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GERMANIA.
VIERTELJAHRSSCHRUT
DEUTSCHE ALTERTHUM8KÜNJ)E.
BEGRÜNDET VON FRANZ PFEIFFER.
nEB&(ll>OEäF.BEN
KARL BARTSCH.
SIEIIZEHNTEB JAHBOANO.
* NEOE REIHE FÜNFTER JÄHR&ANG.
THE
IHILDEBHAND
UBKAKY
WIEN.
VEBLAO VON CABL OEROLD'S SOHN.
1872.
^
ö q \ c^^
INHALT.
BdtrS^ zar Kritik der Eddalieder. Von Ludwig EttmÜlIer 1
Glonae Mellicenses. Von Emanuel Hoff mann 18
Bruchstücke von Hartmanns von Aue Gregorius. Von K. Schröder und K,Bart8ch 28
Noch einmal das Namenräthsel dos Primas. Von J. Strobl 39
Grabschrift auf Neidhart Fuchs. Von Emil Steffenhagen 40
Za dem von M. Haupt herausgegebenen Gedicht: Von dem übelen Weibe. Von Fedor
Bech 41
Der togende buoch. Von K. Hofmann 61
Ztt Kunz Kistener. Von Richard Wülcker 66
Das altdeutsche Gedicht' Der Busant* und das altfranzösische "rEscoufle/ Von Rein-
hold Köhler 62
Zur Heldensage. Von K. J. Schröer 66
Besegnungen. Von A. Birlinger 76
Zar Mythologie und Sprache des Niederrheins. Von demselben 77
Volksthümliches aus Schwaben. Von demselben 79
Zeugnisse zu den Volksbüchern. Von demselben 92
Drei BSthsclmärchen aus Mecklenburg. Von F. Latendorf 94
Ein TerschoUener Räthselspruch aus Mecklenburg. Von demselben 96
Hermes. Von Herm. Kurz 98
Worterklärungen. Von W. C r c c e 1 i u s 99
Die erste Bearbeitung der düringischen Chronik von Johannes Rothe. Von August
Witzschel 129
Zar neuesten Ausgabe von Maurizius und Beamunt Von Fedor Bech.. . . 170
Über einige Handschriften von Wolframs ' Willehalm. Von Hermann Suchier . . 177
Gedichte aus einer Lübecker Handschrift. Von Wilhelm Wattenbach 181
Bruchstück eines niederdeutschen Partonopeus. Von Karl Schröder 191
über isländische Bearbeitungen fremder Stoffe. Von Eugen Kölbing 193
Beitrige zur deutschen Mythologie. Von Karl Meyer 197
Zn Wolfdietrich. Von Ig. Zingerle 207
Zorn Fortleben der Gudrunsage. Von K. J. Schröer 208
Zu den Siegfriedsbildem. Von J. Mestorf 211
Kin arabischer Satz. Von Hermann Suchier 216
Soldatenleichen in's Wasser geworfen. Von A. Lütolf 216
Fraaenrollen im Schauspiel. Von Dr. Keußen 216
über AusUssung und Vertretung des Pronomen relativum. Von Ludwig Tobler 267
Über die Bedeutung des Adverbiums ntffiet. Von Fedor Bech 294
Über die Bedeutung von Alm. Von Theoph. Rupp 297
IK^rkliche und fingierte Ortsnamen in appellativischer Verwendung. Von Friedrich
Latendorf. 306
Aiistotiles und Candacis. Von J. V. Zingerle 806
Der Schwank von den sieben Schwaben. Von Michel Bück 309
Zwei deutsche Mährchen in einem Schwankbuche des XVIU. Jahrhunderts.
Von Adolf Wolf 322
Zum Muspillil Von Ernst Wilken 329
Mitteldeutsche Predigten. Von Adalbert Jeitteles 336
Wolframs Willehalm als Volksbuch. Von H. Suchier 366
Carmen sponsae. Von Karl Schröder 367
Znr Kritik und Erklärung von Gottfrieds Tristan. Von H. Paul 386
Handschrift mit Hrabanus Runenalphabete. Von K. Bartsch 407
Önddarius*. Von Karl Schröder 408
Zorn Winsbeken. Von Ernst Wilken 410
Brochttücke eines prosaischen Tristanromans. Von K. Bartsch 416
Ein Gedicht von Niclaus Manuel Von E. Weller. ^Ä&
Zim Fortleben der QudruDsage. Von K. J. Sehr 13 ei ^^ä^
^rilge MUT HMndßcbriAenfrage der Nibelungen Noth. Von Bk 'BL^LtiX^iiVÄ^T^. ^ ^^
Mlttaldmitßebe MMrieDlegenden, Von A. Birlinger ^
Aas Maerlanis Spieghel hUtoriael. Von A. Birlinger ....
BruchslUcko äaea imbekimiilea niederrlieiniacheo Uedichtea. Von delnBsIbeti . .
Nom uud Ja. Von B. Üteiff - , ■ . -
Bnicbslllck einer Hb. von Wolframs WillehJÜm. Von K Barticfa
Altacbwediscbe Schreib er vene. Von demselben. .
Ein Lied vom heiligen Bock. Ton E. Weiler ....
Kleine Beiträge lur deulscben OrlanamenforacbUDg. Von M. Buok
Ober die Wärter Buweding und fiuback. Von G. h. KrJogk 4St
Ein Standbild Attitaa aiid KriemhildoDS? Von K. J. Sehrner '"
DouUcbe HnndHchrifien in Fetronell. Von Fr. X. Wabe r
BmohetOeke einer Randscbrift von Gottfrieds Tristiui. Von K. .Schröder . . .
LITTERATUR.
E. Forste mivna, Altdeat«ehee Ntunenbach. Von Ignax Pcttor«
K. Schiller und A. Ldbben, Mittelnicdordeutochea Wörterbuch. Von Karl SchrlVder lOS
HHgel. Dr. Kcliard, Ober Otlrid'B Verebetonung. Von K. Bartech T"
Lippold, Dr. Friedrich, Über die Qnelle dea Gregoriiu Hartmanni von Aue. Von
demaolben 1'
Dnnger, X)r. Hermfum. Die äuge vom trojanischen Kriege. Von denuelbeu . , , 1
Litteraturbericht. Vou dcmaelben 1
Fb. Dieti, WOrterbach sn Dr. Martin Lulber'a dentachen SohriAen. Von Heinbold
Boehalcin , , - S
Jacob Grimm, Deuiaclis Granmatik. Von J. Btrobl . . . S
Uscar Schade, luterrogatio Sancti Anshelmi de pMnone Domini. Von Kul
Schröder S
Ivar AAAen, üwik Ordbog, Von K. Maurer S
P. Chr. AsbjömBen. Norske Folke-Eveutjr. Von denuelben 3
Litteratorbe riebt (Fortnetiung). Von Karl Bartsch S
Th. Ritter v. Kariijan, Zu Seifried Hclbllng und OttAcker von St^ijnnark. Von
J. Lai
ibel.
Dr UoTcbgrnvc, Eauiü bisloHque. Von K. J, ScUrt
Reirensiein, Junesi A comparative Grammar of tbe Teut«nic languagea. ^
F. Möller
BIBLIOGRAPHIE.
llibltoeraphische Überaicbt der Erscheinungen aul' dein Gebiete der gennxnisc
Philologie im Jahre ISTl. Von Karl Bartach
MISCELLEN.
Itsmorkungen Lschmanna über mittel bochdeutaelie VemkuniL Von W. Mtll
Ein Uriof W. WackemngeU au 0. i\ Bonecks. Von demselben .... .
GcrTinus. Autobiographische Skiize
Und wenn dur Uimmel war' Papier. Von K. Bartsch ■ .
Urinuadcnkuial. Von demselben
Zm&Ue lu XVI, »a— »09
Übersieht der VorlemDgeu aber denUehe Sprache nnd Litteratnr
1872. Von Karl Bartsch
Couitant Philipp Sermre. Von demselben
Hiwa Freiherr v. Auf'Gu. Von demselban .
Arvid August At'iulius. Von deoieeibun
Bericht Ubur die Sitiaiigen der gertnanisliichmi Seetion in Lc^wig. Von E. Hild*-
Akadimiio für moderne Philologie
freisaulgaben
I'araonalnotisou
Üb?i»l«kt der Vorlesungmi ilb"r deutsche 8
K. Bart.oh ....
1 Winter 187*— 78. Ton
BEITRAGE ZUR KRITIK DER EDDALIEDER
VOK
LUDWIG ETTMÜLLER.
3. Völundarkvida.
. DieO Gedicht ist uns nur in Trümmern erhalten; die sich ergeben-
kn Lflcken wurden von dem Sammler der Eddalieder durch Prosa
srgXnzt Auch die Völundarkvida ist eines von jenen Gedichten , in
Icnen v vor u, o, y u. s. w. wiederum herzustellen ist, was ich hier
ain filr alle Mal bemerke. Ich wende mich zu den Stellen, die mir einer
Berichtigung zu bedürfen scheinen.
Str. 2. Ein nam peirra Egil at verja
fögr mcBT fira fadmi Uösum;
önnur var Svanhv% spanfiadrar dro,
en in pridja peirra systir
vardi hvitan hals Völundar,
In dieser Strophe soll gesagt werden, mit welcher der drei Wal-
l^rien flieh jeder der drei Brüder verband: wie schickt sich nun hie-
W die dritte Zeile? Enthält sie nicht hier einfach Blödsinn? Daß die
indere Swanhwit hieli und Schwanfedem trug, d. h. Walkyrie war,
das ist es nicht, was wir hier zu vernehmen haben; erfahren müssen
wir, mit welchem der drei Brüder sie sich verehlichte. Auch ist es
QMchicklich, daß so in dieser Strophe eine der drei Walkyrien genannt,
U^ch hervorgehoben wird^ während die also ausgezeichnete keines-
vegfl die Hauptperson ist Dazu kommt noch, daÜ eine folgende Strophe
ifle drei nennt und zugleich ihre Herkunft angiebt. Dieß alles zu-
ttinmen bestimmt mich^ nach Zeile drei keine Lücke anzunehmen, viel-
Ddir Zeile 3 nur als verderbt zu betrachten. Demnach möchte ich
r^Aichlagen, Zeile 3 also zu berichtigen:
Omwr nam Slagfinn, svanfiadrar dro.
Zlf^idi bemerke ich hier, daß die meisten Strophen der Völundar-
bida swar vierzeilig, also regelrecht sind, daß daneb^ti ^^d^^^ «xx.^
iwtt fibif und eecbazeUige vorkommen, olme da& «vcJbiXiÄ %<ööa»sst«t
SWauXJÄ. Hern» Seite. Y, (TVIL) Jubrg. \
2 LuiJwiiJ rttmCii.ijcr
Betrachtung ein Verderbnies ergJubt. Schade, dȆ wir aicht wiaaeO)
wie Bolciie Lieder gesungen worden sind.
Str. 3. StUu eidan stau uetr at jiat,
m inn ätta allan prdclu,
en inn ntvnda naudr um skildi;
meyjaa- fffstuak ä myrkvan mä, ( )
Alvür unga ortög di^gja-
Gegen flinlzeilige GcBätze an sieh wäre in diesem Liede, wia
wir soeben geseheo hnbcn, nichts einzuwenden ; aber die knappu Haltung
des Liedes verbietet Zitsiitze, durch die wir weder etwas nothwendigei
noch auch nur etwas Neues erfahren. Es genügt ToUlconimen ,
uns gesagt wird^ die drei Walkyrieu haben ihre Gatten verlassen; daS
eine von ihnen besonders such hervorgehoben wird, ist zum miudesteo
ganz Uberflllßig. Demnach wird die letzte Zeile als unnftthiger Zasati,
als späteres Anhüngscl zu streichen
Auf Strophe 3 hat nun, wie bereits Simrok gezeigt hat, diejenige
Strophe zu folgen, die jetzt nach den Handschriften als Strophe ^i^
gegeben wird. Dort ki5nnte sie nur Bede Vülunds gegenüber dem ihd
feindlichen Niarenkänig sein, der ihn häimtUckiacli Überrascht und ge
fangen hat; aber zu einem Feinde solcher Art spricht man nicht voi
Dingen, die diesen gar nichts angehen; sie haben ja auf das
Verhaltnias Völunds zum Niarenkflnig und seiner That nicht den gering
Bten Bezug. Dazu ist die Sti'oplic in einfach crsählcndem Tone gchalt9B|
aber in leidenschaftlicher Erregung enthält man sich kalter, nihigM
ErzShInng. Man erwSgo doch nur einmal unbefangen den Wortlaut dci
Strophe:
Hladgmlr nk Hervor borin vor HIMvk,
kann vor Otrün Ktar» tlütttr;
hon inn um ffekk emUumiim mtl,
a(3J ä golfi, atilti röddu:
pd-a »■i nd hi)rr er trr IwUi furr."
Sind denn dli; gcnciLlogischeu Notizen in Volunds Munde seinem
heimtückischen Feimle gpgenalxr nnob nur erträglich? Dazu kontml
noch, daU das in Zeile iJ— ö ErKnh!t<- tlcni Vülund gana uriht.'kiiiilil
Bein mußte, da er ja nicht daheim war, nie seine Fran enlwicli; wil
kann er sagen, was er nicht wi-iUy Nur als Erzftlilung des Dichten
hat die Strophe ihren richtigen 8inn. Wabrschtiinlicb ward sie fiuu
in einer Handschrift anf dem Rande aber an unrechter SlcUo<
jfotra^en und von gedankcnlüson AbBcbreib.'ni diioelbiit belasst
£oii aaa mit Eiufilgmig in dun Tvxli
BEITRÄGE ZUR KRITIK DER EDDAUEDER 3
Str. 4 (oder nun 5) lautet:
Korn par af veidi vegreygr shyti,
Slagfiär ok EgiU sali ftmdu auäay
gengu üt ok irm ok um säsk (l. adusk);
austr skreid Egill at Ohrünu^
en 8Üdr Slagfidr at Svanhviiu.
erste Zeile steht hier sinnlos und unterbricht den Zusammenhang
dem Vorhergehenden. Dieser tritt augenscheinlich hervor^ sobald
i Zeile 1 streicht. Aber wie kam diese Zeile denn hieher? Sie ge-
,y wo sie mit Recht steht; der Str. 8 (9) an. Es gab einst ohne
jifel eine Handschrift, weiche Str. 4, 5, 6, 7 und 8, 1 — 2 nicht ent-
if sondern gleich 8, 3—4 an Str. 4 (5) anschloß. Als nun ein
«rer Abschreiber die freilich nöthigen Strophen 4 — 8 seiner Auf-
hnung einschaltete, ließ er die bereits geschriebene Zeile kom par
skyti stehen und verschuldete so die Verwirrung. Es liegt jedoch
der Hand, daß diese Zeile zu Anfange der Str. 4 (5) weder stehen
n noch darf.
Str. 5 (6): En einn Völundr sat % Vulfdolum,
kann slö guU rautt vid gim fastan;
lukdi kann aUa lindbauga veL
8vä beid kann sinnar liösar
kvänar, ef hänum koma gerdu
larf mehr als einer Berichtigung. Die altnordische Sprache kennt kein
r (m.), Edelstein, sondern nur ein gim (n.) Feuer, woraus sich er-
)t, daß ffim und fastan nicht verbunden werden dilrfen. Egilsson hilft
i auf sehr bedenkliche Weise, indem er ein gimfastr, feuerfest, an-
mt und dieß, obwohl adjectivisch decliniert, ohne weiteres ^Amboß^
euten läßt Ebenso wem'g scheint mir Lünings Vorschlag, fcutan als
^erb zu nehmen und die Worte durch: ^Er schmiedete das Gold
n Feuer fest" zu übersetzen, denn kann man Gold fest schmieden?
1 hat nur zweifache Wahl: entweder ein gimr, Edelstein, anzu-
men oder das gebräuchliche gimsteirm auch hier zu setzen, also tnd
itein fastan. — Noch schlimmer steht es um die beiden letzten
[en. Koma einum drückt nicht aus ^zu einem kommen," sondern
»n etwas bringen (diese und andere Bedeutungen bei Egilsson be-
;), weßhalb schon die Eopenhagener das hänum in lum veränderten«
IT wie elend ist der ganze Gedanke ausgedrückt, wie nichtssagend
Satz ef hon koma gerdi, ob sie kommen thäte ! Man vertauschte —
"Um, ist freilich nicht abzusehen — die Synonyms^ biairbr \nA'Väi^
[ nun war man za dem ZuQ&tze ef hon koma gerdi ^gsoKiAciä^^ *^Qss&
4 LÜDWIO ettmOller
auf kvänar ein Reimwort zu haben. Ursprünglich stund statt die»
zweier Zeilen sicher nur eine^ und zwar lautete diese:
beid hann svä biartrar kvänar.
Str. 9 (10) Zur ersten Zeile:
Gekk brunnt beru hold steikja
sagt LOning: „die richtige Erklärung bleibt einer glücklicheren Co
jectur vorbehalten;^ er schlug nämlich vor statt brunnt hUnu zu les«
Die Kopenhagener ihrerseits hatten bereits at bruni „beim Feuer'' y*
geschlagen; freilich sahen sie sich deOhalb genöthigt^ ein nicht v
handenes brun, n. Feuer, anzusetzen; Munch schrieb G^Skk hann brüt
was ich ebenso wenig verstehe wie Lüning. Egilsson übersetzt bru
durch yjSchneeschuhläufer,^ ein Wort, das er nur annimmt^ das jed(
nicht aufzuweisen ist Auch müßte es bruni lauten, von at bruna
geleitet Ich glaube, man hat zu lesen:
Gekk enn brüni beru hold tteikja.
Brüni ist Eigenname eines Albes und besagt ,,der dunkle, schwarz
Da nun Völund älfa liödi und visi älfa genannt wird, so darf er, dei
ich, auch wohl enn brüni genannt werden; denn unter den Alfar,
deren Genoß oder Fürst er (als kunstreicher Schmied) bezeichnet w
sind ohne Zweifel die dökkälfar verstanden. Eigenname braucht 1
brüni deßhalb nicht zu sein.
12 (13) Hverir 'ro iöfrar peir ä lögdu
besti byr sima, ok mik bunduf
Verderbt ist diese Strophe nicht, nur ist die Erklärung eine sonc
bare und, wie mich dünkt, unrichtige. Lüning, gestützt auf Egils
und andere Erklärer, sagt: ^byr sima^ bezeichnet jedenfalls „Ha
und dieses steht fllr das Pronomen der 1. Person. Die Erklär
schwankt Sima ist gen. plur. von simi, m. oder fim, f. und e
hier „Ringe" bedeuten. Byrr soll stehen fttr börr, Baum (Träj
oder flir Burr = Barr (Odhins Vater), gleichsam die schaffende G
heit der „Ringe." Auf solche Erklänmgen kommt man, wenn i
nicht die Gesetze der Sprache und andere Dialecte zu Rathe zi
Byrr hängt wohl mit Burr zusammen, hat aber mit borr gar nichts
schaffen. Byrr ist das angelsächs. byre, Sohn, Mann, und borr
angelsächs. bearo (gen. bearves) Baum. Simi bedeutet nirgends „Rü
sondern überall Band, Fessel (angelsächs. sirnjan, seomjan, vinc
Und muß denn sima hier gen. plur. sein? Nein, es kann auch
plur. sein und ist es hier, denn es steht in Apposition zu begti. '.
hat also zu übersetzen: Wer sind die Männer, welche legten an
Miuw Bastatrickc, Fesseln?
BETTRiGE ZUB KBITIK DER EDDALIEDER. 5
Damit könnte ich schließen, denn ich fürchte nicht; daß gegen
Erklärung Jemand etwas einwenden wird, was da Stich hält,
aber 6k mik bunduf Eüngt dieß nicht ganz wie eine prosaische Er-
klUrang der Worte peir er lögdu ä hyr hesti, sima, die durch ok damit
verbmiden ward? Dazu kommt noch, daß der Stabreim auf der letz-
ten Hebung des Verses im Fomyräalag immer verdächtig und bedenk-
lich ist Soll man diese drei Worte also streichen? Das geht nicht
an, denn wir haben hier nicht liöddhdttr, sondern fomyräalag. Wie da
helfen? Einfach so:
Hverir 'ro iöfvar, peir er ä lögdu
hesti hyr sima, hundu mik?
Über Strophe 15 ist bereits oben bei Strophe 3 gesprochen worden,
ich gehe daher fort zu
Str. 17. Skinn Nidadi averd d linda
pcU er ek hvesta sem ek hagaet kunna,
ok ek herdak sem mer hcegst pdtti;
sä er mer fränn mcekir (b ßaiTi horinn :
sekka ek pann Völundi til smidju horinn.
Diese Strophe zeigt so manches was unstatthaft ist. Zuerst ist
der Reim skinn : sverd wider das Gesetz; sk darf bekanntlich nicht
mit SV gebunden werden. Man wird also statt sverd skälm, oder skarr,
oder ikerdir oder ein anderes mit sverd synonymes Wort zu setzen
und dem entsprechend das pat der folgenden Zeile zu ändern haben.
Femer wird es wohlgethan sein, entweder Zeile 3 oder Zeile 4 unter
den Text zu setzen, denn eine von beiden ist nichts als in den Text
gekommene Variante, und sicher ist die Strophe eine regelrecht vierzeilige.
Endlich ist das zweimalige horinn schwerlich zu dulden; man kann
etwa tu smidju veginn oder gefinn lesen, wenn man Z. 4 behalten will.
Die erste Hälfte der Str. 24 gehört zu Str. 23, welche eine sechs-
zeilige, aus drei Gliedern bestehende Strophe ist. Mit der zweiten Hälfte
der 24. Strophe beginnt ein neuer Abschnitt der Sage, wie schon das
pä andeutet.
Str. 27. „ Vd ek, kvad Völundr, verda ek ä ßjum
Peim er mik Nidadar nämu rekkar.^
Hlcejaridi Völundr hofsk at hpti,
grätandi Bödvildr gekk (w eyju,
tregdi för fridils ok födur reidi.
So lautet diese Strophe in den mir zugänglichen Ausgaben. Zu-
ent bemerke ich, daß sich die beiden ersten Zeilen genau an Str. 26
anschließen^ also mit dieser Strophe verbundea ^oidssa xsi^^^xl^ ^^sss^
6 LUDWIG ETTMÜLLER
sie nicht eiae Strophe filr sich bildeii sollen, was wohl das beeaere tat*
Nun zu dem Einzelnen, woran man anstößt Ich glaube nicht, dati
man hier die gewöhnliche Satzfitgung; vil fk veria d filjtim vor sich
habe. Wilre dieli, so etUnde vil, nicht vel und nach dem Infinitiv verda
durfte nicht das Pronomen ek wiederholt sein. Dieses ek belehrt nns,
daß verda da» Präsens Conj. und das vel ek hier aufmunternder Aus-
ruf ist, bene ego, = age dum, euge, quod felix fauatumque sit! In
andern Dialecten steht statt solches vel ek, vel Jm ctc- einfach vel, ireto,
ioellä, welaga. Demnach hat man zu übersetzen: „Wohlan! sagte Völund,
komme ich denn auf die Fulisohlen, deren mich dio Recken Nidhads
beraubten!" Auch das „kvad Völiindr'^ beweist die Richtigkeit dieser
Erklärung. Ganz äbnhcb steht im Rildibrandsliede: vselaga, quad Kildi-
brant, wetmtrt aklhit!
Str. 29, 1 ist wohl die ungekünstelte Wortstellung: vilja Umaa ek
sofna die bessere, auch metrisch.
Str 31, 6 scheint mir ein nichtssagender Zusatz, bedenklich auch
deühalb, weil der Stabreim auf der letzten Hebung {kvän : hmnü)
ruht. Man lese einfach:
JtdU ver iöd eigim innan hallar,
Str. 35, 2. ne ek pik vilja, Völundr, v«t wm ntla.
In diesem Verse darf man das handschriflliche nita nicht, wie ge-
schehen ist, in vVa ändern, weil das Gesetz des Stabreimes dagegen
ist. Freilich, das gebräuchliche ntta, negare, passt hier weder in den
Sinn, noch hat dasselbe einen acc. der Person bei sichj allein das
ahd. neajan, ags. ncüan — beide bedeuten afiligere, cniciare, setzen
ein starkes ntzan, neiz, mtan, näl (altnord. nita, neu) voraus, welches
die gleiche Bedeutung gehabt haben dürfte. Dieses oder ein abgeleitetes
nita, nifada, dürfte hier sich finden. Aber ist denn das Präs. vilja (veltm.)
hier erträglich, da das Prät. vucüir vorausgeht und man demnach eJa
veUem d. i. vilda erwarten muJi? Man hat sicher zu lesen: ne ek pik
vilda, Völundr verr zim nita.
Str. 36, 2 lese man pä epfir mt (statt mt pä eptir) nach dem Ge-
setze der Allittcration.
4. Sigurdarkvida Fafntsbana ßunur.
Zu diesem Licde, das auch „um Regin ok OtrggiöUl'* überschriebeii
wird, bemerkt Lüning: „Dieses zweite SignrdBÜed ist offenbar
Bchiedenen nur bruchstückweise erhaltenen GediohMgiM»
Die Strophen 1 — 12 könnoa Bruchstücke eijl
BEITRAGE ZUR KTIITIK DEK ED!>ALIEDER.
ebenso Str. 13—16 und Str. 26 Überbleibsel eines Gedichtes,
«elciies Regius Bemühung mn Sigurd und den Zug gegen Lyngvi
donteUle. Au Odins Erscheinung hat der Summier dann Str. 19 — 25
fengeknüptit, Bruchstücke eines Spruchgedichtes wie der größere Theil
UäTftmäi und der zweite Theil von Sigrdrifumfll. Difse Strophen
■od, sowie die Strophen vom Goldhart, im hndithättr gedichtet, b'm-
g^n die Sti'opLen von Sigurds Zug gegen Lyngvi in dem gewöhn-
beJieD epischen Storkadarlag. Dieses Gedicht hat aucli dem Ganzen
die Überschrift Sigurdarkvida gegeben, denn aouat heiilt eine Dichtung
im liiSdabättr nicht kvlifa, sondern mal, wie Ililvamäl, Grimnismäl, Vaf-
liTüdnismill.''
Die letzte Behauptung ist im Ganzen richtig, auch läßt sieb nicbt
bereiten, dall unser Gedicht nur aus Bruchstücken besteht; eine an-
dere Frage ist jedoch, ob diese Bruchstücke ursprünglich verschiedenen,
Kibstjliidigea Gedichten angehören, und das muß ich bestreiten. Wir
baben in Hclgakvida Hiörvards sonar ganz die gleiche Erscheinung,
Alle Strophen, in denen sich Ätli mit Hrtmgerdh herumzankt, sind in
fiAdi^ttr, die anderen, in denen erzählt wird oder Held zu Held spricht,
in fomyrdalag gedichtet. Wir müöten also auch in diesem Gedichte
«ne Zusammenstoppelung von Bruchstücken ursprünglich selbständiger
Gedichte annehmen, was kaum statthaft sein dürfte. Ganz gleich ver-
ItJlIt es sich noch mit anderen Liedern der Edda. Ja nooh mehr und
zwar entscheidendes: das Häkonarmäl, von Eyvind Skaldaspillir im
Jahre 9li3 gedichtet, zeigt das gleiche Verhattiiisa: alle Strophen, in
denen von Valbyriea oder andern mythischen Wesen die Rede ist oder
sie selbst reden, sind in liodahAttr, die andern Strophen, in denen episch
erzählt wird, in Starkadarlag gedichtet. Hier sehen wir also den Grund
dieser Erscheinung, demi hier kann Niemand eine Zusammenstoppelnug
DTSprünghch verschiedener Gedichte annehmen; zugleich belehrt uns
»her auch dieli Gedicht über die gleiche Erscheinung in den Edda-
Epische Erzählung und Gespräch zwischen Menschen sind
in Fomyrdalag abgcfatjt; treten jedoch mythische Wesen in ein
feepräch , sofort erscheint liüdahättr. Lüuiugs Behauptung in Betreff
Imda and mät also erleidet Einschränkung. — Aber jetzt zu dem Ein-
icJoen.-
Str. 3. ef pär höggiiiuk ordum ä „wenn sie mit Worten unter
der streiten ;" diese Übersetzung giebt keinen Sinn, und eine an-
t i]i<^t möglich, sagt LUning. Allerdinga drückt ordum högguaak
«mander bauen) „sich streiten" gewöhnlich aus, e.b«t *\\a-
1% rfa dor Dativ ordum vöÜig gen^i^- EvW&va 6. %'uäcX
8 LUDWIG ETTMÜLLEB
einmal, und es wird seinen Grund haben. Was die Worte «udrdckfli
sollen, lehrt die folgende Strophe, wo man liest: er ä camar iQgr, weni
man den andern anltlgt. Aber ist das ä nach crdnm wiiidich die Pri
Position? kann es nicht etwa das Adverb (ahd. ana) sein? Dann wQrd(
d zu hdggwuik, nicht zu ordum, gehören. Freilich kenne ich keiiu
Stelle, in welcher ä durchaus Adverb sein muÜ, imd auch Egilssoi
weiß keine anzuführen. Allein ist denn das Altnordische sehon so gaoi
und gar durchforscht? Nur um auch Anderer Aufmerksamkeit zu er
regen, habe ich meine Andeutung ausgesprochen. Es soll nicht abge
schlössen sein.
Str. 5 ist imtadelhaflt und ganz unentbehrlich, obgleich sie (innei
halb Lünings erstem Bruchstücke) nicht in liödah&ttr, sondern in Stu
kadarlag gedichtet ist. Das kann aufikllig sein; aber man beachte, dsi
diese Strophe kein Theil des Gespräches zwischen Loki und Andvii
ist, sondern daß der Zwerg diese Worte innerhalb der Stdnhöhle al
Fluch über das Gold ausspricht
Str. 9, 3. hrdt ptnr hrcedumk ekki lyt. so liest nach Egilsso
Cod. R. ; alle Herausgeber setzten statt lyt lyfy ohne daß Einer letzten
Wort zu erklären weiß. Grimms Erklärung ekJü lyf = €kki lau
deutsch: „nicht ein Laub,'' d. i. ganz und gar nicht, maß abgewieM
werden, nicht etwa weil lyf nicht lauf ist (damit würden manche Inte
preten leicht fertig; sie sagten einfach: „hier steht lyf statt lauf
sondern weil ein solcher Ausdruck der altnordischen Sprache gftnzlii
fremd ist Behalten wir also das lyt des Cod. R. Aber die Erkläronj
Egilsson ist schnell fertig. Er sagt: lyt steht für hlyt^ hlyt aber ftür U
(von Jdiär, Looß, Theil, Sache) also ekki lyt = non rem, nihily gai
und gar nicht. Und dafUr wird keine einzige anderweitige Stelle nac
gewiesen. Darf man also zu Werke gehen? Sehen wir, was aus d
Stelle zu machen ist Stünde in der Handschrifit: hat pin hrcedumk l
so wäre die Deutung sofort geftmden: lyt fbr lytt (vereinfachte stün<
Consonanz des Auslautes, die bekanntlich gar nicht selten ist, wenn am
nicht so häufig wie in andern Dialecten). Nun wird freilich (in d
Ausgaben) gewöhnlich litt, nicht lytt gegeben; aber das Adj. lanl
goth. leitilsj ags. litil und lytil, altsächs. htil, mhd. Wzdj altnord. Ui
oder litüL Man sieht heraus, daß der Vocal in der Wurzel se
schwankend ist, und daß man auch im Altnord, lytü neben IXtiüy Ut
zugeben kann. Gegen die Worte also: hot pin hrcedumk hft, dek
Drohung fbrchte ich wenig, ist gewiß nichts einzuwenden. Aber ni
steht vor lyt ekki^ und dieß ekki scheint alles umstoßen zu wolle
Nor gemach jedoch] dieß ekki ist nichts als in den Text g^ommei
BETTRiGE ZUB KRITIK DER EDDALIEDER. 9
OI0886 oder Variante zu lyt. Und somit wäre die Stelle hergestellt, oder
vielmehr blob richtig erklärt Auch metrisch ist es besser^ wenn ekki
getilgt wird.
Str. 14, 3 — 4 Sid mun roesir rikstr und sdlu,
Prymr um oll lönd orlögsimu.
Die Kopenhagener setzen nach lönd ein ;, schreiben dann orlög
rimu und übersetzen diese beiden Wörter mit: ^parcae sie constitu-
enmt* Lüning folgt ihnen, tilgt aber hinzu: ,,Wenn die Erklärung und
die Lesart richtig ist, so ist simu praet. von einem sonst nicht mehr
Yorhandenen stma (seim, aimum) weben, flechten.** — Weder Lesart
noch Erklärung ist richtig. Orlög drückt niemals Parcae aus, sondern
fittom, oder im Plur. fata. Die Parcae heißen altnordisch Nomirj und
ihr Erzeugniss eben sind orlög, fata. Wir haben hier also weder Be-
fiigniBs noch Aufibrderung, ein nicht vorhandenes äimu, seirny wmum
Aufzustellen: Egilsson verwirft, und also mit Recht, die Deutung der
Eopenhagener, aber er setzt prymr von prymja = prumir von pruma,
und nimmt prymr impersonal mit acc. des Subj. (simu von simr). Diese
Construction ist nun zwar im Altnord, keineswegs selten, und prumir
mag so verwendet werden; aber er mußte nachweisen, daß prymr
ebenso gebraucht wird, und das vermochte er nicht. Also bis ein im-
personales prymr ^ und ein masc. simr^ gen. simar, acc. plur. simu an-
derweitig nachgewiesen wird, nehme ich einfach einen Schreibfehler in
der Handschrift an, (vielleicht ist es gar nur ein Lesefehler), und
ichreibe: prymr um öü lönd orlögsimi, d. h. es rauscht um alle Lande
der Schicksalsfaden, was soviel besagt als: seine Schicksale werden
m allen Landen ruhmreich sein. Die Richtigkeit meiner Deutung be-
weist auch die Nomagestssaga, welche diese Strophe unseres Liedes
g^cbÜEÜls enthält, aber die dunkle Zeile ersetzt durch: frcegr um öU
tSmi med hfi stnu^ wo rücksichtlich der Erklärung freilich keine Schwierig-
keit stattfindet
Str. 25. Kemdr ok pveginn skal kcenna hverr
6k aJb momi mettr,
Pviat ospnt er, hvar at apni kemr;
iUt er fyr heill at hrapa.
Schwierigkeit hat nur die letzte Zeile. Lüning übersetzt: „Übel
ist es, dem Schicksal zu erliegen'' oder „vor dem Schicksal zu erliegen/
Er filgt hinzu: „man könnte auch übersetzen: es gilt fUr ein übles
Vorzeichen, zu stürzen. Was diese Worte hier bedeuten sollen, begreife
ich nicht'' Ich in der That auch nicht Übrigens ist Lümü^ xisi^^s^r^^^
ob er heiU als fem. (bsIub, fortuna bona) oder s\& ti<^\x\x« iv5^T&»d^\^^
10
LUDWIG ETTMfTLLEB
tiulimtin soll; fatum, oder fortuna tidversti bedeutet übrigeofl hei'U, f.
DJenttiU, Honrlem immer salus, boiia fortuna; bei he!ü, n. muß immer
gott. (»der iUt Btehen, je nachdem es faustum oder infaugtum omra aua-
flrtleken soll. EgiUson lälit auch im Stich; er gicbt unter heilt, f. malum
est fortiinau succumbert-. Nun bedeutet aber hrapa eigentiich nicht.
Bucciimburc, aondom ruere. Will man einen zu den anderen drei Keilen
paHiondcn Sinn haben, muli man lesen: illt et- fi/r köU ai hrapa, d. b.
„OB int llbol auf die Halle loa zu BtUrzen," nämlich als ein Elungeriger,
dar d allein I viir der Abreise nicht gegeascu hat; oder: „ea ist übel, vor
der Ilallo (als haibvorhungortor) nieder zu stürzen,"
5. Fafnismäl.
Auch diiill Gedicht hat einige Stellen, welche nech der richtigOD
Krlilllning, oder doch der Berichtigung bedürftig sind. Sehen wir ein*
initl Kut
8tr, 5. llverr pik kvatti, kvi hvetjaik lest.
mirmßörvi at faraf
itm fr&neifgi eveinn! ^ü ättir föSur ftifran,
A homno »kior ä akeiiT,
|)ii' emton drei Zeilen sind in Ordnung, die vierte jedoch ist biß jetat
mich «in Kreuz aller ErkUrer, Lüningsagt: „Munch glaubt die Wort«:
/l l)ninnn skiiir d üfof'tf lesen zu niUssen; or in /wmno ist nämlicb ab-
f(ckUrKt und könnte auch «r oder ru gelesen werden. So wie bo geben
dieao Worte durchaus keinen Sinn, die versuchten Veränderungen aber
obensowenig. Die Kopenhagener lesen: Shomom nkiöra »keiS, woraus
Olav«en borausbringt : fiüo posthumo non defutt sua pars (nämlich die
Tapferkeit), Magnus hingegen: nondum genitam texit antenniB in-
ulructa celox. So auch Ettmöller („den epätgeboronen schützt nicht diu
Schiff") mit der Erklärung: die Flucht deiner Mutter nach deines Vater«
Tode hat dich, den noch nicht geborenen, nicht vor der Dienstbarkfflt
(vgl. Str. 7.) beschirmen können (vgl. Sinf. Anmerk. 4). Das sind Noth-
behelfe und zugleich Gewaltthätigkeiten gegen die Sprache- Waa soll
denn gkifjra eigentlich vorstellen ? Kurz, die bisherigen Versuche haben
nichts herausgebracht." Nicht so rasch, hebor Freund, ich bleibe boi
meiner Erklärung, obwohl ich, wenn ich nicht atabreimend übersetzt
hätte, Blatt „schützt" „Iftuft oder guhf* geschrieben h ' ■ ■ ■' '
Ski^a ist nämlich 3. Pers. Sing. Präs. Indicat. von
lauien, eilen*), und d ist die vielbekanate Negation, alsu
'} VcrgL tiifa, /iroilnwe, vpera roire, eoth.
BEITRiGE ZUR KBITIK DER EDDALIEDER. H
nicht, geht nicht Zu skiöa laufen , gehen, vergleiche ich nämlich das
goth. skevjan, odov noistv^ und das angels. skiojan, ire, currere. Das
goth. V ist, wie auch sonst wohl, vocalisiert, und e durch t (meinet-
wegen t) wiedergegeben worden ; mithin skiojan = skitjan, skioa = skivja.
Das goth. skevjan findet sich im Ulfila Marc. 2, 23. Das angelsächs.
iciiSjan im Cädmon (edit. Thorpe, pag. 67, 20: mm sceal svutor mid
grmme gryre golden vurdan fyll and Jeorhcvealm, ponne ic ford scio) *).
Sehen wir nun, was Egilsson zu unserer Stelle bemerkt. Er sagt: in
loco perdifficili : j^obömum skiöra skeid^ verto: liberis privignis, pueris, qui
ceteris liberis post habentur, non deest cursus.^ (Er nimmt also skeidy n.
corriculum, spacium cursus, an, ich akeid, f. celox, navis). „Adagium
6886 videtur, cujus sensus: liberi privigni, vel qui a parentibus ceteris
Uberis post habentur, cum severius duriusque habcri soleant, ssepe
Btrenuitate praecellunt liberos in deliciis habitos.'^ Egilsson schließt
sich also, wie man sieht, an Olavsen an; ich finde einen entgegenge-
setzten Sinn in dem Sprichworte. Nachgeborenen läuft das Schiff nicht,
will sagen: Nachgebome haben kein gutes Fortkommen im Leben.
Diese Auffassung scheint mir zu dem voran stehenden ])ü dttir födur
hitran augenscheinlich besser zu passen, wie zu der ganzen Stimmung
Fafhirs. Ceterum, quod adtinct ad skiöra, fkhrt Egilsson fort, quoquo
modo admittendam arbitror rationem Manusenii, in Ed. Serm. T. 11
propositam, nimirum skiöra est 3. sing, pracs. ind. act. vcrbi obsoleti
skia, skiöa, declinare, aberrare a recta via, suffixa part. neg. a. mcr
skiöra, non deficio, mihi non decst. Cum hac radice, et si nusquam,
qoantum sciam, alio loco ob via, tarnen sumenda, cohaerent: skelaust,
skdegr, öskiäliga, forte et skidlgr, skiätla, skiädr et plura. Wenn sich
die Herren etwas mehr um die anderen Dialekte bekilmnicrn würden,
würden sie leichter imd sicherer zum Ziele kommen. Also noch ein-
mal: Sbomum skiöra akeid besagt: Nachgoborenen eilt das Schiff nicht,
d. L sie haben keinen glücklichen Fortgang, kein fröhliches Gedeihen.
Str. 6. fär er hvatr, er hrörask tekr,
ef t bameesku er hlaudr, .
Die Besserung, die Lüning vorschlägt, hrcerask, sich rühren, zu lesen,
ist ganz richtig und einzig annehmbar. Weder hroßdask, noch fcßdask
(wie die Kopenhagener wollen) noch hv'örask (wie Munch will, der
hnSrask = hröma nimmt) giebt einen schicklichen Sinn. Will man sich
♦) Wäre dieß aeiS Prät. (statt sciovj^ so würde der Inf. sccevan zu lauteu haben
^ dann dem ^kdojcm noch näher stehen.
12 LUDWIG ETTMlTLLEß
einen Begriff von der Erratliseligkeit EgÜBBons machen, bo leae man
nach, was er unter hr^dask und hrirrcuk alles vorbringt.
Str. 12 — 16. Mit Recht bemerkt LUning zu diesen Strophen, daß
sie Bruchstücke eines anderen Gedichtes, und hier „aiemÜch Beltsam"
eingeschoben seien. Sowohl in Sigurds als auch in Fa&iirs Munde ist
das ein sehr wunderbares Gesprfich.
Str. 21, 1 Räd er Jier rädit. en ek rida mun etc. Kann per wirk-
lich „von dir" bedeuten, wie Lüning will? Ich zweifle. Will man ^cr
behalten, so muü man die Worte „Dir ist Rath gegeben" erklären
durch: „mit dir ist es aus, mit dir ists am Ende;" man muß sie also
als SarkaemuB nehmen*). Will man das nicht, so wird man BcboD ptr
in mer umwandeln müssen.
Str. 24. pat e?- 3vist at vita, pä er komum allir aaman
Sigltva siptir, (;)
hverr oblaudastr er cüüm;
•margr er tä hvair er kiör ne rtjfr
annars briöstum i.
Man sieht, daß diese Strophe einen Vers zu viel hat. Hier haben wir
es einmal augenfällig, daß erklärende Glossen in den Test gekommen
sind. Die dritte ZeUe, hve>T 3hlau3tutr er altna ist nichts als Erklärung
zu pat (v. 1) und genommen aus Str. 23, wo es heißt: pik kved de
Shlaudastan alinti, — Aber auch das at vita in v. 1 scheint mir nichts
als ein Eiuscliiebael zur Verdeutlichung filr Schwachköpfe, in Hinsicbl
auf die Metrik übrigens keineswegs zu billigen. — Z. 4 endlich tat
r/(/V sinnlos; man muü, wie schon Lüning bemerkte, rffitr Kjseu. Dia
Strophe würde also lauten:
pat er 3viat, pä er komum allir snmnn
Sigliiia atfnir;
margr «r ad hvair, er hiör ne rl)dr
annari bri^dum i.
Str. 30, 2 ist ;5U schreiben: hvarn vreidir akolit vfjja, denn reiSir
reimt nicht mit vega.
Str. 31. Diese ganse Strophe ist ein sputerer, eigentlich aiohts
sagender Zusatz. Und wiv »diloclit gereimt gleich im V. 1;
ilviitum er hetra en ae SkoStum!
•) V«rg\. Nihl. 934. «"I •niol' ''»«
twar kÖD SukMiniu, Aber du xn r*''
rfgielcbea.
^- Umm
BEITRÄGE ZtJK KKrTIK DER EDDALIEDER.
Von den Strophen 32 — 44 gehören zu diesem Gedichte ursprttng-
lich nur Str. 34, 37, 39. Alle andern in Starkadarlag gedichteten
r Strophen Bind Trümmer eines anderen Liedes dcsBclben Inhaltee. Hier
l kein Grund vorhanden, um aua liödahättr in atarkadarlag Uberzu-
jehen. Übrigens lese man Str. 43, 1 folkvära, atatt folkoiir, Str. 44, 2
uFingakomi. statt Vinggkornir, alle künstlichen Deutungen, um Sohreib-
rfehler der Handschrift fest halten zu können, sind zu verwerfen. ^^
6. SigrdrifumSl. ^^
DieU Lied ist uns auch nur in Bruchstücken erhalten und dazu
noch in einem Bchr bedenklichen Zustande. Es ist im'hüdahättr ge-
dichtet, aber manche Strophen sind in Starkadarlag, andere durch
Zusätze zerstört. Das gilt zumal vou denjenigen Abschnitten, die von
den Runen handeln. Es scheint, dati entweder der Sammler der Edda-
heder selbst, oder dann ein späterer Abschreiber seine Kenntnisse in
der Kunenkundc habe auf gute oder vielmehr schlechte Weise an den
Mann bringen wollen. Die Strophen in Starkadarlag worden wir denn
vor allem aus dem Ltede auszuscheiden haben, selbst wenn sie in
anderer Beziehung wichtig sein sollten, was jedoch keineswegs der
Fall ist. Jedes Lied, das doch singbar sein soll, muU eine bestimmte
Form haben; anders geformte Stücke müssen demnach, wenn kein
3nuid vorhanden ist, eine .Strophenform mit der andern zu vertauschen,
imßcht sein und können unmöglich zum Liede ursprünglich gehört
kftben. Ich werde daher versuchen, die herstellbaren Strophen herzu-
stellen, die andern Stücke jedoch, als zur Ausscheidung bestimmt, zu
bezeichnen. Finden sich nebenbei Stellen, die sonst einer Berichtigung
oder vielleicht einer andern Erklärung bedürfen, so soll das Nöthige
gegeben werden.
Die erste der überlieferten Strophen ist in Starkadarlag, nicht
in Li/>dahättr: aber es ist dte Eingangsstrophe. Die eben aus dem
Schlafe erwachende Sigrdrifa fragt, noch halb achlaftrunken, wer donn
si« erweckt habe. Sie ist noch nicht in erregter, gehobener Stimmung,
md somit ist der ruhigere Gang dos Starkadarlag's völlig an seinem
PUtee, and die Strophe ist sonder Zweifel echt.
Aber gleich die zweite Strophe ist in Liodahättr. Sigrdrifa hat
Am Bewaßtsein ihres Wesens wiedererlangt, und so spricht sie denn
attdt fortan ununterbrochen iu Liödahättr.
Str. 5 ist in Starkadarlag überhefert, obgleich sie mitten in der
1 der Sigrdrifa steht. Allein die Strophe ißt in Lii{)Aal\ä.\ta ■anH.xs.e.^X.'i.'CTi.,
14 LUDWIG ETTMOLLER
Biör fceri ek /^cr, hynpinga txiWr*),
magni Uanditm, meginJtiri;
fuUr er kann liöda ok likngtafay
gcUdra, gamanrüna.
Es ist also nichts getilgt als nach blandinn und galdra die CopuU el
und vor galdra das tlberfiüßige gddra. Der christliche Sammler sdu»
oder doch ein Abschreiber mochte dietS Beiwort 6Xt noth wendig e^
achten und schrieb demnach die Strophe in Starkadarlag um.
Str. 6. »umar ä vettrimumj sttmar ä valbögtum
nämlich sigränar skaü ptl rhta. Da beide Wörter im Hural stehen, so
müssen sie Dinge bezeichnen, die am Schwerte sich zwiefach finden,
wenn sie nämlich nur auf das Schwert zu beziehen sind, wie man vt
nimmt, und Lüning hat ganz Recht, wenn er sagt, die Wörter seien
unerklärt, und die Bedeutung bloü errathen (besser: gerathen)^. Der
Cod. der Völsungas. liest valbystum statt valhöstum^ und Egilsson ninunt
beide Wörter filr dasselbe Wort, obgleich das eine auf hcui, das andere
auf fric^f zurückzuführen ist. Er erklärt (raZbedarf hier keiner Erklärung):
hystj i. q. hust, böst, vide valbyst. Nun, htgt (Thema A) und bygt (Thema I)
unterscheiden sich nur durch die Declination, und können den gleichen
Begriff bezeichnen. Unter bust, f. giebt er an a) piscis genus, b) üuiti-
gium tecti, c) seta porci; (bust, bysl stehen nämlich Air frtcrff byn()y
deutsch Borste. Er hätte übrigens schreiben können: a) seta, b) fiuti-
gium tecti, c) piscis. Über böst sagt er: i. q. biiaty byHy vide vaBM
Sehen wir also nach. Wir finden : valböst, f. pars gladii, incertom quae.
Als Varianten giebt er au valbasty und valbörst. Er ftlhrt femer an den
dat sing, valböstu und den dat. plur. vcUböstum, femer ddr valbaäa
(gen. plur.) gladius (wörtlich wohl ignis, i. e. perditor scutorum), rödmü
valbastar, gladius (wörtlich radius, i. e. perditor scuti). Puta, fkhrt er
fort, sie appellari fustigatam gladii partcm anteriorem, a summo dorso
mucronem versus procurrentem, in gladiis unam tantum aciem haben-
tibus. Man wird, glaube ich mit diesem skandinavischen Philologen zu-
frieden sein. Um es kurz zu machen: die Wörter valbast und vaOnut,
valbysi drücken zunächst aus scutum (wie eldr valbasta und rod'uüvair
bastar beweisen) ; valböst heißt der Schild, wenn er aus Lindenbast ge-
*) Ich habe die Lesart des Cod. der Vnlsmigasaga aufgenommen, da die des
Cod. R. hrynpinga apaldr (Apfelbaum der Brünnen- Versammlung » Held), alsnstark an
die Skaldenpoesie gemahnt.
**) Skaidfkaparmdl hat valboJtl unter den Namen des Schwertes, odtfrmi unter
dMtesa des Sebildea und des Schwertes.
FBEITRAUF ZUR KHITIK DEß EDDALIEDER. 15
fertigt ist (weßhalb auch das einfache lind acutum ausdrückt); valbmt,
vallygt heiüt der Schild, wenu er mit Btachelieher (borstiger) Fiscbhaiit
iibi'rzogen ist. Somit prkJjlrt alcb aucli, wie der PInral von valbrjgt zur
Bexeichsiuig eines Scbildes gebraucht werdL'U kann, da ja zu eioem
Schiläe eine Menge Bast nntbig war. Jetzt zu dem zweiten Worte
tStirimum*). Soll ich auch liier wieder alles, was Eg^Isaon vorbringt
Hieben? Nun, cb hat schon seinen Nutzen. Er sagt; Vetrim, f. i. q.
eStrim, veettrim pars gladii. Vettrima tungur, laminai gladiorum. Üocurrit
etiain fonua vel|)rima, quae derivari potest a vet {=r veU, vtett, n.
fastigium, acciivitas, et [irymr, jirßinr), (deutsch trum u, tram) margo,
Stria, vel mid« a rim, f. areola, spatiolniu, it. assercalus Htj^eoius. Htnc
vHtrimar esso puto striaB in lamina gladii a capulo mucronem versus
procurrentea- VStlrima nadr, sei^pens striarum, gladias. Vettrim non in
Mpulo fuisse, aed in lainiua gladii, docet Lvormac. ed. Kavu. p. 8S:
tük Skäfnungr uf oddinn af Htntini/i fyfir /rammt vSttrimiita. Egüsson
muli, als er diese Stelle niederschrieb, uicht recbt wach gewesen sein,
denn sie heiÜt deutsch: Sköfnung nahm ab den Pfeil von Hwiting
iSchildname !) vom am Vcttrira.
Diese Stelle bahnt mir treffUch den Weg zu meiner Erklärung,
Der Nominativ ist sowohl vvHrim, f. als auch vettrtmi, m. ancusetzen.
VHt, vait, a. bedeutet Gewicht, Last, jedes Schwere; rimi, m. rim, f.
über ist eoUicultis, en liden Bakke, wie Rask sagt. Der kleine schwere
Hflgei ist die Buckel des Schildes. Uuscre Stelle sagt also; Mau solle
Siegninen einritzen einige auf den Bast des Schildes, einige auf den
Backein des Schildes, die, wie man weill, von Erz, also schwer waren,
tlDsere Strophe hat also den ganz guten Sinn: Man solle, wolle man
Keg Itaben, Siogruncn einritzttn am Griffe des Schwertes (der Angriffs-
VnSbs), und an dem Baste (oder Fischhaut) und den Buckeln des
Schildes (der VerthcidigimgswafFe). Wer nur eins tbut, ist nicht des
Sege« Bicbcr**).
*) Uui liitl vHlriainm. xii schreiben, iln vor mtn lif g'cwurikneni It nur liingpi-
Voexl statt tindct. Die Vercinrnaliiiiig de» U Ut niwtattlmft
'*) Ander» ist <oaüiutt allerdings im Liede vuu Relgi Haddingja^katj, Str. !) zu
fkllraii, wo rs scutnla cajiularü Dberactzt wixA, also der nandscliilil am Schwerte,
SüehliUtt. Djw Wuit gehört eben, wie schon gesagt ward, zn den keuningar. and
dl^ käniieii iiir llaieichnuiig TerscMedenor Dinge gebraucht werden. Will mau m
r Stttllo •ea&'ntt und uäfTtnii diirchamt «uf d»s Suliwort beKiehan, so b(uieiclin«t
9 Sticbblatt (den ßn'hild der Hand), das andere den Knituf, und dMCn &'ui>a\
I Wr für Singulnr. Aber v*Urimi kooinit auch unter den t^aoiQtv &tA &duV&eft 'sai.
16 LUDWIG ETTMÜLLEB
Strophe 9 nimmt sich im Munde einer Jungfirau, und wenn ne
auch eine Walkyrie ist, einem Jtlnglinge gegenüber sehr sonderbar aiUt
formell ist sie jedoch nnan tastbar.
Str. 10. Der erste Text schließt mit ok Uggja Mt dr. Was darauf
folgt: era svä brattr breki ne 9vä Mar unnir pd kemgtu heiU af h^ kt
swar an sich metrisch untadelhaft, zerstört aber dennoch den Bau der
Strophe, die nur aus vier Langzeilen bestehen darf Immerhin smd
auch die ^blauen Wogen'' bei sturmerregter See etwas aoffidlend; bei
ruhiger See aber braucht man keine Runen, um heiü af haß zu konmua.
Str. 12 ist herzusteUen:
Mälrünar skaüu kunfUL, ef pU viU at momgi per
heiptum guMi härm
ä pm pingiy er piödir skolu
i fuUa doma fara.
Die nach V. 2 eingefügten Zeilen: P<xt um vindr, paar «an vefry p^er
um 9tiT aUar saman sind überflüßig und zerstören die Strophe.
Str. 13 ist, wie Grimm schon 1815 that, also richtig abzutheflen:
Hugrünar skaUu kunnOj ef pü vüt hverfum vera
gedsvinnari guma;
Pcer of red, pcer of reist,
Pcer of hugdi Hroptr,
Die folgenden, hier fklschlich angehefteten zwei Verse:
af peim legi, er lekit hafdi
or hausi Heidpraupnis
sind der zweite Theil einer Strophe, deren erste Hälfte verloren ist;
denn man kann gewiß nicht mit Verstände sagen p€er of rSi^ pcer af
reist, pcer of hugdi Hroptr or legi. Die noch obiger Halbstrophe an-
gehängten Worte ok or homi Hoddropnis sind nichts als eine durch
ok angeheftete Variante zum voranstehenden Verse; beide Namen be-
zeichnen ja ein und dasselbe Wesen.
Str. 14 (15) hat zu lauten:
A biargi stod med brimis eggfcur,
hafdi ser ä höfdi hidlm.
pä mcelti satt Mtmis höfud
frodlikt it fgrsta ard.
In der dritten Zeile war satt ausgefallen, seine Bedeutung jedoch
mochte in der Erinnerung eines Schreibers haften und er hängte defihalb
als ftinfte Zeile an: ok sagdi sanna stafi, wodurch er ft^ilich den Bau
der Strophe zerstörte. Ohne satt aber wUre Zeile 3 unvollständig.
b£lTR&6E ZUR KRITIK DER EDDALIEDER. if
Str. 15 (16) ist als liödfthftttr also herzustellen:
A skildt kvad ristnar fyr slAnanda godi,
ok ä eyra Arvahrs,
ä Alsviruu hdß, ä hveli er an^sk
undir reid Rögni».
I ist gestrichen nach ristnar: peim er stendr, ein unnöthiger, den Vers
ob anschwellender Zasatz, ferner pvi vor hvdi, weil es den Hochton
ben würde, folglich in Allitteration stehen müßte; endlich ist ok aus
m Anfange des dritten Verses in den des zweiten gesetzt worden,
ich wird der Strophe am Ende eine Zeile angehängt, welche jedoch
bst Str. 16 und 17 zu streichen ist. Beide sind in Starkadarlag und
thalten Zusätze eines Mannes , welcher glaubte noch mehrere Dinge
rchaus nennen zu müssen, an welchen Rimen eingeritzt seien. Ein
Icher Katalog ist aber hier im Munde der Sigrdrifa völlig geschmack-
} imd thoricht.
Str. 18 (19) ist echt, aber sie hat zwei Zusätze, welche den Bau
r Strophe zerstören. Sie hat zu lauten:
Aüar väru af skafnar, pcer er väru d rietnar*)
ok hverfdar md ihn helga miäd;
pcer 'ro med Amim^ pcer ^ro med Alfum,
sumar med xüeum v^um,
^ V. 2 wurde eingeschaltet: ok sendar ä vida vegnj offenbar am zu
gen, daU der Gebrauch der Runen im Heidenthume einst weit ver-
ettet war, was hier nicht gesagt werden dar^ da nur von den Runen,
i im Gebrauche der Götter waren, die Rede ist Nach dem vierten
vse ward angefügt: sumar hafa menskir menn; aber eben von diesen
tuen ist, wie gesagt, hier gar nicht die Rede.
Str. 19 (20) ist herzustellen:
Pat eru bdkrünar^ pat eru biargrünary
ok aüar ölrünar
kveim er pasr knä eer at heUlum hafa:
nüfUu ef pu namt!
idi V. 2 ist eingeschoben: ok mcetar meginrünar^ ein höchst über-
ttiger Zusatz. Zwischen knä und eer ist eingeschaltet dviüar ok dspä*
', was eigentlich schon in at heiUum liegt, denn sind sie viUar ok
ükor, so kann man sie nicht ser at heiUum hafa, — Der nach namt
• neuer Vers zugefügte Satz : unz riufask regln ist unsinnig, da Sigrdri&
ch nicht annehmen kann, Sigurd werde bis zur Götterdämmerung leben.
^ fito wieder ein Beitel dea «dv. L
emUMÜL Meas RetkB. F. (UIL) Jüa^.
18 KlIAKtTEL HOFFMANN
Str. 25 (26) ist also herzustellen:
AUt er vant, ef pH vid pegir,
pä pikkir pü med bleydi baintm:
annars dags lattu hans öndu farä,
ok launa svä lydum lygi.
Die nach V. 2 eingeschalteten Worte: eda «crnnu sagdr. haettr er heimU
kvidr^ nema ser godan geti haben etwas schalmeisterliches an sich und
zerstören die Strophe.
Str. 27 (28)^ 2 lese man vreidir vega, da reidir : vega niebt.
allitteriert.
Str. 35 (36) ist herzustellen;
Pat rced ik per ü fiunda, at pü trüir aldregi
vörum vargdropa;
tUfr er t ungum sgni,
pd luinn 86 guUi gladdr.
Die Strophe ward abermals zerstört durch die nach V. 2 eingeschaltetoi
Worte: hvers pü ert hrodurbani eda hqfir pü feldan fodwy welche nichts
als eine Erklärung von vargdropi sind, freilich eine allitterierend abge-
faßte, eben weil man sie einzuschalten beabsichtigte.
Str. 37 (38) V. 3 ist mit den Eopenhagenem lagü oder kyt statt
langt zu lesen, denn Sigrdrffa konnte gar nicht sagen langt lif^ langes
Leben, wenn sie, wie man doch annehmen muß, der Zukunft kundig war.
So, glaube ich, wird sich dieses Gedicht ganz ändert au8iielime%.
als in der bisherigen arg zerrQtteten Gestalt
ZÜRICH.
GLOSSAE MELLICENSES.
Die nachstehenden Glossen sind einer Vergil- Handschrift ent-
nommen, die im J. 1850 ftir die Bibliothek des Benedictiner -Stiftet
Melck in Oberösterreich acquiriert wurde.
Auf dem ersten Blatte findet sich am unteren Rande eine radierte.
alte Signatur, aus der sich noch die Worte herauslesen lassen: *Ad BiUio-
ihecam Monasterij Montis S. Georgii 1659*. Es lag daher nahe, an dat
ehemalige Benedictiner-Stift St Geoi^en im badenschen Schwarswalde,
zwischen Triberg vmd Villingen, zu denken*, genauere Prf&funic jedoch
atX)8SA£ MELtJCfiKBES. 19
s Inhaltes sowie der Lesarten dieser Vergil - Handschrift überzeugte
chy daß dieselbe identisch sein müsse mit der früher im Besitze der
nedictiner- Abtei Vieoht (oder Fiecht, bei Schwaz in Tirol) befind-
len, als Codex Viechtianus I bei Heyne- Wagner (vol. IV, p. 629)
zeichneten Handschrift, über die Jaeck zuerst in Seebode's 'Archiv
Philologie und Pädagogik', 1824, S. 686 ff. Mittheilung gemacht,
i die er ftbr seine Vergil- Ausgabe (1826) benützt hatte. Eine Depen-
\z des Stiftes Viecht ist die ly Stunde entfernte, 2940^ ü. d. M.
egene Wallfahrtskirche St. (jeorgenberg, mit einem Klostergebäude,
. vor der Erbauung der jetzigen , im Thale gelegenen großen Abtei
\ alte Stift bildete. Daher die erwähnte Signatur des Viecht-Melcker
dex.
Wie nachlässig Jaeck denselben verglichen hat, beweist schon
Umstand, dafi er mit keinem Worte die deutschen Glossen, die
1 in demselben finden, erwähnt hat. Diese Glossen, die meist neben
dnischen zwischen den Zeilen, seltener am Rande der Handschrift
len, und zum Theil nur mit der größten Mühe entziffert werden
UDien, sind der Schrift nach gleich alt mit dem Texte, obwohl sie
i anderer Hand herrühren. Die Schrift des Textes selbst — ab-
ehen von einigen Blättern und Blätterlagen, die zur Ergänzung ver-
mer Partien erst im 15. Jahrhundert in die Handschrift eingeftlgt
rden sind — gehört dem XI. Jahrhimdert an, ja die entschiedene
ilichkeit des Schriftcharakters mit dem der 'Formulae Salamonis'
St. Gallen oder Weißenaü (Sickel, Monum. graph. fasc. IV, tab. 5)
1 J. 900, oder der ^Annales Weingartenses' (Pörtz, Schrifttafeln,
h I, tab. 2, n. 3. 4.) vom J. 936, berechtigt sogar, die Handschrift
1 Ende des X., spätestens dem Anfange des XI. Jahrhunderts zu-
reisen.
Die Glossen, erstrecken sich über die Bucolica, Georgica und die
en vier Bücher der Aeneis, wozu noch einige wenige Stellen des
. Buches kommen. Hie und da treten sie in der bekannten Geheim-
rift auf, die auf der Vertauschung der Vocale mit dem im Alphabet
ächst folgenden Consonanten beruht. Sie stimmen unter den von
Steinmeyer (in Haupts Zeitschrift XV, 1 — 119) veröffentlichten
gilglossen noch am meisten mit den Pariser Glossen überein; doch
ea sie zum Theil auch abweichende Formen, hie und da auch wohi
ler Unbekanntes. Ihre Würdigung überlasse ich Kundigeren.
WIEN. EMANITEL HOFFMANN.
V
20
EMANTTEL HOFPMANK
10
15
iO
2r>
ao
85
Ed. I,
52. fiigus] chnolo
69. aristas] agana
71. quo] uaara
73. insere] pelzo. impito. propho
75. proiectus] nkdfrgflfgkt
82. culminaj firfta
Ecl. U,
2. delici&s] zart trat
11. allia] chlobelonch
„ serpyllum] chenela
18. ligustraj auintan
22. lac novom] Colostrum, piest
23. (solitos)] sc fuit cantare.
fanga
30. hibisco] Nibif faegenberhe
(ganz verwischt)
36. disparibas compacta cicutis]
coniuncta. untergleichen
41. capreoli] rehpocchiliu
„ sparsis (pellibus)] fehen
42. siccant (ubera)J Tugunt
43. abducere] frlxchfh
46. calathis] i'umbirinen
47. papavera] magon
48. anethi] tOli
50. caltfaa] binituga
51. lanuginejchozzana ^zweifel-
haft wozu gehörig.)
53. cerea (pruna)] rota l ge-
leuua
63. leaena] leuuon
64. sequitur] yagot
67. (solj decedens] fkgfntf
70. semiputata (vitis)] fnmer-
latun
73. fastidit] entuuerdot
Ecl. in,
8. transversa] enthuuereh
18. Lycisca] prbcchfb
27. disperderej uuinuueruon
30. mulctram] melcchubilo
^ alit] foukit
52. deponere (tecum)] geuuet-
ton
41.
49.
53.
87.
40 89.
92.
94.
100.
ü 13.
19.
45.
öl.
so 58.
H2.
16.
17.
55 21.
31.
7»
37.
39.
H.» 16.
84.
29.
42.
3.
«5 294.
radio] virga. mesgerln
numqoamj niohiiitti
uicine] gebur
petat] ftrche
rubusi prama
firagaj erdberi
nimium] ceuerro
procedere] furaoeidon
ervo] riotgral'e
Ed. IV,
vestigia] pilide
errantesj vagantes [priten
tan
hederas] ebeheuui
sandyxj uueit
nutantem] nagebuctemo.
anlikentemo
]fattet. pirtet
cni risere] zuonduogen
Ed. V,
paUenti] falab \ felialH
^kaum erkennbar)
salinncaj uuidili
rosetis] roftetiu
testes] heref
intexere] pinten
hastasi ftimga
loliumj ratan
Carduus] diftil
EcL VI,
serta] houbitbant
pulsae] irl'calde
EcL vn,
saetosi] burftaga
rusco] hulifboü. i. e. uua
holo
Ed. vm,
lynces] luhlk
Oeo. I,
ar^to] [gennanioe dieijti
heiftiro. (das ^ttigifUftti
merte scheint am Baiu
we^eAobiAUeiii SU sein.)
OL088AE MELLICCNfiES.
21
294. pectme] rauin
338. imprimis] zalererift
Geo. II,
79. finditur] kifpaltin uairdit
„ cnneiB] nnekin
'•* • (jfinditar) via] ida
82. frondes] zuoke
84. cyparissis] cedirpoumin
Geo. irr,
507. ilia] lancha
Aen. I,
32. errabantj krrptxn
'^ 33. conderej zagirtiftanne
35. spumasj ueima
36. inilniis] zprn
39. exnrere] airbrennen
45. acnto] noarfemo
* 47. coninnx] chunena
105. praeniptas] ftekeler
„ mons] keunel
111. breyia] dunni
^ syrtes] fantkeuurllie
*^116. volTitnr in caput] fturzta
aber hoabit
(ter>] saepias. iegliche
117. yertc«1 aaerbo
122. laxis] aissolutis. cergebenen
125. emissam] uzferlazen
*137. haec dicite] diz fagentimo
138. tridentem] atker
144. adnixas] znofpirderender
145. detradant] fearcton
„ tridenti] atkere
^149. seditio] contentio. ftrit
156. lora] bridila
159. portamj stationem navium.
rtäit
164. scenal inambraüo. louba
167. (sa^o) vivoj natarali. felp-
ooa lenemo
1» 174. silicis] flinfef
176. BOtrimenta] sarmenta. fpane
^ fomite] zantra
177. arma] instnmieiita. azzale
178. reramjAfortuBMvementinm.
106 204. casas] mittebori
212. frasta trementia] adhuc pal-
pitantia. fprata lontia
215. ferinaej sc. camis. vaild-
fleisc.
224. velivolum] uuintflougez
226. defixit (mmina)] niderbe-
cerda
110 230. fulmine] blicghe
„ terres] irbrutelif
246. premitj vastat. populatur.
oerot
251. infandum
254. subridens
ahlef
Tmierente
m275. fulvo] fblxfr
291. mitescent] quiescent keftil-
lent
313. crispans] fcaclendi
r, hafitiliaj Tpeer
320. fluentesj flädenta
ISO 323. maculosae] fehef
r, lincis] linx. labf.
3«S7. parpareo cothorno] mit par-
puraareie mogifcuobe (von
jüngerer plamper Hand; die
letzten drei Bachstaben von
porparaareie zeigen Rasa-
ren and Correctaren).
saras] aaaden
339. intractabile] anhantcreiflih
1*5 340. imperiam] regnam. hertuom
345. intactam] virginem. dierna
347. scelerelmeindade (von jün-
gerer Hand aafgefriscbt;
das letzte e wie es scheint
aas 0 corrigiert).
349. impias] fertano
350. dam] nalingun
130 367. byrsaml hüt
368. circamaarej umbeuahen
385. qaerentem] chlagonten
388. adveneris] comen bift
404. spiravere (odorem)] Ttanch-
ton
13Ö 435. facosj trenon.
fcrahrones. hvmuzi
4äti. Tedo\eii\\ ^^si^^tl
449. cardo\ «l^^o
22
EIIANUEL H0FFMA9K
140 455. artificumi uuerkmeiftero
465. humectatj madefacit. ge-
nazda
467. hac] per hanc viam. hier-
hina
469. tentoria] gecelti
470. prodita] mradiniu
145 472. ardentes] candidos. planch
473. pabola] iiioter
478. versa] tracta. kedunfenemo
480. erinibus passis] antfahfe
„ peplam] uuiimlan. ninih-
keuuate.
150 „ [palla pieta. aoinfila
490. lunatiB (peltis)] ßneuuerblen
497. (stipante)] stippa. stuppa.
auurche
502. pertemptant] pulsant. cIo-
fedant
505. testudine] camera obliqua.
fnibogo
155 508. Sorte trabebat] uuarf
512. dispulerat] cetreip
531. gleoae] uuafen
534. hie] dara
537. superante (salo)] üfburren-
temo iih
160 539. barbara] cmdelis. ferox.
heid I (das Ende des Wortes
ist weggeschnitten).
540. hospicio] felido
.559. (ore) fremebant] iaizton
564» eustode] huotare
580. iam dadum] g||;forn (iu?
radiert oder erloschen)
165 592. eboril helfentbeine
^ flavo] pleichemo
598. quae tii] duder
599. casibus] miffeburin
603. respectantl conmennemaut
170 622. vastabat] höroda
646. cari] fidelis. höldef
648. rigentem] fcärrenta. ftahenta
654. maximal herofta
„ monUe] omamentum gut-
turis. hÄlfgold
i75 662. recuTsat] unarbelota
67J. guoj unara
690. exmtj ahezoh (auf Rasur)
694.
697.
i»700.
704.
711.
712.
185 717.
718.
724.
726.
739.
190
740.
751.
17.
23.
11*5 28.
29.
52.
54.
55.
800
61.
74.
«0.
^ &.
87.
90.
94.
96.
«0 98.
99.
101.
103.
aspirans] redolens.
chmte
aulaeisl übihanc
discumDitur] gifezzan \
adolere] ftenchin
pallaro] könuf
(infelix)] (propter futu
casum. milTeburm
devota] praedestinata
meintiu
haec . . . haec] fiu . . .
interdum] fumenef
craterasl pachuueiga
lychni] liuhta
pateram] Tcftla
se proluit] pigoz. pitr
fih
crinitus] lancfahfo
nunc] interdum. fumei
Aen. U,
Votum] oblatum. 6pfei
sinus] portus. ftädi
desertosT errOmta
tendebatj tentoria fig
heribergata.
contorsit] coniecit fco
fata (deum)] uuillin
impuleratj kendti
foedare] perforare. er
ten.
fidens animi] palder
impetus] anatuht
finxit] (m)acheta (der
Buchstabe ist erlösche
vanum] pöfare
fiüsa SUD proditione]
mine. inzihte
in aima] auxiiia. follii
pellacis] dolod. ünchu:
tors] fbrtuna. ftita
promisi] pehioz
criminibus] inzihten
arma] ftita
ingrsta] undancparint
iam. dudum] nugi|||]
(zwei Buenstaben
6L088AK MELUCB5SES.
33
lOi. meroeniiir] gecemencke
choofiui
iull2. aeernifl] nutzzaldrinen
II 3. nimbi] Hegeregena
llö. adytisj mhufer
122. [ad tc^ndam facüonem
Boam. unauicefheit
12Ö. soeliu] factionem. üngaft
n 129. oomposito] ex pacto. ?oneo-
lemokemachoten
^ deatmat] kemeinta
143. nsqaamj iouuergin
143. fidee] triuaa
144. non digna] indigna. leid-
famiu
»148. obHvisoere] erkiz
159. tegant] firholan flnt
161. fidem] triuua
163. impiiia] fertftno
164. [(propter Palamedem oeci-
Bum eins) fiMstione. üngufte.
»173. Imninibus arrectis] oculis
valde apertis. uuiten
175. emiciiit] saltavit. fchr^chota
„ trementem] vibrantem. uuä-
nonten
184. piaret] purgaret kebuozu
186. educere] sursam erigere.
ufleiten
»&189. violaaset] erutulrti
195. periurij defbifuorDen
196. lacrimis coactis] kcbeitcn.
uzemunten
197. quos] nos. unfih
204. horresco referensj hier-
fagenta erfurchtihez
^206. Binuat] curvat gimuo-
fomoda
211. vibrantibus] lecheccnten.
kezalen
215. depaBcitur] fraz
217. spuiB] ringln
221. sanie] unfubridu
M&229. sceloB] meintat
231. laesent] tarota
f, intorserit] infcoz
236. (subiciunt) lapBus] fleifun
9 Btuppea] ftuuürchina
ISO 240. minans] eminens. ofTcor-
rente
249. festaj festiva. toldhaft.
254. instractisl keruften.
270. inBomnisj pro in somnÜB.
trovmin
273. lora] bittila
i^ 293. Sacra] heiligen
302. excutior somno] expergis-
cor. erbrnttitnuard
305. torrensj clingo
309. fides] mtus. nntriuaa
31 2. Sigea] promanctoria. btego.
hörn
siio315. glomerare] keuugen
320. Bacra] heiligin
327. transtolit] ferfiiorta
329. incendia miBcet] bc. caedi-
buB. dienflahton
330. bipatentibus] zuiualfon
M$332. anguBta] engi
334. Btricta] evaginata. erzogin
337. 338. quo . . . quo] d&ra . . .
d^a
344. generl eidum
356. improDa] kitigio
*7o 357, exegitj uztreip
363. dominata] herref'otiu
367. virtuBJ knetheit
402. paBsis (crinibus)] antfahfiu
409. delubri] cotefhoufef
^^ 416. quondfljnj uuilon
418. tridenti] angero
441. testudine] fkiltuueri. testudo
fuibogen
444. prensant] tiegen
469 und 485. primo in limine]
fomantigemo
280 471. coluber] ung
492. ariete] instrumentum belli-
cum. nÜA
528. portieibuB] forcihon
546. umbone] rantbouke
553. oapulo] helza
^557. truncuB] ft6ch. pötach
563. direpta] diripienda. behä-
rotiu ierdenfcülintiz (sie!)
j^ ca&\\&\ mtti^bianxi
24
EVANOEI. HOPFMANN
Ö66.
HOO.
«»606.
610.
612.
616.
624.
«»625.
626.
629.
6ni.
642.
MO 646.
647.
672.
697.
•
712.
306 714.
724.
725.
72«.
731.
aw 736.
737.
741.
753.
"6 7.'>8.
774.
776.
778.
781.
»» 795.
804.
(corpora ad terram) miBere]
niderliezin
talerintl k^totin
hebetati ketr&^t
tridenti] antgrere (sie!)
emit] uzuuelzit
nirobo] obombratio deomm.
fdlto.
considere] kenallin
ex imo verti] biftarcituuer-
den
omam] ähom
nntat] unxncot
coD^eniuit] chrachoti
Batis snperqne] nbargenuo^
lactura] penaorfini
iam pridem] iafom
in^rtabani] znohAfta
snlcus] tractas. diinf. (nach
f Rasur)
quae dicam] deidih
fprihn
iuxtn] darb!
passibaBJ veBti^^is. ferten.
opaca] dou^eniu
excitat] eruozta
evasisse] inflofa
confiisAin] kirtaz
eripuit] penam
re^one
reepexi
parte, halba
^oumemiiDan]
qua greBsam extaleram]
daribmihuz brahda
edax] azelinaz
steterant (comae)] ufTtuon-
tan
indulgere] dickelazin
eveniunt] incomaD
venies] cumif
sie demum] dohitemun
cessi] keuueih
Aen. III,
XMi
1. evertere
birtorzin
augor. uogiluuito.
o. ai^runiB
heililare.
^ [angarioin. heilifod.
7. ubij nu&r
:»'»
MO
ZUO- 9tt
.100
^bb
-W(»
.165
7. flistar«] f^tUUm
8. aestasT fümir
20. aoapicabiu] anspex. n(^
fcoua
22. inxta] darb!
23. vir^lta] rmnirUta
. hastilibiu] virgia. naofTc
24. acoessi] ane^reii^ieiic
25. frondentibiis] loobnenten
30. coit]coagidatiir.geriin(n(
34. agrestes rnymphas)] uoil
38. aarfirredior] anage^enc
., obluctor] in^rB^^imraiic
40. reddital ge^ban
43. tnlit] enncavit. zdh
^ Btipite] relpoome
45. confixum] ke^tnchao
.. ferrea Befi^eBl i'ma fluora
48. BtPterant] ufltaonten
51. diflideret] mifTedniodi
55. fas] fidern. trinna
56. mortalia] inennifjB^
63. caeruleiB] blaairouuen
66. cymbia] ce^^a
67. pateras] feftla
70. crepitans] thiozente
71. dedncunt] anefkiolten
80. idem] diorelbo
88. quem?] uaörun
^ quo] uuira
92. cortina] ue laben
101. quo] uuära
111. nera] cymbala. (kell«
p Itinnitu cymbalorum. g^
fkdllono
„ Tvaisptum. uueinod
[celaverunt. btien
112. sacris] heiligen
123. vacare] utron
125. bacchatam] uuinrebon
138. caeli tractn] ddnfe
139. luesj füht
rs letifer] ünganz
150. iacentis] ininligentef
155. canit] celit ,
167. ortus] burdic (d in T «*J
GLOaaAE HELLICENSES.
,212.
liln.
Hl»-
*22I.
237.
SJ«.
«2«.
II:
»421.
+2fi.
«7.
cftm'pio] ceieriler Bnrgo.
affcricho
caemleutt] bISudro
iohomiit] erfuHarcfeia
HequorAJ kiuuel
iactsmnr] keuuintuuert'uta
nimbi] bulirÖEin
harpyiaej fiiriae. hnlzmiiun
sesf exlulit) inbrahta
fnedUfima] honlih
hnc] dära
cHprigeuuiu] caprarui».
ketzn
thnros] (&£
clangoribiis] ruz
diflpainiTit] ceniiiurtin
delnfiKHe] kiflohini
TaDb aidera) lapsaej keäogin
dirignit] er'tdhota
rudends] f^galPeil
formidfltns] fo rdeler
tnon^tris] tmunterin
dixit| sc, fio
snrlil.iiB] lozzitnga
virtutem] fleffatiheit
»vuDCuIu»] oheim
excitat] anfint-hit
L-onfidprpJ keftitun
rere] ahtof
ante ■- . lentandiiKl ziMiii:ir-
belonß
ounil druiic
fetugl zülit
alba . . albi] bleib . . . bleih
viam] exitum. uzganc
ciinvulea] anagerlagnn
disailuintte] zeresbenfib
prrttimipl üontinuo. famaiit-
haß«.
baraihri] heligrunba
primal prima« partPB. obpr-
bmoclii^f
prtfltrema] sc. parte, mdar-
bridief
hamiB] catennÜM. ringelinan
fOnaml hxpt,piii!>
inilruit] keruitn
tabtegniiae] aa4mie
«020.
5^.
r..'}5.
549.
a Ö5ß.
562.
567.
569.
.571.
.07.1.
574.
582.
me,.
587.
593.
■' 594.
.597.
598.
fiOO.
fil7.
«679.
6S0.
textilibus] keiniebinan
obvia] aneuerdic (d in T
corrig.^
quibus] unfder
auctor) proavua. mudero
opaci] rcdteliha
?remio] manniiDti
(sopor) irriffut] infu^bita
explorat] errpeboda fd in T
paedimuB] ^.e^preltomaf
erebrcBcuntl kr''cknxn
dimittuntl fiSrefibdeoeiii
adoiemus] ftanchton
velatarum . . . aiit«iunarum)
bkhxitpnp . . . [fgblgfrtpnp
voces) döz
niminim] cernofdi
contorsit] zxiiubrpta
ad manes] hfllxD
epumam] Ccum
elisam] exclrisam. cemdreu
eyelopum] dürifo
raiuis] elafod
candente] oivea \ uuizzera
gl ob ob] cluuion
lainbit] lecchota
murmiire] dös
nubila] uui^lotiin
intempRBtal inactuüsu. un
ii<ierß;hafdiu
inluvieB] unfnbri
conaertum] kefrienit
baesit] subatitit. kcftulta
praecepsl kaer
Bpirabile] atamücb
cyclopis] dürifir
lumen terebramusj iierizin-
mef (sie!)
cum ftraho)] dazih
oomal comus. cKiirnilo-
bnum
addixij petneinta
(fluctua) aequarej irgruntin
concilium] keremine
coniferae] h^ritra^TV
nws. b6n
26
EMANUEL HOFFMANK
685. discrimine] untarfkeit
688. Ostia] kemundi
Aen. IV,
L iamdudom] gi uom
^^ 3. reonrsat] unarbilota
9. msomnia] riftfeloG
14. fatis] mirTebari
18. jpertaesnm] . . bidronzan
(sie! yor b Rasur).
23. impulit] Innil
*«> 27. pudorl reini
30. sinaiiij sc. ooolorum. ouc-
ring
32. carpere] consomeris. gin-
dotuoird
35. esto] unülno (sie!)
51. morandi] taaellinnef
*«5 62. ut (oorr. st aut)] (6te
64. consulit] ratfrigata
66. est] consumit. &z
68. vagator] nuadeloda (d in T
corrig.)
69. coniecta] gefcozenoro
r eerva] hinda
73. harnndol ftrala
79. pendet] naftet
83. incubat] lineda
87. propugnaculaj bmftaueri
pendent opera interrupta]
undemomeniu
minae murorom] pruftuucri
famam] linmint
9 furori] linluiminte (sie! zu
An&ng des Wortes ist ein
h verwischt).
95. femina] uabili (obwohl über
femina gestellt, dürfte es
doch vielleicht zu dolo =
malitia gehören).
^^ 97. suspectas] znrcriuua
98. moaus] m6z
118. ubi] röfe
121. indagine] mit fpore
126. propriam dicaboj gibu
4» 128. annuit] keiazda
131. venabula] (pidza
J37. limbo] foume
«7V
*« 88.
91.
139.
143.
4M 145.
148.
149.
151.
152.
495 155.
157.
159.
160.
soo 166.
»
170.
182.
505 188.
202.
207.
215.
510 217.
225.
250.
251.
259.
515 ^
261.
262.
264.
5» 283.
290.
302.
308.
355.
5S5 361.
393.
fibula] nun^il
ubi] föte
choros] corfanc
(crinem) fluentem] ung
tatuHL kefalbotiz
crinem] fÜht
lustra] cubilia feramm
dierioger (sie!)
caprae] Ttein^izze
pulverulentaj fteubenti
nos] dffa
illos] thia
fulvum] röten
murmure] doz
prima] ärifta
pronuoa Juno] himahi
iquae praeest nubent
lehihenden
specie] hönido
subten darunteri
tam] famo
sortis] huobitbandon
LenaeumJ uuinlihuu
semiviro] halpmanlihoi
comitatul genofcefdi
subnlxusj kechnufter
respicit] [gajgoumanei
(ga vom Sdireiber
wischt),
mento] kinne
riget] ftarket
ut primum] föfer
magalia] huttfin
stellatus (iaspide cd
kifteinit
laena] trembil
telas] uueppe
discreverat] unterprört
ambire] blandiciis circ
venire, petümmen
arma] instrumenta nav
(k^fkiziuc
ubi] föfe
tenet] kehebit
fraudo] defraudo. bitei
querellis] chlagungon
lenire] kelbchon
GLOSBAE rtELUCENSES.
27
398. deducunt (naves)] anefkiel-
ten
I, natati fleks
402. &rrisj eincomet
^ „ acervum] huffon
405. tnident] rcorkint (g von
zweiter Hand)
417. carbasiu] f^gil
433. spatiam] frift
443. Stridor] charrod
» 462. bubol hüuuo
463. queril querebator. fing
465. horrincant] kepruttint
491. omosi linbooma
49L pyram] facgari
^498. monatrat] zeigota
504. pj^a] rogo. facgre
509. crines emisal antfahfiu
510. Erebum] helligraoba
517. mola] melo
^534. procos] fnochenara
566. iam] noiu
573. transtris] fkefTtulen
575. tortosl keauunteniu
593. navalibus] fkefTt^tin
^599. aetate confectum] irduo-
lenan
605. foroB (naviom)] podema
612. precesj fldocha
626. sequare] &hde
627. quocumqne (tempore)] in-
(u^lehemo
«6 638. Jovi fltygio] Plutoni. beb-
;ote (verschrieben statt
leligote; t aus d corr.)
640. permittere] gefrümen
650 u. 671. que — que] ioh —
loh
E
673- pugnis] ffift
690. adnixaj linentiu
MO 694. Iritti] reginbogen
Aen. V,
8. ut] t6te
16. sinus] bdfima
25. remetiorj mizzo
29. quo! ubi. uuftr
5« 42. com] före
46. annuus — orbis] i&r
87. notae] ftrimelon
92. libavit (dapes)] friz
99. Acheronte] helligraobo
570 112. (vestes ostro) perpolsae]
durohunebeno
131. circnmfleotere (cursus)]
uuiderceran
163. palmula] ruodar
205. morice] tofus. tuapftein
310. habeto habat
Ä76 313. subnectit] gimnta (sie! ob
verschrieDen ftlr gurta?
oder fhr gimma und zu
gemma gehörig?)
- tibula] ringa
406. plumbo] büge
432. anhelitus] huofto
567. frontem] bflkh (sie!)
MO 604. fidem] i. e. malam. untriuua
Aen. Vn,
270. affore] antuuartcumcn
313. esto] nufiezfo
320. prae^ans] fuangar
352. taenia] nettila
28 KAKL SCUKÖOEB
BRÜCBSTÜCKE VON HARTMANNS VON A
GREGORIÜS.
Zwei PergameDtdoppelblätter in kl. 4^, Hand des 14. Jb.
jB^elöst von Buchdeckeln, mi Besitz des Cölner Stadtardiivs. Die l
Doppelblltter gehören sa einer und derselben Lage und folgen
auf das andere, bildeten jedoch nicht die innersten Blätter der
der oberste Rand des ersten Doppelblattes ist scharf beschnitte
daß eine Zeile zerstört ist Die Verse sind nicht abgesetzt, d<
der Regel der Anfimg eines neuen durch einen rothen Strich bezei
^Oere Abschnitte durch einen großen rothen Buchstaben. Die S
ist gut, zwar stellenweise beim Ablösen sehr yerblichen, immerhin
erkennbar genug, um über die Lesung keinen Zweifel zu lassen
Bl. V. Oregon* sprach h're 1503
Virbei^t iz nit so verre
Wolt ich gemach vor ere 1505
So Yolget ich uw* lere
Vn lieze in d^ mine mut
Want min gemach daz were hie gAt
Job di\t iz manigeme schaden
D' nut d' Uebede ist vVladen 1510
Vn Tirligit sich dnrch gemach
Daz deme arm^ nie geschach
Der do rehte ist gemdt
Wände d^ arbeitit vrobe gut
Den lib in manige enden 1510
Wie mohte er iz baz biwenden
Want ob er sich gewirden kan
Er wirt vil lihte ein selic man
Vn euch vb^ die laut
Vor manigen hVen irkant lo2^>
Daz ich heisze ein arman
Do bin ich vnschuldic an
Ich tra^ sie allisamit hie
Die hubin die mir min vat' lie
Sit iz mir nu gezrhit 152n
Daz mich die selde flrhit
Vn ich nit want iren grfiz
ICt frumikeite gedienen muz
Deiswar ich kw sie wol iriagen
Sxnen wol sich nur mere 'roaa^ ^5fif^
bSfTCRBTdrCKE VON HARTMAKN8 VOtT AUE OftSOORfÜB. 3^
Daune sie sich uocli iemafie virsagite
D* sie ze rehte iagnte
Säs sal man sie inovfen
Mit kvmbere selde koofen
Wan done swivelen ich nit an 1535
Wirt ich ein rehter ft&m' man
An iibe vn an sinne
Ich gediene wol ir mine
Vn bin ich ab^ ein zage
Sone miisze ich niem' drie tage 1540
Geleben so ich hinne keren
Waz solte ich ane ere
Ob ich mit reht^ arbeit
Mit sinne vn oueh bit manheit
Irwirbe gut vll ere 1545
Daz pset man mich mere
Dan deme sin vat^ wnd^ iie
Vn daz mit schänden zergie
Weis bedarf ich me dan ich han
Min [BL 1^] ors smt göt vll wolgetan 1550
Mine knabben biderbe vll gut
Vn hant vii getniwen müt
Ich bin ZV hamasche wol
Swo man gut biiagen sol
Do getrüwe ich harte wol genesen 1555
Diz sol d^ rede ein ende wesen
H^re uwer hulde si genigen
Vn des mit holden virziegen
Daz ich it lai^ir hie biste
Sone wil ich dich nit me 1560
Samen vor diser vrist
Ich höre wol daz dir emist ist
Swie vngeme ich din enbir
Lib^ svn nv ganc bit mir
Want ich wil dich sechen lan 1565
Waz ich noch dinis dingis han
Svs fArte in d^ getrAwe man
Vil sere weinede dan
In eine keminate
Die er yil wol biraten 1570
Mit sidenre wete vant
Vn gab ime in die hant
Sine tavele daz er las
Wie allime sime dinge was
Des was er truric vn euch vro 1575
Sin truren schAf sich also
Ake ich vb hie nv kvnde
JEr weinite vor der amd^
90 V KABL fiCttRODRE
Do er inne. was geboren
Do wid^ hatde er ime ireon[i 1580
Ghite vroide dar abe
Von hohir geburt ▼& von riohir habe
. . D^ er nit entwiste
Nv sprach d* tröwen veste
D* sin n*re was eewesen I58b
Svn nv hastv wol geleisen
Daz ich dir biz here han virdagit
Din davele hat dir is wol gesagit
Nv han ich mit dime golde
Gebarit alse solde .1590
Nach dinir mnt^ geböte
Ich han dirz in gode
Q^merit harte starke
Fvmfidc vfi zvenzic marke
Die han wir dir gewnnen 1595
Swie vbele iz wir kvnne
Mit sibenzehen yfi nit
Bl. 2*. (der obere Band Yerschnitten.)
habe 1601
Do biia^s dv dich schone abe
. Zy andmne gewiime
Hastn dikeine sinne
Nv antworte ime gr^orius lti05
Vü sere weinende svs
Owe lib* h*re
Ich bin virvallen verre
Ane alle mine schulde
Wie ich gotis holde 1610
Gewinne na d^ missitat
..Die hie vor mir geschriben stat
Vil lib^ svn daz sage ich dir
(Zeile nicht lesbar)
Gestastu bie d' rittirschafi 1615
Sich so merit sich die craft
geliche missitat
Vfi enwirt din niem^ rat
Do von so laz din irrikeit
Die dv ane has geleit . 1620
Vfi diene gote hie
Joch vb^ sach er dienist nie
Svn nv stant du ime hie se clage
Vfi virkoufe dine kvnsen dage
Vinbe daz ewige lebea 1625
8yn den rat im ich dn geibeik
BRü6fir8TÜClC£ VON KAtTTMANNS VON AÜE GReGORnTS. 31
Owe lib^ hVe min
Joch ist minir girde noch mere
Zv der werlte dan e
Ich engerüwe niemenne 1630
Vn iemer varende sin
Mir endv noch gotis enade achin
Von wanne ich sie oa* wer
Svn des bewise dich der
Der dich nah ime gebildet hat 1635
Siet dv virwirfis mme rat*)
Nv do er ze schiffe gie
Der abbet begab in nie
Biz er an daz schif getrat
AIsus riümte er die stat
Schier schieden sie dieitvgent 1645
Vnd* alt* vn iugent
So irgie doch von in beiden
Ein iemirlichiz scheiden
Sie enmohten d* ovgen
Einandir nit virlovgen 1650
Biz sie sich vor deme breiten se
Nit mohten gesehen me
Xv bot d* eilende
Herze vn hende
Zv hjemele vn bat vil verre 1655
Daz in
Bl. 2''. (der obere Rand verschnitten.)
were biwant
Er gebot den mameren
Daz sie den winden weren 1660
Nah ir willen vnd^tan
Vn daz schif lieszin gan
Swar sie die winde lerten
Vn andirs nirgg kerten
Ein Stare wint in do wete 1665
D* bileib In harte stede
Vn Vhrden in kvrzen tagen
Von eime stiirme geslagen
Vf sinir mät* lant
Daz was virhergit vfi virbrant 1670
Alse ich vch e gesagit han
Daz ir nit me was virlan
Nit want ir hoibit stat
Die onch mit kvmbere was bisait
•) Keine Lücke iu der Hä.
fß KA^h SCHRÖDER
Vll alse er die stat ane gesach 1675
Zv den mamerS er do sprach
Daz sie dar wenten
Die segele tu lenten
Do die bnrgere sahen
Daz schif dort z\' gahen 1680
Nu sazzite sie sich mit here
Disime schifle ze were
N^ irzo^te in d^ eilende
Frideliche hende
Vll yragite die bArgere 1685
Waz ir angist were
Des nam6 sie bisvnder
Alle michil Virnder*)
Daz er daz nit enweste
Ir einer d^ ^este
Vnd^ in sagete ime vil ear
Alse ich vch e waz in do war
Alse er ir noit hatde vimvmen 1695
Ehr sprach so bin ich rehte her ctimp
Daz ist daz ich eod ie bat
Daz er mich birente an die stat
Do ich ze d&ne vände
Vll mine ivnge stunde 1700
Nit muszig enlege
Do man vrlogis phlege
Oerüchtiz die frowe min
Ich wil ir seidenere sin
Ny sahen sie daz er were 170^
Vil harte lobebere
An liebe vfi an gute
Mit wiUi^eme mvte
Wart er Diherber.
Bl. 3\ de was gelegen
Nv weite er ab^ d^ masze phlegen 2100
D\Th die gotis ere
Sone gerte er nit mere
Wan daz ime diene solte
Fürbaz er nie enwolte
Die tavele hadte er allewege 2105
In sin^ heinlich^ phlege
Virborgen in sin^ veste
Daz die nieman eTm\«\/&
*) Keine Lücke in der H».
BBUCH8TÜCKE VOK HARTMANNS VON AUE GREOORIUa. tA
Die do bie ime vondeo was
An d^ er degeliche las 2110
Sine sAndelicfae sacfae
Den ovgen zv vngemache
Wie er geboren wrde
Vn die svntlichen bvrden
Sin* mvf vü sinis vat' 2115
Vnsere faVen god den bater
In beiden vmbe Luide
Vn enwiste nit d^ schulde
Die vf sin selbis rücke lac
Die er naht vll dac 2120
Mit sinir mvf vbite
Do mit er god betrübete
Nv was do ze hove ein magit
Also listlich so man sagit
Die virstünt sich sinir dage wol 2185
Als ich nv sagen sol
Wände sie d^ Keminat^ phlac
Do die tavele inne lac
Er hatde genvme zv sinir clage
le ein zit i deme tage 2130
Die er niem^ virsaz
Ny markite die i&ncfrowe daz
Swan sie in dar in verlie
Daz er lachende (keine Lücke der Hs. trotz
des fallenden Wortes)
Vn schiet ie alse ein rAwich man 2135
Mit roten ougen von dan
Nv yleiz sie sich mere
Innicliche sere
Wie sie daz rehte irsehe
Von wanne die clage geschehe 2140
Vn sleich ime einis taffis mite
Do er abir nah sime siten
Ze keminaten clagen gie
Do was die iuncfrowe hie
Vn bare sich 214&
^« 3^. (der obere Rand verschnitten.)
.... er an d^ tavelen las
Alse sin gewonheit was
Do er des harte vil getede
Mit weinene vn mit gebeite 2160
Do trAkente er die ovg6
Vß wante sine doygen
au. Mm» Mfc# r, am) jMkt^. %
9A KARL8CHHÖDKR
Vor alle d^ werlte ^ol bewani
Nv hatde die marit akvs irvam
Do er die tavele leite 2155
Daz irsach sie vil gereite
Do sin clage ein ende nam
Die i&ncfrowe vil sdiire kam
Zy ir frowen yn sprach
Waz ist nv daz vngimach 2160
Do Yone min h^re trAret so
Daz ir mit ime nit sit vnfro
Die frowe sprach waz meinistv
Joch schiet er nnweliche nv
Von vns vil vrolichen hie 2165
Waz mochte er sit er von nur gie
Vimvmen han die mere
Do von er trvric were
W^te ime solichis it gesagtt
Daz enhetde er mir mt virdagit ' 2170
lerne enist zv weinine nit geschehen
Dv hast entmwen misse sden
Frowe leid^ ich enhat
Deiswar ich sach in hvte stan
Do in ein rüwe eevie 2175
Die mir an min herze gie
Sich ioch was iz ie din site
Vil has mir do mite
Qemaehit manige swere
Dv engesa^tis nie gyte mere 2180
Noch baz dv getetigis
Wan dv böse mere segitis
Daz mir ze schaden gezvge
Frowe diz enist nit ein Ivge
loch enist andirs nit min clf^ 2185
Wan daz ich so rehte war sage
Sich nv meiniz dvz also
Entruwen io er ist vnvro
Ich wante [BL 4*J irs wistent michüs baz
Ja vrowe waz mac wesen daz 2190
Daz er von uch so gar virstilit
Want er nch andirs nit enverhilit
Zvare vrowe waz iz sie
Ime wonit ein erosze swerde bie
Ich han iz ouch me war genvmS 2195
Nu bin ich is an ein ende kvme
Daz er so groun kvmir treit
Den er nora niemafie \a\ g«Mid
V.'..*.
MtOCHSTÜCKE VON HAHTMANNS VON AUB GREGORIUS. 35
Sit daz er dissis landis phlac
So enliez er nie dikeinen dac 2200
fk* engienge ie wid^ morge
Eine virborge
In die keminaten
Vroiden wol biraten
Swie vrolichen er dar in gie 2205
So schiet er ie zeivngist ie
Herüz vU harte rAweyar
Doch genam ich iz nie so rehte war
Aisich häte han getan
Do ich in sach dar in gan 2210
Do stail ich mih mit ime dar in
Va bare mich do biz daz ich in
Vfl alle sine geberde irsaoh
Ich sach in groz vngemach
Von michilre dage began « 2215
Vn vor ime han
Ein dinc do ane geschriben was
Do er daz sach vn las
So slüc er sich zv den brAsten ie
Vn bot sich an sine knie 2220
Mit yenien vil dicke
Vn manige vf blicke
Ich engesach niemä mere
Weine also sere
Do bie irkante ih harte wol 2225
Daz sin h^ze ist leidis yol
Wan done zyiyele ich nit an
Vmbe einä so h^zeten man
Swo deme ze weinene geschieh
Daz ist ane h^ze ruwen nit 2230
Alse ich in hvte weine sach
Die frowe triiricliche sprach
Owe minis lieben hVen
Waz mac ime dane gewerre
BL 4^ Mir ist sinis kymberes nit mere kvnt 2235
Want er ist ionc yn wole gesunt
Vn riebe ze ^t^ masze
Dar ZV ich mt enlas^n
Ich envare sinis willen alsich sol
Deiswar des .mac mich lösten wol 2240
Want ers wole virschAlden kan
Hat dikein wib dikeine dörer man
Deiswar daz lasze ich ane ssom
Wan erenwart weisgod nie gebom
S6 KARL BARTSCH
Owe mir armen wibe 2245
loch engischach mime Übe
Nie dikeiner slahte göt
Noch oYch niem^ gedöt
Nit wan von sin einis tüget
Nv waz mac ime zv sinir i^gent 2250
So vile ze weinine geschehe
Als ich dich do höre iehen
Sv dv mir etzliche rat
Sit er mirs virswigen hat
Wie ich sin leit inrare 2255
Daz ich mich doch an ime beware
Ich yoilite ob ich iz mir sagen bite
Ich verlieze in da mite
Ich weis wole waz Sache
Ze leide ze leide od^ ze yngemache 2260
Ime geschehe die ze saeene ist
Die enhele er mich dikeme Trist
Nv engere ich noh die zu dikeiner geschiht
Ze wiszene wid^ sind holden nit
Wan daz mir die dArch ein list 2265
Alse not ze wiszene ist
Ob sin smerze
lender abo were
Daz ime min helfe dohte
(der folgende Vers vom Schreiber ausgelassen)
Daz er mich ie dikeine eeschiht
Sie züge zefirihnen od^ mt
Verswige des waz ich vngewon
Vfi bin wol gewisit do von
Daz er mir diz yng^ne sagit 2275
Nv rate ich vch
K. SCHR{)li)£R.
Bei der geringen Zahl von Handschriften, die ans Hartmai
Gregorius überliefert haben, ist die AufEndung von Bruchst&cken eii
Denen Handschrift nicht unwichtig, und daher verdienten vorstehei
Blätter einen vollständigen Abdruck. DieO um so mehr, als sie \
einer guten alten Quelle beruhen; denn darauf deutet schon der D
stand, daß sie in fortlaufenden Zeilen, ohne abgesetzte Verse, |
schrieben sind. Ihre Heimat haben wir in Mitteldeutschland zu such«
daraus erklärt sich auch das Beibehalten vieler in der oberdeutad
Sprache des 13. Jahrhunderts abgeworfener e, die jedoch in mancd
Fäüea mit des Dichten eigener AuasptacVie tiWxräiAtmTSAii und lei*
BRUCHSTÜCKE VON HARTMANNft VON AUE GREGORniS. 37
Mu dem Original herübergenoramen »ein können. Der Text steht zu
keiner der erhaltenen Handschriften oder Bruchstücke in nächster Ver-
tiodtscbaft: bald zu dieser , bald zu jeuer neigend, hilft er zuweilen
Lesarten, selbst Conjecturen der Herausgeber bestätigen, anderwärts
rideriegen. Es sei erlaubt, das wichtigere zu besprechen. 1509 wird
ie von mir (Oerman. 14, 429) vennuthete Sehreibung manegeme, wo-
arch ja nicht in den Auftact zu kommen braucht, bestätigt, joch fttr
I, welches die Bruchstücke hierund 1611. 1622. 2164 haben, ist vielleicht
SS echte Auch im armen Heinrich 638 und öft;er hat (oder hatte) die
braßburger Hs. joch, was die Herausgeber unnöthig in jd verwandeln ;
;1. mhd. Wb. 1, 77S*. — 1516 bitoenden bestätigt die Lesart von A E
wenden; es wird zu lesen sein wie mökte ei'z haz bewenden*) — 1517
I auch die Bruchstücke, die wir mit H bezeichnen wollen, yewirdeti
sben, 60 wird Bech seine he&art gevürdem wohl kaum aufrecht erhalten. —
518 die LfCsart stimmt mit£0 gegen A: gleichwohl glaube ich nicht,
aü sie die echte ist, so wenig wie die von A, sondern Hartmann
chrieb er wirdet ein taelic nuin, was bei der im 13. Jahrh. üblichen
Lassprache wirf zu kurz schien ; daher die Änderungen. — 1521 arman
hr armen man mag leicht das echte sein. — 1524 hnbin bestätigt die
>esart von A; Bech hat daher wohl Recht mit seinem Vorschlage
lie huobe mir min vater lie, — 1528 die Hss. gehen auseinander: A hat
nä frumckeit verdienen, £ mit frumckait ich sey dyenen, H mit frumi-
'^äe gedienen; das richtige ist mit frümekeiU dienen, — 1531 die Lesart
roo AE wird durch H bestätigt; und so ist auch zu schreiben dan $1
uk noch ie man versagete. Soll die folgende Zeile ebenfalls über-
icUagende Silbe haben, so muü auf der die erste Hebung fallen. —
153 1 grozem in A, das E H nicht haben, ist hier ebenso wie 1509 ein-
^hoben; aber auch gaelde ist interpoliert, es hieß entweder mit kum-
er erkoufen, oder da EH kouftn liabe'U, mit kumbei'e (= H) kaufen,
rts dem Dichter wohl noch zuzutrauen wäre. — 1540 eone wird richtig
dn; darauf weist auch schone in E. — 1547 bestätigt H Lachmanns
lesseniDg. — 1557 bestätigt H die Lesart von A, die allerdings wegen
ies folgenden htUden auffallend ist; aber doch wird man jetzt Bedenken
ragen müssen, E zu folgen. — 1562 auch hier stellt sich H zu A mit
orifl^ wofilr £0 sich, F verstee gar. Die Abweichungen sind auifallend
ad laisen vennuthen, daß keines der hier stehenden Worte das
nfMüngliche ist. Ich vermuthe, daß Hartmann entsebe schrieb, ein Wort^
las in mhd. Zeit allerdings überwiegend mitteldeutsch ist, aber doch
«eh bei Gottfried (Trist. 845) vorkommt Der Schreiber von H müßte
Uerdinge höre aobon in seiner Vorlage geiuudeu W\>^Ti^ ^^\!Ckx '^fiK£w
Sg R. BABT8CH, 6EUCR8TÜCKE VON HARTMANNS VON ATOS OBEGO]mn.j
würde ent$eb€ nicht anstößig gewesen sein. — 1563. 64 der Reim
wie in £. — 1583 i fehlt wie in A, auch 1589 stimmt dime sn
in A, statt dem, wie 1594 mit ßtnfisic statt ftlnfeehen; ich glaube,
1589 dim zu schreiben ist. — 1597 scheint der Schreiber gleidi i
1599 übergesprungen zu sein; vielleicht übersprang er eine Zeile eeintf;
wie Prosa geschriebenen Vorlage. -- 1602 scMne hat auch H, Ubereü^
stimmend mit AG; es wird also immer in A, das GH nicht haben, fli
streichen sein. — 1607 vil fehlt (= AG^J mit Recht; Bech hat es anA
nicht aufgenommen; ebenso bestätigt 1612 H die Lesart von AG «li
Bech, gegen £, der Lachmann folgte. — 1636 fehlt nü wie EEG, lai
ist wohl mit Recht von Bech gestrichen. — 1642 hat die fhr den Voi
nothwendige Form abhet sich nur in H erhalten. — 1645 diu hahi
übereinstimmend alle Hss. (AEH); auf die richtige Lesart iUirt H:
8wie 8^e gesctieiden ti diu tugent. — 1646 ist die Lesart von H vie^ -
leicht der von E vorzuziehen. — 1660 bestätigt H die von Bedi fcei-
behaltene Lesart den winden, woffar Lachmann gegen alle Hss. dht
Unden, — 1677 xcenien, den mitteldeutschen Conj. ftlr wanien hat H,
und dieß Verbum auch alle andern Hss., A wcaden (nicht wcmidtm)^
wanden EG. Es sind daher beide Zeilen zu lesen
daz si dar wanien
die segele unde tonten,
oder auch und die segele lanlen (vgl. AG) wäre denkbar. — 1680 dort H,
wie EG, und dieß ist die richtige Lesart. — 1698 hraehte H = EG. —
2136 die Lesart wie die von G; vgl. German. 14, 430. — 2140 fllr
tcd von in AE hat H van toonnS; keine von beiden Lesarten ist dift
echte, sondern Hartmann schrieb von tcnu; vgl. Untersuchungen üb. d.
Nibcl. S. 190. — 2143 Uagen, das Bech aus EG aufgenommen, wM
durch H bestätigt. — 2148 alse ist die richtige vom Vers gefordote
Form, die keine andere Hs. hat — 2158 gehen die Lesarten an»-
einander:
A diu mögt vü harte sekiere quam
E harte schiere
H iuncfrowe vil schiere
G maget schiere.
Letzteres ist offenbar zu kurz. Das echte war diu maget nile seUtri
kam, was, wenn man vü las, zu kurz war; daher schrieb A ml hmU,
E hartCj H vertauschte, um eine Hebung zu gewinnen, maget mit /sa^
frawe. — 2160 haben AG frawe, waz ist der ungemach, H wob uI m*
daz ungemach Ich halte yrotoe und im Air Zusätze, waz kann, da der!
Nachdruck darauf liegt, durchaus die ext^\ie BftV^tisi% txsygen. •*- ^Itf.!
J. 8TB0BL, HOCH EINMAL DAS NAMENIIÄTRSEL DES PSIlfAS. 39
sstitigt H LadiinaimB Conjectar. — 2169. 70 mag leicht die Lesart
m EH gegen A Recht haben. — 2181. 82 hat allein H das richtige
dageiewi : sagetett bewahrt, das Lachmann herstellte. — 2187 weichen
le Hsa. Yon einander ab, A sich, meinest duz doch sd, E sich $8 meinest
a doch also, H sieh nu meines duz alsd. Hartmann schrieb sieh, meinest
0 #0/ soj nuj doch, al sind Einschiebnngen. — 2201 H = E, wahr-
liemlich das echte. — 2208 nach den Lesarten von H(E) wird zu
sen sein iehs nie. — 2215. 16 auch hier ist den Lesarten von EGH
er Vorzog zu geben: in der zweiten Zeile hat £ und ieh sack in vor
n hän, G und sach in vor im hän, H un vor ime hän, A hegen unde
mr im hän: hier hat H das echte bewahrt; der Vers ist zu schreiben
wie vor ime hdn; vgl. Genn. 14, 429 zu V. 1469. Dann muß aber
ogän das andere Reimwort gewesen sein, und die Lesart von A in von
mmasdicher klage began verwandelt werden: sie ist durch das Bestreben,
ie folgende Zeile zu verlängern, veranlasst — 2221 H bestätigt wie
\ Lachmanns Conjectur, nur wird nach GH(E) zu lesen sein mä
mgen, wobei venjen Plural oder Verbum sein kann. — 2235 in niht mer
ümmen AGH flberein; es wird daher m^ wohl beizubehalten sein. —
242 in Bezug auf hat stimmt H zu A gegen EG, denen Bech folgt
jewan): nach uüp folgt dikeinen, wie in A einen, in E ein, und es wird
icht SU streichen sein: man lese hdt dehein uüp keinen tiwerren man. —
344 weiz got ^ A; ich halte wadlich, Lachmanns Conjectur ftlr waer-
bch in E, die Bech aufgenommen, nicht Air gut; denn sie schwächt
Se Bestimmtheit des Ausdrucks. — 2249 bestätigt H Lachmanns Besee-
vng. — 2255 alsS, das Lachmann aus E aufnahm, hat Bech mit Recht
gestrichen; es fehlt AGH. — 2257 ichn mirz zu schreiben ist nicht
lothwendig, in versteht sich als Ergänzung von selbst
K. BARTSCH.
NOCH EINMAL DAS NAMENRÄTHSEL DES
PBIMAS.
Der Aufsatz in dieser Zeitschrift 16, 306 veranlasst mich meine
inmal gefundene aber ftlr andere Zeiten zurückgelegte Deutung hier
litzutheilen, damit nicht neuerdings Mtihc und Zeit wie ich meine
achtloser Weise darauf verschwendet werde. Der Name, den ich finde,
hrt uns nicht so weit wie der von J. Grion und K. E. H. Krause
nrausgeklfigelte, aber es entspricht ganz diesem ^^roteosartii^^
40 '^BlßL 8TEFFBNHAGEH, 0RAB8CHRIFT AUF NEIDHABT FDGBI.
Manne/ datt er uns, wo wir Um zu haben meinen, wiederum entg^
Denn er nennt sich uns nicht mit einem neuen Namen, sondern iBit.f
einem schon gekannten: Galtherus..
Littera bis bina um dai vel syllaba triaa, wobei der iKchter das fl
wie griech. ^ als äiueu Buchstaben behandelt.
Si mihi demcUur capiU ex reliquo genet'auer
bettia
Caput ist aber nirgends das üaide, sondern der Anfang also (Gsl)
therus =" d^po^.
81 oaUer pennis ero teeta decenUsr d. i. Gal^thur)u8. Das Feminii
tecta erklärt sich genugsam aus bestia.
Wenn wir den Namen umwenden, erhalten wir freilich kein schdnei
reck ßow oder kru$ wolf, aber wirklich nil.
MÖDLING, lt. NoTerober 187t. J. 8TROBL. 1
GRABÖCHRIFT AUF NEIDHART FUCHS.
In MS. 1304 der königl. und UniversitätsBibliothek zu Königs-
berg auf der Innenseite des Vorderdeckels ist folgende Grrabscfarift in
Lateinischen Distichen im J. 1479 eingetragen:
Epitaphium Neithart vochs circa fepulturam fuam wienne.
Strennuus hie faxo miles neithart operitur,
Co^ominatus vochs, ingenuus genere.
Qui dedit hoftibus hie et tranfnuure bella paganis
jHier fehlt der Pentameter des zweiten Verspaares.]
5 Sub nota fuam q^ finxit carmina panxit,
Per q) eins hodie gesta canunt populi.
Qualiter in czifelmawr vexauerat ipfe colon*,
Quorum quis primam fumpGt ei violam
Ex prato q{ locum viele cum ftercore texit,
10 Tale nephas neithard reddere curat eis.
Vt monach*, Tic ralit eos veftitque cucullis.
Hos pupugerunt, quas vafe retundit, apes,
Ven^s (1. ventres) de funsis doluerunt, quos dedit üUs^
Vngento demum fecit eos fetidos,
15 In fporta effigies fimiles eis attulit ipsis.
Huc fua non fcribi ßngula (fehlt £Etcta^ queunt
•Do pacem agriculis,'' cecinit, «nee plus fiunulari
Inmundo mundo, fed tibi, x*, volo.'^
Hie ftans dicat: ei da, x*, locum requiei,
20 Att eciam conctis^ quos humuE Ute te^V
I
FEDOR BECH. VON DEM ÜBELEN WKIBE. 41
Von dieser Gh^bschrift findet sich in den Beschreibungen des
rmbmals keine Spur. Vgl. Franz Tschischka Der ^t. Stephansdom in
Hen, Wien 1832. fol. S. 20 f. and die Abbildung auf Kupfertafel
XXXIV; von der Hagen Minnesinger V, 266 f. und Wackemagel
lenda IV, 438 f., 441. Mittheilungen der k. k. Central-Commission
DT Erforschung u. Erhaltung d. Baudenkmale. XV. Jahrg. Wien 1871,
eilagen S. XVII f. Ein ^Epitaphium Neithardi*' von Wolfgang Ehainer,
Bern Priester in den ersten Jahrzehnten des XVI. Jahrb., nach einem
[S. der Wiener Hofbibliothek ist mitgetheilt von Jos. v. Bergmann
1 den angefahrten ^Mittheilungen^ 1. c. S. XL VI. — Während Vers 3
nf Neithart's Kreuzzug (Haupt S. 108) anspielt . sind die im V. 7 ff.
srührten Schwanke nur aus den unechten Liedern zu belegen. Den
erühmten Schwank vom ersten Veilchen behandeln die Lieder 2,
, 4, 5 des alten Druckes, Hagen MS. IH, 202, 297, 298 mit IV, 436
ad Wackemagel 441 mit N. 5. Vers 11 betrifll die alte Fabel von
en zuMönchen geschorenen Bauern, MS. IH, 302 undWacker-
Igel 441 mit N. 2. Zu V. 12 gehören die Lieder ^Nithart im vaz''
ad ^Der brem** MS. III, 194, 195, Haupt p. XXX ff.; zu V. 14
Diu salbe*' MS. HI, 238; zu V. 15 endlich .,Wie Xcidhart mit
iaem korb kam ghen Zeysolraawr und geschnitzet bawren in
Im korb hctt** MS. III, 3()3. Die in V. 17, 18 angefilhrten Worte des
)iehtflrs sind den beiden letzten , bei Haupt 8. 220 f. ausgemerzten
krophen des echten Liedes ^Der werlt urloup'' MS. III , 254 ent-
lommen.
KÖNIGSBERG, im Juli 1871. Dr. £M1L STEFFENHAGEN.
ZU DEM VON M. HAUPT HERAUSGEGEBENEN
GEDICHT: VON DEM ÜBELEN WEIBE-
VOM
FEDOR BECH.
V. 50—64: und gpriche ich Bwan, #t spriehet mz; ^
spriche ich wtz, si sprichst moarz;
nü hüete umbe den naesnarz
9wer eltchen neme ein unp.
In Betreff des schwierigen Wortes nacenarz hat Haupt in seiner
Afinerkoog Smzu sehr pjwsend verwiesen auf eme&V«^^ vn^^xY^AoAst
42 FEDOR BECK
und in der Strafibnrger Handschrift des Rosengartens: ir (Kriemluldi)
neckü $int gemeä, mich dtmket an den sinnen, do Vdiff ein wunderUAtf
snariz (Pßilzer Handschr. do louff ein schwariz) sowie auf die RedeMh
art: einen fckelm, einen Jchalk im naeken haben. Freilich geht dantf
noch nicht hervor , was eigentlich der snarz im Kacken gewesen ml,
so wenig wie ans der vom Heransgeber angeAihrten Steile des Bemflr
Idiotikons: enarz gcomma, märze aeuleatie verbis uti erga idiquem\ v^
anch noch Stieler 1888 der schnarz, eeknärz, ronchue- futäie, nfih
eüiosue, aeerhus, vilis rei ae/Hmatio,' Stalder TL, 340; in fthnlicfaem Simil'
schon steht das Wort bei Meister RumÜlant nach MSH. U^ 369^ w "
(der Schwalbe) arme quiäel zwitter echürfen snarz oudi eange lägdp
weniger klar dagegen and mehr durch den Reim bedingt in Lst*'
bergs LS. I, 632, 62
got ist der obrist oHsst,
daz er aim der sünden snartt
tuenden kan der sündig ist.
Der snar2 im Nacken der Frau, vor dem junge Männer, die sidi ve^
ehelichen wollen, in unserem Gedichte gewarnt werden, muß doek
etwas gewesen sein, das fhr ein Anzeichen, ein Merkmal galt, ans den
man auf den hochfahrenden, widerhaarigen, halsstarrigen Sinn eiasr
Frau zu schließen pflegte. An gewisse Haare im Nacken (ver^. die
keifhaare ^ vmkhaare Deut. Wort. V, 445) als anerkanntes Anaeidiei
der Zanksucht zu denken geht deflhalb nicht an, weil dann schwwKdr
(wie im Rosengarten) gesagt werden könnte: der snarz laufe im Naekea;
eher ließe sich ein Hautmal (vgl zankfleck bei Adelung) oder dne
Ader (vgl. 6. Abent. H, 91, 150 soU st mir triuwe gelden Mit tmfrwctfs
und mit scheiden, Dar an het ich vU schiere erspurt, Daz sie ein bona
dder rÜTt) vermuthen, wenn nur solche Zeichen als bedeutongsvpll
gerade im Nacken sich nachweisen ließen. Daher neige ich au dir
Vermuthung, daß unter nacsnarz eine besondere Kopf- oder HaktradA
verstanden worden sei, und zwar ein haubtgd}ende, ähnlich dem «iiSr-
rinc, jenem z. B. von Wolfram und Berthold erwähnten weiblichen
Kopfputz (vgl. Zamcke-Müller H^ 450*), wenn es nicht gar dasselbe
bedeutete; snilrrine und snarz sind wenigstens von ein und demselben
Wortstamme und können ihrer wörtlichen Bedeutung nach schwerlick:
weit von einander abliegen. Dieses gebende konnte dann benannt seil
nach dem eigenthünilichen gesnarre oder gesnüarre (Zarncke-MtÜler IT» «
449^, vergl. auch rüfch bei Uk. t. Liechtenst 259, 27 u. 30), naoh^
dem rauschenden Ton, den es beim Bewegen des Nackens odfer Kop&i|
veranBcbte, JedeD&Ua war solcher Kopfputz nur bei reicheai v«^l
VON DEM ÜBELEN WEIBR,
43
men Frauen zu finden, and eß Iür sehr nnhe, ihn als Zeichen
t Hochmuth, oder widersppnstifrer Sinnrsiirt aiifzufnasen. Ist diese
'muthung richtig, eo ist es vielleicht auch erlaubt eine Andening in
Liede Walthers selpvnr ein icip, nn \nze r^i ganzfieher staele
. w. 111, 13 Lachm. = m, 15 Rif^ger vorzuschtagen Der Dichter
teilt dort einer Fmu, welche sieh mit ihren nattlrlichen Reizen be*
und eitlen Kleidertand und HaarHchmuck verschmäht, eeinen
und flihrt dann fort: ja hoere ick gmtie von ir gunliu mfwr«,
r txil h'^r <if ijeliinidfn hdt. Bi ir ■nuinerfiu hin ze ki'reh^n g^t,
I ir »töarzen nac vil höhe blecken Ut. Ich traene d(i% gehende itng-
r »W. DaÜ vornehmere, reichere Damen gemeint sind unter denen,
ihe neben der erst genannten auf dem Wege nach der Kirche
«Ich hervorthnn und trotz ihres Putzes ihr an Reiz nachstehen, geht ans
AtVB Gegensatze hervor; dann aber scheint mir der wnrw nac nicht
Ich machte daher lesen: diu ir nnctnai-x hSke blecken lät.
, dem letzten Verse ergfthe sich dann anch, daß der snarz ein
irf« war; vergl. auch »chnatz und schnatzm bei Vilmar Id. 361.
. 79 — 81 sprich« ich gtiol. »t »prlchet ilbel:
ipriehe ich kiiimp aljinm ein atclibel,
«t gprichd reht aUnm ein zein.
\ ftdiwcT 8U boBtimniendes Wort ist hier sicilhef, über das auch der
[eher nichts zu sagen weili; es findet sich bia jetzt nirgend»
■ überliefert. Wenn man jedoch bedenkt, daß unter Einwirkung
) voransgeh enden w das i (e) in einem Worte öfter in « oder fi
•©lit, — man vei^l. die Beispiele bei Weinhold Bniriaehe Gramm.
K45 — 46 und Alemannische Gr. S. 31 , denen sich beifllcen lassen
mttrrgiden im Leben der heiligen Magdalena 80" nach der Wiener
tchr.; atcüren = gicirea ßttiicn tonsiUn in Weist. I. 252; wlippe =
t bei Zamcke-Müllor III, 612'; mtipfel = nnpfel in Kiinigsh. 136",
■ =: wefcer in Bithmers Urkundenb. v. Prankf. I, 637; die
h/Ünten) in Martina 4, 108 und 60, 71; jotM = h.jW 323, 21;
jfjnrte/) Laßb. LS. III, 409, 389 u. s. w. — so könnte man
sla dialektische Nebenform zu meihel fassen; swibel aber wird
Ibüi Diefonbach Gloss. 431" als tJberaetKung Xu pessubis geratura lignea
^cftlhrt aus einem Voeabular des 16. Jahrh.j ingleicben findet sich
l and gnfgmisieiebel, bei Frisch II, 224'' fltr Galgen Schwengel ; ferner
[StoWor II, 363 »chwibel, gchideltnl, »chwiebele f. ^ Handhabe, die
1<e Quere steht, z. B. an einem Ruder, an einer Sense, oder ^cin.&
I. welche mau dfti Äfegen au den Hals hängt, A;itvi\^. *w^ t\\Ä\V
äaoe brechen;" man vergj, auch das Zeitw. Kuib«l«n \u ^o*.-
44 FEDOR BECH
frieds Tristan 9044 nach der Florentiner Ra^dschr., sowie mcibeUu
in MSH. III, 196. Zu pesmbis findet sich aber bei Graff VI, 409
Form scubil beigeftigt und statt dessen auch subil, vergl. Diefenb. l
subtel, mbel vel ligerinc.
V. 84: seht wie ein seUeschaft dat si.
Hier hat der Herausg. einer metrischen Ansicht zu Liebe die in 01
deutschland sonst allein übliche Form geselleschafi, welche die Hands
enthält, nicht beibehalten. SeUeschaft wird sich kaum aus guten o
deutschen Handschriften nachweisen lassen (vergl. Orimm ttber i
' dank 52); es tritt so ziemlich in eine Reihe mit seile spile verie, a
mit spenge buH, die man jetzt in d^n neuem Textrevisionen statt
in Oberdeutschland herkömmlichen Formen geselle gespäe geverte gesp
gAurt zum Theil gewaltsam einzuführen sucht. Man trifft sie sehr se
und höchstens nur in solchen Handschriften, die den bessern an W
nachstehen. Von sMes^igß kenne ich nur ein Beispiel aus einer In
linearversion der Benediktinerregel (cod. Stuttgart 4*, No. 290,
dem Anfange des 13. Jahrh.) fol. 21\ seVUscaft eonsortio, das mir Fi
Pfeiffer früher mittheilte ; aus welchem Theile Deutschlands der Verfa
jener Handschr. stammt, weiß ich nicht ; sonst ist ja bekannt, daß d
Form nur in md. und mnd. Sprachdenkmftlem angetroffen wird,
z. B. die Varr. zu Iwein 5110, v. d. Hagens Germ. X, 174^ Chro
d. D. St VL, 495.
V. 150 so sieht #t mir siege vil üf hende und üf die knilbele so i
gruntübele; zu dem Adverbium grantübele, das in der Anmerkung
gnuUboese aus Helbling 7, 811 verglichen ist, verweise ich auf RuL
Merswin, Buch von den neun Felsen, 59 ach herzeliep mtns, wie
barmet mich dis s^ gruntäbele! ebenso S. 84 und 88.
V. 164 — 165 n wart mir nie so strenge,
si werde mir noch strenger;
ivß zweiten Verse wird wohl mit demselben Rechte wie in V. 90
f^ si zu schreiben sein.
V. 243—256 dd ich si (=-. Saelde) mit vlize bat
daz si mir ze wibe
gaebe diu mim Itbe
wa£re wol ze mäzen,
daz hat si leidet Iclzen
und hat mir ein wip gegeben
daz K mir alle die nu Üben
vm$ner sint gebezzert,
min jctuist ist t)ermencrU
VON DEM ÜBELfiN WEIB£. 45
ich wände S ich genaem$ «i
da^ nindert zwd oder dti
lebeten al$8 guate:
des tet u* unzemude
daz ei U guaten tciben
mit lobe welle beliben.
Eine große Schwierigkeit bietet hier wieder Vers 250: n^ kunet
vermezzert. Ob und welchen Sinn der Herausgeber darin gefunden
tf darüber schweigen die Anmerkungen. Nicht nur aber die Bedeutung
i sonst nirgends belegten Wortes veitnezzem, (denn mit dem von
hmid Schwab. Wrtb. 376 aufgeftlhrten vermeeeem von maeer hat es
imi etwas gemein), der Sinn des ganzen Satzes ist schwer anzugeben,
mftchst will ich es versuchen aus dem Zusammenhange zu bestimmen,
Icher Sinn darin liegen könne, und obige Verse so wortgetreu wie
iglich übersetzen.
„Als ich die Saide angelegentlich bat, sie möchte mir ein Weib
ben^ das mir vollkommen gemäÜ wäre, da hat sie leider das (letztere)
berücksichtigt gelassen und mir (statt dessen) ein Weib gegeben,
II in Vergleich zu mir alle (Ehemänner) weit und breit besser ge-
ven sind (oder: viel besser daran sind). Meine Kunst ist — ver-
pf/mi (?). Ehe ich sie heiratete, glaubte ich, in der ganzen Welt
ren nicht zwei oder drei so gute Frauen zu finden; (indessen) sie
durchaus nicht darauf bedacht, daü sie neben guten Ehefrauen
t EIhren suche genannt zu werden.^
Was kann hier, so frage ich nun, wSn kamt iet vermezzert heijton?
tfermezzeim von mezzer, cuUer abgeleitet, so könnte es seiner Bedeutung
cb so viel sein wie verechr^ten (wie in jenem Liede Walthers aitf
nig Otto: dd wart er vä gar ze kurz cUe ein vereckr^Un werc) d« h.
Schneiden mit dem Messer verfehlen oder verderben, verschnitzeln,
honaen; dann lleüe sich die ganze Zeile etwa so verstehen: meine
nst d. h. Kraft oder Potenz, die ich als Mann haben sollte gegen-
ar meiner Ehehälfte, ist zu kurz geschnitten; oder mit Bezug darauf
1 Frauen oft daz lenger mezzer im Hause tragen (mhd. Wrtrb. II*, 168) :
ine Macht ist dem Messer der Frau erlegen, ähnfich wie in MSEL
195 min vAekeit iet verUetet.
Einen nur wenig verschiedenen Sinn erhält das Ganze , wenn
Q vermezzem auf daz mez, der mezze (das Maß, Gewicht vergL dazu
ßerei, maeeerei ■= Maß, MaßfuÜ bei Schmeller II, 625, Schöpf Tirol
ot 427, J. V. Zingerle Beitr. 11, 52) oder auf mezzaere mezzer =
eeer, Abwäger zurückfiibrt, denn danu würd^ t% (JAdss^.^ "«t^
4!ß FfiDOR hUcU
meistern in den aitd< Beispielen Pfeiffers XIV, 58 euä vermeietert er jäs
vederspil, so verdirbt er mit Abrichten seinen Jagdvogel) so viel heiSs*
als: bei etwas das rechte Mau verfehlen, eine Sache verderben Mt
sie maßgerecht machen. Auffallend bleibt bei alledem der Ansdrack
kunst, auch wenn man annimmt, daß er hier einem vom Dichter hertt'
gezogenen Sprichwort angehört Verständlicher, dünkt mich| würde St \
Zeile sein, wenn.es hieße:
min hone et iti verme^^ert
d. h. mit meiner Ehehälfte hat sich die Saide ein für alle Male in
Maße versehen, indem sie selbige mir nicht passend gemacht hat;
mein Weib entspricht nicht ihrer Bestimmung. Dieß oder etwas Üat
liches scheint mir der Zusammenhang zu fordern.
Außerdem wird V. 252 nindert dem Schreiber angehören, indai
tdas dem höfischen Dichter und seiner Zeit ent|^prechendere Wort seiiL
V. 322—25 « nam ze mtner eikte
in die , hant daz .veige sehit
und sluoe mir eine wnnden mt
mit dem dehnten.
Für daz veige schit hat die Handschrift daz vorig eeh,; ich ver-
mag nicht einzusehen, in wiefern mit dieser Änderung, die zunächst
nur einen jungem Ausdruck durch . einen älteren ersetzt, auch dea
Zusammenhange .-sein Recht geschehen sei. Das Weib hat kurz zuvor
(.V.:31631.7) do^ ««^ (iVQht verderbt aus da^ dehsschUf), daa Schwinge-
messer, in tausend Stücke geschlagen auf den^ Kopfe ihres Gatten;
gleich darauf k«nn es doch nicht wieder geheißen haben: sie nahm
daa joeige eehtt in die Hand und verwundete mich mit dem dehdeenf
Im dem Wortlaute der Handsohr. daz vorig §. scheint also etwas anderes
zu stecken; nahe liegt, an den Stunmiel, das übrig gebliebene Stück
des ddaediiUea «u denken, an den Theil der vorzugsweise das dehi-
ffssfi-hieß. Sagte der Dichter eiw^ über$ehU, ähnlich wie. nachher tito*-
rü^ce, iAeretickef Der Schreijber konnte aber- leicht mißverstehen und
als daz obere d. h. das obengenannte, das vorige fassen und dänisch
ändern..
.'•;. V. 353^—355 ich bat. ei treten hinder mich:
8L sprach „ich lieze e hähen dich.^
do sprach ich j^daz wirde et duo.^
Diese Verse seheinen mir nicht richtig überliefert, ftlr hinder miA
stand wohl ursprünglich da hinder sich = zurück, beiseit, ver|^
MüUer-Zamoke I, 690^ 22—24. Und im darauf folgenden Verse wird
die Antwort dee hartnäckig sich weigemdeu Weibes gelautet habw:
VON DSM ÜBEUfiM WEIBE. 47
i lie^ e hähen mieh, ioh wollte mich eher hitiigen UuMen, ehe ich das
tite: irergl. Iwein 2231 ich iSze mir S nemen den Up; Wackernagel
eieb. 5691 ick wM mich selber toeten S; Biterolf d&21 ich wolde i
ier die erde; MSH. I, 198* i Um ich mich scheren unde viüen; Herbort
oj. 5209 ich lieze S bein unde lide gar an mir gusmden; Engelhard
S8 ich lieze e mich zenniden,
V. 512 — 513 : hie gH ez an ein daere (; ewaere).
dd wart lachen tiure
An die Stelle des handschriftlichen daere hat der Herausgeber
ere gesetzt, wie mir scheint ohne Noth. Freilich ist uns bis jezt kein
bstantiy daere überliefert, aber oderdeutsche Sprachdenkmäler des
und 14. Jahrhunderts kennen ein Zeitwort daeren, deren, tären fSren,
i seiner Bedeutung nach den Begriffen tanzen springen sfiln nahe
mmty außer den bekannten Stellen in Ghrieshabers altd. Predigten,
bereits das mhd. Wörterb. verzeichnet hat I, 308*"^ noch in der
iener Handschr. der heiligen Magdalena fol. 4*: ich wil hören vogd
gen taten saitten dingen, so sagt dort Lucifer; fol. 15^ dem Idnde
ien singen taeren (: beswaeren) soUu ze allen ziten; fol. 26^ das Idnt
n /rolichen springende terende unde singende mit welschen triten gahende
ät es von der Tochter der Herodiaa. Hiemach ist die Form daere, (^
lit unmöglich; noch heute heißt es bekanntlich: nun ging dßr (Bettel-)
ns los.
In den Versen 514^517
doch gap mir got ze stiure
ein eichtn überstieke
und einen stuol der dicke
was und nihi ze ewaere
wieder der Ausdruck überstieke (in der Handschr. vberftiche) nicht
eht Ohne Zweifel richtig ftlhrt ihn der Erklärer auf stecke zurück.;
■gl, die Zusammensetzungen dnstieh, di^ichil stuol Nyerup Symb.
\ Snmerlat 29, 23; dreistickelicher »taZ Weist. U, 65; überstieken =
t dem nStickelzaun*' die Qrenze überschreiten und dadurch den
chbar schädigen, Weist II, 47; V, 601 (§. 35); stiekunge, stipatura
\earum vel arborum Diefenb. 553^. Im Laufe der Rede kehrt das Wort
demselben Sinne wieder 726, dann wird dafür gesetzt stecke 60^
as wohl auch 562 gemeint ist, so daß man mit dem stecken statt mit
I stecken lesen sollte; an die ,|Stuhlbeine,^ die erst 569 erwähnt
rden, kann hier schwerlich schon gedacht werden), 666 stab, 590
Jlgd. Die Waffe, zu der das an Kraft überlegenere Weib greift, heißt
gegen ein KehtsehSt 511 (dasselbe was bei ^cYiisaYI«! \Sl^ ^^ä MunäMtr
48 FFiDOR BKCH
Hoek, „ein Stück ron einem Föhrenstamm^ das su Liohtsplnen beBtimoii
ist"), im Laufe der Rede fcJni 538, block 620, zocke 713 (wozu anßei
dem vom Herausg. aus SchraeUer herangezogenen zocher, Ast, minei
noch zu vergleichen ist Schöpf Tirol. Idiot 890 der zoeh'n, »abge-
hauener und der Zweige entblößter Ast, Knittel, ital. eoeco*'). Die Be-
deutung von iiberstieke läßt sich hiemach ziemlich sicher errathen, za-
mal wenn man das ähnlich gebildete ^äbemicke damit zusammenhilt;
es war jedenfalls ein Stock , Stecken oder Stab, der chen in iigend
ein Werkzeug oder sonst etwas hineingesteckt wurde, das obere Ende
bildete, also etwa ein Stiel, ein Schaft, ein Pflock.
V. 564 — 565: zekant wart ich äne wadel
die widertHMirt MfeeA^
Die Erklärung, welche von diesen Versen gegeben wird, will miek
durchaus nicht befriedigen. Daß äne wadel als ,,gerades Wegs, du
Gegentheil von enwadeU"^ zu verstehen sei, ist, wenn auch sprachlich
mö^ich, doch aus dem Gebrauch nicht zu erweisen; ohnehin stflnde
es nach zekant etwas müßig. Außerdem verstehe ich nicht, wie der
Erklärer den Ausdruck geUeket gefasst haben will; denn sein Citst
aus Wolfirams Willeh. 238, 13 (#1 warn die vart al$$ gelegen : u- nekeimr
nuAte des gegflegen, em waere dem andern gar benomen) hat doch , so viel
ich sehe, mit unserer Stelle weiter nichts gemein als den adverbiales
Accusativ des Ortes (die wart) ; vergl. Hahns Anmerkung zu Stricken
kleineren Gedichten Xn, 69. Ich glaube vielmehr, daß toädd hier des
I Badewedel, lecken aber peitschen oder wedeln wie im Schwitsbadi
I bedeutet, und übersetze: sofort wurde ich, und zwar nicht mit den
Badewedel (nicht auf so angenehme Weise wie in der lecke) den W^
' wieder zurück gepeitscht. Daß die sogenannte lecke (in Tirol nad
Schöpf 362 die lak = Bad) oder das lecken noch etwas mehr als bloß«
benetzen oder begießen mit warmem Badewasser, daß es auch anden
f damak im Schwitzbad übliche Touren wie das Streichen und dai
]?\ - Peitschen mittelst des wadde oder wedele, des queeien oder koeUm, über
/] haupt das Bearbeiten des Körpers im Bade umfaßte, geht zum Hie!
' aus folgenden Stellen hervor. Das den Würzburger Städtekrieg voi
1397—1400 schildernde Gedicht in den historischen Volksliedern voi
R. V. Liliencron I, 193 lautet von 2071-2078:
an lecke mochten sie nit baden,
das wart in van stunden schaden,
sie begerten keines glichen.
Die badekfMcht begundens strichen,
daz sie gewunnen einen «iceix,
nellekien, daz in toart u Keu«
VON DEM ÜBELEN WEIBE. 49
Ir questen wären wundeidich,
daz düeht die badliut nit geUch;
iie anafUhrliche Beschreibung im Seifned Heibling UI, 16 folg. ;
Clara Hätzl. S. 273' heißt es: beim Baden
da ficht man lecken unde streichen,
kam fröd mag ir gdeichen,
wann der ofen recht erhitzt
und wol waidenlich erechwUzt;
und gab der hing im zehen mark,
Heyn krey war dannocht nit $o stark,
80 er eich vff die banck streckt
vnd sich streichet vnde leckt;
andere Wendungen enthält die erweiterte Fassung desselben
ites in Ad. v. Kellers Erzählungen 672, 26 folg.
dd eichet man hruech feilen,
an beiden arßbeüen
sichet man sich streichen,
kein freude kan ir geleichen,
wan ein man vff die bank siezet
vnd dar vff wol ersvnczet
vnd sich hauwet, da man siezet,
da hinden vmb die minnegl4Kken u. s. w.
lern ist zu vergleichen die Beschreibung des Höllenbades bei
sin 6669 folg. Femer heißt es in einem Meisterliede von dem
in dieser Zeitschrif); V, 216
reich mir ein kost und einen hüt,
einer leck solt uns gewem;
1 Renner 9651:
so die leib in werden sat,
sd gSnt si lecken in ein pat;
H. in, 211'»:
swelch badsttib wirt gehizzet also linde,
ein man gelecket vil, e er enphinde
hizze, der sin herze gert;
swie guot diu schtter sin, tint ist boese der hert,
von hizze enphaekt er doch vil selten vröuden,
Ibe JiofaBi». nur in übertragenem Sinne, könnte auch gemeint sein
7: awnf da wart gelecket mit swerten daz sie düngen! und
ia in GAbent. I, 147, 452: mmi hiez in uidei* 8ived;«a>
üeim (so wenigstens nach eiuer VaxiaiiX.Q^^ \5l»»xii
50 FEDOR BECH, VON DEM ÜBELEN WEIBE.
richtig geliehen (: ecken) im Bitcrolf 10540 nach der neuesten Aii8g»2
statt gdecken. Der bildliche Ausdruck nach der ron mir versuchten Ei
klärung erinnert an die Verse in Wolframs Willeh. 436, 7 : eüichs [herieM^
auch gein des meres stade: al gewdpent hin zem bade mctn manegen füntm
keren 8(p*h, des hont nie qtiesten gebrach, vergl. Haupts Zeitschr. Xl|
50 — 53. Als Seitenstücke zu dem dnß tpqdel lecken vergleiche mtt
folgende Wendungen: Friedrich von Hausen 53^ 14 diu mich bUuwäi
äne ruoten; Godefr. Hagen 4900 ir viande si strichen sonder rdde; Iweii
504 si betwingen dne sloz und dne bant; Parz. 151, 62 er spande se dtä
türebant; Reinfried 25758 gevangen äne tum und dne bant; 26145 sim
herze dn aUiu bant twingen; Maere vom Feldbauer 342 dne mezzer vU
dne scharr schar er mir ; Eriegk Deut. Bürgertum im MitteL 579 d
scherent manigen dne lauge und dne scharsach. Vergl. M. von Crftfin 314
und 926.
V. 660: gehört ir ie der noete gat.
Das seltene gat = gaJte, gendz, geRche, von welchem in der Anmeriranf
die Rede ist, findet sich noch in Heinrichs Krone 19188 da^ ist mordm
gat; Diemers D. Gedd. 136, 14 daz sie mere niender vunden i^j^ot.
V. 717 folg. sol mich toeten ditze ujipt
nu ist mir gtiat noch Up
beide ze kanen niht gegeben:
ich sol auch förbaz geleben
einen tac nimmer mere.
Für ze konen wird in der Anmerkung vermuthet ze fromen, Vielleiclil
ist der Fehler wo anders zu suchen. Ich möchte lesen : bi dirre (deserf)
konen statt beide ze konen.
V. 769 : si phnurrete jenen unde disen.
Zu phnurren ist in der Anmerkung auf die Erklärung zu Servathui
168 verwiesen. Das dort aus Oberlin 1216 herangezogene Citat ist sbei
aus Hadamars von Laber Jagd 55, wo es nun nach Schmeller genauei
lautet:
nach manegen ferten snurren
mm herze aldd begunde:
widerzucken, phnurren
ich ez mit dem seile faste künde.
Zu V. 816 do stceic ich alsam ein müs konnte außer den in der An*
merkung beigebrachten Stellen noch verwiesen werden auf Livl. Reio*
Chronik 5982 sie wdren stille sam ein müs; Laßbergs LS. HI, 122, 40
mmgent dar zuo als ein müs,
ZEITZ, im Juli 1B7L FEDOR BECH.
K. HOFMÄNN, DKR TUOENDE BUOCH. 51
DER TUGENDE BUOCH.
Die Münchner Hof- und Staatsbibliothek erwarb kürzlich ans der
*ehweiz eine deutsche Handschrift, deren Inhalt bis jetzt als ineditum
I betrachten ist, und daher eine kurze Anzeige verdient. Das Werk
nAt Der tagende buoch und ist 1382 in Luzem von dem dortigen
tadtschreiber Johannes Fricker geschrieben (nicht verfasst). Es hat
i Klein-Folio 110 doppelspaltige Blätter. Die Schrift ist sehr schön
nd gleichmäßig und das Buch ausgezeichnet gut erhalten. Der Inhalt
t in 98 Capiteln in folgender Tabelle auf den beiden ersten Blättern
Dgegeben.
Dis ist dis Baches Tauelle. (Daneben schwarz der Haupttitel
Ks ist dz Buch der tugenden vn iren widerwertigen siinden.)
1. Wie man die Sünde fliehen sol.
2. Von dem geloben.
3. Von der Sünde, diu da heisset got schelten.
4. Von blintheit des mutes und stumpheit
0. Von der tugent diu da heisset gcdinge. vnd wie man got ftirchten
Sülle.
& Von dien widerwertigen Sünden der zuoversicht. und von der ver-
zwiuelunge. vnd von der Sünde diu da heisset vnordenliche zuo-
versicht ze gotte das ist in der latine praesumpcio.
7. Von der minne vnd von den werken der minne das ist ir&de, frid,
erbermde.
8. Von vnerbarmhertzekeit.
9. Von drin andern werken der minne das ist von guttiinde vnd von
almäsen gebende vnd von brüderlichem straffenne.
10. Von dien widerwertigen Sünden der minne vnd zem ersten von
hasse vnd von tragheit an gottes dienste vnd von Nide vnd von
Misflhellunge vnd von Kriege vnd von teilung oder schidunge.
11. Von ürlige vnd weles ürlig recht si oder nüt vnd von Rassenne.
12. Von dien die da heissent parten machen.
3. Von Ergerunge vnd von Tumpheit
1. Von der ftirstenklichen tugent diu da heisset witze.
K. Von gehi vnd vnbetrachtunge vnd misstetikeit vnd von vnuersinni.
5. Von dien widerwertigen Sünden der witze.
r. Von kOndekeit vnd akuat vnd Meintat«
52 K. HOFMANN
18. Von sorgenne vmb zergengkliche ding.
19. Von Rechtekeit vnd rechtem gerichte.
20. Von Argwane vnd ob der mensche diu ding diu zwiyellich sinft
abwegent sülle ze gotte keren.
21. Von geltenne vnd widergebenne.
22. Von personen nemende vnd ansehende.
23. Von lüten ertoedende vnd ob der mensche ane sünde sich sdbei
müg ertoeden vnd ob der Richter einen vnschuldigen mensehfli
verdampnen sülle vnd ob ein mensche den andern erslahen mttg
ane sttnde das er sich selben schirme vor dem tode vnd ob deri
mensche an dem schuldig werde den er von geschidite hat ertoedet
24. Von lider abslahenne vnd ob vatter vnd muter mügin ir kii^
slahen vnd ob man deheinen menschen stdle ze Kerkel l^en vni^
ob diu Sünde desto grosser si da von das der mensch den man iä
siecht me firünde hat denne ein ander mensche.
25. Von Stelende vnd von robende.
26. Von Richtern vnd ob ein Richter sülle vber deheinen menschei
richten den nieman verleidet vnd ob er die büsse die er mit rechter
vrteil gesetzet hat müge ane sünde lassen.
27. Von verteilende vf dem gerichte vnd ob der mensche gebmidei
si, das er verleide einen andern.
28. Von appellierende.
29. Ob der mensche der da verdampnet ist zu dem tode sich selbai
müge beschirmen ane sünde vor dem tode vnd ob er fliehen mfiga
30. Von bezügenge vnd ob der mensche gebunden si das er ein gesi|
si des dinges so er weis.
31. Von dien fiirsprechen vnd ob der Richter müge gflt nemen vmbi
sin gerichte.
32. Von scheltenne von hinderrede von spotte vnd von flächenne.
33. Von betriegenne an koofiSenne vnd an verkooffenne.
34. Von Wucher vnd ze dem ersten ob gut liehen vmb wucher sQnde m
35. Von vbergenne vnd von versnmende.
36. Von dem gebette vnd zem ersten was gebett si.
37. Von opher vnd von zehenden.
38. Von antheissen vnd von gelübde.
39. Von swerende vnd von meineide.
40. Von beswerrende.
41. Von der sünde du da heisset ein vnrecht geisliche.
42. Ob an gottes dienste dehein oberflüssekeit si.
4J, Von abgötten anbetten vnd ob es si «in vngeordente geisliohdt
DER TUGENDE BUOCH. 53
1. Ob künftige ding sagen sünde si.
5. Von zouver vnd tiefel besweren vnd bitten vmb helfe vnd rat ob
das stlnde si.
6. Ob Sünde si das der mensche künftige ding sage vnd das nimet
von dem gesüme.
:7. Wannan von tr5ime komen.
18. Ob das sünd si das der mensch sich an nimet künftige ding ze
wissenne von bewegenge oder gesange oder gelegenheit die er
merket an dien vogelen vnd an dien tieren.
9. Ob Sünde si das man vnderwilent der lüten wort merket vnd nimet
als ein zeichen eines künftigen dinges.
0. Ob Sünde si das man das los wirfet ze wissenne künftige ding.
»1. Ob die richter damit sündin das si heissent das heisse ysen tragen.
ä. Von dem zouberbnoche das den menschen künste leret
3. Ob diu ding sünde sin die der mensche tut oder behaltet dar
gesuntheit
4. Ob die ding sünde sin die die lüte ordnent ze erkennen ein gelüke
oder vngelüke.
i6. War wnbe vnderwilent der zouerlist den lüten war seit
16. Ob Sünde si das man gute wort henket an vnd das man heil-
tum treit
>7. Von got versflchenne.
W. Von heiliger dingen enteruDge.
50. Ob die herren sündin die ämpter emphelent vngelöbigen lüten.
Nt Ob heüikeit entenmge sünde si vnd wele sünde dar ynder aller
groest si vnd pine dar vber gange.
61. Von Symonie.
G2. Von Oehorsami.
63. Von dankberkeit vnd von yndankberkeit
6L Von rechende oder ob es erloubet sL
Kl Von warheit von liegenne von gelichsemie vnd von rAmepdo,
66. Von der sünde diu da heisset in knechische yronia.
67. Von gewerer früntschaft.
68. Wie sich der mensche gegen sinen frfinden halten sol.
59. Von liebkosenne vnd von zeppel (zeppel == Streit, ist bis jetzt als
schwäbisch belegt gewesen 9. BM. s. v, u. Sohmeller 4, 277).
JO, Von miltekeit
71. Von gitikeit vnd von guden (= Vergeuden des Vermögens).
72. Von dien zehen gebotten vnd von der dritten tugende du da heisset
iMitki
K. UOFMANN, DEK TUGKNl'E BL'OCH.
73. Von vngeordenter vorchte vnd von getürstekeit vnd
vnd von er^tikeit
74. Von kleinmitikeit vnd grosmütikeit.
75. Von gedultikeit vnd von vngedullikeit.
76. Von hertunge an gfttem lebenne vnd von zartlu
77. Von aelbwaltekeit.
78. Von der vierden tugeiit du da heisset messikeiL
79. Von vnmesBikeit
80. Von vaatenne vnd von &aeh&it.
81. Von messikeit an esseDne vnd an trinkenne.
82. Von trunkenheit.
83. Von k&Bchekeit vnd vnküschekeit.
84. Von miJter ciiemfltikeit vnd senfter dlemfitikeit.
85. Von zorne von grimmekeit vnd von aarplieiL
86. Von diemitikeit vnd üppiger gflnlicheit (= vaua
592).
87. Von hochvart von klfigheit vnd akuat. i
88. Von Bittikeit vnd von zttchtikeit. I
89. Ob debein epü tngentlicbe \'nd anc Btlnde Bin die der mensche I
dur knrtzwile vnd diir ein ergetzen. |
90. Ob BpillQte ir fr^idenriche» ampt triben miigen ano sUnde- (I
Antwort Ut bejahend.)
91. Ob ea ein vntugent bi vnd ein gebreate dee der mcnBch enkej
knrtzwile well han. i
92. Ob tantzen aünde si vnd ob an liplicher gezicrde sQndfi lig«.
93. Ob das sllnde si daa sich der mensch nüt zieret.
94. Ob der frowen vbrige gezierde mlige sin ane sUnde.
95. Ob dien frowen sUnde ai das si sich malent vnd verwent,
96. Wie sich die frowen stillen zieren.
97. Ob die Werkmeister die bubacbe ding machent vnd hübsche
damit sOnde begangen.
98. Wie das bflch ein ende hat.
L
Dor Schluß steht auf Bl. 104, v". Dann folgen auf 104, p».'» \
2w«lf lUthc Chriwti. ( 1. Kroiwilligo Annuth. 2. Gohorsam. 3. Keuad
4. Fcindffaliebo. 5. Sanftmüthigkeit. G. Wahrhaftigkeit 7. J
Herz behHtcn. H. GoUps Willen oinflUtig vollbri' S^J
10. Werke den Worton enlepredien lanaoB. 1
12. Den Nebenmenschen um Qr
roo Bl. lOö, r*. hin IÜ8 v°.:
I RICHABD WÜLCKER, ZU KUNZ KI8TENER. 55
^'^^fwiaät genomen ist von latine ze tdtsche da mitte die liite hie vor
/ &e% wurden. Zuletzt 108 v*. bis 110 v". noch ein Stück von dem
/ Sacnunente des Altars. Am Schlüsse Hie Über est scriptus 1382> Die
I Schrift dieser zwei letzten Stücke ist von der, welche das ganze Buch
/ Und dann noch die zwölf Käthe geschrieben hat, verschieden, so daß
I also Fricker, da sich die Jahrzahl 1382 zunächst nur auf den Schluß
f bezieht, das Buch noch vor 1382 geschrieben haben könnte. Entschie-
f den gleichzeitig sind beide Hände.
' Hinzufilgen muß ich noch, daß die Vergleichungen mit ähnlichen
lateinischen Werken, die ich bis jetzt angestellt, zu keinem Resultate
gefidirt haben.
IfONCHEN. K. HOFBUMN.
ZU KUNZ KISTENER
Gödeke wies in seiner Ausgabe der Werke des Pamphilus Gengen-
bach nach, daß jener Basier Dichter und Drucker das Gedicht »Die
Jakobsbrfider*' nicht selbst ver&sste. sondern nur ein älteres Gedicht
Kunz Basteneres, eines sonst unbekannten Dichters, überarbeitete. In
Betreff des Inhaltes des Eistener'schen Gedichtes verweise ich, wem
das nur in hundert Exemplaren gedruckte Werkchen nicht zur Hand
lein sollte, auf Reinh. Eöhler^s Aufsatz (Germania Bd. X p. 447).
Gödeke kannte nur eine Handschrift des Eistener'schen Gedichtes,
nimlich die Woifenbfittler. Ebenso wenig erwähnt Eöhler im an-
geftbrten Aufsätze eine andere; auch Pfeiffer, der in seinem altdeut-
Bchen Übungsbucbe eine Prosabearbeitung unserer Legende gibt, scheint
keine andere gekannt zu haben. Gödeke jedoch kommt zum Resultat
(Oengenb. p. 637 Anmerk. 13), daß Gengenbach eine andere Hs. vor
lieh hatte, als die, welche der Wolfenbüttler zur Vorlage diente.
Auf dem Stadtarchive zu Frankfurt am Main befinden sich zwei
xosammenhängende Papierblätter in Quart, die 93 Zeilen des Eistener'-
schen Gedichtes enthalten. Der Schrift nach ist dieß Bruchstück an
deo Anjkng des 15. Jh. oder an das Ende des 14. Jh. zu setzen, der
%irmohe nach gebort es dem mittlem Deutschland an. Der Text des
Äank&rter Bruchstückes ist, wenn auch nicht fehlerfrei, doch sorg-
filliger gearbeitet als das Wolfenbüttler Mscr. — So lässt die Wolfenb.
Hs., um kleinere Fehler zu übergehen, V. 909, durch gleiche Reime
BT^geleitet, ftnf Verse weg, die sich in der Frankf Hs. finden.^ auch
OmgeahMcb bat dieaelben.
56 BICHABD WÜLCKEB
Noch sei auf eine Ubereinstimmang der Gengenbach'scheii Bmt*
beitang mit nDserem Bruchstäcke aufmerksam gemacht Die Vcni
7 — 17 der Fr. Hs. fehlen der Wolfenb. Es., auch Gengenbach hal m
nicht. Doch, als bei Gengenbach der aussätzige Freund den Bmdv
im Gtebirge um ein Mittel gegen seine Krankheit fragt^ antwortet iliB
derselbe (V. 660):
Dein jonger herr hat gem&hlet sich
Zt einer junckfrawen gar tagentrich
Die hat empfangen ein kint zu stondt
Wann das zu der walte kant
So ist es gar ein hübscher knab
Wer dem sein k&len schneidet ab
Vnd man dir dann des blüt gyt
Wo man dich dann bestreicht mit
Do wirsta allenthalben rein.
Hiermit stimmt überein, daß nach der Fr. Hs. (V. 7 — 17) das Kind
erst geboren wird, nachdem der Aussätzige schon wieder längere Zeit
bei seinem Freunde in Baiem gelebt hat. — Die Wolfenb. Hs. hin-
gegen weicht von Gengenbach ab, indem sie den Waldbmder dem
Aussätzigen verkünden lässt (V. 752):
Der iücher het gemahelt sich
Zu einre fröwen tagentlich
Ein kindelin gebiri sie an der dundt.
So könnte man vielleicht noch manche Spur finden, daß Gtongenbach
sich treuer an die Fassung des Gedichtes, die der Fr. Hs. bu Grunds
liegt, hält; um so mehr ist es zu bedauern, daß die Fr. Hs. nur in
einem Bruchstücke erhalten ist
Nun noch ein paar Worte über die Frage, wo unser Gedicht ent*
standen sei. Godeke meint (Gengenb. p. 630), der Entstehungsort sei
in Baiem zu suchen und stützt seine Meinung auf Erwähnung des
Klosters Gnadau (Gengenb. V. 1065, Eist V. 1133), das bei P&flEen-
hofen in der Oberpfalz liegen soll. Doch abgesehen davon, daß Köhler
uns im angeführten Äus&tze einen weitem Blick auf das Leben unserer
Sage eröffiiet hat, beruht auch Gödeke's Ansicht auf einem Irrthom-
Das Erlöster bei Pfaffenhofen in der Oberp&lz heißt Gnadenberg und
wurde erst 1486 gegründet (vgl. Bruschii chronol. monast Grermao.'
princip. Ingoist 1551). Ein Kloster Gnadau iLonnte ich in den genaue^
sten Werken über Baiem nicht finden. Betrachten ¥nr die weitem
Ortsangaben im Gedichte, soweit sie Baiem betreffen, so beschränkest
sie sich alle (Gengenb. V. 4, 340, 486, 657, 683) auf Angabe d^fl
Landes Baiem ^ während aus Schwaben wenigstens die Stadt
zu KUNZ KISTENEB. 57
beb genannt wird (Gengenb. V. 344, 580, 583^ 607). Dieß Haigerloch
B Hohenzollem-Sigmaringen wird schon 1125 in einer Urkunde Hein-
liehs V erwähnt (vgl. Hergott geneal. Habsb. Nr. 159^ Neugart cod.
üfL Alem« Nr. 845), und ist dasselbe, wonach sich der Minnesinger
Albrecht ▼. Haigerloch nannte.
Dürfen wir uns also auf die ärmlichen und ungenügenden Orts-
iDgaben hin fär die Heimat des Dichters entscheiden, so müssen wir
ne jeden&lls eher in Schwaben, als in Baiem suchen.
Über Gödeke's Vermuthung (Gb. p. 638), daß Kistener's Gedicht
nch nur eine Überarbeitung eines älteren Werkes sei (und zwar des
Wallers von Heinrich v. Linowe), lässt sich schwer entscheiden, so
linge wir weder etwas Näheres über Kistener Wissen, noch festgestellt
ist, was unter dem Waller zu verstehen ist. Warum sollen wir aber
nicht, bis das Gegentheil bewiesen ist, den treuherzigen Versicherungen
^jEistener's (V. 9 — 12), daß er manche Nacht durchwacht hätte, um die
"R^Mnpg in Reime zu bringen, Glauben schenken?
Zu y. 801 des Gengenb. und V. 884 Kistener's bemerke ich noch,
da& die Sitte, im Mai an einen Brunnen zu ziehen, sich auch in andern
nhd. Gedichten findet. So heißt es im Busant (Hagen's Gesammt-
abent I, 356) V. 694 ff.
Ein herzöge riebe
da nähe bt mit büse saz,
d& diu selbe müle was,
der scboBne walt unde oucb daz lant,
des site was alsd gewant,
daz er üf den meigen tak
YÜ gerne ob einem burnen lak
mit YTCuwen ynd mit gesinde.
h Thüringen soll sich diese Sitte noch bis in unsere Zeit erhalten
kaben, ebenso im Taunus.
Zum Schlüsse lasse ich nun das Frankf. Bruchstück folgen, und
&ge die entsprechenden Stellen der Wolfenb. Hs. und der Bearbeitung
^68 Pamphilus Gengenbach bei.
Frankfurter Handschrift.
(Blatt I*) 1 Wer dyn hie uyt wil begern
Der muß unser auch yn bern
I Da die bochgezit für gyng
I Syn ampt er da wieder yn pbyng
5 Er dyenete yn wol getruwelich
Daß wol dar noch bewerte sich
Be fbUea umb qwam daß Jar
E)t6 Junge greffynne eyn kiut gebar
58
RICHAED WÜLCKER
Daß waß eyn knabe mTneclich
10 Deß herren son waß fi^adenrich
Juog ynd alt wart syn gemeyt
Na hatte der brader Tor geseit
Also gedachte der gate
Hejmelichen jn sTnein mate
15 Got behate mjr myn sjime
Daß ich daß nyt begTime
Dar nach yber ynlang wart
Si forent beißen eine ^art
Also Iß wolde schicken sich
20 Daß fngete got Ton hjmelrich
Den guten fragete der graffe
Da bist gewesen sa hoffe
23 Wyt yn djnen dagen.
Wolfenbüttler Handschrift
1 Wer din hie nat welle gern (▼. 846)
Der müs ynser oach enbem
Do die hoch gezit er ging
Er das alle zit ane ving
5 £r dienete in wol getrawelich
Daß bewerte dar noch sich
Pamphilas Gengenbach.
1 Wer dein nit well begeren (t. 763
Der muß vnsers ho£b enberen
Ynd do das hochzeit also zergieng
Ein gewaltig ampt er emphieng
5 Er dienet jn aber getrewlich
Das dar nach wol befand sieh
17 Das noch vber anlang wart
Sfe furent beissen eine Tart
Das es wolte schicken sich
20 Dz wolte got von himelrich
Do frote der gute den groffen
Da bist gewesen zu hofe
Wol in dinen dagen
17 Do füren sie beissen ein fart
Der bruder von dem herre gefiragei
wardt
Als es doch wolt schicken sich
20 Do fAget got der minneglich
Das den guten fraget der jong gtcA
Da bist gewesen vyl ze hoff
Sag ob da vtzit bj deinen tagen.
Frankfurter Handschrift.
(Blatt I**) (Hast)a je gebort sagen
25 Er were groß ader kleyn
Daß du wordest reyne
Weß gudes daß kosten mochte
M3rt willen ich iß vor brechte
Junger herre laßent die rede syn
30 Vor drußet uch myn
So sal ich uch Ton hyunen gan
Ich sal daß nyemant wißtn lan
Er sprach ich meyn iß nyt also
So rehte frnntlichen bat er jm da
35 Daß er yn Ueß wyßen daß
Wie ym zu bekfitende was
zu KUNZ KI8TENER
59
Er sprach wiltu iß nit abe syn
So muBtu dem kynde djn
SDyden daß heabet abe
40 Vnd mjr deß bladeß git
Dyn fimcht so edele ist
Wan du sie an mych strichende bist
So werde ich reyne und wol gesont
Vnd genese nff dirre stunt
45 Ich yn wil syn nyt begem
Ich bieden dich syn nyt zn g^wem.
Wolfenbüttler Handschrift.
24 Hasta ie gehört sagen (t. 859)
Es wer groß oder klein
Das da wurdest wieder rein
Vnd was das kosten möhte
Mit willen ich für brahte
Janger her lant die rede sin
90 VerdroBset ach do heime min
So wil ich gerne Yon gon
Ich sei das nieman wissen Ion
Er sprach ich mein es nüt also
So rehte frantlich bat er in do
35 Das er in liesse wissen mere
Wie ime zh helffen wer
Er sprach wiltu es nüt absin
So m&sta dem kinde din
Schulden ab sin leben
40 Vnd mir des blutes geben
Die frvht so edel ist
Wenne du mir des blütes gist
Vnd das strich an mich zu stundt
So wurde ich reine ynd gesunt
45 Ich wil sin nut begem
Ich bitte mich sin nut gewem
Pamphilus Gengenbach.
24 Oder je gehört habest sagen (v. 776)
Es sy groß oder klein
Das du wider wurdest rein
Wie vyl das kosten mdcht
Mit gutem willen jch das yolbr&cht
Der bruder sprach herr lond die
rede sein
30 Verdrüsset ewer hie mein
So wil ich gern von euch gon
Vnd will es niemandt wissen Ion
Er sprach nein jch mein es nit also
Er bat yn gar früntlich do
35 Das er jn liessi wissen das
Wie jnl zu helffen was
Er sprach wend jr sein nit enbem
Ir wellent es wissen gern
So müssent jr ewerem kind nemen sein
l&ben
40 Vnd müssent mir des blütes geben
Vwer frucht hat so edel end
Wan jr mir des blütes gend
Vnd jch es streich an mich zu stundt
So würd ich wider rein und gsundt
45 Ich will sein aber nit begeren
Ir sond mich auch des nit gewäm.
Frankfurter Handschrift.
(Blatt ir) 47 Deß herren son gedohte
Wie er die truwe foln brechte
Dar nach yn dem meye wart
50 Geleit aber eyne vurne fart
Die Junge greffynne gelüsten wart
Vor die bürg zu eyme bume kalt
Zu dem bome hin abe man drug
Wyn vnd spise ginug
55 Dar qwamen herren und frauwen '^l
Sie driebent mancher bände spil
60
RICHARD WOLCKER
Jederman ajn snnden dreip
Deß herreD bod da heime bleip
In allen warten er da nß
60 Njemant bleip in dem hoA
Wan er vnd der gnde man
Den hieß er off die moren gan
Daß er der borge hüte
Yj\ gerne sprach der gnte
65 Daß kynt and die ame da heyme bleip
Dar noch er sie auch yn weg dreip
Ejn drachte ich vor geßen habe
Bälde amme drag iß hyn abe
Sie sprach vor hndet ir deß kyndes mir.
Wolfenbüttler Handschrift.
47 Des heren sun gedohte (v. 882)
Wie er die tmwe volle brohte
Do noch in dem meygen wart
50 Der junge groffe leit ein vart
Yber einen bomen kalt
Hin ab for die borg in ein walt
Hin abe men vber der bargen trug
Win and guter spisen genug
55 Dar koment heren vnd fröwen vil
Sie tribent maniger hande spil
Jederman sin sanders treip
Des heren sün do heim bleip
In allen er warte as
60 Nieman bleip off dem hos
Wanne er and der gute man
Den hies er äff die mare gan
Das er der bärge hüte
Vil gerne sprach der gute
65 Die vnd das kint do heim bleip
zu der ammen er do schreit
Er sprach ein ding ich vergessen han
Se balde vnd trage er hin nan
Sie sprach wer hütet des kindes mir
Pamphilas Gengenbach.
47 Des herren san der gedacht (v. 799)
Wie er die trew an jm volbracbt
Do dar nach yn dem meyen wtidt
50 Der jüngling leit ein mol ein fart
Vber einen brannen kalt
Von der barg jn den waldt
Do hin man vber den bninnen trag
Wein brot and rates genüg
55
Jederman do sein schimpff treib
Der jang her do heim beleih
Er wartet dem ho^esind aoß
60 Niemandt beleih do yn dem hanß
Wann er and der gute man
Den hieß er aaff die maoren gan
Das er der barg hate
Vyl gern sprach der gute
65 Die amme vnd das kind do heim be
leib
Dar nach er sie aach hinw&g treib
Er sprach eins dinges jch vergesset
hab
Se amme vnd trag es hinab
Sie sprach wer hütet des kindts mii
Frankfurter Handschrift.
(BlaU U^) 70 (Er) sprach wol ^yn ich haden dir
Daß barg dor er ir noch besloß
Syn leit syn jamer wart so gproß
Daß ich ich iß kan nyt foUen sagen
Er fant ligen in den dagen
7S lob neh. 74 in der wagen.
zu KUNZ KISTENER.
61
75 Sjn kynt daß gutlichen slieff
So jamerlychen er got ane rief
Wie we daß mynem herzen dut
Sid ich doden myn eigen blnt
Er knjewete vor die wage
80 So grandelose dage
Rejn man nye gehorte
De er dem kynde dede
Er sprach na wil ich snyden
Er rieff an godes lyden
Syn kynt vor ym wachen
85
Er sprach ich mag dyr nyt gedun
Ach kynt myn lieber son
Er sprach vnd want sich jemerlich
90 Ich dodete lyeber selber selber mich
Santo locob fater myn
Gedenke daß ich dyn son byn
Vnd hilph myr got er weychen
Daß er da hude ein zeichen ....
i
Wolfenbüttler Handschrift.
70 Er sprach wol hin ich hüte dir (v. 905)
Das borg tor er ir nach besloß
Sin leit sin jamer wart so groß
Dz ich es nat kan vol sagcMi
Er vant ligen in der wagen
75
SO So gronddoee klage
Zu sime kinde er sprach
We hat vnd iemer ach
Mds ich dir die kele ab sniden
Z& eren gottes liden
S5 SiD kint Ton im erwachete
So gütlich es in iMi lachete
Er tpiaeh ich en mag dir nut getun
Kint min lieber sun
& Inraeh er want sich jemerlich
A lieber idber mich
min
lin
Pamphilus Gegenbach.
70 Er sprach gang ich hüten dir(v. 820)
Das bürg tbor er nach ir beschloß
Sein leid vnd jamer das was groß
Das jch es niemandt kan gesagen
Er fand ligcn in der wagen
75 Sein kind das so gütlichen schlieff
Gar jämerlieh er got anrieff
Sol ich nun tödten mein eigen blut
Ach wie we das meinem hkrtzen thut
Er kniewet nider für die wagen
80 Kein man hört nie grösser klagen
Noch got anruffen mit gcbät
Ee das er dem kind den tod an thet
Er sprach nun wil jch doch schniden
ZA eren dem gottes liden
85 Sein kind do vor jm erwachet
Gar gutiglich es jn an lachet
Er sprach jch mag dir neüt getan
Kindt meins vnd auch lieber sün
Ach todti vyl lieber selber mich
90 Sprach er vnd wand sich j&merlich
Er sprach sant Jacob lieber vatter mein
Gedenk das jch dein sun bin
Vnd hilff mir ernstlich bitten got
Das er mir \\e\S ^\k& ^^^x n^x..
ItKlSHOLD KÖHLEK
DAS ALTDEUTSCHE GEDICHT 'DEK BÜS|
UND DAS ALTFEANZÖS ISCHE "L'ESCOUF
Drts zuerst in Meyera und Mooyers Altdeutschen Diel
S. 24 ff. und dnnn in von der Hagens Gesammtaben teuer 3
herausgegebene Gedicht, welches in der Handschrift üben
'DiB ist der busnnt', hat folgenden Inhalt:
Ein Königsaolm von England lernt in Paris die
Ktinigfi von Frankreich kennen und entführt sie, als sie geg
Willen dem König von Marokko vermfthlt werden soll. Ala die ¥mk
den in einen Wald gekommen sind, bittet die ermüdete Königstocbtl
den Geliebten etwas zu raeten und den Knecht in die nächste St*
um Herberge vorauszuschicken.
Die schiene kiusche reine
«ntsUef im in der »ckSze »in.
da käte sie zwei vingerUa,
diu Ko.'t' er beschouivet hdn:
ein bäiant im daz eine nitm,
dö er'z von der hentle Ite.
Er läuft dem Bu8ant*J nach, um ihm den Ring wieder abxajag^
wobei er sich so verirrt, dati er sicli niuht wieder zur Köi
zurückfindet. Die Verzwciäiing daiüber bringt ihn endlich voa Sinnen,!
reißt sich seine Kleider vom Leihe und geht wie ein Thier auf ■"
Vieren. — Inzwiachen war die Königstochter erwacht und wartete tut)
vergeblich auf die Rückkehr des Geliebten. Sie ritt endlich
vorüborflieUenden Wasser nach und kam so zu einer Mühle, wo si
freundliche Aufnahme fand. Als sie ein Jahr lang in der Mühle geleb
hatte, kam ein in dor Nahe wohnender Herzog, der Bruder d«a KOnig
von England, mit amner Gemahlin und seinem Gesiud') 'Of den i
tue zu dem schönen kühlen Brunnen unter einer wonnevollen lAxA
bei der Mühle, um Mich da zu ergötzen. Die Herzogin sah die Küni|
tochter und erkMiiite an ihrer hchönhoit, ihrem Betragen uu
kunstvolleu Arbeiten — sie verfertigte aus Gold ondS)
and Barten — daU »ie von edler Gab""* '■> n
*| Buiiani, Snaiiart, HiiMard, lU. lin
Qriaiui und Wniglloit iinlT Uuaibkrt iiitil 1
DER BUS4NT" UND L'ESCOUFLE'.
m
den Falken .
mit auf ihre Burg Engelatein. Dort blieb die Königstocbter unter den
JimgfraueD der Herzogin, aber kein Mensch sab sie je fröhlich. Da
I fitngeo einea Tages Jäger den Herzogs im Walde einen an Leib, Armen
L und Beinen mit spannenlangen Haaren bedeckten, auf allen Vieren
Bgebeiiden wilden Mann. Der Herzog nahm an, dali der Mann nicht
Itod Art wild sei und diircb gute Pflege nieder hergestellt werden
Üone, and ließ lim deshalb baden und scheeren und so aorgfnltig
l^cgeo, daU er nach sechs Wochen wieder zu Sinnen kam und reiten
id geben konnte. 80 wieder hergestellt, sab er eines Tagea einen
MD aaf einer Stange und sagte auf Befragen, dali er der Falken-
kundig sei, worauf ihn der Herzog mit vieren seiner Leute f
Jagd reiten Hell, Bald sieht er einen Bnsant, auf den er den Falken
Ullt. Als der Falke den Buaant zu Tod gestolien,
der juvge herre niht enliez,
dem hilaaiit er daz koubet abe beiz,
hnl unde vleisck er im abe reiz,
gebein imd daz gtvidert
daz warf er von im nidere.
bon glaubten die Begleiter, der Jüngling wolle wieder wild werden,
äT er beruhigte sich und ritt, nachdem er noch eine wilde Ente für
1 Herzog gebeizt hatte, nach der Burg zurück. Seine Begleiter er-
ilten dem Herzog das Vorgefallene, und als dieser den Jüngling
{te, warum er den Busant so jämmerlich zerrissen habe, erzühlte
' ihm, wie er durch einen Busant um seine Geliebte, die Königs-
kter von Frankreich, gekommen, und daß er der Königssohn von
jid sei. Die Königstochter, die Alles mit angehört, springt hervor,
i getrennten Liebenden sind wieder vereint, und mit Bewilligung der
fch Bolen herbeigeholten, über das Wiederfinden ihrer verlorenen
ider glüfklicben Altern findet bald die Vermählung statt.
Ganz Ahnliches erzählt das französische Gedicht rßauoullc', wel-
Wfbes in einer wahrscheinlich dem 1^. Jahrhundert angehörenden Hand-
b^ft erhalten und noch ungedruckt ist, von dem aber der ein paar
Mihro (1852) nach Erscheinen des Gesaromtabenteuers herausgekommene
!!. Band der Histoire litteiaire de la France, S. 807 — 817, einen Auszug
> nbr^cht hat. Mach diesem Gedicht, dessen erster Theil, die Geschichte
W Helden, uns hier nichts angeht, entfuhrt Gaillaume, der
1 Richard von Monstier-Viler (Montivilliers) in der Nor-
n die Kaisertochter Aelis. Auf dem Wege nach der
die Liebenden in einem Watde in det ^■SÄ\ft 'jo'ft. "^n-oN.
fßaoblafoa, uod Guillaume bettacbV«! räv* Vq^i'^-w^
64 REINHOLD KÖHLER DER BÜSANT UND 'LTESOOUFLfi*.
Tasche (aumoni^re) , welche Aelis ihm geschenkt hmt, als ein We3
(escoofle) diese Tasche erfasst und mit ihr fortfliegt Gvillainne Ui
dem Raabvogel nach and findet sich nicht wieder zorück. Adis mc
ihn vergeblich — aach in der Normandie — and läßt Bich soletit
Montpellier nieder, wo sie kunstvolle Arbeiten aas Goldfaden i
Seide verfertigt and sich zahlreiche vornehme Kandscfaaft erwirb^ A
anter endlich auch die Grafin von Saint-Gilles. Inzwischen hatte aa
Ghiillaame die verlorene Geliebte unablässig gesucht und war flchb
lieh ebenfalls nach Saint-Gilles gekommen. Auf einer Falkenjagd, <
er mitmacht, greift der Falke einen Weihen an, beide Vogel kftmpi
heftig und fallen miteinander zor Erde. Da packt Gaillaame i
Weihen und reißt ihm das Herz aus dem Leibe and verschlingt
dann macht er ein Feuer an und wirft stückweise den zerrissen
Vogel hinein. Der Graf von Saint-Gilles h5rt davon und l&ßt Guillaoi
zu sich rufen ; der erzählt ihm seine Geschichte, Aelis ist dabei g^
wärtig, und die Erkennung und Wiedervereinigung der Liebend
erfolgt
Es ist mir nicht bekannt, daß bisher irgendwo auf die Ubere
Stimmung beider Gedichte aufmerksam gemacht worden ist Anlaß di
hätte neuerdings, wäre ihm das französische Gedicht bekannt gewesi
Freiherr von Tettau gehabt, der in seiner Schrift 'Über einige bis j€
unbekannte Erfurter Drucke aus dem 15. Jahrhundert. Ein Beitrag i
Bibliographie der älteren deutschen Literatur und zur vergleichend
Sagenkunde', Erfurt 1870, (Separatabdruck aus den Abhandlongwi <
k. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zn Erfurt) bei Gelege
heit des Erfurter Druckes des Meistergesanges vom Grafen von Savn
das arabische Märchen vom Prinzen Kamaralsaman und der Primeti
Badur, das Gedicht vom Busant und die Geschichte der schöo
Magelone und ihre Beziehungen zu einander und zum ^Grafen v
Savoien, zur ^guten Frau' und zum ^Sir Isambrace' bespricht^).
WEIMAB, October 1871. REINHOLD KÖHLEB.
*) Herrn von Tettan sind leider dabei auch unbekannt geblieben daf von A)
sandro D*Ancona herausgegebene italienische Seitenstück zur Magelone 'La Stooa
Ottinello e Giulia* (Poemetto popolare in ottava rima, riprodotto sulle antiche stam
Bologna 1867) und des Crestien von Troies 'Contes del roi Goillanme d'Engleter
Die Übereinstimmniig letzterer Dichtung mit der guten Frau, mit 'Sir Isambrace* i
mit dem Grafen Ton Savoien* und in gewissen Einzelheiten mit andern Dichtungen, d
unter mit dem Märchen rem l'rinzen Kamaralsaman, mit dem Busant und mit der Ma
lone, hat bereits Holland in seinem Crestien von Troies' (Tübingen 1854), S. 77—
nachgewiesen.
k. J. SCHRÖER, ZUR HELDENSAGE. B5
ZUR HELDENSAGE.
Wenn die von mir Germania XIV; 329 ff. mitgetheilte Ballade von
r Schönen am Meere die Hoffnung zu beleben geeignet ist*), in den
itscben Ländern Österreichs noch weitere Spuren von dem einstigen
ben der Heldendichtung aufzufinden, so dürfen wir auch Kleinigkeiten
ht gering achten. Ich theile solche Kleinigkeiten in dem Nachfolgen -
1 mit, wie sie gelegentlich sich mir dargeboten haben.
I. Steirische Namen aus der Heldensage.
In dem Programme von 1867 tles Gymnasiums zu Marburop in
Steiermark hat R. Reichel einen Aufs^itz mitgetheilt: die deutschen
schlechtsnamen mit besonderer Kucksiebt auf Marburger Namen ,
1 ich. in der Zeitschr. f. österr. Gymnasien 1868 besprochen habe,
t der Aufforderung an den rührigen Verf., uns mit einem Marburger
menbüchlein zu erfreuen. Das Programm von 1869 brachte nun von
n germanistische Kleinigkeiten und das von 1870 ein Marburger
^menbüchlein ; beide Mittheilungen enthalten manches Beachtenswerthe,
»von ich Einiges hervorheben will.
In dem ersteren, Germanistische Kleinigkeiten Oberschriebenen,
ifsatze theilt R. erstens als Zeugnisse zur Heldensage aus steirischen
rkunden einen Beitrag zu Weinholds „über den Anthcil Steiermark^
I der deutschen Dichtung^ (Vortrag, gehalten in der feierl. Sitzung
r kais. Akad. vom 30. Mai 1860) mit. E» sind nur solche Zeugnisse,
e bei Weinhold nicht angeführt werden, ich stelle sie hier kurz
Mammen^ nur mit Angabe des Jahres ihres Vorkommens, und ver-
eise in Bezug auf die Angabe des Fundortes auf den Aufsatz selbst.
Alberich, Graf, im Admontthal 931. — Albricua, Pfarrer , 1248.
868. — Anielrich von Pettau, 1363. — Piterolf, 1211. Ottl Pürolf,
H7. — Dietrich Ferner vom Schachen, 1502. — Fasold civis de Juden-
orcb, 1257. Vasold von Lembach, 1298. Christoph VasoÜ, 1493. Vtuold
iLietzen, 1868. — Fruto^ Pfarrer in Dechantskirchen, 1187. — Hagen
Vol^pmg, Amtmann in der Cappel, 1466. — Hawart von Inn, 1187. —
hrdegen von Pettau, 1354. Herdegen, 1341. — Herwik von Hetzendorf
i187; von Kapfenberg, 1210; von Gösting, 1214; von Krottendorf,
1216. — Heteldorfj 1186. — Ikunc, 1177. 1186. 1225. 1231/32. —
*) D. h. bei denen natarlicli-nicht, die in der Zeitschrift fnr dentsche Philologip
11I| 184 durch H. Rückert so treffend bczoicbnct und in der llint vorhanden: s. Kndruti
^M(?. TOD Enut Martin Seite L f., wo die Widerlejnnig: iiuiiier Annahme von Uu-
pQniQigkeiten gersdezu nimnieJt.'
t'ÜUUMA. Neue Reihe. V. (1 VIl.j Jubr,;. O
66 K. J. SCHBÖER
Irinc, Vicedom der untern Steiermark, 1288. — Irnfried von HimI
1230. — Nvdungus, Frater in Mellnicb, 1285. — Bamung, 135& 1^
1426. 1427. — Budeger, 1163. — SuanahiÜ, 923. 924. — Volker, PI
in FraOlau, 1292. — Wäant in Admont, 1184.
Aus dem höfischen Sagenkreis : Oamaret von Silberberg, 1436-
Parzifal, 1483. — Wigahis von Stein , 1366; Wigeleus von Sl
1433; WiguUus Vellenbrunner, 1501.
Der Name ist bekanntlich auch in die Gudrun eingedrungen, ahja
Wigäleis; Hetels Vasall. Ich lege besondem Werth auf die Namen vm--
der Gudrun in Steiermark, als Spuren, die auf die örtliche Heinil
dieser Dichtung hinweisen, wobei ich einer Bemerkung Rückerts eii-
gedenk bin in der Zeitschr. für deutsche Philologie HI, 184.
II. Herrant und Horant
Zur Gudrun macht R. eine Bemerkung, die ich doch noch Imi^
vorheben will. Zingerle bemerkt Germania VI, 253, daß in der HemUSb
der bair. Seegelände das Seerosenblatt eine bedeutende Rolle spide»
was an das Wappen auf der blauen Fahne Herwigs von Seeland er*
innert (sebleter swebent dar inne Gudr. 1373). Grimm GDS. 471/B79
Ceind in Herwigs Wappen die sjeben Seeblätter der Friesen.*) WejB
die Gudrun nun in der Steieimark ihre jetzige Gestalt erbalten hal^
so meint R., sei zu erinnern, daß das steirische Geschlecht der Wii-
donier das Seerosenblatt im Schilde führt Vielleicht zeigt das Seerosea-
blatt den Weg, auf welchem die Sage eingewandert ist Die Namei
Fruote, Herwic und Heiel in Heteldorff die in Steiermark schon ia
12. Jahrhundert vorkommen, lassen die Gndrunsage da heimisch e^
scheinen. R. erinnert an den Dichter Herrant von Wildon und fragt:
„stand der Dichter der Küdrün in irgend einer Beziehung bu dieses
Geschlechte ?^ — Wenn hier der Vermuthung Raum gegeben wordei
soll, daß jener Dichter Herrand, der Zeitgenosse und Bekannte Ulricki
von Liechtenstein, der Verfasser der Gudrun sein könnte, so mocUi
ich dem nicht beistimmen. In der Erzählung von dem ilbelen wSbe, die
man wohl ehedem ihm zuschrieb, zeigt sich Bekanntschaft mit darl
Heldensage, mit Asprian, Wittich, Dietrich, Walther und HUdgond;'
daß er aber mit keinem Namen Beziehung zur Gudrun verräth| spriflhi
doch stark gegen obige Annahme, wenn jenes Gedicht auch von Herriit
wäre; dann liegt der Kreis, aus denen er seine übrigen Erzählongoi
holt, 80 weit ab von einem hehren Stoffe wie die Gudrunaage iat^ dal
sich daran wohl nicht denken lässt! — Aber einen anderen OedankM
^ Dieselbeü fnesischen Seeblätter (Ühreu dL<) Heinuumstädter in SiebMiblligV
ZUR HELDENSAGE. 67
1^ die Bemerkung R's. au. Herrants eigener Name J£t Ja^in Zeugniss
tir die Gudrongage!
' Die Namensform Herrard erscheint in den Jahren 888. 927. 1060
a. 8. w. Förstemann P. N. 630. So noch im 11. Jahrh. ein Herrantis-
ptrtk O. N. 233. In ReioheU Marburger Namenbüchlein findet sich ein
Hierrant aus einer Urkunde von 1189; kein Horant, was ja überhaupt
keine richtige Form ist Grimm nimmt an für nord. Hiarrandi, ags.
Hßorrendoy ahd. Herranto bei Haupt II, 4. Im bairischen Sprachgebiet
seheint Herrant die in älterer Zeit gewöhnlichere Form; erst aus dem
14. Jahrh. weist Zingerle Germ. I, 293 aus Tirol zweimal Horand nach.
J. Grimm verweist auf die bei Mone Heldensage S. 59 gesammelten
Herrant und Horant, welche Schrift ich leider nicht zur Hand habe.
Die Dichter haben freilich Iloraid, W. Grimm Heldensage 331. Bartsch
Kolmarer Handschr. 28; 24 ; nur ein alter Druck des Morolf hat Herant
Heldensage a. a. O« Die durch den Gebrauch des Namens im Gudrun-
liede selbst geforderte Länge der ersten Silbe, die die Herausgeber
nöthigt ein unorganisches ö ftir o anzunehmen, möchte die Annahme
b^&Dstigen, daß das Lied ursprunglich Herrant hatte; durch welchen
tjofluß dann die andere Form eindrang, ist freilich schwer zu errathen.
Als ob eine hochdeutsche Gudrunsage, in der Horant noch Herrant
(Chautrun yielleicht noch Kuntrün) hieß, erst gegen Ende des 12. Jalir-
liunderta durch eine nordische Quelle umgestaltet worden wäre. — In
öogam erscheint ein Magister Herrandu4t 1268 Fej6r cod. dipl. IV, 3.
437 und anno 879 einmal: Herront a. a. O. VII, 1. 81.
Herrant von Wildon hätte demnach selbst seinen Namen erhalten von
gjnem Verehrer der Gudrunsage, vielleicht des Gudrunliedes, das obne-
tiin Tor Herrants Zeit gedichtet und umgedichtet ist. Er konnte nicht
der Dichter sein, kaum sein Vater konnte es sein; wenn es überhaupt
ein Wildonier war, mindestens sein Großvater. Daß der Enkel gerade
ganz anderen, modernen Stoffen sich zuwendet, ja gerade von dem
Werke des Großvaters nichts wissen will, kommt schon vorl — Zwei
beachtenswerthe Thatsachen bleiben immer zurück, wenn wir den aben-
teoerlichen Sprung auf Herrants Großvater ganz bei Seite lassen: in
der Steiermark ward in dem Geschlecht, das das Wappenzeichen führte,
das dem hervorragenden Helden der Gudrun Herwig beigelegt wird,
ein Elnabe Herrant, d. i. Horand, getauft, nach dem berühmtesten
Helden der Gudrun. Und der Knabe erwuchs zum Dichter, wohl in
einer Familie, in der dazu Anregung gegeben wurde.
Die Gudrunsage muß aber — ob in Liedform oder nicht — in der
Steiermark schon vor den achtziger Jahren dea VI. 5a\\x\v\xv5ÄÄ\\Ä\i^-
- "" *^-*» ■
es K- ^' SCHRÖER
kannt gewesen sein. Es ist doch zu aaf&llend, daß, wie wir oW|
unter Nr. I gesehen haben, gerade 1187 ein Fructo und ein Tffrwt
auftreten, und 1186 sogar ein Heteldorf^ genannt wird, das weün
nicht Torkommt and wohl nur durch die Laune eines Verehrers dieioj
Dichtung so genannt und dann wieder eingegangen ist
ni. Zur Äbfassivngsseit der Gudrun.
Hier ist es wohl am Platse, einen Beweis Schröders g^en eis
höheres Älter unseres Gudrunliedes als 1198 zu besprechen. Derselbe
fahrt aus in seinem anziehenden Aufsätze: corpus juris germanici poCft
cum (Zeitschr. für deutsche Philologie I, 260), bei der in dem Lkdi
Horant angewiesenen Stellung habe dem Dichter das Verhftltniss da
Königs von Böhmen vorgeschwebt Horant ist König, Gudrun 206:
er ist Schenk y als Herr in Danemark , wie der König von Bdhmea
Nun, meint Schr/)der, sei dauernd das Recht auf den Königstitd etä
1198 an Böhmen gelangt, „von dem bloß persönlich berechtiglei
Wladislaw kann fnglich abgesehen werden.'' Begreift man nun sdioi
nichty warum von dieser Belohnung Wladislaws durch Ejüser RotiilM
abgesehen werden kann, der doch die Krone gerade so pers5nlid
erhielt wie Horant, so ist ja auch schon WratisUw J\ xrf\rt y^i^
Heinrich_lV 1086 für seinen Beistand irq Kriege mit der Koni^krMi
belohnt worden. Auf beide paßt genau, was in der Gudrun von Honui
gesagt ist: ,der verdiende an dem künige, daz er im der krdne wo
ze tragene gunde : er gap sie dem beide ze löne.* — Wenn daher, wii
ich wohl glaube, dem steirischen Dichter der Gudrun in Bezug auf dii
Stellung Horands zu Hetel die des Herzogs von Böhmen zum KaiM
vorschwebte, indem der böhmische Fürst — dieß schon im Jahre II 14 —
das Sclionkcnanit heim Kaiser verwaltet, wie Horant bei Hetd, lai
indem Horant für geleistete Kriegsdienste mit dem Königstitel beldal
^ird wie Wratislaw II und Wladislaw II mit dem Konigstitel beloU
werden, so haben wir hier anzunehmen, daß der Dichter eine Thil'
sacbe vor Augen hatte, die einmal schon, 1086, eingetreten war iiimI
in einer dem Dichter nahe stehenden Zeit — 1158 — 1 173 — sich wieder
holte. 1>ieser Zeitraum der Regierung des Königs Wladislaw 11 stdit
sehr nahe dem Auftauchen des Ortsnamens ifef^Morf (1186) oben nnttf
Nr. I. Die Namen Fruoto und Herwig (1187) müssen freilich mindestsu
20 Jahre noch früher gegeben sein.
IV. Die Balladen von der wiedergefundenen Schwester
vom Blaubart, UJinger etc. berühren sich mit der Gudrun , wie id
bon in einem Programm -Aufsätze (^Beitrag ixvt '4\^>\!koVi^^^'^T%5&s«
ZtU HKLDKNSAr.F
i) S. 14 licintrkte. Frau Hilde sendet Boten an Ortwin, den Bruddr
^raubten Gudrun, unt ihn aufzufordern zu einer Herfahrt, um sie
heim zu holen (Gudrnn Str. 109*!). Der Bruder befand aieh
ide auf der Falkenjagd, als die Boten kami?ii. Indem er die Bol
ickl. «n-Sth er die Absiclit, und Str. 1098: die vnlken Hex er
I dd reit er bitlde daii . ila er in kurzf.n zi-leit triieben mtiol yi
■timint fast wörtlich ku der Ballade vom Uliuger bei übland
«!. I, 145, wo der Bruder der Geraubten über den Hof reitet.
er Schweater Stimme zu vernehmen glaubt, wo es dann heilJt:
^ß teiiu! fnUzmi fitegen, er ließ seine unnäe gtiehen, er uUet
I tvo einem ßnst«m waUle. Diese Ubereinittimmung fand sehi
nd Schriften IV, S. 59, wo nofli weiteres nachzulesen ist.
Näher noch an die Gudrunsage stieift die Fasauni; der Ballac
Hoffinann sthles. Volkslieder S 29, Nr. 14, w.i ein Ritter iibi
ßbein reitet und bei einer Schenkwirtbin einkelii-t. Er fragt; v
euer Töchterlein, oder ist's ein gemietbetes Mädelein?
i nicht mein Töchterlein, es ist ein gemietlietea Alädelein.
Ritter haut der Frau Sclienkwirthin das Haupt ab, und
Scblali: 14. Fiau Schenkwirthin, da hast du deinen Lohn, da]
Deine Schwester hast groli gezogen, IG. Die alte Konigin üboi
es wird die herzliebate Mutter sein, 17. Der junge Prinj
I über dem Rhein, es wird der berzliebste Bruder sein.
Der Bruder holt die geraubte, als Magd behandel
wester zur Mutter heim. Eine weniger beksnnte Fassung Ii
Ballade im Siebenburgischen. Schuster siebenbUrg. Volkslied!
•)
Es saü ein Mädchen unter dem Schleier, und näht mit gelber,
grüner Seide.
Ea ritten zween Bitter auf und ab, und stoUen dem Mädchen
den Schleier ab.
Ach Mutter, geliebte Mutter mein, was soll daü doch mit mir sein?
Ea reiten zween Ritter auf und ab, und stoßen mir den Schleier ab.
Ach Tochter, geliebte Tochter mein, das sind nicht Ritter, das
^innd Freier.
■ düs Wort k.ium ausgeredet, so traten die Freier zur Thiir
sich I
Botem^^H
bland 1
■ trinken ruthtn Wc
M
70 K. J. SCHBÖEB
8. Wir sind nicht essens wegen da, wir sind eurer Tochter weg«
kommen*
9. Wolh ihr nns sie geben mit gutem Wort, sonst nehmen wir euck
sie mit Gewalt.
10. Sie schlugen ihren Vater steintodt, sie ersäuften ihre Mutter Ol
Blute roth.
11. Sie ergriffen die Schönste an der Hand, und f&hrten sie aus ihm
Vaters Land.
12. Sie führten sie aus ihres Vaters Land, bis in das Rosenlant
13. Da sie nun heim kamen, und ihre Mutter ihnen entgegen ku.
14. Ach Sohn, geliebter Sohn mein, wo habt ihr diese Schone be>
kommen?
15. Wir haben sie bekommen mit blutigem Schwert, ihr sollt sie haltai
in Ehren werth.
16. (Als sie aber Hochzeit gehalten, mussten sie auch ein Leichen'
begangniss mitmachen.) *)
Alle diese nicht ganz verständlichen Balladen sind miteinandsi
verwandt; sie werden nur verständlich als Entstelinngei
jenes Theils der Gudrunsage, und diese läßt sich aus ihnen gm
herstellen, indem jede einen Splitter vom Echten eigenthumlich bewahr
hat — Wo das Meer bekannt ist, wie in Schleswig und in Gottsdiee
kommen zween Schiffer fiber das Meer, der Bruder und derSehwagei
der Geraubten, die sie finden und heim holen, dieß ist zu erkennen ii
der Ballade bei Uhland 127 und in der von der Schönen am Meer ii
Gottschee (s. Germania 14, 330).
In dem schlesischen Liede, das ich vorhin anführte, kommt Ein
Ritter geritten über den Rhein. Hier ist aber der Zug erhalten, diB
die Gefundene als Lohndirne gehalten ¥rird, daß die Frau, bei der
sie ist, enthauptet wird, wie Gerlind, und daß am Schluß der Ritter
sich als Prinz und Bruder entpuppt und „die alte Königin üben
Rhein, es wird die herzliebste Mutter sein !^ Die siebenbQrgische Fai-
sung dieses Liedes bat einige Züge, die wieder zur Gudrun stimme
In der Gottscheer Ballade scheint die übermuthige That GhidronSt
wie sie die Wäsche in's Meer wirft, noch durchzuschimmern in des
Worten: sie nahm ein leinen Tuch in die Hand. Mit leinen Tuch übe^
setzte ich das im Texte stehende hüderle, so nennt die Gottscheewerin
das leinene Tüchlein, das sie auf dem Kopfe trägt Im siebenbürgischen
Liede wurde es zum Schleier (schlämtche). Man begreift nicht, wanm
*) 8o rentebe ich irenigstens den Text.
ZUK HELDENSAGE. 71
die Ritter ihr ihn herabstoßen. Die ganze Beziehung ist verdunkelt.
Aber hier erscheinen doch wieder zween Ritter, zween Freier,
sowie in dem schleswi^chen Liede zween Schiffer, im gottscheewi-
tcben zween junge Herren, in der Gudrun der Bruder Ortwin und
der Freier Herwic. Verdunkelt ist hier das Verhältniss der Wieder-
l^efiindenen, das in der schlesischen Ballade deutlich ist, daß sie als
Lohndime behandelt wird, also nicht bei ihren Eltern ist Die Leute,
bri denen sie ist, erscheinen als ihre Eltern, und werden beide, man
we!ß nun nicht warum, erschlagen wie Ludwig und Gerlind; das Mädchen
wird aber in*8 Rosenland geführt, wo die Mutter ihnen entgegenkömmt
— daß es die Mutter des Mädchens ebensowohl wie des Einen der Be-
1 Sreicr ist, wird nicht mehr gefühlt. — In dem Rosenland kann eine
L Erinnernng an den Rosengarten aus «indem Heldensagen durchschimmern,
jinleBfiills ist mit einem solchen Kamen kein Seeräuberland gemeint.
! Das Madchen kömmt in das Paradies ihrer Heimat zurnck.
Die Verwandtschaft dieser Variationen Einer unverständlichen
Ballade von einer wiedergefundenen Königstochter, die zween Ritter,
der Bruder und Geliebte, heimholen, ist unleugbar, und daß dieß der
Kern ist, der mehr oder weniger durchschimmert, gleichfalls. Soll nun
das wörtliche Anklingen an den Text der Gudrun in dem Gott-
lebeewerliede beim Gruss,*) in der verwandten Ballade bei Uhland I,
U5**), zusammengehalten mit der Übereinstimmung) des Inhalts, soll
das Alles reiner Zufistll sein?
,^V. Etzelburc, Ezelen burc.
Mfillenhoff hat ganz richtig bei Haupt 12, .433 f, mit Hinweis
anf den Anonymus Belsc notarius und auf Keza bemerkt, daß unter
Etxellrarc im Nibelungenlied nur Altofen gemeint sein kann. Ausführ-
lich hat darüber schon ein ungrischer Schriftsteller gehandelt, nämlich
8teph. Horväth in der Schrift: Pest szabad kirälyi vdrosnak regi Ofen
nimet nev^rSl. Pesten 1810 (von der königl. Freistadt Pest altem deut-
•chem Namen: Ofen).
Die altem Urkunden kennen kein Etzelenburc, ich finde bei
Prjer erst 1427 einmal: Etzelburg X, 8. 609. — Im 12. Jahrhundert
erMhemt: das Ufer von Pest (1148 portus de Pest), im 13. Jahrb. urls
Buda (1248), aber weder ein Ofm noch ein Etzelburc.
♦) guolen morgen — tcM dm meiden tiw-e Kudr. 1220, 1—4: viel gut« morgen
itbe ich wenig! Ballade I, 9. 12; auch 1294, 3: ich hin ein armhi uresche mit (Gott-
•cheewer Ballade 1, 16): ich pin ja deu hinitL Lcuchorin!
•♦; </nr viMm Iteat er vüegen Kudr. 1098. — et \\et> ^\t Yiälwi «\^^\i.
72 K. J. SCHRÖER
Pest scheint schon in vorungrischer Zeit gegründet, der Name
bezeichnet in bulgarischer Sprache Ealköf^n, die sich damals an der
Stelle von Pest befanden. Vgl. übrigens Miklosich slav. Elemente im
Madjarischen 5^0. Das Wort pest i^t in der Bedeutung Ofen auch in't
Madjarische übergegangen. Ofen ist demnach der deutsche Name
von Pest. Das alte Pest lag am linken Donauufer und am rechten
erhob sich ein Kleinpest oder Neupest Dieß alles wird ausf&hrlidi
und überzeugend bereits nachgewiesen in der genannten Schrift. Dieses
Neupest stieß nun zusammen mit einer benachbarten Ortschaft, die aai
den Trümmern des röm. Acincum entstanden war. Die TorgefimdeDen
Trümmer von Acincum mögen die von der Etzelssage erfüllten deut-
schen Einwanderer veranlasst haben, dieselben fTir die einstige Bui^
Etzels zu halten und so zu nennen. Merkwürdig ist nun, daß die Mad-
jaren Etzeleuburg Oubuda"*^) (d. i. O-Buda ^^ Alt-Buda) nannten, wie
Ofen heute noch madjarisch Buda (slovakisch Budjn) heißt« Der Name
soll von Attilas Bruder Buda stammen, den die Geschichte Bledas
nennt Die unvolksmäßige, der Romulussage nachgebildete Erzfthlang
des Keza hat Mnllenhoff bei Hnupt X, 433 mitgetheilt **)
Etzelhurg hieß madjar. Ö-Buda = Alt-Buda, seitdem gegenübei
von Pest ein Klein-Pest entstanden war, das bald auch madjarisdi
Buda genannt ward, weil es wie Buda auf dem jenseitigen Stromofei
lag. Diesem neuen Buda gegenüber war Etzelburg für die Madjaren
Alt-Buda. Bei den Deutschen erhielt Klein-Pest den Namen Klein Ofen,
denn Pest bedeutet Ofen und dieser Name dehnte sich dann irrthiimlicb
auch auf Etzelburg aus, das nun dem madjarischen O-Buda entspre-
chend: Alt-Ofen heißt; ursprünglich hieß Pest Alt-Ofen.
Ofen ist eine deutsche Stadt, wie auch Pest Das deutschgeschriebene
Ofner Stadtrecht***) aus der Zeit König Sigmunds (1389—1437) ge-
braucht für Pest noch den Ausdruck Alt-Ofen, nennt aber Alt-0£Bi
Etzelburg z. B. S. 121 : „wie nimcmt gar fremde wein sol leit geben* Item
di von Cronfeä (davon später) und von St. Trinitat, di von Vibet« woi
die von aüen Ofen ienhalben der Tonaw — seint genant in den priefen
von der fremder wein wegen, daz sie di nicht sullen vorkaufen noch
leid geben, pei der nechsten puez. Eczelpurgei* des gleich unter unaert
gnädigen kunigs Sigmunt, zu der zeit kunig zu Ungern, insegil ver-
*) Njich Keza c. 3 ; hingegen bei Anonymus Belie not. t : Buduuar {y^lt = bnrf.
**) Heinr. von Mogelin variiert die Enählnug so : do der bof (kunig Esels) n
ging, do Koch her kein Painionia. da het des knniges Etzels bruder Buda ein stat ge-
hunet iinfl het <li stat nach i>ineni nanien genennot. das miict den knnig Ktzel gar sOre
***J Ausg. von Mjchnay und IilcbiieT, PieaVjui^ \^^.
ZIIR HELDENSAGE 73 .
wUkürt and verpetscliaft und verprioft. di Eczel pi(/i'gei' haben sich aelbs
iwnderlieh vorpriefi von wegen der fremden wein, daz si die seibin
nicht enturren verkaufen. ** lu dem dem Ofner Stadtrecht voranstehen*
den alten Register S. 14 heißt es aber: „von der Kranfelder — der
Alien ofner enhalb der Taenaw — weinrechten ; item von der Zelburger
wdnrechten.' Hier heißt demnach der Etzelburger: Zelburger. — Offen-
W war der populäre Name Etzelburg, wenn auch in den königlichen
Kanzleien dafUr der ungrische Name Buda galt. Ungefähr bezeugt
dieli Alles auch NicoL Olahus"*) (geb. 1493 f 1568), indem er sagt:
„Hnngari eam arcem et urhem etiam in praesentia Budam, Teutones
Tero nunc Eczelburg i. e. arcem Atila^. nunc a furnis calcis quse olim
ex lapidibus illic coquebantur, Ofen vocant^
VI. Das Kriemhildenfeld bei Etzelburpj.
Simon K6za erzählt bekanntlich, nacli Attilas Tode habe ein
Streit stattgefunden zwischen zwei Söhnen Attilas, einem Sohne von
der griechischen Königstochter und einem Sohne Kriemhildens. Diet-
rich steht letzterem bei und verhilft ihm zum Siege: „istuJ enim est
proelium quod Huni proelium Crumhelt u*«que adhuc nominantes voca-
vemnt^ Heinrich von Mogelin erzählt so: „dö teilte her Diterich von
Berae di iliinen in zwei teile mit sinir list. ouch teilten si sich selber.
Wenne kernig Etzel hatte zwene sone. der erste der htz Ketoe und
was von des konigis taclitir von Krichin. der andir hiz Aladrius und
was frown Crimheldm son (al. Krimilten sun), die was des herzogin
achter von Burgundia eic. etc." Weiter heißt es dann: ^daz von hern
Diterichs röte di zwene bnider mit enandir striten daz also vil volkis
dinlagin wart — daz di Time (al. Tunaw) fldz mit blute so kreftic-
liclien fuiif/.en tage von Sicambria bis kcgin Potentiana, daz wedir
mensche noch t!r daz wazzir mochtin getrinkcn. denselben strit nennen
di Hungir frmcen CrimheÜen sti'it,^ Im cronicon Posoniense ♦*) S. 18
erscheint diese Angabe entstellt: „istud est illud prelium quod Hungari
Bemheled prelium vocant usque in diem istum.^ — Das bei Et/.elburg,
WD Fuße des jetzigen Blocksberges geleirene Kranfeld oder Kronfeld,
>lu wir oben kennen lernten, zu dem das Ofner Stadtrecht noch die
Lesarten Kreinfeid, Kreent'eld, Kelenfelde, Kleenfeuld bietet, soll das
Schkchtfeid jener Kriemhildcnsclilacht sein s. Ofner Stadtr. S. 290 f
In Urkunden heißt dw kleine Ort: KtlenfM und KelenfeuU, und zwar
*; Ausgabt- vun 170;; 8. 162.
**) 9d. ToUy. BiidsB 186'J.
74 K. ■'■ SPHRrtEF, Zm HELDRNSAfiE.
m I26<» und I2fll bei Fej^r 9. 7- 706 und 4, 3. 498. öOO. SiÄttr'
Bchrieb man Kelerefnld und der Name pilt für niadjaris«h, "nd kwwI
bia auf die arpadisohen Zelten zurückgebend. '
Wie dem inirner sei, die SaE« von der Remheleducblacbt aihr
r^rumhilt, CrimheldBchlacht, konnte immer aucb ein Rembelodfeld aA«r
r?rum- Crimiltfeld bei Etzelbnrg annehmen, woraus dann Kran- Kron-
Kreinfeld wurde. Bemerkenswerth Ist immer, daß der dentscbe
Spracbppbraucb, wie da» Ofiier Stndtrocbt bezeugt , die Namensforni'
mit r bewahrt, also die der KrimiltBape nähere. Heinrich von MoKelin,
Inteinischen Quellen folgend, sagt Cap. 2fi; Kelenfeld fal. Keleifeld). '
VIT. Namen aus der HeldenBage ans Preaburg, \
Einem Verzeicbniaa von Presburffcr Personennamen aus dem JnJirs
1.^79, aus dem unter anderm ersichtlich wird, daß Presburg vor ."iftfli
Jahren eo deutsch war wie heute (und so wohl auch krinftic bleibeir
wird), entnehme ich folgende Namen aus der Heldensage. Eltnrf fidelU. — i
Eiiijel. Aefhfil Äv^el i-holfrnijer. Als Beiname eines Kohlen trMger" pasnB
dnr Name des fjftwerge» der Heldensage
rUiUfJi, vgl. AlhiTieh. — Danetuirdiis.—
Mehrere Distal und ein Dif^^dlnvn k?in'
oder Dietrich KurHckweisen. — Lvpns Ehi^hardiis. — Ortfl. — 7V(oA)
Jetzt noeh In Presburg ein Anton DieKald und in Siebenbürgen ein*
Familie Tifheh. Das mahnt an Tibalt von Slbenbürgen vrnun Herrftt d«ri
riehen brrioder!
Die Ausbeute ist gering. Aber wenn man erwägt, daß mir iH
das Verzeichniss eines Jahres vorliegt, daß demnach die sieben Natni
nuH der Helden3a)re gleichzeitig auftauchen an Einem Orte, so ist w,
doch immer schon ein starkes Lebenszeichen der Heldensage. Resrni-
ders ansprechend ist, daß Eckart der getrinwe in seiner Eigenschaft,
wenn anch in der Kanzlei des StadtraMies latinisiert, als fidelis anftriP.
und im Namen des Kohlenfrllgers Albel Augel durfte in der That ein
Volkswitz stecken, der auf Anschauungen der Heldendichtnn^ berulit
Ein Bruchstück des ]>narin. da« ich einst In Presburg fand and dw
nach metner Ausgabe von 1B.^)7 auch im deutschen Heldenhnch T. 295
abgedruckt ist, beurkundete wohl schon, daß unsere Heldi
die Donau hinab entlang dereinst crkluno-en sind, Rn dem W<
die Nibelungen nach P^txelburg hinab gofaliren sind, sowie
deren verknmmi'rtn Nachklänge in (I™ '•Iksbtli
Mn'a Mchtr/irxr Meer die Doni"' Mnnb
tnn^ beruht
ini und du
ihueh T. 295
HeldenBrtl
A. BIRLINGES, BESEQNUNaKN. 75
BESEGNUNGEN.
;m. 467. 8®. XV. Jahrh. Medicinalia et de herbarum viribus. Die
Besegniingen sind von einer andern spätem Hand (XVI saec).
f. 158'. W an sich ainerverenck oder verreib und nent sein
namen.
Vnser lieber hSrr gang aus auf metten; dratt auf einen merbel-
in gar hart, er dratt auf ainen merbelstain, es verrenck vnd bracht
n heillig fleisch, bluet vnd bain. Vpser lieben h^rr gieng draurig
m KU seine liebe mutter, fand er allain. 0 du mein liebe trautter
1 der mein! wie khanst du so traurig sein? Mutter, soll ich nit
irren? hab trotten auf ein merbelstain; hab verrenckt und brechen
in flaisch, mein bluet, mein bain. O sunne, liebste sune mein! was
st du mir zw fir, so wil dir dein fleisch (f 158") dein blued, dein bain
ler zw samen thon. Mutter, ich gib dir himel vnd erd, daz mir mein
Bch und blued vnd bain wider zemen k^ret : drum gib ich dir himel
d erd. dH giengen wir vnder dem himel vnd giengen auf erden im
jnen Gott des vaters f vnd suns f «nd h. gaists f amen, mit namen.
!. f. 159*. Vir die wirm der zennen vnd nents mit namen.
Sd Villeg vnder der Stegen leigt
vnd der mit heller stimm aufschreid:
Jesu Christo hast mein vergessen
wil mich wirm läsen fressen!
Gott der sprach aus seim gettlichen mund
So wil ich es ist noch nit stund
Ich hab dein nit vergessen
weil dier die wirm nit läsen fressen;
Sie sein weis, swarcz oder rött
In der 3. stund sein alle dott.
Im Namen f ^- s. w.
3. f. 159". Vir Mundfeil.
Jais hergang über ainen soe; begegnet jm vnser lieber herr:
Jais hör
warum drauret so s6r?
HSrrI warum soll ich nit drauren?
Mein ßeißcb vnd bain wil mir in memem xoMiSiäL l^«ÄwikKo^•
76 A. BIRLINGER, BESE6NUK6EN.
Jais hergreif in gnmd
Nim Wasser in mund
Lass wider in grund
So wird dir dein fleisch und bain gsund
in X naroen: Gott vatter f u- 8- ^*
4. Zw dem kreps disen Segen; die namen wie sie haisct
oder die persson.
Vnd spricht: kreps, du hast die N. vmpfangen; ir haut vnd ir
brüst ynd hast gebaud ein haus vnd bei ir wird wonen der kreps vnd
wirst Ir saugen N. ir mark aus den painen vnd aus der brüst heram;
zw dcrselbigen frist khumbt vnser lieber herr Jesu Christ; spricht kress
vnd kreps: was thuest du hie? s6 haben mir N vmgfangen vnd vmsesseB
jr hauth vnd jr brüst vnd wellen ir saugen ier blue aus den painen,
aus der brüst! Sprich Gott: des solt ir nicht tun! solt die N. ir brost
gesund I&n: solt hin gen Babylon gang, da sten drei bmnnen. Ans
dem ersten flttes ayder, aus dem andern flies milch, aus dem dritten
rödes blued. däselben solt ir auch bauen ein haus und sold drinkhen
vnd saugen daz mir auch drunckhen gued, drinck und saug es ans dem
grund sprich Gott der herr vnd lond die N. ihr brüst (f. 162') gsund,
daz ir gsund bleib es wohr; das geschach das Longuinus der Rider
Gott dem herren in sein heillige göttliche brüst stach, die nit sanrt
und nit fault und nit gird und nit schwirt; als5 sol die N. brüst aneh
geschegen; daz zell ich dier zw buess. Im namen u. s. w.
5. Das blued zw verstillen.
Durch Adams blued erhuob sich der todt
durch Xristus blued starb er der todt.
Ich gebuet dir blued, durch Xristus blued
daz du still stees vnd nit weider gest!
Im Namen u. s. w.
6. f. 167^ Wer blättern oder vel jm äugen hat,
der Sprech also: Osanna gebar Sant Anna, die h. frau sant
Anna gebar vnser liebe fraw, vnser liebe fraw gebar vnsem lieben
herm Jesum Christtun, der dreib auch feil und plädem, das nit bricht
vnd alles das darinnen ist, das helf vns. der man der seinen voBchnl-
tigen tod an dem heilligen creuz nam der helf vns vier das pl&ter oder
fier das vell dem N. dich angang oder stad, das helf vns Gott der vater
a. s. w, \^.^^SSSiiS^^SXSL.
L BWAHaEn, ZUR MYTHOLOQIR ir. SPRACHE DES inEDERRHEINS. 77
ZUR MYTHOLOGIE UND SPRACHE DES
NIEDERRHEINS. .
fl
Der sagenkuadige Alex. Kau^natm hat Germ. XI, 411 ff. vnn
i«D Halden am Niederrhein gehandelt. Ich fand bei Dr. W. C're-
lliua in Elberfeld eine Ausgabe desselben Werke», das Kaufmann
indschrifUich benlttzen konnte, Die Ausgabe aus dem Anfang des
). Jal.Hi. hat den Titel:
Van Amt buschniaü vü Henrich aym alden vader dem geys^
!fii wtinderlich Myrackell, dat geschyet ya yn dem land van Cleue
f DiiylJbercb tzo Mejerieb. (Ho];!S(;hnitt { Fegt'euer, Gott oben mit e.
lele.) Gedruckt up sent Marcelleu straissen. (4"} by Servais Kruffter.
Qiuten HolzscIiuilL
Das Work iat besprocbeu tod Dr. EmieQ in d. belletrist. Bei-
igc SU dpD köln. Blilttern I«IJ3. Nr. 214; von Crecclius, Germ. XII,
IW. — WcllerB Kep. typogr. erwähnt viur andere Ausgaben 1500, 1Ö05.
fitraßbiirg (Nr. im. 330). 1509 Cölu (Nüyli). 1515 Slralib. (Nr. 9^7).
Am Schlüsse ist der Ritter Tondalus erwälmL Die Sprache ist
Bimdftrtlich niederrheinisch, doch bei weitem nicht so mundartlich
pfbbt als Kaufmanns Hs. Ich theile hier einige Prolifn zur Verglei-
chung mit.
1. Der Geist bekennt und warnt.
(tl. 7*. der geist sacht: ich liess mir cuentuirliche cleider machen.
fchoio mit langen ancuelen. tebbert mit knuutfen, kogelen mit vil sny-
IicIm vnd wold ouch ummer mit den besten syn na der werlt loufl'.
Vfft deeer sachen willen werden ouch vil frauweii verd&rat sonder taael.
fäl sy vss der maissen vsswendifh vn yuwendich houerdich synt vnd
Mch houerdich zyereu. damit sy vil lüid tzer hellen ti'ecken. Ich hat
oicli ouch darzu ergcueu, dat ich der duuei speie tzo doin plach, dobelen,
karten, bretspelen. dat drei£F ich waü seuen jnir läk. het ich mich niel
rnhrMfirr uude davan gelaissenn got wold mich gestrailTt Imyn mit
•™ii aehnelleQ dode, dat ich ewelich verdömpt sülde syn gewost. Do
Irnt; vm wz sunden werden die raynschen allermeist gepynicht
itt? der geist sacht: Die doitslegcr, deBtiet, s.'ÄxVct AtÄt^ ,
irf die jm' eygert -fcjTider d'*idei;\, ^v^c^VgTet, ^i
78 A. BIBLIHGEB, ZÜU MTTHOLOGIE U. SPRACHE DES
ir-^iK-NN;!:-!
bedreger, reuuer vnd ouch die ghene dye ungehorsam sjnnt den g
boden gotz. vnd also sterven nngebycht, nngebuest: die werden gew}
all verdömpt.
^ 2. Von den Holden.
Bl. 11^: want sj mejnt dat idt nit sunde weer vn plach sich t
bychten vnd vnder wysde den pastoir, dat he yr orloff gaff waer t
sagenn, mer sy wirt seer dammb gepyniget vn die böse viande qi
men t«o yr die man heist wysse fr au wen off holden vn sadite
sie weren selige frauwen off holden die ander der erden woind
under den schonen boomen off krosen basschen vnnd nömdenn yr
plaetzen in der lade höaen da sy in woenden vn sachten jr dat i
die lade warnen sold, dat sie ir stede vn haiser reyn hyelden, da si
id jn wail gain an irre narang. Dat sacht sy den luden vn wilehe <i
geloofflen die deden den seligen frauwen off holden ere.
kregen die böse geiste macht öuer vn behelden die also in yrem |
louuen. vnd als jn dan die ere niet geschach^ do deden sie den loid
schaden an yrer narang vn kinderen, dan giengen die lüde na
wairsagerscher vn vraegden wie idt queem dat yr narang affgyei
dan sacht sie: ich wil beseen wat dat beduid. So quamen dan <
bOse geiste tzo yr vn sachten: uns wirt geyn eer gedain als man plee<
tzo dein, ire kinder haind unse wonung unreyn gemacht^ darumb ha
sy ungelttck. sy sulden des donnersdags früe zo bed gain vn macl
dat huiss rein vn bereiden die taeffel mit guoder spysenn dat wir f
essen, dan salt jn wail gain in all yren Sachen, dat sachte die wa
segersche den luiden. als sy dan dat deden, so liessen die böse gc
äff vn deden den luyden geyn verdriess me.
So kregen diu duuelen die gude luyde in ir gewalt, die sie i
anderen sachen nit krygen künden, vnd al die ghene die mit <
wichelien vmbgaint off daran gelouuen werden verdömpt vn ga
uyss der beschirmung Gotz in die gewalt des duuels. vnd wylch past
wychelye lest geschien yn synem kyrspel, der is ouch in der gew
der duuelen.
3. Feldgespenster.
Als dat geschien was vraegt Amt: komen al geiste tzo g04
die up erden sich seen laissen? der geist sprach: neyn. Ich kant eyi
man der plach arm luid tzo verdrucken vnd verschloch der gemey
eynen kamp, dair armer luid quic plach tzo gain. der riche man sü
rad wart gepymcht vp dem kamp dry iair lanck vn braut als c
Ji. filRLmOEB, VOLKSTHÜBILICHES AUS SCHWABEN. 79
boBch vnd na dryn jaren wart he begraueu in die helL — der geist
aacht van so vill luden der eya deil wayl XL jair doit waren gewest
I vnd waren dat meiste deil acker lüde gewest vnd yrer eyner het dem
anderen landt affgestolen, die giengen daer vnde boessdenn. BL 12\
4. Sturm bei Selbstmord.
Item uff ein zyt als Amt mit dem geist sprach| do hoiff sich ein
groissvngewidder mit winden, stürmen und regen, do vraegde
Amt: wa van dat vngewidder queem? der geist antwort: id hait sich
ein woecherer bynnen deser vrenn selffs erhangen und yd is ouch
gewest eyn frawen die hait yr eygenn kyat vermört, dat wil Qot pla-
gen över vill creaturen, so leyt is Gode der doit des sunders, der sich
idffii dödet BL 18''. A« BIRLINQEB.
VOLKSTHÜMLICHES AUS SCHWABEN.
1. Ältaugsburgisches Festjahr.*)
Das Advent 3 WocheD vor dem neuen Jahr oder dem Geburttag
i-\ Christ) sol Petrus, ists wahr, aufgesezt haben, das man sich darinn ufl*
<Iie Zukunft Christi bereittcn soll.
Diese 3 Donerstag ist an viel Ortern der Brauch, daU die
kind in der Statt herumgeen und an die heuser klopfen, den gibt
man Kuß, Epfel, Birren und Lebkuchen. Diese Necht helt man ftir
scheulich und verworfen tag, förcht sich vor Gspeimst, Unholden,
Hexen und Drutten.
Damach kompt das fest der Geburt Christi. Da hat man an
Tili orten selzamer spill, wiegen ein hölzin Kind oder Qötzlin
in der Kirchen und habe diese Nacht so ftlr heilig, daß etlich
beredt sind all Brunnen werden diesen Augenblick, so Christus geboren
sei auf diese Nacht zu Wein und in hui wieder zu Wasser; etlich
sagen, es schlagen all Baum diese Nacht aus.
Ein jglicher Priester halt diesen tag 3 Meß, etlich gethailt, etlich
nacheinander.
*) Papktenbiieeb oder Chronik, rast luMig and mich nntsHch zn lesen. 16/17
JWh. hi. 9*. (Im FriTAtbesiUe. Mttncfaeu.;
gO A. BIRLIKGfite
Am 3. tag darnach beget man Sant Johane fest, da trinkt ydmtt
Sant Johans Segen, das ist ein gesegneter Wein ob Altar danniA
man auch Kugele macht Rir das Wetter und schaur. an disem tag
trinkhen die Männer die sterke die frauwen die schOn.
Den nechsten Tag darnach an der unschuldigen kindlen ti(
gehen die jungen Gesellen herumb mit einer Ruthen , schlagen die
Junckfrawen um den Lebkuchen und diü nennen etlich den pfeffertag;
Damach am 8. Tag nach der Geburt Christi ist der papistea
newjar. das winschen sy ejnander, schickhen einander geschenk snm
newen Jar, auch geben diß die Väter den Kindern, die Man den
frawen zu einem guten eingaug des jars. In diesen 8 tagen fordert
man khein schuldt und becht ein besonder brot.
Nach dem kompt der heylig drey Kinig fest, daran vill em
Kinig wehlen, spill halten und ein lange wirdtseliaft anrichten.
Auf diu kompt Liechtmeß, da bringen die papisten den tempd
vol Wachsliecht mit großem gepreo^; diese wiliet mau ftir alle Gespenst
hagel, schauer und schreibt darein segen.
Und alsdann kumpt Fasnacht, der papisten Bachanalia. An
diesem fest pflegt man vill Kurzweill, spektakelspüll zu halten; mit
stechen, tumieren, tanzen, rockenfarten, do verklaiden sich die Leut
laufen wie Narren und Unsinnigen in der statt um mit mancherley
abenteur was sie erdenken mögen.
Da siebet man in selzamer ristung seltzam mummerei: die frawen
in Mannskleidem und die Man in weiblicher Waat und ist fllr wahr
schäm zucht, erbarkeit frombkait an diesem fest theuer. daran vill
Bieberey geschieht doch verriebt das gelt alles in der Beicht, all Bos-
heit und Unzucht ist ziemlich an diesem Fest, ja ain Wolstanndt.
Die Herren haben ihre Fasnacht an eim sondern tag, darnach
auf den Afftermontag die Layen.
In Summa; man fahet daran an allen mutwillen und kurtzweill.
Etlich lauffen ohne all schäm allerding nackhent umb. Etlich
kriechen uf allen vieren wie die thür. Etlich brutten Narren auS; etlich
sein Minch, Kinig etc. und auf di& fest so woll lachens wert ist
Etlich gehen auf hohen Stelzen mit flüglen und langen schnftblen
sein Sterken. Etlich Bern, etlich wild Holzleut, etlich teuffei, etlich
tragen ein frisch Menschenkoth uf einen küssen herum und werren
jm der flüegen. Etlich sein äffen, etlich in Narrenkleider verbust und
zwar diso geen in ihr rechten Mummerei und sein in der Wahrheit das,
so sie anzeigen. Wan jn ein anderer den Narren sticht und Esell Ohr
macht, 80 wdliens zürnen hauwen und stechen und hye beichten sie
öffentlich und willig vor ydmanu se\\>B vfei «i\e «»e^'^\i.
VöLKSTHÜMLlCifES Aüft flCHWABEN. 8l
iMe Itali oder Welschen stellen sich auch als wollen sie die Teut-
idien in disemFall überwinden, da seind auch Narren wolfeill,
dodi etwas subtiler dann die Teutschen.
Um Ulm in Schwaben hat es ein Brauch an der Faßnacht, wer
diß tags in ein hauß geht und nit sagt, ich gehe mit Urlaub aus und
«, den £Edien sye und binden dem als einen Uebelthäter die hftnd auf
40Q Bngken, klopfen mit einem Beckhen voran und fdren in in der
Stadt kerom.
Auf dis kompt die Fast. Den nechsten Tag darnach zu eingang
denelben laafft das Volk zur Kirchen, da strewet der pfaff eim yden
vnb ein pfening ein wenig Aschen au£F den kopff. Etlich haben ihr
eigen Gebet und Andacht uff diese Zeitt fUr den Fror er.
Auf disen Tag der ascherigen Mitwoch leiten sie die fasten ein
mit großer Mummerei, halten Bankett und verkleiden sich in ein sonder
Ibiiier.
Etlich klagen und suechen die Faßnacht mit Fackeln und Lattemen
beim hellen tag, sclireien kläglich wo die Faßnacht hinkommen sei.
Etlich tragen ein bering an einer Stangen und sagen : nimmer Wurst,
Hering! Etlich henken ein hauffen Bueben an sich und singen ihnen
^or, etlich fahen einander und tragen einander uff Stangen in Bach.
Den nechsten Sonntag darnach gibt man der Fasnacht Urlaub,
Verbozt und verhfüt sich aber, trinken sich voll, spülen und raßlen
^ulezt. Als dann folgt die traurig fast; darinn eßen sie 40 tag kein
fleisch, auch nit Milch, Keß, Ayr, schmalz dann vom remischen Stuel
Krkaufik. da verhtült man die Altar und hajligen mit einem tuech und
last ein hungertuech herab, daz die syndige Leut die götz nit an-
leben, noch die heiligen bilder die Christen oder Juden.
Zu Mitterfast ist der Rosensonntag. Daran segnet der Bapst alle
gebeichten zu Rom und bestetigt auch den Juden ihr Gsatz. An disem
Tag hat man an etlichen Orten ein spibl, das die Bueben an langen
Stangen bretzlen rumtragen in der statt und zwen angethon Man, einer
in Sjnogrüen oder Eppheu, der heißt der Sommer der ander mit Gemies
angelegt der heißt der Winter, diese streitten mit einander; da ligt
der Sommer ob und erschlecht den Winter, darnach geet man darauf
zum Wein.
Auf diß kompt der Palm tag. da tragen die Bapisten den Tempel
▼oller BOachel palmbeum und angebunden Ost. die weyhet man fdr
alles Ungewitter an das fewr gelegt vnnd ftaert ein hilzen esell auff
einem w^elein mit einem darauf gemachten Bild ihres Gots in der
itatt herum, siiigen werfen Palmen für il\n und ttevWw V^ ^Äi^^^^«^^\
82 A. BlkLlKQUU
mit disem ihrem hilzenen Gott Dßr Pfarrer legt sieh vor cUeMm Bild
nieder, den schlecht ein anderer FüS. Die Sohueler ungen iwid deolii
mit Finger daraufil Zwen Bachantea legen aich aach mit ■altiiiw
Ceremonie und Qcsang vor dem bild nieder, da wirft ydeiMünn mit
j>almen zu, der den ersten erwischt treibt vill aauberei daviL
Darnach kon^)it die Marterwoob vor Ostern. — Da fahet man u
3 Nacht vor Ostern zu Nacht Metten au singen. Darein bra^ ab
groß Volk, mit Hämmern stein und schlegel klüpfel kolbea «tafllBB
.und klopfen z^ bestimmter Zeit über die armen Juda's, machen lUfor
jBuster und löschen alle Liecht im Tempel aus. Man hat aach Mi aiga
I^trument zu diesem scherz. Damach heben und tragen sy ein Qrnsifis
herum an etlichen orten mit einer anhangenden Latem an «einam htk,
singen umb die Kirchen in einer Prozession. Viel Bosheit gesolHcht in
diesen Metten. Die Leut werden an die Stttel genagdL
Damach sterben die 3 Tag die glockhen. Da fthrt man mit«iBaa
klopfcuiden Karren und viel tafflen in der Statt henun homft dii
Volk in die Kirchen zum Passion.
Am Charfreitag vor Ostern trägt man aber ein Kreaa henim
legt ein groß gestorben Menschenbild in ein Grab, wirft kreatawuii
Spachtel mit Ol oder Chrysam in und Tauff.
Item man segnet im Vorhof des Tempels das fear, das auch aa
das feuer gelegt ftlr all Wetter und UngestCLmm hilft. ^l«<i<mti wevta
die Glocken wieder lebendig und lenten der fasten gen HimmeL
Nimbt man die hilzen bloch oder bild aus dem Gbab wid aingt^la
Voigt zu Morgen derOstertag, da weihet man den AnbifikiM
Fladen, Keß, gehektz auf den Altar und schicken die Freund eiaandhr
des Geweihten oder Fladens. Darauf hat man das Hoduunbt mä
iroüden, da orglet man mit schall, das erklingt, mit feinen Biul-
liedlein und hofiert also mit figurieren singen und .pfeiffen den Ohni
der Menschen, das Fleisch zu kitzlen, daß etwa an einem Pttnteahlf
zu vil war.
Wer dan diß drey Tag vor Ostern zum Sacrameot g«et, dtf
schicket sich gut heuchlerisch — beicht, gürtet sein giitel ab, l^ Jm
zu seinem Hut etwa in tempell und geht dahin su unserem hvr
gott. den nechsten tag geet man nach Emaus, daran ist wieder al
andacht aus.
Auf diß fest kompt die Creutzwochen da geet die gana atat wdk
dem Creutz wallen, auß der Statt etwa in ein Dorf jsu einem heilig«^
4as er das treidt woll bewarren und wolfeile Zeit von Gott
VOtKSTHÜMUCHSlS AUS SCHWABEN. ^^
isB giciofaicht 3 Tag aneinander, da ißet man ayr und was man guts
lat im grienen Gras auf dem Kirchhof tmd erminen sich die Leute woll.
Bold dunmff volgt das Vest der Anffart (daran ydennann voll
ist und ein fliegel eßen mueß). Da zeucht man das erstanden Bild so
dise Zeit auf dem Altar gestanden ist yor allem Volk zu dem GewOlb
hinein und wirft den Teuffei ein scheutzlich Bild an stat herab in den
idbUgm die umsteendt knaben mit langen gerten bis sie ihn urab-
riogeB; darauf wirft man oblet vom Himmel herab zu bedeuten das
Himelbrot
Gleich darauff über 9 Tag ist der Pfingsttag, da hangt man ein
hilsen vogel oder tauben unter das Loch im Gewelb; daz bedeut den
U. Qtmiiy den Apostlen zugeschikt.
Auf diß Fest kompt Unsers Herren Fronleichnamstag. Da tragt
■sn das Saerament mit einer pfaffenprozession unter einem köstlichen
wddLten Himel den vier mit kerzen geziert tragen in einer Monstranz
Uram an Till Orten mit vill Figuren aus dem alten und newen Testa-
ment gezogen. Item yil Histori aus den Legenden. Da sihet man den
^Msicm vül teuffell; heillige u. s. w. Da ist elp Junkfrau St Katharina,
tfb Sant Barbara, dise Maria u. s. w. tmd geschieht sehr vill lioffart
II diesem fest Die Juden martern imsem Herregott, etwa ein Mann
inr Christus sein mus, pankhlen hin und her, henken ihn vor der Stadt
la das Crevtz mit zwaien Schachern vor dem Saerament geen Engel
voriier dto werffen mit Rosen zu dem Saerament Item Johannes der
TaoCer spreohend: sieh das ist das Lamm Gt)ttes. Man street alle Gassen
tsA graa^ rosen, henkt sj voll meyen etc. etc. alles dem vest zu ehren.
An diesem Tag reit man auch an vill Orten umb den Fluor, das
das koren mit vill kerzenstangen. Der pfaff reit auch mit, trägt
hei^tt leibhaftig am Hals in einem seckel, an bestimpten Orten
r ab, singt ein Evangelium über das koren und singt der vier
m vier orten bis er umb die fluer reit. Die Junkfrauen geen schön
gesehmnckt in einer Prozession auch mit singen und lassen ihn woll
lud gesehikt vill hoffart, Mnotwill und Btteberei von rennen, schwe-
singen sehen und gesehen wollen sein.
Nach dem kompt Sant Veit, dem opfert man vill htiener wo
sr vast ftlr das vergifft und kaufft ydem khind ein krieglen.
St Drban ist um pfingeten fewr darvor der Weiuhäcker heilig
dsBwsrflen sje jemmerlich in das kott oder dreck, so es an seinem
tag vsgnety ist es d, schön so tragen sie ihn gen Wein in das Wirts-
hsHs setion hiader den tisch, behenken ihn mit Weinreben und ver-
trinkken ifaiv hriogea ihn offi ein tmnk und liaiteix q« votl %^vdl^N.^^^
84 A. HIRLtNOEK
Gleich daraufF kompt Sant Johanns des Teuffer. Darmn macfal
man in allen Gassen Freudenfewr, singt und tanzt darum wie die Jad«
unib das Kalb, springt darüber, dazu sammeln die Bueben den Tiy
zuvor Holz mit singen und stelen. An etlichen enden setzt man Vaf
aufeinander^ diß spilt man auch in den Dörffern ; an diesem tage triokt
schier ydman Mett nach dem Landesbrauch.
Damach kompt unser Frauwen Himelfart; da tregt aüt
Welt Obs, bilschel allerlei kreuter in die kirchen zu weihen filr itte
sucht und plag übergelegt gewer. Mit disen kreutem geschiht sekr
vill ZaubereL die ELnaben tragen öst mit dpfien und darauf gemacht
Vögel die da in die öpfel bicken. der schönst ist Kinig.
Damach kompt die heilig Kirchweihe daran ein groÜ g^nol
ist unter den Laien nnd pfaffeu die einander weit darzu laden, die
Bauren laden gemeinklich ihren p£arrer zu jn in das Wttrtzhaos mit
seiner Köchin oder Kellerin. £twa wirdt der pfarrer voll so filerea iha
die Bauren heim etwa hebt der pfarrer einm Bauren den Kopf bis er
sich aberwirfft und gespeyet Zu Morgends halten die priester gemeinck*
lieh ein Jahrstag; darzu kommen vil geladen pfaffen und helffen der
armen Seel noch halb voll gen Himmel, darnach halten sie umb dio
presenz Nachkirchweihe im Würzhaus oder pfarrhoff und begeen eni
den jarsdag recht, doch geet man früe zuvor in den tempell sonderlick
an der Kirchweih mit spiessen und hellmbarten griessen die keiUig«B
damoch mit der Sackpfeiffen uff den platz oder in daz Würzhaos und
den ganzen Tag Kirch weihe gehabt, das man den Ablaß zu aubeot
etwa mit kolben austheilet. die priester richten ihr kremerey aueh n^
thuen die taffell auf, setzen die heilligen Götzen herfür mit einem aoP
gesezten Kranz. Von diesen muÜ man die heillig Kirchweihe Ittaeii*
£iner sitzt dabei, der muß dem stummen Götz das Wort thuen der kit
auch sein Sold. Zu den Gebenden sagt er: vergelt es Gott und die
heillig Kirchweihe.
Zu Sommerszeiten so es blizt und dondert leüdt man alle GHo*
cken, festenlich glaubendt daß aus diesem Schall die teuffei in die Fluckl
geschlagen, nit einschlagen, die Glocken sind aber gemeinklich gfr
«egnet und von dem bischof getaufft ftlr all Ungewitter derhalb wirdt
geglaubt sie seien mächtig das Wetter zu vertreiben.
So oft ein groß vest ist ziert man den Tempel mit Teppichen^
großen Mayen, thuet die altar auff, buzt und muzt die Heilligen aiilf^
sonderlich den Patron dieses Fests. sezt ihn gekleidt unter die KirdiflD*
thür zu bettlen da sizt ein Man bei ihm, der ihm das Wort thoet w«ii
daa Bild nit reden kau; der spricht: gebt St. Geor^eu^ Leonharten etc.
VOLKSTHrMUCITE^ Ars SCHWABEN .Q3
etwa« umb Gotts willen, des er nit bedarff sonder die pfaiTen so es
smiebten venseliren es von des Heiligen wegen. Wie sye auch dem
fpmtmen nnsBgliclien Out thnn so sye von Walfarten aufheben. Mit diesem
Vttel bawen sie so gewältige Palftst tempel, clöster etc. etc. das vill
Vnig nit Termöchten also daß ein Sprichwort bei ihnen dranß worden
ist neralich: es ist nioJits reichers dan der Bettel, der vermag es
alles, dan wo es alzeit tropfet ja regnet da verseilet es nimmer.
Nach dem kompt St. Martin da ißet ein yder Hausvater mit
•einem geaind eine Gans; ist er in Vermögen kaufil er jn Wein und
Mett und loben Sant Martin mit vollsein, eßen und trinken singen etc.
wie auch an etlichen Orten St Michel da man die liechtgans ißet
ein vder Hausvater mit seinem gesind.
St Niclaus kompt bald darauf; den fasten die jungen Knaben
4iß er jnen etwas bescher und underleg. So sy nun entschlafien legt
jn Vatter und Mutter under oder in die Schuech, gelt, öpfel birren,
niten n. n. w. daß, so sys zu Morgen finden nommen sies mit Freuden
ik von St Niclas beschert auf und an.
Item die Papisten bauen köstlich tempel von orglen marmelen
pii^ Silber mit kostlichen Altarn; bildwerk voller Amplen, leuchter
idiilt und heim.
Der Chor ist etwas erhabner mit scli5nerm Gestül gezirt dann
i Jas Langhaus« Item ein Sacristei darinn der Pfaflen ristung und Mum-
' »ei ist
Sonderlich legen die Augsl). Bisst brott uff das Grab mit einer
Kenen oder zwno. legens manchmal auf den Altar so zeit es der Me(5n(T
nnd ist es von der armen Secl wegen. An etlichen Orten opfert man
Wein brot und mel auf die Altlir.
Dann so schwadert der Pfaff eine Vigil herein, die weder er
selbs noch die Menschen verstehen.
Za EnA der Meß get man mit einem rauchfaß über das grab,
]iretzlet etwas damit davon.
Ist die Klag aus, da zeucht der clager die feindselig klagkppn
wieder ans ; dan an etlichen Orten streiffen sis an den hals an etlichen
schlecht mans allein umb den köpf und zeucht es fftr das Maul, damit
die leut des erben lachen nit gewar werden.
Ob dero Grab pretzlen sie ein wort zehen.
An etlichen Orten so die erben nicht weinen noch klagen mögen
*o besolden .sie klagleut als ßege inen die vorhergeen und die äugen
Bit Zwibel bestreichen daß sie weinen und sich kläglich stellen
86
A. BmUHOEB
II. Augsburgißche
Vorrede über das Angspurgisclie J«hr ein-
mU.
Hier folget nach der Monat Zahl,
Wat man au Aagsparg's Jahr eii
Zo sehen oder sn begehen
Einmal kann ja nicht oft geschehen,
So scheint es swar , jedoch wenn wird
Zasammen all dies Zeng summiert
80 wird nicht ron dem besten Leben
Bei manchem es ein Faeit geben
Aus yielen Mährlein kommt einmal
Daron es endlich lautet kahl.
Januar.
So meld ich dipi^Yor allen Dingen
Das Nene Jahr fangt man an mit Singen
Und Johlen alle Gassen voU ,
Daß man darob möcht* werden toll
Da dann das Pfeifen , Geigen , Paucken
Zu stiller Ruh kann trefflich taugen.
Um diese Zeit ist der Gebrauch,
Daß man besucht die Kripplein auch
Da kann man Wiegen-Licdlein hören ,
Geschieht*s Jahr einmal , wer wollt es
wehren.
Gibt es ein Bahn zur Schlittenfahrt ,
80 findt man sich gar bald gepaart,
Ums Städelein und die Böhr-Kästen
Geht alleseit der Zug am besten.
Der Jäger macht wohl selbst die Bahn
Daß durch die Au man fahren kann
Und in der Stadt macht man ein Rädli
Und thut im Wirthshaus dann eiuThätli.
Ist dann der Frost so stark und seharf,
Daß man dem Graben trauen darf,
So thot man auch die Müh* nicht sparen
Und sehen auf den Schlittschuh fahren.
Februar.
Im Homuug gibt es diese Freud,
Daß sich annäht die Faßnachtszeit .
8 Jahr einmal*)
Da wird sich tot der Thur ni
Schwelleo
Der Holla-Mfitterlj einstellen ,
Und laden zu dem aehdnen Fest
Wosn es da»«id dort gibt GHUtT.
Auf die Bedeuten wird mit Hanfia
Die ledig' Bursch* zu der Zdt lanfe
Auchy daß man meint was tehSn^s 1
sehn,
In die Faßnaefats Com9die gdm.
Gleich ftllt mir noeh ein Staddeint
Man hört in Reimen hübaeh ttd h
Den Sommer und den Winter atvaitei
WelchV besser sei zu diesen Zelten
Auch nimmt jetzt maneher fttr d
O'seUier
Ein Fasten-Pretaen zu den Bier.
Mira.
Sticht nun das Gras ein wenig ror
So sehnt man sich gleich Tor das H
Macht keinen Märzenstanb die Seu
80 geht man wenigst in 0*sai
Broiuien
Es ist ein leichts das Kinder freut
Und denen Alten kürzt die Zeit
Win man noch mehrErgotsung hal
80 geht man an den Hiraehengial
Und zeigt den Kindern diese Tfaier
Lockt sie dann mit dem Brod herför
Geht wohl der Ähni sammt der Abi
Und zeigt den Enkeln selbst
Schwanen
Noeh ist zn dieser Zeit bewußt
Dem Frauennmmer eine lAni«
Daß man geht in das Fejelen^Zoi
Da gibt es manchen armen Tropi
Der da gezopft wird mit dem Manl
So bei dem WeibsYolk selten €miL
•) Unter solchem Titel erschien diese siiieng^eschichtlich ungemein wsi^
Reimerei vor etwa 120—180 Jahren in Augsborg und sind bereits kaum noch
oder drei Exemplare bekannt. Der Inhalt ist uralt und darum nehme der geo
Ifeaer die neue Schäle mit in Kauf. ^
VOLKSTHÜUXJCHES AUS SCHWABEN.
87
ApriL
ilern btld bertn will kommen
r Ckbnmelk in acbt genommen
■ler die KimreiYi man geh
I den Palmeneiel seh
er ftueb d«ranf IftOt reiten
\i Jmhr einmal , wbm solTt be-
deuten?
>lget die Procenrion
Heb nicht nm riel Geld davon
dtm Geifilen nicht sollt sehun
Ol IV den GrSbem gehen.
\ Ostern, so legt IS'r der Haas
' in Hinsem als im Gras
dtnutag darf man gfanben
Vead* «n^s Eier-Klanben
■eh Hansttidten geht die Reis*
Baeb der Predigt, wie man weiß
kaum acht Tag' vorbei
erste Kirreweih
fifs Geldlosen m'cht gar viel
Tag verderbt das Spiel,
bei hnnen Wintertagen
irand hat zmiammentragen
FRgt man jetzo anf die Bleich
bt spasieren so sogleich.
die Kinder mit den Eltern
Garten als in Feldern.
ier Frfihling anmnthig reich
ibt es auch die Kasen-Leich.
Ma
t.
I nnr ankommt der Maien
oerteut' nnd Manrer freuen
•cken vor^s Bauherren Haus
menbaom, der drüber 'naus
sf, doch wie ich jetzt meld'
ftkomm'n ein gut Trinkgeld
ind sehr viele, welche passen
» jetzt sei gut Aderlassen
m Beutel als dem Leib
i Q'sp&& dann nicht beschreib
und jene sich erwählen
an Zeit und Platz wurd' fehlen,
etncht so Herr aYs Frau
Schießgraben, Rosenau
I Bhit werd* im Grünen frisch,
yen Bronnen, sieben Tisch
Den hübschen Ablaß anch nieht minder
Da schleppt ma»siit so Hagd als Kinder
Doch bleibt 4km Jlger-H&a6lein 's Pr&
Man fiüire, reite oder geh
So ist der Weg mit Lost geliert
Und droben man aceomodirt
Obgleich der Wirth dort ziemlich
sclmeid*t
Die theure Zech doch niemand reot,
Bei solcJiem Fall läßt sieh aieht spaien
Man muß anf Warst «nd KatseheB fahren
Und sich ergütten auf dem Land
Mit Pomeransen In der Hand.
Deflwegen stehn ja Thore offen.
Vor diesem ging's stark nach Gkrsthofen
Weil alles trefflich eingericht
Und «II sein Geld ein Lieb ei^m
g'scbicht
Tmta eiBem Ort Ein Zeit her aber
Geht stark die Widlfkhrt nach Kriegs-
baber
Nach Teffertingen, Gellenbacb
Der Steppner Wirth gibt auch nichto
nach
Und nach Haasstädten geht's auch wacker
Hingege» trückaet ein Banacker.
Dodi was darf ich die Ort' besehreiben
Da man sich thot die Zeil vertreiben ?
Die Leut' sind ja gescheid genug
Und auf das delicatste klug
Den eilften Mai kann man auch sehen
Mit vielen Kreuz* und Fahnen gehen
Bei heiUg Kreuz, wie schon bekannt
So all herkonmien über Land
Und in Procession hergehn
Das wunderbarlich Gut zu sehn
Jetzt thut man auch von Andechs kommen
Da wird der Bach in acht genommen
Daß man nach Tisch gehtauf den Bach
Zum braunen Bier. Es ist kein Sach
Daß man sich thut heraus bemühen
Sieht die Procession einziehen
So thun sich jetzt die Kinder sehnen
Daß sie bald die Schulherren krönen.
Juni.
Von Junio ist vorzubringen ,
Daß man daim\i^Tl'^\i^\KQLiSc&.^Tw^
So g'wlß wai wild's in einer Stadt.
So lontt ^en Ruhm ur «ndorn hat
r>oeh einmal miiO mnn'« nheraehen
DitO «olrhc knhle ftcliiTHnli' vorgehen.
Der Alu-rjrlimbc int bo itark
Und mNn niicli FrledberR auf ilun
Markt
An Afm Pfio(i«t(lipn»tnß mÜBse lunfen
(ln«ehirr und PrHieii wnitikdiifpn
nnb«) w«it mfliror» wird verzehrt
AU All die nre Wanf iat «erth.
Itpchftn und Oiibaln dieser Znt
Kunft man .[et»t unrh pin iintenn Vrit
(«1 der Fninlnirhnitiniiing emphieni-n
Wrr
tollt-
hier
irlit
dienen?
Itotn ninnbrn !■! man hkld ß^npipl,
l>»r vini mth im Knlpndnr ni-iirt.
Mnn ttnht wallfnhrleu auf den Kobel
Wo der Pro»p«et Itt gut »u nobel
Ha man brkrimnil «in (rnl (i\nn Wein
ha« n)>K <*nhl r«eht ergAltlich «ein.
Daß (tel't li"'n ftuter Braunh verlorn
t^paalerei man niieh In dn* Kern
liD<l auebt den IHnititen Halmen an«
IVn Irlljrt *um Wnnder man nach Hau*
nie» Ut ein' Freud', die kann pauiren.
Weil Ol* niehl macht viel Geld ver-
.luli.
KMnmt dann der Jnlina herltei ,
So ial aneh l'lrieba Kirrawrih
1>« «inl dai WeiWvolk heftig laufen
Sltlliaipf,' Xeiip nnd Spluen etniu-
kanfen
(VakaiHtaneti maneher Mann nicht «iMpn
Wi^fevmnw'iem Weib wird beaeh
Pia pTvHil' nlmml man anch hilliff mit
IU0 MA« ffeht o<t«r (tthrt In l^eholu
l^wl aMiel an den »«kOn«« 9*f»n
■ Kvhrt aWr auek ein itNtFr(n>f*R
I ...
L'nd diiß keiu Rraucb d.iliinter bloii'
Kehrt man aoeh ein beim MilK«!'»
In Pfersae, Bergen nnd Inningen,
Bechhaosen, Haiiiatildlen, GilgfpnffJi.
Eb eebt. wer'« nicht weit waVjtn "ö
In Bachen-Anger in der Still
Und sonnten nur zu Fnß maß waniera* |
Gpht halt von einen Thor «om ander«
Dann etwa auf den Lnp in'» Land
So dieser Zeit »ehr wohl bekannt
Wo unvergleichlich das Anaaeben
t'nd nur waa hart'n da» weit HeimEchifc
Die Rinder sind um dieae Zeit
Sowohl der JnnK'n al« Allen FrewJ'i
Da läQt mnn eit^h ein Lieh ge«chehCB
Und manchen R.itzen driiher fi«b*ii
Damit ja irerd' wtit rnohts verthan
HänRt Freund nnd Nachbar»eli»ft
Ja was mnn hat mit Müh' erruuRen
Wi"d hier «nf einen SitK veiracblnng«-
F,h' .InlinK gfiht (rar vorbei
Ist auch Jacobi-K irreweih
Da kanft man in d«r Vorstadt sin
Olwl, Enten, Hühner insgemein
l'nd wer mit Geld verseh«» nit,
Nimmt wenigst doch I^vendal m't ■
A.gn.i.
l'raebeint der lieblich« Aoenat
Da teift sieh manche Büreer-T.ua
An dem Wahlttg and läßt sieb bSret
Feirt man der Obrigkeit zn EhrcM
Da liehet man in eroßem Staat
Prn klriam wif den emCm lUth
Tj, winl der Tax dnt«h alle St&nd'
7.B d*T TrT^tmng ancwendt
Dnfi wecrn miter Trink" nnd Speiaen
Ter WahlUp »V «n Wohttmff b '
IH Hiikl man anrfc des Jahn «i
Da* Kalhhaiu md dw RoUaeB-SM
\iehi ■ywic»» die finttcm Eia^n
('."1 •■• dinnrtr» »•« rv «eUeti
Dm Hevhl .
V0T,K8TH(^\rTiTCnF.<« ATTS SCHWABEN.
t*^'
m num, wie bekannt, aneb seben
H-Qasrdi in Paradi ateben
dbof iat aneb wobl m boren
fer ibren Obern 8cbw5ren
B die Biirger auf den Eid
onen Bier einander B^tcbeid
lan erftbrt'a am betten
erf&nt mit vielen GStten
ber ala ein Malvasier
tsen in dem braanen Bier
csbafen kommt aneb dazu
: viele Lentbe zn
Hen ibr Glfiek seibat probiren
einen viel zn fnrofitiren
[enafest war nicbt beengen
ht «in Hühnlein nacb Verlangen
lem Ta^ wSrd* verzehrt
e 5d' Red' oft wird gehört
gt man jetzt mit den Schmalz-
bretzen
I einmal sich zn ergötzen
am Kinder- Friedensfest
bt man ans das allerbest
den Kindern macht ein' Freud'
ib jetst nm diese Zeit
liOrenz-Tage zn begehen
ein sehöner Umgang z'seben
h darauf hat viel Besuch
geht nacb dem Würstlen-G'rucb
wenau und der Schießgraben
rieb manche täglich laben.
September.
h dann der September an
I einmal man sehen kann
Ina-Comodi dieser Zeit
auch der Studenten Freud.
t man, wie ich hör und seh
\ einmal dem Geld recht weh
Handwerker kostbar tänzlen
j die Jungfern ihre Kränzten
imbringen unverletzt
r die Antwort ausgesetzf
Urs wird, wie ich jetzund klage
mcber Gesellschafr wohl acht
Tage
keifen 's einig' Lent'
« Dor Bchlechtweg die Freud.
Die man zum Feiern nicbt darf zerren
Die seben auch den Lech 'namsperren
Gehn auf den Ablaß mit Manier
Und trinken da Wein oder Bier;
Nach Friedbergmußman wieder wallen
Am Matthesta«, dem Metb zu 6'€aUen
Auf das Hotscbellen man einkauf
Und was sonst ist des Jahres Lauf
Es ahnt aueh viele nnbefohlen
Die Aderlaß* zu wiederholen
Da man dem Sommer zum Bescbinft
Sich auf dem Land ergötzen muß.
Gwiß muß man auf den Perlach geben
Den Tburm Micbaeü da zu sehen
So wird auch jetzt Jahrmarkt gehalten
Der wird besucht von Jung und Alten
Auch zaiirt sich jetzt nebst andrer Burst
Gemeiniglichs Waldmanns Hanswurst.
October,
Xnn geht es wieder an ein Sobmauien-^
Wo Leute nur ein wenig bansen
Da muß man ein recht Licht-Gans-
Mabl
Anstellen nur nach Wnnseh und Zahl
Daß die Gesellen sind zufrieden
So muß man backen, braten, sieden
Was man erspart ein halbes Jahr
Das geht oft drauf bei einem Haar
Der G'spaß ist auch nicbt zu versehmähen ;
Daß man jetzt kann in's Lerchen geben
Mitbin bei der Gelegenheit
Den Einlaß seben unbeschreit
Weil auch der Zeit die Schnepfen fliegen
Muß mancher sich derselben biegen
In ein Pasteten eingewBrzt
Und also wird die Zeit verkürzt
Bei einem solchen Schnepfenmahl
Mit guter Freunde werther Zahl.
Jetzt wird man auch einkaufen stark
So auf dem Kraut- als Bübenmarkt
Nun b'sinn ich mich, was es geb femer
So fällt mir ein der roth* Figemer
Den man jetzt trinkt vor G'schber
' und Durst
Dazu gut schmeckt ein' tfigne Wurst*
Damit man gute Freund tmetirt
Und lange A\>«adL Vutx \MMra\«
90
A« BIRL06EB
Kovember.
DüA Bau tM ggtimbretoc« biebt
Uad dMil ab mk rvoi Saehcn
Piegt nAm « PHtomt sQ Bsetei.
BfckC dhM HBHaf-Taff lerM
SobörelaneiB Gant-Qewbrai,
Wefl nf «et Fcrt ea ekseftlnt
DüA an fie Maitin^^Mu tnctirt,
So aOxeit bUCoi Bar recbt Mt
Die Jod- «Bd Chrutctt id die WeCt
Es gü* sMh Leute, die wie Zeggen
9m& jeM emeMeo ia dea Sefaaeeken
R^vcndfln «min der Sehalwiifh ne
Hat sabarcife »t 91ei8 vnd MCh
üad weQ ■■■ aiehf ^waTher kam
WM aaeh der Bimeli m Adic ge-
gcoomnieii
DaA BMB bei Tbatiin in der Stadt
Sieb aad trmle' oder eise satt
Deeember.
Znr WintevMcit soll man schier meinen
KSnitr aiebts EkgGtiKebes endieinen
Allein da ist seboa ansgvdaeht
Der scbdne Btaveb der KsSpfflras.
Da mum aa dreien DonnerstSnen
(leb wfSA nicbt wacher ürsaeb wegen)
Einander b'snebt vnd setiet dar
Obety KrapIVn nnd noeb mebr Nasch-
Jetet kommeB erst die reebten Possen
Das erste ist, da6 vntem Cloflen
Man liehen mvft, da man bei Liebt
Die Waaren feil bat, wamm niebt
Bei Tag? Es ist leiebt sn errafben
Weil man jetzt gerne geht Gsßaten
Berteilt einander also fbrt
Zur Compagnie an*s drifte Ort
So ist es aneb ein scbindlieb Spotten
Daft des Cbristkindlebis zwei Vorboten
f<k^^r.lXe Bercht nnd Rnprecht mflssen sein
^ lA^ Die sieb der Zeit ancE'stellen ein
Dodi aber aneb gar gn>ße Sebreeben
Bm denen KMem oft erwecken
Dmntufk&mmt in genessner Bfe&tf
Aach des Cbriatkmdlems Kirreweib
Dn bat «an a^b bei Licblasm fieil
Da gebt man ^«r die fange Watf
Zn aeben and sieb a^*a
Sobakes
Es kehren gbrieUaOs
Die Fei*flag dareb die Dbtfeia
Zn sehen eb
Sie sieb aic^ta aa
Und an dem liebea Kiadkinaü«
Geht heftig aa der Ta^f^fiiia Pla^
Daan nm Lebaeltaa sie aa
Vieljnnge
Uad die CamMjj
dasG^tfad
sieb aacb
der
Adam, Ewi jad Tiafal IW
Die da tulMaen am wüdt
Wann diese aoeh kaeai :
Und denen Gassenknecht
So stellen sieb arit beieas 8di(
Auch gW^faDs tfe dias Paig
Und laasea sieh mit ihiaai
Andi ia dam altaa Jabr aa^ UtV
So schaffet andi der kalta Frost
Des Jahrs einmal reebf gafta Eoil
Dafi (maa) mit
Sich wisse ia die Zeit aa
Dafi salTo ealenlo die ZaU
Vo« dem Aagsparg'aebea Mir eiamil
So nach den Monat niniaiibiidha
Jetzt wSre noch viel aa gedenken
Wie manchesmal sieh noeb befind^
Dazu besondere Piicbft fuUind't
Als die Gebmts* aad NaaBeaaUge
Die HoehzeitleBt* nnd aadba Wege
Daran man sieb Terbandea aebt
Daß sie wohl werden sagebtadit»
Hieher kdnnt man mft Fug wohl debai
Die Jongfem Hof nnd GoiapagaieD
Die attn sonst lange Tig* ganennt
Und eine Lost, die wohl feigSnat
Wenn man jetzt fiber daa woHt kkgai
Und TOB dem Jahr etamal tiel sagen
So bonat man weiden abgaftthit
Mit Gegenfragen nach der Zierd*
Ob man nicht bald an alem Oifini
l>ea 3mkca «soiaL ^arbobret aerdn?
j
i
VOLKSTHÜMIiICHES AUS SCHWABEN. 91
nal, wie es steht da. Und da weiß man schon nach der Reih'
roback-CoUegia^ Wo alle Tag der Einkehr sei.
f Tag gms lichtig halte Dies sei ja über'a Jahr eiasiat
man kann, Tom Bett erkalte Ich schweig dämm wie Stein mid Stahl
ir das Caffee und Thee Und werde keinen Streit anheben
in Bereitschaft steh* Die Antwort kann ein andrer geben
»lade andi nicht minder bklefi mi^ ans dem Jahr einmal
edem, werd* ak g'sander Ein jeder tiehaii iein* Moial.
i daa Geld recht lanf
in ganxe Kränzlein auf
ni.
)er die Enöpflisnächte sieb „Apostelpredigen auff das
— ftar die Einfältigen einfUtig und nützlich geatellt durch
aeum Wagnerum.^ Getruckt zu Ingolstatt durch WoM^ang
kl. 8^ S. 26 und 32 heißt es: soll sich ein Christ erinneiH}
^löp fei s nacht die zu dieser Zeit einfallen ^ bedeuten „weil
Elerr und auch die Menschen bei einander anklopfen, die
n Qott anklopfet ist das Herz und klopft im Jahr nicht
.y sondern ohne Unterlaß'' u. s. w.
• : „und umb jhres strengen Klopfen und Anhalten wegen,
1 Messias komme^ haben zweifelsohne daher die Elöpfels-
1 Namen, daß sie stäts ohn ünderlaß an dem B[immel haben
t«
fc. Veitfeuer. Barth. Wagner 1593 S. 190 eine Veitspredigt,
diese Sitte anspielt^ es wolle jeder zu St Veit laufen und
faeit anhalten: d.h. ein Exempel seines Lebens und Todea
Bändern gebe St Veit ein Scheit des Gebets, ein Scheit der
den jungen Gesellen und Jungfrauen gibt St Veit ein Scheit
;keit und Keuschheit u. s. w.
L Johannes Segen sieh Barthol. Wagner 1593 S. 60: Und
r St Johannes-Segen veracht, also sollen die Christen
(e Rechnimg machen: die Creutz seien Johannessegen^ es
Herr schon gebenedeit und gesegnet
A. BIBLINGER.
92 A. BIRr.IXOER
ZEUGNISSE zu DEN VOLKSBÜCHERN.
I. In einer Predigt des Pfarrers Bosecker zu AltenknnsUt Ifto
ehen 1614 wird gelegentlich vom Adel bemerkt:
^Besicht man dem, so sich grosses Adels vnd hoher Gebini
berfimet ankunfil, so befindet man, daß ihre herrliche und addidM
Insignia anders nichts als Kriegswaffen , damit jhre Eltern nnd Ulir-
eitern die Tnng aufT den Wagen geworfen. DeOgleichen daß die tick
grosser Thatten und weiter Reisen außgethan, etwan drey Meyl hindei
Weyhenachten gewesen vnd gleich wie jener Schneider sibei
Mncken — ey ich versprich mich — siben Türken auf!
ainen straich erschlagen^ u. s. w.
^Nichts hat so viele eheliche Herzen getrennt, so viel ehelidic
Bänder zerrißen, so viel grausamste Blut und Mordthaten angestiftdj
als dieser Erzschelm, der eifersQchtige Argwohn: das hfttte Iftngsteo
bev ihrem Eavser Theodosio die Kavserin Eudoxia, bei ihrem H.
Kayser Henrico die hl. Cunegundis, bey ihrem Pfalz grafen Si(p
fried die H. Genoveva, bei ihrem Grafen von TockenbuTg die
H. Itta wie auch jene unschuldige Rheingri&fin bei ihrem Rheiognfin
erfahren" u. s. w. S. 450.
IL ^Ftir was haltet ihr Christus? — Für Gott? — Ihr sagt: ja. -
Ist er der^ als den er sich selbst bezeichnet, dem alle Gewalt gegeben
ist? — Ihr sagt: ja. — Darf man denn Gottes Einsetzung ändern? —
Ihr mflsst sagen: nein. — Wie wagt ihr denn von Gottes Wort m
reden, als wärs des Pfaffen von Kaienberg, Markolfus, odei
eines andern Buben Wort?"
Als auf des Kaisers Befehl das Interim 1548 auch in Wesel ein
geAihrt wurde und an Stelle der evangelischen Pfarrer katholisd
gesinnte den Gottesdienst versahen, und einer derselben, ein Elraamianei
die Leute von der Kanzel herab vermahnt hatte nicht zänkisch zu sein
darum auch nicht auf den rechten Gebrauch der Sacramente zu dringen
sondern Taufe und Nachtmahl so nehmen wie man sie ihnen austheile
gleichviel ob Christus sie so eingesetzt habe oder nicht, empfieng e
(Weihnachten 1548) einen anonymen Brief. Ihm ist die Stelle cnt
nommen. (Das Original befindet sich im Kirchenarchiv zu Wesel.)
HI. Van Tundalus dem ritter. Zo dieser tzyt anno donii:
JJ4ff levede oucii eyn groiss edelmaw, mA ^«ä oxidx eyn wrede nuu
2t:UGNI8SE 2lJ DEU YOIiRSBÖCHERN. M
il ganta unaclitoam ap sijnre seien selicheit, and woint in dem lande
[ybemia. disBelve ritter^ as he lach in syme doitbedde, so wart eme
fn geist entsackt durch eyn engel, ind zoynte eme mencheriiande
ijiien der verdoempder mynschen etc., as dae van is eyn boicholgyn
emacht, genoempt Tandalos boich.
Oonica van der hilliger stat van Coellen, fol. 169*'.
IV. Cato. 1. Des Weinsbergers Chronik, hs. Kök 16. Jhd. I Bd.
L 170^ bringt quedam ex Catone moralia. Dabei steht: „Catonis
dchlin helt man vor eyn kynderboichlin; ich aber halt es vor eyn
»icklin vor jonge vnd alte man , die Weisheit drauß leren megen« es
; besser dan golt vnd perlen, den kindern wirts wol eingebilt, datt
i flieh im manÜalter darnach halten sollen, jha waß darin stehet
enet der hilligen schrifii, der politien; den rechten, der medicinen
irhalb leer vnd thon es.^
2. In der pronica van der billiger stat van Coellen heiüt es bei
elegenheit der Erzählung vom Tode des Cato Uticensis fol. 25^ : ind
ider anderen boicheren die he gemacht hait is eyns dae in he schryfft
d leirt altzo myrcklich vnderwijsunge, wye men dat mynschlich leuen
ihicken ind regieren sali mit seedeu. ind vyss dem selven boich is
Bliogen, as eyndeyll sagen, dat suuerlich ind nutz boicholgyn dat men
en kynderen in der schoile liest, beyde tzo duytsche ind tzo latijn,
id ifl gMioempt Catho.
V. Vom Schlaraffenland. Am Sonntag Septuagesimae, II. Pre-
igt handelt der churbair. Augustinerprediger Ertl (Nümb. 1721, 4**)
om Schlaraffenland ad Math. 20: quid hie statis tota die otiosi?
Inhalt: Wo aus gehet der Weg vom Schlaraffenland? Wohin
ommt nuui durch den Müssiggang?
jj&» ist ein Land N. K. doch weiß ich nicht ob es eigentlich ein
isnd oder kein Land zu benamsen seie? Es is ein Land von seinem
[amen sehr wol bekannt: Ein Land worinn jedermann gern wohnet
od lebet and scheint es dem äußerlichen Ansehen nach, als seye diese
itndschaft viel Lustiger zu bewohnen als das anfangs erschaffene
lUstort des Paradieß. — Hier in dieser Landschaft gibt es keine
jrbeiter noch Taglöhner ab, man darf keine Hand zu der Arbeit aus-
trecken^ weder sitzen noch schwitzen, weder lauffen noch schnauffen:
um hat jedannoch der besten Tag und alles Woüeben zu genießen.
Vas ist dann das*^ u. s. w.
In der Fasnachtpredigt S. 163: „Laßen wir mittun die Fastnacht
ihren ehe uns der TUrk einen traurigen Aschermitwooh machet und
K> viel lOOP Chiüten unter die Erden einäscUerl. äeVack^u Vvc ^v^^^V
«•^ •
M 1f' lATÜNDÖSI*
nacht in das Utopisislie Läpp- oder Schlaraffenland hMeio mi
seyen wir gesoheyd in unsem christlichen Ländern.*^
VI. Von den sieben Schwaben. In Spilan C^xlvria I oapw7
steht nach P. Jahoda in adTent (Predigt oder Commentar) die OescUaiii
von einer Volksjagd nach einer sicilianischen Höhlc; wo ein alter Bisil
hanscy der aber vor vielen Jahren hier starb und dees^i Kgiir tad-
reoht stdiend mit Schild sich erhalten hatte. In der andern hatte er
^en SpieA. Das Volk -das schatzgraben wollte floh nad ToifalndslB
die Mftre weiter. ^Die Baoem, sagt der chorbairische AngmtiBef
Pk-e^Uger (NOmb. 1721 S. 190), lauffen Bosanim mit großen Tromsdfl%
&iittlen uifed langen Spiesen ; mit allerhand Ghewefar und Waflbn, «i
schiene; als wollte ein gaases Kriegsheer wider diesen einigien BiesM
zu Feld eichen. Da erfüllte sich aber jene Fabel, wie einsnal
sieben forchtsame Schwaben mit einem Spieß seind aii*
gangen, einen im Oebüsch verborgenen Hasen aafzujagen
und nm sein Leben zu bringen.^
,,Gleiohermassen wollte die ganze Mannschaft diser ^iliaaer wie* |
der den einigen Riesen sich anfinachen selben zu todten.*^ \
VII. y,Viel Köpf, viel Sinn, sagt einstens der Pfaff von Kaien- -
borg, da einer ein Wagen voll Krautshäuptlein oder Kopf wngewoiAi
und einer da, der ander dort hinaosgepturzlet; Einer aus vielen eprsn;
dem Wirthshaus zu, wo gemeiniglich viel Leut Gesellen und Zeeh-
brüder sein.^ Winterholler (Magdeb. Missionar) Predigten S. 809.
A. BIKLUOBS.
DREI RÄTHSELMÄRCHEN AUS MECKLENBÜßa
L Zu Germania 14, 269. Die von R. Köhler a. a. O. angezogenen
Mirchen erinnern mich an eine verwandte Erzfthlung aus Mecklenburg-
StreHtz, die ich nach der mündlichen Mitdieilung meines lieben sdigeo
Onkels Joh. Andr. Latendorf (geb. 1782 in dem Dorfe üserin bei
Neustrelitz) im Herbste 1856 niederschrieb. Diese mecklenbnrgisdic
Fassung berührt sich am nftchsten mit der norwegischen, bietet tlbct
gleichwohl einige nicht unerhebliche Abweichungen.
Ein Bauer hat drei Söhne, deren jüngster Hans als besondeis
dumm ^h und von seinem Vater wiederholt zum Denken angefordert
mrd. Nun rerhrütet sich das Ger^cbti eine ¥J5m*gi^AdDitftt wolle nur im
bUßt RiTfiBELMiaC^MS AUS tt£CKL£N6ÜttÖ. M
raten, der ihr drei Fragen idee, and «He drei Brflder, der verspottete
jiB nicht ausgenommen; machen sich auf 4en Weg. Hans aber bleibt
dderiiolt zurück, indem er auf <>egen0lltaide stöfU, die er ftUr Kostbar-
ilen hält und mit dem freudigen Ausruf y^Funtus^ begrüßt Seine
ftdir, die dmuM regalm&ßig BUFftokk^ipen, werden unwillig und be-
ikmn, ihn selbst mit -Schlftgen, als er seine vermeinten Funde vor-
igt Es sind dieÜ nämlich ein todter Vogel, ein BinMi^band und -ein
hweinsdreck ('n sirtaskoelel).
Vor -der Koaigstodifter ^igek<nmrmen, bestehen nun die beiden
eren Brüder mit ihren Antworten schlecht Hans aber wird der
tmahl der Königstochter, da ihm seine Funde die Antwort an die
ind geben. Ihr beiderseitiges GhespriiA lautet nftndich:
K. Hein ist heiß (ohne jeglichen weiteren Zusatz).
H. wollen 'n Vogel drin braten.
K. Dann springt der Tiegel.
H. Ich leg 'n Band drum.
K. Dann fteftf« WeU 'raus.
H« wellen'« verspunden.
S. Du bist 9Xich wohl so glücklich und hast von allem Sehweins-
H. Richtig.
Und indem er nun den Sehweinskoetel vorzeigt , endet damit zu
inen Ghmsten die Unterredung.
IL Zu -dem in der Germania IV, 146 aus dem Augsburger Räthsel-
tche inityi^theflten Mfirdh^i filge i^ feigende anziehende Parallele
•zUy die ich ans dem Munde einer Greisin in Below (bei Wesenberg
Medclenburg-Strelitz) vernommen habe.
Eün Bote wird in ein WirÜishaus geschickt mit drei Töchtern,
ren eine seinem Herren zu Willen gewesen. Auf seine räthselhafte
ispracbe ^erwiedert nun die Betrofoie in einer ihm unverständlichen
eise, daß sie nach ihrer Niederkunft mit dem Kinde zu dem Geliebten
:h begeben werde. Das Gespräch selbst lautet:
Bote: Guten Tag ihr Jungfern alle drei,
Ich weiß nicht, wer die rechte sei.
Ich «oH euch grüßen von dem;
Ihr werdt wohl wissen von wem.
Ihr sollt ihm sagen das;
ihr werdt wohl wissen was.
WiithaitoAler; -Setzt euch ein wenig siedet*,
{S^rMt euren Herren wieder.
96 ^' LATENDOKt'
Wenn der Berg vergeht^
Der vor mir steht:
Dann werd ich ihm schicken das;
Er wird wohl wissen was.
III. Wegen des verwandten Inhalts filge ich ein drittes Mircha
hinzu, das ich derselben alten Frau, einer jetzt verstorbenen lid>ei
Verwandten, verdanke.
Heut ist's 'n Jahr und einen Tag,
Da schmiß ich einen Apfel ins grttne Oras.
Ich möcht wohl wissen, ob er
Gefunden war oder nicht.
O )a, s^' (sagte) si.
Wat wast, s^' he.
As he, s^d s6.
Noch ens, sed' he.
O ne, s^d se.
Der ehemalige Bräutigam sieht seine Geliebte mit einem andern
Manne zur Trauung gehen, und erkundigt sich an der Kirchenthflr.
ob sie von ihm einst ein ELind bekommen. Ihre Antwort deutet den
Knaben an. Nach einem andern Bericht aus Userin lautet die letste
Frage gemüthUch ansprechender:
Isser noch dor? s^d* he.
O ne, s^d' se.
Verwandten Inhalts ist das Räthselmärchen bei K Meier Kinder*
Beime und Kinder-Spiele aus Schwaben 1851 S. 86, 87 (Nr. 3Ö5), wo
auch der Apfel als Bild der geschlechtlichen Vereinigung gewählt ist
SCHWERIN, August 1871. FRIEDRICU LATENDOBF.
EIN VERSCHOLLENER RATHSELSPRUCH AUS
MECKLENBURG.
R. Köhler hat in dem Weimar. Jahrb. V (1856) S. 329 ff. über
die älteste handschriftliche Bäthselsammlung wie vor ihm Hoffinann von
Fallersleben ebend. II 233 tL und nach ihm J. M. Wagner im Serap.
1862 (XXUI) Nr. 6 S. 88 ff. über das älteste gedruckte ^Ratbttchlb*
eingehende und dankenswerthe Mittheilungen gemacht Eines der von
ihm besprochenen und mit reichhaltigen literarischen NachweisungeD
MUßß^eatatteten Räthsel (Nr. 22) bietet ihm die VocanLassung, ein Uteini-
sÄetf Rätbsel nach Conr, Gresner aiiz\:iÖ5JMWiix, ^^* ^^^ wJtewasj^^^ÄS^
N VERSCHOLLENER RiTHSELSPRÜCH AUS MECKLENBURG. 97
keiten von ftlnf Vögeln gedenkt und aus dem Deutschen über-
D soll. Die lateinische Fassung lautet:
Avis est quaedam sine lingua,
uberibus alit altera pullos,
tertia laetitiam nescit,
quarta caret sanguineo succo,
fructu vescitur ultima trimo.
Oryphum solve et Phoebus eris mihi,
em hae aves ciconia, vespertilio, noctua, apis, et quae baccis
pascituT; inde nominata Germanis, quam aliqui turdorum generi
ant.
le deutsche Fassung weiß Köhler nicht beizubringen. Mecklen-
tet eine solche, aber ohne vollständige Übereinstimmung. Die
age, wie ich sie aus dem Munde meines Onkels aus der Um-
^on Neustrelitz gehört und u. a. auch in der Meckl. Zeitung
Febr. 1862 mitgetheilt habe, lautet: *
De irst Vagel is god,
de twed het ken blod,
de drtldd het k§n tung'.
de virt soegt sin jungen,
de fbft het ken gall,
dat stlÄd de fiv vsegel all.
zu die entsprechende Antwort:
De adelar het k^n tmig',
de fledermüs .soegt @r jungen,
de kr^yt het ken blöd,
de imm' ^r smeckt göd,
de düv het ken gall,
dat stlnd de fiv vsegel all.
Krebses — allerdings ein noch seltsamerer Vogel als die Fleder-
wurde mir von andern der bussksewer genannt, der etwa
selben Rechte zu den Vögeln zählt, wie die Biene und (was
h gelegentlich erwähnt wird, s. Köhler a. a. O. S. 348) die Mücke,
anum des Krebsblutes aber, als in Nirgendheim befindlich,
ich ein hochdeutscher Spruch, den ich gleichfalls unweit Neu-
>n einem früheren Pächter in Blumenhagen gehört habe: Glocken-
aubengall und Krebsblut sind filr das böseste Übel gut
[WERIN, 17. Juli 1871. FRIEDRICH LATENDOBJ\
U. Nmt0 Reibe V. (IVU.) J»hrg,
98 HERMAKN KURZ, HERMES.
HERMES.
Herodot V, 7 : 6ißovxai 'Eq^l^ fidkiöta ^bov. Cäsar B. g. VI, 17:
Deüm maxime Mercorium colant Tacitus Germ. 9: Deomm maxime
Mercorium colant Nicht als ob die Herodotische Stelle unbekannt
wäre; aber sie scheint doch nicht genug beachtet zu sein. Einmal ist
es klar, daß Cäsar, als er seine Wendung niederschrieb, den Herodot
(gleichwie nachher Tacitus den Herodot und Cäsar) vor Augen hatte^
wodurch die Lesart Deüm, flir welche ohnehin die nachfolgende Auf
Zählung anderer Gottheiten spricht, über jeden Zweifel hinaus fest-
gestellt wird. Sodann aber ist die Nachricht, daß bei den Thraken
die Könige ausschließlich und von dem Volke abweichend den Hermes
als ihren Hauptgoit verehrt und ihr Geschlecht von ihm abgeleitet
haben, von Wichtigkeit fiir die germanische Mythologie. Die Identitit
des Hermes-Mercur-Odin- Wodan steht fest, wenn auch die Kennzeichen^
nach welchen die interpretatio graeco-romana verfuhr, noch immer
fraglich blieben; es verdient indessen bemerkt zu werden, daß die
antike Welt in diesen An&ngen vergleichender Mythologie im Ganxen
mit einer auffallenden Sicherheit und Übereinstimmung zu Werke
gegangen ist. Nim war Odin- Wodan bei einem Theil der Germanen
vorzugsweise aristokratischer Gott, während er bei einem andern Theil
derselben (Gr. M. 140 f.) mehr Volksgott gewesen zu sein scheiDi
Auf ihn führen angelsächsische, skandinavische und gothische Könige
(bei letzteren Gapt = Gaut; so schreibt auch Gregor von Tours ^ta-
charius fUr Authari) ihre Abstammung zurück, wie die thrakischen
auf Hermes; und ganz der Herodotischen Meldung entspricht es, wenn
im Harbardsliede Harbard-Odin zu Thor höhnend sagt, daß Odin die
Jarle habe, Thor die Thräle. Hierin ist ein germanisch-thrakischer
Stammes, oder Culturzusanmienhang ausgesprochen, welcher der stam-
melnden Erinnerung an Thrakien, Ghiechenland, Byzanz, die bei Paolos
Diaoonus, Snorri, Saxo nachklingt, zu einem gewissen Rechte Y6rhil&
Aber nicht bloß durch Hermes knüpft sich dieses Band, sondern nock
durch eine bedeutender gewordene Nebenform desselben, Odyssens hat
mit Hermes so vielerlei Berührungen, daß er füglich als sein Doppel-
gänger unter anderem Namen angesehen werden darf, dessen Sage
sich theils, trotz der Verdunklung des Gottes zum Heros, in voUeren
Zügen erbidten hat, theils freilich mit ganz anderartigen Sagen ver-
W. CBECELIU8, WORTEßKLÄRüKGEK. 99
roben worden ist Ob die Annahme, daß Odysseus und Odin namens-
'erwandt seien, richtig ist, muß dahingestellt bleiben; aber von Odin
trzählt die Sage, wie er im Elend umherirren und seine Gemahlin in
remder Gewalt lassen musste: und gerade dieß ist auch der Kern der
3dyB8eu8sage. Tacitus hat die Nachricht vorgefunden, daß Ulixes (d. h.
lelbstverständlich seine Sage) nach Deutschland gekommen sei. Allein
ichon die Zeit Homer's hatte eine dunkle Kunde von Festlandswande-
rungen des sonst seeverstdrmten Helden in ferne Gegenden, wo man
Dicht Meer noch Schiffe kennt und sein Uuder fbr eine Schaufel hält
(Odyssee XI, 121 ff., welche Stelle Pausanias I, 12, vielleicht nicht
ohne Humor, auf die Epiroten deuten will): dieser Wai^derer Odysseus
erinnert an die Wandernamen Odin's, Gangradr, Gangleri, Vegtamr,
und an den viator indefessus des Saxo. HERMANN KURZ.
WORTERKLÄRUNGEN.
1. Hede.
In Grimmas Wörterbuch ist hede (stuppa) auf skaidan zurück-
geführt und mit bairisch Jtaid (Abfall) zusammengestellt. Das Wort
ist indeß hauptsächlich niederdeutsch und wir haben die verwandten
in dem Angelsächsischen und Englischen zu suchen. Hier finden wir
aber ags. heordan heordas (heordan Gl. Cant.; Junii Etymolog. Angli-
canum), altengl. herdis (Wicleff Bibelübersetzung Richter 16, 9. Vgl.
kyrdjfg or herdys of flax or hempe, Galfrid. Promptorium parvulorum)
und neuenglisch in Dialecten herdes (= coarse flax, dressed flax:
Dictionarj of obsolete and provincial English by Thomas Wright,
London 1857 II, p. 564), harden (= coarse linen cloth: The dialect ot
Cmven, London 1 828, Vol. I, p. 212), hards (in Norfolk = coarse flax,
in anderen Theilen von England hurds genannt; vgl. hirden harden in
manchen Gegenden = a coars kind of linen cloth: Promptorium Par-
Tnlomm Rec. Albertus Way, Londini 1843, s. 241). Auch in deutschen
Glossaren ist das Wort mit r verzeichnet: herdun Gloss. Fuldenses;
ituppa herdun bei Holtzmann Reichenauer Gloss. s. 117; herde heerde
fibra Uni bei Eilian Etymologicum teutonicae linguae s. 233.
In Bezug auf den Ausfall des r ist es zusammenzustellen mit
Ad aus erkel, köder aus kerder^ miete (altsächs. mieda meoda meda)
«u (ags.) tneord (goth.) mizdJo,
Aus d^i verwandten /Sprachen lässt sich grieo\i. XEQulov ^^x^^vScl^'sv.^
1*
100 LTTTERATUR: FÖBSTEMANN, NAMENBUCH.
2. Ke'bbeigasse.
Herr Förstemann stellt Germ. XYI, 279 KtbbeUtoiete vermathm^
weise zusammen mit Kipperbriicke und denkt an den Handel mit scUedh
tem G^lde. Auch in Elberfeld gab es vor mehr als einem Mcnschenallar
eine Kdhelgasse, ein jetzt längst zugebauter schmaler Durchgang. Dort
ist nie Handel irgend einer Art getrieben worden, wohl aber modite
sie recht geeignet sein, nachbarliche und andere Zwiste auszufechten.
Denn sek kebbeln oder kewweln bedeutet im hiesigen Platt y^sich zan-
ken.'' Den gleichen Namen verzeichnet Fr. Woeste (Iserlohn und
Umgegend. Beiträge zur Ortsnamendeutung, Ortsgeschichte und Sagen-
kunde. Iserlohn. Druck und Verlag von J. Bädeker. 1871. S. li) av
Iserlohn: ,,Wie der Name Kähhelgasse, j. Mflhlengang, entstanden seil
muß, legt sich jeder leicht zurecht, wenn er weiß, daß yykftbbdD*
keifen, laut zanken bedeutet.^ So möchte wohl auch KtbbeUwiete n :
erklären sein.
Über die Kipperbrücke in Hamburg erlaube ich mir kein UrtheO, |
da ich fbr diesen Ort nicht local- imd sachkundig bin. Am Niederriids i
würde man bei einem solchen Namen zunächst an Kipper '=^ Küpper i
(Küfer) denken, und denselben von dem Gewerbe oder von den
daher entnommenen Familiennamen ableiten.
ELBERFELD. W. CRECELIUa
LITTERATUß.
Altdeutsches Namenbuch von Prof. Dr. Ernst Fö rs tem an n. Zweiter Baid:
Ortsnamen. 1. Abtheilnng: A — Ch. Zweite, TÖllig nene Bearbeitnig.
Nordhaosen 1871. (25 Bogen.)
Eine neue Auflage des genannten Werkes können wir nicht anders ib
mit lebhafter Freude begrüßen. Trägt sie auch, was bei der nnermeßlickei
Fülle des Stoffes und den überaus großen Schwierigkeiten der Aoifulinng
jeder EinsichtsToUe begreiflich findet, da und dort noch Mängel an aidi, so
zeigt sie uns doch allenthalben deutliche Spuren einer sehr fleißigen wie waA
einer gegen früher im Ganzen umsichtigeren Arbeit.
Wie groß die Anzahl der neu aufgenommenen Namen ist, kann man ia
der vorliegenden ersten Lieferung z. B. an den Stämmen BAC und BIBG er-
kennen: die 1. Auflage zählte 682 Namen mit bac auf, die 2. hat deren 785;
jvnd dort düt 359 Namen mit birg aufgeführt waren, finden wir hier 430-
btßher noch nicht ausgebeuteten QweWeii) d\e \m« d«A \^In»^'»:^gG^3lj^ «nCnhlt.
I.ITTERATUK: FÖHSTEMANN. NAMENBUCH.
rößCcnthuilB erst nach der 1. Auäage von Forst oidilu na Ortsnamen erBcbieneiie
DrlcandenBainmlungoii, bilden eine stattliche Reihe. Der emsige FleiQ FörstemaniiB
1 ««b ferner in vielfnchen Spuren einer aorgiiameren Prüfung der Belege ;
nieder ist, wie bdm Codi'i LaureshumenBiB — durch Rulnnd — lina
pnal der t'rlcunden selbst zn Käthe gezogen, eine mühevolle Arbeit, die
I Fallen darauf verwendet werden aoUte, um den großen Vorrath
r ttlteaten und wichtigaten Namen kritisch ia aiuhli'n. Wie viel Gewinn
tJnterauchungen fiir die historische Graraniiitik erreicht worden
, hat nna Föratemann selbat schon in manchem Aafsnt/e der Kuhnachen
■chrift gezeigt; wir geben nur trinein liingst gehegten Verlangen von Meaem
ea als eine dringliche Aufgabe bezeichnen, bei einer
M-iten ReviaioD der nicbtigst'^n Urknn den Sammlungen alle Xamen deruelben
I Oegfjist.aiid;: von Einielarbeiteu zu machen, worin die grammatischen Er-
Inuaeen ühersichllicb und erBchöpfend dargestellt Bürden- Trefflich vor-
1 dieser Beziehung tbeilvreiso schon tu den ersten zwei Bänden
rinholds Grammatik der dentjcben Mundarten; die Benutzung dieses
I konnte schon vielfach für Füratemunna Arbeit von Vorlheil sein.
Vir gehen nun daran, eine Reihe etymologUcli- kritischer Bemerkungen
uelne interessante Namen der eraten zwei Buchslaben anzuknüpfen, wobei
fab Gelegenheit finden wird, dieaen und jenen wichtigeren Punkt schärfer ins
Sp. 3^. Alfi mit Alaia und Aiantia zu Alaffa, Ativp-nj und Ali'ijia'h ge-
I dürfte wohl auf einen zum Grunde liegenden BaumnuLnen führen; am
1w)neniBteTi psHste cUe Ahle (der Faulbaum, TrauhenkiiBchbaum), Prunus padus,
I doch kuin bei den Gewüssernumen auch an aX, anguilln, gedacht werden.
■Wxinm Alaia Sp. 42 (mit der unrichtigen Verweiaung auf den 1. Band des
NriiTi-t,biifheH statt auf die 1. Aufl. der ON-l Tiir 'aicher unJeut-ch' /u halten
«'üßic ich nicht zu erklären ; ist der Name gut überliefert, ao gehört er
:xMi,'11.>y mit Brcdanati, Welanai'a, wohl auch mit Alze<a zusammen. — 'Ania
ÜLimme ÄMBAHT (Sp. 72) stellen wir ohne Bedenken das Sp. 239 unter
— bft aufgeführte Fifanbeian (11. Jhd,, Friceland), deaaen erster Thoil doch
Btchti anderes als die Zahl fünf, fif, sein wird. — Sp. 100. Apbnpa/alia steht
wahrscheinlich mit Diltographie für Aphalaha, vgl. Ap/alaga, Abfelbac.h, wo
gleichfalls nicht der Baum , sondern die Frucht die Benennung hergab. —
ap lOT gibt Fcirsleniann eine neue Etym^ilogic für nilid. egerde, der angc-
annimene Überfang von ara in * nragarto. ArktrgarleTi in bloßes e (e? Lexer,
VM ndwb. 512) kommt una jedoch alhu gewaltsam vor nnd der Zasammeu-
I -p" von egcrdc mit garte wird gleichfalls (mit Leier] abzuweisen sein. —
-Ti ]_'l Anita, jetzt Erwitte in Westfalen, will F. mit Bender — Arwitj,
■" ' ' " '. fügt er hinzu, 'sollte man ein Erbaenfcld (arvi-
I faerausdenteln kiinnen? Wir halten Aruitdi für die etymologisch sorg-
e Schreibung des Namena, Stamm arrit'- fervet'-, erwil'-,) Suffii -di, -thi.
denken verbietet außer dem unerklärten auslautenden i des ndd.
•tgebsltcne t. Zu vergleichen ist der hübmische ON'. Hrachoviitf'.
IC. Wtkhe der alteren Formen des ON. (Arvita, Arviti. Arwitli,
rvitdij doli nun aber vorangestellt werden? Zweifelsohne nicht
it, sondern eine Nominativfona (,'Sokv. -\, ¥.**««& -\»^i\
■- — 8p. 132 steht ein aelUamea Asnagohunc CUuiivi-
102 LITTERATÜR: FÖESTEMANN, NAMENBUCH.
herek beisammen; F. bemerkt dazn: *bei den ersten beiden Silben fittt iferl
altsächs. asna, Zins, Abgabe ein ; wir, die wir nun einmal ron dem Gediak*:
nicht abgehen können, daß sich unberechenbar viel Natarhistoriscbes am ^
ON. muBte ^eraosdenteln' lassen, wenn nur ein annähernd ▼ollstöndiger il^
deutscher Nemnich auf uns gekommen wäre, möchten ein ^asuag zuTordent rf
'sndwag, stddag u. dgl. Adjectiven Terbinden und mit Atnapium und ÄMmg (OiMif
auf einen bisher unermittelten alten Pflanzennamen besiehen. Im zweiten TWI
des Namens könnte wohl ein Terstnmmeltes oder verlesenes haue (hove) zu •
kennen sein? — Sp. 134. Abbqj die Asse bei Wolfenbüttel; Terdiente d
Deutung Bluhmes (Die Gens Langobardorum 1868) gar keine Beachtung?-
Sp. 150 OUrammesriohd ; bezüglich des h (wie in deohmuati) vgl. Weinbo)
AJem. Gramm. §. 287. — Sp. 192 PaHngahei ist doch am natürlichsten
Patin-gahei aufzulösen ; wegen des frühzeitig eingetretenen ei s. Qnff TV, 7€
schon goth. mais! — Sp. 195 Patolontuun; Ausfall von h öfters bei Neugi
s. Weinhold AI. Gr. §. 231. — Sp. 219 Bauoäa; der Form BattMa weg
ist der Name wohl zu Langon-, Monzan-, Nitti-, Wonoman- (zu alts. wiaaa
hft zu stellen (Heyne, Altniederd. Eigenn. S. 36). Zum Stamm BAB s. Sirad
Jans treffliche Arbeit über die jeverländischen PN. S. 80. ~ Sp. 244 Bi
floKj Bibüoz j. Biblis bei Lorsch; wir möchten erklären: bibi-fld^, dureh Ai
stoßnng des dritten Labials (wozu sich Analogien dürften finden lassen, ti
leicht rid = frid in PN.? Förstemann PN. 1053) bibil6^, von bib^n (nicht s>
bif) und fl6^, Tgl. waskiwa^ar, renniwöc u. dgl. — Sp. 250 Biangibudiburgj
Bienenbüttel, deuten wir btan(ö)-gibüdiburg; warum könnten nicht auch 0
wie Bihingen, Bionhusen, Biendorp an bfft angeschlossen werden? Vgl. Förstemsi
Die deutsch. ON. S. 148. Mit biangibudi vergleicht sich leicht -bererigis
(Var. -saeti). — Sp. 272 Birithi nach F. eine Gegend, in der viel Beo
wachsen; eher wohl eine bimenreiche. So stellen wir auch Birscachim zu b
und vergleichen das oben enf^Umte Abfelbach. Die Form -scachim dieses Naro<
(Sp. 273) läßt, wovon unsere Wörterbücher Nichts melden, auf ein stark
der I-Declination zugehörendes scach schließen ; so ^de auch das geneftivisi
Puohsceho (Sp. 293) seine Erklärung aus -8cahj6 und die dativisehe Fo
Puokgeein stünde = Puohscehin: frühes Auftreten des Umlauts, Scbwichi
von ch zu h, Ausfall dieses h, s. Weinhold bair. Gramm. Vielleicht ist ai
für das verderbte Puochstachun (a. a. O.) Puochscachim oder Puochscaehim
ae = e zu lesen? Wo sich derlei Casus obliqui der Namen erkennen oder i
muthen lassen, wäre überall Auskunft über die syntaktische Beziehung d
selben willkommen, so vor Allem Angabe der begleitenden Präpositionen.
Sp. 278 bemerkt F. unter BLAD, ein solcher Wortstamm von PN. sd i
jetzt durchaus nicht mehr zweifelhaft; warum entschließt sich Förstemann ni(
auf Starks Arbeiten zu verweisen, der doch diesen Stamm (1857) richtig
kannt hat? Im Interesse unserer Forschung kann man nur wünschen, daß i
gerechte Schätzung ihrer beiderseitigen unbestreitbaren Verdienste bei Föntemt
und Stark selbst zum Durchbruche käme, statt daß auf der einen Seite
bittere Schmähung, auf der andern nur stumme Verachtung fortdauere.
Sp. 311 BRAC; hier kommt uns bei den niederdeutschen Namen, eher als a
brächa, das ndd. (und engL) brake in den Sinn, dessen Verwendimg in i
gewit^ nahe läge, besonders wo kein Ackerland an brächa denken ließe.
Sp. 316 DreiinholOf nach Woeste m aäncnr tc«S^c\i«OL Ki^^^^ '\3^si^W und 1
UTTERATCR: MITTELNIEDERDEUTSCHES WÖRTERBUCH. 103
^^ V^Scad' (1871) jetzt Brehlen nnd von ihm erklärt: Breitenhochwald. — Sp. 866
^ -^USmütin, jetzt Blnnk; an die Stelle von Förstemanns etymologischem Yer-
^* ^e&e wollen wir mit dem Gedanken an die Wagrier dieses Gebietes eine
y- ^risehe Deutung setzen: bali = altsloven. bolij major, lunkin (mit deutscher
^ DsaliTfbrm) zu laka (lanka) palus, silva, pratum. — Sp. 358 erklärt F. mit
w Z«iatzel Inmcia in Wigberhtesbuncia für Schlacht, denkt aber auch an Zusammen-
f kaig mit biund. Welche Stütze hat wohl die erste Deutung? und könnte denn
:' die Übersetzung: Schlucht mit der zweiten Deutung sich Tereinigen lassen ? In
engerer ördieher Verbindung steht Wigherhiesdent (s. ON. 1. Aufl.), dessen
-dene TieUeicht zu ags. denn, Lagerstätte oder ahd. tenni, Tenne zu halten ist.
Ob F5r8temann für die TÖllig neue Bearbeitung seiner ON. alle be-
■otiten Quellen auch Tollständig erschöpft hat, kann ich nicht untersuchen,
idi Tennisse aber z. B. aus den vorzüglichen Beiträgen von Crecelius im Buch-
staben A Adanhe, AlvaUuthorpy Aldulfaahem.
Was die Ausstattung der neuen Auflage betrifft, so dürfen wir dem Ver-
leger (F. Förstemann in Nordbausen) unsere Anerkennung nicht versagen ; doch
können wir die Bemerkung nicht unterdrücken, daß bei der bedeutend leichteren
Bestellnng des Druckes der 2. Auflage ein niedrigerer Preis für das Werk im
Interesse der Sache wie des Publikums gelegen hätte ; die 2. Auflage wird um
ein Drittel theurer sein als die erste war und doch — nach dem Maßstab der
1. Abtheilung — nur etwa 170 Spalten mehr bringen.
LETTMERITZ, 17. November 1871. IGNAZ PETTER8.
Mittelniederdeutsches Wörterbuch von K. Schiller und A. Lübben. Erstes
Heft: A — amt. Bremen, 1872. Verlag von J. Kühtmann*s Buchhandlung,
Es gereicht uns zu größter Befriedigung, das endliche, lang verkündete
md sehnlich erwartete Erscheinen der ersten Lieferung des Mittelniederdeutschen
Wörterbuches anzeigen zu können, eines Werkes, bei welchem, wenn je, die
tite Phrase von dem ^längst gefühlten Bedürfniß' vollberechtigt ist Denn auch
fiber die Ej^ise hinaus, welche sich vorzugsweise der Pnblication oder dem
gnunmatisehen Studium niederdeutscher Sprachdenkmäler widmen, wird es als
dn Mangel empfiinden worden sein, daß unter der reichen Wörterbuchlitteratur
imserer Tage ein Werk wie das nun erscheinende fehlte. Nicht daß dieser
Zweig philologischer Tbätigkeit im Niederdeutschen ohne Pflege geblieben
wkm Tielmehr haben fast alle Schattierungen des niederdeutschen Sprachge-
bietes ihre lexicalischen Bearbeitungen aufzuweisen und darunter einige vor-
zügliche; aber der bedeutende Schritt vom Idiotikon zum umfassenden Wörter-
buch blieb noch zu thun, zu einem Werke > welches freilich nicht, wie die
Ankündigung des Verlegers sagt, ^an die Stelle des längst vergriffenen bremisch-
niedersächsischen Wörterbuches treten soll', sondern das Seitenstück sein zum
Mittelhochdeutschen Wörterbuch.
Wir wüßten kaum zwei Männer zu nennen, die zu einem solchen Werke
besser befähigt wären, als die Herausgeber, von denen der Eine als Editor
niederdentscher Dichtungen, der Andere als Verfasser des trefflichen Thier-
imd Kriotarbodbes und der Beiträge zu dnem iiAt^i^km^^vx^VQXw^^!^ ^^»»»s.
deraTilA
1er NmdA
104 LITTF-IUITR: MITTKLNIPIDERIIEITSCIIES WÖBTEHBUCH,
ht'itt^ii* bckuiDt Ut; Letzteren) Bcboint die Arbeit des Ürdneiu und Redigii
KU ltl^f allen su lein, — wenn anders wir es richtig verstehen, d&iJ auf
liliitto mit Umgehung der BOiist üblichen alphabetischen Ordnnug äet
bei ({omoinschaftlidhen Publicutionen Schüler zuerst genaiint ist. Die Erwartungin
illn man von dem Zusummen wirken der heidoii Münner hegen durfte, sind i«A
nicht gotiiuächt worden, wie die Torliegende Liefemog beweist, die in der Tklt
wenl^ Oruud cu Ausstellungen gibt. DnC ein oder das andere nicht reneichiMtl
Wort nnchiutragfin sein wird, ist unvermeidlich; auch beschrankt sich dttN
unsere Bemerkung auf die unerschöpfliche Z:ihl der mit Prüpositionen znsamin«-
Ituselaten Verh*. Nur einen Wunsch wüßten wir zu äußern: den nämlich, dil
weiterhin noch mehr n\» schnn genchefaen ist, das Geschlecht der Subitsnäfl
«ngegebtn werde, auch namentlich üb dieses Substantiv stark odir schwM
fleoli(>Tt oder in beiden Formen erscheint, und daU ,)ede dieser Modalit&ten <■]
riiicm Bi'iipioli' illuslriint werde; das ist um so wünschen swerth er , da gemll
in dlHftm Punkte der Gebrauch im Niederdeutschen ein sehr schwankender id
Ein Vorwort »noi Wörterbuch wird uns für die Schlnßüeferung d« enU
Uiindrj vcrbffißon. Wir gestehen, daß wir dasselbe gern schon zu Anfui£ p
hdbl hSttrn, nltmentlieh am uus demselben zu erfahren, welche räumlichen Di
■flllicheu Greuicn die Verfasser ihrem Buche gesteckt haben, denn mit rolli
Sicherheil g<-ht du aus dem vomusfreschicklcn Verieichniss der beantil«
Qudlcn und Illilfamittnl nicht hervor. Tünschen wir uns nicht, so sollen mn
•ciU «lieh die PcnkmKler der nirderrhein&ünkischeo oder cölnischen Mand«
mit in Betncht gtio^n und andererseits der Begriff des Mittel niederdeutsrbn
hi* «nf dir Periode ausgi^dehnt werden, wo d»s Niederdeutsche sich noch wvh((
dem Neuhoch Hvulirhtrn lu weichen. IjetitenM glauben wir aus den Belegen «a
S4slT«w«U «ehliei^cn tu ditrfen, und wir bekennen, daß wir diesen GeficfaH
punkl nir durch «QU richtig hsltcn.
Ihn» erwfthnte (JucUiuiTOTicicbniss, welches ni«ht weniger als einen Dmefc
tK^n Rillt, iil Olli gUntondes '/.cngniw fiir den Fleiß der Verfasser. Jede
KwtHÜi:» weiß, dal) die Ausarbeiliing elnea niederdentschen Wörterbacbe« nod
■WiglMeh nillbpirollN' iat, als die der meisten andern Lexika. Denn hier tdi
M in kohew Ontde a» Vorarbeiten, an snnurliüdgen Teitnasfabcn; snm frOltta
TX/tü aind «w Inrunabeln, nm mit Opfern ni beschafien nnd unhandlich S
4i* BwsKtomy. am daam di« V«rfWw ihr Mattrial gesogen haben, und «I
dlitiawifclfl bt, w{« ^ «n «ind, ivt daif mdt aneb nicbt auf die Abdrftdl
4» IHufcwm, iMiMbwg, BnoM «. A. m. vcria»«, ■ondcm tunll »n di
lh«*wfcriftwi MlUt naMkfr^hm. IwlMMn «%« wir du QoeUmrenciehBil
«Im* Wir ab •£)*• AbwttUirMnhhMifc bftaachte«, wvilni vMbnrhr di« Botbm
biUPf . <UB f* A*» VnfiMHm gefiil)«n miSf. «m »oA vntiftlndiserea T«
■ritWiw M» Svkhift ib« Wwitw n f«b«n: d««in wir w«an Torai» und hnA
4aB dk* MWM^ Kifhr fb ttvc l^>V•I)«alkla ni>fdeiJrBt>ck0 SprachdcdwÜ
UTTERATÜR: HÜGEL, OTFRID'S VERSBETONUNG. 105
itea nnterworfenen Chancen des Absatzes geknüpft istj wenn dem aber ein-
il M iil, so sei um so mehr Jedem ans Herz gelegt, an seinem Theile lur
rderang des Werkes beisatragen.
I^EIPZIG. KARL SCHRÖDEa
el, Dr. Richard, über Otfrid's Versbetonung. Leipzig 1869.
P. C. W. Vogel. 8. 50 S.
Die kleine Schrift ist eine wesentliche Bereicherang uniserer metrischen
rator durch die feinen Beobachtungen über Otfrid's Verskunst, Beobach-
»y deren Tragweite sich auf die ganze altdeutsche Metrik erstreckt. Der
isser geht aus von dem zuerst von mir aufgestellten Gesetze : daß bei zwei
amenstoßenden, durch keine Senkung getrennten Hebungen die erste höheren
haben muß als die zweite, und untersucht gründlich die einzelnen Wort-
en, in wiefern sie bei ausgelassener Senkung nicht hebungsfähig sind.
htenswerth ist für den Artikel die Unterscheidung der älteren von unserer
«, indem das demonstrative Hervorheben, das die Hss. dann auch immer
h Aceent bezeichnen, viel häufiger ist als unserm Grefühle nahe liegt, und
^emäß anch die Hervorhebung des Pronom. person. (S. 14) und des Pos-
nuDS, die für uns auch etwas auffälliges hat. Wenn ich hier dem Verf.
ommen beitrete, so finde ich dagegen bedenklich seine Betrachtung der
Bannten Silbenverschleifnng. Hügel leugnet dieselbe für die ahd. Zeit, weil
s unglaublich findet, daß man zwei verschleifte Silben so sprechen könne,
sie als ^e gelten dürfen. Daß sie einsilbig gesprochen werden, ist auch
t nothwendig, es kommt nur darauf an, daß sie als Zeittheile nicht mehr
n einnehmen als dine lange Silbe. Es fallen also nach meiner Ansicht in
Verse gibU giwelich mannd wirklich die beiden Silben gibit auf die Hebung,
gi in die Senkung. Daß dies der Fall, geht aus den von Hügel später
33) besprochenen Stellen hervor, wo quemcy bere, wini am Schlüsse des
«8 stehen ; . denn auf die letzte Hebung kann nichts weiter folgen , mithin
m die beiden kurzen Silben die Hebung gerade wie gibü innerhalb des
les. Wenn es Hügel auffallend findet, daß dieser Fall bei Otfricd nur zwei-
im Reime eintritt, so liegt der Grnnd in dem größeren Tongewichte der
en Silbe im Althochdeutschen; im Mhd. wird bei leben y ff eben der Vocal
letzten Silbe feist ganz unterdrückt, daher auch lebn, yebn geschrieben wird,
ireh gewinnt die vorletzte Silbe wieder den Zeitraum, den ihre Bedeutung
Trägerin des Reims erfordert. Im Ahd., wo der Ton auf beide Silben von
le, wini sich beinahe gleichmäßig vertheilen muß, kommt die Reimsilbe
» zu kurz, und es ist also nur ein selten vorkommender Nothbehelf, wenn
id dergleichen Worte in den Reim setzt. Ganz Recht aber hat der Verf.,
D er in der Senkung die Verschleifung für 0. leugnet und die von Lach-
n angeführten Beispiele anders erklärt. Auch bei den folgenden Abschnitten,
r Aasnahmen von dem logischen Betonungsgesetze u. s. w., wüsste ich nichts
erinnern, und glaube, daß der Verf. auf ganz richtigem Wege ist, wenn er
sinigen der bei 0. vorkommenden, schwerlich mit vier Hebungen zu lesen-
Versen die Möglichkeit einer wirklichen Kürzung um eine Hebung andeutet
43). Nor mochte ich dieselbe anders auffaa&eu 4eim «^ «s^ 'S ^tvoa^^k^^^
106 LITTERATÜR: LIPPOLD, RARTMANNS OREGORIUS.
der Kürzung, wie sie in späterer Zeit, im Nibelungenliede, beg^^et; ieb •chl'^
diese F&lle, die, cbarakteristiscb genug, fast alle auf das 1. Buch kommen, ^^
mehr an die Allitterationspoesie an, die aus Gründen, die hier nicht entwt^^
werden können, die Kürzung um eine Hebung bevorzugte.
ROSTOCK, Juni 1870. K. BARTSCH.
Lippold, Dr. Friedrich, über die Quelle des Gregorius flartmanfli
von Aue. Leipzig 1869. A. Lorentz. (64 S. 8.)
J. Strobl, der Grermania 13, 188 — 195 die Untersuchung über dieQvdl
▼on Hartnanns Gh^gor zuerst aufnahm, kam bereits zu dem Resultate, dal( da
franzosische Glicht in d^r Gestalt, wie Luzarche es herausgegeben, nicht Hart
mann rorgelegen haben kann. Darin trifft er mit der Dissertation L^poU*i
zusanmien; in Bezug auf das von Leo entdeckte lateinische Brachstück abe
gehen beide auseinander. Nach Strobl ist aus dem lateinischen Texte sui^
eine franzosische Bearbeitung geflossen, die in dem uns erhaltenen GedidA
verkürzt und lückenhaft erscheint und die Hartmann vorlag. Nach Idppold ü
das lateinische Bruchstück eine Übersetzung von Hartmann's Gredichte, wk
darin hat er, glaube ich, gegen J. Grimm und Strobl Recht *). Ob
ein franzosischer oder lateinischer Text vorgelegen, läßt der
Schlüsse (S. 50) unentschieden. Allein dadurch sind wir, mdne ich, weiter foi
dem Ziele gerückt worden als nothig war. Die sorgfaltige Vergleiehmg iDi
Stellen und Züge, wie L. sie vorgenommen, hat doch eine so nahe VerwaBi»
schaffe zwischen dem französischen und deutschen Gedichte ergeben, daS ai
kaum mögUch scheint, dazwischen eine gemeinsame Quelle in einer diitta
Sprache anzunehmen. Denn so müssten wir uns doch wohl das Verhiltnisi n
denken haben: das französische und das deutsche Gedicht wSren ans derselbei
lateinischen Quelle geflossen. So treu haben schwerlich zwei Dichter eine «a^
dieselbe Quelle in eine andere Sprache übersetzt, daß die beiden am ihr her
vorgegangenen Dichtungen an so vielen Stellen und so auffallend stimma
sollten, wie es bei Hartmann und dem französischen Gregor der Fall ist. Be
zeichnen wir den letzteren mit A, Hartmann mit B, das lateinische Bmchsiüd
mit X, so erklärt sich zwar bei der Reihenfolge A — B — X, daß B mit A an
X mit B an so vielen Stellen stimmt; wäre aber ein lateinisches Gedicht (natib
lieh nicht das uns erhaltene) die gemeinsame Grundlage, dann würde bei dfi
Verhältniss
X
/\
A B
die häuflge Übereinstimmung zwischen A und B bei der Art dickterisdM
Quellenbenutzung und Übersetzung im l^Tittelalter schwer zu erklären sein. Ah
die Annahme eines französischen Originals scheint mir unzweifelhaft, und swi
*) Im lateinisrhen Texte Z. 15 maß natürlich gelesen werden ergo per
rOraek omrtia) dfrm tran»it Harfna nuirtna, nm Metrum und Reim herzustellen; eboM
Z. 18 guadruanus statt qwxrdMoawM,
LITTKRATUR: DUNGFR, TROJAN. KRIEG. 107
' i^ OriginalB, welches mit dem uns erhaltenen Gedichte nächstverwandt, wenn
indi nicht identisch war. Identisch deswegen nicht, weil sich Züge im fran-
*^heii Gedichte finden, die Hartmnnn fehlen, und die er seinem Chamkter
ladi Juium übergangen hätte: als solche hat L. mit Recht namentlich die
Anwetzang, die Erkennung, die Buße bezeichnet. Das Resultat ist also ein
ibolfches wie beim Ercc: freilich hat mich seit Veröffentlichung meiner Ab-
kndlong der Einblick in die Pariser Hs». überzeugt, daß die Abweichungen
t B. am Schlüsse nicht so bedeutend seien, wie man nach Hartmann *s Gedichte
vemmthen sollte, so daß doch in manchen Punkten Hartmann freier dem
Original gegenübersteht, und trotzdem wird kein anderes Original, höchstens
ine etwas abweichende Recension, zu suchen sein. Ahnlich liegt es gewiß auch
ier, nur kommt hinzu, daß in Deutschland wie in Frankreich die geistlichen
Achtungen stärkere Umarbeitungen erlitten (ich erinnere nur an die Kindheit
esQ Konrads von Fußesbrunnen) als die weltlichen.
Der zweite Theil der Abhandlung betrachtet die Sage und vergleicht
rgfEltig deren verschiedene Fassungen : hier gelangt der Verf. zu dem Resultate
nes directen Zusammenhanges mit der Oedipussage. Von der verwandten
niannslegende, denn Albinus bei Greith iät fehlerhaft, sind ihm mehrere
assoDgen entgangen, die R. Köhler Germania 14, 300 — 304 behandelt hat.
ft der Verf. den Werken Hartmanns ein so sorgfältiges Studium gewidmet
} mochten wir ihn ermuntern, das Verhältniss des Iwein zum Chevalier au
xm zam Gegenstande einer Untersuchung zu machen ; freilich wird es er-
wünscht sein, die Veröffentlichung des Vaticanischen Textes abzuwarten, die
robl in nicht allzu femer Zeit erfolgen wird. Der verschiedene und doch ver-
«ndte Greist deutscher Dichtung tritt durch solche Vergleichungcn am klarsten
«rror: so bildet auch die vorliegende Abhandlung einen werthvollen Beitrag
«r ErkenntnisB desselben. Eine kritische Ausgabe des französischen Gregorins
Bit Benutzung der Arsenalhandschrift wäre nach der wenig genügenden Arbeit
ron Luzarche ebenfalls ein dankenswerthes Unternehmen und insofern auch für
lartmann von Bedeutung, als die Arsonalhandschrift in manchen Punkten dem
leutschen Gedichte näher zu stehen scheint.
ROSTOCK, December 186». K. B.
Junger, Dr. Hermann, die Sage vom trojanischen Kriege in den
Bearbeitungen des Mittelalters und ihren antiken Quellen. (81 S.) gr. 8.
Leipzig 1869. F. C. W. Vogel.
In ebenso gründlicher wie kritischer Weise analysiert der Verfasser die
iQtiken und mittelalterlichen Quellen des Trojanerkrieges, die ersteren jedoch
inr in soweit sie den mittelalterlichen Bearbeitungen als Quelle gedient haben.
fÜer kommt vor allen in Betracht Dares, demnächst Dictys und der soge-
tannte Pindarus Thebanus, der lateinische Homer. Es folgen die mittelalter-
ichen lateinischen Gedichte, unter denen Josephus Iscanus und Albertus Sta-
lensis hervorzuheben. Hildebert von Tours wird in der That, nicht bloß von
[isyser, in Handschriften ein lateinisches Gedicht über den. Tro^BAfixkxv^ b^v
^ek;^ JedeaAIJß aber mit Unrecht, wie &u{ BeVueu ^%si«QL ^«dü'VQ^N. ^vvs^
im
LITTF.RATrRUEKICHT.
imechtfis gehiiaft wurdep. Nicht näher bekannt ist mir eine Klage ober Troja'^
Zerstörung in Diatichen, die aieh in einer Ha. eu Booen (10. — 11, Jnhrliiuideil)
findet (vgl. Pectz'a Archiv 8, 371). Ea ist zu veruinthen, da£ es dna fleditU
des Beraardus Floriaceneia iat, doth miiaate dann die Hb. nicht älter als fnlM
»ten» aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhundert» aein. Ein Carmen dt ilt-
structione TVqjae in einer StraQburger Hb, des \!>. Jahrb., aber ohne nithen
Angilben, fahrt Häncl. cataloguB S. 465 an. Vgl. auch die St. Galler Ha, D SOt
(10. Jahrhundert) hei Hanel S. 678. — Von beaonderer Bedeutung für dJB
mitlelnlterlicben Litteraturen ist die altfranzÖBiacho Dichtung dea BenoU dt
S. More, wL'lche durch Frommnnn'e Anazüge und Vergleichung mit Herholt
(Geimtiniii Bd. 2) bekannt iat"). Unmittelbar an Bennit achließt aicb Hcrboit
UD , Ronrud von Wiirzburg benutzte Benott, aber daneben andere Quellen,
namentlich Ovid'a Metamorpboaen und Heroideu, nnd Statins; der Port«etMf
dagegen folgt Diciya. Guido von Cotumna schließt sieb wieder im Weaentlichta
an Benoit an. Von einigen unbedeutenderen Bearbeitungen abgeaeben. folgt
S. 70 ff. das pseudo.wdlfram'sche Gedicht, über welches hiiT zuerst wiUkommoit
Nachricht ci-tbeilt wird ; wir sehen daraus, daQ der Verf. dieaer Bichlting. d«
Wolfram ala Gewährbmimn nennt, untt^r freieater Benutzung der verachiederste»
Quellen den Trojanerkrieg zu einem willkürlichen ßomnngewebe verarbeitet hat.
Die nordische Trojamaunasaga foltrt hauptaäcbliah Darea , daneben sind OtÜ,
Virgil nnd Pindarua Tfaebanus benutet. Eine Tabelle auf S. 80 gibt eine aa>
schauliche Übersicht des Abhiingi^'kritsverhältniase« dor einzelnen Bcnrbeitungeiu
Zu bedauern iet. daß nicht aui'h die ziemlich nrnfangreiche DarslellonK dM
Trojanerkrieges in Enenkei's Wellchronik (cod. Renn. Mouae- II- Bl. 76*
^6'', vgl. Albrecht von Halbersti.dt S. CCLVll) h'-nutit iat. da dieselbe aciioa
der Zeit nach unubhiüigig von Konrad dasteht. Viullcicht findet der Verf.,
S. 69 Enenkfl's mit einigen Worten gedenkt, Gelegenheit dies nachsuholen
wozu ihm die Hs. der Leipziger BalbBbibliolhek am nächsten liegen würde.
Litteratnrberioht.
Bei der Ausdehnung, welche die germanistischen Studien
gewonnen haben, bei der Regsamkeit, welche auf den verschiedensten Gebiet^
der germanischen Philologie herrscht, wird es immer schwerer mit den
Eraebcinungen Schritt zu hallen und orientiert ku bleiben. Zwar wer i
größeren Stadt lebt, wem reiche litterarische Hülfsmitt»!, wem groQc Bibltntheka
zu Gebote stehen, wer Gelegenheit hat alle litterarischrn Zeitschriftim ku aehel
wird diese Schwierigkeit weniger empfinden; wer aber an einen entlegenel
Ort gebannt ist und nnr wenig bu Gesichte bekomrnl. wie ein groBor Tb«
unserer Gymnasiall obrer, deren viele sich doch fitr die altdeutschen Stndia
interessieren, dem wird aie aehr fühlbar werden. Es ist unmöglich, d&fl rinl
Zeitschrift von allen, auch nnr den bedeutenderen Neuigkeiteu Reoeuaionei) b'ingjj
•) Wir wolleu bei die»«
krieg volistlliidig herausgegeben
)r» ntitAmoTphomi» d'Rnm^r* »t
£ Ärfo. J'snn 1870. 71. 4.
Gulf;;enhuit bemerk i
■l: Bruvtt da Salute Mc
dp IVpnpi^e gr^eo' Istini
diß
citdcm Benntt*« Tnja&«
et Ic roman de Trwe, «
I m-ffu-hf |i*r A. Jivlj
LTTTERATÜRBERICHT : LITTERATÜRGESCHICHTE. 109
• «/«^'r*^ wir ein bloß kritisches Organ für das germanistische Fach, so ließe
dtf ^^"id aOen&lls erreichen; allein wie die Sachen liegen, bilden die Becensionen
*r i^«^ ^^ yerhSltnissmäßigen kleinen Thcil des Inhalts der germanistischen
.^ ^ Meine Bibliographie, die jetzt neun Jahr^nge durclüaafen und,
.^ ^ ^ boEe es, manchem sich nützlich erwiesen hat , kann nor gelegentlich orien-
r^ -^ Veröde Winke geben and moß sie, je mehr der Umfang jährlich wächst, um
/ ^ mehr beschränken.
Aus diesem Ghnnde schien es mir zweckmäßig, in Form einer Rerue die
._ Lesern Erscheinungen kurz zu besprechen, um den Leser, der nicht (Gelegen-
heit hat sie alle zu sehen, über Stellung, Zweck und Bedeutung des betreffenden
Werkes kiin zu orientieren. Eine Vollständigkeit soll dabei keineswegs er-
^ tlrebt werden, da diese Aufgabe der Bibliographie zufallt; ich werde mich
^ daher auf diejenigen Schriften beschränken, die mir persönlich oder für die
''- Cknnaiiim zugesandt werden.
Auf Dissertationen, akademische und Seh ulprogramme wünsche
^ ieh, da sie am leichtesten der Aufmerksamkeit entgehen, besonders hinzuweisen
and wäre mir daher deren Blittheilung sehr erwünscht.
Eine systematische Anordnung zu beobachten ist hier nicht die Absicht;
et soll nur das Gleichartige und Verwandte zusammen genannt werden. Wir
beginnen mit der Litteraturgeschichte und Litteraturdenkmälern. Die
Zahl der Htterargeschichtlichen Darstellungen ist in den letzten 20 Jahren
außerordentlich gewachsen; die Hauptmasse ist für die Schule bestimmt, auch
wMtke Bfieher verdienen nicht ganz unberücksichtigt zu bleiben, weil es keines-
wegs gleichgültig ist, ob aus guten oder schlechten Handbüchern der Schüler
seine ersten litterarischen Kenntnisse empfängt, der Lehrer selbst sich belehrt.
Billig Teidient an erster Stelle die Neubearbeitung von Gervinus' Geschichte
der deutschen Dichtung (6. Auflage. 1. 2. Band. Leipzig, Engelmann.
1870 — 71) genannt zu werden. War doch Gerrinus derjenige^ der eine historische
Aoffiusang der deutschen Litteraturgeschichte begründete und dem alle späteren
bei aller Verschiedenheit des Standpunktes viel rerdanken. Am Ausgang seines
Lebens zq dem großen Werke seiner Jugend zurückgekehrt, scheute er nicht
die Mühe gründlichster Durcharbeitung des seit 20 Jahren hinzugekommenen
Materiab und hat so für die ältere Zeit ein beinahe neues Werk geschaffen,
dis durchaus auf der Höhe der Forschung steht Wenn auch die Grundanlage,
die Gmndanschauungen dieselben geblieben, so ist doch überall der Einfluß des
Fortsehritts der Wissenschaft sichtbar. Freilich manches ist in der Neubearbei-
tung geschärfter als früher, so die Abneigung gegen die mythologischen For-
lehnngen, die sogar zu einem bittem Ausfall geführt hat Über dem zweiten
Bande, am Abschnitt über das deutsche Schauspiel arbeitend, starb er, und
»ie es sein schon j&fiher ausgesprochener Wunsch war, übernahm ich die
Weiterffihrnng. Sie würde große Hindemisse bieten, wenn nicht Gervinus selbst
die Absieht ausgesprochen hätte, an den folgenden Bänden viel weniger zu
indem; zq beklagen bleibt, daß er nicht wenigstens das 16. Jahrh. noch ganz
dorehgearbeitet, weil anzunehmen, daß hier mancher Abschnitt umgestaltet
worden wäre. Ließe sich auch nur von Vilmar s Geschichte der deutschen
Kational-Literatur, die schon in 14. Auflage (Marburg, Elwert 1871) yor-
Kegt, das Gleiche rühmen, daß der Verf. bei neuen Auflagen die neuen For-
uAuDgen bcrßcksicbtigt! Die beiden letzten Drucke Än^ iv^^ ^*^\b».t^ ^^^
1^ MTTKllATfmiEKICHT- l.lTTER\Tl*RnRflrmcHTE.
, *k«r ttnoli in drni vorhergehenden hat oa Vilmar rersäumt, tob m^m_
"•*"***(!*« fllr d*ti T«« uud noch mehr fnr die Anmerkangeu Oewjnn i^
•*•••*• VW nur pinigM aniiifuhren. wird die zweite der von Kurnjan (1858)^
•"•"■H l IL i ■twunii KdubcTformeln sla iluutecbe aus b ei doi scher Zeit erwährt^
A *it\ wAhTMil liUie>t fnstitehl. duß es ein Abmkadabrn ohne Sinn ut; baj.
^ Mttkorhri. Denkmltlerii ist auf Müllenhoff und Scherer nirgend verwieMa)
«»* S, Ml luilrn »iigellicktc Bemerkung über das Nibeiuogenlied wird Rchw«»
K^ JmMnil nlior Hm heutigen Stand der Frage orientieren; doa Haricnleben I
lAvi imtnvT nuch Wernbur von TegernBee beigelegt (S. 170), dem ' Stricket I
iiiim.f niM-h niiu' Fabehnminlnng 'die Welt' zugeschrieben u. b. w, Grudu weB il
V^lniitr* Dueh, und mit Kecht, ein« solche Verbreitung geoieüt, ist es üopfMb 1
,tt>lliw«n<U|[, lUO ei in Allem genau und sorgältig er^nzt verde , ira» bd |
,i)nifiv AiifRiHi'kaiunkeit nii'lit ecliwer sein wird. Die anregende Kraft, irelehe 1
yilmu« Uudi Iroli uianüher Einseitigkeit ausübt, macht »ich auch bemerklielr ||
{,t lim nach «oinem Tode von Piderit herausgegebenen Lebcnabildurp II
^«ulsolior Dichter (Fraukfort a. M.. Volker. 18B9), welche Wiederabdracki 1
lor (II WiiK>mura Staats- und Oesellsrhafts-Lenieon getieturten iteitrage catbalten) f
fifi warden erSfltict durch einen Abriß der deutschen LiUeraturgesckichte , in I
^,«1 Alwchnltleu bis Bodmer reichend. Die Biographien, welche deo Hkopt- \
[heil bilden, gebür^n dem 13. und 19. Jahrb. an. unter ihnen sinJ (iir di« )
Qoicbichto der deutMhea Philologie liemerkenswerth diu Aufsätze über J. und t
YV. Orimm, so wie über L. Ulilund, dem Vümar als Dichter und OelehrtcD, 1
aber nicht als Patrioten gerecht wird; nicbt unerwähnt bleibe auch die ßuhloft-
abhandlting Über das Volkslied, dessen Wesen und Geschichte gut und kUr
dargeotellt wird, wie überhanpt Vilmar für dtijsen Zweig, was unch «ein Uuid-
bBohlei" für Freunde des deutschen Volksliedes (Marburg 1&67) bezeugt, saht
fpln hngabt war. Vilmars protestantisch -orthodoxer Standpunkt ist bekunt
uiiii K"*^^ ""^ ""'" ^"■^'i '^on Einfluß gewesen; einen ühnliohcn nimmt «af
halhollscher Seite ein W. Lindemann, Ueschicbte der deutschon Lii*-
rstur, welche in zweiter Autiage (Freiburg im Br-, Herdor. 18<>9) vorliegL
Verglichen mit der ersten ist anerkennend hervorzuheben , daG an Rianclws
Pankten der Verf. eine großi^rc Objectivität des Urtbeili zeigt; freilich wird,
auch wer nicht streng lutlierisch ist, an seiner AuDasanug, die übrigejis uitgcndl
schroff gcnanut werden kauu. manches auszusetzen haben, mehr in der atnieron
■l( in der älteren Litteratur. Diese hat der Verf. init WSrme und Eenotnim
dnr neuen Forschungen dargestellt und durch AnalTsen der Dichtungen und
einxelne Teitstellcn zu beleben gewußt, und so läßt sich srin Buch als ÖB
wflrdigCB SeitenstOck ku Vilmar, ja In der Genauigkeit diesem überlegen. Im-
zeichnen, es dürfte daher in katholischen Kreisen mit Rctlit eini^B ÖhnlicIieB
Erfolges sich erfreuen. Im Einzelnen wird eine nuue Aus^tiiliu auch kiw
manches zu berichtigen haben : auch hier spukt noi'li Woriiher von Tegaraaetf
diu Veränderung von Rhdnau in ReichcDan (Walthcr v. Kheinan, S,
■ehr bedenklich; Wemher vom Niederrhein iiguriert noch als Dichter
nika (S. 62); ßothe's Elisubuth (B. 67) soll aus ileu ftllareo
13. Jahrh. geschöpft haben a. s. w. Die Oeaobioh
Literatur von Klotilde v. d. Horst (3 Th die. Diel
sucht dagegen iu Vilmars Sinne und Geiste ein
^ttpreebendes ^(uneio/iuslichea Handbuch lu gel
LTTTERATURBEBICHT : LITTERATURGE8CHICHTE. Hl
Analjieii der Dichtangen und Testproben, welche den eiuzelnen Dichtwerken
■eh anschließen. Ich kann nicht sagen, daß diese unmittelbare Verschmelaung
IUI Lehrbuch und Lesebuch mir ein glücklicher Gedanke scheint; die Dar-
Mhmg wird allzusehr fortwährend dadurch unterbrochen. Nur bei einem bio-
piphisch angelegten Werke wie dem von H. Kurz läßt sich beides vereinigen ;
; hl Tortiegenden Falle wäre es zweckmäßiger gewesen, die ausgehobenen Stücke
ib besonderen Band, vom Texte getrennt, nachfolgen zu lassen. Die Texte
; Süd in Übersetzungen mitgetheilt, welche sich möglichst nahe an die Originale
ttsehließen, zum Theil nur Umschreibungen in nhd. Sprachformen sind. Auch
du Lehrbuch der deutschen Literaturgeschichte von H. Th. Traut
(Halle, Schwetschke. 1871) gibt Proben, aber mit Ausnahme der Lyrik so
tirfüge, daß sie lieber weggeblieben wären; denn was soll es heißen, wenn
rem Nibelungenliede Strophe 1. 2. mitgetheilt werden? Neben der im ganzen
Sehr großen Kürze ist manches unnütz ausgeführt; so wird die Geschichte der
"Hanesseschen Hundschrift' breit erzählt, wo doch sehr zweifelhaft ist, daß die
Ptoiser Ha. diesen Namen verdient. Dagegen werden Parzival und Tristan gar
n d&rfdg skizziert. Die Anordnung ist nicht immer sehr geschickt; weil
Hartmanns Gh-egor zuerst erwähnt wird, werden unter dem § TiCgenden auch
sein Erec und Iwein behandelt, die doch an andere Stelle gehörten. Unrichtig-
keilen sind zahlreich: Spervogel wird ins 13. Jahrh. gesetzt, Gottfried noch
immer ein Lobgesang auf die heil. Jungfrau beigelegt etc. Viel besser den
Zwecken der Schule entspricht die Geschichte der deutschen National-
Literatur von H« Kluge (Altenburg, Bonde. 1871. 3. Auflage), über welche
R. Beckstein in dieser Zeitschrift (XVI, 346 ff.) ausführlich gehandelt hat»
weswegen wir uns mit einem empfehlenden Worte begnügen. Werner Hahn's
Geschichte der poetischen Literatur der Deutschen liegt bereits in
5. Auflage (Berlin, Hertz. 1870) vor und bezeugt dadurch ihre Brauchbarkeit
and zweckmäßige Einrichtung. In der That bietet das Buch auf engem Räume
du Mögliche, in der Einleitung Andeutungen über die Geschichte der Sprache,
einen Abriß der Poetik, in der ersten Periode einen solchen der germanischen
Mjthologie, von den Dichtungen Analysen mit hinein verflochtenen einzelneu Stellen,
und diese Analysen sind bei aller Knappheit lebendig und anschaulich. £8 ist
daher ein empfehlenswerthes Schulbuch ; ob aber, da der Verf. auch Privatstudium
im Auge hat, die Weglassung aller litterarischen Verweisungen zweckmäßig bt,
kann man bezweifeln. Das rechte Maß hienn zu finden ist freilich schwer, und
das mag den Verf. für seinen Modus bestiuunt haben; ganz fehlen sollte diese
Sdte aber auch einem Sch:ilbtiche nicht. Ungenauigkeiten zeigt noch diese
neueste Auflage mehrfach; das Annolied wird noch immer um 1180, das Rolands-
lied um 1175 gesetzt, Gottfried von Straßburg um 1215, der Dichter von Flore
wird Konrad von Flecke genannt etc. J.W. Schäfers Grundriss der Ge-
ichichte der deutschen Literatur, bereits in 11. Auflage (Berlin, Oppen-
heim. 1870) erschienen, hat jenen Mangel an literarischen Nachweisen nicht,
gibt im Gtegentheil dieselben ziemlich reichlich. Die Charakteristiken sind aller-
din^ beinahe zu knapp, und es muß dabei auf den lebendigen Vortrag des
Lehrers als wesentliche Ergänzung sehr gerechnet werden. Mir will scheinen,
*k enthalte das übrigens wohl durchdachte und in seinen Urtheilen meist treff-
fidie Buch für das Bcdürfhiss des Schülers auf der einen Seite zu viel^ auf
dtt andern xu wenig. Die litterari§ehen Nachweise lO^toiteTi TiC\\?(v\i\AT ^gücrao&x
112 UrrERATTTRBERICHT : LITTERATURGEßCmCFTTE.
sein; mitunter sind sie vielleicht nnr aus Streben nach Kone nngenav, la
§. 25, Anm. 8 (za Eilharts Tristan), ^herausg. in Hoffinanns Fandgr. Th. 1,'
wo aber nnr die spärlichen Fragmente stehen, während die rollständig erhaltM
Umarbeitung noch angedruckt ist; andere Fragmente haben bekanntlich Rti
und Barack seitdem veröffentlicht. Von P. Möbius* Katechismus der deit-
sehen Literaturgeschichte liegt die 4. Auflage (Leipzig, Weber. 1870)
vor, die sich als vermehrt und verbessert bezeichnet; hinzugekommen iit lal
der 3. Auflage eine Einleitung das Studium der deutschen Dichter alz eiM
der vorzüglichsten nationalen Bildungsmittel . Die Darstellung ist gedrängt, all
zweckmäßig, die Inhaltsangaben kurz, aber orientierend; wenn jedoch dasYcr
wort hervorhebt, daß die Vermehrungen der neuen Ausg. sich xomeist ai
bibliographische Angaben beziehen, so ist dieß sehr mangelhaft geschehen; «
fehlt bei Walther die Ausg. von Pfeiffer und die von Wilmanns, bei Meidlbil
sogar die von Haupt, überhaupt sind die bibliograph. Angaben ganz nngleici^
mäßig, beim Rother ist keine Ausgabe angeführt, ebenso bei der Kaiserchroa&
beim Rolandsliede wird eine 2. Auflage (1844) citiert, was wohl Verweehd«^
mit dem Grafen Rudolf ist, bei Strickers Karl dagegen wird eine Ausg. dtierf;
was bei der geringen Bedeutung des Gedichtes überflüßig war. W. Revteri
Literaturkunde hat ebenfalls bereits die 4. Auflage (Freiburg 1870. Herder]
erlebt. Hier geht ein Abriss der Poetik voran, der in erweiterter Gestalt, wA
zahlreichen Belegen und Quellenstellen aus ästhetischen Werken versehen, asd
besonders als Poetik, eine Vorschule zur Geschichte der schönen Literator ete,
(Freiburg, Herder. 1870) erschienen ist; er beschäftigt sich fast nur mit da
neueren Poetik und nimmt auf die poetischen Formen des Mittelalters nur gav
gelegentlich Rücksicht. Der Litteraturabriss ist allerdings auf das Mlnimiiin be-
schränkt; dabei nehmen sich vereinzelte Citate von Ausgaben, selbst Abhaad-
Iniigen (wie Pfeiffers Abhandlung über Walther, Germania V) willküriich in^
wunderlich aus, da man jedes System darin vermißt. Sie durften bei einer M
eng begrenzten Darstellung füglich wegbleiben. Die Inhaltsangaben sind tos
äeB Verf. Grundsatz, alles religiös und sittlich anstößige auszuschließen, beon-
flußt, so ist Gottfrieds Tristan aus diesem Grunde keine Analyse au Theü gt
worden. Das ist schließlich Sache des Geschmacks. Am Schluße ist eine dno-
nologische Zeittafel angehängt, in der es wie im Buche selbst an Unriditig-
keiten nicht fehit: Neidhart ist 1246, das Nibelungenlied noch immer 1210,
Fischarts Tod 1581 gesetzt. Die Form chronologischer Tabellen haben anck
mehrere andere Hülfsbücher, so das dem Hahn sehen beigegebene, Deutsche
Literaturgeschichte in Tabellen (Berlin, Hertz. 1870), femer J.W. Schä-
fers Tabellen zur Geschichte der deutschen Literatur (2. Anfl*
Altena, Händcke. 1869) und Fr. Kramers Chronologische Übersieht
der deutschen Literaturgeschichte (Freiburg, Herder. 18G9), die
sich als Anhang namentlich zu den Handbüchern von Lindemann und Bmgici
bezeichnet. Unter diesen möchten wir nach Anlage und Ausfnhnuig den
Schäferschen den Vorzug geben, schon weil es daneben überall auf die gleieh-
zeitigen historischen Ereignisse Rücksicht nimmt. Ein alphabetisch-biographisehei
Repertorium sind 0. Lange's Literaturgeschichtliche Lebensbilder
und Charakteristiken (Berlin, Gärtner. 1870), in denen natürlich die
ältere deutsche Litteratur dnen verhältnissmäßig kleinen Raum einnimmt. Die
sfybabetißche Form ist an sieb ganz «iweeVisSifi^^^ ii%sn«o^^ \k^m NaA-
UTTERATÜKBERICHT: LITTERATURGESCHICHTE. 113
hlagen; aber gerade deßhalb, weil ein solches Buch oft nachgeBchlagen wird,
t Genaaigkeit der Angaben doppelt erwünscht. Daran fehlt es nicht selten:
mrad von Ammenhaosen soll aus dem Geschlechte derer von Ammenhaosen ,
trich YOn Zazikhofen ein bairischer Kitter, Berthold um 1230 geboren sein
B. w. — Wir fuhren schließlich, wiewohl der jetzt erscheinende Theil sich
X mit anserm Jahrb. beschäftigt, Gödeke's trefiflichen Grundriss zur
eschichte der deutschen Dichtung an, von dem das 8. Heft des 3.
indes (Dresden, Ehlermann. 1870) vorliegt. Seine Vorzüge vor allen ähn-
hen Büchern zu rühmen, die scharfe und knappe Charakteristik, die Genauig-
it und Vollständigkeit der bibliographischen und Litteraturangaben, worin
«rdings die neuere Zeit (vom 16. Jahrb. an) bei ihm das Büttelalter weit
«iragty wäre überflüßig. Dieser 3. Band verspricht in seinen weiteren Heften
je wichtige Quelle auch für die Geschichte der germanistischen Wissenschaft
, werden. Schon in dem Abschnitt über die Romantiker bt vieles dahin
hlugende zu finden, aber mehr nocb zurück. Die Geschichte der deutschen
liilologie hat inzwischen allerdings in K. v. Bau mors ausgezeichneter Ge-
thichte der germanischen Philologie vorzugöweise in Deutschland
lünchen, Oldenbourg. 1870), welche den 9. Band der ^Geschichte der Wissen-
ihaften in Deutschland bildet , eine ebenso gründliche wie anziehende Dar-
;dlnng gefunden; aber naturgemäß konnte hier das Biographische nur neben-
Eehlich behandelt und auch nach bibliographischer Vollständigkeit nicht gestrebt
'erden. Gkwiß war unter den jetzigen Germanisten Baumer wie wenige be-
BfeUf die Greschiehte unserer Wissenschaft zu schreiben, denn er besitzt zu den
ihrigen Eigenschaften auch die einer leidenschaftslosen, objectiven Darstellung,
IBS anf einem Gebiete, wo die Meinungeo sich so scharf gegenüberstehen, kein
geringer Vorzug ist. Begreiflicherweise ist die ältere Zeit am ausführlichsten
lehandelt; gerade die Anfange der Wissenschaft kennen zu lernen und zn ver-
fMlgea ist von hohem Interesse, und fiaumers genaues Studium dieser Anfänge
ist bekannt und oft bethätigt. So nimmt die Zeit bis zum Auftreten der Grimm,
voBÜt also doch erst die germanistische Wissenschaft anfängt, nahezu die Hälfte
des Bandes ein. Der Forscher kann Baumer nur dankbar sein, daß er jene
Voiperiode so eingehend geschildert hat. Den Brüdern Grimm ist eine ebenso
bebevolle wie gründliche. Lachmann eine ebenso anerkennende wie gerechte
Dustellong geworden; ob in gleicher Weise Gervinus richtig beurtheilt ist,
Uiien wir hier dahingestellt sein. Unter den Neueren vermißt man manchen
Ntaen, wie £« Sommers und C. Hoftnanns, wogegen viel unbedeutendere Namen
genannt sind. In mancher Beziehung ergänzend istBenfey's Geschichte der
Sprachwissenschaft und orientalischen Philologie in Deutschland
(Manchen, Oldenbourg. 1869), der 8. Band der Geschichte der Wissenschaften.
Asch hier ist die Vorgeschichte der Wissenschaft eingehend und anziehend dar-
gestellt, nur, weil dad Gebiet und der Zeitraum ein viel größerer, gedrängter
ond weniger ins Detail gehend. In der neuen Zeit berührt sich Benfey mit Baumer«
10 in der Darstellung J. Qrrimms, und beide Bücher hier zu vergleichen ist
▼OD großem Inti^esse. In den Abschnitten über J. Grimm, Bopp und W. v. Hum-
boldt liegt der Schwerpunkt von Benfey's Buche, liegen die Bichtungen ge-
leicfan^y die für die weitere Entwicklung der Sprachwissrnsc.Iiaft maßgebend
vuden. In dem UtterariBcbeu Abschnitt über die emzeW^u *^Vi^A^ ^^a yeA^-
iamäniäeben Gebietes wird der Specialforscher m^uacViQ \3ti5^t\«vx\^^\^ ^«^ ^"^^
OEBMABnA. Nene Reihe Y. (XVU.) J^hrg. %
114 LÜTEBATUBBERICHT: LFTTEBATURGESCUICUTE.
gaben finden, die aber bei der Aasdehnang aaf ein so großes Gebiet hum\
befremdet; so wird nur, um nur eins anzufahren, (S. 658) eine Geschichte dec^
deutschen Sprachwissenschaft (in Pfeiffers Germania VIII) beigelegt, die wohl
auf Verwechslung mit meiner seit dem 8. Bde. erscheinenden BibliogiapUi
beruht.
Ich schließe an die litterargeschichtlichen Werke allgemeinen lohabi
Schriften an, die einzelne Theüe der Litteratur behandeln. An die Spitze seia
hier gestellt die beiden letzten Bände von J. Grimms Kleineren Schriftei
(Berlin, Dummler. 1869 — 70). Sie enthalten Becensionen und Aufsatze, die ii
Zeitschriften zerstreut waren; darunter vieles aus der ältesten Zeit, das des
künftigen J. Grimm ankündigt und uns einen tiefen Einblick in sein Werdet
gestattet. Da diese kleineren Sachen, unter denen ein großer Theil sich wd
die deutsche Litteratur bezieht, in jetzt seiteneu Zeitschriften erschienen üi
die wenigsten Gelehrten diese zur Hand haben, so werden gerade diese Biade
sehr willkommen sein. Wir können es nur billigen, daß die Beiträge zu Fkk-
zeitschriften (Haupts, Pfeiffers, Kuhns) nicht wieder abgedruckt sind, da bc
jedem leicht zu Gkbote stehen. Das meiste bt aus den Wiener Jahrbnehoi
und den Göttingischen Geehrten- Anzeigen: zeigen die Beiträge aus jenen an
rolle Jünglingsfrische und das Frühlingskeimen der deutschen Philologie, •(
die Becensionen in diesen das freudige Erblühen der Germanistik und das Bik
herrlichster und reichster Bianneskraft Der 5. Band enthält als dankenswert^
Beigabe ein chronologisches Verzeichniss aller in die Sammlung aufgenonBeMi
kleineren Schriften. M. Müllers Essays bieten in ihrem 3. Bande (Le^sif
Engelmann. 1872), den F. Liebrecht übersetzt hat, ^Beiträge zur Literstugc
schichte, Biographik und Alterthumskunde, darunter auch manches, was dd
auf ältere deutsche Litteratur bezieht: eine gedrängte Übersicht der EntwieUnn)
der deutschen Litteratur, welche die Vorrede zu Müllers ^German Classics* (185S
bildete; dann eine hübsche Charakteristik des altdeutschen Minnegesangs, si
^des Minnesangs Frühling' anschließend; einen Aufrats über das Karreosdui
aus Anlaß von Zamcke's Ausgabe. Zur Dialectologie gehört der Aufsatz abc
die Sprache imd Dichtkunst Schleswig-Holsteins' (1864), zur Tergleicheiide
Sagenkunde die anziehende Abhandlung über die Wanderung der Märcheo
Aus dem 1. Bande der Essays 'Beiträge zur vergleichenden Religionswissenscksf
(1869) gehört nichts direct unserem Gebiete an; dagegen mehreres aus da
zweiten, der ^Beiträge zur Tergleichenden Mythologie und Ethologie' enthÜi
Wir erwähnen daraus die Abhandlungen Vergleichende Mythologie^ (1856
die Normannen in Island' (1858), auf Grund von Dasent's Norsemen in Ict
land; ^Yolkssage' (1863), Volksthümliche Geschichten aus dem Nordiscbei
(1859), 'Geschichten aus den West-Hochlanden' (1861), "Über Sitten und €h
brauche' (1865), 'Unsere Zahlzeichen' (1863), alle in der geschmackyoUen Fon
die M. Müller in gleichem Maße wie den Stoff beherrscht.
(Fortsetzung folgt).
K. BABT8CH.
MISCEI.LEN.
MISCELLEN.
115
lügen Lacbmann'B fiber mittelhochdeutsche Veriknnit.
Briere dfaselben an G. F. lionecke vom '2i. November 1S22.
£s wird nicht dIidg Interesse seiOj dasjenige, was Lachmaim ioi Jahre 18S3
r mittulboclideutäciic Tcrakunst an Beuecke sdirieb. mit eeinen l'i'ubi.'reD und
leim Lehren und mit den ncueaten Ansichten auf diesem Gebiete xa ver-
chen> leb gebe «eine Worte genau nacli der mit dem Originnle überein stimm eD-
I Ab«ebrift Benecke'e nieder. Bei den ongelührten Beispielen habe ich die
4umbweüe nicht geändert, auch wo in seinen Ausgaben der Text abweicht.
nfier «iner Bemerkung und den Citaten, die nur ausnalimsweise ani;pgeben
nren, iet uichts von mir hinzugefügt.
OOTTINQES im September 1871. W. MtiLLRR,
liier in !w« Worten, was iph von mhd. Verskunat weiß.
Vno Dactylen weiß ich sonst nichts, als daß Trochäen oder Spondcen (pli-
Bch ich mich der Aiiadrücke lieber enthidte) darunter ficiniäclit «erden, und daÜ
Licbtenst. sie ziemlich roh gemacht hat, man mag gerade» oder Tripel
it amieUmcö. Ich lasse sie daher aus dem Spiele, — Von den andern Versen
' :ti niigerahr so viel sagen.
. Das beatinimleste an einem Verse ist die Anzahl der Hebungen. Der
'öhnliche Vera des erzählenden Oedichtea hat bei stumpfem Reime vier, bei
[dum nur drei.
[Daß schon der Stricker zwischen durcb — an« Unkunde ohne Zweifel
Suebiüche Verse gemacht bat, k&un nns nicht irren
du ti'c Marsilje« 411 e enpff engen
und sölhe milte da' beglengen. vgl. Vorr. zum Parz. S. XTV. Ben.]
Eine Hebung kann aber jede Sylbe werden, die auf it^end eine Art böber
il itt, als die folgende.
I. B. Hochton vor Tiefton
mineg8lhht(e) — ^
betont vor unbetont
i!inder(Wnt) - „ -
betont gegen stumm
iftnegslahte linderbfnt Pars.
I
efChen oder isehon in himelischen sind unbetont, und taugen nicht wira
Hl RciiiL, so wenig als die Endnng von mt'nnisi'he
[ftufter bey Alteren, wie in Maria, und bey Unwissenden wie ileroscbin].
ohi Ut die vorletzte Sylbe noch hoher als die letiti;', rtnVer ■VhuWVix w\%^-a.
» biijoch ii/oielischen Bcliia. 54, SO.
116 MI8CELLEN.
So Bind deren in tiiidereu ei)£i?iitliGh eine uubutonte und e
auch beide zuaamtnen nur Eine unbetonte schwebende Svlbe; dennocb kann Ad
d e die Hebujig sein ändere - . — ^ oder ,; - „ .
Hier tbäle uns nun eine Tollsländige Accentlehre Noth. — Ut es z. B. '
oder bloß kecke Annahme, wenn ich glaube, uo sei immer tieftonig? Wird ii
vielen Stellen, wo es in die Senkung kommt, der Auceut, nie es die Liednrdiehiv
aicb wohl erlauben mögen, durch die äjlbenzliblung gekränkt? Oder iit ci dt
AiiMprache gemäß, nenn sie sagen
den gdinen tue: dd muoao er ein an vr6 W. I. 8, 12.
zwo ziingen stä'nt ünöbne in einem münde Walth. 13, 4.
awdnne ilinviioge nü ^ergftt das. 48, 18.
ander vr6uHen siut ünwtp das. 49, 3.
die aint Anmsere mfr. das. 89, 22.
üuverm^ldes rucken W. I. T, 6
DUTergölten diemt im tä ze wS' Parz. 53, 2.
Ferner: ist es Begel oder nur Freiheit, wenn die elnsjlbige Präposition n
dem Verbo tieftonig wirdV
BÖ ninder mörgenst^m äfgienc W. I. 5, 1.
DiE der müot uäi:b w^rder liebe üf swiaget Wnltfa. 47, 9.
daz eiz wlderkere gär an muie wÖrdekeitMs. X. 133. a{Walth. 09, SJ)-
Fremde Wörter scheinen bey Wolfram meist den Accent vom ztt habtn-
Munit, G&udiu ^G4udtuJ, Bärilik, Änscoiiwe, B<ildier = - , oder -
aber: bimlere, gastieren
d. h. im Verse bald ^ J. „ , bald -■ ^ „ oder ^ .: „ .
D. Sylbenzabl. 1. Begel isl freylieb: Hebung eine Sjibe, Senknng Ott-
Hier sind also für jeden Dichter besonders die erlaubten KfimuigeD Ui
Ende und in der Mitte xu IcracD. Elisionen, Orasen etc., deagleichen Dehnangcn.
Z. B. aus dem Liede Ms. 1. 63*, I24-, 136" (vgl. mit der Heidelb. Hs.)
Der im (1. Derm) lu sin härise kin gesehen
So gewinnet [oder so gwiunet, nicht so] mfr iv hülde wöl.
Der riet mir deich Ir [ai} biete.
Anderes von Walther:
wan delcbs al dürcb e! cren miioi TS, G,
So g^tKt' du nie so wül 89, 30.
Da« ich SK niene mkc 89, 8.
Nlen schriet si' vil gü'te 48, 7.
j& tüun icbz dür diu' 6re 89, 33. (Äccua.)
Linger bllben nicht 88, IS.
Ob Ich da"et]xwischen I6ben mä'a 64, 19,
Mir missegie, do'ichs eine bit 55, 96.
Dd g6t^ sün hi"en ärde gie,
dD~versnöchton jeinsylb, do ver, wi« h0Te| in die Juden lo 11. 16
Eiti k6me rüs ichE mir hflä erdfcht 72, 3.
Undjebent diu ich ir IHicl (st. übele) gedenke d8, 31.
2. Eb kann aber nucL eine SenVung »witiAeu »virä WcNmh^«« \tV\5i^, *
MISCELLEN. 217
Des BArdeket Mddet Pan. 21, 12.
^ •— • — v^ — • —
Tiennal: Kdndwi^r&mürs das. 187, 21. 288, 7. 333, 28.
— • ■^ • — • —
In Ldedem seltener, doch nicht unerhört:
Er fesch ein münsisen Walth. 11, 24.
Des keisers sprächen dd'die mokiere das. 11, 26.
Ein Diphthong lindert:
Vfl Ueb ist mir dkz das. 89, 1 1.
Oft ist aber die Orthographie zweifelhaft, also des Einzelnen Gebrauch zu
>r8chen.
VrfuntUche lie. Vrfnndfnne min das. 88, 9. 21,
oder Yrinwentl. Vriuwend.
Der mf'n se vrfunde g^r, wil er mfch gewinnen das. 71, 14.
oder gere.
Des 4m tdgent, des lönwen kr&ft das. 12, 25.
oder aren
Die sfnt dez hdrzefchen 4u dem schflte das. 12, 26.
Am merkwürdigsten ist aber, daß so auch unbetonte Sjlben nach dem
DCte erhöht werden, wenn eine noch minder betonte folgt und eine stärkere
herging, i. B. 4nd6rö = -i . -i ^ : zumahl ist dieß bey Endsilben gewöhnlich.
zweiten Fuße (der gewöhnlichen Verse): Zen v^lst^m | dar fnne Parz. 61, 4.
Entwft'lp^t I mit sw4rzer h4ut das. 44, 18.
/ ' / '
s^ — . -— \^ *i^~-
Auch wo kein Auftact ist:
An|k^ di swnren das. 28, 4.
— ■ — \^ — \^
Im dritten Fuße (natürlich nur vor stumpfen Reimen) :
Daz w4rt mit m'\z4 \ getdji das. 35, 8.
Daz w&rt verhol In^ | getftn das. 55, 12.
ünt oüch die hS |t^n |ges^hn das. 12, 30.
Unt st&rke ylfnls^l yer8l4Dt das. 42, 11.
Oder auch ohne Auftact:
W4z dft t8e|t^ I di sfn das. 74, 2.
D4z er b^'|te|ges^hn das. 18, 12.
S^hzehn kn4p{p^|ih hftn das. 8, 2.
Zwelf wöchen Uben|dfc|ein kfnt das. 55, 15.
In Liedern wohl kaum. ^
Die Hauptbedingung ist, daß die vorhergehende Sylbe wirklich lang sein,
e verstärkte nicht stumm sein muß ; nicht
D4z er hö|t«; | oder h4|be | gesehen.
3. Der Auftact kann nicht nur wegfallen , sondern auch bis auf drei Sylben
flingert werden.
w^lh^r 8tiu|re disiu msere g^mt Parz. 2, 7.
D\ ritör sprä |chen wi ist gewüunen das. 103, 8.
Dahin gehört aber nicht:
Doh erk4nd ich nfe so wfsen m4n das. 2, 5;
^^ er ist nur Eine Sjrlhe.
I
MlbCELLEN.
Ich tircifele, ob id Liedero der zweiE^lbige Auft&ct erlaubt ut.
Eiclieobacti ünverm^ldlez nicken
ist wobt aoermeldezV (nnTrümedez I. 7, 6.}
Hartm. in betraget Biner jire Wl (1. 8, 24).
Zorreilen kommt bei verlängertem Auftacte BcIlMt der Aceeat t
Öir«iili'eb|t; nat in der IS'ge Parj. 16, 12.
brüderlichje triüve merte du. 6, 15.
4, In der Mitte der Veree ijnd uberziUilichc Sylben weit seltener, vielleicl
gar nicht erlaubt.
Abrecfaneo muQ miui;
dar iSndr ein weicbea pötteUc Para. S4, 5.
gei&cb li nimmer mir dcbein mka (lies kein) das. 25, 37.
■ Oft muD man ancb nur anders auEaprccheti : Pari. 791 (37, 13):
H Dt> veniiioclit ich (a, ob er künde lin
H do ver und ob er einaylbi)^.
r ni. VeriLudcrung desRbytbmus. Eine Hebung weniger ali ihm |
bQhrt darf kein Vera haben, aber sie kann unter Umatändeu auf der Stella i
Senkung etehen.
1. Die dritte und vierte Stelle der gewöhnlichen Verae wird, Miilli
weifi, rein gehalten:
ein männlicher Ver« mnO sich so enden ^ - '- oder:
^^ . _ nicht:
J
r, vielleid
i
ein weiblicher ^
weil die Versenden rein eu halten die Verskunst aller Völker befiehlt
Nach dieter Regel ist Parz. 4° (16, 28) kein Vers
d&la'gpn zwe]|kr^fti|gin hör
Zwei Hdsuhr. haben:
da l&c ein kreftigez her
Ebenso anrichtig Para. 3* (9, 28) ;
Nn uft'bet min drloubeB tfic
entweder ürloiibea, fallt bo elwiis i-r1n
oft sagt:
Nu ii4'ht min ürloiibea tit;
«chwerlich : Nu nähet min iLrloiibea t&c.
So könnte man auch
dft l&gen xwei kniftlgiu hit
ttchaldigen-
2. Im ersten Fuß int et ertaubt, die Iltbung n
bringen :
Bälde I ai vli<^ieiil ündc jAgcnt Pan.
1
befiehlt.
irlinoUr uäht, wie Eai;henb
d
die i^tcllc der Scnkno;
MISCELLEN.
Desgleicheo im zwajtejx:
gewi!ohs| innen I an mincr haut das. 1, 27;
jincb wenn der Aufitact fehlt
min . bnioder | der nifip sih mfir das. G, 30.
min { bette | dem hdide säa das. 35, 7.
Aach kann der erste und Evrejlc Fuß ziigleicli iimscblagen:
bitntge|m^lde I daz roä" möht aehu das, 6, 19.
V bMier?
h&ntf^mäde dks man mohte s^hn.
3.1
Viir din ' «rip siSz | ich di'siu lil das. 9, 25.
lind daz f t^Q von | der stinDcn das. 3, 4.
d£aB ir|lfhn all'^ enpßengen das, 6, 9.
3. Bey xweysylbigem Auftacle kann der Accent , der eigentlich die eri(a.fl
rang treffen sollte, zurückliillen auf die »weyte des Äaftacles:
wir »nören I pesffleelt'phe Pa«. 8, 17.
du mdosefz' Al&sandrie sin das. 18, 14.
dwn dreyiylhigen auf die dritte
iif ein kdltfem gest^ppet aimit das, 24. 4.
Die Hehung zu versetzen steht wohl in Liedern nicht ganz a
Das B^lbo tüot anch in!n|stfnen!der i
rerlich richtig, (dez selbe daz taot ouch m
Walther:
Der w&b|tKre| diu t4ge1i£t 89, 35.
Bender mnot MSF. 205, 4,)
Wolfram:
Iwfthlferl du singest 1. 4, 18.
d&s gejbiut i)i| den tn'nwen dio das. 4, 35.
Ich habe sonst anch gesweifelt, ob ^— für „ .t stehen könne, wenn c
tc Sylbe die erste Häl^e einer schwebenden ist. Allerdings gibt das (
Iräcblichen Klang. Aber Beispiele sind der Titurcl Str. 3:
T>lit si dinen gewalt mugen erswingen
mugen i
nsylbig:
B ei ein Fehler, so enthielte folgender erdichtete Vera: der toÜK^gen rösen
i*) swei Fehler; denn er vcrstÜast auch gegen III. 1. Das Leiden ist nur, daß
Uer wie ^t immer durch die Schreibung soglciuli beiden abhilfi'n kann,
, Der toüwfgen rösen glich
tuuwegeu röseti uugtlicli Puz. 'ül, 10.
Rni bloUeo Entwürfe Tcredben mSgen, der
(,'«n, die nicbU BJod, bat benehmrn wlleo.
Brief W. WftckernageU sn O. F. Benecke nebl
Eum Iwein, mit^ethejlt tod W. Malier.
M«meii heralicfaiten Dank, |^elirt«r Herr, Hir Ihil
e BecenBion meiDea Antbeib vt den Fandj^rabea.
lal wohl, wo ich immer uiedergeachUgeo bin,
9 Aoitellunj; in mi«8(!lScken «cfaeint: und doch wflj
bidenei UnterkoiDtnen bei eioer Bibliothek oder efai4
I i*t Bchön, nur keine von dieser Art Vtn to mdi
\ Empfehlung mir helfen kann. "^
Verleiben Sic. daß leh Ihnen auf Ihren vorigi
et habe. Einmal wiir eine Krankheit dnrnn ScM
r währte; sodann die Oder. Son^t tritt sie JiÜUj
var sie »o sciclit, daD kein Schiff von Breßlwj{
I ich erat vergangene Woche nll meine Bücher i
" j brauchte ich ta den Naehträffen zum Iwein, (
. Nun werde ich aagun. was ieli xn ea|.'eTi i
lÜber Ihre Voncbläye wegen Einrichtung e
■t Lachmann und mit mir aolbet Kiitha gepflof
■e etyiuologiache Anordnunit recht ;
MrSCELLEN
loen ■chmerzlich. Jetzt lagee ich ein kleine» BUcblein drucken, eine Geachichte
I draschen HeiameterB uod Pentameter» bis auf Klopatock, nnd arbeite «aj
nUlelen der Ut- und der deutachen Spmcbc. Tch bin nnmentüch auf mehrer
berluain geworden, was in den Wechsel der Vocale rerwandter WSrti
[ge Getetzlirhkeit bringt.
Eine Beceniion der Fundgruben, die ich fiir die acbles. Frovincialblätt*
hrieben habe, wird jetzt bereits f^cdruckt sein. Ich habe darin behauptoWj
die Schriften, welche man Notkern anschreibt, »on vier »erschiedenen Ver-J
m seien. Lachmann gibt meinen Gründen seinen Beifall , und ich s'
Den, wenn Sie wollen, damit za nienste-
Ich sammle eehon seit längerer Zeit fiir eine vollständige nnd (die St
gt es mit sich) documentierte Geschichte der alt- nnd mhd. Prosa,
Jen mich sehr erfrcnen und verbinden , wenn Sie mich aus Ihrem Schatze
I unterstützeD wollten. Eine Reise nach München wäre notbwcndig. Wer
( hin könnte!
Leben Sic wohl und erhalten Sie ein freundliches Wohlwollen
Ihrem ergebenen
Wilhelm Wackernagel.
(MarkgrafenatT. 20.)
Znin IweiQ.
S497 — 6503 sind etwas rerändert abgeschrieben i
pnt 1
Wohlwollen ^^^H
Wackernagel. ^H
rafenatr. 20.) ^^H
1 Otloc. V. Horo. 166*.^^^H
87. BS. genannt sindr^^^
R2. Kalogr^ant sitet so gut wie die vier welche 87. f>B. genannt sind^
US. Ihoon, den sitzenden, ist der unhöflich da liegende Eeit gegenüber-
, EalogrAant aber, obgleich auch sitzend, wird von ihnen abgesondert
I xnlebst geoannt , um ihn anf diese Wci<e gleich als die Hauptperson der
1 Erzählung zn bezeichnen.
355. Die Stellnng. welche tn^r« 374 hat, ist die ungewöhnlichere: in der
[el folgt ea dem Snbal. welchem ein run oder niVmrr vorangeht (das M nie
! mir Bcrht 2'1); es schließt sich nicht an diese Partikeln, sondern an
I 8nb«t. an, wie folgende negativ gemeinte Frage beweist: wä irart ie hersen
te teolT altd. Mus. I, 364. Der Annfail des dehmr- ist bei dieser Wort-
• alt gesetzlich; Hartmann, der sie vorändert, muQte es 375 brauchen;
uh m aber wie gewöhnlieh, so durfte er nur sagen; daz im ni« iia»t mirt
V lumm. Es ist beides ein Zeichen roher Sprache , wenn es in der
■crcbr. 9' heißt: iVA nt inirdt tiiiamfr mf.r Tpi&r rf lieh«, und in v. Lallbergs
Indt Sl: »6 wird ich nicmer keinen lar. vrn von henen mfrc. 35: dd nie «it
t yttflrt* i'fin Hellt mir in ijwhän.
434. Die ftneit bindet «a»t mit ntut . n-il , hast. >iual 10* 22' 49* 51
j8** 90*. i/ail : "nvatl 47'. ratf : hani Lnirpr. 72'
' %8ä Km Substant. wird verstanden ans einem siibst. compoa. Boeth. 33
■fo « fundo) itf an derii buT'ten, danndn (auf barg) du Imrtlg piril
ject cnmpos, Arist. 336 ; nimdht veitf f.^d 'ine. rfim jii Irbela,
«u ov^rn kahtln aide haben tolta, noh härlus nah tanrlSt, dne dt
mde aber ne hat. Ans einem Adj. Bari. 2\0,%^-.
^An/. mtHnemlir) mm ,/ote «cA «eTat4t, selten ijol gtmuchilWv*..
122 MISCELLEN.
Atu einem Verbnm Boetib. 86: ier gange hediu m hok eUsM&m (Kiebehi
tffuie dero nere nh. Layenregel fnngednickt) 12^: 96 tehol er predigm^ und
er äi geeni etc. Ifiec I, 1 1 : unde glaube da» er geerMgii wart , dax er
an erstarb an der mennürhett^ niht an der gatheit. Pan. 166, SS: eni
wart der tMe nuxn aldd vor Nantes df dem plan und an den lebenden
(diu wäpen), 63, 9: der don iedoeh gemischt wart mit flagOerem an der
ein reUenote ei (die flaitirre) hlieeen.
768. Von diu nedarf dek nieman verhmnen des ubelen nodk dee
fren als in not toü behuoten Kiuserclir. 10\ alles des teft ie gwan des hättt
mich verhmnet ib. 73*".
789. D6 (n&cTi Erobernng nnd Zerat5nmg Jerosalems) vrowefen siA
hihren der mamcvalden Sren die in da gesehein was Kaiserclir. 6*.
821. Vier wie franz. quatre ist die ;rroße Zahl, «fn siekä sneit
mSr dam andere viere Kaiserchr. 12^ und ob «fn uxeren viere dn. 11135.
toehter ist deu schämet maqt^ die man tue diser stund in vier landen fmid
754^ si Iran sfi schcrne niht gesfn, man spreche y,ow^y w€er da» an ir niht!'
st ehi man oder frowe^ fS lobet man si selten an ein „das^ oder &ns
BertTi. 248. und wwret ir vierstunt als hluoc K0I. Cod. 108. Die SteDei
die Ordinalsalil steht (und war ich in dem vierdeti lant^ ich wolde gerne
her Rol. Cod. 103) zeigen, daß man rier der Grimmschen Theorie
Zngabezahlen gemäß als 3 4- 1 aufzufassen hat; noch deutlicher wo
wie Flore 6835: ichn möhtcz selpvierde gesapen noch aetihten &as, Mise. H,
doM tat niht Salmon selpvierde ; besonders aber Tit. XITI : daz der Aceftstai
rfr? o arbeitet wcem^ ob siz dd solden aar verkosten, fwd oh Artus owcÄ
vierde* im hcete hie gähes gebr^sfen, [Hinten ein Zusatz ]
1002. Hagene grucete in über rant d. h. rerSchtlich, das Has^
Seite wendend, ihn über Achsel (dwerhes) ansehend, wie es in der
4' heißt: über halb en xom er sprach, Ntthart gebrancht jenen AnaänA
mal nneigentlich : iedoeh s^ neic diu guote mir ein lützel Über sehUdee
palat. 857. 24\ Die Stelle ans Gndran bringe ich hiemit nicht in Vi
ich Terstehe sie so: er ritt ihnen gewappnet entgegen nnd rief.
1073. se slage m5chte ich von slac herleiten: so daß die Hi
beider gleich schnell rennenden Pferde immer zn gleicher Zeit eiklangen,
hat den Ausdruck slag slags vom schnellen Beitcn, so dȧ ein HnfacMig
andern folgt: slag slags jaoen 103^ danne rüeren 262^ eilen 505*; f38^
slags slä; 828'* wird, wohl durch ein Wortspiel, slag tlaos fnnr hier «
schrieben, frnherhin steht immer slags slags) im Sinne Ton Hieb as^ BSil'
nommen.
In der burcstrftze reiten die Beiden, obgleich sie für zwei nidift
genug ist, immer noch nebeneinander her; sie ist ihnen zu eng nnd lie
sich drangen ; erst am Bnrgthor sncht der Wirth voraus zu kommen, v
Ton Iwein gedrängt, die Falle zu rühren.
1190. df legen sich Yomehmen. Tch bemerke hier eine Stdle ai
welschen Gast, wo PrSsens und Infin. vorkommen, VllI, 7 ^cod. golii. II
seht, hie sol ntmen bilde 6f, ftcer fS iihermüetic irr, daz er üf leit «roz er wüi
und dem schaden vil : wan sttaz der man Cf legen mae m zehen järem^
//rr venfffn^ oh ez goi iril : t^a »'ot» Uq rnon öf niht ze vil,
1391. daz fitnschuld\ge Ckr\»U* Uwol l&w. 'Ä\^. von «m
WAltb. 94, 39. einen iimaUgen Rp 11^, 1^. K\ÄiKi^V^- ^iwx ^t
MISCELLBN. 123
lelsylbe gewiß noch nicht. Die accentaierten Hss. geben s. B. iifMrftigen
h. 120. iinuu{rdigen 124. tinsilndifjen 15. ^nscAldigemo 24. fStminnige 44. t^
'\g€s 62. unmhig^r 198. finl/bendex 81. vnguiahiite 57, obgleich der Accent
ttf» den nächst folgenden stark überwiegt (änrthte ib. 21. linreAtemo 32.
duUe 35. ja sogar i&nera 81.) nnd so Tollständig accentnierte Wörter wie
Idlu^iSn ib. 21. unördenhdfl^ 39. undurhgihtigemo 119. selten sind. Daher
man in solchen Fällen wie ^inmtziga ib. 139. den zweiten Accent nicht
die dritte, sondern auf die zweite Sylbe zu legen.
9283. Es ist zu bemerken, daß der Kaiserchr. diese Redensart mit bieten
I fremd ist: es heißt da entweder zuo eines vuozen komen 46^ oder einem
He mtoze vaüen 62^ einem an den vuoz valien 64^ 77^ oder einem ze vuozen
m 80* 82* 87% während der 'Dichter der Genesis (Dint. 111.) immer bieten
raucht, nnr einmal einem an den fuoz valien 56., woneben 108: si giengen
tbe ze vuozen, was sich dem ans der Kaiserchr. angeführten zuo eines vuozen
en Ter^leicht. Wieder anders im Orendel: d6 liez er sich als6 suoze für
r IMen frowen fuoze 6^. si liezen sieh ouch als6 suoze gegen dem grätoen
iss ü^ die fuoze 59*. Bieten scheint höfischer zu sein; Homeck hat valien
I bieten gleich oft, 580* si vielen unde puten sich ze ßlezen der herzogvmen,
3236. bl6z snrn ein kant wie Reimftr MS. I, 69* ich stän aller fröudem
k als ein hant bl6z. Hendebl6z Nib. 1066, 3. heißt mit bloßer, leerer Hand:
' tr da gegen wäget genzäehen al iuwer habe, ob ir verlieset, daz ir drahe git
Wzer kende altd. Wald. I, 48. Die Lesart hemdebl&z ließe sich yielleicht
Gkidr. 6620. rerteidigen : daz er ir wan in einem hemde hoete, Toransgesetzt
es bedeuten kann: bloß bis aufs Hemde.
8620. Hinter den Verbis welche eine Bewegong oder ein Verweilen be-
hneii (man könnte sagen hinter den Verbis des Gehens und Stehens) wird
f gern ausgelassen, sobald das nächste Verbum den dnrch die Bewegung
Micbtigten Erfolg oder die mit dem Verweilen yerbondene Handlang angibt,
im letzteren Falle anch das ParticipialadTerbium gesetzt werden könnte;
bloße Absicht würde im emteren dnrch den Infin. ohne ze aasgedrückt
ien. So fehlt inti hinter faran 0. I, 17, 91. II, 18, 46. Gen. (Dint. HI) 104.
n O, V, 7, 20. kamen Gen. 56. gdn Gen. 91. Parz. 7204. Lieders. I, 538
hinter stanton 0. H, 13, 22. gen. 47. 68. 80. sie stuont, neic im gezogen-
! Kaiserchr. 26^ nnd 26^ hinter sizan 0. IV, 12, 65. ligen gen. 72. In
B^^l stehn die beiden Verba anmittelbar nebeneinander; doch heißt es
Boeth. 199: so er weinön wolta^ stuont er, hdnnota (flere dam parat, alalat)
im Orendel 35*^: si giengen alle, verbürgen sich nnd 0. V, 7, 12: si stuant
\y weinSta thdr; stuant üzana thes grobes, rSz V, 7, 2. diu in zuschin erden
t himile git, beiden halbin scMnit Anno 588. daz die lewin von imo vluhenf
einen winehel sich smugen Dint. H, 299 (XH. Jahrb.). duo giengen zu^e
obee aune, die da zuo wären frume, nämen ire wäffen gen. 87. Das Asyndeton
let noch bei 'einem zweiten Vollworte statt gen. 108.; O. knüpft es dnrch
an rV, 23, 65. — Daneben aber ist der Gebranch des unde nicht aas-
lehlossen, ja im reinen Mhd. waltet er Tor.
3950. Das mitten inne stehende der lewe gilt als Sabject für beide Verba,
\ Kaiserehr. 99^ d6 clageten in mit väze die vursten in dem rtche guämen des
rate, sie kuren einen Cuonräten a. a. So wenig in dieser al« m d«t 'ilbxil\^V«Ok
minetiaa, wo zwei Verba ihr gemeinschafÜicbes Ob^^cX Va ^<&\KiVXA TL<^Kc&«Gk^
ibie Ich ein Asjmdeton erkennen.
124 2CISCELLEN.
Dies eigene th com dat. hinter werden (auch Kaiterebr. 9^ ml
wart nie in unmacht nnd Nib. 1961, 2 können unmäht nnd ungemSete
sein) finde icb noch in einer Redensart Nötktrs: die gewaltigen dirro weHle
wurden de» in ubelmo^ dar iro fn föne gote» fon ferzoren eoUan werden 45, i
die heidenen werdent in fsbelmo ze irist (tnrbabnntar gentes) 64, 9. ^
4142. er irgezzit dis (d. i. dickst) mit guote^ ob du dinem munte woldet f^'
fwingen Kaiserchr. 7^^ daz sie in seihen gedwingen ne mugen nok Jidb erwerm
dchttsten Boetb. 191.
4782. ich lege dir 9ür ndnen ähent den ich durch dinen willen kete Beibt 94.
durch nt/, den der tievil den einen ffJ, die im underhMk sint Mar. 146. daz iä
sin dienest des er gert Klagen (Wiener Hs.) 576. sßezer dann deu Mr «vni
seineu wart (des Marschalls) deu der marschaUch enp&rt Hom. 689*. hie mü m
end het ir red, die si dd heten p^d ib. 746\
4817. Wir mdssen hier nnd in ähnlichen FiUlen ander mit einem Advnk
Tertanschen: als ein ander schäfwie sonst ein Schaf, ist ein to^ sckeene du «nAi
gOeie^ vor der mich unser herr heheete welsch. Gkwt VIII^ 10 (1^4*) MbSn ohii
außerdem ancb G^te sn besitzen. Oft aber drückt es so überflfissig einen uAm
in der Sache selbst liegenden Unterschied nnd G^egensats aus, daß es fib mi
nnübersetsbar bleibt nnd ein solches unde ander znm Beispiel nicht tIcI
sagen will als ein bloßes unde, vil schiere machete er sieh gereehi unde
sine holden die mit im tfaren solden Kaiserchr. 2^. der hirre wartete te sue Efin
wenne siehein böte quceme von vAhe odir von binden oder von anderen den gßsinii
die er ^ sante 9^ an wU}e unde an kinden unde anderen den gesinden 22*. Dem
mit sinis selbes hont den vater mit dem kinde unde ander daz gesinde vrumete i
algemeine (I* olgeRche) in daz gotis riehe 22^ daz der bruoder Astrolabhts
andere sine genSze spihien mit dem clSze 79^. sie intp6t Ezzioj sie newwrde
vrSn er nequame in ir phtsel, daz er die wollen ceise under anderen jenetsiXki
(1. dienestiMen nach der entsprechenden Stelle der Müncber Weltchronik alti
Wald, m, 282) 85'.
6008. Obgleich althochd. Beispiele wie wer anderro Boeth. 205. niomi
nnderro ib. 83. nieman anderro N. 21, 12. nieman gvoiero ib. 80, 8. den 6«
brauch des GenitiTS hinter dem Nominatir yon wer, swer, ieman^ nieman sidK
stellen (swer saliger Marien Himmelf. 702. iman armer Kaiserchr. 47^. iemu
I6ser Walth. 166. nieman guoter ib. 18, 83), so hat er dennoch hinter d<
casibns obliqnis sein Bedenken. Dergleichen kommt nicht oft Tor wie sm^
reiner altd. Wald. III, 174; dagegen desto häufiger die Apposition im gleSeki
Casus: mochte ich iz etteweme wisem sagen Kaiserchr. 80V iemimne ändert
bihteb. 25. ieman anderme 60. ieman andern 42. 62 uud schon ahd. mit m
manne andermo Boeth. 87.
Zusatz SU 821. — gebrostpn. Die Zugabe hat hier aneh ihre gv
Bedeutung, da drei selbst schon die große Zahl ist. nu lät mSn eine» tosura d*
der iesReher sunder phlege daz nAner kihmte widerwege Pars. 4, 2. tocBm nMn
eines drt, die wcem ze pfände mir gevarn Wilh. II, 66*. nu bm ick tiuwerr dt
din dri altd. WSld. III, 201. sein lob das sol man miren vil m^ den and
konig drey Casp. Heldenb. 75*. du pist sterker den mein drege ib. 110*. -
Die große Zahl vierzig {sanfter vierzic warf dneit 9746.) ist aus MultipKeatic
der Tier mit der großen Zahl zehn (mein zehen möchten nicht achten^ wie i
Sieirwr Dächten Hom. 151*) beryoTgegangexk^ w\« «\^ «?qa dem welsdieB Gt
MISOELLEN. 125
\ 7 (85^) deutlich ergibt: swer tid ist erslagettj dtr mag aU6 lützel klagen
t*iiix^ wtmden als viere.
Nehmen Sie diese Beiträge geneigt auf und lassen Sie mir wissen , wie
: Si« damit sufirieden sind. Ich halte vieles (namentlich lexicalisches) zarück,
Sie nicht mit dem sa belästigen, was Sie absichtlich abergangen haben,
wird so schon genog der Art untergelaofen sein.
3102. sehen wä hat denselben Sinn ab sehen mit folgendem acc c. inf.,
nü sähen si wä vor in lac ein burc üf der sträze 6080. denselben als nü sähen
M tor VI ligen o. s. w. Ebenso nu saher loä der künic L6t einen schilt gein der
h^te bot Parsiv. 78, 25. dö sach er wä dort her gie gegen im ein sölich gast
XiedeiB. I, 519. sieh wä, ahd. sih no war ist ecce: sich wä ich stän hier stehe
ich gen. Bl. sih no war ich pin (ecce) N. 101, 2. sino war der man ist (ecce homo)
goles helfa ne suohta 51, 9. n'no, daz chit nü sihy war sie sundige sint unde
kenuhüge sint joh werltrVUuoma habent (ecce ipsi peccatores et abondantes
ii seenlo obtinneront diritias) 72, 12. sino wä er selho stit hinter unser wente
"W. XVI, 23. secht w6 der tauch s6 höhe pran Hom. 90*. nü seht wä dort here
wek jln« wtbes hole Iw. 3102. Das Zusammentreflfen der beiden Ortspartikeln
wä und dort ist hier, wo die Bedeutung der ersteren durch den inteijectionellen
Mmuieh abgestumpft sein mochte, minder befremdlich als in der yorher aus
den Ldeders. angefahrten Stelle. Schwer zu erklären ist es, wie war allein zu
dar Bedeutung ecce hat gelangen können: unz ih tiz svAgendo in minemo muote
ektota unde ih sus ämerlicha chlaga screib mit temo grifeUy war sah ih ein icih
sfdii obe mir Boeth. 7. unz tie Musae wüon sitnderigo, wHon sament sus sungen
M^ suoxe stimmä sus hertotSn, war chämen (ecce conyeniunt) frowün dara in
iro sdda Cap« 119. Die Wortstellung ist wie sie die Genesis einmal auf sine
folgen Üfit: sine bestuont er enehalp 84. •
S Oenrinus.
Autobiographische Skizze.*)
% Georg Gotfried Gervinus ist am 20. Mai 1805 in Darmstadt ge-
^onOf wo er seine Jngendbildung im Gymnasium erhielt. £s war eigne Wahl,
^ er nach seiner Confirmation die Schale Tcrließ, um Buchhändler zu werden ;
^ Yerauch einer Lehrlingschaft in Bonn misglückte; der augenblickliche
Mftagel einer andern Stelle bewog ihn, in ein anderes kaufmännisches Detail-
gMchäft in seiner Vaterstadt einzutreten, wo er fünf Jahre yerweilte. Hätte
^ der Zn&ll in ein großes Handlungshaus gefuhrt, so ist sein Glaube, daß
1 tt Kaufmann geblieben sein würde. Das kleinere Geschäft hatte, nachdem er
( tt kennen gelernt hatte, keinen Reiz weiter für ihn und er begleitete daher
i
*) Nachfolgende Skizze worde mir yon Gervinas' Wittwe zur VerOffentliehong
freondliehst flberlassen. Ob sie anderwärts schon veröffentlicht ist, yermochte ich nicht
a ermitteln. Jedenfiüls wird sie den Lesern der Germania willkommen sein. Sie war de,
wie man ans den litterarischen Beziehangen sieht, im Jahre 1866 abgeschlossen: or-
•prOa^ich reichte sie nur bis zu den Worten „bis dahm 1848* ; der Schloß ist s\»äter
issehrfabcn*
126 MISCELLEN.
für sidi, in seinen Musestimden, seine Scliulfreonde, die sich dem gelebta
Stande widmeten, in ihren Stadien; zar ausgedehntesten Lectore anf dem Q^
biete der neueren deutschen Literatur blieb ihm Zeit genug, der UbeiWik
des Gresammtgebietes der deutschen Dichtung erö£Fnete sich eigentlich damb
schon ihrem spateren Geschichtschreiber. Ästhetische Neigungen waren es, ii
ihn bestimmten, dem Kaufmannstande zu entsagen. Eine halbjährige YoiW'
reitung genügte, ihm den Zugang zu der Landesuniyersität zu eröflhen. Dbi
Rücksicht auf den Lebensunterhalt bestimmte zunächst zu philologischen Stidi»
Früherwerbene Kenntniss der alten Literatur und eine warme Liebe ffar griechiiekt
Bildung machte ihn auch in diesen Studien bald heimisch, nur daß ihn die
Methode und Behandlungsart dieser reizendsten aller Wissenschaften bald ab-
schreckte. Als er nach einem Jahre Aufenthalts in Gießen 1825 am (Mtn
nach Heidelberg übersiedelte, stirb gerade der alte Voß, an den er empfoblei
war; ohne diesen Fall wäre er der Philologie vielleicht gewonnen geblielMik
So aber fesselte ihn in Heidelberg weit vor allen Lehrern Schlosser, in desMi
geschichtlichen Vorlesungen es ihm wie Schuppen tou den Augen ütü ni
sieh ihm die Bäthsel des Lebens öffneten, vor denen ihn bisher Gresdiifti-
leben und Dichtung und Philosophie und Philologie rathlos gelassen hattea
Er begriff, daß die Schlüssel zu diesen Käthseln nicht sowohl d^n Lehrer ib
der Lehre eigen waren, und er glaubte nun endlich in dem GeschiehtsstadiiB
den Beruf seines Lebens gefunden zu haben. Und in dieser Übersengong htf
er sich seitdem immer bestärkt sehen müssen. Er hat zwar nach seinem Ab*
gang von Heidelberg 1828 in Frankfurt zwei Jahre lang an einer PriTatansUl
sein pädagogisches Talent Tcrsucht, und kam dadurch mit der alten Li^
auf die Philologie zurück, doch kam er eigentlich erst dann in ein GelflM
selbstbefriedigter Thätigkeit, ab er sich um 1830 in Heidelberg niederließ, ■■
da Geschichte zu lehren weniger, als zu studieren. Seine Habilitations-Disser
t'ition : ^Geschichte der Angelsachsen im Überblick" Frankfurt 1830
ist im Grunde nur ein Fragment von Heften, die er sich damals als Erinnemngei
bei seiner Leetüre niederschrieb. Später bewegte ihn der Gedanke , Spittkv
Geschichte der europäischen Staaten durch ein der Zeit und dem Stande de
Wissenschaft entsprechendes Werk zu ersetzen: ein Rest der Vorbereitangei
in dieser Richtung ist der „Versuch einer Geschichte von Aragonien
in den Hist. Schriften, Frankf. 1833. Die zweite darin enthaltene Abhandini
über i^Machiavelli'* entstand 1831 in Italien, wohin ihn theils eben dieM
geschichtliche Plan, theib allgemeine Bildungszwecke für ein Jahr himogei
wohin ihn auch später noch zweimal die Liebe zu Kunst und Altertfanm, vi
SU Natur und Einsamkeit zurückzukehren trieb. Was von Fähigkeit und ThÜff
keit in ihm war, ward durch die Anregungen der ersten italienischen ReM
in ihm lur Blüthe gebracht. Zurückgekehrt drängte es ihn zu einer grüftem
literarischen Production; er war getheilt zwischen den alten litermriach*iithfr
tischen Neigungen und den mächtigen politischen Anregungen der Jahre 1830— 3S;
er überließ, da er mit der Zeit selbst schwankte und dem Inhalt der Ocf hifbti-
Wissenschaft gegenüber sich in gleichem Interesse für dessen geistigen nd
politischen Theil behauptete, dem Zufall, wozu er sich bestimmen sollte; a
gab seinem Verleger die Wahl zwbchen einer Politik auf geschichtlicher Chnd-
läge (einem Thema, welches er um 1846 in Heidelberg wieder sa Vorlesoga
berwarsag)f MwUchea einer Geschichte dei eio^oigitÄv^^ecL ^\aa^«Di und eiaer fle
MI8CELLEK. 127
lichte der deatochen Dichtung. Der Verleger entschied ohne Bedenken für
I Letitere. So entstand in acht Jahren 1834 — 42 die Geschichte der
atschen Dichtung, Leipzig bei Engelmann. Das Handbuch der Ge-
hiehte der deutschen National-Literatur, Leipzig 1842, ist daraus
1 Auszug. Während der Ausarbeitung dieses Werkes ward Gerrinus auf Dahl-
nns Betrieb nach Gottingen berufen. Für seine dortigen Vorlesungen ist die
ine Schrift: Grundzüge der Historik, Leipzig 1837 geschrieben worden,
e Broschüre: Über den Göthischen Briefwechsel 1836 ist nur eine
»rstudie für die späteren Theile der Dichtungsgeschichte. Es ist bekannt,
IS eine Protestation gegen die willkürliche Aufhebung der Hannoverschen
irfassong 1837 sieben Professoren in G^ttingen ihre Stellen kostete. Drei
von mußten das Land verlassen. Darunter G^rvinus« Er ging ein Jahr lang
eh Italien,. und sammelte damals seine „Kleinen historischen Schriften''
Bpsig 1839. Außer dem in dieser Sammlung enthaltenen, hatte Genrinus bis
hin nichts Einzelnes, Kritisches und dgL von Bedeutung geschrieben. Auf
r zweiten italienischen Reise entstanden die Venetianischen Briefe
fnterhaltungsblätter 1839). Nach der Rückkehr ließ er sich in Heidelberg
eder, in der Absicht nun ganz der politischen Geschichte zu leben. Seit
344 las er hier wieder als Honorarprofessor; aber er war fürs Lehren viel-
ieht nicht besonders geschaffen, gewiß nie besonders geneigt und mehrmals
nkten ihn die Schicksale von dieser Laufbahn ab, als wollten sie ihn mit
«walt auf der schriftstellerischen Bahn festhalten. So jetzt wieder die politischen
orqiiele und Regungen, die mehrere Jahre dem Ausbruch von 1848 voran-
Ingen. Sie machten, daß Ger vinus^ Vorträge in Heidelberg wesentlich didaktisch-
oütischer Natur wurden; sie veranlaß ten ihn zu verschiedener Gelegenheits-
liitigkeit und Gelegenheitsschriften: zu der Charakteristik Forsters (in
äsen gesammelten Werken, Leipzig bei Brockhaus 1844); zu der Mission
ier Deutsch- Katholiken, Heidelberg 1846; zu der Schrift über die preu-
»iiehe Verfassung, Mannheim 1847; endlich zu der Redaction der Dent-
ehen Zeitung vom Juli 1847 bis dahin 1848. Der ungedeihliche Gung
ier politischen Verhandlungen in Frankfurt drängte ihn früh aus den Bänken
ier Nationalversammlung in Frankfurt heraus zu einem dritten Ausfluge nach
tdien und zu der Ausarbeitung seines Werkes über Shakespeare, Leipzig
1849 f. Die vaterländische politische Beziehung auch dieses scheinbar ganz
fthetiBchen Werkes ist von ihm selbst in der Vorrede angedeutet. Dort ist
■eh sehen auf die neueste noch im Werden begriffene Arbeit G^rvinus*, die
feschichte des neunzehnten Jahrhunderts seit den Wiener Ver-
r&gen, Leipzig 1855 ff. (bis jetzt 7 Bände, der 8. im Druck) hingewieseui
ie am tiefrten in seinen ganzen Lebensplan verwebt scheint und schon am
ehlnße der G^eschichte der Dichtung (1842) gleichsam angekündigt war. Die
iDkitmig zu diesem Buche (Leipzig 1854) zog dem Verfasser ihrer demo-
atiaeheo Tendenz wegen einen Proceß wegen Hochverraths und politischer
Agitation zu, der mit einer partiellen Verurtheilung begann und mit einer
'■■■■tlon dieses Urtheils endete. Über der angestrengten Thätigkeit für dieses
lesehiehtiwerky das sich an Schloßers achtzehntes Jahrhundert hart anschließt,
rar Ck in letzten Jahren sehr eifrig beschäftigt, die Tonwerke Hand eis in
kotMlilaiid surfickzubürgem. Die Anregung su der S\a.%aA, ^^ ^Büb9Q.^sSL V^
db«r Vätentadt Halle gesetzt ward, zn der Gründung dex ^«Q^aOki^Ti ^]S&Ki^^
128 MISCELLEN.
geeellschaft,* zu der Herausgabe seiner Werke dnrch diese Gksellschaft, m
durch 6. gegeben worden. Auch in dieser Thätigkeit schlSgt, nach d» Ab>|
dentangen in der Vorrede zu Shakespeare, die Absicht Tor, aof die polititckj
Moral nnd den Patriotismns in Deutschland zu wirken, die stets ,,fiir die Herr-
lichkeit des lebendigen Vaterlandes streitende Richtung," die Jacob Giiail
ab das charakteristischste Wahrzeichen Ton G*s Öffentlicher Thätigkeit m-
zeichnete.
^ ^% 11^. ^^^ wenn der Himmel war' Papier.
Zu den Ton Reinhold Köhler im Orient und Occident EE, 544 — 559
gegebenen Belegstellen ffige ich eine französische. Trotz des reichen Materiik
gelang es Köhler nur einen Beleg aus Frankreich beizubringen. Die Steh
findet sich in dem Liede eines ungenannten Dichters (Archir für das Stodioi
der neueren Sprachen 43, 244).
l^ r TW^y^i^ 4p Sc roches et caillo bis
/^ *^t^f^^)' ierent frait et destrcmpeit
dou Rin, et dou Rone et dou Lis
et d*airement atenprei,
en parchemin conreie
faissent ciel et terre mis,
et chascuns fust ententis
d'escrire la veriteit,
jai sni bien per ces escris
ne seroient recordeit:
d. h. die Tugenden der Mutter Gottes, deren Lobe das Lied gilt, würdoi anck
d;tnn nioht aufgezählt werden können. K. BARTSCH.
Qrimmdenkmal.
Am 24. Februar 1872, dem Geburtstage Wilhelm Grimms, wurde du
den beiden Brüdern gewidmete, aus freiwilligen Beitragen errichtete MamMV-
denkmal an dem Geburtshause enthüllt. Gjmnasialdirector Piderit hielt ^
Festrede. Das Denkmal^ die Brustbilder darstellend, ist eine Arbeit des Hern
V. Nordheim in Frankfurt a. M.
Zosätse m XVI, 99 — 109.
S. 102, 85 hinter hat: Vgl. auch Grimm 2, 747 ge)>Ya&del'; 108, 86:
Bezüglich der von Stark mit den deutschen Namen auf -i yergUchaieo eng-
lischen Kosenamen auf -j und deren Ableitung ans älteren Formen mit
-ing sei hier auf Koch's Grammatik § 103 verwiesen; 105, 88 konnte nodi
anf andere PN. mit Participialform venriesen werden, wie Wahsanta, Pduaeiite
(St. P. 98, 4 u. 5), Willicumo, Wigand, Weriant n. a. neben griechischea
PN, wie 'jir&oraay BaXlnvea^ *A\i.vvfav u. a.*^ \0^,\^ V. %. u. 8, Jalnig.
)IE ERSTE BEARBElTÜNCi DER DÜRINGKSCfTEN
CHRONIK VON JOHANNES ROTHE.
Die Papierhandschrift auf der herzogl. Bibliothek in Gotha Cod.
shart. B Nr. 180 enthält von Bl. 158** bis 288^ die Abschrift einer
Iflringischen Chronik, welche Urban Schlorff, Schößer in Tenneberg
)ei Waltershausen, iin Jahre 1487 gefertigt hat, wie eine Notiz von
*<'incr Hand am Ende der Abschrift ausdrücklich sagt: ußgeschreben
imfi rronicken von mir Vrhnn Schlorffen zu Theneherg anno dm, .1/. CCC,
LXX^XVIP die czif nchosßer daffelhisf am Montage sent Johannes den tou-
fm tage.
Diese Chronik hat fiir die spätere düringische Geschichtsschreibung
eine nicht geringe Bedeutung gehabt. Sie war die fast einzige Quelle,
ans welcher alle spätem Chronikenschreiber von der zweiten Hälfte
des 15. Jahrhunderts an bis auf die jüngste Zeit herab geschöpft
kaben, und ist durch diese mehrmaligen Wiederholungen und Fort-
setzungen die eigentliche Volkschronik in Diiringen geworden. Konrad
StoUe, der seine „thüringisch- erfurtische Chronik" g^gen das Ende
W 15. Jahrh. schrieb, beginnt mit der Erzählung toy Noe dy archen
lebmcet haf, und der Anfang dieses Abschnitts lautet tibereinstimmend
uit den Worten unserer Chronik auf Bl. 167**: Also noe funffhundert
ftr alt was, da hith her an die Archa zu machene nach deme geböte gotis,
nde machte sie mit beslagen holczem vnde brachte die mit clister zusam-
kene, das in den Innden vff den icassem vnde pftäczen stcebethe, das also
■este heldit, das man es mit keyme tcafen gescheide kan nach mit keime
cassere abegetaeichen. Auch was sonst L. F. Hesse in der Vorrede zu
ieiuer Ausgabe von Konrad Stolles Chronik über ihren Inhalt sagt,
äüt nur vermuthen, da(S Stolle bis zum Anfange des 15. Jahrhunderts
rnsere Chronik mehr oder weniger genau abgeschrieben hat. Dasselbe
lat auch Adam ürsinus gethan, dessen chronicon thuringicum, von
Hencken in den scriptores renim Germ. Bd. III, p. 1239—1360 ab-
Irackt, von der ersten Zeile an bis zu den Worten p. 1325: „a& man
take nach der gebuH Christi 1406 iar, da starb Landtgi'affe BaÜzar zu
Wofiberg auff dem Schhsse ynn gtiefem voUen aUei', acKt tage, -^cyr ^TtVkwvv^
OaXANTA. Nene Reihe. F. (TVJL) J^hrg. Vi
L
130 AUG. W1TZ9CHEL
vnd wart begraben tjKn Reinharihborn," nur die Wiederholung
durch AualaaauDgen, Interpolationen, Unrichtigkeiten und Fehler alta
Art entstellten Abschrift derselben Chronik ist. Die „Doringache Cf»
nike," von Wigaud Gersteuberger in seinem thUringiflch-hfisaischeo Ge
achichtswerke benutzt und oft erwähnt, und daa „alt verlegen ExeopU
einer geschnebeneD Chronik," welches Johann Bange nach der Vor
rede zu seiner Chronik sieh abgeachrieben hatte und spilter in Druo
gab (Milhlhanscn 1594) , atimmen gleichfalls meist ganz wörtlich
Schlorffs Hb. überein; ebenso haben Binhard und Rivander ftlr üu
Erzählungen gewöhnlich nur diese Quelle gühubt. Die Popularitfit
weite Verbreitung dieaea dür. Gesehichtabuches bezeugen auch di
zahlreichen noch vorhandfai^n Abschriften, welche groüentheils
16, Jahrhundert angehören*). Der kürzere Umfang und die nu
DUringen sich beschränkenden Erzählungen mögen zu deaaen BelieUi
heit wohl WGsenilich beigetragen haben.
Schlorffs H», beginnt Bl. 158" mit einer gereimten Vorrede
vierzciligcn Strophen, initgetheilt und ausführlich besprochen von P
Bech in dieser Zeitschrift Bd. 0, 357 ff. Die Anfang^huchstaben d(
einzelnen Strophen ergeben zusanimeugestelit die Widmung: Dema ff
»trengin Bniiien von Tcite/^ibin amcfitmune vf Warlberg.
Dieser Dedication folgt eiu Abschnitt, überschrieben: Von i
keifßers ]>alas und beginnt mit den Worten: In Jetne mtmeti golia am«
In tynea keiJJers jmUin gehom sich zk foiilerst dryarleye tconunge i
habene in den sine konnfgkUche geionlt vnde ere ersckimt u. s. W. Dari
achliellt aicli die Schöpfungsgeschichte der Welt in den sieben Wocli«
tagen, und die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradii
im ganzen und allgemeinen gleich lauti>nd mit Cup. 1 — 9 in Rotbes dO
Chronik, in Einzelheiten bisweilen wörtlich zusammeustimmeod, al
kürzer und gedrilngter und nicht ohne eigentli 'Im liehe AbweichuDg«
und Besonderheiten. Auf B!. 1G3' — IC7'' ist die Geschichte der orsü
Menschen und ihrer Nachkommen vom Sündcnfall bis ^ur SUndflii
und Erbauung der Arche enthalten, in deraelben Weise behandelt ai
in gleichem Verhöltnisse zur dür. Chronik wie die vorangehenden A
Bohnilte. Die nachfolgenden Erzählungen von Koah bla Nimroth, dl
von Ninus und Semirumis, von der Erbauung der dtadt Trier dur
Trebeta stuhen zicialich wörtlich auch in Buoges Chronik Bl. 1—
*) iJpr Abdrnok einer «ntchcn diiroh Tide AiwlMiuiigi^ imd prvb« FoUtr Ji
Art rftd-rhenni, «»c>i fiiii Anlnii^ niid Enile vrn>illinii>«liBn Hb. iat iti* IkMH^
CHntna tum yätut md Trtbeta iü ntn JoAr« ia3SiuVAV'Ä^^^-^'a^''^%'^^%tS— ^
E EBSTE BEARBEITUNG DRR DÜRPfGIRCHKN CHRONIK ROTHE'S. 131
Bere Hs. geht nun sogleich HLer auf Ciiears Unterwerfung von Deutsch-
d und auf die ihm beigelegte Erbauung verschiedener Burgou
diesem Lande, wie diese Sagen auch Bange Bl, 11 erzählt hat.
f Bl. 172 nimmt nun die eigentliche dtlringische Geschichte ihren
Fang, beginnend mit alten Sagen und anhebend mit den Worten:
dm geaithen hbetf. alexander der große kom'gk, der in tlni Innden,
dis tonne v0git-hdh, große wKnderwcrd^ tregh, nfeo syn leben wot
'wißetk. Nach crüfi gebort acht viide czwenezig iar vnde [da] der
nfg alexander gestorben tcan, da wo» ein votgk in syme here dt hifien
■ioli u. s. w. und sclilieüt Bl. 288* mit dem Tode Balthasars und
le« Bruders Wilhelm: Also man schreib nach eristi gebort tuaent
'CCVI iar, du starb landtgrave Balthasar czh wartpergk uf detne Slosße
giii^me völligen aldere vnde wart gefurt kein regnhartshorn. ditz ge-
ich acht tage vw sent vrbans tag. Des musie sine scle mit all/:» glou-
m »lUn rüge in den ewigen /rede, ameit. In dein andern iare darnach
•b gyn brtider wilhelm dem got gnade, darunter die schon erwähnte
[iz von Urban Schlorff, der den ganzeu umßlnglicheo Codex in dem
Kgvbencn Jahre geschrieben hat.
DicHC Olironik ist zwar gelegentlich erwälmt worden, hat aber
ih nicht die ihr gebührende Uücksieht und Beachtung gefunden.
D hat weder ihren Inhalt genauer untersucht, noch weniger aber
an gedacht, ihren Ursprung und Verfasaer zu ermitteln; sie gilt
rdbniicb als ein Auszug aus der hekauutcn dilr. Chronik des Job.
tbe, welche zuerst in ihrem ganzen Umfange, leider mich der Sonders-
l»er Hs und ohne alle Berücksichtigung der Ubrigea Hsa., Herr
I Liiliencrun herausgegeben hat. In der Vorrede zu seiner Ausgabe
[t Hr. V. Liliencrou p. XI: „Äußerst zahbeich und wohl in allen
^^^Dern ITandschrifteusammlungcu Deutscblanja vertreten sind solche
bellen, welche den Rothe zu Grande legend epitomierend, über-
leitend groüe TheUe wftrtlicb auBschreiben , wie die Werke des
iBinienneiater. Stolle, SchSorff u. a." und in der Zeitachr. fUr thtlr,
•chichte I, 228 lesen wir über Konrad titolle's Chronik: „Unter-
iken wir aber die Stallische Arbeit bis dahin (bis gegen die Mitte
) 15. Jahrhunderts) etwa» genauer, so zeigt sich bald, dalj sie durch-
Bgig nichts weiter ist als ein Auszug aus der thüringischen Landes-
onik, die wir dem Johann Rothe zuschreiben, und zwar so, daß sie
dfjr R*gcl Wort ftlr Wort daraus absciireibt, jedoch bedeutende
Isl&aeuDgeu ganzer Capitel eintreten läßt. Bei diesen Auslassungen ist
ibar, wenigstens zum grollen Theil, die Maxime \ic^o\?,l., Äü.^\!iiaN««i'äl.-
•hebe, die Oeschichte der Kaiser und Vä^&Ic, ^\e Q(i».Ä>Mä<ii
132 AUG. ^^ITZPCHEL
der Kreuzzüge u. dgl. ganz we^zulassoii und sieh auf Thüringen i
beschränken. Konrad Stolle ist bis 1440 darchaas lediglich ein ve
kürzter Rothe.*"
Lesen wir Schlorffs Abschrift genauer durch und vergleichen w
ihren Inhalt mit Rothes dUr. Chronik, so wird diese Vergleichung de
Gedanken, unsere Hs. sei nur ein Auszug aus dem andern Geschieht
werke, bald sehr zweifelhai't und hinf^lig erscheinen lassen. Dei
neben einer allerdings überraschenden, oft ganz wörtlichen Überei)
Stimmung des Inhalts und bei einem im Ganzen gleichmäßigen 6ii
und Verlauf der Erzählung begegnen wir in Schlorfis Hb. auch gai
andern in Rothes Chronik nicht vorhandenen Erzählungen, einer vöD
unabhängigen und selbständigen Darstellung, einer besondem, ?<
der andern Chronik vielfach abgehenden Ordnimg, in der bald grOße
bald kleinere Abschnitte neben und nach einander stehen und folge
Zunächst finden wir unter den beiden Chroniken gemeinsann
Erzählungen in unserer Hs. nicht wenige ; welche bei größerer Av
führlichkeit oder Breite zugleich mehr Einfachheit, Natürlichkeit oi
Frische der Darstellung kund geben, auch eine gewiße individoel
Hingabe au den Gegenstand, selbständige Auffassung , abweichen«
Motivierung und eigenthümliche Färbung nicht verkennen laasen lu
wegen dieser Merkmale und Besonderheiten Rothes Chronik sich
nicht nachgeschrieben; noch weniger daraus entlehnt sein können. £
Beispiel dieser Art ist die Erzählung von dem Säugerstreit auf d
Wartburg Bl. 224*^ — 228*, die Mencken in seinem Abdruck von Ursin
Chronik weggelassen hat Sie mag deühalb hier eine Stelle finden.
Nach cristi gebort M. CC. iar dt wart landtgrauen hermanne $in n
loddeuxig gebom. in den geczüen waren in sime hoffe sechs fädele man m
gebort vnde von symien wise, hobisch, voimumffiig obir ander luthe, ali
das man von den selbefi wite in den landen sagitte, die sungen zu widda
strite vnde machten nuwe lyde xoidder eynander, der hiß einer er heiwrk
schriber, der was ein hobisscher guter ritther. der andere waUer von 4
vogilweide, der dritte reynhart von czwechtin, der virde wolferam w
esschenbach, der funffte iohannes bittirolf, die worn alle czu dem sckHo
gebom vnde rittermesige gestrenge vnde hobische man, der sechste der W
heinrich von affterdingen, eyn horgei* von ysenache vnde eynes vomeme
fromen geslechtis, der was vomunfftig vnde hobisch. der sang alleyne tfiio
der die vorgenanten alle vnde kreig mit sime gesange widder sye vnde of
gesenge vnde lyde, vnde die selbigen lyder heißen nach der higk von «on
/^erp. du gesenge werte also lange icidder eynander, das sie sich varphlieh
fen^ trer mder an vorlore, den «olde mati Keng€?«\. xmdA oHao disser inj
E EE8TE BEABBEITUNG DEE DÜBmölÖOHEN CHRONIK ROTHE'S. 133
was lange gewerte, da umchß auch zwftsschen on der hos damete} also
^ sie uf eynen abent sungen vnde speüen mit worfeln vnde phliehten
}thauffe widder heinrichen von affterdingen vnde gewonnen om mit vn-
icheme speie an, vnde wolden on auch nach einer wiUekor angriffen vnde
holden vnde on Vordrucken vnde vmb den Itb brengen, ab sie mochten,
de da das heinrich von affierdingen gesach, da floch her zu frawen
tphien der landtgrauinne uf gnade vnde schirm vnder oren mänteL die
(h da recht vor on. In den selben geczifen was ein groser naturlicher
ißer meister uf artztige, uf allerleye kunste vnde behendickeit, der hieß
mgsor, ein großer stemluger vnde erfaren in der swarezen kunst, cssu
me berif sich heinrich von affterdingen sines rechten vnde das wart also
n der landtgrauinne uf genommen, das her das in eyme iare solde uß-
igen mit on, vfide weme der obgenante meister denn vnrechJt gebe, der
U der buse, also sie sich vorwiUekort hebten, veUig werden. Heinrich von
fterdingen, der erhub sich darnach alztchant czu deme herczogen von
terrich, deme her allezeit schönes lob gab in sime gesenge, vnde sagitte
i sine Sache vnde bat on, das her om brife an meistern clingsom wolde
hen, das her nm durch sinen willen beholfen sin loolde, da her om die
ife brachte, da tröste her heinrichen von affierdingen wol vnde gelobette
ü, das her darvmJbe mit on in doringen czihen wolde. vnde also der selbe
eister das om alezulange vorczouch uf die zeit, das es nahe eyn iar was
\ie sich heinrich affterdingen erwegen hatte, das her nummer me czu
nde torsfe kommen vnde in großer leyde vnd in sorgen was, da es an
m andern tage syn solde, also es uffgennmmen was von der landtgrafinnen,
i schickte es meiater clingsor, das sie die geiste in der nacht fürten von
n sibben bürgen uß vngam kein ysenache in eines htrgers hoff, gelegen
rt an sente Jörgen tor, der hiß heUegreffe. dieser meister clingsor was
r ein wolgelarter man vnde was ryche, her hatte alle iar zcu gulde drye-
ßent gülden von deme konnige von vngam. dit geschach nach cristi gebort
\ CC. VII iar. da saß der selbe meister eines abindes in deme garten
US wertis zu ysenache vnde sach das gestime mit großeme vliße an. da
igetten an die eddeln, die dae kegenwertig bie am warn vnde zu ome uf
hisscheit dar quamen, ab her icht fremdis an deme gestime sehe, das
r on das offenbarte, da antwerte her on: ir soU wissen, das in disser
icht deme konnige zu vngam eyne tochter gebom werdit eyns heüigens
)ens vnde wirt gegeben disses landiß fursten sone czti eyme elichen wtbt.
n orer togunt vnd heilikeit sich froxcen sal alle cristenheit. vnde an dem
\dem tage sagitte her das landtgrauen hermanne zu wart per g mit großen
oyden»
In den selben gecziten quam meister clingsor , der mit %viv«u dvw.e.Y\v
9^ reehi aU eyn bisschoff, czu toarfpag uf deme rübtcrVMi^e «Mi «*^
IJ4 *l'G- WITÜÖCHEI.
»tikeideiie dit senyKie widdei' lieinriche von affterdin<ien , darvmh her Jiff
kommtm lotu. da man widder an wolferam vfm e»fckenhach mit »tfnm lyd^i^
die hn- g&Kungen hafte, vnde. d»e mm«ter rlingaor tlm mit *men redtt
nicht ohxnpinden morlife, Sja nam hfr sich nn, Ais hrr om ei7ieti andtrn
umden iroldf. m!l de» hekendicheit her obirwundfn wol stU wr-rden. dt'
haiwvr vmsfsr rllnggor den ti[ßl da» der qttü'm in eyitet me.iitle.r» gtM^
irndf. redte vtide »Uvtffte wolfframmc. in kffjenwerfii-keil btndfgrmien hth
mnim »ine» ffrimen niidf nnea rati» vnde huh an von nmbeginne d,er weiMi
hiß nf die gebnri c-iiiti vtm aßen rfMelczm vnde genfhirkten tfoH» heheaOee
lichm zw redene. da hvb woljtrani an vmi der vm-borgen heiUckeit ds,
einigm Kortis, wie das zcu ßei»che worden were, vnde tjnb eich mit JMMf
reden in diu mi-Me vnd vf da» sncrament ilee lychnama cristi, wj/e sieh i^
in diu brot vnnnnndelt. i^ndc hciniß'f das mit vil erhoner rt^de, vndt Ü
her betjvnde reden von den towten crixH, münden des etoiijen vnter» mß'
heü »ick wandelt in bml vnde let/n vnde lei/e her »ich eine» »ime }
litehen vaiere durch die mmde di-r wiT^de ttn dem altar de» heiligen
geoppherl hat eyn vmhefieeket o/tpher, vnde nue »ich a!eo herlichen teg^
liehen von allen erbnm jiri»tem allen ejiden opphirt, da» die heilige critla-
heit czn eyme pfände vnde ha,ndtfe»ten »iner großen vnaii»»]ireehtiehen /iW
also vhil. dn fnrete vaeh enmochte der twfil nickt, uf genntworten, ißon
vorhnrfp boßkeit ome de» nicht statte, da» her »ich also, in große tifi
horgene heilige rede gebe, vnde darvmhe »n wart der tnfil sttim vndt
wotferame abirtennden , vnde meieler clinggnr» behendiekett die wtrittA
vnde ging mit »ehemeden daiiion. da icnlde m'ii»ter dingeor icümen
teolferam gelnrt were vnde die »chriß, k^mde. de» her allezeit Icvckaft
imde hroekte dm tiißl dar ezu. da» her rmi da» erfaren »olde. der ^
ein» nachti» es» om in einer Herberge in eyne» [htrger»] kuß hegen
brothuße, der hiß gol»c.halk, da »tdder reynkart pynkemayt ynne
da her lag iv eyme gtegnen gemache liic der dnrncsrn, vnde frngi^lhe woift
rammen von der nafiire der hymmelteneketi »prri-ii rnde vnn den tltrrun
die da erre tanßen . vndr tmi der pinnettn bewnfuuge gar beheiidielicha
vnde da irol/eravi nicht zru konde geantteorten nach da* gi-xUnie ttdsr dt
planeten recht genennmi. da lackte der tufil in honmeiße vnde »jtrach: du
bist eyn /eye, eyn snyppeOfOah. in di»se mvren ich dm »ehribe, vnde »ehr»
da in eTfnen »teyn in die tt'tnl mit »ime ßngere. da» gem-ick Iteißt
die diTuifer kempnate. »Idder liß iler werf den »teyn, da der tt^ in J«
»vhreben halte, iiß ilr.r wniil brechen rndc nn in die l'or»il füren vtli
wolde »in in npne hnße nicht Hden. aho dite genchen waa, da wuntU
tt^ clingfor di»»e »engere vor landtgraven ktrmanM, vnde der '
un mit i!ri/notten gar herlich. aUo noch meirler
mtt dm tynm, die aUt b*gabct wordm.
mR EBBTE BEAKBEITUNG DER DÜBINQISCHEN CHBONIK BOTHFS. 135
Wer diesen Abschnitt mit §§. 416—425 der dttr. Chronik ver-
gleicht, wird zugestehen, daß derselbe daraus nicht ausgezogen, ja
kr nicht einmal nacherzählt ist.
Andere Erzähhingen dersc^lben Art will ich hier nicht weiter ans-
chreiben; einige, noch aus einem andern Gnmde beachtenswerthe
Rdgen später, andere können leicht in Ursinus Chronik gefunden
■rerden, deren durch und durch fehlerhafter Abdruck filr diesen Zweck
der Vergleichung doch ausreichen dürfte. Ich verweise auf die Sagen
tmd Berichte von der lebendigen Mauer um das Schloß Neuenburg
(Drein, p. 126S— 69), von der listigen Erbauung einer Burg bei Weißen-
iee durch die Landgräfin Jutta (Urs. p. 1269 f.), von dem Gespräche
des Herrn Walter von Vargila mit dem L^in^lgrafen Ludwig über die
II Elisabet (Urs. p. 1279 f. \ von dem Zwist desselben Landgrafen mit
•einer Schwester, der Markgräfin Jutta von Meispcn (Urs. p. 1281 f.),
▼on dessen Kriegszupre gegen don Herzog von Polen (Urs p. 1283 f.);
eine VerglHchung dieser Abschnitte mit denselben Berichten in der
dtJr. Chronik §§. 376, 375, 428, 433 434% 436 wird ihre besondem
Eiffcnthümlichkftiton und zugleich auch ihre völlige Unabhängigkeit
von fler dttr. Chronik nicht vorkonnen la«*son. Beachtung verdient auch
die Erzählung von der Zerstöruns: eines Bi^rgfrits, den ein Herr von
Saiza auf dem Klostergebiete von Reinhanlsbrunn errichtet hatte, durch
den Lnndcrrafen Ludwi^f den Fronnnen. Der SelilulS derselben lautet
n der H-*. B!. 231) : nich esfiea^ spr^f^h dir f'Lr<te rzu slmi hof-nnelster,
\tT solde dt^m apte die kotte hecza^en* da hfir die hef*zalen wolde, da sprach
ier apf, her dnrff^e des nicht fhfui, tonn das durch des clostei^s nutz ge-
sehen foere, vnde also hltihen dl' koste da vnheczalt. da das der landfgrave
twmam, da muste der hofemeister die koste dentH clostere von stjme eigen
jdde lieczalen. also wenig wolde he die gotishnßere hf*.sweren. Nichts dem
ihnliches wird in der dür. Chron. §. 44ö gesagt; dagegen stimmen mit
diesen Worten tiberein die Annall. Reinhardsb. p. 197, 2 — 9 und Ködiz
von Salfeld im Leben des h Liulwig p. 51, 1() — 27. Mit der Erzählung
▼OD der Zerstörung der Stadt Fritzlar durch den Landg»'afen Eonrad
ist bei Srhlorff Bl. 247' noch die besondere Mittheilung verbunden:
da lißen die von hirßjelde sente wip'echten da d/innen füren, de in der
hlvßi da begraben lag, vnde bestatten den ei^barlichen czu hirßfe'de, ditz
wu in dtme herhiste nach des hei igen crticzis tage» Von dieser Trans-
lation des h. Wiprecht aus dem Münster zu Fritzlar nach Hursfeld
steht in der dtlr. Chron. §*. 475 kein Wort. Die Restauration der alten
verfallenen Schauenburg durch den Abt von Reinhardsbrunn und deren
Obergabe zu getreuer Hand an den Grafen von Heimeberg wiid BL 252
Ä.OU
13(5 AUG. wnzscHEL
80 erzälilt: In dtine seihen jare da buwüte der api asu nynharU
sehawinhorg mdder, d/iM ffcztcanne loddewig mit dem harte gdmwä
tmde von den landfgrnuen czu doringen durch des tlogtern wäUsk ea
ehen was, vmh des willen, das icht eyn ander qvteme vnde et hwmüi
dosiere czu schaden, vnde tath es da qrauen hermanne von Aauaikr
getruwir hanU der marcgrauen heinrichs von missen hruder von der m
toegen was. darnach als marrgrafe heinrich vomam, da» deme lawli
von schade geschach vnde her das landt hir nach mechtidichen jfww
da czubrach her schotnuhorg nndeinceit czu gründe vnde^ den herg da
vnde czubrach lichienwaldt vnd den kalinberg, die malittenhorg, sfrasif
rudolffißtein vnde vil der andern hirge, die in der aeweitracht fji
worden. BrandinfeJß vnde scharffinherg die hieben, wan sie lagen ea
vnde wom wol gehnnt von deme landfgi'auen zti hf^ssen vnd deme j
von hennenherg. Damit vergl. man dür. Chron. §. 500.
Selbstftndis: und von der dür. Chronik §. 632 durchaus nn&H
berichtet Hs. BI. 268' über den Tod des Land^afen Albrecht in
und seine letzte Lebenszeit: also man schreib nach crisfi gebrrf
CCCXIIII jare, alßo nach Inndtgrane friddrich kreig mit den von l
da starb landf graue Alhrechi, d^er vafer d^s freidigen landtgranen
richs czu Erfoiie in gi'oßeme ermute vnde wart begraben da «ci
vnßer Üben frawen kirchen, also her LXIIII jar alt was. do an i
dieser gnante*) vortreih, dti czoch hpr czu den von erforte vnde
die dorff die vmh sie gelegen sint, das sie om alle selbczende spise
gen vnde ußrichte solden^ die wile her lehette, also quam es dicke, <
die eddeln die czu erfoiie yn reihen, czu huß hä, vnde hyesch vi
phleger czwene ader drye tage die ph'onde vnde mtisfe dan hyndem
den synen darffetum vnde gehrechen liden vnde wart da vngeach
d4m fursfen, erham luthen, bürgern vnde gehnrn, die uf on ßngercz
iCfie her ging, vnde sin spotten, so karte sich syn son landtgraue fr
vmbe die vntruwe, die her on siner mutther vnde an om gethai
auch nicht an on. d.as selbe tath frawe alheit sine wertynne, die h
wartperg vnde czue ysenache mit sime sone vnde orer tochter. al
her allen luthen vngeneme vmh die vntogunt , die er an einen \cy
kinden geubü hatte.
Noch mehr fallen in die Augen solche Stellen und Abs
der Chronik, welche Vorgänge und Ereignisse erzählen, deren in
größerem Werke mit keinem Worte gedacht wird oder nur gan
und andeutend Erwähnung geschieht.
*) Wahrecheinlich ist in der Üb. aas^«{«i]i\«ii lofntgraw FrvWricfc,
; EBSTE BEARnKITUNG DER UÜRINQISCIIEN CHRONIK ROTHE'S, I37
Nachtlem BL 200*— 201' die Erbauiins der Wartburg etwas ab-
bich^Dcl von der liHr. dironik (vg]. TTrsin. p. 1256 f. Bnneo Rl. 44"
l Ciirpn. g. 344 f.) >rzalilt worden ist. filhrt der Chrnnift «n fort:
h den aeVen <iicz!(m was g^'^ße fio-ede in den Inndem, ifas vU hakt hun-
I lAorben. dn hattfi ifrnne lodd^niq vnl knmit vnd^ liß idfiine vrm dfme
bi/e tjothn dar füren vnde hiweffe daa mttßhvß vnde die nndem
mwtttfn vndf forme ilnivff'' vndf liß es mit hlyp df.rkim. nidder hrante
mmi* der daehivfit! abf vnde wart mH czipeh gedngJd. damarh nlsn her
«1 gebvwMe kostlickfn vnde die thiren iar ein ende nomen. da hetfreif her
Jen teal vnde den rinfi mit graben vnde mvren, da ijlrzvnt iiaennche hfl,
rarf" itjkliche dnrßschnfft in deme lande ezu dorinpen mvniim. dn ".in sf«rke
Ht mnm hßni machen vitdi^ d-ir mi ei-heiten vnde füren, also man das
with wnl mercket an dmi gchitire der mnrn. dn was cor die «tat ysenanhe
gelegen uff aenfe petera bertje einlachen der hnreil vnde der neße vnde halte
eaetit h'rcken, die beide, czuhrnchen synt. eifne aenfe petera, da ein dogter
Kot. das nne in der atat lit czu aenfe nir/ilaita, die andere kirche lag an
ieme herge aho man kein viapnck gehet, der nach heißt aenfe Icaftherin
herg. dn das ehnter tente mcnl/ivF h/f, da aaßen erbar luthe vnde hatten
final fchonen ufeipien hoff da, der ii-ntt rzn der rzif vor der aldett atat
yimnche. da vnßir fi'awen ktrcHe lith, da der thum tat. da saßen detefzsche
hrrreti. die hatten ein dorßiehen vnder nn. geheißen krianmilharh. da aente
Jm-ijen tJior nve lit, da anßen ffrbnr htthe in eyme utrynen hnfe, die hißen
rfjV hKlIri/rrßm i~nde haffrn ein ftirteerg, dn nue der nuwe ajiifnl lit. da
leart der »tat mure du geßtrt czu den dren, also legen sie nach vnd
VTfrheidentlieh alle dri/e in der »tat muren. die hofeatefe Ai nue die clo-
riere le^tfn. heida preddiger vnde harfußeri, die 100m gegeben den erbam
luihen , von de)\ aie aidder ezu den clotfem gegtiien aint. diaae afat wart
mgehnhm tzn biiteen nach criafi gehm-t tufient LXXIII jar. die dorff, die
Jffl" von dmie metHhtei$ie viom, alao obim afelefeld, da* tal hinder söm*"
katherin vnde ammera, dna in deme ammertmgen felde lag, fronia, wege-
ußa vnde. monesn'd. die imrdsn all.e wutte, wan die Ivthe czogen in die
mnee Modi yaenaehe xmde erbetfen den acker daniß, daa aie der hifke
I pmufditig KOrdm vnde mtiaten or recht vorkaiiffen vnd^. namen sere abe.
k^srcA wartpergia miSen icnrt die atat an den malt gebuwet, vnde die aide
mjfßt hiß auch yaenaehe, tcan man machte da daa yßen, daa nmn mie tufh
^B tUr rtda.
^K WeBenllich nntersclieidet siL'h von dieser au efiih Hieben ErKHhlunj;
^^k knrxe Bericht über den Anfang und Beginn der Stadt Eifienacb
H^ ' tö der dilr. Chronik.
H ■ ß»fi^ 'ou der Königin Reinswig wird m 4w CNvcüw. %. ^^^
^ ^ach^ AmtÜhriiob mitgethiält bt aie in.\iMstgc"S^'"^'>-^'^
i
]3? AUO WITZ8CHF.T.
Dan selbe eloster (nftml. das NicoUikloster iu Etsftnach) lag Ai vor af
ttmte peterx herge vor yamaeke in der tild^v »tat vnde toas geringe mä dm
g^mwe, vnde du» foniisur vnde bttmp wom on ferre vvde die »tat vnrgitj
da. mnn hat auch efrzUehen mdun hf^rhrebim , das sich da» »elhi
rzu seMilstete mit deme ersten erhübe von einer konniginne von eJigiUan-H^
die hiß retfnsu'tg. also dae or herre der konnig gestnrb, der nr fiß dir
maßen lib was. wnn her sie ezii et/ner konniginne eneelt hafte von
geringen gfislrchfe durch we togimt. der tniwe sie nieht vorgesten
vnde gtth nneh sirne tode also große almoßen vnde hilf vnde Uß fciWsi
aho groß gebeth vor sine sele, dn* nie wrt/nfe in loe'chen pi/n^n her tiMT^
so wolde sie on erlnßen, also verre or das mogelich gejrgn mnefde. dn
or geriffenhnii , das or herre sin fegefw (tu doringen in deme fnnd« W(
in e\pne berge, der hiße der horseilberg. den nnmen hatten om die tu^ht^
die darvmbe voneten. gegeben wan sie dieke dartfnne horten gar jfrmmaliai
getehreif von den seien, die daripine leden. darvmhe nnnten siV den e*lh»
frg hnr der seien berg, das man nue ezusammene spricht At- h^-tejherg,
das dneff da» harte daran h/t d/i» nanie die seihe knnniglnne sathanat
iriete, lean die hnßen geiste or dn ernthenen. aUo nennen e» die litthe IWWS
»elhinstete. da, bhib die selbe konniginne vndn bwoefte die kirehe da
Maß da mit wen jnngfrawen dren manche «i>, vnde ertoitte mit oren ff«'«
werk«n, gebefke unde almoßen oris Herren sele, vnde nam
heilig« ivngfraicen vnde tcihißnamen, vnde di/nte qMe biß an nr nd*,
vnde darnach ah si/e gestarb, da Uß sie on eifne mherUche hohe von ge'^M
vnde gut«, da czogen sie mitte keyn t/itenafhe vff sen'e petir» herg vnit
namen da das eleit vnde den orden an sieh vnde Koneten da mehr daä
hundert iar.
BI. 218'' wird die fromme ehristliche Dpnkwpisf Lndwis»
milden Lundf^rnfTi wortreicher «Is in der dllr. Chron § 3fi"2 geschildert
Daran reiht eich B. 21^' die Erzilliliine von einem Streite desoelh*»
Lnndfn'nfpn mit Erftirt nnd von dem Brande der KrHmerbrllcke dnaelbsk
Aleo man sehreib nach a'isti gebort M. C. LXXV jar, da huh sieh
mveytracht cztcusschen deme selben milden landigrauen vnde der »tat Erfwte,
die ezu on gerzogen hatten die grauen in deme laude exii doi-ingen vndl
on gelt darwibe gegeben, das sie on helfen solden widder oren eygen Aerrnii
vnde der krigk wert« kartete czH, wan dei- keifer friddrieh, de» »wewtei
kynde die landtgrafen tcom, der u-oble de» nickt »taten vnde sunetUi »k
vnder eynander. vnde in deme iare ua» gar ein heißer vnde trogkentt
ntmmer vnde vil großer Ketter, vnde da vorhrante die kremer hruehe
ErfoTie von deme blicke vnde die cxicve kirchen dar an, biß an
htiß vnde an der schütten kirchen, vnde ialh gar großen teki
fAt'eAf aiaiät. Von beiden Yorgäagea Bc\iiie\gV 4\e p6\i««
rmer brücke a
IflE EE8TE BEARHEITÜNG DER PÜBINGISCHEN CHRONIK ROTHE'ß. 1 39
Die Veranlassung zum Bau der Georj^enkirche in Eisenach wird
a untrer Hs. Bl. 221' ganz anders mitgethcilt als in der dttr. Chron.
H. 302. Mit diesem Bau wird die Sage von der Georgenfahne, die
F. Rothe in der andern Chronik nicht herdhrt hat, so in Zusaramen-
bang gebracht. Disspr landffp'aue loddeicig huweffe eyne schone kirche in
Ar staf czfi ysenache in sents ieorien ere des heiligen riffhers, den her
hitundem lib hatte, ditz geachnch nach crisH gebort M, CXC iar. das was
die Sache, Tceifier friddrich der wolde ohir mer mit vil forsten czihen vnde
Jas heiUge grab getcinnen, da vam landtgraue lodd^oig der milde das
trueze an sich vnde czoch mit om, da wart ome von gote von deme him-
■i«fe vmh siner almoßen vnde ander gnfen werke vyilhn sente Jeorien banir
getmdeJagit^ d/irvnder her den vorstrit vor deme keißere tath Widder die
fmglntchigen vnde geJtegette. vnde das banir wart bracht kein wartpei^g. da
iamie wart es ohir lange czit h^acht kein miasen nf eyn sloß, da^ heißet
der taranf. da entprante das selbe hnß vnde vil luthe sahen es zu ej/me
fenster uß deme fitre fliegen in die hiffte, das m/mant wüste %oue ds hen
{tt/im. darvmbe so Uß der landgrane buxoin sente Jeorien kirchen zu yse-
nnehe vnde die f>farre da hene legen, th'e vor lag an der stat, da ytcztmt
iie bar fußen ore kirchen han, da lag vor eipue klej/ne kirche^ geiojfh^t in
fente michels ere. darvmb so hat die ffarre zu sehnte Jeorien nach oren
Ürehqff da behalden, der genant ist der gemeijne kirchoff.
Einer Belagerung: des Schlosses Orlnmünde von dem rttm. König
Heinrich wird in der dür. Chronik nirgends gedacht. Schlorffs Hs. sagt
darüber Bl. 223**: In den seihen gecziten dae belag der romische konnig
hehh^ch das sloß czu orlemvvde darvmbe, das der grafe von orlamunde
hdfer des herczogen heinrichs von brunswig widder sinen vater gewest loas.
Von der h. Elisabeth heißt es Bl 229": Sente Elizabet die was
tfoOcommen an dem libe, brun an deme anttlitze, schone mit deme ange-
nchte, ernst in der wanderunge, geczuchtig mit den sethen, gtiftlich mit, den
Worten, innigk in orme gebathe vnde auß der maßen barmherzig o''ir mme
fnthe, fredesam vnder deme hofegpsinde, demutig kegen oren meyden vnde
vol togunde vnde gotlicher libe, Elisabets braune Gesichtsfarbe finden
wir in der dür. Chron. nie erwiihnt, tiberhpupt darin keine Stelle, wo-
her der Verfasser unserer Chronik seine Schilderung genommen haben
könnte.
In der Zeit des Streites um das Erbe von Düringen und Hessen
zwischen der Herzogin Sophie von Brabant und dem Markgrafen
Heinrich von Meißen kommt nach Bl 251'' die herczogin von brabant
m doringen vnde brachte oren son heinrichen mit or, vnde machte on eynen
kndtgrauen czu hessen vnde man nante on das kini von Kei&«eu> xx^iU l\^
liÖ AHG, WITZ8CHEL
or dar an nicht gniigen, aie hi'egck ilas landt ca« fbringen mart
heinriehe von missen an. da rithrn om sine Herren vnde /rund«, her *
das landt. czu dnnngfn hehnl^iim tiß also htni/e. das es om mit rechft
Herne ricke ad^ mit demp surrte anqmcuimen worde. da ging fraioe Sopk
ezu deme tknre czu ysenachf alfo die etat vor w fxugesloasen wat, W
fiyesck jfti, indfi da man sie nicht in laßen icolde, da nam gi* «yiu
viide kyir en senle Jeoriijm Ihor das man die ivarezeichen CC jare fil
in da» eichene holtz. Von diesem Axthieb der HerKOgin in das GflO^O
thor zu Eifionacli sagt Rothea dar. Chronik kein Wort. Vgl. §. 490, 49
4f!4, 497. Auch hpißt in diesor Chronik der Sohn der Hereogin, .
hini von hessen" nicht Heinrich, sdndem Ludeioig,
Einen ^anz besondern, bei ÜrBinus p. 1305 fehlenden Ziisatt
der Bericht llber die Schlacht bei Lucka Bl. 263'': da n-ordm «nlagt
CCCLX man mit helmen vnde gar »ere vet volkis wart gefangen, vna»
wart also groß moti, das die Stehen die roß uf sneten vnde krochen darf
vnde woUljm sich alzo behalden, das sie biem I^en mochten hlibe. vndt '
hatte irr t^ wibißnam IX erslagen mit eyme rockene, da man an «pHm
der nue nach da seibist in der ktrchen zit lucka ist zu varczeichm. i
von deme so wart das Sprechwort: hnt dich, es geht dir anders alt
swaben v&r hicka. Vgl. dür. Chron. §. 60R, wo von dieser streitbaro
Frau und ihrem Rocken nichts vorkommt.
Verschieden von der dUr. Chron. §. 626 wird auf Bl. 267'' Folgendi
erzahlt: Nach cristi gehört tvßent CCCXVTT iare, da sammete landfgnp»
friddrich der freidige eyn heer czu lungede vnde wolde czihen uf dm
voft Volda. da wart om ejfn son zu gotha gfhorn, de» teart htr also ßrm
dits her die herfart zu rythen Heß.
An den Tod Friedrichs des Kreidigen ist Bl. 271* eine in de
dtir. Chron. §. 640—641 nicht berflhrte Sage geknüpft: darnach '
«yn «»1 gerne erfaren, wie es vmb sine seU gewest were, vnde hß da» wr-
Stichen eynen meiste von der swarczen kunst. der ofßnbarie, das sine
OT fegefnr lede in deme gründe hinder loartperg tmrf«- deme hindenl»
thoi^me.
Bl. 285" steht die Notiz : In deme selben jare ijuam da* »laß Urandtti
b'vg an die hergchaß. In der dttr. Chronik fehlt sie.
Nach diesen Mittheilungen, die noch durch allerlei kleinere, ii
dilr. Chronik fremde Zusätze und Abweichungen der Erzähli
mehrt werden könnten, darf man den Gedanken, Schlorff»
enth<« einen Auszug aus Rothe'e grOQerer Arbeit, wohl
geben und fallen lassen.
Zur Vcr8chiedcah<^it des Inlialla ki>miTi*
eilende SteÜnoe '"'^ Reiheafvlge 4^
EHSTE BEARBFITÜNO DER DCIUNGI8CHEN CHRONIK ROTHE'S. 141
It im äanzeu die Erzählung iu beiden Chroniken dunselbeu (rang
ä gleichen Schritt, einzelne AbBchnitte jedüch, namentlich eine nicht
riogo Anzahl kleiner Berichte und Angaben, sind bei Schlorff anders
■teilt and geordnet als in der dllr. Chronik und diese Verschieden-
it tritt nicht selten in so aufiUlHger und eigeathUinlicher Weise her-
r, daß gerade dieses ganz unerklärliche Abgehen von der Ordnung
d Gruppierung des geHchichtlichen Stoffes in der andern Chronik
t einem Aiiazuge daraus nicht vereinbar eracheiot. Passen wir diese
rjtßern oder kJeiucrn Ahachnitte, in der altem Landgrafbngcschichte
ahireicher vorbanden als in der späteru Zeit, noch besonders ins
nge, so stimmen sie mit denselben Erzählungen und Berichten der
. Chronik in ihrem Wortlaute meistentheils so genau, oft Wort lllr
^ort nberein, daß an einem inuera Zusammenhange, an einer ge
iseo Verwandtschaft und Abhängigkeit der beiden Geschichtswerke
1 einander wieder nicht gezweifelt werden darf.
Herr von Liliencron hat in der Vorrede zu seiner Ausgabe der
'. Chronik des Job. Hothe durch eine sorgDtltige Quellenanalyse und
irch die den einzelnen Berichten beigeschriebenen Citate darzuthuo
nacht, daU die dUr. Landesgescbichte aus einer einzigen Haupt-
! geschöpft sei, aus der von Eccard iu der historia geneologica
iucipam Saxoniae superioria abgednickten historia de landgrariis
Uriogiae. Diese lateinische Vorlage habe Job, Rothe fast vollständig
deutsches Geschichtswerk hineingearbeitet und bald wörtlich
tzt, bald in breiter ausschmückender Darstellung umschrieben.
I lasse diese Meinung vor der Uaud besteben.
Sehen wir nun jene Abauhnitte und Stellen, deren Reihenfolge
beiden Clironiken von einander abweicht, zunächst in dieser historia
idgravionim nach, so zeigt sich, daß dieselben in der dtlr. Chronik
; alle durchaus willkürlich iu eine andere, von der lat. Vorlage
geLende Ordnung gebracht siud, während Schlorffs Chronik nicht
B in diesen, sondern, wie eine fortgesetzte Vergleichuug erkennen
, in allen Erzählungen durch die ganze Geschichte der Landgrafen
idurcb bis zum Tode Heiuricha uud dann weiter bis zu den Streitig-
iteo Friedrichs des Freidigen mit seinem Vater, dem Landgrafen
irecht, kurz von Bl. 196"— 261", beinahe Schritt vor Schritt der
ipria landgraviorum bei Eccard folgt, eine Übereinstimmung, die
1 besonders iu den vielen kleinen Berichten und Angaben in die
, welche zwischen den Hauptereignisacn , ohne mit den-
-igeutliclieu Zusammenhang zu haben, in beidan Wfttta'a
Sc vorkowmeo. UuterbrocheQ wicd ^«ae Wi^. &ax^-
f
1^ AUG. WITZSCHEL
or dar an nicht gnugen, sie hiesch das landt czu doringen maregraum
heinriehe von missen an. da rithen om sine herren vnde ßrunde, her stUi
das landt czu doringen behalden hiß also lange, das es om mit rdhte rar
deme riche oder mit deme strerte angewunnen toorde. da ging ßrawe SopHik
czu deme thore czti ysenachey also die stat vor or ezugeslossen was, tiA
hyesch yn, vnde da man sie nicht in laßen wolde, da nam sie egne tf
vnde hyic en sente Jeorigen thor, das man die warezeichen CC jare saA,
in das eichene holtz. Von diesem Axthieb der Herzogin in das Georgen-
thor zu Eisenach sap^ Rothes dttr. Chronik kein Wort Vgl §. 490, 49t,
494, 497. Auch heißt in dieser Chronik der Sohn der Henogin, «d»
kint von hessen^ nicht Heinrich, sondern Ludewig.
Einen ^anz besondern, bei Ursinus p. 1305 fehlenden Zusatz hit
der Bericht über die Schlacht bei Lucka Bl. 263**: da worden erdagsä
CCCLX man mit hehnen vnde gar sere vel volkis wart gefangen, vnde ib
wart also groß mort, das die Swahen die roß uf sneten vnde krochen dan^
vnde wolden sich alzo behalden, das sie biem leben mochten hltbe- vnde iä
hatte or eyn wibißnam IX erslagen mit eyme rockene, da man an spinä,
der nue nach da seibist in der kirchen zu lucka ist zu warczeiehen. mk
von deme so wart das sprechwort: hut dich, es geht dir anders ab Ai
swaben vor lucka. Vgl. dür. Chron. §. 608, wo von dieser streitbarea
Frau und ihrem Rocken nichts vorkommt.
Verschieden von der dür. Chron. §. 626 wird auf Bl. 267** Folgendflt
erzählt: Nach cristi gebort tußent CCCXVII iare, da sammete landtgrem
friddrich der freidige eyn heer czu tungede vnde wolde czihen uf den Sfi
von Volda. da wart om eyn son zu gotha gebom, des wart her also fnt,
das her die herfart ztt rythen ließ.
An den Tod Friedrichs des Freidigen ist Bl. 271' eine in der
dür. Chron. §. 640—641 nicht berührte Sage geknüpft: damaiA hm
syn son gerne erfaren, wie es vmb sine sele gewest were, vnde hß das vor-
suchen eynen meisten von der swarczen ktinst. der ofßnbarte, das sineftk
or fegefur lede in deme gründe hinder wartperg vnder deme hindente^
thorme.
Bl. 285* steht die Notiz: In deme selben jare quam das^sloß Brande»-
borg an die herschafft. In der dür. Chronik fehlt sie.
Nach diesen Mittheilungen, die noch durch allerlei kleinere, der
dür. Chronik fremde Zusätze und Abweichungen der Erzählung ver-
mehrt werden könnten, darf man den Gedanken, SchlorSs Abschrift
enthalte einen Auszug aus Rothe's größerer Arbeit, wohl schon stf
^eben und fallen lassen.
Zur Vierschiedenheit des InVvaUa ^lotimcdA. tcvx!^ 4\ä mehrmals ak-
^ejchende Stellung und Reihenfolge der eixÄXVe^ "XlV^XaMäwea^ Tä«
KCB ERSTE BEARBEITUNG DER DÜRINOISCHEN CHRONIK ROTHE*S. 141
fejQt im Ganzen die Erzählung in beiden Chroniken denselben Gang
Knd gleichen Schritt, einzelne Abschnitte jedoch, namentlich eine nicht
geringe Anzahl kleiner Berichte und Angaben, sind bei Schlorff anders
gestellt und geordnet als in der dür. Chronik und diese Verschieden-
heit tritt nicht selten in so aufiklliger und eigenthümlicher Weise her-
vor, daß gerade dieses ganz unerklärliche Abgehen von der Ordnung
nnd (Gruppierung des geschichtlichen Stoffes in der andern Chronik
mit einem Auszüge daraus nicht vereinbar erscheint. Fassen wir diese
großem oder kleinem Abschnitte, in der altem Landgrafengeschichte
zahlreicher vorhanden als in der spätem Zeit, noch besonders ins
Auge, so stimmen sie mit denselben Erzählungen und Berichten der
dflr. Chronik in ihrem Wortlaute meistentheils so genau, oft Wort flir
Wort überein, daß an einem innern Zusammenhange, an einer ge
wissen Verwandtschaft und Abhängigkeit der beiden Geschichtswerke
von einander wieder nicht gezweifelt werden darf.
Herr von Liliencron hat in der Vorrede zu seiner Ausgabe der
dflr. Chronik des Joh. Rothe durch eine sorgfkltige Quellenanalyse und
durch die den einzelnen Berichten beigeschriebenen Citate darzuthun
Tersucht, daß die dür. Landesgeschichte aus einer einzigen Haupt-
({Qelle geschöpft sei, aus der von Eccard in der historia geneologica
principum Saxoniae superioris abgedruckten historia de landgraviis
Umringiae. Diese lateinische Vorlage habe Joh. Rothe fast vollständig
in sein deutsches Geschichtswerk hineingearbeitet und bald wörtlich
Ibersetzt, bald in breiter ausschmückender Darstellung umschrieben,
[ch lasse diese Meinung vor der Hand bestehen.
Sehen wir nun jene Abschnitte und Stellen, deren Reihenfolge
A beiden Chroniken von einander abweicht, zunächst in dieser historia
andgraviorum nach, so zeigt sich, daß dieselben in der dtlr. Chronik
Tast alle durchaus willkürlich iu eine andere, von der lat. Vorlage
ibgehende Ordnung gebracht sind, während Schlorffs Chronik nicht
ülein in diesen, sondern, wie eine fortgesetzte Vergleichung erkennen
läßt, in allen Erzählungen durch die ganze Geschichte der Landgrafen
bindurch bis zimi Tode Heinrichs und dann weiter bis zu den Streitig-
keiten Friedrichs des Kreidigen mit seinem Vater, dem Landgrafen
Albrecht, kiurz von Bl. 196** — 261**, beinahe Schritt vor Schritt der
bistoria landgraviorum bei Eccard folgt, eine Übereinstimmung, die
ganz besonders in den vielen kleinen Berichten und Angaben in die
Augen (kllt, welche zwischen den Hauptereignissen, ohne mit den-
selben einen eigentlichen Zusammenhang zu haben, in beiden Werken
iD gleicher Stelle vorkommen. Unterbrochen ^d. di^%^ ibxX ^s^^-
144 AUG. WITZSCHKL
vorbrante in der nacht sente peters monstir vnde der pfqffen hußire a
sente peters berge vnde in deni hrule, vnde sente Seuerus monstir, vnJk i
ioorden fanden die lichname sente Seuerus vnde siner fravoen sente vi
cencian vnde siner tochter [sente Innocencian] die lange zeit verborge
gewest warn.
Noch mehr als mit den Worteu der dür. Chronik stimmt die«
Abschnitt überein mit der Erzählung derselben Fehden in der histori
de landgraviis Thuringiae bei Eecard p. 358, 65 — 360, 14; er ist du
aus übersetzt, nur in etwas freier und wortreicher Fassung. Die*
Abstammung unterliegt hier keinem Zweifel. Dasselbe Verhältniss ab«
in dem wir diesen Bericht zur historia landgraviorum finden, tritt un
durch den größten Theil der Hs. hindurch beinahe auf jeder Seite eiri
gegen; überall wo der Verf. der Chronik nicht eigener Localkondf
gefolgt ist, begegnen wir einer genauen und vollständigen Übere»
Stimmung des Inhalts wie auch der äußern Ordnung und Reihenfolge
mit der lat. Landgrafengeschichte. Schlorffs Hs. ist, um es kurz toi
und bestimmt zu sagen, von Bl. 196* — 261'' eine deutsche Bearbeitoig
oder vielmehr Übersetzung der düriugischen Landesgeschichte, weldn
in jener von Eecard herausgegebenen historia de landgr. Thur. roi
S. 351 — 453, 29 enthalten ist. Dann folgt der Chronikenschreiber voi
Bl. 262^ bis zum Ende beinahe ausschließlich der andern von Pistoria
und Struve edierten historia de landgraviis und gibt in derselben Wei«
übersetzt und bearbeitet und in unveränderter Ordnung und Folg
ihren Inhalt von §. 81—153. Wohl mögen einzelne Abschnitte in dicw
zweiten Hälfte wieder der ersten Landgrafengeschichte bei Eecard enl
lehnt sein, welche von S. 457 an mit der histor. landgr. bei Pistoria
meist zusammen stimmt.
Die Thaten und Lebensverhältnisse der dür. Landgrafen bis nn
Tode Balthasars, ihre Beziehungen zu den deutschen Kaisem und i
andern geistlichen und weltlichen Fürsten des Reichs, ihr Verhalte
zu den eigenen Unterthanen und Vasallen, merkwürdige Ereignisse nn
Begebenheiten, namentlich aussergewöhnliche WitterungsverhJÜtniB»
Mißwachs, Theuerung, Wassernoth und große Brände, die Schicksal
einzelner Städte und Klüsler im Lande, besonders der Klöster i
Eisenach, Erfurt und Keinhardsbrunu, bilden den Hauptinhalt diese
dür. Landeschronik in deutscher Sprache. Und diesen Inhalt hat de
Chronist aus den genannten lat. Werken nicht selten ganz wörtKc
übersetzt, gewöhnlich aber in einer breiten, nach eigener Phanttsi
ausmalenden Darstellung umschrieben, ott auch mit seinen theils d0
Ijocalaage, tiieiJs der eigenen Orl&kewviXivv^^ ^\i\YvQm\\\^\i^\vT^t\\8Lte^ alld
E ER8TP. BEARBETTUNO DEH DÜRIN(3I8CHE^ CHRONIK ROTflE'S. l4i
t erweitert und vermehrt. Doch lassen alle diese ZusKtze und Ai
mdckungen keinen Zweifnl darüber zu, dnß jene beiden Landgraf«
■chichten die alleinigen Quellen ftir den bei weitem grrtßten Thi
I gesammten Inlialts gewesen sind, eine Thatsache, die hier
rerkennbarer und zweifelloser vor Augen liegt, als sie zwi
Üies dür. Chronik und denselben Vorlagen besteht. Wer den obi
Igehobenen Abschnitt über den Sängerkrieg mit der histor. de
viift Eco. p. 40Ä— 409 oder in Ursinns Chronik, wie übel es auöl
i ihrem Texte bestellt Ist, nur einige Seiten, z. B. p. IS
87 oder 1306. 3S— 1309, 1314—1316 mit der hiator. landgr. bei
1. p. 414—425 und bei Pistor. c. 84—88, c. 96—99 vergleichen
, wird ihre vttlHge Übereinstimmung in ihrem Inhalte wie auch in
■ Ordnung und Reihenfolge sofort wahrnehmen. Und ao verhalt
I zu den lat. Originalen die ganze tlbrige Chronik.
Unter den eigenen ZnsÄtzen des Chronisten finden sich einzelne
richte und Angaben, welche auf einer genauen Bekanntschaft mit
mschs stftdtischen VerhSltniasen , mit seinen Localsagen und ge-
Uchtlichen Traditionen beruhen und nur von einem Eisenacher Yer-
ler herrllhreii können. In der oben ausgehobenen Stelle über da«
ä Eisenach am Peteraberge zwischen der Höraet und Neaae gelegen
r den Anfang und Aufbau der jetzigen Stadt am FuUe der Wart-
;, aber die ältesten Kirchen, Gebäude und Niederlassungen in der
dt and Umgegend, über die Entstehung gewisser in der Stadtäar,
l^ner Wüstungen , deren Namen noch heute in den Flurbüchern
l unter dem Volke leben, haben wir ein Beispiel und Zeugnias
ler, wenn auch aagenhaften Heimatskunde. Nur ein Eisenacher
mte solches Detail aus der Stadtchronik wissen , nur ihm konnte
mtaressant und wichtig genug erscheinen, um es seiner Bearbeitung
r Übersetzung der lat, Landgrafengeschichte beizugeben. Andere
iptele dieser Art sind die Localsagen von der Königin Reinschwig,
I dem Axthich der Herzogin Sophie von Brabant in das Georgen-
' and von Friedrichs des Freidigen Fegefeuer im Grunde hinter
i Wartburg. Woher der Chronist die Nachrieht genommen hat von
(r Frau, die in der Schlacht bei Lucka neun Schwaben ersehlug,
t sieb mit Bestimmtheit nicht sagen. Sollte sie aber docli vielleiclit
Eisenach stammen und dem Schlacbtgemftlde nachgeschrieben
1, das auf der Wartburg befindlich den Streit vor Lucka darstellte
mter den Kämpfern eine solche streitbare Frau mit ihrem Spinn-
Über dieses Gemälde vgl. Rothea dür. Ohron. §. 6Sf>.
« Hn* B.Ui^ V. ixvnj Ji.hrg \*i
1
ä
146 AÜO. WITZ8CHEL
Was wir Bl. 232'' über den Guß der Eisenacher Stunng^
lesen: sie wart gegossen an dem ersten tage des heumumies als or
schriß hdiü, kann auch nur von einem Eisenaoher geschrieben
der sich bei seiner Jahresangabe auf die Glockeninsehrift beni&
Besondere Beachtung verdient der kleine ^ fast unscheinban Zi-:
satz, womit der Chronist in dem Abschnitt über den Sflngentrait irf
der Wartburg das Haus in Eisenach bezeichnet, worin Wolfram im
Eschenbach seine Herberge hatte und vom Teufel des Nachts heinp*
sucht ward. Nach der allgemeinen Sage (s. annall. Beinhardsbr. p. IH
histor. landgr. bei Eceard p. 409) gehörte es zur Zeit des Singer
krieges einem Bürger Gotschalk, lag, wie die dür. Chron. p. 1700
Mencken. (§. 425) sagt, an dem Markte „noA« hey dem suleaetibar%*
oder nach dem Leben der heil. Elisabeth §. 6 dem Brothanse (den
jetzigen Rathhause?) gegenüber und war nach unserer Chronik dAssdk
HauSy da sidder reynhart fynkemayl ynne toonete. Reinhard Finkemii
gehörte einer angesehenen Patricierfamilie an, deren IGtgliedar in da
Eisenacher Rathsfasten vom Jahre 1345 — 1444 oft genannt werden. E
lebte in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts und scheint in da
ersten Jahren des folgenden gestorben zu sein ; zum ersten Male kows
sein Nan*e vor in dem Verzeichnisse der Rathamit^eder unter im
Jahre 1375 , zuletzt unter dem Jahre 1402 oder nach einer andsn^
der hiesigen Gymnasialbibliothek gehörigen Abschrift dieser Fssfea
unter dem Jahre 1404. Rathsherr war er 1375, 1384^ 1392, IS»,
1399, 1400 und 1402 oder 1404; Stadtkämmerer 1383 und Radiamttsftei
1389, 1394, 1398. Mit diesen Angaben stimmt freilich eine andere meh
ganz überein in der dür. Chronik bei Schöttgen und Kreysig dqd»-
mataria et scriptores histor. germ. Bd. I, 105: damoek yn deme emism
lare, da man sehreib XCII uir(1392), da lifi lantgrave BaUhasar HagmA
das sloß uffslahinj vnd das tadin dy von Ysenach weder dy Eiehisfdien
vnd den ersten nayl den slug der ratismeyster von Ysenadk, gesund EAr
hart Pynkymail, vnd slug da drißig siege vTid gab den meystem, dy m,
hatten uffgehowin, also monchin groschin zcti vortrinckin. Offenbar soDbd
diese Worte den Namen des Mannes verherrlichen und dem Andenken
der Nachwelt überliefern, zugleich bezeugen sie, wenn ich recht sehe,
auch des Chronikenscbreibers freundschaftliches Verhftltniss sa den
Eisenacher Rathshcrm.
In den Rathsfasten steht noch unter dem Jahie 1402, nach der
andern Abschrift unter dem J. 1404, bei dem Namen Reinhard Pinker
nail die Bemerkung: hie Beinhat'dus autor est rähmarwn Cftnnameenim
gui imc9'ibuntur des raths Zucht, vX potet ea& lU«rU vaitio/lAut momns^
DIE EB8TB BEARBEITUNG DER DÜRINGI8CHEN CHRONIK R0THE*8. 147
.Aof diese Notiz und auf die sprachliche Beschaffenheit des von Viknar
"Witer dem selbstgewählten Titel herausgegebenen Gedichtes „von der
amptm^ etc. gründete F. Bech in dieser Zeitschr. Bd. 6, 271 ff.
Bit Scharfsinn und Belesenheit ausgeftahrte Vermuthung, daß
diesee Spmchgedicht von y^des ivJti$ amcht^ nicht verschieden, vielmehr
^dssselbe sei, auch diesen Titel gehabt habe, aber nicht von Reinhard
-Pinkemail, sondern von J. Rothe verfasst sei, der es seinem Freunde
und Gtonner, . dem Rathsherm R. P. gewidmet habe^ friß das Acrosticbon
Brinkard, welches die Fuld« Hs. awar unvollständig, vollständig aber
die Berliner Hs. darbietet, bezeuge. Der Schreiber jener Bemerkung
in den Eisenacher Fasten habe irrthttmlich in jenen großem Anfangs-
Imdistaben den Namen des Verfassers vermuthet
Wenn ein Verhältnisse wie es Bech annimmt, zwischen beiden
Minnem bestanden, wenn Job. Rothe von jenem Gedichte wirklich
der Vei&sser ist und es Reinhard Pinkemail gewidmet hat, so möchte
Bin wohl auch an jenen Zusatz in unserer Hb., der Wolfirams Wohnung
ii Eisenach zur Zeit des Sängerstreits bestimmt in dasjenige Haus
Terlegty welches im 14. und 15. Jahrhundert Reinhard Pinkemail be-
wohnte und besaß, die Vermuthung knüpfen, daß Job. Rothe denselben
gemacht habe und sich damit als Verfasser der Chronik kund gebe.
Die wenigen Worte erscheinen, wie auch die in der andern Chronik
bei Schöttgen und Kreysig über denselben Eisenacher Rathsherm ge-
gebene Notiz, durchaus als eine absichtsvolle, auf persönlichen Rück-
nehten und fireundschaftlichen Verhältnissen beruhende Zuthat und
■eilten ofiianbar Pinkemails Wohnung in den Glanz der heimathlichen
Sage stellen, mag der Chronist einer schon bestehenden allgemeinen
Localsage gefolgt sein oder, was gar nicht unwahrscheinlich ist^ nach
eigener Dichtung und Erfindung dem Hause seines Freundes und
Gönners diese sagenhafte Berühmtheit beigelegt haben.
Doch ich will diesem Zusatz nicht mehr Bedeutung und Beweis-
kraft zuschreiben ab ihm gebührt; er mag vor der Hand nur daftlr zeugen,
daß die den beiden lat. Landgrafengeschichten nachgeschriebene dttr.
Landeschronik in Eisenach entstanden und hier ihr Verfasser zu
Sachen ist.
Fassen wir aher andere Stellen unserer Handschr. ins Auge und
ihre ganze mit der dtlr. Chronik des Job. Rothe so auffällig überein-
itimmende Erzählungsweise, so kann dieser Eisenacher Verfasser nicht
lioger verborgen bleiben; Rothe's Autorschaft tritt auch von diesem
Qsschichtswerke unverkennbar und bestimmt ans Tageslicht.
10*
148 AUG. wrrzscHEL
Joh. Rothe war in Creuzbnrg an der Werra geboren, wie <
noch erhaltene Urkunde des Bfarienstifts in Eisenach vom Jahre 1*
und das Acrostichon der ersten 24 Capitel in der dür. Chronik Johm
Rothe von Omzeeborg und das in dem Ritterspiegel JohawMg «on Ort
borg Rothe gmnamt gleichmäßig besagen *). Wie er nun in der gr5l
dür. Chronik den geschichtUchen Stoff seiner Quellen gelegeAtlidi
gilnzt durch Erzählungen, die seine Vaterstadt angehen, dort unter a
Einwohnern als Sagen und Volksüberlieferungen lebendig und
aus seiner Jugendzeit noch im Andenken waren, so finden ndi i
in dieser Chronik einige Abschnitte, die von einem mit Crrasbi
Schicksalen und localen Traditionen näher bekannten Verfasser
schrieben sind. Bl. 259^ wird die Belagenmg und Eroberung
Stadt durch Adolf von Nassau unabhängig von dem Bericht der hL
Landgr. bei Ecc. p. 448, 33—45 so erziüilt: Da die ttete nue km
adolfe nickt hulden wolden vnde auch die erbam bähe ane der rei
erbe willen, da Mmmete konnig adolff ein großes heer vnde cxoek im dort
vnde nam yeenache yn. das machte toartperg vnde klemme, vnde cBoek
nach vor eruczeborg, vnde der fort obir der st<idt, da her obir die «
czoch, der heißt nach darvon des konniges fort, da lag her vir tos
vor der Stadt vnde konde or nicht gewinnen, czu letctt da sekoß her
daryn vnde vorbrante die Stadt vnde slug da vor der borgk ein huß
vnde hiß es dye adolfsborgk, das nue genant ist die aluborg, da gek
on Wassers vnde bires uf deme slosße, das sie es nicht lenger beha
konden. Die Königsfiirt über die Werra und die Adolftburg oder i
bürg, noch heute in Creuzburg bekannte und genannte Localnai
kommen auch in der dür. Chron. §. 569 und 570 vor, nicht in
Landgrafengeschichte, die nichts von diesen Localitäten weiß. I
mehr Detail hat J. Rothe in der dür. Chronik dieser seine Vaters
angehenden Erzählung hinzugethan.
Bl. 277* heißt es: In deme seO>en jare da wart ein großer
czwusschen landtgrafen friddriche deme ernsten vnde deme gramen
hennenberg, der ein hdfer gewest toas der grauen von tcywuir vnde
sioartzborg. da der landtgraue lag vor erforte mit den von erforte '
do die richtunge gescliach czu wassenborg czwusschen den grauen von aq
vnde deme lantgrauen, das sie om or landt uf gaben vnde ore stoß}
wart in der stine geteidinget, das der landtgraue sinen son friddri
*) Die hier aDgeso^ne Urkunde ist cn finden in der Zeitselir. ftir thfir. 0
ond Alterthnmsk. Bd. 3, 38. Über die beiden Acrostichen e. Bech in dieier Zeil
Bd. 6, 4Ö tf. 55.
►IE ERSTE BEARBETTTTfG DER DÜEmOISCHEN CHRONIK ROTHE'S. 149
9oUk des VOM hennenberg tocMer, tmde solde nm am werde kuborg
damtoeh eswey alofi dar cz^te, Wide darnach vorczoch am dae der landt-
^nme vnde wegerit es am vnde tcart sin ßendt vnde haiuffte den stein, der
AmtfcAm ysenache vnde breäingen lid, widder die von saIctM vnde czoeh
1» den von erfi^ vor schaff mberg vnde hdag e,. vnde da quam der
im hennenberg vnde wolde sie abe triben vnde streten da, vnde es bieben
iMe bähe todt uf beide siten. nach so hette es der landtgraue gewonnen,
litt« IUI mutier das nicht gehindert, die wolde nicht das her lenger davor
Ife. dar nach da exoch der graue von hennenberg des nachtis vor crucze-
wmg tmde wolde es erstegen hon, da worden sin die wechtere gewar, das
hr meht reddelichs ante.
Dieser Abschnitt weicht von §. 675 der dür. Chronik wesentlich
■b und zShIt zu den Beispielen ^ welche der Annahme, Sohlorffs Ab-
idnift WA aus Rothes größerem Werke excerpiert, entschieden wider-
flüechen. Er ist fast wörtlich aus der histor. Landgr. bei Pistor. Cap. 99
^Ifcersetsty den Schluß hat aber der Chronist hinzugethan; in der lat.
Vorlage wird der Belagerung von Creuzburg durch den Grafen von
Bennebergy die in der dür. Chron. §. 677 noch ausführlicher berichtet
rird, mit keinem Worte gedacht.
Es folgt in der Hs. Bl. 278' der Bericht von einer Überschwem-
lini|i^ der Werra bei Creuzburg: also man czaUe nach cristi gebort
f. CCC. XLII iar, da wart vtnb sente marian magdalenen tage gar groß
mner, dae die werra brücken vnde hufiere boyme vnde was gebuwis da
ie ksg hinweg fürte, vnde warff der mum obine czu hruczAorg ein stucke
iääer, das man mit schiffen in die etat für vnde in den schiffen kirschen
am den boymen aß, vnde tat großen schaden. In der dür. Chronik §. 668
Men wir von demselben Ereigniss nur die Worte: zu Krutsiburgk gyngk
9 (das Wasser) Mr die st<itnmtcim vnde die dosiirfrawen muf/ten mit.
ifle yirem gesynde das doetir rumen. In keiner der beiden Landgrafen-
reSchichten wird dieser Überschwemmung gedacht, auch das Chronicon
kmp. zum Jahre 1342, das nur den Rahmen ftlr beide Chroniken-
wriehte geliefert zu haben scheint, sagt nichts von Creuzburg. Es kann
laker nur Joh. Rothe aus Creuzburg gebürtig diese Berichte in der
shien wie in der andern Chronik verfasst haben.
Die Eisenacher Sage von dem sündhaften Leben eines Ritters in
Treflurt, der aber täglich die sieben Gezeiten betete und deQhalb von
der Jungfrau Maria bei seinem Sturze vom Hellerstein wunderbar am
Leben eriialten wurde, sich dann sofort zu Gott bekehrte und in Reue
und harter Buße sein Leben beschloß^ ist die Übertragung einer Marien-
legende auf einen Troffurter Ritter. Sie war "WoYA Vm 'äwv^tä^c&V.^. i.^
150 , AUG. wrrzscHEL
Eisenach entstanden nnd dort gleichsam localisiert Ihre ganse Fan
und ihr Vorkommen in der andern Chronik §. 664 sprechen dafhr, <
sie anch in unserer Chronik nur von Joh. Rothe^ dem Priester i
Vicarins an unserer lieben Frauen Elirche in Eisenach^ heirOhren ka
Sie lautet BL 272**: Da vor tool eyn tar, da aolde der egne vtm dnfi
eyns naektis aD/eym ruhen obir den heldirHeyn von eifner, hie der i
geweet was, wan her aUeezit den toibem vnde meiden nach ging viii •
legierte, das in syme gerichte ngmandt eine toekter obir etwelfjar oft h
den torete, nue phlag her eyner togunt, dae her aJle tage tnfier Ubenfi
wen gecssiUen hetthe, wan her wol gelart wae, vnde dieeelben metthen t
vnßer b'ben frawea betthe her, dae her obir den hddireiegn in der ßui
nacht reit da hafte her vsfiem voege mieeereOien, dae far qmam i/ (
hoehen etein. da dae pfert an dae ende quam, da etoiezie ee widder,
hyw her ee mit den sporn, das es den steyn mü om abe epang. das fj
czu vil, der saJttd lag an stucken vnde syn etoert in der scheiden mf si
sythen; wan in deme faUe riff her vnßer libe frawe an vnde her bleib'
vnuorletczt. darvmbe tath her sich der werlde ab vnde ging m egme j
wen rocke ane echue vnde woUen vnde entpeiß nummer fleisdds, ra
oder wyns, vnd gab alle syn gtä durch got vnde sine lehin einen trmi
vnde quam keyn ysenache. da ging her zcu den hirehen barfuß wun
vnd sommer vnde trat cdeo hart dicke in die steyne vnde haHe eekorsei
das man das da sporete, vnde bat aUe tage vohr den hußem brodt, t
wan her dee sine notdorft geas, so vorgab her dae obürge den arwmn bä
' die mit om nach brote gingen, also starb her czu ysenache m großen m
in armute vnde in eyms heiligen lebene. vnde dae her sterben wcllde,
koeß her sime bigraß zcu vnßir Üben fraiwen an die aäer vorsmtki
etat des kirchhoffs czwussehen der kirchen vnde der etat muren, da
schulere zu orer notdorß hen gehn. da lyt her begraben, da Ußen om
herren uf deme stiffle vnfiirs herren marter an eyne tafdn cwu einesi fn
an die kirchen malen.
Auch die Nachricht über das Eisenacher Spiel Ton den flliif kh
und flinf thörichten Jungfrauen, welches die PredigermOnche im Ji
1322 zur AufiUirung brachten , lässt an einen Verf. denken , der <
Mariendienste nicht fem stand, demselben vielmehr zugethan war
ihn in Schutz nahm. Bl. 270 erzählt der Chronist: Also mum eck
nach cristi gebort tußent CCCXXII jar, da wart nach ostem veneikn i
*) sehormn ist wahrscheinlich von Schlorff Terleaen oder ▼ergchrieben am m
/^. Vgl. Frisch Wb. n, 227*». mhd. Wb. II, 2, 216^ oder sollte sehoffin m der
jpaegenden Bedeutung naohznw eisen \md \i<MnEQA\ii^V«ii imsl^
^lE ERSTE BEARBEITUNO DER DÜRINOI8CHEN CHRONIK ROTHE'S. 151
Uto die preddiger or abku hon, eyn spei csm ysenache von den funff
^ridden jungfratoen, alßo das emcangeltum ußicißt. vnde also die fwnff
^Ondden jungfrafcen vartumet worden, da tathen sie czu male degelichen
nie unße libe fravoe unde die heilt fjen bathen alle vor sie, vnde das half
feiiff ftfcA^ vnde diiz was etzwas zu heiie gespelet, wan maria nach die
^tSigen bethen vor keynen vortumpten nickt, wann sie wollen anders nickt
■iiJM das got wil. so wil ouch got czu deme jungisten tage nicht barm-'
Stetig nach genedig mer syn, rundem ejpt gestrenger riehfer, doe vor in
^9er asit igt her vns genedig vnde barmherczigk, vnde wer sich mit syner
nee vnde htße hye uf ertriehe ader in deme fegefure vorsumet, der muß
tti schaden habe, czu deme speie quam auch landtgraue friddrich der
^eiiige, vnde saeh das vnde hilditte das in sich, vnde wart czu miUe
omig vnde sprach: was ist der cristen glauft^f was ist nue vnßer hoffe-
tmge, ^Hßi nicht das vor vns sundert vnße libe fraice betet vnde alle
tf£f heiligen gefiehen mögen f icorzcu dinen wir on f wurvmbe sollen wir '
0 eren, sollen wir nicht gnade ertcerbenf vnde bleib also funff tage Öi-
'Hßeme mumuthe, kttme besgnnigitte man on, wie das czu deme jungisten
^ gesehe vnde nicht ehvr, vnde da sliig on der slag, das her lam wai .
■ ejfnfr sythen, vnde die spräche entpfil om, das man on obile vor-
wsn, vnde her lebete darnach wol virdehalb jar vnde besatczte sin selgerethe
wd esteuih vnde wart begraben czu sente kattherinän vor ysenache in sente
'dhannes eappeUen.
Die geschichtlichen Thatsachen, welche der Verfasser unserer
Huronik ans und nach seinen QuoUen mitthcilt, gibt er im Ganzen
etren wieder und hält sich fem von absichtlicher Entstellung oder
lerichtignng. Die breitere, mit Worten ausmalende Schreibweise, deren
r flieh häufig bedient, mag ihren Grund nur in dem Streben nach
lentlicher, lebendiger und anschaulicher Darstellung gehabt haben,
Be der kürzer gefasste lat. Text zum bessern Verständniss nicht selten
«durfte. Es finden sich aber einzelne kloine Zusätze und individuelle
)emerkangen, die eigenthümlich und aufß&Uig genu^ sind, um nicht
tberBehen zu werden. Einige verrathcn den geistlichen Stand, dem der
ITerf. angehört haben muß, andere sind nicht nur willkürlich, sondern
mch im Widerspruch mit den benutzten Vorlagen. Daraus aber, daß
fiese Znsätze, Betrachtungen und IJrtheile fast mit denselben Worten
neh in der großem dür. Chronik wiedorkehren, darf man mit Recht
cnehen, daß beide Chroniken einen gemeinsamen Autor haben.
Bl- 280^ lesen wir: Also man schreib nach cristi g*:bort tusent CCC. L
isr, da gingen die geißchler mit großen scharen in den steten vnde uf
4» dorffen mit vanen vnde sringen vnde hywen sicfc, unde die vcoxdAtv wt-
152 AUG. WITZ8CHFX
bannen wm deme babitU vmbe des willen, das sie on sdbir hufie tmb sn
sunde saUüen vnde sieh erlös vnd rediüofi machten mü om oßsnbam huflss,
die njfemande gAert ezu tkune, danne den offenbam sundem. auch so gJkts
sie ezeiehen, das man saeh, vxis sunde or igldicker gethan haUe, wan m
ein teil vilen uf den rucke, ein teyl uf die siien vnde ein iejß uf iss
buch, darnach ore sunde waren, vnde predigitten, das on nieki erladä
was. dar von vil ketczerige enstundt.
Dieser Bericht ist der histor. Landgr. bei Pistor. c 106 nadi-
geschrieben^ wie die dem Auftreten der OeiOler auch dort vorangehende
Erzählung von der Tödtung der Juden und die nachfolgende von der
Sündenvergebung in Rom und dem goldenen Jahre außer allen ZweiM
setzen. Die Kritik aber ttber die Ketzerei der Geißler gehört dem Ckro-
nisten allein an. Derselben Beurtheilung unterliegt der Unfug dieser
Secte zweimal auch in der dür. Chronik, zuerst §. 507 1 wo ihr Er-
scheinen im Jahre 1261 nach den Worten des CSiron. Samp.: flsno
domini MCCLXI plura milUa flageHatorum prodieruni in mundmm ge-
meldet wird, dann §. 688, wo gleichfalls nach CSiron. Samp. a. 1349
und nach der histor. Landgr. a. a. O. von ihrem Auftreten in Düringen
die Rede ist An beiden Stellen wird gleichmäßig ihr Thun und TreibcB
als Ketzerei und schwere Sünde verurtheilt Wie nun Joh. Bothe m
in der dür. Chronik nicht unterlassen hat, zweimal bei dmrgeboteoflr
Gelegenheit seinen Unwillen über diesen der Kirche zuwiderlanfondai
Unfug auszusprechen, so wird sicher auch in unserer Chronik nur Jok
Rothe und kein anderer den beinahe gleichlautenden Bericht abgefiMit
haben, der hier wie dort den Anschauungen und Gbimdsätsen eines ]
Priesters am Marienstifte in Eisenach vollkommen entspricht.
Bl. 234^ — 239*" wird des Landgrafen Ludwigs Heerfahrt gegen
den Herzog von Polen, der düringische Kaufleute beraubt hatte, be-
richtet, und der Zug gegen einen fränkischen Ritter, welcher dem
Kloster Reinhardsbninn ein Fuder Wein und sechs Pferde weggenommen
hatte, mit dem Zusätze: solche erbeit muhe vnde koste vnde ebenOmre
hpsfunt der toguntsame landtgraue dicke durch einer closter vnde ami
armer lufhe willen. Es folgt dann die Sage von dem armen Krimer in
Eisenach und des Landgrafen Verheerungszug in das Würzburger Oebiet
wegen der dem Krämer geraubten Waaren und die Demtttfaigung eines
Herrn von Salza, der am Aldenberge dem Kloster Reinhardsbrunn zum
Nachtheil einen Bergfirit errichtet hatte, durch denselben Landgrafen«
alles der histor. Landgr. Ecc. p. 416—418 und den Reinhardabr. Annalen
entnommen. Dieselben Erzählungen hat auch die dtlr. Chronik, aber
/n Anderer Ordnung; §. 436 den Zur liÄeV Poleu^ 437—438 die Sage
DIE EESTE BEARBEITUNG DER DÜRING18CHEN cnRONlK ROTHE'S,
W^^
fon dem Krämer, 439 vgm Ritter Waltmann von Sedelstadt, 441) den
tnz in Eisenach, 44J die Zeretßruag des Bergfrits bei Reinhardabrunii,
! die Heerfaiirt um das Fuder Wein. Daran ist folgende Betracli-
; geknüpfl ; n« mercket was der mylde logunUiimf. fvrale arbeil ombe
jpicr elonter iciüen unde konle umbe aeipier armen leiole willen beitwnde,
■o iV wol ifekoi't hitt. wie her aeyneii esset vor Wirtd>wtj gemeht hat
hI« wie her mit groasem heere y» Polen xoch vor Lvham, vnibe das der
rVM^ vam Pofen aeyne burger, die koufmaiuchatz yn PöUn nrnie yn
Ttgim »aclUenj berotthet unde gesehjfiidet hatte. Diese individuellen Be-
»JtDiigen stehen in offenbarer Beziehung zu einander; die eine ist
r ftiideni nachgescbrieben, und zwar rrscbeint die in der dUr. Chronik
■Is eine Wiederholung und Enveiterung der andern mit Bezugnahme
f die vorher erzählte Besubützung des armen Krämers, Sieher haben
eide einen gemeinsamen Autor.
Bl. 254* wird die Ländertheilung des Markgrafen Heinrich von
[dßen mit seinen Söhnen Albreeht und Dietrich nach der bistor.
iMidgr. bei Ecc. p. 4.S2, 26—32 oder bei Piator. c. 63 so erzfthlt:
AUo man »chrtib nach criati gebori tufiaii CG. LXV iare, da teilte aick
! heinrieh mit sinen »on, die zeu tvren jaren nii kommen waren,
tiäo das her <mt behilt missener landi vnde aime sone dittheriche gab her
■ tku otferlandt vnde did marcgi-afi'eschaft zu landtßherg, vnde aime sone
Albreehte gab hei' yn das landl czue doringen vnd das phaUsgraßetum zu.
Saehaxn. Das Pfalzgrafen thum zu •Sachsen erwähnt keine der beiden
Lfutd grafenge schichten, das hat der Chronist hinzugethan. In iler dlir.
(3ironik kommt diese Lftndertheilung zweimal vor. Der erste Bericht
{. &0& stimmt mit den Qnelhn ühnreiu. §. 517 aber, wo nochmals
^von die Hede ist, hat den Zusatz: dißer lantyrave Alhrechi irit* mech-
tigk yn Uorytigen vivle teas ouch rforzu eyn phaltz^-ave zu Sachße».
Bl. 257'' — 2.^8' werden die zwischen dem Landgrafen Albrecht
rad seinen beiden Söhnen Friedrich und Dietrich jiusb rech enden Feh-
den nach bistor, Landgrav. Ece. 442, 49—60 erzfthlt. Der Markgraf
Friedrich filhrt zuerst einen Biachof, der eyn sunderlicher ratith was
landtgmuen Albrechlia, in Gefangenschaft, wird aber dann «elbst von
Hmn Grafen von Käfernburg gefangen und zu seinem Witer auf die
Wwtbarg gebracht, rfer hilt on da gefangen vilnoek eyn Jar. da ijitame»
' lidhe, dir m beymelichen mit deme aoni' hi/dm, csii wartperg vnde
WAh om des nac.htis uß denw gefengnisse mide n/ivufn mit oji, loa* s!'-
bringen vioekten, vnd^ «fegen hindene bie der cisUn'ne obir dirf
n J'riddriche vnde brachten on darvon. da strafften
I, her sich widder den viter also
'<::t^*A^^J
154 AUG. WITZSCHEL
antworte her: alles da$ her an myme brtidere vnde an mir thut, de» tot-
gefie ich tcol, dbir des hissee, den mir myne mutter seüige in mynen badba
gAiesen hat, des kan ich also wenig vergesse, also mir der narwe ahegM
Dieser Abschnitt stimmt im Ganzen zusammen mit der dür. Chronik
§. 543, daß al^er die Freunde und Helfer des jungen Markgrafen die
Mauer der Wartburg „binden bei der Cisteme^ Übersteigen, ist dei
Chronisten besondere Ausmalung, die er hier anbringt, wfihrend nadi
der dtlr. Chron. §. 601 der Markgraf auf diesem Wege die Wartboig
ersteigt und gewinnt. Auch die Worte, welche Friedrich den Anhingen
seines Vaters und ihren Straireden entgegnet, lässt die dlir. Chzmnk
§. 545 ihn bei einer andern Gelegenheit sagen, bei der Aussöhnung
welche der römische König Rudolf zwischen dem Vater und seinen
beiden Söhnen unternahm. Diese Ausschmttckungen der geschichtlichen
Thatsachen, in beiden Chroniken zwar abweichend angebracht, ht-
stätigen gerade dadurch und durch ihren gleichen Wortlaut den gemein-
samen Ursprung und Verfasser.
Bl. 258^: Dae erheittt: landtgraue Albrecht dar nach, uye das her
die hindere erbelos gemachte, vnde ließ einen son, den her hatte hie hmMm
von ysenberg die wile das sin eliche frawe noch lebethe, elichen von desu
konnige vnde her meynte her wolde denselben kebißson ezu eyme henm
in doringen gemacht habe, da wolden om die erbam luthe nicht hmUe
nach die stete, da gab her om Thetieberg in vnde das gerichte, das isr
zcu gehöret, vnde syn wapen was ein hmther lawe mit eyme helme Mr
das houpt gestorczit, vnde syn name was landtgraue Apetz. Das ist nach-
erzählt den Worten der histor. Landgr. bei Eccard p. 443, 21 — 30,
womit auch die bei Pistorius c. 73 übereinstimmt; aber weder die eine
noch die andere erwähnen das Wappen des Landgrafen Apitz. Die
Beschreibung desselben, die in gleicher Weise in der dflr. Chronik
§. 545 vorkommt, ist des Chronisten eigener Zusatz, und zwar des
Joh. Rothe, der in seinem Ritterspiegel v. 621 — 628 sagt:
Wer einen fogil adir ein tir
Furit an sime Schilde,
Dar an sult ir nu merkin schir,
Ez 89 zam adir wilde y
Ist em das antlitze bednckit
Adir sint em die ougin vorbundin.
So was die mnter der er in nackit,
Do eme das woppin wmi fundin.
Eunigunde von Eisenberg war gestorben nach unserer Chronik
BL 260^ im Jahre 1297, vnde kwmc obir eyn IvoDm ior dar ma/ck or #w
£ ERSTE BEARBEITUNG DER DÜRIN6I8CHEN CHRONIK ROTHE*S. 155
^dignme apito, von den sieh aüü obü czu doringen gehahm haXU, vnde
i worden beide ezu sente katherinan vor ysenache begraben vnde besehiden
i dmne elottere da$ dorff zu deme langen hayne, da$ sie nach beeOeeen
de on eidder von den fureten bestetigit wart essu selgereihe. Die Sohen-
mg des Dorfes Langenhain bei Waltershausen ist des Eisenadier
ironisten Zusatz, die histor. Landgr. bei Elcc p. 44t, 1 — 7 mid bei
iftor. c 80 sagen nichts davon. Die Worte aber: da$ eis nach 6e-
ScMR vnde on sidder von den fursUn bettetigit wart ceu eelgerethe darf
tax wohl aof dieselben Anfechtungen, welche nach der dtU*. Chronik
568 das Kloster später von den FtU*sten wegen dieses Besitzes gehabt
t^ beziehen y ond wie diese Worte auf derselben genauem Bekannt-
liaft mit den Klostenrerhältnissen beruhen, so haben sie auch den-
Iben Autor.
BL 262 wird Folgendes erzählt: Also das erkante frawe Alheit die
wäigrqfinne das or stiffson vnde or tochter, der or eydam worden was,
w van deme lande rnochien kommen, so gab sie om wiße vnde wege dar
^, das her uf wartperg quam, wan sie hatte landigrauen friddriche
s» mfdem cssu male Üb, aber vor sime vatere gar hegmdichen. da das
B von ysenaehe vomommen, da czogen sie in den hayn vor wartpergk
'i des kanmgis voyten vnde buwetten widder die yseneeher borg vnde
wäMien den bergk, vnde die von erforte vnde die von moihußen vnde die
n narthußen lagen mete daruffe von des hmnigis bethe vnde geheiße
^gen, vnde yr ygkliche stat hatte or eygene koche daruffe, also das nach
wifien fftnff kellere, die daruffe in den stein gehawen sint, vnde satezten
ne bliden czuschcn die yseneeher borg vnde die viheborg, dae die bUden-
ü in den berg gebrochen ist, vnde worffen stettlieh zu wartperg zu, vnde
r vaier landigraue aU>reeht der muste wartperg rume vnde kmdtgraue
iddrich der brachte sine hußfrawe da keyn wartperg czu der mutier.
fo da dÜL eyne lange wile gewerte, das on spise daruffe gebrach vnde
\ste gebrechen leden, da reyt landtgraue friddrich czu sime swagere deme
rezogen von Brunswig, vnde mit des hülfe vnde eines bruder uß deme
terlande vnde missen so spisette he wartperg mit gewcdt vnde treib die
n ysenache von der frawenborg, vnde da ober der stat hiJt her die wile
\t dryehundert mannen mit hebnen. vnde da seibist quamen die wayne
r uß deme sengilbache, vnde des fueßvoOcs mit den wagen was ane czal,
de fing des konnigis voyte vnde gar vil luthe, die von der yseneeher borg
IS gerne gewert hetten, vnde fürte sie keyn wartperg vnde satezte sie da
u da starb or vü hungere in deme gefengnisse, vnde des konnigis voyt
r starb da auch, vnde die von ysenache die holten on vnde vxirt be-
aben esu den predigem.
166 AUG. W1TZ8CHEL
Den Kern der ganzen Erzählung finden wir in der histor. Landgr.
bei Pistor. c. 81. Die dort erwähnten Ereignisse sind aber hier nil
Zusätzen ausgestattet, die auf des Chronisten eigener Kenntnias dieser
Örtlichkeiten beruhen; denn von den einzehien Flfttsen, welche die
verschiedenen Belagerungsmannschafien eingenommen hatten, von des
fbnf in den Felsen gehauenen Kellern und Küchen ist dort keine Bede.
Diese Zuthaten lassen zunächst den Eisenacher Verfasser bestinnt
erkennen, daraus aber, daß dieselben Notizen auch in der dflr. Cihitmik
§• 601 — 605 vorkommen, erhellt, daß dieser Ver&sser Job. Bothe ist
Albrecht Knut hatte gegen den Markgrafen Friedrich den Frei-
digen übermüthige Rede geführt und gedroht, ihn wieder von den
Lande zu bringen, zu dem er ihm geholfen habe, da amtworte der hent:
das ml ich bewaren ab ich kan, vnde liß on angrifen tmde Uß om ew-
«ftincb den kaph ezu ysenache uff deme margkte abeslahen vnde on en
den fredigem da selbis begraben. So unsere Chron. Bl. 269** in Übor-
einstimmung mit der dür. Chron. §• 634, die noch hinzusetzt: ebdidu
kronieken sagen das her an Heß yn dem stocke erworgen. Die histor.
Landgr. Pist e. 88, welche hier als Quelle gedient hat, sagt: jFVJakrin»
marchio quendam nobilem Albertum Knut pro aliguibus fiivoUs vmim
prolaüs — turri mancipavitj qui mortuus est et sepuüus in eonvenhi frsr
trum praedicatorum in Ysenach, Und das chron. Samp. zum Jahr 1318:
Friderictis marchio quendam militem dictum Knut pro aliquibus frivdt
€i indoete prolatis captum in Warperg fame miserahiUter neea»iL Beide
Chroniken stimmen also hier gegen ihre Quellen überein; Job. Rolhe
folgt, wie es seheint, einer Eisenacher Überlieferung.
Bl. 280*'— 281': Der herczoge von Brunswig, genant heretoge AlbreeÜ
vomme saltze, roubete die erbam luthe in deme lande cssu doringem twie
tath on vil obirlasts vnde tcolde des nicht laßen durch des landigrüfm
friddrichs von doringen willen, vnde sprach: her roob sin landi vor dm
doringen wol behalden, ab es marcgrafen reynette, vnde hiU des aße rouhen
uf. da sammette landtgraue friddrich der frnntholde egn grofiis meektigi*
heer, also es vor bie LX jam ye gesehen wart, vnde czoch in saehxen vnde
gewan die hindenborg vnde wynthußen vnde nach andei'e czwey stoß, vnde
vorherefe om alle syn landt vnde vorbrante sine dorfere vnde legte sieh
vor das saltz vnde lyfi wei'gk vnde katczen machen vnde treib sie hgn czM.
da hatte der herczoge eyne blye buchßen vnde schoß in das wergh, dits,
was die erste buchße, die man in diesen landen hatte voimommen. da brachte
landtgrafe friddrich on dar czu, doft her om nviste vorgißeln nach cw
ryihen keyn ysenache vnde sich guttlich mit om czu sunen, dar nach brach
Aar den /rede, da czoch aber landJtgirafe j^riddricK ohxr o«\ omlcru;^ mit
<fcAt hi/Sent gewapenten vnde brachte on czu steter «utie.
DIE EH8TF. BRARBEITl'NG DER DCRISOIBCHRN CHRONIK ROTHE'S. 157
Dieser Abschnitt ist aus der histor. Landgr. Pistor. cap. 114 ge-
aommen, wie der Wortlaut mehrmals zeigt, und hat denselben Zusatz
nber die Belagerung des Schlossea Salza, der auch in der noch wort-
reicheren Diirstellung der dUr. Chron. §. 706—707 vorkommt. Aber
die Abäaderung der Worte „venire in ITm/ringiam" des lat. Textes,
welche in der einen Clironik nach czu rylken keyn ysenacke, in der auderu
jpt yaenaehe zu kommen lautet, spricht deutlich für den Eisenacher Ver-
gaser Job. Rothe.
Zuletzt filbre ich noch eine Stelle an an» dem Berichte über die
Qe&ugenschaft Ludwigs des Springers auf dem G ibichen stein , den
unsere Chronik nach der histor, Landgr. bei Pistor. c. 15 gibt, wie
(Ke gleiche Reihenfolge der vorangehenden und nachfolgenden Ab-
schnitte sieht bezweifeln lässt. In diesem Berichte heilit es Bl. 302'':
W «jori (der Graf Ludwig) oth6 «ner krangkeif wiütn, alio her sich
AtUe, uß rfetn ve»ter gi-sloßm Wide sech* frbar luthe die saßen mit om
äff drr kemwitteit besloßen imde htitten nyn. Diese sechs Wftcbtor kom-
men wieder vor in der dür. Chronik p. 1676 (§, 347): wkVb dy gyn
hatten dy hattin dan ■nwsßh-nefi wo' onde veste bailossin, der tcas sechse.
Duca bemerkt Hr. v. Liliencron: „Da alles übrige der kürzeren Dar-
stellung der beiden (Quellen (nändich der Annall. Reinhardsb. p. 12, 16
bis 13. 24 und der histor. Landgr. Ece. p. 357, 5Ö— 358, 14) hinzu-
^(bgtr Detail ganz tiiebtlich nur Ausschmückung des Chronisten selbst
i«t, Bo wird man sich filr dieee sechs Wiit-hter nicht nach einer andern
Quelle- umsehen wollen." Kilr uns ist da« Erscheinen der sechs Wächter
in beiden Chroniken ein un verwerfliches Zeugnis» tllr Rothea Autor-
achaft auch von der in Schlorffs Abschrift enthaltenen Chronik.
Diese unxweifelhafte Autorschat^ erklltrt nun ganz von selbst die
vielfache, fast durchgehende LTbereinstiramung der beiden Chroniken
in ihrem Wortlaute und Ausdrucke. Beft'hten wir dieseii Verhaltniss
KCDauer, so begegnen wir dem gleichen Wortlaut zunKchst in einer
ziemlichen Anzahl gröüerer imd kleinerer Abeehnilte, welche vom
Anfang bis zum Ende in beinahe unveränderter Fassung und nur mit
geringeu Abweichungen in beiden Chroniken stehen. Aber auch in den
Abschnitten der dtlr. Chronik, welche den Inhalt in Schlorffa Hs. ent-
weder kürzer und gedrängter oder umlangliclier und mit allerlei Er-
Eeiterungeu wiedergeben, finden wir auffällige Ü herein Stimmung. Eine
ergleichung der Hs. Blatt lUr Blatt mit der dtlr. Chronik zeigt, daß
ozer Inhalt mit Ausnahme der ihr allein gehörigen Stelleu und
litte theila vollständig und Wort Rir Wort, wenn auch nicht
einer andern Ordnung und Folge, in die äüi. Cä«ö^'^ "«S.*i.fex
I I
158 AUG. WITZ8CHEL
anfgenommen ist, theilB versteckter und Yerschluiigener gleich eioen
rothen Faden sich durch dieselbe hindurch zieht Scheiden wir in eine
nicht geringen Anzahl Capitel der großem Chronik die einaebieD d
anwesentlichen Zuthaten aus, womit J. Rothe den geschichtlichen Sld
seiner lat Quellen vermehrt hat, beseitigen wir auch die der eigonl
liehen Geschichtserzählung vorgesetzten Einleitungsworte , die durd
ihren Sinn, öfter noch durch die seltsamen Wortstellungen midbUei
und nur angebracht sind, um in die Anfangsbuchstaben der Capite
das Acrostichou zu legen, womit des Verfassers Name, Person um
Lebensstellung verewigt wird: so bleibt beinahe überall der Inhal
unserer Chronik, meist auch dem Wortlaute nach erkennbar/ nur alUi
llbrig, wenn auch durch Umstellung und Vertauschung einaelner Au
drücke und Bedewendungen bisweilen abgeändert oder durch fis*
fbgung von Worten und Sätzen ins Breite gezogen. Die kürser gefiustei
Berichte dagegen stellen sich in den meisten Fällen als unverkennbüB
Auszüge aus unserer Chronik dar.
In Beispielen diesen Sachverhalt nachzuweisen und anschaolifili
zu machen, muß ich hier unterlassen. Den einen oder andern Absehnitt
auszuschreiben würde daftir nicht ausreichen; die genügende AnnM
aber von beweisenden Stellen zu geben gestattet nicht der Raum, vi
den ich mich zu beschränken habe. Ein Beispiel fast wOrtlich flbereiD-
stimmender Darstellung ist enthalten in der oben ausgehobenen EnA-
lung von Heinrichs Kämpfen mit seinem Gegenkönige Rudolf von Bhei&-
felden. Auch auf Ursinus Chronik kann ich nicht gut verweisen, ikr
durch und durch verderbter und interpolierter Text kann dieser BeweiB-
ftlhrung wenig dienen. Zur Noth lassen sich vergleichen die ElrsähluiigeD
von Dietrich und Irminirid p. 1244—1248 mit §. 159—168 der dfir.
Chronik *) und die von Joh. Rothe besonders ausgeschmückte und in
Oang gebrachte Sage von der Flucht der Landgräfin von der Wart-
burg p. 1297 f. mit §. 519—521.
*) Waa wir am Ende dieses nach Ekkeh. 176 flg. gegebenen Beneblet fibef
die Kämpfe zwischen Dietrich und Inninfrid in unserer Chron. Bl. ISO* noch lesen:
die Sctchfien die heatalten Schidingen vnde vormantmi den konnig Hnei gelobdi», der fsi
ofi Sckidingen vnde waa andernt der Vruinä lag m aUeme rechtm. dU geeehatk «cd
eritti gthort DXX jar. da buweUen He dar nach die bürge, die nach der Saehxen imrf
heißen vnde die nam der aide riUer Hag yn, vnde von ttime getUchte eint die erhar bäh
hmunen , die vor dem, Uartze tconen, genant die Hacken, also bleib der erheim UUke fi
tu doringen, die Sachxen xcaren vnde nue doringiech sprechen, man wil OMieh dae sii de
geexUen die von Staiberg eich erhüben vnde Stalberg buufetten etc.; nndwas mm Tlieil ni
denselben Worten, doch etwas breiter auch in der dür. Chronik §. 166» 7 lad 161
wieder rorkommif gehört ebenfalls zn (Veii KTmse\Kvn^<i\rancEa , die Job. Roth^ des
DIE EBBTE BEABBEITUNG DER DÜRINGI8CHEN CHRONIK ROTHE*S. 159
Dieses bloßgelegte Textverhältniss der einen Chronik zur andern
hat noch andere beachtenswerthe Seiten. Zuerst widerlegt es die schon
berührte Meinung des Heim v. Lilieneron, daß die zweite größere
Hilfte der dttr. Chronik unmittelbar auf die von Eccard abgedruckte
historia de landgraviis Thuringi» gegründet sei. Sie beruht vielmehr
auf unserer Chronik. Diese ist beinahe vollständig in das größere Werk
hineingearbeitet und von der darin enthaltenen dttr. Landesgeschichte
der eigentliche Kern, an den sich die ganze ttbrige Kirchen- und
Profangeschichte und jede Vervollständigung aus schriftlichen Quell^
Volkssagen und Localnachrichten angesetzt haben. Die dttr. Chronik
gibt sich in ihrer ganzen Beschaffenheit vom Anfiuig bis zum Ende
als eine zweite vermehrte und erweiterte Ausgabe unserer Chronik ssu
erkennen; eine genauere Betrachtung und Vergleichung der beiden
Werke kann sich dieser Überzeugung nicht verschließen. Selbst der
IVolog in Schlorils Hs. mit der Dedication an den Ritter Bruno von
Teideben ist stellenweise ftir das der Landgräfin Anna gewidmete
größere Werk benutzt worden^ 16 Strophen sind daraus als Bausteine,
ein wenig behauen und anders gestellt, zum Aufbau der gereimten
Vorrede nochmals verwendet und darin angebracht.
Der sprachliche Einklang der beiden Chroniken ist auch ftlr ihre
Tezteskritik nicht zu ttbersehen. Daftlr nur ein paar Beispiele. In der
ditr. Chronik p. 1649, 37 (§. 167) heißt es: riüer Hag der gab gynen
fnmdin egn zceichin yn deme erstin slaffe vnde quamen gtälingin zcu der
äad vnde degin vngemeldit obir dy toechter vnde quamen yn dy stad vnde
riffn er keyner mit grofiim gedone. Statt des sinnlosen keyner hat schon
Bech kreyer vermuthet Diese Vermuthung wird bestätigt durch die
Hb. des Fabricius auf der Bibliothek in Weimar und durch die Worte
in SchlorflEs Abschrift Bl. 179*: cdsso quamen sie czu der stadt in deme
enUn klaffe vnde etegen daryn vnde begunden da ore kreyer rufen. Das
Wort kreyer braucht Rothe wieder §. 661.
p. 1666 (§. 329) wird vom Kaiser Konrad erzählt: vnde der fiom
qpi wip, dy hiez Crifide vnde waz keyser Heinrichiz dez eretin eweethr.
So auch Cod. Fabr. Dagegen steht nach den Worten der histor. Landgr.
Ecc p. 351: Canradv^ duxü uxorem nominis CHselam, quae erat fiUa
flioff und Inhalt seiner Vorlagen so gern und so oft hinsnsetzt und damit seine Antor-
Mhaft anch von unserer Chronik kund thut Auch die kleine Variante in beiden Er-
riOdimgen, wonach in Schlorffs Tis. der erste Kampf hie deme Wwemehe, in der dttr,
Chronik hejf Bonebergk geschah, ist nicht zu übersehen. Sie IMsst wenigstens die eine
Chronik nicht als eine Epitome aus der andern, sondern jede als eine selbttindi^e
Arbeit erscheine».
IßO AlTO. WTTZ8CHEL
snrorü Henrid bei ScUorff BL 196*: der nam ein te^, di* hiß
vndt die was keißer Heinrich» de» erttim meetter toe/tt«r. ITiul so ä
der dttr. Clironik za verbesBem. Vgl §. 257.
p. 1743 rg.519") lesen wir, daß der Landgraf Albert Beiaer
gram ward vndf, hfit^ er gerne vorgebtn tmde mockU 4at nicht zeu
vor er gehmein diftiem, bei Schlorff dagegen Bl. 255' finden wir: e
A*//*' »iner frmoen m/trgkarethan gerne Vfyrgeben mide hmde da» incAt
vorborgen czu irfge hrengen. Das Wort toege ist in der dar. rThronilc I
gefallen, wie ancli der Cod. Fabr. beatÄtigt.
p. 1745 (§. 521): in deme riUerhuße wordin tcn Warp^ atS ■
linkntkin leu kouße geimndin, als die Landgräfin Margaretha von
Wartburg zu fliehen sich anschickt. Statt Unkotkin hat die Sondenfc
Ha. hlathin. Beides ist verdorben und der Fehler bcniht aaf der
hftufigen Verschreibang oder Verlesung der beiden Buclifitabeo e und
Schlorffa Hs. hat Bl. 256": da nam »ie (Margaretha) ore kUynotle \
or gelt vnd« ging uf da» ritterhiiß mit dornte liofemeiatere. der Uß »ii
eyme fengter nß an »eilen vnde lylachen. Und so hat J. Rothe in
dflr. Chronik geschrieben entweder litachin oder linlackin. Der Cod
Fabr. hat UiUich. Vgl. noch Binhard tbür. Chronik p. 197. la der
art der I>r. Hs. UntMthin ist außerdem noch das zweite t la k
schrieben.
Umgekehrt lässt sieh auch Schlorffa Abschrift, die an mel
Stellen lückenhaft ist. aus der dür. Chronik ergänzen und verbi
Bl. IM": Nitrh rrviti gehört- DCCXXVIII iar da buwifte Mn(« honifa
fritachelar, da vxu vur kmne »tat-, da iva* wa»»er uff lyti berge darvmi
»ntrzte der habt»!, den bifschoff zk mi-nlze nlt*- vnde natexte »erä bonifa
an »ine ttadl u. s. w. Die LUcke zi-igt der Sinn und eine Vei^leiohtittj
mit der dUr. Chronik p. 1653 (§. 193—194); den ungemhren MaDtta!
dafilr gibt Bange Bl. 27*. Darnach mischte man ergänzen und sebretben;
nach eritti gebort DOC'XXVIII iar da fiunfit" nente, Bontfaciu» ßr^
»f.helar. da wo» vor keine »tat. da wi» nndirgit de» inaßer» >iff eime i
*.in klein »tetirkin, da» hieß dfir gehurbergk. da wom heiden njfe,
tmkartf h»r warf« Imtnile ein« kerehin tn »enfe Brigiden ere. tMeh
fgorh her iriärrr kein rome znt deme babinfe vnde vorkundigele dame
her getan haltr. der baaletigefe on dit mite gab am vordir getealt. In
ifextiten Uli» rin hUachoß zeu Mentcze, der hieß Geroldu» vnd« liu
»on, ilur hieß GerwUib, dar icart bigschoß' vnde inlug den mit
kant, '^"W »inen vai/r irghig. ilarvmhc unia*» der babiM den
mmfM ot« u. ». w.
ff/. 21(t: f'«' ohgenanle Inndlgraa doringe*
dtt gtbar nach ^ne tochUrf f
etealt, /it Ai
i
DI£ ERSTE BEARBEITUNG DER DÜRINGISCHEN CHRONIK ROTHE*S. 161
konnige zu behmen. Aus §. 370 • der dür. Chron. wird etwa zu
Schreiben sein: die was die schönste vnde om die libeste, die gab her
"VI. 8. w. Bei Ursinas p. 1267 finden wir nur die hieß Gutte vnd was die
Jnggie, die gab er etc.
Bl. 228^ wird erzählt, daß der Landgraf Hermann nicht in Rein-
lardsbrann, sondern nach seinem Willen zu Eisenach im Katharinen-
UoBter begraben ward, in dem andern jare dar nach da starb syn son
imvian eyn jungding vnd der koß bie einen vater vnde wart da begraben
ttii sente kattherinen in deme kohre. Hier ist gewiß zu schreiben: der
hoß eine bigräfi bi sime vater u. s. w. nach der dttr. Chron. §. 424*.
Die ganze dür. Landeschronik in Schlorffs Hs. von Bl. 196* bis
261^ ist ihrem Hauptinhalte nach, wie ich schon oben gesagt habe,
AHB den beiden y von Pistorius und Eccard herausgegebenen Historien
tlber die Landgrafen in Dtlringen genommen. Woher stammen aber
die andern Erzählungen verschiedenen Inhalts, welche auf Bl. 160^ bis
195^ dieser Chronik vorangehen? Ich kann diese Frage nur theilweise
keantworten; nicht fiir jeden Abschnitt ist es mir bis jetzt gelungen
die sichere Quelle aufzufinden. Es sind mir zu solchem Suchen leider
lüclit die nöthigen Hilfsmittel zur Hand.
Zuerst lesen wir auf Bl. 161'' — 170' biblische Geschichten von
4er Erschaffung der Welt bis zum babylonischen Thurmbau, aber nicht
XSUMsh Genes. Cap. 1 — 1 1 erzählt^ sondern nach der historia scholastica
des Petrus Comestor. Ob Joh. Rothe aus diesem alten und vielbenutzten
^ferke das ihm Brauchbare selbst ausgewählt und zusammengestellt
liat oder in einer jungem Arbeit schon ausgesucht; geordnet und zu-
rechtgelegt vorfand und dieser dann nur bequem gefolgt ist und nach-
"^ .geschrieben hat, wage ich nicht zu entscheiden. Ich möchte aber glau-
Iwn, daß zwischen dem gelehrten und berllhmten Theologen in der
zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts und dem schreiblustigen Chronisten
«OB dem Anfange des 15. Jahrhunderts, dem liistorische Kritik, Prüfung
und Auswahl bekanntlich etwas fem lag, wohl ein Vermittler gestan-
1^ den haben dürfte, der ihm vorgearbeitet und seiue Chronikenschreiberei
^ oder vielmehr Übersetzungsarbeit erleichtert hatte. Die historia de land-
■ graviis Thuringise Pistor. beginnt also : Noe hdbuit tres filios, Sem, Cham
%- dJaphet. ab illis ortae sunt LXXII generationes seu gentes. hinc e^t, quod
- ChriMhu misit ad iüas LXXII discipnhs: hae generationes seu gentes
"^ LXXII disseminatcB sunt per orheni et mundum in trihiis partibus, ita
^ ^nod munäus est divisus in tres partes: ita quod Sem cum sua generatiotie
I nrtäus est Asiam, Cham cum sua generafione Aphiaim^ Ja^^hot E\iTo^aT\\>
I ^eäpariem mundt ad aquilonem seu ad plagam 8eplentrioual««x , »otV,\\\v%
162 AUG. WITZ8CJHEL
est cum Septem ßliis suis et filiis filiorum. Das alles scheint surückii'
gehen auf eine Stelle in der historia scholastica Cap. 37 : Bedü Mogm
ad principium genealogiae Noe, dicetis: hae sunt generationes fiUorumSait
et incipit a Japhet minari, ut ultimo loco ponatur Sem, cujus succestimm
texere intendit: texuntitr autem ex eis LXX duae generatianes, quiMisem
de Japhet, XXX de Cham, XXVII de Sem. hi tres disseminati smd
tribus partibus orhis secundum Antiquinum, Sem Asiam, Cham Aphnem,
Japhet Europam sortitus est, vel expressitis dicitur secundum Josefhus
fiUi Japhet tennerunt septentrianalem regionem a Tauro et Ämemo, mat\
tibus Ciliciae et Syriae, nsque ad ßuvium Thanaim, in Europa vero wsftt
ad Gadira. Seine Bekanntschaft mit Petrus Comcstor und dessen Be-
nutzung bekennt der unbekannte Verfasser der LandgrafengeschidilB
noch bestimmter im 2. Cap.: et hoc tangitur in historia scholastiea tm
didtur: y,f actum est eo tempore discidium inier Romanos pro P&mftjoi
Julio Caesare."^ Diese Worte finden sich vor in der histor. schoL (edit
Venet. 1729) p. 559. Es wäre daher wohl denkbar, datt jene historia Jb
landgraviis, deren Anfang so wenig als der von der andern bei Eeeui
uns vollständig und imgekürzt in den gedruckten Ausgaben Torzoliegci
scheint, mit der Schöpfungsgeschichte wie andere mittelalterliche Chronika
und Geschichtswerke begonnen, und diese Geschichte bis auf Nodi
nach Petrus Comestor fortgeftlhrt und erzählt hätte. Es müBste MBA
der Verfasser auch den Anfang des Prologs zur histor. scholastica wM-
lich Air sein Werk benutzt und angebracht, nachher aber selbständig ii
einer seinem Zwecke angemessenen Weise fortgesetzt und zu Ende ge-
führt haben. Joh. Rothe wtlrde alsdann diesen ftir uns verlorenen Anfing
der Landgrafengeschichte nach seiner Weise nur übersetzt haben, wie
er die gleich folgenden Abschnitte daraus entlehnt und bisweilen woil-
getreu wiedergegeben hat. Doch ich will bei dieser Vermuthang niehft
weiter verweilen.
Das aber steht fest: die biblische Geschichte in Schlorffii Hi^,
ein Stück mittelalterlicher Historienbibel, beruht wie auch in der anden
dür. Chronik hauptsächlich auf der historia scholastica und ist darsM
mosaikartig zusammengesetzt. Den Bew:'is daftlr werden nachfolgeodi
Beispiele geben. Absichtlich bringe ich aus der Hs. nur solche Stdieii
bei^ die in der größern dür. Chronik entweder anders gefasst sind oda
gar nicht vorkommen.
Hs. BL 163*: Adam dufetsich rote Histor. schol. Cap. 18: Et
erde, wan her dar von geschaffen tcart. sonat rubeus vel rubra terra, fuia st
her pah sime wibe den namen Eua, cundum Josephum de rubea terra cott
das sich dutit leben, v:an von er so «persa f adus e«l. — tiii|;oiiiä m •
3TE BEAHBBITUNa DER DÜRINaiSCHEN CHRONIK ROTHE*S. 163
aZiud nomen, Eva, quod sonat mUi,
eo quod futwra esset mater omnium
viventium, — dixü eam Evam, quasi
aUudens ejulatui parwdarum'; maseu-
lus enim recenter natus ejuiando dicU
a, mulier vero e; e vd a, quatquot
nascuntur ab Eva.
Cap. 25: past aliosXVannos naius
est ei Abel et sorar ejus Ddhora. —
Abel, quod sonat luctus vel moeror vel
vapor,quasicitotransüuirus; — tarnen
secundum Josephum interpretaitur ni-
hil hie, quia non rdiquii semen super
terrafn.
alle lebinde luthe. so eyn kint
nrdet, ist es ein knechtichen,
U es a, ist es ein meidichen,
ü es ee. darvmhe so sprach
€ schrien edle e ader a, die
Int von Eua, Vgl. dür. Chron.
iS^i Also die toerü gestanden
issig jar, da wart adame ge-
i san Abel vnd delbora sin
Abel dutit sich betruhnisse
dem, wan her zcitlichin vor-
dner eldem betruhnisse, aber
osephu^ außlegit, so bedutit
Ü das, wanne her reyne vnde
irb vnde liß nicht hindere uff
wanne her numme dan XV
XU.
4^ von Lamech, dem Sohne
Ts heißt es : disser was von
me rechene der sibende vnde
le vnder den andern vnde ein
her was der erste, der zwey
e vnd ein eebrecher, her was
gesetcze qdams vnfiirs vaters
brach: es werden zwey in
sehe. vgl. dür. Chron. §.11
i.: also die werü gestanden
IXXIIjar, da gebar iaredth
einen son vnde oho lamech
ide Mich adame in Cayns ge-
^e vnde der snodiste waz, oho
ser Enoch, der sibende auch
ime in Sethis geborten, der
vnde der heäigiste biß uff die
on got nam in das paradiß.
\ Chronik §. 14 am Ende.
ie weitem Erzählungen von Lamech und seinen Kindern Jabal,
ind Tuhalkain und ihrer Schwester ^oema ^Aer \DÄAr%d\Ä^ ioA.
Cap. 28: Lamech, qui septimus ab
Adam etpessimus, qui primus biga-
miam introduxit et sie aduUerium
contra legem naJtufrae et dei decretum
commisit. in prima enim ereatione
unica unico facta est mutier, ei deus
per OS Adae decreverat: erunt duo in
came tma.
Cap. 30: sicut ergo in generatione
Cain septimus, seüicet Lantech, fuit
pessimus, ita in generatione Seth sep-
timus, sdlicet Enoch, fuit optimus,
et transtulit illum deus in paradisum
voluptcUis ad tempus.
164 AUG. wrrzscHEL
ziemlich wortreich ausgeftlhrt und bi*eiter als in der hiBtor. scholii
So lesen wir BL 165** von Tabalkain: der ging 2h fMe mö tnne
dere Jabcd vnde halff om der schaff vnde des vihes hnlhen, vnde i
äbe bome die heyde vnde struche, uff das ml graflis da gewuchße, da
her gewar, das ertz gesmultzen toas nß der erden vnde hatte g^touen
sieh geformet uff der erden vnde was geronnen vnde hart toorden.
das hub er uff vnde frfig es in das für vnde smeltzte es vnde farmetet
her vx)lde, vnde goß es. alzo lange treib her das an, das her aüerle^
vorsucht^ in deme ertriehe, ab es smeüze wolde, biß das her den ywi
anch vorsuchte, den fant her das her weich in deme füre wart, ab
wolde nicht smelczen, vnde darvmme so muste he erdencken, wie he
auch geerbeitte vnde zu nutcze brechfe mit slahene, wan es weük «
vnde goß einen aneboß von ere vnde hemere vnde treib da das t/ßen
czu her wolde. ditz geschach als die tcerlet gestanden hatte DCXl
dieser was der erste gißer vnde der erste smedt vnde meistier was
von eHcze vnde von ysene phleget zu machene.
Das ist geschrieben nach den Worten in der histor. Bchol. p
Sella genuit Tubalcain, qui ferrariam artem primus invenit, res ht
phidenter exercnit, sailfturas opertim in metallis in libidineni oati
fabricavit. — cum enim frutices incendisset in paseuis, venae metaü
fluxerunt in rivulos et sublatae laminae figuras locorum, in quäms ^
erunt, referebant. Vgl. dttr. Chron. 12.
Von seiner Schwester Noema heißt es in der Hs. BL löß*
obgenante tubalkayn der hatte eine sicester, die hieß noema. die fant «
die den schafen entfallen was, vnde want die ezusttmene tmde st
dai'uß ein turh, alzo man teckin ader horde machet, vnde erdackU
nach maneherleye gestncke vnde getcirche von woUen vnde von hasU
von andern dingen. Daiiir finden sich in der bist schol. p. 32 nn
wenigen Worte : soror vero Tubalcain Noema, qu€ie invenit artem c
texturae. Vgl. dtir. Chron. 12.
Der Abschnitt über die Sttndfliith erzählt Bl. 168': die eat
sie in die archke gingen^ fräs an deme sibenczenden tage des apnU»
zu ebirheymisch nysan heißet, da slofi sich das ertriehe uff vnde die I
gössen xoasser. das selbe fafhen die tcolken des himmds vnde es re^
allen enden virczig tage vn>le virczig nacht ane vnderlafi, vnde das v
ggng obir alle berge wie hoch die sint funffcssehn eile, nff das es die
gereynigitte von den sftnden der luthe, vnde oho hoch so sal aud^
für gehin vor deme jungisten tage, abir das paradiß das traff es ny
die arche geswebit hatte sybben monden vnde XXVII tage, da hehi
te^ einen hohen berge in deme lande amveniea> der da qmant ist l
S ERSTE BEAEBEITL'KU DKH DÜKINGISCHEN CHBONIK RflTHES. 165
csxhndeii mandeii vnde xinen erstäii tage, du tatk noe ein fenater
meh die iqiüczeii der berge blecken, litw nach obir XL tage da
ufi einen rohen, ditr quam nickt icidder. ah d^er ein aß funde
i aptßele nder ab her in deiiie wassere vorstarbe, des weiß man
e, w. Uos ist ziisamiuengeBQtjit aus folgondcu eiazcluen Sätzen
ist. hchol. p, 38: aeaxe'itesimo anno vitne tiKoe ingreaaus est Noe
cum OHinibna, qiuie dixerat ei dominus, quae et ntdu dieino et
ministei'io adducta sunt mense aecnado die XVIZ, qtii ab He-
im dicitur — Mogaes autem in legttimia Nisan, id est Äpritem
msem comtituit. p. 39: inffretso Noe in aream rupti sunt fontes
id €»t aqitae, quae »unt in visceribue terrae, et caiaractae coeli,
Jktuetrae, aperlae suttl-, id est nuhes. — e( pltiii supei' terram XL^
tt noctibrs et rievata arca in siibUme ferebaiur et super i
montea exerevü aqua altior cubüis XV, ut ablueret- sordes acris,
9«W amxndei-ani opera homimtnu ii^qne ad eitadem loeum ascetidct
jüdicii ob aeria purgationem. — coeperunt aquae minui meme VII, tta,
<fvad XXVII die vunisia reqaievit arca super montes Armeniae. — hu/'ua
däuvii et tirctte, ut ait Joaephits, memariam fadunt etiam, qui barbarorum^
reseripeeritni. — Mitnaase Dajuaacenaa de eisdem sie ait:
r Nvmidiam excdsiui mona in Arvienia, qui Baris appellatur, in
0» eonfugientäs sermo eat dUuvii tetitpvre liberatos et quernque in a>
i tlweetwn. decimo tandem menae prinut die meiisia apparuenmt caea-
I flBORlit«ti> cumque traitsiascnt XL diea, aperuit Noe feneatram et e^niait
Ml, f«i' noM reaei-tehatur, fotie interceptna aquis, vel inoeniens eupei'-
m» eadawrr in aquis est iüectua eo.
Der Prolog otlor diu Einleitung zur liistorica scliolastica lautet
ler ersten kleinem Hälfte so: Imperatoriae majealalis eat in palalio
kattitn miinaionea, anditai-ium vel consiatoHum, in quo jui-a decemii,
\wm in qua cibaria dtalrihuif, thalicmum in quo quicscit. ad hunc
imperator noatsr, qui imperal veada et man, mundum kunc liabet
tibi ad ntUum ejW (»nnia diaponunlvr. unde illud Jei'emiae:
et terram ego ivipleo. aecundum hoc dicitur dominua: unde domiai
pleaitudo sfus. anüaum jutti hnJ-et pro thalamo, guia deliciae
m' üt quieaccre et ease cum ßliis kominum. seeundum hoc dicitur
MI tt anima cujnaque sponsa. sacittm acripturam habet pro coenaculo,
(0 eia auos itiebrial, ut sobrioa reddat: uiidc ambuiavimtia in dotno
m eoaanuu, id eat in saa-a sciiptura id ipaum aapientes.
Wurtu IjLit J. Kotbe in seiaer breiteu uiuäeli reibenden Weise
t aber dann von der laL Vorlage ab und ^iht aa Aea
lAäl. Schriü mit einem Speiaehauae det ^Vt\is,t£vi«ö 'a.-o.-
wie es eciicint, desäcu 'W£U^& ^^^''^^wii^ "as^^
(CK- I;
166 AUG. WITZ8CHEL
Aosmaluiig. Das Ganze ist unter der Überschrift von de» kegmr» fdm
als Einleitung der nachfolgenden bibl. Geschichte vorangestdlt ul
lautet auf Bl. 160^— 16P also.
In deme namen gatis amen. In eynes heißere palae gtbam eitk m
forderet dreyerleye tvonunge zu habene, in den eine honnigldiehe gead
vnde ere erechinet. die erete wonunge ist ein eehonie wythee fj/ffeelbeMtlm
hueß, da her ynne ein gerichte vnde*) eynen radt 'heldet vnde ein vol^
heeammet, toan her mit on teydingen wiL die andere vxmunge iei ein mwiß
huß, da her mit eime volke zu tyeeche ^tczet vnde eine epiee vmme iejfA
egme igJdichen nach einer wirdickeit. die dritte wenunge ist »ine eUf
hämmere, da eine beevndeme gemach ynne eynt. in der »dbin wiße U
got vnßir heyeer vnd honnig die werü zcu eyme richtekuße, da her ym
richtet obir ein volgk vnde echichet nach eime willen vnde gebuHi der erdm,
deme mere, den winden vnde allen creaturen, nach deme also beeeknlm
»tekt: hymmel vnde erden erfoUe ick, vnde in deme »altere: de» herrinit
da» ertriche vnde alle» das darynne ist. eyn elaffkammer i»t die «sie vek
da» hercze eyne» ighlichen gerechten fromen gatfurchtigen menechen,
e» »tet ge»chrd>en in deme buche der wißheit: myn hut ist, da» iek
mü den hindern der luihe. eyn mueßhuß, da her ein volgk mne »pifU^
da» i»t die heilige echrifft, da mancherleyge tyeche inne »tdiin: eyn tgeA,
da man issit die heilige »chriJH nach orme gei»tlichen eyrme, toie grob ier
iext ist; eyn Heck, da man die echrifft voretehit in eyme vorbilde teie
gUehenieee; eyn tiech, da man die echnffi elecht voretehit also nie brtU;
eyn tiech, da man die geechichte vorhanden hat, die got mü den »im»
gethan hat; eyn tiech, da man vorhanden hat vnghwbiger vnde hofier Uk
Üben, uf da» man »ich davor gehute vnde auch gotie gerichte vnde wwHdet
darynne erhenne, also eint die hoete dieeer tieeche gotie Itbe, goti» guie,
goti» gedult, gotie demut, gotie barmherczicheä , gotie almechtickeit, gcßi»
gerechticheä, gotie wunderlichheit, gotie geetrengiheit, gotie gnade, goti» wiß-
heä, nach deme alzo ein ighlicher uß der heiligen echrifft ge»pißet werdä,
der eie UßL von diesen palae vnde ore »chickunge so schribet ezu erst an
der prophete moyeee vnde spricht: In deme anbeginne geeckuff got hymmd
vnde erden von nickte, hirmitte so schlußet her uß mancherl^?- vngUntben
der heiden.
Es beweisen diese Beispiele hinlänglich die Abhängigkeit der
biblischen Geschichte in Schlorffs Hs. von der historia scholastica
des Petrus Comestor und ihren Ursprung daraus, mag der Chronift
den Stoff selbst aus dieser Quelle geschöpft oder von einem andern
bereits gesammelt und verarbeitet vorgefimden haben. Nur andeuten
V •"^ f^th in der Hs.
■ DIE EB8TE B£ABBEITUNG DER DÜRINGISCHEN CHRONIK ROTHE'S. 167
?-'^iD ich noch, daß die aufgestellten Gründe und Beweise ftür Rothe's
■ Autorschaft von unserer handschrifU. Chronik gerade durch diese Er-
tfOilmigcn sowohl in ihrer Übereinstimmung im Ganzen und Allgemeinen
. aut dem gleichen Anfang der dür. Chronik, wie auch in ihren beson-
■^ dem Abweichungen davon und detaillierten Ausführungen eine weitere
: Stutze und Festigung erhalten.
Nicht mit derselben Sicherheit vermag ich von den übrigen Ab-
schnitten Herkommen und Abstammung nachzuweisen. Das meiste ist
UTerkennbar der historia de landgraviis Thuringiae bei Pistorius und
Stmve nachgeschrieben, bisweilen in wörtlicher Übereinstimmung da-
mit; die Kämpfe zwischen Dietrich und Irminfrid (Bl. 175^ — ISO")
sind nach Ekkehard erzählt, die Legende von Bonifacius (Bl. 182* — 190^)
ist eine deutsche Bearbeitung der lateinischen bei Mencken 1,834 — 851,
stimmt aber in ihrer Sprache mit der ebend. p. 851 — 864 gedruckten
deutschen Legende weniger überein, besser mit dem Texte, welchen
aus einer alten Hs. Herr H. C. v. d. Gabelentz in der Zeitschr. fbr
thür. Gesch. tmd Alterthumsk. Bd. 6, 235 — 248 mitgetheilt hat. Woher
aber J. Rothe die Stamm- und Gcschlechtssagen von den Grafen von
Henneberg, Schwarzburg, Käfemburg, Gleichen und Brandenburg, der
Herren von Frankenstein, von Treffiirt, von Wangenheim und von
Erfa genommen hat, habe ich nicht ausfindig machen können, auch
nicht die Quelle der Sagen von den beiden Mainzer Bischöfen Hatto
und Willigis. Die Sage von Trebeta und der Ghündung seines Reiches
bei Trier kann möglicher Weise auf die gesta Trevirorum (Pertz scrip-
tores rer. Germ. Bd. 8, 130. 145, 5) oder auf Ekkehard (Pertz scrip-
tores Bd. 6, 36) zurückgehen. Dieselbe Sage findet sich auch in der
zweiten von Merzdorf edierten Historienbibel p. 634. Vielleicht wird es
später möglich die unmittelbaren Quellen von diesen sagenhaften Be-
richten noch aufzufinden.
' Die dür. Chronik hat Joh. Rothe im Jahre 1421 vollendet, wie
das in den Anfangsbuchstaben der einzelnen Capitel angebrachte Acro-
Btichon bestimmt sagt. Die Abfassung unserer Chronik ftdlt natllrlich
m eine fiühere Zeit Das folgt aus ihrem ganzen Verhältniss zu der
andern, namentlich aus dem fast durchgehend genauen Anselüuß in
ihrem Inhalte und dessen Anordnung an die beiden lat. Vorlagen.
Es ist nicht wahrscheinlich, daü das größere Werk, wenn es vor dem
kürzeren aus den verschiedenen lat. Qeschichtswerken zusammenge-
tragen, übersetzt und niedergeschrieben wäre, ohne jeden erdenklichen
Grund in der Darstellung der dür. Geschichte und in der Reihenfolge
der erzählten EreigDiaae von seineu H.aupU\a^Wexi ^c^^Xft^ ^^gs^v^^^
ißin, während in einer zweiten, spätem BeaT\>^\\.\m% öät ^^» \j»5ÄR»r
16S
AUG. WITZÖCHKL
geschicilto dergleichen Abänderungen eich erklären und begreifen lasMo.
Job. Rothe wollte nicht allee nochmals in dereelbcn Weiec wiedergeben
und erzählen, wie er ob schon einmal gethan hatte, und hierbei verirrte
er eich eelbBt su unrichtigen Angaben, willkUrlioben AuBSchmilckungea
und Entstellungen der geechichtlicbt.'n Thataacben, denen wir in äst
dür. Chronik an manchen Stellen begegnen.
Schlorffs Abschrift schließt mit dem Tode der beiden Landgraf«
Balthasar und Wilhelm in den Jahren 1406 und 1407. Der Wortlaot
des Schlußes, namentlich die Worte darin des mueae sine seU mit allO'
gloubigen seien rv^n in den ewigen /rede und dem. got gnade lassen
nehmen, dall in dieser Abschrift die Chronik vollständig erhalten ist
Kb hegt daher nahe zu vermuthen, daß Job. Rotbc sein Werk in d;
Zeit und nicht später verfasst und abgeseblussen hat. Diese Vormuthuag
wird noch dui'ch die Chronik des Ursinus gestutzt. Das von ihm be-
nutzte Exemplar kann nichts weiter enthalten haben, denn von den
Todesjahre des Landgrafen Wilhelm springt seine Erzälilung sogleich
über zum Jahre 1436, nachdem er vorher dem Landgrafen Fnedriti
dem EinfUltigen ein Lob crtheilt und dessen VermSldung mit der
Grlifin Anna von Schwarzburg berichtet hat. Von dem harten Wint«
dagegen, dessen Auflrcteu und andauernde Strenge in P^iscnaeh und dw
Umgegend Rothes dur. Chronik und die von Scfaöttgen und Kreysig al^
gedruckte so wortreich schildern, sagen Ursinus und Bange kein Wort
Die oben aus der Erzilhlung vom Sängerstreit auf der Wartburg
angefllhrte und besprochene Stelle da sidder nynhart pyiikeniayl ymu
wonete dürfte für diese Zeit der Abfassung ebenfalls sprechen. Naolk
dem Jahre 1402 oder 1404 kommt Reinhard Pinkernail in den Eisen-
acher Rathsfasten nicht mehr vor, er ist wahrschoinhch in dieser Zeil
gestorben. J. Rothe scheint seine Chronik in einer Zeit nngefaogoo
und vollendet zu haben, in welcher das Andenken an den vorstorbenai
Freund noch frisch und lebendig in seiner Seele war; mit der-Zott
trat aber auch diese Erinnerung zurück und in den Hintergrund, daher
seine spätere dllr. Chronik §. 421 jenes Haus nicht mehr in derseUno
Weise kennzeichnet.
Nach den Worfen der gereimten Vorrede
Tifgunf unda frommickeid,
dt {eh an ueh irfinde,
und dii: uch ohHe tad ist leid,
di reisin mich gar swinde,
_JBnin<^. Mit'r fceto,
ir Jrinif hismvHrn,
E ERSTE BEARBEITUNG DER DÜRINGISCHEN CHRONIK ROTHEtt 189
mag ich nicht ohirtrete,
ich schribe uch von umndim
Ein teil die ich gesament han
der herschaft von Doringin
80 ich ällir beste kan,
darczu von andh'n dingin,
kt J. Rothe die Arbeit auf Veranlassung des Ritters Bruno von Teit-
ben übemomjtten und ausgeftlhrt. Wann derselbe Amtmann oder
3gt auf der Wartburg geworden und wie lange er es gewesen ist,
inn ich nicht sagen. In den Eisenacher Rathsfasten ist zu dem Jahre
rl9 beigeschrieben: advocatus in Warfburg Bruno de Teiteleben, und
18 einer Urkunde vom J. 1403 (abgedruckt in Heusingers opuscula
238) geht hervor, daß in diesem Jahre Er Lux von Vamrode voit
Warperch war. Vielleicht läßt sich über die Lebensverhältnisse des
itters Bruno von Teitleben und über seine Amtmannsstelle auf der
Tartburg noch einiges aus Urkunden ermitteln.
Das Ergebniss der ganzen Untersuchung ist kurz zusammenge-
isBt Folgendes.
Schlorffs Hs. enthält nicht einen Auszug aus der bekannten dttr.
hronik des Joh. Rothe — dieser Annahme widerspricht der vielfach,
od wesentlich abweichende Inhalt und dessen verschiedene Anordnung
nd Reihenfolge in beiden Chroniken — sondern eine selbständige
brbeit, in der Hauptsache eine deutsche Bearbeitung oder Übersetzung
ier beiden lat. Landgrafengeschichten, von Pistorius und Eccard her-
Augegeben. Mit diesen stimmt ihr Inhalt sowie der Gang und Verlauf
Ier Erzählungen durchaus überein bis auf des Chronisten eigene Zu-
tee^ die den geschichtUchen Stoflf der beiden Quellen ergänzen, vervoU-
ttodigen und ausmalen. Aus einigen dieser Zuthaten erkennt man mit
Bestimmtheit den Eisenacher Verfasser, aus andern dagegen und ihren
lesendem Eigenthümlichkeiten und charakteristischen Merkmalen, die
3 gleicher Weise auch in der dür. Chronik vorkommen, ersieht man,
aß nur Joh. Rothe diese Chronik verfasst haben kann. Sie ist die
nste und älteste dür. Landeschronik in deutscher Sprache und gehört
ahrscheinlich dem ersten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts an; jeden-
•Hb ist sie vor der größern dür. Chronik geschrieben, in die sie, bald
^hr bald weniger in ihrem Ausdruck und Wortlaut, auch in den £r-
Ihhmgen und deren Reihenfolge abgeändert und mit allerlei geschicht-
chen Zusätzen und stofflichen Erweiterungen versehen, wieder auf«^
enommen und hinein gearbeitet ist. M3Qi« \^V^lA^^^^S£^A^
FEDOR BECn
ZUR NEUESTEN AUSGABK VON MAURIZIÜS
UND BEAMÜNT.
FEDOR BECH.
In den vor Kurzem erschienenen „Festgaben fiir Gustav Hon»
findet üich auch ein altdeutsches Gedicht von 1784 Versen, aus def
berühmten Ambraser Handschritt zu Wien (Nr. 73 gr. fol.), unter dea
Titel: „Moriz vonCraon eine altdeutsche Erzählung. Hcrausgegeba
von M. Haupt". DalJ dieses Gedicht schon einmal, vor mehr aisÜ
Jahren, bekannt gemacht worden ist, und zwar im „neunten Band
des Neuen Jahrbuches der berlinischen Gesellschaft ftlr deutsdi
Sprache," orfHhrt der Leser aus der Einleitung S. 29, nicht aber in
H. F. Malimann es gewesen, der es unter dem Titel Mauritius 19
Bearount verfiffontliclite und in seiner Weise auch kritisch zu berichtii^
suchte. Die neueste AuB<!;abe bekundet eine merkwürdige Sch«u «
dem Namen MaUmann. Sie vormeidet, wie es scheint mit Absiehl
alles was irgend einen, wenn auch noch so geringen Antheil MaOmun
verrathen ktinnte. Sie will durchweg, in den gröUten wie in d«
kleinstcu Dingen, neu und selbstfindig scheinen, ohne es in Wirklick
keit zu sein. Wer sich nicht die Mühe nimmt Malimanns Arbeit V
vergleichen, — und dazu werden, da Herr Haupt über seinen Vor
ganger so beredt zu schweigen weiß, die wenigsten Leser sich b«
wogen ftlhlen, — der wird sich diesem falschen Scheine gifiubig bftugoii
Man sollte meinen, eine neue kritische Ausgabe, die sich di
Ansehen gibt als beruhte sie auf einer bessern Vergleichung d«
Handschrift, die sich einer bessern und überlegeneren Methode in de
AufTasBUDg und Wiederherstellung des Textes bcwullt ist; eine siiloh
Ausgabe, der die wisHcnschaftlichen Resultate der letzten Jahrzetul
zu Gute kamen, brauchte nicht in dieser Weise ihre Überlegenlie
zu docnmentieren, sondern hfltte um bankgerecht zu erscheinet},
den Schein des lasttrbaer&n roubes meiden kfinnen, Oder
so schwer, den schon von MaOmanu berrilhroT"*»" Vm-besi
TwttCB iin Bereiche der Varianten ein
EUB NEUESTEN AUSGABE VON MAURIZIUS UND BEAMUNT. 171
der Ausgabe Maßmanns habe ich z. B. folgende, von Herrn
tillschweigend adoptierte Änderungen des Textes wahrgenommen:
dd kuop tin gennde an die herren f)ir das überlieferte d6 h^op,
7. a. d. Ä./ V. 251 dehein fllr kein; V. 311 Anem vor tUfte ein-
V. 692 em ßirhte iht die sinfluot ftlr das handschriftliche er
mt d. 8., nur daß M. vorkte statt vürhte hat drucken lassen;
diu was (Hb. warn) ze vlXze drin getragen; V. 757 tumeiee tu
-neri zif); V. 1170 er muose in ir (Hs. mir statt tu ir) gebende;
> ewie ubde ir, herre, zouwe (Hs. Wie vbel jr heroBn); V. 1281
ich vil wol (Hs. fehlt weil) ervam; V. 1299 ie wart gegeben in
jewab (Hs. Ye wart g. meinem gewalt)] V. 1308 eS kumet ir
mSre wider an iutoer ^e, in der Hs. nymmer ftlr wider; V. 1377
tatt des überiieferten gefuege; V. 1709 also was ez ir ergdn, wo
:z von M. ist. Wie sehr auch Maßmann an andern Stellen fehl-
a hat, einen Herausgeber von redlicher Gesinnung konnte dieß
•estimmeU; ihm die Urheberschaft in den genannten Stellen
zu machen. Der jlingere Herausgeber hat aber unter den von
m stiller Weise entlehnten Änderungen auch einige, die be-
1 scheinen. So ist V. 642 für die Lesart beschiessen nach Maß-
»setst besUezen. Nach meinem Daftlrhalten hat sich hier Herr H.
verleiten lassen dem Texte Gewalt anzuthun. Um mich dem
'erstflndlich zu machen, setze ich die betreffenden Verse her
46):
vememet in welker akte
er daz schef mahle.
künde ich iuz gesagen!
sin gestelle daz was ein wagen,
Rhte getraemet
und als ein schef gesckraemet
daz ze Kälne soUe fiiezen.
büwen unde besliezen
kiez ez der meister zehant.
alumbe an iekweder want
da borte man dannoch
durch die büne manic loch.
mächst war an besrhiezen wohl nichts zu ändern. Es ist ein
isdruck der Zimmerleute, auch wohl der Schiffbauer, und in
und Mitteldeutschland sowie in Schwaben verbreitet Man vgl.
achs GI088. 128*^ coassare beschiessen, beschliessen mit breden^
' 146' eaniabulare beschiessen mü brcterea, bVwJowv; ^Btä^^v
172 FEDOS BECH
179"; Adelung s. v. beschießen; Stalder II, 317 besddefieti, den Boim
pßaHem; 356 beschüssen, -enen, bohlen (einen Stall) beschässUaden BdÜt;
Diefenb. Gloss. 128' coassatto ein beschytz beschütz beschoiz; 51V tak-
latum beachot van brederen, bune; dazu Graffs Sprachsch. YI 562 sdai,
absis (stibadversa) ; Mhd. Wörterb. 11^ 174* schiez, m., die Giebelieito^!
Schmeller III, 410 der schieß, schießen, schießet, die schießen, das ft..-
schieß, Seite eines Gebäudes, Gicbelseite; ebenda die schiefihr^»
Hierher gehört namentlich eine Stelle aus den Vier Bttchem der KOnigi
hrsg. von Merzdorf S. 133: dat hüs was vori van deme neddmrsien hm
(= a pavimento) beschaten (d. i. beschälen, mhd. beschozxen) 9iit mroi
delen (= texit, operuit tabulatis abiegnis). Ausserdem verdient das W«t
erschiezen verglichen zu werden bei Heinrich von dem Türiin 12660:
ir gereite was vil nahe {wähef) gesniten, mit golde wol erschozzen {: vet-
drozzen); hier hat es die Bedeutung: mit Metall belegen, anslega^
durchschießen. Etwas ähnliches wird beschiezen bedeuten in der oba
angefilhrten Stelle, nämUch: das Schiff (oder das gesteüe desselbeB)
an den Seiten mit Brettern versehen. Ist diese Auffassung aber ridi%
dann erscheint auch das danebengestellte bdwen seinem Sinne nidi
zu allgemein und darum matt. Ich vermuthe daher, daß hUnen iatk
gestanden habe d. h. das gesteUe des Schiffes mit einer büne, eines
Brettergerüst, einem Verdeck, oder auch einer Bretterwand versehen,
vergl. D. W. II, 510 (und 226). Nicht hierher zu gehören scheint
büenen das aus verbüenen in der Martina 30, 90 zu folgern ist In V. 646
ist unter büne nicht sowohl das Verdeck als die seitliche Bretterwand
gemeint, durch welche man Löcher bohrte um die Ruder hindurch ni
stecken. Wenn übrigens in den oben aus Diefenbach angefthrtei
Stellen contabulare und coassare auch mit beschließen erklärt werden,
so ist das offenbar ein Wort jüngeren Ursprungs und erst aus be-
schießen entstellt.
Ferner ist von llaßmann entnommen die Änderung in Vs. 701
mamaere und stiuraere. Auch hier fragt sichs, ob beide das Richtige
getroffen haben. Die^ Handschr. bietet — nach M. und nach BL —
Matnaren und Stiwern Nach seinen g&ten weren Waren sie alle gddei
wan si ein man sneit, Haupt ändert ausserdem den zweiten Vers in:
tiach sinem guote maere. Ich dachte erst an : stiure : nach einem gwM
tiure u. s. w. Indessen daß die Bedienungsmannschaft des Schiffet
entsprechend dem Reichthum ihres Herren gekleidet geweseo
seiy das ist es wohl nicht was der Dichter sagen will; dazu würde der
bcj^Tfiodende Satz nicht recht passen: trän si (= diu kteit) ein moi
^ unmittelbar zuvor heißt es: do xoa^ ez oUez «amA ^r ^f^li cbM«
w» ffevar; und darnach kann d\e SlcÄ^ e\.v?«L ^^ ^änärX \ia^«^\
ZUR NEUESTEN AUSGABE VON MlüRIZIÜß UND BEAMUNT. 173
mamaei-e nnde afture
nach siner coverfivre
wdren st alle gekleit.
Der Schreiber konnte gou'tiure in seiner Vortage gefunden und
verleBen hsiben; vgl. Sanierl, 37, 15 fatere govertivre. Über sthire,
itBre, SteuejTnann, hier im Sing., sieh Mhd. Wörterb. IP, 652'
Veldekes Eneit 1C9, 40; das Wort stiuraere scheint jünger und
mir in diesem Sinne nar aus St. Brandnn hrsg. von SehrSder 1504
kannt: daz wart in swEre. dd »prach der sturere; in der älteren Ge-
jeneB Gedichtes konnte dafllr auch gestanden haben: daz wart in
dS wpraeh der slüre. Die coverf.ivre zeigte das Wappen des Ritters;
ihm richteten sich die Kleider und WafFon, welche der Ritter trug-
'■wird die Sache dargestellt z. B. im Parz. 14, 15 folg.: der herre
B mit gemden stten Rf sJne eonerfiiire gemiten ankfr lieht hermtn:
nach muog ourk dw: andsr tnn üfme schiÜ und an der wSt; im Erec
»in rot wo» gm^-et mit ficher covertiure, — sin wdjpenroc alsam
McaaU grilme als ein grax, vgl. 2338; Ulrich von Liecht. 171, 17~-19;
ISO richtet sich hiemach die Kleidung des Gefolges, daher die Aua-
tko über ein tragen, zuo im kleiden, vgl. meine Anm. zu Erec 1910
'2873; Cloaener Chron. 48 imd 49 ritter und knehte alle in einem
|( o. 8. w.
Eine andere Stelle, in der Herr Haupt mit Maßmann llberein-
imt, ist V. 1121—23: die rigel wSren ahu», hok von Vnkdmix, daz
' ocrbrinnen mkan. Die Handschr. hat Bulramtg. Auch hier erfährt
Leser nicht, was sich der Herausgeber bei dem holz von Vtclcanua
iclit habe. JedenfallK bat er es filr eine besondere Art agpind^ gß-
$a. Doch könnte hier auch ein Mißvcrständniss oder ein Verderbniss
Textes vorliegen, so daß es erlaubt witre ein anderes Wort zu ver-
leo. Vielleicht steckt in Bul^eamm der Ausdnicfc hmm (oder hois)
a» (ebenua), von dem es im Flore 2071 — 74 heifJt: ein boum der heizet
M, des kraft sol tnan stts mit dem Urkunde erkennen, daz fiur mae »tn
gebrennen und bei dem Megenberger 321, 3 folg. ^mnus haiz a!n eiban ;
ioiane» holz ist gar hert und enhoeicht dem fiur niht leiht; und bei
Ssd Troj. 30014 Üz ehenö dem hohe qwec, daz ntemer kan üf erden «"
noch encerden. Oder vielmehr es ist der hois L^banus (Diefenbach
p. flSG*"), somit das Cedemhols: gemeint, vgl. Leysers Predd. 116, 39
•faffownmf holz uf dem vialde Lyhano daz ist »3 edelrn
' « Li nimmer eori'äten mach; dazu 117, 21 ein herc der hiesc
m H. h. 35, 28 der caninc Salomon mahhQla ntio ««E^Knno
•">ne Lybano. Das „Ho\z ^om.'WÄÖL Yig\»».TOMl^
174 FEDOR BECH
mochte unser Dichter aus dem verlorenen Gedichte HeinrichB fi
Veldek entlehnt haben, in welchem dieser die Minne Salomos besai
und aus welchem der Verf. unserer Erzählung die Schilderung fi^
dem Bette Salomos rühmend hervorhebt,'*') vergl. Vs. 1160 folg. mi
Williram 24, 25. Auch die rigel innen an der Thür der Minne:
wie sie Gottfiried im Tristan schildert, waren zum Theil eedenn.
Trist 17019 — 23; dort freilich bedeuten sie etwas anders als hier,
man dem Zusammenhange nach an die sponda denken muß.
Aufiallend ist bei Vers 1592 (ir hete dirre schrie benomen)
Bemerkung von H., daß schrie in der Handschr. fehle. MaOmann
das Wort im Texte auf, ohne einer Abweichung seitens der Han<
zu gedenken. Wem hat man hier zu glauben? Ist Herrn
Angabe richtig, so war es wieder nicht bankgerecht, daß er Maß
Besserung als die seinige hinstellte.
Für den Kritiker ist es bekanntlich sehr wichtig, daß er
zu ermitteln sucht, welchem Sprachgebiete der Verfasser angehört
Herr Haupt scheint in diesem Falle voraus zu setzen, daß dieß
Leser von selbst errathen werde; er emendiert ohne die fVage voi
erledigt zu haben. Die Reime am (:= arm) : vam 232, 27^ 616,
(= rüm) : Oraün 826, ruon (j=^ ruom) : vertuon 721, began : bequicm 8|j
903, 920, kan (= kam) : man 135, 179, 279, 741, 796, venum : mm
1260, buggeran : an 1250 fähren uns zu der Annalime, daß der Ver
fasser des Gedichtes dem alemannischen Sprachstamme angehörte. Audi
die Reimverbindungen sal (= sol) : misseval 1318, : nahtigal 1714^ Sm
saü : gewaü 1300 könnten darauf deuten, obwohl sie in dem genanntea
Dialecte sehr selten vorkommen, vgl. Weinhold Alem. Gramm. S. 394^
weit häufiger dagegen bei niederd. und mittcld. Schriftstellern, wie bd
Heinrich von Veldeke, bei Herbort von Fritzlar, in Athis und Proph. u.
s. w. Ebenso findet sich aber bei Herbort vemam : dan 3540, ^eioai ^
^am 3624, bei Fridrich von Husen veman:versan 46, 8; 47, 18; bei
Heinrich von Veld. Tnrnum : tun, bei Herbort stm : Agamemnum; so dafi
auch diese Art Reime für das Alemannische nicht streng beweisend
wären. Daß das Mitteldeutsche einen gewissen Einfluß auf die Sprache
unseres Dichters geübt habe, ergibt sich noch aus andern Erschei-
nungen im vorliegenden Gedichte. So trifft man in V. 162 und 167
die Form krete (: bete), Kröte, die bei Oberdeutschen nur krote oder
hratte lautet; abgesehen von den althochd. Beispielen bei Ghraff IV, 583
*; Yergl Gotfried im Tristan 7424 folg: von Veldekm Beimiek Dir tprmA^
tolUn sinnen: wie mcoI tone er txm mirmtnl
KUR NEUESTEN AUSGABE VON IfAURIZIUS UND BEAlfUNT. 175
ehrtid), findet sich hrete während des 12. und 13. Jahrhunderto
bei md: Dichtem vor, wie bei Herbort 8364 ffinge ich ah ein crete
; in den Brachstücken niederrheinischer Gedichte von Lachmann
10, 68 slangen, credin, »pinnen ist da vile; in Heinrich Heslers Apo-
bei Roth Dicht, des Mittelalters (Stadtamhof 1845) ö, 123 swan
irdiaeh abgote, die sich glichent vbeln kreten, vor unser sehepfer an
Diefenb. 83" s. v. bufo. Auch phlihte (pUhte), prara, in V. 968
Ort vorzugsweise diesen Dialecten an; ebenso zenddte in V. 961,
Zamcke-Müller HI, 895^ In V. 1743—46 ist sehr zweifelhaft,
H. die Sprachformen des Dichters getroffen habe, wenn er in den
setzt: ja ich toeiz rehte, der mich fröuwen mehte, der swante sine
als stau des meres ünde; die Hs. hat frd mächte flLr fröuwen mehte
1^ mehte als conj. prät von machen wäre im Mitteldeutschen unantast-
ütt*, Tgl. meine Zusammenstellung über den umgelauteten Conj. Prät
^ dieser Zeitschrift XV, 154 — 155 (und 156); dieß vorausgesetzt
ttente dann auch inV. 1137 gemehte (: geslehte) gestanden haben. Als
W. Sprachform ließe sich auch gemäß der Überlieferung die schwache
dedination von müre, Mauer , halten in V. 17Q2: dd gienc si durch ir
Mkvii da Ober die burcmüren und 860 hin gegen der buremüren : si sluogen,
|r iabOren^ sie findet sich z. B. in Athis S. 53, Eneit 23, 37; 35, 1;
blOsung 6182 und 6203; Pass. H. 169, 77; Alexander 6699; über
tMire, fbr welches H. tamhüre gesetzt hat, vergl. Oberlin 1611 plur.
kib^bren, Eneit 46, 27 H mit tapüren; 345, 35 G fabüre unde seitenspil]
Leysers Predd. 42, 36; Karlmeinet 371, 6 u. 9. Ob die Beispiele der Hs.
fkY. 701—702 und 217—218 dem Schreiber angehören oder zum Theil
dem Original, vermag ich nicht zu unterscheiden. Auch diu kaüe in
V. 1069 ließe sich als md. Form auffassen, vgl. Eneit 77, 5 und 91, 6,
obwohl sie, wie H. nachweist, auch bei Oberdeutschen vorkömmt Das-
selbe gilt von der Negation niet (: schiet) 1741 , sieh Zamcke-Müller
m, 653* und Weinhold Alem. Gramm. 234. Die angegebenen, dem
MttteldeutBchen verwandten Sprachformen, sowie die vertraute Bekannt-
idiaft mit Heinrich von Veldek lassen vermuthen, daß der Dichter am
Bhein und zwar in der Nähe des mitteldeutschen Sprachgebietes seine
Heimat hatte.
Schließlich erlaube ich mir noch, tlber folgende Stellen meine
abweichende Vermuthung zu äußern. V. 230 steht ganz si (nämlich
Bidme) alsd verhran] in der Hs. fehlt si] ich würde gare s' oder gar si
fttr ganz gesetzt haben.
y. 280 ist wederthalp im Sinne von in neutra parte verdächtig Air
dewederha^ oder enwederhalp; wederthalp kenne \c^ u\)x vkx ^^x^ft&»^
176 F. BCCH, ZUR NEUESTEN AUSGABE VON MAURIZIÜB UND BBAlfCKt
tang in tdram partem] ans Oberlin 1958; und unter den Varianten a
Parz. 396, 18 haben toederhalp für dewederhalp nur einige weniger be-
vorzugte Handschriften; weder ftir enweder zeigt sich ttberhaupt enl
später, wie im Reinfried 17885, 21204, bei Closener 323, 26.
V. 393—396 ich zdUe ze gewinne, swenne tch wm der Minne m
dienste od ere durch min heil erwürbe rehtes lones teä] die Hs. brin^
vorderliche mynne anstatt von der Minne] weit weniger gewaltsam wiR
gewesen die Änderung vorderlicher minne] vorderNeh hier im Sime
von hoch, vornehm, edel.
V. 409 »wachen Ion gebent boesin wtp ; in der Hs. aü aolhe Urne ftr
»wachen Idn; ich vermuthe daraus: vil stoache gebent b. w.
V. 522 — 23 owe, mähte ich wizzen daz, naeme e danne ir war, mit
der gezwimgenen Erklärung: „so würde ich dann eher zn ihr gAm
und sehen wie sie gesinnt ist;^ doch ftigt der Erklärer weislich hiini:
„aber danne ist ungeftlgig gestellt und die Zeile vielleicht verderbt'
Sehr nahe lag die Umstellung: e danne ir naeme war.
V. 806 wie daz brunne ein schinwer, als wenn eine Scheuer brennte;
in diesem Sinne scheint wie daz bei älteren Dichtem nicht vorzukommen,
ich vermuthe daher ah dd daftlr. Vgl. über wie daz = obgleich Myst I,
278, 33; Birlinger Von St. Martin 4, 2; = daß Zupitza zu Virginil
17, 4; Koeditz v. Salfeld 53, 19; 61, 34; Rieger im Glossar zur H. Elisa-
beth S. 425.
V. 841 folg. einen huot truoc man im dar : der bevienc im die äintt
gar, daz im nie kein schnmde die hüt verritzen künde; wie durch dne
Schrunde die Haut verritzt werden könne, wird Herr Haupt wissen, hier
begreife ich es nicht Die Handschr. hat kainer darunder ftir kein sehrunde;
daraus entnehme ich kein er (Erz, Waffe, Lanzenspitze) darunde. Ans
oberdeutschen Quellen hat Beispiele von unde = unter das Mhd. Wh. HL
189; aber auch mitteldeutsche brauchen es wie Herbort Troj. 4449, 4709.
4988, 5144, 9087, 11551, Ernst von Kirchbei^ S. 612, Böhmer Üi-
kundenb. d. St. Frankfurt S. 530: uf deme gademe, daz darunde lieget
(a. 1334).
V. 845 folg. dannoch zdch er an me einen halsberc er hiK
die riemen strecken vil vaste unde (Hs. mit) recken. Was das strecken
und redcen hier bedeuten soll, wird der Leser kaum begreifen. Dw
Herausgeber selber hat es nicht erklärt. Höchst wahrscheinlich aber
hieß es stricken und im letzten Verse mit ricJcen ftir das überiieferte
mit recken. Über ric = Verstrickung, Knoten, Schleife sieh Mhd. Wb.
U^ 68); Marfina42, 35; 152, 54; 183, CO; MSH. I, 146, 37; Meister
AJtachwert 9, 8. Das GegentVieii, die riemea enl«lT\cke!«i> t^^ V« 1074.
8ucui£B, Ober einige handscur v. wolframs willehaul 177
V. 850 ist in den Worten do giene er üf daz sehef ttän ohne Noth
hl in dän geändert Der Dichter hat sä im Reime V. 660 (: (ddä)^
«7 and 1700 (: da); vgl. in dieser Zeitschrift VI, 242.
Für das überlieferte stricken muß wohl strecken gesetzt werden
V. 1124 : und was gestricket dar an (nämlich an die rigel des Bettes)
fr lieharten hitUe enmitten zsamne gezogen'^ der Sinn ist: über
s Bettbretter waren vier Leopardenfelle gebreitet (und das bedeutet
strecket) und in der Mitte zusammengezogen; Beispiele^ in denen
'ecken ähnlich gebraucht wird wie hier, weist das Wörterbuch von
imcke-Müller III, 670", 27—32 auf; Parz. 82, 28 ; Kinth. Jesu 94, 10.
V. 1463 — 64 ermanet si mit schoener bete, daz si düz durch unsin
»; dieselbe Auffassung bei Maßmann, nur daß er durch mich liest
r das handschriftliche durch in] ftür ermanet steht außerdem in der
s. ermante. Ich vermuihe dafür: er mante si (nämlich die maget) mit
hoener bete, biz si ditz durch in tete.
Die Negation scheint mir vom Schreiber getilgt in folgenden Zeilen:
. 142 des enkunde in niht enoenden, er mw>ste ez mit werken enden;
}ch wohl em müeste, vgl. Wigal. 39, 17. — V. 205 daz ich niht wol
ae gdän, ich schaffe daz si müezen u. s. w.; wahrscheinlich ichn schaffe
. 8. w. — V. 188 des wolde er niht erwinden, er müeste auch daz er-
mden] lies em müeste. — V. 494 vne mohte ich mich der gar erwem,
Ai fnmwe welle mich emem\ besser mvn frouwe enweüe. — Dagegen
mmte niht fehlen in V. 1311: ich waene auch niht daz ieman lebe, vgl
136-^7.
Mit Recht ist in der Einleitung S. 31 vom Herausgeber vermerkt,
laß sich in dem Gedichte noch keine Spuren finden, die an den er-
ihlenden Ton bei Hartmann oder Wolfram erinnerten. £ine gewisse
Iberanstimmung mit Hartmanns Büchlein I, 1879 — 84 zeigen im Mau-
isius die Verse 1673-^78.
ZEITZ, November 1871.
ÜBER EINIGE HANDSCHRIFTEN VON WOLF-
RAMS WILLEHALM.
1.
Jakob Pttterich von Reichertshausen erwähnt in seinem Ehren-
biidb vom J. 14C2 (Earajan in Haupts Zeitschrift VI 50); daü er eine
Hb. besaß; die alle drei Thcile des Willehalm enthielt. Nun schreibt
sr ÜWcb von Türheim, dem Verl. des dritten TWtXä, «iXidSi ^«ö. ^^^\rä
(nSSMAmA. N0ae Reibv. V. (XVU.) Jahrg. VI
178 H£RMANN SUGHIER
von Ulrich von dem Türlin verfaßten Theil zu. Diesen Febkr bepk
aber unter allen erhaltenen H^s. des WiUehalm nur eine, wefihilb i
vermuthen, daß diese ehedem in Pttterichs Besitz war. Es ist diefl ii
Wolfenbattier Hs. (o)*) August 30. 12. foL Pg. 14. Jahik, die m
Nürnberg stammt und im J. 1664 vom Herzog Ulridi filr SO Thak
gekauft wurde.
9
Die Wiener Papier-Hs. 3035 (z) 15. Jahrfa. ist eine Abschrift im
Heidelberger Hs. 404 (1) 14. Jahrh. (nach Wilken, OeMhichte im
Heidelbergischen BüchersammluDgen S. 468) oder Ende des 13. Jakk
(nach Karl Roth, Rennewart S. 60). Nach Karl Roth (Rennewart S. 61)
ist auch die MOnchener Papier-Hs. Ton Tttriieims Willehalm (Oenn. 89.
15. Jahrh.) eine Abschrift der Heidelberger Hs. 404.
3.
Roths Annahme (Rennewart S. 60. 115), die Wiener Ha. 2610'
(m) sei eine Abschrift der Wolfenbtlttler (o), erweist sich als irrigi it
dem m in Tflrlins WiUehalm 3, 26 den Verf. richtig vlreich von im
tuemlein nennt, wo o fehlerhaft ulreich von Turhein schreibt; ebeoio-
wenig kann o eine Abschrift von m sein.
4.
Ebensowenig ist die Kölner Papier-Hs., die früher Eberliard vvi
Groote gehörte, eine Abschrift der Kasseler (n), was Roth (Ranoeimt
S. 105) (Ur gewiß erklärt, weder in *den beiden ersten Thdlen dv
Willehalm noch im dritten. Die von Roth mitgetheilte Stelle, auf die
er seine Ansicht gründet, beweist gerade die Unmöglichkeit der kt-
nähme, da statt der Worte Mer van Erringen' der Papier-Hs. (BflOBS-
wart S. 109 V. 22) die Kasseler Hs. Bl. 325' unrichtig 'der vaa enfr-
ringen' hat
5.
Uffenbach gibt in der bibliotheca UfFenbachiana 1720 IV. 178—9
Nachricht von seiner Willehalm-Hs. (Vol. CXLIV 4« Pg.), welche den
ersten und zweiten Theil enthielt, und theilt den Anfang und den
•Schluß des ersten Theiles daraus mit. Casparsons Vermuthung (Wil-
helm der Heilige. Erster Theil. S. III), Uffenbachs Hs. sei in Hambmg?
gaben die Vf. des litterarischen Grundrisses S. 179 filr baare Mün»c
aus, und Lachmann (Vorrede zu Wolfram S. XXXIH) forschte ver-
gebens in Hamburg nach der Existenz dieser Hs. Petersen (Glesdiichte
^ Wir fügen die BMeiehnung I.f^c\\miimB ^Vma.
ÜBER EINIGE HANDSCHRIFTEN VON WOLFRAMS WILLEHALH. 17!9
er Hambnrgischen Stadtbibliothek S. 245) erklärte CasparBons Angabe
br unrichtig; doch wurde das über den Verbleib von Uffenbaohs Hs.
BiTBchende Dunkel bis jetzt nicht aufgehellt — Es ist aber keinem
iweifel unterworfen, daß die Hs. Uffenbachs dieselbe ist, die sich
egenwärtig auf der Leipziger Stadtbibliothek befindet (Rep. 11. 127.
* Pg. 14. Jahrh. 116 Bl. vgl. Robert Neumann , catalogus librorum
umuscriptorum qui in bibliotheca senatoria civitatis Lipsiensis asser«
B&tnr S. 33 CIX). Diese Hs. enthält Bl. 21—116 Wolframs Willehalm,
em der von andrer Hand geschriebene, von Ulrich von dem Türlin
er&flte erste Hieil vorgebunden ist Obgleich hier der Text des letztern
Gedichtes bedeutend verkürzt ist, so ist diese Hs. doch fbr die Kritik
on Wichtigkeit, da ihr der echte nur in der Heidelberger Hs. 395
rfaaltene Text zu Grunde liegt Darauf lässt die Hs. noch die Fort-
etzung der Heidelberger Hs. 395 (Vivianz Ritterschlag) in verkürzter
Gestalt folgen, woran sich eine Stelle aus Wolframs Willehalm (7, 23
ns 10, 16) mit Unterbrechungen anschließt — Lachmann legte dieser
Ib., die er mit t bezeichnete, und die Haltaus für das gloss. germ. be-
BOtste (Haupt Vorrede zu Wolfram S. XXXVI), einen besondem Werth
bei. Daß sie aber dieselbe ist, die Uffenbach besaß, beweist eine G^en-
nberstellung ihres Textes mit den von Uffenbach mitgetheilten Proben.
Einzelne Abweichungen erweisen sich als Nachlässigkeiten Uffenbachs
oder erklären sich daraus, daß die Schrift in t stellenweise halb erloschen
oder durch Löcher entstellt ist In der Überschrift löste Uffenbach in
kvneginne den bis auf einen Punkt erloschenen Strich über v als n
waLY.3 hat die Hs. deutlich nigent; der erste Strich des n ist jedoch
mit derselben Dinte, mit der die Randbemerkungen der ersten Seite
psdirieben sind, zu F verlängert, so daß es nun fugent heißt. Die
von Uffenbach mitgetheilten Stellen weichen, wie die Recension der
Leipziger Hs. tlberhaupt, von dem Texte aller übrigen Hss. des Türlin-
Bchen Gedichtes ab. Leider konnte ich kein Autograph Uffenbachs
eriangen, um es mit den Ztlgen der dem ersten Blatte der Hs. einge-
schriebenen Randbemerkungen zu vergleichen.
Leipziger Hs. Bibl. Uff. IV. 178—9.
[Bl. 1\] Hfe Yahet an. wie sante , wille- Hie vahet an wie Santa Willehalme
halme
Sewan arabel j die kvneginne. c ^) gewan Arabel die Kanniginne.
A*)U^ wisbait ain anevanc. All wißheit ain ane^anc
nt h^a mvt. vnd gedane Sit Herta Mut md gedanc
<) Die tJhenebnft ist roth. ') A reicht über dxe\ X^VL^el«
180 H. SUCHIER, OBEE EINIGE HANDSCHB. V. WOLFRAMS WILLEHAU
Leipsiger Hs.
dir nigent. Tod Tiid^tenig sTt
80 gedenke, vrz megde kint
Das da mensche, mit vnz w^rc
Tnd Bimde doch v^bere.
Ain got Tnd doch trivalt.
got Tnd mische mit gewalt.
(Folgen sechs Verse.)
So gib mir helf. v^sag mir niht.
sit dir dez. mi gelobe gith.
Daz dv bist anegengez ort.
gip mir sin. ynde wort
Die mich d^ warhaft wfsen.
▼nd och d{n§ namö brisen.
La dine helfe wMen an mir schi.
ich vlrich von dem [tjvrliii ^)
Dvr dez bvchez ane[ge]ngc.
dez materie. vnz vil enge
H^ wolfran [hat] bedytet
dv w{rt nv baz belvtet.
Daz sprich ich nit rmbedaz.
daz min mvnt ie gespreche b<az
Ir svnt ez and^z yersten
wie ez von erste mvst ergen.
[Bl. 1*"] W* der gr[av]e waz von iiariboii
wie d[v]r [t]odez gelt zc [leii]
Enterbet wrden sinv kint
vnd wie sv. och gehaieen s[i]t.
Wie gevangö wart d^ margiz
vnd wie dv kvnegi de arabiz.
Mit im entran. vn wart get6fet.
vn wie tvr er sit ir mi[n]e kvfet
(Folgen vier Verse)
Daz sag ich so ich beste kan.
svz hep ich in gottez nam an.
[Bl. 20'] vil manic tosent ergewä.
D* werde sarrazine
die man hiez die sine
Die prvf ich alsvz mit d* zai.
er bedaht cht b^gc vh tal.
Do man koni sah die w^den
vz den shiffen. vf die erden.
D* den kvneg Thibalt
dcz maneg getoft' mä engalt.
Bibl. üff. IV. 178—9.
Dir fiigent vnd vnlertenig aint
So gedenke sos Meyde- Kint
Datz du Mensche mit vns werc
Vnd sunde doch verbere
Ain Gott vnd doch trivalt
Gott vnd Mensche mit gewallt etc
So gib mir heiffe versag mir nibt
Sit dir detz min gelobe gith
Datz du bist anegenges ort.
Gip mir sie vnde wort
Die mich der warheit wisen
Vnd och dinen nahmen brisen
L:tß dine helfe werden an mir schin
Ich Vlrich von dem Vrlin
Der des Buches anegenge
Detz materie watz vil enge
Herr Wolfram uns bedutet
Die wirt nu bass belutet
Datz sprich ich nit nmbedats
Datz min munt ie gespreche batz
Ir sullent etz anders versten
Wie etz von ersten must ergen
Wie er grave watz von Naribon
Wie der dodetz gelt ze Ion
Enterbet worden sincr kint
Vnd wie su och gebaissen sint
Wie gevangen wart der margis
Vnd wie die Kunigin de Arabis
Mit im entran vnd wart getuvet
Vnd wie tur er sit ir min erkufet ett
Datz sag ich so ich beste Kan
Sus hep ich in Gottes namen an etc
Finis :
Vil manic tusent er gewan
Der werden Sanatzine
Dir^ mane hies die syne
Die prüf ich alsutz mit der Zal
Er bedath est berge vnd tal
Do man Kom sach die werden
Vtz den schiffen uf die erden
Da den Knnig Thibalt
Detz manger getodter man eugait.
HERMANN SUCBIE&
^) In KJanimeni ergiinzen wir tVie voil l^^^Vvtni N^t*t\i\xja^ti>j».\^^
WATTENBACH, GEDICHTE AU8 EINEK LÜBECKEB UAMDSCUBUT. Igl
GEDICHTE AUS EINER LÜBECKER HAND-
SCHRIFT.
Simon Baczcb von Homburg, d. h. Hohenburg in der Rheinpfalz,
mgte 1441 in Erfurt den Grad eines Bacealarius und wurde 1444
selbst Magister artiun* . Im Jahre 1457 ist er Rector der Universität
urt gewesen, später aber Syndicus der Stadt Lübeck geworden, und
solcher 1464 gestorben. Er hatte zwei Neffen, Walter und Hugo
e; Letzterer ist 1447 in Rom gestorben. Eine reichhaltige Brief-
omlungj deren Besitzer er gewesen war, erwarb Simon 1449 fllr
Goldgulden; später ist sie in der Lübecker Rathsbibliothek ver-
hrt worden, und jetzt Cod. 152 der Stadtbibliothek.
Auf den letzten Blättern dieser Handschrift sind allerlei ernste
i scherzhafte Lieder und Sprüche eingetragen, die meisten lateinisch,
ige deutsch, andere gemischt. Ein merkwürdiges Lied der Knaben,
lohe 1457 nach Alont- Saint-Michel pilgerten, hat hieraus Herr Prof«
ntels in der Zeitschrift des Vereins fiir Lübeckische Geschichte 2, 539
ausgegeben. Im letzten Herbst war es mir durch die Freundlichkeit
Herrn Prof. Mantels in Lübeck verstattet, diese Handschrift zu
lutzen, aus welcher ich hier die deutschen und gemischten Stücke,
Ausnahme des eben erwähnten, mittheile.
Auf fol. 237 V. findet sich die folgende Klage eines alt und arm
fordenen Lebemannes über sein thörichtes Leben, welche ich hier,
. geringen Ausnahmen, genau nach der Handschrift gebe, obgleich
Versuchung zu Änderungen nahe liegt. Denn augenscheinlich ist
niederdeutsch gedichtet, was schon die Endreime schlagend be-
isen, und durch den Aufzeichner in ein unberechtigtes Kauderwelsch
igesetzt. Bedauerlicher ist, daß die erste Strophe kaum verständlich
;, und zwei Zeilen derselben fehlen, ^^fy^^ir ^'Wy, ^
Ich sorgen nun in myns herczen gmnt,
Hijr Damals schad my nicht eyn punt,
Das ich so frutelich koude verczeren,
Dat de as mus du vyl fmnde entberen,
Des ich vorczijden nicht enwas yroyt.
Ach lebe geselle Bu'-spar din gut J^tJ^s^^^y
\ 1 tOTj^.. ;. ,
Ig2 WILHELM WATTENBACH
2.
Was sal ich nn leyder aqg&a?
Bij Yortijdeii plach ich zca staen
Bj den besten wcer sij gingen;
Zen bere sca wine sij mich gerne entphingen.
Nu schawen sij mich nacht nnd dach,
Sint ich nich meer geben enmach«
Des bin ich bedmbet in mjme moyt:
Ach lebe geselle nn spar din gat.
3.
Was hilffet mich das ich ▼jlle dage?
Alle myne front und myne magCi
Dy wjUen mich noch syen noch horeui
Umbe das ich das mjn hijr zca T^m
Also dorlichen hebbe hinne bracht
Und han das also zca nichte gemacht.
Des doch njemant wyser endät.
Ach lebe geselle na spar din gut.
4.
Ich endachte nye an das selbe leyt,
Das mich leyder na an geyt^
und das das gelt so nncze were,
Und ich das nan erste kennen lere.
Ach das ich das nicht Torendachte«
Und han das myne so nbel hynne bracht.
Des werfen midi dy beben ander dy fase:
Ach lebe geselle na spar din gat
5.
Dy mich eyns plagen zca prisen,
Dat sint dy dy mich nun mit fingeren wysen.
Ach manich gat hebbe ich yn gedan.
Na lassen sij mich Tor der d^m st&n,
Und spylen mit mir der antrawen.
Ach solde das mich nich sere rawen,
Das ich das amer lyden maß!
Ach lebe geselle na spar din gut.
6.
Eyns do ich eyn fin geselle was,
/T?Y^ Und alle man myt mir dranck and as,
Da rafent mich dy gesellen an:
Nu danket sij hijr kommers ka^
4, 1 Ich an dachte, 4, 6 brachin. ^, % dva mwjk, %^ 1
GEDICHTE AUS EINER LÜBECKER HANDSCHRIFT. |68
Dy lejder über mich is gescheen,
Sij enkomeren uch niTiier nicht,
Und diyben mit mir ir schaden und epdt
Ach lebe geteUe nu spar din gut.
7.
Eyn man madi woyi ejn gut getalle sin»
Es sij zcu byre adder son wyn :
Er besorge och den n6cs mede
Yo hijr and dar an meynigen steden,
Yo myt masen nnd nich aca ^yle^
Dar Tor ich manigen waren wyl,
Want mase ist zcu allen dingen gut.
Ach lebe geseUe na spar din gnt.
8.
Dj wyl eyn gesel ulwwm hlt,
AI lade yn dar scn begsilt
H&t er adder nicht, so achtet men keyn,
Nymant wil jm syn gemeyn.
/ Almim flaet en alß er der dabei sij,
Nymant wyl ym meer stan bij.
Ach wo dicke erqwillet ym sin blat!
Ach lebe geselle nn spar din gat.
9.
Er ist unwert der do nicht enh&t^
Und och nicht na rade stellet sin st&t:
Des mercke ich an mir selben woyl.
Mit dobelen habschen and ander qwal,
Also men in der werlet mach yicieren,
Das könne ich meysterlich regiren
Und was aß der massen na mynem möd.
Ach leber geselle spar dyn gat
10.
Ich hebbe gedacht in myme made,
Erwarfe ich noch eyns gelt and gut,
Ich enwolde es so rergaesten nicht,
Als mir leyder is geschiet.
Ach dat ich das nich han bedacht.
Dos hat mich in dys liden bracht,
Und myn hercze in heyse gloyt
Ach leber geselle na spar din got.
Time u.
184 WILHELM WATTENBACH
11.
Ich plach zcu czeren mit den frouwen
yCx^JUJ Und zca heyschen eyn geselle gut:
Mjn gelt ist nß, es hat mich gerawen,
Das ich nj werelde na dem namen stnnt.
IDer bettelstaff ist mir bercTt,
Der do mich manich dnsent gülden steyt;
Lejder hedde ich nun wasser nnde brdtt!
Ach leber geselle spar din gut Amen.
Unmittelbar hierauf folgt auf fol. 238 eine Überschrift Ab:
Rathsaal oder ein Gerichtazimmer:
Wer wjl geen in dys gemach,
der sij vor hyn dar sca bedacht,
Das er habe eynen hobeschen mnnt
und spreche beschedelichen zca aller stont.
Wer das gebricht, der sij berichti
was yme geschieht, das er das clage nicht.
Hierauf folgt dieser Spruch ^ der noch jetzt gang und gi
Item ez alio.
Manich man kämet dar manich man ist,
Manich man wes nicht wer manich man bt.
Weste manich man wer manich man were
Manich man bode manich man zcncht und ere.
Sodann der folgende: ^ ^^*^w 7iu»*w h*^v
Alter ane wysheit, wysheyt ane werck, »»»vä**-
H^fard ane gnt, gnt ane ere, /V^^
Adel ane dogend, herschaff ane dinst,
Volk ane zcncht, stete ane gerichte,
Gewalt ane gnade, innckfrawe ane schemede,
Geistlicher erden ane frede, meyster nngelait^
Dese czwelfe stucke han dy werlt Terkeyrt.
1. 3 mut. gegen den Reim.
GEDICHTE AI:B EINEIi LÜUECKEK HANDSCHRIFT. 185
mau übereinstimmend leeen wir im Cod. tat. Monac. 641
Alter
\
/ Weißheit
Weißheit
\
/
^ Werk
Hochfart
\ /
Bichtum
ßichtum
\ /
Er
Adel
\ /
Tagend
Itersebafil
Volk
Ste't
f\
Dienst
Zacht
Getickt
Gewalt
Jngent
Fröwen
/
/\
Genad
Verebt
Sch!tm
OeUtUch löt
/
\Frid
Der
"j
stake Eil
Macht der weit vngelflbei
9 Til.
Cod DUQ mö{;G vergönnt sein, auch das mitzutheilen, was in der
hener Haudsehrift darauf folgt:
Vil ding eint vast klfiglicll
Und ftllei» mefiechen gar achedlich:
z »erzeren des llbs nmcht,
■Di cijt verlieioti tag nnd nacht,
\ Gottes gent^d verBOmen on klag,
[Viid die aiÜod mercn all tag.
_tteb wol mitt eren,
f XMr mag oitt me werden,
Dann apeiH nnd geirant,
" d WBE du hin für hoat geeant.
Zn Älzi
uff der Br>
Hette ich all rechte richter in einem sacke,
Die weit ich tragen nff minem nacke,
Und dor zu all getrüe füreprecher,
Noch wer min sack Icr.
Schwarcz Echwan und wisse rappen,
Die siut seltczem. Noch selczeiner
bt ein rechter richter,
Der in allen aachen gerecht wer,
^W lü • , heilgenpäeger und kcUaer.
id aehriber,
in recht verreclient weteii.
im
WILHELM WATTENBACH
Doch wir kehren zn der Ltlbccker Handschrift zurück. Zunächit
Ciiljft da« Hcbnn erwähnte Lied der Wallfahrer; sodann folgende Prianifl;
Wner on dem suntage nicht fnie off ttejt
Und xeu kircben miBio und predige geyt,
We«r an dam montage nicht gedenket aller globigeo seien,
Da« in got niyiider ir pine und ir qirele,
Wero ati dem dinstagc nicht in dem hercien tr<j't
Ifr-T enge] lop lind der hoger drjefaldicheyt,
Weer an dem mitnrochcn nicht gedenke dut,
Dm Judoa verkanfft das vnschuldige blnt,
Wner an dem domstage nicht betracht das awiczeu,
I)a> gnitam ralien mit siegen und mit smiczen,
Weer an dem fritagc nicht gedenket der notbt,
l)aa Jfaiwn« Criitus vor nnß leyt den bitteren döt,
Wa«r lun aumslagD nicbt de bimelscbo kojaerin eret,
D«r iat in dum criitenglaabeu nicbt wol geleret
tiach vcmclii dienen lateiniBchen 8tUcken folgt fol. 242 üo gt
rnlitdlit«! I<i<i(I 7.U Kliren des Scbulerbischofs, dem ein lateinisches,
»inrtn» und kaum verständliches zum Preise des h. Martin sieb
IanItlinfU. tlnffmann von Fallerslcben hat in dem BUchlein: In da|p
|ilMt<i Nun Min«ut und teid ü-oh (Hannover 1854) die ihm bekannten
IikIIi iHf^iinlachcn, halb deutschen Stücke zusammengestellt. Damoler
(»I siiflh |>, H9 (lin Mnrtinslied. Der Schttlerbiachof wird in manchen
ri<rii|i »HiAltsnun latuiniitchen Liedern gefeiert, anter welchen eines tod
IllUrtui td. ('hampolliün p. 41 bemerkenswerth ist; das hier nun Fol-
Kmidn nbf'r iil mninos Wissens unbekannt.
huuf n»iiu* <w)f«iH'I, Habe orlup ar» grammatiea, t
mnuit fuelui (umÜnviV, donatui et rtthoriea,
»"'■■"H"" l** »nier elago, nymant sal mer studiron,
htm iuMItmiui pitriUr riam laimia ledunt frigora,
H NM i\f*<nm hnj-llgoo dnge.
20 man maß henilcn firen.
A yiiu filitiiMtif dominus,
)\*H iii|l»ii "1' »"•' «chawcn,
IMuJJriifM uminfmilpr,
i»'ll>i|i wir »Uli fmiKTi
M |itt>»t »»• ("rit""!
(h wfttw ruft /tr««'^,
m (tef («Ht M» »fto "' '">'«•"•
Prowe dich turba scolaiUca,
las clingeu dje aUBse mtuiea,
ad premli» honorem,
mit springen tind singen >n iubilo
25 pelifnt fordin i
In Iwidem tanli prcsiUit
sAlthii dich rrowen an dytm
de »ludio eettare,
m^ essen und
0 et corpiartertt
GEDICHTE AU8 EINEB LÜBECEEB HAND8CHBIFT.
187
omJM bach gebath da«,
mdia i$Uerpon(u
i dem win propera$y
ik hjT dM do nicht sur ist
Dye borsenkneth dje sin so frow
de novo tarn egifcogo,
dy bort man lute schauen,
ingenti cordU iübilOf
40 dye bursenscboler alle.
ine andere Art dieser Mischpoesie zeigt uns Hoffinann's n. 30
indem auf eine lateinische Strophe immer die deutsche Über-
: folgt. Auch diese Art ist in unserer Handschrift foL 243 ver-
l.
(»mabüem
Uvirgmemf
tua wmertt
mnuheret
occulU.
tens inMor:
\andu9 est amor.
;elinck batt eyn frauwelin fyn,
ete den willen syn.
Si quU ante ianuamf
aUrahat cqrrigiaim
ocadie,
Dy iuncfraawe off dem bette lacb^
gar heymlich cza dem seriber sprach
Ist ymant Tor dem dnreleyn,
der czng den nmen und gk hyer in
gar hemlich.
4.
^abe wyl er u* geben,
1 na syme willen leben
gar heymlich.
na spneh ^e iancfiraawe esart :
dye liebe dem seriber beschert.
Clericue iUudfeeeratj
quidqidd virgo iuetertU,
et intravit cameram^
levando ei eamUiam
oeouUe.
Der seriber was csu malle gut.
2.
ülud derieui
bat ddus
er dat was an in dye iuncfraawe mnt
Her ginck al in das kemerlyn,
dach hoff er ir off das hemdelyn
n$ hoipiekim
kU peiMulum
oeculte.
gar hemlich.
5.
ten» etc.
ort eyn seriber gnt,
off sinen faß.
ik Tor der ioncfrowen dar,
et da mit dem ringe dor vor
lUü eie iacentibue
veniebat nMeu»
ad Virginia hoepidum
et tangebat peeeulum
oeculte.
gar hemlich.
3.
eeneUetulo
bat eUrieo:
Sy hatten sich al ambcgefEungen,
er kosset sy amb ir rode wangen :
Da stant der gebor,
er cloppet mit dem ringe daror
gar heymlich.
sur SM ist, gegen den Beim.
6 Vana, Dieser Befirain ist nnr noch bei der «weiten and hei d«t V^ta^m^
u^Bäsatet, wo Vom steht 4, 10 gmr hemUch le\i\V ^i ^ ^oiiMgirv
188
WILHELM WATTEKBACH
6.
Vir^ i<iceru Uetulo
respondtbat ruatieo:
Si qttU ante utHMom^
qtUTcU nbi aUam
oeculU,
Dy iuncfrauw off dem bedde la^h,
gar känelich czn dem bAr sprach :
Der do vor der dura ist,
der Sache jm eyn ander nist,
«
wan ich han hye goden frist
gar hejmlich.
7.
JlUs sie iacentif/us
irepidabai leetulus.
Dum audivit Kmitum,
heu me ! dixii rusUcus
occuUe,
Als sij gar fiuHch
da hört der gebor da« bettj»
Da sprach er: Oot ron hytiridb,
wyt verleset mich wjn Üpt so i
8.
Heu heu quidqmd rtrwm 4aM,
nunc hae totum perdidij
cargentuvi^ aurum^ terieum:
tarn plus amat clericum
occuUe.
Vane petens.
Ach wy han ich nun Teresert
r6ß, hamiß und pert,
Silber, siden and golt,
want sij ist noch dem scriber h<^
gar hejmlich.
Vergebens sprach der inngeltnck,
noch ist dye Ijebe dem scriber betcke
Weiterhin finden wir auf fol. 243 v. das von Fic^iard im Prinl
Archiv 3, 260 herausgegebene und von Hoffmann S. 90 wiederho
Trinklied; welches lauter Zeilen aus lateinischen Earchenliedem i
höchst profanen Eingängen verbindet Natürlich fehlt es nicht an i
weichungen, aber es sind auch zwei bedeutende Erweiterungen hiiu
gekommen, die Episoden vom Würfelspiel und von der Magd. I
Gang des Liedes bei Fichard ist einfacher, und namentlich auch (
Schluß besser passend, so dal! ich diese Form für ursprünglicher hili
möchte. In der Lübecker Handschrift lautet es so :
1.
Woyl uf snel in dyc tabcrnc ! . ^
Aurora lucU rutücU,
Liebenf^gesellen , ich dronck gar gerne,
Sicut cerouß detiderat
•'■■ '
2.
Uns ist ejn voyl fas ojB^ethan . .,
Jam lueis orio ndere. .
Ich wejs nit bessers ip mjrjiem wan :
Ä 9oiis ortu» cardine.
3.
Liber wyrt, schenck unß den wyn:
Tti deprecamur suppliees.
Laß anß drincken.ondfrolich sin:
Sit nohis in te requiet.
4.
Wan wjr liden so großen droet:
Agnoscat omne seculum^^- ^\ ^ ^ >
Gebet unß ouwers broMdi^.^jii Ip^'^
Exaudi preces suppUcum,
ii"
•• »
fehlt. N : :-. -..^ .:v ^^ .. r " .
V *>
GRDICHTE AUS EINER LÜBECKER HANDSCHRIFT.
189
5.
dem cnise, das ist din from:
udent viscera,
din hercze, es sij ejn thum:
's gaudia,
-6.
en cmß al wydder dje want:
edant sompma.
nachte der werdde geschant
X secuta.
7.
drye worffei uff das bret :
locii mislico.
ras ouwer herczc begcrt:
dngens gladio.
8.
'n thus sex adder quater thus :
mne seculum.
IS yme ejnne großen rusch :
ms miraculum.
12.
Dem eynen wart da ejn backentlag,
FrtKitusque ventris floruU.
Der ander ander dem tysche lag,
üt cum iudex advenerii.
13.
Den dritten binden sij an dje want:
Ligatus es ut solveres.
Der Teyrtc sprach : beczal ein hant«
Vel cruderis sepdes.
14.
Keyte dye quam do geloufen,
Sic incepit dicere :
Yr hem, ir solt uch nit mer roufen
In gravi isto corpore,
15.
Sy h^ben wydder an czu krigen
Noctis sub sitendo^
By weme Keytte solde lygen,
Facta est contencio.
9.
das gelt der do gcwan :
mptor gencium.
noch eyns, myn liebe kompan :
IS elaquencium,
10.
iye worffei enweych von czoni,
U reducere.
geschant hutte adder morn,
avit provide,
11.
t quam, sij worden fiil :
juuntur hominum.
ir worden ußgeezogen :
rbe gentilium.
16.
Geselle, sal ich lygen bij dir,
Da groasorum munera,
Adder ich nemme eynen ander ciu mir,
Sponsoque reddes premia.
17.
Keytte dye nam da dye kappen,
Data viro soda.
Und alles das der monich da hatte,
Vera ferens gaudia,
18.
Geyp mir wydder myne kappe, ich wyl
beczalen
Te lucis ante terminum.
Ich wyl eyn ander phant gan holen :
Sie firmat spes credendum.
1 ij 9ex, 17, 2 vero,
190 W. WATTENBACH, GfiDtCItTE AÜ8 filKER LOBSCKEB HA
19.
Do der arm monieh herfaeym qaam,
NU tibi retinuU,
Schande und laater master hau,
Feno iacere peritM.
90.
Des abendes lange dtcaea
In ympms tt eamdcUy 1
Kan des morgens sotge machen
S^adofum tecuUt,
Hast do dje brach beeehifiea,
Hoe epulutm hme tu eamedit.
Waren die letzten Stücke von unleugbarer Leichtfertigkeit m M
dagegen ein Loblied zu^hren der heiligen Caecilia auf fbl. 262 angoi*
scheinlich ganz ernsthaft gemeint:
MenU iota na |;ar achan Ipaa dueens in froaden tU
f ine nota gottes tron lumen lueen» hoe al be dfl
pauidei CedUa. in vera earitaUj
PißUntatus 81 versmade, Hee düeeia woji gebom,
mundi ticUuM ir nich behadde, kine ^eeta brat aflereom
quart tprevii vHia. a iumma potutaU*
In mundi gUUu keyn froude ist,
nam cor inflahtm vorgejt alwis
cfet henefidwn,
Permottita myi pjnen swar
hec in vita gancc offenbar,
non Urnen entrvaUi^
CoiUULte si verwan
•eUmiaU do sy ging an
tormenia non negat<u
Endlich findet sich noch fol.
Schrift keine Erklärung gewährt,
ständlich erscheint, daß wir uns
aneignen können.
Uinas Carmen.
Sole certans liliosa^
cunctis regnit graciosa^
non exoea:
dorste ick wat van dje reden.
Mkc ptmUe mentie prota
capia camem generoea^
gtortoea^
so bin ick wol toTreden.
Intereedat vor nnfi alle
frau» tU cedat oaeh ▼onrallen
in euneti mimdi vidmn,
Sic pott mortem wy anß erwerbe
eummam mortem, dai rechte erbe:
nobii erit gaudium.
268 eine Mjschpoesie, deren Über
während der Lihalt so wenig ver
die Frage der letzten Zeile seiht
Tu in hoc wbcdUo
respice edipnmy
ne ficU rebeUio
bonorum per ecUpeim,
Nam naturt bifurcaie
pf-anat esee depuraie
praviicUe,
We kan dat wol a^punden?
W. WATtfeNBACE
JKL 8GHBÖOEB, BBÜOHSTOCK EINES NIEDEBD. PASTONOPEUS. 191
iRUCHSTÜCK EINES NIEDERDEUTSCHEN
PARTONOPEÜS.
Unter den Handschriftenfiragmenten im Besits des Stadtarchives
5ln befindet sich auch ein loses Pergamentblatt in 4®, Handschrift
15. Jahrh., welches ein Bruchstück des Partonopeos in nieder-
icher oder^ genauer begrenzt, njederrheinisch-cölnischer Mundart
It Die Verse sind nicht abgesetzt^ doch ist der Anfangsbuchstabe
ersten Wortes jeder neuen Reimzeile roth durchstrichen. Das
unent ist an verschiedenen Stellen stark beschmutzt und dadurch
Lesung einzelner Wörter unsicher oder ganz unmöglich: solche
m sind nachfolgends durch Punkte bezeichnet. Die Schreibung
ich nicht geändert^ nur Interpnnction zugefügt
31. 1\ Deme ir gauyt so schone gichte.
Ich sain uch wes ich uch verplichte:
Horte he id dat ir in garczun besteit zu scheiden.
He soilde id uch mit zome gelde.'
5 Herman hadde veil scheir verstain
Dat he bespot was, ind macht sich sain
Van eme zu synen gesellen weder
Ind hadde dat hoift geslagen neder.
Alsus sal man quade scheike voren
10 De lojsheit ind logen rören.
He bedaichte sich ind seichte
Hulpe ind rait do, wa he moichte
Id gewrechen na sinen wille.
Partonopeus in lach euch neit stille
15 Ind beiade zu dem houe
Dat man eme grosen prys gaff mit loue.
Dat gelucke in was eme neit gehas.
He horde ey so bas,
Ind alz he zur jersten soilde ryden,
20 So Quam eme Herman zu der rechter syden
Vp m vnuersein ^ereden:
Eyn richlich orz hadde he bescreden
Ind hadde eyn sper lanck ind groit,
Partonopeus hadae he gerne doit
25 Gestochen, off he hadde gemogen,
Ind quam vp in de . . . . gevlogen.
Partonopeus de sach in komen
Ind hadfde in balde vemomen
zu eme in daichte
30 Des aichte.
192 KARL SCHRÖDER, BRUCHSTÜCK ETNES NIEDERD. PABTOllOPEinL
Eyn korczewylen begaff . . . do
.... in twanck de noit dar zo
Ind weder vmb zu Hermanne wert
Mer Herman de wart so sere ervert,
35 Dat ho sin mysdo;
Ind [Bl. V] Partonopeus de veste
Mit Byrne sper dat he menlichen hilt,
In sine scholder beneuen sinen schilt
Du stach he eme eyne wunde
40 Der eme manich man wail gunde
Ind stach in zu der erden neder
Dat he nfimer vp orz in quam seder.
Dat wart zu sure sinen vrunden
De eme da zu den hui den deynden,
45 Der eme da alz vele zu den hulpen quamen
Dat sij mit krachte namen
Partonopeus ind Gaudine
Ind daden in an veil grose pyne,
Dat sij veil na in der noit
50 Beyde soilden sin bleuen doit,
. . . dat . . . Partonopeus mit groser kracht
Van al deme intfacht
Ind begunde sich sere snellen^
Ind halp Gaudin sime gesellen^
55 Dat sij beide wail gesunt
Danne quamen vngewunt.
Dit sach myn vrauwe Melyore,
Id sach euch her Kursult we id vore
Ind gaff Partonopeus al den prys,
60 Ind he sade, he in kan den in geynre wijs
Geprouen in künde dat da eman besser were.
Des vroude sych Melyore harde sere
Ind in vort*
Men sij sprach so stille dat wert,
65 Dat id neman in moichte verstain.
Ind alz sij dit hadde gedain,
Do was der konick van Syre
Der hier erzählte Kampf zwischen Partonopeus und Hennann irt
in den bei Maßmann (Partonopeus und Melior. Berlin 1847. S. 1—23^
30 — 44; 53 — 120) abgedruckten Bruchstücken der niederlindisclMB
33 Hier scheint ein Wort za fehlen, etwa reU oder ieetde. 44 Der Terdriik
Yen ließe sich etwa so herstellen: de eme da tu deynate Hunden. 67 Großes D.
60 61 Die comunpierte Stelle möchte ich so herstellen:
Ind sade 'i*n kan in g^ynrc w\js
GeproTen dat eman ^eaMti nv^t^^ .
EUGEN KÖLBINO, tlBKlt ISLÄNDISCHE BEARBEITUNGEN.
SearbütuDg nicht enthalteD, doch kauii obue WoitereR behauptet werden,
ikH unser Bnicbstllck mit jener Bearbeituug nichts zu echaffen hat:
der Niederländer folgt seiner franzöai sehen Vorlage mit ängstlicher
Genauigkeit, währeud unser Text derselben durchaus frei gegenllber-
rtehi, wie ein Blick auf das Gedicht dos Denis Piramus (ed. Crapelet.
Paria 1834. Vgl. etwa voh V. 8779 anj darthut. Weit näher steht
unser Text dorn tiedichte Konrads vou Wilrzburg (ed. Bartsch, Wien
1671): da wo uuser Bruchstück einsetzt, steht bei Konrad V. 15775 fast
dasselbe Keimwort; V. 6 und (i unseres Textes entsprechen sehr nahe
Kourads Worten V. 15782 f;
das sin dft gesch impfet vrm,
daz veratuont er achiero.
Doch gleich von diesem Vorse an entfernen sich beide Bearbei-
tungen TOD eiDHoder: imser Bruchstück ist viel kürzer gegenühev dem
tingathmigen Kourad; Hermanus Tod, der hier gleich folgt, steht dort
em V. 1."i899 ff., dann allerdings mit ähnlichen Worten, vgl. V. 24 f.
mit Konrad V. 15903:
Bos wolte er sich dS rechen
und in ze töde stechen.
Immer aber bleibt imser Text selbständig genug, uro die Annahme
einer einfachen Übertragung von Kom-ads Gedicht auszusehließen ;
iigegen spricht auch die ungewölinhehe Reinheit der Reime; der ein-
lige Reim, der leisen Aiistoli erregen künnte. V. 35 mysde : veste,
findet seine Bercchtigiuig in der Mundart und seine Analogien sogar
bei Heinrich von Veldcke (b. Pfeiffer, Freie Foraclmng p. 424).
LEIPZIG, August 1S7L KARL SCHRÖDER.
ÜBER ISLÄNDISCHE BEARBEITUNGEN
FUEMDER STOFFE.
Als bei den Isländern die einheimische Geschichts Schreibung vei--
liegie, fiungen sie bekanntlich an sich filr ausländische Stoffe zu interes-
Allärdings bedeutend später als ia Norwegen, wo dieser Ge-
k schon im 13. Jalirh. in voller Bliithc stand. Als nämlich in
Verödoug und Eutvölkcrung Islands durch verheerende
eigene Geschichte den Bewohnern dor Insel
■, griffen die isUludiacVAB« S<i\v'c\\\.?.\.>?i«it i."^
Vi
194 EUGEN KÖLBING
den am norwegischen Hofe schon längst eingeführten, aof IsUmd dt»
mals vielleicht noch wenig bekannten Riddarasögor, schrieben sie ih^
bearbeiteten und kürzten sie, um auf diese Weise ihren Landsieiitai
eine neue Unterhaltungslectüre zu schaffen. Diese isländischen Be
arbeitungen sind wohl auch der Hauptgrund, weßhalb wir von i
wenigen der romantischen Sagas alte norwegische Handschriften haboi
Unter diese letzteren würde wohl nur Cod. Holm. 6. fol. , welcher &
von Keyser und Unger edierte Barlaamssaga ok Josaphats enthält, ml
Cod. mbr. Nr. 4 — 7. fol. in der Delag. Mscr-Sammlung in Ups. Unrr.
Bibl.y (beschrieben Antiq. Tidskr. 1848 p. 97), der vor allem die Streng
leikar- und die Elis-Saga enthält, zu rechnen sein, während die ältesta
uns überlieferten Handschriften derParcevalssaga, lyentssag^ Tristnmi-
saga etc. sämmtlich erst aus isländischer Zeit datieren (vgL Riddarasögv
pag. XXXV 8.). Daß aber die Isländer diese ihnen an und ftlr sich fem
liegenden Stoffe mit warmem Interesse ergriffen haben, sehen wir i. B.
daran, daß, wie G. Brynjulfsson mir mittheilte, noch jetzt Namen wie
Tristram oder Ivent, aus diesen Sagas entlehnt, auf Island dardh
aus nicht selten vorkommen. Von dem Bestreben, welches überhaii|it
im Norden herrschte, die den Lesern ursprünglich fremdartigen Stoffsy
sich durch Veränderung der Localität näher zu rücken, zeugt folgende!
Beispiel.
Cod. Holm, chart. 1. fol. (beschrieben von Arwidsson: Förteckning
etc. p. 13 s) enthält unter andern eine »i^^^ ^ Damasta ok Jwu
Sm&landskonungi^ betitelte Erzählung. Der Inhalt ist folgender:
Catalactus ist der König von Grikkland. Seine Gemahlin lebt
nicht mehr. Seine Tochter Gratiäna ist gelehrt und schön, verschmilit
aber alle Freier. Cat. hat zwölf spekingar an seinem Hofe, welche
alle Sommer zu Gericht sitzen. Der Sohn eines derselben heißt Damasts,
ein unterrichteter und wohlgebildeter junger Mann, vom König n
seinem speciellen Dienste ausersehen. Eines Tages kommen drei
Schiffe, reich mit Gold geschmückt; das schönste derselben trägt König
Jon von Smäland, ein Reich, welches nach der Angabe des Sags-
schreibers südlich von Frankreich liegen soll, von diesem nicht dorek
Wasser, sondern durch Wüsten und große Wälder getrennt. Cat. ent-
bietet jenen zu einem Mahle, bei dem er um Grat anhält. Als Cit
sie selbst um ihre Meinung fragt, versetzt sie, sie liebe zwar im Augen-
blicke keinen Menschen, aber von allen Ausländem und Innlinden
habe ihr bis jetzt noch keiner so gefallen wie J6n. Sie giebt dann die
Einwilligung zu ihrer Verheirathung. Nach Abhaltung einiger Qelag^
äa denen jedoch Damastu nicht tVieVL mmm\^ «^^1 I^n wieder ab, ei
ÜBER ISLiNDISCHE BEARBETUNQEN FREMDER STOFFE. 195
ivd aber ausgemacht^ daß er im Winter wiederkehren soll. Damaata
t sdir unwillig über den Ausfall der Sache; er reist bei den ein-
ilnen spekingar herum und gewinnt sie Air seine Zwecke. Mit 1000
Mim zieht er in den Wald^ welchen Jon passieren muß, um ihm
imr aufzulauern. Der vergeblich durch einen Traum gewarnte wählt
Dch diesen Weg, und wird nach langem Kampfe erschlagen. Catal.
erohigt sich bald über diesen Frevel und söhnt sich mit seinen spe-
iDgar aus.
Die Königstochter stirbt. Dem Damastu erscheint im Traume die
hria, der er immer treu gedient hat und befiehlt ihm, in voller
(ttstung zu Grati&na's Grabe zu reiten. Hier trifft er einen Riesen
iflieimr, der das Grab aufwühlt, und die Reize der todten Gratidna
^eßen will, da er es bei Lebzeiten nicht gekonnt habe. Es kommt
m einem Kampfe zwischen Dam. und dem Riesen. Dam. erschlägt
ks letzteren Pferd, Falke und Hund, und schlägt diesem selbst die
nie Hand ab, die aber wieder heil wird. Endlich giebt der Riese den
Kampf auf, bemerkt aber, er sei es gewesen, der Dam. in Gratidna
Porliebt gemacnt und ihn zur Ermordung Jön's veranlaßt habe, ebenso
rie durch seine Zaubermittel die Grat, in Scheintod verfallen sei. Er
rittfa ihm schließlich, das Mädchen auf seinem Wagen mitzunehmen.
IKeß geschieht, im Palaste ihres Vaters wacht Grat, von ihrem Schein-
tod auf und Damastu heirathet sie später.
Diese Erzählung ist besonders deßhalb Air uns interessant, weil
Mnurer: Isländische Volkssagen der Gegenwart, Leipzig 1860 p. 32Ö ss.
4 isländisches Märchen berichtet, das S&ra Eyjdifr & Völlum der
itndlichen Erzählung seiner Großmutter nachgeschrieben hat, und
^ches offenbar mit jener Erzählung identisch ist Nur ist bei Maurer
^ ein Upplendingakonungr zur Zeit des Ölafr Haraldson. Eine Dam.
Htsprechende Persönlichkeit kommt hier nicht vor, so daß die ganze
txfthlung bedeutend abgekürzt wird. Übrigens stimmen die einzelnen
Mge so ziemlich, sogar der Name des Riesen, über dessen Eigenthüm-
dikeit wir uns nun nicht mehr wundem werden (Maurer 1. c. p. 322),
it nach beiden Berichten derselbe. Bei den vielen Beziehungen, die
iwischen Island und Norwegen zur Zeit Olafs hins helga bestanden,
«ancht man nicht gerade anzunehmen, daß diese Translocation der
läge durchaus in Norwegen müße vor sich gegangen sein; wir können
fiese Willkührlichkeit eben so gut einem Isländer zuschreiben.*)
*) Üb«r die Quelle dieser Geschichte ist es mir nicht gelangen, etwas m finden.
i
EUGEN KÖLBINO, ÜBER ISLÄNDISCHE BEARBEITUNGEN.
Welche Freiheiten sich die Bearbeiter dieser ausländischen Stol
überhaupt gestatteten, zeigt uoa noch ein anderer Fall. Cod. Hrfl
ch&rt 16, 4", hesclirieben von Arwidssoo 1. c. p. 125. Oberliefert un
u. a. eine Tfddelssa^a riddara Iblgendeu Inhalts:
In der Burg San'e lebt ein Ritter Tiödel, der 12000 Ritter untt
sich hat. Einige Tage Jeder Woche ist er immer ohne Grund abweae»
Snine Gemahlin, ein böses Weib, sucht ihn durch alle nx'Sglichei
Schmeicheleien zu llberreden, ihr zu sagen, was er an den betreffend«
Tagen treibe. Er gesteht ihr endlich, er nehme an diesen Tagen di
Geetalt eines weiüen Bären an und fUhrt sie selbst mit sich hin&aS i
den Wald, filgt aber hinzu, sie möge ja nicht seine Kleider wegnebiMl
sonst mflUo er seine Thiergestalt t^r immer behalten. Jene aber gdi
zu einem Grafen, dem sie schon längst zugethan ist, und fordert di«M
auf, ihres Gemahls Kleider wegzunehmen. Üieli geschieht, und aievat
heirathet sich bald darauf mit ihm. nachdem sie erst den gWlIltet
Schmerz über das Verschwinden ihres Gemahls geheuchelt hat -
Kuree Zeit darauf sieht der König auf der Jagd einen weißen BlrM
der sich goberdet wie ein Mensch und ihm in das SchloU folgt So
bald dieser den Grafen und seine Gemahlin erblickt, reißt er beide)
die Kleider vom Leibe. Als der König das Tbier tödten will, ipriob
ein Ritter die Vermuthimg aus, es möge TiAdel sein, der sich M
seiner Frau rKchon wolle. Da man dieser dann mit Foltern droht, g»
Steht sie ihr Verbrechen und holt die Kleider, die jedoch das Thiel
im Beisein von andern Menschen nicht nehmen will. Als man dasielb
aber im Zimmer allein lässt, geht die Verwandlung vor eich, and i3l
man wieder nach ihm sieht, liegt Titidel im Bette, die Thierhaut nebtf
ihm. Seine Gemahlin aber wird f\tr ihren Frevel gestraft.
Diese Erzählung ist bis auf den Namen fast vollständig identiseS
mit dem „Bisclaretz Ijöd," enthalten int Strengleikar eda Ljödab^
udg. af Keyser og Unger pag, 30 ss. Der nach der von mir mitga
tbeilten Fassung Tiödel genannte Ritter heiUt dort Bisciaret, uach defl
franz. Bisclaveret. Auch von der Verwandlung in einen weiÜon Bim
weili die Quelle nichts; der Ritter sagt seiner Gemahlin nur L I
p. 31.29: ec hinii»kiphimk. Man vgl. übrigens über diese Verwandlunj
Grimm, Deutsche Slythologie II p. 1U61: „Es ist zu erwarti'O, W
dem nord. Altcrtlium auch ein Übergang des meüschlichon Lm)>«> Ü
den des Bltn-n wohlbekannt war, da dieü Tbier ÖLr vernünftig gtl
und hochgehalten wurde In Norwegen herrscht der Glaube, dai
diu Lapplftnder »ich in Bären verwandeln." Vgl. auch doa. p«, '
033. — Die meh herausstellenden AWinwWngeu werden auch'
K. MEYEB, BEITRÄGK ZUR UEUTSCUEN MYTlIOLOGrE. 'ftff' '
i Bearbeiter zur Last fallen, da uns für die UrsprOn^lichkeil der in
^Sbeogleikar ontbnltenen Fassung daa trunzOeiselic Original bürgt.
t Aach unter den übrigen isländischen Volkssagen befindet sieb
r Übereeugung nach Vieles, was aus sttdlllndtBcbon Goschichten
rtragen ist; bei der Leclüre von jVmaaon's })ji^d9Hgur og
Lbin ich sehr oft auf Züge gestossen, die mir schon aus den
bcbriAlicb vorhandenen rom. Sagas bekannt waren. Vor ailem
l^iiieber die bei Maurer 1. c. p, 17U erwKhnten nättilrustcinar,
i roiD, Sagas eine eben so grolie Rolle spielen, wie in den
pFfilksnittrcboD. Eben dahin spricht eich übrigens Maurer, gewiU
^Jeatendate Autorität auf diesem Gebiete, in seiner Anzeige des
ftanrlümten Buches von Amason, Germ. Vli, 348 aus.
I (^EHNITZ im Nov, 1S71. EUGEN KÖLBIMO.
EITRAGE ZUK UEUTSCHEN MYTHOLOGIE. "^
Bekanntlich unterscheidet die nordische Götterlehre zwei neben
uoder bestehende, theilwcise auch durch Ueirath unter sich ver-
ffldene Göttergeschlechter, das der Aseu und das der Wanen (an.
tm und vaiiir). Niich der Überlieferung des Nordens führten Äsen und
Hanen unter einander zuerst Kiieg; nachher beim Friedensscbluße
men Niördr und Freyr, zwei Götter aus dem Geschlechte der Wanen,
I Geiseln zu den Ason (Yngl. Saga c. 4) und wurden Genoasen der-
wlbeD' ftlftn hat schon längst diese Erxi'thlung so gedeutet, daU man
Luiwhm, jene beiden Gottheiten hätten zuerst einem andern Stamme
Bigehört, und es seien dieselben erat spater in das nordische Gölter
eingetreten (W, Müller- Nibelnngensage, S, V.i&, altdeutsche
SeKpon, S. 259; Simrock. Mythologie, zweite Ausgabe, S. 177). Es
idelt »ich also zunächst darum, nachzuweisen, einmal von was iVir
die Verehrung der Wanen ausgegangen, und dann, auf
lehfiin Wege dieselbe in dcu Norden eingedrungen ist.
Nun habeu aber seltsamer Weise alle diejenigen, welche bisher
B Frage erörterten, gar nicht an die Möglichkeit gedacht, daÜ jene
'•'■e Buerst vielleicht nichtgermanischen Stämmen angehören
■'■'■selben nur b<'i 'iiii (Jerraanen gesucht und einen
1 gar nicht in Anschlag gebracht'). Meist
' « u> > I I •- » u rri^ 1
»i» ■■» r> I ■■ ■ -E LI m
•wittfarlipMkM. Aä
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«aWcalräia «MM telk eäu« AWtieO« ' i'I.Vitii
mltia%tM n>4«. mJ Mk Imm »am n<iu •<-•'*•• M
64j(«a^ fifcoMHMtt 9BrfclL ¥iMfn' l
nillir Vwwiirtiim faift—Ottnw* i^imi In;
M> A» fMMkaBckt .)Unt_-. id • JB m tank 1
JJ «Mcr Mf JCM n&icrkua (Mi
BETTKAGB ZUB DEUTSCUEN MYTHOLOGO!.
191
I nun der faUobeo Lesart ^Nertham* zu Liebe eine weibliche Gott _
[ Niörd angenommen und diese neben den märnliclien Niördr ge-
lt (J. Grimin. Myth. 197), und auf dieser Combination beruht die
Bcht, daU die Wanen suebischen Ursprungs seien. War nun aber
.betreffende Göttinn eine mütterliche Erdgotlheit, so muli sie viel-
ir mit der nordiBchen Jörd identisch sein, deren Name auch als
leUatiTam vorknmuit und UDserm Erde' entspricht; der Name selbst
i also denjenigen Begriff enthalten haben, welchen ihm Tacitus
Uich und klar anweist. Indessen Hertha wird dieselbe auch nicht
Bissen haben; schwerlich wäre sonst die gewöhnliche weibliche
long des Accusativs ^ain' in die rerhältutBsmälJig seltene ,um' ge-
worden. Im Gegentheil deutet der nordische Name Jörd an,
der Wortstamm aufu auslautete, daij also ein jenem entsprechendes
liribus, ahd. erdu anzunehmen ist, welch letzteres freilich in seiner
BÜativen Bedeutung später in die A-Declination Übergegangen und
geworden ist Also Erthu hieli die Göttinn bei Ihren suebischen
ebrern, und Erthus werden die Römer sie genannt haben, ihre
Ine Tellas mochte ihnen die Hinzuftigung des s erleichtern; viel-
bt hatte nuch das Wort anlautendes h: Ilerthu, Herthus; Qber
teres vgl. Uhland a. a. 0. •
Es läßt sich nun die Frage aufwerfen, ob nicht die Isis des
itas mit seiner Erthus oder Herthus identisch gewesen sei. Die
lentare Grundlage heider Göttinnen spricht dafür und ebenso der
Rtand, daU Jörd, die Mutter des Donnergottes, wie Frigg als Wodans
lahlin erscheint (Snorra Edda, utgefin af Sveinbinii Egilssyni, S. 7).
Dn Tacitus ferner das Signum der Isis in modum liburnEC figuratum'
Bt und andrerseits der Inselgöttin ein ,invehl popuHs' zuschreibt, so
nte letzteres auch nur mittels eines Fuhrwerkes geschehen, das
leich Schiff war*). Das Fahrzeug der Frigg aber, die llburna, wird
Imch ein Wagen gewesen sein, wenn anders das in Rodulü cbronicon
Btiic S. Trudonis Hb. XI {J. Grimm. Myth. 237) erwähnte auf das
dentbuni zurückweist. Drittens endlich können die Germania Cap. 40
szäbllen sieben Völkerschaften die ebend. Cap. 9 genannte pars
borum sein. Entgegen steht aber dieser Annahme, dali auch die
i zwischen Frigg und Jörd unterscheidet, und daß Tacitus, der
h den Cultus der letztern so ausführlich beschreibt, die Identität
er nirgends andeutet. Wer nun an letzterer trotzdem festhalten
*) Zma VmberfahreD eeatbrf'
Zweifel mngfäealtt, nm
i^i^
» Fuhmctk-, ivU<-i'
200 K. MEYER
wollte, mÜBste annehmen, die Edda repräsentiere eine spfttere Strii
der Mythenentwicklung, in welcher die einst und bei den GemiM
des Festlands einheitlich gefaßte Göttinn je nach den verschied««
Seiten ihres Wesens in verschiedene Persönlichkeiten zerlegt worin
sei; Jörd wärde nach dieser Annahme bloß die nrsprüngliche elemeotai
Grundlage, Frigg die in späterer Zeit bedeutendere, ethische Seite di
und derselben Gottheit darstellen. Und Tacitus könnte nach Ewm &■
vorliegenden Quellen oder Berichten ein göttliches Wesen zweimil g^
schildert haben, ohne es zu wissen.
Sodann die dritte Stelle, Germania Cap. 45: ei^ jam dofei
Suebici maris litore Aestiorum gentes adluuntur, quibos ritos habit»
que Sueborum, lingua Britannicse propior. matrem deam venecsite
insigne superstitionis formas aprorum gestaut: id pro armis onaiff^
tutela securum dese cultorem etiam inter hostis prsestat — Dafi ik
Aestier keine Sueben, daß sie überhaupt keine Germanen waren, bitti
nie sollen bezweifelt werden. Die Sprache ist das entscheidende, aoek
wenn sich aus dem Berichte des Tacitus nur das negative Resultat, dil
sie ungermanisch war, keineswegs aber das positive, daß sie der bei-
tannischen nahe stand, festhalten läßt. Daß bei der Verachiedenheil
der Sprache die Übereinstimmung von ritus und habitus wenig so b^
deuten hat, ist klar; Tacitus selber entkräftet dieselbe, wenn er &ft-
fährt: rarus ferri, frequens fustium usus, frumenta ceterosqii
fructus patientius quam pro solita Germanorum inertii
laborant — sed et mare scrutantur ac soli omnium sucinum, qaod ipa
glesum *) vocant, inter vada atque in ipso litore legunt — Der Gebmck
des Knüttels wie die Gewinnung des Bernsteins weisen deutlich daiaif
hin, daß die Aestier **) des Tacitus dieselbe Nation sind, welche spiftv
unter dem Namen Prcussen auftritt. Dieses Volk also verehrte die
mater deum und trug Eberbilder als Symbol derselben. Nun kann aber
Tacitus, wie schon Uhland (Schriften VI, 183 Anm. I) nachweiitv
unmöglich die altrömische Terra mater und die ursprunglich phry^sche
mater deum in dem Grade verwecheelt haben , daß er beide f&r ideo-
tisch hielt; die Göttinn der Aestier muß folglich eine von der Genn. 1
C. 40 geschilderten Gottheit verschiedene gewesen sein. '
*) Das Wort glesum ist allerdings deutsch ; allein Tacitus schreibt eben daiielbt
mit Unrecht den Aestiem zu (Müllenhoff. Deutsche Alterthnmskunde I, 48S). Die bei-
den Fundorte des Bernsteins, der von Pytheas an der Nordsee erwihnte imd der
ostseeische des Tacitus sind überhaupt in älterer und neuerer Zeit nur m oft W
wecbnelt ivorden.
**) Über ihren Nameu vg\. Pior«o\i. YAektroxi, ^. "ift.
BEITRÄGE ZUR DEUTSCHEN MYTHOLOGIE.
Haben wir nun einerseila bei den Germanen des Festlands keine
1 der Götterfarailie der Wanen gefunden, so treten uns (ließelben
r ikandoiavischen Norden um ao bedeutender eolgegen. Dort heilSt
! weiblicbe Gottheit deraelben Freyja, und zwischen ihr und der
Hihen Göttermuttor bieten sich mehrere Aniilogien. Wie der letztem
cGber nsich Tacitus heilig war, ao war er ea der Freyja nach Hynd-
lljAd Str. 5 und 7; ebenso opfert ihr nach der Hcrvararaaga (ed.
Tcrel. p. 138, rd. 1785 p. 124) Ileidrekr einen solchen; noch häufiger
«lieh eracheint dieses Thier bei dem Watiengott Freyr (Snorra Edda,
:38). Ferner kennt die Edda ein Geschmeide der Freyja, welches den
ren Brisinga men föhrt (Hamarsheimt, Str. \^, 15, 19). J. Grimm
283) hält die Brisinge, deren Kleinod Freyja trägt, für die
terge, welche dasselbe nach Olafs Tryggvnsünar Saga II, 17 ge-
ihmiedet haben; ea ist nur schade, daß von einem Zwergegeschlecht
1 Namens sonst nirgends die Rede ist. Wialicenus (Symbolik von
Qoe und Tag, S. 26) denkt an die Sonne und hült den Schmuck
I ein Symbol derselben, wobei aber gerade der Name Brisinge un-
tlärt bleibt. Ohne Zweifel sind die Brisinge, wie das schon Uhlaud
ihriAen VI, 185) nachf^ewiesen hat, nichts anders als die Preusaen,
} ein Theil des von Tacitns Aestier genannten Volkes. Sind aber
kinge und Preusaen einerseits, Preuasen und Aestier andrerseits
«tisch, so kann der Stoff des nach ihnen benannten Schmuckes kein
uderer sein als der Bernstein. BestH,nd aber der Schmuck der Freyja
) Beraatein, so wird auch diese mit der an der Bernstein k liste ver-
tea Göttinn identisch sein. Auch die friedliche Natur der Wanen^ütter
ier<eitfl und der des Aeatiervolkos andrerseita stimmen zuaiimmen.
« mnäcbst dieses anbetrifft, so l&lit sich dieaer sein Charakter wenig-
14 isdirect aus Tacitus nachweisen; auch Jemandes (C. 17) nennt
iwn jiacatum hominum genus omnino', und andere älinlich lautende
• hat Pierson (Elektron S. 57) gesammelt. Nach der Annahme
I Letatern sollen die Preusaen erat in Folge der beständigen Er-
ingB- und Bekehningsversuche der Polen bösartiger geworden
1 (a. a. 0. S. !05). F-benao haben nun auch die Wanen einen viel
dlichern Charakter als die Äsen (W. Müller, altd. Uel. 262); ja es
«int. dali die kriegerischen Züge, welche sich auch bei ihnen finden,
mäter angedichtet wurden, als sie dem nordischen Götter-
waren. Der Üermane konnte sich seine Götter
'stellf die Wanen sollten durch solche
«n Gottheiten, ähnlicher ^e-
202 K. MEYER
Dicht umhin können, die Identität der altpreossischen Göttermatfter mt
der nordischen Freyja als höchst wahrscheinlich xa betrachten nl
zwar in der Weise , daü jene aus altpreussischem Kultus in den gv-
manischen übergegangen ist.
Freyja ist nun aber keineswegs die einzige Gottheit ans des
(Jeschlechte der Wanen. Neben ihr steht vielmehr ein mannlielMi
Wesen, Freyr, und dazu kommt noch drittens Niördr, der Vater Freyi
und Freyjas. Letzterer charakterisiert sich bei Snorri (S. 15, 16) deil>
lieh genug als Gk>ttheit eines Küstenlandes. Schon der. Name seinsr
Wohnung Nöatün fSnorri S. 15) spricht hiefur, noch nnzweideutigv
aber die von Snorri ihm zugeschriebenen Verse, in welchen der Gott
seinen Abscheu gegen die Berge und gegen das Gehenl der Wölfe, Mwie
seine Sehnsucht nach dem Gesang der Schwäne ausspricht Auch die
ihm sonst zugeschriebenen Eigenschaften, das Beherrschen der Winde,
das Stillen des Meeres sowie der Umstand, daß man ihn zur See ood
bei der Fischerei anruft, sprechen dafür. Erwägt man hiezn, daß sein
Name sich einer Deutung aus dem Deutschen entzieht (J. Grimm. Mydi.
198), so weist auch letzteres auf ein nichtgermanisches Küstenland hia.
Vermählt ist Niördr nach Snorri mit der Skadi, einer Riesinn; mit
ihr soll er auch Freyr und Freyja erzeugt haben. Im Gegenaatze hien
berichtet ein Lied der altern Edda, die Oegisdrekka (Str. 36),
habe einen Sohn mit der eigenen Schwester gezeugt, und in eben d
selben Liede (Str. 32) wird der Freyja vorgeworfen, sie habe den dgeocB
Bruder umarmt Der von Niörär begangene Incest wird OberdieO fni
der Ynglinga saga (Cap. 4) bestätigt; doch scheint letztere, wie sick
auch aus der Vergleichung von Yngl. s. Cap. 3 mit Oegisdr. Str. 26
ergiebt, aus ersterer geschöpft zu haben, nnd die Oegisdrekka wIn
demnach als einzige Quelle hietllr zu betrachten. Was nun aber ebei
diese betrifft, so ist der Oesammtcharakter dieser Dichtung, in weldier
Loki den einzelnen Gottheiten der Reihe nach unsaubere Geschichten
vorwirft, wohl zu beachten. Es gehört keineswegs in das Reich der
Unmöglichkeit, daß alle diese Verläumdungen nichts als Erfindungen
des Verfassers dieser Dichtung sind.
Freyr nun, der Sohn Niörds, hat im allgemeinen große Ähnlich-
keit mit seinem Vater. Er gebietet über Regen und Sonnenachein, sowie
über das Wachsthum der Erde; und damit auch ihm der Besng nnf
das Wasser nicht fehle, rufen ihn die Seefahrer um günstigen Wind
an (Forum, sog. 2, 16). Im Allgemeinen ist er jedenfalls ein befiruchtea-
der Naturgott und entspricht insofern dem Charakter der ack^banenden
iestier. Daher stammt wohl seine phaXiv&eW ^aVox ^kfi. Biraoa. C. 233)^
BEITBÄOE ZUR DEUTSCHEN MYTHOLOGIE.
) demselben Grunde ist ihm der Eber als Symbol der Fruebt-
irkeil heilig, Wenn er nebeabei (Skirn. Ifl) als Mörder des Rieeea
aufb-itt, oder wenn er in der Völuspä (Str. 53) in den letzten
Feltkampf verflochten erscheint, bo beruht das auf der schon ange-
nteten Tendenz, sein urBprUngliches Wesen mich mehr germanischer
it amznbilden,
Aue dem mehr oder weniger gleichen Wirkungskreise dieser beiden
;er hat nun MuUenhoff auf die urspriingliche Identität beider ge-
hloBsen und behauptet, Niördr sei aus Freyr entwickelt und von ihm
[ctrennt (vgl. W. A. Schmidt. Allgem. Ztschr. f. Gsech. VIII. 229).
ichtig ist jedenfalls, daü der Vater jugendlicher und schwächer, der
Atn dagegen männlicher und kräftiger erscheint; auch die ursprüng-
^fae Identität beider scheint ziemlich sicher. Wahrschoinlich ist der
wrklärbure Name Niördr der ältere, den der Gott bei den Äestiern
tte. Freyr hingegen, eigentlich mehr ein Appellativum uLs ein Nomen
^prium und zuerst wohl bloße Anrede der mild und freundlich herr-
linkenden Gottheit (Müllenhoff a. a. O. 2'M)) wurde allntälig der üblichere
jltme des Gottes bei seinen gernianisuhen Verehrern, und in Folge
Dnen erscheint deraelbe auch unter diesem Namen ausgebildeter und
edeutungsvollcr. Aus diesen beiden Namen aber, dem ursprünglich
mnden und dem germanischen, wird sich die schciubar doppelte Natur
r einen Gottheit erklären lassen.
Anch die Göllinn Freyja muli anfanglich von frier! lieben der Natur
resen aein. Auch sie zwar ersciieint walkürenartig aU Todtenwäbleriim
trimnism. H); sie ist aber in diesem Falle an Friggs Stelle neben
Wd getreten. Deutlich läUt sich überhaupt bei dieser Göttinn die mehr
Usche Seite von ihrer elementaren Grundlage unterächciden. Was
Xtere anbetrifft, so ist sie wie Freyr eine Gottheit der schönen Jahres-
j fo namentlich in der Tbrymskvida. Daneben aber muß sie, wie
t SohiDOck Brisinga men beweist, in irgend einer Beziehung zum
rnstein gestanden liabeu; auch die goldenen Tbränen, welche sie
I ihren entschwnmienen Geliebten Odr weint, werden auf derselben
raentaren Grundtage beruhen, zumal wenn man die goldenen Bern-
Unlhränan der Ileliaden (Preller. Griecb. Myth. I, 342) in Anschlag
Für Freyjas Bezug auf den Bernstein spricht auch der Zu-
inhang, in wtichem sie mim Meere steht, welch lelzterer durch
> Mardöll (Mcerfiaii) iiinl Gofn {verwandt mit aa. geban,
izeugt wild; auch der Bernstein wird ja vom
gleich den münnlicheu Waaen.-
201 K. MEYER
heit eines Küstenlandes bezeichnet. Daneben aber erscheint nun Frejji
in der E^da auch als Göttinn der Liebe (Simrock. Myth. 358), fa
reinen wie der anreinen, and man wird wohl annehmen dürfen, difi
diese ethische Seite ihres Charakters wie die kriegerische der ge^
manischen Umbildung, die physische Grundlage ihres Wesens hingcgei
noch den Aestiern angehören wird.
Ein umstand indessen scheint der schon au%estellten Behaaptani^,
daß sich in Deutschland keine Spuren der Wanen finden, im Wege
XU stehen. Ein gothisches Kunenzeichen nämlich lautet Iggvs, und du
demselben entsprechende angelsachsische Ing. Das Wort ist einerseiti
verwandt mit dem von Tacitus (G. (Jap. 2) aberlieferten Namen dei
germanischen Stammes der Ingävonen sowie andrerseits mit dem !■•
gunar Freyr der Oegisdrekka (Str. 43) und dem Yngvi als Ahnhem
der Wölsunge (Helg. Hund. I, 54, Sig. 11, 14). Der Ahnherr derWol-
sunge ist nach der sonstigen Überlieferung des Nordens kein anderer
als Odin; der Ingunar Freyr der Oegisdrekka hingegen bietet man*
cherlei Schwierigkeiten. Simrock, welcher (Mvth. 349) denselben, analog
dem ags. fireä Ingvina, als Herrn der Inguine auffiUit, übersieht, difi
wir statt des allerdings wünacheuswerthen Gen. Plur. einen QeiL Siag.
haben. Es liegt zwar sehr nahe, das r in Ingunar su streichen und saf
diese Weise einfach an das schwedische Königsgeschlecht der Yngtinge
anzuknüpfen, welches in der That den Gott als seinen Ahnherrn be*
trachtete (Yngl. s. Cap. 12); aber die handschriftliche Überliefenmg
bietet hiezu keine Handhabe. Faßt man aber Ingunar Freyr wörtück
als den Freyr von Ings Freund (Ingvinr), so muü einmal Inga Freood
Freys Vater gewesen sein, und andrerseits war Ing dann ursprünglich
ein ander« r als Freyr. Ing oder Iggvs hiel^ wohl der mythische Stam»
vater des ingävonischen Stammes, und der Name bezeichnet ihn sb
den AUumschlinger, etwan als einen die gnnze Erde umschlingendes
Himmelsgott, als Personification des ags. upheofon, des üfhimil i»
Wessobrunnergebets, des upphiminn der Völuspä (Str. 3), des Himmel^
der sich über der Erde wölbt. Hat uns Ing auf diesem Wege von Frejr
weggeführt, so scheint der oben mit Odin identische Yngvi, der Ahn-
herr der Wölsunge, auch hier auf denselben Gott zu deuten, and wir
hätten uns die Sache ungefähr folgendermaßen vorzustellen. Ing war
ein Beiname Wodans, und an ihn knüpfte der Stamm der Ingävooen
seine Herkunft; der Beiname löste sich dann später als selbstftndigei
Wesen ab und gestaltete sich zum Stammheros; letzteres konnte schlieli-
lieh wieder mit einer andern Gottheit, in vorliegendem Falle also nit
Freyr, zusammenfließen.
BEITRÄGE ZUK DEUTSCHEN MYTHOL<')GIE.
Zu den Ingävonen nun geliürten erstlich im Westen Friesen und
Cliauken (Haupts Ztsclir. XI, 186), sodann im Norden die Dänen (Be6-
vulf V. 1045, 1320 ed. Heyne), Ganten (Ilaupta Ztschr. XI, 195) und
wohl auch die Goten (ebend. S. 196). Bei Friesen und Chauken Gudet
uch nichts, was an Freyr und seine Verwandtschaft za denken nuthigt,
da der von Rieger (a. a. 0. 197 ff.) benutzte helgoländische Unfug
ebensowohl an Isis (Frigg) denken laut. Auch hinsichtlich der Goten
hegen zwingende Beweise nicht vor, da das |ori'ov i^' agfiaita^^g
irnäg des Atlianarich (Sozomenns, lii»t. eccl. 6, 37) auch auf Thor
(Grimm. Myth. 151) Bezug haben könnte. Für die Dänen hingegen
i»t Freyr durch den Ciiltus des Frodhi zu Heidhra auf Seeland bezeugt,
auf welchen Muncb (Det norske Folks Historie, ubors. v. C'laussen,
Ü. 20 S.) den CuUus des Freyr svi Upsala zurückgeführt hat; auch
Saxoe mythische Friedenskönige geliureu hierher. Auch die gautische
Syritha Saxos (S. 125) dient zur Bestätigung, wenn W. Müller (altd.
283) mit Recht Syritha mit Syr, einem Namen Freyjas bei Snorri
21) zusammenstellt.
Am berühmtesten indesBea war der Cultus des Freyr bei den
ivedeu. Dort stand im Tempel zu Upsala nach Adam von Bremen
((Jap. 23:i) sein Bild neben denen Tliors und Odins, und man tvird wohl
unehmen dürfen, der uralte Himmelitgolt T_fr sei in Folge dieses erst
tpäter eingefrihrten (Julius von seiner frühern Bideutung verdrängt
■Orden'). Hier im Norden wird auch der Name Yngvi, der einst dem
Odin zukam (oben S. 204) auf ihn übertragen worden sein, weil die-
jenigen, welche seinen Cultus nach Schweden brachten, zum Stamme
der Ynglinge gehörten. (Munch a. a. 0. 2i). Der Königsstamm der
Ynglinge, welcher in Sctiweden htrrschte und das Ueiligthum in Upsala
toordnete> stammte nach der Ynglinga saga (Cap. 12) von ihm ab.
Wir Kaben uns oben iS. 201 ff.) bemüht, den Cultus der Wanen-
gMter ala ursprünglich mstisch darzustellen. Von den Aestiem also kam
derselbe zuerst zu den Dänen, und von diesen hinwiederum nach Schwe-
dtD. Aus Schweden empfiengen ilin die heidnischen Norweger (Muncb
>. a. 0. 21), und aus Norwegen gelangte er endlich nach Island, wo sich
bekanntlich das nordische Ileidenthum am längsten erhalten hat.
Die deutsche Mythologie im engem Sinne des Wortes sowie die
niBchc im weitern wird durcli die Entfernung der Wanen. etwas
Norden hingegen Ijj.'idl dieses Göttergeschlecht gleich
wenn wir auch iiiichzuweisen suchten, dali das-
andern Glieder der nol4\aiit*w "triw^c
cap. 9) an4 AwoTtasMst ■a.tA'^^«*.
206 K. MEYER, BEITRÄGE ZUR DEUTSCHEN MTTHOLOOIE.
selbe aus einem fremden Cultus entlehnt warde, so hat es doch, ein-
mal im Norden eingeführt, dort eine solche Bedeutung gewonnen uni
sich so sehr in Mythus und Cultus eingedrängt, daß es als ein weseot-
licher Bestandtheil derselben muß betrachtet werden. Dagegen versidi
es sich von selbst, daß, falls der versuchte Nachweis richtig ist, vm
der deutschen Heldensage und zwar speciell aus der Nibelnngensage
Freyr ausgeschlossen ist, mag nun letztere von den Bargonden oder,
was sich allein wissenschaftlich begründen läßt, von den Franken aai-
gegangen sein.
Auffallen könnte es noch, daß spätere Quellen im Gegensätze n
der von Tacitus allein genannten Göttermutter der Aestier den heid-
nischen Preussen eine ziemlich bedeutende Zahl von Gottheiten n-
schreiben. (Vgl. Voigt. Gesch. Preussens I, 574 ff.) Indessen erstlich liegt
zwischen Tacitus und jenen spätem, Simon Grünau and Lucas David,
ein Zeitraum von mindestens vierzehn Jahrhunderten, während welcher
das altpreussische Heidenthum mancherlei Metamorphosen darchmacheo
konnte. Zweitens darf aus der Nachricht des Tacitus noch keineswegs
geschlossen werden, daß die Göttermutter in der That damals die ein-
zige Gottheit der Aestier gewesen sei, obschon wir die Ursachen nickt
kennen, aus welchen der römische Geschichtschreiber diese allein ge-
nannt und alle andern verschwiegen hat Drittens endlich gründen sich
die Nachrichten über das altpreussische Heidenthum auf eine nicht mdir
vorhandene und vielleicht überhaupt erträumte Chronik des Bischoft
Christian von Oliva (Pierson. Elektron S. 61); es sind dieselben also,
so lange diese nicht zum Vorschein kommt, nicht als saverläfiige
Quellen zu betrachten. Sollten aber Grünau und David durch neuen
Entdeckungen Bestätigung ihrer Nachrichten erhalten, so verrathen ge-
rade die drei Hauptgötter der Preussen wiederum fremden und sirir
skandinavischen Einfluß. Perkunos, Potrimpos und Pikullos erinnern
doch gar zu auffallend an die drei schwedischen Gotter, Thor, Odis
und Freyr, im Tempel zu Upsala. Dazu kommt, daß die angebliche
preussische Sage selbst die Einführung ihres Cultus mit skandinavischen
Einwanderern in Zusammenhang bringt (Pierson S. 59). Nach dieser
Annahme hätten die Preussen den dritten Gott Pikullos (Freyr) wieder
von demselben Stamme empfangen, welcher denselben früher von ihneo
entlehnt hatte. Dergleichen Erscheinungen sind zwar auffallend, aber
keineswegs unerhört Ist doch z. B. auch der Kerlingische Sagenkreii
durch die germanischen Einwanderer nach Frankreich gekommeOi
später aber erst durch französischen Einfluß in Deutschland wieder be-
Jamnt geworden.
BASEL, FehfxxMi 1871. lElSl^YStlSL.
IG. ZINGEELE, ZU WOLFDiETHICH.
ZU WOLFDIETRICH.
lo der Einleitung zum Ortiiit (DtJutBches Heldenbuuh B. 1) h^
merken diu Herausgeber s. XVIII: „Auih bei Orlnits AuafiUirt gegen
die Drachen sind die Zeitangaben genau," Es ergibt sich daraus, daß
ierVerfasBer eine genaue Kenntniss des betreffenden Schauplatze» der
indluug haben muesto. Dies möchte ich auch vom Dichter des Wolf-
ietrich (A) behaupten. Wie sicher und richtig klingen die Verse:
555 Dö kerte er von der bürge durch den vil tiefen tan
her nider gen der Etsche, dft vant der kUeue man
die rehten lanteträzen.
556 Ze berge 1h der Etsclie g&hcn er began
harte baldiclichen gegen Triente dan.
dfi säzen arzUute an der selben stunt:
dö täten im die armen ir gn'izen jämer kunt
Bezeichnend ist hier das Nennen der arzUute. War bei Trient
CT Bergbau Bchon früher betrieben (Kink, codex Wangianua 431 ff.),
i kam er dennoch erat in Blilthe unter dem FtirstbiBchofe Friedrich
OD Wanga, der 1208 die bekannten Berggesetze gab, denen als Zu-
die Verordnungen 1213 und 1214 folgten. Diese Bergwerks-
rdnang (landamenta et postae in facto arzenteriae) abgedr. bei Kink
L 443 — 449 ist meines Wissens die älteste Deutachlands. *J Daß der
Bei^ban nun lebhaft betrieben wurde und reichen Sogen spendete,
«weisen nicht nur die vielen Unternehmungen des Bischofs, zu denen
t große Summen bedurfte, sondern auch die von ihm stammende
infiwhrift auf dorn Wangathurm (erbaut 1210):
Montes argenlum mihi dant nomenquo Tridentum,
Der Dichter konnte, mit vollem Rechte deßhalb sagen: „da säzen
zliute.*' Drei Tage weilte Wolfdietrich in Trient, dann bat er:
561 daz si im tseten des wurmes vart bekant:
dfi zeigten se im bi dem Aferse zuo der Steines want.
fl wieaen ihn zur Feiewand bei dem Mers^ MersS scheint mir das
ftrdeuKohte ^tirc^ zu sein, von dem Perini sagt: „Marcfe, fi-azione del
mtme di Cavrasto distretto di Stenico. Sono 6 case isolate 3 ore
•j Eb kommeD in derselben msln"'-* •'"iitidie Wurte v.n : 7. 11. luilliia tctrau 444.
tnhi 444. neque in r '' -lia prt;;viini;it l-'ircirirf, Bed tautum
te tene&Dtnr ic-*' -'il 44ü. el rixiliiijimi toDueril
■i aliqnli (r "t ooinis. ■.U& &«,u.4n.'-
allqu-
I
206 K. J. 8CHRÖER
distanti da Stenico.^ (Dizionario geografico statistico del Trentmo 278L)
In der Nähe liegt val Marza. Wolfdietricli ritt demnach nach Jofr
carien bis Marce, wo die Würmer sich befanden, und konnte von dort
dann den directen Weg über Ballino und Tenno an den Gardasee e»
schlagen; der heutzutage noch beliebt ist (Webers Tirol III 337), ofa^
wenn er sich östlich hielt, in die Lombardie und nach Venetien komiMa
Nehmen wir Merse in Judicarien an, so stimmt
562 Urloup nam do ze Triende Wolf her Dietrich.
du gähte über die beide der helt vil lobeUcL
er k^rte üf eine straze in den wilden tan
ganz gut dazu. Der Held musste über die Tbalsohic (Heide) rata
und gelangte auf die Straße nach Judicarien, das jetzt noch besondoi
am Eingange durch seine wiidschcenen Stellen berühmt ist
IG. ZINGERLE.
ZUM FORTLEBEN DER GUDRUNSAGE-
Ich habe oben S. 65 eine Bemerkung gemacht über die Art, irie
: Herr Martin in seiner Ausgabe der Gudrun S. L ff. meine MitdieiluDg.
Germ. 14, 327, über das Fortleben der Gudrunsage abfertigt E» i«
1 im Interesse des Gegenstandes wohl erlaubt darauf zurückzukomncit
um so mehr, als es dort an Kaum gebrach bis in's Einzelne nachiB'
weisen, was man von der Gründlichkeit der von Herrn Martin mit «
viel Sicherheit vorgetragenen Anschauungen zu halten habe. — MH
erstaunlicher Oberflächlichkeit beginnt Herr Martin gleich mit eines
lapsus, der eines transrhenanischen Feuilletonisten würdig wäre: ^4«
Volkslieder aus Gottschee an der Save." So. Also das „Herzogthna
Gottschee" Hegt an der Saveü? — „Alle drei (Lieder)," erzÄhlt HerrE
weiter, „sind verschiedene Versionen desselben Grundtextes." So, Di»
ist nun wieder eine Behauptung, die mindestens ebenso gründlich ist
als die vorige, dal) Gottschee an der Save liegt ! — In der zweiten Version
kommen zur Schönen am Meer der Geliebte und der Bruder, undfirageB
(offenbar unerkannt): filr wen sie lieber wäscht, filr den Bruder oder I
filr den Geliebten. Sie erklärt: fiir den Bruder, „einen Liebsten krieg
ich wieder, einen Bruder nimmermehr." Da ergreift sie der Eine (woÜ
der Geliebte in schlimmer Absicht) und der Bruder nimmt sich ihrer
an. Hierin ist wohl die Absicht zu erkennen, dem verdunkelten Inhalt
der Gudrunballade I ein Motiv unterzulegen, doch habe ich a. a. 0. ancb
biDgewiesen auf eine bekannte deut&^Vi^ ß^lUde^ an die diese Varsioa
ZUM FORTLKBF.N DER GCDRUNSAGE.
wiirlltcli aukliiigt, — Die ili-itte V'ersiou nun bedient sich desBelben
EingaDges, an den sie jedoch eine Erzäbluog ankntlpfl, in der weder
von einem Bmder, noch von einem Geliebten die Rede ist, die viel-
raehr klar und deutlich mit der nIoTonischeu Ballade von der schönen
Vida zusammenhangt, die ihrem Kinde und ihrem Oemahl geraubt wird.
Von einem Bruder nnd Geliebten, den Hauptgeatatten der Versionen
I. II, keine Spur! Und dieli soll nur eine „verschiedene Version des-
iietben Grnndtextes" sein. — Die Angabo des Volkssängers : daß III
die richtige Version seJ, ftlhrt nun Herr M. gegen mich an; warum
verschweigt er denn die von mir ebenso mitgetheilte Aussage von fllnf
Sängerinnen? „Beide (Versionen) seien schon recht, es seien zwei ver-
«chiedene Lieder, III sei aber mehr im Hinterland (an der aloveniachen
Sprachgrenze) üblich. Sie kannten noch ein drittes Lied, das auch so
w&ngt. und dieß ist nun U." Indem Herr M. nun diese Angabe ver-
"cbweigt. gibt er den Inhalt der Ballade auf Grundlage von III, wo
offenbar der Stoff eines sloveniechen Liedes an den Eingang des deut-
schen Liedes angehängt istl — Indem Herr M. zugibt, dall der Gruß
nebst Antwort und das Angebot des Ringes nebst der Zurückweisung
inr Gudrun stimmen, findet er das doch nicht genügend. Wir wollen
alle Beine Bedenken und Einwände vorftthren.
Er erzählt vom Inhalt der ersten Version: „als sie abfahren, 'sie
lahm ein leinen Tucb in die Hand und ftlhrt damit über das breite
Meer, und als sie binüberkommea grüßen und halsen and kKssen die
■hlnglinge (!) sie."
Indem er die Worte meiner Übersetzung buchstÄblich citiert, setzt
<!T (innerhalb der Anführungszeichen, also indem er meine Übersetzung
m citicron vorgibt) nur das Wörtchen damit hinzu!*) Der Text hat:
Mit tDurot über es proite mm', meine Übersetzung: und fährt Über
da« breite Meer. — Nachdem der Leser mit der kleinen Text-
laderung schon ein wenig voreingenommen ist im Sinuc Herrn Ms.,
teroerkt dieser: „ganz haltlos aber ist der Vorschlag: das Tuch,
»elchea die Meererin nimmt, als sie über das Meer fthrt, durch eine
.Änderung des Textes in Verbindung zu bringi'n mit den Kleidern, die
Ktidrun in'a Meer wirft."
Das ist nun die rielitige Art! sich selbst die grßste Oberflächlich-
Iteit zu erlauben, und einem Andern -vta^SSfftten , was er sage sei
«ganz haltlos." - Ich kann Her^ »icheru. «hiü itli nie
210 K. J. SCHHÖER, ZÜM-FOBTLEBEN DER 0UDBUN8A0E.
etwsa za bvhimptea pflege, ilas so 'ganz haltlos iat, wie Beine obt
ngeftlhrteti nnd noch anzufillirendeu Einn-endungei]! — Ich bcmerkl
zu der Zeile: 'sie nnhiD ein leinen Tul'Ii in die Hand'; „was licißt dwl
darf man nach Kndrun 1271 nu die W&scho denken, welche Kudnv
in'« JAfKT wirft? ich möchte daher fast vermuthen, es sei Zeile 22 (i
imi Kurijt übfr et proile mer, was eine Wiederholung vonVerill
i%l) za lesen: unt hincet rs in flat jtroile mer, was geUndert wurdi
weil man e» nicht niphr vprKtand." — Daß diese Annahme guiz
Im' »ei, hat Herr M. iiooli zu erweisen. — In der zweiten V
wo die Liebe des Bruders oder zum Bruder mit der des Geliebl
oder zum Geliebten verglichen wird, stellte ich das Lied bei DhUni
117, wo der Bnider zur Schwester unter anderni sagt: dein jung«
Leben rett' ich nicht (daß außer des Vergleichs der Lielie zwiadii
Brader und Schwester mit der Liebe zwischen dem Geliebten und dt
Geliebten auch noch jener Ausruf: halt! am .Schluß der Goitschecwi
Ballade II mit der Ballade aus Gräters Iduna stimmt, bebe ich noch
mala hervor) and setzte hinzu: dieß könne daran erinnern, „daß |l
auch Bruder Ortwin die Schwester eher sterben lassen will, als
er sie stehle Str. 125G {und bete ich Awndei-/ ttiresler, die Ueze ick .
Iten S etc.). Im Volkslied freilich soll die Weigerung des Bruders
die Liebe des Geliebten in helleres Licht stellen, wJtlirend in At
Gudrun Ortwin von dem edlen Motive geleitet wird, die mit Gadmnai
Gefangenen mit zu rcttr^n. Aber kommen im Volkslied nicht oFlMotil
in Vergessenheit, indem Thatsachen, zerstUckt und unverstanden odi
umgedeutet, manchmal fortleben?" Was soll es nun, wenn Herr Marti
trotz dieser Auseinandersetzung sagt: „wie Schröer in den Eigen
thlimlichk eilen dieses Liedes Beziehungen auf Ortwin und Herwig ha
finden künnen, ist mir nicht begreiflich." Das muß nun fUr
der den Sachverhalt nicht kennt, aussehen, als ob ich irgend ein«
Thorhcit vorgebracht hfltte, die eben ein Manu wie Herr Martin
nicht begreifen kann! — Wird denn dieser Ton in unserer Wissenschd
nie aufhören?! —
Was soll man aber sagen zu dum noch nicht besprochenen Ginwi
gegen weine Deutung deä Schlusses von I: sie nahm ein h
in die Hand und führt über das breite Meer, und wie sie dann lüf>
gekommen: dort grüßen nie sie und halsen sie sie un'
BIO di« Moererin (am Meer weilende), die schitne
Meoreriu!
Kann hier wohl ein Zweifel sein, wie dns zu *
'■■ "' • das Meer gekommen und AiitV, »i*o
leinen TU
jann lüf> ■
. ME8T0BF, ZU DEN MEGFRIEDBILDEBN.
■dort WGilten? HeiT Martin ist auderoi- Meinung: „deim die VeriDutliiug,
" die halsendoa JUugliDgc (wo ist von halaendeu JUnglingeii die
le?) nicbt Seerüuber, sondern Verwandte geweaen, läsat aicli nicht
eisen. " Sic, Herr Martin glaubt also, der oben wrlrtlioh gegebene
AhiÜ bedeute: ale sie bin ist gekommen an das Ufer über dem Meer,
1 wurde aie dort begrüÜt, gehalst und geküast — von wem? von den
Bien, die sie eutfitlirten ! — Herr Martin, der behauptet, daß die
i Lieder drei Versionen «Jines Grundtextes sind, vergisat, daß in I
f ^ine als Geliebter durch den Ring erkamit wird, in H der ^ine
i Geliebter, der andere als Bruder erscheint und also nicht als
-äuber, kann in'a Blaue hinein eageu: daß die Jilnghnge nicht Sce-
►er, sondern Verwandte gewesen, ließe sieb nicht erweisen! Und
Q annehmen: die die geraubte Schwester und Gebebte Heimholeu-
, der Bruder und Brilutigam, hätten sie nicht frlkher gegrUßt and
küflst, nls naoiideTO sie mit ihr Uber's Meer gefahren! — Wer nach
im Schblssel sucht zur ErklUrung des hier dargelegten Verfahrens
rm M.'b, den erinnern wir nur an die Worte H. RUckert'ß, die der-
le in der Zeitschr. f. deuteche Philologie 3, 184 über die iu Rede
leoden Qoltecheewer Balladen ausgesprochen und die nun erst reclit
Lichte einer Dlvination erscheinen; sie sind geschrieben im Juni
fO; „daß sie (die Gottacheewer Balladen) auf die Gudrunsage znrtlek-
i«n, kann nur der läugnen, der aus Eigensinn oder, hört mau es
nr, aas Consequenz seines literanscben Schematismus, die Möglicli-
t einer einstigen Verbreitung der Gudrunsage — ob des älteren zu
idc liegenden Mythus ist etwas anderes — durch ganz Deutschland
ignen zu mllsseu glaubt."
WIEN, Im MÜn 1872. K. J, SCBEOEB.
ZU DEN SIEGFRIEDBILDERN.
In dem Borichto über die Verhandlungen der Philologenvirsamm-
; des Jahres 1809 in Kiel (s, Germania 15, 121 ff.) ist auch der
Ttftrag des Herrn Professor Chr. Petersen über den kurz vorher statt-
Blbteo orchlirilogisclieu Congrees in Kopenhagen auszUglicb mitge-
I k Der Redner gedachte unter anderm der von Professor Karl
I »steitteu Abbildung eines schwedischen Kunenateiuea, welcher
L f die Sage von Sigurd Fafnetödter bildlich darstellt
^■^^ * Beme''l'"na:, dali Unterzeichnete tvue ^«JwtVICv
^^^^1 1 und c'meiL 7.<Nei\fö\i ^\\\äw^-(N
^ m ^^
212 J- MESTORP
Rtmeustein zu übersetzen beabaichtifre und zugleich auch
Bildwerke in Norwegen und einen Stein in Angeln besprechen wer
Diese Übersetzung mit den in Aussicht genommenen Nachträgen
im Jahre 1870 bei Otto Meißner in Hamburg erachienen und brii
auf vier beigegebeuen Tufeln die Abbildungen der schwedischen Stei
eines norwegischen Kirchenportals, zweier Stuhllehnen und des St«iiU
in Angel». In der Voraussetzung, daß diese Schrift wenigstens eiiu)
Lesern der Germania nicht unbekannt geblieben, erlaube ich mir,
Betracht der Aufmerksamkeit und des lehhaftcu Interesses, welch
diese mittelaltcrliehen Kunstwerke gerade jetzt in den nordJscbi
Reichen erregen, hier noch einiges über den von mir besprachein
Angeler Stein hinzuzufUgen.
Meine Beschreibung stützte sich auf den Bericht des Ben
Pastor Augu^tini zu Uelsbye an die Schleaw. holst. Altertli. OeaeUsch«
auf einige brie6iche Mittheilungen des actnellen Predigers zn Del^
und Fahrenstedt und auf eine im Jahre 1836 von J. HarteriUfi
worfeiie Zeichnung, die der Versammlung in Kiel von Hemi 1
Petersen vorgelegt wurde. Mein Wunsch den Stein selbst ia Ao^
schein zu uehmeu, hfU sich damals nicht realisieren; erst im verwit'
Herbste ward mir in Folge einer an mich ergangenen freundlichen
ladung des Flerm Oeb. Rath Michelseu in Schleswig die Qeh
dazu geboten, die ich mit Freuden ergritf. Herr Geh. Rath Midiel*4l
welcher (nicht mit Unrecht,! rügte, daß mnn wagen könne «B
wichtiges Denkmal der Vorzeit zu beschreiben ohne es selbst
«u haben, schien nicht viel von meinem Sigurd- oder Siegfricdsteio
halten, obgleich er zu artig war es mir gerade aus zu sagen. J
einem klaren sonnigen Octobcrtage fuhren wir (Herr Geh. Ratk 1
nebst Gemahlin, Herr Dr. I'aulacn aus Schleswig und Uaterz.) rt
nach dem Herrenhofe Fahrenstedt, wo man sogar die Existens an
mit Figuren bedeckten Steines bezweifelte, und von dort in Be^leito*
des Herrn Baron v. Gorsdorff (Besitzer von Fahrenstedt) iinch dl
Kirche. Es war Mittn-,', dio Sonne stand hoch, und sonach lag dl
Stein, in der Mauer gen Süden, iu günstigster Beleuchtung. Die B
Schädigung war bei weitem nicht so stark, wie der Bericht dtis He«!
Pastor H. befllrchten ließ, und der Sleinkohlenthecr glUcklichferw^
so dttnn aufgetragen, daß er die Figuren nicht im geringsten verdod
Ortr Stein, ein gewöhnlicher Granitblni'k, ist an der Basis^ dtu
]27 Centim6tres lang und an dem hochsteu Punkte 85 Cent
An der linken Seite ist dicht vor dem Schitabi-I des VognU tlt
L^nge auch ein ÜtlXck abgeicbltigoo. &u,c^ vm di'ittea )
ZV DEK SIEGFlUEDßlLDERN.
di? Oberfladie beschädigt, da nicht nur die Figtiren, die in den übrigen
Feldern sehr gut conscrvicrt sind, hier gänzlich fehlen, aondern auch
. 4e unter den Figuren hinlaufende Leiste an diesem Punkte beschädigt
ist. Nachdem ich die Figuren mit Kreide umzogen hatte, traten sie
«if dem schwarzen Grunde überraschend klar zu Tage und wurden
von den Anwesenden erkannt, wie nachstehend beachrieben:
In dem ersten Felde ist ein Vogel, der dem Habicht auf Säves
Abbildung des Ramsundberges viel ähnlicher ist, als der Figur auf der
I von mir benutzten Mnrtevilleschen Zeichnung.
In dem Kweiton Felde steht ein Pferd, kenntlich an der Form
its Kopfes and den vier Beinen. Ein Reiter ist nicht vorhanden, wohl
aber irgend eine andere Bürde auf dem Rücken des Thieres, ähnlich
wie auf den sehwedischen und norwegischen Bildem,
Im dritten Felde ist, wie gesagt, nichts zu entdecken, obwohl
cns der unebenen Fläche zu schließen, daß auch dort etwas gewesen ist.
Im vierten Felde steht — was unbegreiflichorwoise von Herrn
lUrlevillc ganz üborBehcn ist - deutlich und unverkennbar ein Baum,
lier, ehe ich mich geäußert, von den Anweaenden als Eiche erkannt
wurde.
Die Umrahmungen im Rundbogenstil sind, wie auch der Drache,
»nf der Martevi 11c sehen Zeichnung getreu wiedergegeben, Ein Versuch
vnn dem ganzen Steine einen Abklatsch zu nehmen, mißglückte; doch
gelangen solche von den einzelnen Feldern, die noch in meinem Be-
silE sind.
Unser Ausflug nach der nafurschönen und historisch merkwürdigen
Landsehaft Angeln war sonach vom besten Erfolg gekrönt gewesen:
nicht allein hatte ich die von mir beschriebenen Figuren dcuthcher
und charakteristischer gefunden, als auf der mir vorliegenden Zeichnung,
M war noch eine vierte, der Baum, hinzugekommen, und meine Reise-
eefUhrtcn, namentlich der sachkundige Herr Geh. Rath Michelson, hatten
fich von der Existenz des Steines und der Zulässigkeit meiner Deutung
der Figuren vollständig Uberzeugt. — Auch Herr Professor Handel-
aann in Kiel (Conservator der schlesw. holst. Alterthüraer) , welcher
*uf einer amtlichen Reise in Schleswig den Stein besichtigt, hat sieh
tiinKichtlii'h der bildlichen Figuren und ihrer Bedeutung mit mir ein-
ventaoden erklärt.
Wir finden somit auf dem Steine zu Fahrenstedt einen Drachen.
Vogel, ein Pferd und einen Baum ; was in dem dritten Felde
I. bIHbt zu errathen. D<r n.m,,, lEi.lnl .teilt sieh, der Sage
dam'Vügn), ob« " ■'■■«sei' lji' [■ 'li^ \'.i\iVv\-c\\\tt w*<i^'B.%\., "y.-wK
214 J- MESTORF, ZU DEN i>IEGFBIEDBILD£BN,
sie beschließt Herr Geh.R. Michelsen hatte die Güte mich darüber
zu belehreO; daß bei manchen mittelalterlichen Bildwerken die Lesung
von rechts und links nach der Mitte geboten ist Wenden wir die
Methode auf unseren anglischen Stein an, so fallen Feld 1 und 4, Vogdl
und Baum, zusammen. Bemerkenswerth ist noch, daß das Amtssiegd
der Struxdorf-Harde ^ein Eichbaum ist, weil ehemals das gtnie
Land mit Eichwald bestanden war.*'
Eine fernere Stütze für meinen Versuch, die bildlichen Fignm
des beschriebenen Steines auf die Sigurdsage zu beziehen , finde vk
in Herrn Etatsrath Worsaaes Erklärung der Darstellungen auf den
Goldbracteaten (Vgl. Forestillingcme paa Guldbracteateme, Eopenk
1870*). Ich darf voraussetzen, daß diese Schrift den Lesern derOcr
mania bereits bekannt ist, und brauche deßhalb nicht näher auf dieselbe
einzugehen. Mit Recht macht Herr Etatsrath Worsaae geltend, daß die
nicht über ] V« Zoll große Bildfläche nur Raum fiir die Hauptperson
des darzustellenden Stoffes hatte, der zu besserem Verständniss einige
Nebendinge: Drache, Vogel, Roß, Schmiedewerkzeuge o. s. w. bei-
gegeben wurden. Die Gestalt des Drachen auf den Bracteaten (Worsaie
a. a. O. S. 327 Fig. 1 und Taf 16 Fig. 3) erinnert an den Fahrenstedter
Drachen, desgleichen, auf einigen Exemplaren, die Gestalt des Vogeb
und des wunderlich verkürzten und verschränkten Pferdes. Glaubt nun
m
Herr Etatsrath W. diese Bracteatenbilder auf die Sigurdsage beziehen
zu dürfen, so ist ein gleiches auch hinsichtlich des anglischen Steinei
gestattet.
Folgen wir Herrn W. in seiner Auslegung der Bracteaten-Figureiu
so sehen wir, zu imserer Überraschung, gleichsam ein goldenes Bilder
buch zur ganzen Wölsimgasage vor uns, von dem 4. Capitel wo Odin
die Walküre mit dem Apfel zu Rerir sendet, bis zum Tode der schönen
Sigurdstochter Swanhilde. Die Entdeckung dieser Bildwerke in den
drei nordischen Reichen ist von höchstem Interesse, nicht nur weil sie
uns Einblick in das künstlerische Schaffen jener Zeit gewähren, sie
liefern zugleich den Beweis, daß die Sage von den Wölsungen so tief
in den Herzen des Volkes wurzelte, daß sie über 800 Jahr« lang Dichter,
Maler imd Bildschnitzer zu künstlerischen Darstellimger inspirierte.
HAMBURG 1871. J. MESTOSF.
*) Diese Schrift, von welcher kärzlich eine französische Übersetzaog erschioieo
— Ij«j Empreintes des Bnicteates on Or, Copcnha^e, Thiele — ist ousiüglieh rvA
mir behandelt im Globus Bd. XIX. 22.
H. SUCUIER, EIN AKAB. SATZ. — A. LÜTOI.F, SOLDATENLEICHEN. 215
EIN ARABISCHER SATZ
rfindet sich im Niederrhciniächcn Bruchstück der Schlacht von Aliscans,
das in Karl Roths Denkmälern 1840. S. 79 ff. gedruckt ist. Die be-
treffende Stelle heißt VI. 112 — 113: W[alegrape] rief in haidenisse dö:
^arride arride bi Mahomed, helft so!^ Nach Prof. Dietrichs Erklärung
haben die Arabischen Worte: nrride bi Mahomed! die Bedeutung:
lulf mir Mahomed! mid zwar ist arride der Imperativ der vierten Con«
jugation der Wurzel ^'^ rad können, willfährig sein. Der frz. Text
bietet (jedoch an einer andern Stelle): Avoiz! s'escrient. Aidiez sire
Mahom! bataiUe d' Aliscans V. 5875 nach Jonckbloets, S. 168 nach
Guessards und de Montaiglons Ausgabe. HERMANN 8UCHIER.
SOLDATENLEICHEN INS WASSER GEWORFEN.
Wir wollen hier nur auf einige Beispiele der Art hinweisen. Zu
Lorch wurde der Leichnam des hl. Florian in den Fluli geworfen.
(Hartyrol. Hieronyan. in Bern zu IV non. Maji); in Sirmium geschah
dasselbe mit s. Munatus. (Daselbst VII Kai. April.) Das nämliche er-
zählen die Passionalgeschichtcn der thebäischen Märtyrer der Schweiz,
wo 8. Felix und Regula in Zürich, s. Victor und Ursus in Solo-
thom nach ihrer Hinrichtung in's Wasser (Limmat und Aar) gestürzt
werden.
Vom hl. Mauritius in Agaunum soll wenigstens das Haupt der
vorbeifließenden Rhone übergeben worden sein. (Baulacre Oeuvres II,
74). Auch St. Quintins Leiche ward bei Vermandois in den Fluß
geworfen. Nach Prokopius (de hello Gothico 1. II. c. 25 ed. Bonn.)
haben die Franken imter König Theodebert bei der Eroberung von
Pavia dem Flusse Menschenopfer dargebracht, wozu Prokopius be-
merkt: „iSolche Christen sind diese Barbaren, daß sie viele Bräuche
des alten Aberglaubens fortwährend beobachten." Noch 1252 ließ Erz-
bischof Arnold von Trier Soldaten des Königs Wilhelm von Holland,
nachdem sie getödtet waren, in den Strom werfen. (Hefele Concilien^
gesch. VI, 6).
LUCERN. A. LÜTOU?\
216 KEUSSEN, FRAUENBOLLEN IM SCUAL'SPIEL.
FRAUENROLLEN IM SCHAUSPIEL.*)
Actio exhibita de S. Alczio.
Den 23. vnd 24. Junii ist alhie aufm Eirchoff von ein biß Bidiem
Uhren ein publica actio durch d. Henricum Reck Vicarium aUe
(später nach Errichtung des Gymnasiums erster Regent desselben) da
S. Alexio in Zusehung etlicher tausendt ]!ilcnschen exhibirt wwde^
ist mit aller Spectatorum gutem Contentement vnd Satisfaction abgango,
dessen d. Reck ehr vnd die Actores lob gehabt Actores faerunt : AmoU
ElumpertSy ''^*) Johann Horstcr, Johann Ouerhauß, Gördt Bolt, Jacok
Gehnen, ***) Johann Schick, Johann Repges, Zander Pfennings, ConraJ
Now, Heinrich Eicker, Johann Mennickcs, Heinrich Küsters, Conni
New, Hermann Scherer, Johann Honüelcr, Adam Janßcn, Heinrich der
Eemmerling alle Eempische Bürger.
Maria HonOeler, Beclgen Mennickes, Beeigen Klandten, £n^
Bonacker, Conrad Now Tochter, Hb. Hüls Tochter, Sibertz Tochter.
Aus dem Eempener RathsprotokoU vom Jahre 1659.
CREFELD. Dr. KEUSSEN.
LITTERATUR.
Wörterbuch zu Dr. Martin Luthers deutschen Schriften von Ph. Dietx ii
Marburg. Erster Band. (A — F) Nebst einem ausführlichen ^ die EigeMt
der Sprache lJh*s. behandelnden Vorfoorte und einem Verzeichnisse der k-
niäzten zahlreichen Originaldrucke LtKscher Schriften und HamdeduifUt^
Leipzig, Verlag von F. C. W. Vogel. 1870. LXXXVI n. 772 Seiten. 4.
Nehmen an dem vorliegenden WÖrterbnch zn Luther's deatschen Sehiito
▼enchiedene Kreise Interesse, so haben wir deutschen Philologen vor ailen C^
Bache, uns dieser hochwillkommenen Gabe zu erfreuen. Dieses Work bietet m
nicht allein eine reiche Fälle neuer Belehrung, sondern es wird i\\w\\ ein Giwm^
stein sein für den Aufbau t/eiterer Forschung. Wollten wir e^ nur als eiK
Ergänzung und einen Nachtrag zu der Brüder Grimm deutschem Worterboebe
betrachten, welches seiner Anlage nach unmöglich eine Specialitat erfolleo kaia
so würden wir es ungtsrecht unterschätzen. Es ist vielmehr die erste omfisscBde
lezicalische Darstellung der Sprache des bedcuteudätcu deutschen Schriftstdlei«
♦; Vgl. Koberstein 11% 24o, Aiimerk. 27. **) Er war 1667 Bfirgenneicter.
♦^ 1668 Bflrgermei^ter.
LITTERATUK: DIETZ, WÖRTERBUCH. 217
jEiigleich die erste umfassende lexicalische Darstellung des werdenden und
fc^imD wachsenden Neuhochdeutschen. Bis jetzt liegt von diesem wichtigen Buche
ein erster Band vor. *) Seine Bedeutung wird erst recht hervortreten, wenn
▼ollendet ist und wenn zugleich, worauf ich schon anderwärts **) hingedeutet,
anderes ergänzendes Werk ihm zur Seite tritt, die grammatische Dar-
■^«Uung der Sprache Luther's von Frommann.
Im Vorworte gibt der Verfasser nach Erledigung des Litterarischen ^eine
Charakteristik der wesentlichsten Eigcnthümlichkeiten der Sprache Luther*s,
i jedoch von grammatibcher Vollständigkeit ganz und gar abgesehen ist**,
grammatische Auseinandersetzung wird jedem Fachmann dankenswerth
leinen, mehr noch den Benutzem des Wörterbuchs, welche durch sie die
Belehrung über Luther*s Sprache empfangen. Im Einzelnen bietet sich
Verfasser Gelegenheit, an das verdienstliche Schriftchen von Opitz „Über
^3ie Sprache Luthers** (Halle 1869) anzuknüpfen und dasselbe zu ergänzen
^der zu berichtigen.
Die Charakteristik, die uns Dietz in kurzen Zügen entwirft, würde ge-
wonnen haben, wenn sie äußerlich übersichtlichor gegeben wäre. Die Seiten
4ea Vorworts sind, da sie nicht wie das Wörterbuch in zwei Spalten zerfallen,
ziemlich breit, was das Suchen erschwert. Dabei sind die einzelnen grammati-
^elien Erscheinungen nicht unter einzelne Absätze gebracht, sondern die Dar-
stellung geht in ^inem Zuge weiter, was ebenfalls als unbequem befunden wer-
den muß.
Dietz erweist sich als ein geschulter Kenner des älteren Deutschen, aber
doch begegnet es ihm öfters, die grammatischen Verhältnisse nicht richtig be-
stimmt und gesondert zu haben. Wenn ich zuvörderst auf solche Einzelheiten
^iifinerksam mache, so geschieht es nicht, um die willkommene Einleitung zum
^^örterbuch als fehlerhaft oder tadelnswerth erscheinen zu lassen, sondern weil
^ Anbetracht des engen und nothwendigen Zusammenhangs des Grammatischen
Hut dem Lezicalischen solche Erinnerungen für die künftige Arbeit des Lexico-
([raphen vielleicht nicht ohne Vortheil sein werden.
Luther gebrauchte im Anfange seines Wirkens a für o in addevy während
«r später das hochdeutsche odder sich zu eigen machte. „Anders verhält es
«idi,* heißt es dann weiter (S. VII) bei Dietz, ^mit a statt e: während einige
kierher gehörige Wörter nur anfangs hin und wieder des Umlautes entbehren,
wie z. B. langst [langist], lare doctrina, gelart, hochgeiarf, ungelart, vorkart, schma-
hoif verdotmatsehen, andere dagegen, z. B. walzen, prachtig (welche beide noi*h
Inder Bibel von 1545 neben wetzen und prechtig vorkommen) länger schwanken,
lifit L. bei einigen den Umlaut e nie zu, wie z. B. in gartner, weingartner und
dem PI. von saal, thal, nacht,^ Hier sind verschiedene Erscheinungen unter
^e Rubrik gebracht, altes und neues vermischt. Wenn man auch in gelart,
$dnrt eine nach Analogie geschaffene Art von Rückumlaut annehmen kann, so
darf solche nur uncigentlich gebrauchte Terminologie nicht dazu verleiten, in
£esen Bildungen ein ., Entbehren*^ des „Umlauts*' anzunehmen. Und völlig un-
■tttthaft wäre dieß bei lare -- lere. Die Worte schmähen und verdolnuUsehen
imd zusammengestellt, und doch hat das erste langen, das zweite kurzen VocaL
*) Nachträglich (Ende Mai 1872): luid das erste Heft des zweiten Bandes.
*♦; BeiUge der AUgemeinen Zeitung 1870 IJi. ^o\. Äv''^^ ^^^'
218 LITTERATUR: DIETZ, WÖRTERBUCH.
Wenn in schmähen der Vocal a statt er cracheint, so ist dieß eine Altertki
keit in Luther's Sprache, beide Formen, die mit Laut und mit UmUnt,
früher neben einander vor ; dagegen ist dolmcUachen eine mundartliche N<
da die frühere Form, so weit wir sie zurückverfolgen können, ein e,
ein ei hat. Das Wort entbehrt gar nicht des Umlauts, sondern der Last f
eine Verdampfung des ursprünglichen e-Lautes, nicht eine Alterthfimlichkcit
Bildung gartner ist die ursprüngliche, der später eingeführte, wenn anck
früh begegnende Umlaut hat keinen etymologischen Grund und gesdiak
durch Analogie, also kann es auch hier nicht heißen, das Wort enthalt ä^j
Umlauts. Welche Pluralform von thcU ist gemeint: thal^ thale oder (kaUr^fUkA]
Wenn erstere, da das Wort mit saal und nacht auf eine Stufe gestellt wiid, • I
ist heute noch kein Umlaut eingeführt, und wenn letztere, so mnsste ttsi W
sonders genannt werden im Gegensätze zu den Worten mit PluralbildiiBg wi\
-er, die den Umlaut haben.
Als Beispiele rom umgekehrten Falle, daß e für a steht, fahrt Dietc
erbeit, enneiy ebenteur^ schwankend seien geiceltig, tcerlich, offenberlieky sea'tatif-
Die drei ersten Worte gehören nur äußerlieh zusammen ; einmal haben die hi
den ersten kurzen, das letzte langen Vocal, sodann sind die Grunde der Wuk
lung des a, ä'm e, e verschieden, erznei ist eine alte, auch im Mittelhoehdeutsdb»
(hier erzenie) sanctionicrte Form, erbeit ist altmitteldeutsch und lebt heute nodk
in den Dialecten, und ebenteuer ist eine Umdeutschung, welche der alten Fem
mit d wieder gewichen ist. — Die andern Beispiele, bei denen Schwankofa
sich zeigen, mussten ebenfalls gesondert werden, da Verschiedenheit der Qm-
tität des e stattfindet. Bei teerlich siebt man nicht, welches Wort gemeint ifr
geweitig und offenberlich sind altmitteldeutsche Formen und stehen sowohl fff
Mittelhochd. wie vom Nhd. ab, dagegen ist senftmUtig, welches allerdings Üi
jetzt nur in md. Quellen nachgewiesen scheint, die regelmäßige Fonn, da m^
mutig erst dann ausschließlich in Gebrauch kommen konnte, nachdem der Unter-
schied vom Adj. senfte und vom Adv. sanfte verwischt war und letzteres ibcr
ersteres den Sieg davongetragen hatte. Auf diesen Wechsel kommt auch Dieb
S. XXI zu sprechen, wenn auch nicht in ganz deutlicher Weise.
Auch in den Fällen, in denen e statt ei steht, sind die Beispiele nur aack
der äußern Erscheinung, nicht nach ihrem Wesen gegeben. Dietz fuhrt aa:
zwenzig (= aceinzig), vcegem (== weigern), enzel (= tinzel)^ eimmes (= eimmeü.
Ameise), erbes (= erbeis)^ leb (= leiby Brot», t'ortelischer (= vorteiU^eker). Wir
sehen hier f, natürlich e, an Stelle von ci, wie heute noch in den md. Dialedca.
aber zwei Beispiele gehören nicht hierher: eimmes und erbes. Während jene
die Wandelung im Stamme zeigen, steht in diesen e für ei in der Endung oAa
zum wenigsten in einer Silbe, die in Folge der Betonung thatsachlick dea
Charakter einer Endsilbe erhält. Die Worte ändern sich nicht in etmai^, erbe»,
sondern in eimmes , 4rbi's, Von dem ersten Worte, neben welchem Luther bäa-
figer eimmeis gebraucht, hat das jüngere Schriftdeutsch keinen Grebrmueh gemacht,
während aus dem zweiten unser erbse entstand. Es liegt also nicht qualitative
Vocalwandelung , sondern Schwächung vor , darum waren diese beiden Bei^pieie
an einem andern Orte unterzubringen.
Die Auseinandersetzung über Luther^s Gebrauch des i (t) für ei auf S. TIH
befriedigt, dagegen kann man gar nicht mit dem folgenden Satze über i' für ür
einrerBtanden Bein, Auch hier um iu&iMWcVie , ^om mfidfitnen Standpirnkte av
LITTKUATUR; DIETZ, WURTEKBfCII.
iffene Äuizlkliliiiig der Beispiele. £b heißt da: .Die Beispiele des i (y) für
Ftind theila solche, die nai in den früheren Schriften vorkommen, thcil»
solche , VEclclie den spiiteren wie früheren angeboren. Beispiele der ersten Art
mi: »pil IndoB, gtapilt, Mit, gribe, liben, yder (doch 1523 auch schon yedcr),
fitnann (noch 1631) yli'd neben geiid, fride (erecheint bis zum J. 153U norh
TOiherrschend ohne t), lieh aegrotns, diser etc.; Beiapiole der letzten: begir,
i^rtU, girig, btgirig, htgirlich, papir, Jilicr neben ßther, widtr fwidder], ßdtiit ,
gtfidrrt \_/!ddem, gefiddtrl], untifer, iti/eln [siiff'dn], lihe, iglich, iUI, iCtig, itzand.
Bei der Endung i>r<n schwankt L. zwischen iren und itren." Hier stehen in
friedlicher Eintracht Fülle neben einsuder, die der GramniHtiker nothwendip;
in lODderu hnt. Erst muasCen die i aufgezühlt werden, die, ursprünglich kurz
lieb erhalten haben (wie tpil, fride) uud wäre es nur io der Rechtschreibung.
Die Verdopplung des Consonanten deutet auch auf kurze Aussprache (ßddcm), doch
dirf _^ nicht hierher gerechnet werden, das geliört in ein anderes Capjtel (vgl.
S, 621 unter F). Zweitens wuren die i zu nennen, welche als Zeugnisse mitteld.
Dialecles lang sind und dem hochdeutschen iV entsprechen {hilt, ticli]. Daran
tren die FUlle tu schließen, in denen Luther der hgchdcutscheu Hcchtschrei-
buDg ein Zngestündniss macht, denu daU er auch i'e diphthongisch gesprochen
habe, daran ist gar nicht zu denken. Und daraus geht nun viertens die Weise
der Bechtichreibnng hervor, ursprünglich kurze i, die in der Aussprache durch
den durchgehenden Zug der Verlängerung der Stammsilben zu langen geworden
ibd, auch mit le zu bezeichnen. Düb e in ie wird so zum Dehnungszeichen
und ist es bis auf den heutigen Tag. In tren und lereii schwankt die mittel-
dratscbc und die neuhochdeutsche Bechtschreibung. Solehe Auseinandersetzung
•ärde allerdings ein paitr Sätze mehr erfordert haben, allein die größere
UcDlIichkcit npA grainmatische Richtigkeit würe auch in einem kurzen Vorworte
n erieichen gewesen ohne Breite und Ha um Verschwendung.
AI» Beispiele des o für c werden die Voraetzaylben vor ^= «er, wie sie
L nach mitteld. Weise in der ersten Zeit verwendet, und twulß für eietlf
genaiiDt- Das letztere Ist gewilS mit Unrecht hierhergesetzt, tlier ist ü für e
inzunehmen. Dietz hat ja später S. IX fg. selbst angegeben, daß L. die. Um-
laut« i< und 11 nicht bezeichnete. Und ebenso haben die Druckereien vielfach
p Laut statt dos Umlauts gesetzt. Bei aiBolf tritt eben, wie auch Dietz unter
I, 47tS angibt, die Verdunkelung des c ein, wie in noch andern Wörtern:
IWjfW, hStle, weiche wir jetzt als feststehend gebrauchen. Auf S. XVI wird
legensftlzc zu dem Fehlen von 3 und U in Luthcr's UandschrifC eine Reihe
I Worten aufgeführt, die wie ipürm (= wurm), gül (^ gut) „einen sonst
■wSfanlichcn Umlaut" zeigen sollen. Diesen Ausspruch nimmt Dietz dnun
, hulbwega zurück, indem er es als iwcifelbaft hinatt-llt, ob in diesen
I der Umlaut U enthalten sei oder nicht. Ich glaube, das ist gnr nicht
dfelhaft; dieses U ist nur für unser Auge ein Umlaut; wer sich in der Schrift
1 16. Jahrhunderts umgesehen hat, der wird in Erfahrung gebracht habea,
1 Pünktchen oder Strichelchen den Buchstaben u vom n unterscheiden
' neben » und m erscheint, hcrvurtrcteo lassen sollen. Hier
I der Fall, wie frübw der Ring über dem u angewandt wurde, den w
r nhe» ** "taalirifl noch als Bogen haben.
•■■UitismDS bcaprocheti. Die ersten Fälle sind
ilÜfasBung wieder etwa* avÄiw^tSi , ■»"»».
2n UTTESA'nrS: DIETZ, WÖBTEBBTCB
X- B. pmgl «iH, f Utk Kr .bcujee«* A ü den n«ri 4n Bc»|>Mn. I^
etk«fat Uttcs «c FiBe bcrihrt «adca BÖaMa, ta dta» L. üb AJlen ft*
Ult Dhsw ctsOt «ek 4na rm mOmI der Cnlenchüd na hwtiewi Cebwoelfc
merfcr mridrtig ■OMMwngeitefft »d die BcMpde 4m t Sr f , «iif
tM DIcts satAUoL .MH k (gk, ek) fBr 9 koont tst tsdUa, fa^ra, fateftf
(tn«dbbcA), k»tixm, btyt [Witteskryt dock Mit 1531 nv )ri(l(M6«rjr), dfoj^
Ir<n^, taU^ iOT«l^ rMC^ Mrd^ jtencfc 0% adupoaei, tprmttt, hi/mti, barmktrmdt-
Uek, timirtdUieUiek, ktrdOidt (kirglieb), viUUUitk a. s. ».' ZoBichrt war 4m
aabmleiMle t ron drtn aiiiluUciideii t zu traiu^n. dam kitte über die Katv
d<ra gk ood et etwas geaagt »eiii mÖMen. Innerfanlb dea anlaiiteDdeB 1: lind
rhenfafU venchiedeae Encheiniuti^en luiler eine K».tegowie gebnckt. Wenn k
>tat( de« gemeindeatKcben g bei L. in jx^oi steht, «> ist kier äu uralter nittdd.
Itrsuch eiogehaltea. Dagegen in kritdu «tebt keineawegs k fSr g, ».'mlern du
ife ist durehana berechtigt; m steht schon in den ältevten dentidiea Hand»chrift«B|
da* i ist schon gothisch, und die HochdeatBcben haben dabei behurl, mmI
erat wir Neueren fa&ben gritehe eingeführt aas eitel Pedanterie, damit du Wott
dem Ut. gnuatt nahe komme. Hier ist muu der Fall, wie wir CAritba ap>
geführt hnbcn für da* deutsch gewordene SriM, Dam (vi Twi oder Tum wegm
Die Beispiele des Wechsels von lA und g in rinifkrr, timehtrUf d»
ickUe/ttt, er idtleckt neben einiger, dnigrrlei, iMegit. tehUit stehen tucbt uf
/incr Linie, tiniehtr statt einiger ist neu und mundartlich, tkUdut »her iat lli,
denn mhd. steht ilehtt, und tehUgMl ist eine Analogieschreibnng atid dtt*
schließlicli auch Aualogieform wie 10,9 für stuA.
8. XVIII fg. folgt die Betrachtung der FleiionscigenthümlichkeiteB. n
welcher mitunter die gramniatisehc SlcIEnng der einjseben Wörter 'ebenfalls nieU
tur Oeltuiig kommt. So gedenkt bietx des Wechsels der Flnralformeu auf -tr
unil auf -e, wie törfer neben ilorfr.. Unter diese Beispiele ist auch hÜder oed
Uide eingereiht, mit Unrecht. Die andern Wörter sind sänuntJicb eineilluge
Nentra, das alte fAMe, welches auch bei L. vorkommt, wird erst durch Apoe^
einsilbig und dann erst wird der Plural auf -er gebildet. Wenn der Plural alf
■e vorkotnnit, so lieht man nicht, ob ciue Form »nf -e vorliegt oder die nUa
flciionslosc, die uns auch sonst bei L. begegnet; }jild oder Wde war daher in
einem bcsondem Sutxc xu besprechen. ~~ Apncope und flexioDslnae Form wu^
vom Verfasser Im folgenden Satxe lermischt: „bäulig erscbdDt nuch Apooop«
des t d», wo ilie heutige Scliriftsp räche in gewühnlichor Prosa dieaclbc nickt
g«sUttct, wie 1. B. arm für armi, d«» fitr ÜMt. hrtt (nr brrJt (welcher PIumI
3 Ho*. Se, 90. 22. 3». S7 u. öfter neben breUer vorkommt), brol für breit,
ding für dinge, fa»» für fa»»e, frSieh für /rStelie, fHtchi für /rUchlt u. s. t*
Apocopo ist hier nur in den PI. der Masculiuu und Fi-miinua »11:1111 ehmen, a
Kelten ulso bItX die Beispiele: artii, /rüVA und frllchl, bei den iLiigefUbrtta
Ncutris liegt es nüher, Alturthiimlichkeit der Plurulformeii onsunchtnen, — ~*
mehr, als diese eiiiBlIbigcn Formen üfter» die ausschliefllicben c'^'
lirM, ding, Es ist dalirr iinriehtig, wenigxtens nnrielitig gramm'
wenn der Verfasser im Wörterbuch unter aa» S. S u*"*
OH d. 1. otar, brol d. \. brote. Der Plural brel iat
gewiesen.
A/g Beispiel r"n dar Syticopicvu.!)^ d«;» b
^^^*^duiig vmb hat» vnd Aaderi wiilöi. Hi«
^Biig^
LITTERATÜR: DIETZ, WÖRTERBUCH. 221
tm es liegt der syntaktische Fall vor, daß, wenn zwei Substantiva mit
ler Flexion durch die Copula und yerbonden auf einander folgen, das erste
nexion rerliert. (S. Kehrein Gr. d. d. Spr. d. 15. — 17. Jhds. 3, §. 140.)
hat in der Syntax diesen Fall nicht berührt, sondern nur den andern
ichen, daß die Flexion eines Adjectivs abfällt, wenn ein zweites in gleicher
ton nachgesetzt wird, wie z. B. ein weiß und schwarzes Feld (Gr. 4, 497).
S. XXI heißt es: „der attributive Vocativ hat bei L. im Gegensatz zu
_ heutigen Schriftsprache stets die organische schwache Form, z. B. lieben
B^"*!!.*' So viel mir bekannt, steht auch heute noch im Plural die schwache
i^R^^istD gleichberechtigt neben der starken.
Die Belehrung über Luther*s Conjugation (S. XXI ffg.) ist lichtvoll und
iig; bei dem unorganischen e im Praet. der starken Verba z. B. sähe, lose
sich sagen lassen, daß diese Erscheinung eine Eigenthümlichkeit des
ild. Dialectes ist, die sich heute noch findet, nachdem die Schriftsprache
nach längerem Gebrauche wieder aufgegeben hat. Vielleicht hat zur Sanc-
lierung dieses e der meistersängerische Gebrauch beigetragen, zu Gunsten
Verses, um eine Senkung zu erhalten, und zu Gunsten des Reimes, um
senden Reim herzustellen, ein « nach Bedürfhiss hinzuzufügen.
Auf das Vorwort folgt das „Quellenverzeichniss.^ Es ist chronologisch
-'^^rdnet. Wir finden da außer den Hauptwerken Luthers eine überaus große
' ^'■CcQge kleinerer Flugschriften, Predigten, Sendbriefe u. dgl. So ist dieses Ver-
^^khniss zugleich ein Beitrag zur Bibliographie der Luther-Litteratur. Die Titel
~^ ^bd sorgfaltig beschrieben mit Angabe der Zeilenenden, und auch den sonstigen
^bÜographischen Anforderungen ist genügt. Hier mag zugleich auf einen andern
^bauchen Beitrag zur Luther-Litteratur hingewiesen sein. Es ist dieß ein Anti-
- Iiuriatscatalog , der wegen seiner genauen Angaben in hervorragender Weise
ab ein bibliographisches Hülfsmittel dienen kann, und in der That, wie der
Titel besagt, zu den Werken von Panzer, Weller, Goedeke und Heyse ein
Supplement bildet. *) In dem Verzeichniss von Dietz finden wir 298 Nummern,
im Catalog von Kuczynski 555 Nummern. Beide Bibliographien ergänzen sich,
Biitanter hat das eine Verzeichniss von einem beiderseitig vertretenen Werke
eine Ausgabe aufzuweisen, welche dem andern fehlt.
Auch Briefe Luther's hat Dietz für sein Wörterbuch benutzt. Ich glaube
nicht 9 daß dies unbedingt nöthig war, wenigstens nicht in so ausgedehnter
Weise, sobald die Literaturbelege ausreichten. Briefwechsel sind jetzt ein be-
liebter Artikel, und sie haben gewiß für Geschichte und Litteratur einen hohen
Werth. Inwiefern sie aber auch für Grammatik und Lcxicon dienen können,
darüber fehlen noch durchaus methodische Grundsätze. So weit ich bis jetzt
die Benutzung von Briefen in dieser Richtung beobachtet habe, scheint sie mir
sehr eklektisch betrieben worden zu sein.
Die erste Frage bei Anlegung eines Wörterbuchs ist die nach der An-
ordnung. Man wird es durchaus billigen, daß Dietz die streng alphabetische
*) Der Titel lautet: Thesaurus libellonim historiam reformatioms illnstrantium.
Verzeichniss einer Sammlung: von nahezu 3000 Fl.i^chriften Luthor's und seiner Zeit-
genossen. Nach den Originalen aufgenommen und bearbeitet von Arnold Knczj^ski.
Zu den beigesetzten Preisen zu haben bei T. O. Weigel, Bnchhändler in Leipzig.
Sapplement zu den Handbüchern von Panzer, Weller, Goedeke und Heyse. Leipzig
T. 0. Waigel 1870.
222 LITTERATUR: DrETZ, WÖETEBBUCII.
vrälille. Hat daa Wörterbucb zu Luther's deuUclieii Schriflen nnch )q
Beilie einen wUaentchuftliclien Zweck, bo ist ce seinem Inhalte nai^h doeli i
gleich ein praictiBches Bucli, und in HinbliclL auf den gröGereu Kreis dar LaMT
and Benutzer konnte rd eine Ordtjang naclt Stummen gar nicht gedacht na-
Aev. Sclmieriger iat die «weite Frage, wie soll geordnet werden hiniichllich d«r
Wortgeatnltung? Soll die ehemalige oder die heutige Form maßgebend sein!
Die erste winsoaBubaftlicbe würde «ich empfehlen, wenn ein ähnliches Werk,
etwa für H;inB Sachs odt?r fiir Fischart, angelegt werden sollte. Da mümitrti
also X- B-, wenn der Schriftalellcr durcbaua erbeil, ersnei gebrancbt hätte, diefc
Worte unter das E zu stehen kommen. Bei Luther dagegen würde sich du
Kweite praktiBche Verfahren empfehlen. Denn die wichtigsten Schriften Liilher't
haben heute noch eine praktische Oeltang, and haben nach dem BeüTirfnis**
der Zeit eprachliche Wandlungen durchgemacht. Der Mann der Wissenschaft
wird ea eher ertragen, von e.rlielf, tmei« auf arbtit, amtine verwiesen zu werden.
als umgekehrt der praktische Benutzer von arbeil, ameiie auf erbell, riaeit. Dan
kummt, daß Luther innerhalb seiner eigenen Zeit die Sprachformen wedutH;
und man kann doch nicht verlangen, daß hier das Leiicon der Form in Liebe
getrennte Artikel liefere, wenn es sieb auch manchmal scblccbterdings nkht
vermeiden lüssl. AIsu hat in verschiedener Iticlituug die von Diett cinguhftltttia
praktische Anordnung ihre Berechtigung. Dazu iat er bedacht gewesen , Utk
die speciGach lutheriacben, vom heutigen Gebrauche abweichenden Wortfonnei
zu verzeichnen und von ihnen auf die im Alphabet gewählten au verweisu.
Auf solche Weise genügt er aucii den Anforderungen der Wisaenschaft.
Nach nnserer Beobachtung können wir ca lohend anerkennen, dafl der
Verfaaaer das einmal angenommene Priucip der Anordnung mich dem ticutlgea
Gebrauche der Form uod zugleich der Rechtschreibung im Oanzen coDseqMDt
durchgefulirt hat. Doch iat er auch manchmal davon abgewichen. So veruiehB«!
er 7.. B. S. S8 Abmeieji (abmähen), während es eigentlich heißen aollta: Jt-
niiVAcTi (abmäen). Dazu gehörte dann die Verweisung: ^Aimden, s. ahmiäim*
wenn auch beide Worte nur durch zwei Artikel getrennt stünden. Solobo FW«
gibt es nun noch mehrere im WÜrlerbuclie. Ich muß sie, um mein Urtfawl IB
begründen, wenigsteua in der Mehrzahl anführen.
S. 23 AUHntn. Musste mit Verweisung auf ablehnen hingestellt werden,
der Artikel selbst gehörte unter ÄbUknrn , was ganz fehlt, während AbtAwii
aufgenommen int, trotzdem kurz nachher auch Abltinutig folgt.
5. 2.'i. Abliegen, Hier steht dem praktischen Principe gcmÜß die Ver«d-
snng ^B. ablUgtn, ganz in rechter Weise. Dagegen iat S. 252 Jietiegen als Artikd
«uagefÜhrt, Das gani anf gleicher Stufe stehende Abtriegm S. 84 ist nicht «H
Verweisung auf ahlrilgm hingeatellt, sondern gleich ausgeführt. Ebenso iWriejw
S. 287.
8. 45 Ader, md. Form für oda: Es folgt Verwciaong auf orfsr, ihns
hätte die Belehrung über diese Form geaplrt oder noch ctwaa gedrSngtar •*
geben werden künnen. ^ —
S. 48 Äher. Hier steht der Artikel , wilhrcnd Pr auf 8. 4P
gehörte, welche« nou im Wb. auf Ährr vurvrcisl.
S. 50 Alhirr. Streng genommen niüsste Alhem «•
i)Urt> Vorm aiher bei I- erklärt werden, D« -'■-
Mi*r anJ Alhtrn in der Rcihcnl'olge d'
IlMÜ iTTl ^' ['-iHi
LITTERAtUB: DEETZ, WÖRTERBUCH. 223
S. 78. Angefehr, Der Verf. rerweist auf ohngefähr^ bringt aber doch einige
Beispiele bei. Das mag deßhalb gerechtfertigt sein, weil dieses alte angrfehr
nur in den ältesten Dmcken Lntherscher Schriften begegnet. Da es sich nur
um den Nachweis der Form handelte, brauchte das eine nicht ganz kurze Citat
■nr nach der Stelle, nicht nach dem Wortlaut angefahrt zu werden.
S. 114 Ärgtoahn. Hier hätte um so mehr das moderne Ärgicohn verzeichnet
sein sollen, als die o-Form in den Bildungen Luther nicht ganz fremd gewesen
10 sein scheint.
S. 147 Auf$teub€m, Sonst geht Dietz etymologisch zu Werke, er hätte
abo hier Äufetäubem ansetzen müssen, wie er auch S. 188 auM$Uiubem schreibt.
Aber da jetzt ttöbem g^lt, hätten bei -atäubem (-steubern) Verweisungen stechen
lud unter jener heutigen Form der Artikel untergebracht werden müssen.
S. 156 Äugenbraune, Diese Form ist wohl gewählt, weil sie mit dem
Lotiier'schen augbran am ersten harmoniert und auch heute noch nicht ganz
Tcnchwunden ist. Indeß hätte doch das jetzt wieder geläufigere Augenbraue die
•ite Stelle unter den verschiedenen Formen erhalten sollen. Dietz ist wohl
dem deutschen Wb. gefolgt, welches auch Augenbraune ansetzt.
S. 202 Bahnen (von ban^ Bahn). Wenn auch L. nur die Form mit Um-
hot anwendet, so musste doch das heute gültige Bahnen für die Icxicalische
finordnnng maßgebend sein. S. 202 Batzen, Musste als Beizen eingeordnet wer-
den mit Bemerkung der Lutherschcn Schreibart baytzen.
S. 204 Bfindelj Bändig, Hier ist auf bendel und bendig verwiesen, während
lieh sonst Dietz nicht nach dem e bei L. richtet, sondern nach ä ordnet.
8. 207 Bap$t, Wenn auch die Schreibung Luther *8 nie Papst war, so
tonsste doch das Wort, wenn das Princip der praktischen Nutzbarkeit ein-
gehalten werden sollte, unter P eingereiht werden. Ich glaube nicht, daß ein
Oeistlicher, der si<;h über Luthers Aussprüche und Ansichten im Wörterbuche
unterrichten will, hier zum ersten Bande greifen und unter B suchen wird.
S. 221. Bedrauen, Unser heutiges Deutsch bedient sich bei diesem Worte
iweier Nebenformen: drohen und dreuen oder dräuen, Dietz schreibt S. 451 an
enter Stelle Dräuen und an zweiter dräuen. Da Luther den Umlaut nicht kund-
gibt in bedrauen^ so verfuhr hier der Verf. anders. Dennoch, glaube ich, hätte
Bedräuen angesetzt werden sollen.
S. 304 Bilgerin. Heute gilt P und die Form auf -im. Darum war einfach
auf Pilgrim zu verweisen.
S. 326. Bodeniy boden. So verlangen wir allerdings vom wissenschaftlichen
Standpunkte aus die Anordnung. Hier aber musste umgekehrt Boden (bodem)
geMhrieben werden. Solche Fälle noch mehrere, wie z. B. Böge S. 327.
S. 330 Bosam und S. 332 Bo$em, Bösen, Hier hätte sich bei allen diesen
Wortformen einfach Verweisung auf Busen S. 364 empfohlen^ welches Dietz
gtnz richtig aufnimmt, „obgleich diejenigen deutschen Schriften, deren Heraus-
gtbe L. selbst besorgte, nur die Formen bosam y bösem , bösen bieten. ** Unter
diesen Formen würde Niemand, selbst nicht einmal der, welcher das alte buosem
im Kopf hat, suchen. Hier ein recht deutliches Beispiel, wie vortheilhaft auch
In einem wissenschaftlich angelegten Wörterbuche für das frühere Neuhochdeutsch
lack die Heranziehung des heuligen Gebrauches sein würde. In diesem Falle
ttSüte natürlich angesetzt sein: Busen s. bosam ^ bösem ^ bösen. Und unter der
tauigsten dieser Formen müaate der lexicaUacbe AilWieX aU^^xi. "Wx^t ^^st Ns]^
ßnk^tebeo Wb. von Diets gehörte das Lexicaliaehe aua%C!\i>A^^O^ Tnftxst B>Meiv.
224 LITTERATÜR: DIETZ. WÖBTEBBUCH.
S. 345 Breuen. Hier war die Form nur zu. verzeichnen und aU die *
bei L. zn charakterisieren, sonst aber auf Brauen zn Terweisen, wo di
Sprachgebrauch zu belogen war. Dicß um so mehr, als S. 3S9 Bm
zeichnet ist.
S. 3G7 Bütti'ger. Auf bötticher ist verwiesen. Darum bedaifte a bit
ganz kurzen Angabe über die Form, keines Stellenbelegs in wöitiidN
führung.
S. 385 Dacht. Hier ist auf lacht verwiesen, dagegen nicht auf dbel/.
die heutige Form ist und welches auch richtig auf S. 444 abgebandd
S. 530 Endchrist. St'lbst die Luther sehen Bibel- Concordanzen habe
vor mehr als 100 Jahren diese alte nmdeutschende Form wieder in Ji
verwandelt. Ich glaube, daß das Wort auch so in diesem Wb. zn ven
war. Unter Endchi'ist galt es nur, das Formale zu erörtern« and zwar etw
führlicher, als es jetzt bei Dietz geschehen. Denn diese Form igt sehr inte
Für den, welcher sich über den Antichrist bei L. zn belehren wumd
Dietz wenigstens in soweit gesorgt, daß er ihn von Antickrisiisek S. 1
endechrUt verweist.
S. 552 Er für her. Der Verfasser hat sich mit der Yerzeidmai
dieser Zusammensetzungen erah, erauf S. 553, emach, emitder S. 582
eine rechte Plage gemacht. Für den Fachmann genügte der Artikel 1
dann vielleicht noch etwas ausführlicher hätte gehalten werden können.
ist doch gezwungen die Zusammensetzungen mit her nochmals anzvfiiki
man nur unter dieser Form die Worte suchen wird.
S. 555 Erbeis (erhes). Auf S. 527 steht ganz richtig: ^Emeis, a. a
Warum hat also Dietz hier nicht auf das heutige Erbse einfach venriei
dann unter dieser Form, welche S. 558 mit Verweisung anf erbeis eii
ist, das Lexicalische abgehandelt?
S. 690 Forcht. Hier hätte einfach erwähnt zu werden braachen, di
alte Form nur noch in den frühesten Schriften vorkommt, mit Verwdii
die Stellen, ohne Ausführung. Der Wortlaut konnte dann auch nnter
kommen, wenn es auch dann im Citat forcht lautete. Dann hätten die Bil
forchtlich, forchtsam sich hier sparen lassen.
Schließlich gedenke ich des Wortes Feil auf S. 645, an welches im
Menge Bildungen anschließen. Dieses Wort ist ein recht deutliches Beisp:
ein Lexicograph in das Gedränge kommen kann. Soll hier feil bleibet
soll fehl gesetzt werden? Dietz hat sich für feil entschieden, wahrscheinl
nicht genüthigt zu sein, bei Annahme vom heutigen fehl immer das
Klammer zu setzen. Trotzdem hätte ich mich für fehl entschieden; ic
bei den zahlreichen Zusammensetzungen einfach die Form hingpesetz*
Klammeranführung y wenn einmal bei dem ersten Vorkommen über di(
das Nothige gesagt war. Das Citat bringt ja ohnehin Luther's Bedeweise
allein um dem praktischen Bedürfnisse zn genügen, hätte ich so das Vc
eingerichtet und von feil auf fthl verwiesen, sondern weil auch der
seltener war in früherer Zeit als ^ und rr. Ein Wörterbuch zu Lnther i
kein Idiotikon.
Andere Grundsätze müssen aber gelten, wenn es sich um Worte 1
welche wir nicht mehr haben. Da muß das Wörterbuch ohne allen Zwe
l.ITTERATUR: DIETZ, WURTERBITCH. 225
e <ies IdJDtikona einhaltcii. So war ce z, B. von Dietz durchaus richtig,
er dat Wort freidig nicht S. 710 unter FTciidty abhandelte, sondern ihm
besondere Stelle iinm'ea mid bei Freudig nur aagf.e: b. fri^idii/. Denn die
lerha/te Umwandelnog io fremüg, die xn einem MiliTerstUndniaae führt, kann
nicht maßgebend seia. Eben durch Lutlier's Bibel muQ das verlorene Wort
BTin Sprachschatze wieder gewonncu werden.
Dahin gehört auch bezemen S. 299, ivelohcE in der Bibel nur einmal vor-
imt. Trot« der Vei^nderung in hKähmen in den BibelauaRnben und Concor-
ten hat Dietz mit allem Recht sich von dieser Neuerung nicht beeinfloUeii
Ebenso ordnete er Luther's ejigai s^stemgemäQ unter Augen S. 15&, Db-
n kiinn man doch fragen, ob auch Eräugen S. 5ä3 als auagefülirter Artikel
Platie Wttr. Hier würde ivh diese Form anführen, zugleich auf äugen, aber
I a,at treigneH Tcrwcia^n, und unter letzterem daa LeiicaÜsche bringen. Zum
featon hätte Kr/inr/nen als Ärtikelwort angesetzt werden müssen, welcbes
che wieder einfuhren wollen.
Das Lezicon bringt seiner Natur nach das Grammatiachc zcntreut nuter
eiuselDen Artikeln. Abgegrenzter für sich tritt uns die Lautlehre entgegen
r den einzelnen Buchslnben. Wer sich auf dicaem Gebiete genauer unter-
leg will, als CB ihm durch das einleitende Vorwort von Dielz geboten wird,
I sieb geviQ nach den Belehrungen über die einzelnen Buchstaben um.
ithougen A^ilich und Consonantenrerbindungen werden nicht leicht in einem
terbuche specielle grammatiache Behandlung finden, sondern nur unter den
ichen Lauten.
Betrachten wir die einzelnen Buchatabeu, so weit sie bis jetzt erledigt
, nacK dieser Seiti' hin, so wird dem Verf. das Lob freudig ertheilt werden,
er bei möglichster Kürze ausreichende Belehrung bietet. Manchmal würden
allerdings noch Weitürca oder andere Fassung wünschen,
A: Die (cnm grano salis) Rückumlaute gtkart, gdarl, die im Vorworte ge-
lt «ind, hat Dietz hier unbcrUckaichtigt gelassen, — Unter «) sind die Worte
" ' a Vergleich zu unserer heutigen Schreibung kein Dehnungszeichen
m. Hier hlittcn die ursprünglichen Kürzen (wie ban, bezaka) von den
jigUcIien Längen (wie hart, räl) getrennt werden aollen, — Die .Schreibung
' nebra ii Latte kurz erwähnt werden können.
B: Die Erweichung des 6 zu «i in bäte zu watt wird wohl unter W be-
werden, deshalb würt^ die Noiix am Platze gewesen: s. auch VV.
C: Die Verdoppelung et hätte hier nicht unerwähnt bleiben sollen, wenn
ill Beispiele erat unter E gegeben werden.
D: Unter den Beiapielcn der Dentniraedia statt der heutigen Ten uia hütteu
principiellc Trennung derer genünscbt, welche Ijn Mhd, ebenfalls (/ habou
i) von den andern, welche auch im Mlid. gleich dem Nhd. der Jüngern
die Tennis aufweisi'n. Dietz führt zwar in Kliunmer bei einigen die mhd.
in, doch entapricht dieß nicht einer geordneten grammatischen
llung. Unter diesen Beispielen ütclit uuch Dilringen. Das Wort musate
indem genannt werden, denu wir schreiben heute nicht Türingen, soudern
was aus TKuriN^iu entstand, wie die lateinisch sehreibenden Ohro-
und Uistoriker sich den N'amcn zurecht gemacht iiabeu. Ubt^^uue, V'^^<a>^
Ingea utuerdi;^ meäei- sich der vorzuwagen.
Jim Jtooi- V. (nn I J^qt- \'%t
226 UTTERATUR: DIETZ, WÖRTERBUCH.
E: Hier hätten 8ich öfters zur Erleiehtemng der Übersicht Trenni
der Terschiedenen Wortclassen, der KQrzen und Längen empfohlen, bei
Schreibung e für ä und <r, der Schreibung eh fui e und S^ der Schreibang
för e und i. Die Yon uns nicht gebilligte Darstellung des e für a und d
Vorwort findet sich auch hier, ebenso sind die Plurale von naddy waal und
als des Umlauts entbehrend genannt. Das unorganische e im Praet. der
Verba ist hier unberücksichtigt geblieben«
F: Hier ist alles erschöpft und zugleich gut geordnet dargestdlt.
Hat dir Lexicograph vorzugsweise den Sprachgebrauch hinaichtlieh
Wortbedeutung zu belegen, so wird ihm in zweiter Reihe auch die Ai
zu Theil, die grammatischen Elemente zur Geltung zu bringen. Außer den
den Lauten abhängigen Wortformen müssen die Eigenthnmlichkeiten der
der Gebrauch der Genera zu Tage treten. Nach all diesen Richtangen hia
Dietz seine Aufgabe in würdigster Weise gelöst. Aber auch hier sei es
gestattet, einige Wünsche zu äußern.
Ob ein SubstantiTum Masculinum, Femininum oder Neutnim ist, ob
stark oder schwach decliniert wird, ebenso ob ein Verbum nach der oder ji
Conjugation geht, das alles möchte man consequent angegeben finden. Bei
Vermischung der yerschiedencn Flezionsarten ist es schon in Lnther^s Sj
häufig, daß z. B. der Singular stark, dagegen der Plural schwach ist, daS
Genitiv im Singular zu der schwachen Flexion auf n noch ein #, das
sticum der starken, hinzufugt. In solchen Fällen wird allerdings die blofie
Zeichnung m. , /. und n. statt ittm. «trr/i. ; stf. swf. und stn, twn. toi
sein. Gerade die Substantiva, welche im Gegensatze zur alten Zeit
flectieren oder im Gegensatze zur neuen Zeit alterthümlich , werden v
sichtlich der Declination am meisten interessieren, darum werden Citate,
uns neben der Wortbedeutung auch zugleich grammatische AnfschluMe
vor aUem willkommen sein. So z. B. ist bei Böge S. 327 auch die N(
form bogen angegeben. Aus einem Citat ersehen wir den modernen
bogen* f also müssen wir uns begnügen, wenn es nur heißt: m. (maacnlmi
Dasselbe gilt von Filrste S. 757. Nicht alle Artikel befriedigen in
Weise. Bei fliege S. 690 z. B. hätte statt /. gesetzt werden sollen ««/.;
belehrte von yomherein, denn mit /. allein ist nichts anzufangen, da Jedi
weiß, daß das Wort Femininum ist. Das /. brauchte also auch gar nicbt ^
stehen. Das wichtigste ist der Gegensatz zum heutigen Gebrauche, da wir ßtti
stark im Sii^gular flectieren. Solche Fälle, die eine genaue grammatiscbe Bl
Zeichnung der Declination vermissen lassen, könnten noch mehrere nanihd
gemacht werden. Es mag diese Andeutung genügen.
Dasselbe ist der Fall bei der Conjugation. Auch hier nur ein paar Bd
spiele. Brennen S. 344. Heute brauchen wir nur brennen swr. auch in iatm
sitiver Bedeutung. Luther wendet, wie uns Dietz grammatisch belehrt and «i
er auch durch zwei Citate belegt, auch noch das starke brinnen mn; aber di
starke Verbum steht in diesen Citateu nur im Praesens. Ein 6rafi im Pka^
ist nicht nachgewiesen. Kommt es überhaupt nicht vor, dann hatte der
graph zu dem Satze, daß das et. brinnen noch einigemal eracheine,
zusetzen: im Praesens und Infinitiv; Praet. bran fehlt, dagegen Part
«• aöörennen. (S. 5.) — Die einfachen Verba werden im Wb. natürlich
ireiiia vod ^frammatischen Bemerkungen 'b^^UX^ hvoü^iK^ ^^ Cmnynita,
UTTERATÜR: DIETZ, WÖRTERBUCH. 22?
will man tot Vollendoog des Cransen lich auch durch naammengesetzte
aber ihre Flexion imtenichten. Bei Ärupeien S. 101 bieten die Citate
aebwaohe Praeteritom, deßhalb, TorauBgesetzt, daß sich das starke gar nicht
y war XU schreiben: „Aiupeien swr., mhd. an »pHwen stv. und swr. — ^
IMe lexicaliscbe Arbeit des Verfassers yerdient unsere höchste Anerken-
Die Bedentangen sind scharf gesondert, die Beispiele sind so ausgewShlt,
der Sprachgebrauch Luiher's deutlich erkannt werden kann. Daß der Verf.
iter noch hätte sparsamer sein können in der Anzahl, soll nur in Hinblick
den nicht geringen Umfang des ersten Bandes gesagt sein, der erst bis
F reicht. Was das Werk besonders auszeichnet, ist seine Correctheit. Ein-
Verstoße siod gerade in einem solchen Buche nicht zu yenneiden, und
Yerfiwser hat solche, die ihm selbst nach Vollendung des Druckes entgegen-
sind, berichtigt.
Mit den Berichtigungen sind auch einzelne Nachträge yerbunden. Einen
lg bat der Verf. in dem letzten zusammenfassenden Verzeichnisse aus-
was eigentlich schade ist. Die wichtige Stelle über allein (solum,
l) im Sendbrief yom Dolmetschen, auf welche ich Germ. 6, 471 hinwies,
ebenso wie dem d. Wb. entgangen. Auf dem Umschlage zum ersten
wurde sie nachgetragen, aber jetzt fehlt sie wieder unter den Nachträgen
8. 767.
Dafi auch in lexicaUscher Hinsicht die Arbeit yon Dieti zu manchen
MDeningen Anlaß geben würde, wenn es auf eine Kritik nach dieser Rieh-
^g hin abgesehen wäre, wird man ohne Versicherung glauben. Ich habe mir
Wbe Dinge gar manche notiert, aber ich bringe sie nicht yor, einmal weil
r Aügeoieinen jede Wörterbuchsarbeit, die mit Kenntniss und eifriger Hingabe
PSrdart wird, yiel zu sehr die Hochachtung herausfordert, als daß man den
Dank durch einzelne Ausstellungen zu beeinträchtigen wagen darf,
zweitens, weil einzelne Bemerkungen nur Einzelheiten berühren, die nur
seltenen Fällen auf eine principielle Berichtigung hinauslaufen. Meine Beur-
wandte sich yorzugsweise dem Grammatischen zu. Nicht etwa einer
Auflage, welche solche Bücher fast nie erleben, sollen meine Erinne-
sn Ghite kommen, sondern, wie ich bei Besprechung des einleitenden
angedeutet, der weiter schreitenden Arbeit des Verfassers. Wohl ist
kicfater in einem reinlich gedruckten Buche Mängel ausfindig zu machen,
dem Verfieuser, den Tausende und aber Tausende yon Zetteln und Notizen
, möglich ist, sie zu yermeiden. Nichtsdestoweniger darf eine wohl-
le Beurtheilung die jetzt schärfer henrortretenden Unebenheiten und
ichtigkeiten bezeichnen, damit der Lexicograph sie künftig, so yiel an ihm
▼ermeide. Wird uns in diesem Wörterbuch zu Luther's deutschen Schriften
T<nTOgliches Werk geboten, so wird der Verfasser es nicht ungerechtfertigt
wenn wir es so yoUkommen wie möglich wünschen. Andererseits vrird
■aehdem er in Erfedirung gebracht, daß nach einer Richtung nicht alle
leche befriedigt sind, sich bestreben, die Fortsetzung seines Werkes so yoU-
■%meo wie möglich zu liefern. Und das ist keine Anforderung der höchsten
K Vollständigkeit, Conscqueuz des Planes und der Ausführung, Genauigkeit
IN JLiOgik in der Darstellung des historisch gegebenen Sprachstoffes: das ist
Sk was wir klnftig in höherem Maße ersehnen.
238 LTTTERATUB: J. GBDIM, DEUTSCHE GRAMMATIK.
Das Wörterbuch Ton Dietz ist gleich beim Erscbeineo der erstoi
rang freudig begrüßt worden. Allseitig wurde die große Bedeutung des ¥
erfasst und anerkannt, wurde dem Manne, der ein so schweres Werk begi
warmer Dank zu Theil. Möge diese Anerkennung und dieser Dank sidi
bewahren durch eine thätige äußere Unterstützung des Werkes. Wer unli
Facbgenossen nicht in der Lage ist, mit diesem Wörterbuch seine <
Bibliothek zu schmücken, der sorge für seine Anschaffung auf offent
Bibliotheken und für seine Verbreitung in den Kreisen der Theologen.
Indem wir dem Verfasser zur Vollendung des ersten Bandes hen
Glückwunsch darbringen, wollen wir ihm zugleich Kraft und mathige Am
wünschen zur Fortsetzung und Vollendung seiner gewaltigen Aufgabe. Mc
das Bewußtsein hegen, daß er nicht allein ein längst begehrtes , nothwe
und dankenswerthes Unternehmen in*s Werk gesetzt hat, sondern daC
Luther- Wörterbuch auch zu den bedeutendsten Leistungen gebort, wekh
langem auf dem Gebiete der deutschen Philologie geliefert sind.
JENA Tor Weihnachten 1870. REINHOLD BECHSTEDi.
Deutiche Grammatik von Jacob Orimm. Erster TheiL Zweite Ausgabe,
yermehrter Abdruck. Besorgt durch Wilhelm Scherer. Berlin, FenL I
lers Verlagsbuchhandlung 1870. XXX und 992 SS. 8^
Wenn ich jetzt erst — nach Jahresfrist — auf dieses Buch sa ^i
komme, so bedürfte wohl nicht das der Rechtfertigung, daß es aberiuuql
geschieht, sondern daß es so spät geschieht. Aber wer vermöchte bei
Buche, das man nie weglegt ohne neues gelernt zu haben, zu dem man
oft genug zurückkehren kann, zu sagen: jetzt hast du al^esehlossen,
kannst du die Feder zur Hand nehmen und deine Beobaehtangen i
schreiben. Und wen hätte nicht in solchen Lagen das bange GefSlü
kommen nichts der Sache würdiges sagen zu können, wenigstens nicht
nicht andere neben und mit ihm ebenso fühlen und wissen, leieht aber
sagen könnten? Bei solchen Bedenklichkeiten kann es aber geschehen
nothwendiges ungethan bleibt und doch sollte die Germania ein den
Erängnis wie es eine neue Ausgabe der Grammatik ist, nicht onbespi
lassen. So liegt sie denn da ein Geschenk eines liebenden Meisters, ein Z
eines dankbaren Schülers, der mit treuer, selbstloser Hand Fleiß und S<
diesem schönen Unternehmen gewidmet.
J. Grimm hat seiner Grammatik die Liebe, mit der er sie beg
sein ganzes reiches Leben hindurch bewahrt. Auf vielen Gebieten s
Wissenschaft hat er seine Pflugschar eingesetzt, zu keiner Pflanzong
aber lieber und öfter zurückgekehrt wie zu dieser, welche an Bedeutong i
lieh auch alle seine anderen Hauptwerke hinter sich lässL Die im Jahre
begcmA^e Umarbeitung ist freilich nicht weit gediehen, zahlreiche Ai
widmen sich aber theik ganz der Grammatik, theils bringen sie haofig
merkangen zu ihr. Nebenbei aber trägt er sich was die Lectare ibm
in sein Handexemplar ein.
ißt diesen Nachtragen Yetsehen und ^venii^^aXi «nRhfiint nun dieser
Abdruck snnächit der iweiten Auagabe d«a «t%'U;Ti ^%sA^a. ''^iV^ ^«l V
LITTEBATUR: J. GRIMM, DEUTSCHE GRAMMATIK. 229
»er xn Werke gegangen zeigt und rechtfertigt er in Beinen^ einleitenden") Be-
kung^. Er hat die Zusätze, die oft reichlich und daher wenig übersichtlich
weißen Ränder des Handexemplares füllen, an die rechte Stelle eingetragen.
I ist auch die einzig mögliche Art einer solchen Arbeit. Daß die gramm.
rtchnng heute in rieltn und wichtigen Punkten ganz anders steht als sie
1 in der Gramm, zeigt, weiß jeder. Über die Endergebnisse der gramm. For-
Qng kann ihn daher das Buch nicht belehren, ja es bietet manches, was
ilweise schon J. Grimm als Irrthum erkannt und anderswo berichtigt hat.
ite die neue Ausgabe auf den Stand des heutigen Wissens gebracht werden
it sollte durch Hinweisungen bei Irrthümem oder weiter geführten Ansichten
B Lieser die Möglichkeit geboten werden sein Wissen zu berichtigen und
erweitem?
Das erstere kann und darf billiger Weise Nieman d fordern. Es war daher
eh ein wenig gegründeter Vorwurf, der in dieser Zeitschrift der neuen Aus-
be des Schmeller gemacht -'wurde. Ausgehend yon ganz und nnstreitbar
htigen Grundsätzen hat der geehrte Verfasser des angezogenen Aufsatzes
kl Herausgeber großes Unrecht gethan. Was er wünschte ist noth wendig,
es aber von einer neuen Ausgabe zu verlangen war? Solche grundlegende
beiten müssen in ihrer Gänze mitgetheilt werden, das ist eine Forderung
r Pietät, die doch höher steht als der geringe praktische Vortheil. Auch
der UnYolist3uidigkeit und theil weisen Unyollkommenheit behalten derlei
erke ihren Werth. Und wer darf das alte Gefüge, das wir' so ehrwürdiger
jid yerdanken, sprengen und unter ihrem Namen etwas ganz neues, anderes,
d das würde es, bieten? Das einzige was billiger Weise vielleicht gefordert
bden kann sind Nachträge, zu denen sich wohl Frommann entschließen wird,
anderes ist es, ob nicht in kurzen Noten auf neu gewonnenes oder
gefundenes hinzudeuten gewesen war. So hat es MüllenhofiT gethan in
r Ausgabe der Deutschen Heldensage und so auch Frommann. Aber Scherer
t ganz richtig die Unmöglichkeit auch dieser Behandlung für die Gramm, ge-
^ Wo hätten diese Noten anfangen und wo aufhören sollen, wenn es der
iransgeber nicht so gehalten hätte« wie es leider einigen Bänden Ublands er-
■gen, wo die Noten mehr das Werk des Zufalls, als der denkenden Arbeit
t sdn scheinen. Was die Noten nie geleistet hätten, das erwarten wir von
■er Geschichte der Deutschen Grammatik auch über Grimm hinaus, zu der
er Herausgeber der Grammatik vielleicht doch einmal Muße finden wird.
Die Nachträge und Znsätze J. Grimms reichen bis in sein Todesjahr.
• 597 zieht er „Forschung und Kritik^ an. Vierzig Jahre lang ist dieser erste
■od durch seine Hand gegangen, wie oft mag er ihn zu Nachträgen hervor-
iftolt haben. FUrwahr eine schöne Liebe, die sich auch noch dadurch bcthätigt,
dl er so manches Erinncrungsblatt aus seinem äußern und inuern Leben in
küelben vctbirgt. W. Scherer spricht Seite XXIII davon. Wir kannten diese
■BJge, menschlich schöne Art Grimms, diese Treue gegen das Leben, seineu
■tiienschein und seinen Schatten — beidos ist verewigt — wer aber hat
kie Zeilen ohne Rührung gelesen? Wer möchte diesen Zug zum großen Bilde
■Hen? Halte man nicht für unbedeutend, was kleinlich scheint. Diese Art
' das Zeichen wahrer menschlicher Güte. Und die Geschichte der stolzen
■fiuige unserer Wissenschaft ist die Geschichte edeler Meii«^V\c^.
Nebe» den RandgloBBen , die das Herz in ¥oTm nou «Vammi^^Ti '^&^i^^^^^^i:^
bi^ äteben in friedlicher Eintracht die wiBBCüBeViaiK^^Vi^ TatiäNiä*
230 LITTERATUR: J. GRIMM, DEUTSCHE GRABOfATK.
Man erinnert sich hente kaum mehr daran, mit welch* entai
Schwierigkeiten J. Grimm bei dem Anfbaue seiner Ghramm. xu kimpfen
wir fast (ich sage fast) im Überflüsse schwimmend, denken kaum meb,
Grimm noch keine Yollständige Ausgabe des Heland sn Gtebote stand,
TeriäOlicher Otfried n« s. w. So hat denn Grimm seinen Nachfolgeni sack;
der inneren Geschichte der deutschen Sprachen ein reiches Feld lo
ThStigkeit hinterlassen.
Grimms Zusätze betreffen zunächst Nachträge zu den Belagen, ^e
TOÜ diese sind hat W. Scherer schon nachgewiesen, wie jedem
sich das Bedürfnis nach möglichst YoUstiLndlger Indnction aufdrängt,
neben Schleicher auch Holtzmann in seiner altd. Gramm. Seite YU. F8r
Dialecte, das ags. und altn. vor allem wären derartige Arbdten eine
Nothwendigkeit. Des Unsicheren, das sich gerade in diesen Mnndaitsa
hinschleppt y ist fast eine erdrückende Menge. Nirgends freilich ist bei
in den Nachträgen Vollständigkeit auch nur angestrebt Wer je ein Bidi
der Bibliothek desselben, wie sie jetzt die Berliner Uniyersitäts-Bibliotbek
wahrt, in der Hand hatte , erinnert sich der vielfachen Zusätze in den
schönen Zügen seiner Hand. Solche Lesefrüchte haben auch in das
ezemplar J. Ghimms Eingang gefunden und wie mancher Fall lebhite
Grimms Erinnerung war, so fand er häufiger Nachträge als ein anderer,
größerer Sorgfalt und besonderem Hinblick auf die Grammatik scheint
Notker und Heland gelesen und ausgezogen worden zu sein. Die Zusätze
oft größeren Umfanges, wie im mhd. 593. 595. 599, im mittelniederi.
dänischen 670. 677. 685. Das ags. ward bereichert yorzüglich aus KeaM
Cod. dipl., von dem alle 6 Bände ausgezogen scheinen, ferner aus BeoTolf wM
(Thorkelins und) Kemble's Ausgabe, aus Schmids Gesetzen der Angelsafhwit
Cädmon, Boethius, theilwcise ans dem Ez. Buch, vieles noch nach CongbsHi
Illustration. Im altnordischen hat das altschwediscbe öftere Rücksicht gefönte.
Die reichsten und allseitigsten Zusätze erfuhr aber das mittelhochdeotiek,
wie beim Entwicklungsgänge unserer Studien nicht anders zu erwarten vti.
Ich gebe hier nur was mir nach flüchtiger Durchsicht nach der Seite hin vd
gefallen: Diemer D. Gedichte, Wolfram, Frauendienst, Erec, H. v. LtbeB
Biterolf, W. v. Rheinau, Rudolf v. Ems (Barlaam, W. v. Orlenz) Flore, Am
Eneit, Wizlav v. Rügen, Lanselet, Eradius, Tristan (Maßmann), Flecke, Otak«
gute Frau, Hartman (manche besondere Bereicherung aus der Ausgabe des Iwea)
Konrad, Mystiker, Neifen, Gesammtabenteuer, Grieshaber Pred., Berthold, 99§
Hdbelinc, W. von Elmendorf, Ffaffenleben, Warnung, Ernst, Geoi^g, RAdait
TOD Braunschweig, Heinr. v. Neustadt Apollonius, 586 und 857, an wdeh leli
terer Stelle, der fehlerhaften Gx>thaer Hs. folgend, irriger Weise ein stuke
Zeitwort noeben angenommen wird. Das mhd. Wörterbuch wird angezogen M
Nib. nach C Seite 853. Ausserdem sind herbei gezogen J. Gotthelf für dii
Berner MA., Müllenhoff zum Quikbom, Meynert Volkslieder. Briefliche Äußern^
Lachmanns S. 715.*)
*) Eine kleine Ungenanigkeit, die mir aufgefallen ist, mag bemerkt werte
Saito 867 (— 949) steht bekrellenf cod. vind. 653. 122* Es ist die alte Besdchmfi
itn^ BoUte eifrenthch beiMen cod. theo!. 653. Die Stelle ist Genesis 80. 12
LTTTERATUR: SCHADE, INTERROGATIO 8ANCTI AN8HELML 231
Nebeo der einfacheren Form der Nachträge finden sich auch in den
terkongen Ans&tze zu Untersuchungen, hie und da auch Resultate solcher,
^ Seite 690 üher den Gehrauch Yon erde stark oder schwach, wo es riel-
lit Ton Stricker richtiger heißen soll „erde und erden". Zum Worte Hheide
wohl das Citat lauten Iw.'S. 464. Wie sehr Lachmanns feine Untersuchungen
liefen Fragen uns gefordert haben, lassen uns diese und die folgenden Seiten
Gramm, nicht Ycrgessen. Die Spuren der t«-Declination der fem. bringen erst
Zusitse. Beachtenswerthes fugt Seite 594 unter 6 an, wo gerade das
Benhafle der Zusätze wieder zum Weiterforschen drängt. Ebenso auch 597.
. SeitenstQck zu riben : yertriben, das Grimm S. 598 aus Parziyal 184, 15
Bhrt, hätte ihm auch , an dem theil weise benutzten Apollonins »chüeben :
«n bieten können. Die kleinen Irrthumer, die Seite 599 mit ome und 6me
^crgelaofen sind, lassen sich aus dem mhd. Wtb. schon leicht bessern. Hier
d auch die TOn Gr. angeführten Stellen aus dem Renner nachzutragen.
Anfragen bringt S. 654, Hinweisungen auf lebende Mundarten öfter z. B.
736, Sprachyergleichendes wird herangezogen S. 751.
Doch wo Ui dieses Reichthums ein Ende? Nur kurz andeuten wollte ich,
I TieUeitig anregend diese Nachträge sind. Wir werden alle bei unseren
nftigen Arbeiten auch die Zusätze des großen Meisters dankbar benutzen und
iter fuhren. Wir werden aber auch dankbar dessen gedenken, der Zeit und
She nicht gescheut und sich und dem großen Manne ein so ehrendes Denk-
J gesetat.
MÖDLING, 29. October 1871. JOSEPH 8TR0BL.
car Schade, Interrogatio Sancti Anshelmi de passione Domini. Halis SaxO'
num in libraria orphanotrophei MDCCCLXX. IV u. 13. 4^.
Es ist ein verdienstliches Unternehmen, die lateinischen Quellen deutscher
sdichte, die im Mittelalter große Verbreitung hatten, auf's Neue und in cor-
iten Texten dem Publicum zugänglich zu machen. Seiner Visio Tnugdali und
n Liber de infantia hat Schade eine Interrogatio S. Anshelmi, oder wie der
B Mittelalter geläufigere Titel lautet: Passio Aüsbelmi, folgen lassen. Hoffen
r, daß der Herausgeber fortfahre mit dergleichen Publicationen , und schiene
s besonders, um ein Beispiel anzuführen, der Elucidarius eine solche zu yer-
Schade hat seinem Abdrucke eine Gießener Handschrift des 15. Jahr-
laderts zu Grunde gelegt und eine zweite ebenfalls Gießener Hs. des 14. Jahr-
nderts zur Vergleichung heraugezogcn. Von einer besseren Hs. hat der Her
ügeber, wie es scheint, keine Kunde gehabt; ich gebe nachfolgend einige
rohen aus ihr, die deßhalb von Wichtigkeit sind, weil nicht unerhebliche Stücke
ihr enthalten sind, die im Schade'schcn Abdruck fehlen, die aber das nieder*
ütsche Gedicht, die Vorlage des niederrheinischen, enthält. *)
*) 8. Lübben, Ancelmus vom Leiden Christi. Als Anhang zu seiner Ausgabe des
»Hl. Bremen 1869. Beiläa6g bemerke ich zu Lübbens Notiz p. XIX: 'SSancto anshelm
Ute vDsir lieben frowen lange zieth mit fasten wachen vnde mil aivdftc\i\i%«i&. ^i^tV^^^S^
as Verbnm fehlt)* ^ daß cSib Verbum nicht fehlt , weim miü «\jiNX >vaU.«\ikMX>»Q>^«
232
LITTERÄTUK: ÖCÜAUE, IiNTEKUüGATlO hiANCTl ASiSHKUII.
Diese Handschrift beailizt die Leipziger UniTersitalibibliothek Ms. 36&|
sie geborte früher dem JncobekloEtor in Pegau. Die Hs. io kl. 4° ist auf Pa
gament, klar und dentlich, trenn aucU uicbt fehlerlos geBchrieben, und gehH
der Mitte des 13. JahrbandertE. Der Charakter der Schrift würde berechtigea,
ihr ein noch hühoTCB Alter eu Tindiciereu, wenn nicht die Erwühnnng der Dome«
kröne im franiÖftiacheD Besitz entgegenstünde; dieselbe gelangte im Decemboi'
1238 in die Hände Ludwigs IX. (Schade p. IV Note). Daraus aber mit 8chkd(
zu acliiie&i:n, daß der Dialog überhaupt erst Anfangs des 14. JahrhundertA g«-
schrieben sei, ist nicht statthaft, da unsere Handschrift älter iat; außerdem k(UU
der Dialog recht wohl vor 12i)8 geaclirieben sein, denn die Erwilhuang d
Dornenkrone ist nieht durch den Gedankengang gefordert, sondern ein lo*
Einacbiebsel : der Sinn leidet nicht die mindeste Einbuße, wenn die Worte 'haue
[^oronam habet rei Francie (p. 9, 13) wegfallen.
Die rein stjliatischen Verschiedenheiten beider Texte sind so be4etttnk<
wie sie nnr sein können, ohne den Sinn lu alterieren; ich lime sie bei Seite
und verzeichne nur die wichtigeren Abweichungen.
5, 5: tarnen — ciplicabo /üAif. 17: per portam — dormientibos /Mi.
24 : Budavit de corpore suo quia omuia preacivit. ridelicet — quia prcacMI
fthll. 38 : misereri. Tercia quoil patri discipnlus commendareL
6, 4; retrosum; <|Uod bis factum est. Et postea diiit. ?S- que voutur
aureu ductus fuit per plateam scribarum et propbetaruui in domum Anne.
24: mundo — ■ eonveaiaiit fehlt. 97: alapam dicena sie respondes ponttficl?'
Cui Jhesus si male. 29: tunc Inniavit panniculum de eumisia et ligavit oeulw
tamquom. 36: eontremuenint — aurgenaque fehlt,
7, 3: lacrimarum et plorabo die nc nocte quia louge factua est toinui
consolator. Et Maria. 4 : quc audiens — in eternum fehlt. 7 : L't ego i
et andivi omnia quc tota illa nocte facielinntur scilicet ülusiones blasfemias d
contumelias quas iilio mco infcrebant. Et cum negasset, 10; cui cum — (Ja-
mane fehlt. 11: kariaairoa domino, taoi miscrahiliter Iractatnr filins tum quoJ
nuÜDB explicare potesL Et cnrrcns. 13: Anahelmus — pertransirit fddt.
17: vidubam desiderabilem vnitum sputis Judoorum maculatum et crines düv
nialOB. Et ejulans et plorans et alta voce clamuna dixi. 39 : dJco vobia, nd*-
bitia celum apertum et Hlium hominis sedentem a dextria dci. Tunc princepa-
.35: et quorura — paverat fehlt.
8, 1 : de regno suo. Jlicaus antem tliiit regnuin meain. 7:
RvBpomlit Tylatus quid est. 9: Tiitena cum dampnatum, retiilit i
dieeuB Pecvari tradcna sanguioem juatuni et abiens laqueo se suspendit. Jit
antcm Pjistus ad principes sacerdotuin et ad lurbas 'Nullam
in homine isto.' At illi. 14: doccna — iucipiens feAll. 16: qu'ui — üHl
diebns fehlt. 17: erat antcm — co ficri fMl. 24: hac Corona — cor«
feUt, 28 : ainJci Heroiles et Pflatos. Pilatus aulcm volebat dimiltere J
at illi pelcbaut Barraban diceiiteB 'tolle et dimitte Borraban, rt Glain»1w4
'crncifige, cmcifigG eum.* Hie vcro diiit 'quid ciiim malt fecilV Nidlam c
morUa Invenio in hoc homine; corripinm ergo illnp et dimjtlam.' At Uli Ih
■tubant vocibuB magnia ut criii:i<igrrutur. l'ior autt>n< P^'l-ti miBit ad com dicci
9, ti: AnBhellnUB - — quasi Icproius /sAi wi«i Onini* •
qni «e ttgem facil in co con' '-THid.' * '1 : rt gU>
UTTEKATUil: HüUADi:, LNTKÜKüüATlO 6ANCTI ÄNSHELMI.
ero tradidit voluntuti
ibit — crucifigeretui' fehlt.
eornm /chlt. 28: carcerem, Jbetum ^
i. Quid factum fuit poütea? 33: ut sc
I Lacas Buribit fthll.
10, 4 : unde Lucas — turba populi feJdt.
, id est in me, iu arido quid dct, Lac est in saucÜB meis? Ducebuntur.
[ eom autem — qiiumvis oiuuium uonteinptat habcatur fehU. 24: lucum
, DudAvi-ruiit eum totaliter. 30 : Iraieratit et uUvum aimilem incusac'
I ita qood omnia membra i3t ossa appatebaut, ut impkrctur illud in psalmo
meraverunt omuia O&sa raea.' Cum audircm aouum inalleoruin et viderem
liter manus et pedca ejus confixurunt, iterum gtadiuti Symeouis e
Szit.
11, 3: quasi lintenm, qua totum «anguincm de manibus et podibiu Gli^n
I deQuentem suscepi, et fuit veetis. 10: similiter et — Iscael est desceadt
14: tUQC matri potuil — liliua ilei sum micbique coupatere /e/i^£.
Von Z. 24 UD eathält uua uuscrc Hs. einen breit aufffcfiibrten Plaucti)
;. Nach dem Schade'schea Texte würden v. 930— 1008 de» niederdeutathea
bchtea ala eine selbständige Zuthat Uea Dichters erscbeiueu, nüLrcnd ditt
Evallitiodige An liattBp unkte flir den bctreS'enden Passus dea Gedichtes bietet.
' PltinctuB Uariao ist iiicbt obne diebterinube Schüuheit und möge bier
r<&ieii PUts linden, eiunial zur Vervollsläudigang unserer Nuchricbt über die
I Uipciger Ha., und aodanii um eine Vergleicbung mit den lateioiBcbeu versi
liöwten MaricDklagen , wie Mone Schauspiele des Mittelaltörs 1, 37 tF, deren
ptbeilt hat, für Ändere, die ein Interesse daran haben niÜgen, zu ermög*
. Derselbe lautet:
Stsbam juxtu cruceui nierore plenu quia ei Boiaeiuiu ferre nou potui, et
mant inecum mnlieres a quibus vel deoiorttia susleutabar. Unde ego videns
pae Tiden« me plus dolebat du me quam de sc Aspieiebam ego in'
Tdii rt misern dotninuui raeum et filiuin meuni in cruee pendcntom et morte
lurpissima morieutem, tantaquc Iristicia et dolore vexabar quod non pUBset ex-
plicari seraione. Nee miruni: discurrcbat enim tiunguis ejus ex quatunr partibus
irrigautibus undis, liguo manibue et pedibua affixia. Du vultu ijjius pulcritudo
efSoicrat omnia, et qui fuerut pre ülii» hominum speciosus, faetus est omni
inilecDTUB. Videbam quod implebatnr ülud proplieticum in eo Vidimus euni et
DOD erat aspectus et non erat ci specics neqtie decor, quia vultum ejus iui-
'laorum fedaverat livor. Isic erat micbi dolor maxlmua quia vidtbaui me dem
I quem genueraui nee supercrat alins, et ideo non paterat in me
i_ dolor meuB. Vox penitua p^rienit oinuiu, set dabam gemitus ut sutipiria
. Yolebam loquj, set dular >urba rumpcbat quia verbum inentc conceptujii
d formncioncm oria pretenderet, impcrfcctuni non modicu» dolor coidi«
, Videbam morientem quem diligit unima mea, et tota liquefiebam prc
ungustja. A«picicbat et ipse, ut est bcnigniesimo voltu, me matrem
I et verbis pauuia voluit me eonsolari, set consolari non potui (sie).
1 diceiido: Fili nii, fili mi, ve mich!, ve michi, quja micbi det ut moriai'
? O mieern quid faciam? Moritur Ülius: cur non moritur secum mestisBiiiia
' Pill mJ, fili Uli, amor uniue, fili ditleiBsime, noii me derelioqncre, jiost
! me ad te ipsum ut ego moriar tecum; male boIub morieris, tecilm
p^matur iata tua. genitrix. 0 mors miaora, noU miehi parcero, tu ntliLtu
1^ pUces. Extrshe r'irea, trucida malrem, mattem nmyA üam Wto -^fefvint.
234 LITTERATUR: SCHADE, INTERR06AT10 SANCTI ANSHELML
Fili, dolcor nnice *), singulare gaudium, vita anime mee et omne
ut ego ipsa nunc moriar tecum que te ad mortem genui. 0 fiU,
miseram et exaudi preccm meam, decet enim filiam exandire matrem desolatOL
Ezaadi me, obBecro, et in tuo me suscipe patibulo, at qai iina Tita TixemU
et uno «e amore dilexcrunt, ana mortc pereant. *^) 0 Jadei miaeri, o Jidä
impii, nolitc michi parcere ex quo natum meum unicam cnicifigitia': et mt
cmcifigite aut alia qaacamqne seva morte perimite ut tantnm cum filio met
simul finiar, male enim solus moritur. Cur ergo post filium mater Tirit in dokn!
O mors miscra, non parcis proli, non parcas et michi, ta michi soli, o
esto seva: tnnc summe gauderem si mori possem cum filio meo ac Chriato
Duice est mori misere, set mors optata recedit. Melius michi est morte
quam Titam ducere mortis, set fugit a uie misera et me infelicem relinqnit eii
inultum nunc mors optata esset. 0 fili carc, o benignissime nate misere matm^
suscipe preces: desine nunc matri esse durus qui cunctis semper fiiiati benigam
SuBcipe matrem tecum in crucem et vivam tecum post mortem semper. Nil Ten
dulcius est michi quam te amplexato in cruce commori tecum, et niehil ccrte
amarius est quam viyere post tuam mortem. Tu michi pater, tu michi sponsv»
tu michi filius^ omnia tu michi: nlmc orbor patre, riduor sponso, deaolor prok^
omnia perdo. 0 fili mi, ultra quid faciam? Ve michi, ye michi, fili mi! Quo rad»
carissime **^jy ubi me vertam dilectissime, quis michi solaciuin, quia michi consiliiai
bubsidiumque prestabit, benignissimc? Fili dulcissime, omnia poasibilia tibi snC: 1
si non vis ut moriar tecum, michi saltem relinquc aliquod benigne coDailium.* Tue 1
filius mcus jam anxius in cruce, oculis et vultu michi annuens, de Johanne tu
qui patieus erat et multum tristis et semper plorans Mulier, ecce filius ton
ac si diceret 0 mater dulcissima, moUis ad flendnm, mollis ad dolendami ti
scis quia ad hoc veni in mundum, de te camem assumpsi, ut per emcit n^
plicium salvarem genus hamanum. quo modo igitur implebnntor scriptare?
Scis enim quia oportet me pati pro salute humaui generis. Die namqne teröi
rcsurgam, tibi et discipulis meis patenter apparens. Desine flere, depone doloreo^
quia ad patrem vado et ad gloriam pateme majestatis percipiendam conacendo.
Immo congratulari michi quia nunc inveni ovem erroneam quam tarn longo
tempore perdidi. Moritur unus ut inde reviviscat totus mundus. Unius ob meri-
tum cuncti perierc, minores cuncti salvantur unius ob meritumt). Qaod placct
deo patri, quomodo tibi displicet, mater dilccta? Caliccm quem dedit mtdU
pater, non vis ut bibam illum? Noli flere mater, noli plangere speciosisnma
mater: non te desero^ non te derelinquo, tecum sum, tecum ero omni tempors,
scilicet si secundum camem subjaceo imperio mortis, secundum diTinitatem ma
fui et ero immortalis et impassibilis. Bene scis unde proceasi et unde veni:
quaro ergo contristaris si illuc ascendo unde descendi? Tempus est ut reTcrtar
ad cum qui me misit. Et ego quo yado, non potes modo venire, venies autea
postea. Interim Johannes qui est nepos tuus, reputabitur tibi filioa et caram
habebit tui et ipse erit tibi solacium fidele.' Iterum Johannem intnitna ait 'Eeee
mater tua: ei servias, curam illius habe, eam tibi commendo. Suscipe matren
*) S. Mone p. 46 v. 98. **) Hier und in don folgenden S&tzen schimoien
deutlich erkennbar die Verse eines mir übrigens unbekannten Planctus Mariae im Vers-
maß des Stabat mater durch, etAva: una vita qui vixerunt, uno amore dilexenmt, noi
morte pereant ; vgl. auch : meo sim\\\ i\i\\KT ; t(\aV> hq\\]a TOL^ivtax \ mors optata reeedit:
fii^t a me misera, '**) Vg\. die»eii Vaaavxa )qc\ ^^tkft ^. ^ n, V^ ^, WlSn
iHsiichon.
UTTERÄTUR: IVAK AASEN, NORSK OBIIBOG
235
m, immo magis suscipe meam. Hec paDca verba diiit. Johnnnee autum et
I Ucrimaa fandere non ceMabiiinus; tacebftmus ambo quia prc dolore loqui
1 poteramuH. Andit^bamu« Christum loquentom voce tbucsl et ipsam vide-
Diia paalHtim morienteai, nt:u ni poturamua respondere verbuni quia videbamaa
n JUD qaaai mortuain. Erat aulem hora sexta etc. (Schade 11, 37.)
11, S9; vocat iete. Et dtcebant äinite, videamUE si veniat Heimat et
■ret enm. ) Poat bec scieus Jhesiis quia otnnia conmmmata sunt, dicit
:io. 33: in hac oommendacione ^ in finem Betuli fehlt.
12, 3: et eieuntes — upparucrunt multie feJill. 5: soli Judei autcni
leri induraverant corda snn. Stnbant antem omoes noti. 20: tane gandium —
ifeutonem et autiafaccionem /<A^f. ST: quantum Bi — unicas easet /e/ilf.
; juiait corpus dari Joseph. Qaod cam Juaeph deponcrct, stabum cgo eureuin
[Hcieiis nt cum brachium aolveret, ogo tangorem et dooBciilarcr, quod et feci.
: Cöram mc rideo. O quid fecisti, tili kariaalme? Quave te Judei tain cmde-
r cmcifixrniQt? In gremio mco te mortuum t«neo: Iriatiasima matcr, fili mi,
d foctet? Vp michi, fili mÜ Ve michi, fili mi! Ubi eet tuntiim gaudium quod
BAtivitate tuH habai? Ve michi, in quantatn triatitian et dolorem veraam
gsadiuni moum! Die dli dulcisBime, amor nnice, vita animc inee, amor oninie,
^are gaudium, imicum solaciuDi, quare tne dimittia aic in doluref**)
13, 1: venit et — eonBimilitadinem eoniarmai&t\vr fehlt. {) : Dumqaaro
[omm penam paaauB fiiiBset, quinque tarnen vulnern que reservaturua est in
n jndicti, fcmanaerunl. Von hier an fällt der Schreiber atw der Rollu; was
ii folgt, berichtet er ineist nicht mehr in der ersten, sondern in der dritten
lon: de quo matcr et diacipuli non modicum fucrunt consolati. Et cum
eph et NychodeuiuB dominum aepelire vcUent, heata virgo eum magno merurc
itsbne corpua teauit et aepelire non permiBiI dicens 0 karissimi mei, nolitc
0 bm cito tradere eepultare. Date illam miaere matri aue ut habeam illum
lern defonctun]. Set ei illum deponilia in sepiilcrum, me mieeram aepelite cum
***) qnia paat illum scmper male habcbo. Uli poncbant Chrialum in tum-
D, et illa trahebat illum ad ae ipaam: illa volebat eum retincre. et illi vole-
it eDm tradere icpullurc, et aic erat hec pia lia et contentio inter cos.
nea tarnen aic amare fleltant ut vix qiiisque eorum ad plenum posaet rerba
''%m«re. Videbant marrcm omni aolacio vd roboru deatitutam , et super illam
iwiiu dabant planctiira qu&m super dominum suum exatinctum: mHJor erat illja
'lolor de niatris dolore quam de dumini sui mortc. Cum nutem. licet ipa.i mul-
_tDiii renitente, in scpulcrum positus fuiaact, ad eum intrare roluit, aet prohibita
sepulcrnm te. proatravit f), et cum eatu Johannes. 31; Jude! antem —
1 ono denario vendiderunt fthli.
LEIPZIG, im Juiuar !87r. KARL SCHRÖDER.
Hrtk Ordbog' af Ivar Aasen. Anden forögede Udgave nf Ordbog over del
nonke Polkesprog. Chriatiania, Mailing, 1S71 und fgg.
: Aaaen ist bekanntlich eine Specialität ganz eigen th Um lieh er Art.
t im vollsten Sinne dea Wortes, bat er die Sprache dea Volk«, ans
'*) Vgl. V. 1123 fi. Am Qiei\t\iVGi. **'^'**-
tl Vgl. V. Hfib— IWi Am G»Ä>t\.M*.
236
LITTEKATUR; IVAK AASKN. NORSK ORDBOr,.
dem er hervorgegangen, xum auaschließliebeii Gegenstände seiner Stadien gf
macbt, nud diese Studien durch grändliches Eingeben auf die Spr acbgeschicbli
aUinälich eo sehr vertieft, däü er unbedenklich noter den Oruminntikera mä
Lexicngraphen der Gegenwart eine licrvorragcnde Stelle beiinapi-ticbeQ dnrf- Br
iat so IQ aagcn der Eriinder der neunoriregiBchen Spruche, indem er znoi srtten
Mals die nornrcgiäciicu Volkadiulectc in ihren Beziehungen tintcr sich und H
der altDordischen Sprache antersuchte, die principielle Einheit fc^tutellte, »elefaa
dicielbcn nocb immer als eine eigenUiümücIie Fortbildung dieser letttcren, der
isländiauhcn und fxringischeu Mundart parallelgeheud , aufziifRaseu und iei
Btbwediacben und dtLitiachco Sprache gcgeniiberzuaclzeu hcreclitigc, endlieh aneb
die Forderung hieran knüpfte, daß die Schriltepraehe Norwegens selbst darcb
liurUckgehea auf ihre Geschichte sowobl als nuf ihre dialectliche Gestaltung
von der Herrschaft des Dünischen sieb zn emaneipieren und wieder nstioMl
zu macbcn habe. Auf der einen Seite ist Auen hiernach recht eigentlich der
Vater der norwegischen „Ma als) ruber. " d. b. jener so überaus riihrigen tad
regsamen Partei, welche in aller Eile eine neue norwegische Scbriftsprnelis
oonstruieren möclile, and nclchc in dem bu früh verstorbenen Astsniand Olafsen
Vinje eines ihrer begabtesten HUupter, und in der von diesem redigierten üeit-
ecbrift „Döleu" ein vielbesprochcneti Organ besessen hatte; auf der andern
Seite aber greift dessen wissenscbaftüelie Wirksamkeit weit über die Grenten
Norwegens hinaus, und nach dieser letzteren Seite bin ist des Hanno uult
ikD dieser Stelle am Platz su gedenken.
Die beiden Werke Aasen's. auf welclieu dessen Bedeutung Toranglwrisi
beruht, sind bekanntlich seine Grammatik und sein Wörterbuch. Die orftere
cnobien zuent unter dem Titel „Det norsko Folkesprogs Grammatik^ im Jahre
184U, das letzter« unter dem Titel „Ordbog nver det norske Folkesprog" im
Jabre 1850; beide erregten bei ihrem ersten Auftreten bereits die allgemeiM
Aufmerksamkeit, und brachten dem Verfaieer von competentcii Beurtheüem, in*
P. A. Htinch, Teiche« Lob ein, aber doch beruhten beide um so mehr arf
unvollständigem Mati-rrnJe, als der Verfasser mit großer SelbstverU-tignnng U
dem kritischen Grundsätze festhielt, keine Daten auftnuehmen. von deren V<V-
läfilichkeit er sicli nicht durcb eigene Et&hrung überzeugt iiatto. Seitdem bll
derselbe seine Sammluiißen towobl als seine Studien nnverdrowen fortgeseM,
und uls reife Frudht derselben croehieu bereit« im Jalire 1 1«64 eine volUtändlf
uuigi' arbeitete Aiififtge der alten Dialectgrammatik, jetzt unter dem neunn Tltd
nNorsk Grammatik." Jctit sendet der unermüdliche Verfasser eine neue Bear.
hrilung des Wörterbuches uiicb, gleichfalls unter einem entsprechend abge-
änderten Titel, und auf diese mit rin paar Worten anfntci'ksani zu nachW
siebt sich der Unters, veranluset, nachdem er lange geang zugewartet h4t, ob
nicht eine berufenere Feder sich der Saebo annehmen «erde.
E« sind sei bstverstäud lieb tniiiiehst philologische Interessen, welchen das
W&rterbacb zu dienen bestimmt ist. und über die Vorzüge, w«lehe niieh diAHT
Seite hin demselben in seiner nnnmebrtg«n Gestalt zukommen, mögen Pbiloh-gn
iirtlieilen: aber auch saehürhe Udobrnng ist um dem Wtrku in reichstem 'Ma£c
lu schöpfi'91 , und in dieser Iteiirhung mag bivr Eüüicn buncckt wnrdcB, m
bein Dntcbgcben der bisher ei«cliienenvn ücft^^^^^. ^ .^XlSt.
lui. Eine FBlle , -- - - -
LITTERATUR: IVAR AASEN, NORSK ORDBOO. 237
die altnordische Mythologie von Werth sind. Man sehe sieh beispiels-
das Wort „Alv" oder „Elv^ sammt den reichen von ihm aas sich er-
^beiiden Zosammensetsongen an, oder wieder die Worte ^^Dverg,^ ,, Drang, ^
_-ka]I, -tnss, -kong, «troll^ n. dgl. m. ; wie reiche und zugleich wie indi-
^*^iiell ausgeprägte Züge ans dem Leben der Eiben und Zwerge, der Riesen
Gespenster bieten sie nicht? Die anmittelbar auf die Götter- oder Helden-
anrückweisenden Wörter, wie die Bezeichnong Baldurbraa für eine Pflanze,
«Bleiche auch auf Island den gleichen Namen tragt, Brising für ein Lustfcuer,
-•^h^^rtl ein Sonnwendfeuer , Amiod, wie im Isländischen amlödi, für einen ein-
Jl^ltigen Menschen, Bjarkemaal, für yeraltete und unverständliche Redeweise
^2* dgl. m. waren zwar bereits bekannt; aber für den neueren Volksglauben
■^■•det man eine Reihe der schätzbarsten Aufschlüsse, die bisher noch unbeachtet
^^iblieben za sein scheinen. Ich will nur Zweierlei bemerken. Für Gespenster,
in der Nähe verrückter Grenzsteine umgehen, wird die drastische Bezeich-
lyDeildegast^ mitgethoilt; bei uns in Deutschland ungemein häufig, sind
^'**cbe Grespenster der isländischen Volkssage völlig fremd, die Bezeichnung als
^^^^l^ft," die auch sonst in Norwegen für dergleichen vorkommt, erinnert aber
^^ «Itdentsche Namen wie Arbogast und Albogast, Salogast und Widugast, und
'^blte somit uralt sein. Die Ausdrücke Ghind, Gandferd, Gandfluga, welche
^^hon in der altnordischen Litteratur ihre Rolle spielen und von der isländischen
.^^^ksMge bis auf den heutigen Tag herab festgehalten werden, belegt das
,^ärterbDch gleichfalls, jedoch die beiden letzteren nur aus den nördlichsten
y^iairken Norwegens; erinnert man sich nun, daß gandr und gandreid schon
^^ Alterthume ganz vorzugsweise den Finnen zugeschrieben wurde, und ersieht
^Hüi andererseits aas Professor Friis's eben erschienener vortrefflicher „Lappisk
Mythologie'' (Christiania, 1871), daß Gandstav und GandsBske noch immer zum
^«nberapparate eines lappischen Noaiden gehören, und daß Gandflaer noch
'^Uner von solchen ausgeschickt werden, so erhebt sich der Verdacht, daß diese
9%iuey dem übrigen germanischen Volksglauben so fremdartig gegenüberstehende
Z^nbergattung arsprünglich lappischer Import sein möge. Nach einer anderen,
4ier verwandten Seite liegt folgende Bemerkung. In einem Aufsätze über islän-
diache Apokrypha, welchen der 13. Jahrgang dieser Zeitschrift gebracht hat,
ll«t Bef. ausgeiführt, daß die im Jahre 1781 zu Hrappsey gedruckte Armanns-
*%ga ein Machwerk aus spätester Zeit sei, und bei dieser Gelegenheit auch auf
^ie dorchaus unislftndischen Namensformen Armaun, Ulmann^ Dalmann, Gr&mann
^ derselben hingewiesen (S. 65. 66). Die beiden ci-stgenannten Formen konnten
^^hon damals auf bestimmt nachweisbare Mißverständnisse zurückgeführt wer-
4«n; aar Erklärung der vierten verhilft ihm nun unversehens unser Wörterbuch.
£■ weist nach, daß der Ausdruck Blaamann, d. h. Schwarzrock, in einzelnen
Qegenden von Norwegen für den Bewohner des Küstenlandes, und der Ausdruck
Chnuunann, d. h. Graurock, umgekehrt für den Bergbewohner gebraucht werde;
tollte nicht von diesem Provincialismus aus die Bezeichnung als Name von
Swggeistem in die isländische Sage gekommen sein? — Auffälliger als solcher
■mythologischer Reichthum ist, daß gelegentlich rein sprachliche Erklärungen
^der Parallelen za vereinzelten Ausdrücken in den alten Quellen sich bieten.
SkfSr nur ein Beispiel. In der Laxdsela, cap. 31, wird von dem Ochsen Harri
pfählt, daß er vier Homer gehabt habe, darunter ein abwärts gerichtetes, von
^ e« beißt: ^|)at var bnuuivaka hans." Das Wort i*t eVu unttii U-you.t'vöv^'V^^x
238 LITTER ATUB: A8BJÖRNSEN, NORSKE FOLKE-EVENTYR
Aasen aber weist die Bezeichnang brannyekja für die niedersteii EndcD ci
Rennthiergeweibes aus HalliDgdal nacb. Selbst das Recbtsgebiet gdit wM
leer aus. Das Wort „Bumerke'* ist auf GniDd der ersten AusgalM bereiti iH
Homeyer in seinem Meisterwerke über die Haus- und Hofmarken Temckri
worden, and der Gebrauch der „Bodstikka** kann ebenfalls nicht gervte d
etwas bisher Unbekanntes betrachtet werden; aber auffallend dmif naa i
immerhin finden, den „ Annfred " noch in dem Wörterbuche genannt m mkm
welcher sonst nur aus Verordnungen aus dem Ende des 13. vid AwftmgB i
14. Jhdts. bekannt ist, oder die „Benkjargaaya" als eine prOYincidle Benid
nung der Morgengabe definiert zu bekommen, während in den Siteren Urkndi
und Geschichtsquellen die bekkjargjöf eine etwas räthselhafte Rolle spiel
Noch Mancherlei ließe sich hervorheben, was allgemeineres cultnrhiatoiiscli
Interesse hätte, wie z. B. die auffällig große Zahl deutscher Worte, welche
die norwegische Volkssprache übergegangen ist, oder die yielfache spradilid
Aufklärung, welche diese letztere umgekehrt einzelnen dunklen Wnnebi unser
deutschen Volksdialecte gewährt, wie denn z. B. unser Loekmf f&r S^
„Beckerl, Beckerl^ in dem norwegisch-isländischen bekri, bekre == Widderi sdi
Erklärung findet u. dgl. m. Um nicht zu weitläufig zu werden, mag indea
mit einer Bemerkung geschlossen werden, welche auf einen Mangel da n
trefflichen Werkes aufmerksam zu machen sich erlaubt. Der hochverdiente l
Verfasser gibt genaue Nachweisungen über das örtliche Vorkommen der t
ihm verzeichneten Worte in der G^enwart, und er verweist auch punktf
auf die ihnen zu Grunde liegenden älteren Wortformen. Aber nicht das nmidfl
wird von ihm für eine Verknüpfung der beiden Extreme g^than, also für e
geschichtliche Verfolgung des einzelnen Wortes durch die verschiedenen Perio^
der Sprachgeschichte. Für ausländische Worte wäre interessant die Zeit ik
Eindringens in Norwegen fixiert zu sehen; aber auch hierum nimmt sich (
Verf. nicht an. Nun ist allerdings richtig, daß solche sprachgeschicfatiic
Ezcurse nicht strengstens in das Bereich eines Wörterbuches der gegenwarCif
Volkssprache Norwegens gehören; aber könnten sie nicht dennoch ebenso |
in dasselbe aufgenommen werden, wie Schmeller solche seinerzeit in sein Bau
sches Idiotikon y oder wie unser Verf. selbst die altnordischen Wortformen
das seinige aufgenommen hat? K. MAURER.
Honke Folke-Eventirr, fortalte af P. Chr. Asbjömsen. Ny Sämling (i
Bidrag fra Jörgen Moes Reiser og Optcgnelser). Christiania, i Kommiü
hos Jak. Djbwad, 1871; VIII und 248 SS. in 8®.
Asbjomsen's und Moe's norwegische Volksmährchen sind vor gerade
Jahren, nämlich in den Jahren 1842 — 43 zum ersten Male an's Tagesli
getreten, dann aber im Jahre 1852 in einer zweiten und vermehrten Ausg
wieder erschienen. Beide Male war eine Fortsetzung derselben in Anssicht
stellt worden; aber bis in das vorige Jahr hinein blieb diese Aussicht a
in gleicher Feme, und eine im Jahre 1866 erschienene dritte Aasgabe brai
nur zwei neue Stücke, ließ dafür die Einleitung und die Anmerkungen, wd
die zweite Ausgabe begleitet hatten, weg, und vertröstete bezuglich der weite
FortBeUuDg neaerdingt auf die Z^kkunSL Bo^i^^i ii%x ^«t X«c€aaaer tiots i
UTTERATUR: A8B JOHNSEN, N0R8KE FOLKE-EVENTYR. 239
Überhäufiing mit Amtsgeschäften , die seine StelluDg als Forstmeister mit sich
Iningt, und trotz aller populären sowohl als wissenschaftlichen Tbätigkeit, welche
dessen eifriger Betrieb der Naturgeschichte mit sich brachte, fortwährend für
die Sagenforschung thätig; seine „Norske Huldre-Eventyr og Folkesagn*' er-
schienen in wiederholten Auflagen, erst 1845 und 1848 in xwei Bänden, dann
1859 und 1866 ebenso, endlich 1870 in einem Bande, und nicht minder
brachten yerschiedene Gelegenheitsschriften, wie zumal einige Jahrgänge Ton
aJnletraeet,*' einzelne Mittheilungen über norwegische Sagen und Mährchen yon
•einer Hand. Jetzt endlich wird das alte Versprechen eingelöst, und wir er-
halten eine zweite Sammlung der Volksmahrchen, welche zum Theil aus schon
früher gelegentlich herausgegebenen Stücken > zum Theil aber auch aus bisher
angedruckten besteht. Referent begrüßt mit Freuden diesen neuen Beitrag zur
Kunde der norwegischen Volksüberlieferungcn , und kann sich das Vergnügen
lüdit yersagen desselben in der Germania Meldung zu thun, obwohl allerdings
gerade sein Beruf hiezu in Frage gestellt werden könnte.
Vergleicht man diese zweite Sammlung, welche ebenso wie die dritte
Ausgabe der ersten Ton Asbjömsen allein besorgt worden bt, mit dieser letzteren,
ao wird man sich vielleicht auf den ersten Blick etwas enttäuscht fühlen. Die
2ahl der Nummern^ welche diese zweite Sammlung aufweist (45), steht nämlich
«war der der ersten Sammlung (60) ziemlich gleich, und gleich geblieben ist
akh auch die saftige Frische, und zumal der köstliche Humor der Darstellung;
aber doch sind Erzählungen, wie etwa die verschiedenen von „Askeladden"
«der von „Smeden^ som de ikke turde slippe ind i Helvede,^ von „Kvsemen
som maier paa Havsens Bund,** oder von „Jomfruen paa Glasberget^ u. dgl. m.,
ErsShlaogen, welche auf den alten Götterglauben zurückweisen, oder umgekehrt
^g^myii^ verbreitete Sagenstoffe in einer unerwartet neuen und durch und
dorch norwegisch nationalen Gestalt reproducieren, hier in weit geringerer Zahl
vtttreten als in der kostbaren, vielberühmten ersten Sammlung. Bei einigem
Kachdenken wird man sich indessen diesen Umstand sehr einfach zu erklären
wissen. Die Zahl der bestimmt ausgeprägten Mährebenfiguren, die Zahl auch
der auf sie bezüglichen Erzählungen ist bekanntlich von vornherein eine ziem-
Beh eng begrenzte. Nun hatte bereits die im Jahre 1852 erschienene Ausgabe
der ersten Sammlung auf zwanzigjährigen Nachforschungen beruht, und waren
demnach damals schon die weitaus meisten Sagenstoffe den Sammlern bekannt
geworden, selbstverständlich auch gerade die schönsten und werthvoUsten Er-
lUilnngen von ihnen bereits für ihre erste Veröffentlichung ausgewählt worden ;
ebe noihwendige Folge hievon ist aber die, daß für die zweite Sammlung nur
du minder Werthvolle unter den älteren Materialien, dann eine minder reich-
fiehe Nachlese aus späteren Jahren übrig blieb. Der Verfasser hat es mit vollem
Beehte verschmäht, bloße Varianten bereits früher veröffentlichter Erzählungen
Hon neuerdings mitzutheilen , und er bat damit sicherlich den größten Theil
ieiner neuerdings gesammelten Materialien bei Seite zu legen gehabt; einzelne
tfaehzSgler, dann aber zumal auch kleinere Erählungen, die bald auf der Grenze
der Legende, bald auf der Grenze des Schwankes oder auch der Thierfabel
ateheui bilden den Inhalt des nunmehr vorliegenden Bandes. Aber selbst diese
Nachlese ist noch so reich an vortrefflichen Stücken, daß sie den Vergleich
out weitaof den mebten Sammlungen vollkommen aushält und die meisten von
ihitea immerhin noch überragt; wer weniger aui m^^ÜioV^^A^Xi^ "os^^ ^mi^^^-
240 LITTERATURI^ERICHT: LITTE RATniGESCHICHTE.
geschichtliche Aasbente geht, und mehr anf den Genuß Werth kgt. v
die Betrachtang des frischen, sprudelnden Yolkshumorcs gewihrt, wird lii
sogar geneigt sein, dieser zweiten Sammlung in mancher Bexielmiig OMi 1
einzuräumen. Man kann nicht leicht eine ergötzlichere Greschielite leMi i
Ton „Bamse Bra'kar' und die unmittelbar vorhergebenden Tom Binaol]
andererseits fehlt es aber auch nicht an alten Bekannten , die nn ^
gnngen in norwegischem Gewände wieder begrüßen wird, wie s. B. nie
Titel ^Praesten og RIokkeren'' die Sage vom Abt von St. Galkn, nta
Titel „Kjseresten i Skoven" die vom Ritter Blaubart. „Hanen, som £üdtiB
karret'' ist aus den Grimm*schen Kinder- und HausmSlirchen ebenso bi
wie „Ikke kjörende og ikke ridende", die „Venner i Liv og Dod* erim
einzelnen Zügen schlagend an eine Legende, die Ref. nach den blensk t
in seinen isländischen Volkssagen ]98 — 201 mitgetheilt hatte, and .BJCB
mod Strömmcn'* nicht minder an ^Klipt eda skorid" in Jon Amasoa'iUi
|)j6dsögur II, S. 536 u. dgl. m. Der Forscher wird auch in diesem Btade
des Stoffes für seine Thätigkeit. der schlichte Freund des Volksthnaßdi
reiches Maß der anziehendsten Erzählungen finden, und gani gleidi^fi|
den sicherlich Beide dem Herausgeber Dank wissen für die schone OalK. '
er ihnen neuerdings wieder bieten mochte. K. 11 AÜBER
Litteraturbericht.
(Fortsetzung.).
Zu einzelnen Theilcn der Litteraturgeschicbtc übergebend, ervilii
£. A. W. Günthers Deutsche Heldensage des Mittelalteri
nover, Brandes. 1870) zunächst, damit man nach dem Titel nicht eii
Stellung der Heldensage erwarte; es ist vielmehr eine Analyse des Inh:
Gedichte aus dem Kreise der Heldensage, wobei auch die nordischi
Stellungen berücksichtigt sind. Die Analysen sind warm und leben
sehrieben und somit das Buch für die Zwecke der Schule wohl zu ein
Die Abhandlung von R. Foß, zur Carlssage (Berlin, Grartner. 1869
ich hier aus gleichem Grunde, weil der Titel manchen irre fuhren kl
handelt von drei aus der französischen Karlssagc entnommenen Gredichten 1
welche der Verf. nach den Quellen beleuchtet und erklärt. Die einleitm
vorausgehende Schilderung der Karlssage im Allgemeinen, haaptsichl
G. Paris* Forschungen ruhend . orientiert ganz gut über den Gegenst
Der Geschichte der kirchlichen Dichtung in Deutschland ist in den
Jahrzehnten ein sehr eifriges Studium zugewendet worden. Neben dem b
den Werke von Ph. Wackeruagel, seinem Deutschen Kirchenliede /
ches wir demnächst besonders zurückkommen, und welches eine an*
üehe Fundgrube ist und bleiben wird, nenne ich die Geschieh
Kirchenliedes und Kirchengesangs von E. E. Koch (3. Auf
7. Bd. Stuttgart, Belser. 1866 — 71). Seiner ganzen Anlage nach ist
eine streng gelehrte Arbeit, daher auch der gelehrte Apparat nur in bescl
Umfange gegeben ist. Die Zeit von der Reformation an nimmt begr
w&§e den größten Baum ^*, za Wii YAX^^u ^\^ \^^<\«Ek ^sn^tjen 1
LITTERATÜRBERICHT: LITTERATURGE8CHICHTE. 241
btiiches Altertham and Mittelalter, nur die Einleitung, die etwa die Hälfte
geraten Bandes ausfüllt. Die Anordnung ist im Wesentlichen eine biogra-
y namentlich in der neueren Zeit, und hier sind auch des Verf. Studien
diger und tiefer, hier hat er überall direct aus den Quellen selbst ge-
f hier beginnt daher sein Buch wirklich verdienstlich zu sein. In der
den Periode yennisst man diese Selbständigkeit, und auch mit der ein-
jpgenden Litteratur ist der Verf. nicht genügend bekannt; so kennt er nicht
llbigers Werk über die Sängerschule in St. Gallen, citiert von Bertholds
idigten nur Eüings Ausgabe, schreibt Gottfried von Straßburg den Lobgesang
Ton dem er nur v. d. Hagens Text anführt, citiert Joh. Pfeiffers deutsche
■iiker u. s. w. Durch die eingeflochtenen Lieder und Liedstellen gewinnt
Dantellung an Lebendigkeit, und so bildet das Buch jedenfalls eine an-
^ode Leetüre and verdient Verbreitung in weiteren Kreisen. H. M. Schiet-
^ra GesckMkte der geistlichen Dichtung und kirchlichen Ton-
ika t (1. Bd. Hannover, Rümpler. 1869) ist ebenfalls in nicht gelehrter Form
«fust, doch zeigt sich der Verf. hinter seiner allgemein verständlichen Dar-
Ixang £ast überall gut orientiert, am meisten da, wo seine Hauptstärke liegt,
dem Gebiete der Tonkunst, deren Geschichte er schon in früheren Arbeiten
wng&ngliches Studium gewidmet hat. Ob nicht die Darstellung der politi-
i« Verliähiiiaaa «inen zu breiten Raum einnimmt? Es will uns so scheinen,
t bei emer etwaigen Fortsetzung wäre das wohl zu bedenken, zumal da die
ichichtserzählung nicht in einem wirklichen lebendigen Zusammenhange mit
1 eigentlichen Gegenstande steht. In einem der Anhänge ist eine Aaswahl
tüicher Dichtungen ganz oder stückweise in Übersetzung mitgetheilt. Einen
^cialbeitrag zur Geschichte der kirchlichen Dichtung enthalten die Litte rata r-
Kträge aus St. Gallen von £. Götzinger (St. Gallen, Huber. 1870);
bieten zwei Abhandlungen, Geschichte des ev.ingel. Kirchengesangs in
Gallen', und die Singgesellschaft zum Antlitz in St. Güllen. Nur die erste
i5rt in den Bereich der älteren Litteratur, es iät ein Vortrag, demgemäß
populärer Form, und auch nicht streng au das Thema sich haltend, doch
d auch der Litterarhistoriker von Fach manches anziehende Dutail darin
len, wozu ich namentlich die genauen Mittheilungen über St. Gallische
mngb&cher, besonders über das Altherrsche, rechne. Die zweite Abhandlung
för den Betrieb der Musik und Poesie in der Schweiz im 17. und 18. Jahrh.
rreich. Die Geschichte des geistlichen Schauspiels behandelt auf Grund strenger
ellenfonchang £. Wilken in seiner Geschichte der geistlichen Spiele
Deatschland (Göttingen, Vandenheeck. 1872). Es ist damit eine wirkliche
cke in unserro wissenschaftlichen Apparat ausgefüllt, denn die bbherigeu
ntellnngsversuche sind, so treffliches sie entlialton, nicht von Männern, die
^rall unmittelbar aus den Quellen schöpften. Dor Verf. zerlegt den Stoff in
{ende Abschnitte: Weihnachtcjclus, Ostercyclus, Cyilen des spätem Kircheu-
rei (Himmelfahrt, Fronleichnani), Legcndeuspiclo, Eutwickeluug des geistlichen
ielsy Aufführung und Ökonomie, Stellung zu Kirche und Staat, nationale und
torgeschichtliche Bedeutung, Sprachliches. Zu dem gewissenhaft benutzten
.terial kommt jetzt noch hinzu das Spiegelbuch, welches M. Rieger (German.
, 173) herausgegeben, das aus Benutzung verschiedener geistlicher Spiele
rrori^egangpn. Zu dem Künzelsauer Fronleichuamsspiel sind nachzutragen
nera liitAeUungeD im Archiv des Vereina f. d iv\Ttem\^T%. Yt%s^^'&> ^^ ^\
242 LFTTERATUBBERICHT : LITTERATURGESCHICHTE.
aach wären hier zu erwähnen gewesen die wahrscheinlich einem Fronldchni»-
spiel angehörenden Bruchstücke eines Spiels, welches den Text der £i15mi|
rerarbeitet hat (German. 7, 35). Die Benutzung Ton Ph. Wackemagels Kntk»
lied 2, 341 — 376 ergibt auch noch einige Nachträge. Zar Litteratar aber fa
Spiel von den zehn Jungfrauen ist nachzutragen Kochs Abhandlung in iv
Zeitschr. des thüring. Geschichtsvereius, zu den Uerausgebem außer ScIomBv
(vgl. Grött. GA. 1872, Nr. 5) auch Stephan, der Herausgeber des Eisenacig
Spiels und der heil. Katharina. — Auf das Gebiet der allgemeinen Littente-
geschichte führt uns Delepierre*» Schrift La parodie chez lea Greci,
chez les Romains et chez les modernes (Londres 1870. Trfibner). Bier
ist ein anziehender Gegenstand iu anziehender Form behandelt, wie der YoC
schon mehrere (Histoire des fous litt^raires etc.) behandelt hat. Im MitteliHw
spielt namentlich die Parodie des Kirchlichen eine große Rolle, and hier ttt
sich dem vom Verf. mehr berührten als benutzten Material gar vieles beiflga.
Die Goliardenlieder, die aus dem Latein und der Volkssprache gemischten Lied«
(namentlich deutsch-lateiui^.cbe, wie sie Hofimauns In dulci jubilo gesammeh hij
bieten hier eine Fülle von Stoff; solche Parodien wie die des Ave Bfaria nd
Pater noster (German. 14, 405) zeigen den nichts heiliges schonenden Cber-
muth des Mittelalters. Auch die Umdichtung weltlicher Gesänge in gastliche
gehört hierher und hätte Erwähnung verdient. Der Verf. hat es indessen bai^-
sächlich auf die Darstellung der Neuzeit abgesehen; es ließe sich aas den
mittelalterlichen Quellen eine inhaltreiche Ergänzung dazu schreiben. In mii'
chem berührt sich der Gegenstand mit der Doctordissertation von C. Wendeler,
de praeambulis eorunique historia in Germania, part. I (Balis Saz. 1870],
worin zum ersten Mal auf Grund des reichen aber erst unvollständig bekamt
gemachten Materials eine geschichtliche Darstellung der Priamel gegeben irad
Der vorliegende 1. Theil handelt von Wesen, Namen und Ursprung d^ Pritmd
und berichtigt manchen Irrthum der Vorgänger (Schletter, Rodler, Bergmami^.
Es ist zu erwarten und zu wünschen, daß der Verf. den Gegenstand auch ia
deutschem Gewände behandeln uu'i uns in Verbindung damit eine mSgfichct
vollständige Ausgabe der altdeutschen Priameln geben wird; eine solche Sibb-
lung wäre eine reiche Quelle, die den Humor und Witz, freilich aneh die Üa-
flätigkeit der alten Zeit trefflich veranschaulichte. — Für die Gescbichte der
Fabeldichtung bedeutsam istH. Oesterlej's Romulus, die Parapbrmaen da
Phädrus und die Aesopische Fabel im Mittelalter (Berlin, Weidmann. 1870),
worin der Einliuß der Fabelsammlung des Romulus auf die mittelalterüekea
Fabeldichtungcn in den Volkssprachen, namentlich in Deutschland und Frtnk-
reich, nachgewiesen wird, an Marie de France, Gerhard v. Minden nnd den
ungenannten Dichter, von dessen Fabeln Hoffuiann v. Fallersleben eine Aus-
wahl im nd. Aesopus wovon später) gegeben hat. Die sorgfältige Tabelle aaf
S. XXXI ff. zeigt genau daä Verhältniss des lateinischen Textes in alleo drei
Bearbeitungen. Für die Kritik de^ Originalü ist durch Benutzung gnter oad
alter Quellen eine solide Grundlage geschaffen. Einen beachtenswerthen Beitrag
zur Fabeldichtung gibt auch G. Dietzel in seinen Bausteinen zar Ge-
schichte der deutscheu Fabel «Programm des Vizthumschen Gynuias. sn
Dresden 1871). Die mittelalterliche Fabel zwar ist hier nur kurz behandelt,
aber es ßodeü sich darin viele tieffeuvl^i uud ^\ite Bemerkungen 3ber Wesei
f Oeachicbte der Fabel überbaupl und 'ü\k«i ^^ YiXk^^^\3a&% ^\
LITTERATITRBERICHT: CHRESTOMATHIEN. 243
it — Eine höchst wichtige Arbeit für die Geschichte der NoTellenlitteratur
ft H. Oesterlej unternommen durch seine Ausgabe der Qesta Rom an o-
LjBy woYon der erste Fascikel (Berlin, Weidmann. 1871) yorliegt. Er enthält
B einleitenden Untersuchungen und den Anfang des Textes. Die Arbeit bemht
tf der grfindlichsten Erforschung der außerordentlich zahlreichen and weit-
ntrenten Hss. und alten Drucke. Die Einleitung gibt über die rerschiedenen
Beensionen erschöpfende Nachricht uud gelaugt zu dem Resultate, daß das
''erk in England nicht später als im Anfang des 14. Jahrhs. verfasst ist.
Ir begrüßen freudigst diese bedeutende Arbeit und sehen ihrer Vollendung
h Spannung entgegen. Wegen der theilweisen Verwandtschaft des Stoffes
Uleße ich an des Freih. v. Tettau Abhandlung über einige bis jetzt
■bekannte Erfurter Drucke aus dem 15. Jh. (Erfurt, Villaret 1870),
1 60 Separatabzügen aus den Schriften der Ei'furter Akademie. Es sind fol-
snde Sagenstoffe, welche aus Anlaß alter Drucke eingehend und gründlich
Bhandelt werden : die Königin von Frankreich, der König im Bade, der Möringer,
■r Oraf von Savojen; den Schluß bildet der Abdruck eines so gut wie unbe-
uinten Dmckes, eines Gedichts, der Bauern Lob (Erfurt 1497), ganz im Stile
ner derben naturwüchsigen Zeit und nicht ohne sitteugeschichtliches Interesse.
B der Abhandlung über den Möringer kann aber schlechterdings nicht zugegeben
revden, daß Heinrich von Moiungen mit Gottfried von Neifen gleichaeitig
:dcbt und ein Schwabe gewesen sei; die Hss. der Lieder Heinrichs sind ober*
leatsch, Aber die Reime beweisen deutlich des Dichters Heimat im mittleren
Deutschland.
Ehe wir zu den einzelnen Litteraturgebieten und Schriftstellern übergehen,
vollen wir einige Chrestomathien und Schriften zur Metrik erwähnen. In ersterer
Beiiehiing nenne ich die zweite Auflage vou Müllenhoff's altdeutschen
Sprachproben (Berlin 1871. Weidmann); sie haben den Zweck als Grundlage
für Übungen in Grammatik und Textkritik zu dienen. Diesem doppelten Zwecke
siteprechend sind die Texte theiU in kritischer Behandlung, theiU in diplo-
»tMcbcm Abdruck gegeben, mehreren nach neuen Hss.-Vergleichungen, die
iamiiftch auch für den Gelehrten die Texte werthvoll machen. Für die kritischen
bcrt^UnngSTersuche würde sich empfehlen, bei Konrads Weltlohn uud Herz-
lire die Varianten sämmtlicher Hss. unten beizufügen. Dasselbe wäre beim
raen Heinrich angebracht; daß hier Haupts Text mit Lachmanns Besserungen
idäch. abgedruckt und auf das, was seitdem geleistet worden, gar keine Rück-
cht genommen ist, bezeugt den beschränkten Schulstandpunkt deutlich genug,
ber welchen hinaus die Berliner studierende Jugend nicht blicken darf. Eine
ihr empfehlenswerthc altnord. Chrestom:ithie gibt L. F. A. W immer in seinem
in einem schätzbaren Glossar begleiteten Oldnordisk Laisebog (Koben-
svn 1870. Steen & Sön)- Die prosaischen Texte sind der Jüngern Edda, der
eimskringla, Morkiuskinna und einigen Sagas, die poetischen der altern Edda
itnommen, wozu noch £yvind*s HäkonarmÄl als Prob'j des einfachen Skalden -
ils kommt. Der verkünstelte ist durch die in den Sagas vorkoniuienden Strophen
ertreten, cUe hinten erklärt und übersetzt sind. So erhält man auf engem
laume ein Terhältnissmäßig reiches Bild der altuord. Poesie und Prosa; die
Loswmhl ist geschickt gemacht. In dem Glossar ist häuflg auf des Verf. altnord.
trammatik verwie&eD. Ausschließlich populäre 7i¥iQ(*,Ve n«xIo\^ ^« N^ vX^^'t ^ .
>eiebacb zur Geachiehtc dvr deutschen l/\tt<iTa\WT ^*^. K\iÄw.\Ä\V^
244 UTTERATÜRBESICHT: METRIK.
1870. Engelmann). Es schließt sich an des Verf. Abriß der LitterfttorgeseUclli
als Beispielsammlang an. Die Proben sind alle in Übersetnmgen mter Beavteni
der besten vorhandenen gegeben ; in den meisten FUlen ist die poetiaebe Fan
beibehalten, mitunter eine wörtliche Prosaübersetzong geliefot, wie bei Otfridi
Ludwigslied etc. Ob damit eine annähernd richtige YorsteUang tob dem Oii^
nalen gegeben ist, möchten wir allerdings bezweifeln. YernalekeD's Litt«-
raturbnch, in 7. Auflage yorliegend (I. Theil: ans der ▼orcbriatlicheB lA
Wien 1870. Braumüller) verfolgt ähnliche Tendenz. Der größere Thal da
Bandes umfasst das nichtgermanische Alterthum, das germanische neideulhw
wird durch einen gedrängten Abriß der nordischen Gtöttersage eiöffiiet; dnn
schließt sich die nordische Darstellung der Sgurdssage, und hieran, euie ehm
eigenthümliche Zusammenstellung, ein Stfiek ew W. Jordans NibdimgCB (cne
ähnliche ist die Einreihung einer Scene aus Shalcespeare*s J. Caenr); iv
Charakteristik der 'Übergangsperiode vom Heidenthum cum CkMmAmm ümm
passend Stücke aus dem Heliand. Ea ist nicht bloße Aaswahl toh TatVi
sondern zugleich Einfuhrung in die Litteratnr dureh orientierende ÜbenUte
Die Forschungen über die Form der Poesie häÜMt^ m. dm letileii Jahra
manches schöne Resultat zu Tage gefordert Aus Yilmar's Neehlaaee kl ik
2. Theil seiner Anfangsgründe der deutschen Ghtunmatik eine Deatschi
Yerskunst nach ihrer geschichtlichen Entwickelung (Mftrbing 1870.
Elwert) erschienen, freilich keine fertige Arbeitt ddnr der Hennig. C W. M.
Qrein manche Partien ergänzend zufügen musste. Er hat sich öm ttlefat leUln
Aufgabe mit großer Umsicht unterzogen, und wir besitzen dadank 4ie enilc
zusammenhängende und historische Darstelfong der deutschen Metrik »
mit Beispielen versehen. Auf Einzelheiten, die vielleicht schärfer oder
gefasst sein könnten, gehen wir hier nicht ein, sondern empfehlen das Beck
jedem, der sich über diesen Gegenstand belehren will. Die flttßige DiaaeitelMB
von Herm. Schubert de Anglosazonum arte metrfea (BeroL 1870)
betritt ein erst wenig cultiviertes Gebiet: Yerf. geht aUerJfalgs von den la-
richtigen Gesichtspunkt aus, daß Lachmann den Beweb ftlr die Metrik dv
ältesten deutschen Gedichte geliefert, dieselben seien durchweg in HalbeaÜji
von vier Hebungen verfasst ; er nimmt auch im Ags. viel Mlufiger vier
an als mir richtig scheint, aber er räumt doch ein, daß daneben HdSfeM
von nur drei Hebungen vorkommen, und das ist den Aufrtdlongen tos n^^
gegenüber ia der That ein nicht unwesentlicher Fortschritt; er bmn^te ■«
einen Schritt weiter zu gehen, um auf den Standpunkt zo gelanya, der d»
einzig richtige für die allitterierende Poesie nicht nur der Angel- and AfMdMi,
sondern auch fürs Hochdeutsche ist Einen recht hübschen Beitrag snr Metrik
des 16. Jahrhs. liefert M. Rachel in dem Freiberger G^ymnasial-ProgiaaB
von 1870 ^Reimbrechung und JOr^reim im Drama des H. Sacks
und anderer gleichzeitiger Dramatiker, witrin die erwähnten Mittel, die Moee*
tonie der Reimpaare zu unterbrechen und die Abschlüsse zn benignen, |li
etwas der älteren Kunst zwar nicht fremdes, aber von H. Saeha znerel^ fen^-
dem es seit dem 18. Jahrb. so gut wie verschwunden, wieder an%BneHins
und sjstematisch angewendet nacbgewienin werden. Solche Speefalnnterraehttglfe
auf einzehien QehietSen sind sehr erwünscht und müssen voraifigehen, ehe tte
gmiäue Qeschlehte der deutschen Me%rik ermöglicht wird. Auf Idlg^ntfMtfe
Boden gteht E. Brficke'i ann^^ende V^mSt^^V« ^Vl%V^\^%U^V%uatnif
LITTERXTITRBEHICHT; GOTKISCH. ALTHOCHDEUTSCH 245
KB der nenhochd. Venkonst' (Wien 1871. Gerold), die ich hier er-
«, weil lie, wenn auch anf die moderne Metrik lieh beziehend, doch durch
Gmudged Büken von Bedeutung für die altere ist. Die phyaiologJBche Än-
iirniig, die sich für die Sprachwissenachaft so fruchtbar erwiesen, zeigt aich
gleich bedeutend auf taetriBchem Gebiete. Es ergibt sich, daß die bisherigen
IKbKiiiiiigen bäuSg fehl giengen, und daß die Dichter mehr aus angabomem
ngefShl heraus , als auf jener Grundlage das richtige fanduD. Das Wesen
Lingen und KUrzeii gewinnt eine tiefere Begründung. Die rhythmische
erweilt sich nicht als Pedanterie, sondera als auf dem innersten Wesen
EChjtfamns berabend. Gern sähen wir den feinfühligen Verf. auch dai Ge
älterer deutscher Metrik betreten.
Beginnen wir die Übersicht der Litteraturdenkmäl er mit dem
ihischen. so haben wir die 5. Auflage von Stamms Ulfilaa CFadurborn
73. Schöningh) lU erwähnen, die dritte, die M. Heyne besorgt hat. Erst
r der Hand des neuen Bearbeiters ist das Bucb allen Anforderungen der
letuebafl gerecht geworden und bat daher die verdiente Anerkennung und
rbreitnng gefunden. Der Herau«^. hat in jeder folgenden Auflage sich be-
die neuesten ForMkongen zu varwerthen, in der 4, schon die wichtigen
Dfttionen üppströms , so daß auch in kritischer Hinsicht die Aasgabe jetzt
is steht. Grammatik nnd Wörterbuch Bitd Eum Theil wesentlich umgestaltet,
I entere, das Wörterbuch hat in der neuen Auflage eine Erweiterung da-
erfahren, daß von den Compositii auch der zweite Tbeil an alphabetischer
verzeichnet ist. Wir wösaten in der Thiit für das Studium des Gothischen
besseres Hülfamittel als Hebe's Aasgabe.
Dem althochdentach eo Gebiete gehört die sorgfältige Dissertation von
einmejer, de glossis quibnidam Vergilian is (Bero). 1669), eine
le Ausgabe der Pariser Virgilglossen mit ergebniss reicher grammatischer Ein-
g; der Verf. bat inzwischen (in Haopts Zeitschr. XV, 1) den Gegenstand in
Umfange behandelt, auch die Pariser Glossen anfs neue hernusgegeben
grammatisch betrachtet; als Ergünzung zu seinem Material kommen jetzt
roD E. Hoffmann in dieser Zeitschrift XVJT, 18 ff. herausgehenen Melker
hinzu. Eine freie Übersetzung des Waltbarins in Form der Nibe-
irtrophe hat Franz Linnig geliefert: Walther von Aquitanien,
licht in 12 Gesängen (Paderborn 1868. Schöningh), eine recht wohl
iDgene Arbeit, deren Anhang Untersuch an gen über die Wallhariusiage und
I Darstellnng des heidnisch 'germanischen Hei denl eben s im Anschluß an
tltfaarius bilden, beides mit Sachkenntniss geschrieben; am Schluß folgt ein
Irnck der ags. Valderesbrachstficke nach MüUenbofl', und der Bruchstückp
mbd. ■ Wallher, letztere freilich nichts weniger als fehlerfrei.
Ungleich zahlreicher sind die Arbeiten auf mittelhocfadeutachem
lieto. Halten wir eine ungefähre chronologische Ordnung ein, so beginnen
mit dem Melker Marientied, welches J. Strobi ans Pfeiffers Nachlaß
, photalithQgraphischem Abdruck herausgegeben (Wien 1870. Branmüller).
^BeT beabsichtigte seinen Freunden, die ihn boi Abschluß des l'2, Bdes. der
— ADia mit einem Album überraschten, damit zu danken; leidiT kam er nicht
die Arbeit zu vollenden, nodnrch wir ohne Zweifel um manche Bereiche-
d« Kritik dieses ältesten Marienliedes gekommen sind. IndeQ auch jetet
difl kleine SehriA oicht aar leinen Freunden eme &i\ift, wwiti wi.'^ ^äi-
LITTKnATHltBKRlOfTT: MtTTELIIOCHI'KUTtH'H.
müthige Erinnerung bbid, soudern die gntgelimgcn« Nachbildung wird jeden .
Foncfaer über diu Lied die sichewte Grundlage bieten. Ober Ilarlinftniii
Rede »om Glauben handelt dne Leipziger DinBertatJoD von K. Reinen-
berger aus Siebenbürgen (Hermannatadt 1871), die wie *o manche -^iait
ans Zamoke's anregender Schule hervorgegangen. Der Verf. weist Evident £e
Unmöglichkeit von Diemers Annahme bezüglich HartiuaaaB nach, und zeigt dil
der Dichter in MitteldeutHc bland zu Hause war, eine Meinung, die entachieda
zuerit Pfeiffer ausgesprochen hat. Den bei einem geietliehen Dichter ät* H.
Jahrhs, nicht ferne liegenden Gedanken einer Interpolation weilt R. mit schlagoh
den Gründen zurück. Eine (jueUeuuntcrijucbung ist am Schloß in Ansiicbt g^
stellt. König Roth er liegt zum ersten Male kritisch bearbeitet in H. Rückerli
Ausgabe (Leipzig 1 873. Brockhauä] vor, die die von mir herausgegebenen
'Deutschen Dicbtnngen des Mittelalters' eröffnet, eine Samrolong, die
sich an Pfeiffers Deutsche Claasiker des Mittelalters anreiht und abnliclie Zweckt
verfolgt Die Collati^'n der Heidelberger H«. des Rother bat die Kritik wesenl-
lich gefordert, die Einleitung behandelt zum ersten Mal eingehend die Qe-
schichte der Sage und Dichtung, welche nach R&ckert eine dreimalige Bev-
heitung erfahren hat. Das Nibelungenlied liegt in mehreren Aasgabeo vor,
luerst der erste Theil meiner größeren Ausgabe (Leipzig 1870. BrockhuH),
welche die Texte der beiden uns erhaltenen Hauptbearbeitungen , und soweit
sie erkennbar, die Leeart des beiden vorgelegenen Originals enthält. Der iweitr
Theil wird den gesanimlen kritischen Apparat, mit kritischen Anmerkungen,
und ein den Wortvorralh erschöpfendes Wörterbuch enthalten. Von der Ausgab«
des NihelungenliedeH in den deutschen Clnsiikern ist soeben die driW
Auflage (Leipzig 1672. Brockhaus) eriichienen, in welcher die kritiscben Er-
gebnisse der großen Anagabe bereits verwerthet sind. Zarncke's Ausgabe dei
Nibehtngcntiedes liegt in 4. Aufl. (Leipzig 1871. Wigand) vor. Zu in«tMi
Befriedigung hat der Herausg. an einer Anzahl von Stellen sich den in nelnff
Recension (Germania XIII) ansgesprochenen Bemerkungen angcschliMseni in
Interesse der Forschung hätte ich gewünscht, daß er seine (Germ. XIII, 416 0.1
in Aussicht gestellte Widerlegung des ersten Theiles meiner Recension gegeboi
hätte. Von Bearbeitungen des Nibelungenliedes liegen mir zwei mehr oder
weniger freie vor, beide in 2. Auflage: die eine von L. Gerlacb (Dresden.
Kaufmann; gießt das alte Lied in moderne Rhythmen und strebt nach raiigUab-
ster Durclifiihrung der Cüsurreime und zwar mit unleugbarem Geschick, D■tll^
lieh anf Kosten der Treue und auch nicht ohne HißverstHndnisse zn begckm
(wie gleich 1, 4 'mögt' falsch nufgcfasit ist). Im 9. Tbeile, von Etxcis Wer
bnng an , ist dagegen der CSsarreim ganz aufgegeben . was naiürlich eräa
ganz andern Eindruck macht; man ficht den Grund dieser verschiedenen Be-
handlung nicht recht ein. Die andere Bearbcitang Siegfried und Kripmhilil<!
von W. Wegner [Brandenburg a. H. 1871 [1867]. Mililer) beseicbnct sick
als Neudichluiig und kann daher hier nur beitiufig crTrithnl werden. Der Vetf-
hat mit Hülfe dur nordiaehen, vielfach reineren Gestultung das mittelalterlJok
modische Gewand abzustreifen und ein treueres Colorit herzuitellon "
und es ist ihm das bis zu einem gewision Grai^« ~'tnngcn
SohluQwendung de« Oa../rM grlnngcn, seheint , <ns
Ver£ OD fielen Stellen doch
LITTERATURBEßTCHT : MITTELHOCHDEÜTSCIT. 247
•ge an, so ist vor allem die Fortsetzung des deutseben Heldenbuches
STTonuheben, von dem der 3. und 5. Theil jetzt erscbienen. Jener entbält
rtnit und die Wolfdietriebe naeb MQllenboffs Vorarbeiten bersg. von
• Amelung und 0. Jan icke (Berlin 1871. Weidmann). Es ist der erste
bdl, der von den Wolfdietrieben die Bearbeitungen A und B entbält. Der
«tere ist wie Ortnit von Amelung, der letztere von Jänicke bearbeitet. Die
eChode der Bearbeitung verdient, was Genauigkeit betriflY, alle Anerkennung;
der Darstellung des Metriscben freilieb maebt sieb der bekannte conservative
mndpunkt überall geltend. Ist der Ortnit um 1226 verfasst, wie Müllenboff
n, 80 folgt daraus nocb nicbt, daß wir den Text in unüberarbeiteter Gestalt
«tzen. Um 1226 war unzweifelbaft die Nibelungenstrophe nocb unentstellt
ihrer 4. Zeile, und schon die relativ beste Überlieferung zeigt sie entstellt.
immt man als Grundsatz an, daß wo das Metrische verderbt schien, geändert
ftden durfte, so musste es genau genommen auch hier geschehen, richtiger
«r in keinem von beiden Fällen. Das gleiche gilt von den Wolfdietrichen,
oltzmanns Verfahren war daher mehr berechtigt, als die einfache Rücküber-
bong in Sprachformen des 13. Jhs. Anders steht es mit den Dichtungen des
Bandes, die Zupitza (Berlin 1870) bearbeitet hat; hier ist zwar auch die
berlieferung meist ganz, aber nicht so stark überarbeitet, und lässt sich eher
ae Herstellung erreichen. Er enthält Dietrichs Abenteuer von ^Al brecht
>n Kemenaten, dem Z. unbedingt Goldemar, Ecke, Sigenot und Virginal
= Dietrichs Drachenkämpfen) beilegt, eine Ansicht, die er in der Einleitung
»eh weiter zu begründen sucht Im Anhang folgen die Bruchstücke von
ietrieb und Wenezlan. Meine Bemerkungen (German. XV, 249) konnte der
eraiiBg. nicht mehr benutzen; er hat die Kritik nicht unwesentlich gefordert,
eOich noch lange nicht zum Abschluß gebracht. In den altdeutschen Studien
terlin 1871. Weidmann) schließen sich zwei Abhandlungen an das Helden-
icb an: das jfingere Gedicht vom Riesen Sigenot von E. Stein mey er, und
BT Geschichte des Eckenliedes von W. Wilmanns. Jene untersucht das Ver-
UtDiss der jüngeren Texte unter einander und zu ihrer Vorlage zum ersten Male
rundlich; es wird die Umarbeitung des Sigenot wohl mit Recht nach Alemannien
triegt. Wilmanns zeigt daß die jüngeren Gestaltungen des Ecke nicht aus
im Lassbergischen Texte hervorgegangen sind, sondeni dnß alle drei erhaltenen
ezte auf ein verlorenes Gedicht aus der besten mhd. Zeit hinweisen. Die
ite Abhandlung von Jänicke, über den Ritter von Staufcnberg, gibt einen
reine mhd. Formen umgeschriebenen berichtigten Text mit Anmerkungen
d Untersuchung, welche das Gedicht in den Anfang des 14. Jhs setzt und
n Dichter als Nachahmer Konrads bezeichnet. — Aus dem Kreise höfischer
»esie begegnen wir Ulrich von Zatzikhoven, mit dessen Lanzelet sich die
ssertation von J. Bächtold (Frauenfeld 1870) beschäftigt. Riichtold zeigt,
ft was Pfeiffer als Beweis eines zeitweisen Anfenthaltes in Mittel- oder Niedor-
atschland bei Ulrich ansah, vollkommen alemannisch ist, bestimmt die Ab-
laiiDgszeit durch die ersichtliche Nachahmung des Erec näher (Anfang des
L Jbs.), gibt auch über die übrigen Dichter des Thurgaus schätzenswerthe
»tizen; am wenigsten geglückt scheint mir der Versuch, den Dichter gegen
»rvinus* Urtheil in Schutz zu nehmen. Hartmanns Erec in zweiter Ausgabe
n F. Bech ist fast gleichzeitig mit der zweiten Ausgabe Haupts erschienen
*eipxig 1870. Brockhaus); auf letztere werden wir ein andermal zu sprechen
248 UTTERATURBERIICHT : MITTELHOCHDEUTSCH,
kommeD. Bech hat eine wirkliebe kritische Neabearbeitnng Yoigenommen, u
daß die Besitzer der ersten Aasgabe diese zweite nicht werden entbehren k5ni&
Sechs Lieder nnd der arme Heinrich Hartmanns ▼. d. Ane siid fir
den Schnlgebrancb herausgeg. von Bernh. Schulz (Leipzig 1871. TcnbMi)^
mit Anmerkungen und Glossar, beides allerdings sehr dürftig and, namesdak
erstere, sehr fehlerhaft; auch in kritischer Beziehung ohne Bedeutnng, er gÜ
fast unverändert Haupts Text wieder, bei den Liedern zeigt sich stellenweife Beck
Ausg. benutzt. Wie für die Schule eine Bearbeitung, wie sie hier geboten wiii
sich zweckmäßig erweist, mögen andere beurtheilen; sicher ist, daß sie dem L^nr
viel , ja das mebte zu thun übrig lässt. Derselbe Bearbeiter hat Auch eme Alt-
wähl aus den Liedern Walthers von der Vogelweide (Leipzig 1871
Teubner) veranstaltet ; auch hier ist des Selbständigen , was der Auswahl eiia
wissenschaftlichen Werth geben könnte , so gut wie Nichts , und das wenige nW*
deutend ; die Auswahl selbst aber ist mit Geschmack und Verständniss gekroia
und verdient nach dieser Seite Anerkennung. Von Pfeiffers Ausgabe 4tr
Lieder Walthers ist die 3. Auflage (Leipzig 1870. Brockhaus), vod ar
bearbeitet, erschienen; ich darf sagen, daß ich die Mühe nicht gescheut, Tetf
uni Anmerkungen nach Kräften zu bessern und denke anderswo meinen kritkKhi
Antheil zu begründen. Zur Sprachdichtung Walthers v. d. Vogelwei^t
liefert A. Thurnwald (Programm der Wiedner Kommunal- Obeirealsckik ■
Wien 1869) Beiträge, indem er die Sprüche behandelt, die in W^althen enta
Aufenthalt am Wiener Hofe , bei K. Philipp und bei Landgraf Hennan g^
boren. Enthält das auf geschichtlichem Grunde entworfene BUd von W*i Leki
in dieser Zeit auch nichts wesentlich neues, so zeigt der Verf. sieb M
überall umsichtig und besonnen, in den sehwebenden Streitfragen sich ein Citf
bildend. Einige Mißverständnisse des Textes {hinder sich S. 9 bedeutet wM
hinter ihn : S. 24, Z. 1 1 muß es heißen: weil es demjenigen verwandt ge^
wesen ) sind wohl nur Versehen. Wolframs Parzival nnd Titurellie^*
meiner Ausgabe (Leipzig 1870 — 71. Brockhaus) in 3 Theilen jetzt abgescUosNi
vor; ich hoffe daß dieser erste Versuch eines fortlaufenden Commentars YicK
vnd nicht nur Laien, zur Förderung des Verständnisses dienen wird. Man «iri
manches, was z B. Haupt inzwischen beigebracht, hier bereits finden, nv iA
weniger Selbstgefühl vorgetragen. Daß ich die von mir, ich denke überseqgfii
nachgewiesenen Titurelbruchstücke aufgenommen, bedarf keiner BechtfeitigPt
Für Wolframs Willehalm is' durch San-Martes Buch über Wolframs ¥•■
Eschenbach Rittergedicht Wilhelm von Orange (Qnedlinbuig 1871*
Basse) eine genaue Quellenuntersuchnng geliefert, bei der man nur bedtatfi
muß, daß der Verf. die einschlagenden trefflichen Arbeiten von 6. Paxis wd
Im Gautier nicht gekannt oder nicht benutzt hat. Sie würden ihn vor maadMi
Irrthümem bewahrt haben; die neue Ausgabe von Guessard und MontaigM
konnte nicht mehr verwerthet werden. Die angehängten sehr Terdienslfite
Namensverzeichnisse führen manchen Namen an nicht richtiger Stelle aSi *
wird Ljbilnn (S. 163) als in den französischen Texten nicht vorkoiuww^
erwähnt I aber der Name beruht auf Mißverständniss von V. 351 le bitii
der Name Liwes Njgruns ist wahrscheinlich aus Pr^ Noiron en
md so könnten wir noch manches zu dem übrigens fordernden Boche
trmgen, Zn Freidank gibt einen weribvollen Beitrag die Dissertation von Her»-
PsLul über die ursprünglicbe AnoTdüwii^ >io\iYT^\^i.\kV%'^^%^tLeide«-
LITTERATURBEBICHT: MITTELHOCHDEUTSCH. 249
(Leipag 1870). Sie weist überzeagend nach, daß nicht die von Grimm,
nrn hn MSlIerschen Druck befolgte im wesentlichen das Ursprüngliche darstellt.
Anhingpe handeln über einige Stellen bei Freidank and über den Anbang der
elberger Es. A, von dem Paul nachweist, daß er nicht, wie Pfeiffer annahm,
Queue Freidanks, sondern (wenigstens überwiegend) aus Freidank entlehnt ist
die kleinen erzählenden Dichtungen ist durch die Auswahl von Erzählungen
Schwänken Ton H. Lambel (Leipzig 1872. Brockhaus), wdche den 12. Bd.
^Deutschen Classiker des MA.' bildet, eine wesentliche Forderung gegeben,
aufgenommenen Texte haben durchweg eine kritische Bearbeitung erfahren,
grüßten Theil zum ersten Mal, aber auch der Amis von Benecke, mit dem
Sammlung anhebt, ist durch Benutzung neuer Quellen gegenüber Beneckes
gäbe sehr gefordert, ebenso die 3 Gedichte Konrads von Würzburg. Die
leitnngen handeln von den Verfassern und den behandelten Stoffen, und
gen auch in letzterer Beziehung manches beachtenswerthe und neue ; die
ungeschickte allgemeine Einleitung stellt die litterar- und culturgeschichtliche
sutung der schwankartigen Erzählungen ins rechte Licht. Konrads von
rzburg Partonopier und Meliur, an dem Pfeiffer die letzte Zeit seines
ms arbeitete, ist von mir vollendet, erschienen (Wien 1871. Braumüller),
sieh mit demTurnei von Nanteiz und den Liedern und Sprüchen
Fr. Boths Nachlaß und mit den Fragmenten des heil. Nico laus, die ich
ld zuschreibe. Damit liegen nun sämmtliche Dichtungen Konrads in kritisch
betteten Texten vor, freilich wird die Kritik an mancher der früher herans-
1>enen noch viel zu thun finden. Den jüngeren Titurel nimmt in einer be-
em Beziehung zum Gegenstande E. Droysen in seiner Abhandlung der
opel des heil. Gral (Bromberg 1872. Müller), indem hier Str. 319— 410
j. Titurel kunstgeschichtlich erläutert werden, ein werthvoller Beitrag für
V'erständniss der häufig unklaren Graltempelschilderung. Mit Recht bemerkt
Verf., daß wenn auch der Dichter einen bestimmten Bau vor Augen und
)mne gehabt, er doch keineswegs eine treue Nachbildung desselben in seinen
phen hat liefern wollen , sondern seiner unklaren Phantasie ebenso dabei die
sl schießen ließ. Lässt sich sein Vorbild nicht mehr nachweisen, so ist doch
Nachahmung des Titurel- Graltempels in wirklichen Bauten, wie namentlich
ttal, nicht zu verkennen, und hier hätte wohl auf die Schrift von H. Holland
Germania 6, 246 f.) verwiesen werden können. Über Bruder Berthold
Begensburg handelt das Programm von Job. Schmidt (Realobergjmnzs.
der Landstrasse. Wien 1871). Der Verf. sucht zuerst nachzuweisen, daß
sieben deutschen Abhandlungen von Bruder David, die Pfeiffer herausgab,
lieh alle von ihm sind ; Pfeiffer zweifelte bezüglich der letzten und war ge-
t sie Berthold beizulegen, was bei dem Verhältniss Bertholds zu David an
nieht undenkbar wäre. Allein Schmidt zeigt daß, wenn auch wie erklärlich
es Stück manche Anklänge an Berthold aufweist, sich dieselben ebenso in
andern Abhandlungen Davids finden, und daß diese siebente keineswegs
Stil und GMankenkreis der übrigen abweicht. Weiter gibt die Abhandlung
lüge aus den lateinischen Predigten Bertholds, und sucht endlich aus den
fig vorkommenden Verweisungen eine ungefähre Reihenfolge der Predigten
mstellen. Über das mitteldeutsche Buch der Väter vom Verf. des
öonals liegt eine dankenswerthe Untersuchung von Jos. Haupt vor (Wien
1. 0«rold), die sich zunächst auf die vom DicVitBC X^^omti^«^ ^fS^nfii «t-
250 l^ITTERATURBERICHT : MITTELHOCHDEUTSCH.
streckt, dann zeigt daß das Passional später als das Lelnm der Vlter
ist, and endlich die Hss. and Fragmente bespricht Za den leteteraa
wir demnächst manche Nachträge bringen. Herrorheben will ich die
daß die Leipziger Hs. sich als keineswegs rollständig heraotttelK. Flr
Biarienlegenden im Passional erweist H. als Quelle nicht onmittelber
sondern Jacobus a Voragine , der Botho benatzte. Ob H. aber Bedit hal, M
Dichter mit dem Verf. des Laabacher Barlaam za identificieren , icheiit d|
vorläufig noch zweifelhaft. Ebenfalls das Bach der Väter behandelt der S. TUl
von Zingerle's Findlingen (Wien 1870. Gerold), worin die omfiuialfl
Meraner Fragmente mitgetheilt sind , nnd wo sich aach schon ergab (S. 2), m
die Leipziger Hs. nicht vollständig ist. Am Schiasse folgt ein Vuieichi^
seltener Worter ans dem Werke. Eine Untersuchang über Brader Phili||i
Marienleben verdanken wir ebenfalls J. Haapt(Wien 1871. Oerdd), «ini
er zanäcbst aus den Reimen den Nachweis führt, daß dieselben nicht okv
deutsch, auch kaum mitteldeutsch, sondern überwiegend niederrhein. oder gnttd
niederl. sind, und daraus schließt er, daß das Original ein mittelniederläadtichi
war. Daher will er Seitz der Pommetsf. Hs., wofür andere Sei es haben, ibli
Karthause Sei cm in Belgien erklären. Wichtiger als diese Vermathong wMi
mir der Nachweis der verschiedenen Bearbeitungen , die das Marienld)a 9
fahren, indem es durch eine Bearbeitung der Evangelien vermehrt and mit te
Evang. Nicod. combiniert in Hss. erscheint. So wenig dichteriachen Woi
Philipps Werk auch hat , so verdient es wegen der großen Verbrdimg B»
achtung ; es sei hier auch noch an die Verwendung erinnert, welche es ii te
Reiiuchroniken und den daraus aufgelösten Prosabearbeitungen gefanden hL
Ein anderes Legendenwerk, Sanct Brandan, behandelt C. Schröder, iite
er den lateinischen und drei deutsche Texte herausgibt (Erlangen 1871. BeiolAi
voraus geht eine litterarische Einleitung über die Sage, auch über dit Bi'
Ziehungen im Wartburgkriege, die auf eine eigenthümliche Sagenfassnng Ma
Der lateinische Text ist nach einer Hs. des 12. Jahrb. in Leipzig g^gcba;
das erste deutsche Gedicht (mitteldeutsch) wird zum ersten Male hier eM
CS ist die älteste ursprünglichste Bearbeitung, aus der das nd. and mnL Ocdtt
geflossen. Die ursprüngliche Heimat sucht Schröder am Niederrhein. Am SgUmi
folgt eine Ausgabe des Volksbuches nach dem ältesten Drucke mit YvMb
der späteren; Anmerkungen sprachlicher und sachlicher Art machen die fla^if
Arbeit noch werthvolter. Zur Lvrik des 14. Jahrhs. gehört A. Lfitolfs AI
handlung Herr Otto vom Turne der Minnesinger zu Lucem (Einiiedeln 18T(
Benzinger), aus dem Geschichtsfreund XXV. Der Verf. handelt zuerst toa da
Geschlechte im Allgemeinen, dann von Otto insbesondere« den er von 121
bis 1330 nachweist; seine Lieder sind am Schlüsse mitgetheilt, auch die ktt
Urkunde (1330), welche er in deutscher Sprache ausgestellt, so wie eine sanbe
Nachbildung des Gemäldes der Pariser Hs. und eines Urknndensiegels, dss d
Identität der Wappen beweist Gelegentlich sind auch manche Notizen fib
andere Schweizer Lyriker ans Urkunden gegeben. Zum Schauspiel des 14. Ji
erwähne ich A. Frejbe s Übertragung des Spiels von den zehn Jni
frauen (Leipzig 1870. Naumann), das F. als Opera seria gegeben au Eiseai
am 24. April 1322 bezeichnet. Die Übersetzung schließt sich mogliehst ti
dem Originale an. Der Schwerpunkt des Büchleins liegt aber in der am
Bcblomenen Abhandlung 'zum \eTstÜLi\du\«& un^ vox ^^axdx^fi^ dee Spid
LITTERATUJRBERIGHT: MITTELHOCHDKUTRCH. jot
hes bekanatlich auf den Laadgrafen Friedrich einen so unauslösehlichen
Iniek machte. Die sachverständige und warme Schilderung wird man mit
pi6g^ lesen ; der Verf. hat es verstanden zerstreute Zuge zu einem lebens-
nen Bilde künstlerisch zu gestalten. Derselbe Verf. hat auch eine Über-
iing des mystischen Gedichtes Ein Seel vor Gottes Füssen lag (Leip-
1870. Naumann) geliefert, welches ich im Anhang zur Erlösung S. 242 ff.
iQsgegeben. In dem Anhang, welcher die religiöse Bedeutung des Gedichtes
terty ist auch noch ein anderes, *Gott und die Seele' (Erlösung 214 ff.),
Cbersetznng mitgetheilt, und zwar nach dem Vorgange Ph. Waokemagels
l Gedichte gesondert, was vielleicht das richtige ist. S. 60, 1 ist aus sehnder
Ige nhd. wohl kaum verständlich; wenn nicht sehnender musste man Sehn-
htsUage setzen. Einen wcrtlivollen Beitrag zur Mystik liefern die Offen-
rungeu der Schwester Mechthild von Magdeburg oder das fließende
^ der Gottheit, welche P. Gall Morel (Regensburg 1869. Manz) aus der
k zu Einsiedeln herausgegeben. Es ist wohl nicht zu bezweifeln, wie Morel
it, daß die Äbtissin des Cistercienserklosters S. Agnes in Magdeburg die
>£userin ist, was zuerst Monc behauptete. Das Buch, zum Theil in Versen,
iprachlich wie sachlich anziehend; man wünschte, daß der Herausgeber es
dl ersterer Seite mehr ausgebeutet hätte, zumal da es durch seinen Inhalt
ch auch für nicht philologische Kreise Interesse hat. Wir wollen hinzufugen,
B E. Böhmer in dieser Mechthild die von Dante erwähnte Matelda (Jahrbuch
r deutschen Dante-Gesellschaft 3, 101 ff.) zu finden glaubt, wofür in der That
Bches spricht. Im Inhalt verwandt ist der Nonne von Engel thal buch-
^ von der genaden überlast, welches C. Schröder für den litterarisohen
'^in (108. Publicat. 1871) herausgegeben. Nicht unwahrscheinlich ist Schrö-
I Vermuthung, daß Christine Ebnerin (1^77 — 1356) die Verfasserin ist.
4i wahrscheinlicher scheint die Conjectur zu werden durch eine von Schröder
ttehene Notiz in der Donaueschinger Hs. 293 (Barack S. 236); hier heißt
1350. Ejn kloster Ijgt drj mylen von Nürenberg das heyst Engeltail; das
bj sancte Elsbethon ziten angefangen auch von eyner yrer dienerin, das
^ kloeter ist prediger ordens, do sind so fiel seliger gotts kinder ynnen
'eaen das es eyn wunder ist. Onder den selbigen was eyne, die hieß CristiDa
lerin, deren legend und lesen man ym kloster und zu NSrenberg hait. der
d von gott onder anderen Offenbarungen geoffenbaret von disem Daler
Tanler), der dise sermonen hait geprediget, das er gott der liebsten menschen
B was, als er yn (ye?) uff crtrich hett etc. Tauler, der hier erwähnt ist,
von B. Bähring in einer kleinen Schrift Johannes Tanler und die
ttes freunde (Hamburg o. J.) geschildert, welche in neuer Ausgabe (nn-
bidert) ohne den Anspruch neue Forschungen zu geben, doch eine auf ernst-
en Studien beruhende Darstellung von Taulers und der Gottesfreunde Leben
Wirken enthält. Der Mystik gehört auch an der Mönch von Heils-
>nn, zum ersten Mal vollständig horausgeg. von Th. Merzdorf (Berb'n 1870.
im). Der Herausgeber legt ihm nach dem Vorgange von Pfeiffer außer
1 Buch von den 6 Namen des Fronleichnams, als dessen Verf. das gereimte
bworf der Gothaer Hs. einen muncli von Halsprunne nennt, auch die in der
delberger Hs. damit zusammenstehenden Gedichte, das Buch von den 7 Gradon,
Tochter von Syon und S. Alexius bei. Hat diese Ansicht manches für
y fo musste sie auf mehr philologischem Wege getSVäliX ii«t\«CL ^\ viv ^^\
252 LITTERATURBERICHT: MITTELH0CHDE0T8CH.
Einleitang geschehen, wozu es an Material nicht fehlte. Die Terle und
sehr genau, s. B. Bnch der 7 Ghrade V. 25 1. chainen f. cluuiaa; 7
18 gelaaben; 47 meinem; 53 disem; 60 schaden; 61 waeo — niemaiiv 6S,
sten — den tac, 84 dem, überall mit der Hs. ; V. 87 natOrlieh der tdl ■.
Der österreichische Didahtiker Peter Snchenwirt, 'sein Leben und
Werke ist der Gegenstand eines Programmes ron Fr. Kratoehwil
1871), worin des Dichters Leben, seine Lebensanschaaong and aeiB
besprochen wird, etwa in der Weise wie Kanaan den Teiehner behaadeJt
Die Fortsetzung der Abhandlang aber S's Sprache, Wortvorratli , Metrik,
ziehnng zum Teichner und Bedeatong in der Litteratnr des 14. Jka.,
wegen Ranmmangels wegbleiben. Es ist erfrenlich, daß auch den
unserer altdeutschen Dichtung ein liebcTolles Interesse sieh anwendet;
Wirt Terdient es, denn er ist eine f&r seine Zeit nicht unbedeutende
Für ihn war übrigens durch Koberstdus musterhafte Arbeiten aelioii vor
rennien mehr geboten als für irgend einen seiner Zehgenossen. Zwei
Epigonen hat auch J. Ziogerle in seinen Beitr&gen zur ftlteren tirol
sehen Litteratur behandelt:!. Oswald von Wolkenstein (Wien 18i
IL Hans Vintler (Wien 1871). Beide Abhandlungen sind VorOofer
siehligter Ausgaben ; erstere nmfasst des Dichters Leben und Dichten, die
gibt Verbesserungen zu B. Webers Texte und mehrere Gedichte nach der Wc
Steiner Hs. (X). In dem siebensprachigen Gedichte S. 86 ff. ut 36^ S
a iy wn lesen. Zu der Biographie des Dichters hat inzwischen Zingerie
einen berichtigenden Nachtrag oben XVI, 75 gegeben. Die Abhandlaig
Vintler bespricht zunächst die Hss., deren es 5 gibt, wozu der alte
▼on 1486 kommt der einer Hs. gleichsteht; dann den Verfasser, ia dem 2. al
Recht Hans, nicht Konrad V. sieht, endlich das VerfaUtniss zu der fion
rirtÄ. In die neuere Zeit führt uns die Übersetzung Ton S. Brants Nari
schiff von K. Simrock (Berlin 1871. Lipperheide) hinüber. Ohne
dienste des Übersetzers zu nahe zu treten, will es uns doch scheiiieB, all
in diesem Falle es einer Übersetzung nicht bedurft hätte, da das OriginJ
jedem nicht gelehrten Leser mit einiger Nachhülfe durch Erlintenmg
Worte Yerständlich ist Gewiss liest sich Simrocks Erneuerung glatter,
sind besser, aber oft ist auch der Ausdruck zwar glatt, aber aMlt,
charakteristisch. Eine besondere Anziehungskraft erhält das schün ai
Buch durch die Wiedergabe der Holzschnitte der ersten Ausgabe. Weon
so sind hier die mit erläuternden Anmerkungen yersehenen Auagaben am
wie sie die Deutschen Dichter des 16. Jahrhs. (Leipzi|
bieten, von denen als 4 — 6 Bd« Dichtungen von Hans Saeha (1S7<
vorliegen. Der erste Tbeil enthält Geistliche und weltliche Liedl
aus den Hss. von K. Gödeke herausgegeben, die zum ersten Mal diese
von H. Sachsens dichterischer Thätigkeit zeigen, und in der Thal das •
günstige Urtheil über ihn als Meistersänger zu berichtigen geeignet and; m
2. Theil bringt Spruchgedichte hersg. von J. Tittmann, im Gänsen 64, ii
den gedruckten Sachen geschickt ausgewählt, darunter viele treffÜdi erritt
Schwanke; der 8. eine freilich kleine Auswahl aus den Drama tiselK
Gedichten, ebenfalls von Httmann. Wir mochten] wünschen, in einem 4. Bdeha
dietelhe fortgesetzt zu sehen. Denn wenn auch inzwischen Keller den KU
drmek der alten Ausgabe von H. ^aeW ^»Y«ik Xmi^sosawk \ax^ "«oia. daaU
MISOELLEN. 253
5 Bde. enchienen lind (Litterar. Verein, 102—106. Pabltcat. 1870), so
Lbe doch nur aaf den engen Kreis der Mitglieder beschränkt und ent-
fvid mehr eis das erfrenliche Interesse an dem wackem Nürnberger begehrt.
Unternehmen wird der Gklehrte mit aufrichtiger Freude begrfißen, da
Amgaben so selten geworden sind und kaum jede Bibliothek ein toU-
Exemplar besitzt. Einen ansiehenden ßeitrag zur Geschichte des
i's im 16. Jahrhundert liefert F. Leibings Programm, die Inscenie-
If des iweit&gigen Lncerner Osterspieles vom J. 1588 durch
art Cysat (Elberfeld 1869), Mittheilungen, die den handschriftlichan
Cjrsafs in Lncem entnommen sind und sich über alte Details der
BDunmgy Yerwaltung, Polizei, Fremdenordnung, Besetzung der Bollen, Proben,
Decorationen, Kosten etc. rerbreiten. Die beigegebenen Tafeln er-
das «eenische Arrangement. K. BABTSCH
(Fortsetzung folgt)
MI8CELLEN.
Übenioht
It Voriesmigen Über deutsche Sprache und Litteratur an den Universitäten
fcPeelwJJands, östMrrMehs*) und der Schweiz im Sommersemester 1872.
I& den Jahrgängen IX und X dieser Zeitschrift gab Pfeiffer eine Über-
der oben bezeichneten Vorlesungen. Ich nehme mit einigen Modificationen
Sache irieder auf; ich ordne die Vorlesungen sachlich, nicht na^h der
len Beihenfolge der Universitäten. Aufgenommen habe ich auch die
über vergleichende Grammatik und vergleichende Mjthologie, ebenso
in denen deutsche Bechtsquellen und Tadtus* Germania erklärt
leh wünschte in Zukunft in jedem 1. und 3. Hefte des Jahrgangs
Übersicht zu geben und möchte deßhalb an meine Faphgenossen die
iten, unmittelbar nach vollendetem Druck mir die Lectionsverzeichnisse
nen.
Yei^gleichende Grammatik: Münster-Bickell , Tübingen- Bapp; Ein-
^fmg in das Studium der indogermanischen Sprachen: Halle-Kuhn; Elemente
wi^eieh. Ghrammatik: Leipzig-Curtius f vergleich. Grammatik des Deutschen,
irieehea, Lithanischen : Leipzig Leskien ; vergl. Grammatik der indogermani-
wm Spraehen: Wien-MüUer.
Deatsehe Grammatik: Berlin- Müllenhoff, Freiburg-Martin, Gießen.
4gmiid> Gdttingen-MüUer, Leipzig-Zarnckei Zürich-Schweizer = Sidler ; vergi.
iff*^^^ der altgerman. Dialecte: Basel-Heyne.
Gothische Grammatik (mit jtectüre des Ulfilas): Bonn - Birlii||er
iifinrald-Hüfer, Heidelbe^-Bartsch.
*) Leider konnten die Vorlesungen der Prager Universität nieht aufgenommeg
idsn, da der LectSonskattlog von dort noch den 4« Mix V. 3. v[i'^\»ii "oi^^ ^xi^-
254 MISCELLEN.
AlthochdeatBche Grammatik: Bonn-Diesi Marbiirg-Grreio.
Mittelhochdeatflche Grammatik: M&nster-Storck; mbd. ud
Grammatik : Rostock- Bechiteio.
Neuhochdeutsche Grammatik: Würsbnrg-Lexer; dentseke
graphie: Greifswald-Höfer; über den deutschen Stil: Bonn-Andresen; die
deutschen Personennamen in ihrer heutigen Erscheinung: derselbe.
Altsächsische Grammatik: Erlangen-Raumer ; mit Erklimag
Heliand: Breslau- Zupitza» Marburg-Grein.
Angelsächsische Grammatik: Münster-Horstmann ; rnnj
Grammatik und Leetüre (Beovulf): Wien- Scherer.
Englische (historische) Grammatik: Königsberg-Schipper;
Sjutaz: Halle-Tschischwitz.
Deutsche Mythologie: Heidelberg - Bartsch ; WQnburg-Lexer:
gleichende Mythologie: Basel-Mahl j, Berlin- Steinthal , Heidelberg- LefaiaDs:
gem. Relig^onsgeschichte : Tübingen -Roth.
Deutsche Alterthümer: Basel-Mejer; mit Tacitus Germania :
Waits; Tacitus Germania: Berlin - Maßman , Bonn- Ritter , Gießen -Lul
Heidelberg- Scherrer, Bem-Tobler; über das Leben auf deutschen Bargen:
brück- Zingerle ; deutsche Dichterwappen des 13. — 19. Jahrhs. : Graz-Pichlecj
Deutsche Rechtsqnellen, Erklärung: Basel-Heasler, Bonn-Schi
Eriangen- Vogel ; LexSalica: Straßburg-Binding; Sachsenspiegel: Berlin-Hoi
Halle- Philipps, Leipzig- Hock, Straßburg- Laband. i
Deutsche Litteraturgeschichte: Breslau-Rückert (2. TheilX Giel^
Zimmermann, Göttingen-Tittmann, Tübingen -Keller, Zürich-Ettmüller, Bem-Psk
(bis zur Reformation); ältere germanische Litteraturgeschichte mit TorleM
ausgewählter Stücke und mit Rücksicht auf die gleichzeitige romanische IM
ratur: München-Hofmann; über mhd. Dichtungen: Erlangen-Raumer; Gretehki
der d. Litter. vom Ende des MA. bis auf die neueste Zeit: München-LeflMl
Geschichte der neuem Litteratur: Halle- Hajm; Geschichte des geistigen Lchi
von Luther bis Lessing: Straßburg- Laas ; Gesch. d. deutschen Litt, des 18. Jahiki
Wien-Tomaschek ; Litteratur und Kunst des 18. Jhs.: München-Carri^re; d
Gtöthe- und Schillerzeit: Zürich -Honegger: deutsche Litteratur von 1805 — 1
Dorpat-Masing. — Über das deutsche Epos im MA.: Basel-Heyne; über Wes
und Geschichte der epischen Poesie: Berlin-Steinthal; die Lyrik der Dentschcii
ihren Ursprüngen bis zu ihrer weltlitterarhistorischen Entfaltung und Aasdehns^
Leipzig- Minckwitz ; die deutsche Lyrik seit Opitz: Bem-Schöni; Gr5the*s fi
dichte: Bem-Bülan; Geschichte des deutschen Kirchenliedes: Kiel-WeiBlMll
über das religiöse Schauspiel des MA. : Tübingen-Fehr ; das deutsche LHii|l
bis und mit Lessing: Bem-Schöni; über das Volkslied in seiner Bedentn^ fl
die neuere Litteratur: Leipzig-Hildebrand ; über die deutschen Volkslieder: Bea
Tobler; über Lessing und seine Zeit: Kiel-Groth; über Lessing als Denker li
Kunstkritiker: Freiburg-Spicker; Herder und Göthe bis zu G5fhe*s RflekU
aus Italien: StraGburg-Laas ; Göthe: Tübingcn-Kellor; Göthe's Faost: HeiddlMI
Bartsch, Reichlin-Meldegg ; über Schiller und seine Werke: T3bingen-K5ift
über Schillers Wallenstein : Wien-Tomaschek ; die schweizerischen Tellspide ■
SehiJlers Teil: Bera-Pabst.
Angeisächsische LitteTatuT^^%eV\e\\\.^\ W^^Xi^o.
Englische Li tteraturgeseVveYklt*. Qi\«^Vw.\Äm^v^ ^«ääiö^söa ^
engliBchen Dramas bis auf SbaVespeix^-. ^twXäm-UK^.
BilSCELLEN. 255
Oänische Litteraturgeschlchte: Kiel-Möbius.
Deutsche Metrik: Leipzig- Minckwitz ; altdeutsche Metrik : Königsberg-
de; mittelhochd. : Marburg-Lucae.
Sprachdenkmäler.
Gothische: Ulfilas: Berlin-Maßmann^ Bonn-Birlinger, Erlangen-Raumer,
bwald-Höfer, Heidelberg-Bartsch, Tübingen-Keller.
Gothische und althochdeutsche: Königsberg-Schade.
Althochdeutsche: Freiburg-Martin, Gtöttingen- Wilken , Graz-Jeitteles,
brnck-Zingerle, Jena-Sierers ; Eyangelinm Matthaei : Gießen-Weigand.
Altdeatsche: Breslau-Ruckert, Halle-Zacher, Kiel- Weinhold.
Mittelhochdeutsche:
^ Nibelungenlied: Basel-Mejer (ausgewählte Stücke); Bem-Tobler;
iMiii-Siimoek (mit Einleitung), Graz-Heinzel, Marbnrg-Lucae, Münster- Storok.
Kndrnn: Göttingen- Wilken.
' Hartmann 's Erec: Bostock-Beehstein.
Wolfram's Parzival: G^ttingen - Müller , Halle -Zacher, Jena • Siegers.
lochd. Übungen (Parziyal): Wien-Scherer.
Gottfried 's Tristan: Innsbmck-Zingerle.
Walther Fon der Vogelweide: Königsberg-Schade, Leipzig-Hilde-
Zfbrieh-Ettmüller.
Neid hart: Breslau-Zupitza.
Vridank: Tübingen- Holland.
Alttftchsische: Heliand: Breslau- Znpitza, Marburg-Grein.
Angelsftchsische: über den Beovulf: Berlin-Müllenhoff.
Altnordische: Eddalieder: Göttiugen- Wilken , Zürich-EttmüUer ; Hraf-
lins: Strafibnig-Bergmann ; ETrbyggjasaga : Leipzig-Zamcke.
Germanistische Übungen in Seminarien, Gesellschaften, Soeietäten, Ktänz-
werden gehalten in Basel , Berlin, Breslau, Göttingen, Graz, Halle, Jena,
Py Merbnrgy Rostock, Wien und Tübingen. K. BARTSCH.
Constant Philipp Serrare.
6. April d. J. starb der verdiente belgische Litterarhistoriker Sermre)
t ' der begeistertsten Förderer der nationalen flämischen Bestrebungen. Er
em 22. Sept. 1805 zu Antwerpen geboren und wurde schon als ganz Junger
to durch Willems in das Studium der altniederländischen Sprache und
Irmtnr eingeführt. Seine Liebe für die heimische Sprache betbätigte er schon
itildent in Lowen^ wo er Geschichte und Rechte studierte, durch Gründung
r sfbdentischen litterarischen Gesellschaft, die jährlich einen flämischen Alma-
i b4sraii8gab. Nachdem er 1832 Dr. j[uris geworden, wurde er 1885 als
Ümor der Gkschicbte an der Universität Gent angestellt; hier gründete er
BtöauBAert a. a. eine flämische Zeitschrift, die Ncderduitsche Letteroefeningen ,
1839 ^die fl&mische Bibliophilengesellschaft. Auch war er ein Hauptbegründer
■iedörlSndischen Sprachcougresse, die die Förderung der Volkssprache sich
Sftiqptaii^^be' machten. 1854 übernahm er zu der Professur der Geschichte
I die für niederländische Litteratur und führte beide b\^ x\i %e\\i«t \m k>Q:^^
1 eriolgteo Qaiegderung. Ihm verdankt die mn\. LAtter^VOLt haa.^^ ^«x'C^-
256
MIsrELLEX
volle Bereicheruag, mnoche treffliche Testauagabe; i
ffibeluDgCDfragm eilte, das 4. Bach von Wapene Martijn, WiueUu u. k- 1
Fnndgriibe für die nlte Lltteratur wurde lein in fäaf Büaden tod 1 8ö5-
eraehieneDeB VaderUodich MuBcnm für i.itteratur und AlterthauMknnde.
allen leinen Arbeiten weht der Hauch reiner Begeiaterung für die WiweDM
itud einer tbatkräftigen I^iebe zu leiuem Vulke. K. B.
Hans Freiherr von Anfseii,
leb kiUiQ ea mir uicht versagen , mit ein p&ar Worten des Uuine
gedenken, mit dem ich noch vor wenig Titgeu iu StraDburg, Zimmer an ZId
wohnend, iiuammeu war, und der nuu urschreukend plötzlich auf deiD'RSi^i
von StraGburg, das et freilich ichon krank etreieht hatte und krsnk rv
iu Münaterlingen bei Kouatanz am 6. Mai im 73. Jahre (er war am 1. S^
1801 geboren} starb. Aufaeia, dem ich durch mehijährige ThätigVeit an
tuauiicben UoBeum {lSb5 — bS) nahe stand, hat sich selbst immer als Diletlu)
in der Wiitsenschaft bezeichDet, und das war er auch, aber im besten Sil
erfilltt von dem Feuereifer einer energüchen Natur, die tu GroQem angi
war und äroßes wollte. Wir OermauUten »ollen ua ihm nicht vorgesaen,
er der erste war, der eine dem dcutscfaen Ältertbum gewidmete Zeitschrift
längerer Dauer begründete. SeiD n^nieigcr fUr Kunde dea deutscbeo HJ
altera," den dann Mono allein weiter führte, ist noch heute ein DDentbelirlid
Qnelleuwerlt. Fili Aufseaa war ea nur ein vorbereitender Sehritt f&r die Hl
that aeinea Lebens, die Begründung des 'germanischen Muaenma.' Über Ziele
Aufgaben deaaelbeu xn reden tat hier nicht der Ort; gewiO war in dem gai
Katwurfe von Aufteas viel Unreifes, OilBttantiaehea, Unmögliches ; gflwjfl t
man Becht, den von ihm eingeschlagenen Weg zu verlasaen — ob aaa l
vielleicht etwas zu weit darin gieng, nicht das Rind mit dem Bade atiiaehit
■oll hier nnerörtert bleiben — ; aber unverkümmert bleiben wird ihm der I
edlem Patriotismus eingegebene Gedanke , den er mit eiserner Energie U
mehreren Deceonien endlich verwirklichte. Daß er uaob aehnjährigem BttUi
zarücktrat war in der Ordnung, aber sicher ial, daO kein anderer Vor«!
durch dieae eraten zehn scbweraten Jahre da^ .Muaeiim" biudurcbzufiibnfB
tuocht hütte. Drum Ebre »einem Andenken! k. H.
Anrid Aa^at A&elinB,
der verdiente Forscher aaf dem Gi'bicte nordischer Sage nud Liltc>ratar, 'M
SS. Sept. 1B71 in GnkSping, wo er 49 Jahre lang Pfarrer war, im Alter
I 86 Jahren (geb. 6. Hai 179&) geaturben. Am bcfcannleslcn ist «r dank
I von ihm und Qeijer veranaialt^te Sanimlung Bi'hwcdUclier Volkslieder (9'
I Folk<risor) geworden. Ihr reibt lirh würdig das Hauptwerk eeinl
I 'jvenaka f olkela SaguhUfder an, wclekes ihm ein Jahr T<^r «»•'•■wi "
I lu vollenden beachieden war; ea sublleßt mit
L irelcber £e äBgeobilduog in Schwedi
^^ .-i. Lk. r,mf. -J^-
™* —.^if*^ z^^*
fBEK AUSLASSUNG UKD VERTRETUNG DESj
PRONOMEN EELATIVUM. /.ij^^^ujr
Im Jalirgang XIII (91—104) dieser ZeitBcbrift habe ich über den
brauch Ton und als relativer Conjunction gohandelt. Die damals
igeeprooheue Ansicht, daß jener Gebrauch einen Mittelpunkt der
izen Syntax bilde, indem er parataktische und hypotaktiaclie Satz-
ig mit einander vermittle, hat sich mir seither noch bestätigt,
i erUtube mir daher, um diesen Punkt möglicbet vollständig zu er-
Ggen, zunächst noch einige Nachtrage zn bringen, ehe ich auf den
be rerwandten, in der Überschrift angegebenen Gegenstand eingehe.
Daa im Wessobrunner Gebet vorkommende enH zur Einleitung
k NÄchsatzes hat Wackernagel (Zeitachr. f. deutsche Phil, 1, 304)
lw>hl flir das Sächsische als für das Hochdeutsche „unerhört" gefimden
A daher auch fiir jene Stelle das Wort überhaupt bezweifelt. Den von
U angeflthrten Gebrauch des griech. xa( und des pro veozali sehen e
jenem Sinne hatte ich (a, a, 0. S. 95 und Kuhns Zeitschr, VI, 358)
reit« beigebracht. Dass das altfranzöaiache et zur Einführung von
ichsStzen in mannigfacher und freier Weise dient (s. meines Bruders
lolf Li dia dou vrai aniel 24—25), ist weniger auffallend and unt-
richt mmächet dem Gebrauehe unseres so, mag aber hier noch erwähnt
irden, da «i auch umgekehrt vielfach fast ;= un d vorkommt. Übrigens
iweisen ausländische Parallelen für den Gebrauch unseres und natUr-
h nichts, aber so ganz unerhört i.st der in Frage stehende auch in
nnanischem Munde nicht: ähnliche Verwendung von and im älteren
lisch habe ich schon a. a, 0. S. 94 nachgewiesen und filge jetzt
als Beleg die Stellen Chaucer CT. 4763. 6101 hinzu, wd der
rdersatz zwar nicht temporal, aber conditional in Form eines Frage-
see ißt; Uberdieü wiederhole ich, daß Nachsätze mit und so einge-
*IL, Bach Vordersätzen mit wo =^ als, in der Volkssprache der Schweiz
r Torkommen.
lf bemerkenswertho Weise steht umgekehrt inti einen conditio-
»rdersatz einleitend, wie das mhd. wnrfe, fortgesetzt durch
■ FraozÖGischen n, quandn. a. durch que, \n i^T S>\^\tQ'"5x.
r. ^xy^l.) /»ifg. \1
258 LUDWIG TOBLER
2; 6; 29; wo die Construction allerdings ebenso wenig klar und p
ist wie an vielen andern Stellen dieses Dichters. Indem er dort
Versuchung Christi mit der des ersten Menschen vergleicht^ der lö
nicht so siegreich widerstand; iUhrt er nach einem abgeschl
Satze fort:
Intt er er iz firslunti, thetz uuidorort irvuunti,
loh thaz er es firleipti, iz auur thara kleipti
In then boum, thar si iz nam : ni missigiangin uuir so firam.
Ich übersetze: Gesetzt daß es (das Obst, der Apfel v. 4. 14
bevor er (Adam) es verschlang, an seine Stelle zurückkehrte und (<
er) was er davon übrig ließ, wieder an den Baum hängte, wo sie (K
es nahm : so wären wir nicht so weit irre gegangen.
Auch im Altfiranz. werden Bedingungssätze mit et oder it(i
imterscheiden von ae, wenn) eingeleitet, aber sie sind dann Hanp
Sätze, indem das zeitliche Verhältniss von Bedingtem und B
umgekehrt wird, so daß man ein solches et oder n ^ und dann
aber dann (dann = dafür) auffassen kann, wie denn die beiden
junctionen, einzeln oder verbunden, auch im Sinne eines leichten 6^
gensatzes = cependant gebraucht wurden, abermals entsp
imserm und (a. a. O. S. 28 — 29, vgl. Germ. XIII, 101).
Daß der älteren Sprache der freie Gebrauch des und nicht
ist^ zeigt auch wieder die Stelle Otfr. 1, 4, 56, wo Zacharias, derVc^
kündung des Engels von der Geburt eines Kindes sein und MiMr
Gattin hohes Alter entgegenhaltend, mit dem Satze schließt:
Uuio meg ih uuizzan thanne thaz uns kind uuerde?
int uns ist iz in der elti binoman unz in entL
Dieses inti wird mit ja doch oder da doch zu übersetzen sein; i, %
23 steht es folgernd = also, denn; im Ludw. Lied V. 18 = aber, Joi
ebd. V. 15 vielleicht = wenn. Zu den Belegen tdr den Gebrauch te
mhd. und = temporalem als, welches theilweise in causales da ftbo^
geht, hat Haupt in seiner neuen Ausgabe des Erec p. 407 — 8, wo «
auch auf die schon zu Gotfr. von Neifen 8, 17 gesammelten Stelte
verweist, noch einige hinzugefdgt, so daß die Samndung nun ziemfick
vollständig sein wird. Causal = da steht und Wolfr. Wh. 209, 22.
Mehrere sonst für relativen Gebrauch des und angefahrte SteBtt
erklärt Haupt als Anakoluthe, wie ich mit der Stelle Arm. Heinr. 1088
und andern schon früher gethan hatte; auch Erec 8146, Nib. 207^'
und Wolfr. Wh. 168, 2 scheinen hierher zu gehören.
Zu den Bealparallelen trage ich hier nur nach, daß das altoonL
ok mit dem mhd. und auch darin übereinstimmt, daß es geradeiK
ÜBER AUSLASSUNG UND VERTRETUNG DES PRON. RELATIVÜM. 259
Pron. relat vertreten kann. So steht es in einer Stelle der Snorr.
L Gylf. cap. n, wo zwei Handschriften statt oA; lesen er. — Endlich
erwähnt y daß der Gebrauch von und = wenn bis ins Sanskrit
ftckreicht, wo ca (= griech. xs, xs und = na in xaC) und ced {ca
deiktischem id) so vorkommen; s. Delbrück, Syntakt Forschimg.
69.
Eine zweite Gestalt, in welcher der Übergang von parataktischer
;zftlgung in hypotaktische vorliegt, ist der fUr das Deutsche hinläng-
1 bekannte Ursprung des Pron. rel. aus einem demonstrativum oder
errogativum. Den erstem hat Windisch in seinen „Untersuchungen
er den Ursprung des Relativpronomens in den indogerm. Sprachen^
leipzig 1869) gründlich nachgewiesen, und ich habe in meiner Be-
rechung dieses Buches (Zeitschr. f. Völkerps. und Sprachw. VU, 333)
ich den Ursprung des Relativums aus dem Interrogativum nicht un-
«mbar mit dem erstem gefunden, insofern auch das Interrogativum
h auf ein (durch den Ton unterschiedenes) Demonstrativum zurück-
tren lässt. Die Frage, ob diese beiden unter sich nicht zunächst
rch ein Indefinitivum zu vermitteln seien, will ich hier nicht berilhren •
I aber das Relativum im Lateinischen zunächst aus dem indefiniten,
hi aus dem interrogativen qais zu erklären sei (Kviäala, Sitzungsb.
* Wiener Akad. Bd. 65 p. 77) kann ich nicht wahrscheinlich finden.
Ich habe nun aber a. a. 0. S. 339 auch von Auslassung des
>n. relat gesprochen und mir eine nähere Betrachtung dieser be-
iders auf germanischem Gebiete vorkommenden Erscheinung vor-
lalten. Dieselbe scheint mir eine besondere Behandlung um so mehr
bedürfen, da manche scheinbare Fälle derselben auch eine andere
ifiassung zulassen. Ich werde daher in der folgenden Darstel-
ig von den Fällen ausgehen, wo die Auslassung des Pron. relat.
^eifelhaft ist, und zrwar zunächst weil ebenso gut Auslassung des
3monstrativums angenommen werden kann; dann lasse ich die-
ligen folgen, wo statt Auslassung des Relat Attraction desselben
genommen werden muß oder kann, bis wir auf Fälle kommen, wo
ir noch die Annahme von Auslassung zulässig scheint Als Rest
s einer (unzweifelhaft dagewesenen) Zeit, wo es noch kein Pron.
lat gab, lässt sich die firagliche Erscheinung nicht wohl auffassen,
i schon die ältesten Denkmäler unserer Sprache, so wie die der
nrerwandten Sprachen, ein Pron. relat oder wenigstens eine ent
^hende Partikel aufweisen, und auch in den Dialekten, wo die
Auslassung vorkommt, daneben die Setzung gilt und vorherrscht. Da-
!^n mag als Folge und Zeichen eines verhältnissmässig späten
2H0
LUDWIG TOni.Rlt
Aufkommena des Prou. relat. in den germanischen Spraclicn (vgl
Orimm Gr. 3, 23) nicht bloü die tlieilweise AusluBsung dcssclba
sondern auch die Thatsache gelten, daß bis auf neuere Zeit Bt»(
eines wirklichen flectierbaren Pronomens, oder sogar neben demselhri
zur Verstärkung, auch Adverbia oder Conjunctionen zur
Zeichnung der Relation dienen konnten. Da nun solche Vertretung
oder Verstärkung des Fron, relat. durch andere Wörter sich
Auslassung desselben zuweilen schwer unterscheiden lässt, so vrerAt
ich Bio zum Schlüsse noch in besondere Betrachtung ziehen.
Den einfachsten Fall, wo man zwischen Annahme von ÄnBU»-
Bung des Demonstrativums oder des Relativunis znnÄchst Bchwankaa
kann, aber sich wold durchgängig f^r die erstere entscheiden wird,
bilden die im Mhd. nicht seltenen Stellen, wo einem Substautivum , dit
zunächst mit oder ohne Verb um hingestellt ist, ein Zusatz, meist
sein oder heißen, zu näherer Bestimmung beigegeben wird, iDtcl
zwar eben so, daß diesem Zusatz ein auf das genannte SubstantiTum
zurückweisendes Pronomen, demonstrativum wenn er als Hanptsati^
relativum wenn er als Nebensatz gelten sollte, mangelt, indem
detisch das Substantiv fortwirkt. Grimm hat in seiner Abhandlnsf;
„über einige Fälle der Attraction" (Berl. Akad. 1858 S. 8, vgl. «ndi
Gramm. IV, 592) diese Fälle erwähnt, jedoch nur um zu sagen, daS
sie keine Attraction, sondern eben nur Apposition enthalten. AU Bei-
spiele eitiert er u. a, Parz. 501,20; wer was ein man lac vorme Grftl!'
Lanz. 449: sprach einer, stuont da nähe bt. Boner 43, 68; wir Efihen
bi dem viure ein tierli, was gehiure. 51, 9. eiamäls da im engegea
kam ein awacher esel, was nicht kluoc. Ich ftige noch bei: Dietr.
1 Ausf. {v. Stark) Str. 40: daran (an einem Schilde) entworfen stnodfl
ein lebe, was von golde reich. 23: darob ein licht karfunkel lag, dir-
neben zwen jachande und ein granat, läucht als der tac. — In sUen
diesen Fällen wirkt das Substantivum im gleichen Casus (NominaliTi
fort, dagegen in Stellen wie Wolfdietr. (Holtzmann) 960,3: mit btmderi
tuaend beiden, het er bracht in daz lant ,..., muß keidm, resp. da»
zu ergänzende Pronomen, aus dem Dativ in den Accusativ umgeeetil
werden. Indessen haben Haupt (Erec S. 394) und Hildebrand (ZeitschrJ
f. d. Phil. 2, 261) solche CaEusgcmeinschafl Bogar zwischen Norni-'
nativ und Accusativ nachgewiesen, wo sie doch schwerer ist a
zwischen obliquen Casus, und so mflgcn alle diese Fälle als Zeu{;ni
ohne Ergänzung eines Pronomens erklärt r ' Her ea gibt ar
wo diese Erklärung ausgeschlossen bleu hiift det
f bei Boner lantel
BER AUSLASSUNG UND VERTRETUNG DES PRON. RELATIVUM. 261
slangen was gebunden. Hier muß doch Vor uxirt und was ein
la gesetzt und ein (ohne Zweifel demonstratives) diu und der
et werden. Auch bei Chaucer finde ich Stellen dieser Art, z« B.
191:
With him ther was dwelling a pore scolar,
Had lemed art, but al his fantasy . . .
1 deutschen Volksliedern ist ähnliches bekanntlich nicht selten,
'oranstellung des Verbums im zweiten Satz deutet darauf, daß
ronomen, wenn man eines ergänzen soll oder will, das de-
strative sein müsste; indessen ist das Gesetz der Inversion in
Item Sprache noch nicht fest genug, um einen sichern Schluß in
' Richtung zu erlauben. Bei den Zusätzen mit heißen nimmt
n Auslassung des Fron, relat an; nur in der Formel: einez,
. . . will er auch Ergänzung eines andern Pronomens offen lassen,
reiß nicht; worauf Qrimm dabei sich sttltzt; die Stellung des
oder hiez (immer vor dem Namen) gibt keinen Anhalt, und bei
zung des Demonstrativums kann man den Zusatz als Parenthese
sen, wenn die Fortsetzung ohne Wiederau&ahme durch ein De-
rativum erfolgt Beispiele fkir heizet liefert besonders der Physio-
vgl. MSch. Denkm. S. 199 ff. Neben der Einleitungsformel: ein
sizit — und ist . . . oder: daz ist — (wo nichts zu ergänzen bleibt)
aet (S. 202) die andere: In demo mere ist einez, heizet serra,
ebet ..., imd die dritte: Ein slahta naderon ist, heizet vipera,
iero zelet physiologus etc. —
Betreffend die zahlreicheren und wichtigeren, aber auch schon
srigeren Fälle, wo eigentlich beide Pronomina stehen sollten,
las eine ausgelassen ist, darf man wohl von der Grundansicht
ben, daß Auslassung des Demonstrativums eher anzunehmen
reil das Relativimi zur Anknüpfung und zum Verständniss des
'enden Satzes weniger leicht entbehrt werden kann und weil das
Qstrativum leichter aus dem Relativum heraus ergänzt werden
als umgekehrt. Im Lateinischen und Qriechischen ist meines
ns die Auslassung des Relativums geradezu unerhört, die des
Qstrativums sehr häufig. Eigenthümlich ist dagegen das hoUänd.
i, eigtl. = dasjenige, aber geradezu für relatives was. Fflr das
che kommt noch der besondere Umstand in Betracht, daß in der
Sprache, welche noch kein relatives welch kennt, die beiden
mina immer gleich lauten oder, genauer ausgedrückt, wirklich
id dasselbe Wort nur in verschiedener Anwendung sind* Daraus
ft sich zum voraus, daß Auslassung des einen oder andern noch
262 LUDWIG TOBLEK
näher lag als sonst^ indem sie sich ja schön zur Venneidang
Gleichklang empfahl. IlVeilich konnte der Gleichlaut aach die Fi
haben y daß man, besonders bei schnellem Sprechen oder
eines der beiden Wörtchen ohne Absicht, weder auf Kürze nodi
Wohlklang, unbewnsst und nnr darum ausließ, weil man Raubte
das andere schon gesetzt zu haben. Steinthal hat in seiner Zei
1, 174 — 5 fUr die Annahme, daß im Deutschen eher Auslassung
Relativums anzunehmen sei, den trochäischen Gang der dentsdiflii
Rede angeftlhrt, dem zufolge das Demonstrativum stärker betont werft
Aber dieß könnte doch nur fär die keineswegs überwiegenden ¥A
gelten, wo das Relativum unmittelbar auf das DemonstratiYum folf;^
und auch dann wird die höhere Betonung des letztem mehr darin ümi
Ghrund haben, daß dasselbe, wenn es überhaupt steht, dann Am
durch seine zeigende, sinnliche Kraft das Übergewicht über das ab-
stractere Relativum davon trägt.
Der Qleichlaut aber, den wir hier zunächst in Anschlag gebfa^
haben, tritt nur dann vollständig ein, wenn beide Pronomina auchit
ihrer Casusform zusammentreffen, und hinwider wird dann auch a»
inner n Gründen die Auslassung des einen am leichtesten stattfindoL
So steht oft einfaches der ftlr (is) qui, z. B. Musp. 24. 43. Ludw. L
14. 29. Aber auch wenn die Casus ungleich sind, kann das RelativiB
das Demonstr. mit vertreten z. B. Ludw. L. 45. (cf. Musp. 9: dar»'
dahin, wo) und so sagt ja noch Schiller (Ritter Toggb.): die ihr sack^
trägt den Schleier. Wenn Attraction dazu kommt, so findet dien
meistens am Relativum statt und das Demonstr. kann dann um N
eher wegbleiben, weil es eine Spur seines Daseins eben dem Gas*
des Relativums mitgetheilt hat
Besondere Betrachtung verlangen Conjunctionen wie seitdeo^
indem, nachdem. Nehmen wir hier dem demonstrativ, so ist du
zu ergänzende Relativum nicht ein zweites dem, sondern ein dafi^ wel-
ches aber, wenn wir es nicht als bereits erstarrte Conjunction, sonden
noch als lebendiges Neutrum des Fron, relat. nehmen, und weoa
wir die große Freiheit der Attraction bedenken, welche unserer
älteren Sprache zustand, eher mit attrahiertem Casus in dem enthalten
sein könnte. Wir haben ftlr seitdem in dieser Auffassung die
Analogie des lateinischen: ex quo, wie fllr so bald ohne folgeodei
als (weil so selbst relativ sein kann) die von guum-j ut-, nbi priiiiii&
Unserm nachdem entspricht in der alten Zeit die Verbindung i^
diu, wo der Instrumentalis ebenfalls ein folgendes (conjunctionales) ißa
verlangt oder in sich enthält. Im äit^ni Englisch findet sich trfUr tkaf,
CUER AUSLASSUNG UND VERTRETUNG DES FRON. RELATIVUM. 26j
1 zwar Bowühl im Sinne von aachdem, postquam (so bei Chuucs
'. 4973) als im Sinne von nacli dem, was — , Becundum id, quod -
Itzner^ Ällengl. Sprachproben 306, 40). Diese zwei Verbindungen
1 offenbar dem Sinne nacli ziemticb von einander verscbieden und
ist klar, dall insbesondere das that in beiden versckicdtnen Wcrtli
, aber daß es beide Mal relativ sei, kann nicht wo)il bezweifelt
rden; denn auch im zweiten Falle, wo die entgegengesetzte Annahme
r stattfinden könnte, weil die Möghchkeit der ÄUElassunn; des Re-
mms im Engliauhcn, und zwar schon im älteren, im Allgemeinen
■ unbestritten gilt, steht doch der Umstand entgegen, dali sie gerade
tnittelbar nach einem bloßen Demonstrativnm kaum vorkommt. Da-
. daß öfter im Angoleächsisehen den Dativ regiert (wie denn in
r That äßer tham, postea, vorkommt), dürften wir absehen, da die
asnnterschiede schon im altern Englisch ziemlich erloschen sind.
Eben dasselbe würde für die Verbindung for that — , dato daß —
hancer CT. 5315) gelten, da for in dieser Bedeutung im Ags. den
Itiv regiert; es findet sieh aber ebendort (v. 2070) f<yr that auch in
rBedentung: (darum) weil. Ganz entsprochende Verbindungen zeigt
I Alt- nnd Mittelhochdeutsche, und zwar mit Präpositionen, welche
D Aecusativ regieren, so daß das folgende daz änsserhch wohl dieser
tsns sein könnte; aber der Zusammenhang lehrt sogleich, daß das
t paiz wie in den englischen Verbindungen (mit einziger Ausnahme
I zweiten Falles von afier that) nicht das Pronomen quod, sondern
e gleichlautende Conjunction ist: für daz heißt: über dcu Zeitpunkt
Haus daß — , seitdem; dvrck das ist = zu dem Zweck daß, damit;
iHänd. trni dal, darum daß, weil. Daneben kommt allerdings auch der
wirklich pronominale Fall vor, z. B. Muspilli V. 36: bt daz er in
rolti kiwcrkot hapeta ^ flir das was er — (dagegen Otfr. 5, 23, 6
|(Aas = datilr daß und in da; = während, Wack. Leseb.'' 169,15).
Bei thiü mezzA (in den Ambros. Hymnen Wack. Leseb. ' 62, 38)
gl schon das gttem adraodura des Grundtextes die richtige Spur;
hü kSimen wir wohl auch in den jetzt veralteten dieweil und der-
!il (während) den ersten Theil als Zusammenfassung von Demon-
ntirnm nnd Kelativum aufiassen und uns die sonst anzunehmende
^ftnzung von daz ersparen? Dabei muß uns freilich einfallen (vgl.
. XI IT, 98), daß in Verbindungen, wie die tcife und besonderer
: der Relation eben durch und stattfindet und daß später an
t Stelle dieses und auch ein daß vorkommt; aber das Letztere
tftens könnte leicht zu viel beweisen, denn wie die altere Sprache
lor» das spiUe Mittclliochdeutsch) vor relativen oder intorro-
264 LUDWIG TOBLER
gativen Pronominen und Adverbien in offenbar pleonastischerWci
noch ein und zuzusetzen liebte (Germ. XIIT, 97), so seist sie nt
denselben gern ein ebenso pleonastisches daz, ein Gebrauch, der i&
Volkssprache fortlebt (Frommanns Zeitschr. f. d. Mundart 2, 190;
auch in der Schweiz ist er häufig) und abermals im filtern
seine Parallele findet, wo übrigens (bei (Thaucer) nicht bloO
tchere, whäe, how (eigenthümlich umgekehrt that how, wie wenn, li
ihaugh, when und nach if, or (ehe) cts, sondern auch nsLck whiek (
Personen und Sachen), nach whether (welcher von beiden, CT. 1
imd nach tchat (5602) noch ein that hinzugefiigt wird, so wie ein m
nach there, wo (CT. 1438. 3651. 4489) und nach which, welche (l&ttj.
Im Angelsächsischen steht the im Sinne von thät, daß, hftufig in ol*
sprechenden Verbindungen, aber nicht nach interrogaÜTen oder benüi
relativen Formen mit dem Anlaut hv- (engl, wh-)^ sondern nach uiAm
mit dem Anlaut th-, welche wenigstens noch demonstrativ au^ebflk
werden können, dann also nicht pleonastisch, z. B. thäs the, daftr
daß, weil; nach dem was oder wie; seitdem daß ((jhrein, Glossar 2, 516^
Dagegen kommt auch im Mittelniederländischen dat in Relativsllm
oder abhängigen Fragesätzen pleonastisch vor (Hör. belg. VI, 14L 15^
und in einzelnen Fällen, besonders nach wie, begegnet solches im
auch im Mittelhochdeutschen schon früh: Anno 43, 24: wie grdz dos—
= swie groz. Frid. 23, 11 : swie wo daz. MF. 87, 25: swer daz. JeroadL
1, 287: swä daz, 1, 52: wie dcui. (Dagegen tote daz M. v. Craon 806
wie wenn.) Auch nach e war der Zusatz von daz nicht selten, z. S.
MF. 129, 32, neben e danne; heute ist er sowohl nach ehe als nack
bevor und seit imerhört, imd doch ist klar, daß er gerade bei dieses
Adverbien, die an sich selbst nichts Relatives haben, hinzugedaeht
werden muß. In damit lässt sich da zur Noth relativ (= wo) fSuset
imd damit die Annahme der Ellipse vermeiden, aber das synonyma
auf daß der altem Sprache gehört zu den obigen Verbindungen dei
daz mit Präpositionen, (denen auch noch bis beizufiigen ist) und be*
stätigt durch die neuhochdeutsche Gestalt des daß, verschieden tos
dem pronominalen das, daß das daz auch dort (wo nicht der Sinn
deutlich das Pron. relat verlangt) als Conjunction au&ufassen, abo
vor demselben ein Demonstrativum wenigstens ergänzt werden könne.
Wenn trotzdem auch die Conjunction ausgelassen werden kann,
wie mehrere der angeführten Fälle zeigen, so lässt sich doch daraoii
obwohl dem conjunctionalen daß das pronominale zu (3-runde liegt,
noch nicht schließen, das auch das letztere, und dann natürlich ancb
relatives der und die weggelassen werden konnte.
OBEB AUSLASSUNG UND VERTBETUNQ DES PBON. BELATIYUM. 265
Hier sei nur noch ein in den beiden Bächsischen Dialecten Yor-
mmender Gebrauch erwähnt , den man ebenfalls nicht als einfache
Bslassung der Conjunction daß auffassen kann, sondern nur so,
i diese mit dem adverbialen Casus des vorangehenden Demonstra-
ums zusammen gezogen oder nach ihrer relativen Eigenschaft darin
t enthalten ist Attraction kann man dieß Verhältnisse so wie das
Sü bei dem nach Präpositionen angenommene , nur dann heissen,
nm man die Conjunction noch als lebendiges , also auch casuelles,
onomen gelten lässt. Heyne hat im Glossar zum H^liand (S. 333*, 5)
Ule der Attraction^ von den vorhin bezeichneten nicht gehörig
lerschieden. Wirkliche Attraction liegt vor V. 1627: alles thes un-
ites thes gi . . • gil^stead, wo das zweite thea offenbar für that (das,
od) steht; ebenso in der Stelle 2117. Etwas locker ist die Beziehung
ft thea V. 35, da ihm kein demonstratives thes vorausgeht und man
ch nicht sieht, wovon dieser Genitiv abhangen soll, ausser etwa von
m vorangegangenen that; immerhin steht das thes für thes thaJt,
isen was — . Wirkliche Attractionen sind von den a. a. O. zur Ver-
sichung citierten Stellen noch 1105. 1354. 2117. 4926; dagegen in
El Stellen 476. 1554. 4093. steht thes allerdings auch für thes that,
er im Sinne von: dafür daß (nicht etwa: für das, was — ) abhängig
m Begriff des Dankens. Etwas verschieden ist V. 4928, wo ein de-
mstratives thes vorausgeht und das folgende relative dann geradezu
'daß stehen muß. Stellen wo einfaches thes in der zuerst ange-
benen Weise fhr thes that, dafUr daß, steht, sind noch 2289 (ab-
Dgig von ISn), 3585 (abh. von diwrjan, preisen) und 1358, wo thes
t: darfiber, darum, daß — umschrieben werden kann.
Ein ähnliches thäs hat das Angelsächsische. Grein, Gloss. 2, 569, b
klärt es als Attraction oder Ellipse von folgendem the, meist = daß.
dessen sind die dafür angeführten Stellen zum Theil verschiedenartig:
mes. 711 wird thäs als wirkliche Attraction zu nehmen sein, zumal
k ein thät erst noch folgt; auch 2692 erlaubt eine ähnliche Auffassung.
0 thäs mit wie zu übersetzen ist, muß das zu ergänzende the dem-
»Däß gedacht werden; ebenso in der Verbindung td thäs ^=^ eo ubi,
ler: eo quo. — Dann findet sich aber statt des adverbialen Genitivs
äs auch der Dativ mit Präpositionen: for tham, darum daß, weil;
r tham, bevor, imd der Instrumentalis th^, alles mit Ergänzung von
Igendem the (hier wieder = daß) oder mit Hineinlegung der Relation
das Pronomen selbst In den Fällen, die Grein vorausschickt und
r die er ein relatives d. h. pronominales the, im Unterschied von
m conjunctionalen, ansetzt, ist nach unserer Auffassung nicht Ellipse,
266 LUDWIG TOliLEIi
sondern wirklich Attrnction aczunehmcn, so in der Stelle Beov. 13W
wo fhiU = dafilr daß, aLbllngig vou danken, ganz dem (A« ili
llt'Iiand entspricht. An einigen der dort angeftlhrten Stellen cr&cbeii
Attraction von der härtesten Art, nümlich solche, wo der Nominati
ihr unterliegt und daraus der Schein entsteht, als oh daa Subject
Verb, finit. in einem Casus ohÜq. stände. Indessen begegnet i
Attraction wiudorum auch int IlSband häufig, ahd. ist sie selteH
(doch bei laidor und Otfried verhältnissmällig häufig), mhd. noch t
beschränkt, besonders auf das Neutrum, daa fUr den Untorsohied
Canus rectus und obliquus weniger empfindlich ist. Auch eräcl
äusserst selten der Fall, daU ein persönlicher Accusativ den Mond
nativ vertritt, wie Isidor 17" 3: dhm mlue bergS chisitzit (den, der—
wahrscbcinlicb durch das possidentem des Originals veranlasst). Ii
Ags. citiert Grein (a. a. 0.) ebenfalls nur einen Fall dieser Art,
121, wo tkd Übrigens auch directe =:: qui (nicht eos qui) genomme
werden kann, mit Ergänzung des gleichlautenden Accusativs das D«
monstrativurns davor (s. oben). Im Heliand steht 3G0!). 4113 nli
thena allein, sondern mit folgendem tke, flir etim qti-i. MF. 133, 17—1
verlangt schon das Versmall die, diu — , während Wack. Lcseb. ■ 307,
einfaches die (quam) fllr eam qufn angenommen hatte.
Die Erscheinungen der Attraction nun, auf welche wir
zunächst aber nur auf negativem Wege, geführt worden sind, gedenki
ich durchaus nicht als solche ausführlich zu behandeln, da Grimi
(a. a. 0.) ziemlich alles Wesentliche bereits beigebracht hat und «i
Vormehrtmg der Beispiele ebenso leicht als unfruchtbar erscbni
sondern immer nur negativ, so weit Attraction in einzelnen Füllen de«
Schein von Auslassung des Relativuma mit sich tUhrt. Nur um zu xeig«a
was ich unter Attraction positiv verstehe, und zugleich um Qrimin
Sammlung vou Beispielen wenigstens filr die .ältere Zeit, wo sie wenige
reichlich ist, nocli um einige zu vermehren, führe ich folgende Stelleo
MSch. 57, 3t]— 39: Daz anegenge bist du, truhlin .... der erd
Job des himiles, wiigcs unde luftes und alles dea viurtn ist (jüies dcasi
was — ), also de» zunächst fUr daz (was), vor welchem und aaa
dann allerdings noch ein demonstratives de» zu ergänzen ist;
ini Text stehcndo il*a ist also nicht dieses letztere, sonst hüttea
nach demselben einfach das relative das zu crgäazou und daan.
keine Attraction; diese filhrt vielmehr meistens Auslnssun};
monstrativurns mit sicli, wrlclies dafUr dem ßdallvuui seil
aufntithigt Eiue Parallele da^tu au ist das
de« Vocals, der oinon Umlaut onn Ji di«
eJoee Vocak zum Era; •
Danen v
daan ebe
CbEB AUSLASTUNG UND VEHTKETUNG DES PKON. BELATIVUM. 26Tj
Ebd. 92, 30, 4: Den vater 5rit da zi himili der buh
mit tUtn er hSA hin erdi giwunnun.
; denen, die ßr hier auf Erden gewonnen hat. So iDterpnngieren
: in der Übersetzung, im Texte muß man siüh aber ein Komma
a ror dem den denken, sonst hätten wir eben wieder Äualasaung.
tatt Attraction, des Rclativums.
166, 2: neo wiht archonnit des aih fona rehte scheidit
Liebe) kennt niehta von dem was sich vom Reckte scheidet
lichts Unrechtes).
In der Stelle Miisp. 77 nehme ich das zweite deru nicht als
kttraction filr diu, sondern als Dutiv abhängig von gimarcMt: fllr die da
£e Grenze) abgesteckt ist. Als Attraction nehme ich auch Stelleu
i Otfr. 3, 20, 14, wo nur der seltene Fall vorliegt, daß das attra-
irto thes auf ein vorhergehendes Possessivurn sich bezieht und fdr
D Nominativ steht, und 3, 22, 20, wo der partitive Genitiv ihero
sh unmittelbar als relativer Accusativ zu iruuellu gezogen werde^n
rm, wie noch heute deren ähnliche Constraction erlaubt.
Ein älteres Beispiel von Ättraction ist auch die Stelle Wack.
«eb." 142,31;
Nach diu si dA hmämun die söna si frumitun.
th dem (nach Maßgabe dessen), was sie da vernahmen, schlössen
j die Versölinung.
Weitere Beispiele liefert Heinr. v. Melk (Ausg. v. Heinzel), Er-
menmg 43. 277. 713.
Einen Schritt weiter filhren uns Fälle, wo statt Ättraction das
indet, was Steiuthaj (a. a. 0. S. 147—156) Verschräuknng nennt:
wird nämlich das Substantiviim aus dem Hauptsatze in den Ncben-
Iz hineingezogen. War nun der Casus des Fron. rel. ohnehin derselbe
e der des SubstantivumH , so kann er keiner eigentlichen Attraetion
terliegen, sondern es findet eine Vertretung des Demonstrativums,
ip, Artikels, durch das gleichlautende Rclativum statt, wie die, von
r wir oben ausgiengen, uur daß hier ein Substantivum mit im Spiel
i(wie freilieh auch oben schon bei tkiü mezzü, wenn wir es erklären:
r die Weise, auf welche — statt wie, und bei die/weil nach der
^^rtigen Erklärung). Wirkliche Auslassung des Relativums anzunehmen
beint onvennöidlich ftlr den Fall, wo jene Casuggleichheit nicht statt-
'et, aber die Anualime falscher Analogie mit dem ersten bleibt
immer noch eine ebenso gute Erklärung. Ich gebe nun zuerst die
urnnteu Beispiele des ersten Falles vollständig, auch in ihrem
da sie bisl"— »"gends zuBammcngcaltUV wtiÄ noi\ l\.VwKkRÄv;
bt > wurden.
LRst^^VH
n Wüaaa a
ci
268 LUDWIG TOBLEK
Id der Stelle GIobs. Itab. 069'': melotis, das fei munieliä for& i
tragaut — nimmt Grimm (a. a. O.) das als Relativum, ^ quotl, |]
die Erklärung des fremden Wortes als zusammengezogen aus : das Fl
welches — , quam pelUm, für: petÜB, quam — . Die Stellung des VeriiiH
scheint in der That diese AufTassung zu unterstützen, welche auch d
uothwendigeo KUrze des Glosaenstiles entspricht.
Otfr. 1, 17, 74 heißt es in der ErzShiung von den Wüaaa 1
dem Morgenlande:
Si uuurtun slafente fon engilon gimanote,
in droume ei in zelitun tken uuog si faran sooltn
(nicht; welchen Weg, sondern: den Weg, welchen — ).
Otfr. 4, 24, 9:
(Aer man thaz giagaleizit tbaz sih kunbg heizit, .
ther uuiderot . . . themo koisore.
Kicht; der Mann, welcher — , sondern: welcher Mann . .., der .■■
In der St. Gallischen Abhandlung de syllogiamis heißt es (Wm
Leseb. 119, 22): 2Vw mäht dero selo gegebin ist kuot unde nbel
bechenninne unde uuär unde lugi, daz ist reda: Das Vermögen, w(
der Seele gegeben ist; das lateinische Original könnte aber gi
gut lauteA: quffi facultas animcB data est, flir: facultas quce —
Gr. Rud. 21: ia der naht si do woldeu (in der Nacht, in w
eher, wo, al»J ^^^
sich heben alse sie taten ^^^|
von der kemenateu, ^^H
daz golt sie zusamene trugen. ^^H
RoL L. 10, 24: daz erbe uch uwer vorderen an brachten,
daz EIrbe, welches eure Vorfahren auf euch* gebracht, oder allenlkl
was eure V. als Erbe auf euch gebracht. ^^^
Jeroschin XXVII biu(ni?n) der zit der lügende kurc ^^^M
her Diterich von Aldcnburc ^^^|
rcgnirte, . . (folgt der Kachsutz) ^^^
innerhalb der Zeit, in welcher — , quo tempore — ■ Dieses Jnti drr
erinnert an die weil (oben) und bestätigt die dort vorgeschlagene 1
ing ohne ErgHnzung von daß odor nnd.
Parz. 749, l: 6 wol diu wip dich sulen s^hnl
(wolil den W., die dich — ).
321, 13^15: Ez tuot manc iflseüt herzen w6
das strenge mortUcba r£-
AD minem tAi
man hier mit Lacbmann nM '«t die I
ich ciao andere . " weua
L^hlagese 1
J
4
f RER AUSLASSUNG LND VERTRETUNG DES FRON. BELATIVUM. 269%
Stello als zeuginatische Oonstnicdon eines Subjects mit zwa
licateD erklärt (wofür dort allerdings ganz fthnlicbe Fälle angefülut
len), oder wenn man mit Bartsch im Anfang dea letzten Verses
Aa zusetzt, wie in der vorigen Stelle ein diu. aber es scheiot mir
auch nicht unmöglich, daa daz relativ zu nehmen, obwohl die
fhgten Adjectiva diese Auffassung hier etwas schwerer erscheinen
a als au deu andern Stellen. Lateinisch könnte wohl gesagt wer*
.: dolet multos quee facta est atrox cacdes.
Renner 1325S: und wirt ein ander § gewert
deune er, d^ dinge er begert.
Anderer erlangt eher aU er die Dinge, die er begehrt.
Klage 1591: wie kern, daz der vater min
zurndo wider Gemöten,
BÖ manegen bouc röten
' BÖ wir in gäben hier enlant,
unde in dem willen er si vant?
konnten Rüdiger imd Gemot an einander gerathen, da die Bur-
iden bei R. so fi-eundliche Aufnahme gefunden hatteu und auch er
ihnen dankbare Geneigtheit, aUo: nach den reichen Geschenken,
sie empfangen, und bei der Geneigtheit (sie zu vergelten), in der
lie gefiinden hatte.
Ich flige hier noch zwei Stellen bei, in welchen das Relativunj
1 k^nem Substantivum begleitet ist tmd das Demonstrativum nicht
genau in sich fasst wie in den bisherigen Fällen.
MF. 140, 14: daz ich singe owe von der ich iemer dienen sol.
der (Geliebten), der ich immer dienen werde: de ea, cui — . Die
len der haben also nicht ganz denselben Sinn, indem das (zu er-
lende) erste mit von zusammengehört, das andere der reine
iv isL
Ebenda S. 310 (in einer wahrscheinlich unechten Strophe Eteio-
■a dea Alten):
waz ich b(Eser handelunge erliten'hfln
von den i's wol erlfizen möhte ala —
dit so fast: von denen, die mich wohl damit hätten verschonen
rfen, sondern unbestimmter: von aolchen (Leuten), von denen ich
nicht erwarten konnte.
Dagegen wird auszuschließen sein die Stelle MF. 62, 30:
so haben ir willen die vögele singen.
an nach vögele noch ein dd best oder nicht, macht weder fbr das
•che) Versmaß noch fiir die Constructioa etwa.^ »»%■, iW^^i.^'fc
k
270 LUDWIG TOBLEIi
ist liloli, ob die als Pron. rel, zu nehmen und dann nach Art
obigen Beiäpiele mit umgekehrter Stellung zu ttberaetzon sei: dieVCgi
welche singon (mögen), oder ob mit Haupt (a. a. O.) wieder ji
Zeugmn anzunehmen sei, wobei dann die Artikel bleibt. Die li
Aiiuabme wird hier wobl vorzuziehen Etin; auch lateinisclt wttrda
diesem Falle schwerlich gesagt werden: qum aves eantant fUr: a\
quiB cantnnt (genauer: cantent, denn haben und singen in udm
ätello mlUsen doch wohl, wie die andern Verbalformen anf -ea vnA
und nachher, als Conjunctive gelten), wenn nicht Singvögel von andn
besondera unterschieden werden sollen.
Auch die Stelle Erec 1227 gehört nicht liieher, wenn wir der
Haupt angenommenen Lesart folgen:
jS, warne ich raich ze unzit,
sam der liase so er in dem netze lit —
wogegen bei Weglassung; der Worte so er die vorhin bemerkte Schwierig
kcit eintritt
Dagegen gcliBren nocb hieher, aus späterer Zeit, zwei Stellen
Dietr. 1 Ausf. 176: Soll ich von dir hio hän filr gut
den echimpf du mit mir hast getriben.
Veit Weber, Lied v. Freiburg bei Uliland 2, 386:
darum mir stett band 'geben
die schilt ich an mir h&n.
und eis nißdcrdoutechcs Beispiel:
Rein. Vos 32G9 (LUbben):
difn scliadeu he uns to donde plecht
darvor kricht he nu sin recht,
nur dali in darvor = für den derAceosAtiv von der Präposition ab
hiUigL
unter den Fällen, wo die Casus des Substantivums imd d« B*l»
tivums nicht ubereiustimmen , ist di>r leichteste, wenn beim Ni
übcrjraug cwisebon Nominativ nud Accusativ stattlmdct, deren
dort in der Form nicht zur Erscheinung kommt
Otfr. 5, 4. 34 häüi ea von der Erde, weldie bei der AofarBtelnPi
Cblisti «^bte:
joh ti »liiiino Üiar irg«b ihai drvso thar in im img.
Eell« eetxt nadt drtgo Komma, nimmt also oitwedcr
Aiulaastuig dca Ileladvunis oder vielleicht Veilreinng
ilas fol^udo iJuv «a. Lelatvrc ist boini fries. ti«- gmns
im Abd- konuat neiiMW Wiiwus thmr >
r Proo. der etvten nnd «wi-ib!!» Fl
CBEB ÄUSLAS8Ü50 UND VERTBETUNG DES PEON. RELÄTIVÜM. 271
htion vor (b. «nt); auch wird durch unsere Auffasaung Einklang
ischen der Cttsnr des Verses und der grammatischen Construction
igefltellt. Thnz dreso ist also = qui thesaiirus, fllr thesaurura, qui;
. Cic. pr, Soll. 33: qviai prima innocentis mihi dofensio est oblata,
Eepi, für: susccpi primam inn. defensionem, qufe mihi oblata est.
• drängt sich in eolchen Fällen der RelativBatz im Lat. raeistens
«ran, eben weil er auch den vorherrschenden Substantivhegriff in
Ml aafgCDommcn hat, So fasse ich auch Otfr. 2, 14, 44: Mit tkemo
htnnen thu nu quist — ohne Komma nach brunnen und ohne Ergän-
ag eines tken zusammen, indem ich tkemo selbst relativ nehme, wo-
i sein Casus zu quist allerdings nur mit Attraction passt: quo fönte
t ftmle. qu^ii dicis.
Nach der Erklärung der ersten Stelle aus Otfrid müssten wir im
tein 6347:
' wir mUezen morgen an iu gesehn den jämer unz an dise vrist
an manegem hie geschehen ist,
It den eher dfr erwarten, aber wo Accusativ und Nominativ lautbar
1 unterscheiden, scheint das ti-ansitive Verbum Über das intransitive
Bezug auf Rectionskraft den Sieg davonzutragen, und man tässt
an lieber den Schein aufkommen, dali das Subject im Accusativ stehe
ir das Relativum einfach weggelassen, als daß dem transitiven Verbum
a Object entzogen sei. Grimm wollte lesen: den jämer den — -, wo-
; nur die Auslassung des Relativs umgangen, aber die Härte des
nisgegensatzes nicht gemildert wäre; Lachmann: doi jämer, womit
in der Indifferenz des Neutrums versteckt wäre.
Parz. 476, 16 — 18: wser ich dan herre übern grSl,
der möhte mich ergetzon niht
de« miers mir iwer munt vergibt,
ft Parzival bei der Nachriobt vom Tode seiner Mutter). Nimmt
a fttr veiyehen die Construction mit Genitiv der Sache an, welche '
der guten Zeit vorherrscht und auch Parz. 227, 3 vorliegt, so ge-
1 die Stelle zu den obigen mit gleichem Casus und hat weiter nichts
underes. Nimmt man aber verjehen mit Accusativ an, so ist für
isen der Genitiv {des fllr daz) eingetreten, also die Verschränkung
t Attraction compliciert.
So mag auch eine von Grimm filr Auslassung angeführte Stelle
piterer Zeit: 1
I le von den grösten freuden ich mein leben empfunden —
fc noch als Attraction erklärt werden. |
4
4
272 LUDWIG TOBLER
Noch schwieriger ist der Fall Neith. 53, 39:
Von so grözem leide mir riuwe fine yrende gii
trüre ich wol von schulden . . .
Wenn wir übersetzen: Über so großes Leid, das (Nomin.) mir K
ohne Frende verursacht, traure ich mit Recht — j so nehmen wir
lassung des Relatiyums daz an; es könnte aber auch das
in «3 stecken, tmd leide ftür leit (Subject zu gU) an das Yon Mrt
hängige von attrahiert sein. Für die deutsche Übersetzong
wir auch so die Ergänzung eines relativen das nicht wohl en
lateinisch würden wir die Erklärung fassen: propter (tantnm)
quantum etc. Diese Auffassung ist zwar etwas gezwungen, aber
Gedanke bleibt derselbe, tmd ähnliche Construction finde ich in
Stelle Germ. 3, 426, 38 (Predigtmärchen, von Pfeiffer):
üffe deme selben pferde er dö ritet, daz het er mir mein
genomen (dasselbe Pferd, auf dem er reitet, (das) hatte er mir uiiredlp{
mäßig genommen). Hier liegt offenbar Verschränkung vor, verbim<
mit Attraction, und zwar deijenigen Art von Attraction, welche
rückgreifende oder regressive nennt (weil sie vom Nebensätze auf
Hauptsatz, statt umgekehrt, übergeht) und welche wir bisher noch
zu berühren hatten, weil sie keinen Schein von Auslassung des Bdir
tivums mit sich ftihrt und auch das Demonstrativum, meistens umte
Artikel wieder aufzunehmen, stehen lässt So werden wir auch im tor
liegenden Falle nicht etwa hinter pferde ergänzen: üf dem, sondenda
wirklich dastehende deme relativ nehmen, trotz dem dabei stehento
selben, wie auch lateinisch wohl gesagt werden könnte: (in) qmo ^tK
für eodem ipso, quo — und dieß vielleicht fUr: eundem ipsnm, qiio--v
Ähnlicher Gebrauch von sdbo findet sich schon bei Otfirid 2, 5, 23:
in selben uuorton er then man
tho then eristen giuuan,
so uuard er hiar, thes uuas not,
fon thesemo firdanot
Mit denselben Worten (mit Vorspiegelung von Herrlichkeit), mit deoa
er (der Teufel) den ersten Menschen gewann, ward er hier von diesea
(vom zweiten Adam, Christus, den er versuchte) vernichtet.
4, 16, 46: Thaz selba si imo sagetun,
si hiar bifora zelitun.
Sie sagten ihm dasselbe, was sie vorher gesagt hatten. Währond ii
der ersten Stelle das Pron. reL aus dem nachfolgenden so entnonuna
und zu selben gezogen werden kann (vgl. so selb so, gerade wie) selifliDi
MD der zweiten allerdings einfache Auslassung desselben angenommeo
OBEB iirsLASSUNG UND VERTRETUNO DES PBON. EELATIVUM.
piit'sa maaseo, obwohl eine Umkehrtmg in: Was sie ihm sagten,
) schon vorher gesagt, bei Otfrid nicht ganz undeokbar ist!
Ein reineres und planeres Beispiel von Attraction dieser Art bietet
: Stelle im Arm. Heinr. 183, wenn wir nämlich daselbst nicht
kt den meisten Herausgebern nach vant Punkt setzen, sondern nofr
pomma; dann stellt '(■■
den besten meister er da vant, ^H
der Seite ime etc.
; der beste Meister, den er da fand, (der) sagte ihm — , lat, quem
^timom magistrum invenit, (hie) ei dixit, ganz ähnlich dem oben an-
sfllhrten Satze aus Cicero; nur weicht diese Stelle von den obigen
I ab, daß sie mit Verschrfinkung eben noch Attraction, in der
igegebenen Weise, verbindet. Von dieser Art ist endlich auch ein
ie der deutsches Beispiel, Rein. Vos 3269:
n schaden he uns to donde plecht, darvor kricht he nu stn recht —
> also der Schein einer Verwechslung zwischen Nominativ und Accu-
tiv (Hildebraud in der Zeitschr. f. d. Phil. 1, 442) einfach durch
raction zu erklären ist, sowie in der Stelle Weisth. 4, 378. /
Zurückblickend auf die bisher aufgezählten Stellen, gebe ich zu,
iß sich manche von ihnen einfacher durch Auslassung des Rela-
erklären lassen, wenn man nämlich einen solchen Terminus
berhaupt als „Erklärung" gelten lassen will, während er doch im
oder ziemlich offenbar, eben nur die erst zu erklärende
^raeherscheinung als Thatsache bezeichnet. Ich glaube daher, wenu
I gilt eine wirklich wiBsenschaftliehe Syntax zu schaffen (und
nt geschaffen werden muß wenigstens die Lehre vom Satzgefüge),
9 mQsse man sich jenes Ausdrucks mögLchst enthalten und ihn iür
Wie auisparen, die sich fttr einmal wirklich noch nicht erklären lassen,
i ist aber die Frage, ob überhaupt solche Fälle noch übrig bleiben ;
lan die bereit» angeführten, in welchen wir meistens nur eine schein-
ire Auslassung des Pron. rel. gefunden haben, helfen uns einige
' allerdings noch tibrige erklären, in welchen der Mangel des Pron, rel.
irirkllch vorliegt und nicht unmittelbar aus den bislier angenommenen
Forme« der Attraction und Verschränkung erklärt werden kann, wohl
aber mittelbar, so nämlich, daß jene Fälle bei ihrer Häutigkeit und
bei dem in der That starken Scheine einer in ihnen vorliegenden
utassung des Relat. auch stark genug waren, durch bloß äußere,
' oder weniger falsche Analogie oder Übertragung auf andere
3 diesen eine wirkliche Auslassung zu erzeugen. Diese Fslle
! nicht sah' Und zum Theil w\e4e.v ixiLvOvi \i^t,to-sfÄ.^^
HjTfn Aeilt F. e '
274 LITDWIO TOBLER
Heiliuguugi'u benchränkt iiud erklärbar; ich habe daher auch oidili
dagegen, wenn man ihre Zahl vermehren will durch Hiozunahme At^
jenigeii unter den obigen Stellen, deren Erklärung auf priniärem VVeg«
etwas künstlich oder gewaltsam erscheinen mochte^ es bleibt auch
nach diesem Abzug die Zahl der übrigen noch groU genug, ua
vorhin ausgesprochene Annahme aufrecht zu halten, besonders da
die ganze Masse der oben nicht ausdrfieklich behandelten gewöhnlichen
Attractionen hinzurechnen darf, in denen ebenfalls schon der Schein
von Auslassung des Relat. sieh leicht einstellt. Ich gehe nun dasu Über,
die wenigen Fälle wirkhcher Auslassung, gleichsam nur als Nachtrag,
darzustellen.
Bei Otfrid, der Überhaupt Beispiele frir alles Mögliche (und fut
machten wir sagen; auch ftlr allerlei Unmögliches, d. h. Unhaltbare«,
das denn auch wirklich keine weitere Geltung erlangt hat) aufweist,
weil er die Li tteraturap räche noch in ihrem ersten Werden und völligen
Flusse darstellt, und weil seine Persönlichkeit an Geist und Spracli-
gewalt mit der eines Ulfila nicht von ferne zu vergleichen ist — bei
Otfrid also, dem wir oben schon mancherlei Beispiele entnommen haben,
linden wir auch einige Fälle unzweifelhafter Auslassung des Relativuins
ohne Attraction oder Verschränkung, zunächst nach all.
1, 6, 1.^ spricht Elisabeth zu der sie während ihrer beideraeitigeo
Schwang erschad besuchenden Maria:
allo uuihi in uuorolti thir gotes boto saget! ,
st qusment, so gimeinit. ubar thin houbit.
Kell« setzt nach sageti Semikolon, ich weiß aber nicht, wie er dam
diesen Conjunctiv erklären will, außer durch die Reimnoth, welche
allerdings unsem Otfrid zu allerlei Gewaltsamkeiten und Willkarlich-
keiten veranlasst; auch fällt dann der Mangel aller Verbindung zwischen
den beiden Zeilen und Sätzen auf. Allo wiht sind alle die heiligen und
herrlichen Eigenschaften, die der Engel Gabriel im vorigen Qesange
(b, 15 sq. 4il sq.) der Jungfrau als göttliche Gnaden verkündigt hatte;
von diesen siigt nun Kiisabeth, ditl^ sie wirklich Über Maria kommen
werden. Ich nehme also den ersten Satz als relativen Vnrdersatx, d«n
«weiten als Haupt- und Nachsatz, und tinde die Kelatiou eben in dem
Conjunctiv angedeutet . dor gerade in KclativsStzen nach alt oocji üt
andern Spracheu vurkommt (vgl. D^brilck a. a. 0. S. 47).
wo er zugleich FrnXeritum ist, etwa mit Hülfszeitwort obeni
den kann: Alles waa diT Kugel gesagt haben mag. Ein wirl
aominftler Ausdruck der Itolatiou fehlt •>•*■, aber entt
I ittid belcanotUcb »ubr hftufig den ( 'iagn
alt oocji in
DflEK AUSLASSUNG UND VERTRETUNO DES PRON. RELATIVUM.
b ohne die ConjuDction daz, und sodann Ist zu bedenken, dali &ua
i Begriff all sehr leicht ein relatives Fügewort entwickelt werden
n, durch Umsetzung desselben id jeder der — , so wie umgekehrt
lativa wie <piicunque, oöos den Begriff der Allheit erreichen. Daß nun
r der Conjunctiv hinzukonimon mUsse, um dem all solche relative
Kraft zu geben, ist nicht zu verlangen, am wenigsten von einem
■Ifrid, and so sagt er denn
I 1^. eüu thisu rediua, uuir hiar nu scribun obana ^m
ui quam iz in sin muat etc. ^|
It der Indicativ steht, ohne Zweifel in einem Kelativsatz nach diu, das
■ durch thim beschränkt ist. Hieher kann nun, trotz dem zeitlichen
kstand, wohl auch die von Qrimm aus einem Weiethum (S, 309) bei-
brachte Stelle gezogen werden: ein ieglicher man, zu Scliweicb wonet.
Ein zweiter Fall, wo Otfrid das Pron. rel. wegläBst, dagegen das
irbom des relativen Satzes wieder in den Conjunctiv setzt, tritt ein,
a der Hauptsatz negativ ist, und zwar den Begriff von Niemand,
licer, also das gerade Gegentheil von all oder jeder enthalt;
r Erklärung wird eben darum das vorhin Gesagte genügen.
1, 1, 93: nist untar in thaz thulte thaz kuning iro uualte.
nter den Franken ist keiner, der das dulde, daß ein (nicht ein-
mischer) König sie regiere. — Dasselbe gilt drittens von dem zwi-
I Xibeu all und kein in gerader Mitte liegenden irgend einer.
1, 17, 24: Ist iaman biar in lanle es iauuiht tboh firstante?
Die Magier fragen, ob Irgend Jemand im jüdischen Laude sei, der
i^end etwas von der Bedeutung des Sterns verstehe, den sie schon
im fernen Osten gesehen.
Die mhd. Stellen, die ich noch anzuführen habe, sind ebenfalls
licht zahlreich und lassen sich zum großem Theil auch anders er-
klären, so daß kaum eine einzige übrig bleibt, in welcher dann die
Weglaasnng des Kelativums aus bloßer NachlSssigkeit oder momentaner
l'nbeholfenheit erklärt werden mag. Es ist die Stelle
Parz. 589, 29: Dechein aül atuont dar unde,
diu sich geliehen künde
der gri'.zen sül du zwischen stuont,
Wo abrigens statt a^l im dritten Vers leicht diu gelesen und durch
E\ einfache Auskunft der große Dichter von olnem kleinen Versehen
•it werden könnte, da wir oben di'ei auih-re Stellen des Parzivai,
denen man sonst diese stützen könnte, anders erklärt haben. D.iß
elender Versmacher späterer Zelt, wie der Verfasser des von
Archiv 9. •titgetheillen Liet\e9 au^ die Ä\.i>.>\\. 'fe'w?OÄiii.\'j,,
S
*■)
276 LUDWIG TOBLER
sich Nachlässigkeiten erlauben konnte wie die dort am Schluß de
ersten Strophe wahrscheinlich vorliegende, bedarf keiner ErkllroDi
kaum der Erwähnimg. Und doch können wir vielleicht auch di0Ni
armen Silnder lossprechen, wenn wir die Stelle noch einmal und etwa
anders ansehen. Sie lautet:
Doch wil ich mich druf fleissen,
Ob ich mit gsang möcht loben und auch breisen,
auch allzeit eer beweisen
StraOburg der werden stat,
den armen gutz gthon hat. (vgl. darüber a. a. O. S. 128.)
Am einfachsten ist allerdings hier die Ergänzung eines relativen ü
im Anfang der letzten Zeile, aber es können zur Noth die beiden letita
Zeilen auch zeugmatisch so verbunden werden, daß Straßburg la
der vorletzten Zeile, wo es Dativ ist, in die letzte als Nominativ her
übergezogen wird. Dieses Verfahren ist zwar etwas roh, doch niek
ganz ohne Beispiele, da Haupt (Erec S. 394) wenigstens Zeugma
r^ I zwischen Accusativ tmd Nominativ, und zwischen Genetiv und Dalfa
auch aus der besten Zeit anfUhrt Von der erstem Art ist die SteA
Klage 1112: er het bi Osterlande ein hüs an Ungermarke stSt,
wo man sonst nach hüs ein relatives daz zu ergänzen geneigt wire
In demselben Gedichte 1376 lesen wir die ähnliche Stelle:
mit zühten si ze hüse bat ein frowe saz dar inne.
welche Haupt (392) als Zeugma des Nominativ frowe zu sswei Verbei
anAlhrt. Sie erinnert aber auch an die oben besprochenen Fälle voi
Auslassung des Pron. demonstr. bei Zusätzen, besonders da hier du
Verbum voransteht, während in dem ersten Citat die Stellung des M
eher auf relative Redeform weist. Die oben citierte Stelle aus dm
Wolfdietrich lässt ebenfalls alle drei Auffassungen zu, dagegen wnri
schließlich doch noch einmal Auslassung des Relativums (oder Paiet-
these) anzunehmen sein:
Dietr. 1 Ausf. 2. wol achzig ritter unverzeit,
im hülfen dick aus nöten,
gab im zu steur die künigin her.
Auslassung des Relativums in bloßer Fortsetzung eines Relativsatsei,
der mit dem Pronomen eingeleitet war, hat wenig Auffallendes, auek
wenn an der zweiten Stelle ein anderer Casus zu verstehen ist, irie
schon bei Otfrid, 2, 1, 11—12: {then fortgesetzt durch joh sc tier)
und ebenso MF. 128, 20:
nu j&mert mich vil maneger senelicher klage,
die si hfit von nur veTuome^u
und (sCt diu) ir nie zi^ Vietiieix \LnjA^ \»i&ffi&»
Dbeb Auslassung vst* vertretuhc des pron- relativum,
, neuerer Zeit findet sich solche Freiheit häafig bei Gathe; s. Kehrai
mmm. d. nhd. Spr. ü, 2. §. 162.
Hiemit iet der Voirath von Stellen, die ich zur Beleuchtung dee
iglicfaen GebraucheH beizubringen hatte, fiir einmal erschöpft. Ich
be meine Sammlung von Belegen keineswegs als vollständig, und
Jte es für leicht möglich, daß bei größerer Belesenheit, besonders
der durch neue Piiblicationen noch immer sich bereichernden Litte-
IT des Mittelhochdeutschen, einzelne neue Variationen sich finden
■den, doch werden die überhaupt möglichen Hauptformen im Bis-
Fgen 80 ziemlich vertreten sein.
Kbt einen, offenbar hieher gehörigen Gebraneh habe ich noch
^e^ort, weil er in der That ganz einzig dasteht, unter die bisher
bandelten Fülle und Kategorien der Erklärung sich nicht unterbringen
lit und auch nur im ältesten Hochdeutsch vorkommt, nachher bald
i spurlos verschwindet: ich meine die Weglafisung des Pron.
1. bei dem Pron. der ersten und zweiton Person im Nomi-
tiv. Die Tliatsacbe dieses Gebrauches ist hinlänglich bekannt, und
"ar in der bestimmteren Gestalt, daÜ nach den Pron. der ersten und
■eiten Person im Ahd. nicht nur das gewöhnliche Pronomen rcla-
lun der nicht nöthig iat, um Relation derselben anzuzeigen, sondern
oh das jenem Pronomen entstammende und in der abgeschwächten
mn der zuweilen gleichlautende A dverbium rf(?r (da, wo), welches
en drei Personen zur Verstärkung (a. u,) der Relation beigefügt wer-
D kann und auch der ersten und zweiten Person oft beigefllgt vor-
mmt, denselben doch keineswegs unentbehrlich ist. So finden j
r das bloße ih fitr der ich bei Otfrid 2, 14, W, da fltr der du
BT du der bei Kero, im Wessnbr. Gebet, bei Offrid ], 2, Ö2, im I
Itenmser (wo im H6l. 1602 fader is (Ua ohne iku gesetzt ist und )
rtgefahren wird Ike in, was doch wohl als dritte Person zu nehmen
) obwohl die Lond. Handschrift mit Ihn liist fortfährt und auch Otfr.
I der entsprechenden Stelle 2, 21, 27 bist druhtin thu setzt), in der
diortado i> f^r die ihr oder ihr die, in dem Augshurger Gebet
ISoh. XIV) thir für tw en!. uns für nos fum. Grimm (Gramm. 3, 17)
t den Gebrauch aus dem in älterer Zeit noch lebendig gewesenen
lihbl von Unvereinbarkeit des der dritten Person entnommenen
I. rel. (eigentlich demonatrati vum) mit den beiden ersten, und
; Annahme wird nicht ohne allen Grund sein; doch verdient bo-
jtkt £u werden, dali im Isid. (de nat. dom. cap. III) einmal auch
'i. h. Sr ohne der för 71// vorkommt, wie ja auch einfaches der
« out nicht selten iot (b, o.). Kb wird 8.\bo zu \ie4e\is.%'ii. »Kva., ^ä!!»
* ^
27«
LI-DWTG TOBLF.R
überhaupt in älterer Zeit der hypotAktiscbe Satzbau erst im Werdi
und vom parataktixcIieD noch nicht scharf geschieden wnr. So iat dei
ftach X. B. bei Otfrid oft schwer zu eatscbeiden, ob iker aU Demon-
atpativnm oder Relativum zu nehmen sei, und nur die Stellung
Verbums, obwohl auch diese noch nicht t'est geregelt ist, kann goleg«o&
lieh den AuEscblag geben. In dieser Beziehung ist nun eben aadt
bemerk en e we rth , daß bei dem relativen Gebratich der ersten nnd
zweiten Person das Verbum fast durchgängig an's Ende des Sattes
gestellt und eben dadurch der relative Charakter desselben angedeulat
isi Das Merkwürdigste scheint mir aber, dali jener Gebrauch, nach-
dem er Jahrhunderte lang verstummt war, in der Prosa der Mystiker
des vierzehnten Jahrhunderts wieder auflebte, jedoch
dann abermals, und wohl f^ir immer, zu verlieren, wenn man nicht mit
Grimm (a. a. O. 20) in der gehäuften Redeweise: ich der ich, ihr
die ihr u. 8. w. eine Nachwirkung denselben noch heute finden wiL
Vgl, Kehrein a. s. 0. §. 121. wo übrigens nur für die zweite Person
Belege (aus Pfeiffer) gegeben sind.
Bisher haben wir uns fast auescblieülich auf dem Gebiete des
Hochdeutschen bewegt und nur im Anfang gelegentlich einige Suteii-
blicke auf die Bfirhsischen Dialectc geworfen. Nun können wir
länger auDer Acht lassen, daU die Auslassung des Pron. rel. auch in
den nordischen Sprachen, und zwar mit einiger Regelmäßigkeit und
bis auf heute, im Gebrauch ist. Dadurch wird zunUchst der hochdeutacho
Gebrauch gcwissermaUen bestätigt und ein gemeinsam gennamscbS'
Zug nach dieser Richtung aufgedeckt, aber die Eracbeinnog selbst
DatOrlich nicht erklärt; wohl aber kanu eine auf dem Boden eiD<
Dislects bereitB mit einigem Erfolge versuchte Erklärung ihrerseiU
bestätigt werden, wenn sie sich auf die Erscheinungen in den andern
Dialecten anwenden lässt. Dieß ist denn auch in der Hauptsache der
Fall; nur dürfen wir nicht erwarten und verlangen, dali unsere obige
ErklAnuig, welche sich zunächst nur auf Erscheinungen im Allem
Hochdeutsch zu richten hatte, ohne weiters allen ähnlichen ErBcbei
nuDgen im beutigen Englisch oder Schwedisch GenHge thue, sonden
es bleibt der Fall mtiglich und scheint wirklich stattzufinden, daß di*
heute in den nordischen Sprachen ftblicheu Formen zum Thett
Öbertragungen von andern, altem «eii-n und nur auf diese lotctern
unsere Erklärung, aus Attrnction mit oder ohne Verschränkuitf*,
mittelbar paser. Auch dann noch iinilj cum toi
dir- «ordischi'ii S|irftohen
ÜBER AUSLASSUNG UND VERTRETUNG DES PRON. RELATIVUM 279
Aemonstr. in, en, das von dem Stamm ta durchans verschieden ist und
nirgends (auch im deutschen ener^ jener nicht) Neigung zu relativem
Clebr&uch zeigt , jener Erklärung einige Schwierigkeit bereiten, denn
wie beruht ja wesentlich auf dem ebenso alten Gebrauch des Fron.
demoüBtr. ta theils als Artikel, theils als Fron, relativum im Hoch-
deutschen und auch in den sächsischen Dialecten. Daß das Ägs. im
Kominativ Sing. m. und f. den Stamm sa gebraucht, füllt nicht
ichwer in's Gewicht, da sa mit fa so nahe verwandt ist, wie im Griech.
o mit TO (welche beide auch relativ vorkommen, s. Windisch a. a. O.
377), in den übrigen Casus des Masc. und Fem. und im ganzen Neutrum
Misschließlich ta gilt, übrigens sa flir sich allein, ohne folgendes ta,
auch relativ gebraucht wird.
Was nun zunächst das Altnordische, genauer das Altisländisehe
oder Altnorwegische betrifft, welches nicht geradezu als Grund-
sprache ftb* die neunordischen Schriftsprachen gelten kann (vgl. Maurer
in der Zeitschr. f. deutsche Fhil. 1, 42), so ist mir auf diesem Gebiete
Auslassung oder Attraction des Relativums nicht vorgekommen, und
ieh erkläre mir den Mangel, wenn er wirklich durchgängig ist, oder
die Seltenheit von Ausnahmefällen, welche vorkommen mögen, aus dem
Grunde, daß das Altnordische an den Fartikeln er (noch kürzer enklit. -s)
und $em zwei sehr fUgsame Mittel besaß, die Relation anzudeuten,
während andererseits der suffigierte oder auch (sogar mit sa zusammen)
vorgesetzte Artikel in das Fron, demonstr. sa (ta), welches sonst aller-
dings auch relativ vorkommt, wenigstens vor dem Substantiv nicht
jenen doppelten Werth annehmen ließ, der im Deutschen den Schein
einer Auslassung des Fron. rel. erzeugte.
Im Altschwedischen und Altdänischen (wo der suffigierte
Artikel weniger Regel ist als im Isländischen, vgl. Gr. 4, 378) finden
wir zunächst, wie im Hochdeutschen und Sächsischen, bloß schein-
bare Auslassung des Fron, relativum, d. h. Zusammenfassung des-
selben mit dem (ausgelassenen) Demonstrativum, mit Attraction oder
Verschränkung; z.B. them für dem, der — (Dietrich altnord. Leseb. *
274, 15. 34. 38. 385, 40), epter th§, nach dem wie oder was — 275, 7,
daneben freilieh auch efter th^ soni — 386, 30; um thefi ttma kann var
irepin, zu der Zeit (wo) er ersclJagen wurde (quo tempore) ; und ebenso
vielleicht auch noch 171, 28: alle the dele fhöm komir l mellum, jeder
Streit, der zwischen ihnen vorkommt; dann aber auch wirkliche
Auslassung, und zwar auch im Nominativ (z. B. 274, 4. 275, 4. 276, 27).
Die Scheidung zwischen beiden Fällen ist oft nicht leicht, denn wäh-
rend in der Stelle 302, 10; i thän stadh hans hhdh vav uig^ii (jwu. A<w:
280 LUDWIG TOBLEB
Stelle, wo sein Blut — ) das thän relativ genommen werden kaim((|ii
loco), spricht die gleichbedeutende Aosdrucksweise: i mxmma stadklui
var drepinn (Z. 14) für Auslassung; wenn man nicht das oben za d«
deutschen Stellen mit seih Bemerkte hier auf sam anwenden dar£ Wm
hier aus prosaischen Denkmälern belegt ist, gilt auch ftir die PoeM
In dem altdänischen Volkslied ^^Jung Svendal^ (bei Lüning, Etil
p. 23) kann zwar in Strophe 28 und 31 Auslassung des demonstratim
oder persönlichen Pronomens statt des relativen angenommen werdo^
aber im altschwedischen Ivan (Ausg. v. Liffmann und Stephens 18IS)
kommt Auslassung des letztem unzweifelhaft vor (gleich von AnGuig
V. 19. 28. 142 u. 8. f.). In beiden Sprachen hat sich der C^fanack
bis auf heute fortgepflanzt, wo er ganz ähnlich imd wohl ebenso bid|
wie im Englischen vorkommt; ich verweise dafUr auf die GhramnitikaL
Im Schwedischen scheint er, strenger als im Dänischen und Engfisdia^ j
auf das Fron. rel. im Accusativ beschränkt Übrigens lassen ock:
auch hier manche Fälle als Verschränkung auffassen, da das Praa,
demonstr. den, det, welches auch neben dem suffigierten Artikel (e)%
{e)t vorkommt, zugleich relativ sein kann, ausgenommen im Nominllif;.
nur ist jene Auffassung noch weniger sicher als im Deutschen, «eli
der Nominativ mit dem Dativ und Accusativ allenthalben gleidi liatai
In dem grammatischen Beispielsatz : den mannen du nyss sag (der Mii%
den du so eben sähest), kann also den mannen Accusativ abhiBi^
von sag sein (quem hominem vidisti, filr: homo quem — ), audi mm
das Verbum des Hauptsatzes ein intransitivum ist, und wir haben daa
nur rückwirkende Attraction anzunehmen. Eben solche findet desfe*
Uch beim Pronomen personale statt und erzeugt dann, da dort der
Accusativ vom Nominativ sich unterscheidet, in Hauptsätzen mit dm
Verbum sein den Schein (der freilich auch noch anderswo und M
andern Gründen vorkommt), als regiere dieses den Accusativ; s.&
det är kenne jag aUkar: es ist sie {eam, denn ea heißt hm) die ich lidM^
oder vielleicht: daß ich liebe, wie auch in der französischen üb-
schrcibung: c'est eüe que faime, eUe filr tüam und que, statt f^ gum,
f)ir quod genommen werden kann. Beim Pron. interrog. hvem, wer, tritt
wieder Ungewißheit ein, da diese offenbar oblique Form (wie des)
auch als Nominativ dient; also: hvem var det, du helsade pa (mit dff
aus dem Englischen bekannten und auch im Holländischen bei er ^
daar (wo) üblichen Nachsetzung der zum Fron, relat gehörenden Fii*
Position): wer war es, den du grüßtest (eigentl. zu dem du — ) oder:
wen war es (daß) du grüßtest. (Daß selbst heißt aber att, nidbt dd^
Vollen Jt> unnöthig ist Annahme von kw^Ws^m^ in FäUen wie: sadoM
ÜBER ÄUSLÄBSüSG UND VERTRETUNG DES PRON. HELATIVUM. 281
>«y otArfonn dem, so (getban, beschaffen) wie ich sie wiederfand — , da
i filr sich allein schon auch wie bedeuten kann.
Beim Dänischen will ich mich nicht länger aufhalten, da der
(«brauch dem Schwedischen ziemlich genau entspricht. Beispiele finden
I allenthalben, darunter natürlich auch solche, wo Verschränkung,
pt oder ohne Attraction, nicht mehr angenommen werden kann, weil
g Pronomen de gar nicht im Spiele ist, sondern der unbestimmte
Itikel («i) oder der suffigierte bestimmte (en), z. B. en aßen han
m, eines Abends (an welchem, als) er kam ; aä grceaet vi har slaaM,
et Gras (das) wir gemäht haben; jeg har fiindet noget, jeg gjame
Ua hede otn, ich habe etwas gefunden, worum ich gerne bitten mfichte
Brnndtrig, Danske Folkeminder, 3, 201); im letzteren Beispiel und
manchen ähnlichen kann man nicht etwa asyndetischc oder zeug-
dscbe Verbindung zweier selbständiger Sätze annehmen, weil dann
B Wortstellung anders auefallen und dem om ein der (dar-um) vor-
letzt werden mllsste.
Am bekanntesten ist endhch der Gebrauch im Englischen,
a dem auch wieder die schon bisher versuchten Erklärungsweisen
, Beeonders bomorkenswerth sind hier Fügungen wie: in the
' you did, auf die Weiae, auf welche, wie ihr thatet; at Ihe lime
', zu der Zeit als wir zusammenkamen, und lihulich schon bei
er: in the bette mite he can (CT. 476fi), weil hier nicht bloll ein
datiTnm, sondern auch die dazu gehörige Prseposition ausgelassen
int, was eben am einfachsten durch Annahme relativer Bedeutung
t lie mit Verschränkung des Substantivs sich erklürt, In der altengl.
klle: aUe wkiU ich was on ei-ihe (Mätzner, a. a. O. 307, 103), so
Bgc ich auf Erden war. fehlt zwar ttte, liegt aber in dem all (vgl.
so). Ergänzt man in allen solchen Fällen lieber die Conjunction dall
kat), welche ja auch in Objectsätzen, schon bei Ohaucer (CT. 4798)
i auch im Deutschen, ausgelassen wird, so gelten die darüber gleich
Sfangs gemachten Bemerkungen. Der ebenfalls be achte nswerthe Fall,
daa Relativnm im Genetiv durch das PossesBivum vertreten
ifd (schon bei Chaucer, CT. 4691: one she know not his condicionn,
Her, dessen Charakter sie nicht kannte), berührt sich mit einer nach-
ir noch zu besprechenden Erscheinung,
Waa endhch die von den Grammatikern (natürlich erfolglos!)
tgeachriebene oder wenigstens empfohlene Einschrfinkung des Ge-
ba auf den Accusativ betrifft, so ist kein innerer Grund dof^ir
rsOf als etwa der, daß der Casus rectns sich eben we^ü^t
eio obli^iius anl an Usst; aber ec mxi^ '^% a.'vs.äa -^'a.iSa,
J_
J-
282 LUDWIO TOBTiEB
unserer Auffassung nicht wirklich unterdrückt, wenigst^AS in alk»
Fällen (von denen nach meiner Ansicht der Grebrauch überhaupt
gieng), wo ein Substantiv mit dem Artikel der Gegenstand der
ist Historisch ist der Gebrauch im Nominativ ebenso alt wie im
sativy er findet sich bei Chaucer ungefidir gleich oft in beiden
vgl. z. B. CT. 4968. 5449 (Nom.) mit 5267. 5473 (Acc.); flir den »
führe ich noch an: Mätzner a. a. 0. 3öl, 66. Percy, Reliq. 1, 76 (Ti
Auch in den romanischen Sprachen kommt W^lassimg
Pron. rel. vor, tmd zwar im Nominativ wie im Accusativ. Diez ('
3*, 365) beschränkt den Gebrauch auf den Fall; wo Hanptuli
Nebensatz negativ sind, und will dann nicht das Pronomen, Mi
die Conjunction qus ergänzen, welche mit der Negation zusamiMi
lateinischen quin entspricht Dieser Fall gleicht ziemlich dem
besprochenen im Althochdeutschen, nur daU dort der Nebensati
negativ ist, was übrigens auch im Romanischen nicht immer
Der Gebrauch ist aber auch nicht an negative Hauptsätze gebi
sondern überhaupt freier. Beispiele dafür hat mein Bruder vor J
in einem Schulprogramm gesammelt, welches keine weite V
gefunden haben wird; ich theile daher einige hier mit Prove:
(Bartsch, Leseb. ' 96, 64) : Que tals la cufen baxUa teuer, n<m a mau t
(Denn Mancher glaubt sie (eine Geliebte) in seiner Gewalt zu
der doch nur die Prahlerei hat.) — Man könnte hier den zweiten Sü
wohl auch als selbständig fassen: (und) hat (doch) nur — , aberfli
später noch zu anderm Zweck anzufahrendes Beispiel, wo ebenSA
nach tal die Correlation fehlt, spricht fllr die erstere Auffassong. Av
franz. Gerart de Viane 753: Mal aü, per ceü vo$ araü an mlU (V«^
wünscht sei, wer darum euch fllr schlecht halten wollte). Tristan 1, 6L
t£l i ara, ferai dolent (Mancher wird da sein, dem ich Schmerz berolfl
werde). «Italienisch, besonders häufig bei Machiavelli, z. B. di qui mia
quelle ho detto, che. . . (das was ich gesagt habe) Princ. 25. de' ragii
namenti ho avuti seco (aus den Unterredungen, die ich mitili
gehabt). Ital. Leseb. S. 81 ; doch auch bei Neueren, z. B. Azeglio (Niool
de' Lapi c. 11): onde non apparisse la tempesta, si sentit
nel cuore. Guerrazzi (Beatrice Cenci c. 8): impadronitisi dell
prima carrozza, fosse loro capitata davanti. — AuchimSpn
sehen finde ich ein Beispiel (Ochoa, tesoro de los romanc S. 35):
Que segun del modo os veo, vos estais mal enojado.
Aus diesen Beispielen erhellt, daß die Auslassung auch im Nen
nativ gar nicht unerhört ist, aber freilich auch, daß Erklärung t)
Xttracüon hier nicht auge\)racVit ^w^iTÖL^Ti Y%s«i, '^^U Pronomina i
CBEB AUSLASSUNG IfNP VERTHETUNG DF.B PRON, BELATtVUM.
l quello und der Artikel nie zugleich relative Bedeutung gehabt haben,
rfer ale Demonstrativa zugleich das Relativum einBchließen konntei^,
I etwa umgekehrt das lat. ipiali» ein tali», oder wie qui im Anfang
MB Satzes filr m stehen konnte. Da nun die bloße Erinnerung an
kiniBcbe Attractionen (die allerdings gerade in der Volkssprache der
mOdie bäu6|! sind) nicht ausreichen konnte, um den Gebrauch fort-
päansen, zumal da auch die dazu nöthifren Caauaformen ereti>rben
■n, Bo wird er sich ans neuem Trieb erzeugt haben, und zwar
recheinlich aus asyndetisebpr oder parenthetischer Nebenordnnng
Unterordnung, eine Erklärung, die wir jii auch auf dem ger-
biech'^n Gebiet offen lassen mussten und auf romanischem, wo ein
hafteres Temperament des Volkes die scheinbare VerbiudungBlosig-
t der Sätze durch Accent noch leichter überwindet, um so eher
ten laes^n können.
Von dieser Parallele, welche bei den vielfachen Berilhrongen
fachen Romanischem und Germanischem, besonders im Mittelalter,
wenig wie die Vergleichung des Gebrauches von und mit dem des
)t*xa. «' im Anfang dieser Abhandlung, als Abschweifung erscheinen
d, kehre ich auf das germanische Gebiet zurück, um zum SchluU
T äIb Anhang eine Reihe von Erscheinungen zu betrachten, welche
1 als Vertretung den Pron. relat. durch andere Wörter
Mnuncnfassen lassen, nnd von der AualaBsiing desselben, wenn
I auch zum Thoil nur als eine scheinbare oder wenigstens zweifel-
fte gelten kann, einereeitB unterschieden werden müssen, andererseits
3oeh nicht ganz getrennt werden können.
Den Gebrauch dos gothiachen et als (meistens cnkiitiseher) Rela-
L tkiiiBpartikel darf ich als hinlänglich bekannt voraussetzen und will
■An hier nicht weiter in Behandlung ziehen, obachon er sehr Eigen-
VAflmliches an sich hat und verschieden aufgefasst werden kann, wie
ich denn der bei Grimm (in der Abhandlung über Attraction) walten-
den Ansicht, das « bilde mit dem vorangestellten Demonstrativ um
ruBammen ein wirkliches Pron. relativum, nicht beistimmen kann, schon
»eil die Anhängung desselben ei an das Pron. personale eine solche
Auffassung nicht erträgt. Von dem altnonl. er, dessen ältere Gestalt -*
I Bit dem gftth. i» in dem imfiectierten izei ohne Zweifel noch ganz
ich ist (nur daß in dem letztern die Verbindung zweier,
UaI erstarrter, Casus desselben Pron. Stammes i auffallt), war
l^entlicb die Rede, und der eben dort auch schon erwähnte,
Mrband nehmende und da-s i-r verdräugeaAc (itbvwa.'iSv nss-c
a. dHo. »nm) bewarf keine Erklilrung, \ie4«u&.etÄ -^^ft-K«. -«w
284 liUDWIG TOBLER *
ihn mit dem ähnlichen des fast gleichbedeutenden so im filtern Dei
vei^leichen. Dagegen muß nähere Betrachtung der Partikel ihe m'
werden^ welche zwar offenbar dem gewöhnlichen demonstrativen
dann auch relativen Pron. Stamm ta zugehört und eine Abkfinnmg
Abstumpfung irgend einer casuellen oder adverbialen Form des»
sein muß, aber in ihrem Gebrauche, besonders auf sächsischem Gh
nicht ganz fest tmd klar erscheint
Grimm (Ghr. 3, 20) handelt von der im Ahd. besonders bei T
häufig vorkommenden Setzung eines thar nach dem Pronomen
doch beinahe nur im Nominativ, ftlgt aber bei, daß in diesem (
Sing. m. neben ther thar, thie thar auch ther thie, ther ihe, Ma tk
komme, und fragt dann: ^was ist das lliie tmd ihe in diesen Fon
ein entstelltes tonloses thar'i^ Diese Formen sind in der That ,
würdig,^ und nachdem der Meister nur eine fragende Antwort z
theilen gewagt hat, werden wir doppelt vorsichtig zu Werke (
müssen. Rieger hat (in dieser Zeitschr. 9, 310) das Tatianische
thar und ther thie gewiß richtig der ags. Formel se ihe gleichgei
aber die Frage ist dadurch noch nicht gelöst, da das ags. ihe el
dunkel oder wenigstens zweideutig ist wie das ahd., und m dort
ohne folgendes ihe relativ vorkommt, wie ther ohne ihar, tMc;
(Wo ther ther steht, wie z. B. im Ludw. Lied V. 15, ist nicht
erste = is, das zweite = qui zu nehmen, sondern schon das ers
qui, das zweite =• thar.)
Da das the^ hauptsächlich auf sächsischem Gebiete vorkomn
wird auch die Erklärung desselben dort gesucht werden müssen;
sind zur Feststellung des Thatbestandes auch die ahd. Quellen
noch etwas vollständiger beizuziehen. Das ihe begegnet nämlich
bei Otfrid, imd nicht bloß in der von Grimm angefiihrten Verbii
thio ihe (welche ich in der Stelle 4, 35, 21 nicht finde, wohl ab<
' Lud. 75), sondern auch ther the 5, 11, 39. Daneben findet sich
nachgesetztes thar: Ad Mon. 108. 1, 15, 23. 2, 21, 43 (nach ther).
11. 1, 41 (nach thaz). Davon zu unterscheiden, aber filr die Ve
chung mit dem sächsischen Gebrauch wichtig, ist der von unflectii
the als Pron. rel. selbst: 1, 27, 33 (für thie oder thero), 2, 9, 3£
then) und wohl noch öfter; meine Angaben machen auch hier k
Anspruch auf Vollständigkeit Wieder etwas anders ist das the v
(vos, quibus, eine Verbindung, von welcher nachher noch besoi
die Rede sein muß); in der Stelle endlich 5, 23, 3:
mit thiu druhtin lonot tbemo thi imo thionot.
ÜBEB AUSLASSUNG UND VEBTSETUNG UE8 PEON. BELATrVÜM 285
thi der Form nach von the schwerlich verschieden, also auch
'der Bedeutung dem vorher angeflibrten the als Pron. re). wahr-
eiolicb gleich, wenn man nicht thema als attrahierteB Relativum und
n thi als Zusatz nehmen will ; im letztem Fall wgre das t dasselbe
I in der geschwächten Nebenform dir für dar, welche gewiß nicht
t dir, tibi identisch ist Auch in andern ahd. Denkmfilern lässt sich
nnflectiertes Relativum (Ae nachweisen, je nachdem man die hand-
lifUichen Formen auswählt und auslegt. So geben in der Exhortatio
ich. in der ersten Zeile d« für quam; die Handschrift B hat the mit
eines Accentes, und Wackemagel (Leseb. ') gibt the. Das dS
14 und 17 ist nicht Relativum, sondern Demonstrativun) oder Artikel,
► Btehen de — de (eos — quos) neben einander, und auch Wacker-
b1 gibt dort the — IhS. Dagegen im Freising. Fat. Nost. Z. 8, wo
dS — de schreiben, gibt Wack. de — de. Die Handschriften
en offenbar, auch wo sie etwas von Accenten haben, nicht Halt
Dg, am Unterschiede hier mit einiger Sicherheit durchzufilhren.
\ abgestumpfte Formen sowohl beim demonstrativen als beim reln-
n der üblich waren, scheint sicher, aber vom einen auf das andere
schließen unaicher, weil das Demonstrativum in manchen Fällen
Accent und dann wolil auch seine vollere Form haben musste, um
jm tragen, während das Relativum zwar weniger leicht ganz fehlen,
r mit abgeschwächter Lautform sich durchgängig eher begnügen
Dte.
Gibt es also eju tmäcctiertes ahgeschwSchtes the statt des Pron.
sowohl auf hochdeutschem wie auf sächsischem Boden (wo es auch
CoDJunction in vielseitiger Anwendung vorkommt), so muß doch
tm das dem Pron. rel. selbst noch nachgesetzte the unterschieden
äen, welches mit (Aar wechselt und in jener Verbindung offenbar
It seibat relativ, sondern nur demonstrativ sein kann. In den sach-
ten Dialecten kommt nun freilich jener Wechsel, aus dem sich auf
'^ktehdeutscliem Gebiete 'A* als AbschwHchung von tkar (thfi) erklären
lisst, nicht vor, wohl aber im Altsüchsischen das volle thar nach dem
^rfto. relat. ganz wie tkar und the im Ahd., z, B. Hei. 2406. 235S,
^wenn man in solchen Stellen zweifeln könnte, ob die Formen thes,
L. nicht demonstrativ zu nehmen seien und das folgende tkar selbst
"on. rel. vertrete (wie im Altfriesischen , Altdänischen und Alt-
ischen ther, neudäniach dei-, und wo in deutschen Mundarten),
'Q eme Stelle wie Hei. 3431, wo nach einem demonstrativen them
a.l&tfm tkär folgt, jenen Zweifel wohl beseitigen. Im Ags. linde
i« » gebraucht, uoch weniger eine AbwVwüidftBa^ ^f.öi
^lüst
Alt-
en),
kern J
nde ^^^M
•M
286 LUDWIG TOfiLBB
za the, wohl aber the in gewissen Fällen dem selbst schon
86 nachgesetxty und diese Fälle sind es, durch welche die Entsckeidi
ttber den Ursprung und Werth des the überhaupt erschwert wird.
Daß $e Air sich allein schon (also ohne folgendet the) reb
stehen kann, zeigen die von Qrein (Sprachschatz 2, 417^ 3) geBammel
Stellen, z. B. Cädm. Gen. 2116; wo das folgende the ttkr tkee {ü
steht; $e the zusammen also nicht etwa = dich, den — (was es n
allerdings auch heißen könnte), sondern = der dich. Natttrlieh |
auch eeö = qu», aber schwierig ist die Stelle Cädm. Qen. 2119.
and hälegu treöv, se6 thu vid rodora veard rihte healdest
Daß and hier Präposition im Sinne von ftlr ist; leidet keinen Zwd
seö aber soll nach Grein mit Attraction fiJür eeö ihe stehen. Allerdk
steht es nicht im richtigen Casus, aber wovon der Nominativ „itt
hiert*^ sein könnte, sehe ich nicht, denn treöv ist ja Accusativ abhiBj
von and und das folgende healdest verlangt ebenfalls AccusatiT;
sollte also thd, mit oder ohne the^ stehen. Bouterwek will «t» ki
dessen Gebrauch fUr Fron. rel. aber selbst erst noch zu beweim
(s. u.). Oder sollten se und seö in relativem Gebrauch indeclioal
sein? das ist doch unwahrscheinlich und schwerlich durch md
Stellen nachzuweisen; anfUhren ließe sich dafür höchstens, daß m
Beovulf einige Male für seo geschrieben steht: 1260. 1497 von Gren
Mutter, was Heyne (zu V. 1260) aus der mannweiblichen Wildheit il
Wesens erklären will; 2421 bezogen auf Vyrd; 2685. 1344 auf ii
1888 auf yldo\ aber diese Stellen beweisen doch nur Vertretung
weiblichen Form durch die männliche, und nur im Nominativ, n
völlige Indifferenz der Geschlechter und Casus. Dennoch müssen
fUr gleich nachher noch anzuführende Fälle die Möglichkeit e
flexionslosen relativen se offen lassen.
Daß relativer Gebrauch von the ohne vorhergehendes #e mSf
ist, bedarf noch weniger eines Beweises als der umgekehrte 1
reichliche Belege dafür stehen übrigens a. a. 0. 573 ff.; nur sind
Stellen, wo wirklich nur ein relatives the steht, nicht ganz unterschi
von solchen, wo ihm mit th anlautende flectierte Formen vorang«
welclic selbst auch relativ sein könnten imd dann das th als hl
(demonstrativen) Zusatz erscheinen ließen. Ich flQire hier als <
besondem Fall bloß noch den an, wo the mit einer nachgesetzten
Position zu verbinden ist, z. B. se frumstöl, f Ae hi of &drifen vui
Genes. 964 (fbr of tham)\ aber wenn wir nun damit die Stelle
gleichen: vuldres beäm, se the älmihtig god em throvede (Kreux
so ist zwar die Constructiou mil Oiex ^t\&^v)^S&<^\i hißt ^nz dies
ÜBER AUSLASSUNG UND VERTRETUNG DES PRON. RELATIVUM. 287
varbin, aber ob $e hier demonstrativ oder relativ, und im letztem
le tke bloßer ZosatE sei; ist eben die Frage, die wir noch genauer
ersuchen müssen.
In diesem dritten Fall nämlich, wo 9e und iie in einer zunächst
b fraglichen Weise mit einander verbunden sind, sind Stellen seu
BTBcheiden, wo dem 9e the ein se als Artikel oder Demonstrativum
solches kann auch he stehen) vorausgeht oder nachfolgt, und
he, wo dieß nicht stattfindet Beispiele der ersten Art sind: «ebid
^y se the — (Crist u. Satan 304). se hselend, ee the — (Elene 913).
I« hine sylfiie up fthl»ned, ee sceal — (Manna m6d 62), he the6dum
d racian, eethe — (Andr. 621); ein Beispiel der (seltenem) zweiten
ist Andr. 161 : thä väs gemyndig, se the — . In allen diesen Fällen
i im Hauptsatz und Nebensatz der Nominativ; ob das Relativum
der Ae sei, ist nicht ausztmiachen , denn wenn auch ein demon-
tives ee oder he daneben steht, kann dieses Demonstrativum noch
sal durch se aufgenommen werden und the allein das Relativum
. Aach die Stelle Andr. 666: thät cynebeam^ se the ficenned veard —
M noch hieher, da die Enallage des Geschlechtes zwischen thät
96 fbr das the immer noch beide Auffassungen zulässt Aber in
Stelle Güdläc 366: thonne hit men duge, se the . . . dre6ged, .wO'
im Dativ steht, muß se relativ und the als Zusatz genommen wer-
, weiVDi man nicht einen offenbaren Fehler in der Construction an-
nen will. Ebenso beim Accusativ des Hauptsatzes in der Stelle
le 303: ge deäde thone d^man ongunnon, se (he of deäde sylf voruld
tte.
Wo vor dem the nicht se, sondern ein mit th anlautender Casus
]. steht, thäs, ihcere, thäm, thone, thära, wird man diese Formen
lonstrativ auffassen, da die sonst wenigstens bei ungleichem Casus
Belativums anzunehmende Attraction (wobei dann the bloßer Zu-
zu dem attrahierten Relativum sein würde) zwar nicht unerhört
).), aber doch in manchen Fällen hart wäre, besonders bei thära,
li welchem dann der übliche Singular des Verbums doppelt auf-
n würde. Anders ist der Fall (Rats. 33, 12) : geara gehvam, thäs
guman brücad, wo thäs nicht wohl demonstrativ sein kann; ebenso
les. 400: thäs leohtes, thäs the (he) him thenced lange niötan, wo
dem Demonstrativum kein Wiederholung rechtfertigender Nachdruck
t, und Dan. 261: god, under thäs fädmum the — , wo ftuch die
imnng der Pronomina durch ein eingeschobenes Substantiv be-
keoBwerth ist So muß sich also die Ansicht je nach dem Zusammen^
L
LITWDIO TOBLEB
[ kang der Stelle richten und kann darum im Ganzen scbwankenil bl«
' Heyne nimmt im Qloae. su Beonilf das the als Zusatz , Riegel
'Oloas. zu seinem Lesebuch das Demonstratiy. .
Auch ein letzter Fall des Vorkommens beider neben eim
hilft zu keiner Entscbf'idung. Ks wird nämlich se oder the, oder i
auch vor das Prou. pera. gesetzt, um diesem Relation mitzatb
Diesen Gebrauch werden wir. so weit er das Fron, pera. selba
trifft, nachher noch besonders zu besprechen haben; hier h*n4
sich nur darum, welche Bedeutung dem vorgesetzten se und the
Eukomme, und ob sich aus dieser Verbindung ftlr die Bestimmus
Wesens dieser Wörtcheu eudhcb etwas Sicheres entnehmen Uesa
the vor ic (der ich oder ich, der), htm (denen oder dem),
(deren), hü (dessen) Exponent der Relation selbst sein muQ und
etwa bloHer Zusatz sein kann, ist ziembch klar, zumal da das
pers. zuweilen wegbleibt und the dann fUr th£ ic, the ge u. s. w.
(b. d. Stellen Grein a. a. 0. 418. 676), einzig die vorkommende
Stellung tku the fUr the thu könnte Jenei' Auffassung entgegensl
Wie ist nun aber bei ee htm, se mec das se zu nehmen? An dei
den einzigen Stellen, die Grein für diese Verbindung citiert, gel
demonstratives se mit Substantiv im Nominativ voraus; dadon:
aber über das folgende nichts entschieden. Nehmen wir dieaes n
so muß es indeclinabel sein, weil es als Nominativ zu dem üaaos
des Fron. pers. nicht paLlt; nehmen wir es aber demonstrativ und
natftriich als wiederaufgenommenen Nominativ, so fehlt ein Zeiche
Relation ganz und dafiir bietet der oben besprochene ahd. Geb
keine Parallele, da er nur iiir den Nominativ gilt und auch (mit
einzigen Ausnahme) nur fllr die erste und zweite Person. Steher
drittens se und tAe vor dem Pron. pers. mit einander verbunden
dann natürlich ge immer vor dem the: se the him (cui) se the hü h
(cujus cor), so wird kh allerdings demonstrativ zu nebmeu sein,
wenn ein se mit Substantiv bereits vorangieng (se ver, te the Al
Psalm 111, 1), aber wenn wir daraus schlicl^en, daÜ diese Äui&w
auch Rlr den zweiten Fall zu gelten habe, so bleibt die dort ben
Schwierigkeit.
Immerbin steht nach allem Vorigen fest, daU im Aga. tA* H
als Vertretung wie als Verstärkung des Pi-on. rel. vorkomiB^ i
bandelte es sich hier. Ob nun Ihe in der erstem I
gestumpfter Casus des Pronomens oder da
gebliebener Stamm selbst sei, ist schwer
e» ia der tweitfn Function urst ' «i
im Aga. tk* h
TBEE AUSLASSlTNr. IIND VERTRETI:N0 des PKON. RELATIVUM. 289 ■
Binse TOD da, also wahracheinlicli durch Abatutnpfoug &us tkar,'
tb die Mittelform ther hindurch (wie ahd- neben d<ir auch der
dir ala Zusatz zuiu Proii, rel. vorkommen und in der Fonn da
■ schon früh aufgegangen ist) entstanden sei, ist höcliat wi
rißlicb. Dann aber dürfen wir wohl noch weiter sehUeßen, vmt
Km thn wurde das gleichlautende eratere uuch in der Bede u tu ag'
(irOnglicIi nicht verschieden sein, nur dali dieselbe dort die demoo-
Itive Function mit der relativen vertauschte, wie ja auch unser d a
und zum Theil noch heute, zugleich lür lelalivea wo gilt.
leAufTasaun^ wird nun durch die oben bereits kurz erwähnte That-
e begtStigt, daß nicht nur in der Schriftsprache wo mit näch-
ster Prteposition fUr alle möglichen Relationen gilt, sondern in
Volksapraclie auch allein geradezu fllr dae Pron. rel. (in Baiem,
Uitlelrheiu, in der Schweiz, s. Kehrein a. a. Ü. §. 130|, und daß
kdem Sächsischen nächstverwandten Dialecte, der friesische und
sehe, fhiir (=: thar, da) ebenso gebrauchen. BeticfTend das Frie-
t verweise ich auf die in Rieger's Lesebuch enthaltenen reicb-
I Belege und bemerke nur, daß 'her dort au einigen Stellaa
idings auch als hioller Zusatz nach relativem Fron., wie ags. the,
Bfaeet werden künnte, wenn nicht die andere AufTattsung an den
ten Stelleu überwiegend wahrscheinlich oder einzig luüglicii wäre ;
z. B. 202, 12 mit 204, 10. wo sonst Ihi relativ scheinen könnte,
lit freierer Beziehung steht ther 208, 13 nach efi«- Ikam (nachdem
kßV), mit nad] folgen der Prteposition 209, 17; thä domar, tiier — bi,
Ue Gesetze, nach welclien — . Auffallend und nicht etwa mit unserm
ler zu verwechseln ist das ther ohne vorhergehendes thi = der, wel-
hr - 207, 30, vgl. 208, 12.
K Beispiele desselben Gebrauches von ther im Altsch wediacheo
^m ich in dem schon ohon für Auslassung des Kelativuuis citiertei^'
■I gleich von Anfang an; im Neuschwedisi/heu scheint er erloschen,-
(uKnischu Belege enthalt Dietr. Leseh." 170 ff. und :i8H ff., wo da-
nken auch sMii und Auslassung vorkommt. Audi tiudcu sich daselbst
ie Verbindungen tk»- th« (386, 11), the ther (386, 35), then ther (387, 40,
I 171, 32), fhi- tka f38S, 17), welche offenbar den altliochdcutsclien.
Kihea, von denen wir oben ausgegaugt^u sind. Im heutigen Däniscbi
md der neben einander, letzteres also von unserm deilj^
I unterscheiden, welches dänisch dun lautet. So schreibt
ner Abliandlung: Sagtiet om Holger Dauske p. 5: Den Holge]
if öptraider i Sagnene.
4
290 LUDWIG TOBLER
Oben wurde der Qebraueh des nordischen nem, «am mit d
8 0 in unserer altem Sprache verglichen. Fälle dieses Oebntnchesk
seit ältester Zeit bis ins vorige Jahrhundert vor, doch wv et
herrschend wie das nord. scm. Beispiele aus den verschiedeoei
gibt Kehrein a. a. O. §. 129. Man hat nun den Gebrauch a
Sächsischen finden wollen, aber reine unmittelbare Vertretung d<
reL durch das relative Adverbium lässt sich schwerlich nadi
Im Altsächsischen begegnen allerdings Stellen, wo der Gebraa
zuliegen scheint, aber bei näherer Ansicht erscheint er beding
ein vorangehendes gihus (jeder, H^l. 5461) oder ein «$ mit i
(1277) oder durch Zusammenfassung des so mit einem folgenden
lativ (2835. 5788. 1215) oder durch ein folgendes Pron. pers..
noch besonders die Rede sein wird ; in der Stelle 525 steht i
als gerade Fortsetzung des the 523, sondern mehr conjunctioi
erlösen die Menschen, die (ebenso) lange darauf gewartet
wie (sie) nun (der Erfüllung) sich freuen mögen. — Im An{
sischen fahrt Grein (a. a. O. 499) ftlr svä statt Pron. rel. Ste!
wo nvylc (in dem bereits der Stamm sva steckt), oder wä kmji
svä hvä (beide im Sinn von quicunque wie das alts. gihue oben]
geht, also die Beziehung des svä keine rein pronominale seh
Beov. 1396 ist svä nicht auf das (ebenfalls jeder bedeutende)
zu beziehen, sondern das gewöhnliche wie, bezüglich auf das
des Hauptsatzes. Reden d. Seel. 151 ist svä nicht so fast auf i
hergehende eall, sondern auf das ihm beigeftlgte svä mieel xu b<
Monna cräfL 3 wird svä ebenso wenig gerade Fortsetzung des
gehenden thä sein wie oben so von the in einer Stelle des I
sondern eher = wie, wie auch Psalm 64, 10. Der Gebrauch
wesentlich beschränkt auf den Fall nach jeder und all^ ui
dann geht meistens noch ein svä vorher: wo dieß fehlt (EUc
Dan. 62. 157) erinnern wir uns, daß nach eben jenen Begr
Althochdeutscheu das Relativ um wegbleiben konnte. — Heyne
in der Stelle Beov. 93: (Gott schuf die Erde) vlite beorhtne vo
Väter bebüged, svä als Vertretung des Pron. Acc. Sg. m. be
auf vang, aber es wird eher zu übersetzen sein: (den Erdk
(weit) wie (ihn) das Meer umfasst, denn Grein (498, 7) fiihrt i
Stellen an, wo svä in ganz ähnlichem Zusammenhang offenbi
zweite Bedeutung hat; eher mag in Alfreds Gesetzen c. 42 (bei
Leseb. 160, 27) die erstere gelten.
Am nächsten schließt sich dem ags. svä das englische
ßutsUinden aus ags, eaX-s/vä wie wh^^t ^\^ ^xx^ ^\^^ ^ ^^lehes ai
OBEB AUSLASSUNG UKD VEKTRETUNG DES PKON. RELATIVUM. gOt
1 08 in der Bodeutung ebenso, auch fortlebt. Wie
^du iigs. avü beaondere nach avyk (solch) in relativer Bedeutung
ist daa Corrolativum zu dem aus avylc entstandenen engl.
[ifaches aa, das man mit welch Übersetzen kann, ohne dämm
1 dOrfeu, e» vortrete das Pron, relat Weiteres weili ich über
I Gebrauch nicht beizulegen, glaube aber, ohne es in diesem
igenblick nachweisen zu können, daU im ültcm Englisch auf »uch
leh whiek (auB httylc, welch) folgen konnte. Ein a» nach fitere und
■ ist oben nachgewiesen.
Auch das mhd. alt streift bisweilen an das Pron. reL, ohne doch
ieser AofTassung bestimmt und notbwendig zu unterliegen. In der
Parz. 5, 8 daz in der tot die pfllbte brach
als in ir vater leben verjach,
klärt Bartsch aia geradezu = relativnm der sc. pßikt^: daß ihnen
r Tod den Antheil entzog, den des Vaters Leben ihnen zusicherte.
Aer unmittelbar und eigentlich kann mnn doch schwerlich ein als
: entsprechen lassen, dagegen lässt sich, mit Annahme eines
iusatxes zwischen den beiden Verben brach und verjack erklären!
Fie des V. L. ihn (den Antheil) ihnen zugesichert hatte, so daß
a Tod ihre Lage geradezu umgekehrt wurde. Ganz ähnlich
teht als im Iwein 790; auch das sd in der oben angef^lhrten Stelle
I HSIiand (525) war von dieser Art, — Im Vridanc 173, 1 wird aU
itt statt Pron. rel., bezüglich auf die drei Dinge, mit denen der
haticlirist die Welt bezwingen will, zu nehmeu sein, sondern als Zeit-
> (wann) seines Kommens.
Eher sind einige Fälle anzuführen, wo die Conjunetion daß (der
n Vielseitigkeit nur und gleichkommt, so daß beide zusammen so
-tiemlicb die ganze Syntax des Satzgefüges umfassen) fiir das Pron.
»L eintritt, was ja auch nicht verwundern bann, da dall selbst lu--
iprSsglich ein Casus jenes Pronomens ist und wir üben schon einige
slier spielende Fälle berührt haben. Doch findet ehie wirkliche Stell-
Tertr«tnng auch hier nicht statt, vielmehr ein Wechsel der Construction,
Verwandlung eines Relativsatzes in einen Adverb ialfifttz.
Schon das gothiache ei steht bekanntlich an einigen Stellen ge-
mt von dem zugehörigen Demonstrativum, so daß es als Conjunetion
fgufaast werden kann, bei Zeitbestimmungen, ähnlich den im Anfang
«prochenen mit nachdem, seit, bis, wo ein daß ergänzt werden
im. oder muß. Umgekehrt kommt das attnord. at (daß) BtaU des
Leseb, 332, 22. — Bei. CWucw
202 LUDWIG TOBLER
(CT. Ö463): fro thennes that she went, von da, von wo sie k»
sonders nahe berührt sich aber ein Relativsatas - mit einem Oom
satZy wenn der Hauptsatz negativ ist So steht schon im Ags.
(aus thät ihe, wobei ihe als bloßer Zusatz zur Conjimetion I
betrachten ist, während es allerdings auch für dieselbe eintritt^
und besonders in der Verbindung thäs the, s. Gh*ein a. a. O. 576
fie — cenig (Niemand), so daß wir es mit der ttbersetsen od
tauschen können; Beispiele bei Grein 573, 6. Ganz äknUch ste
auch bei Otfrid 4, 29, 18 nihein, thaz = keiner, der (wonadi v«
auch die oben anders erklärte Stelle 1, 1, 93 hieher zu zi^en ii
ftar ther)y mhd. nieman, daz = Niemand, der — , und noch he
diese Redeweise in der schweizerischen Volkssprache üblich, w«
der auf einen Superlativ folgende Relativsatz mit daß, statt n
Pronomen (oder Adverb wo s. o.) angeknüpft werden kann. Au
Gebrauch des englischen that von Personen mag durch soldie
rung des Pronomens mit der Conjunction mit veranlasst sein. 2
klärung dient auch der umgekehrte Fall, daß Relativsätze statt
Sätzen stehen (z. B. Amis 521 — 23), wie lateinisch qni mit Con
•== ut is etc. Statt des Prou. pers. nach daz kann auch das Poasei
resp. der Genetiv des personale, stehen, z. B. Ernst 3732 (liu'
nieman ir art erkande = deren Art). Vrid. 76, 25:
sone weiz ich keinen riehen man daz ich sin guot unt sSne
wolte haben — keinen (von solcher Beschaffenheit, keinen so t\
daß ich.., oder: keinen, dessen —
Dieser letzte Fall ftlhrt uns auch zum letzten Punkt, de
haupt noch zu besprechen war, nachdem er bereits zweimal vorlä
rührt und angekündigt war, zur Vertretung des Pron. relat
das personale mit einer Conjunction. Von derselben Vei
ohne Conjunction war schon oben die Rede, aber ab von eii
die zwei ersten Personen beschränkten und früh erloschenen Ge
im Hochdeutschen. Hier nun müssen wir zunächst auf den €h
des sächsischen the zurückgreifen, das freilich in diesem Fal
wirkliche Conjunction ist, aber durch seine Flexionslosi^eit
bloßen conjunctionalen Exponenten der Relation darstellt. Ob i;
the im Ags. noch se steht und wie dieß zu beurtheilen sei,
hier nicht mehr in Frage, sondern es handelt sich jetzt nur n
das nachfolgende Pron. pers. Die Hauptformen der Verbindm
schon oben angeftihrt worden, hier ist nur noch beizufügen, d
achen the und den Casus obl. eines Pron. pers. ein ebenfid
ÜBER AUSLASSUNG UND VERTRETUNG DES PRON. RELATIVUM. 293
Subject eingeschaltet wird, z. B. the he usic s» unS; die
— , the ic htm = denen ich — , the thu hü, dessen ... du — ; ebenso
Fron, demonstr.; z. B. se god, the this hü beäcen väs (der^Gotty
Zeichen dieO war). Auch bei Otfrid (1, 23, 27) sind the — tu
quibus) von einander getrennt Ohne solche Besonderheiten findet
der Gebrauch bekanntlich auch im Altsächsischen. Hei. 1, 1308:
k, quos. In der Übersetzung von Psalm 18, 3 (Heyne, klein. Denkm.
&) ateht therthiro genau entsprechend dem schlecht lateinischen qtuh
— eorvm des Originals, welches hinwider dem hebräischen nach-
ist, wo die Construction des allgemeinen Relativiuns *)VM nAi
n. pers. regelrecht ist und der des ags. the in ihrem ganzen Umfang
tepricht. Der Gebrauch des gotischen ei unterscheidet sich von dem
ihe dadurch, daß jenes dem Pronomen angehängt, nicht voraus-
ickt wird; vgl. ikei : the ic, nur dem thuei entspricht auch ein
Mtt the neben the thu (s. o.). Im Altsächs. erscheint statt the ein
: Hdl. 1324 sd is (cujus), 2097 so ina, quem^ und so in dem halb
^--«liBischen Hildebr. Lied 34 sQ se (quos). Bei Otfrid ad mon. 157 findet
J*^ ein pleonastisches ^ nach ther (qui). Eine Häufung anderer Art,
^*^lche doch auch hieher spielt, zeigt ein englisches Beispiel, wo nach
"[^fsm wirklichen Pron. rel. who noch ein them folgt, weil jenes durch
^Sn beigefügtes many eingeschränkt wurde: ...the gentry, who were
^lliged many of them to retrench their expense (Hume) =: von welchen
"^ele — , oder: welche zu einem großen Theil.. . — Eine Stelle aus
^Siaucer, wo nach ausgelassenem und durch nichts vertretenem Rela-
%ivnm his im Sinne von cujus steht, wurde oben angeführt. Dagegen
Erwähne ich hier eine dort versparte provenzalische Parallele, wo in
Ibemerkenswerther Weise nach tcU im Sinne von mancher das Rela-
'thrum weggelassen ist, nachdem es vorher verbunden mit dem Posses-
•hmm im Sinne von cujus gestanden hat Die Stelle findet sich in
Bartsch Denkm. 40, 6:
Tal home am que sos aibs nom azauta
E m^azauta sos aibs de tal non am;
"^^^nanchen Mann liebe ich, dessen Benehmen mir nicht gefällt, und
« geftllt mir das (sein) Benehmen von Manchem, den ich (darum
> ^ 4sch) nicht liebe. Im zweiten Satz ist auch noch auffallend, daß das
^ FoBsessivum seinem Beziehungsworte vorangeht.
Weniger auffallend ist das Eintreten persönlicher Pronomina statt*
'^lativer in der bloßen Fortsetzung von Relativsätzen, indem das
ftdativnm im ersten Glied gesetzt war, und dMiü '?r«iÄJB^\Ä\Ä \iÄ^ v^
894 FEDOB BECH
nachwirkt; daß es durch eine copulatiye Conjanction mit Proa.
aufgenommen werden kann.
Für diese Redeform finde ich im Ags., wo aie doch am
zu erwarten und angebahnt war, keine Beispielci dag^en bei
ly IS^^ö: int iz =: et qiiod; 3, 18, 34: joh gie = ei quos; im
lied V. 15 ind ^ = et qui, wenn man nicht ind = wenn nehmcB
Im Mhd. kommt Ahnliches vor, was bei der dort herrschende^
oder Vielseitigkeit im Gebrauche von und noch weniger su ve
ist, flberdieO freilich mit einer Art von Enallage verbanden ist So
Arm. Heinr. 274, Iwein 3781. Ein nhd. Beispiel, sogar ohne
tion, gibt Tieck: Scheusal, das ich nicht anschauen, viel weniger
ihm etwas verhandeln mag.
Auch in den romanischen Spracheq ist der Gebrauch
weisen; s. Diez^ Gramm. 3, 57 ff. Wenn MachiaveUi (in einem
s. meines Bruders Leseb. p. 80) sagt: mi pasco di quel cibo dkee
e che io nacqui per lui, so kann man und muß num fireüich
e che . . per lui stehe flir: e per il quäle, aber eben daraus ist
daß das zweite che gar nicht mehr dasselbe Wort ist wie das
nicht nur nicht derselbe Casus, sondern überhaupt kein Casus
nur noch allgemeines, an sich unbestimmtes Zeichen der Relation, genii
wie das ags. the in ähnlichen Fällen schon bei einfachem BlBllti^
Satze (s. o.).
BERN, FebniAr 1872. LUDWIG TOBLES.
über die bedeutung des adverbiums
Näher
TOH
FEDOR BECH.
Unsere ältere Sprache zeigt mehrere Wortverbindungen^ in deiMi
das Adverbium naher von der damals wie heute üblicheren Bedeatmil
völlig abgewichen und scheinbar in die entgegengesetzte übergegaogci
ist, sodaß es sich der von hoher vilrder sunder nähert Die Fälle fsai
selten. Sie tauchen auf am Ende des 13., mehren sich aber im Lsvfi
des 15. Jahrhunderts. Da in den mir zugänglichen Wörterbüchen
dieaer Bedeutung nirgends gedacht ist, so scheint es mir der Mäk<
ertb, das Erreichbare zusaitvineii zxjl «\.^)\^ti\ «oSx&fö^'^Aa&R. Lese
arrfen jedenfalls noch weitere Be\Äip'\eV \i«LQVix>a\x^'^«ii ^nA^si.
ÜBER DIE BEDEUTUNG DE8 ADVEKBIUltlS NÄHER. 295
jF ^. Hartmjums Qregor 3568 nach der VatikanischeD Hdschr. (13. Jhrh.) :
^ ■ begunden näher (W. aunder) brechen daz unhrüt und den müt; —
. 1880, 1 nach der Beriiner Handschrift (14. Jahrh.): tcicht näher
übrigen Hdschr. hjdher) baz; — König Rother 1620 Friderich —
hUz Aepriäne sine benke rfuiken nnhei* (= weiter ab, weg); —
ich von dem Türlin in der Krone 5791 er bevalch in in gotes
und hiez in näher strichen. Oawein xooU niht tcüchen, sioie übd
waere geheizen; — J. Titurel 4818, 4 kitlch und »In gesiebte toas
dd van der richeit näher schabende (so nach der Wiener wie nach
Heidelberger Hdschr.; im alten Druck steht vUrder statt näher,
. V. d. Hagens Germania 8, 272); — Warnung 1335: si stSnt
von der stete, durch der rät und er ez tele, daz er verlos er
de guot, wo Haupt näher in hoher geändert hat; — Erlösung 5265
der Nürnberger Hdschr. des dräten sie näher (Prager Hdschr.
ir) baz; — Das Rechtsbuch nach Distinctionen (Ortloff, Samml.
jBf^- Becbtsqu. I) II, 1, 15 (121): hebet tnan obene stetjne Hz, domete
jglai kessel ist ingemüH, unde thüt man dy näher, daz mag man tkün
^i^it rechte; — ebenda Dist. 16, 136: hat aber eines eine huUe gesmä,
'^f^i^ er iekt des stnen darin geczüget mit sins selbes erheit, das mac er
' «did{ wäher (bei Boebme abher) nemen äne schaden dei* ßeischhutten ; —
oibenda Dist. 20, 174: aMe shsse, dy an dy thoim gefestent unde gesmet
•iitfA, gAom czu deme hüse, sundem malslos tnide beiden dy treit man
9*9ol näher (bei Boehme dy nympt man wol abe); — ebenda Dist. 26,
236: sint sy (die siczebenke) abir nicht gefdget unde sust gehgef, daz
uffe siegt, dy tild man lool heraber (Wolfenbüttler Hdschr. näher)
schtdt; — Dist. 26, 251: sint sy abir ledige steyne, nicht zeit müren
Sdeyth, unde sin ledige bret, dy nicht gefestent sinth, dy nempt man vwl
oie her (Wolfenbüttler Hdschr. näher), is were denne in deme koitffe üsz-
^aumen; — ebenda Cap. H, Dist. 11, 153: holcz unde mist mag eyn
«um wcl vor sine hovereyt legen uf eyne bescheiden zeit, nfich köre unde
^fe§ecae deA rätes unde der gemeyne in wichbilde (nacli der Wolfenbüttler
Hdschr. das nmn das näher tun schullen, nach Boehnic) das man das
herabe und weg retome und nemen stille) \ — Alte Qeraische Statuten
(in Walchs Vermischten Beitrügen II, 132) 73: darzu mag man in mit
gdiarsam zwingen, den mist neher zu thun; auch hat der rath zu gebieten
hamholz, farwerge, stein od^er anders in itzlicher zeit, die ein rath zu setzen
hat, nähe zu thun; — Lieder Muscatbluts (nach E. v. Groote) 94, 16
hmipt er dem riehen vur sin dor, man heisf in naher driben; — H. v.
Pfolsprundt. Buch der Bündth-Ertznci, 94, 16: icue geswnht leith, die
nicht nehiiv wil, die treiht das [lad . nehr und "ceugt «U >:a>iV. i\v.v%*,^^
296 FEDOK BECH, OBER ]>!£ BEDEUTUNG DBS ADVEBBIDMS nIhQL
man den Text falsch erklftrt hat in der Änmerkong damntar: ,<
Bchwalst die sich nicht der EEant nfthem, die nichi einen Abeee«
den will."
In allen hi er angefahrten Fällen bedeutet näher so viel wie
weiter nach hinten , mehr zurttck, beiseit, fort^ ^^j eeertm,
es Bteht nicht zu ^ferner", sondern zn „weiter yor, niher hem'
Oegensatz. Der Comparativ ist seiner Bedeatimg nach anf n&ek =
pcne, post fergum znrückzufiLhren. Interessant ist nach dieser Säle
von Hermann Lotze mitgetheilte Stelle ans dem sogenaimten
Buch (Zar jttdisch-deutschen Litterator im Archiv ftlr litlentnrQi;
schichte I, S. 97) : sich neigt der Kuechi, Aehimaaz stund dernSA; Ik
KuBchi lief geschwinden, gen Maehanaim was im gdck, wo shmi imdi
richtig wiedei^egeben ist mit y,trat zurück*^.
Die beigebrachten Beispiele zeigen zur Oenflge, daß man ■flU
überall berechtigt ist, das von der handschriftlichen Tradition gewilrt
näher zu entfernen und durch landläufigere Wörter wie hihar, «Aw
u. dgl. zu ersetzen; meine Bemerkung zu Hartmanns Gregor 3658 h*
darf nach dieser Seite der Berichtigung.
Aber im Anschluß an die hier entwickelte Bedeutnng kamidi
Dicht unterlassen noch eine andere Frage zu berühren. BekiimtM
bedeutet näher, när, naeher, niher, ner nicht selten auch: bilKgef , W-
feiler; ebenso die Positiven nähe, n^A = billig, wolfeil^ vgl. fkfeijfilii
bei Zamcke zu Brants Narrenschiff 70, 1 (und S. 477), Rennor lOlM
Diefenb. s. v. triobolaris (im Gegensatz zu hdchguüie, vgl. Mhd. Wort)
V. d. Hagens Museum ftlr Altd. L. u. K. II, 95 man kamjß sg nid
ald teure; vgl. auch hdch und nach verbieten in den Weist I, 351, 369
413; V, 54 u. 55; femer Freiberger Stadtrecht S. 177 (XXVI) IJ
hetlen im zu uähe geschatcet und dazu die Antithese S. 178 heUen sin
zu tüer geschatcet; Pfeiffers Predigtmärlein in dieser Zeitschrift m, 41
ich gebe siu ime zuo kaufende unde wil siu ime nShe gehen; Puigoldt
Rechtsb. VIII, 49 vorkeuffen eyme etzwas abe zu nähe veile; 50: wer dgm
nähe veile keuffet. Sollte sich diese Bedeutung nicht aus der obeo bc
rührten entwickelt haben, so daß nach, näher oder noeAer zu ÜMW
wäre als: weiter abliegend vom eigentlichen Werthe, also unter da
Werthe oder Preise, im Gegensatz zu höhe, hSher oder tüsret vogl
Weist. 1, 267 weü auch der eUer sfm den fal und läss Ibsen, so soUwm
im des dritten p/enning neher geben ze lösen denn er werdt ist
THEOPH. BUPP, ÜBER DIE BEDEUTUNG VON ALM. 297
ÜBER DIE BEDEUTUNG VON ALM.
Eb wird gewöhnlich angenommen, daß das Wort Alm ans Alp,
klb, Alben, in der Aossprache Albn^ Albm sich entwickelt habe, und
hnlidie Lautbildimgen in der deutschen Sprache lassen diese Ablei-
tng als befriedigend erscheinen.
Bei Schmeller (Bair. Wörterbuch) finden wir diese Lautformen
«r an susammengezogenen Wörtern reichen österreichisoh-bairischen
[ondart verzeichnet, ohne daß das Ergebniss derselben , Alm, von
im als ein fbr sich selbstbestehendes Wort angeftlhrt würde. Ghimm
•gegen nimmt Alm mit der Bedeutung Bergweide in seinem Wörter-
«oeh der deutschen Sprache als selbständig in die Schriftsprache auf.
fit dieser Annahme wollte nun, ohne Zweifel, nicht gesagt werden,
laß der Ursprung aller der schon seit vielen Jahrhunderten in der
eutschen Sprache vorkommenden Alm (Alme) als nachgewiesen be-
iachtet werden müsse, sei es als Wort, sei es als An- oder Auslaut;
am wie wir in der Folge erkennen werden, haben zwar alle näher
der entfernter den Sinn der Weide, aber die wenigsten sind auf
tuen Zusammenhang mit Bergen zu deuten. Alm als Bergweide kommt
nch erst im XIX. Jahrhundert vor.
Das von Hans Sachs angefUhrte alm soll heissen: almen und
at nur des Reimes wegen seine Endsilbe en verloren: almen aber
li, wie wir gleich zeigen werden, in der Bedeutung gleich Almend»
nd Ahnenden, Almanden oder Allmanden (Gemeinweiden) gab es
öt vielen Jahrhunderten, sowohl in Thälem, als auf Bergen.
Um das aus der jetzigen volksthümlichen Aussprache hervor-
legmgene Alm auf die „almen^ des Ambraser Liederbuchs und die
rea Hans Sachs anwendbar zu machen, müsste, wie mir scheint, — da
Be mögliche Umwandlung des b oder p in m bei Alben oder Alpen
nch anderwärts nicht nachzuweisen ist, — dargethan werden, daß die-
lelb^ Aussprache, nicht nur zwei Jahrhunderte vorher bestanden, son-
dern auch in der Schriftsprache gebräuchlich gewesen, während die
Ahnen aus Almend thatsächlich schon mehrere Jahrhunderte vor diesen
vorkommen.
In Österreich haben wh* drei Ortschaften und einen Nebenfluß
acr Traun^ welche Alm heissen. In PrewÄseii «vxA äa^ 'Ö^Ä'« ^S^^v
298 THEOPH. HUPP
lind Untcr-Almo, in Siebenbürgen Alme und Almen. Ein Fluß Alme
ist in PreuBsen und Lippe-Detmold.
Alm'), Alrac kann, nach Sclimeller und meiner nachtrAglichen
Ausflllining ale gieicbbedeutend mit Alraen oder Almend"), Almand.
Almeine ^) u. s. w. betrachtet werden, welche Oemein-Out, Gemein-
Weide *) bezeichnen, und gibt Alra, Alme auch den Begriff der Weida
im Allgemeinen, wie für die Zeit vor der GüterBonderung auf jeden
Fall anzunehmen ist (siehe S. 304. Anm. 31) 8o hegt es sehr nahe, dsG
die erwähnten Ortschaften von Ansiedlungen auf oder neben frühetw
Weiden stammen*), der Flull aber entweder durch eine Weide (Alm,
Alme) floli, oder selbst als Weide (Fischweide, Fisehcnz), als Nahrung»-
quelle (s. Schmellor, Weide) aufgefasBt wurde. EbenBO konnte bb Bich
verbalten mit den Ortschaften Almdorf (Österreich), Almendorf (Pw».
Kurheasen), Almenbausen (Preussen), wovon es mehrere in Duutidi-
land gibt, und endlich mit den vielen (ungefähr achtzig) Ort»-, Plall'
und Bergnamen innerhalb des gcrmanifichen Sprachgebiet«, weletu
mit Ahn. Almen, femer mit Alim*) anlauten.')
') Wie Elm = Klme, Um = Ilme. Vgl. Leier mhd. IIW. 1, MI.
') Sclimeller Bayr. Wörterb. 2. Aufl. 67. Friscli s. t. Allmoud. ') Grimm Weblli.
V, 211. Haupt'« ZeitBchr. Vm, 392 u. f. Bonocke, MflUcr a, Z, 11, 103. FrUeh {ÄÜ
mend) .mm hat ftir gemein ttnch nur mein vor Altera getup." *| Leier bM.
HW. I, 10. al-meinde, al-menilo = gemetnile-trift. In einer Urkunde vnn 11S6 heUt
0«; in Silva pablica, quod vulgu almeide (almeinde?) dieitur; wail nicht i»
gewöluilich baumarma Almcnd allein, aimdem aucb der Wald eine Weide fttr Tim*
nod durch die Jagd (». Scbmeller) eine solcbe filr Menschen bietet; dinQ mt^ «oU
die Venmlaasung bu der oft vorkoin inenden Auadrockswciap ,«uiint> and wrid»"
(vgl. das alid. wnnja, daa goth. vinja) gewesen SPiii. '1 Spute AnneflUing^ ■■'
Abnoiidan heißen, aueh ahne Andeatang dieser dnr^ den Übontang der Weidn aur A»
»iedlung verlnderten BesümmuDK: Allraand, AlLnändle, vric die beiden Orte boi FTFodt»
»ladt IWlIrtembcrg). ') In Schivabeu macht die gi>sclifcrfte Auvspracbe au« Jü» «<>
Allm, aus weg- ein wegkgebcn u. s. w. Das inbd. bat dagegen „al der llp,* •■!
dac laiiC u. s. VI. — Allmarsbacb und die meisten m't All anlautenden Ortsnam«
werden illiriRens im IS. -IS. .lahrh. mit AI geschrieben, *> Wa« ioh M«r »««►
■ttae, ßndet in den vieirn An- und Aualauten mit A. Aa, Aba. Abs, Aach, Ach. SA
loh IL 1. w. (W«M«r, liacli, FluQ) bei Orts-, Fluß- und Berg-Nunrn eine buUftipa<i
Dberün«timmiing , weil die Nennung von dem, wan iiir Erhaltung des Männchen as
neihigateo war, aucti am h.1iili>,'sicn lu Bi'zeiehniiugen vun den bivrauf bciOgüob»
negenstünden und Örtlirhkciten dienen mas«te. Xocb im XIV —XV. Jahrb.
wir (Griinm Weistb.l in der <>fl »orlt^.mi.MUrloTi Z».ainmt.i.l.-Ilur,ir v.m Waaivr^
Weidp und in der RinrJhmmnB de* <i ' "ri dem
irtehen y-'ir» Oemoinde-AngphnriEru
pwiue OkkliitidliiuB dii-oci fr«l. \- •
I «^tair »"^'>" "SM) •^"'"■•■
[ t WObtün voa 8l 0»U.
! <A nur ia LcAaD in ^''i.
tBER DIE BEDEUTUNG VON ALM. opg '
Die große Vorbroitung der Stämme AI «ind Alm mit den ver-
eliiedeneii Endungen a, e, i, o, u, r, a und den weiteren Zusätzen,
ie sie das Wesen der einzelnen Sprachen bedungen, scheint jedoch
if eine allgemeinere Quelle, auf eine Urquelle binznweisen, welche
ie Mt^lichkeit einer lautlichen Übereinstimmung in einzelnen Fällen
uunehmen gestattet. Ein derartiger Einklang wäre nun wohl an und
Ir sich kein Beweis einer Zusammengehörigkeit, in Bezug auf Ur-
; und Bedeutung des Worte«, aber er gestallet fiieh zu einem
icht zu unt(?rs eh ätz enden Anhiiltsp unkte, wenn neben dem Gleichlautc
. difi Bedeutung dos Wortes aus dem Begriffe abgeleitet werden
, welchen die gefundene gemeinschaftliche Wurzel ausdrilckt.
Bei den Griechen finden wir Alma, Almi und ähnliche Namen
ler Anlaut« von Orts-, Wasser- und Berg-Benennungen. Mau leitet
leselben von aig (Salz) ab. DieÜ mag nuu im Allgemeinen und
menlUch bei Ortscliaften, welche an dem Meere gelegen waren oder
lit Salz in irgend einem Zusammenhang standen, richtig sein, obwohl
■f die ersten Ansiedler an Meeresufern — wenn man diese nicht
erhältniEsmäüig spät angekommen voraussetzt. — der Eindruck des
[eeree von seiner nährenden Eigenschaft, dem von seiner salzenden
orBugegaogen sein wird, und in diesem Falle eher an das indogorm.
j nllhren gedacht werden mUsste**).
Im Lateinischen haben wir almuB, nährend, segeuspendend
. B. w. Almo (jetzt Dacchia) hieli der Bach südlich von Ilom, in
«Ichem einst, wohl absichtlich, das Bild der Erdgottheit (magna mater)
I Jahr gewaschen wiu-de. Almo hicü auch der Gott des Badies.
Ne jrachthare Gemahlin Kalfdans des fabelhaften Königs der Norweger
• die mythische Alm-veig (Alm-Topf).
Bei den Romaneu treffen wir raelir als siebzig, bei dem Misch-
«Ik in Ungarn ungeftilu" vierzig Alma, Almas u. b, w. , als Namen
äer Stammwörter von Orts-, FluÜ- und Berg-Benennungen, welche
teilweise auch auf alma, Apfel, Bezug haben können"). Ira ganzen
lanischen Sprachgebiete zählen wir 168 Ortsnamen mit Alm, Alme
; a. w. anlautend und zwar in Thälern, 16 Flußnamen und bloß 6
brgnamen.
Pie Spanier haben ausser den hier eingerechneten, ungefähr 60
ts-, Fluü- nnd Berg-Namen, 36 Wftrter, welche alle auf den Begriff
•) Die beinahe Untliohe Übereineliramling zwiaclieti al, oähron, und Sl-s Salz,
viellnicht Tprsnlusniii: ^nwetifin. daD daii 8hIc aU Symbol f;)W( freundlicher Bewir-
C bMr»chtet wurde. Vg}. dta ital. alitwe Dn4 flaa \M.. ^\l^\\^a.Te■, tero«i liVi^''iv.
iM/«rJ n. *. *„ JZruor, GerstBrimehl , «ioos, Hfcio, «ÄA n.*.«. ■^■^■«"
fejM**"» A^ ^. Alap, Onind. Boden, K\*-ito u. <■■ •«• ,
300 THEOPH. KUPP
def Nährenden zoiUckfUhren. Hier kann nun allerdingi eingewenikl
werden, daß das Stammwort alm& u. s. w. in vielen Fällen mit im
langen Anwesenliett der Araber in Spanien zosammenhliigeD werii^
allein dieser mehr als wahrscheinliche Umstand ist fib* anaere AnfiassHg
eher bestätigend, als verneinend, da bekanntlich das Wort alma m
Arabischen Wasser bedeutet, das wir als ein nährendes Element miter
dieser Benennung bereits erkannt haben; femer in den aemitisdiei
Sprachen verschiedene Wurzelwörter erhalten sind^ die wir in des
indogerm. Sprachen wiederfinden.^^
Als Auslaut von Orts-, Fluß- und Berg-Namen kommt alm
vor, doch finden wir z. B. Ah-alm den Namen eines Dorfes in
Ach-alm, Ach-elm im XI. Jahrh., Ach-abne, Ach-almen, Ach-afanin im
XIL Jahrh. ; später Ach-aln und Ach-el, den Namen eines Berges wd
ehemaligen Ghrafensitzes in Würtemberg; Gähn (Gad-alm), Ort k
Preußen; Mono- (Mons-, Mont-) alm, den Berg in den Pjrenlen; Mont-
sw-(swa-) alm, ein Dorf in Ost-Flandern ; Schwalm oder Swalm- d. L
Sway- ( "= Viehhof) alm, als Fluß in Hessen-Darmstadt; Swahnen (Swif-
almen) ein Dorf im Limburgischen.
Weun nun, wie wir oben gesehen, das Alm bei Orts- und Floß-
Benennungen viel häufiger in Thälem als auf Bergen voricommt, wts
von oben herein gegen die Ableitung des Wortes Alm von Alb, Alboi}
also von Berg zeugen würde ^ so ist auch noch der Umstand zu ht-
rücksichtigen, daC diejenigen unserer Vorfahren ^ welche Air ilra
Unterhalt auf Viehzucht hauptsächlich angewiesen waren, ihre Weite
anfänglich nicht auf Bergen gesucht haben werden.
Es liegt bekanntlich in der Natur der Menschen, das Bequose
dem Unbequemen vorzuziehen; demnach ist anzunehmen, daß we die
Weiden (Almen) in den Thälem zuerst benutzt und mit einem Namen
bezeichnet^ später durch das BedUrfniss gezwungen, ihre Herden aif
die Berge getrieben und die dort bezogenen Weiden, sehr wahrschem-
lieh mit dem schon gewohnten Namen, entweder mit ahn, alme oder
nach der Ofltersonderung. auch mit almend u. s. w. benannt habei.
Dieß vorausgesetzt wiire die Benützung und Benennung der Weide
auf den Bergen notliwondig jünger , als die in Thälem und 08 kAmte
in diesem Falle der Name Alm, dessen Entstehung als wahrscbeinlidi
ursprünglich und unmittelbar, wir gleich nachzuweisen versuchen wer
'*) Vgl Max Malier Yorlesangen tu s. w. v. B. 296. MiurUoa (Hiitoria ^mtd
d0 JE^pMMM I, S04) führt als UberUel'etl au, da'V d^r Name des Volkes der Alma-fiier
wwn JÜmst (WMMerj und dem liameu 'ünet kDStt^«t)& ^^&%^«^ «X^^^ä^x^«^
OBEB die BEDGUTUNO von ALM. 90t
den, nicht als aus dem später zum weiden benützten Berge aus Alp,
Alb^ Alben, noch aus dem Albn, Albm der heutigen Aussprache ent-
itanden angenommen werden; das Wort Weide (goth. vinja) aber ist
«^ne Zweifel späteren wohl nur europäischen Ursprungs.
Ctegen die Ableitung von Alp scheint auch das Wort Elm")
ab Name oder Anlaut mit den Formen EUm, Ein zu sprechen, in so-
fern es besonders fbr Beseichnungen von Ortschaften (vgl. Hofimann
Encykl. der Völker- und Staatenkunde) schon im VHI. Jahrh. ver-
wendet vorkommt und nach Graff (Sprachschatz) und den nächstfol-
genden Ausftihru^en die gleiche Wurzel mit Alm, Alme^ Almend hat,
dabei ebenfalls einen allgemeineren Ursprung als den erwähnten schon
vermöge der Bedeutung seiner Wurzel gleichsam vermittelt^*).
Wasser als Weide betrachtet, versteht es sich ohnehin von selbst,
daß Alm nicht von Alp stammen kann, da mit wenigen Ausnahmen
Bur die Thalwasser fischreich sein und so zu Almen werden konnten.
Vom VIII. bis XI. Jahrhundert haben wir, nach Förstemann,
die Ortschaften Almaha, Elmaha (Elmen), Almina (Almin, Almen)^
*f*Amf Elma, Elmoa, Alna, Almagehiison, Almeiiesdorf und andere auf-
zuweisen, welche, wo sie noch bestehen, im Atdaute gröUtenthdls bis
%uf unsere Tage sich gleich geblieben sind.
Als Weide finden wir das Wort almen, wenn auch in Zusammen-
«etzongien mit Ach, in der Zwiefalter Chronik; femer von dem Abt
Berthold schon im XII. Jahrhundert erwflhnt, welches der drei Jahre
vor diesem schreibende Mönch Ortlieb Ach-almin ^^) nannte. EbenfiUls
mit in schrieb dieser übrigens alle sonst auf en ausgehende Ortsnamen.
Hansen heißt bei ihm Hausin, Tußlingen Tuzzelingin u. s. w. ohne
daß er dadurch, wie seine Auslegung des Wortes andeutet, dem Worte
einen andern Sinn geben wollte (vgl. Hess, Mon. Guelf 169, 204, 217).
Im Ambraser Liederbuch heißt es 339, 12: ^laufi* aus hinauff den
almen*, und 340, 38: „lug ob du die almen nicht sehest^; bei Hans
Saeha I, 251^
'*) Alpe, Albe oder Elbe ältere Namen der Berge; nach Opitz bei Qrimm
D. WOrterb. I, 245. El häufige Ableitung auf al, i1, u1 zurOckftihreud Grimm D. W.
in, 390. «Alle diese el sind Überreste aus dem großen Vorratb unserer alten Sprache*,
b«Berkt derselbe (D. W. III, 400, D. 1 auf Graff hinweisend). — Elbe, der Fluß, bei
den SOmern Albis, bei den Griechen 'AXßiq, später Albia, Alba (FOrstemann II, 45,
Orimm D.W. III, 401). *') Der Schweizer spricht das Elm, welches bei ihm
ItDge der Name des höchst gelegenen Dorfes ^-ar, und das unzweifelhaft eine Weide
l^tdeatete, ittit stark betontem a und gedehntem e wie ASlm, den Glamer Familien-
ttlBlni yEhner* wie ^^mer aus. '*) Almin bei Grimm WeisthUmer V, 657. —
OitUeb, bei Hess, Mon. üuelf. 169. Montcm, i^ula pTacilct^wnA^ tit^n KOc.tvXwA^
80B THEOPH. KUPP
„und Tand vil steiglein allentbalbm
in Gebirg hinauf zu den 3101(00)".
Bei M. Behatn {ans Sulzbauh, Würtemb. 1421 ; die pfeSiD, üebt
Schiiieller B. W. 2. AuH.) kommt alme vor; bei Grimra WeUtbüta«
V, 475: almen iu einem Dinkliofspruoli aus Priiitzhoim bei Zaben;.
Gr. W. VI, 311, in einer Kundschaft über die wilden Bliumc «
Löchgaii bei Besigbeim (Würt.), dasselbe in der entstclheu Fora
eiman; Gr. W. V, 211 und 212 aliiioi im XV Jahrhundert ange-
ftÜirt; ferner das eben erwähnte almin, almindon Gr. W. V. SM
und 688 im XIV. Jahrb., alman (Gr. W. VI, 31lj, 317) im XV. Jhrh,
almay (Gr. W. IV, 5.'i9) im XVI. Jahrb., almand, almeud, almondei
bei demselben; ferner bei Closener, Königshüfen und Ko()p Eidg:
Bunde II vielfach und zu verschiedenen Zeiten als ^Vhuand oder Ge-
meinde-Weide '*).
Bei der Ableitung des Wortes Alm von Alp oder Albeu mOUte
somit ausFier Acht gelassen werden, daß die Namen: al-meide, al-menf,
al-meindis ") (XII. Jahrb.), almio, almen, alme, almeine, almend u. s. *.
schon seit seclia bis sieben Jahrhunderten als Bezeicbnungeu von Ge-
mein-Weiden; femer theilweiee ä.U Ortsnamen, deren Bedeutung aof
dieselbe Bestimmung hinweist, schon seit acht bis zehn Jahrb. vor
kommen. Aueb ist zu berücksichtigen, daü die unter den Namen Alb,
Alp oder Alpen bekannten Berge, wahrscheinlich ihrer vorzugswei«
nährend geglaubten Eigenschaften wegen, sei es andern Bergen, »«
ea ihren Thälern gegenüber, wie auch das indogermanische al (nlthren)
als Anlaut auszudrücken scheint (siehe S. 298, Anm. 7), diese beeonde«
Benennungen erhalten haben. Denn die meisten ihrer Thäler '•) war«)
entweder mit Wasser bedeckt, oder wenigstens in sumpfigem Zastaaä,
so daß die umwohnenden VolkastSmme am frühsten auf diese Berge
geflihrt wurden. Aus denselben Gründen und weil dadurch ftlr dif
Bewohner der Alpenthäler die Bergweide von besonderer Wichtigk««'
wurde, benennt namentlich der Schweizer den Berg und die ßergmiiit
mit den Namen Alp (Alpen) oder Alb (Alben).
") Vgl. Haapt'« ZeiUcbtiß VIU, 392 u, f. ~ Alnieii. >lia«D, Mmernl, timMii
n. s. w. aU QemeiDweide kommt jetzt hauptsäclilich im HUdwcstoo von DeDUcUuil
mit Eiiuchtuß des ElsaMes und der Si;hweU. f<ir. Die im tiatdea Ü«at
Jialt^tien alm, elin, alme, aXtnea a. i, w. kSiiuteu auch Spraoljreate
VulkMtaniiii iu seioBU frUlieieu Woliiuitxcu iiirlli:k)i:el«i>BBu tiaL
IIW. 3U. llau)il'a ZeilauliriR Vlll, 390 u. f.; weiter algmtudui,
Jalifti. ■'} Noch der Anfaui; nnsert* Jalirhuiidett*
/Or WeldpD MuhiaiiMsiu ivarcii.
D DeDUcUuil
•"♦"'•■"IJf \
ÜBER DIE BEDEUTUNO VON AUL 303
Waren nun, wie vrir oben gesehen, die Namen Alme, Almen u. s. w.
für Weiden auch als Oemcinweidcn gegeben^ * ') so kann zwar bei der
später benutzten Bergweide eine gleichlautende Benennung dieser, ge-
wiss ebenfalls gemeinschaftlichen Weiden als eine natürliche Folge
angenommen werden; doch ist dabei die sprachliche Möglichkeit nicht
aasgeschlossen, daß hie und da, wo es sich von Bergweiden handelt,
auch aus Alben das Almen hat werden können.
Gibt aber al (nähren), wie wir später weiter ausführen, den Be-
griff des Nährens oder Weidens und verbinden Alb (Alba, Alben) oder
Alp (Alpä ^^)y Alpen) mit diesem den der Berge, so sind wohl für das
ganze Alb- und Alpcngebiet die Auslaute b (bä, ben) und p (pa, pen)
als Hinweisungen auf die besondere Lage der Weide und, wenn nicht
ala Abkürzung der Bezeichnung von Bergen, doch immerhin als zu-
treffende Benennungen, sowohl für Weid-Berge als f)lr Berg- Weiden
XU betrachten.
Der Unterschied zwischen der Schweizer und der jetzigen öster-
reichisch-bairischen mundartlichen Bezeichnung ist nur in der im
Schweizer Dialecte weniger gebräuchlichen Zusammenziehung der Wör-
ter zu suchen, da die leichte Umwandlung des h oder p in m auch
für diesen hätte eintreten können.
Daß bei der Deutung von Namen, welche die primitiven Mittel
und Quellen der Erhaltung des Menschen als solche bezeichnen, nämlich
der ältesten Benennungen von Wasser , Weide u. s. w. auf den ur-
sprünglichen Werth der Wurzel, wie allgemein auch ihr Sinn sein
mag, zurückgegriffen werden muü, versteht sich wohl von selbst Nach
Qraff (Sprachschatz) wäre die Wurzel von Alp, Alb, sowie von Elm
das indog. al.
AI, das bei der Abzweigung der indoeurop. Sprachen von der
arischen Ursprache durch Erweichung des r in 2 (vgl. Leo Meyer,
die goth. Sprache S. 277) entstanden zu sein scheint und eine
besondere Bedeutung von ar ausdrückt, heiüt wachsen, wachsen
machen, nähren. Das gleiche bedeutet das celtischc (gälische) a 1 a, das
goth. aljan^ das ahd. alan, das altu. ala nähren, erhalten (ohne
^') Im XrV. Jahrh. war k. B. in Achv^^s die Atmende tou den Sonderg^tem
Hoch nicht ansgeachiedeu. Kopp, E\d^, Bünde II, 309. *'*) Alb^ AIpA ahd. (Alpa
gftliacb, Berg) kommen noch jetzt im Schweizer Dialect vor. Man sagt s. B. ^nft d*AIpft
vflk". Kopp (Eidg. B. II, 632) envfthnt aas dem XIII. Jalirh. eine Vor-alpa. AIp& viel-
leicht a]-pa(d) = Al-pes; (päd, sskr. = pes, lat.) Päd = Fuß, wohl noch mit der Be-
destung einer Flüche dnrch die Benennung des mm aufnetzen eines Fußes nöthigen
fianm.«.
904 THEOPH. RUPP, ÜBER DTE BEDEUTUNO TON ALIL
Bestimmung der Mittel), hervorbringen (lat alo), aus welchen die
Nomina al, ala'*), alan, alam*®) und so AI, Aln, Alm^ Elm,
Alme, Almen (Ebnen), Alman, Almend, Almeine*') u. b. w. als Be-
nennungen von Nahrangsquellen entstanden sind**).
Wenn wir nun das häufige Auftreten der Stämme Al^ Alm u. s. w.
und damit die eben angeillhrte Bedeutung derselben im IndogennaiL,
im Celtisehen, Lat., Ooth., Altn., Althoch- und späteren Deutschen
berücksichtigen, seine vielfache Verwendung bei indoeurop. Völkern
fbr dieselben oder doch annähernd dasselbe bedeutenden G^enstinde
ins Auge fassen ; femer uns vergegenwärtigen, daß die Dinge aus dem
Wasser entstanden g<Mlaeht wurden (Ilias XIV, 246), dasselbe aiek
für ganze Völkerschaften Hauptquelle ihrer Existenz sein rnuzste ; ea^
lieh, daß die Menschen zu alten Zeiten am liebsten da rieh nieder
ließen, wo sie ftlr ihre Herden gute und bequeme Weideplätse, filr siek
selbst aber, sei es durch Viehzucht, sei es durch Fischfang oder Jagd
ihre Nahrung und ihren Unterhalt finden konnten, so dOrfte es nick
zu gewagt erscheinen, wenn wir annehmen, daß nicht nur AI, senden
auch Alm, Elm sehr wahrscheinlich schon in Asien den Begriff dd
Nährenden und vielleicht auch des Erzeugenden ausgedrückt habe«.
Dieß vorausgesetzt wird die Bezeichnung von Weiden**), Ort-
schaften, Oewässem und Bergen mit Namen, welche die Stamm- oder
Endsilbe al, alm, ein, elni u. s. w. enthalten, bei den meisten indo-
europ. Völkern als in Übereinstimmung mit der Bedeutung diewr
Stämme aufzufassen sein.
REUTUKOEN 1871. THEOPH. HUPP.
") Aus dem Celtischen oder aus dem Altnordischen. Noch im Jahre 961 kifl6
das heutige Almendingen (Würtemberg) Alamuntinga (Memminger, Ehingen S. 100);
wenige Jahre später kommt es als Almnndinga (Stalin W. Q.); im VIII. Jalirii find«
wir es bei FGrstemann 11. 86 als Alahmnntinga. *^ Beide ans dem GoA. oiv
aus dem Althochdeutschen. ") (Ge)mein-Al. Gemein- oder gwneinsdiafUidv
Nähren, Füttern, Weiden, Gemein-Ats oder Weide (vgl. Sohmeller B^jr. WOrtwhach
2. Aufl. 181), Beseichnungen , welche erst nach der Gütersonderung entstanden isia
können, folglich einer höheren Stufe der Entwicklung angehören (Tgl. Waits. D. Vcr
fassnngsgeschichte I, 42). **) Förstemann Namenbuch II, 56 nimmt aljan goth.
= nähren, tlieilweise als Stammwort der Ortsnamen mit dem Anlaat El, AI und Als
an. In der «weiten Auflage finden wir II, 65, verschiedene dieser Oitanamen miler
dem Stammwort Alm an, als erweiterten Stamm von Flußnamen erwähat Alaaa iit
aber, wie wir oben gesehen, eine der vielen ähnlich lautenden Formen, weldie Cknö-
Weiden bedeoten und denen als solchen nur sehr selten der bessernde Einfloß dar
Bach- oder FlnO-NShe zu gut kommt ") Schmeller Bayr. WOrterb. IV, 27.
Waid (nuaida), das Ausgehen auf den Fang von Wild, Fischen, Vögeln.
FIRED. lATENDORF, WIBKLICHB UND FINQIEBTE OBTSNAMEN. 30i>
WIRKLICHE UND FINGIERTE ORTSNAMEN
IN APPELLATIVISCHER VERWENDUNG.
Zu dem reichen Material, das frühere Jahrgänge dieser Zeit-
jtbift ans den Händen Wackemagers, Eöhler's u. s. w. für diese an-
sehende sprachliche Erscheinung gesammelt haben, liefere ich folgende
-Unne erste Nachlese aus Seb. Franck an neuen theils Belegen theils
Vorbindangen.
Bethlehem, gewöhnlich Bezeichnung des Bettels, der Armuth;
ber des Bettes. Christus ist ain solicher Haintz vnnd Sieman
ifjL gleich in ainem stall, laßt sein knecht herrschen, in Wirtzhäusern
Uk.BeÜdehem oben an sitzen, in beiden (sie) Ugen, ligt er im stro.
Pbnd. Nr. 152 med.
Ofübenheim. Wann einer nun hust wider die Ordnung der kirchen
md alt herkummen, nun mit jm dahin, er ist auffrurisch, sein leer
Imet ZOT auflfirur, er zerrüttet die einigkeit der kirchen. Es seind
pitbemheimer, sy haben die weiber gemein.
Das Wort soll wohl ursprünglich die in versteckten Schlupfwinkeln
Beischlicher Lost firöhnenden Ketzer treffen. Chronica. 1531. 132^.
Mmdbrann = Maul. Der got Venter vnnd das closter maulbrunn
(ich meyn das loch ynder der nasen) treibt vnnd lert vns fast alle,
alles was wir thun, reden vnnd k&nden. Sprichw. II 5P.
MiUenhauaen Bezeichnung der Freigebigkeit, die Welt ist nur von
wäteidimuen, wann jr pfeiff vol ist vnd was sie nit mag. Paradox. Nr.
m. 156. g. E.
SMmg. RübUng. Wahrscheinlich Bezeichnung der Strafe des
Ortes, wo man geriiben, mit Ruthen (an den Ribbenf) gestrichen wird.
Antiochus — geplagt — wendet er bedc sein wort vnd meinung. Das
haißt compelle intrare, gehn Riibling inn das bad fören. Güld. Arch.
Aagspuig Steyner. 1539 Bl. 251^'*'). Der mensch ist so hefftig vercrea-
*) Die beiden Citote sind nach dem Exemplar der kOni^l. Bibl. su Dresden,
k| crwihne dieß, weil C. A. Hase in dem bibliogpr. Anhang seiner Schrift S. Franck
^ Word der Sehwarmgeist Leipzig 1869 aus dem Jahre 1689 nnr eine Ausg. s. 1.
Andere bio- nnd bibliograpb. Irrthümer des Werke» gedenke ich in anderem
dMimlegen, resp. su berichtigen.
QtaMAXU, M0ti§ JMh: F. (JVJ7.> Jahrg. ^^
306 ^' ▼• ZINGESLB
tart, das ihn Gott nit darauß kan pringenn, dann mit grossen scb
vnnd vil leydensy — muß Gott — gehenn ribUnng inn das bad fü
damit ehr ihm die mfenn vnd randen alles annemens vnnd seins ai^
willens wider abnemen. Ebend. 25o\
SchaOcihansen. Vtere foro. Rieht deinen schrägen ghen mi
Du most von gduUekshausen sein. Spri<&w. II 87*.
Straßburg unserm heutigen an die Luft gesetzt werden und
specifisch berlinischen ^bei Mutter Grün wohnen^ u. dgh verwand
Er ist ghen Straßburg auff die hochzeit gezogen. — Es ist bei
bißlin au%angen; nitt vberbliben das eim in eim ang wee
Sprichw. n lOlV
SCHWERIN. FSIED& LATEHDO 8F.
AKISTOTILES UND CANDACIS.
Unter den berühmtesten Männern, die von Franenliebe be
wurden, wird wiederholt Aristoteles genannt In einem 3ed
Frauenlobs heißt es:
»^^3,73. Her Affelus Filius und her Antelön
küuc Allexander und der künic Salonpiön,
AristotUes und der starke Samson^
swie rieh, swie starc, swie khioc sie wim,
doch liezens sich wSp tcereo. 1
Bartsch Meisterlieder S. 342. In einem andern Gedichte sagt der
Meister schon, daß Aristoteles geritten worden:
Olofem versnitten
wart und euch Aristotiles von eim wibe geritten.
Ettmüller S. 102. Bartsch Liederdichter S. 247. Bartsdi Iflei^
S. 262. In einem andern Meistersingerliede (Bartseh, Mmstsrl
S. 403) liest man:
dfi bi man michel wunder sach
daz einen wisen man ein frouwe reit
der man hiez Aristotiles
und was der wisten ein, der wart gebom.
swie wtse er was, doch sm vemunft
verschriet ein wlp: man bete ez wol verswom.
Auch Oswald v. Wolkenstein kannte diese Sage*):
*) Eines der ältesten Ze\ig;iuB8e 1^ ^« ^«^<^ \a^Xa^ ^»t ^^^jbo&^m^
&ebweig, wo es V. 16180— S3 von XiVlää^ YieM^V.
AKISTOTILEä UND CANDACLS. 307
AristotUeB, ein maister groU,
aiu woib in Uberachrait.
zwar seiner kunst er nicht genoU,
hoflichen si in rait.
Webers Ausgabe S. 257. Auch Hugo v.Montfort spielt zweimal auf
diese Erz&hlung an, in Nr. 24:
AriatotileB der gemait
in allen kUuetcn zwar,
ain junkfraw iu da rait,
do er waa worden grfi.
id in Nr. 38:
Ariatotilea den kluogen
liebi Überkam in mit gewalt,
Bin junkfraw chund im es fiiogen,
do er was worden alt.
Bi Alexanders zeiten
tett Iins ain stoltze magt
mit ainer gaisel reiten,
als die iatory sagt. *)
Alle diese Zeugniasc — ältere konnte ich nicht finden — sind jung
und besielien sidi woid auf die Erzählung „Aristoteles und Pbyllis"
(Gea.-Abent. I, S. 21—35).
Hugo V. Monrtort bemerkt ausdrücklich, dalJ Aristoteles von einer
Jungfrau geritten worden. Davon weicht Hans Sachs in seiner Com ü die :
„Persones, die kOnigin, reitt den philosophum Aristotelem" ab, indem
hier Aristoteles von der Königin selbst bethürt v^ud geritten wird.
lActus V.) Sachs folgte somit einer andern Vorlage, als der bekannten
Erzählung. Eine ftimlicbe Fassung gibt mis Heinz kSenllinger in seiner
Reimchronik (Schwelliiandscbrift) **), der bei dem Buch der Makka-
btter die Alexaudreis des Ulrich von Eschenbach (IM. Iü7«— 2«V) ein-
flicht und hier Bl. 19ü* ff. erzählt, wie Aristoteles von der Königin
Candacis besdiritten wurde. Da diese Bearbeitung meines Wissens
uuch nie verüfientlicht wurde, theile ich dieselbe hier mit.
i\ liel ungern begotigeu
den i!|>i)I vun üem dibd wunder irit,
dQ SilariD diu hcIkedii ri<it
deo wiaeu Arialatileni.
im« dflr Jun^raa weiclit hier voll den übrigen ZEiigniiitcii rIi. K. I
-■ Hagta» Ges.-A, 1, LXXV,
Vgl. duritbe. .Ehie (;,".t"»l'liie au» J-^m JiUV. iB.\iAk.- NNvmv \%Wj ■*..
y
306
J. y. ZniGBLE, ABI8TOTILB8 OHD CANDA0I8.
Pratiacä daz riebe lant
het ein küniginne in ir hant,
diu selbe vrou hiez Candacis.
nu sullet ir sin gewis,
5 wie si enpfie den werden man.
niht wol ich daz geaagen kan,
waz 6i gruzer rtcheit
des tagea het an sich geleit.
im beschiet besanderlich
10 diu selbe küniginne rtch
einen riehen palas,
der ze inn gemaeh gebouwen was.
dar in wart gewiset
Aristotiles, den man priset,
15 der mit 1er des forsten pflae.
vor dem palas ein garte lac
mit boumen groz unde wit.
nu geschacb daz bi der zit,
daz er Alexander strafen begunde,
20 ab er im guotes gunde.
ditz was durch die künigin,
wan er vor ir ser rorbte siu.
er sprach: „künie, lieber sun,
des solt du dich abe tuon ,
25 wan ez niht stSt vürsten wol.^
dar nach , als ich iu sagen sol ,
bat diu frou den werden man,
daz er so bald niht schiede dan.
do sprach er: „sueziu kunigin,
30 durch dich strftft mich der meister
min,
er rsetet mir, daz ich Ton dir var."
dö sprach diu küniginne klftr:
„wes Yolgest du dem äffen?
wiltu*z , so wil ich schaffen ,
35 daz ich in rite als ein pfert*^
y gerne ** sprach der vürste wert,
„min trüt, und liesest mich daz sehen,
s6 kund mir lieber niht geschehen.''
Des anderen morgens vmd
40 Candacis bereite sich dar zno.
ein kleines hemde ti an lieh nu,
alein ti in den guten kam,
dd noch das toIc alles lac,
alsd daz nieman wachem pflac,
45 dann AriBtotiles , der las
in einer kamer, dft er sas
in einem Tenster gto dem gartea.
dar üs begund er warten,
dd lach er die fronwe
50 waten in dem toawe.
ez het das minnicitche wip
gar schoen nnd wol gestalten^,
(▼il lieht der durch das hemde sehca)
wts und wol geitaltin bein.
55 das hemdel sich se berge sdch
über diu knie vil hdch.
der meister di vrou wen gerne ladi,
die gedank er von im brach
und sazte sich zem bnoche nider.
60 dar nAeh riht er sich üf wider
und leint sich an das Tensterfin
und sach vast an die künigin,
diu lieht gerar im tonwe woot
si gap dem meister hdhen maot.
65 aber körte er diu engen dan,
doch twanc si den wiken sMui
mit sendelicher qn&le,
das er zem dritten mile
an die küniginne sach.
70 suo ir Aristotiles sprach:
„d minnidichiu Yionwey
was suochet ir im tonwe?*
nu lie diu vronwe sftese
das hemdei üf die füese
75 und sprach: „ich maoa mir sdiasde
jehea,
daz ir mich habt alsd gesehen,
doch slt ez alsd kernen ist,
so helft mir dan in knrser firist,
ob ir weit das ich genese
80 und niht des argen tödes wese.
hiute fruo kam ich her in.
mich hat beyangen swanrin pili«
2 irr A. 24 des] diz Et. 28 von dan tts, 3t liest H».
eg ßs, 62 schoenen Es, 54 nnd fehlt H«. 57 maist E$» 59
67 seodieicher Et, 69 aber an U«. 'Vt vsxv^^^x. m ^nok B»«
51
dem Bt'
M. BÜCK, DER SCHWANK VON DEN SIEBEN SCHWABEN.
309
wolt ich wol, ieh mac niht baz.^
üf das gras diu Troawe saz.
„des libes maos ich gar Terzagen ,
im weit mich denne hinnen tragen."
er sprach: „tongt ir dft yon genesen,
sd wil ich iwer helfer wesen."
in den garten an das gras
giene er, dft diu vrouwe sas,
und wolt si üf den rucke nemen.
si sprach: ,,ich mSeste mich des
Schemen ,
ob ich einen man s6 nfthen
zno mir solte Tfthen.
ich wolt d immer dise n6t
liden bis an minen tdt.
weit ir gensBdic wesen mir,
td mfiest ir kriechen als ein tier
ond mich üf iuch sitsen."
0 also gesigt si an riinen witscn ,
das er s6 Terre sich vergas,
er bukte sich , üf in si saz.
alsd reit si Aristander.
nn het sich Alexander
105 durch die geschiht den morgen
in ein yenster dft Tcrborgen.
ir red het er vemomen och.
dd diser gdn dem palas kroch
und gdn der stiege, als ich ez habe,
110 dd ruofte Alezander abe:
„d Tater trüt, lieber man,
sag an, durch waz ist daz getan?"
der meister sich üf rihte
und fl5ch von diser unpflihtCt
115 dd im ditz also geschach,
zno Alexander er alsd sprach:
„diu Tronwe hftt betrogen mich.
sun, durch wip enstrftf ich dich ,
swie ez uns fürbaz 'ergd ,
120 durch keine vrouwe niht m^
ich dich, min sun, strftfen sol.^
hie mite was dem künige wol.
J. ZINOERLE.
ER SCHWANK VON DEN SIEBEN SCHWABEN.
Die Geschichte von den gewappneten Mannen, welche auf einen
aen losziehen, ist ohne Zweifel sehr alt Sie mag anderen ähnlichen
ich, bald diesem, bald jenem Völklein nachgesagt worden sein. Eine
ihe unterhaltender Geschichtlein der Zimmerischen Chronik fand ich
lon Vorjahren im Volksmunde fortlebend, und nicht allein in Schwaben,
idem auch in der Schweiz, in Baiem und in Österreich. Sie sind
3r sicherlich nicht erst im 16. Jahrhundert entstanden, so wenig als
B. das bekannte Volksräthsel : „Es war einmal ein ZwiefuÜ auf einem
iefuß, da kam ein VierfuÜ und fraß dem Zwiefuß sein Sparmus
leister). Da nahm der Zwiefuß den Driefuß und warf damit den
srfuß, daß er hinken muß.^ Dieses harmlose Ding findet sich aber
lon in einer sehr alten Predigt an die Königin und die Beginen zu
86 mich denn von hinnen Hs, 90 (pe do die Hs, 93 ainem Hs, 95 solt
• ▼. Hs, 95 disew Hs, 110 her ab H». 115 diiiz fehlt Hs. 118 cn-
f] Bo 9tnf H9, 119 wie Ht.
310 MICHEL BÜCK
Königsfelden, in der es also lautet: Ez saz zwifiiz auf drif&z und het
amen f&z, do chom vierf&z und nam zwifuz ainen fuz, do zuccht iwi-
fuz drifuz vnd warf vierfuz daz er ainen fuz liez. SduneUer, bair« Wb. I,
769. Wechseln auch in diesen Geschichten Fassung, Namen der Hdden
und Ortlichkeiten, das Wesen des Witzes bleibt doch immer dasselbe.
Gegenseitige Neckereien btoachbarter Völker^ Landschaften itad örter
müssen schon aus dem Grunde alt sein, weil die Lust an Neckerden
und Spässen dem gesunden Menschen angeboren ist, und weil der
Volkswitz immer um so fruchtbarer ist, je mehr sich ein Volk seiner
natürlichen Ursprttnglichkeit zu erfreuen hat. Ich erinnere hier an die
Spottnamen der Völker, welche in's graue Alterihtittet' zurUckreichen
Wackemagel, in Haupf s Zeitschr. 6, 254 ff.
Mit dem Anfang des 16. Jahrhunderts taucht die Geschichte von
den sieben Schwaben aus dem Dunkel der Zeiten auf. Bebel und
KirchhofT wissen zuerst von ihnen zu erzählen. Nach der Zeit ihres
Auftauchens könnte die Geschichte mit den unglücklichen Ejiegen der
Schwaben gegen die Schweizer im Zusammenhang stehen, um so mehr,
als mehrere Abenteuer der sieben Schwaben schwabenseits den Schwei-
zern nachgesagt werden. Überdieß scheint mir auch die Überliefertmg,
daß der berühmte Hase im Walde Schwaderloch gesessen habe, auf
die geschichtliche Thatsache hinzudeuten, daß sich die Schweizer im
Jahre 1499 im Schwaderloch verschanzt hatten und dort einen Angriff
der Schwaben erwarteten. Man weiß ja, wie die Schweizer von den
Schwaben mit allerlei Geschichten von der Schweizerkuh, dem großen
Ochsen am Bodensee, mit dem nachgeahmten Geplftrr des Stiers von
Uri, mit dem Anhängen von Euhschwänzen und dem Rufe Kuhmftnler
geärgert wurden. Wie nahe liegt es, zu glauben, daß die Schweizer
ihrerseits den Schwaben die Laibe aus demselben Ofen heimgegeben
haben. Als Neck- oder Fatzstück der Schwaben ist indessen der Firosch
älter denn der Hase. Jener lässt sich in dieser Eigenschaft bis in die
erste Hälfte des 15. Jahrhunderts zurückverfolgen. Eine alie Augsburger
Handschrift erzählt : warumb die Schwaben und die von Ulen mit den
froeschcn gefatzt werdent. Es soll nämlich zu Kaiser Friedrichs Zeiten
ein fremder Häringhändler nach Ulm gekommen sein und seine Waaie
den Herren von Ulm, die bislang keine Häringe gesehen, verkauft
haben. Wie billig, hätte der Bürgermeister zuerst nach einem gegritfen,
lim ihn an das Feuer zu halten und dann zu verzehren. Der Fisch
sei aber dem Bürgermeister aus der Hand und in's Gras gerutscht
m/ßg' hätte dieser nach dem H&ring ^^ft^n.^ statt seiner aber einen
Frosch erwischt Da er den Froftc\\ mwViX\Ä\ >AKasni\»^ ^sdn|, ^^tMoi
DER SCHWANK VON DEN SIEBEN SCHWABEN. 311
srlich: kwäck, kwäck! 211 schreien an. ^Alsbald seit der burger-
3r kwäck hin, kwäck her, da hast das fiSlwer gesen und wischt
it ins mul.^ Germania, Neue Reihe 1; 1, 76.
Hase und Frosch werden in der ^schwäbischen Tafelrunde,*^ des
^n Wunderiiom 2, 481, zusammen als Verderber der Schwaben
int« Ich setae nur die Air unsere Zwecke wichtigsten Strophen
IbeH her:
Neuh Sdiwaben gengen über Land,
Zu einer Domenhecken,
&s schlief ein Has ganz starr iin Gras
Die Ohren thät er recken.
All neun an ihrem Schwabenspieß
Stehn männlich hintr einander.
Der schwäbisch Bund thät als ein Beut
Des Hasen Panner greifen.
So rieht ein Frosch neun Schwaben hin,
Die schier besiegt eiti Hasen,
Drum hassen Schwaben immerhin
Die Frösche und auch die Hasen. ^
Wir begegnen dein Frosch übrigens schon in Kirchhoffs Wend-
ith, wie das gleich nachher des Nähern erzählt werden soll. Im
eigehen möchte ich auf eine Notiz in Richentals Chronik des
tanzer Conzils aufmerksam machen, der zufolge das Frösche- und
eckenesseh bei uns durch die Welschen eingeführt worden zu sein
int. £s heißt dort: man hat och fail hopatzger vnd Schnecken, die
n die Walhen. Daß man in Schwaben die Frösche schon im Jahre
hoppeter, hoppatzer, jetzt auch hupfezar nannte und nennt,
It aus dem liber deeimacionis pro papa, Freiburger Diöcesan-
V 1, 130, wo das Dorf Hoppetenzell , fVeilich falsch, mit Cella
ram übersetzt ist.
Älter als Frosch und Hase, aber ganz verschollen, ist die Fatzung
Schwaben mit dem Reiher. Die Chronik des Sigmund Münsterlein
Augsburg, 15. Jahrb. Roth, Beitr. XV. 258, weiß nämlich von der
inft der drei oberdeutschen Stämme die schmutzige Geschichte zu
ilen:
Die Swaben seyen von hohem Stamm,
sie schayß ein reyger ab einem paum,
312 MICHEL BÜCK
▼nd von der Schwaben stank
sindt kommen die Frank
vnd auß der Francken ayr
sindt komen die ynsaubem Payr*
Wir können wohl kaum mehr erfahren , warum die Schi
von einem Reiher herkommen. Es wäre doch allanktlhni an den
sehen Reiher der Vergessenheit anknüpfen zu wollen. Die UnaanbeAdl
des Reihers wird schon von Paracelsus in einem Sprichworte angedeoM^
das heute noch gang und gäbe ist
Für die meisten alten und neuen Darstellongen der Schwab»
streiche ist die im Wendunmuth befindliche Erzähliing von den iMi
Schwaben maßgebend geblieben. Nach ihr wallfahren neun Schwabs
gen Trier und Aachen. Sie haben schön den bekannten langen l^iel
bei sich^ wie ihn die Landsknechte und wie ihn nach der Zinunon*
sehen Chronik^ Baracks Ausgabe 3, 454, auch die schwäbischen Bauen
auf Eirchweihen mitzuschleppen pflegten. Der Männlichste geht „ge-
hamest^ voran. Zuerst erschrecken die neun Gesellen an einem „roS-
keffer oder humusseln^^ den sie brummen hören. Der Vordere in seinn
Hamasch lässt ^ einen blind schleichen'^, der Nachfolgende riecht du
und wittert Pulver und Lunte. Eilig rennen sie davon über ein Hag^
auf eine Wiese, welche Tages zuvor geheuet worden und wo ein Bedun
liegen geblieben. Einer tritt auf den Rechenstiel , welcher ihm aofixt
an die Nase springt Etliche Tage später durchwandern die Neim ein
Brachfeld und begegnen da einem Hasen. Einer der Schwaben ruft
Rageneurle, gang anher! Weil aber der Hase keine Miene macht aeiiMB
Platz zu verlassen, fkngt der Schwabe zu beten an, und als auch das
nichts fruchtet, schreit er in seiner Angst: hau! hurle hau! hau, han,
hau! Jetzt läuft der Hase davon. Endlich kommen die Schwaben an
die Mosel und rufen einem am anderen Ufer stehenden Manne so. Der
verstand sie aber nicht und frug immerfort: wat? wat? Die gaftea
Schwaben glaubten, er heiße sie waten. Der Keckste watet daher in
die Mosel hinein und ertrinkt alsbald. Das Wasser flößte seinen Hut
an's andere Ufer. Über dem Hut quackte zufiülig ein Frosch wat! wat!
wat! Da sagten die andern acht: kann er überhin waten, warum wir
nit auch ? Wateten also gleichfalls in die Mosel und ertranken snhand-
Wendunmuth Nr. 274. Ausgabe des lit V. in Stuttg. Band 95 S. 318.
Beschwichtigend setzt der wackere Schriftsteller einen Reim
„Es seind d'Schwaben hierdurch nit gschmeht
In Frölichkeit es hingeht,
Ein jeder gfellt jm seW^et W&
Andre wissen von im auc^ wk%.^
DER SCHWANK VON DEN SIKBEN SCHWABEN. 313
Die schwäbische Mundart ist nicht übel nachgeahmt, wenn der eine
nft: nBageneorle gang anher/ denn heute noch heißt der Hase neben
(isiigohry Mummelgöschle auch Ragenfturle, d. i. Ragendöhrlein, und
Bmite ^ noch hdre ich die weinenden Dorfbuben plärren : hau , hurle,
pmleld! AufißsUend ist mir die Ähnlichkeit der weiteren Abenteuer
Büefer neun Landsleute mit einer Eichhasenjagdgeschichte; mit der
^ir Oberschwaben die Schweizer „stimmen^. Denn Rudi und Uli,
^'Vdche mitsammen auf die Eichhömchenjagd gehen, erschrecken an
^ ibem Eichhasen (Eichhorn), hüpfen über einen Zaun, Uli purzelt einem
Odisen auf die Gabel, Rudi tritt auf einen Rechen und schlägt sich
Hit dem Stiel die Nase wimd. Im Walde finden sie endlich einen Eich*
Useii. Uli klettert ihm nach, indeO Rudi heimeilt, eine Bratpfanne zu
kolen. Das Eichhörnchen flüchtet sich von Ulis Baum auf einen be*
Uichbarten. Uli aber sagt: kann er dahinüber hupfen, warum ich nit
ktich? hüpft ihm nach und ftllt so zu todt Auch die Geschichte mit
Ion Bnfe watt, watt! hat eine Doppelgängerin. Da steht einmal ein
Idiwabenschultheiß mit seinem Gemeinderath auf einer Brücke und
bewundert die im Wasser abgespiegelte Landschaft. Sie rathen zu-
mmmeaf was das wohl für ein schönes Land sein möge. Plötzlich
■ebwindelt^s dem Schultheiß, kopfüber stürzt er mit einem lauten
JPBiiinpP^ in's Wasser. Die Gemeinderäthe verstehen: kommt! und
■Uixten sich eilig nach, um elendiglich zu ertrinken.
Das Reutlinger Volksbüchlein von den sieben Schwaben enthält
die Geschichte ziemlich ausführlich. Nur schade, daß die Untermund-
flrten der sieben schwäbischen Gaue, aus welchen die Sieben zusammen-
gelesen sindy in den Gesprächen derselben so schlecht durchgeführt
nid. So wie dieses Büchlein erzählt, höre ich die Geschichte jetzt fast
tÜMsraU wiedererzählen. Nebenher schwimmen einzelne kleine Abenteuer,
lose herum, da sie bald den Sieben aufgedichtet, bald gewissen be-
uchbarten Ortschaften aufgehalst werden. Nach dem Reutlinger Buch-
hm lässt sich in der Nähe von Überlingen ein langohriges Ungethüm
idieDy das ein Anwohner des See's, der Seehase, zu bewältigen unter-
nimmt Er wirbt in allem Schwabenlande Spießgesellen zur Ausführung
«eines Werkes. Bei Hechingen gevrinnt er den Nestelschwaben,
bei Bopfingen den Gelbfüßler, an der Donau den Enöpfles-
*chwaben^ bei Meitingen in Lechschwaben treibt er den Blitz-
'chwaben auf, zu Memmingen den Spiegel Schwaben und in den
^berschwäbischen Alpen den langen, handfesten Allgäuer. Sie er-
Qben auf ihrem Zuge an den Bodensee allerhand spassige Abenteuer,
in zehn Cspiteln geschildert wird. Sie \iWiÄ^\ii NCütCL"^ A^\!«wJiAB&.
314 MICHKL BÜCK
2u Augsburg, vom Blitzschwab und dem Mädlc von Schwabeck ,
ihn auf die ^Kirbe^ (Kirchweih) kommen heißt Von dem Kampi
einem Baier , dt^ sie mit den Schwaben in der Kttcfae Iiinselt, (
von einem Streit zwischen dem Blitzschwab und Spiegelschwäb wi
des ^Hemminger Manns, ^ dessen Eemwitz schon Boner in sei
Edelstein kennt. Nr. XCIX. 180. Ferner von ihrem Durst zu 1
mingen, wie dann die Sieben durch das blaue Meer Bchwimmön,
sie einen Gehenkten vom Galgen nehmen und dessen Däumling
Siegeszeichen mitnehmen, wie Rudi der Nestelschwab seine Httl
eine Schweizerin, findet, endlich wie die Sieben an den BoJen
kommen, den Hasen bekriegen, in Überlingen einziehen tiod <
^schwäbischen Heiland^ zum Dank ftir das glücklich bestandene AI
teuer ein Eirchlein erbauen. ,
Was zunächst die Zahl der Schwaben anbetrifit, so haben
älteren, zum Theil schon angefahrten Quellen neun, alle jüngi
sieben. In einer Komödie des Herzogs Julius von Braunschweig,
titelt: 9, Von einem Wirth'', heißt es gleichfalls: „Mey dücht gfaj
vth dat Land, da ein Hass ncgen Minschen-vorschrcckct hat",
gegen man erst kürzlich in den Zeitungen las, daO ein alter geistli
Herr in Südamerika, der auch einmal etwas von den Sieben ge
haben muß, eiheb reisenden Deutschen mit allem Eifer fragte, was y
das Volk mache, unter dem einmal vor langen Jahren sieben Mii
mit einem Hasen Krieg geftlhrt?
Neun und sieben sind alte, sprichwörtlich gewordene, he
Zahlen, die oft zur Bezeichnung einer unbestimmten, ungefilhren
benutzt werden. So haben nach schwäbischem Glaubet! die i
Weiber neun Häute, dauert ein langes Regenwetter neun Tage, bri
neun Klaffcnjahre den besten Bauern um, pachtet man auf neun L
fklle, ist eine weitscliichte Verwandtschaft ein Schnittlein aus der net
Suppe (Nagelmagschaft), so braucht man zu unzähligen Zauberdi
neunerlei Hölzer, neunerlei Kräuter u. s. f. Schon in der Edda (
die Neunzahl eine große Rolle. Ich erinnere nur an Odin, der
Nächte an der Weltesche hing, an die neun Nächte, welche iterm
braucht, um zur Hei zu reiten, an die neunte Nacht, in de)r voin I
Draupnir acht gleich sbhwere abträufcln u. s. w. Ob es einnlai
Stätnmc der Schwaben gegeben hat, ist eine unbeantwoFtbare Fi
Wie ftir die Neunzahl ließen sich auch ftlr die Siebenzahl eine M
von Beispielen anflihren. Ich beschränke mich auf die AnfUihmg
eieben Heerschilde und auf die der Siebener, wie Wir den
äebaßß unserer ÄmtsverBammlungeii ^oü «XXat TjföA \k«t x^^Emsit 8i
DER SCHWANK VON DEN SIEBEN SCHWABEN. 315
kn bei uns im Ocricht, der Stabhaltcr mit den sechs Richtern. Mit
^binnft ward einst im Allgäu der landschädliche Mann ^ttbersicbnet,*'
ftm sechs ehrbare Mftnner ihm zwei Finger in den Schopf legten
lil mit ihrem Eide ^überkamen^, und der Kläger den siebenten Eid
Iter schwor. (14. Jahrhundert, vgl. Heider, Ausftihrung etc. der
iehsstadt Lindau S. 651.) In der That fasste auch der Volkswitz die
ben Schwaben als ein lächerliches Abbild des Dorfgerichtes auf,
Khalb sie mitunter geradezu als Schultheiß und Richter aufgefasst
r€cn. Vgl. Birliilger und Bnck „Volksthtlmliches aus Schwaben"
161.
Wir kommen nun auf die einzelnen Helden zu sprechen.
Der erste und vorderste am Spieß ist der Allgäu er. Man gibt
I eine eiserne Sturmhaube und ein kurzes Schwert. Sein zweites
3rt lautet: Bigost! es ist halt nc Sach!
Nach ihm kommt der Seehas. Wie die Bewohner d^s Sandes
i Nürnberg Sandhasen genannt werden, so bei uns die Anwohner
I Bodensee's und Federsec's Seehasen. Schmcller a. a. O. 1172.
Nicht selten wird etwas Schlechtes, Stümperhaftes als Hase be-
ebnet. So nennen wir Schwaben eine Kegelkugel, die das Aufwilrfs-
)tt verfehlt^ einen Sandhasen, pfuschende Zimmerleute heißt der
Isbufger Dachhasen, der Holländer alle Pfuscher zusammen Bön-
sen. Was mOgen wohl die Geschlechtsnamen Wonhas^ Sathas be-
sten? Das Kaninchen heißt in Schwaben Kielhas, wie der unreife,
eh nicht flttgge Rabe Kiclrapp. Vielleicht ist aber Kielhas aus Küngcl-
s entstanden, wie Spiclmag aus Spindelmag. Aus allem erhellt, daß
ui mit dem Hasen etwas Unreifes bezeichnen will. An dieser Stelle
D ich gleich folgen lassen, was sich ttbor den Seehasen im Nach-
He des Freiherm von Laßberg vorfindet
„Die Schwaben**, sagt er, „nennen die Bewohner der Ufer des
idensees, insbesondere die Konstanzer Seehasen. Ich habe nicht be-
srkt, daß die Hasen in diesen Gegenden häufiger vorkommen, als
fibrigen Schwaben, habe auch nirgends auffinden, noch erkunden
tmen, warum und wie die Benennung aufgekommen. Die Nötitia
[oitütum utriti8<][ue imperii hat mich deßhalb auf eine Vermuthung
Uirt Soivie die Römer unter ihren Hilfsvölkem einige Kohorten
( dem Breisgau hatten, Brisigovii scniorcs, B. juniore^, so zählten
auch aus der Gegend um Konstanz ein Bataillon oder Reppment
ihrem Heere, das Prima Flavia Gallicana Constantia hieß, wovon
Soldat^i im oberen Theilo des Schildes einen laufenden Hasen
nali hatten, Sie standen wie die BreisganeT wx\\ftT ÄÄTOi^Ä^S^fe ^«käv
316 MICHEL BÜCK
magister peditum, der dem praefectus praetorio Italiae imtergeori
war. Daß zur Zeit der Ab£A88iing der Notitia unter Kaiser Theodoi
oder seinen Söhnen die Gegend um den Bodenaee zu Gbdlia geredi
wurde, ist bekannt, darum Gallicana, den weiteren Zusatz Flavia mod
das Regiment von den Cäsaren der Constantiery welche gens Fla
hieß, erhalten haben, unter welchen es wahrscheinlich errichtet wnj
Ich sehe nach dem Gesagten gar nicht ein, was uns abhalten ad
die Seehasen fUr diesesmal von den Constanzer Auxiliartrappen i
zuleiten. Wollte man die Sache noch weiter ausspinnen, ao k5ii
man die Schnurre von den sieben redlichen Schwaben, welche i
einem Spieß auf einen Hasen losgiengen, in Beziehung bringen i
annehmen, daß einige römische Soldaten dieselbe zrun Spott i
schwäbischen Hilfstruppen erfunden haben. In der Notitia dignitiii
Lugdun. 1608 p. 132 heißt es: Prima Flavia Gallicana Consta!
a Constantio eins autore et a Gallico, ubi degebat, denominata. Hi
rutilns in caerulea patina equus, in medio viridis orbis consisteb
cui quadrupes toto innuti pectore videbatur, ut Pierius describit: Rr
cipem totum orbem victoriae superasse indicat, siquidem equus vie
riam indicat Sed in meo codice et Ursiniano videtur lepns cnrrei
qui vigilantiae et velocitatis est symbolum.^ So viel Laßberg.
Der dritte am Spieß ist der Nesselschwab. Er trägt eine 1
teme in der Hand und „auf dem Buckel ein Bündele*^. Ihn ka
schon ein Lied des XVH. Jahrhunderts. „Taille douce eines s&l
Herren in bittrer Manier J. 1650.^ Ejiaben Wunderhom 2, 474.
„Der Nestel ohn Maß und Ziel
Sind um und um her bunden^
Er gab wol ab ein Nestelschwab
Wie man schon längst hat funden.^
Der vierte Schwabe ist der Blitzschwab. Er fährt stets i
Wort: Potz Blitz! im Munde. Eine Rede, welche man heutzutage i
nur noch in Niederschwaben zu hören bekommt Der Oberschwi
(Allgäuer) schwört immer beim Donner, ihm ist alles „donderschlftchti
Der Blitzschwabe trägt ein Schwert und eine FiedeL
Der fbnfle am Spieß nennt sich Spiegelschwab, von i
glänzenden Rockärmeln, an die er seine unfläthige Nase wischt, a
benannt. Er trägt als Wehr ein Barbierbecken am Hintern.
Der sechste Schwabe heißt Gelb füßler, er heißt auch Hau«
oder Jockele. Er trägt lange Stiefel und Sporen dran, damit er hinft
ausschlagen kann« In der Hand führt er ein langes Messer. Währa
des Sturmes löst er den AUg&uet «X> ^mdi %\.^\. n^tcv^ «[& ^^vriO. V<
heißt es in des Knaben Vf\m^exViQrcL%
DEB SCHWANK VON DEN SIEBEN SCHWABEN. 317
^Du Jockei bist der vorderst gwiß, geh da voran,
Ich mnO dahinten vorne stan/
im Reatlinger Volksbüchlein:
„Gang Jockele, gang du voran
Du hast Sporen und Stiefel an,
Daß dich das Thier nicht beißen kann.*^
Bmer der vielen Textabarten, die im Volke umgehen:
„Hanselimann gang du voran
Du haust die gräußste Stiefel an.^
ist die bekannteste Person unter den Sieben, die gereimte Auf-
lemng an ihn ist längst Sprichwort geworden. Der Name Gelbfiißler
nte ursprünglich auch mit dem Frosche zusammengehangen haben.
li Wendimmuth Nr. 199 reist ein Schwabe mit einem Schweizer
dl den Elsaß. Dem Schwaben kommt die Lust an zu krebsen,
in er erwischt Frösche fUr Krebse. So oft er eines Frosches hab-
i wird, sagt er: Lug, Uli, ich hab wieder einen mit oim gelben
inle. Nach der jetzigen Lesart kommt der Gelbfllßler daher, daß
guten Bopfinger dem Kaiser einmal recht viele Eier verehren
Hen, und da dieselben nicht alle auf den Wagen giengen, durch
dn Stadtknecht einstampfen ließen, wovon dieser begreiflich gelbe
ne bekommen. Angesichts der in Schwaben noch viel verbreiteten
ven gelben Lederhosen wird eine Anspielung auf diese Tracht
HD von der Hand gewiesen werden können, zumal da ein Theil
; Volkes die Sache von diesem Gesichtspunkte auffasst. Auch der
>8Gh dürfte um seiner engen Hosen willen Neckfigur für die Schwaben
rorden sein. Vgl. Birlinger, Alsatia 1, 94.
Der siebte, letzte mid am Ende am firühesten bekannte der
liehen Schwaben ist der Knöpflesschwab. Er trägt den Knöpfles-
lel, einen runden hölzernen Kochlöffel, Pfannen und Häfen. In der
bweiz, in Oberschwaben, Lechschwaben und im Elsaß heißen die
UklöOchen, Knöpfle, Knöpfli, in Niederschwaben Spätzle,
ben den Suppen aller Namen sind diese Knöpflen oder Spätzlen
I Leibessen der Schwaben. Wenn es wahr ist, was Sachße in der
ischrift filr deutsches Recht Bd. 14, 37 erzählt, so wäre der Knöpf-
ichwab schon ziemlich alt. Denn er sagt dort, daß sich in einem
m, aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts stammenden Codex
I Sachsenspiegels die vier Hauptstämme des deutschen Volkes ab-
oldet fibiden, nämlich der Baier, der Sachse mit dem Messer, der
mke mit dem Mantel und dem kurzen Gewand, endlich auch der
iwabe mit einem ganz deutlichen Knttpüe«\^SQ\ Vn ^^^ ^«sA«
318 MICHEL BÜCK
Um ufcl&t zu weitläufig zu werden, Bol| von den kleiiiercn
teuern der Sieben nur noch auf das Durchschwimmen des
Meeres näher eingegangen werden. Ein blttbendeS; thaubedecktes
land, das vom Winde ins Wogen versetzt wird, hat in der That
Ähnlichkeit mit einer Wasserfläche. Die sieben Schwaben,
immer geradeaus der Na^e nach über Stock mid Stein dem See
wanderten; kamen ^unyerdanks^ an einen Flachsacker,
werfen sie sich in die vermeintliche Fluth und arbeiten sich
durch. Die drollige Musterung nach dieser That findet man imVc
thümlichen 1; 461 erzählt. Merkwürdigerweise spuckt unter den
sehen die Geschichte von dem Dorchschwimn^en eines
schon vor anderthalb tausend Jahren. Paulus Diaconus cap. 20
zählt nämlich, daß als die Langobarden aus RugUand (Niedei
ausgezogen waren , sich ein Krieg zwischen ihnen und den Hc
entsponnen habe. Der Herulerkönig sei während der Entscheidi
Schlacht gemüthlich beim Brettspiel sitzen geblieben, da er sich
dingt auf die Unbesiegbarkeit seiner Heruler verlassen habe. Wi
halber hätte er jedoch einen Diener auf einen benachbarten
steigen heissen, um von Zeit zu Zeit über den Gang der
Nachricht zu geben. Der König habe ihm mit dem Tode gedroht, vi^
er berichte; daß die Heruler fliehen. Plötzlich rief dieser Diener:
du Qerulervolk; was fUr ein Zorn kommt über dich von dem
des Himmels! Da fragte der König: fliehen etwa meine Hc
Worauf ihm der Diener geantwortet: Du selbst^ o König h^ ei
sagt. Die fliehenden Heruler hätten aber den Kopf so sehr t<
daß sie grüne Flachsfelder fUr Wasser angesehen, demzufolge die
weit ausgebreitet und sich, um sich zu retten, in die vermei
Wogen gestürzt, wobei sie alle erschlagen worden seien. — In
Darstellung Pauls findejt sich auch der Vorläufer einer anderen Y«
anekdote. Man ers^hlt sich nämlich von einem hohen Herrn,
wärtig muß es der verstorbene König Willielm von WUrtemberg
der ein krankes Leibroß gehabt und einem Diener den Auftng P
geben hatte, vom Befinden des Pferdes hin u^d wieder Nachricht i
bringen, falls er aber den Tod melde, solle ihm „der Kragen oop
dreht werden^. AU das geflirchtete Ereiguiss eingetreten, koronit ^
Diener mit dem Bericht: Herr der Schimmel frißt nicht mehr, eritf
nicht mehr, er schnauft nicht mehr und regt sich nicht mehr! gAl
Wetter!", donnert der Herr dazwischen, „dann ist er ja todt!' B
habt es selber gesagt, o Herr! erwiedert der Diener erleichtert
Herzens, O/Teubar ist dieser /.ug vjV^i Avt\ dv»s Durehschwimmens i
DER 8CHWA!*K VON DEN SIEBEN SCHWABEN.
ifflider eine uralte VolkswiUbistorie, und w«r da» #diQn zu Faul
I pjscons Zeiten. PauJ wird die G^achichto bei seineu Laudsleuteu,
den HeiTÜeni zum Spott nttciiB^ji^oQ , gelttirl und für baaie
■llQ^e aqgeQoiDmen haben, wie uuxtJte Uiuicnu nNapolcou den Schuster-
lelleo" aiteh wörtlich ftlr walir annehmen. So miSgen viele Schurken-
«ich^r die wir dem Euleuepiegel, dem Scbinderliannes, dem baierischen
dem Bchwaraen Verl und anderen Volkuhelden naclisagen, viele
«heaalter hindurch immer wieder anderen, gerade im Volksleben
ipfcaDatea Abenteurern oder Helden uacligesagt worden sein, und ich
I lebhaft davon überzeugt, dal! einige selbst Über die Völkerwanderung
llckreichen, so gut wie stabreimend« Redensarten, wie Sprichwürt^r
tntd andere geistige UrerbBtUckleln mehr.
Ich komme nun schlieClioli auf den Hasen, den SpieU uud den
fawSbischcn Heiland zu sprechen.
Der Hase hat im Volkaleben immer eine gftwiflse Holle gespielt,
licbkeiten und Scbijdf sind nach ihm beuauni, Sprichwörter und
nautcD heften sieb an seinen Namen, alt und jung scherzt mit
wo man seiner ansichtig wird — und wer erinnerte sich nicht
Eäw köstlichen Zeit, da ihm der Osterhase über alleä theuer war? Im
h&liwabenlande gibt es kaum ein StHdtebeu, wo man nicht entweder
''^im JQUgen, alten, schwarzen, weissen, goldenen n. s. w. HasenwirÜi
einjkelirea könnte. Wie ot^ steht man dort den aus Papier gesohnitzetten
Uaaeutatiz, wo nebt Hasen mit einer Brctzcl im Maul an dem lustigen
FiedW hinaufspringeu! Auf allen Markungen begegnen wir iu alten und
jungen Taj^en Fluruameu wie Hasenpfuhl, HaHenbrllhi, Hasenberg, Hasen-
vaidf-, llasenwiesen, Hasengärtleiu, Hasenstaig n. s. w. In allen Auen den
Pflanzen: HasenfiiU, Hasenbrot, Hasenklee u. s. w. Wer kennt nicht
die Ke de ns arten : laufen wie ein Hase, murmeln wie ein liase, ziegeln
wie Kiolhaseu, ein Haseumäulu machen, merken wo der Has läuft,
Wü der ilas im Pfefl'er liegt u. s, w. Das auf dem Felde arbeitende
Volk treibt mit ibm liberall seinen Suherz. Die Schwaben zwiseheu
lUor und Lech rufen ihm zu: Has, Has Langolir, leg mir vor! Die am
Boticnaee: Lua, lua, der Ha»! Die an der Donau: Has, Has, Langohr,
givbat ein guten Tambor! Andere rufen ihm andere, schlimmere An-
zUgUtihkeiten nach, denn jeder Hirteubube und jeder Knecht sinnt
darauf, dem davoi;^agendei) Hasen eiupe anzuhangen. Wo ein guter
infall fehlt, wird der Hase wenigstens mittelst des ausgestreckten
lieustiels und eines knallnachahmeuden Bumma I zu erschrecken ge-
• iJiipht esnug damit, er muli den Hexen seine Uestalt leihen,
' ~ . das Kraut a\ihesfteu V«\övft\i, "vctw«
320 MICHEL BÜCK
mit drei Beinen omherrennend die frommen Bäuerinnen in Schi
setzen, daß sie mit hasenschartigen Eandem niederkommen ui(
gleichen Unfiihren mehr treiben. Bei den nichthexenden alten Wi
dient sein Wedel als Fingerwärmer im Handschah, mit dem Hast
vor dem Gesichte gehen unsere Bursche als Pelzmärte im DorJ
u. s. w. Wer erinnerte sich endlich nicht mit einiger Wehmut
Zeit, da ein „seidehasenhärener Hut*^ das schönste Tn^n im Schi
lande war? So muß der arme Tropf überall herhalten, er muß „
und Has^ sein und wenn man eine Gegend recht emiedrigen
sagt man ihr zum Spott nach, sie liege da, wo Fuchs und Ha
ander gute Nacht sagen!
Die größte Ehre legt der Hase als Osterhase ein. Man weil
er zu dieser Würde als Sinnbild der fVuchtbarkeit gekonunen is
wie das Ei auch, das er legt. Die doppeldottrigen Eier deute
am augenscheinlichsten an, weßhalb die Henne von Gebweilei
Anno 1272 täglich zwei doppeldottrige Eier legte, in die Chrc
gekommen ist Vgl. Merian Topogr. des Eis. S. 19. Aus der
Ursache muß der Gansloser Schultheiß auf einem gefundenen (
den Gemeindehasen ausbrüten. Und als er einnickend rücklings i
Ei und die Hecke sitzt, rumpelt ein Hase aus dem Busch, dei
Schultheiß freudebewegt nachruft: Potz Blitz! Btteble, kennst den
Vatter ett? woidle komm dohear! Ein Streich der den Oben
und Bopfingem gleichfalls nachgesagt wird. Nicht minder in de
nung ist es, wenn die Kißlegger Hebamme ihre Kinder aus dem H
nest holt
Von dieser Seite her betrachtet, macht der Hase den Ein
eines abgesetzten alten m3rthischen Wesens. Wie viele yorchrii
Deutschthümer mußten sich vor dem Sonnenlichte des Christel
in scheinbar sinnlose Eonderreime, in harmlose Volksräthsel| in
hafte Redensarten flüchten, um dort ihre letzte Ruhestätte zu !
Nehelennia mit dem Hasen versinnbildlicht^ wie bekannt ist, die F
barkeit, als Erdgöttin mit dem Hasen. Möglicherweise lebt diese i
deutsche Erdmutter auch in Oberdeutschland fort Wenigstens
ich unter den Bauern den aufiälligen Glauben an eine Has^ni
Wer diese zufUlig schieße, verderbe sich die Jagd auf Jahre 1
An ihr hänge das Glück wie am Schnittlauchkönig. Ob die (
den Hasen wegen dieser seiner Mutterschaft fiir unrein hielten od<
man damals schon wußte, was unsere Jäger behaupten, daß er
JtAmmeizeit öfters an den fVanzosen leide, ist schwer zu sagen
das classiBcbe Alterthum von Wuw w^XvÄXftiv, %xää\. tsäxl vbl "«»0«
DER SCHWANK VON DEN SIEBEN SCHWABEN
1 Hederich. Nach Petersen (Germania XV. 123) soll sich zu Thunges^
in der Schfreiz eine Kirche „Unserer lieben Frau anm Hasen"
Mir ist aber diu* ein ThUngenthal im ktinigl. wOrt. Oberamt
il bekannt, woselbst sich io der Sakristei ein gemaltes Muttergottes-
t befindet, zu dessen FllsKen ein Hase sitzt. Maa erzählt dazu: es
te einst ein Schenk von Limpurg, dem ThUngenthal gehört, auf
r Jagd einen Hasen verfolgt. In der Noth sei letzterer in die Kirche
laufen und habe sieb gleichsam Hilfe suchend an das im Winkel
hende Muttergottesbild angeschmiegt. Üer Schenk, von diesem Än-
ek gerilbrt, hätte den Hasen wieder laufen und das fragliche Bild
der Sakristei maleu lassen.
Zu den sieben Schwaben steht der Hase sicherlich nur in seiner
i Eigenschaft, nämlich als friedfertiger, furchtsamer Vermehrer
nes äeschleuhts, in Beziehung. Eiu schneller Üase ist im l'arzival
■19) ein Vorbild der Furchtsamkeit, das zaghafte Weib wird im
Ben Heinrich als eines hasen genöz bezeichnet, haaenwer beiUt die
•Mt im Ring des Heinrich von Wittenweiler und vor der Schlacht
; Sempacb durfte der Herr von Ochsenstein zu dem von Hasenburg,
• zur Vorsicht raahiitt;, sagen: 0 Hasenburg, hasenherzi Ftlr den
T der Hase stets ein schlechter Angang und heute noch
tt ea achief, „wenn einem ein Hase über den Weg läuft." Gleich
batem und alten Weibern war er uukriegerisch und darum ein
ilimmes Begegnisa. In der Zeit zwischen 1.Ö4S und r>2 sollten die
iwSbischeu Reich sstildte viel l.ngemacb von einem zweibeinigen
wn, nämlich dem kaiserlichen itatlie Haas erdulden. Der hatte
t die alten freisinnigen Stadträthe abzusetzen und reformations-
ndliche Räthe einzusetzen. Sogleich bemächtigte sich der Volkswitz
Bea Namens. Die von ihm eingesetzten Räthe hieli man nHuseuräthi;''
[ vom Kaiser sagte man: „er lassL- durch den Hasen die Zunü-
r auffressen." Zimmer'sehe Chronik 4, 23.
Der berühmte sieben Mannslängen, d. i. siebenmal sieben Schuh
wende Schwabenspieli wird mit dem eroberten Däumling des Por-
ten in dem Kircblein „zum schwäbischen Heiland" aufgehangen,
I einstens des htlmen Siegfrieds Speer zu Worms und der wach-
Ideme Spieli des Riesen Hajmon zu Ambras. Heutzutage ist nur
I der große Herrgott von Bilatingen spricli wörtlich , zu dem flbri-
I die Weiber, welche über ihi-e Männer zu klagen haben, kein
8 Zutrauen besitzen, „da er halt auch ein Mannsbild sei und
veläre doch alle zuannimenlu-lfen!'^ Ob nicht eines der riesigen
oke zu Hohen Lodnian atii See Au\a\l> iia.\i. ifevi 'Ä^\'i*i ig^'^'fÄa-
^
322 ADOLF WOLF
in der dortigen Gegend zu suchen? Möglicherweise ist Si JQtM
Panner^ das die Schwaben zu tragen hatten und dessen Vorrechte U
von Bodman im Jahre 1392 so tapfer verfocht, zu dem allen mU
Schwaben gemeinsamen Spieß herabgewürdigt worden , dann hit vU
leicht auch das „Hasen -Panner^ der schwäbischen Tafelrunde eW
nur auf St Jörgens Panner anspitzen wollen.
AULENDORF, im Herbstmonat 1871.
ZWEI DEUTSCHE MÄHRCHEN IN EINEM
SCHWANKBUCHE DES XVHL JAHRHUNDEKR
Die k. k. Hof bibliothek in Wien besitzt seit Kurzem ein Sdund
buch des 18. Jahrhunderts , welches den Titel ftihrt: Die | Ladied
Schule^ I Das ist: | Auserlesene, rare und kurtz- | weilige, Hirt
rien, I ... in Druck gegeben | Von | Georg Christoph Ruckard, j Bai,
Verlegts Joh. Ändr. Scheuer. 1736. | Dieses Buch in 12*, mit eino
Titelkupfer, Titelblatt^ einer nicht paginierten Vorrede von zwei Seik
und 306 paginierten Seiten, ist ohne Zweifel sehr selten, da idii
keinem bibliographischen Nachschlagewerke eine Erwähnung deneb
finden konnte; es wurde dem Dialecte und der Localiaienmg nadii
Schwäbisch-Hall gedruckt, wo damals ähnliche Werke zu erscheÖM
pflegten (vgl. das weiter unten anzuführende Vademecnm) und oitU
213 Oeschichten, Anekdoten u. s. w., von denen die meisten ans di
älteren Bflchem ähnlichen Schlages entnommen sind. So wird i. ]
No. XXI von einem Rabi Ben Salomon von Prag die Sage von de
Juden von Venedig berichtet, No. LXXVH und LXXVDDE ersdü«
Lalenburger Streiche von den Bauern von Oanßlosen, No. CXXXl
ist die Erzählung von der Matrone von Ephesus u. s. w. uns inten
sieren aber namentlich zwei Mährchen^ die aus den Eander- und Hai
mährchen der Brüder Ghrimm allbekannten No. 61 DasBfirle«
No. 98 Doctor Allwissend, welche sich in ziemlich abweichend
Versionen in diesem Buche befinden. Wir glauben, es wird Manch
nicht unwillkommen sein, wenn wir diese beiden Mährchen hier wo
getreu hersetzen. Das Mährchen vom Bürle steht ab Nummer CXI
S. 219-231:
„Vorzeiten wäre ein Bauer, der hatte einen Sohn, welcher sc
mütbwillig wäre. Als nun der VaXtoc ^^^Vyf^XL^ %l<^oi2^ der Sohn all*
ZWEI DEUTSCHE BIÄHBCHEN. 323
bAey Schalckheit an^ und tbäte denen Bauren in seinem Dorff grossen
PHBohrnden zafbgen, so daß sie auch sich genöthiget sahen , ihm gleich-
pAdb Schaden zu thun, daß sie ihn aus dem Dorff bringen möchten.
rim waren die Bauren einmals mit einander einig , und Schäften an,
^ß dem Einhim (so hieß er mit Namen) des Nachts sein Backofen
igeworffen ward, vermeinten, er solle kein Brod mehr bachen, die-
eil er nicht viel Übriges hatte, ihm auch keinen mehr bauen kunte,
wolte ihm auch keiner von seinen Nachbarn vergönnen, daß er in
»«mem Ofen bachen thäte, wolten ihn also auf diese Art vertreiben,
gescheid waren sie. Der gute Einhim gedachte, ich hab ofit hören
;en, was man gen Augspurg bringet, das gilt alles Oeld, und nahm
rothen Leimen von dem Ofen, stieß den aufe allerschönest und
^^^kinest, thäte solchen in ein ledern Säcklein, gienge also damit auf
Jkugspurg zu, und kehrete bey einer Wirihin, welche eine Wittwe war,
i^jmr Herberg ein, diese hatte nur eine einige Tochter, mit derer hielte
also Hauß. Nun thäte der gute Einhim eins, und sprach zu der
-"Wirthin, hebt mir das Säcklein fein fleißig auf, daß mir kein Schade
geschiehet, denn es stünde sonst mein Verderben darauf, und
mÜBste entlauffen. Da sprach die Wirthin: Ey mein lieber Freund,
dflrffi kein Sorg haben, und wann das lauter schön gemahlen Gold
80 solte euch kein Statlblein darvon kommen. Als nun der Ein-
i^-^Um schlaffen gegangen war, gedachte die Tochter, was hat er nur im
1^ ''Siek, daß ers so theuer und wohl befiehlt, gieng hin, und machte den
^ Sick auf, da fände sie den Leimen, und meinte nicht änderst, als es
^ ^Wire lauter gemahlen Oold, lieffe zu der Mutter und sprach: Warlich,
r| ^ ist lauter gemahlen Oold in dem Sack, die Mutter besähe es auch,
tnd meinte, es wäre ihm also: sprach derohalben zu ihrer Tochter:
^- ^alt, ich wills auslären, und will ihm schwartze Pfennige darein thun,
%r wird ea morgen nicht mercken.
Als nun des Meißens der gute Einhim aufstund, hieß die Wirthin
Uurer Tochter, sie solte ihm seinen Sack geben, da brachte sie ihm
den Sack mit den schwartzen Pfenningen, er sähe wol, daß er nicht
^e vorhin gewesen wäre, schwiege still, dankte der Wirthin umb ihre
fierberg, und zog nach Hauß. Als er ftir das Thor kam, band er seinen
Sack auf, den er voller schwartzen Pfenning fände, da wurde er von
Heiizen froh, gieng heim, und sprach zu denen Bauren in seinem
Dorff: Botz tausend, wie habt ihr mir eine Schalckheit bewiesen, daß
ihr mir meinen Backofen eingeworffen, jetzt hab ich einen Sack voller
Pfenning daraus gelößt, ich kan wol einen andern machen, das ver-
droß die Bauren^ und fragten ihn, wo er fte\T\e Exd^ ^&&x \jRsa&s^'^^^^-
324 ADOLF WOLF
kaufit hätte? Da sprach er: Zu Augspurg lößt man aus aller Wi
Geld; die Bauren giengen heim, und schlugen alle ihre Backöftn
fuhren mit grossen Wägen gen Augspurg, und yermeinten, sie
viel Geld heraus bringen, und hielten auf dem Berlach, es käme
niemand, der darum kaufite, sie hielten biü Nachmittage, lößten
kein Geld, deß waren sie sehr zornig, und fuhren wieder zur
hinauß, fuhren auch die gantze Nacht, biß sie wieder nach Hauß
hungerig und durstig, auch die Roß müdt und matt, da woidco
dem Einhirn noch feinder, weiten ihn gar umbringen, und
Der Lauer hat uns beschissen, wie sollen wir ihm nur thun, diA
ihn bezahlen, und giengen mit einander zu Rath.
Nun hatte der gute Einhirn eine Kühe, die trieb man tiu
anderen Kühen, die weiten sie ihm erschlagen, welches sie dann
thaten. Da der gute Einhirn die Kühe also todt fände, fluchte er
nicht, und sähe wol, wo es herkäme, schindete derowegen seine Ki
und gienge wieder auf Augspurg zu, da bekam er aber eine giil
Beut. Als er nun auf dem Berlach stand, und seine Haut &ii hitt^j
da käme ein alter Lederer oder Gerber, und fragte, wie er iha A
Haut wolte geben? Da böte er sie um zween Gulden, wurden iick
des Kauffis eins, daß er ihm solte fiinff und zwantzig Batzen danrnkgi-l:»
ben. Nun muste der Lederer noch etwas ausrichten, daß er nidit gU^I
hingehen kunte, sprach derowegen zum Einhirn, höre Bauer, gdie^l
frage auf dem Mittellech nach einem Lederer, so wird man dir
Hauß zeigen, das sieht also, gab ihm damit alle Wahrseichen,
sagte, warte nur meiner, ich will bald kommen, und dich
stellen ; da gieng der gute Einhirn dahin, und fände, wie ihm dar
gesagt Der alte Lederer hatte ein schön junges Weib, als sie nniB — ^
Bauren sähe, daß er jung und stark wäre, auch sich aU^ bey ^
befände, fienge sie an mit ihm vertrafüich zu reden, und spi^"
Lieber Bauer, was wäre es, wenn ihr mir ein kleines Dienstlein dr^^-^
der Einhirn verstünde ihren Willen, und willfahrete ihrem
gehren. Als er fertig ward, sagte er : Frau, jetzt wann euer Mann kor
so will ichs ihm sagen , daß ihr so leichtfertig seid , und so bald
unter einen Frembden legt. Da antwortete die Frau, ach nein,
nicht, ihr brächtet mich sonst von haüßlichen Ehren, und in eine ^^^ P
Schande vor meinen Freunden; Ich will euch hundert Gulden f^^^Sr
und kommet wieder wann ihr wolt, nehmet ein Haut zum Fürr ^^
ich will euch allezeit gar willig seyn. Der gute Einhirn nahm da^^^^ ^
und wartete biß der Mann kam, der gab ihm auch fbnff und
Batzen^ aJso zohe er wiederum ^räieu N^ ^^,
ZWEI DEUTSCHE MÄHKCHEN.
Als der EiDlürn heim kumt:, sprach er zu seinen Nachbauren:
1 wie habt ihr mir eine Schaickheit gethau, daU ihr mir habt mciae
) erscblitgen, jetzt hab icli au» der Haut hundert Gulden gelOet,
1 seigete ihnen hiemit das Geld, das thjlt ihuen erst recht zorn,
UbteiiB und giengen heim, schlugen alle ihre Rühe zu totU, achun-
, nahmen die Haut, und führten sie wieder auf Augspurg, und
I «e allda fail. Da kamen dann die Lederer, und woUen Haut
m, wann sie dann einen Bauren fragten, wie theuer die Haut,
prach er um hundert Gulden, und dann der ander auch also, bill auf
KD letzten, da sprachen die Lederer: Wir glauben, die Bauren scynd
losinnig, oder sie meynen wir sind Narren , dali sie eine Haut umb
tndcrt Gniden bieten, spotteten ihrer, und faillMon nur desto öffter,
nd legton einem jeden hundert und filnffHeÜfr darauf, oder hundert
rentKor, deU wurden die Bauren sehr zornig, und wollen nun den
diim gar ausrotten, daß er sie erst auch nmb ihre Küh gebracht.
Nun liattt' der Einhim eine gute alte Mutter, da fielen die Bauren
t sein Hauli. und wollen ihn umbringen, ku allem Glück war er nicht
lelilugcn sie ihm seine gute alte Mutter zu todt, und giengen
riedor davon. Als er heim kam, fände er seine Mutter also todt liegen,
B gedachte er wol, wer es gothan hätte, nahm »eine Mutter aUo er-
arret, trug sie weit buk dem Dnrff, und lainets an ein Stauden, da
un von weitem ein Wein-Fuhrmann gefahren, der hatte vier starke
ford, und ein gut Fuder Wein, das hatte der Einbini ersehen, nähme
eine Mutt«r, und stellele sie geschwind mitten im Weg, ehe sein der
Tohrmann innen ward, versteckte sich wieder hinter die Stauden, und
rolte sehen wie es gehen würde. Als der Fuhrmann nun daher führe,
»he er die Frau im Wcgo stehen, und wie sie nicht weichen wolte,
diryc er holla Frau geht weg, oder ich fahre über euch, aber die
^ran wolte nieht wciehen, und thjlte eben als iijtrte sie es nicht, wie
I dann auch so wäre, der Fuhrmann u-urde zornig, und sprach: daß
Üoh Gntl schände, wilt du mich erat vexieren, und mein spotleu, peitschte
«f aeinc Pferde, und führe das todte Weib uuib, und gleich über sie
B, das salic der Einhirn, wischte hinter dem Zaun herfllr, und sagte:
r dii Schelm, da hast mir meine Mutter ?.\\ todt gel'ahren, du must
f einem Itad urfaulen, der Fuhrmann meinte, es wären ihrer mehr
., flcliDitte seinem Sattel-Pferd die Streng ab, und ritte eilends dar
'* nalim der Kiiiliini seine Mutter, und begrübe sie, saß auf das
führte dl ij Wagen mit Wein in sein DorfT, vexierte die
^4* • i^J '^er grossen Thorheit, daß ihr mir meine Muttor
i JiaC man mir drey Rot vraÄ ft-o-w ""^ *%ea.
^^^
326 ADOLF WOLF
Wein danun gegeben; da wollten die Bauren gar toll worden, nahm«
iiiTi gefangen, und rathsehlagten , wie sie doch nnr seiner abkifm«^
hielten ihn gcföDglich biß an den Morgen, da giengen sie zu RstÜ,
und wollen den guten Einlürn ertrÄnken, schoben ihn in einen Sjick,
und trugen ihn auf die Brücken, dann der Lech floß vor dem Dorf
hin. Als sie nun also stunden, und wollten ihn in das Wasser werffen,
fieng ein alter Bauer an und sprach : Ey sollen wir dann gleich
frühe einen Tod vollbringen, und sind noch nicht in der Kirche p;-
weBen, wir wollen zuvor in die Kirche gehen, und dam Einhjm »
lang im Sack liegen lassen. Als sie dahin giengeo, und der Einhim
hörte, daÜ keiner nicht mehr da war, schrye er fUr und für, ich n^
CB nicht lernen, ich will es nicht lernen.
Als nun der gute Einhim also im Sack atacke, schicketc e» sitk
ungcfehr, daß ein Saü-Treiber einen Hauffen SaUe triebe, der hflrota
das Schreyen, und dachte, was ist es doch, das er nicht lernen wäl,
gienge hinzu, und fragte, was wilt du nicht lernen? Da antwort«tB
Einhirn, ach da will mein Vatter einen Gold-Schmidt aus mir maclini,
und ich mag und will keiner werden; 0 sprach der Saütreiber, wie
weit ichs so gern lernen, wann man es mich nur lernen liesse; P»
sprach der Einhim, lieber kreuch du in den Sack, wann dann tnMB
Vattor kommet, wird er dich an statt meiner das Gold- Schmidt- Hwril-
werck lernen lassen. Der einfältige Satttreiber lioÜ sich überreden,
machte den Sack auf, ließ den Einhirn heraus, und kroch an sUlt
setner hinein, der Einhim knUpfRe den Sack zu, und ließ den Sad-
trcibor also liegen, und trieb die vSatle den Lech hinab. Als nun ^'
Bauren von der Kirchen kamen, wurffen sie den Salltretber in du
WaBBcr und ertränckten ihn.
Als es nun Abend wurde, käme der gute Einhim wiedpr mit dm
Sauen, da verwunderten sich die Bauren sehr, und meinten, er triebe
die SaUe aus dem Wasser, giengen wieder miteinander zu Rath, mA
boechlossen, sie weiten einen in das Wasaer worffen, und wann er an
Boden etwas sehen thäte, sollte er die HUnde über sich werffwi, Mj
wollten sie alle miteinander hineinspringen, auff daß ein jeder aovi«
SaUe bekomme. Als der Bauer hinein käme (verstehe in das Wasser)^
eahe er nichts dann Wasser, und wolte ertrinken, da warff er die HinJl
tlber sich, und vermeinte, sie sotten ihm helfen, veretmider
er sehe einen Hauffen Salle, sprangen derowcgen
crsatlfften sich selber, und brachten Di''
LAIso gcschiehet es gemeiniglich den
Orabf? graben, and zuletzt selber i
fo aie den Eiubim aus dem Uorfl k
ZWEI DEUTSCHE MAHRCHKN.
«y, irußten abor nicht, ilftß er sie alle würde uro Leib und Leben
ringea: Wie dann auf eine Zeit anch ein Weib dachte, wann »ic nur
m-n Mann alle Tag verklaprte, so müßte er darnach thun was sie
'oUte, ea gienge aber doch einen gantz andern Weg."
Das Mshrchen hat in dieser Fassung am meisten Ahnüclikcil mit
er dritten in den Anmerkungen zu Grimm KM. (Bd. 3 S. 107 ff.) an.
fefhbrten Version, in diT das BUrte Herr Hände heißt. Ob in dem
Einbirn unseres Mährchens nicht ein Anklang an den ITnihns
:e (a. Grinra u. Schmcller, Lat Qeä. S. 354 ff.) mag dahingoetcllt
bäbeo.
Das zweite Mährchen ist die Nummer CLIX. S. 239—245 der
■acJjenden Schide.
■ „Ein gewiBBor lustiger Bauer wurde Grillet genennet (Grillen ist
b kleines Thieriein, welches schreyet bey der Nacht in denen Caminen),
'eilen er Begierde hatte sich lustig zu machen, besonne er sicli durch
las Land zu lauffen, und einen Walirsagcr abzugeben, und sagte allen-
alben, er kiiiine alle Sachen erratlien, wofern er nur 3. ganlze. Tag
ing würde von Moi^n an biß auf den Abend, von den besten Speisen,
nd von den herrlichsten Wein, den man wird ßnden können, tractirt
rerdon. Er reiste mit dieser Resolution ab, und kam in ein Land an,
llwo eine vornehme Dame hatte einen schönen Diamanten -King ver-
jhren (es hatten ihn aber 3. Laqueyen gestohlen). Als nun diese Dame
kOretc, daß ein Wahrsager wäre ankonunen, ward sie sehr erfreuet;
•Sic schicktA gleich zu ihm, und ließ ihn höhten, fragte ihn: ob er ihr
Mjjcn könnte, wo ihr diamantener Ring wäre hingekommen? Der
Wahrsager sprach zu ihr: freylich ja, er wolle und könne ihr solches
gw leicht sagen, abor solches könne nicht eher geschehen, als in etwas
Zi'it, und einige Unkosten; Sie fragte; wie lange er denn Zeit begehrte,
nnd was vor Unkosten man thun müste; Da sagte er: Er begehrte
3. Tage, in wahrenden Tagen aber, verlangte er von Morgen an biß
auf den Abend prächtig tractiret zu werden, sonsten könnte er nicht
iten Propheüschen Geist zum Wahrsagen haben; Diese Dame welche
whr reich war, nnd diese Unkoslen nicht achtete, befahl gleich ihrem
Uofmeiater ihm zu gehen, alle diese Speise, die er begehren würde.
£r w*rd darauf in ein Zimmer geRlbret, man gab ihm zu Nachts zu
— -' — aber dasselbige Abend-Essen ward nicht mit seinen 3. Mahl-
let, welches sollte 3, gantze Tag lang, wSren. Als er sich
,te, veriiieynten die 3. Laqueyen welche hatten den
gestohlen, niclit anderster, als daß der Wahrsager
iel gewesen seyn, und der ihm. wi\äift% ^'Kft»^\&^^^
328 ADOLF WOLF, ZWEI DEUTSCHE MÄHRCHBN.
und glaubten, er wird solches offenbahren, nachdem sie hatten
einander Rath gehalten, entschlossen sie sich, biß daß diese 3.
wftren vorbey gegangen; solches mit abzuwarten, es wurde aber
fohlen ; daß einer von ihnen den Herrn Wahrsager moste bey
ersten Mahlzeit aufwarten, sobald es nun Tag war, setzte er sidi
Tafel, und wurde ihme wie einem vornehmen Herrn au%ewartet ml
bedienet; der Laquey welcher ihm aufwartete, nahm wohl Achtimg ni
alle seine Thaten, und wäre sehr fleißig, ihme Trincken einzosdiendui
und zu geben: Als er nun sehr satt war, so begehrte er aich niete
zu legen, und ungefehr warff er die Augen auf diesen Laquey, ml
sagte überlaut: Sehet, daist schon einer! Dieser Laquey glaubte, dat
dieser Wahrsager wollte sagen, sehet, da ist schon einer von dflaen
3. Dieben, welcher den Diamant gestohlen hat, alleine seine Meynoog
des Wahrsagers war änderst, dann er wollte nur sagen: Nun leji
gelobet, sehet da ist schon einer, von denen 3. Mahlzeiten, wdche 'nk
so sehr gewünschet habe, welches nun Ursach wäre, daß dieser ame
Laquey gantz bestürtzt wurde, gienge hin, solches seinen Cammeradei
zu sagen, und crzehlte ihnen, was ihm begegnet wäre, and veraichate
sie, daß ihr Raub entdeckt würde: Sie fiengen an ihr Glewiasen sa
bedencken, und entschlossen miteinander, damit sie noch besser Er
leuterung davon bekommen möchten, daß einer aus ihnen zweyen sollte
gehen, ihm nun aufzuwarten: Als nun des andern morgenden TagH^ 1
man wieder aniieng den Herrn Grillet, oder Wahrsager zu speissB, '
welcher noch besser bedient wurde, als auf das erste mahl, nach der
Mahlzeit, als er nun wollte schlaffen gehen, und da er in seiner KamiMr
war, sagte er gantz laut: Nun sei Danck, da seynd schon zwey; D«
Laquey kam alsobald seinen Cammeraden diese böse Bottschaft si
bringen, und glaubte wie der erste Cammerad, daß der Wahrsager
solches seinetwegen redet, beschlossen sie gleichwohl noch einmaU im
dritten zu schicken, daß er den Wahrsager solle bey der Taffei auf-
warten, und nach dieser Zeitung, die er ihnen würde bringen, wollten
sie sehen, was sie alle drey miteinander alsdann thun sollten: Des
andern Tags deckte man von neuem die Tafel, und man tractirte ihn
gleich wie zuvor. Die Dame hatte so große Sorge über ihren Wahr
sager, daß sie offtmals hinschickte, wie es um ihn stünde, tmd ob man
ihm wohl tractirte; der dritte Laquey, welcher vor Furcht zittertet
bildete sich ein, daß bey einem jedenmahl, wenn er zu trincken be-
gehrte, er ihm trohete, als er nun hatte zu Nacht gegessen, so danokete
er den lieben Gott^ und am Ende seines Gebets, fieng er überlavt an
zo sagen: Nun sey Danck, da «e;yn^ «\^ «J\^ ^^^1^ v!h wilnachete auf
EBN8T WILKEN, ZUM IIUSPILLI. 329
kr Welt nichts anderster, ich bin anjetzo zufrieden. Du mein Freund^
i^te er inm Laquey: sage zu der Dame, daß ich werde die Ehre
itben, sie zu besuchen ; Als nun der Laquey alles dieses seinen Cam-
xeraden hatte erzehlet, so glaubten sie nicht änderst, der Wahrsager
Ürde nun jetzt hin zu ihrer Dame gehen, und es offenbahren, daß
^ den Diamanten-Ring gestohlen hätten, und nun hencken miisten:
Hir Forcht wüsten sie nicht, was sie thun sollten, nahmen wiederum
Qn Ring, thaten vor der Dame einen Fußfall, und gaben ihr den Ring
nieder; Alleine die Dame Hesse gleich den Wahrsager sagen, man hätte
tf den Diamant nun wieder gebracht, und ließ die drey Laquey en
Bit Spieß-Ruthen peitschen.*'
Die gereimte Erzählung, welche in der Abendzeitung für 1819
Qrimm E^. 3, 179) steht, scheint mit der vorstehenden dürftigen
reraion ziemlich übereinzustimmen ; erwähnt zu werden verdient auch,
Aß in der Erzählung im Casseler Boten f. 1822 (Grimm, 1. c.) der
Ülwissende Felix Gritte heißt, welcher Name vielleicht nur ein Miß-
«rständniss ftLr Grillet ist.
Die Wiener Hofbibliothek hat gleichfalls in jüngster Zeit eine
ker vorstehenden sehr ähnliche Sammlung erworben, wie denn viele
Jesehichten fast wörtlich in beiden vorkommen. Der Titel derselben
sk: Etwas ftir Alle | in einer eingemachten | ALLABATRITTA | Oder ;
Lustigen Gesellschaft, | ans Liecht gebracht | Von | Erhard Michael
grendenbery. | Hall, | Bey Johann Andreas Scharff. 1731. ,' (12^ 288 S.
■. Titelkupfer.) Diese ebenso den Bibliographen unbekannt gebliebene
Simmlung enthält 298 Nummern. Die Nummer 228 (S. 137—163) gibt
Wer der Überschrift: Ein artliches Gedichte, Nicolai Machiavelli, vom
Ertz-Teufiel Belfagor etc. eine Übersetzung des Belfagor und Nr. 270
S. 236 — 248) ist eine Übersetzung des Mährchens die Puppe (La poa-
'da) von Straparola (Notte 5. 2.).
WIEN, im April 1872. ADOLF WOLF.
ZUM MÜSPILLI.
Ein Ordnungsversuch.
Die zuerst von Bartsch mit Erfolg begonnene Kritik des sog.
fuspilli ist meines Erachtcns noch immer zu keinem befriedigenden
Lbschluß gelangt Bei der letzten Besprechung des Gegenstandes
Qerm. XVI^121 fg.) scheint das „dogmatisclve" l\i\AX^%%^ äsä ,Jkcv-
330 ERN8T WILKEM
tische" überwogen zu haben: was in kritischer Beziehung nen vei
wird, z. B. die Streichung von V. 58—62 (Müll,), ist doch wohl
zur Genüge motiviert In sachlicher Beziehung kann ich mit dem Vi
jenes Aufsatzes eher übereinstimmen, wenigstens mit dem S. 153 a. i.
ausgeftlhrten Standpunkt, daß der Dichter des Muspilli gegeben
was (kirchlicher) Glaube gewesen, doch in volksthümlicher Form,
man mit Sicherheit von deutscher^ aber nur angewiss von heidnisdier
Auffassung reden dtlrfe. Dagegen möchte in dem Schlußsatz S. IM
wieder etwas zu viel gesagt sein.
Auf die Widersprüche in der Behandlung des Schicksals i&
Seele ist S. 123 fg. mit Recht neues Gewicht gelegt, doch möchte idk
die Schwierigkeit, das Ganze einem Dichter zuzuschreiben , weniger
darin finden, daß die beiden differierenden Ansichten der Dogmstibr
über ein entweder sogleich nach dem Tode des Einzelnen oder ertt
am jüngsten Tage über Alle ergehendes Gericht oder auch eine zwie-
fache, aber verschiedenartige Entscheidung in unserm Gedicht cot-
fundiert erscheinen — denn die Einheit der Zeit (und des Ortes) Im!
nur (tar geschulte Kunstdichter Bedeutung, während die freie poetiselM
Phantasie Vergangenheit der Gegenwart, und dieser auch die Zukinft
gleichzusetzen liebt*). Versetzte sich der Dichter lebhaft in die ZvkmAt
so fiel Einst und Jetzt zusammen, und wer einem Gedicht poetiM^
Freiheiten zugesteht, würde auch das wohl hinnehmen, daß einige
Menschen gleich nach dem Tode, andere erst nach längerem SdiU
(im Grabe) gerichtet würden. Auf dogmatische Subtilitäten kommt ei
dem Muspilli-Dichter überhaupt nicht an, wie auch a. a. O. S. 15S
oben mit den Worten: „Um das Alles kümmert sich unser Dichter
nicht"* eingeräumt zu sein scheint.
Dagegen wäre die Vorftlhrung eines Seelengerichts, das eisbA
als Kampf zwischen Engeln und Teufeln um die Seele erscheint^ nebe»
der förmlichen Weise eines Weltgerichts, wo Christus richtet, und dtf
Teufel höchstens den Ankläger spielt, in demselben Gedichte woU
überall befremdlich, da dann auch die Einheit der Handlang fehko
würde, und der Versuch, jenen Kampf der Engeln und Dämonen A 1
Vorspiel des Weltgerichts hinzustellen, im Gedicht selbst keinen Anhah 1
findet. Das Gedicht ist also wohl nicht aus einem Guße geword^ I
*) Bekanntlich wird im Hebräischen das Futar als ers&hlendes Tempos ▼«-
wandt, im Gotischen steht das Praesens oft ftir's Futunim, und weitere Belege far äf
freie AnffM8§ang der Tempora (selbst anf grammatischem Felde) geben andere abe
Spncben,
ZUM MUSPILLL 331
von
"^fcnd die Ordnung des Textes ist ausserdem vcrwiri% da die Partie
^?^r. 37—62 (wie jetzt ziemlich allgemein zugegeben wird) den Zusammen
^^k«iig unterbricht Bevor ich nun eine neue kritische Anordnung ver-
^^v^che, mögen hier noch ein paar allgemeine Bemerkungen, welche
fifcojfenttich nicht unbedacht scheinen werden^ derselben Bahn zu brechen
^l Streichung oder Ausscheidung von Versen ist bei einem so alten
^X^enkmal nur als ultima ratio erlaubt, wenn jeder andere Ausweg
•: f^lt In manchen Fällen wird Umstellung den Vorzug verdienen, oder
f ^Mo d«f eine formelle Überarbeitung annehmen, wie namentlich im
^' Sfuspüli dort, wo gereimte Verse an Stelle von stabreimenden getreten
7 ^Snä *). — Wenn man nun unserm Gedicht einen nur volksthümlich go-
^ Cafiten, im Grunde doch christlich kirchlichen Inhalt zuerkennt, so ist
^. Vum auch nicht mehr berechtigt, dem ursprflnglichen Gedicht eine
«Aische Richtung überhaupt abzusprechen, da eine Behandlung der
-' letzten Dinge im Anschluße an die Kirchenlehren ohne eine moralische
^ Nutzanwendung geradezu aufiällig wäre. Dagegen ist das wohl möglich,
"^ ^kfi der moralische Standpunkt zunächst mehr praktisch-populär war,
i" ^nd dann durch Interpolationen daneben eine mehr kirchlich-dogma-
» tische Anschauung eingeföhrt ward. Die Ermahnung, durch Fasten
c nd Almosen vor dem Gerichtstag Gottes Zorn zu sühnen, scheint
^ junger und weniger nahe liegend als die andere, auf Erden recht zu
richten, damit man auch Gottes Gericht nicht zu sehr fürchten müsse
s^ — doch handelt es sich hier allerdings nur um Wahrscheinlichkeit.
* Ündlich scheint mir in diesem Falle, wo der Stoff an und fbr sich
' lUcht volksthümlich sein konnte, die Annahme mehrerer Lieder un-
wahrscheinlich: Ein altes Lied oder Gedicht (denn gesungen ist es
■ •chwerlich jemals worden) ward, denke ich, (vielleicht mehrfach) er-
weitert, wobei strenger kirchliche Weisheit reichlich zu Worte kam, aber
tolerant genug blieb, auch das Widersprechende der älteren, freier aufge.
fassten Theile, gewissermaßen als ein Minoritätsvotum, gelten zu lassen.
Nimmt man demnach ein älteres Gedicht an, das sich formell
Inöglichst an die Weise des epischen Volksliedes anschloß, so scheint
mh einzig angemessener Anfang desselben sich V. 37 (Müllenh.) dar-
zubieten. Von dem Kampf des Elias und Antichrist gelangt der Dichter
mit V. 50 zu lebhafter Schilderung des Weltunterganges, womit aber
*) Der eDdreimende Vers 7 (Müllenh.) lässt sich durch Umstelloiig leicht siun
einfmch aUiterierenden inachen, yergl. V. 66 meiner Rec, und auch V. 61, 62 sind nich^
albo schwer nnf sUhreimende Form surückxafübien^ ^v^X. V . ^iö^ ^^ ia»ak«t ^S>j^^^\!Ckv5sk^
832 ERN8T WILKEN
ein christlicher Dichter schwerlich abschloß. Schon der so viel i
weiß noch von Niemand gestrichene V. 57 leitet zur Betrmchtnng d
Menschen und seines Schicksals im allgemeinen Ruin über, und i
Steigerung zu dem vorhergegangenen Weltbrande wird der Zustai
einer verlorenen Seele warnend vorgeführt. Die Verse 61, 62 sii
weder überfltißiger noch gar störender Zusatz zu dem Vorhergehende
nur die gereimte Form wird dem Bearbeiter gehören. Aber auch hi<
brauchen wir den Faden nicht abzuschneiden. An das fast etwi
proleptisch klingende ^sär verit st za wize" schließt sich V. 2 (MüUenh
^wanta sär sd sih diu s&la in den sind arhevit'' eriäutemd an, und ai
den Kampf des Elias mit dem Antichrist folgt, wenn auch vielleid
nicht dogmatisch, so doch poetisch richtig der Kampf der Engel uo
Teufel um die Menschensecle, die hier collectiv wie schon V. 61 ii
die Menschenseclen im Allgemeinen zu stehen scheint Daß ich V.
des fiberlieferten Textes hier ausscheide, wird um so weniger als Wil
kttr erscheinen^ da auch Bartsch, der einen anderen Standpunkt eii
nahm, ähnlich verfuhr.
Vers 6 und 7 des überlieferten Textes verwerfe ich gleichfall
nicht, doch unterbricht hier die Reflexion etwas störend die DarsteUnnj
jene Verse mögen früher am Ende des alten Gedichts gestanden habei
und mag der Reim in V. 7 auf Rechnung des Uberarbeiters kommeE
Im Übrigen wird mein kritischer Standpunkt aus nachfolgender Rc
cension zur Oenüge erhellen, und bemerke ich nur, daß ich strengerei
metrischen Theorien zu genügen hier nicht bemüht sein konnte, m
auch Fragen der Detailkritik nur nebenbei Rechnung getragen habe. -
A) Das alte Lied (vom Elias und Antichrist, und vom Streit de
Engel und Teufel um die Seelen).
Daz hortih rahhon diä weroltrehtwison
daz sculi der antichristo mit Eliase pägan.
der warch ist kiwäfanit, wirdit denne untar in wie arhapan.
kenfun sint so kreftic, diu kosa ist so mihhil.
5 Elias stntit pi den ewigen lip,
wili d^n rehtkemon daz nhhi kistarkan^
pidiü scal imo helfan der himiles kiwaltit.
der antichristo stet pi dcmo altfiante,
stet pi deroo SatanUse, der inan farscnkan scal.
10 pidiü scal er in deru wicsteti wunt pivallan,
enti in dcmo sinde sigalos werdan.
doh winit des vilo uüsero gotmantio,
daz JElias in demo wige arwartit werde,
«Ar b6 dhz EUAsefi p\uot iiv etÖLÄ V\\xvvA\^
ZUM MUSPILLI.
15 sü iupriDDfiDl di^ pergä, poiim iii kistentit ')
einte iD erdu, abS, artruknent, i
muor farswilhit sih, awilizot lougjö der bimil, 1
mäno vallit, prinnit mittilagart, I
stein ni kisteutit. vcrit deout: stüata^o in lant,
20 wUi dar ') mit viurÜ viriho wisön.
dSf ni mac denne niäc aüdremo lielfau vora demo muspille.
denne daz proitä wasal allaz farprinuit,
enti fuir enti luft iz allaz arfurpit;
wSr ist denne diu marlia, dar man eo mit sinen mägon piec?
'25 diu marha ist pisenffit '), pidwuQgan stet diu sela,
ni weiz mit wiü pnaze : sär si za wtze veiit.
wanta aar so sih diu süla in den sind arhevit,
eoti si den tihhamun likkau liizit,
so quimit ein heri fona himilzungalön,
30 daz andar fona pehhe, diu pägant dar umpi sla*). — -
ipu sia duz satanässea kiaiudi gininuit,
daz leitit sia sfir dar iru leit wirdit,
io fuir enti in fiustn : dazi ist rehto virinlth dinc.
npi sia avar kihalöut die, di& dar fona himüe quenmnt,
36 enti si dero engilö eigan wirdit,
di6 pringent sia keim^) sär Qf in himilO rihlii,
dar! ist up fino töd, lioht äno fiDstri,
selida äno aorgOu, dSjr nist neoman siuli.
detine der man iu pardisQ pü kiwinnit,
40 hÜB in himile, dar auimit imu hiliU kinuoc.
pidiö ist dürft miliii allero mannü welihhemo,
daz in ea sin muut kispane, untar desen i
daz er kotes willuii keruo tuo
enti bellä fuir hartü wise,
45 pehhes plna, dar piutit der satanäü altist
lieizzan laue, so mac huckan za dit\
sorgen drSto der sih suottgan weiz.
we demo in vinstrt acal Binö virinä atöen,
prinnaii iu pehhe, daz ist relito palwtc diuc.
!^ denne'') der mau liarH zc gote, avar imü hilfa ui quimit,
wänit sih kinädä wenaga sSIa,
ni ist in kihuctin himiiiscin gote,
wanta hiar in wcrolti afier ni werkSta.
) Du kiKtentit kehrt v. 19 aiit beiaorem Rei^lit windet, iui<l aing diiher laer
lieh iieiu. AbuUch ist mir auch daji „priniiit miltilagart" v. IS uicht uuver-
, tin „arbibfl mittilagart" würde ilort Kwi^chpn ,iuäno vallU" and „xUiu q;
fa bester m schon , w-mirend v. 15 „iuprinpaut die pngä' UDverdNcbtig ist.
') Hs. *erit mit diu fiiiru. ') Hu. fHrpninnan. And«res in V. 36, 2li ist Tod
' Ui^wtellt. *) Hb. dar l)li[;>iit aiu unpi. V. 31 beginnt in der Hs. mit wanla.
*)dl In der H«., toq mir aus oietrischeii Orilndcu ergüuzt. ''I LUcIih in d«i
« nnUr demiu mJUiiiilii. ", Ha, -Inii. iUr nviiv >,\.:l«\. A\e V\-, ei,V'.
II
334 ERNST WILK£N, ZUM MUSPILLL
8org6n mac diu sela, onzi diu suona arget^
55 za wederemo heije si werde gthalSt. ^
B) Erste Fortsetzung (vom Weltgericht).
Sd denne der mahtigo khuninc das mahal kipannity
dara scal queman chunno kiühhaz;
denne ni kitar pamo nohhein den pan furisiz^n;
ni allere manne welih ze demo manale sculL
60 dftr scal er vora demo rihhe az rahhu stantan.
pt daz er ^ in werolti kiwerköt hap@ta.
Stdiu ist demo manne sd guot, denne er ze demo mahale quin
az er rahhono welihha rehto arteile^
denne ni darf er sorgen, denne er ze dem suonu quimit
65 ni weiz der winago man, welihhan wartä er hab^t,
denne er mit den miaton marrit daz rehta,
daz der tiufal d&r pt kitamit stentit,
der hapSt in movu rahhono welihha^
daz der man in erdu ubiles kifrumita,
70 daz er iz allaz kisa^et, denne er ze dem suonu quimit
ni scolta manne nohnein miatün intfahan,
f (möglicher Schloß)
fnoh mein giumrchan, wanta nioman toeiz wio sär]
72 sin tac piqueme, daz er towan scal.') —
C) Zweite Fortsetzung (vom Weltgericht, B parallel stellend).
So daz himilisca hom kihlütit wirdit
enti sih der suanäri ana den sind arhevit,
5 denne hevit sih mit imo herjo meista,
daz ist allaz so pald, daz imo kipägan nioman mac.
denne verit er ze dem mahalsteti, deru dir kimarchot ist,
d^ wirdit diu suona, dia man dar io sag^ta.
denne varant engilä uper diö marhä,
80 wecchant deotä, wissant ze dinge;
denne scal manne ^ilih fona deru moltu arst^n,
lossan sih ar dero lewo vazzon, scal imo avar sin lip piqueni
daz er sin reht allaz kirahhon muozzi,
enti imo after sinen tatin arteilit werde —
85 (denne der kisizzit d<'r dar snonnan scal
enti arteilan scal tdtSn enti qaekk^n,
denne stSt dir umpi engilo menigi,
rehUro**) gomono gamst sd mihhiL
dara qoimit ze dem rihtonga sd yilo dÜ dar ar resti üfantSnt)
90 so dir manne nohhein wiht pimidan ni mac.
*) Hb, gihaldt werde. Das raona im V. rorher gehört rielleicht dem le
Aa&eicibner, und wSre dafür ein älteres sahha, sabhunga oder sechia oder snocb
2a erwarten, ^) ^ Veis l des UbwW^tetXfeu Ttx\.^*. »'"^ Rvu ^otero.
ADALBEKT JETTTELE8, MITTELDEUTSCHE PREDEOTEN,
335
dar sciil denn^ liant sprelihan, houpit sagen,
allero Udo welih unzi in den luzigun ficger,
waz or untar desen mannun meines'^) kifrumita.
dar niat eo so listic man, der dar iowiht arliugaa niegi,
95 daz er kitarnan me?i tätü deLheina,
niz al vora demo knuninge kichundit werde;
Gzzan er iz mit alamusanu ^ri ilel rehto
end mit vastCLn diö virinä kipuazit.
m sorge der dar kipuazit habet, denne er ze dem buodu quimit
100 wirdit denne furi kitragan daz (rÖDO cbr&ci,
d&r der lieligo Christ ana arbangan wart.
denne augit er diu mäs&n, diö er in deru taennüci intfSnc,
ddr") er durh deees mancunnes minna nh marUi/ron liaz.'*)
GÖTTINGEN EKNST WILKEN,
MITTELDEUTSCHE PREDIGTEN.
MITOETHEILT VON ADALBEKT JEITTELES.
1
1
Die nachfolgenden PredigtbnichBtlicke, deren Mittheilung ich dem
erstorbenen Regierungsrathe Herrn Josef Diemer verdanke, bestehen
18 fünf ganzen und zwei durchschnittenen Blättern von Doppellagen
iner sauber geschriebenen Pergamenthandscbrift des IS^ahrhnnderts
I k]. 4°, welche aus Klagenfurt stammen soll.
Sie behandeln im einfachen Legeqdenton die Apostel- und Heiligen-
eachicbtc, an deren Erzählung gewöhnlich am Schlüsse ein kurzes
lebet geknüpft ist. Nur eine einzige Predigt, die aus ÄntaH einer
irchenweihe entstanden ist und in welcher Gott, 'die heilige Christen-
eit, die Apostel und die Bibel symboliflch gedeutet worden, bildet
De Ausnahme, so daÜ man sieb zu der Annahme versucht f^hlt, die
rucliBtllcke gehörten einem Mischcodex an, worin theils Predigten,
teils Heiligeulegen den in bunter Abwechslung eingetragen waren.
Ibwohl bei der Beschaffenheit dieser Bruchstücke nur eine einzige
t^digt ganz ist, scheinen sie mir dennoch theils wegen ihres Inhalts
nd kömigen Prosastils, theils auch und hauptsächlich wegen der
^onthUmlicb gefUrbten, stark mit mitteldeutschen Elementen durch-
kakten Mundart der Mittbeilung wertb zu sein.
") H«. murdes. ") Os. dia. ") CoaieetDr.
Die Ten« 85—89 )uJl« ich fllr eine Interpolntlaii, au 84 achlisQt Bieh 9Q du<^«V
- Yaa 78 gchBit in dieser Form wohl dem letitcu B«&t\icäWt , v\iäbx«i\A. «a^ 1» -
336 IDALBKRT JEITTELEB
Zur Beleuchtung des Denkmals diene folgende {^i'auimatisuha
Charakteristik.
I. Zur Lautlehre.
a) Voeale.
Hier mag vor Allem der Eigeutbarolicbkeit der H». erwähnt
den, dftÜ sehr häufig das Zeichen ü begegnet, welches Air fol)
Laute Verwendung findet: 1. für w>, z, B. für, aüehet, müt, gut,
büze, zu; 2. fUr üe, z. B. vüre, vüzin, vir»ünin, gute, diwxtüle; 3. fltt
Ü, z. B. üf, üb; 4. ftir iu, z. B. für, früni, tut, tmttt, tüvil, äütSre,
üh, hüte, gebülia; 5. Blr U, z. ^.'vurri, küntu, t&re, mürutir, käme, 1
ginne, ÜHIU, fiügin, viriüre, vür, ühir; (5. für n, z. B.Jüde, Jrüme,
stünde, lüfl, umrdm, kündirt, ümme. Da dieses Schriftzeichen in dl
Druckereien gewöhnlich mangelt oder nicht in genügender Anziihl vo
banden und an und fUr sieh, wenigstens iu der vorliegenden Huid
Schrift, bedeutungalüs ist, so wähle ich zur ßezeiv^^hnung dei
Diphthonge und des langen u-Vocals das Zeichen ü, während iob
jeneu Füllen, wo damit die kurzen Voeale u und ü bezeichnet öl
das Zeicheu u schlechthiu als Stellvertreter gebrauche. Als fem
vocaÜachc Eigen thUmlichkeiten stelle ich folgende zusamiiieD:
u steht für ü In sal fUr sol
« iür i \a hrengin, brengen, ftlr it in pfeUince, a^eite (acc lg.],
Merten, für u in antwerte, aTtltoeniin, wofern diese Form nicht auf
Infinitiv antwerten zurückzufahren ist
u für o in tulich, siile, salhir, trhimin (ptc. prt).
«ist regelmäßige Bezeichnung iUr «f. Beispiele: lege, nSvte, ^nimi,
wene, virhSle, gewSre, rStis, brechte, itere, wSrin, tSldin, altert, Imgenm,
■mordere, merterere, kemerere, zouiierere, zolnere, nindSi-e, toihe, gnedigt,
wuiligin, »eUsSne. Seltener steht es für ä, z. B. grSve, schickere, orv^
(neben vrägen)\ manchmal f)lr m, z. B. it^lg, menis, tSdingen, mftttr (»i^heii
meiiltfr), gerete, mtwedir.
ä steht ausnahmsweise füv e in karte, lekärle (ueben ivkvrtr); f\lr
ei in dntwedir; fUr w. in t/uämin (conj. prt.).
0 tritt öfter H\r w ein, Z. B. in gehöret, iiiistürit, fröliche, schiki»
(acc. ni. sg.), bSiir, grdzlr, bisweilen fUr ou: biftÖtoit, gctövit, gilähit.
~t steht für ie in cl&t't, vl^ln, iniflihin, eich, lieht, irgin, obwohl ii
den beiden letzten Wörtern allerdings auch kurzes i angenoinia^B IfT^
den kann.
« steht für ä iu schetehert, I !büü( (nebeD
*r iD yieaime.
MITTELDEUTSCHE PREDIGTEN.
ie einigemal fUr i^ z. B. in geriecktit, siege, wUckt, lieatin, nieäir
lal filr I in virtriebin.
ou fÜT o in zouh (neben zök).
Der Umlaut des korzcn u und o fehlt stetig; ausnahmsweise der
a {lanffir). Unter den langen Vocalen und Diphthongen mangelt
tweg der Umlaut des uo (geschrieben m), z. B, hüte (imp.), vir-
m, muien, furin, vme, und gewöhnlich auch jener des 3 (s. oben),
aahmeweise der des ä: gudmin.
h) Consonanten.
h wird öfter fllr cÄ angewendet Dreß ist z. B. der Fali in sprah,
, Ol, tih, üh, noh, näh, ouh, durh; offenbar nur als ein Schreibfehler
uhffe ä. i. schnffe. h steht für c in dem Worte burk (neben iure und
th). Im Gegensatz zu dieser stellvertretenden Verwendung von h
.andere Consonanten fehlt organisches h in einigen Wörtern, z. B.
tort (= vorhte, 1. conj. prt.), bevttle (=^ bevülhe), beidintalbin.
eh steht fllr c, z. B. in chriuce (neben crflce), slüch, trUch, bureh,
ick, v^zichtiche (neben vliziclhhe) ; fltr h fast durchgehend» in dev
iBonanz Verbindung ht, z. B. »lachte, richtSre, Rckt, vechten, mochte,
dächte, nicht, icht u. s. w. Hingegen i^It ck fort in svie, stmlin,
\Ulkh.
c steht für ch in swelic (Schreibfehler?); sc für seh in ienbm,
ft, gescack, biicoße.
t für dm tu (einmal neben dÜ), virterbin, sentU, lante (dat. neben
s); es mangelt in botüchaf, viirtscheffe, anwerte (neben antwerte)f
ria(7) and zweimal in nih.
. d iür t nach l und n, z. B. in wolde, solde, konde, gildis, geldin,
lüdicSehe, eldir, eldim, undir u, a.
ji statt b in inpinde, inpunde, inpundirt.
b statt p im Auslaut mancher Wörter, z. B. gi-ah, stob, Itb, gab,
ti, hOh; im Anlaut in bilgertm neben pHgerim.
/statt /in il/e, bischoffis; für ß (mittelst Assimilation) in wirt-
ft. Umgekehrt einfaches / für doppeltes in hegrifin.
iz fllr z in wKaze, vlizziclivhe, gHkzir, üzze.
kk iür ck in dikke, irquikkiie, ekkeateine.
mm filr mb in umme (neben umbe), fllr einfaches m nach vorauf-
rader Kürzung des Wurzelvocals in immir, ja selbst ohne diese
i diphthongischer Länge in niemmir.
Statt des Buchatabens z wird öfter c, einmal sogar es {cseickdl^
ibrieben, z. B. ce, dt, ceirhin, ähir\, cimmmn, Bvbmttt,
4
338 IDALSEBT JBITTEUB
IL Zar Fornenlehre.
a) Cliarakteristisch ist die Keigang za gewissen ToDeren (gezoge
Fonnen der Dedinstion mid OoDJagatioii. So heißt der dit
nuse: und neatr. des Artikels und Fron, der gewOlmEeh d
der dat sg. Ton er r^elmäfiig itme, der starke Datir der A(
tiTa endet hinfig anf -eme (ime)y z. B. «rat ffr&eüme Gtite, wdt
zkme here, nmeme emde. Man vergleiche femer Formen wie m
lobüe, legeU; gdegii, gemiarleret; dwumerm; waaere (dat.), wo
(dat) n« d^.
b) Der InfinitiT endet hinfig anf e statt oi, s. B. gew^, getn
irof/me, h^e. Übe, spreche, nähe, gedenke, gehöre, n, werde, Dk
Wegfidl des n erstreckt sich anch anf die 1. pinr. pnus. \
praet. bei invertierter Wortfolge, z. B. habe wir, bame wir, gA
wir, 9td wir, weide wir, wisase wir, Jaame wir, wtoehie wir.
c) Der 2. Person praes. nnd praet sg. fehlt gewöhnlich das t, s.
bis, gUdis, sihes, rStis, gAütis, beriehtis, mSius, kabis, häs, t/^ &
heHs, bekSrtis, soUes, woUUs.
d) Die 3. Person sg. praes. nnd 2. pl. praet ind. enden einmal
in: hie wirldn man die steine; '- — ir hiengin m <m das crieL
ersten Falle sdieint ein Schreibfehler obznwalten, im zw«
Kftrzung ans int vorzuliegen. Bestätigung für letztere Anridrt
währt die 2. pl. praes. conj. mitsüä: das ir den 9wigin Kl kn
mGzint.
e) Bemerkenswerth sind die Praeteritalformen sabsute, seizde, «
(neben saJbsie). Elrstere begegnet anch in Genesis nnd Exodos
Diem. 24, 1. 61, 4. 89, 17 u. a. O. Ffir die beiden letztmn*
in conjunctivem Sinne gebraucht sind, gibt andere Bdegs I
in dieser Zeitschrift lö, 139.
f) Der nom. sg. fem. und ebenso der nom. und acc pl. neatr.
starken Adjectivs und adjectiv. flectierten Pronomens sowie
Artikels lautet allenthalben auf e statt auf in, z. B. dk,^i
sie selbe, sine knie, gr^ suche, manige eeichin. Diese Ei|
thümlichkeit steht im Gegensatz zu dem oben erwähnten Hfl
nach volleren Formen, ist aber echt mitteldeutsch.
m. Zur Wortbildungslehre und Syntax.
Die meisten unbetonten e der Ableitungs- und Bildungssilb^ <
viele der Endungen lauten i, z. B. keisir, offir, vnmdir, morgims,
chine, unsir, grdnr, obiristin, vbüis, tüsint, JicUiin, siizin, irqaiekin, ji
liezis, nagilie, irrüin, Wnnde, sloljinde w. ^.'s^. ^xÄ von diesem H«n
lOTTELDEUTSCHE PRBDIQTEN. 339!
tir « za vetwendeii; werden sogar gewisse Wurzeln ei^^rifiidn; man'
L die Partikeln ir, vir, bi, in, das Pronomen iz, is.
Femer mögen auch einige besondere Wort- und Schreibformen
d seltenere oder in den mhd. Wörterbüchern mangelnde Wörter zur
toanem Charakteristik der Hs. rerzeichnet werden:
heidvntaUnn, hagere (m. Bogenschütze); brdstei (= hrShestei), hureh-
1^ die (einmal fitr der, nom. sg.); dinne (= da inne), diseU (gen. sg.
il iirre)j d4ltöre, forchten (vb.), frawede (fem.), geduldicUcke, gehSrehen,
ioacA (praet. neben geseJiach), gewaU (fem.), geware (adj.), gmnnen
igelmäüig ftlr geurinnen)f heidine (m.), hienir {=zjener)y ire (gen. pl. n.
t fem. sg. von er), kumin (ptc. praet), jungire (schwm.), kimtn"
ne (neben kuniginne)^ lebvndine, leOnn (vb. = ld>en), hüben (vb. = ge-
^), niemcenmn (acc. sg.), niemmir, offir (stn.), quädirri (vb.), recht
V.), riehtesch^ (n.), schieris (adv. Superlativ ftlr eehieriet?), »criben
ben $ehriben)y ecrift (neben eehrift), sükiein, swelic (= ewdicK)
ir« (3. prt ind.), tabele (fem.), tegeltohis, umme {=umbe), unsire
IL pl. von ieh)f ütze (praep.), dzeme (= Hz deme), ikirthctlp (praep.
dat.), üzwertie (adj. äußerlich), vile (neben tn'Q, virbine (Schreibfehler
ffirderlnne), virgißnisse (ü.)» virterben (=vtrderben), vischräche {schwm.?
(ehe verfolgender Vogel y Fischreiher?), imUemunden (vb.), vuÜestein,
Mle (praet.), toeinmnde, wene, wenne (Conj. = wende, wände), werüde
it fem.), wile (einmal für ml, 1. prs. sg.), wU (adv.), wole (1. prs.
aj.), wole (adv.), züfam (vb., hinzutreten), zun (= zu den), zweir (geni)
Endlich einige Redensarten und Constructionen : richte nemen, die
k^ üf triben, steine wirken, zovber stellen, sich eines dinges verhüben
att erhüben) f sich eines dinges bekennen, sich zu etwas bekennen, es
igestehen, schaffen mit Inf. (= heizen), einen daz crüce an hdhen heizen,
dem ^wigin ßlre gemeinit sin, zu d. ew. F. bestimmt, ftlr die Hölle
if sein, vastenzü wazzere unt zu brdte, diz stünt sidir, das eräugnete
dl nachmals, melden mit Gen., meinen mit Gen. (lieben), hüben mit
sc, (glauben), sinis eigin dankis, mit isirin banden, des heiligis crüeis,
i grdzin vUzze, mit zomigin mute, andire die farstin , alUz mmnislich
suw, hdsifr wiecht ungetrüwir (voc), aüir ßrgiRchis (alljährlich), in
^ stetelich (allenthalben).
Nach diesen Vorbemerkungen lasse ich nun den Inhalt der ein*
nen Lagen mit Ausnahme jener Eingangs erwähnten verstümmelteti
ei Blätter in vollständiger Mittheilung folgen. Um den Charakter des
mkmals nicht zu verwischen, habe ich außer einigen orthographischen
iderungen fast nur in den wenigen Fällen offenbarer Verderbniss am
340 ADALBERT JEITTELES
Texte gebesBert, hingegen, wie sich von selbst versteht/ überaD
Interpunction und ebenso die Qaantitätsverhftltnisse bezeichnet
lassnngen des Schreibers sind von mir, so gut es möglieh war,
gänzt, aber als solche jedesmal durch eckige Klammem
hervorgehoben y Abkürzungen in den meisten Fällen au%elOBt
1. Lage Bl. 1 da der boum vore stünt, unt slüch allis
dir nidir, daz dar inne was unt s. M. (Martine) war ') nicht, das
volc wart dö alliz gelöbic unt geteuft unt der tüvel wart virtribin. ei
nätere bete ce einim male einin menschin gebizzin unt was
unt nieman getrüwete daz er genese, alse schiere so s« M. das
dar ubir tet, s6 vür daz virgiftnisse von deme menschin unt was
der tüvel hete daz lüt betrogin, daz sie giengin vur ein holz, di
ein grab, dar brächtin si ire offir unt wänden, daz ein heilige dl
S. M. frägete dd, wie der heilige hieze. dd ne konde is in
birichtin. dö vür s. M. dar mit sinin pfaffin unt tet sin gebet d&
bat unsim herrin, daz er ime wolde iroffine, wer der wSre, der dftleüBi
do iroffinite [iz] ime der almehtige got ^) unt er sach bi deme grabe
einin tunkelin schimin einis menschin, der sprach zu ime:
bischof, daz lüt ist harte mit mir betrogin, ich was leidir ein m(
unt wart hie virterbit ich nehän nih gemeinis mit den merterkm.')
mit der rede virloubitin sih die lüte des imgeloubin. dö er dd nooM
ende hegende nähin unt wole wiste, wenner solde virscheidin, unh
daz liez er sinin wec nicht, eme vüre da bt zu einir stat, dÄ sin brSiti
was. die pfaffin die da wärin, die hetin ceworfin undir ein andir; A
wolde er virsünin. aldä er reit üffe deme Stade des wazzeris, das 4
heizit die Lire^), da sach er die vischrächin vlizin üffe deme wasiii
unt slindin die vische. do sprach er zu sinin pfaffin: 'Sehit, diz iit «i
bilde des tüvelis unt der armen s§le. alse diso vögele den yisdi
Iftgint, daz sie sie virslinden, als5 lägint die tüvele den sSlen, das f
sie virslinden unt zu deme Ewigen tode brengin.' d5 gebot er ift
vogelin cehant, daz sie daz wazzir liezin unt irin wec flugin. dd er i
hine zu der stat quam, da er hine wolde unt sine pfaffin hete vindn
aldä wart er sich, daz er niht langir lebe solde. da wart michil clagii
pfaffin unt muniche sprächin alle gemeinliche : ^herre vatir, weme lein
du ims? die armin schäf sulin die vreislichin wolve^) vil schiere best!
wir wizzin wole, daz dir die ^wige gn&de vil bereite ist iedoch irbam
*) war prät. «on werren. *) aHngot *) d*e mertereren. *) lire «
Jjrirtf *) wolv«.
MITTELDEUTSCHE PREDIGTEN. 34Jt
h. ni>ir uns arme^ die dA hie l&zist* dd der heilige herre dise rede
nam^ d5 weinite er vil sSre unt tet sin gebet unt sprah zft unsirme'
nrm: ^herre, bin ich dime lAte noh dechein fiiimey ihne widir rede
s erbeite nichts ich tän daz dA gebAtis. din wille der gewerde/ nftch:
im wortin sd sach er den tAvil da bt stftn. dd sprach der gAte s. M.:
t$ ni&& tA hiC; blAtigir wolf? dA nevindist an mir niht Abhrahämis:
Uz aal mich intphfthin.' Mit dirre rede sd virschiet er unt fAr zA den
fipn gn4din. O wt vil Uebin, waz sal unsir vü armin werdin, daz
t sd heilic man den tAvil an slme ende mAste sehin? Deme gAten
tte Ambrosien ce Meilan nnde sente Severino ce Colne, den .wart
ßSnet sin heilige ende unt sie sfihin in ce himile fArin^). Liebin ^ nA
&t hAte unsim herrin stuir gnftdin^ daz er uns irquicken wolle von
üe tdde der armin sMe, alse er die tötin*) irquickin wolde durh des
in 8. Mertinis willen, daz wir intflthin mAzen deme &wigin- t6de
en.
S. Andree apostoli.
Mox ut Yocem domini praedicantis audivit beatus Andreas, relicti»
ibuSy quorum usu actuque vivebat, eterne vite secutus est praemia
gientenu Der gAte sanctus Andreas, des tao wir hAte begdn, der
s sente P8tris brAdir unt unsir herre selbe bik&rte^) in, da er vAr
ehinde. dd er unsirs herren stimme virnam, dd Üez er schif unt
mey des er sich^) begienc, unt volgite unsirme herrin^ der ime daz Idn
Iftch des dwigin libis. Der selbe gotis böte, der wa8 der mildeste
m, der immir mochte werdin. den sante unsir herre ce Griechin ce
sdigen daz gotis wort dd quam er in ein laut, daz hiez Achaia.
stAnt ein grdze^) burchstat inne, die hiez Patras,. unt hegende d&
1 gAten sämen ce werfene des cristinlichin geloubin unt tet da grdze
chin, als uns die bAch sagint da irtrunkin in der habe wol nÄhe
ne lande in deme mer drizich knappin; die warf daz mer Az unt
irdin in die stat getragin. die irquikkite alle die gAte s. Andr&as
a deme tdde. Andirs manige ceichin tet der heilige apostolus unt
(irte ce gote manic tAsint des lAtes. dd was in deme lande ein burch^
^e, der hiez Eg^as, der hazzite die cristinheit säre. der quam ce
tras in die stat unt begonde die cristenheit ce twingene, daz sie dio
gote ane bettin. da widir sazto sich s. Andrdas unt sprach: 'ez wdre
vft^, daz dA dich bekertis, wenne dA ce richt^re gesazt bist, diuz dA
Q obiristen richtere hetis vor ougin unt liezis die abgote unt ane-
<) farin deuilieh. *) dri totin. ') bikirte. So schreib* ich ohne B«-
hen diue Form des prcU, in Ueheremttimmwng mit Qramm, P, 254 vmd dem deui^
«I WA, V, 408, 410, ^) siecb. ^) grdse unUnrhd^ *) doMkfW
042 ADALBERT JEITTELBS
»
bettis den, der himil unt erdin geschiif/ des antwerte ime £{
jprach: ^Bis dft Andrias, der unsir gote cestörity ont rStia d
einir bände gelonbin, den der keisir von Rome virbotin bat all
die in deme riebe aint?' dö spracb s. Andreas: *der keisir vo
unt andire die furstin die newizzin nicbt des, daz der gotis su
in diae werlt ont gebom wart von sente Meiten der §wigm
unt gemarteret wolde werde an deme beiligin crftee den worti
er uns irlöste von deme Ewigen tode.* Dö spraeb Egeaa: *idi we
d& m^nia den, der von stme jungerin wart virkouft unt den di
viengin unt PilAtus biez an daz crfice bftbin. wie mocbte der i*
gebelfin, der ime selbir niebt gebelfiiD moebte?^ Dö spracb 8.A
*0 wt woldis du wizzin, wie redilicbe unsir berre dar zu qiuu
er den tot leit nicbt ungemO; sundir slnis eigin dankis, wände
is uns vor gesagit, mir unt andim stnin jungerin , das er <
wolde kiesin, daz er uns wider br^cbte zu dem Swigin Übe/ E
werte ime EgSas unt spracb: ^Ez wSre dankis oder undankis, •
iedöcb. wie mocbte er danne got stn?' D6 spracb s. Ändr^
vimemit micb geduldiclfcbe; icb sage dir die tougene imt di<
des beiligis crftcis^/ d5 spracb der burcgr^ve: *Iz nemac nidi
gnftde, ez ist ein micbil ungn&de.' S. Andreas sprab dft: *d
menscbe wart betrogen an dem boume, dö er daz obez az, das
verbot; durcb daz wart allez mennislicb kunne') virlom undei
nibt ledic werden, der gotis sun der newurde') gemarteröt i
boume des beiligen chriuces. ditz soltes dft vimemen vil geduld
unde geiouben an den almebtigen got.' dö spracb Egöas: *
gfttltcben geboret; dftne gebcsrest oucb micb gütllcben, icb b«
bAben an daz cbriuce, daz dft d4 loubes.' des antworte^) s. Andr<
spracb: Vort icb daz orüce icbt, icbne loubete^) daz crftce n
bin des immir gerende, daz icb an deme crftce irsterbe, dft n
mdster an löste unt alle dise werlt' dö biez in der burc^r^v
kerker stözin. dft was [er] alle die nacbt predigende das g<
unt bat die lAte, daz [sie] sine martir nib irritin. des morgini
der grftve vur sieb brengen unt spracb: *wie nü Andröa, bftst
icht bedftcbt nocb? ftntwedir mfne gote salt dft ane beten ode
crftoe beize icb dicb bftbin.' dö sprab s. Andrö: *böre micb, töi
dft zft deme öwigin Are gemeinit bist, dine dröwe^ forcbt i<
*) de« heüi^f crücis vgl. Oramm, IV, 640, ') aUes menniBlicli
Qrmmm. 17, 488. *) newrde. *) antwrtte. >) lobete. Oder k
Bm, reehi und in dem obigen loobes U^t der Fehlerf ^ drowe. Die
FK0k.^hekU mir dmck dit lMb9nfanMf^ dxoTive^ drQa^ drde, drd hnUämgUa
• MITTELDEUTSCHE PREDIGTEN. 343
Apb hoffe sft deme heUigin crüce alse ce einir wirtscheffe/ der gr6ve
!9^^ in d6 yilliti unt hiez in daz crüce an h&hin unt gebdt, daz man
.'jhft m daz crüce nicht nagilte, sun
-t- • 1. Lage BL 2. * wige morgin. Nu sich ce berge unt ein
ail^HiKch zeichiny als du sihes an deme himile^ daz heiz morgene bindin
dhiin vanin. b5 nimis du den sige/ dö sach er ce berge unt sach
heilige crüce st&n an deme himile^ daz schein als die sonne ^). des
es vil frü^) der kunic Constantin hiez ein crüce machin unt hiez
an slnin vanin bindin unt vacht dö mit den heidin unt gesigite in
i'^^e unt slük ire unt vienc ir also vile *), b5 er wolde, unt reit widir ce
• ^Scixistantinopole mit grozin §rin. dd sprach er zu stnir mütir sancte
^walenin: 'Mütir, nü geloube wir des, daz unsir herre J^sus Cristus
Ä*-CTÜcigit wart durh alle dise werlt, unt mit deme ceichine so hftn
'''^'^ife gesigit an den heidin. Nü wizze wir wole, daz er zu J^rusaldm
9^iiiartirt wart Nü solde wir mit grozin vlizze^) dar umme werbin, daz
'^iir daz heilige crüce vindin, daz iz uns kume ce seidin unt der cristen-
*^^t ce tröste unt ce gnftdin. Nü var ubir mer mit grözzir rittirschaft
''^^t suche daz heilige crüce vil vlizzidiche/ Sancta Helena vür ce
^^msal^ mit grozime here unt hiez die judin alle vur sich kumin.
^'ft quam vur si wol drü tüsint dö sprach die kunigin: *Irwelit üz ü*),
^ie die allir wtsistin sin, unt die kumin vur mich unt anwertin mir
ich si vrege/ dö kurin si üzir in drü hundirt man, die dft wise
unt die d wole kondin. dö sprftchin si zu ein andir: Vaz wirbit
^ kuniginne oder waz wü si mit uns redin?* dÖ sprach einir, der
Judas von sancte Stephanis gesiechte, des vatir hiez Symon:
Jt herrin, ich w^ne, daz si umbe daz here kumin si, daz si umbe daz
ce vorschin wolle, dft Jdsus Cristus ane gehangin wart die stat
"^eis ich aleine wole wA daz ligit, die wisite mir min vatir unt min
^dir vatir unt rietin mir daz, swanne die stunde qu^me, daz man dar
umbe begonde vrftgin, daz ich iz nicht virh^le, wände ez inmocbte
■ I' ■ ' ■
Überhmtpi dürfte der Wurtel dieiu Worts von jeher longor Voeal irme gewohnt haben.
Dkm geht sehen wum Theä aus den bei Oraff II, 244 ff, mügetheiUen Belegen hervor und
JkdeC durch den bei Fiek^ vgh Wörlerb. der indog, Spr. II, 768 aufgestellten Zusammen-
hang mit einem indog, Stammztw. thr&vja, mit altn, thrä, thr&r, ags, thrdTian auch vom
Sfrmehvergleiehenden Standitunkt lebendige Bestätigung, *) de sfame. *) des
•otgenet vil frft. Es bleibt unentschieden, ob mit dieser Zeitbestimmung der neue Satn
enheU oder der alte scJUiesst, *) vile wohl nur eine vollere Form von ril, nicht der
Jketierte aecphir,, vgl, toeiter unten: TÜe gütis borgin. Dass Übrigens das md, Überhaupt
Üe Neigung hat, den Wörtern, denen e als Ausgcmg nicht gebührt, ein solches arum-
hangen, dmrüber s, Pfeiffer tu Jeroschin LVIII, *) mit grdzin vlitae, vgl, FSrommaimi
«t» Herh. 8. 224, W. Grimm z, Graf Rudf 7, *) uiz u.
344 ADALBERT JEITTELES
nicht virholm sin, unt daz ich das 6 töte, denne ich den üb
unt sprächin ouh, swenne daz crüce wurde fundin, so wnrde wir lüs^
virtribin iint unsir e wurde alle cestörit Nu h£n [ich] iz ü gag*t^^
nüne meldit min nicht, ob ir üwir ^re wollit behaben imt daz ^
Mit der rede giengin si tut die koniginne. dö sprach die ytoi^^* »
herrin, ir wizit wole, daz üwir eldim heilige lüte wärin, den hat#^^ ^
gelobit, ein heilant ce sendene, von dem sprach 6r') Moyses: proplkebt
Yobis suscitabit deus de fiructibus vestris; quis non audierit illom, nile.
dictos erit Ein wlssagin sal ü got irqoikkin von üwirme gesl^BcJite-
swer deme nicht gehörchit, der sal si virflüchit von deme spra^Ki M
Ysaias: Ecce, virgo accipiet et pariet filium et yo. . Ein magit ^ba/«.
phldiin unt sal ein sun gwinnin, der sal got geheizin werde. cK^^
selbe gotis sim gebom wart von sancte Merien unt numic cddiiB vr ^^
ü tet — üwir tötin hiez er üf stto, die blinden [machete er] *) seho^
die miselsuchtigin machete er reine, daz wazzir machete er zu idne wt
andir manic ceichin tet er — daz inhalf alliz nicht, ir martirtit^ k
unt hiengin in an daz crüce. an sineme t5de geschfihin sole ceidfli:
w^rt ir nicht virsteinit, ir mochtet wole geloubin, daz er got w^re. m
deme tode irstünt er, ce himele vür er: des inwolt ir allis nicht p-
loubin. den heiligin geist sante er her nidir sfnin jungerin den zwdE
apostolm, die wurdin sprechinde zwo unt sibincic zungin. das ist afls
vil war: unt ir setzit üch noch widir deme rechtin geloubin imt A
virsteinit unt wollit got niht irkennin? Nu bin ich here knmin, dtt
ich wizzin wil, war daz crüce kumin si, da unsir herre J^sns OriitM
ane gemartirlt wart daz sult ir mir vil balde wtsin oder ir mftzit alk
den grimmin tot kiesin.' des antwertin die judin unt spr&chin: 'frowe^
umbe daz crüce inwizze wir nicht des sint wol drü hundirt jir, dtt
daz alliz geschach; unsir vetere wärin dannoch nicht gebom, icht mfir
danne wir selbe, wie mochte wir danne, gnädige firowe, didi UBibe
daz crüce icht berichte, war daz kumin si?* do sprach die kaniginae:
'ubilis todis müzit ir alle sterbin, ime wisit mir daz heilige crüce.'
Mit zomigin müte^) hiez sie die judin in den kerkSre . • . . •
ubir nacht unt vundin woldin wä daz heilige crüce
l§ge. des morginis hiez si die kunegin abir für sich f^n unt eprid
zu in: 'ir herrin, hat ir üch noch icht bedächt? wisit mir das crüce,
oder also helfe mir der dar ane gemarteret wart ich heize üch also
*) %r. Hier konnte etwa auch er >«- her, herre gemeint «em. *) marhMft er
fehlt dat erste mal; rieUekht soll es das zvoeite mal fehlen und ist durch Vareehem da
Schreibers vertceehselL ') martirt ^ mit somipn mute vgL YF. Oriaun m
Graf Bad, Ä 7.
MITTELDEUTSCHE PREDIGTEN. 345
mdinc virbrennin.' Si sprächin abir, alsd si d tfitin, daz si dar nicht
^e wistin. dd gebot die kuningin, daz man ein michil für machite
' 81 alle dar in würfe, die judin irquämin des vil s^re unde nämin
WD, den recht schnldigin, unt gäbin in der koningin unt sprächin :
^e^ läz nns ledic unt habe dir disin, der wisit dir alliz daz du
* d6 liez si die andim unt sprach zu Jüda: Men tdt unt daz lebin
ich TUT dich, wtse mir daz heilige crüce, ich läze dich leibin;
^ du des nicht; ubilis todis sterbe ich dich.' Judas sprach raste,
' ^^viste d& nicht umbe. d5 hiez si in werfin in eine grdbin. iä. lac
'^Q sibin nacht ungezzin unt ungetrunkin« d5 die sibin nacht umme
'^üii, do rief er zu den. ritterin, die sin da phlägin: 'ir herrin, cihit
^ üz unt brengit mich^) yur die kuninginne.' . dd zugin sie in Üz
* orftchtin in yur die frowen unt sie hiez ime ze ezzine geben, unt
S^Ute sich yil vaste unt nam eine houwen an sine haut unt gienc
^^ zu der stat unt tet sin gebet vil vlizichliche unt begonde zu
^A^ene. die kunegin volgite ime dö unt hiez ime helfin. dö si begondin
be dar, do quam ein ertbibunge ') imt die stat, dk diz belüge crüce
', die wart alle irwegit imt quam ein alsd süze smac, alse alle die
im würze da werin, die in der werilde irgin wSrin. der tüvil f&r da
me in der luft') unt rief: 'o wg dissis tagis unt o w& dirre michilin
pi4de, die ich nü lidin sol. der andir Judas virriet sinin meistir,
' was min firünt; dirre Judas wil mich virtriebin mit deme crüce,
i er nü suchet, swanne^) daz nü vimdin wirt, sd bin ich gehönit unt
) mine genöze.' Var vur dich, ubile tüvil/ sprach Judas, 'alse du
rerkit häs, in die ^wigin hellewize. ich geloube vil vaste, daz Jdsus
18 8un ist, der an deme crüce gemartirt wart' dö grübin sie vil
iveliche unt vundin drü crüce. dö sprach die kunegin sancta Helena:
L newizze wir nicht, welich daz heilige crüce si, wände der zweir^)
«ichSre, die mit unsirme herrin gemartirt wurdin, sint^) der crüce
sL' dö sprach Judas: 'Nü rüche iz unsir herre ce offene, welich daz
crüce si.' undir des vürte man^) einin tötin man da vure. dö hiez
las, daz man den tötin niedir setzte, imt nam ein crüce unt legete
üffe den tötin; der nestünt nicht üf. alsam tet er daz andere; dan-
ih lac er stille, dö er daz dritte üf in legete, daz ^) daz heilige crüce
8, dö stünt der töte üf unt wart lebinde. dö wart Judas geteuft unt
rt genant Quiriacus unt wart sider bischof ') imt ein vil dumechtic
') brenf^it mir. *) ertbibunge undeutlich, ") in dUuft *) snaanne.
*) zweir, «. i/oAn mhd. Gramm. I, Wo, •) sin. '; wrte man. *) da.
^ biflchofi.
346 AD ALBERT JEITTELE8
man. dd die kunigin des crücis gewis was, dö sprach sie: 'Nüne hak
wir der nagele nicht, die durch sine hende unt durch süie Tftxe giengm.
die wile daz ich der nicht hän, sdne wile ich nicht weain fir6.' ik
Tastete sie dii tage sü wazzere unt zu brdte ont QuiriacoSy der & Jtdsi
hiez, unt alle die mit ir d& wärin, unt b&tin unsim henrin tiinir gnidii,
daz er die nagele wolde iroffene. d6 irhdrte sie unsir herre nnt &
erde insldz sich, d& die nagele Ifigin, unt si irschinin also schöne, ah»
si guldin w§rin. unt alsd wurdin sie fiindin unt die knnigin wart fl
vrd unt nam si dö unt daz heilige crüce hiez sie in xwei segin, uk
daz mSrre teil vürte si ipit ire ce Constantinopole, das minre lies ■
ce Jerusalem unt für wider zu irme sune unt br&chte ime das cHlee
halbiz unt die nagele, der hiez er einin an sinin zomn slahin, der
hangete ^) vor stnis rossis houbete. den vürte er, die wtle er lebiie, «st
nlU^h ime andire kunige, nemellche so si zu Tolcwtge vürin, wände oe
hetin des geloubin, daz si siege vöchtin al die wfle, das si den nsgil
hattin. diz was vor gewissagit von einime heiligin proph^tin, 85 die
Schrift sagit der sprach: et erit ad^ in freno r^s sanctom domia»
vocabit ; daz der kunic an sineme zoume tu
2. Lage Bl. 1 laus wöre, der ime irschinen wkt.
dd sie sinin namin gehörtin, dd hübin sie ir hende üf unt lobitin gel
unt sageten deme kunige, daz iz ein heilic bischof wöre in deme lande^
dar er sie hete gesant der kunic sante ime dö ein guldin crüee oat
ein andere kunicliche gäbe unt hiez sie varin zu sende Nicolfto, du
sie ime sagitin des kunigis botischaf, daz er des böte, das er sin ge-
denke wolde gegin gote unt daz si ime gnäde sagitin, das er in ge-
holfin bete, dö vürin^) sie in wec unt sagitin ime, wie is in irgaogm
was. er bivalch si gote unt si vürin wider zu deme kunige. die irfle
daz sanctus Nicolaus hie in ertriche was, dö tet er manic ceiehin^ m
dem wazzere, üffe deme mer: den half er dicke, swer in ane ni
sider^) dem male daz er virschiet unt ce gotis riohe quam, die ceidnii,
die er sider hat getan biz an disin tac in wazzere unt in walde ut
in allir stetelich, die mochte ü nieman volUh sagin. dö er Tirsc^et snt
bigrabin wart, dö flöz olei üzze dem marmilsteine, d& er imde ls&
swelich^) mensche da mite bestrichin wart, swaz suchte*) s6 der hele^
der wart s&n gesunt dö wart zu sime grabe ^ gröze suche, dar hüb skh
ein pUgerfm unt binachte in deme walde in einis morddres hüs, dtf
in dem walde was unt die lüte nidir slüc. dö bat er in der herberge;
') hangete tpeeißseh mcL Form, «. Lexer, mhd, Handwib, I, li9S, *) tArb
tmleserlieh, ^ eceichin. ^) s\d\ ^\ swelic *) eftche. ^ s& rime g*be.
M1TTEI.DEUTSCIIE PREDIGTEN. 347
dö lech er 8i ime. dö er gaz unt getrank, dö machite er ime ein bette ^)
ant tet daz gerne , wände er der pfenninge wart geware^ die der bil-
gerfm trftc. dö der pilgerim sich dd leite, dd bevalch er sich deme
gAten saneto Nicoläo nnt intslief. cehant stünt der schSchdre üf unt
dftc ime den hals abe mit einir ackis unt begrub daz hoabit ftzirthalp
deme hfts unt nam dö sinin schaz allin nnt leite sich släfin. zu mittir
lischt quam s. Nicoläus für die ture unt hiez sich in Iftzin. der sch6-
chSre frägete wer da w@re. d6 sprach er, iz wdre Nicoläus^ der bischof
Ton Stamirre^. dd newolde er in nicht in l&zin. des andim nachtis
quam er zu der seibin stunde, des drittin nachtis quam er vor deme
tage mit grdzime lichte alse mit einime blicke unt stiz die tmre
i^zxe deme angin unt gienc dar in unt sprach: 'wise mir vil schiere,
war hAst du minin bilgenm getan; wen daz ich vil ungeme iemanne
idit leidis tftn, du hettis gamit widir mich den ftwigin tot, wende
du minen pilgerim hast irmordit/ dd gienc s. N. für daz hüs unt
souh daz houbit here vure unt gienc zu deme lichamin unt satzete ^ iz
eesamene. alsd wart der pilgerim lebinde. ier sch^ch^re was irkumin
dirre dinge, daz er; sich nicht virwiste. dd hiez in s. Nie, daz er deme
pilgerime bettete, als er d&r gelegit was, dö er irmordit was, unt sprach :
*al hie bevule du dich ^) mir, al hie lege ich dich.' dft mite fdr s. N. ce
himele unt der mord^re.fÜr zu unt weckite^) den pilgerin. dö er dö
irwachite, dö sprach er: 'o wi, wie unsanfte ich gesläfin h&nf des ant-
werte ime der^mordere alsö][weinninde unt sprach: Vorliebe, imsanfte
Uüst du gesl&fin, wende ich bete dich irmordit' ein zeichin was deme
pilgirime an deme halse bilibin alumme als ein röt sidin vadim. dö
giengen sie dö bftde zu sente Nicol&o unt sagitin diz gröze wundir
mllir der4,werilde, unt der^mordöre wart ein gut man. £z was in den
seibin ziten ein schifinan, deme brach sin schif unt virlös sin gut unt
yirarmite. dö er dö niemannin vant, der ime borgete, dö quam er zu
eime judin unt bat in, daz er ime borgite so vil schatzis, daz er ce
Bchiffe qudme. hienir sprach, daz er daz gerne tete, ob er ime pfant
setzte, dö sprach der cristin man, daz er pfandis nicht inhete. wenne
er ime wolde •) so vile gütis borgin, so sie in ein wurdin, er swüre ime
tffe sente Nicol&i altere, daz er ime gulde, so er schieris'') mochte, der
jade 18ch ime dö ein gut stucke goldis üffe s. N. [altöre]. dö der cristin
*) eioe botte. ') Stamirre. Venoechtltmff mit Smyma (vgl, Bariteh, Kmwod»
Partancpier S. 429) oder EtUsleUung aus etat Mirre d. i, Myra in Lykknf ') satcete.
*) bdYole dd dich. *) weekite. Gewöhnlich heißt dat prät, wacte oder wahte,
i. mhd. Wtb. HI, 451. •) wenne wolde er ime. ') schieria w< vjohl fltr scbierirt
aU £h^9erlatn) des Adv. tu faatmi.
l
348 ADAI-IiEKT JEITTKLKS
man (laz golt hete inpfangin, dö gicnc er inwec ant gwan ein sclüf
uat vor ubir roer unt wart schiere riche. dG daz der Jude gesncli, dS
sprach er zd ime: 'Kö bist dö rIche, nfi gilt mir.' d5 sprach der criitia
man ' mir äffe a. S.
altSre unt ick I&ze dich frt.' d6 sprach der criBtio, daz er des ger^
were. diz wart getedingit wände ') biz frü. der cristin gedächte vil ajige
unt Qam also vil goldis, bö er deme judia geldin solde, unt irgrQb
einin etab unt tet iz dar !n imde virmachite iz, doz iz nteman mochte
gesehin unt quam des morgenes frü zu deme judin unt sprach: *Nft
g9n wir zii s. N. altijrc, du wil ich dir gew?re, daz ich dir din gflt
alliz hän gegebin an dine hant.' der Jude gienc dö mit ime vil unüA-
liche. du si zu deme altere quiLmin, dö nain der cristin man stnin «tap
unt gab in deme judin an stne hant unt mit der unkust bÖ swflre er
ce Bente Nicolai altere, daz er ime sin gut alliz virgoldin hete tml ii
ime an Bine hant hetc gegebin. dö er den elt hete getan, dd nam er
elnin stab wider unt wart ein vil vrö man. der Jude gienc dö schrtende
unt sprach: '0 wl, Nicolfie, wie bäst dö mich sua betrogin! gildis dö
mir nicht, söne sal dir got noch man nimmir getrüwe. Salt du iz nicht
rechin, söne wii ich dir nimmir dechein ere gesprechin.' Mit der rtAe
gienc der cristin mau inwec, unt also got wolde, dö begonde in Btw
ce aläfime unt mitten an deme wcge sü viel er nider unde slief mit
der stap lac bi ime. undir dcB für ein man da vure mit eime fOdir
houwis, dö er den man vant släfinde, dö sprach er z<\ ime, daz er Qf
atftnde. bienir lac bö virsläfin, daz er nicht hörte, dö bienir dö lange
gerief unt der man nicht Gl' atönt, der da slicf, dö w4nde bienir, der
den wagen ") dil vüi'te, daz er durb sine schalcheit nicht üf wolde stin,
unt für ubir in mit deme wagene. der wagin druckte den man ce t5de
unt den stap druckte er ce stuckin, daz daz golt dar flz schein, ifai
quam is') mere, daz der man tot w6re, der den judin hete betrogin.
der Jude quam dö geloufin unt nam den stap in die hant unt sprach:
'wienft, bijsir wiecht ungetrüwir*}, was diz daz golt, da dB mich mite
betrogin büsV s. Nicoläus bat mir geriechtit, an den ich mich liez, der
hat mir eine trüwe biscbeinil.' Alse lief er rfifinde zu sente NicoUi»
munslere. Man hflb dö den tötin man üf unt trüch in vur daz nmnttir
uut der etap lac bt ime. dö viel der judo nidir an sine knie ant w«mile
') nando tn unmgenllieher Vlrreautitiig ßir wui. v;it bJuL Ht6.
WM) bi« W. Grimm ™ tJra/ Badoy il. 13. 20, » Alkit 19. ') i
A«( wan. *) U. ') bÖiir wifeoht angeuflwir; vgl. f^
OArmtk da Vocaeiet 3Ktitr allraiUivw A4j«ttiM, J»
4Mkri ii, /ehU.
]
MITTELDEUTSCHE PREDIGTEN. 349
m\ Bere unt sprach: 'herre s. Nicolfie^ du has mir wole geriechtit ubir
den ungetrdwin man. wilt du daz ich des geloube, daz du diz gei&a
habis unt daz ich geloube, daz J^sus Cristus der wäre got si, so hilf
mir, daz er lebinde werde unt das er sine sunde gebüze: sO laze ich
mich toufin/ döne was nicht lanc, der man wart lebinde nnt st&nt üf
unt viel deme judin ce vüzin unt bikante sich sinis unrechtin ^) und
wolde ime sin gut geldin. des newolde der jude nicht nemin: er hiez
iz armen lütin gebin. unt der Jude wart geteuft unt bihielt die sele.
die heidine roubitin die cristinheit in s. N. lande, da n&nin sie eine
tavelin, da was s. N. bilde ane gemälet dO iz der heidine heim brächte
unt er virnam von eime cristin, daz daz der mildiste bischof w^e,
der ie wurde '), der dar ane gescribin were, dö nam er die tabelin unt
blonde sie ce erine durh daz bilde, daz dar ane stünt. ce einim mÜe
gienc er üzeme hüs unt sprah zu deme bilde: 'Nicoläe, hüte wol d&
lieime.' undir des quämin diebe unt stälin alliz, daz in deme hüs was,
in daz bilde, imt trügin iz in den walt') unt teilitin daz gut. dO der
man wider quam, dÖ was sin gut aUiz yirlom. d5 begreif er daz bUde
unt sprah: 'Nicoläe, hilf mir, daz mir min gut wider werde,' unt he-
gende daz bilde ce slahine unt sprah: 'alsüs sal ich dich vil dikke
elahin unt villin unt ce jungist in deme f^re brennin/ aldä die diebe
säzin, dar quam s. Nie. gegangin in einis bischoffis bilde unt sprah
zu in: 'ir unseligin, waz ich durch üwir dübe geslagin bin! gebit iz
widir oder ich melde üh unt ich schaffe«) Üh aUe irhangin.' die diebe
irrorchtin daz vil sere unt brächtin daz gut alliz widir. do daz der
heidin gesach, do lobite er got imt den gütin s. Nicoläum allir sinir
gute. Zu den seibin citen, d5 [man] s. Nicoläum witen suchte, dO was
ein man, der hete ein siech kint, der reichite s. Nicoläo ein vaz von
golde unt von silbere, wende er riebe was. daz
2. Lage. Bl. 2 de daz gotis wort, do hiez ime
der kunic daz houbit abe slahin. der junge brüdir, der kunic Polimius,
der nam den heiligin lichamin unt bivalch in zu der erdin. der eldir
brüdir, der in gemartirt hete, der wart besezzin cehant mit dem tüvele
unt quam ce sancto Bartholomei grabe alsd schiiende. Mine liebin ^),
wir nelesin nicht des an den buchen, daz dechein heilige were, der
80 grozin gewalt hete ubir die tüvele also s. Bartholomeus. Nu bitit
*) unrechtiD. Das Adj, wbstafUiviach vencendet oder vertchtieben fiir onrechtiB ?
toahrtehehdieh das erstere, vgl. weiter tmten: die (werlt) was alle begrifin mit deme nn-
reehtin. ') wurde ift wohl conj. prät. kaum tchon unser ind. wurde. ') in dem
walt *) sahfTe. Hier hat schaffen die Bedeutung * heißen, latHn, vgl, das öHerr.
^schaffen' ') M 1.
350
ADALBEKT JEITTEI.FR
in Bioir giiadin hüte, dai er fl weginde si iimme uuBJm herrin, dnx er
Uli biscbirme yor deme leidigin tQvele unt Q helfe, du ir ä«n Swi^n
lib beaitziu müzint.
S, Mathei apoBloH et evangel.
Der gute sanctus MnthSuB, der heilige apoetolua unt ^vangelista,
der was, b5 uqs daz heilige Evangelium sngit, eiu offin anndSre DBt
waa ein zolnere. den bikärte unsir herre aelbe unt hat in vü hSr ge-
rn achit ') ,1 daz er beide ist: der zwelf botiu einir unt der vier dvangeliiliii
ein. d& sante unsir herre ce Mörlant in eine etat, die hiez Nadaber.
d& was inne ein kunic, der hiez EgIippuB. in deme lande vftrin zwSiit
sonberSre, der ein hiez Zoroc ''), der andir hiez Arfaxat. die Bt<iii nttchil
zoubir unt machtin die lüte blint, Bweotie sie woldin, unt tUttn in, du
sie sich niergin geregin mochtin, unt andirs manic dinc t&tin aie, du
eeltsene was, unt sagitin den lütin, düz Bie gote vSrin. der «ras vil,
die des'geloubitin durh michil wuudir, daz sie tätin. dö s. MatbSni
dar quam, dö sagete er deme löte, daz aie trugenßre wgrin, unt sweine
sie dehein echadin t&tin, den wider tet er mit der gotis gewalt. d3
inphienc in ce häs Candacls, reginae eunuchuB, der kuntginne kerne-
rSre von MSrlant, nnt Bprah zd ime: 'unsir herre bat dissia laodit
rüche, wende er dich here gesant hat den worttn, daz dÜ daz laut
berichtia, waude si got nicht irkennint'. S. Mathcus antwerte ime dO:
'oneirs herren gnäde die iat vil grOz; der nevirgizzit atnir hantgetit
nicht von eime ende biz au daz andire', dÖ aprah der komerftre:'«»
ist grSz wimdir unt wundirt mich sere, wie daz kumc, daz d& tut
andire die apostoli^) uneirs herrin zwo unt sibincic zungin alaS «ob
sprecbint, alae die dinne gebom aint, odir baz." des antwerte ime a
MathSus unt sprah: 'unsir herre Jesus Cristua, derw&r*) beilant, der
wart von htmeie her nidir gesant den wortin, daz er widir brachte di»
w«rlt in atnis vatir riebe, die was alle begrifin mit deme unrechtin unt
ane betetin^) holz unt steine, dar umbe bat uub unsir herre gesant altt
wtt s6 die werlt ist, dsz wir sie bikSrtin, unt gab uns die kanit, du
wir sprechin swö unt sibinzic zungin, den wortin, daz uns d«b^
dürft were deheinis düteris; durch daz sd kunne wir zwo tut nbinde
« da
') Til heiT gemaebll. ') Zoroe Btt «vji.e, Duli'
S49, MjSl diettr Zaubrnr Zdrnes. *) iindife die Äpflstoli ; iU»t« Ctmi^metUm I^^
lAnt andir« di« Inntiii) W n (Tnnnn. IT. 411 hiniHtHf^gm. ') V^t.
Sil. ') ane batelio. EMtfeader fthll AiW da» /VnuHam li« aU SvhjlH
teahntKämiicha' , dU Centtmttion iit rine nach d/
im v»rkw$fhmdt aU* f«6m«tej» aaa balata oA
MITTELDEUTSCHE PREDIGTEN. 351
■ODgiii baa dan ieman^)/ andir des starp des kunigiB snn, der hiez
Enfiranoiiy unt fadb sich gröz weinin in des konigis hüs. dar lief der
kemer^rey der s. Maihdum geberberget bete, dö er d6 sach^ daz daz
kint töt was, dd sprab er zu der kuninginne: ^frowe, sentit n&cb s.
liatbSo, deme gotis apostolo, der irquikkit daz kint mit den gnftdin
gotis'. nndir des qufimin die zonberftre nnt woldin daz kint irqnicken
▼on deme tdde nnt mocbtin [iz nicbt]. d6 sprab der kemerSre : *firowe,
Imus dise zonberSre virterben, wende allir slacbte leit komit von in.'
dd gienc er n&cb s. MathSo. al die wile qu&min die zonberdre unt
brichtin tracbin mit in gefürt, da mite sie die lüte pflftgin ce virterbine *).
den gebot s. Mathias, daz sie insliefin, nnt die zonberftre mocbtin sie
aicht irweckin mit deheinin irin liestin. d6 gebot in dö s* Mathgas per
patrem et filinm et per spiritom sanctom, daz sie inweo f(irin, daz sie
oiemmir nieman dÄ mir gesehe. als6 fürin sie inwec, die zouberdre,
unt flohin üzze deme lante unt vürin in daz lant ce Babyldnie.
8. MathSns quam d8 fdr den kunic nnt tet sto gebet unt sprach zft
deme kinde: *£ufranon, in unsirs herrin namin stant üf/ cehant stftnt
das kint üf unt er nam iz bt der haut unt z5h iz üf. d6 daz der kunic
Eglippus gesacb unt die kuneginne sin w!b, d6 vielin sie deme apo-
stolo sü YÜzin unt bätin in, daz sie getövit müsten werdin. dd sagit
«r in den geloubin vore unt toufte beide den kunic unt die kuninginne
nnt daz kint, daz von deme töde irquickit was, unt des kunigis tochter
nnt lütifl vi] manic tüsint dd der kunic Eglippus dd starb, d6 intpfienc
das knniciiche einir, der hiez Hyrtacus; der nemeinte gotis nicht unt
wolde des kimigis tochtir nemin ce wtbe, Eufenissam, die bete gote
im magetüm gelobit'). der selbe martirte s. Mathlum, unt die biscoffe
heidinische ^), den daz leit was, daz man die abgote cebrach, die gerietin
daz er gehoubit wart unt also vür er zu den dwigin gn&din ftmen.
Sermo in dedicande die^) ecclesie.
Fundainenta ejus in montibus sanctis diligit d. p. s. s. o. t Jacob,
nnsir herre der almehtige der wtsite deme heiligin prophlten eine burh,
die er bigonde zu wirkine von anegenge dirre werlde. hie wirkit^) man
die steine, da ce himele legit man sie unt d& ce himele wirt sie vollin-
brächt do der heilige man her D&vid dise burch ane sach von den
gnidin des heiligin geistis, d6 sprach er: 'fundamentum ejus' et cetera.
*die burch,' sprab er, 'die ich sehe, die ist geyuUemundit üffe den
heiligin bergin/ die burch daz ist die heilige cristenheit, die heiligin
*) daz ieman. *) Tirbine. *) gelonbit. *) die biscoffe heidinische,
vgl Oramm. IV, 417, 487. ^) de; d. t. wohl » diem. <) wirkin.
352 ADALBERT JEITTELES
apostoli die sint ouh mit den tugendin [gemeinit] ^), üffe die int geTuli-f -
mondit die heilige eristenheit^ wende sie gäbin ir lib zu der maitir dnnl
der cristinheite willin. von disin bei^in ist geschriben: leTavi ocoki;
^ich hüb mtne ougin üf/ sprach der proph^ta, *zü den be]f;in, dannii
mir helfe kumin sal/ werliche^ swer sie ane rüfit unt in bcTÜhit rffei
angist; sie helfint ime. dise bure sal gedmmirt werdin, alae 8. Johamei
quit, de vivis atque electis lapidibns, von den leibindin steinin mi
von den irweltin steinin. liebin, also manic heilic mensche sd in £ii
werlt kumit, also manic sülstein'') wart onsirme herrin zft dbir hm.
alse man die üzwertigin borge cimmirt, also tut unsir trechtin die
himelischin Jerusalem, da wir alle gesaminit sulin werde, daz ist muin
herrin bore, von der gescribin ist: J^rusal^m, quae aedificator ut dntM;
unsirs herrin burh wirt gecimmirt alse ein burc wie tftt der der ene
bore wil cinmierin? der gwinnit steine nnt behouwit die ont wiiidt
die ont billit sie mit sime wäfine nach sime richtesciüte ont qoidiit
sie unt legit danne sinin vullemunt ont mürit danne dar tL dar il
hörit danne mortere unt vuUesteine unt ekkesteine. so die mürs tf
getribin ist, so vestint man die burc mit grabin, mit gewere^ mit andin
dingin, die da zu horint also tut unsir herre: manigin schönin itea
hat er gesaminit von anegenge dirre werlde. der Srste stein was ix
gute Abel; der leste stein daz ist der jungiste mensche , der noek
gebom sal werdin in dise werlt, der ce gotis liche getermint*) ist die
steine bihöwit der almehtige got tegelichis, swenne er den mensdni
reinigit von slnin sundin entwedir mU der toufe oder mit der rftve
oder mit der büze. so wirkit^) er sie ouh, swenne man den mensdün
l^rit unt scheffit^) mit den gotis wortin wie er sule lebin. so qu&dirt^
man in mit den vier tugindin, mit den vier evangelien, das er allii
des geloubin sal, des ein cristin mensche "^ geloubin sal von rechte, die
riechte sal man nemin ^) nach der heiligin scrift, daz ist daz richtisdut,
die ist vil gewere unt nelügit nicht. So billit^) man die steine, du
dechein werre ane si. tunsionibus pressuris expoliuntur lapides per
manum summi artificis. der obirste steinmetze der billit*) sine stdne
alle, die des wert sint, daz sie an stne murin kumin sulin
3. Lage Bl. 1 ubir mer unt ubir lant gegin
Antonio imt sinin wibe^^) Cleopatre. da quamin sie cesamine in mir
f
>) gemeinit. DU Gmjeciur bleibt /raglieh. ') sülstein ichwer leaerUeh. *) ge-
termint ist sehr tmdeuüich und zuAtchen beiden Wörtern noch em Wort. *) wiikit
m der hier Bedeutung * bearbeiten, ^) scheffit. Von dem, ein, schaffen oder dem seht.
•eheffen? die Bedeutung scheint 'bilden, durch Bildung eine Richtung geben. *) q"dirt
9 menschin. •) nimin. *) \A\\\\\. ^'^ «ksäxl wibe, 9gL ähU. Com-
s(rueti<men oben.
SnXTELDEUTSCHE I'UEDIGTEN.
izin tiabc CiSa dem mer, die hiez Leucades unt Ist in Griechin lande.
• kunigmne von Egj-pti lande unt Antoniua her was michil ^özir
me des kunigis von Rüme, sie hetin achte hundirt tfisint ') galiden *) An
äere schiff, dÄ die bogPre *) inne säzin ; der kcisir hete michil miimir
l iedoch biet&nt er sie fiffe demo mer. unt [sie] vächtin dA man des
i iingewia was beidintalbin : der keisir wart vechtinde widir die
ir, da die kimiginne ane was unt wart cem Grstin sigelös; Agrippa,
I keiairs swägir, wart vechtinde widir Antonimn unt viene in lebinde
I quam algprichte (lerne keisire ce helfe, der keisir karte sich dö
dir mit vacht starke mit der kunigin. die slachte wart dö vil gröz
t daz mer aJliz mit blute, eö wit so die habe was, da daz volcwic
r gescach. die kuneginne wart dG wichinde unt ir her wart gar
rangin unt irslagin unt sie selbe wart gevangin. Rostra navium, die
, den galtclin, die snebile, die hiez der keiair ce Röme vürin unt
E an dem markite dincstfilc niachin unt andirswä in der stat, da
) faerrin fiitzin soldin, die des gerii^htis pflfLgin, unt hiez die selbin
1 unt die snebile da öf slahe ce einin*} würceichine, daz er da ge-
^t hete. die snebile wärin wehe unt gut, sumiliche ubir guldit, sumi-
[ie mit silbere bielagin, sumiliche gemalt, sumiliche mit messinge
ST mit iaiue oder andira vil wole gemachit. dö der keisir sJnin vlant
tooium hete gevangin, dö hiez er ime daz houbit abe slahiu unt
nch zil der kimingio: 'du bist gevangin, din lant daz wil ich habin.
ihäst") mir BÖ vil ce lastire getan, ich newil dich nicht läziu lebin;
pde du iedoch einis richiu kunigis tochtir bist imt din ßrste man
i riebe kunic was, sO küs dir swelin tot b6 dfl wollis, des tüdis ISz
I dich Bterbin.' dö sprach Cleopatra: 'herre keisir, nä daz got alsS
Ide, daz (ich] minin liebin man Antonium virliesin aolde unt min
it unt min Iftte unt min ßre, waz solde mir der lib danne mer? ich
negere nicht langir ce lebine; nü füre mich mit dir hinnin zfi Ale-
Xftndric, daz ich in deme eilende ieht irsterbe. aC schiere ich danne
baes vatir pfelliuce ane geaehin mac, so läz mich sterbin des tödis,
I ich wolle,' der keiair tef also unt fürte sie mit ime zftAlexandrIe
i b3 schiere') so sie irs vatir palas ane gesach, do sprach sie: Tierre
n>ir« daz palas mtnea vatir unt daz lant, daz wÜint min eigin was,
1 ich geaehin]; nfi läz mich irsterbin des tödia, des ich gere unt
ich selbe wole.' des virhancte ir der keisir unt sie hiez ir gwinnin
<) h Wirlcliehkeil waren « nur 800 Scjfife, #. /"«(er, Oeschichle Somi 11. 52.9.
•aUden «. Laar mM. BttndKib. I, 138. ') schift. ') bogere fiir bogenSre.
') eiiiin vyl. Barlth, Jlache Uolerdkhlfr S. 34H. 'j do hitsl.
354 ADALBERT JEITTELES, MITTELDEUTSCHE PBEDIOTEK.
zwei aspin ^ tier, die sint der nätüre : swen sie bizint, den g^ der
ane ont also sIMnde müz er sterbin. die zwSne wnrme satzte ri
ir braste, die bizzin sie nnt sngin sie nnt alsd sldfinde kds sie
bittim ißt der keisir nam dö in der stat der kuniginne schati
bisazte daz lant, alse ime sine vurstin gerietin, nnt f&r widir ee I
mit grözin 6rin. Gbözir sige mit *) solhir frowede nedorfte nie w<
vor Cristis gebnrte. d6 gebot der keisir Oetovianns AogastoSy du
den seibin m&nt, in deme iz geschach, nSb ime hieze*) Angnstiiiii,
qoit fiwist^), nnt daz man den allir j^rgilichis bigienge mit grOnr
wede. Mine liebin ^)y diz stünt sidir, daz sich die cristinheit hfili
gr6zir übe yfl nach vier hnndirt j&r, daz iz die cristin bigiengii
deme seibin vlize alse onh die heidine gewone wärin. daz gesad
konegin Endoxia, die s. PStirs ketenin ce R6me br&chte, mt bal
b&bis, daz er allim deme lüte gebute bi gote nnde sie dar zft twimg
dem banne ; daz sie allir j^rgilichis^ zu deme mnnstir qaftmin,
sancti Pdtiris ketinin gewihit wSren^, nnt da betin ir j&rmarkit mit
ir vrowede ^), die der cristenheit giceime, nnde daz sie d bigiengin
der heidine site, daz sie daz nfl bigiengin in nnsirs herrin Sre m
guten s. PStirs den wortin, daz sie got inpunde von allin Irin bi
alse s. Pdtir inpnndin wart von den fsirin banden nnt von des k
HSrödis gewalt. Mine liebin ^), den tac bigSn wir hüte. S. Pgtir i
nicht gebundin joch gevangin alse hüte, wene disen tac nnt dise
gecit die heizit man ce Rome: ad vincnla, zun banden nnt i
ketenin, wende sie die heilige kunegin ce Röme brächte alse h&
iz als8 mite '®) schuf, alse wir ü gesagit hftn. Nu bi^t hüte den
s. Pdtim, wende die heilige cristinheit nehis dem almehtigen g
ime st3t, daz er nns helfe wolde, daz nns got inpinde wol
allin nnsim snndin, daz wir fröliche spreche müzin: diripisti >^ i
mea t s. h. 1. herre, du h&st unsir bant cebrochin, wir snli
lobin allir dinir gn&din, qni vivis et regnas deos.
^) aqiiii, ». mhd. Wtb. I, 65. ^ mit. Di« Hs. hat nnt; ob obige Em
richtig, »oü nieJU behauptet toerden, ^ biet. *) twisL Die Länge di
seheint mir au§ den volleren Formen onwest, ougeste, ongste , onst, laL angnsto)
wgehen. >) M. 1. *) allin iergilicbifl. ^ w& unUaerlich.
•) andir ir vrowede vgl, ör. IV, 419. '•) mite = dk mite, t.
i93^. Mar. Eai^ z. Free (2. Ätug.) V. 1060. *') diripisti tie.
H. SUCinER, WOLFB/VMS WILLEHALM ALS VOLKSBUCH.
WOLFRAMS WILLEHALM ALS VOLKSBUCal
Weder wo von der Entstehung der VoIksbücUer, noch wo von der
■pXtern Geschichte von Wolframs Werken die Rede ist, ist der Hand-
•dirift C. 28 (fol. Pp. 405 pagin. BI.) der Züricher Kantonachulbibliothek
gedacht worden, die Mone (Quellen und Forschungen S, 177) bespricht,
nnd die unter anderm Wolframs Willehalm als Volksbuch bearbeitet
enthält. Da es nicht ohne Interesse sein wird, zu sehen, wie der Be-
arbeiter Wolfram zustutzte, um ihn für das 15. Jahrh. lesbar zu machen,
9o will ich ein StUck der Bearbeitung (Vivianz Tod) unten mittheilen,
^ch verdanke dieses BruchstUck sowie die folgenden Nachrichten über
Üe Handschrift der Güte des Herrn Prof. Gröber. Die Handschrift
mthält: 1. Bl. 1 — 47 das Leben Karls d. Gr. {nach Mones Angabe
Änd darin auller der Sage von Flos auch ÄuszUge aus den Haimons-
kindem und dem Rolandsliede enthalten) mit dem Expllcit: per me
Georg Hochmuth caplanum Tburici et Nordling opidorum 1475. —
. Bl. 49 — 101 Wilehalm. Hier hat die Seite 42 Zeilen in ^iner Columue.
U. 49r— 58r Türlins AntheU, 58r-67 (?) Wolframs Antheil, 67 (?) bis
tOlr Tilrbeims Äntheil. Snltus est liber isto p mo Georgiü Hochmut |cap-
planom opid. Thurtci nee non Nordling | In vigilia omnium sanctorum
mo dni. mUlesimo ^ua | dringentesimo septuagesimo quinto hora VllI (?)
pOBt meridies. — 3. BI. 107 — 212 Legendcnsammlung olrne Angabe des
Schreibers, aber von ähnlicher Hand 'in Thureoy 1478' geschrieben. —
4. BL 215—221 Parabel vom edeln Kau&nann. — 5. Bl. 227—254
Erzählung vom hl. Georg. — 6. Bl. 259—261 das Buch von Hester
der Königin. — 7. BL 261-264 König Albrecht von Hispanienland. —
8. BL 264—296 Abli. flber 7 Spiele als Mittel gegen die 7 Todsünden,
geschrieben von Ulrich Ileidenrich 1474. — 9. BL 299—402. Konrad
»on Ammenliausens Schachzabelbuch, in Versen. Datum 1474. Wacker-
I tiagel in Kurz und WeiÜenbacha Beiträgen I, S. 46 erwähnt diese Hand-
t nicht. Am Rande von jüngerer Rand: Georgius Hohenmüt von
l Caplan zu Nordling und uz Zürich zum frowen münster. —
1,402 — 405 tlber das Evangelium von Nicoderaus. Schreiber Klewi
IT. N. i — 7 sind ohne Scbrcibeniaraen. — In wiefern es begründet
Mnne a. a. 0. und Wackernagel (Geschichte der deutschen
S. 356—357) annehmen, dali nÄmlich die Handschrift auf
beruhe, Mciß idi niflit zu entacheiieu. 'Ho.'iV^wis
356 H. SUCHKB, WOLFRAMS WILLEHALM ALS VOLKSBUCH.
die Handschrift auch das Volksbuch vom Kaiser Pontianus mit der
geistlichen Auslegung. Der Übergang von Türlins Willehafan zu Wolf-
rams Aniheil geschieht ohne Absatz. Nun die Probe der Handschiift
nach Prof. Gröbers Abschrift: [58 v] vinantz des keysers sun *)
hatt I den heidenen grossen schaden getan wan er hatt mit syner ;
eignen band fünf kunigh erschlagen ynd do er den fünfte ze tod>
schlag do kam des selbn kuniges sun ynd stach ein schwert in | in
das im das ingeweyd vß hanget ^ vnd sin roß tod vnder im lag | Tnd
do stieß er sin ingeweyd wider in ynd kroch so er best mocht I dort
ynder ein linden ^ ynd leit sich do nyder ynd ruft got an da» | er in
synes jungen tods ließ geniessen den er dur synen namen | litte Ynd
sin arme sei entpfienge ynd sy yor dem bösen geiste be | htttte ynd
da er in todiniger not lag do kam ein engel ze im | ynd sprach Vintnb
din gebett hat got erhortt ynd wan diu sele | yon dim lib ist scheidei
so wU ich sy füren fbr gots angesicht yfi | weller ritter dich an rofo
ist in strittes noth den wil got erhöm | do sprach der Jungling yininti
0 Über engel bit got dz er mich | so lang laß leben das ich myiia
lieben frttnd wilhlm noch einest | mog gesechen der engel sprach im
will dich got euch geweren | er wirtt z& dir komen ee das dv stiibeit
ynd do yerschwand der | engel yor sinen ougen ynd lag er in todoi
nötten ynd ruft got an | Nim was wilhlm euch in großen nötten das er
nit wäre hat ge | nomen war yinantz komen was noch ab sin her ysd
also reitte | er ymb ynd ymb ynd do fand er yinantz dort ligen *) ik
ob er tode | wer Do erlasch im alle du firöd die er ie gehebt hett oder
gewan | ynd do sprach er mit weynenden ougen o edli firacht wer idi
für I dich töd das wäre ein klein ding won ich wurd des niemer mer
frö |won al myn fröd ist da hin ynd myner liebll gemachel kybuiggl
W()n_ all ynser fröd an dir lag O we den iemerlichn klag ynd doi
wilhlm mit so kleglicher klag in clagt do thet_finanta syne | ougen ein
klein yf ^) ynd sach wilhlm an ynd do dz wilhlm sach | do sprach er
0 kind myn machtu so rede mit mir ynd sag mir | ob kein zpinen
mensch by dir sig gesin der hab gegebn das geseg | nott brott ynd
din bicht gehörtt finantz sprach es ist niemant by | mir gesin den der
engel gotz hat mich wol getrost das ich sol kum | men zu den ewigoi
') Der Bearbeiter betrachtet yivianz als den Sohn yoo Kaiser Ludwig und WUIe*
kalma Schwester (Blancheflor). Wolfram (vgl. W. 23, 1. 48, 5) und TOrlin (8. 102 b.
106 b) nennen ihn nur Willehalms Schwestersohn, da ihnen das nihere fiber ttat
Abstammung unbekannt ist. Im frz. ist er Willehalms Bruderssohn« *) TgL Wolf-
rams Willehalm 26, 25. *) vgl. daselbst 49, 8. *) Tgt. daselbst 60, 17.
') r/rl. daselbst G5, 6.
KABL 8CHRÖDEB, CABMEN 8FON8AE.
357
1 Tod seit mir oach das ich dich noch [59r] noch solt sechen
lancken dir vnd kyburgen myner getruwen | basen alles gAtz won
in uch mer gAtz schuldig den vatter | vnd mfitter vnd bitt got dz
r min sttnd vergeh vnd laß dir | min gemachel ^ empholhen sin
lastu des gesegnottn brottes | by dir so gib mir es zem essen das
n jüngste spiß sig vnd | do gieng wilhlm vber syn teschen vnd
m in dem namenn | gottes des sacramend vnsers hfn ihn xpi des
nottn brotz | vnd das noß er mit großf andacht vnd glich schied
le von I sym lib vnd gieng ein gAtter geschmack von sym Hb '')•
H. SUCHIEB.
CARMEN SPONSAE.
[n einer Handschrift des 15. JahrL in kl. 4^, gemischt aus Per*
it und Papier, im Besitze der Bibliothek des Marcellen- (Jesuiten-)
lasiums in Cöln imd enthaltend niederdeutsche Predigten*), be-
sieh auch das nachfolgende niedliche geistliche Volkslied, über-
ben: Carmen sponse ad sponsum, et cantatur sie: Puer nobis
ur.
Eedich die vlogele van SeraphjD,
le so hoe vliegen
▼en in die ewieheit
me Buyssen Ueve.
0 woldich sain *god vader mijn,
' mir eyne cronen
80 lange hain rnnb gedient.
3 wilt du mirs Ionen?'
ülTatwoldsta mit der cronen mijn?
Adsta mit der cronen?
iha wal ejn clair Spiegel sijn
an claire mijn ogen .
if er dat ich dir eyn Spiegel bijn,
ch ich mich verblijden.
ijff mjT noch eyn dupel crone
ze mich bij dijn zijden.
5. *Na wis blidei mijn lieve brayt,
ich sal dir geven die cronen ,
ich hain so vele jnnferen schoea
her baven in mjme trone.
6. Sj sint getsieret ind wal gedaen,
sj comen uys veiren landen,
sy hain oyergolde deyder aen
ind palmen in eren banden.
7. As sy TOT die portien qnamen,
do vrageden sj nnsen heren,
ofte ere loen sie honderyalt,
sy haven da umb gestreden.
8. 'Gkyt Tort, ir heren van Seraphyn
geyt vort ir engele alle ,
vertzieret mir diese zarten bmyt»
dat sy mir wal bevalle .
^ In allen Darstellangen stirbt Vivianz unTerheiratot, außer in dieser Prosa
tcmg, wo 'man im zft der ee hett geben der knnigin eine die mit kybnrg was
Bl. 57v. ') vgl. Wolframs WillehaUn 69, 14.
*) Das Vonetzblatt bezeugt das ursprüngliche Eigenthumsrecht an der Hand-
Ldber fratrum sancte Crucis in Colouia. Bibliotbeksnummer ist: Ms. 40 ia
LITTEHATUB: ZU 8. HELBUHQ UND OTTACKEB VON STEIERMABK.
9. Bj leidenden ny in der junferen
ty «oldeu sj da tiiereo,
da quam die beylge driTaldicbeit
ind aolde sj confinnereD.
10. Maria bracht eyn hemdeclien,
dat wu van Bijden clejne.
'na doe dyt an, o tzarte bra^ ,
van Banden bystu tejne.
11. Unae bere bracht ejacn maiitel
ejrn mautel van goedem golde.
'ua doet ja umb mijnre lieren bruyt,
want dit ist rayne trnwo .
12. Der heiige geyet brachte ere ejae
cronen
■o wonderlicb geslagen,
CÖLN, Juli 1871.
da.t all die bereu van Sontpbfn
aliulcben nie easageQ.
13, Joliannes bracbtirejo hoedieba,
ejD boedicben van mynnen.
ey geinck vur ercn brudcgoio «ta«D
88 ejae koDjncgynne.
14. Älda HO was «yn Tiier ontfeagit,
alda »o sat sy yane.
*acb mich sprach »y, 'a eajaae UeS,
ich borne in dijore layami .
15. Ore et ero
des ovcrsten vaders myone,
dat is Jhesus Marien aoen ,
god laysBCn uns gewynneu.
KABL SCHBÖPEK.
LITTERATÜR,
Za Seifried Eelbling nsd Ottaoker von Steiennark. Zwei Vortrage tod Tbeodpr
Bitter roo Karajau, wirkUchem Mitgliede der kaiterl. Akailenu« te
WissenBchaften. Wien, ans der k. k. Hof- nnd Staatsdruckerei. In
bei Carl Gerold's Sohn. 1870. 8. 26 S.
Weder die lange Zeit unter dem Namen eines Seifried Helbling
Sammlung von Gedichten, noch Ottackers KeJmcbronik sind uns in einer Über-
lieferung erhallen, die ecbon durch ihr Alter Vertrauen einflötten konnte. &
muß daher als etwas höchst danken swerthea begi'üQt werden , daß llerr nn
Karajan von dieaen Denkmälern, denen er schon vor vielen Jahren aeine be-
sondere nnd erfolgreiche Sorgfalt Euwendcte, uns nun noch Fragmente biihn
unbekannter, an die Abfaaaaugazeit der Werke mindestens uabe beranrUckender,
ja gleichzeitiger Hondachriften zugänglich macht, mag auch der Umfang dieaCr
Fragmente nur ein kleiner sein, und sollte die Yergleichung clee neu er«chlN'
senen mit den altbekannten Quellen diese auch nur 'im Ganzen als viel beners
erkennen lassen , als nach ihrem Alter allein sd vermutben war. ScboB ^M
solche Beglaubigung nnd Festigung der bisherigen Texte wäre ein nicbt geiiof
EU achtendes Ergcbuias; übcrdieß sind zwei neue Gedichte dadurch bakanl
geworden, die dadurch nicbt nnintereeaaut werden, weil si« so kars »Ind.
Wenden wir uns nun tut Betrachtung des einzelnen, annlichst «n
ling. So nämlich neuiit U. v. Karajan den Dichter noch imif
wohlbegrün deteo Einwände E. Martins (Haupts Zeitschr. II
legnng auf S. 3. ^ [379. 380} als vollkommen mißlm
maß, U, j. Ejimjitn Btiitzt sich darauf, dn''
FERIlTUE: zu fi. HELBUNG UND OTTACKER VON 8TEIEBMABK. 359
hoTegampelraan, der et geschrieben haben soll, ganz entschieden als
Q Dichter beseichne und ihn ein&ch Seifried Helbling nenne, 'also mit
m Namen, hinter dem nicht, wie bei andern, die er Torbringt, irgend etwas
riscbes in wittern ist. Daß er ihn scheknisch' todt sein lasse nnd ihn
age, daza möge €(r seine Gründe gehabt haben, und sei am Ende eine
ion» wie so Tieles andere in seinen Gedichten. Jl^an aber werde 'als Ver-
sr eines oder des andern der Büchlein außer an dieser Stelle kein anderer
iter genannt, der hier genannte aber durchaus nicht- getadelt, sondern ab
snmann in Schutz genommen nnd kehren die diesem Dichter in den Mund
gten Klagen allenthalben in den einzelnen Gedichten wieder. Liegt es da
t nahe, dem Dichter des 13. Büchleins auch die übrigen zuzuweisen?..
l das soll man nur deßhalb nicht dürfen, weil der Dichter des 13. Büchleins
dort zu den bereits Todten zählt War ers denn nicht auch in gewissem
le? Er, der sich als todt und überlebt, mit der Gegenwart zerÜEtUen, ihr '
m mehr angehörig schildert?' Man sieht, Hr. ▼. Kangan Termengt durch-
in dieser Argumentation den Dichter des 13. Büchleins mit 4er Gestalt
Spielmanns Seifried Helbling, den er uns wohl als Beprüsentanten der
sen Gattung vorführt und charakterisiert, indem er ihn einen Brief an einen
idesgenossen schreiben lässt. Es ist unrichtig, wenn Herr ▼. Karajan sagt:
Yerfftsser des 13. Büchleins bezeichne den ^hovegumpelman,' der es ge-
rieben haben soll, als einen Dichter, und weiter, es werde als Ver-
ser eines oder des andern der Büchlein außer an dieser Stelle kein
srer Dichter genannt: der hoTegumpdoian schreibt nur den Brief, nicht
ganze Büchlein, und als Verfasser dieses oder eines andern der Büchlein
l auch an dieser Stelle Niemand genannt. Der Verfasser des 13. Büch-
I müsste sich nur, und das setzt Hr. ▼. Euirajan Toraus, unter jener Gestalt
st schildern wollen. Aber das bt ungbublich. Es bt wiederum unrichtig, daß
er Helbling durchaus nicht getadelt, sondern als Ehrenmann in Schutz
lommen werde: dieser charakterlose Schwilchling, der zwar die echten
er noch gesehen haben will und die entschwundene gute Zeit beklagt, aber
Binem Athem um des lieben Brotes willen den Mantel nach dem Winde
g;ty sich Ton räuberischem Gesindel in der Schänke bewirthen Iftsst und
m dafür die Spur von Fuhrleuten verräth, die auf der Kremserstraße um
Isen fahren, der soll ab Ehrenmann in Schutz genommen werden? Und
sber Dichter wird sich unter einer solchen Maske TorfÜhren? Und wenn
I Tollends, was freilich nahe liegt, dem Verfasser des 13. Büchleins auch
übrigen zuschreibt, wie kann dann dieser armselige Spielmann zugleich der-
e Dichter sein, der seiner eigenen Schilderung zufolge in behagliehen Ver-
niesen lebt und also weder Noth noch seinem ganzen Wesen nach Lust
überhaupt, am allerwenigsten um einen solchen Preis, seinen Frieden mit
neuen Zeit, die ihm mißfallt, zu machen. Freilich, wenn irgendwo, so hätte
' dieser anonymen Sammlung gegenüber die Kritik nicht bloß das Becht,
lie Pflicht zu fragen, ob sie auch wirklich von einem und demselben Ver^
er sei. — Doch genug. Nur die Achtung vor den Verdiensten des Herrn
Larajan, besonders um diesen angeblichen Helbling, konnte mich bewegen,
BiDgehend eine Frage zu besprechen, in der außer ihm selbst wohl Niemand
ir zweifelt, damit er nicht sage, man habe seine Gründe ungehört und
itsinnig verworfen.
360 LITTERiLTUB: ZU & HELBLINQ UND OTTACKEB VOM 8TEIEB1ÜK
Der hieher gehörige Fund nnn, nüt dem ans Hr. v. Karajan b^mt
macht, besteht in vier kleinen Pergamentblättchen, die außer den beiden sekn
erwähnten, bisher unbekannten Gredichten (BL 4) im ganien 66 Zeilen da
16. Gedichtes der genannten Sammlung enthält: nämlich V. 678 — 712 of
BL 1, 753—759 auf BL 2% 773—779 auf BL 2\ 798—798 aaf BL r,
818—818 auf 3\ Vers 713—752 und der Schluß des Gedichtes toh 8S)
an standen auf einem Doppelblatt, das Yor dem sweiten und Tierten Blatte cii-
zufngen wäre, aber yerioren ist, ebenso wie je dreixehn Verse auf jeder Ssüi
Yon BL 2 und 3 durch die Scheere des Buchbinders Terloren giengen» Dil
Blätter wurden nämlich Yon Herrn Jos. Haupt als Haftbänder anf dem Siebi
einer aus dem Nachlasse K. L. Fembergers zu Egenberg (f 1635) an dMHif>
bibliothek gekommenen Handschrift aufgeleimt gefunden. Hr. t. Karajan wfo^t
ihre Herstammung mit großer Wahrscheinlichkeit zurück bis auf den Freikeoi
Beichart Strein von Schwarzenau, denselben, von dem die in der ToUständipi
Handschrift unserer Sammlung auf BL 96 stehenden Anmerkungen (Hsipli
Zeitschr. IV, 241) herrühren. Die Schrift der Bruchstficke zeigt, wie idi mid
durch Autopsie überzeugt habe, die Züge des ausgehenden 18. Jhs., nur dii
schon mehrfach erwähnten Gedichte auf BL 4 sind, wie auch Hr. t. Kanjsi
selbst angiebt, größer und offenbar zu Tcrschiedener Zeit* geschrieben , nd
während auf BL 1 — 3 je zwanzig Verszeilen abgesetzt auf der Säte stdNB,
sind hier die Verse unabgesetzt und nur durch Punkte getrennt (wohl weg«
der Länge der Verse) und stehen sechzehn Zeilen auf jeder Seite.
^Ich hatte also,' sagt Hr. y. ELangan S. 7 [383] *mit einem Male Bnek*
stücke einer bei meiner Bearbeitung Sei&ieds aus den wiederkehrenden LQcksi
nach je 32 Zeilen als Vorlage Yermutheten kleinen Handschrift wirklich tot
mir. Jene des ersten Büchleins, in welchem die Lücken begegnen, cndddt
allerdings nur auf der Seite sechzehn Zeilen, während die Torliegende des !&
deren zwanzig zeigt, auf dem letzten Blatte stehen aber auch hier mir sech-
zehn Zeilen, bedingt durch den Schluß der beiden kleineren Gredichte» so ds6
sich denken lässt, daß auch die Yorangegangenen Theile der Handschrift aack
Bedarf zwischen sechzehn und zwanzig ZeUen mochten gewechselt haben.
ZuYÜrderst hätte hier , wo es sich um die Ermittelung der ursprüngliehsi
Einrichtung der Yolbtändigen Handschrift aus den Biuchstüeken handelt, das
letzte Blatt mit den beiden kleineren Gedichten aus dem Spiele bldben soUcbi
denn diese sind, wie schon erwähnt wurde, deutlich erst später anf das er-
sprünglich leere Schlußblatt der Hs. hinzugeschrieben worden. Aber aach die
Lücken im ersten Büchlein nach V. 32 und 64 beweisen nicht was sie beweisei
sollen: sie erklären sich aus einer Handschrift, die sechzehn Zeilen anf der
Seite hatte, durchaus nicht so einfach, wie Hr. y. Karajan meint. Denn gesetzt
es standen durchgängig sechzehn Zeilen auf der Seite, also auch auf dtffr ersta,
so müssten die jetzt nach Y. 32 fehlenden Zeilen (mindestens^ eft Ver^na^
zuoberst auf BL 2*, die nach V. 64 fehlenden auf 3* um eben so riel Zeika
tiefer als nns nach 32 fehlen, gestanden haben: ob dem ersten besehriebenen
Blatte ein leeres vorangieng, ändert am wesentlichen nichts. Was bUft aber
bei solcher Saehkge die Annahme Yon sechzehn Zeilen auf der Seite aar Er-
klärung einer zweimaligen Lücke gerade nach je 32 Zeilen? zweier Lücken,
die« falls aach die Zahl der ausgefallenen Verse nicht an beiden Stellen gleidi
Mcm sollte, doch das gemein haben, daß dle&e Zahl jedesmal durch 2 theilbar
PERATÜB: ZU 8. HBLBLINQ UND OTTACKER VON STEIERMARK. 361
Es wäre bei der dafgelogten Annahme immer ein merkwürdig methodischer
consequenter Zofiül. Und dieser Zufall wird nicht erklärlicher, wenn wir
ihmen, was doch wahrscheinlich ist, daß anf der ersten Seite » die ja wohl
i den Utel tmg, etwas weniger als sechsehn Zeilen standen, oder wenn
noch eine andere Möglichkeit berücksichtigen, daß das Gedicht nicht anf
oder wenn BL 1 leer gelassen war, anf Bl. 2* begann, sondern anf l^ nnd
^im die Schrift za schonen, leer gelassen war. Wohl aber erklären sich
ie Lücken gans leicht bei einer Handschrift, deren erstes Blatt anf der
deraeite leer war, auf 1 außer der Überschrift die ersten 82 Zeilen, Jede
ende Seite aber 32 + x Zeilen enthielt, wobei x = 2, jedenfalls aber
ük 2 theilbar sein muß ; denn wie die Reime beweisen, fehlt mindestens ein
^Muur, aber man kann zweifeln, ob das, was an diesen Stellen am Inhalt
ergänzen wäre, nicht mehr als ein Verspaar forderte. Unter diesen Yoraus-
ODgen standen die nach V. 32 ausgefallenen Verse auf 2* oben, die nach
anagefallenen auf 2^ oben, und es genügte die Beschädigung des oberen
ides dieses zweiten Blattes, um eine zweimalige Lücke nach je 32 Versen
Temrsachen. Diese Lücken erweisen sich also keineswegs als tauglich > um
I Handschrift zu reconstruieren, wie sie Hr. t. Karajan yermuthet.
Eine weitere Bestätigung seiner Ansicht sieht er in den Blattzahlen, auf
»he die schon erwähnten Anmerkungen Streins sich beziehen, und welche
shaus nicht jene der uns bis jetzt erhalten gewesenen einzigen Handschrift
L ^Diese Anmerkungen,' fahrt er fort| Veisen nämlich auf eine Handschrift
, welche 231 Blätter enthielt. Würde nun jedes dieser Blätter auf je 40
en angeschlagen, so ergäbe dieß eine Gesammtzahl ron Versen für Helb-
;, die dessen wirkliche Verszahl um beiläufig sechshundert überträfe. Es ist
ler mit vieler Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß die Torangegangenen
Bile der alten kleinen Handschrift wirklich etwa büchleinweise weniger Zeilen
den einzelnen Seiten enthielten.'
Hiezu ist nun zunächst zu bemerken, daß die Hs., auf die jene Blatt-
len in den Anmerkungen Streins sich beziehen, doch wohl mehr als 231
tter enthielt. Auf 231, zufallig die letzte Blattzahl in den Anmerkung^,
id erst ungefähr der 559. Vers des 11. Gedichts, wie Hr. y. Karajan einst
Mt bestimmte (Zeitschr. 4, 243). Wenn also schon diese Zahl, mit 40 multi-
nert, eine um, ungefähr 600 Verse zu hohe Gesammtsumme ergiebt, so kann
I nnr bedenklich machen gegen die Annahme Yon 20 Zeilen auf der Seite,
I in unsem Bruchstücken, und gegen die hier schon stillschweigend voraus-
letzte Identität der Hs., deren Reste uns in diesen Bruchstücken Yorliegen,
t jener, zu welcher die Anmerkungen geschrieben wurden. Eine Bestätigung
' andern Annahme Yon der büchleinweisen Abwechslung von 16 auf 20 Zeilen
mta darin nur dann erblickt werden, wenn die Yorher erwähnten Stützen
ht Tersagt hätten.
Ich selbst habe einen Versuch gemacht, mit Hülfe der in Streins An-
rkungen Yorkommenden Blattzahlen und den Yon Herrn y. Karajan ermittelten
iprechenden Versstellen *) die Einrichtung jener Handschrift zu reconstruieren,
*) Für die Anm. zu fol. 1 wird es unnöthig sein, eine besondere Versstelle zu
aen; ich halte sie fQr eine auf die ganze Sammlung bezügliche und daher an die
»e gestellte Bemerkung, etwa eine hingeworfene Vermuthung über den Autor. Die
1. zu foL 12 wird sich ungefähr auf 1, 400 ff. bez\e\\e;^.
362 LTTTEBATUB: ZU 8. HELBLING UND OTTACKER VOH VTEnSBMk
lud ich will mit meinem Ergebnisse nicht sorückhalten , Inn mir aber f
kommen bewnsst, daß es sich in dieser Frage nar nm ein größeres •
geringeres Maß ron Wahrscheinliehkeit handehi kann, nicht wn Gewifth
Ich gieng dabei von der Beobachtung ans, daß die Aufeinanderfolge der (
dichte die nftmliehe war, wie in der erhaltenen yoUstindigen Ha., imd von i
noch wahrscheinlichem Voranssetsnog, daß jedes Qedicht mit einem neosn Bh
begonnen habe. Ich dividierte also, da das dritte Qedicht auf BL 91 biga
die Yerszahl der beiden ersten durch 90, die Yersaahl des dritten, dai i
BL 91 — 100 reichte, durch 11, die der ersten drei Gkdichte dureh 101 a-s.
and erhielt aof diesem Wege Werthe, die swischen 82, 38 und 86 adiwaakti
32 mit 281 moltipliciert würde um vieles weni^ar Yerse ergelMB, ab i
Gesammtsahi der Gedichte bis etwa sum 559. Vers, der etwa 15 aasats
(8262 y.) Auch das arithmetbche Mittel jener Werthe, 34, ergibe si m
Verse. Es bleibt also wohl nur die Annahme von 86 Versen anf dem Bht
Qbrig, «nd wenn dabei etwa ein halbes Hundert Verse su viel htamällm
wfirde diese Differens sieh wohl leicht ansglaichim duck db AamahMS, k
manches Blatt, das den Schluß eines BaflUobs entluelt, weniger Vene gadk
haben werde«
Doch anriek an «tsem Bruchstücken! Schon aus den citierCen Änßemp
des Herrn t. Kanaan geht hervor, daß er glaubt, die Hs^ su der sie ^ikMi
habe alle die Gedichte, die uns in der erhaltenen veMsliiwIigen Hs. voriieca
auch enthalten. Und an einer dritten Stolle (S. 8 [384]) bemerkt er, dii
nnsem Bruchstücken gans gewiß eine lange Reihe von eben so kleinen Mii
und enger beschriebenen Blättern vorangieng. Nun, dank einen (^üeUicbi
Zufall sind wir ja in der Lage, wenigstens ßu «ne bestimmte Zeit gans gwi
ammgeben, wie viel Blätter unsere Hs. lählte. Eine Hand des beginnenden 17. Jb
(Hr. V. Kangan bezeichnet sie S. 8 [384] als die des Freiherm Job ITiit— i
V. Ennenkel) hat die einzelnen Seiten am oberen Bande mit arabisehen ZÜn
beseiehBet und unsere Blätter tragen die Zahlen 86. 36. — 89. 40. — ^
42. — 45. 46. Abo 46 Seiten oder 23 Blätter mindestens haben dsnl»
zifferer noch vorgelegen. Wie Hr. v. Karajan berechnet , haben anf der n»
lorenen 44. Seite nur die zwei letzten Verse des Gedichtes (858. 854) pti^
den und S. 43 schloss mit V. 852. Multiplicieren wir 43 mit 20, ao ^^
860 Verse, um 8 mehr als die wirkliche Verszahl, eine Differenz, die siehbiril
ausgleicht, wenn an den fünf Stellen, wo jetzt Absätze im G^edicht sich Uk^
schon in der alten Hs. solche waren und jedesnud eine Zeile leer Uieb iri
die erste Seite des Titels halber nur 17 Zeilen zählte. Also die 23 BBtti
die dem Bezifferer vorlagen, enthielten gerade das ganze 15. GMieht aad 1
zwei bisher unbekannten GMicbte auf dem letzten Blatte. Dieses lelits BW
war aber, wie wir uns erinnern, ursprünglich leer, und erst sptter mw
Jemand jene beiden Gedichte darauf. Wie, wenn jener Bezifferer nur die b
schriebenen Seiten gezählt hätte und auch vor dem ersten Blatte dn mb
schriebenes gewesen wäre? Das gäbe eine kleine Einzelhandschrift des 15. BM
leins von 24 Blättern oder vier solchen Lagen, wie uns eine — die letsts -
mit Verlost eines Doppelblattes in den gefundenen Fragmenten vorliegt, i
sechs Blätter oder drei Doppelblättem ; die junge Papierhs. der 15 Ge£cki
stellte sich demnach als eine auf solchen Einzelhss. beruhende Sammbrng k
Dcu Sammler dürfen wir wob\ \\x dem Neii^A«^ det erwähnten Anmcikiiiige
TEBATOB: SIT & HELBUNG UND OTTACKER VOH BTETERIffARK, 368
fei nuiien, ans dessen Besits ja auch, wie' Hr. t. Kangän wahrscheinlich
ht, die neugefundenen Blätter stammen. Er wäre dabei nicht ohne Auswahl
isgaagen, denn gleich die beiden erst durch diese Bruehst&cke bekannt
vdenen Gedichte hätte er nicht aufgenommen, aus welchem Gkunde lässt
I schwerlich sagen.
Nor dlbfen wir, wenn wir genau sein wollen, nicht, wie Ur. t. Karajan
t, die Junge Papierhs. mit der 'Abschrift Richard Streins' identificieren :
i diese müsste jedenfalls Foliobezeichnungen tragen, die xu den Anmerkungen
IMD wSrden, was bei jener bekanntlich nicht der Fall ist Ein Tcrlorenes
Mglied awischen den alten Blättern und der Papierhs. muß jedenfalls auch
wer in jenen lieber Fragmente einer alle 15 Gkdichte enthaltenden
ii als SU meiner Annahme sich bekennen wollte. Denn bestünde ein
les sieht und wäre die in unsem Bruchstücken wieder gefundene alte Hs«
^■mittelbare Vorlage der Papierhs. gewesen, wie Hr. v. Karajan will, so
■lea die Foliobeseichnungen in Streins Anmerkungen sich auf die alte Hs.
il besieheO} und unsere Blätter würden dann doch wohl auch solche Folio-
lehnungen ron Streins Hand neben den Seitenbeseichnungen aufweisen,
«eine obige, jedaifalls su wenig sichere Berechnung, womach diese An-
km^gen eher auf eine Hs. mit 18 als 20 Zeilen auf der Seite deuten, will
IMm gar kein Gewicht legen.
Was nun den Abdruck betrifft, so hat mir wiederholte Vergleichong der
rii WumfraG und die Benützung als Haftbänder vielfach beschädigten Blätter
I Beihe toh Berichtigungen ergeben, die ich im folgendea mittheile.
Auf die in der Handschrift fast ausnahmslos durchgeführte Unterscheidung
i te- und inlautendem / und auslautendem «, sowie auf übergeschriebenes e,
' ia den Helblingblättem einigemale, in dem unten zur Sprache kommenden
ViMnt aus Ottacker neben übergeschriebenem o consequent statt der im Ab-
ck durchgeführten Nebeneinanderstellung erscheint, nehme ich überall keine
bkhty oe im Abdruck ist in der Hs. es. In meinen Angaben bedeutet ( )
tiOeh im Pergament, [ ] unsichere Lesung, doch erwähne ich beides ^ens
In solchen Fällen, wo die Ergänzung zweifelhaft sein konnte.
BL 1*. XV, 674 roi. — w(i)der chom,n deutlich; am Schluß der Zeile
Punkt« — 675 Gor, — 679 las ich env. . Ji die Form des t scheint die
VTortschluß gewöhnliche zu sein, so daß kein e mehr dagestanden hätte;
^gen 680 scheint verworch[t^ zu stehen, jedenfalls nicht verroht, — 682 da.
Ka. — 683 reÄtt*vgL 816. — 686 Iwrt = B (d. i. Pap.-Hs.) scheint
nach wiederholter genauer Betrachtung sicher: keinesfalls h&rt YgL S. 9
ij. — 687 ahUet = B. — 688 tnoht — fo: / durch Wurmfraß beschädigt,
' wohl noch erkennbar. — 691 rit = B^ wodurch die Bemerkung über
5 t S. 9 [385] beseitigt ist
BL 1\ XV, 698 ovf = B. ~ 699 sprah vgl. S. 9 [385]. — 703 wo
S. 9 [885]. — 705 Der: tou D ein Theü sichtbar. — 706 phafhaU. —
Fede» Tgl. S. 9 [385]. — 710 on mich doh = B. vgl. S. 9 [385].
BL 2*. XV, 753 r{o)U — 755 en ein. — 756 erßicein. — 759 sturen:
t nicht sicher: gleich nach dem ersten Strich ist ein Loch, es könnte also
k eiurem gestanden haben.
BL 2^ XV, 773 fhaden — d[it]zl — 115 dan = B, nicht d^an: das
ebliche Abkürzungszeichen ist nichts als ein von dem ^^\\ti^<^w \^>^<(i\i ^^ä^^
864 UTTERATUB: ZU S. HELBLINO UND OTTACKEB VOV BTEDEBUI
d xnrfickgehender Hakeo; der gans so auch in ward 679» mder 818 n «■
ist — 777 ind. (.) — 778 fprah. — 779 Herr. 4
61. S\ XV, 798 vue(r) ygl. 8. 9 [885]. — wekaimwrek. ^
BL 8^ XY, 815 fMdung. — 816 niu(e)t. — 818 Quer über die mi
Hälfte der Zeile geht der Schnitt, das angebliche h ist daher imkemtli^ «■
aber ist ans den erhaltenen oberen Rändern der Baohstaben noek stf eneha
daß groeaten stand. Die sweite Hälfte dieses Wortes und Schade (so) kd ll
unversehrt. !
Yon Varianten bleiben also nach meiner Vergleiehang mar folgende. V. €11
haase f. haa (B) mit überfnllter erster Hebong oder sehwebender
aUh. — 678 9ehanden f. §duxnde. — 679 fehlt m» was Niemaäd
wird; ervorhie (B) ist wohl nur yerschrieben ans emj(arhie), was unsere findl
stScke bieten. — 703 veinde f. veindm (B) ist JedenfaUs richtig; ein UM
Yersehen dagegen ist 706 vngenah f. vngemack. Zweifelhaft Ueibt nttA bM
Lesnng 778 daz f. diUe (B). Einige, damnter gerade die anfflLDigslen
Lesarten sind durch meine Yergldchnng besatigt: Y. 686. 687« 691.
710. 775.
Orthographische und dialectische Eigenthiunlichkeiten der Es. statt
Öeransgeber S. 9 [885] susammen, jedoch nicht gans Tollständig. ich
noch hinzu: im Yocalismus e = ce: wer 690, die Sehrdbimg « fBr t
gevcertH 755; cß = 6: groeuen 818; ein Beispiel fehlenden ümkrati kt 1
779; im CoDsonantismns bemerke ich die mehrmal erscheinende Sikidki^
^ f. eck 682. 689. 756. 778. ss f . ss neben diesem gebrauefat 695. M^
697. 777. cht f. ht: envarehU 680, und A f. ^r vor < in irahi {fraU B)^trif
103, zugleich ein weiteres Beispiel fehlenden Umlauts, endlieh das iUbefaaiit
ch =k (c).
Indem ich mich nun zur Besprechung der beiden neu bekannt gewutai
Gkdichte auf Bl. 4 wende, beginne ich zunächst nüt den BerichtigungeBf ii
sich mir aus der Yer^eichung mit der Hs. ergaben. Z. 3 naeh nm$ mM
die Hs. keinen Reimpunkt zu haben. — 4 gel. — e nach eiatQ. — 10/**
f(c)hdvnde {l aus v gebessert) f. fvenechelvnde , was Hr. v. Kanaan in t^
lunde bessert. Die richtige Lesart der Hs. bedarf keiner Besserung: dti Wort
entspricht seiner Bedeutung nach dem Sinne vortrefflich s. Grimm DWB. 4, 614]
was die Form angeht, so verhält sich filnechdn zu funeeln, wie J**^
zu Amsel, Ferechen zu Ferse Weinhold §. 154. — Nach /onfd^vndi ^'i'^
punkt — 9 nach ratQ. — 10 gestiere. Ob ein Beimpunkt folgt, iit j^
wenigstens nicht mehr erkennbar. *- 13 Der Reimpunkt steht deutlieh ^
oren, dann vif elf {t); der angebliche Reimpunkt ist der naeh zwei UeM*
Löchern noch sichtbare Rest des t, — 15 der Schluß dieser Zeile v^^
Anfang von 16 ist unsicher: statt in gotes las ich . .r go[t] als Schluß fO> ^
in 16 beginnt zom nicht die Zeile, wenn überhaupt xom dagestanden kit;*
ersten zwei Buchstaben des Wortes, das unter dem n von dem in Z. 15 b^p't
sind mindestens unsicher und könnten auch he sein ; stand rielleidit (iM ^i
tes z()]m oder [vo]r go[t] | [de Äe]m? Ob wirt oder wirt steht, kann ich ■■•
entscheiden. Bedenklich Ton vom herein, noch ehe ich die Hs. einsah, v*'^
das Schlußwort des Gedichtes bei Herrn y. Karajan: vrien, dai ohne K^
wäre, ea atcht aber nicht iu der ü*. Tic^x^Ä^V VbX we zu lesen, und tw dio*
ERATUB: 2U S. HELBUKO UND OTT ACKER VON STEIERMAUK; 365
istaben ghiubte ich mit ziemlicher Sicherheit ein t, darnach ein n eq er-
es, mko tarenj ein dem Sinne entsprechendes Reimwort auf das in Z. 13
h den Punkt gefundene Reim wort oren. Doch will ich nicht unterlassen,
mal XU erinnern, daß Ton dem Schluß des Gedichts von Sminwol (Z. 15)
d^er mu wirt tekum .ore. ist.
Daß suTÖrderst durch die Auf&idung der Reimworte in Z. 18 und 16
iBotmehe Aufbau des Schlusses sich wesentlich anders darstellen muß,
i auf der Hand. Aber auch sonst bin ich mit der Gestaltung des Gredichtee
Benm t. Karajan nicht ganz duTerstanden. Die Ergänzung von was in
1 seiner Heistdlung ist unnöthig: es liegt in dieser Stelle ein neuer Beleg
vorauagesehickten NominatiYs ror, dem im folgenden Satz ein obliquer
m enta|iricht, woron J. Ghrimm Kl. Sehr. 3, 333 — 338 Beispielb gegeben
f «ster welchen die aus Diemer 274, 13. Wh. 21, 1. Parz. 76, 1. 296, 1
ner Stelle ganz analog sind. Z. 2 und 3, 4 und 5 der Stollen (und als
ha und Abgesang ^iner dreizeillgen Strophe sind hier wie beim folgenden
ich die Absätze bei Herrn y. Karajan gemeint) sind natürlich als ^ine
Heile zu fassen. Bei dem ersten scheint auch Hr. t. Kangan dieser An-
t; die letzteren aber scheint er trennen zu wollen : er schreibt sie wenigstens
großen An£u)gsbuch8taben , wiewohl weder nenne noch flhucheiunde ein
■wort hab^ und in beiden 'Wörtern vor dem folgenden er EUsion statt
. Im Abgesang Z. 4 ist oZ« ganz unnöthig in aU6 geändert worden. Das
ücht, eine hübsche Probe politischer Satire ; die ich mit dem Herausgeber
10 [886]} auf Herzog Albrecht beziehe, wäre also folgenderweise zu schreiben-:
Ein herre gewaltic ftne sin,
sein wierdez ingesinde habent einen under in,
Smirzwol ich den nenne: er g^t dem herren n&ch an aller stat.
iSmirzwol der kan liste vil.
swenn der herr ze rftte mit den besten sitzen wil,
Smirzwol gdt fünschelonde: er muoz ie komen an des herren rät.
jSmirzwol kan sein rede wol dar gestieren,
Waffen, Smirzwol, über dich geschiieren!
wie du den herren umb die 6ren
viselst als ein habergans!
der teuYel Yar dir in den grans!
Smirzwol vor gotee xom wirt seinem toren.
Es ist dieselbe Strophenform, die in dem zweiten Gedichte erscheint,
^ x&zn wird nicht fehl gehen, wenn man beide demselben Verfasser zuerkennt.
Zürn Abdruck dieses zweiten Spruches habe ich zunächst folgende Be-
dungen zu machen. Z. 1 konnte ich wenigstens ouf von nicht mehr sicher
^xinen. Es scheint fast, als ob die Züge der Hs. an manchen Stellen seit
ersten Lesung durch Hm. y. K. noch mehr Yerblasst wären. — 3 Der
^ponkt nach dent nicht deutlich. — de. — daz, — 4 goUshelfen als ein
^; Reimpunkt nach chvmt undeutlich. — 6 seigen. Deutlich ist nur ge* —
^ibricheinlich wor. Reimpunkt undeutlich. — 8 las ich zv /, tef ,od, , . Yor
(^ 0 ist noch ein quer gezogener Balken wie eines t sichtbar, auch das n
^ ftaht ist nicht recht deutlich: Hr. y. Karajan hat an dieser Stelle richtiger
iiiQthet als gelesen; nach naht kein Reimpnnkt: der Ansatz des folgenden
■^ getäuscht. — 9 frvmt — Ein Yon mir schon Yor Em«vcl\t d^x Ha^ \^^^^
366 LITTERATUB: ZU 8. HELBUNG UND OTTACKES VOH BTBEBlä
hat ergänstea er wird durch diese bestätigt: e ist dnrch em Loeh im F
ansge&lleii, r ist noch sichtbar. — 10 • tot dae feUt. — 18 €mi§,f
vnit: das angebliche Abkfiniingsieichen ist nur der obere Th&l des
sdmittenen d. — 14 tsTden. — 15 r[a]^.] J[cho]n / [U]. — 16
Was die Textherstellimg betrifft, so setze ich Z. 6 naeh yhaal
sondern (!); Z. 8. 11 (:) st. (,); Z. 9 (,) st (;).
Der iweite Theil der PablieatioQ macht uns mit maem BndilU
Otlacken Beimchronik bekannt, bestehend in einem einigen tum dum !■ X
gegrfindeten Capnziner-Kloster in Klagenfnrt stammenden PergamenlUiii
8 Spalten an 47 Zeilen auf der Seile» das dort ab Deeka eines
bandes diente. Nach Herrn von Karajans Ansieht gehört ea dem 18.,
beginnenden 14. Jahrhundert an: anf mich hat es mehr den
14. Jhs. genannt.
Nach einer am unteren Rande der Vorderseite befindliche
war unser Blatt das erste der 'XXYIU' Bage. Auf diese Wahmehmn^
und Ton der Annahme von Quintemionen ausgehend, bereehnet Hr. t«
daß *die ToUst&ndige Handschrift, was ihre rordere Hälfte betxiA|
selbe enthielt, was uns in der einen Wiener ganz^ in der sweitea «ii
Admonter, Jenaer, WolfenbGttler und Stockholmer zum TheQ
namentlich aber auch, *daß schon zur Zeit des Dichten jene beliebte
▼on der Belagerung Yon Accon, bei 8000 Zeilen fftllend, welche qpiter
holt einzeln in Handschriften zu Jena, Wolfenbüttel und 8t. OaUea
und möglicherweise auch später in das größere Seimwerk eingesckobm
könnte, schon damals einen Bestandtheil von Ottaekers Chronik bQdele'.
Besultat, bei dem wir uns übrigens auch das Bewußtsein erhattan woDa,
wir es mit bloßer Wahrscheinlichkeit zu thun haben.
Ich wende mich nun dem Abdruck zu, der auch hier einiger
bedarf. Z. 3 steht hruderx die Angabe S. 19 [569] ist also unricht^. — tSK
f. Wir. Die Angabe S. 18 [568] ist darnach zu modifideren. — 27
scheinlich fluft = TF. — 82 hermit, — 50. 51 stehen anf äner Zeile:
Z. 135. 136 — 149. 150 — 174. 175 — 186. 187. Hr. t. K.
es S. 16 [566] im Allgemeinen, ohne im Abdruck die einzelnen FUe
lieh zu machen. Z. 51 steht wahrscheinlich chomi, — Unechten Üaliitfir*
und 6 hat die Hs. öfter: vgL 66. 37. 70. 103. 104 u. 5. — 52 e«M..«:
die Lücke hat gerade Raum für zwei Buchstaben (ß\). Anf sddie Bintf*
hältnisse sollte bei Bezeichnung von Lücken in Abdrücken die m5||^iclMte Set
falt und Aufmerksamkeit verwendet werden, nicht überall ist die Efgiann ■
selbstverständlich wie hier. — 55 Akersar, — 63 hegundn: dieAngibeS>tt
[569] ist also richtig. — 67 .^. — 68 tevifchen kein Punkt naeb AmM-"
79 zwüchn, — 80 gcnsüichn f. gcteatUchn: die Angabe S. 18 [568] ist nddl^''
97 Do undeutlich. — 99 las ich noch nihf [m]ere. ^100 [AaHnm id ^
schwach sichtbar. — 101 gdovbn, — 102 war = WO, — 106 Dk (b*
dev) f. Deuj, — tcarht, — 108 furpaz oder furpat, — 109 sv versSä, — lU*
in w€md ist deutlich. — 114 flos, — 117 t-&«rtrufi(fii als ^ Wort: die TVetf*!
ist scheinbar in Folge des Schnörkels des r. — 118 — 126 und 165—1'^
Die Lücke ist durch die Verwendung des Blattes entstanden, durch welck ^
gMDie Schrift bis auf ein paar Anian%«WOix%\A.Wiv völlig unlesbar wurde. D^
REBATUB: ZU & BELBLING UND OTTACKER VON STEIERMARK. 367
hl ich mich bemüht, wenigstens die ansgefallenen Zeilen nach dem Raum
1 den sarückgelassenen Sparen sa beseichnen : ich zählte an der Stelle von
t— ISl bei Hm. t. K. nar 2, an der Stelle Ton 122—126 abär 6 Zeilen,
Ifusen abo 8 and gerade so viel Verse fehlen wirklich; nar kann die Ha.
Uigatem an dieser Stelle keine Capitelüberschrift gehabt haben. Das wäre
' der Kritik der oben erwähnten Berechnang des Hm. t. Karajan S. 16
6] m ber&cksichtigen. — 128 g*bn. — 129 Soldan. — 130 greifen (f) —
L J^ lesbar. — 132 Swom ist gans lesbar. — Statt fnohie scheint moki sii
Mo: für e scheint kein Ranm zu sein and sichtbar ist es mindesten« nicht *—
h gemüm ist inn ansicher. — 133 Die ganze Seite ist trotz Hrn« t. Kan^jan«
* Mhr ondentlich and schwer za lesen. Sie scheint aber richtig gelesen bis aof
«ngeheaerliche Form ehamniob^ (statt chembd W, ^emmd 0)y die Hr. t. EL
SO [570] noch besonders hervorhebt, aber sicher nicht in der Hs. steht. Ich
ekmmmeli ofBon lasse ich, ob statt cb nicht doch vielleicht a geschrieben steht,
■Pohl <s die größere Wahrscheinlichkeit hat; das zweite m ist aach nicht
m deutlich, bei genaaer Betrachtang aber, die ich an dieser Stelle nicht
irte, doch za erkennen; Unser Brachstiick stimmt also mit den andern Hss.,
d aar Aber den Vocal kann vielleicht* Zweifel bestehen. — 134 mihi. —
16 ^roBR. — 143 Sor, — 144 echavb. — 145 gepwrdn f. gewundm daraaeh
berichtigen S. 20 [570]. — fa zwischen zwei Ponkten. — 150 .01/ wahr-
Mnlieh. — 160 wahrscheinlich mvet. *— 164 warhaii, — 178 AU es
ia lesbar. — 175 Elrt = W. — 176 fUhU — 177 haidemdeeher. —
iS grabe. — 187 las ich D^ brtid^ ndjjßetug: einen Pankt am Sehlasse der
l&e sah aneh ich nicht.
Die orthographischen and dialectischen Eigenthümliehkeiten des Brach*
lekee hat Hr. v. K. S. 18 [568] bis 20 [570] freilich nicht ganz erschöpfend
htert. Ich beschränke mich aaf folgende Bemerkangen: Hr. v. K. bespricht
19 [569] die Vorliebe der Hs. far die Hinwegiassang stammer e, dann fährt
fort: ^Tonlose e erscheinen in R (so nennt er das Brachstück) des Metram s (?)
Igen hie and da aasgelassen. Mit einziger Aasnahme von 132 sieht man
slit ein, waram die andern Beispiele anders beartheilt werden sollen, al^ die
lieh nachher besprochenen Verstöße gegen diese dem Metram dienende mhd.
»gel: wenn im : verleim 18. 19, geeüU : geseüt 38. 39, statt iren : verleiten
s. w. stehen, also VerstoGe sind, waram nicht aach fuom : ewuom 14. 15,
In Iddn : m^ufia 28. 29, und erftmdn : vberwundn 116. 117? Ein Versehen
ttft der Bemerknng über Z. 159 (S. 20 [570]) zu Grande liegen, denn tcol
}k^ ja aach in £. Wenn aber Hr. v. K. weiter za Z. 68 bemerkt, der Artikel
ir, welchen WO nach meUter haben, störe das Metram, so ist das offenbar
irichtig, and daG K teulschen schreibt, deutet doch darauf, daß in seiner
orltge auch der Artikel stand und zu lesen ist: der miMr der Uuteehen him
gern).
OBERHOLLABRUNN. J. T.AMRVJ^
368 IlTTERATUR: DE BOBCHQRAVE, ESSAI HI8T0BIQUE.
Esiai historique sur lea colonies Beiges oo Hoogrie et
de Borchgraye. Brnzelles 1871.
Die k5n. belgUche Akademie hat jüngst die io der Übendnift
Schrift mit einem ausgeschriebenen Preise gekrönt Sie ist mm
unter dem Titel: essai historiqae snr les colonies beiges qoi B*4/tMank
Hongrie et en Transsilyanie pendant les XI. Xll. et XUL siMea par Ei^l:
de Borchgraye Dr. en droit secrdtaire de legatioii L classe etc.
cooronnd par l'acad^mie royale de Belgiqae,
Der Verf. hat mit Gewissenhaftigkeit und Fleiß aosammeageileUl
nur irgend snr Aufhellung dieser Erscheinung bisher ron dentscheiiy
und ungrischen Forschem den Urkunden der Yorseit abgewonnen
konnte. Er hat dabei mit großer Treue überall auch deren gedacht^ deaa
seine Aufklärungen au danken sind. Er hat ausserdem su seinem Zwecke üi
und Siebenbürgen selbst bereist und es ist ihm da auch im Ghuizen
sich auf dem ihm fremden Boden fast wie ein Eingebomer mrecht m
was nicht leicht war. Nur in unwesentlichen Kleinigkeiten wird hin wüd
Berichtigendes nachcotragen sein*). Insofern als er auch die Sprache
Mandarten in den Kreis seiner Forschung zieht, ist es wohl gestatteti
darauf einzugehen.
Nach einer allgemeinen Einleitung über Einwanderung der
deren Christianisierung und über die Durchzüge der ELreuzfahrer durch Ui
werden zuerst die ältesten flandrischen Einwanderer nach Ungarn
Ton denen man Nachricht hat. Dieß sind Lütticher in Erlan, die 1048—1
eingewandert sind, deren Nachkommen noch 1447 ihre alte Lütticher
sprechen y was bei einem Besuch einer Deputation in Lütticb sich h
und die endlich im 16. Jahrh. verschwinden , aucune trace n*en rappeDe
souYenir aujourd'hui. Dagegen könnte doch hervorgehoben werden der
von Erlau. Erlau ist ein deutscher Name> vgl. ahd. Erlowa Graff I,46S.
Fluß Eger, der vorbeifließt und sich in die Theiß ergießt, hat der Stsdt
zweiten Namen, urkundlich Agria, Eger gegeben. Auch hier ist an
zu erinnern. Ein Fluß Eger, Nebenfluß der Wemitz, fließt bei
und heißt ahd. Agira, Agara; ein Nebenfluß der Elbe und eine deiilMli|^i:
Stadt Böhmens heisscn gleichfalls Eger ahd. Agara. In der Qtgcad i*
Verdun wird auch ein altes Agira verzeichnet, Förstemann Ortsnamen 8. IS."
Wahrscheinlich waren jene Lütticher, wenn nicht ganz, so doch thdlvai
vlaemischer Nationalität. Von wallonischen Ortsnamen finde ich kdne Spv
in jenen Gegenden, wohl aber deutsche. Es sind in der Hewescher OeipM
Schaft, deren Hauptstadt Eilau ist, so noch zwei andere Ortsnamen adblM
indem sie unter lauter nngrischen Namen der Umgebung merkwürdig ahstechwi
1. Bö de (spr. rcedc), was an niederländisch reede erinnert. Urknndlieh firii
ich es Rhode geschrieben im Jahre 1370 bei Fejör cod. dipl. IX, 4. SIT. |^
Dazu können auch das friesische Wincredea und ahd. Dachreda, UmpreÜ
und verchiedene deutsche Ortsnamen: Rh e den ahd. Redun verglichen ««da;
und 2. Hort, in älteren Urkunden Uord, ist wohl altsächa. hord der Hoi^
*) Wenn er z. B. Deutsch - Pilsen in der Honter Gespansohaft in Ungarn 8. 59
zur Zips rechnet, oder das Kuhländchen in Mähren einmal S. 99 für eine deotMb*
AjuiedluDg in Ungarn zu haüteu scUemt.
UTTERATUE: DE BOKCHGRAVE, ESSAI HISTOBIQUE. 369
• £b konnte auch vom ungriBchen hordani tragen, hord er trägt, ab-
Bitet werden. Nnn ist aber als Ortsbezeicbnnng die 3. Person des Zeitworts
vmhrscbeinlich ; die Verwandlang des d in t aber, was ich für eine Verhoch-
itMhiiDg halte, unter Madjaren andenkbar.
£benso möchte ich za dem interessanten Capitel 3: les Flamands dans
diairiet de Batar, noch eine Bemerkung machen. Die im 12* and
^ Jalirh. erscheinenden Flandrenses omnes de Batar in der Ugotscher
q^aDschaft mochten einen Bückhalt haben an der alten dentschen Ansiedlang
ü Satmar-Nemeti, die in anmittelbarer Nachbarschaft wohnte. Ortsnamen, die
ja diesen Flamändem noch heute eine Spur rerrathen, sind einige heryorzu-
bcD. Da in ungrischen Namen and Wörtern, auch in altem Urkunden schon,
deutsches W eintritt, läßt der Name des Flüßchens Batar die natür-
Deutung zu, aus altsächsisch watar (jetzt nd. water) Wasser. In
Ipischen Urkunden erscheint sogar einmal 1383 noch ein Laurentius de
btar Fejdr cod. dipl. X, 1. 100, worunter kein anderer Ort zu verstehn
% ab die possessio Batar am Flüßchen Batar, nach der sich auch ein Ladis*
m aehreibt um 1388 Fej^r X. 1, 497. — Der Name des Berges Hark in der
■he des Batarflfißchens sieht ebenso niederdeutsch aus, vgL mnl. hark f.
gge, Bechen. — Der Ugotscher Ortsname Ardö urkundlich Ardou scheint
pi altes Ardouwa gewesen zu sein, vgl. Ardaha Nebenfluß der Lahn Forste*
jpBn Ortsn. 95. Man kann dabei an altsächs. ard6n denken, das auch wohnen
iMeotet.
t Den Ort Halom will ich nicht aus altsächs. holm deuten, da der Name
Mjarische Endung schon von altersher hat; fireilich stimmt madjai. halom
li^ sa altsächs. holm, was dasselbe bedeutet
Ein Dorf der Ugotscher Gespanschaft heißt Sz&szfalu d. i. Sachsen-
N^f nnd nach einer Urkunde von 1430 F^'. X, 7. 232. heißt Ugotscha
Ast „Szaszfalu alias Ugocha,** also auch Sachsend o rf. — Da wir ron anderen
Wachen in jener Gegend keine Nachricht haben, werden wir wohl alle diese
maen auf jene Flandrenses zurückbeziehen müssen.
S. 37 gibt Ton BorcBgraye eine Etymologie des Namens der Zips, der
h nicht beistimmen kann, die aber zu einigen Bemerkungen Anlaß gibt, die
^ am. Platze sind. Ich habe bereits in meinem Wörterb. der Mundarten des
igr. Berglandes S. 107 f. die bei Haltaus unter zip citierte Urkunde an*
iffilirt, wo im Jahre 1154 die novi coloni Flandrenses pro justitia, quae cip
eator, triginta numos persolvunt. Das erklärt Herr yon B. nun so: „la rede-
nee en nature — en bld, que les Flamands et autres colons devaient acquitter
^diange du droit de juridiction propre, s'appelait zip (racine sep oa osep^
{)*• — Tschechisch könnte man in gewissem Sinne unter osep allerdings die
at verstehn. Mir scheinen hier aber andere Wortformen näher zu liegen, die
ir heranzuziehen wären. Sie hatten für ihre Rechte, cip genannt, baares QM
erlegen. Diese Rechte waren wohl ursprünglich für Naturalien, oip genannt^
rüehen und hatten dafür den Namen. Das Wort erinnert zunächst an da«
eh bei Adelung aufgeführte Meissenische Sippmaß. Bei Leonhard
lach ist das alte Leipziger Sipmas 4 Metzen, quarta pars modii; im
tenbatgischen 3 % kleine Maß. — Bei UUrieh Altenburger Volksklänge,
rickan 1861 finde ich Seite 193 „Sippens — Viertelscheffel, Sippmaß*. —
) nun dieß Wort nach Frisch auf Sieb (mhd. sip) zurückzuführen iat <ideii^
OEBMAIOA. Neue Reihe. V. ßTH.) Jahrg. ^\.
370 UTTERATÜH: DE BOECHGRAYE, ESSAI HI8TOKIQUE.
nicht, ein Zosammenhang — etwa eine umdeutende Anlehnung des Wortei
jenes cip — ist Torhanden, da in demselben meissnischen GU>biete das eiat
das andere vorkönmit. Zu erwägen ist hier auch noch was ich über den Wi
zwischen s und z im Anlaute bemerkt habe, besonders in nd. und md.
arten: die Laute des ungr. Berglandes (1864) S. 222 (216). Kon ist
aniufuhren mhd. sippern Ertrag abwerfen mhd. Wtb. III, 902, was unter i
xipkorn daselbst 901* anzuführen gewesen wäre. Dieß zipkorn, tres
arenae et tritici Haltaus 212, bestätigt die obige Annahme über die
▼on cip.
Was aber gegen allen Zusammenhang des Namens der Zips bü
flandrischen Einwanderern spricht, ist: daß der Name, der lateinisehi
Zepus, Scepus lautet, wie ich nun sehe*), Yor der Colonisierung
Gegend rorhanden war. Anonymus Belae notarius nennt die Gegend
Silva Zepus und in einer Urkunde Yon 1096 erscheinen presbjteri
Scepus Fej^ II, 17. Der Name rührt demnach nicht ron den etwa llttj
eingewanderten oder ron den im meissenischen 1154 erscJicinendea Flanden
Der Ort Zipsa in Galizien^ der 1827 erwähnt wird, a. meine
S. 80, hätte freilich eine Station der Einwanderer aus dem meissnisehen
zeiohnen können. Die deutsche Form des Namens Zips ist schon
in einer Urkunde ron 1198 bei Fqdr II, 844, wo ein Gola de Zipiis
wähnt wird.
Seite 40 f. werden die sogenannten Gründner besprochen, zu deasi
Bewohner der Zipser Bergstädte Schmölnitz, Gölnita, Wagendriii
die von Dopschau, Metzenseifen und die von Deutsch-Prabes
Krickerhäu etc. gezählt werden. Der Verf. hält dieselben für später« B^L^
Wanderer, nach dem TatareneinfEÜl, indem bei ihnen das alte VoIkilitT
Schlesiens und Thüringens gleichzeitig auftritt, das bei den übrig*!
Zipsern nicht anzutreffen ist Ich glaube, daß wir darüber zu uiÜmA*
noch nicht in der Lage sind. Hätte die Zips einen Sammler, etwa vis t^
Siebenbürger Sachsen, deren Volkslieder Fr. W. Schuster gesammelt htttf'
deren Vorhandensein schon jenes Argument hiDfälHg erseheinen läßt **), sowiA
sich wohl bald herausstellen, daß daselbst dieselben Volksballaden gefnü
werdc'n, die über DeutBchland überall verbreitet sind und für die es iiuMitf
Deutschlands kaum Grenzen gibt; sie reichen bekanntlich ja selbst Sber li
niederländische Sprachgrenze hinaus. Jedesfalls kennen wir solche Y<dkifieiv
nicht, die nur Schlesien und Thüringen angehörten und nicht vielmdir 4c^
scbes Gemeingut sind. Der zweite Grund, den B. anführt, daß die QaeUen A*
die Gründnerorte nicht über das 14. Jahrb. hinaufreichen, ist nidit hslte
Gölnitsy urkundlich Gilnuchbania, erscheint schon 1280; seiiie Pmkp^
wurden erneuert 1290. Wagendrüssel erhielt die Freiheiten der Zips 127)1*
1290. Deutsch-Praben^ urkundlich Prouna erscheint schon 1290—119^
Dopschan ist aber nicht von Schlesien oder Thüringen, sondern von ^
ältesten ungrischen Bergstadt Wania, jetzt Schemnitz, ans colonisiert worden ISSfc
*) Ich habe mit dem Obigen auch meine eigenen firfiheren Annahmen n ^
richtigen.
**) Denn dann müssten ja die Siebenbürger Sachsen ebenso spiters fS^
Wanderer sein.
LITTERATUR: DE BORCHORAYE, ESSAI HISTORIQUE. 871
Schemnitz ist eine vor dem Tatareneinfall Wania genannte Bergstadt,
nach demselben^ yielleicht Yon Sebnitz an der Sebnitz im Meissnerlande aas,
>lkert wurde. — Die Ejrickerhäner Orte sind Yon den Bergstädten ans ge-
idet. Über alles das findet sich urkundlicher Nachweis in meiner Darstellung
Mundarten des ungr, Berglandes S. 48 f.
Ein Wort aber, das zwar nicht niederländisch, aber eehtnieder rheinisch
, das die Einwanderer vom Niederrhein nach Schlesien und Siebenbürgen
lacht, findet sich gerade bei den Grnndnern häufig* Das ist das
frt stfe, seife Bach. So bei Dopschau Tiefenseifen, der Ort Metzen-
fen, bei Ptaben: in der saifen vgl« mein Wtb. 96; Nachtr. 45. Darst. 74.
n kann ich noch anf&hren aus Gölnitz you 1287: caput fluYÜ (Smolnik)
olkenseifen nominati; in Neusol 1390 ein: Schucherseifen. Auf sieben-
igische seifen aus dem 14., 15. Jahrh. habe ich hingewiesen Gknnania IX,
1. YgL J. Grimm bei Haupt VII, 460. Weinhold schles. Wörterb. 89.
Auffiülend ist daß der Verf. hier S. 40 noch nach sio?akischer Aussprache
rikehaj schreibt, indem er S. 102 u. s. die richtige; von mir urkundlich
ebgewiesene Form Krickerhän anwendet
S. 55 heißt es: 'le mot Zibin est slaYe.' In den Urkunden heißt Her-
■Bstadt im 14. Jh/ Cibinium majus, das oberungrisehe Zeben: Cibinium
BUS Fejdr X, 8. 250. X, 4, 367. 428. Für letzteres kömmt auch die Form
Imicia vor Fej^r IX, 5, 391. Es war noch im 17. Jahrh. eine deutsche
tdt, die madjarisch S zeben sloYakisch Sabinow heißt. Daraus scheint
' nieht zu erhellen daß Zibin slaYisch ist.
Anerkennenswerth ist, daß der Verf. auch die Mundarten heranzieht und
denselben die Spuren der Abstammung der Bevölkerung jener Yerschiedenen
liedlnngen zu suchen bemüht ist So schwierig eine solche Untersuchung ist,
gewichtig können ihre Ergebnisse In die Wagschale fallen, wenn sie gründ-
und methodisch gefuhrt wird. Sie vermag Thatsachen vorzuführen, die
tlieh sprechen, wo alle anderen Urkunden schweigen ; sie führt demnach der
ehichtlichen Forschung neue Quellen der Erkenntniss zu, denen man sich
an nicht mehr wird verschließen können. Je gewichtiger aber diese Art der
tersuchang ist, desto mehr müssen wir wünschen, daß sie scharf und streng
ährt wird und strenge scheide zwischen wirklich beweisenden Thatsachen
l allgemeinen Analogien, die dieß nicht sind.
Formen wie: boven oben, poes Katze, trekken ziehen, druischen
ichen, driesch Neuland, dorpel Schwelle; greb, greppel Furche, kleiner
kben^ groejen aufwachsen, killen frieren, kernen buttern, knagen nagen,
rat Kruste, mitgteloos ohnmächtig, kwaad schlimm, slibberen gleiten,
iwijken ohnmächtig werden etc., die holländisch sind, hat der Verf. S. 97 bis
mit Becht hervorgehoben und mit den dafür in der Zips üblichen Formen
[^chen, die lautlich ziemlich genau übereinstimmen (hoben, pnse, trekken,
siseben, driesch, dürpel, greb, greppel, grünen, killen, kirnen,
%genf knrst, matelos, quad, schlibberen, beschwaigen etc.). Ob-
il dieselben zum Theil in niederdeutschem, zum Thefl in mitteldeutschem
»iel auch sonst nachgewiesen sind, so kann ihnen in ihrer Totalität — und ihre
d Hefte sieh leicht um das zehnfache vermehren — ihre Beweiskraft nieht
leeprodien werden, besonders wenn man dieselben Ausdrücke im siebenbürg,
bsischen wieder findet, dessen ältere SprachdenkmAU x. nCVx. tw-^j^ ^^ Vs«*«^
372 MISCELLEN.
lieber niederländische Wortformen xeigen (wie lyffrynddagdief feif = lie
vriend, dag, dief, yijf s. Germania 9, 482).
Andere Formen wie appel Apfel, azen futtern, terwyl derweQ a
die a. a. 0. noch angeführt werden, erscheinen mir aber zu wenig beseid
weil sie über zn weite Gebiete rerbreitet sind. Entschieden nicht
war z. B. bloch m. der ungeschickte Mann, Block, da bloch die o
dentsche Form des niederländischen blök und allgemein deutschen Bl
ist Anders steht es mit Wörtern wie lichter die ELlafter, in den
Bergstädten nnd in der Zips. Das Wort ist so eingebürgert, daß danu»
ein Zeitwort gebildet wird: Iftchtern, in Käsmark l^achtern, die Ahm
breiten, ausholen, mit ausgebreiteten Armen messen. Hier stockt nied<
ch für f; die hochdeutsche Form für lichter ist lafter, s. Schradler II, 44i
So hat sich vereinzelt das niederländische ch für f erhalten in dem üfm
Worte: krachmel für krachtmeel d. L Stärkemehl, woraus der Zipser iqgv
ein Zeitwort bildet: Wäsche krachen für Wäsche stärken. Dieß Wortü
culturhistorisch merkwürdig, indem esmit dem nl. ch fürf und demW^gfil
des t wie in der Zips, übergegangen ist ins Polnische (kroch mal) und Bmiirii
(krachmal), so daß zu erkennen ist von welchem deutschen Stamme Pote
und Russen das Stärkemehl erhalten haben. Es ist anzunehmen, daß dieFcoi
krachtmeel, die in der Zips noch zu erkennen ist, auch bei den anden,
▼erhochdeutschten, flandrischen Ansiedlungen an der polnisch-russischen Groü
gegolten hat. Das grimmsche Wörterbuch hat Bd. 5, 1952 die polniscksmi
russische Form unter kraftmehl angeführt, hat aber die deutsche ObeqiHi^
form der Zips übersehen.
Möge der geehrte Herr Verf. in diesen meinen Bemerkungen dv te
Wunsch erblicken, zu der interessanten Frage meinerseits noch einen geriigii
Beitrag zu liefern. Die Anerkennung, die seine gründliche und mit Cmm^
ausgeführte Arbeit verdient, sollte dadurch keinen Abbruch leiden.
K. J. SCHBÖES.
MISCELLEN.
Bericht über die Sitsimgen der germanistischen Section auf der 28. Ter
^ Sammlung deutscher Philologen und Schalmänner zu Leipzig, 22. Im
25. Mai 1872.
I. Sitzung. (Mittwoch, 22. Mai.) Nach der ersten allgemeinen Sitsng
constituierte sich gegen 127t Uhr die Section unter Yorsits des in Kiel g^
wählten Präsidenten Prof. Dr. Fr. Zamcke. In seiner Ansprache gedachte öcr
selbe kurz der großen Ereignisse, die erst jetzt die für 1870 btttimmte Y«"
Sammlung ermöglichten, widmete den in den ▼erflossenen 3 Jahren abgesdue*
denen Fachgenossen mit warmen Worten einen dankenden Nachruf und M
freudig die rege Theilnabme hervor, die die deutsche Philologie mehr vfi
mehr Endet
MISCELLEN. 373
Nachdem auf Vorschlag des YorsitzeBden die Plrof. Dr. A. Ebert und
Hildebrand zn Vieepräsidenten, Prof. Dr. Sieyers ans Jena, Dr. Lippold ans
ekan, Dr. Branne und der untevzeichnete Berichterstatter aus Leipzig zu
riftfuhrem gewählt waren, theilte der Vorsitzende mit, daß Prof. Dr. Böhmer
Halte den ftir die erste Sitzung angekündigten Vortrag %ber die Echt-
t der Chronik des Dino Compagni* leider zu halten rerhindert sei;
h in der 3. Sitzung werde der Vortrag des Prof. Dr. F. Liebrecht aus
ttich über den Weinschwclg und die Quelle der Tristansage aus^Eillen, wo-
jedoch Prof. Dr. Creizenach ans Frankfurt a. M. über den Ursprung des
ndeamus sprechen wolle. Nach Angabe der Tagesordnung für die 2. Sitzung
Dlgte der Schluß der ersten iV, Uhr.
Folgende Begrüßungsschriften kamen zur Vertheilung
1. von Prof. Dr. Möbius in Kiel: Über die altnordische Sprache, von
. Th. Mobius, Prof. an der Univ. Kiel (Halle, Buchh. des Waisenh. 1872).
2. Von Prof. Dr. F. W. Bergmann in Straßburg: Sprachliche Studien,
• Serie, *zu welcher Wortsippe gehört die lat Vorsetzpartikel Re- (zurück,
eder/? Beantwortet Ton Dr. F. W. Bergmann. (Straßburg, Silbermann'sche
ididnickerei 1872.)
Außerdem waren in einer Anzahl von Exemplaren zur Verfügung gestellt
von Dr. Lübben das 1. Heft des von ihm u. Dr. K. Schiller bearbeiteten mittel-
sderdentschen Wörterbuchs (Bremen, Kühtmann u. Comp.), 2. von Dr. F. Bober-
t das Osterprogr. 1871 der Realschule I, zum heiligen Geist in Breslau, ent-
ikend seine Abhandlung: Wielands Romane. Ein Beitrag zur Greschichte und
«orie der Prosadichtung.
In das Album zeichneten sich folgende 114 Mitglieder ein:
Angermaun, Dr. und Oberlehrer, aus Meissen; Apelt, Dr., aus Weimar;
rtsch, K., Prof. aus Heidelberg; Bau Icke, Fr., aus Berlin; Berlit,
)fg, ans Hersfeld; Blasendorff, Dr., aus Stargard in Pommern; Bober-
:, F., Dr. aus Berlin; Braune, W., Dr. in Leipzig; Brecher, Ad., ,
tri. aus Berlin; Clemm, W., Prof. aus Gießen; Creizenach, Th., aus
nkfurt a. M.; Creizenach, W., stud. phil. in Leipzig; Diestel, G.,
f. aus Dresden; Dietze, Dr. und Gymnasiallehrer aus Wittenberg ; Döring,
nh«, Dr. u. Gymnasiallehrer in Leipzig; Dunger, Herm., Dr. aus Dresden;
srt. Ad., Prof. in Leipzig; Förstemann, E., aus Dresden; Förster, B.,
aus Berlin; Franke, Dr., aus Celle; Friedberg, Prof. in Leipzig; Gelbe,
, Dr. aus Döbeln; Goldmann, F., Dr. aus Halle; Gröber, Dr. u. Prof.
Zürich; Habich, Edm., aus Boston; Hagen, Th. v., aus Mühlhausen
h.; Hanecke, Dr. au8Co]berg;Harczik, Ignaz, Dr. aus Berlin; Heller, H.,
ans Berlin; Hermann, Fr. C, aus Berlin; Heusser, Fr., Dr. u. Gym-
all. ans Cassel; Hildebrand, Karl, Dr. in Leipzig; Hildebrand, Rud.,
P. in Leipzig; Hübner, Cand. der Phil, aus Klein-Helmsdorf; Hügel, R.,
in Leipzig; Imelmann, F., Dr. aus Berlin; Imme, Th., stud. phU.;
licke, 0., Dr. und Oberlehrer aus Berlin; Kaufmann, Dr. aus Göttingen;
rber, Dr. aus Rathenow; Kindscher, Prof. aus Zerbst; Kluge, Prof.
Altenburg; Knauer, 0., Dr. in Leipzig; Koch, Fr., Prof., aus Eisenaeh;
sh, Ernst, Dr. und Oberlehrer aus Grimma; Köhler, Reinh., Dr. und
iotfaekar aus Weimar; Köhler, Arth., Dr. aus Dresden; Kolbe, A.,
und Oberlehrer ans Stettin; Körting, Gustav, Dr. aus Dresden^ L^ibea^
374
UiSCELLKN,
Eugen, Dt. aiu Boatock; Lamprecht, Prof. aiu Cbenmita; Laitftü, Db i
u. OberleliTer mna BerlJD; Luner, W., Dr. auB Wetzlar-, Lebmann, Dr. Ol '■
Wernigerode; Leiat, Dr. ai» Magdeburg; Lemcke, tl., aiu Stettin; Lt* Ü
kien. A., Prof. in Leipzig; Lidforsa, Edf., Dr. und Prof. aaa Lqnd i. 6«b*.(
Liebrecbt, Fei., Prof. nua Lülticb; Lippold, Fritz, Dr. ans Zwickaa; Lob», f
E-, Keallebrer au» Halle; Lübbcn, A., Dr. aua Otdenbiirg; Lucae, K-. Pi*L
aua Marburg; Mahn, Dr. aua Berlin; Mankel, W., aas Hanau; HelgBr.CU
aas Flensburg; Mejer, E. Tl., Dr. aua Bremen; Michaelia, Dr. und Pni
au« Berlin; Mobiua, Tb., aua Leipzig. Prof. in Kiel; Müller, Dr. aiia Kor
Neumann, Dr. und Oberlehrer au« Pyriti; Nenmann, E.. Cand. pbfl. i
Halle; Opitz, Dr. aua Naumburg a. S.; Palm, U., Dr. and Prof. au« BrtalM;
Paacb, Dr. und Prof. au« Altenburg; Paul, Ilerm., Dr. aua Jena;
Eealicboldir. aua Magdeburg; Petera, Ignas, aua Leitmeriti; Qua
aua Zvrickau; Kebling, O., Dr. und GjmnaaiBlI ehrer au« Kiel; Bediteb.D'.
aua Hamburg; Bcifferachcid, AI., Dr. aua Bonn; Richter, Alb., an« Lelpii^;
Bockingcr, Ludnr,, Dr., KeichaarchiTsateaaor und Academiker aus Hänehen;
Rodemrah t, R., au« Berlin; Röpe, Georg, Dr. aua Hamburg;
berg, W., stud. phil. au« Leiptig; Schmidt, Job., aus Bona; Scbmollilf.
G^muiBaiall. aua Stargard i. P.; Scboenbacb, Dr. aua Wien; Schoi
Karl, »tud. phil. aus Casael; Schreyer, Dr. aua Pforta; Schröder, Karl, Dr-
in Leipzig; ScbrÖer, KarlJuliua, Dr. und Prof. an« Wien; Schub
aoa Berlin; Schucbardt, Hugo, aua Leipzig; Schwenke, Dr. au« ScUcü;
Sievera, Dr. u. Prof. uui Jena; Stcinbruck, Oberlehrer aua Colbei^; Steif
meyer, Dr. aua Berlin; Timm, GtiBtav, Dr. ans Boaloak; Voi - - -
in Leipzig; Voigt, F., atud. phil. in Leipzig; Venediger, Edm., Cand. pbiL
aua Halle; WeiaacnborD, Prof. aus Erfurt; Wilken, E., Dr. phtl. an
Göttingen; Wilmanna, W., aus Berlin; Wimmer, F. A., au« Kopenbagtt;
Wilaachel, Dr. u. Prof. aua Eiacnacb; Wöroer, Prof. aua Mcäi
cker, Ernst, Dr. aua Frankfurt a. M.; Zacher, R., aus Halle; Zarncka, fr-
Dr. nud Profpasor in Leipzig; Zölluer, Dr. ans Dresden.
II. Sitiung. (Donnerstag, den 33. Mai.) Der Vorsitzende erthMU dtn
Prof. Dr. A. Leskieu das Wort zu seintm angekündigten Vortrage 'VorgUi-
c hungd er AualuutBgesctxo dcB Litauischen, Slaviacbeu und U«fll
■ chen . Redner siebt dabei ab von den Ü herein Stimmungen, die io den bet«U
getrennten Sprachen zu Teracbiedvnen Zeiten durch dieselben l'rtaebui i
Auslautageretccn eingetreten aind , stellt sich vielmehr aein Tbema in e
Formulierung so: sind die Eraebeinuugen, die wir als gotbiaelit
ADaUutBgeaotze insaiiiuenfasaen, alle erst nach dem SelbsISedtr
werden des Gothiacben eingetreten, oder geh ei
nicht Tielmebr in diePeriode dtr Gemeinsamkeit des alafv^
Beben zurück? Daß zwiechen der Zeit dea IndcgcrmanischeR i
■eben EutwickJuogsphasen liegen, die letEteres mit einzelnen Ter
geaeinsam dnrcbgemitcbt hat, ist unzweifelhaft. Eine aal
aamkeit des Sluvodeutscben ; in aie rdlit der germaniset
deutenden Tlieile, in ihr bat auch das deutsche Aw
EUie Vergteichung der beiden itaviacbeil
hireheuiiujmh) zeigt, daß i-vj Zeit ibiu P.laltt
MISCELLEN. 375
^'^^eriehrty t d in Folge geringerer Widerstandskraft walirtcheinlich schon abge«
^Oen waren. Dem gegenüber hat der gothische consonantisehe Auslaut (der
^'i^eaüsche gehört der Einielgeschichte des Gothischen an) nur noch Ursprung-
^^es a (tou r keine Form mehr nachweisbar). So sind durch Scherer die Auf-
vtellangen Westphals und Schleichers modifieiert und praecisiert worden. Schein-
bar dem widerstreitende Formen ^ wie i. B. hana(-ns) TCrweisen nun eben lur
Anknupfang ans Slarodeutsche. Wenn das einheitliche Slarische noch § und
HiMÜe hatte, dann waren diese natärlich auch in der Periode des Slaro-
deatachen noch da, die Nasale sind erst auf germanischem Boden gefiallen.
Anden i und d, deren Verlust ist unter andern nach den entsprechenden For-
men der secnndären OptatiTcndungen (g. vigai, sL Teii, lit jei'6\ g. vigain-a,
bL 8. pl. aor. Tezi| [= *Tezant]) schon für die einheitliche Periode der drei
Familien wenigstens wahrscheinlich.
Die Widersprüche, die sich aus der einfachen Formulierung Scherers (von
urspr. auslautenden Conss. bleiben im goth. nur « [und r] ; dieß Lautgeseti wirkt
iiar einmal, sodaß von urspr. Gruppen nur der letste Consonant föllt) ergeben,
"wenn man unmittelbar ans indogerm. anknüpft, treten henror im
Nom. 8g. der r-Stämme, der n-Stämme, in der 1. plur. praes. (-rS| -ns, -mas).
Beseitigt werden sie durch Herbeiziehnng des slaro-lit.
Erstens: 1. pl. präs. lit. vezame, goth. rigam haben beide das« schon
Terloren, yermutblich schon Tor ihrer Trennung.
Zweitens: Bei den n- Stämmen ergibt sich durch Yergleichung der lit.
Form auf -ü (akmü), der slav. auf 7 (kamy) zunächst mit Sicherheit ein lito-
«laT. ^akmiln, das den langen Vocal durch Ersatzdehnung für verlorenes «, u
lur a in Folge einer Lautneignng vor Nasal hat. In der Einheitsperiode der
drei nordeurop. Familien giengeo also die Stämme auf -an aus, n kam schon
allein ins Gothische und rerfiel hier dem spec. gothischen Gesetze.
Drittens: Ebenso die r-Stämme. Lit. mötö, slar. mati gehen zunächst
anf ein *mätSr (e durch Ersatzdehnung) zurück^ und dazu stimmt in der Form
goth. bropar aus *bro))är.
Es ist also das Gesetz dahin lu modificieren: (r) s bleiben von den
ins Goth. übergegangenen Auslauten.
Es blickt da eine chronologische Reihenfolge in der Wirkung der Aus-
hmtsgesetze durch, die zu erweisen und genauer festzustellen das Tooalische
Anslantsgesetz dient. Nun sind die von Westphal und Schleicher aufgestellten
Regeln des Vocalab falls nicht durchgreifend und consequent. Einmal bleiben
Aasnahmen übrig — und dann die Frage unerledigt, wie verhält sich das con-
sonantisehe Auslautsgesetz zum vocalischen für das Schicksal der dadurch in
den Auslaut gerückten Vocale? Wären alle ins Gk>th. übergegangenen cons.
Aaslaute vor dem Eintreten des vocal. Auslautsgesetzes abgefallen (s und r aus-
genommen), dann stünden z. B. beri (aus *b§rjät)) und managei (-ein) im Wider-
spruch. Ebenso ist es mit dem auslautenden d und d, statt deren man doch
Yerkfirsung des alten ä erwarten sollte. Wie erklärt sich das?
In allen Fällen, wo im Goth. ein langer Vocal im Auslaute erscheint,
folgte arspr. ein Nasal; tnggö(n), namö(n)y managei(n), die gen. pL -d, -d (n
oder m folgend): — das cons. Auslautsgesetz erstreckte sich also auf n nur
bei vorausgegangenem kurzen Vocal ; es erhielt sich zunächst noch nach langem,
sodaß das voc. Abfallgesetz nicht wirken konnte. Die verschiedene Behaadlan|[
376 MISCELLEK.
des n nach Länge oder Küne zeigen abch die sUt. Sprachen. ' Itier Udte
die Nasale in den Nasalyocalen bewahrt nur nach Toramgehender Linge (fintt
^ -an, iena = -ftm). Bei aller Unabhängigkeit der Entwicklung in bdda
Sprachen sieht man doch wie die yerschiedenen Verbindongen, Nasal mit langoi
oder kurzem Vocal in beiden gleich Torschieden wirken. Doch ist das nai cm
Stütze, kein Beweis für die Gleichartigkeit der Erscheinong im Denttdui;
directe Erklärung b'efert aber das slaT. bei einer scheinbaren Annahme: Um
hätte ja, nach des Redners Annahme daß t schon in Torgerm. Zeit gebUei
sei, im Goth. sein n verlieren müssen, wenn sich das t* nicht als nr^. ii er-
wiese. Für den Abfall des t ist Ersatsdehnung eingetreten, wie deutlich •■
dem slay. hervorgeht (3. pl. aor. vez^ aus *Tezän aus *Tezant). So geschah <•
Entwicklung wohl auch im Gothischen, den Übergang von a xa u kann
als Lautneigung vor Nasalen oder als durch Analogie mit den andern F
entstanden aufiFassen. Aus dieser Periode^ wo n nach Längen noch nicht is-
bequem war, stammen Tielleicht Uuhadein^ vüjahaipein^ gagudein, vaad daaih
müssen auch die Optativformen *nimain, *nemein noch zulässig gewesen sem
(vgl. andere germanische Diall.)* Hier hat -a nichts mit dem Aoslantsgesebe
zu thun (auch in p<üa nicht', wo es nach Ansicht des Bedners ans einer SWt
stammt, in der der Auslaut überhaupt noch nicht entstellt war: es ist eiie
angefügte Verstärkung des Pronomens, wie sie im slavolit. sehr Terbreitet sied).
Endlich sind alle ins Goth. auslautend gekommenen n geschwunden, wk
Ausnahme von borun (*nimain, ^ntoein), d. h. n blieb nur nach ü oder Dip^
thongen, und wenn man das slav. wieder herbeizieht, wo ä mit Nasal com Nanl-
vocale wird, nicht aber daft 0, so läßt sich wohl auch fürs Goth. annehmes:
Die Vocale, die mit n zu Nasalvocc. werden konnten, haben das
n verloren, ü und die Diphth. haben es erhalten. In einer Periode
des Goth. muß es Nasalvocale gegeben haben, die aber wie im slaT.-lit. später
zu einfachen Längen wurden.
Es würde sich also folgende Entwicklungsreihe in den Anslaatsgesetaea
ergeben :
Erstens schwanden t und d, schon in vorgerm. Zeit, ebenso • in dea
n- und r-Stämmen;
Zweitens giengen in der Entwicklung des Germ, die Nasale nach kunen
Vocalen verloren. In dieser Periode drang das voc Auslautsgesetz durch.
Drittens mit ä (i 6) bildete n zunächst einen Nasalvocal, der dann zar
einfachen Länge ward; nach ü und Diphth. blieb n (a in bdreina zwar nidit
sicher erklärbar, doch unabhängig vom Auslautsgesots).
So kommt auch Consequenz in das voc Auslautsgesetz: ä, 1 aoslantead
fiel, langer Voc. ward verkürzt, o» zu a (ti, au bleiben). Von den Ansnahnen
wird gibai erklärt als entstanden aus gihaja (Scherer); vgl. lit. mergoje; aosn
wird auf n<mja zurückgeführt; in nimai und l>lind<U des oi = d aafge£uit
(Scherer).
Eine Debatte über den eben angehörten Gegenstand entspann sich nickt,
so trug denn Her^ Prof. Dr. K. J. Schröer aus Wien gleich darauf vor ^üher
die deutschen Sporaden in den nichtdeutschen Ländern der oste^
reichischen Monarchie und ihre Bedeutung. Nachdem derselbe ein
JBild entworfen von der Ausbreitung des deutschen Elementes über alle Gebiete
der MoDäTchief und hervorgehoben, daS^ ^tva^^W^^ \xtl\.«c allen Nationalitäten
MI8CELLEN. 377
^^^treffen ist, indem in den deutschen Theil des Gesammtstaates keine der
^^em Nationalitäten eingedrnngeo , knüpfte er hieran die Betrachtang , daß
Wer wohl kein Znfall, sondern eine geschichtliche Nothwendigkeit, ein Natnr-
Ctiaets so erkennen sein wird, das in der Sendung des deutschen Elementes
in «einer Gesamrotheit für diese Gebiete gesucht werden muß. Nicht sowohl
Deatechösterreich, als yielmehr aus aUen Gegenden Deutschlands sind seit
Jahren nach und nach diese Einwanderer sngestromt Kleinere deutsehe
Auiedelungen darunter sind wohl schon untergegangen und werden auch künftig
vereehwinden ; die großen Sprachinseln aber tou zehntausend bis hunderttausend.
Ja dreimalhunderttausend Seelen, die rorgeführt werden, sind nicht be-
stimmt unterzugehen. — Sehr, verweilt nun länger bei jenen Sprach-
liiselnf deren Mundarten er specielle Studien gewidmet hat. Den Haidebauern,
in Ungarn, im 17. Jh. eingewanderten Protestanten, die die Ton Sehr, heraus-
gegebenen Weihnachtsspiele mitbrachten; den Heanzen, tou deren Sprache
er in Frommanns Zeitschrift ein Wörterbuch veröffentlichte; den Deutschen
^es vngriichen Berglandes, von deren Mundart er ein Wörterbuch, eine
Xjnntlelire und Sprachproben herausgegeben; endlich den Bewohnern von Gott*
nebeoy Ton deren Mundart Sehr, jüngst ein Wörterbuch veröffentlicht. — Von
den Deutschen des ungr. Berglandes hebt er besonders hervor ihren Zusammen-
limng unter einander, mit den Siebenbürger Sachsen und dem Niederrhein, der
ens der Mundart nachzuweisen ist, sowie ihre Yerschiedenheit, die durch spätere
Znwmndemngen aus verschiedenen Gegenden Deutschlands, wie dieß gleichfalls
warn der Mundart erkennbar ist, erklärt wird. — Die Mundart von Gottschee
geholt, obwohl Gottschee im slovenischen Sprachgebiete liegt, zu den deutsch-
Imnbardischen Mundarten der deutschen Sporaden Italiens und Welschtirols«
Diese Sprache war früher weiter ausgebreitet, sie ist zu erkennen in deutsch-
itafienischen Yocabularien des 15. Jhs., ja selbst in den Spracheigenheiten
Thomasins von Circlaria. Obwohl übertüncht vom Kärntischen, ist ein
Untergrand wahrzunehmen, der in alemannisches und fränkisches Sprachgebiet
sQr&ckweist. Sehr, hebt noch hervor den Schatz deutscher epischer Yolks-
diehtong, die in (rottschee noch lebendig ist. Er bespricht endlich die äußern
xtnd innem Verhältnisse dieser deutschen Colonien, gibt ein reiches Material
Über jede Art ihrer Entwickelung und konnte schließlich auf Grund seiner ein«
gehenden Kenntniss aller in Betracht kommenden Yerhältnisse für das Gedeihen
imd die Lebensfähigkeit des Deutschthums in jenen Gregenden die besten Hoff-
nungen aussprechen. Allgemeiner Beifall lohnte dem Redner für seinen cultur-
bistorisch und sprachlich gleich anziehenden Yortrag.
Eine kurze Pause folgte, dann sprach Prof. Dr. Hildebrand in Leipzig
über *Land undLeute. Er erinnerte zunächst daran, daß vieles aus dem Thun
und Denken unserer Vorzeit auf allgemeinen Empfindungen beruhte, von allen
anerkannt, aber eben darum nicht ausgesprochen wurde, und doch wären es
naturgemäß gerade Dinge, die einzeln durch aller Sinn gehende Grundfäden
darstellend, zusammen die eigentlichste und bedeutendste Gknndlage des ganzen
Volksthums bilden. Wenn auch nicht bewußt im Schriftthum überliefert, lassen
sich solche Grrundf äden doch noch erkennen in bedeutsamen Wendungen der
Sprache, der litterarischen wie der gesprochenen. So hat sich auch die dem
deutschen Yolksbewußtsein eigenthümliche Anschauung von der Einheit des
Besitzes mit dem Besitzer in einer reichen Fülle von Redensarten nieder-
37ä MISCELLEN.
gelegt, die dne trccIiseUeitige Vertretung des Becitzer* und ä*i
BeBitEBS enthalten. Von den zahlreichen Belegen, die der B«di
Litteratnr des MitteUltcrs bis in den Tolksthiimlicben Rcdcbraneli unserer Ttf(
geummelt vorführte, hier nur so riel als nüthig um die Sache in« rechte Uck
ßcdeusitrten wie; Was roaa die Papiennühle nennt, diu ist oieio OnU'i
'ich bin der Bruder vom Geschäft' n. ä., kann mau jetit uocb klle Tage hÖra.
Sie tragen dieselbe Anschauung, wie sie der Verf. der Wormser Gaatordnnt
für den ReichstHg vom 2. Dec. 1520 hegte, der da schrieb: es sollen in «Jl«
andern beusern. die nit offen würt sein, diese ordn. gehalten «erden- Ebmo
wie jetit jemand abgebrannt sein , oder man einem die Traaerbotseliaft nehlcs
kann, daß 'er brenne', io konnte auch im Mühlhäuser Studtrecbte d«a 13. Jhti
gescbrieben worden : Weri aber das di man undir des brcntc von unglukc tm
nmi seibin, eder dai un ein andir man brente di umi gram «ere — ' alicr ^kiA
darauf: Burnit aber eiuin man sin guit . Ebenso singt Albrecht von Johani
(HSF. 92) Bwer si (die vronivu) vor mir nennet, der bat gar micb le friuade
gauzei jär, het er micb joch verbrennet. Neidhart 53, 12 klagt 'mieli hU
ein ungctriuwcr tougenlicben angexünilet , bat mir vil verbrant, des miniu luiwM
selten leben; vgl. auch 161, 3. Im mittelalterlichen Hausbucbe werden
Conmandanten einer Burg Verbal tnngsmaOregeln gegeben für gewiise Fallt
I. B. wann mau dich stormpt an einem eude . . (87, 16); wollen
au dir under die erden graben . . (39, 11). Wie bisher mit Haus und ßwf,
so kann man auch mit Feldbesitz eins sein: swer selbe teilet nndc weit aaii
witert awie er wil, den ensol der hagel slabon selten (Neldh. XXVI. 14)
und später aus dem 14. Jahrb. ez wer denn, daa ainer dorn andern go*^
ze triben oder le fiircDd über sich, daz mag er wol tän , sonst sind At
Wege rerbotoii fiirs Vieh (Weisth. 4, 377). Häufig ist der Ausdruck
tind GrenEbezeicbnungen ' ij morgen landis gelegen luschen Gotaen jobwiMi
und Wenielchis kindco. (Grüniager Kirchenzinsbucb v. 1471). Ein Weltv-
auer freat sieb über einen Landtaaecb: dann des bat maich gaut abgegmil.
Frankf. Volksth. 5, 19. Und «o conacquent ist die sich in all diesen Bd-
■pielen anssp rech ende Änicbaunng, daß nach Danneils Zeugniß (Wörterb. i"
altm. plattd. M. 264") 'kalwen nicht aticin von der Eub, aucb vom BeKliO
derselben gebraucht wird: Schult bat kalwt, d. h. seine Kuh.
Weiter sind Fürsten und Herren eins mit Land und Leuten. Ein Bi
herr klagt: dai ich ime (die tocbtcr) bAn versagt, dar nuibe wüestet
nich. Iw. 4474, ähnlich Scbwnur. 31. Und auch da wieder in Flur- nl
Grenzbezeichnungcn : der See Peipus grenzt gegen dreien berren, under
jeder wa« domf tu gebieten, . . der Moscowiter, der König au« Polto,
auch der König aus Schneden (Kiechel 120); und gemiscbt ist d«r
in folgendem : das eins aptis . . eigen ano giengs . . an s. Pennini
tind von danncn nn der beni eigen von Zvcinbruclten, und «oo
die heim von Wartinberg. (Weistb. der Gerechtsame d«a
kreis XU Dreis, v. J. 1357.) Nicht minder reich sind
tretung des Fürsten durch das Land; 'Branusehwr
(sc. Herzog Erich t. Br.) furi das Schwert ■ b
Kegeiisbnrgur Schlacht 1&04 (SolUu 3,39).
getaticlt, weil er 'die teuren Fiirtteii kodli
ad «oa daMM» Ifl
MISCELLEN. 379
'U (Körner 18i;. Die Zimmerische Chron. hat 2, 241 die SteUe 'ah die drei
v«ten Metz, Baden nnd WQrtenberg im Feld nider gelegen . . worden . ibid.
^ 7 wird Tor Ulrich y. Wirtemberg als vor dem tyrannen Würtenberg* ge-
^^mt Öfter gebrancht Elia Charl. y. Orleans in ihren Briefen ^Chorpfials' für
^H PfiJagrafen. Der ernste Gebranch solcher Kedewendongen ergibt sich aach
^ dem Froschm. II, 6, 11 f: ^stehe fest, mein mann, es wird sonst arg, da
^iQgst die Brandenburger Mark', ermahnt Markgraf Ludwig den Marquard
ibflenhagen, und 'er trug ihn sicher, leis und woU, wie man sein herren tragen
Mf . Bei Gelegenheit eines Mainzer Turniers erzählt Wilwolt y. Schaumburg
L 48), wie ein Ritter den andern Vor den yier landen, Ba3nm, Schwaben,
kwnkn und Reinländem beklagt Dazu stimmt, wenn nach einem Weisthum
i, 621) *die 14 heimburger ordinatim sitzen sollent: Ettringen, Hausen, Cotten-
eim n. s. w/ Endlich Mas land*, oder *das ganze land als Vertreter für seine
lewohner: GotAr. y. Str. erklärt seine Wendung (Trist 9264) *hie mite sd
rmzt dai laut besant' durch den Zusatz Mie lantbarüne die mein ich. Von
em ganzen lande wird in einer Rechtsfrage ein antwort yunden (Weisth. 4, 686).
HS Land (d. h. die Schöffen als Vertreter der Landesgerichtsbarkeit) wird
■eh gefragt, was rechtens sei, oder wie maus in einem gewissen Falle halten
DÜe. Der richter und *daz laut stehen im Sachsenspiegel öfter nebeneinander
!• die beiden Factoren bei der Rechtsprechung.
Wegen der Torgerückten Zeit kam es auch hierüber trotz des anlachenden
Moffes nicht zu einer Debatte, die Sitzung ward IIV4 ^^^ geschlossen.
m. Sitzung (Freitag den 24. Mai). Gegen 8V3 Uhr erhält Prof. Dr. Siey er s
ns Jena das Wort zu seinem angekündigten Vortrage über den Umlaut',
ledner betont zunächst den fühlbaren Mangel einer deutschen Lautlehre mit
Ingehender Begründung der lautlichen Entwicklung; freilich sei die Schwierig-
ceit nicht unbedeutend wegen der Größe des Beobachtungsfeldes, die Betrachtung
ler deutschen Lautyerhältnisse müsse unterstützt werden durch die Kenntniss
ilninitlicher indogermanischer Sprachen und der Physiologie der menschlichen
Spreche überhaupt
Der Umlaut muß , so geht der Vortragende auf sein Thema ein , nach
Kaftgabe der Erscheinungen im ahd. und ags. erklärt werden; besonders in
arsterem zeigt er sich ja noch im Entstehen, während die andern Dialecte ihn
x>llendet aufweisen. Dann darf die für den t-Umlaut zu findende Erklärung
»iiie andere sein als für die durch a und t* bewirkten Wandelungen , alle drei
Srseheinnngen stehn auf gleichen physiologischen Principien. Bisher ward der
•UmlAut aufgefasst als einfache Assimilation, dem steht aber entgegen, daß er
rat durchdringt, nachdem t längst yerloren war; die Annahme, er sei schon
or der schriftlichen Fixierung da gewesen, ist durch nichts berechtigt nnd ganz
nhalibar, denn bei dem großen angelsächsischen Einflüsse und ihrer Handhabung
vrch einen Notker würde die tiefgehende Erscheinung des Umlauts nicht ohne
Luadracksmittel geblieben sein. Und auch in den Dialecten kann dieselbe nicht
rüher aufgetreten sein als in den Schriftdenkmälern, denn die ganze ahd.
jitteratur ist ja eine dialectische. Endlich weist auch kdne Spur in den Rei-
sen auf ihr damaliges Vorhandensein. Was rief also den Umlaut heryor zu
iner Zeit als t der Endungen schon zu e geworden war? Sicher etwas nicht
;esehriebenes, aber doch gehörtes, und da nach den Gesetzen der Lautphysio-
ogie nur der unmittelbar benachbarte Laut den andern inficieren. ksjin^ so m\iß
ieß der folgende Coosonant; der zwischen beiden Nöo^Äca *\ä^\»^ ^ijjw^^säk ^^\i.*
380 MISCELLEN.
In den slawischen Sprachen üben die moollierten Consonanten (Yenchnic
producte aus Consonanten mit j) einen ähnlichen Einfloß auf bentehb«k]
Vocale, wie er im deutschen Umlaute vorliegt. Zunächst trat ein V(
der Articulationsstelle für den Consonanten ein und durch die Yeriideniil
des Mundcanales eine Modification des Yocals. Im Slawischen erstreckt nck diai|
Wirkung über mehrere yorhergehende Consonanten, greift sogar in eia
ständiges vorausstehendes Wort über. Wie hier, muß auch im Dfaitschea deriv*'
änderte Consonant die Ursache der Yocalmodification gewesen sein. Die TW
Sache, daß unsere Sprache jetzt keine moullierten Laute mehr* besitzt, spodÜ
nicht gegen ihr Vorhandensein in älterer Zeit, auch das Neugrieehisdie %
frei Ton solchen Erweichungen, während sie im Altgriech. doch dagewesen a!,
nur so läßt sich die Epenthese erklären.
Redner führt dann folgende Puncto als für seine EriLlärong spreekai
auf: 1. Das j der schw. Conjngation erscheint im Ahd. nur noch hie ond danr
u und o regelmäßig, vor a seltener, vor e und t kaum, d. h. j hat sidi wk
dem Torausgehenden Laute vor u, o hie und da selten la einem monUierts
Laute verbunden, vor a ganz häufig, vor e, t fast immer; in tonmen (dtejta)
ist m moulliert, ein j nicht mehr zu hören. — 2. Wo im altnoid. ünÜHt
des a auch bei unursprüngl. t eintritt, da geht dem t iomier ein g oderi
voraus, in den Gutturalen aber liegt etwas den Umlaut forderndes, sie stekei
den moullierten Lauten am nächsten. Sie behielten die Beigabe der MonlUeniig,
als dieselbe in den übrigen Consonanten schon längst geschwanden war. St
sind die Gutturale im Schwed., Norw., Friesischen palatalisiert worden: aoek k
niederdeutschen Denkmälern finden wir öfters nach k ein j eingeschoben, nd
das Altbulgarische zeigt gleiche Tendenz der Gutturale in den Impermtivea ds
Verba von guttural ausgehenden Wurzeln.
Der Eintritt der Consonantenerweichung muß wohl noch in die gcfii
germanische Zeit versetzt werden, denn auch das (roihische weist Sporen saL
Hier beruht i meist auf Ersatzdehuung, nur ein kleiner Rest von 31 RDca
ist wirklich alt, aber davon sind 26 t- und ^a-Stämme, die 5 übrigen mit Aw-
nähme von jSr etymologisch noch unklar. — Im Gemeingermanischen trat die
MouUiemng ein, sobald t oder j folgte; neue Moullierungen entstanden später
nicht wieder, aber im Ahd. erhielten sich die alten am längsten — ihre Wir^
kungen liegen im Umlaute vor.
Dr. W. Braune wendet gegen die aufgestellten Theorien den nordiscbei
o-Umlaut ein und fragt, ob der Redner auch in Formen wie köllnda eonsoasi-
tische Vermittlung annehme. Sievers erklärt sich dahin, daß diese Yennittiia;
nur nicht Moullierung zu nennen sei, sondern Labialisierung und bemft sick
auf verwandte Erscheinungen der slavischen Sprachen. Da Braune jedodi La-
bialisierung in kölludu z. B. bestreitet, führt der Redner noch einige Analogiea
aus der Zendsprache vor, gibt aber zu, daß in Endsilben die Assimilation wohl
etwas anders zu beurtheilen sein möchte. Den letzten Einwarf Brannes, daß du
spätere Yerschwinden der Moullierung doch nicht erklärt sei, da sie sich doeh
sonst, wo einmal nachweisbar vorhanden, z. B. in den slavischen Sprachen, er-
halten habe, beantwortet er dahin, daß wirklich auch im gesprochenen Slavisches
bisweilen Moullierungen fortfallen, indem den bisher moullierten Cons. ein
leises i vorklingt. Yielleicht sei so auch der deutsche Umlaut, iJso dorek
Epenthese zu erklären, jedenfalls aV>«r «\x^« ^aa ^^>r«aikden der Monllienng
^it dem rascheren Umaicbgreifcn dca \3iiiÄa»XÄ m N^^ydämä^.
MISCELLEN. 3gl
Hierauf sprach Dr. £. H. Meyer aas Bremen ^über die Rosengärten .
Terfolgt ihre geographische Verbreitong über ganz Dentschland hin und
^gt so den Sammlangen. Grimms, Uhlands, Rochholzens und Pfannenschmids
4i eine Anzahl neu aufgefundener bei. Als den westlichsten in Norddeutsch-
^ beseiehnet er den bei Zwolle an der Oberyssel, der schon im 12. Jahrh«
Hkommen soll. Zahlreich sind sie in Oldenburg (9), femer in der Heide neben
bengrftbem und Ringwällen, vor den Thoren Osnabrücks, Wismars, Rostocks,
I Tambach, im Taunus u. s. w. Die fränkischen waren meist Frühlingsspielen
sidmet, in Tirol ist der Luarinsche hervorzuheben. — Gelegen sind sie meist
' heidnischen Begräbnisstätten, auch bei Quellen und Brunnen, bisweilen
den sie den Mittelpunkt Ton Sagen, oft dienen sie als Festspielplätze. In
Nähe begegnen häufig noch GÖttemamen (Ostara). Versammlungen wurden
' solchen Plätzen während des Mittelalters bis zur Neuzeit abgehalten. In
Dichtung rom 18. Jahrb. an auftretend lassen sie oft eine Parallele mit
imdies zu. Die Bedeutung der Rosengärten ergibt sich nun aus der der
mej die das Sinnbild des Lebens und Sterbens zugleich ist, und zwar ist
. allen Rosenarten die funfblättrige die hier in Frage kommende. Andere
ignisse für die Bedeutung der Rose gibt die Sprache. Der heimische Name
(Hage :=} Butte. Daher die Namen auf -büttel (=» buttild) identisch mit
•engarten, oftmals freilich durch Lantwandelungen schwer erkennbar, so
B. wenn aus Butteiberg Butterberg wird. Auch bei diesen so benannten
en. hat man oft Grabumen gefunden, die auf altheidnische Begräbnissplätze
weisen. Wie hier die Rose den Tod yersinnbildlicht, so steht sie in Sagen
l Gebräuchen wieder in Beziehung zur Frühlingsgöttin, oder deren christ-
ten Vertreterin, der Jungfrau Maria, die im *Rosenhag sitzt, an deren Kirchen
senbüsche blühen. Den Namen Hildesheim führt der Redner auf ein alts.
dinosheim zurüdL, lässt aber für den ersten Tbeil der Zusammensetzung
ifelhaft, ob er zu hild (Kampf) oder zu heln (celare) gehöre, jedenfalls be-
te aber der Name das heim der hervorbrechenden Göttin, des Morgenroths =
engarten; noch der Vocab. theuton. von 1482 gibt aurora rösens&me. Der
•erstreifen an der Thür des Rosengartens aber ist das Sinnbild für den Weg
Jenseits und auch Gibiko, der Krimhilde Vater, ist eine todbedeutende
lalt, wie alle damit zusammengesetzten Namen zum Tode Bezug haben.
Jich ists mit Ute. Der Kampf im Rosengarten aber kann nicht bloß irdische
Ghimm) oder meteorologbche Bedeutung haben (Uhland), er hat Bezug
Himmelreich. In dem Zuge zu den Hunnen ostwärts dürfen wir nichts
irisches suchen, es ist das ein mythischer Nachklang und bedeutet den Zug
Paradies. Einen mythischen Rest haben wir auch im lieblichen Phäakenbild
RSdeger zu erkennen. Endlich geben auch Attila, Horche, im Waltharius
im, zu mythischer Deutung Anlaß.
Nach einer Pause von 10 Minuten erhält lOY^ Uhr Prof. Creizenach
Frankfurt a. M. das Wort, um 'über die Entstehung des Gaudea-
iliedes zu sprechen. Die bisherige Angabe, daß das Lied im 15. Jahrh.
tanden sei, ist unrichtig.*) Unser Gaudeamus ist vielmehr in Anlehnung
*) Zu den Zeugnissen des 16. Jahrhs. ist nach einer Mittheilung R. Köhlers
isntragen die Beziehung in H. Sachsens Gedichte »Der Gesang der vollen brüder**
h V, Tb. 3. Bl. 409*>; bei Tittmann 2, 267): „der vollen brüder ordn wir han und
las gimdeafMu äingeUj das fortuna laß wir eTkUngeu," uivd «,Vr«a «^IUAt\ ^de» s.ll«&
fckß wir rergeßen, frölich das f^mtdecmvs Bingen*^. ^,^^^.
382 MISCELLEX.
an ein Kirchenlied entstanden, das ans dem Kreise der Gtoiimrden herror
nnd die Vergänglichkeit der Erdendinge cum (Gegenstände hatte. Die
Stmctor unseres Liedes, vor allen Dingen die 4. Halbzeile nnd dann
typische Wendungen ^igitur und ubi sunt führen zum Anschluft an tc
gegangenes und zwar an Bußpredigten, wie sie besonders dem IS. Jb.
waren. Nachdem der Büß- oder Leichenredner die Klägliehkeit des irdi
Jammerthals, die Hilflosigkeit der Mensehen genugsam geschildert^ knnpi
mit igitur die Auflbrderung zur Beue an. Das ubi nmi ete. hebt nod
den Ghnndgedanken der gehaltenen Bede herror alle die einst miehtig
berühmt waren, sie sind dahin, es ist alles eitel . Ein Lied nun, das in <
Weise den Schluß einer Bnßrede bildete, liegt mit den besprochenen
typischen Wendungen und dem wesentlichen GedankeuTorrath miaerez L
bisweilen in wortlicher Übereinstimmung, ror in einer Pariser Handsdmft
Jahre 127(^. An dieß lehnte sich unser Gaudeamus entweder unmittelba
oder es hat gleiche Quelle mit ihm. Seine 4. Zeile aber ist nicht alt, wie i
manches andere noch, Kindleben, der den ersten Druck 1781 besoigte,
nach seinem eigenen Gestandniss einiges daran TerSndert
Hierauf gab der Vorsitzende Herrn Dr. Jänicke aus Berlin das
zu einem Antrage betrefis des niederdeutschen Wörterbuchs, bearbeitet m
Lübben in Oldenburg und Dr. K. Schiller in Schwerin. JSnicke hob hi
daß ein ToUständiges und brauchbares Wörterbuch der ganzen niederdeoti
Sprache noch nicht rorliege trotz des dringenden Bedürfiusses, daß zwar d
mal der Versuch dazu gemacht worden sei, aber mit entschiedenem Ifißei
nnd dieser werde auch allem Anscheine nach das neueste UntemrimieB
beiden Herrn Lexicographen scheitern lassen, wenn nicht gründliche und n
Abhilfe der Übelstände eintritt. Nachdem nilmHch die Beiden lange Jahre
durch Zeit und G^d geopfert hatten zur Beschaffung des nöthigCD Mati
nnd zur Anlegung ron umfassenden Sammlungen, fand sich mit Muhe ein
opferungsfahiger Verleger (Kühtmann u. Comp, in Bremen), der das Werk
Honorarzahlung und unter der Bedingung übernahm, daß mindestens 250 £
plare abgesetzt würden. Diese Höhe hat nun zwar der Absatz erreieht mmi
Fortsetzung des Werkes ist gesichert, aber seine Bearbeiter bedürfen dria(
um demselben mehr Zeit widmen zu können, Erleichterung Yon Scho^esebi
und wo möglich eine positire Unterstützung. Jänicke beantragt, die 8e
wolle an die betreffenden Begierungen das entsprechende Ersudien rie
Der Vorsitzende erweitert den Antrag dahin, daß auch an den deotBchen Ki
als den Beherrscher des weitesten Gebietes niederdeutscher Zunge, das üi
Stützungsgesuch gehe. Die Versammlung stimmt dem bei und beaiiflngt
Präsidium und den Antragsteller mit der Ausfuhrung des BeschhuMi.
Vicepräsident Hildebrand bezeichnet zunächst die Vollendung des mu
deutschen Wörterbuchs als dringend wünschenswerth für das große Nenl
deutsche und fordert dann zur Unterstützung der deutschen Gemeinden in
tirol auf, die in ihrem Volksthum trotz des wackersten Ankampfena gegen
umwohnende Wälschthum gefährdet sind. Schon in Kiel habe Zing^le tou 1
brück den Germanisten die fernen Landsleute ans Herz gelegt, aber krifti
Hilfe thue noth, als bisher geleistet sei, ror allen Dingen handle es sieh
regelmäßige Geldsendungen und Bücher. Bedner beantragt schließlich die Seet
casae — zur Zeit über 20 RÜAt. — i.\wc ^t^Xäol ^3T^«cl^Sl^Qn^ zu rerwei
MISCELLEN. 383
-Von. Zarocke erwSlini, daß sich in Leipzig schon seit längerer Zeit ein Comit^
*m diesem Zweeke gebildet habe, von dem aach eine gedrackte Orientierung
iber die ganze Frage in einer großen Aozahl von Exemplaren in der Section
T«rtheflt worden sei. Er tritt dem Antrage Hildebrands hinsichtlich der Ver-
««sdiing der Sectionscasse bei, legt den Anwesenden möglichste thätliche Unter-
i stStsiuig der Tiroler Gemeinden ans Herz und verspricht, in der nächsten Hanpt-
I Sitzung die Oesammtheit der Philologenrersammlong zur Beihilfe anzuregen. —
: Vachdem der Vorsitzende dann noch mitgetheilt hatte, daß in der 4. Sitzung
I «ohl der Vortrag des Prof* Victor Jacoby aus&llen werde, da sich der genannte
. Herr noch nicht in der Afitgliederliste eingezeichnet habe, wird diese Sitzung
I getehloesen gegen 11 Vs U^i"*
IV. Sitzung (Sonnabend den 25. Mai). 8 Y, Uhr beginnt die Sitzung mit dem
Vortrage des Dr. Hugo Schuchardt, Privatdocenten in Leipzig, ^über syn-
taetische Modificationen anlautender Consonanten im Mittel- und
Süditalienischen.Er bezeichnet mit dem Ausdruck 'syntactische Modificationen
Yerinderungen eines Wortes in seinem Anlaute, die fSr den letzteren im Zusam-
aoenhange des Satzes durch den Auslaut des vorhergehenden Wortes entstehen.
Derartige Consonantenmodificationen finden sich bei Notker, im Hebräischen,
im Irisdien und Bretonischen und zwar kann da je nach der Natur des beein-
flnfienden Torausgeheoden Lautes Verhärtuug oder Erweichung stattfinden. In
f^eidier Weise existiert auch in den mittel- und süditalienischen Dialecten sowie
im sardischen ein durchgreifendes Anlautsgesetz, nach welchem ein Wortanlaut
in verschiedenen Formen auftreten kann, die der Redner unterscheidet als starke
(bei vorausgehendem Consonanten oder betontem Vocale) und als schwache (bei
vorassgehendem unbetonten Vocale). Der Unterschied zwischen starker und
schwacher Form kann ein qualitativer sein (bewirkt durch verschiedene Arti-
ndationsart) oder ein quantitativer (durch verschiedenen Accent oder verschiedene
Qaantit&t).
ffildebrand bringt im Anschluß daran aus süddeutschen Mundarten con-
sonantische Angleichungen bei, wie Salaggessen = Salat gegessen, Bbmck,
ans d'bruck = die brück. Schröer gedenkt der reichen Entwicklung von Assi-
adlationen im Magyarischen, besonders in der metrischen Sprache. Prof. Lid-
forsa ans Lund tritt dem Vorschlage des Dr. Schuchardt bei, an Stelle des
^Avsdmcks consonantische Assimilation besser und wissenschaftlicher zu sagen
cooaonantbche Ersatzdehnung'; die Sache findet er im Spanischen und Fran-
adozehen ebenfalb vor und bringt Belege aus beiden Sprachen.
Hierauf werden zunächst einige geschäftliche Angelegenheiten erledigt.
Der Vorsitzende theilt mit, daß das Gesammtpräsidium dringend abgerathen
habe, die Angelegenheit der Tiroler Gremeinden vor der allgemeinen Versammlung
za verhandeln, demnach müsse auch von einer Geldsammlung in weiterem Kreise
abgestanden werden. — Es sei dann fürs nächste Jahr Innsbruck als Versamm-
loDgsort der Phil, und Schulm. erwählt worden, Prof. Zingerle werde dort der
natürliche PriUident sein, die Section möge dem beistimmen. Nachdem dieß ge-
aehehen, beantragt der Vorsitzende, an Stelle des bisherigen zu eng gewordenen
Namens germanistische Section den entsprechendem ^germanistisch-
romanistische S. zu setzen. Dr. Schuchardt schlägt germano-romanische
8.* vor, und nachdem eine Interpellation des Dr. Schoenbach über die Stellung
der neubegründeten Section für neuere Sprachen von Dr. Knauer dahin beant-
384 MISCELLEX.
wortet ist, daß dieselbe bloß praktische Zwecke verfolge, beantragt Hildel
als Sectionsnamen dentsch-romanische Abtheilung xa wihlen. Der
wand Prof. Eberts, daß mit 'deatsch nicht der Umfang der germanischen
bezeichnet werde, wird darch Berufung auf J. Grimm't deutsche* 6r
beseitigt und da Zamcke und Schuchardt ihre Anträge zorackxiehen,
nur der Hildebrandsche Vorschlag zur Abstimmung, er wird ei
wir bilden Ton nun die deutsch-romanische Abtheilnng.
Weiter thcilt der Vorsitzende mit, 1. daß Herr Max Moltke das
brieflich ersucht habe der Versammlung mitzutheilen, daß der An£uti voa ¥•
Jacobi in der yertheilten Nummer des Ton ihm (Moltke) redigierten Spraehviik
noch durch Druckfehler gegen Ende arg entstellt sei; 2. daß Prof. Y. Jaciki
auf seine An^ge, ob ihm noch die Abhaltung seines beabsichtigtea Yvtapt
yerstattct werden könne, eine yemeinende Antwort erhalten habe.
Der letzte Vortrag wurde von Prof. Dr. Gröber aus ZOrich gMlm
^über eine bisher unbekannte Branche der chanson de gesteFierr
bras*, die sich zugleich mit einer ebenfalls dem Kreise der Karlssage u^
hörigen Dichtung mit dem Titel destruction de Borne in einer hannoTcmte
Handschrift befindet. Bedner fasst nach eingehender Anseinandersetiiiag As
beider Verhältniss sein Urth eil dahin zusammen: Destruction und Fierahnsal
▼on demselben Verfasser, die in jener Hs. rorliegenden Stücke sind jedod
Überarbeitungen ; das lasst sich daraus erkennen, daß im ersten Thc^l des
bras Bom als Schauplatz gilt, während im zweiten sich Spanien stiOselnraigari
unterschiebt
Schließlich richtet Bct. Wilford aus America noch die Bitte an disT»
Sammlung, nach Kräften für die Einfuhrung des lateinischen als aUgeafta
linguistischen Alphabets wirken zu wollen.
Gegen lO'A Uhr erklärt der Vorsitzende die dießjäbrige
der Sectinn für geschlossen.
LEIPZIG, im Juni 1872. KABL HILDEBRAND.
Akademie f%r moderne Philologie.
Unter diesem Titel hat die Berliner Gesellschaft f&r das Stodima te
neueren Sprachen eine Lehranstalt gegründet, die bezweckt , Stadiereadcii
welche sich in den neueren Sprachen wissenschaftlich und praktisch anahOte
wollen, dazu Gelegenheit zu geben. Diesem Zwecke dient ein Cyckis Ton Y<v-
lesungen und Übungen, an denen jeder Studierende g^egen ein Honorar voa
20 Thlr. für das Semester theilnchmen kann. Die Akademie Tertritt die Stdb
eines Seminars für neuere Sprachen, und es befremdet einigermaßen, sie nidt
in Verbindung mit der Uniyersität gesetzt zu sehen. Von den mitwirkendei
Kräften, unter denen wir Mätzner, Goldbeck, Mahn, Herrig, Leo nennen, ki»
man das Beste erwarten. Das Englische, welches uns hier zunächst angdit^ iit
in seinen verschiedenen Entwickelungsstufen, vom Angelsächsischen an, nr-
treten: Erklärung des BeÖTulf, historische Grammatik der englischen Spridie,
Geschichte der englischen Litteratur, Shakespeare, Sheridan, Ben Jonson ctct
also eine Vollständigkeit, wie man sie an keiner Universität findet«
ZUR KRITIK UND ERKLÄRUNG VON GOTT-
FRIEDS TRISTAN.
Eiae einigermaßen abschließende kritische Bearbeitung des Textes
II Gottfirieds von Straßburg Tristan fehlt uns bis jetzt Die Heraus-
ber y. d. Hagen, Maßmann und Bechstein befolgen ein eklektisches
H&hren mit einer gewissen nicht sicher begründeten Vorliebe fbr
le einzelne Handschrift ohne vorhergehende Untersuchung des Hand-
biftraiyerhiütnisses. Der erste und einzige methodische Versuch, einen
HDmbaum der Handschrift;en aufzustellen, ist gemacht von Theodor
Hagen in seiner Dissertation ^kritische Beiträge zu Gottfrieds von
"aßburg Tristan, Mühlhausen 1860*, wieder abgedruckt in etwas ab-
tllrzter und umgearbeiteter Gestalt unter dem Titel, *die Hand-
triften des Tristan und ihre Bedeutung ftlr die Kritik' in Bartsch's
idien Bd. I, S. 31 — 56. An diese Arbeit hat sich unsere Untersuchung
lachst anzuschließen.
Drei Punkte sind durch y. Hagen zweifellos festgesteUt. Erstens:
Florentiner Hs. F und die Berliner N haben eine gemeinschaft-
le Quelle; vergl. S. 2 ff. der Dissertation (s. 31 ff. der Studien).*)
eitens: dasselbe Verhältniss besteht zwischen der Münchener Hs. M
1 der Heidelberger H, vgl 24 (45) ff. Drittens : die ehemals Blanken-
mer, dann in Grootes Besitz übergegangene Hs. B ist zum bei
tem größten Theile Abschrift aus M, in einigen größeren Partien
r aus F; ygl. S. 17 (41) ff. Soweit habe ich nichts einzuwenden.
02 anders aber steht es mit der Behauptung v. Hagens, daß alle
^ Za den von v. Hagen S. 6 (33) angeführten beiden Bas, gemeinsamen ab-
wenden Lesarten füge ich noch hinzu: 37, 4 (1403 Groote) FN mir = tr der
gen. 40, 24 (1543) F dag tun, N dat doyn = dtxz wü. 118, 9 (4648) F wer deg,
oe i$ = we» er. 221, 34 (8801) F mich beredet, N wal geredU = hereüenfl).
, 28 (9074) FN di (de) zunge = der tungen, 246, 8 (9770) FN zehanl = ieeä.
, 4 (9931) FN doch eki = em. 261, 29 (10396) ¥^ tich wä er (N he) eitstet (N nfo)
fieh warte er sitzet. 381, 1 (15168) F der mere, N der meren = der läge. 386, 14
^1) V tu den dingen, N zu dingen = ze Undingen, 425, 38 (1696)) F en lebet, N in
t = enJdeba 431, 26 (17193) F gemoliste, N gemalitste = gemutete. 488, 30 (19477)
[)N trhoeloger = /rfureloser,
^EBMäNU. Nene Reibe V. (XVn.) Jahrg. ^^
386 H. PAUL
Hss. außer M (B) H aus einer gemeinsamen Quelle geflossen seien, welcke
er mit Y bezeichnet. Er sucht dieß zu erweisen aus gemeinsamen Fehlen
von W0FN(D6), denen gegenüber MH das richtige haben sollen. Aber
an allen von ihm S. 10 (36) ff. angefahrten Stellen sind entweder die
Lesarten beider von ihm angenommenen Gruppen gleich berecht^ r
oder noch öfter die von WOFN entschieden vorzuziehen. So ist 3(^S1|.
totsiechen, welches auch von Hagen später weggelassen ist, die Lesart
von WOFN durchaus unanfechtbar; dagegen ist aus den Lesarten vn
M tot aleken, H tot siegen, B dot geslagen noch kein nachweisbares xaü
verständliches Wort herausgebracht^ und sie scheinen nur durch ein«
leicht erklärlichen Schreibfehler der Vorlage entstanden zu sein, wak-
scheinlich totsiechen, womit dann die Abschreiber nichts anznfangp
wußten, wie die verschiedenen Änderungen zeigen. 82, 33 ist AomkU
das seltenere, welches wohl durch das nahe liegende hamsehal enetit
werden konnte. 128, 29 ist gegen treu nichts einzuwenden, da die
Voraussetzung ganz allgemein von der Zukunft wie von der VergangeB-
heit gemacht wird. Dagegen ist tvt, dessen Entstehung aus trttoe nock
keineswegs ausgemacht ist, wieder ein entschiedener Fehler der Yo^
läge von MH. 163, 16 ist muoz ich unmöglich. Nicht Tristan einseitig
kann zeigen, ob er oder Morolt recht hat, sondern es zeigt sich in dfm
Kampfe, wobei Morolt ebenso das seine thut und den Gott zum beetei |
des Rechtes lenkt. Es ist also mit den übrigen Handschriften mSm
sich zu schreiben. Nun erst wird Z. 18 klar. Denn die Erklimng
Becksteins und v. Hagens, daß das Subject gewechselt und Gott ab
solches zu verstehen sei, ist rein unmöglich. Es bleibt dasselbe Sub-
ject dtz: die Entscheidung, wer recht hat, wird dem den Tod bringen,
der unter ihnen beiden Unrecht hat. 140, 13 ist minnere die eini^
richtige Lesart, daz innere her würde bedeuten: das belagerte Heer.
Nun haben aber nach 139, 32 ff. Tristans Leute ihren festen Berg
verlassen und sind auf der Flucht begriffen, und erst 140, 18 — 20 wird
gesagt, daß sie sich wieder in einer Wasserfeste niederlassen. 173^ 40
ist die Lesart von WFNO deßhalb vorzuziehen, weil es doch eben
darauf ankonunt, daß er allen Leuten etwas neues und oneriiOrtes sagt
182, 10. 11 ist die Lesart von MH natürlich falsch, denn Ghimmn
wird doch nicht erst zu trauern anfangen, wenn sein Schwager begraben
ist, sondern gleich nachdem er seinen Tod erfährt Mit der anderen
Lesart vergleiche man die ähnliche Wendung der truraere Triä^
374, 39. 396, 32. 398, 16. 468, 11. Femer ist 217, 31 das von WFNO
überlieferte si unentbehrlich. Es ist zu lesen: ja waeren» aUe mmd
ffefoesen, der kiinec, der si ib .sandc, slu val xou 4«m (omflEe, die boten
ZUR KRrnit UND ERItLÄRima VON GOTTFRIEDS TRISTAN. 387
jauche unde soten, d. h.: sie wären allesamint Narren gewesen, erstens
der König, der sie aussandte (nämlich eben die, von denen im vorher-
gehenden die Rede gewesen ist, Tristan und seine Geßthrten), zweitens
sein Rath, drittens die Boten. 295^ 38 ist der gevangene nian richtig;
denn er ist nach der folgenden Zeile in dem Stricke. Schwierigkeiten
macht 161, 34; die Lesart von WFNO der zins enlachet nu niht baz
ist sinnlos; aber die von MH enlichet ist auch nicht in befriedigender
Weise zu erklären. Die Herausgeber können es wohl nicht anders ver-
standen haben als so: 'es geßlllt uns nun nicht unter günstigeren Be-
dingungen den Zins zu geben , welcher Sinn aber schwerlich aus den
Worten herauszubringen ist Es scheint, daß enlkhet nur ein miß-
^ckter Versuch ist, einen alten schon in der gemeinsamen Quelle
aller -Hss. vorhandenen Fehler zu verbessern.
Ebensowenig zeigen die von v. Hagen in der Anmerkung citierten
Stellen irgend einen gemeinsamen Fehler von WFNO. 96, 9 ist in
Vollkommen überfltlßig und fehlt nach Groote auch in H. 103, 27
li^ wohl ein Irrthum v. Hagens vor. 107, 6 ist es nicht sicher, ob
jfirauwe auch in NO fehlt; jedenfalls aber genügt diu schoene, wie zahl-
Yeiehe andere Stellen zeigen. Ebenso steht es mit dem Fehlen von es
128, 33. 131, 19 steht in bloß in M. 166, 38 steht ie in NO und fehlt
mir in FW. Noch eine Stelle, in welclicr WFN unzweifelhaft das
richtige geben gegenüber der von den Herausgebern aufgenommenen
fidsehen Lesart von MH ist 97, 27, wo sie dem Sachverhalte gemäß
lesen ze Tintajoele vor der etat. Falsch ist auch 226, 24 die Lesart
von MH ^ daz ez im den rächen brach. Es ist mit WF, denen auch
NO näher stehen, zu schreiben so dazz im tn zem rächen brach. Denn
wenn Tristan das Sper dem Drachen bis zum Herzen hineinstößt, so
kann er ihm nicht zu gleicher Zeit den Rachen damit zerbrechen.
74^ 29 ist schon von mhd. Wb. und von v. Hagen S. 40 (54) die Les-
art von MH als unsinnig zurückgewiesen. Über 311, 28 läßt sich nichts
lagen, da man bei den ganz verschiedenen Angaben der Varianten
Qidit weiß, wem man glauben soll. Es ließen sich noch manche un-
ibedentendere gemeinsame Fehler von MH anführen, aber durchaus
keine von WFNO.
Wir müssen demnach zu dem Schluß kommen, daß zwar M und
H, ebenso F und N auf gemeinsamen Quellen beruhen, daß aber
aswischen FN und W kein näheres Verwandtschaft^verbältniss besteht,
vielmehr W den beiden Gruppen vollkommen selbständig und gleich-
berechtigt gegenüber steht. Ob wir O eine gleiche Bedeutung bei-
messen köDneD, 80 dali wir in ihm eine vactVä \»\^iJc^^toi^%^ ^^ttksA-
388 11 PAUL
läge der Kritik hätten, wird noch zu uutcrauclicn sein. Eine gtm
ontscheidcnde Boantwortung dieser Frage läUt sich nicht gut geben,
ohne dal> mau die Handechrift selbst vor eich hat, da O sehr oft in
den Varianten von Groote fehlt, ohne daß es wahrscheinlich ist, diA
sie mit dem Text Übereinstimmt. Zu den drei von v. Hagea S. 15 (39)
angeführten Stellen, in welchen 0 eine abweichende Lesart mil ff
theilt, kann ich noch hiuzufügen 59, 12 (2291) ir gptl = wi ipÄ
3ül, 32 (11999) ff. jänwr -- lameir. 385, 30 (I5357J (Maßmanu gilt
falschlich N statt 0 an) an rede = an witzen. 404, 17 (16104) na(tk}
den sjtor = Üf dem spor; wohl auch 408, 9 (16256) leist ach ^ Uiitt-
Zu den vier Stellen, in denen es zu FN stimmt (bei 74, 20 ist wohl
ein IrrthumJ, kommen noch 346,31 (13798) F ez, NB id, O m = er;
355, 15 (14142) FO imA und im, N iu und eme = m und in; 360, 15
(14342) F niwan, O nit <tan (wie hat N?) = niht mSre oder nimerr.
Einige andere Stellen sind schon von Jänicke iu seiner Recension ia
Arbeit v. Hagens Zeitschr. f. d. Ph. II, 228 beigebracht: 61, 12 (2371)
FON (aber auch B) ffunde = MH gegunde, W begunde; 66,25 (2584)
FON im = in; 294, 5 (11692) FNO der tranc = daz tranc; 334, 11
(13298) FBNO hienc=han<Ae; 386, 38 (15405) FN erzugen, O irsn^
^ erzeigen. An zwei andern hier angcfUhrten Stellen stimmt 0 nur
zu N: 30, 22 (1141) N seich, 0 sich = siechm. 350, 10 (13937) NO
(aber auch MB) verstau ^ entstän. Diese beiden können schwerlich
ein näheres Verhältnias von 0 zu N, wie Jänicke will, erweisen. Über-
haupt läßt sich hieraus kein bestimmter Schluß Über Zugehörigkeit
zu der einen oder andereu Gruppe ziehen, wenn auch O im allgemeiiteo
F N näher stehen mag. v. Hagen sucht dann die selbständige Bedeutung
von O zu erweisen aus mehreren Stellen, in denen es mit MH doli
übrigen gegenüber das richtige bewahrt haben soll. Aber einerseits i«t
die Übereinstimmung von 0 mit M H an den bctreSenden Stellen a»
dem Schweigen Grootes nicht sicher zu erschließen; anderseits ist dio
grüßere oder wenigstens gleiche Richtigkeit auf Seiten von WFÄ
78, 4 (3043) ist mit WFN zu lesen nu rnmet iur hunde hin dem. tut
Hunde sollen zurückgelockt oder au den Leinen zurückgezogen werdn
von der cuire. Wenn kiit das richtige wäre, so würde scbwerlich momt*)
dabei stehen. Auch sieht man uiciit ein, warum Tristan hier selm
auffordern sollte gerade die Haut binwegzuuehmen, da er erst '9
ditzu auffordert alle Theile des Hirsches der Keibc nacli
•j ffcun 78, 10 imiv Hl -tclil, «o Imt Ar
'-■•hic Riifgeffitdeil wird, iloii ilim iiiki
tJO.
ZUR KRITIK UND ERKLÄRUNG VON GOTTFRIEDS TRISTAN. 3S()
ÄU nehmen. 92, 7 lesen FNW da köpfete vil maniger dar\ das ist
doch nicht sinnlos, sondern ebenso möglich als die Lesart von MH.
Ebenso ist gegen wart 125, 9 nichts einzuwenden. An zwei Stellen
loU nach v. Hagen O ganz allein das richtige haben. Das scheint
allerdings der Fall zu sein 222, 20, wo O allein hyleme gegen beme
der übrigen hat; doch kann dieß nur durch eine nahe liegende Con-
jectar hergestellt sein. 224, 24 hat auch M ienock. Wir können daher
0 keine große Bedeutung zuschreiben, und da sie entschieden falsche
Lesarten sowohl mit FN als mit W theilt, nicht eine Lesart, in der
es mit einer von diesen Gruppen übereinstimmt, der von den beiden
andern übereinstimmend überlieferten gleich setzen.
Einigermaßen dem von mir und auch dem von v. Hagen ange-
nommenen Verhältnisse der Handschriften zu widersprechen scheinen
die Stellen, welche der letztere S. 13 (38) anfahrt als solche, in denen
WF gemeinsame Fehler zeigen, während NO mit MH das richtige
haben. Doch ist dabei zu bedenken, daß erstens die Übereinstimmung
von NO mit MH wieder wegen der Unzuvcrlässigkcit der Varianten
nicht sicher ist; daß ferner in einzelnen Fällen der Zufall im Spiele
sein kann; daß endlich die Lesarten vonWF an und für sich gerade
so gut sind als die der übrigen. So ist namentlich auch 4, 39 gegen
ieh weiz ez ake minen tot, wie WF lesen, nichts einzuwenden. Es steht
ebenso 362, 19 in allen Handschriften, 237, 34 in allen ausser W MB,
während die andere Lesart ick weiz ez wdrez als den tot übereinstimmend
überliefert ist 147, 39. 264, 14. 445, 33. 480, 29, woraus hervorgeht,
daß dem Dichter beides geläufig war.
Fassen wir das Resultat unserer bisherigen Betrachtung zusammen,
so ergibt sich folgendes: wir haben wenigstens drei von einander un-
abhängige Überlieferungen FN, MH, W. Dieser Satz gibt eine ent-
scheidende Norm für die Textkritik. Allerdings ist das Vcrhältniss
von O, den kleineren Bruchstücken und namentlich dem noch ziemlich
unbekannten R noch nicht völlig klar; doch wird ihnen schwerlich
eine vollkommene Unabhängigkeit zugestanden werden können. Dem-
nach ist die Übereinstimmung zweier von diesen Gruppen tin hin-
reichender Beweis für die Ursprünglichkeit einer Lesart, während
jede einseitige Bevorzugung einer Classe unter allen Umständen zu
verwerfen ist, insbesondore nicht die Autorität von MH, wie v. Hagen
will und die Herausgeber gethan haben, der aller übrigen Handschriften
gleich gesetzt werden kann. Die Durchführung dieses Grundsatzes
wird den Text noch an manchen Stellen anders gestalten.
Ich bandle nun über mehrere e\i\ie\Tie. ^\.^^xv^ \^^\ ^^\nsbö. ^sä
Herausgeber in der Auswahl der Leaarleiv g^?,^XL öcä ^\ä^ ^^s.^^-
390 H ^Al^L
hältniss der Handschriften gebotenen kritischen Grundsätze und gegen
den durch den Zusammenhang erforderten Sinn Verstössen haben.
8; 23 (262) haben alle Handschriften ausser M in älnes henen
lüften »wehen. Es ist nichts dagegen einzuwenden^ indem das Bild voll-
ständig durchgeführt ist.
15, 14 (533) schreibt H frawine schar, O froine schar. Eis ist daher
auch hier das Adj. zu setzen wie 235, 31. 293, 14, wo ebenfalls frmr
unne schar steht, und 166, 4, also zu lesen: manec süeze frouwtne schar;
denn es ist nicht anzunehmen, daß die Schreiber das dem Dichter
allein eigen thUmliche Wort eingesetzt haben.
52, 16 (2015) haben alle Handschriften ausser M IJaZy was dis
allein richtige ist, auf ende zu beziehen. Es wäre ja eine Ificherlidie
Trivialität, wollte der Dichter sagen, daÜ der Tod Tristans Noth über-
haupt mit einem Ende schlott, vielmehr meint er: mit einem «o2dbai
Ende, das u. s. w.
66, 32 (2591) schreiben Maßmann und Bechstein : otoe tcan heäiek
verhorn nun veigez schächzabelspil nach M. WH haben wol fbr «xm;
F hat a wie wol, N Ey wey wale. Ob W wirklich owe schreibt oder
vielleicht owi, darltber kann man bei Maßmanns Weise die Variantoi
anzugeben nicht sicher sein. Es stand jedenfalls ursprOnglich d oder 6
wie wol hcetich verhorn d. h. wie gut hätte ich daran gethan es zu unter
lassen. Möglich, daß o, welches im 13. Jahrh. nicht häufig und mehr
in mitteldeutschen Quellen nachgewiesen ist, dem Dichter eigenthOmlich^
aber den Schreibern nicht geläufig war. So entstand in der Voriage
von MH das Mißverständniss owe wol, welches der Schreiber von H
getreuUch beibehielt, während der von M da» nun unverständKch ge-
wordene durch Änderung von wol in wan sich wieder zurecht machte,
ein Verhältniss, welches sich zwischen beiden Handschriften wieder-
holt zeigt.*)
96, 31 (3790) ist das nur in M stehende vor ganz sinnlos und
mit den übrigen zu schreiben: Swer in do heute gesehen. Nicht der, der
ihn firüher gesehen hatte, sondern gerade der, der ihn nicht kannte and
nur nach seinem jetzigen Übeln Aussehen urtheilte, würde nicht geglaubt
haben, daß er jemals ein Herr gewesen wäre.
118, 26 (4665) haben WH wildet'cei'e, wenn man aus Grootcs
Schweigen schließen darf, auch NO. 119, 3 haben WO wilderen,
I
*) Ich glaube daß urnpHinglich stand Swi höetich verhorn was, wonn man be-
tonte owe haet ich verhorn, zu kurz hcbien, weßhalb icol und wan interpoliert wurden.
ZUR KRITIK UND ERKTÄRUNG VON GOTTFRIEDS TRISTAN. 391
H wildere, wildenasre Jäger gibt hier keinen angemessenen Sinn. toHde-
rcere Wildmacher (wie im allgemeinen schon Groote erklärt) ist das
richtige. Es ist eine Bildung Gottfrieds, und seinem Stile sehr gemäß
ist den* mcere mildercere nur eine Variation von vindch'e wilder mcere,
Vergl. im mhd. Wb. enhoilder und verwildert. Vielleicht ist wilderoere
daneben auch Nebenform von wildenasre in der Bedeutung Jäger , da
H (und vielleicht auch andere Handschriften) immer so schreibt.
120, 26 (4745) ist geleitet unverständlich. Man müßte billig fragen
wohin? Es wird ein Synonymen zu gehreitet verlangt Nun haben ge-
leitet bloß M und P, in welchem letzteren durch Umstellung ein ver-
ständlicher Sinn erzielt ist. H und auch wohl, da Groote keine Variante
angibt, NO haben zeleitet, W zerspreitet. Danach ist zeleitet *nach den
verschiedenen Seiten hingeftlhii;* das richtige, geleitet eine naheliegende
von M und P unabhängig von einander gemachte Änderung.
128, 37 (5076). wand alles des, des er began, da lang im aUer
dickest an. Wie hier die Herausgeber den Gen. alles des, der nach
den Varianten allerdings in MW überliefert sein müßte, rechtfertigen
wollen, weiß ich nicht. Es ist mit den übrigen allez daz zu schreiben.
141, 2 (5560). iedoch geriet ei' die geschiht umbe Morgänes scJiaden
niht. Daß HP ritter für schaden haben sollen, ist wohl nur ein Irrthum
Maßmanns, durch tntter in der folgenden Zeile veranlaßt, wodurch
auch V. Hagen getäuscht ist, vgl. S. 12 (37). Bechstein hat das richtige;
aber seine Erklärung: *er hatte nicht gerathen ist nicht zu billigen.
Wie kann man überhaupt eine geschiht, eine zu&llige Begebenheit an-
rathen? Der Sinn ist nach dem Zusammenhange: Rual vermuthete
wohl, daß Tristan, nachdem er vergeblich um sein Lehen gebeten, in
Kampf gerathen imd nun von der Übermacht bedrängt sein würde,
aber von Morgans Tode (das ist mit schade gemeint) hatte er keine
Ahnung. Allerdings kann ich gei^äten sonst nicht in der Bedeutung er-
rathen nachweisen; aber das einfache rdJten kann diesen Sinn haben
und ge steht hier rein aus syntaktischen Gründen, wie es vor jedem
Verbum im negativen Satze stehen kann.
153, 32 (6071). Pur edele kint, wie die Herausgeber nach MBF
schreiben, haben HNOW edelkeit, welches also durch die überwiegende
Autorität gesichert ist und auch vollkommen angemessenen Sinn gibt;
vgl. 153, 13 und 154, 1
220, 31 (8758) ist flir das nur in MB überlieferte moi-trceten
mit den übrigen zu schreiben morttoiten'^ denn es ist nicht von An-
stiftern, sondern von Vollstreckern des Mordes die Rede. Das Wort
steht auch Part 15886: Herman der morttcete.
392 n- PAUL
243y 19 (9666) ist daz f(lr was und ist in der folgenden Zeik
wenigstens nach Groote nur in F überliefert Es ist mit allen flbrigai
zu schreiben: toas dm schoene und din edeüceit ze soÜiem schaden ü/gdei,
welches nur durch ein Komma von dem vorhergehenden zu trennen
und ab hypothetischer Satz aufzufassen ist
226^ 31 (8998) setzen die Herausgeber und auch inconsequent
V« Hagen (s. 32 Anm.) mit phnäste und mit viure nur nach M, während
die übrigen haben mit vrdze u. m. v., welche Lesart nicht bloß an und
flir sich unanfechtbar ist (er fraß das Pferd zum Theil auf, zum TheQ
verbrannte er es mit seinem feurigen Athem), sondern unamstöfilieh
ab richtig erwiesen wird durch 233^ 8. 9: daz ros daz tU noch hodba dort
zekiuwen und besenget.
250, 7 (9934) schreiben v. d. Hagen , Maßmann und Bechstein:
habe dmes mannes sinne, ohne daß Maßmann eine Variante angibt
Groote schreibt dine und hat nur eine Variante von N halt dine. F hat
dines, ob noch irgend eine andere Handschrift;, weiß man nicht. Richtig
kann aber nur dine sein ebenso , wie es wohl niemand einfallen wiid
unser in Z. 2 unser vrautüen spil und Z. 5 unser vrouwen ort als Qm.
des Possesivpron. zu fassen. In allen drei Fällen ist wohl Composition
anzunehmen: vrouwenspil u. s. w.
257; 18 (10225). Woher stammt die verkehrte Lesart ergake bei
Maßmann und Bechstein , während Groote und F engahe mit den
Varianten B gahe, ^ in He haben?
275; 21 (10948): diu tassd da diu soüen sin, daz was ein kleina
sniierRn von vnzen berlin in getragen, in tragen erklärt Bechstein durdi
einfassen, was aus der Grundbedeutung immöglich abzuleiten ist Nun
hat nicht bloß H, wie Maßmann angibt ^ sondern alle Handschriften
ausser W (M fehlt) Z. 22 da was. Es heißt also einfach: wo die Spange
hätte sitzen sollen, da war eine Schnur von Perlen angebracht V^
270, 40: ein netze daz was üf daz tach von kleinen berUn getragen.
284^ 28 (11316): e danne er jehe, daz wirn hier an gewalten und im*
rehten. wir in haben nur MH; dagegen hat W wir im, F bloß wir,
N ganz abweichend: e dat he sechte dat eme hey an gewalt gesehege
mit unrechten. Der Accusativ bei gewalten in der Bedeutung gewalt*
thätig Verfahren ist nirgends sicher überliefert. An den von Lexer
angeftihrten Stellen MSH. 3, 439*: man sol ir minne niht gewalten und
Welsch. G. 5208: wie mag uns iemen gewalten, kann ebenso gut der
Dativ angenommen werden. Derselbe steht sicher Iw. 1568 daz si gewokä
sweme si wil. Kein intransitiv zeigt sich gewalten auch dadurch^ daß es
sonst entweder absolut oder mit den¥t^^Q%\>AQiii<&Ti <n>Ä3i, >i»äer ^braucht
ZUR KRITIK UND ERKLÄRUNG VON GOTTFRIEDS TRISTAN. 393
wird. Ferner sind alle analogen Bildungen wie z. B. unvuogen, unsäen
intnmBitiy. Wir werden denmach^ da das Pron., welches allerdings auch
fehlen könnte^ durch die handschriftliche Autorität gesichert ist; mit
W schreiben: daz wirm hier an.
307, 38 (12245): wir müezen daz her wider lesen, daz da vor ge-
werket toirt. So schreiben die Herausgeber und Bechstein bemerkt aus-
drflcklich, daß vor zu da zu ziehen sei. Dagegen haben BO W gevor^
toerket (M fehlt), und 309, 4 ist Vorwerken der Stellung halber noth-
wendig als ein Wort aufzufassen. Es ist eine Ableitung von vonoerk
Landgut (mhd. Wb. HI, 590*) mit der bestimmten Bedeutung: das
Feld bestellen, so daß es hier synonym ist mit büwen 308, 3, sam 308, 2.
309, 6 (12293). minne ist getriben und gejaget an den endeldsten ort.
Die Lesart enddosten beruht, wie es scheint, auf W, wenn sie nicht
etwa gar Conjectur v. d. Hagens ist F hat endelisten, B endeisten,
O ende lösten, H edelsten, N edelste, M fehlt. Man ist also nicht be-
rechtigt sie in den Text zu setzen. Wenn sie in W steht, so hat sie
der Schreiber wohl gefasst wie v. d. Hagen und das mhd. Wb. als
Superlativ von endelds, welcher einerseits eine fhr Gottfried unerlaubte
Kürzung enthalten, anderseits sinnlos sein wtlrde, da ein endelßser ort
nichts anders als ein endloses Ende sein würde. Die Auffassung Grimms
im D. Wb. in, 458, der endelost als Superlativ eines Adj. endel in
der Bedeutung ulterior auffasst, kann bestehen bleiben, auch wenn
man enddeste schreibt. Indessen ist dasselbe nicht hinlänglich gesichert
Die von Graff I, 358 angeführten Glossen end{tyilosta terminos und iz
eintHosta antes scheinen Verderbniss aus dem in anderen Handschriften
derselben Familie vorkommenden arUelode, welches gewiß mit lat antes
verwandt ist. Der Superl. entrost ist gewiß nicht von enit abgeleitet, son-
dern aus einer alten Comparativbildung entir, womit lat. anterior zu
vergleichen ist. Mit größerer Wahrscheinlichkeit läßt sich aus der von
Grrimm angeführten Stelle aus den Goslarschen Berggesetzen Cap. 14
auf ein Adj. endel schließen. Doch dürfen wir es auf eine so späte und
niederdeutsche Quelle gestützt nicht ohne weiteres Gottfried zuschreiben.
Wir werden endeleste am einfachsten als Compositum aus ende und leste
auffassen: der endlctzte, allerletzte; vgl. endezil 274, 24.
425, 31 ff. (16958). Die von Bechstein aufgenommene Lesart geveilet
beruht nur auf F, wo überdieß das i durch einen Punkt getilgt ist.
Seine Erklärung ist ganz unmöglich. Eine Ellipse von er ist unzulässig,
und veiUn kann doch nur durch wagen übersetzt werden, in sofern es
gleich in Oefahr bringen ist. geveilet, wie Maßmann mit W liest, hat
keine genügende Gewähr, wenn es a\xeh allcxxMU ^^WtoW^ >aiu ^ä
.104
tl. I'AI'L
bleibt nichts übrig, als die durch dio Übereinstiininung von HO be*
beglaubigte Lesart gmifslet (auch gefellel in F ist gewiß als nur ffi*
IcctiEche Nebenform aufzufassen) in den Text zu setzen, die sclir woU I
erlditrbar ist: es trifft immer zu, daß die Tugenden mit St<uDen vsA 'I
fioldarbeit geziert sind.
428, 36 (17033). wei-H^cher aventiure, wie die Herausgeber scfardbeik
beruht bloß auf F (M fehlt). Eb ist daher mit den Übrigen «w&Bdl»
(W wentlicker) aventiure zu achreiben.
44ö, 35 (17762), herzen kann nur vielleicht in W aberliefert mtd,
da Groote kei-re ohne Variante hat und M fehlt. Es iat daher zu schrcibco;
ir hefze und ir alnne, was als Apposition zu 7cJ/> aufzufasgcn ist.
460, 23 (183.50) ist wohl sicher vei-weha zu lesen, da MNO w
haben und W uarwese*, und da filr veitdisti mit dem Gen. nur dio noslp
Stelle troj. Kr. 224G3 Myller vorliegt, wo von Keller fFranz Boft)
gewiß mit Recht ebenfalls verweiset geschrieben ist.
Er drängt sich die Frage auf, ob vielleicht die gemeinsame Vor-
läge aller Hnndachriftcn nicht mehr das Original, sondern eine bcrab
durch Fehler entateüte Abschrift war. Bei der Anzahl der Handschriftoi
wird CS immer bedenklich sein, den Text f^egen die Übereinstimmim^
aller zu Ändeni und wird der genauesten ErwÄgung bedürfen. Durch-
aus fiilsch oder wenigateua Itberäflssig seheinen mir die ConjecturtO
von Maßmann, die auch Beehstein beibehalten hat. Ganz verkehrt itt
2(ifi, 2ü die Änderung von iht in nihl. Für das Kolon nach Z. 38 iil
ein Komma zu setzen und zu construieren : Tliue ich irgendwie un-
recht daran, wenn ich es meinem Herrn sage? Die Änderung von mid
in mit 316, 25 ist schon durch v. Hagen zurückgewiesen S, 3R fKi).
Ich bemerke dazu noch, daß 80, 2Ü, wo auch v Hagen den Dat. Trufoi
überliefert glaubt, der Nom. anzunehmen ist als Subject des NebensabM,
welches, wie häufig, dem daz vorangestellt ist, vgl. 231, 13. 235, 36.
236, 17. 264, 32. 360, 32. 31)fi, Iß. 4l5, 40. Wozu MaLimann 356, 4 fr
weggelassen hat und 248, 31 lemer {\lr lüemer schreibt, ist nicht etDBn-
sehen, noch weniger, warum er 444, 7 von im statt von in setzt, du
doch allein richtig iind auf Tristan und Isolde zu beziehen iBt
Auch V, Hagen iat nicht gerade glücklich in seinen Anäi
vorschlägeu (S. 44 j55| ff.). 6U, 1.3 wHrde mr shiKn tagen heißen
vor der reckten Zeit und nlso einen tadelnden Sinn cnilialten.
tagen bedeutet von seinem geringen Alter, so daß wir HK]
mUsicn: trotz seines Altrrs. Unmöglich iil S67, ^
^itme. Nitcb allem ÖpnicIlgyWavu
ist.
ZUR KRITIK ITNn ERKLÄRUNG VON GOTTFRIEDS TRISTAN. 395
Bechsteins Bemerkung zu der Stelle triffl; wohl das richtige. Gegen
Äe Änderung von er in vuor 135, 28 ist einzuwenden, daß er nicht
m entbehren ist, vielmehr ein scharfer Nachdruck darauf liegt, wcß-
büb auch etwa eine Einschiebung von vuor mit Beibehaltung von
^ nicht statthaft wäre, da dadurch das logisch stark betonte er zweite
SiSbe des Auftakts werden würde. Sollte nicht ein altes Beispiel ftlr
die jetzt übliche Verbalellipse vorliegen? Wenn man 16, 29. 38 gehüttet
schreibt, so kann dieß nicht als eine Abweichung von der Überlieferung
angesehen werden, da wenigstens OB gehüttet schreiben und auch die
Handschriften, welche einfaches t schreiben, darunter wohl nichts anderes
verstanden haben. Großes Bodenken erregt 226, 8. Die Erklärungsver-
saehe von Bechstein Germ. 12, 318 ff., abgesehen davon, daß sie alle
jedes festen Anhalts entbehren, scheitern daran, daß in jedem Falle der
l>estimmte Artikel bei haldenchen stehen mtlsstc, auch die schwache Dec-
lination auffallend wäre ; man müsstc denn etwa annehmen, daß halderich
Eigenname sein sollte. Aber in v. Hagens Änderung kann ich keinen
irgend passenden oder auch nur grammatisch möglichen Sinn finden.
Nach nüd anders müsste doch nicht en, sondern etwa wan daz stehen.
Wenn man einmal überhaupt eine Andenmg zuläßt, so ist doch wohl
nichts einfacher, als der von Zarncke im Wb. gemachte Vorschlag,
hdderiehen in beldecKcheti zu verwandeln, was aber nicht ironisch zu
fassen ist, wie v. Hagen und Bechstein meinen, sondern im Sinne von
haatig. Diese Änderung gibt einen vollständig befriedigenden und
durch den Zusammenhang verlangten Sinn.
Die Vermuthung Lucaes in den sententiae controversae seiner
Dissertation de nonnullis locis Wolframianis, wo er zu 311, 26 ff.
Vorschlägt evibarten, warten für enharent, varent zu lesen, ist schon deß-
halb nicht zu billigen, weil warten weder als Conj. noch als Praet.
gefasst zulässig ist, sondern in Übereinstimmung mit helent der Ind.
Praes. stehen muß. Man wird wohl bei der Schreibung und Erklärung
des mhd. Wb. stehen bleiben müssen (I, 142), wiewohl man ein sicheres
XJrtheil bei den ganz widersprechenden Angaben über die Lesarten
nicht haben kann.
Wir haben uns also nur zweimal bis jetzt genöthigt gesehen, die
Wahrscheinlichkeit einer durchgehenden Verderbniss der Überlieferung
zuzugeben, bei 226, 8 und 161, 34 (vgl. S. 387). Ich führe nun noch
mehrere andere Stellen an, an welchen mir ein Abgehen von der hand-
schriftlichen Autorität nothwendig scheint.
73, 34. 35: er sneit inunde eninoften unden von dem müle nider.
unden könnte nur erklärt werden 'auf der Tiauc\ÄÄ\.vi öäs» '^iikXÄ^^^ ^ ^^
396 H. PAUi.
aber doch jetzt oben liegt nach Z. 25 und 29. Bei nider kann nur
Richtung von dem Maule nach dem Schwänze zu verstanden sein. Nodk!
eine andere Auffassung von oben und tmten in derselben Zeile
schwer erträglich, ebene flir unden wtlrde die Schwierigkeit besei
VgL 74, 4: al von obene hin ze tal in demselben Sinne.
109, 12. 13. der jämer, den er dd gewan, der wart aber dö
ist durchaus sinnlos und des Dichters unwürdig. Es würde bedeatei:
der Jammer, der ihn jetzt überkam, ward jetzt stärker als ex selbit;
denn einen andern Gegenstand zur Vergleichung hat man nicht Tid
besser würde sich fügen: den er e gewan. Der Schmerz, den er 8ohoi|^
vorher hatte (vgl. 107, 21 ff.), ward jetzt noch stärker.
118, 9. wir wellen wizzen wes er ger, wie die Herausgeber schreibai,
kann nicht richtig sein. Denn über das, was der betreffende Didto
begehrt, kann kein Zweifel sein; es ist das Idrschopdlekin. Die Lesiit
von FN wer des (we ia) ger kann wegen der Übereinstimmung ▼«
MH mit WO nur als spätere Änderung angesehen werden. Sie wflrde
allenfalls einen genügenden Sinn geben, wenn wir wer nehmen = wts
für einer, etwa: wir wollen uns den erst ordentlich ansehen, der es
begehrt Vielleicht aber ist zu lesen : wes ers ger d. h. weßhalb er es
begehrt, worauf sich sein Anspruch stützt.
142, 27. 28. er was von dem herr unde man, von dem sin ttkr
nie niht gewan. Es kann nicht gesagt werden, daß Tristans Vater nie
etwas von dem besessen . hätte , was jener jetzt gewann. Riwalin hatte
es doch sicher gehabt; auch wird mit keiner Silbe erwähnt, daßTristn
sich mehr als sein väterliches Erbe angeeignet hätte. Es soll nur her
vorgehobcn werden, daß es Tristan nicht bloß als Lehen wie ein mh,
sondern als freies Eigen thum wie ein herre besaß. Eis wird daher iQ
lesen sein: ie iki.
161, 25. sweder, das in allen Hss. außer W steht, in welcher sbo
wedei' wohl nur auf Conjectur beruhen kann , ist falsch , da sagek io
Z. 24 nothwendig ein Object haben muß. Es ist zu lesen: beraUt niei
und saget mir, weder in liebei' st getan ; an swederz ir iuch loeüet län, 0
kämpf odr aber an lantstrit, des stt ir nu und alle ssit an uns gewis ete.
166, 1 wird man wohl bei dem Vorschlag des mhd. Wb.: «J
dinhen unde speUen bleiben müssen. (N hat übrigens inde mit,)
169, 28. da man den satel sitzen soL Dieß würde das einzige Be-
spiel sein, daß bei sitzen der Gegenstand, auf dem man sitzt, im Acc.
stände. Die juristischen Wendungen, in denen in mit dem Acc erscheint,
sind ganz anderer Natur. Es machte daher doch wohl in den oder^
wie das 3Ietrum verlangt, inn zu %c\\T^^««i ^^vsi.
ZUR KBITTK UND EHKLÄRUNQ VON GOTTFRIEDS TRISTAN.
177, 29 — 33. durch die kovertiure er aluoc TSHttandea ort« abe den
aer under im dar nider geaaz, and teie er (PNO er teie) weder
i baz, wan tpranc A anderkalp dervan. Wie kann Tristan anter
rde »ich niedersetzen? Mindesten» müßte er zu liegen kommen,
ftn er, wenn er unter dem Pferde liegt, davon springen? Dali
32 gesetzt Ist, beweiBt, daß das Subject wecheclt. Unzweifelhaft
8 beiUcn: daz ez nitder im nider gesaz, wie Bclion v. d. Hagon hat.
236, 1, mich nndel, wie allerdings nach der Überlieferung die
Hrbandschrift gehabt zu haben scheint (F anet, M B danket), ist wohl
) keiner Weise zu rechtfertigen und anet zu lesen.
247, 14. dil nach ab ich vü iützel an gibt keinen verständigen
liim. Ee muß fllr da geschrieben werden daz, wie WB haben, in denen
r das richtige hier nur durch Vermuthung hergestellt sein kann.
284, 7. H sind wohl nothwendigerweise umzustellen, ao daß Z. 6
■ 8 lauten: 'tver fohf^r stät in minei' hani, als ir getobefet wider mich .
' kiinic eprach: kerre, des glhich.
79, 4, lief meine ich äne herzeleit Was liegt ftlr ein Sinn darin,
i liep äne herseleit erklärend gleichgestellt wird dem liep unde foö?
1 lesea: leit meine ick atie herzehit. Der Dichter begegnet der
I Verwunderten Frage, wie er den Liebenden auch Leid zuschreiben
fCltStme, indem er sich verbessert: Leid allerdings, aber kein solches,
I^WelobeB das Hers tief erscIiUttert.
310, 19. Begründend kann der Satz nicht sein. Es ist wohl man
s zu lesen. Zu entbehre» ist daz in diesem Falle wohl nicht Die
^0In mhd. MT). III, 485' angeführten Beispiele (Walt. 95, 8. Geo. 4277),
in denen das einfache wan ^ iean daz sein soll, sind doch anders.
370, 40 ff. Es ist unverstfindHch , wie Isolde ihrer Sünden nur
ledig sein will, so, wie sie gegen Tristan gesinnt gewesen ist. Und
Wovon soll die indirecte Frage 371, 5 abhängen viit tcelhem herzen unde
teie? Ich mOchte versuchen die Stelle in Ordnung zu bringen, indem
idi 370, 40 ein streiche oder etwa in ml verwandle, dann 371, 1 — 3
in Klammer schließe, wan in Z. 4 auf lülzel =: mHt beziehe. Isolde
sagt: Ich will weiter nichts sagen, außer daß ic)i so, wie ich wirklich
gegen euch gesinnt gewesen bin, d. h. der Wahrheit gemäß sage, wie
ich im Herzen gegen euch gesinnt gewesen bin.
371, 26, Mao weiß nicht, wovon dan abhttngen soll. Nur F hat
Wundes, worauf also kein Gewicht zu lagen ist. Sollte nicht
ün m« vor dweh Z. 24 ausgefallen sein? Oder ist es eine
leweisoV j
|Jtit, daJl alle solche ÄüdcnuigcTi ^«ma:^ woÄ.., -»ssÄ. i
'Jicidea, wenn vpn änderet Seite '\wSs«Äi%«o^'» '^»H
398 H. PAUL
klftruii^en den ÜljerUt^ferten beigebracht werden. Duoh scheirnsn n
wetugslens einige Stellen ganz sicher verderbt und geben ans i
Berechtigung, auch in anderen Fällen kfihiier zu verfahren.
L
Wir wollten jetzt eine Anzahl Stellen betrachten, bei welcl
nicht die Auxwahl unter den verschiedenen Lesarten in Frage kotn
sondern entweder lediglidi dir Erkljlrung oder die EnUcheidung B
die verac.hipdenen Möglichkeiten, welche die mangelhafte Orthngraplnt
der Handschriften znllUst. Es Ist dabei nicht meine Absicht, alles du
zu widerlegen, was mir in der Bechateinschen Ausgalte verfehlt zu teb
scheint, sondern ich will mich im allgemeinen auf die Besprechutig
solcher Stellen beschrUnken, von denen ich annehmen zu können gUnb^
daÜ sie ziemlich allgemein nicht verstanden oder mißverstanden wcrdea.
1, 11. 13. da ist dei lätzelen ze vü, iM wit man dr» man niht <im£.
Die Worte bedeuten wohl einfach: aus reiner Tadelsncht ßodet na
auf der einen Seite, dali zu viel gesagt ist, während es doch gUH
wonig ist, auf der andern verlangt man noch etwas, was man doch
seiner eigenen besEeren Überzeugung nach gar oiclit mag.
3, 4. 5. gone vüere ich in der werÜ m» hin niht ii3 gmnerld^ obt
ich hin. 3, 25. der werlt wil ick getverldel. meeen. Die Bedeutung tw
gacerldet in der zweiten Stelle ist klar: mit der Welt verbunden, i&
die Welt eingereiht. Dieselbe wird auch ffir die erste anzunehmen asiOi
siM getoertda := ao in die Welt eingereiht, in einer solchen Stellang is
der Weit
74, 5. 6. 10. 19. mn in sttie kflt, slnen bilegen, aine brüst, siniu h^-
hein ist nicht etwa auf den llirsch zu beziehen (sonst wfirde nur der
Artikel stehen), sondern auf Tristan und bedeutet: die Haut u. s. w.,
mit der er eben beschäftigt war. Glanz klar wird dieß aus 7&, 2H, i9t
an ainß fvrken hont er (Tristan) diu mit sinem netze vi»(e, 76, 20: ••
rin«m rickc k^rl-e er wider, und 78, 10: nu wi4Üt üf sutuier iuriu lä, m
keine andere Beziehung mögUch ist.
zimbrt) 74, 35 und die zimhem Acc. 75, 25 mtlssen etvaa vttt-
konunon verschiedenes sein, das erste der Ziemer, das zweit« cm "^lA
der Eingeweide *),
74, 27. 81, 17. 20, riebe kann nicht bedeuten Rippe, sondern dia
Oosammtheit der Rippen auf einer Seite.
76, 17, 18. und hfffunde es leilierea in kriuzeiois
ist schwerlich mßgHch ; daßlr mUsat" ^ inartw
ZUR KRITIK USD ERKLÄRUNG VON QOTTPRmOS TRISTAN. 399
' schreiben zevieren als Compositum: in vier Theile zertheilen, gegen
ilche Bildung, wenn sie auch nicht nachgewiesen ist, nichts einzu-
inden sein wird. So wird auch der Satzbau Gottfrieds Stil gemäßer.
76| 30. 33. Der rücke, welcher den armen Leuten überlassen wird,
ganz sicher weiter nichts als der Rücken. Das geht einerseits aus
m Vorhergehenden hervor, wo alle Theile einzeln aufgezählt werden,
i losgelöst werden, so daß gar nichts anderes übrig bleiben kann,
derseits werden auch im Folgenden bei der Schilderung des Zuges
15 — 23 aa%efUhrt: das Gehörn, die Brust, die Buge, die Rippen,
3 Hintertheil, die cuire und die furkie; vom Rücken ist keine Rede.
96, 36. geliche alsam ein aH ribaü, 191, 37: ich tcwi'e ein art spile-
nn. ein aii. ist hier in keiner Weise construierbar. Es bleibt nichts
leres übrig als Composita anzunehmen artribaü (von MB als Com-
litum geschrieben), artspileman = von arte ein ribaüj spileman, Land-
eicher, Spielmann von Profession. Diesen Sinn verlangt der Zusammen-
[ig im Gegensatz gegen einen solchen, der es nur zeitweise zu einem
stimmten Zwecke ist, wie es Rual und Tristan wirklich waren.
109, 21. ich wil dln erbevater sin (so spricht Marke zu Tristan).
^evaier erklärt Bechstein : Tflegevater, der den blutsverwandten Pflege-
Im zugleich zum Erben annimmt', welche Erklärung Lexer wörtlich
sein Wb. aufgenommen hat. Nun ist es klar, daß nach dieser Deu-
ig der Begriff Pflegevater nur untergeschoben und durch nichts
gezeigt ist. Bei einem wirklichen Vater aber verstünde es sich von
bst, daß der Sohn ihn beerbt. Es ist daher die ältere Erklärung
Ülers im Wb. III 279** beizubehalten: 'Vater durch Erbschaft'. Das
)rt ist jedenfalls eine kühne, aber seinem Stil vollkommen ent-
"echende Bildung Gottfrieds.
118, 1. bickelwort sind wohl solche Worte, die wie die Würfel aufs
ratewohl hingeschleudert werden ohne sorgf^tige Überlegimg.
119, 16. 17. man möktes undei^sniden mit kriechischen borten. Diese
Ue, welche ich nirgends erklärt finde, ist wohl so zu verstehen]
Q könnte seine Worte zwischen griechische Borten setzen: sie wür-
L nicht davon zu imterscheiden sein.
125, 6. 7. dar an sich also manic man versuochet und verpriset hat
i verprisen, wovon mehrere nicht befriedigende Deutungen aufgestellt
1, wird heißen zu viel preisen, im preisen das Maß überschreiten.
I. «cÄ verligen, versitzen, vergen.
141, 15 — 17. done wart an ir rotte ir deheinem ze spotte toeder nach
h niender abe gezogen. Der Sinn ist: es zog weder Jemand hinten
:h, blieb zurück, noch irgend wohin seitwärts (oJ>e'\ ^ %q d^(k ^^»^ \Vsscl
Schande gereicht hätte.
400 H. PAUL
141, 22. 23. scheveUer Parmenie, ParmenSe schevdier, Paamaäe ff*
klftrt Bechstein hier sonderbarer Weise als Personennamen ftür im
Herrn des Landes. Vielmehr ist schevelier Nom. PL und Parmaäe Gea,
also : Ritter von Parmenie. Die Kämpfenden rufen als Schlachtgesdira,
wer sie sind. Ebenso ruft derTruchsess 231, 11. 12: schevdien dami'
9ele, ma blunde Isdt, ma hele, der Ritter der Dame, meiner blonfa
Isot, meiner Schönen; femer 474, 5. 6 die Ritter: schevalter HatUe, DoUm
unde Nante.
152, 3 ist statt des Conj. milesen der Indio. muo$en zu schrabai
und Z. 3. 4 nicht mehr von wie abhängig zu machen.
168, 9 — 14. 8wie sd der üzer tocere, der inner bädcere der wat woA
haz betihiet, bemeistert unde betiktet ze rittersfigüre, dan diu ^bsertfcMrt
büdcere wird im mhd. Wb. erklärt als Vorbild, was hier gar nickt
passt Es ist vielmehr als Bildner zu fassen, hier allerdings in gau
eigenthümlicher Weise gebraucht Denn man sollte eher erwarten Mk
Es erklärt sich aber so, daß der Dichter als das bilde die Vereinigiug
der inneren imd äußeren Erscheinung zu einer Gesammtheit anffui^
welche von denselben in ihrer Gesondertheit gleichsam wie yon im
Eünstlem hervorgebracht wird. Das wird deutlich aus 169, 16. 17:
daz beidiu tsen unde man geworkten schomer büde nie. Das ieem ist dar
äußere, der man der innere Bildner. Dieselbe Auffassung zeigt skl
273, 22. 23: sin wät und sin figüre die schepfent wol an im den mm;
275, 40 ff.: diu zwei, gedrcet unde gencet dien vcXUhrdhUn nie ha» m
lebende bilde danne daz\ 279, 24 — 27: am geechephede unJt sin wät ik
gekuUen wünnectiche enein : si bildeten under in zwein einen rätertieken «Nrn.
179, 13 ist da zu schreiben mit WF (die Schreibung d6 in H
beweist gar nichts, da nicht mehr sicher unterschieden wird) und mü
Ghroote ein Komma hinter Jiabe und ein Punkt hinter vant zu setieo.
Umgekehrt ist 473, 24, wie es scheint, mit allen Handschriften dd lo
schreiben und mit Groote nach Z. 23 ein Punkt und nach 26 ein
Komma zu setzen.
195, 24 ist zu trennen nie man.
153, 1. die edelen lantgenoze. Bechstein und Lexer erklären Zonrf-
genSze durch Landbewohner. Das kann nicht richtig sein. Eis ist
nur von den Baronen die Rede, die edelen lantgendze als die Edeln unter
den Landbewohnern aufzufassen wäre nach dem Sprachgebraudi nur
möglich, wenn andere Landbewohner in einen Gegensatz dazu gestdit
würden. Wir müssen daher wohl genoz'=pair nehmen, lantgenSsse^
lantbarüne, lantherren.
214, 28. 29. hlnec unde Icilnegirt au 1«^ eiwe gw\M*. «w*^ "^y^fjcfidtm
erklärt: 'erben hier vererben, uU 1£*t\>^ \i^^"^v[ÄT«i«^- \i«sÄsäoL ^Xä>s
20R KRITIK ÜKb ÜRBXiRÜt^Q VON GOtt^lOEDS tfttSTAN. 401
der König und die Königin das Erbe der Isot sein. Geerbet
hier vielmehr als eine Gottfiriedsche Bildung von dem sw. m. erbe
fiuBsen und bedeutet: mit einem Erben versehen.
249, 24 — 27. truhsceze, dine sinne die eint starc unde spcehei der
an rinnen ecefie, si tiahent dem geliehen schtn ete. Bechstein er-
das zweite gpoßhe als Adj. und bezieht darauf an sinnen. Dann
mAh zum Verbum jede nähere Bestimmung^ die doch unentbehrlich
IM. Mindestens müsste man spcehe als Adv. fassen und dann könnte
^rwder an sinnen nicht dazu gesetzt sein. Wir werden vielmehr spcet^e
Subst. nehmen und interpungieren: die sint starc unde spcehe, der
an sinnen saehe, d. h. dein Verstand ist scharfsichtig für den,
Schar&ichtigkeit des Verstandes erkennen kann.
253, 15 muß doch in Congruenz mit unz geschrieben werden schcene,
270, 13 — 15. iwer kiel und iuwer Hute die gesumaren wol noch hiute
hal>ent ez da vür ir siU tdt. Hier ist mit v. d. Hagen der Conj. ge-
zu setzen, das lehren die vorhergehenden Zeilen, denen dieß
gegenübergestellt wird 10— -11: biz iessuo hoste ich wol geswom, daz ir
nikt Übende wasret. Kurvenal will doch nicht sagen, daß sie es noch
in demselben Tage wirklich geschworen haben, sondern hiute ist voll-
kommen synonym mit iemo Z. 11 und der Gegensatz liegt in biz
lud noch.
272, 31 — 34. und uxis daz aUez €ds6 guot, daz niemer keines herzen
^HtiOt des gedenken mohte, waz ez bezzer tohte. Die Erklärung Bechsteins,
daß waz = une sei, bedarf erst des Beweises, der wohl schwer zu er-
bringen sein möchte, denn in der von ihm zur Vergleichung ange-
Ihhrten Stelle 199, 3 (7881) swaz ir dar ilber geruochet kommt die
Bedeutung wie doch bloß heraus, indem er geruochen durch verfügen
tlbersetzt, ein Verfahren^ durch welches Alles möglich zu machen ist*
Vielleicht ist zu lesen waz es, und die Stelle so zu erklären: es war
Alles so schön, daß Niemand erkennen konnte, was davon mehr werth
war als das andere. Allerdings würde man dann wohl fUr den Compar.
eher den Superl. erwarten, es oder ez zu schreiben steht uns frei. Die
Handschriften unterscheiden nicht mehr correct. So ist auch 262, 4 zu
schreiben: esn wart mir nie ze muote'^ 303, 39: *daz es Brangasnen angest
nam; wohl auch 338, 12: es mac diu tvei^Ü wol spotten. Umgekehrt würde
1, 9 besser sein: ich hcere ez velschen harte vil, indem vil als Adv. zu
faissen ist
294, 9. si tranc ungeme amd ilberlanc. Es ist gewiß getrennt zu
schreiben über lanc ; sie trank ungern und erst nach einigem Sträuben.
OEBMANU. Nw Reihe V, (XVU.) AOurg. ^^
402
H, PAUL
297, 19. kalben ouoi. noch halben (Mnlhnann halbem) träs. ESa
Nebenform trile fllr trit, die st. m. sein mllsste, also «iner im Ausateibi
begriffenen Declination angehörig, ist nickt deukbar,
nicht, wofUr jeder Anhalt fehlt, aus ältester Zeit überliefert wäre. Hii
manns Dat. ist natHrlich uamöglich. Man wird sich entschließen niQ«
trit auf mit zu reimen. So reimt im Nibelungenlied auf i^/rit h
Z. 48, G. 51, 3. 138, 2, ei-bil 9, 7, mit 10, 3. 27, 3. 147, ö, titt Ü,
32, 4. 50, 5. 52, 6. 150, 5; bei Freidaiik 39, 18 mit auf bit = bi
Ziemlich hart ist auch bei Gottfried der Reim nam : geheUesam 52, 1
339, 2—5. ouck was dua tmhawztn «ile, wan Tristan achoftur m
yhlac, daz erm ie uahlee »o bi lue (Bechstein : nahtes M gedu:), ditz er htm
hin zim sprach, Maßmanu hat zu Z. 4 nur die sonderbaren Variiat«
II ern (was nach Groote falsch sein muü) HP /«c, woraus man sektieDc
kann, dali wohl M wie B yelac hat, wovon er irrthümlicher Wei»
glaubt haben muü, daß er es in den Text gesetzt halte, «ü fehh
Groote im Text, in dem Varianten gibt or an, daU es F N baben.
Mallniann darüber schweigt, kann man wohl annehmen , dal> es n
M W haben. Möglicher Weise fehlt es bloll in H. Es ist dieU ein charalut
ristisches Beispiel, wie schlimm es mit dcT Angabo der Lesarten stel4
Jedesfalls ist ad richtig und von Bechstetn nur deshalb weggulassen,
er die Stelle durchaus mißverstanden hui, was zunächst daran
dali vx bereite falsch gefasst hat. Er erklürt: bereitwillig, gem. E« i
vielmehr zu verstehen: in oiner Weise, daß ea ihm zur Uaitd
bequem. Die Stelle ist denigemtlQ zu übersetzen: auch war vs
Tnichsessen Gewohnheit, du Tristan eine angenehme Unterbai tungsg^
hatte, daß er (der Truchsesse) ihm immer des Nachts bo niUie
daß er (Tristan) bequem zu ihm reden konnte. Ebenso ist bereäawti
nufzu&ssen ()3, 32, wo dnnn zu lesen ist: bi dem sfade s6 nähen,
sin beriiile sähen. Allerdings hat nach den Varianten bloß F aiit.
Übrigen si. Aber daz muß nothwendig Conj. sein auf ») bezo];eii n
es wird dann ein Object zu sähen verlangt. Die Losart ist also ri<l
wenn auch vielleicht nur durch Conjectur hergestellt.
412, 33—36. 8w3 der i/euiiaae wiUe d, da st diu t/vot« gtaia U,
nol gelangev «titl^i mit •dem geioissefi willen. Mit Beclistoin sttmn»
gegen Heiuzel darin übereiu, ilali gewitser wille hier uicbts »-'
sein Icunii, als mllle Z. 32 : und nemo deii willeti füi
gnnz.- Steile 4J2, 17 bis 413, 19 geht der Geir.
itif, oder dem, was r.ur Tliat verhilft^.dw-
dflrsfllhe Sinn sowolil fOr wllle als f»
gehnUrn wprrfen. Gerade wii! miB
techstein sttmn» il
hier uicbts »—**■
flT die lät ^^^B
ZUR KKTTIK UND ERKLÄRUNG VON GOTTFRIEDS TRISTAN. 403
der Erkläning von tri 2fe verstößt^ so Bechstein bei der von atate in
den angeführten Zeilen, indem er erklärt: „mit dem gewissen Willen
Voll (im Sinne der Liebenden) die gute Gelegenheit gleich verbunden
■om; der Wille soll die Gelegenheit gleich mit vertreten.^ Dadurch
^tlrde die ttate zu dem Willen, zu der bloßen angenehmen Vorstellung
der £rfUlung herabgedrttckt. Das darf nicht zugegeben werden. Der
Dichter spricht ja immer davon, daß atcUe und mUe nicht vereinigt
ttind. Es wird nach Z. 34 ein Komma zu setzen und dd si =^ da enäi
Ml nehmen sein, so daß zu übersetzen ist: wo der gewisse Wille vor-
lianden ist, es sei denn auch die günstige Gelegenheit dabei, da soll
mmn sein Verlangen mit dem gewissen Willen stillen.
430, 22 — 24. ich hdn die fosnure erkant nt mmen eilif jären ie
md enham ze Kurvenäle nie. Die Stelle, welche Bechstein solche.
Schwierigkeiten macht, ist wohl einfach so zu verstehen: ich habe die
Grotte kennen gelernt, d. h. das, was nach der allegorischen Ausl^ung
in ihr enthalten ist, und dazu brauchte ich nicht nach Kurnwal zu
gehen.
434, 22. daz gekäme kleine und unlanc, vü küme wider entworfen,
«b er ez hin geworfen hast in unlanger stUe. Der Sinn ist: das Geweih
dez Hirsches war kurz, kaum wieder in die Höhe gewachsen, als ob
V es eben abgelegt hätte. Ebenso steht sich entwerfen emporwachsen
von doi Brüsten gebraucht Schmeller 4, 152 Ulr. Wh. 126". Zu un-
terer Stelle vergleiche man g. sm. 1380 — 83 : alsam ein hirz, der halde
C0 holze und in gedUme verriret sin gehüme und sich emiuwet schdne.
440, 26 — 29. si (die Minne) truoc üf daz wize geverwet under ougen
dem guUSne laugen, ir cdlerbesten varwe nein. Bechstein verfehlt den Sinn
der Stelle, indem er daz wbe fasst ab weiße Schminke und zugleich
alz Farbensymbol der Unschuld. Er scheint dazu zunächst veranlaßt
dadurch, daß er in laugen den Sinn von Täuschung findet, wie es auch
die Übersetzer mit lügen wiedergeben, während doch gar nichts mora-
lisches darin liegt, sondern es einfach Verneinung bedeutet Das Sjrmbol
der Unschuld ist die schöne goldene Farbe, die als Schminke aufge-
tragen wird; daz guU&ne laugen ist die angenehme Verneinung der
Schuld und dasselbe wie diu guldtne unschtUde Z. 38. Dagegen ist daz
totse nicht auch eine angenehme Schminke, sondern die natürliche
falaase, unsdiöne Farbe des Gesichts, das Symbol der Schuld. Das ist
Tollkommen sicher, aber Schwierigkeiten macht die Construction. Bech-
: atotn meint^ daß wir statt des Acc üf daz wke im nhd. lieber sagen
würden auf dem weiszen. Mir ist aber nicht bekannt, daß dieser Acc
im mhd. weniger anstößig sein könnte als vm nhd, fvuoc olw«u wv S\\w\e,
404 fi- PAUL
von legte auf zu nehmen, wie Knrtz thnt, geht nicht an, da dann »
bedingt das Plusquamperf. erfordert werden würde, welches auch S»
rock einsetzt Es bleibt nichts übrig ab üf daz wke abhftngig a
machen von gevenoeL Alles würde klar sein, könnten wir venoen glekk
aufgtreichen nehmen, wie es Bechstein und die Übersetzer ohne weitem
fassen. Dann würde zu übersetzen sein: sie trug auf ihrem Antfili
die goldene Verneinung, aufgestrichen auf das bleiche. Aber ich kim
eine solche Construction von verwen nicht nachweisen und man mö^
sie nur vielleicht nach Analogie der doppelten von mdlen = bemdm
und aufmalen zulässig finden.
453, 3 — 6. nein nein, ez iet niht mtitne, ez i$t tr tshterume, im
smcehe diu b^e diu bSse geteldse. In diesen Zeilen sind mehrere Schwierig-
keiten. Man erwartet unbedingt daß die ashterüme der minne bestinal
genannt werde. Femer ist die Annahme einer Nebenform bdee ftür Um
durch nichts begründet und erklärbar, b&eheii ist wie laumkeH ■n'
schSnheit und nur deßhalb im nhd. erhalten, weil die Beschränking
der Bedeutung den Zusammenhang mit dem Adj. nicht mehr khr
ftlhlen Heß. Die Handschriften beweisen gar nichts. H schreibt oon-
sequent den Umlaut nicht Nur im Reim liegt die Schwierigkeit Eii-
lich kann das Adj. bceee nicht zweimal hinter einander als Appootioi
zu demselben Subst gesetzt werden. Diese drei Schwierigkeiten weribi
ganz einfach gehoben, wenn man schreibt: tr (Ehterinne, diu wmaki
diu bcese, diu hcpse geteloeee, so daß geteloese als Subst anfzufassen, da»
erste boese zu cßhierinne, das zweite zu getdcBse zu ziehen ist
462, 21 — 23. daz er etstoie euoekte ein leben, daz m ISbumge badt
geben und tratt ze einer triure. Wmnge wird erklärt durch SchonQB|[i
Ruhe. Aber abgesehen davon, daß das Wort sonst nirgends nach^
wiesen ist, gibt es auch keinen genügenden Sinn. Man erwartet Er
quickung, Erfreuung. Sollte nicht Uie&«ii^ zu lesen sein, waswoU
den gewünschten Sinn haben könnte? Es ist von Lexer aus späterei
Quellen nachgewiesen in der Bedeutung Geschenk, die wohl ent
eine aus der vorausgesetzten abgeleitete sein kann. Die Schreibmg der
Handschriften wird kein großes Bedenken machen, da wenigatoii H
sehr gewöhnlich t fbr ie schreibt
487, 22. 23. biz daz sin an dem vierden triie der mume enkk
da er si ßdch. vierde bezeichnet hier nicht bloß eine unbeatimmte ZaU*
was ganz unpassend sein würde. Es ist ja eben erzählt, daß Trisitt
sich dreimal den Versuchungen der Minne entzogen hat Jetst bä te
vierten Fersuche liolt sie ihn ein.
Oanz besonders mange\ha£t \b\. Vü dL<&\i knai^^jB^^w &(; Votor^unklioii.
sodaß dadurch vielfach die A»fia&Ävai% ^^^ \asata Vtkä ^^^»i^id.. ib^
ZUR KBITIK UND ERKLÄRUNG VON GOTTFRIEDS TRISTAN. 405
^ ^ie Schönheiten des Stils verdunkelt werden. Es wird daher nicht an-
^ ^tltB sein eine Reihe von Bemerkungen darüber hier anzuschließen.
" Nach 9, 14 ist ein Punkt , nach 17 ein Komma oder Kolon bu
ftetsen. So erst tritt der Gegensatz zwischen arkheü und kintheä deut-
^ Bdi hervor; so wird ferner der schleppende Nachsatz 15 — 17 vermieden^
^ kidem dieser nun, wie es der Stil der mittelhochdeutschen Dichter
^ &st durchgängig verlangt, vor seinem Hauptsatz steht; endlich wird
^ stteh die alberne Tautologie beseitigt, die bei der andern Interpunktion
- Itemuskommt, indem gesagt sein würde: es kam von der Führung
seiner Jugend, daLS dieß geschah; das bewirkte seine Jugend. — 10, 21
luum nicht Nachsatz zu dem vorhergehenden sein, da es nicht den ge-
'ringsten Fortschritt in der Handlung bezeichnet, sondern nur eine Be-
gründung des Vordersatzes enthält Es ist daher in Klammer zu
•ehiießen und der Nachsatz erst mit Z. 22 zu beginnen. Ebenso sind,
weil sie nur eine Bemerkung zum Vordersatze enthalten 24, 38 — 40.
106, 83. 34 und 145, 26—27 in ELlammer zu schließen und die Nach-
atze erst mit 25, 9. 106, 35 und 145, 28 zu beginnen. — Nach 18, 12
wird besser ein Punkt gesetzt und das Kolon nach 13 gestrichen, da-
mit die nähere Bestimmung vor das Verbum kommt. — 41, 2 zeigt
durch die Wortstellung, daß es ein Hauptsatz ist. Es ist daher in
Klammer zu schließen und ein Komma danach zu setzen, während
das Semikolon Z. 1 zu streichen ist. — Nach 51, 16 ist das Komma
2a streichen und nach 15 zu setzen. — Nach 65, 35 ein Komma, nach
36 ein Punkt — 70, 37 ist in Klammer zu schließen und das Kolon
davor zu streichen. — Nach 78, 29 ist statt des Punktes ein Komma
XU setzen. Der Sinn ist: deine wunderbaren Anstalten dünken uns so
mannigfaltig, daß wir Air nichts achten, was du bisher gethan hast,
wenn wir sie nicht noch weiter zu Ende gehen sehen. — Nach 81, 14
ein Komma. Danach wie der (lebendige) Hirsch gebildet ist, so sollen
die einzelnen Theile der Reihe nach folgen. Vgl 84, 14. 15. — 95, 12
nach apil und nach dir ein Komma, nach 13 ein Kolon. — 105, 25
nach vü ein Kolon. Der Sinn ist: er gehört mir nicht an, außer soweit:
ich bin sein Lehnsmann. — Nach 111, 10 ist das Komma zu streichen.
Ich weiß keine andere Erklärung, als indem ich zweier vetere als gen.
caus» fasse: ich muß ohne Vater sein in Folge zweier Väter, die ich
bekommen habe. — Warum Bechstein 121, 10 ff. nicht der allein richtigen
Interpunktion Wackemagels folgt, der nach 121, 10 ein Komma,
nach 14 ein Komma und nach 17 ein Kolon setzt, kann ich nicht
einsehen, da Maßmanns Interpunktion geradezu unsinnig ist. — Nach
128^ 39 ein Komma, nach 40 ein Punkt, — Nach 147^ 11 eia Komma^
406 H. PAUL, ZUB KRITIK UND ERKTJiRUNG TON GOTlFSOra imBTlI.
nach 12 ein Semikolon. — Nach 173, 3 ein Komma, nadi 5 ein Se»
kolon, da man doch mit dem Sper kein Roß in die Seiten faist -
Nach 174, 35 ein Punkt, nach 38 ein Komma. — Nach 176, 24 ea
Punkt, nach 25 ein Komma. Z. 26. 27 würden falsch sein, wenn ai
nicht durch 25 beschränkt würden. — Nach 180, 7 wird am beala
ein Kolon, nach 11 ein Komma oder Kolon gesetzt, dm inZ.9 liii||l
ab von an sinem willen m. Der Nachsatz beginnt erst mit 12. — 183yl6
wie dd die wären besant scheinen Maßmann und Bechstein sich ohn
Anstand übersetzt zu haben: 'als die nun herbeigeholt waira, wasräi
grober grammatischer Fehler sein würde. Nach wie dB ist ein Frage-
zeichen zu setzen. Es dient zur Überleitung auf etwas neues wie 132, 37.
die ist relativ. — Nach 188, 33 ein Komma, nach vaier 37 ein Semi-
kolon; nach 197, 17 ein Punkt, nach 22 ein Komma; nach 197, 27
ein Kolon; nach 29 ein Komma; nach 204, 30 ein Kolon, der Fimh
nach 31 zu streichen. Z. 31 würde sonst nur ein nichtssagender ZubiIi
zu dem vorhergehenden sein, während es so in nacHdrüddicher Weise j
hervorhebt, daß nun die Anwendung des ausführlichen GIdchninM
kommt. — 211,4 ff. ist zu interpungieren: gat der hdt uns einen gwftn
erben gegeben (gat helfe uns daz er mileze leben), TrisUm ; die tolle etc. -
211, 30 ist das Komma nach wiste zu streichen, em wiste wennegAki
zusammen : ii^nd einmal würde es sein Tod sein. — Nach 231, 31
ein Komma; es ist hypothetischer Nebensatz zu 35. — Nach 236, 11 eil
Komma, nach 12 ein Kolon. — Nach 248, 27 ist die Rede des T^Id^
sessen zu schließen und dann weiter zu interpungieren: y^daz solzegnäts
staten gestctn, daz ir mich minnet,^ sprach leoU, jyichn wart iu nie gdm
noch holt etc. d. h.: das mag zum guten gereichen, ich habe niditi
dagegen, daß ihr mich liebt, aber ich wart euch nie hold. — }i$A
252, 20 ist sehr mit Unrecht das Komma Maßmanns in ein Kolon toi
Bechstein verwandelt. Die Construction ist: es geht sonderbar in der
Welt zu, daß, da doch so viele Königreiche mit unbedeutenden Leateo
besetzt sind, ihm keines davon ward. — Nach 264, 35 ist ein Komrai
zu setzen, daz nach 36 zu streichen. — Nach 296, 37 ein Punkt, nadi
297, 1 ein Komma oder Kolon. — Nach 303, 16 ein Komma, nach
17 ein Punkt. Brangasne ist Apposition zu si. — Nach 305, 21 eis
Komma, nach 22 ein Punkt. — Nach 320, 3 ist der Punkt in eii
Komma zu verwandeln. — Nach 340, 13 ist ein Punkt, nach 14 eb
Komma zu setzen; nach 352, 3 ein Komma, nach 4 ein Semikolon;
nach 362, 24 ein Komma, nach 26 ein Kolon ; 376, 40 ist in Klammer
zu schließen; nach 391, ä5 ein Komma^ nach 36 ein Punkt; nach 414, %
ein Komma; denn Z. 21 lal, Vi^ ^i^^cst^&Vs^^u^|^\M5«^sa^.^^^
K. BARTSCH, HANDSCHRIFT MIT HRABAXUS RUNKNAT.PHABETE. 407
• • . ...
% 26; nach 417, 16 ein Komma; nach 17 ein Punkt; nach 426, 18
im Punkt; nach 19 das Kolon zu streichen. — Nach 458, 28 ein Kolon.
10 daz iek ersterben eol ist eine Betheuerung wie ich wetz ez wärez cUi
ian «de 4; 39 u. B. f. was Tristan weiß folgt 29 ff. — 476; 27 ff sind
tli mterpongieren : er minnete die ungemach durch daz, wand er si gerne
oeA. ei eaeh er ei gern umbe daz: im tete diu U*iure verre baz etc. —
■ach 478; 36 ist ein Punkt; nach 39 ein Komma; nach 479; 20 ein
zu setzen.
JSHA» im Juni 1872. H. PAUL.
HANDSCHRIFT MIT HRABANUS RUNEN-
ALPHABETE.
Eine aus dem Kloster Salem stammende Handschrift der Heidelberger
Universitätsbibliothek (Perg. 12. Jahrb.; Schrank 9, Nr. XXXIX), Isidors
^^rigines enthaltend; gibt auf dem letzten der beschriebenen Blätter die
^phabete aus Hrabans Tractat de inventione linguarum; nebst den
Vorausgehenden Bemerkungen; im wesentlichen übereinstimmend mit
lein Texte der Kölner Ausgabe VI; 333 f., doch in etwas abweichender
Reihenfolge. Zuerst nämlich das griechische Alphabet; mit den Namen
der Buchstaben und den ZahlenwcrtheU; letztere am SchluUe richtiger
als die Ausgabe, fUr 900 ennacon, darunter ennacose: nota nuraerum,
and dann fUr 1000 chilC; also wie die Wiener Hs.; aus der Maßmann
(XVI^ 256 f.) gleichfalls Hrabans Alphabet mitgetheilt hat. Die Notiz
über die griechischen Buchstaben ist ausftihr lieber als in der Ausgabe ;
nach aJtttdit heißt 'es nämlich: idem numero XVII; phenices H. primi
Utterarum ueum grecarum inuenenmt. post quem aliquantas alii adiecerunt
ttuctoree. q%if ad numeros faciendoa habiles kabentur. earum autem Utte-
rarum cum qtiibus scrihi potest summa ad XXI III peruenit. Cetere carac-
teree. IIL adiuncte sunt nt ad miUenarium numerum perueniri possit.
Die Vorbemerkung über das hebräische Alphabet weicht gleich-
falls von der Ausgabe ab. Es folgt das lateinische, dessen Vorbemerkung
nit der Ausgabe stimm t, doch folgt am Schluß nach conscribere: latini
\nter uiramque linguam. i, grecam et heh'eam medium tenentes, XXI IL
dementa habent greci. n, XXIIH. A' uero. XXIL
Dann der Abschnitt Litteras etiam etc. und hierauf das Runen-
silpbabct, dessen Vorbemerkung xffl^ dem Wiener Texte (XVI; 257)
^408 KARL SCHRÖDER T^,.^ T^if,
übereinstimint ^ nur daß statt qwu richtig quünu und statt Lii^
Lütere steht, aber der Fehler tradufit statt trahunt steht auch hier.
Runennamen stimmen ebenfalls; von Cod. 1609 weicht ab hagalc (s
hagele), gilc (statt gileh), und am Schluß von Cod. 1761, hdack (s
hdahc). Es folgen noch die Bemerkungen über die note Mü ceti
und über die Einfährung durch Bonifacius. Die mit Ersetzung
Vocale durch die folgenden Consonanten (aeiou = bfkpx)
schriebenen Worte lauten hier richtiger als Germ. XVI, 257.
Icbrxs xpp. fprtks, tJcrp. knsthr. sbffkrp. brchäfnfns. scfpbrp rft^
xt pfcxs. axrb. d. h. karus ckristo fai'tis Uro irutar saffiro arehüei
Mceptro regni ut pecus auri.
HEIDELBERG, 24. Juli 1872. K. BARTSCH
ELUCIDARroS. //^-^t^o
Wackemagel (die altdeutschen Handschriften der Basler 1
versitätsbibliothek p. 19) und Qo^^fuiß (Altdeutsche Blätter I, l
haben Nachricht gegeben von zwei Handschriften eines deutschen i
saischen Elugidarius mit gereimter Einleitung. Eine andere solche]
leitung theile ich hier mit aus einer Berliner Handschrift des 14. J
Ms. Germ. Octav. 56. Dieselbe lautet:
Diz buch heizet elucidarius 50\
Vll ist durch recht geheisen sus
Wan ez ist ein luchtere
Swer gerne vremde mere
5 Von der schrift vomemen wil
Der mac hie boren Wunders vil 51*
In disme deinen buche
Man Soldes v^re suche «
E. man ez vunde entsam geschribcn
10 Got selbe hat den sin gegebin
Demo herzogen der ez scnriben licz
Sine capellane er hiez
Die rede suchen an den schrift^en
. Vnd bat daz sie ez tichten'
.1^ 15 in i4men wolden
Wan sie ensolden ^ </
Nicht schriben wan die warheit ^ / f^/ W ^^^i
Als ez ZV latine steiL g^^^ ^ ,, ;
Daz taten sie wiflecliche ' ' '
20 Dem h^sfigßJieinrichQ
Daz er in sebot vnd bat
Zv bnm&wic m dex itai
y^ JI?Wft/rf 409
Wart ez getichtet vn geschriben ] r^ir^itA^ (hr<:Jty'.^'.r^
Ez enwere an dem meister nicht bliben cZ^^Z^T^^TÜ^ vo^rf^
25 Er bette ez eerimet ab er'solde ^f^ ^ ^rüir^ f^j- €^f^
DT^zoge wolle ^f^^T.J^ -^(^^n^^
IDaz man ez hieze da Ji^^r^.^ /irr /<^t U r
lAurea gamma — ^— ^
Do ducnte ez dem meister bezzer aus
30 Daz ez hieze lucidarius
Wan ez ein irluchter ist
Der heilige ^eist gab im die list
,.};. Er was der lerer vn vragete daz buch dicke
Man vindet an manger schrifte
35 Ein teil geschriben dar inne
D^ mit stetem sinne
Die rede rechte merken wil 51**.
Der mac antwurte geben vil
Swes man in Traget vz der schrift fgenuoh]*)
40 Der himel vn erde geschuf
Mit siner gotheite
Der nemo den hVen an sin geleite.
Das ist die Verskunst des 12. Jhrs.; Übertragung aus dem Nieder- ' ^
itschen beweisen die Reime geschriben : gegebin und warheit : steit j
ter dem Herzog Heinrich werden wir der Zeit nach recht wohl
brich den Löwen verstehen können. Der Meister war wohl einer
' ca'peUäne, der sich gern in Versen versucht hätte: der Herzog aber
chtete, die poetische Behandlung möchte den Dichter zu Abwei-
ingeU; Ungenauigkeiten^ Zusätzen etc. verleiten und bat die Capel-
e daß sie es dichten sollten ärtrirnen. Die beiden andern oben cr-
hnten Handschriften haben die historischen und localen Beziehungen
ggelassen. Der V. 33 ist corrumpiert; vgl. bei Wackemagol p. 20:
wer daz gerne welle lesen
der sol sich rechte verstau
wie ez vmbe die schrift si getan
da der meister, vnd der junger
redent wTder ein ander
der daz buoch hat der ist ein vrager
der heilig geist ist ein lerer etc.
l bei HofTmann p. 327:
Der daz buch hat der ist der vrager vnde der junger.
Der der Einleitung folgende prosaische Elucjdarius reicht in
eror Handschrift bis fol. 85^
LEIPZIG, Janaar 1871. KARL SCHRÖDER.
^ Von sehr Tiel spiterer Hand hincii^efügt.
410 ERNST WILREN
ZUM 'WIN8BEKEN.
Die von Haupt S. VIII fg. seiner Aosgabe des Winsbeken (und
der WinsbekiD) über den ursprünglichen Umfang jenes Oedichtcs Tor
getragene Meinung hat meines Wissens entweder Zustimmung ^) oder
doch nirgend Widerspruch erfahren, und auch ich denke nicht daran,
den kritischen Standpunkt des Herausgebers, der Str. 67 — 80 des Wins-
beken fiir spätere Zuthat erklärte, einen unbegründeten n^uien sa woDeo.
Gleichwohl ist in Fällen, wo der kritische Standpunkt eines Gelehrten
nur durch innere Gründe gestützt erscheint, ein Zweifel an völliger
Präcision des Urtheils schwer su vermeiden, und mir gebmg es gleicb
nach der ersten frischen Leetüre des Gedichts nicht, mich von den
kritischen Winken der Vorrede ganz bestimmen zu lassen. Da mir
andererseits das Gewicht der von Haupt freilich mehr angedeuteten ab
entwickelten Gründe durchaus nicht cntgieng, schien mir ein Aufsuchoi
äusserer Texteskritcrien auf jeden Fall wünschenswerth, um entweder
den Standpunkt Haupts auch von dieser Seite sich rechtfertigen zn
lassen, oder jenen Bedenken, die mir bei wiederholter Betrachtung sich
nicht aufheben wollten, einige haltbare Begründung zu verschaffen.
Das Resultat war, daß ich im Ganzen und Großen mit Haupt über-
einstimmen konnte, da sich ftir die Verwerfung von Str. 65—80 weitere
Gründe ergaben; dagegen blieb es fiir Str. 57 — 64 zweifelhaft, ob
man dieselben von dem Kern des Gedichtes (Str. 1 — 56) zu tienneD
befugt sei.
Sicher völlig mit Recht erkennt Haupt in B (der bekannten Wein
gartner Liederhs.) die Grundlage der Textüberlieferung des Winsbeken.
Hier findet sich nirht£( von derartigen Inhaltsangaben, wie sie in jün-
geren Hss. (namentiich J) den einzelnen Strophen von Abschreibern
vorgeschrieben sind. Dagegen bietet B am Schluß der 64. Str. (hinter
welcher diese Hs. nur noch Str. 65, 77, 78, 79 rec. Haupt enthält) die
Unterschrift:
des vater lere ze sinem sim hat ende hie.
Dieso Notiz, deren Alter Vorrede S. XII mij den Worten: „Die
echten Namen beider Gedichte sind uns wohl von B am Rande der
*) So in den Göttiuger Gelehrten Anzeigen Ton 1847 8. 373 fg., wo auch aock
einige sprichwörtliche Wendungen beider Gedichte durch Beispiele aus der mkd. littf.
belegt aind.
ZUM WINSREEEK. 4t 1
64. Strophe und von C am ScfaluMo dea WiBsbefcen überilefert,^ an-^
ei^annt wird, ist gleiehwohl ohne weitere kritische Bemerkung' nur
unter den Lesarten au Str. 64 au%e{illhrt« Zunädist bemerke ich noch,
daß die eben erwtimte Unterschrift in C (aia Schluß des ganaen
Oedichts):
des'vater lel'e ein ende hitt;
der muoter lere dar nach gftt —
unmöglich mit jener in B kurz ausammeilgeworfen werden darf: die
ftltere Hand und die ursprünglichere Stellung wird man der Notiz in B
nicht absprechen können. Zwar liegt nun der Verdacht nicht so fern,
daß auch in B jene Notia nicht ganz ätl rechter Stelle sich finden
möchte y und wenn ich Haupts gelehrtes Stillschweigen richtig deute,
so scheint der H^rausg. jene Schreiber^Notiz schon nach Str« 56 hfai-
aufrücken zu wollen, von weichem Platz sie dann zweimal mOsste
hinubgerttckt sein. Sehr aufMlig wäre dann aber doch, daß in B vier
weitere Strophen noch folgen: warum ward vor diesen das Ende dto
Qedichts bezeichnet? Die Frage scheint sonach berechtigt, ob nicht
die Notiz in B auch hinsichtlich ihrer Stellung nach Str. 64 unsere
volle Beachtung verdient
Es lässt sich wohl nicht leugnen, daß ebenso wie nach Str. 56
{wo die Ermahnung des Vaters abschließt) auch nach Str. 64 (wo die
Entgegnung des Sohnes und seine Wechselrede mit jenem endet) ein
ftkhlbarer Abschnitt sich findet: was noch folgt, kürzer in B, Ittnger
in C und J behandelt, ist als eine Beichtrede zu bezeichnen, die for-
meil dem Vater in den Mund gelegt scheint, aber völlig allgemein ge-
halten ist, und zu dem ursprünglichen Plane des Oedichts nur als
allmfthlich wachsende Zugift hinzugekommen sein wird. Dagegen
spricht Air die ursprüngliche Einheit der vorhergehenden beiden Theile
(nämlich von Str. 1—56 und von Str. 57- 64) außer jener Notiz in B
nun auch eine zwar nur kleine, aber doch überraschend treu durch-
gefilhrte Concinnität der Diction. Es gilt nämlich von Str. 1 — 64 als
Gesetz, daß jedesmal die angeredete Person zu Beginn der Strophe
deutlich hervorgehoben wird, und kaum braucht als Ausnahme an-
geführt zu werden, daß Str. 1 und Str. 64 diese Bezeichnung (dort
^min sun," hier „vater") sich nicht im ersten, sondern im vierten und
dritten Vers der Strophe findet. Fast schleppend erscheint dieß von
Str. 2—56 zu Anfang jeder Strophe wiederholte „sun,** dann das fünf-
malige „vater" von Str. 57 — 61 u. s. w. ; aber um so mehr verdient
dieses Gesetz Beachtung. In dem schlieUlick (Str. 65 fg. Haupt) folgen-
den Beichtgebet des Vaters ist diese confttaxA/^ %^t.<^v:}qceisq3^ ^ss^ ^)Sv^
412 ERNST WILKEN
geredeten Person (hier müsste es die Gottes sein) aber so weit an^
gegeben, daß sie sich nur hier and da (Str. 65, 66, 70, 71) noch findet^
Außerdem sei hier ein anderes kritisches Moment knrs zur Spra^
gebracht, das gegen meine Ansicht und zur Untersttttzang von Hanpto
Standpunkt (privatim) vorgebracht wurde, das mir aber nach genaoefer
Prttfung eher ftlr die Echtheit des zweiten Theils (Str. 57—64) sb
gegen dieselbe zu sprechen scheint
Mir wurde von gewichtiger Seite der Umstand vorgehalten, daft
sich in den Schlußtheilen des Winsbeken weit weniger sprichwOrdidie
Wendungen gebraucht finden sollten, als in dem ersten, von Ebnpt
allein ftlr echt gehaltenen Theile. Zunächst aber finde ich in dieser
Beziehung die Strophen 57—64**) von den vorhergehenden nicht er
heblich verschieden: proverbiale Ausdrücke finden sich z. B. Str. S8|
3 und 4; Str. 59, 3—4, 9—10; Str. 60, 9—10; Str. 63, 6 und woU
auch 64, 4—5, 8 — 10, genug Beispiele, denke ich, ftlr diese acht Stro-
phen. Dagegen schwindet im dritten Theil (der Beichtrede) der sprich-
wörtliche Redeschmuck fast ganz (vergl. nur etwa Str. 70, v. 6) su
Gunsten reichlicher Anspielungen auf Erzählungen und Parabehi der
heil. Schrift, welche ihrerseits im ersten und zweiten Theil sehr selten
sind. Sollte diese Beschaffenheit der Diction ftlr meine Ansicht, daß
Str. 1—64 wohl ursprünglich verbunden waren, ins Oewicht fidlen, so
weise ich vorsichtshalber doch darauf hin, daß die Winsbekin wieder
ziemlich viel Sprüchwörter (vgl. Str. 9, v. 5, 6; Str. 10, v. 5; Str. 12,
2, 3; Str. 15, 1, 2; Str. 16, 6, 7; Str. 19, 1, 2 u. s. w.) darbietet, so
daß sie den echten Theilcn des Hauptgedichts dem Colorit nach niker
steht***), als der Schlußtheil desselben (d. h. Str. 65 ff.)-
Schwer wird es sein, die allmähliche Entstehung' dieses dem
(älteren) Winsbeken angehängten Beichtspiegels ganz klarzulegen. Idi
bemerkte schon, daß B nur Str. 65, 77—79 von diesem letzten TheQ
enthält, und zwar Str. 79 allein, während Str. 65, 77, 78 auch in C
und J sich finden. Ein weiterer Grund, 79 zu verdächtigen, liegt nidit
vor: diese vier Strophen können sehr wohl zusammen den Kern der
Weiterbildung ausgemacht haben. Aber auch Str. 66, 67, 69 — 75 und
*) Von einer constantMi Einfilhnmg der angeredeten Person ma ^"^*g j<
Strophe findet sich denn aach in der sog. Winsbekin , der wohl etwas jfingereii Na^
bildnng des Haiiptgedichts, keine Spnr.
**) Diese acht Strophen bezeichne ich weiterbin öfter als den sweiten Thefl des
Winsbeken.
"f) Vergl. auch Haupts Vorrede ^.1A\ wiA^Tix dVeUolire der Mvtler irt, so Tid
cb gebe, gma in der Sprache der IjeVre dea Niton ^^^\r^
ZUM WmSäEKEH. 41ä
endlich 80 sind durch Überlieferung in C und J gefestigt, und alle
diese Strophen Schemen mir (mit Ausnahme höchstens der Schluß.
Strophe 80) in poetischer , namentlich formeller Beziehung durchaus
nicht zu den schlechtesten des ganzen Gedichts zu gehören, nur daß
sie eine andere, etwas strenger geistliche Richtung einsoUlagen. Auch
Str. 76 mag nur zuftllig in C ausgefallen sein, sie scheint mir ganz
auf derselben Stufe mit den andern in C und J überlieferten zu stehen.
Eine besondere Stellung unter diesen (nicht in B erhaltenen) Strophen
des Schlußtheiles würde danach nur Str. 68 beanspruchen, zu der auch
Haupt „diese Strophe wird späterer Zusatz sein*^ anmerkt *). Sie steht
nflmlich in einem leichten Widerspruch zu Str. 67: hier wird das be-
kannte Gleichniß von den Arbeitern im Weinberge**) mit poetischer,
übrigens wohlgelungener Freiheit umgewandelt, während der Verfasser
von Str. 68 etwas gewaltsam und unnöthig wieder engeren Anschluß
an die biblische Darstellung erstrebt. — Daß übrigens nicht bloß nach
Str. 64 die besprochenen jüngeren Strophen angehängt, sondern auch
nach Str. 8, 19, 43 unechte Strophen eingeschoben sind, ersieht man
aas Haupts Bemerkungen; außerdem ist Str. 22 in K geistlich um-
gearbeitet
Es bliebe noch übrig, jene innem GhrOnde, welche Haupt veran-
laOten, den Schluß des alten Gedichts schon nach Str. 56 statt nach
Str. 64 anzusetzen, aufs neue zu erwägen und besonders zu würdigen.
Zunächst wird Vorrede S. VUI auf die (scheinbar natürliche) Abrun-
dung des Gedichts durch den dreifachen in Str. 56 ausgesprochenen
Rath des Vaters Gewicht gelegt, dann auf das Beispiel der Winsbekin,
deren Dichter auch nicht mehr als Str. 1—66 des Winsbeken gekannt
haben soll, verwiesen — und schließlich mit Bestimmtheit gesagt, daß
die noch folgenden Str. (57—80) plötzlich die vorhergehenden 56 in
sich abgeschlossenen Str. vollkommen zu nichte machen. Wie es mög^
lieh gewesen, daß an ein sonst verständiges Gedicht sich ein so „frommer,
aber alberner^ Schluß habe ftlgen können, wird dann mit geistvoller
Ironie noch kurz beleuchtet.
Von diesen drei Gründen scheint mir der erste immerhin noch
der haltbarste: Niemand wird leugnen, daß Str. 56 Aiglich den Schluß
des Ganzen bilden könnte, und daß der Leser schwerlich etwas ver^
missen würde, wenn Nichts weiter folgte. Aber gegen die oben vorge-
filhrten äußern Kriterien unserer Textüberlieferung kann doch ein
*) Vergl. aach Vorrede S. Vni unten.
«•> JifMch MmHb. XX, 1 fg.
414 fiRNST WILICEN
solches Oeftlhlsartheil allein nicht den Ausschlag geben, wir mlltKi
also eine weitere Begründung desselben versuchen*
Der Berufung auf die Winsbekin glaube ich eine etwas andere
Wendung geben sro müssen. Dieß Gedicht schließt zwar aach oit
einem dreifachen Rath (der Mutter an die Tochter), aber abgesehn
auch davon y daß hier drei Strophen, im Winsbeken nur eine djOB
verwandt werden, ist doch an eine so directe Nachahmung, wie m
Haupt anzunehmen scheint, wohl nicht zu denken*). Die Winsbckm
nflmlich ist von vornherein dialogisch als Wechselrede zwischen Mutier
und Tochter angelegt, und die Mutter behllt hier das letzte Wort:
im Winsbeken dagegen spricht Str. 1 — 56 der Vater allein, und snt
.im (von mir sog.) zweiten Theil Str. 57—64 antwortet der Sohn dsB
Vater. Ich denke nun doch, daß der Dichter der Winabekm zur £»•
logischen Form weit eher veranlaßt werden konnte, wenn er nAm
in Str. 57 — 64 des Hauptgedichts einen Anfang dieser BubandhiMp-
weise vor sich hatte, ids wenn er nur die monologiache Lehre dei
Vfltert (Str. 1 — ^56) vorfand. Dazu kommt, daß mir in beiden Qe-
diditen sich nicht bloß die Charaktere der Eltern, sondern mdir noek
die der Kinder zu entsprechen scheinen. In der Winsbekin ist es äe
zwar wol^esinnte, aber doch etwas weltliche Dame, die ilire Tochter
zu ei»^kn verstftndigen und nach dem Urtheil der Leute wohl anitto-
digen Lebensgenuß anzuleiten sucht, während das Kind eigendioh eizn
viel strenger^sittlichen, die Freuden der Welt mit sehr treffender Ironie^
verschmfthenden Sinn zeigt. Diese Tochter stellt sich ungeewongen ak
•G^egenbild jenes Sohnes dar, der ja erst im zweiten Theil des Wim-
beken auftritt, und die Lebensweisheit des Vaters ebenfalls in tchliferer,
dem Mittelalter wohl etwas weniger als dem jetzigen Geschmack asf-
ftlliger, Weise beleuchtet und zu wideriegen sucht. Die freie Maek-
bildungsweise der Winsbekin zeigt sich nun darin, daß es hier der
Mutter gelingt, die spr5den Sorupel des Töchterieins zu bezdiwich
tigen, wfthrend im Winsbeken sich vielmehr der Vater dem Standpak
des Sohnes anschließt, und dieser Letztere nun (Str. 64) mit eioer
audi zum Schluß wohl passenden allgemeinen Sentenz das Ende
macht.
Somit kämen wir schließlich zu der Frage, ob durch Str. 57 £
der vorhergehende llieil des Qedichts wirklich völlig zu aidite gt-
*) Daß eine Art Ton Nachahmung der Str. 60 des Winsbeken in dtr. 45—46
des andern Gedichts vorUege, leugne \c^ MftÄtVVc^ tixtlit,
**) Vei^l. Str. 4 und B; uauieulYicV «lVw ÄXt. \K ^^tN)VQ!«Mdiäi&.
ZUM WtNSBSKfiM. 416
macht wird oder nicht. Der Inhalt des ersten Theils ist eine Unter-
weisung des Sohnes durch den Vater, die sich zwar überwiegend auf
weltliche Tagenden (Ritterehre , Frauendienst, Pflichten gegen Frennde
u. A. w.) besieht, die aber doch mit frommer Ermahnung beginnt (Str.
2 — 7), mit solcher auch wiederum schließt (Str. 53, 54, 56), und fast
überall einen sittlich-religiösen Hintergrund erkennen läßt (vgL a. B.
Str. 36, V. 8 - 10; Str. 38, 5 fg.; Str. 40, 2 fg. u. s. w.). — Wir würden
sogar, wenn nicht die Überschrift auf einen ritterlichen Verfasser hinsu-
weisen schiene, aus Str. 6 und 7, wo für die Hoohschätaung der Qeist-
liohkeit mit aller Entschiedenheit, aus Str. 53, wo für das Ansehen des
▼erdienten, d. h. mit Recht verhängten Kirchenbannes*) gefochten wird,
an einen ursprünglich ritterlichen, dann zum geistlichen Stand über-
getretenen Verfasser zu denken Anlaß finden können, und unmÖgUdi
ist diese Annahme, denke ich, auch jetzt nicht Wie viele der tapfem
Kämpfer des MA. traten nicht des l^ampfes müde und Überdrüssig
wirklich ins Kloster ein! Und so läppisch scheint mir die Erfindung
gerade nicht, den Entschluß der Resignation zuerst vom Sohne des
alten Ritters aussprechen zu lassen, der den Reiz des Weltlebens noch
wenig gekostet haben mochte, und noch durch keine festen Bande der
Neigong oder der Ehre an irgend eine weltliche Stellung geknüpft war.
Dem jugendlichen Gemüth eignet nicht selten in den Jahren der -sich
selbst unklaren Entwicklung eine zeitweise, mehr oder minder starke
Abneigung vor dem Weiterleben in der Welt des Scheins und der
Täuschung: dergleichen Gefühle pflegte man vor dreißig Jahren Welt-
schmerz zu nennen, und gerade dem Jünglingsalter weisen phile-
sophisdie Lehrbücher das melancholische Temperament als natur-
gemäß zu**), was freilich leicht mißverstanden werden kann***).
Sollte man aber auch daran festhalten wollen, daß die Handlung
des Gedichts im zweiten Theil eine überraschende Wendung nehme,
so wird man doch nicht übersehen dürfen, daß die sog. Handlung
in einem derartigen Lehrgedicht nur den Werth eines Rahmens, einer
epischen Einfassung des didaktischen Inhalts haben kanui und daß
man hier keine congruente und künstlerisch vorbereitete Disposition
der Theile erwarten darf. Vergleicht man unser Gedicht mit den Werken
Freidanks und Thomasins, so liegt der Unterschied darin, daß hier
*) Selbst Judas soll io der Hölle nicht so leiden, wie der TerdientermaOen vom
Banne ^Getroffene.
•♦) Vergl. Oeorgre Psychologie 8. 137.
*••) Ähnliche Veracbtaag der Weltfrenden wie Winsb. Str. 68-60, 64 findet sieh
im Mmfäe Jamgar Leute z. B. auch Arm. He\i\T. 'v, TäV— ^1>V^ ^^TceÄKss». 'i^.t:Ä^>:v
biM 214, 8 (Pfeiffer) und auch Enrip. Jon ▼. ^^1 i%. ^V\^ V^»^ ^>^ ^^^'»söwse^
416 KARL BABTSCä
der didaktische Inhalt die epische Eünleitdng gäns venchmiht hat,
imd fibr sich selbst von vornherein das Interesse beansprucht Wihicii
aber Thomasin und später Hugo sich schon mehr dem moden-tab-
jeetiven Standpunkt nfihem, der nur iine Lebensweise ftr die aUeiB
richtige und wahre hält, erkennt man in der Bescheidenheit wie im
Winsbeken noch den G^t älterer Zeit^ der ohne einem sitdich laien
„leben und leben lassen*' zu huldigen, sich doch zur Anerkeonmig rer
schiedener, neben einander berechtigter Lebensweisen staik gamf
ftLhlt Der Dichter des Winsbeken läßt den Vater seine rittafid«
Lehren nicht y,ganz umsonst aussprechen'^, denn keineswegs soll jeder
Mensch dem Leben entsagen — aber gleich oder (im Mittelalter) woU
etwas höher berechtigt ist die strengere asketische Lebensanricht Wie
sich in Wolframs Gedicht Parziväl und Gäwän nur momentan feindltt
b^egnen, so bleibt auch im Winsbeken der weltliche Ritterdienst ab
wohlberechtigt 'anerkannt, wenn auch mehr wie ein artiges Kinderqnd
verglichen mit der Anstrengung dessen,
der mit des l&es arebeit
ze rehte sttnde büezen wil'.
Noch erinnere ich daran, wie verschieden in Freidanks Back die
Fehler der Geistlichen beurtheilt werden : im Abschnitt von det Mam
ähnlich weich und galant wie im Winsb. Str. 6, 7 — im Ci^. ?ai
den PfafiSon so herbe und scharf wie bei den späteren Saturikem. b
erstem Fall ist bequeme Rücksicht auf menschliche Schwachheiteil, im
andern die strenge Forderung eines wohlmeinenden, aber hier und di
übereilten Weltverbesserers unverkennbar.
EBNST WILKSN.
BRÜCHSTÜCKE EINES PROSAISCHEN TRISTAN-
ROMANS-
Eün Doppelblatt einer Papierhandschrift in 4* aus dem 16. Jahr
hundert, zur Decke eines alten Taufbuches in Lautlingen bei Ebinges
benutzt und von A. Birlinger mir mitgetheilt, enthält Bruchstücke einet
prosaischen Tristan, der von der bekannten, auf Eill^arts Gedickte
beruhenden Fassung verschieden und ohne Zweifel aus einem franiOii'
sehen Prosaroman übertragen ist. Der sehr defecte Zustand der Bnick-
stücke, welche Birlinger der Bibliothek zu Sigmaringen geschenkt hat
gestüttet nur eine theiiweise ¥ir^Tii\u\!g der Lücken.
BRUCHSTÜCKE EINES PROSAISCHEN TRISTANROMANS. 417
) Beiden. Die Im auss forcht vnnd sprach
zu Merdret jr uch wol jn disem
bitt ich euch jr wel
engen. Er
jn ain schloß das ist aines meiner gesellen der hsAsset
Calegemant ein Ritter von der Tabelnind. Er
wirt Ynns groß Eer entbieten Dann er hat mich vor
auch wol gehallten. Also ritten sy biz sy zum Schloyi
kamen. Daselbs warden sy wol vnnd Eerlich empfangen
Tmb Merdrets willen. Morgens frue sassen sy wider
anff jre pferdt, vnnd raitcn dauon Vnnd die vom
Schloß gaben dem Ritter mit dem zerhawen Rogk ain
pferdt , darauff er den Ainen knecht sitzen ließ. Aber die
Histoij schweigt Ain weil von jnen , vnnd sagt wider
von Herr Tristannden , der domals jn der kleinen Ißrittanie
was.
Wie ysolt die*) main von
Cornuaylle Brangien jn die
kleinen Brittanien zu herr
Tristannden schigket.
^) Nu sagt weiter die Histori Ab sich nu herr Tristan . .
der khonigin . . .
gehört. Da begab es sich
auf ain tag. als sy bed mitainanndem riten Da begegnet jnen
brangien samet zwayen knechten. Die hett sicli verbunden. \'und als
8y herr Tristannden sach Da kannt sy junc gleich vnnd was frow
vfind sprach Ach herr Tristan Gott grieß euch. Er danngket jr vnnd
/raget sy wer sy were Das sy jnne so wol kennet. Sy sprach Ir sollt
es bald jnnen werden. Damit thett sy den Schleyer vom Anntlit. . . .
. .ikennet. Da vmbvinng küsset vnnd halßet er sy mit großen frewden. Sy
wetneten auch bede von grossen fröwdeu. Herr Tristan fraget was jr vnd sein
fraw thet vnnd wie sy lebte. Sy anntwort bößlich. Dann seidther
sy erfaren , das jr ain frawen gewunnen, hatt sy weder frowd noch
muei gehapt. sy spricht auch sy welle weder fröwd noch muet haben ,
so lanng biz sy euch wider sehe, vnnd sy schigkt euch discn Bricue. Herr
Trirtan nam den BW«/ vnnd als er das Sigcl sach, da küsset er es
tt^eynend Damach brach er denselben auff vnnd las inne. Welcher
von wor zu wort also lautet
^eund Tristan , der mich jn kommer vnnd leiden gesetzt. Durch
den jch fröwd vnnd muet verloren, Durch den Ich stirb tag vnnd nacht, Durfli
den jch auch mich selb vnnd die ganntzen weit verlassen , Dann seidtinal
jch euch nicht hab, so gefallt mir sonnst nichts. Freund Tristan jr
seind der mir mein hertz jn die klainen ßrittiinien gezogen hat. Freund Tristan
seidi jr mein hertz bey euch hetten, auch dasselb wol wüßten, wir waren Ir
dann so hert das jr verliessen YsoUten die khonigin tur YKolItcn die
*) Loch im Papier; vielleicht Blancliemaiu.
UKUMANU. N§tte Reihe. V. (XVIf.) Jahrg. ^^'^
418 K. BARTSCH, BRUCHSTÜCKE EINES PROSAISCHEN TRIST ANROMAÜ
jungkfrsLwen Dises was aiii vugleicher tausch. Dan ir gaben ain soUiehe
frawen vmb aine die jr nie erkhennet betten. Daramb lieber frenndt
TWtftan diser tausch tödt mich Dan ich so uil kommers erleid das et
Es ist auch kain tag ich verfluch mer dann zu tausend mab
die stunde dar jnn ich geporn ward Wann ich hinderdengk das ich den
nicht lieb hat, vnnd wann jch sich das jch jme nicht
(2*) Die Histori sagt als der Ameral von herr Tristan »cfned
da begegnet jme ain jungkfraw g
Ritter der tröstet sy sy be . . kom
das sj s . . Dann das sj wie jme . .
Als der ameral die jangkfrawen sach er wol das er sp
mit gwallt hinweg fieret. Darumb hiellt er an
grnesset vnnd fraget sy was jr anligen were. Sy sprach
diser ritter füret mich mit gwallt hinweg.
sprach wo wollten jr das jr weren. Sy Antwort
jch wellt gerne u^ider dahin , dahär ich kommen hin.
jch hab meinen «... wund auff den tod hinder mir
den ich gerne haben wellt, er were lebendig oder tod. Der
ameral sprach furwar jch will euch zu jme fueren. er
nam jr pterdt beym zäum Der annder Ritter sprach
herr Ritter lassen die jungkfrawen, dann jr werden nit
so leichtlich hinweg füren als jr maynet vnd als jr ir
helffen, seind jr der torechtest Ritter den jch kenne
Der ameral saget für war jch bin nicht der weiss . . .
meinem ges bedungkt mich jr het . .
hofflich s ze vnnd es sollt ain Ritter . .
dann er sich beruemet Ich pitt euch mtr euem
namen anzutzeigeu Der Ritter antwort jme zuch-
tigklich Ich bin Gatüin Der Ander sprach
dweil jch verstannd das jr herr Gawin so seind mir
gottwillkonmien Dann zwuschen euch ynnd mir sol
kain streit sein , Tmb zwayer vrsachen willen , die aine
das ich gegen euch vnrecht hat, Die Annder das jr ain der
gesellen von der Tabelrund seind, Herr Gatein
sprach wer seind jr dann Er anntwort jch bin der
ameral von Oalles. Herr Gawin sprach ....
Ewer vatter erschlueg den mein D
kinder khönig polmers kinder w
(2^) hüten euch auch vor mir Dann jch will euch kan jch erschlachen.
Der ÄmerfU vast vernunfftig was , sprach furwar herr
Gawin bes ncr vntrew dann jch gemaint, Aach foreht jcb
mer dan yetzund In das jch euch für ainen der
besten Ritter der wellt ge gen zw wellen.
hen vber das wir bed an der Tabclniud Ritter vnnd gesellen
sein, deßhsilhQn ich cuc\\ n\e\\t furcht vand secht nu hell auff.
Da liesaen sy jre pferdt gegen aXiiÄnii^^TiiX^AsÄ^xi ^-aa ^^ «^wt zestogken
Jlo^en. Aber Gawin Eel zur eideti. Ti« kmw\ ^^x xä
ig was nam herr (^a^m^ p^exÄt^tv^Vx^wO^^ ^'^^tä^-tmöö.
E. W'ELLEH, EIN UEDICIIT VuN MCLAUS MANUEL,
iiu flrl wider aaff vund lutbt jr mir schon - . uds zaguredt, bi
/w diamaX laeten beleihen Uerr Qüwin tagt vmb daB jr
mitA vmb gerenudt solleu jr nicht deaäii - . . rcigur sein, Daun it
lieh teol das iiiu bi3Ccr Kittel niu gueteu v"ib reundt Dur Amcral
npraeh tuh wftia wol das jr besser Ritter eoiad , dunu jch bin ,
Ufrr Gav'm aprucli wir haben es mit öen spereu versoecht Nu li
vir et mit den schwcrten auch versuechen. Dei' Anicral sagt
tla* teelien wir nicht thiin Dann ue rtwt mich das jch so uil gethan
.... vnnd irider vnnser Art gehanndlt babeu Als Lerr Guwiii
das erhört da schied er von dannen Vnnd der Ameral vermaint
illt jungk/ra.'HCu zufiuden Aber ey was gcUohcn alsbald hj mit
atnannderu jnstiren wollten Darnach tait der Ameral auch
dmum «nnd benacht das v.t jn ainei' Allten CapcUe Ugen -rnnd da«
Hi'u p/trdl auBMii naideii muesst , Tnod legt sieb suhlaffen auff
Indem als er gleich eiintschlaffeu wollt,
da tack er ainen Bitter der stund voui pfcrdt auch vor derselben Capiielleiu
vnnd nam dem pfcrt den zaoin ab damit es waideii kbuiidt, vnnd
ninn neinea Helm ab , vnnd legt sich aulf s vnnd Smi/j an
tu ffedengkea Der Ameml schwaig still vnnd als derselb
ritter ainige weile gedacht hett tinug er u» jnoigclieh zuvrainen
i.imrf tinny videraiah an zu gedenngken, zuclageu , sich aulhs zu ruuffen vnnd
Hfirarh mit gnuntz tomigei stymoi Acli du solst
luie bistu so voller trag vnnd alles vhels. Auch a'
EIN GEDICHT VON NICLAUS MANUEL.
ÄUB GräQoiseD äind die LeistiDi^eu dieses refuriafitorisclica Dichtur-
Staatsinaana wenigstcDB iu der HauptBache bekannt. Sein Maricnlied,
seine Faetnachtspiele, eein Gcsonet itud Anderes erechieueu in neuen
Abdrücken. Als Product seiner Fodev erkannte mau das „reygenliod
im thon, Rusticus amabilem, NeüwlicK geschmidct durch Moyater
Hemerlin jiu berg Ethna". In nieiuem Itepertorium typographicam
{Nördlingen 1864) No. 3921 — 22 machte ich zuerst aufmerksam auf
„Barbali", üesprÄch einer Mutter mit ihrer Tochter, die in ein Klostor
geben sollte, 1526 iu zwei gleichzeitigen Äusgabcu von Froschower
in Zürich, jedoch uhne Namen gedruckt, später bei Friell iu Ziiricli
c 1540, bei Apiarius iu Bern 1543 (ohne Druekernameu) und bei
Mullers Erbeu iu Straüburg c 15S0. Manuels Autorschaft bewies der
SehluUsatz im „Barbnli":
Da Eolt du sy aber wol vstHgen
420 ^ WELLEB
eine Art Parole, wie er sie am Schluße anderer Stücke gab. Ein
Zweites nannte ich No. 3839: „Ein nüw lied von der Lusigen hätzen''
gegen Clerus und die Orden gerichtet Im Serapeum 1866 , S. 325
führte ich ein Drittes an, welches sich ehedem im Besitz des ver-
storbenen Antiquars Schreiber in Nürnberg (Firma Heerdegen) befeuid
und wahrscheinlich nach England verkauft worden ist Veigleicht man
das „Reygenlied^ mit diesem, so ist eine frappante Ähnlichkeit in
Sprache und Ausdrucksweise unverkennbar, sowie auch Anklänge an
andere Gedichte Manuels vielfach vorkommen. Es ist ein fliegendes
Blatt, 13 Pariser Zoll hoch, 8 Zoll breit, wie gewöhnlich nur auf einer
Seite bedruckt. Der Titel steht auf 5 Zeilen, wovon immer eine küner
als die vorhergehende. Unter demselben drei satirische Bilder in Holz-
schnitt Rechts und links ein Dominikaner oder Prediger-Mönch mit
weissem Unterkleid und schwarzem Mantel; jeder trägt eine Elster in
der Hand. Zwischen beiden in der Mitte zwei größere Elstern, mit
weissem Leibe, schwarzen Flügeln, Schwänzen und E^puzen. Diese
vier Figuren sind 2 Zoll hoch und nehmen die Breite des Blattes ein.
Unter dem mittleren Bilde zeigt eine Hand auf den Vers:
Du lausige hettz, kein wort mer schwetz.
Der Titel heißt:
Ein klein erklerung ettHcher Atzein oder geferbten Hetzen, welche
auß augebomer art alle menschen beschreyen schmehen, vnd antastenn
Vergeltung Epopij.
Das Gedicht selbst lautet:
Atzein zweiferbig vögei sein
In aller weit bekant vnd gemein.
Der ruck ist scbwartz der bauch gar weis
Zu bscbreyen alles ist sein fleis
5 Ob yedem treibt es sein gespey
Ist nichts an ir dan nur das gechrey
Zu schmehen yeden ist sein ger
Vol btruglichs gmüts vmbroUen ser.
Ann keinner stat nit sitzt ein weil ,
1 0 Damits all ding erfar jnn eyi
Man sichtz vmb schweiffen hie vnnd dort ,
In stetten, flecken, an allem ort.
Im stechen, Bad, Spectackeln, veldt
Jarkuch, schlupffloch, gemein büß, im zeldt
15 In allen gassenn alle stund
All ort erstiren wie ein hund
Der alle küchin lauffet auß
Also vor jn bleybt nit em \a»&.
Es muß als gar durch «.tc\c\\d\ ^v?\\\
20 Von atzelu lu der meu^cYi^u ^0^«i\\\
EIN GEDICHT VON NICLAU8 MANUEL. 421
Den marckt Radthans all straß regieren
Auff das sie als vff erd auß stären
Bey hochseit täntzen Atzein send
Za allem prass jn flicken bhend
25 Da findsts auch wo man spielt im brett
Der gleich wo je ein schimpff entstett
Es muß ein Atzel sein darbej
Jo seind ir nit zwuo oder trey
Rein marckt wurt nit, kein samlnng bschicht
30 Atzein will sein auß geschlossen nicht
Zu schmehem sauffem sich geseldt
Keischlich zu lebenn in miß feldt
Atzein zu Bern in schweytz man kendt.
Ir etlich aldo seynd verbrendt
35 Die schwatzten wider Gottes leer.
Ir geschwetz md gschrey yerftirt ms seer
Dmmb stoltzens noch, plassen herfur.
mit breytten wortten das man spür.
Das sy vil geschwetz bey ynen han
40 Des siessen gesangs gantz ledig stan.
Keyns fürsten hoff ist nit vff erd
Es wirdt eyn Atzein dran geherdt
Wo Krieg vnd schlacht, do Atzein seynd t
Nichts wendt sy ab keyn büchs noch feyndt.
45 Wie starck das gcschütz erboldem thut
Noch bleybt die Hetz mit frechem mut
Außrichten yeden , schonen keyns
Vnbescheydner red mit nyemant eyns.
AHeyn mit den jrs geschlechts auch scndt
50 Am gesang eyn Hetz die ander kendt.
Der Atzcin nymant gnt genug ist
Redner , Poet , Artzt vnd Sophist.
Der Stern Seher sach beschreyt
Vrteilt als vff dem erdtreych weyt.
55 Jo auch das meer vnnd Was dryh wont
Von jm keyns gcschöpffs nit wart verschont.
Wiltu vff erd e3m Christ seyn geschctzt
Den Tittel gibt vnd nympt eyn Hetz.
Welcher mit Atzein haltet zu
BO Würdt frum geacht, vnnd bleybt zu ruw.
Von yn eyn ketzer sunst wfirdt genent.
Wo die Hetz in anders nit verbrent.
Als dann ist geschehen manchem man
Welch die Atzcin weiten greyffen an
H5 Wie öffentlich durch Reüchlin bezeugt
Ob dem die Hetz im todt noch fleygt.
Wie wol er ligt im grab vnnd ruwt
Jedoch die Hets noch Atieln Uralt.
422 E. WELLER
Das macht jr teüffelhafftig gemät
70 Nach eer vnnd mm stets strebtt Tnnd wütt
Mit Renchlin dixim hart leget eyn
Sein gesang der Atzein zu hoch wolt seyn
In dem , £z Qno , sich nur verstatt
Der sprachen gar keyn wissens hat
7 5 Die znng müst jr seyn baß gelest
In andern schulen seyn gewest.
Dann in dem schmaltzigen Atzel gesang
Welchs hat kein end tmm , vnnd anfang.
Het die Hetz Reüchlin gewischtt die schu
80 Eyn Zeitlang gegen jm than zu
Des rechten gesangs von jm gelert
Vom Atzel geschrey zu ruck gekertt.
So wer sy nit also verachtt
Wurd nit von yedem yetzt verlachtt.
85 £3m ander vogel yetzund singtt
In aller weltt seyn thon erklingtt.
Welch gesang begert die gantze weltt
Nyemant das Atzein geschrey gefeit
Deyn maul bewar willt haben ruw
90 Schwetz Atzel nit, halts still vnnd zu.
Gots straff dich drum hat griffen an
Do du beschryest den hochgierten man.
Deyn thorheitt an jm machst bekandt
Der Doctor Reüchlin ist genandtt.
95 Dem legt zu teütsche iugentt vil
An jm danckbar erzeygen wil.
Dem treyer sprach das lob gebürt
Die er herfiir ans liecht hat gfiert.
Ewig nit stirbt seyn lob vff erd
1 00 Vnnd tobt die Atzein heür als ferd
Des Hochstrats Atzell flog auch auß
Dann jr zu grundt wolt gon jr hauß.
Die atzelt seer machtt vil gespey
Ye doch nichts was dann Atzein geschrey
105 Ich geschwyg das sy im Sacrament
Eym Keyser vnd Bapst vergaben behend.
Solch schalckheit teglich meerens vil
Das jm bleyb altes mal vnd zil.
Neüw ihat die Atzein mutzen auff
110 Das alt ist nicht so yebt jr hauff
Wie viler todt eyn kriegs man freydt
Also die Atzein zu würgen redt.
Sich schemet nit wans Christen schentt
Zu Brixel haut sy zween verbrentt
115 Die waren wo\ so gexec^xlNTOL^ itvirn
Als wnnn der Atz^Vn net e-ya %\mä.
EIN GEDICHT VON NICLAUS MANUEL. 423
Jo wenn jr eyn gantz veld voll wer
Noch müstens die haut trob geben her.
Das Christlich voick zu wargen strebt.
120 Zuvor die Christo hangen an
Der Atzein lügen müssig stan.
Bald die Hetz jm nach seym leben steet
Betriebt wo rechter glaub vfigect.
Jo Gottes wort im volck nymptt zu
125 Hat Atzein tag vnd nacht keyn niw.
Die Hetz mach dann ejn würsal dreyn
Der im auch trag ins kefit ein.
Als heyl wir Christo eygnen thuud
Verneint jr lugenhafitcr mund
130 Menschlich verdienst preyssen zu vor
Den frey will tragens hoch enbor.
0 Hetz , o Hetz dein thorheit zwar
Der weit hast selb» gmacht offenbar.
Nicht spüren kan dein grym vnd neydt
1 35 Siehst nit was yetzt ist für eyn zeit
Das Gott die angen aiuff hat thon
Wil nit spreüwer vndern kom Ion.
Das eüwer geschwetz vnd menschen dant
Gott aller weit hat gemacht bekandtt.
140 Drumb Atzel Atzel dich bekcr
Dein heeling fürber kreychet secr.
Würt er dem gemeynen man bekant
Du möchst wol werden drob verbrantt.
Keer ab , zu Gott bis nit zu weyß
145 Vernunffl mit Gotts wort sich nit beyß.
Sy muß alhie gefangen seyn
Stürtzt dich bald in abgrundt hyncin.
Durch menschen krefft vnd wercke gutt
Gots reych erlangen jr vermut.
150 Welch Christus gibt allcyn vmb sunst
Nicht ist verdienst , nur Gottes gunst.
Darmit er vns selbs ist geneygtt
Reyn gnad , on wcrck , an vns erzeygt.
Nicht schafft cüwer gschwetz werck tragt jr feil
155 Darmit vns gefürt am narren seyl.
Der Christo glaubt hats eewig reych
Keyns werck verdienst im ist gcleych.
Der bauwt vff sand der Atzein trauwtt
Meyn glaub sol vff den felß seyn bauwt
1 60 So du von weit anfang zu legst
All gute werck mir schencken thest
Die ye vff erden wurden thon
Hilfft nit, des glaub muß fornen dran
Nur Christi gnad ir gschöpff bewar
1 6ö Erb&rmvaig nutzt nit eyn liax
424 ^- AV ELLER, EIN GEDICHT VON NICLAU8 MANUEL.
Druinb torechts gefögel yngstym vnziert
Ser wenig glück md knnst dich rürtt.
Verhalt dcyn mand hab schäm du hetz
Nit wider Christum frenel schwets.
170 Stee ab deinr grober mm vnd schmach
Der tapffem man (als kurtzlich geschach)
Durch dich Hetz ward ejn dicht gemacht
Darin vil yögel zamen brachtt.
Gedenck was du für Atzeil seyst
175 In 8Ünd bis über die oren leyst.
Hör vff laG ab das radt ich dir
Ec dein Sodomy auch kum her für.
Dir Hetz werd vff gehebt die deck
Kejn hund auG sjnem schlaff nit weck ,
1 80 Hetz Hetz laß ab von dyncm gspey
Ee wan dn hörst ejn ander gschrey
Wiffrauwen schmehen stee zu frid
Mit schmach schrifft nenn ir namen nit.
Send das die werck so cüwcr glaub gibt
1 85 On wclchs man kompt gen hymel nit
Den Ion jr Atzein nempt on mich
Beym Pluto, in ßechs hymclrych.
Getrnckt zu Bettlahem bey dem Aus Nili.
34. Nach zweijährigem Proceß wurden 15()9 zu Bern eini
digermönche verbrannt, welches Ereigniss sowohl Manuel als
Mumor reimweise beschrieben haben. — 65. Für die Prediger
und ^egen die Juden legte der ehemalige Jude Pfefferkorn i
eine fjanze ein. Wiederholt bekämpfte er trota seiner Unwissenl
bekannten Humanisten Johann Reuchlin, so im Brandspiegel 1
Beschirmung 1515, im Streitbiichlein 1516 und noch 1523. E
starb 1522, worauf sich V. CG— 68 beziehen. — 85. Der Vogel
Wittenbergisclie Nachtigall. — 114. Zwei Augustiner wurden 1
Brüssel verbrannt. — 118. Nach dieser Zeile fehlt sowohl R
Sinn entsprechend eine weitere Verszeile. — Ein Druckjahr ist j
Blatte nicht angegeben, aber Inut V. 114 ohne Zweifel das Jah
E. WELLE
E. MABTIN, ZUM FOBTLEBEN DEB OUDBUNSAOE. 42.">
ZUM FORT^^EBEN DER GUDRÜNSAGE.
Unter diesem Titel hat Herr Schröer in dieser Zeitschrift XVIT
208 fg. einen Angriff gegen mich gerichtet, weil ich in der Vorrede
meiner Kudrunausgabe S. L seiner Behauptung ^ daß Gottscheer
eder auf die Gudrunsagc zurückzuftihren wären , entgegen getreten
I. Es ist zunächst die persönliche Wendung dieses Angriffs, die mir
le Antwort auferlegt.
Herr Schröer beschuldigt mich einer ^erstaunlichen Oberflächlich-
it', er nennt es einen 'Lapsus, der eines transrhenanischen Feuille-
listen würdig wäre', daß ich die Lage von Gottschee durch die Worte
1 der Save' bezeichnet habe. Allerdings liegt weder die Stadt Gott-
bee an der Savc, noch stößt das Herzogthura Gottschee daran. Aber
kam mir nur darauf an diese Lage durch einen bekannteren geo-
aphischen Namen jener Gegend kurz anzudeuten und daftir bot sich
in passenderer als der des Flusses. Hätte ich gesagt 'in der Nähe
r Save, so hätte Herr Schröer nichts auszusetzen gehabt. Wenn —
1 sage nicht, ein Hransrhenanischer Feuilletonist', sondern irgend ein
sutscher von den 'Hansestädten an der Nordsee' spräche, würde man
rn da sogleich unterschieben, er habe nicht gewußt, daß Bremen an
ir Weser und Hamburg an der Elbe liegt?
Die zweite der Ungenauigkciten , von denen meine Darstellung
immeln soll, ist die, daß ich in Zeile 22 des L Liedes 'und fkhrt
»er das breite Meer ein 'damit' eingeschaltet habe. Ich gestehe das
ersehn zu. Aber was hat diese Einschaltung Herrn Schröer geschadet
id was gewinnt er mit ihrer Beseitigung? Er will ja den Vers nur
B eine irrige Wiederholung eines früheren ansehen und eine Con-
ctur an seine Stelle setzen. Über diesen Vorschlag werde ich weiter
iten reden. Dann wird sich auch zeigen, daß ich alle andern mir
m Herrn Schröer vorgehaltenen Ungenauigkciten, 'Reden ins Blaue'
8. w. noch jetzt vertrete und ausftlhrlich zu begründen bereit bin.
Vorher aber noch ein Wort über einen andern persönlichen Vor •
arf, den gegen den *Ton meiner Auseinandersetzungen. Herr Schröer
tiert mit Entrüstung meine Worte, daß eine seiner Vermuthungen 'mir
cht begreiflich ist'. Ist es denn wirklich so schlimm, wenn ich einer
ermuthung, anstatt sie ausführlich zu widerlegen, nur eine Zusammen-
wmng der wesentlichen Punkte mit Beifi\gaxi^ tü^vörä wsSw^^äoc^^s^
426 E. MARTIN
Urthcils entgegenstelle? Letzteres läßt ja gerade auch einer abweicho*
den Meinung ihr Recht. Und wenn nun Herr Schröer fragt: '\VW
denn dieser Ton in unserer Wissenschaft nie aufhören?' so stelle A
die Gegenfrage: Soll etwa die Witzelei, von der wir oben eine Probe
gegeben haben^ an seine Stelle treten ? Stoff dazu f^de sich wohl and
bei Herrn Schröer, der z. B. in dem Mohren eines slovenischen Volb-
liedes den Sifrit von Murlant der Kudrun wiederfinden will.
Doch zur Sache. Ich halte auch jetzt noch das von Herrn Schröer
(Germania XIV 327 fg.) an dritter Stelle mitgetheilte Volkslied flir
ein einheitliches und vollständiges. Herr Schröer hat noch keimea
Widerspruch nachgewiesen^ der ihn berechtigte, von einer Verbindiug
verschiedener Bestandtheile, eines deutschen Liedes und einer sloveni-
schen Erzählung zu sprechen. Der Wechsel zwischen der MehnaU
und Einzahl der Räuber darf* nicht als solcher gelten: es ist ebouo
natürlich, daÜ mehrere bei der Entführung betheiligt sind, als daß nur
einer die Geraubte fiir sich behält. Über so selbstverständliche Dinge
^eht das Volkslied mit Stillschweigen hinweg; vgl. Uhland, Volkslieder
No. 260 Str. 6 fg. 10 fg. DaÜ ein slovenisches Lied mit einem Theüe
des Gottscheer Liedes übereinstimmt, beweist nicht, datt dieses aus jenei
geschöpft hat. Vielmehr ist ja das deutsche am Schlosse vollständiger,
in den Motiven klarer, wie Herr Schröer selbst (a. a. O. 332) gefimdei
hat. Warum soll das vollständige, in sich übereinstimmende, dabei
einfache, volksthümliche deutsche Lied nicht das Original sein?
Von diesem Liede nun ist, so behaupte ich weiter, das von Heni
Schröer unter I gegebene nur eine abgekürzte und verwirrte Versioo.
Verwirrung zeigt sich zunächst in den Versen 17. 18. Dieae treten,
was Herr Schröer nicht bemerkt zu haben scheint, störend zwisckes
die Rede der Meererin und die darauf bezügliche der beiden Jüngfinge
im Schiffe. Die Worte der letzteren werden doch nicht etwa gesprocheo
worden sein, nachdem sie über das Meer gefahren sind. Ich kann die
beiden eingeschalteten Verse nur für eine Variante halten zu Vs. 21. 22.
Dann fkUt natürlich jeder Grund weg Vs. 22 abzuändern. Die von Heim
Schröer vorgeschlagene Conjectur wäre freilich auch sonst ganz willktir
lieh gewesen; denn aus dem Zusamimenhang ist kein Grand ersiclit*
lieh, wcßhalb die Meererin ihr 'leinen Tuch' in das Meer werfen solhe.
Daß in V. 24 'dort grüßen sie sie und halsen sie sie' Verwandte der
Meererin, von denen doch sonst nirgends die B^de iat, beaeiolmei findet
Herr Schröer zweifellos und schilt mich, daß ich an die Jijüaglmge im
Schiff gedacht habe. Ich hätte angenommen, meint er, dßü dieae sie mebi
fiaher gegrüüt und gekUUtt Vt^Ueiü. T>Bkj^ V^^ v^ ^üko^ x^k^SVid« gOHf^ f
ZUM FORTLEBEN DER GUDRXJN8AGE. 45J7
"^ohl aber glaube ich, daß die Entfllhrer sich mit ihrer Beute gerade
dann beschäftigen konnten, als sie sie in Sicherheit gebracht hatten.
3ch beweise diese Möglichkeit mit dem III. Liede, wo die Meererin,
jenseits angelangt, von neuem weint und der Räuber sie zu trösten
■licht. Von diesem Vorgange scheint mir der Schluß des I. Liedes nur
eine verdunkelte Erinnerung zu sein. Herr Schröer behauptet femer,
ich habe Vergessen,' daß in I der eine Jüngling als Geliebter sich
durch den Ring zu erkennen gebe: das habe ich nicht vergessen, son-
dern geleugnet. Gibt denn jeder Jüngling, der einem fremden Mädchen
einen Ring anbietet, sich als ihr Geliebter zu erkennen? Auch dießmal
belege ich meine abweichende Auffassung, und zwar aus der Kudrun,
wo in Str. 122 die Fürsten den Jungfrauen Ringe anbieten, um diese
la einer Auskunft zu bewegen, ohne eine Ahnung davon zu haben,
daß sie vor der Geliebten und der Schwester stehen.
So bleiben also nur die beiden Parallelen zur Kudrun in V. 9.
10 und 15. 16. Die letztere bezieht sich jedoch nicht auf das Zu-
sammentreffen von Kudrun und Herwig und Ortwin, sondern, wie ich
S. LI corrigierte, ohne ein Wort zu verlieren, auf die Scene zwischen
Hartmut und Kudrun Str. 1294. Lassen sich nun diese Überein-
stimmungen nur aus Entlehnung erklären? Oder können sie auf ge-
meinsamen Ghrundanschauungen, auf dem Stil der Volkspoesic beruhn?
Für letzere Annahme, daß Volkslieder unter sich oder mit Gedichten,
die aus solchen schöpfen, in Einzelheiten zusammentreffen, ohne daß
an eine directe BeeinfluÜung zu denken wäre, ließen sich eine Reihe
von Beispielen anführen. Es eröffnet sich daher bei der Erklärung
dieser Übereinstimmungen das Feld für die subjective Meinung; zu-
gleich aber schwindet auch der feste Boden des Wissens.
Noch habe ich über das II. Lied zu sprechen. Der Anfang ist
derselbe wie in IQ und I; aber daran knüpft sich sogleich eine von
diesen Liedern durchaus abweichende Erzählung. Eine volksthümliche
Streitfrage ist ihre Grundlage, ob nämlich die Liebe von Blutsver-
wandten oder Angeheirateten größer ist. Unser Lied entscheidet sich
ftr den Bruder. Das Gegentheil behaupten andere Volkslieder, die Herr
Schröer angefUhrt hat; auch der in den Interpolationen der Kudrun
vorhandene, ganz anders eingeleitete und begründete Gegensatz zwischen
Ortwin und Herwig scheint der letzteren Ansicht zu entsprechen. Es
ist also wieder nur eine ganz entfernte Ähnlichkeit des Volksliedes
mit dem GecUchte vorhanden. Ganz unstatthaft aber ist es diese Ver-
gleichong stützen zu wollen durch die Parallelen, die zwischen der
Kadrun und einem zweiten, grundveTBc\i\^dLeTi<&w N ^JJkA\^^^ \\<^'*\5Ö«ss..
428 K. J. 8CHRÖER
Zur Entgegnung Herrn £. Martins.
Wenn ich mir den Vorwurf zugezogen habe, in meiner Abw^
mehr persönlich als sachlich vorgegangen zu sein, so geschah diei
wohl nur deshalb , weil mir eben das Urtheil des Herrn Martin nick
objectiv genug erschienen ist In dem Obigen hat Herr Martin mm
eine so ruhige und objcctiy erscheinende Darstellimgsform gewählt, dat
ich wirklich bedaurc, ihm nicht ganz einfach die Hand reichen n
können, sondern doch noch Punkt für Punkt berichtigen zu müssea
was er gegen mich anführt. Daß ich nichts auszusetzen gehabt hltte,
wenn er statt des bedenklichen ^Gottschee an der Save" gesagt hätte
^in der Nähe der Save,^ kann ich ihm doch nicht zugestehen, ebenso-
wenig als wenn er gesagt hätte ,, Halle an der Pleiße" oder ,|Leipxig
an der Saale'' und dieß nun dahin erklärte, daß das soviel heißt ab
,,Halle in der Nähe der Pleiße" und „Leipzig in der Nähe der Saale^
Der Fluß, nach dem die Lage des Ländchens Gottschee zu bezeichn«
wäre, ist eben die Kulpa, die dessen südwestliche Grenze bildet.
Die Kulpa ist von der Save ohngeßihr so weit entfernt als die PleiÜe
von der Saale.
Zur zweiten Ungenauigkeit (Herr M. nennt es die zweite), di*
ich nachgewiesen, bemerkt Herr Martin: „ich gestehe das Versehn n.
Aber was hat diese Einschaltung Herrn Schröer geschadet und wv
gewinnt er mit ihrer Beseitigung?** Da Herr Martin (ragt, muß ich ün
antworten. Wenn Herr Martin unter Anftlhrungszeichen meinen Text
citiert und jenes Wort damit stillschweigend einschaltet, so ist der
Sinn dadurch insofern nach Herrn Martins Anschauung geändert, ab
das Tuch nicht ins Meer geworfen sein kann, wenn sie damit üben
Meer fährt. Die betreffende Zeile ist, wie ich bemerkte, natQrlich olme
das von Herrn M. hineingekommene damit, eine Wiederholung von
Zeile 18 und steht vielleicht, wie ich die Vermuthung aussprach, filr:
und wirft es in das breite Meer. Wenn ich diesen Zusatz unbemerkt
ließ, so hätte es demnach der Würdigung meiner Darstellung aller
dings geschadet; da ich den Zusatz als solchen hervorhob, schadet
er mir wohl nichts mehr.
Daß ich zu Witzeleien Stoff böte in einer Erinnerung an Stfrit
von Morlant Germ. XIV, 322, ftlrchte ich nicht Wenn man biDijr
denkend den daselbst in Klammem stehenden Satz im Zusammenhange
mit dem Übrigen in Erwägung zieht, so wird man die Sache nicht s«
schlimm ündcn. Ich hab(^ mc\\t WV\«vvjt^t, daß Stfrit von MdrUnt
'o dem Mohren der 8loveniÄc\icn'B«XV«A^ xm ^^^tsiäw w^ ^Rs^ässn. bei
ZUM FORTLEBEN DER GUDRUNSAGE. 429
l.«88en Vorkommen in Klammemjbeigefiigty „wobei man an Sifirit von
Morlant denken möchte^. I^Dazu bemerkte ich weiter, daß unter Mohr
■I der slovenischen Volkspoesie wohl zunächst ein Sarazene, ein Maure
■u verstehen ist. Das Vorkommen von Sarazenen im Volkslied in jenen
■adlichen Gegenden schien mir bemerkenswerth und wenn Gudrun in
penen Gegenden theilweise im Volke lebte, so stimmt das Vorkommen
«ines Herrn aus Mörlant in der Gudrun zu dieser Eigenheit des Volks-
Kedes. Das durfte ich in jenem Zusammenhange wohl hervorheben^
ohne zu besorgen, daß es Stoff bieten wird zu Witzeleien.
Herr M. bemerkt femer, er halte auch jetzt noch das 3. Gott-
aeheewer Lied ftlr ein einheitliches und ganzes. Da hat Herr M. ganz
recht Das thue ich auch. Ja aber, argumentiert Herr M. weiter, ich
habe noch keinen Widerspruch nachgewiesen, der mich berechtigt von
einer Verbindung verschiedener Bestandtheile „eines deutschen Liedes
und einer slovenischen Erzählimg (warum Erzählung, warum nicht
eines slovenischen Liedes?)^ zu sprechen. Dagegen mich zur Wehr zu
letzen scheint mir fast überflüssig, da Herr M. im letzten Absatz die
Verschmelzung des Anfanges der Ballade 3 mit einer ganz abweichen-
den Erzählung im zweiten Liede selbst zugibt. Die zweite ist ver-
tehmolzen mit einem deutschen Volksliede, die dritte mit einem slo-
wenischen. Die erste Ballade, die die meisten Anklänge an Gudrun
hat, ist weder aus der zweiten noch aus der dritten zu erklären. Sie
ist gar nicht zu verstehn, wenn man die Erklänmg aus dem Zusammen-
kange der entsprechenden Stelle der Gudrun nicht zugeben will. Dieses
Nichtwollen scheint mir aber denn doch noch kein Beweis! — Nun
erlaube man mir doch kurz den Gedankengang der drei Lieder hier
an den Schluß zu stellen, daraus wird sich jedermann dann ein Urtheil
darüber bilden können, ob es denn wirklich so „ghnz unstatthaft^ ist,
dabei an Gudrun zu denken:
1. Wie firüh steht auf die Schöne am Meer! Sie geht ans Meer die
weisse Wäsche waschen. Da schwimmt heran ein Schifflein klein. Darin
sitzen zween junge Herren (Gudrun: zwene man in einer barken). „Guten
Morgen, du schöne Meererin!^. 'Schönen Dank, viel gute Morgen hab
ich wenig!' (Gudrun: guoten morgen, guoten äbent was den minnec-
Itchen meiden tiure.) Vom Finger er ziehet ein Ringlein. „Nimm hin,
du schöne Meererin!" (Ghidr. 1247.) 'Ich bin nicht die schöne Meereriu,
ich bin ja die Windelwäscherin!' (Gudr. 1294: ich bin ein armiuwesche.)*)
*) Daß diese Antwort in der Gudrun nicht in diesem Zusammenbange ertheilt
Irird, sondern an anderer Stelle, verschlägt nichts. Solche Vorsohiebungen sind wohl
^eakbrnr und die Stelle könnte trotzdem eine EennuvaceiA «^veu
430 ^' •'• SCHKÖRR. ZUM FORTLEBEN DER GUDRUNSAGE.
Sie setoen sie aufs Schifflein und fahren übers breite Meer. *Da bk
gleichwohl die schöne Meererin!' Sie nahm ein leinen Tuch in da
Hand und fährt übers (und wirfts in das?) breite Meer. Und wie m
dann hin ist gekommen, dort grüßen sie sie und küssen aie rie waL
halsen sie die Meererin, die schöne , die junge Meererin« Vgl fit
Begrüßungen und Küsse bei Gudruns Empfang daheim Ghidr. 157&
1578 und Weiteres Germania XIV, 327—336. XVII, 68—71: dieM
laden von der wiedergefundenen Schwester.
2. Die Schöne wäscht am Meer und weint Es sehwimmen iwa L
Herren heran. Warum weinst du so heiß? — Mein Bruder ist ge-
gangen ins Heer. — (Der Geliebte, den sie nicht erkennt, sagt): wen
wäschest du lieber, dem Bruder oder dem Geliebten? — ^Einen Lieb-
sten krieg ich wieder, einen Bruder nimmermehr!' — (Entrüstet wi (^
der Geliebte sie dafür züchtigen, der Bruder aber nimmt sidi ihrer
an:) „halt auf, halt auf Schwager!''
Dieses zweite Lied ist entschieden verwandt mit einem Liede.
das der in Schleswig gebome Capitän Abrahamson 17öO hörte, «^
Genbania XIV, 328. 331. Die Verwandtschaft eriiellt aus dem Rufe;
„halt, Schwester, halt!^ In diesem schleswigschen Liede ist der Zi-
sammenhang des Ganzen noch verständlich, der in der Gt>tt8dieeT
Fassung ganz verdunkelt ist. Inwiefern diese Fassung zur Gudm
gehaltc^n werden kann, habe ich Germ. XFV, 328 besprochen.
3. Nach demselben Eingang wie 1, sagt die „Meererin '^ : „dahoa
habe ich einen bösen Mann und einen bösen Sohn^. Die Schiffer mai
drei. Sie locken sie ins Schiff und stoßen ab. Sie wird 7 Jahre ml
3 Tage von der Heimat fem gehalten. Nach 7 Jahren kehrt sie hm
und findet ihren Sohn unter Hirtenknaben. Dieses Lied stimmt nim
vollständig zur slo venischen Ballade von der schönen Vida, mit der
die andern zwei nichts gemein haben.
Von dieser dritten Fassung der Ballade habe ich seither noch
{ eine Aufzeicimung erhalten, in der nicht drei, sondern^ wie in L 2..
j zwenherrenin der Barke sitzen; s. darüber mein Wörterb. der Mund-
I art von Gottschee (1870) Seite 177. — Daß in der I. Ballade der
Schluß: „dort (über dem breiten Meer) grüßen sie sie und halsen aie
sie und küssen sie die Meererin,^ nur so verstanden werden kann, da6
sie von den dort weilenden gut empfangen wird, und nicht von doMa
die sie mitgebracht, dabei bleibe ich. — Daß sidh der eine Jflng-
ling in 1. durch den Ring als Geliebter zu erkennen gibt, das habe
ich natOriich mit Hinblick auf Gudrun 1247 (nu seht an mfne haot
ob 11' daz golt erkennet?) so ^^t^\.c^ xm ^S^^\i ^g^i^gnsoScA» Das w3
E. RAUTENBERG, ZUR HANDSCHRIFTENFRAGE DER NIBELUNGEN. 481
nn Herr M. nicht zugeben. ^Gibt denn jeder Jüngling, der einem
PBmden Mädchen einen Ring anbietet, sich als ihr Geliebter zu er-
nennen?'' Jeder Jüngling wohl nicht, aber Herwig im Gudrunliede
kr. 1247 doch und ich glaube nicht, daU zu dieser Stelle die Str.
3iidr. 1224, die Herr M. herbei zieht ^ so passend angeftlhrt wird
ib 1247.
Und so kann ich denn leider in der Entgegnung des Herrn M.
mch nicht das Geringste finden, was zu meiner Belehrung dienen oder
Deine Anschauungen verändern könnte.*)
K. J. SCHRÖER.
iElTRÄGE ZUR HANDSCHRIFTENFRAGE DER
NIBELUNGEN NOTH.
I. Plusstrophen von A gegen B.
Im Anfange des Nibelungengedichtes finden sich in A drei Strophen,
e in B fehlen, 1. 3 und 21.
1 fehlt in B und J; sie für unecht zu halten verbietet die Ubci'-
Qstimmung von Ad und CD. Herr v. d. Hagen hatte gemeint, ^ sollte
ese Strophe auf dem vorstehenden Blatte prächtig gen^&h werden.
Achmann (zu den Nibelungen 6) bemerkt dagegen, daß „"dieß leere
latt zum Parzival gehöre, nicht zu den Lagen der Nibelungenhand-
ihrift." V. d. Hagens Ansicht wird dahin zu modificieren sein: das
riginal von B sollte die prächtig gemalte Strophe auf dem ersten
latte haben, man war nicht dazu gekommen, od)sr das Blatt war
jrioren, und so blieb denn auch in B die erste Strophe weg.
Ahnlich könnte auch das Fehlen dieser Strophe in J zu erklären
iin; doch kann ich hier nicht unerwähnt lassen, daß i fttr den Anfang
ne ganz eigenthümliche Stellung einnimmt, da ja in dieser Handschrift
ißerdem noch 7—12, 16 und 17, 19, 20»'* und 21 »• » fehlen, und
ch an Stellen, die filr die den Hauptbearbeitungen unterscheidend
ad, besondere von den andern Bearbeitungen abweichende Lesarten
iden.
*) Es sei erlaubt ans der sachkundigen Keccnsion (von Q. Paris.?) in der liovue
tiqne 1872, Nr. 33, einen bezüglichen Passus anznf&hren. 'La tradition. Dans ce
apitre interessant, M. M. refuse d'admettre les indices qu'on a r^ceinment signal^s
Texistence encore popnlaire anjonrd'hni de cettc tradition: il^ scmble y mettre one
rUutte mMavaiBe^oloütS qni ne nous paralt paa ^ws^^^. 13^ ^«x^a 'c^\\^^^sc&rc&&^
t carienx et doivent 6tre bien venna* '^.^^
E. RAUTENeKEU
Str. 3 und 21 feUen m B oad C.
Bei Str. 3 war ein Abirren von 2* * itip-l^ anf 3*** 9^
leichL Aach bei Str. 2\ war ein 2huticbn Venefafin mi^
■ (SO^ genau (genant) 31* gaean): docb mGcfate ich btemd i
viel Gewicht l^en.
Wie aber ist es za erkllren. daß B and C hier in HiJ
, Weise überuiiistiinm^a?
Vergleichen wir weiter die bedeatendereB Textabwciclitaiga
I ailen Bearbeitun^n erhaltenen Strophen, so finden wir, dal!
^erin C und B sbereioäliniineQ . während A e^eothOmlid
tet
■ BC Kriemkib yekasen ti [C dni] wari
A KrietnhiU kwu ti gtkÖLe» mitde vtu
BCD /n digai hökeH mst Irvnmle KriemhUde,
%cie n cüge anai Kalkem ttare wtltoen und leiUe,
A & trommde Kriemkäle m t»ytmHem der n fßoB,
■eis M OMM mftatt nliai tBgt waHy tae.
> BC Udtr üMMMT jweeJIai.
A niMiMr lädtr ÄK jaactflfcai.
■ BC Smt dtmidta mäa heaeeÜm 6« der gmotm
A iSn ibuuJe tu ha daekädm mäa tUr gmalm.
' BC Dax üM vom wiaima (C mioa) mimme aol
A Z)(n kA «0^ coa srame ■ÖMMr peimma
■ * BC Kriemiilt üi ir mmoU nck miau gar
Sit lebdt diu 9*1 jtnrte vä wmegm lubtu Inc.
A Im ü- vil Wu» tmjaidm, dir «t «dUw ^iIck
labt diu magtt «Ui v& mamgm tiehtm tac
Die Strupheo 18, 19 sind in B and C in der richtigen
t A foljrt 18 auf 19.
lu Str. 22 an aber siiinmeD nicht mehr E
I uud A (ibt-Teiu; gleich ä2' hat
A rrtt er | •*
C *HorAr rr/rtwttdi» laitt ;
Ubeiünders: 23«, 24=. ?6^ 27« »,28' u.». w,
I den Lesarten aboTvinstinuDeu, 0 ab<^ abweicht;
) Stniphü 56 hat B mit A W-wahrt; Str. 22''
t CD, nidit etwa auch in B.
Kno tbeilt aber Lachmana in der Aiugabe W
(cfr. Butsch Ati^pÜK von \*TO,N'\> ««v- ,«i» V
Jitigen BflhK
KKTRlGE ZUR HAND8CHRIFTENFRA0E DER NIBELUNGEN NOTH. 433
^. 22 ^ geheizen, von da an die schöne und sorgfiütige dritte des
siyak bis 380^^ u. s. w. Dadurch wird Alles klar: bis 22^ geheizen,
gte der erste Schreiber einer Vorlage der Bearbeitung C,
1 22' der eneUe degen guot an der zweite Schreiber einer
rlage der andern Bearbeitung. (Das nichtssagende der edbe
Bit in A ist wohl nur Schreibfehler.)
O^en diese Annahme scheint allerdings zu sprechen^ daß C mit D
ophe 7 an fUnfter Stelle liest; B aber wie A an siebenter. Doch
fen wir hieraus nicht mehr schließen, als erstens:
daß C selbst dem Schreiber von B 1 — 22 * , nicht vorgelegen
»6; sondern eine andere , C freilich ähnliche Handschrift; und
eitens:
daß die Umstellung von Str. 7 und 5 erst ein Fehler des Schrei-
ra von C ist; der zwei Strophen , 5 und 6; übersprang und dann
chholtC; ähnlich wie A bei 18 und 19. — C kann somit nicht das
iginal der Bearbeitung Y (Bartsch Ausg. von 1870 p. XVlll) sein.
C = B1— 22*
S^^D— 268.
D aber bis 268* und das Fragment S, das gleichfalls Strophe 7
fiinfter Stelle las (Bartsch, Unters. 381), scheinen direct aus C ab-
schrieben zu sein.
n.
Herr Professor Hoiinann (Sitzungsberichte der Mtlnchener Akademie
r Wissenschaften 1870, I, 4, 529) will die auffallende Erscheinung,
0 der Cod. A die Mehrzahl der Lücken in den Abenteuern 6 — 11
25 — 666 Lachmann) hat, durch die Annahme erklären; daß der zweite
latemio von den 7 oder 7 Vs Lagen der Handschrift; die dem Schreiber
n A vorgelegen habe, einer älteren (?) und kürzeren Textrecension
gehöre, während die übrigen in der Strophenzahl mit B; der Vulgata,
1 auf nur kleine Differenzen übereinstimmten.
Diese Erklärung durch Quatemionen scheint mir schon deßhalb
wahrscheinlich, weil dadurch nur ftir 320 — 590 LachmanH; nicht auch
* 590 — 663 der Strophenausfall erklärt wird. Die Lage I der von
>fmann vorausgesetzten Handschrift hätte enthalten 16 X 10 X ^ ^^^
320 Strophen; die Lage H (16 X 10 X 2 Str. = 320 Strophen), hätte
lo bis ungeftlhr 640 in B; nur bis 590 in A gereicht. Von 640 B
)0 Lachmami} an hätte man also auf« u«a^ t^^t^wi^Xxssc&'Qs^^l^ n:^-
eiauumÄ. jtm« jma«. v. (XYu.) Jahif. ^^
434 ^ RAUTENBERG
sehen A und B erwarten können. Nun fehlen aber von 590 L. bu
663 L.j in 73 Strophen also, noch an sieben Stellen in A Strophen,
die B hat; und diese Lücken zeigen ganz denselben Charakter wie
die Vorhergehenden in 324—590. Wie sind diese dann zu erklÄren?'
Man müsste schon annehmen, daß das zur Ausfüllung der durch Fehlen
von Quatemio II entstandenen Lücke benützte Bruchstück enger ge-
schrieben gewesen sei, und jedenfalls mehr enthalten habe als 32*)
Strophen,, ungefähr 400; man sieht aber auch dann nicht ein, warum
nicht schon von 590 an oder wenigstens vom neuen aventiuren AnCang
V. 636 an die dritte Lage des ersten Codex wieder benützt wurde.
Mir scheint meine Hypothese, die sämmtliche ähnlich gearteten,
so nahe bei einander liegenden Auslassungen erklärt, den Vorzug zi
verdienen, und ich möchte sie hier auch namentlich Herrn Professoi
Hofmann zur Begutachtung vorlegen, der diesem meinen Erklärungs
versuch, der ziemlich gleichzeitig und unabhängig von dem seinei
entstanden war, schon einmal (nach kurzen Andeutungen, die ich einen
Freunde in München gegeben) Aufmerksamkeit zu schenken die Freund-
lichkeit hatte f A. a. O. 528).
Ich bin der Ansicht, daß der Codex A nicht aus Quatemionen
verschiedener Textrecensionen zusanunengesetzt ist, sondern vielmehr
aus „Theilcodices", deren einer die Abenteuer 1 — 5 (1 — 324), der
zweite die Abenteuer 6 — 11 (325—666), ein dritter wahrscheinlich den
Rest enthalten hat. Von Wichtigkeit sind für unsere Untersuchung zu-
nächst nur die beiden ersten Gruppen.
Es lassen sicli an jüngeren Exemplaren der verschiedenen Bear-
beitimgen, sowohl der B- Gruppe, als auch der C-Ghruppe für 32c
Spuren vom Anfange neuer Handschriften nachweisen. In J, der Hand
Schrift, die ja im großen Ganzen der Bearbeitung B näher steht, sine
die Strophen 1 — 324 zusammenhängend geschrieben, ohne irgend welch<
Bezeichnung von Abenteueranföngen nach 19, 44, 137, 263. Bei v. 325
Ez was ein küniginne gesezzeii über se, sind zuerst, wie später bei jede
aventiure, die gemalten, schön verzierten Initialen, ebenso die rothei
Überschriften, z. B. nach 324: ^wie hang Gunth! nach hrunhiU für (cfi
Lachmann zu den Nibelungen 11 und 46), die von da an regelmäßig
mit A ziemlich übereinstimmend erfolgen.
Die Wallersteiner Handschrift beginnt überhaupt erst mit 325
statt 1 — 324 ist eine Einleitung in Prosa. Es gab somit Handschriften
die nur bis 324 reichten, andere die erst mit 325 begannen.
Weiter hat a eine Lücke nach 665 ^ Hort den aüermaisten dev^
die bis 720* reicht, also, da a mVX. ^ «^ämmX.^ ^ Strophen umfasst:
.GE ZUB HANDSCHBIFTENFRAOF, DER KIBELrNGEN NOTH.
«P^
•aÜerdem ist eine Lücke von 341 — 381 ' nach C, also von 50 Strophen
l Zeile. Nehmen wir an, dali die Lücke von 341—381 ' ~ 201 Zeilen
Bxclustve des Raumes einer Zeile für die Überschrift vor 377 ' (371 Ca)
inrch Aasfallen von z. B. zwei BUttem a circa 25 Strophen entstanden
so kann die Lücke nach tiflö ' . die 219'/, Zeile exclusive des
Riuunes ftlr die Überschrift nach 666 umfaast, nicht durch den AuBfall von
Blättern derselben Handschrift entstanden sein (vgl. dagegen Bartsch
Aosgabe von 1870. S. XXIII, Anm.); wahrscheinlicher ist, dall 325 bis
J65' einer Vorlage, die nrsprilnglich bis 666 gereicht hatte, aber, als sie
!enj Abschreiber zu Händen kam, verstümmelt war, die Strophen von
120* an dagegen einer zweiten Vorlage entnommen sind, die vielleicht
toher bei 667 begonnen hatte, später aber im Anfange unvollsUlndig
Vard; beide Theilcodices gehörten aber sicher der Bearbeitung C an.
Eine ähnliche, vielleicht dieselbe Vorlage könnte auch dem Be-
Irbeiter von J von 721 an neben seiner BA-Handschrift vorgelegen haben;
leilicb hat a 720*'", die J noch nicht aufgenommen hat, doch wäre
ja imnaerhin denkbar, daü die Vorlage, als sie dem Schreiber von J
rakam, noch mein- verstümmelt war, als zu der Zeit, da aie von dem
ächreiber von a oder der Handschrift, aus der a direct abstammt,
aeontst wurde. So wäre erklfirt, weßhalb gerade erst von 756 an
Btrophen der C-Bearbeitung in J aufgenommen sind.
Mir scheint die Annahme einer Doppelredaction (Bartsch Unter-
Bucbungen 316 und 380) der C-Bearbeitung, einer kürzeren mit circa
20 Plusstrophen wie J und einer längeren mit 100 Plusstrophen, nicht
Lothwendig. Der Bearbeiter von J liatte neben seinem AB- Texte, dem
r hauptsäcltlich folgt, einen c. 721 beginnenden C-Text vor sich, den
er anfangs eifrig, später immer nachlässiger benutzt hat. Von 756 — 936
nimmt er alle Zusätze der C-Bearbeitung auf: 756, S48, 858, 910
später immer weniger.
AuB a und J ergibt sich, dalJ es Handschriften gab, die mit
Str. 325 begannen, aus a scheint auch gefolgert werden zu können, Aaü
Handschriften bald nach 665 endeten; aus J ist auch die Existenz
einer Handschrift, die nur 1^325 umfasste, zu folgern. Ebenso einer
andern, die c. 721 begann; solltt- da nicht auch fiir A die Am
solcher Theilcodices gerechtfertigt sein, und zwar namentlich eine-«
solchen, der 324 bcgaim und 666 endete. Freilich bietet A keinen
graphischen Anhaltspunkt für die Annahme, wohl aber i
die lliatsache, dnU gerade nur in diesem Abschnitt eine t
Strophendifferenz und so besonders zablreiehe orüiograph
sidi finden. Und erklärlich wäre es, wenn dieser Th^ilf
□amentlieh eine-=
bietet A keinen i
ber sprir ^^^B^
436
▲. BIBLINGER
geschrieben und bearbeitet wurde^ der die interessantesten in sich ab-
geschlossenen Abenteuer, die die Werbung Ghmthers um Bnmhild und
Siegfrieds um Eriemhild erzählten, enthielt Diese lagen also in einer
besondem, absichtlich oder unabsichtlich verstümmelten Bearbeitung,
die jedenfalls jünger war als die B-Bearbeitung, dem Schreiber der
jungen Handschrift vor, der von 666 eine bessere Vorlage hatte, die
fireilich bis 1659 nicht immer sorgfUtig copiert ward.
HAMBUBQ, AogOBt 1871. £. RAUTENBEBG.
MITTELDEUTSCHE MARIENLEGENDEN.
Ein Pergamentblatt in Quart, zweispaltig, aus dem Anfang des
14. Jahrhunderts, im Landesarchiv zu Düsseldorf, mir von Birlinger
mitgetheilt, *) enthält nachstehende Marienlegenden, deren erste ihrem
Inhalt nach mit der Erzählung von Reginaldus im alten Passional
365 f. Eöpke stimmt, und die ebenfalls von einem mitteldeutschen
Dichter verfasst sind. Beide Erzählungen stehen unabhängig von ein-
ander da: welche die ältere ist, möchte schwer zu entscheiden sein.
K. BABTSCa
(a) Tf den Tromin
▼ wurde
suche bürde
(a)n einer stunde do er lac
5 Tn sin yil grose krancheit pflac
die Ysirwelte kunegin
der irre suze trosterin
CT im weisgot vil lobesam
mit zcwein andrin ivncvrowin quam
10 in snnnenbemdir clarheit
die ir des dinstis waz bereit
do sie in Trontlich an gesach
solche wort sie widir in sprach
bite wez din herzce gert
15 daz Salt dy allis sin gewert
wen ich dir nicht vor sagin wil
swcz dv bitis in disim zil
d^ siehe yü grosir krancheit
sie KT bitin gar Tor meit
20 wan er nicht wol mochte
sprechin noch in tochte
d^ Tnmasin mildekeit
mit snellir antwort sin bereit
do onch daz Tomamin
25 die iTncTrowin sie (sie!) dar qnamin
mit der werdin kunegin
der genemin gotis gebererin
sie sprachin dT salt bcTelin • .
alle diniz gebet zt ir
30 daz sie mit barmehenikeit
dir ZT tTude sie bereit
dar ZT sie got hat tz irkom
der Ton ir kint wart gebom
Do der arme dise rede Tomam
35 onch er ZT im selb^ quam
TÜ endelich er mit der tat
Tolbrachte der jmcTrowin rat
*) Birlinger verdankt die KenntiiiiiA»\im% ^«t <l^(UU^keit das Heim ArehiTnithi
Mäiieß Mu DüBBeldorf.
MITTELDEUTSCHE MARIENLEGENDEN.
437
er sprach ej werde knnegin
ich hevele mich den gnadin din
40 as dT weist mir wesin
min genesin
e nicht inkan
gin in greif an
seibin stnnt
45 (b) vollinclichin wart gesunt
do er onch des wart gewar
Til endelichin gie er dar
do er sente dmcum vant
er machte im Tffinbar zehant
50 wie er der snche dort genaz
Tn ny wol gesnnt waz
recht alsam im vor nie e
were gewesin also we
do das der gate lobesam
55 dominicQs Yon im vom am
do Torstant er das vil wol
das die ist allir toginde toI
die gotis mut^ maria
in hete gesnnt gemach it sa
60 durch sin demutigis gebet
das er ir mit andacht tet
alsnz die frie kunegin
allin den die ir din er sin
hilfit das sie hie genesin
65 vn ewicHch dort sichir wesin
Dez sie gelobit die wol geborn
die got ZV mnt^ hat irkorn
TD doch ivocvroa reine ist
cfHclich ane endes yrist
70 Maria die got kint gebar
die wil irhorin offinbar
die sich mit dinstis erin
ZT ir an andacht kerin
▼n ir almasin gebin
75 dnrch sie den annin die hie lebin
als ich uch hie bewere
mit disim warin mere
in einem buchclin ich laz
daz etiswenne ein wib waz
80 die da hete gntez vil
da Ton sie doch in keinem zil
den armin almusin gab
noch got opferte dar ab
sandir alliz ir richis gut
85 besaz vil gar in kargim mut
gotlichir richtnm achte sie nicht
bermelich zu tun waz ir ein wicht
zu nichte stunt ir sinne
(c) wen ZV dez gutis minne
90 daz man zv iungist doch muz vlan
vil torlich diz waz getan
do diz gewerte manchin tac
zulest quam dez todis slac
der sie vil endelich an greif
95 da von daz lebin ir insleif
do die arme daz vorstunt
daz sie gar in snellir stunt
solde iemirlich vorterbin
vii herwelich irsterbin
1 00 sie bat vlislich daz man dar
brechte sund^ sumin gar
einen pristir deme sie wurde
bichtic d^ sundin bürde
der gerufin aldar quam
105 daz arme wib da ende nam
in der zit als sie wolde
bichtin als sie solde.
Nu hete sie od ein kint
die di Hbestin stete sint
110 daz vlizHch zu der schule gie
diz selbe sich vil wol ane lie
wen do die mut^ im gestarb
▼n dez lebins gar vortarb
erbe gut vn richeit
115 die im zusamne hete geleit
die mutir. iz gar vorveilte
vn mit den armin teilte
wo man euch kirchin buete widdir
iz gab vil gutis dar na is sidir
120 gab sich in ein geistlich lebin
dar mit is lebte in vollin ebin
wen is spate vn vrv
an tugindim lebin nam ie zv
uns^ vrowin sundMich
125 mit steti.m dinste irbot iz sich
do diz lange gewerte
von herzein is begerte
daz im die werde kunegin
sin mut^ lize werdin schin
40^-44 tboOw^« abgeiohaitUa,
438
A. BIRLINGER
130 war sie were hin geyam
vn waz pine sie muste am
dirre gute manch nacht vn tac
(d) vns^ yrowin dinen pf(lac)
die an im in knrzcir zeit
135 geswegite gar d^ girde strit
ein engil wart von ir gesant
zu im d^ in so zv hant
d^ warheit berichte
mit schinberim geschichte
) 40 do er nn intslafin waz
der engil schire sond^ laz
begreif in mit d^ rechtin hant
vn Turte in da er wesin vant
die hellische pinekeit
1 45 do er sach groz herzceleit
von selin die da warin
in engistUchin varin
von der pine vnre
wen die waz ungehure
150 der engil den vil gatin man
andirswar da vurte dan
da er sine mnt^ sach
der alle selikeit gebrach
wen sie waz in grosir not
155 die ir daz grimme vnr da bot
vn der helle nvrim
mit hesselichim starim
do dis der arme manch irsach
varchtlich er zu deme engil sprich
160 ej dorch got nu sage mir
daz dich vregit mins hencin gir
tar ich d^ annin mut^ min
die da hie üdit grose pm
nicht ein wenic sprechin zu
165 der engil sprach also tu
sprich ir zu loch waz du wilt
wen mich der rede nicht bevilt
Der manch zu haot sprach zu ir
ey mat^ min na sage mir
170 wo mit hast du irworbin
daz da so gar vortorbin
bist an in dise pine kamin
uf dinen grosin onTranwn
vil libis kint daz sage ick dir
175 got bekante nicht min gtr
d^ andechtic werlich ist.
A. BIBLINGER.
AUS MAERLANTS SPIEGHEL fflSTORIAEL
Im Landesarchiv zu Düsseldorf befindet sich ein Pergamentblau
in Quart, zweispaltig, im 14. Jahrhundert geschrieben, von Hern
Archivrath HarleÜ an A. Birlinger und von diesem mir mitgedieilt Ich
sandte, da ich das Bruchstück nicht zu verificieren vermochte, eine
Abschrift desselben an meinen verehrten Freund, Professor M. de Vries
in Leiden. Derselbe theilte mir mit, daß es dem noch angedruckten,
erst vor einigen Jahren aufgefundenen zweiten Theil von Jacob von
Alaerlants Spieghel historiael angehöre. Merkwürdiger Weise fällt es
oine Lücke der einzigen Wiener Handschrifl aus, welche dadurch theil-
weise ergänzt wird. Aus diesem Grunde verdient das Bruchstück einen
vollständigen Abdruck. K. BARTSCH.
(a) die selve dement sinte iacob sande
die biascop was van den lande
van ibrVm was ghesent
die deser gbelike begint cT\ etil
symoen peter die firadament
N«Ai der kerken ia bekent
a^^
AUS MAERLANTS SPIEOHEL HIStOSIABL.
43d
en nam na dement mitter hant
en seide daer dese woerde thant
ghebrod^ eii geselle mijn
ic ordinere di paus te sijn
na mine doet dese dement
want hi lange heeft bekent
al mijn doen en mijn lere
ic kennen oec vrome in on8§ here
die Hede lerende gbeme in miunen
suver sober ghedochtieb van sinne
als ic dement dit bebbe verstaen
riel ic te sinen voeten säen
en heb he dies verlaet gbebedcn
en bi antwMe mi ter steden
hier omme sone bidt mi niet
want mi trecht dat ghebiet
dat ic dit van di begere
om dattn niet en wils oec te mere
want dese eet begbeert die niet
diese begbeert ende dier om spiet
^) hier mede lade ic weet van mi
dat ic veel meer hier mede
ontfa dan eghene salichede
mer wes seker dat. doechstu pinc
om al tvolc salich te sine
die coemt van al an salichede
▼oert soe doe mi dese bede
als mijn leven is gheeindt
bescrijft al gader ende seindt
Jacob den broeder ons bercn
(s)oe du beves ghehoert mijn 1er . .
(e)n boe dat ic mijn leven ende
(h)ier om here ic di zende
(d)ese epistcle daer in bescreven
cen deel is van sinte peters ]ev(en)
noch screef dement andre vier(e)
epistelen van der maniere
des levens van sinte peters roo(nde)
nu genoeghe v teser stonde
dat ghi van peter hebt ghehoert
sine doet ende sine woert
Van sinte peternellco.
Twonder mach ic v voert telle(n)
van sijnre docbter petemelOen)
dochts mi bat een ander weert
inne hadd^ di niet toe begbeert
mer ic raede dattn wils merken
laetstu in vreseh den last der kerken
du moghes te meer ontsien die sende
laetstu tvolc al gaen te gronde
eii du hem ghehelpen moghes
om allene dattn ver hoghes
sonder den last seker wesen
ab du coems bi moede te descn
soe moetstn also leven dan
dat men di niet begripen can
en dit ewelike leven
van di werpen eü begheven
voert leerde hi hem des bisscops daet
dat mi te segghene niet an gaet
eii des papen en des dyaken
dal ic V niet can cont ghemaken
als hi d^ kerken gocde Statuten
die al in sinte peters live
van onghesonde was sere kejti(ve)
soe dat teenre tijd aldus
tote sinte peter sprac tytus
meester du gheves talre stonde
al ander liede haer ghesonde
waer om laetstu peternellen in (quäle)
om haer mitscap weet dat w(a1e)
sprac hi efi om dat v si cont
dat si bi mi mach werden gheson(t)
stant op diene ons petemelle
si stont op ghesont als die 8ne(lle)
eii diende hem en daer na säen
biet hise weder te bcdde gaen
dus waest als sinte peter wende
ende si werd heilich menichfon(de)
cn ghenas in corter stonde
niet allene mer ghesonde
gaf si meneghen keytive
nu was si scoen boncn alle wi(ve)
eü die mare quam daer ave
voer hns enen riken grav(e)
diese te wive heeft begbeert
er v*sert
(?)
440 A. BTKUNGER, AUS MA£;HLANT8 SPIEGHEL HISTOBIAEL.
C«J uwen ionfirouwen daer ic ie di
tUke mede comen mach
binnen dat hi daer om sach
boet si den hejl^hen man
cbomediBe diese dan
lichlike heeft berect
baer bedde si baer strect
do god beret die ziele ontCaen
was d^ een magbet wel gbedaen
ternellen gbesellede
litala dese wilde mede
tnis te sine wive ontfaen
benet wederstaen
bevet bi te baer gbeseit
t si sijn wijf werde gbereit
dat si dafgode aen bede
de teen en tander mede
eft si coenlike ontseit
e w^t si in den kerker geleit
nge sonder spise en d^ naer
tormenteert zwaer
in een proTeye versmoert
n welker steden dat si voert
e hejlege njcbodemos brocbte
grodF se alse eerlic als bi mochte
tms die dit bevet Terataea
de nycomedize raen
willen te aenbeden dwinghea
als bijs niet en wflde gbehiages
rd bi soe zwaer gbelormeBt
t bi gode bevet die ziela gh
? licbaeme werp men dan
die tybre die een beilieb
n iongber inst* socht en vaat
gaf hem sanitäre te bant
(▼an) sente marciale.
/T\n den tiden dat onse her«
^ ^predicte sine saligbe lere
er tgheslaehte van benjamiae
men boren dat leven sine
marcheles moeder en vader
onse here dede algader
sente peter doeptel ontfoen
er en moeder seiden hem sasi
n haeren wert
arciael bleef mit
doe was ont
(d) mettien LXXII anderen
na dat onse here was ghevaren
te bemel so volghedi twaren
in e0en doen sente peter na
bi was sijn maech als ic versta
alse peter hadde langhe stont
ghemaict te romen sijn leren cont
wert hem gebot Tan gode bekent
dat b* marcialen sent
ten gallen wert hi te bant
met .n. papen heeft wech gesant
die een paep heeft die doet ontfaen
en marciael keerde te romen säen
efi seit sente peter die he gaf
mit bem te dragen sinen staf
eil seide hem also houde
dat bine daer mede noept hi soade
die doden in live doen opstaen
SMreiael heeft also gedaea
eS bevet sinen geselle T^wect
voert hi mit hem hene trect
te limogen wert in dat lant
d^ hi gods dienst in dede bekaat
mit woerden en mit myracle grot
Hede vVect hi van d^ doet
daer hem veel liede bekeerdea bi
binnen limogen so qnam bi
d^ en herberge (sie!) een edel ttouv
in wies bnys van allen ronwe
hi ene ziehen te bant ghenas
die in freneeien was
w^ bi die vronwe mit al deo baren
haer doepen dede sonder sparea
Susanne biet dese vronwe goet
doe ginc marciael mitter spoet
toten tempel der a^ode
A. BISLINQER, BRUCHSTÜCKE EINES NIEDERRHEIN. GEDICHTES. 441
^er sloegenen die papen herde
en daden in enen kerker onwerde
des anders daget in sin? gebede
quam die kerke grot clarhede
sine bände braken die dnren ondaden
al die dit sagen he doepsel baden
die papen die hem daden den noit
sioech die blikse alle doet
doe qaamen tot marciael gelopen
die liede. bi groten hopen
A. BIRUNGER.
fcRUCH8TÜCKE EINES UNBEKANNTEN NIEDER-
RHEINISCHEN GEDICHTES.
Die nachfolgenden Bruchstttcke verdanke ich der Gefklligkeit des
lerm Archivrath HarleO zu Düsseldorf. Sie bilden den untern Streifen
ioes Pergamentdoppelblattesy welches, zweispaltig, im 14. Jahrhundert
"Schrieben ist Die Sprache ist niederrheinisch, und am Niederrhein
(t auch, wie die Reime beweisen, das Oedicht verfaßt, welches näher
o bestimmen mir nicht gelungen ist.
BONN. k. BIBLINQER.
^) si lAgen wie zu in her af
ejn sehif zö deme Stade vlois
gar wal in der maissen groia
dat it fli mochte inthalden
si leissens got walden
ind traden Trolich in dat scbif
Bnnder alles rüders grif
ojn stören snnder rügen
wolde in got dat Tngen
als he yermach so he wil
dat si des wassers lange sil
L^) want he hadde wal vemomen
ir knnst in deme geiste
wie he mochte aller meiste
sns ilde he bis he si sach
na groissen. vrolich he sprach
^n moisse got der herre myn
gebenediet Tmmer syn
de wal na mynes herzen gir
ach na hait gewiset mir
oaeh gaf mir got de Temüft
dat iah tot witte are kfimst
(1*) welch ....
ind wie du hais as gelesen
an dügeden ey dat beste
mit reynicheit der Teste
der edele godes degen sprach
als ym syn soisse herze lach (1* jach)
leyae brudere myn an gode
an mynes herzen gebode
gar cleyne hayn ich gewort
doch han ich myne got gevort
ind gemynnet al so tu
als ich ach na sagen wil
(l**) also getraelichen wal
sin engele mich bedachten
dat si mir her brachten
na aller lost myn spise
ich was dan af so wise
want mir got in manger stunt
tU der dynge machte kant
de he begeync he ind da
eyn eaipel «taut ey hl myr na.
442
B. GREIFF, NEIN UND JA.
de troiste inde leirde mich
van mange djnge hejinelicli
(2*) vil is onch onbescfareTen
dat wirt onch Ternamen da
in deme lande thebaida
ind over dat grois egipten lant
mangen godes wigant
Saigon wur mit dogeden wal behut
dat onch zu hören were gut
ind we mochte it behalden
vn sageden de alden
vedere de wir saigen
it lege in eyner lagen
{"2^) an eyner nederlagen
an eynes berges liden
dnrch de afriden
zoich sich np in der nacht
eyn bitter dunst mit groisser macht
der nevel was van sal
als dar np quam der %xmne schin
zu dale sich der nevel He
ind als de sunne ym zo gie
mit irme scharpen Mehle
so wart der nevel dichte (?)
(2*^) qnamen in ejn bruch
me rasten gmnt
yns michel noit kunt
dar over solden waden
es begont haden
in qnamen
wir vemamen
groislichen val
sunken hjn zu dal
huffe sunder spot
lejuen herren got
(2^) an vlejn wal zeyn milen
in den wir cleyne rueden
80 sere si uns moeden
vil kume wir des entgeyngcn
dat si uns neit en vejngen
BUS loiste ans got van der noit
de seiste angest sich uns erboit
dat geschach up eyme se
wir waren komen dar nei me
ind waenden uns vil wal beware
du wir over solden varen
NEIN UND JA.
Nein und Ja
sunt duo contraria.
nein ist gern allain^
allain pringt chain fräd in der gemain^
aber Ja pringt in miLsica
vil gaudia.
ja ist geren in eren pey den leutten,
nein allain tuet laid bedeutten.
ja in armuot
geit dannoch hohen muot,
aber nein
geit freuden klain.
nein mit gro&em-gell
will verzagen aufi -^j^vXfem nääX\
K. BARTSCH, BRUCHSTÜCK VON WOLFRAMS WILL£lHALM. 434
ja in melodya
erkuchkt die eorda.
aber nein will erstueken per suspiria.
nein spert die scrinia,
die da sind vol pecunia.
nein lept alweg in avarida,
nein ist alweg in melancholia;
aber ja in laetüia
hebt auf die precardia
in armuot als in abundancta,
quocirco auf das ja
ist genaigt complexio sanguinea,
auf das nein complexio melancolica.
ergo nein und ja
sind duo contraria.
.US der Augsburger Handschrift XCI, Bl. 61, Ende des 15. Jahr-
ts. B. GREIFF.
CHSTÜCK VON WOLFRAMS WILLEHALM.
lin Pergamentdoppelblatt einer Foliohandschrift des 14. Jahr-
ts, mit Bildern, welche auf den Vorderseiten die größere rechte,
in Rückseiten die linke Hälfte der Blätter einnehmen, enthält
. 220, 24 — 222, 27 und 235, 15 — 237, 15. Am untern Ende
reiten Blattes steht XIII^, es schloß also damit dje 13. Lage der
chrift, welche demnach Lagen zu acht Blättern hatte, und nicht
sten Theil, Ulrichs vom Türlin Gedicht, enthalten haben kann,
prachformen neigen zum Mitteldeutschen. Ich bemerke folgende
en. 220, 25 vil fehlt. 27 von poyen un von andrem v^smiden.
ne = Inopt. 221, 3. 4 krondes : scondes, 10 vuret her =
11 üf fehlt = lopt. 15 waz her erbe teilis sule han* 18 ai =
19 ieht hat das Bruchstück = E, auch 11 steht iehet. 22 owi. .
t machtu todieme. 26 ai^müte. 28 der künec fehlt eu der.
T. irwarp, 10 hete se vor. 1 1 unz es — bedroz, beachtens-
i Lesart 15 Oransgy diu ueste. 19 beiden siten. 20 hers
les hers, L. shei-s. 22 wile de. 235, 16 mel. 19 de ors.
len. 20 siu sprach owi. 23 se = L. 26 K\t -=^ ^-^^^
444 K. BARTSCH, ALTSCHWEDISCHE SCHBRIBESTERftE.
28 dem = Iz. 29 her selbe = loptz. 236; 4 gaheten der knapfeä.
5 uzem her, so am besten. 9 de kanden. 10 de$ wart, 15
kamende. 17 haUeherlichen. 19 vcn fehlt 20 (/«n fehk.
21 anders. . 22 da ingegen. 23 do fehlt 27 ^cAlrom. 28
in«n m£f€. 29 nu hir rechen. 30 aäe de. 237^ 1 obr] <mtk
2 doz «e 6t. 3 2ofetm («nanf. 5 «cAampon^y«. B der ibuiuie:
nopt 7 stoe ich. 9 tcAz met e bedtuten. 10 den zeinc oci i
««{fte «pr. 11 dach etstva. 13 dem tdb.
K. BARTSCH. '
ALTSCHWEDISCHE SCHREffiERVERSE.
In einem lateinischeu Decretalcodex des 13. Jahrhunderts^
nach der Ansicht von Wattenbach, dem ich die Mittheilung der V(
Terdanke, in Italien, wahrscheinlich in Bologna, geschrieben ist,
der Kölner Dombibliothek angehört (Nr. 130), finden sich unter
unsinnigen Federproben, womit der Schreiber die untern Ränder
Blätter ausgefbllt hat*), auf Bl. 163 (neuer Zählung) folgende
von einer Hand des 13. Jahrhunderts geschriebene Verse :
iac ioet en frugha i tocerceldet toasre
hasnna lif tha wil iac cera.
Ich lasse die Bemerkungen von K. Maurer dar&ber folgen. Aoffallfii
ist die Unsicherheit im Genus; statt ena frugha steht «n frugha, wie
wenn frugha masc. wäre; i waeraddet, wie wenn wendd neutr. wiit
lif tha, also als fem. behandelt, während es neutr. ist Man hätte abi
anzunehmen, daß die Worte entweder von einem Schweden geschrieba
wurden, der im Auslande seine Muttersprache etwas vergessen, oder
von einem Fremden, der nur halb schwedisch gelernt hatte. Der Sba
der Worte ist klar: 'Ich weiß eine Frau in der Welt seiend, ihrsD Lei
den will ich ehren.* K. BARTSCH.
•) So s. B. auf Bl. 162^: Rambolibani dum dum fron cum boUemm dmaua ,üt
m»af es soll wohl ein Hexameter sein), 160^ amdum hrum frmbum htaanm h^^
mroltmiubi nikuUnüatSmi höma gango toagn, hiattyra«. lottdatdaridramtb.
E. WELLER, EIN LIED VOM HEUJOEN BOCK. 445
EIN LIED VOM HEILIGEN ROCK.
Fliegendes Blatt über den in neuerer Zeit wieder besprochenen
Christi in Trier. Die Höhe desselben ist 11^ die Breite 1% Pariser
Der Titel ist mit schöner gothischer Schrift gedruckt^ das Lied
; mit einer der sogenannten Schwabacher ähnlichen Schrift. Das
r hat als Wasserzeichen einen kleinen Henkelkrag ^ auf dessen
3I ein Kreuz aufrecht steht unter dem Titel in rechter Ecke des
^8 befindet sich ein 2^/^ Par. Zoll breiter^ 3 Zoll hoher Holzschnitt;
Ü die sechs ersten Strophen gleich weit eingerückt sind; die Zeilen
bigenden Strophen erstrecken sich über die ganze Breite des
;S; ihrer sind im Qanzen 27 unabgesetzte. Jede Strophe steht
ofend auf 2 oder Vj^ Zeilen. Der Holzschnitt enthält in der Mitte
shwebendes Kreuz^ zu dessen Rechten den Kock^ welcher reiche
3reien zeigt; zur Linken des ELreuzes das auf einem Postament
ide Brustbild des Bischofs^ wahrscheinlich Blasius, einen Würfel,
;ebogenes Schwert , einen Nagel. Quer unten liegt ein Bischof
imus Bischof von Trier?) mit übereinander gelegten Händen,
dieser allgemeinen Ansicht folge hier der wörtliche Text.
ist das lied von dem Rock vnsers lieben herren Jesu
christi.
Vnd wölt jr hören zu diser frist,
was zu Trier geschehen ist,
das mtigt jr hören geren^
vö dem Rock vnsers herren Jesu christ,
der zu Trier erfunden ist,
in grosser zucht vnd ere.
Der edle Eejser hochgeboni;
got hat jm solche eer erkom^
er reyt aus dem Niderlande^
glaubt mit fimff hundert mann^
rew vn leyd giene jn an,
der heylige drey ktlnig begerende.
Oen Cölen in den Thum er kam,
da giong jn göüiche rew an,
sein ho&esindt das thet keren,
gen der herbere also schon ,
der edel Fürst lobesan,
der tracht nach got dem henmu
446 £• WELLEB
Er sprach woll zu dem Custer zwar,
schleuß mir aoff thür vmid thor,
in gottes namen gerne,
die heyligen drey künig zu sehen an,
sein hertz jm vor freüoen pran,
dem edlen keyser werde.
Er trat wol in die gmffi hinab,
zu der heyU^en drey künig grab,
Caspar was der erste,
Balthasar ligt in der mitte,
Melchior ist fiir war der dritte,
zu nidergang der Sunne.
Der Keyser knyet au£f seine knie,
er badt zu got dem herren hie,
ein kunig bm ich auch geerdt,
vnnd zu einem Keyser erweit,
solich e^r hab ich doch got nie erzelt,
als die heyligen drey Künig auf erdt
In dem da taucht den Keyser zwar,
der Engel brecht die potschaffit an der schar,
in gottes namen geren,
er sprach du edler Keyser werdt,
merck was got im dich begert,
die ding müssen geschehen.
Den rock den Maria gespunnen hat,
jrem kindt Jesu christ dem höchsten hört,
den mustu zu Trier erheben,
der ligt bey vnser lieben frawen
in jrem altar wirst jn an schawen ,
Keyser es muß geschehen.
Verkündt dem Babst behendigklich ,
er schickt dir die weyl gantz vü reicli,
Vergebung peyn vnd schulde,
vier Cardinell ziehent auch her mit,
Keyser erwtirb vns gottes fridt,
in hymel vnd auff erde.
Indem der Keyser erwacht,
iretlndtlich er an die ding gedacht,
sein hertz das thet im fliessen,
die zeher jm vber oie wang ab vielen ,
die potschafft jm vow dem En^el gefiele,
von Jesus Kock a^xifi .^tdi«ii.
KD LIED TOM HEILIGEN BOCK.
Er schreTb ein biieff mit ejgner iuuiuiy
er thet iem Babst die ding bdumt,
auß Engeb mnndt soff erden ,
Er sprach hey liger vater werdt,
merck was gol an vns begert,
hilff mir sein ere zn meren.
Als bald der Babst den Brieff an sach,
mit fireüden er von hertxen sprach,
keinem Kejser ist Tor mir geschehen,
O herr ewiger milter got,
hast gelitten for yns grossen spot,
durch ynsem willen aoff erden.
Der Babst sich gar gütlich bedacht,
was ein irdischer got Termocht:
Vergebung pevn vfi schulde,
schickt er aem edlen keyser werdt,
als sein der engel hat begert,
vnd erwarb vns gottes hulde.
Sie zugen gen Cölen auff der fart,
der kejser der potschafft mit eren wart,
die sechs Churrarsten mit freude,
vil Ritter vnd Graffen ui hohen eren,
lobten den Künig hymels vnd erden,
vnd den firummen Keyser werde.
Sie zugen gen Trier zu vnser frawen,
da thetens den altar an schawen,
ein grosses zeychen wardt gesehen,
funffitzehen kertzen liecht sach man prinnen,
niemants west von wann sie warn knmmen,
Air war es ist geschehen.
Der Bischoff von Cölen thet brechen an,
ein eckstein er auß dem altar gewan,
das gewelb das was erhoben,
er fandt mer truhen darinnen zwar,
in der ein bessers beytumb (1. heyltumb) war,
darauff mit eren geschriben.
Sie funden den Kock des herm Jesu christ,
der mit dem plut vberrunnen ist,
als es newlich geschehen were,
sie waynten all auß hertzen grundt,
vnd dancken got des reychen fundt;
die Fürsten vnd der Keyser werde.
448 £• WELLER, BIN LIED VOM BBILiaEM SOCK.
Sie funden der wttrffel auch darmit;
da die Juden spilten nach jrem sit,
ymb Jesus Rock auff erden,
daran mit plut vmbsprengt ist,
sie danckten dem lejden Jesu christ,
der Kttnigin hymels vnd erden.
Man gab den Rock dem Eejser an sein arm,
jnn thet gottes lejden seer erbarm,
er waynet von hertzen sere,
ynnd sprach herr Jesu schöpffer werdt,
seyt du mein darzu hast begert,
him mir meren dein ere.
Der Eeyser fandt ein buch zu stundt,
das sein kein IMrst nit lesen kundt,
dann der frum Eeyser werde,
er pflag sein biß an den dritten tag,
götliche ding er vor jm sach,
er behielts mit grosser ere«
Da man das Sanctus thet heben an,
ein groß mirackel solt jr verstau,
Maria hemet zu dem rock auß brach,
ein güldene zettel dar an wäre,
darinn Jesu christ entpfangen warde ,
gebom an der weynacht nacht
Das schickt man gen Ach zu vnser frawen,
da werden es Schwester vnd brttder an schawen ,
in dem namen vnser heben frawen,
die priesterschafft mit grossen eren,
lobten den Eünig hymels vnd erden,
vnd vnser liebe nrawen.
Die von Trier hüben zu bitten an,
betten den Eeyser (ur ein heyligen man,
er solt den Rock da lassen,
weyl sie lebten auf dieser erdt,
das danck wir got seiner marter werd,
vnd dem frumen Eeyser mit eren.
Der Eeyser gab antwort auß seinem mundt,
den Rock ich euch in eren vergundt,
ich laß in hie zu lone,
wann ich sein zu der weit bedarff,
er hat von got gro&ae kx^fl^,
behalten! nur ya «c^koue.
FSüCK, ZVB DEUT3CHEN OfiTSNAMESFOESCHl
Ea ist geschehen am achten tag,
nach vnsers heireo fronleychnamßtag,
ist worden der Rock erhoben,
ist gelegen bey vierzehen hundert Jar,
das sein kein man nie hat genuinen war,
daoD der frum Keyser hochgeboren,
WanB eim Biechoff war es vor verkondt,
der hette von got kein rechten gnindt,
der heylige geyst mit eren,
faats dem edlen Keyser do er spat,
zu Cühi von den heyligen drey Ktlmg betracht,
sie thetena groß lohen vnd eren.
Da edler Keyser hoch geboren,
got hat dir sollich eer erkoren,
du erwarbst vns gottes hulde,
die freud der ewigen seligkeyt:
das wir taylhaffüg werden Jesus kleydt,
sprecht Amen das geschehe.
Ohne Angabe des Drackortes und Jahres, sicher von 1512. Früher
im Besitz des verstorbenen Antiquars Schreiber eu NOroberg.
KLEINE BEITRÄGE ZUR DEUTSCHEN ORTS-
NAIIENFORSCHUNG.
1. Es ist bekannt, daU manche Berge von vorliherfileß enden
Wässern ihren Namen erhalten haben, z. B. der Kiuaenberg in Baden
(Cusflinberc) von der vorttberflielienden Kiißjuich oder Kussach (Cus-
»ttcfa tind CuBsenach), So hat auch der viel umdeutete TeclAerg bei
Kirchheim in Württemberg von einem kleinen, an ihm henmterrinnen-
den Bfichlein, der Teck (gesprochen Deck), den Namen erhalten. Die
Biteste Schreibung vom Jahre 1152 lautet Theece, was auf Techeke,
Tathaha, Dohlenbach, zurückfuhren dürfle.
2. Der Name unserer Stadt Aalen und des Aiiümdu wird auf den
an jener Stadt vorüberöießenden Bach Aal zurückzuführen sein, welch
letzterer aus dem Bergwalde ÄaUmeh fließt. Der nfimUche BachoMM^^
begegnet uns im Ortsnamen AUdorf 0/A Hall, das im J. 856 Ah^^^^^
^ luid später Alechdotf geschrieben ist. Kausler W. Urk. 1, 404 ^^^^^H
H eXKMÄNU. Htm Blit V. irm.) Jtiat. % ^^^^H
450 M, BUCE
und nr. 115, Es Hegt aber dieses Alsdorf (jetzt AltdorO an dem AAlm-
hack. Diesem OrtsDamen ähnlich gieng Aulendorf aus AUckdorf hervor.
Im Necr. Wing, heißt es Ahyedwf, im Über decim. pro pupti
J. 1275 Ah}ed(yrf, im J. 1297 Alidorf, daun AuUdorf, Äulendorf. D«
das lange mhd. ä zu au, jetzt a, geworden, spricht daa Volk: ä].
husch, alsdorf. Dem Hllgel gegenüber, auf dem Aulendorf liegt, findet
sich nur durch die Schüssen (in älteren Schriften Schusaach) gotreont,
der Ahknherg. Auf zwei einandor gegenüberliegenden Hügeln, zwischen
denen der Siüzbach dem Federsee zufließt, liegen die Dürfer Aklr*
(im J. 1265 Ahelon) und Odenahlen O. A. Riedlingen. Letztere werden
jedoch nicht aU, sondern siSs ausgesprochen. Aber auch der Ahlenberg
bei Aulendorf wird nicht älaborg, soudern äbborg genannt. Wir haben
in Schwaben mehrere bewaldete Berge, die Ahlenberg lioiUen z. B. in
Revier Nattheim, im R. Schülzburg, dann einen Wald Ahlenbrand bei
Ochsenhausen, einen Wald Ahlenfeld n. fl. w., gleichwohl wage icb du«
langen a wegen niclit an alak eilva, templum, anzuknüpfen.
3. Die Ortsnamen auf -em, -am, z. B. Zeitlam, in deren Endsilbe
Manche das alte arin = pavimentum erkennen wollen, betrachte idi
als Dativi plurales von Namen auf -ari. Beispielshalber ist mir ZeitUni
= ai den zidclarun, bei den Zoidlem, Wildbienenzüchtem, wie es deroi
gerade in Baiem viele gab. Demgemäß betrachte ich Pechlam ala den
Ort bei den Harzgewinuem , Cl^ttßirun bei den Zangenmacbem, Ona-
aamn = bei den Kloster knechten, Fnimara ^^ bei den DieosUeiiteii.
Die alte Piuralendung -ara, wie sie z. B. in der Stelle vorkommt:
convenientia Attonis cum viria, qui vocantur Mokingara, findet sich
in Ortsnamen wiederholt. Ich erinnere an Tannara (J. i^^), Tatmanu
(J. 849), daa nichta anderes bedeuten kann, als bei den Männern an
Tann. So sind dann die Männer an der Zusam die zuaemara, wober
ZusmarabauBen (J. 892 Zusemarohusun). Ganz so verstehe ich Kandent
in Baden (im 8. Jabrh. Cantara) als die Manner am Berge K&ndeo.
Vgl. 12. Jabrh. a platano tu monte Kanden uscgue (Badonia 2, 320).
4, Es ist auffallend, wie häufig in Schwaben Schtllmberg« mA
HitmmeJherge zu treffen sind. Erstere brachte man mit dem 8ekdtk
zusammen (Steub) und tut einige mag das auch richtig sein. Da je-
doch die Zahl der Schellcuberge ungewöhnlich groß ist, auch anden
Zusammen Setzungen, wie: Schellenfeld, Sckellenbrunnen,
nobcnbcr vorkommen, so muß an ein Thier gedacht
Volksleben eine Rolle spielt, und das ist der Hengst
spricht der Faaelatier, schwäbisch der Hwiitnel. Schell
ditid die ^eiueinca F-iseUhiere Act ßaa(rt6t«&ft , öaa
ZUK DEUTSCHEN ORTSNAMENFORSCHÜNG. 451
bau weniger gut eignen, auf der Bergwaide (in bueo). Die genannten
Berge bedeuten also Roßherg und Farrenherg, und damit stimmt es
ituch überein ^ daß die Schellenberge und Hummelberge häufig jetzt
noch Gemeinmerk sind.
5. Da ich in meiner Jugend das Vieh hütete und die EUrtensprache
«ns unverftdschten Quellen geschöpft habe, erlaube ich mir darauf auf- .
merksam zu machen, daß man die Viehstelle, d. h. den eingehegten
Platz, auf den man nachtüber das Vieh zusammentreibt, HungerplcUz
flennt, weil das Vieh nichts zu fressen bekommt. Solche ^Stellinen**
oder Hungerplätze werden nach der Ortlichkeit bestimmt, auf der sie
Segen. Daher gibt es Hungerbühl, Hungerberg, Hungerbavm, Hunger-
^>runnen, Hungerlache, Hungergasse u. s. w. Daher liegt z. B. der hunger-
^ühel neben dem vchtban zu Beihingen, Mone Zeitschr. 17, 88, und
Qt der Sache nach dasselbe was Steüebühl, Stellebaum, SteUeacker, SteU-
fuhea u. s. w. Die Hungerjahre haben mit unserem Hirtenausdrucke
Surchaus nichts zu schaffen, sie sind nur aus Mißverständniss zur £r-
därung gebraucht worden, wie zu Münster und Merians Zeiten die
Figuren der Stadtwappen zur Erklärung der Ortsnamen.
6. In Oberschwaben werden fiir sumpfige Thalörtlichkeiten mehrere
bestimmende Wörter gebraucht, die ich anderwärts selten oder gar
nicht vorfinde. So heißt der ^ ori Durbe, woher das in einem Torfried
liegende Dürbheim (J. 791 Dirboheim) im Schwarzwald. Daher Turben-
thal (Tnrbatun). Es ist das in der lex alem. vorkommende zurfodi,
der Wasen. Ein anderes, jetzt nicht mehr verstandenes Wort fiir feines
Wurzelwerk ist: Fetzach, Fitzach, woher die Flarnamen: Fetzach,
Petzachweiher, Fetzachgraben, Fetzenried, Fitzenriedle. Ein altes ab-
gegangenes Vahsriet (Mone 1, 321) gehört jedenfalls in die Nähe. Ein
drittes Wort heißt Faudach, Fadach, mir scheint es aus Flaudach ent-
standen; ein Verhältniss wie zwischen Fachs und Flachs, zwischen
Federwisch und Flederwisch u. s. w. Dem Worte begegnete ich bis
jetzt nur in Zwingers Kräuterbuch 1696 S. 784: ^(eine Wurzel) zu-
sammengedrungen und durcheinandergefiochten wie die Pfuden oder
Wdsen in den Weyhem." An dieses wird sich Feder in Federsee etc.
anreihen, das nach der Lage des Sees nur Torf bedeuten kann. Der
Federbach bei Steinhausen rinnt gleichfalls aus einem Moore. Hieher
rechne ich das falsch gelesene Phedarhaun (richtig Phedarheim Neug.
nr. 193), cBe Phetemawe bei Marchthal J. 1215. Ob nachstehende auch
hieher passen, weiß ich nicht.
J. 1241 Pheterhusen Mone 4, 226; J. 1313 Pfetermvln ib. 5, 454;
Federbach, Zaberfeld ; Federburger (Weingäxten) bei RÄvenabur^-^ Föder-
452
G. L. ERIEGK
back, Zufluß der Leiu (Rocher); Feda-hoachen bei Qoldbui^haoMn
Federsee bei Hermaringen; Fed^rsee bei Reutlingen; die Lcstmg Phedei
aee bei Kausler W. U. 1, 82 muß falsch sein, ebi ee lit'st man nie
Bo alten Urkunden, es wird wohl eo heißen sollen. Federl^mad I
Echterdingen u, a. w.
Ein anderes Suinpfwort ist die Mük. Im Schwarzwald heiß«
die Waldsurapfe so. Miß-waster ist der Moorabfluß. Daher Semrn^
Rohtniß, Stnmjmiiß, Leimüsei-hang, Brtichmiß U. a. w. In den Wetitl
1, 386 findet eich J. 140Ü eine öeklmiiaae, was nicht von Ol ^= oIe<
sondern von el ^ il, ilmc, Ulme bestitiinit ist, woher das in Ob«
Schwaben mehrfach vorkommende Ökckwang kommt. M. BDCI.
ÜEBER DIE WÖRTER BUWEDING UND BUBECK
In der Geschichte der älteren deutschen Städteverfassim^n ijül
das Wort Buweding keine unbedeutende Rolle, und doch steht
Begriff noch immer nicht fest. Ich glaube zu dieser Begrtffsbestimniuiii
einen Beitrag tiefem zu können, muli jedoch hierzu etwas weiter an*
holen und zuerst über ein anderes Wort handeln.
Im Mittelalter gab es unter den Bäckern eine besondero Ab
tbeilung, deren Mitglieder den Namen Buwebecken oder Babeckei
ßlhrten. In den Fraukiurter Bäckergesetzen von 1377 (Bocbmer p. 749
wird derselben in der Weise gedacht, daß sie, zum Unterschied
den übrigen Bäckern, keine Schweine halten durften: „Und wer bnw
(so heißt es im Original, Boehmer hat statt dessen i^schlich geleW
vuwe) hecket und nicht anders, der sal kein swine halden." Wi
unter dieser Classe von Bäckern zu verstehen sei, war bisher ookUi
Das Frankfurter Stadtarchiv gewährt jedoch eine vollständige Aul
klärung hierüber. In diesem linden sich nämlich zwei Ordnungea
die Bäcker von 1439 und von 1500, von welchen die erstere ^di
ordenung des brnitkunffes", die andere „die ordenung uff den
backe" betitelt ist. In diesen beiden Ordnungen werden zwei ArU
Brod aufgestellt, nämlich solches, das die Leute „sich ins huO
laiUen", und solches, das die Bäcker „inne iren huscn vnd off
broitmargkt vmb gelt virkeuffen". In der das erstere Brod bctrofl
Ordnung von 1600 heißt es: „Ziun ersten die urdoatuig
bsckeas bait der Bat geoideüit, ig^vx^'M. '^u\ -«% i«&fd«Bäf
ÜBER DIE WÖRTER BL'WEDING UND BUßECK. 453
lep becker alhie zu Frauckenfort eynem iglichea burger, der deß
eyne sommern oder ein halb achtel oder eyn achtel meles in
a hnß backen sol vierpfundige Icybe guts gebackens brote uff daß
iwicht;" auch solle jeder Biicker, von welchem mao dieß be-
ihre, jedem Bürger „eyne mele inne aynem huU zu buteln, den deicke
I machen vnd darnach heym in daß backchuß zu tragen vnd zu
in durch sich selbst oder eyne knocht vngoweigert zu thun schuldig
b", wofür er 24 alte Heller als Lohn erhalten solle. „Auch sol der
Ksker inne bubecken keynen leyb brots anders backen dan zu vier
fanden. " Nachdem diese Vorordnung erlassen worden war, machte
jr Rath mehrere Jahre später bekannt, er habe „etliche gemeyne
iwcbeckhuser" aufgerichtet und dieselben an einige Bäcker ver-
ietbet, welche die eidliche Verpflichtung übernommen hätten, jedem
Inwohner „syn gut, so er ime gibet, zuuerbacken, das darvß gut, vn-
pwessert, woil gebacken broit gemacht werde."
Hieraus ergibt sich, was unter Baubäckem {Buwebecken) zu
rstehen ist. Es sind diejenigen Bückor gemeint, welche nicht zum
litbieten und Verkaufen Brod backten, sondern lediglich auf Bestel-
ag von Einwohnern und aus dem ihnen durch diese übergebenen
ehl. Das Wort Buwe ist hier gleichbedeutend mit Haus, und Biiwe-
od ist das für ein bestimmtes Haus gebackcne Brod, gerade wie
m in Frankfurt noch jetzt eine feinere Art von Wurst, welche offen-
T fiilher, nur wenn eine Familie für sich schlachten lioß, zubereitet
irde, jetzt aber auch von den Metzgern feil geboten wird, Haus-
twcherwurst nennt. Der Unterschied zwischen diesen zwei Arten von
firod kommt schon 1342 vor. In den Statuten nämlich, welche Bischof
Otto n von WUrzbnrg damals machte, und die sich im Archiv des
tist Vereines von Unterfranken XI, 2, 78 finden, wird zuerst gesagt;
^daz gemischte brod, daz man hecket W den kauf, daz sol halb weizzio
Xtad halb ruckin sin"; nachher aber heißt es: „Ez sol auch nieman
Jcein leybim brot vf den kauf backen; wer leybim brot ezzen oder
luben wil, der sol daz in sinera huse lazzen bereiten und sol daz
aehicken zu dem ofen, vnd sol er oder sin böte dabi sin, bis daz ge-
ltecket." Auch gab es, wie wir gesehen haben, schon im 14, Jahr-
'fatmdert für jede dieser beiden Brodarten besondere Bäcker. Dieß hat
tieh in Frankfurt bis ins 17. Jahrhundert hinein erhalten. Noch im
Btlrgermeisterbuch v. 28. Mai 1639 nllmlieh kommen zwei Mftnuor vor,
"welche „Becker in den zum Catbarinencloster gehörigen BackhäuÜe
genannt werden, und im RathsprotokoU vom gleichen Datum faai
von ihnen.- „Geschwome Becker beschweren 5\c\\ "jV»« i(Jft..T3SÄä
jpeter Neaffea^ ßawbeckex des Catharmfiudoa^fiia, Äa.^ '^^«o.
er vor,
aÜe ä
m
454
G. L. KBiEGK
beckem (d. h. obgleich sie bloß Baubäcker seien) Weck vnd Bni
dea KauSr zu backeQ vergtlostiget werden will,"
Bawebrod oder Baubrod ist also wörtlich floviel als Ilandmi
wie denn auch noch heut zu Tage das Wort Bau flir Haas geh
wird und z. B. in Stuttgart der Köuigäbau, in Fraukfart der SasSm
vorkommt *) Aach werden im Mittelalter an andcron Orten
geradezu die Wörter Hulileib und Husbackbrod gebraucht D»
Brod von dem zum Verkaufe gebackcnen verschieden war, m h
zeichuat das Wort Baubrod eine besondere Art vod Brod, ttnd
die gcriugcre Sorte, das Goggcnbrod oder Schwarzbrod; iatm i
grolle Mehrzahl dee Volkes ließ sich ihr Brod besonders backen,
es wohlfeiler zu haben, während der kleinere reichere Theil der I
wohner das bequemere Kaufen beim Bäcker vorzog. Dieser ümtl
hat Mone (Zeitsehr. £ d. Geschichte des Oherrheins 18, 66) veraalal
eine andere Ableitung des Wortes Buwebrod anzunohmeD, nÜmTift I
durch Bauembrod zu erklären; was, falls Mone dabei wirklich an
Ableitung des Wortes gedacht hat, unrichtig ist In einoni Scbruli
der Stadt Mainz an die Stadt Frankfurt vom 26. Mai 141 1 wird ji
Wort geradezu für identisch mit dem Ausdruck Roggenbrod vikUrl
Der Rath von Mainz schreibt nämlich: er sei mit seinen Backen i
Zwist geratben, diese hätten lasgesammt Mainz verlassen, und iladiB^
sei ein großer Mangel an „bubrode vnd an wiliem brode" uutAtanJ
er erBUcho de&halb den Frankfurter Hatli. ihm Alles, wa» da
Bäcker „an ruckein und an wiUheim brode" zu backen vennAcib
zuzusenden. **)
Wie die Worter Buwebrod und Buwebeckor glcichbedeatead
Hauabrod und Huusbäcker sind, so könnte man auch den Aasdnd
Buwcding für identisch mit Hausding halten. Unter diesem kAimtd
nämlich die Gerichtssitzungen verstanden sein, welche nicht win
wohnlich im Freien, sonderu in einem Hause gebalten wurden. So hi
Fichard (Entstehung der Reichsstadt Frankfurt 137) dir Sache M
standen, indem er Buweding für den Bau, in welchem das Dtof;
Gericht gehalten worden sei, also l^r das Diughaua oder Kall
erklärte. Er ist jedoch hierbei in einen Irrthum geratheu^ denn Bl|*
*) Aach das Wort Banmebter, mit weloliem im MitieUll*r dw T<
Gewerbschaft n. dgl/m. hotitcU wurde, be.featol uITeubai »oviol aU
**) Vuu dem Buiwbroil rUbrt wnlirtchoiuliob wefa de ttmoM
im miH^UltwlicIiea Frankfurt nU Fiimiliotinuii -
aoeb jetMt den Kaniilipnntun«» Boh'
mfUler, welcher Letztet« liaraiir
1
ÜBER DIE WÖBTER BUWEDING UND BUBECK. 455
ding kann nur auf das Gericht selbst bezogen werden, das Gerichts-
haus würde nicht so, sondern der Dingbuw genannt worden sein. Das
Wort Banding hat überhaupt fllr die Erklärung seine großen Schwierig-
keiten, so daß Haltaus es als ein dunkeles und ihm selbst unerklär-
fiehee bezeichnet.
Die urkundlichen Hauptstellen, in welchen das Wort Buweding
vorkommt, sind folgende. Bei Boehmer (Cod. 65 f.) bekunden Schul-
theiß, Schöffen und Rath von Frankfurt im J. 1238 zwei Schenkungen,
ireidie in ihrer Gegenwart (coram nobis) von Frankfurtern dem Kloster
Haina gemacht worden waren, und die darüber ausgestellte Acte endigt
mit den Worten: Acta sunt hec coram nobis Frankenford in mallo,
quod a vulgo buweding vocatur, supradicta bona sub bannum et
protectionem domini Imperatoris comprehendendo. Jene Schenkungen
aber betreffen Ackerland in Seckbach und ein Haus in Frankfurt.
Zwei andere Stellen sind in Hontheims Historia Trevirensis I, 392
und 400 abgedruckt In einer Urkunde Heinrichs HI von 1051 näm-
lich ist die Rede von dem, was der Vogt in den verschiedenen Placitis
zu empfangen hat, und da heißt es zum Schluße: At si villicus vel
de aedificiis vel de agricultura placitum ibidem (in einem gewissen
Caatrum) habuerit, nullam inde partem vel justitiam quaerat advocatus;
aimiliter et de placito, quod vocatur Budineck (offenbar ver-
schrieben flir Budinck). In dieser Stelle wird die mit dem Namen Bu-
ding bezeichnete Gerichtssitzung nicht definiert, jedoch neben der
Letzteren und als von ihr verschieden eine vom Schultheißen gehaltene
Gerichtssitzung erwähnt, in welcher über Gebäude und Ackerbau ge-
handelt wird, und es ergibt sich hieraus, daß nicht das Buweding
allein diese zum Gegenstand hatte, daß also dasselbe nicht, wie Thomas *)
gemeint hat, dasjenige war, was man später das Bauamt und das
Ackergericht nannte.
Die andere Hontheim'sche Stelle ist gleichfalls einer Urkunde
Heinrichs lU entnommen, gehört jedoch dem Jahre 1056 an. Sie lautet:
Si cujus bona vel praedia propter aliquam culpam vel querimoniam i n
placitis Abbatis, id est Bundingun, dominicata vel publicata
fiierint, omnia Abbatis erunt, nisi bonis eisdem, priusquam vUlici Ab-
batis ea in custodiam susceperint, se quilibet temere intromiserit De
bonis autem, quae in advocatorum placitis publicata fuerint, duae
partes Abbatis, tercia vero pars in eodcm tantum anno rerum aut
firogum advocatorum erit, postea vero nihil ad eos pertinet, quid Abbas
*) FrMDkfwrter Annalen im Bweiten Heft d«ft kc^\u ^ ^^tAs^sStss^j^ ^^M^'i^sa!^B^Jtk
B. Ktuut A 99^
456 O. L. KBIEOK
inde disponere velit Advocati autem servitia in ctuübiis^ in qnibot
jura dabuntor, cum villicis et scavionibus (den Schöffen) accipiant et
non emittant vel vendant: quia ad hoc eis donantor, ut, qaidqmdÄb- ^-'
bati vel familiae adversitatis contigerit^ corrigant Bei dieser Stelle be
merkt Hontheim: Budingun erat judicii genus Abbatibos proprium, ii
quo de fimdis^ agricolatione et re rustica colonorumque^ quoB scare-
mannos vocabant, obsequiis disceptabatur. Sic ex cartis Ravingirsbir
gensis monasterii colligitur. Auch er also denkt an eine Art tob
Ackergericht Die königliche Urkunde selbst aber spricht bestimmt
bloß das Eine aus, daß die Budinge die vom Abt veranstalteten Ge-
richtssitzungen; im Gegensatz gegen die von den Vögten gehaltenen,
seieU; und daß in Beiden über Ackerland entschieden werde.
In einer von Bodmann (rheingau: Alterth. 682) mitgetheütea
Urkunde von 1303 wird ein zum Vogt eines Hofes in Borch ernannt«
Mann über die Grundzinsen , das Ackerland und alle Weinberge da-
selbst gesetzt und ihm zugleich das Judicium, quod vulgariter dicitor
buweding übertragen. Hier könnte man an eine Art von Ackergeridit,
ebenso gut aber auch an das Gericht überhaupt denken.
Im Schwabenspiegel (Cap. 312) wird das Budinck als das über
Ghrundbesitz sprechende Gericht des Vogtes dargestellt, welches nament-
lich über das Eigenthumsrecht zu entscheiden habe.
In Grimms Weisthümem kommt dreimal (H, 624 f. III, 371 i
und 613) das Bauding vor, und zwar in Weisthümem des 15. Jahr-
hundertS; sowie die Orte Andernach, Schlechtenwege in Hessen und
Heidenheim im Ansbachischen betreffend. Jedesmal ist von Ackeiiand
die Rede. In der einen Stelle werden als Frevel, welche im Baoding
zu richten seien, namentlich Übergriffe mit der Pflugschar und mit
dem Zaune sowie das Überbauen angefUhrt, das Bauding selbst aber
als ein vom Probst des E^osters Neuberg (bei Fulda) zu haltendes
Gericht bezeichnet. Auch in einer anderen Stelle ist unter dem Baa- i
ding ein besonderes vom Abt gehaltenes Gericht verstanden, und ab
Gegenstände desselben werden die jährliche Revision der an Bauen
verliehenen Grundstücke des Abtes und die Wiederverleihung derselben
angegeben, diese die Baudingsrechte genannt, sowie die Handlung dis
Baudingen und die dabei gehaltenen Mahle des Abtes die Bauding»-
mahle. Dessenungeachtet könnte man nur an der ersteren Stelle das
Bauding flir identisch mit einem Ackergerichte und einem Bauamte
halten; an der anderen aber würde man jenes Wort nur mit Ldien-
oder Lehenrevisions-GericVit Vihet%^\a.eii küSusven.
In allen oben ange&Üarten SV^ea ääs^ä \smmjl \sl^q2^ ^ks<«^ an
den Ackerbau an und fttr bicYi^ «^ä Viäml^m, ^«ci^^sfigpSS. ^^ä^^^^»
ÜBER DIE WÖRTER BUWEDING UND BUBECK. 457
)uwe entsprechend^ an das Angesiedeltsein oder Bewohnen und an
tie damit verbundene Benutzung der Ansiedelungsstätte zu denken
laben. Auch das Adjectiv buwelich bedeutet stets soviel als ansässig
»der auch in bewohnbarem Zustande seiend^ und wird deßhalb gar oft
iit hebelich verbunden oder durch das Wort huselich ersetzt*). In
inem Weisthum von 1370 (bei Orimm 1^ 438) heißt es: „So hant die
erren von Sels ein hof zue Breitenholz, wer uf demselben hofe sitzet
nwelich und heblich und sin eigin roch hat, der sol han suben ziechen-
er vihes hopt.^ Man würde deßhalb auch das Buweding geradezu
Ir das Gericht über die Colonen oder Erblehensbauem halten können.
»o erscheint es auch in Mones Zeitschr. 8, 136, obgleich dieser die
j^undliche Stelle selbst nicht mitgetheilt hat: nämlich als das aus
:en Httbnem oder Erblehnbauem als Beisitzern und ihrem „Baumeister^
der Vorsteher zusammengesetzte Gericht, neben welchem in derselben
lemeinde noch zwei Gerichte für die anderen Gemeindeglieder, d. h.
lie Markt- oder Waldgenossen und die Landsiedel oder Zeitpächter
gestanden haben werden. Jedoch steht der Erklärung des Baudings
Is eines Colonengerichtes die zuerst angeführte Frankfurter Urkunde
'on 1238 im Wege; denn diese handelt vom Ackerlande des Frank-
ortischen Schöffen Ulricus Longus und vom Hause einer concivis ge-
lannten Frankfurterin, welche wahrscheinlich ebenfalls einer schöffen-
>aren Familie angehörte.
Mit einander vereinigen lassen sich alle urkundlichen Angaben
rar sehr schwer. Nitzsch (Ministerialität u. Bürgerthum S. 85) nimmt
Ay es habe neben den Gerichten des Vogtes und des Schultheißen
loch ein besonderes herrschaftliches Gericht oder in Pfalzstädten ein
leaonderes Ho%ericht über Angelegenheiten des Grundbesitzes und
les Ackerbaues bestanden, welches das Bauding d. i. das Gericht
.ber den Ghrundbesitz und dessen Benutzung geheißen habe. Diese
iLnnahme findet aber auf das 1238 in Frankftirt erwähnte Bauding
:eine Anwendung. Güterabtretungen fanden dort^ wie 1219 ofiiciell
lUigesprochen wird (Boehm. 26), in generali placito civitatis coram
nitetO; scabinis universisque burgensibus statt oder, wie Schöffen und
latb zuweilen sich ausdrückten (ibid. 94^ 118 u. 130), nobis prae-
entibus, coram nobis oder in forma judicii Franken vordensis publice.
n örtlicher Hinsicht geschah dieß ante gradus ecclesiae, d. i. vor der
Slirchenthür oder in einem Ehester (Boehm. 57 u. 60, welche beide
^rten von Abtretung eine donatio rite odef solemniter celebrata heißen"^
*; Siebe die von Beben angeführten BieWen xuotot ^«A\i2i^<c^<^ ^x^«^^
MeHcb,
458 O- L. KRIEQK, ÜBER DIE WORTE BUWEDING UND BUBECK.
Einmal geschah es auch vor dem höfischen Gericht des Bartholomi»-
StifteSy welches im Frohnhof gehalten wurde (coram judice et scabinii
in Fronehove: ib. 71). Über den letzteren Act ertheilten Schöffen unj
Rath der Stadt dann eine Bekundung, bei welcher sie die Zeugen und
die Schöffen des höfischen Gerichtes namentlich anfahrten. Wann
derselbe nicht, wie andere Abtretungen, vor dem Reichs- und SUä-
gericht, sondern vor dem Dinghofe des Bartholomäus-Stiftes gescbah,
ist nicht klar: die geschenkten Güter werden wohl irgend eine Be
Ziehung zu diesem Stifte gehabt haben. Bei der 1238 im Bauding ge-
machten Güterschenkung werden als Zeugen ein Deutschherren-ho-
curator und vier Edelleute genannt ; die Bekundimg darüber aber wirl
von Schöffen und Rath der Stadt ertheilt, und zwar mit der y^rVl^wm^
daß die Sache vor demselben in derjenigen Gerichtsstätte oder Ge-
richtssitzung (mallum), welche Buweding genannt werde, statt gefoiidfli
habe, und daß die geschenkten Grundstücke unter den Bann imd
Schutz des Kaisers gekommen seien. Einen solchen Bann und Schiti
konnten nur das Schöffengericht und der Rath der Stadt, wekk
Namens des Kaisers fungierten, verleihen, und deßhalb konnte unter
dem Buweding kein vom dortigen Schöffengericht verschiedenes Geriebt
gemeint sein. Es bleibt deßhalb keine andere Annahme übrig, als dtfi
im vorliegenden Falle entweder Schultheiß, Schöffen und Rath als ein
Bauding gesprochen zu haben erklärten, d. h. als eine über Ab-
tretungen von Grundbesitz sprechende Behörde, oder daß — was weg&a
des Ausdruckes coram nobis Frankenford in mallo etc. das Wahr-
scheinlichere ist — das Bauding doch nur als eine bestimmte Gerichts-
stätte genannt ist, an welcher solche Abtretungen vorgenommen oder
gerichtlich festgestellt zu werden pflegten. Indessen sagt der Schwaben-
Spiegel (Cap. 311), die Übertragung eines Grundstückes an einen Fremden
könne nur durch einen schriftlichen Act sicher gestellt werden, welchff
von einem Bischof, einem weltlichen Fürsten, einer Stadt, einem Stadtratl
oder dem Landrichter besiegelt sei, oder endlich auch dadurch, difi
man ihn vor seinem Richter oder Herren durch Zeugen bekunden lasse.
Hiemach könnte unter dem Frankfurter Bauding auch der Frohnhof
verstanden sein, dessen Bescheinigung nachher das Schöffengericht be-
kundete.
Übrigens leiten Manche auch den Namen der hessischen Stadt
Büdingen davon her, daß dieselbe auf der Stätte eines ehemaligen
Buwedinges erbaut worden sei. Diese Herleitung bedarf jedoch offoi-
bar noch einer sorgfältigen UTkwxvdlvchQU Untersuchung.
FRANKFURT a. M. \it,^.\x.^KaSEßK.
K. J. 8CHBÖEB, EIN STÄNDBILD ATTILAS UND KRIEMHILDENS. 459
STANDBILDER ATTILAS UND KRIEM-
HILDENS(?)
In den Sitzungsberichten der philosophisch-historischen Classe der
Icais. Akademie der Wissenschaften IX. Band Seite 660 — 784 theilt
Dr. Eduard Freiherr von Sacken eine Abhandlung mit über: ^Die
römische Stadt Camunthum, ihre Geschichte, Überreste und die an
ihrer Stelle stehenden Baudenkmale des Mittelalters.^ — Bei Beschrei-
bung des Wiener Thores zu Heimburg erwähnt Sacken a. a. O. S. 776
sweier Bildsäulen, auf die ich hier aufmerksam machen will: ,,Neben
dem Hauptthore steht auf jeder Seite an den halbrunden Vorbauen in
einer Höhe von 15% eine Figur in hohem Relief, auf einer 1' hohen
Console. Die links dem Eintretenden Taf. XI, Fig. 3 ist ein gerüsteter
Mann mit eng anliegenden Beinkleidern und kurzem Rocke (indusium),
darüber das bis an die halben Schenkel reichende Panzerhemd, dessen
Ringgeflecht deutlich zu erkennen ist; es hat kurze Armcl. Der Panzer-
kragen umschließt auch Hals und Kopf, so daü der obere Theil des
Gesichts sichtbar ist; auf dem Kopfe scheint der Mann einen Helm zu
haben (es sieht aus, als hätte er bloß die Hamischkappe oder Turnei-
haube, das dicke Unterfutter, das man unter den schweren Helmen
trug); die Hände hält er übereinander gelegt, wahrscheinlich hielt er
eine Fahne, von deren Stange man noch ein Stück sieht: oberhalb
neben der Figur ist auch ein Stück des Fahnentuchs sichtbar. Die
Gestalt, schreitend, mit etwas zurückgebogenem Leibe, ist nicht ohne
Bewegung und gut in der Proportion. Die Figur (4) dieser gegenüber
ist jugendlich, mit langen Haaren und fliegendem Gewand, sich um-
sehend, den Kopf stark zurückgebogen. Sie ist so beschädigt, daß
man kaum eine Vermuthung über ihre Bedeutung wagen kann; es
scheint, daß sie mit beiden Händen etwas hielt. — IJbrigens sind die
Figpiren so mit den Mauern verbunden, daß sie nicht später
eingesetzt sciu können, sondern mit dem Bau gleichzeitig sein
müssen.^ — Das Thor soll nun vom Jahre 1190 herrühren, wo Herzog
Leopold VI die Stadt befestigte. Bemerkenswerth aber ist, was Sacken
a. a. O. in der Anmerkung 2 von den Figuren sagt: „Erstere gilt beim
Volk als Attila oder auch als Winter, die andere
Figur mit dem fliegenden Gewand aber als Sommer!" Eine gute Ab-
bildung beider gibt Sacken a. a. O. — Ich habe die Standbilder selbst
bei einem Aufenthalte im benachbarteüi ^adL^Qt\.<^ \!)^^^^Sl.Oc^r&^^^s^^^^
460 K. J. SOHRÖEH, EIN STANDBILD ATTILAS UND KRIEMHILDEHS.
häufig betrachtet; die Eine Gestalt macht den Eindmck eines weib-
lichen Wesens, und wenn die andere beim Volke Attila genannt wird,
so könnte man bei dieser wohl an Kriemhild denken. Ein Bauer ans
Hundsheim; gegen den ich im Angesicht der Standbilder bemerkte , difi
es mir unbegreiflich ist, wie das Eine so verstümmelt werden konnte,
erzählte mir: in seiner Knabenzeit, noch in den 20er Jahren, seien so
Pfingsten alle Jahr die Ejiaben der umliegenden Orte hieher gekommeB
und hätten die Figur gesteinigt und zwar mit ziemlich großen Stei-
nen ! — Da ist es nun allerdings denkbar, daÜ der Sandstein alhnähBck
zerbröckelt wurde, zumal man annehmen kann, daß mit Kies and
Granitsteinen geworfen wurde; das nahe Donauufer und die nahen
Gh:'anitsteinbrüche lieferten das Material. — Jener Bauer wußte meh
was die Standbilder vorstellen sollten. Der Gebrauch des Steinigeu
zu Engsten beurkundet aber mythische Bedeutung, die dem Einen
Denkmal beigelegt wurde. Unerklärt bleibt, daß gerade der Sommer
und nicht der Winter gesteinigt wurde. — Über das Steinigen Ton
Götterbildern hat Simroek berichtet in Wolfs Zeitschr. fiir deutsche
Mythologie II, 131, vgl. dessen Mythol. 3. Aufl. S. 245. Neben der
Klosterkirche zu St Mathies bei Trier stand einst ein Standbild der
Venus oder Diana, die der Sage nach in heidnischer Zeit weissagte,
seit der Ankunft des h. Eucharius aber verstummt ist Sie diente im
12. Jahrb. als Zielscheibe des Muth willens und wallfahrtlichen Glaubens-
eifers. Noch ein weiteres Beispiel, daß alte Götterbilder mit Steinoi
geworfen wurden, theilt Simroek mit: ^Beim Abbruch der Kirche zu
Antweiler, Kreis Euskirchen, fand sich eine Figur, welche die Vor-
fahren fiir einen Abgott gehalten hatten und deshalb die Spur an-
zähliger Steinwürfe trug. Unter anderem erzählt man von einem
Pfarrer des Orts der, so oft er die Kinder zur ersten h. Com-
munion führte, mit ihnen vor den Abgott hinzog und denselben
steinigen ließ\
Hier wird demnach die altvolksmäßige Sitte zu einer feierlidien
Handlung, die mit der Aufioahme in die christliche Gemeinde in Ver
bindting steht, ein Widersagen den Göttern, gleich den Teofelsab*
schwörungen.
In 'Heimburg der alten^ Nibel. 1376 (Lachm. 1316) findet sich
demnach ein weiteres Zeugnis fbr diese Sitte des Steinigens von
Standbildern, und es wird wahrscheinlich, daß besonders die Standbilder
weiblicher Gottheiten in der Weise behandelt wurden. Daß in Heimbuig
die Göttin als Sommer bezeichnet wurde, erinnert an die Sitte, daß bei
der X)arsteilang des Kampfea zm%c^esi ^o^snü^t x^sA^yq^t in manchen
^■^n der Sommer als Frauenzimixict ^^>k\«ArX\^V
FR. X. WÖBEK, DEUTSCHE HANDSCHRIFTEN IN PETRONELL. 461
Es ist hiermit wohl zu wenig Anhaltspunkt gegeben, um der
kühnen und allerdings ansprechenden Vermuthung Raum zu geben,
daß der Wiedererbauer der alten Heimburg um 1190 wirklich an die
Sage gedacht haben könnte, daß hier Attila und Kriemhilde auf der
Hochzeitreise nachteten. Die geringste Kunde vom Leben der Nibe-
inngensage in Niederösterreich um 1190 müsste freilich willkommen
sein! Doch ist es immerhin schon merkwürdig genug, wenn gerade
liier ein Steinbild des 12. Jahrhunderts auf Attila gedeutet wird.
Unvereinbar ist diese Deutung mit dem Sieinigen des Standbilds,
das auch hier stattfand, und mit der anderen Deutung, daß beide
Gestalten den Sommer und Winter darstellen, nicht Auf Attila sind
in der Sage Züge des Eriegsgottes übergegangen, Helche oder Herka
wird von W. Müller als Gemahlin des Heru gedeutet. Hera ist die
Erdgöttin. ^In zweiter Ehe vermalte sich Attila mit Eriemhild, der
winterlichen Erdgöttin." S. Simrock Mythol. 271. 364, 366. Attila
der Nachfolger Siegfrieds als Gemahl Eriemhildens wäre der Sommer
und seine Gemahlin, die zu Pfingsten mit Steinen geworfen wird, eine
Wintergöttin. Tritt ja Kriemhilde fiir Brunhilde ein, in der ursprüng-
lich die in Winterschlaf gesunkene, dann vom Sonnengott geweckte
Natur gemeint war. K. J. SOHRÖER
DEUTSCHE HANDSCHRIFTEN IN PETRONELL.
Im Archive des reichsgräflich Traun'schen Schloßes zu Petronell
bei Deutsch-Altenburg in Niederösterreich befinden sich unter den da-
selbst aufbewahrten Handschriften auch einige deutsche. Ein Sammel-
band in Quart enthält u. a. auf 34 Blättern des 16. Jahrhunderts ein
Kochbuch^ anfangend: Pueben schinkhn paches. Nimb ungeferlich auf
ain disch drey köUen mit meel und sechs ayr, mach ain taig an u. s. w.
Ein anderer Sammelband des 14. und 15. Jahrhunderts (177 Folio-
Blätter) enthält auf Bl. 1 — 104^ ein medicinisches Kräuterbuch. Dieser
Theil des Codex besteht eigentlich aus zwei in einander liegenden Hss.
von ungleichem Werthe. Das Kräuterbuch, ursprünglich lateinisch sehr
zierlich auf altem Papier geschrieben, wurde im 15. Jahrh. von einem
Besitzer der Hs. mit Papier durchschossen und das Latein in bairisch-
Gsterreichischem Dialecte verdeutscht. Im lateinischen Texte finden
sich zahlreiche Abbildungen gemalt. Anfang:
Circa infitap« negocium in simpli- Am anfang des wercks der siech-
dibtiB medieiniß nostrum versatur ten meÖL\räv^\ ^^ ^xX. ^'weÄiX. "«ss^
462 K. SCHRÖDER, BRUCHSTÜCKE VON GOTTFRIEDS TRISTAN.
propositam. Simplex antem me- frag waz doch sei di siecht me-
dicina^ qne talis est qualis est na- dicinei, und ist di antworte daranf
tura producta, ut gariofilus, nux daz si ist iegleicher weiz als die
muscata et similia. natur die da frucht gibt, als gariffl,
Dus mnscat und dergleichen.
Am Ende sind beide Texte defect Bl. 118 — 177** folgt Konrads von
Megenberg Buch der Natur, mit der gereimten Vorrede, unvollständig.
Am Schluße steht Amen. Lampertus Krip 1482 zu Menz.
FR. X. WÖBE&
BRUCHSTÜCKE EINER HANDSCHRIFT VON
GOTTFRIEDS TRISTAN.
In der Fragmentenkapsel des Kölner Stadtarchivs (I, Nr. XLIV)
befinden sich zwei Pergamentblätter einer Tristanhandschrift in Qroi-
quart, aus dem 13. Jahrhundert. Es waren die äußeren Blätter einer
Lage; das erste derselben umfaßt V. 15740 — 15903, das zweite V. 165fi2
bis 16725. Der Anfang lautet:
wintscaffen als ein ermel ist
er vueget vfi suchet an
da maus an in gesüchen kan
als gevuge vfi als wol
als er von allem rehte sol
erst allen herzen bereit
ze dumehte vii ze trugeheit
Die Abweichungen von Bechsteins Texte sind folgende: 15749
ofienbare sein. 50 gevgen. 54 de san ir. 55 abr. 66 ane.
68 abr. 69 companiun. 71 bete. den stat. 72 dez sin bat
74 engellant. 75 zem. 80 hete. im. 85 sine vude vfi sin. 94 sin.
95 tage gvügete. 15801 petit creu. 02 spil vaaulu. 05 edele.
08 war wur in. J2 aualun. 14 liep. 15 Vaz waz. 16 zvein.
19 steht zweimal. 20 sin art. 21 bescriben. 22 in ein. 24 niemso
r. enwiste. 28 nieman. 29 ez were. 32 danne. 33 lasure. 34 ebene.
35 als sconc in ein. 36 dekein. 50 keten. 67 betrahten. 76 im.
82 vD im ir keine. 97 de wart abr do vrisc als e. 15903 sineD. —
16563 bi der rede. 64 danne. 66 beide, zim. 67 keinen. 72 micl
dez. 16610 de willich. 14 dar von. 45 zir — zir. 52 beidiv sconen.
53 hnidan. 66 alleine. 16719 raarmere. 24 allumbe. 25 die.
^. SCHRÖDER
UTTERATUR: J. HELFENSTEIN, A COMPARATIVE GRAMBfAR. 463
LITTERATÜR.
lelfenitam , James: A comparative Grammar of the Teutonic langaages etc.
London 1870. gr. 8^ XX und 525 S.
Deutsche Waffen und deutsches Wissen beherrschen die Welt. Selbst bei
iseren Erbfeinden, der französischen Nation, haben wir jüngst in den Werken
m Brächet, Br^ u. a. die Anerkennung unserer Wissenschaft zu beachten
id, sagen wir, freundlichst zu begrüßen. Der uns so nah verwandte Stamm
sr Angelsachsen hat schon früher neidlos an unserer Forschung regen Antheil
»ommen und in Person Schüler des großen Brüderpaares herübergesandt.
«s oben angeführte Werk ist ein weiterer erfreulicher Beweis, wie hoch das
nseben deutscher Sprachforschung in England steht, und wie tief ihr Einfluß
of dort gepflogene Studien ist. Das Werk iss das Resultat sechsjährigen rast-
wen Fleißes und wohl berechtigt auf bedeutsame Anerkennung im angelsäch-
behen Lande; allein auch über dessen Grenzen hinaus wird es eine wohl zu
letchtende Erscheinung sein. Es steht durchaus auf dem neuesten Standpunkt
rinenschafüicher Forschung, die recht eigentlich für diesen Zweig eine „natur-
rinenschaftliche^ ist — eine Auffassung, die selbst für das bigotte Albion von
hrem Schrecklichen verloren haben dürfte, seit unser dort eingebürgerter und
i^liTerehrter Landsmann Max Müller in seinen Vorlesungen schon dieselbe
eiDen neuen Landsleuten mundgerecht gemacht hat. Wie tief eingreifend diese
tturwiwenschaftliche Behandlung der Erscheinungen ist, zeigte sich neuerdings
> Scherers Werk „Zur Geschichte d. d. Spr.,^ und ganz in der jüngsten Zeit
t eine sehr interessante Schrift von dem Arzte Oskar Wolf „Sprache und Ohr**
^•ehienen, die in ihrem ersten ans Philologen näher angebenden Theile ge-
ichtige Untersuchungen über die Laute auf der Uelmholtz*schen Basis ver-
Sentlicht. Gkinz diesem Standpunkt angemessen finden wir in unseres Vfs. Buch
nf der ersten Seite eine physiologische Darstellung der Laute, zunächst der
ocale, und die Bestimmung der Grundvocale i, a, u, und zwar:
i — pitcb, or inherent tone : D''".
a — pitch, f, y, „ : B" flat.
Erst seit Berücksichtigung der Arbeiten von Joh. Müller, Brücke, Helm-
olts u. a. ist eine wissenschaftliche Auffassung der Lautverhältnisse in der
Uologischen Welt möglich geworden. Die Zeiten der philosophischen Con-
tnictionen, die selbst in der Syntax nur zum Theil ihre Berechtigung haben
logen, sind für jenes Gebiet vorüber. Unseres Vfs. Introduction beginnt darum
lit den bemerkenswerthen Worten: Grammar describes the organisms of lan-
Qages aa natural history describes the organisms of natural objects; in ähn-
^er Weise, wenngleich bei ganz anderm Stoffe, nennt A. Pictet in dem Werke
Originea Indo-Europ^ennes^ seine Arbeit eine „paleontologie linguistique,,.
Ganz abgesehen weiter von dem Verdienst eigener Verwerthung und Ver-
'beitung zeigt das Register der benutzten Hilfsmittel, was wir von dem Buche
harten dürfen. Die Namen Grimm, Bopp, Schleicher, Mdx Müller, Marsh etc.
<tf keiner nennen, der damit nichts nnzufimgcn weiß. Ja, wie eingreifend die
irkung deutscher Geistesarbeit ist, zeigt ferner die ohne weiters herüber-
ht B
464 LITTEEATUR: J. HELFEN8TEIN, A COMPARATIVE QRAMMAK.
genomiLcne Terminologie; denn es ist etwas überratchendea , mitten im
liachen Texte Wörteni, wie Umlaut, Ablaut, Brechung zu begegnen.
Unser Bach iet so reichhaltig aad auch audere, eongt nicht leicht
aicbtlich lU habende Sprachformeii darbietend, wie z. B. die Formen des Lajii
und des Ormulum bei der Darstellung des Verbs, dall es auch jedem deutitj
Gelehrten neben den Granmutiken von Grimm und Kelle unentbehrlich |
wird. Die BeBcheidenheit des Vfs., der in der Vorrede Bajit: I ha»e erery rui
to feel anriooa about the fatc of iny book ist sehr liebenswürdig gegenl
dem Werthe seiner Arbeit. Wenn auch nicht eigentlich neue Reanltate il ^
zu Tag gefordert sind, iet das Ganze doch in sofern neu, als es mit i
grüßten Fleiße, wie ichon bemerkt, die wichtigsten Resultate neuester For«eir
zu seinem Stützpunkt hat und in sofern allerdinge verdient, als etwa«
bestens begrüßt und bewillkommt zu werden. Die IntrodnctioD schon ii
durchaus selbetaudige Arbeit von bester Vorbedeutung für das Folgende, n
wir auch nicht jeder Auffassung des Vfs. zustimmen mügeu, •
wohl von geringem Gewicht — den unteratri ebenen Worten: This modiGed R
German diülect, this daughtcr of the Aliddle, and grand-dangh
Old High German etc. Es mögen dieli mehr geläulige Bilder sein als eigenll
bestimmende ABSchauungcn des Vfs., da wir sonst kaum einem Anadruckt
gegnen, der nicht mit der Wisaensehaft unserer Tage übereinstimmte. Aneh
anderem mögen einzelne nicht ganz mit dem Vf. zusammengehen, wie i. B>
dem Capitel (S. 408) über Reduplication bezw. Ablaut, in Betreff deasen
persDolicIi mehr mit der scbüncn Darstellung UÜfer« in dieser Zeitschrift (li
S. SS4 f.) als mit Scherer und Weslphal es halten; allein echt wissenschaftlil
Haltung wird man auch hier dem Buche nicht absprechen dürfen
Belehrenden genug finden. In allen Fällen ist die reiche Sammlung von fi
spielen xit loben. Übrigens bietet das Buch noch mehr als die von Grimm oi
anderen auch die Formen der urverwandten Sprachen, wie z. B. bei di
nation S. 2ö5 fi'., und ünden wir hier einen rollständigen Auszag aus SeU
cbers Compendium, sogar mit allen Conjecturen, wie t. B. bei dem AUtI
Euffii -at S. S73 u. s. V. a. Einzplne Äußerungen werden andere bestreiten,
die S. 276: as to the rest the locative has the fonctions of the dative,
diese Behauptung, so nackt hingestellt, jedenfalls viele Bedenken erregen taiä
So sind ferner ganz imcb Schleicher behandelt die Capitel: suffiies uaed in
formation of themes S. 168 und: Compurisons S. 348, während saclig«mifl
dem Verb die Grimmsche Eintheilung in ..starke und schwache" beibebaltan
unbeschadet der auf Schleichers Vorgang beruhenden Entwickelung der eiucl
Erscheinungen. — Als sehr reich und eingehend sei nochmals die Lutltl
erwähnt, welche von S. 20 — 165 behandelt wird.
Wir haben nur einzelne F'unkte hervorgrhoben, da wir am Onnien mi
auszusetzen haben. Noch beben wir ilio äußenit übersichtliche Anordnung
Stoffes hervor, und von Seilen des Verlegers dis aebr elegante Ausstattung,
sie leider bei uns noch so selten anEiitreA*i'ii ist. Wir möchten darum dw Ba
dem deutschen Publicum recht angelegen tlicli sc empfohlen haben, eine eigcntfHl
lingubeude Beurtheilnog an anderem Orte vorbehaltend.
FBIEDBEBO i. d. W., 16. April 1671. Dr. F. HOLLBB.
I eiDgub
BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT
IIEIl
NUNGEN AUF IJEM GEBIETE DER GERMANISCH
PHILOLOGIE IM JAHRE 1871.
KARL BARTSCH.«)
■iff und Geachichli
I Philologie
I. Bartscil, Karl, Drei deutsche Litterarbistorikcr.
Germimis 16, 109 — 130. Koborilwn, Vilmw und Wackemagel.
5. Geiger. — Bärwald, H., Zur EnnueruDg an hnzarae Geiger.
1 der Frankfurter Israelit. Realaehule. Prankfurt a. M. 1871. 4.
Vgl ArchiT fOr das Studium der nenereo Spracfaeu 48, 3SS.
3. Peacbicr, Eugene, LaearaB Geiger. Sein Leben und Denken. Fi
t. M. 1871.
Vgl. Archiv fflr das filudium der noupren Sprachen 48, 35ö.
i. Gemuui, — Bartsch, It., Georg Gottfried Gervinus.
Germania 16, 317—261).
6. Börard- Varagnac, Gerrious,
Journal des D^babi, 6. und 9. t'eliruar 1673.
6. Dove, A., Nachwort über Gervinns.
Im Neuen Beicb 1671, Nr. 13.
7. Gosche, Hichard, Gcrvinua. 2. vermehrter und vcrbesBcrtcr Abdruckp]
63 S.) Ltipsig 1871. Teubner. '/, Rtblr.
I Vgl. AllgBin. Liter. Zeitung 1872, Nr. 12 ; WisacusühaftL Bpilage der Leipüj
img 1871, Nr. 101.
8. Gri
, Her
Charakteristika
Preuasiarhe .lahrbücher 1S71, April.
9. Lehmann, Emil, G. G, Gervinua, Versuch
66 8.) 8. Hamburg 187J. MeiÜner. '/g Btbir.
LTgl. Liter. Coatralbtalt 1871, Mr. 44; Saturday Review Nr. 834 1 deutache Ronii
g 1872, Nr. B.
j 10. Ranke, L. von, Georg Gottfried Gervinua. Rede enr Erbfftinng derS
Bften PlenarversHumlung der bistoriachen CommiBeion in München.
r HiMoriache Zeitschrift 14, 134-146.
11. R(öder), G. 0. Gervinus. Nekrolog.
Allgemeine Zeitnng 1871, Beilage Nr. 87. 88,
12. Rfickert, Heinrich, G. G. Gervinus.
Unsere Zeit 1871, Juli, 8. 1—26.
13. Babl, Frani, G. G. Gervinua.
IHa OrenBboteu 1873, S. 62-61. Anknüpfend an Nr. <J.
*9 IBt UnterstOtniiig meiner Freunde K. Gialsson, TL. Möbio-i und B. Ter
Sea» T. (ira.) J.hrg.
BIBLIOGRAPHIE VON 1871.
14. Suhinidt, Juliau, Gervinns. Eine Studie.
Allgemeino Zeitung 18T1, Nr. 147 ff.
15. Zelter, E., Georg Gervinas. Wortt iin
den 20. Märe 1871 geaprochcu. 8.
16. G. G. Gervinua.
r fUr liter. Ustcrbailnng täTl, B. 366 f.
r Kennmiwi dar Oegenwart 1671. R, 473 I.
.. B, (Ul, 73 S.)
17. G. G. Ge:
Er^In zungsblntliAr
18. G.G. Gervinufi.
Jahrbuch der doaUchea SbnkflBpeaie'Gegellachftft, 6. J^hrg.
19. G. G. GerTiDn«.
Über Land und Mo«r 1871, Nr. 33.
20. Gervinns und die Zeit.
AllsemeiiiB Zeitung 1S71, Beikgs 16d, 8. 3013— ! 6.
21. G.G. GervinuB. Von H, T.
UIuBtrirto Zeitoug Nr. 146-2.
22. Braun. Dr. Karl, Gegen G.G. Ger
Dunckcr und Humblot.
23. Gervinas, G, G„ HiBtoriBche Silmflen. Nauc .\usgabe. ftljt d
Nekrolog von Prof. Di. K, Böder in HcidoJbL-rg uuil Gervinua* BililiUM
Uerlin 1871. Brauniiilicr. 1% Elhlr.
24. Grimm, Jucob. — Curtiua, Goorg, Jacob Grimm. Vortrag gchi
am 10. Febr. 1871 im GeHandhause zu Leiiisig. 8. (20 S.) Loip«^ >li
Hinricha. 'L Rthlr.
Äug Vortrage cum Besten der deutit^lioii luvalidoii'.
25. CurtiuB, G., Jacob Grimm.
Im Nijueu Beich 1871, Nr. 1).
26. Zar Erinnerung un Jai:ob Griium.
Beilage des k, proußischan Stnnliiwuieigers 1871, Nr, S.
27. Holtimaim. — Rurtach, K., AdiUf Uoll^mann.
Gcrmimia Iß, 243—247.
28. Martin, E., Adolf HoltEUianu.
ZeiUchrift f. d. Philologie 3, 301—107.
29. Adolf HoltEmuDn.
Archiv für da« Studium der neueren Sprachen 47, i-Jl- 2S3. Aiu i
Zeitung wiederholt.
.10. Lassber^. — Jan icke, K., aiir Gi»chioht« der deatoclieD PUlul
Ergänzungslilfitler xur KennltiiHa der Oogenwwt 1871. S. 209-316. Anli
an I.asabei^ und Uhlandu Briefwechsel. ^
31. Joseph von Laesberg und Ludwig Uhland.
HiatüriBch-politlBche Bllitter 1S7I, i. Heft, S. 837- 25S,
32. Hone. — Bartsch, G., FrunK Joseph Mone.
OermaniB 16, 250—252.
SS. Franz Joseph Moue. Von K.
Freiburger Kaihol. KircbBiiblalt 1871, Nr. Ifi IT.
34. F. J. Mone.
UnBBre Zeit 1871, 15. Heft. S, iSS.
36. Sande«. — 8(achBe), Dr., Paniel Sandw
IluHtrine Zeitung Nr. 14112. Mit Portritr.
36. Soh&d. — Chriftian Schad. Nekrolog. Von J. U. WiA
Allgemeine Zeiiutig 1K71, Nr. 164. OfK 1. Jnli 1831 >u 8chit*lfl|
in Erlangen and Leipzig;, enld^nkie \n Wi\>m% fucUiut« lingend i
rfo» rwreoltigen, vierhSmlg«» WH\s\n» aui ^\i ^ \»m»k«. ^ \
BIBLIOGRAPHIE VON 1871. 467
VftEBunhmg Yon Originalaosgaben FiBcharts. Er war Rector and Professor in Kitzingen
^md, t am 1. Juni 1871.
37. Cb. Seh ad. Nekrolog.
Unsere Zeit 1871, S. 503 t
38. Uhland. — Wnrzbach^ A. v., Zeitgenossen. I. L. Uhland. 16.
len 1871. Hartleben. 5 Ngr.
Vgl. auch Nr. 30. 31.
39. Vries. — M. de Vries.
ninstrirte Zeitung Nr. 1471.
40. Nekrologe von Franz Pfeiffer und A. Schleicher enthalten die Sit-
igsberichte der k. bayr. Akademie der Wissenschaften 1870, I.
n. Handschriftenkunde und Bibliographie.
1^ 41. Walther, Ph. A. F., Neue Beiträge zur näheren Kenntniss der
ftv^ßherzogl. Bibliothek in Darmstadt. 8. (XV, 168 S.) Dannstadt 1871.
SCHehL 1 Rthlr.
Hauptsächlich Mittheilungen Über Hoisschnittworke des 15. und 16. Jahrb.,
über einzelne Hss., b. B. A. v. Harff, Pilgrimatie (Abschrift des 17. Jhs.), eine nd.
letznng des Buches de viris illustribus (van den overclaren edelen mannen des
cistercien), Königshofen, heil. Elisabeth etc. Vgl Heidelberger Jahrbücher 1871,
11 (B&hr).
42. Steffenhagen, E., Catalogus Codicum manu scriptorum bibliothecae
^«giae Regimontanae. Fase. IL 4. (32 S.) Regimont. 1871.
43. Catalogus codicum latinorum bibliothecae regiae Monacensis.
"^omi I pars U. 8. (268 S.) Monachii 1871.
44. Czerny, Albin, die Handschriften der Stiftsbibliothek St Florian
geordnet und beschrieben. Zar 800jährigen Gedachtnissfeier der Übergabe des
lUosters St Florian an die regulirten Chorherm des heil. Augustin. 8. (VIII,
334 S.) Linz 1871. Ebenhöch. 3V3 Rthlr.
45. Tabulae codicum manu scriptorum praeter graecos et orientales in
bibliotheca palatina Vindobonensi asservatorum , edidit academia caesarea Vin-
dobonensifl. Vol. V. gr. 8. C480 S.) Wien 1871. Gerold. 3 Rthlr. 6 Ngr. (Ent-
hält Nr. 6501—9000.)
46. Bartsch, Karl, Bibliographische Übersicht der Erscheinungen auf dem
Gebiete der germanischen Philologie im Jahre 1870.
Germania 16, 463—504.
47. Bibliotheca philologica, oder geordnete Übersicht aller auf dem
Gebiete der classischen Alterthumswissenschaft wie der älteren und neueren Sprach-
wissenschaft in Deutschland und dem Ausland neu erschienenen Bücher. Heraus-
gegeben von Dr. W. Müldener. 23. Jahrg. 2. Heft (S. 90—226) und 24. Jahrg.
1. Heft. (^, 1 — 78) gr. 8. Göttingen 1871. Vandenhoeck und Ruprecht 18 Ngr.
48. Die Abhandlungen der k. preuß. Aikademie der Wissenschaften
über deutsche und preußische Geschichte, deutsche Sprache und Literatur.
Beilage des k. preußischen Staatsanzeigers 1871, Nr. 21.
f'
m. Sprachwissenschaft und Sprachvergleichung.
49. Müller, Max, Lectures on the Science of Language. 6, edition.
2 V0J5. S. (1170 p,) London 1871. LongmMx«. \^ ii.
468 BIBUOGRAPHIE VON 187L
50. Steinthaly H., Abriß der Sprachwiwenscbaft 1. Theil. Die Spnck
im Allgemeinen. Einleitung in die Psychologie und SprachwisscDaduift &
(XXni, 487 S.) Berlin 1871. Dümmler. 2% Rthbr.
Vgl. Literar. CentralbUtt 187J, Nr. 23.
51. Michaelis, G., Über die Geschichte des Sprachstudimiis. 8. (22 S.
Berlin 1871. £beling nnd Plahn in Comm. V^ Rthlr.
Ans den ,, Verhandlungen der polTtechnischen Gesellschaft zu Berlin*.
52. Kavanaghy Morgan, Origin of Language and Bfjths. 2 Tob. 8.
(XLI, 1030 8.; London 1871. Low. 21 s.
Vgl. Athenaenm 1871, 30. September.
53. Werber, W. J. A., Die Entstehung der menschlichen Sprache ai
ihre Fortbildung. Mit einer Einleitung: Des Menschen Stellung in Natur mi
Geschichte. 8. (VU, 45 S.) Heidelberg 1871. Winter. 12 Ngr.
54. Donner, 0., om jemforande sprakforskning. 8. (39 S.) Hdn^
fors 1871.
55. Raum er, R. y., Untersuchungen über die Unrerwandtschaft der
semitischen und indogermanischen Sprachen. 3. Fortsetsung. 8. (18 S.) Fmk-
fürt a. M. 1871. Heyder und Zimmer. % Rthlr.
Vgl. Zeitschrift fSr deutsche Philologie 2, 481 (Weinhold).
56. Grotemeyer, Dr. Hermann, Über die Verwandtschaft der tads-
germanischen und semitischen Sprachen. 1. Theil. 4. (20 S.) Programm da
Thomäums zu Kempen 1871.
57. Hof er, A., die Heimat des indogermanischen Urrolkea.
Zeitschrift für yergleiehende Sprachforschung 20, 379—884. Gegen Geiger f^
richtet, der Deutschland als Urheimat ansieht.
58. Bopp, Franz, vergleichende Grammatik des Sanskrit, Send, AnMa-
schen, Griechischen, Lateinischen, Litauischen, Altslavischen, Oothiadien ni
Deutschen. 3. Ausg. 3. Band. gr. 8. (III, 523 S.) Berlin 1871. Dümmler. 4RtUt
59. Schleicher, A., Compendium der vergleichenden Grammatik ds
indogermanischen Sprachen. 3. Aufl. 8. (XLVin, 829 S.) Wdmar 187&
BöhUu. 5V, Rthb.
Vgl Literar. CentralbL 1871, Nr. 3.
60. Pott, Prof. Dr. Aug. Frdr., Etymologische Forschungen auf den Ge-
biete der indogermanischen Sprachen unter Berücksichtigung ihrer Hauptfoi—L
Sanskrit, Zend- Persisch, Griechisch-Lateinisch etc. 2. Aufl. in völlig neuer Um-
arbeitung. 3. Theil. Detmold 1871. Mejer. 10 Rthlr.
A. u. d. T.: Wurzel-Wörterbuch der indogermanischen Sprachen. 8. Bd.: WaiMh
auf stumme Consonanten. Zuerst: Wurzeln a^ Gutturale und Palatale, gr. 8. (VBl^
1056 S.) Vgl. Zeitschrift f&r Völkerpsychologie, 7. Bd., 3. Heft.
61. F ick, Aug., vergleichendes Wörterbuch der indogermanischen ^pncha
Ein sprachgeschichtlicher Versuch. (In 2 Abtheilungen). 2. Abth* [2. nrngeui
Auflage des „Wörterbuchs der indogerman. Grundsprache." Gföttingen 18€3j
gr. 8. (1085 S.) GöUingen 1871. Vandenhoeck und Ruprecht. 4^, RtUr.
62. Förstemann, E., der urdeutsche Sprachschatz. UL
Germania 16, 414-432.
63. Schmidt, Job., zur Geschichte des indogermanischen YocalisMi
1. Abtheilung. 8. (IV, 182 S.) Weimar 1871. Böhlau.
Vgl. Literar. Centralblatt 1871, Nr. 49; Zeitschrift für vergleich. Sprachfonehaf
»1, 76 ff. (Delbrück); Academy Nr. 41.
64. Varming, L., om ovet^xk^ ^^ TnaA;£kA\i ^ \ TiOTdiBke genungBori
Aarhöger f. nordisk OUkyndi^YifA \%1\, ^- ^^»i.
ßrflUOGEAPIUE VON 1871.
65. CnlmBiiti, F. W., Versuch einer Erklärung der Aspiraten nebst
SelenchtDDg gewisser Grundsätze der neueren Sprach forscbnng. 8. (48 S.)
■Xeipsrg 1871. Fr. Fleiecher. '/, Bthlr.
Vgl. Litersr. Centralblatt 187S, Nr. 10.
66. Benfey, Th., Über die Entstebung and die Formen des indoger-
I aianiscbeo Optativ (Potential) so nie über das Futnnim auf Ban»kri(isch aj&mi
. (Aus „Abhandlungen der k. Gesellsch. d. WisgenBch. cu Göttingen"). 4.
1.(66 S.) GÖttingen 1871. Dietcnch. 34 Ngr.
67. Müller, Friedrich, sur Su&iilehre des iudogcrmanischeii Verbums.
(Aus den Sitzungsberichten der Akademie), lex. S. i20 S.) Wien 1871.
jBerold in Comm. 3 Ngr.
G8. Benfey, Th., ist in der indogermanischen Grondsprache ein nomi-
Lnalea SnfGi ia oder statt dessen ya uuzuselzen? (Aus „Abhandluugün der k.
GeBellseh. d. Wiasenscli. zn Göttingen"). 4. (44 S.) Güttingen 1871. Dielerich
16 Ngr.
Vgl, Literar. Centralbl. 1872, Nr. 31.
69. Fick, Allerlei.
ZeitBcbrift filr vergloicbende Sprachforachnng 20, 363—369. 1. Die europäisphen
Verba tat beblen, ial beben und kal schlagen. 3. Ooth. itilcli Becher. 6. Das enropUsche
Verbnm ikra, bHUco, schneiden etc. 7. Altn. dl f. Band. 9. Ahd, chnät. 9. SlaTo-deulscli
mui, scbmiegea. 10. älavo-deiitscb mu wnitcben. 11. Slavo-deulseb yarh, krtlrdtncn.
70. Skeat, W. W., a landüst of some coguftte worda in Engliab, Latin
and Oreek. London 1871. Macmillan.
IV. Grammatik.
I 71. Grimm, Jacob, Deutsche Grammatik. 1. TheU. 2. Auegabe. Neuer
trennehrter Abdruck. Besorgt durch Wilhelm Scherer. 8. (XXX, 992 8.) Berlin 1870.
^bümmler 6 Rtbir.
^B Vgl. Qermania 17, S23— 231 (Slrobl)} Zeitschrift ftlr deutsobe Philologie 4, 91 ff.
H^leinmeyer) ; Literar. Centralbl. 1871, Nr. 13; Zeitacbiifl f. d. «storr. Gymnasien 18TI,
■ B. 3fi&— 360 (Uoinzcl).
72. Baeker, L. de, Essai de grammaire comporäe des languea germa-
Bevne de liiiguiBtiqno T. 4, fasc. 4.
73. Mullenboff, Karl, Paradigmata zur deutschen Grammatik zum Ge-
brauch fSr Vorlesungen, 3. Aufl. Nebst Lachmanua Abriß der mittelhochdeutschen
Uftnk. S. (27 8.) Berlin 1871. Hertz. Vo Hthlr.
74. Vilmar, A. F. C, Anfangegründe der deutschen Grammatik zu-
nächst Tur die obersten Klassen der Gymnasien. I. Litut- und Fleiionslehre
rebst golhischcn und altboebdcutacheu Sprach proben. 7. Anfl. (Vlll, 94 S.).
m. Wortbildnugslehre (47 S.). 8. Marburg 1871. Elwert. 12 und 6 Ngr.
75. Hahn's, K. A,, mitteiboclideutscbe Grammatik. Neu ausgearbeitet von
Friedrich Pfeifler. 2. Ausgabe. 8. (XIX, 308 S) Frankfurt a. M. 187 "" "
24 Ngr.
76. Vtoten, J. van, zielknndig hiBtorisebe inicidiug ter algc
Nederlandaciie taalkennis. 2* druk der Spraak wordin g, toal en schrift.
176 8.) Haarlem 1871. De Haan, f. 1,80.
77. CoBiju, Dr. P. J., de oadnederlandache Psalmen. Taal- (
bode lU, 2ß— 4fl. 110-12*.
W inter.
i
470 BIBUOGRAPHIE VON 1871.
78. Ellis, A. d., OQ earlj eDglish prouonnciatioii, with especial refierenee
to Shakspeare and Chaucer, containiog an investigation of the correBpoDdiott
of writiug with speech in England, from the Anglo-Sazon period tho the prescit
day, preccded by a systematic notion of all spoken soands by means and d
the ordinary printing types. Inclnding a re-arrangement of Prof. F. J. Childi
Merooirs of the language of Chaucer and GU)wer, and reprinta of the rare tnel^
by Salesbury, on english, 1547, and welsh, 1567, and by Barclay on frenc^
1521. Part III. niustrations of the prononnciation of the li*^ and 16^ eentnrio.
Chancer, Gower, Wydiffe, Spenser, Shakspeare, Salesboiy, Barclay, Hart, Bnllo-
kar, Gilt, Prononncing vocabulary. 8. (XX, 363 S.) London 1871. Trfibner. 10 l
Early English Text society. Extra Series XIV.
79. Welsh and Anglo-Saxon prononnciation. Letter to the editor.
Academy 1871, Nr. 33.
80. Noelle, H., die Sprache des altenglischen Gredichts von da Eik
und Nachtigall. 8. (62 S.) Göttingen 1870. Dissertation.
81. Earle, J., the philology of the english tongne. 8. (VIII, 599 S.)
London 1871. Macmillan. 6 s.
Vgl. Göttinger Gel Anzeigen 1871, Nr. 49 (PaoU); Academy 1871, 1. Nofcnbci
(H. Sweet); Atheuaeum 21. October.
82. Mjorris", Richard, historical english grammar fbr schoola. 8. Loote
1871.
83. W immer, L. F. A., altnordische Grammatik. Ans dem DänisdiB
übersetzt von E. Sievers. 8. (Vm, 160 S.) Halle 1871. Waiaenhaus. Vi I^*
Vgl Bibliographie, 1870, Nr. 80; Athenaeum 1871, 21. October; MagasD 1 i
Uteratur d. Auslandes Nr. 49.
84. Nygaard, M., kortfattet fremstilling af den Oldnorske formlaere. &
Bergen 1871.
85. Nygaard, M., oldnorsk grammatik til skolebrug. 8. Bergen 1871
86. Koch, Emestusy de h sive litera Bvre nota laüna germanica
observationes. 4. (13 S.) Grimae 1871.
Jnbillams-Programm. VgL AUgem. Liter. Zeitonf^ 1872, Nr. 7 (Weiahanpt).
87. Culmann, F. W., Versuch einer Erklärung der gothiscben li^Mv;
welche mit q anlauten, nebst Beleuchtung gewisser Grundsätze der wf/gt
Sprachforschung. 8. (64 S.) Leipzig 1871. Fr. Fleischer. 12 Ngr.
88. Krause, K. E. H., uns, us, ösek, sek.
Germania 16, 93—97. Mit Nachtrag S. 307 f.
89. Amelung, Arthur, die Bildung der Tempusstämme durch Vool*
stfigorung im Deutschen. Eine sprachgeschichtliche Untersadiang. 8. (95 &)
Berlin 1871. Weidmann. Vs RtWr.
90. Erdmann, Axel, Essay on the hiatory and modern nae of dieiV'
bal forms in -ing in the English language. Part I. Cid Anglo-Sazon period. i
(^44 S.) Stockholm 1871. Doctordissertation von Upsala.
91. Tobler, L., Über die sogenannten Verba intensiva im DeotMte
Germania 16, 1 37.
92. Kern, H., de partikel ar in*t Ondhoogduitsch.
Taal-en Letterbode III, 1—7.
93. K ei ff er scheid^ Aiex^Lnder^ über die untrennbare Partikel ge* i>
Deutscheu. I. ge* bei Infinitixeii. \ , \\^V€\\\xTv^.\>^^\x^\^^^l^j^v^\l. Etoalan 1871.6*
BIBLIOGRAPHIE VON 1871. 471
94. Köhler, Artar, der syntaktiBche Gebrauch des Optativs im Gk>thi8chen,
Bartsch, ffermanistisehe Stadien J, 77—132.
95. Hildebrandi Karl, Über die ConditionaUätze und ihre Conjanc-
en in der älteren Edda. Dissertation. 8. Leipzig 1871«
96. Möller, F., Beide.
Gennania 16, 380.
y. Lexicographie.
97. Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm,
gesetzt von Dr. Rnd. Hildebrand und Dr. Karl Weigand. 4. Bd. 4. Lief,
rb. von K, Weigand ; 4. Bd. 2. Abth. 4. Lief, bearbeitet von Dr. M. Heyne ;
5. Bd. 10. 11. Lief, bearb. v. Dr. R. Hildebrand. Lex. 8« Leipzig 1871.
EeL k Vs Rthl.
98. Weigand, Fr. L. Karl, Deutsches Wörterbuch. 3. völlig umgear-
ete Auflage von Friedr. Schmitthenner's kurzem deutschem Wörterbnche.
und 12. Liefg. 2. Bd. V und S. 929—1184. 8. Gießen 1871. Ricker.
^, Rthlr.
99. Leser, Prof. Dr. Matthias, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch,
leich als Supplement und alphabetischer Index zum mittelhochdeutschen
rterbuche von Benecke-Müller-Zamcke. 4. u. 5. Liefg. Lex. 8. (Sp. 961 bis
4.) Leipzig 1871. Hirzel. k 1 Rthb.
Vgl Zeitschrift fOr deutsche Philologie 2, 867—371 (Steinmeyer).
100. Glossarium des XIV. oder XV. Jahrhunderts, herausgegeben von
rlehrer Dr. Sachse. 2. Hälfte. 8. Berlin 1871.
Programm. Das Ganze ist wieder abgedruckt im Archiv fCür das Studium der
uren Sprachen 47, 401-— 448.
101. Dietz, Ph., Wörterbuch zu Dr. Martin Luthers deutschen Schriften.
Bd. 1. Liefg. gr. 8. Leipzig 1871. Vogel.
Vgl Germania 17, 216—228 (Bechstein); Zeitschrift ftUr deutsche Philologie 3,
ff. (HUdebrand).
102. Yries, M. de^ en £. Verwijs, Woordenboek der Nederlandsche
L Tweede reeks. Aflev. 4. (Sp. 481 — 640): Omschitteren — Omtrek. *s Graven-
e 1871. Nijhoff. 16 Ngr.
lOS.^Oudemans, A. C, Bijdrage tot een Middel- en Ondnederlandsch
ordenboek. Uit vele glossaria en andere bronnen bijeenverzameld. 8. Aflev.
m 4. Amhem 1871. Nijhoff. f. 6,05.
104. van Holten, Dr. W. L., Proeven van woordverklaring. 8. (XII,
S.) Rotterdam 1871. Dunk, f. 1,50.
105. S tratmann, Francis Henry, a dictionary of the Old English lan-
2^e. Compiled from writings of the XU., XIU., XIV. and XV. centuries.
: L 4. (160 S.) London 1871. Trübner. 10 s. 6 d.
106. Wedgwood, Hensleigh, a dictionary of English etymology. Second
Ion, thoroughly revised and corrected by the author, and extended to the
lical roots of the langnage. With the assistance of the Rev. J. C. Atkinson.
h an introduction on the formation of languago. Part I. 8. (160 S.) London
1. Trfibner. 5 s.
Vgl. Literar. Centralbl. 1872, Nr. 17. (E. Muller) ; Academy Nr. 49 (Sweet).
107. ADictionary ofthe derivations of english language, in which
i word is trsced to ita primary root. 8. (400 ä.^ Loüdoii I^IV« C^U3.sa. V %.
472 BIBUOGRAPHIE VON 187L
108. Nares, R., a glossary or colleGtion of words, phrases, namei nd
allasions to ciutoms, proverbs etc. New edition, with additions by J. O. HaOi-
well and Th. Wright 2 yoIs. 8. (1000 S.) London. Smith.
109. ThorkeUson, Jon, und Gfsli Magndsson, Lateinisch-islandiMbei
Wörterbuch in dem von ihnen herausgegebenen lateinischen Lesebache (Latneik
lestrarbök. Reykjavik 1871. 8. 281 S.) S. 82—281.
110. Aasen, Ivar, Norsk Ordbog. 2. forogede ndgare af Ordbog cmr
det norske folkesprog. 1 — 3. Heft: a — krageblom. 8. Christiania 1871. MaDio^
&48sk.
Vgl. Germania 17, 236—238 (Maurer) ; Götting. Gel. Anseigen 1871, S. 1474 L
(Liebrecht).
111. Den syenska namnboken, innehallande alla bmkliga dopnum,
jemte förklaring, genomsedd af C. Eichhorn. 12. (52 S.) Stockholm 1871.
112. Kindblad, K. £., Ordbok öfver svenska spraket. 3. TheiL 8.
Stockholm 1871.
113. Kehrein, Joseph und Franz, Wörterbuch der Waidmannsspndie
för Jagd- und Sprachfreunde, aus den Quellen bearbeitet. 8. (VIU, 238 S.«
Wiesbaden 1871. Limbarth. iVa Rthbr.
Vgl. Allg. Liter. Zeitung 1871, Nr. 43; Allg. Forst- und Jagdseitang 1872, JnnL
114. Birlinger, A., zur Bergmannssprache. Froner. Frone. FrontheOe.
Fronberge.
Zeitschrift ftür vergleichende Sprachforschung 20, 891 — 394.
115. Die deutschen Verwandtschaftsnamen.
Europa 1871, Nr. 27. Vgl BibUographie 1870, Nr. 122.
116. Krause, K. £. EL, zu den deutschen Monatnamen.
Germania 16, 89—93.
117. Die deutschen Pflanzennamen in ihrer Bedeutung für die Ge-
schichts- und Alterthumekunde.
Mittheilungen aus dem Archiv des voigtländischen alterthumsforschenden Vereii&
Weida 1871. 8.
118. Jenssen-Tusch, H., Nordiske Plantenavne. 8. Kopenhagen 1871.
119. Jenssen-Tusch, H., Navnefortegnelse til Nordiske Plantenafoe.
8. Kopenhagen 1871.
120. Kummer, Paul, deutsche Blumennamen.
Der Hausfreund 1871, 12. Heft S. 655 ff.
121. Der menschliche Leib im Lichte der Sprache. L U.
Das Ausland 1871, Nr. 47. 49. Über Bedeutung der altdeutschen Worte fii
tthhamo, rS etc.
122. Peters, Prof. J., Beiträge zur gothisch-hochdeutschen Wortforschung.
Programm des Obergjmnasiums zu Leitmeritz 1871. 8.
123. Meyer, Leo, etymologische Mittheilungen.
Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung 20, 303—314. L Geist. gShia.
garstig, gas. 2. krank, klein. 3. gothiscbes naiv. 4. loschen.
124. Birlinger, A., zur deutschen Wortforschung.
Zeitschrift für vergleichecde Sprachforschung 20, 148 — 155. 1. schlfipfen =
pelzen, oculieren. 2. Eyspersbeerlein. 8. Geger = casula. 4. Stmot 5. Jöuchen, jöuckea.
6. Aevrachen.
125. Birlinger, A., z\ir deutschen Wortforschung.
£bendas. 20, 816—320. m^cYL-, rnau^^V.
126. Birlinger, A., aut d«atB^\i««3i ^wNSöxv^\sa%.
BIBLIOGRAPHIE VON 1871.
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4. bAilcn, abbkileo. 5, ab, prüp. 6. Bberdl.
12T. HcbrÖder, K., Spracblicbes za CloBener.
OermaDia 16, 300—303.
128. WoeBte, Fr„ Beiträge au* dem NiederdeotscbeD.
Zeitschrift ftlr deuUcbe Pbilologie H, 356— 3fi8.
129. Wis^n, Tb., allnorilische Wortdeutungen.
OenntuUfi 10, 239—865.
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Zeiticbrift ntr deutsche Philologie 3, 317—331.
131. KranBe, K. E. H., haveman.
Cennaiiia 16, U7— 9S.
133. Keller, Ä. y., hien.
Oermania 16, 7H— 79.
(IQ. 3, acblaitBeti.
4
133. FörKtemauD, Ernst, altdeulaclieä NamuDbucb. 2. Bd.: Ortsnauiea.
1. 2. Abllieilung: A— H. 2. vöUJg neue Bearbeitung. 4. (3p. 1—800) Notd-
haoaeD 1871. Forste mann. 3'/, Etblr.
Vgl. Oermania 17, 110—103 (Peters): Literar. CentralbL 1873, Nr. 31; Ailgem.
Zeitung Nr. 113.
131. Obermüller, Witbelm, Deutsch- keltisches, geschichtlich geographi-
«ches Wörterbuch sur Erklärung der Fluß-, Berg-, Orts-, Gau-, Völker- und Per-
•onennameD Europas, West-Aaiena und Nord-Afrikus im Allgemeinen, wie Denteeh-
lands tnsbeiODdere. Ncbat den daraus eich ergebenden Folgerungen für die
Urgeschtcblc der Menschheit. 12. Lief. gr. 8. (2. Band, S. iBl — 57ti). Leipzig
1871. Denicke, '/a Rthlr.
135. Lutterbeck and R. Bück, zur deutschen Ortsaameuforscbung.
Germania 16, 293—299. 1. Über «len Namen der rümiacheu Feste Aliso. 2. Über
Ortsnamen auf -luaen.
13(!. Die Ortsnamen Schwis and Stans, eine etyinologiecbe Erklärung.
Der GeschichtafreuDd, 26, Bd., Einsiedeln 1871. 8.
137. Perger, Prof. A. E. v-, „Und" (Ortsname).
Bericble und Miltheilungaa des Ällertbums- Verein nu Wien, II. Bd. Wien 1870. 4.
138. Oohlert, V., aber die boiokeltiichen Ortsnamen in Böhmen.
Mitibeilungen der k. k. geogTapliiflcben GeaeUachaft, 13. Bd. Wien 1871. 8.
139. Ender, Pastor, die Ortsnamen in der Görlitzer Uaide und Umgegend.
N. Lansitz. Magiuin 48. Bd. 3. Hoft. 1871.
140. Riadler, deutsch-polnische Ortsnamen.
Kabezald 1871, UeÜ 2.
141. Kellner, Dr. Wilb., die Ortsnamen des Kreises Hanau, Keg. Bezirk
Caasel, Kgr. PrenÜen. Etymologische Studie. 8. (52 S.) Haoau 1871. Prior.
Vgl. Literar. Ceniralbl. 1871, Nr. 31; Beilage des preuQ. Staatsanzcigera Nr. 8.
142. Woeste, Fr., Iserlohn und Umgegend, Beiträge zur Ortsnamen-
deutung, Oilsgesclui:hIe und Sagenkuude. 8. Iserlohn 1871. Budekcr.
143. Strouck, Prof. Dr., etymologische Forschungen, als Beitrag EU
den Stadien des Qerm de Lafontaine, über dre Ableitung der Ortsnamen de«
Loxemb arger Landes.
Publiealion de l'iustitut ruyal graod-ducfll de Luxembourg. 1871.
144. CreceliuB, Wilh. , cöUectae ad aULgendam aQni\n.is.tft
'ßaioiiicoraia et FrUiunim sci<-iitiain speeluntei'. W . trfcSi.Vwft«» '^'•.i*™-'
?. 8. (iU, HOS.} BerUu IS^l. Ük\yu). V<Q'&|t;i.
474
rtiBMOORAt'HlE VON 1871
145. Die VoTDamen epr&chlich crläDtort nnd die nJtdeutscbcn PertiHiei-
Diuneii »seil ihren Stnniiii Wörtern zusoni mengestellt. 8. (56 S.) Kothenborg o. L
1871. Ender. '/s ^'^^
HG. Strnck. über den Numen Rolnnd.
Archiv Itlr du Blndium der oeuerea Sprachea iT, 468. Auwug «na einem Tortnfh
147. Krsuae, K. £. H., Moneke. Simon.
Gennuün 16, 302-306,
148. Von deutschen Familie anainea and Namenbäclileia. Ein Vortrag. B.
(19 8.) Erfurt 1871. Körner. 4 Ngr.
149. Stricker, W., Franbfdrter Panülieimamen-
la> Senen Reich 1871. S. 427-432,
150. Pnuikfnrter FamilieuDamen.
K. PreoQ. Staats- AnieigBr, 1371, Beilage 11.
I&l. Pauli. Dr. Carl, über Famiüeimameii, insbesondere die von Uiiidn,
II. 4. (SOS.) Münden 1871. Angostin. 8 Ngr.
IV. Mundarten.
169. B&ckert, H-, Bericht über neuere detlaebs mmdartlicbe
Zcitaolirift Car douteche PMloK'pe 3. 1«1— aoo,
163. Gikdl, H^ aar Kunde deottcher Hnodaiten.
ZeittchriA fOr T«r^ticlieade äitracbforschuBg SO. Bd. 3. Heft.
164. KSckert, H., Tenocb einer Darstdlnng der
im MiUelkller (Fortsetnng).
Zeilschrift de» Vereine für Khleoscbe GcechicUa 11. Bd. L Heft.
Iö5. Knotet. A., <Ue Mundart in imd nm Tnakeatttja. I
Huiunlung (Fortietiuug und ScUnC).
KOhaaahl IS71. Nr. »-S.
166. Tolk>Ihfim1iche> and HBndaiffiebs.
RabraaU 1871. Kr. 9. K. Baopt
1 Hi(M^«tHi^; J. UckN. £e MtmteteB w Am <Mw
'- . BablB^araer He.; RMlabfci. ei* ~
»■■iMliim , BejtnäMi,
IST. KiBdUr. P. w OwMktfc^« a
'^' " ISn.«. T3L
168. HciBaartisg, Jak«b, «her d«
Stigntfader Hmtart. ». Majbwg 1871.
159. Wablenhcrg. F. W.. di«
■fatrt nd ibi« Lun<ndüeteD«MMft^ 4. (18 S.| K«Ib 1871.
ICO. Gredt. Dr. K., die LttwUn^er Mnodaxt, i^r« St
4. (S3
ISU BoBBika. J., d« ralbteal in XanlHrfaad 4 CHi', 116 &j fk*
- »8T1. t QfiO.
Itä. Oi»«k«>. J.. Bk$dne« tot de ko» «n W "- " i " ' ^ "
Ta^ MI L*lw>uii in, »-lo*.
1S3. Gradl, E, im V«
■ iriiili'-- Ih- iiMAi PMalic« *. W>— «t
JM. üicck. Dr.,
kmllLIOGRÄPHIF, VON 18T1. 475
165. Mtcck, zu duD deutschon Dmlecten. 11.
Archiv för das Sludiuiu der neueren Sprachen 48, 227— Säa.
166. Belfr&ge, A. G. L., om verbet i Veetgötamälet. Akadeniisk Äf-
mdling. 8. (54 S.) Lund 1B7I.
1S7. Scbmeller, J. Aiidr., BayrischeB Wörterbuch. Zweite, mit lieB
er&Mera Nachträgen vermehrle Ausgabe im Auftrage der hiitoriacbeo Com-
iMion bei der k. Akftd. d. Viha. bearbeitet von G. K, Frommann. 5. und
: Lief. Mfincheu 1871. Oldenbourg. k 24 Ngr.
168. De Bo, L. L., Weetvlattinscb Idioticon. 3.-8. Lief. (S. 209—960.)
«oy. 8. Brügge 1871. Gaillard.
169. Gilow, Ch., De Düri, u man to seggt uu wat's BCggen. 8. (VI,
776 8.) Aiuilam 1871. Krüger. 3"/, Rtblr.
Ein mundartliubea (oiederdeulsches) Wlirtetbach vou Thiemamen. Ton demBclbon
Teif. wird ein gleiches von PSanzeanamen vorberpileL
170. Birlinger, A., mDDdartlicho PäalUiCDUftmen. ^
Geimania 16, 8S— 89, JU
171. BocbhoU, E. L., mundartliche Namen des Cretiniamus. ^H
Zeitschrift für deutscbo Philologie 3, 331—342. ^"
172. Bitlinger, A., Etwas Sp rachlich ea. 1. Noch einmal Fürbaß. 2. Sprach-
fidie BemerkQQgeu eu BenBene Hospital im Mittelalter.
ArehiT des historischeu Tereiiia von ÜuIorlruakeD Sl. Bd. 1S71.
173. Corrodi, A., de Herr Dokter. Familienbild. 16. Winterthnr 1871.
8t«iner. 13. Ngr.
174. G'epaBg und Ernst. Sepumtabdruck aus dem „Wächter 'am PilatUB".
Z'mebBt im LozemeTdütsch. Vom Wiildbrucder Macbari am l'ilatuB (Pfr. Egii)
ond Ändern. 8. (64 S.) Luseru 1871. 80 c.
175. Binder, Paul, die tLstronomische Utv im Strallburgcr Münster.
Gedicht in allemannlecher Mundart. 8, (27 S.) Zürich 1871. Webet. 1 fr.
176. Holtei,K.T.,SchleBiBcho Gedichte. 12. Anfl. Breslau 1871. Trevendt.
177. Palm, H., Probe der Oebirgsmundart von Langer in Douneraa.
BabBMhl 1371, S. 6Ö.
178. Ulrich, Friedrich, Volksklänge in Altenbarger Mundart. 2. Auflage.
Zwickau 18T1. Thoat. 25 Ngr.
179. Schnozeln, Erfurter. 2. Auflage, 16. (VII, 96 S.) Erfurt 1871.
Körner. 1 Bthlr.
180. Sommer, A., Bilder und Klänge aus Rudalstadt in Volksmundart.
1. Bdchn. 6. AutL, 3. Bdcbn. 3. Aufl. .1— ä. Bdchn. Budolstodt 1871. Fröbel.
161. StoltKC, F., Geiiicbte in Frankfurter und bocbdeutacher Mund-
I Mt. 16. (XII, 370 S.) Frankfurt a. M. 1871. Keller, l'/, Rtbir.
182. Hurms, L,, Honnig. Verteilen uu Utleggeu in sin Moderspruk.
1-2. Heft. 8. ilerniannaburg lb71. S Ngr.
Hingberg, H. K. vam, ut auler un neier Tid. Erzählungen in
I niederdeutscher Mundart. 1. Bd. S. (161 S.) Leipzig 1S72. Baonsch. 1 Btblr.
184. Josepby, J,, uns' Krieg mit den FranüOB 1870 — 71. Plattdütsuhe
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! Heknuu^ ohne (/«i Wirll] inakt bptt, tt. (24 S.'j'Www.w *. Ä.\.. k\8iavewQs^
ä71. '/g Hthlr.
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Paderborner Dialekt. Nebat einer Zngnbe von plattdeutschen Gedichten. 8. (144 8.1
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1 y, Rthlr.
Vgl. Im neuen Reich 1871, Nr. 22.
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Blätter fllr Uterar. Unterhaltung 1871, Nr. 18.
194. Groth, Klaus, de Höder Mael.
Der Salon 1871. Bd. VllI, 391—406.
195. RateehismUB, altftieaiachcr, in der Sylter Mundart, mit dentachir
Überaetxung, oder; in Sprichwörter eingekleidete altfricBische Sittenregdn , wa
C. P, Hansen auf Sjlt. 0. O. u. J.
Vgl, Blatter f. Ulerar. Unterhaltung 1871, Nr. 44.
195'. Swanucblumraen. Jierbockje for it jier 1871. Utjown fm't SuWip
for Friskc Thal en Skriftenkennisae. 8, (XU, 80 S.) Hearrenfean 1871.
f. 0,40.
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80 S.) Frentsjer 1871. Teleuga. f. 0,30.
197. Dykstra, Wsling, Aid eu ny Rimen en tellajua. for liw, d;t
graech ris hwet in 't repenbier foarlÄse wolle. 8. (IV, 140 8.) Frentsjer 1871.
Telenga. t. 0,90.
198. Djkstra, Waling, forhncltajes , rimlerij eu saugkjes, Opmakke cd
bijn oar samle. 8. (64 S.) Leawerd 1871. Jongbloed. f. 0,25.
199. Forjit my neti Tidakrift utjown fen'l »elskip for Frisk Uel cnl!
skriftenkenniase. 4. Book, 1. jefte. 8. Hearrenfean 1871. Hing«t. f. 1^0.
200. Van der Meulen, T. G., Frye snieuntsjounen , of in Beg^ipre»!
för't bigelove. Blijspil. 8. (144 S.) Liowert 1871. Jongbloed. f. 0,90.
201. Patsjes. Komiak aangkatik. 8. (8 S.) Liowert 1871. Wester. f. Ü.IO.
202. Trocistra, U. F., Nieske Stamama. En forhael ilt (ia tid- 8. (36 S,)
Liowerd 1869. Jongbloed. f. 0,25.
S03. In moarn en in joun by Remmert Nyboer en ein geiin. Klnchtidi
blijspU. 8, (4, 86 S.) Liowert 1871. Wester. f. 0,60.
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•Voriu'» Oudeiuerfi J daoske Be.LT\)Q\d«Ue. %e& <it Qmnda if d« ^
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OreMboten IBTl, 8. 1S4— 176. 310-218. 392—305,
211. Högg, Hilar. die alldentBChon Götter im Pflaiuenraiclio. Eine Skiaae.
(TV, 44 S.} Stuttgart 1871. Metzler. V, Rtblr.
Vgl, BIfitter f. liter. OnterhaHung 1878, Nr. lö; Deutschor Spracliwart Nr. 19;
Correspondenzbl. t. d. Gelehrtensubulen WUrtembergs Nr. 3.
212. Kcuter, Mogon ein Stammesgott der VangioneQ und Hogontiacum
eine Vangiouiacbe Stadt.
Annalen des Vereins nir nassaiusche Altertliumskunde 10, 365 — 377 (1870).
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Archiv dei Vereins f, siehenbUi^, Landeskncde , N. Folge 9. Band, 3, Heft,
Eronstadt 18T1,
217. Hofmann, fiber einen n euenti) eckten Zanberspruch gegen die Fall-
ncht
Sitzungsberichte der bayerischen Alcademie der Wissenschaften I8T1, 6. Heft.
218. ReusB, Rodolpbe, la sorccllerie au XVI' et au XV 11* sii de, parti-
inlii'rement en Alsace, d'apr^B des documenta en partie inäditi. 8. (VII, 202 S.)
»aria 1871. Chcrbnliez. 3'/, fr.
Vgl. Revue critiqae 1872, Nr. 27,
Vm. Märchen und Sagen.
219. Bechstein, Ludwig, Nenes deutichcB Märchenbuch. 19— 21, Aufl.
8. Wien 1871. Hartleben. 12 Ngr.
220. MDsäua' Volksmärchen der Deutschen. Herausgeg, von J, L, Klee.
S. iUiiftrirte Prachtaasgabe. 2. AuH, 8. (XVI, G55 S.) Hamburg 1870. Häudcke
«od Lehmkuhl. 3 ßthlr.
1. Tschacbe, G., anageivählte Märchen und Sagen. 2, Sammlung.
Ircatan 1870. Treweudt. 2 Rthlr,
223. Lausch, E., das Buch der Bchönsten Kinder- und Volksmärchen,'
nnd Schwiinke. gr. 8. Leipzig 1811. S^aTOCT. "l^ ?.\.\ät. j
M
478 ßlBLlOGRArillK VON 1871.
Sä3. OstormSi'ulien und OatergeUdilur.
Enropa 1871, Nr. 15.
3S4. Hahn, Dr. J. O. Ton, k. k. öster. Gcnoiiilconsiil , Sa^Mentcluft-
liehe Studien. 1. Lieferung. 8. (113 S.) Jean 1871. Msnke.
Über Bildung oud Wesen der Sa^rform, Verhältniaae tod Soge eut Gcachidilc,
Bi^grllndting der SagiriHaenscbafL Nicbt rein mytbologiscb, soudorn ebenso philoMpliiMi
uud aprncbwisBenscIiaftlicb.
225. Der sittliclie Zug in der deutBcheo Sage.
Archiv f. d. Siudinm der neuem Sprachen 4T, 233—337. Wiederbolnn; m
Bibliogr. 1870, Nr. 23fi.
326. Richter, A., Deutsche Sagen. 8. (IV, 348 S.) Ldpiig 1811.
Bvftndatpttcr. I Rthlr. 3 Ngr.
V)cl. Archiv r. lt. Studium d>r neuem Sprachen 17, 307; Msguiiji f. i. UteiUB
d. AiiBlandea 1S71. Nr. S6; Cectmltil. f. pXda^og. Literatur Nr. S; Schweiter. Uttcm-
eeitung Nr. 11; Aügem, FamiÜenicitiing Nr. SS; Öchulbl. d. ovang. Semin. ScM«räni
a. Heft; Earlmami, YoliuBohule 9. Heft; Allgem. LelirerEeitang Nr. 41; L«(nipr
BUtter f. PSdsgogik 5. Heft
S27. Ueriog, H., Schveiieraageu für Jung iiiid Alt. 8. Aariu 1871.
SiLuerläDder. 28 Ngr.
Vgl. Literar. Centralbl. 1871, Nr. 31; Anzeiger fflr Kunde der deulscben Vof
loit Nr. 6; llluslririe Zeitung Nr. UHS; Schweiserl.oie Nr. 305; Sch»ei«at. Lehro-
leitung Nr. 6.
328. Wallis er Sagen, gcsiiminolt und hernuagegebea von Ssgcnfteiindi
1. Heft, I. Thoi), gesammelt und erzählt von Pfarrer M. Tscbeinen in OAcbci.
3, Tbeil, gOBammelt und erzählt von Domherr P. J. Huppen
(112 S.) Sitten 1871.
3S9. Kaufmann, Alex., kleine Beitrage eur GeechiohU- and Sagm-,
forBchung im Frankeulunde.
Archiv deB hiatorischen Vcrpina fiir Unterfrsnken. 21. Bund (1871).
230. FÜdiBch, J. E., Sogen aus dem Pohcnthale.
Hiltheilungüu dca Vereins Hlr Gcachii-hte der Deutschen in BObrnnt, 11K Jl
gnng, Nr. 6.
231. Gräsae, Dr. J. G. Th., Sagenbuch des preußischeD StaatM. 19.
24. Liefg. gr. 8. (3, 641—1104.) Gbgao 1871. Fleuimiug. k V, Rthlr.
Vgl. ScblesiBche Zeitung 1&71, Nr. S71.
S3S. Banmann, E., Sngen aus Hirschbergs Umgegend.
RHbeiahl 1871, 4. Heft, 8. 181 if.
233. Eiael, R, Sagenbuch des Voigtlandes. 8. (VIII, 433 S.) Gera 1ETI
Grienbach. 1 Rthlr. 18 Ngr.
Vgl. Im neuen Reich 1871, Nr. 47.
234. Sagen.
Mitlheiliiugen ans dem Archive de» voiglländiachou altarthiira»for»chendon T«r»i««
in HohenlenhiTi. Weidn 1871.
235. Harn, W. 0, v., der Rhein. Geschichte und Sagon aeinar Bn
Abteien. Klöster und Städte. Wiesbaden 1871. Niedner. 4 Rlhlr. 20 Ngr.
236. Montauub, die Vorxeit. Sagen und Gcacfaiclilisi der LüniJer der«
Mark, Jülich-Berg and Westjihulen. In vfiBscnsehaftlicher ümarbeitudg von W
V. Waldbrühl nnd Montanas. 2 Bde. 8. (VIII, 372 U. VII, 316 S.) ElbeifcU
1870 — 71, Lncas. 2 Rthlr.
S37. Hartinann, Hermann, BM<it t.w ^•M^.f^Vw, Sagen
-■'■«ofaito, Qebräuclio, Vo\V8ii,\)M%\n.viW wai eomÄtt* "S^S
BIBLIOGRAPHIE VON 1871. 479
^es ehemaligen FürsteDthams Osnabrück. 8. (X, 388 S.) Osnabrack 1871.
Sackhont. 1 Rthbr.
Vgl. literar. Centralbl. 1871, Nr. 31 ; Anzeiger für Kunde der dentschen Vor-
seit Kr. 6.
238. Schwartz, W., Sagen und alte Geschichten der Mark Branden-
Imrg. 8. Berlin 1871. Besser. 24 Ngr.
VgL Beilage des k. preuß. Staats-Anzeigera 1871, Nr 34; Beilage zum Reichs-
anseiger 1872, Nr. 34; Allgem. literar. Anzeiger Nr. 67.
239. Rindfleisch, W., sieben Sägen aus der Umgegend von Freien-
walde a. 0. 2. Auflage. 8. (190 S.) Freienwalde 1871. Fritze. V» K^hh«.
240. Garbe, Ed. Ludw., Danziger Sagen. Poetisch bearbeitet. 16. (VIII,
133 S.) Dansig 1872. Saunier. % ^^^If-
241. Byrne, W., the legends of Cheltenham and Gloucestershire. Chel-
tenham 1871. Brockes.
242. Les contes populaires du Danemark.
Bibliothdqne universelle et Revue Suisse 1871, October, S. 249 ff.
243. Kristensen, £. T. , jydske folkeminder, issr fra Uammenim
'Herred. 5.-6. Heft 8. (176 S.) Kjöbenhaven 1871.
244. Aabjörnsen, P. Gh., Norske folke-eventyr. Ny Sämling. 8. Chri-
•tiania 1871.
VgL Germania 17, 238 ff. (Maurer); Athenaeum 1872; 27. Januar; Academy
15. Mai.
245. Liebrecht, Felix, Germanische Mythen und Sagen im alten Amerika.
Germania 16, 37—42.
246. Jänicke, 0., Zeugnisse und Excurse zur deutschen Heldensage.
Zeitschrift für deutsches Alterthum Id, 310-332.
247. Die deutsche Heldensage.
Beilage des k. preuß. Staats-Anzeigers 1871, Nr. 6 — 7.
248. Richter, A, deutsche Heldensagen des Mittelalters. Erzählt und
mit Erläuterungen versehen. 2 Bde. 2. Auflage, gr. 8. Leipzig 1870. Brand-
stetter. 2V2 Rthlr.
Vgl. Allgemeine Familienzeitung 1870, Nr. 30; Schulblatt der Provinz Sachsen
1871, Nr. 7. 8; Leipziger Blätter f. Pädagogik, 6. Heft
249. Mehl, H., die schönsten Sagen des classischen Alterthums und des
deutschen Mittelalters. 8. Wien 1871. Picbler. 14 Ngr.
250. Bacmeister, A., die Geschichte von Walther und Hildegund. 16.
(48 S.) Reutlingen 1871. Fleischhauer und Spohn. 2 Ngr.
251. Mälly, J., zur Alexandersage. IL Zu Julii Valerii Epitome.
Zeitschrift für deutsche Philologie 3, 416—422.
252. Pseudo-Callisthenes nach der Leidener Handschrift heraus-
gegeben von H. Mensel, b. (116 S.) Leipzig 1871. Teubner. 24 Ngr.
Aus den JahrbUchem für Philologie und Pädagogik. Vgl. Literar. Centralbl.
1872, Nr. 7.
253. Historia ApoUonii regis Tyri. Recensuit et praefatus est Alex.
Riese. 8. (XVHI, 68 S.) Leipzig 1871. Teubner. Va ß^^lr.
Vgl. Heidelberger Jahrbücher 1871, Nr. 8 (Selbstanzeige); Gott. Gel. Anzeigen
Nr. 46 (H. 8.); Allgem. Liter. Zeitung 1872, Nr. 7; Jahrbücher f. Philologie und Päda-
gogik 1871, 12. Heft ; Philolog. Anzeiger HI, 11 ; Österr. Wochenschrift 1872, Nr. 6.
254. Teuf fei, W., Historia ApoUonii regis Tyri.
Rheinisches Museum 27, 103 — 113: zeigt, daß der Bearbeiter in einem Lande
lebte, wo germamBchea Recht galt.
480 BIBLIOGRAPHIE VON 1871.
255. Die Drei-Königa-Sage.
Hfirklacbes KirdicnblnH ISTI, Nr. 1 (g.
356. Bowitact], Uarienangen. 16. (46 S.) Leipzig 1871. Redftm.
Univertal- Bibliothek Ild. 27E. Vgl. Ältgem. Liter. Zeitung 1871, Nr. 87.
257. KretzBchinar, Ädj. v-, die Legenden vom heil. Georg und ibi
Duretellungen.
Mittheilötigen dea k. sächa. Verein» für Erforfichung und Erhollimg vHt«r1iBdUdti
Geachirhtsdenlimnle, 31. lieft (1871.)
SÖ8. Die Brandanua-Legende.
Allgemeine Zeitung 1871, Beilage S94. Anknüpfend an BrilU Ausg. doi nisdietlili
Gedichts: Tgl. Nr. SSO.
259. Geata Bomanorum herausgegeben von H. Oeaterley. Facde- L
8. (IV, und S. 1—320). Berlin 1871. Weidmann. 2 Bthtr.
Vgl. Gntting. Gel. Anzeigen 1872, N'r. 4S (S clbsl Anzeige | ; GeimanU IT, Itt
260. Populär Rowances of ihe middle agea. By G. Vf. Cot mai L
H. Jonea. London 1871. Longmana. i
Vgl, Dullin-Review 1872, 8. 4M ff. Inhalt und Kritik der Annaeagfi, ayttöKk
Grundlage derselben etc.
261. Muaaafia, Ad., aulla viiione di Tundalo. Lex, 8. (53 8.) Win
1871. Gerold in Comm. */, Kthlr.
Ana den SitKun gab erlebten der Akademie. Vgl, Lilernr. Ccntralbl. 1871. Nr. K
262. Voigt, G., die KyffhSuaerBage. Vortrag. 8. (16 8.) Leiprig I87I.
Hinricba. 4 Ngr.
263. Voigt. G., die deutacbe K:
Ilisloriscbe Zeitacbrift 13. Jabrgnng, 3. Heft. (1871).
364. Hirech. Franz, die Kyffhiiueeraage. Ein neuer Beitrag so t
alten Beichamäre,
Der Balon 8, 444-453 (1871). Deutung auf Odin.
2G5. Verachwuiidene.
WocbenlilKtt der Johanniter Ordens-Balloy Rrandi'tiburg 1871. Nr. 38.
266. Meyer, Karl, die TelUage.
Barticb, germaniaCiache Studien I, 1611 -170.
2G7. Eine kärntneriach-aloveniacho Sageugestal t.
Öiterr«ich. Wooheniohrift 1873, Nr. 17.
268. Klerotfa, über die Vampjraage in Bolimen und im Allpemdl
Miltheilungsn de» Vereins für Geschichte der Deutscheu in Dühmen. 10. Jabr,
Nr. 2 (1871).
269. Casael, Faul, der Schwan in Sage und Leiien. Eine Abhwadlung.
3. Tcrmchrte Anegabe. 8. (XIII, 116 8.) Berlin 1872. Heineradorff. V, Blhlr.
Vgl. Allgem. Lit Zeitung 1871, Nr. 44; allgem. litcrar. Anieigef 1979, Kr. H>
IX. Volks, und Einderlieder, Sprichw&rtcr, Sitten attd Gebriiah*-
270. Geratenherg, K. v.. das deutache Volkalied. 6. (96 S.) Okm
1871. Vogel.
271. May, J. J.S., die Liebes- und Volkipoeaie.
Weaternianna illuslrirtc MonaUbefte 1671. September.
572, Becbsteiu, Dcutaehlanda hiatori ach o Volkali cder nnd ihre UtMkß-
BUtter für lit«rar. Ualerbaltiing 1671, Nr. 18; an Lilieucmna
knüpfend.
573. Opel, Jul. Otto, die biatoriaclicn Volkalieder det
//iilorifche Zuilachrih 13. Jahig. V\«l\~l &- A^— *ä- t\i™ao.
'4. Ooache, B., die L-Vbäci uni Bavww itm ?iW*SiWwt
, -^ tibi m>»HHn>|tw>wdtU a, 4:V-UA.
BIBUOORAPHIS VON 1871. 131
375. Wülcker, R., Lied der Ritter wider die.StOdte.
Germania 16, 438—442.
276. Dietfurthy Frh. t., die historischen Volkslieder des bayerischen
Ton 1620—1870. 8. (XIII, 160 S.) Nördlingen 1871. Beck. 24 Ngr.
VgL BUtter &ic literar. Unterhaitang 1871, Nr. 60; Literatorbl. z. allgemeinen
tir-Zeitnng Nr. 46.
277. Bis che, A., das geistliche Volkslied. 5. Auflage, qa. 8. Bielefeld
0. Velhagen and Klansing. '/s ^b^«
278. Hommel, Friedr., geistliche Volkslieder ans nlter und neuer Zeit
ihre Singweisen. 2. Ausgabe. 8. (IX, 309 S.) Leipzig 1871. Teubner.
Ngr.
279. Beiohenbach, Marie, deutsche Volkslieder aus Kärnten. 4.
ChromoUth. mit 19 Bl. Text). Leipzig 1870. Arnold. 10 Rthlr.
VgL Deutsche Volkszeitang 1871, Nr. 51.
280. Kurtzmann, Louis, über polnische Volkslieder der Oberschi esier.
Rfibesahl 1871, 8. 406 ff.
281. Dincklage, E. von, das Volkslied des Emslandes.
Der Salon 9, 870—880.
282. Schotel, Dr. G. D. J., de Hollandsche keuken en kelder uit de
eeuw. 8. (38 S.) Leiden 1871. Sijthoff. f. 0,15.
283. A collection of old ballads. Corrected from the best and most
ient english copies extant with introductions , historical, critical and humo-
8. 3 Toll. London 1723. (Neudruck 1871.) 12. 28 s.
284. Legendary Ballads of England and Scotland edited hj J. S. Boberts.
3 s. 6 d.
285. Hunt, B., populär romances of the west of England or the droll
iitions and superstitions of West Comw^ll. 1. and 2. series. 8. 480 S.
286. Azon, W. E. J., folk- song and folk- speech of Lancashire in the
lads and songs of the county Palatine, with notes on the dialect. 12. (102 S.)
idon 1871. ly, s.
287. Milman, A., English and Scotch historical ballads. 1871. 27« 8.
288. Lieder und Bomanzen Alt-Englands. Deutsch von Karl Knortz.
lien 1871. Schettler. 24 Ngr.
289. Birlinger, A., Nimm mich mit! Kinderbüchlein mit sieben Holz-
nitten von Franz Pocci. 2. ganz umgearbeitete Auflage, gr. 16. (VII,
5 S.) Preiburg i. Br. 1870. Herder. 18 Ngr.
290. Baker- en Kinderrijmen, Nederlandsche, verzameld en medege-
Id door J. yan Vloten. 8. (48 S.) Leiden 1871. Sijthoff. f. 0,15.
291. The merrie heart: favourite nursery rhymes, by M. E. G. 1871.
i ••
292. Wander, K. F. W., Deutsches Sprichwörter -Lezicon. 31. — 33.
feiiing. hoch 4. (Band 3, 1—384.) Leipzig 1871. Brockhaus, k % ^^^^i^-
293. Birlinger, A., Sprichwörter und sprichwörtliche Bedensarten.
Germania 16, 86-- 88.
294. Niedergesäß, deutsche Sprichwörter über das ELapitel ^Lehrer,
österr. Schulbote 1871, Nr. 7.
^gSMAKUL jr#M BtIkB, ?. (XVn.) Jahxg. ^
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Archiv f. d. Studiom der neueren Sprachen 48, 363—366.
996. Kern, W. G.. und W. Willms, Ostfriealand wie es denkt ml
Bpricht. Eine Sammlung der gangbarsten ostfrieBischtn Sprichwörter und RedcH-
(irten. Erklärt und herausgeguben. Mit einem Vorwort von Dr. W. J JäUiiif
2. Aoflage. 8. (XVI, 137 S.) Bremen 1871. Kubtmann.
Vgl. Archiv f. d. Studium der oeucren Sprachen 49. Bd., 3. Heft.
597. Frorerba, tbe, of Scotland. With illnstrative and eiplui(«(7
notes and a glosaary. IG. (307 3.) New-Tork 1871. 7'/,, «.
598. Wfthl, Dr. M. C, das Sprichwort der bebräisch-aramUischen LitenUr
mit besonderer Berückaicbtigung des Sprichwortes der neneren Umgangsapracba.
Ein Beitrag zur vergleich enden ParSmiologic. I. Bach. 4. (VII, 184 S.) Ldpaf
1871. Leiner. 1% Rthlr.
Dieaertation.
299. Birlinger, A., zu den Volksbüchern.
GonaaniH 10, 83— 8G.
300. Tyll Enlenspiegels Schnarren, Scbivänkc und Dummheiten. !&•
(71 S.) Mügeln (Leiprig, Senf) 1871. 4 Ngr.
301. T7II Eulenapiegeis Schnarren, Schwünke und Streich«. 3. AdL
16. (04 3.) Keutlingen 1871. Enßlin und Laiblin. 2 Ngr.
302. Schulten, C, der fröhlich wiedererstandene Tyll Euletupjcgel.
Der Salon 8, 491—494. über die hiatoriichen Zeugnisse.
303. Hartmann, Julius, Schwsbenspiegel aus alter and nener Z4A.
Stuttgart 1871. Vogler u. Beinhauer. 18 Ngr.
Enthält Sitten und Geliränche, SprichwUrter
304. Zingerle, J. V., Sitten, Bräuche, Meinungen nnd Rechtu3t«r(]iSoMr
des Tiroler Volke» gesammelt. 2. Aufl. 8. (XXIII, 304 S.) lonibraek 1811-
Wagner.
Vgl. Heidelberger JshrbUcher 1871, S, 539-533 (Liebreoht); R«wch, Ifc«
Lileratiirblatt Nr. IS (Birlinger); Zeitechrift f. Ethnologie ä. Befti Saddeatseba I
Nr. ISO.
305. Hatlrich, Joaef, die Macht und Herrschaft des AbergJanboi b
seinen vielfachen Erscheinungen. Mit einige» Beispielen von Aberglauben >■
dem Siebenbiirger Snchsentande. S. Schäßburg 1871. Selbstrerlag,
30G. Abcrglnnhc in sächsischen Sitten und Bräuchen.
SiebenbAipach-dcutscIie» Wochenblatt 18T1, Nr. SO.
307. Födisch, J. E, Volksth um liebes aus Plan und Umgegend.
Mittheilungen d. Verein! f. Geschichte d. Deutaclien in Böhmen, 10. Jahff. Sti-
3i>8. Krier, J. B., die Springproc-ssion und die Wallfahrt sota GnU
des h. Willibrord in EcbtemHch. IS. (198 S.) Luxemburg 1871. Bück.
309. La proceasion danennte on le pdl^rinage au tombean do St. 1
brord ä Echtemach. Ebenda.
Übersetzung des vorigen. Vgl. Heidelberger Jahrbücher IS7S, Mira (Liebredtt);
Lilerar. Handwnlser Nr. HD.
niO. Hocbaeitsbuch, Brauch und Glaube der Hoohieil htä tt"- «kr
J/cheo Völkern Enropa's von J. lon Däringafeld und 0. F.-eiherm t
Därngsrcld. Mit 24 llhiBtrulionto. %. l.^ '»-. ^^1 ■ä.:^ \.<i':?i.\i y
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311. Jaaot», E., KimUaufgcbrilncbe im Falken aaerlonde.
Miclheiliingan dea Torsins fttr Geachichte Af.T DcaMchen in BSbrnen, lO. Jahr-
gang, Nr. 1.
312. Vom deatschen WoibnachtafeBt, Julfeat, Weibnuchtafeier, Weih-
nacbtabaum, WeibnacbUepielc.
LutbEmcbe Etrchetixuituiig 1S71, Nr. 1, Sp. 10— ST.
313. K. Hofmann vou Naoborn, die Linde als nationaler Baum der
DenttcbeD.
niustrirte Zettnng Nr. HöS.
314. Deulsebo Licblingsblu:
niustrirte Zeitang Nr. 1465.
315. Teitbncfa znm Oberammergaucr Paiatonsspiel. 16. Muncben 18T1>
ISfaegnrtiier. 2 Ngr.
31G. Bartach, Karl, Jas Pasgianaspiel in Oberammergau.
Unsere Zeit 1873, Febniar.
SIT, Binder, J. J-, das Passionaspid in Obcrammergan. Kulturhistorische
Skitze. 16. (40 S.) Zürich I8T1. Hübr. '/« Rtblr.
8. Frick, Otto, da« PaesioDsepicl in Oberammergau. Ein Vortrag. 16.
(52 B.) Berlin IBTI. Banh. 6 Ngr.
319. Sellar, AI. C, tbe Paasion Play in the Higblanda of Bavaria. 12.
(62 8.) 1 a.
320. Stetu. A., das Oberammergan er Paasiona spiel. 8. (Itl, 32 S.) Dresden
18T1. Wolff. '/, Rtblr.
3S1. Verwijfl, Eelco, bet pnasiospel te Obcrammcrgau.
De Gids 1871, Deel 4, 8. 193—233.
325. Das Ammergauer Pasaiiinsapicl.
Eistorisch'politiBcbB BlUtter 1871, 6. Heft f;:.
323. Das PasBiousspicl in Oberaniinergau.
Wiasenachnftliobe Beilage dar Leipiiger Zeitung 1871, Nr 70
324. Stern, A., Passionsspicte in Villingen (1769).
Eeitscbrift ftlr dia Geschicble des Oberrheiiu '22, 397—401.
395. Feifalik, Julias, Weib nacbts spiele.
Die Biene 1871, Nr. 36.
X. Alterthürocr und Culturgeacbiehte.
326. Scberer. Wilhelm,
I'reufSisohe Jahrbücher 187
thutnakDnde.
337. Ciirri^re, Moritz, die Kunst im Zusammen bang der Cultnrent-
ickluDg und die Ideale der Menschheit. 1. Bd., S. Aufl. 8. (SVIll, 615 S.)
cipiig 1871. BrockbauB. 3 Bthlr.
Vgl Altgemiune Zeitung ISTl, Bsilage 164; Saddeatache Presse Nr. 117;
penerscbo Zeitung Nr. 2J1.
328. ßoaabacb, J. J., Gescbicbte der Gesellscbafl. i. TheU, 3. Ab.
iwlnng. 8. (342 S.) WÜriburg 1871. 1 Kthlr.
Vgl. Liteiar. Centralbl. 187H, Nr. 11.
3S9. Majer, Anton, die geistige Kultur in Niederösterreicb
iteo Zeit bis aum Beginne der Reformation. 8. (,4*i S.^ VJ\iki V^.'VV . '*ää«..
Tgl. LiUmr. CentraJbi. I8T1, Nr. 42.
I
J
484 BIBUOGRAPHIE VON 187L
330. Geffroj, A., les origines da GennamBme. I.
Revue des deux Monden 1871, 15. December, S. 810 ff.
331. Taciti Germania. Erläutert von H. Schweizer-Sidler. 8. (IV, 90ä)
Halle 1871. Waisenhaus. % Rthlr.
Vgl Academj Nr. 46; Zeitschrift fOr das Gymnasialwesen 1871, 8. 667 C; wä
Abwehr des Heraasgebers S. 852 ff., und Entgegnung von Bormann 8. 866 ff.; SpcMOck
Zeitung 1871, Nr. 106.
332. Tacitus. Moenrs des Ghrmains. Tradnction nonvelle, suiTi de nolei
par A. Violet 18. (184 S. mit einer Karte). Paris 1871. Lemerre.
333. Tacitus, les moeurs des Germains. Tradnction nouTelle. 18. (SSS.)
Paris 1871. Imprim. Bonaventure.
334. Meiser, Elarl, kritische Studien snm Dialogos and aar Qtrmm
des Tacitus. 8. (56 S.) Eichstädt 1871. Rrüll. Vs ^^^'
335. Kaufmann, Wehrhaftmachung kein Ritterschlag. Eine Untersnchaf
über dignationem principis assignant c. 13 und centeni singalis ex plebe ctmÜB
consilium simul et anctoritas adsnnt c. 1 2 der Germania des Tacitoa.
Philologus 31. Band, S. 490 ff.
336. Kellner, Wilhelm, Chatten und Hessen.
Archiv fQr das Studium der neueren Sprachen 48, 85 — 174.
337. Weinhold, die Polargegenden Europas nach den YorateUaiga
des deutschen Mittelalters. Lex. 8. (28 S.) Wien 1871. Gerold in Conn.
Vgl. Das Ausland 1872, Nr. 27; Weserzeitung Nr. 9040.
338. Di^ Alt er thümer unserer heidnischen Voneit. Nach den in öffeit-
liehen und Privatsammlungen befindlichen Originalien sosammengesteUt and h
gegeben von dem römisch- germanischen Centralmuseum in Mains durch d
Conservator L. Lindenschmit. 3. Band, 1. und 2. Heft. gr. 4. Mains 1871.
V. Zabern. k % Rthlr.
339. Mit hoff, H. W. H., Kunstdenkmale und Alterthumer im HaoDO-
verschen. 1. Band. gr. 4. (IV, 232 S.) Hannover 1871. Helwing. 4 Rthlr.
340. Andree, Richard, Besuch einiger Heidenschanzen nnd Stebwsh
der Lausitz.
Der Globus, von Andree, 20. Band, Nr. 14 — 19.
341. Schwartz, F. L. W., Bericht Qber eine Ausgrabung bei Rheiii*
berg. 4. Neu-Ruppin 1871. Programm.
342. Catalogue of Anglo-Saxon Antiquities. 8. London 1871. It
343. Madsen, A. P., Afbildninger af danske Oldsager og Mindesmanket.
20—22. Heft. 12 Tafeln. Kopenhagen 1871.
344. Jessen, E., Noter til Hr. Etatsraad J. J. A. Woraaaes Foredng
cm Forestillinger paa Guldbracteateme. 8. (16 S.) Kopenhagen 1871.
345. Worsaae, die bildlichen Darstellungen auf den Goldbraeteilea
Mitgetheilt von J. Mestorf.
Globus Bd. 19, S. 347—360.
346. Engelhardt, C, Flintstenbrud fra den jmgre Stenalder. Bdgiai
og England.
Aarböger f. nordisk Oldkyndighed 1871, 3. Heft.
347. Kornerup, S., Gm Büddelalderens Fremstillinger af Chriatai pu
Korset.
Aarböger f. nordisk Oldkyndighed 1871, 3. Heft.
348. Lacroix, Paul, ^bibliophile Jacob), Moeurs, osages et cuit— •
au moyen-ägi; et k Vepoque de\a lL«iiWYs»*\Ti^« ^^q:«i«s^ '^^i^ de 16 plaaeki
ehromolith. et de 400 gravurea. toy. "ft. V^^^^^ "^»^ V^W^ NS^V.
Vgl Literar. Centralbl. w^,iat. \^\ ^^^B^«wÄÄl|«^^
BIBUOORAPHIE VON 1P71. 485
349. Holmberg, Ä. E^ Nordbon nodcr hednsliden. Populär franiBtell-
IDg af vlra förfÜdere äldsU kaltnr. 8. (388 S. mit 3 Litbogriiphicn and 180
BolzBchnitten.) Stockholm 1871.
350. Roaenberg, C, Track af LiTct pna Island i FrlatatR-Ttden. Med
1 Bteentrykt K»art og Ö Trsesnit. 8. (252 S.t Kopenhagen 1871.
351. Skylte, K., jydak Bondeliy. 2. Sammlnnp. 8. (238 S,) Kopen-
Q 1871.
3fiS. Schalt«, Dr. Äloin, Eicerpte aas Breslauer Stadtbäcbero, voi«uglich
^äer Privatattertbumer.
Anzeiger f3r Konde der deuttcben Vonml 1871, Jannar bU Mai. Mit spracfa-
Üelieit Bemerkungen von Frommann.
353. Kriegk, G. L., deatiebes Bfirgertfanm im Mittelalter. Nene Folge
S. BandJ, Nach arkundlichen Forsehangen und mit bisher ungedrackten Ur-
8, (\nll, 456 S.) Frankf-Jrt a. M. 1871. Literar. artiBtische Anstalt.
ISHthlr. lONgr.
Vgl Oatling. Gel. Anreigen 1871, Nr. 29 (Kohl); Remch, theolog. Literatnrbl.
Hf. 17; Literar. Centralbl. Kr. 3ti: Aügem. Literar. Anzeiger Mr. 49; Literar. Hand-
liier Nr. 103; Earopa Nr. S8.
354. Maarer, G. L- t., Geschichte der StädteTerAiSBnng in Deiitsch-
ad. 3. 4. Band. gr. 8. Erlangen 1871. Euke.
Vgl. Blätter f. literar. Unterhallimg IB7S, Nr. 9 (RQckert).
355. Berliner, Dr. A., ans dem inneren Leben der denischen Juden
I Mittelalter. 8. (Vni. Gl S.) Berlin 1871. 7a ^'''''"■
Tgl. Magazin t. ä. Literatur äes Anflandee 1373, Nr. 3.
356. Lommer, Victor, die Badeatahen im Mittelalter.
Gemein de- Zeitung (Ofirlitz) IS71, Beilage S. 97.
357. Esseovein. Ä., mittclalterliehe Tanch- und Sehirimmappnrftte.
Anirager für Ktmde der deutschen VorEeil 1871, Sp 367—360.
358. Tornboch, das erste deutsche, neu berausgeg. von K. WdSBmaniiB-
dorf. Mit Ergänzungen aus Handecbriflen und 17 Bildern. 8. (XVI, 89 S.)
Hridelberg 1871. Grooa.
Um IfiOO verfaxsl.
359. Specht, F. A. C. v., Gea.-Lient. a. D-, Gesthlcht.- der Waffen.
Nacbgewieacn und erläutert durch die Cutturentiricklung der Völker und Be-
reibang der Waffen ana allen Zuitcn 2. Bd , 1. und 2. Liefg. 8. Catael
1871. Lnekhardl.
Vgl. Jahrb. f. A. dentaohe Amee und Marine 187S. 1. Beft.
360. GrundtTig, Sveud. On de gotiske folks väbenM. 6. (63 S.)
[obenhsTn 1871.
361. Maurer, Konrad, über das v&pnatak der nordischen Bechli
Germania 16, 317-333.
362. Müllenlioff, Karl, über den Suhwerttanz.
In: Festgaben für Gustav Hnmeyer lum XXVIII. Juli 1871. 4. Berlin 1871.
■ 8. 109-147. Vgl. Beilage des k. preuOisehen Ptsals-AnzeigerH 1871, Nr. 22 ff.
363. Eiehwald, Karl, Cumpelmentcerbook vun't J. 1572. Tor lust und
lerre upt Nee 'rutgewen 3. Aafl, l6. (11 S.) Bremen 1871. Tannen. 3 Ngr.
t364. Branky, Franz, das volkimäJÜge Kinderspiel nebat seiner Bedoatung
i Oescbichte. 8. 1871.
6eparatdrui-h.
365. Wattenbacb, Wilhelm, das Schriftweacn im Miltetaltei
2 8.) Leip«g 1871. Hiwel, 2'/, Rthlr.
k
0^^
486 BmUOGRAPHIE VON 1871.
Vgl. AUgem. Zeitnng 1871, Beilage 146; Europa Nr. 20; Trübnen Recwi
Mai; Saturday Review Nr. 807; Aeademy Nr. 26 und 34; Anzeiger ftir Kunde 6a i
Vorzeit Nr. 8; Literar. Handweiser Nr. 107; Literar. CentralbL Nr. 47; Renach, tiieolf;
Literaturblatt Nr. 22 (Klein); Kölnische Zeitung Nr. 344; Weser-Zeitung Nr. 9001:
historische Zeitschrift 14, 2, 442 ff. (Sickel); Archirio storico itddiano 1872, NY i.
National-Zeitung Nr. 280.
366. Janickc, K., über Bucber, Buchhandel und Bibliotheken (ki
Mittelalters.
Deutsche Warte von Br. Meyer, 2. Augustheft 1871.
867. Falke, Jacob, die Kunst im Hause. Oeschichtlicbe und kritiid)-
ästhetische Studien über die Decoration und Ausstattung der Wobnnng. 8.
Wien 1871. Gerold.
Abschnitt 11 : die Wohnung im Mittelalter S. 49—90; IIL Die Wohmmg m
16. Jahrhundert S. 91—128. Vgl. Literar. CentralbL 1871, Nr. 6; Wiener Blätter ft
Theater etc. Nr. 80.
368. Stanesby, S., the mansions of England in the olden time. 2Yok
4. 2 8. 6 d.
369. Haussprüche, deutsche, aus Tirol gesammelt yon W. 0. 8.
40 S.) Innsbruck 1871. Wagner. 4 Ngr.
370. Fischer, A., Hausinschriften aus Kahla und Orlamunde gesammelt
Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde su Kahla. 1. HdL
8. Kahla 1871.
371. Curtze, Oswald, die Hausinschriften im Fürstentbum WaMed.
Ein Beitrag zur epigrammatischen Volkspoesie. 8. (62 S.) Aroben 1871. Sp^ft
y, Rthlr.
Separatdmck von Nr. 409 der Bibliogr. von 1870.
/
372. Förstemann, E., Straßennamen nach Grewerben. IIL
Germania 16, 265—286.
373. Straßburger Gassen- und Häusernamen im Mittelalter. 8. (VE
192 S.) Straßburg 1871. Schmidt. IV3 Rthlr.
Vgl. Preußische Jahrbücher 1872^ 2. Heft; Allgem. Zeitung 1871, Beilage 319:
Beilage des k. preuß. Staats-Anzeigers 1872, Nr. 11.
374. Weiß, Hermann, Kostümkunde (UI. Abschnitt). Handbuch der
Geschichte der Tracht und des Geräthes vom 14. Jahrhundert bis auf dk
Gegenwart. Mit Illustrationen. 9. u. 10. Lief. gr. 8. (S. 881 — 1088.) Stuttgvt
1871. Ebner und Seubert k 24 Ngr.
XI. Kunst.
375. Quellenschriften für Kunstgeschichte und Konsttechnik ds
Mittelalters und der Renaissance, herausgeg. von R. Eitelberger y. Edelbciit
1. Bdchen. 8. Wien 1871. BraumüUer.
Vgl. Literar. CentralbL 1871, Nr. 50; 1872, Nr. 28; Anzeiger für Kunde der d
Vorzeit 1872, Nr. 3. Wird auch Kunstgeschichtliches und Kunsttechniaches ans da
mhd. Dichtem, Zunftstatuten etc. enthalten.
376. Ilg, Albert, zur Kenntuiss der altdeutschen Kunstsprache.
Mitiheilungen der k. k. Centralcommission etc. 16. Jahrgang.
377. Grueber, B., d\e HAuptperioden der mittelalterlichen Konstetf-
widdang in Böhmen, MahTen, ^e\Ae«\^TL x^^ ^^sn «si^«iaRxi^ssDkQ;^bietaL LeL&
Leipzig 1871. BrockhauB m CoiMmaa. ^"^^^
BIBLIOGRAPHIE VON 1871. 487
378. Grneber, B., die Kunst des Mittelalters in Böhmen. 1. Theil.
4. Wien 1871. Gerold in Comm. V. Rthlr.
379. Schultz, Alwin, Schlesiens Runstieben im 13. und 14. Jahrhundert.
rfasst im Namen des Vereins für Geschichte der bildenden Künste zu Breslau.
Mit 6 autograph. Tafeln. Breslau 1871. Max u. Co. 25 Ngr.
VgL Rübezahl 1871, 4. Hea
880. Kruspe, H., der Erfurter Todtentanz.
Blnstrirte Zeitung Nr. 1504.
381. Welislaw's Bilderbibei aus dem 13. Jahrhundert veröffentlicht
n J. E. WoceL gr. 4. Prag 1871. Rziwnatz in Comm. 3 Rthlr.
382. Lübke^ Wilhelm, Geschichte der Plastik. 2. stark verm. n. verb.
ifl. Lex. 8. 5. Liefg. bis Schluß. Leipzig 1871. Seemann.
383. Lübke, Wilh., Grundriß der Kunstgeschichte. 5. Auflage. 2 Bde.
tx. 8. (384, XXn, 426 S.) Stuttgart 1871. Ebner und Seubert. 32/3 Rthlr.
384. Otte, H. , Geschichte der deutschen Baukunst von der Römerzeit
\ zur Gigenwart 4. Lieferung. 8. (S. 473—616.) Leipzig 1871. T. 0. Weigel.
^jRtWr.
Vgl. Literar. Centralblatt 1872, Nr. 26.
385. Lützow, Dr. C. F. A., die Meisterwerke der Kirchenbaukunst. Eine
irstellung der Geschichte des christlichen Kirchenbaues durch die haupt-
^lichsten Denkmäler. Mit Holzschnitten. 2. Auflage, gr. 8. (XII, 454 S.)
ipzig 1871. Seemann. 2V4 Rthlr.
386. Ger lach, Dr. L., illostrirtes Wörterbuch der mittelalterlichen
rchenbaukunst. Mit 100 eingedruckten Holzschnitten, gr. 8. (104 S.) Stutt-
rt 1871. Ebner u. Seubert. V3 Rthlr.
387. Danske Mindesmaerker. 2" Rekke 1. Hfte. Roeskilde Domkirke,
skreven af A. Komerup. 1. Afdeling. fol. (18 S.) Kopenhagen 1871.
388. Jacobsthaly Gustav, die Mensuralnotenschrift des XII. und
n. Jahrhunderts. Mit 14 lithograph. Tafeln. Berlin 1871. Springer, l^a Rthlr.
Vgl. Magazin f. d. Literatur d. Auslandes 1871, Nr. 51.
XII. Rechtsgeschichte und Rechtsalterthümer.
389. Zöpfl, H., deutsche Rechtsgeschichte. 4. verm. u. verb. Auflage.
Bd. Geschichte der Rechtsqnellen. 8. (XI, 248 S.) Braunschweig 1871.
rede. 1 Va Kthlr.
390. Sohm, R«, die altdeutsche Reichs- und Gerichtsverfassung. 1. Bd.
8. (XXXII, 588 S.) Weimar 1871 Böhlau. 3 Rthlr.
Vgl. Philolog. Anzeiger 1871. Nr. 8; österr. Wochenschrift 1872, Nr. 10 (Brunner);
olog. Literaturblatt Nr. 13 (Schalte); histor. Zeitschrift 3. Heft.
391. Bluhme, F., R. Schröder und H. Loersch, drei Abhand-
igen zur Geschichte des deutschen Rechts, gr. 8. Bonn 1871. Marcus. 12 Ngr.
392. Studien aus der Rechtsgcschichte Böhmens. Von J. U.
Mittheilnngon des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen, 10. Jahr-
ig, Nr. 3.
393. Der poetische Zug der deutschen Rechtssprache.
Beilage des k. preußischen Staatsanzeigers 1871, Nr. 11—13.
394. Bresslau, Dr., Rechtsalterthümer aus dem Rolandsliede.
Archiv für das Stadium der neuem Sprachen 48, 291 - 306.
igg BIBUOGRAPHIE VON 1871.
895. Eichhorn, Herrn. LndoT., qnae in speenli Saxonid joriboB later
se pares eint personae demonstrator. DUsertatio. 8. (34 S.) BreaUn 1870.
Mamachke u. Berendt. 8 Ngr.
396. Schröder, Rieh., Geschichte des ehelichen G^üterredits in Dcatic^
land. 2. Bd., 2. Abth.: das frankische Güterrecht im MitteUiter. 8. Stettii
1871. 1 Rthlr. 27 Vj Ngr.
Vgl. Götting. GeL AnzeigeD 1872, Nr. 8 (Krant); kritische Vierte^ahnidrift
13. Bd., 3. Heft (Binding).
397. Ealer, L. H., über fränkisches eheliches GKlterreeht.
Mittheilangen des Vereins für Geschichte in Frankfoit a. If . 4. Bd., 2. Heft. Zv
Ldterator des ehelichen Güterrechts.
398. Betbmann, M. A., der Cirilproeess des gemeinen Beehts n
geschichtlicher Entwickelang. 5. Bd., 1. Ath. 8. Bonn 1871. Marcoa.
Der germanische Ciyilprocess H, 1.
399. Fruin, J. A., de anfang en de slichte dage nmme Tarende hsre
naar het ond-saksische recht (met een aanhangsel otct de aetiSn <Hnrocreid
goed naar het oad-hoUandsch recht). UitgegeTcn door de koninkHjke Akadfif
Tan Wetenschapen te Amsterdam. 4. (2, 84 S.) Amsterdam 1871. Van der
Post fl. 1,65.
400. Kaufmann, ob der Verfasser des Textes D der Lex Saliea m
Franke war.
Forschnngen nur deutschen Geschichte 11, 617—620.
401. B eseler, G., über die Gesetseskraft der Capitolarien.
In: Festgaben für Gustav Homeyer zum XXVIIL Juni 1871. Bertin 1871. 8. 1
bis 25.
402. Homeyer, Fragmente Ton Handschriften des Sachaenapi^els.
Monatsbericht der k. preuß. Akademie der Wissenschaften Mai 1871.
403. Homeyer, die Straßburger Handschriften des Saehaen- nd
Schwabenspiegels.
Monatsbericht der k. preufi. Akademie der Wissenschaften, Febroar 1871.
404. Rockinger, die Straßburger Handschriften des sogenaBota
Schwabenspiegels.
Sitzungsberichte der k. baierischen Akademie der ^Hssenschaften, 1871, 4. Heft
405. Der Altvil des Sachsenspiegels.
Europa 1871, Nr. 11.
406. Staat und Kirche. (Aus dem SchwabenspiegeL)
Westfilisches Kirchenblatt 1871, Nr. 11.
407. Weichbildrecht, das sächsische oder magdeburgische, nach der
Pergamenthandschrift Tom J. 1381 herausg. Ton 0. A. Walther. gr. 8. Leqoig
1871. Brandstetter. 16 Ngr.
Vgl. Beiträge zur Erläuterung des deutschen Rechts 1872, 2. Heft
408. Rockinger, über die Grundlage des dem Ruprecht Ton Frdsiag
beigelegten Landrechts.
Sitzungsberichte der k. baier. Akademie 1871, 4. Heft
409. Die Weistümer Ton Kappel unter Rodeck. Von Bader.
Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 23, 404—438.
410. Coutumes de la Haute-Alsace dites de Ferrette, pabli^ea poor h
premiöre fois aTec introduction, traduction en fran^ais et notea par Ed. BosTtfet
8. (300 8.) Basel 1871. Georg. 2V^Rthbr.
Vgl Literar. CentralUatt \%1\, 'S!. ^.
BIBUOGRAPHIE VON 1871. 489
•.
411. Weisthümer, österreichische. Gesammelt von der k. k. Akademie
r Wissenschaften. 1. Bd. : die Salzbargischen Taidinge. Herausg. von H. Siegel
d K. Tomaschek. 8. Wien 1871. Branmüller. 4 Rthlr.
Vgl. Literar. CentralblaU 1871, Nr. 10; Allgem. Liter. Zeitang Nr. 28; Allgem.
itnng, Beilage 829.
412. Lambel, H., Bericht über die im August und September 1871
gestellten Weisthümer-Forschungen. Lex. 8. Wien 1871. Gerold in Comm.
Aus den Sitzungsberichten der k. k. Akademie der Wis8en»chaften. VgL Liter.
niralbL 1872, Nr. 31.
413. Weisthümer-Forschungen in Österreich.
österr. Wochenschrift fOr Wissenschaft u. Kunst N. F. 1 Bd., Nr. 22.
414. Stobbe, 0., ein Magdeburger Schöffenbrief für Krakau.
Zeitschrift för Bechtsgeschichte 10, 84—92. 16. Jahrh.
415. Fröhlich, X., das älteste SchÖppenbuch des Graudenzer Archivs.
Altprenßische Monatsschrift 1871, 8. 427 ff.
416. Heidemann, J., das Hofesrecht im Stift Essen und Rellinghausen.
erÖffentlicht nach der Urkunde im Essener Rathhausarchiv I, Nr. 87.
Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins 7. Bd. (1871).
417. Loersch, H., Aachener Rechtsdenkmäler aus dem 18., 14. und 15.
ihrbundert gr. 8. Bonn 1871. Marcus. IV9 Rthlr.
Vgl. Reosch, theolog. LiteratnrblaU 1871, Nr. 26; Uterar. Centralblatt Nr. 47;
terar. Handweiser Nr. 112.
418. Frensdorff, F., Ein Urtheilsbuch des geistlichen Gerichts zu Äuge-
lt ans dem 14. Jahrhundert.
Zeitschrift für Kirchenrecht 1871, 1. Heft.
419. Ordelboek van den etstoel van Drenthe. Eene verzameling van
lelen en verordeningen van den drost en etten van het landschap Drenthe
II 1399—1518. Uitgegeven door Mr. H. 0. Feilh. 8. (XIX, 216 S.) Gro-
igen 1870. Scholtens. f. 2, 25.
420. Sivre, J. B., de oude landsregten en andere geregtelijke documenten
D het voormalig sticht en rijksvorstendom Thom. 8. (2, 103 S.) Roermond
71. Romen. f. 1,00.
421. Hellwald, F. v., iets over een oud Brugsch Handschrift.
Taal- en Letterbode H, 229-236.
422. Kern, H«, een rechtsterm der Salische wet.
Taal- en Letterbode IH, 7—10.
423. Maurer, Konrad, das sogenannte Christenrecht König Svcrrirs.
Bartsch, Germanistische Stadien I, 57 — 76.
XIIL Litteraturgeschichte und Sprachdenkmäler.
424. Lindner, Albert, die Bearbeitung der Literaturgeschichte in
eutschland.
Magazin f. d. Literatur des Auslandes 1871, Nr. 21 ff. I. Übersicht H. Vorge-
hichte. HI. Verdienst der Romantik. lY. Die Standpunkte der Bearbeiter.
425. Die deutschen Literaturhistoriker.
Beilage des k. preußischen Staats-Anzeigers 1871, Nr. 26.
426. Gervinus, G. 6., Geschichte der deutschen Dichtung. 1. und 2.
ind. 5. gänzlich umgearbeitete Auflage, gr. 8. (XII^ 642 und X, 716 S.)
üpag 1871. Engelmann, k 3 Rthlr.
Tgl. Germania 17, 109; Blfttter ftir Uterarische Unterhaltung 1871, Nr. 41 (Rfickert);
«u5ische JahrbflcJber XXVUI. 6. Heft; National-Zeitun« ^t. \\\ ^«4|,%xav \. VMMb.
üir deß ÄußUodeß Nr, 2.
4S7. Gödcke, K.. deutsche Dichtung im UitteUltcr. 2. Aiitg. vennclin
um BqcIi XII : niederdeu lache Diclituug von H. Oostodey. Nebst einem volktändigeg
SachregiBter. gr. 8. (IV, 1008 S.l Dre»don 1871. Ehlermaun. 4'/j Rtblr.
Vgl. AllBem. Zaitnn)? 1871, HsUage 293.
428. Gödcke, K., deiitBchu Dicijtang im Mittelaltei. Sacbregi*ter. 8.
(8. 989-1008). Dresden 1871. Ehlermnnu. 6 Ngr.
429. Vilmar, A. F. C, GeBchicbte der deutschen National •Litenttr.
14. rermehrte Auflage. 8. (XII, 626 8.) Marburg 1871. Elwert. 2 Bthlr.
Vgl. Germania 17, 109-110 (Bartsch).
430. Boeaert, 1b littdrnture nllemandc ftu mofen äge et lea origiaei
de l'dpop^i' gürmaniqiie. Coitrs de littärature allemaude fait k la Sorbonne, gr. 8-
(384 S.) Pnri» 1871. La Hay bette. 6 fr.
Vgl. Oatting. Qel. Äiizeiicen 1873, Nr. 19 (Wilken); Magaii» f. d. ldt«r«tiir da
Aualanden Nr. 2Ü; Allgem. Zmtung Nr. 111 f. (J. Bücbtuld); Rcruo Critique Sr. ti.
431. Hoqaette, Otto, Geschichte der deutaehen Dichtung tod des
ältesten DenbmÜlem bis auf die Neuzeit. 2. Auflage, 1. Licfg. gr, $. (S. 1
big 192.) Stuttgart 1871. Ebner und Seubert. 18 Ngr.
Vgl. Kubische Nachricbton Nr. 319.
432. Kluge, Prof. Dr. Herm., Geschichte der deuUchen Natioaal-Litentv.
Zum Oebranche an höheren Unterricbtsunetalten bearbeitet. 3. Anfl* gr. S.
(yill, 168 s.l Altenburg 1871. Bonde. 14 Ngr.
Vgl. Zeltichrift fllr deutsche Philologie 4, 246 (Opel ; Blätter f. d. bijni«he
0)'mnasislachulwesen VlIL 1; Volkechu] freund Nr. 34i Leipziger Blllter f. Pldigogik
1872, a, Heft; ScbulLlatl für die Previnz Brande üb .i rg , 2. Hoft; Würtcmborg. 8cha^
Wochenblatt Nr. 3.
433. Brugier, G., Geschichte der deutschen National -Literatur. Nebtt
einer Voracbnle hiezu. Für Schule nnd Selbatbolebrung. Uit rielen Proben and
einem Glossar. 3. Auflage. 8. (LXXVI, »32 3. mit einer TabeU«.) Ti^mf
i. Br. 1871. Herder. 1 '/^ Kthlr.
Vgl. Allgem. literar. Anzeiger Nr 66; PbUntbea 7. Heft; KreiiB-Z«tiIilg IBTt.
Nr. 7B.
434. Bucbucr, Wilhelm, Lehrbuch der Geschichte der deutBChm NctI««!'
iiteratur. Nebst einem Abriß der deulachen Kunstgeschichte. S. AoSage. 8>
(XII, 396 8.) Mainz 1871. Eulor. 1 Kthlr.
435. Claus, N., Grundriß der dentBchen Lilcriktur mit italieniaclieD No1«b.
16. (128 S.) Mikno 1871. Valentiner e Mue». L. 1.00.
436. Frank, P., Handbüchlein der deutschen Literat urgeacblcht«. In
leichtfaßlich er, gedrängter Darstellung herausgegeben. 4. Auß. IB. (VIH, S5G 5-)
Leipzig 1871. Merseburger. '/) Btblr.
Vgl. Katboliscbes Schulblstt 1873, 3. Heft; Schweizer. Lehrerxoitung Nt. U:
Allgem. thflrfng. 8chulzeihiug Nr. 9.
437. Jv&nji, St., Leitfaden der deutschen Literatnrgesuhlcbte. FSr i»
Schul gebraiicb. 8. (IV, 50 S.) Pest 1871. Lampel. 8 Ngr.
438. Lange, Otto, Gmndrtss der Gesciiicbto der dentKhcn litetmtv
ffir höhere Uildungsanstalten bearbeitet. 7. verbesserte AuHoge. 8. (I16S.)
Berlin 1871. Gttrtner. 6 Ngr.
439. Mair, Frans, und F. Schneider, nandbiichlein EUr Wi«deiiiolMC
der Literaturgeschichte und der Mytliologie fUr Schüler au Volks- and 8
aebalea. Mit 36 Holisohnitten. 8. (m, 4u S.) Wien 1871. Plohlrr. " '
440, AföbiuB, Paul, KtitccVitanma äeT ^wxUiAxeTi LitoimtBq
8. (UI, 24U S.) Leiprig \f>l\. WAa<. V1^|.^^je
BIBUOGKAFHIE TON l^TL 491
Weben iDoitniie CaSKfkBCB Xz. 33. T^ Genmii 17, 112; Kational-
Nr. 305; Xorddesueke SckiH^irrzc 1STL_3^. 1^
441. Oltroffge. C^. Kiz^xe C^persclit der Gesebicbte der deatscben
Dichtimg. Aiu Wolfii poetisecem HjAMdiftSz des deatiehen T(^es erneuert.
8. (32 S.) Leipdg ISII. 0. Wigiuid. *^ Exhir.
442. Oeter. Ckr^ Gefdbickxe der dcattclien Poede. 3« Anfluge neu be-
arbeitet Ton J. W. Sehifer. 2 TbeHe in 1 Bde. gr. 8. Leipsig 1871. Braodstetter.
3 Rthlr.
443. Pelleter, H.J.. Leitf&den rar Getckiehte der dentKben Literatar
för Mittel- und Bärgencfatüen. 1. TheiL gr. 8. Png 1870. BeUmaim. 16 Ngr.
444. Scbwarz. C. W. G. £., Geschichte der destiehen Literatur. Ein
Handbuch for Sdinle and Haas. 8. fXXXn. 421 S.y Amsterdam 1871. Binger.
2V4 Kthlr.
VgL Allgem. Schnlxeitimg 1^72, Xr. 20; Blittcr £. literar. Uoteihaltoog 1871,
Nr. 51; KOhusche Zeium^ 5r. 334, 1. Blatt.
445. Tränt, H. TIl^ Lcrhrbnch der deutschen Literaturgeschichte, ent-
haltend: Charakteristiken der Perioden und Gattungen der Poesie und Prosa wie
auch Angaben der Denkmäler und Schnfitoteller, nebst eingefugten Episoden
und Skizzen. Für höhere Schulen, insbesondere Fortbildungtanstalten. 8. ^XII,
311 S.) Halle 1871. SchwetBchke. 28 Xgr.
Vgl. Germania 17. 111: Mnäik- and LiteratnrbL 1871, Nr. 8: Bepertorium d.
PädagogOc 11. Heft: Schniblan d. Provinz Brandcnbarg 1872, Nr. 1. 2; Osterreich.
Schnlbote Nr. 9.
446. Seherr, Johannes, allgemeine Geschichte der Literatur. Ein Hand-
buch in 2 Bden«, umfassend die n :r:'>nalliterarische Entwicklung sämmtlicber
Völker des Erdkreise«. 4. Aufl. 1. 2. Liefg. gr. 8. (1. Bd., VHI u. S. 1—160)
Stuttgart 1871. Conrad!, a 8 Ngr.
447. Oesterlej, Herm., Niederdeutsche Dichtung im Mittelalter. Als
Xn. Buch der deutschen Dichtung im Mittelalter tou K. Crodeke bearbeitet,
gr. 8. (IV, 80 S.; Dresden 1871. Ehlermann. 15 Ngr.
VgL Literar. Centralbl 1872, Nr. 21; Götting. Gel Anzeigen 1871, S. 1437 bis
40 (Selbstanzeige).
448. Vloten, J. ran, beknopte Geschiedenis der Nederlandsche Letteren,
ten dienste van het hooger en middelbaar onderwijs, en alle Terdere belangstel-
lenden. 2. Druk. 8. (XVI, u. S. 209 — 550). Tiel 1871. Campagne.
449. Vloten, J. van, Schets van de geschiedenis der Nederlandsche
letteren, van de 13** tot de 19* eeuw. 8. (6, 128 S.) Tiel 1871. Campagne.
f. 0,80.
450. Warton, T., historj of english poetry firom the 13. to the dose of
the 16. Century. Edited bj W. C. Hazlitt 4 Vols. 8. 1871. 42 sh.
Vgl. Athenaemn 1871, 24. Jmii.
451. Taine*s, H., History of english literature, translated by H. van
Laun. With a preface by the author. Vol. L 8. (X, 531 S.) Edinburgh 1871.
loy, s.
Vgl. Athenaemn 1872, 20. Januar.
452. Spalding, W., the history of the euglish literature. llth edition
continued to 1870. 12. (446 S.) Edinburg 1871. 8Va s.
453. Allibone, S. A., a critical dictionary of English literature f
Britbh and American anthors, living and deceased, from the earliit MO
to the latter half o£ the 19. Century. Vol. TU. IiCil- %« \äwAww \^^\.'''«8
492 BIBUOGRAPHIE VON 1871.
< 454. Chambers, R., History of the english langaage and fitentec
With notes for the ose of Dutch scbolan by K. H. Yink. New edition. 8. (6,
806 S.) Amsterdam 1871. Kirberger. f. 1,25.
455. Craik, G. L., bistory of tbe english literatare and of tiie en^^
langaage from the Norman Conquest. New edition. 2 vols. 8. 25 s.
456. Dingemans, B., Grescbiedenis der Engeische letterknnde. 8. (4,
328 S.) Delft 1871. Ykema. f. 1,50.
457. Elarly English Literatare.
Westminster Review 1871, Joli.
458. Petersen, N M., Bidrag til den danske Literators Katorie. Andei
Udgave ved C. E. Secher. 24 Hefte. 8. (124 S.) 48 sk. (complet 12 Rd.).
459. Petersen, N M., sandede Afhandlinger. Anden DeeL 8. (330 &
and 2 Karten). 1 Rd. 72 sk.
460. Strom, T., danske Literatarhistorie. 8. (282 S.) Kopenbagen 1871.
Philipsen. 1 rd. 72 sk.
461. Richter, E., Beiträge znr Literatarkaude. 1. Abthdlg. ZorFonaeB*
lehre der Poesie. 8. (YIII, 199 S.; Berlin 1871. Stnbenraacb. Va 'SLÜiii.
462. Gotzinger, E., Literatarbeiträge aas St Gallen. 8. St Gallen
1870. Haber. UNgr.
Vgl. Gennania 17, 241.
463. Grimm, Jacob, Kleinere Schriften. 5. Band: Recensionen und ver-
mischte Aufsätze. 2. TheU. 8. (YIU, 537 S.) Berlin 1871. Düoimler. Z% BOk.
VgL Germania 17, 114; Zeitschrift fCLr dentsche Philologie 2, 483 (Jinieke).
464. Grimm, Jacob, Auswahl aus den kleineren Schriften. 8. (m,
372 S.) Berlin 1871. Dummler. IV3 Rthh.
Vgl. Archiv f. d. Stadium der neueren Sprachen 49, 199 ; Im neuen Reich 1871,
Nr. 49; Maj^n f. d. Liter, d. Auslandes Nr. 50; Grenzboten 1872, Nr. 14 (ROsder);
Köhiische Zeitung 1871, Nr. 344; Essener Zeitung 1872, Nr. 66.
465. Müller, Max, Essays. 3. Band: Beiträge zur Ltteratnrgeaehiclite,
Biographik und Alterthumskunde. Übertragen von F. Liebrecht 8. Leipzig 1871.
Engelmann. 2 y, Rthlr.
Vgl. Germania 17, 114: Literar. Centralblatt 1872, Nr. 3; Lindau, die Qtgm-
wart Nr. 6.
466. Lorenz, 0., und W. Scherer, Geschichte des Elaaßes Ton dai
ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart 2 Halbbände. 8. Berlin 1871. Dancker.
Enthält von literarischen Abschnitten: MOnchs- und Ritterdichtung; Historiker
und Mystiker; das Straßburger Münster; Predigt, Satire, Schule. Vgl Hisctoriache Zeit-
Schrift 14. 177 ff.; Nordd. Allgem. Zeitung 1871, Nr. 16; Voßische Zeitung Nr. S83;
National-Zeitung Nr. 72; Allgem. Zeitung Nr. 45; Deutsche Blätter Nr. 11; Bahisek
Monatschrift Nr, 1; Im neuen Reich Nr. 20; Magazin f. d. Liter, d. AuaL Nr. 31;
niustrirte Monatshefte, Juli
467. Neubauer, H., die deutsche Literatur im Elsaß. 8. (IV, 105 8.)
Darmstadt 1871. Zemin. V9 K^l>lr-
Vgl Literar. Centralbl. 1871, Nr. 27.
468. Spach, Louis, Oeuvres choisies. T. V. Biographiea Alaacienaek
NouTelle S^rie. 8. (YH, 486 S.) Strasbourg 1871.
Enthält Biographien von Frischlin, J. Bälde etc.
469. Eine Bilderreihe alsatischer Dichter. •
Stmßbuiger Zeitung \87\, "Äi. ^1 Ä.
470. Aus ElsaG GeiatesVebeu.
£aropa 1871, 8. 131 -13ft.
BIBLIOGRAPHIE VON 1871. 493
471. Gmppenberger, L., Antfaeil Ober- and Niederösterreicbs an der
dentscben Literatur seit Walthers von der Yogelweide Tod bis mm Ende des
14. Jahrbs. 4. (64 S.).
Programm des Gymnasiums bu Kremsmfinster.
472. Bernbardi, Tb., Yolksmarcben und episcbe Dicbtnng. Elin Vor-
trag. 8. (77 S.) Leipzig 1871. Hirzel. 16 Ngr.
YgL Allgem. Literatur-Zeitung 1872, Nr. 16.
478. Zur deutschen Yolkspoesie des Mittelalters.
Berliner Heyne, 64. Bd., Heft 6 ff.
474. Janicke, Karl, das deutsche Kriegslied. Eine literarhistorische
Skizze. 8. (YII, 106 S.) Berlin 1871. Lipperbeide. \ Rthbr.
I enth<: Das Mittelalter und die Beformation. Y^L Blfttter f. literar. Unter-
haltung 1871, Nr. 23; Berliner BeTue Nr. 6; Novellen-Zeitung Nr. 48; National-Zeitung
Nr. 293; KObische Nachrichten Nr. 160; N. Zflricher Zeitung Nr. 550; literar. Central-
blatt Nr. 2; Archiv f. d, Studium der neueren Sprachen 49, 196.
476. Koch, Ed. Emil, Geschichte des Kirchenlieds und Kirchengesangs
der christlichen, insbesondere der deutschen evangelischen Kirche. 3. Auflage.
7. Bd. gr. 8. Stuttgart 1871. Belser. 1 Rthbr. 6 Ngr.
Ygl. Archiv f. d. Studium der neueren Sprachen 49, 193 ff. ; Germania 17, 240 f.
476. Remy, M., das evangelische Kirchenlied des 16. und 17. Jahrhs.
in seinem Wesen und seinen Wirkungen. I. II.
Berliner Bevue 65. Bd., Heft 10. 11.
477. Zöllner^ R., das deutsche Kirchenlied in der Oberlausitz von der
Mitte des 16. bis zum Ende des 18. Jahrhs.
N. Lausitz. Bfagazin 48. Bd. 1. Heft. Auch in Separatabdruck: Dresden 1871.
Bnrdach. (8. 143 S.) 24 Ngr. YgL Literar. Centralbl. 1872, Nr. 19.
478. Wackernagel, Philipp, Das deutsche Earchenlied von der ältesten
Zeit bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts. 82. — 36. Liefg. (3. Bd., XXII,
S. 1185—1312). Leipzig 1871. Teubner. k Va BtWr.
479. Wilken, E., Geschichte der geistlichen Spiele in Deutschland. 8«
(Vllly 207 S.) Göttingen 1871. Yandenhoeck und Ruprecht 1% Rthlr.
Ygl. Germania 17, 241 f.; Götting Gel. Anzeigen 1872, Nr. 5 (Belbstanzeige) ;
Allgem. Literaturzeitung Nr. 14 ; Allgem. liter. Anzeiger Nr. 56 ; theolog. Jahresbericht
6 Heft; Mittheilungen des Yereins f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen 6. Heft
480. Diestel, Gustav, Bausteine zur Geschichte der deutschen Fabel. 8.
Dresden 1871.
Programm des Yizthumschen Gymnasiums. YgL Germania 17, 242.
481. Kemp, v. d., de dnitsche Gottesfreunde en de Nederl. Devoten.
Studien en bijdragen op*t gebied der historische Theologie 1871. 2. Heft
482. Schotel, Dr. G. D. J., Gesohiedenis der Rederijkers in Nederland.
2. vermeerde Uitgaaf. 2 Theile. 8. (YII, 300 S., YIII, 300 S.) Rotterdam 1871.
Dank. f. 2,26.
483. Wackernagel, Wilhelm, gothische und altsächsische Lesestücke
nebst Wörterbuch. 4. (192 S.) Basel 1871. Schweighauser. Vs ^thlr.
484. Reichel, K., mittelhochdeutsches Lesebuch mit Glossar für Gym*
nasien. 2. Auflage, besorgt von R. Reichel. gr. 8. (YIII, 264 S.) Wien 1871.
Gerold. 1 Rthbr.
486. Jacobi, Dir. Dr. A., und H. Mehl, Musterstücke aus der deutschen
Literatur; von 1150 bis auf die Neuzeit 8. Wien 1871. Müller. 24 Ngr.
486. Simrock,K.y Lieder vom deutschen YoLtAtVacnd vqj^ «3i^\ "q:^^ ^^:«^ss^
Zeit 8, Frankfurt a. M. 1871. Winter, ^/^j Ilt\i\T,
494 BIBLIOGRAPHIE VON 1871.
487. Corson, H., Handbook of Anglo-Saxon and Earlj EnglisL 8.
(XV, 572 S.) New- York 1871. 15 sh.
488. Specimens of English Literatare from the Plonghman's Ciede tD
te Shepheardes Calender, a. d. 1394 — 1579. With introdactiöii , notes asd
gloBsarial index by W. W. Skeat. 12. (568 S.) London 1871. 77« ^h.
Vgl Athenaeom 1872, 30. Mars.
489. Gerber, Gustav, die Sprache als Kunst 1. Band. gr. 8. (Ym,
596 S.) Bromberg 1871. Mittler. 3 Rtbbr.
Darin auch ein Abschnitt über die deutsche Allitteration etc.
490. Amelung, A., Beiträge zur deutschen Metrik.
Zeitschrift für deutsche Philologie 3, 253—305. Auch im Separatdruck (Vt BIUl^
erschienen.
491. Kegel, Karl, die Allitteration im altenglischen Lajamon.
Bartsch, Germanistische Studien 1, 171—246.
492. Zarncke, zwei mittelalterliche Abhandlungen über den Baa rhj^
mischer Verse. 8.
Aus den Berichten der k. sächs. Gesellschaft der Wissenschaften 1871.
493. Brücke, Ernst, die physiologischen Grundlagen der neuhodi-
deutschen Verskunst. 8. (VII, 86 S.) Wien 1871. Gerolds Sohn. 18 Ngr.
* Vgl. Germania 17, 244 f.; Blätter f. d. bayer. Gjmnasialscholwesen 1871, 10. Heft:
Blfttter f. literar. Unterhaltung 1872, Nr. 1; österr. Wochenschrift Nr. 7; Zeitschnft
t d. Gymnasialwesen Nr. 2.
494. Brambach,W., über die Betonungsweise in der deutschen LTiik.
Der naturforschenden Gesellschaft zu Freiburg i. Br. bei Grelegenheit ihres
50jäbrigen Jubiläums gewidmet 8. (VI, 25 S.) Leipzig 1871. Tenbner. 8 Ngr.
Vgl. Allgem. Literatur-Zoitung 1872, Nr. 8.
495. Kirchhoffy über einheitliche Gestaltung des Liedes durch des
Reim. 8. Altena 1871.
Vgl. Magazin f. d. Liter, d. Auslandes 1871, Nr. 27; N. Preußische Zeitaif
Nr. 230.
A. Althochdeutsch.
496. Maß mann, H. F., Runen aus Rom und Wien.
Germania 16, 253—258.
497. Hofmann, über die Clermonter Runen.
Sitzungsberichte der k. bajer. Akademie der Wissenschaften 1871, 6. Heft
498. Brakelmann, J., die Nitbardhandschrift und die Eide von Straßhorf.
Zeitschrift für deutsche Philologie 3, 85—95.
499. Vetter, Ferd., Zum Muspilli. Kritisches und Dogmatisches.
Germania 16, 121 — 155.
500. Heliand und Erist
Beilage des k. preuß. Staatsanzeigers 1871, Nr. 53.
501. Zacher, J., der handschriftliche Text des Ludwigsliedes nach neaa
Abschrift des Herrn Dr. W. Arndt.
Zeitschrift für deutsche Philologie 3, 307—313.
502. Sievers, E., Untersuchungen über Tatian. 8. (54 S.) Haue 1870.
Leipziger Doctordissertation.
603. Hof mann, über den "E»iioV\t\i.
Sitcungsbericbte der k. bayet. h^luA^mv^ ^^t\H\a&«ö&OQs&«o.'^^SCs^«^ 15^50^
BmUOGKAFmE TOS UflL 4S6
504. Steivaejer. EEsil die FkitcMBcr GImmb.
ZeüMknil flr dwfacWi AhcrtkEB 15. S»~3<dL
605. SieiDBejer. EZüu. GImscb za AUheia.
ZätmUh flr dntteke» AkothsB 15. 3«9 1
506. SieTers. E^ m des Timlgioiea.
ZeitMiinft flr dffrW» AHefünm 1&. Sil iL
B. Mittelhochdeiitseh.
507. Havpt, IL. Äkrciik»e.
ZflitMkiift flr demdMs Ahcr^nn 15, 244— 36<L KriliMke Botri^ n kU
Dichtem.
508. Beeh, Fedor, tob eCiiicbcn mciitcnlickelui diu «acn ikt Imudc«
wiraie no.
Gezmama 1^ 333 — 337. Bemqkunfen m Xr. 5'>7.
509. HofBanii, aber die mhd. Gedichte «on Sahmioii und Jndith und
Terwandtes.
Sitznogibcriefate der Iffinchcser Akadezcie 1871, 5. HefL
510. Hofmann. ober Jonrdain deBlAirie«^ Apolionios ronTTras« SaSomoa
und Mareol^ über nea anfgefudene Brochstöcke einer Hs. des ParxiTal. l'ber
«inen oberdeoteehcn Johaanevegen.
flitningsbericfafte der k. bajer. Akademie der Wateiwrhaftfn 1S71.
511. AlidentBehe Stadien von O. Jänieke. E. SteinmeTer and
W. ^nimanns. 8. HI, 140 S. Berlin 1S71. Weidmann, l Rihb.
1. DtT Ktter Ton Staofenberg. 2. Das jfingere Gedicht Tom Si«i*en $i|:«K«t.
8. Zar Getchiehte des Eekedüedes. Y^ Gennania 17, S47.
512. Bcrthold. — Schmidt, Job., aber Berthold Ton Regentborg. $.
Wien 1871.
Programm des Bealobergrnmasimns auf der Landstraße.
513. BimndUL — Sanct Brandan. Ein lateinischer and drei deataehe
Texte, heraasg. Ton K. Schröder. 8. .XIX, 196 S.) Erlangen l$7l. BeMkl.
iVaBthlr.
VgL Germania 17, 250; GStting. Gel Anieigen 1872. Xr. 21 Wilken\ Aeademv
Nr. 49 (Liebrecht;; Beosch, theolog. Literatnrblatt Xr. 13 vBiriinger): Allgem, litvtar.
Anseiger 2. Heft.
514. Sehroder, K«, zom Brandan.
Germania 16, 60-75.
515. Bneh der Väter. — Haupt, Josef, Über das mitteldeatsche Bach
der Viter. Lex. 8. Wien 1871. Gerold in Comm.
Ans den Sitzangiberichten der Wiener Akademie. YgL Germania 17. 249 f.
516. Chroniken, die, dcy dentschen Städte rom 14. bis ins 16. Jahr-
hundert 9. Bd.: Die Chroniken der oberrheinischen Städte. Straßbarg. 2. Bd.
gr. 8. (S. 499—1168.; Leipzig 1871. HinceL 3% Rthlr.
Vj^. Literar. CentralbL 1971. Nr. 41 ; tfaeolog. LiteratarbL 1872, Xr. 2 ^Biriin^r^;
Unsere Zeit, Heft 6.
517. Die Hemer Chronik des Konrad Jastinger. Nebst 4 Beilagen.
1. Chronica de Bemo. 2. Conflictns Laapensis. 3. Die anonjme Stadtchronik
des Konigshofen-Jastinger. 4. Anonjrmas Friborgensis. Heraasg. ron Studer. 8.
(XLYin, 499 S.) Bern 1871. Wj».
V|^ Literar. CentralbL 1872, Nr. 11.
518. Eekluirt — Jandt, Aug., Essai sor le mvsticisme «p^eolalif
Väitre EekbMTt 8. Strmsbooig 1871.
496 BIBUOORAPHIE VON 1871.
519. Ert ählüDgen. — Von dem üblen Weibe. Eine altdentMÜie Enikh^^
Mit Anmerkungen von M. Haupt 8. (78 S.) Leipzig 1871. EKraeL %Mk.
Vgl Germania 17, 41—51; Literar. Centralbl. 1871, Nr. 49; Aoseiger £ Kmk
d. deutschen Vorseit Nr. 7.
520. Gottfried von Strassburg. — Hagen, Th. ▼., die HandichnftBi
des Tristan und ihre Bedeutung för die Kritik.
Bartsch, germanistische Studien I, 31 — 66.
521. Hartmann. — Reißenberger, K., über Hartmanna Bede foa
Glauben. 8. Hermannstadt 1871.
Leipziger Doctordissertation. VgL GGtting. GeL Anzeigen 1872, Nr« 5 (GSdsb).
522. Hartmann von Aue, Erec. Eine Erzählung. Zweite Aiugabe ym
M. Haupt 8. (447 S) Leipzig 1871. Hirzel. 2 Rthlr. 12 Ngr.
523. Hart mann fon Aue, sechs Lieder und der arme Heinrich. Hc^
ausgegeben und mit einem Glossar Tersehen von Beruh. Schulz. 8. (Vill, 83 S.}
Leipzig 1871. Teubner. V^ Rthlr.
Vgl. Germania 17, 248; Zeitschrift f. d. Gjmnasialwesen 1872, 3. Heft (Jiai^).
524. Bauer, F., und Hans C. Freih. v. Ow, Hartmanns Ton Aue Heinttt
und Stammburg.
Germania 16, 156—167.
525. Haas. — Loch n er, W., Conz Haß.
Anzeiger t Kunde d. deutschen Vorzeit 1871, Sp. 140—144. 170 IL UrinmdHek
Nachweise.
526. Heinrich von Veldeke. -- Wömer, E., Yirgil und Heinrich ?«
Veldeke.
Zeitschrift fQr deutsche Philologie 3, 106—160
527. Heldenbach, deutsches. 3. Theil. Ortnit und die Wolfdietriek
Nach Müllenhofib Vorarbeiten herausgegeben von A. Amelung and O. JInicke.
1. Bd. 8. (LXXI, 302 S.) Berlin 1871. Weidmann. 2% Rthb«.
Vgl. Germania 17, 247.
528. Jänicke, Dr. 0., Beitrage zur Kritik des großen Wolfdietrich. 4.
(35 S.) Berlin 1871. CaWary. 12 Ngr.
529. Wilmanns, W., über Virginal, Dietrich und seine Geaellen md
Dietriche erste Ausfahrt.
Zeitschrift fUr deutsches Alterthnm 15, 294-309.
530. Hester. Von R. Schröder.
Bartsch, Germanistische Studien I, 247—315.
531. flildebold's von Schwangaa Minnelieder. Übersetzt and mit be-
gleitendem Text herausg. von J. Schrott 4. (VIII, 85 S. mit einer Holzschnitt-
tafel.) Augsburg 1871. Kollmann. % Rthlr.
Vgl. AUgem. Literatur-Zeitung 1872, Nr. 1; Sion Nr. 1; Allgem. Zeitung 1871,
Beilage 266; Europa Nr. 39; Allgem. Modenzeitui% Nr. 50.
532. Hüc von Werbenwäc, Her. Von A. Biriinger.
Germania 16, 83.
583. Konrads von Würzbarg Partonopier und Meliar, Tamei Ton Nta-
teiz, St. Nicolaus, Lieder und Sprüche. Aus dem Nachlasse von Fr. Pfdffer
und Fr. Both herausg. von K. Bartsch, gr. 8. (XVI, 434 S ) Wien 1871. Bni-
mfiller.
534. Lorengel. Von El. Steinmeyer.
Zeitschrift für deutsches Alterthum 15, 181—244.
635, Marner. Von W. YTÄttenbach.
Anzeiger f. Kunde d. de\\tsc\iei\\oTL<s\\. \%'\\,"&t.^,^«t 4aa Lied 'Fange toi
Aedonia/
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In: Festgaben für Gastav Homeyer zum XXYIIL Juli 1871. 4. Beiün 1871.
87—89. Vgl. Beoh m der Germania 17, 170—177.
537. Mystiker. — Bäh ring, B., Johann Tanler und die Gk>tte8fireande.
Hamburg o. J., Agentur des Rauhen Hauses.
VgL Germania 17, 261; Allgem. literar. AuMiger 1871, Nr. 44.
538. Preger, W., der altdeutsche Tractat von der wirkenden und mög-
leo Vernunft«
Sitrongsberichte der k. bayer. Akademie d. Wlssensehaften 1871, 1* 2. Heft.
539. Nibeluage, der, Noth und die Klage, herausg. von K. Lachmann.
Abdruck. 8. (297 S.) Berlin 1871. Reimer. % RftUr.
540. Nibelungenlied, das. Herausgegeben von Fr. Zamcke. 4. AqI-
9. 16. (CXX, 445 S.) Leipzig 1871. G. Wigand. IVt Bthlr.
Vgi Literar. Oentralbl 1871, Nr. 11; Germania 17, 246.
541. Das Nibelungenlied. Aus dem Mittelhochdeutschen TOlksthümUeh
rsetzt von L. Gkrlach. 2 Theile in 1 Bd. 2. (Titel-) Auflage. Dresden 1871
62). Am Ende. 8. (V, 124 und IV, 182 8.) V« BtWr-
Vgl. Germania 17, 246.
542. Siegfried und Kriemhilde. Von W. Wegener. 2. (Titel-) Aus -
e. 8. Brandenburg a. H. 1871 (1867). Mdller.
Vgl. Germania 17, 246.
543. Hoff mann, Job., de Nibelun^adis altera parte. 8. (80 8.) Halis
'1. Dissertation.
544. Könne von Engelthal, der, büchlein von der genaden uberUst.
•ausgegeben von C. Schröder. 8. (71 8.) Stuttgart 1871.
108. Pnblication des litterarischen Vereins in Stuttgart Vgl Germania 17, 251.
545. Oswald von Wolkenstein. — Neue Literatur aus TiröL
Allgememe Zeitung 1871, Beilage 57. Anknüpfend an Zingerle (Bibliogr. 1^0,
596).
546. Zingerle, J. V., Margaretha von Schwangau.
Germania 16, 75 — 78. Oswalds zweite Gemahlin.
547. Philipp. — Haupt, Josef, Bruder Philipps Ifarienleben. Lex. 8.
S.) Wien 1871. Gerold in Comm. 9 Ngr.
Ans den Sitzungsberichten der Akademie. Vgl. Germania 17, 250; Allgem.
iratar-Zeitang 1872, Nr. 14.
548. Priamel, niederrheinische. Von K. Müllenhoff.
Zeitschrift fOr deutsches Aherthum 16, 372.
549. Beinfiid von Braunsohweig. Herausgegeben von K. Bartsch. 8.
1 8.) Stuttgart 1871.
109. Publication des litterarischen Vereins in Stuttgart Vgl GOtting. Gel. An>
en 1871 (W. Mttller.)
550. Reisebesclireibnngen. — Haupt, J., Philippi liber de terra sancta
[er deutschen Übersetzung des Augustiner Lesemeisters Leupold vom J. 1377.
österr. Vierteljahrsschrift für kathoL Theologie, 1871, 4. Heft.
551. Schaniipiel. — Schultz, Alwin, Bruchstücke eines Passionsspieles.
Germania 16, 67 — 60.
552. Rieger, Max, das Spiegelbuch.
Germania 16, 173—211.
553. Schlacht von Alesohans. — Suchier, Hermann, über das nieder-
mache Bruchstück der Schlacht von Aleschans. 8. (28 S.) Wien 1871«
cid.
Aus: Bartsch, Germanistische Studien 1, 134^16%. ^anVitn^ ^. %V^.
'ERMANU. Nene Beihe. Y. (XVE,) Jahrg. ^
498 BIBUOGRAPHIE VON 1871.
554. Steinhöwel, H. Von A. v. Keller.
QermamJi 16, 78.
555. Sachenwirt — Kratochwil, Fr., der österreichbche Didaktibr
Peter Sachenwirt, sein Leben nnd seine Werke. 8. Krems 1871.
Gjmnasial'Programm. Vgl. Gknnania 17, 252.
556. Thomasin. — Birlinger, A., som wälschen QusL
Germania 16, 82.
557. Titnrel. — Walderdorff, Hago Graf y., nnd K. J. Schröer,
Brnchstäcke von Handschriften des jüngeren TitoreL
Germania 16, 338—346.
558. Ulrich von TftrheioL — Melzer, Bmchstficke aas dem Bamevut
des Ulrich von Türheim.
Germania 16, 54 — 57.
^ 559. Ulrich von dem Türlin. — Haag, Brachstücke aus dem WiD^
hahn von Oranse des Ulrich Ton dem Türlin.
Zeitschrift für deutsche Philologie 3, 95—105.
560. Vintler. — Zingerle, J. V.» Beiträge zur älteren tiroliidei
Literatur. II. Hans Vintler. Lex. 8. (73 S.) Wien 1871. Gerold in Comm.
Va Bthlr.
Aus den Sitzungsberichten d. Akademie d. Wissenschaften ; vgL Germania 17. iSi
561. Walther von Qriven, Weiberzauber. Von M. Haapt.
Zeitschrift für deutsches Alterthum 15, 245 f.
562. Wemher der Gärtner. — Birlinger, A., zu Meier Helmbrecht
Germania 16, 82.
563. Wetzel. — Bartsch, K., Wetzeis heilige Margarete.
Bartsch, Germanistische Stadien I, 1 — 30.
564. Wolframs von Eschenhach Parzival und Titurel. Uerauagegebei
von K. Bartsch. 2. TheU. 8. (IV, 314 S.) Leipzig 1871. Brockhaus. 1 RtUr.
Deutsche Classiker des MiUelalters. 10. Bd. Vgl. Allgem. Zeitung 1872, Beilsff
Nr. 65; Academy Nr. 50 (Liebrecht).
565. Bartsch, K., Bruchstücke von Wolfirams Parzival und Willebsün.
Germania 16, 167—172.
566. San-Marte (A. Schulz), über Wolframs von Eschenbach Rhttf*
gedieht Wilhelm von Orange und sein Verhältniss zu den altfranzösischen Did-
tungen gleiches Inhalts. 8. (165 S.) Quedlinburg 1871. Basse. 1 7, Kthh.
Bibliothek der gesammten deutschen Nationai-Literator. 2. Abth. 5. Bd. V^
Germania 17, 248; Saturday-Kewiew Nr. 829; Literar. Centralbl. 1872, Nr. 9; Arcbir
f. d. Studiom der neuem Sprachen 48, 451 ff. (Pröhle).
567. Stedefeld, G. F., Kreisgerichtsrath , die christlich • germaniscbt
Weltanschauung in den Werken der Dichterfürsten Wolfram von Eschenbaei
Dante und Shakespeare. Mit einem Gruß an die Landsleute in Elsaß und Loi^
ringen. 8. (V, 92 S.) Berlin 1871. Paetel. 16 Ngr.
VgL Bensch, theolog. LiteraturbL 1872, Nr. 13.
Zur Litteratur des 16. Jahrhunderts.
568. Brant. — Zarncke, Fr., zur Vorgeschichte des Narrenschifr
2. Mittheilung. 8. Leipzig 1871. T. 0. Weigel.
569. Fischart. — Kurz, Herrn., Fischart in Tübingen?
Germania 16, 79 — 81.
570. Gedichte^ zwei politischem des 16. Jahrhunderts. Von v. Lifi»
croih S.
N". Beiträge bot OescVücYite 9i«a ^wA^OckÄSi fei^wiÄssssöa ^ V^x«s\3»g^« ^t^^HMS^
herjg. Alterthomsverein. 3, LiieC.
BIBLIOGBAPHIE TON 1871. 499
571. Luther. — Ein feste burgk ist UDser got. Der neu aufgefundene
her-Codex vom J. 1530. Eine von dem großen Reformator eigenhändig
atzte handschriftliche Sammlung. Herausg. von 0. Kade. Dresden 1871.
rag.
Vjfl. Anzeiger f. Kunde der deutschen Voraeit 1872, Nr. 6.
572. Schröer, K. J., Hut dich! Ein Lied von Luther.
Anzeiger f. Kunde der deutschen Vorzeit 1871, Sp. 376 f.
573. Dietz, Ph., Luthers Handexemplar seiner Schrift: An die Pftirrherrn
er den Wucher zu predigen. Wittemb. 1540. 4.
Germania 16, 378—380.
574. Luther, Martin, als deutscher Classiker in einer Auswahl seiner
neren Schriften. 8. (XXXIX, 290 S.) Prankfurt a. Bf. 1871. Heyder und
imer. 27 Ngr.
EnthSlt die Lieder und eine Auswahl der Briefe.
575. Sachs, Hans, Dichtungen. 3. Theil. Dramatische Gedichte. Herans-
eben V. J. Tittmann. 8. (XLI, 269 S.) Leipzig 1871. Brockhaus. 1 Rthlr.
Deutsche Dichter des 16. Jahrhunderts. 6. Bd. Vgl. Heidelberger Jahrbücher
2, 3. Heft.
576. Hans Sachs als Spmchdichter.
Magazin f. d. Literatur des Auslandes 1871, Nr. 29.
577. Schauspiel. — Schiller, Wilhelm Teil. Mit Einleitung, dem alten
ksschauspiel von Uri, und Einleitung herausg. von M. Carriöre. 8. Leipzig
'1. Brockhaus. V^ Rthbr.
Bibliothek der deutschen Nationalliteratur des 18. und 19. Jhs. 34. Bd.
578. Ulrich yon Hütten. — Strauß, D. Y., Ulrich von Hütten. 2. Anf-
;. 8. Leipzig 187). Brockhaus. 2 Kthlr.
Vgl. BIfttter f. literar. Unterhaltung 1871, Nr. 40; Allgem. Zeitung, Beilage
; Meßner, evang. Kirchenzeitung Nr. 38.
579. Geiger, Ludwig, Ulrich von Hütten.
Deutsche Warte I, S. 613 flF. (1871).
580. Ulrich von Hütten.
Die Grenzboten 1871, 8. 1001—1012.
C. Altsächsisch.
581. Heiland s. Nr. 500.
D. Mittelniederdeutsch.
582. Aus dem alten mecklenburgischen Osterspiel.
Allgem. Evang. Luther. Kirchenzeitung 1871, Nr. 14 — 17.
583. Lübben, A., zu Reinke Voss.
Zeitschrift für deutsche PhUologie 3, 306.
584. Jacobs, Dr., ein bisher unbekanntes, während der Belagerung von
^deburg im J. 1550 — 51 gedrucktes niederdeutsches Gesangbuch.
Geschicfats-Blätter für Stadt und Land Magdeburg. 6. Jahrg. 2. Heft (187 1).
E. Mittelniederländisch.
585. Les G est es des ducs de Brabant (Brabantsche Yeesten) chroniqne
vers thyois du XV* si^cle, 7* livre publik par J. H. Bormans. Tome UL 4.
iV, 747 S.) Bruzelles 1869. Hayez.
500 BIBLIOGRAPHIE VUN lb71.
5S6. Vtm sint« Brandane, aitgegeven door W. O. BiiU. 6. (4. IS S.)
Groningen 1871. Wolters f. 1,50.
A. u. d. T. : Bibliothek vau Mnl. Letterkima«. AB. 6.
567. Heremani, J- F. J-, van den lande van Over-eee en der Keikn
ciagho , twee BtrophiBche gedichteo van Jucob vtia Maerlant. 8. (40 S.) G*d
1870. Annoot-Braeckinao.
588. Vries, U. de, Maerlant en zijn Trojaenscbe Ooorlog.
Taal- en letWrbode lU, 166-164.
589. Wolff, J. A., Bector, ein unbekannte« raittelniedeTlElndiachw G*£dl
über den trojaniechen Krieg.
Anieiger («r Kunde der deuLicbrn Vorzeit 1871, Sp. S65— S70. bt HaoriuB
Werk; vgl de Vries ebenda IST2, Sr. 1.
590. Barmana, J. H., ouddietsclie fragmenten vnn den PaithonopeQs no
Bloja, grootendeeJH bijeenverzameld door nylen Prof. Ferd. Dej-cka, cfi teria
in otdc geschikt en kritiacb uitgegeven. 8, (XXXIV, 430 S.J Brüaicl 1871.
Hayei.
591. Sidrac, medcgedeeld door Prof. M. du Vries.
Tsal-en Letterbode lU. 64—70.
592. Van viouiven ende van minne. UiddetnederLandBubo gedicblen
uit de XIV" eu XV" eeuw, uitgegeven door Dr. Eelco Verwijs. 8. (XXSIV,
184 8.) Groningen 1871. Wolters, f. 1,50.
Bibliothek van Middelnederl. Lelterkiude, AB, 4 und 5.
593. VerwiJH, Eeluo, ieta over twee middelnederl andache
Kandniingen en medodeelingen van de M«al«chap]iij der NederlaadaiAe Letttt'
künde te Leiden 1871, S. 101— 106.
594. Een fragment van een verloren Mnl. leerdicbt, mod«gode«ld 4«or
Dr. E. Venrije.
Taal-en Letterbode Ul, 71— 7ö.
595. Vgl. Nr. 77.
596. Über eine uralte frieeische Handschrift.
^ü. Venlag der Handelingen van het FrieKoh Gunootscliap van Geacbi*d-OB^
heid-en Taolkunde te Leeuwarden ISTO— 71. 6.
F. Ängeliächsisch.
597. Bieger, M., znm Beovulf.
Zeitschrift für deutacho Plülologie 3, 361 — 416.
598. Arnheim, Dr., über dai BeowulfLied.
Bericht über die Jatobsonsche Schule in Seesen 18G7— 71. Vgl
Literatur des Auslandes 1S71, Nr. 25.
599. Song of Caedmon and other poems, hy O. £. D. 19. 18T0.
9 % eb.
600. King Alfred'« Weat-Saion Version of Gregorir's Purtoral Oin..
With an engllsh tranalation, the Latin Teit, noles and an introdaotloB. EdW'
by H. Sweet. Part I, 8, (288 8.) London 1871. Trilhner. 10 •.
Early English Text Society Nr. 50. Vgl. Athsnaeuai 1B73, 6. JbU.
G. Mitteleoglisch.
601. An old english MlioelUny 1100 — 1800 a.
Jt, Monia. S. London 1871. Träumet.
'Ij Engli»h Teil BocUty Ni. «. TLnÜittl », Bft*te»n , diÄ '<Lm*
J^
BIBLIOGRAPHIE VON 1871. 601
602. Codicem mana ecriptam Digbj 86 in bibHotheea Bodleian« asser-
im descripsity excerpsit iUuatrayit. Accedit appendix* 8. (2UV, 132 S.) Halle
'1. WaisenhaoB. 1 Kthlr.
Enthält altfiransösisches und altenglischea. Vgl« Heidelberger Jahrbfloher 1871,
41 (Bartsch); Archiv f. d. Stadium £ neaem Sprachen 48, £b3 ff.
603. The Romance ofSir BeVia of Hamtoan. Newly done into en-
h prose £rom the Version of tbe Anchinleck Ms. by E. H. Jones. South-
)ton 1871.
VgL Athenaeum 1871, 2. September, 8. 306.
604. Chancer. — Furnivali, F. J., the duke of NortbomberlaudV
of Chaacer's Canterbury Tales.
Athenaeum 1871, 25. Nov., S. 689.
605. A Siz Text Print of Chaacer^s Canterbury Tales, part in.
ted by F. J. Fumivall.
Chaaeer>Society.
606. Brink, Prof. B. ten, der Prolog zu den Canterbury Tales. Veraoeh
sr kritischen Ausgabe. 4. (24 S.) Marburg 1871. Programm.
607. Part lY of the Six Text Print, or Chaucere Tale of Melibe
the Monk's, Nuu's, Priesfs, Pardoner's, Wife of Bath*s, Friar*s and Sum-
ier*8 Tales, in parallel text.
Chaucer Society, I. Series, Nr. 26. Nr. 25—28 enthalten x. T. dieselben EnsSh-
^en nach andern Hss.
608. A Parallel-Text- Edition of C!haucer's Minor Poems. Part. I.
plementary parallel Texte of Chaucer^s Minor Poems. By F. J. FurnivalL
Chancer Society (London, Trttbner). Vgl Athenaeum 1872, 24. Februar.
609. Chaucer, Geofi&oy.
Westminster Rewiew 1871, October, S. 381—398. An Bell's Ausgabe anknüpfend.
610. Ponsonby A. Lyons, Chaucer-Documents.
Athenaeum 1871, 8. Juli.
611. Chaucer' 9 Birth and bis 'Parlament of foules .
Athenaeum 1871, Mai, S. 665 £.
612. Furnivall, F. J., the order of Chaucer's Works.
Athenaeum 1871, October, 8. 494 f.
613. Furnivall, F. J., Chaucer *8 two versions of the prologne to bis
gende of good women\
Athenaeum 1871, October, S. 528.
614. Ellis, Alex., Chaucer's AlexandHnes. .
Athenaeum 1871, 30. Sept S. 431.
615. Eule und Nachtigall s. Nr. 80.
616. Oesta Bomanonun. Early English Version.
Chaucer Society, 11. Series, Nr. 7.
617. Tbe harrowing of hell. Das altenglische Spiel von Christi Höllen -
:t Von E. Mall. 8. Breslau 1871. Maruschke u. Berendt. 7s Kthlr.
Vgl. Academy 1872, Nr. 52.
618. Havelock the Dane, the lay of. Be-edited by W. W. Skeat. 8.
idon 1871. 5 8.
619. Joseph of Arimatbie, otherwise called the romance of the Seint
al, or Holy Grail: an alliterative poem written about a. d. 1350. Edited
W. W. Skeat. 8. London 1871, 5 s.
Early English Text Society. Vgl. Reusch, theolog. Literaturbl. 1871 , Nr. 12
Brink); Athenaeum, 22. April.
602 BIBLIOORAPHIE VON 1871.
620. Legendi of the H0I7 Rood: symbols of the Paseion and Cro»
Poems. In old English of the 11. 14. and 15. centnries. Edited bj R. Morm.
8. (XXXII, 240 S.) London 1871.
Early English Text Society. Vgl Athenaenm 1872, 20. Jannar.
621. Lyndesay. The poetical works of Sir David Lyndesay of the Moast
Lyon , King of Anns. A new edition. Carefully revised by D. Liaing. 2 lok.
Edinborg 1871.
Vgl. Athenaeum 1871, 26. August
622. Lyndesay* 8, Sir David, Works. Part V. The minor poema. Edited
by J. A. H. Murray. 8. (LIV und S. 551—590.) London 1871. Trfibner. 3i.
Early English Text Society.
H* Altnordisch.
623. Bonen. — Gislason,EL, de aeldste rone-indakriftera sproglige stfl-
ling. n.
AarbOger f. nordisk Oldkyndighed 1871, 4. Heft.
624. Bugge, Sophus, Bemaerkninger om Runeindskrifter paa Ghild-
bracteater.
Aarböger f. nordisk Oldkyndighed 1871, 2. Heft.
625. Ol de, E. M., om de skandinavuka Ronor. 4. Limd 1871.
Akademische Abhandlung.
626. Dybeck, Richard, Runa. En skrift for nordena fomvänner. foL
4. Heft Stockholm 1871. S. 47—68 und 4 Tafehi.
627. Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen ErsählongeB
der Skalda. Übersetzt von R. Simrock. 4. Auflage. 8. Stattgart 1871. Cotti.
Vgl. Academy 1872, 16. Januar (Liebrecht).
628. Edda, den aeldre, oversat af G. H. Möller. 1. Afdeling: Gadesange^
2. Afd. Heltesange. 12. (290 S.) Kopenhagen 1871. Steen. 1 rd. 32 sk.
629. Bergmann, F. Q., le message de Skimir et lea dita de Giimair.
(SkimisfÖr-Grimnisroäl). Poemes tir^ de l'Edda de Saemund publik avec d«
notes philologiques, une traduction et un commentaire perp^taeL 8. (X, 326 S.)
Leipzig 1871. Brockhaus. iV^Rthlr.
Vgl Academy 1872, 15. Januar (Liebrecht); Zeitschrift ffir deutsche Philokfie
4, 116 (Zupitsa); Magazin f. d. Liter, d. Auslandes 1872, Nr. 9.
630. Jessen, E., über die Eddalieder.
Zeitschrift für deutsche Philologie 3, 1—84. Nachtrag 8. 261 f. NaehtrigMi
Bemerkungen S. 494.
631. Deutschenhaß oder Wissenschaft? Die Herkunft dar Eddalieder.
Im neuen Reich 1871, Nr. 40. An Jessen anknüpfend, unteneichnet Zt
632. Hüppe, conatus illustrandi nonnullos locos Eddae Saemundinas.
4. (11 S.) Coesfelder Programm 1871.
633. Rupp, Theophil, zur Deutung von FiölsvinnsmftL
Germania 16, 60—64.
634. Hildebrand, K., s. Nr. 95.
635. Bergmann, F. 6., la fascination de GulH (Gjlfiaginiiiiig). Trtite
de mythologie scandinave composd par Snorri fils de Stnrla. Tradnit du teite
norrain en fran^ais et expliqud dans une introduction et nn commentaire critiqie
perp^tnel. 2* ödition. 8. (XU, 371 S.) Leipzig 1871. Brockhana. 1% Bthk.
S8S. Skalden. — Temaliöm, k., ^m Skalden Sighrat Tbordssoa. 8>
Lmä 1871. Disaertation.
BIBUOORAPHIE VON 1871. 503
637. Billeder af Livet paa Islaild. Islandske Sagaer. Paa Dansk yed
F. W. Hörn. 2. Heft. Kopenhagen 1871. 8. (80 S.) 40 sk.
638. Kölbing, E., über die Heimat nnd das Alter eines nordischen
Sagenkreises.
Zeitschrift für deutsche Philologie 3, 313—316.
-639. Ari hinn firödhi und Thorruddur runameistari, die Fortbildner des
iflländischen Alphabets.
Zeitschrift für Stenographie und Orthographie 19. Jahrg., 3. Heft.
640. Storni^ Gnstay, Norske Historieskrivere paa Kong Syerres Tid.
Aarböger för nordisk Oldkyndighed 1871, 4. Heft.
641. Jessen, £., Glaabwürdigkeit der Egils-Saga und anderer Isländer
Sagas.
Historische Zeitschrift 14. Jahrg., 3. Heft.
642. Kölbing, £., die nordische Erexsaga und ihre Quelle.
Germania 16, 381-414.
643. (Frfssbök) Codex Frisianns. £n Sämling af Norske Konge-Sagaer.
üd^ven ved C. R. ünger. 3. (Schluß-) Heft, (Register und Vorwort). Chnstia-
nia 1871.
644. Maurer, K., über die Haensa})6ris Saga. 4. (60 S.) München 1871.
Franz in Comm. 21 Ngr.
Ans den Abhandlungen der Münchner Akademie.
645. Norges Kongo- Saga er fn de seldste Tider indtil anden Haivdeel
af det 13de Aarhundrede efter Christi Födsel, forfattede af Snorre Sturlasön,
Storla Thordssön o. fl. og oversatte af P. A. Munch. 2. Bindet udg. og fortsat
af O. Righ. 5. u. 6. Heft. Christiania 1871.
646. Konunga-Boken, eller Sagor om Ynglingame och Norges konungar
intill ar 1177 af Snorre Sturleson. Ofversatt och forklarad af Hans Olof Hilde-
brand Hildebrand. 8 — 9. Heft. Mit einer Karte von Norwegen. Orebro 1871.
647. Steenstrnp, J. Japetus S, Hvad er Hongespeilets „Havgj er-
dinger'' ?
AarbOger f. nordisk OldkTndighed 1871, 2. Heft.
648. Marfu Saga. Legende om jomfru Maria og hcndes jertegn. Efter
gamle Haandskrifter ndgivne af C. R. Unger. (Det norske Oldskriftselskabs
Samlinger XI, XU, XIV, XVI.) Christiania 1871.
649. Viga-Glums-Saga* Translated from the Icelandic with notes and
an introduction by Sir Edm. Head. London 1871. Williams and Norgate. 5 s.
J. Altschwedisch.
650. Legendarium, ett fomsvenskt. III, 3. 8. (S. 885 — 544) Stock-
holm 1871.
K. Altdänisch.
651. Romantisk Digtning fra Middelalderen, udg. af C. J. Brandt.
3. Band. (392 S.) Kopenhagen 1871.
L. Mittellateinische Poesie.
652. Sauer, ein unbekannter münsterscher Dichter (Bemhardus palpa-
nista).
Anzeiger fUr Kunde der deutschen Votieil \«1\, ^^. *tfÄ,
504 BIBLIOORAPHIE VON 1871.
668. Bartsch, K., Bemhardiu Palpanista.
Ebenda Sp. 280.
654. Catonis philosophi liber post Jos. Scaligemm Tolgo dietos Dio-
Djsii Catonis Disticha de moribos ad filiam. Ad fidem yetnstissimonim libronuB
mss. atque impressoram rec. F. J. Hanthal« 8. (XXXYIIIy 80 S.) Berlin 1870.
Calyary.
Vgl. Literar. Centralbl. 1872, Nr. S; KeTue critiqne 6. Jahrg. H, 190.
655. Latendorf, Fr., der Zamer*scher Cisio Janus Yon 1470 und die
Nachdrücke oder Wiederholungen desselben im 16. Jahrh.
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 1871, 8p. 136—138.
656. Dümmler, Ernst, Lobgedicht anf Bischof Gkinther.
Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1871, Sp. 10 f.
657. Krause, K. £. H., zam Namenräthsel des Primas.
Germania 16, 306.
658. Watten bach, W., lateinische Reime des AGttelalters.
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 1871, Nr. 2 — 12.
659. Gesta Berengarii imperatoris. Beiträge zur Geschichte Itsliens
im Anfange des 10. Jahrhs. Von £. Dümmler. 8. (IV, 185 S.) Halle 1871.
Waisenhaus.
Vgl flistorische Zeitschrift 1871, 4, 482-486; Gott GeL Anzeigen 1871, Nr. 45
(Pannenborg).
660. Hroswithadie „ helltonende " Stimme von Gandersheim. Von Th. B.
Westermanns illustrirte Monatshefte 1871, December S. 329—332.
661. Latendorf, Fr., Conjecturen zu Hugos von Trimberg Laurea sanc-
torum.
Anzeiger f. Kimde d. deutschen Vorzeit 1871, Sp. 66—69.
662. Pannen borg, Dr. A.^ über den Ligorinus.
Forschungen zur deutschen Gnschichte 11, 161 — 300.
663. Wattenbach, W., die Ehrenrettung des Ligoriniu.
Historische Zeitschrift 1871, 4, 386—400.
664. Ein geretteter Dichter des 12. Jahrhunderts. Von L. G. (Berlin im
December).
Allgemeine Zeitung 1871* Beilage 365. Mit Bezug auf Nr. 662.
665. Nicolaus von Bibera, der Erfurter Verborgene. Historisch-sati-
risches Gedicht aus dem 13. Jahrhundert. Im Versmaß des Originals aus dem
Lateinischen übersetzt von A. Rienäcker. 8. (102 S.) Erfurt 1871. Villaret.
Abdruck aus den Jahrbüchern der kgl. Akademie zu Erfurt, N. F. 7. Heft
666. Fischer, Th., das Gedicht oder die Gedichte des Nicolaus von
Bibera ?
Historische Zeitschrift 1871, 2, 441 - 448.
667. Wilmanns, W., welche Sequenzen hat Notker verfasst?
Zeitschrift fiir deutsches Altcrthum 15, 267—294.
368. Ocstcrlcy, Herrn., Raparius.
Jahrbuch für romanische und englische Literatur 12, 241—268.
MISGELLEN. 505
MI8CELLEN.
Preisangaben.
Wiewohl auf dem Umschlage des zweiten Heftes die germanistische Preis-
aufgäbe der Jablonowski* sehen Gesellschaft bereits angegeben ist, halte ich es
doch für zweckmäßig sie hier nochmals zu erwähnen. Es handelt sich um eine
Geschichte der Ausbreitung und Weiterentwicklung der deutschen Sprache in
Ost- und Westpreußen bis zum Ende des 15. Jahrhunderts mit besonderer Rück-
sicht auf die Betheiligung der beiden deutschen Hauptdialecte an derselben.
Es darf erwartet werden, daß die Archive ausse:* dem bereits zerstreut zugäng-
lichen Materiale noch manches Neue bieten werden ; die Beachtung der Eigen-
namen, der Ortsnamen^ der gegenwärtigen Dialectunterschiede wird wesentliche
Ergänzungen liefern. Sollten die Forschungen zur Bewältigung des vollen Themas
zu umfänglich werden, so würde die Gesellschaft auch zufrieden sein» wenn nach
Feststellung der Hauptmomente die Veranschaulich uug des Einzelnen sich auf
einen Theil von Ost- und Westpreußen beschränkte. Der Preis beträgt 60 Ducaten ;
doch würde die Gesellschaft mit Rücksicht auf die bei der Bearbeitung wahr-
scheinlich nöthig werdenden Reisen und Correspondenzen nicht abgeneigt sein,
bei Eingang einer besonders ausgezeichneten Lösung den Preis angemessen zu
erhöhen*.
Die Aufgabe ist für das Jahr 1675 gestellt. Für das Jahr 1874 ist
folgende auch die Germanisten interessierende Aufgabe bestimmt. ^Mehrere der
bedeutendsten Vertreter der neuern Sprachwissenschaft, namentlich Jacob Grimm
und Schleicher, haben sich zu der Ansicht bekannt, daß die germanischen
Sprachen zu der slawisch-litauischen Sprachengruppe in einem engem Verwandt-
scbaftsverhältniBs stehen, als eins dieser beiden Gebiete zu irgend einem andern,
ohne daß bisher diese ; auch in culturhistorischer Beziehung wichtige Frage
snm Gegenstand einer umfassenden und tiefer dringenden Untersuchung ge-
macht wäre.
Die Gesellschaft wünscht deßhalb eine eingehende Erforschung des be-
sondem Verhältnisses, in welchem innerhalb dei indogermanischen Gemeinschaft
die Sprachen der litauisch-slawischen Gruppe zu den germanischen stehen.
Dem Bearbeiter bleibt es überlassen, ob er seiner Schrift die Form
einer einzigen Gesammtdarstellnng geben, oder eine Reihe von Specialunter-
Buchnngen vorlegen will, durch die einige besonders wichtige Seiten der Frage
in helles Licht gestellt werden. Von solchen Wörtern, welche nachweislich von
dem einen Sprachgebiet in das andere hinübergenommen sind, ist gänzlich
abznsehen. Überhaupt muß. die Untersuchung mit den Mitteln und nach der
strengen Methode der jetzigen Sprachwissenschaft geführt werden. Der Gebrauch
anderer Alphabete als des lateinischen mit den nöthigen diakritischen Zeichen
und des griechischen ist zu vermeiden, vielmehr sind die Laute der slawisch-
litanischen Sprachgruppe nach dem von Schleicher befolgten System zu be-
seicbnen. (Preis 60 Ducaten.)
506 MISCELLEN.
Personalnotizeii.
Der Privatdocent Dr. J. Znpitza in Breslau hat einen Ruf an die
Universität Wien als außerordentlicher Professor der nordisch - germanischa
Sprachen erhalten und angenommen.
Der außerordentliche Professor Dr. E. Windisch in Leipzig, auch den
Germanisten durch seine treffliche Abhandlung über die Quellen des Heliand
bekannt, folgte im Herbste d. J. einem Rufe als ordentHcher I^fessor des
Sanskrit und der Linguistik an der UniTersität Heidelberg.
Der außerordentliche Professor Dr. J. Schipper in Königsberg ist zum
ordentlichen Professor der neueren Sprachen (Romanisch und Englisch) enunnt
worden.
Der ordentliche Professor Dr. W. Scherer in Wien^ist einem Rufe tu
die Universität Straßburg gefolgt und hat seine Lehrthätigkeit daselbst schon
in dem laufenden Wintersemester begonnen.
Dr. A. Schönbach hat sich an der Universität Wien für das Gesammt-
gebiet der deutschen Litteratur und Sprache habilitiert. Seine Antrittsrede hatte
die Parzivalsage zum Gegenstand.
Dr. A. Birlinger, Privatdocent in Bonn, ist zum ausserordentHchen
Professor in der philosophischen Facultät der dortigen Universität emaimt
worden.
Übersicht
der Vorlesungen über deutsche Sprache, Litteratur etc. an den üniversititen
Deutschlands, Österreichs und der Schweiz im Wintersemester 1872 — 73.
Vergleichend e Grammatik der indogermanischen Sprachen : Erlangen-
Spiegel; Heidelberg-Lefmann ; Königsberg -Nesselmann; Geschichte der indogcr-
manischen Sprachen : Bonn-Schmidt ; Überblick über den indogermanischen Sprach-
stamm: Halle-Pott; vergl. Grammatik des Gothisehen und Althochd. mit dem
Griechischen und Lateinischen: HallcPott; vergl. Grammatik des Sanskrit,
Griechisch, Lateinisch u. Gothisch: Marburg- Justi ; Ergebnisse der Sprachwissen-
schaft: Straßbnrg-Bergmann ; sprachwissenschaftliche Übungen: Dorpat-Mejer;
über Classification und Geschichte der Sprachen: Bcrn-Tobler.
Deutsche Grammatik: Germanische Grammatik mit Erklärung gothi-
scher, ahd., altsächs. und ags. Texte: München-Hofmann; vergl. Grammatik
der gothisehen, ahd. und mhd. Sprache mit Leseübungeq: Würzborg-Lexer:
geschichtliche Grammatik der deutschen Sprache: Erlangen -Raumer; Innsbruck-
Zingerle; Marburg-Lucae ; Tübingen-Keller; Laut- und Formenlehre der tit-
germanischen Dialecte; Dorpat-Amelung; historische Darstellung der deutschen
Flexion mit Übungen an Texten aus Wackemagels kürzerem altd. Lesebuch:
Zürich- Schweizer Sidler.
Gothische Grammatik (mit Leetüre des Ulfilas) : Bonn-Diez ; Grottingen-
Wilken; Marburg- Justi.
Gothisch-althochdeutsche Grammatik: Straßburg-Scherer.
Mittelhochdeutsche Grammatik: Bonn-Andresen.
Neuhochdeutsche Grammatik: Bern-Tobler; Wien-Tomaschek.
Aitsächsische Gt ammatW , mW. Y4T\sX<a.T\ni^ des Heliand : Baael-HeTne.
♦) Nicht eingegangen war^n Äi«^ ^ «^xievtXaÄa^fi. ^qx^ ^tkl ^\^^t^. \3w^^iÄw
MISCELLEN. 607
Ang|el8äch8i8ch[e Grammatik: Berlin- Schulze (Akad. f. mod. Phil.)
tiogen-W. Müller; Würzburg-Lexer ; mit Leetüre des BeÖTolf: Marburg-Grein.
Englische (historische) Grammatik: Basel-Heyne; Berlin-Mätzner
ad. f. mod. Phil.); Breslan-Mall ; Wien-Zupitza.
Altnordische Grammatik: Leipzig* Zamcke; altnordische Sprache and
lerator: Straßburg-Bergmanu.
Deutsche Mythologie: yergleichende indogermanische Mythologie:
ich-Schweizer Sidler; Erklärung deutscher Märchen, Sagen und Gebräuche:
a-Klopfleisch.
Deutsche Alter thümer: Germanische Alterthümer: Basel-Meyer; Ta<
s Germania; Halle-Krause; Heidelberg-Scherrer ; Kiel-Möbius; über Tacitus
m^ia: Gießen-Lutterbeck ; Cultnrgeschicbte der Schweiz von den ältesten
fcen bis zum XV. Jahrb.: Zürich- Vögelin ; über mittelalterliche Beinamen der
itschen: Bonn-Andresen.
Deutsche Rechtsquelien, Erklärung: Tubingen-Meibom ; Sachsen-
igel: Berlin -Lewis; Erlangen- Gengier; Kiel-Uänel; Marburg-Köstell ; Erklärung
gewählter Stellen des Schwabenspiegels in Verbindung mit verwandten deut-
en imd schweizerischen Rechtsquelien: Zürich- Orelli.
Deutsche Litteraturgeschichte: Göttingen-W. Müller; Ueidelberg-
tsch; München-Hofmann; Münster-Storck; Würzburg-Lexer; 3. Theil: Breslau-
ücert; bis zur Gegenwart: Freiburg-Martin; bis 1820: Gießen-Weigand;
»chichte der deutschen Sprache und Litteratur: Bonn-Simrock; deutsche
eraturgeschichte bis 1250: Straßburg- Scherer; Geschichte d. d. Litteratur
; der Keformation: Bem-Pabst; vom Ende des 16. Jahrhs. bis auf Göthe und
liller: Basel-Heyne; seit Opitz: Göttingen-Tittmann; im 18. Jahrb.: Gießen-
unermann; Leipzig-Hildebraud ; im 18. und 19. Jahrb.: Leipzig- Biedermann ;
. Gottsched an bis aul' die neueste Zeit: München-Lemcke ; die deutsche
teratur der Aufklärung und der Sturm- und Drangperiode: Bcm-Scböni. —
itsche Heldensage: Göttingen-Tittmauu ; die Lyrik der Deutschen in ihren
iprüngen bis zu ihrer weltlitterarhistorischeu Entfaltung und Ausdehnung
rtsetzung): Leipzig - Minckwitz ; Geschichte des deutschen Kirchenliedes:
itock-Bechstein; Wesen und Geschichte des Drama: Leipzig - Biedermann :
unatik: Bern-Pabst; das Theater der alten Schweiz: Bem-Hidber; das
derne deutsche Drama: Zürich-Stiefel; Geschichte der deutscheu Novellen-
htung: Innsbruck- Zingerle; über Lessing und seine Zeit: Kiel-Groth; Lessings
tietische Studien: Straßburg-Laas ; über Lessings Dramaturgie: Berlin-Gold-
k (Akad. f. m. Phil.); Lessings Nathan: Halle- Gosche; über Herders Leben,
iriffcen und Zeitgenossen: Halle-Haym; Leben uud Hauptwerke von Herder,
the und Schiller: Bem-Bülau; über Göthe und Schiller: München-Carriere ;
ur Göthe's Faust: Heidelberg* tieichliu Meldegg; über Schiller: Edel- Weinhold;
)r Schillers philosophische Gedichte: Marburg-Lange.
Englische Litteraturgeschichte: Berlin-Solly, Schmidt (Akad. f. m.
iL); Bonn-DeUus; Königsberg- Schipper; Tübingen-Peschier.
Altnordische Litteraturgeschichte: Leipzig-Zarncke.
Deutsche Metrik: Halle-Zacher.
Sprachdenkmäler.
Gothische: Berlin - Maßmann ; Göttingen - Wilken ; Innsbruck • Zingerle ;
hingen -HoUtuid; Marcusevaugelium: Bonii-D\ftz\ \i\i^Mi"^«ii Nsl ^s3^fcT^^«&^^
üßcher, abd. a. altsächs. Sprachdenkmäler; Doxp»Xr\iiv'^\jJ^|,\'^^«S^^
Bog MIBCELLEN. ^.
Althochdeutsche: Erlangen -Ramner; Greifswald-Höfer; Innabnick-
Zingerle; Konigsberg-Sehade ; Marburg-Lncae; ahd. und mhd. Dichtungen: Grot-
tingen-W. Müller; Otfrid: Bonn-Birlinger; Marbnrg-Grein.
Mittelhochdeutsche: Denkmäler des 18. Jahrhs.: Königsberg-Schade.
Nibelungenlied: Berlin-Müllenhoff; Göttingen- Wilken ; Innsbruck-
Zingerle ; Fortsetsung: Münster-Storck ; der 2. Theil: Zürich-£tt-
maller; mit Einleitang: Halle-Zacher; Heidelberg-Bartsch; Königs-
berg-Schade ; Leipzig- Zamcke.
Kudrun: Bonn-Birlinger.
Hartmanns Gregor: Greifswald-Höfer.
Wolframs Parzival: Kiel- Weinhold.
Gottfrieds Tristan: Hostock-Bechstein.
Walther Yon der Vogelweide: Freiburg-Martin; GieiSen-Zimmer-
mann; Auswahl: Gießen-Weigand.
Helmbrecht: Erklärung des mhd. Gedichts Yom Meier-Helmbreeht :
Leipzig-Hildebrand.
Altsächsische: Breslau -Rückert; Jena-Sierers ; mit Gkammatik: Basel-
Hejne ; Königsberg-Schade.
Angelsächsische: BeÖYulf: Berlin - Schulxe (Akad. f. m. Phil.): Frei-
burg-Martin; Königsberg • Schipper ; Wien - Zupitsa ; Zürich -Ettmüller; s. auch
Ghrammatik.
Altenglische: Chancers Canterbury Tales: Göttingen-Th. Müller.
Altnordische: Eddalieder: Berlin-Müllenhoff; Tübingen - Keller.
Germanistische Übungen in Scminarien, Gesellschaften, Societäten, Krani-
chen werden gehalten in Basel, Berlin, Breslau, Gröttingen, Halle, Jena, Kiel
Leipzig, Marburg, Rostock, Tübingen und Wien.
Zusätze und Berichtigungen. S. 360, Z. 8 nach dretuhn ist hin-
zuzufügen: resp. vierzehn; 361, 10 1. x>;2; 361, 1 y. u. 1. 1,300; 361,13
V. u. 1. 16 st. 11; 362, 6 doch wahrscheinlichen; 9 1. tOl st 100; 12 1. Vm
de» 16 ausmacht; 14 t. n. 1. Abdruck st. Gedicht; 2 y. u. ist folgende Anmerkung
hinzuzufügen: „Darauf weist auch die Schreibemotiz am Sehluße des zweiten
Gedichtes hin (Ztsch. 4, 83 zu 2, 1516);'* 363, 14 y. u. I. verwUt st vervUi
364, 1 wand; 7 schade; 21 gevaertes; 23 ist 689 zu streichen; 30 1. 5 8t.«.
9 st 10; 365, 16 ist nach Absähe hinzuzufügen doch wohl auch; 17 L den
st dem; 5 v. u. I. ,od..:; 366, 2 daz und 12 vnde; 4 w'^den; 13 gemaekt:
17 Y. u. 137. 138 St. 135. 136; 367, 2 berechnen; 10 Zeile st Seite; 12 cha-
maiob^; 19 gepundn; 20 sa st. fa.
Vorstehenden Berichtigungen und Zusätzen, welche ihre theilweise Entschul-
digung darin finden, daß dem auf einer Reise begriffenen Verf. keine Correctur
gesandt werden konnte und das Ms. schwer leserlich war, füge ich die Be-
merkung hinzu, daß die Strophenform die bekannte ist, in welcher Beinmar
Yon Zweter seine Sprüche gedichtet hat. Eu B.
• -1 - '.
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MAMK
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1
DATE DUE
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1
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UiO NOV 91987
STANFORD UNIVERSITY LIBRARIES
STANFORD, CAUFORNIA
9430S
1