freres, moi et l'homme
chez qui tu as löge hier soir" hergestellt worden ist.
3. Auch die kleine Ungenauigkeit in der Darstellung S. 59,
Loth: „II commen9ait ä causer avec son oncle, lorsqu'il vit venir dans
Ja salle et entrer dans la chambre deux hommes portant une lance
enorme: du col de la lance coulaient jusqu' k terre trois ruisseaux
de sang" und S. 60, Loth: „Apr^s quelques instants de silence, en-
trerent deux pucelles portant entre elles un grand plat sur lequel
etait une tete d'homme baignant dans le sang" verglichen mit S. 109,
Loth: „C'est encore moi qui me suis pr6sent6 avec la tete sanglante
sur le plat, avec la lance de la pointe de laquelle coulait un ruisseau
de sang jusque sur mon poing et tout le long de la hampe" paßt für
eine Vereinigung einzelner Erzählungen,
4. Es bleibt nur noch ein Widerspruch im Mabinogi übrig, und
dieser wird ebenfalls auf die Vereinigung der einzelnen Erzählungen
zurückgehen: die Erzählung von der Begegnung Peredurs und Gwalch-
meis kennt nur zwei Gregner des in Gedanken versunkenen Peredur
S. 73, Loth ; der Bericht vom Kampfe selbst aber erwähnt auüer ihnen
noch 24 Andere S. 71, Loth.
5. Hat das Mabinogi auch in der Erzählung von der im Walde
an der Leiche des Geliebten trauernden Jungfrau die gemeinsame
Vorlage treuer bewahrt als die Dichter? Fragen wir zunächst:
wer war jener Ritter, der den Schionatulander erschlug? Chrestien
nennt ihn nicht bei Namen, Wolfram 141, 9 u. 10 sagt, es sei Orilus,
d. h. aber nach Str. 129 der Gemahl der Jeschute. Im Mab. ist es
nicht der Gatte der Jeschute ; denn dieser macht sich S. 51 , Loth,
auf, um Peredur zu suchen, und trifft erst S. 68, Loth, mit ihm zu-
sammen ; dagegen wird der Ritter, der den Schionatulander erschlagen
hat, schon S. 62, Loth, von Peredur besiegt und unter der Bedingung
begnadigt, Sigune zu heiraten und an Arthurs Hof zu gehen. Nun
ersehen wir aus Wolfram Str. 128 — 141 , daß zwei Brüder Lähelin
(dieser keltische Name bei Wolfram stammt sicher noch aus der
gemeinsamen Vorlage) und Orilus dem Parzival zwei Länder genommen
und zwei seiner Fürsten erschlagen haben. Es ist a priori wahr-
scheinlich, daß der Held, der so viele Waffenthaten siegreich voll-
bringt, vor Allem dieses ihm feindliche Brüderpaar besiegt hat. Sagt
er doch bei Wolfram, als er von den Thaten des Lähelin hört,
128, 11 u. 12:
diz rieh ich, muoter, ruocht es got:
in verwundet noch mm gahylot.
142 PAUL HAGKN
und als er hört, daß der andere Bruder den Schionatulander besiegt
hat, 141, 25 ff.:
do sprach er: ^niftel, mir ist leit
dm kumher und min laster breit.
sivenne ich daz mac gerechen,
daz wil ich gerne zechen.
Diese beiden Kämpfe werden demnach in der gemeinsamen Vorlage
erzählt worden sein: im Mab. allein haben sie sich noch erhalten.
Denn daß es sich in dem S. 55, Z. 16 ff., Loth- wie in dem S. 61,
Z. 26 ff. erzählten Kampf mit dem Mörder des Schionatulander (der
ja nach Wolfram der eine Bruder ist) um jenes Brüderpaar handelt,
ist nun an sich wahrscheinlich und ergibt sich auch 1. aus der wört"
liehen Übereinstimmung, mit der beide als Feinde Arthurs erscheinen
(also ein besonderer Zusammenhang muß zwischen ihnen bestehen),
2. aus den Worten S. 61 , Loth: „moi, je suis ta sceur de lait et
rhomme que tu vois 6tait mon mari. C'est le chevalier de la clairiere
du bois qui l'a tue; n'approche pas de lui de peur d'etre tu6 toi
aussi." — „Ma soiur, tu as tort de me faire des reproches. Pour
avoir 6te si longtemps avec vous ') , c'est a peine si je pourrai le
vaincre; c'eüt ete bien plus difficile, si j'etais reste plus longtemps."
Diese Worte gewinnen eine besondere Bedeutung, da wir aus Wolfram
wissen, daß der Mörder des Schionatulander den Peredur in seinem
Besitzthume geschädigt, daß Schionatulander für ihn gegen Jenen
gefallen ist. Also im Mab. ist der eine Bruder, der Mörder des Schio-
natulander, verschieden von dem Gatten der Jeschute; bei Chrestien
deutet auch nichts darauf hin, daß der Ritter, der Schionatulander
getödtet hat, identisch ist mit dem Gatten der Jeschute, dem Orguellous
de la lande. Bei Wolfram endlich bleibt auffallend, daß er bei dem
Kampfe Parzivals mit dem Gatten der Jeschute, obwohl er die Gründe
zum Kampfe auseinandersetzt, gar nicht erwähnt, daß derselbe Orilus
nach Str. 141 auch einen Fürsten seines Gegners und Geliebten der
Sigune erschlagen hat. Alles dies beweist, daß der Gatte der Jeschute
und der Mörder des Schionatulander in der Vorlage nicht identisch
waren. Daß sie es bei Wolfram sind, mag folgenden Anlaß haben.
Die rohe, aber darum ursprüngliche Erzählung des Mab., daß ein
Held die Gattin des von ihm Erschlagenen heiratet (auf Befehl Pere-
durs S. 62, Loth: „a condition que tu prennes cette femme pour
') Der Aufenthalt Sigunens bei der Mutter Parzivals wird auch von Chrestieu
V, 4774 ff. und Wolfram Str. 140. 141 erwähnt.
PAKZIVALSTUDIEN. II. 143
öpousc et que tu la traites avec tout l'honneur et la consid^ration
que tu pourras, pour avoir tu6') son mari sans motif.") konnte natur-
gemäß bei dem feineren Gefühl und den höher entwickelten An-
schauungen der Dichter Anstoß erregen. Beseitigten sie dementspre-
chend die Heirat, so wurde jener eine feindliche Bruder ziemlich
bedeutungslos, und es lag nun nahe, ihn mit dem Gatten der Jeschute
zu identificieren, besonders wenn dieser auch in der Vorlage, wie im
Sir Perceval, nur als der schwarze Ritter bezeichnet worden ist.
Noch auf einem anderen Wege gelangen wir zu demselben
Resultate, daß das Mab. in der Darstellung der Sigune-Episode die
Vorlage wiedergibt. Bei Wolfram wird in der Erzählung von Sigune,
und zwar zweimal der Rath der Lunete angeführt Str. 253, 10 ff.:
ouch was froun Lüneten rät
ninder da M ir geioesen.
diu riet ir frouwen „lät genesen
disen man, der den iweren sluoc:
er mac ergetzen iuch genuoc."'
Str. 436,4 ff.:
ob si worden waer sin wtp,
da hete sich frou Lünete
gesümet an so gceher hete
als si riet ir selber frouwen.
man mac noch dicke schouwen
froun Lüneten rtten zuo
etslichem rate gar ze fruo.
') Schon diese Stelle allein zeigt, daß das Mab. nicht aus Sigune und Jeschute
eine Person gemacht hat, wie Golther S. 188 annimmt. Unrichtig ist auch, wenn er
S. 204 bemerkt: „Perceval trifft im Wald eine klagende Jungfrau (Wolframs Sigune),
welche auch im Sir Perceval, aber sicherlich auf eigene Faust, mit der Jeschute,
d. h. mit der Dame, die Perceval einst gekülSt und ihres Ringes beraubt hat und die
er nun wieder findet und mit ihrem zürnenden Geliebten versöhnt, zu einer Person
verschmolzen wurde." Thatsächlich ist nirgends im Sir Perceval von Sigune die Rede ;
die an den Baum gebundene Frau klagt zwar, aber darüber, daß the blake knyghte
sie wegen des Ringwechsels mit Perceval verstoßen hat V. 1820 ff. :
Then herde he faste hym by
als it were a womane cry
scho prayed to mylde Mary
som socoure hir to sende.
Auf den vorliegenden Irrthum Golthers hat auch Heinzel, Über die französischen
Gralromane, S. 22 aufmerksam gemacht.
144 PAUL HAGEN
Eigentlich paßt ') dies gar nicht bei Wolfram ; denn Laudine ist
Weib, Sigune Geliebte, und wenn er auch diesen Unterschied durch
den Vers: oh sie worden woir sin icip aufhebt, so kann es sich hier
doch nie um Wiedervermählung mit dem Mörder ihres Gatten handeln:
und das ist ja gerade das Charakteristische in dem Rathe Lunetens.
Vortrefflich paßt aber dieser Hinweis bei Kyot selbst , wenn die
gemeinsame Vorlage so wie das Mab. von Sigune erzählte. Aus dieser
Bemerkung schimmert noch hervor, daß der Dichter den inneren
Widerspruch zwischen den schmerzlichen Klagen der Sigune um den
todten Geliebten und ihrer sofortigen Einwilligung in die Ehe mit
dem Mörder desselben fühlte und beseitigte. Und daß Kyot so die
Sigune zu einem schönen Bilde weiblicher Treue erhob, steht auch mit
seiner besonderen Vorliebe für diese von ihm eigentlich erst ge-
schaffene Gestalt in Zusammenhang: so ist das dreimalige Auftreten
der Sigune bei Wolfram gegenüber dem einmaligen bei Chrestien,
so der Sang von ihrer Liebe in dem sogenannten Titurel zu erklären.
Zugleich war natürlich mit jener doppelten Erwähnung des Rathes
der Lunete ein Seitenhieb gegen Chrestien geführt, und wenn wir uns
außerdem erinnern, daß Kyot auch seine günstigere Auffassung von
Kei (bist. litt. 30, 51 c'est peut-etre ä Chrestien qu'il faut faire re-
monter les premiers lin^aments de ce portrait peu flatte du senechal
d' Arthur, qui a fini par etre une veritable caricature.) energisch gel-
tend machte, gewinnen die Worte Wolframs Str. 827, 1 — 3 eine be-
sondere Bedeutung:
Oh von Troys meister Christjdn
disem mcere hat unreht getan,
duz mac wol zürnen Kyot.
6. Aus Wolfram und dem Mab. zusammen haben wir recon-
struiert, daß in der gemeinsamen Vorlage Parzival ein feindliches
Brüderpaar besiegt hat. An und für sich erwartet man auch, daß er
den Mörder seines Vaters bezwungen hat; waren schon jene Kämpfe
verdunkelt, so hätten hier die Spuren einer solchen Tradition ganz
schwinden können. Sie haben sich aber noch im Sir Perceval er-
halten; hier ist der rothe Ritter der Mörder des Vaters, und es ist
vielleicht beachtenswert, daß der rothe Ritter auch nach den anderen
») Kinzel, Die Frauen im Parzival, Zs. f. d. Philol. 1889, 21, S. 63 bemerkt
zu 436, 4 oh sie worden wcer' «tn vnp: „Dies soll also wohl heißen: sie war ja noch
nicht sein Weib; also paßt Lunetens Beispiel hier nicht, welches sich um Wieder-
vermählung dreht. Nur diese kann hier im Allgemeinen gemeint sein, nicht der Rath,
den Mörder des Gatten zu heiraten."
PARZIVALSTUDIEN. II. 145
Darstellungen getödtet, nicht nach ritterlichem Zweikampfe über-
wunden und begnadigt wird. Außerdem sind noch im Mab. die drei
ersten Kämpfe eben jene in eigener Sache, zu denen Peredur natürlich
zunächst verpflichtet war. Ein zweiter Punkt, in dem Sir Perceval
ältere Tradition bewahrt hat, betrifft den Namen der Gattin des
Helden. Golther meint zwar S. 20(3: „In diesem Namen Acheflour liegt
eine offenbare Verderbniß des frz. Blanchefleur vor, d. h. die bei
Chrestien namenlose Mutter Percevals (la veuve dame) erhielt den
Namen der Gattin Percevals, die dann wiederum mit dem neuen
Namen Lufamour bezeichnet wurde." Indeß der Name Lufamour
wird gleich Condwiramurs bei Wolfram auf dieselbe Quelle zurück-
gehen, sei es Kyot, sei es die gemeinsame Vorlage. Andererseits aber
glauben wir, im Gegensatze zu G. Paris, bist. litt. 30, 254 ff., daß
die Ring-Episode im Sir Perceval im Hinblick auf den eigenen Schluß
des Gedichtes, Wiedervereinigung Percevals mit seiner Mutter, um-
geformt ist. G. Paris meint a. a. O.: „l'aventure de l'anneau, si im-
portante dans le poeme anglais, n'a dans le poeme fran9ais aucune
raison d'etre"; aber wir sahen oben, daß die Bedeutung dieser Episode
eben in der mißverständlichen Auffassung des great fool, des uner-
fahrenen Parzival liegt. Wenn das Mab. erzählt, daß die Frau den
Ring freiwillig gibt, so dürfen wir hier eine Ungenauigkeit annehmen,
da die Worte Ö. 49, Loth: „quand meme eile ne voudrait pas de toi"
und S. 50, Loth: „Ma mere, dit Peredur, m'a recommand6, en quel-
que lieu que je visse nourriture et boisson, d'en prendre" und „Ma
mere m'a recommand^, lä oü je verrais un beau joyau, de le prendre"
auch auf jene Form deuten, die wir als ursprünglich erkannt haben.
Atque haec hactenus. Es sei noch zum Schlüsse erwähnt, daß
mehrere der angeführten Beziehungen zwischen Wolfram uud dem
Mab, von einem meiner Freunde gleichfalls und der Zeit nach noch
früher beobachtet worden sind. Man wird das Übereinstimmende und
Abweichende unserer Ansichten im Einzelnen sehen können, sobald
derselbe seine Studien über die einschlägigen Fragen veröffentlicht.
LÜBECK. PAUL HAGEN.
146 y^- GRIMME, ÜBER DIE HEIMAT DES MINNESINGEKÖ WACHSMUOT etc.
ÜBER DIE HEIMAT DES MINNESINGERS
WACHSMUOT VON KÜNZINGEN.
über das Geschlecht, dem der Minnesinger Wachsmuot von
Künzingen, oder von Kunzechen, wie ihn Gedrut nennt (die
Weingartner Handschrift liat übereinstioomend hiermit die Form von
Kunzich), angehört, ist bereits vielfach gehandelt, ohne daß man
zu einem befriedigenden Resultate gekommen wäre. Die Stellung des
Dichters in der Handschrift C gibt keine näheren Aufschlüsse über
seine Heimat, da er zwischen dem Österreicher von Sachsendorf
und dem Rheinländer Wilhelm von Heinzenberg seinen Platz
hat; der Geschlechtsname des Minnesingers, wie ihn die genannte
Handschrift bietet, weist am meisten auf das von der Kinzig, einem
Nebenflusse des Rheins, durchströmte Schwarzwaldthal hin. Doch ist
bis jetzt ein edles Geschlecht, welches auch nur einen im entfernte-
sten ähnlich klingenden Namen trüge, daselbst noch nicht nach-
gewiesen, obgleich für keine andere Gegend Deutschlands ein so
reiches Urkundenmaterial uns zu Gebote steht als für das Gebiet des
heutigen Großherzogthums Baden. Unsere Hoffnung ist denn auch
verschwindend klein, daß im Laufe der Jahre wirklich noch im Kinzig-
thale ein edles Geschlecht von Künzichen aufgefunden werden sollte.
Bei der Schreibung des Namens, wie ihn die Handschrift C
überliefert hat, liegt auch der Schluß auf die an der Elz, 374 Meilen
NWN von Freiburg gelegene Stadt Kenzingen nahe, nach der sich
wirklich ein edles Geschlecht genannt hatte; aber es ist bis jetzt noch
nicht gelungen, unter den spärlich erscheinenden Mitgliedern desselben
einen Wachsmuot zu ermitteln. Leider auch stimmt das Wappen des
Dichters in der Handschrift durchaus nicht überein mit dem sonst
bekannten dieses Geschlechtes. Während Siebmacher (HMS IV, 237)
in seinem Wappenbuche der genannten Familie zwei rothe Widder-
hörner im weißen Felde zuschreibt, zeigt die erwähnte Handschrift
zwei nach links schauende goldene Fische im blauen Felde. Doch
könnte hier dem Zeichner leicht eine kleine Verwechselung unter-
gelaufen sein, da das Wappen der in der Nähe an der Einzig gelegenen
Stadt Gengenbach einen nach links schauenden Fisch aufweist.
Auf eine andere Fährte über die Heimat des Geschlechtes von
Kunzich führt uns Schulte in seinem Aufsatze: j,Ein Minnesinger
der Baar^. (Schriften des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte
ÜBER DIE HEIMAT DES MINNESINGERS WACHSMUOT etc. 147
der Baar zu Donaueschingen V, 112.) Zunächst wendet er sich in
demselben gegen die bis jetzt aufgestellten Behauptungen über den
Wohnort des Minnesingers und sucht besonders nachzuweisen, daß
das Geschlecht sich keinesfalls nach dem Flusse Kinzig genannt haben
könne, da es undenkbar sei, daß aus dem in allen Überlieferungen
gleichen Vocal der Stammsilbe u, i oder e hätte werden können.
Dieser Behauptung können wir nun nicht völlig beistimmen, da der
Fluß Kinzig zu Zeiten auch als Künzig vorkommt; so ist auf S. 144
desselben- Bandes der Zeitschrift eine Urkunde vom 6. November 1583
mitgetheilt, in welcher sich Graf Heinrich von Ftirstenberg auch herr
zue Haussenn im Künntzgerihall nennt, wodurch Schultes Ansicht hin-
fällig wird. Dann aber berichtet dieser weiter, daß es einen Burg-
stall Kü Usingen in der Baar, nördlich von Löffingen, westlich von
Dittishausen, gegeben habe, und daß er auf einem kleinen vorsprin-
genden Hügel, den die Mauchach umfließt, gelegen habe. Der Ort
wird zuerst in dem Todtenbuche der Pfarrkirche zu Löffingen erwähnt;
demselben ist ein Zinsverzeichniß aus dem 13. Jhdt. vorgeheftet, in
dem es heißt: Ülricus de Kiungsiggun Iß de praedio suo. Aus dem
Todtenbuche geht ferner hervor, daß schon vor dem Jahre 1300
Rudolf von Urach als Seelgeräthe an die Kirche zu Löffingen gab: Hof
und Mühle zu Künsingen. Schulte schließt daraus, daß das edle
Geschlecht von Künsingen schon sehr früh, vielleicht mit Wachsmuot
selbst, ausgestorben sei. — So dankenswerth die Mittheilungen Schultes
auch sind, so können sie, was den Minnesinger betrifft, nur den Werth
von Hypothesen beanspruchen, denen man einige Beachtung schenken
muß; denn so lange uns nur ein einziges Mitglied der in der Baar
ansässigen Familie bekannt ist, dessen Lebenszeit sich nicht einmal
annähernd festsetzen läßt, so lange uns das Wappen nicht bekannt,
welches dieselbe geführt, so lange ist es sehr gewagt, ohne Weiteres
den Minnesinger dieser beizuzählen , wie Schulte es gethan. Wir
können daher seiner Ansicht nicht nur nicht beitreten, sondern wir
gehen sogar noch einen Schritt weiter und sagen : der Minnesinger
gehörte nicht der Baar an.
Warum sollen wir uns abmühen, in alten Zinsregistern und Ur-
kunden einen Ort Künzich oder Künsingen in der Baar aufzuspüren,
während auf einem verhältnißmäßig sehr kleinen Räume sich noch
heutzutage drei Orte dieses Namens finden? Das ist der Fall im
Gebiete der alten Grafschaft Luxemburg. Hier treffen wir einen Ort
mit Namen Cunsingeu, der sich also deckte mit der Schreibung in
der Handschrift C, hier finden wir zweimal die Bezeichnung Küntzig,
148 FR. GRIMME
wie sie uns auch die Weingartner Handschrift bietet. Über die erste
Ortschaft heißt es im 23. Bande der Ptihlications de la Section Historique
de l' Institut R. D. G. de Luxembourg auf S. 187: Cunsingen: 11 est
guestion de cette localite dans une charte de 14. avril 1313, par laquelle
Henri, seigneur de Beaufort, reconnait avoir re^ de Baudouin, arche-
veque de Treves, cent livres, riP^^^ '7^^ pecunie summa eidem domino
archiep. recipienti et stipulanti pro se, successoribus etc. ex nunc redditus
nostros sive bona in villis de Hemestal et Cunsingen coadjacentibus,
videlicet ex duodecim mansionibus apud Hemestal et sex apud .Cunsingen,
que fenentur singulis annis " — Le record de justice de Constovf
du 13. janvier 1555 art. 13 dit que Cuntzingen ressortissait ä la haute
justice de Constorf. Ce Cunsingen, autrefois village, est avjourd'hui reduit
ä une ferme dit Kinseckerhof, commune de Beck.
Ein Dorf Namens Küntzig liegt ferner ina Gebiete des heutigen
Deutsch -Lothringen in der Nähe von Diedenhofen; über dasselbe heißt
es im 18. Bande der Publications S. 209:
Küntzig. Village annexe ä la mairie de Diestm'f, canton de
Metzerwies, autrefois compris dans la Seigneurie de Meilburg. Ce nom
nous parait provenu du nom ^yropre germanique de Cunzo. Mais de meme
que dans le grand-duche de Luxembourg oü se trouve egalement un
Küntzig, qui est Germain, a ete substitue ä un nom Gaulois bien plus
ancien, ainsi ce Küntzig grand-ducal a porte des le 8. siede le nom de
Cuminiacum; il porte encore aujourd'hui celui de Clemency.
Der dritte Ort im heutigen Großherzogthum Luxemburg Namens
Küntzig ist das eben genannte Clemency, welches, in der Nähe
der französischen Grenze, nordöstlich von Longwy gelegen, amtlich
den französischen Namen, im Volke dagegen seinen guten alten deut-
schen noch heute trägt.
Es wären nun die Fragen zu beantworten: haben nach den
Luxemburger Orten edle Geschlechter sich genannt, und wenn dies
der Fall, hat dann eins von ihnen Anspruch auf den Minnesinger?
Leider liegt das Urkundenmaterial, so weit es die alte Grafschaft
Luxemburg betrifft, bis jetzt nur sehr unvollständig vor, und die
Historische Gesellschaft des Landes hat ihr Augenmerk fast ausschließ-
lich auf die Geschichte der Hauptstadt und des Moselthals gerichtet,
so daß besonders die französische Grenze noch kaum behandelt ist.
Die Regesten der Grafen von Luxemburg sind ja ziemlich vollständig
herausgegeben, leider aber bieten sie uns gar keine Zeugennamen,
aus denen wir doch vor Allem unsere Kunde der kleinen Geschlechter
schöpfen müssen, und so können wir denn obige beiden Fragen nur
unvollständig, aber dennoch wohl befriedigend beantworten.
ÜBER DIE HEIMAT DES MINNESINGERS WACHSMUOT etc. 149
Ein Geschlecht, welches sich nach dem Ortchen Künsingen
genannt hätte, ist mir bis jetzt nicht bekannt geworden, dagegen
existierte eine edle Familie in dem Dorfe Kuntzig bei Diedenhofen,
von der einige Mitglieder, besonders im 14. Jhdt. , sich in Luxem-
burgischen und Trierer Urkunden finden ; desgleichen wohnte ein
adeliges Geschlecht von Küntzig im heutigen Clemency, von
dem auch vereinzelte Glieder mir bis jetzt begegnet sind. Nach einer
Bemerkung auf S. 236 des 37. Bandes der schon genannten Publi-
cations hat Monsieur Blanchard, sngneur de Chätelet ein Manuscrit
gmealogique der Luxemburgischen Adelsfamilien verfaßt, in dem auf
S. 351 — 358 auch Notizen über die Herren von Clemency gegeben
werden; dasselbe befindet sich zur Zeit in der Stadtbibliothek zu
Luxemburg. Auf diesbezügliche Anfrage erhielt der Unterzeichnete die
Antwort, daß das Buch sich leider in solch' traurigem Zustande be-
fände, daß es nicht nach auswärts verliehen werden könne, ja die
Benutzung desselben am Orte selbst dadurch sehr erschwert sei, und
so ist es ihm bis jetzt nicht möglich gewesen, den Inhalt kennen zu
lernen. Wenn uns daher auch unter den Mitgliedern der Familie von
Clemency bis jetzt kein Wachsmuot begegnet ist, so wagen wir den-
noch zu behaupten, daß der Minnesinger dieser Familie und somit
dem Gebiete des heutigen Großherzogthums Luxemburg angehörte.
Das in altfranzösischer Sprache verfaßte Verzeichniß der Ritter, welche
den Kaiser Heinrich VIL im Jahre 1312 auf seinem Römerzuge be-
gleiteten, weist auch einen Mosser Johan de Clamassi auf, und in
diesem erblickt Mauntz {Das Gefolge Kaisers Heinrich VII. f Münster
i. W. 1849, S. 46) und, ihm folgend, die Luxemburgischen Forscher,
einen Edlen von Clemency. Das Wappen desselben beschreibt die Hand-
schrift wie folgt: Lescu dargant seme de cruesetes de goules a dues sau-
mons de goules — Schild von Silber, besäet mit rothen Kreuzen und
zwei rothen Fischen, — Das gleiche Wappen führt Cüne von Kuntzich
eyn wolgeboren knecht, welcher im Jahre 1343 dem Abte von Prüm
einen Lehensrevers ausstellt und sein Siegel an die Urkunde hängt
(Mauntz a. a. O. 46) , und ebenso findet sich das Wappen in dem
Werke Blanclmrds als das der Familie von Clemency, wodurch jeder
Zweifel schwindet, daß es wirklich das der genannten Familie sei.
Dieses ist nun das einzige uns bis jetzt bekannte Wappen eines edlen
Geschlechtes von Kuntzich, welches mit dem des Minnesingers Wachs-
muot von Kuntzich in der Handschrift C im Allgemeinen, bis auf die
Farben, übereinstimmt, welche uns, wie schon oben gesagt, zwei
goldene Fische im blauen Felde überliefert. Somit hat das in Luxem-
150 FR- GRIMME
bürg ansässige Geschlecht wirklich berechtigte Ansprüche auf den
Dichter, und wir würden in ihm einen Sänger zu erblicken haben, der
dem äußersten Westen des deutschen Sprachgebietes zuzuzählen wäre.
Gehörte nun der Dichter wirklich der Grafschaft Luxemburg an,
so würde seine Stellung in der Handschrift C recht gut dazu passen,
da er dem an der Nahe ansässigen Wilhelm von Heinzenberg voran-
geht, einem Sänger, der ungefähr der gleichen Gegend angehörte;
erstreckte sich doch die alte Grafschaft Luxemburg weit die Saar
hinauf bis in den Hochwald und fast zur Nahe. Man könnte nun
gegen unsere oben dargelegte Ansicht geltend machen, daß die Ge-
dichte Wachsmuots in der Sprache nichts Mundartliches bieten, doch
läßt sich hierfür auch leicht eine Erklärung finden. Nach Heinzel:
Geschichte der nieder fränkischen Geschäftssprache S. 344 sind Ermino-
nische Chatten der Hauptbestandtheil der deutschen Bevölkerung,
welche die Sitze der Treverer eingenommen, aber auch Allemannen
scheinen sich dort erhalten zu haben, was sich aus manchen Erschei-
nungen in der Sprache beweisen läßt. Zeigte demnach die im 13. Jhdt.
in Luxemburg gesprochene Sprache noch viel eigentlich Oberdeutsches,
so konnte es dem Schreiber der Handschrift C nicht schwer fallen,
sämmtiiche mundartliche Reste aus den Gedichten Wachsmuots zu
entfernen und sie im reinen schwäbischen Dialecte wiederzugeben').
Ich bin mir wohl bewußt, daß die angeführten Gründe nicht
völlig überzeugend und entscheidend sind für die Heimat des Dich-
ters; Gewißheit können wir erst erhalten, wenn der Minnesinger selbst
in Luxemburgischen Urkunden nachgewiesen ist. Aber die Ähnlichkeit
der Wappen ist doch so groß, daß Luxemburg immer mit weit mehr
Recht den Sänger für sich in Anspruch nehmen darf als die Baar,
welcher Schulte den Dichter zugesprochen hatte.
METZ, September 1891. FR. GRIMME.
VORNAMENLOSE MINNESINGER.
1. Goeli.
In der Germania XXXV, 309 haben wir die Gründe dargelegt,
aus welchen wir den Vogt Goeli zu Freiburg für den Minnesinger
gleichen Namens halten. Es erübrigt uns noch, die Urkunden näher
anzuführen, in denen er auftritt oder doch erwähnt wird.
') Diese sprachliche Erörterung scheint mir weder richtig noch nothwendig.
O. B.
VORNAMENLOSE MINNESINGER. 151
1. Als Graf Egeno III. von Freiburg den Johannitern daselbst
den Wald im Gründlinger Banne um 26 Mark Silbers verkauft am
9. Juni 1273 zu Freiburg, ist als Zeuge dabei zugegen: „Golimis
advocatus nosfer.^^ (Mone, Zeitschrift 9, 455.)
2. Der gleiche Vogt Goeli ist Zeuge zu Freiburg am 27. August
1280, als Landgraf Johann im Elsaß und Herr zu Werd sich mit
dem Grafen Egeno von Freiburg gegen den König Rudolf auf fünf
Jahre verbindet, (ib. 9, 473.)
3. Zu Freiburg verkauft Graf Egeno am 17. Juni 1283 sein
Schloß Alpenach mit Zugehör an das Johanniterhaus zu Freiburg
um 60 Mark Silbers und läßt die darüber aufgenommene Urkunde
u. A. auch unterzeichnen vonGoelinus advocatus comitis. (ib. 10, 104.)
4. Markgraf Heinrich von Hachberg verkauft mit Zustimmung
seiner Gemahlin und sämmthcher Kinder dem Kloster Thennenbach
5 Mark jährlicher Zinsen von seinen Besitzungen in Dorf und Bann
Malterdingen um 60 Mark. Hachberg 29. August 1285. Unter den
Zeugen der Urkunde findet sich auch Goelmus, advocatus de Friburg
.... cives in Friburg. (ib. 10, 114.)
5. Am 14. Mai 1286 stellt Vogt Goeli selbst eine Urkunde zu
Freiburg aus über die Verzichtleistung des Conrad Berger aus Basel
auf alle seine Ansprüche an das Kloster Thennenbach wegen eines
Hofes zu Theningen. (ib. 10, 229.)
6. Goeli der voget ist Zeuge zu Freiburg am 13. Jänner 1289,
als der Dompropst Conrad von Constanz seinem Bruder, dem Grafen
Egen von Freiburg, die Pfarrkirchen zu Freiburg, Müllheim und Baden
verkauft auf fünf Jahre mit dem Rechte, dieselben mit Priestern zu
besetzen, (ib. 10, 233.)
Der Hof, welchen der Vogt in der Au zu Freiburg bewohnte,
hieß nach ihm der Gölliushof. Er scheint ein Lehen der Grafen ge-
wesen zu sein, wenigstens befindet er sich später in deren Besitze.
7. Am 31. März 1316 tritt Graf Egen von Freiburg seinem Sohne
Conrad die Herrschaft Freiburg saramt allem Zugehör ab, behält sich
aber einige Besitzungen auf Lebenszeit vor, darunter den .,hof den
man sprichet voget Göllinshof'' . (ib. 12, 232.)
8. Am 30. Juni 1330 gestattet dann Graf Conrad von Freiburg
seinem Sohne Friedrich, die obere oder untere Burg in Freiburg mit
seiner Familie zu bewohnen oder den Goelinshof in der Au zu Frei-
hurg; was aber in denselben Hof gehört, sollen sie gemeinsam ge-
nießen, (ib. 13, 95.)
152 FR- «RIMME
2. Der Dürner.
Der uns nur unter denn Namen „der Dürner"' überlieferte Minne-
singer, dessen einziges erhaltenes Lied es bedauern läßt, daß nicht
mehrere seiner Poesien auf uns gekommen sind, gehörte unzweifelhaft
einem adeligen Geschlechte an, da er auf dem Gemälde der Hand-
schrift C einerseits im ritterlichen Kampfe dargestellt ist, andererseits
die Abzeichen der Edlen: Wappen, Helm und Zimier führt. Das
Wappen des Dichters ist ein sogenanntes sprechendes, da es nach
dem Namen einen Kirchthurm mit Glocken zeigt, welcher durch einen
Wetterhahn gekrönt ist.
Die Sprache seines Gedichtes erlaubt es, den Dichter als Süd-
deutschen zu betrachten, und hier am Oberrhein und in Schwaben
lassen sich wirklich adelige Familien seines Namens nachweisen.
Vorerst ist das reiche und angesehene Geschlecht der Turner in
Freiburg i. Br. zu erwähnen, und Barisch {Deutsche Liederdichter
S. LXXIIl) ist wohl geneigt, den Dichter als ein Mitglied dieses zu
betrachten. Es besaß ein schönes Schloß in Wiehre, der heutigen
südlichen Vorstadt Freiburgs, doch hielten sich die Vertreter des Ge-
schlechtes meistens in letzterer Stadt auf, wo sie zu den einflußreichsten
Männern zählten und häufig städtische Ehrenämter bekleideten; so treflfen
wir sie im Rathe der Stadt, ja sogar das Amt des Bürgermeisters haben
sie zu Zeiten innegehabt. Seit dem Jahre 1278 können wir die Ge-
schichte der Familie verfolgen, und das älteste uns bekannte Mitglied
ist Burcard der alte Turner, welcher bis zum Jahre 1303 zehnmal in
Urkunden erscheint, soviel ich habe ermitteln können. Er muß sehr
reich gewesen sein, da er am 29. Jänner 1293 vom Grafen Albrecht
von Hohenberg die Herrschaft Wisneck im zarten Thale bei Frei-
burg, die Vogtei über das Kloster St. Märgen auf dem Schwarzwalde
u. A. für 1020 Mark Silbers kaufen konnte. (Monument. Hohenberg.
TzT-) Seine Kinder waren höchst wahrscheinlich Rudolf I., Johann I.
und Margaretha, von denen der erstere sich in den Jahren 1291 bis
1313 nachweisen läßt. Am 11. September 1316 war er sicher schon
gestorben, da an diesem Tage „Margaretha, hern Ruodolfes des Tur-
ners seligen elichiu loirtinne, ein burgerin ze Friburg'^, das Regelhaus
daselbst gründete und fundierte, j^ztcelf arwen sicesteran iemer me darinne
ze bclibende. (Schreiber, Urkb. v. Freiburg I, töT-) Johann I.
erscheint nur im Jahre 1305, Margaretha, „ciie Turnerinne, mines vor-
genannten wiHes seligen swester^, in der oben erwähnten Urkunde.
Etwas später lebten dann Rudolf IL, welcher von 1322 — 1335 in
Urkunden sich findet, und Johann IL, dessen in den Jahren 1329 bis
VORNAMENLOSE MINNESINGER, 153
1337 Erwähnung geschieht. Wieder einer jüngeren Generation ge-
hören an Heinrich (1363—1370), Hanman (1370—1395) und Aherly
(1395), während Rudolf lll. im Jahre 1406 als das letzte Mitglied
der Familie mir in Urkunden begegnet ist. Ob der Bürger Onuphrius
Turner, der in einer Urkunde des Ritters Rudolf Turner am 27. De-
cember 1312 (Mone, Zs. 12, 87) erwähnt wird, zu dem genannten
Geschlechte gehört, oder ob er dem Bügerstande beizuzählen ist,
wage ich nicht zu entscheiden.
Gehört nun der Minnesinger Dürner wirklich der Familie Turner
in Freiburg an? Ich möchte es bezweifeln. Zwar blühte gerade gegen
das Ende des 13. Jahrhunderts, als die ersten Turner in der Ge-
schichte auftreten, in der alten reichen Stadt Freiburg der Minne -
gesang in hohem Malie (ich erinnere nur an Walter von Breisach,
Goeli u. A.), und es wäre daher nicht zu verwundern, daß auch
ein Glied der Turner Anregung zum Dichten bekommen hätte, doch
scheint mir Verschiedenes dagegen zu sprechen, daß der Dürner jener
Familie angehört habe. Was zunächst den Namen betrifft, so möchte
ich bemerken, daß, wenngleich Turner und Dürner auch auf denselben
Namen zurückgehen, ja sozusagen das gleiche Wort sind, niemals
der Name der genannten Freiburger Familie in der Form Dürner
sich zeigt; ja nicht einmal das noch näherliegende Durner läßt sich
nachweisen. Da nun Freiburg doch noch zu den Städten gerechnet
werden muß , welche nicht allzuweit von dem Entstehungsorte der
früheren Pariser Handschrift entfernt sind, da außerdem die Familie
Turner ein auch über das Weichbild Freiburgs hinaus bekanntes und
angesehenes Geschlecht war, so hätte der Verfasser der Handschrift
doch wohl kaum eine Schreibung des Namens wählen können, wie
sie sich bei der Familie Turner niemals findet. Vielmehr müssen wir
annehmen, daß Ersterer über die Sänger am Oberrhein recht gut
unterrichtet war, daß, wenn er seinem Dichter den Namen Dürner
beilegte, dieser auch wirklich den genannten Namen führte, und somit
wären die Turner für den Minnesinger nicht weiter in Betracht zu
ziehen.
Aber noch mehr: wohl kann man zu Gunsten der Letzteren
anführen, daß sie wie der Dichter einen Thurm im Wappen haben.
Doch welch' großer Unterschied bcöteht zwischen beiden! Während
der Minnesinger einen Kirchthurm mit Glocke und Wetterhahn so-
wohl im Schilde als auch als Zimier trägt, zeigt das Wappen der
Turner, welches verschiedentlich an Urkunden erhalten ist, eine
zinnengekrönte Stadtmauer, aus der sich ein Befestigungsthurm eben-
liKHMANIA. Neue Heihe XXV. (XXXVIl.) Jalirg. 11
154 FR. GRIMME
falls mit Ziunen erhebt. Das Siegel des Rudolf Turner an der Ur-
kunde vom 27. December 1312 hat außerdem noch zu beiden Seiten
des Thurmes über den j\Iauern einen auswärts gekehrten Hundskopf
mit ausgereckter Zunge — wahrlich eine größere Verschiedenheit bei
sprechenden Wappen kann es kaum geben. Lebte der Dichter Dürner
wirklich in der Gegend des Uberrheins, so mußte der Schreiber der
Handschrift C über ihn unterrichtet sein, er kannte demnach auch
sein Wappen ; und da uns nun das Gemälde ein von dem der Familie
Turner völlig verschiedenes zeigt, so können wir mit Sicherheit be-
haupten, daß der Minnesinger nicht als Mitglied derselben anzu-
sehen ist.
Gehörte nun auch der Dichter Dürner nicht der Reichsstadt
Freiburg selbst an, so haben wir ihn doch in der Nähe dieses Ortes
zu suchen. Noch ehe die Familie Turner in der Geschichte auftritt,
begegnen uns schon Glieder des Geschlechtes, als dessen Angehörigen
wir den Dichter zu betrachten haben. Als nämlich Abt Conrad und
sein Convent zu Weingarten den Verkauf zweier Höfe zu Taferts-
weiler durch ihren Eigenmann, den Maier von Altdorf, an das Kloster
Salem genehmigen, unterschreibt die darüber aufgenommene Urkunde
zu Weingarten im Jahre 1246 als Zeuge auch Bertoldus Durnarius.
(Wirtemberg. Urkb. 4, — -„. Mone, Zs. 85, 267.) Dreißig Jahre
später treffen wir dann in unmittelbarer Nähe Freiburgs, in dem im
badischen Oberrheinkreise I'/q Meilen WSW. von jener Stadt ge-
legenen Pfarrdorfe Mengen Mitglieder der Familie Dürner. Am
21. Mai 1278 bestätigen daselbst die Brüder Burcard, Ebo und
Rüdiger von Rosna als Vögte der betreffenden Verkäufer den Verkauf
von Gütern zu Lausheim durch die Brüder Conrad und Heinrich
Linder und deren Schwester Diemut an das Kloster Salem mit Zu-
stimmung des Ulricus dictus ])ürner nee non Ulrici et Hartmnt ßliormn
ipsius et Judinthe, sororis ipsiiis Ulrici. (Mone, Zs. 38, 74, Codex
Salemitanus H, TsT-) Unter den Zeugen dieser Urkunde steht eben-
falls Ulricus dictus Dürner aufgeführt. Wahrscheinlich ist der an
obiger Stelle erwähnte Hartmut identisch mit dem auch weiterhin sich
findenden Hartman. Ulrich 1. begegnet uns in Urkunden nicht mehr,
und im Jahre 1285 war er sicher schon verstorben. Im genannten
Jahre nämlich, am 7. Januar, übergibt zu Markdorf Werner von
Raderey, genannt Geifting, dem Kloster Salem für eine Mark Silbers
sein Eigenthumsrecht an den Besitzungen des Hofes in Enzkofen,
genannt Gotfritzhof de Braemen, welche die Brüder Hartmann und
Ulrich, Söhne des verstorbenen Ulrich, genannt Durnaerz, Bürger zu
VORNAMENLOSE MINNESINGER. 155
Giengen, von ihm bisher als Lehen besaßen. (Cod. Salem. 2, -|-||-')
Die gleichen Brüder, Hartinannns et Ulricus dicti Durnaer, cives in
Maencjen, sind zu Salem am 16. August 1288 Zeugen, als Graf Mangold
von Neuenbürg beurkundet, daß Heinrich von Magenbuch Güter in
Arnoldsberg, mit welchen dieser von ihm, er selbst vom König Rudolf
belehnt war, mit seiner Zustimmung an das Kloster Heggbach ver-
kauft habe. (^Mone, Zs. 39, 29, Cod. Salem 2, ^H-) üann ist noch
eine Urkunde aus Mengen vom 20. April 1295 zu erwähnen, in wel-
cher Berthold von Eberhardsweiler seine Güter und eine Mühle zu
Knezenweiler dem Kloster Salem verkauft; auch in dieser erscheint
Ulricus dictus Dyrner unter den Zeugen. (Mone, Zs. 39, 267, Codex
Salem. 2, 7^).
Wenn wir Berthold Durnarius mitrechnen dürfen zu der letzt-
erwähnten Familie, so würde der Stammbaum, soweit er sich ver-
folgen läßt, etwa folgendermaßen sich gestalten:
Berthold
1246
Ulrich I. Judintha
1278 1278
Ulrich II. Hartmann (Hartmüt)
1278—1295 1278—1288
Fragen wir nun, weiche der angeführten Personen wohl der
Dichter sei, so werden wir schwerlich uns für Berthold entscheiden
können; denn der Minnesinger gehört unzweifelhaft frühestens dem
Ausgange des 13. Jahrhunderts an, da er in der Handschrift von
jüngerer Hand nachgetragen ist. Es bleiben uns somit noch drei
Personen, unter denen jedoch keine Entscheidung getroffen werden
kann; wir nehmen aber keinen Anstand, eine dieser für den Dichter
Dürner zu erklären.
3. Der P ü 1 1 e r.
Wenngleich zahlreiche Träger des Namens Püller in Baiern
und Osterreich sich nachweisen lassen (die Freisingen'schen Urbarien
bieten besonders reiche Belege), so kann der Minnesinger doch unter
diesen nicht gesucht werden; denn die Andeutungen in seinen Ge-
dichten weisen ihn dem Elsaß zu, und da hat denn zuerst Franck
in der Germania XXV die richtige Fährte gezeigt, welche wir weiter
zu verfolgen haben. Er sieht den Minnesinger in dem Ritter Conrad
von Hohenhirg , der nach ihm seit dem Jahre 1276 den Beinamen
Püller trägt. Die Stammburg des Geschlechtes ist die jetzt in Trüm-
11*
156 Fl?. GRIMMK
mern daliegende Feste Hohenburg im Unterelsaß, ungefähr zwei
Stunden von Weißenburg entfernt, welche im Jahre 1523 durch
Pfalzgraf Ludwig, den Kurfürsten von Trier und den Landgrafen
von Hessen auf Mittwoch yost vocem lucinditatis zwischen 3 — 4 Uhr
Nachmittags angezündet und zerstört wurde, {Hertzog, Elsnßische
Chronik III, 68.) Der oben genannte Ritter soll, wie Franck angibt,
wegen seiner mannhaften Heldenthaten von dem ihm schon früher
befreundeten König Rudolf den Beinamen Piiller erhalten haben,
welchen dann seine Nachkommen Jahrhunderte lang als Ehrennamen
fortführten.
Ich muß gestehen, daß mir diese letzte Hypothese Francks
nicht recht glaublich erscheint; denn daß sie nur eine solche ist, deutet
er selbst an , indem er keine Belegstelle für seine Behauptung bei-
bringt, ferner auch dadurch, daß er das Wörtchen ^schnnt^ gebraucht.
Welch' ehrende Bezeichnung in dem Ausdrucke Püller liegen soll, ist
mir unverständlich, mag nun der Name mit Apulien in Verbindung
gebracht werden, mag er identisch sein mit hullaere, d. h. Jemand,
der Bullen, Siegel macht, mag er mit hellen zusammenhängen, oder
endlich gar gleich sein mit vüller =r Schwelger, immerhin ist er kein
solcher, daß ein König ihn zur ehrenden Belohnung verleihe, es sei
denn, daß Püller gleich huygeler, dem lateinischen armiger, sein soll,
welch' letzteren Titel Mitglieder des Geschlechtes in späteren Jahr-
hunderten führen. — Auch von den großen Heldenthaten Conrads
von Hohenburg ist uns bis jetzt nichts bekannt, wenn man nicht etwa
die Abfassung einiger Liebeslieder darunter versteht. Überhaupt
scheint mir dies Alles nur erfunden zu sein, um eine Erklärung dafür
zu geben, daß Conrad im Jahre 1262, wo er uns zuerst begegnet,
den Beinamen Püller nicht führt, während er, wie Franck angibt, im
Jahre 1276 mit demselben erscheint. Wie wäre es aber nun, wenn
sich schon früher der Name Püller im Elsaß nachweisen ließe, sogar
schon vor der Mitte des 13. Jahrhunderts, um welche Zeit Franck
das Dynastengeschlecht zuerst urkundlich auftreten läßt? Wo bliebe
dann die ehrende Bezeichnung dieses Titels, wo die Verleihung durch
Rudolf von Habsburg der mannhaften Heldenthaten wegen? Und
wenn Franck behauptet, daß Conrad seit dem Jahre 1276, also von
der Zeit an, wo Rudolf eben seinen Kriegszug begonnen, den Bei-
namen Püller führt, wo soll er da Gelegenheit gehabt haben, sich
rühmlich auszuzeichnen? Große Heldenthaten konnte er doch erst
wohl in der Folgezeit ausführen, im Verlaufe des für Rudolf glück-
lichen Krieges.
YOKNAMENLOSE MINNESINGER. 157
Ich kann nun den Namen Pidler , soweit er das Elsaß angeht,
schon zum Jahre 1236 nachweisen. Um diese Zeit wollte Kaiser
Friedrich II., wie Godof/idus Coloniensis berichtet, gegen die rebelli-
schen Lombarden einen neuen Kriegszug unternehmen, und er schickte
deshalb 500 Mann raensurnis stipendiis conduetos ab, welchen er den
edlen und kriegskundigen Ritter Geveardum de Harnesten zum Anführer
gab, damit er bei Verona das folgende Heer des Kaisers erwarte
Zu dieser Notiz fügen nun die Straüburger Annalen als Ergänzung
hinzu: Deinde praentisit Imperator exercitum in Lomhardiam circa
fesfurti Philippi et Pauli {1. Mai) ad confortandos suos fautores, quihus
praefecit Goffriedum dictum Pullaere. [Huillard- BrShoUes , historia
diplomatica Friderici II. IV. 888).
So wie ich die Stelle auffasse, kann unter diesem Gotfried
PüUei^ kaum ein Italiener verstanden werden, welcher in der Lom-
bardei an der Spitze der kaiserlichen Getreuen stand, sondern nur
ein Deutscher, welcher der Anführer des Heeres war und bei seiner
Ankunft in Italien ebenfalls auf des Kaisers Befehl die dortigen An-
hänger unter seiner Führung vereinigte. Dazu kommt noch als ge-
wichtiger Grund, daß gerade die Straßburger Annalen diese Notiz
bringen, gleichsam als hätten sie ein besonderes Interesse daran,
den Namen ihres berühmten Landsmannes der Nachwelt zu über-
liefern, während sonst dieser Anführer nicht weiter bekannt ist.
Ich sehe also in dem genannten Gotfried Püller einen Deutschen, einen
Elsäßer, einen Vorfahren des von Franck für den Minnesinger gehaltenen
Conrad von Hohenburg — denn daß die Bezeichnung Pullaere nicht
der eigentliche gewöhnliche Geschlechtsname des Feldherrn war, geht
aus dem ^,dictus"' hervor, und er kann demnach recht gut aus dem
Geschlechte von Hohenburg gewesen sein. Ist aber dies der Fall,
so ist der Franck'schen Hypothese, daß König Rudolf diesen Ehren-
titel Püller verliehen habe, jeglicher Boden entzogen, und sie kann
auf Glaubwürdigkeit keinen Anspruch mehr machen.
Aber gehörte denn der Minnesinger wirklich den Herren von
Hohenburg an? Für diese Frage kann uns einzig das Wappen
Auskunft geben, und auf dieses uns stützend, müssen wir dieselbe
bejahen. Die frühere Pariser Handschrift legt dem Dichter einen lang-
getheilten Schild bei, dessen rechte Hälfte golden, die linke blau ist.
(HMS IV, 411.) Hertzog, Elsaßische Chronik VI, 176 berichtet über
das Wappen: ,,Die von Hohenburg haben geführt einen getheilten Schild,
der forder theil gelb, der hindertheil blaio, darinnen ein gelber Stern,
vff dem Helm ein gelb Jägerhorn, daruff ein Pfaiven schicantz, Helm-
158 FR. GRIMME
deck hlaiv unnd gelb." Die altfranzösische Aufzeichnung des Gefolges
Kaiser Heinrichs VII. auf seinem Römerzuge im Jahre 1313 beschreibt
das Wappen der Hohenburger, wie folgt: Lascu parti dor et duzour
a une mollete dor en lazour. {Mauntz, das Gefolge Kaiser Heinrichs Vif.,
S. 58.)
Alle drei Beschreibungen stimmen in der Theilung und Farbe
des Schildes und Wappens überein; mag dem Gemälde in der Hand-
schrift C auch das kleine Sternchen oder Rädchen fehlen, die Ver-
schiedenheit ist nicht so groß, um zwei völlig getrennte Wappen und
Familien annehmen zu müssen, vielmehr können wir aus der fast
völligen Übereinstimmung der Wappen mit Sicherheit schließen!, daß
wirklich der Minnesinger Füll er den Edlen von Hohenburg an-
gehörte. Späterhin legen überhaupt die Mitglieder dieses Geschlechtes
sehr häutig den eigentlichen Geschleehtsnamen ab und nennen sich
kurzweg Füller; ein Zweifel an der Zugehörigkeit dieser zu den
Hohenburgern kann aber gar nicht laut werden, da hier wiederum
uns das W^appen zu Hilfe kommt. Es ist uns dies nämlich an einer
Urkunde der Ritter Johann und Eberhart Füller vom 27. Februar
1331 erhalten. Nach gütiger Mittheilung des Herrn Stadtarchivars
B rucker in Straßburg ist das Wappen Johanns langgetheilt, und
in der rechten Ecke befindet sich oben ein sechsstrahliger Stern,
während die linke Hälfte gegittert ist. Die Legende lautet: S. Jo-
hannis ....Her milit.... Das Wappen Eberhards ist das gleiche, nur
wird es von einem Topfhelm gehalten, als ^dessen Zimier ein Jagd-
horn erscheint. Aus der hier gegebenen Beschreibung geht als un-
zweifelhaft hervor, daß die späterhin einfach als Füller sich findenden
Ritter Mitglieder der Edlen von Hohenburg und demnach mit dem
Minnesinger Füller eines Geschlechtes waren.
Die Füller von Hohenburg sind nun ein niederelsäßisches Adels-
geschlecht, und wie Mauntz a. a. 0. berichtet, ein Zweig des Hauses
Fleckenstein, mit welchem sie in ungetheilter Gemeinschaft in der
Stadt Sulz, südlich von Weißenburg, und den zugehörigen Orten saßen
als Lehensleute der Kölnischen Kirche. Im Jahre 1266 wurden sie
Hausgenossen zu Straßburg. Die urkundlichen Nachrichten über die
Familie von Hohenburg fließen so äußerst spärlich, daß es uns un-
möglich ist, sie genau in ihren Generationen zu verfolgen, vielmehr
sind uns nur einige Namen bekannt. Ob Siegmund von Hohenburg,
der nach Hertzog im Jahre 1042 in dem Turniere zu Halle an der
Saale anwesend war, unserem Geschlechte angehörte, ist mehr als
zweifelhaft, und die erste ihm bestimmt beizuzählende Person ist,
VOlv'NAMENLOSE MINXKSINGKK. 159
abgesehen von dem oben genannten Pullaere, Conrad der Minne-
singer, über den Franck schon das Nähere mitgetheilt hat. Wie
Letzterer bemerkt, soll der Dichter um das Jahr 1301 aus den Ur-
kunden verschwinden, doch berichtet Hertzog, dessen Angaben ich
aber leider nicht controllieren kann, daß er noch im Jahre 1310
gelebt habe. Wie dem aber auch sei, die Lebenszeit des Sängers
fällt in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts, und seine Lieder ließ
er besonders in den Jahren 1270 — 1280 erklingen. Er hatte drei
Söhne, Conrad, Johann und Ludwig, von denen der Letztere wiederum
drei Söhne zeugte: Johann, Conrad und Weyrich. Über sie gibt das
Urkundenbuch der Stadt Straßburg im 2. und 3. Bande verschiedene
Nachrichten, während für das 15. Jahrhundert besonders Hertzog
mehrere Notizen bietet.
4. Der Schenk von Limburg.
Die Schenken von Limburg, über deren Abstammung und Ver-
wandtschaft bei Staelia, Wirtemhcrgische Gescidrhte 2, 602 ff. nähere
Nachrichten gegeben werden, gehörten dem alten Herzogthum Franken
an und hatten ihren Stammsitz bei Hall am Kocher. Von den Mit-
gliedern begegnen uns im 13. Jahrhundert weitaus am häufigsten der
ältere und jüngere Walter, welche zu den treuesten Anhängern der
Hohenstaufen zählten; brachte doch dem jüngeren seine Anhänglichkeit
späterhin große Verlegenheiten (cf. HMS IV, 129). Er hatte noch
einen Bruder, welcher den Namen Conrad trug, und in diesem will
man den Minnesinger erblicken, den uns die Handschriften leider
ohne Vornamen überliefert haben. Er kommt im Gegensatze zu seinem
älteren Bruder äußerst selten in Urkunden vor; nach den mir zu
Gebote stehenden Zeugnissen läßt er sich in den Jahren 1256 — 1268
nachweisen, und zwar tritt er uns neunmal in Urkunden entgegen,
von denen schon verschiedene bei v. d. Fingen (HMS IV, 126 ff.) und
Bartsch, Deutsche Liederdichter LIV erwähnt wurden. Ich werde mich
daher hier darauf beschränken, nur einige Ergänzungen zu geben.
Die erste Nennung Conrads geschieht, soviel mir bekannt ge-
worden, in einer Urkunde des Papstes Alexander IV. vom 22. Juni
1256, betreffend das Vogteirecht des Klosters Camberg, von dem
Walter von Limburg miles und sein Bruder Conrad behaupten, sie
hätten es als Pfand von dem König Conrad IV. erhalten. (Staelin
2, 605.) Als zu Kaisersberg am 21. December 1261 Gerungus miles
de Bringen den Brüdern des Klosters daselbst ein Landgut in Eringen
vermacht, mit welchem er von dem Grafen von Öttingen belehnt war,
IßO FR. GRIMME
bezeugt die darüber ausgefertigte Urkunde auch Conradus dapifer (!)
de Limjmrch (Lang, reg. Boica III, 175). Sicher ist unter dem Ge-
nannten auch der Schenk Conrad zu verstehen, wenngleich er hier
als Truchseß aufgeführt wird, doch ist von diesem letzten Amte in
der Familie der Edlen von Limburg bis jetzt nichts bekannt, und es
wird wohl zweifellos ein Versehen anzunehmen sein.
In den folgenden Jahren treffen wir Conrad als treuen Anhänger
der Staufer in der Umgebung des unglücklichen Conradin, dem er
bis zu seinem traurigen frühen Tode anhing und in dessen Heere er
die Alpen überschritt, um dem muthigen Jüngling das Erbe seiner
Väter zurückzuerobern. Von welchem Jahre an Conrad in der Um-
gebung des Herzogs von Schwaben war, ist nicht ganz sicher, viel-
leicht dürfen wir seine Anwesenheit am Hofe bereits in das Jahr 1265
setzen, wenn wir ihn nämlich mit dem Conrad von Lnpurch identifi-
cieren, welcher am 17. Juli zu Lengen velt unter den Zeugen ist, als
Conradin mit Einwilligung seines Vormundes den Burggrafen Fr. von
Nürnberg wegen seiner Verdienste mit der Vogtei in Steinach belehnt.
{Böhmer, reg. imp. V, t&Vq-) Während des italienischen Feldzuges
treffen wir Conrad dann mit Sicherheit in der Umgebung Conradins,
so am 27. December 1267 zu Verona, an welchem Tage er zwei
Urkunden des Herzogs bezeugt, zunächst die schon bekannte, durch
welche Jener, als er in großer Geldnoth war, seinem Oheim, dem
Pfalzgrafen Ludwig, für 1500 Mark die Stadt Schongan, das Dorf
Moringen und den ganzen Hyhisch verpfändete. {Böhmer V, 777^-)
Weiterhin bezeugt er desselben Tages am gleichen Orte die Ver-
pfändung der Burgen Pitengau und Ammergau um 500 Mark Silbers
von Seiten Conradins an seinen besonderen Freund, den Grafen Mein-
hard von Görz und Tirol, (ib. 7^4.) Noch im Januar des Jahres 1268
hält sich Schenk Conrad von Limburg in Verona auf und ist am
7. desselben Monats anwesend, als die Brüder Conrad und Werner
von Sternenfeld bekunden, daß sie, cum magym nohis in Verona ne-
cessitas incnmheret, für die Baarzahlung von 4 Mark Silbers die ihnen
vom Herzog Otto von Baiern in Waldorf bei Heidelberg verpfändeten
Güter dem Herzog Ludwig von Baiern resigniert haben, (ib. 77T5.)
Am 14. Juni 1268 ist Conrad von Limburg mit Conradin in Pisa und
bezeugt hier den schon bekannten Schutzbrief desselben für die ge-
nannte Stadt, (ib. 4's5*4) Weiteres ist uns über das Leben des Minne-
singers nicht bekannt, doch steht es wohl außer Zweifel, daß er an
der am 23. August 1268 stattgehabten Unglücksschlacht bei Tagli-
acozzo, welche Conradin Thron und Leben kostete, Theil genommen.
VORNAMENLOSK MINNESINGER. 161
Wohl hatte ein großer Theil des deutschen Heeres den letzten Hohen-
staufen schon früher verlassen, weil er sich in Geldnoth befand und
den fälligen Sold nicht bezahlen konnte, doch war dies schon während
des ^^'interaufenthaltes in Verona geschehen; da aber der Schenk
Conrad noch im Juni sich beim Herzog befindet, so ist es völlig
sicher, daß er ihm auch bis zur Unglücksschlacht treu geblieben,
was sich übrigens von einem Mitgliede der Schenken von Limburg,
welche seit langer Zeit eifrige Anhänger der Staufer gewesen, sozu-
sagen von selbst versteht. Vielleicht mag Conrad in der Schlacht
gefallen sein und so sein Grab in fremder Erde gefunden haben,
soviel aber ist sicher, daß nach dem Jahre 1268 jegliche Nachricht
über ihn fehlt. Wie es sich mit der von v. d. Hag^ii IV, 128 , A. 2
erwähnten Ottinger Urkunde vom Jahre 1275 verhält, in der ein
Conradus dapifer (!) de Lintpurg vorkommen soll (Lang, reg. boic.
III, 459), kann ich nicht näher angeben, da mir das betreffende Buch
nicht mehr zur Verfügung steht; vorläufig aber möchte ich in
V. d. Hagens Angabe berechtigte Zweifel setzen, da seine leider sehr
unvollständigen Mittheilungen sich gänzlich mit dem Inhalte der schon
erwähnten Urkunde aus dem Jahre 1261 decken. Unbekannt ist uns
auch, ob der Sänger verheiratet gewesen und Kinder hinterlassen
habe. Jedenfalls war er noch nicht bei Jahren, als der Tod ihn
ereilte, was daraus hervorgeht, daß er nur für den kleinen Zeitraum
von zAvöIf Jahren uns in Urkunden begegnet; ferner starb sein älterer
Bruder Walter erst in den achtziger Jahren des 13. Jahrhunderts,
während der Tod seines Vaters um das Jahr 1250 anzusetzen ist —
was Alles auf kein bedeutendes Alter Conrads schließen läßt. Er mag
demnach frühestens im dritten Jahrzehnt des 13. Jhdts. geboren sein.
Eine Aufzählung der Limburg'schen Besitzungen finden wir bei
Staelin 2, 602; was speciell das Eigenthum Conrads angeht, so er-
fahren wir aus der Urkunde vom Februar 1263, daß ihm der Kirchen-
satz in Klein gehörte, (ib. 605.)
5. von S t a m h e i m.
In welcher Gegend Süddeutschlands die Heimat des ohne Vor-
namen uns überkommenen Minnesingers von Stamheim zu suchen
sei, ist noch nicht festgestellt, und die Ansichten der Forscher schwanken
sehr bedeutend. Während v. d. Hagen und Barock sich für Stamheim
im schweizerischen Thurgau erklären, denkt Staelin an den Ort glei-
chen Namens bei Ludwigsburg, und wieder Andere wollten ihn im
württembergischen Schwarz waldkreise suchen. Es ist ja schwer, hier
162 y^' GKIMME
eine sichere Entscheidung zu treffen, da wir den Vornamen des Dich-
ters nicht kennen , und Orte Namens Stamheim besonders im Süden
Deutschlands nicht gerade selten sind. Was aber zunächst Stamheim
im Thurgau betrifft, so kann ich mich der Ansicht v. d. Hagen s
nicht anschließen; auch Bartsch hat sich von der Richtigkeit dieser
nicht überzeugen können und daher den Dichter in seine Sammlung
der Schweizer Minnesinger nicht aufgenommen. Zwar treffen wir häufig
das Rechte, wenn wir bei Dichtern der Handschrift C auf Schweizer
Heimat schließen, im Falle daß mehrere Orte gleichen Namens in
Frage kommen. Bei dem obengenannten Sänger stehen aber einige
schwere Bedenken im Wege. Zunächst haben wir seine Stellung in
der Handschrift zu berücksichtigen. Er steht zwischen Brunicart von
Aiigheim, welcher dem heutigen Baden angehört, und Goeli, dessen
Wohnsitz, wie ich früher nachgewiesen, in und um Freiburg i. Br.
zu suchen ist. Gehören die beiden Dichter auch der unmittelbaren
Nähe der Schweiz an, so müßte es uns doch auffallen, daß der Herr
von Stamheim zwischen ihnen seinen Platz gefunden und nicht unter
der großen Zahl der Schweizer Dichter selbst. Der Grund, daß sein
Gedicht Ähnlichkeit mit denen Goelis habe und daher hier seine Stelle
gefunden, \si inr Stamlieim wenigstens nichtssagend, da er jenem voran-
geht und deshalb wohl früher in der Handschrift aufgezeichnet wurde
als Goeli. Die Stellung des Dichters kann also nicht für die Schweiz
als Heimat desselben sprechen. Aber noch mehr zu Ungunsten der
Schweiz fällt das Wappen in die Wagschale, welches die Handschrift
dem Sänger beilegt, und das völlig verschieden ist von dem des Thur-
gauer Geschlechtes. Während dieses im Anklang an den Namen zwei
Baumstämme, einen belaubten und einen dürren aufweist (HMS
IV, 418), führt der Dichter im goldenen Felde einen Raubvogel, wohl
einen Sperber. Da nun das thui-gauische Stamheim nur wenige Stunden
von Zürich, dem wahrscheinlichen Entstehungsorte der Handschrift C,
entfernt ist, so müßte dem Maler derselben ein kaum zu entschuldi-
gendes Versehen untergelaufen sein, wenn er dem Dichter ein Wappen
beilegte, wie es die Edlen im Thurgau nicht im entferntesten führten.
Dies ist jedoch nicht anzunehmen , vielmehr scheint der Verfertiger
der Handschrift über den Sänger sogar sehr gut unterrichtet gewesen
zu sein, wenn er, trotzdem in seiner Nähe eine Familie von Stamheim
ansäßig war, diesem ein von jener ganz verschiedenes Wappen bei-
legte. Er zeigte damit deutlich an, daß der Dichter mit der ihm wohl-
bekannten Familie in durchaus keinem verwandtschaftlichen Verhält-
nisse stand, sondern einem völlig anderen Geschlechte angehörte.
VORNAMENLOSE MINNESINGER. 163
Ich glaube, daß wir auf die Verschiedenheit der Wappen hier das
größte Gewicht zu legen haben und nicht so leichten Sinnes darüber
weggehen dürfen, wie v. d. Hagen es gethan, und deshalb ist, wenig-
stens nach meiner IMeinung, die Verlegung der Heimat Stamheims in
den Thurgau einfach unmöglich.
Nach diesem negativen Resultate ist ein positives sehr leicht.
Schon die Stellung des Dichters in der Handschrift führt uns nach
Schicaben im weitesten Sinne, also in die Gegend des Rheins und des
Schwarzwaldes. Weiterhin aber zeigt das Wappen der schwäbischen
Edlen von Stamheim den auch bei dem Dichter sich findenden Raub
vogel, mag dieser nun auch hier oben weiß, unten roth sein und im
schwarzgetheilten , oben rothen, unten weißen Felde stehen. Diese
Verschiedenheit der Farben ist nicht so groß, um zu tiefergehenden
Zweifeln Anlaß zu geben, vielmehr glauben wir mit Bestimmtheit,
daß der Minnesinger diesen schwäbischen Edlen beizuzählen sei,
womit auch sehr gut übereinstimmt, daß besonders in Schwaben die
Weisen Nitharts am meisten Nachahmung gefunden haben, so gerade
bei Stamheim. Der Einwand v. d. Hagerts, daß von den schwäbischen
Edlen von Stamheim nur erst spätere Vertreter bekannt seien (er führt
einen solchen aus dem Jahre 1392 an), ist völlig hinfällig, da uns
bereits im 12. Jahrhundert Herren von Stamheim in Schwaben be-
gegnen. Glauben wir nun auch mit Recht die Heimat des Dichters
nach Schwaben verlegen zu müssen, so können wir doch nicht näher
entscheiden, nach welchem Stamheim er sich genannt, ob nach dem
Orte im 0. A. Ludwigsburg oder im O. A. Calw; auch wissen wir
nicht genau, ob nur eine Familie dieses Namens in Schwaben bestand,
oder ob aus beiden Orten edle Geschlechter hervorgegangen. Denn
die Angaben Staelins und Mones beruhen wohl beide nur auf Muth-
maßungen. Da wir somit zu keinem genauen Resultate kommen, so
müssen wir uns mit dem allgemeinen Ergebniß begnügen, daß der
Dichter wohl unzweifelhaft dem Bereiche des heutigen Königreichs
Württemberg angehörte. Und nach diesen Ausführungen können die
anderen Orte Namens Stamheim, so in Baiern, Salzburg, der Wetterau
und der Rheinprovinz, nach denen sich auch Edle genannt, keinen
Anspruch mehr machen, als Heimat des Dichters angesehen zu werden.
Das älteste mir bekannt gewordene Mitglied der schwäbischen
Edlen ist Conrad von Stamniheiin. Als nämlich Kaiser Friedrich I.
zu Eßlingen am 18. Mai 1181 die Kirche des heiligen Grabes zu
Denkendorf mit ihrem Besitzthume in seinen Schutz nimmt, findet
sich der Genannte auch in der Zahl der Zeugen (Wirtemberg. Urkb,
164 y^- GRIMME
II, 427). Derselbe Ciionrad de Sfamheim ist im gleichen Jahre in loco
qui Rilke dicüur (dem Sitze Heinrichs von Rugge) Zeuge einer Ur-
kunde, durch welche Pfalzgraf Hugo von Tübingen dem Kloster
Herrenalb ein Gut in Asperch übergibt. (Jh. II, 423. Schrnid, Pfalz-
grafen von Tübingen 3. Mone, Zs. 1, 104.) Während Schmid den Ge-
nannten nach dem Orte Stamheim bei Ludwigsburg sich nennen läßt,
stimmt Mone für den bei Calw und macht die Herren von Stam-
heim zu Dienstleuten der Grafen von Calw. Wir sehen daraus, daß
selbst die engsten Localforscher über den Sitz des Geschlechtes nicht
einig sind.
Ob der in der Zeit folgende Dietr. von Stamheim, welcher am
30. Mai 1210 zu Verzelli eine Bestätigungsurkunde des Kaisers Otto IV.
für den Podesta und die Gemeinde von Bologna bezeugt (Böhmer,
Acta imp. V, Nr. 409), aus dem schwäbischen Geschlechte stammt,
läßt sich nicht sicher bestimmen, da er in Deutschland uns sonst
nicht begegnet. Da aber im Gefolge des Kaisers eine große Zahl
schwäbischer Edler sich befand, so dürfen wir wohl auch den Ge-
nannten dem Herzogthum Schwaben zuweisen. Gleicherweise ist
nicht sicher, ob Otto von Stamheim hierher zu zählen ist, welcher am
22. Juni 1222 Zeuge ist, als Bischof Otto von Würzburg die zwischen
den Brüdern Conrad und Gotfried von Hohenlohe und dem deutschen
Hause zu Jerusalem getroffene Übereinkunft des dem Letzteren zu-
gesicherten Zehnten in Mergentheim beurkundet. (W. TJ. II, 660.)
Hier könnte vielleicht an das in Unterfranken am Main gelegene
Stamheim gedacht werden, doch sind uns Edle, die sich nach diesem
Orte genannt, sonst nicht bekannt. Dagegen gehört B. dictun Stam-
heim bestimmt dem Schwabenlande an. Er begegnet uns im November
1275, als Walter von Battenheim, Schultheiß in Richensheim, mit Zu-
stimmung des B. dicfi Stamheim, Vogt in Ensisheim, eine Besitzung in
Escholzheim an die Abtei Lützel verkauft. {Trouillafj histoire de Bäle
II, 2oT-) Desgleichen ist hierher zu zählen Conrad von Sfamehein,
und dieser ist am i^. Juli 1292 Bürge, als Berthold von IMülhausen
den Johannitern zu Heimbach sechs Rententheile an seinem Hofe zu
Bruchsal und das Dorf Gondelsheim bei Bretten schenkt. {Mone,
Zs. 13, 13. Monument. Hohenberg. "777".) Es heißt in der Urkunde:
Sazten ivir ainen andern fout der sol dezseihen sioeren E man im die
Bure antwurte und haben in uns ze bürgen gegeben den Glaz von Lomers-
hein ainen ritter Cunrade von Stameheim unser fout ivas ....
Als endlich am 11. Juni 1314 Adelheild Goldern von Echter-
dingen reversiert, daß sie für sich und ihren ersten Mann von dem
VORNAMENLOSE MINNESINGER. 165
Kloster Bebenhausen den Hof, welchen ihr Oheim zu Lehen hatte,
gegen einen jährlichen Zins von 20 Scheffel Korn auf Lebenszeit
empfangen habe, ist unter den Zeugen der darüber aufgenommenen
Urkunde auch Wölreli von Sfmnikcin. (Mone, Zs. 18, 37 L)
Für den Dichter können von den letztgenannten Personen der
Zeit nach nur in Betracht kommen B. und Conrad^ von denen der
Erstere im Jahre 1275, der Letztere 1292 sich findet, und so lange
sich nicht weitere jMitglieder des Geschlechtes nachweisen lassen,
nehme ich keinen Anstand, in einem dieser Beiden den Minnesinger
zu erblicken.
6. Der Kanzler.
Der Kanzler, welcher in nicht unrühmlicher Weise die glanzvolle
Reihe der 140 Minnesinger in der früheren Pariser Handschrift be-
schließt, wird nach dem übereinstimmenden ürtiieil aller Forscher
für einen bürgerlichen Sänger gehalten. Weit davon entfernt, daß er
ein mächtiger Kanzler des deutschen Reiches gewesen , der die Ge-
schicke seiner Zeit leitete, führte er seinen Namen überhaupt nicht
einer amtlichen Stellung wegen ; vielmehr ist es ein schlichter, bürger-
licher Dichter, der uns als Letzter der Pariser Handschrift entgegen-
tritt. Dies geht sowohl aus den Andeutungen der Gedichte selbst
hervor als auch aus den späteren Überlieferungen, wie sie sich in
den Meistersingerschulen erhalten hatten und zu Zeiten von einem
Sangesbruder in Reime gebracht wurden. Haben diese Mittheilungen
auch keinen großen Werth der Glaubwürdigkeit zu beanspruchen,
was das Gewerbe und die Heimat des Dichters angeht, so zeigen sie
uns doch wenigstens, daß man bis in die spätesten Zeiten eine Erin-
nerung an den niederen Stand desselben hatte. Unmöglich aber hätte
die Kunde über einen adeligen mächtigen Kanzler im Laufe der Jahr-
hunderte sich so verblassen können, daß die spätere Zeit in ihm einen
gewöhnlichen Handwerker erblickt hätte; denn die Meistersinger be-
richten über ihn, er sei ein Fischer aus Steiermark gewesen. (HMS
IV, 888—894.)
Was zunächst die Heimat des Dichters angeht, so haben diese
Zeugnisse durchaus keine Beweiskraft, weil sie alle aus einer Zeit
stammen, die zu weit hinter dem Leben des Sängers liegt, um ihnen
auch nur den geringsten Grad von Glaubwürdigkeit beilegen zu können.
Vielmehr weist uns die Sprache der erhaltenen Gedichte nach dem
166 J^R- GRIMME
Süden Deutschlands '), nacli dem heutigen Schwaben, wenngleich auch
V. d. Hagen wohl geirrt hat, der den Kanzler zu einem Landsmann
Hadloiihs stempeln wollte, gestützt auf die Thatsache, daü in späterer
Zeit der Name Kanzler in Zürich sich findet. Wir werden weiter unten
sehen, daß dieser Name in ganz Süddeutschland vorkommt und darum
die Fixierung des Dichters an einen bestimmten Ort nicht thunlich ist.
Wir können also nur ganz allgemein den Dichter für einen Süd-
deutschen erklären ; da er nun , wie noch dargelegt werden wird, ein
fahrender Sänger war, so ist es nicht ausgeschlossen, daß er auf
seinen Wanderungen auch bis Steiermark gekommen und sich hier
eine Zeit lang aufgehalten habe. Die Tradition hiervon mag sich er-
halten haben und den späteren Meistersingern bekannt geworden sein,
die ihn demnach aus Steiermark stammen ließen — doch können wir
hierüber nur Verrauthungen aufstellen.
Auch die andere Nachricht der späteren Zeit, daß der Kanzler
seines Handwerks ein Fischer gewesen , gehört in das Gebiet der
Fabel, und schon v. d. Hagen hat hier richtig erkannt, daß der
Dichter, habe er wirklich das genannte Geschäft betrieben, niemals
von den Fischern so verächtlich habe sprechen können, wie er es
gethan MS. 398. Ich glaube, diese Stelle sagt genug, um die Nach-
richten der Meistersinger als unwahr hinzustellen, und so bleibt uns
als Kern der Wahrheit aus ihren Mittheilungen nur die Gewißheit,
daß der Dichter aus bürgerlichem Geschlechte gewesen, was sich auch
auf andere Weise klar darlegen läßt. Betrachten wir zunächst die
Stellung des Kanzlers in der Pariser Handschrift, so finden wir, daß
er als der Letzte aufgeführt wird. Da nun in der Handschrift eine
gewisse Reihenfolge wenigstens im Großen und Ganzen eingehalten
ist, daß von dem höchsten Adel zu den bürgerlichen Personen herab-
gestiegen wird, so gibt uns schon die letzte Stelle unter den 140
Minnesingern einigen Grund, den Dichter als dem Bürgerstande ent-
sprossen hinzustellen. Dazu kommt weiter, daß die Handschrift ihm
zwar ein Gemälde widmet, ihm aber kein Wappen oder sonstiges
Abzeichen des Ritterthums beilegt, ein Umstand, der von vornherein
edle Geburt ausschließt und den Dichter zu einem bürgerlichen Sänger
stempelt. Endlich aber bieten uns auch seine Gedichte selbst An-
deutungen, welche uns den niederen Stand des Verfassers vor Augen
führen. Wir denken hier zunächst an die Stelle (HMS. 11, 397, 6),
') In seiner Sprache sind Elemente aus sehr verschiedenen Gegenden vereinigt.
O. B.
VORNAMENLOSE MINNESINGRI? 167
WO der Dichter sich mit gewisser Ironie als ^^Herr Kanzler" anreden
und diesen Spruch von einem adeligen Herrn ausgehen läßt, um
dadurch anzudeuten, daÜ ihm sonst dieser Titel nicht zukomme. Im
selben Gedichte sagt er noch, daß er sich von der „huote" der Arrauth
scheiden würde, wenn er die Gunst der Edlen erwürbe. Überhaupt
tritt uns da, wo der Kanzler auf sich selbst zu sprechen kommt, die
Klage des Dichters über seine niedrige Stellung und Arrauth entgegen,
und wir haben gar keinen Grund, an der Wahrheit dieser Strophen
zu zweifeln. Der Kanzler war eben ein bürgerlicher fahrender Sänger,
der in einer Zeit lebte, in welcher das Los dieser Dichter nicht mehr
zu den beneidenswerthen gehörte, wo Sinn und Interesse für Kunst
und Wissenschaft fast ausgestorben war unter dem ewigen Geklirr
der Waffen und der grausen Herrschaft des Faustrechtes, wo die
Höfe der Großen, in denen einst das Lied der Sänger tönte, leer und
verwaist standen. Denn wie die Form der Kanzler'schen Gedichte
klar darthut, müssen sie im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts ent-
standen sein, da der Hofton Meister Boppes nachgeahmt ist und
eines der Gedichte sich die überkünstelte, Wort für Wort reimende
Manier Conrads von Würzburg zum Muster genommen hat. Die
Blüthezeit des Kanzlers fällt demnach ungefähr mit den Tagen des
Interregnums zusammen , welches erst mit der Wahl Rudolfs von
Habsburg im Jahre 1273 ein Ende fand. Leider hatte jedoch auch
dieser neue Herrscher keinen Sinn für die Pflege der Dichtkunst,
auch die großen Adelsgeschlechter wandten ihr keine Unterstützung
mehr zu, und so sehen wir sie denn mit Riesenschritten ihrem Unter-
gange entgegeneilen. Wie es mit dem Interesse für die Dichtkunst
in damaligen Zeiten bestellt war, dafür liefert uns der Kanzler die
besten Belege. Immer und immer ermahnt er den Adel zur Milde
gegen die fahrenden Sänger, er preiset diese Eigenschaft in den
höchsten Tönen und hat für die Kargheit nicht genug Worte des
Tadels und Abscheues. y^Willst du Lob haben iceit und breit, edler
Mann, so habe die rechte Milde lieb!''' so ruft er aus, und man merkt
es ihm an, daß er selbst unter der Kargheit der Großen zu leiden
hatte. Denn er war ein fahrender Sänger, der auf die Güte und Milde
der Adeligen angewiesen war. oo ruft er aus (MS. II, 397) :
die herren kargent ane zit,
sivar ich der lande var —
mir sint die herren milte niht
mich schiuht ir guot, sam vjaldiu kra den schüzzen.
16^ FR. GRIMME
An einer anderen Stelle (II, 398, 12) wundert er sich, daß Milde,
Treue, Hausehre und rechte Tugend ganz verschwunden sei:
Die da die besten sollen icesen,
die iven uns leider werden gar die boesten;
icie sol diu varndiu diet genesen?
wes sol sich künste richer gerndev troesten?
Ja, ein künstereicher fahrender Sänger ist der Kanzler, mit der
großen Menge der herumziehenden Leute, welche sich Sänger nennen,
will er nichts zu thun haben, und zu diesen stellt er sich in förm-
lichen Gegensatz. Und nur so kann man es begreifen, wenn er über
diese Gesellschaft ein so hartes Urtheil fällt, wie es die achte Strophe
des zweiten Tones enthält. In dieser antwortet er auf die Frage, wie
es komme, daß es eine so große Menge fahrender Sänger gebe, fol-
gendermaßen: Ein Fahrender betrügt, der andere kann gut das Zabel-
spiel, der dritte lügt am Hofe, der vierte ist ein Possenreißer, der
fünfte ist von Sinnen, der sechste ist voll Spott, der siebente kauft
Kleider, der achte schmeichelt, der neunte läuft einer Gabe wegen,
der zehnte hat eine Dirne, ein Weib, eine Tochter unbewacht;
diesen Leuten geben die Herren Neues und Altes ihrer Thorheit wegen,
aber um die Kunst verschenken sie ihr Gut nicht.
Es ist dies ein sehr hartes Urtheil, welches der Dichter über die
Adeligen und über seine Sangesgenossen fällt, aber es scheint volle
Berechtigung zu haben. Wahrlich der Kanzler ist ganz anders ge-
artet als die oben geschilderten Leute; er ist ein Sänger, der es mit
der Kunst noch ernst nimmt, der nicht um die Gunst der Großen
buhlt und ihnen schmeichelt. Er benützt das Talent, welches ihm Gott
gegeben, um die Mängel seiner Zeit zu rügen, unbekümmert um
irdischen ßuhm und Ehre, und so steht er wie ein Wächter auf der
Zinne und läßt seine Warnungsrufe ins Land erschallen; gegen Geist-
liche und Edle wendet er sich und stellt ihnen in eindringlichen
Worten ihre hohe Aufgabe vor, die sie völlig vergessen; er ermahnt
sie, ihre Pflichten zu erfüllen und gießt die Schalen seines Zornes
über dieselben aus — leider mögen seine Worte größtentheils unbe-
achtet verhallt sein, und so sehen wir die beiden Stände, die bis dahin
die alleinigen Träger der Cultur gewesen, immer weiter ihrem Ver-
falle entgegeneilen.
Doch nicht nur ein politischer Dichter ist der Kanzler; oft scheint
ihm die reale Wirklichkeit mit ihren unerquicklichen Zuständen un-
erträglich zu werden, er sucht Erholung und Vergessen, und dieses
findet er wiederum in der Poesie. So sehen wir ihn denn zarte Weisen
VOßNAMENLOSE MINNESINGER. 169
der Liebe anstimmen, und die von ihm uns überkommenen Lieder
sind wahrlich nicht zu gering anzuschlagen. Der Dichter hat wirklich
Talent und poetische Anlagen; wie er in den Sprüchen seinem Groll
im dichterischen Gewände Luft macht, so weiß er hier Alles schön
und wohlthuend darzustellen und seine Gedanken treffend wieder-
zugeben. Und nicht nur die schon bis zum Übermaß von silmmtlichen
Dichtern vor ihm erklungenen Seufzer bietet er uns von Neuem, nicht
bewegt er sich ausschließlich in längst vei'brauchten Bildern und
Redensarten, vielmehr tritt uns bei ihm eine ganze Reihe neuer Ge-
danken und Wendungen entgegen , so daß auch seine Liebeslieder
in uns ein gewisses Gefühl der Befriedigung erzeugen und von Neuem
uns die Gewißheit geben, daß wir es mit einem eigenartigen, selb-
ständigen Dichter zu thun haben. Und seine Bedeutung ist auch in
der späteren Zeit nicht vergessen, vielmehr hat sie große Anerkennung
gefunden, wenn auch auf eine etwas merkwürdige Weise. Während
Walter von der Vogelweide und andere Größen der Minnesinger im
Laufe der Jahrhunderte der Vergessenheit anheimfielen und vollständig
dem Gedächtniß der Menge entschwanden, ist das Andenken des
Kanzlers wenigstens in den Schulen der Meistersinger stets lebendig
geblieben. Er wurde zu den zwölf Meistern und Stiftern jener Schulen
gerechnet als ein unerreichtes Muster, und seine Töne, wie der Hof-
ton, süße Ton und güldene Ton haben bis in die spätesten Zeiten
häufige Nachahmer gefunden.
Wie wir schon früher sagten, findet sich der Name Kanzler im
ganzen Süden Deutschlands vertreten, und es ist daher unmöglich,
den Dichter bestimmt einer Gegend oder Stadt zuzutheilen. Um
jedoch in etwas einen Beitrag zu genealogischen Forschungen zu
geben, führen wir sämmtliche Namensgenossen des Dichters auf,
welche uns begegnet sind, da es ja nicht ausgeschlossen ist, daß
vielleicht in einem von diesen der Minnesinger zu suchen ist. Indem
vir hierbei weniger geographisch als chronologisch vorgehen, begegnet
uns als der erste und älteste Gerhardus Kenzelere an den Gestaden
des Mittelrheins in der Gegend von Bacharach und St. Goar. Er ist
im Jahre 1230 Zeuge, als Volcnand von Geraha und seine Frau dem
Kloster von Eberbach einen Hof in Oppenheim und verschiedene
Mausen schenken. {Rössel, Urkh. der Abtei Eberhach I^ 173 •) Sicher
ist er ein Vorfahre des Heinrich Kenzelere, der uns zweimal begegnet,
und zwar zunächst am 13. November 1279, wo er Zeuge ist, als
Conrad Ruch und seine Frau Agnes zu Bacharach dem Kloster
Otterberg ihren Weingarten im Crucebach beim Kirschbaum ver-
GKKMANIA. Neue Keihe. XXV (XXXVII.) Jahrg. 12
170 FR. GRIMME, VORNAMENLOSE MINNESINGER.
machen, welcher an den Bacharacher Ritter Heinrich Huno den Zehnten
gibt. (Goerz, Mittelrheinische Regesten IV, 147.) Derselbe Kenzelere
findet sich im April 1282 als Schöffe von Bacharach unter den Zeugen,
als der Ritter Heinrich von Schonenburg, Schultheiß der Stadt, be-
urkundet, daß die edle Matrone Hedwig, Witwe des Ritters Heinrich
von Waldechen, alle ihre Besitzungen im Bezirke des Dorfes Bacha-
rach zu ihrem Seelenheile dem Kloster Eberbach geschenkt habe,
(ib. 211.) Rudlo Chanzier führt uns nach Steiermark, und zwar ist er
am 31. Juli 1263 zu Neustadt in Steiermark Zeuge, als Rudolf, der
Richter von Neustadt, das Übereinkommen zwischen dem Abte Ulrich
von Aclmont und Eberhard dictus Mennil, betreffend das Drittel eines
Weingartens zu Gainfahrn, bestätigt. {Wichner, Gesch. des Benedictiner-
sfiftes Admont II, 343.) Eine andere Familie Kanzler war in den
sogenannten österreichischen Vorlanden am Oberrhein ansässig, und
verschiedene Mitglieder derselben hat uns das habsburgisch-öster-
reichische Urbarbuch aufbewahrt, welches gegen das Ende des
13. Jahrhunderts aufgezeichnet wurde {edidit Pfeiffer, Stuttgart 1850,
S. 246). So meldet es: Officium in Frideberg (0. A. Saulgau) ze Blo-
chingen .... Albrechts des Cancellers guot giltet ze zinse II malter kernen,
VI Schilling Costenzer. Er git oiich von einem niuwen lehene II malter
kernen, ein swin, daz V Schill, costenzer wert sin sol. — Cuonräts des
Cancellers guot giltet ze zinse II malter kernen, ein sioin, das V Schilling
Costenzer wert sin sol. Weiter heißt es S. 247: Des alten Cancellers
guot giltet ze zinse IUI malter kernen unde XII schill. Costenzer. —
Appo der Canceller git von einem guote II malter kernen, ein swm, das
V Schill. Costenzer loert sm sol. — Hii sunt reditus comitatus de Fride-
berc .... Item Albertus Kauzeller II maltra tritici, porcum solidorum V.
Item idem de novo feodo II maltra tritici, solidos VI .... Item Uolricus
Kanzeller maltra II tritici, porcum sol. V . . . . Item feodum antiqui Can-
cellarii IUI maltra tritici, solidos XU. (ib. 302.) — Officium Sigma-
ringen: Des Cancellers guot giltet ze zinse in Laitzen III vierteil kernen,
III vierteil roggen, ein huon und XXX Eiger. (ib. 273.) — Endlich:
Ze Enselingen (0. A. Sigmaringen) Wernher des Cancelers huobe giltet
ze zinse IUI malter kernen, (ib. 265.)
Ebenfalls der Gegend des Oberrheins gehört Kanzler, der Schul-
meister zu Off'enburg , an, welcher uns im ersten Viertel des 14. Jahr-
hunderts zweimal in Urkunden begegnet. Zunächst Urkunden am
19. März 1312 Walter der Schultheiß, Heinrich von Achern ....
Kanzellarius, der Schulmeister , der Rath von Offenburg, daß der Ritter
Ulrich Zoller von Kenzingen, Bürger zu Offeuburg, dem Kloster auf
R. SPRENGER, ZUM ARMEN HEINRICH. 171
dem Kniebis einen Hof zu Hofewilre verkauft habe. (Mone, Zs. 37,
394.) Weiter gibt zu Sehauenburg im Jahre 1323 Kanzeler ^ de)- alte
Schulmeister zu Offenhtirg, die Stupfenmühle zu Eberswilre, die er von
denen von Schauenburg zu Erblehen hatte, dem Conrad von Schauen-
burg wieder auf, und dieser verleiht sie gegen einen jährlichen Zins
von 6 Pfund Pfennigen der Kirche zu Eberswile. (ib. 39, 116.)
Dem Herzogthum Krain gehört der Priester Nicolaus Cantzler
an^ welcher am 16. November 1355 zu Gemona durch Urkunde des
Patriarchen von Aquileja zum ständigen Vicar der Filiale Selzach
ernannt wird. {Zahn, Cod. dipl. Austriaco-Frisingensis IJ, 306.) Endlich
ist noch eine Urkunde vom 22. October 1373 zu erwähnen, in welcher
zu Rottweil Graf Julians von Fürstenberg, HeiT zu Haselach, die
Vogtei in der Kurna, gelegen ob Kürnneg, an die ehrbarin Conrad
den Bock, Heinrich den Kanczler hi der hrotlohen .... Bürger zu Rott-
loeil verleiht. {Riezler, Fürstenberg. Urkh. II, 451.)
Nehmen wir hierzu noch die von v. d. Hagen (IV, 701) gegebenen
Notizen über das Vorkommen des Namens Kanzler in Zürich und
Tirol, so sehen wir, daß er sich im ganzen Süden Deutschlands nach-
weisen läßt. Es ist daher nicht erlaubt, aus dem Vorkommen des
Namens an einem Orte auf die Heimat des Minnesingers zu schließen,
vielmehr läßt sich mit Bestimmtheit nur soviel sagen, daß dieser
ganz allgemein Süddeutschland angehört haben muß.
METZ, 12. April 1891. FR. GRIMME.
ZUM ARMEN HEINRICH.
383. ' Ich hän disen schemeliehen spät
vil lool gedienet umhe got;
wan du scehe ivol hie vor
daz höh offen stuont min tor
nach loertltcher wünne
und daz niemen in sim künne
sinen willen baz hete dan ich:
und was daz doch unmügelich,
wan ich enhete nicht gar.
do nam ich sin vil kleine war
der mir daz selbe lounschlehen
von slnen gnaden hete gegeben.
12'
172 R- SPRENGER, ZUM ARMEN HEINRICH.
Die bisherigen Erklärungen der V. 390 f. genügen nicht, nicht gar ist
Vermuthung Wackernagels, die Straßburger Hds. hat dafür: nüt vil
gar. Da nun die Heidelberger-Kolocz. Hdschr. V. 390 f. in folgender
Form bieten: daz tcas harte unmugelich Minen ivillen hatte (hat) ich mit
vrowen gar, so vermuthe ich, daß nut ml aus mutwil entstellt ist, und
lese und interpungiere folgendermaßen:
390. und ivas daz doch unmugelich.
wan ich hete muotwillen gar,
do nam ich sin vil kleine war
der mir daz selbe wunschlehen
von sinen gnaden hete gegeben.
V. 390 beziehe ich auf das zunächst vorhergehende: 'Und war das
(daß jemand sinen loillen besser hatte) auch unmöglich.' doch ent-
hält hier, wie oft, nur eine Verstärkung des Nachsatzes, die im Nhd.
nicht genau wiederzugeben ist. muotioille ist 'böse Willensfreiheit,
Sittenlosigkeit' (vgl. außer dem Mhd. Wb. und Lexer auch Schmeller-
Frommann I, 1096). wände (ican): do im Vordersatz und Nachsatz
erscheint bei Hartmann öfter, vgl. Beneckes Bemkgn. zu Iwein 736
und 5737, sowie sein Wörterbuch z. Iwein. Der muotiville ist es ja,
der Adam zu Fall bringt (vgl. Aneg. 15, 30), und der überhaupt die
Menschen zur Sünde verleitet. Der Sinn der Verse ist also: 'Weil
ich gänzlich bösen Willen hatte, so nahm ich auf Gott keine Rücksicht.'
Nur wenn wir annehmen, daß muotwillen ursprünglich im Text
gestanden, scheint mir die Abweichung von B zu erklären. Sie ist
dadurch veranlaßt, daß der Schreiber muotioille in der speciellen Be-
deutung = lat. lascivia faßte, vgl. die im Mhd. Wb, angeführte Glosse
aus Mones Anzeiger 6, 435 und Weltchron. 54a: Potiphars Weib
sprach zu Joseph in muotwillen gir: släf bt mir.
1180. hin fuort er si zestunt
in sin heimlich gemach,
da es ir herre niht ensach,
und hesloz in vor der tür
und warf einen rigel für :
er enwolte in niht sehen lau
wie ir ende solle ergän.
Soviel ich sehe, haben alle Herausgeber V. 1183 die Änderung Lach-
manns: im vor die tür angenommen. Die Lesart der Straßb. Hds.
(Heidelb. -Kol. ändern) bedarf aber keiner Verbesserung, da besliezen
auch „ausschließen" heißt; vgl. die Stelle aus dem Stricker in Wacker-
nagels Leseb. 567, 24: die sol man vor der porten hesliezen allesere.
R. ÖPKENGEK, ZU KONRADS VON FUSSESBRUNNEN KINDHEIT JESU. 173
für steht st. da für, wie auch mite st. da mite gebraucht wird, vgl.
Haupt z. Erek 1060.
1281. Jh dizc magst rehte ersach
daz ir ze sterben niht geschach,
da was ir muot besioceret mite.
si brach ir zuht unde ir site :
si gram unde roufte sich
1284 si gram u. r. s. ist Vermuthung Wackernagels, die auch von
Haupt und Bech (1295) angenommen ist. Die Überlieferung der Straßb.
Hds. lautet: Zuo grime zart sü sich un. roufte sich, die der Heidelb.-
Kol. Sie roufte unde kratzte sich, gram scheint W. als Pi-aet. von
grimmen 'tobend brüllen' gefaßt zu haben, während Bech es von
grimmen (gewöhnlicher krimmen) 'kratzen, kneipen' ableitet. Paul
schreibt in seiner Ausg. Halle 1882: ze grimme roufte si sich. Ich
kann mich keinem dieser Vorschläge anschließen, halte vielmehr Ztco
grime für einen müßigen Zusatz, während zart in der Bedeutung '^riß,
kratzte' (siehe die Wbb.) nicht zu beanstanden ist und dadurch ge-
schützt wird, daß in den anderen Hdss. neben raufte noch ein ki atzte
überliefert ist, das vom Schreiber offenbar an die Stelle des in dieser
Bedeutung nicht mehr gebräuchlichen zarte gesetzt wurde. Ich lese
demnach: si zarte unde roufte sich.
NORTHEIM. R. SPRENGER.
ZU KONRADS VON FUSSESBRÜNNEN KINDHEIT
JESU.
2469 (Kochendörffer) :
Nu wart gebettet also wol,
so man friunde in friundes hüse sol.
Hds. C hat abweichend:
Nu loart in gebettet harte wol
als man liehen gesten soll
Dies entspricht wörtlich Ulrichs v. Zazichhofen Lanzelet 831 f., ist
also wohl keine zufällige Übereinstimmung, sondern bewußte Remi-
niscenz. Ob auch die Einschiebung des in vor gebettet nur durch die
Parallelstelle aus dem Lanzel. veranlaßt ist? Fast möchte es mir
scheinen, als ob es, trotzdem mehrere Hdss. dagegen sind, nicht zu
entbehren sei.
NORTHEIM. R. SPRENGER.
174 R SPRENGER
ZU ULKICHS VON LICHTENSTEIN FRAUEN-
DIENST.
Dem Frauendienst hat Lachmann 'als einem Werke des zweiten
oder dritten Ranges', wie er selbst gesteht (s. S. 681 Z. 20 ff. der Ausg.),
nicht dieselbe Sorgfalt zu Theil werden lassen, wie den übrigen von
ihm herausgegebenen Werken mittelhochdeutscher Schriftsteller. Vieles
hat schon Bechstein in seiner Ausgabe des Gedichtes (Deutsche Dich-
tungen des Mittelalters hrsg. v, Karl Bartsch, Bd. 6 und 7) richtig
gestellt, doch bleibt auch nach ihm noch Manches zu thun. In Fol-
gendem behandle ich einige Stellen, die mir bisher nicht richtig erklärt
oder gebessert scheinen.
30, 23. So mich besezen
nahtes hahent die sorge alsam die schar
St. des von L. gesetzten die seh. hat die Hds. dtl schar. Das Mhd.
Wb. IP, 152, 8 setzt hinter die Fragezeichen. Auch Bechsteins Er-
klärungsversuche können schar an dieser Stelle nicht retten; es ist
wohl diu mar 'quälendes Nachtgespenst, Nachtalp' zu lesen.
67, 29 (198, 5) f. da was ouch der karge man
von Hakenberc, der ivunder kan.
Bechstein bemerkt: „die Bedeutung von karc (im Mhd. auch schlau,
listig) ist die heutige, das beweist die Auslassung über diesen Haken-
berc in Str. 888, der hier mit dem Vornamen Heinrich erscheint".
Wenn wir diese Erklärung annehmen, so würde dies die einzige Stelle
sein, wo kai^c bei Ulrich die neuhochdeutsche Bedeutung hat, sonst
ist bei ihm arc = geizig '). Die von B. citierte Strophe lautet
268, 17ff. (888, l)Fon Hakenberc der arge Heinrich
mit mir da stach vil lobelich.
der ivas an guote gar verzagt,
und het iedoch sin lip bejagt
mit ritterschaft vil höhen pris.
der karge was an guote wis
und was ouch manltches hertzen gar.
diu beidiu diu sint von im icär.
') Auch Frauenbuch 609, 31 do sint si lump, da aint ai karc, ist Aorc = klug,
und Wackernagel (s. d. A.) vermuthet mit Unrecht milt st. tump. Derselbe Gegen-
satz findet sich Frauend. 453, 11 (1411, 3) ze mäzen tump ze mdzen karc.
zu ULKICHS VON LICHTENSTEIN FRAUENDIENST. 175
B. nimmt der karge 67, 29 als gleichbedeutend mit der arge 268, 17.
Aber nicht hierauf, sondern auf der karge 268, 22 bezieht sich obige
Stelle. Hier kann jedoch karc nur die ältere Bedeutung haben, denn
im Gegensatz zu dem Vorhergehenden soll hier ein Lob ausgesprochen
werden. Unverständlich ist mir an guote icis. Sollte nicht an Tnuote
ins zu lesen sein? Der Fehler könnte entstanden sein, indem das
Auge des Schreibers auf V. 19 abirrte.
84,31 (266, 7 f.) mit ringen tätens we ir liden:
der loart vil mangez da verriden.
Bechstein bemerkt z. d. St. (266, 7) : „mt< ringen mit den Panzerringen,
mit den Rüstungen (weil sie schwer und hart waren) ; ringen kann
aber auch inf. sein (vgl. mit vallen 272, 7), und dieses würde in der
Bedeutung annähernd von dringen stehen; vgl. zu 276, 5 (87, 13)".
Hier ist darauf aufmerksam gemacht, daß Lachmann das hdsl. gerungen
in gedrungen geändert hat, ebenso wie auch ringen in dringen 282, 4, 5
(88, 28 f.). Dali mit ringen mit Kämpfen' hier möglich ist, kann nicht
geleugnet werden, doch scheint mit dringen besser in den Zusammen-
hang zu passen. Diese Form muß dann aber auch 84, 31 hergestellt
werden.
96, 3 (311, 3) do muosten dan ze den juden varn
si al di da gevangen warn.
St. dan hat die Hds. da hin, was B. beibehält. Ich vermuthe : da ze
den Juden.
109, 12 (348, 8) ich sprach 'nu vart den gotes haz
Alsam ein hceswiht von mir hin.
B. erklärt: vart den gotes haz, Verwünschungsformel; ähnlich der sunne
haz hin varn 1310, 6. Allein der sunne haz ist Nomin. , den g. haz Accxi-
sativ. Wenn L. diesen beließ, so dachte er wohl an den Accusativus
bei Verben der Bewegung (vgl. Haupt, z. Erec'^ 3106). Da jedoch in
gotes haz varn stehende Redensart ist, so glaube ich, daß auch hier
zu schreiben ist: nu vart en gotes haz. Grund der Entstellung war
wohl, daß wie für in auch für den sich die Form en findet.
131, 29 (418, 1) Diu liet ich üf dem wege sanc
von miner vroioen dne danc.
daz kam da von. der böte mm
icas ze vert: des moht niht sin,
daz ichs iht sande ir bi im.
B. schreibt mit der Hds. ze verie und erklärt dies S. 329 unter vart:
*auf der Fahrt, unterwegs*. Ich finde diese Formel nicht weiter
176 K- SPEENGER
belegt und vermuthe: der hole min icas mir ze verre 'war zu fern
von mir'.
137, K) (430, 8) da von ist mir dtn mevgen leit.
B. bemerkt: mengen sw. v. subst. inf. : Müller entscheidet sieh Mhd.
Wb. IP, 137 a für die Bedeutung von „dein Zwischentragen" mit Hin-
weis auf menger und mengerie. Allein der Zusammenhang verlangt
Lüge, Unwahrheit, vgl. 138, 16 (434, 8) si gilit, ich habe gesaget imwär.
Ich vermuthe:
da von ist mir dm meine leit.
meine = Falschheit. Der Schreiber dachte wohl au menige, welches
auch in meine zusammengezogen wird.
170,28 (505,4) der kränz gemachet was vil ganz:
die vedern wäryi geslizen ahe;
dar an gehangen richiu habe,
von silier bleter harte vil.
gebunden was ein iesUch kil
Von phabesvedern ein koste guot.
Die richtige Interpunction und an st. ein hat schon B. nach 485, 19
(1534, 1) ff. hergestellt, doch ist ihm entgangen, daß nach 485, 22
(1534, 4) ganz in glänz zu bessern ist. Die Stelle ist zu lesen:
der kränz gemachet loas vil glänz:
die vedern ivärn geslizen abe;
dar an gehangen richvu habe
von silb erbieter fl harte vil u. s. w.
230, 5 (740, 1) Si ist liht so gefriunt ein wip,
daz ez iu gen möht an den lip,
daz ir sin müeste schaden hän,
ob ir ez woldet hie Verlan.
Für müeste V. 8 schreibt B. müestet. Allein das Vorhergehende zeigt,
daß zu lesen ist :
Si ist Uht so gefriunt ein lotp,
daz ez iu gen möht an den lip,
daz st sin müeste schaden hän,
ob ir ez woldet hie verlern.
'Sie ist Euch vielleicht so nahestehend, daß es Euch an das Loben
gehen möchte, sofern sie Schaden davon haben möchte, wenn Ihr es
(das Kleinod) hier laßt'. Vgl. 229, 31 (739, 3): ez wcer vil sere missetän,
tcolt ir ditz kleinot hie Verlan, die Lader nement ez zehant : da bi da
wurde si bekant, diu iuz durch liebe gesant her hat und 230, 13 (741, 1)
da mit ir si und iuch bewart.
zu ULKICUS VON LICHTENSTEIN FRAUEN DIENST. 177
231, 10 (744, 6) ivan zomic muot niht lachen loil.
daz wart vil volleclichen schin
des tages an al den freuden mm.
B.'s Vermuthung freunden, friunden scheint mir anspreciicnd, doch
muß dann auch an gestrichen werden.
252, 19 (824, 3) daz man mich in der line da sach,
daz fiiogt den hiderhen ungemach
B. will dem st. des hdsl. den lesen, was er auf Hadamar bezieht.
Ich glaube aber, daß L. recht hat. Der Sinn der Stelle ist
wohl, daß die Ritter es sich mit Kämpfen sauer werden ließen, um
von Frau Venus gesehen zu werden. Vgl. V. 25 (825, 1) ff.
294, 25 (992, 5) dö hat ichs loan die höchsten da :
die gewerten mich ouch alle sä,
gräven, vrien, dienestman.
der hohen funfzic da ich gewan.
Bechstein spricht seine Verwunderung darüber aus, daß zu den hohen
auch die dienestman gerechnet werden, und vermuthet, daß dies nur
geschehe, weil Ulrich selber einer ist. Daß aber hoch ein Prädicat
ist welches einer bestimmten Klasse von Dienstleuten zusteht, beweibt
K. V. Würzburg, Partonopier 1777 ff.:
vor mir hänt ir knie gebogen
zwei hundert gräven dicke.
swaz ich mit den hie schicke,
daz ist allez wol getan.
so vil ich werder frien hdn
und hoher dienestliute,
daz ich ir zal bediute
niht sagen mac ze rehte.
Der Punkt hinter dienestman ist demnach zu streichen, dagegen V. 26
hinter sä ein Punkt st. des Kommas zu setzen.
331, 21 (1134, 1) Do nam ich her für den napf mm:
der künde heller niht gesin.
B.'s Erklärung von hei = 'helltönend' kann ich nicht billigen und
erkläre heller als compar. von hei (nicht hei) ärmlich; vgl. 329, 17
(1126, 1) ff. Die naht was ich in einer stat, dar inne ich mir bereiten bat
üzsetzen nepfe und sioachiu kleit. diu wurden fruo da an geleit von mir
und von dem boten mm. Vgl. auch Schmeller- Frommann I, 1082
unter hellig.
178 K. SPRENGER
339, 5 (1164, 1) Dd diu juncfrowe körn von dan
ezen man mich sack hin gän
zuo den siechen aber als e.
hin in V. 6 ist von L. ergänzt und auch von B. beibehalten. Die Ein-
schiebung verbietet sich aber schon deshalb, weil (jän hier mit dem
inf. ezen grammatisch zusammengehört (vgl. Iw. 352. 6545).
353, 18 (1221, 6). Die leichte aus metrischen Gründen vorge-
nommene Änderung L.'s von reht := reht wird von B. mit Unrecht
verworfen.
356, 5 (1232, 1) /Swaz ir mir eren habt getan
da mit, daz ir mich, vrowe, län
habet also zuo iu läzen komen
B. streicht lazen der Hds. Mir ist eine solche Streichung bedenklich;
ich vermuthe:
Swaz ir mir eren habt getan
da mit, daz ir mich, vrowe, län
habet zuo iu also nähen komen.
Vgl. 350, 17 (1209, 5) ir sult ez hän für ere, daz ich iuch hän län in
mine heimlich komen her: daz loiderfuor nie ritter mer.
374, 1 (1303, 5) ez wcere ein vroioe hie hi iu,
diu ivcere den vollen niht geiriti.
Ich vermuthe: diu wcere env ollen niht getriu; vgl. 451, 15 (1403, 7),
563 (LH), 16.
462, 25 (1443,2) ein ander tyost sach man uns heben:
diu wart mit kunst da lool geriten
und beidiu collir wert versniten.
B. vermuthet, daß wert Zusatz des Schreibers ist und verweist wegen
des aus wart zu ergänzenden icurden auf 1413, 2 (453, 25) ff.: Diu
tyost wart ritterlich geriten sunder valen und versniten an beiden helmen
diu kollir. Ich vermuthe ein Compositum colliricerc, gebildet wie
schiltiverc 'Rüstung' (s. Lexer II, 742).
482, 22 (1522, 4) üf sinem helme der biderbe truoc
ein kränz von gansvedern wiz:
sin helme geworht was wol mit ßiz:
sin schilt was gar von golde rot,
als im sin höher muot gebot.
482, 23 liest die Hds. gansvedern groz un weiz. V. 24 ist toas von L.
ergänzt und von B. beibehalten. Ich lese und interpungiere :
zu ULKICUS VON LICHTENSTEIN PRAUENDIENST. 179
uf sinem keime der hidei'he truoc
einn kränz von vedern glänz und loiz:
sin keime geworht icol mit fliz,
sin schilt was gar von golde rot,
als im sin koker muot gebot.
544, 1 (1722, 7) ein hrosem ich da ligende vant:
die huob ich weinende uf zeliant.
Daß wirklich an ein Essen des Brosamen zu denken ist, erweist
IMeier Helmbr. 1905 (mit Lambels Anm.)- St. lo einende ist wohl für
Ulrich die bei Wolfram häufige und auch im Nibell. erscheinende ver-
kürzte Form toeinde anzusetzen.
547, 24 (1730, 8) ich muost ze ■pfände ab läzen da
Mm siine hede und ouck zicei kint.
B. meint, unter kint seien zweifellos die beiden Töchter Ulrichs ge-
meint. Nun bezeichnet kint zwar an und für sich 'Sohn' und 'Tochter',
wenn es allein steht, nicht aber kann kint neben süne stehend
"Töchter' bedeuten. Es werden Edelknaben, junge Knappen, ge-
meint sein.
547_, 29 (1731,5) do ick der noet aldä genas,
cid wart ickz reht derz e da ivas.
B. setzt unnöthig vor derz ein Komma. Es ist zu übersetzen: "^Als
ich von der Noth erlöst wurde, da wurde ich recht derselbe, welcher
ich früher gewesen war'. Über das ez vor dem Prädicate vgl. die
Anm. z. Iwein 2611. Siehe auch zu 575, 9 (1803, 5).
575, 5 (1803, 1) Ich lücer für ivär gesinde da
gerner danne iendert anderswä.
Sit si dar in niht sivackes lät,
gewänne ick da dann nnne stat,
so würd ickz der ickz noch niht bin.
B., welcher V. 9 ein Komma vor derz setzt (vgl. zu 547, 29), meint,
daß ez hier nicht pleonastisch stehe, sondern auf gesinde zu beziehen
sei. Das wäre aber ziemlich nichtssagend. Mir scheint der Gedanke
folgender: Wenn es mir gelänge zu ihrem Ingesinde angenommen zu
werden, so würde ich der, welcher ich noch nicht bin (nämlich ein
vollkommen Glücklicher). Vgl. 575, 1 (1802, 5):
und solt ick da gesinde sin,
so wcere ick uf die triwe min
so gern niht dekeine wis
in dem vil schoenen paradis.
180 IJ SPRENGEK, ZU ULEICIIS VON LlCUTEKöTElN FKAUENBUCH.
588, 30 (1832, 4) fjemach er im vil selten tuot.
B. nimmt hier gemach als adv. = bequem, tuon bedeutet aber
'schaffen, bereiten', und es ist daher gemach ebenso wie 589, 15, 18
(1834, 15, 18) als subst. zu fassen.
NORTHEIM. R. SPRENGER.
ZU ULRICHS VON LICHTENSTEIN FRAUENBUCH.
601, 8 sagt an, loie lebt ir iuriu jär?
ir füllet iuch mit willen an.
ir keiniu ist so wol getan,
si leg an sich alsölhiu cleit
diu iii ze tragen solten leit
sin und die iu missestänt.
den lip ir alle unschöne hdnt:
daz gtt uns hohes muotes niht.
swä unser kein ein frouioen siht,
diu sitzt sam si ein swester si,
loer solte der gerne loesen ht?
ir gepende si in diu ougen leit:
ir ieglich einen sleier treit:
da mit hat si verwunden da
den munt, diu wang, da hi die prä.
ir lät an iu niht anders sehen
mit loillen, wan der ougen prehen.
sich an viillen wird bei Lexer III, 563 durch sich bedecken, bekleiden'
erklärt, ohne daß jedoch außer unserer Stelle ein anderer Beleg für
diese Bedeutung gegeben wäre. Unerklärt bleibt mit vnllen V. 9 und
24. Die Frau sucht 603, 1 ff. diese Vorwürfe des Ritters zu wider-
legen; ihre Entgegnung beginnt;
ir jeht wir froioen uns fluen an
da mit daz wir niht schöne hän
mit kleiden nu als e den Up.
St. füllen 601, 9 haben wir hier also fluen, welches an das übrigens
noch gebräuchliche mnd. vlien, zieren, schmücken (Mnd. Wb. 5, 274j
erinnert. Dies kommt auf hochdeutschem Gebiete nicht vor, würde
auch dem Zusammenhange nicht entsprechen. Haupt in seiner
Zs. 15, 247 vermuthete, daß fülen zu lesen sei. Wenn wir von 601,
8 ff. ausgehen, wo gesagt Avird, daß die Frauen sich wie Nonnen
R. SPKENGER. ZUM SCHLEGEL DES RÜDEGER VON HUNKHOFEN. 181
tragen, so ergibt sich für das unverständliche mit xoillen : mit iciUn
Nonnenschleieru' {mit V. 24 ist = '"vermittels'). Dann kann aber auch
kein Zweifel sein, daß in füllen ebenso wie in fluen 603, 1 das schw.
V. icilen verschleiern' steckt. Es ist also V. 601, 9 zu lesen :
ir lullet iuch mit loilen an.
und 603, 1 ff. muß gelesen werden :
ir jeht, wir frouioen uns wtlen an,
da mit daz wir niht schone hart
mit kleiden nu als e den Itp.
da mit hat hier die Bedeutung 'dazu, außerdem'. Es ist also zu über-
setzen: 'Ihr sagt, daß wir Frauen uns verschleiern; dazu (behauptet
ihr noch), daß wir nicht wie früher den Leib mit Kleidern schön zieren.
NORTIIEIM. R. SPRENGER,
ZUM SCHLEGEL DES RÜDEGER VON HUNK-
HOFEN.
Rüdeger von Ilunkhofcn, so nennt M. Haupt den Dichter mit
Recht, seit er Hunchofen im Passauer urbarium Mon. boica 28, 2, 167
als die Heimat des Dichters, wohin auch seine Sprache weist, ent-
deckte (vgl. seine Ausgabe der Erzählung vom übelen Weibe [1871]
S. 71). Auch zu Hartmanns Erec'^ 380 nennt er ihn so, während er
ihn zu Neidhart 65, 38 [1858] noch R. von Hundhofen nennt. Dies
scheint Ehrismann, Germ. XXV, 403 entgangen zu sein. Seiner Er-
klärung der V. 316 f. des Schlegels, .die er lesen will:
dise zwene süne sint gar
gedüht in ein kceskar
schließe ich mich jetzt an, bemerke aber, daß ich dann gedüht trotz
Schmeller'^ I, 495 nicht für richtig überliefert, sondern aus gedruht
(gedrückt) entstellt ansehe. Dafür spricht auch die Lesart der Dresdener
Hs. , die Haupt mit Recht als die relativ beste ansah (getrukt). Die
Durchsicht der Stellen bei Schnieller ergibt nämlich, daß bair. dauhen,
wo es nicht dem hochd. tauchen entspricht, gleich dem niederd. düken
die Bedeutung des gewaltsamen Drückens hat, was für den weichen
Käsequark nicht paßt. Für die Lesart druhst scheint mir auch die
Stelle in Fischarts Gargantua Kga: Was truckst den Käs? zu sprechen.
Mit dem kceskar scheint hier übrigens das Gefäß gemeint zu sein, in
welchem die Käse zur Aufbewahrung „eingelegt" werden. Zur Be-
182 R- SPRENGER, WINKE rSEHEN.
deutung der Redensart möchte ich noch vergleichen: alles in einen
Topf werfen, d. h, alles gleich behandeln.
Ich habe mich seit Jahren mit einer Ausgabe des textlich viel-
fach entstellten und von v. d. Hagen nur mangelhaft überlieferten
Gedichtes beschäftigt, die nun nahezu vollendet ist.
NORTHEIM. R. SPRENHER.
WINKELSEHEK
Der substantivierte Infinitiv winkelsehen wird im Mhd. Wb.
11, 2, S. 281 auf Winkel zurückgeführt, während M. Haupt zu Neid-
hart 36, 29 nur die Stellen anführt, in welchen dieses Wort sonst
begegnet, ohne eine Erklärung hinzuzufügen. Die Stelle bei Neidhart
lautet :
Des wil Küenzel meister sin.
der verblutet lachen sprechen winkelsehen.
deist durch in getan
des gesniielt do Jiutelin.
In Heinrich von Türlins Krone 25050 begegnet rünen unde winkelsehen.
Ferner erscheint das Wort Urstende 127, 5 ff.:
do wart her unde hin
von dem gesinde michel schehen^
wenken unde tcinkelsehen
und angestlich gehären.
Dazu kommt noch 111, 69, wo der Infinitiv als wirkliche Verbform
erscheint. Die Stelle lautet nach Berichtigung einiger offenbarer
Schreibfehler :
Ich geliches anders niht.
wan als da man hunde siht
vehten mit swmen,
toben unde grinen,
treten unde winkelsehen.
Für diese Stelle paßt die im Mhd. Wb. gegebene Erklärung von winkel-
sehen als 'nach einem Winkel sehen, sich zu verkriechen suchen nicht,
weil die Tobsucht, in die die Juden gerathen (vgl. 111, 62 f. und die
ganze Stelle im Zusammenhange) , nicht mit Feigheit gepaart sein
kann. Scheinbar würde sie passen Urst. 127, 6. Doch wie läßt sich
damit die Stelle im Neidhart und bei Ulrich v. Türtin vereinen, wo
wir doch offenbar dasselbe Wort haben? Ich erkläre mir Winkel in
n. SPRENGER, MNL PROIEL. 183
tcinkel- sehen als Adj. gebildet von ivinc (zu lohiken in der Bedeutung
■^mit den Augen blinzeln'). Die Bildung ist wie bei wankel schwankend'
von xcank; der Bedeutung nach ist tcenken, uienkelieren (außer dem
Mhd. Wb. und Lexer vgl. noch Schmellers Bayer. Wb. IP, 959) zu
vergleichen. Fassen wir winkelsehen als "^ zwinkern mit den Augen', so
erklären sich sämmtliche angeführte Stellen sehr einfach. Bei Neidhart
und in der Krone ist es das heimliche Zublinzeln als Zeichen des Ein-
verständnisses zwischen Liebenden; Urst. 127, 7 ist es Zeichen der
Verlegenheit und Furcht. P^s bliebe also nur noch Urst. 111, 69. Aber
auch diese Stelle erklärt sich, wenn wir für ivinkelsehen hier die im
Mnd. Wb. 5, 670 angeführte Steile Eccles. f. 47 a (Str. 27, 25) ver-
gleichen. Sie lautet: De dar wenket mit den ocjhen, de smedet niht
gudes (annuens oculis fabricat iniqua).
NORTHEIM. R. SPRENGER.
MNL. PEOIEL.
Mnl. proiel = Thiergarten wird in Weigands Deutschem Wörter-
buche mit Brühl (mlat. bröilus, brolius) zusammengestellt. Es ist aber
wohl kein Zweifel, daß das mittelniederläudische Wort auf frz. jyraiel
(preau) zurückgeht. Dies geht wiederum auf mlat. pratellum, prati-
culum zurück und erscheint auch im Mittelniederdeutschen in der
Form priel, proyel in der Bedeutung „Lustgarten". Vgl. Mittelniederd.
Wörterb. 3, 376.
NORTHEIM. R. SPRENGER.
EIN BRUCHSTÜCK AUS BRUDER PHILIPPS
MARIENLEBEN.
Vor einer Reihe von Jahren fielen in meine Hände zwei kleine
Pergamentblättchen von je etwa 9X6 Ctm. Umfang, die beim Ein-
binden oder Heften alter Actenstücke des Staatsarchivs zu Weimar
einmal verwendet worden waren. Vorder- wie Rückseite sind mit
mittelhochdeutschen Versen beschrieben und zwar von einer Hand des
14. Jahrhunderts. Eine genauere Besichtigung zeigt, daß beide Blätt-
chen ursprünglich nebeneinander zusammengehangen haben. Älesser
oder Schere hat sie vor Zeiten getrennt, ohne jedoch die Schrift zu
beschädigen, da der Schnitt einem freien Zwischenräume in der Mitte
184 P. MITZSCHKE, EIN BRUCHSTÜCK etc.
der ursprünglichen Breite gefolgt ist. An der Beschaffenheit der
Seitenränder läßt sich erkennen, daß man das Pergament aus einer
gebundenen Handschrift herausgerissen hat: an der einen Seite sind
die Nadelspuren vom Heften noch vorhanden, an der anderen der
äußere Schnitt. Die Breite der ursprünglichen Handschrift ist mithin
bewahrt. Nicht so die Höhe. Die beiden erhaltenen Blättchen waren
nur der obere Theil des ganzen Handschriftenblattes und durch einen
nicht ganz gerade verlaufenden Querschnitt davon abgetrennt. Durch
F. Bechs Gefälligkeit erhielt ich den Nachweis, daß der Text der
Blältchen dem „Marienleben" von Bruder Philipp angehört. Bei Ver-
gleichung des Bruchstückes mit der liückert'schen Ausgabe des „Marien-
lebens" (Quedlinburg und Leipzig 1853) zeigte sich, daß die Blättchen
nur etwa ein Viertel der ursprünglichen Höhe der Handschrift aus-
gemacht haben, daß das vollständige Blatt also ungefähr 25 X 18 Ctra.
groß d. h. Quartformat gewesen ist. Der Text hat darauf, wie schon
angedeutet, in zwei Spalten gestanden, jede Spalte zu etwa 30 — 32
Zeilen, jeder Vers abgesetzt in einer Zeile für sich. Die Schrift ist
deutlich und fest und verräth einen geübten Schreiber; die einzige
vorkommende Überschrift ist in rothen Buchstaben ausgeführt. Erhalten
sind auf den Blättchen die Verse 8878-8883, 8909—8916, 8939—8945
und 8968 — 8975 der Rückert'scheu Ausgabe. Mit dem Bruchstück, das
J. Zacher in der Zs. f. d. Philol. XV, 280 ff. aus den Hardenberg'schen
Sammlungen veröffentlicht hat, hängt das hier besprochene trotz
mancher Übereinstimmungen nicht zusammen. Die Lesarten weichen
stellenweise nicht ganz unerheblich von denen des Jenaer und des
Pommersfelder Codex ab, auf denen Rückert seine Ausgabe haupt-
sächlich aufgebaut hat. Schreibweise und Sprache zeigen jüngere
Formen, die Entstehung des Bruchstückes dürfte in Thüringen oder
in Hessen zu suchen sein.
Erstes Blättchen. (Vorderseite.)
und von ir den seyn namen
und vuren uz yn gotiz namen.
8880 Si sayten cd der iverlde mere,
daz Jhesus Crist gotiz son icere,
der um al der werlde not
an dem cruce leyt den tot.
W i Dyonisius Mariam sack.
AUS EINEM ERFURTER LATEINISCHEN GLOSSAR etc. 185
Zweites Blatt eben. (Vorderseite.)
von hemele süse stymmen irclungin.
8910 Czu dem venstir sack her yn
und sack eyn groz licldiz sckyn
recht sam der sunnen here,
doch xoaz do lichtiz mere.
Ouch sach her, daz di engil sich
8915 irboten ir demidiclich
[ze dienst], Maria [und ein kröne]
Zweites Blättchen. (Rückseite.)
der armen Cristinheyt gedachtin.
8940 Di hy Marien loaren hlehin,
ir lehin do mit ir vortrebin.
Maria di siise und di reyne
untfinc si liplich al gemeyne
und gab in trost und lere gut
8945 czu dem [glouben] stetin mut.
Erstes Blättchen. (Rückseite.)
daz her dir an mynir stat
trost gebe und rat.
8970 Maria sprach: Di Cristinheyt
ist mir so Hb, alle arbeyt
will ich durch si lydin.
Und wiltu nicht vormydin,
vrunt, du wollist von mir varn.
8975 [Der heilig geist muz dich be]warn.
WEIMAR. P. MITZSCHKE,
AUS EINEM ERFURTER LATEINISCH-
DEUTSCHEN GLOSSAR DES JAHRES 1410.
Die gräflich Schönborn'sche Bibliothek zu Pommersfelden bei
Bamberg besitzt eine für die Kleinheit der Anstalt (3000 Druckwerke)
sehr beträchtliche Anzahl (etwa 350) von Handschriften, darunter
viele von hohem Werth. Ein erheblicher Theil dieser Handschriften
stammt aus der Bibliothek des ehemaligen Benedictinerklosters zu
St. Peter in Erfurt und rührt wahrscheinlich von dem Erbauer des
ÜERMANIA. Neue Keilie XXV. (XXXVII.) Jahrg. 13
186 P- MITZSCHKE
Pommersfelder Schlosses, Grafen Lothar Franz von Schönborn her,
der 1695 — 1729 Erzbischof von Mainz war und als solcher recht wohl
Erwerbungen von Erfurter Klöstern machen konnte. Aus Erfurt
stammt verrauthlich auch die Pommersfelder Papierhandschrift 92
= 2723 in Quartformat mit folgendem Inhalte: 1. Eine allgemeine
Weltchronik in deutscher Sprache von Erschaffung der Welt bis 1370,
mit Nachträgen aus dem 15. Jahrhundert. (Vgl. MGH, Deutsche Chro-
niken Bd. II); 2. ein Stück der deutschen Legenda Bonifatii: 3. ein
lateinisch-deutsches Glossar in verschiedenen Abtheilungen (Haupt-
wörter, Zeitwörter, Vögel, Fische, Säugethiere, Insecten, Bäume und
Strauch er).
Dieses Glossar umfaßt fol. 152'' — 207" der Handschrift und ent-
hält etwa 9000 Worte, zwischen denen stellenweise lateinische Merk-
verse eingestreut sind. Es ist innerhalb weniger Wochen, nämlich in
der Adventzeit des Jahres 1410 geschrieben worden, wie am Schlüsse
der einzelnen Abtheilungen vermerkt steht. Der Schreiber nennt sich
dabei wiederholt, er hieß Konrad von Tanna und war wohl Mönch
im Erfurter Peterskloster. Als Verfasser des Glossars ist Konrad von
Tanna nicht zu betrachten; er hat, wie aus vielen durch Augen-
abirrung entstandenen Fehlern hervorgeht, eine Vorlage benutzt, viel-
leicht aber doch mancherlei eigene Zusätze angebracht und den
deutschen Formen oft unwillkürlich thüringische Färbung verliehen-
In der germanistischen Litteratur hat das Glossar noch keine Beach-
tung gefunden, überhaupt scheint es wenig oder gar nicht bekannt
zu sein. L. Dieffenbach hat es weder in dem Glossarium latino-
germanicum (Frankfurt a. M. 1857), noch in dem Novum glossarium
(1867) ausgenutzt. Durch zahlreiche Stichproben konnte ich aber fest-
stellen, daß die beiden von Dieffenbach als 8 und 9 bezeichneten
Glossare der Mainzer Stadtbibliothek aus dem Beginne des 15. Jahr-
hunderts sehr nahe mit der Arbeit des Konrad von Tanna verwandt
sein müssen. Als ich im Sommer 1886 die Pommersfelder Bibliothek
besuchte, fand ich das in Rede stehende Glossar und hatte später
Gelegenheit, eine Anzahl von schwach belegten oder sonst merk-
würdigen Wörtern daraus abzuschreiben. Ich gebe sie hier unter Vor-
anstellung der deutschen Ausdrücke in alphabetischer Folge und ohne
Rücksicht auf die einzelnen Abtheilungen der Handschrift.
aftirkosiinye (obtrectatio, oblocutio). anderweider (retractor).
allenczün, aleinczel (gradatim, pas- bechereryn (picariatrix).
sim). heriüinkel (acentea, pontia) [PflauzeJ.
Ibatlee (longaevus). Urgenosse (rixalis).
AUS EINEM ERFURTER LATEINISCHEN GLOSSAR etc.
187
hornichin (puteolus).
edirn (arterizare).
eyschunge (nausea).
erbphant (hypotheca).
ir junget (redivivus).
vrouwemoisclduch czwischen heinen
(cento).
gerackel (distentus).
gutedilioia (Falernum).
himelstat (paradisus).
hutichin des magetumijs (hymen).
junggehererinne (puerpera) .
kadolf (cauchaderium).
kaffelonhe (theatrum, amphithea-
trum).
kalant (synodus).
cahitrangk (nectai-).
koterolf oder garnrogke (artista).
koczener (fornicator, scortator).
kruiysen (calamistrum).
kuteler (fartor).
lantrumer (profugus).
litlernerynne (poetrida).
manslachtimge (caedes, parricidium).
meidepiße (locinium).
mittagicip (nonaria).
miüelstunde (intervallum).
munice (polenta).
muntstangk (ostedo).
nessükint (bastardus).
ohirgnugunge (abundantia) .
obirhengniße (eminentia).
ohirkele (frumen).
ohirkerer (transfugus).
ohirpJdichtig werg (supererogationis
opus).
peppe (polenta, papatum).
pfadehuch (vespilio, latro).
pfadeJmchin (latrocinari).
stende pint (priapismus).
pisker (lumbricus).
queckhorn (vivarium).
qnerchiln (foculare).
querdirlappe (pictamen).
redesamkeü (ratiocinatio).
roteiveb (dyssenteria).
roupnehmer (praedator).
ruzvare (bastern a).
sarioorchte (lorifex).
scheitilhant (disterminale).
schepphernße (plasma).
seichglaz (urinale).
seichunge (minctio).
seüsteiger (funambulus).
smalczgrumpil (cadula).
snopper (rheumaticus) .
sterneherstraze (galaxia).
sterker (histrio).
stiglig (proclivis).
stouwin (pblebotomare).
sulmecher (statuarius).
teiidelmargt (asopa).
tovienicz (ergastulum).
torsamikeit (industria).
troumbescheider , -unge (conjector,
-ura).
unvorschlich (iuscrutabilis).
unlerlich (indocilis).
unmenschin (abominare).
unpin (impunis).
unsmegke (insipidus).
uslegelich (interprctativus) .
uzschriß (rescriptum, transscrip-
tum).
voglunge (aucupidium).
vüO'anderweiden f -weiten (diversi-
ficare, ingerainare, iterare, reci-
procare, reiterare).
vorderhut an dem pint (praeputium).
vorgift (toxicatio, virus).
13*
188 P- MITZSCHKE
vorslHnden{eyiip\oT Ator). widersegelich (relativus).
vorspeher (obsorbere). wurfling (abortivus).
ivapinfuter (armillum). zceneklapperunge (Stridor).
waßirstelcze (epistecula). zcungeler (bilingüis).
wider galm (e ch o) .
widergriffig, -griffunge (reciprocus,
-catio).
WEIMAR. P. MITZSCHKE.
VERSCPIMELZÜNG VON PRÄPOSITION -f ARTIKEL
MIT FOLGENDER ORTSBEZEICHNUNG.
Wie die Einwohner von Attika im Alterthum das allgemeine
Wort Körv per synecdochen gern zur Bezeichnung von Athen be-
nützten, so galt im byzantinischen Reich bei den Ein- und Um-
wohnern der Hauptstadt das einfache TtöXig als Ausdruck für Byzanz.
Die türkischen Eroberer hörten aus dem Munde der griechischen Be-
völkerung um Byzanz so häufig die Worte elg räv tcöIlv (nach neu-
griechischer Aussprache = is tam bolin), daß sie diese Verbindung
als den Namen der Hauptstadt betrachteten und daraus die türkische
Bezeichnung für Constantinopel: Istambol (oder Stambul) bildeten.
So entstanden auch die türkischen Namen Ismir für Smyrna aus
slq UfivQvrjv, Isnik für Nicäa aus sig Nixaiav und Istanko für Kos
(auch ins Italienische so übergegangen) aus alg xav Kot. Durch eine
Verschmelzung mit der Präposition iv wandelte sich der alte Name
der Insel los (unter den Sporaden) in Nio, während die größte der
Kykladen Naxos, im Mittelalter Naxia genannt, jetzt häufig auch Axia
heißt, indem man das stammanlautende n irrthümlich füi' die ver-
kürzte Präposition iv betrachtet und daher wegläßt.
Ganz ähnliche Erscheinungen wie hier im Griechischen finden
wir auch in der deutschen Sprache. Das überaus häufige Zusammen-
stehen von Präposition -|- Artikel und Ortsbezeichnung bewirkte
namentlich bei denjenigen Ortsnamen, welche vocaiisch anlauten, eine
Verschmelzung des Ausdrucks zu einer neuen Einheit. Das Sprach-
gefühl ward dadurch gestört, man behielt die Stelle der Zusammen-
schweißung nicht genau im Sinne und ließ gelegentlich bei Abtren-
nung des eigentlichen Ortsnamens entweder den rechtmäßigen Anlaut
desselben weg oder zog den Schlußconsonanten des Artikels unbe-
VERSCHMELZUNG VON PRÄPOSITION -|- ARTIKEL etc. 189
fugterweise mit zum Namen. An Beispielen') hierfür fehlt es in keiner
Gegend Deutschlands; die nachfolgenden Belege sind nur deshalb
überwiegend thüringischer Herkunft, weil sie meist bei Studien über
Thüringen gesammelt worden sind. Vielleicht regt vorliegender Auf-
satz zur Mittheilung gleicher Beobachtungen aus anderen Gegenden an.
Das einzige Beispiel, in dem mir der neutrale Artikel „das" vor-
gekommen ist, bildet ein prächtiges Seitenstück zu Istambol. Für das
Städtchen Kranichfeld an der Um braucht der gemeine Mann in
dortiger Gegend die Bezeichnung „Insflackn" = in das Flecken.
Das Hinüberziehen von „in der", „zu der" oder „zur" vermag
ich ebenfalls nur mit einzelnen Beispielen zu belegen. Statt „Aue"
bei Kamburg an der Saale sagt das Volk „Drau" oder „Trau"
= in der Au. Das gleichnamige Dorf bei Saalfeld a./S. zieht sich im
Volksmunde noch mehr zusammen zu „Rä". Eicha bei Römhild und
Aicha bei Sonnetfeld lauten beide „Drag" oder „Trag" = zu der Eich.
Die Rabeisquelle bei Liebenstein heißt eigentlich „zur Abelsquelle".
Bei Wunsiedel liegt am Bache Röslau, ein Dorf mit der amtlichen
Benennung Tröslau; der Name ist entstanden aus „in der Röslau".
Die Wüstung Reumels bei Meiningeu geht zurück auf „zur Aimolds"*^).
Besonders häufig ist das Zusammenfließen von „zum", „am",
„im" mit der folgenden Ortsbezeichnung. Viele Ortsnamen beginnen
in amtlicher Schreibung jetzt mit einem m, das ihnen von Haus aus
nicht zukommt. So ist entstanden Menzenberg (bei Köln) aus „am
Enzenberg", Menzenweiler (Württemberg) aus „am Enzenweiler",
Muckers (bei Wasungen) aus „zum Ockers", Meimers, früher Mein-
brechts (bei Liebenstein) aus „zum Einbrechts", Memels, früher Mein-
bolds (bei Wasungen) aus „zum Einbolds", Merkenfritz (bei Rüdingen)
aus urkundlichem „zum Erkinfredis", Merbelsrod (bei Eisfeld) aus
„zum Erlwinsrod", Meschenbach (bei Schalkau und ein zweites bei
Koburg) aus „zum Eschenbach", Meernach (bei Gräfenthal) aus „zum
Ernich". Die Wüstung Michelsdorf bei Rodch kommt urkundlich 1340
als Igelsdorp vor.
•) Rudolf Hildebrandt hat in der Zeitschr. f. deutsche Philo!. II, S. 477, Anm, 1
beiläufig auf die Erscheinung hingewiesen und führt folgende Beispiele an : Nesseling
für Eßlingen, Melminge für Elbing, Nüchtland für Üchtland; und umgekehrt Assowe
für Nassowe, Avare für Navarre.
') In der Gegend von Meiningen gibt es noch jetzt eine ganze Reihe von
Orten, die elliptisch nur den genitivus possessivus des Namens vom Erbauer oder
ersten Besitzer als Bezeichnung tragen, z. B. Christes, Heinrichs, Eckarts, Albrechts,
Hellmers u. a. m.
190 I' MITZSCHKE, VERSCHMELZUNG VON PKÄPOSITION + ARTIKEL etc.
In anderen Ortsnamen bat zwar die amtliche Schreibung das m
zu Anfang nicht angenommen, aber im Volksmunde wird dieser Rest
des Klebwortes fast regelmäßig vorgeschlagen, und daß der Brauch
sich schon von alter Zeit her schreibt, geht aus dem gelegentlichen
urkundlichen Vorkommen solcher Namensformen hervor. So heißt
Eichicht (bei Saalfeld a./S.) in der alten Saalfeldographia von S. Liebe
„Meichicht" = im Eichicht und jetzt im Volksmunde nur „Mag" = im
Eichig, Arles (bei Ebersdorf, Reuß) und Arlas bei Ziegenrück im
Volksmunde „Maries" = im Arles; Ahorn (bei Koburg) im Volks-
muude „Marn'' = zu dem Ahorn; Eckarts (bei Wasungen) im Volks-
munde „Meckers" = zum Eckerts; Ebeuharis (bei Hildburghausen)
ursprünglich Eberharts, im Volksmunde Mebritz oder Meberts ::^ zum
Eberharts; Etzdorf (Wüstung bei Gera) urkundlich 1364 „Metzelsdorf ",
Essbach und Etzelbach (bei Ziegenrück) im Volksmunde Mespich
und Mötzelbach = zum Etzelsdorf; Ibenhain (bei Waltershausen)
urkundlich einmal „Mywenhayn" = im Ibenhain, Arnshaugk (bei Neu-
stadt a. Orla) urkundlich oft Marnshowgk = zum Arnshaugk.
Ob auch Iramelborn bei Salznngen in dieselbe Reihe gehört,
muß zweifelhaft bleiben; da es sich urkundlich stets mit anlautendem
m als Memelbrunn oder ähnlich findet, so könnte wohl auch ein
Mimilo im ersten Theile des Namens stecken und das m nur per
nefas et falsam analogiam in der jetzigen amtlichen Schreibung ab-
gefallen sein.
Neppendorf (bei Hermaunstadt in Siebenbürgen) hieß früher
Eppendorf. Hier ist das Schluß-n der Präposition „in" ohne Zwischen-
treten des Artikels hinübergezogen worden. Der Neroberg (bei Wies-
baden) hieß ursprünglich Ersberg, zwischen beiden Formen liegt die
Gestaltung Nersberg =: auf den Ersberg. (Vgl. neben = in eben.)
Auch die vielfachen Nobiskrüge (abgelegene Schenken) gehören
wenigstens mittelbar hierher, denn das italienische Wort nabisso, aus
dem das „Nobis" umgeformt ist, ist eine Verschmelzung von in abisso.
Auch das einfache „ze" ist als z manchmal mit dem folgenden
Ortsnamen zusammengeflossen. Artenkirchen (bei Landshut) heißt ur-
kundlich einmal „Zartinchiricha", Edclshauseu (bei Ingolstadt) ebenso
einmal „Zetileshusir". Vermuthlich gehört ebenfalls hierher ein Dorf
bei Koburg, das amtlich Ziegelsdorf geschrieben wird, nach der ur-
kundlichen Form Zichendorf aber aus „zc Ichendorf" entstanden zu
sein scheint.
WEIMAR. P. MITZSCHKE.
F. W. E. liOTH, aUTTÜElLUNGEN AUö MIID. HANDSCHRIFTEN etc. 191
IMITTHEILUNGEN AUS MITTELHOCHDEUTSCHEN
HANDSCHRIFTEN UND ALTEN DRUCKEN.
I. Aus Handschriften.
1. Die Mainzer Stadtbibliothek besitzt als Nummer 3 eine Groß-
quarto-Hs. des X. — XI. Jahrhunderts auf Pergament, enthaltend die
Evangelien in lateinischer Sprache. Die Einbanddecke ist Leder mit
einfach gepreßtem Muster, auf dem Vordeckel befinden sich zwei
Streifen vergoldetes Kupfer mit Medaillonbilderu von Heiligen in
Email rheinischer Arbeit (weiß blau, blau und grün). Das erste Me-
daillon oben ist abgefallen, H. S. VINCENT19. HI. S. STEPHAN9
IV. S. LAVRENTP. V. S. MAVRICI9, unten: I. unbezeichnet,
II. S. CANDID'). III. S. EXVPERI9. IV. S. VICTOR. V. ohne Be-
zeichnung. Alle Bilder sind Brustbilder guter Darstellung. Die Rück-
decke bedeckt eine vergoldete Durchausplatte von Kupfer mit dem
eingeritzten Bilde des heil. Mauritius in ganzer Figur als Krieger mit
Schild und Lanze, als weiterer Schmuck dienen eingeritzte Arabesken.
Auf Blatt 1, Rückseite, steht von einer Hand des XIII. Jahrhunderts:
Liber statutorum ecclesiae sancti Mauritii Moguntinensis auf neu ein-
geheftetem Pergament. Die Handschrift stammt aus dem St. Moriz-
stift in Mainz. Blatt 1 — 6 enthalten Canontafeln der Evangelien unter
gemalten Säulenstellungen mit Architraven, welche Blattwerk schmückt.
Blatt 7, Vorseite, beginnt der Text mit den Worten: Beatissimo pape
Damaso Hieronimus. Blatt 61 — 72 steht auf neu eingeheftetem Per-
gament: Juramentum canonicorum ecclesie sancti Mauricii Mogunti-
nensis von einer Hand des XV. — XVI. Jahrhunderts, Blatt 73 folgt
die P'ortsetzung des alten Evangeliencodex, welcher Blatt 207 abschließt:
Explicit evangelium secundum Johannem habet versus mille Dccc.
Blatt 208 ist leer.
Der Codex enthält außer dem Texte der Evangelien und dem
dazu gehörigen Commentar am Rande eine Menge lateinischer und
deutscher Interlinearglossen, welche letztere als Erzeugniß mittel-
rheinischer Sprachübung des X. —XI. Jahrhunderts die Aufmerksam-
keit der Germanisten und einen Abdruck verdienen. Hier folgen einige
Proben der altdeutschen Glossen.
Blatt 8, Vorseite: collatione: zisamenebrahti. — de curiosis:
forscelen. — Bl. 8, Rückseite: recurrens: uuidarilendi. — ex titulo:
zeichine. — Bl. 9, Vorseite: e vicino: darbi. — e regione: darin-
192 F.W. E. ROTH
gegini. — Bl. 13, Vorseite: conjugem tuam: sine gemahelun. —
natura est: errunan. eruuahsan. — Bl. 16, Vorseite: mittentes: uuer-
fende. — Bl. 18, Vorseite: repudii: zislezzes etc. etc.
2. Die bischöfliche Seminarbibliothek zu Mainz besitzt eine Kleiu-
quarto-Hs. des XV. Jahrhunderts auf Papier mit Pergament gomischt,
welche ehedem dem Fürstbischof Melchior v, Diepenbrok von Breslau
gehörte und nach einem Eintrage auf dem Vordeckel an F. Schlosser,
von dessen Witwe Sophie, geborenen du Fay, an Bischof Emmanuel
V. Ketteier zu Mainz und durch dessen Freigebigkeit mit der Schlosser-
Bchen Bibliothek ins Mainzer Seminar gelangte. Auf der Rückseite
des Vorsatzblattes steht von einer Hand des XV. Jahrhunderts: Das
puch gebort in daz Cl oster zu Sant katheren prediger orden in Nürn-
berg, von späterer Hand: das puech gehört dem Cluster .... (der
Rest ist mit Tinte verschmiert). Blatt 1, Vorseite, steht: N . XXXHH
als Bibliotheksignatur und: „Item an disem puch stet zu dem ersten
etlich Offenbarung von den wunden unsers hern und von den tropfen
seins plutz und wie vil menschen in gemartert haben", fünf Inhalts-
angaben, welche den Inhalt des ganzen Sammelbandes nicht erschöpfen.
Der Inhalt dieser merkwürdigen Handschrift blieb bislang unbekannt,
deshalb folgt hier kurze Angabe.
I. Blatt 1 : Ein offenwarung von unsers herren wunden. Es pat
ein mensch unsern herrn lang zeit mit grossem ernst, das er im
kunt tet und im offent, wie vil der zal seiner wunden wern etc. Am
Rande steht die Zahl 1460. Schließt Blatt 4, Rückseite: aber sunder-
lichen sprechen all tag Ixx. miserere so das jar ausser aus kamt,
so ist idem tropfen ein verss an dem miserere worden. Mystische
Abhandlung ohne weiteren Werth.
II. Blatt 4, Rückseite: Unserm herren Jesu Christo zu ewigem
lob und allen den zu grosser besserung, die es lessen oder hören
lesen, wil ich ein wenig schreiben von der unczellichen genad und
grossen gut, die der milt got hat gethan der heiligen samnung ze
kirchperck prediger ordens an geistlichen dingen und an hoher aus
genomer genad. (Überschrift in rother Tinte.) Es folgen Erzählungen
über das mystische Leben der Nonnen des Klosters Kirchberg bei
Ulm, Dominicanerordens, welche sich an die Arbeiten des Gerard
de Frachet und der Anna von Munzingen im Predigerordeuskloster
Adelhausen bei Freiburg i. Br. anreihen und ungedruckt blieben, da
diese Handschrift wohl die einzig erhaltene zu sein scheint. Es fehlen
alle chronologischen Angaben, das Ganze scheint jedoch in chrono-
logischer Folge von mehreren Verfassern oder Verfasserinnen ge-
MITTHEILUNGEN AUS MHD. HANDSCHRIFTEN etc. 193
schrieben. Einmal kommt die Zahl 1305 als Todesjahr der Schwester
Mechtild von Waldeck vor, so daß die Aufzeichnungen das ganze
XIV. und einen Theil des XV. Jahrhunderts zu umfassen scheinen,
da Blatt 28 die Zahl 1451 als Endpunkt eines Abschnitts vorkommt.
Das Ganze gibt einen guten Einblick in das Leben eines Prediger-
ordensnonnenklosters und ist für Geschichte der Mystik trotz mancher
überspannter Anschauung von hohem Werth. Ich theile in Anlage I
ein größeres Stück des Anfangs und das Ende mit.
III. Blatt 59, Vorseite, unten: Von dem heiligen ellein on fuss-
lein. Ein peurin gewan ein kint au fuss, daz hiess sy ellein etc.
IV. Blatt 60, Vorseite, unten: Von einem hirten, der sein scklein
vol pet. Anno domini Mccc Ixxii da sagt man für war etc.
V. Blatt 60, Rückseite: Das die pyn ein kirchlein machten.
Es het eins mals ein frau vil pyn, die wolten nicht czu nemen etc.
VI. Blatt 61, Vorseite: Von dem schuler, der drei schar sah.
Zwen schuler sahen die freiss diser werlt und berieten sich etc. Die
Stücke III— VI sind fromme Erzählungen, deren Zugehörigkeit zu
einem Werke ich nicht nachweisen kann.
VII. Blatt 62, Vorseite: Unser frauen predig. Dieses sonst
inhaltslose Stück bietet am Schlüsse durch die Nennung eines Hein-
rich Lesemeister zu Köln vielleicht einen Beitrag zur Litteratur über
Heinrich Seuse, der sich ja zu Cölu aufhielt, und ist deshalb als
Anlage II ganz mitgetheilt.
VIII. Blatt 65, Vorseite: Super oracione dominica Erhart Gross
sororibus ad sanctam Katherinam capitulum primum. Oportet semper
orare et in ea non deficere. Allerlibsten swestern, als ich hab ver-
nomen, das eure innikeit in begir hab noch den reden, die ich hab
verschriben vormals umb eurs pittens willen, das ich eur erwirdikaitten
aber enwintzk etc. Schließt: dem dann volget ewige selikeit. Amen.
Erhart Groß ist in der Litteraturgeschichte nicht näher bekannt.
IX. Blatt 92, Vorseite: Una est columba mea, perfecta raea.
Sic scribitur canticorum sexto capitulo. Erwirdigen innigen und auch
raeyne allerlibsten kynder, die wort oben in der latein verschriben seyn
auss dem puch salomonis etc. Schließt: Alleluia globt seistus Maria
Amen. Alleluia. Hie sermo spiritualis est virginum sanetimonialium in
Nurenberga ad sanctam Katherinam ordinis sancti Domiuici.
X. Durchaus Pergament und wie die am Rande beschnittenen
Zahlen beweisen, Theil eines besonderen Codex größeren Formats,
auch von älterer Hand und in älterer Sprache als der andere Theil
des Codex. Beginnt: Audi filia t vide et inclina aurem tuam. Eine
1 94 F. W. E. KOTH
mystisch -allegorische Predigt, an Meister Eckhard erinnernd nach
Art der Abfivssung. Schließt Blatt 110, Vorseite: der ain got mit dem
vatter und dem hailigen gaist ewiglich ist Amen. Y^\. Aulage III,
woselbst der Anfang mitgetheilt ist.
II. Aus alten Drucken.
1. Das St. Paulusmuseum in Worms besitzt einen Einhlattdruck,
der weder von Weller, Annalen, noch Goedeke, Grundriß aufgeführt
wird. Das Stück enthält den gereimten Text zu einem ßildniß der
Margarathe Weyss, geboren zu Rod im Bisthum Speier 1529, welche
26 Monate lang ohne Speise und Trank lebte. Beginnt:
Ein warhafftig Contrafactur
Hie angezeigt, auch recht figur,
Eins junckfrewlins Margreta gnant,
So in dem Bistum Speir vnd landt
Geboren in eim dorff heist Rod,
Durch Götlich fürsehung vnd gnad
Im tausent fünfF hundert XXIX. jar etc.
Besteht aus zwei Reihen Text, mitten zwei colorierte Holzschnitte.
Der Text der zweiten Columne ist unterzeichnet J. W. Z. C. Unten:
Also zu drucken gefertiget, durch Hansen Schiessern Maler zu Wormbs,
im jar nach der | gepurt Christi M . D . XLII. vnd volendt am XXI.
tag Martij. Die Type ist Schwabacher. Darunter vier weitere colo-
rierte Holzschnitte. Das Bild der Margaretha Weiß fehlt, die bei-
geklebten Holzschnitte stellen Verbrechen und Strafe der Hexen vor
und gehörten vielleicht ursprünglich nicht zu dem Drucke. Das
Wormser Exemplar ist das vom Antiquariat L. Rosenthal zu München?
Catalog 65, Nr. 1511 angezeigte.
2. Ain über Schön lesen | Von den Wilden rauhen menschen |
der nachkumen, von den Sunen Noe, wie Sy in erdgruben | mit wyl-
den tierheüten bedeckt lange zeyt gewonet haben, ] vnd wie Sy nach-
malen heüser geziemert. Hiemit auch | Augspurg die stat mit aim
groben anfang dess rauhen volcks, aufFgericht vnnd mit aim teil |
zäun vmbgeben, vnd mit aim grab-'en dar vorauff geworffen | worden
ist etc. Am Ende: Vnd ge-|druckt durch Mel- chior Raininger | Im jar
M . D . XXII. I folio, 48 meist falsch numer. Blätter + ^ Blätter mit
numer. Register, mit 11 prächtigen Holzschnitten, einer blattgroß
von Hanns Scheufelein und mehreren Bordüren. Panzer Annalen II,
S. 117 abweichend. In meinem Besitz. Von Weller, Annalen und reper-
torium nicht aufgeführt.
MITTHEILUNGEN AUS MÜD. HANDSCHRIFTEN etc. 195
3. Diss biechlin zeygt | au die weyssagUDg vö zukunfftiger | be-
trübtnuss. Wölliche grausa men betrübtnuss vns klärb'chen | aus-
sprechen ist. Sannt Bir-jgitta. Saunt ] Sybilla. | Sant Gregorius. Saut |
Hilgart. Sant Jo|achim. | Vnd wirt genant die Bürde | der weit. 1522. |
]\Iit Randleiste, worin unten zeigende Hand. Quarte, 25 nicht numer.
Blätter. In meinem Besitz (nur die drei ersten Blätter). Fehlt bei
Weller, i'epertor.
4. (Caspar Scheidt von Worms) Die Frolich Heimfart. | Ein newe
Poeti-jsche Histori, von Fraw Adelhei|ten, jrem tugentsamen leben,
vn seligen abschied. | Zu löblicher nachgedechtnuss, der Edelen vnd |
Tugentreichen Frawen Anna von Erntrawt, | weiland des Edlen vnd
Ernuesten Hans Jaco- ben von Wachenheinis ehlichem gemahel. Allen |
Adelichen gemütern, besonder Frawen vnd | Juuckf'rawen nützlich vnd
bekümmerten | tröstlich vnnd er-|getzlich. | Holzschnitt. | Am Ende
Blatt p. 4, Vorseite: Getruckt zu Worrabs, durch | Grogorium^) Hoff-
man. | Quarto. Signatur A, p. 4 (60 Blätter). — In Wolfenbüttel (171, 32.
Qu. 4") Berlin und germ. Museum. Vgl. Goedeke, Grundriß I, 367.
AUgem. d. Biographie XXX, 726.
5. Process, wie es soll | gehalten werden mit den | Widertaüfern. |
Getruckt zu Wormbs durch | Paulum vnd Philippum Kopäein | Ge-
brüder. I Am Ende: — — — Geschri-|ben zu Wormbs | Anno, |
:\IDLV1I. I Phi- I
Letztes Blatt: Philippus Melanthon,
Johannes Brentius,
Johannes Pistorius Niddanus,
Jacobus Andreae Doctor,
Georgius Cargius,
Jacobus Rungius,
subseripserunt, | Rückseite: Druckermarke, Germanisches Museum.
Unbekannt.
Anlagen.
I.
Unserm herren Jesu Christo zu ewigem lob und allen den zu
grosser besserung, die es lessen oder boren lesen, wil ich ein wenig
schreiben von der unczellichen genad und grossen gut, die der milt
got hat gethan der heiligen samnung ze kirchperck prediger ordens
an geistlichen dingen und an hoher aus geuomer genad.
') So der Druck.
^96 F. W. E. ROTH
Es ist zc dem ersten ze wissen, das sant Werendraut von Düren
sant Eisbeten tochter, die was nit vollen neun jar alt, da sie in das
closter kam, die was gar ein unschuldiger reiner mensch von iren
kintlichen tagen uncz an iren tod auss genomen an demutikeit. Ein
rechcz miltecz erbermdess hercz und gen allen menschen mit lauterm
herczen und gemut dinet sie unsern herrn stettiklichen all ir tag
mit gantzem fleiss. Hiczige mynn und begird het sie zu got mit
manigfaltigen tugenden. Und mit irem steten fleiss kam sie dar
zu, das ir got grosse und Überflüsse genad tet, der ich etliche hie
ruren will. Man sol wissen, wer zu der genad jubilus körnen will,
die disse aus genomen andechtige swester vil und dick werlich und
ofFenlich hat gehabt, der muss genczlich frey sein herczen und gc-
mutes von aller auhaftung zergencklicher ding, und muss haben
gancze lautrikeit, die unvermengt sey. Diss het disse swester vol-
kumenlich, aber was die genad jubilus sey, das merkt. Es ist ein
genad, die unmessig ist und als gross, das sie nyman versweigen mag,
und das sie doch niemant volkumenlich gesagen kan an sussigkeit,
die so überflüssig ist, das hercz, sei und gemut und alle die andern
des menschen durch gössen werden mit unseglicher sussikeit so volick-
lichen, das nieman so zuchtig ist, der sich enthalten mug in disser
genad. Volkummene mynne durch leuchtet in der genad mit gotlichem
licht, das ist jubilus, dar nach gen mangerley genad dar ein die
hoch und misslich sein in einem mer in dem andern mynner. Sie
kam auch dick zu der genad contemplativa. Die genad ist also, das
des menschen synn auf geczogen sein in got wunderend und schauend
in dem spigel der ewigkeit, die gruntlossen wunder gotes, und weilen
neigt sich got wider in die sei, und fleusset in sie mit seiner genad.
Denn ligt der mensch in gotlicher schauung und ist ungewaltig sein
selbs, und ligt ausswendig, als ob er tod sey. — — —
Am Ende: Got muss sein genad meren
Allen den, die in eren,
Und geb in auch langes leben,
Das sie im reiches lob widergeben,
Und das sie umb in erberben
Ane sunde ersterben.
Und darnach hin zun freüden varen,
Da sie got vahe an seinen arme
Und sich niten der wunne gar
Gemeinschaft aller himel schar
MiTTHElLtJNGEN AUS MSD. HANDSCHRIFTEN etc. 197
Und der vil reinen süssen,
Die da kumer püssen.
Wer der dinet nach wirdickeit,
Dem ist sie alle stund bereit
Im leben und am ende
An alle misse wende
Kumet sie in den nöten dar.
Sie behütet sie vor bosser schar,
Das ir gewalt nit kan geschaden.
Aller lege sie müssen gedagen
Sie tut sie mit ir genade jagen,
Das sie den sig nit mügen behaben
Vor ires kindes allmacht.
Des helff uns die götlich kraflft. —
Diss püclilein sol niemant lesen,
Er merck auch mit fleiss gar eben,
Das got nit ungelont lat
Wer lebet in seiner mynnen rat.
Er wider gibt dort und hie,
Der an seinem lob nie abgelie,
Und darnach sullen wir ymmer streben,
Das wir enpfahen seinen segen.
Von dem wir werden wol behüte
An leib, an herczen und an gemüte,
Biss wir volle zu im kumen.
Aller erst wirt uns das trauren benumen,
Wann er gibt freüd an zal
An allen dingen hab wir die wal.
Das wir ze mal des sein gewert,
Wes unser sei ymmer begert.
Nu lat euch erparmen,
Und pit für die armen.
Die diss puchlein geschriben hat,
Sie got bewar vor missetat,
Und die alten schulde vergebe.
Das sie an alle sorge lebe,
Und sie kome zu gotes reich.
Das wünschet alle geleich Amen. —
Da diss büchlein gesamnet und offenlich durch besserung in dem
convent gelesen wart, dar nach sach ein gar selige swester in dem
198 P- ^- T^- ROTH
slaf vier äugen, die sprachen zu ir, sie wollen diss büchlein er-
leuchten und beweren, das es an allen dingen nach der warhait ge-
schriben wer. Wer aber die vier äugen sein gewesen, das niag ein
verstanden hercz aller beste darauff nemen, das es die vier hime-
lischen vihlein wern, die sant Johannes sah, das sie vol äugen waren
vor in und hinder in, und gaben lob und ere dem lebendigen got,
dem siezenden auf dem throne ewicklichen, und der verleihe uns
auch, das wir dir edelem erleühter und aller seiner erweiten, die mit
irr lere alle die werlt zu götlicher erkantnüss bracht haben, geben ere,
und gemeinschaft gewinne in der freüd, dy nymer zerget Amen. —
Nu wil ich euch von disem closter verjehen,
Da dise selige dinck inne sint geschehen,
Das iigt in swaben lant
Dacz einer stat ist Ulm genant,
Und daz ich diss büchlein geschriben han.
Da sol nyemant kein rum an verstau
Neuer den gotes freunden zu einer lere,
Got dem sey gesagt ere
Nu und ymmer mere Amen.
II.
Unser frauen predig.
Das ist die predig, die unser frau prediget ausz ir selbs mund
zu einem mal für einen prediger, da er auf waz gestanden, und wolt
haben geprediget, da ward er so kranck, daz er nicht mocht ge-
predigen. Da stund sie für in auf in aller der weisz, alz ob er ez
wer gewesen, und sprach also: Sant Augustinus spricht, welcher
mensch recht weis wöll werden , der sol sein recht demuttig. Ist daz
er nicht kumpt zu rechter demuttigkeit, so kan er zu rechter warer
götlicher mynn nymer kumen. Der aller demutigst ist der aller weisest
nicht einfaltiglich weis. Er ist unserm hern aller loblichst und der
werdest. Der aller demutigest ist unserm hern der aller heymlichst.
In der heymlikeit zeiget unser herr dem demuttigen den schacz seiner
weissheit. Sant Bernhart spricht: Maria, wer dein grundlose demuttig-
keit nit gewesen, so werstu gottes muter nye worden. Daz daz war
sey, so sprechen die lerer all sampt, daz Maria gottz muter all tugent
hab gehabt an dem aller obersten, da sie ye kein mensch an gewan,
daz lest sie allez sein. Und spricht von ir selber also: Er hat an
gesehen die diemuttikeit seiner dirn. Mensch du woltest allez daz
sich got dir geb hye in dirr zeit nach deines herczen willen, daz
MITTHEILUNGEN AUS MHD. HANDSCHRIFTEN etc. 190
mag got nicht getan. Warumb, da ist es über zeit, und hat er dich
in der geschaffen, und dar sol dein begerung wagchsen allzeit. Ist
daz du daz thüest, so wil er dir darumb geben, daz sant paulus
spricht, daz kein aug nye gesah noch kein or nye gehört, noch
kein hercz nye bedencken kund. Wol allen den , die reines herczen
sind, wann die sullen got sehen, nit einfaltiglich sehen. Sie sullen
in nyessen in voller glorie. Er hat ein wonung gemacht in iren seien,
wann sie sullen in nyessen ewiglichen. Unser herr spricht: Waz die
sei will, daz wil auch ich, und waz ich wil, daz wil auch sie. Dar
umb wil ich nit sunder sie, wann sie en wil nit sunder mich. Sye
en sol nit sprechen noch hören noch sehen sunder mich, wann wir
sein ein, sie ist mir ein also zart, wenn sie raynnet nicht, denn durch
mich, dez ist sie mir ein also zart und ausserwelt. Wann ich han sie
ausserwelt, ich und sie wir sein ein daz von genaden, dez han ich
sie erweit. Sie enmag ez nit enpfahen. Wolt sie ez in disem leib,
geb ich ir ez in disem leib, sie vermocht ez nicht. Nu spricht unser
her, er het ein menschen fanden nach allez seins herczen willen an
dem kung davit. So man den david fraget, wo ist dein got? so sprichet
er: er ist mir also ze ferr. Sich mensch, seyt daz der spricht, den
got selber gelobt hat durch seinen gütlichen mund, wie wollest du
denn du armer mensch, daz ez dir wider für in disem leib, wann
dich der gotlich mund nit also gelobt hat. Nu spricht unser herr:
Ich schon ir vil in disem leib, ich schon dez meinen, wann er ist
mein, so pin ich sein, her nach so wil ich kumen, und wil ir dancken
in voller freud. Ich sol der danck sein, ich wil der Ion sein, her
nach sol sie kumen in volle bekantnuss gotlicher mynn. Ich und sie
sullen also vereint werden, alz ich ewig pin. Also sol sie ewig
werden in voller glorie wol alle den, die reines herczen sein', sie
sullen mich nyessen, spricht got. We allen den, die sint von un-
flettigem herczen, sint gehasset von der heiligen drifaltigkeit. Eya
Über mensch erparm dich über dich selben, die weil du pist in
disem leib, die zeit, die du kerest zu affenheit, die wil ich von dir
vodern, spricht got. Dar umb rat ich dir, daz du dich kerest zu weiss-
heit, ker umb durch die grossen parmherczikeit gottez, wann unser
her ist parmherczig. Er begert deiner selikeit, daz du seyst demuttig
von herczen, so ludestu got in dein sei. Nu pistu alz ze lind, und
daz ist dir als ze schedlich. Du pist dez sicher. Ist daz du dein
sei nit got gibst, du solt betrogen werden. Ee du selbs wenest, du
armer mensch, warumb gedenckestu nicht, daz du pist ein gestüppe
in disem leib. Erparm dich über dich selb, wann ich pin bereitt.
200 !"'• ^^- E. ROTH, MlTTHRTLÜNGEN AUS MHD. HANDSCHRIFTEN etc.
dich zu enpfohen, spricht got. Si lieber mensch, ich wil dein mynn
sein, und dein trost, lass dich daz erparmen, daz die zarten süssen
edeln mynniglichen gotheit nach dir blanget, denn kein mutter ye
belanget nach irm ein geporn kind. Ich mein menscheit umb dich
gegeben han, spricht got. Ich pit dich durch die lieb, die ich han
zu dir, erparm dich über dich, und kum zu mir. Daz zeichen wider
für prüder heinrich von und waz lesmeyster zu kolen*).
III.
Audi filia et vide et inclina aurem tuam, et obliviscere populum
tuum et domum patris tui, quia concupiscit rex speciem tuam, quo-
niam ipse est dominus deus tuus. Hör tochter meyn sich und naig
dein or, vergiss dein folk und dez haus deines vaters, wann begert
hat der küng deiner schön, er ist dein herr und dein got. In den
heiligen oster tagen nach metten in dez Hechten mayen czeit hört
ich morgens früe die lieben fögelin iren schöpfer loben mit gedieht
und gesang gar manigvaltiklich aller weite nüwikeit; begert neu freud
und was gemait, wan erstanden was do krist und alles, daz da
lebendig was, erfreut sich gegen der edlen zeit, demente dientend
wit gegen dem frölichen tag, das feur in den lüften schwebt, daz
Wasser seine trübe Hess, süsser wind der nam ich war, die durch
wetten berg und tal, unser gart aller durch kual erstund mit plüm-
lein über al und waz der winter e macht val, daz ward alles lentzig
gar. 0 ewiger himelischer kunig Jesus Christus do gedacht ich mit
wainenden äugen und mit senendem hertzen Eya wie selig und ausz-
erwelt ist in dyser zeit die sei, die ain trauen und hoffen haben mag,
daz der herr ir Heb und ainiger trost sey, den himel und erd so
frölich lobt, den bekennen ewig weiszhait ist, den suchen wäre tugend
ist, und den umb vahen seligkait ist. Do schösz mir an stet ein und
daucht mich in meiner sei, wie naiswaz gar göttlich. Nu hast du
doch oft gelesen in meines jungers bucher, der da haist sant Dyo-
nisius, daz aigenschaft ist und natur aller guten ding, ye besser sy
sind, ye mer so sy sich mit eylen und laufen begerent wit spraiten
und mit tailen gütiklich; nym war die durch lüchtend sunn, die an
disem frügen morgen frölich gegen dir bricht, die mittailt gern iren
schein allen dingen. Des knien mayen fruer morgen tau erkwicti
gern aUe anger und garten zart. Die lieben fögelin singend mit
') Eine Hand des XIX. Jahrhunderts schrieb darunter mit Bleistift: Bruder
Heinrich von Ulm? Heim ich Suso?
K. BORINSKI, NACHTRAG etc. 201
kreften schall und begeren, das ir edel getun in aller menschen oren
kern. Mugend sich nun dise gute ding nit behaben, sy müszend ir
gute mit tailen andern dingen, die doch gemessen gute von mir
enpfangen hend in ir geschepft vil minder unuszsprechenlich mag ich
mich behalten inn, ich gebe min gute, die mir nit zu vällig ist, mer
die mir natur ist allen den, die mich warlich begerend, die mich
fliszlich suchend und die aller zitlicher unnüczer hab umb meinen
willen Urlaub geben. Sag allen den seien und den aller maist, die
umb meinen willen ingeschlossen sind, ich hab sie e begert, den sy
mich, do ich sprach durch meines propheten Davids mund, zu ayner
yeglichen besunderlich: Hör tochter mein, sich und naig dein or,
vergiss dein folk und deins vatters hus, wan begert hat der kunig
deiner schön, er ist dein herr und dein gott etc. etc.
WIESBADEN. F. W. E. ROTH.
NACHTRAG, DEN VERFASSER DER ROBERT-
BEARBEITUNG BETREFFEND.
Nach Abschluß der Abhandlung über den deutschen "^Robert le
Diable' in den beiden bair. Hss. des 15. Jahrhunderts fand sich, daß
mindestens die eine dieser Handschriften in weiterer Beziehung steht
zu einer für deutsche Prosanovellen bereits in Betracht gezogenen
Gruppe. Strauch hat im 29. Bde. der Zs. f. deutsch. Alt. von solchen
zwei zum Abdruck gebracht: Marina nach Cgm. Kai. 119, die er
(a. a. O. 340) dem Niclas von Wyle zuschreibt*) und Grisardis
(Griseldis) nach ]\Is. germ. quarto 763 der kgl. Bibl. zu Berlin wahr-
scheinlich von Albrecht von Eyb. Diese "^Grisardis ist, wie Strauch
in einem Zusatz (a. a. O. 436 ff.) auseinandersetzt, identisch mit der
in Goedekes Grundriß 1", 365 aus cgm. 535 aufgeführten Novelle,
eben jenes Codex, der den kalendarischen Anfang unseres Martyro-
logiums cmg. 534 zu bieten scheint, den wir unserem Abdruck des
deutschen Robert zu Grunde legten. Dieser cgm. 535 nun ist nach
Schmellers handschriftlicher Verrauthung aus Rebdorf, dem bei Eich-
städt gelegenen Kloster; und Strauch hat a. a. O. 436 durch Ver-
gleichung mit einem älteren Eichstädter Breviarium und die darin
hervortretende Berücksichtigung der Eichstädter Schutzpatronin S.
') S. dagegen Max Hermanns Ansicht in der Vierteljahrsschrift für deutsche
Littgesch. III, 16 ff.
GERMANIA. Neue Keihe XXV. (XXXVU.) .Tahrg. 14
202 K. BORINSKI, NACHTRAG etc
Walburga diese Herkunft des Codex näher bestimmt, was für die
Autorschaft Albrechts von Eyb bei jener Grisardis weitere Bedeutung
besitzt. Strauch hat übrigens, soviel ich bemerke, übersehen, daß
eine Erlanger Hs. (Nr. 1699 Kp. in 4^ aus d. 15. Jh. vgl. Irmischers
Katalog p. 240), die im Anfang defect ist, die Grisardis gleichfalls
enthält. Nach Irmischers Beschreibung folgen hier von Bl. 4, 6 an
die Capitelüberschriften in der Reihenfolge von A und B (nur zwischen
den Rubriken von A: Wie Grisardis von irem vater geleret wardt und
Wie der marggrave die tugendhaftigen Grisardis in sweren sacken vei^-
suchet etc., fehlt oder ist übersehen: Von den grossen tugenden, der
Grisardis vol was etc.) jedoch in der Form näher an B als an A. Der
fehlende Anfang gehört hierzu, denn die erste Zeile nach dem Defect
(das woi't des heiligen ewangelii das spricht also Ein guter pawm yringt
gute frucht), die Irmischer mittheilt, ist aus der Grisardis (bei Strauch
a. a. O. 374, 26 f.). Die Hs. ist auch sonst nach dieser Seite inter-
essant (Eriolus und Lucretiaj Mellusina).
Was nun für unsere Robertbearbeitung durch den mittelbaren
Anschluß an diese Handschriftenfiliation zu entnehmen ist, scheint
freilich nicht viel und wirkt zunächst verwirrend. Denn ebenso auf-
fallend, wie in der Umgebung des Martyrologiums cgm. 535 die Gri-
sardisnovelle mit ihrem humanistischen Charakter, ihren Citaten alter
Autoren, Philosophen und dergl. ist in cgm. 537 die mönchische Un-
beholfenheit und der strenge, ja im Vergleiche zu allen sonstigen
Fassungen übermäßig kirchliche Charakter der Robertlegende. Die
einzige Autorenbeziehung geht auf einen Dominicaner, nämlich bei
der Elisabeth (Bl. 259— 290) ' durch Br. Dietrich von Thüringen Pred. O.'
Dennoch — wenngleich ich einen Anhaltspunkt direct in cgm. 537 für
Eichstädt- Rebdorfer Beziehungen nicht anzugeben vermag^) — ist
schon die äußerliche Möglichkeit seines Anschlusses an jenen für den
Zeitraum seiner Abfassung so interessanten litterarischen Kreis von
ziemlicher Bedeutung. Die Klosterreform des Bischofs Johann von
Aich , die Einwirkung der Persönlichkeit Albrechts von Eyb erklärt
den Aufschwung der litterarischen Thätigkeit in diesem Sprengel und
somit auch die auffällige Thatsache, daß in die so exclusiv kirch-
lichen Zv.'ecken dienenden Sammlungen jene weltlichen Geschichten
Eingang finden konnten. Bietet sich nun in der Grisardis auch der
muthmaßliche Verfasser ungezwungen an, so können wir bei dem-
*) Eher in cgm. 639, in dem (Bl. 82—87, Februar) die heilige Walpurg be-
handelt wird mitten unter den 'fremden heilligen'.
A. L. STIEFEL, ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DRAMEN. 203
jenigen des Robert uns wenigstens einen Begriff von seiner litterari-
schen Stellung machen. Auf dem cgm. 535 ist die Jahreszahl 1457
überliefert (vgl. Schmellers Bemerkung ebd. und Strauch a. a. O. 436
Anm.), die Erlanger Handschrift ist geschrieben von 'Hanns München'
1471. Eine Persönlichkeit, wie jener Hieronymus Rottenbeck, den
]\I. Herrmanu (Saramelblatt des historischen Vereins zu Eichstädt HI,
14 f. u. Anm.) mit einem anderen gleichfalls litterarisch thätigen Reb-
dorfer,, Hieronymus Rottenburger, identificiert, gibt eine ungefähre Vor-
stellung von den durch das humanistische Treiben angeregten Be-
strebungen der Mönche dieser Jahre. Häufigerer Besuch der ewigen
Stadt, wie in jenem Falle, konnte auch fremdartige, daheim weniger
bekannte Stoffe vermitteln helfen, ja gerade ihre Behandlung anregen.
Wenn wir unseren Autor uns nun auch sicherlich weniger streitbar
als jenen Hieronymus, und keineswegs humanistisch angeweht zu
denken haben, so erhielte er durch diese zeitliche und räumliche Be-
stimmung immerhin einige Greifbarkeit, vermögen wir ihm auch unter
den viris insignibus quos Eichstadium vel genuit vel aluit (s. das Buch
von Andr. Strauß Eystadii 1799 und J. G. Suttner, Bibl. Eystett.
Dicecesana, ib. 1866) keine bestimmte Stelle anzuweisen.
MÜNCHEN. K. BORINSKI.
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN
DRAMEN.
Nachträge und Berichtigungen.
In meiner Abhandlung über die Quellen der Hans Sachsischen
Fastnachtspicle') habe icii in dem Streben nach Kürze manchen
Quellen und Beziehungen eine zu dürftige Behandlung zu Theil werden
lassen. Einige Bücher waren mir unerreichbar geblieben, andere hatte
ich nur flüchtig ansehen können, so daß es Lücken genug gab und
die Ungleichheit in der Behandlung auf den ersten Blick auffiel.
Immerhin! Lag es mir doch fern, etwas Abschließendes zu geben;
mein Zweck war erreicht, wenn ich einen bescheidenen Beitrag zur
Kenntniß der Quellen des Nürnberger Meistersängers lieferte und
Andere zu Forschungen auf breiterer Basis anregte. Indessen inter-
essierte mich das Thema zu sehr, als daß ich es ganz aus den Augen
») Germania N. K. XXIV. S. 1—60.
14^
204 A. L. STIEFEL
verloren hätte. Das eine oder andere Spiel lud mich zu wiederholter
Betrachtung ein, der Zufall führte mir manches lang gesuchte Buch
in die Hände, und so komme ich heute dazu, Ergänzungen und Be-
richtigungen vorzulegen. Was ich hier biete, erwuchs aus gelegent-
lichen Notizen; eine besondere Aufmerksamkeit konnte ich dem Gegen-
stand — durch andere Studien in Anspruch genommen — nicht mehr
widmen.
Zu Fastnachtspiel Nr. 2. Das Hoffgesindt Veneris.
Man hat neuerdings wieder die Behauptung aufgestellt *) , daß
H. Sachs Gengenbachs Gouchmat zu diesem Spiel benutzt habe; ich
bin indeß nicht davon überzeugt worden. Alles Angeführte spricht
wohl für eine gemeinsame Quelle der beiden Dichter, genügt aber
nicht, um die Abhängigkeit des jüngeren von dem älteren zur unab-
weisbaren Nothwendigkeit zu erheben. Über die Gründe habe ich
mich bereits im Litteraturblatt f. germ. u. roman. Phil, geäußert '^j,
auf welches ich der Kürze halber verweise. Ahnlich wie ich, urtheilt
übrigens auch L. Lier in seinen „Studien zur Geschichte des Nürn-
berger Fastnachtspieles" ^).
Zu Nr. 5. Buhler, Spieler und Trinker.
Bei diesem Spiel könnte man versucht sein, einen Einfluß des
alten Fastnachtspieles Nr. 8 bei Keller yiVon dreien Brüdern, die
rechtent vor airn Konig uTti ein Mul, Pock und umh ein Patern" anzu-
nehmen. Lier*) stellt die beiden Spiele auch zusammen; neigt er
zu der Ansicht, daß Sachs das ältere Spiel benützte? Er spricht
sich nicht bestimmt darüber aus, weist aber auf Ähnlichkeiten zwischen
beiden hin. Ich halte indeß noch nicht einmal für ausgemacht, daß
Sachs das Spiel gekannt, geschweige denn, daß er es benützt liat,
wenn es auch allem Anschein nach in Nürnberg verfaßt^) und ge-
spielt worden ist. Sprachliche Übereinstimmungen finden sich gar
keine, und auch inhaltlich kann ich eine Annäherung zwischen beiden
nicht finden. Im alten Spiel tritt ein König auf
>) C. Drescher, Studien zu H. Sachs. I. Berlin 1891, S. .31 ff.
') Jahrg. 1892.
') In den Mittheilungen des Vereins für Gescliicbte der Stadt Nürnberg 1889^
S. 130.
') Op. c. S. 137.
'^) Wir lesen darin (Keller, Fastnachtsp. I, p. 78, Z. 8):
Wir kummen do herein auß eim dorf nit ferr,
Das ligt zu aller nechst draußen, do die Pegnitz her tieußt.
ÜBER DIE QUKLLKN DEK HANS SACHSISCHEN DRAMEN. 205
Auß einem lant ich weiß nit wo,
Und wil ein gericht besitzen do
Und urteil von sein reten erfragen.
Er kommt also nicht, um zu richten, sondern sicli Raths zu erholen.
Dagegen bei Sachs kommt ein Richter
auß fern
Griechischen Landen von Athen
um das Richteramt auszuüben. Unbegreiflich ist es daher, dalJ Lier
behauptet; „Auch dort (im älteren Spiel) kommt der Richter aus
fernen Landen, um Frieden und Recht zu bringen." Die Ähnlichkeit
beschränkt sich darauf, daß bei S. und im alten Spiel drei Brüder
um ein Erbe streiten, das an sonderbare Bedingungen geknüpft ist;
aber sowohl die Beschaffenheit des Erbes als die Bedingungen sind
in beiden Dichtungen grundverschieden.
Übrigens findet sich das Sujet in allen Variationen häufig genug
bei den Autoren des Mittelalters. Ja, das alte Spiel selbst ist aus
drei solchen Erzählungen contaminiert, wovon zwei aus den Gesta
Romanoriun (Kellers deutsche Ausgabe Nr. 4 und 37) stammen, und
Beroaldus, der allein die Quelle für die Fabel des Nürnbergers ge-
wesen, wurde off'enbar durch eine ähnliche mittelalterliche Erzählung
angeregt.
Da mir die Franck'sche Übersetzung der Declamatio Beroaldi
einige Stunden zur Verfügung stand, so kann ich meine Behauptung
(Germania N. F. XXIV, S. 5), dalJ Franck mit der Wimpfeling'schen
übersetzug wohl bekannt war, näher begründen. Man betrachte fol-
gende Stellen bei
Wimpfeling '): Franck'):
Eyn testament ist vast krtjftig. Das testamet ist mechtig vnd
Der letst will des gestorbens soll fest | der letst wil des verschidcn
vest vnnd stiit bleyben. Der selb sol handhabt va vnvcrruckt gehalten
letst wil ist üch an z\\ sehen | zii werden | dises solt jr warnemen | vnd
dem selben solt ir eüwer vrteyl als zu disem als zu einem zweck ewer
zu eyner regel richten. sentenz richten.
') Hier der lateinische Text zu den Stellen: Testamentum potentissimum est,
Vltinia defuncti voluntas rata esse debet, haec vobis spectanda est, ad haue periude
ac scopon sententia vestra dirigeiida. — Scio me bibacem esse & vini cupidissimiuu,
sed hoc (si vitium est) longe proi'ecio minus est quam fraterua scortatio labesque
meretricaria. — Alea res damuosa est ac turpis. — Deus in Leuitico ad Aaroii ar-
chierea | hoc est pontificem , Vinuin iiiquit & omue quod inebriare potest, iion bibetis
tu & filij tui quando intrabitis tabeniaculum testimonii. — Homo ut hinc ordiamur
ex animo & corpore copactus nihil habet pensins cariusque quam sometipsiim.
206
A. L. STIEFEL
Ich weys das ich eyn saufler byn | Ich weiß das ich ein trunckener
vnd des wyus aller begirlichest | aber bin vn des weins hoch begirig | aber
ob ouch das ein laster wer | so ist dz ist warlich vil ein ander gering
es doch kleyner dan myns bruders laster j dann meines bruders hürery etc.
hürery etc.
Das spiel ist ein schedlich Das spilbret oder spil ist ein
vnd schentlich Ding. schedlich vn schentlich Ding.
Gott spricht im buch Levitici zvi Gott sagt im Levitico zu Aaron
dem by seh off Aaron. Ir werdent nit de hohen Prieser vnd obersten Bi-
wyn (oder was da truncken mag machen)
trincken du vnd dyne sün | wan ir
werdent ingen in den tabernackel des
gesetz etc.
seh off I den wein vnnd alles was
truncken machte | solt du vnd dein
kinder so jr in den tabernackel des
zeügknus eingeht mit nichteu trin-
cken etc.
Eyn mensch (dz wir davö vnser Der mensch (dz wir hie anfahen)
vorred anfahen) der ist vö sei vnd auß leyb vn seel zuhauff gesetzt'
lybzüsame gesetzt | vnd hat nütz hat nichts edlers vfi liebers dan sich
höhers vnd kostlichers da sich selbs. selbs.
Ich glaube, schon diese wenigen Stellen genügen, um die Ab-
hängigkeit Francks von der älteren Übersetzung zu beweisen. Beweis-
kräftig sind nicht nur die Stellen, in denen er damit übereinstimmt,
sondern auch viele, in denen er davon abweicht. Franck hatte den
Ehrgeiz, selbständig erscheinen zu wollen. Oft setzt er deshalb einen
Ausdruck, nicht weil er besser ist, sondern um nicht ganz mit seinem
Vorgänger übereinzustimmen. Daneben wollte er natürlich seinen Vor-
gänger übertreffen, deshalb erlaubte er sich häufig kleine Änderungen,
Kürzungen u. s. w. Wimpfeling dagegen übersetzte durchgehends
wörtlich. Am deutlichsten tritt das beim Argumentum der declamatio
hervor. Franck hat es sehr stark gekürzt, während Wimpfeling davon
eine wörtliche Übertragung bot. Beachtenswerth ist der Schluß des-
selben bei Franck:
„Aber die vrteilsprecher oder schoffen habenn darüber nit mügen
rechtsprechen | deßhalb das vrteil noch in der federn steckt vnd vnder den
richtern hangt | biß der uberst richter es außspricht ] vnd die sach ent-
schleußt vnd entscheit."
Da sich diese Worte im Argument des Originals nicht finden und
Beroaldus auch sonst in der declamatio nichts Ähnliches bietet, in-
dem er ja mit der Angriffsrede des Buhlers und Spielers gegen den
Trinker abbricht, so werden sie wohl durch die Verse des von Wim-
pfeling beigefügten Schlußgedichtes
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SÄCHSISCHEN DRAMEN. 207
Das übrig soll man legen zamen
Biß gott kum an dem letsten gericht
Vnnd eym das gut dann heyme spricht,
angeregt sein. Nimmt man noch hinzu, daß das Titelbild der ersten
Ausgabe der Franck'schen Übersetzung (von 1531) — so viel ich der
von Szamatolski gegebenen Beschreibung entnehmen kann — eine
bloße Nachahmung eines der Textbilder in der Ausgabe der Wim-
pfeling'schen Übersetzung ist, so düi'fte die Abhängigkeit Francks
von seinem Vorgänger zur Genüge erwiesen sein.
Zu Nr. 8. Der Fürwitz').
Es ist neuerdings nachgewiesen worden, daß der größte Theil
der Gedanken dieses Spiels aus der interpolierten Straßburger Aus-
gabe des S. Brant'schen Narrenschiffs von 1494 entlehnt ist. Ob wirk-
lich, wie an gleicher Stelle behauptet wird, daneben Jörg Wick-
rams Fastnachtspiel Das Narrengießen (1537) , sowie dessen trew
Eckhart (1538) den Nürnberger Meister angeregt haben, muß ich, da
mir diese Stücke nicht zur Verfügung stehen, dahingestellt sein lassen.
Die Straßburger Ausgabe des Narrenschiffs ist mir ebenfalls nicht
erreichbar, und so muß ich die sich mir jetzt aufdrängende Ver-
muthung , daß S. schon in seinem 5., 6. und 7. Spiel, mehr als ich
in meiner Arbeit andeutete, das Narrenschijff ausbeutete, ohne Belege
lassen.
Zu Nr. 16. Der schwanger Pawer.
Wie ich schon in meiner Arbeit (S. 11) erwähnte, hat S. in
diesem ersten Boccaccios Cento Nov. entlehnten Fastnachtspiel aus
den Florentinischen Künstlern Bauern gemacht und die Fabel loca-
lisiert, während er in den beiden kurz vorher entstandenen Dich-
tungen, die die gleiche Novelle zum Gegenstande haben (ein Spruch-
gedicht und ein Meistergesang), die Namen seiner Quelle beibehalten
hat. Sollten auf die Umgestaltung des Fastnachtspiels nicht die älteren
Arztspiele, z. B. die von Folz, Einfluß ausgeübt haben? Daß
H. Sachs diese Spiele kannte, unterliegt keinem Zweifel; sehen wir
ihn doch wiederholt Anregung davon empfangen. Da es sich nun in
der Novelle des Florentiners auch um eine Krankengeschichte
handelt, so konnte ihm natürlich leicht der Gedanke kommen, diese
Geschichte im Stile jener alten Fastnachtspiele zu behandeln, d. h.
aus den Personen Bauern zu machen. Den Namen des Arztes zu
•) C. Drescher, Studien zu H. Sachs. I.
208 A. L. STIKFEL
ändern, lag kein Grund vor, und dieser (Simon) blieb und scheint
von da an überhaupt für die Rolle stehend geworden zu sein, wenig-
stens findet er sich noch bei Probst und Ayrer.
Eine Bestätigung für meine obige Vermuthung liefert des
Meisters nur vierzehn Tage später vollendetes Spiel Die Laster
Artzney, welches gewissermaßen als eine Wiederbelebung jener alten
Arztspiele in wahrhaft veredelter Form erscheint. Man sieht daraus,
daß Sachs damals — wie allerdings schon früher bei Nr. 11 (das
Narrenschneiden) — mit derartigen Stoffen, sei es nun in Folge von
Leetüre oder Aufführungen ähnlicher Stücke, viel beschäftigt war.
Zu Nr. 22. Der farendt Schul er im Paradeiß.
Meine Annahme, daß Sachs zu diesem Spiele außer Paulis
Schimpf und JEh'nst noch Bebeis '^Facetiae benützt habe, läßt sich nicut
länger aufrecht erhalten, seitdem H. Holstein uns in einem Artikel
der Ztschr. f. deutsche Philologie (Bd. XXIII, S. 436 — 451) mit einem
bisher unbekannten Lustspiel des Belgiers Johann Placentius (Plaisani)
betitelt Clericus Eques (1535 gedr.) bekannt machte. Das Stück,
worauf H. nicht hinwies, stimmt inhaltlich in der Hauptsache mit dem
Sachsischen Spiel überein und ist mindestens schon 1534, also 16 Jahre
vor dem farendt Schuler im Paradeiß gechrieben. Ich habe in einem
Artikel der Ztschr. f. vergl. Litt.-Gesch. u. Renaissance-Litt. (N. F.
IV, 440 — 445) ausführlich gezeigt, daß die Quelle des Belgiers weder
Pauli noch Bebel, sondern allem Anschein nach ein altfranzösisches
Gedicht (Fabliau oder Farce) war, und daß Sachs zwar nicht den
Cleincus Eques, aber wahrscheinlich eine ältere deutsche Bearbeitung
des französischen Gedichtes gekannt hat. Um unnöthige Wieder-
holungen zu vermeiden, verweise ich auf meinen Artikel.
Zu Nr. 32. Der vnersetlich Geitzhunger.
Das Quellenverhältniß dieses Stückes stellte sich mir bei noch-
maliger Betrachtung complicierter heraus, als ich früher angenommen
hatte. Sachs empfing Anregung dazu von verschiedenen Seiten. Daß
er aus dem alten Weib seiner Vorlage einen weisen Mann (Sapiens
der weiß) machte, rührt vielleicht von dem Einfluß zweier Erzählungen
her, welche in Steinhöwels 'Aesop' unmittelbar auf seine Quelle folgen
(ed. Oesterley S. 306 Ain kluoges finden verborgener urtail ven dem öl,
S. 309 Ain urtail ains wysen von gefundem gelt). In diesen Geschichten,
die mit Sachsens eigentlicher Vorlage verwandt sind, wird die Dupie-
rung eines Unerfahrenen bezw. Armen seitens eines habgierigen
Reichen durch das kluge Einschreiten eines „wysen (natürlichen)
ÜBER DIK QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DRA:sn:N. '209
maisters" vereitelt. Daß Sachs den weisen Mann, der in den beiden
Erzählungen bei Steinhöwel als Armenanwalt („beschirraer" bezw.
„hilff der armen") bezeichnet wird, zu einem alten Freund des Be-
trogenen machte, darauf kam er wahrscheinlich durch sein eigenes
früheres (23.) Spiel „der jung Kauffmann Nicola", dessen Quelle
(Boccaccio VIII, 10) ja selbst auf dieselbe Fabel bei Petrus Alphonsus
zurückgeht, die durch Steinhöwels Vermittelung Sachs als Ilaupt-
quelle seines 32. Fastnachtspieles diente.
Aus den oben genannten beiden anderen Erzählungen in Stein-
höwels 'Aesop' hat sich S. offenbar auch den Namen Reichen-
burger geholt, denn das vierte Stück aus Alphonsus (S. 309) be-
ginnt: „Ain rycher burger" und im dritten Stück heißt es: „Ain
rycher burger zenächst an im ward enczündet in gytikait."
Auf letztere Worte geht vielleicht auch der Charakterzug Reichen-
burgers (V. 230) „der geitz hat in besessen gar" zurück. Endlich
mochte durch Nr. 4 Sachs der Gedanke gekommen sein, dem Betrüger
das zum Bösen rathende Weib zur Seite zu stellen. In jener Erzählung
freut sich ein Weib über den Geldfund ihres Mannes und will den
Schatz nicht herausgeben „ . . . syn wyb in alle weg die sie erdenken
mocht dar wider was, daz er das gelt nit wider gäbe." Ob der Name
Simplicius bei Sachs durch den Ausdruck „Juvenis simpIex" des
lateinischen Textes zu Nr. 3 veranlaßt worden, will ich dahingestellt
sein lassen, aber sicherlich entnahm der bibelkundige Meister den
Namen der Frau (Mara) aus Ruth I, 20.
Es verbleiben noch einige abweichende Züge bei Sachs, die auf
eine weitere Quelle hinweisen, nämlich, 1. daß das Werkzeug zur
Wiedererlangung des Geldes bei Steinhöwel schlechtweg ein 'fründ*,
und zwar des Betrogenen, bei S. zu einem 'gast' des Sapiens, einem
„alt Kauffherr" wird, „der mit kostlichen kleinaten handelt" (V. 245)
und 2. daß nicht „fier wolbeschlagen zierlich truchen" als Lockspeise
für den Betrüger dienen, sondern „ein schreinlein klein".
Zu Nr. 47. Dionisius mit Damone etc.
Ich habe in meiner Arbeit schon erwähnt (S. 29), daß Sachs
einige Züge in diesem Spiel dem Buche Scherz mit dorWarheyt
(ed. 1550, fol. III) entlehnt hat. Um etwaigen Zweifeln zu begegnen,
will ich die Stellen hier nachtragen. Die Erzählung, welche in Frage
kommt, führt den Titel „Hoher standt hat hohe gefärlicheyt. Vom
Democles ans Königs statt gesetzt". Die Darstellung weicht mehr-
fach von derjenigen in Petrarcas de rebus mcmorandis ab. Die
betreffenden Stellen sind:
210 Ä. L. STIEFEL
Sachs: Scherz m. d. W. :
Nach Vers 114 heißt es: (Dionisius) dien et jm selber zu-
Dionisius geht ein, schlecht ge- tisch mit spilleuten.
kleid.. .
V. 119 ff.:
Hie hast — — — — —
Deine Hoffierer vnd Spielleut
V. 186:
Ich sitz in großer angst vnd noht. Aber Democles schwitzet vor angst.
V. 189:
Also bin ich auch Damit zeigt Dionisius an , daß in
— — — — — — — — solichem hohen stand auch hohe ge-
Vmb geben auch zu aller zeyt fehrlicheyten weren.
Mit sehr großer gefehrlichkeyt.
Ferner muß ich hier noch eines eigenartigen Einflußes gedenken,
der mehrere Einzelheiten bei Sachs erklärt. Es ist dies dieselbe
Quelle, welche S. zunächst am 1. April 1536 zu einem Meister-
gesang „In dem hohen ton des Stollen" der künig Eckhart an-
regte^). Die darin behandelte Geschichte ist ein Seitenstück zur
Damoclessage, wenn nicht gar deren Quelle, und hat, aus Barlaam
und Josaphat entlehnt, durch diesen selbst, sowie namentlich durch die
Gesta Romatimmm große Verbreitung gefunden.
Ich will vorerst Einiges über das Quellenverhältniß des Meister-
gesangs anführen. Goedeke gibt als Quelle unseres Dichters den
alten Meistergesang (abgedr. Wackernagel, Altd. Leseb. II. Aufl., Bd. I,
S. 1030). Allein es finden sich bei Sachs mehrere bedeutende Züge,
die wir vergebens im König Eginhard suchen. 1. Schmückt der
König seinen Bruder „sam er der künig wer".
2. Und ließ in auf sein trone sitzen,
der stunt ob einem tiefen loch,
darinnen sach er glitzen
von kolen rot ein glut, wart auf sein falle.
3. für im stunt auf vier ecken
zwelf man mit lanzen, zilten auf iu alle.
4. Der künig vil der freuden spil
zurichten ließ, kurzweil on zil
mit cantorei und mancherlei
saitenspil, süßer melodei,
') Abgedruckt bei Goedeke, H. Sachs I, p. 89, woselbst auch mehrere Nach-
weise gegeben sind. Zu berichtigen ist dabei, daß es Wackeruagels Lesebuch I.
(statt IL), 1030 und Gesta Roman, germ. 63 (statt 36) heißen muß.
ÜBER DIE QUELLEN DEK HANS SACHSISCHEN ÜKAMEN. 911
5. Die Rede des Bruders:
. , . „die sorg hat mir mein herz beschloßen
6. Des Königs Bescheid:
also mein Herz umfangen ist
alzeit in großen sorgen.
Hievou finden sich die Züge 2 — 4 in den lateinischen Gesta Roma-
nonim (Cap. 143) : ... (rex) fecit fieri foveam profundam et ultra
foveam cathedram fragilem ... et fecit fratrem suum exui vestibus
et super cathedram poni. Cum autem in cathedra esset collocatus
ordinavit, ut gladius acutus ultra caput, suum per filum sericum
penderet; deinde ordinavit quatuor homines cum quatuor gladiis
acutissimis unum a parte anteriori. alium etc. ... Et tubas omniaque
genera musicalia fecit adduci coram fratre et mensam parari et
diversa fercula apponi et alt: O frater mi carissime, quare tantum
doles et tantam tristitiam in corde habes ? Ecce optima fercula . . .
Quare non gaudes et laetaris?') Von dieser Darstellung weichen die
beiden deutschen Gesta Rom. (v. 1489, fol. 33; Kellers Ausg. Nr. 63)
wesentlich ab. In ihnen fehlt der Thron, die Aufführung von Freuden-
spielen und noch einige Momente, welche, gleich mehreren Zusätzen,
die sie den latein. G. R. gegenüber bieten, für H. S. nicht in Betracht
kommen '^). — Welches war also S.'s Quelle? die latein. G. R. V Aber
ihnen fehlt der Name Eckhard; ferner ist die Rede des gefangenen
Bruders, sowie die Antwort des Königs grundverschieden bei S. und
in den latein. G. R. Sachs hatte also wohl hier, wie schon oft,
mehrere Quellen. Als erste ist der alte Meistergesang (bei Wacker-
nagel) zu bezeichnen ; daraus entnahm er den Namen Eckhart (Eggen-
hart) , den Schauplatz (Frankenreich) und einzelne sprachliche Wen-
dungen, z. B.:
Sachs: Alter Meisterges.:
Ob seinem haubt hieng, zu er- ob seinem haubt hing jm ain schwert.
schrecken ein schwert.
Der künig im in zornes schein. Das han ich dir erzaigt in forchtes
schein.
Seine zweite Quelle ist Gesta Rom., entweder im lateinischen Original,
und dann muß er drittens daneben noch irgend eine andere Bear-
') Nach Kellers Ausgabe citiert (p. 221/22).
■■') Eine Stelle, die sich in den lateinischen G. K, nicht findet, ähnelt dagegen
einer solchen im Sachsischen Meistergesang; mau vergleiche:
Deutsche Gesta Roman.: H. S. Meisterges.:
Also bin ich auch vmbgeben mit angst also mein herz umfangen ist alzeit in
vnd mit sorgen des todes. großen sorgen.
212 A. L. STIEFEL
beitung gekannt haben, oder er hatte eine deutsche Übersetzung der
G. R. vor sich, die, bei der größten Ähnlichkeit mit dem Original,
auch alle die oben erwähnten in letzterem fehlenden Züge enthielt.
Um nun zu unserem Spiel überzugehen, so entnahm Sachs seinem
Meistergesang oder dessen Quellen: 1. die Idee, daü zwei Trabanten
nach Dämons Herzen zielten; 2. die Verse (22 fF.) Dämons:
Drumb wundert mich an dein geberden
Das du dich so trawrig erzeigst
Vnd dein angsicht vntersich neigst
Ich hab dich auch in all dein sachen
Kein mal nie frulich sehen lachen.
Diese Verse ähneln übrigens Stellen in den oben angeführten —
nebenbei bemerkt in dieser Erzählung fast ganz unter sich überein-
stimmenden — beiden deutschen Gesta Rom. , z. B. „do neigt der
künig sein haubt nider in trauren" ; „fraget ihn was die sach wäre
darumb er so traurig wäre"; „er hat vns nie erzaiget ein fröleich
antlütz".
3. Der Vers 41 :
Meisterges. :
Morgen soltu erfahren das. morgen soltu die ursach innen werden.
4. Vers 127:
Vnd alles was dir in der zeyt als was zu freuden dienen was.
Mag dienen zu aller frulichkeyt.
und noch einige ähnliche Kleinigkeiten.
Das Spiel bietet außerdem von Vers 193 an bis zum Schluß
(V. 314) recht naive Zusätze des Meisters zu der ursprünglichen
Erzählung: Dionysius entwirft im Gespräch mit Dämon von sich ein
abschreckendes Bild, geißelt selbst sein tyrannisches Regiment, seinen
schlechten Charakter u. s. w. , wobei Sachs aus seiner Leetüre alles
das zusammentrug, was er über den Tyrannen bei alten und neueren
Schriftstellern (besonders bei Plutarch) gefunden hatte. Ein ähnlicher
Zusatz mit gleicher Absicht ist das Gespräch zwischen den beiden
Trabanten Dion and Nisius (aus Dionisius gebildete Namen) V. 81 — 114.
Zu Nr. 54. Der Bawer mit dem Plerr.
Daß es ein älteres deutsches Gedicht gab , in welchem Sachs
die Fabel zu diesem Spiel in der Hauptsache vorfand, scheinen die
Verse 58 u. 59 des H. Folzischen Gedichtes von dreyen Weihen
die einen porten funden (abgedr. in Haupts Ztschr. YHI, 524 ff.)
zu besagen. Sie lauten:
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DRAMEN. 213
ersichstu für ein pf äffen mich
so hastu wol das plerr vorn äugen,
womit gewiü auf die von Sachs später dramatisierte, damals wahr-
scheinlich wohl bekannte Geschichte angespielt war.
Zu Nr. 56. Die Bürgerin mit dem Thurab Herrn.
Eine nochmalige sorgfältige Prüfung dieses Fastnachtspieles auf
seine Quellen bestärkt mich in der von mir schon früher (Germ. XXIV,
p. 35 ff.) geäußerten Ansicht. H. Sachs kannte die Fabel wohl zu-
gleich aus der unter dem Namen y^Die alten Römer''^ bekannten Bear-
beitung der deutschen Gesta Rom.*) (Cammerlander 1538) und aus
dem. Rittei' von Thnrn^) (ebenfalls Cammerlander 1538); beide stimmen
übrigens wörtlich mit einander und, wie ich schon früher gezeigt habe,
zugleich mit der Ausgabe der Gesta Romayiorum von 1512 '^) überein.
Diese letztere selbst wiederum dürfte kaum erheblich von noch früheren
Ausgaben der Sieben w. Meister verschieden sein, da die Überein-
stimmung mit den lateinischen Textausgaben ^) — den Quellen der
deutschen — schon die allergrößte ist. Neben dieser Version, die wir
vielleicht als seine Hauptquelle bezeichnen dürfen, hat er aber minde-
stens noch zwei andere benützt*). Man wird dies nicht weiter bean-
') Diese beiden Bücher werden eigentlich mit Unrecht nach den alten Bücdiern
benannt, als deren weitgehendste Umarbeitungen im protestantischen Sinne sie sich
erweisen. Das wurde für das letztere, meines Wissens, noch gar nicht erwähnt, und
für das erstere zu wenig betont. Ich werde mich demnächst ausführlich über das
Verhältniß äußern.
') Goedeke' führt das von mir (Germ. 24, S. 36, Z. 4 oben) beschriebene Buch
in seiner ausführlichen Bibliographie der Sieben weisen Meister an (I, p. 349
bis 351) und zugleich in derjenigen der Gesta Romanorum (I, p. 352), was zu dem
Glauben verleiten könnte, es seien zwei verschiedene Werke. K. Drescher (Studien
zu U. Sachs N. F. 1891, p. 16) meint gar, das Buch von 1512 sei eine wiederholte
Auflage der deutschen G. R. von 1489. Mit diesen hat es aber absolut nichts zu
schaflfen. Es enthält auf 99 nicht foliierten , aber mit Signaturen versehenen Blättern
zuerst (Bl. 2—68") die sieben w. M., dann (Bl. 68''— 74") „die Glose vnd geistliche
sinn der sieben w. M., und endlich (Bl. 74*' — 99) eine Auswahl von 30 Stücken aus
den G. R., nämlich Nr. 1—5, 7, 6, 8, 9, 14, 113, 116, 91, 141, 17, 18, 20, 23, 137,
27, 29, 36, 45, 57, 75, 132, 76, 58 der lateinischen und Nr. 37 der deutschen Gesta
Rom. (ed. Keller). Dagegen enthält jene Au.sgabe von 1489. 95 ganz anders stilisierte
Nummern, darunter von den Sieben w. M. zusammen nur die Einleitung und die
Geschichte des Meisters Tantillus (fol. 36 — 41), und außerdem getrennte einzelne Ge-
schichten, s. Görres, Volksbücher S. 157, Oeata Rom. ed. Oesterley p. 243.
') Ich habe außer einem Druck des 15. Jahrhunderts den von G. Buchner
besorgten Abdruck der Innsbrucker Handschrift von 1342 (Varnhagens Erlanger Bei-
träge, H. 5) benützt.
*) K. Drescher bespricht (Studien zu II. Sachs N. F.) , ohne von meiner 4 — 5
Monate früher erschieneneu Arbeit Notiz zu nehmen, die Quellen von sechs Fastnacht-
214 A. L. STIEFEL
standen, nachdem ich bei vielen anderen Spielen (5, 22, 47, 51, 57.
71, 73) nachgewiesen habe, wie gerne der Meister verschiedene Dar-
stellungen einer und derselben Erzählung benützte. Aber welche hat
er hier benützt? In meiner Arbeit (1. c.) hatte ich von der gereimten
Bearbeitung der Sieben w. M. von 1476, auf Grund mehrerer Überein-
stimmungen derselben mit H. S., gesagt: man sollte fast glauben,
daß S. jene Handschrift kannte. Ich gehe jetzt noch weiter als früher.
Ich sage, H. Sachs muß sie oder eine ihr sehr nahe stehende Version
gekannt haben. Außer den schon angeführten sprachlichen Berüh-
rungen erwähne ich noch folgende:
Sachs V. 10 fi'.: Sieben w. M. von 147G (p. 105),
Die Tochter spricht: V- 19 ff-:
— — — — — — • — — Die tochter sprach :
— — — ein Mann . . . Mein man liget
— — — — — — — — Nachtes bey mir vnd schwiget
So vnfreundlich wie ein hackstock, Recht also ein hultzin stock.
Vnholdselig wie ein Sewtrock, Ich wollt das er wer ein bock,
Ich wolt vnd daß er leg be- Vnd auch denn were
graben, Ferrevbermer.
Ich kan vnd mag jn nicht lieb Ich wolden we r lieh gern varen
haben, Ion!
Ich muß mir ein Bulschaft an- Wann einen anderen buolen
nemen. muoß ich han.
Dagegen der Ritter v. Th.: Die tochter sagt | Vast vbel | wann er ist
mir am bett als nutz als leg ein stock bei mir \ ich mag auch kein
spielen (31,32,56,61,62, 63), die ich sämmtlich schon nachgewiesen hatte.
,S. 97—99 kommt er auf meine Arbeit zu sprechen, die ihm „während der Correctur der
letzten Druckbogen zu Ilanden gekommen". Er findet: „St.. . bringt manches neue
Material, geht jedoch öfters in seinen Schlüssen zu weit." IJber dieses schwere Verdict
von so competenter Seite bin ich begreiflicherweise ganz trostlos, aufgerichtet hat
mich nur die Beobachtung, daß Drescher in der znr Illustration seiner Kritik ge-
gebenen einzigen Probe eine solche Einseitigkeit und Oberflächlichkeit an den Tag
legt, daß ich den weiteren Proben mit Ruhe entgegensehen kann. D. sagt also in
seiner Probe: „bei Nr. 56 sucht St. nachzuweisen, daß H. S. außer einer gedruckten
Vorlage noch ein oder gar zwei andere Versionen der nämlichen Erzählung gekannt
habe. Warum noch zwei andere? Schon die Annahme einer einzigen anderen scheint
mir — da Abweichungen allein bei der zweiten Prüfung des Mannes (sie!) durch die
Frau in Betracht kommen — trotz St.'s Ausführungen nicht nothwendig, wenn auch
möglich". Hieran reihen sich Ausführungen, um die Übereinstimmung der Sieben
w. M. von 1476 mit II. S. zu entkräften, die ich ihrer Länge wegen nicht wieder-
liolen kann, weßhalb ich auf die „Studien" verweise. Es wirkt geradezu komisch, wie
er bei der beweiskräftigsten Stelle, die er leider nicht eliminieren konnte, mit einem
Sprung leicht darüber hinwegsetzt. Ich glaube mit meinen gegenwärtigen Nachträgen
die Frage erledigt zu haben.
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SÄCHSISCHEN DRAMEN. 215
leybliche freud mit jm gehabe | darum wil ich einen anderen lieb
hab en.
H. S. Vers 80: Sieben w. M. p. 107, V. 11:
Die Tochter spricht: Do sprach die tochter: Weysz mich
Ach liebe Mutter sag doch her Meinen alten man wil versuchen ich.
War mit ich jhn versuchen sol.
Dagegen der R. v. Th. : Sprach die tochter | Mutter durch deinen
willen leid ich mich | nun sag mir vsrie sol ich jm thün.
Sachs V. 134 ff.: Sieben w. M. p. 100:
Mein Tochter merck, was ich dir sag : Liebe tochter, bore mich !
Du mußt dein Mann versuchen baß Alte man sint wunderlich.
Noch mit einem stück vber das ; Ffur wer ich dir das sagen.
Die alten Leut sind vnvertr figli c h Sie kunent es nit verdragen')
Wie man das hurt vnd sihet täglich. Versuche in basz, das rotte ich
Darumb , Tochter, folg meinem dir
Rhat. Noch ein mol, des volge mir.
Hiezu vergleiche R. v. Th.: Liebe thochter wie wol dz ist ( das eyn alt
man zuo eynem mal vbersicht | so behelt er doch gern eyns zum
andern | darumb so rat ich dir dz du jn noch eyn mal versuchest.
Sieben w. M. (S. 106, 32; S. 110,
Sachs V. 211: 24; S. 113,25)'^):
Wann alte Leut die sind gar wunderlich. Alte man sind wunderlich.
V. 315: ■ S. 121, 32:
Ach sag, du liebe Tochter mein, . , . Sag mir, tochter mein
Wie thut das Aderlassen dein? Wie stet nu der Wille dein?
Sachlich stimmen H. S. und die Sieben w. M. von 1476 noch iu
einem Punkte überein: die Frau fällt zweimal in Ohnmacht
(s. H. S. V. 308 und Sieben w. M. S. 120, 8 und S. 121, 5). Dieser
Zug fehlt in der Erzählung aus dem R. v. Th., den Sieben w. M.
von 1512, sowie in der Hist. Septem Sapientium.
Außer dem in den bisher genannten Quellen enthaltenen Stoflfe
bietet H. S. noch manche Eigenthümlichkeiten, so daß die Annahme
einer zur Zeit noch unbekannten Quelle unabweisbar wird. Manches
zwar ist auf Rechnung der dramatischen Umgestaltung zu setzen. So
') H. Sachs V. 75: „daß er dir solches werd vertragen."
*) Der R. v. Th. hat dafür an erster Stelle: Alte lewt seint griiüig vnd zornig;
an zweiter Stelle: wie wol daz ist das ein alte man etc. (s. c); an dritter Stelle:
das alter ist gar grimmig. Erst gegen Ende der Erzählung sagt die Mutter allerdings:
„ich sagt dir vor, daß alt leut griiii vnd wunderlich weren." Doch genügt es meines
Erachtens nicht, daß der Dichter eine Stelle an einem beliebigen Ort seiner Vorlage
fand, sondern es ist auch Gewicht darauf zu legen, daß er sie an dem
gleichen entsprechenden Ort fand.
216 A. L. STIEFEL
z. B., daß die ganze Handlung an einem Tage sich zuträgt, oder
sich zugetragen haben kann, während sie in den anderen Versionen
etwa sechs Tage dauert, daß der Mann mit der Frau zum Bader geht,
während er in den Sieben w. M. denselben ins Haus holt, und end-
lich — ein durch die vorhergehende Anordnung gebotener Zusatz —
daß die Mutter ihre Tochter nach dem Aderlasse heimführt, wodurch
zugleich das Senden einer Magd, um die Mutter zu holen, erspart
blieb. Ein Zug, nämlich, daß der Pfaffe der Vorlage bei Sachs ein
Thumbherr geworden ist, erklärt sich leicht durch den Einfluß der
dem 57. Fastnachtspiel zu Grunde liegenden Quellen. Das 56. und
57. Fastnachtspiel differieren in der Zeit nur um drei Tage (24. — 27.
October 1553), und es ist natürlich, daß der Stoff des letzteren Sachs
schon bei Abfassung des ersteren beschäftigte. So wurde aus dem
unbestimmten Pfaffen ein Thumbherr.
Aber wie soll man erklären, 1. daß der in den Sieben w. M.
unbestimmt gelassene Baum bei Sachs mit bestimmtem Namen (Feigen-
baum) erscheint; 2. daß die Frau das Umhauen mit einem verhäng-
nißvoUen Traum motiviert; .3. daß das Hündlein eine Hündin ist
(V. 166); 4. daß der Mann der Frau mit dem Schwerte droht, als
sie sich gegen das Aderlassen sträubt; 5. daß der Mann bei der
ersten Probe erklärt „Ich wil nauß beschawen den schaden" und bei
der zweiten: Ich wil nauß mein Hündlein begraben und 6. daß die
Frau nach der zweiten Probe ihr reuevolles Bedauern über den Vor-
fall ausdrückt? Allerdings pflegt S. ähnliche und vielleicht noch
größere Zusätze und Änderungen oft bei seinen Vorlagen anzubringen,
allein im vorliegenden Falle ist es auffallend, daß der größte Theil
derselben sich in anderen Versionen der Fabel findet. So ist
z. B. der Baum näher bezeichnet, und zwa"r als Lorbeer im
Erasto und in Desperriers Nouv. Recreations (127), und als
Linde in dem altfranzösischen F;»bliau bei Legrand (III, 177)^); ob
er in irgend einer Version als Feigenbaum figuriert, habe ich nicht
ermitteln können. Was den zweiten Punkt, das Abhauen des Baumes
betrifft, so wird es in allen mir bekannt gewordenen Versionen der
Erzählung von der Frau damit motiviert, daß sie dem von der Jagd
heimkehrenden Gatten ein warmes Heim habe bereiten wollen. Das
sinnige und viel plausiblere Motiv, das Sachs anwendet, fand ich bis
') Mir lag mir die deutsche Übersetzung des Buches vor, welclie unter dem
Titel erschien: Erzählungen aus dem 12. und 13. Jahrhundert mit historischen und
kritischen Anmerkungen. Aus dem Französi.schen des Le Grand. Halle und Leipzig
bei Joh. Gottfried Ruff 1795/96. 4 Bde. — Die Erzählung steht Bd. III, 131 — 138.
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DRAMEN. 217
Jetzt nirgends; doch ist es viel zu fein, als daß der ehrbare Meister
zuerst darauf verfallen wäre. Bezüglich des dritten Punktes ist zu
bemerken, daß die Hist. Septem Sapientium caniculus und darnach
alle mir zugänglichen deutschen Bearbeitungen „hündlein" (huntel,
hündlin, hundelin) schreiben, daß dagegen die von D'Ancona heraus-
gegebene italienische Version und wahrscheinlich das Fabliau bei
Legrand ^j eine Wiudhüudin angeben, und daß namentlich der
Erasto und Desperriers ") ausdrücklich von einer Hündin (cagniuola,
chienne) sprechen. Den vierten Punkt findet man, angedeutet, schon
in der Hist. sept. sapient. durch die Worte „nisi cicius brachium ad
ignem extendas, sanguinem cordis tui habebo", aber, wie man sieht, so
schwach, daß man begreift, wie die meisten Bearbeiter die Stelle
übersehen oder mißverstehen konnten; zu den ersteren gehören z. B.
die Sieben w. M. von 1476, D'Anconas Ausgabe, Erasto und
Desperriers; zu den letzteren der Büheler und Kellers deutsche
GestaR. ; dagegen findet sich die Stelle annähernd wie in den sept.
sapient., nur noch unklarer, in den Sieben w. M. von 1512 und
darnach im Ritter v. Th.: „vnd hebst du den arm nit bald zu der
flicten 1 ich nimb dir das blut vom herz". Übereinstimmend in diesem
Punkte mit Sachs fand ich nur das Fabliau bei Legrand. ^) — Den
Schaden am Baume besichtigt auch der alte Herr im Erasto und bei
Desperriers; das Begraben des Hundes aber fand ich nirgends er-
wähnt. Hinwiederum äußert die Frau ein Bedauern über den Vorfall
nach der zweiten Probe, ähnlich wie bei Sachs, im Fabliau bei Le-
grand, in D'Anconas ital. Version und im Erasto. Aus allem diesem
ergibt sich wohl zur Genüge, daß die Mehrzahl der oben erwähnten
Züge sich in verschiedenen Redactionen ^) des alten Novellenbuches
') Aus der deutschen Übersetzung ist es nicht ersichtlich , weil der Übersetzer
Windspiel schreibt.
') Bei den vielen Übereinstimmungen zwischen den Nouv. Kecreations und
Erasto erscheint es sicher, daß letzterer die Quelle der ersteren war. Die Novelle
steht übrigens unter den späteren Zusätzen der Sammlung und hat schon deshalb
Desperriers nicht zum Verfasser, weil der Erasto erst 1542 erschien und Desperriers
um diese Zeit schon verschollen oder gar gestorben war.
^) Vorausgesetzt, daß die mir vorliegende deutsche Übersetzung getreu ist.
^) Im letzten Augenblick ist mir Kellers Li Romans des sept Sages zur
Hand gekommen, worin die Geschichte (S. 97 — 110) mehrere Berührungspunkte mit
der Version des H. S. zeigt: Der Hund ist „Vne biele blanche leuri^re", das Weib
sträubt sich gegen das Aderlassen „Mais il traist lespee forbie". Die Übereinstimmung
erstreckt sich noch auf einen anderen Punkt: Nach dem letzten Streich, als das
Essen vorüber ist, erzählt die altfranzüsische Version:
UEKMANIA. Neue Reihe. XXV (XXXVII.) Jiihrg.. 15
218 A. L. STIEFEL
wiederholen, und soliin wird Sachs gewiß noch eine zur Zeit unbe-
kannte Quelle gehabt haben. Die mehrfachen Übereinstimmungen mit
romanischen Versionen (Erasto, D'Ancona, Fabliau) legen die Ver-
muthung nahe, daß jene Vorlage eine verlorene Bearbeitung eines
Fabliau war.
Zu Nr. 58. Ewlenspiegel mit der pfaffen kellerin etc.
Lier (Studien etc. S. 150) hat nachgewiesen, daß S. für die Verse
158 — 171 ein Folzisches Arztspiel (Nr. 120 bei Keller) benützt hat.
Zu Nr. 61. Das wainent huentlein.
Schon in meiner früheren Arbeit hatte ich die Möglichkeit^ daß
S. außer Steinhöwel noch eine andere Quelle benützte, nicht ganz
von der Hand gewiesen, wenn ich auch mehr dazu neigte, daß er
nur eine Vorlage hatte. Jetzt, da mir die Cammerlander'sche Be-
arbeitung der Gesta Rom. („Die alten Römer, Sittliche Historien" etc.
Straßburg, Cammerl. 1538 fol.) kurze Zeit zur Verfügung gestanden,
erachte ich es für sicher, daß S. sie zu diesem Spiel benützt hat.
Die Erzählung findet sich darin fol. IS*". Ich hatte leider, als mir das
Buch vorlag, die Fastnachtspiele des H. Sachs nicht zur Hand und
konnte daher nicht unser Spiel mit der Erzählung aus diesen G. R.
im Einzelnen vergleichen. Doch hatte ich mir, da ich wußte, daß
die Steinhö wel'sche Erzählung ohne moralische Nutz-
anwendung schließt, die Schluß moral der Darstellung im
Cammerlander' sehen Druck notiert. Ich stelle sie hier mit dem
Schluß unseres Spieles zusammen:
Hans Sachs (V. 364 ff.): Die alten Römer ...
Die alt kuplerin beschlewst: Was der Teuffei sunst nit
kan züwegen bringen | das rieht
Den lewten thw int hewser lawffen er auß mit eim alten weih | den
Sam geistlich in heilligem schein. getraut maus nit an | dann sie wollen
Rieht also aus den handel mein allwegen heiliger sin dann ander
Mit list, petrug vnd luegen rund lewt u. s. w.
Ich pin des dewffels waehtel hund.
Was er nit zwegen pringen kan,
Das rieht ich aus vnd nem das an,
Halt mich fein erber an verdacht.
Et quant la cours fu departie Lors en apiela sa moillier
Et ala sen la baronnie II vus couuieut, dame, saiunier etc.
So kommt auch bei S. der Mann unmittelbar nach Tisch und setzt der Frau die
Nothwendigkeit des Aderlassens auseinander, während er in den anderen Quellen erst
des folgenden Morgens einen Bader aufsucht und mit diesem bei der Frau erscheint.
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DRAMEN. 219
Zu Nr. 70. Der dot im stock.
Auch die Erzählung der Cento novelle ant. (Nr. 82) ') verdient
wegen ihrer Ähnlichkeit mit unserem Spiel Erwähnung. Hier ist es,
wie bei Sachs, ein Eremit (un romito), der in einem Walde, als er
sich eben ausruhen will, einen Schatz entdeckt und davor schleunigst
entflieht. Drei Räuber sehen ihn fliehen, ohne daß er verfolgt wird
und fragen ihn nach der Ursache, worauf er erwidert, er fliehe den
ihn verfolgenden Tod. Während aber bei Sachs der Eremit von den
Banditen gleich ermordet wird, als er erwähnt, der Tod sei in dem
Baumstumpf (stock), da sie glauben, er spotte ihrer, geht der Eremit
in den C. N. a. mit ihnen und zeigt ihnen den Schatz, der sich aber
nicht in einem hohlen Baume, sondern in einer Grotte befindet; auch
kommt der Eremit, ganz wie der alte Mann bei Chaucer, mit seinem
Leben davon; der übrige Theil der Erzählung stimmt zugleich mit
Chaucer und Sachs, bei Letzterem allerdings, abgesehen von den be-
reits (Germ. XXIV, S. 51) als ihm eigenthümlich bezeichneten Zügen,
so ziemlich überein; nur eines fehlt: die Strolche losen nicht, wie
bei S. und Gh., wer von ihnen in die Stadt gehen soll.
Diese Übereinstimmungen zwischen S. und den C. N. haben
meine Vermuthung, daß irgend ein mittelalterliches Predigtbuch die
Quelle des Nürnbergers gewesen, ins Schwanken gebracht. Die C. N.
Ant. schöpfen bei einem großen Theil ihrer Erzählungen aus altfran-
zösischen Quellen (fabliaux) , eine Quelle, die gewiß auch Chaucer
nahe lag. Ich habe wiederholt gezeigt, daß S. Übersetzungen fran-
zösischer Fabliaux, wenn solche auch sonst nicht bekannt sind, be-
nützt haben muß. Und so mag ihm auch für unser Spiel eine ähnliche
Quelle vorgelegen haben. Ein i^aiZ. des Inh. erwähnt Paris (Mss. fr^
IV, 83).
Zu Nr. 75. Der Neidhart mit dem feyhel.
Da F. Bobertagin seinem Narrenbuch (Kürschners Deutsche
N. L. Band 46) auch das alte Schwankbuch von Neithart Fuchs zum
Abdruck gebracht hat, so habe ich nachträglich das Spiel mit seiner
Quelle vergleichen können.
Unser Fastnachtspiel ist das erste mehractige des Dichters. Folgte
er dem Beispiele L. Culmans, der sein „teutsch spil von der
') Ich konnte leider nur die Ausgabe in der Biblioteca class. economica
(Mil., Zonzogno 1875) benützen, wo die Sammlung unter dem Titel II Novellino
mit zwei anderen Büchern vereinigt ist. Hier ist die Novelle die 95. und steht S. 102/3.
Bekanntlich weichen die Ausgaben, sowohl im Text als Inhalt und Reihenfolge der
Geschichten von einander ab.
15*
220 A. L. STIEFEL
auffrur der Erbarn w eiber" etc. ') auch in mehrere (5) Acte
eintheilte? Jeder Act umschließt bei H. S. genau eine Handlung:
Act I die Veilchengeschichte, Act 11 Neidharts Rache, Act III der
Bauern mißlungene Wiedervergeltung. Für jeden Act hat S. je eine
Erzählung des Schwankbuches benützt, wovon die ersten beiden auf
einander folgen (V. 113 — 207; 208—264), die letzte aber von ihnen
weit absteht (V. 2134-2277).
Sachs läßt seinen Helden mit Abschiedsworten an den Winter
und Begrüßung des Frühlings anheben, woran sich der Fund des
Veilchens und dessen Bedecken mit dem Hut durch Neidhart an-
schließt, alles dies ganz wie im Volksbuch; nur ist Sachs viel breiter.
In der nun folgenden Bauernscene verweilt S. mit sichtlichem Be-
hagen bei dem, worüber sogar seine sonst nicht gerade anständige
Vorlage mit acht Versen hinweggegangen war. Das sinnlose Wort
merdrüm bei S. ist aus einem merdum (= merda) seiner Quelle
entstellt. Ähnlich wie in der Bauernscene ist das Verhältniß in der
nächsten Scene, der Veilchenscene: Breite Ausmalung des Wider-
lichen durch eine eigens vom Dichter eingeführte Figur, durch den
Narren Jeckel. Wie eine Blume auf der Dungstätte hebt sich das
schöne Mailied — ein Zusatz des Sachs — hier ab. In der Klage
der Herzogin hat sich der Meister ziemlich genau an sein Vorbild
gehalten. Man vergleiche:
Sachs V. 150: Neidh. Fuchs V. 174:
Neidhart, Neidhart was hastw thon? Her Neithart, was hapt ir getan?
Die Schmach thuet mir zv herzen gon, das wirt ewr vngewin,
Dast vns so weit fuerst aus der stat. Die schmacheit sol mir zu herczen gan,
Zaigst vns für feyel den vnflat. es mag euch wol gerewen.
— — — — — — — — bei allen meinen tagen
Ich schwer dir das pey meinen trewen! geschach mir nie sollich schmacheit
Die dat sol dich von herzen rewen. Dem fürsten wil ich es sagen
Ich wil dem füerstn vber dich klagen; ich gelaub, es werd sein genaden leid,
Wan mir ist pey all meinen tagen dein vngelick soll sich newen.
Kein grosser arbeit nie geschehen.
Die Scenen zu Anfang des II. Actes (der Bauern Tanz um den „feyel"
und Neidharts Kampf mit denselben) fand S. nur angedeutet in seiner
Vorlage, von der unser Dichter überhaupt hier sehr abweicht. Bei
ihm treten nur drei Bauern auf und werden von Neidhart und dem
Narren Jeckel gezüchtigt, während im Neithartbuche der Held mit
') Das Stück ist in Scbeibles Sclialtjabr V, p.^422 ff. abgedruckt uud zeigt mit
Sachs' 7.3. Spiel keinerlei Ähnlichkeit.
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCUEN DRAMEN. 221
Hilfe von anderen Edelleuten 32 Bauern übel herrichtet. Hierauf:
„Neidhart nerabt den feyel von der stangen", um ihn der Herzogin
zu bringen. Nun folgen noch zwei frei erfundene Scenen: Jeckels
Bericht über die Züchtigung der Rüppel — und Berathung der letzteren,
wie sie an ihrem Peiniger Vergeltung üben wollen,
Freier noch als in den ersten beiden Acten verfuhr S. im IH.
mit seiner Quelle. Er griff aus den Erzählungen mit geschickter Hand
eine der packendsten') heraus: die Bauern machen, um sich an Neid-
hart zu rächen, den galanten Herzog auf dessen schöne Frau auf-
merksam. S. geht noch weiter, der Bauer Engelmayer sagt dem
Fürsten von ihr „ainen grües". Dagegen hat Sachs mit Recht die
Abgeschmacktheit weggelassen, daß der Fürst den Bauern um Rath
fragt, wie er „die minnigclichen frawen" möge „ane schawen". So
idumm dachte sich unser Meister seinen Fürsten nicht. Bei ihm kommt
Neidhart wie durch Zufall zum Herzoge und dieser rückt mit seinem
Anliegen ohne Umschweife heraus. Sachs näherte sich dabei seiner
Vorlage im Ausdrucke. Man höre:
H. S. V. 348: N. F. Vers 2204 fi'.:
Der füerst spricht: Der fürst sprach: ir mich eines ge-
Hor, Neidhart dw, reit haim gc- wert,
schwind! Das ir mich last in ewren forst jagen
Ich wil mit meinem hoflPgesind vnd schawen ewcr gewilde,
Morgen im alten forste jagen. her Neithart, ich pitt euch mir es
Vnd thw es deinem weib ansagen. nit zeversagen.
Im alten Schwankbuche sagt Neithart dann ohne Noth und Zwang
zum Herzog:
ich han die schonesten' frawen
die solt ir mit fi-uden ane schawen
vnd mit ir haben ewrn rat.
Bei Sachs macht viel richtiger der Herzog die Bemerkung:
Neidhart, mir ist gesaget an,
Wie dw hast gar ein schönes weib.
Die Worte des Fürsten (V. 368 — 371) und die kurze Bauernscene
(V. 372 — 385) sind Zusätze des H. S., ebenso der folgende kurze
Monolog Neidharts, worin er sagt, daß er die Absicht des Herzogs
durchschaut habe und sie durch Vorspiegelung der Taubheit bei
') IchTbemerke bei dieser Gelegenheit, daß der gleiche Streich, aber in barm-
oserer Absicht, von dem bekannten Gelehrten Taubmann der Kurfürstin Hedwig von
Sachsen gespielt wurde. Also erzählt die Taubmanniana (Frankfurt u. Leipzig 170),
p. 215), der ich die Verantwortung überlasse.
222 A. L. STIEFEL
Gattin und Fürst vereiteln werde. Die Anmeldung des fürstlichen
Besuches, die sich dem Monolog anschließt, umfaßt bei Sachs 25 Verse,
im Schwankbuch nur acht. S. hat einige kleine, aber recht gute Züge
hinzugefügt. So ist z. B. die Harthörigkeit des Fürsten im Neithart-
buch durch einen Fall schlechthin, bei S. durch einen Sturz vom
Pferde motiviert; die lobpreisenden Worte, welche die schöne Frau
dem stattlichen Herrscher spendet, lassen Neidharts Maßregeln nicht
als überflüssig erscheinen. Nun folgt der Empfang des Herzogs,
welcher, 10 Verse groß in der Quelle, bei dem Nachahmer zu einer
Scene von zwei Seiten (V, 426 — 469) mit vielen Zusätzen angewachsen
und durch die kecke Figur des Narren recht lustig geworden ist.
Auch hier hat S. Abgeschmacktheiten seiner Vorlage verbessert;
denn in dieser heißt es z, B.: dagegen bei Sachs:
mit armen weis sie (Neid. 's Frau) Der fürst kümpt; sie gat im entgegen,
in (den Herzog) vmb fieng. er vmbfecht sie.
Der Schluß des Spieles (vier Monologe) lehnt sich zwar noch an das
Schwankbuch an, ist aber in der Hauptsache Eigenthum des H. S.
Daß H. S. neben dem, wie wir sehen, ausgiebig benützten
Schwankbuche noch eine dramatische Behandlung des Stoffes kannte,
möchte man daraus schließen^ daß er (V. 21) sein Stück als „Neidhart-
spiel" bezeichnet — der Name war also bereits zu einem stehenden
geworden — und daß er die Namen Engelmair (Engelmayer) und
Zeiselmauer gegenüber Engelmar (oder Engelmeier) und Zeichsei-
mauer ') des Schwankbuches festhält. Nun bezeichnet sich aber das
53. Fastnachtspiel bei Keller als 'Neithartspir, und die Namen lauten
durchweg Engelmair (Englmair) und Zeis(e)lmaur. Auch ähneln einige
Verse solchen bei S., z. B.:
H. S. V. 126 ff.: Keller Ftsp. 53, S. 413:
Neidhart, der dinst bedank ich mich Hab danck ir vverder Neithart
Wil in gnaden pedenken dich wir wellen dar zu diser fart
Gehabter mue, das dw pist kumn — — — — — — — —
Vns anzaigt die erst sümer plümn. Mit pfeifen und mit schalmaien
Welche entsprungen in dem mayen Süllen wir darumb raien
Darümb wol wir haben ein rayen.
Den lieben sumer schon enphan.
Doch wenn S. wirklich das monströse Spiel (S. 393—467) kannte —
was ich trotz der erwähnten Punkte noch nicht für ganz sicher
halte — so verdankt er ihm nicht viel und jedenfalls nicht viel
'} Das Schwankbuch hat übrigens, aber selten, auch die Form Zeiselmauer.
ÜBER DIE QUELLEN DER HAN6 dACHÖIÖCHEN DRAMEN. 223
Gutes. Höchstens mag ihn das rohe, gemeine Machwerk zu größerer
Derbheit veranlaßt haben.
Zu Nr. 80. Der schwanger pauer mit dem füel.
Lier hat in seinen Studien z. Gesch. des Nürnb. Fastnachtspieles
S. 149 gezeigt, daß H. S. für die Scene zwischen „Heincz dem pauern-
knecht" und dem „arczt" an mehi'eren Stellen fast wörtlich ein
Folzisches Fastnachtspiel (Nr. 120 bei Keller) benützt hat. Beinahe
alle komischen Mißverständnisse (V. 139—140, 156—200) bei S. gehen
auf diesen Vorgänger zurück.
Zu S. 55 A^ meiner Arbeit möchte ich berichtigend bemerken,
daß der tomus I ConvivaUuin sermonum zum ersten Mal 1541 und nicht,
wie ich annahm, erst 1543 erschien. Die Ausgabe hat folgenden Titel:
Convi Valium | sermonum liber meris io|cis, ac salibus nö impudicis
neque lascijuis '), sed utilibus et serijs refertus. non | nunquam etiam
admixtae sunt iucunjdae, & uerae narrationes, eaque omnia ex | uarijs
cum ueterum, tum recen]tum monumentis decerpta. | per Joanne
Peregrinum Petrosela'num. Libellum de uarijs moribus Vrbium, Viro-
rum & Mu Herum sane perquäm elegantem ] & frugiferum adieci mus.
Basileae BIDXLI (beigegeben Forcianae Quaestiones etc. Autore Phi-
lalethe Polytopiesi Ciue.) Am Ende: Basileae apud Bartholomeum
Westhemervm Anno MDXLI. Das Buch ist nicht paginiert, aber mit
Signaturen (A — A^, dann drei uubezeichnete Blätter bis Z^) versehen.
Joannes Peregrinus ist natürlich J. Gast, denn die Sammlung
stimmt, abgesehen von einzelnen Schwänken, mit den späteren, Gasts
Namen tragenden Ausgaben überein. — Goedeke hat sich also geirrt,
wenn er Peregrinus und Gast als zwei verschiedene Autoren in seinem
Grundriß (2. Aufl. II, 128/129) aufführt; ebenso existiert die Ausgabe
von 1540, die Goedeke vermuthet, nicht. Die zweite Ausgabe des
I. Bandes erschien 1542, die dritte 1543, die vierte 1545, die fünfte
1548, die sechste 1549. Eine weitere Ausgabe erschien 1554; daß
zwischen 1549 und 1554 eine oder noch mehrere erschienen, läßt sich
wohl vermuthen. Der IL Band erschien zuerst 1548, zweite Ausgabe
1549, weitere Ausgaben 1554, 1561, der III. Band 1561. Alle diese
Ausgaben kamen zu Basel heraus und weichen inhaltlich mehr oder
weniger von einander ab. Vom III. Bande lasse ich, da er kaum
*) Diese Versicherung straft der Inhalt, welcher nach eigener Angabe des Cora-
pilators aus Erasmus, Gellius, Luscinius, Barlandus, Keysersberg, Sabellicus, Margarita
Facetiarum, Plutarch, Bebel, Sueton, Petrarcha u. A. geschöpft ist, gründlich Lügen.
224 A. L. STIEFEL
irgendwo erwähnt, geschweige denn beschrieben wird, eine Beschrei-
bung des Druckes von 1561 folgen, von dem ich übrigens nicht weiß,
ob er der erste ist: Tomus ] Tertius Con vivalium öermonum | partim
ex probatissimis historiograjphis, partim exemplis innumeris, quae |
nostro seculo acciderunt, congestus, | omnibus uerarum uirtutum stu-
diosis utilissi;mus. Basileae MDLXI. (Ein Drucker ist nicht genannt.)
205 S. kl. 8°.
Die zahlreichen Ausgaben der Gast'schen Sammlungen sind ein
Beweis für die ungewöhnliche Gunst, deren sie sich erfreuten. Auf
die deutsche Schwanklitteratur des 16. Jahrhunderts waren sie gewiß
von Einfluß. Man wird mir daher diese kleine Abschweifung von
meinem Thema verzeihen.
H. Sachs und Hngo von Trimberg.
Eine Quelle des H. Sachs, die er meines Wissens weder selbst
nennt, noch Andere bisher^genannt haben, ist der Henne r des Hugo
von Trimberg. Sachs dürfte mehrfach davon Gebrauch gemacht
haben. Ich beschränke mich indeß hier auf die Angabe derjenigen
Fabeln, welche er für Fastnachtspiele daraus gezogen hat. Bevor wir
diese anführen, ist noch die Frage zu erledigen, in welcher Gestalt
unserem Nürnberger der Renner vorlag, ob gedruckt oder hand-
schriftlich. Der erste Druck erschien mit der Jahrzahl 1549'), und
nach dem Dedicationsschreiben des Druckers, welches vom „sieben-
den Septembris Anno xlviiij" datiert ist, sollte man glauben,
erst gegen Ende dieses Jahres; nun hat aber H. S. Dichtungen aus
dem Renne?', wie wir weiter unten sehen werden, schon am 29. und
30. März 1549 bearbeitet. Somit hat er aus einer Handschrift ge-
schöpft? Gegen diese Annahme wäre zwar nichts einzuwenden, zumal
sich der Renner einer ganz ungewöhnlichen handschriftlichen Ver-
breitung erfreute und selbst noch 1520 nachweislich abgeschrieben
wurde; allein da sich eine frühere Benützung des Renner von Seite
*) Der Renner |I (E)in schon vnd nutzlich buch | || Darinnen angezeygt wirdt |
eynem Jegklichen || Welcher wirdcn | wesens | oder Standts er sey | so wol Geyst ||
liches I als des vndersten des Weltlichen Regiments | darauß er sein leben zubessern | ||
vnd seinem Ampt nach gebüre desselben | außzüwarten vnd nachzukom|jmen zu er-
lernen hat 1 Mit viel schonen Sprüchen der Heyligen schrifft | Alter Phylosophen |
vnnd Poeten weisen reden | Auch feinen || gleichnussen \ vnd Beyspieln geziert. Itzunder ||
allererst im Track außgangen. || Mit Key. Maye. Priuiligio nit || nach zu Truken. ||
1549 II Gedruckt zu Franckfurt am Meyn | durch || Cyriacum Jacobum zum Bock.
(123 foliierte Blätter kl. FoJ.)
ÜBEK DIK QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DKAMEN. 225
des H. Sachs nicht nachweisen läßt'), da ferner die Jahr zahl bei
Sachs und dem ersten Druck doch kaum zufällig die gleiche sein
kann, und da endlich der gedruckte (sprachlich erneuerte) Text mehr
als der handschriftliehe mit Sachs übereinstimmt, so glaube ich, daß
dieser Dichter den Druck vor sich hatte. Um die Schwierigkeiten
bezüglich des Datums zu beseitigen, bleibt die naheliegende Annahme
übrig, es sei xlviiij verdruckt für xlviij und sonach das Buch wirk-
lich Anfangs 1549 erschienen.
Über das Verhältniß dieses Druckes — von K. Jan icke {Ger-
mania II, 376) mit Recht als protestantische Umarbeitung bezeichnet —
zu dem alten Text kann ich mich hier nicht äußern. Ich verweise
daher auf die Bonner Dissertation „Zur deutschen Litteraturgeschichte
des 16. Jahrhunderts" von Simon Schäfer (Bonn 1874), deren pomp-
hafter Titel indeß in keinem Verhältniß zu dem dürftigen Inhalt steht.
Betrachten wir nun den Renner näher, so finden wir, daß die
dritte Fabel zu Sachsens
74. Spiel: Die frumb schwiger kupelt ir dochter,
sowie zu den Gedichten gleichen Inhalts, welche ich früher auf Gasts
Conviv. Sermones zurückleitete, ziemlich genau im Renner (Vers
12144—12203 des alten Textes''), fol. 63" des Druckes^) zu lesen ist.
Die erste Bearbeitung, die S. davon gab, ist der Meistergesang vom
30. März 1549, und dieser stimmt bis auf Kleinigkeiten mit dem fast
ein Jahr später (am 8. Februar 1550) gedichteten Spruchgedichtc
überein. Das letztere, das zwei charakteristische Verse mehr bietet,
will ich mit dem Renner' sehen Texte von 1549 zusammenstellen und
unten vergleichshalber den älteren Text*) anführen.
') Wenigstens vermag ich sie mit den mir hierorts und in dem Augenblick zur
Verfügung stehenden Mitteln nicht nachzuweisen.
') Ich citiere diesen nach der allerdings sehr mangelhaften Ausgabe des histor.
Vereins zu Bamberg (Bamberg 1833). Hier hat die Fabel die Überschrift: „Eine mere
von ein' ebrecherinne die hat gar eine einveltigen man".
') Die Überschrift lautet hier: Von einem weihe vnd manne.
*) Durch ein venster, daz waz niht wit,
Ein einveltig man ein wirtin het, auch hete die wirtinn bi d' zit
Di irs gemvtes niht was stet, Do d' wirt was vz gegangen
Vnd zeimal do der wirt vz gie, Ein bok in sinen stal gevangen.
Daz weip eine and'n man enpfie, vn" vor gestozzen in den garten
Do sie den in ir gadem prahte, nv begonde der wirt mit fleizze warten
Durch kürtzweil, als sie erdahte, In dem havse hin vnd her etc.
Do kom d' wirt an des huses tür, * * *
Zehant lie sie den man h'für, Sp'ch si lat varen euren zorn
D' and's dinges wolle warten wän ir habt das havbt gescheide
D' mvste springe in einen garten, wollet ir, daz vusinne evch v'meide
226
A. L. STIEFEL
Reuner :
Eyn einfeldig man eyn fravve hette {
Die jhres gemütes nit was stete
Vnd eyn mal da der ma auß gieug |
Das weib einen andern man e n t-
pfing!
Da sie den in jhre Hauße brachte '
Durch kurtzweile | als sie gedachte
Der man kam an des haußes thür j
Zuhandt ließ sie den man herfur
Der anders dinges wolte warten |
Der mußte springen inn einen garten |
Durch ein fenster | das was nicht weyt
Auch hatte die Frawe bei der Zeit
Da der man waß außgegangen
Einen Bock inn seinem stall gefangen
Vnd verstieß jhn inn den garten
Nun begunde der man zuwarten
In dem hause hin vnd her |
Wo der man außkommen wer(e) |
Da sprach das weyb : was warten jhr?
Ehr sprach ; du böse haudt sagen mihr
Wer ist dort hinauß gefahren?
Wol nuhn | das solt jhr baldt erfahren
Ein Nebel euch für den äugen geht !
Sehent jhr den Bock der vor euch steht]
Der sprang durch das fenster herfür
Da jhm versperret Avar die thür.
Die rede waß dem manne zorn
Er hatt wedder langen hart noch hörn
Sprach er | der durch das fenster fuhr
Das weyb sehr zurnete | vnd schwur
Als die frawen gern thun |
Es were der Bock, der bey jhm stünde.
* *
*
Sprach sie | laßt fahren ewern zorn
Dan jhr habt ein schwindelicht heubt |
Wült jhr das vnsinne euch nicht be-
täubt
H. Sachs:
(E)in gertner het ein frawen
Die det im Schalksperg hawen
Als der ging in die stat
Ein kautFen wolt mit rat
Da kam ir jüngeling
Den sie freüntlich entpfing
Als der schimpf war am pesteu
Und sie nit anders westen
Sie betten erst angfangen
Da kam der gerner gangen
Und klopfet an der thüer
Der Jüngling het sein spiier
Des gertners wolt nit warten
Sprang herab in den garten
Durch einen weiten laden
Heraber wol zum gaden
Des det der gertner sehen
Zornig zum weib det jehen
Du Sack wer ist der jung
Der rab in garten sprüng
Das weib det listig jehen
Du hast nit recht gesehen
Vnser pock is gewessen
Den Jagt ich mit dem pessen
Der hat mir thon ain schaden
Der sprang nab durch den laden
Der gerner sprach in zoren
Der hat kein part noch hören
Der durch das fenster Sprung
Es war ein lecker jung.
* *
*
Die fraw mit worten guetig
Sprach vnsinnig vnd wüetig
Wiltu mein man mir werden
Mit cleglichen geperden
Wainent vmb sein hals fiel
Herzlieber man ich wil
vnd wollet eurs arquans schir v'gezze
So strecket euch nider vil lat euch mezze.
als man euch mezze vH sege mvz
Vnsinne wirt evch and's nimm pvz
Er strackte sich nider vf die erden.
Lazze dich effen, narren gaul
wolde got, wer dein bavbt favll
So gewünne ich vil arraez weip
nach dinem tode noch froen leip etc.
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DRAMEN.
227
Vnd wolt ewers argwons schier ver-
gessen [
So streckt euch nidder vfi laßt euch
messen
Als man euch strecken vnd segnen
muß I
Vnsinne wirdt euch sonst nümmer büß
Ehr streckt sich rückling aufFdie erden.
* .. *
Laß dich äffen du narren gaul
Wolt Gott vnd were dein leyb gar faul
So gewünne ich armes elendes weyb
Nach deinem todt ein froen leyb
Mein segen dir mit dailen
Dein wueten dir zu hallen
Leg auf die erd dich nidcr.
Und rüer kains deiner glidcr
Der man in dem gezenck
Sich nider legt auf penck
Die fraw fing an den segen
Las dich effen allwegen
Du esel narr vnd dropff
Das hiren in deim koptf
Wert unsinig vnd wüetig
Das geb dir got der güetig.
Das letzt wort thets lawt sagen
Das ander stil verschlagen
Die weil entron der jung
Über den zäun entsprung
Nach dem der man aufstund
Sucht da er nimant fund
Dan seinen alten pock
Pletern an aim reben stock
Patters ab seiner frawen.
Det ir erst recht wol dräuen etc.
Diesen sägen setzeich dier zur buße(n)
Das du sterbst hie vor meinen fuessen |
Oder das dein hirne fürbas wüdte |
Das gewehre mich Gott durch sein gute.
Sehr laut sprach sie das letzte wort |
Der ersten wenig wardt gehört.
Obe jhm bas würde das weiß ich nicht [
Vnbiliches dinges viel geschieht.
Die Änderungen , die S. im Meistergesang und Spruchgedicht
mit seiner Vorlage sachlich vornahm, sind, wie wir sehen, gering.
Er machte aus dem unbestimmten „man" einen „gertner", worauf
ihn vielleicht der Garten in seinem Vorbilde brachte, er ließ den
Bock zufällig sich im Garten aufhalten, während er im Renner durch
das Veranstalten der Frau in den Garten gekommen war, ferner
mußte bei ihm — was im Original überflüssig war — der arg-
wöhnische Mann sich vergewissern, ob wirklich der Bock im Garten
sei, endlich fand S. für die obigen letzten fünf Verse — wovon die
ersten zwei merkwürdigerweise im Meisterg. fehlen ') — keine Anhalts-
punkte im Renner. Was das sprachliche Verhältniß betrifft, so ist es
durch die Nebeneinanderstellung von Original und Nachbildung ge-
nügend veranschaulicht.
Das Fastnachtspiel schließt sich — in Bezug auf diese Fabel —
sachlich ziemlich genau dem Spruchgedicht an, es bietet nur kleine
Änderungen und Zusätze, welche durch den Dialog und die beiden
anderen mitverwebten Fabeln geboten sind. Größer sind die sprach-
lichen Abweichungen, insbesondere bei dem Segen; letzterer lautet:
') D. h. falls der von Ch. Schweitzer {Etüde sur la Vie et les Oeuvres de
E, Sachs p. 438/39) gegebene Abdruck hierin zuverlässig ist.
228 A. L. «TIEFEL
In doribüs et lappibiis
In dolpis et dildappibus
Dich eflfen mulieribus
Du semper pleibst ein asinüs
Sürge et stampf hin fues für füs
Dobsücht nunqüam dich lasen müs.
Hiebei sind offenbar frühere Spiele des Meisters (Nr. 41 u. 63) von
Einfluß gewesen.
Muß nun S. neben dem Renner auch noch Gast gekannt haben?
Ich möchte die Frage nicht gerade bejahen, doch läßt sie sich auch
nicht ohne Weiteres verneinen; denn es bleiben zwischen Gast und
Sachs Beziehungen, die im Renner fehlen. Erstens ist bei G. und S.
der Liebhaber ausdrücklich ein Jüngling, zweitens leistet der be-
trogene Ehemann seiner Frau Abbitte, und drittens „det ir erst
recht wol dräuen".
Nr. 82. Die zwen gefattern mit dem zorn.
Dieses Spiel führt ebenfalls auf den Renner zurück. Wie Goetze
(Fastnachtspiel VII, p. XI) berichtet, hat S. den Stoff zuerst am 29.
März 1549 als Meistergesang, dann am 7. Februar 1550 als
Spruchgedichte bearbeitet. Man beachte, daß beide gerade je
einen Tag früher als die oben erwähnten Gedichte (nach dem Renner)
niedergeschrieben sind. Mehr als neun Jahre später, am 23. October
1559, hatte er das Spiel folgen lassen, und endlich am 6. October
1563 zum vierten Male nach der Fabel gegriffen und sie als Schwank
umgearbeitet. Mir liegen leider die zwei ersten Bearbeitungen nicht
vor, was ich um so mehr bedauere, als dieselben nach meiner Ver-
muthung der Quelle am nächsten kommen und jedenfalls schlichter
waren als der zuletzt gedichtete Schwank, der in seiner geschwätzigen
Breite Zeugniß dafür ablegt, daß er in einer schwachen Stunde ent-
standen ist. Da die Fabel im Renner nicht groß ist, so gebe ich sie hier
unverkürzt (-Renne?- Vers 14700 — 14736; Ausg. 1549, fol. 75*) wieder:
Von zweyen Gefattern.
Nvn höret was eynmal geschach | Vndbatjdiesenzorngebetmir.
Da eyner seinen Gefattern sach Das mag yetzundt aber nit sein
Sein eigen haußfrawe straffen Sprach er j lieber Gefatter mein |
Mit schlagen das sie schrey waffen. Gefajtter | biß ich mich an j r baß
Er kam vnd wolte helffen jhr | Gereche'): Gefatter thut Jr das
") Im alten Text lautet die gesperrt gedriickte Stelle :
Disen zorn gebt mir Gevat' vntz, daz ich mich vaz
Sp'ch er, travt gevat' min! an ir geriche.
Des cnmak ieüvut uiht gesin,
ÜBER DIE QUELLEN DER HANS SACHSISCHEN DRAMEN. 229
Vnd gewert mich nit ( das ich euch Ihr nachbawren die Heften zu |
bitt(e) Vnd schieden sie | des morgens fru
Da bedriibet jhr mein hertze mit. Klagte yener dem richter
Er sprach j wöltjrsein nitent- Das er übel gehandelt wer(e)
beren? Von seim Gefatteren | der kam dar
Nein zware: so soll ich euch geweren. Vnd sagte dem richter die sache gar |
Er stieß die frauwe von jm hin dan Wie er jn bäte vmb seinen zorn
Vnd griiF so baldt den werden mann Der richter sprach : so sei verlorn
Mit seinem bare | vnd wartf jn nider | Gütlich was er euch hat gethan.
Der schrey | vnd strebte fast wider Da er sich selber da versan |
Er sprach | Gefatter was thunt jr? Da sprach er: sommer Sele vnd leib 1
Wie lohnet jr meiner treuwen mir. Vnd schlüge man fvirbaß alle weib(e) |
Er sprach | ich gebe euch meinen zorn [ Die in der weit ye wurden gebor(e)n |
Ewer treuwe ist darumb nit verlorn. Ich bäte niemandt mehr vmb seinen
zorn.
In seinen beiden ältesten Nachbildungen wird S. gleich seinem
Vorbilde mit dem Streit selbst angehoben haben. Für den Meisterg.
erscheint dies nach dem von Goetze mitgetheilten Anfang: „Ein man
sein frawen schluege" sicher. Im Spiele mußte der Dichter natürlich
bedacht sein, einen Grund für die Schläge auszusinnen. Er läßt,
gewiß ein glücklicher Gedanke, den Mann Pech beim „armprost
schiesen" haben; der „gfatter" , der schon vor dem Streit auftritt,
räth ihm, der Frau wegen, „ain flaschen vnd kandel" zu kaufen,
„sam irs gewünen habt",
„Sunst kan ich warlich wol ermessen
Ir müest heint mit dem prediger essen.'"
Jener thuts; jedoch schon hat der Frau eine „nachtpewrin" von ihres
Mannes Mißgeschick erzählt, und als er kommt, wird er von der
Wüthenden mit giftigen Worten empfangen; die Vorwürfe regnen auf
beiden Seiten, endlich schreitet der Mann zu Schlägen, und nun
(von Vers 145 an) beginnt die Nachahmung, die ziemlich getreu ist:
nur in einem Punkte weicht S. ab, offenbar um die Handlung zu
vereinfachen: Statt der im Vorbilde erwähnten „nachbawren" er-
scheint gleich der Richter, „reist den gfaterman von im", spricht
nach Anhörung der Sache, das Urtheil, und „peschlewst", die Streiten-
den zum Weine einladend, mit der unvermeidlichen Moral.
Ich will nun noch an einigen Beispielen zeigen, wie sich S. seine
Quelle auch wörtlich zu Nutzen machte;.
V. 153: ich pit euch eben
Ir wolt mir ewren zoren geben ....
V. 150: Das thw ich nit aller massen;
Mein weib darff meins zoren von mir
Mein lieber gfater p a s den ir ....
230
J. WERNER, EIN LATEINISCHES GEDICHT.
V. 184: Wen irs den nit geraten wolt ...
Nach V. 188: Er feit im ins har wuerft in nider ...
V. 303: Nun wen man fort gleich vngefueg
Auf erden alle weiber schlueg
Vnd ire mender zornig wem
So wolt ich nimermer pegern
Furhin ains ainig mannes zorn
Des sey ein harter aid geschworn.
Anders wie im Spiel ist die Einkleidung im Schwank von 1563.
Hier ists ein „Ehvolck", welches „vber tage Im Zanck vnd hader
läge." Im Übrigen verläuft die Handlung — durch breite Ausmalungen
über die Gebühr gedehnt — ganz wie im Renner, sogar die ein-
schreitenden „Nachbawrn" fehlen nicht. Sprachlich stimmt der Schwank
sehr oft mit dem Spiel überein und bietet auch das gleiche Verhältniß,
wie dieses, zur Quelle. Wahrscheinlich sind auch viele Verse von dem
älteren Spruchgedichte stehen geblieben.
NÜRNBERG. A. L. STIEFEL.
EIN LATEINISCHES GEDICHT.
Folgende Verse, die in lateinischen Worten deutsche Gedanken
ausdrücken (es scheint ein Frühlingslied zu sein), fand ich in einer
Hs. des XII. Jahrhunderts (Cod. Turic. C 58 membr. fol. 16 v. col. II).
1. Hyemale
tempus uale
estas redit cum leticia,
2. cum calore
cum decore,
quae estatis sunt indicia.
3. Terra floret
sicut solet,
reuirescunt lilia.
4. Rosae flores
dant odores,
canunt alatilia.
LENZBURG.
II.
1. De terrae gremio
rerum praegnacio
progreditur,
et in partum soluitur
uiuifico calore.
2. Nata recentius
lenis fauonius
sie recreat,
ne flos nouus pereat
treicio rigore.
3. Herbis adhuc teneris
et blanditur et<[h^eris
temperies.
ridet terrae facies
multiplici calore.
J. WERNER.
GUST. MORGENSTERN, ZU DEN KONUNGASpGUR. 231
ZU DEN KONUxXGASOGUR.
I.
Der cod. AM. 310, 4", in dem die eine Übersetzung der von
Oddr Snorrason verfaßten lateinischen Vita des Olaf Tryggvason
überliefert ist — von mir O a genannt — bestand ursprünglich aus
51 Blättern (= 8-1-11 [Lage von 10 Blättern, wo zwischen dem
achten und neunten ein Blatt eingefügt] -|- 4. 8). Oa schließt auf der
ersten Seite von Blatt 50, und zwar so, daß etwa die Hälfte der
Seite unbeschrieben ist*). Vollständig fehlen die Blätter 23 und 24
und am Schluß das 51., das uns hier nichts angeht; ferner ist vom
dritten Blatt nur ein kleiner unbeschriebener Streifen übrig und vom
ersten und zweiten Blatt je ein kleines beschriebenes Stück. Diese
Fragmente sind in den Fms. X, S. IX halbwegs genau abgedruckt.
Aus dem Fragment des ersten Blattes geht zunächst hervor, daß
der Text von Oa auf der zweiten Seite desselben begann; die Saga
füllte also 9772 Seiten.
Der zusammenhängend überlieferte Text setzt auf Blatt 4 an
der Stelle ein, die dem Beginne der Seite 6 in der zweiten Über-
setzung Ob (citiert nach Munchs Abdruck, Christiania 1853) ent-
spricht. Davor fehlt, wie angegeben, ein ganzes Blatt; wir werden
daher von vornherein annehmen dürfen, daß wir für das Fragment
des zweiten Blattes von Oa etwa auf Seite 3 und 4 in Ob Ent-
sprechungen linden können.
Nun stand auf der Rückseite des zweiten Blattes von Oa nach
Ausweis des Fragments mit rothen Buchstaben (also Capitelüberschrift)
rryggva.f. Von Olaf kann nun hier nichts weiter erzählt werden, als
daß er geboren wurde^ und dazu stimmt, daß gleich auf der nächsten
Zeile Astrid genannt wird. Wenn wir weiter die Worte hon viffi
lesen, so stimmen sie zu dem Satze Ob 4, 19 f.: hon visse at nal-
gapiz SV stvncl er hon mvnde harn fspa. Daraus folgt, daß auf den
dieser Überschrift (O b, Capitel 2) vorausgehenden Theilen der beiden
ei'sten Blätter von Oa nur das dem Prolog und dem ersten Capitel
in Ob entsprechende gestanden haben kann.
') Die Angabe im Katalog over den arnamagnteanske handskriftsamling , daß
die erste Seite des vierten Blattes zur Hälfte unbeschrieben sei, beruht auf einem
Versehen.
232 GUST. MORGENSTERN, ZU DEN KONUNGASPGUR.
Wenn ferner auf dem Überbleibsel der ersten Seite des zweiten
Blattes eine rothe Initiale 0 steht, so geht daraus hervor, daÜ» Oa
das erste Capitel von Ob in zwei Capitel spaltete. Nun tbeilt sich
dieses von selbst in zwei Abschnitte: 1. Einleitung, Zwist der Söhne
der Gunhild und ihre Versöhnung; 2. Machinationen gegen Tryggvi
und dessen Mord. Die Grenzscheide bildet etwa Ob 3, 11. Dem ent-
spricht das erhaltene Fragment. Wir lesen: tifcal g<f(a) = Ob 3, 8:
at kann leysi. Das folgende Wortfragment: nadi ergänze iah. zw. hunadi
{== Ob 3, 8). Dem folgenden: fer nocqt riki entspricht in directer
Rede: jia mattv fa per rike (Ob 3, 9). Dem heto pessa seit at hallda
(Ob 3, 11) entspricht dann pv fyUd[i] sc. hr scalda.
Es bleibt nun das Fragment der zweiten Seite des ersten Blattes ;
es sind Bruchstücke der letzten sieben Zeilen. Diese entsprechen
Ob 2, 28 — 32. Es wird von Gunhild erzählt: blotade tu gväanna ok
feck pa freu (vgl. das Fragment der dritten Zeile ap gu) at pat
vivndi verit hafa i ein Mali sem hon gat. ok pat hafa menn fyr satt
en enge veitt (vgl. das Fragment der fünften Zeile: er vif ot-pin) hvart
hon var sdn at j)vi. Oc eptir pat sagde hon sonvm sinvm oc gerdu pau
rad sin (vgl. Zeile 6: raca pav) med mikille slegd. Oc er Gunhilldar
synir tukv veizlo iSögni at ens riks manz (vgl. Zeile 7: inf rikf hofj,) etc.
Ist das aber richtig, schloß die erste Seite von Oa mit dem
Ob 2, 32 entsprechenden, so folgt daraus mit absoluter Sicherheit,
daß auf den 36 ') Zeilen der ersten Seite von O a nicht das ganze
große Stück von Ob 1, 1 — 2, 32 gestanden haben kann; und es ist
das natürlichste anzunehmen, daß in 0 a der Prologus nicht über-
liefert war. Daraus folgt aber weiter, daß wir den Prolog nicht mit
voller Sicherheit dem lateinischen Original des Oddr zuschreiben
können (vgl. meine Abhandlung: Oddr Fagrskinna Snorre, S. 25).
Für Unechtheit des Prologs spricht schon, daß Ob 1, 7 f. er-
zählt wird, Olaf Tryggvason habe den heiligen Olaf über die Taufe
gehalten, während die eigentliche Saga nichts davon weiß.
KOPENHAGEN, den 10. Juni 1891.
GUSTAV MORGENSTERN.
') So viel Zeilen hat gewöhnlich eine Seite der Hs.
LITTER ATUR: LIENHART HANS, LAUT- UND FLEXIONSLEHRE etc. 233
LTTTERATÜR.
Lienhart Hans, Laut- und Flexionslehre der Mundart des mittleren
Zornthaies im Elsaß. (Alsatische Studien, H. 1.)
Die drei Arbeiten über die elsäßischen Dialecte von Mankel, Heim-
burger und die vorliegende von Lienhart stellen alle den Mangel einer
scharf articulierten Fortis, wie sie namentlich im Schweizerischen zu Hause
ist, als Wahrzeichen der betreffenden Mundarten hin (vgl. Mankel S. 6;
Heimburger, Paul u. Braunes Beiträge Bd. XIII. S. 214; Lienhart S. 18).
Während aber Heimburger noch zwei Stärkegrade bei An- und Auslaut an-
nimmt, fallen bei Mankel und Lienhart etymologische Lenes und Fortes, ganz
abgesehen von der Stellung der Laute, in dem gleichen Zeichen zusammen.
Ich glaube . daß Heimburger mit seiner Transscription dem wahren
phonetischen Sachverhalt gerechter wird als Manke! und Lienhart. Zwar
kenne ich die Mundarten des Münster- und Zornthaies nicht durch eigene
Beobachtung, doch stehen mir einige Kenntnisse der ans Elsaß grenzenden
bernischen Mundarten zu Gebote, sodann habe ich mir von einem hier
niedergelassenen Elsäßer aus Kolmar Einiges über seine Mundart mittheilen
lassen, so daß ich in der Lage bin, die elsäßischen Lautqualitäten, die hier
in Betracht fallen, mit den entsprechenden schweizerischen genau vergleichen
und auf ihren Unterschied prüfen zu können.
Um zu zeigen, wie bei mir die fraglichen elsäßischen Laute in die
Wahrnehmung treten, gebe ich einige Beispiele in der Lautform des Kol-
marer Dialectes.
dabed9, khabäll, bahlr, bub9 Puppe, döbd <Z täpe, maderi, Spidöl,
högd Haken, druge drücken, rig9 Rücken, woligQ , slöfd, därsgd, syfd, ridfo,
loifg, grifd, gridSd, was9r , wäs9, dresd , fdrpfyse, stäxd, dyb Taube, iitup,
hyss Haus.
S. 6. Die Zeichen für die Vermittlungsklangfarben sind nicht empfehlens-
werth , y ist passend gewählt, insofern damit ein Laut figuriert wird, der
in der Schriftsprache nicht vorkommt und auch dem frz. u nicht entspricht;
y stellt eine Lautnuance dar, bei deren Hervorbringung die w-Stellung der
Zunge weit mehr im Spiele ist als die ^-Stellung. Laxe Betheiligung der
lauterzeugenden Factoren ist ein wesentliches Charakteristicum. Eine Gleich-
setzung des y mit frz. t(, wie Lienhart es thut, ist also ganz verkehrt.
S. 7. Die Frage nach den Schicksalen des mhd. e und e ist zu kurz
abgethan. Mhd. e wird in Z. und dem Münsterthal durch a vertreten, wäh-
rend in Ottenheim ä erscheint, e ist in Z. und M. e geworden, in 0. c.
Da jedoch das Material für Z. so dürftig beigebracht wird, bleibt man in
manchen Fällen ohne Auskunft. Über den Wandel des e vor W -Verbindungen
erfährt man nichts.
S. 8. Die Formen Jchulp, Mpunnd etc. sind nicht in eine Linie zu
stellen. Die Verben mit w -Verbindungen haben das Muster für die übrigen
abgegeben.
GERMANIA. Neue Reihe. XXV. (XXXVII.) Jahrg. 16
234 LITTERATUR: LIENHART HANS, LAUT- UND FLEXIONSLEHRE etc.
Es ist weiter die höchst interessante Eigenthümlichkeit zu notieren,
daß nd in rara übergeht, jedoch nicht durchaus, so finden wir hant, want,
aber beim Plural hüh'jyä hende, ivawrd wende (vgl. Mankel S. 36).
S. 12 ff. sind einige falsche Gleichungen zu verzeichnen, hypj soll
ahd. hiufan entsprechen. Es stellt sich zu Schweiz . liöi)9 laut zurufen
höpld laut weinen, snypd geht nicht auf mhd. snupfe zurück , sondern ge-
hört zu Schweiz. Snüpd schwer athmen.
S, 16. Die unbetonten Vocale sind mit sieben Linien abgethan, was
sehr zu beklagen ist. Bemerkensvverthe Formen wie durii, alias, e^JS scheinen
keiner Besprechung werth gewesen zu sein.
S. 23 bringt interessante Assimilation (respective Schwund des h
vor s) : tvösd <c tcahsen, ösal < ahsel.
S. 26 ff. Der Abschnitt über die Quantitätsverhältnisse läßt an
Übersichtlichkeit Vieles zu wünschen übrig. Um zu reinlichen Resultaten
zu gelangen, hätte der Verfasser die Geschicke der Vocale in ihrer Stellung
vor den etymologischen Konsonanten untersuchen sollen, was zur Folge ge-
habt hätte, daß ihm da und dort ein anderes Licht über die fraglichen Ver-
hältnisse aufgegangen wäre.
Die Verkürzungen alter 1, ü, iu würde er unter einen höheren Ge-
sichtspunkt gebracht und sie etwa so präcisiert haben:
Vor et)'mologischer Explosivlenis bleibt die Länge unangetastet : wlda,
llda, mid9, hl'nvd <; hllhen, glyiva < Muhcn.
Vor den Fortes tritt Kürzung ein: Uiji), tsit, hyt etc.
Vor den Spiranten hat das gleiche Gesetz gewirkt: slifa , rif9, hyß
aber Syfer <Z sfifer, syfdl <Z schüfet. Auch diese zwei letzteren Beispiele
sind so gesetzmäßig als möglich und dürfen nicht als grammatische Quer-
pfeifer angesehen werden.
Vor s ist das Gesetz nicht ganz durchgedrungen, ^ verlangt durchweg
Kürze.
Aus den Umlautserscheinungen heben wir die Thatsache hervor, daß
Z. vom Umlaut weniger Gebrauch macht, als viele andere Dialecte. Mög-
lich, daß diese Mundart früher den Umlaut in größerem Umfange besessen,
und daß dann in manchen Fällen das e-Timbre in Folge der ihr inne-
wohnenden Tendenz , das e zu a zu wandeln , wieder in a überging. Viel-
fach sind analogische Übertragungen im Spiele gewesen ; so ist in einigen
Fällen der Vocal des Singular auch für den Plural maßgebend geworden.
Gerne sähe man eine größere Liste von Wörtern, wie hals PI., swants PI.
Es werden wohl auch nhd. Rad, Glas etc. als Plurale fungieren, wie dies
in Roggenburg hart an der elsäßischen Grenze der Fall ist.
S. 35 ist auf den Abfall des auslautenden e aufmerksam zu machen :
§tup Stube, mal matte etc.
Wie die Lautlehre, ist auch die Flexion sehr summarisch abgethan.
Bei dem Abschnitt über das Genus der Substantive möchte man auch gerne
die Gründe wissen, warum ein Fremdwort beim Übertritt in die Mundart
sein Genus wechselt. Bei einigen liegt der Grund auf der Hand. So ist
plaisir weiblich geworden, weil es von fräid Freude beeinflußt wurde.
S. 52 sind die Diminutive, welche auf älteres -d (il) und Hin zurück-
gehen, nicht genügend auseinander gehalten.
LITTERAT ÜR: RICB. HAAGE, DIETRICH SCHERENBERG etc. 235
S. 65. Merkwürdig ist die Form wai , die nicht als niederdeutscher
Import gedeutet werden kann. Eher ist sie als Sandhiproduct zu fassen.
Es mögen einmal was und ^oa nebeneinander bestanden haben, iva entwickelte
sich dann im Satzzusammenhang weiter zu tvat.
S. 08. Bemerkungen, wie die über das gebrochene i sollten nicht
mehr vorkommen.
BASEL, December 1891. P. SCHILD.
Richard Haage, Dietrich Scherenberg und sein Spiel von Frau Jutten.
Marburger Dissertation. 1891.
Die Studien über unser mittelalterliches Drama mehren sich in er-
freulicher Weise. Daß es unter diesen Schriften zumeist akademische Disser-
tationen sind, die das früher wenig beachtete Gebiet beschreiten, ist ein
ebenso günstiges wie verheißungsvolles Zeichen.
Bis jetzt sind vorzugsweise drei der alten Spiele monographischer Be-
handlung gewürdigt worden: die zehn Jungfrauen, der Theophilus und das
Redentiner Osterspiel ^). Nun kommt endlich auch das ehedem so berühmte
Spiel von Frau Jutten an die Reihe. Eine Zeit lang galt es bekanntlich über-
haupt als das älteste deutsche Trauerspiel, dann wenigstens als eines der
ältesten Zeugnisse mittelalterlicher Dramatik. Darum wird ihm auch in den
früheren Monographien über die Anfänge des deutschen Schauspiels, wie z. B.
in den Dissertationen von Gustav Freytag (1838) und Karl August Wittenhaus
(1852) eine besondere Bedeutung beigelegt, wenn auch in der Darstellung
des letztgenannten keine Textstellen mitgetheilt werden. Keines unserer geist-
lichen Spiele hat zudem eine so verschiedenartige Beurtheilung erfahren. Ist
es doch sogar von Adelbert von Keller als Übergang von den Mysterien zu
den Fastnachtschwänken in seine große Sammlung der Fastnachtspiele auf-
genommen worden. Diesem litterarhistorischen Irrthume und dieser ästhetischen
V'erkennung danken wir allerdings den zugänglichen Text, da der erste Wieder-
abdruck in Gottscheds 'Nöthigem Vorrath' sehr selten geworden ist. Der
Verfasser der vorliegenden Dissertation betrachtet freilich jene Auffassung
und Maßnahme Kellers von einem anderen Gesichtspunkte aus. Er meint,
daß diese gänzlich „unverdiente Zutheiiung dem armen Zwitterkinde verhängniß-
voir' geworden sei. „Denn als man in den letzten Jahrzehnten'') mit der
i^urchforschung des wenig betretenen Gebietes der geistlichen Spiele begann,
da wußte man eben nicht recht, wie man eigentlich daran war mit dem
Geschlechte der Jutta, und behandelte sie höchst stiefväterlich." Wirth
hätte in seinem bekannten Buche, so bemerkt Haage weiter, an ihr ein
brauchbares Medium für die litterarischen Beziehungen der geistlichen Spiele
') Hier mag bei; Erwähnung des Redentiner Osterspiels auf die soeben er-
scbieuene , höchst dankeuswerthe Faesimile-Ausgabe hingewiesen sein. Sie erschien
einmal als Beilage zum Osterprogramm des Parchimer Gymnasiums, dann auch separat
unter folgendem Titel: „Die Handschrift des Redentiner Osterspiels im Licht-
druck mit einigen Beiträgen zu seiner Geschichte und Litteratur herausgegeben von
Dr. A Ibert Freybe. 1892. Druck der Bärensprung'scheu Hofbuchdruckerei, Schwerin."
4". 4 Seiten Vorbemerkungen, 12 Blätter Text (Facsiraile) und 47 Seiten Abliandlnng.
^) Es sind freilich schon fünf Jahrzehnte, dali mau „begann"; von Kellers Aus-
gabe an, sind es ihrer nahezu vier.
16*
230 LITTERATUR: RICH. HAAGE, DIETRICH SCHERENBERG etc.
in Mitteldeutschland finden können , wäre seine Untersuchung nicht auf
Oster- und Passions^piele beschränkt geblieben. Hierzu möge bemerkt sein,
daß von stiefväterlicher Behandlung des Stückes eigentlich nur insoweit
gesprochen werden kann, als ihm keine Specialuntersuchungen gewidmet wor-
den sind. Denn die Litteraturgeschichten nehmen doch alle mehr oder
weniger gerade auf das Juttenspiel Rücksicht, ebenso die allgemeinen Mono-
graphien, wie die von Müller, von Wackernagel, von Hase, von Reidt und
besonders die von Wilken. Wilkens Buch wird doch auch vom Verfasser
später nicht allein genannt, sondern sogar zum Gegenstande einer Polemik
genommen. Ich meine, daß die Vernachlässigung eher in der üblen Über-
lieferung gesucht werden dürfte. Hätte sich die Originalhandschrift oder über-
haupt nur eine Handschrift aus dem 15. Jahrhundert entdecken und aus-
findig machen lassen, so hätte sich die Forschung gewiß auch der Jutta
zugewandt. Freilich hat gerade die Unsicherheit und Fehlerhaftigkeit des
jüngeren gedruckten Textes gegenüber dem einstigen Originale Anlaß zu
einer kleinen Untersuchung geboten. Diese Untersuchung habe ich dereinst
— es sind gerade dreißig Jahre her — unternommen und im ersten Bande
der Neuen Folge des von Ludwig Bechstein begründeten Deutschen Museums
für Geschichte, Litteratur, Kunst und Alterthumsforschung veröifentlicht.
In diesen sprachlichen Bemerkungen wollte ich das Verhältniß beleuchten,
in welchem die Sprache des Stückes in seiner vorliegenden Gestalt zu der
Mundart des Verfassers steht. Jetzt werde ich durch den Verfasser der vor-
liegenden Dissertation daran erinnert, daß sich die wissenschaftliche Special-
litteratur über das Frau Juttenspiel thattächlich auf diesen einen Aufsatz
von mir aus dem Jahre 1862 beschränke. Haage rechnet dazu auch die
anderen von mir unter dem Titel ..Zum Spiel von Frau Jutten" dargebotenen
Mittheilungen, wie u. A. die Vorrede des Herausgebers Hieronymus Tilesius
und namentlich meine Bemerkungen über den Cleriker und Notar Theoderich
Scherenberg zu Mühlhausen (mit Facsimile seines Notariatszeichens) '). Mit
diesen suchte ich die Heimat und den Namen des Dichters für die Litte-
raturgeschichte festzustellen. Allerdings hegte ich leise Zweifel, ob Scheren-
berg wirklich auch der Verfasser sei, ob die jetzt angenommene Abfassungs-
zeit des Stückes (1480) dem Wortschatze, der Ausdrucksweise und noch
mehr der Composition entspreche. Schließlich bemerkte ich , diese Frage
über das Alter des Stückes bedürfe noch einer eingehenden Untersuchung,
der ich vielleicht nachgehen würde. Ich bin aber nicht dazu gelangt.
Nun haben Theoderich Scherenberg und sein Spiel von Frau Jutten
in der vorliegenden Dissertation eine höchst eingehende und dankenswerthe
Würdigung gefunden , die zugleich für die litterarhistorische Schätzung noch
anderer geistlicher Spiele von Belang ist. Der Verfasser stellt gleich im
Anfang als zweifelloses Ergebniß seiner Untersuchung hin, daß das leitende
Motiv und der Mittelpunkt des Juttenspiels allein die Verherrlichung der
Mutter Gottes und der Heiligen in wissentlichem Gegensatz zu dem „Zehn-
') Von den Litteraturhistorikern liat nur Koberstein- Bartsch meine Abliaudlung
citiert. Bei der geringen Verbreitung, die das Deutsche Museum gefunden bat, werden
nur verschwindend wenige der Facligenosseu von ihr Notiz genommen haben, ebenso
wie auch mein Wiederabdruck des feprachverderbers vom Jahre 1643 im Museum so
gut wie unbekannt geblieben ist. (Vgl. Zeitschrift für den deutschen Unterricht 5, .'JIG flF.)
LITTERATUR: RICH. HAAGE, DIETRICH SCHEKENBERG etc. 237
Jungfrauenspiel" gewesen sei. Auch will er im Gegensatz zu Goedeke , der
angegeben hatte, das Stück sei vom ersten Herausgeber, Magister Hie-
ronymus Tilesius, ungehörig interpoliert worden, den Nachweis erbringen,
daß der alte Text rein und unversehrt unter leichter Hülle vor uns liege.
Hiermit beschäftigt sich der erste Theil der Schi'ift: „Der Dichter und sein
Stoff"'. Im zweiten über den Dichter und die Tradition des geistlichen
Schauspiels werden uns die Zusammenhänge der Jutta mit vielen anderen
Spielen gezeigt. Hier ist namentlich die Übereinstimmung vieler Stellen mit
dem Theophilus von überraschender Bedeutung. Haage zeigt uns aber nicht
allein , wie der Dichter sich eine ganze Reihe älterer Spiele für seine
Schöpfung zu Nutze gemacht hat, sondern auch wie er in ungeschickter
Weise seine Rede mit Formeln und Flickwörtern bis zum Übermaß aus-
stattet. Diese stilistischen Beobachtungen sind eine erwünschte Ergänzung
zu dem Theile des Wirth'schen Buches, der vom Stil der geistlichen Spiele
handelt. Mit Recht hat der Verfasser auch auf Wirth hingewiesen.
Nicht allein gegen Goedeke wendet sich Haage, sondern auch gegen
Wilkens Ansicht (in seiner Geschichte der geistlichen Spiele S. 206), daß
die Handschrift des Verfassers wahrscheinlich noch eine lateinische Spiel-
ordnung aufgewiesen habe, wie aus einzelnen Spuren hervorgehe. Haage
macht dagegen geltend, die deutschen Überschriften der einzelnen Scenen
stimmten in ihrem Wortlaut mit anderen gleichzeitigen Spielordnungen überein.
Dem Verfasser der Dissertation ist es eben darum zu thun , nachzuweisen,
daß die Urschrift ohne weitere Umgestaltung durch Tilesius in die Druckerei
gewandert sei und hier nur durch den Setzer Modernisierungen erfahren
habe. Es ist ihm ferner darum zu thun, Dietrich Scherenberg als wirklichen
Dichter festzuhalten, darum erklärt er sich auch gegen die von mir dereinst
geäußerten „leisen Zweifel". Ich gestehe, daß mir Haages Einwendungen
gegründet erscheinen, und daß ich fortan nicht mehr zweifle.
Dagegen möchte ich hinsichtlich der Namensform Scherenberg, wie
ich sie statt Schernberg, Schernberck empfohlen habe, bei meiner
früheren Ansicht beharren, zunächst wenigstens theoretisch. In dem von mir
angezogenen Notariatsinstrumente erscheint der Name in der Form Scherin-
berg (über dem i kein Punkt), die nicht als Schermberg aufzufassen ist.
Es ist durchaus nicht richtig und nur eine Verlesung, wenn Haage angibt,
der Dichter zeichne sich in Urkunden neben Scher inberg, Schernbergk
auch Schermberg, Schermbergk. Es kann sich nur um die volle Form
Scherinberg = Scherenbergk und die synkopierte Schernberg
handeln. Für die letztere scheint dem Verfasser die Umschrift auf dem er-
haltenen Siegel zu sprechen: S. theoderici Schernberg, sowie die
heutige Schreibung des Fleckens, aus dem die Familie aller Wahrscheinlich-
keit nach stammte. Einer modernen Namensform zu Liebe braucht aber ein
Name, der vom Träger selbst öfters eigenhändig überliefert ist, nicht ver-
ändert zu werden. Und ist Schernberg um 1480 auch schon die Schrei-
bung des Fleckens? Mehr Gewicht könnte ja der Inschrift des Siegels zu-
gestanden werden. Wer sich aber mit der Sphragistik beschäftigt hat, der
weiß es zur Genüge , daß die Stecher , die Verfertiger der Siegel und der
Inschriften, öfters aus Mangel an Platz sich Änderungen erlauben, entweder
durchaus abkürzen oder an den Buchstaben sparen. Viel wichtiger ist immei-
238 LITTERATÜR: RtCH. HAAGE, DlETRICfl SCHERENBERG etc.
die eigenhändige Schreibung. Wenn nun Scherin berg, wie es doch der
Fall ist, überwiegt und Schernberg nur selten in den Urkunden er-
scheint, so hat die volle Form zu gelten, die auch dem Charakter des da-
maligen thüringischen Dialektes durchaus entspricht, und darum sollte
Scherenberg fortan in der Litteraturgeschichte angesetzt werden. Es thut
mir aufrichtig leid, daß Haage sich für Sc hernberg erklärt hat und durch
seineu litterarischen Vorgang dieser modernen Form , die bisher auch von
den Litteraturhistorikern angewandt worden ist, Geltung verschaffen wird.
Nachdem das aber einmal geschehen, wird man gut thun , um der Einheit-
lichkeit willen es nunmehr bei dem Namen Schernberg zu belassen. Für
die Praxis also gebe ich gerne meine Auffassung preis und werde selbst
im Gegensatz zu meiner Schreibung im Museum den Dichter von nun an
Schernberg nennen.
Auch der Vorname gibt zu einer Erwägung Anlaß. Die Litteratur-
geschichten bieten bis jetzt die alte nach dem Lateinischen festgehaltene
Form Theoderich. Soll nun mit Haage die neue deutsche Dietrich ein-
geführt werden? Ich gestehe, daß dieses Dietrich ungewohnt ist und
darum etwas fremdartig klingt. Wäre der Dichter weltlichen Standes, so
würde man kein Bedenken tragen, ihn Dietrich zu nennen. Da wir aber
von ihm selbst den deutschen Namen nicht erfahren — er nennt sich selbst
in einer deutschen Urkunde Theodericus — , so werden wir wonl gut
thun, den alten Brauch beizubehalten, wenigstens fürs erste.
Wichtiger für die Litteraturgeschichte als diese Namensform scheint
der Nachweis, daß der bereits als Cleriker und Notar im thüringischen
Mühlhausen bekannte Theodericus Scherinberg (Schernberg) Vicar
an der dortigen Johannis-Capelle gewesen ist. Wir erfahren das aus einer
deutsch geschriebenen Urkunde vom Jahre 1499, in der unser Dichter
ditterich Scherniberg (das ist doch wohl =: Scherinberg) genannt
wird. Auch noch andere Zeugnisse bringt Haage bei. Er hat sich sogar
bemüht, Nachforschungen in den Matrikeln der Universitäten Erfurt, Heidel-
berg und Ingolstadt anzustellen, aber leider erfolglos. Dann weist er hin
auf vierzehn zum Theil in Mühlhausen, zum Theil im Dresdener Staats-
archiv aufbewahrte Pergamenturkunden, die im Vereine mit der zahlreichen
Erwähnung seines Namens in den Stadtrechnungen der Jahre 1483 — 1502
die Frage nach der Heimat des Dichters vollständig lösen. Von jenen
Urkunden sollen die biographisch und sprachlich merkwürdigsten in einem
Anhange mitgetheilt werden. Dieser Anhang ist aber in der vorliegenden
Dissertation nicht gegeben. Wird er vielleicht in einer für den Buchhandel
bestimmten erweiterten Ausgabe nachfolgen?
Nach der eingehenden und lehrreichen Besprechung des Stoffes und
seiner Benutzung durch den Dichter, wobei natürlich auch die bekannte
Schrift von Döllinger herangezogen wird, gedenkt der Verfasser auch des
Spiels von den zehn Jungfrauen, welches in schroffem Gegensatze zum
Theophilus und zur Jutta die Fürbitte der Mutter Gottes als wirkungslos
darstellt und die gnadenlosen Sünderinnen zur verdienten Strafe gelangen
läßt. Haage bemüht sich, wahrscheinlich zu machen, und wie mir scheint
nicht ganz ohne Glück, daß Scherenberg gegen die überspannte Strenge des
Zf.linjungfrauenspiels sein Drama geschrieben habe. Zu einzelnen Gegen-
bemerkungen geben seine Erörterungen aber auch Anlaß.
L1TT?:HATUR: RICFT. TTA\GE, DIETKICH SCHERENBERG etc. 239
Wenn er sagt, der gewaltige, sich von Scene zu Scene steigernde
Eindruck der Spiele von den zehn Jungfrauen klinge schließlich auf das
Wirksamste in der großartigen Nibelungenstrophe aus, so hätte er noch
hinzusetzen sollen : und Waltherliedstrophe. Denn nur die erste Strophe ist
in der Nibelungenstrophe gebaut und vielleicht nicht richtig überliefert.
Rieger hat deshalb in seiner Herstellung der Strophen (Germania 10, 335)
in der siebenten Halbzeile eine Ergänzung vorgeschlagen. Vgl. auch meine
Dissertation ..Zum Spiel von den zehn Jungfrauen'' (Jena 1866) S. 27
= Germ. 11, 155.
Haage führt zweimal den wiederholten Klageschrei der Thörichten an:
^^ns wirt nimmer rat. Die Mühlhauser Handschrift hat aber zum Theil in
Einklang mit der Hessischen die Lesart uns' = unser, wie ich auch in
meinem Lesartenverzeichniß angegeben habe (S. 30 = Germ. 11, 158).
Am Schlüsse seiner Betrachtung des ersten Theils äußert Haage Zweifel
an der Identität des Eisenacher Spiels mit dem in der Mühlhauser Hs. über-
lieferten, und zwar deshalb, weil in der Chronik auch von der Fürbitte der
Heiligen gesprochen werde, die im vorhandenen Spiele fehle. Auf diesen
Punkt ist schon mein Vater in seiner Ausgabe zu sprechen gekommen, was
dem Verfasser entgangen zu sein scheint, ebenso auch Rieger; dann habe
ich zweimal dieses Widerstreites gedacht. In der Dissertation (S. 9 :=: Germ.
11, 137) habe ich bemerkt, ich möchte die Wendung im Chronicon Sam-
petrinum: b. virginis Mariae et omnium sanctorum mit L. Bechstein
für eine Metapher oder geradezu für eine Formel halten , habe auch , wie
vorher mein Vater, ausdrücklich auf eine Stelle in der Rede einer Thörichten
aufmerksam gemacht, in der es heißt: Maria mac mir nicht [Hs. b:
nommer] zu staten gesta, mi sin auch alle sine heilrjen gehaz [Hs. b:
mir sin die heiligen gar gehaß], und doch treten die Heiligen nicht han-
delnd auf. Und dem habe ich in meinem Schriftchen (Vortrag) „Das Spiel
von den zehn Jungfrauen" (Rostock 1872) hinzugefügt (S. 27), daß jene
sprachliche Formel nicht allein in der allgemeinen Auffassung wurzelte,
sondern auch aus der lebendigen Darstellung geschöpft sein mochte, indem
Maria, auch ohne daß es ausdrücklich scenisch vorgeschrieben stand, wahr-
scheinlich neben der Engelschaar auch von Heiligen, und zwar nicht von
allen oder beliebigen Heiligen, sondern von Evangelisten und Aposteln um-
geben war. Ich glaube daher, daß es durchaus nicht nöthig ist, mit Haage
den Mühlhauser Text nur für eine Variante des Eisenacher Spiels zu halten,
ganz abgesehen davon, daß auch im hessischen Texte die Heiligen nicht
auftreten.
Im zweiten Theile der Abhandlung war mir besonders interessant die
Zusammenstellung der Jutta mit Theilen aus der Zehnjungfrauenscene des
Künzelsauer Frohnleichnamsspiels. Bis jetzt wissen wir nur von der Ver-
werthung der Parabel in diesem Spiele durch die kurze Erwähnung Hermann
Werners in der Germania 4, 359. Der von Milchsack verheißene Abdruck
läßt noch immer auf sich warten. Haage konnte für seine überraschenden
Parallelen eine Abschrift benutzen, die er der Güte T. Mansholts verdankte,
welcher seinerseits näheren Aufschluß darüber zu geben verspricht.
Haage selbst stellt in dieser seiner erfreulichen Erstlingsschrift noch
andere Arbeiten in Aussicht. Zuerst eine Ausgabe des Juttenspiels. Nach-
240 LITTERATUH: KICH. HAAfJE, DIETRICH SCHERENBEKG etc.
dein er mit gewichtigen Gründen, wie mir scheint, jene Annahme Goedekes
von einer Interpolation durch Tilesius entkräftet hat, will er den Versuch
wagen, das Stück in der ursprünglichen Sprachform wiederherzustellen. Ich
hatte mir ebenfalls für die mit Karl Schröder geplante Sammlung geist-
licher Dramen neben den Ausgaben der Spiele von den zehn Jungfrauen und
von der heiligen Katharina auch die Bearbeitung der Jutta vorgenommen.
Sollte jenes Unternehmen wirklich zur Ausführung gelangen , so würde ich
aber eine Wiederherstellung im Sinne Haages nicht auf mich nehmen. Eine
solche scheint mir doch ein allzu großes AVagniß, weder möglich noch
wünschenswerth. Schließlich kommt nichts weiter als ein Exercitium heraus.
Neben einer wirklichen Ausgabe, die allerdings mehr sein soll als ein bloßer
Abdruck, wäre aber auch bei der Seltenheit des alten Druckes und bei der
immerhin erschwerten Benutzung des Gottsched'schen wie des Keller'schen
AV'erkes ein genauer Abdruck, etwa in Braunes Sammlung, höchst will-
kommen.
Haage verheißt uns ferner eine Abhandlung über das Alter der Faust-
spiele und ihre geistlichen und altvolksthümlichen Elemente. Auch deutet
er an, daß über das merkwürdige Gothaer Bruchstück eines Dramas (bei
Bartsch, zur Quellenkunde der altd. Litt. S. 3.5.5; Rache des Titus an den
Juden) Prof. Edward Schröder in Kürze zu handeln gedenkt. Man sieht, für
unser älteres Drama ist die Zeit gekommen; es ist immer mehr ein bevor-
zugter Gegenstand der Forschung geworden.
ROSTOCK, Ostern 1892. REINHOLD BECHSTEIN.
Mittheiluiigen.
i" am 13. December 1891 zu Berlin der hervorragende Goethekenner
G. von Loeper; am 29. Januar 1892 zu Straßburg Prof. Dr. B. ten Brink;
am 16. April Prof. Dr. M. v. Lex er in München.
Ernannt wurden: Prof. Dr. A. B ran dl in Göttingen zum Professor
der englischen Philologie in Straßburg; Prof. Dr. 0. Brenner in München
zum Professor der deutschen Philologie in Würzburg; die außerordentlichen
Professoren Dr. K. J. Schröer am Polytechnikum in Wien und B. Seuffert
in Graz zu ordentlichen Professoren; der Privatdocent Dr. F. Kau ff mann
in Marburg zum außerordentl. Professor in Halle; Dr. Albert Kost er in
Hamburg zum außerordentl. Professor in Marburg (für neuere deutsche Litte-
ratur); Dr. Jan te Winkel in Groningen zum ordentl. Professor an der
Universität Amsterdam (für niederl. Sprache und Litteratur).
Habilitiert haben sich für german. Philologie Dr. F. Detter und Dr.
M. Jellinek in Wien, Dr. B. Kahle in Heidelberg, Dr. Siegmar Schnitze
in Halle.
(Berichtigung.) S. 113, Z. 8 v. u. : statt des Priesters, lies: 'des
Richters*.
AUSTRONIA.
Als östliches Grenzland des spanischen Swebenreiches im fünften
Jahrhundert nennt Jordanes 280: (iSuavi) habentes ab Oriente Austro-
gonia, wozu die Lesarten in Mommsens Ausgabe p. 116: Austro-
goniara BXY, Anstronia HPV, Austroniam A, Autronia L.
Es ergibt sich demgemäL^ für die Hauptgruppe der Jordanes-
Hss. (HPVAL) die Form Austronia, für die Hss. zweiter (OB) und
dritter Ordnung (XYZ) aber jene erweiterte Form Austrogonia, welche
bei Mommsen in den Text gesetzt ist.
Die Sweben saßen damals im nordwestlichen Theile der Iberi-
schen Halbinsel, entsprechend dem heutigen Galicien und der Nord-
hälfte von Portugal, oder wie Jordanes a. a. O. sich ausdrückt:
in Gallien und Lysitanien auf der rechten Seite Spaniens längs der
Küste, im Westen durch das Heiligthura des Scipio auf einem Vor-
gebirge (gemeint ist wohl das Gap Finisterre, oder höchstens, wenn
auch minder ansprechend, das Cap Roca, denn das Denkmal des
Scipio, richtiger des Caepio, auf einer Klippe an der Mündung des
Guadalquivir, von welchem Jordanes 7 spricht, kann selbst dann
nicht gut in Betracht kommen, wenn Jordanes die Localität mit dem
Cap Vincent verwechselt hat, da auch dieses weit unter dem Tajo,
der Südgrenze des Swebenreiches, liegt), im Norden vom Ocean (Canta-
brisches Meer) , im Süden von Lysitanien und dem Tajo begrenzt.
Wie Jordanes des Weiteren berichtet, strebte der Swebenkönig
Rikiari die Ausdehnung seiner Macht über ganz Spanien an und drang
mit einem Heere in das Gebiet seines Verwandten, des zu Tolosa
residierenden Westgotenkönigs Theodorid ein, welcher jenem seiner-
seits mit Unterstützug der Burgunden entgegentrat und ihn am
asturisch-iberischen Grenzflusse Ulbius (richtig Urbicus, heute Orbigo
im Königreiche Leon) schlug. Die Localität der Schlacht fällt in die
Nordhälfte des östlichen Grenzgebietes der Sweben, also offenbar in
das nach den anderen Seiten hin nicht näher zu begrenzende Land
Austronia, welches der Herrschaft des Gotenkönigs unterworfen
gewesen sein mufS, jedoch, wie ich sofort zeigen werde, vom swebi-
schen Standpunkte aus benannt ist.
GERMANIA. Neue Keilie XXV. (XXXVU.) Jahrg. 17
242 TH. V. ORIENBEKGER, AUSTRONtA.
Austronia ist augenscheinlich nichts anderes als an. austroenn,
ahd. as. ostroni, adj., von Osten kommend, östlich, und muß im
Sinne des Gotischen als ein Substantivum so Austroni mit der Be-
deutung Ostland, östliches Gebiet angesetzt werden. Auf ein stf.
wenigstens führt die Form im lateinischen Texte Austronia, zu welcher
ein an sich ebensogut denkbares stn. Austroni weniger passte.
Wenn man will, so kann man sich den Landnamen elliptisch
aus so austroni airtha, die östliche Gegend, entstanden denken, doch
halte ich das für Nebensache. Hervorzuheben aber ist, daß dieses
Ostland als solches nur den Sweben gegenüber erscheint, keineswegs
innerhalb des Reiches der Westgoten, in dem es wesentlich westlich
orientiert ist, daß Austronia also, sowie ein swebischer Begriff, auch
ein swebisches Wort sein muß.
Damit hat nun der bei Mela und Anderen genannte Volksstamm
der Autrigones, angeblich im Westen von Gallaecien, vgl. Mommsens
Note im Index zu Jordanes '), nichts zu thun, denn weder stimmt die
für dieselbe beanspruchte geographische Lage, noch ist man be-
rechtigt, die einmalige Lesart Autronia (L) mit dem Austrogonia
der Hss. der zweiten und dritten Ordnung verbindend eine Herstellung
Autrogonia zu wagen, welche mit den Autrigones überdies noch
immer nicht genau übereinstimmte.
Autronia erklärt sich vielmehr als eine graphische Verstümme-
lung gleich Theutes neben Theustes Jordanes 22 d. i. die Landschaft
Tiust in Schweden, und Austrogonia ist ohne Zweifel die freie Um-
formung eines ursprünglichen Austroonia, in welches ein g einge-
schoben wurde, vielleicht um den scheinbaren Hiatus zu tilgen, oder
noch wahrscheinlicher unter dem Zwange einer falschen Analogie,
wobei man, um ein naheliegendes Beispiel zu wählen, an den Namen
der spanischen Landschaft Aragonia denken kann. Anziehend ist es,
zu bemerken, daß die Umformung Austrogonia für Austroonia schon
in dem gemeinsamen Stammvater der Jordaneshss. zweiter und dritter
Ordnung vollzogen gewesen sein muß , daß also auch aus diesem
Beispiel die engere Verwandtschaft dieser beiden Hss.-Gruppen gegen-
über der ersten neue Bestätigung erfährt.
SALZBURG. THEODOR v. GRIEN BERGER.
^) In Hispania Tarraconensis Holder, altceltischer Sprachschatz .30.3.
FR. KAUFFMANN, ÜBER ALTHOCHDEUTSCHE ORTHOGRAPHIE. 243
ÜBER ALTHOCHDEUTSCHR ORTHOGRAPHIE.
Die neue Aufla2;e von Braunes alid. Grammatik entliält Bemer-
kungen allf;:;emeineren Charakters, über deren principielle Bedeutung
kein Zweifel obwalten knnn. Ks will Braune bedünken (Vorw. S. VII),
daü man aUvS den neuer(Mi ]\lundarten leicht zu viel schließen könne,
insbesondere wenn eine reicidiciie und in sich geschlossene ahd. Über-
lieferung ohne Weiteres nach dem neueren Bestände umgedeutet und
corrigiert werden soll. Ich glaube nicht, daß die Berücksichtigung
der neueren mundartlichen Entwicklungen von dem Gedanken ein-
gegeben war, was in den ahd. Denkmälern geschrieben steht, um-
deuten oder gar verbessern zu wollen. Es hat sich vielmehr die
Erkenntuiß aufgedrängt, daß es nicht zulässig ist, die Lautbezeich-
nung ahd. (und mhd.) Periode nach demjenigen Laut wert he zu be-
stimmen, den wir heutzutage mit den betreffenden Lautzeichen zu
verbinden gewohnt sind. Das Mißtrauen gegen den Buchstaben hat
alhnälig die Einsicht in die fundamentale Bedeutung der Ortho-
graphie an sicli gezeitigt (vgl. Scherer, Zs. f. österr. Gymn. 1875,
200 ff). Braune ist selbst der Ansicht (§. 88, Anm. 2), daß sich die
Lautwerthe , welche den ahd. Schriftzeichen zukommen, nicht mit
voller Sicherheit bestimmen lassen. Füi' das Fränkische gibt Braune
zu, daß sich Manclies mit Wahrscheinlichkeit nach den neueren Dia-
lecten werde vermuthen lassen, und er steht auch den neuerdings für
das Altobd. geltend gemachten Positionen nicht gerade ablehnend,
aber doch, wie die Mehrzahl der Fachgenossen, sehr skeptisch gegen-
über. Braune weist es z. B. ab, für die bis ins 11. Jh. sich haltende
Schreibung sk, sc auf spirantische Bedeutung der Zeichen k, c zu
schließen, gesteht aber §. 149, Anm. 5 zu, daß in der Verbindung -egi-
g Spirant gewesen sein müsse. Nun wird gerade in dieser Verbindung
mit Vorliebe -eki- geschrieben, und wenn in diesem Falle k einen
spirantischen Laut vertritt, bleibt auch für sk- wenigstens die IMöglich-
keit offen. Solche Erwägungen müssen den Glauben an die buch-
stäbliche Bedeutung der ahd. Lautzeichen gründlich erschüttern und
die Vermuthung wachrufen, daß Lautzeichen und Lautwerth (wenig-
stens zum Theil) incommensurable Größen sind, daß die Ortho-
graphie von der Aussprache im Wesentlichen ganz unabhängig gewesen,
daß die Lautgeschichte mit den Wandlungen der Ortho-
graphie ganz und gar nicht identisch ist. Beide sind unab-
hängig voneinander vor sich gegangen, und nur in seltenen P"'ällen
17*
244 FR- KAUFFMANN
heftet sich an eine orthographische Erscheinung das lautge-
schichtliche Interesse: aber selbst dann sind Irrthümer, z. B. der
Chronologie, kaum zu verhüten.
Es knüpfen sich an die ahd. Orthographie sehr interessante
Probleme. Sie gehören aber nicht blos der Sprach -, sondern der
allgemeinen Culturgeschichte an. Dürftig und unbedeutend ist, was
man aus dem inneren Deutschland an Runeninschriften kennt. Sie
gehören sammt und sonders einer verhältnißmäßig späten Zeit an
und beweisen, wie gering das Interesse an der Fixierung des ge-
sprochenen Wortes gewesen , wie wenig der praktische Werth der
Schrift erkannt war. Erst die Männer der Kirche haben die Auf-
klärung gebracht und das eingewurzelte Mißtrauen gegen Geschriebenes
überwunden. Mit ihnen kam das lateinische Alphabet und Schrift-
wesen. In der Zeit vor der Karolingischen Renaissance mit ihrem in
der Schreibschule von Tours so schön und klar ausgebildeten Karo-
lingischen Ductus sind es im Wesentlichen zwei Systeme, die mero-
wingische und die angelsächsisch -irische Schrift, welche auch im
inneren Deutschland Eingang gefunden haben. Die etwa noch zu
erwähnende langobardisch-beneventinische Schrift scheint hier viel
weniger im Umlauf gewesen zu sein. Westfranken auf der einen,
Angelsachsen und Iren auf der anderen Seite bilden die beiden Pole,
in deren Zenith schließlich die echtdeutsche Cultur des Karolingischen
Zeitalters aufgegangen ist. Man darf mit Recht behaupten, daß die
Loslösung Deutschlands von dem romauisierenden Einfluß des Franken-
reiches durch den kräftigen Strom volksthümlicher Interessen, welche
von den angelsächsischen Schriftgelehrten zu uns verpflanzt sind, ein-
geleitet worden ist.
Während bei der Einführung des Urkundenwesens mit
seinen Beamten ausschließlich das Westreich betheiligt ist (vgl. H.
Breßlau, Forschungen zur deutschen Geschichte XXVI, 1 flf. , Ders.
Handbuch der Urkundenlehre I. Leipzig 1889), scheinen, so viel bis
jetzt zu übersehen ist, die Angelsachsen das literarische Leben
in Deutschland geweckt zu haben. Während aber die fremdartigen
Institutionen des Urkundenwesens rasch verfallen, erlebt schon im
9. Jh. die deutsche Litteratur einen kraftvollen Aufschwung. Die
(unter angelsächsischer Leitung und nach angelsächsischem Vorbild?)
ins Leben gerufene Übersetzungslitteratur bildet die Vorschule für das
trotz aller Pedanterie kerndeutsche Weißenburger Evangelienbuch.
Es gibt ein Capitel des deutschen Schriftwesens, in welchem
sich diese Bewegung do: litterarischen Kräfte deutlich verfolgen läßt.
ÜBER AF.TH0CHDFATT3CHE OKTlIOi;KAPHIE. 245
Man könnte sich füj>licli darüber wundern, daß in der deutschen
iSchrift der dem lateinischen Alphabet so ^ut wie p^anz fremde Buch-
stabe k mit Vorliebe verwendet worden ist (vgl. DWB.), als wesent-
licher Bestandtheil des deutschen Alphabets Aufnahme und Verbreituno;
gefunden hat. Lat. c mulHe in alter Zeit nicht blos die Stelle des spä
teren k und g, sondern auch die von A und z vertreten (Behaghel,
Grundr. I, 546). Es lag keine äußere Nothwendigkeit vor. das aus-
reichende Material lateinischen Alphabets durch den Fremdling k zu
ergänzen. Otfrid war es schon aufgefallen: k et z sepius haec limpia
extra usum latinitatis utitur qiiae grammatici inier litteras dicnnt esse
sup<rfluas. Wir wollen Otfrid gez'ne glauben, daß phonetisches Interesse
mit im Spiele gewesen ist, wenn die beiden Zeichen schon seit früher
Zeit in Deutschland aufgenommen wurden. Nur fragt sich, unter
welchen Umständen diese Ergänzung des lateinischen Alphabets für
deutschsprachliche Zwecke vollzogen worden ist. Bei dem Buchstaben
k läßt sich, wie ich glaube, die an seine Reception sich knüpfende
Geschichte aufhellen.
Es macht sich auch hier der Übelstand geltend, da(i wir so arm
an datirten Originalaufzeichnungeu sind, daß Umschriften und Um-
arbeitungen vorliegen, ohne daß es gelingen will, die Originalfassung
herzustellen. Nachdem das Christenthum Pflanzstätten der Bildung
gegründet hatte, sind zunächst Alemannen und Baiern mit deutschen
Leistungen, anspruchslosen Erzeugnissen, in den Verband der all-
gemeinen Litteratur eingetreten. Aber kein Buch ist zum Studium
der allerersten Anfänge so lehrreich, als die Sammlung der St. Galli-
schen Klosterurkunden. Nur in St. Gallen haben sich zahlreiche
Originale des 8. u. 9. Jh. erhalten (Forschungen XXVI, 42. 51). In den
ältesten Stücken ist vieles Einzelne der Orthographie den Urkunden
St. Gallens und denen des westfränkischen Reiches gemeinsam, da eben,
wie bereits hervorgehoben^ das Urkunden wesen über die Vogesen zu
uns gekommen ist.
Noch a. 769 ist in einer von einem sonst unbekannten Schreiber
{Ato diaconus vgl. Wilkens, zum hochalemannischen Consonantismus
der ahd. Zeit S. 11) in St. Gallen ausgefertigten Urkunde (Wartmann
Nr. 55) anl. hr- nach dem bekannten westfränk. Brauch (^vgl. auch
Scherer, Zcitschr. für österr. Gymn. 1875), durch ehr- wiedergegeben:
( hrodhochus, desgl. Chrodliarius a. 786. ChrustoJfi a. 789 wie z. B. bei
Tardif Monuments historiques ^) a. 753 Chrothardo, von zahlreichen
') Ich mache darauf aufmerksam, daß ich selbstverstäadlich im Folgeuden nur
im Original erhaltene Ausfertigungen benütze.
246 ^'K- KAUFFMANN
älteren Belegen abtrosehen (vp;]. Straßb. Studien I, '241). Man kennt
die Vertretung eines consonantischen i durch </ in westfränkischen
wie alemannisclien Urkunden (Geschichte der schwäb. Mundart S. 238) :
Leiqiagde. Wolfaijde. Ahakujde (Wartm. Nr. 66) a. 772; Volfaqde.
Lobehagde (Wartm. Nr. 70) a. 778, ganz wie die westfränk. Chagli-
berdus a. 658. Chagnevico c. a. 693. 750 (vgl. Ckaino a. 692) u. a.
(Stral.'ib. Studien 1, 226), denen die bekannten Durgoge^) , Durgauge
neben Durgauia etc. etc. ganz conform sind. Als orthographische
Besonderheit ist auch zu nennen die Schreibung von -ng- als -gg-
wie z. B. Aggilpertus a. 670 — 671 u. a., wozu Waniggo (Wartm. Nr. 42),
Conniggas (Wartm. Nr. 151), sowie u. a. chunigges Ahd. Gl. I, 318, 6.
honegge I, 335, 18. 52 zu vergleichen sind. Wenn ferner die Freiheit
in der Bezeichnung wortanlautender Aspiration beiden Gebieten ge-
meinsam ist, so kann, muß aber nicht von unmittelbarer Abhängigkeit
die Rede sein (vgl. jetzt QF. 69). Nicht weniger charakteristisch sind
die P"'em. auf -is. Tardif a. 653 Nantechüdis. a. 670 — 671 Chrothildis.
a. 679—680 Acchildis. a. 692 Anganthrudis. a. 703 Adalgundis. a. 753
Soanachyldis. a. 769 SonacMldis wie bei Wartm. Nr. 7 a, 741 : Rachin-
tiiulis. Sigitriuüs u. s. w. (Straßb. Stud. I, 253). Diese Formen sind
für die Beurtheilung des geschichtlichen Zusammenhanges ebenso be-
deutsam wie die jetzt von Henning, Ks. Zs. XXXI, 297 ff. aufge-
klärten Ortsnamen auf -as. Die Abhängigkeit des Binnendeutschen
vom Westfränkisch-Romanischen erstreckt sich aber noch viel weiter
und tiefer.
In keinem Stück dürfte die Übereinstimmung deutschen Schreib-
gebrauches im Gegensatze zum lateinischen so augenfällig sein, als
in der Bezeichnung der Gutturalconsonanten. Die dem Romanen un-
gewohnten Gaumenlaute deutscher Zunge haben bei den unter Ro-
manen ansässigen deutschen Stämmen eine ganz eigenartige, in ihrer
Entstehung noch nicht aufgehellte Bezeichnungsweise erfahren. Die-
selbe hat auch im inneren Deutschland Eingang gefunden. Die alt-
fränkische Weise, A- im Anlaut der Wörter mit ch- zu bezeichnen,
hat außer den bereits genannten Resten vor ehr- keine Spuren hinter-
lassen (vgl. Straßb. Stud. I, 239), offenbar deswegen nicht, weil im
Westen selbst schon vor Anfang des 8. Jh. h- an die Stelle des ch-
getreten ist; vgl. bei Tardif z. B. a. 695 Haino. c. c. 700 Theoda-
harius. Sninthahario. a. 753 Hildericns. Hiltbertus. Helmegando. Hilde-
gario u. a. Die Verbindung -ht wird ausschließlich durch -cth, -et, -th
') -0- ist aus romanischer Sprecliform zu erklären.
ÜBER ALTHOCHDEUTSCHE ORTHOGKAPHIK. 247
bezeichnet, von dem romauischen -hertus abgesehen: Daoberctho a.. 626.
Dagobercthus a. 628. 631. 653 u. ö. Chradoherctus. Amalhercthus. Arne-
hercthus a. 653. Vunndeherctus a. 657. Chagliberctio. Teoberdus a. 658.
J)rocUaldus. Atjliiliherthus a. 677—678 u. 8. w. -et = -ht (Braune §. 154,
Anm. 3. Sievers ags. Gram. §. 221, Anm. 1. H. Sweet, OET S. 131)
ist einer der bedeutsamsten Belege für die Verwendung eines lat.
Zeichens mit specifisch germanischem Lautwerth, der aus dem Zeichen
selbst nicht zu ersehen ist'). Seltsamerweise ergeben die St. Galler
Urkunden keinen einzigen Beleg. Das ist nicht ohne Bedeutung. Zur
Zeit, da in den Urkunden des Westens anl ch- durch /*- ersetzt
worden ist, sind auch die -et abgegangen. Tardif bietet in einer Ur-
kunde von a. 670— 671 Aag'dpertus. Rigobertus. a. 682 — 683 Ereamberta.
Hansberta. Ansberfo. Ratbertus. c. a. 691 Fladebrtua. a. 709 Ragamberta.
(a. 710 Grimberctho.) a. 753 Dagobertus. Vuicberto. a. 769 Agemberto
neben Agliberthus. Nordebertho. Gerade diesen jüngeren westfränki-
schen entsprechen die ältesten Formen der St. Galler Urkunden: a. 744
(Wartm. Nr. 10) Rekinberti. Ercheaberto. Rihberto. Rotberto etc. etc. Sie
stehen in einem aus sprachlichem Vorgang überhaupt nicht zu er-
klärenden Gegensatze zu den jüngeren St. Gallischen Formen auf
-berht, -breht (QF. 3, 143) und sind nur verständlich, wenn sie mit
dem Schriftwesen eingewandert sind (vgl. auch Scherer, Zs. f. österr.
Gynm. 1875, 200); -6f?-Mst die franco- romanische Form, hat mit den
von Braune §. 154, Anm. 5 besprochenen deutschen Erscheinungen
nichts zu thun. c mit dem Lautwerth von x ist in der westfränkischen
Orthographie auf die Verbindung et nicht beschränkt. Derselbe gilt
für die vielbesprochenen Namensformen auf -rieus, wenigstens so weit
dieselben nicht als vollständig romanisiert oder als vollständig er-
starrte Kanzleiformen zu betrachten sind. Sie wechseln mit -rigus:
Ermenrigo. Guntrigo. Erehenrigo n. 670 — 671. Sigrigo. Albrico a. 766.
Ricoaldus. Rigobercthus a. 653. Rigobertus a. 670 — 671. Rigulfos a. 681.
Rigofridus a. 710. Der Lautwerth von g :=z "^(j^) ist unbestritten. Dann
ist die Consequenz gar nicht zu umgehen, daÜ auch c als Spirant gespro-
chen worden ist. Mit den genannten sind wesensgleich die St. Gallischen
Riegaero: Rigtrude. Rodolaicus: Theotlaigo. Prunico: Putigo (Wilkens
S. 60). Die spirantische Media g wird in den ältesten westfränkischen
Urkunden stets durch g bezeichnet: Chrodegar c. a. 627. Dagobercthus
c. a. 628. Burgundofaro c. a. 628. Gaganrico a. 631 — 632. Sygichelmus,
') Beiläufig bemerke ich, daß -o-, in -oaldus und den zahlloseu analogen Fällen
consonantisch zu lesen (= u>) , gleichfalls in die ahd. Orthographie aus romanischer
Quelle gedrungen ist (vgl. Belege wie eadomc Ahd. Gl. I, 20, 33. faloendi I, 66, 30)-
248 FR. KAUFFMANN
Rage/io/'erfus a. 653 u. a. Seit 670 tritt an- und inlautend gh (einmal
a. 6U7 ck) vor i auf: Ghislemanis. Ghiscoherthus : Gadroaldus. Guntrujo
a. 670—671. AghiUberthus a. 677—678. Amalgario a. 679—680. Sigo-
fredo a. 682 — 683. Ghislemaro : Godino a. 688 — 689. Ghinnachario a. 690.
Aghilüs: Sygeherdhns a. 692. Ghislemaro. Modeghiselo: Baganfredo. C/ui-
goberctko a. 693. Ghiboino c a. 693. Sighinus a. 695. Arghilo a. 697.
Baudechisilovalle a. 697. Ghyslemarus. Grimoaldo a. 703, daneben aber
auch Unnegiselo. Bei'tigisüo. Gibethvude. Imnegisilum. Medugisilo u. a.
c. a. 700. Zuweilen wechselt c mit a wie in Eudoncovilla c. a. 628.
hicrimis a. 653 : Ingranino c a. 693, Vuveberto a. 753. Arcfredus a. 766,
anderes Straßb. Studien I, 238. c im Promiscuegebrauche für ^ stammt
aus dem lateinischen Usus {Gaius : Caius etc. Vgl. Braune, got. Gramm.
§. 65 Anm.). Ich glaube, man hat nicht streng genug darauf geachtet,
daß in unseren allerältesten Aufzeichnungen c so gut wie nie-
mals für etymologisch k, sondern stets nur im Wechsel
mit g verwendet wird.
Der nierowingischen Orthographie vollständig conform sind die
St. Gallischen Sichirico (Wartm. Nr. 2). (Jiiperati, Ghiperati. Daghi-
linda (Wartm. Nr. 8 a. 744) oder die Ghisalberto. Raginario. Magiii-
berto. LoUincas (Wartm. Nr. 15 a. 752), sowie Fraivigiso. Ghisalberto
(Wartm. Nr. 27 a. 761)^ Hartrico. Gramanno. Raghinberto. Cozberti
(Wartm. Nr. 64 a. 772) u. a. So herrscht auch Übereinstimmung in
der Schreibung des etymol. ä:- Lautes. Man vergleiche aus Tardif c.
a. 659 Erchfenoaljdo. 670 — 671 Erchenrigo. a. 682 — 683 Ercamberta.
c. a. 690 Chunibercthns. a. 692 Erconaldo. a. 750 Francane. a. 769
Ei'chednda u. a. Daneben wird stets sc gesehrieben, wofür ebenso-
wenig wie für Chimi- Belege aus St. Gallen gegeben zu werden
brauchen. In der bereits citierten Urk. Nr. 64 steht Erchavbertus, bei
demselben Schreiber Nr. 120 Ei-chamberti (ebenda Practolt. Nandcrim
in der Dorsualinschrift, worüber Breßlau S. 54 f.), vgl. Erchaaberti
(Wartm. Nr. 7 a. 741) neben Rachintrudis. Leudisca. Vindisca; Erchni-
berto, -i (Wartm. Nr. 10 a. 744, Nr. 63 a. 771), die daneben bestehen-
den Ercanpeo-his. E'canboldus. Franco etc. haben bereits Henning (QF.
3, 135) und Wilkens (S. 54) ausgehoben. Interessant ist der Entwurf
aus dem Jahre 764 (Wartm. Nr. 42): Chisincas. Chiriheiim. Wahaninco.
Diihtarincas. Herchanfrid. Wolfdreghi. Uvscnli. Eghilpret. Sighimund.
Wolfcrimo. Cozpret. Waniggo. Dieses Actenstück steht vollständig auf
dem Boden der raerovingischen Kanzleiorthographie (beachte die Orts-
namen auf -as).
ÜRER ALTHOCHDEUTSCHE ORTHOGRAPHIK. 249
Aber es sind stets nur einzelne Urkunden, beziehungsweise ein-
zelne Schreiber, bei denen der westfränk. Typus rein zur Geltung
gekommen ist. Die Hauptmasse des Urkundenmaterials zeigt ein Ge-
präge, das nur zum Theil mit dem mcrowingisclien Kanzleigebrauch
übereinstimmt, zu einem anderen Theil aus Elementen besteht, die
sich nicht in demselben nachweisen lassen.
Mustert man die 12 Urkunden, welche der decanus atque mona-
rhus Waldo a. 759 — 782 geschrieben hat, so zeigt ^jich, da(i Waldo
in ganz besonders tiefgreifendem Maße von der westfränkischen Kanzlei
beeinflußt ist. Es findet sich bei ihm nicht blos Wuldarlingas Nr, 6o.
Lkitfridingas Nr. '6'i. Aßaltfaicamjas Nr, 88 , sondern auch liicgaero
Nr. 62. Erchanherti Nr. G2. Erchanmaio Nr. 89. Sighihaviu-s. Sighiheri.
Äahine Nr. 63. Hroadgislnchova Nr. 76. Sighimunduw. Eghibert. Sighi-
munt. Sighi Nr. 83. iSighimanno 95. 96, aber auch Sigihaldi Nr. &2.
Hagino Nr, 25. Raginhald Nr. 77. Ebenso regellos ist die Verwendung
des C- Zeichens: CundUnda. Cund/ioh. Cramanni: Graloh. Linxcaavia :
Durgauvia. Ceizman: Teofgero. Faamcartan : -ingas. Schließlich setzt
er ein den merowingischen Urkunden ganz fremdes k in Zvaküino
Nr. 88 a. 779 und wechselt zwischen Esghibach Nr. 77 a. 775. Aschari
Nr. ^^. 89 a. 779. Fiscbahc Nr. 84 a. 778. fvisginga Nr. 80 a. 776 u. ö.
Von solchen Unregelmäßigkeiten sind andere Schreiber, deren Systeme
wir kennen, frei.
In den St. Galler Urkunden tritt das if-Zeiclien zuerst auf bei
dem Schreiber Iringus (Lector) a. 744: Rekiiiperti (: Zurihgauvia), so-
dann a. 745 bei dem Schreiber Silvester (Nr. 1 1 Silvester Diaconus.
Nr. 17 Silvester Lector): Makisinchova : Herigaer Nr. 11. Lucikinse :
fAicicunauvia. Tekilinwanc Nr. 12 und sodann erst wieder a. 762 in
einer Urkunde, die sich durch ihr barbarisches Latein besonders aus-
zeichnet (QF. 3, 158): Rihker. Warinkis {Ratger. Durgauia). Docli
kommt Ä; in den Urkunden noch auf Jahrzehnte hinaus nicht zur An-
erkennung (QE. 3, 138). Sehr consequent in seiner Orthographie Ui
der dem Linzgau angehörende Lector Hartkerius, dem wir die Ur-
kunden Nr. 32. 59 verdanken. Die erste fällt ums Jahr 760, die
andere ins Jahr 771. Er schreibt: Sikimari. Hiltikeri. Ekipert. Hart-
kerius aber Cozfierio. Linzgauvia. Ailingas. Dasselbe schulraäßige System
befolgt der Schreiber Hadupertus (aus dem Argengau), der gleich-
falls im Linzgau thätig gewesen ist (Breßlau S, 44) und wohl von
einem jüngeren dieses Namens in Urk. Nr. 200 zu unterscheiden sein
wird: Nr. 106 a. 786 Rekinhilt. Akibert. Sikibert. Ruadker. Otker.
Sikirihc: Maganrada. Diotingo. Duriugas. Ähnliches schon bei dem
250 Fß. KAUFP\MANN
Leetor Ratifridus (Nr. 99) a. 783 nur mit dem Unterschied, daß er
etymologisch <j vor a, o durch c wiedergibt: Dacaiat. Purcolfo: Keih'dt.
Plidkero, während Kerram a. 784 (Nr. 101): Gundini aber Sikifrit,
der Leqtor Reginbald a. 786 (Nr. 103): Cundoloh aber Ekino. KkUperti.
Kericho. Kisoni schreibt, ebenso der Presbiter Adam a. 788. 796
(Nr. 118. 142): Elihcauvia. Nandcrim : Wolfker. Weiinkisi, der Presbiter
Cacanwardus a. 797 (Nr. 144): Cacantcardus. Cuntheri^ Cundhurt: Re-
kin/iekl. Kisalpolt.
Neben diesem Gebrauch, das dem lat. Alphabet ursprünglich
fremde Zeichen k für g oder c nur vor e, i zu verwenden , gehen eine
Reihe anderer Versuche, denen gleichfalls eine klare Consequenz eigen
ist. Ein Ungenannter hat Nr. 81 (c. a. 776) : Ragynulfus. Fagymdfus'
Agylolfo geschrieben, ein Clericus Amulbertus (Nr. 91) a. 779: Agino.
Germunt. Reginhold aber Hacastolt, dem schließt sich der Presbiter
Ratin a. 79(). 802 (Nr. 124. 172) an: Cozbertus. Candpreld aber Ge-
raldo. Aidger. Otger. Wagingas. Engilram (Witigauwo) und der Presbiter
Lanto mit Nr. 159 a. 799: Winicoll. Wolfcrim: Engilhertus und der
Presbiter Arnoltus (Nr. 161) a. 800: Hacanpahc: Haginone. Geerfrid.
Angin. Wie der Entwurf von a. 764 (Nr. 42 s. o.) unterscheidet ein
Anonymus desselben Jahres (Nr. 43): Ghervino und Targauinse, des-
gleichen der Presbiter Lanbertus (Nr. 110) a. 786 g vor a aber gh
vor i: Maghingas. Eghiart. Während g und c vor a, o ohne erkenn
bare Regel wechseln , setzt der Clericus Audo a. 744 (Nr. 8. 9) gli
vor i: Dacojnrti, Dagopirli. Cauzoinus: Gauzoinus aber Ghiherati. Da-
ghiUnda, daneben einmal Chiperati, Diese westfränk. Orthographie ch
für g vor Palatalvocal ist bei dem Schreiber Bernegarius, der als
Presbiter a. 797 — 811 geschrieben hat, systematisch verwerthet worden
(Nr. 148. 163. 201. 206. 207). Er schreibt: Facarlind. Ruadinco. Cundhad.
( undherti. Baucolfi resp. Turgauensi. Bernegarius, aber diesen seinen
Namen sonst stets Perincher, ebenso ganz regelmäßig Ruadoher. Sichi-
hario. Rechinfrid. Echilolf. Echino. Wolfchrim.. Irincheshusa. Deotcher,
Cherhu. Hildichern. Erfcher. Enchilpoldi. Rechincher. Von ganz beson-
derem Interesse für den Unterschied zwischen Schrift und Schrift-
werth ist die Urkunde, der die letztgenannten Formen angehören
(Nr. 207). Sie ist in ihrer ersten größeren Hälfte von einer zweiten
Hand geschrieben, die von der des Bernegarius verschieden ist und
in diesem Theile steht nicht, wie zu erwarten wäre, Enchilaldi, son-
dern Engdaldi, ferner Notgarii, Ruadgarii statt der üblichen -eher.
Die ältesten Urkunden des Klosters, die in Originalausfertiguug
auf uns gekommen sind, weisen die ersten Versuche auf, etymol. g
ÜBER ALTHOCHDKUTSCHE ORTFIOGRAPHIE. 251
in seiner iStellunf^ vor Guttural-, resp. Palatalvoeal zu unterscheiden.
Es wird i]h, eil, k vor e, i «gesetzt, vor a, o, u und Consonant in der
älteren Zeit nur g oder c. Dieses letztere Zeichen fehlt vor e, i fast
vollständig. Nur eine einzige Urkunde (Wartni. Nr. 138) aus dem
Jahr 795 schreibt Timrcanga. Tecersca, Tecerscai (vgl. Tekerescahi a.
792). Giltoni. Volfcer. Vicvam. Werincis {vice Werinhisi, Weringisi a.
792 u. ö.) ganz wie cernUhho in der St. Galler Benedictinerregel (Beitr.
1, 404). Die Urkunde ist von Henning (QF. 3, 159) wegen ihres auf-
fallend barbarischen Lateins mit den ältesten Stücken verglichen
worden , sie nimmt eine ganz singulare Stellung unter den Kloster-
urkunden jener Zeit ein. Die Orthographie ist jedenfalls zunächst
nicht aus der im Kloster herrschenden Tradition zu erklären. All die
mannigfaltigen Versuche, etymol. g vor e, i bald durch gh, eh, bald
durch k, aber fast niemals durch c vertreten zu lassen , legen die
Vermuthung nahe, daß gerade der Buchstabe c auch in dieser Stel-
lung einmal üblich gewesen ist, aber aus irgend welchen Gründen
systematisch ausgemerzt werden sollte. Da in Aufzeichnungen deut-
schen oder lateinischen Idioms c vor e, i auch die AfFricata z vertreten
hat, war es aus praktischen Gründen des Vorlesens wünschenswerth,
falscher, sinnstörender Aussprache vorzubeugen und hiefür ist in jener
sehr alten Urkunde von 745 die Doublette Lucikinse : Lucicunaunia
ein ganz vortreffliches Beispiel: jenes war als '^Lucicinse zweideutig,
dieses nicht. Die Schreibung c für g vor e, i war aber nach Allem,
was wir wissen und vermuthen , nicht häufig. Neben c ist g, gh, ch
üblich gewesen, g, gh, ch sind für lange Zeit bestehen geblieben,
schon sehr früh scheint gerade c vor e, i durch k verdrängt wor-
den zu sein. Die Zeichen c und k hatten aber nicht denLaut-
werth von etymol. k, sondern stets und ausschließlich den
von etymol. g.
Woher stammt nun dieses Ä- Zeichen?
Wo Wartmann im Urkundenbuche der Überlieferung einige Worte
widmet, fügt er gelegentlich (leider in allzuseltenen Fällen) auch
Einiges über die paläographisehen Merkmale bei. Seine Urk. Nr. 2
ist ihm Nachahmung eines echt merowingischen Documents, dessen
einzelne Schriftzüge von dem Abschreiber nicht mehr überall ver-
standen wurden; Urk, 15 ein Original in merowingischer Schrift;
Urk. 21 Original in einem von der großen merowingischen Cursiv-
schrift abgeleiteten Ductus; Urk. 37 zeigt eine große Schrift, welche
der merowingischen Cursivschrift nicht sehr ferne steht und ähnl.
Wilkens, der die Originale in der Hand gehabt, hat leider darauf
252 I"''^'- KA UFF MANN
verzichtet, die dicöbezüj;lichen Angaben Wartmanns zu vervollstän-
digen, sagt nur S. VIII f., die Urkunden des benachbarten Räiicn
zeigten eine Schrift, die im Ductus mit der langobardischen verwandt
sei. Für die Kloster Urkunden scheint deni zufolge die merowin-
gische Schrift am allgemeinsten in Verwendung gekommen zu sein
(wenigstens vor der Zeit der karolingisciien Scliriftreform). So hat
selbst noch im 9. Jh. der Ire MoengaI-]\Iarcellus bei den von seiner
Hand geschriebenen Urkunden nicht die scrlj)fiiy<i scotica, sondern die
gemeine Schrift gebraucht (Wartmann II, 44}.
Man hat diese sehr wichtige Erscheinun?;- bisher nicht gewürdigt.
Es ist doch seltsam. Unter den immerhin zahlreichen, erhaltenen
Urkunden keine einzige, die in ihrem Schriftcharakter über die
maligebende mcrowingische Schreibtradition hinaus, keine einzige, die
auch nur im Ductus dcj Sclireibstils auf jene zweite Culturmacht des
8. Jh., auf die Angelsachsen hinwiese. Ist doch gleich das älteste
St. Gallische Sprachdenkmal, der Vocabularius St. Galli, nicht in
merowingiseher, sondern in angelsächsisch-irischer Cursive geschrieben.
Von ihr habe ich in Wartmanns Urkundenbuch keine Spur gefunden;
auch Wilkens hat keinerlei Beleg dafür beigebracht, da(i an dem von
ihm behandelten Urkundenmaterial eine angelsächsisch-irische Hand
thätig gewesen sei. Der Gegensatz des Äußerlichsten, der Schrift, ist
so schroff als nur denkbar: in den Urkunden mero wingisch,
der Herkunft des gesammten Urkundenwesens entsprechend, in dem
Litteratur denk mal angelsächsisch-irisch. Aber ebenso
schroff wie die Verschiedenheit des Ductus ist die Verschiedenheit der
Lautbezeichnuiig im Voc Alle jene früher namhaft gemachten mero-
wingischen Merkmale fehlen. Es fehlt vor Allem das charakteristische
cjh, es fehlt bis auf einen einzigen Beleg die Vertretung von anl. //-
durch (•-: der Voc. kennt nur g- im Anlaut, -c im Auslaut. Aber die
eigentlichste Neuerung stellen die c dar imLautwerth von k, auch
vor Palatalvocal: cela. cinni. cempheo u. s. w. Wenige Reste von ch
{cholon. c/ioi u. a.), ancha (gegen regelmäßig loincil. loolcan. uinco),
dachit (gegen regelmäßig secce. stocca) , paahc (gegen regelmäßig loh»
hapuk. medih), .stock (gegen regelmäßig stocca. scalc. starc. calc) lassen
erkennen, dalJ der Schreiber ein in merowingiseher Orthographie auf-
gezeichnetes Original vor sich gehabt, seine irisch -angelsächsische
Orthographie eingeführt, aber in wenigen Fällen die ältere Schreibung
beibehalten oder übersehen hat. Auf andere Weise wird man sich
mit dem Sachverhalt nicht befriedigend abfinden können. So sind
denn auch die älteren cc für etym. <jy verschwunden und an ihre
ÜBEK ALTHOCHDEUTSCHE ORTHOGRAPHIE. 253
Stelle die echt ags. er/, gg getreten {j)rucge. mncge. luggeo). Schon in
der Existenz dieser cg und des für Oberdeutschland ganz isolierten qg
lie^t neben r für ch vor e, i das haupstächlichste Moment {i\v die
lautgeschiehtliche Bedeutung des Schriftsysteras. Es ist ganz klar,
daß, wo diese beiden Merkmale auftreten, angelsächsisch -irische
Schreiber ihre Spuren hinterlassen haben. Für das Kloster Fulda
werden wir also beispielsweise schon aus den Formen cind. mvcgim
(Tatian) EinfluL> und Thätigkeit von scriptores scotici mit Sicherheit
erschließen.
Dem Einfluß ags. Schriftwesens nachzuforschen, ist für die all-
gemeine Culturbewegung des 8. Jh. sehr lehrreich. Sind doch Angel-
sachsen ihre hauptsächlichsten Träger gewesen, und ist uns im
Einzelnen und Kleinen über ihre Thätigkeit so wenig bekannt.
Die allmälig immer mehr an Umfang und Bedeutung zunehmende
Verwendung des Buchstaben h liefert beachtenswerthe Anhalts-
punkte. Die ältesten mir bekannten Belege für ags. k stehen in dem
Corpusglossar: kylle '2?)\ , kaelid 1119. In Kembles Codex diplo-
maticus aevi Saxonici (die neue Ausgabe ist mir nicht zugänglich)
findet sieh k zuerst a. 694 in dem Namen der Kgnigytlia. Kinigithe
(I, 42 f.), sodann a. 70ß Kenredo, Kenrelus (I, 06); a. 709 Keivedus.
Kenredo (I, 71); a. 714 Kenredo. Kineimartun. Kenredus (I, 75); a. 716
Kenidphns (I, 78); a. 725 Kenewalchius. Boekereie. Kentuuinus. Kene-
iialchio. Kentuuino (I, 86 f.); a. 729 Pencrik (I, 92); c. a. 755
Lake (I, 122); a. 774 Kenedrithe (I, 50); a. 777 Kinesuuitha (I, 158);
a. 780 KynecTryd (I, 168); a. 790 Kmeherhfi. Kinenulf (I, 191); a. 796
Kyyieheorhf) (T, 210) u. s. w. Unter den bei Sweet OET gesammelten
Urkundennamen begegnet k erst a. 838 Kyninges (S. 435), a. SSö Krists
(S. 448), ferner a. 812 kasingburnan (S 456), und auch diese spär-
lichen Nachweise sind ganz isoliert. Einigermaßen häufiger findet sich
k vor y, i erst in Cura pastoralis (Sievers ags. Gramm. §. 207, Anm. 2),
von späteren Quellen nicht zu reden. Folglich sind jene zahlreicheren
k in Kembles Codex nicht beweiskräftig, da sie den späteren Copisten
angehören werden. Nun ist aber doch sehr bedeutsam, daß wir
gerade in den ältesten, wenn auch spärlichen Belegen k nur vor
Palatalvocal finden in England wie in Deutschland. Sievers
hat meines Wissens (Anglia I, 575) zum ersten Male darauf hin-
gewiesen, da(^ in England in sehr früher Zeit palatales und velares
k graphisch imterschieden worden sind. Durch die ags. Runen-
inschriften war er zu dieser Erkenntniß geführt worden. Die aus der
ren-Rune (<) abgeleiteten Formen (K K A A) in kyniq, kyninges^ ^y^9->
254 ••''>. KA^FFMANN
ki/nnhiiri(ff , kyiicstüijta (Bewcastle), desgleichen kyniqc, ugkcf neben
kwormi, Icadmnn (Ruthwell) treten in einen allgemeineren Zusammenhang
(OET S. rJ4 ff.). Die große sprachgeschichtliche Bedeutung di(»scr
Orthographiedifferenz ist jetzt von Kluge in Pauls Grundr. I, 830 ff.
voll gevvünligt worden. Er hat hervorgehoben, wie groß die Schwierig-
keit ist, die verschiedenartigen Lautwerthe eines und des-
selben Zeichens festzustellen, wo eine graphische Unterscheidung
nicht gegeben ist, aber auch unwiderleglich bewiesen, da(J dem A:-
Zeichen eine gutturale Verschlußtenuis entspricht, während c nicht
sowohl für diese als auch für den palatalen Quetechlaut verwendet
worden ist.
So viel wir wissen, hat eine derartige Unterscheidung zwischen
c und k auf hochdeutschem Sprachgebiete keinerlei sprachgeschicht-
lichen Rückhalt. Trotzdem unterscheiden gerade unsere ältesten Auf-
zeichnungen, indem sie k vor e, i (wie in ags. Aufzeichnungen), da-
gegen c vor a, 0, ?t verwenden. Nun fehlte aber das Ä:-Zeichen dem
landläufigen lateinischen Alphabet, es fehlte in der merowingischen
Kanzlei oder war nur vor a üblich, in einer Verbindung, die gerade
den ältesten deutschen Originalen j2;anz fremd ist {karta, kartula,
kaleinlae). Mir ist es sehr Avahrscheinlich, daß aus solchem Sach-
verhalt der Schluß gezogen werden muß, daß die Verwendung
des Ä;-Zeichens vor Palatalvocal aus ags. Schrcibsch ule
stammt. Während aber anfangs in England selbst dio Schreibregel
im Ganzen wenig befolgt worden zu sein scheint, hat sie auf deut-
schem Boden sehr gehorsame Pflege gefunden. Schon a. 744 tritt k
(für c) vor ^ in St. Galler Urkunden auf, anfangs spärlich, dann
immer häufiger, bis schließlich ganz consequent vor e. i das
Zeichen k gesetzt wird.
Doch liegt in Deutschland eine zweite bedeutsame Besonderheit
vor. Das /c-Zeichen gilt hier nicht für den etymologischen k- ,
sondern für den etymologischen (/-Laut. Das hängt damit zu-
sammen, daß die älteste einheimische Orthographie das c-Zeichen
nicht wie in England für k, sondern für g nach romanischem Vorbild
gebrauchte, während für etymologisches k die Zeichengruppe ch
üblich war. Im Laufe des S. Jh. dringt aber unter ags. Einfluß c
an Stelle des ch ein, und so ist es gekommen, daß bald auch für
etymologisches k die Doublette c ^= k Geltung gewonnen hat. Der
merowingische Schreibstil wird schon in der ersten Hälfte des 8. Jh.
durch ags. Schreibmuster gefährdet. Die neue Schule gewinnt immer
mehr an Einfluß, der auf Kosten der merowingischen Tradition geht.
ÜBER ALTHOCHDEUTSCHE ORTHOGRAPHIE. 955
Die Folge ist aber nicht der Sieg des ags. Vorbildes. Wie auf anderen
Gebieten ringt sich deutsche Kraft zu selbständiger Formgebung
durch, die zuletzt im Otfridschen Evangelienbuch, schon was die
Orthographie betrifft, ihren wirksamsten Ausdruck gefunden hat.
In unser Alphahet ist erst durch Otfrid das /v>Zeichen mit seinem heute
noch giltigen Werth eingebürgert worden, denn es gibt keinen ahd.
Text, in welchem dasselbe früher mit gleicher Consequenz und in
gleicher Ausdehnung vom Schreiber verwendet wäre. Otfrid ist hier
planmälJig verfahren. Er hat sich selbst darüber Rechenschaft ge-
geben, wenn er in der lateinischen Vorrede erklärt, das /^-Zeichen sei
für deutsche Aufzeichnungen nicht zu entbehren.
Wenn wir das allmälige Auftreten des Buchstaben k bis zu
seiner Anerkennung verfolgen, so scheint, als ob er auf keinem Ge-
biete so früh wie auf bairischera zur G(!ltung gekommen sei. Haupt-
zeuge dafür ist die Pariser Hs. des Keronischen Glossars. In dieser
Hs. lagert über sehr alterthümlichen Resten der ursprünglichen c-
Orthographie eine jüngere Schicht der Neuerung, k zu einer, wenn
auch vorerst unzulänglichen phonetischen und etymologischen Unter
Scheidung nutzbar zu machen, und zwar schon nicht mehr auf der
Stufe, auf welcher k bloß vor Palatalvocal gesetzt worden, sondern
bereits ausgedehnt auf jede beliebige Vocalfolge. Ein bairischer
Schriftgelehrter scheint das Verdienst beanspruchen zu dürfen, eine erste
Reform der deutschen Orthographie eingeleitet zu haben. Es war dazu
eine Emancipation von der lateinischen Urkunden- und ßücherschrift
erforderlich, die nur im Zusammenhang mit den kräftigen volks-
thümlich deutschen Bestrebungen der zweiten Hälfte des 8. Jh. in ihrer
wahren Bedeutung gewürdigt werden kann. St. Gallen hat die Neue-
rung zum Theil anerkannt und übernommen. Nur Mitteldeutschland
sträubt sich und stellt in der Orthographie des Pariser Isidor ein
selbständiges, noch consequenter angelegtes orthographisches System
dem obd. gegenüber. Der Schreiber des Weißenburger Katechismus
weiß nichts von dem Buchstaben k, so wenig als die Frankfurter
Glossen, die Hamelburger Markbeschreibung, die ältesten Fulder
Urkunden, das fränkische Taufgelöbniß u. a. Erst bei den Schreibern
des Tatian tritt das Zeichen auf, niemals vor a, 0, «, selbst vor i
coneurriert es noch mit c und hat nur in der Gemination an Um-
fang gewonnen; in der Verbindung sk ist es vor e, i fest und auch
dies nur in den sorgfältiger geschriebenen Abschnitten.
Der Pariser Isidor gibt uns nicht das Original der Übersetzung,
sondern eine Abschrift, und es ist wahrscheinlich, daß dieselbe gegen
256 FR. KAUFFMANN
Ende des 8. Jh. in (.)rleans hergestellt worden ist. Dann aber ist
eine nicht zu um,2;ehende Folj?erun<>:, daß, was die Orthof2jraphie be-
trifft, wir alle die Mittel für dieselbe vorauszusetzen haben, welche
wir aus den westfränkischen Urkunden kennen: also vor Allem die
Bezeichnung^ des etymol. k durch ch und die des etyraol. rj durch qh,
resp. g (c). Beides findet sich auch in den Monseer Bruchstücken,
sowie in dem Glossar Ic. Was aber weder in Ic. (mit einziger Aus-
nahme Beilr. 9, 304) noch in Mons. Fragm. begegnet, ist das Isidorische
eh für etymol. g vor hellen Vocalen. Kögel hat bereits festgestellt,
daß in der Vorlage cht- überhaupt niciit gebräuchlich war, daß statt
dessen vielmehr ghi- geschrieben gewesen sein müsse, vgl. ghilanhin
Isid., gJnruni Mons. u. a. Nun stimmen aber Isid. und Mons. in ortho-
graphischen Formen, wie Imwmege '. (liruo)mege , hneigidiu : hneigitiu,
chuninge : chu Hinge, almahtigin : almahtigin , heilegm : heilegin , arangit
: araugit überein, im Gegensätze zu Abweichungen wie sagheen Isid.
: sagen Mons., folghento -.folgento, daghe : dage, almaldighin : almahtigin.
Auch Ic. schreibt nbulgic, fraget, umhiringcs. Man könnte daraus
schließen, daß die Urschrift gh vor hellen Vocalen nur im Anlaut der
Wörter gehabt habe, an Ausnahmen wären nur Isidors geilin, gerondi,
gihot (19, 31) zu verzeichnen. So hat auch Mons. ginemnit, giscuoß,
gff'sf, und man wird diese anlautenden g- niclit wohl der Vorlage ab-
sprechen können. Da nun aber Mons. in der Matthäusübersetzung
noch einmal saghem (18, 24 Hench) aufweist, hat vermuthlicli in- wie
anlautend neben gh auch g vor hellen Vocalen Verwendung gefunden.
Anlautend ck- für etymol. g fehlt in Mons. vollständig. Kögel (Beitr.
9, 30H) hat die Existenz desselben aus Formen wie licchentan, lecchen,
lecclient, lucche, ecc/iem erschlossen. In dem Isidorstück von Mons. ist
nur Iv'che (mendaces 33, 23) belegt; die Pariser Hs. fehlt uns hier
zum Vergleiche, doch ist beachten swerth, daß sie eck nur im Laut-
werth von etymol. kk kennt {dhecchidon). Damit stimmt Mons. acchar,
wie Mons. nniccnn : Isid. Jirucca, und so ist nichts dagegen einzu-
wenden, daß auch der Isidororthographie eck vor hellen Vocalen con-
form gewesen sei. <ch ist aber an die von Kögel vorausgesetzte Be-
dingung nicht geknüpft (Geschichte der schwäb. Mundart S. 241 f.).
Es wird also nichts übrig bleiben, als in dem ch- Isid. eine JN'euerung
des Schreibers unserer Pariser Hs. zu sehen, die ich auf Einfluß
westfränkischer Orthographie (s. o.) zurückführe, wie in den ahd.
Denkmälern, aus denen Kögel (Beitr. 9, 304) Beispiele gesammelt hat.
Wenn aber das Original ch für etymol. g nicht gekannt hat, ist die
Frage, was an seiner Stelle gestanden haben könnte. Ich vermuthe.
ÜBER ALTHOCHDEUTSCHE ORTHOGRAPHIE. 257
daß Mons. und Ic, welche in anderen Fällen mit Isid. übereinstimmen,
in dem Punkte, der ihnen in diesem Fall im Gegensatz zu Isid. gemein-
sam ist, die Orthographie der Urschrift getreuer wiedergeben als die
Pariser Hs. Dann muß die Vorlage der drei Hss. das Zeichen
k vor e, i im Lautwerth von g gekannt haben. Sowohl Ic. als
Mons. zeigen Präfix ki- , Älons. so selten, daß wir nach dem Grund-
satze, den Kögel einmal formuliert hat (Kcron. Gloss. XXVI), daß wenn
in einem Denkmal Schwanken herrscht, fast stets der in der Minorität
befindliche Lautstand '.(sagen wir besser: Orthographie) der Vorlage
angehöre, daß wir nach diesem Grundsatze schließen müssen, daß
ki- aus der Vorlage entnommen sein wird, umsomehr, als es dem
Dialecte des Schreibers, der ga-, resp. ka- führt, nicht angehören kann.
So erklären sich auch am einfachsten die ka- des Textes für älteres
ki-, wie gha- für älteres glii-, ga- für gi-. Man wird nicht behaupten
wollen, der Schreiber habe etwa ein chi- der Vorlage in ki- geändert:
denn dann bliebe das Bedenken ungelöst, ob er dann nicht eher auch
den ihm fremden Vocal beseitigt haben würde (vgl. gha- für qhi-),
wenn er einmal von seiner Vorlage abwich. Vgl. kischrip, kilauhun,
kinotfa, kiruni {= chiruni Isid.) in Ic. Diese Formen sind insofern
beweiskräftig, als ke- derselben Hs. ihrem Schreiber zugehören wird.
Eine entschiedene Neuerung des Schreibers von Mons. Fragm. sind
die k in karo, karmmo, gakarunit, wogegen azcangantemo als isolierte
Form betrachtet werden muß. c für g vor a hat der Schreiber der
Pariser Hs. ebenso vermieden wie k, man wird also die genannten
Formen als Verti-eter von urschriftlichen *C'iro^ ^carauuo, *gicarnuit
auffassen dürfen. Vor o, u wird wie in der Mehrzahl der Fälle vor a
bereits das Original g- geschrieben haben ^ worin Isid. und Mons.
übereinstimmen (vgl. in beiden Recensionen got, manego, forasago,
ganc, garaiceni^ garawo u. a.). Ebenso wie k in diesen letztbespro-
chenen Fällen, ist bei dem Schreiber von Mons. Fragm. eine Neuerung
dasjenige k (im Lautwerth von k) , das an Stelle von ch der Originalhs.
zu treten beginnt, vgl. kirihha, kirihhun, keisure, knosles neben chi-
rihha, cliirihliun, wie k{ristani) neben christane. So ist wohl auch das
zweimalige kh erst in Baiern eingedrungen, c in canfe, cunincqin , ar-
cennet, hicnaitnn, crisfanero wird man auch nicht als Schreibfehler selten
lassen wollen. Isidor kennt die Formen crcno, folc, chidanc, wozu man
uuolcnum, arscricta, dencet, folc Mons. roc Ic. vergleichen ma"". Es ist
nicht zu umgehen, in diesen Formen einen von den zahlreichen ch
verschiedenen Schreibstil zu erkennen. Ich habe mich gelegentlich
des Voc. St. Galli für ags. Herkunft dieses Schreibstils ausgesprochen.
GERMANIA. Neue Keihe XXV. (XXXYII.) Jalirg. 18
2Ö8 I*"'^'- KAUFFMANN
Nach allen bisherigen Betrachtungen werden wir den ags. Ein-
fluß') 1. in der Einführung der k vor e, /; 2. in der Beschränkung
des c fiir 9 vorn, o. o; 3. in der Vermeidung von c// für c (= etymol. Z^:)
erkennen. Alles wird begreiflich, wenn wir eine in westfränkischer
Orthographie abgefaßte Urschrift der Übersetzung des Isidor und der
zugehörigen Stücke annehmen , welche nachträglich durch die Hände
eines mit ags. Sehriftwesen vertrauten Schreibers (beachte hiezu die
ags. Wortformen Denkm.^ S. XXIII) gegangen ist, bis schließlich in
Orleans die Pariser Hs. , in Murbach (oder Reichenau?) die durch
Ic. vertretene Hs. , in Monsee die uns erhaltenen Bruchstücke ihre
örtlich verschiedene Fassung bekommen haben. Am radicalsten ist
der Westfranke in Orleans verfahren, der in ersichtlicher Opposition
die ags. Merkmale zu Gunsten der landesüblichen Orthographie aus-
gerottet, namentlich Ic der Vorlage durch ch ersetzt hat. Zeigt doch
schon die Pariser Hs. in ihrem Schriftcharakter den merowingi-
sehen Ductus. So ist in dieser Abschrift die Orthographie der Ur-
schrift wahrscheinlich relativ am getreuesten vertreten , die durch
die ags. Hand verui'sachten Incongruenzen sind bei ihr am augen-
fälligsten. Das Geheimniß der seltsamen Orthographie dieses Schrift-
werkes scheint in der Opposition gegen den Buchstaben k zu liegen,
der, wie ich gezeigt zu haben glaube, sicher in dem Präfix ki- der
Vorlage eigen war. Schon Kögel hatte sich (Beitr. 9, 305) dahin
ausgesprochen , der Erfinder des Isidorischen Schreibsystems habe
das im lateinischen Alphabet ungebräuchliche k gar nicht gekannt.
Die ausgeprägt westfränkische Orthographie des Originals der Über-
setzung weist nach einem elsä(.uschen Kloster, und so wird man den
Übersetzer derselben wohl am ehesten in Murbach suchen dürfen.
Die schwachen Präterita auf -ön fallen für diese Heimat stark in die
Wagschale. Es steht nichts im Wege, hier oder in einem anderen
Klo.ster die ags. Hand, die wir zu verspüren glauben, thätig sein zu
assen. Man könnte auf Mainz oder Fulda rathen, wo ags. Schrift
besonders im Schwange war (Wattenbach, Geschichtsquellen I, 127),
wo nicht bloß die jetzt in Wien befindliche Hs. der Annales anti-
quissimi Fuldenses von einem Angelsachsen geschrieben worden (vgl.
') Zunächst li;it damit die Frage nichts zu thuu, ob der Übersetzer ein Angel-
sachse gewesen sei oder nicht (Weinhold S. 95). Der Kenner wird leicht ahnen, daß
die orthographischen Untersuchungen mit dem Zwecke unternommen sind, schärfer als
es bisher geschehen war, den Antlieil der Angelsachsen an der Begründung einer
deutschen Litteratur zu bestimmen. Die kirchliche Terminologie und die Übersetzungs-
technik reichen für sich allein dazu nicht aus, vgl. Denkm.^ S. XI.
ÜBER ALTriOCHDEUTSCHE ORTHOGRAPHIE. 259
Th. Sickel, Forschungen zur deutschen Gechichte IV, 459 fF.) — die
älteste überhaupt in Deutschland vorgenommene annalistische Auf-
zeichnung — , hier hat vermuthlich Bonifatius selbst in den Codex
Fuldensis des Neuen Testaments Glossen mit ags. Schriftzügen ein-
getragen (E. Ranke Ausg. S. XII ff.; Arndt, Schrifttafeln II, 8. 11),
hier ist unter Hrabanus Maurus das einzige uns noch erhaltene Copial-
buch des Klosters in ags. Schrift geschrieben worden (QF. 4G, 5;
Dronke, Trad. S.V. VIII u. a.). Aber wie gesagt, zwingend ist es keines-
wegs, unsere Übersetzung ihren Weg über Mainz oder Fulda nehmen
zu lassen, weil in allen litterarisch regsamen Klöstern Kenntnilii ags.
Schrift verbreitet gewesen sein wird (vgl. Wattenbach, Anleitung
S. 31). Über ags. Schreiber ist Denkm.'' II, 42. 56. 316. 319. 356. 358;
Zs. f. d. Phil. I, 298; IV, 462; Braune, ahd. Gramm. §. 7, Anm. 2,
§. 43, Anm. 1 zu vergleichen. Graff gibt zu Asc. 2, Em. 28, Sg.
913 (d. i. Voc. St. Galli) die Notiz, sie seien in ags. Schriftzügen.
Wie stand es mit dem A:-Zeichen in Baiern? ä; in seinem heu-
tigen Lautwerth, nicht für etymol. (j, sondern für etymol. k, ist erst
bei den jüngeren Schreibern des Salzburger Verbrüderungs-
buches nachweisbar. Die älteste Hand schreibt wohl Kislolf. Kisal-
burg. Kerolt. Kerlind. Kisnlhart. Kerilo. Kepalioh. Keihart. Aldhari.
Uualdker. Keruuantil. etc. im Gegensatze zu Gozherht. Cotcesscalc.
Cundhari etc. , wohl aber auch bereits Kaerhari. Hrodkaer. Wirdika.
Hrodkarf. Kaganhart. Kalla. Kaildrud. Pcrhtkart u. a. Daneben noch
nach älterer Weise Wisucart. Cauuiperht. CanialperM u. a. k steht
niemals vor o, u, nur vor a ist es eingedrungen (achtziger Jahre des
>^. Jh.). In den St. Galler Originalurkunden finde ich das erste k
vor a ums Jahr 788 Kaganhart (Wartm. Nr. 117) ganz vereinzelt
(Cacamoardus a. 797, Nr. 144). Sikabertas. Sikahart a. 799 (Nr. 157).
Kaganhart a. 802 (Nr. 166). TakaberÜ a. 812 (Nr. 209). Eoadkarü
{Roadgarii) a. 822 u. a. In den Urkunden fehlt /co-, ku- ebenso wie
in der Benedictinerregel, die mit den Urkunden auch in dem Wechsel
zwischen ea- und ka- übereinstimmt (Beitr. I, 404). Es kann keine
Rede davon sein, daß k eine andere Aussprache gehabt haben sollte
vor a als vor o, ?/ (wie auch Wüllner S. 104 meinte). Der Grund,
weli'halb k vor a, nicht vor o, n geschrieben worden ist, läßt sich noch
wohl erkennen. Er hat nichts mit Lautvorgängen zu thun. Wohl aber
steht diese Schreibung im Zusammenhang mit dem kräftigen Auf-
schwung, den unter Karl d. Gr. die lateinische Grammatik ge-
nommen hat. Das geläuterte, saubere Latein der karolingischen
Renaissance ist bekannt. Es ist nicht ohne Studium der lateinischen
18*
260 FI^ KAUFFMANN
Grammatiker zu erklären. Diese sind es denn auch, die als Regel
aufgestellt haben^ den Buchstaben k wohl vor n, aber nicht vor o, ii
7A\ setzen. Wenn Otfrid von k und z sagt: (/rmnmaficis inttr litteras
(h'cunt esse superjluas, so stimmt dies mit Priscian inst. lib. I, 14
k quidimi penitus siipervaciia est. Probus cathol. III (Keil IV, 39):
k litlexi non scrrhitur nisi a liüera in yrincipiis nominum veJ, verhorum
conseqiientis sylhthae. Donatus (Keil. IV, .368): supervacuae qnihusdam
videnfvr k et q, qtii nesciunt quotiens a sequitur k litteram praeponendam
esse non c. Po m pejus (Keil V, 110): majore!^ nostri quotienscunqne a
sequebatur per k scrihehnnt. (V, 239): item k ante o non ini-enis. legi-
mns enim in litteris quia k non praeponitur nisi sequente a: ergo cum
o sequitur, quomodo potest k praeponi? Zweifellos hängt mit dieser
Grammatikerregel auch zusammen, daß in den St. Galler Urkunden
jedenfalls seit 779, wenn nicht schon seit 776 Carolus durch Karolus
ersetzt und dieses immer häufiger von Jahr zu Jahr geschrieben wird.
Es ist nur seltsam, daß in der kaiserlichen Kanzlei selbst erst seit
a. 800 der Name des Kaisers mit Ä; geschrieben wird (QF. 3, 141 ;
Schcrer, Zs. f. österr. Gyran. 1875, 202). Wir sehen, die Legende von
der deutschen Grammatik Karls hatte thatsächliche Bestrebungen in
weiten Kreisen zum Hintergrunde, nur fehlen die Anhaltspunkte dafür,
daß die Orthographiebewegung, die in engstem Zusammenhange mit
dem Aufschwung des wissenschaftlichen Lebens steht, irgend welche
Beziehung zur Person oder zum Hofe des Fürsten gehabt hätte.
Doch ist hier zu allgemeineren Betrachtungen nicht der Ort.
Ein einziger Kamfio der ältesten Hand des Salzburger Verbrüde-
rungsbuches bezeugt die Neuerung schon auch für diese fernen öst-
lichen Lande. Die jüngeren Schreiber sind bereits freigebig mit
Knniperht u. dgl. wie mit Kozolt. Kundhart u. ä. Wir sehen hier klar
und deutlich, wie k vor o, u einer späteren Periode deutschen Schrift-
wesens angehört, als k vor e, i, a. Damit stimmt aufs beste, was
wir dem Freisinger Copialbuch als einer secundären Quelle ent-
nehmen. Die Urkundennamen zeigen k nur vor e, i im Lautwerth
von g. Erst a. 772 tritt der Name des Kaisers als Karolus auf, und
a. 773 eine Form wie Ekkahart. a. 776 Kagauhart. Fiska. a. 779
Kaitheri u. a. Dagegen finde ich einen Kundpreht erst a. 802. Kund-
heri a. 804 u. s. w. Gleichzeitig mit diesen Belegen für k vor u {=■ g)
erscheint k (im Lautwerth von k) vor anderem als a-Vocal. Dieselbe
Urkunde von 802, welche Kundpreht gibt, zeigt auch Fall ilinkirka-
Sodann a. 804 neben Ilrodungeschirihha auch Fehlkirca. Tnukircn,
wozu man kirihha. kirihhun der Mons. Fragm. vergleiche.
ÜBER ALTHOCHDEUTSCHE ORTHOGRAPHIE. 261
Sehr klar ist die allraäliji^e Ötutenfoige in der Bezeiclmunj; der
Gutturalmedia vor a-Vocal in den Casseler Glossen, ihnen schlieL^en
sich an: Exhortatio Cassel. Hraban. Glossar; Melker Glossen, Frei-
singer pater noster, sodann nach längerem Zeitabstand Exhortatio
Monac. Die Casseler Glossen haben nur Präf. ca-, die Exhort. Cassel.
zeigt einmaliges kaleren (außer mehreren ga- neben c«-), das Hraban.
Gl. zeigt 86 ca, 67 </«, 128 ka im Präfix, 10 c«, 10 (ja^ 12 ha im
VVurzelanlaut (WttUner S. 24. 40), die Melker Glossen bewahren noch
\ ca, 1 cjd neben regelmäßigem ka- , während in Freis. pat. nost.
und in Exhort. Monac. ca- gänzlich verschwunden ist. Leider fehlen
in den ältesten dieser Denkmäler Belege für etymol. // vor Palatal-
vocal, doch helfen die regelmäßigen ske- ski- (wozu Wüllner S. 21
zu vergleichen) der Gloss. Cass. neben sai- aus (vgL ebenda roman.
keminata). Das Wessobr. Gebet tritt bestätigend mit manake (neben
(jeisla. forgip) : almaldico. cootUche etc. hinzu, und damit stimmen anakin
(neben gepames) : npcoto. cauma. eican der mit dem Gebet sprachlich
identischen Glossen (Ahd. Gl. II, 149 f.), während die sog. Wessobr.
Glossen (Germ. II, 88 ff.) anderer Herkunft sind, mit dem Gedichte
nicht, wie kürzlich von Kögel geschehen, in Beziehung gesetzt wei-
den können (vgl. kazangali. reganespuruc. haugo). Hier tritt also bereits
ka- auf (cfr. skaaf in Gloss, Cass.), wovon in Wessobr. Gebet noch
keine Spur ist, und ich stehe nicht an, auf Grund dieses Argumentes
das Wessobr. Gebet nebst den zugehörigen Glossen für das älteste
bairische Sprachdenkmal zu erklären, das vermuthlich in den Siebziger
Jahren des 8. Jh. entstanden ist.
In dem bair. Glossar Pa. steht neben Präfix ki- bereits drei
raaliges kh- : khnndo. khoran. khunni. ki- sowohl als kh- fehlt voll-
ständig, in dem zweifellos St. Gallischen K", dagegen ki- (neben ver-
einzeltem ke- wie in Ic) heiTscht in IC, in welchem Theile der Hs«
auch Ä;- , kJi- besonders häufig sind {kuntheo. khitndlihho etc.). Des-
gleichen ist ki- in Ra die herrschende Form, und wiederum finden
sich hier die zahlreichen k-, kh {khunni. kan etc.). Ebenso, und das
erscheint besonders bedeutsam, steht k vor o (im Lautwerth von g)
einmal in Pa (kikoz) , einmal in Ra {koaz 129, 19), etwas häufiger
in K" {koz 129, 18. kotes 115, 30. 223, 13 u. a.). Ich möchte glauben,
daß auch die kh- , ko- des St. Galler pater noster und credo : kho-
runka. khlrihhuti. ipiehhe (neben chuumftic), kot (neben cotes) auf bai-
rische Vorlage hinweisen : erstoont. sonen. urstodali, sowie picräpan fallen
dafür ins Gewicht. Das Stück ist zweifellos Abschrift, wie schon aus
dem Lesefehler {imseer statt unsar) unumstößlich hervorgeht. Die o-
262 l''i^- KAUFFMANN
Monoplithonge sind sehr auffällig und erinnern an die St Gallische
Zeit vor 762 (der Voc. St. Galli hat bereits ein -uo). In dem Original
der Urk. Nr. 120 (a. 789) steht ein BuadoUus, in dem der Urk.
Nr. 122 (a. 789) ein Uoto , Nr. 130 (a. 791) RuadiveUi, Nr. 131
(a. 792) gibt im Datum der Urkunde suh Odalrico cotnite, desgleichen
Nr. 132 (a. 792) neben Ruadlieri in der Zeugenliste. Odalricus .'iteht
noch in der Mitte des 9. Jh. mit traditioneller Kanzleiorthographie
im Datum und kann nicht für die chronologische Bestimmung des
Lautvorganges verwerthet werden, zumal nachdem Henning (S. 115)
constatiert hatte, daß schon in dem Zeiträume a. 763 — 780 die Di-
phthongierung durchgeführt sei. Alles fügt sich zu der Annahme eines
bairischen Originalformulars, während ö sowohl als kh- und ko- in
St. Gallen vollkommen isoliert stünden. Noch die Benedictinerregel
vermeidet ko- und läl>t jeden Beleg für kh vermissen. Beachtenswert!!
ist, daß die anlautenden kh- und ko- der Glossare nicht aus der ihnen
gemeinsamen Vorlage (Beitr. 9, 356) gekommen zu sein scheinen,
da wenigstens kakhoran Pa : kichoran Ka 128, 20; goz Ra ; koz Ra
128, 18 sich nicht entsprechen. Leider fehlen für die weiteren Belege
die Paralleltexte. Pa dürfte aber für die Schlußfolgerung ausreichen,
daß beide Neuerungen kh (für ch) wie k (für c =: (j) vor o zuerst
und am frühesten in Baiern auftreten und von Baiern aus in andere
Landschaften verpflanzt worden sind. Das St. Galler pater noster
und credo wäre dafür ein Beispiel. Vor das Jahr 780 kann diese bai-
rische Orthographieveränderung nicht gesetzt werden (älter wird der
Lautstand von Pa nicht sein). Noch vor Ablauf des 8. Jh. ist das
St. Galler Formular geschrieben. Die bairische Orthographie hat aber
im Kloster keine Nachahmung gefunden. Anders in der Heimat des
Glossars K**. Seine Entstehungszeit wird hart ans Ende des 8. Jh.
fallen, das Denkmal ist niederalemannisch (Gesch. d. schwäb. Mund-
art §. 68; §. 176, Anm. I [zu sle/dt vgl. Beitr. 9, 327]) und ich glaube
mit Kögel, daß die Hs. aus Baiern in das niederalera. Dialectgebiet
gekommen ist. Hier (wahrscheinlich in Murbach) fiel die Neuerung
auf fruchtbaren Boden. K'' hat nicht bloß bair. kh- und k (für c g)
vor dunkeln Vocalen reichlich verwerthet. Meines Wissens ist K** das
älteste Denkmal, in welchem der Buchstabe k nicht mehr bloß für
etymol. g, sondern auch für etymol. k mit einiger Vorliebe geschrieben
worden ist. Eine absolute Neuerung liegt hier nicht vor, nachdem
seit Beginn der siebziger Jahre im Namen des Kaisers c durch k
ersetzt worden war, nachdem die um sich greifende Kenntniß der
Grammatici die Verbreitung des Buchstaben begünstigt hatte. K*"
ÜBER ALTHOCHDEUTSCHE ORTHOGRAPHIE. 263
ze'v^t k erst 45innl, daneben ^onial c {kaiühco, cund u. u.), vvälirend
kh (85mal) und ch (59mal) immer noch das Übergewicht haben.
k wie kh erklären sich aus dem durch die grammatische Theorie
hervorgerufenen Kampf gegen den Buchstaben c '). Es lagen zwei,
die litterarische Thätigkeit beherrschende Schreibsysteme vor: das
westfränkische mit c g gh ck für etymol. g, ch für etymol. /c; das
angelsächsische mit g (k) für etymol. g und c (k) für etymol. k.
Ich kenne kein obd. oder md. Kloster, in dem nicht beide Systeme
ihre Spuren hinterlassen hätten. Sobald die Bewegung ins Rollen ge-
kommen war, trat facultativ für c der westfränk. Orthographie g k, für
ch die Verbindung kh ein. Diejenige Fassung des Keronischen Glossars,
welche unseren Hss. zugrunde liegt, stellte bereits eine Mischung
westfränk. und angelsächs. Orthographie (ähnlich wie die Vorlage
unserer Isidortexte) dar. Sie kannte z. B. für etymol. k sowohl anl. c-
als ch- (wie aus den Übereinstimmungen der Hss. hervorgeht), aber noch
nicht deren Ersatz durch k, resp. kh, Ersteres ist erst in bairischer,
dieses in der zeitlich noch späteren von Baiern nach Niederalemannien
gewanderten Fassung aufgenommen worden, womit nicht gesagt sein
soll , daß nicht auch an anderen Orten k Geltung gewonnen habe
(vgl. oben S. 255). Aber weder in Baiern noch in Alemannien hat
die Neuerung vorerst Boden gefunden. Muspilli steht mit seinen kh,
k (c. a. 802, vgl. Möller S. 41 ff.) so isoliert wie das St. Galler
pater noster und credo. Vereinzelte /<;, kh finden sich in dem Reichen-
auer Glossar Rb, das noch im 8. Jh. geschrieben ist {kalih neben
chelihha. khind neben chind u. a.) , ebenso vereinzelt sind k (= g)
vor o wie kikozzane, kaotakote. Das Denkmal setzt die Einführung
der /c-Orthographie im Ganzen erst auf der Stufe ka, ke, ki voraus
und wird gleichfalls bairischer Herkunft sein. Vielleicht hat die Vor-
lage zahlreichere ko-, kh-, k- gehabt, die der Alemanne, als dem ein-
heimischen Brauch zuwider, beseitigt hat. Sehr interessant ist, daß
') c ist in der späteren Zeil nur noch im Auslaut der Wörter testgeluilten,
um schließlicli auch in dieser Stelhing zu verschwinden. Im An- und Inlaut ist der
Buchstabe ganz mechanisch beseitigt worden. So und nicht anders wird man die von
Graff IV, 2 gesammelten Fälle auffassen. So erklären sich die *drancta > drangkta, thaiig
werg, scalg etc. bei Otfrid und die analogen Formen Notkers (Braune §. 143, Aum. 4.
144, Anm. 4). Ebenso verstehe ich das durch die ganze ahd. l'eriode sich hinziehende
sg (für fic, resp. .igh für seh, Braune §. 140, Anm. 3). Das seit alter Zeit neben c
übliche g hat unter ags. Einfluß die Oberhand gewonnen, die ursprünglich romanisch-
westfränkische Schreibtradition ist zu stetigem Rückzug gedrängt worden, wie cast
> gast, cold > gold u. a. st) auch tac > tag, oucta > ougta, loerc > loerg , mennisco
>■ mennisgo (mehrfach auch im Hei. Monac).
264 ADALB. JEITTELES
wir gerade iu Reichenau noch weitere Spuren dieser bairischen Ortho-
graphie nachweisen können, vgl. Präf. ka- und die vereinzelten kot,
kotcund, kuate der Hymnen (Sievers S. 71). Diese bairischen Formen
gehören nur dem ersten Schreiber an, der zweite kennt sie nicht,
so wenig als das von ihm geschriebene Glossar Ic oder die Psalm-
bruchstücke (Germ. 2, 98 ff.). Wie in Oberdeutschland so hat auch
in Mitteldeutschland das westfränkische ch der Urkundenschrift starken,
zähen Halt. Aber die Fulder Schule steht unter kräftigstem ags.
Einfluß (FIraban ist selbst bei Alcuin in der Schreibschule zu Tours
gewesen), und ihm ist es anzurechnen, daß sowohl der Fulder Tatian
als das Evangelienbuch des in Fulda geschulten Otfrid die schwer-
fällige westfränkische Orthographie bis auf Reste überwunden zeigen.
Auch in diesem Falle sind es die Werke höheren Stils, welche den
fortgeschrittensten Standpunkt einnehmen, während die Littcratur
zweiten und dritten Ranges noch auf lange Zeit den altvaterischen,
altfränkischen Gewohnheiten treu geblieben ist.
Auf niederdeutschem Sprachgebiete liegen die Dinge wesentlich
anders als auf hochdeutschem. Hier sind den allgemeinen äußeren
Zeitläuften entsprechend die westfränkischen Einflüsse, die inzwischen
durch den Läuterungsproceß der karolingischen Renaissance gegangen
waren, nur noch spärlich und bedeutungslos. Das ganze Sehriftsystem
wie wir es für den Heliand auf Grund unserer drei Hss. zu recon-
struieren vermögen, zeigt, daß hier von Anfang an die angelsäch-
sischen Lehrer und die Schule zu Fulda maßgebend gewesen sind.
Wir werden dies erst deutlich erkennen, wenn das Arbeitsfeld ags.
Missionare in hoch- und niederdeutschen Landen für uns übersicht-
licher geworden sein wird. Leider sind die Verdienste der Iren bis
heute noch nicht mit Sicherheit von denen der Angelsachsen zu sondern.
MARBUUG, FKIEDEICU KAUFFMÄNN.
MHD. TORE.
1(1 den von mir herausgegebenen St. Pauler Predigten habe ich
auf S. 148 — 149 mit Beziehung auf die Stelle 14, 5 do du vernäme des
vientes rät and sin schundunge, do loärn die öre/i vervallen und ertoret
darauf hingewiesen, daß die Wörter tore, ertoren außer der in den
mhd. Wörterbüchern ausschließlich angeführten Bedeutung 'Tiior',
'zum Thoren werden' zuweilen auch 'taub', 'taub werden' bezeichnen,
MHD. TORE. 265
und habe ebendort zugleich mehrere andere unzweideutige Beispiele
aus der mhd. Littcratur dafür beigebracht. Ferner hat R. Sprenger
in den Beiträgen f. Kunde d. indogerm. Sprachen Bd. VI, 157 meinen
in denselben Predigten 13, 14 begangenen Lesefehler töten, das ich in
touhen besserte, in toren berichtigt und daran die Bemeikung geknüpft,
daß hier toren die Bedeutung 'die tauben' habe. Doch scheint die
Feststellung dieser Thatsache, wie sich unten zeigen wird, nicht die
gehoffte Beachtung bei Fachgenossen gefunden zu haben. Ich sehe
mich darum veranlaßt, auf den Gegenstand zurückzukommen und
noch eine weitere Keihe unumstößlicher Belege für die erwähnte
Bedeutung der Wörter tare, ertoren und zugleich von toßven, et teeren
initzutheilen, bezw. zu beleuchten.
Speculum ecclesiae, hrsg. von J. Kelle, S. 10: Nv habet ir ver-
nomen div zwei dinch, dei in der wissage cjehiez, cum ait: tune ap(;rien-
lur ocuÜ etc., daz der hlintin ovfjen üf getan wurden vnde dir tarn ören
ivurdin gehorente.
D. Predigten, hrsg. v. Grieshaber I, 91: Di Huf, dt m der stat
da wauren, di fuortun ze im ainen deren, der gehört nit, noch mocht nit
redun, und do si den doren für in gefuortun, da bauten si in, das er
sin hant üf in leti. Unser herre det des si in bauten, und fuort in fon
der schar liinder sich und lies shi finger in des dovren ovren, und do er
das gedet, do spai uuxer herre an derde vnd ruort dem dovren [sine]
schuiigun und do er das gedet, do sach er über sich in di hiemel und
uainut und sprach cem doren: EfFeta, quod est adaperire. Effeta, das
ist ain ebräisch loort und ist als fil gesprochen a{l)s: es ist iifgedann,
und zi'hant nach dem lourt do wurden üf gedaun dem dovren sine ovren
und das baut siner schungun ivart erlöst und wart reduut reht , und das
beschach .... und dö der dovr gehereni lüart und och redent warf , do
wundrut si alle .... Er haut alliu dinc wol gedaun, er hies dovren ge-
heren und hies die stummen redun.
Lamprechts von Kegensburg, San Franzisken leben, hrsg. von
Weinhold, Vers 4748 ff.:
Da ze Plebiscastelin
wont ein armez kindelm,
daz loas ein stumme und ein töre,
ime enhört deweder öre,
alsus loas ez von geburt.
Zu dieser Stelle macht Weiiihohl die Bemerkung: "ein töre, Zusatz
Lamprechts: qui ex toto mutus et surdus eiat a uativitate sua Th(omas
von Celano). Derselbe widerspricht dem von L. auch übergangenen
236 ADALl'.. JEITTELES
Salze: bonac indolis erat puer, quia licet surdus et mutus esset cuna-
btilis, per sigrium tanicn quaequc noverat imperata . Allein der Heraus-
;^eber, dem die in den mlid. Wöiterbücliern aussebließlieh beglaubigte
Bedeutung 'slultus, insanus' vorscbwebte, irrt, denn gerade die latei-
nisehe Parallelstelle des Thomas von Celano lehrt ja mit zweifelloser
< «ewißheit, daß hier töre surdus bedeutet und zwar lediglich bedeuten
kann.
Walther 20, 6 (Lachraann):
Der in den oren siech von zmgesühte st,
daz ist min rät, der läz den hof ze JHiringcn fri,
ican kumet er dar, deswär er loirt erteeret.
Die Stelle lautet in Simrocks Übersetzung Walthers (2. Ausg. 1853):
Wer in den Ohren siech ist oder krank im Haupt,
Der meide ja Thüringens Hof, wenn er mir glaubt:
Kam' er dahin, er würde ganz bethört.
Und bei Schröter, Gedichte Walthers v. d. Vogelweide (Jena 1881):
Wer durch des Unglücks Tücke an seinen Ohren leide,
Dem rath' ich, daü er immer Thüringens Hofburg meide.
Lang gieng dahin mein Streben. Doch nimmer fürderhin.
Tritt ein man in den Burghof, es wird verrückt der Sinn.
Übereinstimmend erläutert Pfeiffer in seiner Waltherausgabe (6. Aufl.
1880, besorgt von Bartsch) loirt erteeret mit den Worten 'zum Thoren
machen: der wird vollends dumm gemacht* und Wilmanns, Walther
V. d. Vogelweide, 2. Aufl., S. 148 dui-ch den Satz: 'er wird wahr-
haftig verrückt'. Auch Martin in seiner 'Mittelhochd. Grammatik nebst
Wörterbuch zu der Nibelunge Not, zu den Gedichten Walthers' u. s. w.
(11. Aufl. 1889) gibt bei ertoeren bloß die Bedeutung 'zum Thoren
machen, von Sinnen bringen, betäuben' an. Und die gleiche Bedeutung
lindet sich in dem Wörterverzeichniß der Schulausgabc Walthers von
Bartsch (2. Aufl. 1885).
Es muß aber auffallen , daß Walther bei dem Ausdruck siech
den kaum müßigen Zusatz in den oren macht. Warum soll ein Ohren-
kranker durch den Lärm, der an dem Hofe des Landgrafen herrscht,
geradezu verrückt werden? Näher liegt doch wohl die Auffassung,
(laß er das Gehör völlig einbüßt. Ich glaube daher nicht zu irren,
wenn ich annehme, daß Walther mit den drei Versen vielmehr sagen
will: An dem Hof zu Thüringen geht es so lärmend her, daß der-
jenige, der an den Ohren krank ist und dahin kommt, das Gehör
gänzlich zu verlieren fürchten muß. Es muß übrigens ausdrücklich
erwähnt werden, daß bereits Franz Pfeiffer und Albert Höfer bezüg-
MHD. TORE. 267
lieh dur Deutung- des Wortes sich der richtigen Fährte iiäliertea, ohne
sich darüber klar zu sein oder die Sache in Erörteruiif^ zu ziehen,
crsterer, indem er in seiner Ausgabe Walthers (1. Aufl., S. 202;
G. Aufl. ebd.) bei Übersetzung der Stelle dem Satze 'sonst wird er
uärrisch' den Fragesatz in Klammern hinzufügte 'oder ganz taub?',
letzterer in seinem Aufsätze 'Zur Laut-, Wort- und Namenforschung'
in Germania XJV, 205, wo er aus Anlaß seiner Erklärung von unge-
sühte die obigen Verse so commcntiert: Ver von bösem Siechthum
ohrenkrank ist, der meide den Hof zu Thüringen, denn kommt er
dahin, gewiß er wird verrückt. Ein Wunder, daß da nicht alle taub
sind. Also: da muß man starke Ohren haben, sonst wird man taub;
wer ohnehin schon schwache Ohren hat, wird verrückt .
Hadamar von Laber, Str. 158:
ich hin grä in dem schöpfe
lüorden von den tüinden,
diu ongen in dem köpfe
mir vor unhilde dicke loellent erblinden,
wanne vor in leider nieman niht gehwret,
ich mein unmitzez claffen
von manger diet, daz mich vil dicke teeret.
Reinhard Fuchs "(ed. J. Grimm), S. 339, Vs. 1320 ff.:
er hegunde mich zioacken
als einen leitpracken
vil vaste hi den oren,
da von xcdnd ich ertoren,
daz er mich also harte traf.
Vgl. auch ebd. S. 338, Vs. 1274 ff.
Die Bedeutung 'taub' für tore steht also fest; es fragt sich nur,
wie sie sich zu der bisher allein bekannten 'insanus, stultus verhält.
Daß es sich hier nicht etwa um zwei verschiedene Wörter handelt,
ist zweifellos, jedenfalls aber ist die sinnliche Bedeutung die ursprüng-
liche, aus der sich erst jene von 'thöricht, närrisch, verrückt' all-
mählich herausgebildet hat. Einen deutlichen Fingerzeig bietet das
synonyme Wort toitp, das nach Lexer II, 1484 1. nicht hörend, taub,
2. nichts empfindend, stumpfsinnig, 3. unsinnig, närrisch, toll be-
deutet. Mau vergleiche übrigens auch Lexer, Kämt. Wtb. 65, wo auf
die Analogie der Doppelbedeutuug von toup und for, surdus und
stultus, hingewiesen wird, und Schmeller, Bnyr. Wtb.** I, ()\9.
ADALBERT JEITTELES.
268 ADALB. JEITTELES
ZU GKKMANIA XXXIII, 813 ff.
Den Sj)rucli, den Reinhold Köhler a. a. O. unter der Über-
sehrift Mich wundert, daß ich fröhlich bin' ausführlich erörterte und
für den er eine Fülle von Textfassun^en beibrachte, fand ich im
Jahre 1884 in dem Flur eines in Gossensaß in Südtirol befindlichen
Hauses mit folgendem ziemlich veränderten Texte:
Ich leb alhier in diser Welt, weis aber nicht wie lang,
das ich Ein Mahl mues sterben, kan doch nicht sagen, wan.
Ich Reise schon Ein lange Zeit, weis aber nicht wohin.
Das thuet mich Sehr verwundern, dass Ich so frelich bin.
Der Spruch ist durch ein Frescogemälde veranschaulicht: im Hinter-
gründe Wolken, links eine Art Burg, rechts ein Wanderer, auf dem
Boden sitzend, in der Mitte ein kahler Baum.
ADALBERT JEITTELES.
ZU GERMANIA XXXVI, 262 ff.
In dem Aufsatze 'Mittheilungen aus mittelhochdeutschen Hand-
schriften' veröffentlichte Herr F. W. E. Roth in Wiesbaden aus einer
ehemals ihm selbst gehörigen, 'nun in Amerika in Privatbesitz befind-
lichen Hs., saeculi XV, geistlicher Lieder, die einem Kloster am Rhein
entstammte' das interessante Lied vom 'Blumenmacher Jesus', welches
zuerst Mone im Anzeiger VIII, 331 bekannt machte, und knüpft
daran die Bemerkung, daß der Text jener Handschrift 'Besseres als
Mone bietet . Mones Text sei 'modern und verderbt'.
Dieser Ansicht Roths kann ich nicht beistimmen; vielmehr scheint
mir der Monesche Text in vieler Beziehung den Vorzug zu verdienen.
Die verwilderte Orthographie und Unebenheiten in der Vers- und Reim-
bildung dürfen nicht beirren. Ähnliche und zum Theil noch stärkere
Verderbnisse finden sich auch in dem Texte bei Roth. Liest man das
Lied in der Gestalt, wie es Uhland in seinen 'Alten hoch- und nieder-
deutschen Volksliedern' I, 2, 857 nach dem Moneschen Texte, ohne
viel daran zu ändern, wiederholte, so wird man kaum die geringste
Störung empfinden. Wurf und Ton des Liedes sind echt, Ausdrucks-
weise und Versbau dem Charakter der Zeit, der es angehört, voll-
kommen angemessen. Von einem modernen Zug kann schon darum
keine Rede sein, weil die Handschrift, wie Mone bemerkt, aus dem
zu GERMANIA XXXIII, 313 ff.; XXXVI, 262 ff. 269
16. Jahrhundert stammt. Anderseits fragt es sich, ob die Handschrift
Roths, bezw. die Aufschreibung des Liedes in ihr, wirklich noch dem
15. Jahrhundert entstammt oder, wenn es der Fall ist, wie weit sie
der Niederschrift des Mone'schen Textes in der Zeit vorangeht. Schon
die mehrfach angewendete Großschreibung der Substantive scheint
auf eine spätere Abfassung hinzuweisen. Übrigens dürfte auch der
Monesche Text keineswegs die älteste Fassung enthalten. Das Lied
war nämlich, wie schon ühland erkannt hat, offenbar ursprünglich
in achtzeiligen Strophen verfaßt, deren Zeilen ganz oder theilweise
auf einander gereimt haben mögen. Einzelne solcher Kurzzeilen zeigen
noch deutlich den alten Reim; bei den meisten aber sind seine Spuren
schon vollends verwischt.
Ich will nun eine Vergleichung einiger Stellen in den beiden
Texten vornehmen, um zu zeigen, daß der Monesche Text mehrfache
Vorzüge besitzt.
Strophe 1 lautet bei Roth:
Ess was eyn schone Junßrauwe edel die ivas sich tooil gedane,
In eynen schonen. Gartten wolle sy spaceren gane,
In eynen schonen Gartten, darna stände yr Gedanck,
Na manicher Hand Farben, na Fogelyn Gesanck.
Dagegen bei Mone:
Es ivas ein Jungfraiü edl, sy loas gar wol gethan,
in ainen schonen 'paungartten wolt sie spacieren gan,
in ainen schonen paungartten, darnach stuendt ir gedanckh,
nach pluemeti mangerleye, nach vogelein silessem gesangkh.
Abgesehen von der verwahrlosten Beschaffenheit der ersten Zeile,
ist der Ausdruck Na manicher Hand Farben viel weniger bezeichnend
als der nach jpluemen mangerleye, denn die Blumen sind es ja eben,
(leren kunstvolle Gestalt die Jungfrau anzieht und nach dem Künstler,
der sie hervorbringt, sehnsüchtig macht.
Strophe 2, Roth :
Und da sy in den Gartten quam, da loas sy freiidenrich,
Sy sach die sclionen blomen an gezieret meisterlich.
Hilfif got, sull ich yn schauwen, des myn Herlz begert,
I)anck toill ich ym sagen, er ist der Eren toert.
Bei Mone:
Da sy in den garten kam, sy sach die pluemen an:
'er ist von hochen künsten, ja der sy machen kan;
wolt got, soll ich in anschaiven, ja des mein hertz begert,
dankh so solt er habend er ist der eren wol iverdC.
270 Al^ALB. JRITTELES
Wie klar und wohl motiviert ist hier alles, während dort die Dar-
stellung unbeholfen und nahezu unverständlich ist.
Strophe 7, Roth:
Jhesus der hlomen mecher also hyii ich genant,
Vnd all die schonen hl(>mrn synt viir tooil hrkant.
Ich enweyfts noch s-choiier hlomen, viaii fynd nit yreti alych,
Der sych die Engel fronwen in mynes Vaders Rijch.
Bei Mone:
Jesus der plüemelmacher also pin ich genant,
alle raine hertzen die sein mir wol jyekant;
ich ivais mir edler pluemen vil, wo vindt man ireii geleich?
die sich mit den engein freyen in meines vattern reich.
Die richtige Lesart in Vers 2 — 3 ist kaum die bei Roth , wohl
aber bei Mone, denn daß Jesus die Blumen, die er selbst gemacht
hat, kennt, ist selbstverständlich; daß ihm aber alle lauteren Herzen
bekannt sind, muß als ein sinnreicher Gedanke gelten. Allerdings scheint
Vcis 3 in Widersprach mit diesem Gedanken zu stehen , doch löst
sich das Bedenken etwa in folgender Weise: 'nicht nur sind mir hier
auf Erden alle reinen Herzen bekannt, sondern ich kenne — aufM-r
den irdischen Blumen, die ich selbst geschaffen habe — auch viele
edle Blumen (= Seelen), die sich der Herrlichkeiten im himmlischen
Reiche mit den Engeln erfreuen. Überdieß ist enioeyss im Rothischen
Texte sinnlos.
Der Schluß von Strophe 14 ab weicht bei Roth stark von dem
Moneschen Texte ab, jedoch nicht zum Vortheile der Darstellung.
Er lautet bei Roth:
14 J)a das die Jonffer horten, erzornet sy das has,
Iss nam sy alle wonder, toy yr gcmuede loas.
Vnser cloister ist heslossen, keyn man d/irin ingan sol,
Jhesus der liebste herre, der weyss die warheyt wol.
15 Wie wenig ir yn kennet, spracli die Jonffer fyn,
Myt dem namen yr yn nennet, den liebsten herren myn.
Dem hain loyr all gelobet.^ dy in dem cloister syn,
By uch will ich blyuen byss an das ende myn.
16 Truice wil ych ym halden byss uff das ende myn,
Trtitoe will ych ym halden, die ych gelobet han,
Von syner steden liebe ivill ich nit abe lan.
Helff vnss, dass tvir stets dessen toege gan.
zu GERMANIA XXXVI, 'lCr2 ff. 271
Dafür treten bei Mone folgende vier Strophen ein:
14 Poi jurigfrawen in dem Jdostcr den loas die redt gar fremhdt
(lies sclnoer) :
\ho rdzt gar terigkleichen, dio retzt uns on unser er,
unser kloster ist pescldossen, kein man darein nit gal ('lies .so/),
Jhesu-i der liebste Jierre der wais- die toarhaif ivol'.
15 'Wie toenig ir in nit kennedt., sprach es die jungfraio fein,
'sein nam habt ir genennedf, des liebsten herren mein,
ir habt in doch genennedt, er ist mir lool pekannt:
Jhesus der phtemelmacher also ist er genandt'.
1 (') Die jimgfraiven in dem kloster die hörten, das das tvas
von got, sy umndert ah den loorten, was ir zw muette was:
'Jhesus der liebste herre der won tins alzeit pey,
tcir haben im. all gelobet, die in dem kloster sein.
17 'Habt ir im all gelobet, die in dem kloster sein,
so loill ich pey euch bileihen pis an das endte mein,
die trew will ich im pehalten, die ich im gelohet han,
von seiner stäten trewe loil ich iiit ahelon'.
Wie man sieht, leidet Strophe 15 bei Roth an ai'ger Verworren-
heit; die Jungfrau und die Insassen des Klosters sprechen wirr durch-
einander. Erst durch die größere Ausführlichkeit bei Mone wird kh-ir,
was gemeint ist: 'Eben denjenigen, den ihr genannt habt, suche ich;
ihr habt zwar seinen Namen genannt, kennt ihn aber nicht. Ich
jedoch kenne ihn und will mich nicht von ihm trennen .
Nur an einigen Stellen möchte ich dem Kothschen Texte den
Vorrang einräumen, so in Strophe 9, Vers 3, Str. 10, V. 4, Str. 11, V. 4.
Über die Litteratur des Liedes und dessen Bearbeitung in drei
Gruppen sei auf Joh. Boltes Mittheilungen in der Zeitschr. f. deut-
sches Alterthum 34, 26 flf. und ebd. 36, 95 verwiesen. Ob aber die
von Bolte veröffentlichte Version der Dichtung, wie dieser meint,
wirklich die älteste Fassung derselben darstellt, scheint mir doch
wohl vorerst fraglich bleiben zu müssen.
ADALBERT JEITTELE«^.
272 K. y- KAINDL
EINIGE BEMERKUNGEN ÜBER DEN GEBRAUCH
DER FREMDWÖRTER BEI GOTTFRIED VON
STRASSBURG.
I.
Mit, Rocht lint Lobedanz schon im Jahro 1878 dai-aiif hin-
oevvicscn'), daß für dio Quellenforschung des Tristan der Nachweis
der französischen EkMnentc von größter Wichtigkeit sei. Gegenwärtig
dürfte es wohl feststehen, daß die Vorlage Gottfrieds der Trouvere
Thomas war^), aber über den Grad der Beeinflußung durch diese
Quelle scheint man noch immer nicht im Klaren zu sein. Hatten
früher lleinzel'*) und Bechstein'') die directen Entlehnungen aus der
Quelle auf ein Geringstes einzuschränken gesucht, so hat schon
Lobedanz eine größere Zahl von „Gitaten" aus der Vorlage nach-
gewiesen. Golther gibt gegenwärtig zu , daß Gottfried in vielfacher
Hinsicht von Thomas beeinflußt worden sei, ja er bezeichnet den
Tristan geradezu als eine Übersetzung seines Werkes, er weist aber
den Gedanken, als seien die französischen Sätze, Grußformeln u. dgl.
aus dem Original entnommen, zurück. Zur Begründung dieser Ansicht
führt Golther ebenso wie früher Heinzel an, daß die französischen
Verse bei Gottfried sich der französischen Metrik fast durchwegs
nicht unterordnen'').
Diese Ansicht scheint völlig verfehlt zu sein. Wie hätte Gott-
fried bei seinem feinen Gefühl für den glatten fließenden Vers die
französischen Zeilen so übernehmen sollen, daß sie den Fluß seiner
gewandten deutschen gestört hätten? Liegt da nicht der Gedanke
nahe, daß Gottfried mit den einzelnen Zeilen daher leichte Ver-
änderungen vornahm, was ihm bei seiner anerkannten Gewandtheit,
die deutsche Hebung mit dem französischen Wortaccent zu verbinden,
auch wohl gelingen konnte®).
') Daa französische Element in Gottfrieds von Straßburg Tristan (Rostocker
Dissert.), S. 8.
^) Es genügt, auf Golthers Einleituug zu seiner Tristanausgabe (1888) zu ver-
weisen.
') Gottfrieds von Straßburg Tristan und seine Quellen (Zeitschr. f. d. Altertlium
1869, S. 272 ff.).
■*) In der Einleitung zu seiner Ausgabe des Tristan (1873).
') Vgl. a. a, O. S. VIII f. und XV f.
*) Auf eine solche Veränderung hat schon Lobedanz S. 20 hingewiesen.
R. F. KAINDL, ÜBER DEN GEBRAUCH DER FREMDWÖRTER etc. 273
Übrigens sind Kürzungen der französischen Verszeilen oft
geradezu unvermeidlich gewesen. Die meisten dieser Verse enthalten
nämlich Reden, und diese werden im französischen Original sehr oft
mit den Worten „dit" oder „respunt" eingeleitet. Aus der nothwen-
digen Weglassung dieser und der sie begleitenden Worte mußten
sich oft Verkürzungen um eine bis drei Silben ergeben. Man ver-
gleiche beispielsweise folgende Verse aus dem ersten Fragmente
Thomas'^).
V. 134 e dit: „Fei avez le curage
158 Isolt respunt: „Merci, amie!
232 Brangien dit: „Bien vus est defendu
339 Dune dit Brengien: „Nun frai, perfei!
347 Sire, dit-ele, ore escutez
351 Dit: Entendez un poi ä moi.
1760 Dune dit: „Deus salt Ysolt e mei! u. A.
Der Umstand also, daß französische Verse bei Gottfried um
eine bis drei Silben gekürzt erscheinen, scheint durchaus nicht da-
gegen zu sprechen, daß sie in der französischen Vorlage gestanden
seien. Der eine und andere mag immerhin unmittelbar vom deutschen
Dichter herrühren; von anderen wird sich aber nachweisen lassen,
daß sie der Quelle entnommen seien. Wenn nun einige von diesen
Versen, deren Entlehnung nachweisbar ist, trotzdem dem französischen
Versmaße nicht entsprechen, so dürfte die obige Ausführung nur um
so richtiger sein.
Abgesehen von den Versen, deren Entlehnung aus der Vorlage
schon Heinzel und Lobedanz zugeben, muß das auch von folgenden
geltend gemacht werden.
Vers 740 ff. lautet:
vil minnecliche er zuo ir sprach:
„a, de vüs sal, la hele!^
y^merzi!''^ dit la buzele
und sprach vil schämeliche ....
Das „sprach" in der letzten Zeile, welches das „dit" in der vor-
letzten unpassend wiederholt, deutet klar darauf hin, daß die Zeile
„merzi" etc. der Quelle entlehnt wurde, und zwar offenbar im An-
schlüsse an den vorhergehenden Vers.
*) Michel , Tristan. Reciieil de ce qui reste des poemes relatifs a ses aven-
tnres etc. II, S. 1 fif.
GERMANIA. Nene Reihe. XXV (XXXVII.) Jahrg. 19
274 R- F. KAINDL
Eine andere Stelle lautet:
V, 3265 „ö/" sprachen s' al gemeine
groze unde kleine,
„de duin duze äventüre
si duze creatüre:
got gebe in süez' äventiure,
so süezer creatiure!^^
Die Annahme, daß Gottfried die französischen Verse gedichtet habe,
während er doch offenbar mit einem gewissen Zwange in deren Über-
setzung dieselben Reimworte gebracht, ist unstatthaft.
Auch die Entlehnung der folgenden Stelle direct aus der Vor-
lage ist kaum zu bezweifeln:
3751 sin vater, der marschalc dan Rüal
li foitenant et li leal
3755 Dan Rudi li foitenant.
V. 8075 ff. lautet:
la duze Isot, la bele
si sang ir pasturele,
ir rotruwange und ir rundate,
schanzüne^ refloit und folate.
Wegen „pasturek" mußte offenbar die vorhergehende Zeile aufge-
nommen werden. Die folgenden Ausdrücke standen ebenfalls doch
wohl nebeneinander in der Vorlage. Übrigens kommen die Lieder-
namen bis auf „rotruwange" und „schanzüne" bei den anderen deut-
schen Epikern nicht vor ^).
V. 3614 „(ein Leich) de la cürtoise Tispe" als Name eines
Liedes ist sicher ebenso wie der Refrain V. 19217 f. = 19413 f
„Isot ma dröe, Isot m'amie, en vüs ma mort, en vüs ma vie" der
Vorlage entlehnt. Auf den Refrain hat schon Lobedanz hingewiesen.
Übrigens kommen Parallelstellen zum Refrain bei Thomas vor (Mi-
chel 11): V. 1439 f. cum a dame, cum k s'amie | en qui main est sa
mort e sa vie; und V. 1762 f. pur vostre amur m'estuet murrir, |
je ne puis plus tenir ma vie; | pur vus muer, Ysolt, bele amie.
Bestimmter Einfluß der Vorlage zeigt sich in den Versen 18713 f.:
und hiez Isot als blansche mains,
ir bruoder Kaedin li frains.
') Lobedanz übersah a. a. O. S. 14, daß „rotewange" in Hartinanns Erek
V. 6718 vorkommt.
EINIGE BEMERKUNGEN ÜBER D. GEBRAUCH D. FREMDWÖRTER etc. 275
Der Reim wurde sieher zugleich mit dem Beinamen der Vorlage ent-
nommen, wozu noch zu bemerken ist, daß der Beiname der Isot in
den französischen Bruchstücken belegt ist ') , und überdies der Reim
frans {}.) : mains vorkommt").
Ganz unzweifelhafte Anlehnung an die Quelle tritt schließlich
in folgenden Zeilen entgegen:
17374 da was manc süeziu zunge,
dm da schantoit und discantoit
ir scharizün' nnde ir refloit.
Mit dem Terminus technicus refloit übernahm Gottfried die Verba
finita in der französischen Imperfectform. Die drei Ausdrücke kommen
übrigens nur bei Gottfried vor.
Welche von den anderen französischen Versen und Phrasen auf
die Quelle zurückgehen, läßt sich nicht bestimmen; aber man wird
wohl fortan nicht behaupten dürfen, daß sie der Vorlage nicht ent-
lehnt sein könnten.
II.
Wenn man aber auch zugeben muß , daß Gottfried weit mehr
als man allgemein anzunehmen geneigt ist, direct von seiner Quelle
beeinflußt wird, so soll andererseits nicht geleugnet werden, daß der
Dichter mit den Fremdwörtern wie mit einem freien und reichen
Besitzthum umgeht: er ist ebenso gewandt im Gebrauche derselben
als verschwenderisch. Beides weist auf den Umstand hin, daß er
nicht erst mühsam einzelne Worte aus seiner Vorlage aufliest, um
mit solchen Brocken vor seinen Lesern zu glänzen; ihm scheinen
vielmehr die französischen Wörter in vielen Fällen ein völlig freies
AUod zu sein, auf dessen Vorhandensein und Verfügbarkeit er gewisser-
maßen zählt. Zu dieser Erkenntniß gelangt man unmittelbar bei der
Leetüre des Tristan; die französischen Wörter fügen sich so leicht
ins Deutsche, als ob sie gar kein fremdes Element wären. Und wie
oft bildet Gottfried aus deutschen und französischen Wörtern zu-
sammengesetzte: lanibanier (5589), lantbarnn (8595, 8688, 12549,
15478, 15536), lantmasseme (18935), minnenfossiure (17468), trütamise
(12163). Übersehen darf man auch nicht, daß beispielsweise die litte-
rarische Stelle 4619 ff., welche sicher von Gottfried unmittelbar her-
') Michel II, S. 6 u. 79; III, S. 12 u. 20: Ysolt as-Blanches-mains.
») Michel I, S. 159 im Gedichte des Berox V. 3288 f.: li aporte li vaslet
frans. | II diii se tienens par les mains.
19*
276 K ^- KAINDL
rührt, eine große Zahl von Fremdwörtern aufweist, und zwar:
fixieret (4624), äventiure (4625), schapel (4635), lorschapeleMn (4640),
glose (4687), hanicre (4776, 4797), organierd (4803), melodte (4813),
compaine (4814), ferner das Fremdwort deutschen Stammes xoande-
lieret (4804). Erwähnenswerth ist auch, daß Pegasm (4729) und
Orpheus (4788) genannt werden. Wir sehen also, daß Gottfried auch,
ohne direet von seiner Quelle veranlaßt zu werden, Fremdwörter mit
Vorliebe anwendet und eine classische Bildung verräth. Andererseits
darf aber nicht außer Acht gelassen werden, daß die Einleitung
V. 1 — 242 bis auf das allgemein verbreitete Wort äventiure (151,
166) frei von fremdem Beiwerk ist. Auch die anderen von Heinzel ')
als Gottfrieds ursprüngliches Eigenthum bezeichneten Stellen enthalten
keine Fremdwörter.
Ein großer Theil der Fremdwörter, welche im Tristan vor-
kommen, dürfte auf allgemeines Verständniß der Leser Anspruch
erhoben haben. Es sind zumeist Ausdrücke, die dem Alltagsleben
angehören; vergebens würde man bei Gottfried nach Wörtern wie
astronomierre j nigromanzi und philosofie suchen, wie sie bei Wolfram
vorkommen. Dergleichen würde zu den Tönen, die Gottfried an-
schlägt, nicht gepaßt haben. Die Bezeichnungen für Kleidung, Schmuck
und Rüstung, Kampf und Jagd, die Grußformeln u. dgl. , wie sie
Lobedanz zusammengestellt hat, waren wohl zumeist allgemein be-
kannt'^). Und darauf kam es übrigens nicht an, daß der Leser von
dem einen oder anderen technischen Ausdruck den rechten Begriff
hatte; der Dichter selbst mochte zuweilen manchen ohne volles Ver-
ständniß seiner Vorlage nachgeschrieben haben.
•) A. a. O. S. 282: 2021—27, 8521—26, 17565—75.
') Lobedanz hat auch erörtert, bei welchen Veranlassungen bei Gottfried
Fremdwörter erscheinen. Hinzugefügt mag werden, daß er offenbar auch Fremdwörter
anwendet, um „Unsalonmäßiges" zu verhüllen: panze (2907, 3007), pas (ebenda)
zimere (2942). — Wie hätte doch den Ohren der Ritterdämchen die Rede, Tristan
und Isolden sei der liebende Umgang ihr Essen gewesen, unhöfisch geklungen; ganz
anders, wenn es hieß: diu geliebe masaenie, diu wo» ir mangeAe (16825 f.). — Ab-
wechslung des Ausdrucks : aerpant (8907 , 8984 u. ö.) neben trache (8988) und alange
(9042) ; und swaz ir aller vreude waa, daz waa ir hanelde (8060 f.) ; vier quartiere (2802
und 3308). — Schließlich mag hervorgehoben werden, daß der größte Theil der
französischen Verse Reden und Anstandsformeln enthält, auf deren Wiedergabe in
der Ursprache Gottfried Gewicht legte, um seine Personen der Mode gemäß sprechen
zu lassen. Einmal wird ausdrücklich gesagt: in franzoiaer vAse er aprach: „ä, Mä
düz air"' (10720); damit ist zu vergleichen Wolfr. Parc. 76, 10: en franzoia er in
gruozte aän. „bien aei venüz, beda air."
EINIGE BEMERKUNGEN ÜBER ü. GEBRAUCH D. FREMDWÖRTER etc. 277
Schon aus dem Umstände, daß bei Gottfried Fremdwörter vor-
kommen, welciie bei den anderen mittelhochdeutschen Dichtern nicht
nachgewiesen sind, ist die Annahme berechtigt, daß die Aufnahme
von Fremdwörtern fortdauerte und der Dichter insbesondere selbst
einzelne einzuführen suchte. Damit geht Hand in Hand das Be-
streben, bald einzeln gebrauchte Fremdwörter, bald wieder ganze
französische Verse daneben in deutscher Übersetzung zu geben oder
zu erklären. Selbst bei manchen Grußformeln und Phrasen ist das
üblich, und man wird darin einen Fingerzeig erblicken müssen, daß
Gottfried nicht eine allzugroße Keuntniß des Französischen bei
seinen Lesern voraussetzte. Gottfrieds Vorgang bei diesen Erklärungen
kennen zu lernen, hat ein doppeltes Interesse: erstens erhält man
einen Einblick in seine dichterische Gewandtheit-, und anderseits er-
lauben diese Betrachtungen einen beiläufigen Schluß auf den Stand
des französischen Elementes in der Conversationssprache jener Zeit.
1, Zunächst ist es bezeichnend, daß Gottfried, wo es angeht,
die Namen und Beinamen zu erklären bestrebt ist. Die Eiklärung
des Namen Tristan aus 'triste* ist wohl der Vorlage entnommen ') ;
aber eine Anzahl anderer Deutungen hat der deutsche Dichter erst
geschaflfen.
So wird beim Namen des Rüal li foitenant in vielfacher Weise
darauf hingedeutet, daß sein Beiname den Getreuen bezeichne. Vers 466
heißt es: Rüal li foitenant, an dem er triuioe erkande\ 1640 dem
ge'triuwen Foitenande] 1892 der getriuwe marschalc Foitenant; 5109
sm getriuwelicher rät, der noch von triuwen namen hat, der sielige
Foitenant.
V. 16704 wird der französische Name der Minnehöhle angeführt:
la fossiur' a la gent amant, und in der folgenden Zeile folgt die Er-
klärung: daz ktt der minnenden hol. Ahnlich V. 17226 ff.:
als ez der süezen Minne
ivol z'einer Muse wart benant
la fossiur' a la gent amant.
V. 17468 heißt es kurzweg: minnenfossim e.
Der Name Isot als blausche mains (18713, 19048) wird 18961
gedeutet „r/m mit dm icizen handen^^ und 19290 „diti mit den blanken
handen^^.
') Dieses ergibt sich aus dem Vergleiche mit dem 16. Cap. der „Tristrams-Saga"
bei Kölbiug, Die nordische uud englische Version der Tristau-Sage I, 16.
'j-J^ R. F. KAINDL
2. In ähnlicher Weise werden einzeln gebrauchte Fremdwörter
gedeutet und erklärt^).
2934 eine zicisele hiu er an die haut,
daz die da furke nennent'^).
2938 furk' unde zwisele deist al ein.
3020 ez heizet curie umhe daz,
durch daz ez üf der cuire Lit,
swaz man den hunden danne git;
als hat diu jägerte
den selben namen curie
von cuire funden unde genonien.
Von cuire so ist curie komen.
3135 „deus adjnt"', sprach einer dö,
„durch gotj wie ....
3200 „a honeure^^ sprach duz kint
„mit guote, daz lät also sin.'''
3204 „nw hin!"' sprach er „allez avant!^'
6492 mit herter gebcerde,
mit fierer contenanze.
8007 gap er ir eine unmüezekeit,
die heizen loir mordliteit,
8023 ez enlere si moräliteit.
diz loas ir meiste unmüezekeit . . .
16742 da ßoz ein funtänje,
ein frischer küeler brunne.
Zu diesen Erklärungen können aber auch folgende Fälle gezählt
werden: bataljen unde striten (385), saldieren unde grüezen (5204),
lois tmde lantreht (5999), trahten und pensieren (12071) u. a.
V. 2108 mit schenkelen schambelieren:^ schambelieren heiÜt schon
an und für sich mit den Schenkeln (das Pferd) drücken, antreiben;
hätte Gottfried aber das Wort allein gebraucht, so dürfte ihn viel-
leicht mancher Leser mißverstanden haben; das hinzugesetzte „mit
') Vgl. auch Hartmanu , Erek 800 \ S.: si ist Joie de la curt genant , | daz, selbe
wort daz ist unerkanl \ uitder titischen Hüten: \ durch daz toil ich'z bediuten: \ des hofes
fröude sprichet daz. Ferner Wolfram, Titurel 59 : ISeäs äirAs, nu .sprich schosiief vriunt,
waz du meinest ; Willeh. 237, 3 kerbergen ist loschiern genant.
') Zu dieser und den folgenden zwei Stellen vergleiche die Darstellungen in
der „Tristrams-Saga" Cap. 21 (Kölbing I, 22) und im „Sir Tristrem'* Cap. 42 — 47
(Kölbing II, 15 f.); nur qnii-re = curie kommt vor und zwar im „Tristrem" Cap. 46;
Erklärungen, wie die bei Gottfried, kommen in beiden Darstellungen nicht vor.
EINIGE BEMERKUNGEN ÜBER D. GEBRAUCH D. FREMDWÖRTER etc. 279
Schenkel en^'' läßt keinen Zweifel aufkommen. Ähnlich verhält es sich
V. 4327 mit armen enhrazieren.
\' . 3556 flf. : sus nam er sinen plectrün, \ nagel unde seilen zoher, \
dise nider, jene höher \ das Werkzeug plectrün mag sonst Vielen unbe-
kannt geweseu sein, aber die folgenden Zeilen erklären dasselbe deut-
lich als den Stimmschlüssel.
Ähnlich wird das Wort „refloit" an einer Stelle erklärt, nämlich
V. 19216 ff.: so tihte er .... höoeschin liedelin
und sang ie diz refloit dar m:
y,Isdt ma drüe, Isdt m'amie etc."
3. Interessant ist besonders die Übersetzung oder Erklärung
ganzer französischer Verse.
2395 „beds Tristant, cürtois Tristayit,
tun cors, ta vie a de comani I
din schosner Up, din siiezez leben
daz si hiute got ergeben!''^
2679 ,^deü sal, beds amis!
vil lieber friunt, swer so du, sis,
got müeze dich gehalten !^
2683 „de beute
si sainte compame!
sus heilege geselleschaft
die gesegene got mit sinfir kraft !^'
3138 juvente bele et la riant,
diu schosne jugent diu lachende^).
3257 y^deus sal roi et sa mehnie:
künec und shi massenie
die gehalte got der guote!"'
3267 „c?e duin duze äventüre
si duze creatüre:
got gebe süez' äventiiire
so süezer creatiurel^
12563 -nlsotj Isot la blunde
marveil de tu le munde: •
Isot diu ist besunder
über al die werlt ein wunder.
Am Schlüsse ergreifen wir nochmals die Gelegenheit, um darauf
hinzuweisen, daß, so wie die Verse 3138 f., 3257 ff. und 3267 ff.,
') Zu dieser und der folgenden Stelle vergleiche Lobedanz S. 20 f.
280 R- F. KAINDL
weil sie eben der Quelle entlehnt sind, übersetzt wurden, so auch für
manchen der anderen übeisetzten oder erklärten Verse eben diese
Übersetzung oder Erklärung seine Übernahme aus der Vorlage an-
deutet^).
III.
Über das „räthselhafte" Wort „Setmunt" im Tristan, V. 12220,
haben außer den Herausgebern und Übersetzern des Tristan insbe-
sondere Beehstein in?der Germania XII (1867), S. 321 f. und Jänicke
in der Zeitschr. f. d. Philol. II (1870), S. 183 ff. gehandelt. Bei meinen
Studien über die Fremdwörter bei Gottfried, deren wichtigere Ergeb-
nisse ich oben mitgetheilt habe, glaube ich für diesen Ausdruck eine
befriedigende Erklärung gefunden zu haben.
Ich setze zunächst die verschiedenen Lesarten her;
F : setmunt.
N: sette munt.
R: der stelle munt.
B: dan ein selin unt.
O: dan seile myn munt.
W: senstemunt.
H : sefremunt.
M: fehlt.
Von den Erklärungen sind folgende zu nennen:
Grotte deutet auf septemunt = Siebenbürgen, die sieben Berge
(bei Bonn). Dieser Ansicht folgt Maßmaun, Kurz in den Anmerkungen
zu seiner Übersetzung, ferner Simrock. Auch Hagen hat Setmunt.
Jänicke verweist auf den Septimer, über den man im Mittelalter
oft aus dem südwestliehen Deutschland nach Italien zog.
Beehstein endlich vermuthet a. a. O. sferemunt = spcm'emunt
= sphceremunt, d. i. Sphärenwelt, und wiederholt diese Ansicht auch
in seiner Ausgabe des Tristan II, S. 70. Auf die Anmerkung daselbst
verweist auch Golther in der neuesten Ausgabe des Tristan.
Während also die erste Gruppe der Erklärer und Jänicke an
munt = mons festhält, hat Beehstein auf munt = mundus hingewiesen.
') Anmerkungsweise mag noch bemerkt werden, daß Golthers Bemerkung S. XV,
Gottfried wende „nicht so viele" Fremdwörter an als Wolfram, wohl nur in Bezug
auf die absolute Zahl derselben richtig sein kann. Relativ, d. h. im Verhältniß zur
Verszahl des Gedichtes erscheinen einzelne Fremdworte und vor Allem französische
Phrasen und ganze Verse wohl bei Gottfried unter allen deutscheu Epikern am
bäufi^teu.
EINIGE BEMERKUNGEN ÜBER ü. GRRRAUCH 1). FREMDWÖRTER etc. 281
Mittelalterliche Schreiber haben sicher ganz sinnlos munt = os con-
jeciert.
Gegen die angeführten Deutungen der Neueren sprechen aber
folgende Gründe.
Zunächst entfernen sich alle Erklärungen von der handschrift-
lichen Überlieferung.
Betreffs der ersten und zweiten Deutung muß ferner bemerkt
werden, daß der Vergleich mit Septermcnt oder Septimer, kurzum mit
einem Ber^, völlig unpoetisch wäre und schon deshalb nicht Gottfried
zugemuthet werden könnte. An unserer Stelle spricht aber noch ein
anderer Umstand gebieterisch gegen diese Erklärung. Es ergibt sich
dies unmittelbar, wenn man die folgenden Zeilen mit Aufmerksam-
keit liest,
V. 12206 swenne ich liehe und senede klage
vür vnniu ougen breite
und ir gelegenheite
in minem herzen ahte,
so ivahsent mtne trahte,
und muot mm hergeselley
als er in die wölken tvelle.
swemi ich bedenke sunder
daz wunder und daz wunder,
daz man an liebe funde,
der ez gesuochen künde;
icaz fröude an liebe Icege,
der ir mit triuwen phlcege:
so wirt min herze sä zestunt
groezer danne setmunt.
Gottfried will offenbar mit dem Vergleiche setmunt die Wendung
in die wölken überbieten. Daraus ergibt sich klar , daß er einen Berg
als Vergleichsgegenstand nicht herbeiziehen konnte.
Dies hat schon offenbar Kurz als Dichter gefühlt, wenn er jene
Stelle frei mit „denn die weite Welt" übersetzt; die philologische
Erkenntniß, daß jenes munt der Handschriften auf „Welt" deute;
ist ihm aber cffenbar abgegangen, denn in den Anmerkungen wieder-
holt er, wie oben bemerkt wurde, Maßmanns Ansicht. Auch Bechstein
liat aus ähnlichen Gründen an Sphärenwelt gedacht; nur scheint diese
Erklärung allzu gesucht und für einen „volksthümlichen" Dichter wie
Gottfried völlig unpassend. So kann man auch diese dritte der oben
angeführten Deutungen nicht gelten lassen.
282 !•'• ^^' f^- ROTH
Und nun meine bescheidene Ansicht. Ich deute cet munt, d. h.
diese Welt". Hierbei bleiben die Lesarten mehrerer Handschriften
völlig oder annähernd gewahrt*), und der Vergleich entspricht allen
Anforderungen, die man an denselben zu stellen berechtigt ist. Auch
hat Gottfried munJe (Welt) im Reim auf hlitnde V. 12564, während
munt = mons bei ihm nicht vorkommt.
Aus dem ersten Abschnitt dieser Arbeit geht es übrigens hervor,
daß es völlig der Art Gottfrieds entspricht, jene französische Fügung
beizubehalten. Er hat sie ganz gewiß aus seiner Vorlage entnommen,
weil ihm der Vergleich gefiel und passend ist. Dasselbe lehrt die
Betrachtung anderer Stellen.
CZERNOWITZ. R- F. KAINDL.
MITTHEILUNGEN.
1. Aus Handschriften.
I. An einem Drucke der Pfarrbibliothek zu Bingen befindet sich
auf den Deckeln verklebt eine Perghs. des XIV . Jahrhunderts, welche
ein lateinisches Glossar medicinischer Worte enthält. Eine Spalte führt
diätetische Regeln nach den Monaten geordnet auf. Das Bruchstück
lautet: . . .laren. Rure drancke nutze se, suberen daz houbit, kerueleu
iz. Latic vnde kerse vnde wermoden vnde wizen reyneuaren ge-
trunken, daz ist gut. — In deme iunio trinc .... kaldes wazzeres
des morgenes vru. Junk vleisch mit ezzeke nutze, du salt lutzel
uasten, hier vnde lutter dranc saltu drinken, vor methe soltu die
hüten. Nicht lange uasten, kalt ezzen nutzen, blut saltu lazen, kuze
saltu dicke hauen, senep saltu ezzen, lange saltu slaffen, boden bat
saltu miden, salucie, rute, winode, eppes blumen vnde weinberen saltu
trinken.
In deme ouwest mane saltu lazen vermiden, rure kranke nicht,
nemen kol vnde pippele saltu nicht ezzen, waute, iz den swarzen
coleram erwermede vnde win vnde lutter dranc In deme Sep-
tember machtu alle dinc nutzen, alle dinc sint danne rife, zogen milich
gesoten ist gut, in der medianen laz, porren vngcsoten nutze.
In october machtu nüchterne trinken, wante iz loset vromeliche
') F, N, aber auch K, O und selbst B. Stetle und seile yus setle; selin-unt
aus setm-une, aetmunt. Über letztere Schreibung vergi. liduc Trist. 332.
MITTHEILUNGEN. 283
den lib vnd heilet, porren iz, du ne schalt ne chein blut lazen, zegen
milch nich ....')
II. Die bischöfliche Seminarbibliothek zu Mainz besitzt eine
Papierhs., Quarto , des XV. Jahrhunderts, welche das Büchlein der
ewigen Weisheit Seuses enthält und unbenutzt sein dürfte.
Blatt 1, Vorseite: Hie hebit an eyn Register von dem buche,
daz man nennet die ewige wisheit. Vnd ist daz irste der anhaib
diesses buchis die vorrede etc. Beginnt: Wie etliche menschen von
gode unwissentlich werdende gezogen. Cap. 1.
Wie ess vor dem crutze erging und got gehandelt wart. Capi-
tulum II. etc. etc. 2^!„ Seiten Umfang. Am Ende: Hie hait daz register
ende. Nu hebit sich her umb (?) an die vorrede diesses büchis etc.
Es folgt das zweite Buch des Büchleins der ewigen Weisheit Seuses.
Ich theile als Probe, ob ein künftiger Herausgeber einer kritischen
Ausgabe dieses neuerdings noch nicht in der Ursprache gedruckten
Werkchens diese Hs. benützen muß oder nicht, ein kleines Stück
des Anfangs mit.
Iz stunt eyn prediger zu eyner zyt nach der metten vor eyneni
cruczefixo und klagete gode inneclichen, daz er nit enkünde betrachten
nach siner marteln und nach syme liden, und das yem daz alliss
bitter was. Want darane hatte er biss an die stunde gar grossen
gebresten gehabt. Und do er also in der klage stunt, do quamen sine
ynnern synne in eyn ungewonlich uffgezogenheit und lüchte yme gar
swinde und klerlichen also. Du salt hundert venyen dun, und ye die
venye mit eyner sunderlichen betrachtunge mynes lidens. Und die
betrachtunge mit eyner begerunge und eyn iglich liden sal dir geist-
lich ingedrücket werden , daz selbe durch mich zu lidene als ferro,
als ess dir mogelichen ist. Und do er also in dem lichte stunt, und
sie zelen wolde, do fant er nit me danne nüentzig betrachtunge.
Do begerte er zu gode also: Myuneclicher herre, du haist gemeynt
von hunderten und ich enpfinden nit me dann nüentzig. Da wart er
gewyset nach dann uff zehene, die hatte er vor in dem capittel ge-
nommen, ee daz er nach siner gewonheit die glichenisse sines elendec-
lichen ussfurens in den dot hette begangen und untir daz cruczifix
were komen etc. — Schließt: begerunge in der die sele danne wirt
brauwet in Gnaden. — Nu merke, hie get nu daz buch an, daz man
nennet ewige wisheit. Wie etliche menschen von gode unwissentlich
werdent gezogen. Daz erste capitel. — Schließt: eyn anefang des
vmmerwerenden ewigen lobes. Hie hat daz ander deil diss buchs ende. —
') Die mit Punkten angedeuteten Lücken sind im Ms. abgeschnitten.
284 ^"- ^^'- E- KOTH
Item hebet nü ane daz dritte deil dieses büchelins der ewigen
wisheit und hat in inne hundert betrachtunge von unsers herren liden
mit kurtzen worten, als man sie alle dage mit gantzer andacht sal
sprechen. Und ist diss die vorrede da von. Und spricht also: So wer
begert kürtzlich ey genlich und begerlich etc. — Schließt: die uss
geuomelich nütze und gut sint.
An diese Handschrift reihen sich in gleichem Bande an:
1. Diss ist eyne vorrede von dem heiligen liden unsers herren
Jhesu Cristi. Passio domini nostri Jhesu Cristi secundum Matheum etc.
Mit vielen Citaten aus Kirchenvätern. — Schließt: der son und der
heilige geist. Amen. Explicit passio domini nostri Jhesu Cristi.
2. Hie hebet an von der heiligen messen dogende und wie man
dar inne beden und geberen sal, und ist diss buchelin in dru gedeilt
und ist diss daz erste deil der dugende. Beginnt: Die heilige messe
die hat dru deil etc. Es folgen nun der zweite und dritte Theil der
Abhandlung. — Schließt: und der heilige geist Amen. Et sie est finis
in totum. —
HI. Die gleiche Bibliothek besitzt eine Paphs. des XV. Jahr-
hunderts in Quarto. Inhalt ebenfalls das Büchlein von der ewigen
Weisheit Seuses.
Hie hebet an eyn Register von dem buche, daz man nennet die
ewige wisheit. Und ist daz irste der anhaib diesses buches die vor-
rede etc. Das Register ist defect.
Nu hebit sich hir umb an die vorrede diesses buches etc.
Ez stunt eyn predeger zu eyner zyt nach der metten vor eynem
cruczefixo und klagete gode inneclichen etc.
Der Text bildet das II. Buch des Büchleins von der ewigen
Weisheit nach der Ausgabe Denifles S. 305 — 503, dem Buch III folgt.
— Schließt: ussgenomelich nutze und gut sint. Das Ms. ähnelt hierin
dem Einsiedeier und Straßburger Ms. Vgl. Denifles Ausgabe S. 503.
IV. In gleicher Bibliothek fand ich eine Paphs., Kleinoctavo,
von 1513, mit dem Eintrage auf Blatt 1: Aus der Franz Oberthür-
schen , im Jahre 1832 in Würzburg versteigerten Auction gekauft.
Saec. XVI. BibUothek J. F. H. Schlosser. Der Inhalt bildet ein sprach-
lieh interessantes Gebetbuch mit deutschem Kalender voran, dann
6 Blätter Gebete, hierauf: Das püchlin von der ubung der steigenden
inbegirden des heiligen lebens. Dy vorred in das püchlein von der
ubung der steigenden inbegirden des heiligen lebens. Beginnt: Ab wol
mein frumme tochter dy weishait auff der gassen etc. Betrachtungs-
buch mystischen Inhalts in Ib Capiteln. Am Ende: Hy endet sich
MITTHEILUNGEN. 285
das puchlin der steygenden inbegirden des heiligen lebens. Deo
gracias. Angehängt ist:
P2in kurtze Ordnung in X. tag getailt, in welcher du anzaigung
findest der furtrefflichsten artickel des gantzen lebens und le}'dens
Cristi Anno 1513. Beginnt: Der erst tag. An dem ersten tag orden
zu betrachten dy emphengnüss etc. — Schließt: an aller heiligen tag.
Dise fest werden dv' prüder augustiner ordens gespeist. Mehrfach
heißen die Wochentage: Suntag, Montag, Erichtag, Mitwoch, Pfintz-
tag, Freitag, Sampstag. Der Rest des Bandes besteht in Gebeten und
Erbauungen allgemeiner Art, Das Buch scheint aus der Gegend von
Nürnberg zu stammen.
V. Ebenda befindet sich eine Paphs. des XV. Jahrhunderts in
Quarto. (Bibliothek Schlosser.) Der Inhalt ist:
1. Erbaulicher Text ohne Überschrift; beginnt: Wann nun die
heilig veter vnd lerer lange czeit die Zuflucht der berufung etc.
Mehrfach werden in dem sehr mystisch gehaltenen Texte die Kirchen-
lehrer Bonaventura, St. Bernhard etc. genannt. — Schließt: mit dem
geist Jhesu Christo in got dem vater Amen. Et sie est finis.
2. Eine ähnliche Arbeit. Beginnt: Du solt sehen, das dir kein
creature in deim syn ausswendig noch inwendig etc. — Schließt:
do sie nimer auss koment.
3. Ein gute bredig sibecziger suntag. Sic currite, ut comprehen-
datis. Der almechtig got von himelreich etc. sowie zwei weitere
deutsche Predigten.
4. Wer zu dem sacrament wil gen, der less hernoch. Ein mensch
der do willen hot etc. Der Rest besteht in deutschen Gebeten.
VI. Hs. Quarto, 140 Blätter Papier, des XV. Jahrhunderts.
In meinem Besitze. Sammelband von Schriften Taulers.
1. Eyn vaste fruchtbar und nutlicke predige to eyne rechte
christlycken levende. Beginnt: Het chrystliche levende etc.
2. Eyn gute predige van dem hayligen geysst. Beginnt : In dem
jair, da man schreyb Mccc und xl und vi jaire, in dem selven jair
geschach et, dat ayn mayster der hayligen geschryft in ayner predi-
gaten ways etc.
3. Eyn gute nutze reygel, darynne sich ayn yeclicher mensche
reychten sah Anfang: Ich have gemaycht ayn recht gedichte, Alsse
mych Got hayt berychte etc. In Versen.
4. Predigt in Versen. Audi filia et vide et inclina aurem tuam.
Ach eywige weyssheyt so haymeclich, wye ist dyn hercz so milt,
wye dyne munt so liebelich, wye dyne lyb so usserwylt etc.
286 i"'- ^^^- '- ROTH
VII. Hs. Octavo, 84 Blätter, saec. XV. Gebet und Erbauungs-
buch.
1. „Hye begynnen die oflfenbarunge , die eyn geystlich man hat
in syner andacht von eynem unbereyten sterbende menschen.'*
2. „Hye begynnet eyn gute lere wyder den geyst der lesterunge
gemacht von dem heyb'gen vater Johannes Climacus genant das buch
von den drissig staffeln."
Am Ende steht nachstehendes deutsches Marienlied.
Ein schon lied von unser lieben frauen.
Ave Maria du reine mayd,
Du bist mit tugent wol bekleid,
Dyn sei ist klar und auch dyn leyb,
Du bist gesegnet ob allen weih.
5 Regina celi bist du genant,
Eyn konigin aller werlt erkant,
Du bist der sterne von Jacob,
Keyn ende hat deyn wirdig lob,
Benedicta filia es de 8yon
10 Deyn name gibt gar susen don,
Du pyst die aufgend morgen röt,
Die Adams sunde hat ertödt.
Solaraen bist der menschen kint
All hilf in dir gesamet sint.
15 Darum o edle Jungfrau zart
Erhör raeyn gebet zu diser fart.
Benedictu tu im himel bist
Maria rauter Christi süst
Hilf, das Jhesus der sone deyn
20 Mich wesen lasse gesponsen seyn.
Eya Jhesus du ewigs gut
Erleucht mir Herz, sinn und mut.
Erzeug deyn werte gute mir,
Daz ich alleyn mag leben dir.
25 In te confido meyn hoffen gancz
Maria aller tugend glancz
Du wol gestirntes himels dach,
Von dir flaust der genaden bach.
Eya solt ich die zeit erleben
30 Dass myr würd Jesus selber geben
MITTHEILUNGEN. 287
Und ich mit eigen äugen
Dich got den hern solt selber schauen,
So war ich versorgt zu aller zeit
Durch dich du minnikliche meyd
35 Dort oben in deynes sones re}^ch
Bei dessen wonn und freuden ewigleich, Amen.
Das Lied fehlt bei Hoifmann, Kirchenlied. In meinem Besitze.
VIII. In der Germania 1891, S. 179-181 habe ich Gedichte
aus dem dreißigjährigen Kriege mitgetheilt. Nachträglich fanden sich
von gleicher Hand, der des Hattenheimer Rathschreibers Birckenstock
herrührend, in Rheingauer Acten noch zwei ähnliche Stücke, die ich
hier mittheile.
E p i g r a m m a.
I. In mundo nulla ars, Mars cuncta gubernat,
Certa erat lex ars, nunque lex mihi Mars.
In hello mihi Mars, lex est, in pace sed ars lex.
Lex huic lex illi, lex mihi Marsque tibi.
Quid rides Germane? Tibi si displicet ars haec,
Esto mihi Mars, lex ars mihi, lex mihi Mars.
II. 1 Mfticilis lectu mihi Mars, lex arsque Boheme
Certa licet lex ars, sie quoque lex mihi Mars,
Lex mihi Mars semper, gravior mollissima lex ars,
At cunctis lex sit tibi lex mihi Mars,
Ne fortasse mihi Mars lites inter utrimque
Lex ars praestet huic ceu quoque lex mihi Mars. —
2. Aus Druckwerken').
1. Eruoderung vnd verkundung'. des | Edeln vil vestn Francisco
vö Sickingen, zu Eber j bürg, an vnd wider Prouincial prioren vnd
Con-|uenten Prediger ordens teutscher nation vü sunder- 1 liehen Brüder
Jacoben von der hochstraten, auch | prediger ordens, von wegen vnd
namen, des hoch-|gelerten vnd weitberümbten hern Johann Reüch- lins
baider Rechten doctor, seiner erlangten Execu-torial halben etc. |
Holzschnitt: Franz von Sickingen zu Pferde mit Lanze und Bogen;
neben ihm ein Lanzknecht zu Fuß, hinten zwei Reiter.
Quarte, 0 n. gez. Blätter, Titelrückseite und letzte Seite leer.
Vorseite des letzten Blattes: Geben vnter meinem angebor-|nen, aufF-
') Ich theile solche Bücher mit, die Weller, Kepertor. entweder nicht kannte
oder nicht aus Selbsteinsicht beschrieb, nebstdem eine Ergänzung zu Wellers deut-
schen Zeitungen und Goedeke, Grundriß.
2g8 F- W. E. ROTH
gedrucktem insigel Freytag negst nach sant | Jacobs, des hailigen
apostels tag Anno etc. XIX. |
0. O. u. J. und Firma: (1519). — In meinem Besitze.
Böcking opera Hutteni, Suppl. II, 1, 109. — Burckhard, Hütten,
III, 158. — Panzer, Annalen I, Nr. 953. Weller, Repertor. Nr. 1268
(nicht selbst gesehen).
2. GVLIELMI I BVDAEI PARISIEN- Isis, Secretarij Regij,
Breuia-|riura de Asse & parti-|bus eius. | Mit Randeinfassung. Rück-
seite des Titels: SVPPVTATIO GALLICORVM | nummorum ad
Cruciatos Germanicos. |
Blatt 2, Vorseite (mit Signatur a^) : Lindenblättchen GVLIELMI
BV-IDAEI PARISIENSIS, SEcretarij Regij, Breuiarium | de Asse. |
Blatt 5, Rückseite unten: BREVIARII BVDAICI DE | ASSE.
FINIS. I
Blatt 6, Vorseite: SVPPVTATIO ASSIS ET PARTIVM EIVS |
AD MONETAM BASILIENSEM. | Unten zwölf deutsche Münznaraen
der Schweiz. Rückseite leer.
Quarto, 6 n. gez. Blätter mit den Signaturen a^, a^. o. O. u. J.
und Firma: (Basel, J. Frohen, um 1520). — Ehedem in meinem Besitze,
jetzt im Paulusmuseum zu Worms. Fehlt bei Weller.
3. Ein warhafftige vnd gewisze ver kündung, von dem closter
zu sant Marien der alten by | Trier gelegen, vnnd von dem Rock
marie vnd anderem hochwirdigem Heiligthum daselbst enthalten. |
Quarto, 4 n. gez. Blätter, o. 0. u. J. und Firma (Metz, Hoch-
feder, um 1512). Mit hübschem Titelholzschnitt. — In meinem Besitze.
Weller, Nr. 120, nicht selbst.
4. Die zehe | gebot in disem | buch erclert vnd vssgellegt durch
etlich hoch berumbte lerer, Vnd fragt der iünger den meister , der
lert wie man die | gebot gottes halten vnd sich vor | todsündc hüten
sol, vii dar- zu wie od' wz mä bette sol | dz es aller nutzlichst sj' |
mit vsslegüg des hei lige Pater no. Mit | gnad keiserlicher | Priuilegio|.
111. iar. 1 Mit Randeinfassung in Holzschnitt. Rückseite des Titels leer.
— Am Ende: Hie hat ein end dis | büchlin, in dem vil schöner vnd
nützli eher 1er begriffen seind, zu nutz vii heil allen menschen, die da
gern in gStlich-Ier liebin, vnd in seinen gebotten vnd verbotten, leben
wollen. Vnd getru-jckt in der keiserlichen freien stat Strassjburg vö
Johannes Gruningern, vff | sant Adolffs tag, der da gefeit vff sant |
Johannes enthaubtungs tag. Nach der geburt vnsers herren Jesu.
1516. I
MITTHEILUNGEN. 289
Folio, 58 gez. Blätter mit der falschen Zählung 1 — 60, obgleich
Blatt 5 und 6 nicht vorhanden. — In meinem Besitze. Satzvariante
oder neue Titelauflage von Weller, Repertor. Nr. 995.
5. Eyn Sermon von der | Bereytüg zum | Sterben. | M.L. ) —
Am Ende: Gedruckt zu Wittenbergk durch Johann Grünenbergk |
nach Christ gepurt M.D.XIX.
Quarto, 8 Blätter mit den Signaturen Aü — Aü;;. Erste Ausgabe.
Verfasser M. Luther. — Fehlt bei Panzer und Weller. In meinom
Besitze.
6. Die siben Aljter, oder Bilgerschafft der ] junckfrawen Marie. |
Holzschnitt | Pamphilus Gengenbach | In Umrahmung von vier Holz-
stöcken I Rückseite des Titels leer. — Am P^nde: Getruckt vn voll-
endt dur-|ch Pamphilii Gengebach | Burger zu Basel, als man | zalt.
M.CCCCC.XXI. I Jar. f \
Sedez. — In meinem Besitze.
7. Den lieben berüffelnen vnnd glaübien kindern | gottes. allen
Christen zu | Wormbs meinen liejben" herren, freünjden vnd brn-ldern
jnn I Chri-isto. | Mit herrlicher Umrahmung in Metallschnitt. — Am
Ende: Gnad vD fried sey mit euch zu Wittenberg, am tag Bar|tho-
lomej. 1523. | Martinus Luther Eccle'siastes Wittenburgen.
Quarto, 4 n. gez. Blätter, deren letztes leer. — o. O. u. J. und
Firma. — In meinem Besitze. Der Brief steht bei de Wette II, 392
bis 395 abgedruckt nach der Eislebener Ausgabe der Briefe und
Schriften Luthers. Weller, Repertor. Nr. 2494, wohl diese Ausgabe.
Vgl. Enders, Luthers Briefwechsel IV, 216.
8. Ein getrüwe war-Inung an die Christen, in der Bur-|gawischen
marck, sich auch furo|hin zu hüten vor aufrur, | ....nd vor falschen
. . . digernn | Seyt nüchtern vnd wachent, dann ewer wider- 1 sacher
der Teuffei, geht vmb her wie ein brüllen-|der Lew vnnd sucht wel-
chen er verschlinde , dem | widersthet fest im glauben .j . Pet. 5. |
Mit Titeleinfassung. — Am Ende: Ewer bruder Johan Eber-|lein von
Gintzburg |
Quarto. Defectes Exemplar, in meinem Besitze. 18 Blätter vor-
handen. Fehlt bei Weller, Repertor.
9. Eyn gut hertzigk bedencken wie auff | dem Jetzfürgenomenen
Reychs tagk alhie zu Speyer. | In sachcn Gottes Ehr, sein wort,
vnser seien, vnd | die gewissen, berürend Christlich vnd besten- digk-
lich zu faren, znhandlen vnd | zubeschliessen sein solt. | Anno
.M.D.XXVI. I Ebert Rüell Hessischer Camer secretarj. | Gedrückt
zu Speyer. |
GERMANIA. Neue Reihe. XXV. (XXXVll.) Jahrg. 20
290 F. W. E. ROTH
Quarto, 4 n. pjez. Blätter mit den Signaturen Ah — Ai,,. Andere
Ausgabe bei Weller, Nr. 3963. — In meinem Besitze.
10. Mich wundert das keyn | gelt im landt ist. | Eyn schimpf-
lich doch vnscliadlich ge- [sprach dreyer Landtfarer, vber | ietz ge-
melten Tittel. | Lesse das büchlin so wirdstu dich fü rohin ver-
wundern, das eyn pfen-'ning im landt blieben ist. [ M.D.XXiiij. |
Quarto. — In meinem Besitze, nur 12 Blätter vorhanden.
11. Von der Finsternuss die zu 1 Rhom geschehen ist Im
.M.D. vnd XXij. jar. |
Rhom sich für dich zu disser frist
Diss Finsternuss dir zeygen ist
Ein straff von got dir ist vorhandt
Hat dich drey tag darumb verblandt
Eyl bald zum herren Jesu Christ
Der kompt dir zu hilff in kurtzer frist
Dis Finsternuss ist änderst nit bedeütten
Dan Rhom hab Rew mit andern leütten
Folg leer, dir ist gesant von Gott
Vnd treyb auss Christo nit meer spot.
Holzschnitt, ein Neumond als Anspielung auf die Finsteruiß zu
Rom. —
Quarto, 3 Seiten, vierte leer. — In meinem Besitze.
Eine andere, wohl zweite Ausgabe (mit einem Anhange) bei
Weller, Repertor. Nr. 2U64.
12. Die Schrift des Cochlaeus bei Weller, Repertor. Nr. 3364.
In dem Titel ist jedoch nach meinem Exemplar zu lesen : Wider die
Reubische vnd | Mordischen rotten der Bawren, die vnter dem schey
des hei |
Quarto. — In meinem Besitze (defect).
13. Christenlich bilger- schafft zum ewige vatterläd, fruchtbarlich
angezeigt in glych nuss vn eigeschafft eines wegfertige bilgers, der
mit [flyss vn | ylet sucht sin zitlich heymüt. Gepredigt durch den
hochge- lerte herr Johafis geiler gnät von keiserssbergk . doctor der!
heilige schrifft, predicät loblicher gedechtnuss zu strassburgk. ,
Holzschnitt. | Bügerschafft wilich mich pflege, | Vn zien zum ewige
leben. | Ach engel min, mir ehe wiss, | Den rechte weg mit alle flyss. |
O Christ din stym hör ich gar wol, Jherusalem ich suchen sol.
Zur port des heilss de weg mir melt, der bildstock dein in wite keldt. |
— Am Ende: etc. vnd gedruckt zu Basel durch den für-jsichtige
MITTllEILUNGEN. 291
Adam petri von LägedorfF, Noch | Christi geburt tusent ffinff hundert |
vn zwelff ior, des Monatz Junij | an dö fünfFzehenden tag. |
Folio, mit den Signaturen An— Qqm. — In meinem Besitze.
14. Fama. | Ego per hominura ora volito, si bonam famam mihi ]
seruabo : sat diues ero. | Holzschnitt | Was man saget ist mein Tittel, |
Vermeyn ich triflF das recht mittel, | Alt missbreuch vnd new mut-
willen, I Hynzulegen vnnd zustillen, | Daruff beuor an dir Keyser
mildt, I Betracht was da sagt dieses Bildt. | o. O. u. J. und Firma.
Quarto, mit den Signaturen An—D. — In meinem Besitze.
15. Ein Brieff an die Christen | zu Strassburg, wider | den
schwermergeyst. | Wittemberg. — o. J. (1525.) Mit Titeleinfassung.
Quarto, 4 n. gez. Blätter. — In meinem Besitze.
16. Ainn Sermon | Oder Predig von der Auff-jerstehung Christi,
durch I Mattheura Alber zu | Reutlingen gepre-jdiget Im .31. Jare. |
— Am Ende: Gedruckt zu Reutlingen | Im xxxi. Jare. | Linden-
blättchen. I
Quarto, 8 Blätter mit den Signaturen A;; — Bin. — In meinem
Besitze.
17. Ein kurtzer bericht vnnd | ausslegung des nechst verschienen
Co-[meten im Brachmonat vnd Hewmonat | Anno 1533 | durch Nico-
laum Brucknerum. | Holzschnitt. |
Quarto, 4 Blätter mit der Signatur Au. — In meinem Besitze.
18. ERklerung des newe Instruments, | durch Sebastianum
Monster, über den | Mon, gemacht im Jar Christi. | M.D.XXIX. |
Holzschnitt: Gebäude mit Sonnenuhr, oben Mann mit Meßinstrument
(Quadrant), unten zwei Männer, der eine mit einem Compaß, oben
Sonne und Mond in Wolken, herrliche Darstellung.
Auf der Rückseite des Titels. Allen liebhabern der artlichen
kunst Mati- matic, wünschst Sebastian Monster | glück vnd heyl. j
o. D. Blatt 2, Vorseite (an): Erklerung des Instruments | über den
Mon gemach. |
Vorseite des letzten Blattes: Getruckt zu Wormbs bei Peter
Schoffcrn, | vnd volendet im jar, M.D.XXIX. | am ersten tag Herbst-
mondes. I Druckermarke | Rückseite leer.
Quarto, 24 n. gez. Blätter mit den Signaturen A^ — Fü; und meh-
reren Holzschnitten. — In meinem Besitze und Mainzer Stadtbibliothek.
19. Die gross erlegnng (!) des Türcki sehen heers vom Sophi in
Persien | beschehen. | Ilem die zal der erschlagnen | vnnd gfangnen
volcks, mit benennung al-]ler Bassa vnd namhafften. | Sampt der
eroberung des Türcjken Schatz, vnd der Frewlin seiner Versperr oder |
20*
292 F- W. E. ROTH
Frawen Zymers, in der edlen Statt Tawris inn Persien. | Auss Ita-
lianischer spraach yetz new vertUtscht. 1 Den .XV. Maij .M.D.XXXV. ]
Holzschnitt. | — Am Ende: 15. Maij. 1535. ]
Quarto, 4 Blätter mit den Signaturen An — Aü;. — In meinem Besitze.
20. Nevve zeyttung ausz dem | Niderlandt, auss Rom, auss \
Neapolis, auss der | Newe stat, auss | Oester- reych | (ohne Schluß-
punkt). Mit Holzschnitt und Holzschnitteinrahmung.
Quarto, 4 Blätter mit den Signaturen Au— Aü;. — o. O. u. J.
und Firma. — Panzer, Annalen, Nr. 2054. Weller, Zeitungen Nr. 16.
— In meinem Besitze.
21. Ain New geschieht | wie ain Knäblin bey Issne vmb zwelff
jar, I wunderbarliche gesicht gehabt, vnnd | von mancherlay trowung
der I straff Gottes darin geredt | habe, Durch Ambro- sium Blarer
be-|schriben. | M.D.XXXITl. |
Qarto, 4 Blätter mit den Signaturen Aü — Aui- — In meinem Besitze.
22. WArhafftige Newe zeittung auss | Trient, Meyland, Rom,
vnd Venedig, an Fürsten vnd Herrn ] zu Speier zugeschrieben, wie
alle Kriegss handlung in let- steu tagen May, zwyschen Ro. Kay. May.
vnd I dem Konig auss Franckreich sich zugetragen. | Darneben auch
die vneynigkeit vnnd schlacht Tentscher (!) knecht vnd Gastgüniger,
vnder dem | Frantzosen. | Holzschnitt | Hie hastu die warheit gar, I
Wie es in Franckreich vber al. | Vmb hochlöblich Ke^'serlich Maie-
stat, I Vnd dem Frantzosen ergangen hat. | Vngefert biss vff dise
stundt, I Nyemandt hat gewissem grundt. | Der Almechtig Gott wcMl
vns beschern, | Damit wir vns des Frantzosen erwern. | M.D. XXXVI. |
— Auf der Rückseite des Kaisers Brustbild, von Wappen umgeben;
auf der Vorseite des letzten Blattes Reichsadler, von anderen Wappen
umgeben.
Quarto, 4 Blätter mit den Signaturen Aü — Am. — In meinem
Besitze.
23. Newe zeyttung, Wie die | Statt Münster eroberet vnnd | ge-
wunnen worden ist, am Freytag nach Sant | Johannes des Tettffers
tag, den fünff | vnd zwayntzigsten Juni], des taujsent fünff hundert vnd
fünff 1 vnd dreissigsten jar. I Holzschnitt: Brennende Stadt, Gefecht
und Gemetzel.
Quarto, 4 Blätter, deren letztes leer, mit den Signaturen Au —
Aiii. — In meinem Besitze.
Weller, Zeitungen Nr. 79 (nicht selbst gesehen).
24. Zeytuug (I) vnd Verkündigung , | Wie sich die sachen mit
Rö. Kai. Mai. Kriegsschär vnd | zugck von anfang bissher zugetragen
MITTHEILUNGEN. 293
vnnd begeben hat, | Jüngst den XL Augusti, durch sonderliche Post
Römi-Ischer K5. Mai. zukomen, Vnd wie Kai. Mai. vervvil- liget eyn
Concilium zuhalten, das nechstkünfftigk May | Anno XXXVII soll
angehen, etc. | Holzschnitt: Kaiser Karl V., von Wappen umgeben.
Quarto, 4 n. gez. Blätter mit den Signaturen Au — Aiu. - In meinem
Besitze.
25. Auszug ettlicher Meylen dischen vnd Genuesischen frischer
Schreyjben, der Kaiserlichen vnd ChristHchen | Armata anzog vnd
Kriegssrüss-|tung in Affrica betreffend. | Gedruckt den. 1.5. May 1535. |
Holzschnitt. |
Quarto, 4 Blätter, deren letztes leer, mit den Signaturen Aü —
Aiii. — In meinem Besitze.
26. Kurtz bekent-jnis D. Mart. Luthers, vom | heiligen Sacra- 1
ment. | Gedruckt zu Wittemberg, | Durch Hans Lufft. | 1.5.45. | Mit
Titelein Fassung. Rückseite leer.
Quarto, mit den Signaturen Aa— Gy, am Ende zwei leere Blätter.
— In meinem Besitz.
27. WEissagungenn der I zwolff Sibyllenn, Vil wunder- barer
Zukünfft von anfang biss zu | End der Welt besagende. | Nichaula der
Künigifl von Saba, künig Salomon | gethane Proplieceien. | Merckliche
künfftige ding, von S. Brigitten, Ciril-:Io, Methodio, Joachimo, Bruder
Reinharten, | Joanne Liechtenberger, Brüder Jacob | auss Hispanien,
Doctor Josepho | Grunpeck, Philippo Cathaneo | vnd andern, vffietzige
vn I künfftige zeit beschri benn. | FL. lOSEPHI, des Jüdischen Ge-
schichtschreibers, I Ein herrlich Zeugnus von Christo. | Zeychen vor
dem Jüngsten Tag, Die Zukünfft des HERRN verkündende. | Holz-
schnitt. I Zu Franckfurt am Meyn. Bei Christian Egenolph. (
Am Ende, Vorseite des letzten bedruckten Blattes: Zu Franck-
furt am Meyn, Bei ] Christian Egenolph, | im jar 1537. (
Quarto, mit den Signaturen A^ — G, und herrlichen Holzschnitten.
— In meinem Besitze.
28. Die gross Practica, wer-jhafftig bisz mann zeit M.D.lxxxi.
jar. I Darinn werden, ausz der schweren Coniunction Satur-|nj vnd
Jupiters, .Anno M.CCCC.xxxiiij. vnd grossen Eclypsis | der Sonnen,
Anno M.cccc.lxxxv. Auch auss der sorglichen, gewaltigen vnd on-
glückseligen zusamenfugung aller Pla-|neten inn den fischen, ge-
schehen, Anno M.D.xxiiij. | grosse, wichtige, schwere, sorgliche, er-
schreckliche vnd I zuuor nie gehörten, vnd allen ständen wol achtzü-
ne- mende, händel vnd propheceien, damit ein jeder in | dieser gefer-
lichsten vnd leisten zeit sein leben | inn Gott zurichten wiss, trew-|
294 ^^' ^- E. ROTH
liehen angezeygt. | Durch den Bilger Ruth im walt verborgen vnd M. |
Johan virdung von Hassfurt, an tag geben. [ Holzschnitt. | Getruckt
zu Strassbur^k bey M. Jacob Camerlander. |
Am Ende, Vorseite des letzten Blattes: Geturckt (!) zu Strass-
burgk bey M. Jacob | Cammer Lander. |
Qarto, mit den Signaturen An— Küi und vielen Holzschnitten. —
In meinem Besitze.
29. Von newen Schwer- |mereyen sechs Capitel, den Chrüsten
vnd Ketzern beyden nötig zu lesen, vnd hochlich zu bedencken, der
Seelen | Seligkeit betreffende. | Durch Doctor Johan Cocleum. Sechs
Capitel. I 1 Von dreyen personen. ] 2 Von der Tyrmung (!) | 3 Von
der Messe. | 4 Vom Ablas. | 5 Von beyder gestalt. | 6 Von der Priester
weyhe. | Item ein kurtze erklerung von gemeyner ] Kirchen, vnd von
Secten. | M.D.XXXIIII. — Am Ende: Gedrückt zu Leiptzig durch |
Michael Blum. |
Quarto, mit den Signaturen aü — du;. — In meinem Besitze.
30. LindenblättchenVatter vnser der du bist im hymmel : Linden-
blättchen I Das ist, O Almechtiger, gnädiger vnd freündtlicher Vatter,
Weil du vns auss | nichts erschaffen, etc.
Einblattdruck, links des Textes und unten mit Holzschnittein-
fassung. — Das Ganze bildet eine Erklärung des Vater Unser. —
Unten: Getruckt zu Strassburg, bey Jacob Frölich. | Rückseite leer.
Ein defectes Exemplar und ein damit als Bogen zusammen-
hängendes Stück eines zweiten in meinem Besitze.
31. CHronick oder kurtz | Geschichtbuch aller Ertzbischo-|uen
zu Mayntz, Auch der zwölfften Bi sthumben, welche dem Bisthumb
Maintz als | Suffraganien, zugethan vnd ungehörig, Mit kurtzer an-
zeygung der furne-jmesten vnd namhafftigsten dinge, die sich zu jedes
Bischoffs zeitten verlauffen haben. Auch was herkomens, vnd ge-
schlechts ein yeder | Bischoff gewesen sey, Finstdu gründt-| liehen
Berieht. | Item wie das Bisthumb Bamberg, von allem | Ertzbisehof-
lichem joeh befreyhet | worden. | Alles nützlich vnd lüstig zu lesen.
Durch den fürtreflich gelerten Caspar Bruschen, | etc. Frankfurt a. M.
(Cyriacus Jacob zum Bock) 155L
Folio. — In meinem Besitze.
32. INSTITVTIONES IMPERIALES LATI- NO GERMANI-
CAE. I Die vier Bücher INSTITVTIO- NVM Keisers IVSTINI, der
jügent im ] Keiserlichen Rechten zum antang vnd vn-!terweisung ge-
schrieben, mit fleiss | verteutscht, durch | D. IVSTINVM GOBLE-
RVM. I Jetz zum Dritten mal beide texten, ( Latein vnd Teutsch,
zusamen gegeneinan-|der getruckt, vnd in dise form gestelt. | Drucker-
MITTHEILUNGEN. 295
marke | Zu Coln durch Gerwinum Calenium vnd Jo- han Quentels
Erben, im Jar 1570. |
Octavo, Signatur a^ — a^ (Titel, Vorwort und Register) -f A — K
kg. — In meinem Besitze.
33. Continuata | RECREATIO MEN- salis Historico-Politica. ',
Dass ist j Newe, verDÜnfftige Histo. Politische | Discurss vnd Tisch-
Rede I Von I Höchsten Statts Sachen vnd ne-|wen Interesse der Kö-
nigen vnd Föten- taten Europae, deren Education, | Conservation vnd
Re-jgierung. | Durch welches diese in Europa vnd angren-|tzenden
Länder, Hispanien, Franckreich, Engel-jlandt, vnd sonderlich noch
wehrende Kriegs- | Armaturen in Polen, Schweden, Nie- derlandt, Ita-
lien etc. Veränderung | der Königreich vervrsacht. ! Jetzo in II. Theil
abgetheilt, vnd durch Si-Jgismunduni Freybergern j publicirt. 1 Franck-
furt am Mayn. | In Verlegung Johann Godtfricd | Schonwetters. | Anno
1616. I
Sedez. Eine Art Monatschrift über politisch-sociale Ereignisse. —
In meinem Besitze.
o4. Drey schone neue ( Geistliche Lieder, [ Das Erste: [ Gelobt
sey JESUS Christus, etc. | Das Zweyte: j Kommt ihr Christen her-
gegangen, ( alles was Catholisch ist, etc. i Holzschnitt. | Das Dritt j
Eine warhaffte Geschieht, von dem 1 Crucifix zu Hernais bey Wien. |
Gedruckt zu Einsiedel, bey Antoni Schonbächl. ]
Enthält die Lieder: Gelobt sei Jesus Christus in alle Ewig-
keit etc. und: Komt ihr Christen hergegangen, alles was Catholisch
ist etc., sowie: Ein Liedlein will ich stimmen an, ihr Christen nehmts
in acht etc.
Kleinoctavo, 4 Blätter. — In meinem Besitze.
35. Ein neues Lied ] Von dem | Heiligen Wendelino. Im Thon:
O Christ hie merck, den Glauben, etc. |
Sanct Wendelin, mein Hertz und Sinn, trachtet dahin
Zu loben dich, zu lieben dich, hertzinniglich etc.
10 Strophen. — Kleinoctavo, 2 Blätter, o. O. u. J. und Firma. —
In meinem Besitze ').
GEISENHEIM (lUieingau). F. W. E. ROTH.
') Eine Menge Druckwerke, welche bei Welli'r, Repertor., sowie Goedelse,
Grundriß, 2. Aufl. entweder nicht ans Selbstehisicht oder nur kurz beschrieben, wird
mein Bncli: Die Hnchdrnckerfamilie Sdioeflfer, Leipzig 1892 (Neuntes Beiheft zum
Centralblatt für Bibliothekswesen) und meine Bibliographie der Wormser Buch-
druckereien im XVI. Jahrhundert. Worms 1892 bringen, worauf ich die Germanisten
und Litterarhistoriker verweise.
296 O. BEHAGHEL, ZU DEN „MITTHEILUNGEN« etc.
ZU DEN „MiTTHEILÜNGEN" VON E. W. E. ROTH.
1. Zu Hadamar von Laber (oben S. 62). Ed. Schröder erinnert
mich daran, daß nach Stejskals Untersuchungen nicht Hadamar I,
sondern Hadamar HI der Dichter sei (Zs. f. d. Alt. 22, 271 ff.).
Es ist zweifellos, daß Roth sich mit dieser Ansicht, die sich allge-
meinen Beifalls erfreut, hätte auseinandersetzen sollen. Ich für meine
Person kann nicht finden, daß Stejskal seine Behauptung wirklich
bewiesen hat. St. sagt S. 274: „Ludwig IV, in dem wir den gesuchten
grisen von Decke zu erkennen haben werden", aber einen wirklichen
Grund für die Ausscheidung Ludwigs I kann ich nicht entdecken.
Ganz hinfällig sind die Beweise, die St. S. 275 der Sprache des Dich-
ters entnimmt. Die Sache bedürfte erneuter Untersuchung.
2. Zu S. 195 dieses Jahrgangs, Nr. 5, bemerkt Herr Adolf
Schmidt in Darmstadt, daß auch die Darmstädter Bibliothek ein
Exemplar der Schrift besitze. Dasselbe weicht an einigen Stellen von
der Beschreibung Roths ab: Auf dem Titelblatt hat es Proceß, nicht
Process; Widertäüffern, nicht Widertäüfern. Hinter Kopflein, | steht
ein Komma. Bl. 7b zii Wormes, Anno, | M.D.LVH. | [Lindenblatt],
nicht zu Wormes | Anno, ] MDLVII. | Auf dem letzten Blatt fehlen
bei Roth zwischen Brentius und Pistorius die Namen: Johannes Mar-
bachius Doctor Michael Dillerus. Ob ein abweichender Druck vor-
liegt, muß eine nochmalige Vergleichung des Nürnberger Exemplars
entscheiden. Ferner weist Herr Schmidt darauf hin, daß die Schrift
keineswegs unbekannt sei, da sie in den meisten Berichten über das
Wormser Religionsgespräch von 1557 erwähnt werde, z. B. bei Heppe,
Gesch. d. d. Prot. I, 226;, bei Salig, Vollst. Hist. d. Augsp. Conf.
III, 336.
GIESSEN. O. BEHAGHEL.
BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT
DEK
ERSCHEINUNGEN AUF DEM GEBIETE DER GERÄIANFSCHEN
PHILOLOGIE IM JAHRE 1888.
UNTER MITWIRKUNG VON J. TE WINKEL IN GRONINGEN, K. F. ÖÖDERWALL IN I.UNI) UND
F. B RUNS IN GIESSEN.
BEARBEITET VON
GUSTAV EHRISMANN*).
I. Begriif uud Geschichte der germanischen Philologie.
1. Handbuch der classischen Alterthumswissenschaft (s. Bibl. 1887, Nr. 1)
Bd. 3, S. 305 — 688; Bd. 5, 1. Abth. , VII, 337 S. ; Bd. 7, 6G3 S. u.
16 Abbild.).
2. Gröber, Gustav, Grundriß der romanischen Philologie (Bibl. 1887,
Nr. 3) 3. Lief. gr. 8. (S. 513—853, Schluß des 1. Bandes). Straßburg
1888, Trübner. 4 M.
Deutsch-fianz. Sprachgrenze, S. 563—566, 568 f., s. auch die dazugehörige
Sprachkarte von Suchier,
3. Wolfs linguistisches Vademccum. III. Deutsche Philologie. 8. (214 S.)
Leipzig, Wolf. 3,50 M.
s. Nr. 163.
4. Zimmer, H. W. B., Johann Georg Zimmer und die Romantiker. Ein
Beitrag zur Geschichte der Romantik nebst bisher ungedruckten Briefen
von Arnim, Böckh, Brentano, Görres, Marheineke, Fr. Perthes, Savigny,
Brüder Schlegel, Tieck, de Wette u. A. 8. (383 S.) Frankfurt a. M. 1888,
Heyder u. Zimmer, o. M.
5. Grimm, Wilh., kleinere Schriften (Bibl. 1887, Nr. 7).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 942—944 (Roediger)-, Centralorgan f. d. Interessen
d. Realschulw. 1888, 25 (Freytag); Wissenschaftl. Beilage d. Leipz. Ztg. 1888,
Nr. 77.
Amon, P. Placidus, s. Nr. 305.
6. Arnason, Jon, Nekrolog von J. Th.
Arkiv f. nord. Filologi 5, 297—302.
7. Jon Arnason.
Academy Nr. 856.
8. Asbjörnsen Og Moe, von Henrik Jäger.
Sveiiska landsmälen VII, 1, S. 3 — 14.
9. Bartsch. — Karl Bartsch.
Lit. Blatt 1888, Sp. 105 u. 106.
10. Schröer, K. J., Erinnerungen an Karl Bartsch,
Germania 33, 59—64.
10*. Bech stein, R., Karl Bartsch.
Ebenda 33, 65—94.
*) Auch R. Bechstein, G. Binz und K. Wossidlo gewährten freundliche
Unterstützung durch Lieferung von Beiträgen.
298 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
11. Neu mann, Fr., Karl Bartsch als Romanist.
Ebenda 3M, 08—107.
12. Ehrismann, G. , Verzeichnis der selbständig erschienenen germanisti-
schen Schriften Karl Bartschs.
Ebenda 38. 94 — 97.
13. Karl Bartsch, von R. B[echstein].
Küstocker Zt(r- 1888, Nr. -209.
14. Karl Bartsch, von Adalbert Jeitteles.
Unsere Zeit 1888, IL 5.
15. Karl Bartsch, von W. Bartels.
Neupliilol. Cctitralblatt II, 122—127.
16. van den Bergh, L. Ph. C, Levensbericht door R. Fruin.
Lcveusberichten der afjrestovven medeleden van de Maatsch. der Ned. Letter-
kunde 1888, S. 29—80.
17. Bradshaw. ■ — Henry Bradshaw, of Cambridge, by G. W. Prothero.
London, Kegan Paul, Trench & Co.
18. Buck, Michael Richard, von A. Birlinger.
Alemannia 16, 281 — 285.
19. Buck, M. R., Nekrolog.
Zs. f. d. Gesch. d. Oberrheins N. F. III, .502 f.
20. ten Doornkaat Koolman, J., j.
Nd. Korrespondenzblatt 18, 50.
21. Frommann. — Vogt, Wilhelm, Dr. Georg Karl Frommann, Nekrolog.
Mittheilung-en d. Verein.s f. Gesch. d. Stadt Nürnberg H. 7, 1 — 18.
22. Goedeke, Karl, von M. Heyne und E. Jeep.
Goethe-.lalirbnch 9, 279— 2f<5.
23. Li er, H. A., Karl Goedeke. Ein Nekrolog.
Unsere Zeit 1888, H. 2.
24. Fränkel, Ludwig, Karl Goedekes Bibliothek.
Centralblatt f. Bibliothekswesen 5, H. 9/10.
Gottsched s. Nr. 304 u. 347.
2.5. Grimm. — Briefwechsel zwischen J. und W. Grimm, Dahlmann und
Gervinus (Bibl. 1886, Nr. 15),
Vgl. D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 1291-1295 (H. Giimm).
26. Stengel, Jacob Grimms Briefwechsel mit Frankfurter Freunden (Bibl.
1887, Nr. 16).
Vgl. Anzeiger f. d. Alterthum 14, 89 f. (Stoscb).
27. Briefwechsel von Jacob Grimm und Hoffmann -Pallersleben mit
Hendrik van Wyn. Nebst anderen Briefen zur deutschen Litteratur hrsg.
und erläutert von Karl Theod. Gaedertz. gr. 8. (VI, 60 S.) Bremen 1888,
Müller. 1,80 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 1384; Anz. f. d. Altertb. 14, 279 (Steinmeyer);
Blätter f. litterar. Unterh. 1888, Nr. 39 (Löbner).
28. Briefe an Goethe von Jacob und Wilhelm Grimm (nebst einem Plan
der Brüder zu einer Gesellschaft für deutsche Sprache).
Goethe-Jahrbuch '.i, 20—47. — Dnzu Anmerkunj^en S. 84 — 93.
29. Briefe von Jacob und Wilhelm Grimm an Adelbert von Keller, mit-
getheilt von Philipp Strauch.
Anz. f. d. Alterthum 14, 79—120.
30. Zwei Briefe Jacob Grimms, mitgctheilt von Philipp Strauch.
Anz. f. d. Alterthum 14, 148 — 152. — An Goldniann und Uoceii.
I. BEGRIFF UND GESCHICHTE DER GERMANISCHEN PHILOLOGIE. 299
81. Stengel, Edmund, Jacob Grimm und Karl Goedeke.
Zs. f. vergl. Litteraturgeschichto und Kenaissance-Htteratur N. F. 1, 299 f.
32. Dove, Rieh., einige Gedenkblätter aus der Geschichte der Georgia
Augusta seit 1837. Aus Anlaß der Jubelfeier ihres 150jährigen Bestehens
zusammengestellt und erläutert von ihrem Vertreter im preuß. Herrenhause
R. D. gr. 8. (VI, 52 S.) Göttingen 1888, Spielmeyer. 1,25 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 846 f.
33. Weber, Georg, die Göttinger Sieben und das geflügelte Wort vom „be-
schränkten Unterthauenverstand".
Deutsche Revue 13, H. 12.
Grimm, s. Nr. 330.
34. Grundtvig, Svend, von R. Bergström.
Sveuska landsmalen VII, 1, S. 15-30.
35. Haupt, Moritz, von Gustav Freytag.
Gesammelte Aufsätze (Leipzig 18S8, Hirzel) Bd. II, 99 — 111.
36. Höijer, Johan Leonard, von R. Bergström.
8veiiska landsmfilen VII, 1, S. 31—40.
37. Kurz, Heinrich.
In: Schumann, Albert, Aargauische Scluiftsteller. Aus den Quellen dargestellt.
1. Lief. (VIII, 128 S.) Aarau 1888, feauerländer. 4 fr.
38. Lachmann. — Wenzel, B., Ein Lachmannianum.
Anz. f. d. Alterthum 14, 148.
39. Laßberg. — Meyer, J., Briefe Pupikofers an J. v. Laßberg.
Alemannia 12, 1 — 32.
40. Einige Bemerkungen zu dem Briefwechsel zwischen Joseph von Laß-
berg und Johann Adam Pupikofer.
Zs. f. deutsche Sprache 2, 450 f.
41. Latham, Dr. R. G., Nekrolog.
Athenäum Nr. 340.
42. Meusebach. — Ein Jugendbrief von Meusebach, mitgetheilt von
C. Schüddekopf.
Zs. f. d. Philologie 20, 109—112.
43. Musäus. — Pro hie, H. , Alxingei-. Musäus. Müller von Itzehoe.
In einer Auswahl aus ihren Werken. 8. (452 S.) Stuttgart, Spemann,
2,50 M. Kürschners deutsche Natiouallitteratur, Bd. 57.
Musäus Leben, mit Porträt und Facs., 8. 155 — 157; Volksmärchen
der Deutschen (Kinleitung, Legenden vom Kühezahl), S. 158 — 261.
44. Palm, Hermann, von Schimmelpfennig.
AUgem. D. Biographie 25, 100 f.
45. Palthen, Johann Philipp, von Pyl.
Allgem. D. Biographie 25, 111 f.
46. Panzer, Friedrich, von R. Hoche
Allgem. D. Biographie 25, 132.
47. Panzer, Georg Wolfgang Franz, von Palhnaun.
Allgem. D. Biographie 25, 132 — 134.
48. Petz, Bernhard und Hieronymus, von Kroues.
Allgem. D. Biographie 25, 509 £75.
49. Pfeiifer, Franz, von Joseph Strobl.
Allgem. D. Biograpliie 25, 635—639.
50. Pischon, Friedrich August, von Ernst Friedländer.
Allgem. 1). Biograpliie 26, 182,
50*. Pott, F. A., von G. v. d. Gabelentz.
Allgem. D, Biographie 26, 478—485.
300 BIBLIOGRAPHIE VON 1888,
51. Pott, August Friedrich, von M, M.
Academy Nr, 793.
52. August Friedrich Pott, von P. Hörn.
Hezzeiibergers Beiträge 13, 317 — 341.
53. Primisser, Alois, von K. W.
Allgem. D. Hiographie 26, 590 f.
54. Rask. — Rasmus Kristjin Rask 1787 — 1887, fyrirlestur eptir Dr.
Björn Magiiusson Olsen.
Timaiit hins islenzka bökraeiitafelags 1888, 1 — 125.
55. Thomsen, V-, Rasmus Christian Rask (1787 — 1887).
Nordisk Tidskrift, ntg. af Letterst. füreniiigen 1887, H. 8, S. .593-600.
56. Warburg, K. , Rasmus Rask och Sverge. Ett blad ur den literära
skandinavismens historia.
Kuna, Miniiesbl. fr. Nord, miiseet 1888, 54 — 56.
57. Scherer. — Schmidt, Erich, Wilhelm Scherer.
Goethe Jaliibuch 9, 249—262,
58. Wilhelm Seh er er, von Fritz Bechtel.
Bez/.eiibeiger, Beiträge 13, 163 — 172.
.")9. Schlyter, Karl Johan, von Elof Tegner.
Arkiv f. nord. Filologi 5, 290—297.
60. Schoepflin. — Pfister, Jean-Daniel Schoepflin, etude biographique.
8. (135 S.) Paris. Berger-Levrault et C".
61. Simrock. — Bartsch, K. , ein Scherz Simrocks mit Adalbert von
Cbamisso.
Germania 33, 508.
62. Small. — The Late Dr. John Sniall, Librarian of the University of
Edinburgh, von G. P. Mc Neill.
Engl. Studien 11, 177- K^O.
63. Steub, Ludwig.
lUnstrierte Ztg. Nr. 2335.
64. Stoeber. — Ristelhubor, Paul, les prccurseurs de nos etudes. IL
Auguste Stoeber.
Revue des traditions populaires III, H. 4.
65. Thomasius, Christian, von J. Minor,
Viorteljalirsschrift f, Litteraturgoschiclite 1, H. 1.
s, Nr, 883,
66. Uhland. — Besprechungen von: Holland (Bibl. 1887, Nr. 51) in:
Anz. f. d. Alterth. 14, 153 — 175 (R. M. Werner), Revue critique 22,
Nr. 25 (Chuquet); Dederich (Bibl. 1886, Nr. 51) in: Anz. f. d. Alterth.
14, 189—192 (Werner); Mayr (Bibl. KS86, Nr. 52) in: Anz. f. d. Alterth.
14, 195 — 202 ^Werner); Fischer (Bibl. 1887, Nr. 52) in: Anz. f. d.
Alterth. 14, 175—185 (Werner); Germania 33, 236 f. (Bartsch); Zs.
f. d. Philol. 20, 374—876 [G. Kettner), Hist, Zs. 59, 339 (Gebhardt),
Revue critique 22, Nr. 26 (Chuquet); Paulus (Bibl. 1887, Nr. 56) in:
Anz. f. d. Alterth. 14, 192 f, (Werner); Hassenstein ^Bibl. 1887,
Nr. 57) in: Lit. Centralblatt 1888, Sp. 26, Lit. Blatt 1888, Sp. 389 f.
(Bechstein); Anz. f. d. Alterthum 14, 185—189 (Werner); Höncs (Bibl.
1887, Nr. 60) in: Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1667; Ohorn (Bibl. 1887,
Nr. 61) in: Anz. f. d, Alterth. 14, 193 f. (Werner); Kohut (Bibl. 1887,
Nr. 63) in: Anz. f. d. Alterth. 14, 194 — 196 (Werner).
67. Fränkel, Ludwig, Ludwig Uhland als Romanist.
Herrigs Archiv 80, 25—113.
II. HANnSCHRIFTENKUNDE UND BIBLIOORAPHIE. 301
68. Strackerjahn. Karl, zur Feier deutscher Dichter. 23. Uhland. 4.
(16 S.) Programm der Oberrealschule zu Oldenburg 1888, Nr. 631.
69. Ludwig, P., eine Uhland- Reliquie.
Allgem. conservat. Monatssehritt 45, 286.
70. Zacher. — Weinhold, K., Julius Zacher. Beitrag zur Geschichte der
deutschen Philologie.
Zs. f. (1. Philologie 20, 385—429, nnd Sondernbdruck. gr. 8. (4ö S., mit Zacliers
Bildniß in Stahlstich). Halle, Hucliliandlung des Waisenhauses. 1,50 M.
71. Kinzel. K. , Gedächtnißrede auf Julius Zacher. Gehalten am ti. April
1887 in der Gesellschaft für deutsche Philologie zu Berlin.
N. Jalu-bücher f. riiilologie u. l'äiiagogik, Bd. 138.
72. Reifferscheid , Alex., über Pommerns Antheil an der niederdeutschen
Sprachforschung.
Md. Jahrbuch 13. .33 — 42.
73. Egge, E. A., Scandinavian Studies in the United States.
Modern Language Notes 3, Nr. 3.
74. Bericht über die Verhandlungen der deutsch-romanischen Section der
39. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner zu Zürich. 28. Sep-
tember bis 1. October 1887.
Germania 33, 231—234 (A. Bachmann); Zs. f. d. Philologie 20, 49r>— 501
(A. Bachmann). Vorträge von Kluge, über Schweizerdeutsch und Schriftdeutsch
in ihren geschichtlichen Beziehungen ; Reiö'erscheid , über die Windeck-Hand-
schriften in Zürich; Morf, über die Untersuchung lebender Mundarten und
ihre Bedeutung für den akademischen Unterricht; Baechtold , über Witten-
weilers Ring; Crüger, über das Straßburger Theater von der Reformation bis
zum dreißigjährigen Kriege.
75. Handelingen van het XX^ Nederlandsche taal- en letterkundig con-
gres , gehouden te Amsterdam den 15, lo en 17 September 1887. 8.
(270 S.) Amsterdam 1888, van Holkema. 1,50 fl.
II. Handschriftenkunde und Bibliographie.
76. Heine mann, Otto v. , die Handschriften der herzogl. Bibliothek zu
Wolfenbüttel. Beschrieben von 0. v. H. 1. Abth. Die Helmstedter Hand-
schriften. III. Mit einer Ansicht der neuen Bibliothek und 8 Taf. Schrift-
proben in färb. Lichtdr. Lex.-8. (280 S.) Wolfenbüttel 1888, Zwißler.
15 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 1422; Centralblatt f. Bibliothekswesen 5, H. 12
(Brambach).
77. Heine mann, 0. v., aus zerschnittenen Wolfenbüttler Handschriften.
Zs. f. d. Alterthum 32, 69—123. — Gereimte Bibel; Maerlants Kijmbijbel;
Heldenbuch; Ruraeland; Walther v. d. Vogelweide; Freidank; Eneit; Wolframs
Willehalm; Heinrichs v. Freiberg Tristan; Wigalois; Bertholds Grane; wälsclier
Gast; Fragment einer Dichtung des Heinrich v. Hesler; Elucidarius? ; Predigt-
bruchstücke.
78. Bartsch, Heidelberger Hss. (Bibl. 1887, Nr. 86).
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 153 f. (Behaghel); Anz. f. d. Alterth. 14, 222—224
(P. G. Meier); Wissenschaftl. Beilage d. Leipz. Ztg. 1888. Nr. 82.
79. Burdach, Konrad, die Pfälzischen Witteisbacher und die altdeutschen
Handschriften der Palatina.
Centralblatt f. Bibliothekswesen 5, H. 2.
80. Euling, K., Handschrift 1590 der Leipziger Universitätsbibliothek.
Germania 33, 159 — 173. — Erzählungen, Sprüche, Priameln, Weiugrüße.
302 BfBLIOGRAPHIE VON 1888.
81. Steiff, K., Mittheilungen aus der kön. Universitätsbibliothek Tübingen.
Germania 3ö, 481 — 497. — I. Nachträge zu E. Wollers Repertorium typotjraplii-
cum ; II. Wie man sich iialten soll, so die pestilencz regnieret; III. Maria zart
von edler Art; IV. Das Lied: „O Herre Gott, dein göttlich Wort" uinl sein
Verfasser (Aiiark Herr zn Wildenfels).
R2. Zingerle, Oswald, zur Geschichte der Ambraser Handschrift,
Aiiz. f. d. Alterth. 14, 291—293.
83. Schäfer, C. , aus der sogenannten Manuscripten-Saramlung des königl.
allgemeinen Reichsarchivs.
Archivalisclie Z.s. 11, 226 — 237. — Darin Arzneibücher, Pilgerfahrten.
84. Schum, Amplonianische Handschriftensammlung (Bibl. 1887, Nr. 90).
Vgl. Centralblatt f. Bibliothekswesen 5, H. 2 (P. Gabriel Meier).
85. Keuffer, Max, beschreibendes Verzeichniü der Handschriften der Stadt-
bibliothek zu Trier. 1. Heft. gr. 8. Trier 1888, Linfz in Comm. 3 M.
Die Bibelhandscliriften — Texte und Commentare — der Stadtbibliothek zu
Trier. Nr. 1—112 des Handschriftenkatalogs. (IX, 77 S.)
8(5. Nick, Gustav, Verzeichniß der Druckwerke und Handschriften der
Bibliothek des histor. Vereins f. d. Großherzogthum Hessen. Auf Grund
des Ende 1882 vorhandenen Bestandes bearbeitet. Nachtrag: Verzeichniß
des Zuwachses der Bibliothek in der Zeit vom 1. Januar 1883 bis 31. März
1888. gr. 8. (V, 78 S.) Darmstadt 1888, Klingel hoeflfer in Comm. 0,80 M.
(Hauptwerk und Nachtrag 2,80 M.).
87. Pulch, Mittheilungen aus der Bibliothek des Gymnasiums. 1. Die alten
Handschriften der Gymnasialbibliothek. 4. (17 S.) Programm des Gymna-
siums zu Rinteln.
88. Knütgen, Ad., Verzeichniß und Beschreibung der im Besitze des kön.
kathol. Gymnasiums zu Heiligenstadt befindlichen Incunabeln. (I.) 4. (25 S.)
Programm des Gymnasiums zu Heiligenstadt, Nr. 222. Heiligenstadt, Delion.
0,80 M.
89. Goldmann, A., Verzeichniß der österreichisch-ungarischen Handschriften-
kataloge.
Centralblatt f. Bibliothekswesen 5, H. 1 u. 2.
90. Hayn, Hugo, thesaurus librorum Philippi Pfister, Monacensis. Catalogus
bibliothecae selectae. Verzeichniß einer auserlesenen Sammlung Bavarica,
Monacensia, Judaica, sowie von Werken aus allen Wissenschaften, wobei
Rara und Curiosa, im Besitze des kön. bayer. Regierungsrathes Philipp
Pfister zu München, Schloßgutsbesitzer auf Eurasburg, weil. Sr. Maj. des
höchstsei. Königs Ludwig IL von Bayern Hofsecretär. Mit Anmerkungen
und Registern hrsg. gr. 8. (VHI, 603 S.) München, Uebelen. 20 M.
91. Jahresbericht über die Erscheinungen auf dem Gebiete der ger-
mani.sohen Philologie, hrsg. von der Gesellschaft für dentsclie Philologie
in Berlin. 9. Jahrg. 1887. gr. 8. (333 S.) Leipzig 1888, Karl Reißner.
8 M.
Vgl. .Siebenbürg. Korrespondenzblatt 11, 79 f.
92. List, W., Bibliographie 1885.
Zs. f. roman. Philologie, Supplementheft X (X. Bd., 5. II.) 8. (VI. 124 S.).
93. Orientalische Bibliographie. Unter Mitwirkung von A. Bezzen-
berger, H. L. Strack u. A. hrsg. von A. Müller. 1. Jahrg. Bd. 1, 2. Jahrg.
H. 1. 8. (300 S. u. S. 1 — 96) Berlin 1888, Reuther. 7,50 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 1114 (E. N.).
II. HANDSCHßlFTENKUNDE UND BIBLIOGRAPHIE. 303
94. Jahresbericht über das höhere Schulwesen, hrsg. von Konrad Reth-
wisch. 2. Jahrg. 1887. gr. 8. (VI, 114 u. 483 S.) Berlin 1888, Gärtner.
12 M.
95. Jahresberichte der Geschichtswissenschaft, im Auftrage der histor.
Gesellschaft zu Berlin hrsg. von J. Jasti-ow. VIT. Jahrg. 1S84. Lex. -8.
(XVI, 248, 385 u. 398 S.); VIII. Jahrg. 1885. Lex.-8. (XV, 195, 343 u.
402 S.) Berlin 1888, Gärtner. 2G bezw. 24 M.
9(5. T. 0. Weigels Systematische Verzeichnisse der Hauptwerke der deut-
schen Litteratur ans den Jahren 1820 — 1882. Bearbeitet von E"'achgelehrten
unter Mitwirkung von Osear Wetzel. Rechts- und Staatswissenschaften,
bearb. von C. Mollat; Geschichte und Geographie, bearb, von E. Fromm.
4. (106; VIII, 199 S.) Leipzig 1886/87, T. 0. V^eigel. 4, bezw. 8 M.
Vol. D. Lit. Ztg:. 1887, Sp. 1542—44 (L. Müller) ; Germania .33, 124 (Bartsch);
Centralblatt f. Bibliothekswesen 5, H. 7 (P.).
97. Bibliographie.
Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst 7, 166—234 (s. Bibl. 1887,
Nr. 101).
98. Übersicht über die Litteratur der württembergischen und hohen-
zolleruschen Landeskunde. Mit Unterstütziing des kön. Ministeriums des
Kirchen- und Schulwesens hrsg. und dem württemb. Verein für Handels-
geographie, gr. 8. (VIII, 168 S.) Stuttgart 1888, Kohlhammer. 2 M.
99. Württembergische Geschichtslitteratur vom Jahre 1887.
Württemberg. Yierteljahrsh.'fte 1888, 161 — 169.
100. Badische Geschichtslitteratur des Jahres 1887, zusammengestellt von
Ferdinand Lamey.
Zs. f. d, Gesch. d. Obenheius N. F. 3, 241-256.
100". Badische Geschichtslitteratur des Jahres 1888, zusammengestellt von
Ferdinand Lamey.
Zs. f. d. Gesch. d. Oberrheins N. F. 4, 254 — 272.
101. Kraus, F. X., badische Litteratur 1885 — 1888. I. Archäologie und
Kunstgeschichte. — Heyck, E., badischc Litteratur 1886 — 1887. II. Ge-
schichte.
Zs. d. Vereins für Beförderung der Gesehichts-, Alterthums- u. Volkskunde von
Freiburg, 7. Bd.
102. Lohmeyer, E., Verzeichniß neuer hessischer Litteratur.
Mittheil. d. Vereins f. hessische Gesch. 1S87, I — XIV.
103. Bibliotheca Hassiaca. Repertorium der landeskundlichen Litteratur
für den königl. preußischen Regierungsbezirk Kassel, bearb. von K. Acker-
mann. 1. Nachtrag, gr. 8. (60 S.) Kassel 18SG, Keßler 2 M.
Vgl. D. Lit. Zeitung 1888, Sp. 1824 (Wenek).
104. Poelchau, Arth., die livländische Geschichtslitteratur im Jahre 1886.
12. (101 S.) Riga 1887, Kymmels Verlag. 1 M.
105. Poelchau, Arth., die livländische Geschichtslitteratur im Jahre 1887.
12. (84 S.) Riga 1888, Kymmels Verlag. 1 M.
106. Theologischer Jahresbericht, herausgeg. von R. A. Lipsius. VII. Bd.
enthaltend die Litteratur des Jahres 1887. gr. 8. (X, 558 S.) Leipzig
1888, Reichardt. 10 M.
Kirchengcschichte vom Nicänum bis zur Reforuiation , S. 141 — 182, von P.
Böhringer (lat. Kirchenschriftstellcr , deutsche Mystik, Waldenser, Wiclef);
Kirchengeschicbte von 1517 — 1700, S. 183 — 236, von K. Benrath (Reformatoi-en,
Huraauisten).
304 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
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\g\. Centralblatt f. Bibliothekswesen 5, H. 4/5 (O. H.).
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kunde (bekroond door de kon. Vlaamsche Acadeinie). gr. 8. (XIV, 298 S.)
Leiden, Brill. 4 fl.
V{rl. Centnilblatt f. Bibliothekswesen 1888, 251—255 (J. W. Muller); de Nederl.
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De nedeilandschc, Spectator 1888, Nr. 9.
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(XIV, 271 S.) Leiden, Brill. 4 fl.
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Academie (Vervolg).
.Jaarboek der kon. Vlaainsclie Acad. voor Taal en Letterkunde II. (Gent 1888,
S. Leliaert, A. Siffer en C"), S. 55—104.
113. Lijst der boeken, toebehoorende aan de koninklijke Vlaamsche Aca-
demie van Taal en Letterkunde.
Ehonda. S. 105—237.
114. Englisch. — Uebersicht der im Jahre 1887 auf dem Gebiete der eng-
lischen Philologie erschienenen Bücher und Aufsätze, zusammengestellt
von Paul Sahlender.
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115. Nordisch. — Lind, E. H., Bibliografi för ären 1885 eck 1886.
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116. Lind, E. H., Svensk literaturhistorisk bibliografi. VIH. 1887.
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117. Lenk, H. , zur Bibliographie der skandinavischen Sprach-, Litteratur-
und Alterthumskunde.
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119. Katalog over den Arnamagnteanske Handskriftsamling. Udgivet af Kom-
missionen for det Arnamagnaeanske Legat. 1. Haefte. Roy. 8. (V, 336 S.)
Kopenhagen 1888, Gyldendal.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 1049 f. (Mogk).
111. Sprachwissenschaft und Sprachverftleicluing.
120. Pott, A. F., Einleitung in die allgemeine Sprachwissenschaft (s. Bibl.
1887, Nr. 124). Zur Litteratur der Sprachenkunde Amerikas.
Techniers Zs. 4, 67—96.
121. Pott, Sprachenkunde Europas (Bibl. 1887, Nr. 125).
Vgl. D. Lit. ZeiiuDg 1888, Sp. 229—231 (Delbrück).
122. Pott, allgemeine Sprachwissenschaft und C. Abels egyptische Sprach-
studien (Bibl. 1887, Nr. 134).
Vgl. Zs. f. d. Österreich. Gymnasien 1888, 237 f. (Meringer).
III. SPRACHWISSENSCHAFT UND SPRACHVERGLEICHUNG. 305
123. Parmentier, Tevolntion de la linguistique jusqu'ä Fr. Bopp.
Revue de Belgiqne 1888, Mai.
124. Principles of the History of Language. By Hermann Paul. Trans-
lated by H. A. Strong. London, Sonnenschein.
Vyl. Academy Nr. 8.55; dazu Strong, ebenda Nr. 85fi; Athenäum Nr. .S186;
Modern Laugu.age Notes II, Nr. 8 (die deutsche Orig. Ausgabe, Karstens [.,in-
haltreieiie u. beachtenswertlic Recension" nach Lit. Blatt 1888, Sp. 37]).
125. Herder, J. G. , über den Ursprung der Sprache. 8. (VHI, 98 S.)
Halle, Hendel. 0,25 M. Bibliothek der Gesammtlitteratur d. In- u. Aus-
landes Nr. 239.
12(>. Stein thal, H. , der Ursprung der Sprache im Zusammenhange mit
den letzten Fragen alles Wissens. Eine Darstellung, Kritik u. Fortent-
wicklung der vorzüglichsten Ansichten. 4,, abermals erweiterte Aufl. gr. 8.
(XX, 380 S.) Berlin 1888, Dümmlers Verlag. 8 M.
Vgl. D. Lit. Zeitung 1888, Sp. 1068 f. (L. Tobler).
127. Schuchardt, Hugo, aus Anlaß des Volapüks. 8. (48 S.) Berlin 1888,
Oppenheim. 1 M.
Vgl. D. Lit. Zeitung 1888, Sp. 868 f. (W. Meyer).
128. Bruchmann, Kurt, psychologische Studien zur Sprachgeschichte, gr. 8.
(X. 358 S.) Leipzig, Friedrich. 9 M. Einzelbeiträge zur allgem. u. vergl.
Sprachwissenschaft, Bd. 3.
Vgl. Berliner philol. Wochenschrift 1888, Sp. 1223 — 1226 (Misteli); N. philol.
Rundschau 1888, Nr. 24; Zs. f. d. deutschen Unterricht II, H, 6 (Hugo Hilde-
brand); Revue critique 22, Nr. 40 (V. Henry); Academy Nr. 846 (Sayce).
129. Kl einpaul, Rud., Sprache ohne Worte. Idee einer allgemeinen Wissen-
schaft der Sprache, gr. 8. (XXVIII, 456 S.) Leipzig 1888, Friedrich. 1 0 M.
Vgl. Lit. Centralhlatt 1888, Sp. 1616 (G. v. d. Gabelentz) ; Zs. f. deutsche
Sprache 2, 198—204; Revue critique 22, Nr. 44 (V. Henry); Allgem. Zeitung,
Beil. Nr. 284 (s. auch Nr. 132); Wisseaschaftl. Beilage der Leipziger Zeitung
1888, Nr. 63.
130. Sc hasler, Max, Anthropogonie. Das Allgemein-Menschliche seinem
Wesen und seiner dreigliedrigen Entwicklung nach oder: „Ursprung" der
Sprache, der Sittlichkeit und der Kunst, gr. 8. (XV, 290 S.) Leipzig 1888,
Friedrich. G M.
131. Müller, F. Max, The Sience of Thought. London, Longmans et Co.
Vgl. AtheDcäum Nr. 3147 u. 3148.
132. Müller, F. Max. das Denken im Lichte der Sprache. Aus dem Engl,
übersetzt von Engelbert Schneider. Autorisirte, vom Vf. durchgesehene Ausg.
gr. 8. (XXin, 607 S.) Leipzig 1888, Engelmann. 16 M.
133. Sayce, A. H., Principes de philologie comparee. Traduit en fran^ais,
pour la premii're fois, par Ernest Jovy, et precedc d'un avantpropos par
Michel BreaL 12. (XXII, 311 S) Paris 1888, Delagrave.
Vgl. Berliner philol, Wochenschrift 1888, Sp. 1121 — 112.5 (Bruchmann).
134. King andCookson, the principles of sound and inflexions as illustrated
in the greek and latin languages. 8. (550 S.) London, Frowde. 18 sli.
135. Wade, G. W. , Elementary Chapters in Comparative Philology. 8.
(104 S.) London, Rivingtons. 2 sh, 6 d.
Vgl. Academy Nr. 837.
136. Janet, P., et G. Seailles, histoire de la philosophie. Les problömes
et les ^coles. (IV, 391 S.) Paris 1887, Delagrave.
Vgl. Berliner philol. Wochenschrift 1888, Nr. 29/30 (Wendland).
GERMANIA. Neue Reihe XXV. (XXXVII.) Jahrg. 21
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139. Alotte, Louis, Primordialite de l'Ecritnre dans la Genese du Langage
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Vgl. Ae.idemy Nr. 857 (A. H. S[ayce]).
140. Regnaud, P. , origine et philosophie du language, ou prineipes de
linguistique indo-europeenne. 18. (XIX, 445 S.) Paris. Fischbacher.
Vgl. Berliner philol. Wochenschrift 18R8, Sp. 1284— IJSS (Ziemer); Revue
critique 22, Nr. 10 (V. Henry); Academy Nr. 846 (Sayce).
141. Toubin, essai sur la denomination aryenne. 8. (67 S.) Mäcon, impr.
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142. D armestet er, A. , la vie des mots eludiee dans leurs significations.
2" edition. In 1 8-jesus (XII, 212 S.) Paris, Delagrave.
Vgl. Revue de linguistique 20, 161 — 186 u. 288 (1. Ausg., P. Regnaud).
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Vgl. Archiv f. lat. Lexicographie 5, 299 f.
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Memoires de la societe de linguistique 6, H. 3.
145. Littrö, E., Comment les mots changent de sens. 8. (60 S.) Paris
1888. 1,50 fr.
Vgl. Archiv f. lat. Lexicographie 5, 299 f.
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Verhandl. d. 39. Versammlung deutscher Philol. u. Schulmänner. (Leipzig,
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147. Itzinger, Franz, allgemeine Betrachtung über die Entstehung der
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148. De Vit, V., sull' origine e moltiplicazione del linguaggio. Discorsi
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Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 855 (G. Mayer); Lit. Blatt 188^, Sp. 385 f.
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(L. Duvan).
150*. Abel, K., über den Gegenlaut.
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geschichte 1888, S. 48.
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Festgruß an Otto von Böhtlingk (Stuttgart, Kohlhammer), S. 26—30.
152. Karsten, Gustav, Sprecheinheiten und deren Rolle in Lautwandel
und Lautgesetz.
Transactions and Proceedings of the Modern Language Association of America
Vol. III, u. S. A. 8. (10 S.)
III. SPRACHWISSENSCHAFT UND SPRACHVERGLEICHUNG. 30"
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Vgl. D. Lit. Zeitung 1888, Sp. S— 10 (F. Hartmann); Berliner pliilol. Wochen-
schrift 1888, Sp. 177—181 (Ziemer); Woclienschiift f. c.lass. Piiilologie 1888
Sp. 1—4 (Schweizer-Sidler); N. philol. Rundschau 1888, Nr. 10 (Stolz); Ger-
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l'entendent les neo-grammairiens? Non! 8. (7 S.) Paris 1887, Leroux.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp, 449 f. (G. Meyer); Wochenschrift f. class.
Philologie 1888, Sp. 257 (Ziemer).
158. Regnaud, P., discours d'inauguration de la chaire de sanskrit et de
grammaire comparee h la faculte des lettres de Lyon. 8. (34 S.) Paris
1887, Leroux,
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 449 f. (G. Meyer); Wochenschrift f. clas.s.
Philologie 1888, Sp. 257 f. (Ziemer).
159. Regnaud, P. , la questiou de la restilution de la langue-mere indo-
europeenne.
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163. Wolfs linguistisches Vademecum , d. i,: eine alphabetisch und .syste-
matisch geordnete Handbibliothek ausgewählter Werke und Abhandlungen
auf dem Gebiete der Linguistik, 3 Abtheil, in 1 Bd, 8. (225, 12.') u.
214 S.) Leipzig 1888, G. Wolf. 4,50 M.
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Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 277 f. (A. Schröer); Engl. Studien 11, 32r,— 334
(Western); Gymna.siuni 1888, Nr. 13 (Piaitner).
165. Victor, W., haben die Vocale feste Resonanzhöhen?
Phonetische Studien II, H. 1,
166. Victor, W., aus Hellwags Nachlaß.
Phonetische Studien I, H. 3.
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Beitrag zur Physiologie und Geschichte derselben, gr. 4. (60 S.) Leipzig
1888, Fock. 1,20 M.
Vgl. Berl. philol. Wochensclnift 1888, Sp. 1588 ; Phonet. Studien II, IL 1 (Gärtner).
21*
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Z.S. f. vergleichende Sprachforschung 29, 1 — 59 u. separat. 4. (62 S.) Gütersloh,
Bertelsmann; vgl. Phonet. Studien I, 11. ;^ (Ljunggren); Revue critiqiie 22, Nr. 9.
171. II an dm an n, die menschliche Stimme und Sprache in physiologisch-
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230 S.) Münster 1887, Aschendorf. 4 M.
172. Koch, John, über Phonetik und ihre Verwerthung für die Schule.
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173. Bourdon, Tevolution phonetique du langage.
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Zs. f. vergleichende Sprachforschung 29, 17G — 188. — Im Anschluß an: Lun-
dell, Gm Rättstafningsfrägan.
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(Brief an F. Bopp, 1821), ebenda S. 61—66.
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Vgl. Zs. f. d. Österreich. Gymnasien 1888, 126-155 u. 770—775 (Meringer).
177. Brugmann, Karl, elements of the comparative grammar of the Indo-
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Iranian [Avestic and Old Persian], Old Armenian, Old Greek, Latin, Uni-
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by Jos. Wright. gr. 8. (XX, 562 S.) Straßburg, Trübner. 18 M.
178. Brugmann, Karl, Grundriß der vergleichenden Grammatik der indo-
germanischen Sprachen. 2. Bd.: Wortbildungslehre [Stammbildungs- und
Flexionslehre]. 1. Hälfte: Vorbemerkungen. Nominalcomposita. Redupli-
cierte Nominalbildungen. Nomina mit stammbildenden Suffixen. Wurzel-
nomina, gr. 8. (XIV, 462 S.) Straßburg 1888, Trübner. 12 M.
17 9. Brugmann, K,, das Nominalgeschlecht in den idg. Sprachen.
Techmers Zs. 4, 100—109. — Vgl. Revue ciitique 22, Nr. 47 (V. Henry).
180. Henry, V., Esquisses morphologiques (Bibl. 1887, Nr. 176).
Vgl. Berliner philol. Wochenschrift 1888, Sp. 1095-1098 (Esquisses I— IV ;
Deecke).
181. Conway, Verner's Law in Italy (Bibl. 1887, Nr. 175).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 409 f. (G. Meyer); Wochenschrift f. class.
Philologie 1888, Sp. 737—741 (Deecke); Academy Nr. 822 (Wilkins).
182. Byrne. James, Origin of the greek, latin and gothic roots. 8. (VII,
359 S.) London 1888, Trübner & Co. 21,60 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 450 f. (G. Meyer); D. Lit. Zeitung 1888, Sp.
1495 — 1497 (liezzenberger); Wochenschrift f. class. Philologie 1888, Sp. 1249
bis 1252 (Ziemer); Revue critique 22, Nr. 24 (V. Henry); The Classica! Review
II, 220 f. (Wilkins).
183. Merlo, le radici e le prime formazioni grammaticali della lingua ariana.
Reale Istituto Lombardo di scienze e lettero Serie II, Vol. XXI, fasc. III u.
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111. SPRACHWISSENSCHAFT UND SPRACHVERGLEICHUNG. 309
184. Müller, F., die Entstehung eines Wortes aus einem Suffixe.
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185. Mahlow, G., die langen Vocale a e o in den europäischen Sprachen.
Ein Beitrag zur vergleichenden Lautlehre der indogermanisclieii Sprachen.
2. unveränd. Aufl. gr. 8. (168 S.) Berlin 1888. Mayer ^c Müller. 4. M.
18(5. Völkel, Paul, sur le changement de VL en U. 4. (7 4 S.) Programm
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Vgl. Lit. Blatt 1SS8, Sp. 4i>l f. (W. Meyer), dazu Völkel, ebenda Sp. 557 f.;
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187. Regnaud, P., la theorie des deux Ic indo-europeens.
Revue de linguistique '21, 1 — 6.
188. Miklosich, Franz, über die Lautverbindung ht in den indo-europäi-
schen Sprachen.
Fesfgruß an Otto von Böhtlinjik (Stuttgart, Kohlhammer. '2 M.), S. 88 91.
189. Schmidt, Johannes, die lateinischen Adverbia auf e von o-Stämmen
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Festgruß au Otto von Böhtlingk, S. 100—106.
l'JO. Sayce, The Origin of the Augment.
Transactions of the Pliilological Society 1885/87, Part. II.
l'Jl. Bartholomae, Chr., Beiträge zur Flexionslehre der indo-germanischen
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Zeitschr. f. vergleich. Sprachforschung abgedr. und mit ausführl. ludices
versehen.] gr. 8. (VIII, 197 S.) Gütersloh 1888, Bertelsmann. 5 M.
Vgl. D. Lit. Zeitung 1888, Sp. 1881 f. (Justi).
192. Bartholomae, Chr., der arische Accusativ plur. masc. der i-, «(-und
/■-Stämme.
Zs. f. vergleichende, Sprachforscbiiug 29, 483 — 487.
193. Bartholomae, Chr., die arische Flexion der Adjectiva und Participia
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Zs. f. vergleichende Sprachforschung '29, 487 — 588.
194. Torp, A. , Beiträge zur Lehre von den geschlechtslosen Pronomen in
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195. Danielsson, 0. A., grammatische und etymologische Studien. I. 8.
(57 S.) Upsala üniversitets Ärsskrift. Upsala, Akad. bokh. 1, 25 Kr.
Vgl. Wochenschrift f. klass. Philologie 1888, Sp. 1301 f. (v. d. Pfordten).
19G. Per SSO n, Studia etymologica (Bibl. 1887, Nr. 179).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1888, Sp. 973 (J. Schmidt).
19 7. Abel, Carl, über die W^echselbeziehungen der ägyptischen, indo-euro-
päischen und semitischen Etymologie, gr. 8. (1. Heft, S. 1 — 168). Leipzig,
Friedrich. 12 M. Einzelbeiträge zur allgemeinen u. vergleichenden Sprach-
wissenschaft H 4.
198. Syntax. — Delbrück, B., syntaktische Forschungen. 5. Bd. Alt-
indische Syntax, gr. 8. (XXI, 634 S.) Halle, Buchhandlung des Waisen-
hauses. 15 M.
Vgl. D. Lit. Zeitung 1888, Sp. 1677—1679 (Oldenberg).
199. Regnaud, sur l'evolution logique des diifcrentes categories du nom.
Revue philosophique 1888, Nr. 8.
200. Regnaud, le verbe: ses antccedents et ses correspondants logiques.
Revue philosophique 1888, December.
310 lilBLlOOKAPHIK VON 1888.
•JOU". de In Grasöurie, K-, utudcs de giaratnaiie comparce, de la categorie
du iiumbre (Schluß von Bibl. 188G, Nr. 205).
Kcvue de liiiguistique "20, 54 — 67.
•JUl. de la Grasserie, K-, ctudes de graininaire comparee. De la categorie
du temps. H. (200 S.) Paris, Maisonneuve et Ledere.
•_'02. de la Grasserie, R. , etudes de grammaire comparee. De la con-
jugaison objective. Mcmoires de la societe de linguistique G, 268 — 300
u. S.-A., Louvain, Lefever. Paris, Vieweg. 8. (39 S.) Paris, irapr. nationale.
Vj;l. Academy 857 (Ä. H. S[nyce]).
■J03. de la Grasserie, 11., 6tudes de grammaire comparce. Du verbe dre,
considcre comme instrument d'abstraction et de ses diverses fonctions.
(128 S.) Paris, Maisonneuve. (Berliner Jahresbericht 1888, III, 47).
204. de la Grasserie, R., etudes de grammaire comparce. Des divisious
de la linguistique. 8. (1G8 S.) Paris, Maisonneuve et Ledere.
205. de la Grasserie, R., Etüde de grammaire comparee.
Le Musculi 1888, Nr. 1 ff.
20G. Wackernagel, über die Geschichte des histor. Infinitivs.
Verhandl. d. 39. Vei-.sauunl. deutscher Philol. u. Hdiulmäniier (Leip-^ij,', Teubiier),
S. 276—282 u. S. A.
207. Sigwart, Chr., die Impersonalien. Eine logische Untersuchung, gr. 8.
(78 S.) Freiburg i. Br. 1888, Mohr. 2 M.
Vgl. Lit. Ccntralblatt 1888, Sp. 716 (Paul); D. Lit. Zeitung- 1888, Sp. 556 f.
lleusler); Lit. Blatt 1888, Sp. .S8G -389 (L. Tobler); Zs. f. VölUeipsycliologie
u. Sprachwisseuscliaft 18, 17U— 180 (Steiuthalj; Allgeiu. Ztg. 1888, Beil. Nr. 28.
208. Puls, Alfred, über das Wesen der subjectlosen Sätze. Theil 1: Weg
und Methode der Untersuchung. 4. (26 S.) Programm des Gymnasiums
u. Realgymnasiums zu Flensburg 1888, Nr. 2G3.
Vgl. Berliner philol. Wochenschrift 1888, Sp. 1588; Arcldv f. lat. Lexicograpliic
5, 301 f. (Miodonski); Gyniuasiuin 1887, Nr. 2 (Ziemer).
209. Golling, J., zur Lehre vom Ablativ und Genetiv der Eigenschaft.
Gymnasium 1888, 1 — 10 u. 41- 52.
210. Weil, Henri, the order of words in the ancient languages compared
with that of the modern languages. Translatcd by Ch. W. Super. (114 S.)
Boston 1887, Ginn and Co. 6 M.
Vgl. Berliner philol. Wochenschrift 1888, Sp. 1319 (Ziemer).
211. Schrammen, Jac, über die nähere Bestimmung, besonders des Sub-
stantivs. 4. (14 S.) Progr. des Gymnasiums zu Oppeln. Oppeln 1888,
Raabe.
212. Dupky, Hermann, Satzlehre und Logik. 8. {23 S.) Programm des
Gymnasiums zu Freistadt in OberOsterreich.
213. Lexicographie. — Edlinger, Thicrnamen (Bibl. 1887, Nr. 187).
Vgl. Lit. Centralblalt 1888, Sp. 522; llerrigs Archiv 80, 358 f.; Berliner philol.
Wochenschrift 1888, Sp. 1029—1032 (O. Keller).
214. Leumann, Ernst, indogerm. m'pöt, ncptr „Waise'^
Festgruß an Otto von Böhtlingk (s. oben Nr. 188), S. 77 f.
215. Murdoch, D. B. , A Note on Indo-European Phonology. London,
Trübner.
Vgl. Academy Nr. 837 („Tiie first sylhiblc uf mti-lgeo rcniinds us of the vioo-
cow of the Euglish nursery!").
2 IG. Sprachvergleichung und Urgeschichte. — Schrader, Culturgcschichte
der Indogermanen auf Sprachwissenschaft!. Grundlage (Bibl. 1887, Nr. 1888;.
III. «PKACHWISSENSCIIAFT UND SPRACHVERGLEICHUNG. 311
\i^]. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 2.37 f. (G. Meyer); Berliner pliilul. Woclieii-
schrift 188^, 8p. 885 f. (Justi); Woehensclirift f. class. Pliilologio 1888, Sp.
•J'.K) f. (Gruppe); Zs. f. d. Österreich. Gymnasieu 1888, 062 f. (Meriiif^er); Zs. f.
Völkerjisycliolog-ie u. Sprachwisseu.scli.nft 18, 109 — 112 (Urucliniaiiu).
217. Bradke, P. v, Beiträge zur Kenntniß der vorhistorischen Entwicklung
unseres Sprachstauiiucs gr. 4. (VI, 38 S.) Gießen 1888, Kicker. 2 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1S8S, Sp. 695—697 (O. Schrader); Berliner philul. Wochen-
•scbrift 1888, Sp. 1350 f. (Ziemer); Wochenschrift f. clas.s. PbiloloKie 1888,
Sp. 833—836 (SchweizerSidler); K.-vne critiqiie 22, Nr. 25 (V. Henry).
218. Bradke, P. v. , über die arische Alterthumswissenschaft und die
Eigenart unseres Sprachstainines. Akademische Antrittsrede am 14. Juli
1888. 8. (52 S.) Gießen 1888, Ricker. 1,20 M.
Vgl. Revue critique 22, Nr. 49.
219. Bradke, P. v., einige Bemerkungen über die arische Urzeit.
Festgruß an Otto v. Böhtlingk (s. Nr. 188), S. 4 — 9. — A'erwaudtscbaftsver-
hältnisse.
220. Spiegel, F., die arische Periode und ihre Zustände (Bibl. 1887,
Nr. 191).
Vgl. Zs. f. Völkerpsychologie u. Spraebwisseuschaft 18, 180 — 199 (Brucbmann) ;
Ccntralorgau f. die Interessen des Realschulwesens 1888, 494 — 496 (Freytag);
Mittheil. d. anthropolog. Gesellschaft in Wien 18, 62 (Peuka).
221. Schröder, L. v. , Indiens Litteratur und Cullur in historischer Ent-
wicklung, gr. 8. (VII, 785 S.) Leipzig 1887, Ilaessel. 18 M.
222. Morris, the aryan race: its origin and its achievements. 12. Chicago.
7,6 sh.
223. Müller, F. Max, Biographies of Words, and the Home of the Aryas.
London, Longmans.
Vgl. Academy Nr. 825 (H. Bradley); Athenäum Nr. 3147 u. 3148; Mittbeil. d.
anthropolog. Gesellschaft in Wien 18, 59 — 62 (Penka).
224. Taylor, The Origin and Primitive Seat of the Aryans.
The Journal of the Anthropological Institute 17, H. 3.
225. Woods, The Origin of the Aryans.
Academy Nr. 805, 815 u. 838; dazu Bertin, ebenda Nr. 816; Maylicw, Woods
und Taylor, the Finuic Origin of the Aryans, Nr. 833 ; Terrien de Lacouperie
und Sayce, the primitive Home of the Aryans, Nr. 835, 836 u. 837.
22(;, Sayce, The Primitive Home of the Aryans.
Trausactions of the Philologieal Society 1885 87, Part. IL
227. Stone, The Aryan Birthplace.
Transactions of the Royal Society of Literature of London Ser. II, XIV, 1.
228. Bürge, pre-glacial man and the aryan race. 12. Boston. 7 sh. 6 d.
229. Deecke, Wilh., die Falisker. Eine geschichtlich-sprachliche Unter-
suchung. Mit 1 Karte u. 4 Taf. gr. 8. (XV, 297 S.) Straßburg 1888,
Trübner. 9 M.
230. Keller, Otto, Thiere des classischen Alterthums in culturgeschicbt-
licher Beziehung, gr. 8. (IX, 488 S., mit 56 Abbild.) Innsbruck 1887,
Wagner.
Vcr]. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 909 f. (N— e); D. Lit. Zeitung 1888, Sp. 231 f.
(Blüniuer); Göttinger gel. Anz. 1888, 515-517; Wochenschrift f. class. Piiilo-
logie 1888, Sp. 228 — 236 u. 2.ö8— 263 (Hergel); Berliner pbilol. Wochenschrift
1888, Sp. 275—277 (IL Haupt); Allgem. Zeitimg 1888, Beil. Nr, 56.
231. Placzek, B., Wiesel und Katze. Ein Beitrag zur Geschichte der Haus-
thiere. Aus: Verhandlungen d. naturforsch. Vereines in Brunn, gr. 8. (72 S.)
Brunn, Epstein in Comm. 1,36 M.
312 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
232. Placzec, The Weasel and the Cat in Ancient Times.
Traiisactions of the Society of Biblical Arcliaeology IX, H. 1.
Zu 230—232 s. Nr. 213, 687 f., 701 f., 720 f.
233. Penka, über die Zeit des ersten Auftretens der Buche in Nordeuropa
und die Frage nach der Heimat der Arier.
Globus 53, Nr. 13, und 8.-A.
234. Brosow, die Bezeichnungen des Bernsteins bei den Völkern des cliissi-
schen Alterthums und den Völkern der neueren Zeit.
Sitzungsberichte der Alterthumsgesellschat't Prussia zu Königsburg i. Pr., 43. Ver-
einsjabr.
235. Tomasehek, Wilh. , Kritik der ältesten Nachrichten über den sky-
thifachen Norden. I. u. II. Aus den Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wiss. gr. 8.
Wien, Tempsky in Comm. 2,10 M.
I. Über das Arimaspische Gedicht d. Aristeas. (66 S.) 1 M. — II. Die Nacli-
richten Herodots über den skythischen Karawanenweg nach Iimerasien. (70 ö.)
1,20 M.
236. Soltau, Friedrich, zur Erklärung der Sprache des Volkes der Skythen.
8. (54 S.) Berlin, Stargardt.
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 37 (Bebaghel); Berliner philol. Wochenschrift 18SS,
Sp. 856 (Justi, „wüste Sammlung von Einfällen"); Wochenschrift f. class. Phi-
lologie 1888, Sp. 385 (Gruppe),
IV. Germanische Sprachen.
Ä. Gemeingermanisch und Westgermanisch.
237. N Green, Adolf, Utkast tili föreläsniugar i urgermansk judlära med
huvudsakligt avseende pä de nordiska spraken tili den studerande ungdo-
mens tjänst. Förra Hättet. 8. (65 S.) Upsala, W. Schultz. 2 Kr.
238. Borries, i-Umlaut (Bibl. 1887, Nr. 195).
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 107 f. (Bebaghel).
239. Steyrer, Einheit des Vocalismus der Germanen (Bibl. 1887, Nr. 196).
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 1416 f. (Kögel); Zs. f. d. Österreich. Gymnasiou
1888, 278 f. (KhuU) und 1052 — 1054 (LuickJ; Gymnasium 1888, Nr. l5(Saligei).
240. Sütterlin, L. , Geschichte der Nomina Agentis im Germanischen,
gr. 8. (III, 108 S.) Straßburg 1887, Trübner. 2,80 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 1314 f. (Kögel); Lit. Blatt 1888, Sp. 4'J f.
(Kluge); Germania 33, 117 (Bartsch).
241. Kahle, consonant. Declination (Bibl. 1887, Nr. 199).
Vgl. Germania 33, 237 (Bartsch); Zs. f. d. österr.Gymn. 1888, 902-901 (Meringer).
242. Burghauser, Gust., die gei-manischen Endsilbenvocale und ihre Ver-
tretung im Gothischen, Altwestnordischen, Angelsächsischen und Althoch-
deutschen. Lex.-8. (17 S.) Wien u. Prag 1888, Tempsky. — Leipzig,
Frey tag. 0,50 M.
243. Burghauser, Gust., germanische Nominalflesion auf vergleichender
Grundlage. 8. (28 S.) Leipzig 1888, Freytag.
Vgl. Lit, Centralblatt 1888, Sp. 1380 f. (Kögel); Gymnasium 1888, Nr. 15
(Saliger).
244. Burghauser, Gust., indogermanische Präsensbildung im Germanischen,
Ein Capitel vergleich. Grammatik, gr. 8. (55 S.) Wien u. Prag 1888,
Tempsky. — Leipzig, Frey tag, 1 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 1380 f. (Kögel); D. Lit. Zeitung 1888, Sp. 198 f.
(Burg); Zs, f, d. Österreich. Gymnasien 1888, 663 (Meringer).
IV. GERMANISCHE SPRACHEN. 313
245. Collitz, H., die Herkunft des ßchwacliun l'iiitcriturns der germaiiisc-hen
Sprachen.
American Journal of Pliilolo^y IX, II. 1. — V^l. I^it. Blatt 1888, Sp. 370.
•J46. de Saussiire, sur un point de la plionctique des consomies en iudo-
europeen.
Memoires ile la societe de linf^uistique G, u. S.-A. 8. (10 8.) Paris, impr. natio-
nale. — t ~\- einem Suffix auf t -f- Cons. > t -}- Cons.
247. liugge, S., zur altgennan. Sprachgeschichte. Gorinauisch ii(/ aus uiv.
Paul u. Braune, Heiträge 13, öOl-Slö!!
248. Buggc, S, etymologische Studien über germanische Lautverschiebung.
Zweiter und dritter Artikel (s. Bibl. 1887, Nr. 198).
Paul und Braune, Beiträge 13, 167—187 u. 311—339.
249. Osthoff, H., Etymologica I.
Paul u. Braune, Beitiäsre 13, 395 — 4ß3. — got. afaikan; Asche, Esse; flehen,
g^r. Xca^äs, lat. Icna; Fleisch, gr. ?MQiv6g, lat. läridiim; fliehen, lat. locusta, lit.
lekiu; Häher, Reiher: goth. handugs, gr. aocpös, lat. faber; Hanse, lat. Constis,
cünsul; (Ger)-nidr, slav. {Vladi)-merü, gr. (fy;^ffft')-|ua)(30ff, air. viär, mehr, meist;
Oheim; geini. saljan, gr. i^lslv, IdzQOv; Schaden, gr. aoKrjd-ijg; stehlen u. hehlen;
triefen, air. druckt; zwerch, gr. TiQantSss-
2.00. Kluge, Friedrich, Etymologica.
Festgruß an Otto von Bolitlinok (oben Nr. 188), S. 60 f. — got.h. haw^ii, dän.
manke, nhA. acinco ; au. ]n>/lsna; u\u\. Kitt; :iga. fricceu; alid. hcrdo ; \iA. dulden;
alid. luogen; nlid. grappen, i/rapsen, ahd. yarha; ags. futhu (Vocativ), alid.
iiiuoma, ags. modrie, ags. de; nihd. vhioder, engl, flock; ags. laere, ijelacre.
250^ Holthausen, F., Miscellen.
Paul u. Brauiio, Beiträge 13, 367—372. — Soester Mundart; nind. ineven, mlid.
un-ebene; ags. distcef-, lat. füsus; me. bidcne; mnd. nl. wit; schiilter; .-igs.
räcc; an. rakki; nd. fäken; ahd. zaupe; mnd. hotte; ahd. loenac; e und e im
iid. ; ags. begen.
251. llolthauaen, F., Nachtrag.
Paul u. Braune, Beiträge 13, ö90. — 1. (zu Bibl. 1886, Nr. 2-24) ag.s. mesl-
lest und Beispiele für lautliche und formelle Ausgleicbuiig von Bedeutungs-
verwandien oder -Gegensätzen; '2. ("zu Bibl. 1888, Nr. "250') ags. bäjen.
2 52. Martin, E., grammatische Miscellen.
Anz. f. d. Alterthum 14, "285 — 287. Vulfila; part. prät. von intransil. Vcibt-n;
stie, Prät. zu stän, Schreibfehler; here auch obd.
253. Kluge, F., zu Zs. 31, 356 (= Bibl. 1887, Nr. 200).
Anz. f. d. Alterthum 14, 232. — Matronis Vatvims.
254. Etymologien in der Zs. f. vergleicliende Sprachforschung, Bd. 29.
Felix Solmsen, Sigma in Verbindung mit Nasalen und Liquiden im Griechischen.
S. 59 — 124 u. 329 — 358 (got. vars , aleina, S. 63; got. fdudeisei, S. 65; an.
hjarai, S. 69; got. rinna, ahd. svnnu, S. 78; got. asneis , as. asna, S. 81; got.
snaivs, snaga, smdrs, ahd. snur, snerhan, smi'zu, an. smuli, nd. schnökem, dän.
snage, S. 84; got. gasmijion, smairpr , ahd. smer:,on. S. 85; ahd. hloscn, S. 94;
an. ausa, S. 95; got. laun, S. 96; germ. in, got. huusjan, S. 97; 2i\ii.. jesan,
S. 104; got. dails , ahd. spannun, S. 108; got. hramjan, S. 111; germ. rima-,
S. 117; got. hlahjan, S. 332; got. und, S. 333). — L. v. Schroeder, Apollon-
Agni, S. 193—229 {a\\A. funcho, S. 222; got. brinnan — brumia, S. 223). —
W.Schulze, zwei vei kannte Aoriste. S. 230 — 255 (got. svegnjan, svogofjan, as.
swögan, -Ags. swögan, S. 219). — W.Schulze, Miscellen, S, 255 — 271 (germ. lifius,
S. 255; nd. bulle, S. 263; got. hührus, huggrjan, S. 269; an. hd, ahd. hnoh,
got. avistr, navistr, S. 270; got. stiur, Kegel vom Abfall de.s Nom.-Ä nach r im
got., S. 271). — Whitley Stokes , Irish stenis in s. S. 379 f. (nhd./e;.9, zeige,
gross, S. 380). — Chr. Bartholcniae, die arische Flexion der Adjeetiva und
Participia auf'?}«- (oben Nr. 101), S. 487— .'J88 {goi. veilvods, S. 521, .'■)28, 539, 540;
got. menojium, S. 522 u. 524; ahd. oslaiia, an. austan, S. 523 ; alid, .«ömi, S. 25;
ahd. taugen, S. 533; got. nehv, S. 535; got. berusjos, S. 539, uhd. ßrst, S. 579).
314 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
'255. Etymologien in Bczzenbergers Beiträgen, Bd. 13: Johannson, K. F.,
Miöccllcn (S. 111 — 128: 1. Pluralia tantum von Ortsnamen im Grieeh.
u. Latein.; 2. gr. ocyatyös und Verwandtes [g'kls]; 3. Ix&vg und Verwandtes
[nord. iJÖSj gyus, gjodr]] 4. gr. a^ijvog u. s. w. [got. sama, gr. öfiös, lat.
tfi)ind]\ 5. got. aippau und Verwandtes. — Wiedemann , Oscar, Etymo-
logien (S. 300 — 310). — Müller, H. D., Etymologien (S. 311—316 mhd.
schcllcc, got. anales, nhd. Ziege, Geiss, got. vulfs, vilvan),
256. Walker, Fred. W., Latin ä and German an.
Atlifiiäum Nr. 3153. — ä vor p, b, f > au: caput > haubi]), lit. lapas, Iccna-
&0S > laub; rapere > rattb; xaqxiiv > taub; ml;it. gabata > kaupatjan.
257. Mayhew, A. L., tbe Teutonic Equivalent of „fors" .
Acii'iemy Nr. 82G. — Gibt eine Mittheiliingr von Kluge, wonach fois, forL-is
— (ge-)byrd, (ge-)burt; dazu H. Bradley, ebenda Nr. 827, G. Vigfusson, Nr. 828.
258. Moulton, J. H., Etymologien.
Academy Nr. 843 (Vortrag in der Cambridge Pliilol. Society). — sword = *snizdu,
Wrzl. .wea -}- dhc; swan, arjua, zend. hucrsg; sound (gesund) = *sunt6, zu got.
swinjis, lat. socru.i, soror \ got. svera-, lat. sevtrns, serius; got. saivala, lat. sö-
läcmm\ got. sviglön.
259. Krebs, Slavonic Loan-Words in German.
Academy Nr. 767.
260. Ublenbeck, C. C. , de verwantscbapsbctrekkingeu tusscben de Ger-
maanscbe en Balto-slavische talen (acad. proefschrift), 8. (60 S.) Leiden,
B. Blankenberg.
261. Mackel, die german. Elemente in der franz. und provenz. Sprache
(Bibl. 1887, Nr. 210).
Vgl. 1). Lit. Ztg. 1888, Sp. 872—874 (Daist); Lit. Blatt 1888, Sp. 302-306
(W. Meyer); Kom;ii)i;i ()6.
262. Elements germaniques de la langue fran^^aise. 8. (224 S.) Berlin,
K. Boll.
263. Goldschmidt, altgermau. Elemente im Spanischen (Bibl. 1887,
Nr. 210»).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 872—874 (Batst); Lit. Blatt 1888, Sp. 302—306
(W. Meyer).
German. Elemente im Irischen s. Nr. 689.
264. Bezzen berger, A., syntaktische Bemerkungen.
Bczzenbergers Beiträge 13, 290 f. — Adverbielle Accus, im Ahd.; Vocativ mit
Artikel, bezw. schwacher Adj. beim Vocat. im German.
B. Gotisch.
265. Braune, got. Grammatik (Bibl. 1887, Nr. 212).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 769 f. (Roediger).
266. Wrede, Sprache der Wandalen (Bibl. 1887, Nr. 214).
Vgl. Aiiz. f. d, Alterthum U, 32—35 (Singer); Germania 33, 122 f. (Baitsch);
Müdem Language Notes 3, Nr. 2 (Goebel).
267. Balg, G. H. , a comparative glossary of the Gothic language with
especial reference to English and German. With a preface by Prof. Francis
A. March, L. L. D. 1. part. gr. 8. (64 S.) Mayville, Wis. 1887. Halle,
Niemeyer. 2,20 M.
Vgl. Anglia 11, 316 u. 552 (R. Wülcker); Modern Language Notes 3, Nr. 4
(Jagemann).
268. Feist, Sigmund, Grundriß der gotischen Etymologie, gr. 8. (XVI,
167 S.) Straßburg, Trübner. 5 M. Sammlung indogerman. Wörterbücher. IL
IV. GERMANISCHE SPRACHEN. 315
269. Heyne, M., got. ulcv.
Aiiz. i. d. Alteithuin 14, *J85.
270. Kluyver, A., hlaiß.
Tijdsclirift voor Ned, taal- ea letterkimde VIII, 254—259.
271. K(Iiiyver), A., levis, Icilds.
Tijdschiift voor Ned. faal- eii Ietterluiii<le VIII, 71) f.
272. Birlinger, A., got. Criidja.
Alcmaiiiiiu 16, "J.SO.
273. Van Moerkerken, P. H. , over de verbinding der volzinnen in't
gotisch. Bekroond inet de gouden inedaille en uitgegevcn door de konink.
vlaamsche Academie voor taal- en lettcrknnde. 8. (104 S.) Gent, Leliaert,
Siffer et Cic. 1,50 fr.
274. Krebs, H., A Gothic Loan -Word in Russian.
Acadeiny Nr. 847. — ülhandus — russ. Velbli/iid, Verhlyiul, lit. WerhUudas .
275. Bradley, Henry, The Goths, froni tlic Earlicst Times to tlie End
of the Gothic Dominion in Spain. London, Fisher Unwin. „Story of the
Nations'' Series.
Vgl. Academy Nr. 830 u. 8.S1 (Tli. Hodgkin).
C. Deutsch.
a) Grammatik.
276. Sc bleicher, Aug., die deutsche Sprache. 5. Aufl. gr. 8. (IX, 348 S.)
Stuttgart 1888, Cotta. 7 M.
277. Biltz, Kar!, zur deutschen Sprache und Littcratur. Vorträge und Auf-
sätze, gr. 8. (298 S.) Potsdam 1888, Stein. 3 M.
Vgl. Lit. Centralhlalt 1888, Sp. 1383 f.
278. Holthauscu, F., über uo =: o im Hcliand.
Paul u. Braune, Beiträge 13, 373—375.
279. Gallee, J. H., graphische Varianten im Heliand.
P;iul u. Braune, Beiträge 13, 376—383.
280. Cüppers, Laut- und Flexionsichre (Bibl. 1887, Nr. 217).
Vgl. Herrigs Archiv 80, 360 f.
281. Braune, althochdeutsche Grammatik (Bibl. 1887, Nr. 218).
Vgl. 13 Lit. Ztg. 1888, Sp. 13 — 16 u. 118 (Henning); Zs. f. d. Philulogie 'JO,
'247— 250 (Gering).
282. Wright, Joseph, An Old High-German Primer. Oxford, Clarendon Press.
283. Kauffmann, Friedrich, deutsche Grammatik. Kurzgefaßte Laut- und
Formenlehre des Gotischen, Alt-, Mittel- und Neuhochdeutsc^hen. Zugleich
achte gänzlich umgearbeitete Auflage der Doulschen Grammatik I , von
A. F. C. Vilmar. 8. >76 S. ) Marburg 1888, Ehvert.
284. Benrath, Vocalschwankungen bei Otfrid ^Bibl. 1887, Nr. 221).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1888, Sp. l-.-y (Seemiiller) ; Lit. Blatt 1888, Sp. 108 f. (Piper).
285. AA' olfermann, Flexionslehre in Notkers Bocthius (Bibl. 1 887, Nr. 223).
Vgl. Anz. f. d. Alterthuui 14, 145 (Steiiimeyer).
286. Kelle, J., Verbum und Nomen in Notkers de syllogismis, de partibus
logicae, de rhetorica arte, de musica.
Zs. f. d. Philologie 20, 129 150,
287. Holzgraefe, Wilh., die Sprache des althochdeutschen Glossars Clm.
18140. 8. (32 S.) HaUe 1888. Dissertation.
316 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
ifSS. Toibclicr, W., über die Sprache Ulrichs von Esehcnbach. 8. ("JS S)
l'royr. des Obcrgyinnasiums (auf dem Graben) zu Prag 1888, uud S.A.,
Prag 1888, Neugebaucr. 1,20 M.
28'J. Ilaselmay er , über die Uildung des inittelhochdeutscheu Adverbs.
Blätter f. d. liayerisclie Kealsclmlweseii 18^8, 2-23 11'.
200. Frommann, Karl M. G. , Versuch einer grammatischen Darstellung
der Sprache des Hans Sachs. 1. Theil: Zur Lautlehre. 8. (72 S.j Nürn-
berg 1878, Ballhorn. 0,90 M.
2'Jl. Kau ff mann, Fr., geschlossenes c aus e vor i.
Paul "ti. iiraune, Beiträt,'e 1.3, 393 f.
292. Luick, Karl, geschlossenes e für ö vor t>t.
Paul u. Braune, Beiträge 13, 588 f.
293. Braune, W., zu den deutschen c-Lauten.
Pau! u. Braune, r.i;iträ>;e 13, 573-585.
294. Heilborn, Ernst, die c-Eeime bei Opitz.
Paul u. Braune, Beiträg-e 13, 567 — 572.
295. Kauffmann, Fr , Behaghels Argumente für eine mittelhochdeutsche
Schriftsprache.
Paul u. Braune, Heiträge 13, 464 — 503.
29G. Höhlbaum, K., die Einführung der deutschen Spraclio als Greschäfts-
sprachc bei den Schreineu [in Köln].
Mittheilungpu au.s dem Stadtarchiv von Köln, H. 15, 45 — 48.
297. Kluge, Friedr., von Luther bis Lessing. Sprachgeschichtliche Aufsätze.
2. Aufl. Mit einem Kärtchen, gr. 8. (XI, 150 S.) Strasburg 1888, Trübner.
2,50 M,
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 1157 f.; D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 516— 518 (Fleyue);
Gott. gel. Aiiz. 1888, Nr. 7 (E. Schröderj; Z.s. f. d. deutschen Unterricht 2,
153 ö". (Lyon); Theol. Lit. i51att 1888, Öp. 202 (Walther); Modern Lauguage
Notes 3, Nr. 5 (Brandt).
298. Franke, Karl, Grundzüge der Schriftsprache Luthers. Versuch einer
historischen Grammatik der Schriftsprache Luthers. Gekrönte Preisschrift.
Neues Lausitz. Magazin Bd. 64, und S.-A. gr. 8. (XV, 307 S.) Görlitz,
1888, Kenner. 4 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 1418 f.
299. Luther, E. , Bestrebungen auf dem Gebiete der Luthorgrammatik im
19. Jahrhundert.
Zs. f. d. Philologie 20, 37-49.
300. G opfert, Ernst, über die Sprache Luthers im kleinen Katechismus.
Zs. f. d. deutscheu Uutenicht II, iL 6.
oOO*. Mann, E., Luthers kleiner Katechismus im Lichte der deutschen
Sprachlehre.
Z.s. f. deutsche Sprache 1888, 529 — 532.
301. Geßler, Alb., Beiträge zur Entwicklung der neuhochdeutschen Schrift-
sprache in Basel. Dissertation, gr. 8. (80 S.) Basel. Leipzig, Fock. 2 M.
302. Wolff, H., der Purismus in der deutscheu Litteratur des 17. Jahrhunderts,
gr. 8. (132 S.) Straßburg 1888, Heitz. 2,50 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 1458.
303. Schultz, Hans, die Bestrebungen der Sprachgesellschafteu des 17. Jahr-
hunderts für Reinigung der deutschen Sprache, gr. 8. (VHI, 158 S.)
Göttingen 18SS, Vandenhoeck & Ruprechts Verlag. 3 M.
304. Richter, Albert, Gottsched und die deutsche Sprache.
Grenzboteu 47, Nr. 7 u. 8.
IV. GERMANISCHE SPRACHEN. 317
.'305. Schach inger, Knd. , die Bemühungen des Benedictiners P. Placidus
Amon um die deutsclie Spraclie und Litteratur.
Studien und Mittheilungen aus ilem Honodictinnr- und Cisterciensor Orden Bd. 0;
auch als Programm des Oberp-ymnasiums zn Melk erschienen.
30(5, van Goor, G. A. C, niederdeutsche Elemente in der Schriftspraclie.
Taalstudie IX, H. 1, 4 u. ö.
307. Victor, Beiträge zur Statistik der Aus.sprachc dos Schriftdeutschon.
PhonetLsche Studien I, II. 2 u. H.
308. II offmann, Hugo, Einführung in die Phonetik und Orthoepie der
deutschen Sprache. Für Volksschulielirer , angehende Taubstummenlehrer,
wie für alle Freunde der Phonetik unter Benützung der l)esten Quellen leicht-
faßlich dargestellt. Mit 1 Taf. gr. 8. (V, 7:') S.) Marburg 1888, Elwerts
Verlag. 1,60 M.
309. Franke, K. , ist eine einheitliche Aussprache des Schriftdeutschen
erstrebenswerth ?
Zs. für den deutschen Unterricht H, H. 5.
310. Hildenbrand, über die Aussprache des Ji.
Blätter f. d. bayerische Kealscliuhvesen 1888, 112 ff.
311. Senff-G eorgi , die Aussprache des Buchstabens G.
Dramaturgische Blätter und Biilinenrundscbau 1888, Nr. .36.
312. Reichel, Walther, von der deutschen Betonung. 8. (3.5 S.) Leipziger
Dissertation. Jena 1888, Pohle. 1 M.
313. Oyen, Johannes, über die Betonung der deutschen Wörter und die
Quantität ihrer Silben. 4. (XIV' S.) 1887. Progr. des Roalgyniunsiuins zu
Tarnowitz, Nr. 208.
Vgl. Ilerrigs Archiv 80, 404; Gymnasium 1887. 8.S4 f. (Matthias).
314. Schönfeld, P. , Accent und Quantität. Eine kritische Studie zu
C. Beyers Deutscher Poetik.
Zs. f. d. deutschen Unterricht 2. 97.
315. Reform, Zeitschrift d. allgem. Vereins f. vereinfachte Rechtschreibung.
Zugleich Unterhaltungsblatt. Herausgeber Dr. F. W. Fricke. l'i. Jahrg.
1888. 12 Nummern. (B.) gr. 8. Norden Soltau. 2,40 M.
31G. Wilmanns, Orthographie (Bibl. 1887, Nr. 246).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1888, Sp. .S14 f. (Seemüller;.
317. Besser, Jobs., Vorschläge zur Reform der Orthographie. 8. (33 S)
Braunschweig, Bruhns Verlag. 0,50 M.
.'518. Bax, A. E. R., zur Reform der Orthographie. Blicke auf die Mängel
der gegenwärtigen Rechtschreibung und Fingerzeige zur Beseitigung der-
selben, gr. 8. (31 S.) Danzig. Axt 0,60 M.
310. Pompecki, die Anfangsbuchstaben in der deutschen Rechtschreibung.
Königsberg 1887, Härtung. 1,20 M.
Vgl. Zs. f. d. Gymuasialweseu 1888, Jan. (•)udeii).
3-20. Syntax. — Erdmann, Syntax (Bibl. 1887, Nr. 248).
Vgl. Anz. f. d. Alterthum 14, 1 — 32 (Tomauetz); Zs. f. d. österr. Gymnasien
1888, 72—76 (Tomanetz); Zs. f. d. deutschen Unterricht 1, H. 6 (M.irtin).
321. Rannow, Max, der Satzbau des althochdeutschen Isidor im Verhältniü
zur lateinischen Vorlage. Ein Beitrag zur deutschen Syntax, gr. 8. (X,
128 S.) Berlin, Weidmann. 4 M. Schriften zur germanischen Philologie,
hrsg. von M. Roediger, H. 2.
Vgl. Revue critique 22^ Ni'. 51.
318 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
322. Seedorf, Henry, über syntaktische Mittel des Ausdruckes im alt-
hoclideiitschen Isidor und den verwandten Stücken, gr. 8. (88 S) Pader-
born 1888, Schöningh 1,40 M. — Göttinger Beiträge zur deutschen Philo-
logie, III.
Vgl. I). Lit. Zrg. 1888, S|>. IßOl (Tomanetz). — Zum Tlioil als Göttinger Disser-
t.itioii ers(;liitMiPn.
.S23. Wunderlich, S.atzbau Luthers (Bibl. 1887, Nr. 259).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1H88, Sp. ;{r,l f. (.1. Kies); Lit. Blatt 1888, Rp. 346-:{.l8
Binz) ; Anz. f. d. Altertlinm 14, 251-201 (Luthni); Germania 33, 118 (Bartsch).
324. Kern, Franz, Zustand und Gegenstand (Bibl. 1887, Nr. 2.50).
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 206 f. (S.illwürk).
324". Kern, Franz, die deutsche Satzlehre. Eine Untersuchung ihrer Grund-
lagen. 2. verm. Aufl. gr. 8. (V, 184 S.) Berlin, Nicolais Verlag. 2,40 M.
Vgl. 1). Lit. Ztg. 1888, Sp. 1784 f. (J. Ries); Anz. f. d. Alterthum 14, 284
(Erdmann ; Gymnasium 1889, Nr. 4 (Buschmann).
325. Erdmann, O., Particip des Praeteritums in passivischer Bedeutung
mit haben statt sein verbunden.
Zs. f. d. Philologie 20, 220.
326. Vierhout, C. J., Präsens- und Präteritalformen in der indirecten Rede.
Taalstudie VIII, H. 5, und IX, H. 1.
327. Schwippert, P. A., zur Adjectivdeclination.
Taalstudie IX, H. 3.
327''. Schwippert, P. A., dunkle Punkte der deutschen Grammatik.
Ebenda IX, H. 5.
328. Zeitschrift für deutsche Sprache, hrsg. von Daniel Sanders. 2. Jahrg.
Hamburg u. Leipzig 1889, Verlagsanstalt u. Druckerei (J. F. Richter).
Enthält u. a. : A. Schäfer, welches ist die Geisterstunde? üie deutsclie Weid-
mannsspraclie; Goethe und Karl Philipp Moritz; Moritz als Wortforsclier ;
Fritsche, Böle, Probe; über die Betonung der Verhäitnißwörter (Präpositionen)
neben persönlichen Fürwörtern; Mißkennen und Vei-kennen und andere sinn-
verwandte Zusammensetzungen mit den Vorsilben 'mijf und 'vev] G. Hauff,
Wurst-, Über die Betonung von Fremdwörtern auf iv] einige Bemerkungen über
das Wörtchen 'nur : über Zeitwörter mit 'haben und 'sein .
ß) Lexicographie.
329. Deutsches V^^örterbuch, VIT. Bd. 11. Lief. (Sp. 1921—2112, Platz-
baum—Preßvergehen), bearb. von M Lexcr. — XII. Bd. 2. Lief. (Sp. 193
bis 384, Verdammen — Vergeben), bearb. von Ernst Wülcker.
s. Nr. 348.
330. Mühl haus en, August, Geschichte des Grimmschen Wörterbuchs, gr. 8.
(42 S.) Hamburg, Verlagsanstalt und Druckerei A. ^::: G. IM. Sammlung
gemeinverständlicher, wissenschaftlicher Vorträge, hrsg. von Virchow u.
Holtzendorff, N. F. 3. Serie. H. 55.
331. Kluge, etymologisches Wörterbuch. 4. Aufl. 2.— 7. Lief. Lex-. 8. (S, 49
bis 336). Strasburg, Trübner. ä 1 M.
332. San d ers , Dan., Handwörterbuch der deutsehen Sprache. 4. Aufl. Lex. -8.
(IV, 1071 S) Leipzig 1888, 0. Wigand. 7,50 M.
333. Sanders, Dan., Wörterbuch der Hauptschwierigkeiten in der deutschen
Sprache. Große Ausgabe. 1 8. Aufl. 8. (VIII, 422 S.) Berlin 1888, Langen-
scheidt. 3 M.
Vgl. llerrigs Archiv 80, 458.
IV. OERMANISCHE SPRACHKN. 319
334. (Sanders, DauielJ, zu meinem Verdeutschungswörterbuch (Fortsetzung).
Zs. f. deutsche Sprache '2, 42—44, '.»2—94, 129 — 139, 169 f., 228. 267—269,
.311 f., 356 — 35S, 402 f., 452, 491 f., 523 f.
33^). Sanders, Dan., aus der Werkstatt eines Wörterbuchschreibers.
Nord und Süd 1888, M,ii.
3.3 G. Bremer, 0., ahd. Ico, letmo, louno.
Paul u. Uraune, 15eiträge 13, 384—387.
337. Siovers, Ed., ahd. nnÜcngcn und Verwandtes.
Festgruß an Otto von ßöhtliugk (Stuttg.-vrt 1888, Kolilh.ammor). S. 110—113.
338. Braune^ W-, Nachtrag zu mhd. ein.
Paul u. Braune, Beiträge 13, 586 f.
339. Pietsch, Paul, einige Bemerkungen über ge- bei Verben.
Paul u. Braune, Beiträge 13, 516 — 529.
340. Bech, Fedor, sprachliche Erläuterungen zu den im Programm von 1887
gebrachten Beiträgen aus Pegauer Handscliriften (s. Bibl. 1887, Nr. 282).
4. (10 S.) Progr. des Stiftsgymn. zu Zeitz, 1888.
341. Birlinger, A., zum mittelhochdeutschen Wörterbuche.
Alemannia 16, 187 f.
342. Birlinger, A., zu Sinegozzel.
Alemannia 16, 219.
343. Birlinger, A., Lexicalisches.
Alemannia 16, 61 — 68.
344. B irlinger, A., kleine litterarhistorische und sprachliche Mittheilungen.
Alemannia 16, 279—281.
345. Birlinger, A., zu Alemannia XIII, 279 (Hebel, ..ein Anderer" ^= Teufel,
euphemistisch).
Alemannia 16, 238.
346. Birlinger, A., falsche Bildung Friedenshof.
Alemannia 16, 280.
347. Punck, H., und J. Bolte, Findlinge.
Alemannia 16, 168 f. — Zwei etyniologisclie Bemerkungen Gottsclied.s ; lo honnet
de Fortunatus; plantcr des mays; Frau Treue.
348. Hauff, Gustav, Lexicalisches. III.
Herrigs Archiv 78. 303—322. — Über [die Artikel Gemiitli, Genie, Genießen im
4. Band des Grimmschen Wörterbuches.
s. auch Nr. 1 124.
34 9. Makler und Mäkler, von A. W.
Herrigs Archiv 80, 236 f.
350. Losch, zu der Redensart: cicliclwehc glcicdi erben und thoilen.
Württemberg. Vierteljahrshet'te 1888, ;'3.
351. Geßler, Albert, der Name „Schol".
Basler .Jahrbuch 1888, 191 — 198.
352. Grienberger, Tb. v., die Keese.
Österreichische Touristen-Ztg. 1887, Nr. 16.
353. Redlich, kleinere Beiträge zur Chronologie. I. Bezeichnung der Tage
nach Oster- und Pfingstsonntag mit den Heiligenfesten nach Weihnachtnn.
Mittlieilungen d. Instituts f. österr. Geschiclitsforschung 9, H. 4.
354. Schwippert, P. A., über einige Backwerk-Benennungen.
Taai.studii' IX, 11. 1.
355. Altena, Gh., zullcn und soUot.
Ta.alstudic IX, II. 1.
320 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
P>5G. Eberhards , Job. Aug., synonymisches Handwörterbuch der deutschen
Sprache. 14. Aufl. Nach der von Friedr. Rückert besorgten 12. Ausgabe
durchgängig umgearbeitet, vermehrt und verbessert von Otto Lyon l.bis
8. Lief. 8. (S. 1—7 20.) Leipzig. Grieben. :V 1 M.
.3.')7. Richter, Chr., kleines Handbuch der deutschon Synonymen und syno-
nymischen Redeweisen, für die Schule und das praktische Leben dargestellt.
8. (353 S.) Paderborn 1888, F. Schöningh. 2 M.
358. Hoffmann, P. F. L., volksthümliches Wörterbuch der deutsclien Syno-
nymen nach alphabetischer Ordnung oder Erklärung der in der deutschen
Spraclic vorkommenden sinnverwandten Wörter. 3. gänzlich umgearb. Aufl.
1«. (IV, 379 S.) Leipzig 1888, Rrandstetter. 1,20 M.
359. Wörterbuch der Weidmannssprache. (Forts.)
Der Wei;imann 11), Nr. 13 ff.
s. Nr. 328. 1337.
360. Neues Wörterbuch der Studentensprache. Ein Vaderaecum für deutsche
Studenten. Zusammengestellt von einem bemoosten Haupte 2. gänzlich
umgearb. Aufl. 16. (29 S.) Wien, Daberkow. 0,50 M.
361. Sohns, Franz, die Parias unserer Sprache. Eine Sammlung von Volks-
ausdrücken. 8. (126 S.) Heilbronn 1888, Henninger.
Vgl. Centralblatt f. d. Interessen des Realschalwesens 1888, 419 f. (Freytag).
362. Geschäftssprache^ die geheime, der Juden. Ein Hand- und Hilfs-
buch für Alle, welclie mit Juden in Geschäftsverbindung stehen und der
hebr. Sprache (der sog. Marktsprache) unkundig sind. 8. verm. Aufl. 12.
(46 S.) Neustadt a/Aisch, Engelhardt. 0,75 M.
363. Mittelniederdeutsches Handwörterbuch von Aug. Lübben. Nach
dem Tode des Verfassers vollendet von Chr. Walther. 2. Hälfte, gr. 8.
(X u. S. 241—559). Norden, Soltau. 5,50 M. (compl. 10 M.) Wörter-
bücher, hrsg. vom Verein für nd. Sprachforschung, 2. Bd., 2. Hälfte.
Vgl. Isd. Korrespondenzblatt 1.3, 11 — 11 (Feit).
.'564. Zum mnd. Wortschatz, im Nd. Korrespondenzblatt 13, von Preuß
(Blas, broJim, Bonnerslegescli, Egefköttcr, Immenflucht, Schrufhus, S. 4 f.);
Peters (arnt , veftich, S. 6): Damköhler {oppc, S. 30 f.); Jostos (Nach-
träge zum mnd. Wörterbuche: Altwestpbälische Benennungen verschiedener
Schweinesorten, altwestpbälische Brotarten, Verschiedenes, S. 39—43);
Peters (Jcallen als ein trippe, westphälisch knr und mnd. hrkoren, S. 46 f.);
Bäumker [DcUe , S. 54); Peters {paäuchcn, S. 58); Damköhler {iir.fjr-
wcUct, S. 60); Crull {Wicht, S. 62).
365. Damköhler, Ed., ader = aber.
Germania 33, 480.
To jodute, s Nr. 902.
366. Kiesewetter, L. , neuestes vollständiges Fremdwörterbuch zur Er-
klärung und Verdeutschung der in der heutigen deutschen Schrift- und
Umgangssprache gebräuchlichen fremden Wörter, Redensarten, Vornamen
und Abkürzungen, mit genauer Angabe ihres Urs])rungs, ihrer Rechtschrei-
bung, Betonung und Aussprache. 7. verb. u. verm. Aufl. gr. 8. (IV, 771 S.)
Glogau 1888, Flemming. 7,50 M.
367. Weber^ F. A , erklärendes Handbuch der Fremdwörter, welche in der
deutschen Schrift- und Umgangssprache gebräuchlich sind, nebst Angabe
ihrer Betonung und Aussprache und einem Anliang zur Erläuterung der
IV. GERMANISCHE SPRACHEN. 321
in Schriften vorkommenden Abkürzungen. 16. Stereotyp-Aufl. gr. 8. (640 S.)
Leipzig 1888, B. Tauchnitz. 5 M.
368. H einsius, Th., neuestes vollständiges Fremdwörterbuch zur Erklärung
aller fremden Ausdrücke. Enthaltend über 25.000 fremde Wolter und
Redensarten, welche im Verkehre, in der Schrift- und Umgangssprache
vorkommen. Nebst Aussprache der Fremdwörter und den vorkommenden
Abkürzungen. 13. verb. Aufl. 12. (336 S.) Berlin 1888, Modes Verlag. 1 M.
369. Müllers, Aug., allgemeines Wörterbuch der Aussprache ausländischer
Eigennamen. Ein Handbuch für Gebildete aller Stände und eine noth-
wendige Ergänzung aller Fremdwörterbücher. In 7. Aufl. neu bearb., verb.
u. bedeutend vermehrt von G. A. Saalfeld. gr. 8. (XVIII, 502 S.) Leipzig,
Arnold. 4 M.
370. Sarrazin, Otto, Verdeutschungs-Wörterbuch. 2. bedeutend verm. Aufl.
gr. 8. (XXI, 293 S.) Berlin 1889, Ernst & Korn. 5 M.
Vgl. Wissenschaft!. Heilapje der Leipz. Ztg. 1888, Nr. 111.
371. Sarrazin, Fremdwortfrage (Bibl. 1887, Nr. 303).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 89 f. (Heyne).
372. Dunger, Sprachreinigung (Bibl. 1887, Nr. 306).
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 1384 f.; Germania 33, 111 f. (Bartsch).
373. Riegel, Herrn., ein Ilauptstück von unserer Muttersprache, der all-
gemeine deutsche Sprachverein und die Errichtung einer Reichsanstalt für
die deutsche Sprache. Mahnruf an alle national gesinnten Deutschen.
2. umgearb. u. sehr verm. Aufl. gr. 8. (VIII, 79 S.) Braunschweig, Schwetschke
& Sohn. 1 M.
374. Saalfeld, G. A., Sprachreinigendes und Sprachvereinliches. Splitter
und Balken, gr. 8. (71 S.) Berlin, Reinecke. 1,50 M.
375. Grün, Alb., der deutsche Sprachverein und seine Gegner. Vortrag,
geh. im Straßburger Zweigverein. 8. (30 S.) Straßburg 1888, Schmidt.
0,40 M.
376. Reinecke, Adolf, Nachtheile und Mißstände der Fremdwörterei, so\^ie
Mittel zu ihrer Bekämpfung. Betrachtungen und Ergänzungen, gr. 8. (58 S.)
Berlin 1888, Reinecke. 1,25 M.
377. Loos, Jos., die Bedeutung des Fremdwortes für die Schule. Eine
methodische Abhandlung, gr. 8. (48 S.) Prag 1888, Neugebauer. 1 M.
Vgl. D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 1780 (v. Sallwürk).
378. Logander, L. , ein Wort für unsere Fremdwörter. 8. (26 S.) Kiel
1888, Lipsius u. Fischer. 0,30 M.
Vgl. Wissenscliaftl. Beilage der Leipz. Ztg. 1888, Nr. 59.
379. Hessen, Robert, ein Ausweg aus der Fremdwörternoth.
Preußische Jahrbücher 62, H. 3.
380. Gebhardt, Bruno, zur Fremdwörterfrage.
Gegenwart 34, Nr. 36.
381. Ein vergessener Vorkämpfer der Sprachreinigung (Karl Gustav
Heraus), von A. Z.
Wissenschaftl. Beilage der Leipz. Ztg. 1888, Nr. 111.
382. Heß, über den Werth der deutscheu Sprache für nationales Bewußt-
sein und nationalen Zusammenhang, gr. 8. (36 S.) Hamburg, Verlagsanstalt
und Druckerei A. = G. 1 M. Deutsche Zeit- und Streitfragen 2. Jahrg.,
16. Heft.
GERMANIA. Neue Reihe XXV. (XXXVII.) Jahr«. 22
322 BIBLIOGRAPHIK VON 1888.
383. Zeitschrift des allgemeinen deutschen Sprachvereins, herausg. von
H. Riegel. 3. Jahrg.
Darin ii. a.: L. Hertel, unsere Personennamen; Ed. Lohraeyer, Varnhagen und
verwandte Namen (Nr. 2); „Sich nicht entblöden" (s. auch Nr. 5); vom Amts-
stile (Nr. 3); Stötzner, Christian Thomas und sein Verdienst um die deutsche
Sprache (Nr. 6); Wie sollen wir betonen? (Nr. 8); Anton Frank, die Sprache
ein Spiegel des Volkes (Nr. 10); H. Riegel „Dame" (Nr. 10).
384. Personennamen. — Laistner, L., Invento nomine (Germ. Cap. 2).
Zs. f. d. Alterthum 32, 334—336.
385. Birlinger, A., die Namen Alamannen, Schwaben, Teutonicus, Hoch-
deutsch, Oberdeutsch, Oberländisch, Niederländisch.
Alemannia 16, 257—262.
386. Much, R., der Name Sveben.
Zs. f. d. Alterthum 32, 407—410.
387. Birlinger, A. , Beiträge zur Kunde mittelalterlicher Personennamen aus
mittelrheinischen Urkunden.
Zs. f. d. Alterthum 32, 128—137.
388. Levi. Sigmund, Vorname und Familienname im Recht. 8. (III, 60 S.)
Gießen 1888, Roth. 1 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 1308 f. (A. S.).
389. Andresen, K. G., der Teufel in deutschen Geschlechtsnamen.
Zs. f. d. Philologie 20, 227—230.
390. Weber, Heinrich, ein ostfränkisches Namenbuch aus dem Anfang des
16. Jahrhunderts.
49. Bericht des histor. Vereins in Bamberg. — Vgl. Korrespondenzblatt des
Gesamnitvereins der deutschen Geschichts- und Alterthumavereine 1888, 67 f.
391. Hartmann, J., Altes und Neues über die Familiennamen in Heidenheim.
Grenzbote 1887, 44 fl".
392. Vogt, über deutsche, besonders Neuwieder Familiennamen. 8. (55 S.)
Neuwied, Heusers Verlag. 0,60 M.
Vgl. Centralorgan für die Interessen des Realschulwesens 16, 539 f. (Sohns);
Deutsches Litteraturblatt 1889. 138 (Saalfeld).
393. Siebenbürgisch-sächsische Familiennamen (Forts.).
Siebenbürg. Korrespoudenzblatt 11, 15 f., 41 — 43.
394. Wittstock, 0., Siebenbürgisch-sächsische Orts- und Familiennamen
auf -hausen.
Siebenbürg. Korrespondenzblatt 11, 54.
395. Kadler, Eigennamen in Rawitsch (Bibl. 1887, Nr. 329).
Vgl. Zs, f. d. Philologie 20, 252 — 254 (Andresen); Herrigs Archiv 80, 360.
396. Knoop, Beinamen in Hinterpommern.
Am Urds-Brunnen Bd. G, Jahrg. 7, Nr. 12.
397. Necrologiae Germaniae. Tom. I, Pars 2. Diocesea Augustensis, Con-
stantinensis, Curiensis, ed. F. L. Baumann. Pars 2. gr. 4. (VTII u. S, 345
bis 798, mit 1 Taf.) Beilin 1888, Weidmann. 14 M. Mon. Germ. bist.
398. Schroll;, Beda, Necrologium des ehemaligen Collegiatstiftes Spital am
Pyrn in Oberösterreich. Mitgetheilt von B. Seh. Aus: Archiv für österr.
Geschichte. Lex.-8. (111 S.) Wien 1888, Tempsky in Comm. 1,60 M.
Personennamen, s. auch Nr. 383, 416, 879.
399. Ortsnamen etc. — Much, R., Saltus Hircanus.
Zs. f. d. Alterthum 32, 410—412.
400. Much, R., Hercynia.
Zs. f. d. Alterthum 32, 454-462.
IV. GERMANISCHE SPRACHEN. 323
400*. Dübi, H., Lug, Lugano, Locarno, Ludern u. s. w. Ein Beitrag zur
Deutung der schweizerischen Ortsnamen.
Anz. f. schweizer. Gesch. 1888, Nr. .4.
401. Wackernagel, Rud., Waliinhofen — WenJcen.
Anzeiger f. schweizer. Geschichte 1888, Nr. 4.
402. E. , über die Namen der schweizerischen Cantone, insbesondere Uris.
N. Züricher Ztg. 1887, Nr. 283.
403. Kornmesser, die französischen Ortsnamen germanischer Abkunft.
1. Die Ortsgattungsnamen. 8. (59 S.) Straßburger Dissertation.
404. Bück, M. R., gallische Fluß- und Ortsnamen in Baden.
Zs. f. d. Geschichte d. Oberrheins N. F. III, 329— .344.
405. Stehle, Orts-, Flur- und Waldnamen des Kreises Thann (Bibl. 1887,
Nr. 347).
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 159—161 (Seiler); Korrespondenzblatt d. Gesammt-
vereins d. deutschen Geschichts- u. Alterthumsvereine 1888, 31 f.
406. Straßburger Gassen- und Häusernamen im Mittelalter. (Von C. Schmidt.)
2. neu bearb. Aufl. gr. 8. (V, 206 S.) Straßburg 1888, Schmidt. 4 M.
407. Besler, M. , die Ortsnamen des lothringischen Kreises Forbach. 4.
(55 S.) Progr. des Progymnasiums zu Forbach, 1888, N. 47 7.
408. Das verwälschte Deutschthum jenseits der Westmarken des
Reiches, von K. v. Str. Berlin 1888, Luckhardt.
Darin werden auch die elsaß-lothringischen Ortsnamen behandelt.
409. Mayer, Ortsnamen im Ries (Bibl. 1887, Nr. 351).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 161 (— r— ); Korrespondenzblatt J. Gesammtvereins
d. deutschen Geschichts- u. Alterthumsvereine 1888, 31 f.
410. Hohen-Peißenberg. Ein Beitrag zur Ortsnamenkunde.
AUgem. Ztg. 1888, Nr. 193.
411. Schneider, E. , Bemerkungen über Ursprung, Namen und Wappen
von Wirtemberg.
Württemberg. Staatsanzeiger 1887, 14.
412. Riezler, Ortsnamen der Münchener Gegend (Bibl. 1887, Nr. 353),
auch separat erschienen: München 1887, E. Wolf u. Sohn, 78 S.
Vgl. Mittheilungen d. Vereins f. Geschichte d. Deutschen in Höhinen 26 , Beil.
S-. 84—86 (Hruschka).
413. Unterforscher, August, slavische Namenreste aus dem Osten des
Pusterthaies. 8. (20 S.) Progr. des Obergymnasiums in Leitmeritz, Böhmen,
1888.
414. Wessinger, A. , ein onomatologischer Spaziergang im Unterinnthal.
Zs. d. deutschen u. österr. Alpenvereins 1888, 118 — 128.
415. Müller, Rieh., Vorarbeiten zur altösterreichischen Ortsnamenkunde.
Nochmals die Flußnamen.
Blätter d. Vereins f. Landeskunde von Niederösterreich 22, 1 — 80 u. 209 — 300.
416. Müller, Rieh., ein germanischer Frauenname auf einer römischen
Inschrift aus Niederösterreich.
Ebendii S. 188— 19.S.
417. Müller , Rieh., der deutsche Name des Semmerings (Cerewalt, Cerwalt).
Ebenda, S. 193—195.
418. Müller, Rieh., Vogelweiden in Österreich?
Ebenda, Ö. 196—198.
419. Müller, Rieh., Gißhübel, Blesse, Hornhostel.
Ebenda, S. 380—386.
22*
324 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
420. G opfert, über erzgebirgische Local- und Ortsnamen.
Glückauf (Organ des Erzgebirgsvereins) 1888, S. 2 — 9.
8. Nr. 878.
421. Kofi er, Hedensheim, Hedenesheim ; Sigelindeslinden, Sichelinden;
Liebolfes und Sterrenrodes.
Quartalblätter d. liistor. Vereins f. d. Großberzof^tbum Hessen 1888, Nr. 4.
422. Riese, Alex., der Name der Römerstadt bei Heddernbeim.
Korrespondeuzblatt d. Westdeutscben Zs. 8, öp. 124—127. — Nida, Eeddemheim.
423. Darpe, Franz, die ältesten Verzeichnisse der Einkünfte des Münster-
schen Domcapitels. 8. (IX, 307 S.) Münster 1886, Theissing. 8 M. Codex
traditiouum Westfalicarum. 2. Bd.
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 138 f. — Darin zahlreiche Ortsnamen mit
Erklärung.
424. Pappenbeim, Gust. Freih. v., die Orte Papenbeim in der fränkischen
Zeit und die Entstehung des Namens.
Korrespondenzblatt d. Gesammtvereins d. deutschen Geschichts- und Altertbums-
vereine 1888, 142 f.
425. Müller, Otto, F., Meininger Ortsnamen und Bauwerke auf Münzen
und Mai'ken. Ein Abriß der Münzkunde des Herzogthums S. -Meiningen.
Lex.-8. (27 S.) Meiningen, Brückner u. Renner in Comra. 1 M. Schriften
d. Vereins f. Meiningiscbe Geschichts- u. Landeskunde H. 1.
426. Jacob, G., Rotemulte, Rotmulti [Römbild] und seine Nachbarorte Milz,
Mendhauscn , Sülzdorf im Streifliebte der Geschichte und Vorgeschichte.
Lex.-8. (25 S.)
Ebenda H. 2. 1 M.
427. Schulze, Karl, Erklärung des Wortes Lausehügel.
Mittheilungen d. Vereins f. Anhaltische Geschichte u. Alterthumskunde 5, 192 f.
428. Schulze, Karl, Erklärung der Namen //ofteAae, Magdsterbe \ind Buben-
born.
Ebenda S. 192 f.
429. Fränkel, slaviscbe Ortsnamen in Anhalt.
Ebenda 5, 265—269 u. .329— .336.
430. Adamy, Heinr., die schlesischen Ortsnamen, ihre Entstehung und
Bedeutung. Ein Bild aus der Vorzeit. 2. verm. u. verb. Aufl. gr. 8. (IV,
146 S.) Breslau 1889, Priebatsch. 2,50 M.
431. Jentsc h, Flurnamen aus dem Kreise Crossen.
Verhandlungen d. Berliner Gesellschaft f. Anthropologie, Ethnologie u. Ur-
geschichte 1888, 124.
432. Mü sehn er, die Ortsnamen Niemitsch und Sackrau.
Verhandlungen d. Berliner Gesellschaft f. Anthropologie , Ethnologie u. Ur-
geschichte 1888, 76 f.
433. Erklärung des Stadtnamens Fordon.
Jahrbuch d. Bromberger histor. Vereins f. d. Netzedistrict, H. 2.
434. Scbulenburg, W. v., Lausefenn.
Verhandlungen d. Berliner Gesellschaft f. Anthropologie, Ethnologie u. Ur-
geschichte 1888, 155 f.
435. Strackerjahn, H., Hamheide.
Nd. Korrespondenzblatt 13, 7 — 9.
Friesische Ortsnamen, s. Nr. 501.
436. Über den Namen Lübeck.
Mittheilungen d. Niederlausitzer Gesellschaft f. Anthropologie u. Urgeschichte,
3. Heft.
IV. GERMANISCHE SPRACHEN. 325
437. Hey, G., die slavischen Ortsnamen von Lauenburg.
Archiv d. Vereins f. Gescliiclite d. Herzogthums Lauenburg, Bd. 2.
438. Nohr, Versuch eines Beitrags zur Deutung von geographischen Namen,
Völker- und Personennamen.
Zs. f. wisseuschaftliclie Geograpbio 7, 313 — 319. — Darunter deutsche Dorf-
namen etc.
439. Meyer von Knonau, G., Kulturgeschichtliche Schlußfolgerungen aus
patrony mischen Ortsbezeichnungen.
Anzeiger f. schweizer. Geschichte 1888, Nr. 1.
440. Bo hnenberger, K., die Ortsnamen im Dienste der Geschichte.
Allgem. Ztg. 1888, Beil. Nr. 284.
441. Needon, R., Straßennamen im Lichte der Geschichte.
Wissenschaftliche Beilage d. Leipz. Ztg. 1888, Nr. '20.
442. Thiernamen. — Martin, Ernst, ein Straßburger Vogelbuch von 1554.
Jaiirbiich f. Geschichte, Sprache u. Litteratnr Elsaß-Lothringens 4, 53 — 56.
443. Stieda, über Pelzthiere, Bezeichnungen der Pelze im Handel zur Hansa-
zeit nach den Kevaler Zollbüchern.
Sitzungsberichte der Alteithumsgesellschaft Prussia zu Königsberg i. Pr.,
43. Vereinsjahr.
s. Nr. 231 f.
444. Pflanzennamen. — Verzeich n iß der in Käi-nten volksthümlichen
deutschen Pflanzennamen von G. A. Zwanziger, in: Flora von Kärnten,
bearb. von D. Pacher u. M. Freih. von Jabornegg. 1. Theil. 3. Abth.
Klagenfurt, v. Kleinmayr. 7,50 M.
445. Haillant, N. , flore populaire des Vosges. 8. (220 S.) Paris 1887,
Vieweg.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888. Sp. 892 f. (Suchier); Revue critique 22, Nr. 46.
44G. Treichel, Armetill, Bibernell (BibL 1887, Nr. 385).
Vgl. Zs. f. Volkskunde 1, 102—105 (Veckenstedt).
y) Mundarten.
447. So ein, Schriftsprache und Dialecte (Bibl. 1887, Nr. 386).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 516-518 (Heyne) und 727 (Roediger); Lit. Blatt
1888, Sp. 337—343 (v. Bahder); Gott. Gel. Anz. 1888, 249 (E. Schröder);
Zs. f. d. österr. Gymnasien 1888, 756—764 (K.M. Werner); Zs. f. d. deutschen
Unterricht 2, 156 ff. (Lyon); Blätter f. litterar. Unterhaltung 1888, Nr. 3 (Box-
berger); Deutsches Litt^-raturblatt 1888, 235 (Wunderlich); Taalstudie IX,
101 ff. (Schwippert) ; Modern Langnage Notes 3, Nr. 5 (Brandt); American
Journal of Philology 9, 231.
448. So ein, Adolf, der Kampf des niederdeutschen Dialectes gegen die
hochdeutsche Schriftsprache, gr. 8. (42 S.) Hamburg, Verlagsanstalt und
Druckerei A. =z G. 0,80 M. Sammlung gemeinverständl. wissenschaftl.
Vorträge, hrsg. von Virchow u. Holtzendorff, N. F. 2. Serie, H. 20.
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 523—527 (Jostes).
449. Kau ff mann, Dialectologie alleraande, Atlas linguistique de l'empire
allemand.
Revne des patois gallo-romans II, II. 5/6.
450. Welcker, Herm., Dialectgedichte. Sammlung von Dichtungen in allen
deutschen Mundarten, nebst poetischen Proben aus dem Alt-, Mittel- und
Neudeutschen, sowie den germanischen Schwestersprachen. 2. verb. u.
verm. Aufl. von „die deutschon Mundarten imLiede". 8. (XXVIH, 426 S.)
Leipzig 1889, Brockhaus, 5 M.
326 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
450". Schweiz. — Schweizerisches Idiotikon (Bibl. 1887, Nr, 387)
13. u. 14. Heft, bearb. von F. Staub, L. Tobler, R. Schoch u. H. Brup-
pacher. 4. (2. Bd., Sp. 529 — 848.) Frauenfeld, Huber. k 2 M.
451. Tobler, lexikalische Unterschiede (Bibl. 1887, Nr. 388).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1888, Sp. 1745 (J. Bruns); Anzeiger f. d. Alterthum 14,
224 f. (Martin); Neuphilol. Centralblatt 2, 215 f.
452. Birlinger, A., zum alemannischen Sprachschätze.
Alemannia 16, 169—181.
453. Su termeister, O. , Schwizer-Dütsch. Sammlung deutsch-schweizeri-
scher Mundart-Litteratur. 8. Zürich, Orell, Füssli & Cie. ä 0,60 fr. —
Heft 39 u. 40 (Aus dem Canton Aargau, 2. u. 3. Heft); H. 41 u. 42
(Aus dem Canton Luzern, 4. u. 5. Heft); H. 43 u. 44 (Aus dem Canton
Zürich, 8. u. 9. Heft, 5 Lustspiele von L. Steiner); H. 45 (Aus dem
Canton Bern, 4. Heft).
454. Heusler, Andr. , der alemannische Consonantismus in der Mundart
von Baselstadt, gr. 8. (XV, 131 S.) Straßburg 1888, Trübner. 4 M.
455. Binz, Gust. , zur Syntax der baselstädtischen Mundart. Inaugural-
Dissertation. gr. 8. (VH, 77 S.) Stuttgart 1888. (Leipzig, Fock.) 2 M.
456. Bosshart, J. , die Flexionsendungen des schweizerdeutschen Verbums
und damit zusammenhängende Erscheinungen. Ein Beitrag zur Grammatik
der schweizer. Mundart, gr. 8. (HI, 57 S.) Frauenfeld, Huber. (Züricher
Dissertation.) 2 M.
s. Kluge, Schweizerdeutsch und Schriftdeutsch, Nr. 74.
457. Elsaß-Lothringen. — This, Constant, die deutsch-französische Sprach-
grenze im Elsaß. Mit 1 Karte und 8 Zinkätzungen, gr. 8. (48 S. mit
1 Tab.) Straßburg 1888, Heitz. 1,50 M. — Beiträge zur Landes- und
Volkskunde Elsaß-Lothringens V.
Vgl. Lit. Centralblatt ISS.*^, Sp. 1584; D. Lit. Zeitung 1888, Sp. 1685 (Strauch);
Lit. Blatt 1888. Sp. 214—217 (L. Neumann); Germania 33, 120 (Bartsch);
Revue critique 22, Nr. 13.
458. This, Sprachgrenze in Lothringen (Bibl. 1887, Nr. 395.)
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 214—217 (L. Neumami); Allgem. Zeitung 1888, Nr. 85.
s. Nr. 2.
459. Birlinger, A., und A. Stöber (f), zum Elsäßischen Sprachschatze.
Alemannia 16, 220—231.
460. Lienhart, Hans, die Mundart des mittleren Zornthaies, lexikalisch
dargestellt (Schluß).
Jahrbuch f. Gesch., Sprache und Litteratur Elsaß-Lothringens 4, 19 — 52.
461. Schwammen, von Mankel u. Martin.
Jahrbuch f. Gesch., Sprache und Litteratur Elsaß-Lothringens 4, 130 f.
462. Baden. — Heimburger, Karl, grammatische Darstellung der Mundart
des Dorfes Ottenheim.
Paul u. Braune, Beiträge 13, 211—247.
463. Pfalz. — Lenz, Philipp, der Handschuchsheimer Dialect. 1. Theil:
Wörterverzeichniß. 4. (55 S.) Programm des Gymnasiums zu Constanz.
1888, Nr. 567, u. Leipzig, Fock. 1,60 M.
Vgl. Lit. Blatt 1883, Sp. 391 (Behaghel).
464. Learned, The Pennsylvania German Dialect.
The American Journal of Philology IX, H. 1 fF. — Pfälzisch,
465. Württemberg. — Kauf f mann, Vocalismus der Mundart von Horb.
(Bibl. 1887, Nr. 400.)
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 156—158 (H. Fischer).
IV. GERMANISCHE SPRACHEN. 327
466. Unseld, W., Ulmer Redensarten.
Alemannia 16, 192.
467. Frickhiuger, A., die Grenzen des fränkischen u. schwäbischen Idioms.
Beitr. z, Anthropologie u. Urgeschichte Baierns 8, H. 1.
468. Baiern. — Hei gel, K. Th., die Italianismen der Münchener Mundart,
in: Historische Vorträge und Studien von K. Th. Heigel, 3. Folge. 8.
(VH, 365 S.) München 1887, Kieger.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 548 („liefern . . . einige Nachträge zu Schmeller").
469. Österreich. — Win der, E., die Vorarlberger Dialectdichtung. Zweiter
Theil. 8. (47 S.) Programm des Gymnasiums zu Innsbruck.
Vgl. Zs. f. d. Österreich. Gymnasien 1888, 181 (Khnll).
470. Patigler, Ethnographisches aus Tirol -Vorarlberg. 48 S. Programm
der Staatsoberrealschule in Budweis 1887.
Vgl. Zs. f. d. Österreich. Gymnasien 1888, 845 (Khull).
471. Unterforscher, Dialectforschung des Pusterthaies (Bibl. 1 88 7 , Nr. 4 1 0).
Vgl. Zs. f. d. Österreich. Gymnasien 1888, 88 flvhuU).
Mundart der Steiermark s. Nr. 870.
472. Na gl, Willibald, die wichtigsten Beziehungen zwischen dem österrei-
chischen und dem czechischen Dialect. 11. Entlehnungen.
Blätter d. Vereins f. Landeskunde von Niederösterreich 22, 417 — 434.
473. Schmidt, Johann, Slavodeutsches und Dialectisches in der Schule.
Zs. f. d. Österreich. Gymnasien 1888, 6S7— 701.
474. Neubauer, Idiotismen der Egerer Mundart. (Bibl. 1887, Nr. 417).
Vgl. Anzeiger f. d. AUeith. 14, 285 (Heyne).
Böhmische Mundart, s. Nr. 878.
475. Held, F., das deutsche Sprachgebiet von Mähren und Schlesien. [Mit
4 Karten in 3 Blättern.] Hrsgb. von der histor.-statist. Section der k. k.
mähr.-schles. Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- u.
Landeskunde. Lex.-8. (16 S.) Brunn 1888, Winiker. 1 M.
476. Siebenbürgen. — Bertleff, Andr., Beiträge zur Kenntniß der Klein-
Bistritzer Mundart. 4. (38 S.) Programm des Ober-Gymnasiums zu Bistritz.
477. Korrespoudenzblatt des Vereins für siebenbürgische Landeskunde
XI (1888):
Keintzel, G., Nösner Dialect u. „Gemeindeutsch", S. 45 — 54; Gemeinsächsisch
und Nösnisch und ein gemeinsächsisches Lautgesetz, S. 69 — 72 ; It-, Eine nös-
nische Dorfmundart, S. 81 — 85; Bertleff, A. , zur Schreibung unserer Mundart,
S. 103 — 105. — Ferner: ürbolz S. 20; Czaleüer Koch, S, 20; zdiku u. tokefläker,
von G. Daichendt.
478. Keintzel, Georg, Kölnische Idiotismen.
Siebenbürgisches Korrespondenzblatt 11, 1 — 3.
479. Schlesien. — Franke, Felix, die Umgangssprache der Niederlausitz
in ihren Lauten. Aus dem Nachlaß mitgetheilt von Otto Jespersen.
Phonetische Studien II, H. 1.
480. Birlinger, A., Lexicographisches. Schlesisch.
Zs. f. d. Philologie 20, 238—247, 349 — 360 n. 487—495.
481. Thüringen. — Weise, die Altenburger Mundart.
Mittheil. d. Geschichts- u. Alterthumsforschendeu Vereins zu Eisenberg, 4. Heft.
482. Felsberg, 0., die Koburger Mundart.
Mittheil. d. geogr. Gesellschaft zu Jena H. G.
483. Böhme, Oskar, Beiträge zu einem vogtländischen Wörterbuche. 4.
(22 S.) Programm der Realschule zu Reichenbach i. V. 1888, Nr. 543.
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 491 f. (Kauffmann),
328 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
484. Hertel, Ludwig, die Salzunger Mundart. 1. Laut- und Formenlehre.
8. (27 S.) Jena 1888. Dissertation.
485. Hessen. — v. Pfister, mundartliche Nachträge (Bibl. 1887, Nr. 425).
Vgl. Lit. Centialblatt 1888, Sp. 157 f. (Kögel).
486. Mittelfränkisch. — Busch, Theodor, über den Eifeldialect. Ein Bei-
trag zur Kenntniß des Mittelfränkischen. 4. (33 S.) Programm des Pro-
gymnasiums zu Malmedy, 1888, Nr. 420.
Kölnisch s. Nr. 478.
487. Niederdeutsch. — Haushalter, Grenze zwischen d. hochdeutschen
u. niederdeutschen Sprachgebiete (Bibl. 1887, Nr. 426).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1888, Sp. 1074 f. (Nörrenberg); Zs. d. histor. Gesellschaft
f. d. Provinz Posen 4, 107 f. (Beck).
488. Babuke, Heinrich, Weiteres über Dialect- und Gaugrenzen.
Nd. Jahrbuch 14, 9—13.
489. Freudenberg, R. , Söitelsch plott (Süchteiner Plattdeutsch) mit
Wörterverzeichniß u. Dialectproben. Ein Beitrag zum Studium der nieder-
rheinischen Mundarten. 8. (XI, 103 S.) Viersen, Seul. 1,50 M.
490. Löwe, Rieh., die Dialectmischung im Magdeburgischen Gebiete.
Nd. Jahrbuch 14, 14 — 52.
491. Damköhler, Ed., zur Charakteristik des niederdeutschen Harzes. Mit
1 (chromolith.) Karte, gr. 8. (25 S.) Halle 1886, Tausch & Grosse. 1,20 M.
Vgl. D. Lit. Zeitung 1888, Sp. 1074 f. (Nörrenberg).
492. Damköhier, Ed., die pronominalen Formen für uns und unser auf
dem niederdeutschen Harze und in dem nördlich sich anschließenden Ge-
biete. Mit 1 Karte, gr. 8. (23 S.) Wolfenbüttel 1887, Zwissler. 1 M.
Vgl. Nd. Korrespondenzblatt 13, 78 f. (W. S.).
493. Jellinghaus, H., Mundart des Dorfes Fahrenkrug in Holstein.
Nd. Jahrbuch 14, 53—58.
494. Niederdeutsches Korrespondenzblatt 1888 (XHI) : Hofmeister, Volks-
etymologie (S. 4); K. E.H.Krause, kleine Bemerkungen (S. 5 f.): bot geven,
LocJce, pligen, Kudel, verlen, buchten, Staffitten), dazu Sandvoß (S. 10),
Wiltwassen, KoteJcen, dazu Peters, Hille, Latendorf (S. 56 f.); Wekc; Sand-
voß, GuhacJcc (S. 7), dazu Damköhler und Sprenger (S. 44 f.), Sandvoß
(S. 88 f.); Damköhler, gurschen, guvscJic (S. 7), dazu Damköhler (S. 89);
Sandvoß, Himmel und Heben (S. 9, dazu Reiche, S. 55); Baclimann,
7rÄ; (?) (S. 9), dazu Peters (S. 55); Bachmann, Kolken, gholken (S. 9 f.);
de Beer, Lüttekam {S. 10); Sprenger, Markelen, murkelen (S. 10); Bach-
mann, Pumpernickel (S. 10); Sprenger, siebensinnig (S. 10 f.); Jostes,
die Schlacht am Birkenbaum {birbocm, S. 29 f.); Latendorf, plattdeutsche
Tanznamen und ihre Bedeutung (S. 38 f.) ; Strackerjahn, Hecli! (S. 45 f.),
dazu J. A. Meyer u. Rimpau (S. 89 f.); Strackerjahn, oha (S. 48), dazu
Bremer u. Sandvoß (S. 73), J. A. Meyer u. Rimpau (S. 89 f); Knoop,
plattdeutsche Wörter aus Hinterpommern (S. 52 — 54, 69 — 72 u. 84 — 87);
Birlinger, Hülgrütte (S. 55); Rimpau, jcljp (S. 55, dazu Reiche S. 72);
Krause, Kahnäuser, Klamüscr (S. 55 f., dazu Milchsack S. 72); Bäumker,
Legesäck (S. 57); Rimpau, leiderwennig (S. 57); Hölscher, mi, mik
(S. 57 f., dazu Damköhler, Sandvoß u. Löwe S. 90 f.); Hölscher, Praess
(S. 58, dazu Sandvoß S. 91); Strackerjahn, Schetlern (S. 58 f.); Peters
schotentuffel (S. 59, dazu Reiche S. 73); Hofmeister, tip den stör gun
IV. GERMANISCHE SPRACHEN. 329
(S. 59); Krause, die nd. Namen der Ulme (S. 59 f., dazu Krause S. 92);
Knorr, ütmtnen und Utminer (S. 60 f., dazu de Beer S. 74 f., Krause
S. 87); Birlinger, ^Vanne (S. 62, dazu Krause S. 88); Schillig, Über-
setzung des XV. Cap. St. Lucä in Bentieroder Plattdeutsch (S. 83); Jel-
linghaus, eigenthüuilichc Adverbien des Niederdeutschen; Krause, kleine
nd. Bemerkungen {Beite • Garstcl, Gastet; Echtersch, tsermodclig ; hane-
tritf, S. 87 f.); Damköhler, Gerüchte (S. 88); Sandvoß, lox (S. 91); Jel-
linghaus, ohcsivin (S. 91); Sprenger, Poppendih (S. 91); Sandvoß, merk-
würdige Ausbreitung des Nd.
495. Neu nieder deutsche Litteratur.
Nd. Korrespoiideiizblatt 12, S. 16, 64, 80, 88. — Verzeiehniß der im Jahre
1886/87 erschicneueu Bücher. — S. auch 13, S. 96.
S. Nr. 72 u. 306.
-D. Friesisch.
496. Siebs, Assibilierung. (Bibl. 1887, Nr. 224.)
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 292—294 (Heusler).
497. Cummins, A Grammar of the Old Friesic Language. 2. ed. (Bibl.
1887, Nr, 225.)
Vgl. D. Lit. Zeitung 1888, Sp. 432 f. (Frauck) ; Antiquary 16, 183; Athenäum
Nr. 3122; De Ned, Spectator 1888, S. 161 (F. B. Hettema).
498. Hettema, F. Buitenrust, Bloemlezing uit oud-, middel- en nieuw-
friesche geschriften. III. Deel : Nieuwf'riesch. 8. (101 S.) Leiden 1888, Brill.
Vgl. D. Lit. Zeitung 1888, Sp. 273 f. (IL Deel, Franck).
499. Hettema, F. Buitenrust, Bijdragen tot het Oudfriesch Woorden-
boek (acad. proefschrift). 8. (XXXVI, 80 S.) Leiden, Brill. 1,25 fl.
500. Hettema, F. Buitenrust, Ficsiska (sntina ewende, wrbroedt).
Tijdschrift voor Ned. taal- en letterkuude VIII, 08 — 76.
501. ten Doornkaat Koolman, J. , friesische Ortsnamen und deren ur-
kundlich nachweisbare oder muthmaßlich älteste Form.
Nd. Jahrbuch 13, 153—159.
502. Molema, H., Wörterbuch der Groningenschen Mundart im 19. Jahr-
hundert, gr. 8. (VIII, 583 S.) Norden, Soltau. 10 M. Wörterbücher, herausg.
vom Verein f. nd. Sprachforschung, 3. Bd.
503. Bremer, Otto, Einleitung zu einer amringisch-föhringischeu Sprach-
lehre. 8. (32 S.) Halle 1888, Habilitationsschrift, und Nd. Jahrbuch 13,
1—32 u. 160.
Vgl. Lit. Centralbhitt 1888, Sp. 1157.
504. Bremer, 0., zum Amringisch-Föhringischen.
Nd. Jahrbuch 14, 155 — 157.
505. Bremer, 0., Wurstener Wörterverzeichniß.
Paul u. Braune, Beiträge 13, 530 — 566.
506. Bremer, 0., ferreng an ömreng Stacken, ütjdenn fan 0. B. I. Ferreng
an omreng Stacken üb Rimen. 12. (150 S.) Halle 1888, Niemeyer. 2,40 M.
E. Niederländisch.
507. Tijdschrift voor Nederlandsche Taal- en Letterkunde. VIII.
Entliält u. a. : J. Verdam, dietsche verscheidenheden, S. 4 — 36 (lieftalliq,
rechtenesse, gevoech, gewillich, goort, wijd en zijd, pluimstrijken , schrander,
mendei'); IL Kern, Boos, S. 37—40; M. BVuin, Nog iets over Ciistinge , S. 46
330 »IBLIOtiRAPHIE VON 1888.
bis 56; Derselbe, Het wooid vorsehe in de groote Keur van Zeeland, S. 56 — 61;
F. Buiteurust Ilettenia, Dietsche Kleinipheden S. 62 — 68; P. H. van Moer-
kerken, Granje, S. 160; F. J. Cosijn , Niel, wiel, S. 243—247; A. Kluyver,
Trawaut, S. 260—264; 11. Oort, Schorrimorrie, fluiten, S. 318 f.
508. Noord en Zuid XI.
Enthält u. a. : H. 1, A. M. Chenuzet, de ontkenuing in den zin ; H. 2: Fr.
van Ciiyk , Eeenheid van taal ; W. van Oer.s, Muizenissen of muizennesten in't
höofd he/jlen? Wereldbei-oemd ; Franken, etymologisch tusscheng^erecht; A. de
Cock , de iiewatie en; H. 3: Franken, onze sterke verba; H. 4: Vierhout,
blaadje , gaafje , loolje enz. ; H. 5: Franken, etymologische tusschenschotel ;
iSuurbach , een paar woorden verklaard (s. auch H. 6); C. Bake, taalpolitie,
eene speilingkwestie; H. 6: J. te Winkel, de volkomen klinker van sommige
verkleinwoorden ; F. A. Stoett, Norh — nurk — nurksch — norsch.
509. van Helten, middelnederl. spraakkunst (Bibl. 1887, Nr. 442.)
Vgl. D. Lit. Zeitung 1888, Sp. 1884—1887 (Franck); Lit. Blatt 1888, Sp. 255
bis 257 (Martin).
510. Cosijn, P. J. , Nederlandsche Spraakkunst II. Syntaxis zesde druk
bewerkt door Jan te Winkel. 8. (164 S.) Haarlem, Erven Bohn. 1,10 fl.
511. Terwey, T., Nederlandsche Spraakkunst. 1^" druk. 8. (VIII, 184 S.)
Groningen, Wolters. 1,25 fl.
Vgl. Noord en Zuid XI, H. 5 (4" druk).
512. Körte spraakkunst van Anna Bijns, volgens refereinen door Amaat
Joos. 18°. (35 S.) Brügge 1888, De Haene-Wante. 0,50 fr.
513. Chan eine de Haerne, Coup d'oeil historico-linguistique sur le
flamand dans ses rapports avec les idiomes celtiques et les dialectes ger-
maniques de la Grande-Bretagne.
Messager des sciences historiques (Gent) 1888, Lief. 1 — 3.
514. Van Speybrouck, Aug., Spclling in de Brugsche Stadsrekening van
1302, ten oorbore eener rniddelvlaamsche spraakkunst.
Annales de la Societo d'Emulation pour l'etude de l'histoire de la Flandre
4 Serie, tome IX, Nr. 2 — 4,
515. Bake, C, over de Spelling der Noord- en Zuid-Nederlandsche plaats-
namen.
Handel, van het XX° Ned. taal- en letterkundig Congres, S. 131 — 139.
516. Koenen, H. J. , Sprokkelingen. Aanteekeningen en Beschouwingen.
Met een inleidend woord van Jan te Winkel, gr. 8. (195 S.) Tiel 1888,
1,45 fl.
517. Woordenboek der Ned. taal. S'^^ Reeks. Afl. 12 en 13 (geslcpen —
getvicht) door A. Kluyver, A. Beets en J. W. Muller. 's Grav. en Leiden,
Nijhoff en Sijthoff.
Vgl. De Gids LH, IH, S. 317 f.; Noord en Zuid XI, H. 2 (11. Lief.).
518. de Vries, M. , Mededeelingen over het Woordenboek der Neder-
landsche taal.
Handel, van het XX" taal- en letterkundig Congres, S. 63 — 70.
519. Verwijs, E., en J. Verdam, Middelnederlandsch Woordenboek II
{p—G, Schluß), 's Grav. Nijhoff.
520. Stallaert, K. , Glossarium van verouderde rechtstermen. Afl. 5.
(clarerve). Leiden, Brill.
Vgl. De Tijdspiegel 1888, II, 9—28 (Gallde).
521. Obrie, Jul., de Nederlandsche rechtstaal in Noord- en Zuid-Nederland.
Handel, van het XX° taal- en letterkundig Congres, S. 176 — 180.
IV. GERMANISCHE SPRACHEN. 331
522. Acquoy, J. G. R., Ga-doop en Ga-gedoopte.
Handel, en Mededeel. van de Maatsch. der Ned. Letterkunde 1888, 64 — 68.
523. Joos, Am., Onderwijzer en Volkstaal. 8. (55 S.) Gent, Leliaert, SifFer
6 C". 0,75 fr.
F. Englisch.
524. Bibliographie: Berliner Jahresbericht (oben Nr. 91), S. 302 — 304;
Bücherschau der 'Anglia (oben Nr. 114).
525. Elze, Karl, Grundriß der englischen Philologie. 2, verb. Aufl. gr. 8.
(VIII, 387 S.) Halle 1888, Niemeyer. 8 M.
526. Körting, Gust. , Encyklopädie und Methodologie der englischen Phi-
lologie, gr. 4. (XX, 4G4 S.) Heilbronn 1888, Gebr. Henninger. 8 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 1649- -1652 (A. Schröer) ; Academy Nr. 868.
527. Vietor, W. , Einführung in das Stadium der englischen Philologie.
Mit Rücksicht auf die Anforderungen der Praxis. Die preußische Prüfungs-
ordnung vom 5. Februar 1887 ist zu Grunde gelegt. 8. (VI, 69 S.) Mar-
burg 1888, Elwert. 1,80 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 1782 f. (R. Wülker); Lit. Bhitt 1888, Sp. 207
bis 211 (A. Schröer), dazu Sp. 334 (Vietor); Centralorgan f. d. Interessen des
Realschulwesens 1888, 222—224 (Jäekel) ; Neuphilol. Centralblatt 2, 296 f.
(MüLlefeld) und 297—299 (S . . e).
528. Earle, John, the Philology of English Tongue. Fourth Edition.
Revised throughout and rewritten in parts. Oxford, Clarendon Press.
7 sh. 6 d.
a) Grammatik.
529. Sievers, ags. Grammatik (Bibl. 1887, Nr. 462).
Vgl. Englische Studien 11, 148—151 (Nader).
530. Sievers-Cook, An Old-English Grammar by E. Sievers, translated
and edited by A. S. Cook. 2"'' ed. revised and enlarged. 8. (XX, 273 S.)
Boston, Ginn & Co.
531. Cook, A. S., Errata in the Sievers-Cook Old Engl, grammar.
Modern Language Notes III, Nr. 6.
532. Cosijn, P. J. , altwestsächsische Grammatik, gr. 8. (VIII, 201 und
VII, 208 S.) Haag 1888, Nijhoff. 12 M. (Bibl. 1887, Nr. 463).
Vgl. Anglia 11, 317 (R. Wülker); Engl. Studien 11, 151 f. (Nader; Flexionslehre).
533. Körner, Einleitung in das Studium des Ags., bcarb. von Socin. (Bibl.
1887, Nr. 464.)
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 115-117 (A. Schröer); Engl. Studien 11, 288—290
(Nader).
534. Skeat, Principles of English Etymology (Bibl. 1887, Nr. 465).
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 56 f. (Kluge); American Journal of Philology IX, H. 2.
535. Cook, Albert S., the Phonological Investigation of Old English. lUu-
strated by a Series of Fifty Problems. Boston, Ginn and Co.
Vgl. Anglia 11, 532 (Schirmer).
536. Sweet, H., a history of english sounds from the earliest period, with
füll word-lists. 8. (418 S.) Oxford, Clarendon Press. 14 sh.
Vgl. Anglia 11, 316 f. (R. Wülker); Athenäum Nr. 3170.
537. Meiklejohn, The English Language (Bibl. 1887, Nr. 468).
Vgl. Modern Language Notes II, Nr. 8 (J. W. Bright).
332 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
538. Bierbanm, P. J., history of the English language and literature from
the earliest times until the present day, including the American literature.
2. thüroughly revised and eularged ed. School-Edition. gr. 8. (VIII, 241 S.)
Heidelberg 1889, G. Weiß' Verl. 2,G0 M.
V^rl. Anglia 11, 530—532 (Schirmer).
538". Bierbaum, F. J., Dasselbe, Student's edition. gr. 8. (VIII, 257 und
Biographical appendix 58 S.) Ebd. 4.20 M.
539. Roemer, Jean, Origins of the English People and of the English
Language. Compiled from the best and latest authorities. 8. (XXIV, 658 S.)
New-York, D. Appleton & Co., London, Kegan Paul, Trench & Co.
Vgl. Acaderny Nr. 841; Modern Language Notes III, Nr. 3 (Jagemanu).
540. van Neck, M. G., On Derivation and Composition.
Taalstudie IX, H. 5.
541. Pogatscher, Alois, zur Lautlehre der griechischen, lateinischen und
romanischen Lehnworte im Altenglischen, gr. 8. (XIIF, 220 S.) Straßburg,
Trübner. 5 M. Quellen u. Forschungen H. 64.
Vgl. Anglia 11, 533 f. (Schirmer); Academy Nr. 868.
542. Loge man, IL, Mediae?al Latin and the Sounds of Old English.
Academy Nr. 855; dazu W. Sauday u, Logeman ebeuda Nr. 856; Logeman,
Nr. 857.
543. Bohnhardt, W., zur Lautlehre der englischen Grammatiken des 17.
und 18. Jahrhunderts.
Phonetische Studien II, H. 1.
544. Brandt, H. C. G., Is English a Low German Dialect?
Academy Nr. 832.
545. Abbott, T. K., Strong Preterites (re-w — roio).
Academy Nr. 821; dazu W. Wright, ebenda Nr. 822 (mew, snew, shruck,
scruch, fr exe , roor).
546. Kellner, L., zur Sprache Christopher Marlowes. Programm der Staata-
oberrealschule im III. Bezirk zu Wien.
547. Salge, Emil, der Vocalismus in den Gedichten des Earl of Surrey.
Dissertation, gr. 8. (43 S.) Jena 1887, Pohle. 1 M.
548. Krummacher, M., Sprache und Stil in Carlyle's „Friedrich II."
Englische Studien 11, 67 — 91 u. 433—457.
549. Hone, H., die Sprache des neueren englischen Romans u. der Tages-
presse, gr. 4. (22 S.) Programm des Realgymnasiums zu Osnabrück, Nr. 512.
Colberg, Warnke. l M.
550. Sweet, Elementarbuch des gesprochenen Englisch (Bibl. 1887, Nr. 470).
Vgl. Anglia 11, 635 f. (Flügel); Engl. Studien 11, 334—336 (Klinghardt).
550\ Kington Oliphant, The New English (Bibl. 1887, Nr. 470").
Vgl. Engliscbe Studien H, 126 — 139 (Mayhew); American Journal of Philol.
8, 355 ff. (Garnelt).
551. Morsbach, Ursprung der ne. Schriftsprache (Bibl. 1887, Nr. 471).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 1713—15 (Holthausen) ; Nord. Tidsskrift f. Filologi
N. R. 9, 320 — 324 (Jespersen); Athenäum Nr. 3147; Phouetisebe Studien I,
H. 3 (Knigge).
552. Behrens, französische Sprache in England (Bibl. 1887, Nr. 474).
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 175—178 (Suchier).
553. Tolman, H., The Pronunciation of Initial cl unA. gl in English Words.
Modern Language Notes 2, Nr. 8.
554. Schmidt, H., d, gl 7> tl, dl in English Pronunciation,
Modern Language Notes 3, Nr. 3 u. 4.
Ags. und me. Sprache s. Nr. 1730-1732, 1743 f., 1811, 1824.
IV. GERMANISCHE SPRACHEN. 333
555. Syntax. — Lüttgens, Karl, über Bedeutung und Gebrauch der Hilfs-
verba im frühen Altenglischen. Sculan u. Willan. 8. (VIII, 88 S.) Kieler
Dissertation. Leipzig, Fock. 1,50 M.
556. Wandt, bestimmter Artikel im Englischen (Bib, 1887, Nr. 481).
Vgl. Engl. Studien 11, 355—357 (Nader); Gymnasium 1888, 23 (Plattner).
557. ten Bruggencate, K., Additional Notes on Pronouns.
Taalstudie IX, IJ. 2.
Engl. Syntax s. ferner Nr 1723, 1725, 1740, 1742, 1777^f.
ß) Lexicographie.
558. Murray, Dictionary (Bibl. 1887, Nr. 484"). Part. IV (Sect. 1 u. 2,
Bra — Cass).
Vgl. Lit. Centralbl;itt 1888. Sp. 1749 (R. Wülker) ; D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 57 f.
(Zupitza); Lit. Blatt 1888, Sp. 392—399 (Sehröer); American Journal of Philo-
logy IX,' H. 2; Academy Nr. 821, S. 66 u. 848 (Skeat); Athenäum Nr. 3180.
559. Skeat, W. W. , An Etymological Dictionary of the English Language.
Arranged on an Historical Basis. Second Edition. Oxford, Clarendon Press.
2 1. 4 sh.
560. Skeat, W. W. , Concise Etymological Dictionary of the English Lan-
guage. Third Edition. Oxford, Clarendon Press. 5 sh. 6 d.
561. Bosworth-Toller, Auglo-Saxon Dictionary III. (Bibl. 1887, Nr. 485).
Vgl. Germania 33, 123 (Bartsch); American Journal of Philology X, H. 2.
562. Bosworth, J. , A compendious Anglo-Saxon and English Dictionary.
8. London, Reeves and Turner. 12 sh.
563. Altenglische Sprachproben nebst einem. Wörterbuche, hrsg. von
Ed. Mätzner. 2. Bd. : Wörterbuch, 10. Lief. Lex.-8. (3. Abth. S. 1 — 120.)
Berlin 1888, Weidmann. 4,80 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 1457 f. (R. Wülker); Lit. Blatt 1888, Sp. 298
(A. Sehröer).
564. Stratmans „Dictionary of the Old-English Language", thoroughly
revised and rearranged by Henry Bradley. Oxford, Clarendon Press.
565. Mayhew, A. L.. und W. W. Skeat, A Concise Dictionary of Middle
English from A. D. 1150 to 1580. 8. (286 S.) Oxford 1888, Clarendon
Press. 7 sh. 6 d..
Vgl. Anglia 11, 317 f. (R. Wülker); Lit. Blatt 1888, Sp. 328.
566. Standard, Etymological Dictionary of the English Language. 8. London,
Ward and Lock. 2 sh. 6 d.
567. Brewer, E. C, Etymological and Pronouncing Dictionary of Difficult
Words. New ed. 8. (1610 S.) London, Ward.
568. Mackay, Glossary of Obscure Words and Phrases in the Writings
of Shakespeare (Bibl. 1887, Nr. 500).
Vgl. Athenäum N. 3143.
569. Nares, Glossary of Words in the Works of English Authors , parti-
cularly of Shakespeare and his Contemporaries. 2 vols. 8. London, Reeves
and Turner. 21 sh.
570. The Bible Word-Book, A Glossary of Archaic Words and Phrases
in the Authorised Version of the Bible (A. D. 1611), and the Book of
Common Prayer, by W. Aldis Wright, 2°^ edition revised. London 1884,
Macmillans. gr. 8. (678 S.)
Vgl. Engl. Studien 11, 298—304 (Mayhew).
334 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
571. Skeat, Notes on English Etymology.
Transaction of the Philolo^ical Society 1888/90, Part I. — Suffix in flotsam,
jetsam, to go to pof; englische Wörter im Anglo-normannischen.
572. Skeat, A Second List of English Words found in Anglo-French.
Transactlons of the Philological Society 1888/90. Part I.
573. Skeat, W. W., The Provincial English "Words SCrees, Sliding Stones,
and aijs, Harroivs.
Academy Nr. 843 (Vortrag in der Cambridge Philol. Society).
574. Skeat, English Words from Mexican and other Western Sources, with
some English Etymologies.
Academy Nr. 862 und Athenäum Nr. 3185, S. 629 (Vortrag in der Philological
Society).
575. Kluge, F., englische Etymologien. 4. ne. ^ail.
Englische Studien 10, 180.
576. Kluge, F., englische Etymologien.
Engl. Studien 11, 511 f. — ae. bnjcgian; ae. dedg; ne. to drain; ae. dtlsc;
fnarettan; ae. püca = an. püke; ne. reel; ae. sli'ic', ae. writian; ne. thistle,
ae. pistel.
bll. Stoffel, C, on the Etymology of dccoy.
Englische Studien 10, 181 — 185.
578. Stoffel, C, Woe-hcgone.
Englische Studien 11, 484—487.
579. Bright, J. W., Thraf-cnih.
Modern Language Notes III, 138 f.
580. Stoffel, C, to he dead = to die-^ to liave died.
Taalstudie IX, H. 2.
581. Hupe, H., Etymologien.
Englische Studien 11, 492 — 495. — Aroint thee; loont; to kill; to akip ; me.
dille(n); me. bounen-, me. quert.
582. Dieter, Ferd., altengl. ymheaht = got. andbahts.
Engl. Studien 11, 492.
583. Kent, Ch. W.. The Anglo-Saxon hurh and hyrig.
Modern Language Notes III, Nr. 6.
584. Cook, A. S., Notes on Old English Words {Cumhol, Mittan, Mitting).
Modern Language Notes III, Nr. 1.
585. Bright, J. W., The Anglo-Saxon bäsnian and loräsen.
Modern Language Notes III, Nr. 2.
586. Bright, J. W., The Origin of the English mucli.
American Journal of Philology IX, H. 2.
587. Zupitza. Julins, German Words in Middle English.
Academy Nr. 827 (dazu Corrections, Nr. 829, S. 204'"). — tenserie, siker, heiser,
pilgrim.
588. Murray, J. A. H., On the term „ Beetle-bl'Owed" , and the word
,,-Be7mt70Mr".
Transactlons of the Philological Society 1888/90, Part. I.
589. Lentzner, K., Coco und Cocoa.
Englische Studien 11, 363 f.
590. Etymologien in 'The Academy': '^Acquire, enquire, require (May-
hew, Nr. 818); ''steerman (Round, M. Hart, Toynbee, Furnivall, Palmer,
Nr. 815, 820, 836, 837 (Sp. 343"), 842, 843); ^Huer —'raUngman —
'Grille (Ramsay, de Beer, ten Bruggencate, Nr. 833, 834, 835); BuU-
Fight' (Toynbee, Nr. 844); 'Elope' (Bradley, Nr. 855); ''Crag', signifying
^NecJc' (Scott, Nr. 856); '^Rack' as a Horse's Place (Baxter, H. Ch. Hart,
IV. GERMANISCHE SPRACHEN. 335
Nr. 858, 862); Did the word 'lioacV originally mean 'a cZearm?' ? (May-
hew, Skeat, Earle, Ramsay, Nr. 862, 863, 864, 866, 867, 868); Is English
'HoW connected with Greek y.otXos ') (Addy, Bradley, Nr. 862, 863, 864);
'ChüzeV z^ ^Bran in Yorkshire (Allbutt, Nr, 864); Tiie Vowel Qiiantity
in Old-English 'RocC and 'Hot (Mayhew, Nr. 865).
591. Xamen. — Tanger, G. , englisches Namenlexikon. Zusammengestellt
und mit Aussprachebezeichnung versehen. 8. (XXVIII, 272 S.) Berlin 1888,
Haude u. Spenersche Buchhandlung. 5 M,
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 954 (R. Wülker); Anglia 11, 318 f. (R. Wülker);
Centralorgan f. d. Interessen d. Roalschulwesens 1888, 475 f. (Wespy) ; Neu-
philolog. Centralblatt 2, 208.
592. A Dictionary of Place-Names : giving their Derivations, By C. Blackie.
Third Edition, revised. London, John Murray.
Vgl. Academy Nr. 837.
593. Rye, Walter, Danish Place Nanies around London.
Academy Nr. 824; dazu Stevenson, Nr. 828; W. Rye, Nr. 831.
594. Stevenson, W. H., The Isis, The ock, and Oxford.
Academy Nr. 817 u. 818; dazu W. de Gray Birch', 'Waad an ' Cern , ebenda
Nr. 819, dazu Stevenson Nr. 820, de Gray Birch Nr. 821, Stevenson (The Iris,
Oseney, Windsor, and Wandsworth), Nr. 822.
595. Elliott, A. M., Origin of the Name „Canada'\
Modern Language Notes Nr. 6.
596. Alphita, A medico-botanical glossary from the Bodleian manuscript,
Seiden B. 35. Ed. by J. L. G. Mowat. 4. (VII, 243 S.) Oxford 1887,
Clarendon Press. — Anecdota Oxoniensia. Texts etc. chiefly from manu-
scripts in the Bodleian and other Oxford librairies. Mediaeval and modern
series. Vol. I, Part IL
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 678 (E. W.); Academy Nr. 849 (Norman Moore);
Archiv f. lat. Lexicographie 4, 342 f.
Pflanzennamen, s. Nr. 608.
y) Mundarten.
597. Mackay, a Dictionary of Lowland Scotch, with an introductory chapter
on the poetry, humor, and literary history of the scottish language etc.
4. (XXXII, 398 S.) London, Whittaker & Co. 7 sh. 6 d.
598. Hahn, Odwart, zur Verbal- und Nominalflexion bei den schottischen
Dichtern [John Barbour — Robert Burns] IL gr. 4. (27 S.) Programm der
Victoriaschule in Berlin 1888, und Berlin, Gärtner. 1 M.
Vgl. Germania 33, 123 (Bartsch).
599. Burns, R. , Complete Poetical works. With an Original Memoir by
W. Gunnyon. 8. (660 S.) London, Simpkins. 2 sh. 6 d.
600. Wisch mann, W. , Untersuchungen über das Kingis Quair Jakobs I.
von Schottland. 8. (71 S.) Berliner Dissertation 1887.
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 20—22 (Glöde).
601. Lentzner, K., ein Lancashire-Humorist.
Engl. Studien 11, 480—484. — Oliver Ormerod (1811—1879), der sich um Er-
forschung des L.-Dialects verdient gemacht.
602. Wright, J., On the Dialect of Windhill; E. T. Elworthy, On the
Oniissions, Redundancies and Developments of the West Somerset Dialect ;
A. J. Ellis, on Home and Coloniiil Cockneysms.
Athenäum Nr. 3148, 3150, 3167.
336 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
603. The Norfolk Antiquarian Miscellauy. Vol. III. Part. II. Edited by
Walter Rye. Norwich, Goose & Co.
Enthält nach Athenäum Nr. 3157, S. 529"= auch: The Vocabulary of East Anglia.
604. Primer, Charleston Provincialisms.
The American Journal of Philolopy IX, 2.
605. Lentzner, K., australisches Englisch.
Engl. Studien 11, 173 f.
60G. Baumann, Londinismen (Bibl. 1887, Nr. 515.)
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 534—537 (A. Schröer) ; Taalstudie IX, H. 1 (ten
Bruggencate) ; Revue de Tinstruction publique en Belgique 31, Nr. 5 (Gittee). —
Grose Kedivivus, Marginal Notes to Baumanns „Londinismen", Taalstudie IX,
H. 1.
G07. A Dictionary of unconventional phraseology , embracing English,
American, and Colonial slang; tinkers', Yiddish, Pidgin, and Anglo-Indian
slang; quaint expressions, vulgarisms; their origin, meaning, and appli-
cation. Ed. by Albert Barrcre and Charles G. Leland. 2 Vols. Subscript.
by G. May, 2 White Hart Street, London E. C.
608. Bericht über die „English Dialect Society".
Academy Nr. 824. — Es erschien 1886 u. 1887: Cheshire Glossavy, von Robert
Holland; a Dictionary of the Kentish Dialect, von W. D. Paiish und W. Frank
Shaw; The Folk-Speech of South Cheshire, von Thomas Darlington; Glossary
of West Somerset Words, von F. T. Elworthy. Für 1888: Berkshire Words,
von B. Lowsley; Words used in Sheffield and Surrounding Villages, von Sid-
ney O. Addy; Words in Use in the Wapentakes of Manley and Corringham,
Lincolushire, von Edward Peacock. Ferner sind in Aussicht: Dictionary of
English Plant-Naraes, von Ellen Shadwell ; Public School Words, Percy All-
sopp u. W. D. Bodkiii.
Academy Nr. 848: für 1888 noch: Part H. of the Catalogue of the English
Dialect Library.
Academy Nr. 857: Besprechung (von Bradley) einiger der hier angeführten
Werke, sowie noch folgender: South-west Lincolnshire Glossary (Wapentake of
GraflFoe), by R. E. Cole; Report on Dialect Work, May 1885 bis May 1886, by
A. J. Eilis; Second Report on Dialect Work, May 1886 bis May 1887, by A.
J. Eliis; Four Dialect Words — Clem, Lake, Oss, and Nesh, by T. Hallam. —
S. ferner Academy Nr. 861 (S. O. Addy u. H. Bradley); Athenäum Nr. 3145,
S. 144 f. u. 656 f.; Nr. 3161, S. 656 f.
G. Nordisch.
609. Bibliographie: Berliner Jahresbericht (oben Nr. 91), S. 126 — 131;
Arkiv f. nord. Filologi u. s. w. (oben Nr. 115 ff.).
cc) Grammatik.
610. Brate, E. , Runskriftens uppkomst och utveckling i Norden enligt
senaste undersökningar. [L. Wimmer, die Runenschrift, übers, von F.
Holthausen].
Svenska fornminnesföreningens tidskrift VIT, 50 — 61.
611. Torin, K., Vestergötlands runinskrifter. Tredje samlingen 8. (46 S. -|-
33 Taf.). (Mit Anmerkungen von S. Bugge.) Beilage zu: Vestergötlands
forrainnesföreningens tidskrift, II. 4/5.
612. Söderberg, S. , om nägra nyfunna Gotländska Runinskrifter. Före-
drag. 4. (8 S.) S. A. aus Lunds Universitcts ärsskrift Tora. XXIV. Lund,
Berlings Boktryckeri.
IV. GERMANISCHE SPRACHEN. 337
613. Kurck, Cl.. om tvänue nyfiinna runstenar i Skäne. 8. ("2 -f 9 S. -|~
2 Taf.) Land 1888. Nicht im Handel.
614. Liliencron, R. v. , der Runenstein von Gottorp. König Sigtryggo
Stein im schleswig-holstein. Museum vaterländ. Alterthümer zu Kiel. Eine
Abhandlung. Mit einem Anh. v. H. Handelmann. Hrsg. v. der Gesellschaft
für schleswig-holstein. -Lauenburg. Geschichte und dem anthropolog. Verein
in Schleswig-Holstein, gr. 8. (32 S.) Kiel, Universitäts-Buchhdlg. 1,20 M.
Vgl. Mittheilungeu aus d. bist. Lit. 16, .308 (A. G. Meyer).
615. Catalogiie of the Manks crosses with the runic inscriptions and
various readings and renderings compared. By P. M. C. Kermode. gr. 8.
(36 S.) Ramsey 1887, J. Craine. 1 M.
Vgl. Anzeiger f. d. Alterth. U, 210—213 (Lentzner).
616. Fricke, F. W., die Runen und die Lateinschrift.
Reform 12, Nr. 2.
617. Gering, H., altnordisch v.
Paul u. Braune, Beiträge i:^, 202 — 209. — Dazu Braune, ebenda S. 209.
618. Larsson, Ludvig, om uttalet av ei, au eck ei/ i äldre isländska.
Arkiv f. nord. Filologi 5, 142 — 149.
619. rorkelsson, Jon, Beyging sterkra sagnorda i Jslenzku. 8. (80 S.)
Reykjavik 1888. Eymundsson.
620. Kock, Axel, ett par undersökningar i fornnordisk Ijudlära.
Arkiv f. nord, Filologi 5, i6 — 65. — I. Ljudövergang fräu vä tili {v)ö framför
u och analogibildade starka preteriter; IL Ljudutveekling t'iän ü tili ö-
621. Kock, Undersökningar i svensk spräkhistoria (Bibl. 1887, Nr. 537).
Vgl. Aiiz. f. d. Alterthum 14, 217—221 (Heinzel) ; Germania 33, 123 (Bartsch).
62^. Kock, Axel, svenska konsonantstudier.
Nordisk tid.skrift f. Filologi N. K. 9. Bd., S. 140—160 u. 161-185. — Om g-
ocli gh- Ijuden ; tili Ijudutvecklingen dz>d; fsv. vm : nysv. m/ ljudövergang
fran kk tili gg i nysvenskan ; om fornsvenskans r-ljud.
623. Kock, Axel, fornsvenskans behandling av diftongen ia.
Arkiv f. nord. Filologi 5, 371—384.
624. Kock, Axel, bidrag tili forndansk Ijudlära.
Arkiv f. nord. Filologi 5, 66 — 97. — 1. Om förlust av äu'lelsevokaler i forn-
jutskau och om forndansk akcentuering; II. Vokalharmoiii för a : cr; III. Vokal-
harmoni för u : o, i : e; IV. Tvä olika «-Ijud, Hxkurs: Tvä olika u-ljud i
forngutniskan ; V. Till hehaudlingen av ?t-omljudet av a.
625. Tegner, Esaias, tyska inflytelser pa svenskan.
Arkiv f. nord. Filologi 5, 155-166 u. 303—344.
626. Seh agcr ström , Aug., Ströftäg i Sverges medeltidsHteratur.
Arkiv f. nord. Filologi 4, 245 — 250 u. 335—348.
627. Hainer, H., om de sammansatta verben i nysvenskan. 4. (24 S.) Karls-
krona 1888. Redogörelse för de allm. läroväcken i Blekinge 1887 — 1888.
628. Noreen, Ad., om sprakriktighet. 2. uppl. 8. (2 -)- 52 S.) Upsala
1888, W. Schultz. 1 Kr.
629. Richert, M., om rätta betydelsen af sprakriktighet med särskildt
afseende pä modersmalet.
Ny SV. tidskr. 1888, 577-593.
630. Fr eu d en thal, A. 0., en blick pä svenska spräkets utvecklingshistoria.
Föredrag vid ärsmötet den 5 februari 1888. Förhandlingar och uppsatser
utg. af Svenska Literatursällskapet i Finnland. 3, 1887 — 1888, S. 62 — 79.
ÜEEMANIA. Neue Reihe XXV. (XXXVll.) .lahrs;. 23
338 BIBLIOGRAPrilE VON 1888.
631. Dodge, D. K., The Study of Old Danish.
Moden» Langnage Notes III, Nr. ii.
632. Dodge, D. K. , The personal pronoun in the Old Danish „Tobiae
Comedie."
Mofli-m Ijangiiage Notes III, Nr. 5.
633. Dahlerup, V., n. 0. Je speisen, kortfattet dansk lydlaere til brug
ved uudeivisning. Met et forord af V. Thomsen. 8. Kopenhagen 1888.
0,50 Kr.
634. Andersen, D., u. Ch. Blinkenberg, dansk lydskrift med hoved-
puukterne af den danske lydlaere. Med et forord af V. Thomsen. 8.
Kopenhagen I8S8, Gyldendal. 0,7.') Kr.
635. Lysholm, lledevig, einige Worte über die deutsche Sprache in Bezug
auf die norwegische.
Zs. f. d. deutschen Unterricht '2, H. o.
636. Ortografie (schwedisch). — Nystavaren 1887, argangens sista hafte:
S. 173 — 18U: P. G. Boethius, om dubbelkonsonanters bibehällande vid ord-
böjning; S. 181 — 194: D. Högbom, om nystavning; S. 195 — 198: Nystav-
ning inom sjönliteraturen.
63 7. Wisen, T., Utlätande i rättstafningsfragan, afgifvet tili Svenska Aka-
demien. 8. (74 S.) Lund 1887.
638. Wessmann, K. 0., Svensk rättskrifningslära , efter svenska akade-
iniens ordlista. 7. Aufl. Stockholm 1888.
639. Hernlund, H., Vetenskaps akademien och Lars Laureis rättskrifniugs -
förslag. Nägra anteckningar. 4. (32 S.) Stockholm 1888. S. A. aus Nya
elem. skolans arsredogörelse 1887 — 1888.
640. Eneströ m , G., ett bldrag tili de fonetiska bokstäfvernas historia i Sverge.
Svenska landsmälen 6, smäne meddel. S. CLIII — CLV.
641. Lassen, H., Skriftsprog og Talesprog.
Vidar 1888, 595—607.
ß) Lexicogi-aphie.
642. Fritzner, Ordbog over det gamle norske Sprog. H. 13 (IcndleiTca =
munr — lamaharningr) [Bd. 2, S. 305 — 400] Kristiania 1888. 1,50 Kr.
643. Sunden, D. A., Ordbok öfver svenska spräket. II. 4 (11, S. 193 — 352)
Stockholm 1888, Beckmann. 1,50 Kr.
644. Söderwall, K. F., Ordbok öfver svenska medeltidsspraket. H. 8 n. 9.
(S. 505-664) Lund 1888. 10 Kr.
645. Kaikar, 0., Ordbog til det äldre danske sprog. H. 14. Kopenhagen
1888. 3 Kr.
646. Hahnsson, J. A., Svenskt-finskt lexikon. H. 2. S. 161—320. 4.
Helsingfors 1888, Finska litteratursällskapet. 2,50 M.
647. Falk, Hj., oldnorske ordforklaringer.
Arkiv f. nord. Filolojji 5, 111 — 124. — oldn. »»"tt == got. nidioa; l'itr m. öiehlik;
alstr u. alimentum; haiiia-sifjar = jcot. frasti-sibja; oldu. naust = got. nawistr;
und{ir) „inier, intra^ ; nenna; yr'pjöd; oldn. anvisli =r ags. oefverdelsa; skattyräi;
oldn. flcema = ag.s. fiymun; vili n. stjert; mm-u-eldr; hofud-smätt.
64 8. Hertzberg, Ebbe, tvivlsomme ord i Norges gamle love.
Arkiv t". nord. Filologi 5, ■228 — 244 u. 345 — 370. — afsud; drborinn madr, reks-
peyn; cirofar; hedaet, bedsetr, hüsbeda; feldr, hldfeldr ^ vararfeldr; (jrassetr;
h(P.rhini- i.ikolsmadr; kosgirni; rodaiisa, rodhäjr; rot; sidradr; snaUndr viadr;
svarlaslag ; takmörk; valinkunm-; vdpnatak; prütr; skat/varr, akalzvarr.
V VOLKSKUNDE. 339
649. Sievers, E., nordische Kleinigkeiten.
Arkiv f. nord. Filologi 5, 132 — 141. — optar-optarr ; hvadarrtveggja ; mer-när;
Njnrun; Grani-Grdni; G-ijdingr ; Signrdr-Sigredr.
050. Maurer, Konrad, Vigsl6di.
Arkiv f. nord. Filologi ö, 98—108.
G50*. Mogk, E., Bröttlcvcett.
Arkiv f. nord. Filologi .'>, 108 f.
(J51. Bugge, Sophus, Folkenavnet Darier.
Arkiv f. nord. Filologi 5, 1 20— 131.
652. Jönsson, Janus, und Finnur Jonsso n, oni ordid vigg.
Arkiv f. nord. Filologi 5, -278 --284.
053. Jönsson, Finnur, Vengi.
Arkiv f. nord. Filologi 5, 288 f.
654. Noreen, Adolf, Folketymologien. 8. (39 S.) Stockholm 1888.
Svenska landsnialen G. II. 5.
655. Geete, R., Ordklyfverier. En etymologisk hjälpreda. 8. (XII, 224 S.)
Stockholm 1888, Norstedt & söner. 2,50 Kr.
)') Mundarten.
650. Karls son, K. H. , dialektisk öfvergang a > o i ändelsen hos forn-
svenska ord med kort rotstafvelse.
Arkiv f. nord. Filologi 5, 16G f.
657. A ström. Per, Spräkhistoriska studier öfver Degerforsmalets Ijudlära.
8. (150 S.) Stockholm 1888.
Sveuska landsmälen 6, H. 6.
058. 01s son. E. , Gatt homör. I. Jämtmal pä värs och prosa af Äcke.
8. (32 S.) Östersund 1888. 0,30 Kr.
659. Storm, Joh., det nynorske landsmaal. Kopenhagen 1888, Gyldendaal.
660. Nyrop, dialectologie danoise.
Revue des patois gallo-romans 1, H. 4.
661. Feilberg, H. F., Bidrag til en ordbog over jyske almuesmal (Bibl.
1887, Nr. 581). 4. Heft. Kopenhagen 1888, Klein.
662. Lundell, J. A., Feilbergs ordbok öfver Jutlands folkmäl.
Svenska landsmälen 6, S. CXCIII-CCIII.
V. Volkskunde.
603. Melusine IV, 1 — 12.
604. Revue des traditions populaires, Bd. III.
005. Archivio per lo studio delle tradizioui popolari, Bd. VI.
s. Bibl. 1887, Nr. 583—585.
060. Am Urds-Brunnen Bd. 6, Jahrg. 7.
Enthält u. a. : Nr. 1. Höft, F., der tSiebensprung oder der Siebenspringer;
Clajus, H., das Cassentragen zu Kohrsheim; Martens, P. Gh., Sagen aus dem
Lüneburgischeti ; Nr. 2. Saubert, Maikäfer, Frau Holles Bote; Frohme, H.,
sagenumsponnene Erdfälle am Harz (Forts, in Nr. 4); Ditmarsoher Märchen ; Nr. 3.
Freytag, L. , Pflanzenaherghiube in den Alpen (Schiuli in Nr. 4); Frabm, L.,
Stormarnsche Localsagen (Scbluli in Nr. 7); Knoop, O., Sagen u. Erzählungen
aus dem östlichen Ilinterpommern (Forts, in Nr. 5 — llj; Nr. 6. Gittee, A.,
Thierreime aus Flandern; Saubert, Mann ohne Kopf; Nr. 6. Bauernhochzeiten
auf der Norderdithmarsche Geest; Höft, F., Volkslieder; Roth, F. W. E.,
Kraukheitssegen etc. (Forts, in Nr. 7 u. 8); Nr. 7. Schreck, E., Sitten u. Ge-
23*
340 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
brauche vom Oberharze ; Nr. 8. Frahm, L., Sitten, Gebräuehe u. Volksmeinunsjen,
Tod u. Begräbniß lietreffeiid ; Nr. 9. Höt't, F., mythische Scliicksalspfianzeii
(Forts, in Nr. 10 u. 11); Haasu, Ed., Beschwörungsformeln; Nr. 10. Frisch-
bier, H., ostpreußische Volksmeiniingen, Tod n. Begräbniß betreffend; Nr. 11.
Kinder, ein Capitel vom niederen Volksglauben der Gegenwart ; Nr. 1-. Sehraitt-
Edenküben, der Hochberg be iEdenkobeTi; Sz.. der Grabstein desTacitu.s; Mar-
tens, P. eil., hannoversche Sajjen. — In den 'kleinen Mittheilungen' Sitten u.
Gebräuche, Aberglaube, Volksmedicin, Kinderlieder u. s. w.
Mythologie.
G07. Lang, Myth, Ritual and Religion (Bibl. 1887, Nr. 591).
Vgl. Berliner philol. Wochenschrift 1888, Sp. 1477—1479 (Fritzsche); Revue
critique 22, Nr. 7.
6G8. Lang, Custom and Myth (Bibl. 1886, Nr. 581).
Vgl. Zs. f. Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft 18, 299—311 (P. Stein-
thal) u. .Sil— 324 (H. Steinthal).
(j()9. Meyer, E. H., Achilleis; Homer und die Ilias (Bibl. 1887, Nr. 596
u. 597).
Vgl. Lit. Centralblatt 1838, Sp. 254—257; Lit. Blatt 1888, Sp. 3.5 f. (Mogk);
Anzeiger f. d. Altertlium 14, 70—84 (Laistuer); Germania 33, 127 (Bartsch);
Wochenschrift f. class. Philologie 1888, Sp. 577-579 (Gruppe); Revue de
l'histoire des Religions 17, H. 1/2 (Monseur); Athenäum Nr. 3179.
670. Gruppe, Otto, die griechischen Culte und Mythen in ihren Bezie-
hungen zu den orientalischen Religionen. 1. Bd. Einleitung, gr. 8. (XVIII,
706 S.) Leipzig 188 7, Teubner. 16 M.
Enthält: Entstehung des Cultus und des Mythus; Übersicht über die wichtigsten
Denkmäler für Cultus u. Mythus. — Vgl. Zs. f. Völkerpsychologie u. Sprach-
wissenschaft 18, 199—206 (Gloatz).
671. Franz, Friedr., mythologische Studien. 8. (65 S.) Progr. des Staats-
gymnasiums im IV. Bezirk Wien, 1888.
672. Gubernatis, A. de, Mitologia comparata. "2 ed. 16. Milano. Hoepli.
1,50 L.
673. Merlo, Studi di Mitografia comparata.
Rivista di filosofia scientifica 1888, Juni.
674. Minckwitz, J. , illustriertes Taschenwörterbuch der Mythologie aller
Völker. Mit 238 Illustr. 8. (XII, 620 S.) Gera, Griesbachs Verlag. 2 M.
675. Beer, L., zur mythologischen Methodik.
Germania 33, 1—17.
676. Forchhammer, P. W., Mythologie eine Wissenschaft.
Philologus 46, H. 2.
677. Grossi, il Folk-Lore nella scieuza, nella letteratura e nell' arte.
Rivista di filosofia scientifica 1888, August.
678. Wendorff, Franz, Erklärung aller Mythologie aus der Annahme der
Erringung des Sprechvermögens (mit vorzüglicher Berücksichtigung des
griech. u. Sanskrit. Idioms), gr. 8. (V, 199 S.) Berlin 1888, G. Nauck. 12 M.
679. Regnaud, M., Max Müller et les origines de la mythologie.
Revue de l'histoire des Religions 17, H. 1/2.
680. Dujon, problömes de mythologie et d'histoire. 8. (X, 188 S.) Auxerre,
impr. Gallot.
681. Rhys. John, Lectures on the origin and growth of religion as illu-
strated by Celtic Heathendom (The Hibbert Lectures 1886). gr. 8. (XI,
708 S.) London 188«, Williams and Norgate. 10 sh. 6 d.
Vgl. D. Lit. Ztg. J888, Sp. 1«73-I878 (Zimmer).
V. VOLKSKUNDE. 341
682. Schröter, das Todtenreich der Indogermanen. Ein Beitrag zur prähistori-
schen Mythologie. 8. (47 S.) Progr. des Gymnasiums zu Wongrowitz, 1888.
.s. Nr. 700", 920 ff.
683. Rydberg, Undersökningar (Bibl. 1887, Nr. 604).
Vgl. Anü. f. d. Alteitliiiin 14, .'S.") — 70 (E. H. Meyer); Germania S.S, 1-21 (Bartsch).
684. Schmidt, Götterhimmel der Germanen (Bibl. 1887, Nr. 607).
Vgl. Zs. f. d. österr. Gyinn. 188S, 6'2l (Löhiier); Centralorgaii f. d. Interessen
d. Realschulvvesens 188S, 7-22 (Frey tag').
685. Winter, A., Walhalla. Mythologie der alten Deutschen. Mit 8 Farben-
tafeln. 11. Aufl. 8. (22 S.) Langensalza, Schulbuchhandlung. 0,7.5 M.
686. Rössel t, Friedr, , Lehrbuch der griechischen und römischen Mytho-
logie f. höhere Töchterschulen u. die Gebildeten d. weiblichen Geschlechts.
7. verb. u. venn. Aufl. nebst einem Anh., enthaltend: Die nordisch-ger-
manische Mythologie. Neu hrsg. von L. Freytag. gr. 8. (XVI, 488 S.)
Berlin 1889, Friedberg & Mode. 7,öO M.
686". Rösselt, Friedr., Mythologie der Griechen und Römer. Nebst einem
Anh., enthaltend: Die nordisch-germanische Mythologie. Neu hrsg. von
L. Freytag. 7. verb. u. verm. Aufl. gr. 8. (XVI, 488 S.) Ebenda 1889.
7,50 M.
687. Sloet, L. A. J. W. , de dieren in het Germaansche Volksgeloof en
Volksgebruik. gr. 8. (IV, 302 S.) 's Gray. Nijhoff. 3,60 fl.
688. Schwarz, Paul, Menschen und Thiere im Aberglauben der Griechen
und Römer. 4. (S. 23 — 50.) Progr. des Realgymnasiums in Celle, 1888.
-s. Nr. 230 f., 701 f., 720 t.
689. Zimmer, H., Keltische Beiträge. I. Germanen, germanische Lehnwörter
und germanische Sagenelemente in der ältesten Überlieferung der irischen
Heldensage.
Zs. f. d. Alterthum 82, 196—834, dazu „rJerichtigungen-' , S. 462—471.
690. Hoffory, J., der germanische Himmelsgott.
Nachrichteu von der köu. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingeu 1888,
Nr. 16.
691. Sz., der Kriegsgott Tyr,
Am Urds-Brunnen Band 6, Jahrg. 7, Nr. 1 — 5. — Dazu s. Nr. 7, 8 u. 10.
692. Hofmann-Wellenhof, P. v. , zur Geschichte des Arminius-Cultus
in der deutschen Litteratur. Eine litterar-historische Abhandlung III. Theil
(Schluß). 8. (42 S.) Progr. der Oberrealschule zu Graz, 1888.
693. Wells, B. M., Sigfried-Arminius.
Modern Language Notes III, Nr. 3.
694. Ihm, Mütter- oder Matronencultus (Bibl. 1887, Nr. 615).
Vgl. Wochenschrift f. class. Philologie 1888. 8p. 12—14 (Friedländer).
695. Friedrichs, Matronarum monumenta (Bibl. 1887, Nr. 616).
Vgl. Jahrbücher d. Vereins v. Altertliumsfreundcn im Kheinlande, H. 84 (Ihm).
696. Siebourg, M., zum Matronencultus.
Westdeutsche Zs. 8, 99—116.
697. Klein, J., eine neue Matroneninschrift aus Remagen.
Jahrbücher d. Vereins v. Alterthurasfreuudeu im Rheinlande 84, 8. 78—75.
s. Nr. 258.
698. Hoffmann, Ferd. , Nachklänge altgermanischen Götterglaubens im
Leben und im Dichten des deutschen Volkes, gr. 8. (144 S.) Hannover
1888, Hahn.
V^l. Wissenschaftliche Beilage d. Leipz. Ztg. 1888, Nr. 81,
342 BIRT.IOGRAPHIE VON 1888.
699. Laistner, L., über den Butzenmann.
Zs. f. d. Alterthnm 32, 145 — 195.
700. Osterhage, G., Anklänge an die germanische Mythologie in der alt-
französischen Karlssage III.
Zs. t'. romanische Philologie XI, H. 3.
Mythologie s. auch Nr. 1073 ff.
700'. Lemmermayer, Fritz, Tod und ewiges Leben im deutschen Volks-
glauben.
Gegenwart 34, Nr. 30.
.s. Nr. 682, 920 ff.
701. Franciosi, 1' aquila nel pensiero e nell' arte cristiana dei tempi
di mezzo. 8. (31 S) Siena, tip. arciv. s. Bernardino.
s. Nr. 230 ff.
702. Die Schlange im Mythus und Cultus der Völker.
Der Naturforscher 21, Nr. 38.
Märchen und Sagen.
703. Muth, F. A., die deutsche Sage. Eine litterarhistorische Studie, gr. 8.
(32 S.) Frankfurt a. M., Foesser Nachf. 0,50 M. Frankfurter zeitgemäße
Broschüren. N. F. 9. Bd., H. 11.
704. Becker, Joh. H. , Saga II. Zur Deutung urzeitlicher Überlieferung,
gr. 8. (124 S.) Leipzig 1888, Fock. 2,40 M.
705. Urbas, W. , über Sagen und Märchen. Aus: 18. Jahresbericht der
deutschen Staatsoberrealschule in Triest. Lex. -8. (22 S.) Triest. (Leipzig,
Fock.) 1,25 M.
706. Wlislocki, Beiträge zu Benfeys Pantschatantra.
Z<. dov deutschen morgenländischen Gesellschaft 42, 113 ff.
707. Landau, Decamerone (Bibl. 1885, Nr. 433).
Vgl. Zs. f. vergl. Lit. -Gesch. u. Renaissance-Lit. N. F. 1, 381 f. (Eliinger).
708. Grisebach, treulose Witwe (Bibl. 1886, Nr. 615).
Vgl. 1). Lit. Ztg. 1888, Sp. 348 f. (Minor).
709. Palgrave, W. Gifford, Ulysses or scenes and studies in many lands.
8. (III, 385 S.) London 1887, MacraiUan et Co.
Darin nach Lit. Centralblatt 1888, Sp. 1480 f. auch Parallelen zu deutschen
Sagenstoffen.
7iO. Tobler, L. , über sagenhafte Völker des Alterthums und des Mittel-
alters.
Zs. f. Völkerpsychologie u. Sprachwissenschaft 18, 225 — 254.
711. Poll, M., die Fabeln von Gottlieb Conrad Pfeffel und ihre Quellen,
fitraßburger Studien 4, 343 — 471. — Gap. II: Die Quellen für Pfeffels Fabeln
und Erzählungen; Cap. III: Pfeffels Verhältniß zu seinen Qii>>llen.
712. Schmidt, Erich, Quellen Goethescher Balladen.
Goethe- Jahrbuch 9, 229 — 2'6ß. — Hraut von Koiinth; der getreue Eckart.
713. Kuhn, Ernst, der Mann im Brunnen, Geschichte eines indischen
Gleichnisses.
Festgruli an Otto von Böhtlingk (Stuttgart 1888, Kohlhammer), Ö. 68—76.
714. Barthelemy, M. A., une legende iranienne, traduite du Pehlevi.
Revue de linguistique 21, 31-1 — 339. — Motiv: Käthsel der Sphinx.
7 15. Schullerus, A., zur Kritik des Rosenmädchens.
Siebenbürgisches Korrespondenzblatt 11, 21 — 28.
716. Birlinger, A-, Mägdlein aus einem Pflanzenstengel gewachsen.
Alemannia 16, 92 — 94.
V. VOLKSKUNDE. 343
717. V, Wiislocki, Heinr., der verstellte Narr.
Germania 33, 342 — 356.
718. Bolte, J., das Märchen von Hans Pfrim.
Zs. l'. d. Philologie 20, 325 — 336.
719. de Rialle, Girard , las contes dans les sermons du Moyen-Age.
Un prototype de medeciu malgre lui.
Revue des traditions populaires III, II. 11.
720. Krauß, F. S., Swinegel und Hase (vgl. Bibl. 1887, Nr. 630).
Verhandlunojen d. Berliner Gesellschaft f. Anthropologie, Ethnologie u. Ur-
geschichte 1888, 121 f.
721. Landau, Marcus, Thierhochzeiten.
Z<. f. vergl. Litteraturgeschichte u. Kenaissance-Litteratur N. P. 1, 372 f.
722. Maaß, das deutsche Märchen (Bibl. 1886, Nr. 623j.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 987 (U. Köhler).
723. Grimm, J. u. W., Kinder- u. Hausmärchen. Bibliotheks-Ausgabe 2 Bde.
gr. 8. (XI, 319 u. VI, 352 S.) Berlin 1888, Hertz. 10 M.
724. Kinder- und Hausmärchen, gesammelt durch die Brüder Grimm.
With Notes and Vocabularies by G. Eugene Fasnacht. London, Macmillan.
Vgl. Athenäum Nr. 3178, S. 382'".
725. Grimms Fairy Tales. Translated by H. H. Pauli. London, Warne i^c Co.
A^ol. Athenäum Nr. 3148.
7 26. Blind, Karl, ein Grimmsches Märchen in shetländer Volksmundart.
Magazin f. d. Litteratur <\. In- u. Auslandes 1888, Nr. 33.
727. Bechstein, Ludw. , Märchenbuch. Mit 84 Holzschn. nach Original-
zeichnungen von Ludw. Richter. 37. Aufl. 12. (VI, 233 S.) Leipzig 1887,
G. Wigand. 1,20 M.
727*. Bechstein, Ludw., neues deutsches Märchenbuch. 50. Aufl. Volks-
ausgabe. Mit einem Titelbild u. 60 Holzschn. 8. (VI, 278 S.) Wien 1887,
Hartleben. 1,20 M.
728. Musäus, J. K. A., Märchen. Für die Jugend erzählt von K. A. Müller.
Mit 56 in den Text gedr. Holzschn. u. 4 Buntbildern nach Zeichnungen
von Karl Römer. 2. Aufl. 8. (VIII, 336 S.) Leipzig 1888, Abel. 3 M.
s. Nr. 43, 841.
729. Die Volksbibliothek des Lahrer Hinkenden Boten. (12. Lahr,
Schauenburg, a, 0,5 M.) enthält u. A. : Von J. K. A. Musäus : Legenden
vom Rübezahl, Nr. 511 — 518 (95 S.) ; von G. Schwab: Genoveva, Nr. 615
bis 619 (34 S.); Griseldis, Nr. 646 — 650 (25 S.) ; Robert der Teufel,
Nr. 661 — 665 (32 S.); die Schildbürger, Nr. 674 — 678 (43 S.); die
Heymonskinder, Nr. 684 — 693 (128 S.).
730. Schalk, Gustav, im Märchenlande. Eine Sammlung der schönsten
Märchen. Mit 5 Farbendrucken u. s. w. gr. 8. (319 S.) Kreuznach u. Leipzig
1888, Voigtländers Verlag. 3 M.
731. Michaelis, zwanzig Fabeln und Märchen für Kinder.
Neues Lausitzisches Magazin 63, IT. 2.
732. Sippurim, Ghettosagen, jüdische Mythen und Legenden. Volksausgabe.
Hrsg., rev. u. geordnet von J. Brandeis. 8. (IV, 467 S.) Prag 1888, Bran-
deis. 2,50 M.
Vgl. Centraiorgau f. d. Interessen d. Reaisehulwesens 1888, 494 (Freytag).
733. Grün. Nathan, Sage und Geschichte aus der Vergangenheit der israeli-
tischen Gemeinde in Prag. Vortrag, geh. am 14. Jänner 1888 im Verein
„Afike Jehuda" in Prag. gr. 8. (25 S.) Prag, Pascheies. 0,50 M.
344 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
734. Jannsen, Harry. Märchen und Sagen des estnischen Volkes. Übersetzt
u. mit Anmerkungen versehen. "2. Lief. 8. (VIII, 203 S.) Riga, Kymmels
Sortiment. 3,50 M.
735. Schreck, finnische Märchen (Bibl. 1887, Nr. (i45).
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, 8p. 986 f. (R. Köhler).
736. di Martin 0, M., novelline popolari lapponesi.
Arcliivio per lo studio delle tradizioni popolari VI, H. 3.
737. Do renwell, griechische und deutsche Sagen für die Jugend, gr. 8.
(VIII, 229 S.) V^olfenbüttel, Zwißler. 1,50 M.
738. Soldan, F., Sagen und Geschichten der Langobarden. 8. (XI, 218 S.)
Halle 1888, Buchhandlung des Waisenhauses. 1,80 M.
Vgl. Centralorojan f. d. Interessen d. Realschulwesens 1888, 559 (R. Schneider) ;
Allgem. Ztg. 1888, Beil. 18. April.
739. Wrubel, Fr., Sammlung bergmännischer Sagen. Mit einem Vorwort
von A. Birlinger. Neue billige (Titel-)Ausg. 8. (VIII, 170 S.) Freiberg
1883, Graz & Gerlach. 1 M.
740. Hermann, E., die Walpurgisnacht in Sage und Dichtung.
Sammlung von Vorträgen, gehalten im Mannheimer Alterthumsverein, 2. Serie,
Mannheim 1888.
741. Lieb recht, Felix, Seewasser in Tempeln.
Germania 33, 177 — 179.
742. AVickart, A., Zugerischer Sagenkreis VII.
Zugerisches Neujahrsblatt 1888.
743. Bargmann, Elsäßer Sagen.
Jahrbuch f. Geschichte, Sprache u. Litteratur Elsaß-Lothringens 4, 101 — 103.
744. Spieser, J., Münsterthaler Anekdoten.
Jahrbuch f. Geschichte, Sprache u. Litteratur Elsaß-Lothringens -1, 72 — 79.
745. Cosquin, contes populaires de Lorraine (Bibl. 1887, Nr. 651).
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 734 f. (R. Köhler); Revue critique '22, Nr. 22.
746. Peters, F., Märchen aus Lothringen, dem Volke nacherzählt. 8,
(51 S.) Straßburg, Heitz. Elsäßische Volksschriften, Nr. 7.
746*. Peters, F., Märchen aus Lothringen.
Germania 33, 224—231 u. 333—341.
747. Legends of the Black Forest. Translated from the German by D. Birn-
baum. 8. (VII, 223 S.) Baden-Baden, Marx. 2,50 M.
748. Faßnacht, Th. A., Geschichte und Sage von Höfen (Oberamt Can-
statt) und seiner Burgruine. Bopfingen 1887, Abele.
749. Birlinger, A., zur Sagen- und Sittenkunde.
Alemannia lo, 188 — 192.
750. Lachmann, Th., der unterirdische Schatz in Überlingen.
Alemannia 16, 53 — 54.
751. Lachmann, Th., Überlinger Sagen.
Alemannia 16, 248—251.
752. Reiser, Karl Aug., über neugesammelte Algäuer Volkssagen.
Zs. d. deutschen ti. österr. Alpenvereines 1888, 166 — 194.
753. Rappold, Sagen aus Kärnten (Bibl. 1887, Nr. 658).
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 1238 f. (R. Köhler).
754. Bermann, Moriz, Alt-Wien in Geschichten und Sagen für die reifere
Jugend. 2. verm. Aufl. Mit 8 Illustr. gr. 8. (VI, 224 S.) Wien, Bermann
(fe Altmann. 3,40 M.
V. VOLKSKUNDE. 345
75ö. Schüller, Thomas. Sagen aus Mähren. Zur Weckung und Belebung
der Heimatdliebe zusammengestellt und für Jugend- und Volksbibliotheken
bearb. 8. (IV, 220 S.) Briinn, Winiker. 2,40 M.
Tö'j, Schrec ken s tei n, die Burg, in Geschichte und Sage. Ein Bild aus
Deutschböliraen. Mit 6 lUustr. 3. verm, u. verb. Aufl. 8. (VII, 119 S.)
Aussig, Grohmann. I M.
Böhmische Sagen, s Nr. 878.
757. Hohaus, die Sagen der Grafschaft Glatz (Forts, von Bibl. 1887,
Nr. 67 2).
Vierteljahrssebritt f. Geschichte ii. Heimatskuude d. Grafschaft Glatz VIII, H. 1,
2 u. 3.
758. Nixsage aus Guben; der Goldwagen im Mochower See; Sagen vom
Schwieloch-See.
Mittheilungen d. Niederiausitzer Gesellschaft f. Anthropologie n. Urgeschichte,
H. 3.
759. G an der, Sagen aus dem Gitbener Kreise: Krüger, Sagen, die sich
an das alte Schloß und den Stockshof bei Lieberose anschließen.
Ebenda. H. 4.
760. Büttner, Hans, aus der Heimat. Sagen und Märchen der Halloren.
12. (102 S.) Leipzig, G. Wolf. 1,50 M.
761. Tonndorf, Herrn., Thüringer Sagen. 12. (109 S.) Grünberg i. Schi.
Weiß' Nachf, Verlag. 1 M.
762. Kruspe, H., Erfurter Domsagen. 4. (16 Rl. mit 16 Iliustr.) Erfurt,
Körner. 1 M. Bilder und Klänge aus Alt-Erfurt, H. 1.
763. Loh mann, Friederike, der Dom zu Magdeburg. Eine Volkssage. 8,
(22 S.) Leipzig, Greßner u. Schramm. 0,20 M. Kleine Hausbibliothek für
die Jugend, Nr. 49.
764. Wettig, Herrn., Hörselberg-Sageu. Mit 7 Iliustr. 8. (30 S.) Gotha,
Gläser. 0,75 M.
765. Pröhle, Heinr. , Harz und Kytfhäuser in Gedichten, Schilderungen
und Aufsätzen. Mit einer litterarhistorischen Einleitung hrsg. von H. Pröhle.
Neue Ausgabe. 8. (XII, 166 S.) Harzburg, Stolle. 1,50 M.
766. Pröhle, Heinr., Brockensagen. Mit einer Abhandlung über den Hexen-
zug nach dem Blocksberge. 12. (XVI, 70 S.) Harzburg, Stolle. 0,60 M.
767. Tewaag, F., Erzählungen, Märchen, Sagen und Mundarten aus Hessen.
Gesammelt u. hrsg. 8. III, 96 S.) Marburg, Elwerts Verlag. 0,50 M.
768. Koecher, F., Bergblumen, Sagen aus der vorderen Röhn. gr. 8. (IV,
82 S.) Eisenach 1888, Kahle. 1 M.
769. Lesimples Reisebücher. Das Ahrthal nebst Ausflug zum Laacher
See. Führer, Geschichte und Sage. 8. (44 S. mit 1 Stahlst, u. 1 Holzschn.)
Leipzig, Lesimple. 0,50 M.
770. Schneegans, W. , Geschichte des Nahethals nach Urkunden und
Sagen. 3. Aufl. (Erweiterung der geschichtlichen Bilder und Sagen aus
dem Nahethal.) gr. 8. (VIII, 271 S.; Kreuznach 1889, Schmithals. 3 M.
77 1. Beneke, Otto, Hamburgische Geschichten und Sngen, 3. u. 4. durch-
gesehene berichtigte Aufl. gr. 8. (VII, 383 S.) Berlin 1886, Hertz. 6 M.
= Hamburgische Geschichten von 0. B., 1. Sammlung.
772. Reinhard, Karl v. , Sagen und Märchen aus Potsdams Vorzeit. Mit
Ergänzungen von Wilh. Riehl. 5. .\ufl. 8. (IV, 235 S.) Potsdam, Rentel. 2 M.
446 BIBLIOGRAPHIK VON 1888.
7 73. Sage vom Schloß Bydgoszcz.
Jaliibucli d. Broinbeiger liistor. Vereins f. d. Netzedistrict, H. 2.
774. Li ebrecht, Felix, einige Beiträge zur Geschichte der Frauen. (Schluß,
s. Bibl. 1887, Nr. 694).
Germania .33, 243 — 255.
7 75, Alexandersage. — Basset, Rene, I. Alexandre en Algerie. II. Ale-
xandre dans le Maghreb.
Kevue des traditions pojtulaires II, H. 10.
7 7ü. Alexius. — Blau, Max Friedr., zur Alexiuslegende.
Germania 33, 181—219.
777. Schneegans, H., die romanhafte Richtung der Alexiuslegende in alt-
französ. und mittelhochdeutschen Gedichten.
Modern Lang:naf;e Notes III, Nr. 5 n. 6.
7 78. Amor und Psyche. — Adlington, Marriage of Cupid and Psyche
(Bibl. 1887, Nr. 097).
Vgl. Lit. Centralblatt 1887, Sp. 1730 f. (G. N.); Archivio per lo studio delle
tradizioiii pop')lari 7, H. 1 (di Martino) ; Academy Nr. 822.
779. Dagobert. — Ristelhuber, Paul, Dagobert en Alsace.
]?evne des traditions populaires III, H. 1 m. 2.
780. Don Juan. — Engel, Karl, die Don Juan-Sage auf der Bühne (Bibl. 1887 ,
Nr. 704). 2. (Titel-)Aufl. 8. (265 S.) Oldenburg 1887, Schulze. 3.40 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1SS8, Sp. 326.
781. Faust. — Faligan, histoire de la legende de Faust (Bibl. 1887,
Nr. 710).
Vgl. Lit. Centralblatt 1888. 8p. 14'.)! f.; D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 1331 f. (Erich
Schmidt); Goetlie-.Ialirbuch t), 320 f.; Acadeniy Nr. 847; Revue politique et
litteraire 1888, Nr. 15 (V. Henry); Melusine 4, H. 6 (Gaidoz).
782. Burdach, Konrad, zur Geschichte der Faustsage.
Vierteljahrsschrift f. Litteratiirgescliiclite 1, H. 1; dazu Eichler ebenda, H. 2.
783. P'ischer, Kuno, Goethes Faust nach seiner Entstehung, Idee und Com-
position. 2. neubearb. u. verm. Aufl. 8. (XV, 472 S.) Stuttgart 1887, Cotta.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 374 f. („Die Geschichte der Faustsage bis auf
Goethe ist jetzt mit großer Ausführlichkeit behandelt*).
784. Jostes, Franz, Faust in Dortmund.
Nd. Korrespondeuzblatt 13, 38,
785. Friedel, E., die Faustsage und das Faustspiel in Berlin.
Mittheilungen d. Vereins f. d. Geschichte Berlins 1888.
786. Prem, S. M., eine Faust-Notiz.
s. Goethe-Jahrbuch 9, 321. — Epilog zum „alten Faust der VolUssage".
787. Modder mann, R. S. Tjaden, het oudste Faustdrama. Marlowes tra-
gische Historie van Dr. Faustus vertaald en toegelicht. Groningen 1887.
788. Brandl, AI., über Marlowes Faust.
Chronik d. Wiener Goethevereins 1888, Nr. 1. — Auszug a. e. Vortrag Braudls.
Puppenspiel, s. Nr. 1000" f., Faustbuch, s. Nr. 1439.
789. Genovefa. — Nagel, Wilib., die dramatisch-musikalischen Bearbei-
tungen der Genovefa-Legende. Ein Beitrag zur Geschichte der Oper. gr. 8.
(56 S.) Leipzig 1888, Unflad. 1,20 M.
790. Graalsa^e. — Nutt, Alfred, studies ou the Legend of the Holy Grail,
with reference to the Hypothesis of its Celtic Origin, 8. (300 S.) London,
D. Nutt. 10,50 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 1455 f.; Zs. f. Volkskunde 1, 285 f. (Vecken-
stedt) ; Athenlium Nr. 3177; dazu Ceeil Bcndall, „a Buddhist Grail Legend''.
Nr. 3178 und Nutt, Nr. 3181.
V. VOLKSKUNHE. 347
791. Mille t, A., la logende du Saint Graal. 8. (35 S.^i Nimes , Gervais-
Bedot. S.-A. aus der Revue du Midi.
792. Griseldis. — Westenholz, Friedr. v., die Griseldissage in der Litte-
raturgeschichte. gr. 8. (177 S.) Heidelberg 1888, K. Groos. 2,40 M.
Virl. D. Lit. Ztp:. 1888, Sp. 882; Lit. Blatt 1888, Sp. 390 f. (Spiller; ; Am. f. d.
Alterthum U, -248— '-'öl (Strauch); Giornalp storico della lett. ital. XI, H. 1/2.
De Ned. Spectator 1888, S. 124 f. (Moltzei).
793. Groeneveld, H., die älteste Bearbeitung der Griseldissage in Frank-
reich, gr. 8. (XLIII, 77 S.) Marburg. Elwert. 3,G0 M. Ausgaben und Ab-
handlungen aus dem Gebiete der romanischen Philologie, veröti'entlicht
von E. Stengel, H. 79.
794. Heldensage. — Lange, deutsche Götter- und Heldensagen (Bibl. 1887,
Nr. 720).
Zs. f. d. Gymna.sialwesen 1888, 474 fif. (Gronau).
794*. Wagner. Wilh., unsere Vorzeit. 2. Bd.: Deutsche Heldensagen, er-
zählt f. Jugend u. Volk. 4., von J. Wagner durchgesehene Aufl. Mit einem
Titelbild u. 100 Textabbildungen nach Zeichnungen von Herrn. Vogel,
gr. 8. (X, 546 S.) Leipzig 1889, Spamer. 7,50 M.
795. Albers, Lebensbilder (Bibl. 1887, Nr. 723).
Vgl. Zs. f. d. GymnasiaUvesen 1888, 689 f. (Nanmaiiii); Zs. f. d. österr. Gym-
nasien 1888, 27;^ f. (Stejskal); Ctntraiorgau f. d. Interessen d. Kealschulwesens
1888, 34 f. iRob. Schneider),
796. Müller, Mythologie der deutschen Heldensage (Bibl. 1887, Nr. 724).
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. -^öO — 254 (Öijmons); Kutgeguuug Müllers auf die
Besprechuujjen von Koediger, E. H. Meyer u. Sijmons, ebenda Nr. 9, Beiblatt
von acht Spalten.
797. Landmann, nordische Gestalt der Nibelungensage (Bibl. 1887,
Nr. 726).
Vgl. Herrigs Archiv 80, 464 f.
798. Nover, die Nibelnngensage und ihre Heimat.
Rheinische Blätter (. Erziehung u. Unterricht 1888, H. 6.
799. Lichtenberger, H., la legende des Nibelungs dans la vallöe du Rhin.
Annales de l'Est II, H. 1.
800. Germ an Epic Tales in Prose: die Nibelungen von A. F. C. Vilmar,
Walther und Hildegund von Albert Richter, edited by C. Neuhaus. 12.
London, Whittaker & Co. 2 sh. 6 d.
Vgl. Athenäum Xr. 3172. S. IW.
800*. Hofmann, K., zur deutschen Heldensage.
Anz. f. d. Alterthum 14, 289. — Eruianarich.
801. Künos, J., eine türkische SiegtVidsage.
Untrarisehe Uevue 7, H. 10.
802. Knoop, Walthersage (Bibl. 1887, Nr. 729).
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 113 (Mogk); Anz. f. d. Alterthum 14, 241-247
(Antoniewicz).
803. Heinzel, Rieh., über die Walthersage. Wiener Sitzungsberichte Bd. 117
u. separat, gr. 8. (100 S.) Wien, in Commission bei F. Tempsky. 1,40 M.
804. Save, Gaston, Walther de Vosges (Walther von Aquitanien).
Bulletin de la Soei^te philomatique Vosgienne 12™° aunee, S. l 15 — 142.
805. Golther, W. , die Wielandsage und die Wanderung der fränkischen
Heldensage.
Germania 33, 449—480.
348 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
806. Lanvalsage, von Rolls (Bibl. 1887, Nr. 735).
Vtrl. Lit. Centralblatt 18S8, Sp. 491 f. (R. Wülker) ; D. Lit. Ztg. 1888, &p. 1041
(Varnhagen).
807. Legenden. — Bonet-Maury, G. , la legende d'Abgar et de Thaddee
et les missious chretiennes k Edesse.
Kevue de l'histoire des religious 1888, 269—283.
808. Tix Clont, L, J. , les origines de l'cglise d'Edesse et la legende
d'Abgar, etude critique suivie de deux textes orientaux inedits. 8. (203 S.)
Paris, Maissonneuve & Leclerc.
809. Schirmer, Gustav, zur Brendanus-Legende. gr. 8. (7.5 S.) Leipzig
1888, Fock. 1,20 M. Habilitationsschrift.
Vtrl. Anglia 11, .327 f. (R. Wülker).
810. Leben und Offenbarungen der heiligen Brigitta. Neu bearbeitet, über-
setzt u. hrsg. von Ludwig Clarus. Aufs neue durchgesehen u. verbessert
von einem katholischen Priester. 4 Bde. 2. Aufl. gr. 8. (494, 389, 438 u.
332 S.) Regensburg, Verlagsanstalt. 1.5,60 M. Sammlung der vorzüglichsten
mystischen Schriften aller katholischen Völker 10. — 13. Bd.
811. Leben der heil. Birgitta von Schweden. Nach histor. Quellen bearb.
u. hrsg. von Schwester Maria Bernardina, Ord.-Cap. 2. Aufl. gr. 8. (VIII,
448 S. mit 1 genealog. Tab.) Augsburg 1888, litterar. Institut von Dr.
M. Huttier. 3 M.
812. Fragment um de vita et miraculis Petri Olaui confessoris beatc Bir-
gitte. Utg. af K. G. Grandikson.
KaiLsfads Allmäima läioverks arsredogörelse 1887 — 88.
813. Börner, G.. zur Kritik der Quellen für die Geschichte der heil. Elisa-
beth, Landgräfin von Thüringen.
N. Archiv f. äUore deiitsclie Geschichtskunde 13, 433 — 515.
814. Miclke, H., zur Biographie der heil. Elisabeth, Landgräfin von Thü-
riugen. 8. (75 S.) Rostocker Dissertation.
815. B(echstei)n, R., die heil. Elisabeth in Dichtung und Kunst Skizze.
Kostocker Ztg. 1888, Nr. 5 IT.
816. Curicque, J. M., memoire historique sur le culte ecclesiastique du
bienheureux empereur Charlemagne. Metz 1888.
817. Das Leben des sei. Bruder K I aus in 12 Lichtdruckbildern mit unter-
gedr. Text. Ein Andenken an die Jubelfeier von 1887. 16. Einsiedeln,
Benziger & Co. 0,80 M.
818. Gallee, J. H., zur Legende der heil. Kumernus oder Wilgefortis.
Germania 33, 311 1".
819. Mussafia, A. , Studien zu den mittelalterlichen Marienlegenden. II.
Aus: Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wiss. Lex. -8. (90 S.) Wien, Tempsky
in Comm. 1,40 M. (I u. II: 2,60 M.).
820. Grillnberger, 0., Marienlegenden.
Studien und Mittheilungen aus dem IJenedictiner- und Cistercieuser-Orden
9, 283—289.
821. Benrath, Marias Leben nach der Legende des Mittelalters.
Deutsch-evangel. Blätter 14, 20—37.
822. Rösch, Astarte — Maria.
Theolog. Studien n. Kritiken 1888, 26.T — 299, und Nachträge dazu in H. 3.
823. de Puymaigre, la lögende de Marie l'Egyptienne.
Revue du monde latin 188-5, Mii.
V. VOLKSKUNDE. 349
824. Montmelian, B. de, St. Maurice et la legion Thebeenne. 2 Bile.
Paris, Plön, Nounit et Co. 1 5 fr.
825. Allard, P., le martyre de la legion Thebaine.
La Coiitroverse et le Contempoiaiii 14, 161 — 195.
826. Die Leidensgeschichte des heiligen Mauritius und seiner Genossen.
Der Katholik N. F. 30, Juni bis August.
827. de Gray Birch, The Lengendary Life of St. Nicholas.
The Journal of the British Archaeological Association XLll, 2.
828. Bolte, J., die Legende vom heiligen Niemand.
Alemannia 16, 193 — 201; dazu Birlinger, ebenda S. 281.
829. Schnell, H., die Legende von der Abeesse grosse.
Zs. f. vergl. Lit.- Gesch. u. Renaissance Lit. N. F. I, 255 — 2.^9; dazu Zupitza,
ebenda S. .396.
830. Uhr ig. die 14 heiligen Nothhelfer (qnatuordecim auxiliatores).
Theolog. QuMrtalschrift 70. Jahrg., H. 1.
831. Schneider, F., die Rupertuslegende von Jacob Koebel zu Oppenheim.
Zs. f. bildende K>insr 28, 5.
832. Egli, E., zu den urchristlichen Martyrien. I. Chronologisches zu Poly-
karp und Ignatius. H. Zum Felicitas-Martyrium.
Zs, f. wissenschaftl. Theologie 3), 385 — 397.
833. Holder-Egger, 0., zu deutschen Heiligenleben. 1. Gozwin und
Gozechin, Domscholasten zu Mainz; 2. über die Heiligen Marinus
und Annianus; 3. über Adalbert von Egmond.
N. Archiv t". ältere d. Geschichtskunde LS, 9 — 32.
834. Annalecta Bollandiana. Tomus VI fasc. 4. — Tomus VH (4 fasc).
Brüssel. 15 fr.
835. Kaiser Maximilian. — Busson, Arnold, die Sage von Max auf der
Martinswand und ihre Entstehung. Wiener Sitzungsber. 116 u. separat.
Lex.-8. (48 S.) Wien, Tempsky in Comm. 0,80 M.
836. Melusine. — Jarlit, origines de la legende de Melusine.
M^moires de la Societe des Antiqnaires de l'Oiiest IX.
837. Odipus. — Steinberger, Alph., die Ödipussage. Eine litterarliistor.
Skizze. 8. (78 S.) Regensburg 1888, Coppenrath. 1 M.
838. Novakovic, die Ödipussaj.;e in der sndslavischen Volksdichtung.
Archiv f. slavische Philologie XI, H. 3.
839. Oswald. — Schnitze, Siegmar, die Entwicklung der deutschen
Oswaldlegende. 8. (60 S.) Halle 1888. Dis.sertation.
Partonopeussage, s. Nr. 1825.
840. RübezahL — Müller, K. A., Rübezahl, der Herr des Riesengebirges.
Für die Jugend erzählt. 4. Aufl. 8. (IV, 272 S.) Leipzig 1888, Abel. 2 M.
841. Mu saus, J. K. A., Legenden vom Rübezahl. 12. (95 S.) Lahr. Schauen-
burg. 0,35 M. Volksbibliothek des Lahrer Hinkenden Boten, Nr. 511^518.
s. Nr. 43, 728 f.
842. Tannhäuser. — Heinrich, G., Tannhäuser.
Hudapesti Szemle 1887, 321 — 343.
843. Taucher. — Croce, la leggenda di Nicolö Pesce (Bibl. 1886, Nr. 724).
Vgl. Lit. Blatt 1888, 8p. 31—34 (Ullrich).
844. Pitre, G., la leggenda di Cola Pesce.
Archivio per lo studio delle trad popol. VIT, H. 1.
845. Teil. — Mähly, J., der Ursprung der Tellsage.
Preußische Jahrbücher 62, H. 3.
3nO BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
846. Stöckle, Josef, die drei Teilen. Goethe, Schiller, Ubland und die
Teilsage.
Katholische Sehweizerblätter 1888, H. 5,6.
847. Tristan und Isolde. — Golther, Sage von Tristan und Isolde (Bibl.
1887, Nr. 766).
Yt:\. Anz. f. d. Altertlium 14, 233—241 (Singer); Germania 33, 119 (Bartsch);
Runiauia Nr. 68 (Mnret); österr. lit. Centralblatt 1888, 177 (Graf).
84 8. 7 weise Meister. — Cassel, Paulus, Mischle Sindbad, Secundus-
Syntipas. Ediert, euiendiert und erklärt. Einleitung und Deutung des
Buches der Sieben weisen Meisler. 8. (VIII, 426 S. ) Berlin, R. Schaeffer.
10 M.
Vgl. Blätter f. litterar. Unterhaltuncr 18S8, 604 f. (Koelle).
849. North, Thomas, the earliest english version of the fables of Bidpai
'the morall philosophie of Doni', now again edited and introduced by
Joseph Jacobs. 18. (LXXX, 257 S.) London, Nutt.
Vgl. Melusine 4, H. 8 (Gaidoz).
850. Winkelried. — Ringholz, Odilo, Geschichte des fürstlichen Bene-
dictinerstiftes U. L. Fr. zu Einsiedcln unter Abt Johannes I. von Schwan-
den 1298—18:^7. Mit urkundl. u. artist. Beilagen, gr. 8. (VIII, 297 S.)
Einsiedeln 1888. Benziger u. Co. 4 M.
D. Lit. Ztg. 1888, Sp. is««)— 1891 (Meyer von Knonau). — Excurs I enthält
eine Zurückweisung von Bürkii, der wahre Winkeiried (Bibl. 1887, Nr. 873);
eine Kunstbeiiage betrifft den Minnesänger von Buwenburg.
Sitten und Gebräuche.
850*. Freybe, Alb., Züge deutscher Sitte und Gesittung, 1. Heft. Das
Leben in der Treue. 2. Aufl. Gütersloh, Bertelsmann. 1,20 M.
Inlialt: 1. Prolegomfiia; •.'. Die Maclit der Sitte im Allgemeinen; 3. die
iStellung und Geltung der Frau im Volksbewußtsein und im Volksleben;
4. — im häuslichen Leben; 5. die Sippe und die Blutraclie; 6. die Blutbriider-
schaft.
851. Freybe, Albert, Züge deutscher Sitte und Gesittung. 3. Heft. Auch
u. d. T. : Das Leben im Dank. Eine Sammlung einiger Dankessitten. 8.
(XII, 88 S.) Gütersloh, Bertelsmann. 1,20 M.
852. Usener, Herrn., religionsgeschichtliche Untersuchungen. 1. u. 2. Theil.
1. Das W^eihnachtsfest, Cap. I— IIL gr. 8. (XVIII, 337 S.) 2. Christlicher
Festbrauch. Schriften des ausgehenden Mittelalters, hrsg. von H. U. gr. 8.
(VIII, 95 S.) Bonn, Cohen u. Sohn. 9 M.
853. Vom Jura zum Schwarzwald. Geschichte, Sage, Land und Leute.
Hrsg. unter Mitwirkung einer Anzahl Schriftsteller und Volksfreunde von
F. A. Stocker. 5. Bd. 4 Hefte gr. 8. (1. H. 80 S.) Aarau, Sauerländer.
5 M.
854. Ruppert, Ph., Konstanzer Beiträge zur badischen Geschichte. Altes
und Neues. 8. Konstanz 1888, Selbstverlag.
Darin u. A.: Ein badischer Hexenrichter; ein Überlinger Chronist des 15. Jaluli.;
Ulr. llichenibal.
855. Reinfried, Karl, das Kinderfest am St. Urbanstag im Schwarzachischen.
Zs. f. d. Gesell, d. Obeirlieins N. F. III, 376 f.
856. Eine Hochzeit im Jahre 1557. Aus des Basler Arztes Dr. Felix
Platters Selbstbiographie.
Sfhorers Familienblatt 1888, Nr. 6.
V. VOLKSKUNDE. 351
857. Volksthümliche Feste, Sitten und Gebräuche in Elsaß-Lothringen.
Jahrbuch f. Gesch., Sprache u. Litteratur Elsaß-Lothringens 4, 112— l'il. —
Ortsueckereien S. 120 f.
858. Ludwig, Herrn., elsäßische Fastnachts-Sitten und Sagen.
Wissenschaftl. Beilage d. Leipziger Ztg. 1888, Nr. 12.
859. Barth, A., deux jeux Strasbourgeois.
Melusine IV, H. 1.
8ß0. Ristelhuber, P., fete de St. Nicolas en Alsace.
Keviie dos traditions popiilaires II, H. 2.
8fil. Lach mann, Th. , die Überlinger Nachbarschaften und der Nachbar-
schaftstrunk.
Alemannia 10, 160—164.
S62. Paulus, Ed., und Rob. Stieler, Aus Schwaben. Schilderungen in
Wort und Bild. Stuttgart 1887.
86.3. Hänie, F., der Siedershof in Schwäbisch-Hall.
Württenibersr. Vieiteljahrsliefte ISSS, 62—80-
864. Bossert, G., Volksthümliches von der fränkischen Grenze.
Alemannia 16, 69 — 74.
865. Die ös terr. -ungar. Monarchie in Wort u nd Bi Id. Auf Anregung
und unter Mitwirkung Sr. k. k. Hob. des Kronprinzen Erzherzog Rudolf.
4. Wien. Holder. In Heften zu 0.60 M. (1886/87 = H. 17—53).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 909—911 (Partsch).
866. Zingerle, Ign. V., Schildereien aus Tirol. 2. Bdchn. 8. (VIII, 379 S.)
Innsbruck 1888, Wagner. 4,60 M.
867. V. d. Passer, Arnold, Hochzeitsbräuche im Eisackthal.
Zs. d. deutschen u. österr. Alpenvereins 1888, 146 — 150.
868. Wolf, Carl, der Burggräfler, ein deutscher Bauer in Südtirol.
Zs. d. deutschen u. österr. Alpenvereins 1888, 137 — 145.
869. Nibler. Fr., deutsche Bilder aus den welschen Bergen. [1. Das
Suganerthal und die deutsche Sprachinsel Lusern. 2. Die sieben Ge-
meinden. 3. Der deutsche Nonsberg, 4. Das deutsche Fersenthal. 5. Die
Thalschaft Folgareit (Viel-ereut).] Nebst einer Karte von Südtirol mit den
ehemaligen deutschen Namen der Berge, Thäler, Flüsse, Ortschaften etc.
gr. 8. (HI, 82 S.) München, Callwey. 1,50 M.
870. Kupferschmid, A., linguistisch-culturhistorische Skizzen und Bilder
aus der deutschen Steiermark. 8. (IX, 170 S.) Karlsruhe, Pollmann. 3 M.
871. Knittl, Michel, Cultur- und Landschaftsbilder aus Steiermark und
Kärnten. 8. (IH, 207 S.) Klagenfurt 1889, Leon sen. 3 M.
87 2. Zahn, J. v., zur Sittengeschichte in Steiermark.
Mittlieilungen d. histor. Vereins f. Steiermark, H. 36.
873. Kraiuz, Job., Steirische Hochzeitsbräuche.
Zs. d. deutschen u. österr. Alpenvereins 1888, 151 — 165.
874. Schlegel, Thomas, Hochzeitsgebräucho im MöUthale in Kärnten.
Vom Fels zum Meer 1888, 8!t, H. 3.
875. Gruber, K., Marterl und Taferl.
Zs. d. deutschen u. österr. Alpenvereins 1888, 129 — 136.
876. Beerdigungen in den Alpen.
Das Ausland 61, Nr. 33.
87 7. Joest, W., Leichenbretter in Böhmen.
Verhaiidluiigeii d. Herliiirr Gesellschaft f. Anthropologie, Ethnologie ii. Ur-
geschichte 1888, 416 f.
352 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
878. Mittheilungen des Nordböbmischen Excursions-Clubs, X. Jahrgang.
Darin: A. W. Stellzi?, vier Volkslieder ; J. Holfeld, drei Sagen ans dem Niedei-
lande; li. Seifeit, Mittheilung über das Jagen di-s wilden Mannes in .Sclilnckenau ;
A. Paudler, über die deutsch-böhmisclien Ortsnamen; Xordböhmisclie Local-
sagen; J. Just, Dialoetisehes.
879. Bohemia 1888, enthält u. A. : Walther v, d. Vogelweide, nach den
neuesten Forschungen (Xr. 19); eine sprachfachlicho Plauderei; das alte
Sprachenrecht in Böhmen, von Jul. Lippert (Nr. ;^8); Frühlingsgebräuche
der Deutschen in Nordböhmen, von Ferd. Thomas (Nr. t)2 u. 08); deutsche
Namengebung im iilten Böhmen (Nr. 6i u. (jtj); Deutsch-techisches im
If). Jahrb., von Jul. Lippert (Nr. 328).
880. Habermann, G. , aus dem Volksleben des Egerlandes. Eger 1886,
Kobrtsch u. Gschihay.
Vgl. Mitf beil. d. Ver. f. Gesch. d. Deutsclien in Böhmen 26, Beil. S. 1.3 f. ' Gradl).
881. Pro 11, Karl, vergessene deutsche Brüder. Wanderungen im Böhmer-
walde und im ..Sachsenlande" Siebenbürgens. 2. Aufl. 8. ( 124 S.) Leipzig,
Reclams Universalbibliotbek Nr. 2308. 0,20 M.
882. Rath, G. vom, Siebenbürgen. Reisebeobachtungen und Studien. Nach
Vorträgen. 2. Ausg. 8. (V, 152 S.) Heidelberg, Winter. 2 M.
883. The Land beyond the Forest: Facts, Figures and Fancies from
Transsylvania. By E. Gerard. London, Blaackwood & Sons.
Vgl. Athenäum Nr. 3160. (Aus dieser Anzeii;e ist zu schließen, daß Madame
Gerard sieh auf ihrer Reise nur die alleroberfläcblichsten Kenntnisse über die
Deutschen Siebenbürgens erworben hat. E.)
884. Stauf e-Simiginowicz, L. A., deutsche Orte in Siebenbürgen.
Touristenskizze.
Das Ausland 61. Nr. 31.
885. Wlislocki , H. V., Volkskunde der transsylvanischen Zigeuner (Bibl. 1887,
Nr. 795).
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 319 f. (K-ffj.
886. Wlislocki, H. v. , Festgebräuche der transsylvanischen Zeltzigeuner.
Globus 1888, Nr. 22 u. 23.
887. Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift. 64. Bericht d. Vereins
f. d. Museum schles. Alterthümer. Red. Grempler u. Mart. Zimmer, gr. 8.
(4. Bd. S. 613 — 648.) Breslau 1888, Trewendt. h 1 M,
888. Seh o eil er, Franz, Schlesien. Eine Schilderung des Schlesierlandes.
3. Bd. Mit IG Stahlst, u. 46 Holzschn. von Theod. Blätterbauer. Lex. -8.
(VIII, 415 S.) Glogau 1888, Flemming. 15 M.
889. G an der, Festgebräuche, mit Zusätzen von Weineck.
Mitlheilungen d. NiederUusitzer Gesellschaft f. Anthropologie u. Urgesch., H. 4.
890. Fahl i seh, der Spreewald und seine Bewohner einst und jetzt.
Vom Fels zum Meer 18^7/d8, H. 10.
891. Trinius, Aug., Thüringer Wanderbuch. 2. Bd. (1. Bd. 1886.) 8.
(X, 4 20 S.) Minden, Bruns. k 6,50 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888. >^p. 1640.
892. Friese, Friedr. . historische Nachricht von den merkwürdigen Cere-
monien der altenburgischen Bauern, 1703. Neudruck mit Einleitung und
Anmerkungen versehen, mit einer Nachbildung d. Trachtenbildes bei Friese
und einem modernen Trachtenbilde, gr. 8. (39 S.) SchniöUn, Bauer. 1 M.
Vgl. Anz. f. d. Alterthum 14, 143 (Strauch); Korrespondenzblatt d. Gesammt-
vereins d. deutschen Gesehichfs- u. Alterthumsvereine ISf'S, 99; Wissenschaft-
liche Beilage d. Leipziger Ztg. 1887, Nr. 95.
V. VOLKSKUNDE. 353
893. Eine s üd t h üringische Hochzeit.
Dis Ausland 61, Nr. f, u. 7.
894. Hantzsch, A., Geschichle des Dresdener Christmarktes.
MittlieiluDgen d. Vereins f. Gescliiclife Dresdens, 8. Heft.
895. Pfister, Herni. v., chattische Stammeskunde. Anhang, gr. 8. (VIII,
54 S.) Kassel 1888, Huhn. 1,50 M.
89ß. Kolbe, Wilh. , hessische Volkssitten und Gebräuche im Liclite der
heidnischen Vorzeit. 2. sehr verm. Aufl. gr. 8. (191 S.) Marburg 1888,
Elwerts Verlag. 1,80 M.
Vjil. D, Lit. Zt!.'. 1888, Sp. 1107 f. (Ed. Schröder) ; Centralorg;in f. d. Interes.seii
d. Realschuhvesens 1«88, 287 (Freytag); Mittheil. a. d. liistor. Lit. 10, H74 f.
(Falkenheiiier); D. Lit. Blatt 1888, S. 39 (SaaUeld).
897. Jellinghaus, H. , Volksthümliches aus Wallcnbrück im Ravens-
bergischen.
Nd. Korrespondenzblatt IM. 81 f.
898. Fontane, Theodor, Wanderungen durch die Mark Brandenburg. '2, u.
3. Theil. gr. 8, Berlin 1889. Hertz, k 7 M.
899. Land und Leute in nordwestdeutschen Moorgegenden.
Das Ausland 61, Nr. 41 — 48.
900. Wossidlo, R, Volksthümliches aus Mecklenburg
Rostocker Ztg. 1888, Nr. 175, 279, 803 n. 399. — Dummheit, und Veiwandtes;
Stand und Gewerk im Munde des Volkes; Küster und Bauer; Bilder aus dem
Thierieben. — Vgl. Nd, Korrespondenzblatt 13, 14 (K. E. H. Krause).
900\ Ringschwur, von Ernst Friedel.
Korrespondenzblatt d. Gesammtvei'eins d. deutschen Geschichts- n. Altertliunis-
vereine 1888, l(i8 f.
901. Lemke. Volksthümliches in Ostpreußen (Bibl 1887, Nr. 810).
V^'l. Zs. f. Völkerpsyehologie u. Sprachwissenschaft 18, 102 — 112 (Brucliniarui).
902. Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethno-
logie und Urgeschichte 1888.
Darin: W. v. Schulenburg, Seusenbaud „Schande"; Leinwand als Geld; Lause-
tenn ; Ostersemmel und Seelenzopf; öiebscheiben ; Geblirmutter in Krötenform
(S. 154 — 157); ¥.. Lemke, über einen alten Volksgebrauch „zum Gedächtniß"
(„Stock im Eisen", S. 288); A. Treichel , Nachtrag zum Schulzenstab, sowie
verwandte Communicationsmittel (S. 160 — 172; dabei auch Erklärung von
'Jodute -^ dazu 8. 493 f. u. 570); A, Treichel, Keisi»;-, auch Steinhäufen bei
Ermordeten oder Selbstmördern (S. 568—570); E. Friedel, kein heiliger Biel-
bogsweg (S. 586 f.).
903. Haberland, Carl, über Gebräuche und Aberglaube beim Essen (Forts,
von Bibl. 1888, Nr. 817).
Zs. f. Völkerpsychologie u. Spracliwi.ss. 18,1 — 59,128 — 170, 2üü — 284, 357 — 394.
904. Schmitz_, J. P. , ein altdeutsches Frühlingsfest. Culturgeschichtliche
Studie. 1. Theil. 4. (19 S.) Montebaur 187 4, Kunst. 1 M. — Dasselbe,
2. Theil. Das Sonnenrad. Eine culturhistorische Studie. 4. (2(j S.) Progr.
des Gymn. zu Montabaur. Leipzig 1888 , Fock. 1,20 M.
905. Harou, Alfred, coutumes de moisson. IV. En Allemagne.
Kevue des traditions populaires III, H. 11.
906. Kleinpaul, das Weihnachtsfest der alten Germanen.
Beweis des Glaubens 14, 338—351.
907. Samson, H., die Weihnachtszeit und ihre Feier im Christenvolk,
gr. 8. (32 S.) Frankfurt a. M., FoeBer Nachf. 0,50 M. Frankfurter zeit-
gemäße Broschüren N. F. 9. Bd., H. 3.
s. Nr. 852.
«KRMANIA. Npnr. Rpihp. XXV (XWVir.) .lahrg. 24
354 BIBLIOGHAPHIE VON 1888.
908. Cassel, Paulus, zur Geschichte des Weihnachtsbaumes.
Schorers Familieiiblatt 9, Nr. 50.
909. Sylvesterbrauch und Sylvesterglaube, von A. T.
Wissenscliatil. Beila«:e d. Leipziger Ztg. 1888, Nr. 138.
910. Sehulenburg, W. v., das Alter der deutsch-germanischen Spinnstube.
Mitthcilungen d. Niederlausitzer Gesellschaft f. Anthropologie u. Urgeschichte,
H. 3.
911. Bacm eiste r. eine gräfliche Kindstaufe vor 300 Jahren.
Württemberg. Vierteljahrshefte 1888, 133 — 137.
912. Birlinger, A., zur Sittenkunde.
Alemannia 16, 57 f. (Gegen den Bauernlnxus vor C Jahren; gegen Unfug in
Hans und Feld bei jungen Leuten; gegen die Freiheitsbänme; Seelenopfer,
Volkssprache auf der Kanzel.)
913. Wert her, Werner, Hochzeitsbräuche fremder Völker. Schilderungen.
12. (IG S.) Lahr, Schauenburg. 0,15 M. Volksbibliothek des Lahrer Hin-
kenden Boten Nr. .58() — .589.
914. Schroeder, Leop. v. , die Hochzeitsbräuche der Esthen und einiger
anderer finnisch-ugrischer Völkerschaften in Vergleichung mit denen der
indogermanischen Völker. Ein Beitrag zur Kenntniß der ältesten Bezie-
hungen der finnisch-ugrischen und der indogermanischen Völkerfamilie,
gr. 8. (VIII, 26Ö S.) Berlin, Asher u. Co. 5 M.
915. Schroeder. Leop. v. , die Hochzeitsbräuche der Esthen und einiger
anderer finnisch-ugrischer Völkerschaften in Vergleichung mit denen der
indogermanischen Völker.
Verhandlungen der gelehrten Esthnischen Gesellschaft zu Dorpat 1888, Bd. 13,
149-408.
916. Schroeder, Leop. v., eine esthnische Sitte.
Fesigruß an Otto von BöhtHngk (Stuttgart, Kohlhammer), S. 107 — 109, —
Hoclizeitsliräucbe.
917. Coemans, usages et ceremonies du mariage.
Revue de Belgique 1888, November.
918. Sebillot, P. , les souhaits de bonne annee en Bass-Bretagne etc.,
en Belgique, en Angleterre.
Kevue des traditions populaires II, H. 12.
919. Lieb recht, Felix, Narrengesellschaften.
Germania 33, 175-177.
920. Schwebel, Tod und ewiges Leben im deutschen Volksglauben (Bibl.
1887, Nr, 622'').
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 703 f. (H. Pf.); Melusine 4, H. 5 (Gaidoz).
s. Nr. 682, 700".
921. Caland, W., über Todtenverehrung bei einigen der indogermanischen
Völker. Veröfi'entlicht durch die kön. Akad. d. Wiss. zu Amsterdam. (Aus:
Letterk. verh. der koninkl. Akademie.) gr. 4. (80 S.) Amsterdam 1888,
J. Müller. 1,50 M.
Vgl. Mittheilungen d. anthropol. Gesellschaft in Wien 18, 277 (Haberlandt). —
Inder, Griechen, Römer.
922. Über die Sitte, den Todten ein Geldstück ins Grab mitzugeben.
Mittheilungen d. Niederlausitzer Gesellschaft f. Anthropologie u. IJiopeschichte,
3. Heft.
923. Frazer, J. G., Totemism. 12. (96 S.) Edinburgh 1887, Adam & Charles
Block.
Vgl. Zs. f. Ethuologie 20, 164 (Virchow).
V. VOLKSKUNDE. 355
924. Professor Aguchekikos on totemisme. London 1886, Edw. Bum-
pus, Holborn Bars. S.-A.
Vgl. Wochenschrift f. class. Philologie 188^, Sp. 885 (Gruppe). — Satire.
92r). Schliep, H. H. G. F., Licht! Was Keiner geahnt! Ein Buch für
alle Germanen. 1. Theil. München, Uebelen in Comm. 3,50 M.
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 514 (Inhaltsverzeichniß des curiosen Buches).
926. Aberg'!aube. — Rubin, S., Geschichte des Aberglaubens, Aus dem
Hebräischen übersetzt von Stern. 8. (159 S.) Leipzig 1888, E. Thiele. 1,50 M.
927. Höfler, M., A'^olksinedicin und Aberglaube in Oberbayerns Gegenwart
und Vergangenheit. Mit einem Vorworte von Friedr. v. Hellwald. gr. 8.
(XII, 244 S. mit 2 Lichtdruck-Taf.) München 1888, Stahl sen. 2,80 M.
Vgl. Lit. Centi-alblatt 1888, Sp. 1082—1084 (H. Pf.); Centralorg;in f. d. In-
teressen d. Kealschulwe.sens 1888, 491 — 494 (Fi'eytag); Mittheilungen d. .■mtliro-
pologischen Gesellschaft in Wien 18, 74 (ICrauß).
928. Jahn, Ulrich, über den Zauber mit Menschenblut und anderen Theilen
des menschlichen Körpers.
Verhandlungen d. Berliner Gesellschaft f. Anthropologie, Ethnologie u. Ur-
geschichte 1>«88, 130 — 140; dazu ebenda, S. 490— 49-.'. '
929. Müller, G. , Zaubersprüche und Segen aus sächsischen Visitationsacten.
Neues Archiv f. säi-lisische Gechichte u. Altertlniinsljunde Bd. 9.
930. Ammann, J. J., ein Wassersegen.
Zs. f. d. Alterthum 32, 141 — 143.
931. Bolte, J., Besegnungen.
Alemannia 16, 56 — 57.
932. Stehle, B., und J. Werner, Besegnungen.
Alemannia 16, 54 — 56.
933. Werner, J., Segen.
Alemannia 16, 233 — 237.
934. Gerlach, ein alter zigeunerischer Feuersegen.
Mittheilungen vom Freiberger Alterthumsverein, Heft 24.
935. Birlinger, A., und J. Werner, alte Recepte.
Alemannia 16, 58 — 61.
936. Werner, J., Recepte.
Alemannia 16, 183.
937. Seraphim, Ernst, zur Geschichte des Aberglaubens in Altlievland.
1684 — 1704.
Jahresbericht der Felliner litterar, Gesellschaft pro 1885 — 1887, Beilage.
938. Philipps, Henry, gibt Mittheilungen über den niederen Volksglauben
in Philadelphia und Umgebung in:
Proceedings of the Americ. philnsophical Society 1888, 159 — 170.
939. Diefenbach, Hexenwahn (Bibl. 1887, Nr. 842),
Vgl, Zs, f, kathol. Theologie 1888, Nr. 1.
940. Längin, Georg, Religion und Hexenproceß. Zur Würdigung des 400-
jährigen Jubiläums der Hexenbulle und des Hexenhammers, sowie der
neuesten kathol, Geschichtschreibung auf diesem Gebiete, gr. 8. (XVIH,
385 S.) Leipzig 1888, 0. Wigand. 6 M.
941. Lercheimer, Augustin [H, Witekind in Heidelberg] , und seine Schrift
wider den Hexenwahn. Lebensgeschichtliches und Abdruck der letzten vom
Verfasser besorgten Ausgabe von 1597. Sprachlich bearb. durch A. Bir-
linger, hrsg. von C. Binz. gr, 8. (XXXH, 188 S.) Straßburg, Heitz. 3,50 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 1784 f.; U, Lit. Ztg, 1888, Sp. 1290 f. (Rhamm) ;
Protestant, Kirchenztg. 1888, Nr. 49 (Längin); Allgera. Ztg. 1888, Beil. Nr. 265,
24*
356 BIBLIOGHAPHIK VON 1888.
942. Birlinger, A., Hermann Witekind.
Alemannia lö, 184 — 187; s. auch ebendfi, S. '_'8l.
943. Die ersten Bekämpfer des Hexenwahns.
Deutscher Meicur 19, Nr. 81.
944. Salzmann, die Hexenprocesse der Reichsstadt Eßlingen. Eßlingen,
Schreiber.
945. Schuleuburg, W. v., Hexentanz und Sternschlucken in Oberbayern.
Verhandlunfren d. Berliner Gesell.scliaft f. Anthropologie, Ethnologie ii. Ur-
geschichte 1888, 474—476.
946. Hennen, ein Hexenproceß aus der Umgegend von Trier aus dem
Jahre 1572. Ein Beitrag zur Culturgeschichte des Mosellandes, gr. 8.
(24 S.) St. Wendel 1887. Trier, Selbstverlag des Verfassers. 1,50 M.
947. Schwartz, W. , zwei Hexengeschichten aus AValtershausen in Thü-
ringen nebst einem mythologischen Excurs über Hexen- und ähnliche Ver-
sammlungen.
Zs. f. Völkerpsychologie u. Sprachwis.senscliaft 18, 395 — 419.
948. Jahn, Hexenwesen und Zauberei in Pommern (Bibl. 1887, Nr. 843).
Vgl. Lit. Ccntralblatt 1888, Sp. "27— 29 (H. Pf.).
949. Warschauer, die älteste Spur eines Hexenprocesses in Posen.
Zs. d. histor. Gesellschaft f. d. Provinz Posen 4, H. 1/"J.
950. Wespy, Leon, der Hexenglaube und seine Nachfolger.
Unsere Zeit 1888, H. 11.
951. Wespy, Leon, der Hexenglaube, ein Mißverständniß natürlicher Dinge.
Vom Fels zum Meer 1888/89, H. 11.
s. Nr. 944; Aberglaube s. Nr. 328.
Volks- und Kinde rlieder.
952. Herder, J. G. v., Stimmen der Völker in Liedern. 8. (3G0 S.) Halle,
Hendel. 1,50 M. Bibliothek d, Gesanimtiitteratur d. In- u. Auslandes Nr. 257
bis 259.
953. Zurbonsen, Friedr. , Herder und die Volkspoesie. 4. (XV S.) Pro-
gramm des Gymnasiums zu Arnsberg 1888.
954. Friedrich Nicolais kleyuer feyner Almanach 1777 u. 1778, hrsg.
von G. Ellinger. 2 Bde. 8. (XXXVI, 04 n. XH, 86 S.) Berlin 1888,
Paetel. 6 M. Berliner Neudrucke, Bd. 1 u. 2.
955. Bestmann, H. J., das deutsche Volkslied, gr. 8. (V, 44 S.) Mölln,
Leipzig, Buchh. d. Vereinshauses. 0,80 M.
956. Erfurth, P., die deutsche Volksdichtung. Ihre Geschichte, Bedeutung
für das Volksleben und Stellung in der Volksschule, gr. 8. (108 S.) Pots-
dam 1888, Stein. 1,20 M.
957. Ebner, das deutsche Volkslied in Vergangenheit und Gegenwart.
Deutsch-evangelische Blätter 13, H. 9.
958. Deutsche Volkslieder. Eine Sammlung der beliebtesten Liebes-,
Trink- und Wanderlieder. 6. — 13. Tausend. Ausg. A. 16. (96 S.) Leipzig.
Werther. 0,25 M.: Ausg. B. (192 S.) 0,50 M. ; Ausg. C. (288 S.) 0,75 M.;
Ausg. D. (384 S.) I M.; Ausg. E. (384 S.) 1,50 M.
959. Eiben, Otto, der volksthüraliche deutsche Männergesang. Geschichte
und Stellung im Leben der Nation. 2. Aufl. gr. 8. (XVI, 478 S.) Tübingen
1887, Laupp. 0 M.
Vgl. D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 399 f. (Plew).
V. VOLKSKUNDE. 357
9GÜ. Wei tb re eil t , Richard, was tiiigt uuser Volk?
Der Wartbnrg-Bote (Eiseiiach, Bacineister) I, S. 135 — 142. — Schwäbische
Volkslieder der Gegenwart.
961. Franke. Karl, der Tanz und das Tanzlied bei den Deutschen.
Magazin f. d. Litteratnr des In- u. Auslandes 1888, Nr. 2ß.
962. Freßl, die Musik des baiwarischen Landvolkes vorzugsweise im König-
reich Bayern. I. Instrumentalmusik.
Oberbayeri.sches Archiv f. vaterländ. Gesch., 45. Bd.
963. Rosenberg, über eine Sammlung von Volks- und Gesellschaftsliedern
in hebräischen Lettern.
Zs. f. d. Geschichte der Juden in üeutsclilaiid II, II. 3/4 n. III, H. 1 u. Dissert.
8. (84 S.) Berlin 1888.
964. Jüdisch-deutsche Volkslieder aus Galizien und Rußland, hrsg.
von ü. H. Dalman. gr. 8. (VIII, 74 S.) Leipzig, Buchh. d. Institutum
Judaicum. 1,50 M. Schriften d. Instit. Judaic. in Leipzig, Nr. 20 u. 21.
9G5. Biese, Alfred^ einige Wandlungen des Wunschmotivs in antiker und
moderner Poesie.
Zs. t". vergl. Litteraturgeschichte u. Renaissance-Litteratur N. F. 1, 411 — 425. —
„Wenn ich ein Vöglein war'."
966. Birlinger, A., Lieder.
Alemannia 16, 79 — 84 u. 238. Die neue Buttermilch (1627); Chiistinchen bist
du krank ja krank (1630); des Teufels Narrenkappe (Ende 15- Jhdt.); Augs-
burger Stadtausrufe (1627).
9t) 7. Birlinger, A., der Name des Knaben Wunderhorn.
Alemannia 16, 279.
968. Beck, P., ältere Ulmer Lieder.
Alemannia 16, 74 — 79.
969. Bolte, J., der vorsichtige Hans. Ein schwäbisches Bauernliedchen. —
Ein Schwab. Lied (1Ö97).
Alemannia 16, 239.
970. Bolte, J., Klage eines schwäbischen Bauern, 17. Jhdt.
Alemannia 16, 3.'i.
971. Bessert, G. (Abelein), Schelmenliedlein von der französischen Grenze.
Alemannia 16, 157 — 160 u. 238.
972. Deutsche Volkslieder aus Böhmen. Hrsg. vom Deutschen Verein
zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse in Prag. Redig. von Alois
Hruschka u. Wendelin Toischer. (In 3—4 Lief.) 1. u. 2. Lief. gr. 8. (224 S.)
Prag, Deutsche Ver. 1 M.
973. Deutsche Volkslieder aus Böhmen.
Wissenschaft!. Beilage d. Leipz. Ztg. 1888, Nr. 57 u. 112.
s. Nr. 878.
97 4. Wlislocki, H. v., zur vergleichenden Volkslyrik aus Siebenbürgen.
Zs. f. vergl. Litteraturgeschichte u. Renaissance-Litteratur N. F. 1, 245 — 254.
975. Wlislocki, H. v., Beiträge zur Vergleichung der Volkspoesie. V.
Eine mhd. Fabel.
Etliiiolog. Mittheilungeu aus Ungarn, H. 2, Sp. 165 — 168. — Vom Bruder
Wernher, MSH. III, 16, Nr. 26.
976. H[errmann], A[nton], Beiträge zur Vergleichung der Volkspoesie.
Ebenda, Sp. 203 — 216.
97 7. Vogt. Hugo, Grafschafter Volkslied.
Vierteljahrsschrift f. Geschichte u. lleimatskunde d. Grafschaft Glatz VII, H. 2 u. 3.
358 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
978. Schollen, Aachener Volks- und Kinderlieder, SpicUicder und Spiele.
(Schluß.)
Zs. d. Aachener Gescbichtsveieins, !<•. Bd.
979. Bolte, J., zu den niederdeutschen Volksliedern (Bibl. 1885, Nr, 654).
Nd. Korrespondeuzblatt 12, S. 81 f.
980. Bolte, J., das Liederbuch des Petrus Fabricius (mit einer Musikbeilage),
Nd. .Jahrbuch 13. 55—68.
981. Ritter, der Ursprung der Melodie unserer Volks- und Kaiserhymne.
Allgem, Musikzeituno; 1888, Nr. 44.
982. Ritter, Deutschland besitzt keine ureigene Volks- und Kaiserhymne.
Allgem. Musikzeitung 1888, Nr, 28.
Studentenlied s. Nr. 1058,
983. Crecelius, W., das geschichtliche Lied und die Zeitung im 16. und
17. Jahrhundert.
Zs. d. bergischen Geschichtsvereins N. F. 14. Bd.
984. Crecelius, C, zwei geschichtliche Lieder.
Alemannia 16, 201—206.
985. Forst, H. , Lied auf den Tod des Grafen Wilhelm von Blankenheim
bei Wichterich 1468.
Zs. d. bergischen Oescbicbtsvereins N. F. 13.
986. Bolte, J. , ein Lied auf die Fehde Danzigs mit König Stephan von
Polen (1576).
Altpreuß. Monatsschrift 25, 333—338.
987. Teich er, Kriegspoesie (Bibl. 1887, Nr. 884).
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 26 f.
988. Hildebrand, R., ein altes Kinderlied aus neuer Zeit.
Zs. f. d. deutschen Unterricht II, H. 6.
s. Nr. 1022.
989. Kinderspiel. — Carstens, Heinr., Kinderspiele aus Schleswig-Holstein.
Nd. Jahrbuch 13, 96—103.
990. Volksbüclier. — Pfaff, Volksbuch von den Heymonskindern (Bibl.
1887, Nr. 894).
Vgl. ü. Lit. Ztg. 1888, Sp. 716; Lit. Blatt 1888, Sp. 521—523 (Klee).
991. Birlinger, A., zu den Volksbüchern.
Alemannia 16, 166— 16S.
992. Schwab, Gustav, die Schildbürger. Aus den deutschen Volksmärchen
von G. Schwab. 8. (45 S,) Leipzig, Greliner u. Schramm. 0,20 M. Kleine
Hausbibliothek f. d. Jugend, Nr. 43.
993. Die sieben weisen Meister, ein Volksbuch, 16. (126 S.) Leipzig.
Fock. 1 M.
Geistliche und Volksscha u's p i e 1 e.
994. Wirth, Ludw,, der Stil der Oster- und Passionsspiele bis zum 15. Jahr-
hundert incl. Inaugural-Diss. 8, (67 S.) Halle. Leipzig, Fock. 1 M.
995. Wackernell, Passionsspiele in Tirol (Bibl. 1887, Nr. 900).
Vgl. Zs. i. d. Pliilologie 20, 378 f. (Kinzel) ; Zs. f. d. österr. Gymnasien 1888,
350—352 (Ammaun).
996. Scheveklot (mnd. Fastnachtsspiele).
Nd. Korrespondenzblatt 13, S. 4 (Seelmann); S. 43 f. (vriken, Peters); S. 92
(Sprenger).
V. VOLKSKUNDE. 359
997. Ahle, J. N. , geistlicher Christbaum. Eine Sammlung von größeren
und kleineren Weihnachtsspielen, Krippenliedern und Gedichten. Geordnet
und mit Melodien versehen unter Mitwirkung mehrerer Componisten.
12. Heft. 2. Aufl. 12. (48 S.) Donauwörth, Auer. 0,30 M.
998. Böhme, F. M. , über volksthümliclie Weihnachtslieder deutscher Vor-
zeit und Gegenwart.
Wissenschaftl. Beilage d. Leipz. Ztg. 1887, Nr. 102.
999. Stodola, Emerich , deutsches Weihnachtsspiel. Aus der Umgebung
von Ofen.
Ethuolog. Mittlieiluiigeii aus Ungarn 1, II. 2, Sp. 179 f.
1000. Höttinger, Job., deutsches Sebastians-Spiel.
Ebenda, Sp. 180—182.
1000". Hedderwick, T. C. H., the Old German Puppet Play of Dr. Faust
(Bibl. 1887, Nr. 907).
Vgl. Academy Nr. 847.
1001. Creizenach, W. , der älteste Faustprolog. (19 S.) Krakau, Univer-
sitätsbuchdruckerei.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 126 f.; D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 452; Anz. f. d.
Alterthum 14, 275 f. (Strauch); Zs. f. vergl. Lit.-Gesch. u. Reuaissance-Lit.
N. F. 1, 396; Goethe-Jahrbuch 9, .319.
Faustsage, s. Nr. 781 ff.; Faustbuch, s. Nr. 1439.
1002. Kelterborn, R., ältere Telleuspiele.
Neue Züricher Ztg. 1888, Nr. 216, 217, 218 u, 220.
1003. Wieck, der Teufel auf der mittelalterlichen Mysterienbühne (Bibl.
1887, Nr. 913).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 1454 (Koschwitz).
s. Nr. 996 u. 1672.
Sprichwörter.
1004. Borchardt, Wilh. , die sprichwörtlichen Redensarten im deutscheu
Volksmunde nach Sinn und Ursprung erklärt. Ein Beitrag zur Keuntnili
deutscher Sprache und Sitte, gr. 8. (XVI, 478 S.) Leipzig 1888, Brock-
haus. 5 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 825; D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 1746—48 (Dunger);
Nd. Korrespondenzblatt 12, S. 85 f. (K. E. H. Krause); Wissenschaftl. Beilage
d. Leipz. Ztg. 1888, Nr. 48.
1005. Wächter, Oscar, Sprichwörter und Sinnsprüche der Deutschen in
neuer Auswahl. 8. (VIII, 392 S.) Gütersloh 1888, Bertelsmann. 5 M.
Vgl. D. Lit. Blatt 1889, 219 (Saalfeld).
1006. Gebhard, W, H. D., Sammlung der gebräuchlichsten und beliebtesten
deutschen und der ihnen entsprechenden russischen Sprichwörter und
Redensarten, gr. 8. (68 S.) Libau 1887, Puhze. 1 M.
1007. Hildebrand, Rudolf, etwas vom Sprichwort in der Schule.
Zs. f. d. deutschen Uiiterriclit 1, II. 6.
1008. Wittstock, Albert, die deutscheu Erziehuugssprichwörter.
Wissenschaftl. Heiträge d. Leipz. Ztg. 1888, Nr. 132.
1009. Altdeutscher Witz und Verstand. Reime und Sprüche aus dem
16. u. 17. Jahrh. Für Liebhaber eines triftigen Sinnes in ungekünstelten
Worten. (Ausg. d. Cabinetsstücke.) 6. Aufl. 16. (IX, 218 S.) Bielefeld,
Velhagen & Klasing. 4 M.
1010. Liebrecht, Felix, ein Volksvers.
Germania 33, 179 f. — 'Er liebt mich vom Herzen — mit Schmerzen — * u. s. w.
360 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
1011. Köhler, Rcinholtl, Mich wundert, daß ich fröhlich hin.
Germania 33, 313 — 332.
1012. Birlinger, A. , Sprichwörter, Teutsche, von der Mitte diss Jahr-
hunderts 1746.
Aleinamiin 16, 241 f.
1013. Bolte, J., und W. Crecelius, Sprüche.
Alemannia 16, 168.
1014. Graf. J., Sprüche in Forbacher Mundart.
Jahrbuch f. Gescliichte, Sprache u. Lit,terat\ir Elsali-Lolliringens 4, 80 — 82.
1015. Bolte, J. , Hans dauert und Johann Schönbrunn. Ein Beitrag zur
Geschichte des Berliner Witzes im 16. u. 17. Jahrh. 8. (47 S.) Berlin,
Mittler u. Sohn. 0,60 M. — S.-A. a. d. Mittheil. f. d. Gesch. Berlins 1888.
1016. Lier, L., ein Ordnung Eynes Vernünftigen Haushalters. — Bolte, J.,
dasselbe in niederdeutscher Fassung.
Alemannia 16, 207-219.
1017. Peters, J., zum ndd. Reimbüchlein (Bibl. 1885, Nr. 7 26).
Nd. Korrespondeiizblatt 12, S. 83.
1018. Damköhler, Ed., Sprichwörtliches.
Nd. Korresporidenzblatt 13, 73 f.
1019. Trinksprüche. Eine Auslese der schönsten alten und neuen Sprüche
in Wirthshäusern, Trinkstuben und an Trinkgeräth. 2. Aufl. 12. (64 S.)
Altenburg, Bonde. 0,60 M.
1020. Zimmermannssprüche, die besten, oder Kranzreden, für Meister
und Gesellen, welche bei Richtung von Prediger-, Schul- und anderen
Wohnhäusern, auch bei Scheuern etc. gesprochen werden können. Neueste
verm. Aufl. 8. (56 S.) Einbeck, Ehlers. 0,50 M.
1021. Bosch, Hans, Sprüche vom Bergwerk.
Mittheilungen a. d. german. Nationalmuscuin 2, 160.
1022. Unseld, W., Volksthümliches.
Alemannia 16, 2.52 — 2r)7. — Kinderreime, Necklieder, Ortsiieckerei, Ulmer Neck -
namen für di<^ Fischer, Hausiiischrifteii , Lieder, Sprichwörter u. Redensarten.
1023. Unseld, W,, Inschriften, Reime, Sprüche, Neckliedlein.
Alemannia 16, 165 f.
1024. Bolte, J., Stände- und Völkerneckereien.
Alemannia 16, 85 — 87.
1025. Bolte, J., Schweizer Ortsneckereien.
Alemannia 16, 232.
1026. Sander, H., Volks- und Ortsneckereien in Vorarlberg.
Alemannia 16, 94 — 96.
1026*. Sander, H., eine Ortsneckerei aus dem Bregenzerwalde.
Alemannia 16, 164.
s. Nr. 857.
1027. Bosch, Hans, Spottnamen deutscher Städte und Schildbürgerstreiche.
Über Land u. Meer 60. Bd.. Jalirg. 30, Nr. 50.
1028. Schröder, Heinr., Neckreime auf Vornamen.
Nd. Korrespondenzblatt 13, 50 — 52.
1029. Werner, J., Kalenderhumor.
Alemannia 16, 181—183,
1030. Birlinger, A., zu den Lügenmärchen.
Alemannia 16, 89—92.
1031. Lau eher t, F., eine Grabschrift von Abraham a Santa Clara.
Alemannia 16, 232.
V. VOLKSKUNDE. 361
1032. Olshauseii, zwei Inschriften an Häusern in der Schweiz.
Verhaiidhuijrcn d. Berliner Gesellsi'liaft f. Anthropologie, Ethnologie n. Ur-
gescliichte 1888, 556.
1033. Glocken-Inschriften im Kreise Darmstadt.
Quartalbljitter d. histor. Vereins f. d. Groliherzogthnm Hessen 1888, Nr. 3.
1034. Ein Ulmer Glockengießer, von A. Schilling.
Württemberg. Vierteljahrshefte 1888. 52. — Glockeninsclirift von 1514 bezw.
1518. — Dazu W. Seuffer, ebenda S. 159.
N i e d e r 1 ii n d i s c li.
1035. Volkskunde, tijdschrift voor Nederlandsche folklore, onder redactie
van Pol de Mont cn Aug. Gittee. 1" jaargang 188H (12 Nummern). Gent,
Hoste. 3 fr.
1036. Het Beifort, 3 annee. 12. Lief. Gent 1888, Leliaert, SiflPeretCie. 6 fr.
1037. Het Nederlandsche Museum 1888, 3'^" reeks, 2'' jaargang.
Enthält u. A.: Mac Leod, Deken de Bo's Kriiidenwoordenboek en de Neder-
landsche Wetenschappelijke taal; Pol de Mont, en folkloristiscli Paa^^chei ;
A. Gittee, eeu en ander over de Volksmythologie in Liniburg.
1038. De Vlaamsche Kunstbodc (18''^ jaargang 1888, Antwerpen,
Hopland. 6 fr.).
Enthält n. A.: Leflot, Folklore der Gemeente Casterle; Hellemans Oiigeboekte
Antwerpsche woorden en sproekvvijzeii ; V()lk.sknnde; da.s Volkslied.
1039. Gittee, A., Vraagboek tot het zameien van vlaamsche Folklore of
Volkskunde. 12. (64 S.) Gent, lib. J. Vuylsteke. 0,75 fr.
1040. de Goeje, M. J., de muur van Gog en Magog.
Versla^ren en Mededeel. der kon. Akad. van Wetensch. Afd. J iett. ',i K. V, 8. 87 — 1'24.
1041. Jametel, M., les clous et la coupe en Hollande.
Kevue des traditions populaires III, IL in.
1042. G (alles), J. H., Prognostica.
Tijdselirif't voor Nf-d. taal- en letterkunde VIII, l.">9.
1043. Zeeman, C. F., Nederlandsche Spreekwoorden , spreekwijzen, be-
namingen en volksuitdrukkingen aan der bijbel ontleend. 2. uitg. gr. 8.
(VIII, 539 S.) Dordrecht, J. P. Rewers. 3,50 fl.
1044. Joos, Am., Raadsels van het vlaamsche volle gerangschikt, ver-
geleken en verklaard. 8. (112 S.) Gent, Leliaert, Silier & C. 0,80 fr.
1045. Cuijpers, J., Kinderrijmpjes.
Onze Volkstaal 3, H. 3.
Englisch.
1046. The Folk-lore Journal, Vol. VI, London 1888.
1047. Journal of American Folk-lore. I, H. 1. New- York 1888, Trübner.
Enthält nach Athenäum Nr. 8167, S. 33'^ u. A. : Crane, T. F., tho diffusion ot'
populär tales.
1048. Axon, W. E. A., Stray Chapters in Literature, Folk-lore, and Ar-
chaeology. London, J. Heywood.
1049. Perrault's Populär Tales, edited from the original editions, witb
introduction etc. by Andrew Lang (CXV, 154 S.) O.xford, Clarendon Press.
Vgl, Le Moyen Age 1888, Nr. 8 (Wilinotte).
1050. Cunningham, Allan, Traditional Tales of the English and Scott.ish
Peasantry. With Introduction by Henry Morley. 8. (288 S.) London,
Routledge. Morley's Universal Library.
362 BIBLIOGRAPHIE VON 1888,
1050*. Yorkshire Legends aud Traditions, as told by her Ancient Chro-
niclers, her Poets and Journalists. By Thomas Parkinson. London, Stock.
Vgl. Atheiiäuiii Nr. .'JITS.
1051. Sauuders. W. H. B., Legends and Traditions of Huntingdoushirc.
8. London.
1052. Legends of Lowgate, by G. Lancaster. Hüll, 'Eastern Morning News*
Office.
1053. Seottish Weird Tales, English Weird Tales, and IrishWeird Tales,
in 3 Vols. p]dinburgh, Paterson.
1054. Gregor, Walter, Legendes de Mermaids du Nord de l'Ecosse.
Revue des traditions populaires II, H. 10.
1055. A Menology of England and Wales; or, Brief Memorials of the
Ancient British aud English Saints , arranged according to the Calendar;
together with the Martyrs of the Sixteenth and Leventeenth Centuries,
compiled by Order of the Archbishop and the Bishops of the Province
of Westminster. By Richard Stanton. London, Burns i^ Oates.
Vgl. Academy Nr. 830.
1056. A Century of Ballads. Collected, edited and illustrated in Facsimile
of the Originals by John Ashton. London, Stock.
Vgl. Athenäum Nr, 3150.
1057. Staake, Paul, a critical introduction to Sir Walter Scotts lay of
the last Ministrel. gr. 4. (23 S.) Leipzig, Fock. 1,50 M.
1058. Schmidt, H., ,,Sally in our AUey" and a Geruian Student Song.
Moflern Laiigu;ige Notes III, II. 6. — „Von allen den Mädchen so blink und
Ko blank".
1059. Modern Street Ballads. By John Ashton. London, Chatte & Windus.
Vgl. Athenäum Nr. 3187.
1060. Yankee und Yankee Doodle.
Herrigs Archiv 80, 478.
1061. Marchant, W. T., In Praise of Ale", or Songs, Ballads, Epigrams,
and Anecdotes relating to Beer, Malt, and IIops. London, George Redway.
1062. Nativity, its Facts and Fancies, Legends and Lore, by T. Alcott.
New York, Wiley & Sons.
1063. Lach-Szyrma, W. — S. , Droit folklorique. Le Tyudwald de l'ilc
de Man.
Revue des traditions populaires II, H. 10.
1064. Lach-Szyrma, W. — S-, la sorcellerie cn Angleterre (Forts.).
Revue des traditions pojuilaires II, H. 12.
1065. A Selection of the most Populär English Proverbs, Familiär and
Idiomatic Locutions , with their Equivalents in French , followed by Two
complete Indexes. Compiled by G, Belcour. Paris, Hachettc & Co.
Vgl. Athenäum Nr, 3174, S. --'53^
1066. Proverbs, Maxims and Phrases of All Ages , compiled by Robert
Christy. 2 Vols. London, Fisher Unwin.
1067. Wahl,M. C, das parömiologische Sprachgut bei Shakespeare (Schluß
von Bibl, 1887, Nr. 952),
Jahrbuch d. deutschen Sliakespeare-Oesellscliaft •J3, 21 — 98.
1068. Sharp e, R. R., „Good wine needs no bush".
Athenäum Nr. 3174; dazu Peacock, Nicholson und Ward, ebenda Nr. 3175;
Humphreys und Hell, Nr. 3176.
V. VOLKSKUNDE. 363
lOGO. Whitley Stokes, The Legend ol" the Oldest Animals.
Academy Nr. 858, dazu W. R. Letliaby, Jul. Claeiliout, F. Adoltb Coellio u.
W, A, Clouston, ebenda Nr. 860; T. W. Khys Davids, Nr. 861; Kuno Meyer
u. F. Adolfo Coelho, Nr. 865 (Die bekannten Verse; „Ein Zaun währt drei
Jahre" u. s. w.).
1070. Eric, Midland Folk-Rhynies and Phrases.
The Antiquary 1888, September.
1071. S 0 b r i q u e t s and Nicknames. By Albert Frey. With au Index arranged
by True Names. London, Whittacker & Co.
1072. The Counting — out ßhyines of Children, their Antiquity, Origin,
and Wide Distribution: a Study in Folklore; by Mrs. Carrington Bolton.
London, Elliot Stock.
Nordisch.
Mythologie s. Nr. 683 ff.
1073. Bugge, S., der Gott Bragi in den norrönen Gedichten.
Paul u. Braune, Beiträge 13, 187 — 201.
1074. Bugge, Sophus , Iduns .Ehler. Et Bidrag til <le uordiske Mythers
Historie.
Arkiv f. nord. Filologi 5, 1 — 45.
1075. Detter, F., der Mythus von Hölgi, Pörgerdr und Lpa.
Zs. f. d. Alterthum 32, 394—402.
1076. Detter, F., der Finnenkönig Gusi.
Zs. f. d. Alterthum 32, 449-454.
1077. Bäath, A. U. , fran vikingatiden. Ny följd af fornuordiska sagor i
svensk bearbetning. Med original-ilhistrutioner af Jenny Nyström Stoopen-
dahl. 8. (193 S.) Stockholm 1888, 0. L. Lamm. 3,50 Kr. (Jomsvikinga-
und Hervarasaga).
1078. Staacke, J., nordische Märchen. Gesammelt u. hrsg. Mit 6 Farben-
druckbildern, gr. 8. (VII, 208 S.) Altena, Reher. 4 M.
Vcjl. Am Urds-Brunuen VI. Bd., Jahrjr. 7, Nr. 8.
1079. Djurklou, G. , Folkeäventyr fortalte pä svenske bygdemäl. Over-
satte af Nordahl Rolfsen. Med illustrationer af Th. Kittelsen og E, Weren-
skiold. 8. (8 -f 148 S.) Kristiania 1887, Dybwad. 2,75 Kr.
1080. Overland, O. A., fra en sonnden tid. Sagn og optegnelser. 8. (192 S.)
Kristiania 1888, Cammermeyer. 2,50 Kr.
1081. Sagn og Overtro fra Jylland, samlede af Folkcmnnde ved Kristensen.
Anden samlings anden Afdeling. 4. (400 S.) Kolding, Jorgensen, 4 Kr.
1082. di Martine, M,, fiabe nylandesi.
Archivio per lo studiu delle trad. popol. VII, H. 1 (s. Kibl. 1887, Nr. 97-J).
1083. Qvigstad og Sandberg, lappiske eventyr og folkesagn. Med en in-
ledning af Moltke Moe. 8. (220 S.) Cliristiania, Cammermeyer, 2,80 Kr.
Vgl. Archivio per lo studio delie tradizioni popolari VI, H. 4 (Caiinizaro) ;
Zs. f. Völkerpsychologie u. Sprachwissenschaft 18, 464 — 474 (P. Steinthal).
1084. Alund, 0. W., den islündska sagans skitdeplatser.
Förr och nu 1888, S. 206—211», 217 — 219, 24G— 248.
1085. Vore Fädres Liv. Karakterer og Skildringer fra Sagatiden. Samlede
og udgivne af Nordahl Rolfsen. Oversättelseu ved Gerhard Gran. 7. (488 S.)
Bergen, Giertsen. 6,50 Kr.
1086. Lönnberg, M., Träden i myt och saga.
För och nu 1888, S. 49-51, 82 f., 102-104, 130—135.
364 BII'.lJOr;KAPHIE von 1888.
1087. Muuthc, Ake, W., Folklore.
Nord. Tidskiit't für vetenskap, konst oeh iiidustri 1888, H. 8, S. 555— 57ö.
1088. Wigström, Eva, Vandringar i Skane ock Bleking för sainlande af
svensk folkdiktning.
Nyare Bidrao; VIII, H. 1 (8'2 S.). — Vgl, Arcliivio per In studio delle tiadizioiii
popolari VI, H. 4 (di Maitino).
1089. Wigström, Eva, Omklädda folkscder.
Ruiia. Miiiiiosblad fran Nord, inuseet 1888, -28-31.
1090. Bidrag tili Uplands beskrifiiing. (Forts.)
Uplands Ibriiminnesföreiiings tidskr, 13, 'V2\ — 346, u, 14, 337 — 35"2.
1091. Nils 8011, K., ny samling nuintra folklifsbilder frän östra och mellersta
Blekiiigs strandbygd och skärgard, teckiiade pa modifieradt bygdemal.
8. (79 S.) Karlskrona 1888. 1 Kr,
1092. Poestioii, J. C, die nordischen Julstuben.
Das Ausland 1888, Nr. öl.
1093. Nyarss Minne stäldtt ij Stockholm Anno 1569 om nyarssafften.
(Herausgeg. von [C] S[ilfverstolp]e).
Samlaren 1888, 8. 155-165.
1094. Lloyd, L., e M. di Martino, le feste doli' anno neue credenze popo-
lari svedesi.
Arcliivio per lo studio delle trad. popoi. VII, H. 1.
1U95. S[ilfv er s tolp] e, [C], ett ord om medeltidens fastlagsspel.
Samlaren 1888, S, 165 f.
1096. di Martino, Mattia, Moribund! e inorti nellc credenze popolari
svedesi.
Arcliivio per lo studio delle tradiKioni popolari VI, H. 4.
1097. Nyrop, Navnets inagt (Bibl. 1887, Nr. 976).
Vgl. Archivio per lo studio delle tradizioui popolari VII, 11. 1 (Caunizaro);
Komauia 17, 159.
1098. Vidskepelse i Sverige. 1. Om gengangare enligt folktron i Norr-
botten.
Förr och nn 1889, 1, S. 198—202 u. 28.S.
1099. Lagus, E,, den svenska folkvisan i Nyland.
Finsk tid.sk r. 1888, 1, S. 81—98.
1100. Nyare Ridrag tili kännedom om de svenska landsmalen ock svenskt
folklif VI, smärre meddelanden.
Enthält: Läffler und Lindgren, Nuunaiis dröm, eu 600 firig folkvisa (S. CI bis
CVIII); Bergström, Strödda bidrag tili svensk folklore (S. CVIII- CXXIII) ;
Ekman , Polskor ock valser (S. CXXIII — CXXX) ; Olssou, Sägner frän Gott-
land (S. CXXX— CXXXIV) ; P— n, Om Liilpintel ock trollkärlngen (S, CXXXIV
bis CXXXIX); Engelke, Trollbruden (S, CXXXIX— CXLII); — derselbe (Hel-
singesägner (S, CXLII— CXI/VI) : Kock, Var Haider äfven en tysk gud?
(S. CXLVI— CL); Nyblen, Ett recept (S. CLI f.).
Faröer, Anthologie, s. Nr, 1857, norweg. Sitten Nr. 1899,
Vlll. Litteratur und Sprachdenkmäler.*)
1101. Scherr, J., allgemeine Geschichte der Litteratur. 7. Aufl. 11. u.
12. (Schluß-) Lief. gr. 8. (2. Bd. VIII u. S. 321— 479) Stuttgart, Conradi.
ä 1 M.
*) VI. Alterthünier und Kulturgeschichte, VII. Verfassung und
Recht fallen wegen Kaummangel aus.
VIII. LrrTF.HATUK UND SPRACHDENKMÄLKU. 365
1102. Stern, Geschichte der Weltlitteratnr (Bibl. 1887, Nr. 1559). 8.—
11. (Schluß-) Lief. gr. 8. (XXI u. S. 593 — 890) Stuttgart 1888, Rieger.
ä 1 M., compl. 11, «0 M.
Vgl. D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 1813 f. (R. M. Meyer); Blätter f. d. bayer. Gym-
uasialseliuhveseii 1888, '215 (Bieiiner); Wisseiischaftl. Beilage d. Leipz. Ztg.
1888, Nr. IIG.
1103. Demogeot, J., histoire des literatures etraugeres considerees dans
leurs rapports avec le developperaent de la litterature fran^aisc. Literatures
septentrionales. Angleterre. Allemagne. 3. ed. Paris, Hachette.
1104. Ebert, Adolf, allgemeine Geschichte der Litteratur des Mittelalters
im Abendlande. 3. (Schluß-) Bd. Die Nationallitteraturen von ihren An-
fängen und die latein. Litteratur vom Tode Karls des Kahlen bis zum
Beginne des 11. Jahrhunderts, gr. 8. (VIII, 529 S.) Leipi^ig 1887, F. C.W.
Vogel. 12 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888. S. 628 f.; Zs. f. d. Philologie 20, 361 — 36') (Voigt);
Germania 33, 11.5 f. (Bart.sch); Histor. Zs. 59, 127 f. (Bernhardi); Revue criliqne
22, Nr. 46 (Clinquef; Wisseuschaftl. Beil. d. Leipz. Ztg. 1S8S, Xr. 73 (Bechstein).
1105. A History of Prose Fiction, by John Colin Dunlop, a new edition.
revised, with notes, appendices and index, by Henry Wilson. 2 Vols.
12. (1220 S.) London, Bell, ö s.
Vgl. Athenäum Nr. 3181.
1106. Floegel-Ebeli ng, Geschichte des Grotesk-Komischen (Bibl. 1887,
Nr. 15631.
Vgl. Zs. f. vergi. Litt.-Gesch. u. Renaissance-Litt. N. F. 1, 454 — 457 (Muncker);
Korrespondenzblatt d. Gesammtvereins d. d. Ge.sehichts- u. Alterthumsvereiue
1888, 32.
1107. Koberstein, Grundriß (Bibl. 1880, Nr. 1607).
Vgl. Mittheil. a. d. histor. Litteratur 16, 82 (Hirsch); Revue c-ritique 22,Nr. 1.
1108. Wackernagel, Geschichte der deutschen Litteratur, fortgesetzt von
E. Martin. 2. Bd. 1. Lief. (Bibl. 1884, Nr. 1031).
VjrJ. Zs. r. d. österr. Gymnasien 1888, 58 f. (Lambel).
1109. Goedeke, Grundriß (Bibl. 1887, Nr. 1567).
Vgl. Anz. f. d. Altfitliiim 14. 279 — 281 (Stianch); Germania 33, 118 (Bartsch);
Centralblatt f. Bililiotbekswe.sen 5, 233; Centralorgaii f. d. Interessen d. Real-
schulwesens 1888, 599—601 (Bindew;ild); Blätter t". literar. Unterhaltung 1888,
Nr. 4 (Schlossar) ; Modern Language Notes 3. Nr. 6 (Goebel).
1110. Scherer. Wilh. , Geschichte der deutschen Litteratur. 5. Aufl. Mit
dem Bilde des Verfs. gr. 8. (XII, 81U S.) Beilin 1889, Weidmann. 10 M.
1111. Kluge, H., histoire de la literature allemande, trad. par J. Philippi,
avec une preface de L. Crousle. 8. Paris.
Vgl. Revue c-ritique 22, Nr. 43 (Chuquet).
1112. Egelhaaf, Gottlob, Grundzüge der deutschen Litteraturgeschichte.
Ein Hilfsbuch f. Schulen u. zum Privatgebrauche. 6. Aufl. Mit Zeittafel
u. Register, gr. 8. (VIII, 160 S.) Heilbronn, Gebr. Henninger. 2 M.
1113. Lind emann- Brüll , Geschichte d. d Litteratur (Bibl. 1887, Nr. 1575),
2. Abth. vom Anfang des 17. Jahrh. bis zum Auftreten der Romantiker,
bearb. von J. Seeber. Freiburg i. Br., Herder. 3,40 M.
Vgl. Zs. f. d. ö.sterr. Gymnasien 1888, 837 (Minor).
1114. Brugier,G., Geschichte der deutschen Nationallitteratur. Nebst kurz-
gefaßter Poetik. Für Schule und Selbstbelehrung. Mit einem 'ritelbilde,
vielen Proben und einem Glossar. 8., verm. u. verb. Aufl. gr. 8. (XC,
700 S.i Freiburg i. Br. 1888, Herder, ü M.
366 BIBLIOGRAPHIE VON 188«.
Vgl. Centralorgan f. d. Interessen d. Realschulwesens 1888, 595 — 599 (Binde-
wald).
1115. König, 0 , Geschichte der deutschen Litteratur in zusammonhängender
Darstellung für höhere Mädchenschulen und die weibliche Jugend, sowie
für Jeden, der sich in die geschichtliche Entwicklung der poetischen Litte-
ratur der Deutschen einführen will. gr. H. (VIII, 124 S.) Leipzig 1888,
Teubner. 1,60 M.
1116. Kippenberg, A. , Handbuch der deutschen Litteratur. Die deutsche
Dichtung nach ihrer geschichtlichen Entwickelung in einer Auswahl ihrer
vorzüglichsten Erzeugnisse vom Anfang bis auf die Gegenwart 2. Aufl.
gr. 8. (XVI. h\2 S.) Hannover, Norddeutsche Verlagsanstalt. 4 M.
1117. Diclitz und Heinrichs, Handbuch d. deutschen Litteratur f. d.
oberen Classen höherer Lehranstalten. Eine nach den Gattungen geordnete
Sammlung poetischer u. prosaischer Musterstücke, nebst einem Abrii'i der
Metrik, Poetik, Rhetorik und Litter.aturgeschichte. 4. Aufl. [nach den
Regeln und dem Wörterverzeichniß f. d. deutsche Rechtschreibung zum
Gebrauch in preußischen Schulen umgearbeitet], besorgt von J. E. Hein-
richs. Lex.-8. (XV, 839 S.) Berlin, G. Reimer. 5 M.
1118. Strzemcha, Paul, (jJeschichte der deutschen Nationallitteratur. Zum
Gebrauche an österreichischen Schulen und zum Selbstunterrichte bearb.
4. verb. Aufl. gr. 8. (VI, "202 S.) Brunn 1888, Knauthe. 1,80 M.
1119. Hahn, Werner. Geschichte der poetischen Litteratur der Deutschen.
11. verb. Aufl. gr. 8. (VIII, 346 S.) Berlin 1888, Hertz. 3.60 M.
1120. Glasenapp, C. Fr., kurzer Abriß der Geschichte der deutschen
Dichtung mit nöthiger Berücksichtigung der wichtigsten Prosalitteratur.
gr. 8. (XIV. 116 S.) Riga, Kjmmels Verlag. 1,80 M.
1121. Krauß, Herrn., kurzer Abriß der Geschichte der deutschen Dichtung
zum Schulgebrauch. 8. (VII, 170 S) Genf 1889, Burkhardt. 1,60 M.
1122. Habrich, Leonh., deutsches Einheits- und Stammesbewußtsein im
deutschen Schriftenthum. von den Anfängen desselben bis zur Gegenwart.
Ein Beitrag zur Geschichte des deutscheu Wesens und ein Hilfsmittel zur
Belebunir und Förderung des litteraturkundlichen Unterrichts, gr. 8. (XVI,
176 S.) Düsseldorf. Schwann. 2,50 M.
1123. Erdmann, O., Betrachtungen über Handbücher zur Litteraturkunde,
mit besonderer Beziehung auf Kluge, Auswahl deutscher Gedichte.
Zs. f. d. deutschen Unterriclit 2, H. 3.
1124. Biltz, Karl, zur deutschen Sprache und Litteratur. Vorträge und
Aufsätze. 8. (298 S.) Potsdam 1888, Stein. 3 M.
Vgl. Gymn:isiuiii 1889, iSr. 10. — Enthält U.A.: über eine Modification in der
gewöhnlichen Eii;theilung' der deutschen I^itteraturgeschichte •, über die gedruckte
vorlufherisclie deutsehe Bibelübersetzung (schon im Jahre 1878 abgefaßt);
Wann ist Luthers Lied „ein' feste Burg ist unser Gott" gedichtet werden?
Die neueste Schrift über die Zeit der Abfassung von Luthers Lied „Eine feste
Burg ist unser Gott"; über die Etymologie des Wortes 'Sorge'; über das Wort
und den Begriff 'Posse ; über den Entwurf eines neuen deutschen Glossars.
(Schluß folgt.)
zu LEXERS MHD. HAND WB. — LTTTER. : GROTEFEND. BRUCHSTÜCK etc. 367
Zu Lexers Mhd. Handwörterbuch.
Bd. 1, 1421 unter inihe ist das Citat aus den Monnni. Wittel.-^bac.
59, 31 paumgarten vnd iiirpen in ivaz£:er suln ganzen frid haben durcli
einen unberichtigt gebliebenen Druckfehler entstellt. Gedruckt steht an der
citierten Stelle p. u. i. in ir vazzen. Über der peinen vaz 'Bienenkorb'
s. Lexer III, 34.
NORTHEIM. R. SPRENGER.
LITTKRATUK.
Bruchstück des Rolandsliedes. Mitgetheilt von Grotefcnd. Quartalbericht
d. Vereins f. meklenburgische Geschichte u. Alterthumskunde. LVII, 3.
Schwerin 1892.
Im ersten Bande der Meklenburg. Jahrb., S. 152 ff., hatte schon
Lisch Bruchstücke des Rolandsliedes vom Pfaffen Konrad veröffentlicht.
Die Germanisten haben damals den Text mit Freuden begrüßt, zumal da
die Handschrift der Entstehungszeit des Gedichtes sehr nahe stellt. Die
Bruchstücke der Handschrift waren als Einbände vci-wendet und fanden sich
im Großherzoglichen Geheimen und Hauptarchive. Lisch hat die Handschrift in
den Meklenb. Jahrb. 1, 153 beschrieben. Grotefend veröffentlicht nun a. a. 0.
S. 4 — 10 ein Lisch entgangenes Blatt derselben, das auch als Einband
verwendet war. Die Abkürzungen des Originales vn für unde und 7 für in
sind beibehalten. Die Stelle beginnt in der Grimmschen Ausgabe, Cap. CXYI*",
S. 293, Z. 20. Es sind vier Seiten, auf der ersten ist Platz für ein Bild
gelassen. Solche freigelassene Stellen für Bilder finden sich auch in der
Rostocker Teuerdankhandschrift. Der Name der Brehmunda kommt in der
Form 'Precmunda' und Prehmunda' vor. Es sind im Ganzen 210 Verse.
Die Fachgenossen werden den Werth des Textes bei Vergleichung mit den
beiden Ausgaben des Rolaudsliedes bald erkennen.
WISMAR i. M. O. GLÖDE.
Ein historisches Volkslied aus dem Jahre 1657. Mitgetheilt von F. von
Meyenn. Quartalbcricht d. Vereins f. meklenburgische Geschichte u.
Alterthumskunde. LVII, 3, S. 10—13. Schwerin 1892.
Die Überschrift des aus 24 Strophen bestehenden Gedichtes lautet:
„Lobspruch des Denen vnd deszelben tappfere Kriegesthaten in der Melodei:
Als ich einmahl lust bekahm." v. Meyenn druckt nach einer Abschrift im
Hauptarchiv aus der Zeit der Entstehung des Liedes. Es ist ein übcr-
müthiges Spottlied auf die Feigheit der Dänen, während Karls X. von Schweden
glänzender Feldzug gegen die Dänen verherrlicht wird. Der Herausgeber
vermuthet, daß es vor der Erstürmung der Festung Fridericia (24. October
1057) verfaßt ist, wobei Andreas Bille verwundet in schwedische Gefangen-
schaft gerieth. Im Text kommen die Namen Andreasz, Friederichorth (wohl
Fridericia). Ambtman Ahlefeit (dänischer Vicestatthalter in Holstein), der
Schotte (wohl Oliver Cromwell) vor. Die Strophe XIX:
3G8 I^ITTKI.'ATIM.': F. v MEYENX. EIN IIISTOKISC'IIES VOLKS! lED etc.
Weil es euch also gefeit,
So wird der Dehne auch der weit
Spotten in die zehne,
Vndt so jemant eilet fortt,
Wirt man sagen zum sprichwordt :
Du laufst wie ein Dähne.
erinnert mich an die meklenburgische Redensart: «Hei holt sich as dei
Diin vor Gadebusch." Diese Worle beziehen sich auf die Niederlairc der
Dänen bei Gadebusch am 20. December 1712 durch den sciiwedischen
General Steenbock. Noch heute singt das Volk in Meklenburg:
Piep, Dan, piep.
Schonen büst du quit,
Vor Wismar best du lang legen,
Vor Gadebusch best du Släg kregcn:
Piep, Dan, piep.
Vgl. A. Peutz, Geschichte Meklenburgs II, S. 81.
WISMAR i. M. O. GLÖDE.
Altsächsische Grammatik, von 0. Behaghel und J. H. Gallee. Erste Hälfte
Laut- und Flexionslehre, bearbeitet von J. H. Gallee {= Samm-
lung kurzer Grammatiken germanischer Dialecte hrsg. von W. Braune,
Bd. VI). Halle, Max Niemeyer. — Leiden, E. J. Brill. 1891. X und
116 SS. 8».
Professor Behaghel wird zu der Laut- und Flexionslehre die Wort-
bildung und Syntax liefern. Professor Gallee selbst bereitet eine kritische
Ausgabe sämmtlicher altniederdeutschen Denkmäler und ein vollständiges
Wörterbuch vor. Es bleibt nur zu wünschen, daß wir auf diese wichtigen
Publicationen nicht mehr lange zu warten brauchen. Ihre Bedeutung für die
niederdeutsche und niederfränkische Sprachgeschichte braucht nicht be-
sonders betont zu werden.
G. verfügt nicht bloß über ein reicheres Glossenmaterinl aus Essen,
Düsseldorf, Oxford. Lindau (Ahd. Gl. II, 738), er hat auch sämmtliche
Texte aufs genaueste revidiert und in richtiger Erkenntniß nur die Eigen-
namen bei Seite gelassen, von denen wir aber doch wünschen möchten,
daß sie der Ausgabe der Denkmäler oder dem Wörterbuche einverleibt
würden. Die Eigennamen sind ja nicht bloß sprachgeschichtlicli von Belang;
über ihren historischen, speciell culturgeschichllichen Wertli sind wir längst
einig. Muster für die Darstellung ist Braunes bewährte gotische Grammatik
gewesen; wo G. in der Gruppierung (siehe Inhaltsverzeichniß S. IX f.) von
Braune abweicht, gebe ich der gotischen Grammatik entschieden den Vorzug.
G. hat sich der Ansicht zugeneigt, daß die Haupthandschrift des
Heliand (Cod. Gott.) in der Gegend von Paderborn und Corvey
entstanden und in derselben Gegend aucli die Heimat des Dichtens zu
suchen sei. Dagegen ist neuerdings Mehreres geltend gemacht worden.
Jellinghaus will das Gedicht auf den Boden der heuiigen Niederlande ver-
legen. Seine zeitliche und örtliche Verschiebung ist bereits von Jostes rück-
gängig gemacht worden. Jostes glaubt, der Dichter lasse sich nur im Kloster
r.lTTl'.WATlTR : O. MEHAGHEL u. J. H. GALLEE, ALTSÄCHS. GRAMMATIK. 369
Werden unterbringen. Aua dem Charakter dieses Klosters vermag er sich alle
Eigenthümlichkeiten des Gedichtes zu erklären. Kögel hat zuletzt noch das
Problem dadurch entscheiden wollen , daß er gewisse graphische Merkmale
des Cod. Cott. in Werden nachgewiesen hat.
Ernstlich kann es sich nur darum handeln, ob der Dichter des Heiland
im Kloster Worden oder in Corvcy zu suchen ist. Jostes erklärt sich einer-
seits die fränkischen, andererseits die angelsächsischen Kennzeichen aus der
Thatsache, dali Liudger, der Sachsenapostel, der Stifter des Klosters Werden,
seine Mönche aus der in angelsächsischem Stil angelegten Utrechter Schule
bezogen habe. Die Person Ijiudgers ist, meine ich, in dieser Frage gänzlich
ohne Bedeutung. Denn daß Liudger ein Friese war und in York studiert hat,
kommt für den Heliand viel weniger in Betracht, als daß dieser Mann schon
im Jahre 809 das Zeitliche gesegnet hat. Was aus der Thatsache, daß seine
Familie bis 887 ihr Eigenthumsrecht gewahrt hat, zu gewinnen wäre, kann
ich nicht einsehen. Es ist sehr beklagenswerth , daß wir einen Catalogus
abbatum et fratrum Werthinensium nicht besitzen, der uns Anhaltspunkte
für die Herkunft der Bewohner liefern könnte. Es verdient aber, nachdrück-
licher als es geschehen ist. hervorgehoben zu werden, daß Werden, politisch
betrachtet, nicht auf sächsischem, sondern auf fränkischem Boden, wenn
auch dicht an der Grenze des Sachsenlandes gegründet ist. Gewiß haben
Sachsen und Friesen, dem Zwecke der Gründung gemäß, daselbst Aufnahme
gefunden, aber es ist doch an sich unwahrscheinlich, daß der Sachse, dem
wir den Heliand verdanken, gerade im Frankenland zu suchen sein sollte,
zu einer Zeit, da mitten in Sachsen Nova Corbeia eine glänzende Thätigkeit
entfaltete.
Viel wichtiger ist, daß uns für das Kloster Werden eine landes-
väterliche Fürsorge des Kaisers nicht in dem Maße bezeugt ist wie für
Corvey. Wie will man im Kloster Werden sich erklären, daß die Person
Ludwigs des Frommen mit dem Werke des Dichters so eng sich verknüpfen
konnte? Ludwig hat mit Werden nichts zu schaffen. All sein Interesse
wendet sich Corvey zu. Die Stiftungsurkunde vom Jahre 823 eröffnet eine
Reihe von Gnadenbeweisen des Kaisers, die in Werden gänzlich zu fehlen
scheinen. Die Worte der Praefatio lAidoriciifi pnssimus Augnstus könnten
geradezu aus der subscriptio der Stiftungsurkunde für Corvey entlehnt sein :
er ist nicht genannt Serenissimus Aiigustus, gloriosissimus rex, inissinius
rcx oder mit einer ähnlichen Formel. Wenn der Kaiser selbst i^Wilmans,
Kaiserurkunden I, 51) als Zweck der von ihm unterstützten Klostergrün-
dungen ad divinum cuUnm uberius cxscquendnm bezeichnet, so wird man
wiederum an die Worte der praefatio erinnert, die leicht mit dem Wortlaut
der Stiftungsurkunde in Zusammenhang stehen könnten , wenn es in dieser
heißt (Wilmanns a. a. 0. S. 19) ut . . genitor nostcr in eadem gentc primum
cliristianae religio nis fidem confirmavit, ita et nos ad augmentandum soli-
dandumque eiusdcm fidei vigorem . . constituimus .... vos vero cuidam
venerabili vivo Adalhardo monasterüim construere iussimus. Wenn es sodann
für den Heliand darauf ankommt, Kenntniß ags. Schrift und daneben Be-
ziehungen nach dem fränkischen Westen nachzuweisen, so wird dies auch
in Corvey gelingen. An dem Codex der Annales Corbeienses (ed. Jaffe,
Monumenta Corbeiensia, S. 28 ff.) ist eine ags. Hand thätig gewesen. Der
GERMANIA. Neue Reihe XXV. (XXXVII.) Jahrg. 25
370 LITTERATUK: O. HEHAGHEL u. J. H. GALLEE, ALTSÄCHS. GRAMMATIK.
Cod. Vatic. , der ein Runenalphabet und vorausgehendes Mönchsverzeichniß
enthält, stammt zwar nach Reifferscheid zunächst nicht aus dem westphälischen
Corvey, sondern aus dem Mutterkloster Corbie an der Somme, ist aber gewiß
einmal im Sachsenland und dann zweifellos in Corvey gewesen (doch ist
Zeitschr. f. vaterl. Gesch. u. Alterthumskunde Westphalens 1879, 212 S.
zu vergleichen), hat man doch auch den ags. Schreiber des ags. Runenalphabets
und des Abecedarium Nordmannicum in Ostphalen gesucht (MSD.^ II, 56).
Besonderes Gewicht lege ich auf die fränkischen Elemente in Corvey.
Das Kloster ist eine Tochtergriindung von Corbie und, wie auch Herford,
von den Brüdern Wala und Adalhard, den leiblichen Vettern Karls d. Gr.
ausgegangen. Die Mutter der genannten Brüder hatte wahrscheinlich edlem
sächsischem Geschlechte angehört. Wie Wala zum ersten Mal auf den
Gedanken kommt, im Sachsenlande ein Kloster zu bauen, wird sein sächsi-
sches Stammesbewußtsein hervorgehoben: ut erat isti amor fervens .. circa
2)ropi}iqicos sui gencris et patriam. Wala ist bei Lebzeiten Karls d. Gr.
einer der einflußreichsten Optimaten am Hofe seines Vetters gewesen, er
hat mit besonderer Auszeichnung Staatsgeschäfte geleitet, die Heere ins
Feld geführt und den ducatus Saxoniae längere Zeit als Oberbefehlshaber
verwaltet. Er war in erster Linie vermöge seiner Talente und seiner Ab-
stammung befähigt, seine Stammgenossen in den Lebenskreis des fränkischen
Reiches einzufügen ; war er doch beim Sachsenvolke außerordentlich beliebt
(valde (lilcctus et nimiiim famosissimus ■ vgl. auch die Episode der vita
üb. I, c. 7). Wala ist es gewesen, der in Ansgar den richtigen Mann für
die Mission des Nordens gesehen hat. Er ist es, dem die Förderung der
christlichen Religion bei seinem Volke in allererster Linie anzurechnen ist.
Als der gewaltige Kriegsmann Mönch wurde, hat dieses Ereigniß in Sachsen
tiefen Eindruck gemacht. Er war ein überlegener Geist (virum magnum
fuisse constat, meinte Leibniz): er hat es verstanden, die Menschen für sich
zu gewinnen und nach seinen Ideen zu lenken, er hat Karls d. Gr. Ver-
trauen besessen, ist Jahre lang einer der ersten Rathgeber Ludwigs gewesen
(Ludwig selbst bezeichnet ihn als 'propinquus noster, regiae prosapiae vir),
mit ungewöhnlicher Rednergabe hat er die Sachsen für sich begeistert und
vielleicht persönlich vom Kaiser die Immunitätsurkunde für Corvey erwirkt
(Rodenberg, Die vita Walae. Göttingen 187 7). — Wilmanns hat gezeigt,
wie diese prächtige Erscheinung dem Sachsenvolke imponiert hat, wie er
geradezu Volksheld geworden und im Munde des Volkes Jahrhunderte lang
gefeiert worden ist. Gleich und neben ihm ist der Corveyer Mönch Warinus,
der mit Wala nahe verwandt gewesen ist, zu nennen: erat eodem tempore
(a. 823) in Corbeiensi monasterio qtiidam adoleseens monachus qiii ex
nobüissimo Francorum atque Saxonum genere fucrat ortus nomine Wari'
nus . . . qui ex milite facttis est monachus. cum esset juvenis atque magna
potestate praeditus . . intcr primos palatii consisteret , elegit potius servire
domino aeterno quiam regi mortali . . venerabilis ahba Warinus maiori
honore apud imperatorem habebattir , so berichtet die Translatio S. Viti
(ed. JaflF^, S. 12). Seit 826 war Warinus der ausgezeichnete Abt des damals
in höchstem Ansehen stehenden Klosters.
Sollten Männer mit solchen Zügen und solchen Schicksalen , die so
schlagend mit dem Bilde stimmen, das die Gottesstreiter des Heliand tragen,
T.ITTKHATUK : O. BEHAGHEL u. J. II. GALLEE, ALTSÄCHS. GRAMMATIK. 371
ohue Wirkung auf die Pliantasie des Dichters geblieben sein, wenn er von
ihnen wußte, wenn er etwa gar in ihrem Kreise sich bewegte? Der Sachse,
der in seinem Heliand Christus als einen gewaltigen Kriegsmann darstellte,
mußte sich zu Männern, wie Wala und Warinus, die erst vor Kurzem den
Panzer mit der Kutte vertauscht hatten, besonders hingezogen fühlen (Roden-
berg a. a. 0. S. 22^. In einem Wala und Warinus lebten die Krnftgestalten
der christlichen Geschichte lebendig und leibhaftig. Jetzt erscheint es be-
deutsam, daß unser Dichter den Matthäus mit den Worten charakterisieren
konnte: Mattheiis ivas he hetan, was im amhahteo edilero manno , scolda
fhnr tc is Iterron handun antfahan Uns endi tolna; treuiva hahda he goda,
adalandhari : forlet al snman gold endi silubar endi geba managa, diiirie
medmos endi ward uses drohtines man: cos im the Jcuninges thegn
Cn'sf te herron, milderan herron, milderan medgebon than er is man-
drohtiu wart an thesero weroldi (vgl. Vilmar S. 75; Kögel, Grundr. 11, 208).
Aus allen Burgen rings umher läßt der Dichter die Mannen zur Heeres-
gefolgschaft herbeieilen, große Schaaren aus mancherlei Stämmen kommen
zusammen, wie es in der Transl. S. Viti (Jaffe, S. 10) heißt: augchatur
cotidic numerus monachorum ex nohilissimo Saxonum gcnere. So scheinen
die äußeren Umstände nach Corvey, nicht nach Werden zu weisen.
Aber freilich führt uns Kögel an der Hand gewisser orthographischer
Merkmale nach dem Kloster an der Ruhr. Nur in Werdener Denkmälern
begegnet intervocalisch -/- '==z -b- wie im Cottonianus; desgleichen auslautend
-t {= -f) und C vor hellen Vocalen mit dem Lautwerth von k. Intervocalisch
-&- ist (vgl. die Nachweise bei Gallee §. 107) zweifellos für die Original-
handschrift des Heliand vorauszusetzen. Althof verzeichnet (§. 14) mehrere
Namensformen, die nicht nach Werden, sondern nach Münster, Paderborn
u. a. gehören; bekannt ist ferner -f- aus dem althochdeutschen Liede
de Heinrico , welches Kögel selbst in die Lahngegend versetzen will. Von
dem ags. Schreibusus ganz zu schweigen, vermag ich diesem ersten Argu-
ment keinerlei Beweiskraft beizumessen. Auslautend -S hat Kögel außer dem
Heliand nur noch in den Werdener Heberegistern gefunden. Zahlreiche d
und b des Gott, hat erst eine zweite Hand (des X. — XI. Jhs.) durch Durch-
kreuzung der Schäfte in d und Ö geändert (dies gilt z. B. für Kögels Beleg
2783). Es ist sehr fraglich, ob mit den -let der Register etwas anderes als
-lebiis gemeint ist, wie ja die Durchkreuzung ursprünglich als Abbreviatur
fungiert (z. B. im fränkischen Taufgelöbniß ih gilaub und im Hildebrands-
liede Heridtes etc.). Es weist diese Abbreviatur auf ags. Schriftgebrauch
und darf so wenig als ausl. -d als Werdensche Besonderheit aufgefaßt
werden. Noch weniger Beweiskraft hat das letzte Schriftargument Kögels.
c vor hellen Vocalen mit dem Lautwerth von Je ist wiederum eine Eigen-
thümlichkeit des ags. Schriftwesens und beweist folglich nur mit dem bereits
Besprochenen zusammen, daß der Schreiber des Heliand durch eine ags.
Schreibschule gegangen ist, wozu an vielen Orten Deutachlands bis ins
XI. Jh. hinein Gelegenheit war (vgl. über die scriptura scoitica auch den
ersten grammatischen Tractat der Snorra Edda). Die Bedeutung der Schreib-
schulen für die Verschiedenheit der Orthographie unserer ältesten deutschen
Denkmäler ist noch nicht genügend erkannt l^vgl. oben S. 243 ff.). Mau hat
25*
372 LITTEKATUK: O. HEIIAOIIEL u. J. H. GALLEE. ALTSÄCHS, fJKAMMATIK.
vielfach lautliche Vorgänge statuiert, wo nur ein Wechsel des Schriftwesens
zu Grunde liegt.
So steht also nichts im Wege, den Heliand in Corvey ent-
standen zu denken, mit der Annahme, daß das Original ags. Schrift-
eigenthümlichkeiten mit anderen Aufzeichnungen jener Zeit getheilt habe
(vgl. die Darlegungen Möllers für das Hildebrandslied).
Weit ausblickende Theorien und weit ausholende Untersuchungen liegen
in der gi'ammati sehen Darstellung Gallöes nicht vor. Aber wir besitzen nunmehr
eine sehr reichhaltige, sorgfältig und übersichtlich bearbeitete Statistik des
Formbestandes unserer and. Texte. Es ist namentlich den graphischen Varianten
die erforderliche Aufmerksamkeit geschenkt worden und in vielen Fällen eine
zutretFende Deutung gegeben. Anderes befriedigt nicht. So z. B. wenn nach
§. 27 i sich in a oder u verwandelt haben soll, während doch G. §. 220
selbst constatiert, daß die Comparativsuffixe nicht streng geschieden sind.
Auch hätte der Wechsel zwischen thionost : tliianust, Jciasnr : kinsur,
dhitales : diudulrs, hamnr (Prud. Gl.) u. a. (§. 196, Anm. 6) lehren sollen,
daß nicht an Wandel eines i zu denken ist. — eoricl : ierid (§. 30, Anm. 2)
verhalten sich wahrscheinlich wie tieoivilit : nictviht (§. 50 Anm.), d. h.
ic wird Umlaut des eo darstellen. — §. 33, Anm. 1 erledigt sich durch
Annahme von Doppelformen; es sollte nicht länger von „regelmäßigen'' und
„unregelmäßigen" Formen gesprochen werden; ein kleiner Rest läßt erkennen,
daß secundär ?«■ > o (resp. o nach Anm. (!) geworden ist wie i > e. tliolian
und verwandte durften nicht in Anm. 4 untergebracht werden. — Die treffende
Beobachtung Behaghels (in der voraussichtlich auch andere mit ihm zu-
sammengetroffen sind), daß in unseren Texten bereits ä zu c lungelautet ist,
hatte die Grundlage von §. 36 zu bilden. Die mnd. Überlieferung ist hier
ohne Weiteres zu Gunsten von Behaghel entscheidend. — anSciann Hei.
.5798 (§. 41, Anm. 2; 288 Anm.) ist wahrscheinlich arsciadh (zertheilte sich)?
zum AVechsel zwischen n und r, vgl. §. 9(). 100 Anm. — Zu den Diphthon-
gierungserscheinungen von ö > HO beim Verbum dön mußte der ITbergaug
von ö > ü vor Vocal und der Übertritt des Wortes in die Flexion der ön-
Verba (cfr. duoian) berücksichtigt werden. — Ich halte die §. 44 angedeutete
Erklärung, die anscheinend von Formen wie fraha ausgehen will, nicht für
plausibel, schon deswegen nicht, weil auch a für o sich findet (§. 33, Anm. 5)
und demgemäß ä neben ö einem ö entsprechen wird. — §. 48, Anm. 3
fiur kann nicht aus fu-ir entstanden sein, ist vielmehr Stammabstufung
zu *fhr (griech. Ttvg). — §.58, Anm. 1 (I. 5802) hivtl (wie ahd. hivU
Braune, ahd. Gramm.', §. 207, Anm. 2) ist adverbial gebraucht (§. 168,
Anm. 3). — §-6 7 bedarf der Revision und Ergänzung. — Was bedeutet
der Wechsel zwischen ,,west"- und „altgermanisch" in §. 85? Absatz ff)
ist sehr ungenügend formuliert. Eine Andeutung über die Stellung des altnd.
zum ags. und afries. wäre sehr zu wünschen. — §.94. 121. Der phonetische
Unterschied zwischen etymol. j und (j im altnd. (graphisch besteht keine
Verschiedenheit) ist der, daß .; und g vor palatalen Vocalen als (stimmhafte)
palatale Spiranten, [/ vor gutturalen Vocalen als gutturaler, j als palataler
Spirant zu betrachten ist. — §. 116 kann ich nicht begreifen, warum
palatale Aussprache fraglich sein soll; fraglich ist nur die Assibilierung. —
Sehr richtig ist die Erklärung der Orthographie in §. 122 Anm. (folglich
LITTEKATUK: O. liKIlAGHKL u. J. II. (lAF.LKK, AI.TSÄCIIS. GRAMMATIK. 373
hätte §. 131, G die Einfügung des h nicht als „unrichtig" bezeichnet weiden
sollen); nur bedürfen wir des „gelehrten Schreibers" nicht. — §. 12G. Die
Gemination in roggo ist westgermanisch. — t'ber ihurh : thiirn, §. 133 vgl.
Beitr. XII, 289 Anm. — Die §. 134 Anm. erwiihnte Analogiebildung dürfte
kaum ernstlich erwogen sein. Liegt denn 2. Pers. sing, bis nicht näher?
Merkwürdig ist die Annahme, eines ^'scndäjan > scndicn, während ril'Jcian
§. 118, Anm. 2 als Schreibfehler angesehen wird. — §. 157, Anm. 1, Gen. sg.
-GS ist auch fries. und nrnord. ; folglich mit Paul als urgorm. Nebenform
zw -rs" aufzustellen, entsprechend der Abstufung der ?2-Stämme (§. 193);
Anm. 3 vermisse ich eine strenge Scheidung der Belege für Nom. und Acc.
plur. — §. 163 bezüglich solar/ u. s. vv. war auf II. Möller, Zur ahd. Alli-
terationspoesie S. 144 zu verweisen. — Zu thieäl (§. 1G8, Anm. 1) waren
die ahd. Formen zu berücksichtigen und ursprünglich consonantische Flexion
zu erschließen. — §. 170, Anm. 1 hell ist doch wahrscheinlich ags. Ein-
fluß zuzuschreiben. Es wäre sehr verdienstlich, wenn G. in der angekündigten
Einleitung zu den Denkmälern die kirchliche Terminologie auf ihre ags.,
rcsp. hochdeutsche Herkunft untersuchte. Es lassen sich dadurch voraus-
sichtlich Anhaltspunkte für die Heimat und Herkunft der Missionare ge-
winnen. — §. 2G0 war auch tvila unterzubringen, vgl. Frank, ranl. Gramm.
§. 130. Anm. 2. — Zu §. 2G7b. 309 fcrlcöpton. gicdpiä war auf ags.
cijpaii (got. ^-kaupjan) zu verweisen. Reste der Suffixabstufung -an : -in
sind §. 281, Anm. 4 verzeichnet. — Die §. 279, Anm. 3 zu glvan gegebene
Notiz war auch für niman §. 278, Anm. 2 zu verwerthen. — §. 301 dürfte
mit Sicherheit ein inf. ^spennian erschlossen werden, vgl. altnord. speni.
spcnja , altschwed. spinl, mhd. spen, spunne. Als altes Participium ohne
Mittelvocal war auch adj. for?it (got. fniirhts) zu erwähnen. — Das Schwanken
zwischen -0)t : -an bei deii o» -Verben ist am ehesten von inf. -oian aus-
gegangen. Ich vermisse in der Liste minnion C: minnian M. gchalan M.
uundran C. cscan C. friehan C {friohon). — Zu sindun §. 321 vgl. Beitr.
VI, 573 etc.
Die Verbesserungen sind mit den S. 115 f. gegebenen Nachträgen
noch nicht erschöpft S. 79, Z. 14 v. o. 1. kann; S. 80, §. 230, Z. 3 1. a-
Stämme. Der Nachweis zu §. 239, Anm. 2 gehört zu Theilen von Anm. 1
u. 2. §. 247, Z. 1 1. einen. Bei der Paradigmentafel des Verbums ist
„Schwache Verba' über 8. 1. 2 gerathen; ein Paradigma liehhiu wird man
trotz §. 255 Anm. vermissen, woselbst 310 in 311 zu bessern ist. Ich
kenne keinen Beleg für 1 . Sing. präs. -m der schwachen Verba 2. Classe.
S. 89 letzte Zeile 1. im. §. 258 1. in der 3. und 2. Pers. pl. (vgl. §. 2G1).
§. 2G8, Z. 6 1. auß'uiveisen. §. 269 ist etwa fähan : fengim einzuschalten.
§. 272, Anm. 4 war auf §. 41, Anm. 2; §. 273, Anm. 1 (fin.) auf §. 45;
§. 315, Anm. auf §. 41, Anm. 3 und §. 321, Anm. 2 zu verweisen. Die
Belege am Schlüsse von §. 311 gehören nicht an diese Stelle; haben sie
sich von §. 307 hieher verirrt? In §. 312 vermißt der Anfänger einen
Beleg dafür, daß die aufgeführten Verba überliaupt einmal der dritten Classe
angehört haben.
MAUBUKG. FRIEDKKÜI KAUFFMANN.
374 LITTEKATIJK: ERWIDERUNG AUE GERMANIA XXXVII, S. 110—114.
Erwiderung auf Germania XXXVII, S. 110—114.
In meiner Abhandlung „Über die Quellen der H. Sachsischen Dramen'"
hatte ich (Germ. 36, S. 4 ff.) das Verhältnis des 5. Fastnachtspieles zu
Beroaldus genau nach den Ergebnissen meiner Untersuchungen vom Jahre
1882 niedergeschrieben und den 1H89 gedruckten Artikel Sz amat ol ski s,
obwohl er mir in Einzelheiten anfechtbar erschien , in einer FuLWiote nur
anerkennend erwähnt. Eine Kritik lag mir eben ferne: doch mul.^te ich im
Interesse der mich beschäftigenden Quellenfragen Stellung zu den Haupt-
resultaten seiner Forschung nehmen. Dies that ich und sah mich nicht ver-
anlaßt, meine in zwei Punkten von ihm abweichenden Anschauungen, näm-
lich ^ daß Franck die Übersetzung des Wimpfeling benützte und daß Sachs
auch die letztere kannte, aufzugeben, um so weniger, als Szamatolski absolut
keine Beweise für das Gegeutheil erbracht und insbesondere keine Parallelen
aus AVimpf. (und dem mir unbekannten Frölinkint) zu seinen Citaten aus
Franck angeführt hatte. Es war von ihm einzig und allein erwiesen worden,
was übrigens schon der Druckort der Franckschen Übersetzung — Nürn-
bei'g — nahelegte, daß S. diese benützte. Das schloß aber für den mit der
H. Sachsischen Schaffensweise Vertrauten keineswegs die Möglichkeit aus,
daß der Dichter daneben noch eine andere Übersetzung zu Eathe gezogen.
Und daß dies der Fall sei, davon war und blieb ich überzeugt. Ich ver-
sprach nun, da die beiden der kön. Bibliothek in München gehörigen Über-
setzungen gerade verliehen waren , später nochmals auf die Sache zurück-
zukommen und schrieb selbst an Szamatolski, daß ich mich in Nach-
trägen zu meiner Arbeit wieder mit der Frage beschäftigen würde. Dieser
Herr hat indeß , noch bevor meine Nachträge erschienen , in einem Artikel
der Germania (37. Jahrg., S. 110 ff.) unter der Spitzmarke ..//« Streit nm
den Streit der drei Brüder'" geantwortet. Ließ mich schon der preziöse Titel
die Absicht des Schreibers, einen Heiterkeitserfolg zu erzielen, erkennen,
so ward ich doch von der Entgegnung selbst überrascht. Meine ruhige,
höfliche Bemerkung hatte wohl eine ruhige, höfliche Antwort verdient. Statt
dessen schlägt der Verfasser einen Ton an, den selbst nicht eine Provocation
zu rechtfertigen vermöchte; er gefällt sich in einem Stil, dessen gezwungene
Spässe, merkantilische und sonstige Vergleiche stark an den Ladentisch
erinnern und die Grenzen des Anstands wiederholt verletzen. In die vor-
gesetzten Artigkeiten der einleitenden Worte muß ich mich mit L. Fränkel
theilen. Ich weiß also nicht, in wie weit „werthloses Schlackenwerk", „Queru-
lanten"', „Vergoldung mit schwächlichen Vermuthungen'', „wohlweise Biblio-
graphengelahrtheit, die sich um den Zusammenhang nicht kümmert", „Schutt
ihrer Nachträge" auf mich gemünzt sind. Aber ganz auf meinen Theil ent-
fallen: „er zahlt mit Wechseln auf zukünftige Beweisführungen", „sein
Gedächtniß hat ihn ganz und gar verlassen", „St. wird wohl zustimmen
können, ohne einen Vergleich mit Polonius befürchten zu müssen". Natür-
lich schwebt verklärend über dem Ganzen die unendliche Bescheidenheit des
Verfassers, wie sie sich in den Worten am Anfang kundgibt: Wer eine
Stufe echten Metalls gefördert hat, muß heute darauf vorbereitet
sein daß sein Nachbar die todte Stelle nochmals nachschürft u. s. w. —
Gegen eine derartige Polemik gilt es — jeder Einsichtige wird mir bei-
MITTHEILUNGEN. 375
pflichten — energisch Front zu machen. Auf dem Felde der Wissenschaft
darf nur mit ruhigen, sachlichen Gründen, nicht mit faden Witzeleien, nicht
mit bissigen , verletzenden Vergleichen und Bildern gekämpft werden. Das
Recht, die Forschungen und Meinungen Anderer nachzuprüfen und allenfalls
zu abweichenden Resultaten zu gelangen, darf Niemanden verkürzt oder durch
Sticheleien verleidet werden. Es gehört ein sehr großes Selbstgefühl dazu,
um jeden unbedeutenden Fund mit lautem fvQijxa in die Welt hinauszu-
posaunen, es gehört aber ein noch weit größeres dazu, um Jeden, der dar-
über nicht in Extase geräth , oder Zweifel und Bedenken äußert, sofort mit
schonungslosem Hohn anzufallen. Mit einem Worte, die Kampfesweise, die
leider in der politischen Welt herrscht, muß um jeden Preis von der wissen-
schaftlichen ferne gehalten werden. Aus diesem Grunde gehe ich auf die
Ausführungen Szamatolskis nicht weiter ein. Auf die Sache selbst bin ich,
bezüglich der ersten Frage, in meinen Nachträgen zurückgekommen, die
zweite , obwohl meines Erachtens genügend erwiesen , soll mich demnächst
noch beschäftigen. Ich denke aber viel zu vornehm von der Aufgabe der
Kritik, als daß ich einen Gegner noch eines weiteren Wortes würdige, der
eine so wenig ideale Auffassung derselben zeigt.
NÜRNBERG. A. L. STIEFEL.
Der Erklärung des Herrn Prof. Stiefel habe ich im Allgemeinen nur
meine vollste Übereinstimmung zu der Art und Weise, wie er Szamatolskis
Ton abführt, hinzuzufügen. Auf Einzelauseinandersetzungen verzichte ich
(trotzdem ich eigentlich Alles aufrecht erhalte), da ich nicht in der Methode
Sz.'s „die Klingen zu kreuzen pflege". So grob, klobig und aller Verkehrs-
art, die unter Gelehrten üblich, entgegen, ist er nicht einmal über Chr.
Meyer („Nation", December 1890), Tille (Anz. f. deutsches Alterthum) und
Kollmann (Herrigs Archiv) hergefallen.
MÜNCHEN. LUDWIG FßÄNKEL.
Mittlieilung.
Im Literaturblatt für german. u. roman. Philologie hatte sich eine
Erörterung über die in grammatischen Schriften verwendeten Zeichen >
und <C entsponnen. H. Gering hat nun in Nr. 5 Nachweise gebracht, die
es zweifellos erscheinen lassen, daß dem Zeichen > die Bedeutung von
..wird zu", dem Zeichen <Z die von „entstanden aus" zukommt. Es wäre
dringend zu wünschen , daß nun alle Faehgenossen dieser Auffassung sich
anschlößen.
(Berichtigung.) Heft 2, S. 186 letzte Zeile 1. altlebe longaevus.
376
AUFRUF.
Aufruf.
Unter den Schülern und Verehrern Friedrich Zarnckes hat sich
der lebhafte Wunsch geltend gemacht, dem Andenken des dahingeschiedenen
Lehrers und Freundes ein Zeichen dankbarer Erinnerung zu widmen.
Kein Ort erscheint uns für ein solches Denkmal geeigneter, als die
Stätte, an der Zarncke als Forscher und anregender Lehrer am tiefsten und
nachhaltigsten auf seine Schüler eingewirkt hat: das deutsche Seminar zu
Leipzig. Zugleich sind wir darüber einig, daß ein von Künstlerhand ge-
schaffenes Ölbild den gesammten Eindruck der lebensvollen Persönlichkeit
Zarnckes treuer wiedergeben und erhalten werde, als etwa eine Büste oder
ein Medaillon. Wir haben daher in erster Linie die Herstellung eines sol-
chen Hildes ins Auge gefaßt. Etwaige Überschüsse verfügbarer Geldmittel
sollen zur Begründung einer „Zarnckestiftung für Studierende der gerniani-
sehen Philologie" verwendet werden.
Alle Freunde und Verehrer Zarnckes fordern wir hierdurch auf, zur
Ausführung dieses Planes beizutragen. Freundliche Spenden wolle man thun-
lichst bis zum 1. November an den mitunterzeichneten 0. R. Reislaud,
Leipzig, Hospitalstraße 10, einsenden.
Dr. jur. L. Avenarius, Mitglied d. Hauses der Abgeordneten, Greiffenberg
i. Scliles.; Prof. Dr. K. v. Bah der, Leipzig; Prof. Dr. R. Bechstein,
Rostock; Prof. Dr. A. Birch-Hirschfeld, Leipzig; Prof. Dr. W. Braune,
Heidelberg; Dr. E. Brockbaus, Verlagsbuchhändler, Leipzig; Prof. Dr.
Halle ;
K.
W.
Dr
Dr
Dr
B mg mann, Leipzig; Prof. Dr. K. Burdach
Prof. Dr.
Creizenach, Krakau ; Prof. Dr. 0. Crusius, Tübingen; Präsident
Drechsler, Leipzig; Prof. Dr. E. Eist er , Leipzig; Oberbürgermeister
Georgi, Leipzig; Geh. Hofrath Prof. Dr. M. Heiuze, Leipzig; Prof.
R. Hildebrand, Leipzig; A. Höfer, Senior des deutschen Seminars,
Leipzig; Prof. Dr. Fr. Jostes, Freiburg, Schweiz; Prof. Dr. E. Jung-
mann, Rector zu St. Thomas, Leipzig; Prof. Dr. R. Kögel, Basel; Ober-
bibliothekar Dr. R. Köhler, Weimar; Prof. Dr. E. Kölbing, Breslau;
Geh. Hofrath Prof. Dr. L. Krehl, Leipzig; Prof. Dr. A. Leskien, Leipzig;
Geh. Hofrath Pi-of. Dr. R. Leuckart, Leipzig; Prof. Dr. J. H. Lipsius,
d. Z. Rector der Universität Leipzig; Dr. E. Mogk, Leipzig; Prof. Dr.
H. Paul, Freiburg i. Br. ; Prof. Fr. Ratzel, Leipzig; 0. R. Reisland,
Verlagsbuchh. , Leipzig; Prof. Dr. H. Rietsehel, Leipzig; Prof. Dr.
G. Roethe, Göttingen; Prof. Dr. F. Rühl, Königsberg i. Pr. ; Prof. Dr.
K.J. Schröer, Wien; Prof. Dr. E. Sie v ers , Leipzig; Prof. Dr. W. Streit-
berg, Freiburg, Schweiz; Prof. Dr. H. Stürenburg, Rector der Kreuz-
schule, Dresden; Prof. Dr. H. Suehier, Halle a. S. ; Prof. Dr. Fr. Vogt,
Breslau; Prof. Dr. L. Wimmer, Kopenhagen; Prof. Dr. E. Windisch,
Leipzig; Rector Dr. J. J. Wolff, Mühlbach, Siebenbürgen; Prof. Dr.
■ L. Wülker, Leipzig; Geh. Hofrath Prof. Dr. W. Wandt, Leipzig.
DIE WOirrBlLDUNG DER MUNDART VON
KROFDORF.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sieh mit der Wortbildung
der Mundart von Krofdorf. Krofdorf ist ein fünf Kilometer nord-
westlich von Gießen gelegenes Dorf, welches auf der den v. Pfister-
schen Nachträgen beigefügten Mundartenkarte von Hessen dem „Niedcr-
lahngau" zugewiesen wird. Politisch gehört es zum Kreise Wetzlar,
mit dem es zu Beginn des Jahrhunderts zur Krone Preußen kam.
Seit 1860 ist es der Sitz der Verwaltung für die vereinigten Bürger-
meistereien: Atzbach -Launsbach. Als solcher hat es ein BUrger-
meistereiamt und eine Steuercasse. Als di'ittes behördliches Institut
ist seine Oberförsterei zu erwähnen. Der geistigen Cultur dient eine
dreiclassige Volksschule. Außerdem hat es eine evangelische Pfarrei.
Ein Theil der Bewohner bildet seit 1861 eine freireligiöse Gemeinde.
Die etwa 1500 Einwohner Krofdorfs ernähren sich noch größten-
theils durch Ackerbau. Jedoch wandern seit einigen Jahrzehnten
täglich Schaaren von Arbeitern und Arbeiterinnen meist jüngeren
Alters nach Gießen , um in den dortigen Cigarrenfabriken u. s. w.
ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Auch finden sich am Orte selbst
zwei Cigarrenfabriken. Eine Postagentur vermittelt zweimal täglich
die Schriftgemeinschaft mit der Au(>enwelt, und schließlich ist eine
Fernsprecheinrichtung als jüngstes Verkehrsmittel nicht zu vergessen.
Trotz dieses lebhaften behördlichen und gewerblichen Verkehrs,
trotz der Einwirkung von Schule und Kirche spricht der Krofdorfer
im gewöhnlichen Umgange nocli seine in scharfer Unterscheidung vom
Schriftdeutschen als dem „Vornehmen" empfundene Dorfsprache.
Freilich lassen sich innerhalb des Dorfes wieder verschiedene „Ver-
kehrsschichten" (vgl. Wegener im Grundriß der german. Phil. p. 931 ff.)
unterscheiden. Dessenungeachtet stellt sich die Dorfsprache in ihrer
Gesammtheit dem Schrifrdeutsclien gegenüber als Einheit dar, inso-
fern als der Dörfler, selbst wenn er unter besonderen Einflüssen
vorübergehend oder dauernd das Schriftdeutscbe oder einen Misch-
dialect spricht, keinen Augenblick über seine Abweichung von der
reinen Mundart im Zweifel ist. Jeder Einheimische kennt und kann
«iKKMANlA. Neup KoiliP. XXV. (XXXVIIj. .lalirK. 26
;^,78 KI^- DAVID
die Gemeinsprache des Dorfes, wenngleich er sie nicht immer in ihrer
Reinheit anwendet. Sie gehört, der erwähnten geographischen Lage
des Dorfes entsprechend, dem rhein-fränkischen Dialect (vgl. Braune's
ahd. Gr. §. 6) an.
Die vorliegende Arbeit kann keine im Einzelnen erschöpfende
oder im Ganzen abgeschlossene, historische Untersuchung sein; dafür
fehlen entsprechende Vorarbeiten für die Wortbildung der neuhoch-
deutschen Schriftsprache. Ich mußte mich bescheiden , eine vielfach
nur descriptive Orientierung über das gegenwärtig Vorhandene zu
geben. Am zweckmäßigsten schien mir dies durch einen Vergleich
mit den heutigen schriftdeutschen Verhältnissen zu geschehen. Aber
auch in dieser Beschränkung muß meine Arbeit mancherlei Mängel
zeigen, schon aus dem Grunde, weil noch keine Bearbeitung des
Lautstandes und der syntaktischen Verhältnisse der in Frage kom-
menden Dorfmundart stattgefunden hat. Von der Lautlehre und der
Syntax aus aber ist mancher Entscheid betreffs der Wortbildung zu
holen. — Bei der Untersuchung und Auswahl der Beispiele war ich
auf mein eigenes Sprachvermögen und Gediichtniß oder auf dasjenige
bekannter Dorfgenossen angewiesen. Es ist klar, daß auf diese Weise
keine Garantie für die Erschöpfung der vorhandenen Belege gegeben
ist. Auch ist die Entscheidung darüber, ob ein Wort als wirklich
einheimisch oder als entlehnt anzusetzen sei, oft sehr schwer infolge
der unbewußt wirkenden Neigung zur augenblicklichen Umprägung
schriftdeutschen Sprachgutes in mundartliche Form. Um hier einiger-
maßen sicher und erschöpfend zu verfahren, wäre als noth wendige
fundamentale Vorarbeit die Aufstellung eines Specialidiotikons, welches
den gesaramten Sprachschatz des Dorfes enthielte, zu fordern. Wie
viele und welche Objecte der äußeren und inneren Wahrnehmung
haben in der mundartlichen Sprache eines schlichten Dorfbewohners
Ausdruck gefunden, und mit welcher Summe von Beziehungsvor-
stellungen wirkt er diese Welt von Dingen, Eigenschaften und Thätig-
keiten ineinander? Erst auf Grund einer diese Fragen beantwortenden
Veranschaulichung des gesammten Sprachmaterials ließe sich eine
annähernd erschöpfende Beantwortung zahlreicher Sonderfragen geben.
Was die Anordnung des Stoffes betrifft, so habe ich den Einthei-
lungsgruud in erster Linie aus der Bedeutung des Wortmaterials
zu gewinnen gesucht. Die Gruppierung nach der Formverwandtschaft
des Stoffes liegt mehr im Interesse der Einsicht in dem lautlichen
Aufbau der Spraclie; bei der Wortbildungslehre dagegen handelt es
.sich vor Allem um Veranschaulichung des nach sprachlichem Ausdruck
DIE WORTBILDUNG DER MUNDART VON KROFDORF. 379
suchenden Mittheilungstriebes. Die seelischen Zwecke des sprechenden
Siibjects mußten also, wo es irgend ging, voranstehen. Der Umstand,
daß Bedeutung und Form der Zusammensetzung von Haus aus in
dem Verhältniß von Ursache und Foli;e stehen (vgl. Kluge, Nominale
Stammbildungslehre S. 2). läßt diese Anordnung auch in Rücksicht
auf die historische Entwicklung als gerechtfertigt erscheinen.
Bei der Darstellung der nmndartlichen Beispiele bin ich im
Wesentlichen der von F. Kauffmann (in der Anleitung zur deutschen
Landes- und Volksforschung, Abschnitt: Dialectforschung) empfohlenen
Transcription gefolgt. Folgende Übersicht möge meine Wiedergabe
der mundartlichen Lautformen verdeutlichen:
I. Geräuschlaute:
<i) Explosivlaute: 1. Tenues Lenes: I>, d, g. 2. Tenues Aspiratae:
]}, t, k.
Das für die Krofdorfer Mundart den Unterschied bedingende
Moment ist das Nichtvorhandensein oder das Vorhandensein der
Aspiration. Die durch letztere nahe gelegte größere Articulations-
onergie kommt erst in zweiter Linie.
l>) Spiranten: 1. Tönende Lenes: w, /. 2. Tonlose Fortes: /', *•, s,
1 (icli-Laut), X (ach-Laut).
II. Stimmlaute:
(i) Nasales: «/, ?j, r.^.
h) Liijuidae: /, r = engl, r, ohne Rollen der Zunge wie des Zäpfchens.
c) Vocales: u o o a a e e f i
.. levers: w'?6 o o- a & er c r z'
f in tonloser Stellung == ».
Als Beispiele für die vom Schriftdeutschen abweichenden Zeichen
führe ich an:
o- kurz in: oxt (acht); lang in: /} U^^)'i
a- n V /las (heiß)'^
i kommt nur in Verbindung mit dem indifferenten Vocallaut „5"
vor. Dieser phonetisch noch näher zu unter.suchende Laut tritt
als kurzer Nachschlag auf in den Verbindungen :
06- kurz in koU (Karl); lang in köd (kahl);
HS- v n kesl (Kerl) ; v v krsl (Kehle) ;
es- ri V kesn (kehren) ;
is- n n kisn (Kinder) ;
is- n n blsn (Birnen).
Von den gerundeten Vocalen findet sich nur Sievers' ö" (Zunge e",
Lippen o") , den ich mit o bezeichne. Dieser Laut kommt, wie i,
26*
380
En. DAVID
ebenfalls nur in Verbindung mit „5" vor; z. B. kurz in Ä'Vs^ (Hosen);
lang in wosl (wohl) , welche sich klar unterscheiden von den Ver-
bindungen: ('S, z. B. in ho8s^ (Hasen) und .s?»ö.s/ (sehmal).
Von echten Diphthongen finden sich in der Mundart:
an z. B. in : haus (Haus) ;
QU -n n fous (Fuß);
n sots (süß) ;
n Iqi (Leute) ;
7) waiwdr (Weiber) ;
" ,9e^s3 (Gießen) ').
A, Wortbildung durch Suffigierung.
Cap. I. Substantiv a.
a) Verwandtschaftsbezeichnungen beiderlei Geschlechts.
§. 1. Das zu Verwandtschaftsbezeichnungen beiderlei Geschlechts
gebrauchte idg. I'-Suffix findet sich im kr, in den dem schd. ent-
Ol
n
Ol
n
ai
n
ei
n
') Was die benutzte Litteratur anlanget, so war mir keine directe Vorlage durcli
eine äbnliche Bearbeitung der Wortbildung einer deutschen Dorfmuudart gej^eben.
In Einzelnem habe ich zu Rathe gezogen :
V. Bahder, Verbalabstracta.
Behaghel, Die deutsche Sprache.
— Die Mundarten der deutschen
Sprache.
(In Pauls Grundriß der german.
Philologie.)
Braune, ahd. Grammatik.
— Zur Kenntniß des Fränkischen.
(In: P. Er. Beitr. I.)
Brugmann, Grundriß der vergl. Grammatik
der indogerm. Sprachen.
Erdmann, Grnndzüge der deutschen
Syntax.
Grimm, Deutsche Grammatik.
Hittmair, Die Partikel he in der mittel- u.
neuhochdeutschen ^'erbalcomposition.
Kauffmann, Geschichte der schwäbischen
Mundart.
— Dialectforschung. (In: Kirchhoffs
Anleitung zur deutschen Landes- und
Volksforschnng.)
Kluge. Nominale Stammbildnngslehre.
— Nominale Wortbildung. (In: Pauls
Gr. d. germ. Phil.)
— Etymologisches Wörterbuch d. deut-
schen Sprache.
Lenz, Der Handschuhsheinser Dialect.
I. Theil: Wörterverzeichniß.
Liesenberg, Die Stieger Mundart.
Paul, Einleitung zum Grundriß d. germ
Philologie.
— Principien der Sprachgeschichte.
Reis, Beiträge zur Syntax der Mainzer
Mundart.
Sigwart, Logik. I. Theil.
Spieß, Die Fränkiscii - Hennebergische
Mundart.
Tobler, Über die Wortzusammensetzung,
nebst einem Anhang über die ver-
stärkenden Zusammensetzungen.
Vilmar, Idiotikon von Kurhesseu. —
V. Ffisters Nachträge dazu.
Wegener, Aligemeines über die deutsche
Mundartenforsehung. (In: Pauls Grund
riß d. germ. Phil.)
Weinhold, Mhd. Grammatik.
Ed, u. Fr. Wetze), Die deutsche Sprache
Wilmanns, Deutsche Grammatik.
Wossidlo, Imperativische Bildungen im
Niederdeutschen. (Im XXI. Jalires-
bericht über das städtische Gymnusinm
zu Waren.)
DIE WORTBILDUNG DER MUNDART VON KROFDOKF. 381
sprechenden Wörtern: Vater = fqsd^r, Mutter ::= mödor , neben den
veralteten Formen ford und moird\ ferner: Schwester = sioessJar;
Bruder = hr&ai'dr u. a. Das mhd. diehter ist noch in gdSwissddi-
diiddr = Geschwisterenkel, erhalten.
b) Persönliche Masculina.
§. 2. Die schd. Reste der durch rein vocalische Suffixe so-
wie durch das ursprünoHch adjectivische Suffix -ja gebildeten per-
sönlichen Älasculina sind im kr. infolge des weiter fortgeschrittenen
lautlichen Zerfalles der Endungsvocale vollends unkenntlich geworden,
z. B. Leute = loi, Hirte = hast u. s. w. — Aus dem gleichen Grunde
ist der formale Unterschied zwischen der unflectieiten und der sw.
Form des Adjectivums geschwunden. Die Substantivierung vollzieht
!?ich im Sprachbewußtsein des Krofdorfers einfach durch Vorsetzung
des Artikels, z. B. der Alte = d<> ält^ der Rothe := dd rnt u. s. w.
§. 3. Dagegen finden sich, entsprechend dem schd., auch im kr.
die auf Lehnwörter aus dem Lateinischen zurückgehende Bildung von
Nomina agentis auf -er {= ahd. -äri) in lebendigem Gebrauch, z. B.
Schneider ;= snairdr, Bäcker = brgdr, smüsdr (*Schmuser), einer der
smust, d. h. nach dem Munde redet, snoib^r (*Schnäuber) , einer der
im Essen wählerisch ist. — Wegen seiner vom schd. abweichenden
Form bemerkenswerth ist Metzger {rnaceUarius) = miisdsdbr.
Die durch Analogie zu organisch begründeten Ausgängen auf
-ner (wie Lügner, ahd. lagin-drl, kr. lldudr) entstandene «-Erweiterung
des er-Suffixes zu schd. -ner findet einen vom schd. abweichenden
Beleg in pHndr = *Pfarr-n-er.
§. 4. Erstarrte Reste von Nomina agentis mit ^-Suffix sind im
kr. noch seltener als im schd.; so fehlen die schd.: Büttel und Weibel.
Vorhanden sind die Thiernamen: Igel (ahd. igiJ) = ~d; Blutegel
(ahd. egala) heißt im kr. mxoil {■= *Saugegel) ; Wiesel (ahd. wis(da)
^= ivlsdl. Entgegen dem schd. „Schnecke" hat das kr. die dem mhd.
snegel entsprechende Form snel, m.
§. 5. Ein entstellter Rest der auf Analogiebildung zu Eigennamen
beruhenden Ableitung von Nomen agentis auf -olf wie mhd. wanolf,
triegolf u. a. liegt vor in nwsgloft = *Markolf ( -- Häher).
§. 6. Die Bildungen mit -hard sind vertreten in hdnkdst =
Bankert. Bastard fehlt.
§. 7. Die Ableitung mit -hold ist im kr. nicht vorhanden.
Trunkenbold wird ersetzt durch sefdr = Säufer; für Witzbold fehlt
auch die begriffliche Entsprechung.
382 l*'!^- DAVID
§. 8. Von männlichen Thiernaraen auf -er (ahd. -aro) findet
.^ich im kr. abweichend vom schd. gbdsdr = spätmlid. gaiiser; die
Form „Gänserich" fehlt, wie überhaupt die Weiterbildungen persön-
licher Masculina mit -ich wie Wütherich u. a. — Das schd. „Gockel"
erscheint im kr. durch -er erweitert als gecj'ddr; die Form „Hahn" fehlt.
§. 9. Die Ableitung persönlicher Masculina mit dem ahd. Suffix
-in() ist im kr., entsprechend dem schd., durch kcni% =: Köni<r er-
halten.
Die Bezeichnungen nach Abstammung und Lebensalter durch
Suffigierung mit der Erweiterung -ling sind im kr. viel seltener als
im schd. Außer Zwilling — dswillerd sind im Gebrauch: Lehrling =^
ledeta und Jüngling -= jir,9leri9- für die beiden letzteren Begriffe sind
jedoch die Bezeichnungen Icshftb (Lehrbube) und böss (Bursche) viel
beliebter. Für die schd. Blendling, Findling, Frühling, Mischling,
Spätling finden sich im kr. keine formgleichen Entsprechungen.
c) Persönliche Feminina.
§. 10. Die im schd. auf -e ausgehenden persönlichen Feminina,
wie Fliege {ahd. J{e<ja), Taube (tübd), Mähre {mar-ha) , sind im kr.
durch lautlichen Verfall in ihrer Formeigenart beseitigt; so erscheinen
die angeführten Beispiele als ßik, dnb, mcr. Muhme und Base fehlen
im kr. ; letzteres ist jedoch in der Bedeutung Tante durch die Neben-
form Wase = ives ersetzt. Es fehlt auch die Form Henne; ersetzt
durch hirdgdl, s. §. \b.
§. n. Die im kr. durchaus vorherrschende Ableitungssilbe für
persönliche Feminina ist -sd (nach /■ = s<f), welche nach Kluge (Stbl.
§. 47) seit dem XI. Jh. im ndfränk. in großem Umfange erscheint. Von
den zahlreichen Beispielen nenne ich: *Meistersche -= inäsdj rs'» (mndl.
meesterse) , '•' Nachbarsche =: nab^r^e, * Polizeidienersche = bolulsdi-
dliidrse. Ferner gehören hieiher die von Familiennamen abgeleiteten
Frauenbezeichnungen, wie: die Schöff 'sc ;= d/Scfs9, die Reh'se = d/
Resd u. s. w.
§. 12. Die im schd. beliebte Femininbildung auf -in ist im kr.
wenig gebräuchlich. In wirklich einheimischcMi Bildungen erscheint
das schd. -in als -jsn, z. B. Bettlerin ^: bcslisn, Heidin (=^ Zigeunerin)
=: liärisn, Jüdin :== jirisn, Schwägerin = Swcjisn, Schwätzerin
- sivSaäsisn. — Wörter, in denen das Suffix als -in erscheint, möchte
ich als neuere Entlehnungen aus dem schd. ansehen ; so : Königin =
kcniiin, Wirthin ^^ tüisdin, Wärterin = uvsddrin. Es fehlen : Bäuerin,
Diebin, Dienerin, Eselin, Gebieterin, Hündin, Mäherin, Meisterin,
Schäferin, Schnitterin, Schülerin u. v. a. , welche durch Ableitungen
DIE WORTBILDUNG DKK MUNDART VON KROFDOKF. 383
mit -S9 oder durch Zusammensetzungen, wie Bauersfrau = hauifSfrä,
oder durch concreto Uraschreibunfjjen ersetzt werden müssen. Auch
fehlen die von Familiennamen abgeleiteten Bildungen auf -e<j, wie sie
Reis (M. S. §. 37) für das Mainzische constatiert.
§. lo. Als erkennbarer Rest der Feraininbildung mit Guttural-
suffix hat sich im kr. noch das ahd. snurihha, mhd. snörche als
morx {= Schnur) erhalten.
d) Deminutiva und Kosenamen.
§. 14, Die Deminutivbildungen auf -ling sind im kr. ganz un-
gebräuchlich. 8o fehlen die formgleichen Entsprechungen der schd. :
Däumling, Fäustling. Feigling, Flüchtling, Schiit/.ling, Setzling, Steck-
ling u. a. Vergleiche dazu auch die lierkunfts- und Altersbezeich-
nungen §. 9.
§. 15. Die Deminutivbildung durch das einfache Ableitungssuftix
-l (z= schd. -el) findet sich im kr. nur noch in den erstarrten, in
ihrer Bedeutung nicht mehr als Deminutiva gefühlten Wörtern : Ärmel
^: crmdl, Bendel =^ hcnul, Eichel = äi'd. — Die Bildung von Kose-
namen, wie: Hansel, Gretel u. s. vv., ist im kr. nicht üblich.
[Nur scheinbar hierher gehörig ist hivdg9l (:=" Huhn) ; es geht
auf hu<mi{:n)kll{n) zurück (vgl. Kl. Stbl. § 63). Dal.> es nicht mehr
als Deminutivum gefühlt wird beweist die Tertiärbildung hitiHpli'i
(= *IIünch-l-chn)].
§. 16. Dagegen ist -el in der im ganzen md. seit dem XHI. Jh.
beliebten Suflixverbindung -el-chen (vgl. Weinhold, Mhd. Gr. §.279)
bei den W^örtern, welche auf einen Gutturallaut oder einen palatalen
Spiranten ausgehen , im kr. durchaus einheimisch , z. B. *Bächelchen
= hcx^lx^f, *Bcrgelchen = ^'".1''^^} *Blechelchen := l)le8xelyf>, * Dingel-
chen = dui>dli<>, *Löchelchen — lv%'*i%'>, *Röckelcheu =^ i'cgalxi}, *Säckel-
chen = *■','</''' ''%'^ *fejteckelchen (zu: Stecken) = sdcsgol^if, *Stückelchen
und *Stöckelchen = sdagelx'', *Tischelchen ;:= desdl%<), *Tüchelchen ^
diX'>t%c> u. s. w.
§. 17. Nach sonstigen Ausgängen ist das einfache -chen (nach
Kluge, Stbl, §. 62, ndd. Herkunft) in lebendigem Gebrauche, z, B,
Reinchen ^= hö-x^, Häuschen = holsx^), Hölzchen -^ h(isx'> , Kälbchen
r- kdhx/*, Lämmchen ^= icrux'fi Vögelchen ;= f~t''>^X'> u. s. w. Specilisch
mundartlich ^ind *Fädemchen — fcrdmyj) und *Gesagenchen = (f^saxe
i. (1. B. : Sprüchlein.
Die Pluralform ist im kr., entgegen dem schd., stets von der
Singularform zu unterscheiden; die Beinchen, die Häuschen u. s. w.
kann der Krofdorfer nicht bilden Auch fehlt ihm die Bildungsweise:
384 KD. DAVID
die Männerchen, die Häuserchen u. s. w. Die im kr. übliche Plural-
bildurig ist eine zweitaclie. Entweder tritt das Pluralzeiclien -vy nur
an die Verkleinerunf);ssilbe an, z. B.: die *Beincher = di bäx'or, die
*Häuscher = di hoisi'h', die *Lämmcher ^ (// lcm%yr, die *Männclier
:= di mcn%9r, die *Vögelcher =■ di f~i9lidv^ — oder sowohl das Stamm-
wort als auch die Ableitungssilbe nehmen das Pluralzeicheu an, z. B. :
die *Häusercher = di 1ioiser%dv, die ••Lammercher := di l/'mdri-*r, die
*]\Iilnnercher = di mcndr%dr u. s. w. Das letztere ist selbst da mö};-
lich, wo der Plural des Stammwortes allein nicht auf -er gebildet
werden kann, z. B. die *ßäumercher ^= di bäni'jrx^r, die *Beinercher
= di häoryi»\ die *Gäulercher = di (joiUrxdr, die *Hundercher ^= di
hondridr , die *Kätzercher = di krdsd?^^)-, die *Steinercher :=z di
idädridv^ die *Stühlercher = di Sdoibrx^r u. s. w. denen keine Primi-
tiva, wie etwa: die *Bäumer u. s. w., zur Seite stehen.
Dali die Verkleinerungssilbe -chen so recht zu Hause ist in Krof-
dorf, beweist der Umstand, daß dieselbe auch an prädicativ oder
adverbial gebrauchte Adjectiva in Ausrufungssätzen angefügt werden
kann, um etwas Eindringliches, Zärtliches oder Verächtliches der
-Ausrufung beizumischen; z. B.: du bist zu *kleinchen = d9 saist dsd
fjlä%!) ! Hui, wie *gutchen = hui, vxdgoud/p! Komm *schnellchen =
hom mesljd! Ein *wenigelchen = 9 wivd9l%d! Ein *klein wenigeichen =
d gläicirdli^! Ein *ganz klein wenigeichen = <? gänds gläwitddli^ !
Selbst an Interjectionen kann -chen angefügt werden, z. B. : *Ei-
ei-ei-chen = aijaija{%J! *Hui-hui hui-chen ^=: huijiiijuiid ! (vgl. v. Püsters
Nachtr. p. 45).
§. 18. Die im alem. noch heute lebendige Deminutivbildung auf
-l, welche sich auch in der Wetterau findet (vgl. v. Pfisters Nachtr.
p. 45), ist dem kr. ganz fremd.
§. 19. Ebenso fehlt dem kr. gänzlich die Verkleinerung mit dem
durch /-Erweiterung entstandenen schd. -lein (= ahd. il-i^n)). So
haben Fräulein, Männlein, Kindlein, Knäblein , Weiblein; Geißlein,
Hühnlein, Hündlein, Lämmlein, Kitzlein, Vöglein u. v. a. im kr. keine
formgleichen Entsprechungen. Der Form nach gehört zwar hierher
das kr. firddrlain -=■ ahd. fingarlm; es wird jedoch nicht als Deminu-
tivum (wie schd. Fingerlein =■ Fingerchen) gebraucht, sondern bedeutet
lediglich Fingerring.
§. 20. Kurznamen, wie Heinz, Kunz, Lutz u. a,., sind im kr.
ebenfalls ungebräuchlich. Als Ersatz dienen die Deminutivbildungen
mit -chen.
DIE WORTBILDUNG DEK MUNDAKT VON KKOFDORF. 385
e) CoUectiva.
§. '2\. Für Collectivbildungen mit vocalischeni Suffix schd. -e
(= ahd. i) habe ich im kr. keine Belej^e gefunden. Für ..das Erbe"
fehlt die formgleiche Entsprechung; der Begriff muü durch concrete
Umschreibung gegeben werden. Auch die Bildungen auf -« im Verein
mit dem ( ollectivpräfix (je-, wie: Gebirge, Gedränge, Gefilde, Gelände,
Gerinne u. s. w. fehlen im kr. (Über die Präfigierung mit ge- ohne
Suffigierung siehe §. 81.)
§. 2'2. Reste der im mmd. beliebten Collectivbildungen mit -ze
(= nmd. -te^ in Verbindung mit ae-Präfix sind im Kr. *Viergebeinze
(i. d. B.: Wassereidechse) = feisrgdhäds und gddiids = mhd. gedoeze.
§. 23. Die im kr. heute lebendige Collectivableitung vollzieht
sich durch Sufligierung mit -s unter gleichzeitiger </- -Prcltigierung,
z.B.: *Geläufs = g9lefs, *Gemächs = g^me^s, *Gezeuchs = 'ß'^oil^
u. a., welche nach Behaghels Vermuthung von partitiven Construc-
tionen, wie: vil gelaufs, toas gelaufs ihren Ausgang genommen haben.
Viel seltener ist die s-Suffigierung ohne gleichzeitige Präfigierung, wie
sie in: *8chreibes = Sraiic^s (i. e. Geschriebenes) und *Öeitensteches
= sairdSdegxds (i. e. Seitenstechen) vorliegt.
§. 24. Genitivischen Ursprungs sind auch die Familiencollectiva,
wie: Schöffs == Sefs, Suchans ^:= suxuns u. s. w., deren genitivischer
Charakter in der Verbindung: Schöffs Leute = scfs loi u. s. w. , zur
Bezeichnung von Hausvater und Hausmutter der betreffenden Familie,
klar zu Tage tritt. — Die genitivischen Familienbezeichnungen auf
-e, welche nach Reis (MS. §. 38, 6) in Mainz bei allen einsilbigen
Namen gebraucht werden (während alle mehrsilbigen entsprechend
dem kr. mit -.s- gebildet werden), hat das kr. nur bei den auf -s
auslautenden Namen, einerlei ob sie ein- oder mehrsilbig sind, z. B.
Moose — inosit, Magnus'e =^ mer99s9 u. a.
§. 25. Collectivbildungen auf -icht finden sich im kr. nicht;
so fehlen'. Dickicht, Kehricht, Röhricht. Ein erkennbares Rudiment
gutturaler Suffigierung zeigt Fittich = f(dj(^.
§. 26. Für die Weiterbildung der collectivischen ja - Stämme
durch Dentalsuffix, deren Spuren sich in den schd. Gemälde (ahd.
girnälidi) , Gebäude {gihCiidi) , Gelübde und wahrscheinlich Unbilde
(s. Kl. Stbl. §. 70) finden, hat das kr. keine Belege; die angeführten
schd. Wortformen sind ihm fremd.
§. 27. Das Suffix -schaft dient im kr. vorzugsweise zur Col-
lectivbildung und nicht in erster Linie zur Abstractbildung, wie Kluge
(Stbl. §. 72) für das ad. annimmt. Wörter wie: Freundschaft =z fr(ud-
38H ED. DAVID
Saß, Gesellschaft = g;>srlsaft, Herrschaft =^ hrssaff, Kameradschaft
= komdrfisdbaft (i. d. Bed. Spinnstubenf^esellschaft, Altersgenossen-
Schaft), Sippschaft = sMaft, Verwandtschaft = prioädsaft , Wirth-
schaft = tnsilbdft u. a. haben im kr in erster Linie concret-coUec-
tivischen Sinn; „unsere Freundschaft' =: ois froldSnft heißt zunächst
die Gesammtheit unserer Freunde. Ansätze zu abstracter Bedeutung
finden sich; sie sind wohl auf den Einfluß von Kirche, Schule etc.
zurückzuführen. In der unverfälschten Mundart wird man nicht sagen
„zwischen uns bestand stets Freundschaft", sondern nur „/n^r sai
miifr (joiit froid medsömd g&xcessV'' (= wir sind immer gut Freund mit-
sammen gewesen). — Rein qualitative Abstractionen , wie die schd.
I3ereitschaft, Eigenschaft, Jungfrauschaft u. a. sind im kr. nicht
nachweisbar.
/') Sachliche Concreta.
§. 28. Bildungen mit reinem /a-Suftix (= ahd. -i) sind im kr.,
wie im schd., durch lautlichen Zerfall zerstört.
Ableitung mit t'- Suffix liegt, entsprechend dem schd., in den
lat. Lehnwörtern auf -er vor, z. B.: Keller = kcgl^v (ahd. chellari),
Trichter = dri^d^r; doch sind die Belege viel seltener als im schd.
So fehlen : Mörser, Pfeiler, Speicher (ersetzt durch *oberste Laube
= e8tc9sf läh). Auch fehlt das alteinheiraische schd. Köcher (ahd.
chohhäri).
§. 29. Die Spuren der Ableitung mit ti- Er we i ter ung sind im
kr. aus bokaimtem (iruudc noch mehr verwischt als im schd. Als
bemerkenswerthen Rest alter yo/i-Ableitung zur Bezeichnung technischer
Froducte (Kl. Stbl. §. 81) erwähne ich: lain = Leine (ahd. Uno),
bei welchem die noch nicht eingetretene Nasalierung auf einen frü-
heren Endungsvocal hinweist. — Die auf jo//- Bildung zurück
gehenden Baumnamen, wie: Buche, Birke, Linde, 'J'anne u. a. werden
in gutem kr. durch die Zusammensetzungen: hiyi^hnm, bcry^^bdmy Usw-
l'üm, dawhäm u. a. ersetzt; die einfachen: 1)/%^ bork, lisn, dän sind
weniger beliebt.
i^. oO. Die Ableitungen mit ä- Suffix sind im kr. ebenfalls
unkenntlich geworden. Von Geräthebezeichnungen erwälme ich wogen
seiner im sclid. abweichenden Endung das auf s-« -Verbindung zurück-
gehende sdisl. = Sense (ahd. sikjania aus segastia). Das schd. Hülse
iehlt im kr.
§. 3L Von alten '/»i- B ildungen haben im kr. entgegen dem
schd. das alte in bewahrt: b^'ssinn = Besen (ahd. besamu) , büri*m
= B(jden (ahd. bodam), biiS'ini^ Busen (alid. baosani), fqrdtn =^ Fad(m
DIE WORTBILI'UNG DER MUNDART VON KROFDOWF. 387
(nhd. Jadam). Als Analogiebildung dazu erklärt sich wohl auch kcrsm
= Kette (ahd. ketina).
§. 52. I?- Ableitung findet sich im kr., entsprechend dem
schd., in zahlreichen Geräthebezeichnungen; ich nenne die Masculina:
Flegel =z ßedl, Griffel = grcßd, Knüttel = gneddl, Löffel = l'if^h
Scheffel = ^f/»^, Schlägel = slcdl, Schlüssel = slesdl, Stößel = sdäsH
u.v.a. — Feminina sind: Gabel = </V"''^'') Hechel = hc%9}, Schaufel
=: saufei, Sichel = siidl u. a. Auch smörw^l, i. d. B. Zwinge, dürfte
hierher gehören (Etymologie':^).
§. 33. Vorgerm. r-Bil düngen (Kl. Stbl. § 92) liegen vor in:
Feder = fesrer, Finger = f^srd^r^ Futter = fow-dr^ Luder =^ Inrar u. a.
Von auf idg. Suffix -tro zunickweisenden Nomina instrumentalia
konnte ich nur I^eiter ^^ laiifr auftreiben. Ruder fehlt; Älalter = inahhr
und Klafter = glöfchr sind wegen ihrer Bedeutung keine besonders
glücklichen Belege. — Von Baumnamen nenne ich: Hollunder = hohr,
Wachholder = tccsxabr.
§. 34. Die durch Ableitung mit -{l)ing gebildeten Münznamen,
wie: Pfenning, Schilling, Silberling sind für die Mundart bedeutungs-
los; ebenso der Fischname Hering =^ liererd.
g) Abstracta.
§. 35. Entsprechend dem schd. können im kr. Actionsbegriffe
gebildet werden durch neutrale Sub stanti vi er ung des Infinitivs,
z. B.: das Laufen = d9s läfd^ das Schreiben = dds sraiivs u. s. w.
(Ein Schreiben in concreter Bedeutung heißt im kr. 3 Srahvds. Vgl.
§. 23).
§. 3{). Auf a- Stämme zurückgehende Verbalabstracta, wie: der
Lauf, Kaut", Schlaf etc., finden sich entsprechend im kr. : (hr lüf, kaf,
ülöf etc. Die Feminina, wie: Hilfe, Ruhe, Sache u. a. erscheinen im
kr. endungslos, als: hclf, von., säx u. a.
§. 37. Von alten Verbalabstracten mit Dentalsuffix erwähne
ich als auffallend: losdd = Lust (ahd. last, goth. lustur, mn. lost(^).
Gelüste i'ehit. Die Belege sind seltener als im schd.; so fehlen: Brut,
Flucht, Frost, Gluth, Hut, Mord, Rast, That, Saat, Scharte, Sünde,
Warte, Wunde.
§. 38. Die im schd. zahlreichen Verbalabstracten auf -/iiy.i sind
im kr. nicht häufig. Auf Grund ihrer Lautform möchte ich als ein-
heimisch ansehen: Bekümmerniß ^= kimomisy Bewandtniß := boicädnia,
Hinderniß =^ h/sii'/niis. Jüngere Entlehnung scheint dem Lautstand
nach zu sein: Wildniß ::= loüdnis (wild lautet im kr. locl). in Zweifel
bin ich über das Bürgerrecht von: Erlaubniß = ^rläbnis (gebrauch-
38S ED. DAVID
lieber ist jedenfalls prläb — Verlaub), Kenntnis =^ kcndnis, Verhäng-
niß = ßrhercfuis. — Es feblen: Besorgniß, (ieschebniß, Vorkommniß,
Wagniß u. v. a.
§. 39. Seltener als im schd. sind auch die Ableitungen mit -sal
{■sei). Außer Häcksel = 1i'rgsi>l, Labsal = lobsosl, Mengsei = metidsdl,
Räthsel -.=. reJsfd, Schicksal = Segsösl, Trübsal ^ droibsosl, Wechsel
= wessdl habe ich keine Belege zu verzeichnen.
§. 40. Durchaus heimiscli sind im kr. dagegen die abstracten
Verbalderivata mit Gutturalsuffix in nasaler Erweiterung = -ung;
z.B. Atzung: ädser<j , Besserung: hesdrew , Forderung =i fordrerd, Ge-
sinnung := g9smend, Ladung = lörena, Nahrung = nöretid, Veränderung
= fdrcn^rerd, Weitung ^=- wairen9 (auch i. d. B. Weite, vgl. §. 43) u. v. a.
§. 4L Die mit JMittelvocalen suffigierten ^-Ausgänge, welche
in den wenigen schd. Abstracten auf -ut, -af, -eit vorliegen, sind im
kr. gleichmäÜig zu -dt verkümmert; z. B.: Armuth = osindt, Heimat
= hidniit, Arbeit = erwdt.
Einöde und Kleinod fehlen ebenso wie die durch Nasalerweiterung
gebildeten Tugend und Jugend.
§. 42. Die Bildung von Qualitätsbegriffen durch neutrale Sub-
stantivierung des unflectierten Adjectivums, wie die schd.
Farbenbezeichnungen das Blau, das Grün u. s. w. , sind im kr. nicht
üblich. Sie werden ersetzt durch: (U hlo forh u. s. w,
§. 43. Die im schd. gebräuchlichen qualitativen Abstractbildungen
auf -e sind im kr. nicht heimisch. Die auf Bildungen mit /-Suffix
zurückgehenden: Schwere und Röthe fehlen im kr. — Es fehlen ferner
die im schd. überaus zahlreichen, auf Suffix -in (Kl. Stbl. §. 116) zu-
rückgehenden, Ableitungen wie: Breite, Güte, Härte, Schärfe, Schöne,
Süße, Tiefe, Weite u. v. a. Ebenso die neue Bildung: Schläue. Menge
ist zwar vorhanden als nievd, beweist aber nichts für das Vorhanden-
sein des Bildungsprincips im Sprachbewußtsein, da die Beziehung zu
„manch" nicht gefühlt wird. „Kälte" = k'r'sl kann eine isolierte schd.
Entlehnung sein. Der Krofdorfer ersetzt solche Adjectivabstractionen
so gut es geht durch concrete Umschreibung, z. B. : Seine Güte ist
groß = 's Jss (f gor goiiror man (=: Es ist ein gar guter Mann). Ver-
einzelt findet sich auch Ersatz durch Bildungen mit -nng^ z. B. : wairev^
r= Weitung und Weite.
§. 44. Was die Bildungen mit -heit betrifft, welche nach Kluge
(Stbl. §. 164) von Substantiven, wie kint, man, scalch u. a. iiuen Aus-
gang nahmen, so kann ich für das kr. keine zweifellos einheimischen
Belege anführen:
DIK WORTBILDUNG DER MUNDART VON KROFDORF. 389
a) für die von Substantiven ausgehende Ableitung: so fehlen:
Kindheit, Mannheit, Narrheit, Thorheit u. a. ;
h) für die von Partieipien ausgehende Ableitung; es fehlen: Be-
trunkenheit, Gelassenheit, Verschlossenheit u. a. ;
c) für die von Zahlwörtern ausgehende Ableitung, wie: Einheit,
Zweiheit, Drciheit, Mehrheit, Vielheit u. a.
Dagegen sind die eigentlichen Adjectivabstracta durchaus ge-
bräuchlich. Das Suffix erscheint dabei entweder als -dt oder als -ä/,
z. B.I Bosheit = hüsH, Krankheit = grnr9gdf, Wahrheit = u-di9l\^
Dummheit = clovihät, Faulheit = faul/tat, Frechheit = frcyhcct, Ge-
sundheit = gdsondhat, Schönheit = slnhat, Unverschämtheit = üfdr-
sämdliat u. a.
Häufig sind auch die secundären Weiterbildungen von Adjectivon
auf -ig, z. B. : Einigkeit = ani%kKt^ ^Garstigkeit = go8sdi%kat, Trau-
rigkeit = drauriikat. Ferner: *Gescheidigkeit ^= g^sairiikat, Kleinig-
keit = glaniikat, Leichtigkeit = leidiikät und andere, denen ent-
sprechende Adjectiva auf -ig nicht oder nicht mehr zur Seite stehen.
Belege für Secundärbildungen, wie: Gemächlichkeit, Heimlichkeit,
Biegsamkeit, Schweigsamkeit fehlen im kr.
§. 45. Sehr selten sind im kr. die im schd. beliebten Ableitungen
a\xi -thuiti. Beispiele für Substantivabstracta, wie: Kaiserthum, König-
thum. Meisterthum, ]\Iönchthum kann ich für die Mundart nicht nennen.
Von Adjectivableitungen finden sich : Eigenthum = aßdbm, Irrthum
= ^sdoiti. — Reichthum = raxdom (das Adj. reich lautet re%.') er-
scheint seiner Lautform nach als Entlehnung.
§. 46. Betrefi"s der Ableitungen mit -schaff habe ich schon §. 27
bemerkt, daß sie im kr. zunächst concrete Collectiva bedeuten.
§. 47. Das romanische Ableitungselement -ei hat auch im kr.
volles Bürgerrecht erworben. Beispiele für Lehnwörter sind: Arzcnei
z=z osd.s^nai, Partei — boadai, F oVizei = bolizai; für Analogiebildungen:
Fischerei ^= fusdrni, Kreischerei = grai§9rai , Lauferei = läfdrai,
Sauerei = snu^rai, Singerei = s/8r,d9rai u. v. a.
Cap. n. V e r b a.
§. 48. Die Ableitungen substantivischen Ursprungs mit -en sind
auch im kr. heimisch, z. B.: buttern = höda^i, fischen = fese u. s. w.
Doch fehlen die von Zahlwörtern abgeleiteten schd.: einen und ent-
zweien, sowie die von Adjectiven abgeleiteten: genügen und fördern.
Viel weniger zahlreich als im schd. sind auch die onomato-poe-
tischen Bildungen, wie: brummen ^= hr'ome, knurren = gnbs», mucksen
390 ^'f5. DAVID
^ mfigs^, paffen := hdfi, sausen = smis'ff. Der Mundart eigenthümlich
sind: hon^e {r= summen), gm,Zff (= bellen), bäfe {= draufschlagen,
aufschlagen). Dagegen fehlen: bellen, grunzen, klappen, klatschen,
klirren, manschen, miauen, patschen, puffen, schnurren, schwirren,
weinen, wiehern; — ferner die auf -ff m und -Z'» auslautenden: drucksen,
glucksen; ächzen, jauchzen, krächzen, schnalzen, seufzen.
Auch die Erweiterungen auf -igen sind im kr. wenig gebräuch-
lich; es kommen vor: ängstigen ^= erdsdixa und nöthigen = nlri'p.
Dagegen fehlen: beerdigen, befestigen, beleidigen, beschädigen, be-
schönigen, huldigen, sättigen, steinigen u. a.
§. 49. Belege für Frequentativa und Deminutiva mit r- und l-
Element sind: froisdn =-. *friesern (zu: frieren = frois^), lüsen =
*losern (zu: losen =■ lüs^)'^ ferner: flackern — fläg^n, flattern ^ flod%m,
klappern =- glähdn, plätschern = hfodsen, schmettern = smcdan^ —
r'sb9n =z *ribbeln (zu : reiben =^ raüc^) , Sihm =. *schibbeln (zu :
schieben = ülw9)'j ferner: betteln = hrsn, rasseln = rds^n, tröpfeln
= drehen.
Die Belege sind im Vergleich mit dem reichhaltigen Verzeichnil.\
welches Liesenberg für die Stieger Mundart (p. S7 ff.) aufstellt, im
kr. sehr dünn gesäet. Liesenbergs allgemeine Behauptung, daß der
elementare sprachbildende Volksgeist im Ooncreten schaffe, bestätigt
sich für das kr. in diesem Punkte ebensowenig, wie bei den im vorigen
Paragraph behandelten onomato poetischen Bildungen auf -en. Selbst
hinter dem schd. steht das kr. hier weit zurück; so fehlen: dämmern,
flimmern, flüstern, klimpern, knattern, plappern, schillern, schimmern,
schlottern, schnattern, wimmern, zwitschern; l)linzeln, drechseln, fröm-
meln, frösteln, hudeln, hüsteln, kränkeln, kräuseln, künsteln, lächeln,
lispeln, näseln, prasseln, quengeln, rieseln, rütteln, säuseln, schnitzeln,
schwänzeln, spötteln, streicheln, tänzeln, winzeln, witzeln, züngeln. —
Für die meisten dieser Beispiele fehlt es der Mundart an einer gleich
scharf nuancierten Entsprechung; sie müssen, so gut es geht, um-
schrieben werden, wie für: er hüstelt — » hältst 9 tvir^k (-= er hustet
ein wenig).
§. oO. Das auf rom. Ursprung zurückgehende -iereu findet sich
auch im kr. in zahlreichen Entlehnungen, wie : marschieren — maSlsn,
polieren = hollsn, rasieren = raslsn, spazieren = shadslsn u. a. ;
ebenso in einigen Analogiebildungen, wie: hantieren = hnndJsn, schira-
pfieren = simhlsn, schnabelieren = snmodllsn.
DIE WORTBILDUNG DER MUNDAlx^T VON KROFDOKF. 391
Cap. Iir. A d j e c t i V a.
§. 51. Betreffs der ältesten Ableitungen mit reinen Vocalsuffixen
ist mir nichts für das kr. Eigentliiimliche entgegengetreten. Dasselbe
gilt für Bildungen mit m-, ir- und /-Elementen. Von den Ableitungen
mit r-Suftix ist a-ägdr = alid. tcahhar, i. d. B. wach, zu erwähnen:
die Form wach fehlt im kr.
Eine alte Bildung mit Gutturalsuffix ohne Mittelvocal hat das
kr. bewahrt in rshs := *ab-ig, i. d. B. verkehrt vom menschlichen
Cliarakter. Verkehrt von Kleidungsstücken etc. heißt arciyj.
§. b2. Die im schd. sowie im kr. gebräuchlichen Adjectiva
auf -er zur Bezeichnung von Wohnort und Herkunft, wie: der Krof-
dorfer Wald = dd k)ofd9>'j(^dr loäld, sind als substantivische Genitive
Plural is zu erklären.
§. 53. Die im schd. beliebten Abst.inimungsadjectiva auf -isch
sind im kr. nicht heimisch; so fehlen: diebisch, dörfisch, herrisch,
höhnisch, himmlisch, kindisch, lügnerisch, mörderisch u. a.
Vorhanden sind hübsch = hibs und deutsch = doids'^ außerdem
bäurisch = hauris, preußisch, hessisch und andere, die infolge ihrer
Bedeutung ebensowenig auf Urwüchsigkeit Anspruch erheben können.
§. 54. Denominative Stoffadjectiva werden in Übereinstimmung
mit dem schd. durch Suffigienmg mit -en =: kr.-^ gebildet, z. B.
buchen =: ^>%^i eichen = ax'>, irden = ö'3, tannen =^ dini^ u. s. w.
Nach früherem r-Auslaut hat sich das n auch im kr. erhalten,
z. B. : kupfern = koh^n, silbern = schudn; auch eisern =^ ais^n, von
ahd. isaru =r das Eisen, gehört hierher. Im Anschluß daran finden
sich, wie im schd. so auch im kr., neuere Analogiebildungen, wie:
bleiern = blaim (mhd. hlien), höls^ern = helsdn (ahd. hulztii).
§. 55. Die Ableitungen mit dem vocaliscli erweiterten Guttural-
suffix schd. 'icf mit der Bedeutung des Behaftetseins sind auch im
kr. heimisch, z. B. blutig = hloiirix, durstig = dusüdii, ei"ig =
ccnix, eisig ^= ciisii, fleißig ^ ßaisix, nöthig = niHi, schuldig ^
srlii'^ *kältig :== keUiy_ (vom Wetter gesagt), ledig = Irrix ('• ^- ^^•
leer und ledig); *blauig ^= h/öix, *gelig = g<'^slix u. s. w. in der Be-
deutung bläulich, gelblich u s. w.
Es fehlen jedoch: meinig, deinig, seinig, unsrig, eurig, ihrig;
auch „einige" als Zahladjectivum. — Ferner fehlen die im schd. ein-
dringenden, von Adverbien ausgehenden Ableitungen, wie: damalig,
dasig, demnächstig, dortig, hiesig, obig, sofortig, vormalig u. a., ebenso
392 KD. DAVID
wie (He schon älteren : innig (mhd. innec) und jetzig (mhd. iezec) ; vor-
lianden ist nur vorig = /«''';K.
Dagegen ist dem kr. eigenthümÜch eine Präpositionsableitung auf
-7V7 := ix worüber im §. 70 gehandelt ist.
§. 56. Die im sclid. noch vereinzelt auftretenden alten Ableitungen
auf -icht, wie: dornicht, steinicht u. a. sind im kr. lautlich mit den
Ableitungen auf -ig zusammengefallen und daher in ihrer Eigenart
nicht mehr zu erweisen.
§. 57. Betreffs der Reste alter, erstarrter Verbaladjec-
tiva ist nichts vom schd. Abweichendes zu bemerken. Zur Veran-
schaulichung der noch weiter fortgeschrittenen lautlichen Zerstörung
verzeichne ich: laut = lan und müde = moi. Nackt fehlt, dafür:
iKi^iiiX, auf die Form nackend zurückweisend (vgl. § 58).
§. 58. Das kr. kennt kein Partieipium Praesentis auf -eud,
was Spies auch für das Fränkisch -Hennebergische (p. 57) und Reis
für die Mainzer Mundart (§. 32) feststellt. Versteckte Reste des alten
Particips finden sich unter den Bildungen auf -ig: fanlix, 9^'9^'Xy ■'^dirdgi'x
gehen auf mhd. fCdende, glilejende, stinkende zurück, gerade so gut, wie
dausix auf mhd. tüsent, nagix auf älteres nahend.
Wo kein Ersatz in derartigen adjectivischen Ent.sprechungen
vorliegt, wie bei lachend, laufend, liebend, rollend, schlafend, suchend
u. V. a., muß sich der Krofdorfer mit umschreibenden Sätzen behelfen,
z. B. für: lachend sagte er, 3 la(cf esn sät {= er lachte und sagte).
Die Bildung der Participia Praeteriti schließt sich der-
jenigen der schd. an.
§. 59. Die im schd. sehr beliebten Ableitungen auf -lieh stehen
im kr. hinter denen auf -ig offenbar zurück, was beraerkenswerth ist
gegenüber dem (nach Weinhold mhd. Gr. §. 275) gegentheiligen Ver-
hältniß im mmd. Sämmtliche Belege, die ich als echt einheimisch
ansetzen möchte, sind: ärmlich = rsmlix, allmählich = aJmelix, ängst-
lich =^ erdsdlix, ehrlich = es/t;^, glücklich = gl''g^'%y heimlich = hämh'x,
herbstlich = hei-hsdlixy herrlich -^ hHlicli, jährlich = f'^lix, künstlich
= kinsdlix, niedlich = mdlix, i- d. B. empfindlich; bedeutungsgleich
mit schd. niedlich ist ncddix, das daneben auch nützlich bedeuten
kann, pünktlich = pir9iUix, schändlich = seudlix, *schimpfierlich =
simhdrlix , verächtlich :=: f'*'>'^X^liX , wirklich = iverglix , wörtlich •=
ivesdlix-
Es fehlen dagegen, trotz des Vorhandenseins der Stammwörter:
abendlich, fälschlich, feindlich, kindlich, köstlich, leiblich, männlich,
rechtlich, säuerlich, schrecklich, sommerlich, stündlich, täglich, tödtlich,
DIB WORTBILDUNG DER MUNDART VON KROFDORF. 393
verständlich, verwerflich, winterlich, zeitlich ; bläulich, gelblich u. s. w.
(vgl. §. 114) und viele andere, selbst ländlich.
§. 60. Das zur Ableitung von Charaktereigenschaften im sehd.
beliebte -sam ist im kr. selten. Die gefundenen Belege sind bedenk-
lich, so: langsam = lardsam (das gebräuchlichere Wort ist sqxt =
sacht), folgsam = fol%sam, wachsam = icaxsani (sollte ivoxsam lauten,
auch existiert die Form wach allein nicht in der Mundart). Es fehlen:
arbeitsam, aufmerksam, ehrsam^, friedsam, gehorsam, gewaltsam u. a.
§. 61. Die denorainativen Ableitungen mit -haft mit der Bedeu-
tung des Versehenseins fehlen im kr. gänzlich. Die sich findende
Weiterbildung wahrhaftig = warhafdt'x ist ihrem Lautstand nach (wahr
lautet im kr. = wör) neuere Entlehnung. Trotz des Vorhandenseins
ihrer Stammwörter fehlen: ehrenhaft, glaubhaft, lebhaft, krankhaft,
meisterhaft, schreckhaft, seßhaft, standhaft, zweifelhaft.
§. 62. Auch die im schd. zahlreichen Ableitungen mit -har, mit
der ursprünglichen Bedeutung „im Stande zu tragen, tragend" (Kl.
Stbl. § 243), sind in der Mundart sehr selten. Es finden sich: acht-
bar = öxclhösr, fruchtbar = früxdbösr, kostbar = köshösr, offenbar
= ÖfebÖsr, sonderbar := söndrhvsr, ungenießbar = {u)g:>neisbü8r.
Nicht gebraucht werden: brauchbar, brennbar, dankbar, ehrbar,
eßbar, heilbar, mannbar, sichtbar, wunderbar.
§. 6?). Die Ableitungen mit -wendig sind durch auswendig =
auswenix belegt. Es fehlt jedocii : nothwendig.
§. 64. Es fehlen gänzlich die schd. Bildungen auf -los, wie:
arglos, ehrlos, herzlos, schmerzlos, schuldlos u. a. Hier wie überall
ist der Krofdorfer genöthigt, den Mangel eines entsprechenden Quali-
tätsbegriffes durch concrete, verbale Ausdrucksweise, so gut als mög-
lich, zu umgehen; „seine Krankheit war schmerzlos" heißt kr.: 's der
'm naid ivl hat saidr gravdgdt {= es that ihm nichts weh bei seiner
Krankheit).
§. 65. Die aufrom. Ursprung zurückgehende Ableitungssilbe -lei
findet sich auch im kr. als -lä, z. B. : einerlei = cm^rla, zweierlei =
zioadrla, dreierlei = draidrla u. s. w. ; mancherlei =: maii%drla.
Statt allerlei hat die Mundart: äbrhant.
§. 66. Von den Zahladjectiven auf -fältig findet sich im kr.
nur: einfältig = ^fi^^X-
§. 67. Gebräuchlich sind dagegen die Bildungen mit -fach, wie:
einfach = Zifax, zweifach =r zxmfax, dreifach = draifax u. s. w.
GEEMANIA. Nene Reihe. XXV. (XXXVÜ.) Jalirg. 27
394 KD. DAVID
Cap. IV. A d V c r b i a.
§. 68. Das ad. adverbiale Ableitun}]jselement -o, -e ist im kr.
wie im schd. durch lautlichen Zerfall dem Sprachbewußtsein ent-
schwunden, sodaß nunmehr jedes Adjectivum ohne formale Verände-
rung adverbiale Function annehmen kann. Spuren alter, lautlicher
Besonderung finden sich noch in fast = fast (zu fest) und schon = Su
(zu si) ; ferner in dfsk ■= rahd. dicke (= oft) zu dck =^ dick.
§. 69. Die genitivischen Adverbien: Morgens, Mittags,
Abends, Anfangs sind auch im kr. üblich als morjdds, midögs, öxvads,
ofards. Nachts, Sommers, Winters werden ersetzt durch: bat nöxl,
"i8m söm9r, ism i6lSnd<>r. Es fehlen rings und flugs.
Die, wohl in Anlehnung an solche adverbial gebrauchte, sub-
stantivische Genitive, im schd. sehr beliebten Adverbialbildungen auf
-S sind im kr. viel seltener. Es finden sich: besonders ^= hdsöndrs,
links = lirdgs, rechts = rc^ds und speciell mundartlich *huf zurück's
= hifsdregs (= rückwärts). Dagegen fehlen nirgends, sowie die ver-
balen: bereits, eilends, unversehens, vergebens, zusehends u. a. Des-
gleichen fehlen die schd. Bildungen auf -tcärts, wie: heimwärts, rück-
wärts, vorwärts, ebenso wie die auf -mals (s. §. 75) und -linqs (s. §. 72).
§. 70. Auch die numeralen und superlativischen Bildungen auf
-ens sind im kr. selten. Gebraucht werden: erstens = cssddns,
zweitens = ztcäd^ns, drittens = d.rUddns, höchstens = lügsddns; un-
gebräuchlich sind dagegen : viertens, fünftens u. s. w. ; bestens, läng-
stens, nächstens, meistens, spätestens.
§. 71. Die unerweiterten Superlative: meist und längst sind als
mäst und lerdst im Gebrauch; außerdem lest = *letzt i. d. B. neulich.
Die Adverbien mit unorganischem -^, wie: einst, mittelst, nebst kennt
die Mundart nicht.
§. 72. Reste der Adverbialableitung auf -ing, -ung sind: *ein-
zeling = äzdlerd und *dunkeling — dm^gdlerd.
Die neueren schd. -Bildungen auf -lings fehlen der Mundart, so:
blindlings, meuchlings, rücklings.
§. 73. Mit dem formalen Zusammenfall mit den Adjectiven auf
-lieh ist auch der speciell adverbiale Charakter der Bildungen auf
-liehe dem Bewußtsein entschwunden. Rein adverbiale Bedeutung
haben noch: schwerlich = stccrlix, ziemlich = zimli%, sowie "ge-
meiniglich = g?mänixli%. Es fehlen: neulich, vermuthlich, wahrlich,
wahrscheinlich (statt dessen : loösrHains).
§. 74. Ableitungen auf -sam mit rein adverbialem Charakter hat
das kr. nicht; so fehlen: genugsam, gleichsam.
DIE WORTBILDUNG DER MUNDART VON KROFDORF. 395
§. 75. Die nuraeralen Adverbien auf -mal sind aucli in der
Mundart gebräuchlich, z. B.: einmal = cimUl, keinmal = kamol, manch-
mal =r uianyrnol, vielmal = vllmol.
Es fehlen dagegen die Weiterbildungen mit -s, wie: einstmals,
jemals, nachmals, niemals, oftmals, vielmals und damals (ersetzt durch
*selbigmal = sHioiimGl).
Cap. V. Präpositionen.
§. 76. Von den Bildungen auf -er finden sich, entsprechend dem
schd. : außer = ausdr, hinter = lnn9r, über = fswdr^ unter ^= 7//3?-
wider = xcfsrd.
Es fehlen sonder und halber. Das veraltete after ist als Adverb
erhalten in nffbrgross = Aftergras (das nach dem Grummetschnitt
noch wachsende Gras).
§ 77. Die präpositionale Verwendung anderer Wortarten ist eine
rein syntaktische Frage, soweit nicht Flexionsendungen dabei in Be-
tracht kommen, die durch und für den präpositionalen Gebrauch be-
sondere Dauer und Wirkung erlangt haben. Letzteres gilt vor Allem
von den genitivischen Bildungen auf -S im schd. Die Mundart hat
diese Bildungen nicht; so fehlen: angesichts, behufs, betreffs, längs,
mangels, mittels(t), namens, seitens.
§. 78. Die dativischen Bildungen auf -en sind vertreten durch:
wegen = tiied (besonders in der Verbindung: von- wegen = fo-wee
c. Dat.) und -halben = -hähv^. Es fehlt binnen.
Zwischen erscheint im kr. als dsioisii, dessen Form auf die
Entwicklungsreihe: zwischent > zwisching > zivischich > zioinh zurück-
weist (vgl. §. 58).
§. 79. Aus der gleichen lautlichen Wandlung erklären sich die
rein präpositionalen mundartliciien Bildungen auf -1%, wie: hniii
(= hinten?) und nrstvix (uneben); i'Swix {"= über) und mix (^^ unter)
scheinen Analogiebildungen dazu zu sein. Die bedeutungsgleichen
Zusammensetzungen mit -halb, wie: oberhalb, unterhalb fehlen dem kr.
(vgl. §. 132); ebenso wie die formgleichen schd. Adjectiva: nebig,
obig (vgl. §. 55).
§. 80. Präpositionen mit der Ableitungssilbe -lieh, wie: hin-
sichtlich, rücksichtlich finden sich in der Mundart nicht.
27'
396 ED. DAVID
-B. Wortbildung durch Präligierung.
Cap. I. Substantiv a.
§. 81. Die Präfigierung mit (je- zur Bildung von Gemeinschafts-
begriffen geschieht im kr. gewöhnlich unter gleichzeitiger Suffigierung
von -.9 (vgl. § 21). Für die bloße Präfigierung mit ge- sind die Belege
im kr. viel seltener als im schd. Vorhanden sind: Gebrüder = g9-
hroii'dr, Geschwister = g^sioissädr ; Gebüsch ^= qdheS\ Geselle := gdsql;
Gewalt ^= gdtüält- Gefühl = gefoil, Gehör = g9lnr^ Gesicht ^= g^sip;
*Gegauz =: gdgauds (zu gaudsd = bellen), Geplärre = tj'>hler, Geschwätz
= gdsw^ds.
Dagegen fehlen: Gefährte, Gemahl, Genosse, Gespiele; — Ge-
birge, Gefieder, Gefilde, Gehöft, Gehölz, Gelände, Gestirn, Gethier,
Gewässer, Gewürm; — Gebrüll, Geplauder, Gepolter, Gerede, Getöse.
§. 82. Die Vorsilbe nr- findet sich nur in: Ursache = ü8säx\
Urenkel = urerdgf»!, *Urelternvater = ttrcldrfösddr, *Urelternmutter =
urehrmoddr.
Es fehlen : Urkunde, Ursprung, Urstofi". Urwald, Urzeit.
§. 83. Ganz ungebräuchlich ist die Bildung mit erz-\ so fehlen:
Erzbetrüger, Erzlügner, Erzschelm. — Erzvater := esdsfädsr ist durch
Schule und Kirche bekannt.
§. 84. Ungebräuchlich sind auch die im schd. beliebten Bildungen
mit miß-', so fehlen: Mißachtung, Mißbrauch, Mißbehagen, Mißernte,
Mißfallen, Mißgunst, Mißtrauen, Mißverhältniß, Mißverständniß, Miß-
wachs u. a. (vgl. § 92). Nur das Schimpfwort: IMißgeburt = viisgdböst
erfreut sich großer Beliebtheit.
§. 85. Die Vorsilbe ant- findet sich in Antwort = andtoost. Es
fehlt : Antlitz.
§. 86. Das negierende Präfix un- findet sich, entsprechend dem
schd., in: Undank = udar9k, Unglück := uglek, Unkraut = ügraut,
Unrecht = urexf, Unzeit = üdsait] — Unmasse = ümas\ Unthier ^=
üdHJ9r.
Dagegen fehlen: Unart, Unglaube, Unsinn, Unwille; — Unge-
witter, Unzahl, Unmenge.
Cap. II. V e r b a.
§. 87. Die Belege für die Präfigierung mit der untrennbaren Vor-
silbe he- sind im kr. viel seltener als im schd. Ich nenne:
Transitiva: beschmieren =^ basmlsn, beseigen = bffsäx^, h9-
suiftv; — bedenken =: bddendgs, belügen = bdU^, *besagen =^ hdsa (d. h.
DIE WOKTBILDUNG DEK MUNDAüT VON KKOFDOKF. 397
anklatschen in der Schule), beschreiben = b^sraiwi), beschwätzen =
hdsioedsd (i. d. B. überreden); — bezahlen = hodsösn-^ bestehlen =
bssdesn.
Reflexiva: sich besaufen = si^ b^s'ufe, sich besinnen = si%
bifslsn^ — sich bekümmern = si% bdktm^sn, sich beschweren =: s/'x
b'cfsivcsn.
Intransitiva: begegnen = b9ga, bestehen := b^Sdi.
Dagegen fehlen die schd. :
Transitiva: bedecken, bekleiden, benetzen, besetzen, beziehen ;
— beherrschen, belachen, bereden, beschimpfen, beschwören, besiegen;
— bedienen, bedrohen, belohnen, beschenken, betrauen. — Insbeson-
dere sind die von Substantiven und Adjectiven abgeleiteten be-Qom-
posita ungebräuchlich, wie: bebändern, beflecken, beglücken, behand-
schuhen, behausen, beherbergen, beledern, bemannen, bemuttern, be-
samen, bewalden, bewässern, beziffern; benamsen; begeistern, bevölkern;
beängstigen, beglaubigen, berechtigen; — beengen, befeuchten, befreien,
begleichen, beschweren, betäuben, betrüben ; bereichern ; begütigen,
bekräftigen, beleidigen und Analogiebildungen, wie: befestigen, be-
schönigen.
Reflexiva: sich befassen, sich bemengen.
Intransitiva: beharren, beruhen, beginnen.
§. 88. Die Beispiele für Präfigierung mit er- sind ebenfalls nicht
häufig; gebraucht werden: erlauben = erläio9 , erleben =^ orlesioe,
erkälten = drkesn.
Nicht gebraucht werden: erbauen^ erbleichen, erblinden, erfreuen,
erfrischen, ergreifen, erklettern, erkranken, ermüden, ersparen, er-
steigen, erwählen, erweichen und viele andere im schd. gebräuchliche
Bildungen.
§. 89. Die Präfigierung mit (je- ist auch in der Mundart ge-
bräuchlich , z. B. : gebrauchen =: gdbroxd, gefallen = g9fän, gerathen
= gdrdrd, geschehen =; g^'^e, gewähren = gdwcsn u. s. w.
Nicht gebräuchlich sind die schd.: gefrieren, gehorchen, ge-
langen, gelingen, gemahnen, gerinnen u. a.
Die vom schd. abweichende häutigere Verwendung von ge- nach
„können", welche Vilmar (Id. p. 120) für Theile von Hessen nach-
weist, ist für Krofdorf veraltet.
§. 90. Das Präfix ver- ist im kr. sehr beliebt, z. B.: verfaulen
=^ firfcnm, vergreifen = fdrgraif'd, verkaufen = firhlfa, vei'lieren
= fdrleisd, verspielen = ßrsb'hi, verdecken = fordcg<) und viele
andere.
398 ED. DAVID
Sehr häufig entspricht ver- dem schd. Präfix zer-, das im kr.
nicht gebräuchlich ist, z. B.: zerplatzen = fdrhldds'd , zerquetschen
= forywosdiid, zerreißen = fdrrais^ , zerschmeißen = ß>r§maisd, zer-
schneiden = fdrSnaird u. v. a.
§. 91. Außer zer- fehlt der Mundart auch das schd. Präfix ent--^
so fehlen: entbinden, entbrennen , entdecken, entfliegen, enthalten,
entkleiden, entlauben, entschlafen, entspringen u. v. a., die durch
bedeutuugsverwandte Wörter, wie: freigeben, angehen (vom Feuer),
auffinden, wegfliegen u. s. w. nach IMöglichkeit ersetzt werden. Diese
Art des Ersatzes gilt auch für die meisten der übrigen als fehlend
verzeichneten Verba, soweit nicht die Begriffe überhaupt fehlen.
§. 92. Ebenso sind die schd. Bildungen mit miß- im kr. unge-
bräuchlich; so fehlen: mißachten, mißbrauchen, mißfallen, mißhandeln,
mißrathen u. a. (vgl. §. 84).
Cap. III. Adjectiva.
§. 93. Die im schd. beliebten, rein verstärkenden Adjectiv-
bildungen mit dem Präfix ur-, wie: uralt, uigemüthlich, urkräftig
u. a. fehlen im kr. (vgl. §. 82).
§. 94. Ebenso sind ungebräuchlich die mit miß- gebildeten schd.
Adjectiva, wie: mißheilig und mißliebig. Selbstverständlich fehlen
auch die adjectivischen Ableitungen von Substantiven und Verben
auf miß-, (vgl. §§. 84 u. 92).
§. 95. Was die Präfigierung mit un- betrifi't, so sind von Bil-
dungen rein adjectivischer Natur nur zu nennen : unrecht =^ urr\t
(i. d. B. unrichtig) und *ungut = ügout; das letztere wird jedoch
nur adverbial gebraucht. Es fehlen: unfein, unschön, unzart, u. a.
Als Ersatz dient: nicht fein = ntgt fai, nicht schön ;= nist st, nicht
zart = nist dsöst u. s. w.
Auch die auf Actionsbegrifi'e zurückgehenden Bildungen, wie:
ungezogen = ugdze , ungesagt = ugdsüt, unleidlich = ulaidlii u. a.
gehören hierher, da die entsprechenden Verben nicht in ihren finiten,
sondern nur in ihren verbaladjectivischen Formen der Präfigierung
fähig sind.
€. Wortbildung- durch Zusaiiiniensetzung.
Eine Entscheidung darüber, ob für das kr. in einem bestimmten
Falle „echte" oder „unechte" Wortzusammensetzung vorliegt, ist oft
nur von dem Boden der Lautlehre oder der Syntax aus zu treffen.
JSicht jede Verbindung, die im schd. construierbar ist, ist es auch im
DIE WORTHILDUNG EER MUNDART VON KROFDOKF. 399
kr. und umgekehrt. Ich lasse daher diese Unterscheidung, welche
wohl auch keinerlei Unterlage in dem naiven Sprachbewußtsein hat,
für meine Darstellung unberücksichtigt.
Für eine Wortzusammensetzung, bei welcher das Verhältnis
beider Compositionstheile ein bloß additionelles ist, das erste Wort
also keine Determination des zweiten enthält, lassen sich (abgesehen
von den mit dem schd. völlig übereinstimmenden, zusammengesetzten
Zahlen) im kr. keine Beispiele finden. Zusammensetzungen, wie:
naßkalt = naskült, trockenkalt = drögenkält , taubstumm = dähsdum,
lassen sich wohl durch ein zwischengeschobenes „und" auflösen, aber
als einheitliche Vorstellung gefaßt, erscheint die Zusammensetzung
zweifellos als Artbegriff gegenüber dem im zweiten Wort ausgedrückten
Gattungsbegriff.
Cap. I. Substantiv a.
Nach der grammatischen Natur des ersten Gliedes lassen sich
die zusammengesetzten Substantiva, entsprechend dem schd., grup-
pieren :
1. Das Bestimmungswort ist ein Sub stanti vum, z. B. Apfel-
wein = ehi>lwai, Essigkrug = esi%grük, Abendsuppe = dicHso/) u. s. w.
2. Das Bestimmungswort ist ein Verb um, z. B.: Backofen
=: hakow9, Kochgeschirr = kox<ß5'^sr, Spinnstube =:: sb^snsdop u. s. w.
3. Das Bestimmungswort ist ein Adjectivum, z. B. Dickkopf
= deghop, Grünspecht = groishi''^t: Obergasse = owdrgas u. s. w.
4. Das Bestimmungswort ist ein Adverbium oder Zahlwort,
z. B. Umweg = imwesk, Vorspann = fershau, Dreispitz = draisheds
u. s. w.
§. 97. Die in dem Bestimmungswort enthaltene Determination
des allgemeinen Begriffes bezieht sich auf dessen Ursprung, Stoff
oder Zugehörigkeit in Beispielen, wie: Apfelwein = ebdlwai, Hasen-
eier (i. d. B. Ostereier) = hoss&äjar, Zuckergebackenes = dsogor-
g9hag''>n9s, Kirschkern = klsskcsn u. s. w.
Hierher gehören auch die beliebten Personenbezeichnungen, wie:
*Bäckerkar] = Bqgdrkogl, ■•■'Schneiderjohann = SnairJrjohan^ *Schnepp-
hannes = Siithliämm u. s. w., wobei der erste Theil den Familien-
namen darstellt.
§. 98. Eine Determination durch Angabe des Zweckes liegt
vor in Compositionen, wie: Essigkrug = esi%gruk, Handtuch = livu-
düx, Kuhstall = kqusdäl, *Kettenrosen = kcrdmrusd (i, d- B. Löwen-
zahn, weil die Kinder aus den Stengeln Ketten anfertigen), *Kühbacli
400 El^- PAVID
=^ koibäx (der Name eines Dorfteiches, in den die Kühe getrieben
werden) \
desgleichen in den durch ActionsbegrifFe gebildeten Zusammen-
setzungen, wie: Backofen = läköw^, Gießkanne = (ji^iskan, Tanz-
boden -^ dädshnrom, Waschwasser :== tvosswäsfjv , * Waschpfuhl = ivosS-
potd (der Name eines Dorfteiches), *Schindaas = fihiös, ein beliebtes
Schimpfwort, nach dessen Muster dann *Schindkröte = singriisr, ein
Schimpfwort für Kinder, gebildet zu sein scheint.
§. 99. Beispiele für die Determination durch Angabe der Farbe-
oder Form-Qualität sind: Grünspecht = ;^ro7.->-6e;^^, Rothapfel = ?'r(r-
äbdlf Schwarzdorn ^= Sivosdsdosn, Vollbart = folhögt u. a., bei denen
die Beziehung zwischen den beiden Gliedern eine attributivische ist.
Die Beziehung beruht auf einer Vergleichung bei den Zusammen-
setzungen mit substantivischen Bestimmungswörtern, wie: "Fleisch-
rosen = fläsrus'<> (Name für das Wiesenschaumkraut wegen seiner
fleischfarbenen Blüthen), *Grasro5en = grügsrusd (Name für die Nelke
wegen ihres rasenbildenden Krautes), "Grindrosen = grlsndras9 (Name
für die Flockblume, Centaurea jacea, weil die Deckblätter des Körb-
chens eine an grindigen Ausschlag erinnernde Färbung haben) ;
*Schlüsselrosen = s[cs(:lrus9 (Name f. d. Schlüsselblume), *Sternrosen
= sdcsiirusd (N. f. d. Hyacinthe) , *Stiefelrosen = sdiiodlrus9 (N. f. d.
Akelei) u. a.
§. 100. Eine numerale Bestimmung liegt vor in Bildungen,
wie: Dreispitz = draisbcds, *Viergebeinz = feidrgdhäds (s. §. 22);
*Siebenerleiacker := s'twdrlaeg^r (der Name für einen Acker, der einst-
mals mit sieben verschiedenen Arten von Feldfrüchten bestellt war.
§. 101. Auf der Localisierung in Raum oder Zeit beruht
die Determination in Zusammensetzungen, wie: Hainrosen = härus^,
Hosensack (Hosentasche) = liogsdsäk, *Kornrosen = kösninisa (Name
f. d. Kornblume) , Leibschmerzen = laihsm'csds^, Marktstück =: mäd-
Sdek (das vom Markte mitgebrachte Geschenk), *Tischkasten = J/gs-
kasdd (die im Tische befindliche Schublade); Abendsuppe (i. d. B.
Abendessen) =: dwedsOp, Mittagsuppe (i. d. B. Mittagessen) = miJög-
söp, *Haferäpfel = hoiodrrhdl (Name für eine Apfelsorte, die mit dem
Hafer reift);
desgleichen die mit Adjectiven und Adverbien gebildeten: '='After-
gras =z äfd9rgröHS (§. 76), Hinterrad =■ kisridwöst und Vorderrad
= fosrdrröst, Hintergasse = hlsndrgäs und Obergasse = öwdrgas
(Straßennamen) ; Umweg = tmioesk, Vorspann = fcrShan, Nach-
kirchweih = nbxkisrmds.
DIE WORTBILDUNG DER MUNDART VON KROFDORF. 401
Diese, durch räumliche oder zeitliche Beziehung gegebene nähere
Bestimmung des Allgemeinbegriffes ist wohl die dem naiven Sprach-
bewußtsein am nächsten liegende, und man darf sie wohl auch für
viele Zusammensetzungen voraussetzen, in welche sich nachträglich
andere logische Beziehungen hineinlegen ließen. So könnte man z. B.
für Schäferhund = SrfirJiout die Zugehörigkeit oder für Sauhund
= sauhont den Zweck als die zu Grunde liegende logische Beziehung
ansetzen ; allein in Wirklichkeit wird wohl die einfache Wahrnehmungs-
thatsache, daß man den einen Plund mit dem Sciiäfer, den anderen
mit den Säuen zusammen sah, den Ausgangspunkt für die nähere Be-
stimmung abgegeben haben. (Vgl. auch Brugmann, Grundriß der
vergl. Gramm, der indogerm. Sprachen, II. Bd., 1. Hälfte, §.48, Anm.)
§. 102. Für Compositionen, wie: Deckclkorb = drcj'üknrp^ Ilenkel-
korb = liengdlkqrp , *Armelleibchen = crmdllaibid (ein Leibchen,
= Weste, welches mit Armein versehen ist) u. a., könnte man eine
posses^sive, mit „habend" aufzulösende Beziehung ansetzen. Allein
schon der Umstand, daß man diese Verbindungen ebensogut durch
„mit" auflösen kann, legt es nahe, auch hier das räumliche Zusammen-
sein als Ausgangspunkt für die Determination anzunehmen.
§. 103. Die unter der Bezeichnung Bahuwrihi bekannte Mutie-
rung der Bedeutung von Zusammensetzungen findet sich in der
Mundart, entsprechend dem schd., z. B. : Dickkopf =z deglcop, Dumm-
kopf = dömkop, Saukopf = saukop, Schlappschuh = SlahSoa und
andere noch weniger schöne Personenbenennungen. Hierher gehört
noch der (mundartlich nur p'.uralisch gebrauchte) Name für Herbst-
zeitlose = nagässdv.
§. 104. Ableitungen aus Verbalzusammensetzungen sind Sub-
stantivbildungen aus zusammengesetzten Verben, wie: Abfahrt =^ ob-
fö8f, Anblick = öbllsk, Betrachtung = hddrüxJera, Durchfahrt =
dör%fö8t, Holzniacher = holdsmp.%9r , Steinbruch = sdäbrux, Verlust
:= forlöst, Vorfall = fcrfal, Zeitvertreib = dsaitfdrtraip u. s. w.
§. 105. An Decomposita fehlt es auch im kr. nicht; soweit
ich sehen kann , sind dieselben aber weit seltener als im schd. Ich
verzeichne als specifisch mundartlich : *Jungferannawald := jupränd-
loält {= Jungfrau- Anna- wald, ein Walddistrict) , *Zuckergebackenes
= dsögdrgdbügdhds (die Bezeichnung für Confect), '^•Scheißdrecks-
krämer = saisdresgskrcmsr (Name des Mistkäfers).
§. 106. Die bei einer Reihe von Zusammensetzungen in Betracht
kommenden vocalischen Flexionsendungen erscheinen im kr. in
Folge lautlicher Vorgänge ganz oder theilweise beseitigt; so sind die
402 KD. DAVID
Entsprechunj^en für: Gänsebraten, Hasenbraten, Tagelohn, Kinder-
mädchen: gaishvörd^ h(>SS')hrör9, dölu, kisnmät.
Beispiele für Zusammensetzungen mit Hilfe eines unflexivischen
-s-, wie die schd. Liebeskummer, Nahrungsmittel, Reinigungseid habe
ich für das kr. nicht zu verzeichnen.
Cap. ir. V e r b a.
§, 107. Das Bestimmungswort zusammengesetzter Verba kann,
entsprechend dem schd., sein:
1. ein Substantivum, z. B.: Biertrinken — beidrdri8td(ß ;
Kartenspielen = knsdshin u. s. w. ;
2. ein Adjectivum, z. B.: todtmachen ^= dudmaxd , schlecht-
schwätzen = slcxdstveds9 u. s, w.;
3. ein Adverbium, z. B.: absehen = obse , hingehen = hlgi.
§. 108, Die determinierende Bestimmung des allgemeinen Actions-
begriffes bezieht sich auf dessen Ziel (= äußeres Object) in Bildungen,
wie: Biertrinken ^= bn^rdrisndgd , Steinklopfen := SdaglÖbo , *Gras
machen :== grdssmax^, *Heumachen = hämaxd, *Holzmachen = hols-
maxd und viele andere Zusammensetzungen mit machen.
§. 109. Der Zweck (= inneres Object) dient zur Determination
in Beispielen, wie: ^Kleinmachen (i. d. B. Kleinhauen) := gldmax'),
*Todtmachen = düdmaxd, Vollmachen = folmaxo u. v. a.
§. 110. Determination durch Angabe des Mittels liegt vor in
Zusammensetzungen, wie: Kartenspielen ■= kosdsbln, Schlittenfahren
= sUri)fö8n, Schlittschuhlaufen = gledsoulnfd u. s. w.
§. 111. Eine nähere Bestimmung hinsichtlich der Modalität
liegt vor in Bildungen, wie: gernhaben = gcsnhit, gutsein = goudscit
(in seelischer Beziehung gebraucht statt lieben^ das ungebräuchlich
ist), schlechtschwätzen = Sleidswcdsv. Die Belege sind selten; es fehlen:
Schnelläufen, woblthun u. v. a. Ihrem ursprünglichen Wesen nach
gehören hierher auch die schd. Bildungen mit miß-, über welche
§§. 84, 92 und 94 gehandelt ist.
§. 112. Die nähere Bestimmung wird durch Localisierung
in Raum oder Zeit bewirkt in Compositionen, wie: absehen =
öbse , aufgeben := ofgeswd, ausgeben ^= ausgegwd, beigeben = bai-
gcsivd, durchgehen = dörx<n, nachtragen = nöxdrä, überfließen =
Isworßeisi/, umhauen = '(mliäx'<^, vorschwätzen = ferSweds'd, wegwerfen
=r tvekwerfi, zugeben -=: dsmigl u. s. w.
DIE WORTBILDUNG DER MUNDART VON KROFDOKF. 403
Auch in untrennbaren Verbindungen finden sich : über- = mvifr,
um- = ~im, unter- = Indr , z. B.: überfahren = tswdrfösn, umgehen
= ^/wgl^ sich unterstehen = si'x in'isdi u. a.
Dagegen fand ich für durch-, hinter- und wider- in der Mundart
keine untrennbaren Zusammensetzungen.
Cap. III. Adjectiva.
§. 113. Das erste Glied zusammengesetzter Adjectiva kann ent-
sprechend dem schd. sein:
1. ein Substan tivum, z. B. : holzartig = holsösdix'^ feuerroth
= faudrrut u. a.
2. ein Verbum, z.B.: glühheiß = ghihäs, stinkfaul = sdindij-
faul u. a.
3. ein Adjectivum, z. B.: graugelb = grogcd, *gelbartig
= (j{'sloS(Jix u. s. w.
Für Zusammensetzungen mit einem adverbialen Bestimmungs-
wort, wie die schd.: abhold, vorschnell u. a. findet sich im kr. keine
Entsprechung.
§. 114. Der im zweiten Wort enthaltene Qualitätsbegriff" erfährt
eine nähere Bestimmung hinsichtlich seiner Modalität in Beispielen,
wie: graugelb = gi'oyc^l, naiikalt =^ näskält'^ feuerroth = fanr'rruf,
grasgrün = grössgioi , knochenhart = gnoxcfhost, kreidebleich ^= grairo-
hläx, schneeweiß = i^nriicain u. a.
Hierher gehören auch die Zusammensetzungen mit -artig, z. B.:
holzartig = holsösdix, steinartig := sdäösdix u. s. w. , welche offenbar
auf dem Wege sind, bloße Ableitimgen zu werden. In Krofdorf
sind sie dem schd. schon ein Stück auf diesem Wege voraus da-
durch, daß auch adjectivische Begriffe zur Artbestimmung Verwendung
finden können; so bildet die Älundart: *blauartig = üloof^dix, '''gelb-
artig := g']i^^']sdix u. s. w. (i. d. B. bläulich, gelblich u. s. w.).
Die zahlreichen schd. Zusammensetzungen mit -miißig^ wie:
ebenmäßig, gleichmäßig, erfahrungsmäßig, rechtmäßig u. s. w. fehlen
dem kr. ebenso wie die adverbialen Bildungen mit -gemäß, wie:
demgemäß, erfahrungsgemäß (vgl. §. 118).
Die Determination eines Eigenschaftsbegriffes durch Vergleich
mit einem durch die gleiche Eigenschaft hervorragend ausgezeichneten
Ding legt es nahe, in der näheren Bestimmung eine bloße Verstärkung
zu sehen; fau^rrut, gnox<^hö,st, grössgroi u. a. werden auch in kr. ge-
braucht, um den Gattungsbegriff: rüt, host, grol u. a. intensiver zum
Bewußtsein zu bringen.
404 KD. DAVID
§. 115. Noch mehr neigt zu dieser ^Entwicklung die nähere Be-
stimmung des allgemeinen Bogriffes durch Angabe der durch ihn
bewirkten Folge, z. B. : glühheiß = gloihas, sterbenskrank = Sder-
io'<fs<jrardk, stinkfaul = sdir^gfani u. s. w.
§. 116. Y\\r Zusammensetzungen, wie: gottesfürchtig, lebens-
müde, schreibfaul u. a., bei welchen man das Bestimmungswort als
objeeti vische Ergänzung des Gattungsbegriffs bezeichnen könnte,
habe ich im kr. keine Beispiele gefunden.
§. 117. Eine Determination hinsichtlich der Uisache liegt vor
in den schd. Bildungen, wie: freudestrahlend, kraftstrotzend, liebe-
athmend, schweißtriefend, witzsprudelnd, wuthschnaubend, zornsprü-
hend u. V. a.
Fornigleiche Entsprechungen dafür gibt es im kr. ebensowenig
wie für die einfachen Partieipia praescntis (vgl. §. 58); die Begriffe
müssen, so gut es geht, concret umschrieben werden.
Gap. IV. A d V e r b i a.
In der nachfolgenden vergleichenden Aufzählung der im kr. und
im schd. vorhandenen zusammengesetzten Adverbien glaubte ich die
adverbialen Verbindungen als Vorstufen zukünftiger Zusammen-
setzungen mit berücksichtigen zu müssen. Wenn es aber für das
schd. schon schwierig ist, eine Grenze zwischen zusammengesetzten
.Adverbien und adverbialen Verbindungen zu ziehen, so ist das für
eine nur gesprochene Mundart ganz unmöglich. Ich wollte daher auch
durch die nichtgetrennte oder getrennte Schreibung der mundartlichen
Beispiele keineswegs eine Entscheidung darüber treffen, ob ein Aus-
druck für das kr. als wirkliche Zusammensetzung oder als bloße
Wortverbindung aufzufassen sei, sondern ich habe mich für das eine
oder das andere lediglich in Anlehnung an das schd. entschlossen,
ohne Rücksicht auf etwaige syntaktische Besonderheiten des kr.
§. 118. An Adverbien der Art und Weise sind dem kr. und
dem schd. gemeinsam: am besten = öyn b'esd) (oder de best, z. B.:
es ist am besten, wir gehen heim =^ 's ps d<> best, tndr gl häm), geradeso
= grösdso, zum besten ■= dsnum bcsdd, zu gute = dsd gout, zu eigen
=. ds9 äjd, zurecht = dsdreit.
Der Mundart fehlen: derart, dergestalt, demgemäß, erfahrungs-
gemäß u. a.; bekanntermaßen, folgendermaßen, gleichermaßen u. a. ;
ausnahmsweise, kreuzweise, merkwürdigerweise, natürlicherweise,
thörichterweise, vorzugsweise u.a.; frischweg, schlankweg, schlecht-
weg, aufs äußerste, aufs beste, dementsprechend ebenso, fürlieb, im
DIE WORTBILDUNG DER MUNDART VON KROFDORF. 405
reinen, im stillen, insgeheim, insonderheit, kurzab, nöthigenfalls; wohl-
auf, zu liebe.
§. 119. Von Adverbien des Ortes und der Zeit finden sich
in der Mundart entsprechend dem schd. : andem = ödem, aneinander
=■ odnändr\ auseinander = ansonandr^ außerdem = mis9rdem. — bei-
einander = haidnandr, bei seite := hai satt, bei zeiten = hai dsair^,
beim Alten = haim nid — d(a)raus = daus. d(a)rinnen = c^fsu; da-
bei = ddbai oder dobai, daher = <hhrr oder daher, dahin = dehi
oder dölu-^ dorthin = dcsdlil, — herab = drob, herauf = »ro/, iieraus
^ draus, herein = 9rl8n, herum = drim und umher ^ imhvt"^ hier-
her = heiher] hinab = dyiob, hinauf = dnof, hinaus = dnavs, hinein
= driisn, — hinüber = dmswdr; — indem ^= 'isndem, in einander =
tsndan9r, im voraus = "isvi feraus — miteinander = metdnän9r, mit-
sammen := nietsöm.9, mitunter = meündr, — nachdem := vöxihm., nach-
einander =: noxdnändr — rundherum = ronddrim, — seitdem = sai-
dcm, solange = sdlard, sofort = sofot — überall = eswdräl, über-
morgen = tsiüdrmosn ; untenan = ondo, untereinander = indrdnandr, —
von einander = fodnandr, von weitem = fo loairdm-^ voran = firo,
vordem = ferdem, vorderhand = ferddrhdnd, vorgestern = fß'>'g^8st,
zu Zeiten =: dsd dsair^, — demnach =: demnox, demnächst = demncgst.
Dem kr. eigenthümlich sind: äbivaü = *alleweile, i. d. B.: jetzt;
atis sait = *aus Seite, i. d. B.: auswege, welches fehlt; ddriolsn :=?
i. d. B.: während, unterdessen, welches fehlt; lüfs^rci/s = ^"^hufzurücks,
i. d. B. : hinterrücks oder rückwärts, welche fehlen; haus, hjsn, höwd,
hone = *hieraußen, hierinnen, hieroben, hierunten. Neben drof, drob,
dnof, mob erscheinen auch die dem schd. fremde Formen : dropr^
drobdr, dnöfdr, dnobdr = *heraufer, *heraber, *hinaufer, *hinaber, Aus-
gangspunkt für diese Formen mng hinüber = dnfsivdr gewesen sein.
Für die Bildungen mit einander = dnändr erscheinen auch die
kürzeren Formen: odna, ausdria, baidnä, Jsndna, metdna, t8wdr<>nTi, ind-
rdna, fddna = *aneinein, *auseinein, *bcieinein, *ineinein, *miteinein,
*übereinein, *untereinein, *voneinein.
Dem kr. fehlen die schd.: abhanden, allerorten; allezeit, alsbald,
anheim; auswege; abwärts u. s. w. (vgl. §. 69): andrerseits, dies-
seits, einerseits, jenseits, meinerseits, seinerseits; andren th ei Is, eines-
theils, meinestheils; derzeit, jederzeit, seinerzeit, zurzeit, zuzeiten; —
bergab, bergauf, bis auf weiteres, bisweilen, einstweilen, mittlervveile(n),
zuweilen — d(a)roben, d(a)runten; daselbst, hierselbst, woselbst;
demzufolge, des langen und breiten, des öfteren — geradewegs —
hernieder; heutzutage, himmelan — insofern, insonderheit, insbesondere,
406 KD. DAVID
insgemein ; irf!:enrlwcann, irgendwo — jahraus, jahrein ~ kreuz und
quer — nachgerade, näclistdera ; nunmehr — ohnedies — ringsum:
rundum — schnurstracks; seit alters; sodann, soeben, sofern, sogleich
— von alters her, von dannen, von hinnen, von klein auf, von zeit
zu zeit.
§. 120. Dem kr. und dem schd. gemeinsam sind die Adverbien
der Zahl: einmal, zweimal, dreimal, viermal u. s. w. =: aviol, dswä-
mol, draimol, fcidrmol u. s. w. ; allemal = äbmol, diesmal =^ desmol,
etliche male = rdlij(^dmol , jedesmal = jeddsmol, keinmal = kTimol,
kein einmal := ka cimal, manchmal = manxmol, wofür auch im
kr. alsdmol (über das Simplex als vgl, Vilm. Id. p. 9), — nochmals
^^ mx^mol, schon einmal :=: mmol, wieder einmal = ro'lsrdmol, — von
frischem = fo frissdm; statt zuerst, zuletzt, zuallerletzt erscheinen
in der kr. Mundart: ddesst, doUnf, d'f ahrlest.
Keine formgleichen Entsprechungen im kr. haben die sciid. :
einstmals u. s. w., vgl. §. 75; ebenfalls, gleichfalls, jedenfalls, keines-
falls, widrigenfalls; allenfalls = ähnfals verräth sich durch seinen
Lautstand als neuere Entlehnung, — zunächst, zuvörderst.
§. 121. Von Adverbien des Maßes sind dem kr. und schd. ge-
meinsam: beinahe = haino, bei weitem =z bai ivairdm, durchaus =
dor^aus, gar zu arg := pöss^usk^ gar zu groß = gösSdgriis, größten-
theils := grisd<fndäls, im Großen =■ {sm f/rfts9, im Kleinen = /sm glän^,
meistentheils = mesSddndäls, um Vieles = im flbs.
In der Mundart nicht gebräuchlich sind: allzugroß, allzusehr,
allzuspät u. s. w. ; einigermalJen, im Allgemeinen, im Besonderen, im
Ganzen, im Übrigen, insgesammt, nichtsdestoweniger, ohne Maßen,
überaus, um ein Beträchtliches, umsomehr, umso kleiner, vor Allem.
§. 122. An Adverbien der Aussageweise finden sich in der
Mundart, entsprechend dem schd.: gar nicht = gösmst , überhaupt
= iSiodrhahf, und vielleicht = f'^'iX^-
Dem kr. fehlen: allerdings, fürwahr, ganz und gar nicht, keines-
wegs , möglicherweise , nicht im Geringsten , nothwendigerweise,
schlechterdings.
Der Mundart eigenthümlich ist die Form worSnins = *wahr-
scheins (vgl. § 134), i. d. B. : wahrscheinlich, welches weniger ge-
bräuchlich ist.
Cap. V. C o n j u n c t i o n e n.
Die Frage, welche Wörter im kr. als Conjunctionen gebraucht
werden können, setzt zu ihrer allseitigen Beantwortung die eingehende
DIE WORTBILDUNG DER MUNDART VON KROFDORF. 407
Untersuchung der Syntax der Mundart voraus. Die nachfolgende Auf-
stellung kann daher noch weniger Anspruch auf systematische Voll-
ständigkeit erheben als andere Theile meiner Arbeit. Insbesondere
sind die coordinierenden temporalen Conjunctionen unberücksichtigt
geblieben wegen ihrer vielfachen Identität mit den entsprechenden
Adverbien.
a) Coordinierende Conjunctionen.
§. 123. Von den zusammengesetzten copulativen Conjunc-
tionen ist dem schd. und dem kr. gemeinsam: dazu = dodsou.
Der Mundart fehlen dagegen : desgleichen, nicht nur — sondern
auch, sodann, weiterhin, sowohl — als auch, überdies, weder — noch.
Sie müssen, so gut es geht, ersetzt werden durch einfache Conjunc-
tionen, wie: auch = üx, und = Jsn, oder Zusamraenfügungen, wie:
und dann := 7sn dan, dazu noch ^= dodsou vox. „Weder seine Mutter
noch sein Vater" würde in der Mundart heiC^en: säi mod^r riist \8n
sai füddr äx nlst = seine Mutter nicht, und sein Vater auch nicht.
§. 124. Gemeinsam dem schd. und der Mundart ist die adver-
sative conjunclionale Zusamraenfügung: und doch = fsn dox.
Dem Kr. fehlen: dennoch, desungeachtet, entweder — oder,
gleichwohl, immerhin, indessen, jedoch, nichtsdestoweniger, trotzdem,
sei es — sei es. Als dürftige Aushilfe dienen die einfachen: aber =
oiü9r, doch = dox, oder = hre und oder (in der letzteren Lautform
mit der Bedeutung: aber) und die genannte Zusammenfiigung: Isn dox.
§. 125. An zusammengesetzten causalen und consecutiven
Conjunctionen haben das schd. und die Mundart geraeinsam: daher
= doher, darum = dorim, dadurch = dodor^, demnach = dernnoXj
deshalb = dqshalp, deswegen = deswq9.
Es fehlen der Mundart: demzufolge, infolgedessen, mithin, sonach.
h) Subordinierende Conjunctionen.
§. 126. Es finden sich im kr., entsprechend dem schd., die sub-
ordinierenden temporalen Conjunctionen: sowie = sowqi, nachdem ^=
noxdem, seitdem = saidem. Gerade als und solange als werden er-
setzt durch gröst tcqi und sdlavd wqi. — Bevor (ersetzt durch ferdevi
= vordem), indem und sobald als fehlen der Mundart.
§. 127. Von den im schd. vorhandenen zusammengesetzten Con-
junctionen der Ursache: weshalb, weswegen, wodurcli, in relativi-
•schem Gebrauche, hat die Mundart keine.
§. 128. Desgleichen sind im kr. ungebräuchlich die finalen
Conjunctionen : auf daß ^ damit, welche durch das einfache daß ^=:
dess ersetzt werden.
408 EI^- DAVID
§. 129. Auch die zusammengesetzte conditionale Conjunction:
wofern fehlt der Mundart; ersetzt wird sie durch wann =^ loän.
§. 130. An zusammengesetzten concessiven Gonjunetionen
finden sich in der Mundart: wenn auch ==: wän äx und wenn schon
i= loän SU.
Es fehlen dem kr.: obgleich, obschon, obwohl, wenngleich,
wit^wohl.
§. 131. Von subordinierenden conjunctionalen Zusammenfügungen
des Grades hat die ^lundart: gerade so — wie =: grösäsd — %oci\
statt je mehr — desto gebraucht sie : *desto mehr — desto = dqsdd
ml — clesd9. Es fehlen im kr.: ebenso — wie und insoweit als.
Cap. VI. Präpositionen.
§. 132. Von zusammengesetzten Präpositionen ist dem schd. und
dem kr. gemeinsam: gegenüber = fjä7swdr.
Der Mundart fehlen: anstatt, diesseits, entlang, infolge, innerhalb,
jenseits, oberhalb, um — willen (ersetzt durch fei' mir etc. = vor mir
etc.), unterhalb, zufolge, zuwider.
Ebenso fehlen die im schd. präpositional gebrauchten: angesichts,
behufs, betreffs, unbeschadet, unfern, ungeachtet, unweit, vermittelst,
vermöge.
Cap. VII. Pronomina.
§. 133. Von neueren , noch als Zusammensetzungen gefühlten
Fürwörtern hat das kr. nur: *kein einer = ka 7idr, so einer, so eine,
so eins (= solches) = soädr, soa, sossn, unsereiner = ois9r7i9r, was
für einer = icoss ferTidr.
Es fehlen im kr.: jedermann: ferner die schd. Bildungen mit
-f/lelchen, wie: meinesgleichen^ deinesgleichen, desgleichen u. s. w.
Auch fehlen der-, die-, dasselbe (i. d. B.: is, ea, id) und der-, die-,
dasjenige, sowie sämmtliche Zusammensetzungen mit irgend-, wie:
rgendeiner, irgendwelcher u. a.
1>. Satzcomposita.
§. 134. Die Satznomina, deren eigentliche Heimat nach Wossidlo's
reichhaltigem Verzeichniß das nd. zu sein scheint, sind im kr. viel
seltener als im schd. So fehlen der Mundart die interrogativischen
Bildungen: hast-du-nicht-gesehen und was-kannst-du — was-hast-du;
ferner die imperativischen: Lebewohl, Saufaus, Springinsfeld, Stell-
dichein, Vergißmeinnieht u. a. — Daß jedoch die Bildungsweise der
DIE WOKTBII.DUNG DER MUNDART VON KROFDORF. 409
Mundart nicht fremd ist, beweist das sehr beliebte Adverb *huf-zu-
rück's =: hifsdreks (wohl imperativischen Ursprungs von hvfen). Ferner
spricht dafür eine mir persönlich bekannte, wenno;leich nicht allgemein
durchgedrungene, scherzhafte Namenbildung für das Bohnenkräutchen
(Satureja hortensis =: kr. dsäcbrä!): sdivdg9violweJsr%t = stink-einmal-
wie's-riecht! — Vielleicht geht auch das mundartliche: icörmins (i. d.
B. wahrscheinlich, vgl. §. 122) auf das 8ätzchen: „wahr scheint es"
zurück.
Anmerkung.
§. 135. Daß im kr. als einer nur gesprochenen Mundart Zu-
sammensetzungen als solche viel leichter dem Bewußtsein entschwin-
den, als dies für das durch die Schrift immer wieder veranschaulichte
Schriftdeutsche der Fall ist, ist erklärlich und muß für die Beurtheilung
vieler oben erwähnter mundartlicher Beispiele im Auge behalten werden.
Zusammensetzungen, wie: dur9dn = Dunghürden (die Bi-etter, welche
zum Mistfahren auf den Wagen gestellt werden); hdfdl := Handvoll,
mof(>l = Mundvoll und ogrwdl = Armvoll; hüsdt = Hochzeit; päds9n
= Pferdehaare; /T^ru'as ^ Vorfuß des Strumpfes; bnricd-; = barfuß;
dmts^ dlsn, haus, h/sn, dnaus, aiüsn = d(a)raußen, darinnen, hieraußen,
hierinnen, hinaus, hinein; f(j)^<'%t = vielleicht; Imdt = jemand u. v. a.
sind für das Sprachbewußtsein des Dorfbewohners völlig einfache
Wörter. — Am meisten tritt diese Simplificierung durch lautlichen
Zerfall bei localen Namen zu Tage, die selten oder nie in schrift-
deutscher Formentsprechung zum Bewußtsein gebracht werden. Namen,
wie: Rorsm = Rodheim i^Name eines benachbarten Dorfes), Hömdri
= Homberg , Werm9o'j(^ = Wettenberg (Namen benachbarter Hügel),
Wisf'dSt = Weingart (Feldname) erfordern schon bewußte Besinnung,
um als Zusammensetzungen erkannt zu werden; andere, wie: Bisndhcl.
(Name für eine zwischen dem benachbarten Gleiberg und Vetzberg
gelegene Anhöhe; ich vermuthe: „Binnen-Bühel", obgleich Bühel in
der I\Iundart nicht oder nicht mehr vorhanden ist), lihicvl (Flurname:
„ Hoch wälle" ?) , Grügdn (Waldnamc; Etym.?) sind überhaupt nicht
mehr oder nur mit wissenschaftlichen Mitteln zu erschließen. — Das
Dorf selbst heißt für seine Bewohner trotz Schule, Post und Behörden
nicht Krofdorf, sondern Krofdffrx; in der weiteren Umgebung heißt
es KInfd'fri. Der Name würde also, gegenüber dem Simplex darf =
Dorf, den Bewohnern selbst wohl längst für ein einfaches, etymo-
logisch ganz unverstandenes Wort gelten, wenn er nicht durch jene
Culturinstitute als Zusammensetzung im Bewußtsein gehalten würde.
GERMANIA. Neue Reihe XXV. (XXXVU.) Jahrg. 28
410 GUST. BINZ
Der erste Bestandtheil „Krof-^' ist wahrscheinlich nicht „Graf" =
;/röfy Avie man , anknüpfend an die früheren Herren des Dorfes , die
Grafen von Gleiberg, vermuthet hat, sondern „Kropf" = ^Krop-"" in
Anlehnung an den vorbeifließenden y, KrophacW^ . Doch bedürfte diese
Etymologie noch der urkundlichen Bestätigung.
KKOFDOKF. EDUARD DAVID.
BASLER BRUCHSTÜCKE DES LEKENSPIEGELS.
In der Universitätsbibliothek zu Basel befinden sich zwei Blätter
einer Handschrift von Jan Boendales Lekenspiegel, dip, wie es scheint,
bis jetzt unbekannt geblieben sind , die aber doch aus verschiedenen
Gründen eine Bekanntmachung verdienen dürfen, welche ihnen hier mit
gütiger Erlaubniß des Herrn Oberbibliothekars Dr. C. Chr. Bernoulli
zu Theil werden soll. Vor längerer Zeit schon sind die beiden Per-
gamentblätter von dem Deckel eines Buclies abgelöst worden, doch
so vorsichtig, daß die Schrift fast vollständig tadellos erhalten ist.
Beim Aufkleben auf den Deckel wurden beide Blätter an den Rän-
dern beschnitten, damit sie zum Format des Buches paßten; der
Text ist aber davon unberührt geblieben, nur auf Blatt 2 verso, am
Anfange der zweiten Columne, sind die beiden oberen Linien unter
das Leder des Einbandes gepreßt und dadurch ziemlich undeutlich
geworden.
Die jetzige durchschnittliche Höhe der Blätter beträgt 20, die
Breite ungefähr 14 Ctm., die Höhe der Columnen schwankt von 15,8 —
Iß Ctm. auf dem zweiten Blatte, bis 16,ö — 16,8 Ctm. auf dem ersten.
Die Verszeilen sind abgesetzt, die Seiten in zwei Columuen zu je
62 Linien getheilt. Die Buchstaben zeigen durchweg schwarze Farbe,
mit Ausnahme der Anfangsbuchstaben der Ca])itcl, welche größer
als die übrigen Versanfänge und mit rother F;irbe gemalt sind.
Die Capitelüberschriften selbst sind schwarz und nöthigonfalls so
abgesetzt, daß sie die gewöhnliche Breite eines Verses nicht über-
schreiten. Die Anfangsbuchstaben der Verse, links herausgerückt,
tragen alle einen senkrechten rothen Strich.
Die recht regelmäßigen und nicht unschönen, wenn auch etwas
kleinen und enge ineinander gerückten Schriftzüge weisen auf das
letzte Viertel des vierzehnten Jahrhunderts als Entstehungszeit der
Handschrift hin. Die Abkürzungen beschränken sich auf die gewöhn-
lichen, n durch Strich, er durch * über den Buchstaben.
BASLEE BRUCHSTÜCKE DES LEKENSPIEGELS. 411
Eine Vergleichung der Basler Bruchstücke mit den von M. de Vries
in seiner Auso^abe des Lekenspiegeis (Leiden 1844 — 1848, Inleiding
S. CXXII fF.) beschriebenen übrigen Fragmenten von Handschriften
dieses Gedichtes lehrt uns, daß wir es mit den Resten einer bis dahin
unbekannten Handschrift zu thun haben; auch zu den seither ge-
fundenen Bruchstücken (vgl. EIco Verwijt^ in den flandelingen van
de Maatschap. der nederlandschen Letterkunde 1871, S. 101, und
Regel, Zeitschr. f. deutsche Pilol. 13, 224) passen die unsrigen nicht.
Die in der Einleitung S. 6 von F. v. Hellwalds, M. de Vries' und
E. Verwijs' Ausgabe des Spiegel historiael, TIküI 2, 1879, erwähnten
Bruchstücke konnte ich, da mir diese Bücher nicht zugänglich waren,
in dieser Beziehung leider nicht vergleichen.
Die auf unseren beiden Blättern enthaltenen Stücke entsprechen
den folgenden Abschnitten der Ausgabe von de Vries: Blatt 1
= Boek III, Cap. 1, V. 49. — Cap. 2, V. 129. Blatt 2 = Boek IV,
Cap. 2, V. 44. — Cap. 5, V. 4. Wir lassen nun die Varianten der
Basler Handschrift gegenüber dem von de Vries abgedruckten Text
folgen, wobei wir indessen von allen rein graphischen Abweichungen
absehen.
B. III, C. 1, V. 49 Alse] alsoe als\ heren Crishis] here ihc. —
V. 50 die ewantjelie] dewangelie; makef] doet. — V. 51 dat is] es. —
V. 52 oße] ochfe. — V. 53 die fehlt. — V. 55 alreoverste] talderoverst.
— V. 57 na hare] al her. — V, 58 hare fehlt, — V. 59 kern] hen. —
V. 60 hären] hare. — V. 61 en fehlt. — V. 62 des anders daghes] tsander-
daechs. — V. 67 daer fehlt. — V. G8 behaut] hout\ tbioef] dbloet. —
V. 70 datmeni] datment hem. — V. 71 altoos] altoes gode. — V. 72 gode
fehlt; in] met. — V. 73 overste] hoechste. — V. 75 sijn] sine. — V. 79
in fehlt. — V. 80 ons] u. — V. 88 macht gheschien] mach dn gescien.
— V. 91 dattie] dat. — V. 92 daer] dan; äo fehlt. — V. 93 oorbuei-]
orbore. — V. 96 aenscouwen] scouicen. — V. 97 al over] over. — V. 100
so fehlt. — V. 101 alse\ als. — V. 102 so] dies. — V. 103 Gi en seit
sjyreken. — V. 104 seghenen] sechenen. — V. 106 moes] w; mede] met.
— V. 107 die arm/-] d<terme. — V. 109 dien] die. — V. 111 sterven]
Htorven. — V. 112 die fehlt. — V. 113 of ghinder] oft eider. — V. 120
die fehlt. — V. 121 daer] daer u. — V. 123 des avonfs] dsavens. —
V. 124 alse] als: rüsten] raden. — V. 125 enich] u. — V. 126 .sw^i
loven] loven seit. — V. 127 ooc fehlt; uive] u. — V. 128 ooc fehlt. —
V. 131 dat. fehlt. - V. 132 voor fehlt. — V. 133 u fehlt. — V. 134
.so fehlt; hem\ hen. — V. 135 loaut fehlt. — V. 137 is die felilt. —
V. 138 uute] id. — V. 140 Ende sechenen it te hant. — V. 144 alle
28*
412 GUST. BINZ
fehlt. — V. 145 des nacMs] snnchs: onfsprincf] onfsprint. — V. 146
Ende keert ende went. — V. 147 suldi also dicke] soe seldi. — V. 149
ofte] ochfe. — V. 151 ofte] oft. — V. 154 heteren dat siji\ beterene si.
— V. 155 ahn] als. — V. 161 spi-eect] sprect sehe; alsict] alsic. —
V. 162 hen] hen beide] dat fehlt.
Cap. 2, V. 3 maniere] manieren. — V. 4 ooc fehlt; viere] vieren. —
V. 5 of] ofte] enen fehlt. — V. 7 so fehlt. — V. 13 daer toe fehlt. —
V. 14 mit ghestadigken] ute gestaden. — V. 17 noch ooc] oec noch] doghet]
doecht. — V. 18 dat] dit; aen die joghet] one die ioecht. — V, 19 die heeft]
heeft. — V. 20 ofte] oft. — V. 21 joghet vlisheit] ioecht vlietecheit. —
V. 22 henem liare. — ^V. 23 daer] daer niet es. — V. 24 Niet en is] daer.
— V. 25 gestadich ende] gestedech. — V. 30 comen uut] dat comen van. —
V. 31 Ute gestedecheide. — V. 32 comene] comen. — V. 34 behoort]
ioebehort. — V. 36 liefgetalhede] liefgetallechede. — V. 38 sceppers] heren.
— V. 39 tbeste] beste. — V. 40 andren] anderen. — V. 43 menigherhande]
menegerande. — V. 44 hantiert] anteert. — V. 45 sulke heten] selc heeten.
— V. 46 si gadren] dat si gaderen. — V. 48 die comen] dat comt. —
V. 50 des lant.'ü] tslans. — V, 51 hem fehlt. — V. 52 ghevet] geefi. —
V. 56 sijn] sine; xoel fehlt. — V. 57 bedectelijc can\ bedecteleke. — V. 59
is] sijn. — V. 62 dat hi altoe brinct met liste. — V. 64 een scalke^ ene.
— V. 67 dits] dats. — V. 68 ofte] oft. — V. 69 dat duncket] dunct.
— V. 73 ander] andere] ghi] gi loel. — V. 74 scaemt] scamen] sijnre
valscheit] hare quaetheit. — V. 76 voort toghen] vertogen. — V. 77 die]
toie dat. — V. 78 die] den. — V. 79 Dat sire hem en] Wet dat sier
hem. — V. 83 omme] oni. — V. 84 hovesch] hoefsch] verstandet] ver-
stendel. — V. 85 icijslijc] ende loijsleec. — V. 89 ende fehlt. — V. 90
ejide, zinen fehlen. — V. 92 die ander] dandere. — V. 93 Tander] di
ander] voren nu] vor u. — V. 94 u] nu. — V. 95 die fehlt. — V. 96
menighe] menech] doghet] doecht. — V. 98 so] als] make] sal maken. —
V. 101 gheenrehande] geenrande. — V. 102 laten] gelaten] en can] can.
— V. 103 dat.s] dits. — V. 104 alse] alsoe. — V. 108 dif] dat. — V. 109
tander] dandtr. — V. 110 uut] ute. — V. 111 grote] groet. — V. 112
doet] dnerti^)] .nnen] hären. — V. 113 aSi doet scemelen man hliven. —
V. 114 liem fehlt. — V. 115 Alsmen] alsoe men. — V. 118 ooc fehlt.
— V. 121 metter coenheif] metten eoenen] laiit] dlant. — V. 124 herde
fehlt. — V. 126 di,s] aldus] so fehlt. - V. 127 dat] als. — V. 128
ghenaemf] genant.
B. IV. C. 2, V. 44 haers] ons. — V. 47 zal zijn] wel. — V. 49
kindreji] hindere. — V. 53 eioelijc] euwelike. — V. 54 sal mense] seien si.
— V. 57 boom] boeme. — V. 60 sal] sal niet. '■ — V. 64 Ende tfolc]
BASLER BRUCHSTÜCKE DES LEKENSPIEGELS. 413
en dat folc. — V. 65 an du'\ ter. — V. 66 de fehlt. — V. 70 zeggheu]
spreken. — V. 74 alse] also. — V. 78 all(i\ alle daer. — V. 79 oftc^
oft te ; verwinnen] verivennene. — V. 82 fghevecJit] dat gevecht. — V. 83
cume een] int gemeen. — V. 84 int ghemeeii] cume een. — V. 86 dandre\
dandere. — V. 88 alsict] alsoe i'c. — V. 92 niet rneer] nemmer. — V. 94
Toride] Torkyen. — V. 95 dander] dandere.
Cap. 3, Überschrift: ten] onder den'., honie] hoeni:, iconder] icondere.
— V. 4 drog/ien] groeten. — V. d maende] maent. — V. 7 hem] hen. —
V. 9 ghemeenlijc] gemeynlyke. — V. 10 sal hem] dat sal hen. — V. 11
miraclen] miracle. — V. 14 alsic] ict; ghescreven] bescreven. — V. 16
vadre algader] vadere allegader. — V. 18 toe sal] sal toe. — V. 19 opiie]
op die. — V. 20 tsacramenf] sacrament. — V. 21 hare] haer. — V. 24
u] es. — V. 25 vrnechde] vreude. — V. 26 heidene] heiden. — V. 27
Dat niet geloeft en hadde ciaer. — V. 30 salich] salechleec. — V. 31
lüde] hi dien. — V. 32 salighe] heylege. — V. 33 dattif^] dat die. —
V. 34 Van der doet verres scone. — V. 35 ghedane] danen. — V. 39
hare] siju. — V. 42 icondre] loondere. — V. 48 te desen] tesen\ home so]
hoem. — V. 50 noch] no. — V. 52 fallen] in allen. — V. 57 soous
felilt; stat] stat te. — V. 62 Nid)iene] Nuhien. — V. 64 aen Gode ghe-
lovich] oiigelovech. — V. 67 hem] hen. — V. 68 daer] dun. — V. 69
ghesconßert] gescofiert. — V. 70 daer omme] dan soe. — V. 73 dat sor-
coers] dsorcoers. — V. 74 jeglten] niete te verwarne. — V. 80 aen dit]
ane dat. — V. 83 dats] dat. — V. 84 dan] danen. — V. 85 kindre]
hindere?!. — V. 86 fehlt.
C. 4. Überschrift: in] te; daer selten u. s. w.] niaken. — V. 7
die7i] den. — V. 9 tlant] dlant. — V. 10 optie] op die. — V. 11 dat
fehlt. — V. 13 si loorden] werden. — V. 18 daer] weder. — V. 25 als
sijt al] ulsi. — V. 26 en fehlt. — V. 27 erghent] iegerinc. — V. 29
hare] haer. — V. 38 inet trouwen] en trouive; gansen] gestaden. — V. 44
sterc] goet. — V. 46 opteii andren] op den anderen. — V. 48 Bi dien]
hi di. — V. 51 vele fehlt. — V. 58 icille] zvelde geven. — V. 59 stille]
alstille. — V. 60 hevelen] geven. — V. 62 luien] ivie; duttic] dat, die. —
V. 63 onffa] ontfaen sal\ dierre] der. — V. 65 desen] deser. — V. 72
al fehlt; tveseu] sijn. — V. 73 vernomen] hören noemen. — V. 74 heer-
scapie] heerscap. — V. 76 Latine] Latinen. — V. 77 uten] uut. —
V. 78 alse] als; ntoghet] macht seggen. — V. 79 seit] segt. — V. 82
des duvels] stuvel] heeten] sijn geheten. — V. 84 ivondre] wundere. —
V. 85 stede] dade. — V. 86 vele] ende vele] so fehlt. — V. 88 Selen
siecht iverden temale. — V. 89 siecht fehlt; zwaer^re] claerre. — V. 92
hier] hie; is] teert. — V. 94 antekerst] antkerst. — V. 95 des duvels
414 1^- HI'liENGEK
iue7-ke7t] den duvd sal werken. — V. 96 sal doen fehlt. — V. 98 worden\
werden.
C. 5. Überschrift: heslofen] bestotene; uut\ ute\ comen suUen^ seien
comen\ ende die] entie. — V. 1 Mechodosius] Dothododrius. — V. 2
yods] (jode.
Die Vergleichung mit den anderen Handschriften läßt uns er-
kennen, daß unsere Basler Bruchstücke mit dena von de Vries hoch-
geschätzten Texte der Handschrift H ziemlich nahe verwandt sind;
wir dürfen darum auch diesen Fragmenten, obgleich sie an manchen
Fehlein und Verunstaltungen leiden, eine nicht zu tibersehende Be-
deutung für die Herstellung der ursprünglichen Fassung des Gedichtes
beimessen.
BASEL. GUSTAV BIxNZ.
ZU ALBERS TNUGDALUS.
V. 913 flf. (Hahn 51, 64) lauten in Wagners Ausgabe:
da icären die verschaffen
leien unde jjfajfen
da wären die bescherten;
die selben schar merten
riter unde gebüren,
St. bescherten hat die Hs. hicherten. Ersteres ist eine Conjectur von
Heinzel, zu Heinrich von Melk I, 27 (S. 105 f.) , der besclura durch
'verachten, verschmähen" erklärt. Gegen diese Vermuthung spricht
aber schon der unreine Reim bescherten : merten, zu dem sich im
ganzen Gedichte keine Analogie findet. Im Mittelenglischen (s. Strat-
manns Dictionary, 2. Ausg. von H. Bradley, S. 56) findet sich häufig
bicJternn (ags. hccerran) mit dem Part. Praet. bieherd {bichoirred) in
der Bedeutung von Verführen, betrügen'. Da auch im Althochdeutschen
becheren in dieser Bedeutung erscheint, so wird mit der Hs. da tvären
die bicherten 'da waren die (vom Teufel) Verführten' zu lesen sein.
NORTHEIM. R. SPRENGER.
ZUM MEIEK HELMBRKCHT.
480 man liset ze Rome an der phaht,
ein kint gevähe in siner jugent
nach sinem toten eine tugent.
KLEINE BEITRÄGE. 415
Über das Verhältniß der Gevatterschaft, welches im Mittelalter sehr
hoch «ijehalten und der Blutsverwandtschaft gleichgestellt wurde, vgl.
A. Lübben zu seiner Ausgabe des Zeno (Bremen 1869), V. 1260.
Daß die Eigenschaften des Pathen, besonders die sittlichen, auf den
Täufling übergehen, ist noch in Oldenburg und Thüringen Volks-
glaube. Vgl. Adolf Wuttke, Der deutsche Volksaberglaube der Gegen-
wart, 2. Bearb. Berlin 1869, §. 593. Auch im Göttingischcn sagt man
noch jetzt: Dat leint sleit nän päeu.
NOKTHEIM K. SPRENGER.
ZUR VOGELBEIZE.
In dem Beispiele „die Vogelbeize", gedruckt in Haupts Zeit-
schrift 7, 341 ff., wiederholt in Theodor Schaufflers Quellenbüchlein
zur Culturgeschichte des deutschen Mittelalters, Leipzig, K. G. Teubner,
1892, heißt es von einem "^TerzeF V. 40 ff.:
(lo ez der antvogel wa)t geioar,
vil stille ez si üfdoubte.
einen antvogel ez dar ander douhte,
also daz er gelac für tot.
Schauffler erklärt im Wörterverzeichniß douhen = betäuben, und auch
im MHD. Wh. 111, 61 findet sich die Stelle unter tonhe sw. v. 'betäube,
mache empfindungslos . Der Zusammenhang läÜt vermuthen, dali clouhte
'zerzauste' zu lesen ist.
NORTHEIM. R. SPRENGER.
ZU KONRADS VON MEGENBERG BUCH DER
NATUR.
Pfeiffers Ausgabe S. 228, Z. 9 in dem Abschnitte Von dem Wid-
hopfen: ich hän auch dick gemerkt ze Mtgenpeich, do ich ain kindel
was, daz die zwen vogel zuo enander säzen und sungen mit aim Wechsel,
der gauch vor , der ividhopf nach, und wand ich der luidhcpf loatr des
gauclies roz und daz si stcetes pei ainander ica;ren. Daß der Wiedehopf
im Frühlinge mit dem Kuckuck kommt und mit ihm wieder weggeht,
hat man auch sonst bemerkt und darauf die bekannte Verbindung
„Der Kuckuck und sein Küster" begründet, die auch in M. Claudius'
416 !'• 1^ KAINDL, ZU SIN IN GOTTFRIEDS TRISTAN V. 559.
Rheinweinliede vorkommt^). Schwierigkeit macht hier die Erklärung
von roz. Pfeiffer vermuthet ira beigegebenen Wörterbuch S. 699 ros
und verweist auf die Anmerkungen, wo jedoch nur bemerkt wird,
dal.^ neben roz sich auch die Lesarten rozz und ruff finden. Die Stelle
erklärt sich vielleicht aus dem bekannten Volksglauben, daß einige
Zugvogelarten, wie Kraniche und Störche, andere Vögel auf den
Kücken sitzen lassen und so übers Meer tragen. Daß Wiedehopf und
Kuckuck an Größe ziemlich gleich sind, würde nicht gegen diese
Erklärung sprechen, da es sich ja hier um die naive Anschauung
eines Kindes handelt. Über die Sage von den reitenden Vögeln hat
zuletzt Carus Sterne in der Berliner Täglichen Rundschau, Nr. 154,
1892, ausführlich gehandelt.
NORTH EIM. R. SPRENGER.
LURLENBERC.
Sollte dieser alte Name für die Loreley (bei Marner, MSH. 2, 251)
nicht durch das bei Stalder überlieferte Lürle =: Lerche zu erklären
sein? Bemerken will ich noch, daß das lei in Lorelei noch öfter aus
mild, le (ahd. hlSo) anstatt aus leie, lei (alts. leia) erklärt wird. So in
dem soeben erschienenen Mittelhochdeutschen Lesebuche von Dr. Gustav
Legerlotz.
NORTHEIM. K. SPRENGER.
ZU ,,SIiY' IN GOTTFRIEDS TRISTAN V. 559.
Dieses lang unerklärte „s??i" soll nach Bech, Bechstein und Gol-
ther in alter Weise neutral für jedes Geschleclit und jeden Numerus
gebraucht, sich auf die in V. 555 — 557 genannten Gegenstände be-
ziehen. Ist es nicht richtiger, dasselbe auf ,/^er vieie^^ V. 554, zu
deuten, dessen Wesen der Schatten, die Sonne etc. ausmachen (sin
10 es an engegene mach et en)"^ Dafür scheint der Umstand zu sprechen,
daß der Dichter V. 562 fortfäiirt ^des meien friiint etc."; er scheint
darnach doch offenbar bis V. 561 vom Mai und seinem Wesen zu
sprechen, um von V. 562 an von dessen Freund, dem Rasen, fortzu-
fahren.
CZERNOWITZ. R. F. KAINDL.
') Simrock, Handbuch der detitscbeu Mythologie, o. Auti., Bonn 1869, bemerkt
mit Unrecht: „Daß der Wiedehopf des Kuckucks Küster sei, ist im Volksglauben nicht
begründet."
ED. DAMKÖHLER, ZU REINKE DE VOS. 4] 7
ZU REINKE DE VOS.
Den Reiiike Vos habe ich in letzterer Zeit wiederholt gelesen
und noch eine Anzahl Stellen gefunden, die mir eine andere Deutung
zu fordern oder zuzulassen scheinen, als sie bis jetzt gefunden haben.
Meine Ansichten lege ich hier zu allgemeiner Prüfung vor.
2. Vorrede: He heioyset ok, dat men itemande ouervallen schal
hüten recht myt macht efte anderer lossheyt, unde dat men den mijssda-
dygen, de herochtet is, nochtant schal to ivorden steden unde en eschen,
dat he syk voranticerde.
herochtet wird von Lübben berüchtigt' und von Prien 'in bösen
Ruf gebracht' übersetzt, das mnd. Wtb. erklärt heruchten, herochten
'in bösen Ruf bringen, verleumden. Die Bedeutung 'in bösen Ruf
bringen' scheint mir zu allgemein, da jede Anklage in gewisser Weise
in bösen Ruf bringt; Verleumden' nicht zutreffend. Reinke wird in
der Versammlung nicht verleumdet, sondern angeklagt, s. V. 31, 33,
291, 1202. Darum wird er auch durch einen ebenbürtigen Großen
vor das königliche Gericht geladen, gerochte, gertichte ist die Anrufung
der richterlichen Hilfe, mnd. Wtb. II. 73. Ursprünglich war es wohl
das Wehgeschrei , welches nach deutschem Rechte zur Mordklage
gehörte und den Anfang derselben vor Gericht bildete, wo es eigentlich
nur die Wiederholung des Geschreies war, welches erhoben wurde,
wenn Jemand im Hause oder auf der Straße angefallen oder ermordet
war. Die Verwandten des Ermordeten traten dann gerüstet auf, zogen
dreimal die Schwerter aus der Scheide und erhoben dreimaliges Weh-
geschrei, mhd. gerüfte, gerüchte , was "^dea Mörder verschreien' hieß.
Vgl. Grimm R. A. 878 und Wieszner, Über einige deutsche Rechts-
alterthümer in Willems Gedicht van den cos Reinatrde. Beilage z.
Jahresbericht des Elisabeth- Gymnasiums zu Breslau 1891. Noch im
Mhd. werden die Übelthäter 'be.schrien. Mhd. Wtb. III, S. 214^
Auch über Reinke wird das Wehgeschrei erhoben, V. 312. Wenn
auch im Mnd. herochten , heruchten vielfach die abgeschwächte Bedeu-
tung Verleumden, in bösen Ruf bringen' hat, so scheint mir doch an
unserer Stelle die ursprüngliche Bedeutung 'beschreien, die richter-
liche Hilfe anrufen die richtige zu sein. Vgl. auch heruchtigen in der
vom mnd. Wtb. aus Slaggert citierten Stelle hehhen se vorklachtet und
heruchtigct dat kloster, wo vorklachtet und heruchtiget offenbar synonym
sind. Vgl. die Zusammenstellung von elende nnde vromde in V. 2953
und V. 4896 : he leuet ork lange nnde loert olt.
418 ED. DAMKÖHLER
V. 6. De krüile s'proten unde de blon.en,
De tüol rohen hir unde dar;
So interpungieren alle Herausg. außer Schröder. Die Worte de wol
röken vertreten ein Ptc. des Präsens 'wolilriechend' und sind in Kom-
mata zu setzen, wie Schröder gethan liat; hir unde dar gehört zu
sproten. De krude erklären die Herausg. als 'Kraut', das mnd. Wtb.
als '(grünes) Kraut'. Das wird nicht richtig sein , da vorher schon
gesagt ist, daß die Wälder und Felder mit Laub und Gras grone stau.
Was soll da Kraut neben Gras? Der Plural krüde hat meines Er-
achtens dieselbe Bedeutung, welciie der Plural krtJer noch heute am
Harze hat, nämlich 1. wohlriechende Kräuter, 2. Arzneikräuter, Auch
in V. 4881 hat krüder diese Bedeutung. Von Kraut im geraeinen
Sinne wird kein Plural gebildet. Die im mnd. Wtb. angezogenen
Beispiele scheinen meine Deutung zu bestätigen. Die Worte de wol
roken sind auf hlomen und krüde zu beziehen, hir unde dar wird von
allen durch 'überall' übersetzt. Ich will nicht unerwähnt lassen, daß
die Verbindung Mr un da in Kattenstedt a. H. und Umgegend all-
gemein üblich ist, aber nicht in der Bedeutung 'überall', sondern in
der ursprünglichen, wörtlichen 'hier und da', d. h. an einigen Stellen,
vereinzelt. Oft wird ein al "schon' hinzugefügt. Diese Bedeutung
scheint mir auch im R. V. statthaft.
V. 81 — 83. Up dat gy Reynken syn unholt,
So en is hir 7iemant, yunck noch alt,
He vruchtet Reynken meer dan yw.
In seiner Besprechung der Ausgabe des R. V. von Prien in der Zs. f.
deutsche Phil. Bd. XXI, S. 247—251 sagt Brandes über diese Stelle,
es müsse nachdrücklich hervorgehoben werden, daß Hinze weder als
Ankläger auftritt, wie Damköhler will, noch als Vertheidiger, wie
Sprenger will ; es fände sich in seinen Worten nicht die geringste
Spur irgend welcher Parteinahme nach der einen oder nach der andern
Seite. Diese Deutung widerspricht in schroffster Weise den V. 30 — 31,
wo ausdrücklich bezeugt wird, daß alle, mit alleiniger Ausnahme des
Dachses , über Reinke zu klagen hatten ; und der alten Glosse zu
Cap. III, die den Kater, Hund und Hasen als Kläger nennt; und
ebenso der jüngeren Glosse, herausg. v. H. Brandes, wo S. 17, 4
gleichfalls Kater, Hund und Hase als Kläger angeführt werden. Nach
Brandes ist der Sinn der Worte, mit denen Hinze seine Rede ein-
leitet: „In der Absicht, Reinke bei euch in Ungnade zu bringen, zeigt
alle Welt, selbst ein so dreister Dieb wie Wackerlos, größere Furcht
vor ihm als vor euch." Wenn alle Welt in der Absicht Reinke mehr
zu REINKE DE VOS. 419
fürchtet als den König, um ihn in Ungnade zu bringen, so ist die
Furcht eine absichtliche, erheuchelte. Das entspricht den wirklichen
Verhältnissen nicht, die Furcht ist eine thatsächliche. Daher kann
der 8atz up dat gy Reynken syn unholt nicht von wuchtet in V. 83
abhängig gemacht werden, wie Brandes thut. Es fehlt ein Gedanke,
etwa 'so behaupte ich'. Solche Auslassungen sind im Nd. häutig. Ich
halte daran fest, daß up dat final ist und die Anklage gegen Ileinke
einleitet , dessen Macht und Stellung zu groß und zu gefährlich für
die übrigen Thiere ist, als daß er noch länger des Königs Gunst
verdiente.
V. 841. Hehbe gy hy Rustevyle wes vorgetten?
Ik loylt em gherne laten wetten,
Dat gy hir syd, nnvorholen.
Ik gysse, gy liebhen em syu honnich ghestolen
So lesen Hoffmann, Lübben und Prien; Schröder läßt das Komma in
V. 843 fort. Ich glaube, daß hintei- syd in V. 843 ein Punkt zu
setzen und nnvorholen mit ik gysse zu verbinden ist. Reimbreclmng
kommt auch sonst im R. V. vor, z. B.
V. 1035: Wentc Reynke eyn gath hadde hroken.
Dorch de want; dyt hadde gherne toroken
Des papen sone^
V. 5897: De anxst, de my dar entsinnt^
Walde ik nicht nmi/ie ticintich punt
Noch eins anghan; tcente dar toeren
So vele der suluen leeilyken deren,
V. 6173: Den schalmen dyt hetli ouer lesen
Des morgens nochteren ; so schal le wesen
Des dages vry van aller noet.
Häufiger ist der Fall, daß der Vordersatz in der Mitte des Verses
schließt und der relative Nachsatz den Schluß desselben und den
folgenden Vers umfaßt, z. B.
V. 1057 : Komet, latet tins icedder keren
To myneme loyne, de uns myt cren
Wert entfangen.
V. 974. Dar van xoyl ik syn yuwe werd
Dessen anent, er ivy uns scheyden.
Von Allen wird sik scheyden durch 'sich trennen' übersetzt. Das ist
richtig, aber unklar. Es hätte bemerkt werden müssen, daß hier nur
die Trennung vor dem sich zur Ruhe Begeben gemeint ist, da Hinze
bei Reynke übernachten soll.
420 ED. DAMKÖHLER
V. 1719. Jawe unJaet wert yw nu vorgolden,
Wo (ly Jen vrede hehlen ylieholhn,
Den ik fjhebot mide hehhen qhesww'en.
Schröder erklärt V. 1721 'hehhen =z hehhe en, nämlich den vrede".
Sollte der Köm'f^ den Frieden ge- oder beschworen haben? Man sollte
meinen, dalJ die Unterthanen den Frieden, welchen der König gebot,
beschworen hätten. Dann wäre hebhen = gy hehhen, wie es auch
HofFmann offenbar faßt, der nach ghebot ein Komma setzt.
V, 17;33. „Gnedighe here^\ sprach Reynke, „loat schadet my datte,
Eft Brunen noch llodich in syne lüatte?
Wor um nie loas he so vormeten
Unde loolde Rustevylen syn honnich ethen,
Unde em de hur lasier an deden?
^o interpungicren Lübben, Schröder, Prien; Hoffmann setzt hinter
V. 1786 ein Fragezeichen. Danach wäre V. 17o7 von ivor umme in
V. 1735 abhängig, es liegt aber auf der Hand, daß er von eft in
V. 1734 abhängt. V. 1735/36 sind daher einzuklammern.
V. 2371. Myn here schal yw laten leiten
Unde yw vruntliken vorgheuen
Alto malen synen ouelen mod.
Alle Herausg. übersetzen vorgheuen mit Vergeben'. Der König kann
Reinke doch nur dessen Vergehen vergeben, nicht seinen eigenen
Unrauth. Daher vermuthete ich, daß vorgheuen den Sinn von 'auf-
geben, fahren lassen habe oder synen ouelen mod =■ Grund, Veran-
lassung zu seinem Unwillen sei, vgl, V. 2377:
In dem dat my de konmjck nu
Dyt vast louen loyl vor yw,
Dat ik mach hehhen syne hiilde,
Unde alle myne hroke unde scMilde,
Ok allen ummod my icylle vorgheumi.
Doch theilt mir Herr Prof. Behaghel mit, daß offenbar in V. 2373
juwen ouelen mod zu lesen sei, wodurch erst V. 2381 einen Sinn ge-
winnt.
V. 2856. J)e konninck lieft uns (danck hehhe he!)
Lampen ghegeuen in rechter soen^
In seiner Besprechung von Priens Ausgabe des R. V. a. a. O. hebt
Brandes anerkennend hervor, daß Prien die Parenthesen mehr beaclitet
habe als Lübben. Doch scheint mir Prien des Guten zu viel gethan
zu haben. Die Worte danck hehhe he entsprechen unserem 'gottlob!
Gott sei Dank!' Aber wer würde solche Ausrufe einklammern? Auch
zu REINKE DE VOS. 421
für die Parenthese in V. 8921/22 liegt kein zwingender Grund vor.
Die Satzverbindung im R. V. ist oft eine lose. Hinter V. 3920 und
3922 könnte sehr wolil ein Punkt oder Semikolon stehen, wie in
Lübbens Ausgabe zu lesen ist.
V. 3853. Ick scholde do vele myt en credencien?
Des hadde ik do nene groie conciencien.
conciencien fasse ich in der Bedeutung 'Neigung, Lust'. Zwar kann
ich diese Bedeutung nicht weiter belegen, aber es ist bekannt, wie
wenigstens heutzutage gerade Fremdwörter eine andere Bedeutung
annehmen.
V, 4737. /Seet, here, dyt ordel duckte yw gud,
Unde och yuioeme rade, de hy yw stod.
Eeynke wart do ghepryset sere.
De man ivart quyd unde danckede yw sere.
Reynke is secr kloek van synne,
Dyt sidfste sprack ock de konnygynne.
8e spreken, dat Ysegrim unde Brun
Weren gud vor eyn scliampelun.
Men vruchtet se heyde na unde verne,
'SWt V. 4737 redet die Affin den König 'an, ihre Rede reicht bis
V. 4741 incl. Hinter van synne ist daher ein Punkt zu setzen, und
die Anführungshäkchen, die in V. 4578 gesetzt sind, sind hier zu
schließen. Hinter V. 4744 ist ein Colon erforderlich. Mit V. 4745
beginnt die directe Rede der Königin und der Affin und reicht bis
V. 4773. Im Anfange von V. 4745 fehlen die Anführungshäkclien,
die V. 4773 geschlossen sind.
V. 6356 ff. interpungiere ich also:
Umme dyt sprack Reynke: „ya so schoJdet ivesen!^
De Wulff vortzngede in syneme mod,
Do he sus sach syn eghene hlod
Unde dat he eyn oghe hadde verlorn,
He wart rasende van grotcme torn,
Zu den T h i e r n a m o n.
Über die Thiernamen im R. V. hat Lübben gehandelt im Pro-
gramm, Oldenburg 1SG3. Auf Seite 48 möchte Lübben den Namen
Wackerlos für eine Art imperativischer Bildung nehmen und ihn :
„Wacker (drauf) los!" deuten, wie auch analog gesagt wird „lustig
los! munter los!" Da die Länge des o in Wackerlos nicht feststeht
— der Reim gestattet keinen sichern Schluß — so wird dadurch jene
imperativische Bildung, die an sich schon nicht ohne Bedciiken ist»
422 ED. DAMKÖHLER, ZU REINKE DE VOS.
ohne Weiteres in Frage gestellt. Ich versuche daher eine andere
Deutung, gegen die sprachlich nichts einzuwenden sein dürfte. Das
o in Wackerlos halte ich für kurz; los ist der Lurhs. Als Familien-
name kommt Los noch heute in Blankenburg a. H. vor. tvncker heißt
Vier wach ist, nicht schläft, munter, agilis", mnd. Wtb. V, 571. Den
Familiennamen Wackerhahn kenne ich aus Alsleben. Wie auf den
Hahn, so paßt ivacker auch auf den Luchs, von dem Tschudi sagt:
„Auge und Ohr in schärfster Spannung liegt er Tage lang auf dem
gleichen Fleck und scheint mit halb gesenkten Lidern zu schlafen,
wenn seine verrätherische Wachsamkeit am größten ist. Er ist nicht
so kräftig wie der Biir, aber scharfsinniger, aufmerksamer." Daß ein
Kläffer diesen Namen trägt, hat nichts Auffälliges.
Des Raben Sohn heißt qunckeler. Hoffmann übersetzt 'Schwätzer',
ebenso Lübben „wegen des beständigen Geschreies , das die Raben
auszustoßen pflegen." Progr. S, 44 und in seiner Ausg. des R. V.
S. 340: ^quackeler d. i. der immer quaekt, Schwätzer." Schröder
übersetzt 'Haderer, Zänker'. Mnd. Wtb. HI, 394: ^quackelcn, schwatzen,
krächzen; quackelte, unnützes Geschwätz. Das Wort ist wohl eigentlich
quattelie zu lesen; quattelen ist das noch jetzt übliche Wort für:
schwatzen, unnützes Gerede führen, faseln (zu alts. quedan). Die
Sigle ck steht häufig in Handschriften und wird vielfach für doppeltes
k gelesen, während es ein doppeltes t bezeichnet, qiiackden bedeutet :
etwas anfangen, aber nicht ausführen oder fertig machen; quackeler
ein Mensch , der solches thut (Strodtm.). Das Br. Wtb. setzt mit
Recht qnackelen = icackelen, es hat aber darin Unrecht, daß es be-
hauptet, es sei nur noch in Gebrauch in der uneigentlichen Bedeu-
tung: unbedachtsame Worte reden, die man nicht halten kann; es
heißt vielmehr: unbeständig, wankelmüthig sein, anfangen und nicht
vollenden, bald so bald anders sein (z. B vom Wetter, von der Ge-
sundheit" etc.). Daß quackelte und quackelen für quattelie und quattelen
stehen soll, ist mir unwahrscheinlich .schon aus dem Grunde, weil
jene beiden ersten Worte heute allgemein verbreitet sind, die letzteren
jedoch nicht. Am Harz, wenigstens in Kattenstedt und Umgegend,
sind sie unbekannt; auch Schambach hat sie nicht. Daß quackelen =
v-ackelen sei, will mir vorläufig auch noch nicht recht einleuchten. In
der Kattenstedter Mundart sind zu unterscheiden kioäken, kiü'dkcn {e =
franz. <?), kn-acken. kwacken ist ein schallnachahmondes Wort und be-
zeichnet den hellen Ton oder Schall, den ein Gegenstand, welcher
auf die Erde oder gegen einen anderen festen Gegenstand wie Mauer
oder Stein geworfen wird, verursacht — Kinder und Hasen kio'dken;
H. REIS, MISCHUNGEN VON SCHRIFTSPRACHE UND MUNDART etc. 423
Frösche und Raben Javdken. Javeken ist mit Umlaut vom Stamme
kwäk (oder kwak?) gebildet. Wenn zu kwäken ein Verbum frequent.
gebildet wird, tritt Vocaivcrkürzung ein, d. h. aus kwäken wird
kwackelen. Ein qiiackeler ist also einer, der oft quäkt. Das thun be-
kanntlich die jungen Raben, ehe sie gelernt haben, sich selbst zur
Genüge Nahrung zu verschaffen, quackeler bedeutet demnach Quäker,
Schreier, Krächzer. Auf Menschen übertragen wird quackden urspr.
'viel und undeutlich, vieles durcheinander reden' bedeutet haben. Vgl.
mnd. quaken. Daraus konnte sich einerseits 'unnützes Geschwätz
machen', andererseits 'wankelmüthig sein' entwickeln. Was qiiaitden
anbetrifft, so ist es auffällig, daß neben mnd, kod{d)eren (zu alts.
qucdan) ein quattelic bestanden haben soll. Der Mutenwechsel im
Niederdeutschen ist bekannt, und so möchte ich qnattelen = quackelen
= frequent. zu kwäken setzen. Wenn im Mnd. neben quaken auch
quacken vorkommt, so ist dies nur eine graphische Virschiedenheit
ohne Bedeutung.
HLANKENBURG a. IT. ED. DAMKÖHLER.
MISCHUNGEN VON SCHRIFTSPRACHE UND
MUNDART IN RHEINH ESSEN.
Schriftsprache und Mundart beeinflußen sich bekanntlich dort
am meisten, wo die Mundart von der Schriftsprache iiicht sehr ver-
schieden ist, also in den mitteldeutschen Gegenden. Es entsteht da
eine Sprache, die in einigen Lauten, besonders Vocnlen, der Schrift-
sprache folgt, auch im Wortscliatze derselben vielfach nachgegeben
hat, die aber im Allgemeinen das Gepräge der betreffenden Mundart
beibehalten hat und deutlich noch erkennen läßt. Viele Kreise der
Mainzer Bevölkerung haben die lautgesetzlichen Vocale ä für mhd. e?*,
a für mhd. oit u. a. preisgegeben und das schriftsprachliche ai und an
dafür aufgenommen; dagegen blieb das mundartliche ai für mhd. iu,
i für mhd. ü oder iie, e für mhd. ö\ denn die Laute e//_, il, ö, welche
der Schriftsprache gemäß angewendet werden müßten, sind der Mund-
art durchaus fremd; es stehen ihnen pliysische Schwierigkeiten ent-
gegen, während a und ai in vielen Worten lautgesetzlich vorhanden
sind. Man sagt also wohl hai (mhd. hein) für das mundartliche bü,
nai für nä, mich für aach (mhd. ouch) , aber Iiaif (mhd. laute), iwiver
424 H. REIS
(mhd. über) , ja Fjemdwörter wie Zeus, Aeneas werden Zais, Eneas
gesprochen.
Anders verhält es sich mit dem Consonantismus. Obwohl z. B.
p (Aspirata) im Anlaut der Worte in der Mundart oft genug sich findet
— es entspricht dem mhd. p/t — , gebraucht man es bei dieser Zwi-
schenstufe nicht für manche Wörter, die schriftsprachHch 2? verlangen,
sondern behält b bei; z. B. burzele (mundartlich borzele, nhd. purzeln),
binsel (mhd. pinseT), bnmbe (rahd. pumpen). Auch sagt man zwar tante^
lasse, thee, dagegen deil und dag. Physische Hindernisse standen hier
der Schriftsprache nicht entgegen; doch springt der Unterschied von
der Mundart nicht so sehr in die Augen, wie bei äner (einer) und
aach (ouch), wurde kaum beachtet und konnte daher keine Verände-
rung der Aussprache bewirken. Dies gilt für den Consonantismus in
weit höherem Maße als für den Vocalismus. Nur in Einem Falle hat
diese Zwischenstufe zwischen Mundart und Schriftsprache auch bei
einem Consonanten eine Änderung der Mundart aufzuweisen; es
betriflft die Entwicklung von g.
In der IMainzer Mundart entspricht dem mhd. g im Anlaut durch-
weg der Verschlußlaut, im Auslaut die Spirans, = ch\ im Inlaut ist
es nach r zu j geworden, sonst ausgefallen. Eine Annäherung an die
Schriftsprache wurde zuerst dadurch erzielt, daß an die Stelle des /
und des ausgefallenen mhd. g die Spirans trat; für kriehe sagte man
nun kricJiP,, für laihe sagte man liehe, leche für lehe, kricht für krielit
ü. ä. Bald aber nahm dieser Reibelaut eine eigenthümliche Entwick-
lung zu sch\ die eigentliche Mundart blieb hiervon unberührt, es
betrifft nur die Zwischenstufe zwischen ihr und der Schriftsprache.
Beim Lesen in der Schule kamen Wörter vor, die in der Mund-
art das g verloren hatten; in Hessen lehrte man hierfür nicht den
Verschlußlaut, sondern den Reibelaut, wohl deshalb, weil einige dieser
Wörter mit anderen Wörtern stammverwandt waren, in denen g im
Auslaut war und als Reibelaut gesprochen wurde. Im Gegensatz zur
]\Iundart mußte man auf eine deutliche Aussprache des g halten, und
indem dieser Laut mit voller Kraft, d. h. mit vollen Backen ge-
sprochen wurde, konnte leicht ein seh entstehen. Dies wurde zunächst
vom Lehrer verbessert und war ohne Dauer. Erst seit dem Ende der
Fünfziger Jahre wurde das seh immer häufiger; immer mehr war abei-
in der Schule darauf gedrungen worden, möglichst reines Schrift-
deutsch zu gebrauchen. Beide Erscheinungen sind gleichsam entgegen-
gesetzt, trotzdem ist jene durch diese verursacht. Das seh für g war
eine hyperhochdeutsche Reaction gegen den vollständigen Ausfall von
MISCHUNGEN VON SCHRIFTSPRACHE U. MUNDART IN RHEINHESSEN. 425
g und gegen den Gebrauch von j für g. Bald drang seh auch in die
stammverwandten Worte ein, in denen die Mundart den Reibelaut im
Ausgang hatte. Man sagte also leschte (legte), lüschner (Lügner),
lüschen (lügen), seschnen (segnen), sorschen (sorgen), gute masche (guten
Morgen) ; dies war lange Zeit hindurch ein gebräuchlicher Gruß (in
der Mundart ist der Gruß gut Zeit) ; hürscher (Bürger) und die stamm-
verwandten harsch (Burg), bersch (Berg), Heidelhersch. Wie ferner beim
Schreiben oft eine Ungewißheit sich einstellt, ob ^, ch, seh zu ge-
brauchen ist, und besonders bei den Endungen lieh, ig, isch, so auch
beim Sprechen , zumal wenn die Worte in der Mundart nicht vor-
kamen und wie die einer fremden Sprache neu gelernt werden mußten.
Es trat so eine Unsicherheit ein im Gebrauche des starken und schwa-
chen Zischlautes; doch seh schien zu überwiegen, es wurde für g im
Inlaut und im Auslaut fast allgemein gebraucht.
Ahnliches fand bei ch statt; auch dieser Laut wurde nach r
zu jf, z.B. horje (horchen), lerje (Lerchen). Auch hier sagte mau daher
bald horschen und lerschen. Die allgemeine Unsicherheit brachte auch
hier seh neben ch, denn ch und g sollten im Inlaut und Auslaut voll-
ständig gleich gesprochen werden; man sagte bald Kirsche (Ecclesia,
mundartlich Kerch) , Sischel (Sichel), siseher (sicher), dursch (durch)
u. s. w. Für g und ch wurde also seh vielfach gebraucht.
Da erhob sich aber bei vielen älteren richtig sprechenden Vätern
und Lehrern eine kräftige Gegenwirkung. Man machte die Jugend auf
das „Häßliche" des seh und auf das „Feine" des ch aufmerksam, und
diese Belehrungen hatten guten Erfolg. Seit den Siebziger Jahren ist
das seh immer mehr geschwunden, nur hie und da spukt es noch.
Aber freilich das Verschwinden des seh war allzu gründlich; denn es
verschwand selbst da, wo die Schriftsprache es noch verlangte, und
wo es hin und wider spukte, wünschte es die Schriftsprache durchaus
nicht. In Concerten und in Kirchen in Mainz kann man heilische, selische
noch hören; aber es heißt jetzt meistens chreien, chleichen, französich ,
spanieh, fleich (mundartlich fläsch). Jetzt wirkt die Schule auch dieser
Unsitte entgegen; mit welchem Erfolg, wird die Zukunft lehren.
DARMSTADT. H. REIS.
GERMANIA. Nene Reihe XXV. (XXXVII.) Jahrg. 29
426
KARL HARTMANN
VOLKSRATHSEL.
1.
Hinter unserm Hause
Pflügt Vetter Krause
Ohne Pflug und ohne Pferd;
Ist das wohl der Mühe werth?
Der Mull d. i. der Maulwurf.
(S. auch 37.)
Hinter unserm Hause
Gräbt Vetter Krause
Ohne Schipp' und ohne Spaten.
Wer kann mir das Räthsel rathen?
Der Maulwurf.
Wer geht vorquere in die Kirche?
Das Kind bei der Taufe.
4.
Zwei Köpfe und zwei Arme.
Sechs Beine und zehn Zehen.
Auf vieren nur zu gehen.
Pferd und Reiter.
5.
Ein Mensch, der tief begraben liegt
und mit dem Sarg rumlief.
Er aß nicht und trank nicht,
er war weder im Himmel noch auf
Erden ;
Drum könnt er nicht gefunden werden.
Jonas.
6.
Gekocht wirds und gebraten auch ;
Aber nicht gegessen.
Der Wurstspeiler.
Wann ist der Müller ohne Kopf in
der Mühle?
Antw. : Wenn er zum Fenster hinaus-
sieht.
Es kommt ein Mann von Tippen-
Tappen,
Er hat einen Rock von bunten Lappen
Und dazu einen rothen Bart —
Rathe, was ist das für Art?
Der Hahn.
Ich ging einmal ins Schilf,
Da mir Gott hilf,
Da fand ich ein klein Meisterstück,
Das war ein' kleinen Finger dick.
Da macht ich zwei Mühlen ') und
zwei Speckseiten draus,
Ein Spitzchen und ein Pfaffenmützchen
blieb übrig.
Die Eichel.
10.
Es hängt an der Wand
Und hat den Bauch '^) verbrannt?
Der Kessel.
11.
Schwarz rein, roth raus
Der Krebs (in dem Topf).
12.
OflPne Fenster hat mein Haus,
Doch ich kann nicht heraus.
Weil ich bin ein Musikus,
Ich gefangen sitzen muß.
Vogel im Bauer.
•) Mulden.
») Auch A.
VOLKSRÄTHSEL.
427
13.
Viere fangen,
Zehne langen,
Hölzerne schnapp auf!
Kuheuter, Hände und Gelte.
14.
Unten Haare, oben Haare,
Daß mir Gott mein Loch bewahre.
Das Auge.
ir.
Loch auf Loch, Haare ums Loch,
Drinnen gehts lustig zu.
Trompete.
15.
Unter meine Beene
Hab ich eine kleine Helene,
Damit ich verdienen kann
Zucker, Rosinen und Mandelkern
Und auch eine Kanne Wein,
Dann gehört die kleene Melene doch
noch mein.
Das Spinnrad.
16.
Weißer Acker, schwarz besäet,
Rathe, was da droben stehet.
Das Papier und Schrift.
17.
Was ist grüner als Gras?
Heuschrecke.
18.
Zwölf junge Frauen haschen sich,
Und eine kriegt die andre nicht.
Die Speichen am Rade.
18".
Zwölf Jungfern liegen im Bette und
liegt doch keine am Rande.
Wagenrad.
') Heim.
19.
Vier Jungfern haschen sich.
Und eine kriegt die andre nicht.
Die Windmühlenflügel.
Loch bei Loch,
's hält doch.
20.
21.
Die Kette.
's fällt in den Brunnen und plumpst
nicht.
Die Sonne.
22.
Weine nicht, weine nicht,
Du betrübte Seele.
Ich stecke dich in 'n Henkeltopp
Und nehme dich mit heeme ').
Der Fisch.
23.
Fünf Brüder zu gleicher Zeit geboren,
Zwei mit dem Bart, zwei ohne Bart,
Und einer halb geschoren.
Die Rosenknospe.
24.
's happelt auf dem Boden 'rum
Und hat ein' grauen Kittel um.
Die Ratte.
25.
Unse dicke dumme
Geht im Finstem umme
Ohne Stock und ohne Licht,
Unse dicke dumme fercbt sich nicht.
Die Windmühle.
26.
's geht zum Thore 'naus,
Hat die Hörner hinten 'raus.
Der Pflug.
29*
428
KARL HARTMANN
27.
Es liegt im Brunnen.
Zehn Pferde ziehn's nicht 'raus.
Der sich aufwickelnde Zwirnknaul.
28.
Langer Vater, lange Mutter,
Viele, viele Kinder.
Die Leiter und die Sprossen.
29.
Warum guckt sich der Hahn um, wenn
der Jäger schießt.
Weil er hinten keine Augen hat.
30.
Ein Soldat muß Schildwach steh'n,
Er hat keine Füße und muß doch steh'n,
Er hat keine Hände und muß doch
schlagen,
Wer kann mir das Räthsel sagen?
Die Uhr.
31.
Hickel-Hackel ^) oben hang,
Hickel-Hackel 'runter sprang,
Kam das alte Vierbeen ''),
Huckte Hickel-Hackel heem.
32.
Es frißt und wird nicht voll.
Das Feuer.
33.
Warum läuft der Hase über den Berg?
Wenn unten eine Höhle
durchginge, dann . . .
34.
Eins, zwei, drei,
Bunge, bange mei,
Bunge, bange, Bummelstiel,
Sitzt das Mandel auf der Mühl,
Hat ein steifes Hütchen auf,
Vögel machen immer drauf.
•) Eichel.
') Schwein.
35.
Es läuft und wird nicht matt.
Das Wasser.
36.
Es lebet nicht und zappelt doch.
Der Hampelmann.
37.
Hinter uns'rer Scheune
Gräbt Vetter Heine
Ohne Schipp und ohne Spaten.
Wer kann mir das Räthsel rathen?
Der Maulwurf.
38.
's ging a Männichen ebber de Brücken,
Hodde a Säckchen ufF'n Rücken.
Un hodde drinne Sich-Sich (Sieh-Sieh)
Und Stich-Stich und weiß gewaschen
ohne Seefe.
Ein Spiegel, Nähnadeln und Eier.
3Ö.
Oben hängt's.
Unten denkt's,
Ach hätt' ich dich in meinem Maul.
Katze, Wurst.
40.
Es fällt vom Dache,
's kann's keiner wieder machen.
Eisstange.
41.
Ich will dich pumperneilen,
Bis dir der Bauch thut schwellen.
Teig (Sauerteig).
42.
's hängt an der Wand,
Gibt Jedem die Hand.
Handtuch.
(S. auch Nr. 10.)
VOLKSRÄTHSEL.
429
43.
Es hängt an der Wand,
Sieht aus wie Perl und Band.
Reibeisen.
44.
's steht aufm Acker,
Hält sich wacker,
Hat viele Häute,
Beißt alle Leute.
Zwiebel.
45.
's hängt unterm Dache,
Hat Zähne wie ein Drache.
Harke (Rechen).
46.
's ist kleiner als ein Mauseloch,
Hat mehr Fenster als ein Fürstenschloß.
Der Fingerhut.
47.
Im Magdeburger DomeJ
Da steht 'ne schöne Blume,
Und wer die Blume haben will,
Der muß den ganzen Dom zerbrechen.
Das Ei.
48.
Hinter uns'rer Scheune,
Steht ein Baum krausch (?)
Da ist ein Loch dabei.
Da machen uns're kleinen Hühner
(Thiere) 'nein,
Da titschen wir unser Brot d'rin ein.
Bienenhaus.
49.
Es kamen Fünf gegangen.
Die nahmen mich gefangen.
Die brachten mich nach Murkelstadt,
Von Murkelstadt nach Nagelstadt
Und da ward ich gericht'.
Der Floh.
50.
Durch unser Thor, da ging ein Thier,
Das hatte zwei Beine und vier,
und zum großen üngelücke,
Hatte es auch noch einen A . . auf n
Rücken.
Pferd und Reiter.
51.
Ein Vögelein von Elfenbein
Verzehrt dem Müller den Mühlenstein,
Dem Bauer das Roß,
Dem Junker das Schloß.
Dem Schneider die Scheer',
Dies Räthsel ist nicht schwer.
Der W^ürfel.
52.
Es kommt vom Leben,
Und hat kein Leben und hat doch
Fleisch und Blut in sich.
Die Rothwurst.
53.
Ein Schaft und ein Rohr
Und ein Schloß liegt davor.
Das Gewehr.
54.
's brennt nicht und doch brennt's.
Die Brennessel.
55.
Es kommt von England nach Trommlitz,
Von Trommlitz nach Mühlitz, von
Mühlitz nach Leipzig.
Die Kaffeebohne.
56.
Hinter unserer Scheune,
Da stehen zwei Steile.
Auf den Steilen steht ein Kasten,
Auf dem Kasten steht ein Greifer.
Auf dem Greifer steht ein Plapper,
Auf dem Plapper steht ein Riecher,
Auf dem Riecher steht ein Kieker
(Gucker),
Auf dem Kieker steht ein Busch,
Da geht dem Herrn sein Vieh druf.
Der Mensch.
430
KARL HARTMANN
57.
Auf zwei Stöcken steht^ein Kasten,
Auf dem Kasten ein Schnepper,
Auf dem Schnepper ein Schnieber,
Auf dem Schnieber ein Berg,
Auf dem Berg ist Werg.
Der Mensch.
58.
Eine Mühle hatte vier Ecken, in jeder
Ecke standen vier Mehlsäcke, auf
jedem Sacke saßen vier Katzen,
jede Katze hatte vier junge Katzen,
jede Katze hatte vier Füße und
dem Müller seine zwei Füße dazu;
wie viel Füße sind das?
Zwei; denn die Katzen haben Pfoten.
59.
Blitzeblank, Holz dermang.
Das Fenster.
60.
Es kommt ein Mann von Aken *),
Der hat ein' langen Haken.
Er wollte die ganze Welt bedecken,
Über die Elbe konnte er doch nicht
recken.
Der Schnee.
61.
Du Lange, du Krumme, wo kommst
du denn her?
Du Abgeschorne, was hast du danach
zu fragen ?
Ich bin nicht so abgeschoren,
Wie dir dein After ist zugefroren.
Bach und Wiese.
62.
(Vexirräthsel.)
Ittmich und Trittmich gingen in ein
Haus,
Ittmich blieb drin, und wer kam i'aus?
Antw.: Trittmich. (Der Löser erhält,
wozu er ja durch die Antwort
auffordert, einen Fußtritt.)
63.
Jemand und Niemand bauten sich ein
Haus.
Jemand ging vorne 'raus.
Niemand ging hinten 'raus.
Wer blieb drin?
Und.
64.
Kaiser Carolus hatte einen Hund,
Sein Hund war kunterbunt,
Wie hieß sein Hund.
Wie.
G5.
Klimpennaun und Klappermann
Bauten sich ein Haus etc.
(S. Nr. 63.)
66.
Klimpermann und Klappermann
Gingen alle beid' den Berg hinan.
Klappermann lief noch so sehr,
Klimpermann kam doch noch eh'r.
Pferde und Wagen.
67.
Ein Schneider Schmied und Schuster
theilten sich in drei Äpfel. Wie
viel bekam Jeder?
1 '/g ; denn der Schneider hieß Schmied .
68. (S. Nr. 49.^
Fünf Jäger gingen jagen.
Von zweien wird's getragen.
Die trugen es von Murkelwitz nach
Tischlewitz,
Und da ward's todtgeschlagen.
Der Floh.
69.
In Leipzig, Danzig, Polen,
Da ist das Ding nicht zu holen.
Berlin ist eine schöne Stadt,
Die das Ding nur einmal hat.
Antw. : r.
'; Aken, Stadt au der Elbe.
VOLKSRATHSEL.
431
70.
Hinter unser'm Hause,
Hängt eine große Pumpause.
Je mehr die Sonne scheint,
Je mehr die Pumpause weint.
Die Eisstange.
71.
Ich saß auf einer Schwelle,
Da machte ich die Welle.
Da kamen die Affen
Und woUteu's begaffen,
Da sagten die Hochzeitsgäste:
..Warum hältst du denn dein Ding so
feste?"
Warum soll ich's denn nicht feste
halten,
's ist mittelwege vonehengespalten ').
Die Wallnuß.
12.
Ein ganzer Stall voll weiße Hühner
Und in der Mitte sitzt der rothe Hahn.
Zähne und Zunge.
73.
Wo hat der Hund die meisten Haare?
Außen.
74.
Er bat einen großen Mund,
Sie einen engen Schlund,
Einen engen Kragen
Und einen großen Magen.
Thut er schlucken —
Thut sie glucken.
Trichter und Flasche.
75.
Was der Ritter sich legt zum Ruhme,
Gehört dem Vogel zum Eigenthume
Und wächst im Garten als eine Blume.
Rittersporn.
76.
Mit welchem Fuße stieg Jesus zuerst
auf den Esel, als er in Jerusalem
einziehen wollte?
Antw. : Mit keinem, sie hoben ihn
darauf.
77.
Wer nennt mir das Kloster von festem
Stein,
D'rin wohnen viel schöne Jüngferlein?
Ein eiserner Valentin klopft an das
Haus,
Da springen gleich dreie, viere heraus.
Sie tanzen um ihn und tanzen sich roth,
Doch tanzen sie sich alle zusammen
todt.
Feuerstein.
78.
'rausgelangt und aufgedeckt,
Zwischen die Finger genommen und
'reingesteckt.
Schnupftabaksdose.
79.
Wozu raucht man eine Cigarre?
Zu Asche.
S p i e 1 r e i m e.
1.
Scheerenschleifer, Scheerenschleifer
Ist die beste Kunst.
Die rechte Hand, die linke Hand,
Die geb ich dir zum Unterpfand. —
Da hast se.
Da nimm se.
Hasche alle beide.
') Äuseinandergespalten.
432
KARL HARTMANN
Winterradieschen,
Eisernes Lieschen,
Fauler Student,
Wasch' dir die Hand',
Trockne sie ab,
Kämme das Haar,
Knie nieder,
Bete zu Gott,
Steh' wieder auf,
Fange den Ball mit deiner Hand auf.
Dreie, sechse, neune,
Ich hüte meine Schweine,
Ich hüte meinen Ziegenbock
Der macht immer hopp, hopp, hopp.
Kreis, Kreis, Kessel,
Morgen woll'n mer essen,
Morgen kommt der schöne Mann,
Der so schöne tanzen kann,
Sitzt auf einer Weide,
Spinnt grüne Seide,
Wenn die Glocke neune schlägt,
Lieg'n mer alle neune.
5.
(Frage- und Antwortspiel, zwei Parteien.
Äußerst gefällige Melodie.)
1 . Wo seid ihr denn so lang gewesen ?
Schönheit getuche (und Tugend?),
Wo seid ihr denn so lang gewesen?
Schönheit getuche.
2. [: Wir haben im Garten die Gänse
gehütet.
Seh :]
3. [:Wie viel Stücke habt ihr noch?
Seh :]
4. [: Sechzig Stücke hab'n wir noch.
Seh :]
5. [: Gebt uns doch nur eins davon.
Seh :]
6. [: Nein, wir geb'n euch kein's davon.
Seh :]
7. [: Nehmen wir sie euch alle weg.
Seh :1
8. [: Stellen wir ein Hündchen vor.
Seh :]
9. [: Hündchen wir 'ne Bratwurst
geben,
Seh :]
10. [: Stellen wir ein' Wächter vor.
Seh :]
1 1 . [: Wächter wir ein Trinkgeld geben.
Seh :]
12. [: Stellen wir ein Schloß davor.
Seh :]
13. [: Reißen wir das Schloß entzwei,
Seh ...... :]
(Die von den Kindern der Fragepartei
durch Anfassen gebildete Kette wird
von den anderen zu sprengen gesucht.)
6.
Eins, zwei, drei,
Wie sind die Kinder frei.
Wir treten auf den Holderbusch,
Da geht es immer husch, husch, husch.
7.
Machet auf das Thor, machet auf das
Thor,
Es kommt ein großer Wagen.
Wer sitzt darin? wer sitzt darin?
Ein Mann mit'm rothen Kragen.
Was will er denn? was will er denn?
Er will die Trude holen.
Was hat sie denn gemacht, was hat
sie denn gemacht?
Sie hat ein Kleid gestohlen.
Atsche, ätsche aus; ätsche, ätsche,
ätsche aus.
Es war einmal ein Mann
Es war einmal ein ledern Mann
Hopsa, sisa ledern Mann,
Der Mann nahm sich ein
Der Mann nahm sich ein
Hopsa, sisa ledern Weib,
Der Mann nahm sich ein
3. Das Weib nahm sich ein'
Hopsa etc.
Weib,
ledern
Weib,
Weib.
Sohn,
VOLKSRÄTHSEL.
433
4. Der Sohn mnß in die Schul',
Hopsa etc.
5. Da lernt er's Abc,
Hopsa etc.
6. Da kam er wieder 'raus.
Hopsa etc.
7. Da mußt' er in den Krieg,
Hopsa etc.
8. Da ward er todtgeschoss'n,
Da war er ledern todtgeschoss'n,
Hopsa etc.
9. Da schrieb man ihm auf's Grab,
Hopsa etc.
10. Hier ruht der liebe Sohn,
Hopsa etc.
11. Da stand er wieder, auf,
Da stand er wieder ledern auf.
Hopsa, sisa ledern auf,
Da stand er wieder auf.
12. Da war'n sie Alle froh,
Da war'n sie Alle ledern fi-oh,
Hopsa, sisa ledern froh.
Da war'n sie Alle froh.
9.
Wir ziehen heut' nach Schwaben,
nach Schwaben,
Da ist noch eine Überlei (übrig).
Die woll'n mer gerne haben,
Komm'n Sie herein, komm'n Sie herein,
Wir woU'n zusamm' recht lustig sein,
Wir ziehen heut' nach Schwaben u. s. w.
10.
(Kreisspiel.)
Dort oben auf dem Kirchthurm
Da steht ein blauer Stein,
Wer seinen Schatz verloren hat.
Der nimmt sich einen rein.
Ich nehme ab mein Hütchen
Und sage „Guten Tag" —
Didralala, didralala, didralalalala.
Ich geh' dir einen Kuß,
Das thut mir viel Genuß
Didralala etc.
Ich geb' dir eine Hand,
Das thut mir viel Gewand (?)
Didralala etc.
Ich sage nun „Ade",
Das thut mir herzlich weh' —
Didralala etc.
11.
0 Jammer. Jammer, höre zu.
Was ich dir jetzt will sagen ;
Ich hab' verloren meinen Schatz,
Mach' auf, mach' auf den Garten.
Ich will 'mal sehen, ob ich ihn
Nicht einmal wiederfinde.
Schatz ein ! Schatz ein ! hier ist mein
Schatz,
D'rum fair ich ihm zu Füßen,
Und wer mich stets geliebet hat,
Den werd' ich einstmals grüßen.
D'rum steh' ich wieder auf von hier
Und mache meinen Diener hier.
12.
Wer sich in's Kloster will begeben
In aller Ruh' und Einsamkeit,
's kann sein, 's kann sein, 's kann
abermal sein,
So treten Sie für mich in's Kloster
hinein.
0 weh', 0 weh", bin ganz verlassen
In aller Ruh' und eins kann sein,
's kann sein , 's kann sein , 's kann
abermal sein.
So treten Sie für mich in's Kloster
hinein.
13.
Hier is' grün, und dort is' grün
Wohl unter meinen Füßen,
Ich hab' verloren meinen Schatz,
Den werd' ich suchen müssen.
Die da, die da, die da, die da
Könnt' mir schon gefallen,
Dreh' dich um, dreh' dich um.
Ich kenne dich ja nicht,
0 nein, o nein, du bist es nicht,
D'rum scher' dich fort, ich mag dich
nicht.
(Es wiederholen sich nun die ersten
acht Zeilen, dann:)
434
KARL HARTMANN, VOLKSRÄTHSEL.
0 ja, o ja, du bist es ja,
Die mir den Kuß noch schuldig war.
14.
Ist die schwarze Köchin da?
Nein, nein, nein!
Dreimal muß ich 'rummarschieren,
's viertemal den Kopf verlieren,
Schönste Jungfer folge mir.
15.
Gut'n Tag, gut'n Tag, schöne Wasser-
fraue (auch : weiße Fraue),
Bin der Herr von Blankenburg,
Schenk' mir eine Tochter.
Diese, diese will ich nicht,
Diese will ich haben.
Dreimal, dreimal um das Haus,
Schätzchen bist du drinne?
Schaue doch nur einmal 'raus !
Höre wie ich singe:
Häckerling und Haferstroh
Ist das beste Futter.
Wer die Tochter haben will.
Mach' es mit der Mutter,
Mit der Mutter nicht allein.
Mit dem Vater soll es sein.
(Schenke mir ein Schnäpschen ein.
Einen schönen Branntewein.)
16.
Trauer, tiefe Trauer,
Hab' verloren meinen Ring.
Ich will sehen und will suchen,
Ob ich finde meinen Ring.
Freude, hohe Freude,
Hab' gefunden meinen Ring.
Ich will suchen und will sehen.
Wem ich gebe meinen Ring.
17.
Nix in der Grube,
Bist ein böser Bube,
Wasch' dir deine Beinichen,
Mit ziegelrothen Steinichen.
Nix greif zu !
Wer bist du?
18.
Ich stehe hier auf meinem Plätzchen.
Seh' mich nach mein'm Liebchen um.
Ach, wo find' ich denn mein Schätzchen,
Ach, wo ist mein Kind geblieb'n?
Draußen steht es vor dem Rain,
Komm' mein Liebchen, komm' herein.
Komm', 0 komm', o nicht verlassen.
Komm' und schenke mir dein Herz.
Weil ich von dir scheiden muß,
Schenk' ich dir noch einen Kuß.
19.
Ringel, Ringel, Korne,
Wer sitzt an diesem Borne?
Ein kleines, kleines Töchterlein,
Das kann mer kaum zu sehen krein.
Was ißt se gern? was trinkt se gern ?
Zucker, Rosinen und Mandelkern.
Die eine Hand abhau*,
Die and're Hand abschau'.
20. (Abzählreime.)
1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
Eine alte Frau kocht Rüben,
Eine alte Frau kocht Speck,
Du oder ich muß weg.
21.
1, 2, 3, 4,
Eine Flasche Bier,
Eine Flasche Rum,
Du bist dumm.
22.
1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8,
Die Kirche kracht,
Das Haus fällt ein,
Du mußt sein.
23.
Rübchen, Bübchen, Rübezahl,
Rübchen, Bübchen, KnoU.
24.
1. Mariechen saß auf einem Stein,
einem Stein, einem Stein.
Mariechen saß auf einem Stein,
einem Stein.
G. EHRISMANN, DIE VORSILBEN miaa- UND voll- IM GERMANISCHEN. 435
2. Und kämmte sich ihr gold'nes Haar,
gold'nes Haar, gold'nes Haar,
Und kämmte sich ihr gold'nes Haar,
gold'nes Haar.
o. Und als sie damit fertig war etc.
4. Da fing sie an zu weinen etc.
5. Da kam ihr Bruder Karl herein etc.
6. Mariechen, warum weinest du? etc.
7. Ich weine, daß ich sterben muß etc.
8. Da kam ihr Bruder Fritz herein etc.
9. UndstachMariechenindasHerz etc.
10. Da kamen ihre Eltern rein etc.
11. Wo mag denn unser Marie sein? etc.
12. Die ist schon längst begraben etc.
13. Mariechen hatte goldne Schuh' etc.
14. Ihr Bruder hatte Lederschuh' etc.
15. Mariechen war ein Engelein etc.
16. Ihr Bruder war ein Bengelein,
Bengelein, Bengelein.
Ihr Bruder war ein Bengelein,
Bengelein.
25.
1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,^
Wer will mit mir Kegel schieben?
Kegel um, Kegel um,
Böttcher, Böttcher bum, bum, bum,
Und die alte Frau, die nähte,
Saß auf einem Balkon und nähte,
Fiel herab, fiel herab,
Und das linke Bein war ab.
26. (Abzählreim.)
Ich und du und der
Wir kauften einen Bär;
Weißt du, wer Gevatter stand?
Ich und du und der !
27.
1 2, 3, 4, 5, 6, 7,
Geht mir nicht in meine Rüben,
Sucht auch nicht die besten aus,
Sonst komme ich mit der Peitsche raus.
28,
Christel, sperr' die Hühner ein,
Daß sie all' beisammen sein,
Kikeriki, Kikerika,
Sind die Hühner alle da?
Denkst du, denkst du, Naseweise,
Daß ich mich an dir vergreife.
Dreht sich um, lacht ihn aus,
Such mir einen Bessern aus.
KARL HARTMANN.
DIE VORSILBEN miss- UND voll- IM GER-
MANISCHEN.
Die meisten ahd. Denkmäler brauchen je zwei der Formen miss-
missa-, missi- durcheinander, ohne Rücksicht, ob in dem Präiix die Be-
deutung des Verkehrten, Schlechten (lat. mittere, deutsch wi?(/ön) oder des
Verschiedenartigen (ai. mithas, lat. mütuus, got. misso, an. ymiss) ent-
halten ist, und ebenso ohne Rücksicht auf Nominal- oder Verbal-
composition. So ist also die Scheidung: mis- bei -lieh, — varo, missa — ,
missi- dagegen bei Zeitwörtern (Kögel, Beiträge 7, 174 — 176) kaum
durchzuführen. Gerade z. B. K'' und Ra haben umgekehrt mis- vor
Verb und Nomen, missi- aber nur bei -Uch und -tät^ also nur beim
Nomen. — Andere Denkmäler haben nur eine Form durchgeführt:
Rb nur missa (Ottmann, grammatische Darstellung der Sprache des
436 <5- EHRISMANN
ahd. Glossars R*" S. 2b), Otfrid und Can. 6, 7, 10 missi, Notker misse;
Tatian hat wie andere ostfränkische Denkmäler als Wurzelvocal e
(messalihhen , messezumft , vgl. Pietsch, Zs. f. d. Philol. 7, 361). Auf
Grund allein statistischer Beobachtung des ahd. Sprachschatzes wird
sich demnach nicht sicher ermitteln lassen, in welchen Verbindungen
die drei Formen jeweils ursprünglich statt hatten; die etymologische
Erklärung der Fugenvocale muß daneben berücksichtigt werden.
Im ahd. steht neben dem Particip der o-Declination lois das der
/o-Declination insi\ neben mhd. Izse, sihfe sind frühere *ltso-, *sihto-
vorauszusetzen (Osthoff, Beiträge 8, 269 und Morphologische Unter-
suchungen 4, 75 u. 91). Die nämliche Doppelheit besteht nun bei
nu'sso- und missi-. Diese beiden traten als nackte Stämme ohne Casus-
suffix ursprünglich nur mit einem Nomen in Verbindung. Missa- da-
gegen ist nicht reiner Compositionsstamm, sondern ein zu einem
Adverb erstarrter Casus. Es verhält sich (wie auch ivela) zu den
gewöhnlichen ahd. Adverbien auf -o wie im ags. die Adverbien auf -e
zu denen auf -a (-unga, vgl. Paul, Beitr. 4, 338), welche Doppel-
formen auf ursprünglich -am : -dm (Möller, Beiträge 7, 487 ff.) oder
auf -Sm : -dm (Brugmann, Grundriß 2, 628 f.) ') zurückgehen. — So die
ursprüngliche Scheidung in rein formaler Hinsicht bei Nomen
oder Verb. Die Vertheilung nach der Bedeutung (schlecht bezw. ve?'-
schieden) kann bei diesem Präfix auch auf etymologischem Wege nicht
sicher durchgeführt werden, da die beiden Formen lautlich schon
urgermanisch zusammenfielen. Möglich wäre ja auch, daß iiiis- ur-
sprünglich der einen, missi- der anderen Wurzel zugekommen wäre,
aber zu beweisen ist es nicht.
Got. an. und as. haben je nur eine Form bewahrt (got. missa-
in missataujands kann reiner Stamm sein, übertragen aus *missatdjis\
an. as. mis-)\ ags. hat neben ganz seltenem misse- in misselic (Kenter
Gl., Zs. f. d. Alterthum 21, 41) : mis- , in der Verbindung mit -Uc
auch misilik (vgl. Sievers ags. Gramm.^ §. 196, 3 und Beiträge 9, 218),
und missenlic, 7iiissendlic (vgl. hwilendlic etc., Sievers Beiträge a. a. 0).
Die Form missenlic kann auf verschiedene Weise erklärt werden:
in missen- kann ein ursprünglich selbständiges Adverb enthalten sein,
etwa ein Dativ plur. wie hwilon, wovon auf ähnliche Weise hwilendlic
gebildet ist (wenn dieses nicht eher als Nebenform zu hwUwendlic
aufzufassen ist); oder es ist eine Verbindung von mis- und dem
häufigen Adjectiv anlic, also miss-enlic zu trennen.
') Vgl. jetzt jedoch Hirth, Indogerm. Forsch. I, 205 u. 207 f.
DIE VORSILBEN miss- UND voll- IM GERMANISCHEN. 437
Dieselbe Doppelheit wie bei mis- missa- zeigt sich im ahd. fol-,
fola-, folla- (fola- verhält sich zu folla- wie ala- zu alla\ got. fuUa-,
an. as. ags. ful-). Auch hier sind die beiden Formen nicht immer
streng getrennt, aber doch scheint das alte Verhältniß noch nicht
ganz verwischt. So tritt z. ß. in Pa, K'' und Ra fol- nie vor das
Verbum (ziohan)^ andererseits haben die Nominalcompositionen folieist
mit folleistjan, fulijueti nach Graff kein folla-; ebenso follicho (das ein-
malige unuallanlih, insatiabilis, in K' [Steinmeyer-Sievers ahd. Glossen
I, S. 32, 26, Kögel , Keron. Glossar S. 29) scheint eine willkürHche
Bildung des Übersetzers nach dem Muster der im Keron. Glossar
nicht seltenen Part. präs. -f- lichy -an\t\lich, welche ein bequemes, wenn
auch nicht ganz sinngemäßes Ubersetzungsmittel der lat. Adjectiva
auf 'hüls sind, wie z. ß. unkltrakentUch , importabilis , Steinmeyer-
Sievers I, S. 196/97, 25 (bei Tatian ungitraganlih) ; uncadolentlih , in-
tolerabilis, ebenda 24; unkirefsentlih ^ inreprehensibilis, S. 181, 38;
unduruJifarantlih f impenetrabilis, S. 188/89, 25 u. a. (s. auch Kögel
a. a. ü. S. 187). Fol-, das überhaupt seltener ist sAs folla- , kommt
im Verhältniß viel öfter vor Substantiven und Adjeetiven vor als vor
Verben.
Was die üntrennbarkeit der beiden Vorsilben in der Verbal-
zusammensetzung betrifft, so ist in Betracht zu ziehen, daß diese
Formen — auch folla — überhaupt die Fähigkeit eingebüßt haben,
als selbständige Adverbia verwendet zu werden. Im ahd. ist bei
Graff nur dreimal folla belegt, sonst tritt dafür follicho, follün, follon
(Otfrid) ein: as. kein fullo , ags. kein fulla] an. fylliliga ist bedingt
durch das Substantiv fylli, fuUuliga durch at fullu, oder fullu ist
ein Casus eines schw. Feminins, das got. fuUo, ahd. voUa entspricht
und noch in dem an. Eigennamen FuUa vorkommt. Als Beispiel für
ähnliche enge Verbindung von Adverb und Verb vgl. lat. henedicere,
maledicere, die sich aber immer noch durch die Betonung von alten
Zusammensetzungen unterscheiden, während die germanischen Zeit-
wörter mit 7n{ss- und voll- dem urgermanischen Betonungsgesetz der
Präfixe folgen (Kluge, Zs. f. vergl. Sprachforschung 36, 97 , logische
Gründe gibt Behaghel, german. Grundriß 1, 554; psychologisch liegen
die von Paul, Principien der Sprachgeschichte" 278 ff. besprochenen
Vorgänge zu Grunde). Der selbständige Bedeutungsgehalt des Adverbs
war aus dem Bewußtsein getreten, und indem man daran gewohnt war,
die Wörter immer in derselben Reihenfolge , Adverb -\- Verb , zu hören
und zu sprechen, unterlagen sie auch mechanisch dem bei der un-
trennbaren Zeitwortzusammensetzung herrschenden Betonungsgefühl.
438 G. EHRISMANN
Ein ähnlicher Vorgang vollzieht sich auch beim Nomen, vgl. mhd.
iciUkommen, nhd. toiUkömmen, und besonders A. Kock, Spräkhistoriska
Undersökningar om Svensk Akcent, hauptsächlich S. 202 ff. (S. 211!).
Übrigens sind ja die beiden Vorsilben nie zu der Bedeutungslosigkeit,
weder in Bezug auf Inhalt noch Form, fortgeschritten, wie die präpo-
sitioneilen Adverbien. — Miss- , welches in einigen Zeitwortverbin-
dungen nur mehr zur Verneinung des in dem Zeitwort liegenden
Begriffs dient, konnte logisch so gut einen geringen Ton tragen wie
die Verneinung, z. B. er misstraüt ihm = er traut ihm nicht. Die
Geltung von foU- konnte um so leichter vermindert werden, als es in
den meisten Fällen dem Bedeutungsgehalt des Zeitworts nicht eine
andere Richtung gibt, sondern ihn nur stärker zum Ausdruck zu
bringen sucht, z. B. in den ältesten Verbindungen, den gotischen
(fitllafahjan, fullaveisjan, fuUafrapjan; letzteres gebraucht Ulfilas IL
Kor. V, 13 für Gcocpgovstv, welches er Marc. V, 15 durch einfaches
frapjaii wiedergibt). Ags. fuhojan, das den Accent auf dem Präfix trägt
(vgl. Kluge, germ. Grundriß 1, 339), ist wohl erst aus dem voraus-
zusetzenden Adjectiv *fulwih gebildet, wie got. fullaveisjan aus fullaveis.
Zum Schlüsse sei noch die Verwendung der beiden Vorsilben
in Hinsicht auf ihr Vorkommen im Wortschatze, ohne Rücksicht auf
die Form, kurz erwähnt. Miss- wird im Heliand nur in mislic ge-
braucht: im Beowulf gar keine Verbindung mit mis-, in den anderen
poetischen ags. Denkmälern nach Greins Sprachschatz nur mislic
öfter, andere Verbindungen spärlich; in der Edda in den von Gering
zu seinem Glossar benutzten Liedern gar kein mis-. Dem gegenüber
tritt ein außerordentlich häufiger Gebrauch in Verbindung mit den
verschiedensten Wörtern auf in den ahd. Glossensammlungen und bei
Otfrid; in den kleineren and. und andld. Denkmälern (Heyne, kleine
altniederd. Denkmäler) häufig raisdät, daneben auch mistumft, mistron,
misliumandig ] in den ältesten ags. Prosatexten (nach Sweet) zwar
kein starker Gebrauch, , um so reichlicher aber in den späteren ags.
prosaischen Denkmälern, ebenso wie in den altnordischen; auch bei
Ulfilas ist missa- sehr gewöhnlich. Die beiden Gruppen scheiden sich
also je nach der Häufigkeit des Vorkommens von miss- (und zwar
von dem 'verschlechternden') im Großen und Ganzen in die poeti-
schen, auf volksthümlicher Grundlage beruhenden Werke und in die
poetischen bezw. von geistlicher Gelehrsamkeit beeinflußten, wie
Otfrid. Die Vorsilbe, ursprünglich nur in einer kleineren Anzahl von
Wörtern gebraucht, verdankt also ihre große Beliebtheit in den
germanischen Sprachen des späteren Mittelalters und der Neuzeit der
DIE VORSILBEN miss- UND voll- IM GERMANISCHEN. 439
geistlichen Übersetzungslitteratur der ersten christlichen Jahrhunderte der
germanischen Stämme. Dazu halte man J. Grimms Worte (D. Rechts-
alterthümer S. 623): „alt sind auch die Zusammensetzungen got. missa-
deJs , ahd. missität ...., gelten aber mehr für das biblische Sünde";
damit stimmt überein, daß Notker in der Übersetzung des Boethiua
(nach Graff) missetdt gar nicht und nur einmal missetuon, in den
Psalmen aber 9mal missetdt, 2mal missetätig und 11 mal missettion
gebraucht. Für das an. sei noch auf misgera, miskunn verwiesen
(Kahle, die altnord. Sprache im Dienste des Christenthums S. 398 u.
414). — Auch die Zusammensetzungen mit foll- haben im Laufe der
Zeit zugenommen. Das ahd. am frühesten belegte Verb ist folla-
ziohan (Pa, K, Ra), welches wie das entsprechende ags. fultemen zu
fultum ein Ausdruck der Rechtssprache war (Herbeiziehen der Eides-
helfer, testes ducere). Den weitaus häufigsten Gebrauch von foll-
macht Notker. Die Tongebung bei Verben schwankt bei ihm, ent-
weder das Präfix hat den Accent (so auch fast immer: missetuon),
oder das Verbum, oder, sehr häufig, jedes ist mit einem Accent ver-
sehen. FoU- hat also noch einen größeren Bedeutungsgehalt, die Wörter
sind vom Verfasser mit etymologischem Bewußtsein gebildet. Mehr-
fach treten sie, indem sie das Zustandekommen einer Handlung stärker
hervorheben, an Stelle von weniger ausdrucksvollen Zusammensetzungen,
z. B. follechümet ad inspectionem vultus dei, ze gote föllecham si, wo-
gegen Otfrid, der foU- überhaupt meidet: er in smaz richi biquämi,
fhaz sie biquemen zen goies minnon ; Notker : die habest du föilebrdht
ze dmemo dürnohten löbe^ Otfrid : bibringen. Zur Verstärkung des
Adjectivbegrifi's wird fall- im ahd. wenig angewendet; im mhd. tritt
das Adverb volle ein, wie ags. ful, während im an. schon in einigen
Eddaliedern wirkliche Zusammensetzungen mit ful- mehrfach gebraucht
sind und dann später sehr geläufig werden. Daß im ags. keine Zu-
sammensetzung anzunehmen ist, beweist die Betonung; ful bildet keinen
Stabreim, während es im an. den Ton trägt.
PFORZHEIM. G. EHRISMANN.
ZU MHD. TOBK
Auf die Bedeutung tore = surdus habe ich schon in meinem
Reinmar von Zweter in der Anm. zu III, 6 hingewiesen, die Jeitteles
in dem in der Germ. 37, 204 abgedruckten Aufsatze wohl entgangen
ist. Neulich las ich einmal in den Fliegenden Blättern Bd. 87, 5, 96 :
er hört's net, er ist doret, also auch das abgeleitete 'thöricht' scheint
heute noch diesen Sinn zu haben. G. ROETHE.
440 1^'- SPRENGER. ZUR STROPHISCHEN BEARBEITUNG etc.
ZUR STROPHISCHEN BP:ARBEITUNG DES
HERZOG ERNST.
68, 1. Die hochzU was erschollen breit
ein man daz loz erfuor und reif.
und kam ouch dar gegangen.
Bartsch bemerkt: „In loz erfuor, das ich nicht verstehe, Hegt viel-
leicht loterfuore verborgen. Der ankommende Schnäbler ist ein Spiel-
mann und wird daher 68, 8 nach Mären gefragt und 72, 5 mit neuen
Kleidern beschenkt. Die Bezeichnung loter für diese Menschenclasse
ist sehr gewöhnlich. Vielleicht ist aber daz lant erfuor 'zog durchs
Land' zu lesen". Beide Besserungs versuche befriedigen nicht, der
Zusammenhang verlangt vielmehr für loz die Bedeutung „Kunde,
Gerücht". Wigand in seinem Wörterb. I""*, 1132 bemerkt: ..Das für
die gleichbedeutenden mhd. Ausdrücke die krie [aus altfrz. die crie]
und die kride, älter: nhd. die kreide, kreid [aus der span. Form für
jenes er ie: die crida, ital. ^nc?a = Ausrufung] in der Mitte des 15. Jahr-
hunderts eingetretene deutsche Wort die losung , scheint, wenn man
niederl. im 16. Jahrh. die lose = Losung (Kilian 294 a), neuniederl.
die loze, mit eu für o leuze, leus vergleicht, abgeleitet von losen 1
(s. d.) und ursprünglich s. v. a. ^^das worauf man horcht oder hört^
zu bedeuten. Zu ihnen stimmt der Form nach ein früheres neuhoch-
deutsches z. B. bei H. Sachs wie Losung vorkommendes das Los.,
wofür aber 1474 auch das „<o/(" sich findet (v. Liliencron , histor.
Volkslieder Nr. 127, 7: groß). Vgl. auch Lexer I, 1973; Schmeller-
Froramann, Bayer. Wörterb, I, 1518. Dazu stimmt daz los in unserer
Stelle nach Form und Bedeutung.
NORTH ELVI. R. SPRENGER.
Berichtigung. Bei dem Abdruck meiner Bemerkungen zu S. 195
der Germania 1892 haben sich einige Fehler eingeschlichen. S. 29G der
Germania muß es heißen: Bl. 1^ zu Wormbs — nicht zu Wormbs | (wo an
beiden Stellen Wormes gedruckt ist. Es muß ferner heißen : Auf dem letzten
Blatte fehlen bei Roth zwischen Brentius und Pistorius die Namen Johannes
Marbachius Doctor, | Michael Dillerus, | Da eine nochmalige Vergleichung
des Nürnberger Exemplars entscheiden soll, ob ein abweichender Druck vor-
liegt, halte ich es für geboten, diese Versehen zu berichtigen.
DARMSTADT. ADOLF SCHMIDT.
BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT
DEK
ERSCHEINUNGEN AUF DEM GEBIETE DER GERMANISCHEN
PHILOLOGIE IM JAHRE 1888.
UNTER MITWIRKUNG VON J. TE WINKEL IN GRONINGEN, K. F. SÖDERWALL IN LUND UND
F. B RUNS IN GIESSEN.
BEARBEITET VON
GUSTAV EHRISMANN.
VIII. Litteratnr und Sprachdenkmäler.
1125. Bartsch, Quellenkunde (Bibl. 1887, Nr. 1583).
Vgl. Germania 33, 110 (Bartsch).
1126. Conrads, altdeutsches Lesebuch in neudeutschen Übersetzungen. Für
die oberen Classen höherer Schulen, sowie für den Alleingebrauch mit
Anmerkungen hrsg. gr. 8. (XII, 296 S.) Leipzig 1889, K. Baedeker. 2,40 M.
1127. Manitius, M. , litterarische Zustände in Deutschland im 10. Jahr-
hundert.
Magazin f. d, Litteralur d. In- u. Auslandes 1888, Nr. 47.
1128. Lecoy de la Marc he, A. , le treizieme siecle littch-aire et scienti-
fique. Lille, Desclee, de Brouwer et Cie. 3,50 fr.
Vgl. Revue ciitique 22, Nr. 14.
1129. Khull, Geschichte der altdeutschen Dichtung (Bibl. 1887, Nr. 1582).
Vgl. Zs. f. d. Philologie 20, 112 — 116 (Kinzel).
1130. Bächtold, Geschichte der deutschen Litteratur in der Schweiz (Bibl.
1887, Nr. 1587) 2. u. 3. Lief. (S. 81 — 244 u. Anmerkungen S. 25 — 56.
Frauenfeld, Huber. ä 1,60 M.
Vgl. D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 663 f. (Seemüller); Lit. Blatt 1888, Sp. 13 f.
(Behaghel); Germania 33, 110 f. (Bartsch); Deutsches Litteraturblatt X, 37;
Centralorgan f. d. Intere.ssen d. Kealschulwesens 1888, 677 f. (Sohns).
1131. Combes, profils (Bibl. 1887, Nr. 1590).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 807— 80<) (Schönbaeh); Blätter f. literar. Unter-
haltung 1888, Nr. 11 (Wespy); Revne critiqne 21, Nr. 50 (Chuquet); Gegen
wart 1888, Nr. 46 (Brausewetter); AUgem. Ztg. 1888, Beil. Nr. 342.
1132. Gelbhaus, Stoffe altdeutscher Poesie (Bibl. 1887, Nr. 1590).
Vgl. All-/,, f. (1. Alterthuni M, 142 f. (Laistner).
1133. Raab, 4 allegorische Motive (Bibl. 1887, Nr. 1592).
Vgl. Rivista eritica della lett. ital. V, H. 1 (F. Uocdiger).
1134. Biese, Entwicklung des Naturgcfühls (Bibl. 1887, Nr. 1103).
Vgl. Lit. Ccutralblatt 1888, Sp. 395 f.; D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 593—596 u.
654 (R. M. Werner); Philolog. Anzeiger 17, Nr. 8/9 (Külpe); Centralorgan f. d.
Interessen d. Realschulwesens 1888, 558 f. (Siilms); s. auch (iegenwart 33,
Nr. 10 (K. Jeutsch); Grenzboten 47, Nr. 19; Wissenschaftl. Beilage d. Leipz.
Ztg. 1888, Nr. 127 (l'rölß).
1135. Lüning, Otto, die Natur, ihre Auffassung und poetische Verwendung
in der altgermanischen und mittelhochdeutschen Epik bis zum Abschluß
der Blüthezeit. gr. 8. (XI, 313 S.) Zürich 1889, Schultheß. 4 M.
GERMANIA. Neu« Reihe XXV. (XXXVII.) Jahrg. 30
442 BIHLIOGRAPHIE VON 1888.
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schen Minnesänger. 8. (60 S.) Festschrift des Stolbergschen Gymnasiums.
1137. Niederländisch. — Jonckbloet, W. J. A.. Greschiedenis der Ned.
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gewerkt door C. Honigh. Deel I. Groningen, Wolters.
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1138. te Winkel, Jan. Overzicht der Nederlandschc Letterkunde. Tweede
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1139. te Winkel, Jan, Opmerkingen over letterkundige critiek.
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S.-A. u. d. T.: Een Volksbelang. Opmerkingen over letterknndige kritiek. gr. 8.
(32 S.) Haarlem 1887, Krven Bohn. Vgl. De Ned. Speetator 1887, 376 f. (C. Vos-
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Vgl. Gott. gel. Anz. 1888, Nr. 10 (Martin); Blätter f. literar. Unterhaltung 1888,
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boek der Noord- en Zuid-Nederlandsche Letterkunde. Nieuwe druk. Afl. 1 — 3
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Verhougstraete. ä, 0^95 fl.
1142. Englisch. — Körting, Grundriß (Bibl. 1887, Nr. 1608).
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. l-_>4— 126 (R. Wiilker); D. Lit. Ztg. 1888,
Sp. 840—842 (Biandl); Lit. Blatt 18S8. Sp. 164—170 (Proescholdt); Engl. Studien
11, 282—288 (Kölbing); Z.s. f. veigl. Lit.-Gesch. u. Renaissance-Lit. N. F. 1, 390
bis 392 (Reinhardstöttner); Centralorgan f. d. Interessen d. Realschuhvesens 1888,
549 — 552 (Bahlsen); Neuphilol; Centralblatt 2, 861; Academy Nr. 837.
1143. Sweet, A Second Anglo-Saxon Reader (Bibl. 1887, Nr. 1615).
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 391 f. (Kluge); Enfjl. Studien 11, 290 — 298 (J. Koch);
Athenäum Nr. 3145.
1144. Sweet, A Second Middle English Primer (Bibl. 1887, Nr. 1616).
Vgl. Engl. Studien 11, 290—298 (J. Koch).
1145. Kluge, Friedr., angelsächsisches Lesebuch, zusammengestellt und
mit Glossar versehen, gr. 8. (VI, 194 S.) Halle 1888, Niemeycr. 4,40 M.
1146. Morley, Henry, English Writers : An Attempt towards History of
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London, Cassell. 5 sh.
Vgl. Modern Language Notes 3, Nr. 6 (Garnett); Academy Nr. 829 (Bradley).
1147. Morley, Henry, A First Sketch of English Literature, from the Ear-
liest Period to the Present Time. Revised and enlarged Edition. London,
Cassell & Co. 7 sh. 6 d.
1148. Southworth, G. C. S., Professor of English Literature in Kenyon
College, Ohio (Cambridge, U. S.) Six Lectures introductory to the Study
of English Literature.
Vgl. Academy Nr. 837.
1149. Longmans' Handbook of English Literature. By R. Mc" William.
Part I: From the Earlie^^t Times to Chaucer. 8. (120 S.) London, Long-
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1150. Levi, A. R. , storia della letteratura inglese dalle origini al tempo
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With Introduction, Notes, and Glossarial Index. Fonrth Edition. Oxford,
Clarendon Press. 7 sh. 6 d.
1152. English Prose, from Maundevile to Thakeray, edited by A. Galton.
London, Scott.
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Unterricht in der englischen Litternturgeschichte für höhere Töchterschulen
und Lebrerinnen-Seminarien. 3. veib. Aufl. 8. (IV, 111 S.) Weimar 1888,
Krüger.
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Vgl. Anglia 11, 534 f. (Wülker*\
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upperclasses of high-schools and of private students. 3. ed. gr. 8. (IV,
132 S.) Leipzig 1888. Klinghardt. 1.50 M.
1157. Herford, Literary Relations (Bibl. 1887. Nr. 1620).
Vgl. Lit. Blatt 1888. Sp. 16—19 (M. Koch).
1158. Steinbach, Einfluß des Chrestien de Troies auf die altenglische
Literatur (Bibl. 1885, Nr. 1198).
V<rl. Lit. Blatt 1888, Sp. 211 f. (Brandl).
1159. Halkett and Laing, Diclionary of Anonymous and Pscudo-
nymous Literature of Great Britain. Fourth Vol. (Schluß.) Roy. 8. (686 S.)
London, W. Paterson. 42 s.
Vgl. Athenäum Nr. 3181.
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Literatur (Bibl. 1886, Nr. 1638). 2. Theil: Geschichte der skandinavi-
schen Literatur von der Reformation bis auf die skandinavische Renaissance
im 19. Jahrhundert, gr. 8. (X, 272). Leipzig, Friedrich. 5 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 1020 f. (Mogk).
1161. Levy, V., oldnordiske läsestykker i tilslutning til Wimmers lüsebog.
3 Hefte. Kopenhagen 1887 — 88, Reitzel.
1162. Porkelsson, Jon (der jüngere), om digtningen pä Island i det 15,
og 16, ärhundrede. (516 S.) Kopenhagen, Host & Söns. 8 Kr.
Vgl. Stimmen aus Maria-Laach 1889, 95—98 (Baumgartner). — Aus: Berliner
Jahresbericht 1888, XII, 160.
1163. Schuck, H., svensk literaturhistoria. H. 6. (S. 321 — 384) Stock-
holm 1888, H. Geber. 0,90 Kr.
1164. Warburg, K., Svensk literaturhistoria i sammandrag. 3. Aufl. Stock-
holm, Norstedt & Söner.
1165. Lassen, Indledning i Norges og Danmarks Literatur. 3. Udg. kl. 8.
(87 S.) Christiania, Steen.
1166. Poetik und Metrik. — Scherer, Wilh., Poetik, gr. 8. (XII, 303 S.)
Berlin 1888. Widmann. 7 M.
30*
444 HIHLIOGHAPHIE VON 1888.
Vgl. Lit. Ceiitralblatt 1888, Sp. 716-719 CA. Kr.); D. Lit. Zt<r. 1888, Sp. 1444
bis 1449 (Burdach); Zs. f.d. deutschen Unterricht 2, 379 ff. (Bötticher); Blätter
f. literar. Unterhaltung 1888, Nr. •22 (Portig); Magazin f. d. Literatur d. In-
u. Auslandes 1888, Nr. 34 f. (Kirchbach); Gegenwart 33, Nr. 22 (Carriere);
Grenzboten 47, 2, 576; Preuß. Jahrbücher 62, Nr. 4 (Döring); Der Kunstwart 1,
Nr. 23 (Anders); Nafionalzeitung 1888, 381 (Brahm).
11G7. Baumgart, Poetik (Bibl. 1887, Nr. 1630).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 267 f.; Germania 33, 115 (Bartscli) ; Zs. f. d. österr.
Gymnasien 1888, 615—621 (Walzel); Gymnasium 1888, Nr. 7 (Buschmann);
Gegenwart 33, Nr. 22 (Carriere); Grenzboten 47, 1, 635; Preuß. Jahrbücher 62,
Nr. 4 (Döring); Deutsches Literaturblatt 1888, 234 f. (U. Weitbrecht).
1168. Wackernagel, Wilh. , Poetik, Rhetorik und Stilistik. Akademische
Vorlesungen. Hrsg. von Ludw. Sieber. 2. Aufl. gr. 8. (XII, 597 S.) Halle
1888, Buchhandlung d. Waisenhauses. 9 M.
Vgl. Zs. f. kirchliche Wissenschaft u. kirchliches Leben. 9, H. 10 (Wilhelmi).
1169. Vi eh off, H. . die Poetik auf der Grundlage der Erfahrungs-Seelen-
lehre. In 2 Bdn. Hrsg. nebst einer biograph. Skizze: Heinr. Viehoif, aus
persönlichem Umgange. Von Vict. Kiy. 8. (XXXVII, 552 S.) Trier 1888,
Lintz. 7 M.
Vgl. Lit. Ceutralblatt 1888, Sp. 1636 f.; Blätter f. literar. Unterhaltung 1888,
Nr. 39 (Portig); Nord u. Süd 46, 272; D. Kevue 13, 3, 379.
1170. Methner, J. , Poesie und Prosa, ihre Arten und Formen. 8. (XI,
338 S.) Halle 1888, Buchhandlung des Waisenhauses. 2,80 M.
1171. Fischer, J., Lehrbuch der Stilistik, Metrik und Poetik. Zum Ge-
brauche an Mittelschulen und zum Selbstunterrichte bearb. 4.. umgearb.
Aufl. gr. 8. (IV, 136 S.) Langensalza 1888, Schulbuchhandlung. 1,20 M.
1172. Beck, Friedr., Theorie der Prosa und Poesie. Ein Leitfaden für den
Unterricht in der Stilistik (Rhetorik) und Poetik an Gymnasien und ver-
wandten Lehranstalten wie auch zum Privatgebrauche. 2. Abth. A. u. d. T. :
Lehrbuch der Poetik. 6. verb. u. verm. Aufl. gr. 8. (XVI, 148 S.) Mün-
chen 1888, Merhofi". 1,60 M.
1173. Chaignet, la rhetorique et son histoire. 8. (XXXI, 553 S.) Paris,
Vieweg.
1174. Brugier, G. , kurzgefaßte Poetik [Aus: Geschichte der deutschen
Nationallitteratur f. Schule u. Haus.] gr. 8. (VI, 74 S.) Freiburg i. Br.
Herder. 1 M.
1175. Strzechma, Paul, kleine Poetik. Ein Leitfaden zur Einführung in
das Studium der deutschen Literatur für Schulen. 2. verb. Aufl. gr. 8.
(94 S.) Brunn, Knauthe. 1,50 M.
s. Nr. 314
1176. Groß, Peter, die Tropen und Figuren. Ein Hilfsbuch f.d. deutsehen,
latein. u. griech. Unterricht an höheren Lehranstalten. 2., um ein Ver-
zeichniß der citierten griech., röm. u. deutschen Schriftsteller verm. Ausg.
gr. 8. (VIII, 309 S.) Leipzig 1888, H. Bredt. 3 M.
Vgl. Wissenschaft!. Beilage d. Leipz. Ztg. 1888. Nr. 90.
117 7. Kühnow, Ewald, Beobachtungen über das Verhältniß des Reims zum
Inhalt. 8. (73 S.) Progr. d. Gymnasiums zu Stargard i. Pr., Nr. 130.
1178. Riese, Wilh., allitterierender Gleichklang in alter und neuer Zeit.
8. (38 S.) Halle 1888. Dissertation.
1179. Westphal, der Rhythmus des gesungenen Verses.
Aligem. Musikzeitung 1888, Nr. 24 ff.
VIII. LITTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 445
1180. Bruchmann, K., über die Dichtersprache.
Preuß. Jahrbücher 6t. H. 4.
1181. Hermann, Konrad, über das Malerische in der Sprache.
N. -lahrbücher f. Philologie u. Piidagogilt Bd. 1.38, H. 9.
1182. Kirchbach, Wolfgang, Poesie und Rhetorik.
Der Kunstwart 1. 'Jl u. 22.
1183. Möller. Herrn., zur althochdeutschen Allitterationspoesie. 8. (182 S.)
Kiel 1888, Lipsius & Tischer. 5 M.
1184. Wilmanns, der altdeutsche Reimvers (Bibl. 1887, Nr. Iü36).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 1256 f. (K. M. Meyer).
1185. Wilmanns, W., Untersuchungen zur mhd. Metrik. 8. (196 S.) Bonn,
Webers Verlag. 4 M. Beiträge zur Geschichte der älteren deutschen Lite-
ratur, 4. Heft. Enthält: 1. Der daktylische Rhythmus im Minnesang;
2. die Kürenberges wise; 3. Gebrauch der Wörter mit kurzer Stammsilbe
bei den Minnesäugern.
Vgl. Centralorgan f. d. Interes.sen d. Realscbulwesens 1888, 679 (Sohns).
1186. Sievers, E., die Entstehung des deutschen Reimverses.
Paul u. Braune, Beiträge 13, 121 — 166.
1187. Meyer, R. M. , Grundlagen des mhd. Strophenbaus (Bibl. 1887,
Nr. 1637).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1888. Sp. 1526 f. (Röthe) ; Lit. Blatt 1888. Sp. 109-113
(R. Becker); Zs. f. vergl. Lit.-Gesch. u. Reuaissance-Lit. N. F. 1, 266 — 268
(Valentin).
1188. Weißenfels, daktylischer Rhythmus (Bibl. 1887, Nr. 1637).
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 14-16 (R. Becker).
1189. Giske, H., über Aneinanderreihung der Strophen in der mittelhoch-
deutschen Lyrik.
Zs. f. d. Philologie 20, 189—202.
1190. Borheck, Max, über Strophen- und Vers-Enjambement im Mittel-
hochdeutschen. 8. (165 S.) Greifswalder Dissertation.
1191. Appl, J. , der Versschluß in den mittelhochdeutschen Volksepen.
8, (21 S.) Progr. d. Obergyninasiums zu Bielitz.
1192. Galle, Rieh., die Personification [als poetisches Kunstinittel und ihre
Verwendung] in der mittelhochdeutschen Dichtung bis zum Beginne des Ver-
falles. Abhandlung. (Dissert.) gr. 8. (VI, 116 S.) Leipzig 1888, Gräfe. 2 M.
1193. Liliencron, R. v. , die horazisehen Metren in deutschen Composi-
tionen des 16. Jahrb. Mit Notenbeilagen. (Orig.-Partitur nebst Übertragung
in moderne Notenschrift.) gr. 8. (71 u. neue Partitur 34 S.) Leipzig 1888,
Breitkopf & Härtel. 4 M.
1194. Waldberg, Max, Freih. v. , die deutsche Renaissance-Lyrik, gr. 8.
(VH. 274 S.) Berlin 1888, Hertz. 4,60 M.
Vgl. Grenzboten 47, H. 3.
1195. Opitzens, Martin, Aristarchus sive de contemptu linguae Teutonicae
und Buch von der Deutschen Poeterey. Hrsg. von Geo. Witkowski. gr. 8.
(Vm, 217 S.) Leipzig 1888, Veit & Co. 3 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 1523; Blätter f. literar. Unterhaltung 1888,
Nr. 52 (Box berger).
1196. Berghoeffer, Ch. Wilh. , Martin Opitz' Buch von der deutschen
Poeterei. 8. (169 S.) Götting. Diss. Frankfurt a. M., Gebr. Knauer. 4,50 M.
Vgl. Deutsches Literaturblatt 11, Nr. 22 (Frosch).
446 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
1197. Braitmaier, Fiiedr., Geschichte der poetischen Theorie und Kritik
von den Discursen der Maler bis auf Lessing. 1. Theil. 8. (XII, 313 S,)
Frauenfeld, Huber.
Vgl. Lit. Cenlralblatt 1888, Sp. 1714; Konespondeir/.blatt f. d. Geleliiten- u.
Realschulen Württembergs 1888, 518 (Braitmaier).
1198. Schipper, J. , englische Metrik, in historischer und systeinatisehcr
Entwicklung dargestellt. 2. Theil: Neuengl. Metrik. 1. Hälfte: Verslehre,
gr. 8. (XXVI, 464 S.) Bonn 1888, Strauß. 9,60 M,
1199. Luick, Karl, zur Theorie der Entstehung der Schwellverse.
Paul u. Braune, Beiträge 13, 388—392.
1200. Luick, K.. die englische Stabreimzeile im XIV., XV. u. XVI. Jahr-
hundert.
Anglia 11, 392—443 u. 553—618.
1200". Wilda, Oscar, über die örtliche Verbreitung der zwölfzeiligeu Schweif-
reimstrophe in England. Inaugural-Dissertation. gr. 8. (66 S.) Breslau
1887, Köhler. 1 M.
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 88.
1201. Lentzner, Sonett (Bibl. 1886, Nr. 1648).
Vgl. Zs. f. d. österr. Gymnasien 1888, 1044 f. (Schipper).
1202. König, Goswin, der Vers in Shakespeares Dramen, gr. 8. (XII,
138 S.) Straßburg 1888, Trübner. Quellen u. Forschungen, Heft 61. —
Zum Theil erschienen (,,Zu Shakespeares Metrik") als Straßburger Diss.
8. (76 S.) Straßburg, Trübner.
1203. Hannemann, Ed., metrische Untersuchungen zu John Ford. 8.
(63 S.) Halle 1888. Dissertation.
1204. English Composition and Rhetoric. Enlarged Edition. Part Second.
Emotional Qualities of Style. By A. Bain. London, Longmans.
Vgl. Acndemy Nr. 848 (Minto).
A. Gotisch, 3. Nr. 265.
B. Althochdeutsch.
120'r). Braune, Wilh. , althochdeutsches Lesebuch, zusammengestellt und
mit Glossar versehen. 3. Aufl. gr. 8. (VIII, 241 S.) Halle 1888, Nie-
mcyer. 4 M.
1206. Glossen. — Duvau, glossaire latin-allemand, extrait du manuscrit
Vatic. Reg. 1701.
Melanges d'archeologie et d'histoire VllI, H. 5.
Glossen s. Nr. 287.
Isidor, s. Nr. 321 f.
1207. Notker. — Kelle, Kunstausdrücke (Bibl. 1887, Nr. 1661).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 696 (Roediger).
1208. Kelle, Joh., die St. Galler deutschen Schriften und Notker Labeo.
Mit 6 Taf. Aus: Abhandlungen d. kön. bayer. Akad. d. Wiss. gr. 4.
(76 S.) München, Franz' Verlag in Comm. 3 M.
1209. Sonnenburg, Notkers Boethius (Bibl. 1887, Nr. 1662).
Vgl. Anz. f. d. Alterthum 14, 141 (Baechtold).
1210. Traube, L., zu Notkers Rhetorik und der Ecbasis Captiui.
Zs. f. d. Alterthum 32, 388 f.
Notkfi- s. Nr. 285 f.
VIII. LITTKK'ATIIK UND SPKACIIDENKMÄLEU. 447
1211. Otfrid, — Schütze, Beiträge zur Poetik Otfrids (Bibl. 1887,
Nr. 1(365).
Vgl. D. Lit. Ztic. 1888, Sp. 232 f. (K. M. Meyer); Lit. Blatt 1888, Sp. 108 f.
(Piper); Anz. f. d. Alterthum 14, 227—2-29 (Steinmeyer); Zs. f. d. Philologie
20, 380 f. (Erdmaun).
1212. Freytag, L., Proben einer Übersetzung von Otfrids Evangelienbuch.
Zs. f. d. deutschen Unterricht II, H. 6.
Otfrid s. Nr. 284.
1213. Schlummerlied. — Seydel, Rudolf, zum Schlummerlied.
Auz. f. d. Alterthum 14, 289 — 291.
C. Mittelhochdeutsch.
1214. Piper, P., geistliche Dichtung des Mittelalters. (1. Bd., S. 1 — 240)
8. Stuttgart, Spemann. Kürschners deutsche National-Litteratur, Lief. 458
bis 460. k 0,50 M.
1215. Piper, P., deutsche Spielmanns-Dichtung. 2, Bd. 8. (347 S.) Stuttgart,
Spemann. Kürschners deutsche National-Literatur, Lief. 424, 427 u. 429.
k 0,50 M.
1216. Hildebraud, Didaktik aus der Zeit der Kreuzzüge. 8. (V, 354 S.)
Stuttgart, Spemann. Kürschners deutsche National-Litteratur Lief. 441,
443—445. k 0,50 M.
1217. Vetter, F., lehrhafte Literatur des 14. u. 15. Jahrhunderts. l.Theil.
8. (XIII^ 500 S.) Stuttgart, Spemann. Kürschners deutsche National-Litte-
ratur, Lief. 419—422 u. 432. k 0,50 M.
1218. Grupp, Kudolf, die deutscheu Didaktiker und die Schulen des 12.
u. 13. Jahrhunderts. Ein culturhistorischer Versuch. 1. Theil. 8. (16 S.)
Progr. des Gymnasiums zu Brandenburg a. d. H.
1219. Mourek, V. E. , Neuhauser Bruchstücke einer Pergamenthandschrift
altdeutscher Gedichte ernsten Inhalts.
Sitzungsberichte d. köu. böhm. Gesellschaft d. Wissenschaften 1889, 1. Juli,
S. 131 — 176. — Darin: Euphrosynenlegende, Novelle von der Lucretia.
1220. Albrecht von Eyb. — Herrmann, M., ein Brief an Albrecht v. Eyb.
Germania 33, 499—506.
1221. Strauch, Ph., zu Albrecht von Eyb.
Anz. f. d. Alterthum 14, 147 f.
1222. Fey, Julius, Albrecht von Eyb als Übersetzer. 8. (40 S.) Halle 1888.
Dissertation.
1223. Fiske,W., Francis Petrarch's treatise De remediis utriusquc fortunae.
Text and Versions. 8. (48 S.) Florenz, Le Monnier.
Bespricht, nac-h der Inhaltsangabe im Lit. Blatt 1888, Sp. 242, auch die nieder-
ländischen, englischen, deutschen (Albreclit v. Eyb) und schwed. Übersetzungen.
1224. Albrecht von Johansdorf. — Hornoff, J., der Minnesänger Albrecht
von Johansdorf.
Germania 33, 385 — 437.
1225. Annolied, von Wilmanns (Bibl. 1887, Nr. 1678).
Vgl. Germania 33, 114 (Bartsch).
1226. Zarncke, F., zum Annoliede.
Berichte über die Verhandhuiüren der kön. sächs. Gesellschaft d. Wiss. , philol.-
histor. Classe 1887, H. 4/5.
1227. Benedictinerregel, von Sievers (Bibl. 1887, Nr. 1683).
Vgl. Lit. Blatt 1887, Sp. 201 (Behaghel).
448 HIHLIOGRAPHIE VON 1888.
Berthold von Holle s. Nr. 7 7.
1228. Berthold von Regensburg. — Waltz, Berthold vou Regensburg,
der große Prediger des Mittelalters.
Kiicliliclie Monatsschrift 7. .Jahrg., Nr. 7.
1229. Bibel. — Keller, die AValdenser und die deutsche Bibelübersetzung
(Bibl. 1887, Nr. 16881.
Vgl. Germania 3.3, 122 (Bartsch).
1230. Haupt, H. , Waldensia. I. Articuli Waldensium. II. Regula Waldeu-
sium. III. Summa fratris Torsoms de haereticis. IV. Die Secte der Ortliber,
Zs. f. Kirchengeschichte 10, .311—329.
1231. Haupt, H., neue Beiträge zur Geschichte des mittelalterlicheu Wal-
denserthums.
Histor. Zs. Cl, 39—68.
1232. Ellinger, Gr., die Waldenser und die deutsche Bibelübersetzung.
Zs. f. d. Philologie 20, 1—37.
1233. Bornemann, zur Hypothese von der Waldenser Bibel.
Jahrbücher f. protest. Tlieologie 14, H. 1.
1234. Goll, Jaroslaw, die Waldenser im Mittelalter und ihre Litteratur.
Mitthoihingcn d. Instituts f. österr. Geschichtsforsclnuig 9, 326 — 351.
Mhd. Bibel s. Nr. 77, 85 u. 1124; Waldenser s. Nr. 106.
1235. Boners Fabeln von Gottschick (Bibl. 1887, Nr. 1693).
Vgl. Germania 33, 128 (Bartsch).
1236. Spölgen, Ulrich Boner als Dialektiker. 4. (24 S.) Progr. d. Real-
gymnasiums zu Aachen.
Bruno von Hornberg, s. Nr. 1300.
1237. Brunwart von Augheim. — Pfaff, Fr., die Lieder des Brunwart
von Augheim.
Zs. d. Gesellschaft f. Beförderung der Geschichts-, Alterthums- und Volkskunde
von Frei bürg, 7. Bd.
s. Nr. 1300.
Büwenberg, s. Nr. 850.
1238. Chroniken. — Anshelm, Valerius, die Berner Chronik. Hrsg. vom
histor. Verein des Cantons Bern. 3. Bd. gr. 8. (498 S.) Bern, Wyß. 6 M.
1239. Goebel, Poetry in the Limbnrger Chronik. IL
The American Journal of Philology 8, H. 4.
1240. Teige, die Quellen des sog. Dalimil.
Mittheilungen d. Instituts f. österr. Geschichtsforschung 9, IL 1/2.
1241. Eberhard Windecke, übersetzt von Hagen (Bibl. 1886, Nr. 2317).
Vgl. Gott. gel. AuK. 1888, Nr. 10 (Heiffersclieid).
1242. Reiffers ch eid, über die Windeckhss. in Zürich.
Verhandlungen der 39. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner
(Leipzig, Teubner), S. 166—170.
s. Nr. 7L
1243. Frankfurter Chroniken und analistische Aufzeichnungen der Refor-
mationszeit. Nebst einer Darstellung der Frankfurter Belagerung von 1552.
Bearbeitet von R. Jnng. Lex.-8. (XXXII, 780 S.) Frankfurt a. M., Jügels
Verlag. 12 M, Quellen zur Frankfurter Geschichte, hrsg. von H. Grote-
fend, 2. Bd.
1244. Ruppert. Ph., Konstanzer Beiträge zur badischen Geschichte (1888),
enthält u. A.: Ulrich Richenthal ; ein Ueberlinger Chronist des 15. Jahr-
hunderts.
s. Nr. 854.
VIII. LITTEKATIJK UND SPRACHDENKMÄLER. 449
1245. Baumaun, F. L. , die Werdensteiner Chronik. Eine Quelle zur Ge-
schichte des Bauernkrieges im Allgäu. 12. (36 S.) Kempten. Kösel. 1 M.
1246. Cliges. — Bachmann, A., Bruchstücke eines mhd. Cliges.
Zs. f. a. Alteithum 32, 123—128.
1247. Eilhart von Oberge. — Muret, Emest, Eilhart d'Oberg et sa
source francaise. Sonderabdruck aus der Romania XVI. 8. (79 S.) Paris.
1248. Erzählungen. — ■ Baechtold, J., Einundzwanzig Fabeln, Schwanke
und Erzählungen des XV. Jahrhunderts.
Germania 33, 257 — 283.
1249. Henke, Oscar, drei altdeutsche Schwanke, übersetzt. 8. (40 S.)
Programm des Gymnasiums zu Barmen 1888, Nr. 396. Barmen, Stein-
born & Co. 1,20 M.
Kobold und Wasserbär, Weinschwelg, die beiden Kaut'leute und die treue
Hausfrau.
Mhd. Erzählungen s. Nr. 80.
1250. Freidank, von May (Bibl. 1887, Nr. 1714).
Vgl. Herrigs Archiv 80, 468.
s. Nr. 77.
1250\ Friedrich von Hausen. — Schenk zu Schweinsberg, Gustav
Freiherr, zur Frage nach dem Wohnsitze Friedrichs von Hausen.
Zs. f. d. Alterthum 32, 41—44.
1251. Gebet. — Bachmann, Albert, Bruchstücke eines Frauengebetes.
Zs. f. d. Alterthum 32, 50— .07.
1252. Geiler. — Spirgatis, Max, zur Bibliographie Geilers von Kaisersberg.
Centralblatt f. Bibliothekswesen 5, H. 2.
1253. Genesis. — Zingerle, Paradiesgarten in der Genesis (Bibl. 1887,
Nr. 1720).
Vgl. Zs. f. vergl. Lit.-Gesch. u. Renaissance-Lit. N. F. 1, 298 (Brenner).
1254. Glossen. — Jeitteles, Adalb. , altdeutsche Glossen aus Innsbruck.
Germania 33, 287—311.
1255. Vocabularius Beronensis, von Brandstetter (Bibl. 1886, Nr. 1725).
Vgl. Germania 33, 124 f. (Bartsch).
Goldener, s. Nr. 1300.
1256. Gotfried von Neifen. — Uhl, Wilh., Unechtes bei Neifen. gr. 8.
(222 S.) Paderborn 1888, Schöningh. 3 M. Göttinger Beiträge zur deut-
schen Philologie, IV.
1257. Gotfried von Straßburg. — Golther, Wolfgang, Gottfried von Straß-
burg, Tristan und Isolde (S. 1 — 336). 8. Stuttgart, Spemann. Kürschners
deutsche Nationallitteratur, Lief. 466—468. ä 0,50 M.
1258. Glöde, 0., die Reimbrechung in Gottfrieds von Straßburg Tristan
und den Werken seiner hervorragendsten Schüler.
Germania 33, 357 — 370.
s. Nr. 847 u. 1875.
1259. Hans von Bühel. — Seelig, Fritz, der elsäßische Dichter Hans
von Bühel.
Straliburger Studien 3, 243 — 335.
Hardegger, s. Nr. 1300.
1260. Hartmann von Aue. — Bech, Fedor, Hartmann von Aue. 3. Theil.
Iwein, oder der Ritter mit dem Löwen. 3. Aufl. 8. (XIX, 304 S.) Leipzig,
Broekhaus. 3,50 M. Deutsche Classiker des Mittelaltei's , mit Wort- und
Sacherklärungen, begründet von Fr. Pfeiffer, 6. Bd.
Vgl. VVisseuschai'tl. Beilage d. Leipz. Ztg. 1888, Nr. 76.
450 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
1261. Grimme, F., zu Iwein, V. 553 ff.
Germania 33, 58. — Der wunderbare BruuueQ wird in einem persiscbeu Ge-
schieh tswerke nachgewiesen.
1262. Heiligthumsbücher. — Beißel, Stephan, weitere, iu Folge der Aus-
stellung des heiligen Rockes um das Jahr 1512 gedruckte Trierer Heilig-
thumsbücher.
Centralbhitt f. Bibliothekswesen 5, H. 8.
1263. Heilthumsbücher.
Kunst- Chronik 23. Jahrg. Nr. 20.
Heinrich von Freiberg, s. Nr. 77.
1264. Heinrich von Hesler. — Steinmayer, noch eiumal Heinrich von
Hesler.
Zs. f. d. Alterthum 32, 446-449.
8. Nr. 77.
1265. Heinrich Laufenberg. — Müller, Ed. Eich., Heinrich Loufenberg,
eine litterarhistorische Untersuchung, gr. 8. (VH, 157 S.) Berlin 1888,
W. Webers Verlag. 2,40 M.
1266. Heinrich von Melk, von Lorenz (Bibl. 18&7, Nr. 1729).
Vgl. Zs. f. d. Philologie 20, 123—126 (Seeraüiler).
Heinrich Teschler, s. Nr. 1300.
1267. Heinrich v. d. Türlin. — Krüger, einige Besserungen zur Krone.
Zs. f. d. Alterthum 32, 143 f.
1268. Heinrich von Veldeke. — Roetteken, die epische Kunst H. v. Vel-
decke und H. v. Aue (Bibl. 1887, Nr. 1733).
Vgl. Ü. Lit. Ztg. 1888, Sp. 1186 f. fWilmanus), und 1438-1440 (Eutgegnuug
von Roetteken und Autwort von Wilmanns); Lit. Blatt 1888, Sp. 527 — 529
(Ehrismann).
s. Nr. 77.
Heinrich Wittenweiler, s. Nr. 74.
Heldenbuch, s. Nr. 77; Heldensage, s. Nr. 794 ti".
1269. Hiltbolt von Swanegou. — Aron, Otto, zu Hiltbolt von Swanegou.
Auz. f. d. Alterthum 14, 230.
1270. Hugo von Trimberg. — Ehrismann, G., zu Germania XXXH, 97.
Germania 33, 45. — Kenner.
1271. Johann von Soest, von Pfaff (Bibl. 1887, Nr. 1738).
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 201—203 (Suchier).
1272. Bahder, K. v., Johann von Soest Dy gemein Bicht'.
Germania 33, 129—158.
1273. Joseph. — Piper. P. , das Gedicht von Joseph nach der Wiener
und der A'^orauer Handschrift nebst einigen Angaben über die Überlieferung
der übrigen alttestamentlichen deutschen Texte des 11. Jahrhunderts.
Zs. I. d. Philologie 20, 257 — 289 u. 430—481.
1274. Kaiserchronik. — Zingerle, Oswald, ein Bruchstück der Kaiser-
chronik.
Zs. f. d. Alterthum 32, 57—60.
1275. Kaspar v. d. Roen. — Zimmerstädt, Franz, Untersuchungen über
das Gedicht Kaspars v. d. Roen .,Der Wunderer'", gr. 4. (28 S.) Programm
des Luisenstädt. Realgymnasiums. Berlin 1888, Gärtner. 1 M.
1276. Klage. — Mourek, V. E., Prager Bruchstück einer Pergament-
handschrift der Klage.
Sitzungsberichte der kön. böhin. Gesellschaft d. Wissenschaften 1887, 10. Jan.,
S. 3—24.
VIII. LITTERATITR UND SPRACHDENKMÄLER. 451
1277. Klaus Wisse. — Parzifal von Claus Wisse und Philipp Colin [1331
bis 1336]. Eine Ergänzung der Dichtung Wolframs von Eschenbach, zum
ersten Male hrsg. von Karl Schorbach. gr. 8. (LXX S. u. 880 Sp.) Straß-
burg, Trübner. 10,50 M. Elsäüische Litteraturdenkmäler aus dem XIV.
bis XVII, Jahrb., hrsg. von E. Martin u. E. Schmidt, 5. Bd.
Vol. Lit. Centralblntt 1888, Sp. 1456 f.; D. Lit. 7Ag. 1888, Sp, 1030—1041
(Edw, Schröder),
1278. Konrad. — Rolandslied, von Golther (Bibl. 1887, Nr, 1740).
Vgl. Germania 33, 116 f. (Bartsch); Zs. f. vergl, I^it.-Gesch. u. Reuaissance-
Lit. N. F. 1, 465—467 (Beclistein),
1279. Schürer, Heinrich, die Sprache der Handschrift P des Rolands-
liedes, gr. 8. (46 S.) Programm des Communalgymnasiums zu Komotau.
Komotau 1887.
Vgl. Germania 33, 234 f. (Bartsch).
1280. Seelmann, Emil, Bibliographie des altfranzös. Rolandsliedes, mit
Berücksichtigung nahestehender Sprach- und Litteraturdenkmale verfaßt,
gr, 8. (XIII, 113 S,) Heilbronn 1888, Gebr. Henninger. 4,80 M.
1281. Konrad von Ammenhausen. — Vetter, Ferd., das Schachzabelbuch
Kunrats von Ammenhusen, Mönchs und Leutpriesters zu Stein am Rhein.
Nebst den Schachbücheru des Jacob v. Cessole und des Jacob Mennel
hrsg. von F. V. 2. Lief. (Sp, 225—432) Frauenfeld, Huber, 2,40 M.
Bibliothek älterer Schriftwerke der deutschen Schweiz, hrsg. von Baech-
told u, Vetter, Ergänzungsband, 2. Lief.
Vgl. Germania '6'6, 117 (Bartstli).
1282. Konrad von Zabern, von Ernst Martin,
Straßburger Studien 3, 238—240,
1283. Kudrun. — Neumann, Friedr. , über die Entwicklung der Kndrun-
dichtung. gr. 4. (27 S.) Progr. des Sophien-Gymnasiums zu Berlin. Berlin
1888, Gärtner. 1 M,
1284. Gudrun, übersetzt von Freytag (Bibl. 1887, Nr. 1744).
Vgl, Zs, f, d. deutschen Unterricht 2, H. 2 (R. Schneider).
1285. Schmidt, Leonh., Gudrun, Eine Umdichtung des mittelhochdeutschen
Gudrunliedes. 8. (XIX, 1 1 4 S.) Wittenberg 1888, Herrose Verlag, 1,80 M.
Vgl. Deutsches Litteraturblatt 1888, 1.50 (Keck).
1286. Kunz Has, — Matthias, E,, der Nürnberger Meistersänger Kunz Has.
Mittheilungen d. Vereins f. Geschichte d. Stadt Nürnberg II. 7, 169— -'Hß.
1287. Kürenberger. — Schröder, E., die erste Kürnbergerstrophe.
Zs. f. d. AUeitlmm 32, 137 — 141.
1288. Sievers, E,, die erste Kürenbergerstrophe,
Zs. f, d, Altcrthiim 32, 389 — 394.
s. Nr. 1185.
1289. Lamprecht. — Kinzel, K., Quelle und Schluß des Vorauer Alexander,
Zs. f. d. Philologie 20, 88—97.
1290. Legenden. — Wanderlegenden, von Rochholz (Bibl. 1886, Nr. 1767).
Vgl, Lit. Centralblatt 1888, Sp. 128 (R. Köhler).
1291. Steinmeyer, zum Leben der heil. Elisabeth.
Anz. f. d. Altertluiin 14, 291,
s. Nr. 813 tr.
1292. Strauch, P,, Bruchstück einer md. Margarethenlegende.
Zs. f. d. Alterthum 32. 423—430.
452 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
1293. Greifeid, Oscar, Servatius, eine oberdeutsche Legende des 12. Jahr-
hunderts. (33 S.) Berliner Dissertat. 1887 (Berl. Jahresber. 1888, XIV, 47).
1294. Poppe, Paul, über das Speculum humanac salvationis und eine
mitteldeutsche Bearbeitung desselben. Inaugural-Dissertation. gr. 8. (88 S.)
Berlin 1887. Straßburg, Trübner. 2 M.
1295. Geiger, Karl, Elisabetha Bona von Reute, die Patronin und Wuuder-
thäterin Schwabens. Eine Heiligengeschichte. S.-A. aus den deutsch-evang.
Blättern. 12. (84 S.) Barmen 1888, Klein. 1 M.
Vgl. Theolog. Lit, Blatt 1888, Sp. 274.
1296. Baumeister,, Elisabetha Bona von Reute.
Protest. Kircheuzeitung 1888, Nr. 27.
Alexiuslegende, s. Nr. 777; Euphrosynenlegende, s. Nr. 1219.
Lied, historisches, s. Nr. 985; Marienlied, s. Nr. 81.
Lucidarius, s. Nr. 77.
Lucretia, s. Nr. 1219.
1297. Meißner. — Frisch. Adolf, Untersuchungen über die verschiedenen
mhd. Dichter, welche nach der Überlieferung den Namen Meißner führen.
Dissertation, gr. 8. (VI, 76 S.) Jena 1887, Pöble. 1,75 M.
1298. Minnesang. — Des Minnesangs Frühling, hrsg. von Karl Lachmann
u. Moritz Haupt. 4. Ausg. besorgt von F. Vogt. gr. 8. (VHI, 343 S.)
Leipzig, Hirzel. 5 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 1583 f.
1299. Traube, L., zu MF. 3, 1 — 6.
Zs. f. d. Alterthum 32, 387 f.
1300. Grimme, F., Beiträge zur Geschichte der Minnesinger III.
Germania 33, 47—57. — 1. Brunwart v. Augheim; 2. Bruno v. Honiberg;
3. Walter v. Breisach; 4. Der schuolraeister von Ezzelingen; 5. Goldener;
6. Pfeffel; 7. Der von Saebsendorf; 8. Hardegger; 9. Meister Heinrich Teschler.
1300\ Schönbach, A., zu Germania 32, 411 ff. (= Bibl. 1887, Nr. 1756'').
Anz. f. d. Alterthum 14, 229.
1301. Grimme, Fritz, die Bezeichnungen her und meistcr in der Pariser
Handschrift der Minnesinger.
Germania .^3, 437—448.
1302. Weber, Franz, Minnesinger. Deutsche Liederdichter des 12., 13. u.
14. Jahrhunderts aus der Manessescheu Liederhandschrift und anderen
Sammlungen ausgewählt und neuhochdeutsch übertragen. 8. (VI, 148 S.)
Halle, Hendel. 0,25 M. Bibliothek der Gesammtlitteratur d. In- u. Aus-
landes Nr. 211.
1303. Drees, politische Dichtung der Minnesänger (Bibl. 1887, Nr. 1758).
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 294 (R. Becker); Ilerrigs Archiv 80, 466 f.
1304. de Gruyter, das deutsche Tagelied (Bibl. 1887, Nr. 1759).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 629 f. (R. M. Meyer).
1305. Baebler, J. J., ein Tagelied.
Germania 33, 283—286.
1306. Kraus, Miniaturen (Bibl. 1887, Nr. 1762).
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 894 f. (H. J.) ; D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 279 f.
(F. X. Kraus); AUgem. Ztg. 1887, Nr. 343 (Rahn).
1307. Oechelhäuser, Miniaturen (Bibl. 1887, Nr. 1763).
Vgl. Lit. Contralhlatt 1888, Sp. 1317 f. (H. J.); D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 983
(F. X. Kraus); Westdeutsche Zs. 8, 73—80 (Lamprecbt); Mittheilungen des
Instituts für österr. Geschichtsforschung 9, 621 f. (Riegl).
Vlir. LITTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 453
1308. Zangemeister, Karl, zur Geschichte der grolien Heidelberger, sog.
Manessischen Liederhandschrift.
Westdeutsche Zs. 8. 325-::i71.
1309. Trübner, K.J., die Wiedergewinnung der sog. Manessischen Lieder-
handschrift.
Centialblatt f. Bibliothekswesen 5, H. 4/5.
1310. Obs er, Karl, die Wiedererwerbung der sog. Manesse-Handschrift.
Karlsruher Zt^;. 1888, Beilage zu Nr. 121.
1311. Die manessische Liederhandschrift.
Illustrierte Ztg. Nr. 2.336.
1312. Frommel, W., die wiedergewonnene Liederhandschrift der Heidel-
berger Bibliothek.
Daheim 18n8, Nr. 33.
1313. Die Manessesche Liederhandschrift.
Kunst- Chronik 23. .Jahrg. Nr. 24 ff.
1314. Janitschek, H., die Miniaturen der Manessischen Handschrift.
Die Nation 1888, Nr. 24.
1315. Die Manessesche Liederhandschrift.
Alldem. '/As:. 1888, Beilage Nr. 60.
1316. Die Nachbildung der Manesseschen Handschrift in Heidelberg.
Germania 33, 173 — l"ö.
Minnesang, s. Nr. 1185 ff.
1317. Mystik. — Mich eisen, Karl, Meister Eckart. Ein Versuch, gr. 8.
(30 S.) Berlin, Mittler & Sohn. 0,G0 M.
1318. Plümacher, 0., Meister Eckhart.
Zs. f. Philosophie und philos. Kritik N. F. 93, 176—213.
1319. Denifle, H., der Plagiator Nicolaus von Straßburg.
Archiv f. Litteratur- u. Kircbengeschichte d. Mittelalters 4. 312 — 329.
1320. Münz, der große Gottesfreund im Oberlande.
Der Kirchenfreund 22, 129—136 u. 145 — 152.
1321. Tauler, La raerveilleuse histoire du revcrend pere Jean Tauler,
traduite de l'Allemaud par M. H. 12. (85 S.) Geneve, imprimerie J. — G.
Fick. 6 fr.
Mystik s. Nr. 106.
1322. Neidhart von Reuenthal. — Über die Heimat Neidharts von Reuonthal.
Verhandlungen des bistor. Vereins von Oborpfalz und Kegensbm-g, 42. Bd.
1323. Zingerle, 0., zur Neidhartlegende.
Zs. f. d. Altertbum 32, 430-436.
1324. Nibelungenlied, von Laistner (Bibl. 1887, Nr. 1785).
Vgl. Germania 33, 127 f. (Bartsch).
1325. Zarncke, Nibelungenlied (Bibl. 1887, Nr. 1788).
Vgl. Germania 33, 108 (Bartsch).
1326. Bartsch, Nibelungenlied (Bibl. 1887, Nr. 1789).
Vgl. Germania 33, 117 (Bartsch).
1327. Binder, Streifzüge auf dem Gebiete der Nibelungenforschung (Bibl.
1887, Nr. 179G); Hans Schmidt, über das attributive Adjectiv im Nibe-
lungenliede und in der Ilias (Bibl. 188 7, Xr. 257); Filipsky, das stehende
Beiwort im Volksepos (Bibl. 1886, Nr. 1661").
Vgl. Germania 33, 125 f. (Nagele).
1328. Das Nibelungenlied für das deutsche Haus nach den besten Quellen
bearb. von Emil Engelmann. 2. Aufl. Lex.-8. (IV, 236 S.) Stuttgart 1889,
Neff. 6 M.
454 HIBUOGRAPHIE VON 188S.
1329. Der Nibelungen Not in metrischer Übersetzung, nebst Erzählung der
älteren Nibelungensage von H. Kamp. 2. erheblich verb. Aufl. gr. 8. (VIII,
199 S.) Berlin 1888, Mayer & Müller. 2,25 M.
1330. Das Nibelungenlied. Schulausgabe, bearbeitet von Karl Iloldermann.
8. (116 S. u. 1 Titelbild.) Berlin, Reuther. 0,80 M. Meisterwerke der
deutschen Litteratur, hrsg. von K. Holdermann u. L. Sevin. 1. Bdchn.
1331. Woerner, Thomas, das Nibelungenlied. Bearbeitet und eingeleitet,
8. (231 S.) Stuttgart, Cotta. 1 M. Cottasche Bibliothek der Weltlitteratur,
Bd. 173.
Vgl. Wis.sen.schaftliche Beilage d. Leipz. Ztg. 1888, Nr. 113.
1332. Schramm, H., über die Einheit des 20. Liedes von den Nibelungen
(Bibl. 1887, Nr. 1795).
Vgl. Zs. f. d. österr. Gymnasien 1888, 277 f. (Proscli); Gymnasium 1888, Nr. 15
(Saliger).
1333. Stuhrmann, Idee und Hauptcharaktere der Nibelungen (Bibl. 1887,
Nr. 1797).
Vgl. Zs. f. d. österr. Gymnasien 1888, 62G (Löhner).
1334. Kettner, E., zur Kritik des Nibelungenliedes. VIII. Die Texte A und B.
Zs. f. d. Philologie 20, 202—225.
1335. Martin, E., zu den Nibelungen.
Zs. f. d. Altertbum 32. 380 — 386.
1336. Haas, Karl, der Scheich im Nibelungenliede.
Germania 33, 312.
1337. Bartsch, Ad., die Weidmannssprache im Nibelungenliede.
Der Weidmann 19, Nr. 49.
1338. Müller, Richard, was wissen wir von der Burg Pechlarn?
Blätter d. Vereins f. Landeskunde von Niederösterreich 22, 436 — 439.
Nibelungen, s. Nr. 797 ff. u. 1359.
1339. Nikiaus von Wyle. — Baechtold, J., zu Nikiaus v. Wyle.
Zs. f. vergl. Lit.-Gesch. u. Kenaissance-Lit. N. F. 1, 348 — 350.
1340. Orendel. Ein deutsches Spielmannsgedicht, mit Einleitung und An-
merkungen herausg. von Arnold E. Berger. gr, S. (XVI, CXV, 192 S.)
Bonn 1888, Webers Verlag. 9 M.
Vgl. Zs. f. d. österr. Gymnasien 1888, 753 — 755 (Singer).
1341. Beer, L., der Stoff des Spielmannsgedichtes Orendel,
Paul u. Braune, Heiträge 13, 1 — 120.
Oswald, s. Nr. 839.
1342. Oswald von Wolkenstein, von Schrott (Bibl. 1887, Nr. 1807).
Vgl. Germania 33, 237 f. (Bartsch).
1343. Ottokar. — Lampel, Jos., die Landesgrenze von 1254 und das
steirische Ennsthal, mit 32 urkundl. Beilagen.
Arcliiv f. österr. Gesch. 71, 2. Hälfte, S. 297—452. — Wichtig für die Kritik
von Ottackers steiri.scher Reimchronik (N. Archiv f. ältere deutsche Gesch. 13, 65G).
1344. Passional. — Curtius, C, ein Bruchstück des alten Passionais.
Anz. f. d, AUerthnm 14, 230 f.
Pfeffel, s. Nr. 1300.
1345. Philipp (der Karthäuser), von Edward Schröder.
Allgem. D. Biographie 26, 71 f.
1346. Mourek, V. E., Krumauer Bruchstück eines mitteldeutschen geist-
lichen Gedichts,
Sitzungsberichte d. kön. böhm. Gesellschaft d. Wiss. 1888, 5. März, S. 3—33.
— Aus Br. Philipps Marienleben.
VIII. LITTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 455
1347. von Pholspeunt, Heinrich, von Roethe und Frölich.
Allgem. D. Biographie 2ß, 91 f.
1348. Der Pleier, von Steinmeyer.
Allgem. D. Biographie '2(5. üßO f.
1349. Tandarins a Floribella. Sklädäni staroöeske s ni-meckym Pleye-
rovvm, von V. E. Moiirek.
Abliandlungen d. köu. böhm. Gesellschaft d. Wiss. 1887, 3 — 103. — Vgl. Atlic-
näuin (Prag 1887), S. 260 ff. (E. Kraus).
13.'")0. Predigt. — Linsenmeyer, Geschichte der Predigt (Bibl. 1887,
Nr. 1816.
Vgl. Histor. Zs. (50, 291—293 (Kattenbusch) ; Histor. .Jahrbuch 9, 124 -127
(Ivpppler); Theolog. Lit. Ztg. 1888, Nr. 1.
1351. Altdeutsche Predigten, hrsg. v. Ant. E. Schönbach. 2. Bd.:
Texte. Lex.-8. (XII, 328 S.) Graz 1888, Styria. 9 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 1417 f.; Theo!. Lit. Blatt 1888, Sp. 382.
Predigt s. Nr. 77.
1352. Priameln, von Euling (Bibl. 1887, Nr. 1819).
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 492—494 (Bachmann).
s. Nr. 80.
1353. Prischuch, Thomas, von Roethe.
Allgem. D. Biographie 26, 600 f.
1354. Psalmen, Windberger. — Wallburg, Paul, über die Windberger
Interlinearversion der Psalmen. 8. (VII, 115S.). Straßburger Dissertation.
1355. Piitrich von Reichertshausen, von Roethe.
Allgem. D. Biographie 26, 744—746.
1356. Räthsel, von K. Bartsch.
Germania 33, .57.
1357. Reinbot von Dorn. — Steinmeyer, zu Reinbot von Dorn.
Anzeiger f. d. Alterthum 14, 145 — 147.
1358. Reinhart Fuchs. — Braune, W., Reinhart Fuchs.
Paul u. Braune, Beiträge 13, 585 f.
1359. Reinmar der alte, die Nibelungen, von Ortner (Bibl. 1887, Nr. 1823).
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 343—346 (R. Becker); Anzeiger f. d. Alterthum 14,
121—128 (Steinmeyer); Germania 33, 236 (Bartsch); Zs. f. d. Philologie 20,
382—384 (R. M. Meyer); Zs. f. d. österr. Gymnasien 1888, 1003—1006 (L.lhnor);
Zs. f. d. Gymnasialvvesen 1888, 303 ff. (Bötticher).
1360. Reinolt. — Pf äff. F., zu Reinolt von Montelban.
Germania 33, 31 — .^3.
1361. Pf äff. F., die Handschriften des Reinolt von Montelban II.
Germania 33, 34—45.
1362. Reisen. — Jacob, K. G., Bericht über neue Erscheinungen auf dem
Gebiete der Palästinalitteratur 1886.
Zs. d. deutsclien Palästinavereins 11, IT. 2.
1363. Schiltberger, von Langmantel (Bibl. 1887, Nr. 1828).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1888, Sp. 982 (^Furrer).
1364. Röhricht, R. , Studien zur mittelalterlichen Geographie und Topo-
graphie Syriens.
Zs. d. deutschen Palästinavereins 10, H. 4.
1365. Arnold Buchell, iter coloniense.
Mittheil, aus d. Stadtarchiv von Köln, H. 13.
1366. Wernicke, E. , die Pilgerreise des letzten Grafen von Katzen-
ellenbogen.
Zs. f. d. Alterthum 32, 44—50.
Reiseu, s. Nr. 83.
456 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
1367. Rosenplüt. — Euling, K., zwei ungedruckte Rosenplütsche Sprüche.
Zs. f. d. Alterthuin 32. 436—445.
1368. Rudolf von Ems. — Geßler, A., Bruchstück einer Barlaamhs.
Anzeiger f. d. Altertlium 14, 147.
Rumeland, s. Nr. 77.
Schauspiel, s. Nr. 994 flf., 1598 tf.
Sachsendorf, s. Nr. 1300.
Schulmeister von Eülingen, s. Nr. 1 300.
13G9. Schwabenspiegel. — Bach mann, A., Bruchstück einer Handschrift
des Schwabenspiegels.
Alemauniii 16, 87 — 89.
1370. V. Rockinger, über die Benutzung des sogenannten Brachylogus
juris romani im Landrechte des Deutschenspiegels? und des sogenannten
Schwabenspiegels.
Sitzungsberichte d. philos.-philol. u. histor. Classe d. k. bayer. Akad. d. Wiss.
zu München 1888, 2. Bd., H. 1.
1371. Seifrid Helbling, von Seemüller (Bibl. 1887, Nr. 1835).
Vgl. Germania 33, '235 (Bartsch); Zs. f. d. Philologie 20, 126—128 (Kinzel).
1372. Ehrismann, G., zum Seifrid Helbling.
Germania 33, 370—379.
1373. Spervogel. — Pf äff, Friedrich, die Burg Steinsberg bei Sinsheim
und der Spruchdichter Spervogel.
Zs. f. d. Gesch. d. Obcrrheius N. F. 5, 75 — 117.
Sprüche, s. Nr. 80.
1374. Steinhöwel. — Knust, H., Nachtrag zu XI, 197 fgg. (Steinhöwels
Aesop).
Zs. f. d. Philologie 20, 237.
1375. Steinmar, von Meißner (Bibl. 1887, Nr. 1838 .
Vgl. Zs. f. d. Philologie 20, 116—122 (Berger).
1376. Wyss, Beruh., zu Steinmar.
Germania 33, 158.
1377. Stricker. — Am mann, Verhältniß von Strickers Karl zum Rolands-
licde (Bibl. 1887, Nr. 1840).
Vgl. Zs. f. d. Ö-sterr. Gymnasien 1888, 87 (Khull); Gymnasium 1888, Nr. 15
(Saliger).
1378. Einert, E., Pfaffe Amis 1—72.
Germania 33, 46.
Thomassüj, s, Nr. 77.
König Tirol, s. Nr. 1396.
1379. Todtentanz. — La Danza macabra, ovvero il ballo della morte:
curiositä storico -letteraria; 91 dialoghi umoristici filosofico-morali fra
l'ucmo, ne' suoi diversi stati sociali , condizioni della vita, e la morte.
Traduzione libera parafrasata dal francese e dal tedesco (secoli XV — XVIIl),
con varianti ed aggiunte in prosa rimata pel dott. Ferdinando Gore. 8.
(132 S.) Milano, tip. A. Gattinoni. 4 L.
1380. Ulrich von Eschenbach. — Schönach, L., Bruchstück aus dem
Alexander des Ulrich von Eschenbach.
Zs. f. d. Alttrthum 32, 65—69.
s. Nr. 288.
1381. Ulrich von Liechtenstein, Frauendienst. Herausgegeben von Reinhold
Bechstein. 2 Theile. 8. (XXXVllI, 313 u. VIII, 3G5 S.j Leipzig 1888,
VIII. LITTKRATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 457
Brockhaus, 7 M. Deutsche Dichtungen des Mittelalters mit Wort- und
Sacherklärungen, herausg. von Karl Bartsch, (5. u. 7. Bd.
Vgl. D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 1112—1111 (Schönbach); Deutsches Lit. Blatt 1888,
S. 101 f. (Max Koch); Wissenschaft). Beilaofe d. Leipz. Ztg. 1888, Nr. 55.
1382. Bech stein, R., Erwiderung. Zum Geschlecht Ulrichs von Liechtenstein.
Germania 33, 506 f. — Gegen Schönbachs Kritik.
1383. Becker, Reinhold, ritterliche WafFenspiele nach Ulrich von Liechten-
stein. (Programm, Düren 1887, s. Bibl. 1887, Nr. 1194).
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 78—80 (Ehrismann).
1384. Becker, Reinhold, Wahrheit und Dichtung in Ulrich von Liechten-
steins Frauendienst. 8. (116 S.) Halle 1888, Niemeyer. 2 M.
Walter von Breisach, s. Nr. 1300.
1385. Walther von Rheinau, von Vögtlin (Bibl. 1886, Nr. 1837).
Vgl. Anzeiger f. d. Alterthum 14, 35 — 42 (Hauifen).
1386. Hauffen, A. , Walther von Rheinau. Seine lateinische Quelle und
sein deutsches Vorbild.
Zs. f. d. Alterthum 32, 337—379.
1387. Walthers von der Vogelweide, Gedichte, übersetzt v. Bodo Wenzel.
8. (XI, 184 S.) Plauen 1889, Neuperts Verlag. 2 M.
Vgl. Wissenschaft!. Beilage d. Leipziger Zeitung 1888, Nr. 135.
1388. Wildenow, Beziehungen Walthers (Bibl. 1887, Nr. 18,54).
Vgl. Herrigs Archiv 80, 465 f.
1389. Nagele, Anton, nochmals die Reiserechnungen Wolfgers von Eller-
brechtskirchen. gr. 8. (38 S.) Programm der Staats- Oberrealschule zu
Marburg in Steiermark.
1390. Knortz, Karl, Lieder aus der Fremde. Freie Übersetzungen. (106 S.)
Glarus 1887. Vogel.
Nach Centralorgan f. d. Interessen des Realschulwesens 1888, 26 (Sohns) , sind
darin auch Übersetzungen aus Walther v. d. Vogelweide.
Walther v. d. Vogelweide, s. Nr. 77 u. 418.
Weingrüße, s. Nr. 80.
1391. Weisthümer. — Österreichische Weisthümer. Gesammelt v. d. kais.
Akad. d. Wiss. 5. Bd. 1. Hälfte, gr. 8. Wien, Braumüller. 14 M.
Inhalt: Die tirolischen Weisthümer. Hrsg. von Ign. Zingerle und Jos. Egger.
IV. Thl.: Burggrafenamt und Etschland. 1. Hälfte. (5(j0 S.)
1392. Birlinger, A., das Hunno Weisthum von Bodmann.
Alemannia 16, 237.
Bruder Wernher, s. Nr. 975.
1393. Wernher der Gärtner. — Keinz, Meier Helmbrecht und seine
Heimat (Bibl. 1887, Nr. 1859).
Vgl. Zs. f. d. Philologie 20, 379 (Kinzel).
1394. Wernher der Gärtner, Meier Helmbrecht. [Nach K. Schröders Text-
übersetzung.] Die älteste deutsche Dorfgeschichte. Für Schule u. Haus hrsg.
V. Wohlrabe. 2. Aufl. 12. (IV, 79 S.) Halle, Tausch & Grosse, geb. l M.
1395. Winsbeke. — Leitzmann, Albert, zur Kritik und Erklärung des
Winsbeken und der Winsbekin.
Paul u. Braune, Beiträge 13, 248—277.
1396. Leitzmann, Albert, König Tirol, Winsbeke und Winsbekin. 8. (IV,
60 S.) Halle, Niemeyer. 0,80 M. Altdeutsche Textbibliothek, hrsg. von
H. Paul, Nr. 9.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 1522 f.
GERMANIA. Nene Reihe. XXV. (XXXVJI.) Jalirp. 31
458 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
1397. Wirnt V. Gravenberg. — Irrgang, Max, zum Wigalois. 8. (45 S.)
Hallenser Dissertation.
1398. Knoll, Emil, ein Bruchstück des Wigalois.
Zs. f. d. Alterthum 3-2, 60—65.
s. Nr. 77.
1399. Wolfram von Eschenbach. — Parzival, von Engelmann (Bibl. 1887,
Nr. 1871).
Vgl. Blätter f. Httenir. Unterhaltung 1888. Nr. 6 (O. Müller).
1400. Stosch, Johannes, zur Frage nach der Abfassungszeit der Titurel-
lieder.
Zs. f. d. Alterthum 32, 471 f.
1400". Lucae, K., Häberjoel.
Zs. f. d. Alterthum 32, 472. — Zu Willehalm 356, 7.
Parzival, s. Nr. 1714; Graalsage, s. Nr. 790 f.; Willehalra, s. Nr. 77.
Litteratur des 16. Jahrhunderts.
1401. Monnier, Marc, Litteraturgeschichte der Renaissance von Dante
bis Luther. Deutsche autoris. Ausg. gr. 8. (VII, 522 S.) Nördlingen, Beck.
7 M.
Vgl. Deutsches Litteraturblatt 11, 163 (L. Witte).
1402. Janssen, Joh., Geschichte des deutschen Volkes seit dem Ausgange
des Mittelalters. 6. Bd. Kunst- und Volkslitteratur bis zum Beginn des
dreißigjährigen Krieges. 1.— 12. Aufl. gr. 8. (XXXI, 522 S.) Freiburg
i. Br., Herder 1888. 5 M.
1403. Wetzstein, 0., die deutsche Geschichtschreibung zur Zeit der
Reformation. Ein Beitrag zur Geschichte der Historiographie. 4. (29 S.)
Programm der Realschule zu Neustrelitz. Leipzig. Fock. 0,80 M.
1404. Werner. Julius, die Reformation und das deutsche Volksthum.
1.— 4. Tausend. (25 S.) Halle, Strien. 0,20 M. Flugschriften des Evan-
gelischen Bundes, H. 12.
1405. Bender, Gymnasialreden (Bibl. 1887, Nr. 1878).
Vgl. D. Lit. Ztff. 1888, Sp. 123 — 125 (Tli. Ziegler).
1406. Horavritz, Humanismus in den Alpenländern (Bibl. 1887, Nr. 1887).
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 1081; D. Lit. Ztg. 1888, 8p. 1853 f. (L. Geiger).
1407. Reinhardstöttner, Beziehungen der italienischen Litteratur zum
bayerischen Hofe (Bibl. 1887, Nr. 1889).
Vgl. Gioriiale storico della lett. ital. 10, 437; Modern Language Notes 3, H. ö
(Warren).
1408. Geiger, L. , die Juden und die deutsche Litteratur des 16. Jahr-
hunderts.
Zs. f. Geschichte d. Juden in Deutschland II, H. 3/4.
1409. Lasson, A., die philosophische Weltanschauung der Reformationszeit.
Preußische Jahrbücher 62, H, 5.
1410. Hagen, Briefe von Heidelberger Professoren (Bibl. 1887, Nr. 1879).
Vgl. riistor. Zs. 60, 544 f. (J. W.).
1411. Horning, Wilh., aus dem lateinischen Briefwechsel von Melanchton,
Brenz, Chemnitz, Jac. Andrea, Sulzer, Cyriacus Spangenberg, Paul Eber,
Dav. Chyträus, Heßhusius, Flacius lUyricus u. A. m. Dr. Joh. Marbach,
Präsident d. Kirchenconvents, Prof. d. Theologie u. Pfarrer bei St. Nicolai
in Straüburg 1545 — 1581. Als Anhang zu Marbachs Lebensbild hrsg.
VIII. LITTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 4Ö9
Zum 350jährigen Jubelfest d. protest. Gymn. in Str.'ißburg. gr. 8. (48 S.)
Straßburg 1888, Vomhoff. 1,50 M.
Vcj). Theoloof. Lit. Blatt 1S8S, 8p. 449.
1412. Bessert, Briefe zur Geschichte der Reformation in Franken. 1. Jo-
hann Poliander an Adam Weiß. 2. Th. Billikan an Ad. Weiß. 3. Harscher
an Weiß.
Theolo<r. Studien aus Württemberg: 1888, 76 — 83.
141.3. Les Correspondants d'Alde Manuce: materiaux nouveaux d'histoire
litteraire (1483 — 1514), publies avec un etude par P. de Nolhac. 8. (104 S).
Rome, impr. Vaticane. Extr. des Studi e documenti di storia e diritto, 1887
bis 1888.
1414. Predigten aus der Reformationszeit. Mit einer Einleitung über das
Predigtwesen in der Reformationszeit. Herausg. G. L. Schmidt, gr. 8. (V,
228 S.) Langensalza 1888, Beyer & Söhne. 1,80 M.
1415. Bessert, die rein evangelische Predigt bis 1527 (Karsthans [Job.
Murer], Sebastian Lotzer, Krautwasser, Starzier, Eberlin, Eyoher w. Schedlin).
Blatter f. württembeiij. Kircheng^escliichte 1887, H. 1 ff.
1416. Verhandlungen der 3. Versammlung des Vereins akademisch ge-
bildeter Lehrer an den badischen Mittelschulen, gr. 8. (74 S.) Karlsruhe,
Bielefeld. 1,50 M.
Euthält u. a. : Über neuere Beurtheilunofen des deutsclieii Humanismus im 15.
und 16. .Jahrhundert.
1417. Hartfelder, K., eine deutsche Übersetzung von Ciceros Cato aus
der Humanistenzeit.
Germania 33, 27 — 31.
1418. Slevogt, Hugo, Technopaegnion Poeticum ex codice M. S. edidit
H. S. Specimen H. 4. (10 S.) Programm der Realschule und des Pro-
gymnasiums zu Ohrdruf.
1419. Agricolas Briefe, von Harüelder (Bibl. 1887, Nr. 1896).
Vgl. Berliner philo!. Wochen.schrilt 1888, Nr. .5 (Nohlo;.
1420. Aegidius Albertinus. — Reinhardstöttner, Karl v. , Aegidius
Albertinus, der Vater des deutschen Schelmenromans.
.Jahrbuch 1. Münchener Geschichte 2, 13 — 86.
1421. Amerbachius. Universitati litterarum et artium Bononiensi solemnia
saeculiaria octava a. d. III. idus Junius anni MDCCCLXXXVIII celebranti
pie sincereque gratulantur Universitatis Basileensis Rector et Senatus.
Insunt Amerbachiorum epistolag mutuoe Bononia et Basilea datae (edid.
A. Teichmann). 4. (VI et 54 S.) Basilese, Typis Schultzii, Acad. Typogr.
Vijl. Revue critique •22, Nr. 4.5.
1422. Andrea. — Braun, J. Andreas Wirksamkeit in Sachen der Reichs-
stadt Memmingen.
Theolog. Studien aus Württemberg 9, 1—36 u. 121 — 165.
Jacob Andrea, s. Nr. 1411.
1423. Aveutiuus. — Turmairs Werke (Bibl. 1887, Nr. 1902).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1«88, S|). 598 f. (Roediger).
1424. Riezler, zum Schutze von Aventins Annalen Bibl. 18S6, Nr. 1879).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1888. Sp. 599 f. (Roediger).
1425. Aventin-Fund an der bayerischen Staatsbibliothek.
Allgem. Ztg. 1888, Beilage Nr. 227.
Brenz, s. Nr. 1411.
Bugenhagen, s. Nr. 1647 ff.
31*
460 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
1426. Hermann v. d. Busche. — Liessem, H. J., bibliographisches Ver-
zeichniß der Schriften Hermanns von dem Busche. (Ports.) Nebst neuen
Actenstücken zum Reuchlinschen Streite. 4. (22 S.) Programm des Kaiser
Wilhelm-Gymnasiums zu Köln, 1888.
Vgl. Berl. philol. Wochenschr. 1888, Nr. 1 (Nohle); Theol. Lit. Blatt 1888, Sp. 196.
1427. Busteter, von Peters (Bibl. 1887, Nr. 1910).
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 349 f. (Socin); Anz. f. d. Alterthum 14, 226 f. (Martin);
s. auch Alemannia 16, 280 f. (Birlinger).
1428. Camerarius. — Seckt. Felix, über einige theologische Schriften des
Joachim Camerarius. 4. (31 S.) Programm des Friedrich Wilhelm-Gym-
nasiums zu Berlin.
Chroniken, s. Nr. 1238 ff.
Chyträus, David, s. Nr. 1411.
1429. Cochläus. — Kreß, Georg Freih. v., die Berufung des Johannes
Cochläus an die Schule bei St. Lorenz in Nürnberg im Jahre 1510.
Mittheilungen A. Vereins f. Geschichte d. Stadt Nürnberg H. 7, 19 — 38.
1430. Culmann. — Holstein, H. , ein unbekanntes Drama von Leonhard
Culmann.
Zs. f. d. Philologie 20, 346-349.
1431. Dalberg, von Momeweg (Bibl. 1887, Nr. 1920).
Vgl. Korrespoudenzblatt d. Westdeutschen Zs. 8, Sp. 139—142 (Knod); Mit-
theilungen a. d. histor. Litteratur 16, 159 — 161 (P. Buchholz); Quartalblätter
d. histor. Vereins f. d. Großherzogthiim Hessen 1888, 27 f.; Deutsches Litteratur-
blatt 11, 4 f. (v. Liliencron); Allgeni. Ztg. 1888, Nr. 56 u. 57.
1432. Lebensgang eines deutschen Bischofs um 1500.
Der Katholik 1888, 1, 73-80. — Joh. v. Dalberg.
1433. Dietenberger. — Wedewer, Herrn., Johannes Dietenberger 1475
bis 1537. Sein Leben und Wirken. Mit 4 Taf. gr. 8. (VHI, 499 S.)
Freiburg i. Br. 1888, Herder. 8 M.
Der Katholik 1888, 2, 326—331 (H.).
1434. Dringenberg. — Herrmann, Max, Ludwig Dringenberg in Heidelberg.
Zs. f. d. Geschichte d. Oberrheins N. F. 4, 119.
Eber, Paul, s. Nr. 1411.
1435. Eberlin von Günzburg, von Radlkofer (Bibl. 1887, Nr. 1925).
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 653; D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 874—876 (Druflfel);
Zs. f. vergl. Lit.-Gesch. u. Renaissance-Lit. N. F. 1, 378 (Geiger); Mitthei-
lungen a. d. histor. Litteratur 16, 247 ff. (R. Schmidt); Theol. Lit. Ztg. 1888,
Nr. 6 (Friedensburg).
1436. Werner, Jul. , Johann Eberlin v. Günzburg, der evangelisch-sociale
Volksfreund. Sein Leben und Wirken in den religiösen und politischen
Kämpfen der Reformationszeit. Für die Gegenwart dargestellt. 12. (VH,
153 S.j Heidelberg 1889, C. Winter. 2 M.
1437. Vogt, Wilh., Johann Eberlin von Günzburg.
AUgem. Ztg. 1888, Beilage Nr. 3.
1438. Erasmus. — Nolhac, Erasme en Italie (BibL 1887, Nr. 1929).
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 761 f. (F. K.; ; D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 632
(Horawitz); Zs. f. vergl, Lit.-Gesch. u. Renaissance-Lit. N. F. I, 378 — 380
(Geiger); Academy Nr. 834 (Toynbee); Revue des questions historiques 43,
664 f.; Revue critique 22, Nr. 5; Revue des deu.x mondes 1888, Juli; Giornale
storico della lett, ital. 11, H, 1/2.
1439. Faustbuch. - Zamcke, F, , zur Bibliographie des Faust-Buches,
Berichte über die Verhandlungen der kön. sächs. Gesellschaft der Wissenschaften
zu Leipzig 1889, H. 1/2.
VIII. LITTEKATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 461
1440. Engel, Karl, das 300jährige erste Faust-Buch vom Jahre 1587. Ein
Buchjubiläum. Oldenburg, 1887, Schulze.
1441. Ellinger, Georg, zu den Quellen des Faust-Buches von 1587.
Zs. f. vergl. Lit.-Gesch. u. Renaissance-Lit. N. F. 1, 156 — 181.
1442. Nicoladoni, Alex., das Volksbuch vom Dr. Faust und seine Bear-
beitungen.
Deutsche Ztg., Wien 1888, 15. u. 16. Juli; s. Goethe-Jahrbuch 9, 321.
1443. Minor, Jacob, zum Jubiläum des Faustbuchs.
Deutsche Dichtung, hrsg. von Franzos, 3, H. 1 — 3; s. Goethe-Jahrbuch 9, 321.
1444. Keller, L.^ zum Jubiläum des Faust-Buches.
Allgem. Ztg. 1888, Nr. 345 f.
1445. Bierbaum, O. J. , Goethes Faust und die mittelalterlichen Faust-
Bücher.
Wissenschaft]. Beilage der Leipz. Ztg. 1888, Nr. 108.
1446. Frantz, A., Kunst und Litteratur. Gesammelte Vorträge, hrsg. von
A. Roeper. (IV, 199 S.) Berlin 1888, Hartmann.
Enthält S. 107 — 154: Faust, das Zauberwesen, das Volksbuch uud auf der
Bühne.
Faustsage s. Nr. 781 ff.; Puppenspiel, s. Nr. 1000" f.
1447. Flacins. — Niemöller, J. , Mathias Flacius und der flacianische
Geist in der protestantischen Kirchenhistorie.
Zs. f. kathol. Theologie 1888, 75—115.
s. Nr. 1411.
1448. Flugschriften aus der Reformationszeit. VII. Restitution rechter und
gesunder christlicher Lehre. Eine Wiedertäuferschrift von Beruh. Rotmann
[Münster 1534]. 8. (XII, 114 S.) Halle, Niemeyer. 1,20 M. Neudrucke
deutscher Litteraturwerke des XVI. u. XVII. Jahrb., Nr. 77 u. 78.
1449. Matthias, E., ein Pasquill aus der Zeit des Schmalkaldischen Krieges.
Zs. f. d. Philologie 20, 151—172.
1450. Frischlin. — Wal In er, Jul., Nicodemus Frischlins Entwurf einer
Laibacher Schulordnung aus dem Jahre 1582. 8. (35 S.) Programm des
Obergymnasiums zu Laibach.
1451. Glarean. — Fritzsche, 0. F., Glareana.
Oentralblatt f. Bibliothekswesen 5, H. 2.
1452. Glareani Dodecachordon. Basileae MDXLVIII. Übersetzt und über-
tragen von Peter Bohn. Leipzig, Breitkopf u, Härtel. 16fr. Publicationen
älterer praktischer und theoretischer Musikwerke, vorzugsweise des XV.
u. XVI. Jahrhunderts, hrsg. von d. Gesellschaft f. Musikforschung, Jahrg.
XVI, 1888, Abth. I. Bd. XVL
1453. Qödiog. — Zimmermann, Paul. Heinrich Gödings Gedicht von
Heinrich dem Löwen.
Paul u. Braune, Beiträge 13, 278—310.
1454. Grünpek. — Czemy, der Humanist und Historiograph Kaiser Maxi-
milians I. Josef Grünpeck.
Archiv f. österr. Geschichte 73, H. 2.
1455. Lange, Adolf, Ulrich von Hütten. Zur Erinnerung an die Feier seines
400jährigen Geburtstages am 21. April 1888 dem deutschen Volke dar-
gestellt. 8. (III, 131 S. m. Bild.) Gütersloh, Bertelsmann. 1,50 M.
Vgl. Deutsches Litteraturblatt 11, 168 (Haug); Wissenschaftl. Beilage d. Leipz.
Ztg. 1888, Nr. 36.
462 BIBLIOGRAPHIK VON 1S88.
1456. Reichenbach, A., UlricVi von Hütten. Der deutsche Dichter und
Kämpfer für Geistesfreiheit. Für das deutsche Volk bearb. 2. Aufl. 8. (VI,
154 S.) Leipzig 1888, O. Wigand. 1 M.
1457. Boden, Karl, der deutsche Patriot Ulrich von Hütten als Ritter und
Volkamann, als Dichter und Schriftsteller. Dem deutschen Volke geschildert.
8. (VI, 104 S.) Leipzig, Öpamer. 0,80 M.
1458. Gesprächbüchlein Ulrichs von Hütten. Sprachlich erneuert, mit
Einleitung und Anmerkungen versehen von Karl Müller, gr. 16. (165 S.)
Leipzig, Reclams Universalbibliothek Nr. 2381 u. 2382. geb. 0,80 M.
1459. Grün dl ebner, F. H. J., Ulrich von Hütten.
Theol. Studien 1888, 139—153.
1460. Levertin, Oscar, Ulrich von Hütten.
Ny sveiKsk Tid.s.skriit 1888, H. 7 — 8, S. 419—439.
1461. Geiger, Ludvi'ig, Ulrich Hütten; Job. Bolte, ein ungedruckter Brief
Huttens.
Deutsche Dichtung 1888, H. 2.
1462. Weitere Artikel anläßlich der Huttenfeier : G. Egelhaaf, Ulr. v. H.
Zs. f. Gesch. u. Politik 5, 245 if . ; Derselbe, Ulr. v. H. , D. Lit. Blatt
1888, S. 13 f.: Otto Dreyer. zu Huttens 400jähr. Geburtstage, Protest.
Kirchenztg. 1888, Nr. 17; J. Thikötter, Ulr. v. H. und Franz v. Sickingen,
Deutöch-evang. Blätter 1888, 77—103; Ulr, v. H., Grenzboten 47, Nr. 14;
J. Duboc, zu Huttens Gedächtniß, Gegenwart 33, Nr. 17; Alfi-ed Stern,
Ulr. V. H., Allgem. Ztg. 1888, Beil. Nr. 111; Boden, der deutsche Patriot
Ulr. V. H. , W^issenschaftl. Beil. d. Leipz. Ztg. 1888, Nr. 32, s. auch
Nr. 36; A. Kleinschmidt, zu Ulr. v. Huttens Gedächtniß, Illustrierte Ztg.
Nr. 2337; J. Pistor, an Ulr. v. Huttens Geburtsstätte, Daheim 1888,
Nr. 29; D. v. Geyern, Ulr. v. Hütten, Über Land und Meer, 60. Bd.,
Nr. 28; Schorers Familienblatt 1888, 9, Nr. 17; Deutscher Mercur 19,
Nr. 17; Alex. Nicoladoni, Ulr. v. H., Deutsche Worte, 8. Jahrg., H. 3.
s. Nr. 1511.
1463. Huttich. — Johann Huttich von Mainz (f 1544).
Der Katholik 1888, 2, 418— 432.
1464. Justus Jonas. — Kindscher, Justus Jonas an Fürst Georg 1549;
Joachim Greffs Tod 1552.
Mittheiliiijgen d. Vereins f. Anbaltische Gesch. n. Alteitlmmskimde V, H. 4/5.
1465. JuDgius. — Wohlwill, Emil, Joachim Jungius. Festrede zur Feier
seines 300. Geburtstages am 22. October gehalten. Mit Beiträgen zu
Jungius' Biographie und zur Kenntniß seines handschriftlichen Nachlasses.
8. (III, 87 S.) Hamburg, Voß. 2 M. Programm des Johanneums zu Ham-
burg.
Vgl. Allgem. Ztg. 1888, Beilage Nr. 335.
1466. Kirchenlied. — Blätter für Hymnologie, hrsg. von Albert Fischer und
Johannes Linke Jahrg. 1888.
1467. Bäumker, Kirchenlied (Bibl. 1887, Nr. 1945).
Vgl. Zs. f. vergl. Lit.-Gesch. u. Kenaissance-Lit. N. F. 1, 139 ff. („Aus dem
Grenzgebiete der Litteratur und Musik".)
1468. Nesemann, Kirchenlied (Bibl. 1887, Nr. 1947).
Vgl. Theol. Lit. Ztg. 1888, Nr. 5 (Achelis); Theol. Lit. Blatt, Sj). 165 (Pisto-
rins) ; Allgem. couseivative Monatsschrift 45, 1119.
VIII. LITTEKATUR UND SPKAOHDENKMÄLKK. 463
1469. Zuck, Otto, das Kirchenlied, im Anschluß au biblische Lebensbilder
behandelt. Mit einem Anhang: kurze Geschichte des Kirchenliedes. 2. Aufl.
gr. 8. (VIII, 2G7 S.) Bernburg 1887, Baemeister. 2,60 M.
1470. Zahn, Joh. , Liederbuch für den Männerchor. Mit einer Einleitung
über die Entwicklung des deutschen Mänuergesangs, kurzen biographischen
Notizen über die Dichter und Componisten der Lieder, nebst Winken für
Chordirection. Zunächst für das Bedürfniß höherer Lehranstalten hrsg.
5. mit einem Anh. neuer Lieder verm. Aufl. 2. Abdr. 8. (XIV, 380 S.)
Nördlingen 1885, Beck. 0,80 M.
1471. Zahn, J. , die Melodien der deutschen evangel. Kirchenlieder, aus
den Quellen geschöpft und mitgetheilt. (In circa 40 Heften.) 1. — 5. Heft,
gr. 8. (1. Bd. S. 1—400.) Gütersloh, Bertelsmann, k 2 M.
Vgl. Theol. Lit. Blatt 1888, Sp. 190.
1472. Wetzstein, 0., das deutsche Kirchenlied im 16., 17. u. 18. Jahr-
hundert. Eine litterarhistor. Betrachtung seines Entwicklungsganges, gr. 8.
(IV, 132 S.) Neustrelitz 1888, Barnewitz. 2 M.
Vgl. Lir. Ceutialblatt 1888, Sp. 1081 f.; Theo!. Lit. Ztg-. 1888, Nr. 13 (Köstlia);
Theol. Lit. Blatt 1888, Sp. 165 fWaltliei) ; VVissenschaftl. Beilage d. Leipz. Ztg.
1888, Nr. 48.
1473. Schultz, Franz, und Eob. Triebel, die gebräuchlichsten Lieder
der evangel. Kirche, als Grundlage zur Veranschaulichung der Geschichte
der kirchl. Dichtung für die Schule erläutert. 9. Aufl. gr. 8. (XVI, 222 S.)
Breslau, Dülfer. 2,25 M. — Hilfsbücher beim evangel. Religionsunterricht,
3. Theil.
1474. Meyer, U. T. , die deutschen Classiker und das Kirchenlied. Eine
Betrachtung, gr. 8. (44 S.) Emden, Schwalbe. 0,60 M.
Vffl. Blätter für Hymuologie 1887, Nr. 11.
1475. Westermayer, G., das deutsche Kirchenlied im Salzburger Sprengel
um die Mitte des 16. Jahrhunderts.
Histor.-poiit. Blätter f. d. kathol. Deutschland 102, 249 — 260.
1476. Dreves, G. M. , Beiträge zur Geschichte des deutschen Kirchen-
liedes. II.
Kirchenmusikal. Jahrbuch 1888, 29-39.
1477. Ho saus, Dichter und Dichterinnen aus dem Hause der Askanier
(Schluß; s. Bibl. 1887, Nr. 1949).
Mittheilungen d. Vereins f. Anhaltische Geschichte u. Alterthuniskunde V, H. 4/5.
1478. Carstens, Zusatz und Berichtigung zu „die geistlichen Liederdichter
Schleswig-Holsteins'', Nachtrag u. Ports, (s. Bibl. 1887, Nr. 1950).
Zs. d. Gesellschaft f. Schleswig-Holstein-Lauenburgische Geschichte 18. Bd.
Kirchenlied, .s. Nr. 81.
1479. Kratzer. — Reinhardstöttner, Karl v., die erste deutsche Über-
setzung von Baldassare Castigliones „Cortegiano".
Jahrbuch f. Münchener Geschichte 2, 494 — 499. — Von Lorenz Kratzer, 1565.
1480. Lemnitis. — Holstein, H., Simon Lemnius.
Zs. f. d. Philologie 20, 481—487.
1481. Lindener. — Birlinger, A., zu Michael Lindener ed. Lichtenstein.
Alemannia lij, 280.
1482. Lobspruch. — Geiger, Ludwig, ein Lobspruch auf Paris 1514.
Zs. f. vergl. Lit.-Gesch. u. Kenaissancc-Lit. N. F. 1, 366 — 371.
1483. Luther. — Luthers Schriften, hrsg. von Walch (Bibl. 1887, Nr. 1963).
Vgl. Theol. Lit. Blatt 1888, Nr. 26 (Wnlther).
464 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
1484. Probebibel und Bibelrevision, s. Theol. Jahresbericht (oben Nr. 106),
S. 26 S.
1485. Linke, Martini Lutheri Exegetica opera latina (Bibl. 1887, Nr. 1964),
Vgl. D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 505—507 u. 584 (Kolde).
1486. Dr. Martin Luther. Ausgewählte Predigten und Casualreden. Mit
einer einleitenden Monographie von Joh. Zimmermann. (1. u. 2. Bd.) 8.
(XXVIII, 161 u. 170 S.) Leipzig, Fr. Richter. .3,20 M. Die Predigt der
Kirche, Classikerbibliothek der christl. Predigtlitteratur, hrsg. von G. Leon-
hardi, Bd. 2 u. 3.
1487. Tschackert, P., unbekannte handschriftliche Predigten und Schollen
Martin Luthers, aufgefunden, beschrieben und untersucht, gr. 8. (IV,
72 S.) Berlin, Reuther. 2 M.
Vgl. D. Lit. Ztg. 1888, Sp, 1033 f. (Kolde); Theol. Lit. Blatt 1888, Sp. 329
(G. Buchwald); Theol. Lit. Ztg. 1888, Nr. 25 (Enders).
1488. Buchwald, Georg, 11 ungedruckte Predigten von Martin Luther,
gehalten in der Trinitatiszeit 1539, nach Zwickauer und Heidelberger
Handschriften zum ersten Male veröifentlicht. gr. 8. (V, 116 S.) Werdau,
Anz. 2 M.
Vgl, Theol. Lit. Blatt 1888, Sp. 335 (Walther); Wissenschaftl. Beilage d. Leipz.
Ztg. 1888, Nr. 63.
1489. Buchwald, unbekannte handschriftliche Predigten Luthers auf der
Hamburger Stadtbibliothek.
Theol. Studien und Kritiken 1889, H. 2.
1490. Enders, Luthers Briefwechsel (Bibl. 1887, Nr, 1978).
Vgl. Theol. Studien und Kritiken 1888, H. 2 (Kawerau),
1491. Abel, Eugen, unedierte Briefe von Luther, Melanchthon und Leon-
hard Stöckel.
Ungarische Revue 7, H. 10.
1492. Sendbrief vom Dolmetschen und drei andere Schriften weltlichen
Inhalts von Martin Luther. Mit Einleitung und Anmerkungen hrsg. von
Rud. Lehmann, gr. 16. (115 S.) Leipzig, Reclams Universalbibliothek
Nr. 2373. geb. 0,60 M.
1493. Luther, M., Trost in allerlei Traurigkeit. 8. (VHI, 256 S.) Calw,
Vereinsbuchhandlung. 0,80 M.
Vpl. Theol. Lit. Blatt 1888, Sp. 420.
1494. Luthers Fabeln, nach seiner wiedergefundenen Handschrift hrsg.
und eingeleitet von Ernst Thiele. Mit 1 Facs. 8. (XVI, 19 S.) Halle,
Niemeyer. 0,60 M, Neudrucke deutscher Litteraturwerke des XVI. u.
XVn. Jahrb., Nr. 7 6.
1495. Die reformatorischen Hauptschriften Dr. Martin Luthers. Mit einer Ein-
leitung von K. A. V. Hase. 8. (HI, 314 S.) Gotha, Perthes. 2,40 M.
Bibliothek theolog. Classiker. Bd. 2.
1496. V. Druffel, über Luthers Schrift an den Kurfürsten Johann Friedrich
von Sachsen und den Landgrafen Philipp von Hessen wegen des gefan-
genen Herzogs Heinrich von Braunschweig. 1545.
Sitzungsberichte der philos.-philol. u. histor, Classe der kön. bayer. Akad- d.
Wiss. zu München 1888, 2. Bd., H. 2, S, 279—308
1497. Geß, Fei., Luthers Thesen und Herzog Georg von Sachsen.
Zs, f. Kircheugeschichte 9, H. 4.
VIII. LITTERATUR UND SPRACHDENKMÄLEK. 46Ö
1498. Müller, Georg, drei Wittenberger Ordinationszeuguisse , ausgestellt
von Luther, Melanchthon und Bugenhagen.
Zs. f. kirchliche Wissenschaft und kirchliches Leben 9, 471 — 476.
1499. Dommer, A. v. , Lutherdrucke auf der Hamburger Stadtbibliothek
151(5—1523. gr. 8. (V, 277 S.) Leipzig 1888, Grunow. 10 M.
Vg-1. Centralblatt f. Bibliothekswesen 5, H. 6 (J. Köstlin) ; Theo!. Lit. Blatt
1888, Sp. 835 (Walther); Tlieol. Lit. Ztcr. 1888, Nr. 18 (Eiidcrs).
1500. Lutherworte vom Jahre 1544. Aus einer Handschrift des 16. Jahr-
hunderts, bisher unseres Wissens ungedruckt.
Die christliche Welt 1888, S. 425.
1500*. K[awerau], G., neue Lutherfunde.
Ebenda S. 435 f.
1501. Doleschall, Lutherreliquie (Bibl. 1887, Nr. 1976).
Vgl. Theol. Lit. Zeitung 1888, Nr. 18 (Euders); Theol. Lit. Blatt 1888, Nr. 36
(Walther).
1502. Dorneth, J. v. , Martin Luther. Sein Leben und sein Wirken.
2. Theil. gr. 8. (194 S.) Hannover, Schmorl u. v. Seefeld. 2 M.
Vgl. Theol. Lit. Blatt 1888. Sp. 336 (Walther).
1503. Kolde, Theod. , Martin Luther, der Reformator der Kirche. Akade-
mische Festrede, im Auftrag der hochwürd. theolog. Facultät zu Erlangen
am 10. Novbr. 1883 gehalten, gr. 4. (22 S.) Erlangen 1883, Metzer. 1 M.
1504. Stein, Armin [H. Nietschmann] , das Buch vom Doctor Luther. Mit
dem Bildniß Dr. Martin Luthers, gestochen v. A. Krauße. gr. 8. (XII,
475 S.) Halle 1888, Buchhandlung des Waisenhauses. 4,80 M.
Vgl. Deutsches Litteraturblatt 11, 124 (G. Hertzberg).
1505. Küntziger, F., Luther. Etüde biographique. 8. (127 S.) Brüssel
u. Paris, A. — N. Lebegue et C^ 1,50 fr.
1506. Steif f, zur Entführung Luthers auf die Wartburg.
Theolog. Studien aus Württemberg 1888, 210—212.
1507. Böhringer, Paul, Käthe, die Frau Luthers. Ein christl. Frauenbild.
12. (40 S.) Barmen, Klein. 0,10 M. Für die Feste und Freunde des
Gustav Adolf- Vereins Nr. 67.
1508. Rietschel. Georg, Luther und sein Haus. 8. (58 S. u. 2 Holzschn.)
Halle, Niemeyer in Comm. 0,20 M. Schriften f. d. deutsche Volk, H. 1.
Vgl. Theol. Lit. Blatt 1888, Sp. 478.
1509. Bey schlag, Willibald, Luthers Hausstand in seiner reformatorischen
Bedeutung. 12. (39 S.) Barmen, Klein. 0,50 M.
1510. Hedge, F. H., M. Luther and other essays. 12. (HI, 326 S.) Boston,
Roberts. 2 Doli.
1511. Werckshagen, C, Luther und Hütten. Eine historische Studie über
das Verhältniß Luthers zum Humanismus in den Jahren 1518 — 1520. Mit
e. Vorwort von W. Bender, gr. 8. (VH, 94 S.) Wittenberg, Herros6. 1,50 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 1407 f.; Deutsches Litteraturblatt 11, 59 (Egel-
haaf); Theol. Lit. Zeitung 1888, Nr. 22 (Kippenberg); Theol. Lit. Blatt 1888,
Sp. 263 f. (Gußmann).
1512. Grünberg, die reformatorischen Ansichten u. Bestrebungen Luthers
und Zwingiis in Bezug auf den Gottesdienst.
Theolog. Studien u. Kritiken 1888, H. 3.
1513. Roeder, Karl, die Einwirkung Dr. Martin Luthers auf die evange-
lische Kirchenmusik, gr. 8. (27 S.) Neuwied, Heusers Verlag. 0,40 M.
S. A. aus dem Rheinischen Schulmann.
466 BIBLIOORAPHIK VON 18S8.
1514. Grundt, Fr., Luthers Betonung des Schrift- und Sprachstudiums,
besonders des hebräischen.
Zs. f. kirchliche Wissenschaft u. kirchliches Leben 9, 505 — 510.
lfjL5. Grundt, Fr., Hat Luther der Reise nach Rom eine Förderung seiner
hebräischen Kenntnisse zu verdanken ?
Zs. f. kirchliche Wissenschaft u. kirchliches Leben 9, 312 — 816.
1516. Gottschick, Luthers Anschauungen vom christl. Gottesdienst fBibl.
1887, Nr. 1991).
Vgl. Göttinger gel. Anz. ]888, Nr. 4 (Kawerau); Theo!. Lit. Blatt ISSS, Sp. 158
u. 161.
1517. Keferstein, Luthers Verhältnis zu den weltlichen Dingen.
Rheinische Blätter f. Erziehung u. Unterricht 1888, Mö—326 u. 440—452.
1518. Schaeffer, C. W., Luthers doctrine in its first stage.
The Lutheran Chuich Review 1888, April.
1519. Rupp, J. C. F., Luthers place in history.
The Lutheran Quarterly 1888, 414—420.
1520. Pf leid er er, 0., Luther as founder of Protestant morals.
The Lutheran Quarterlv 1888, 31—53.
Luther s. Nr. 297 ff., 323, 1124, 1523.
Marbach, s. Nr. 1411.
1521. Masius' Briefe ed. Lossen (Bibl. 1887, Nr. 1997).
Histor. Zs. 60, 315—31« (v. Druffel); vgl. Mittheil. d. Instituts für österreicli.
Geschichtsforschung 9, 149 — 151 l'Horawitz)-, Revue historique 37, 188 — 190 (R.).
1522. Mathesius. — Loa sehe, Johann Mathesius, ein Beitrag zur Refor-
mationsgeschichte des nordwestlichen Böhmens.
Jahrbuch d. Gesellschaft f. d. Geschichte d. Protpstantismus in Oesterreich 9,
1 — 38. — Vgl. Mittheil. d. Vereins f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen 20, Beil.
Ö. 81 f.; Theol. Lit. Blatt 1888, Sp. 319 f. (Scheuffler).
1523. Mathesius, J., M. Luthers Leben in 1 7 Predigten, herausgeg. von
Buchwald. 8. (434 S.) Leipzig, Reclams Universalbibliothek. 0,80 M.
1524. Meistersing-er. — Plate, Otto, die Kunstausdrücke der Meistersinger.
Straßburger Studien 3, 147—237.
s. Nr. 1286; Meistersinger s. Nr. 1585 f.
1525. Melanchthon. — Hartfelder, Karl, die Berufung Melanchthons
nach Heidelberg 1546.
Zs. f. d. Gesch. d. Oberrheins N. F. III, 112-119.
1526. Hartfelder, Karl, der Aberglaube Philipp Melanchthons.
Histor. Taschenbuch G- Folge, S. Jahrg.. S. 231—269.
1527. Westhoff, J. T. G., M. Phil. Melanchthon. (XH, 20 S.) Amsterdam,
Höveker. 1,20 fl.
1528. Distel, Th. , eigenhändige Briefe Melanchthons an Katharina, Her-
zogin zu Sachsen, einen Freiberger Knaben betreffend. 1550 u. 1551.
Mittheilungen vom Freiberger Alterthumsvei .-in H. 24. 65 f.
1529. Unruh, Th. , Etwas über Melanchthons Verdienste um das Schul-
wesen.
Evang. Monatsblatt f. d. deutsche Schule 10, 309—312.
Melanchthon s. Nr. 1411, 1491, 1498.
Murer, s. Nr. 1415.
1530. Murners geistl. Badenfahrt, von Martin (Bibl. 1887, Nr. 2010).
Vgl. Revue critique 22, Nr. 42.
1531. Fester, eine Erwähnung Thomas Murners von 1538.
Zs. f. d. Gesch. d. Oberrheins N. F. III, 230 f.
VIII. LITTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 467
1532. Murrho. — Wolff, G. , Sebastian Murrhos Geburts- und Todestag.
Anzeiger f. d. Alterthum 14. -290—301.
1533. Paganus, Peter, von Joachim.
AUgem. D. Biograpbie 25, 62.
1534. Pankratius, Andreas, von Wagenmanu.
Allgem. D. Biographie 25, 119—1-21.
1535. Pantaleon, Heinrich, von Bolte.
Allgem. D. Biographie 25, 1-28—131.
1536. Pantzer, Hans, von Roethe.
AUgem. D. Biographie 25, 131.
1537. Pantzer, Paul, von Holstein.
Allgem. D. Biographie 25, 131 f.
1538. Papeus, Petrus, von Holstein.
Allgem. D. Biographie 25, 141 f.
1539. Papius, Ambrosius, von H. Holstein.
Allgem. D. Biographie 25, 1 34 f.
1540. Paracelsus. — Aberle, C. Grabdenkmal, Schädel und Abbildungen
des Theophrastus Paracelsus (Forts.).
Mittheil. d. Vereins f. Salzburger Landeskunde 28, 2(59 — 355.
1541. Pauli, Johannes, von Oesterley.
AUgem. D. Biographie 25. 261 f.
1542. Bolte, J., Predigtmärlein Johannes Paulis.
Alemannia Iti, 34 — 53 ii. 233.
1543. Peristerus, von Wagenmann.
Allgem. D. Biographie 25, 377 f.
1544. Suffridus Petrus (Sjoerd Pietersz), von P. L. Müller.
Allgem. D. Biographie 25, 539 f.
1545. Petsch, Johann Friedrich, von 1. u.
Allgem. D. Biographie 25, 540.
1546. Peucer, Kaspar, von Wagenmann.
Allgem. D. Biographie 25, 552 — 556.
1547. Peutinger, Konrad, von H. A. Lier.
Allgem. D. Biowraphie 25, 561 — 568.
1548. Pfeffer. — Holstein, H., der „Dramatiker" Marcus Pfeffer.
Zs. f. d. Philologie 20, 232—237.
1549. Pfefferkorn, Johannes, von Ludwig Geiger.
Allgem. D. Biographie 25, 621 — 624.
1550. Pfeffinger, Johannes, von Lechler.
Allgem. D. Biographie 25, 624—630.
1551. Seifert, Fr., Joh. Pfeffinger, der erste lutherische Pastor zu St. Ni-
kolai und Superintendent zu Leipzig.
Beiträge z. säc-lisischeii Kirchcngeschichte 4, 33 — 162.
1552. Pfeilschmidt, Andreas, von H. Holstein.
Allgem. D. Biographie 25, 658.
1553. Pfintzing, Melchior, von Roethe.
Allgem. D. Biographie 25, 664 f.
1554. Pharetratus, Michael, von H. Holstein.
Allgem. D. Biographie 25, 737.
1555. Philicinus, Petrus, von H. Holstein.
AUgem. D. Biographie 25, 742.
1556. Philomathes, Wenzeslaus, von Wilhelm Bäumker.
Allgem. D. Biographie 26, 89.
468 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
1557. Phrygio, Paulus Constantinus (Seidensticker), von Knod.
Allgera. D. Biographie 26, 92 f.
1558. Pierius, Urban (Birnbaum), von G. Lechler.
AUgeiu. D. Biographie 26, 117-122.
1559. Pirckheimer als Geschichtsschreiber, von Markwart (Bibl. 1887,
Nr. 2044).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1888, Sp. 317 f. (Heyck); BI. f. d. bayer. Gymnasialschul-
wesen 1888, 144 (Rück).
1560. Drews, Pirckheimers Stellung zur Reformation (Bibl. 1887, Nr. 2046).
Vgl. D. Lit. Zeitung 1888, Sp. 305—307 (A. Baur); Histor. Zs. 59, 139—141
(Ellinger); Theol. Lit. Zeitung 1888, Nr. 7 (Enders).
1561. Pirckheimer, Bilibald u. Charitas, von L. Geiger.
AUgem. D. Biographie 26, 810—817 u. 817—819.
1562. Piso, Jacob, von Fr. Teutsch.
Allgem. D. Biographie 26, 184 f.
1563. Pistorius, Johann, der ältere und der jüngere, von Gaß.
Allgem. D. Biographie 26, 197—199 u. 199—201.
1563*. Pistorius, Maternus, (Pistoris, Pistoriensis), von K. Hoche.
Allgem. D. Biographie 26, 201 f.
1564. Plateanus, Petrus, von Otto Kämmel.
Allgem. D. Biographie 26, 241—243.
1565. Platner, Tilemann, von E. Jacobs.
Allgem. D. Biographie 26, 262—265.
1566. Platter, Thomas u. Felix, von J. Bächtold.
Allgem. D. Biographie 26, 265—267.
s. Nr. 855.
1567. Plieningeu, Dietrich von, von Th. Schott.
AUgem. D. Biographie 26, 297 f.
1568. Poach, Andreas, von Buchwald.
Allgem. D. Biographie 26, 325—331.
1569. Pole, Zacharias, (Poleus), von H. Holstein.
Allgem. D. Biographie 26, 382.
1570. Poliander, Johann, von C. A. v. Hase.
Allgem. D. Biographie 26, 388 f.
s. Nr. 1412.
1571. Pollius, Johannes, (Pollen, Polhenne), von Franz Jostes.
Allgem. D. Biographie 26, 395 f.
1572. Pondo, Georg, (Pfundt), von Bolte.
Allgem. D. Biographie 26, 407 f.
1573. Pontanus, Georg Barthold, von Ant. VT eis.
Allgem. D. Biographie 26, 412 f.
1574. Pontanus, Jacob, von R. Hoche.
Allgem. D. Biographie 26, 413.
1575. Porta, Konrad, von H. Holstein.
AUgem. D. Biographie 26, 445.
1576. Posthius, Johannes, (Post), von Wegele.
AUg. D. Biographie 26, 473—477.
1577. Prasinus, Johannes, von H. Holstein.
Allgem. D. Biographie 26, 509 f.
1578. Praetorius, Joachim, von v. Bülow.
Allgem. D. Biographie 26, 518 f.
1579. Praetorius, Michael, von R. Eitner.
Allgem. D. Biographie 25, 530—533.
VIII. LITTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 469
1580. Pr&torius, Petrus, von Bolte.
Allgem. D. Biographie 26, 533 f.
1581. Praetorius, Stephan, von 1. u.
Allgem. D. Biographie 26, 534 f.
1582. Praetorius, Zacharias, von 1. u.
Allgem. D. Biographie 26, 535.
1583. Probst, Jacob, von Iken,
Allgem. D. Biographie 26, 614—617.
1584. Probst, Peter, von Roethe.
Allgem. D. Biographie 26, 617 f.
1585. Puschmann, Adam Zacharias, von Roethe,
Allgem. D. Biographie 26, 732—736.
1586. Adam Puschmann, gründlicher Bericht des deutschen Meister-
gesanges. 1. Aufl. [1571]. Herausg. v. R. Jonas. 8. (X, 47 S.) Halle,
Niemeyer. 0,60 M. Neudrucke deutscher Litteraturwerke des XVI. u. XVII.
Jahrh. Nr. 73.
1587. Ranzau. — Berthe au, Fr., Heinrich Ranzau als Humanist (1526
bis 1599).
Zs. d. Gesellschaft f. Schleswig- Holstein -Lauenburg. Gesch. 18, 133—196.
Reisen, s. Nr. 1362.
1588. Reuchliü. — Holstein, H. , Johann Reuchlins Comödien. Ein Bei-
trag zur Geschichte d. latein. Schuldrama, gr. 8. (VIII, 172 S.) Halle
1888, Buchhandlung d. Waisenhauses. 4 M.
1589. Rivius. — Gerlach, Schreiben des Freiberger Rectors Johann Rivius.
Mittheilungen vom Freiberger Alterthnmsverein, Heft 24.
1590. Hans Sachs' Leben, von Genee (Bibl. 1887, Nr. 2054).
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 824.
1591. Genee, Rudolf, die Bibliothek des Hans Sachs.
Alldem. Zeitung 1888, Beil. Nr. 50.
1592. Bosch, Hans. Hans Sachs' Spruchgedichte von den Nürnberger
Kandelgießern.
Mittlieilungeu aus d. germanischen Nationalmuseum 2, 73 — 82.
1593. Bolte, J., zur Alemannia I, 19.
Alemannia 16, 68. — Lied des Hans Sachs.
1594. Dorer, Edmund, Hans Sachs' Gedanken über Krankheit und Ge-
sundheit, Alter und Jugend.
Westermanns Monatshefte 32, Nr. 6.
1595. Hans Sachs, the People's Goethe of the 16. Century.
The Westminster Review 1888, März.
s. Nr. 290.
1596. Sarcerius. — Röselmüller, Ant. Wilh. , das Leben uud Wirken
des Erasmus Sarcerius. Ein Beitrag zur Reformationsgeschichte, gr. 4.
(28 S. mit Bild.) Programm des Realgymnasiums zu Annaberg (Graser).
0,80 M.
1597. Taverners [Erasmus] Sarcerius on predestination.
The Lutheran eburch Review 1888, October.
1598. Schauspiel. — Brüning, theätre en Allemagne (Bibl. 1887, Nr. 2059).
Vgl. Zs. f. vergl. Lit.-Gesch. und Renaissance- Lit. N. F. 1, 299 (Creizenach) ;
Histor. Zs. 59, 137 f. (EUinger).
1599. Weilen, der ägyptische Joseph (Bibl. 1887, Nr. 2060).
Vgl. Germania 33, 120 f. (Bartsch); Zs. f. vergl. Lit.-Gesch. und Renaissauce-
Lit. N. F. 1, .384—388 (Holstein); Revue critique 22, Nr. 9.
470 BIBLIOGRAPHIE VON 1S88.
1600. Weilen, A. v., nachträgliche Bemerkungen zum Josephdrama.
Anzeiger f. d. Alterthnm 14, 231 f.
1600'. Susanna, ein oberengadinisches Drama des 16. Jahrhunderts. Mit
Anmerkungen . Grammatik und Glossar herausgegeben von Jacob Ulrich.
8. (VI, 140 S.) Frauenfeld, Huber. 3 M.
Vgl. D. Lit. Zeitung 1888, Sp. 964 f. (W. Meyer). „Wörtliche Über.setzung eines
deutschen Schauspieles von Birck."
1601. Straumer, Friedr,, eine deutsche Bearbeitung des ., Selbstpeinigers"
des Terenz aus dem 16. Jahrhundert. 4. (35 S.) 188S. Programm des
Gymnasiums zu Chemnitz.
1602. C rüger, über das Straßburger Theater von der Reformation bis zum
30jährigen Kriege.
Verhandlungen der 39. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner
(Leipzig, Teubner), S. 186—189.
s. Nr. 74.
1603. Crüger, J., zur Straß burger Schulcomödie.
In: Festschrift zur Feier des 350jährigen Bestehens des protest. Gymnasiums
zu StralJburg i. E. L Theil. (Straßburg 1888, Heitz. 2 Theile. 10 M.) — Vgl.
D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 1557 f. (Ziegler).
1604. Zeidler, Jac, die Schauspielthätigkeit der Schüler und Studenten
Wiens. 8. (44 S.) Programm des Gymnasiums zu Oberhollabrunn.
1605. Teuber, Oscar, Geschichte des »Präger Theaters, von den Anfängen
des Sehauspielwesens bis auf die neueste Zeit. 3 Theile. gr. 8. Prag,
Haase. 18 M.
Vgl. Blätter f. literar. Unterhaltung 1888, I. 207 f, (Feodor Wehl).
1606. Filtsch, Eugen, Geschichte des deutschen Theaters in Siebenbürgen.
Archiv d. Vereins f. siebenbürg. Laudeskunde N. F. 21, 515 — 590.
1607. Gaedertz, Karl, archivalische Nachrichten über die Theaterzustände
von Hildesheim. Lübeck, Lüneburg im 16. u. 17. Jahrb. Beiträge zur
deutschen Cultur- und Kirchengeschichte, gesammelt und mit Anmerkungen
hrsg. gr. 8. (VL 160 S.) Bremen 1888, Müller. 4 M.
1608. Wehrmann, Beiträge zur pommerschen Litteraturgeschichte.
Monatsblätter hrsg. von d. Gesellschaft f. poraraersclie Geschichte 1888, II. 11.
1609. Holstein, H. , zur Litteratur des lateinischen Schauspiels des
16. Jahrhunderts.
Zs. f. d. Philologie 20, 97—108.
1610. Bolte, J., kleine Beiträge zur Geschichte des Dramas.
Zs. f. d. Alterthum 32, 1 — 24.
1611. Bolte, J. , die streitenden Liebhaber, eine Gesangsposse aus dem
17. Jahrhundert.
Vierteljahrssehrift f. Litteraturgeschichte 1, H. 1.
1612. Meißner, englische Comödianten (Bibl. 1885, Nr. 1552).
Vgl. Anz. f. d. Alterthum 14, 88 f. (Seuffert).
1613. Trautmann, italienische Schauspieler am bayerischen Hofe (S.-A.
von Bibl. 1887, Nr. 2078 [München, Lindau]).
Vgl. Zs. f. vergl. Lit.-Gesch. u. Kenaissance-Lit. N. F. 1, 475 f. (Crüger) ;
Giornale storico della lett. ital. 10, 439.
1614. Trautmann, Karl, französische Schauspieler am bayerischen Hofe.
Jahrbuch f. Münchener Geschichte 2, 185 — 334.
1615. Jostes, Franz, englische Schauspieler in Münster.
Nd. Korrespondenzblatt 13, 37 f.
VIII. LITTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 471
1616. Sehmelzl, von Spengler (Bibl. 1886, Nr. 2024").
Vgl. Anz. f. d. Allerthum 14, 88 f. (Seuffert).
1617. Schullerus. A., Oper und Kirchenmusik.
Siebenbürg:. Korrespondenzblatt. 11, 12 — lö.
Schauspiel, s. Nr. 994 ff.. 1691 f.
1618. Scheit. — Strauch, Ph., zwei fliegende Blätter von Caspar Scheit.
Vierteljahrsschrift f. Lit.-Gesch. 1, H. 1.
1619. Schwanke. — Bobertag, F., 40ö Schwanke aus dem K",. Jahr-
hundert. 8. (XXIV, 409 S.) Stuttgart, Spemann. Kürschners deutsche
Nationallitteratur Lief. 416—418. k 0,50 M.
Vj^l. Zs. f. deutsche Sprache 2, 35 f. u. 394 f. (Kummerow, Worterklärungen.)
1620. Seinecker. — Dibelius, D. . zur Geschichte und Charakteristik
Nicolaus Selneckers.
Beiträcre zur sächsischen Kircheiigeschichte 4, 1 — 20.
1621. Sleidanus. — Hollaender, A. , Beiträge zur Biographie Sleidans.
Korrespondenzblatt d. Westdeutschen Zs. 8, Sp. 150 — 153.
1622. Hollaender, Alcuin, Sleidaniana.
Zs. f. d. Geschichte d. Oberrheins N. F. 4, 337—342.
1623. Cyriacus Spangenberg. — M. Cyriacus Spangenbergs Briefwechsel.
Gesammelt u. bearb. von Heinr. Rembe. Briefe von 1550 — 1584. gr. 8.
(147 S.) Dresden 1888, H. J. Naumann. 2,25 M.
1624. Rembe, der Briefwechsel des M. Cyriacus Spangenberg (2. Hälfte:
Briefe von 1573 — 1584).
Manstelder Blätter, Jahrg. 2.
s. Nr. 1411.
1625. Joh. Spangenberg, bellum grammaticale ed. Schneider (Bibl. 1887,
Nr. 2097).
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 184 f.
1626. Wolfhart Spangenberg, ausgewählte Dichtungen (Bibl. 1887, Nr. 2099).
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 254 f. (Sociu); Anz. t. d. Alterthum 14, 128—130
if'iiiower); Germania 33, 121 (Bartsch).
1627. Speratus. — Rogge, B.. Paul Speratus, ein Herold des Evangeliums
in Mähren und Reformator des Herzogthums Preußen. 2. Aufl. 12. (15 S.)
Barmen, Klein. 0,10 M. Für die Feste und Freunde des Gustav Adolf-
Vereins, Nr. 9.
1628. Birlinger, A., Paul Speratus.
Alemannia 16, 154 — 157.
Sprüche, s. Nr. 1009, auch Nr. 1015.
1629. Staupitz. — Keller, Ludwig, Johann Staupitz und die Anfänge der
Reformation. Nach den Quellen dargestellt, gr. 8. (XIII, 434 S.) Leipzig
1888, Hirzel. 7 M.
1630. Sturm. — Veil, H., zum Gedächtniß Johannes Sturras. Eine Studie
über J. Sturms Unterrichtsspiele und Schuleinrichtungen mit besonderer
Berücksichtigung seiner Beziehungen zu dem niederländischen Humanismus.
In: Festschrift z. Feier d. 350jährigen Bestehens d. protest. Gymnasiums
zu Straßburg i. E. I. Theil. (Straßburg 1888, Heitz. 2 Theile. 10 M.)
Vgl. D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 155G f. (Ziegler).
Sulzer, s. Nr. 1411.
1631. Georg Thyms Gedicht Thedel von Wallmoden. Hrsg. von Paul Zimmer-
mann. 8. (XVI, 68 S.) Halle, Niemeyer. 0,60 M. Neudrucke deutscher
Litteraturwerke des XVI. u. XVII. Jahrhunderts, Nr. 72.
472 BIBLIOGRAPHIK VON 18S8.
163'2. Toxites. — Schmidt, C. , Michael Schütz, genannt Toxites. Leben
eines Humanisten und Arztes aus dem 16. Jahrh. gr. 8. (VII, 131 S.)
Straßburg 1888, Schmidt. 2,80 M.
1633. Trotzendorf. — Sturm. L., Valentin Trotzendorf und die lateinische
Schule zu Goldberg. Pestschrift zur Feier des 4()0jährigen Geburtstages
Trotzendorfs, geb. den 14. Februar 1490. Mit dem Bildnisse Trotzendorfs.
gr. 8. (164 S.) Ebenda. 1,80 M.
1634. Tschudi. — Vögelin, S., Aegidius Tschudis epigraphische Studien
in Südfrankreich und Italien. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen
Humanismus.
Mittheilungen der Antiquar. Gesellschaft in Zürich 23. H. 1 (47 S.) Leipzig 1S88,
in Comm. bei K. W. Hiersemann. 2,70 fr.
Wildenberg, Anark v., s. Nr. 81.
1635. Weigel. — Israel, A., M. Val. Weigels Leben und Schriften. Nach
den Quellen dargestellt. Mit Weigels Bildniß und einer Nachbildung seiner
Handschrift, gr. 8. (II, 167 S.) Zschopau, Raschke. 3 M.
1636. Wimpfeling. — Knod, G., zur Bibliographie Wimpfelings. (Ein Nach-
trag zu Schmidts Index Bibliographicus.)
Centialblatt f. Bibliothekswesen 5, H. 11.
1637. Martin, Ernst, Stylpho Jacobi Vympfelingii Sletstatini.
Straßburger Studien 3, 472—484.
1638. Holstein, ein Wimpfeling-Codex.
Al'.gem. Ztg. 1888, Beilage Nr. 108.
1639. Zanchius. — Bohl, die Harmonia Confessionum nach Zanchius' Brief-
wechsel.
Reformator. Kirchenztg. 49, 774—776.
1640. Zwingli. — Baur, Aug., Zwingiis Theologie, ihr Wirken und ihr
System. 2. Bd. 1. Hälfte, gr. 8. (400 S.) Halle, Niemeyer. 9 M.
1641. Baur, A. , zur Einleitung in Zwingiis Schrift: In catabaptistarum
strophas elenchus.
Zs. f. Kirchengeschichte 10, 330—344.
1642. Persius, Conrad, Huldreich Zwingli. 12. (42 S.) Barmen, Klein.
0,10 M. Für die Feste und Freunde des Gustav Adolf -Vereins , Nr. 63.
1643. Usteri, J. M., zur theologischen Entwicklung Zwingiis.
Theolog. Studien und Kritiken 1889, 140 f.
s. Nr. 1512.
D. Altsächsisch.
1644. Steinmeyer, zum sächsischen Taufgelöbniß.
Anz. f. d. Alterthum 14, 287—289.
Heiland, s. Nr. 278 f.
JE. Mittelniederdeutsch.
1645. Aesopus. — Sprenger, R., zum nd. Aesopus.
Nd. Jahrbuch 13, 69—74.
1646. Bibel. — Nörrenberg, C, eine alte nd. Bibelübersetzung.
Nd. Korrespoudenzblatt 13, 28.
1647. Bugenhagens, Jobs., Briefwechsel. Im Auftrage d. Gesellschaft f. pom-
mersche Geschichte u. Alterthumskunde gesammelt u. hrsg. von 0. Vogt.
gr. 8. (XXI, 636 S.) Stettin, Saunier in Comm.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 1369 f.; Theol. Lit. Blatt 1888, Sp. 399.
VIII. LITTERATUK UND .SPRACHDENKMÄLER. 473
1648. Vogt, Dr. Johannes Bugenhagens Briefwechsel.
Baltische Studien 38. Jalirg:., H. 1 ff.
1641). Vogt, 0., Bugenhagens Briefwechsel und Lebensbild.
Protest. Kirchenztg. 1888, Nr. 32.
1G50. Vogt, Dr. Johannes Bugenhagens Briefwechsel.
Monatsblätter, hrsg. von d. Gesellschaft f. pommersche Geschichte u. Alter-
thumskunde, Jahrg. 1888.
1650*, Hering, Herrn., DoctorPomeranus, Johannes Bugenhagen. Ein Lebens-
bild aus der Zeit der Reformation, gr. 8. (IV, 17 5 S.) Halle, Niemeyer
in Comm. 2,40 M. Schriften d. Vereins f. Reformationsgeschichte, Nr. 22.
s. Nr. 1498.
1651. Arnold Buschmann. — Luther, Johannes, ein Kölner Druck des
Mirakels von Amt Bosmann aus dem Jahre 1506.
Nd. Konespondenzblatt 13, 28 f.
1652. Chronik. — Les memoires de Barthelemy Sastrow, bourgmestre
de Stralsund, trad. par Ed. Fick. 2 Vol. in 4". Gen^ve, imprimerie J. G.
Fick (Basel u. Genf, H. Georg).
Chronik, s. auch Nr. 1652.
1653. Daniel von Soest, ein westphälischer Satiriker des 16. Jahrhunderts,
herausgeg. u. erläutert von Franz Jostes. gr. 8. (XII, 404 S.) Paderborn
1888, Schöningh. 8 M. Quellen und Untersuchungen zur Geschichte, Cultur
und Litteratur Westphalens, I. Bd.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 763; D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 979—981 (Edward
Schröder); Nd. Korrespondenzblatt 13, 14 — 16 (K. E. H. Krause) ; Blätter f. literar.
Unterhaltung 1888, Nr. 26 (Schröter).
1654. Gelegenheitsgedicht. — Hille, Doctor Ludwig Hansens Jubiläuras-
gedicht auf Itzehoe vom Jahre 1738.
Nd. Korrespondenzblatt 13. 67 — 69.
1655. Gerhard von Minden. — Damköhler, Ed., zu Gerhard von Minden.
Germania 33, 497 — 499.
1656. Damköhler, Ed., zu Gerhard von Minden.
Nd. Jahrbuch 13, 75—81.
1657. Sprenger, R., Brake (zu Jahrbuch XIII, 80).
Nd. Korrespondenzblatt 13, 88.
1658. Guido von Alet, von H. Brandes.
Nd. Jahrbuch 13. 81 — 96.
1659. Joris. — Hofmeister, A., und H. C. Rogge, nog iets over den
Rostocker band met tractaten van David Joris.
Bibliograph. Adver.saria II. Reeks, Deel 2, S. 86 — 93. — Vgl. Nd. Korrespondeuz-
blatt 13, 79 f. (K. E. H. Krause).
Kalenberger, s. Nr. 1823.
1660. Kalender. — Schlüter, W. , ein niederdeutscher Kalender auf das
Jahr 1563.
Nd. Korrespondenzblatt 13, 35 — 37.
1661. Lauremberg. — Bolte, J. , Laurembergs handschriftlicher Nachlaß.
Nd. Jahrbuch 13, 42 — 54.
1662. Sandvoß, F., zu Lauremberg 1, 352.
Nd. Korrespoudenzblatt 13, 3 f.
Reimbüchlein, s. Nr. 1017.
1663. Reinke de Vos, von Prien (Bibl. 1887, Nr. 2134).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 392 f. (Seelmami); Nd. Korrespondenzblatt 13, 31 f.
(Hofmeister) ; Herrigs Archiv 80, 468 f. ; Athenäum Nr. 345.
GEEMANIA. Nene Keihe. XXV. (XXXVII j .hihrg. 32
474 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
1664. Prien, hochdeutsche Reinke-Übersetzung (Bibl. 1887, Nr. '2135).
Vgl. Herrigs Archiv 80, 468 f.
1665. Sprenger, R., zu Reinke de Vos.
Germania 33, 220—224.
1666. Damköhler, Ed., zu Reinke de Vos.
Germania 33, 379—384.
1667. Sandvoß, Meibom to Aken (zu Reineke Voß v. 2781).
Nd. Korrespondenzblatt 13, 47 f. — Dazu R. Pick, S. 72 f.
1668. Brandes, H., die litterarische Thätigkeit des Verfassers des Reinke.
Zs. f. d. Alterthum 32, 24 — 41.
1669. Lange, Martin, Goethes Quellen und Hilfsmittel bei der Bearbeitung
des Reinecke Fuchs. 4. (18 S.) Programm des Gymnasiums zu Dresden —
Neustadt.
1670. Eosenkranz. — Kölscher, B., der goldene Rosenkranz, deutsch und
lateinisch, nach alten Manuscripten.
Zs. f. Vaterland. Ge.«chichte u. Alterthumskunde Westphalens 45, 60 — 72, (Aus:
Berliner Jahresbericht 1888, XVII, 26).
1671. Schauspiel. — Gaedertz, niederdeutsches Drama (Bibl. 1885,
Nr. 1557).
Vgl. Herrigs Archiv 80, 3ö3— 356.
1672. Wedde, Jobs., Theophilus. Das Faust-Drama des deutschen Mittel-
alters, übersetzt und mit einer erläuternden Einleitung versehen. 8. (LXIII,
79 S.) Hamburg, Grüning. 2 M.
s. Nr. 994 ff., 1598 ff.
1673. Johan Statwech, von W. Seelmann.
Nd. Jahrbuch 13, 121 — 128.
1674. Tundalus. — Grimme, F., ein neues Bruchstück der niederrheinischen
Tundalusdichtung.
Paul u. Braune, Beiträge 13, 340—358.
1675. Gregorius Wagner. — Hofmeister, Ad., Rime van dem Talltergen,
Todeligen, Schendigen Hasen Düuele, von D. Gregorius Wagner von Resell.
Nd. Korrespondenzblatt 13, 1 — 3. — Einleitendes Gedicht zu der Ausgabe von
Musculus' Hosenteufel, 1556; dazu Bolte, S. 29.
F. A I t f r i e s i s c h.
1676. Gallee, H. J., Bruchstücke einer altfriesischen Psalraenübersetzung.
Zs. f. d. Alterthum 32, 417—422.
G. Alt- und Mittelniederländisch.
1677. St.-Amand I, V. 66 door Em. Spanoghe.
Tijdschrift voor Ned. Taal- en Letterkiinde VIII, 320.
1678. Bibel. — Doedes, J. J. , een tot heden onbekend Nieuw — Testa-
ment in het Nederlandsch. 1530.
Bibliographische Adversaria 2. R. I, S. 22 — 25.
Bijüs, Anna, s. Nr. 512.
1679. Jan Boendale, ook geheeten Jan De Clerc, zijn leven, zijne werken
en zijn dood, doorH. Haerynck. 8. (225 S.) Gent, Leliaert, Sifier etC". 3 fr.
1680. Cornhert, door Jan ten Brink. 8. (14 S.) Gent, Leliaert, Siffer et C".
0,30 fr. S.-A. aus: Dietsche Warande.
1681. Flandrijs. Leidener Bruchstück, von Job. Franck.
Tijdschrift voor Ned. Taal- en Letterkunde VIII, 247—253,
VIII. LITTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 475
1682. Floris ende Blancefloer, von W. Zuidema.
Noord en Zuid 11, H. 4.
1683. G. de Groote. — Een mystiek boekje op naam van Gerrit de Groote,
door J. G. R. Acquoy.
Handel, en Mededeel. van de Maatsch. der Nederl. Letterkunde 1888, S. 64
bis 74.
1684. Lieder. — Niederländische geistliche Lieder, von Bäumker.
Vgl. de Nederl. Spectator 1888, 287-289 (J. G R. Acquoy).
1685. Middeleeuwsche geesteljke liederen en leisen, door J. G. R. Acquoy.
4. (XII, 57 S.) 's-Grav., Nijhoff. 3,50 fl.
1686. Eenige oude Dietsche versjes (Geistliche Lieder des 15. Jhdts.)
door V. Becker.
De Katholiek VI, 385—394.
1687. Ontwect van slape wie dat ghy zijt! Oud Nederlandsch lied, door
Fl. van Duyse.
Tijdschritt der Vereen. voor Noord-Nederlandsche Muziekgeschiedenis III, 111
bis 119.
1688. Brandes, Hermann, kleine mittelniederländische Dichtungen.
Nd. Jahrbuch 13, 111 — 121.
1689. De twee eerste Musyckboekskens van Tielman Susato door J. C. M
van Riemsdijk.
Tijdschrift der vereen. voor Noord-Nederlandsche Muziekgeschiedenis III, 61
bis IIJ.
1690. Hs. Nr. 1042 van Meerman (eene verzameling van raeerendeels geeste-
lijke liederen tot omstreeks 1525) door J. G. R. Acquoy.
Handel, en Mededeel. van de Maatsch. der Nederl. Letterkunde 1888, S. 56 — 64.
1691. Een geuzenlied (van f 1>^69), door J. N. Uitterdijk.
Bijdr. tot de Geschiedenis van Overijssel IX, 94 — 96.
1692. Limborch. — Het Brusselsche handschrift van den Limborch en zijn
belang voor den door Van den Bergb uitgegeven tekst, door J. Verdam.
Verslagen eu Mededeel. der kou. Akal. van Wetenscb. Afd, Lett. 3. R. V,
S. 125 — 153.
1693. Het Brusselsche handschrift van H. van Akens's Limborch, door
J. Verdam.
Tijdschrift voor Nederl. Taal- en Letterkunde VIII, 161—210.
1194. Het Heidelbergsche handschrift van den Limborch, door E. T. Kuiper.
Tijdschrift voor Nederl. Taal- en Letterkunde VIII, 210—220.
1695. Maerlant. — Van ons Heren Wonden, door H. E. Moltzer.
Tijdschrift voor Ned. Taal- en Letterkunde VIII, 1~6.
1696. de Pauw, Nap., de vijf nieuwe handschriften van Maerlant's Spiegel
Historiael.
Verslagen en Mededeel. der kon. Vlaamsche Academie 1888, S. 378 — 385.
1697. Alexander IV 876, door Cornelia van de Water.
Tijdschrift voor Nederl. Taal- en Letterkunde VIII, 221—223.
1698. Roersch, Lodewijk, Woordenboek op Alexanders geesten van Jacob
Van Maerlant. 1' aflev. (A— Daar). 8. (II, 68 S,) Gent, Leliaert, Siffer
et C*. 1 fr. — Uitgaven der koninkl. vlaamsche Academie.
1699. Dander Martijn V. 79 — 91, door Cornelia van de Water,
Tijdschrift voor Nederl. Taal- en Letterkunde VIII, 228—231 u. 320.
Maerlant s. Nr. 77.
1700. Penninc, von Martin.
Allgem. D. Biographie 25, 357 f.
32*
476 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
1700*. Dirk Potter, von Martin.
Allgem. D. Biographie 2G. 487.
1701. Potter (Dirc, Middeleeuwsche Hefdesgeschiedenissen door Jan ten Brink.
Nederlaiid 1888, II. 8. 357—404.
1702. Potter (Gerijt) van der Loo en zijne vertaling van Froissart, door
J. W. Muller.
Tijd.schnft voor Ned. Taal- en Letterkunde VIII, 264—295.
1703. Reinaert. Reinaerdiana door J. W. Muller.
De Nederl. Spectator 1888, 122-1-24 u. i:}.S — 136.
1704. Reinaert II V. 5048 f. door Cornelia van de W^ater.
Tijaschiift Voor Ned. Taal- en Letteikunde VIII, 223—225.
1705. De Sachsens];iegel in Nederland, uitg. door B. J. L. de Geer van
Jutphas, V stuk. Oudere tekst (XII, 191 S.) 's-Grav., Nijhoff. 3,50 fl.
Werken van de vereeniging tot uitg. der brennen van het oude vader-
landsclie recht Nr. 10.
1706. Schauspiel. — Maes, J., Oorsprong en ontwikkeling van het neder-
landsch drama in de middeleeuwen.
Het Belfort 1888, März.
1707. Worp, J. A., Plautus op ons tooneel.
Tijdschr. voor Nederl. Taal- en Letterkunde 8, 81 fF.
1708. Houwaert als tooneeldichter. Plagiaat in de 16'^" eeuw, door G. Kalff.
Tijdschrift voor Ned. Taul- en Letterkunde VIII, 231—235.
1709. De Sevenste Bliscap van Maria. Mysteriespel de XV° eeuw, uit-
gegeven op last der Kon. vlaanische Academie van taal- en letterkunde
door K. Stallaert. 8. (XXXII, IIG S.) Gent, S. Leliaert, A. Siffer & C.
2,50 fr. — Bijvoegsel aan de Sevenste Bliscap van Maria. Woordenlijst.
Door K. Stallaert. 8. (S. 117— 14-J.) Ebenda. 0,50 fr,
1710. Spruchdichtungen. — Bäumker, W. , mittelniederländische Spruch-
dichtungen.
Nd. Jahrbuch 13, 101 — 110.
1711. Westfriesche Stadrechten , uitg. door M. S. Pols. (I, 234 u. 186 S.)
's-Grav., NijholV. 7,80 fl. Werken van de vereeniging tot uitgave der
brennen van het oude vaterlandsche recht Nr. 7.
1712. Verschiedenes. — Twee handschriften uit de XV'^" eeuw. (Ein Leben
Jesu und niederländ. Gebete), door J. Gielen.
De Maasgouw VI, S. 1 ff.
1713. Anth. van Herne rt, Rem. van Eertborre en Frans Amelzy, Ned.
schrijvers der 1'). eeuw, door K. Sermon.
Verslagen en Medeel. der Koii. vlaamsche Acad. 1888, S. 40 — 66.
1714. Ilamel, A. G. van, Parsifal — Perceval.
De Gids LH, III, S. 290—324.
1715. De Potter, F., onze boeren volgens de Middelnederlandsche dichters.
8. (19 S.) Gent, Leliaert, Siffer &C\ S.-A. von Het Beifort HI, 105—1 19.
II. A 1 t e n g 1 i s c h.
Bibliographie, s. oben Nr. 91 u. 114. — Lesebücher, s. Nr. 1143 ff.
a) Angelsächsisch.
1716. Bibliothek der angelsächsischen Poesie, begründet von Oh. W. M.
Grein. Neu bearb.. verm. und nach neuen Lesungen der Handschriften
VIII. LITTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 477
hrsg. von Eich. Paul Wülker. 2. Bd., 1. Hälfte, gr. 8. (VI, 210 S.) Kassel
1888, Wigand. 8 M.
1717. Beöwulf. — Beowulf, mit ausführlichem Glossar hrsg. von Moritz
Heyne. 5. Aufl., besorgt durch Adolf Socin. gr. 8. (X, 299 S.) Paderborn,
Schöningh. 5 M. — Bibliothek der ältesten deutschen Litteraturdenkmäler,
3. Bd.
1718. tenBrink,B., Beowulf. Untersuchungen, gr. 8. (VIII, 248 S.) Straß-
burg, Trübner. 6 M. Quellen u. Forschungen, H. 62.
Vgl. Anglia 11, 319—321 (R. Wülker); Zs. f. Volkskunde 1, 101 f. (E.H. Meyer).
1719. Sarrazin, Gregor, Beowulf-Studien. Ein Beitrag zur Geschichte
altgermanischer Sage und Dichtung, gr. 8. (VII, 220 S.) Berlin, Meyer u.
Müller. 5 M.
Vgl. Anglia 11, 53G— 539 (K. Wülker).
1720. Kittredge, G. L., zu Beowulf 107 flf.
Paul u. Braune, Heiträge 13, "210.
1721. Corson, H., A Passage of „Beowulf"'.
Modern Langunge Notes III, H. 4. -- V. 2725 (nacii Heyne).
1722. Earle, A Translation of the Beowulf in English Prose. Oxford,
Clarendon Press.
1723. Nader, Syntax des Beowulf. Tempus und Modus im Beowulf. (Ports,
von Bibl. 1887, Nr. 2178).
Anglia 11, 444—499.
1724. Caedmon. — Hunt, Th. W. , Caedmons Exodus and Daniel. Edited
from Grein. Third Edition. Boston 1888, Ginn & Co.
Vgl. Anglia 11, 321 f. (K. Wülker).
1725. Kempf, E., Darstellung der Syntax in der sog. Caedmonschen Exodus.
8. (.55 S.) Leipziger Dissert. Leipzig, Fock. 1 M.
Vgl. Anglia 11, 323 (R. Wülker).
1726. Cook, A. S., Milton and Caedmon.
Acadeniy Nr. 8iJ9.
1727. Cynewulf. — Zupitza, J., Cynewulfs Eleue, mit einem Glossar hrsg.
3. Aufl. 8. (VIII, 89 S.) Berlin, Weidmannsche Buchhandlung.
1728. Glöde, 0., Cynewulfs Juliana und ihre Quelle.
Anglia 11, 146—1.58.
1729. Napier, A. S., The Old English Poem „The Fates of the Apostles".
Academy Nr. 8.53.
1730. Crem er, M. , metrische und sprachliche Untersuchungen der alt-
englischen Gedichte Andreas, Güdläc, Phoenix (Elene, Juliana, Christ).
Ein Beitrag zur Cynewulffrage. 8. (51 S.) Bonner Dissert.
1731. Frucht, Ph., Metrisches und Sprachliches zu Cynwulfs Elene, Juliane
und Crist. Greifswalder Dissert. 1887.
1732. Leiding, Herrn., die Sprache der Cynewulfscheu Dichtungen Crist,
Juliana und Elene. gr. 8. (79 S.) Göttinger Dissert. Marburg, Elwert.
1,80 M.
Vgl. D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 1114 f. (Holthausen).
1733. Judith. — An Old English Epic Fragment. Edited. with Introduction,
Translation, Complete Glossary and Various Indexes. By Albert S. Cook.
8. (66 S.) Boston, Heath & Co.
Vtrl. Anglia 11, 540 f. (Wülker).
478 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
1734. York Powell, F., The Cliff of the Dead among Teutons.
Academy Nr. 859 u. 860. — Anschließend an Judith, V. 111 — 121 ; dazu Mayhew,
ebenda Nr. 861 („does Old-English neowel mean dark"?); F. York Powell,
Nr. 862; G. Vigfusson , Nr. 863; Albert S. Cook, Nr. 865; W. H. Stevenson,
Nr. 866.
1735. Waldere. — Dieter, F., die Walderefragmente und die ursprüngliche
Gestalt der Walthersage. II.
Anglia 11, 1,59—170.
1736. Klage der Frau etc. — Hicketier, F., Klage der Frau, Botschaft
des Gemahls und Ruine.
Anglia 11, 363—368.
1737. Vercelü-Buch. — Cook, A. S., Cardinal Guala and the Vercelli bock.
Supplement to the report of the secretary of the board of regents Sacra-
mento, California University. 8. S.
1738. Aelfred. — Wichmann, J. , König Aelfreds angelsächsische Über-
tragung der Psalmen I — LI excl.
Anglia 11, 39—96.
1739. Gieschen, L. , die charakteristischen Unterschiede der einzelnen
Schreiber im Hatton Ms. der Cura Pastoralis. 8. (96 S.) Greifswalder
Dissert.
1740. Wülfing, Ernst, Darstellung der Syntax in König Alfreds Über-
setzung von Gregors dem Großen „Cura Pastoralis". 1. Hälfte, gr. 8.
l69 S.) Bonner Dissert. Leipzig 1888, Fock. 1,50 M.
Vgl. Anglia 11, 322 f. (R. Wülker); Lit. Blatt 1888, &p. 372.
1741. Aelfric. — Zimmermann, D., die beiden Fassungen des dem Abt
Aelfric zugeschriebenen angelsächsischen Tractats über die siebenfältigen
Gaben des heiligen Geistes. 1888. Leipziger Dissert.
Vgl. Anglia 11, 555 f. (R. Wülker).
1742. Schrader, Studien zur Aelfricschen Syntax (Bibl. 1887, Nr. 2200).
Vgl. D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 1500 (Holtbausen); Lit. Blatt 1888, Sp. 351—353
(Klinghardt).
1743. Wells, B. W., Strong Verbs in Aelfrics Judith.
Modern Language Notes III, H. 1.
1744. Wells, B. W., Strong Verbs in Aelfrics Saints.
Modern Language Notes III, H. 4 u. 5.
1745. Alcuin. — Assmann, B., Übersetzung von Alcuins de virtutibus et
vitiis liber ad Widonem Comitem.
Anglia 11, 371 — 391.
1746. Eadwine's Canterbury Psalter. Ed. with Introduction and Notes
by Fred. Harsley. Part II. Text and Notes. Early English Text Society
Nr. 92. London 1889.
Vffl. Anglia 11, 641 (Wülker).
1747. Evangelien. — Skeat, The Gospel according to Saint Matthew
(Bibl. 1887, Nr. 2202).
Athenäum Nr. 3145; Modern Langnage Notes 3, Nr. 5 (Cook).
1748. Benedictinerregel. — Bibliothek der angelsächsischen Prosa. Be-
gründet von Ch. W. M. Grein. Fortgesetzt unter Mitwirkung mehrerer
Fachgenossen von Rieh. Paul Wülker. 2. Bd. 2. Hälfte, gr. 8. Kassel
1888, Wigand. 6 M.
Inhalt: Die angelsächs. Prosabearbeitungen der Benedictinerregel. Hrsg. von
Arn. Schröer. 2. Hälfte (XLIV n. R. 143—260).
VIII. LITTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 479
1749. The Rule ofSt. Benet. Latin and Anglo-Saxon Interlinear -Version,
hrsg. von H. Logeman. gr. H. (LXIII, 125 4~ 4 S.) Utrechter Dissert.
Utrecht u. London 1888, Trübner & Co.
Vgl. Anglia 11, 541 f. (R. Wiiiker).
1750. Glossen. — Zupitza, J., Two Glosses in ür. Sweets „Oldest Eng-
lish Texts".
Academy Nr. 844. — Immunes orceas (Corpus Glossen Nr. I08ü); orca,
orc (Epinal Gl. Nr. 680, Corpus Gl. 1454); dazu H. Logeman, ebenda Nr. 846;
Sweet, ebenda, Nr. 847.
1750*. Logeman, H., A new Aldhelm Gloss.
Academy Nr. 849. — S. Aldhelmi de Laude Virginitatis mit engl. Glossen;
doxian (Kluge, Engl. Studien 11, 511) — dose.
1751. Napier, A., altenglische Glossen.
Engl. Studien 11, 62—67.
1752. Dieter, Ferd., zum VerhältnilJ der ältesten Glossen-Hss.
Engl. Studien 11, 491 f.
1753. Holthausen, F., Anglo-Saxonica.
Anglia 11, 171 — 174. — 1. ae. Glossen zu Isidors Synonyma; 2. Varia.
1754. Urkunden. — Earle, a kandbook to the land-charters and other saxonic
documents. 8. (426 S.) Oxford, Clarendon Press, London, Frowde. 16 sh.
Vgl. Academy Nr. 851.
1755. de Gray Birch, Walther, an Anglo-Saxon charter.
Athenäum Nr. 3186.
1756. Verschiedenes. — Logeman, H., Anglo-Saxonica Minora.
Anglia 11, 97—120. — Gt-bete, Glossen (Windnamen); histor. Fragment, Pre-
digten. Dazu K. Wülker, ebenda S. 681.
1757. Napier, A., altenglische Kleinigkeiten.
Anglia 11, 1 — 10. — Prosastücke meist geistlichen Inhalts.
1758. Assmann, B., Prophezeiung aus dem 1. Januar für das Jahr.
Anglia 11, 369.
1759. Aßmann, B., Vorzeichen des jüngsten Gerichts.
Anglia 11, 369—371.
ß) aiittelenglisch.
1760. Amadas. Hippe, Max, Untersuchungen zu der me. Romanze von
Sir Amadas. 8. (43 S.) Breslauer Dissert. u. S.-A. aus Herrigs Archiv,
Bd. 81.
1761. Benedictinerregel. — Schröer, Arn., die Winteney -Version der
Regula S. Benedicti, lateinisch und englisch, mit Einl., Anmerkungen,
Glossar und einem Facs. zum ersten Male hrsg. gr. 8. (XXVIII, 175 S.)
Halle 1888, Niemeyer. 5 M.
Vgl. Anglia 11, 323 f. (R. Wülkeri; Gott. gel. Anz. 1888, Nr. 26 (Morsbach).
1762. Auchinleck-Ms. — Krause, F., kleine Publicationen aus der Auchin-
leck-Hs. IX.
Englische Studien 11, 1—62. — Tlie King of Tars.
1763. Barbour. — Saudisch, Charaktere im Bruce (Bibl. 1887, Nr. 2165).
Vgl. Engl. Studien 11, 308 (Kölbing).
1764. The Bruce; compiled by Master John Barbour. Edited with a Pre-
face, Notes and Glossarial Index by W.W. Skeat. Part. IV. London 1889.
Vgl. Anglia 11, 642 (Wiiiker).
1765. Barbour's Legends of the Saints, by W. M. Metcalfe. Scottish Text
Society.
s. Nr. 598.
480 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
1766. Beves. — The Romance of Sir Beues of Hamtoun. Edited by
E. Kölbing. Part II. Early English Text Society. Extra Series XLVIII.
London, für 1886.
Vgl. Aiiglia 11, 325 (Wülker).
1767. The Bibles of England. A Piain Account for Piain People of the
Principal Versions of the Bibles in English , by Andrew Edgar and Ale-
xander Gardner.
1768. Thö- Story of the Psalters; a History of the Metrical Versions
of Great Britain and America, from 1549 to 1885. By Henry Alexander
Glaß. London, Kegan Paul, Trench & Co.
Vgl. Academy Nr. 830.
1769. Buel bring. K. D. , The Earliest Complete English Prose Psalter.
Academy Nr. 868, S. 407^
1770. Caxton. — The Curial made by maystere Alain Charretier. Trans-
lated thus in Englysh by William Caxton. 1484. Collated with the French
Original by Paul Meyer and edited by F. J. Furnivall. gr. 8. (20 S.)
Early English Text Society, Extra Series UV. London 1888.
Vgl. Anglia 11, 637 f. (Flügel).
1771. The English Charlemagne Romances. Part XII. The Boke of Duke
Huon of Burdeux , done into English by Sir John Bourehier, Lord Ber-
ners, and printed by Wynkyn de Werde, about 1554. A. D. Edited
by S. L. Lee. Part IV. Early English Text Society. Extra Series L.
London, für 1887.
Vgl. Auglia 11, 325 (Wülker); Academy Nr. 828; Athenäum Nr. 3176.
1772. Chaucer, by Adolphus William Ward. New ed. 8. (194 S.) London,
Macmillan. 1 sh. (English Men of Letters).
1773. Chaucers Canterbury Tales. Edited by Alfred PoUard. Vol. 2. 12,
London, Paul, Trench & Co. Parchment Library,
1774. Canterbury Poets. — Chaucer, Selected and edited by Frederik
Noel Paton. London, Walther Scott.
Vgl. Academy Nr. 864 (Alfred W. PoUard).
1775. Willert, Hans, G. Chaucer. The Hous of Farne. (Text, Varianten,
Anmerkungen.) gr. 4. (45 S.) Berlin, Gaertner. 1 M.
1776. Chaucer, The Minor Poems, edited by W.W, Skeat. Oxford, Cla-
rendon Press Series. 1888.
Vgl. Anglia 11, 641 f. (Wülker).
1777. Graf, Ad., das Perfectum bei Chaucer. Eine syntaktische Untersuchung.
8. (96 S.) Kieler Dissert., und gr. 8. (102 S.) Colberg, Warnke. 1,50 M.
Vgl. Anglia 11, 326 (Wülker).
1778. Heußler, Fr., die Stellung von Subject und Prädicat in der Erzäh-
lung des Melibeus und in der des Pfarrers in Chaucers Canterbury Tales.
8. (28 S.) Programm des Gymnasiums in Wesel 188S, Nr. 431.
1779. Skeat, W. W., The word .Jlcrenus" in Chaucer.
Academy Nr. 818 u. 825.
1780. Skeat, W. W., „The Graft of Lovers".
Academy Nr. 826.
1781. Skeat, W. W., The Date of Chaucer's „Lenvoy a Bukton".
Academy Nr. 832.
1782. Skeat, W. W., Two more sources of Chaucer's Works.
Academy Nr. 831, 834, 835.
VIII. LITTER ATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 481
1783. Mc Clumpha. Charles Flint, The Alliteration of Chaucer. Leipziger
Dissert.
Vgl. Auglia 11, 326 (Wülker).
1784. Kölbing, E., zu Chaucers Sir Thopas.
Engl. Studien 11, 495—511.
1785. Paget Toynbee, The Colour .,Pers'' in Chancer.
Academy Nr. 855; dazu J. P. Emslie, ebenda Nr. 856; Logcruan, Nr. 857;
Toynbee, Nr. 859.
1786. Kittredge, G. L., Chaucer and Maximianus.
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1787. Palgrave, Chaucer and the Italian Renaissance.
The Niiieteentb Century, September.
1788. Kittredge, G. L., John Heywood and Chaucer.
American Journal of Philology IX, H. 4.
1789. Haies, John W., Geoffrey and Thomas Chaucer.
Athenäum Nr. 3153. — Dazu W. Rye, ebenda Nr. 3154; J. Hamilton Wylie
u. Walford D Selby, Nr. 3155.
1790. Selby Wal ford D., Geoffrey Chaucer and William de Beauchamp, Knt.
Atbeulium Nr. 3161.
1791. Selby, Walford D., Three New Chaucer Notices.
Athenäum Nr. 3144.
1792. Furnivall, F. J., The Chaucer Article in The Dictionary of National
Biography.
Academy Nr. 866.
1793. Graham, Wilson, A Chaucer Concordance.
Academy Nr. 848; s. auch Athenäum Nr. 3171, S. 162".
1794. The Chaucer Society's Second Series veröffentlicht nach Academy
Nr. 859, S. 256: Originals and Analogues of the Canterbury Tales,
part V (Schluß 1, by W. A. Clouston; John Lane's Continuation of Chau-
cer's Squire's Tale, edited by F. J. Furnivall, part I; Supplementaiy
Canterbury Tales; 2, The Tale of Beryn, part H, Forewords by F. J.
Furnivall, Notes by F. Vipan etc., aud Glossai-y by W. G. Stone; with
an Essay on Analogues of the Tale, by W. A. Clouston.
1795. Cursor Mundi. — Hupe, H. , zum Handschriftenverhältuili und zur
Textkritik des Cursor Mundi.
Anglia 11, 121—145.
1796. Hupe, H., The Mss. of the English versions of the Cursor Mundi,
their Forms and Dialects.
Academy Nr. 864, S. 341, und Athenäum Nr. 3187 (Vortrag in der Pbilol.
Society).
1797. Kaluza, M. , zum Haudschriftenverhältniß und zur Textkritik des
Cursor Mundi.
Engl. Studien 11, 235 — 275.
1798. Dunbar, von Schipper (Bibl. 1887, Nr. 2225).
Vgl. Zs. f. vergl. Lit.-Gesch. u. Renaissance- Lit. N, F. 1, 295—297 (G. Sarrazin).
1799. Gawain. — Bradley, Henry, The English Gawain-Poet and „The
Wars of Alexander".
Academy Nr. 819.
1800. Godric. — Zupitza, J., Cantus beati Godrici.
Engl. Studien 11. 401—432.
1800\ Sir Gowther, von Breul (Bibl. 1886, Nr. 2184).
Vgl. Auz. f. d. Alterthum 14, 205—210 u. 304 (Brandl).
482 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
1801. Guy of Warwick. — The Romance of Guy of Warwick. Edited by
J. Zupitza. Part II.. Early English Text Society. Extra Series XLIX.
London 1887.
Vgl. Anglia 11, 324 f. (Wülker).
1802. Ipotis, von Gruber (Bibl. 1887, Nr. 2228).
Vgl. Anglia 11, 642 f. (Wülker).
1803. Layamon. — Zessack, Alex., die beiden Handächrifteu von Laya-
inons Brut und ihr Verhältniß zu einander, gr. 8. (62 S.) Breslauer Dissert.
Breslau, Köhler. 1 M.
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 470.
1804. Krautwald, Heinr. , Layamons Brut, verglichen mit VVace.s Roman
de Brut in Bezug auf die Darstellung der Culturverhältnisse Englands. I.
gr. 8. (32 S.) Dissert. Breslau, Köhler. 1 M.
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Heirigs Archiv 80, 114-13.5.
1806. Retzlaff, 0., über den nordenglischen Legendencyclus der Mss.
Harl. 4196 und Cotton. Tib. E. VII. 8. (58 S.) Berliner Dissert.
1807. The Early South English Legendary or Lives of Saints. I. Ms.
Land. 108. Edited by C. Horstmann. Early English Text Society Nr. 87.
London 1887.
Vgl. Anglia 11, 543 f. (Wülker).
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Century. Part I. Edited by W. M. Metcalfe. Scottish Text Society.
Vgl. Academy Nr. 857.
1809. The Life of Saint Werburge of Chester. By Henry Bradshaw. Eng-
lisht A. D. 1513, Brinted by Pynsou A. D. 1521, and now Reedited
by C. Hortsmann. Early English Text Society Nr. 88. London 1887.
Vgl. Anglia 11. 543 f. (Wülker).
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ford, Clarendon Press.
1811. Fischer, R., zur Sprache und Autorschaft der mittclengl. Legenden
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Anglia 11, 175—218.
Brendanus-Legende, s. Nr. 809.
1812. Lydgate. — Horstmanu, K, Kalender in Versen.
Herrigs Archiv 80, 110—135 (Berliner Jahresbericht 1888, XVI, 419).
1813. Malory. — Sommer, H. 0., The Relationship of the Several Edi-
tions of Malory's .,Morte Darthur"'.
Academy Nr. 860.
1814. Robert Manning. — Furnivall, F. J., Chronicles of Robert of
Brunne. 2 Vols. London, ..Master of the Rolls" Series.
Vgl. Academy Nr. 845 (Elton).
1815. Mandeville. — Bovenschen, Untersuchungen über Johaun von
Mandeville und die Quellen seiner Reisebeschreibung.
Zs. d. üesellschaft f. Erdkunde zu Berlin 1.^88. H. 3/4.
1816. Dan MicheL — Evers, R. W. , Beiträge zur Erklärung und Text-
kritik von Dan ]\Iichels Ayenbite of Inwyt. gr. 8. (V, 117 S.) Erlangen,
Deichert. 2 M. Erlanger Dissert.
1817. L. Minot. — Daugel, Max, Laurence Minots Gedichte. 4. (18 S.)
Programm des städt. Realgymnasiums in Königsberg.
VIII. LITTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 483
1818. Occleve. — Skeat, W. W., A Poem by Hoccleve.
Academy Nr. 836 u, 838.
1819. Aster^ Fr., das Verhältniß des altengl. Gedichts „De regimine prin-
cipum" von Thomas Hoccleve zu seinen Quellen nebst einer Einleitung
über Leben und Werke des Dichters. 8. (57 S.) Leipziger Dissert.
1820. Robert von Gloucester, — The Metrical Chronicle of Robert of GIou-
cester. Edited by William Aldis Wright. 2 Vols.
Vgl. Atlienäura Nr. 3105.
1821. Eobert of Gloucester, von W. H. Cooke und W.Aldis Wright.
Atheuäum Nr. 3159, 3160 u. 3166.
1822. Simon de Montfort and his Cause 1251 — 1266. Extracts from
the Writings of Robert of Gloucester, Matthew Paris, William Pishanger,
Thomas of Wykes etc, Selected and arranged by W. A. Hutton. 8. (189 S.)
New- York, Putnam's Sons.
1823. Parson of Kalenborow. — Schröder, Edward, der Parson of Kalen-
borow und seine niederdeutsche Quelle.
Nd. Jahrbuch 13, 1-29 -152.
1824. Parthenay. — Hattendorf, Wilh., Sprache und Dialect des spät-
mittelengl. Romans of Parthenay. 8. (54 S.) Göttinger Dissert.
1825. Partonopeus. — Weingärtner, Felix, die mittelenglischen Fassungen
der Partonopeussage und ihr Verhältniß zum altfrz. Originale. Dissert.
gr. 8. (64 S.) Breslau, Köhler. 1 M.
1826. Predigten. — Hors tmanu, C, proprium Sanctorum, Zusatz-Homilien
des Ms. Vernon.
Herrigs Archiv 80, 83 ff. u. 299 ff.
1827. Vollkardt, W., Einfluß der lateinischen geistlichen Litteratur auf
einige kleinere Schöpfuugen der englischen Übergangsperiode, gr. 8. (68 S.)
Leipzig 1888, Fock. 1,50 M. Leipziger Dissert.
Der Nachweis wird geliefert an einigen Stücken der von Morris hrsg. Predigten.
— Vgl. Anglia 11, 324 (Wülker).
1828. Rolle. — Andreae, Percy, die Handschriften des Pricke of Con-
science von Richard Rolle de Hampole im Britischen Museum, gr, 8.
(61 S.) Dissert. Berlin 1888. Mayer u. Müller. 1,50 M.
Vgl. Academy Nr. 825; s. auch Athenäum Nr. 3155, S. 473'.
1829. Middendorf, H. , Studien über Richard Rolle von Hampole unter
besonderer Berücksichtigung seiner Psalmencommentare. gr. 8. (61 S.)
Leipziger Dissert. Leipzig, Fock.
Vgl. Anglia 11, 326.
1830. Buelbring, K. D. , The four Dublin MSS. of Hanipole's Pricke of
Conscience.
Academy Nr. 868, S. 407'.
1831. Rose. — Lindner, F., die englische Übersetzung des Romans von
der Rose.
Engl. Studien H, 163—173.
1832. Skeat, W. W., A further Note on the ..Romaunt of the Rose".
• Academy Nr. 853.
1833. Schauspiel. — Stoddard, Francis H. . References for students of
Miracle Plays and mysteries. 8. (67 S.) Berkeley 1887. University of
California Library Bulletin Nr. 8.
Vgl, Lit. Blatt 1888, Sp. 117—120 (Fr. Neumanu) ; Anglia 11, 325 f. (Wülker);
Anz. f. d. Alterthum 14, 229 (Schönbach); Centralblatt f. Bibliothekswesen 5,
327 f. (Suchier).
484 BIBLIOGRAPHIE VON 1888.
1834. Kohlfeld, A., die altengl. CoUectivmisterien, unter besonderer Be-
rücksichtigung des Verhältnisses der York- und Towneley-Spiele.
Anilin 11, 219—310.
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Account of the Rise and Progress of Dramatic Writing in Scotland. 8.
(508 S.) Edinburgh, Cameron.
Vgl. Athenäum Nr. 3181.
183G. Gaedertz, K. Th., zur Kenntniß der altengl. Bühne nebst anderen
Beiträgen zur Shakespeare-Litteratur. Mit der ersten authentischen inneren
Ansicht des Schwan-Theaters in London und Nachbildung von Lucas
Cranachs Pyramus und Thisbe. Bremen 1888, Müller. 2 M.
Vgl. Lit. Centralblatt 188«, Sp. 1489—91 (C); Academy Nr. 840 (Blind).
1837. Seege of Troye. — Granz, Th., über die Quellengemeinschaft des
me. Gedichtes Seege oder Batayle of Troye und des mhd. Gedichtes vom
trojanischen Kriege des Konrad von Würzburg. Leipziger Dissert. 1888.
Vtrl. AiigVia 11, 327 iWülker).
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Early English Text Society, Extra Series, LL
Vgl. Anglia 11, 542 (Wülker .
1839. Vices and Virtues, being a Soul's Confession of its Sins, with Rea-
son's Description of the Virtues. Ed. by Ferd. Holthausen. Part. L Text
and Translation. 8. (151 S.) Early English Text Society Nr. 89. London
1888.
Vgl. Anglia 11, 544 (Wülker).
Wiclef, s. Nr. 106.
1840. Ywain und Gawain, von Schleich (Bibl. 1887, Nr. 2267).
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 1417 (Wülker); D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 394 f.
(Breul); Lit. Blatt 1888, Sp. 262 f. (Eiuenkel).
/. Altnordisch.
Bibliographie, s. oben Nr. 91 u. 115 ff.; auch Nr. 73.
1841. Vigfusson. — Powell, corpus poet. boreale (Bibl. 1886, Nr. 2210).
Vgl. Gott. gel. Anz. 1888, Nr. 5 (Hoffory).
1842. Edda Snorra Sturlusonar, T. III (Bibl. 1887, Nr. 2269").
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 155—156 (Mogk); Anz. f. d. Alterthum 14, 263—267;
Gott. gel. Auz. 1888, Nr. 5 (Burg).
1843. Gering, Glossar (BibL 1887, Nr. 2271).
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 25 f. (Mogk); Arkiv f. nord. Pilologi 5. 168
bis 171 (Kaniscb); Zs. f. d. österr. Gymnasien 1888, 57 f. (Detter).
1844. Eddalieder. Altnordische Gedichte mythologischen und heroischen
Inhalts, hrsg. von Finnur Jönsson. L Gedichte mythologischen Inhalts.
8. (XIV, 138 S.) Halle, Niemeyer. 3 M. Altnordische Textbibliothek,
hrsg. von E. Mogk. Nr. 2.
Vgl. lievue critique 22, Nr. 11.
1845. Sijmons, B., die Lieder der Edda. 1. Bd. Text. 1. Hälfte: Götter-
lieder, gr. 8. (XVI, 222 S.) Halle, Buchh. d. Waisenhauses. 5 M. Ger-
manistische Handbibliothek. 7. Bd. l. Hälfte.
Vgl. D. Lit. Ztg. 1888, Sp. 1452—54 (Niedner).
1846. Heusler, Volo spö (BibL 1887, Nr. 2272).
Vgl. Zs. f. d. österr. Gymoasien 1888, 755 f. (Detter).
VIU. LITTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 485
1847. Ranisch, Wilh. , zur Kritik und Metrik der Hamjiismäl. Inaugural-
Dissert. gr. 8. (81 S.) Berlin, Mayer & Müller. 2 M.
1848. Jonsso n, F., Härbarljsljüjj.
Aarbager for nord. oldkyndiglied II. R., Bd. 3, If. 2.
1849. Baumgartner, A. , das altnordische Sonnenlied (Solarljod). Ein
christlicher Gesang der Edda.
Stimmen aus Maria-Laach 1888, il. 4.
1850. Meyer, R. M., die Anordnung der eddischen Heldenlieder.
Zs. f. d. Alterthum 32, 402—407.
18.50*. Saemund Sigfüsson, von Oscar Brenner.
Allgem. Ztg. 18S8, Beilage Nr. 163.
1851. Vetter. Ferd., an der Wiege der älteren Edda.
Neue Ziiiiclier Ztg. 1888, Nr. 295, 297, 298, 299, 30U.
1852. Sz., die Quellen der Edda.
Am Urds-Bruniien Bd. 6, Jahrg. 7, Nr. 11.
1553. Olsen, Björn Magnussen, nogle bemaerkninger tili et vers i Haustlöng.
Aikiv f. nord. Filologi 5, 285-288.
1854. Wisen,Th., Emendationer och exegeser tili norröna dikter. III.
8. (S. 49 — 80.) Lund 1888. Akadem. Programm.
1855. Falk, Hj.. med hvilken ret kaldes skaldesproget kunstigt?
Arkiv f. nord. Filologi 5, 245 — 277.
1851). rorkelsson, Jon, Hättalykill Lopts rika Guttormssonar kvedinn
til Kristinar Oddsdöttur.
Sinastykker udgivne at" Samfund til udgivelse af gammel nordisk litteratur, H. 1 1 .
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Vgl. Archivio per lo studio delle trad. pop. VI, H. 4 (Di Martino).
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Oxford, Clarendon Press.
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7 Kr.
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 1652 f. (Mogk).
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1887, Nr. 2288). 8. (S. 433 — 465 -f XCV S.) 3. Heft. (Schluß.) Kopen-
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1864. Dodge, D. K., On a verse in the old norse ..Höfudlausn".
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(VI, 184 S.) Wien, Graescr. 3 M.
1866. Khull, Ferd., Viga-Glum. Eine german. Bauerngeschichte der Heiden -
zeit. Aus dem Altisländ. frei u. verkürzt übertragen von F. Khull. Lex. -8.
(32 S.) Progr. des II. Staatsgymnasiums in Graz. 2 M.
1867. Möbius, Kormaks saga (Bibl. 1886, Nr. 2289").
Vgl. Anz. f. d. Alterthum 14, 43 — 55 (llcinzel); Germania 33, 116 (Bartsch).
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Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. bO f. (Brenner).
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1872. Orvar-odds saga, hrsg. von R. C. Boer. 8. (LIT, 220 S.) Leiden
1888', Brill.
1873. Calaminus, W., zur Kritik und Erklärung der altnordischen Frith-
jofssage. gr. 8. (77 S.) Dissert. Jena 1887, Pöble. 2 M.
1874. leelandic sagas, ed. Vigfusson (Bibl. 1887, Nr. 2296).
Vgl. Academy Nr. 845 (Elton).
1875. Gl öde, G., der nordische Tristanroman und die ästhetische Würdi-
gung Gottfrieds von Straßburg.
Germania 33, 17—27.
Nord. Sagen s. Nr. 797 u. 1075 ff.
1876. Gesetzbücher. — Noreen, Adolf, bidrag tili äldre Västgötalagens
täkstkritik.
Arkiv f. nord. Filologi 5, 385 — 394.
1877. Lorenzen, M. , nyfundne fragmenter af en codex af Magnus Eriks-
sons landslag.
Arkiv f. nord. Filologi 5, 110.
Nord. Gesetze, s. Nr. 648 u. 650.
1878. Carpenter, W, H., A Fragment of Old leelandic.
Modern Language Notes III, H. 3. — Homllie.
1879. Larsson, Studier över den stockholraska homilieboken (Bibl. 1887,
Nr. 2300).
Vgl. Lit. Centralblatt 1888, Sp. 452 (Mogk); Lit. Blatt 1888, Sp. 444 f. (Brenner);
Anz. f. d. Alterthum 14, 267—273 (Heinzel).
1880. Wisen, Th., nägra ord ora den stoekholmska homilieboken. Ett
gemnäle. 8, (2 -}- 38 S.) Lund 1888, Gleerup. 0,75 Kr. (Auch als Bei-
lage zu Arkiv^ f. nord. Filologi IV.)
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 444 f. (Breniitr).
1881. Wisen, textkritiska anmärkningar (Bibl. 1887, Nr. 2301).
Vgl, Lit, Blatt 1888, Sp. 444 f. (Brenner).
1882. Larsson, L,, Svar pä profässor Wisens „Textkritiska anmärkningar
tili den stoekholmska homilieboken" (Bihang tili förf. Studier över den
stoekholmska homilieboken 1 — II). 8. (74 S.) Lund 1888, Malmström
& Komp. (Auch als Beilage zu Arkiv f, nord. Filologi IV.)
Vgl. Lit. Blatt 1888, Sp. 444 f. (Brenner),
Heil. Brigitta, s. Nr. 810 ff.
1883. Schauspiel. — Comoedia de Mundo et Paupere , et dansk skuespil
fra begyndel-sen af det 17. aarhundrede, udgivet for Universitets-Jubilaeets
danske samfund H. 41 af S. Birket Smith. 8. (XVIII, 119 S.) Kopen-
hagen 1888, Thieles Buchdruckerei. 3,25 Kr.
1884. Hegelund, P., Susanna og Calumnia, udg. paa ny af S. Pirket
Smith. 1, Heft. 8, Kopenhagen 1888, Universitets-Jubilaeets danske sam-
fund H, 45. 2,50 Kr.
VIII. LITTERATUR UND SPRACHDENKMÄLER. 487
1885. Johannes Messenius samlade dramer utgifna af Henrik Schuck. H. 4.
(S. 207 — 260) Upsala 1888.
1886. Olaus Petri. — Schuck, H., nagra smäskrifter af Olavus Petri.
Samlaren 1888, 5—26.
s. Nr. 812.
1887. Klaus Lyskander, Billeslägstens Rimkronike, udg. af H. F. Rardam.
8. Kopenhagen 1888, Universitets-Jubilaeets danske samfund, H. 43.
2,50 Kr.
1888. Verschiedenes. — Daae, L. , ur en svensk handskrift frän början
af sextonde ärhundradet.
Hist. tidskr. (schwed.) 1888, 167 — 170.
1889. Wiselgren, H. , Reconditi labores Otryckta böcker af svenska för-
fattare fran 15- och 16 hundratalen.
Samlaren 1888, 99—114.
1890. (Klemming, G. E.), Sveriges älsta tidning.
Samlaren 1888, 174—178.
1891. Svenskt Diplomatarium frän och med ar 1401. Utgifvet af riks-
archivet genom Carl Silfverstolpe. D. 3, H. 2, 3 (S. 97 — 292) Stockholm
1888, Norstedt & söner. 5 Kr.
1892. Svenska Riksdagsakter jämte andra handlingar, som höra tili
statsförfattningens historia under tidehvarfvet 1521 — 1718. Första delen IL
1544 — 1560. Med understöd af statsmedel utg. af K. riksarkivet genom
E. Hildebrand. 8. (S. 413—835 + 12 S.) Stockholm, Norstedt & söner.
10 Kr.
1893. Svenska riksrädets protokoU. Med understöd af statsmedel i tryck
utgifvet af kongl. riksarkivet genom Severin Bergh. V. 1635. 8. (IX
-{- 444 S.) Stockholm 1888, Norstedt & söner. Handl. rör. Sveriges historia.
Ser. 3.
1894. Sverges traktater med främmande magter j ernte andra dit hörande
handlingar utgifna af 0. S. Rydberg. Fjerde delen III, IV. 1561 — 1571.
8. (S. 329 — 604 -f VI S.) Stockholm, Norstedt & söner. 9 Kr.
1895. Konung Gustaf den förstes Registratur. Utg. af kongl. riksarchivet
genom Victor Granlund. XI. 1536—1537. 8. (4 -j- 432 + 75 S.) Stock-
holm 1888, Norstedt & söner. 9 Kr. Handl. rör. Sveriges historia. Ser. 1.
1896. Ödberg, F., Förteckning öfver räfste tingsdombref för Vestergötland
under medeltiden.
Vestergötlands fornminnesföreningens tidskrift H. 4/5, S. 1 — 24.
1897. Permebref samt andra äldre handlingar, de flesta rörande dom-
kyrka i Skara.
Vestergötlands fornminnnsföreiiingens tidskrift IL 4/5, S. 61 — 112.
1898. Diplomatarium norvegicum. Oldbreve til Kundskab om Norges
indre og ydre Forhold, Sprog, Slägter, Säder, Lovgivning og Rettergang
i Middelalderen. Samlede og udgivne af C. R. Unger og H. J. Huitfeldt-
Kaas. Saml. 12, Anden Halvdel. 4. (S. 417— 918) Kristiania 1888, P. T.
Mailing. 6 Kr.
488 LITTERATUK: 11. UEIS, BEITRÄGE Z. SYNTAX D. MAINZER MUNDART.
LITTERATUR.
Beiträge zur Syntax der Mainzer Mundart. Gießener Dissertation von
H. Reis. Mainz 1891. 46 S.
Die Mundarten, die nach ihrer Laut- und Formenlehre uns in Pro-
grammen und Dissertationen immer näher gerückt werden, haben nach ihrer
syntaktischen Seite noch wenig Beachtung gefunden. Wohl wird in den
einzelnen Idiotica auch für die Syntax Material aufgespeichert, aber es gleicht
einem Schatze, der erst gehoben werden muß. Und doch kann die Mundart
zur Aufhellung der Schriftsprache und ihrer Probleme von der Syntax aus
noch mehr beitragen als von anderen Gebieten der Grammatik her. Und
daneben verspricht sie hier schon dadurch mehr Anregung, daß der Blick
nicht am Körperlichen haften bleibt, sondern von einzelnen Fügungen aus
viel eher in die Anschauungsweise und die Eigenart bestimmter Volks-
gruppen dringt.
Tiotzdem hatten wir bislang nur eine syntaktische Darstellung einer
Mundart, die Untersuchungen von G. Binz zur Baselstädtischen Mundart
(Stuttgart 1888), an die sich Reis schon insoferne anlehnt, als er aus der
Mainzer Mundart denjenigen Theil der Syntax darstellt, den Binz für die
Baselstädtische ausgeschlossen hatte, das Capitel der Wortformen. Gleichwie
die verdienstvolle Arbeit von Binz ist auch die von Reis der Anregung
Behaghels entsprungen, nur daß Reis anscheinend noch entschiedener unter
dessen Einfluß steht. Die psychologischen Momente, die hier als Quelle
syntaktischer Verschiebungen bloßgelegt werden, sind alte Bekannte aus der
Laut- und Formenlehre; deutlich tritt die Neigung zu Tage, die Syntax
unter dem Gesichtspunkte der Abhängigkeit von formellen Verschiebungen
zu betrachten.
Von hier aus haben sich Anschauungen wie die über das dialectische
statt ivir , eich statt ich entwickelt, gegen deren Herleitung aus mir dem
Dat. Sing., resp. Acc. Plural schon Tobler meines Erachtens mit Recht
Einsprache erhoben hat. Auch die Darstellung auf S. 12 wurzelt hierin, wo
die Einwucherung von Hilfsverben ganz aus dem Formenmangel des Flexions-
systems erklärt wird, statt aus der allgemeinen Erfahrung, daß die Poi-men
im Laufe der Zeit sich abnützen und das verflüchtigte Gewicht durch Häu-
fung zu ersetzen suchen. Hierher gehört auch die Erklärung des ivo im
Relativsatze {die Leute, wo) S. 2b, der Reis S. 26 als zweite diejenige
folgen läßt, die auch Referent vertritt. Inwiefern in diesen Zusammenhang
auch die Erklärung des periphrastischen Perfects gehört, ist an anderer
Stelle ausführlicher dargelegt*).
Mehr aus dem Charakter einer Erstlings schritt erklärt sich wolil
die Abneigung des Verfassers, von den Einzelheiten zu allgemeineren Ergeb-
nissen aufzusteigen, die z. B. an der flüchtigen Behandlung des Präsens
hiatoricum auffallen muß (S. 19).
•) Vgl. Wunderlich, Der deutsche Satzbaii. Stuttgart, Cotta, 1892. S. 48 ff.
LITTERATUR: H. REIS. BEITRÄGE Z. SYNTAX D. MAINZER MUNDART, 489
Als Erstlings arbeit in anderem Sinne hatte die vorliegende Studie
auch mit Schwierigkeiten zu kämpfen , die nicht verkannt werden sollen.
Wie sehr auf uns Syntaktikern der Zwang lastet, in unsere Darstellung
immer wieder Auskünfte einzumischen über die Methode, die wir befolgen,
über die Voraussetzungen, von denen wir ausgehen, hat Referent erst neuer-
dings wieder empfunden , da er die Einzeldarstellung eines Schriftstellers
unternahm und ihm als unumgängliche Vorarbeit hierzu eine theoretische
Darstellung der Gesammtsyntax daraus erwuchs. Bei Reis tritt diese Zwangs-
lage ganz besonders in dem Abschnitte über die Modi zu Tage. Um zu
dem Schlüsse zu gelangen, daß im Nebensatze der Indicativ vorherrscht
(S. 27), der Conjunctiv aber meist in denselben Fällen eintritt wie in der
Schriftsprache (S. 2. 29), macht er uns vorher mit seinen Anschauungen
über die Entwicklung aller unserer Nebensatzformen bekannt. Anderseits
aber vermissen wir gerade an anderen Stellen die Betonung der historischen
Grundanschauung, so wenn S. 29 von einem „Weglassen" der Conjunction
das gesprochen wird. Auch die Behauptung, daß der pronominale Vorläufer
des Daßsatzes (es) zur Hervorhebung der Thatsächlichkeit dienen solle
(S. 29), gehört hierher. Das es ist auch in dieser Function rein pronominal,
es weist auf den Inhalt des Satzes voraus, weil er dem Bewußtsein des
Redenden schon innewohnt. Dies triflft aber meist auf thatsächliche Inhalte zu.
Was die Ergebnisse selbst nun anbetrifft, so haben wir solche, in
denen sich die Mainzer Mundart von anderen abhebt'^) (vgl. S. 34. 37. 38.
39. 40. 43"). 44) und solche, die allgemeiner für die Umgangssprache nament-
lich des Südens gelten. Wir sehen , daß die Futurumschreibung mit tverden
hier nur rein modal verwendet wird (S. 23), daß als (S 2 7) nicht in Tem-
poralsätzen und da (S. 27) nicht in Causalsätzen auftritt, daß der Absicht-
satz mit Vorliebe an daß mit dem Indicativ festhält (S. 28) und die indirecte
Rede in der Umgangssprache ebensowenig beliebt ist (S. 29) als der
Infinitiv mit ^u (S. 31), während das Particip Präs. dort überhaupt ganz
unbekannt ist (S. 30). Hübsch beobachtet sind auch die Frage- und Heische-
formen an Stelle der Conditionalpartikeln, sowie die Differenzen im Numerus
S. 35 ff., wo namentlich das Plural-S ansprechend erklärt wird. Daß Referent
an der von Reis (S. 42) vorgetragenen Erklärung des Personalpronomens
im Dativ neben dem Possessivpronomen (meinem Vater sein Haus) gegen
Tobler festhält, ist ebenfalls in der Schrift über den deutschen Satzbau
(S. 154 ff.) ausführlicher erörtert.
HEIDELBERG, Juli 1892. H. WUNDERLICH.
') Ob wirklich das mittelhochdeutsche iu der Adjectivflexion sich unter der
ländlichen Bevölkerung erhalten hat, darüber dürften wohl nur Kenner des Mainzer
Dialectes mit dem Verfasser rechten.
GERMANIA. Neue Reihe. XXV. (XXXVIl.) Jahrg. 33
490
VERZKICHNISS DER MITARBEITER etc.
VEEZEICHNISS
DER MITARBEITER UND DEREN BEITRÄGE IN BAND 25 — 37 DER
GERMANIA.
Althof, Hermann.
Kritische Bemerkungen zum Wal-
tharius. XXXVII, 1.
Amira, K. v.
Zur Textgeschichte des Frostujiings-
bok. XXXII, 129.
Andr esen , K. G.
1. Heutige Geschlechtsnamen aus
Thiuda, Biet. XXVII, 149.
2. Heutige Geschiechtsnamen aus
Hrod, Hruod. XXVIII, 46.
3. Heutige Geschlechtsnamen aus Jilod^
hlud und aus liud. XXIX, 301.
4. Personennamen. XXXI, 439.
Apfelstedt, Friedrich.
1. Bruchstücke eines unbekannten
epischen Gedichtes. XXVI, 95.
2. Zur Pariser Liederhandschrift.
XXVI, 213.
Bäbler, J. J.
Ein Tagelied. XXXIII, 283.
Bächtold, J.
1. Züricher Tristan - Bruchstücke.
XXIX, 71.
2. Züricher Parzival - Bruchstück.
XXX, 317.
3. Zur Geschichte der Manessischen
Liederhandschrift. XXXI, 437.
4. 21 Fabeln, Schwanke und Erzäh-
lungen des XV. Jahrhunderts.
XXXIII, 257.
Bah der, Karl v.
I. Aufsätze:
1. Zum König Rother. XXIX, 229
u. 257.
2. Lamprechts Alexanderlied und seine
Heimat. XXX, 385.
3. Zu Wernher vom Niederrhein und
dem wilden Mann. XXX, 396.
4. Worterklärungen. XXX, 399.
5. Zu Spervogel. XXXI, 98.
6. Gereimte Beichte aus Upsala.
XXXI, 99.
7. Canticum Rustardini. XXXI, 104.
8. Des Hundes Not. XXXI. 105.
9. KopenhagenerBruchstücke.XXXI,
280.
10. Johann von Soest Dy gemein
Bicht'. XXXIII, 129.
11. Miscellen:
XXVIII, 252, 384.
Bahlmann , P.
Die Sprichwörter aus des Johannes
Murmellius' ,,Pappa puerorum".
XXXV, 400.
Bai er, Adalbert.
Der Eingang des Parzival und Got-
frids Tristan. XXV, 404.
Barack, K. A.
1. Bruchstücke zweier Handschriften
der Kaiserchronik. XXV, 98.
2. Bruchstücke mhd. Gedichte in der
Universitäts- und Landesbibliothek
zu Straßburg. XXV, 161.
3. Bruchstück aus Wolfram«» Parzival.
XXX, 84.
4. Bruchstück aus Rudolfs von Ems
Wilhelm von Orlens. XXX, 107.
Bartsch, Adolf.
1. Drei Akrosticha. XXXVI, 196.
2. Bruchstücke einer Handschrift der
'Königstochter' Hans des Bühelers.
XXXVI, 246.
Bartsch, Karl.
I. Aufsätze ;
1. Die Petersburger Handschrift der
Geislerlieder. XXV, 40.
VERZEICHNISS DER MITARBEITER etc.
491
2. Akrostichon bei Heinrich von dem
Tiirlin. XXV, 96.
3. Bruchstücke zweier Handschriften
der Kaiserchronik. XXV, 98.
4. Peters von Arberg große Tage-
weise. XXV, 210.
5. Mhd. Kettenreime. XXV, 335.
6. Zur Textgeschichte von Eilharts
Tristrant. XXV, 365.
7. Gebet des XII. Jahrhunderts.
XXV, 393.
8. Nicolaus von Landau. XXV, 418.
9. Der Trierer Aegidius. XXVI, 1.
10. Zum Trierer Silvester. XXVI, 57.
11. Zum Floyris. XXVI, 64.
12. Zwei geistliche Volkslieder, XXVI,
101.
13. Volkslieder des XV. Jahrhunderts.
XXVII, 225.
14. Psalterien mit deutschen Rand-
bemerkungen. XXVII, 339.
15. Bruchstücke von Konrads Tro-
janerkriege. XXVII, 356.
16. Kritische Glossen zu einem un-
kritischen Texte. XXVII, 35 9,
17. Zu Priester Arnolds Juliane.
XXVIII, 257.
18. Poetische Bearbeitung des Macca-
bäerbuches. XXVIII, 267.
19. Neue Bruchstücke von Sanct
Nicolaus. XXIX, 36.
20. Erbsal. XXIX, 134.
21. Die fünfzehn Zeichen von dem
jüngsten Gericht. XXIX, 402.
22. Liebeslied aus dem XV. Jahr-
hundert. XXIX, 406.
23. Über den Tanz. XXX, 193.
24. Die erste Seite der Iweinhand-
schrift. XXXI, 122.
25. Zu Tatian XXXI, 245.
26. Urkunde mit gereimtem Eingang.
XXXL 442.
27. Deutsches aus einer Escorial-
handschrift. XXXI, 497.
28. Der Müttinger. XXXII, 246.
29. Bruchstücke aus Strickers Karl.
XXXII, 48 8.
II. Miscellen:
XXV, 121, 253, 507; XVII, 127,
255; XXVin, 128; XXIX, 509;
XXX, 410; XXXI, 126, 245, 246;
XXXII, 127, 382, 384; XXXIII,
57, 255, 508.
III. Recensionen:
XXV, 113; XXVI, 248; XXVHI.
103; XXXI, 123, 233; XXXIII,
108, 116, 118, 234.
IV. Bibliographische Übersicht der
Erscheinungen auf dem Gebiete der
germanischen Philologie im Jahre
1879: XXV. 453; 1880: XXVI,
423; 1881: XXVII, 421; 1882:
XXVIII, 423; 1883: XXIX, 419;
1884: XXX, 411.
Bech, Fedor.
I. Aufsätze:
1. Necken. XXV, 272.
2. Zu Heinrich Frauenlob. XXVI,
257 u. XXIX, 1.
Nibel. 698, 2 — 3 ed. Bartsch
XXVI, 350.
3. Merkwürdiges Zeugniß von der in
Halle a./S um 147 7 herrschenden
Sprache. XXVI, 351.
4. Nachträge. XXVI, 422.
5. Dougen. XX VII, 101.
6. Zum Wortschätze des Chemnitzer
Urkundenbuches. XXVII, 159.
7. \om Eichhorn als Wildpret.
XXVII, 189.
8. Tinne. XXVII, 190.
9. Zu den Pariser Tagezeiten. XXVII,
385.
10. Wortformen auf e^e. XXVIII, 296.
11. Kleine Beiträge. XXVHI, 385.
12. Zu Lamprechts Alexander. XXX,
257.
13. Zu Kudrun. XXXII, 116.
14. Zu Walther 25, 35 f. XXXII, 117.
15. Lesefrüchte. XXXV, 185 u. 339.
IL Miscelle :
XXVI, 379.
33'
492
VEFiZEICHNISS DER MITARBEITER etc.
Bechstein, Reinhold.
I. Aufsätze:
1. Zu Hartmanns Erec. XXV, 319.
2. Drei Conjecturen zu Hartmaniis
Iwein. XXVI, 385.
3. Anmerkungen zu Heinrichs von
Freiberg Tristan. XXXII, 1.
4. Karl Bartsch f. XXXIII, 65.
5. Gottfried-Studien. I. V. d. Hagens.
6. Collation der Florentiner Tristan-
Hs. XXXV, 35.
7. Karl Koppmann, zu Walther v. d.
Vogelweide. XXXVI, 258.
n. Miscelle:
XVI, 380.
III. Recensionen:
XXVII, 105; XXVIII, 375; XXXVI,
96; XXXVII, 235.
Becker, Reinhold.
I. Aufsatz:
Zu Friedrich von Hausen. XXVIII, 272.
II. Miscelle:
XXXI, 500.
III. Recension:
XXIX, 360.
Beer, L.
Zur mytholog. Methode. XXXIII, 1.
Behaghel, Otto.
I. Aufsätze :
1. Heinrich von Veldeke und Ulrich
von Zazikhofen. XXV, 344.
2. Zum Heliand. XXVH, 415.
3. Das Verhältniß der Texte von Lam-
prechts Alexander. XXXI, 121,
4. Zum Heliand und zur Heliand-
grammatik. XXXI, 377.
5. Mhd. m und ü. XXXIV, 247 u.
370.
6. Messer. XXXIV, 264.
7. Zu Wolfram. XXXIV, 487.
8. Die Heimat Walthers von der
Vogelweide. XXXV, 199.
9. Arnstädter Bruchstücke. XXXV,
385.
10. Zum Lanzelet Ulrichs von Zazik-
hoven. XXXV. 413.
11. Zu Hans von Bühel. XXXVI, 241.
12. Zu Wolframs Liedern. XXXVI,
257.
13. Zu Germania XXXVI, 2 ; XXXVI,
314 u. 196 ff.
14. Zu den Mittheilungnn von F.W. E.
Roth. XXXVII, 296.
II. Miscelle:
XXVm, 253.
in. Recension:
XXXIV, 520.
Bernouilli, A.
1. Bruchstücke eines Trojaner-
gedichtes. XXVm, 30.
2. Reimsprüche des XV. Jahrhunderts.
XXX, 214.
Binz, Gustav.
Basler Bruchstücke des Lekensspiegels.
XXXVII, 410.
Birlinger, Anton.
I. Aufsätze:
1. Zum älteren mittelfränkischeu
Sprachschatze. XXV, 347.
2. Nochmals Giselitze in Meier Helm-
brecht. XXV, 432.
3. Bruchstücke aus Hartmanns Iwein.
XXVI, 99.
4. Aufzeichnungen der Nonne Adel-
heid von Linnich. XXVHI, 25.
5. Bruchstücke eines geistlichen Lehr-
gedichts. XXVIII, 301.
6. Geistliche Lieder vom Niederrhein,
XXIX, 409.
7. Bruchstück aus Rudolfs Welt-
chronik. XXX, 183.
II. Miscellen:
XXV, 507, 508; XXVI, 381.
Blaas, C. M.
1. Volksthümliches aus Niederöster-
reich. XXV, 426 ; XXVI, 229 u.
XXIX, 85.
VEKZEICHNISS DER MITARBEITER etc.
493
2. ßruchstücke aus einem mitteldeut-
schen Arzneibüchlein. XXVI, 338.
3. Psalterien mit deutschen Rand-
bemerkungen. XXVII, 339.
4. Aus den Predigten Georgs von
Giengen. XXX, 88,
Blau, Max Friedrich.
Zur Alexiuslegende. XXXIII, 181 u.
XXXIV, 156.
Bö ekel, Otto.
1. Zur Leonorensage. XXXI, 117.
2, Segen aus dem Odenwalde. XXXI,
345.
Böhme, F. M.
1. Peters von Arberg große Tage-
weise. XXV, 210.
2. Nachträge zum 'Altdeutschen Lie-
derbuch'. XXXI, 51.
Böhme, Oscar.
1. Beiträge znr Altersbestimmung der
in Weigands Wörterbuche enthal-
tenen nhd. Wortformen. XXVIII,
358 u. 391.
2. Zu Lexers mhd. Handwörterbuche.
XXX, 111.
3. Die Übereinstimmung zwischen
dem Wigaloistexte und den Les-
arten der Handschriftengruppe Bb
in Hartmanns Iwein. XXXV, 257.
Bohnenberger, K.
Schwäbisch e als Vertreter von ((.
XXXIV, 194.
Borinski, Karl.
1. Zur Warnung. XXXV, 286.
2. Eine ältere deutsche Bearbeitung
von Robert le Diable. XXXVH, 4 4
u. 201.
B ossert, G.
Zwei Lieder aus der Zeit des Schmal-
kaldischen Krieges. XXX, 211.
Boß 1er, L.
Die Ortsnamen von Starkenburg und
Rheinhessen. XXIX, 307.
Brachmann, Friedrich.
Zu den Minnesängern. XXXI, 443.
Brandstetter, Rennward.
Die Luzerner Bühnenrodel. XXX, 205
u. 3 25; XXXI, 249.
Brenner, Oscar.
1. Zum Speculum Regale. XXX, 55.
2. Italienisch-deutsche Vocabulare des
XV. u. XVI. Jahrhunderts. XXXI,
129.
3. Leute. XXXIV, 245.
4. Ein Brief. XXXIV, 369.
5. Zu Germania XXXIV, 369. XXXV,
413.
Brunn er, Hugo.
Miscelle:
XXXI, 246.
Buch wal d, G.
Eine Quaestio 'Quodlibetica' des Jo-
hann Fabri de Werdea aus dem
Jahre 1502. XXXVI, 275.
Buitenrust Hettema, F.
Der alte Druck der Westerlauwerschen
Rechte, XXXV, 1.
Cederschiöld, G.
Eine alte Sammlung isländischer
iEfindyri. XXV, 129.
Christ, Karl.
Die sogenante Otterbuße. XXXI, 432.
Crane, J. J.
Two MediaevalFolk-Tales. XXX, 203.
Czerny, A.
I. Aufsatz:
Gedicht aus dem XV. Jahrhundert.
XXIX, 404,
II, Miscelle:
XXVIII, 120.
Damköhler, Eduard.
1. Zu Reinke de Vos. XXXIII, 379,
494
VERZEICHNISS DER MITARBEITER etc
2. ader = aber. XXXIII, 480.
3. Zu Gerhard von Minden. XXXIII,
497 u. XXXV, 412.
4. Mundart der Urkunden des Klo-
sters Ilsenburg und der Stadt Halber-
stadt und die heutige Mundart.
XXXV, 129.
5. Zum Satzbau bei Luther. XXX V, 4 1 2.
6. Zu Reinke de Vos. XXXVII, 417.
David, Eduard.
Die Wortbildung der Mundart von
Krofdorf. XXXVII, 377.
Deiter, Hermann.
Miscelle:
XXVI, 506.
Dunger, Hermann.
1. Der Tristanteppich von Schwarzen-
berg. XXVIII, 1.
2. Hörner aufsetzen und 'Hahnrei'.
XXIX, 59.
Edzardi, Anton.
I. Aufsätze :
1. Zur I'idrekssaga. XXV, 47, 142,
257 u. 384.
2. Rosengarten und Nibelungensage.
XXVI, 172.
3. Kopenhagener Bruchstücke von
Rudolfs Weltehronik. XXVII, 60.
4. Fensalir und Vegtamskvida 12, 5 ff.
XXVII, 330.
5. Kleine Beiträge zur Geschichte und
Erklärung der Eddalieder. XXVII,
399 u. XXVIII, 17.
II. Recension :
XXVI, 242.
Ehrismann, Gustav.
I. Aufsätze:
1. Das Handschriftenverhältniß des
Renner. XXX, 129.
2. Bruchstück eines Facetus. XXX,
284.
3. Zu Eilharts Tristrant V. 1183.
XXXI, 56.
4. Spruch auf den schwäbischen
Städtekrieg. XXXI, 311.
5. Zum Stricker. (Kleinere Gedichte
XI, 207). XXXI, 314.
6. Die Augsburger Hs. des Renner.
XXXI, 315.
7. Rennerbruchstücke. XXXI, 393.
8. Paulinzeller Rennerbruchstücke.
XXXII, 97.
9. Zu Germania XXXII, 97. XXXIII,
45.
lU. Verzeichniß der selbständig er-
schienenen germanistischen Schrif-
ten Karl Bartschs. XXXIII, 94.
11. Zum Seifried Helbling. XXXIII,
370.
12. Eine Hs. des Pfaffen Amis.
XXXIV, 251.
13. Jappesstift. XXXIV, 492.
14. Gruntwelle, Selpwege. XXX\', 55.
15. Meatris. XXXV, 58.
16. Unsih, Juwih. XXXV, 58.
17. Ags. tivegen, hegen und einige
germanische Verwandtschaftsbe-
griffe. XXXV. 168.
18. Zum Schlegel des Rüdeger von
Hunthofen. XXXV, 403.
19. Ahd. Uuzil — Jutzü. XXXVI, 136.
20. Drittes Paulinzeller Renner-
bruchstück. XXXVI, 313.
21. Wer nicht weiß, was rechte Lieb
sei. XXXVI, 319.
22. Kleinigkeiten. XXXVII, 104.
23. Die Vorsilben miss- und voll-
im Germanischen. XXXVII, 435.
II. Bibliographische Übersicht der
Erscheinungen auf dem Gebiete
der germanischen Philologie im
Jahre 1885: XXXV, 59, 218;
1886: XXXV, 355, 414; 1887:
XXXVI, 101, 201, 321, 439 ; 1888 :
XXXVII. 297.
E inert, E.
Pfaffe Amis 1 — 72. XXXIII, 46.
Euling, K.
1. Hs. 1590 der Leipziger Univer-
sitätsbibliothek. XXXIII, 159.
VEKZEICHNISS DKlx' MITARBEITER etc.
495
2. Mnd. geistliche Gedichte. XXXV,
391.
Faber, M.
Hans Rosenplüt ein Rothschmied
XXXV, 407.
Falk.
Miscelle :
XXVI, 382.
Fischer, Hermann.
I. Aufsätze :
1. Kleine Mittheilungen. XXX, 98.
2. Anfrage. XXX, 124.
3. Bruchstücke aus Rudolfs Welt-
chronik. XXX, 175.
4. Zur Geschichte des deutschen
Vocalismus. XXXVII, 108.
II. Receiisionen:
XXVII, 233; XXXVI, 406.
Förstemann, Ernst.
Thumelicus. XXVIII, 188.
F r a n c k , J.
Der Minnesänger Puller von Hohen-
burg und die Burg Wasichenstein.
XXV, 329 u. XXVI, 380.
Fränkel, Ludwig.
1. Bibliographie der Uhland-Litte-
ratur. XXXIV, 345.
2. Bemerkungen zur Entwicklung des
Grobianismus. XXXVI, 181.
3. Zum Proteusmärchen und anderen
wandernden Stoffen. XXXVI, 308.
4. Zu W. Hauffs „Abner". XXXVII,
38 u. 120.
Frommann, K. G.
1. Neujahrsgruß an die Frauen, von
Hans Krug. XXV, 107.
2. Zur Luther-Grammatik. XXVI, 409.
Fulda, Ludwig.
Noch einmal Zelt und Harnisch im
1. und 2. Buche des Parzival.
XXXI, 41.
Gall6e, J. H.
1. Segenssprüche. XXXII, 452.
2. Zur Legende der heil. Kumernus
oder Wilgefortis. XXXIII, 311.
Garthaus, Franz.
Zur Spervogelfrage. XXVIII, 214.
Gaster, M.
Zur Quellenkunde deutscher Sagen und
Märchen. XXV, 274 u. XXVI, 199.
Gelhe, Th.
I. Aufsatz:
Bruchstücke aus Rudolfs Weltchronik.
XXX, 191.
II. Miscelle:
XXX, 382.
Geete, Robert.
Morgenstunde hat Gold im Munde.
XXVI, 348.
Giske, H.
Zur Textkritik des Ezzoleichs. XXVIII,
89.
Glöde, 0.
I. Aufsätze :
1. Der nordische Tristanroman und
die ästhetische Würdigung Gott-
frieds von Straßburg. XXXIII, 17.
2. Die Reimbrechung in Gottfrieds
von Strasburg Tristan und den
Werken seiner hervorragendsten
Schüler. XXXIII, 357.
3. Noch einmal zur Tristansage.
XXXV, 344.
II. Recensiouen:
XXXVII, 367.
Goedeke, K.
Meisterlieder. XXVIII, 38.
Golther, Wolfgang.
1. Norddeutsche und süddeutsche
Heldensage und die älteste Gestalt
der Nibelungensage. XXXIV, 265.
496
VEHZKICHNISS DER MITARMKITEK etc.
2. Die Sprachbewegung in Norwegen.
XXXIV, 411.
3. Die Wielandsage und die Wande-
rung der fränkischen Heldensage.
XXXIII, 449.
Gombert, A.
1. Beiträge zur Altersbestimmung der
in Weigands Wörterbuche enthal-
tenen mhd. Wortformen. XXIX, 345
u. 385,
2. Bemerkungen zum deutschen Wör-
terbuche. XXXIV, 253, 371 u. 493.
Grienberger, Theodor v.
1. Salzburger Bruchstücke. XXXI, 93.
2. Zur deutschen Heldensage. XXXII,
92.
3. Die Vorfahren des Jordanes.
XXXIV, 406,
4. Eriliva. XXXIV, 410.
5. Auströnia. XXXVII, 241.
Grillenberger, Otto.
Zu R- Köhlers Abhandlung: „Mich
wundert, daß ich fröhlich bin".
XXXVI, 318.
Grimme, F.
1. Anklänge an das deutsche Volks-
epos in Ortsnamen. XXXII, 65.
2. Beiträge zur Geschichte der Minne-
sänger. XXXII, 367 u. 411, und
XXXIII, 47.
3. Zu Iwein V. 553 flf. XXXIII, 58.
4. Die Bezeichnungen her und meister
in der Pariser Hs. der Minnesinger.
XXXIII, 437.
5. Die Schweizer Minnesänger. XXXV,
302.
6. Zum Leben Ulrichs von Lichten-
stein XXXV, 406.
7. Über die Heimat des Minnesin-
gers Wachsmuot von Künzingen.
XXXVII, 146.
8. VornamenloseMinnesinger.XXXVII,
150.
Haas, Karl.
Der Scheich im Nibelungenliede.
XXXIII, 312.
Hagen, Paul.
I. Aufsatz:
Parzivalstudien. XXXVII, 74 u. 121.
II. Recension:
XXXVI, 437.
Hansen, Joseph.
Miscelle:
XXXII, 383.
Hardenberg, C. v.
1. Geistliches Gedicht des XIII. Jahr-
hunderts. XXV, 339.
2. Die vier Temperamente. XXVII,
413.
Hartfelder, K.
Eine deutsche Übersetzung von Ciceros
Cato aus der Humanistenzeit.
XXXIII, 27.
Hellen, E. v. d.
Zur Kritik des Wessobrunner Gebetes.
XXXI, 272.
Herrmann, Max.
1. Ein Brief an Albrecht von Eyb.
XXXIII, 499.
2. Zur fränkischen Sittengeschichte
des XV. Jahrhunderts. XXXV, 45.
Heraeus, W.
Miscelle:
XXIX, 134.
Herzog, Hans.
1. Urkundliches zu mhd. Dichtern.
XXIX, 31.
2. Die beiden Sagenkreise von Flore
und Blanscheflur. XXIX, 137.
3. Zum Memento mori. XXXV, 60.
4. Zum Clies und Engelhard. XXXI,
325.
5. Her Goeli. XXXI. 326.
VEKZEICHNISS DER MITARBEITER etc.
497
Heusler, Andreas.
Zur Lautform des Alemannischen.
XXXIV, 112.
Hirt, Hermann.
Zur Metrik des altsächsischen und
ahd. Aliterationsverses. XXXVI, 139
u. 279.
Hoefer, A.
I. Aufsatz:
Die Liebe als Gegenstand der volks-
thümlichen deutschen Poesie. XXX,
401.
II. Miscelle:
XXVIII, 119.
Hohenbühel-Heufler.
Alte Priameln in Mils. XXVIII, 417.
Holthausen, Ferdinand.
1. Zum Ruodlieb. XXIX, 336.
2. Über den Tanz. XXX, 193.
3. Die Quelle des Luzerner Fast-
nachtspieles vom Jahre 1592.
XXXI, 110.
4. Zum Rolandsliede. XXXI, 120.
5. Beiträge zur vergleichenden Mär-
chen- und Sagenkunde. XXXI, 327.
n. Miscelle:
XXXI, 357.
Hornemann, F.
Zu Walthers Vocalspiel. XXIX, 42.
Homo ff. J.
Der Minnesänger Albrecht von Jo-
hannsdorf. XXXIII, 385, u. XXXIV,
75.
Jeitteles, Adalbert.
1. Aufsätze:
1. Das Volkslied von Faust. XXVI,
352.
2. Färbemittel und andere Recepte.
XXIX, 338*.
3. Die fünfzehn Zeichen von dem jüng-
sten Gericht. XXIX. 402.
4. Bruchstück aus Rudolfs Welt-
chronik. XXX, 120.
5. Lied vom Ursprung der Eidge-
nossenschaft. XXX, 323.
6. Lobgesang auf Maria. XXXI, 291.
7. Mittheilungen aus Grazer Hand-
schriften. XXXII, 99.
8. Altdeutsche Glossen aus Inns-
bruck. XXXIII, 287.
9. Zur nhd. Syntax XXXII, 356.
10. Predigt auf Johannes den Täufer.
XXXV, 170.
11. Mhd. Tore. XXXVII, 264.
12. Zu Germania XXXIII, 313, und
XXXV, 262 ff.; XXXVII, 268.
II. Miscellen:
XXVI, 376, 506; XXXI, 367.
Jellinek, M. H.
Zur Declination der ahd. Abstracta.
XXXVI, 137.
Jostes, F.
1. Beiträge zur Kenntniß der nieder-
deutschen Mystik. XXXI, 1 u. 164.
2. Zur Freckenhorster Heberolle.
XXXIV, 297.
Kahle, Bernhard.
Aus isländischer Volksüberlieferung.
XXXVI, 369.
Kai n dl, R. F.
1. Einige Bemerkungen über den Ge-
brauch der Fremdwörter bei Gott-
fried von Straßburg. XXXVII, 272.
2. Zu „sm" in Gottfrieds Tristan
V. 559. XXXVII, 416.
Kauffmann, Friedrich.
I. Aufsatz;
Über ahd. Orthographie. XXXVII, 243.
II. Kecension :
XXXVII, 368.
Keinz, Friedrich.
1. Bruchstücke von Marienlegenden.
XXV, 82.
498
VERZFJCHNISS DER MITARBEITER etc.
2. Bruchstück aus der Kindheit Jesu.
XXV, 194.
3. Wigamur, Münchener Bruchstücke.
XXVII, 289.
4. Psalterien mit deutschen Rand-
bemerkungen. XXVII. 339.
5. Mittheilungen aus der Münchener
kön. Bibliothek. XXXI, 57 u. 128.
Klee, G. L.
I. Aufsätze :
1. Zu Kudrun XXV, 396.
2. Die Hochzeit der Frau Füchsin.
XXIX, 253.
II. Miscelle:
XXVI, 127.
Köhler, Reinhold.
1 . Schildebürger als Name des Todes.
XXV, 360.
2. In die Hand, nicht in die Speisen
schneiden. XXVUI, 11.
3. Der Fisch Celebrant. XXVIII, 9
u. 512.
4. Zu einem Spruche Meister Rume-
lants. XXVIII, 185.
5. Erbagast. der aller Diebe Meister
ist. XXVIII, 187.
6. Zur Legende von der Königin von
Saba oder der Sibylla und dem
Kreuzholze. XXIX, 53.
7. Abermals von Elbegast. XXIX, 58.
8. Jammer lernt Weinen. XXIX, 408.
9. Zu Dietrichs von Glezze Gedicht
'Der Borte'. XXXI, 49.
10. Mich wundert, daß ich fröhlich
bin. XXX, 313.
11. Eine koptische Variante der Le-
gende von Gregorius auf dem Stein.
XXXVI, 198.
Kolb, Chr.
Bruchstück aus der Aventiure Krone.
XXXI, 116.
Kölbing, Eugen.
1 . Ein Bruchstück des Valvers jiattr.
XXV, 385.
2. Zur Tristansage. XXXIV, 187.
Kottenkamp, J.
Zu Gottfrieds Tristan. XXVI, 393.
Kratochwil, Franz.
Über den gegenwärtigen Stand der
Suchenwirt-Haudschriften. XXXIV,
203, 303 u. 431.
Kraus, Ernst.
1. Über Heinrich von Freiberg.
XXX, 1.
2. Ein Bruchstück des Schwaben-
spiegels. XXX, 170.
Kräuter, J. F.
Bericht über die Verhandlungen der
deutsch-romanischen Abtheilung auf
der 34. Versammlung deutscher Phi-
lologen und Schulmänner in Trier.
XXV, 117.
Krüger, K.
Otfried n, 4, 16. XXXII, 297.
Laistner, Ludwig.
1. Nobishaus und Verwandtes. XXVI.
65 u. 176.
2. Zur ältesten Alba. XXXVI, 415.
3. Zum Reinfried und Archipoeta.
XXVI, 420.
4. Ur und Wisent. XXXI, 395.
Lambel, Hans.
I. Aufsatz :
Fragment einer Tristandichtung.
XXVI, 356.
[11. Mi.scelle.
XXVI, 256.
III. Recensionen:
XXV, 377; XXVI, 356, 370.
Landau, Alfred.
Miscelle:
XXVI, 382.
Lauchert, F.
Straßburger Bruchstück des Wilhelm
von Österreich. XXXVII, 39.
Lehmann, Hans.
Über die Waffen im ags. Beowulf-
liede. XXXI, 486.
VERZEICHNISS PER MITARBEITER etc.
499
Liebrecht, Felix.
I. Aufsätze:
1. Salomon und Morolf. XXV, 33.
2. Tpru, Purt. XXV, 88U.XXVI, 508.
3. Kleine Mittheilungen. XXV, 295.
4. Zur norwegischen Volkskunde.
XXV, 388.
5. Der Wind in der Dichtung und
auch anderswo. XXIX, 243.
6. Arsloh. XXXI, 205.
7. Das nordische Museum. XXXII,
376.
8. Narrengesellschaften. XXXIII,
175.
9. Seewasser in Tempeln. XXXIII,
177.
10. Ein Volksvers. XXXIII, 179.
11. Zur Volkskunde. XXXV, 201, 346.
11. Miscellen:
XXX, 216, 355; XXXII, 493; XXXIII,
243.
Nekrolog :
XXIX, 378.
III. ReceDsionen:
XXVI, 115, 121, 365; XXVII, 115,
228, 376; XXVIII, 107, 112, 381,
421; XXIX, 354; XXX, 125, 350;
XXXI, 347, 351, 355, 498; XXXII,
374.
List, W.
Bruchstück von Jacobs von Maerlant
Rymbybel. XXIX, 398.
Lohmeyer, E.
1. Aus der fürstlich Starhembergischen
Schloßbibliothek zu Efferding. XXXI,
215.
2. Zum Türheimer W^illehalm. XXXII,
332.
3. Zu Germania XXXI, 325 ; XXXVI,
200.
Lorenz, H.
Das Zeugniß für die deutsche Helden-
sage in den Annalen von Quedlin-
burg. XXXI, 137.
Losch, Friedrich.
1. Die Berner Runenalphabete. XXX,
287.
2. Zu den Berner Runenalphabeten.
XXXI, 118.
3. Die mit dem Suffix ni gebildeten
Verbalabstracta im Gotischen.
XXXII, 223.
4. Zur Runenlehre. XXXIV, 397.
Lübben, August.
Miscelle:
XXVII, 379.
Marold, Karl.
1. Kritische Untersuchungen über den
Einfluß des Lateinischen auf die
gotische Bibelübersetzung. XXV^I,
129; XXVII, 23; XXVIII, 50.
2. Bericht über die Verhandlungen
der germanisch-romanischen Section
auf der 35. Versammlung deutscher
Philologen und Schulmänner in
Stettin. XXVI, 250.
3. Zu Otfried. XXXI, 119.
4. Ahd. Glossen aus Juvencushand-
schriften. XXXII, 351.
5. Otfrieds Beziehungen zu den bib-
lischen Dichtungen des Juvencus,
Sedulius, Arator. XXXII, 385.
Maurer, Konrad.
I. Aufsätze :
1. Die Sprachbewegung in Norwegen.
XXV, 1 u. 128.
2. Über Ari Frodi und seine Schriften.
XXXVI, 61.
II. Miscelle:
XXVI, 505.
III. Recension :
XXV, 232.
Meltzer, Otto.
Zu Nicolaus von Jeroschins Deutsch-
ordenschronik, Annaberger Bruch-
stücke XXXII, 126.
500
VKRZEICHNISS DER MITAkMEITER etc.
Michels, Victor.
Zur Beurtheilung von Jacob Grimms
Ansicht über das grammatische
Geschlecht. XXXVI, 121.
Milch sack, Gustav.
Miscelle:
XXVII, 123.
Mitzschke, Paul.
1 . Ein Bruchstück aus Bruder Philipps
Marienleben. XXXVII, 183.
2. Aus einem Erfurter latein. -deutschen
Glossar des Jahres 1410. XXXVII,
185.
3. Verschmelzung von Präposition -|-
Artikel mit folgender Ortabezeich-
nung. XXXVII, 188.
Mogk, E.
I. Aufsatz :
Kopenhagener Bruchstücke von Rudolfs
Weltchronik. XXVII, 60.
n. Nekrolog:
Prof. Dr. Anton Edzardi. XXVIII, 126.
Möller.
Miscellen:
XXVI, 382; XXX, 256.
Morgenstern, Gustav.
Zu den Konungasogur. XXXVII, 231.
Müller, Alois.
Miscelle:
XXX, 381.
Müller, J. G.
Der Väter Buch. XXV, 409.
Müller, Walther.
Zum Väterbuch. XXXI, 32],
Nagele, Anton.
I. Aufsätze:
1. Hannsen-Wein. XXXI, 346.
2. Die Chronologie der Sprüche Wal-
thers von der Vogelweide. XXXII,
165 u. 257.
II. Anzeige:
XXXIII, 125.
Nerger, K.
I. Aufsatz:
Zu Hartmanns Iwein V. 3473/74.
XXVII, 350.
II. Miscelle:
XXV, 384.
Nestle.
Landsknechtlieder. XXV, 91.
Neubourg, H.
Zum Kürenberger. XXX, 78.
Neu mann, Friedrich.
1. Untersuchungen über Alpharts Tod.
XXV, 300.
2. Teil— Dellinger— Heimdall. XXVI,
343.
3. Iron und ApoUonius (Thidrekssaga
Gap. 245—275). XXVII, 1.
4. Die Entwickelung der Ortnitdich-
tung und der Ortnitsage. XXVII, 191.
5. Zur Geschichte des Wolfdietrich.
XXVIII, 346.
N e u m a n n , Fritz.
K. Bartsch als Romanist. XXXIII, 98.
Neuwirth, Josef.
Die Zwettler Verdeutschung des Cato.
XXXII, 78.
Ni essen, L.
Die Bibliothek des Barbaraklosters
in Delft. XXXI, 334.
Obser, Karl.
Historische Volkslieder aus dem Öster-
reich. Erbfolgekriege. XXXV, 181.
r
Olsen, Björn Magnüsson.
Zur neuisländischen Grammatik.
XXVII, 257.
0 r t n e r , M.
Ulrich von Lichtenstein und Steinmar.
XXXII, 120.
VERZEICHNISS DER NfITARBEITER etc.
501
Osthoff, Hermann.
Recension :
XXV, 109.
Peter, Arthur.
Die deutschen Prosaromane von Lan-
zelot. XXVIII, 129.
Peters, F.
Märchen aus Lothringen. XXXIII, 224
u. 333.
Peters, Ignaz.
Die Zahl der Blätter des Codex argen-
teus. XXX. 314.
Pf äff, Friedrich.
I. Aufsätze:
1. Konrad von Zabern. XXV, 105.
2. Ein Tristanfragment. XXV, 192.
3. Die Rolle des Bartholomäusstifts.
XXV, 417.
4. Bruchstück einer Hs. von Reinbots
Georg. XXVII. 144.
5. Lied des XVI. Jahrhunderts.
XXVIII, 421.
6. Der ältesteTristrantdruck. XXX, 19.
7. DieHss. desReinolt vonMontelban.
XXXII, 49.
n. Miscellen:
XXVII, 255; XXXII, 507.
Piper, Paul.
I. Aufsätze:
1. Segen aus St. Gallen. XXV', 67.
2. Altdeutsche Pflanzennamen. XXVI,
401.
II. Recension:
XXVIII, 99.
Poeck, W.
Aberglaube und Beschwörungsformeln
aus der Lüneburger Haide. XXXVII,
114.
Rade, R.
Jesus. XXIX, 418.
Raßmann, A.
Wodan und die Nibelunge. XXVI, 279
n. 376.
Rehorn, K.
1. Die Chronistenberichte über Bru-
der Bertholds Leben. XXVI, 316.
2. Der heilige Kumernus oder die
heilige Wilgefortis. XXXII, 461.
Reis, Hans.
Mischungen von Schriftsprache und
Mundart in Rheinhessen. XXXII,
443.
Reiß enberger , Karl.
Fragmente aus der Weltchronik Ru-
dolfs von Ems. XXXIV, 490.
Reitzenstein, R.
Ahd. Glossen aus Rom. XXXI, 331.
Roth, F. W. E.
1. Ein nd. Gedicht des XV. Jahr-
hunderts über das Weltende. XXXII,
93.
2. Kleine Mittheilungen aus Darm-
städter Handschriften. XXXII, 253.
3. Altdeutsche Hss. der Bibliothek
zu Darmstadt. XXXII, 333.
4. Deutsch-lateinischeGedicbteaus der
Zeit des dreißigjährigen Krieges.
XXXVI, 179.
5. Mittheilungen aus mhd. Hss.
XXXVI, 262.
6. Mittheilungen. XXXVII, 62.
7. Mittheilungen aus mhd. Hss. und
alten Drucken. XXXVII, 191.
8. Mittheilungen. XXXVII, 282.
Roethe, G.
Zu mhd. Türe, XXXVII, 439.
Schild, P.
Recension:
XXXVII, 233.
Schlossar, Anton.
Volksmeinung und Volksaberglaube
aus der deutschen Steiermark.
XXXVI, 380.
502
VERZEICHNISS DER MITARBEITER etc.
Schmidt, Reinhold.
1. Alte Ergänzungen des Alphabets.
XXXVI, 274,
2. Ein Bruchstück eines deutschen
Cato. XXXVI, 267.
Schmidt, Ludwig.
1. Über den Namen Arminius.
XXVIII, 342 u. XXIX, 416.
2. Arminius und Siegfried. XXXVI,
315.
Schnell, Hermann.
Zu den Münchener Bruchstücken von
Marienlegenden. XXXII, 427.
Schröer, K. J.
I. Aufsatz:
Erinnerungen an K. Bartsch. XXXIII,
59.
II. Recensionen :
XXVII, 113; XXXIV, .513.
Schuchardt, Hugo.
Miscelle:
XXIX, 256.
Schumann, Colmar.
Zum Heliand. XXX, 65.
Sieber, L.
1 . Bruchstücke einer Minnesänger-
handschrift. XXV, 72.
2. Bruchstück eines unbekannten epi-
schen Gedichtes. XXV, 192.
Singer, S.
1. Zum Willehalm Ulrichs von dem
Türlin. XXXI, 343 u. 430.
2. Verzeichniß der in der erzbischöf-
lichen Diöcesanbibliothek in Erlau
vorhandenen altdeutschen Codices.
XXXII, 481.
3. Zum Willehalm Wolframs von
Eschenbach. XXXII. 490.
So ein , A.
Zu den Schweizer Minnesängern.
XXXVI, 311.
Sprenger, R.
1. Zum Meier Helmbrecht. XXV, 407.
2. Zu von der Hagens Gesammt-
abenteuer. XXVI, 104.
3. Zu den Predigten aus St. Paul.
XXVI, 105.
4. Die Legende vom Judenknaben.
XXVII, 129.
5. Alber von Regensburg und die
Eneide. XXVII, 287.
6. Zu Konrads von Fußesbrunnen
Kindheit Jesu. XXVII, 3 70; XXX,
153 u. XXXVII, 173.
7. Zu Hartmanns Erec. XXVII, 374.
8. Zu Hartmanns 2. Büchlein. XXVII,
375.
9. Kleine Beiträge. XXVII, 420.
10. Zu Konrads von Heimesfurt Ur-
stende. XXVIII, 85.
11. Zum PfaflPen Amis. XXVIII, 190.
12. Zu Arnolds Juliane. XXX, 75.
13. Zu Kudrun. XXXII, 330.
14. Zu Gerhard von Minden. XXXII,
460 u. XXXIV, 481.
15. Zu Reinke de Vos. XXXIII, 220
u. XXXVI, 193.
16. Zu Albers Tnugdalus. XXXV, 404.
17. Zu Reinhart Fuchs. XXXVI, 195.
18. Zum armen Heinrich. XXXVII,
171.
19. Zu Ulrichs von Lichtenstein
Frauendienst. XXXVII, 174.
20. Zu Ulrichs von Lichtenstein
Frauenbuch. XXX VII, 180.
21. Zum Schlegel des Rüdeger von
Hunkhofen. XXXVII, 181.
22. Winkelsehen. XXXVII, 182.
23. Mnl. Proiel. XXXVII, 183.
24. Zu Lexers mhd Handwörter-
buch. XXXVII, 367.
25. Zu Albers Tnugdalus. XXXVII,
414.
26. Zum Meier Helmbrecht. XXXVII,
414.
27. Zur Vogelbeize. XXXVII. 415.
28. Zu Konrads von Megenberg Buch
der Natur. XXXVII, 415.
29. Lurlenberg. XXXVII, 416.
VERZEICHNISS DER MIT AR METTER etc.
503
30. Zur strophischen Bearbeitung des
Herzogs Ernst. XXXVII, 440.
Steffenhagen, E.
Kieler Bruchstück aus Bertholds von
Holle Deraantin. XXVII, 406.
Steiff, Karl.
Mittheilungen aus der kön. Universitäts-
bibliothek Tübingen. XXXIII, 481
u. XXXVI, 316.
Stiefel, A. L.
Über die Quellen der Hans Sachsischen
Dramen. XXXVI, 1 u. XXXVIL 203.
Szamatölski, Siegfrid.
Im Streit um den Streit der drei
Brüder. XXXVII, 110.
Teige, Josef.
1 . Der Übersetzer des sogenannten
Dalimil. XXVIII, 412.
2. Zur Zeitbestimmung der gereimten
Übersetzung des sog. Dalimil.
XXIX. 418.
Tobler, Ludwig.
1. Morgenstunde hat Gold im Munde.
XXV, 80.
2. Kuniowidi im Merseburger Spruch.
XXX, 63.
Treutier, H.
Recension:
XXV, 240.
Trötscher, H.
Zum mhd. Wörterbuche. XXX, 315.
Vernaleken, Theodor.
1 . Das Wasser des Lebens. XXVII,
103.
2. Volkssagen. XXVII, 367.
3. Mythische Nachklänge. XXVIII, 14,
u. XXIX, 411.
Vetter, Ferdinand.
]. Kleine Mittheilungen. XXVII, 219
u. 410.
2. Lateinische und deutsche Verse
und Formeln aus einer Basler Hand-
schrift. XXXII, 72.
Vielhaber, G.
Zur Textkritik des Speculum Sapien-
tiae Cyrilli. XXIX, 341.
V. Wagner.
Über die Jagd des großen Wildes im
Mittelalter. XXIX, 110.
Walter, E. Th.
Über den Ursprung des höfischen
Minnesangs und sein Verhältniß zur
Volksdichtung. XXXIV, 1 u. 141.
Walther, Paul.
1. Der Name Germanus. XXX, 306.
2. Zu Walther von der Vogelweide.
XXX, 310; XXXII, 197 u. 299.
3. Arnstädter Bruchstücke. XXXV,
385.
Wegener, Ph.
Niederdeutsches. XXV, 415.
Weidling, Friedrich.
Zum Ezzoleich. XXXVII, 69.
Weller, Emil.
1. Hans Sachs. XXV, 280.
2. Schweizer Dramen. XXV, 361.
3. Zum Repertorium Typographicum.
XXV, 420; XXVIII, 251 u. XXIX,
407.
4. Nachlese zu „Die ersten deutschen
Zeitungen-'. XXVI, 106.
Werner, J.
Ein lateinisches Gedicht. XXXVII,
230.
Widmann.
I. Aufsatz:
Eine Hs. der Gesta Romanorum zu
Wiesbaden. XXIX, 342.
II. Miacelle:
XXVIII, 882.
504
VKRZEICHNISS DER MITARBEITER etc.
VVilhelmy, Emil.
Mittelniederländisches, XXIX, 401.
Wilken, E.
Metrische Bemerkungen. II. XXVIII,
308.
Wlislocki, H. V.
1 . Die RagnarLodbrokssage in Sieben-
bürgen. XXXII, 362.
2. Die Mäusethurmsage in Sieben-
bürgen. XXXII, 432.
3. Von den drei Frauen. XXXII,
442.
4. Der verstellte Narr. XXXIII,
342.
5. Zu den „drei Marien" XXXIV,
130.
Wolkan, R.
Ein Geschlecht „von der Vogelweide"
in Böhmen. XXXI, 431.
Wolpert, G.
Bruchstück aus Ulrichs von dem
Türlin W^ilhelm. XXVIII, 337.
Wülcker, E.
I. Aufsatz:
Luthers Stellung zur kursächsischen
Kanzleisprache. XXVIII, 191
II. Kecension:
XXV, 381.
Wyß, Bernhard.
Zu Steinmar. XXXIII, 158.
Zarncke, Friedrich.
Zu Germania XXIV, 392 f.; XXV, 72.
Zimmermann, Paul.
1. Bruchstücke einer Katharinen-
legende. XXV, 198.
2. Bruchstücke aus Hartmanns Iwein.
XXV, 395.
3. Die geschichtlichen Bestandtheile
im Reinfried von Braunschweig.
XXXI, 151.
Zülch, G.
Bruchstücke einer Hs. des Willehalm.
XXXI, 211.
(i
.368
^ Germania
3003
Jg. 37
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