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Full text of "Germania; Vierteljahrsschrift für deutsche alterthumskunde .."

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GERMANIA. 


VIERTELJAHRSSCHRUT 


DEUTSCHE  ALTERTHUM8KÜNJ)E. 


BEGRÜNDET  VON  FRANZ  PFEIFFER. 


nEB&(ll>OEäF.BEN 


KARL   BARTSCH. 


SIEIIZEHNTEB  JAHBOANO. 
*  NEOE  REIHE  FÜNFTER  JÄHR&ANG. 

THE 

IHILDEBHAND 
UBKAKY 


WIEN. 

VEBLAO  VON  CABL  OEROLD'S  SOHN. 
1872. 


^ 


ö  q  \  c^^ 


INHALT. 


BdtrS^  zar  Kritik  der  Eddalieder.  Von  Ludwig  EttmÜlIer 1 

Glonae  Mellicenses.  Von  Emanuel  Hoff  mann 18 

Bruchstücke  von  Hartmanns  von  Aue  Gregorius.  Von  K.  Schröder  und  K,Bart8ch    28 

Noch  einmal  das  Namenräthsel  dos  Primas.  Von  J.  Strobl 39 

Grabschrift  auf  Neidhart  Fuchs.  Von  Emil  Steffenhagen 40 

Za  dem  von  M.  Haupt  herausgegebenen  Gedicht:  Von  dem  übelen  Weibe.  Von  Fedor 

Bech 41 

Der  togende  buoch.  Von  K.  Hofmann 61 

Ztt  Kunz  Kistener.  Von  Richard  Wülcker 66 

Das  altdeutsche  Gedicht' Der  Busant*  und  das  altfranzösische  "rEscoufle/  Von  Rein- 
hold Köhler 62 

Zur  Heldensage.  Von  K.  J.  Schröer 66 

Besegnungen.  Von  A.  Birlinger 76 

Zar  Mythologie  und  Sprache  des  Niederrheins.  Von  demselben 77 

Volksthümliches  aus  Schwaben.  Von  demselben 79 

Zeugnisse  zu  den  Volksbüchern.  Von  demselben 92 

Drei  BSthsclmärchen  aus  Mecklenburg.  Von  F.  Latendorf 94 

Ein  TerschoUener  Räthselspruch  aus  Mecklenburg.  Von  demselben 96 

Hermes.  Von  Herm.  Kurz 98 

Worterklärungen.  Von  W.  C  r  c  c  e  1  i  u  s 99 

Die  erste  Bearbeitung  der  düringischen  Chronik  von  Johannes  Rothe.  Von  August 

Witzschel 129 

Zar  neuesten  Ausgabe  von  Maurizius  und  Beamunt  Von  Fedor  Bech..        .    .   170 
Über  einige  Handschriften  von  Wolframs '  Willehalm.  Von  Hermann  Suchier  .    .   177 

Gedichte  aus  einer  Lübecker  Handschrift.   Von  Wilhelm  Wattenbach 181 

Bruchstück  eines  niederdeutschen  Partonopeus.  Von  Karl  Schröder 191 

über  isländische  Bearbeitungen  fremder  Stoffe.  Von  Eugen  Kölbing 193 

Beitrige  zur  deutschen  Mythologie.  Von  Karl  Meyer 197 

Zn  Wolfdietrich.  Von  Ig.  Zingerle  207 

Zorn  Fortleben  der  Gudrunsage.  Von  K.  J.  Schröer 208 

Zu  den  Siegfriedsbildem.  Von  J.  Mestorf 211 

Kin  arabischer  Satz.  Von  Hermann  Suchier 216 

Soldatenleichen  in's  Wasser  geworfen.  Von  A.  Lütolf 216 

Fraaenrollen  im  Schauspiel.  Von  Dr.  Keußen 216 

über  AusUssung  und  Vertretung  des  Pronomen  relativum.    Von  Ludwig  Tobler  267 

Über  die  Bedeutung  des  Adverbiums  ntffiet.  Von  Fedor  Bech 294 

Über  die  Bedeutung  von  Alm.  Von  Theoph.  Rupp 297 

IK^rkliche  und  fingierte  Ortsnamen  in  appellativischer  Verwendung.  Von  Friedrich 

Latendorf. 306 

Aiistotiles  und  Candacis.  Von  J.  V.  Zingerle 806 

Der  Schwank  von  den  sieben  Schwaben.  Von  Michel  Bück 309 

Zwei   deutsche    Mährchen    in    einem    Schwankbuche    des    XVIU.    Jahrhunderts. 

Von  Adolf  Wolf 322 

Zum  Muspillil  Von  Ernst  Wilken 329 

Mitteldeutsche  Predigten.  Von  Adalbert  Jeitteles      336 

Wolframs  Willehalm  als  Volksbuch.  Von  H.  Suchier 366 

Carmen  sponsae.  Von  Karl  Schröder 367 

Znr  Kritik  und  Erklärung  von  Gottfrieds  Tristan.    Von  H.  Paul 386 

Handschrift  mit  Hrabanus  Runenalphabete.    Von  K.  Bartsch 407 

Önddarius*.    Von  Karl  Schröder 408 

Zorn  Winsbeken.    Von  Ernst  Wilken 410 

Brochttücke  eines  prosaischen  Tristanromans.    Von  K.  Bartsch 416 

Ein  Gedicht  von  Niclaus  Manuel    Von  E.  Weller. ^Ä& 

Zim  Fortleben  der  QudruDsage.    Von  K.  J.  Sehr  13 ei ^^ä^ 

^rilge  MUT  HMndßcbriAenfrage  der  Nibelungen  Noth.   Von  Bk  'BL^LtiX^iiVÄ^T^.   ^  ^^ 
Mlttaldmitßebe  MMrieDlegenden,    Von  A.  Birlinger ^ 


Aas  Maerlanis  Spieghel  hUtoriael.    Von  A.  Birlinger  .... 

BruchslUcko  äaea   imbekimiilea   niederrlieiniacheo  Uedichtea.    Von  delnBsIbeti  .    . 

Nom  uud  Ja.    Von  B.  Üteiff  -       ,    ■ .   - 

Bnicbslllck  einer  Hb.  von  Wolframs  WillehJÜm.    Von  K    Barticfa 

Altacbwediscbe  Schreib  er  vene.    Von  demselben.    . 

Ein  Lied  vom  heiligen  Bock.    Ton  E.  Weiler .... 

Kleine  Beiträge  lur  deulscben  OrlanamenforacbUDg.    Von  M.  Buok 

Ober  die  Wärter  Buweding  und  fiuback.    Von  G.  h.  KrJogk 4St 

Ein  Standbild  Attitaa  aiid  KriemhildoDS?    Von  K.  J.  Sehrner '" 

DouUcbe  HnndHchrifien  in  Fetronell.    Von  Fr.  X.  Wabe r 

BmohetOeke  einer  Randscbrift  von  Gottfrieds  Tristiui.    Von  K.  .Schröder  .    .    . 

LITTERATUR. 

E.  Forste mivna,  Altdeat«ehee  Ntunenbach.  Von  Ignax  Pcttor« 

K.  Schiller  und  A.  Ldbben,  Mittelnicdordeutochea  Wörterbuch.  Von  Karl  SchrlVder  lOS 

HHgel.  Dr.  Kcliard,  Ober  Otlrid'B  Verebetonung.  Von  K.  Bartech T" 

Lippold,  Dr.  Friedrich,   Über  die  Qnelle  dea  Gregoriiu  Hartmanni  von  Aue.  Von 

demaolben 1' 

Dnnger,   X)r.  Hermfum.  Die  äuge  vom  trojanischen  Kriege.  Von  denuelbeu   .    ,   ,   1 

Litteraturbericht.  Vou  dcmaelben 1 

Fb.  Dieti,  WOrterbach  sn  Dr.  Martin  Lulber'a  dentachen  SohriAen.  Von  Heinbold 

Boehalcin     ,    ,    - S 

Jacob  Grimm,  Deuiaclis  Granmatik.  Von  J.  Btrobl .   .   .  S 

Uscar    Schade,    luterrogatio    Sancti    Anshelmi    de    pMnone    Domini.    Von    Kul 

Schröder  S 

Ivar  AAAen,  üwik  Ordbog,  Von  K.  Maurer S 

P.  Chr.  AsbjömBen.  Norske  Folke-Eveutjr.   Von  denuelben 3 

Litteratorbe riebt  (Fortnetiung).  Von  Karl  Bartsch S 

Th.  Ritter  v.  Kariijan,   Zu  Seifried  Hclbllng   und  OttAcker  von  St^ijnnark.     Von 


J.  Lai 


ibel. 


Dr  UoTcbgrnvc,  Eauiü  bisloHque.    Von  K.  J,  ScUrt 

Reirensiein,   Junesi    A  comparative  Grammar   of   tbe    Teut«nic    languagea.    ^ 

F.  Möller 

BIBLIOGRAPHIE. 

llibltoeraphische  Überaicbt  der  Erscheinungen  aul'  dein  Gebiete  der  gennxnisc 
Philologie  im  Jahre  ISTl.  Von  Karl  Bartach 

MISCELLEN. 

Itsmorkungen   Lschmanna    über    mittel bochdeutaelie  VemkuniL    Von  W.  Mtll 
Ein  Uriof  W.  WackemngeU  au  0.  i\  Bonecks.  Von  demselben   ....         . 

GcrTinus.  Autobiographische  Skiize 

Und  wenn  dur  Uimmel  war'  Papier.  Von  K.  Bartsch ■    . 

Urinuadcnkuial.  Von  demselben 

Zm&Ue  lu  XVI,  »a— »09 

Übersieht  der  VorlemDgeu    aber  denUehe  Sprache  nnd  Litteratnr 

1872.    Von  Karl  Bartsch 

Couitant  Philipp  Sermre.  Von  demselben 

Hiwa  Freiherr  v.  Auf'Gu.  Von  demselban  . 

Arvid  August  At'iulius.  Von  deoieeibun 

Bericht  Ubur  die  Sitiaiigen  der  gertnanisliichmi  Seetion  in  Lc^wig.  Von  E.  Hild*- 

Akadimiio  für  moderne  Philologie 

freisaulgaben 

I'araonalnotisou 

Üb?i»l«kt  der  Vorlesungmi  ilb"r  deutsche  8 
K.  Bart.oh    .... 


1  Winter  187*— 78.  Ton 


BEITRAGE  ZUR  KRITIK  DER  EDDALIEDER 

VOK 

LUDWIG  ETTMÜLLER. 


3.  Völundarkvida. 

.  DieO  Gedicht  ist  uns  nur  in  Trümmern  erhalten;  die  sich  ergeben- 
kn  Lflcken  wurden  von  dem  Sammler  der  Eddalieder  durch  Prosa 
srgXnzt  Auch  die  Völundarkvida  ist  eines  von  jenen  Gedichten ,  in 
Icnen  v  vor  u,  o,  y  u.  s.  w.  wiederum  herzustellen  ist,  was  ich  hier 
ain  filr  alle  Mal  bemerke.  Ich  wende  mich  zu  den  Stellen,  die  mir  einer 
Berichtigung  zu  bedürfen  scheinen. 

Str.  2.  Ein  nam  peirra  Egil  at  verja 
fögr  mcBT  fira  fadmi  Uösum; 
önnur  var  Svanhv%  spanfiadrar  dro, 
en  in  pridja  peirra  systir 
vardi  hvitan  hals  Völundar, 

In  dieser  Strophe  soll  gesagt  werden,  mit  welcher  der  drei  Wal- 
l^rien  flieh  jeder  der  drei  Brüder  verband:  wie  schickt  sich  nun  hie- 
W  die  dritte  Zeile?  Enthält  sie  nicht  hier  einfach  Blödsinn?  Daß  die 
indere  Swanhwit  hieli  und  Schwanfedem  trug,  d.  h.  Walkyrie  war, 
das  ist  es  nicht,  was  wir  hier  zu  vernehmen  haben;  erfahren  müssen 
wir,  mit  welchem  der  drei  Brüder  sie  sich  verehlichte.  Auch  ist  es 
QMchicklich,  daß  so  in  dieser  Strophe  eine  der  drei  Walkyrien  genannt, 
U^ch  hervorgehoben  wird^  während  die  also  ausgezeichnete  keines- 
vegfl  die  Hauptperson  ist  Dazu  kommt  noch,  daÜ  eine  folgende  Strophe 
ifle  drei  nennt  und  zugleich  ihre  Herkunft  angiebt.  Dieß  alles  zu- 
ttinmen  bestimmt  mich^  nach  Zeile  drei  keine  Lücke  anzunehmen,  viel- 
Ddir  Zeile  3  nur  als  verderbt  zu  betrachten.  Demnach  möchte  ich 
r^Aichlagen,  Zeile  3  also  zu  berichtigen: 

Omwr  nam  Slagfinn,  svanfiadrar  dro. 
Zlf^idi  bemerke  ich  hier,    daß   die  meisten  Strophen  der  Völundar- 
bida  swar  vierzeilig,  also  regelrecht  sind,  daß  daneb^ti  ^^d^^^  «xx.^ 
iwtt  fibif  und  eecbazeUige  vorkommen,  olme  da&  «vcJbiXiÄ  %<ööa»sst«t 

SWauXJÄ.  Hern»  Seite.  Y,  (TVIL)  Jubrg.  \ 


2  LuiJwiiJ  rttmCii.ijcr 

Betrachtung  ein  Verderbnies  ergJubt.   Schade,   dȆ   wir  aicht  wiaaeO) 
wie  Bolciie  Lieder  gesungen  worden  sind. 

Str.  3.  StUu  eidan  stau  uetr  at  jiat, 

m  inn  ätta  allan  prdclu, 

en  inn  ntvnda  naudr  um  skildi; 

meyjaa-  fffstuak  ä  myrkvan  mä,  (  ) 

Alvür  unga  ortög  di^gja- 

Gegen    flinlzeilige  GcBätze   an    sieh  wäre   in    diesem  Liede,  wia 

wir  soeben  geseheo  hnbcn,  nichts  einzuwenden ;  aber  die  knappu  Haltung 

des  Liedes  verbietet  Zitsiitze,  durch  die  wir  weder  etwas  nothwendigei 

noch   auch  nur  etwas  Neues  erfahren.     Es  genügt  ToUlconimen , 

uns  gesagt  wird^  die  drei  Walkyrieu  haben  ihre  Gatten  verlassen;  daS 

eine  von  ihnen  besonders  such  hervorgehoben  wird,  ist  zum  miudesteo 

ganz  Uberflllßig.  Demnach  wird  die  letzte  Zeile  als  unnftthiger  Zasati, 

als  späteres  Anhüngscl  zu  streichen 

Auf  Strophe  3  hat  nun,  wie  bereits  Simrok  gezeigt  hat,  diejenige 
Strophe  zu  folgen,  die  jetzt  nach  den  Handschriften  als  Strophe  ^i^ 
gegeben  wird.  Dort  ki5nnte  sie  nur  Bede  Vülunds  gegenüber  dem  ihd 
feindlichen  Niarenkänig  sein,  der  ihn  häimtUckiacli  Überrascht  und  ge 
fangen  hat;  aber  zu  einem  Feinde  solcher  Art  spricht  man  nicht  voi 
Dingen,  die  diesen  gar  nichts  angehen;  sie  haben  ja  auf  das 
Verhaltnias  Völunds  zum  Niarenkflnig  und  seiner  That  nicht  den  gering 
Bten  Bezug.  Dazu  ist  die  Sti'oplic  in  einfach  crsählcndem  Tone  gchalt9B| 
aber  in  leidenschaftlicher  Erregung  enthält  man  sich  kalter,  nihigM 
ErzShInng.  Man  erwSgo  doch  nur  einmal  unbefangen  den  Wortlaut  dci 
Strophe: 

Hladgmlr  nk  Hervor  borin  vor  HIMvk, 
kann  vor  Otrün  Ktar»  tlütttr; 
hon  inn  um  ffekk  emUumiim  mtl, 
a(3J  ä  golfi,  atilti  röddu: 
pd-a  »■i  nd  hi)rr  er  trr  IwUi  furr." 
Sind  denn  dli;  gcnciLlogischeu  Notizen  in  Volunds  Munde  seinem 
heimtückischen  Feimle  gpgenalxr  nnob  nur  erträglich?     Dazu  kontml 
noch,    daU   das   in  Zeile  iJ— ö  ErKnh!t<-   tlcni  Vülund    gana   uriht.'kiiiilil 
Bein  mußte,  da  er  ja  nicht    daheim  war,  nie  seine  Fran  enlwicli;  wil 
kann  er  sagen,  was  er    nicht  wi-iUy    Nur   als  Erzftlilung   des  Dichten 
hat  die  Strophe   ihren   richtigen  8inn.    Wabrschtiinlicb  ward   sie  fiuu 
in  einer  Handschrift  anf  dem  Rande   aber   an   unrechter  SlcUo< 
jfotra^en  und  von  gedankcnlüson  AbBcbreib.'ni  diioelbiit  belasst 
£oii  aaa  mit  Eiufilgmig  in  dun  Tvxli 


BEITRÄGE  ZUR  KRITIK  DER  EDDAUEDER  3 

Str.  4  (oder  nun  5)  lautet: 

Korn  par  af  veidi  vegreygr  shyti, 

Slagfiär  ok  EgiU  sali  ftmdu  auäay 

gengu  üt  ok  irm  ok  um  säsk  (l.  adusk); 

austr  skreid  Egill  at  Ohrünu^ 

en  8Üdr  Slagfidr  at  Svanhviiu. 
erste  Zeile  steht  hier  sinnlos  und  unterbricht  den  Zusammenhang 
dem  Vorhergehenden.  Dieser  tritt  augenscheinlich  hervor^  sobald 
i  Zeile  1  streicht.  Aber  wie  kam  diese  Zeile  denn  hieher?  Sie  ge- 
,y  wo  sie  mit  Recht  steht;  der  Str.  8  (9)  an.  Es  gab  einst  ohne 
jifel  eine  Handschrift,  weiche  Str.  4,  5,  6,  7  und  8, 1 — 2  nicht  ent- 
if  sondern  gleich  8,  3—4  an  Str.  4  (5)  anschloß.  Als  nun  ein 
«rer  Abschreiber  die  freilich  nöthigen  Strophen  4 — 8  seiner  Auf- 
hnung  einschaltete,  ließ  er  die  bereits  geschriebene  Zeile  kom  par 
skyti  stehen  und  verschuldete  so  die  Verwirrung.  Es  liegt  jedoch 
der  Hand,  daß  diese  Zeile  zu  Anfange  der  Str.  4  (5)  weder  stehen 
n  noch  darf. 

Str.  5  (6):  En  einn  Völundr  sat  %  Vulfdolum, 
kann  slö  guU  rautt  vid  gim  fastan; 
lukdi  kann  aUa  lindbauga  veL 
8vä  beid  kann  sinnar  liösar 
kvänar,  ef  hänum  koma  gerdu 
larf  mehr  als  einer  Berichtigung.  Die  altnordische  Sprache  kennt  kein 
r  (m.),  Edelstein,  sondern  nur  ein  gim  (n.)  Feuer,  woraus  sich  er- 
)t,  daß  ffim  und  fastan  nicht  verbunden  werden  dilrfen.  Egilsson  hilft 
i  auf  sehr  bedenkliche  Weise,  indem  er  ein  gimfastr,  feuerfest,  an- 
mt  und  dieß,  obwohl  adjectivisch  decliniert,  ohne  weiteres  ^Amboß^ 
euten  läßt  Ebenso  wem'g  scheint  mir  Lünings  Vorschlag,  fcutan  als 
^erb  zu  nehmen  und  die  Worte  durch:  ^Er  schmiedete  das  Gold 
n  Feuer  fest"  zu  übersetzen,  denn  kann  man  Gold  fest  schmieden? 
1  hat  nur   zweifache  Wahl:  entweder  ein  gimr,  Edelstein,  anzu- 
men  oder  das  gebräuchliche  gimsteirm  auch  hier  zu  setzen,  also  tnd 
itein  fastan.  —   Noch    schlimmer   steht  es  um  die  beiden   letzten 
[en.    Koma  einum  drückt  nicht  aus  ^zu  einem  kommen,"    sondern 
»n  etwas  bringen  (diese  und  andere  Bedeutungen  bei  Egilsson  be- 
;),  weßhalb  schon  die  Eopenhagener  das  hänum  in  lum  veränderten« 
IT  wie  elend  ist  der  ganze  Gedanke  ausgedrückt,  wie  nichtssagend 
Satz  ef  hon  koma  gerdi,  ob  sie  kommen  thäte !  Man  vertauschte  — 
"Um,  ist  freilich  nicht  abzusehen  —  die  Synonyms^  biairbr  \nA'Väi^ 
[  nun  war  man  za  dem  ZuQ&tze  ef  hon  koma  gerdi  ^gsoKiAciä^^  *^Qss& 


4  LÜDWIO  ettmOller 

auf  kvänar  ein  Reimwort  zu  haben.     Ursprünglich  stund  statt  die» 
zweier  Zeilen  sicher  nur  eine^  und  zwar  lautete  diese: 

beid  hann  svä  biartrar  kvänar. 
Str.  9  (10)  Zur  ersten  Zeile: 

Gekk  brunnt  beru  hold  steikja 
sagt  LOning:  „die  richtige  Erklärung  bleibt  einer  glücklicheren  Co 
jectur  vorbehalten;^  er  schlug  nämlich  vor  statt  brunnt  hUnu  zu  les« 
Die  Kopenhagener  ihrerseits  hatten  bereits  at  bruni  „beim  Feuer''  y* 
geschlagen;  freilich  sahen  sie  sich  deOhalb  genöthigt^  ein  nicht  v 
handenes  brun,  n.  Feuer,  anzusetzen;  Munch  schrieb  G^Skk  hann  brüt 
was  ich  ebenso  wenig  verstehe  wie  Lüning.  Egilsson  übersetzt  bru 
durch  yjSchneeschuhläufer,^  ein  Wort,  das  er  nur  annimmt^  das  jed( 
nicht  aufzuweisen  ist  Auch  müßte  es  bruni  lauten,  von  at  bruna 
geleitet  Ich  glaube,  man  hat  zu  lesen: 

Gekk  enn  brüni  beru  hold  tteikja. 
Brüni  ist  Eigenname  eines  Albes  und  besagt  ,,der  dunkle,  schwarz 
Da  nun  Völund  älfa  liödi  und  visi  älfa  genannt  wird,  so  darf  er,  dei 
ich,  auch  wohl  enn  brüni  genannt  werden;  denn  unter  den  Alfar, 
deren  Genoß  oder  Fürst  er  (als  kunstreicher  Schmied)  bezeichnet  w 
sind  ohne  Zweifel  die  dökkälfar  verstanden.  Eigenname  braucht  1 
brüni  deßhalb  nicht  zu  sein. 

12  (13)  Hverir  'ro  iöfrar  peir  ä  lögdu 
besti  byr  sima,  ok  mik  bunduf 
Verderbt  ist  diese  Strophe  nicht,    nur  ist  die  Erklärung  eine  sonc 
bare  und,  wie  mich  dünkt,    unrichtige.  Lüning,  gestützt  auf  Egils 
und  andere  Erklärer,  sagt:    ^byr  sima^   bezeichnet  jedenfalls  „Ha 
und   dieses   steht  fllr   das  Pronomen   der   1.   Person.    Die   Erklär 
schwankt     Sima  ist  gen.  plur.  von  simi,  m.   oder  fim,   f.  und  e 
hier  „Ringe"   bedeuten.     Byrr   soll   stehen  fttr  börr,  Baum  (Träj 
oder  flir  Burr  =  Barr  (Odhins  Vater),  gleichsam  die  schaffende  G 
heit  der  „Ringe."     Auf  solche  Erklänmgen   kommt  man,  wenn  i 
nicht  die   Gesetze  der  Sprache  und   andere  Dialecte  zu  Rathe  zi 
Byrr  hängt  wohl  mit  Burr  zusammen,  hat  aber  mit  borr  gar  nichts 
schaffen.     Byrr  ist   das   angelsächs.   byre,  Sohn,  Mann,   und   borr 
angelsächs.  bearo  (gen.  bearves)  Baum.  Simi  bedeutet  nirgends  „Rü 
sondern   überall  Band,  Fessel   (angelsächs.  sirnjan,    seomjan,  vinc 
Und  muß  denn  sima  hier  gen.  plur.  sein?    Nein,   es  kann  auch 
plur.  sein  und  ist  es  hier,  denn  es  steht  in  Apposition  zu  begti.    '. 
hat  also  zu   übersetzen:  Wer  sind  die  Männer,  welche  legten  an 
Miuw  Bastatrickc,  Fesseln? 


BETTRiGE  ZUB  KBITIK  DER  EDDALIEDER.  5 

Damit  könnte  ich  schließen,  denn  ich  fürchte  nicht;  daß  gegen 
Erklärung  Jemand  etwas  einwenden  wird,  was  da  Stich  hält, 
aber  6k  mik  bunduf  Eüngt  dieß  nicht  ganz  wie  eine  prosaische  Er- 
klUrang  der  Worte  peir  er  lögdu  ä  hyr  hesti,  sima,  die  durch  ok  damit 
verbmiden  ward?  Dazu  kommt  noch,  daß  der  Stabreim  auf  der  letz- 
ten Hebung  des  Verses  im  Fomyräalag  immer  verdächtig  und  bedenk- 
lich ist  Soll  man  diese  drei  Worte  also  streichen?  Das  geht  nicht 
an,  denn  wir  haben  hier  nicht  liöddhdttr,  sondern  fomyräalag.  Wie  da 
helfen?  Einfach  so: 

Hverir  'ro  iöfvar,  peir  er  ä  lögdu 
hesti  hyr  sima,  hundu  mik? 
Über  Strophe  15  ist  bereits  oben  bei  Strophe  3  gesprochen  worden, 
ich  gehe  daher  fort  zu 

Str.  17.  Skinn  Nidadi  averd  d  linda 

pcU  er  ek  hvesta  sem  ek  hagaet  kunna, 
ok  ek  herdak  sem  mer  hcegst  pdtti; 
sä  er  mer  fränn  mcekir  (b  ßaiTi  horinn : 
sekka  ek  pann  Völundi  til  smidju  horinn. 
Diese  Strophe  zeigt   so  manches  was  unstatthaft  ist.     Zuerst  ist 
der  Reim  skinn  :  sverd  wider  das  Gesetz;   sk  darf  bekanntlich   nicht 
mit  SV  gebunden  werden.  Man  wird  also  statt  sverd  skälm,  oder  skarr, 
oder  ikerdir  oder  ein  anderes   mit  sverd  synonymes  Wort   zu  setzen 
und  dem  entsprechend  das  pat  der  folgenden  Zeile  zu  ändern  haben. 
Femer  wird  es  wohlgethan  sein,  entweder  Zeile  3  oder  Zeile  4  unter 
den  Text  zu  setzen,   denn  eine  von  beiden  ist  nichts  als  in  den  Text 
gekommene  Variante,  und  sicher  ist  die  Strophe  eine  regelrecht  vierzeilige. 
Endlich  ist  das   zweimalige  horinn  schwerlich   zu   dulden;    man  kann 
etwa  tu  smidju  veginn  oder  gefinn  lesen,  wenn  man  Z.  4  behalten  will. 
Die  erste  Hälfte  der  Str.  24  gehört  zu  Str.  23,  welche  eine  sechs- 
zeilige,  aus  drei  Gliedern  bestehende  Strophe  ist.  Mit  der  zweiten  Hälfte 
der  24.  Strophe  beginnt  ein  neuer  Abschnitt  der  Sage,  wie  schon  das 
pä  andeutet. 

Str.  27.  „  Vd  ek,  kvad  Völundr,  verda  ek  ä  ßjum 
Peim  er  mik  Nidadar  nämu  rekkar.^ 
Hlcejaridi  Völundr  hofsk  at  hpti, 
grätandi  Bödvildr  gekk  (w  eyju, 
tregdi  för  fridils  ok  födur  reidi. 
So  lautet  diese  Strophe  in  den  mir  zugänglichen  Ausgaben.    Zu- 
ent  bemerke  ich,  daß  sich  die  beiden  ersten  Zeilen  genau  an  Str.  26 
anschließen^  also  mit  dieser  Strophe  verbundea  ^oidssa  xsi^^^xl^  ^^sss^ 


6  LUDWIG  ETTMÜLLER 

sie  nicht  eiae  Strophe  filr  sich  bildeii  sollen,  was  wohl  das  beeaere  tat* 
Nun  zu  dem  Einzelnen,  woran  man  anstößt  Ich  glaube  nicht,  dati 
man  hier  die  gewöhnliche  Satzfitgung;  vil  fk  veria  d  filjtim  vor  sich 
habe.  Wilre  dieli,  so  etUnde  vil,  nicht  vel  und  nach  dem  Infinitiv  verda 
durfte  nicht  das  Pronomen  ek  wiederholt  sein.  Dieses  ek  belehrt  nns, 
daß  verda  da»  Präsens  Conj.  und  das  vel  ek  hier  aufmunternder  Aus- 
ruf ist,  bene  ego,  =  age  dum,  euge,  quod  felix  fauatumque  sit!  In 
andern  Dialecten  steht  statt  solches  vel  ek,  vel  Jm  ctc-  einfach  vel,  ireto, 
ioellä,  welaga.  Demnach  hat  man  zu  übersetzen:  „Wohlan!  sagte  Völund, 
komme  ich  denn  auf  die  Fulisohlen,  deren  mich  dio  Recken  Nidhads 
beraubten!"  Auch  das  „kvad  Völiindr'^  beweist  die  Richtigkeit  dieser 
Erklärung.  Ganz  äbnhcb  steht  im  Rildibrandsliede:  vselaga,  quad  Kildi- 
brant,  wetmtrt  aklhit! 

Str.  29,  1  ist  wohl  die  ungekünstelte  Wortstellung:  vilja  Umaa  ek 
sofna  die  bessere,  auch  metrisch. 

Str  31,  6  scheint  mir  ein  nichtssagender  Zusatz,  bedenklich  auch 
deühalb,  weil  der  Stabreim  auf  der  letzten  Hebung  {kvän  :  hmnü) 
ruht.  Man  lese  einfach: 

JtdU  ver  iöd  eigim  innan  hallar, 
Str.  35,  2.  ne  ek  pik  vilja,  Völundr,  v«t  wm  ntla. 
In  diesem  Verse  darf  man  das  handschriflliche  nita  nicht,  wie  ge- 
schehen ist,  in  vVa  ändern,  weil  das  Gesetz  des  Stabreimes  dagegen 
ist.  Freilich,  das  gebräuchliche  ntta,  negare,  passt  hier  weder  in  den 
Sinn,  noch  hat  dasselbe  einen  acc.  der  Person  bei  sichj  allein  das 
ahd.  neajan,  ags.  ncüan  —  beide  bedeuten  afiligere,  cniciare,  setzen 
ein  starkes  ntzan,  neiz,  mtan,  näl  (altnord.  nita,  neu)  voraus,  welches 
die  gleiche  Bedeutung  gehabt  haben  dürfte.  Dieses  oder  ein  abgeleitetes 
nita,  nifada,  dürfte  hier  sich  finden.  Aber  ist  denn  das  Präs.  vilja  (veltm.) 
hier  erträglich,  da  das  Prät.  vucüir  vorausgeht  und  man  demnach  eJa 
veUem  d.  i.  vilda  erwarten  muJi?  Man  hat  sicher  zu  lesen:  ne  ek  pik 
vilda,   Völundr  verr  zim  nita. 

Str.  36,  2  lese  man  pä  epfir  mt  (statt  mt  pä  eptir)  nach  dem  Ge- 
setze der  Allittcration. 


4.  Sigurdarkvida  Fafntsbana  ßunur. 
Zu  diesem  Licde,  das  auch  „um  Regin  ok  OtrggiöUl'*  überschriebeii 
wird,  bemerkt  Lüning:  „Dieses  zweite  SignrdBÜed  ist  offenbar 
Bchiedenen  nur  bruchstückweise  erhaltenen  GediohMgiM» 
Die  Strophen  1 — 12  könnoa  Bruchstücke   eijl 


BEITRAGE  ZUR  KTIITIK  DEK  ED!>ALIEDER. 


ebenso  Str.  13—16  und  Str.  26  Überbleibsel  eines  Gedichtes, 
«elciies  Regius  Bemühung  mn  Sigurd  und  den  Zug  gegen  Lyngvi 
donteUle.  Au  Odins  Erscheinung  hat  der  Summier  dann  Str.  19 — 25 
fengeknüptit,  Bruchstücke  eines  Spruchgedichtes  wie  der  größere  Theil 
UäTftmäi  und  der  zweite  Theil  von  Sigrdrifumfll.  Difse  Strophen 
■od,  sowie  die  Strophen  vom  Goldhart,  im  hndithättr  gedichtet,  b'm- 
g^n  die  Sti'opLen  von  Sigurds  Zug  gegen  Lyngvi  in  dem  gewöhn- 
beJieD  epischen  Storkadarlag.  Dieses  Gedicht  hat  aucli  dem  Ganzen 
die  Überschrift  Sigurdarkvida  gegeben,  denn  aouat  heiilt  eine  Dichtung 
im  liiSdabättr  nicht  kvlifa,  sondern  mal,  wie  Ililvamäl,  Grimnismäl,  Vaf- 
liTüdnismill.'' 

Die  letzte  Behauptung  ist  im  Ganzen  richtig,  auch  läßt  sieb  nicbt 
bereiten,  dall  unser  Gedicht  nur  aus  Bruchstücken  besteht;  eine  an- 
dere Frage  ist  jedoch,  ob  diese  Bruchstücke  ursprünglich  verschiedenen, 
Kibstjliidigea  Gedichten  angehören,  und  das  muß  ich  bestreiten.  Wir 
baben  in  Hclgakvida  Hiörvards  sonar  ganz  die  gleiche  Erscheinung, 
Alle  Strophen,  in  denen  sich  Ätli  mit  Hrtmgerdh  herumzankt,  sind  in 
fiAdi^ttr,  die  anderen,  in  denen  erzählt  wird  oder  Held  zu  Held  spricht, 
in  fomyrdalag  gedichtet.  Wir  müöten  also  auch  in  diesem  Gedichte 
«ne  Zusammenstoppelung  von  Bruchstücken  ursprünglich  selbständiger 
Gedichte  annehmen,  was  kaum  statthaft  sein  dürfte.  Ganz  gleich  ver- 
ItJlIt  es  sich  noch  mit  anderen  Liedern  der  Edda.  Ja  nooh  mehr  und 
zwar  entscheidendes:  das  Häkonarmäl,  von  Eyvind  Skaldaspillir  im 
Jahre  9li3  gedichtet,  zeigt  das  gleiche  Verhattiiisa:  alle  Strophen,  in 
denen  von  Valbyriea  oder  andern  mythischen  Wesen  die  Rede  ist  oder 
sie  selbst  reden,  sind  in  liodahAttr,  die  andern  Strophen,  in  denen  episch 
erzählt  wird,  in  Starkadarlag  gedichtet.  Hier  sehen  wir  also  den  Grund 
dieser  Erscheinung,  demi  hier  kann  Niemand  eine  Zusammenstoppelnug 
DTSprünghch  verschiedener  Gedichte  annehmen;  zugleich  belehrt  uns 
»her  auch  dieli  Gedicht  über  die  gleiche  Erscheinung  in  den  Edda- 
Epische  Erzählung  und  Gespräch  zwischen  Menschen  sind 
in  Fomyrdalag  abgcfatjt;  treten  jedoch  mythische  Wesen  in  ein 
feepräch ,  sofort  erscheint  liüdahättr.  Lüuiugs  Behauptung  in  Betreff 
Imda  and  mät  also  erleidet  Einschränkung.  —  Aber  jetzt  zu  dem  Ein- 
icJoen.- 

Str.  3.  ef  pär    höggiiiuk   ordum  ä  „wenn   sie   mit  Worten    unter 

der  streiten ;"  diese  Übersetzung  giebt  keinen  Sinn,  und  eine  an- 

t  i]i<^t  möglich,  sagt  LUning.  Allerdinga  drückt  ordum  högguaak 

«mander  bauen)  „sich  streiten"  gewöhnlich  aus,  e.b«t  *\\a- 

1%  rfa  dor  Dativ  ordum  vöÜig  gen^i^-  EvW&va  6.  %'uäcX 


8  LUDWIG  ETTMÜLLEB 

einmal,  und  es  wird  seinen  Grund  haben.  Was  die  Worte  «udrdckfli 
sollen,  lehrt  die  folgende  Strophe,  wo  man  liest:  er  ä  camar  iQgr,  weni 
man  den  andern  anltlgt.  Aber  ist  das  ä  nach  crdnm  wiiidich  die  Pri 
Position?  kann  es  nicht  etwa  das  Adverb  (ahd.  ana)  sein?  Dann  wQrd( 
d  zu  hdggwuik,  nicht  zu  ordum,  gehören.  Freilich  kenne  ich  keiiu 
Stelle,  in  welcher  ä  durchaus  Adverb  sein  muÜ,  imd  auch  Egilssoi 
weiß  keine  anzuführen.  Allein  ist  denn  das  Altnordische  sehon  so  gaoi 
und  gar  durchforscht?  Nur  um  auch  Anderer  Aufmerksamkeit  zu  er 
regen,  habe  ich  meine  Andeutung  ausgesprochen.  Es  soll  nicht  abge 
schlössen  sein. 

Str.  5  ist  imtadelhaflt  und  ganz  unentbehrlich,  obgleich  sie  (innei 
halb  Lünings  erstem  Bruchstücke)  nicht  in  liödah&ttr,  sondern  in  Stu 
kadarlag  gedichtet  ist.  Das  kann  aufikllig  sein;  aber  man  beachte,  dsi 
diese  Strophe  kein  Theil  des  Gespräches  zwischen  Loki  und  Andvii 
ist,  sondern  daß  der  Zwerg  diese  Worte  innerhalb  der  Stdnhöhle  al 
Fluch  über  das  Gold  ausspricht 

Str.  9,  3.  hrdt  ptnr  hrcedumk  ekki  lyt.  so  liest  nach  Egilsso 
Cod.  R. ;  alle  Herausgeber  setzten  statt  lyt  lyfy  ohne  daß  Einer  letzten 
Wort  zu  erklären  weiß.  Grimms  Erklärung  ekJü  lyf  =  €kki  lau 
deutsch:  „nicht  ein  Laub,''  d.  i.  ganz  und  gar  nicht,  maß  abgewieM 
werden,  nicht  etwa  weil  lyf  nicht  lauf  ist  (damit  würden  manche  Inte 
preten  leicht  fertig;  sie  sagten  einfach:  „hier  steht  lyf  statt  lauf 
sondern  weil  ein  solcher  Ausdruck  der  altnordischen  Sprache  gftnzlii 
fremd  ist  Behalten  wir  also  das  lyt  des  Cod.  R.  Aber  die  Erkläronj 
Egilsson  ist  schnell  fertig.  Er  sagt:  lyt  steht  für  hlyt^  hlyt  aber  ftür  U 
(von  Jdiär,  Looß,  Theil,  Sache)  also  ekki  lyt  =  non  rem,  nihily  gai 
und  gar  nicht.  Und  dafUr  wird  keine  einzige  anderweitige  Stelle  nac 
gewiesen.  Darf  man  also  zu  Werke  gehen?  Sehen  wir,  was  aus  d 
Stelle  zu  machen  ist  Stünde  in  der  Handschrifit:  hat  pin  hrcedumk  l 
so  wäre  die  Deutung  sofort  geftmden:  lyt  fbr  lytt  (vereinfachte  stün< 
Consonanz  des  Auslautes,  die  bekanntlich  gar  nicht  selten  ist,  wenn  am 
nicht  so  häufig  wie  in  andern  Dialecten).  Nun  wird  freilich  (in  d 
Ausgaben)  gewöhnlich  litt,  nicht  lytt  gegeben;  aber  das  Adj.  lanl 
goth.  leitilsj  ags.  litil  und  lytil,  altsächs.  htil,  mhd.  Wzdj  altnord.  Ui 
oder  litüL  Man  sieht  heraus,  daß  der  Vocal  in  der  Wurzel  se 
schwankend  ist,  und  daß  man  auch  im  Altnord,  lytü  neben  IXtiüy  Ut 
zugeben  kann.  Gegen  die  Worte  also:  hot  pin  hrcedumk  hft,  dek 
Drohung  fbrchte  ich  wenig,  ist  gewiß  nichts  einzuwenden.  Aber  ni 
steht  vor  lyt  ekki^  und  dieß  ekki  scheint  alles  umstoßen  zu  wolle 
Nor  gemach  jedoch]  dieß  ekki  ist  nichts  als  in  den  Text  g^ommei 


BETTRiGE  ZUB  KRITIK  DER  EDDALIEDER.  9 

OI0886  oder  Variante  zu  lyt.  Und  somit  wäre  die  Stelle  hergestellt,  oder 
vielmehr  blob  richtig  erklärt  Auch  metrisch  ist  es  besser^  wenn  ekki 
getilgt  wird. 

Str.  14,  3 — 4  Sid  mun  roesir  rikstr  und  sdlu, 

Prymr  um  oll  lönd  orlögsimu. 
Die  Kopenhagener  setzen  nach  lönd  ein  ;,  schreiben  dann  orlög 
rimu  und   übersetzen  diese   beiden  Wörter  mit:    ^parcae  sie  constitu- 
enmt*  Lüning  folgt  ihnen,  tilgt  aber  hinzu:  ,,Wenn  die  Erklärung  und 
die  Lesart  richtig  ist,   so  ist  simu  praet.  von  einem  sonst  nicht  mehr 
Yorhandenen  stma  (seim,   aimum)  weben,   flechten.**  —  Weder  Lesart 
noch  Erklärung  ist  richtig.  Orlög  drückt  niemals  Parcae  aus,  sondern 
fittom,  oder  im  Plur.  fata.    Die  Parcae  heißen  altnordisch  Nomirj  und 
ihr  Erzeugniss  eben  sind  orlög,  fata.   Wir  haben  hier  also  weder  Be- 
fiigniBs  noch  Aufibrderung,   ein  nicht  vorhandenes  äimu,  seirny  wmum 
Aufzustellen:  Egilsson  verwirft,  und  also  mit  Recht,   die  Deutung  der 
Eopenhagener,  aber  er  setzt  prymr  von  prymja  =  prumir  von  pruma, 
und  nimmt  prymr  impersonal  mit  acc.  des  Subj.  (simu  von  simr).  Diese 
Construction  ist  nun  zwar  im  Altnord,  keineswegs  selten,  und  prumir 
mag  so  verwendet  werden;    aber  er   mußte   nachweisen,    daß   prymr 
ebenso  gebraucht  wird,  und  das  vermochte  er  nicht.  Also  bis  ein  im- 
personales  prymr  ^  und  ein  masc.  simr^  gen.  simar,  acc.  plur.  simu  an- 
derweitig nachgewiesen  wird,  nehme  ich  einfach  einen  Schreibfehler  in 
der  Handschrift   an,  (vielleicht  ist  es   gar   nur   ein  Lesefehler),    und 
ichreibe:  prymr  um  öü  lönd  orlögsimi,  d.  h.  es  rauscht  um  alle  Lande 
der  Schicksalsfaden,  was  soviel  besagt  als:   seine  Schicksale  werden 
m  allen  Landen  ruhmreich  sein.    Die  Richtigkeit  meiner  Deutung  be- 
weist auch  die  Nomagestssaga,  welche  diese  Strophe  unseres  Liedes 
g^cbÜEÜls  enthält,   aber  die  dunkle  Zeile  ersetzt  durch:  frcegr  um  öU 
tSmi  med  hfi  stnu^  wo  rücksichtlich  der  Erklärung  freilich  keine  Schwierig- 
keit stattfindet 

Str.  25.  Kemdr  ok  pveginn  skal  kcenna  hverr 

6k  aJb  momi  mettr, 
Pviat  ospnt  er,  hvar  at  apni  kemr; 

iUt  er  fyr  heill  at  hrapa. 
Schwierigkeit  hat  nur  die  letzte  Zeile.  Lüning  übersetzt:  „Übel 
ist  es,  dem  Schicksal  zu  erliegen''  oder  „vor  dem  Schicksal  zu  erliegen/ 
Er  filgt  hinzu:  „man  könnte  auch  übersetzen:  es  gilt  fUr  ein  übles 
Vorzeichen,  zu  stürzen.  Was  diese  Worte  hier  bedeuten  sollen,  begreife 
ich  nicht''  Ich  in  der  That  auch  nicht  Übrigens  ist  Lümü^  xisi^^s^r^^^ 
ob  er  heiU  als  fem.  (bsIub,  fortuna  bona)  oder  s\&  ti<^\x\x«  iv5^T&»d^\^^ 


10 


LUDWIG  ETTMfTLLEB 


tiulimtin  soll;  fatum,  oder  fortuna  tidversti  bedeutet  übrigeofl  hei'U,  f. 
DJenttiU,  Honrlem  immer  salus,  boiia  fortuna;  bei  he!ü,  n.  muß  immer 
gott.  (»der  iUt  Btehen,  je  nachdem  es  faustum  oder  infaugtum  omra  aua- 
flrtleken  soll.  EgiUson  lälit  auch  im  Stich;  er  gicbt  unter  heilt,  f.  malum 
est  fortiinau  succumbert-.  Nun  bedeutet  aber  hrapa  eigentiich  nicht. 
Bucciimburc,  aondom  ruere.  Will  man  einen  zu  den  anderen  drei  Keilen 
paHiondcn  Sinn  haben,  muli  man  lesen:  illt  et-  fi/r  köU  ai  hrapa,  d.  b. 
„OB  int  llbol  auf  die  Halle  loa  zu  BtUrzen,"  nämlich  als  ein  Elungeriger, 
dar  d allein I  viir  der  Abreise  nicht  gegeascu  hat;  oder:  „ea  ist  übel,  vor 
der  Ilallo  (als  haibvorhungortor)  nieder  zu  stürzen," 

5.  Fafnismäl. 
Auch  diiill  Gedicht  hat  einige  Stellen,  welche  nech  der  richtigOD 
Krlilllning,  oder  doch  der  Berichtigung  bedürftig  sind.  Sehen  wir  ein* 
initl   Kut 

8tr,  5.  llverr  pik  kvatti,  kvi  hvetjaik  lest. 

mirmßörvi  at  faraf 

itm  fr&neifgi  eveinn!  ^ü  ättir  föSur  ftifran, 

A  homno  »kior  ä  akeiiT, 
|)ii'  emton  drei  Zeilen  sind  in  Ordnung,  die  vierte  jedoch  ist  biß  jetat 
mich  «in  Kreuz  aller  ErkUrer,  Lüningsagt:  „Munch  glaubt  die  Wort«: 
/l  l)ninnn  skiiir  d  üfof'tf  lesen  zu  niUssen;  or  in  /wmno  ist  nämlicb  ab- 
f(ckUrKt  und  könnte  auch  «r  oder  ru  gelesen  werden.  So  wie  bo  geben 
dieao  Worte  durchaus  keinen  Sinn,  die  versuchten  Veränderungen  aber 
obensowenig.  Die  Kopenhagener  lesen:  Shomom  nkiöra  »keiS,  woraus 
Olav«en  borausbringt :  fiüo  posthumo  non  defutt  sua  pars  (nämlich  die 
Tapferkeit),  Magnus  hingegen:  nondum  genitam  texit  antenniB  in- 
ulructa  celox.  So  auch  Ettmöller  („den  epätgeboronen  schützt  nicht  diu 
Schiff")  mit  der  Erklärung:  die  Flucht  deiner  Mutter  nach  deines  Vater« 
Tode  hat  dich,  den  noch  nicht  geborenen,  nicht  vor  der  Dienstbarkfflt 
(vgl.  Str.  7.)  beschirmen  können  (vgl.  Sinf.  Anmerk.  4).  Das  sind  Noth- 
behelfe  und  zugleich  Gewaltthätigkeiten  gegen  die  Sprache-  Waa  soll 
denn  gkifjra  eigentlich  vorstellen  ?  Kurz,  die  bisherigen  Versuche  haben 
nichts  herausgebracht."  Nicht  so  rasch,  hebor  Freund,  ich  bleibe  boi 
meiner  Erklärung,  obwohl  ich,  wenn  ich  nicht  atabreimend  übersetzt 
hätte,  Blatt  „schützt"  „Iftuft  oder  guhf*  geschrieben  h  '  ■  ■  ■'  ' 
Ski^a  ist  nämlich  3.  Pers.  Sing.  Präs.  Indicat.  von 
lauien,  eilen*),  und  d  ist  die  vielbekanate  Negation,  alsu 


'}  VcrgL  tiifa,  /iroilnwe,  vpera  roire,  eoth. 


BEITRiGE  ZUR  KBITIK  DER  EDDALIEDER.  H 

nicht,  geht  nicht  Zu  skiöa  laufen ,  gehen,  vergleiche  ich  nämlich  das 
goth.  skevjan,  odov  noistv^  und  das  angels.  skiojan,  ire,  currere.  Das 
goth.  V  ist,  wie  auch  sonst  wohl,  vocalisiert,  und  e  durch  t  (meinet- 
wegen  t)  wiedergegeben  worden ;  mithin  skiojan  =  skitjan,  skioa  =  skivja. 
Das  goth.  skevjan  findet  sich  im  Ulfila  Marc.  2,  23.  Das  angelsächs. 
iciiSjan  im  Cädmon  (edit.  Thorpe,  pag.  67,  20:  mm  sceal  svutor  mid 
grmme  gryre  golden  vurdan  fyll  and  Jeorhcvealm,  ponne  ic  ford  scio)  *). 
Sehen  wir  nun,  was  Egilsson  zu  unserer  Stelle  bemerkt.  Er  sagt:  in 
loco  perdifficili :  j^obömum  skiöra  skeid^  verto:  liberis  privignis,  pueris,  qui 
ceteris  liberis  post  habentur,  non  deest  cursus.^  (Er  nimmt  also  skeidy  n. 
corriculum,  spacium  cursus,  an,  ich  akeid,  f.  celox,  navis).  „Adagium 
6886  videtur,  cujus  sensus:  liberi  privigni,  vel  qui  a  parentibus  ceteris 
Uberis  post  habentur,  cum  severius  duriusque  habcri  soleant,  ssepe 
Btrenuitate  praecellunt  liberos  in  deliciis  habitos.'^  Egilsson  schließt 
sich  also,  wie  man  sieht,  an  Olavsen  an;  ich  finde  einen  entgegenge- 
setzten Sinn  in  dem  Sprichworte.  Nachgeborenen  läuft  das  Schiff  nicht, 
will  sagen:  Nachgebome  haben  kein  gutes  Fortkommen  im  Leben. 
Diese  Auffassung  scheint  mir  zu  dem  voran  stehenden  ])ü  dttir  födur 
hitran  augenscheinlich  besser  zu  passen,  wie  zu  der  ganzen  Stimmung 
Fafhirs.  Ceterum,  quod  adtinct  ad  skiöra,  fkhrt  Egilsson  fort,  quoquo 
modo  admittendam  arbitror  rationem  Manusenii,  in  Ed.  Serm.  T.  11 
propositam,  nimirum  skiöra  est  3.  sing,  pracs.  ind.  act.  vcrbi  obsoleti 
skia,  skiöa,  declinare,  aberrare  a  recta  via,  suffixa  part.  neg.  a.  mcr 
skiöra,  non  deficio,  mihi  non  decst.  Cum  hac  radice,  et  si  nusquam, 
qoantum  sciam,  alio  loco  ob  via,  tarnen  sumenda,  cohaerent:  skelaust, 
skdegr,  öskiäliga,  forte  et  skidlgr,  skiätla,  skiädr  et  plura.  Wenn  sich 
die  Herren  etwas  mehr  um  die  anderen  Dialekte  bekilmnicrn  würden, 
würden  sie  leichter  imd  sicherer  zum  Ziele  kommen.  Also  noch  ein- 
mal: Sbomum  skiöra  akeid  besagt:  Nachgoborenen  eilt  das  Schiff  nicht, 
d.  L  sie  haben  keinen  glücklichen  Fortgang,  kein  fröhliches  Gedeihen. 

Str.  6.  fär  er  hvatr,  er  hrörask  tekr, 
ef  t  bameesku  er  hlaudr,  . 
Die  Besserung,  die  Lüning  vorschlägt,  hrcerask,  sich  rühren,  zu  lesen, 
ist  ganz  richtig  und  einzig  annehmbar.    Weder  hroßdask,  noch  fcßdask 
(wie   die  Kopenhagener  wollen)   noch   hv'örask  (wie  Munch    will,    der 
hnSrask  =  hröma  nimmt)  giebt  einen  schicklichen  Sinn.  Will  man  sich 


♦)  Wäre  dieß  aeiS  Prät.  (statt  sciovj^  so  würde  der  Inf.  sccevan  zu  lauteu  haben 
^  dann  dem  ^kdojcm  noch  näher  stehen. 


12  LUDWIG  ETTMlTLLEß 

einen  Begriff  von  der  Erratliseligkeit  EgÜBBons  machen,   bo   leae  man 
nach,  was  er  unter  hr^dask  und  hrirrcuk  alles  vorbringt. 

Str.  12 — 16.  Mit  Recht  bemerkt  LUning  zu  diesen  Strophen,  daß 
sie  Bruchstücke  eines  anderen  Gedichtes,  und  hier  „aiemÜch  Beltsam" 
eingeschoben  seien.  Sowohl  in  Sigurds  als  auch  in  Fa&iirs  Munde  ist 
das  ein  sehr  wunderbares  Gesprfich. 

Str.  21,  1  Räd  er  Jier  rädit.  en  ek  rida  mun  etc.  Kann  per  wirk- 
lich „von  dir"  bedeuten,  wie  Lüning  will?  Ich  zweifle.  Will  man  ^cr 
behalten,  so  muü  man  die  Worte  „Dir  ist  Rath  gegeben"  erklären 
durch:  „mit  dir  ist  es  aus,  mit  dir  ists  am  Ende;"  man  muß  sie  also 
als  SarkaemuB  nehmen*).  Will  man  das  nicht,  so  wird  man  BcboD  ptr 
in  mer  umwandeln  müssen. 

Str.  24.  pat  e?-  3vist  at  vita,  pä  er  komum  allir  aaman 
Sigltva  siptir,  (;) 
hverr  oblaudastr  er  cüüm; 
•margr  er  tä  hvair  er  kiör  ne  rtjfr 
annars  briöstum  i. 
Man  sieht,  daß  diese  Strophe  einen  Vers  zu  viel  hat.  Hier  haben  wir 
es  einmal  augenfällig,  daß  erklärende  Glossen  in  den  Test  gekommen 
sind.  Die  dritte  ZeUe,  hve>T  3hlau3tutr  er  altna  ist  nichts  als  Erklärung 
zu  pat  (v.  1)   und  genommen  aus  Str.  23,  wo  es  heißt:   pik  kved  de 
Shlaudastan  alinti,  —  Aber  auch   das  at  vita  in  v.  1  scheint  mir  nichts 
als  ein  Eiuscliiebael  zur  Verdeutlichung  filr  Schwachköpfe,  in  Hinsicbl 
auf  die  Metrik   übrigens   keineswegs   zu   billigen.  —  Z.  4   endlich  tat 
r/(/V  sinnlos;  man  muü,  wie  schon  Lüning  bemerkte,   rffitr  Kjseu.   Dia 
Strophe  würde  also  lauten: 

pat  er  3viat,  pä  er  komum  allir  snmnn 

Sigliiia  atfnir; 
margr  «r  ad  hvair,  er  hiör  ne  rl)dr 
annari  bri^dum  i. 
Str.  30,  2  ist  ;5U  schreiben:    hvarn  vreidir  akolit  vfjja,  denn  reiSir 
reimt  nicht  mit  vega. 

Str.  31.  Diese  ganse  Strophe   ist  ein   sputerer,    eigentlich  aiohts 
sagender  Zusatz.  Und  wiv  »diloclit  gereimt  gleich  im  V.  1; 
ilviitum  er  hetra  en  ae  SkoStum! 


•)  V«rg\.  Nihl.  934.  «"I  •niol'  ''»« 
twar  kÖD  SukMiniu,  Aber  du  xn  r*'' 
rfgielcbea. 


^-    Umm 


BEITRÄGE  ZtJK  KKrTIK  DER  EDDALIEDER. 

Von  den  Strophen  32 — 44  gehören  zu  diesem  Gedichte  ursprttng- 

lich   nur  Str.  34,  37,   39.     Alle    andern    in  Starkadarlag    gedichteten 

r  Strophen  Bind  Trümmer  eines  anderen  Liedes  dcsBclben  Inhaltee.  Hier 

l  kein  Grund  vorhanden,   um  aua  liödahättr  in  atarkadarlag  Uberzu- 

jehen.  Übrigens  lese  man  Str.  43,  1  folkvära,  atatt  folkoiir,  Str.  44,  2 

uFingakomi.  statt  Vinggkornir,  alle  künstlichen  Deutungen,  um  Sohreib- 

rfehler  der  Handschrift  fest  halten  zu  können,  sind  zu  verwerfen.       ^^ 

6.  SigrdrifumSl.  ^^ 

DieU  Lied  ist  uns  auch  nur  in  Bruchstücken  erhalten  und  dazu 
noch  in  einem  Bchr  bedenklichen  Zustande.  Es  ist  im'hüdahättr  ge- 
dichtet, aber  manche  Strophen  sind  in  Starkadarlag,  andere  durch 
Zusätze  zerstört.  Das  gilt  zumal  vou  denjenigen  Abschnitten,  die  von 
den  Runen  handeln.  Es  scheint,  dati  entweder  der  Sammler  der  Edda- 
heder  selbst,  oder  dann  ein  späterer  Abschreiber  seine  Kenntnisse  in 
der  Kunenkundc  habe  auf  gute  oder  vielmehr  schlechte  Weise  an  den 
Mann  bringen  wollen.  Die  Strophen  in  Starkadarlag  worden  wir  denn 
vor  allem  aus  dem  Ltede  auszuscheiden  haben,  selbst  wenn  sie  in 
anderer  Beziehung  wichtig  sein  sollten,  was  jedoch  keineswegs  der 
Fall  ist.  Jedes  Lied,  das  doch  singbar  sein  soll,  muU  eine  bestimmte 
Form  haben;  anders  geformte  Stücke  müssen  demnach,  wenn  kein 
3nuid  vorhanden  ist,  eine  .Strophenform  mit  der  andern  zu  vertauschen, 
imßcht  sein  und  können  unmöglich  zum  Liede  ursprünglich  gehört 
kftben.  Ich  werde  daher  versuchen,  die  herstellbaren  Strophen  herzu- 
stellen, die  andern  Stücke  jedoch,  als  zur  Ausscheidung  bestimmt,  zu 
bezeichnen.  Finden  sich  nebenbei  Stellen,  die  sonst  einer  Berichtigung 
oder  vielleicht  einer  andern  Erklärung  bedürfen,  so  soll  das  Nöthige 
gegeben  werden. 

Die  erste  der  überlieferten  Strophen  ist  in  Starkadarlag,  nicht 
in  Li/>dahättr:  aber  es  ist  dte  Eingangsstrophe.  Die  eben  aus  dem 
Schlafe  erwachende  Sigrdrifa  fragt,  noch  halb  achlaftrunken,  wer  donn 
si«  erweckt  habe.  Sie  ist  noch  nicht  in  erregter,  gehobener  Stimmung, 
md  somit  ist  der  ruhigere  Gang  dos  Starkadarlag's  völlig  an  seinem 
PUtee,  and  die  Strophe  ist  sonder  Zweifel  echt. 

Aber  gleich  die  zweite  Strophe  ist  in  Liodahättr.  Sigrdrifa  hat 
Am  Bewaßtsein  ihres  Wesens  wiedererlangt,  und  so  spricht  sie  denn 
attdt  fortan  ununterbrochen  iu  Liödahättr. 

Str.  5  ist  in  Starkadarlag  überhefert,  obgleich  sie  mitten  in  der 
1  der  Sigrdrifa  steht.  Allein  die  Strophe  ißt  in  Lii{)Aal\ä.\ta  ■anH.xs.e.^X.'i.'CTi., 


14  LUDWIG  ETTMOLLER 

Biör  fceri  ek  /^cr,  hynpinga  txiWr*), 

magni  Uanditm,  meginJtiri; 
fuUr  er  kann  liöda  ok  likngtafay 
gcUdra,  gamanrüna. 
Es  ist  also  nichts  getilgt  als  nach  blandinn  und  galdra  die  CopuU  el 
und  vor  galdra  das  tlberfiüßige  gddra.  Der  christliche  Sammler  sdu» 
oder  doch  ein  Abschreiber   mochte   dietS  Beiwort  6Xt   noth wendig  e^ 
achten  und  schrieb  demnach  die  Strophe  in  Starkadarlag  um. 

Str.  6.  »umar  ä  vettrimumj  sttmar  ä  valbögtum 
nämlich  sigränar  skaü  ptl  rhta.  Da  beide  Wörter  im  Hural  stehen,  so 
müssen  sie  Dinge  bezeichnen,    die  am  Schwerte  sich  zwiefach  finden, 
wenn  sie  nämlich  nur  auf  das  Schwert  zu  beziehen  sind,  wie  man  vt 
nimmt,  und  Lüning  hat  ganz  Recht,  wenn  er  sagt,   die  Wörter  seien 
unerklärt,  und  die  Bedeutung  bloü  errathen  (besser:  gerathen)^.  Der 
Cod.  der  Völsungas.  liest  valbystum  statt  valhöstum^  und  Egilsson  ninunt 
beide  Wörter  filr  dasselbe  Wort,  obgleich  das  eine  auf  hcui,  das  andere 
auf  fric^f  zurückzuführen  ist.  Er  erklärt  (raZbedarf  hier  keiner  Erklärung): 
hystj  i.  q.  hust,  böst,  vide  valbyst.  Nun,  htgt  (Thema  A)  und  bygt  (Thema  I) 
unterscheiden  sich  nur  durch  die  Declination,  und  können  den  gleichen 
Begriff  bezeichnen.  Unter  bust,  f.  giebt  er  an  a)  piscis  genus,  b)  üuiti- 
gium  tecti,  c)  seta  porci;  (bust,   bysl  stehen  nämlich  Air  frtcrff  byn()y 
deutsch  Borste.  Er  hätte  übrigens  schreiben  können:  a)  seta,  b)  fiuti- 
gium  tecti,  c)  piscis.     Über  böst  sagt  er:   i.  q.   biiaty  byHy  vide  vaBM 
Sehen  wir  also  nach.  Wir  finden :  valböst,  f.  pars  gladii,  incertom  quae. 
Als  Varianten  giebt  er  au  valbasty  und  valbörst.  Er  ftlhrt  femer  an  den 
dat   sing,  valböstu   und  den   dat.  plur.   vcUböstum,  femer  ddr  valbaäa 
(gen.  plur.)  gladius  (wörtlich  wohl  ignis,  i.  e.  perditor  scutorum),  rödmü 
valbastar,  gladius  (wörtlich  radius,  i.  e.  perditor  scuti).  Puta,  fkhrt  er 
fort,  sie  appellari  fustigatam  gladii  partcm  anteriorem,  a  summo  dorso 
mucronem  versus  procurrentem,  in  gladiis  unam  tantum  aciem  haben- 
tibus.  Man  wird,  glaube  ich  mit  diesem  skandinavischen  Philologen  zu- 
frieden sein.   Um  es  kurz  zu  machen:  die  Wörter  valbast  und  vaOnut, 
valbysi  drücken  zunächst  aus  scutum  (wie  eldr  valbasta  und  rod'uüvair 
bastar  beweisen) ;  valböst  heißt  der  Schild,  wenn  er  aus  Lindenbast  ge- 


*)  Ich  habe  die  Lesart  des  Cod.  der  Vnlsmigasaga  aufgenommen,  da  die  des 
Cod.  R.  hrynpinga  apaldr  (Apfelbaum  der  Brünnen- Versammlung  »  Held),  alsnstark  an 
die  Skaldenpoesie  gemahnt. 

**)  Skaidfkaparmdl  hat  valboJtl  unter  den  Namen  des  Schwertes,  odtfrmi  unter 
dMtesa  des  Sebildea  und  des  Schwertes. 


FBEITRAUF  ZUR  KHITIK  DEß  EDDALIEDER.  15 

fertigt  ist  (weßhalb  auch  das  einfache  lind  acutum  ausdrückt);  valbmt, 
vallygt  heiüt  der  Schild,  wenu  er  mit  Btachelieher  (borstiger)  Fiscbhaiit 
iibi'rzogen  ist.  Somit  prkJjlrt  alcb  aucli,  wie  der  PInral  von  valbrjgt  zur 
Bexeichsiuig  eines  Scbildes  gebraucht  werdL'U  kann,  da  ja  zu  eioem 
Schiläe  eine  Menge  Bast  nntbig  war.  Jetzt  zu  dem  zweiten  Worte 
tStirimum*).  Soll  ich  auch  liier  wieder  alles,  was  Eg^Isaon  vorbringt 
Hieben?  Nun,  cb  hat  schon  seinen  Nutzen.  Er  sagt;  Vetrim,  f.  i.  q. 
eStrim,  veettrim  pars  gladii.  Vettrima  tungur,  laminai  gladiorum.  Üocurrit 
etiain  fonua  vel|)rima,  quae  derivari  potest  a  vet  {=r  veU,  vtett,  n. 
fastigium,  acciivitas,  et  [irymr,  jirßinr),  (deutsch  trum  u,  tram)  margo, 
Stria,  vel  mid«  a  rim,  f.  areola,  spatiolniu,  it.  assercalus  Htj^eoius.  Htnc 
vHtrimar  esso  puto  striaB  in  lamina  gladii  a  capulo  mucronem  versus 
procurrentea-  VStlrima  nadr,  sei^pens  striarum,  gladias.  Vettrim  non  in 
Mpulo  fuisse,  aed  in  lainiua  gladii,  docet  Lvormac.  ed.  Kavu.  p.  8S: 
tük  Skäfnungr  uf  oddinn  af  Htntini/i  fyfir  /rammt  vSttrimiita.  Egüsson 
muli,  als  er  diese  Stelle  niederschrieb,  uicht  recbt  wach  gewesen  sein, 
denn  sie  heiÜt  deutsch:  Sköfnung  nahm  ab  den  Pfeil  von  Hwiting 
iSchildname !)  vom  am  Vcttrira. 

Diese  Stelle  bahnt  mir  treffUch  den  Weg  zu  meiner  Erklärung, 
Der  Nominativ  ist  sowohl  vvHrim,  f.  als  auch  vettrtmi,  m.  ancusetzen. 
VHt,  vait,  a.  bedeutet  Gewicht,  Last,  jedes  Schwere;  rimi,  m.  rim,  f. 
über  ist  eoUicultis,  en  liden  Bakke,  wie  Rask  sagt.  Der  kleine  schwere 
Hflgei  ist  die  Buckel  des  Schildes.  Uuscre  Stelle  sagt  also;  Mau  solle 
Siegninen  einritzen  einige  auf  den  Bast  des  Schildes,  einige  auf  den 
Backein  des  Schildes,  die,  wie  man  weill,  von  Erz,  also  schwer  waren, 
tlDsere  Strophe  hat  also  den  ganz  guten  Sinn:  Man  solle,  wolle  man 
Keg  Itaben,  Siogruncn  einritzttn  am  Griffe  des  Schwertes  (der  Angriffs- 
VnSbs),  und  an  dem  Baste  (oder  Fischhaut)  und  den  Buckeln  des 
Schildes  (der  VerthcidigimgswafFe).  Wer  nur  eins  tbut,  ist  nicht  des 
Sege«  Bicbcr**). 


*)  Uui  liitl  vHlriainm.  xii   schreiben,    iln  vor  mtn  lif  g'cwurikneni  It   nur  liingpi- 
Voexl  statt tindct.  Die  Vercinrnaliiiiig  de»  U  Ut  niwtattlmft 

'*)  Ander»  ist  <oaüiutt  allerdings  im  Liede  vuu  Relgi  Haddingja^katj,  Str.  !)  zu 
fkllraii,  wo  rs  scutnla  cajiularü  Dberactzt  wixA,  also  der  nandscliilil  am  Schwerte, 
SüehliUtt.  Djw  Wuit  gehört  eben,  wie  schon  gesagt  ward,  zn  den  keuningar.  and 
dl^  käniieii  iiir  llaieichnuiig  TerscMedenor  Dinge  gebraucht  werden.  Will  mau  m 
r  Stttllo  •ea&'ntt  und  uäfTtnii  diirchamt  «uf  d»s  Suliwort  beKiehan,  so  b(uieiclin«t 
9  Sticbblatt  (den  ßn'hild  der  Hand),  das  andere  den  Knituf,  und  dMCn  &'ui>a\ 
I  Wr  für  Singulnr.  Aber  v*Urimi  kooinit  auch  unter  den  t^aoiQtv  &tA  &duV&eft  'sai. 


16  LUDWIG  ETTMÜLLEB 

Strophe  9  nimmt  sich  im  Munde  einer  Jungfirau,  und  wenn  ne 
auch  eine  Walkyrie  ist,  einem  Jtlnglinge  gegenüber  sehr  sonderbar  aiUt 
formell  ist  sie  jedoch  nnan tastbar. 

Str.  10.  Der  erste  Text  schließt  mit  ok  Uggja  Mt  dr.  Was  darauf 
folgt:  era  svä  brattr  breki  ne  9vä  Mar  unnir  pd  kemgtu  heiU  af  h^  kt 
swar  an  sich  metrisch  untadelhaft,  zerstört  aber  dennoch  den  Bau  der 
Strophe,  die  nur  aus  vier  Langzeilen  bestehen  darf  Immerhin  smd 
auch  die  ^blauen  Wogen''  bei  sturmerregter  See  etwas  aoffidlend;  bei 
ruhiger  See  aber  braucht  man  keine  Runen,  um  heiü  af  haß  zu  konmua. 

Str.  12  ist  herzusteUen: 

Mälrünar  skaüu  kunfUL,  ef  pU  viU  at  momgi  per 

heiptum  guMi  härm 
ä  pm  pingiy  er  piödir  skolu 

i  fuUa  doma  fara. 

Die  nach  V.  2  eingefügten  Zeilen:  P<xt  um  vindr,  paar  «an  vefry  p^er 
um  9tiT  aUar  saman  sind  überflüßig  und  zerstören  die  Strophe. 

Str.  13  ist,  wie  Grimm  schon  1815  that,  also  richtig  abzutheflen: 
Hugrünar  skaUu  kunnOj  ef  pü  vüt  hverfum  vera 

gedsvinnari  guma; 
Pcer  of  red,  pcer  of  reist, 

Pcer  of  hugdi  Hroptr, 

Die  folgenden,  hier  fklschlich  angehefteten  zwei  Verse: 

af  peim  legi,  er  lekit  hafdi 
or  hausi  Heidpraupnis 
sind  der  zweite  Theil  einer  Strophe,  deren  erste  Hälfte  verloren  ist; 
denn  man  kann  gewiß  nicht  mit  Verstände  sagen  p€er  of  rSi^  pcer  af 
reist,  pcer  of  hugdi  Hroptr  or  legi.  Die  noch  obiger  Halbstrophe  an- 
gehängten Worte  ok  or  homi  Hoddropnis  sind  nichts  als  eine  durch 
ok  angeheftete  Variante  zum  voranstehenden  Verse;  beide  Namen  be- 
zeichnen ja  ein  und  dasselbe  Wesen. 

Str.  14  (15)  hat  zu  lauten: 

A  biargi  stod  med  brimis  eggfcur, 

hafdi  ser  ä  höfdi  hidlm. 
pä  mcelti  satt  Mtmis  höfud 
frodlikt  it  fgrsta  ard. 

In  der   dritten  Zeile  war  satt   ausgefallen,   seine  Bedeutung  jedoch 
mochte  in  der  Erinnerung  eines  Schreibers  haften  und  er  hängte  defihalb 
als  ftinfte  Zeile  an:  ok  sagdi  sanna  stafi,  wodurch  er  ft^ilich  den  Bau 
der  Strophe  zerstörte.  Ohne  satt  aber  wUre  Zeile  3  unvollständig. 


b£lTR&6E  ZUR  KRITIK  DER  EDDALIEDER.  if 

Str.  15  (16)  ist  als  liödfthftttr  also  herzustellen: 

A  skildt  kvad  ristnar  fyr  slAnanda  godi, 

ok  ä  eyra  Arvahrs, 
ä  Alsviruu  hdß,  ä  hveli  er  an^sk 
undir  reid  Rögni». 
I  ist  gestrichen  nach  ristnar:  peim  er  stendr,  ein  unnöthiger,  den  Vers 
ob  anschwellender  Zasatz,  ferner  pvi  vor  hvdi,  weil  es  den  Hochton 
ben  würde,  folglich  in  Allitteration  stehen  müßte;  endlich  ist  ok  aus 
m  Anfange  des  dritten  Verses  in  den  des  zweiten  gesetzt  worden, 
ich  wird  der  Strophe  am  Ende  eine  Zeile  angehängt,  welche  jedoch 
bst  Str.  16  und  17  zu  streichen  ist.  Beide  sind  in  Starkadarlag  und 
thalten  Zusätze  eines  Mannes ,  welcher  glaubte  noch  mehrere  Dinge 
rchaus  nennen  zu  müssen,  an  welchen  Rimen  eingeritzt  seien.    Ein 
Icher  Katalog  ist  aber  hier  im  Munde  der  Sigrdrifa  völlig  geschmack- 
}  imd  thoricht. 

Str.  18  (19)  ist  echt,  aber  sie  hat  zwei  Zusätze,  welche  den  Bau 
r  Strophe  zerstören.  Sie  hat  zu  lauten: 

Aüar  väru  af  skafnar,  pcer  er  väru  d  rietnar*) 

ok  hverfdar  md  ihn  helga  miäd; 
pcer  'ro  med  Amim^  pcer  ^ro  med  Alfum, 
sumar  med  xüeum  v^um, 
^  V.  2  wurde  eingeschaltet:  ok  sendar  ä  vida  vegnj  offenbar  am  zu 
gen,  daU   der  Gebrauch  der  Runen  im  Heidenthume  einst  weit  ver- 
ettet  war,  was  hier  nicht  gesagt  werden  dar^  da  nur  von  den  Runen, 
i  im  Gebrauche  der  Götter  waren,  die    Rede  ist  Nach  dem  vierten 
vse  ward  angefügt:  sumar  hafa  menskir  menn;  aber  eben  von  diesen 
tuen  ist,  wie  gesagt,  hier  gar  nicht  die  Rede. 
Str.  19  (20)  ist  herzustellen: 

Pat  eru  bdkrünar^  pat  eru  biargrünary 

ok  aüar  ölrünar 
kveim  er  pasr  knä  eer  at  heUlum  hafa: 
nüfUu  ef  pu  namt! 
idi  V.  2  ist  eingeschoben:  ok  mcetar  meginrünar^  ein  höchst  über- 
ttiger  Zusatz.  Zwischen  knä  und  eer  ist  eingeschaltet  dviüar  ok  dspä* 
',  was    eigentlich  schon  in  at  heiUum  liegt,   denn  sind  sie  viUar  ok 
ükor,  so  kann  man  sie  nicht  ser  at  heiUum  hafa,  —  Der  nach  namt 
•  neuer  Vers  zugefügte  Satz :  unz  riufask  regln  ist  unsinnig,  da  Sigrdri& 
ch  nicht  annehmen  kann,  Sigurd  werde  bis  zur  Götterdämmerung  leben. 


^  fito  wieder  ein  Beitel  dea  «dv.  L 
emUMÜL  Meas  RetkB.  F.  (UIL)  Jüa^. 


18  KlIAKtTEL  HOFFMANN 

Str.  25  (26)  ist  also  herzustellen: 

AUt  er  vant,  ef  pH  vid  pegir, 

pä  pikkir  pü  med  bleydi  baintm: 
annars  dags  lattu  hans  öndu  farä, 
ok  launa  svä  lydum  lygi. 
Die  nach  V.  2  eingeschalteten  Worte:  eda  «crnnu  sagdr.  haettr  er  heimU 
kvidr^  nema  ser  godan  geti  haben  etwas  schalmeisterliches  an  sich  und 
zerstören  die  Strophe. 

Str.   27   (28)^    2    lese    man   vreidir   vega,    da   reidir :  vega   niebt. 
allitteriert. 

Str.  35  (36)  ist  herzustellen; 

Pat  rced  ik  per  ü  fiunda,  at  pü  trüir  aldregi 

vörum  vargdropa; 
tUfr  er  t  ungum  sgni, 
pd  luinn  86  guUi  gladdr. 
Die  Strophe  ward  abermals  zerstört  durch  die  nach  V.  2  eingeschaltetoi 
Worte:  hvers  pü  ert  hrodurbani  eda  hqfir  pü  feldan  fodwy  welche  nichts 
als  eine  Erklärung  von  vargdropi  sind,  freilich  eine  allitterierend  abge- 
faßte,  eben  weil  man  sie  einzuschalten  beabsichtigte. 

Str.  37  (38)  V.  3  ist  mit  den  Eopenhagenem  lagü  oder  kyt  statt 
langt  zu  lesen,  denn  Sigrdrffa  konnte  gar  nicht  sagen  langt  lif^  langes 
Leben,  wenn  sie,  wie  man  doch  annehmen  muß,  der  Zukunft  kundig  war. 


So,  glaube  ich,  wird  sich  dieses  Gedicht  ganz  ändert  au8iielime%. 
als  in  der  bisherigen  arg  zerrQtteten  Gestalt 
ZÜRICH. 


GLOSSAE  MELLICENSES. 


Die  nachstehenden  Glossen  sind  einer  Vergil- Handschrift  ent- 
nommen, die  im  J.  1850  ftir  die  Bibliothek  des  Benedictiner -Stiftet 
Melck  in  Oberösterreich  acquiriert  wurde. 

Auf  dem  ersten  Blatte  findet  sich  am  unteren  Rande  eine  radierte. 

alte  Signatur,  aus  der  sich  noch  die  Worte  herauslesen  lassen:  *Ad  BiUio- 

ihecam  Monasterij  Montis  S.  Georgii  1659*.  Es  lag  daher  nahe,  an  dat 

ehemalige  Benedictiner-Stift  St  Geoi^en  im  badenschen  Schwarswalde, 

zwischen  Triberg  vmd  Villingen,  zu  denken*,  genauere  Prf&funic  jedoch 


atX)8SA£  MELtJCfiKBES.  19 

s  Inhaltes  sowie  der  Lesarten  dieser  Vergil  -  Handschrift  überzeugte 
chy  daß  dieselbe  identisch  sein  müsse  mit  der  früher  im  Besitze  der 
nedictiner- Abtei  Vieoht  (oder  Fiecht,  bei  Schwaz  in  Tirol)  befind- 
len,  als  Codex  Viechtianus  I  bei  Heyne- Wagner  (vol.  IV,  p.  629) 
zeichneten  Handschrift,  über  die  Jaeck  zuerst  in  Seebode's  'Archiv 

Philologie  und  Pädagogik',  1824,  S.  686  ff.  Mittheilung  gemacht, 
i  die  er  ftbr  seine  Vergil- Ausgabe  (1826)  benützt  hatte.  Eine  Depen- 
\z  des  Stiftes  Viecht  ist  die  ly  Stunde  entfernte,  2940^  ü.  d.  M. 
egene  Wallfahrtskirche  St.  (jeorgenberg,  mit  einem  Klostergebäude, 
.  vor  der  Erbauung  der  jetzigen ,  im  Thale  gelegenen  großen  Abtei 
\  alte  Stift  bildete.  Daher  die  erwähnte  Signatur  des  Viecht-Melcker 
dex. 

Wie   nachlässig  Jaeck  denselben  verglichen  hat,    beweist  schon 

Umstand,  dafi  er  mit  keinem  Worte  die  deutschen  Glossen,  die 
1  in  demselben  finden,  erwähnt  hat.  Diese  Glossen,  die  meist  neben 
dnischen  zwischen  den  Zeilen,  seltener  am  Rande  der  Handschrift 
len,  und  zum  Theil  nur  mit  der  größten  Mühe  entziffert  werden 
UDien,  sind  der  Schrift  nach  gleich  alt  mit  dem  Texte,  obwohl  sie 
i  anderer  Hand  herrühren.  Die  Schrift  des  Textes  selbst  —  ab- 
ehen  von  einigen  Blättern  und  Blätterlagen,  die  zur  Ergänzung  ver- 
mer  Partien  erst  im  15.  Jahrhundert  in  die  Handschrift  eingeftlgt 
rden  sind  —  gehört  dem  XI.  Jahrhimdert  an,  ja  die  entschiedene 
ilichkeit   des  Schriftcharakters   mit   dem   der  'Formulae  Salamonis' 

St.  Gallen  oder  Weißenaü  (Sickel,  Monum.  graph.  fasc.  IV,  tab.  5) 
1  J.  900,  oder  der  ^Annales  Weingartenses'  (Pörtz,  Schrifttafeln, 
h  I,  tab.  2,  n.  3.  4.)  vom  J.  936,  berechtigt  sogar,  die  Handschrift 
1  Ende  des  X.,  spätestens  dem  Anfange  des  XI.  Jahrhunderts  zu- 
reisen. 

Die  Glossen,  erstrecken  sich  über  die  Bucolica,  Georgica  und  die 
en  vier  Bücher  der  Aeneis,  wozu  noch  einige  wenige  Stellen  des 
.  Buches  kommen.  Hie  und  da  treten  sie  in  der  bekannten  Geheim- 
rift  auf,  die  auf  der  Vertauschung  der  Vocale  mit  dem  im  Alphabet 
ächst  folgenden  Consonanten   beruht.   Sie   stimmen   unter  den  von 

Steinmeyer  (in  Haupts  Zeitschrift  XV,  1 — 119)  veröffentlichten 
gilglossen  noch  am  meisten  mit  den  Pariser  Glossen  überein;  doch 
ea  sie  zum  Theil  auch  abweichende  Formen,  hie  und  da  auch  wohi 
ler  Unbekanntes.  Ihre  Würdigung  überlasse  ich  Kundigeren. 

WIEN.  EMANITEL  HOFFMANN. 


V 


20 


EMANTTEL  HOFPMANK 


10 


15 


iO 


2r> 


ao 


85 


Ed.  I, 

52.  fiigus]  chnolo 

69.  aristas]  agana 
71.  quo]  uaara 

73.  insere]  pelzo.  impito.  propho 
75.  proiectus]  nkdfrgflfgkt 
82.  culminaj  firfta 

Ecl.  U, 

2.  delici&s]  zart  trat 
11.  allia]  chlobelonch 
„    serpyllum]  chenela 
18.  ligustraj  auintan 

22.  lac  novom]  Colostrum,  piest 

23.  (solitos)]    sc   fuit    cantare. 
fanga 

30.  hibisco]  Nibif  faegenberhe 

(ganz  verwischt) 
36.  disparibas  compacta  cicutis] 

coniuncta.  untergleichen 

41.  capreoli]  rehpocchiliu 

„     sparsis  (pellibus)]  fehen 

42.  siccant     (ubera)J  Tugunt 

43.  abducere]  frlxchfh 

46.  calathis]  i'umbirinen 

47.  papavera]  magon 

48.  anethi]  tOli 

50.  caltfaa]  binituga 

51.  lanuginejchozzana  ^zweifel- 
haft wozu  gehörig.) 

53.  cerea  (pruna)]   rota   l  ge- 
leuua 

63.  leaena]  leuuon 

64.  sequitur]  yagot 

67.  (solj  decedens]  fkgfntf 

70.  semiputata   (vitis)]    fnmer- 
latun 

73.  fastidit]  entuuerdot 

Ecl.  in, 

8.  transversa]  enthuuereh 
18.  Lycisca]  prbcchfb 
27.  disperderej  uuinuueruon 
30.  mulctram]  melcchubilo 

^     alit]  foukit 

52.  deponere  (tecum)]  geuuet- 
ton 


41. 
49. 
53. 

87. 

40   89. 

92. 

94. 

100. 


ü    13. 
19. 


45. 
öl. 

so    58. 
H2. 


16. 

17. 

55    21. 
31. 

7» 

37. 
39. 


H.»    16. 
84. 


29. 
42. 


3. 


«5  294. 


radio]  virga.  mesgerln 
numqoamj  niohiiitti 
uicine]  gebur 
petat]  ftrche 
rubusi  prama 
firagaj  erdberi 
nimium]  ceuerro 
procedere]  furaoeidon 
ervo]  riotgral'e 

Ed.  IV, 

vestigia]  pilide 

errantesj  vagantes  [priten 

tan 

hederas]  ebeheuui 

sandyxj  uueit 

nutantem]  nagebuctemo. 

anlikentemo 

]fattet.  pirtet 

cni  risere]  zuonduogen 

Ed.  V, 

paUenti]      falab    \    felialH 
^kaum  erkennbar) 
salinncaj  uuidili 
rosetis]  roftetiu 
testes]  heref 
intexere]  pinten 
hastasi  ftimga 
loliumj  ratan 
Carduus]  diftil 

EcL  VI, 

serta]  houbitbant 
pulsae]  irl'calde 

EcL  vn, 

saetosi]  burftaga 

rusco]  hulifboü.  i.  e.  uua 

holo 

Ed.  vm, 

lynces]  luhlk 

Oeo.  I, 

ar^to]  [gennanioe  dieijti 
heiftiro.  (das  ^ttigifUftti 
merte  scheint  am  Baiu 
we^eAobiAUeiii  SU  sein.) 


OL088AE  MELLICCNfiES. 


21 


294.  pectme]  rauin 
338.  imprimis]  zalererift 

Geo.  II, 

79.  finditur]  kifpaltin  uairdit 

„  cnneiB]  nnekin 

'•*    •  (jfinditar)  via]  ida 

82.  frondes]  zuoke 

84.  cyparissis]  cedirpoumin 

Geo.  irr, 

507.  ilia]  lancha 

Aen.  I, 

32.  errabantj  krrptxn 

'^  33.  conderej  zagirtiftanne 

35.  spumasj  ueima 

36.  inilniis]  zprn 

39.  exnrere]  airbrennen 
45.  acnto]  noarfemo 
*  47.  coninnx]  chunena 
105.  praeniptas]  ftekeler 

„     mons]  keunel 
111.  breyia]  dunni 
^      syrtes]  fantkeuurllie 
*^116.  volTitnr  in  caput]  fturzta 
aber  hoabit 
(ter>]  saepias.  iegliche 
117.  yertc«1  aaerbo 
122.  laxis]  aissolutis.  cergebenen 
125.  emissam]  uzferlazen 
*137.  haec  dicite]  diz  fagentimo 
138.  tridentem]  atker 

144.  adnixas]  znofpirderender 

145.  detradant]  fearcton 
„     tridenti]  atkere 

^149.  seditio]  contentio.  ftrit 
156.  lora]  bridila 
159.  portamj  stationem  navium. 

rtäit 

164.  scenal  inambraüo.  louba 
167.  (sa^o)  vivoj  natarali.  felp- 
ooa  lenemo 
1»  174.  silicis]  flinfef 

176.  BOtrimenta]  sarmenta.  fpane 
^     fomite]  zantra 

177.  arma]  instnmieiita.   azzale 

178.  reramjAfortuBMvementinm. 


106  204.  casas]  mittebori 

212.  frasta  trementia]  adhuc  pal- 

pitantia.  fprata  lontia 
215.  ferinaej    sc.    camis.   vaild- 

fleisc. 
224.  velivolum]  uuintflougez 
226.  defixit    (mmina)]    niderbe- 
cerda 

110  230.  fulmine]  blicghe 
„     terres]  irbrutelif 
246.  premitj    vastat.    populatur. 
oerot 


251.  infandum 
254.  subridens 


ahlef 
Tmierente 


m275.  fulvo]  fblxfr 

291.  mitescent]  quiescent  keftil- 

lent 
313.  crispans]  fcaclendi 

r,     hafitiliaj  Tpeer 
320.  fluentesj  flädenta 
ISO  323.  maculosae]  fehef 
r,     lincis]  linx.  labf. 
3«S7.  parpareo  cothorno]  mit  par- 
puraareie  mogifcuobe  (von 
jüngerer  plamper Hand;  die 
letzten  drei  Bachstaben  von 
porparaareie  zeigen  Rasa- 
ren and  Correctaren). 
saras]  aaaden 
339.  intractabile]    anhantcreiflih 
1*5  340.  imperiam]  regnam.  hertuom 
345.  intactam]  virginem.  dierna 
347.  scelerelmeindade (von jün- 
gerer  Hand    aafgefriscbt; 
das  letzte  e  wie  es  scheint 
aas  0  corrigiert). 

349.  impias]  fertano 

350.  dam]  nalingun 
130  367.  byrsaml  hüt 

368.  circamaarej  umbeuahen 
385.  qaerentem]  chlagonten 
388.  adveneris]  comen  bift 
404.  spiravere  (odorem)]  Ttanch- 
ton 
13Ö  435.  facosj  trenon. 

fcrahrones.  hvmuzi 
4äti.  Tedo\eii\\  ^^si^^tl 
449.  cardo\  «l^^o 


22 


EIIANUEL  H0FFMA9K 


140  455.  artificumi  uuerkmeiftero 
465.  humectatj    madefacit.    ge- 

nazda 
467.  hac]  per  hanc  viam.  hier- 
hina 

469.  tentoria]  gecelti 

470.  prodita]  mradiniu 

145  472.  ardentes]  candidos.  planch 
473.  pabola]  iiioter 
478.  versa]  tracta.  kedunfenemo 
480.  erinibus  passis]  antfahfe 
„     peplam]    uuiimlan.     ninih- 
keuuate. 
150    „     [palla  pieta.  aoinfila 
490.  lunatiB  (peltis)]  ßneuuerblen 
497.  (stipante)]    stippa.    stuppa. 

auurche 
502.  pertemptant]    pulsant.   cIo- 

fedant 
505.  testudine]  camera  obliqua. 
fnibogo 
155  508.  Sorte  trabebat]  uuarf 
512.  dispulerat]  cetreip 
531.  gleoae]  uuafen 
534.  hie]  dara 

537.  superante  (salo)]  üfburren- 
temo  iih 
160  539.  barbara]     cmdelis.     ferox. 
heid  I  (das  Ende  des  Wortes 
ist  weggeschnitten). 
540.  hospicio]  felido 
.559.  (ore)  fremebant]  iaizton 
564»  eustode]  huotare 
580.  iam   dadum]   g||;forn    (iu? 
radiert  oder  erloschen) 
165  592.  eboril  helfentbeine 
^     flavo]  pleichemo 

598.  quae  tii]  duder 

599.  casibus]  miffeburin 

603.  respectantl  conmennemaut 
170  622.  vastabat]  höroda 
646.  cari]  fidelis.  höldef 
648.  rigentem]  fcärrenta.  ftahenta 
654.  maximal  herofta 
„     monUe]    omamentum   gut- 
turis.  hÄlfgold 
i75  662.  recuTsat]  unarbelota 
67J.  guoj  unara 
690.  exmtj  ahezoh  (auf  Rasur) 


694. 

697. 
i»700. 
704. 
711. 
712. 


185  717. 

718. 
724. 
726. 
739. 


190 


740. 
751. 


17. 
23. 

11*5    28. 

29. 

52. 
54. 
55. 


800 


61. 
74. 

«0. 


^    &. 


87. 

90. 

94. 

96. 
«0    98. 

99. 
101. 
103. 


aspirans]     redolens. 

chmte 

aulaeisl  übihanc 

discumDitur]  gifezzan  \ 

adolere]  ftenchin 

pallaro]  könuf 

(infelix)]  (propter  futu 

casum.  milTeburm 

devota]  praedestinata 

meintiu 

haec  . . .  haec]  fiu  . . . 

interdum]  fumenef 

craterasl  pachuueiga 

lychni]  liuhta 

pateram]  Tcftla 

se  proluit]  pigoz.  pitr 

fih 

crinitus]  lancfahfo 

nunc]  interdum.  fumei 

Aen.  U, 

Votum]  oblatum.  6pfei 
sinus]  portus.  ftädi 
desertosT  errOmta 
tendebatj    tentoria  fig 
heribergata. 
contorsit]  coniecit  fco 
fata  (deum)]  uuillin 
impuleratj  kendti 
foedare]  perforare.  er 
ten. 

fidens  animi]  palder 
impetus]  anatuht 
finxit]  (m)acheta  (der 
Buchstabe  ist  erlösche 
vanum]  pöfare 
fiüsa   SUD    proditione] 
mine.  inzihte 
in  aima]  auxiiia.  follii 
pellacis]  dolod.  ünchu: 
tors]  fbrtuna.  ftita 
promisi]  pehioz 
criminibus]  inzihten 
arma]  ftita 
ingrsta]  undancparint 
iam.  dudum]    nugi|||] 
(zwei     Buenstaben 


6L088AK  MELUCB5SES. 


33 


lOi.  meroeniiir]  gecemencke 
choofiui 
iull2.  aeernifl]  nutzzaldrinen 
II 3.  nimbi]  Hegeregena 
llö.  adytisj  mhufer 
122.  [ad    tc^ndam     facüonem 

Boam.  unauicefheit 
12Ö.  soeliu]  factionem.  üngaft 
n  129.  oomposito]  ex  pacto.  ?oneo- 
lemokemachoten 
^     deatmat]  kemeinta 
143.  nsqaamj  iouuergin 

143.  fidee]  triuaa 

144.  non  digna]    indigna.    leid- 
famiu 

»148.  obHvisoere]  erkiz 
159.  tegant]  firholan  flnt 
161.  fidem]  triuua 

163.  impiiia]  fertftno 

164.  [(propter  Palamedem  oeci- 
Bum  eins)  fiMstione.  üngufte. 

»173.  Imninibus    arrectis]    oculis 
valde  apertis.  uuiten 
175.  emiciiit]  saltavit.  fchr^chota 
„     trementem]  vibrantem.  uuä- 
nonten 
184.  piaret]  purgaret  kebuozu 
186.  educere]    sursam    erigere. 
ufleiten 
»&189.  violaaset]  erutulrti 

195.  periurij  defbifuorDen 

196.  lacrimis   coactis]   kcbeitcn. 
uzemunten 

197.  quos]  nos.  unfih 

204.  horresco     referensj      hier- 
fagenta  erfurchtihez 
^206.  Binuat]      curvat      gimuo- 
fomoda 
211.  vibrantibus]      lecheccnten. 

kezalen 
215.  depaBcitur]  fraz 
217.  spuiB]  ringln 
221.  sanie]  unfubridu 
M&229.  sceloB]  meintat 
231.  laesent]  tarota 

f,     intorserit]  infcoz 
236.  (subiciunt)    lapBus]    fleifun 
9     Btuppea]  ftuuürchina 


ISO  240.  minans]    eminens.    ofTcor- 

rente 
249.  festaj  festiva.  toldhaft. 
254.  instractisl  keruften. 
270.  inBomnisj   pro  in  somnÜB. 

trovmin 
273.  lora]  bittila 
i^  293.  Sacra]  heiligen 

302.  excutior  somno]   expergis- 

cor.  erbrnttitnuard 
305.  torrensj  clingo 
309.  fides]  mtus.  nntriuaa 
31 2.  Sigea]  promanctoria.  btego. 

hörn 
siio315.  glomerare]  keuugen 
320.  Bacra]  heiligin 
327.  transtolit]  ferfiiorta 

329.  incendia  miBcet]  bc.  caedi- 
buB.  dienflahton 

330.  bipatentibus]  zuiualfon 
M$332.  anguBta]  engi 

334.  Btricta]  evaginata.  erzogin 
337.  338.  quo  . . .  quo]  d&ra  . . . 

d^a 
344.  generl  eidum 
356.  improDa]  kitigio 
*7o  357,  exegitj  uztreip 
363.  dominata]  herref'otiu 
367.  virtuBJ  knetheit 
402.  paBsis  (crinibus)]  antfahfiu 
409.  delubri]  cotefhoufef 
^^  416.  quondfljnj  uuilon 
418.  tridenti]  angero 
441.  testudine]  fkiltuueri.  testudo 

fuibogen 
444.  prensant]  tiegen 
469  und  485.  primo  in  limine] 

fomantigemo 
280  471.  coluber]  ung 

492.  ariete]  instrumentum  belli- 

cum.  nÜA 
528.  portieibuB]  forcihon 
546.  umbone]  rantbouke 
553.  oapulo]  helza 
^557.  truncuB]  ft6ch.  pötach 
563.  direpta]    diripienda.    behä- 

rotiu  ierdenfcülintiz  (sie!) 
j^     ca&\\&\  mtti^bianxi 


24 


EVANOEI.  HOPFMANN 


Ö66. 

HOO. 
«»606. 
610. 
612. 
616. 

624. 
«»625. 

626. 
629. 

6ni. 

642. 
MO  646. 
647. 
672. 
697. 

• 

712. 

306  714. 

724. 
725. 

72«. 

731. 

aw  736. 

737. 
741. 
753. 

"6  7.'>8. 
774. 

776. 
778. 
781. 
»»  795. 
804. 


(corpora  ad  terram)  miBere] 

niderliezin 

talerintl  k^totin 

hebetati  ketr&^t 

tridenti]  antgrere  (sie!) 

emit]  uzuuelzit 

nirobo]  obombratio  deomm. 

fdlto. 

considere]  kenallin 

ex  imo  verti]  biftarcituuer- 

den 

omam]  ähom 

nntat]  unxncot 

coD^eniuit]  chrachoti 

Batis  snperqne]  nbargenuo^ 

lactura]  penaorfini 

iam  pridem]  iafom 

in^rtabani]  znohAfta 

snlcus]  tractas.  diinf.  (nach 

f  Rasur) 

quae    dicam]    deidih 

fprihn 

iuxtn]  darb! 

passibaBJ  veBti^^is.  ferten. 

opaca]  dou^eniu 

excitat]  eruozta 

evasisse]  inflofa 

confiisAin]  kirtaz 

eripuit]  penam 


re^one 
reepexi 


parte,  halba 
^oumemiiDan] 

qua    greBsam     extaleram] 

daribmihuz  brahda 

edax]  azelinaz 

steterant  (comae)]   ufTtuon- 

tan 

indulgere]  dickelazin 

eveniunt]  incomaD 

venies]  cumif 

sie  demum]  dohitemun 

cessi]  keuueih 

Aen.  III, 


XMi 


1.  evertere 


birtorzin 

augor.  uogiluuito. 


o.  ai^runiB 
heililare. 
^    [angarioin.  heilifod. 
7.  ubij  nu&r 


:»'» 


MO 


ZUO-     9tt 


.100 


^bb 


-W(» 


.165 


7.  flistar«]  f^tUUm 

8.  aestasT  fümir 

20.  aoapicabiu]  anspex.   n(^ 
fcoua 

22.  inxta]  darb! 

23.  vir^lta]  rmnirUta 

.     hastilibiu]  virgia.  naofTc 

24.  acoessi]  ane^reii^ieiic 

25.  frondentibiis]  loobnenten 
30.  coit]coagidatiir.geriin(n( 
34.  agrestes  rnymphas)]  uoil 
38.  aarfirredior]  anage^enc 

.,     obluctor]  in^rB^^imraiic 
40.  reddital  ge^ban 
43.  tnlit]  enncavit.  zdh 

^     Btipite]  relpoome 
45.  confixum]  ke^tnchao 

..     ferrea  Befi^eBl  i'ma  fluora 
48.  BtPterant]  ufltaonten 
51.  diflideret]  mifTedniodi 

55.  fas]  fidern.  trinna 

56.  mortalia]  inennifjB^ 
63.  caeruleiB]  blaairouuen 

66.  cymbia]  ce^^a 

67.  pateras]  feftla 

70.  crepitans]  thiozente 

71.  dedncunt]  anefkiolten 
80.  idem]  diorelbo 

88.  quem?]  uaörun 
^     quo]  uuira 

92.  cortina]  ue  laben 
101.  quo]  uuära 

111.  nera]  cymbala.  (kell« 

p     Itinnitu  cymbalorum.  g^ 

fkdllono 
„     Tvaisptum.  uueinod 

[celaverunt.  btien 

112.  sacris]  heiligen 
123.  vacare]  utron 

125.  bacchatam]  uuinrebon 

138.  caeli  tractn]  ddnfe 

139.  luesj  füht 

rs     letifer]  ünganz 
150.  iacentis]  ininligentef 
155.  canit]  celit  , 

167.  ortus]  burdic  (d  in  T  «*J 


GLOaaAE  HELLICENSES. 


,212. 
liln. 

Hl»- 

*22I. 


237. 

SJ«. 

«2«. 


II: 


»421. 
+2fi. 


«7. 


cftm'pio]     ceieriler     Bnrgo. 
affcricho 

caemleutt]  bISudro 
iohomiit]  erfuHarcfeia 
HequorAJ  kiuuel 
iactsmnr]  keuuintuuert'uta 
nimbi]  bulirÖEin 
harpyiaej  fiiriae.  hnlzmiiun 
sesf  exlulit)  inbrahta 
fnedUfima]  honlih 
hnc]  dära 

cHprigeuuiu]  caprarui». 
ketzn 

thnros]  (&£ 
clangoribiis]  ruz 
diflpainiTit]  ceniiiurtin 
delnfiKHe]  kiflohini 
TaDb  aidera)  lapsaej  keäogin 
dirignit]  er'tdhota 
rudends]  f^galPeil 

formidfltns]  fo  rdeler 

tnon^tris]  tmunterin 

dixit|  sc,  fio 

snrlil.iiB]  lozzitnga 

virtutem]  fleffatiheit 

»vuDCuIu»]  oheim 

excitat]  anfint-hit 

L-onfidprpJ  keftitun 

rere]  ahtof 

ante  ■- .  lentandiiKl  ziMiii:ir- 

belonß 

ounil  druiic 

fetugl  zülit 

alba    .  .  albi]  bleib  . .  .  bleih 

viam]  exitum.  uzganc 

ciinvulea]  anagerlagnn 

disailuintte]  zeresbenfib 

prrttimipl  üontinuo.  famaiit- 

haß«. 

baraihri]   heligrunba 

primal  prima«  partPB.  obpr- 

bmoclii^f 

prtfltrema]  sc.  parte,  mdar- 

bridief 

hamiB]  catennÜM.  ringelinan 

fOnaml  hxpt,piii!> 

inilruit]  keruitn 

tabtegniiae]  aa4mie 


«020. 
5^. 
r..'}5. 

549. 

a  Ö5ß. 

562. 

567. 

569. 
.571. 
.07.1. 
574. 

582. 

me,. 

587. 

593. 

■'  594. 
.597. 
598. 
fiOO. 
fil7. 


«679. 

6S0. 


textilibus]  keiniebinan 
obvia]   aneuerdic   (d   in   T 
corrig.^ 
quibus]  unfder 
auctor)  proavua.  mudero 
opaci]  rcdteliha 
?remio]  manniiDti 
(sopor)  irriffut]  infu^bita 
explorat]  errpeboda  fd  in  T 

paedimuB]  ^.e^preltomaf 

erebrcBcuntl  kr''cknxn 

dimittuntl  fiSrefibdeoeiii 

adoiemus]  ftanchton 

velatarum  . . .  aiit«iunarum) 

bkhxitpnp  . . .  [fgblgfrtpnp 

voces)  döz 

niminim]  cernofdi 

contorsit]  zxiiubrpta 

ad  manes]  hfllxD 

epumam]  Ccum 

elisam]  exclrisam.  cemdreu 

eyelopum]  dürifo 

raiuis]  elafod 

candente]  oivea  \  uuizzera 

gl  ob  ob]  cluuion 

lainbit]  lecchota 

murmiire]  dös 

nubila]  uui^lotiin 

intempRBtal   inactuüsu.   un 

ii<ierß;hafdiu 

inluvieB]  unfnbri 

conaertum]  kefrienit 

baesit]  subatitit.  kcftulta 

praecepsl  kaer 

Bpirabile]  atamücb 

cyclopis]  dürifir 

lumen  terebramusj  iierizin- 

mef  (sie!) 

cum  ftraho)]  dazih 

oomal     comus.     cKiirnilo- 

bnum 

addixij  petneinta 

(fluctua)  aequarej  irgruntin 

concilium]  keremine 

coniferae]  h^ritra^TV 

nws.  b6n 


26 


EMANUEL  HOFFMANK 


685.  discrimine]  untarfkeit 
688.  Ostia]  kemundi 

Aen.  IV, 

L  iamdudom]  gi  uom 
^^     3.  reonrsat]  unarbilota 
9.  msomnia]  riftfeloG 
14.  fatis]  mirTebari 
18.  jpertaesnm]       . .  bidronzan 

(sie!  yor  b  Rasur). 
23.  impulit]  Innil 
*«>   27.  pudorl  reini 

30.  sinaiiij  sc.  ooolorum.  ouc- 

ring 
32.  carpere]   consomeris.    gin- 

dotuoird 
35.  esto]  unülno  (sie!) 
51.  morandi]  taaellinnef 
*«5   62.  ut  (oorr.  st  aut)]  (6te 
64.  consulit]  ratfrigata 
66.  est]  consumit.  &z 

68.  vagator]  nuadeloda  (d  in  T 
corrig.) 

69.  coniecta]  gefcozenoro 
r     eerva]  hinda 

73.  harnndol  ftrala 
79.  pendet]  naftet 
83.  incubat]  lineda 
87.  propugnaculaj  bmftaueri 
pendent   opera   interrupta] 
undemomeniu 
minae  murorom]  pruftuucri 
famam]  linmint 
9     furori]  linluiminte  (sie!  zu 
An&ng  des  Wortes  ist  ein 
h  verwischt). 
95.  femina]  uabili  (obwohl  über 
femina  gestellt,    dürfte  es 
doch  vielleicht  zu  dolo  = 
malitia  gehören). 
^^   97.  suspectas]  znrcriuua 
98.  moaus]  m6z 
118.  ubi]  röfe 
121.  indagine]  mit  fpore 
126.  propriam  dicaboj  gibu 
4»  128.  annuit]  keiazda 
131.  venabula]  (pidza 
J37.  limbo]  foume 


«7V 


*«  88. 


91. 


139. 
143. 

4M  145. 

148. 

149. 
151. 

152. 

495  155. 

157. 

159. 

160. 

soo  166. 

» 

170. 
182. 

505  188. 

202. 
207. 
215. 

510  217. 
225. 


250. 
251. 
259. 

515   ^ 

261. 

262. 
264. 

5»  283. 

290. 

302. 
308. 
355. 

5S5  361. 

393. 


fibula]  nun^il 
ubi]  föte 
choros]  corfanc 
(crinem)  fluentem]  ung 
tatuHL  kefalbotiz 
crinem]  fÜht 
lustra]  cubilia  feramm 
dierioger  (sie!) 
caprae]  Ttein^izze 
pulverulentaj  fteubenti 
nos]  dffa 
illos]  thia 
fulvum]  röten 
murmure]  doz 
prima]  ärifta 
pronuoa  Juno]  himahi 

iquae   praeest  nubent 
lehihenden 
specie]  hönido 
subten  darunteri 
tam]  famo 
sortis]  huobitbandon 
LenaeumJ  uuinlihuu 
semiviro]  halpmanlihoi 
comitatul  genofcefdi 
subnlxusj  kechnufter 
respicit]    [gajgoumanei 
(ga    vom    Sdireiber 
wischt), 
mento]  kinne 
riget]  ftarket 
ut  primum]  föfer 
magalia]  huttfin 
stellatus     (iaspide     cd 
kifteinit 
laena]  trembil 
telas]  uueppe 
discreverat]  unterprört 
ambire]  blandiciis   circ 
venire,  petümmen 
arma]  instrumenta  nav 
(k^fkiziuc 
ubi]  föfe 
tenet]  kehebit 
fraudo]  defraudo.  bitei 
querellis]  chlagungon 
lenire]  kelbchon 


GLOSBAE  rtELUCENSES. 


27 


398.  deducunt  (naves)]  anefkiel- 

ten 
I,    natati  fleks 
402.  &rrisj  eincomet 
^    „     acervum]  huffon 

405.  tnident]    rcorkint    (g   von 
zweiter  Hand) 

417.  carbasiu]  f^gil 

433.  spatiam]  frift 

443.  Stridor]  charrod 
» 462.  bubol  hüuuo 

463.  queril  querebator.  fing 

465.  horrincant]  kepruttint 

491.  omosi  linbooma 

49L  pyram]  facgari 
^498.  monatrat]  zeigota 

504.  pj^a]  rogo.  facgre 

509.  crines  emisal  antfahfiu 

510.  Erebum]  helligraoba 
517.  mola]  melo 

^534.  procos]  fnochenara 
566.  iam]  noiu 
573.  transtris]  fkefTtulen 
575.  tortosl  keauunteniu 
593.  navalibus]  fkefTt^tin 

^599.  aetate    confectum]    irduo- 
lenan 
605.  foroB  (naviom)]  podema 
612.  precesj  fldocha 

626.  sequare]  &hde 

627.  quocumqne  (tempore)]    in- 
(u^lehemo 

«6  638.  Jovi  fltygio]  Plutoni.  beb- 
;ote     (verschrieben     statt 
leligote;  t  aus  d  corr.) 
640.  permittere]  gefrümen 
650  u.  671.  que  —  que]  ioh  — 
loh 


E 


673-  pugnis]  ffift 
690.  adnixaj  linentiu 
MO  694.  Iritti]  reginbogen 

Aen.  V, 

8.  ut]  t6te 
16.  sinus]  bdfima 
25.  remetiorj  mizzo 
29.  quo!  ubi.  uuftr 
5«   42.  com]  före 

46.  annuus  —  orbis]  i&r 
87.  notae]  ftrimelon 
92.  libavit  (dapes)]  friz 
99.  Acheronte]  helligraobo 
570  112.  (vestes  ostro)  perpolsae] 
durohunebeno 
131.  circnmfleotere  (cursus)] 

uuiderceran 
163.  palmula]  ruodar 
205.  morice]  tofus.  tuapftein 
310.  habeto    habat 
Ä76  313.  subnectit]  gimnta  (sie!  ob 
verschrieDen     ftlr     gurta? 
oder   fhr   gimma    und   zu 
gemma  gehörig?) 
-     tibula]  ringa 
406.  plumbo]  büge 
432.  anhelitus]  huofto 
567.  frontem]  bflkh  (sie!) 
MO  604.  fidem]  i.  e.  malam.  untriuua 

Aen.  Vn, 

270.  affore]  antuuartcumcn 
313.  esto]  nufiezfo 
320.  prae^ans]  fuangar 
352.  taenia]  nettila 


28  KAKL  SCUKÖOEB 


BRÜCBSTÜCKE  VON  HARTMANNS  VON  A 

GREGORIÜS. 


Zwei  PergameDtdoppelblätter  in  kl.  4^,  Hand  des  14.  Jb. 
jB^elöst  von  Buchdeckeln,  mi  Besitz  des  Cölner  Stadtardiivs.  Die  l 
Doppelblltter  gehören  sa  einer  und  derselben  Lage  und  folgen 
auf  das  andere,  bildeten  jedoch  nicht  die  innersten  Blätter  der 
der  oberste  Rand  des  ersten  Doppelblattes  ist  scharf  beschnitte 
daß  eine  Zeile  zerstört  ist  Die  Verse  sind  nicht  abgesetzt,  d< 
der  Regel  der  Anfimg  eines  neuen  durch  einen  rothen  Strich  bezei 
^Oere  Abschnitte  durch  einen  großen  rothen  Buchstaben.  Die  S 
ist  gut,  zwar  stellenweise  beim  Ablösen  sehr  yerblichen,  immerhin 
erkennbar  genug,  um  über  die  Lesung  keinen  Zweifel  zu  lassen 


Bl.  V.      Oregon*  sprach  h're  1503 

Virbei^t  iz  nit  so  verre 

Wolt  ich  gemach  vor  ere  1505 

So  Yolget  ich  uw*  lere 
Vn  lieze  in  d^  mine  mut 
Want  min  gemach  daz  were  hie  gAt 
Job  di\t  iz  manigeme  schaden 
D'  nut  d'  Uebede  ist  vVladen  1510 

Vn  Tirligit  sich  dnrch  gemach 
Daz  deme  arm^  nie  geschach 
Der  do  rehte  ist  gemdt 
Wände  d^  arbeitit  vrobe  gut 
Den  lib  in  manige  enden  1510 

Wie  mohte  er  iz  baz  biwenden 
Want  ob  er  sich  gewirden  kan 
Er  wirt  vil  lihte  ein  selic  man 
Vn  euch  vb^  die  laut 

Vor  manigen  hVen  irkant  lo2^> 

Daz  ich  heisze  ein  arman 
Do  bin  ich  vnschuldic  an 
Ich  tra^  sie  allisamit  hie 
Die  hubin  die  mir  min  vat'  lie 
Sit  iz  mir  nu  gezrhit  152n 

Daz  mich  die  selde  flrhit 
Vn  ich  nit  want  iren  grfiz 
ICt  frumikeite  gedienen  muz 
Deiswar  ich  kw  sie  wol  iriagen 
Sxnen  wol  sich  nur  mere  'roaa^  ^5fif^ 


bSfTCRBTdrCKE  VON  HARTMAKN8  VOtT  AUE  OftSOORfÜB.  3^ 

Daune  sie  sich  uocli  iemafie  virsagite 

D*  sie  ze  rehte  iagnte 

Säs  sal  man  sie  inovfen 

Mit  kvmbere  selde  koofen 

Wan  done  swivelen  ich  nit  an  1535 

Wirt  ich  ein  rehter  ft&m'  man 

An  iibe  vn  an  sinne 

Ich  gediene  wol  ir  mine 

Vn  bin  ich  ab^  ein  zage 

Sone  miisze  ich  niem'  drie  tage  1540 

Geleben  so  ich  hinne  keren 

Waz  solte  ich  ane  ere 

Ob  ich  mit  reht^  arbeit 

Mit  sinne  vn  oueh  bit  manheit 

Irwirbe  gut  vll  ere  1545 

Daz  pset  man  mich  mere 

Dan  deme  sin  vat^  wnd^  iie 

Vn  daz  mit  schänden  zergie 

Weis  bedarf  ich  me  dan  ich  han 

Min  [BL  1^]  ors  smt  göt  vll  wolgetan  1550 

Mine  knabben  biderbe  vll  gut 

Vn  hant  vii  getniwen  müt 

Ich  bin  ZV  hamasche  wol 

Swo  man  gut  biiagen  sol 

Do  getrüwe  ich  harte  wol  genesen  1555 

Diz  sol  d^  rede  ein  ende  wesen 

H^re  uwer  hulde  si  genigen 

Vn  des  mit  holden  virziegen 

Daz  ich  it  lai^ir  hie  biste 

Sone  wil  ich  dich  nit  me  1560 

Samen  vor  diser  vrist 

Ich  höre  wol  daz  dir  emist  ist 

Swie  vngeme  ich  din  enbir 

Lib^  svn  nv  ganc  bit  mir 

Want  ich  wil  dich  sechen  lan  1565 

Waz  ich  noch  dinis  dingis  han 

Svs  fArte  in  d^  getrAwe  man 
Vil  sere  weinede  dan 
In  eine  keminate 

Die  er  yil  wol  biraten  1570 

Mit  sidenre  wete  vant 
Vn  gab  ime  in  die  hant 
Sine  tavele  daz  er  las 
Wie  allime  sime  dinge  was 
Des  was  er  truric  vn  euch  vro  1575 

Sin  truren  schAf  sich  also 
Ake  ich  vb  hie  nv  kvnde 
JEr  weinite  vor  der  amd^ 


90  V  KABL  fiCttRODRE 

Do  er  inne.  was  geboren 

Do  wid^  hatde  er  ime  ireon[i  1580 

Ghite  vroide  dar  abe 
Von  hohir  geburt  ▼&  von  riohir  habe 
. .  D^  er  nit  entwiste 

Nv  sprach  d*  tröwen  veste 
D*  sin  n*re  was  eewesen  I58b 

Svn  nv  hastv  wol  geleisen 
Daz  ich  dir  biz  here  han  virdagit 
Din  davele  hat  dir  is  wol  gesagit 
Nv  han  ich  mit  dime  golde 
Gebarit  alse  solde  .1590 

Nach  dinir  mnt^  geböte 
Ich  han  dirz  in  gode 
Q^merit  harte  starke 
Fvmfidc  vfi  zvenzic  marke 

Die  han  wir  dir  gewnnen  1595 

Swie  vbele  iz  wir  kvnne 
Mit  sibenzehen  yfi  nit 

Bl.  2*.  (der  obere  Band  Yerschnitten.) 

habe  1601 

Do  biia^s  dv  dich  schone  abe 
.  Zy  andmne  gewiime 
Hastn  dikeine  sinne 

Nv  antworte  ime  gr^orius  lti05 

Vü  sere  weinende  svs 

Owe  lib*  h*re 

Ich  bin  virvallen  verre 

Ane  alle  mine  schulde 

Wie  ich  gotis  holde  1610 

Gewinne  na  d^  missitat 
..Die  hie  vor  mir  geschriben  stat 

Vil  lib^  svn  daz  sage  ich  dir 

(Zeile  nicht  lesbar) 

Gestastu  bie  d'  rittirschafi  1615 

Sich  so  merit  sich  die  craft 

geliche  missitat 

Vfi  enwirt  din  niem^  rat 

Do  von  so  laz  din  irrikeit 

Die  dv  ane  has  geleit  .     1620 

Vfi  diene  gote  hie 

Joch  vb^  sach  er  dienist  nie 

Svn  nv  stant  du  ime  hie  se  clage 

Vfi  virkoufe  dine  kvnsen  dage 

Vinbe  daz  ewige  lebea  1625 

8yn  den  rat  im  ich  dn  geibeik 


BRü6fir8TÜClC£  VON  KAtTTMANNS  VON  AÜE  GReGORnTS.  31 

Owe  lib^  hVe  min 
Joch  ist  minir  girde  noch  mere 
Zv  der  werlte  dan  e 

Ich  engerüwe  niemenne  1630 

Vn  iemer  varende  sin 
Mir  endv  noch  gotis  enade  achin 
Von  wanne  ich  sie  oa*  wer 
Svn  des  bewise  dich  der 

Der  dich  nah  ime  gebildet  hat  1635 

Siet  dv  virwirfis  mme  rat*) 

Nv  do  er  ze  schiffe  gie 
Der  abbet  begab  in  nie 
Biz  er  an  daz  schif  getrat 
AIsus  riümte  er  die  stat 

Schier  schieden  sie  dieitvgent  1645 

Vnd*  alt*  vn  iugent 
So  irgie  doch  von  in  beiden 
Ein  iemirlichiz  scheiden 
Sie  enmohten  d*  ovgen 

Einandir  nit  virlovgen  1650 

Biz  sie  sich  vor  deme  breiten  se 
Nit  mohten  gesehen  me 

Xv  bot  d*  eilende 
Herze  vn  hende 
Zv  hjemele  vn  bat  vil  verre  1655 

Daz  in 

Bl.  2''.  (der  obere  Rand  verschnitten.) 

were  biwant 

Er  gebot  den  mameren 

Daz  sie  den  winden  weren  1660 

Nah  ir  willen  vnd^tan 

Vn  daz  schif  lieszin  gan 

Swar  sie  die  winde  lerten 

Vn  andirs  nirgg  kerten 

Ein  Stare  wint  in  do  wete  1665 

D*  bileib  In  harte  stede 

Vn  Vhrden  in  kvrzen  tagen 

Von  eime  stiirme  geslagen 

Vf  sinir  mät*  lant 

Daz  was  virhergit  vfi  virbrant  1670 

Alse  ich  vch  e  gesagit  han 

Daz  ir  nit  me  was  virlan 

Nit  want  ir  hoibit  stat 

Die  onch  mit  kvmbere  was  bisait 

•)  Keine  Lücke  iu  der  Hä. 


fß  KA^h  SCHRÖDER 

Vll  alse  er  die  stat  ane  gesach  1675 

Zv  den  mamerS  er  do  sprach 
Daz  sie  dar  wenten 
Die  segele  tu  lenten 

Do  die  bnrgere  sahen 
Daz  schif  dort  z\'  gahen  1680 

Nu  sazzite  sie  sich  mit  here 
Disime  schifle  ze  were 
N^  irzo^te  in  d^  eilende 
Frideliche  hende 

Vll  yragite  die  bArgere  1685 

Waz  ir  angist  were 
Des  nam6  sie  bisvnder 
Alle  michil  Virnder*) 
Daz  er  daz  nit  enweste 
Ir  einer  d^  ^este 
Vnd^  in  sagete  ime  vil  ear 
Alse  ich  vch  e  waz  in  do  war 
Alse  er  ir  noit  hatde  vimvmen  1695 

Ehr  sprach  so  bin  ich  rehte  her  ctimp 
Daz  ist  daz  ich  eod  ie  bat 
Daz  er  mich  birente  an  die  stat 
Do  ich  ze  d&ne  vände 

Vll  mine  ivnge  stunde  1700 

Nit  muszig  enlege 
Do  man  vrlogis  phlege 
Oerüchtiz  die  frowe  min 
Ich  wil  ir  seidenere  sin 

Ny  sahen  sie  daz  er  were  170^ 

Vil  harte  lobebere 
An  liebe  vfi  an  gute 
Mit  wiUi^eme  mvte 
Wart  er  Diherber. 

Bl.  3\ de  was  gelegen 

Nv  weite  er  ab^  d^  masze  phlegen  2100 

D\Th  die  gotis  ere 
Sone  gerte  er  nit  mere 
Wan  daz  ime  diene  solte 
Fürbaz  er  nie  enwolte 

Die  tavele  hadte  er  allewege  2105 

In  sin^  heinlich^  phlege 
Virborgen  in  sin^  veste 
Daz  die  nieman  eTm\«\/& 


*)  Keine  Lücke  in  der  H». 


BBUCH8TÜCKE  VOK  HARTMANNS  VON  AUE  GREOORIUa.  tA 

Die  do  bie  ime  vondeo  was 

An  d^  er  degeliche  las  2110 

Sine  sAndelicfae  sacfae 

Den  ovgen  zv  vngemache 

Wie  er  geboren  wrde 

Vn  die  svntlichen  bvrden 

Sin*  mvf  vü  sinis  vat'  2115 

Vnsere  faVen  god  den  bater 

In  beiden  vmbe  Luide 

Vn  enwiste  nit  d^  schulde 

Die  vf  sin  selbis  rücke  lac 

Die  er  naht  vll  dac  2120 

Mit  sinir  mvf  vbite 

Do  mit  er  god  betrübete 

Nv  was  do  ze  hove  ein  magit 
Also  listlich  so  man  sagit 

Die  virstünt  sich  sinir  dage  wol  2185 

Als  ich  nv  sagen  sol 
Wände  sie  d^  Keminat^  phlac 
Do  die  tavele  inne  lac 
Er  hatde  genvme  zv  sinir  clage 
le  ein  zit  i  deme  tage  2130 

Die  er  niem^  virsaz 
Ny  markite  die  i&ncfrowe  daz 
Swan  sie  in  dar  in  verlie 
Daz  er  lachende  (keine  Lücke  der  Hs.  trotz 

des  fallenden  Wortes) 
Vn  schiet  ie  alse  ein  rAwich  man  2135 

Mit  roten  ougen  von  dan 

Nv  yleiz  sie  sich  mere 
Innicliche  sere 
Wie  sie  daz  rehte  irsehe 

Von  wanne  die  clage  geschehe  2140 

Vn  sleich  ime  einis  taffis  mite 
Do  er  abir  nah  sime  siten 
Ze  keminaten  clagen  gie 
Do  was  die  iuncfrowe  hie 
Vn  bare  sich 214& 

^«  3^.  (der  obere  Rand  verschnitten.) 

....  er  an  d^  tavelen  las 

Alse  sin  gewonheit  was 

Do  er  des  harte  vil  getede 

Mit  weinene  vn  mit  gebeite  2160 

Do  trAkente  er  die  ovg6 

Vß  wante  sine  doygen 
au.  Mm»  Mfc#  r,  am)  jMkt^.  % 


9A  KARL8CHHÖDKR 

Vor  alle  d^  werlte  ^ol  bewani 

Nv  hatde  die  marit  akvs  irvam 

Do  er  die  tavele  leite  2155 

Daz  irsach  sie  vil  gereite 

Do  sin  clage  ein  ende  nam 

Die  i&ncfrowe  vil  sdiire  kam 

Zy  ir  frowen  yn  sprach 

Waz  ist  nv  daz  vngimach  2160 

Do  Yone  min  h^re  trAret  so 

Daz  ir  mit  ime  nit  sit  vnfro 

Die  frowe  sprach  waz  meinistv 
Joch  schiet  er  nnweliche  nv 
Von  vns  vil  vrolichen  hie  2165 

Waz  mochte  er  sit  er  von  nur  gie 
Vimvmen  han  die  mere 
Do  von  er  trvric  were 
W^te  ime  solichis  it  gesagtt 
Daz  enhetde  er  mir  mt  virdagit  '  2170 

lerne  enist  zv  weinine  nit  geschehen 
Dv  hast  entmwen  misse  sden 
Frowe  leid^  ich  enhat 
Deiswar  ich  sach  in  hvte  stan 
Do  in  ein  rüwe  eevie  2175 

Die  mir  an  min  herze  gie 
Sich  ioch  was  iz  ie  din  site 
Vil  has  mir  do  mite 
Qemaehit  manige  swere 

Dv  engesa^tis  nie  gyte  mere  2180 

Noch  baz  dv  getetigis 
Wan  dv  böse  mere  segitis 
Daz  mir  ze  schaden  gezvge 

Frowe  diz  enist  nit  ein  Ivge 
loch  enist  andirs  nit  min  clf^  2185 

Wan  daz  ich  so  rehte  war  sage 
Sich  nv  meiniz  dvz  also 
Entruwen  io  er  ist  vnvro 
Ich  wante  [BL  4*J  irs  wistent  michüs  baz 
Ja  vrowe  waz  mac  wesen  daz  2190 

Daz  er  von  uch  so  gar  virstilit 
Want  er  nch  andirs  nit  enverhilit 
Zvare  vrowe  waz  iz  sie 
Ime  wonit  ein  erosze  swerde  bie 
Ich  han  iz  ouch  me  war  genvmS  2195 

Nu  bin  ich  is  an  ein  ende  kvme 
Daz  er  so  groun  kvmir  treit 
Den  er  nora  niemafie  \a\  g«Mid 


V.'..*. 


MtOCHSTÜCKE  VON  HAHTMANNS  VON  AUB  GREGORIUS.  35 

Sit  daz  er  dissis  landis  phlac 

So  enliez  er  nie  dikeinen  dac  2200 

fk*  engienge  ie  wid^  morge 

Eine  virborge 

In  die  keminaten 

Vroiden  wol  biraten 

Swie  vrolichen  er  dar  in  gie  2205 

So  schiet  er  ie  zeivngist  ie 

Herüz  vU  harte  rAweyar 

Doch  genam  ich  iz  nie  so  rehte  war 

Aisich  häte  han  getan 

Do  ich  in  sach  dar  in  gan  2210 

Do  stail  ich  mih  mit  ime  dar  in 

Va  bare  mich  do  biz  daz  ich  in 

Vfl  alle  sine  geberde  irsaoh 

Ich  sach  in  groz  vngemach 

Von  michilre  dage  began  «     2215 

Vn  vor  ime  han 

Ein  dinc  do  ane  geschriben  was 

Do  er  daz  sach  vn  las 

So  slüc  er  sich  zv  den  brAsten  ie 

Vn  bot  sich  an  sine  knie  2220 

Mit  yenien  vil  dicke 

Vn  manige  vf  blicke 

Ich  engesach  niemä  mere 

Weine  also  sere 

Do  bie  irkante  ih  harte  wol  2225 

Daz  sin  h^ze  ist  leidis  yol 

Wan  done  zyiyele  ich  nit  an 

Vmbe  einä  so  h^zeten  man 

Swo  deme  ze  weinene  geschieh 

Daz  ist  ane  h^ze  ruwen  nit  2230 

Alse  ich  in  hvte  weine  sach 

Die  frowe  triiricliche  sprach 
Owe  minis  lieben  hVen 
Waz  mac  ime  dane  gewerre 
BL  4^  Mir  ist  sinis  kymberes  nit  mere  kvnt  2235 

Want  er  ist  ionc  yn  wole  gesunt 
Vn  riebe  ze  ^t^  masze 
Dar  ZV  ich  mt  enlas^n 
Ich  envare  sinis  willen  alsich  sol 
Deiswar  des  .mac  mich  lösten  wol  2240 

Want  ers  wole  virschAlden  kan 
Hat  dikein  wib  dikeine  dörer  man 
Deiswar  daz  lasze  ich  ane  ssom 
Wan  erenwart  weisgod  nie  gebom 


S6  KARL  BARTSCH 

Owe  mir  armen  wibe  2245 

loch  engischach  mime  Übe 

Nie  dikeiner  slahte  göt 

Noch  oYch  niem^  gedöt 

Nit  wan  von  sin  einis  tüget 

Nv  waz  mac  ime  zv  sinir  i^gent  2250 

So  vile  ze  weinine  geschehe 

Als  ich  dich  do  höre  iehen 

Sv  dv  mir  etzliche  rat 
Sit  er  mirs  virswigen  hat 

Wie  ich  sin  leit  inrare  2255 

Daz  ich  mich  doch  an  ime  beware 
Ich  yoilite  ob  ich  iz  mir  sagen  bite 
Ich  verlieze  in  da  mite 
Ich  weis  wole  waz  Sache 

Ze  leide  ze  leide  od^  ze  yngemache  2260 

Ime  geschehe  die  ze  saeene  ist 
Die  enhele  er  mich  dikeme  Trist 
Nv  engere  ich  noh  die  zu  dikeiner  geschiht 
Ze  wiszene  wid^  sind  holden  nit 
Wan  daz  mir  die  dArch  ein  list  2265 

Alse  not  ze  wiszene  ist 
Ob  sin  smerze 
lender  abo  were 
Daz  ime  min  helfe  dohte 

(der  folgende  Vers  vom  Schreiber   ausgelassen) 
Daz  er  mich  ie  dikeine  eeschiht 
Sie  züge  zefirihnen  od^  mt 
Verswige  des  waz  ich  vngewon 
Vfi  bin  wol  gewisit  do  von 
Daz  er  mir  diz  yng^ne  sagit  2275 

Nv  rate  ich  vch 

K.  SCHR{)li)£R. 


Bei  der  geringen  Zahl  von  Handschriften,  die  ans  Hartmai 
Gregorius  überliefert  haben,  ist  die  AufEndung  von  Bruchst&cken  eii 
Denen  Handschrift  nicht  unwichtig,  und  daher  verdienten  vorstehei 
Blätter  einen  vollständigen  Abdruck.  DieO  um  so  mehr,  als  sie  \ 
einer  guten  alten  Quelle  beruhen;  denn  darauf  deutet  schon  der  D 
stand,  daß  sie  in  fortlaufenden  Zeilen,  ohne  abgesetzte  Verse,  | 
schrieben  sind.  Ihre  Heimat  haben  wir  in  Mitteldeutschland  zu  such« 
daraus  erklärt  sich  auch  das  Beibehalten  vieler  in  der  oberdeutad 
Sprache  des  13.  Jahrhunderts  abgeworfener  e,  die  jedoch  in  mancd 
Fäüea  mit  des  Dichten  eigener  AuasptacVie  tiWxräiAtmTSAii  und  lei* 


BRUCHSTÜCKE  VON  HARTMANNft  VON  AUE  GREGORniS.     37 

Mu  dem  Original  herübergenoramen  »ein  können.  Der  Text  steht  zu 
keiner  der  erhaltenen  Handschriften  oder  Bruchstücke  in  nächster  Ver- 
tiodtscbaft:  bald  zu  dieser ,  bald  zu  jeuer  neigend,  hilft  er  zuweilen 
Lesarten,  selbst  Conjecturen  der  Herausgeber  bestätigen,  anderwärts 
rideriegen.  Es  sei  erlaubt,  das  wichtigere  zu  besprechen.  1509  wird 
ie  von  mir  (Oerman.  14,  429)  vennuthete  Sehreibung  manegeme,  wo- 
arch  ja  nicht  in  den  Auftact  zu  kommen  braucht,  bestätigt,  joch  fttr 
I,  welches  die  Bruchstücke  hierund  1611. 1622.  2164  haben,  ist  vielleicht 
SS  echte  Auch  im  armen  Heinrich  638  und  öft;er  hat  (oder  hatte)  die 
braßburger  Hs.  joch,  was  die  Herausgeber  unnöthig  in  jd  verwandeln ; 
;1.  mhd.  Wb.  1,  77S*.  —  1516  bitoenden  bestätigt  die  Lesart  von  A  E 
wenden;  es  wird  zu  lesen  sein  wie  mökte  ei'z  haz  bewenden*)  —  1517 
I  auch  die  Bruchstücke,  die  wir  mit  H  bezeichnen  wollen,  yewirdeti 
sben,  60  wird  Bech  seine  he&art  gevürdem  wohl  kaum  aufrecht  erhalten.  — 
518  die  LfCsart  stimmt  mit£0  gegen  A:  gleichwohl  glaube  ich  nicht, 
aü  sie  die  echte  ist,  so  wenig  wie  die  von  A,  sondern  Hartmann 
chrieb  er  wirdet  ein  taelic  nuin,  was  bei  der  im  13.  Jahrh.  üblichen 
Lassprache  wirf  zu  kurz  schien ;  daher  die  Änderungen.  —  1521  arman 
hr  armen  man  mag  leicht  das  echte  sein.  —  1524  hnbin  bestätigt  die 
>esart  von  A;  Bech  hat  daher  wohl  Recht  mit  seinem  Vorschlage 
lie  huobe  mir  min  vater  lie,  —  1528  die  Hss.  gehen  auseinander:  A  hat 
nä  frumckeit  verdienen,  £  mit  frumckait  ich  sey  dyenen,  H  mit  frumi- 
'^äe  gedienen;  das  richtige  ist  mit  frümekeiU  dienen,  —  1531  die  Lesart 
roo  AE  wird  durch  H  bestätigt;  und  so  ist  auch  zu  schreiben  dan  $1 
uk  noch  ie  man  versagete.  Soll  die  folgende  Zeile  ebenfalls  über- 
icUagende  Silbe  haben,  so  muü  auf  der  die  erste  Hebung  fallen.  — 
153 1  grozem  in  A,  das  E  H  nicht  haben,  ist  hier  ebenso  wie  1509  ein- 
^hoben;  aber  auch  gaelde  ist  interpoliert,  es  hieß  entweder  mit  kum- 
er  erkoufen,  oder  da  EH  kouftn  liabe'U,  mit  kumbei'e  (=  H)  kaufen, 
rts  dem  Dichter  wohl  noch  zuzutrauen  wäre.  —  1540  eone  wird  richtig 
dn;  darauf  weist  auch  schone  in  E.  —  1547  bestätigt  H  Lachmanns 
lesseniDg.  — 1557  bestätigt  H  die  Lesart  von  A,  die  allerdings  wegen 
ies  folgenden  htUden  auffallend  ist;  aber  doch  wird  man  jetzt  Bedenken 
ragen  müssen,  E  zu  folgen.  —  1562  auch  hier  stellt  sich  H  zu  A  mit 
orifl^  wofilr  £0  sich,  F  verstee  gar.  Die  Abweichungen  sind  auifallend 
ad  laisen  vennuthen,  daß  keines  der  hier  stehenden  Worte  das 
nfMüngliche  ist.  Ich  vermuthe,  daß  Hartmann  entsebe  schrieb,  ein  Wort^ 
las  in  mhd.  Zeit  allerdings  überwiegend  mitteldeutsch  ist,  aber  doch 
«eh  bei  Gottfried  (Trist.  845)  vorkommt  Der  Schreiber  von  H  müßte 
Uerdinge  höre  aobon  in  seiner  Vorlage   geiuudeu  W\>^Ti^  ^^\!Ckx  '^fiK£w 


Sg     R.  BABT8CH,  6EUCR8TÜCKE  VON  HARTMANNS  VON  ATOS  OBEGO]mn.j 

würde  ent$eb€  nicht  anstößig  gewesen  sein.  —  1563.  64  der  Reim 
wie  in  £.  —  1583  i  fehlt  wie  in  A,  auch  1589  stimmt  dime  sn 
in  A,  statt  dem,  wie  1594  mit  ßtnfisic  statt  ftlnfeehen;  ich  glaube, 
1589  dim  zu  schreiben  ist.  —  1597  scheint  der  Schreiber  gleidi  i 
1599  übergesprungen  zu  sein;  vielleicht  übersprang  er  eine  Zeile  eeintf; 
wie  Prosa  geschriebenen  Vorlage.  --  1602  scMne  hat  auch  H,  Ubereü^ 
stimmend  mit  AG;  es  wird  also  immer  in  A,  das  GH  nicht  haben,  fli 
streichen  sein.  —  1607  vil  fehlt  (=  AG^J  mit  Recht;  Bech  hat  es  anA 
nicht  aufgenommen;  ebenso  bestätigt  1612  H  die  Lesart  von  AG  «li 
Bech,  gegen  £,  der  Lachmann  folgte.  —  1636  fehlt  nü  wie  EEG,  lai 
ist  wohl  mit  Recht  von  Bech  gestrichen.  —  1642  hat  die  fhr  den  Voi 
nothwendige  Form  abhet  sich  nur  in  H  erhalten.  —  1645  diu  hahi 
übereinstimmend  alle  Hss.  (AEH);  auf  die  richtige  Lesart  iUirt  H: 
8wie  8^e  gesctieiden  ti  diu  tugent.  —  1646  ist  die  Lesart  von  H  vie^  - 
leicht  der  von  E  vorzuziehen.  —  1660  bestätigt  H  die  von  Bedi  fcei- 
behaltene  Lesart  den  winden,  woffar  Lachmann  gegen  alle  Hss.  dht 
Unden,  —  1677  xcenien,  den  mitteldeutschen  Conj.  ftlr  wanien  hat  H, 
und  dieß  Verbum  auch  alle  andern  Hss.,  A  wcaden  (nicht  wcmidtm)^ 
wanden  EG.  Es  sind  daher  beide  Zeilen  zu  lesen 

daz  si  dar  wanien 
die  segele  unde  tonten, 
oder  auch  und  die  segele  lanlen  (vgl.  AG)  wäre  denkbar.  —  1680  dort  H, 
wie  EG,  und  dieß  ist  die  richtige  Lesart.  —  1698  hraehte  H  =  EG.  — 
2136  die  Lesart  wie  die  von  G;  vgl.  German.  14,  430.  —  2140  fllr 
tcd  von  in  AE  hat  H  van  toonnS;  keine  von  beiden  Lesarten  ist  dift 
echte,  sondern  Hartmann  schrieb  von  tcnu;  vgl.  Untersuchungen  üb.  d. 
Nibcl.  S.  190.  —  2143  Uagen,   das  Bech  aus  EG  aufgenommen,  wM 
durch  H   bestätigt.  —  2148  alse  ist  die  richtige  vom  Vers  gefordote 
Form,   die  keine  andere  Hs.  hat  —  2158  gehen   die  Lesarten  an»- 
einander: 

A  diu  mögt  vü  harte  sekiere  quam 

E  harte  schiere 

H  iuncfrowe  vil  schiere 

G  maget  schiere. 

Letzteres  ist  offenbar  zu  kurz.    Das  echte  war  diu  maget  nile  seUtri 
kam,  was,  wenn  man  vü  las,  zu  kurz  war;  daher  schrieb  A  ml  hmU, 
E  hartCj  H  vertauschte,  um  eine  Hebung  zu  gewinnen,  maget  mit  /sa^ 
frawe.  —  2160  haben  AG  frawe,  waz  ist  der  ungemach,  H  wob  uI  m* 
daz  ungemach  Ich  halte yrotoe  und  im  Air  Zusätze,  waz  kann,  da  der! 
Nachdruck  darauf  liegt,   durchaus  die  ext^\ie  BftV^tisi%  txsygen.  •*-  ^Itf.! 


J.  8TB0BL,  HOCH  EINMAL  DAS  NAMENIIÄTRSEL  DES  PSIlfAS.       39 

sstitigt  H  LadiinaimB  Conjectar.  —  2169.  70  mag  leicht  die  Lesart 
m  EH  gegen  A  Recht  haben.  —  2181.  82  hat  allein  H  das  richtige 
dageiewi :  sagetett  bewahrt,  das  Lachmann  herstellte.  —  2187  weichen 
le  Hsa.  Yon  einander  ab,  A  sich,  meinest  duz  doch  sd,  E  sich  $8  meinest 
a  doch  also,  H  sieh  nu  meines  duz  alsd.  Hartmann  schrieb  sieh,  meinest 
0  #0/  soj  nuj  doch,  al  sind  Einschiebnngen.  —  2201  H  =  E,  wahr- 
liemlich  das  echte.  —  2208  nach  den  Lesarten  von  H(E)  wird  zu 
sen  sein  iehs  nie.  —  2215.  16  auch  hier  ist  den  Lesarten  von  EGH 
er  Vorzog  zu  geben:  in  der  zweiten  Zeile  hat  £  und  ieh  sack  in  vor 
n  hän,  G  und  sach  in  vor  im  hän,  H  un  vor  ime  hän,  A  hegen  unde 
mr  im  hän:  hier  hat  H  das  echte  bewahrt;  der  Vers  ist  zu  schreiben 
wie  vor  ime  hdn;  vgl.  Genn.  14,  429  zu  V.  1469.  Dann  muß  aber 
ogän  das  andere  Reimwort  gewesen  sein,  und  die  Lesart  von  A  in  von 
mmasdicher  klage  began  verwandelt  werden:  sie  ist  durch  das  Bestreben, 
ie  folgende  Zeile  zu  verlängern,  veranlasst  —  2221  H  bestätigt  wie 
\  Lachmanns  Conjectur,  nur  wird  nach  GH(E)  zu  lesen  sein  mä 
mgen,  wobei  venjen  Plural  oder  Verbum  sein  kann.  —  2235  in  niht  mer 
ümmen  AGH  flberein;  es  wird  daher  m^  wohl  beizubehalten  sein.  — 
242  in  Bezug  auf  hat  stimmt  H  zu  A  gegen  EG,  denen  Bech  folgt 
jewan):  nach  uüp  folgt  dikeinen,  wie  in  A  einen,  in  E  ein,  und  es  wird 
icht  SU  streichen  sein:  man  lese  hdt  dehein  uüp  keinen  tiwerren  man.  — 
344  weiz  got  ^  A;  ich  halte  wadlich,  Lachmanns  Conjectur  ftlr  waer- 
bch  in  E,  die  Bech  aufgenommen,  nicht  Air  gut;  denn  sie  schwächt 
Se  Bestimmtheit  des  Ausdrucks.  —  2249  bestätigt  H  Lachmanns  Besee- 
vng.  —  2255  alsS,  das  Lachmann  aus  E  aufnahm,  hat  Bech  mit  Recht 
gestrichen;  es  fehlt  AGH.  —  2257  ichn  mirz  zu  schreiben  ist  nicht 
lothwendig,  in  versteht  sich  als  Ergänzung  von  selbst 

K.  BARTSCH. 


NOCH  EINMAL  DAS  NAMENRÄTHSEL  DES 

PBIMAS. 


Der  Aufsatz  in  dieser  Zeitschrift  16,  306  veranlasst  mich  meine 
inmal  gefundene  aber  ftlr  andere  Zeiten  zurückgelegte  Deutung  hier 
litzutheilen,  damit  nicht  neuerdings  Mtihc  und  Zeit  wie  ich  meine 
achtloser  Weise  darauf  verschwendet  werde.  Der  Name,  den  ich  finde, 
hrt  uns  nicht  so  weit  wie  der  von  J.  Grion  und  K.  E.  H.  Krause 
nrausgeklfigelte,    aber    es    entspricht    ganz    diesem    ^^roteosartii^^ 


40        '^BlßL  8TEFFBNHAGEH,  0RAB8CHRIFT  AUF  NEIDHABT  FDGBI. 

Manne/  datt  er  uns,  wo  wir  Um  zu  haben  meinen,  wiederum  entg^ 
Denn  er  nennt  sich  uns  nicht  mit  einem  neuen  Namen,  sondern  iBit.f 
einem  schon  gekannten:  Galtherus.. 

Littera  bis  bina  um  dai  vel  syllaba  triaa,  wobei  der  iKchter  das  fl 
wie  griech.  ^  als  äiueu  Buchstaben  behandelt. 

Si  mihi  demcUur  capiU  ex  reliquo  genet'auer 

bettia 
Caput  ist    aber    nirgends    das  üaide,    sondern   der  Anfang  also  (Gsl) 
therus  ="  d^po^. 

81  oaUer  pennis  ero  teeta   decenUsr  d.  i.  Gal^thur)u8.   Das  Feminii 
tecta  erklärt  sich  genugsam  aus  bestia. 

Wenn  wir  den  Namen  umwenden,  erhalten  wir  freilich  kein  schdnei 
reck  ßow  oder  kru$  wolf,  aber  wirklich  nil. 

MÖDLING,  lt.  NoTerober  187t.  J.  8TROBL.  1 


GRABÖCHRIFT  AUF  NEIDHART  FUCHS. 


In  MS.  1304  der  königl.  und  UniversitätsBibliothek  zu  Königs- 
berg auf  der  Innenseite  des  Vorderdeckels  ist  folgende  Grrabscfarift  in 
Lateinischen  Distichen  im  J.  1479  eingetragen: 

Epitaphium  Neithart  vochs  circa  fepulturam  fuam  wienne. 

Strennuus  hie  faxo  miles  neithart  operitur, 

Co^ominatus  vochs,  ingenuus  genere. 

Qui  dedit  hoftibus  hie  et  tranfnuure  bella  paganis 

jHier  fehlt  der  Pentameter  des  zweiten  Verspaares.] 
5  Sub  nota  fuam  q^  finxit  carmina  panxit, 

Per  q)  eins  hodie  gesta  canunt  populi. 

Qualiter  in  czifelmawr  vexauerat  ipfe  colon*, 

Quorum  quis  primam  fumpGt  ei  violam 

Ex  prato  q{  locum  viele  cum  ftercore  texit, 
10  Tale  nephas  neithard  reddere  curat  eis. 

Vt  monach*,  Tic  ralit  eos  veftitque  cucullis. 

Hos  pupugerunt,  quas  vafe  retundit,  apes, 

Ven^s  (1.  ventres)  de  funsis  doluerunt,  quos  dedit  üUs^ 

Vngento  demum  fecit  eos  fetidos, 
15  In  fporta  effigies  fimiles  eis  attulit  ipsis. 

Huc  fua  non  fcribi  ßngula  (fehlt  £Etcta^  queunt 

•Do  pacem  agriculis,''  cecinit,  «nee  plus  fiunulari 

Inmundo  mundo,  fed  tibi,  x*,  volo.'^ 

Hie  ftans  dicat:  ei  da,  x*,  locum  requiei, 
20  Att  eciam  conctis^  quos  humuE  Ute  te^V 


I 


FEDOR  BECH.  VON  DEM  ÜBELEN  WKIBE.  41 

Von  dieser  Gh^bschrift  findet  sich  in  den  Beschreibungen  des 
rmbmals  keine  Spur.  Vgl.  Franz  Tschischka  Der  ^t.  Stephansdom  in 
Hen,  Wien  1832.  fol.  S.  20  f.  and  die  Abbildung  auf  Kupfertafel 
XXXIV;  von  der  Hagen  Minnesinger  V,  266  f.  und  Wackemagel 
lenda  IV,  438  f.,  441.  Mittheilungen  der  k.  k.  Central-Commission 
DT  Erforschung  u.  Erhaltung  d.  Baudenkmale.  XV.  Jahrg.  Wien  1871, 
eilagen  S.  XVII  f.  Ein  ^Epitaphium  Neithardi*'  von  Wolfgang  Ehainer, 
Bern  Priester  in  den  ersten  Jahrzehnten  des  XVI.  Jahrb.,  nach  einem 
[S.  der  Wiener  Hofbibliothek  ist  mitgetheilt  von  Jos.  v.  Bergmann 
1  den  angefahrten  ^Mittheilungen^  1.  c.  S.  XL  VI.  —  Während  Vers  3 
nf  Neithart's  Kreuzzug  (Haupt  S.  108)  anspielt .  sind  die  im  V.  7  ff. 
srührten  Schwanke  nur  aus  den  unechten  Liedern  zu  belegen.  Den 
erühmten  Schwank  vom  ersten  Veilchen  behandeln  die  Lieder  2, 
,  4,  5  des  alten  Druckes,  Hagen  MS.  IH,  202,  297,  298  mit  IV,  436 
ad  Wackemagel  441  mit  N.  5.  Vers  11  betrifll  die  alte  Fabel  von 
en  zuMönchen  geschorenen  Bauern,  MS.  IH,  302  undWacker- 
Igel  441  mit  N.  2.  Zu  V.  12  gehören  die  Lieder  ^Nithart  im  vaz'' 
ad  ^Der  brem**  MS.  III,  194,  195,  Haupt  p.  XXX  ff.;  zu  V.  14 
Diu  salbe*'  MS.  HI,  238;  zu  V.  15  endlich  .,Wie  Xcidhart  mit 
iaem  korb  kam  ghen  Zeysolraawr  und  geschnitzet  bawren  in 
Im  korb  hctt**  MS.  III,  3()3.  Die  in  V.  17,  18  angefilhrten  Worte  des 
)iehtflrs  sind  den  beiden  letzten ,  bei  Haupt  8.  220  f.  ausgemerzten 
krophen  des  echten  Liedes  ^Der  werlt  urloup''  MS.  III ,  254  ent- 
lommen. 

KÖNIGSBERG,  im  Juli  1871.  Dr.  £M1L  STEFFENHAGEN. 


ZU  DEM  VON  M.  HAUPT    HERAUSGEGEBENEN 
GEDICHT:  VON  DEM  ÜBELEN  WEIBE- 

VOM 

FEDOR  BECH. 


V.  50—64:  und  gpriche  ich  Bwan,  #t  spriehet  mz;  ^ 

spriche  ich  wtz,  si  sprichst  moarz; 
nü  hüete  umbe  den  naesnarz 
9wer  eltchen  neme  ein  unp. 
In  Betreff  des  schwierigen  Wortes  nacenarz  hat  Haupt  in  seiner 
Afinerkoog  Smzu  sehr  pjwsend  verwiesen  auf  eme&V«^^  vn^^xY^AoAst 


42  FEDOR  BECK 

und  in  der  Strafibnrger  Handschrift  des  Rosengartens:  ir  (Kriemluldi) 
neckü  $int  gemeä,  mich  dtmket  an  den  sinnen,  do  Vdiff  ein  wunderUAtf 
snariz  (Pßilzer  Handschr.  do  louff  ein  schwariz)  sowie  auf  die  RedeMh 
art:  einen  fckelm,  einen  Jchalk  im  naeken  haben.  Freilich  geht  dantf 
noch  nicht  hervor ,  was  eigentlich  der  snarz  im  Kacken  gewesen  ml, 
so  wenig  wie  ans  der  vom  Heransgeber  angeAihrten  Steile  des  Bemflr 
Idiotikons:  enarz  gcomma,  märze  aeuleatie  verbis  uti  erga  idiquem\  v^ 
anch  noch  Stieler  1888  der  schnarz,  eeknärz,  ronchue-  futäie,  nfih 
eüiosue,  aeerhus,  vilis  rei  ae/Hmatio,'  Stalder  TL,  340;  in  fthnlicfaem  Simil' 
schon  steht  das  Wort  bei  Meister  RumÜlant  nach  MSH.  U^  369^  w " 
(der  Schwalbe)  arme  quiäel  zwitter  echürfen  snarz  oudi  eange  lägdp 
weniger  klar  dagegen  and  mehr  durch  den  Reim  bedingt  in  Lst*' 
bergs  LS.  I,  632,  62 

got  ist  der  obrist  oHsst, 

daz  er  aim  der  sünden  snartt 

tuenden  kan  der  sündig  ist. 
Der  snar2  im  Nacken  der  Frau,  vor  dem  junge  Männer,  die  sidi  ve^ 
ehelichen  wollen,   in  unserem  Gedichte  gewarnt  werden,   muß  doek 
etwas  gewesen  sein,  das  fhr  ein  Anzeichen,  ein  Merkmal  galt,  ans  den 
man   auf  den  hochfahrenden,  widerhaarigen,  halsstarrigen  Sinn  eiasr 
Frau  zu  schließen  pflegte.   An  gewisse  Haare  im  Nacken  (ver^.  die 
keifhaare  ^  vmkhaare  Deut.  Wort.  V,  445)  als  anerkanntes  Anaeidiei 
der  Zanksucht  zu  denken  geht  deflhalb  nicht  an,  weil  dann  schwwKdr 
(wie  im  Rosengarten)  gesagt  werden  könnte:  der  snarz  laufe  im  Naekea; 
eher  ließe   sich   ein  Hautmal   (vgl    zankfleck  bei  Adelung)   oder  dne 
Ader  (vgl.  6.  Abent.  H,  91,  150  soU  st  mir  triuwe  gelden  Mit  tmfrwctfs 
und  mit  scheiden,  Dar  an  het  ich  vU  schiere  erspurt,  Daz  sie  ein  bona 
dder  rÜTt)  vermuthen,  wenn   nur   solche  Zeichen   als   bedeutongsvpll 
gerade  im  Nacken   sich  nachweisen  ließen.    Daher  neige  ich  au  dir 
Vermuthung,  daß  unter  nacsnarz  eine  besondere  Kopf-  oder  HaktradA 
verstanden  worden  sei,   und  zwar  ein  haubtgd}ende,  ähnlich  dem  «iiSr- 
rinc,  jenem   z.  B.   von  Wolfram  und  Berthold   erwähnten   weiblichen 
Kopfputz  (vgl.  Zamcke-Müller  H^  450*),  wenn  es  nicht  gar  dasselbe 
bedeutete;  snilrrine  und  snarz  sind  wenigstens  von  ein  und  demselben 
Wortstamme  und  können  ihrer  wörtlichen  Bedeutung  nach  schwerlick: 
weit  von  einander  abliegen.   Dieses  gebende  konnte  dann  benannt  seil 
nach  dem  eigenthünilichen  gesnarre  oder  gesnüarre  (Zarncke-MtÜler  IT» « 
449^,  vergl.  auch  rüfch  bei  Uk.  t.  Liechtenst  259,  27  u.  30),  naoh^ 
dem  rauschenden  Ton,  den  es  beim  Bewegen  des  Nackens  odfer  Kop&i| 
veranBcbte,   JedeD&Ua  war   solcher  Kopfputz  nur  bei  reicheai  v«^l 


VON  DEM  ÜBELEN  WEIBR, 


43 


men  Frauen  zu  finden,  and  eß  Iür  sehr  nnhe,  ihn  als  Zeichen 
t  Hochmuth,  oder  widersppnstifrer  Sinnrsiirt  aiifzufnasen.  Ist  diese 
'muthung  richtig,  eo  ist  es  vielleicht  auch  erlaubt  eine  Andening  in 
Liede  Walthers  selpvnr  ein  icip,  nn  \nze  r^i  ganzfieher  staele 
.  w.  111,  13  Lachm.  =  m,  15  Rif^ger  vorzuschtagen  Der  Dichter 
teilt  dort  einer  Fmu,  welche  sieh  mit  ihren  nattlrlichen  Reizen  be* 
und  eitlen  Kleidertand  und  HaarHchmuck  verschmäht,  eeinen 
und  flihrt  dann  fort:  ja  hoere  ick  gmtie  von  ir  gunliu  mfwr«, 
r  txil  h'^r  <if  ijeliinidfn  hdt.  Bi  ir  ■nuinerfiu  hin  ze  ki'reh^n  g^t, 
I  ir  »töarzen  nac  vil  höhe  blecken  Ut.  Ich  traene  d(i%  gehende  itng- 
r  »W.  DaÜ  vornehmere,  reichere  Damen  gemeint  sind  unter  denen, 
ihe  neben  der  erst  genannten  auf  dem  Wege  nach  der  Kirche 
«Ich  hervorthnn  und  trotz  ihres  Putzes  ihr  an  Reiz  nachstehen,  geht  ans 
AtVB  Gegensatze  hervor;  dann  aber  scheint  mir  der  wnrw  nac  nicht 
Ich  machte  daher  lesen:  diu  ir  nnctnai-x  hSke  blecken  lät. 
,  dem  letzten  Verse  ergfthe  sich  dann  anch,  daß  der  snarz  ein 
irf«  war;  vergl.  auch  »chnatz  und  schnatzm  bei  Vilmar  Id.  361. 
.  79 — 81  sprich«  ich  gtiol.  »t  »prlchet  ilbel: 

ipriehe  ich  kiiimp  aljinm  ein  atclibel, 
«t  gprichd  reht  aUnm  ein  zein. 
\  ftdiwcT  8U  boBtimniendes  Wort  ist  hier  sicilhef,  über  das  auch  der 
[eher  nichts  zu  sagen  weili;   es  findet   sich   bia  jetzt   nirgend» 
■  überliefert.   Wenn  man  jedoch  bedenkt,   daß  unter  Einwirkung 
)  voransgeh enden  w  das  i  (e)  in  einem  Worte  öfter  in  «  oder  fi 
•©lit,  —  man  vei^l.  die  Beispiele  bei  Weinhold  Bniriaehe  Gramm. 
K45 — 46   und  Alemannische  Gr.  S.  31 ,    denen   sich   beifllcen   lassen 
mttrrgiden   im  Leben  der  heiligen  Magdalena  80"  nach  der  Wiener 
tchr.;  atcüren  =  gicirea  ßttiicn  tonsiUn  in  Weist.  I.  252;  wlippe  = 
t  bei  Zamcke-Müllor  III,  612';  mtipfel  =  nnpfel  in  Kiinigsh.  136", 
■  =:  wefcer  in  Bithmers  Urkundenb.  v.  Prankf.  I,  637;  die 
h/Ünten)  in  Martina  4,  108  und  60,  71;  jotM  =  h.jW  323,  21; 
jfjnrte/)  Laßb.  LS.  III,   409,  389  u.  s.  w.  —  so   könnte   man 
sla   dialektische  Nebenform  zu  meihel  fassen;   swibel  aber  wird 
Ibüi  Diefonbach  Gloss.  431"  als  tJberaetKung  Xu  pessubis  geratura  lignea 
^cftlhrt  aus  einem  Voeabular  des  16.  Jahrh.j  ingleicben  findet  sich 
l  and  gnfgmisieiebel,  bei  Frisch  II,  224''  fltr  Galgen  Schwengel ;  ferner 
[StoWor  II,  363  »chwibel,  gchideltnl,  »chwiebele  f.   ^  Handhabe,  die 
1<e  Quere  steht,  z.  B.  an  einem  Ruder,  an  einer  Sense,  oder  ^cin.& 
I.  welche  mau  dfti  Äfegen  au  den  Hals  hängt,  A;itvi\^.  *w^  t\\Ä\V 
äaoe  brechen;"  man  vergj,  auch  das  Zeitw.  Kuib«l«n  \u  ^o*.- 


44  FEDOR  BECH 

frieds  Tristan  9044  nach  der  Florentiner  Ra^dschr.,  sowie  mcibeUu 
in  MSH.  III,  196.  Zu  pesmbis  findet  sich  aber  bei  Graff  VI,  409 
Form  scubil  beigeftigt  und  statt  dessen  auch  subil,  vergl.  Diefenb.  l 
subtel,  mbel  vel  ligerinc. 

V.  84:  seht  wie  ein  seUeschaft  dat  si. 
Hier  hat  der  Herausg.  einer  metrischen  Ansicht  zu  Liebe  die  in  01 
deutschland  sonst  allein  übliche  Form  geselleschafi,  welche  die  Hands 
enthält,   nicht  beibehalten.   SeUeschaft  wird  sich  kaum  aus  guten  o 
deutschen  Handschriften  nachweisen   lassen  (vergl.  Orimm  ttber  i 
'  dank  52);  es  tritt  so  ziemlich  in  eine  Reihe  mit  seile  spile  verie,  a 
mit  spenge  buH,  die  man  jetzt  in  d^n  neuem  Textrevisionen  statt 
in  Oberdeutschland  herkömmlichen  Formen  geselle  gespäe  geverte  gesp 
gAurt  zum  Theil  gewaltsam  einzuführen  sucht.  Man  trifft  sie  sehr  se 
und  höchstens  nur  in  solchen  Handschriften,  die  den  bessern  an  W 
nachstehen.  Von  sMes^igß  kenne  ich  nur  ein  Beispiel  aus  einer  In 
linearversion   der  Benediktinerregel   (cod.  Stuttgart  4*,   No.  290, 
dem  Anfange  des  13.  Jahrh.)  fol.  21\  seVUscaft  eonsortio,  das  mir  Fi 
Pfeiffer  früher  mittheilte ;  aus  welchem  Theile  Deutschlands  der  Verfa 
jener  Handschr.  stammt,  weiß  ich  nicht ;  sonst  ist  ja  bekannt,  daß  d 
Form   nur  in  md.  und  mnd.  Sprachdenkmftlem  angetroffen  wird, 
z.  B.  die  Varr.  zu  Iwein  5110,  v.  d.  Hagens  Germ.  X,  174^  Chro 
d.  D.  St  VL,  495. 

V.  150  so  sieht  #t  mir  siege  vil  üf  hende  und  üf  die  knilbele  so  i 
gruntübele;  zu  dem  Adverbium  grantübele,  das  in  der  Anmerkung 
gnuUboese  aus  Helbling  7,  811  verglichen  ist,  verweise  ich  auf  RuL 
Merswin,  Buch  von  den  neun  Felsen,  59  ach  herzeliep  mtns,  wie 
barmet  mich  dis  s^  gruntäbele!  ebenso  S.  84  und  88. 

V.  164 — 165  n  wart  mir  nie  so  strenge, 

si  werde  mir  noch  strenger; 
ivß  zweiten  Verse  wird  wohl  mit  demselben  Rechte  wie  in  V.  90 
f^  si  zu  schreiben  sein. 

V.  243—256  dd  ich  si  (=-.  Saelde)  mit  vlize  bat 

daz  si  mir  ze  wibe 

gaebe  diu  mim  Itbe 

wa£re  wol  ze  mäzen, 

daz  hat  si  leidet  Iclzen 

und  hat  mir  ein  wip  gegeben 

daz  K  mir  alle  die  nu  Üben 

vm$ner  sint  gebezzert, 

min  jctuist  ist  t)ermencrU 


VON  DEM  ÜBELfiN  WEIB£.  45 

ich  wände  S  ich  genaem$  «i 

da^  nindert  zwd  oder  dti 

lebeten  al$8  guate: 

des  tet  u*  unzemude 

daz  ei  U  guaten  tciben 

mit  lobe  welle  beliben. 
Eine  große  Schwierigkeit  bietet  hier  wieder  Vers  250:  n^  kunet 
vermezzert.  Ob  und  welchen  Sinn  der  Herausgeber  darin  gefunden 
tf  darüber  schweigen  die  Anmerkungen.  Nicht  nur  aber  die  Bedeutung 
i  sonst  nirgends  belegten  Wortes  veitnezzem,  (denn  mit  dem  von 
hmid  Schwab.  Wrtb.  376  aufgeftlhrten  vermeeeem  von  maeer  hat  es 
imi  etwas  gemein),  der  Sinn  des  ganzen  Satzes  ist  schwer  anzugeben, 
mftchst  will  ich  es  versuchen  aus  dem  Zusammenhange  zu  bestimmen, 
Icher  Sinn  darin  liegen  könne,  und  obige  Verse  so  wortgetreu  wie 
iglich  übersetzen. 

„Als  ich  die  Saide  angelegentlich  bat,  sie  möchte  mir  ein  Weib 
ben^  das  mir  vollkommen  gemäÜ  wäre,  da  hat  sie  leider  das  (letztere) 
berücksichtigt  gelassen  und  mir  (statt  dessen)  ein  Weib  gegeben, 
II  in  Vergleich  zu  mir  alle  (Ehemänner)  weit  und  breit  besser  ge- 
ven  sind  (oder:  viel  besser  daran  sind).  Meine  Kunst  ist  —  ver- 
pf/mi  (?).  Ehe  ich  sie  heiratete,  glaubte  ich,  in  der  ganzen  Welt 
ren  nicht  zwei  oder  drei  so  gute  Frauen  zu  finden;  (indessen)  sie 
durchaus  nicht  darauf  bedacht,  daü  sie  neben  guten  Ehefrauen 
t  EIhren  suche  genannt  zu  werden.^ 

Was  kann  hier,  so  frage  ich  nun,  wSn  kamt  iet  vermezzert  heijton? 
tfermezzeim  von  mezzer,  cuUer  abgeleitet,  so  könnte  es  seiner  Bedeutung 
cb  so  viel  sein  wie  verechr^ten  (wie  in  jenem  Liede  Walthers  aitf 
nig  Otto:  dd  wart  er  vä  gar  ze  kurz  cUe  ein  vereckr^Un  werc)  d«  h. 
Schneiden  mit  dem  Messer  verfehlen  oder  verderben,  verschnitzeln, 
honaen;  dann  lleüe  sich  die  ganze  Zeile  etwa  so  verstehen:  meine 
nst  d.  h.  Kraft  oder  Potenz,  die  ich  als  Mann  haben  sollte  gegen- 
ar  meiner  Ehehälfte,  ist  zu  kurz  geschnitten;  oder  mit  Bezug  darauf 
1  Frauen  oft  daz  lenger  mezzer  im  Hause  tragen  (mhd.  Wrtrb.  II*,  168) : 
ine  Macht  ist  dem  Messer  der  Frau  erlegen,  ähnfich  wie  in  MSEL 
195  min  vAekeit  iet  verUetet. 

Einen  nur  wenig  verschiedenen  Sinn  erhält  das  Ganze ,  wenn 
Q  vermezzem  auf  daz  mez,  der  mezze  (das  Maß,  Gewicht  vergL  dazu 
ßerei,  maeeerei  ■=  Maß,  MaßfuÜ  bei  Schmeller  II,  625,  Schöpf  Tirol 
ot  427,  J.  V.  Zingerle  Beitr.  11,  52)  oder  auf  mezzaere  mezzer  = 
eeer,  Abwäger  zurückfiibrt,   denn  danu  würd^  t%  (JAdss^.^  "«t^ 


4!ß  FfiDOR  hUcU 

meistern  in  den  aitd<  Beispielen  Pfeiffers  XIV,  58  euä  vermeietert  er  jäs 
vederspil,  so  verdirbt  er  mit  Abrichten  seinen  Jagdvogel)  so  viel  heiSs* 
als:  bei  etwas  das  rechte  Mau  verfehlen,  eine  Sache  verderben  Mt 
sie  maßgerecht  machen.  Auffallend  bleibt  bei  alledem  der  Ansdrack 
kunst,  auch  wenn  man  annimmt,  daß  er  hier  einem  vom  Dichter  hertt' 
gezogenen  Sprichwort  angehört  Verständlicher,  dünkt  mich|  würde  St  \ 
Zeile  sein,  wenn.es  hieße: 

min  hone  et  iti  verme^^ert 
d.  h.  mit   meiner  Ehehälfte  hat   sich  die  Saide  ein  für  alle  Male  in 
Maße  versehen,    indem  sie   selbige  mir  nicht  passend   gemacht  hat; 
mein  Weib  entspricht  nicht  ihrer  Bestimmung.    Dieß  oder  etwas  Üat 
liches  scheint  mir  der  Zusammenhang  zu  fordern. 

Außerdem  wird  V.  252    nindert  dem  Schreiber  angehören,  indai 
tdas  dem  höfischen  Dichter  und  seiner  Zeit  ent|^prechendere  Wort  seiiL 

V.  322—25  «  nam  ze  mtner  eikte 

in  die ,  hant  daz  .veige  sehit 
und  sluoe  mir  eine  wnnden  mt 
mit  dem  dehnten. 
Für  daz  veige  schit  hat  die  Handschrift  daz  vorig  eeh,;  ich  ver- 
mag nicht  einzusehen,  in  wiefern  mit  dieser  Änderung,  die  zunächst 
nur  einen  jungem  Ausdruck  durch .  einen  älteren  ersetzt,  auch  dea 
Zusammenhange  .-sein  Recht  geschehen  sei.  Das  Weib  hat  kurz  zuvor 
(.V.:31631.7)  do^  ««^  (iVQht  verderbt  aus  da^  dehsschUf),  daa  Schwinge- 
messer, in  tausend  Stücke  geschlagen  auf  den^  Kopfe  ihres  Gatten; 
gleich  darauf  k«nn  es  doch  nicht  wieder  geheißen  haben:  sie  nahm 
daa  joeige  eehtt  in  die  Hand  und  verwundete  mich  mit  dem  dehdeenf 
Im  dem  Wortlaute  der  Handsohr.  daz  vorig  §.  scheint  also  etwas  anderes 
zu  stecken;  nahe  liegt,  an  den  Stunmiel,  das  übrig  gebliebene  Stück 
des  ddaediiUea  «u  denken,  an  den  Theil  der  vorzugsweise  das  dehi- 
ffssfi-hieß.  Sagte  der  Dichter  eiw^  über$ehU,  ähnlich  wie.  nachher  tito*- 
rü^ce,  iAeretickef  Der  Schreijber  konnte  aber-  leicht  mißverstehen  und 
als  daz  obere  d.  h.  das  obengenannte,   das  vorige  fassen  und  dänisch 

ändern.. 

.'•;.  V.  353^—355  ich  bat.  ei  treten  hinder  mich: 

8L  sprach  „ich  lieze  e  hähen  dich.^ 

do  sprach  ich  j^daz  wirde  et  duo.^ 

Diese  Verse  seheinen  mir  nicht  richtig  überliefert,  ftlr  hinder  miA 

stand  wohl    ursprünglich   da   hinder   sich  =  zurück,    beiseit,   ver|^ 

MüUer-Zamoke  I,  690^  22—24.  Und  im  darauf  folgenden  Verse  wird 

die  Antwort  dee  hartnäckig  sich  weigemdeu  Weibes  gelautet  habw: 


VON  DSM  ÜBEUfiM  WEIBE.  47 

i  lie^  e  hähen  mieh,  ioh  wollte  mich  eher  hitiigen  UuMen,  ehe  ich  das 
tite:  irergl.  Iwein  2231  ich  iSze  mir  S  nemen  den  Up;  Wackernagel 
eieb.  5691  ick  wM  mich  selber  toeten  S;  Biterolf  d&21  ich  wolde  i 
ier  die  erde;  MSH.  I,  198*  i  Um  ich  mich  scheren  unde  viüen;  Herbort 
oj.  5209  ich  lieze  S  bein  unde  lide  gar  an  mir  gusmden;  Engelhard 
S8  ich  lieze  e  mich  zenniden, 

V.  512 — 513 :  hie  gH  ez  an  ein  daere  (;  ewaere). 

dd  wart  lachen  tiure 

An   die  Stelle  des   handschriftlichen  daere  hat  der  Herausgeber 

ere  gesetzt,  wie  mir  scheint  ohne  Noth.  Freilich  ist  uns  bis  jezt  kein 

bstantiy  daere  überliefert,   aber  oderdeutsche  Sprachdenkmäler  des 

und  14.  Jahrhunderts  kennen  ein  Zeitwort  daeren,  deren,  tären  fSren, 

i   seiner  Bedeutung  nach   den  Begriffen  tanzen  springen  sfiln  nahe 

mmty  außer  den  bekannten  Stellen  in  Ghrieshabers  altd.  Predigten, 

bereits  das  mhd.  Wörterb.  verzeichnet  hat  I,  308*"^  noch  in  der 

iener  Handschr.  der  heiligen  Magdalena  fol.  4*:  ich  wil  hören  vogd 

gen  taten  saitten  dingen,   so  sagt  dort  Lucifer;  fol.   15^  dem  Idnde 

ien  singen  taeren  (:  beswaeren)  soUu  ze  allen  ziten;  fol.  26^  das  Idnt 

n  /rolichen  springende  terende  unde  singende  mit  welschen  triten  gahende 

ät  es  von  der  Tochter  der  Herodiaa.  Hiemach  ist  die  Form  daere,  (^ 

lit  unmöglich;  noch  heute  heißt  es  bekanntlich:  nun  ging  dßr  (Bettel-) 

ns  los. 

In  den  Versen  514^517 

doch  gap  mir  got  ze  stiure 

ein  eichtn  überstieke 

und  einen  stuol  der  dicke 

was  und  nihi  ze  ewaere 
wieder  der  Ausdruck  überstieke  (in  der  Handschr.  vberftiche)  nicht 
eht  Ohne  Zweifel  richtig  ftlhrt  ihn  der  Erklärer  auf  stecke  zurück.; 
■gl,  die  Zusammensetzungen  dnstieh,  di^ichil  stuol  Nyerup  Symb. 
\  Snmerlat  29,  23;  dreistickelicher  »taZ  Weist.  U,  65;  überstieken  = 
t  dem  nStickelzaun*'  die  Qrenze  überschreiten  und  dadurch  den 
chbar  schädigen,  Weist  II,  47;  V,  601  (§.  35);  stiekunge,  stipatura 
\earum  vel  arborum  Diefenb.  553^.  Im  Laufe  der  Rede  kehrt  das  Wort 
demselben  Sinne  wieder  726,  dann  wird  dafür  gesetzt  stecke  60^ 
as  wohl  auch  562  gemeint  ist,  so  daß  man  mit  dem  stecken  statt  mit 
I  stecken  lesen  sollte;  an  die  ,|Stuhlbeine,^  die  erst  569  erwähnt 
rden,  kann  hier  schwerlich  schon  gedacht  werden),  666  stab,  590 
Jlgd.  Die  Waffe,  zu  der  das  an  Kraft  überlegenere  Weib  greift,  heißt 
gegen  ein  KehtsehSt  511  (dasselbe  was  bei  ^cYiisaYI«!  \Sl^  ^^ä  MunäMtr 


48  FFiDOR  BKCH 

Hoek,  „ein  Stück  ron  einem  Föhrenstamm^  das  su  Liohtsplnen  beBtimoii 
ist"),  im  Laufe  der  Rede  fcJni  538,  block  620,  zocke  713  (wozu  anßei 
dem  vom  Herausg.  aus  SchraeUer  herangezogenen  zocher,  Ast,  minei 
noch  zu  vergleichen  ist  Schöpf  Tirol.  Idiot  890  der  zoeh'n,  »abge- 
hauener  und  der  Zweige  entblößter  Ast,  Knittel,  ital.  eoeco*').  Die  Be- 
deutung von  iiberstieke  läßt  sich  hiemach  ziemlich  sicher  errathen,  za- 
mal  wenn  man  das  ähnlich  gebildete  ^äbemicke  damit  zusammenhilt; 
es  war  jedenfalls  ein  Stock ,  Stecken  oder  Stab,  der  chen  in  iigend 
ein  Werkzeug  oder  sonst  etwas  hineingesteckt  wurde,  das  obere  Ende 
bildete,  also  etwa  ein  Stiel,  ein  Schaft,  ein  Pflock. 

V.  564 — 565:  zekant  wart  ich  äne  wadel 

die  widertHMirt  MfeeA^ 

Die  Erklärung,  welche  von   diesen  Versen   gegeben  wird,   will  miek 

durchaus   nicht  befriedigen.    Daß  äne  wadel  als  ,,gerades  Wegs,  du 

Gegentheil  von  enwadeU"^  zu  verstehen  sei,   ist,  wenn  auch  sprachlich 

mö^ich,   doch  aus  dem  Gebrauch  nicht  zu  erweisen;  ohnehin  stflnde 

es  nach  zekant  etwas   müßig.   Außerdem  verstehe  ich  nicht,   wie  der 

Erklärer  den   Ausdruck  geUeket  gefasst   haben  will;   denn  sein  Citst 

aus  Wolfirams  Willeh.  238,  13  (#1  warn  die  vart  al$$  gelegen  :  u-  nekeimr 

nuAte  des  gegflegen,  em  waere  dem  andern  gar  benomen)  hat  doch ,  so  viel 

ich  sehe,  mit  unserer  Stelle  weiter  nichts  gemein  als  den  adverbiales 

Accusativ  des  Ortes  (die  wart) ;  vergl.  Hahns  Anmerkung  zu  Stricken 

kleineren  Gedichten  Xn,  69.  Ich  glaube  vielmehr,  daß  toädd  hier  des 

I  Badewedel,    lecken   aber   peitschen   oder  wedeln  wie   im  Schwitsbadi 

I  bedeutet,   und  übersetze:   sofort  wurde  ich,   und  zwar  nicht  mit  den 

Badewedel  (nicht  auf  so  angenehme  Weise  wie  in  der  lecke)  den  W^ 

'  wieder   zurück   gepeitscht.    Daß   die  sogenannte  lecke  (in  Tirol  nad 

Schöpf  362  die  lak  =  Bad)  oder  das  lecken  noch  etwas  mehr  als  bloß« 

benetzen  oder  begießen  mit  warmem  Badewasser,  daß  es  auch  anden 

f  damak   im  Schwitzbad    übliche  Touren   wie   das  Streichen   und  dai 

]?\   -  Peitschen  mittelst  des  wadde  oder  wedele,  des  queeien  oder  koeUm,  über 

/]  haupt  das  Bearbeiten  des  Körpers  im  Bade  umfaßte,  geht  zum  Hie! 

'  aus  folgenden  Stellen   hervor.   Das   den  Würzburger  Städtekrieg  voi 

1397—1400  schildernde  Gedicht  in  den  historischen  Volksliedern  voi 

R.  V.  Liliencron  I,  193  lautet  von  2071-2078: 

an  lecke  mochten  sie  nit  baden, 
das  wart  in  van  stunden  schaden, 
sie  begerten  keines  glichen. 
Die  badekfMcht  begundens  strichen, 
daz  sie  gewunnen  einen  «iceix, 
nellekien,  daz  in  toart  u  Keu« 


VON  DEM  ÜBELEN  WEIBE.  49 

Ir  questen  wären  wundeidich, 
daz  düeht  die  badliut  nit  geUch; 
iie  anafUhrliche  Beschreibung  im  Seifned  Heibling  UI,  16  folg. ; 
Clara  Hätzl.  S.  273'  heißt  es:  beim  Baden 
da  ficht  man  lecken  unde  streichen, 
kam  fröd  mag  ir  gdeichen, 
wann  der  ofen  recht  erhitzt 
und  wol  waidenlich  erechwUzt; 
und  gab  der  hing  im  zehen  mark, 
Heyn  krey  war  dannocht  nit  $o  stark, 
80  er  eich  vff  die  banck  streckt 
vnd  sich  streichet  vnde  leckt; 
andere  Wendungen   enthält  die   erweiterte  Fassung   desselben 
ites  in  Ad.  v.  Kellers  Erzählungen  672,  26  folg. 
dd  eichet  man  hruech  feilen, 
an  beiden  arßbeüen 
sichet  man  sich  streichen, 
kein  freude  kan  ir  geleichen, 
wan  ein  man  vff  die  bank  siezet 
vnd  dar  vff  wol  ersvnczet 
vnd  sich  hauwet,  da  man  siezet, 
da  hinden  vmb  die  minnegl4Kken  u.  s.  w. 
lern   ist  zu  vergleichen   die  Beschreibung   des  Höllenbades   bei 
sin  6669  folg.  Femer  heißt  es  in  einem  Meisterliede  von   dem 
in  dieser  Zeitschrif);  V,  216 

reich  mir  ein  kost  und  einen  hüt, 
einer  leck  solt  uns  gewem; 
1  Renner  9651: 

so  die  leib  in  werden  sat, 
sd  gSnt  si  lecken  in  ein  pat; 
H.  in,  211'»: 

swelch  badsttib  wirt  gehizzet  also  linde, 
ein  man  gelecket  vil,  e  er  enphinde 
hizze,  der  sin  herze  gert; 

swie  guot  diu  schtter  sin,  tint  ist  boese  der  hert, 
von  hizze  enphaekt  er  doch  vil  selten  vröuden, 
Ibe  JiofaBi».  nur  in  übertragenem  Sinne,  könnte  auch  gemeint  sein 
7:  awnf  da  wart  gelecket  mit  swerten  daz  sie  düngen!  und 
ia  in  GAbent.  I,  147,  452:   mmi  hiez  in  uidei*   8ived;«a> 
üeim  (so  wenigstens    nach   eiuer  VaxiaiiX.Q^^  \5l»»xii 


50  FEDOR  BECH,  VON  DEM  ÜBELEN  WEIBE. 

richtig  geliehen  (:  ecken)  im  Bitcrolf  10540  nach  der  neuesten  Aii8g»2 
statt  gdecken.  Der  bildliche  Ausdruck  nach  der  ron  mir  versuchten  Ei 
klärung  erinnert  an  die  Verse  in  Wolframs  Willeh.  436,  7 :  eüichs  [herieM^ 
auch  gein  des  meres  stade:  al  gewdpent  hin  zem  bade  mctn  manegen  füntm 
keren  8(p*h,  des  hont  nie  qtiesten  gebrach,  vergl.  Haupts  Zeitschr.  Xl| 
50 — 53.  Als  Seitenstücke  zu  dem  dnß  tpqdel  lecken  vergleiche  mtt 
folgende  Wendungen:  Friedrich  von  Hausen  53^  14  diu  mich  bUuwäi 
äne  ruoten;  Godefr.  Hagen  4900  ir  viande  si  strichen  sonder  rdde;  Iweii 
504  si  betwingen  dne  sloz  und  dne  bant;  Parz.  151,  62  er  spande  se  dtä 
türebant;  Reinfried  25758  gevangen  äne  tum  und  dne  bant;  26145  sim 
herze  dn  aUiu  bant  twingen;  Maere  vom  Feldbauer  342  dne  mezzer  vU 
dne  scharr  schar  er  mir ;  Eriegk  Deut.  Bürgertum  im  MitteL  579  d 
scherent  manigen  dne  lauge  und  dne  scharsach.  Vergl.  M.  von  Crftfin  314 
und  926. 

V.  660:  gehört  ir  ie  der  noete  gat. 
Das  seltene  gat  =  gaJte,  gendz,  geRche,  von  welchem  in  der  Anmeriranf 
die  Rede  ist,  findet  sich  noch  in  Heinrichs  Krone  19188  da^  ist  mordm 
gat;  Diemers  D.  Gedd.  136,  14  daz  sie  mere  niender  vunden  i^j^ot. 

V.  717  folg.  sol  mich  toeten  ditze  ujipt 

nu  ist  mir  gtiat  noch  Up 
beide  ze  kanen  niht  gegeben: 
ich  sol  auch  förbaz  geleben 
einen  tac  nimmer  mere. 
Für  ze  konen  wird  in  der  Anmerkung  vermuthet  ze  fromen,  Vielleiclil 
ist  der  Fehler  wo  anders  zu  suchen.  Ich  möchte  lesen :  bi  dirre  (deserf) 
konen  statt  beide  ze  konen. 

V.  769 :  si  phnurrete  jenen  unde  disen. 
Zu  phnurren   ist   in   der  Anmerkung   auf  die  Erklärung  zu  Servathui 
168  verwiesen.  Das  dort  aus  Oberlin  1216  herangezogene  Citat  ist  sbei 
aus  Hadamars  von  Laber  Jagd  55,  wo  es  nun  nach  Schmeller  genauei 
lautet: 

nach  manegen  ferten  snurren 

mm  herze  aldd  begunde: 

widerzucken,  phnurren 

ich  ez  mit  dem  seile  faste  künde. 
Zu  V.  816  do  stceic  ich  alsam  ein  müs  konnte  außer  den  in  der  An* 
merkung  beigebrachten  Stellen  noch  verwiesen  werden  auf  Livl.  Reio* 
Chronik  5982  sie  wdren  stille  sam  ein  müs;  Laßbergs  LS.  HI,  122,  40 
mmgent  dar  zuo  als  ein  müs, 

ZEITZ,  im  Juli  1B7L  FEDOR  BECH. 


K.  HOFMÄNN,  DKR  TUOENDE  BUOCH.  51 


DER  TUGENDE  BUOCH. 


Die  Münchner  Hof-  und  Staatsbibliothek  erwarb  kürzlich  ans  der 
*ehweiz  eine  deutsche  Handschrift,  deren  Inhalt  bis  jetzt  als  ineditum 
I  betrachten  ist,  und  daher  eine  kurze  Anzeige  verdient.  Das  Werk 
nAt  Der  tagende  buoch  und  ist  1382  in  Luzem  von  dem  dortigen 
tadtschreiber  Johannes  Fricker  geschrieben  (nicht  verfasst).  Es  hat 
i  Klein-Folio  110  doppelspaltige  Blätter.  Die  Schrift  ist  sehr  schön 
nd  gleichmäßig  und  das  Buch  ausgezeichnet  gut  erhalten.  Der  Inhalt 
t  in  98  Capiteln  in  folgender  Tabelle  auf  den  beiden  ersten  Blättern 
Dgegeben. 

Dis  ist  dis  Baches  Tauelle.  (Daneben  schwarz  der  Haupttitel 
Ks  ist  dz  Buch  der  tugenden  vn  iren  widerwertigen  siinden.) 

1.  Wie  man  die  Sünde  fliehen  sol. 

2.  Von  dem  geloben. 

3.  Von  der  Sünde,  diu  da  heisset  got  schelten. 

4.  Von  blintheit  des  mutes  und  stumpheit 

0.  Von  der  tugent  diu  da  heisset  gcdinge.  vnd  wie  man  got  ftirchten 
Sülle. 

&  Von  dien  widerwertigen  Sünden  der  zuoversicht.  und  von  der  ver- 
zwiuelunge.  vnd  von  der  Sünde  diu  da  heisset  vnordenliche  zuo- 
versicht ze  gotte  das  ist  in  der  latine  praesumpcio. 

7.  Von  der  minne  vnd  von  den  werken  der  minne  das  ist  ir&de,  frid, 
erbermde. 

8.  Von  vnerbarmhertzekeit. 

9.  Von  drin  andern  werken  der  minne  das  ist  von  guttiinde  vnd  von 
almäsen  gebende  vnd  von  brüderlichem  straffenne. 

10.  Von  dien  widerwertigen  Sünden  der  minne  vnd  zem  ersten  von 
hasse  vnd  von  tragheit  an  gottes  dienste  vnd  von  Nide  vnd  von 
Misflhellunge  vnd  von  Kriege  vnd  von  teilung  oder  schidunge. 

11.  Von  ürlige  vnd  weles  ürlig  recht  si  oder  nüt  vnd  von  Rassenne. 

12.  Von  dien  die  da  heissent  parten  machen. 
3.  Von  Ergerunge  vnd  von  Tumpheit 

1.  Von  der  ftirstenklichen  tugent  diu  da  heisset  witze. 

K.  Von  gehi  vnd  vnbetrachtunge  vnd  misstetikeit  vnd  von  vnuersinni. 

5.  Von  dien  widerwertigen  Sünden  der  witze. 
r.  Von  kOndekeit  vnd  akuat  vnd  Meintat« 


52  K.  HOFMANN 

18.  Von  sorgenne  vmb  zergengkliche  ding. 

19.  Von  Rechtekeit  vnd  rechtem  gerichte. 

20.  Von  Argwane  vnd  ob  der  mensche   diu  ding   diu   zwiyellich  sinft 
abwegent  sülle  ze  gotte  keren. 

21.  Von  geltenne  vnd  widergebenne. 

22.  Von  personen  nemende  vnd  ansehende. 

23.  Von  lüten  ertoedende  vnd  ob  der  mensche  ane  sünde  sich  sdbei 
müg  ertoeden  vnd  ob  der  Richter  einen  vnschuldigen  mensehfli 
verdampnen  sülle  vnd  ob  ein  mensche  den  andern  erslahen  mttg 
ane  sttnde  das  er  sich  selben  schirme  vor  dem  tode  vnd  ob  deri 
mensche  an  dem  schuldig  werde  den  er  von  geschidite  hat  ertoedet 

24.  Von  lider  abslahenne  vnd  ob  vatter  vnd  muter  mügin  ir  kii^ 
slahen  vnd  ob  man  deheinen  menschen  stdle  ze  Kerkel  l^en  vni^ 
ob  diu  Sünde  desto  grosser  si  da  von  das  der  mensch  den  man  iä 
siecht  me  firünde  hat  denne  ein  ander  mensche. 

25.  Von  Stelende  vnd  von  robende. 

26.  Von  Richtern  vnd  ob  ein  Richter  sülle  vber  deheinen  menschei 
richten  den  nieman  verleidet  vnd  ob  er  die  büsse  die  er  mit  rechter 
vrteil  gesetzet  hat  müge  ane  sünde  lassen. 

27.  Von  verteilende  vf  dem  gerichte  vnd  ob  der  mensche  gebmidei 
si,  das  er  verleide  einen  andern. 

28.  Von  appellierende. 

29.  Ob  der  mensche  der  da  verdampnet  ist  zu  dem  tode  sich  selbai 
müge  beschirmen  ane  sünde  vor  dem  tode  vnd  ob  er  fliehen  mfiga 

30.  Von  bezügenge  vnd  ob  der  mensche  gebunden  si  das  er  ein  gesi| 
si  des  dinges  so  er  weis. 

31.  Von  dien  fiirsprechen  vnd  ob  der  Richter  müge  gflt  nemen  vmbi 
sin  gerichte. 

32.  Von  scheltenne  von  hinderrede  von  spotte  vnd  von  flächenne. 

33.  Von  betriegenne  an  koofiSenne  vnd  an  verkooffenne. 

34.  Von  Wucher  vnd  ze  dem  ersten  ob  gut  liehen  vmb  wucher  sQnde  m 

35.  Von  vbergenne  vnd  von  versnmende. 

36.  Von  dem  gebette  vnd  zem  ersten  was  gebett  si. 

37.  Von  opher  vnd  von  zehenden. 

38.  Von  antheissen  vnd  von  gelübde. 

39.  Von  swerende  vnd  von  meineide. 

40.  Von  beswerrende. 

41.  Von  der  sünde  du  da  heisset  ein  vnrecht  geisliche. 

42.  Ob  an  gottes  dienste  dehein  oberflüssekeit  si. 

4J,   Von  abgötten  anbetten  vnd  ob  es  si  «in  vngeordente  geisliohdt 


DER  TUGENDE  BUOCH.  53 

1.  Ob  künftige  ding  sagen  sünde  si. 

5.  Von  zouver  vnd  tiefel  besweren  vnd  bitten  vmb  helfe  vnd  rat  ob 
das  stlnde  si. 

6.  Ob  Sünde  si  das  der  mensche  künftige  ding  sage  vnd  das  nimet 
von  dem  gesüme. 

:7.  Wannan  von  tr5ime  komen. 

18.  Ob  das  sünd  si  das  der  mensch  sich  an  nimet  künftige  ding  ze 

wissenne  von  bewegenge    oder  gesange    oder   gelegenheit   die  er 

merket  an  dien  vogelen  vnd  an  dien  tieren. 
9.  Ob  Sünde  si  das  man  vnderwilent  der  lüten  wort  merket  vnd  nimet 

als  ein  zeichen  eines  künftigen  dinges. 
0.  Ob  Sünde  si  das  man  das  los  wirfet  ze  wissenne  künftige  ding. 
»1.  Ob  die  richter  damit  sündin  das  si  heissent  das  heisse  ysen  tragen. 
ä.  Von  dem  zouberbnoche  das  den  menschen  künste  leret 

3.  Ob  diu  ding  sünde  sin  die  der   mensche   tut   oder   behaltet   dar 
gesuntheit 

4.  Ob  die  ding  sünde  sin  die  die  lüte  ordnent  ze  erkennen  ein  gelüke 
oder  vngelüke. 

i6.  War  wnbe  vnderwilent  der  zouerlist  den  lüten  war  seit 

16.  Ob  Sünde  si  das  man  gute  wort  henket  an  vnd  das  man  heil- 

tum  treit 
>7.  Von  got  versflchenne. 
W.  Von  heiliger  dingen  enteruDge. 

50.  Ob  die  herren  sündin  die  ämpter  emphelent  vngelöbigen  lüten. 
Nt  Ob  heüikeit  entenmge  sünde  si  vnd  wele  sünde  dar  ynder  aller 

groest  si  vnd  pine  dar  vber  gange. 
61.  Von  Symonie. 
G2.  Von  Oehorsami. 

63.  Von  dankberkeit  vnd  von  yndankberkeit 
6L  Von  rechende  oder  ob  es  erloubet  sL 
Kl  Von  warheit  von  liegenne  von  gelichsemie  vnd  von  rAmepdo, 

66.  Von  der  sünde  diu  da  heisset  in  knechische  yronia. 

67.  Von  gewerer  früntschaft. 

68.  Wie  sich  der  mensche  gegen  sinen  frfinden  halten  sol. 

59.  Von  liebkosenne  vnd  von  zeppel  (zeppel  ==  Streit,  ist  bis  jetzt  als 

schwäbisch  belegt  gewesen  9.  BM.  s.  v,  u.  Sohmeller  4,  277). 
JO,  Von  miltekeit 

71.  Von  gitikeit  vnd  von  guden  (=  Vergeuden  des  Vermögens). 

72.  Von  dien  zehen  gebotten  vnd  von  der  dritten  tugende  du  da  heisset 
iMitki 


K.   UOFMANN,  DEK  TUGKNl'E  BL'OCH. 


73.  Von  vngeordenter  vorchte  vnd  von  getürstekeit  vnd 
vnd  von  er^tikeit 

74.  Von  kleinmitikeit  vnd  grosmütikeit. 

75.  Von  gedultikeit  vnd  von  vngedullikeit. 

76.  Von  hertunge  an  gfttem  lebenne  vnd  von  zartlu 

77.  Von  aelbwaltekeit. 

78.  Von  der  vierden  tugeiit  du  da  heisset  messikeiL 

79.  Von  vnmesBikeit 

80.  Von  vaatenne  vnd  von  &aeh&it. 

81.  Von  messikeit  an  esseDne  vnd  an  trinkenne. 

82.  Von  trunkenheit. 

83.  Von  k&Bchekeit  vnd  vnküschekeit. 

84.  Von  miJter  ciiemfltikeit  vnd  senfter  dlemfitikeit. 

85.  Von  zorne  von  grimmekeit  vnd  von  aarplieiL 

86.  Von   diemitikeit  vnd   üppiger   gflnlicheit  (=  vaua 
592). 

87.  Von  hochvart  von  klfigheit  vnd  akuat.  i 

88.  Von  Bittikeit  vnd  von  zttchtikeit.  I 

89.  Ob  debein  epü  tngentlicbe  \'nd  anc  Btlnde  Bin  die  der  mensche  I 
dur  knrtzwile  vnd  diir  ein  ergetzen.  | 

90.  Ob  BpillQte  ir  fr^idenriche»   ampt   triben    miigen   ano   sUnde-  (I 
Antwort  Ut  bejahend.) 

91.  Ob  ea  ein  vntugent  bi  vnd   ein  gebreate   dee   der   mcnBch   enkej 
knrtzwile  well  han.  i 

92.  Ob  tantzen  aünde  si  vnd  ob  an  liplicher  gezicrde  sQndfi  lig«. 

93.  Ob  das  sllnde  si  daa  sich  der  mensch  nüt  zieret. 

94.  Ob  der  frowen  vbrige  gezierde  mlige  sin  ane  sUnde. 

95.  Ob  dien  frowen  sUnde  ai  das  si  sich  malent  vnd  verwent, 

96.  Wie  sich  die  frowen  stillen  zieren. 

97.  Ob  die  Werkmeister  die  bubacbe  ding  machent  vnd  hübsche 
damit  sOnde  begangen. 

98.  Wie  das  bflch  ein  ende  hat. 


L 


Dor  Schluß  steht  auf  Bl.  104,  v".  Dann    folgen  auf  104,  p».'»  \ 
2w«lf  lUthc  Chriwti.  ( 1.  Kroiwilligo  Annuth.  2.  Gohorsam.  3.  Keuad 
4.  Fcindffaliebo.   5.  Sanftmüthigkeit.   G.  Wahrhaftigkeit    7.  J 
Herz  behHtcn.  H.  GoUps  Willen  oinflUtig  vollbri'  S^J 

10.  Werke   den  Worton   enlepredien  lanaoB.   1 
12.  Den  Nebenmenschen  um  Qr 
roo  Bl.  lOö,  r*.  hin  IÜ8  v°.: 


I  RICHABD  WÜLCKER,  ZU  KUNZ  KI8TENER.  55 

^'^^fwiaät  genomen  ist  von  latine  ze  tdtsche  da  mitte  die  liite  hie  vor 

/  &e%  wurden.    Zuletzt  108  v*.  bis  110  v".  noch  ein  Stück  von  dem 

/  Sacnunente  des  Altars.  Am  Schlüsse  Hie  Über  est  scriptus  1382>  Die 

I  Schrift  dieser  zwei  letzten  Stücke  ist  von  der,  welche  das  ganze  Buch 

/  Und  dann  noch  die  zwölf  Käthe  geschrieben  hat,  verschieden,  so  daß 

I    also  Fricker,  da  sich  die  Jahrzahl  1382  zunächst  nur  auf  den  Schluß 

f    bezieht,  das  Buch  noch  vor  1382  geschrieben  haben  könnte.  Entschie- 

f     den  gleichzeitig  sind  beide  Hände. 

'  Hinzufilgen  muß  ich  noch,  daß  die  Vergleichungen  mit  ähnlichen 

lateinischen  Werken,  die  ich  bis  jetzt  angestellt,  zu  keinem  Resultate 
gefidirt  haben. 

IfONCHEN.  K.  HOFBUMN. 


ZU  KUNZ  KISTENER 


Gödeke  wies  in  seiner  Ausgabe  der  Werke  des  Pamphilus  Gengen- 
bach nach,   daß  jener  Basier  Dichter  und  Drucker  das  Gedicht  »Die 
Jakobsbrfider*'  nicht  selbst  ver&sste.  sondern  nur  ein  älteres  Gedicht 
Kunz  Basteneres,  eines  sonst  unbekannten  Dichters,   überarbeitete.  In 
Betreff  des  Inhaltes  des  Eistener'schen    Gedichtes  verweise  ich,  wem 
das  nur  in  hundert  Exemplaren  gedruckte  Werkchen  nicht  zur  Hand 
lein  sollte,   auf  Reinh.  Eöhler^s  Aufsatz    (Germania  Bd.  X  p.  447). 
Gödeke   kannte   nur  eine  Handschrift   des  Eistener'schen  Gedichtes, 
nimlich    die   Woifenbfittler.    Ebenso    wenig   erwähnt   Eöhler   im   an- 
geftbrten  Aufsätze  eine  andere;  auch  Pfeiffer,   der  in  seinem  altdeut- 
Bchen  Übungsbucbe  eine  Prosabearbeitung  unserer  Legende  gibt,  scheint 
keine  andere  gekannt  zu  haben.   Gödeke  jedoch  kommt  zum  Resultat 
(Oengenb.  p.  637  Anmerk.  13),  daß  Gengenbach  eine  andere  Hs.  vor 
lieh  hatte,  als  die,  welche  der  Wolfenbüttler  zur  Vorlage  diente. 

Auf  dem  Stadtarchive  zu  Frankfurt  am  Main  befinden  sich  zwei 
xosammenhängende  Papierblätter  in  Quart,  die  93  Zeilen  des  Eistener'- 
schen Gedichtes  enthalten.  Der  Schrift  nach  ist  dieß  Bruchstück  an 
deo  Anjkng  des  15.  Jh.  oder  an  das  Ende  des  14.  Jh.  zu  setzen,  der 
%irmohe  nach  gebort  es  dem  mittlem  Deutschland  an.  Der  Text  des 
Äank&rter  Bruchstückes  ist,  wenn  auch  nicht  fehlerfrei,  doch  sorg- 
filliger  gearbeitet  als  das  Wolfenbüttler  Mscr.  —  So  lässt  die  Wolfenb. 
Hs.,  um  kleinere  Fehler  zu  übergehen,  V.  909,  durch  gleiche  Reime 
BT^geleitet,  ftnf  Verse  weg,  die  sich  in  der  Frankf  Hs.  finden.^  auch 
OmgeahMcb  bat  dieaelben. 


56  BICHABD  WÜLCKEB 

Noch  sei  auf  eine  Ubereinstimmang  der  Gengenbach'scheii  Bmt* 
beitang  mit  nDserem  Bruchstäcke  aufmerksam  gemacht  Die  Vcni 
7 — 17  der  Fr.  Hs.  fehlen  der  Wolfenb.  Es.,  auch  Gengenbach  hal  m 
nicht.  Doch,  als  bei  Gengenbach  der  aussätzige  Freund  den  Bmdv 
im  Gtebirge  um  ein  Mittel  gegen  seine  Krankheit  fragt^  antwortet  iliB 
derselbe  (V.  660): 

Dein  jonger  herr  hat  gem&hlet  sich 
Zt  einer  junckfrawen  gar  tagentrich 
Die  hat  empfangen  ein  kint  zu  stondt 
Wann  das  zu  der  walte  kant 
So  ist  es  gar  ein  hübscher  knab 
Wer  dem  sein  k&len  schneidet  ab 
Vnd  man  dir  dann  des  blüt  gyt 
Wo  man  dich  dann  bestreicht  mit 
Do  wirsta  allenthalben  rein. 

Hiermit  stimmt  überein,  daß  nach  der  Fr.  Hs.  (V.  7 — 17)  das  Kind 
erst  geboren  wird,  nachdem  der  Aussätzige  schon  wieder  längere  Zeit 
bei  seinem  Freunde  in  Baiem  gelebt  hat.  —  Die  Wolfenb.  Hs.  hin- 
gegen weicht  von  Gengenbach  ab,  indem  sie  den  Waldbmder  dem 
Aussätzigen  verkünden  lässt  (V.  752): 

Der  iücher  het  gemahelt  sich 

Zu  einre  fröwen  tagentlich 

Ein  kindelin  gebiri  sie  an  der  dundt. 

So  könnte  man  vielleicht  noch  manche  Spur  finden,  daß  Gtongenbach 
sich  treuer  an  die  Fassung  des  Gedichtes,  die  der  Fr.  Hs.  bu  Grunds 
liegt,  hält;  um  so  mehr  ist  es  zu  bedauern,  daß  die  Fr.  Hs.  nur  in 
einem  Bruchstücke  erhalten  ist 

Nun  noch  ein  paar  Worte  über  die  Frage,  wo  unser  Gedicht  ent* 
standen  sei.  Godeke  meint  (Gengenb.  p.  630),  der  Entstehungsort  sei 
in  Baiem  zu  suchen  und  stützt  seine  Meinung  auf  Erwähnung  des 
Klosters  Gnadau  (Gengenb.  V.  1065,  Eist  V.  1133),  das  bei  P&flEen- 
hofen  in  der  Oberpfalz  liegen  soll.  Doch  abgesehen  davon,  daß  Köhler 
uns  im  angeführten  Äus&tze  einen  weitem  Blick  auf  das  Leben  unserer 
Sage  eröffiiet  hat,  beruht  auch  Gödeke's  Ansicht  auf  einem  Irrthom- 
Das  Erlöster  bei  Pfaffenhofen  in  der  Oberp&lz  heißt  Gnadenberg  und 
wurde  erst  1486  gegründet  (vgl.  Bruschii  chronol.  monast  Grermao.' 
princip.  Ingoist  1551).  Ein  Kloster  Gnadau  iLonnte  ich  in  den  genaue^ 
sten  Werken  über  Baiem  nicht  finden.  Betrachten  ¥nr  die  weitem 
Ortsangaben  im  Gedichte,  soweit  sie  Baiem  betreffen,  so  beschränkest 
sie  sich  alle  (Gengenb.  V.  4,  340,  486,  657,  683)  auf  Angabe  d^fl 
Landes  Baiem  ^  während  aus  Schwaben  wenigstens  die  Stadt 


zu  KUNZ  KISTENEB.  57 

beb  genannt  wird  (Gengenb.  V.  344,  580,  583^  607).  Dieß  Haigerloch 
B  Hohenzollem-Sigmaringen  wird  schon  1125  in  einer  Urkunde  Hein- 
liehs  V  erwähnt  (vgl.  Hergott  geneal.  Habsb.  Nr.  159^  Neugart  cod. 
üfL  Alem«  Nr.  845),  und  ist  dasselbe,  wonach  sich  der  Minnesinger 
Albrecht  ▼.  Haigerloch  nannte. 

Dürfen  wir  uns  also  auf  die  ärmlichen  und  ungenügenden  Orts- 
iDgaben  hin  fär  die  Heimat  des  Dichters  entscheiden,  so  müssen  wir 
ne  jeden&lls  eher  in  Schwaben,  als  in  Baiem  suchen. 

Über  Gödeke's  Vermuthung  (Gb.  p.  638),  daß  Kistener's  Gedicht 
nch  nur  eine  Überarbeitung  eines  älteren  Werkes  sei  (und  zwar  des 
Wallers  von  Heinrich  v.  Linowe),  lässt  sich  schwer  entscheiden,  so 
linge  wir  weder  etwas  Näheres  über  Kistener  Wissen,  noch  festgestellt 
ist,  was  unter  dem  Waller  zu  verstehen  ist.  Warum  sollen  wir  aber 
nicht,  bis  das  Gegentheil  bewiesen  ist,  den  treuherzigen  Versicherungen 
^jEistener's  (V.  9 — 12),  daß  er  manche  Nacht  durchwacht  hätte,  um  die 
"R^Mnpg  in  Reime  zu  bringen,  Glauben  schenken? 

Zu  y.  801  des  Gengenb.  und  V.  884  Kistener's  bemerke  ich  noch, 
da&  die  Sitte,  im  Mai  an  einen  Brunnen  zu  ziehen,  sich  auch  in  andern 
nhd.  Gedichten  findet.  So  heißt  es  im  Busant  (Hagen's  Gesammt- 
abent  I,  356)  V.  694  ff. 

Ein  herzöge  riebe 
da  nähe  bt  mit  büse  saz, 
d&  diu  selbe  müle  was, 
der  scboBne  walt  unde  oucb  daz  lant, 
des  site  was  alsd  gewant, 
daz  er  üf  den  meigen  tak 
YÜ  gerne  ob  einem  burnen  lak 
mit  YTCuwen  ynd  mit  gesinde. 

h  Thüringen   soll   sich   diese  Sitte   noch   bis  in  unsere  Zeit  erhalten 
kaben,  ebenso  im  Taunus. 

Zum  Schlüsse  lasse  ich  nun  das  Frankf.  Bruchstück  folgen,  und 
&ge  die  entsprechenden  Stellen  der  Wolfenb.  Hs.  und  der  Bearbeitung 
^68  Pamphilus  Gengenbach  bei. 

Frankfurter   Handschrift. 

(Blatt  I*)     1  Wer  dyn  hie  uyt  wil  begern 

Der  muß  unser  auch  yn  bern 
I  Da  die  bochgezit  für  gyng 

I  Syn  ampt  er  da  wieder  yn  pbyng 

5  Er  dyenete  yn  wol  getruwelich 
Daß  wol  dar  noch  bewerte  sich 
Be  fbUea  umb  qwam  daß  Jar 
E)t6  Junge  greffynne  eyn  kiut  gebar 


58 


RICHAED  WÜLCKER 


Daß  waß  eyn  knabe  mTneclich 

10  Deß  herren  son  waß  fi^adenrich 
Juog  ynd  alt  wart  syn  gemeyt 
Na  hatte  der  brader  Tor  geseit 
Also  gedachte  der  gate 
Hejmelichen  jn  sTnein  mate 

15  Got  behate  mjr  myn  sjime 
Daß  ich  daß  nyt  begTime 
Dar  nach  yber  ynlang  wart 
Si  forent  beißen  eine  ^art 
Also  Iß  wolde  schicken  sich 

20  Daß  fngete  got  Ton  hjmelrich 
Den  guten  fragete  der  graffe 
Da  bist  gewesen  sa  hoffe 

23  Wyt  yn  djnen  dagen. 


Wolfenbüttler  Handschrift 

1  Wer  din  hie  nat  welle  gern  (▼.  846) 

Der  müs  ynser  oach  enbem 

Do  die  hoch  gezit  er  ging 

Er  das  alle  zit  ane  ving 
5  £r  dienete  in  wol  getrawelich 

Daß  bewerte  dar  noch  sich 


Pamphilas  Gengenbach. 

1  Wer  dein  nit  well  begeren  (t.  763 
Der  muß  vnsers  ho£b  enberen 
Ynd  do  das  hochzeit  also  zergieng 
Ein  gewaltig  ampt  er  emphieng 

5  Er  dienet  jn  aber  getrewlich 
Das  dar  nach  wol  befand  sieh 


17  Das  noch  vber  anlang  wart 
Sfe  furent  beissen  eine  Tart 
Das  es  wolte  schicken  sich 

20  Dz  wolte  got  von  himelrich 
Do  frote  der  gute  den  groffen 
Da  bist  gewesen  zu  hofe 
Wol  in  dinen  dagen 


17  Do  füren  sie  beissen  ein  fart 

Der  bruder  von  dem  herre  gefiragei 

wardt 
Als  es  doch  wolt  schicken  sich 

20  Do  fAget  got  der  minneglich 

Das  den  guten  fraget  der  jong  gtcA 
Da  bist  gewesen  vyl  ze  hoff 
Sag  ob  da  vtzit  bj  deinen  tagen. 


Frankfurter  Handschrift. 

(Blatt  I**)         (Hast)a  je  gebort  sagen 
25  Er  were  groß  ader  kleyn 
Daß  du  wordest  reyne 
Weß  gudes  daß  kosten  mochte 
M3rt  willen  ich  iß  vor  brechte 
Junger  herre  laßent  die  rede  syn 
30  Vor  drußet  uch  myn 

So  sal  ich  uch  Ton  hyunen  gan 
Ich  sal  daß  nyemant  wißtn  lan 
Er  sprach  ich  meyn  iß  nyt  also 
So  rehte  frnntlichen  bat  er  jm  da 
35  Daß  er  yn  Ueß  wyßen  daß 
Wie  ym  zu  bekfitende  was 


zu  KUNZ  KI8TENER 


59 


Er  sprach  wiltu  iß  nit  abe  syn 

So  muBtu  dem  kynde  djn 

SDyden  daß  heabet  abe 
40  Vnd  mjr  deß  bladeß  git 

Dyn  fimcht  so  edele  ist 

Wan  du  sie  an  mych  strichende  bist 

So  werde  ich  reyne  und  wol  gesont 

Vnd  genese  nff  dirre  stunt 
45  Ich  yn  wil  syn  nyt  begem 

Ich  bieden  dich  syn  nyt  zn  g^wem. 


Wolfenbüttler  Handschrift. 

24  Hasta  ie  gehört  sagen  (t.  859) 
Es  wer  groß  oder  klein 
Das  da  wurdest  wieder  rein 
Vnd  was  das  kosten  möhte 
Mit  willen  ich  für  brahte 
Janger  her  lant  die  rede  sin 

90  VerdroBset  ach  do  heime  min 
So  wil  ich  gerne  Yon  gon 
Ich  sei  das  nieman  wissen  Ion 
Er  sprach  ich  mein  es  nüt  also 
So  rehte  frantlich  bat  er  in  do 

35  Das  er  in  liesse  wissen  mere 
Wie  ime  zh  helffen  wer 
Er  sprach  wiltu  es  nüt  absin 
So  m&sta  dem  kinde  din 
Schulden  ab  sin  leben 

40  Vnd  mir  des  blutes  geben 
Die  frvht  so  edel  ist 
Wenne  du  mir  des  blütes  gist 
Vnd  das  strich  an  mich  zu  stundt 
So  wurde  ich  reine  ynd  gesunt 

45  Ich  wil  sin  nut  begem 

Ich  bitte  mich  sin  nut  gewem 


Pamphilus  Gengenbach. 

24  Oder  je  gehört  habest  sagen  (v.  776) 
Es  sy  groß  oder  klein 
Das  du  wider  wurdest  rein 
Wie  vyl  das  kosten  mdcht 
Mit  gutem  willen  jch  das  yolbr&cht 
Der  bruder   sprach   herr   lond  die 

rede  sein 

30  Verdrüsset  ewer  hie  mein 
So  wil  ich  gern  von  euch  gon 
Vnd  will  es  niemandt  wissen  Ion 
Er  sprach  nein  jch  mein  es  nit  also 
Er  bat  yn  gar  früntlich  do 

35  Das  er  jn  liessi  wissen  das 
Wie  jnl  zu  helffen  was 
Er  sprach  wend  jr  sein  nit  enbem 
Ir  wellent  es  wissen  gern 
So  müssent  jr  ewerem  kind  nemen  sein 

l&ben 

40  Vnd  müssent  mir  des  blütes  geben 
Vwer  frucht  hat  so  edel  end 
Wan  jr  mir  des  blütes  gend 
Vnd  jch  es  streich  an  mich  zu  stundt 
So  würd  ich  wider  rein  und  gsundt 

45  Ich  will  sein  aber  nit  begeren 
Ir  sond  mich  auch  des  nit  gewäm. 


Frankfurter  Handschrift. 

(Blatt  ir)  47  Deß  herren  son  gedohte 

Wie  er  die  truwe  foln  brechte 
Dar  nach  yn  dem  meye  wart 
50  Geleit  aber  eyne  vurne  fart 

Die  Junge  greffynne  gelüsten  wart 
Vor  die  bürg  zu  eyme  bume  kalt 
Zu  dem  bome  hin  abe  man  drug 
Wyn  vnd  spise  ginug 
55  Dar  qwamen  herren  und  frauwen  '^l 
Sie  driebent  mancher  bände  spil 


60 


RICHARD  WOLCKER 


Jederman  ajn  snnden  dreip 
Deß  herreD  bod  da  heime  bleip 
In  allen  warten  er  da  nß 

60  Njemant  bleip  in  dem  hoA 
Wan  er  vnd  der  gnde  man 
Den  hieß  er  off  die  moren  gan 
Daß  er  der  borge  hüte 
Yj\  gerne  sprach  der  gnte 

65  Daß  kynt  and  die  ame  da  heyme  bleip 
Dar  noch  er  sie  auch  yn  weg  dreip 
Ejn  drachte  ich  vor  geßen  habe 
Bälde  amme  drag  iß  hyn  abe 
Sie  sprach  vor  hndet  ir  deß  kyndes  mir. 


Wolfenbüttler  Handschrift. 

47  Des  heren  sun  gedohte  (v.  882) 
Wie  er  die  tmwe  volle  brohte 
Do  noch  in  dem  meygen  wart 

50  Der  junge  groffe  leit  ein  vart 
Yber  einen  bomen  kalt 
Hin  ab  for  die  borg  in  ein  walt 
Hin  abe  men  vber  der  bargen  trug 
Win  and  guter  spisen  genug 

55  Dar  koment  heren  vnd  fröwen  vil 
Sie  tribent  maniger  hande  spil 
Jederman  sin  sanders  treip 
Des  heren  sün  do  heim  bleip 
In  allen  er  warte  as 

60  Nieman  bleip  off  dem  hos 
Wanne  er  and  der  gute  man 
Den  hies  er  äff  die  mare  gan 
Das  er  der  bärge  hüte 
Vil  gerne  sprach  der  gute 

65  Die  vnd  das  kint  do  heim  bleip 
zu  der  ammen  er  do  schreit 
Er  sprach  ein  ding  ich  vergessen  han 
Se  balde  vnd  trage  er  hin  nan 
Sie  sprach  wer  hütet  des  kindes  mir 


Pamphilas  Gengenbach. 

47  Des  herren  san  der  gedacht  (v.  799) 
Wie  er  die  trew  an  jm  volbracbt 
Do  dar  nach  yn  dem  meyen  wtidt 

50  Der  jüngling  leit  ein  mol  ein  fart 
Vber  einen  brannen  kalt 
Von  der  barg  jn  den  waldt 
Do  hin  man  vber  den  bninnen  trag 
Wein  brot  and  rates  genüg 

55 

Jederman  do  sein  schimpff  treib 
Der  jang  her  do  heim  beleih 
Er  wartet  dem  ho^esind  aoß 

60  Niemandt  beleih  do  yn  dem  hanß 
Wann  er  and  der  gute  man 
Den  hieß  er  aaff  die  maoren  gan 
Das  er  der  barg  hate 
Vyl  gern  sprach  der  gute 

65  Die  amme  vnd  das  kind  do  heim  be 

leib 
Dar  nach  er  sie  aach  hinw&g  treib 
Er  sprach  eins  dinges  jch  vergesset 

hab 
Se  amme  vnd  trag  es  hinab 
Sie  sprach  wer  hütet  des  kindts  mii 


Frankfurter  Handschrift. 

(BlaU  U^)   70  (Er)  sprach  wol  ^yn  ich  haden  dir 

Daß  barg  dor  er  ir  noch  besloß 
Syn  leit  syn  jamer  wart  so  gproß 
Daß  ich  ich  iß  kan  nyt  foUen  sagen 
Er  fant  ligen  in  den  dagen 


7S  lob  neh.        74  in  der  wagen. 


zu  KUNZ  KISTENER. 


61 


75  Sjn  kynt  daß  gutlichen  slieff 
So  jamerlychen  er  got  ane  rief 
Wie  we  daß  mynem  herzen  dut 
Sid  ich  doden  myn  eigen  blnt 
Er  knjewete  vor  die  wage 

80  So  grandelose  dage 
Rejn  man  nye  gehorte 
De  er  dem  kynde  dede 
Er  sprach  na  wil  ich  snyden 
Er  rieff  an  godes  lyden 
Syn  kynt  vor  ym  wachen 


85 


Er  sprach  ich  mag  dyr  nyt  gedun 
Ach  kynt  myn  lieber  son 
Er  sprach  vnd  want  sich  jemerlich 
90  Ich  dodete  lyeber  selber  selber  mich 
Santo  locob  fater  myn 
Gedenke  daß  ich  dyn  son  byn 
Vnd  hilph  myr  got  er  weychen 
Daß  er  da  hude  ein  zeichen .... 


i 


Wolfenbüttler  Handschrift. 

70  Er  sprach  wol  hin  ich  hüte  dir  (v.  905) 
Das  borg  tor  er  ir  nach  besloß 
Sin  leit  sin  jamer  wart  so  groß 
Dz  ich  es  nat  kan  vol  sagcMi 
Er  vant  ligen  in  der  wagen 

75 

SO  So  gronddoee  klage 
Zu  sime  kinde  er  sprach 
We  hat  vnd  iemer  ach 
Mds  ich  dir  die  kele  ab  sniden 
Z&  eren  gottes  liden 
S5  SiD  kint  Ton  im  erwachete 
So  gütlich  es  in  iMi  lachete 
Er  tpiaeh  ich  en  mag  dir  nut  getun 
Kint  min  lieber  sun 
&  Inraeh  er  want  sich  jemerlich 
A  lieber  idber  mich 

min 
lin 


Pamphilus  Gegenbach. 

70  Er  sprach  gang  ich  hüten  dir(v.  820) 
Das  bürg  tbor  er  nach  ir  beschloß 
Sein  leid  vnd  jamer  das  was  groß 
Das  jch  es  niemandt  kan  gesagen 
Er  fand  ligcn  in  der  wagen 

75  Sein  kind  das  so  gütlichen  schlieff 
Gar  jämerlieh  er  got  anrieff 
Sol  ich  nun  tödten  mein  eigen  blut 
Ach  wie  we  das  meinem  hkrtzen  thut 
Er  kniewet  nider  für  die  wagen 

80  Kein  man  hört  nie  grösser  klagen 
Noch  got  anruffen  mit  gcbät 
Ee  das  er  dem  kind  den  tod  an  thet 
Er  sprach  nun  wil  jch  doch  schniden 
ZA  eren  dem  gottes  liden 

85  Sein  kind  do  vor  jm  erwachet 
Gar  gutiglich  es  jn  an  lachet 
Er  sprach  jch  mag  dir  neüt  getan 
Kindt  meins  vnd  auch  lieber  sün 
Ach  todti  vyl  lieber  selber  mich 

90  Sprach  er  vnd  wand  sich  j&merlich 
Er  sprach  sant  Jacob  lieber  vatter  mein 
Gedenk  das  jch  dein  sun  bin 
Vnd  hilff  mir  ernstlich  bitten  got 
Das  er  mir  \\e\S  ^\k&  ^^^x  n^x.. 


ItKlSHOLD  KÖHLEK 


DAS  ALTDEUTSCHE  GEDICHT  'DEK  BÜS| 
UND  DAS  ALTFEANZÖS ISCHE  "L'ESCOUF 


Drts    zuerst    in    Meyera    und    Mooyers    Altdeutschen    Diel 
S.  24  ff.    und    dnnn    in   von    der  Hagens  Gesammtaben teuer  3 
herausgegebene  Gedicht,  welches  in  der  Handschrift   üben 
'DiB  ist  der  busnnt',   hat  folgenden  Inhalt: 

Ein    Königsaolm   von    England    lernt    in   Paris    die 
Ktinigfi  von  Frankreich   kennen   und  entführt  sie,   als  sie  geg 
Willen  dem  König  von  Marokko  vermfthlt  werden  soll.  Ala  die  ¥mk 
den  in  einen  Wald  gekommen  sind,  bittet  die  ermüdete  Königstocbtl 
den  Geliebten   etwas   zu  raeten   und  den  Knecht  in  die  nächste  St* 
um  Herberge  vorauszuschicken. 

Die  schiene  kiusche  reine 

«ntsUef  im  in  der  »ckSze  »in. 

da  käte  sie  zwei  vingerUa, 

diu  Ko.'t'  er  beschouivet  hdn: 

ein  bäiant  im  daz  eine  nitm, 

dö  er'z  von  der  hentle  Ite. 
Er  läuft  dem  Bu8ant*J  nach,  um  ihm  den  Ring  wieder  abxajag^ 
wobei  er  sich  so  verirrt,  dati  er  sicli  niuht  wieder  zur  Köi 
zurückfindet.  Die  Verzwciäiing  daiüber  bringt  ihn  endlich  voa  Sinnen,! 
reißt  sich  seine  Kleider  vom  Leihe  und  geht  wie  ein  Thier  auf  ■" 
Vieren.  —  Inzwiachen  war  die  Königstochter  erwacht  und  wartete  tut) 
vergeblich  auf  die  Rückkehr  des  Geliebten.  Sie  ritt  endlich 
vorüborflieUenden  Wasser  nach  und  kam  so  zu  einer  Mühle,  wo  si 
freundliche  Aufnahme  fand.  Als  sie  ein  Jahr  lang  in  der  Mühle  geleb 
hatte,  kam  ein  in  dor  Nahe  wohnender  Herzog,  der  Bruder  d«a  KOnig 
von  England,  mit  amner  Gemahlin  und  seinem  Gesiud')  'Of  den  i 
tue  zu  dem  schönen  kühlen  Brunnen  unter  einer  wonnevollen  lAxA 
bei  der  Mühle,  um  Mich  da  zu  ergötzen.  Die  Herzogin  sah  die  Küni| 
tochter  und  erkMiiite  an  ihrer  hchönhoit,  ihrem  Betragen  uu 
kunstvolleu  Arbeiten  —  sie  verfertigte  aus  Gold  ondS) 
and  Barten  —  daU   »ie  von  edler   Gab""*       '■>  n 

*|  Buiiani,  Snaiiart,  HiiMard,  lU.  lin 
Qriaiui  und  Wniglloit  iinlT  Uuaibkrt  iiitil  1 


DER  BUS4NT"  UND   L'ESCOUFLE'. 


m 


den  Falken  . 


mit  auf  ihre  Burg  Engelatein.   Dort  blieb  die  Königstocbter  unter  den 
JimgfraueD   der  Herzogin,   aber  kein  Mensch   sab  sie  je  fröhlich.    Da 
I  fitngeo  einea  Tages  Jäger  den  Herzogs  im  Walde  einen  an  Leib,  Armen 
L  und   Beinen   mit   spannenlangen   Haaren   bedeckten,    auf  allen  Vieren 
Bgebeiiden  wilden  Mann.    Der  Herzog  nahm  an,    dali   der  Mann   nicht 
Itod  Art   wild    sei    und    diircb    gute  Pflege   nieder    hergestellt   werden 
Üone,    and    ließ    lim    deshalb    baden    und    scheeren    und  so  aorgfnltig 
l^cgeo,  daU  er  nach  sechs  Wochen  wieder  zu  Sinnen  kam  und  reiten 
id  geben   konnte.    80  wieder  hergestellt,    sab   er  eines  Tagea  einen 
MD  aaf  einer  Stange  und  sagte  auf  Befragen,   dali  er  der  Falken- 
kundig  sei,   worauf  ihn  der  Herzog  mit  vieren  seiner  Leute  f 
Jagd  reiten  Hell,  Bald  sieht  er  einen  Bnsant,  auf  den  er  den  Falken 
Ullt.  Als  der  Falke  den  Buaant  zu  Tod  gestolien, 
der  juvge  herre  niht  enliez, 
dem  hilaaiit  er  daz  koubet  abe  beiz, 
hnl  unde  vleisck  er  im  abe  reiz, 
gebein  imd  daz  gtvidert 
daz  warf  er  von  im  nidere. 
bon  glaubten  die  Begleiter,  der  Jüngling  wolle  wieder  wild  werden, 
äT  er  beruhigte  sich  und  ritt,  nachdem  er  noch  eine  wilde  Ente  für 
1  Herzog  gebeizt  hatte,   nach  der  Burg  zurück.    Seine  Begleiter  er- 
ilten   dem  Herzog   das   Vorgefallene,    und   als    dieser   den  Jüngling 
{te,    warum  er  den    Busant  so  jämmerlich    zerrissen    habe,    erzühlte 
'  ihm,  wie    er  durch    einen  Busant   um  seine  Geliebte,  die   Königs- 
kter  von  Frankreich,   gekommen,   und  daß  er  der  Königssohn  von 
jid  sei.  Die  Königstochter,  die  Alles  mit  angehört,  springt  hervor, 
i  getrennten  Liebenden  sind  wieder  vereint,  und  mit  Bewilligung  der 
fch   Bolen  herbeigeholten,    über   das  Wiederfinden   ihrer  verlorenen 
ider  glüfklicben  Altern  findet  bald  die  Vermählung  statt. 

Ganz  Ahnliches  erzählt  das  französische  Gedicht   rßauoullc',  wel- 

Wfbes  in  einer  wahrscheinlich  dem  1^.  Jahrhundert  angehörenden  Hand- 

b^ft   erhalten  und  noch  ungedruckt  ist,   von  dem  aber  der  ein  paar 

Mihro  (1852)  nach  Erscheinen  des  Gesaromtabenteuers  herausgekommene 

!!.  Band  der  Histoire  litteiaire  de  la France,  S.  807 — 817,  einen  Auszug 

>  nbr^cht  hat.  Mach  diesem  Gedicht,  dessen  erster  Theil,  die  Geschichte 

W  Helden,  uns  hier  nichts  angeht,  entfuhrt  Gaillaume,  der 

1  Richard  von  Monstier-Viler  (Montivilliers)  in  der  Nor- 

n   die  Kaisertochter  Aelis.    Auf  dem  Wege  nach  der 

die  Liebenden  in  einem  Watde  in  det  ^■SÄ\ft 'jo'ft. "^n-oN. 

fßaoblafoa,  uod  Guillaume  bettacbV«!  räv*  Vq^i'^-w^ 


64  REINHOLD  KÖHLER   DER  BÜSANT  UND  'LTESOOUFLfi*. 

Tasche  (aumoni^re) ,  welche  Aelis  ihm  geschenkt  hmt,  als  ein  We3 

(escoofle)  diese  Tasche  erfasst  und  mit  ihr  fortfliegt    Gvillainne  Ui 

dem  Raabvogel  nach  and  findet  sich  nicht  wieder  zorück.  Adis  mc 

ihn  vergeblich  —  aach  in  der  Normandie  —  and  läßt  Bich  soletit 

Montpellier   nieder,    wo    sie   kunstvolle  Arbeiten   aas  Goldfaden  i 

Seide  verfertigt  and  sich  zahlreiche  vornehme  Kandscfaaft  erwirb^  A 

anter  endlich  auch  die  Grafin  von  Saint-Gilles.  Inzwischen  hatte  aa 

Ghiillaame  die  verlorene  Geliebte  unablässig  gesucht  und  war  flchb 

lieh  ebenfalls  nach  Saint-Gilles  gekommen.    Auf  einer  Falkenjagd,  < 

er  mitmacht,  greift  der  Falke  einen  Weihen  an,  beide  Vogel  kftmpi 

heftig   und   fallen    miteinander   zor   Erde.    Da    packt   Gaillaame  i 

Weihen  und  reißt  ihm  das  Herz  aus  dem  Leibe  and  verschlingt 

dann    macht  er  ein  Feuer   an   und  wirft   stückweise   den    zerrissen 

Vogel  hinein.  Der  Graf  von  Saint-Gilles  h5rt  davon  und  l&ßt  Guillaoi 

zu  sich  rufen ;  der  erzählt  ihm  seine  Geschichte,  Aelis  ist  dabei  g^ 

wärtig,    und   die   Erkennung   und  Wiedervereinigung    der  Liebend 

erfolgt 

Es  ist  mir  nicht  bekannt,  daß  bisher  irgendwo  auf  die  Ubere 

Stimmung  beider  Gedichte  aufmerksam  gemacht  worden  ist  Anlaß  di 

hätte  neuerdings,  wäre  ihm  das  französische  Gedicht  bekannt  gewesi 

Freiherr  von  Tettau  gehabt,  der  in  seiner  Schrift  'Über  einige  bis  j€ 

unbekannte  Erfurter  Drucke  aus  dem  15.  Jahrhundert.  Ein  Beitrag  i 

Bibliographie  der  älteren   deutschen  Literatur  und  zur  vergleichend 

Sagenkunde',  Erfurt  1870,  (Separatabdruck  aus  den  Abhandlongwi  < 

k.  Akademie  gemeinnütziger  Wissenschaften    zn   Erfurt)  bei  Gelege 

heit  des  Erfurter  Druckes  des  Meistergesanges  vom  Grafen  von  Savn 

das  arabische  Märchen  vom  Prinzen  Kamaralsaman  und  der  Primeti 

Badur,    das    Gedicht   vom    Busant   und    die   Geschichte    der  schöo 

Magelone  und    ihre   Beziehungen  zu   einander  und   zum  ^Grafen  v 

Savoien,  zur  ^guten  Frau'  und  zum  ^Sir  Isambrace'  bespricht^). 
WEIMAB,  October  1871.  REINHOLD  KÖHLEB. 


*)  Herrn  von  Tettan  sind  leider  dabei  auch  unbekannt  geblieben  daf  von  A) 
sandro  D*Ancona  herausgegebene  italienische  Seitenstück  zur  Magelone  'La  Stooa 
Ottinello  e  Giulia*  (Poemetto  popolare  in  ottava  rima,  riprodotto  sulle  antiche  stam 
Bologna  1867)  und  des  Crestien  von  Troies  'Contes  del  roi  Goillanme  d'Engleter 
Die  Übereinstimmniig  letzterer  Dichtung  mit  der  guten  Frau,  mit  'Sir  Isambrace*  i 
mit  dem  Grafen  Ton  Savoien*  und  in  gewissen  Einzelheiten  mit  andern  Dichtungen,  d 
unter  mit  dem  Märchen  rem  l'rinzen  Kamaralsaman,  mit  dem  Busant  und  mit  der  Ma 
lone,  hat  bereits  Holland  in  seinem  Crestien  von  Troies'  (Tübingen  1854),  S.  77— 
nachgewiesen. 


k.  J.  SCHRÖER,  ZUR  HELDENSAGE.  B5 

ZUR  HELDENSAGE. 

Wenn  die  von  mir  Germania  XIV;  329  ff.  mitgetheilte  Ballade  von 
r  Schönen  am  Meere  die  Hoffnung  zu  beleben  geeignet  ist*),  in  den 
itscben  Ländern  Österreichs  noch  weitere  Spuren  von  dem  einstigen 
ben  der  Heldendichtung  aufzufinden,  so  dürfen  wir  auch  Kleinigkeiten 
ht  gering  achten.  Ich  theile  solche  Kleinigkeiten  in  dem  Nachfolgen - 
1  mit,  wie  sie  gelegentlich  sich  mir  dargeboten  haben. 

I.  Steirische  Namen  aus  der  Heldensage. 

In  dem  Programme  von  1867  tles  Gymnasiums  zu  Marburop  in 
Steiermark  hat  R.  Reichel  einen  Aufs^itz  mitgetheilt:  die  deutschen 
schlechtsnamen  mit  besonderer  Kucksiebt  auf  Marburger  Namen , 
1  ich. in  der  Zeitschr.  f.  österr.  Gymnasien  1868  besprochen  habe, 
t  der  Aufforderung  an  den  rührigen  Verf.,  uns  mit  einem  Marburger 
menbüchlein  zu  erfreuen.  Das  Programm  von  1869  brachte  nun  von 
n  germanistische  Kleinigkeiten  und  das  von  1870  ein  Marburger 
^menbüchlein ;  beide  Mittheilungen  enthalten  manches  Beachtenswerthe, 
»von  ich  Einiges  hervorheben  will. 

In  dem  ersteren,  Germanistische  Kleinigkeiten  Oberschriebenen, 
ifsatze  theilt  R.  erstens  als  Zeugnisse  zur  Heldensage  aus  steirischen 
rkunden  einen  Beitrag  zu  Weinholds  „über  den  Anthcil  Steiermark^ 
I  der  deutschen  Dichtung^  (Vortrag,  gehalten  in  der  feierl.  Sitzung 
r  kais.  Akad.  vom  30.  Mai  1860)  mit.  E»  sind  nur  solche  Zeugnisse, 
e  bei  Weinhold  nicht  angeführt  werden,  ich  stelle  sie  hier  kurz 
Mammen^  nur  mit  Angabe  des  Jahres  ihres  Vorkommens,  und  ver- 
eise  in  Bezug  auf  die  Angabe  des  Fundortes  auf  den  Aufsatz  selbst. 

Alberich,  Graf,  im  Admontthal  931.  —  Albricua,  Pfarrer ,  1248. 
868.  —  Anielrich  von  Pettau,  1363.  —  Piterolf,  1211.  Ottl  Pürolf, 
H7.  —  Dietrich  Ferner  vom  Schachen,  1502.  —  Fasold  civis  de  Juden- 
orcb,  1257.  Vasold  von  Lembach,  1298.  Christoph  VasoÜ,  1493.  Vtuold 
iLietzen,  1868.  — Fruto^  Pfarrer  in  Dechantskirchen,  1187.  —  Hagen 
Vol^pmg,  Amtmann  in  der  Cappel,  1466.  —  Hawart  von  Inn,  1187.  — 
hrdegen  von  Pettau,  1354.  Herdegen,  1341.  —  Herwik  von  Hetzendorf 
i187;  von  Kapfenberg,  1210;  von  Gösting,  1214;  von  Krottendorf, 
1216.  —  Heteldorfj    1186.  —  Ikunc,    1177.    1186.    1225.   1231/32.  — 

*)  D.  h.  bei  denen  natarlicli-nicht,  die  in  der  Zeitschrift  fnr  dentsche  Philologip 
11I|  184  durch  H.  Rückert  so  treffend  bczoicbnct  und  in  der  llint  vorhanden:  s.  Kndruti 
^M(?.  TOD  Enut  Martin  Seite  L  f.,  wo  die  Widerlejnnig:  iiuiiier  Annahme  von  Uu- 
pQniQigkeiten  gersdezu  nimnieJt.' 
t'ÜUUMA.  Neue  Reihe.  V.  (1  VIl.j  Jubr,;.  O 


66  K.  J.  SCHBÖER 

Irinc,  Vicedom  der  untern  Steiermark,  1288.  —  Irnfried  von  HimI 
1230.  —  Nvdungus,  Frater  in  Mellnicb,  1285.  —  Bamung,  135&  1^ 
1426.  1427.  —  Budeger,  1163.  —  SuanahiÜ,  923.  924.  —  Volker,  PI 
in  FraOlau,  1292.  —  Wäant  in  Admont,  1184. 

Aus  dem  höfischen  Sagenkreis :  Oamaret  von  Silberberg,  1436- 
Parzifal,   1483.  —  Wigahis  von   Stein ,  1366;    Wigeleus  von  Sl 
1433;  WiguUus  Vellenbrunner,  1501. 

Der  Name  ist  bekanntlich  auch  in  die  Gudrun  eingedrungen,  ahja 
Wigäleis;  Hetels  Vasall.  Ich  lege  besondem  Werth  auf  die  Namen  vm-- 
der  Gudrun   in  Steiermark,   als  Spuren,   die   auf  die   örtliche  Heinil 
dieser  Dichtung  hinweisen,  wobei  ich  einer  Bemerkung  Rückerts  eii- 
gedenk  bin  in  der  Zeitschr.  für  deutsche  Philologie  HI,  184. 

II.  Herrant  und  Horant 
Zur  Gudrun  macht  R.  eine  Bemerkung,   die  ich  doch  noch  Imi^ 
vorheben  will.  Zingerle  bemerkt  Germania  VI,  253,  daß  in  der  HemUSb 
der  bair.  Seegelände  das  Seerosenblatt  eine  bedeutende  Rolle  spide» 
was  an  das  Wappen   auf  der  blauen  Fahne  Herwigs  von  Seeland  er* 
innert  (sebleter  swebent  dar  inne  Gudr.   1373).   Grimm  GDS.  471/B79 
Ceind  in  Herwigs  Wappen  die  sjeben  Seeblätter  der  Friesen.*)    WejB 
die  Gudrun  nun  in  der  Steieimark  ihre  jetzige  Gestalt  erbalten  hal^ 
so  meint  R.,  sei  zu  erinnern,  daß  das  steirische  Geschlecht  der  Wii- 
donier  das  Seerosenblatt  im  Schilde  führt  Vielleicht  zeigt  das  Seerosea- 
blatt  den  Weg,  auf  welchem  die  Sage   eingewandert  ist    Die  Namei 
Fruote,    Herwic  und  Heiel  in  Heteldorff    die  in  Steiermark    schon  ia 
12.  Jahrhundert  vorkommen,  lassen  die  Gndrunsage  da  heimisch  e^ 
scheinen.   R.  erinnert  an  den  Dichter  Herrant  von  Wildon  und  fragt: 
„stand   der  Dichter  der  Küdrün  in  irgend  einer  Beziehung  bu  dieses 
Geschlechte  ?^  —  Wenn  hier  der  Vermuthung  Raum  gegeben  wordei 
soll,  daß  jener  Dichter  Herrand,  der  Zeitgenosse  und  Bekannte  Ulricki 
von  Liechtenstein,  der  Verfasser  der  Gudrun  sein  könnte,    so  mocUi 
ich  dem  nicht  beistimmen.  In  der  Erzählung  von  dem  ilbelen  wSbe,  die 
man    wohl   ehedem  ihm  zuschrieb,    zeigt  sich  Bekanntschaft  mit  darl 
Heldensage,  mit  Asprian,  Wittich,  Dietrich,  Walther  und  HUdgond;' 
daß  er  aber  mit  keinem  Namen  Beziehung  zur  Gudrun  verräth|  spriflhi 
doch  stark  gegen  obige  Annahme,  wenn  jenes  Gedicht  auch  von  Herriit 
wäre;  dann  liegt  der  Kreis,  aus  denen  er  seine   übrigen  Erzählongoi 
holt,  80  weit  ab  von  einem  hehren  Stoffe  wie  die  Gudrunaage  iat^  dal 
sich  daran  wohl  nicht  denken  lässt!  —  Aber  einen  anderen  OedankM 


^  Dieselbeü  fnesischen  Seeblätter  (Ühreu  dL<)  Heinuumstädter  in  SiebMiblligV 


ZUR  HELDENSAGE.  67 

1^  die  Bemerkung  R's.  au.  Herrants  eigener  Name  J£t  Ja^in  Zeugniss 
tir  die  Gudrongage! 

'       Die  Namensform  Herrard  erscheint  in  den  Jahren  888.  927.  1060 

a.  8.  w.  Förstemann  P.  N.  630.  So  noch  im  11.  Jahrh.  ein  Herrantis- 

ptrtk  O.  N.  233.  In  ReioheU  Marburger  Namenbüchlein  findet  sich  ein 

Hierrant  aus  einer  Urkunde  von  1189;  kein  Horant,  was  ja  überhaupt 

keine  richtige  Form  ist    Grimm  nimmt  an  für  nord.  Hiarrandi,   ags. 

Hßorrendoy  ahd.  Herranto  bei  Haupt  II,  4.  Im  bairischen  Sprachgebiet 

seheint  Herrant  die  in  älterer  Zeit  gewöhnlichere  Form;  erst  aus  dem 

14.  Jahrh.  weist  Zingerle  Germ.  I,  293  aus  Tirol  zweimal  Horand  nach. 

J.  Grimm  verweist  auf  die  bei  Mone  Heldensage   S.  59   gesammelten 

Herrant  und  Horant,  welche  Schrift  ich   leider  nicht  zur  Hand  habe. 

Die  Dichter  haben  freilich  Iloraid,  W.  Grimm  Heldensage  331.  Bartsch 

Kolmarer  Handschr.  28;  24 ;  nur  ein  alter  Druck  des  Morolf  hat  Herant 

Heldensage  a.  a.  O«  Die  durch  den  Gebrauch  des  Namens  im  Gudrun- 

liede   selbst  geforderte  Länge   der   ersten  Silbe,    die  die  Herausgeber 

nöthigt  ein  unorganisches  ö  ftir  o  anzunehmen,    möchte  die  Annahme 

b^&Dstigen,  daß  das  Lied  ursprunglich  Herrant  hatte;  durch  welchen 

tjofluß  dann  die  andere  Form  eindrang,  ist  freilich  schwer  zu  errathen. 

Als  ob    eine    hochdeutsche  Gudrunsage,    in   der  Horant    noch  Herrant 

(Chautrun  yielleicht  noch  Kuntrün)  hieß,  erst  gegen  Ende  des  12.  Jalir- 

liunderta  durch  eine  nordische  Quelle  umgestaltet  worden  wäre.  —  In 

öogam  erscheint  ein  Magister  Herrandu4t  1268  Fej6r  cod.  dipl.  IV,  3. 

437  und  anno  879  einmal:  Herront  a.  a.  O.  VII,   1.  81. 

Herrant  von  Wildon  hätte  demnach  selbst  seinen  Namen  erhalten  von 
gjnem  Verehrer  der  Gudrunsage,  vielleicht  des  Gudrunliedes,  das  obne- 
tiin  Tor  Herrants  Zeit  gedichtet  und  umgedichtet  ist.  Er  konnte  nicht 
der  Dichter  sein,  kaum  sein  Vater  konnte  es  sein;  wenn  es  überhaupt 
ein  Wildonier  war,  mindestens  sein  Großvater.  Daß  der  Enkel  gerade 
ganz  anderen,  modernen  Stoffen  sich  zuwendet,  ja  gerade  von  dem 
Werke  des  Großvaters  nichts  wissen  will,  kommt  schon  vorl  —  Zwei 
beachtenswerthe  Thatsachen  bleiben  immer  zurück,  wenn  wir  den  aben- 
teoerlichen  Sprung  auf  Herrants  Großvater  ganz  bei  Seite  lassen:  in 
der  Steiermark  ward  in  dem  Geschlecht,  das  das  Wappenzeichen  führte, 
das  dem  hervorragenden  Helden  der  Gudrun  Herwig  beigelegt  wird, 
ein  Elnabe  Herrant,  d.  i.  Horand,  getauft,  nach  dem  berühmtesten 
Helden  der  Gudrun.  Und  der  Knabe  erwuchs  zum  Dichter,  wohl  in 
einer  Familie,  in  der  dazu  Anregung  gegeben  wurde. 

Die  Gudrunsage  muß  aber  —  ob  in  Liedform  oder  nicht  —  in  der 

Steiermark  schon  vor  den  achtziger  Jahren  dea  VI.  5a\\x\v\xv5ÄÄ\\Ä\i^- 

-  ""  *^-*»  ■ 


es  K-  ^'  SCHRÖER 

kannt  gewesen  sein.  Es  ist  doch  zu  aaf&llend,  daß,  wie  wir  oW| 
unter  Nr.  I  gesehen  haben,  gerade  1187  ein  Fructo  und  ein  Tffrwt 
auftreten,  und  1186  sogar  ein  Heteldorf^  genannt  wird,  das  weün 
nicht  Torkommt  and  wohl  nur  durch  die  Laune  eines  Verehrers  dieioj 
Dichtung  so  genannt  und  dann  wieder  eingegangen  ist 

ni.  Zur  Äbfassivngsseit  der  Gudrun. 

Hier  ist  es  wohl  am  Platse,  einen  Beweis  Schröders  g^en  eis 
höheres  Älter  unseres  Gudrunliedes  als  1198  zu  besprechen.  Derselbe 
fahrt  aus  in  seinem  anziehenden  Aufsätze:  corpus  juris  germanici  poCft 
cum  (Zeitschr.  für  deutsche  Philologie  I,  260),  bei  der  in  dem  Lkdi 
Horant  angewiesenen  Stellung  habe  dem  Dichter  das  Verhftltniss  da 
Königs  von  Böhmen  vorgeschwebt  Horant  ist  König,  Gudrun  206: 
er  ist  Schenk  y  als  Herr  in  Danemark ,  wie  der  König  von  Bdhmea 
Nun,  meint  Schr/)der,  sei  dauernd  das  Recht  auf  den  Königstitd  etä 
1198  an  Böhmen  gelangt,  „von  dem  bloß  persönlich  berechtiglei 
Wladislaw  kann  fnglich  abgesehen  werden.''  Begreift  man  nun  sdioi 
nichty  warum  von  dieser  Belohnung  Wladislaws  durch  Ejüser  RotiilM 
abgesehen  werden  kann,  der  doch  die  Krone  gerade  so  pers5nlid 
erhielt  wie  Horant,  so  ist  ja  auch  schon  WratisUw  J\  xrf\rt  y^i^ 
Heinrich_lV  1086  für  seinen  Beistand  irq  Kriege  mit  der  Koni^krMi 
belohnt  worden.  Auf  beide  paßt  genau,  was  in  der  Gudrun  von  Honui 
gesagt  ist:  ,der  verdiende  an  dem  künige,  daz  er  im  der  krdne  wo 
ze  tragene  gunde :  er  gap  sie  dem  beide  ze  löne.*  —  Wenn  daher,  wii 
ich  wohl  glaube,  dem  steirischen  Dichter  der  Gudrun  in  Bezug  auf  dii 
Stellung  Horands  zu  Hetel  die  des  Herzogs  von  Böhmen  zum  KaiM 
vorschwebte,  indem  der  böhmische  Fürst  —  dieß  schon  im  Jahre  II 14  — 
das  Sclionkcnanit  heim  Kaiser  verwaltet,  wie  Horant  bei  Hetd,  lai 
indem  Horant  für  geleistete  Kriegsdienste  mit  dem  Königstitel  beldal 
^ird  wie  Wratislaw  II  und  Wladislaw  II  mit  dem  Konigstitel  beloU 
werden,  so  haben  wir  hier  anzunehmen,  daß  der  Dichter  eine  Thil' 
sacbe  vor  Augen  hatte,  die  einmal  schon,  1086,  eingetreten  war  iiimI 
in  einer  dem  Dichter  nahe  stehenden  Zeit  —  1158 — 1 173  —  sich  wieder 
holte.  1>ieser  Zeitraum  der  Regierung  des  Königs  Wladislaw  11  stdit 
sehr  nahe  dem  Auftauchen  des  Ortsnamens  ifef^Morf  (1186)  oben  nnttf 
Nr.  I.  Die  Namen  Fruoto  und  Herwig  (1187)  müssen  freilich  mindestsu 
20  Jahre  noch  früher  gegeben  sein. 

IV.  Die  Balladen  von  der  wiedergefundenen  Schwester 

vom  Blaubart,   UJinger  etc.   berühren  sich   mit   der  Gudrun ,   wie  id 

bon  in  einem  Programm -Aufsätze  (^Beitrag  ixvt '4\^>\!koVi^^^'^T%5&s« 


ZtU  HKLDKNSAr.F 

i)  S.  14  licintrkte.  Frau  Hilde  sendet  Boten  an  Ortwin,  den  Bruddr 
^raubten  Gudrun,  unt  ihn  aufzufordern  zu  einer  Herfahrt,  um  sie 
heim  zu  holen  (Gudrnn  Str.  109*!).  Der  Bruder  befand  aieh 
ide  auf  der  Falkenjagd,  als  die  Boten  kami?ii.  Indem  er  die  Bol 
ickl.  «n-Sth  er  die  Absiclit,  und  Str.  1098:  die  vnlken  Hex  er 
I  dd  reit  er  bitlde  daii .  ila  er  in  kurzf.n  zi-leit  triieben  mtiol  yi 
■timint  fast  wörtlich  ku  der  Ballade  vom  Uliuger  bei  übland 
«!.  I,  145,  wo  der  Bruder  der  Geraubten  über  den  Hof  reitet. 
er  Schweater  Stimme  zu  vernehmen  glaubt,  wo  es  dann  heilJt: 
^ß  teiiu!  fnUzmi  fitegen,  er  ließ  seine  unnäe  gtiehen,  er  uUet 
I  tvo  einem  ßnst«m  waUle.  Diese  Ubereinittimmung  fand  sehi 
nd  Schriften  IV,  S.  59,  wo  nofli  weiteres  nachzulesen  ist. 

Näher  noch  an  die  Gudrunsage  stieift  die  Fasauni;  der  Ballac 
Hoffinann  sthles.  Volkslieder  S  29,  Nr.  14,  w.i  ein  Ritter  iibi 
ßbein  reitet  und  bei  einer  Schenkwirtbin  einkelii-t.  Er  fragt;  v 
euer  Töchterlein,  oder  ist's  ein  gemietbetes  Mädelein? 
i  nicht  mein  Töchterlein,  es  ist  ein  gemietlietea  Alädelein. 
Ritter  haut  der  Frau  Sclienkwirthin  das  Haupt  ab,  und 
Scblali:  14.  Fiau  Schenkwirthin,  da  hast  du  deinen  Lohn,  da] 
Deine  Schwester  hast  groli  gezogen,  IG.  Die  alte  Konigin  üboi 
es  wird  die  herzliebate  Mutter  sein,  17.  Der  junge  Prinj 
I  über  dem  Rhein,  es  wird  der  berzliebste  Bruder  sein. 
Der  Bruder  holt  die  geraubte,  als  Magd  behandel 
wester  zur  Mutter  heim.  Eine  weniger  beksnnte  Fassung  Ii 
Ballade    im    Siebenburgischen.    Schuster    siebenbUrg.    Volkslied! 

•) 

Es  saü  ein  Mädchen  unter  dem  Schleier,  und  näht  mit  gelber, 

grüner  Seide. 

Ea  ritten   zween  Bitter  auf  und  ab,   und  stoUen  dem  Mädchen 

den  Schleier  ab. 

Ach  Mutter,  geliebte  Mutter  mein,  was  soll  daü  doch  mit  mir  sein? 

Ea  reiten  zween  Ritter  auf  und  ab,  und  stoßen  mir  den  Schleier  ab. 

Ach  Tochter,   geliebte  Tochter   mein,    das   sind  nicht  Ritter,    das 
^innd  Freier. 

■  düs  Wort  k.ium  ausgeredet,  so  traten  die  Freier  zur  Thiir 


sich  I 

Botem^^H 

bland  1 


■  trinken  ruthtn  Wc 


M 


70  K.  J.  SCHBÖEB 

8.  Wir  sind  nicht  essens  wegen  da,   wir  sind  eurer  Tochter  weg« 
kommen* 

9.  Wolh  ihr  nns  sie  geben  mit  gutem  Wort,  sonst  nehmen  wir  euck 
sie  mit  Gewalt. 

10.  Sie  schlugen  ihren  Vater  steintodt,  sie  ersäuften  ihre  Mutter  Ol 
Blute  roth. 

11.  Sie  ergriffen  die  Schönste  an  der  Hand,  und  f&hrten  sie  aus  ihm 
Vaters  Land. 

12.  Sie  führten  sie  aus  ihres  Vaters  Land,  bis  in  das  Rosenlant 

13.  Da  sie  nun  heim  kamen,  und  ihre  Mutter  ihnen  entgegen  ku. 

14.  Ach  Sohn,   geliebter  Sohn  mein,   wo  habt  ihr  diese  Schone  be> 
kommen? 

15.  Wir  haben  sie  bekommen  mit  blutigem  Schwert,  ihr  sollt  sie  haltai 
in  Ehren  werth. 

16.  (Als  sie  aber  Hochzeit  gehalten,  mussten  sie  auch  ein  Leichen' 
begangniss  mitmachen.)  *) 

Alle  diese  nicht  ganz  verständlichen  Balladen  sind  miteinandsi 
verwandt;  sie  werden  nur  verständlich  als  Entstelinngei 
jenes  Theils  der  Gudrunsage,  und  diese  läßt  sich  aus  ihnen  gm 
herstellen,  indem  jede  einen  Splitter  vom  Echten  eigenthumlich  bewahr 
hat  —  Wo  das  Meer  bekannt  ist,  wie  in  Schleswig  und  in  Gottsdiee 
kommen  zween  Schiffer  fiber  das  Meer,  der  Bruder  und  derSehwagei 
der  Geraubten,  die  sie  finden  und  heim  holen,  dieß  ist  zu  erkennen  ii 
der  Ballade  bei  Uhland  127  und  in  der  von  der  Schönen  am  Meer  ii 
Gottschee  (s.  Germania  14,  330). 

In  dem  schlesischen  Liede,  das  ich  vorhin  anführte,  kommt  Ein 
Ritter  geritten  über  den  Rhein.  Hier  ist  aber  der  Zug  erhalten,  diB 
die  Gefundene  als  Lohndirne  gehalten  ¥rird,  daß  die  Frau,  bei  der 
sie  ist,  enthauptet  wird,  wie  Gerlind,  und  daß  am  Schluß  der  Ritter 
sich  als  Prinz  und  Bruder  entpuppt  und  „die  alte  Königin  üben 
Rhein,  es  wird  die  herzliebste  Mutter  sein  !^  Die  siebenbQrgische  Fai- 
sung  dieses  Liedes  bat  einige  Züge,    die  wieder  zur  Gudrun  stimme 

In  der  Gottscheer  Ballade  scheint  die  übermuthige  That  GhidronSt 
wie  sie  die  Wäsche  in's  Meer  wirft,  noch  durchzuschimmern  in  des 
Worten:  sie  nahm  ein  leinen  Tuch  in  die  Hand.  Mit  leinen  Tuch  übe^ 
setzte  ich  das  im  Texte  stehende  hüderle,  so  nennt  die  Gottscheewerin 
das  leinene  Tüchlein,  das  sie  auf  dem  Kopfe  trägt  Im  siebenbürgischen 
Liede  wurde  es  zum  Schleier  (schlämtche).  Man  begreift  nicht,  wanm 

*)  8o  rentebe  ich  irenigstens  den  Text. 


ZUK  HELDENSAGE.  71 

die  Ritter  ihr  ihn  herabstoßen.  Die  ganze  Beziehung  ist  verdunkelt. 
Aber  hier  erscheinen  doch  wieder  zween  Ritter,  zween  Freier, 
sowie  in  dem  schleswi^chen  Liede  zween  Schiffer,  im  gottscheewi- 
tcben  zween  junge  Herren,  in  der  Gudrun  der  Bruder  Ortwin  und 
der  Freier  Herwic.  Verdunkelt  ist  hier  das  Verhältniss  der  Wieder- 
l^efiindenen,  das  in  der  schlesischen  Ballade  deutlich  ist,  daß  sie  als 
Lohndime  behandelt  wird,  also  nicht  bei  ihren  Eltern  ist  Die  Leute, 
bri  denen  sie  ist,  erscheinen  als  ihre  Eltern,  und  werden  beide,  man 
we!ß  nun  nicht  warum,  erschlagen  wie  Ludwig  und  Gerlind;  das  Mädchen 
wird  aber  in*8  Rosenland  geführt,  wo  die  Mutter  ihnen  entgegenkömmt 
—  daß  es  die  Mutter  des  Mädchens  ebensowohl  wie  des  Einen  der  Be- 

1  Sreicr  ist,  wird  nicht  mehr  gefühlt.  — In  dem  Rosenland  kann  eine 

L  Erinnernng  an  den  Rosengarten  aus  «indem  Heldensagen  durchschimmern, 
jinleBfiills  ist   mit   einem  solchen  Kamen   kein  Seeräuberland    gemeint. 

!  Das  Madchen  kömmt  in  das  Paradies  ihrer  Heimat  zurnck. 

Die  Verwandtschaft  dieser  Variationen  Einer  unverständlichen 
Ballade  von  einer  wiedergefundenen  Königstochter,  die  zween  Ritter, 
der  Bruder  und  Geliebte,  heimholen,  ist  unleugbar,  und  daß  dieß  der 
Kern  ist,  der  mehr  oder  weniger  durchschimmert,  gleichfalls.  Soll  nun 
das  wörtliche  Anklingen  an  den  Text  der  Gudrun  in  dem  Gott- 
lebeewerliede  beim  Gruss,*)  in  der  verwandten  Ballade  bei  Uhland  I, 
U5**),  zusammengehalten  mit  der  Übereinstimmung)  des  Inhalts,  soll 
das  Alles  reiner  Zufistll  sein? 

,^V.  Etzelburc,  Ezelen  burc. 

Mfillenhoff  hat  ganz  richtig  bei  Haupt  12,  .433  f,  mit  Hinweis 
anf  den  Anonymus  Belsc  notarius  und  auf  Keza  bemerkt,  daß  unter 
Etxellrarc  im  Nibelungenlied  nur  Altofen  gemeint  sein  kann.  Ausführ- 
lich hat  darüber  schon  ein  ungrischer  Schriftsteller  gehandelt,  nämlich 
8teph.  Horväth  in  der  Schrift:  Pest  szabad  kirälyi  vdrosnak  regi  Ofen 
nimet  nev^rSl.  Pesten  1810  (von  der  königl.  Freistadt  Pest  altem  deut- 
•chem  Namen:  Ofen). 

Die  altem  Urkunden  kennen  kein  Etzelenburc,  ich  finde  bei 
Prjer  erst  1427  einmal:  Etzelburg  X,  8.  609.  —  Im  12.  Jahrhundert 
erMhemt:  das  Ufer  von  Pest  (1148  portus  de  Pest),  im  13.  Jahrb.  urls 
Buda  (1248),  aber  weder  ein  Ofm  noch  ein  Etzelburc. 

♦)  guolen  morgen  —  tcM  dm  meiden  tiw-e  Kudr.  1220,  1—4:  viel  gut«  morgen 
itbe  ich  wenig!  Ballade  I,  9.  12;  auch  1294,  3:  ich  hin  ein  armhi  uresche  mit  (Gott- 
•cheewer  Ballade  1,  16):  ich  pin  ja  deu  hinitL  Lcuchorin! 

•♦;  </nr  viMm  Iteat  er  vüegen  Kudr.  1098.  —  et  \\et>  ^\t  Yiälwi  «\^^\i. 


72  K.  J.  SCHRÖER 

Pest  scheint  schon  in  vorungrischer  Zeit  gegründet,  der  Name 
bezeichnet  in  bulgarischer  Sprache  Ealköf^n,  die  sich  damals  an  der 
Stelle  von  Pest  befanden.  Vgl.  übrigens  Miklosich  slav.  Elemente  im 
Madjarischen  5^0.  Das  Wort  pest  i^t  in  der  Bedeutung  Ofen  auch  in't 
Madjarische  übergegangen.  Ofen  ist  demnach  der  deutsche  Name 
von  Pest.  Das  alte  Pest  lag  am  linken  Donauufer  und  am  rechten 
erhob  sich  ein  Kleinpest  oder  Neupest  Dieß  alles  wird  ausf&hrlidi 
und  überzeugend  bereits  nachgewiesen  in  der  genannten  Schrift.  Dieses 
Neupest  stieß  nun  zusammen  mit  einer  benachbarten  Ortschaft,  die  aai 
den  Trümmern  des  röm.  Acincum  entstanden  war.  Die  TorgefimdeDen 
Trümmer  von  Acincum  mögen  die  von  der  Etzelssage  erfüllten  deut- 
schen Einwanderer  veranlasst  haben,  dieselben  fTir  die  einstige  Bui^ 
Etzels  zu  halten  und  so  zu  nennen.  Merkwürdig  ist  nun,  daß  die  Mad- 
jaren Etzeleuburg  Oubuda"*^)  (d.  i.  O-Buda  ^^  Alt-Buda)  nannten,  wie 
Ofen  heute  noch  madjarisch  Buda  (slovakisch  Budjn)  heißt«  Der  Name 
soll  von  Attilas  Bruder  Buda  stammen,  den  die  Geschichte  Bledas 
nennt  Die  unvolksmäßige,  der  Romulussage  nachgebildete  Erzfthlang 
des  Keza  hat  Mnllenhoff  bei  Hnupt  X,   433  mitgetheilt  **) 

Etzelhurg  hieß  madjar.  Ö-Buda  =  Alt-Buda,  seitdem  gegenübei 
von  Pest  ein  Klein-Pest  entstanden  war,  das  bald  auch  madjarisdi 
Buda  genannt  ward,  weil  es  wie  Buda  auf  dem  jenseitigen  Stromofei 
lag.  Diesem  neuen  Buda  gegenüber  war  Etzelburg  für  die  Madjaren 
Alt-Buda.  Bei  den  Deutschen  erhielt  Klein-Pest  den  Namen  Klein  Ofen, 
denn  Pest  bedeutet  Ofen  und  dieser  Name  dehnte  sich  dann  irrthiimlicb 
auch  auf  Etzelburg  aus,  das  nun  dem  madjarischen  O-Buda  entspre- 
chend: Alt-Ofen  heißt;  ursprünglich  hieß  Pest  Alt-Ofen. 

Ofen  ist  eine  deutsche  Stadt,  wie  auch  Pest  Das  deutschgeschriebene 
Ofner  Stadtrecht***)  aus  der  Zeit  König  Sigmunds  (1389—1437)  ge- 
braucht für  Pest  noch  den  Ausdruck  Alt-Ofen,  nennt  aber  Alt-0£Bi 
Etzelburg  z.  B.  S.  121 :  „wie  nimcmt  gar  fremde  wein  sol  leit  geben*  Item 
di  von  Cronfeä  (davon  später)  und  von  St.  Trinitat,  di  von  Vibet«  woi 
die  von  aüen  Ofen  ienhalben  der  Tonaw  —  seint  genant  in  den  priefen 
von  der  fremder  wein  wegen,  daz  sie  di  nicht  sullen  vorkaufen  noch 
leid  geben,  pei  der  nechsten  puez.  Eczelpurgei*  des  gleich  unter  unaert 
gnädigen  kunigs  Sigmunt,  zu   der  zeit  kunig  zu  Ungern,   insegil  ver- 


*)  Njich  Keza  c.  3  ;  hingegen  bei  Anonymus  Belie  not.  t :  Buduuar  {y^lt  =  bnrf. 

**)  Heinr.  von  Mogelin  variiert  die  Enählnug  so :  do  der  bof  (kunig  Esels)  n 

ging,  do  Koch  her  kein  Painionia.  da  het  des  knniges  Etzels  bruder  Buda  ein  stat  ge- 

hunet  iinfl  het  <li  stat  nach  i>ineni  nanien  genennot.  das  miict  den  knnig  Ktzel  gar  sOre 

***J  Ausg.  von  Mjchnay  und  IilcbiieT,  PieaVjui^  \^^. 


ZIIR  HELDENSAGE  73 . 

wUkürt  and  verpetscliaft  und  verprioft.  di  Eczel  pi(/i'gei'  haben  sich  aelbs 
iwnderlieh  vorpriefi  von  wegen  der  fremden  wein,  daz  si  die  seibin 
nicht  enturren  verkaufen.  **  lu  dem  dem  Ofner  Stadtrecht  voranstehen* 
den  alten  Register  S.  14  heißt  es  aber:  „von  der  Kranfelder  —  der 
Alien  ofner  enhalb  der  Taenaw  —  weinrechten ;  item  von  der  Zelburger 
wdnrechten.'  Hier  heißt  demnach  der  Etzelburger:  Zelburger.  —  Offen- 
W  war  der  populäre  Name  Etzelburg,  wenn  auch  in  den  königlichen 
Kanzleien  dafUr  der  ungrische  Name  Buda  galt.  Ungefähr  bezeugt 
dieli  Alles  auch  NicoL  Olahus"*)  (geb.  1493  f  1568),  indem  er  sagt: 
„Hnngari  eam  arcem  et  urhem  etiam  in  praesentia  Budam,  Teutones 
Tero  nunc  Eczelburg  i.  e.  arcem  Atila^.  nunc  a  furnis  calcis  quse  olim 
ex  lapidibus  illic  coquebantur,  Ofen  vocant^ 

VI.  Das  Kriemhildenfeld  bei  Etzelburpj. 

Simon  K6za  erzählt  bekanntlich,  nacli  Attilas  Tode  habe  ein 
Streit  stattgefunden  zwischen  zwei  Söhnen  Attilas,  einem  Sohne  von 
der  griechischen  Königstochter  und  einem  Sohne  Kriemhildens.  Diet- 
rich steht  letzterem  bei  und  verhilft  ihm  zum  Siege:  „istuJ  enim  est 
proelium  quod  Huni  proelium  Crumhelt  u*«que  adhuc  nominantes  voca- 
vemnt^  Heinrich  von  Mogelin  erzählt  so:  „dö  teilte  her  Diterich  von 
Berae  di  iliinen  in  zwei  teile  mit  sinir  list.  ouch  teilten  si  sich  selber. 
Wenne  kernig  Etzel  hatte  zwene  sone.  der  erste  der  htz  Ketoe  und 
was  von  des  konigis  taclitir  von  Krichin.  der  andir  hiz  Aladrius  und 
was  frown  Crimheldm  son  (al.  Krimilten  sun),  die  was  des  herzogin 
achter  von  Burgundia  eic.  etc."  Weiter  heißt  es  dann:  ^daz  von  hern 
Diterichs  röte  di  zwene  bnider  mit  enandir  striten  daz  also  vil  volkis 
dinlagin  wart  —  daz  di  Time  (al.  Tunaw)  fldz  mit  blute  so  kreftic- 
liclien  fuiif/.en  tage  von  Sicambria  bis  kcgin  Potentiana,  daz  wedir 
mensche  noch  t!r  daz  wazzir  mochtin  getrinkcn.  denselben  strit  nennen 
di  Hungir  frmcen  CrimheÜen  sti'it,^  Im  cronicon  Posoniense  ♦*)  S.  18 
erscheint  diese  Angabe  entstellt:  „istud  est  illud  prelium  quod  Hungari 
Bemheled  prelium  vocant  usque  in  diem  istum.^  —  Das  bei  Et/.elburg, 
WD  Fuße  des  jetzigen  Blocksberges  geleirene  Kranfeld  oder  Kronfeld, 
>lu  wir  oben  kennen  lernten,  zu  dem  das  Ofner  Stadtrecht  noch  die 
Lesarten  Kreinfeid,  Kreent'eld,  Kelenfelde,  Kleenfeuld  bietet,  soll  das 
Schkchtfeid  jener  Kriemhildcnsclilacht  sein  s.  Ofner  Stadtr.  S.  290  f 
In  Urkunden  heißt  dw  kleine  Ort:  KtlenfM  und  KelenfeuU,  und  zwar 


*;  Ausgabt-  vun  170;;  8.  162. 
**)  9d.  ToUy.  BiidsB  186'J. 


74  K.  ■'■  SPHRrtEF,  Zm  HELDRNSAfiE. 

m  I26<»  und  I2fll  bei  Fej^r  9.  7-  706  und  4,  3.  498.  öOO.  SiÄttr' 
Bchrieb  man  Kelerefnld  und  der  Name  pilt  für  niadjaris«h,  "nd  kwwI 
bia  auf  die  arpadisohen  Zelten  zurückgebend.  ' 

Wie  dem  inirner  sei,  die  SaE«  von  der  Remheleducblacbt  aihr 
r^rumhilt,  CrimheldBchlacht,  konnte  immer  aucb  ein  Rembelodfeld  aA«r 
r?rum-  Crimiltfeld  bei  Etzelbnrg  annehmen,  woraus  dann  Kran-  Kron- 
Kreinfeld  wurde.  Bemerkenswerth  Ist  immer,  daß  der  dentscbe 
Spracbppbraucb,  wie  da»  Ofiier  Stndtrocbt  bezeugt ,  die  Namensforni' 
mit  r  bewahrt,  also  die  der  KrimiltBape  nähere.  Heinrich  von  MoKelin, 
Inteinischen  Quellen  folgend,  sagt  Cap.  2fi;  Kelenfeld  fal.  Keleifeld).    ' 

VIT.  Namen  aus  der  HeldenBage  ans  Preaburg,  \ 

Einem  Verzeicbniaa  von  Presburffcr  Personennamen  aus  dem  JnJirs 
1.^79,  aus  dem  unter  anderm  ersichtlich  wird,  daß  Presburg  vor  ."iftfli 
Jahren  eo  deutsch  war  wie  heute  (und  so  wohl  auch  krinftic  bleibeir 
wird),  entnehme  ich  folgende  Namen  aus  der  Heldensage.  Eltnrf  fidelU.  — i 
Eiiijel.  Aefhfil  Äv^el  i-holfrnijer.  Als  Beiname  eines  Kohlen trMger"  pasnB 
dnr  Name  des  fjftwerge»  der  Heldensage 
rUiUfJi,  vgl.  AlhiTieh.  —  Danetuirdiis.— 
Mehrere  Distal  und  ein  Dif^^dlnvn  k?in' 

oder  Dietrich  KurHckweisen.  —  Lvpns  Ehi^hardiis.  —  Ortfl.  —  7V(oA) 
Jetzt  noeh  In  Presburg  ein  Anton  DieKald  und  in  Siebenbürgen  ein* 
Familie  Tifheh.  Das  mahnt  an  Tibalt  von  Slbenbürgen  vrnun  Herrftt  d«ri 
riehen  brrioder! 

Die  Ausbeute  ist  gering.  Aber  wenn  man  erwägt,  daß  mir  iH 
das  Verzeichniss  eines  Jahres  vorliegt,  daß  demnach  die  sieben  Natni 
nuH  der  Helden3a)re  gleichzeitig  auftauchen  an  Einem  Orte,  so  ist  w, 
doch  immer  schon  ein  starkes  Lebenszeichen  der  Heldensage.  Resrni- 
ders  ansprechend  ist,  daß  Eckart  der  getrinwe  in  seiner  Eigenschaft, 
wenn  anch  in  der  Kanzlei  des  StadtraMies  latinisiert,  als  fidelis  anftriP. 
und  im  Namen  des  Kohlenfrllgers  Albel  Augel  durfte  in  der  That  ein 
Volkswitz  stecken,  der  auf  Anschauungen  der  Heldendichtnn^  berulit 
Ein  Bruchstück  des  ]>narin.  da«  ich  einst  In  Presburg  fand  and  dw 
nach  metner  Ausgabe  von  1B.^)7  auch  im  deutschen  Heldenhnch  T.  295 
abgedruckt  ist,  beurkundete  wohl  schon,  daß  unsere  Heldi 
die  Donau  hinab  entlang  dereinst  crkluno-en  sind,  Rn  dem  W< 
die  Nibelungen  nach  P^txelburg  hinab  gofaliren  sind,  sowie 
deren   verknmmi'rtn   Nachklänge   in   (I™  '•Iksbtli 

Mn'a  Mchtr/irxr  Meer  die  Doni"'  Mnnb 


tnn^  beruht 
ini  und  du 
ihueh  T.  295 
HeldenBrtl 


A.  BIRLINGES,  BESEQNUNaKN.  75 


BESEGNUNGEN. 


;m.  467.    8®.    XV.  Jahrh.  Medicinalia  et  de  herbarum  viribus.    Die 
Besegniingen  sind  von  einer  andern  spätem  Hand  (XVI  saec). 

f.  158'.  W an  sich  ainerverenck  oder  verreib  und  nent  sein 

namen. 

Vnser  lieber  hSrr  gang  aus  auf  metten;  dratt  auf  einen  merbel- 
in  gar  hart,  er  dratt  auf  ainen  merbelstain,  es  verrenck  vnd  bracht 
n  heillig  fleisch,  bluet  vnd  bain.  Vpser  lieben  h^rr  gieng  draurig 
m  KU  seine  liebe  mutter,  fand  er  allain.  0  du  mein  liebe  trautter 
1  der  mein!  wie  khanst  du  so  traurig  sein?  Mutter,  soll  ich  nit 
irren?  hab  trotten  auf  ein  merbelstain;  hab  verrenckt  und  brechen 
in  flaisch,  mein  bluet,  mein  bain.  O  sunne,  liebste  sune  mein!  was 
st  du  mir  zw  fir,  so  wil  dir  dein  fleisch  (f  158")  dein  blued,  dein  bain 
ler  zw  samen  thon.  Mutter,  ich  gib  dir  himel  vnd  erd,  daz  mir  mein 
Bch  und  blued  vnd  bain  wider  zemen  k^ret :  drum  gib  ich  dir  himel 
d  erd.  dH  giengen  wir  vnder  dem  himel  vnd  giengen  auf  erden  im 
jnen  Gott  des  vaters  f  vnd  suns  f  «nd  h.  gaists  f  amen,  mit  namen. 

!.  f.  159*.  Vir  die  wirm  der  zennen  vnd  nents  mit  namen. 

Sd  Villeg  vnder  der  Stegen  leigt 
vnd  der  mit  heller  stimm  aufschreid: 
Jesu  Christo  hast  mein  vergessen 
wil  mich  wirm  läsen  fressen! 
Gott  der  sprach  aus  seim  gettlichen  mund 
So  wil  ich  es  ist  noch  nit  stund 
Ich  hab  dein  nit  vergessen 
weil  dier  die  wirm  nit  läsen  fressen; 
Sie  sein  weis,  swarcz  oder  rött 
In  der  3.  stund  sein  alle  dott. 
Im  Namen  f  ^-  s.  w. 

3.  f.  159".  Vir  Mundfeil. 

Jais  hergang  über  ainen  soe;  begegnet  jm  vnser  lieber  herr: 
Jais  hör 

warum  drauret  so  s6r? 
HSrrI  warum  soll  ich  nit  drauren? 
Mein  ßeißcb  vnd  bain  wil  mir  in  memem  xoMiSiäL  l^«ÄwikKo^• 


76  A.  BIRLINGER,  BESE6NUK6EN. 

Jais  hergreif  in  gnmd 

Nim  Wasser  in  mund 

Lass  wider  in  grund 

So  wird  dir  dein  fleisch  und  bain  gsund 

in  X  naroen:  Gott  vatter  f  u-  8-  ^* 

4.  Zw   dem    kreps   disen  Segen;    die   namen  wie    sie   haisct 

oder  die  persson. 

Vnd  spricht:  kreps,  du  hast  die  N.  vmpfangen;  ir  haut  vnd  ir 
brüst  ynd  hast  gebaud  ein  haus  vnd  bei  ir  wird  wonen  der  kreps  vnd 
wirst  Ir  saugen  N.  ir  mark  aus  den  painen  vnd  aus  der  brüst  heram; 
zw  dcrselbigen  frist  khumbt  vnser  lieber  herr  Jesu  Christ;  spricht  kress 
vnd  kreps:  was  thuest  du  hie?  s6  haben  mir  N  vmgfangen  vnd  vmsesseB 
jr  hauth  vnd  jr  brüst  vnd  wellen  ir  saugen  ier  blue  aus  den  painen, 
aus  der  brüst!  Sprich  Gott:  des  solt  ir  nicht  tun!  solt  die  N.  ir  brost 
gesund  I&n:  solt  hin  gen  Babylon  gang,  da  sten  drei  bmnnen.  Ans 
dem  ersten  flttes  ayder,  aus  dem  andern  flies  milch,  aus  dem  dritten 
rödes  blued.  däselben  solt  ir  auch  bauen  ein  haus  und  sold  drinkhen 
vnd  saugen  daz  mir  auch  drunckhen  gued,  drinck  und  saug  es  ans  dem 
grund  sprich  Gott  der  herr  vnd  lond  die  N.  ihr  brüst  (f.  162')  gsund, 
daz  ir  gsund  bleib  es  wohr;  das  geschach  das  Longuinus  der  Rider 
Gott  dem  herren  in  sein  heillige  göttliche  brüst  stach,  die  nit  sanrt 
und  nit  fault  und  nit  gird  und  nit  schwirt;  als5  sol  die  N.  brüst  aneh 
geschegen;  daz  zell  ich  dier  zw  buess.     Im  namen  u.  s.  w. 

5.  Das  blued  zw  verstillen. 

Durch  Adams  blued  erhuob  sich  der  todt 
durch  Xristus  blued  starb  er  der  todt. 
Ich  gebuet  dir  blued,  durch  Xristus  blued 
daz  du  still  stees  vnd  nit  weider  gest! 

Im  Namen  u.  s.  w. 

6.  f.  167^  Wer  blättern  oder  vel  jm  äugen  hat, 

der  Sprech  also:  Osanna  gebar  Sant  Anna,  die  h.  frau  sant 
Anna  gebar  vnser  liebe  fraw,  vnser  liebe  fraw  gebar  vnsem  lieben 
herm  Jesum  Christtun,  der  dreib  auch  feil  und  plädem,  das  nit  bricht 
vnd  alles  das  darinnen  ist,  das  helf  vns.  der  man  der  seinen  voBchnl- 
tigen  tod  an  dem  heilligen  creuz  nam  der  helf  vns  vier  das  pl&ter  oder 
fier  das  vell  dem  N.  dich  angang  oder  stad,  das  helf  vns  Gott  der  vater 
a.  s.  w,  \^.^^SSSiiS^^SXSL. 


L  BWAHaEn,  ZUR  MYTHOLOQIR    ir.  SPRACHE  DES  inEDERRHEINS.       77 


ZUR  MYTHOLOGIE  UND  SPRACHE  DES 
NIEDERRHEINS.      . 


fl 


Der  sagenkuadige  Alex.  Kau^natm  hat  Germ.  XI,  411  ff.  vnn 
i«D  Halden  am  Niederrhein  gehandelt.  Ich  fand  bei  Dr.  W.  C're- 
lliua  in  Elberfeld  eine  Ausgabe  desselben  Werke»,  das  Kaufmann 
indschrifUich  benlttzen  konnte,  Die  Ausgabe  aus  dem  Anfang  des 
).  Jal.Hi.  hat  den  Titel: 

Van  Amt  buschniaü  vü  Henrich  aym  alden  vader  dem  geys^ 
!fii  wtinderlich  Myrackell,  dat  geschyet  ya  yn  dem  land  van  Cleue 
f  DiiylJbercb  tzo  Mejerieb.  (Ho];!S(;hnitt  {  Fegt'euer,  Gott  oben  mit  e. 
lele.)  Gedruckt  up  sent  Marcelleu  straissen.  (4"}  by  Servais  Kruffter. 
Qiuten  HolzscIiuilL 

Das  Work  iat  besprocbeu  tod  Dr.  EmieQ  in  d.  belletrist.  Bei- 
igc  SU  dpD  köln.  Blilttern  I«IJ3.  Nr.  214;  von  Crecclius,  Germ.  XII, 
IW.  —  WcllerB  Kep.  typogr.  erwähnt  viur  andere  Ausgaben  1500,  1Ö05. 
fitraßbiirg  (Nr.  im.  330).  1509  Cölu  (Nüyli).  1515  Slralib.  (Nr.  9^7). 
Am  Schlüsse  ist  der  Ritter  Tondalus  erwälmL  Die  Sprache  ist 
Bimdftrtlich  niederrheinisch,  doch  bei  weitem  nicht  so  mundartlich 
pfbbt  als  Kaufmanns  Hs.  Ich  theile  hier  einige  Prolifn  zur  Verglei- 
chung  mit. 

1.  Der  Geist  bekennt  und  warnt. 

(tl.  7*.    der   geist   sacht:    ich   liess  mir   cuentuirliche   cleider   machen. 

fchoio  mit  langen  ancuelen.  tebbert  mit  knuutfen,  kogelen  mit  vil  sny- 

IicIm  vnd  wold   ouch  ummer   mit  den  besten  syn  na  der  werlt  loufl'. 

Vfft  deeer  sachen  willen  werden  ouch  vil  frauweii  verd&rat  sonder  taael. 

fäl  sy  vss  der  maissen  vsswendifh  vn  yuwendich  houerdich  synt  vnd 

Mch  houerdich  zyereu.  damit  sy  vil  lüid  tzer  hellen  ti'ecken.     Ich  hat 

oicli  ouch  darzu  ergcueu,  dat  ich  der  duuei  speie  tzo  doin  plach,  dobelen, 

karten,  bretspelen.  dat  drei£F  ich  waü  seuen  jnir  läk.  het  ich  mich  niel 

rnhrMfirr    uude   davan   gelaissenn   got  wold   mich   gestrailTt  Imyn  mit 

•™ii  aehnelleQ  dode,  dat  ich  ewelich  verdömpt  sülde  syn  gewost.    Do 

Irnt;  vm  wz  sunden  werden  die  raynschen  allermeist  gepynicht 

itt?  der  geist  sacht:  Die  doitslegcr,  deBtiet,  s.'ÄxVct AtÄt^ , 

irf  die  jm'  eygert  -fcjTider  d'*idei;\,  ^v^c^VgTet,  ^i 


78      A.  BIBLIHGEB,  ZÜU  MTTHOLOGIE  U.  SPRACHE  DES 


ir-^iK-NN;!:-! 


bedreger,  reuuer  vnd  ouch  die  ghene  dye  ungehorsam  sjnnt  den  g 
boden  gotz.  vnd  also  sterven  nngebycht,  nngebuest:  die  werden  gew} 
all  verdömpt. 

^        2.  Von  den  Holden. 

Bl.  11^:  want  sj  mejnt  dat  idt  nit  sunde  weer  vn  plach  sich  t 
bychten  vnd  vnder  wysde  den  pastoir,  dat  he  yr  orloff  gaff  waer  t 
sagenn,  mer  sy  wirt  seer  dammb  gepyniget  vn  die  böse  viande  qi 
men  t«o  yr  die  man  heist  wysse  fr  au  wen  off  holden  vn  sadite 
sie  weren  selige  frauwen  off  holden  die  ander  der  erden  woind 
under  den  schonen  boomen  off  krosen  basschen  vnnd  nömdenn  yr 
plaetzen  in  der  lade  höaen  da  sy  in  woenden  vn  sachten  jr  dat  i 
die  lade  warnen  sold,  dat  sie  ir  stede  vn  haiser  reyn  hyelden,  da  si 
id  jn  wail  gain  an  irre  narang.  Dat  sacht  sy  den  luden  vn  wilehe  <i 
geloofflen  die  deden  den  seligen  frauwen  off  holden  ere. 
kregen  die  böse  geiste  macht  öuer  vn  behelden  die  also  in  yrem  | 
louuen.  vnd  als  jn  dan  die  ere  niet  geschach^  do  deden  sie  den  loid 
schaden  an  yrer  narang  vn  kinderen,  dan  giengen  die  lüde  na 
wairsagerscher  vn  vraegden  wie  idt  queem  dat  yr  narang  affgyei 
dan  sacht  sie:  ich  wil  beseen  wat  dat  beduid.  So  quamen  dan  < 
bOse  geiste  tzo  yr  vn  sachten:  uns  wirt  geyn  eer  gedain  als  man  plee< 
tzo  dein,  ire  kinder  haind  unse  wonung  unreyn  gemacht^  darumb  ha 
sy  ungelttck.  sy  sulden  des  donnersdags  früe  zo  bed  gain  vn  macl 
dat  huiss  rein  vn  bereiden  die  taeffel  mit  guoder  spysenn  dat  wir  f 
essen,  dan  salt  jn  wail  gain  in  all  yren  Sachen,  dat  sachte  die  wa 
segersche  den  luiden.  als  sy  dan  dat  deden,  so  liessen  die  böse  gc 
äff  vn  deden  den  luyden  geyn  verdriess  me. 

So  kregen  diu  duuelen  die  gude  luyde  in  ir  gewalt,  die  sie  i 
anderen  sachen  nit  krygen  künden,  vnd  al  die  ghene  die  mit  < 
wichelien  vmbgaint  off  daran  gelouuen  werden  verdömpt  vn  ga 
uyss  der  beschirmung  Gotz  in  die  gewalt  des  duuels.  vnd  wylch  past 
wychelye  lest  geschien  yn  synem  kyrspel,  der  is  ouch  in  der  gew 
der  duuelen. 

3.  Feldgespenster. 

Als  dat  geschien  was  vraegt  Amt:  komen  al  geiste  tzo  g04 
die  up  erden  sich  seen  laissen?  der  geist  sprach:  neyn.  Ich  kant  eyi 
man  der  plach  arm  luid  tzo  verdrucken  vnd  verschloch  der  gemey 
eynen  kamp,  dair  armer  luid  quic  plach  tzo  gain.  der  riche  man  sü 
rad  wart  gepymcht  vp  dem  kamp  dry   iair  lanck  vn  braut  als  c 


Ji.  filRLmOEB,  VOLKSTHÜBILICHES  AUS  SCHWABEN.  79 

boBch  vnd  na  dryn  jaren  wart  he  begraueu  in  die  helL  —  der  geist 
aacht  van  so  vill  luden  der  eya  deil  wayl  XL  jair  doit  waren  gewest 
I  vnd  waren  dat  meiste  deil  acker  lüde  gewest  vnd  yrer  eyner  het  dem 
anderen  landt  affgestolen,  die  giengen  daer  vnde  boessdenn.   BL  12\ 

4.  Sturm  bei  Selbstmord. 

Item  uff  ein  zyt  als  Amt  mit  dem  geist  sprach|  do  hoiff  sich  ein 
groissvngewidder  mit  winden,  stürmen  und  regen,  do  vraegde 
Amt:  wa  van  dat  vngewidder  queem?  der  geist  antwort:  id  hait  sich 
ein  woecherer  bynnen  deser  vrenn  selffs  erhangen  und  yd  is  ouch 
gewest  eyn  frawen  die  hait  yr  eygenn  kyat  vermört,  dat  wil  Qot  pla- 
gen över  vill  creaturen,  so  leyt  is  Gode  der  doit  des  sunders,  der  sich 
idffii  dödet    BL  18''.  A«  BIRLINQEB. 


VOLKSTHÜMLICHES  AUS  SCHWABEN. 


1.  Ältaugsburgisches  Festjahr.*) 

Das  Advent  3  WocheD  vor  dem  neuen  Jahr  oder  dem  Geburttag 
i-\  Christ)  sol  Petrus,  ists  wahr,  aufgesezt  haben,  das  man  sich  darinn  ufl* 
<Iie  Zukunft  Christi  bereittcn  soll. 

Diese  3  Donerstag  ist  an  viel  Ortern  der  Brauch,  daU  die 
kind  in  der  Statt  herumgeen  und  an  die  heuser  klopfen,  den  gibt 
man  Kuß,  Epfel,  Birren  und  Lebkuchen.  Diese  Necht  helt  man  ftir 
scheulich  und  verworfen  tag,  förcht  sich  vor  Gspeimst,  Unholden, 
Hexen  und  Drutten. 

Damach  kompt  das  fest  der  Geburt  Christi.  Da  hat  man  an 
Tili  orten  selzamer  spill,  wiegen  ein  hölzin  Kind  oder  Qötzlin 
in  der  Kirchen  und  habe  diese  Nacht  so  ftlr  heilig,  daß  etlich 
beredt  sind  all  Brunnen  werden  diesen  Augenblick,  so  Christus  geboren 
sei  auf  diese  Nacht  zu  Wein  und  in  hui  wieder  zu  Wasser;  etlich 
sagen,  es  schlagen  all  Baum  diese  Nacht  aus. 

Ein  jglicher  Priester  halt  diesen  tag  3  Meß,  etlich  gethailt,  etlich 
nacheinander. 


*)  Papktenbiieeb   oder  Chronik,    rast  luMig  and  mich  nntsHch  zn  lesen.  16/17 
JWh.  hi.  9*.  (Im  FriTAtbesiUe.  Mttncfaeu.; 


gO  A.  BIRLIKGfite 

Am  3.  tag  darnach  beget  man  Sant  Johane  fest,  da  trinkt  ydmtt 
Sant  Johans  Segen,  das  ist  ein  gesegneter  Wein  ob  Altar  danniA 
man  auch  Kugele  macht  Rir  das  Wetter  und  schaur.  an  disem  tag 
trinkhen  die  Männer  die  sterke  die  frauwen  die  schOn. 

Den  nechsten  Tag  darnach  an  der  unschuldigen  kindlen  ti( 
gehen  die  jungen  Gesellen  herumb  mit  einer  Ruthen ,  schlagen  die 
Junckfrawen  um  den  Lebkuchen  und  diü  nennen  etlich  den  pfeffertag; 

Damach  am  8.  Tag  nach  der  Geburt  Christi  ist  der  papistea 
newjar.  das  winschen  sy  ejnander,  schickhen  einander  geschenk  snm 
newen  Jar,  auch  geben  diß  die  Väter  den  Kindern,  die  Man  den 
frawen  zu  einem  guten  eingaug  des  jars.  In  diesen  8  tagen  fordert 
man  khein  schuldt  und  becht  ein  besonder  brot. 

Nach  dem  kompt  der  heylig  drey  Kinig  fest,  daran  vill  em 
Kinig  wehlen,  spill  halten  und  ein  lange  wirdtseliaft  anrichten. 

Auf  diu  kompt  Liechtmeß,  da  bringen  die  papisten  den  tempd 
vol  Wachsliecht  mit  großem  gepreo^;  diese  wiliet  mau  ftir  alle  Gespenst 
hagel,  schauer  und  schreibt  darein  segen. 

Und  alsdann  kumpt  Fasnacht,  der  papisten  Bachanalia.  An 
diesem  fest  pflegt  man  vill  Kurzweill,  spektakelspüll  zu  halten;  mit 
stechen,  tumieren,  tanzen,  rockenfarten,  do  verklaiden  sich  die  Leut 
laufen  wie  Narren  und  Unsinnigen  in  der  statt  um  mit  mancherley 
abenteur  was  sie  erdenken  mögen. 

Da  siebet  man  in  selzamer  ristung  seltzam  mummerei:  die  frawen 
in  Mannskleidem  und  die  Man  in  weiblicher  Waat  und  ist  fllr  wahr 
schäm  zucht,  erbarkeit  frombkait  an  diesem  fest  theuer.  daran  vill 
Bieberey  geschieht  doch  verriebt  das  gelt  alles  in  der  Beicht,  all  Bos- 
heit und  Unzucht  ist  ziemlich  an  diesem  Fest,  ja  ain  Wolstanndt. 

Die  Herren  haben  ihre  Fasnacht  an  eim  sondern  tag,  darnach 
auf  den  Afftermontag  die  Layen. 

In  Summa;  man  fahet  daran  an  allen  mutwillen  und  kurtzweill. 

Etlich  lauffen  ohne  all  schäm  allerding  nackhent  umb.  Etlich 
kriechen  uf  allen  vieren  wie  die  thür.  Etlich  brutten  Narren  auS;  etlich 
sein  Minch,  Kinig  etc.  und  auf  di&  fest  so  woll  lachens  wert  ist 

Etlich  gehen  auf  hohen  Stelzen  mit  flüglen  und  langen  schnftblen 
sein  Sterken.  Etlich  Bern,  etlich  wild  Holzleut,  etlich  teuffei,  etlich 
tragen  ein  frisch  Menschenkoth  uf  einen  küssen  herum  und  werren 
jm  der  flüegen.  Etlich  sein  äffen,  etlich  in  Narrenkleider  verbust  und 
zwar  diso  geen  in  ihr  rechten  Mummerei  und  sein  in  der  Wahrheit  das, 
so  sie  anzeigen.  Wan  jn  ein  anderer  den  Narren  sticht  und  Esell  Ohr 
macht,  80  wdliens  zürnen  hauwen  und  stechen  und  hye  beichten  sie 
öffentlich  und  willig  vor  ydmanu  se\\>B  vfei  «i\e  «»e^'^\i. 


VöLKSTHÜMLlCifES  Aüft  flCHWABEN.  8l 

iMe  Itali  oder  Welschen  stellen  sich  auch  als  wollen  sie  die  Teut- 
idien  in  disemFall  überwinden,  da  seind  auch  Narren  wolfeill, 
dodi  etwas  subtiler  dann  die  Teutschen. 

Um  Ulm  in  Schwaben  hat  es  ein  Brauch  an  der  Faßnacht,  wer 
diß  tags  in  ein  hauß  geht  und  nit  sagt,  ich  gehe  mit  Urlaub  aus  und 
«,  den  £Edien  sye  und  binden  dem  als  einen  Uebelthäter  die  hftnd  auf 
40Q  Bngken,  klopfen  mit  einem  Beckhen  voran  und  fdren  in  in  der 
Stadt  kerom. 

Auf  dis  kompt  die  Fast.  Den  nechsten  Tag  darnach  zu  eingang 
denelben  laafft  das  Volk  zur  Kirchen,  da  strewet  der  pfaff  eim  yden 
vnb  ein  pfening  ein  wenig  Aschen  au£F  den  kopff.  Etlich  haben  ihr 
eigen  Gebet  und  Andacht  uff  diese  Zeitt  fUr  den  Fror  er. 

Auf  disen  Tag  der  ascherigen  Mitwoch  leiten  sie  die  fasten  ein 
mit  großer  Mummerei,  halten  Bankett  und  verkleiden  sich  in  ein  sonder 
Ibiiier. 

Etlich  klagen  und  suechen  die  Faßnacht  mit  Fackeln  und  Lattemen 
beim  hellen  tag,  sclireien  kläglich  wo  die  Faßnacht  hinkommen  sei. 

Etlich  tragen  ein  bering  an  einer  Stangen  und  sagen :  nimmer  Wurst, 
Hering!  Etlich  henken  ein  hauffen  Bueben  an  sich  und  singen  ihnen 
^or,  etlich  fahen  einander  und  tragen  einander  uff  Stangen  in  Bach. 

Den  nechsten  Sonntag  darnach  gibt  man  der  Fasnacht  Urlaub, 
Verbozt  und  verhfüt  sich  aber,  trinken  sich  voll,  spülen  und  raßlen 
^ulezt.  Als  dann  folgt  die  traurig  fast;  darinn  eßen  sie  40  tag  kein 
fleisch,  auch  nit  Milch,  Keß,  Ayr,  schmalz  dann  vom  remischen  Stuel 
Krkaufik.  da  verhtült  man  die  Altar  und  hajligen  mit  einem  tuech  und 
last  ein  hungertuech  herab,  daz  die  syndige  Leut  die  götz  nit  an- 
leben,  noch  die  heiligen  bilder  die  Christen  oder  Juden. 

Zu  Mitterfast  ist  der  Rosensonntag.  Daran  segnet  der  Bapst  alle 
gebeichten  zu  Rom  und  bestetigt  auch  den  Juden  ihr  Gsatz.  An  disem 
Tag  hat  man  an  etlichen  Orten  ein  spibl,  das  die  Bueben  an  langen 
Stangen  bretzlen  rumtragen  in  der  statt  und  zwen  angethon  Man,  einer 
in  Sjnogrüen  oder  Eppheu,  der  heißt  der  Sommer  der  ander  mit  Gemies 
angelegt  der  heißt  der  Winter,  diese  streitten  mit  einander;  da  ligt 
der  Sommer  ob  und  erschlecht  den  Winter,  darnach  geet  man  darauf 
zum  Wein. 

Auf  diß  kompt  der  Palm  tag.  da  tragen  die  Bapisten  den  Tempel 
▼oller  BOachel  palmbeum  und  angebunden  Ost.  die  weyhet  man  fdr 
alles  Ungewitter  an  das  fewr  gelegt  vnnd  ftaert  ein  hilzen  esell  auff 
einem  w^elein  mit  einem  darauf  gemachten  Bild  ihres  Gots  in  der 
itatt  herum,  siiigen  werfen  Palmen  für  il\n  und  ttevWw  V^  ^Äi^^^^«^^\ 


82  A.  BlkLlKQUU 

mit  disem  ihrem  hilzenen  Gott  Dßr  Pfarrer  legt  sieh  vor  cUeMm  Bild 
nieder,  den  schlecht  ein  anderer  FüS.  Die  Sohueler  ungen  iwid  deolii 
mit  Finger  daraufil  Zwen  Bachantea  legen  aich  aach  mit  ■altiiiw 
Ceremonie  und  Qcsang  vor  dem  bild  nieder,  da  wirft  ydeiMünn  mit 
j>almen  zu,  der  den  ersten  erwischt  treibt  vill  aauberei  daviL 

Darnach  kon^)it  die  Marterwoob  vor  Ostern.  —  Da  fahet  man  u 
3  Nacht  vor  Ostern  zu  Nacht  Metten  au  singen.  Darein  bra^  ab 
groß  Volk,  mit  Hämmern  stein  und  schlegel  klüpfel  kolbea  «tafllBB 
.und  klopfen  z^  bestimmter  Zeit  über  die  armen  Juda's,  machen  lUfor 
jBuster  und  löschen  alle  Liecht  im  Tempel  aus.  Man  hat  aach  Mi  aiga 
I^trument  zu  diesem  scherz.  Damach  heben  und  tragen  sy  ein  Qrnsifis 
herum  an  etlichen  orten  mit  einer  anhangenden  Latem  an  «einam  htk, 
singen  umb  die  Kirchen  in  einer  Prozession.  Viel  Bosheit  gesolHcht  in 
diesen  Metten.  Die  Leut  werden  an  die  Stttel  genagdL 

Damach  sterben  die  3  Tag  die  glockhen.  Da  fthrt  man  mit«iBaa 
klopfcuiden  Karren  und  viel  tafflen  in  der  Statt  henun  homft  dii 
Volk  in  die  Kirchen  zum  Passion. 

Am  Charfreitag  vor  Ostern  trägt  man  aber  ein  Kreaa  henim 
legt  ein  groß  gestorben  Menschenbild  in  ein  Grab,  wirft  kreatawuii 
Spachtel  mit  Ol  oder  Chrysam  in  und  Tauff. 

Item  man  segnet  im  Vorhof  des  Tempels  das  fear,  das  auch  aa 
das  feuer  gelegt  ftlr  all  Wetter  und  UngestCLmm  hilft.  ^l«<i<mti  wevta 
die  Glocken  wieder  lebendig  und  lenten  der  fasten  gen  HimmeL 

Nimbt  man  die  hilzen  bloch  oder  bild  aus  dem  Gbab  wid  aingt^la 

Voigt  zu  Morgen  derOstertag,  da  weihet  man  den  AnbifikiM 
Fladen,  Keß,  gehektz  auf  den  Altar  und  schicken  die  Freund  eiaandhr 
des  Geweihten  oder  Fladens.  Darauf  hat  man  das  Hoduunbt  mä 
iroüden,  da  orglet  man  mit  schall,  das  erklingt,  mit  feinen  Biul- 
liedlein  und  hofiert  also  mit  figurieren  singen  und  .pfeiffen  den  Ohni 
der  Menschen,  das  Fleisch  zu  kitzlen,  daß  etwa  an  einem  Pttnteahlf 
zu  vil  war. 

Wer  dan  diß  drey  Tag  vor  Ostern  zum  Sacrameot  g«et,  dtf 
schicket  sich  gut  heuchlerisch  —  beicht,  gürtet  sein  giitel  ab,  l^  Jm 
zu  seinem  Hut  etwa  in  tempell  und  geht  dahin  su  unserem  hvr 
gott.  den  nechsten  tag  geet  man  nach  Emaus,  daran  ist  wieder  al 
andacht  aus. 

Auf  diß  fest  kompt  die  Creutzwochen  da  geet  die  gana  atat  wdk 
dem  Creutz  wallen,  auß  der  Statt  etwa  in  ein  Dorf  jsu  einem  heilig«^ 
4as  er  das  treidt  woll  bewarren  und  wolfeile  Zeit  von  Gott 


VOtKSTHÜMUCHSlS  AUS  SCHWABEN.  ^^ 

isB  giciofaicht  3  Tag  aneinander,  da  ißet  man  ayr  und  was  man  guts 
lat  im  grienen  Gras  auf  dem  Kirchhof  tmd  erminen  sich  die  Leute  woll. 

Bold  dunmff  volgt  das  Vest  der  Anffart  (daran  ydennann  voll 
ist  und  ein  fliegel  eßen  mueß).  Da  zeucht  man  das  erstanden  Bild  so 
dise  Zeit  auf  dem  Altar  gestanden  ist  yor  allem  Volk  zu  dem  GewOlb 
hinein  und  wirft  den  Teuffei  ein  scheutzlich  Bild  an  stat  herab  in  den 
idbUgm  die  umsteendt  knaben  mit  langen  gerten  bis  sie  ihn  urab- 
riogeB;  darauf  wirft  man  oblet  vom  Himmel  herab  zu  bedeuten  das 
Himelbrot 

Gleich  darauff  über  9  Tag  ist  der  Pfingsttag,  da  hangt  man  ein 
hilsen  vogel  oder  tauben  unter  das  Loch  im  Gewelb;  daz  bedeut  den 
U.  Qtmiiy  den  Apostlen  zugeschikt. 

Auf  diß  Fest  kompt  Unsers  Herren  Fronleichnamstag.  Da  tragt 
■sn  das  Saerament  mit  einer  pfaffenprozession  unter  einem  köstlichen 
wddLten  Himel  den  vier  mit  kerzen  geziert  tragen  in  einer  Monstranz 
Uram  an  Till  Orten  mit  vill  Figuren  aus  dem  alten  und  newen  Testa- 
ment gezogen.  Item  yil  Histori  aus  den  Legenden.  Da  sihet  man  den 
^Msicm  vül  teuffell;  heillige  u.  s.  w.  Da  ist  elp  Junkfrau  St  Katharina, 
tfb  Sant  Barbara,  dise  Maria  u.  s.  w.  tmd  geschieht  sehr  vill  lioffart 
II  diesem  fest  Die  Juden  martern  imsem  Herregott,  etwa  ein  Mann 
inr  Christus  sein  mus,  pankhlen  hin  und  her,  henken  ihn  vor  der  Stadt 
la  das  Crevtz  mit  zwaien  Schachern  vor  dem  Saerament  geen  Engel 
voriier  dto  werffen  mit  Rosen  zu  dem  Saerament  Item  Johannes  der 
TaoCer  spreohend:  sieh  das  ist  das  Lamm  Gt)ttes.  Man  street  alle  Gassen 
tsA  graa^  rosen,  henkt  sj  voll  meyen  etc.  etc.  alles  dem  vest  zu  ehren. 

An  diesem  Tag  reit  man  auch  an  vill  Orten  umb  den  Fluor,  das 
das  koren  mit  vill  kerzenstangen.  Der  pfaff  reit  auch  mit,  trägt 
hei^tt  leibhaftig  am  Hals  in  einem  seckel,  an  bestimpten  Orten 
r  ab,  singt  ein  Evangelium  über  das  koren  und  singt  der  vier 
m  vier  orten  bis  er  umb  die  fluer  reit.  Die  Junkfrauen  geen  schön 
gesehmnckt  in  einer  Prozession  auch  mit  singen  und  lassen  ihn  woll 
lud  gesehikt  vill  hoffart,  Mnotwill  und  Btteberei  von  rennen,  schwe- 

singen  sehen  und  gesehen  wollen  sein. 

Nach  dem  kompt  Sant  Veit,  dem  opfert  man  vill  htiener  wo 
sr  vast  ftlr  das  vergifft  und  kaufft  ydem  khind  ein  krieglen. 

St  Drban  ist  um  pfingeten  fewr  darvor  der  Weiuhäcker  heilig 
dsBwsrflen  sje  jemmerlich  in  das  kott  oder  dreck,  so  es  an  seinem 
tag  vsgnety  ist  es  d,  schön  so  tragen  sie  ihn  gen  Wein  in  das  Wirts- 
hsHs  setion  hiader  den  tisch,  behenken  ihn  mit  Weinreben  und  ver- 
trinkken  ifaiv  hriogea  ihn  offi  ein  tmnk  und  liaiteix  q«  votl  %^vdl^N.^^^ 


84  A.  HIRLtNOEK 

Gleich  daraufF kompt  Sant  Johanns  des  Teuffer.  Darmn  macfal 
man  in  allen  Gassen  Freudenfewr,  singt  und  tanzt  darum  wie  die  Jad« 
unib  das  Kalb,  springt  darüber,  dazu  sammeln  die  Bueben  den  Tiy 
zuvor  Holz  mit  singen  und  stelen.  An  etlichen  enden  setzt  man  Vaf 
aufeinander^  diß  spilt  man  auch  in  den  Dörffern ;  an  diesem  tage  triokt 
schier  ydman  Mett  nach  dem  Landesbrauch. 

Damach  kompt  unser  Frauwen  Himelfart;  da  tregt  aüt 
Welt  Obs,  bilschel  allerlei  kreuter  in  die  kirchen  zu  weihen  filr  itte 
sucht  und  plag  übergelegt  gewer.  Mit  disen  kreutem  geschiht  sekr 
vill  ZaubereL  die  ELnaben  tragen  öst  mit  dpfien  und  darauf  gemacht 
Vögel  die  da  in  die  öpfel  bicken.  der  schönst  ist  Kinig. 

Damach  kompt  die  heilig  Kirchweihe  daran  ein  groÜ  g^nol 
ist  unter  den  Laien  nnd  pfaffeu  die  einander  weit  darzu  laden,  die 
Bauren  laden  gemeinklich  ihren  p£arrer  zu  jn  in  das  Wttrtzhaos  mit 
seiner  Köchin  oder  Kellerin.  £twa  wirdt  der  pfarrer  voll  so  filerea  iha 
die  Bauren  heim  etwa  hebt  der  pfarrer  einm  Bauren  den  Kopf  bis  er 
sich  aberwirfft  und  gespeyet  Zu  Morgends  halten  die  priester  gemeinck* 
lieh  ein  Jahrstag;  darzu  kommen  vil  geladen  pfaffen  und  helffen  der 
armen  Seel  noch  halb  voll  gen  Himmel,  darnach  halten  sie  umb  dio 
presenz  Nachkirchweihe  im  Würzhaus  oder  pfarrhoff  und  begeen  eni 
den  jarsdag  recht,  doch  geet  man  früe  zuvor  in  den  tempell  sonderlick 
an  der  Kirchweih  mit  spiessen  und  hellmbarten  griessen  die  keiUig«B 
damoch  mit  der  Sackpfeiffen  uff  den  platz  oder  in  daz  Würzhaos  und 
den  ganzen  Tag  Kirch  weihe  gehabt,  das  man  den  Ablaß  zu  aubeot 
etwa  mit  kolben  austheilet.  die  priester  richten  ihr  kremerey  aueh  n^ 
thuen  die  taffell  auf,  setzen  die  heilligen  Götzen  herfür  mit  einem  aoP 
gesezten  Kranz.  Von  diesen  muÜ  man  die  heillig  Kirchweihe  Ittaeii* 
£iner  sitzt  dabei,  der  muß  dem  stummen  Götz  das  Wort  thuen  der  kit 
auch  sein  Sold.  Zu  den  Gebenden  sagt  er:  vergelt  es  Gott  und  die 
heillig  Kirchweihe. 

Zu  Sommerszeiten  so  es  blizt  und  dondert  leüdt  man  alle  GHo* 
cken,  festenlich  glaubendt  daß  aus  diesem  Schall  die  teuffei  in  die  Fluckl 
geschlagen,  nit  einschlagen,  die  Glocken  sind  aber  gemeinklich  gfr 
«egnet  und  von  dem  bischof  getaufft  ftlr  all  Ungewitter  derhalb  wirdt 
geglaubt  sie  seien  mächtig  das  Wetter  zu  vertreiben. 

So  oft  ein  groß  vest  ist  ziert  man  den  Tempel  mit  Teppichen^ 

großen  Mayen,  thuet  die  altar  auff,  buzt  und  muzt  die  Heilligen  aiilf^ 

sonderlich  den  Patron  dieses  Fests.  sezt  ihn  gekleidt  unter  die  KirdiflD* 

thür  zu  bettlen  da  sizt  ein  Man  bei  ihm,  der  ihm  das  Wort  thoet  w«ii 

daa  Bild  nit  reden  kau;  der  spricht:  gebt  St.  Geor^eu^  Leonharten  etc. 


VOLKSTHrMUCITE^  Ars  SCHWABEN  .Q3 

etwa«  umb  Gotts  willen,  des  er  nit  bedarff  sonder  die  pfaiTen  so  es 
smiebten  venseliren  es  von  des  Heiligen  wegen.  Wie  sye  auch  dem 
fpmtmen  nnsBgliclien  Out  thnn  so  sye  von  Walfarten  aufheben.  Mit  diesem 
Vttel  bawen  sie  so  gewältige  Palftst  tempel,  clöster  etc.  etc.  das  vill 
Vnig  nit  Termöchten  also  daß  ein  Sprichwort  bei  ihnen  dranß  worden 
ist  neralich:  es  ist  nioJits  reichers  dan  der  Bettel,  der  vermag  es 
alles,  dan  wo  es  alzeit  tropfet  ja  regnet  da  verseilet  es  nimmer. 

Nach  dem  kompt  St.  Martin  da  ißet  ein  yder  Hausvater  mit 
•einem  geaind  eine  Gans;  ist  er  in  Vermögen  kaufil  er  jn  Wein  und 
Mett  und  loben  Sant  Martin  mit  vollsein,  eßen  und  trinken  singen  etc. 
wie  auch  an  etlichen  Orten  St  Michel  da  man  die  liechtgans  ißet 
ein  vder  Hausvater  mit  seinem  gesind. 

St  Niclaus  kompt  bald  darauf;  den  fasten  die  jungen  Knaben 
4iß  er  jnen  etwas  bescher  und  underleg.  So  sy  nun  entschlafien  legt 
jn  Vatter  und  Mutter  under  oder  in  die  Schuech,  gelt,  öpfel  birren, 
niten  n.  n.  w.  daß,  so  sys  zu  Morgen  finden  nommen  sies  mit  Freuden 
ik  von  St  Niclas  beschert  auf  und  an. 

Item  die  Papisten  bauen  köstlich  tempel  von  orglen  marmelen 
pii^  Silber  mit  kostlichen  Altarn;  bildwerk  voller  Amplen,  leuchter 
idiilt  und  heim. 

Der  Chor  ist  etwas  erhabner  mit  scli5nerm  Gestül  gezirt  dann 
i  Jas  Langhaus«  Item  ein  Sacristei  darinn  der  Pfaflen  ristung  und  Mum- 
'  »ei  ist 

Sonderlich  legen  die  Augsl).  Bisst  brott  uff  das  Grab  mit  einer 
Kenen  oder  zwno.  legens  manchmal  auf  den  Altar  so  zeit  es  der  Me(5n(T 
nnd  ist  es  von  der  armen  Secl  wegen.  An  etlichen  Orten  opfert  man 
Wein  brot  und  mel  auf  die  Altlir. 

Dann  so  schwadert  der  Pfaff  eine  Vigil  herein,  die  weder  er 
selbs  noch  die  Menschen  verstehen. 

Za  EnA  der  Meß  get  man  mit  einem  rauchfaß  über  das  grab, 
]iretzlet  etwas  damit  davon. 

Ist  die  Klag  aus,  da  zeucht  der  clager  die  feindselig  klagkppn 
wieder  ans ;  dan  an  etlichen  Orten  streiffen  sis  an  den  hals  an  etlichen 
schlecht  mans  allein  umb  den  köpf  und  zeucht  es  fftr  das  Maul,  damit 
die  leut  des  erben  lachen  nit  gewar  werden. 

Ob  dero  Grab  pretzlen  sie  ein  wort  zehen. 

An  etlichen  Orten  so  die  erben  nicht  weinen  noch  klagen  mögen 
*o besolden  .sie  klagleut  als  ßege inen  die  vorhergeen  und  die  äugen 
Bit  Zwibel  bestreichen    daß  sie  weinen  und  sich  kläglich  stellen 


86 


A.  BmUHOEB 


II.  Augsburgißche 

Vorrede  über  das  Angspurgisclie  J«hr  ein- 

mU. 

Hier  folget  nach  der  Monat  Zahl, 
Wat  man  au  Aagsparg's  Jahr  eii 

Zo  sehen  oder  sn  begehen 

Einmal  kann  ja  nicht  oft  geschehen, 
So  scheint  es  swar ,  jedoch  wenn  wird 
Zasammen  all  dies  Zeng  summiert 

80  wird  nicht  ron  dem  besten  Leben 

Bei  manchem  es  ein  Faeit  geben 
Aus  yielen  Mährlein  kommt  einmal 
Daron  es  endlich  lautet  kahl. 

Januar. 

So  meld  ich  dipi^Yor  allen  Dingen 
Das  Nene  Jahr  fangt  man  an  mit  Singen 
Und  Johlen  alle  Gassen  voU , 
Daß  man  darob  möcht*  werden  toll 
Da  dann  das  Pfeifen ,  Geigen ,  Paucken 
Zu  stiller  Ruh  kann  trefflich  taugen. 
Um  diese  Zeit  ist  der  Gebrauch, 
Daß  man  besucht  die  Kripplein  auch 
Da  kann  man  Wiegen-Licdlein  hören , 
Geschieht*s  Jahr  einmal ,  wer  wollt  es 

wehren. 
Gibt  es  ein  Bahn  zur  Schlittenfahrt , 
80  findt  man  sich  gar  bald  gepaart, 
Ums  Städelein  und  die  Böhr-Kästen 
Geht  alleseit  der  Zug  am  besten. 

Der  Jäger  macht  wohl  selbst  die  Bahn 

Daß  durch  die  Au  man  fahren  kann 

Und  in  der  Stadt  macht  man  ein  Rädli 

Und  thut  im  Wirthshaus  dann  eiuThätli. 

Ist  dann  der  Frost  so  stark  und  seharf, 

Daß  man  dem  Graben  trauen  darf, 

So  thot  man  auch  die  Müh*  nicht  sparen 

Und  sehen  auf  den  Schlittschuh  fahren. 

Februar. 

Im  Homuug  gibt  es  diese  Freud, 
Daß  sich  annäht  die  Faßnachtszeit . 


8  Jahr  einmal*) 

Da    wird    sich   tot   der   Thur  ni 

Schwelleo 
Der  Holla-Mfitterlj  einstellen , 
Und  laden  zu  dem  aehdnen  Fest 
Wosn  es  da»«id  dort  gibt  GHUtT. 
Auf  die  Bedeuten  wird  mit  Hanfia 
Die  ledig'  Bursch*  zu  der  Zdt  lanfe 
Auchy  daß  man  meint  was  tehSn^s  1 

sehn, 
In  die  Faßnaefats  Com9die  gdm. 
Gleich  ftllt  mir  noeh  ein  Staddeint 
Man  hört  in  Reimen  hübaeh  ttd  h 
Den  Sommer  und  den  Winter  atvaitei 
WelchV  besser  sei  zu  diesen  Zelten 
Auch  nimmt  jetzt  maneher  fttr  d 

O'seUier 
Ein  Fasten-Pretaen  zu  den  Bier. 

Mira. 

Sticht  nun  das  Gras  ein  wenig  ror 
So  sehnt  man  sich  gleich  Tor  das  H 
Macht  keinen  Märzenstanb  die  Seu 
80    geht    man    wenigst    in  0*sai 

Broiuien 
Es  ist  ein  leichts  das  Kinder  freut 
Und  denen  Alten  kürzt  die  Zeit 
Win  man  noch  mehrErgotsung  hal 
80  geht  man  an  den  Hiraehengial 
Und  zeigt  den  Kindern  diese  Tfaier 
Lockt  sie  dann  mit  dem  Brod  herför 
Geht  wohl  der  Ähni  sammt  der  Abi 
Und    zeigt   den   Enkeln    selbst 

Schwanen 
Noeh  ist  zn  dieser  Zeit  bewußt 
Dem  Frauennmmer  eine  lAni« 
Daß  man  geht  in  das  Fejelen^Zoi 
Da  gibt  es  manchen  armen  Tropi 
Der  da  gezopft  wird  mit  dem  Manl 
So  bei  dem  WeibsYolk  selten  €miL 


•)  Unter  solchem  Titel  erschien  diese  siiieng^eschichtlich  ungemein  wsi^ 
Reimerei  vor  etwa  120—180  Jahren   in  Augsborg  und  sind   bereits  kaum  noch 
oder  drei  Exemplare  bekannt.    Der  Inhalt  ist  uralt  und  darum  nehme  der  geo 
Ifeaer  die  neue  Schäle  mit  in  Kauf.  ^ 


VOLKSTHÜUXJCHES  AUS  SCHWABEN. 


87 


ApriL 

ilern  btld  bertn  will  kommen 
r  Ckbnmelk  in  acbt  genommen 
■ler  die  KimreiYi  man  geh 
I  den  Palmeneiel  seh 
er  ftueb  d«ranf  IftOt  reiten 
\i  Jmhr  einmal ,  wbm  solTt  be- 
deuten? 
>lget  die  Procenrion 
Heb  nicht  nm  riel  Geld  davon 
dtm  Geifilen  nicht  sollt  sehun 
Ol  IV  den  GrSbem   gehen. 
\  Ostern,  so  legt  IS'r  der  Haas 
'  in  Hinsem  als  im  Gras 
dtnutag  darf  man  gfanben 
Vead*  «n^s  Eier-Klanben 
■eh  Hansttidten  geht  die  Reis* 
Baeb  der  Predigt,  wie  man  weiß 
kaum  acht  Tag'  vorbei 
erste  Kirreweih 
fifs  Geldlosen  m'cht  gar  viel 
Tag  verderbt  das  Spiel, 
bei  hnnen  Wintertagen 
irand  hat  zmiammentragen 
FRgt  man  jetzo  anf  die  Bleich 
bt  spasieren  so  sogleich. 
die  Kinder  mit  den  Eltern 
Garten  als  in  Feldern. 
ier  Frfihling  anmnthig  reich 
ibt  es  auch  die  Kasen-Leich. 


Ma 


t. 


I  nnr  ankommt  der  Maien 
oerteut'  nnd  Manrer  freuen 
•cken  vor^s  Bauherren  Haus 
menbaom,  der  drüber  'naus 
sf,  doch  wie  ich  jetzt  meld' 
ftkomm'n  ein  gut  Trinkgeld 
ind  sehr  viele,  welche  passen 
»  jetzt  sei  gut  Aderlassen 
m  Beutel  als  dem  Leib 
i  Q'sp&&  dann  nicht  beschreib 

und  jene  sich  erwählen 
an  Zeit  und  Platz  wurd'  fehlen, 
etncht  so  Herr  aYs  Frau 

Schießgraben,  Rosenau 
I  Bhit  werd*  im  Grünen  frisch, 
yen  Bronnen,  sieben  Tisch 


Den  hübschen  Ablaß  anch  nieht  minder 
Da  schleppt  ma»siit  so  Hagd  als  Kinder 
Doch  bleibt  4km  Jlger-H&a6lein  's  Pr& 
Man  fiüire,  reite  oder  geh 

So  ist  der  Weg  mit  Lost  geliert 

Und  droben  man  aceomodirt 

Obgleich   der   Wirth    dort    ziemlich 

sclmeid*t 
Die  theure  Zech  doch  niemand  reot, 

Bei  solcJiem  Fall  läßt  sieh  aieht  spaien 

Man  muß  anf  Warst  «nd  KatseheB  fahren 
Und  sich  ergütten  auf  dem  Land 
Mit  Pomeransen  In  der  Hand. 

Deflwegen  stehn  ja  Thore  offen. 

Vor  diesem  ging's  stark  nach  Gkrsthofen 
Weil  alles  trefflich  eingericht 
Und   «II   sein   Geld   ein  Lieb   ei^m 

g'scbicht 

Tmta  eiBem  Ort  Ein  Zeit  her  aber 

Geht  stark  die  Widlfkhrt  nach  Kriegs- 

baber 
Nach  Teffertingen,  Gellenbacb 
Der  Steppner  Wirth  gibt  auch  nichto 

nach 

Und  nach  Haasstädten  geht's  auch  wacker 

Hingege»  trückaet  ein  Banacker. 

Dodi  was  darf  ich  die  Ort'  besehreiben 
Da  man  sich  thot  die  Zeil  vertreiben  ? 

Die  Leut'  sind  ja  gescheid  genug 

Und  auf  das  delicatste  klug 

Den  eilften  Mai  kann  man  auch  sehen 
Mit  vielen  Kreuz*  und  Fahnen  gehen 

Bei  heiUg  Kreuz,  wie  schon  bekannt 

So  all  herkonmien  über  Land 
Und  in  Procession  hergehn 
Das  wunderbarlich  Gut  zu  sehn 

Jetzt  thut  man  auch  von  Andechs  kommen 

Da  wird  der  Bach  in  acht  genommen 
Daß  man  nach  Tisch  gehtauf  den  Bach 
Zum  braunen  Bier.   Es  ist  kein  Sach 

Daß  man  sich  thut  heraus  bemühen 

Sieht  die  Procession  einziehen 

So  thun  sich  jetzt  die  Kinder  sehnen 
Daß  sie  bald  die  Schulherren  krönen. 

Juni. 
Von  Junio  ist  vorzubringen , 
Daß  man  daim\i^Tl'^\i^\KQLiSc&.^Tw^ 


So  g'wlß  wai  wild's  in  einer  Stadt. 

So  lontt  ^en  Ruhm  ur  «ndorn  hat 
r>oeh  einmal  miiO  mnn'«  nheraehen 
DitO  «olrhc  knhle  ftcliiTHnli'  vorgehen. 

Der  Alu-rjrlimbc  int  bo  itark 

Und  mNn    niicli  FrledberR    auf  ilun 
Markt 
An  Afm  Pfio(i«t(lipn»tnß  mÜBse  lunfen 
(ln«ehirr  und  PrHieii  wnitikdiifpn 

nnb«)  w«it  mfliror»  wird  verzehrt 

AU  All  die  nre  Wanf  iat  «erth. 
Itpchftn  und  Oiibaln  dieser  Znt 
Kunft  man  .[et»t  unrh  pin  iintenn  Vrit 

(«1  der  Fninlnirhnitiniiing  emphieni-n 


Wrr 


tollt- 


hier 


irlit 


dienen? 
Itotn  ninnbrn  !■!  man  hkld  ß^npipl, 
l>»r  vini  mth  im  Knlpndnr  ni-iirt. 

Mnn  ttnht  wallfnhrleu  auf  den  Kobel 
Wo  der  Pro»p«et  Itt  gut  »u  nobel 
Ha  man  brkrimnil  «in  (rnl  (i\nn  Wein 
ha«  n)>K  <*nhl  r«eht  ergAltlich  «ein. 
Daß  (tel't  li"'n   ftuter  Braunh  verlorn 
t^paalerei  man  niieh  In  dn*  Kern 
liD<l  auebt  den  IHnititen  Halmen  an« 
IVn  Irlljrt  *um  Wnnder  man  nach  Hau* 
nie»  Ut  ein'  Freud',  die  kann  pauiren. 
Weil  Ol*  niehl  macht  viel  Geld   ver- 

.luli. 
KMnmt  dann  der  Jnlina  herltei , 
So  ial  aneh  l'lrieba  Kirrawrih 

1>«  «inl  dai  WeiWvolk  heftig  laufen 
Sltlliaipf,'  Xeiip  nnd  Spluen    etniu- 
kanfen 
(VakaiHtaneti  maneher  Mann  nicht  «iMpn 

Wi^fevmnw'iem  Weib  wird  beaeh 

Pia  pTvHil'  nlmml  man  anch  hilliff  mit 
IU0  MA«  ffeht  o<t«r  (tthrt  In  l^eholu 
l^wl  aMiel  an  den  »«kOn««  9*f»n 
■        Kvhrt  aWr  auek  ein  itNtFr(n>f*R 

I        ... 


L'nd  diiß  keiu  Rraucb  d.iliinter  bloii' 
Kehrt  man  aoeh  ein  beim  MilK«!'» 
In  Pfersae,  Bergen  nnd  Inningen, 
Bechhaosen,  Haiiiatildlen,  GilgfpnffJi. 
Eb  eebt.  wer'«  nicht  weit  waVjtn  "ö 
In  Bachen-Anger  in  der  Still 
Und  sonnten  nur  zu  Fnß  maß  waniera*  | 
Gpht  halt  von  einen  Thor  «om  ander« 
Dann  etwa  auf  den  Lnp  in'»  Land 
So  dieser  Zeit  »ehr  wohl  bekannt 
Wo  unvergleichlich  das  Anaaeben 
t'nd  nur  waa  hart'n  da»  weit  HeimEchifc 
Die  Rinder  sind  um  dieae  Zeit 
Sowohl   der  JnnK'n  al«  Allen  FrewJ'i 
Da  läQt  mnn  eit^h  ein  Lieh  ge«chehCB 
Und  manchen  R.itzen  driiher  fi«b*ii 
Damit  ja  irerd'  wtit  rnohts  verthan 
HänRt     Freund     nnd    Nachbar»eli»ft 

Ja  was  mnn  hat  mit  Müh'  erruuRen 
Wi"d  hier  «nf  einen  SitK  veiracblnng«- 

F,h'  .InlinK  gfiht  (rar  vorbei 

Ist  auch  Jacobi-K  irreweih 
Da  kanft  man  in  d«r  Vorstadt  sin 
Olwl,  Enten,  Hühner  insgemein 

l'nd  wer  mit  Geld  verseh«»  nit, 

Nimmt  wenigst  doch  I^vendal  m't    ■ 

A.gn.i. 
l'raebeint  der  lieblich«  Aoenat 
Da  teift  sieh  manche  Büreer-T.ua 
An  dem  Wahlttg  and  läßt  sieb  bSret 
Feirt  man  der  Obrigkeit  zn  EhrcM 
Da  liehet  man  in  eroßem  Staat 
Prn  klriam  wif  den  emCm  lUth 
Tj,  winl  der  Tax  dnt«h  alle  St&nd' 
7.B  d*T  TrT^tmng  ancwendt 
Dnfi  wecrn  miter  Trink"  nnd  Speiaen 
Ter  WahlUp  »V  «n  Wohttmff  b    ' 
IH  Hiikl  man   anrfc  des  Jahn  «i 
Da*  Kalhhaiu  md   dw  RoUaeB-SM 
\iehi  ■ywic»»  die  finttcm  Eia^n 

('."1  •■•  dinnrtr»  »•«  rv  «eUeti 


Dm  Hevhl  . 


V0T,K8TH(^\rTiTCnF.<«  ATTS  SCHWABEN. 


t*^' 


m  num,  wie  bekannt,  aneb  seben 
H-Qasrdi  in  Paradi  ateben 
dbof  iat  aneb  wobl  m  boren 
fer  ibren  Obern  8cbw5ren 
B  die  Biirger  auf  den  Eid 
onen  Bier  einander  B^tcbeid 
lan  erftbrt'a  am  betten 
erf&nt  mit  vielen  GStten 
ber  ala  ein  Malvasier 
tsen  in  dem  braanen  Bier 
csbafen  kommt  aneb  dazu 
:  viele  Lentbe  zn 
Hen  ibr  Glfiek  seibat  probiren 
einen  viel  zn  fnrofitiren 
[enafest  war  nicbt  beengen 
ht  «in  Hühnlein  nacb  Verlangen 
lem  Ta^  wSrd*  verzehrt 
e  5d'  Red'  oft  wird  gehört 
gt  man  jetzt  mit  den  Schmalz- 

bretzen 
I  einmal  sich  zn  ergötzen 
am  Kinder- Friedensfest 
bt  man  ans  das  allerbest 
den  Kindern  macht  ein'  Freud' 
ib  jetst  nm  diese  Zeit 
liOrenz-Tage  zn  begehen 
ein  sehöner  Umgang  z'seben 
h  darauf  hat  viel  Besuch 
geht  nacb  dem  Würstlen-G'rucb 
wenau   und  der  Schießgraben 
rieb  manche  täglich  laben. 

September. 

h  dann  der  September  an 
I  einmal  man  sehen  kann 
Ina-Comodi  dieser  Zeit 

auch  der  Studenten  Freud. 
t  man,  wie  ich  hör  und  seh 
\  einmal  dem  Geld  recht  weh 

Handwerker  kostbar  tänzlen 
j  die  Jungfern  ihre  Kränzten 
imbringen  unverletzt 
r  die  Antwort  ausgesetzf 
Urs  wird,  wie  ich  jetzund  klage 
mcber  Gesellschafr  wohl  acht 

Tage 
keifen 's  einig'  Lent' 
«  Dor  Bchlechtweg  die  Freud. 


Die  man  zum  Feiern  nicbt  darf  zerren 
Die  seben  auch  den  Lech  'namsperren 
Gehn  auf  den  Ablaß  mit  Manier 
Und  trinken  da  Wein  oder  Bier; 

Nach  Friedbergmußman  wieder  wallen 
Am  Matthesta«,  dem  Metb  zu  6'€aUen 
Auf  das  Hotscbellen  man  einkauf 
Und  was  sonst  ist  des  Jahres  Lauf 
Es  ahnt  aueh  viele  nnbefohlen 
Die  Aderlaß*  zu  wiederholen 
Da  man  dem  Sommer  zum  Bescbinft 
Sich  auf  dem  Land  ergötzen  muß. 
Gwiß  muß  man  auf  den  Perlach  geben 
Den  Tburm  Micbaeü  da  zu  sehen 
So  wird  auch  jetzt  Jahrmarkt  gehalten 
Der  wird  besucht  von  Jung  und  Alten 
Auch  zaiirt  sich  jetzt  nebst  andrer  Burst 
Gemeiniglichs  Waldmanns  Hanswurst. 

October, 

Xnn  geht  es  wieder  an  ein  Sobmauien-^ 
Wo  Leute  nur  ein  wenig  bansen 

Da  muß  man  ein  recht  Licht-Gans- 

Mabl 
Anstellen  nur  nach  Wnnseh  und  Zahl 
Daß  die  Gesellen  sind  zufrieden 
So  muß  man  backen,  braten,  sieden 
Was  man  erspart  ein  halbes  Jahr 
Das  geht  oft  drauf  bei  einem  Haar 
Der  G'spaß  ist  auch  nicbt  zu  versehmähen ; 
Daß  man  jetzt  kann  in's  Lerchen  geben 
Mitbin  bei  der  Gelegenheit 
Den  Einlaß  seben  unbeschreit 
Weil  auch  der  Zeit  die  Schnepfen  fliegen 
Muß  mancher  sich  derselben  biegen 
In  ein  Pasteten  eingewBrzt 
Und  also  wird  die  Zeit  verkürzt 
Bei  einem  solchen  Schnepfenmahl 
Mit  guter  Freunde  werther  Zahl. 

Jetzt  wird  man  auch  einkaufen  stark 

So  auf  dem  Kraut-  als  Bübenmarkt 

Nun  b'sinn  ich  mich,  was  es  geb  femer 

So  fällt  mir  ein  der  roth*  Figemer 

Den  man  jetzt   trinkt  vor  G'schber 

'  und  Durst 
Dazu  gut  schmeckt  ein'  tfigne  Wurst* 
Damit  man  gute  Freund  tmetirt 
Und  lange  A\>«adL  Vutx  \MMra\« 


90 


A«  BIRL06EB 


Kovember. 


DüA  Bau  tM  ggtimbretoc«  biebt 
Uad  dMil  ab  mk  rvoi  Saehcn 
Piegt  nAm  «  PHtomt  sQ  Bsetei. 

BfckC  dhM  HBHaf-Taff  lerM 
SobörelaneiB  Gant-Qewbrai, 
Wefl  nf  «et  Fcrt  ea  ekseftlnt 
DüA  an  fie  Maitin^^Mu  tnctirt, 
So  aOxeit  bUCoi  Bar  recbt  Mt 
Die  Jod-  «Bd  Chrutctt  id  die  WeCt 
Es  gü*  sMh  Leute,  die  wie  Zeggen 
9m&  jeM  emeMeo  ia  dea  Sefaaeeken 
R^vcndfln  «min  der  Sehalwiifh  ne 
Hat  sabarcife  »t  91ei8  vnd  MCh 
üad  weQ  ■■■  aiehf  ^waTher  kam 

WM  aaeh  der  Bimeli  m  Adic  ge- 

gcoomnieii 
DaA  BMB  bei  Tbatiin  in  der  Stadt 
Sieb  aad  trmle' oder  eise  satt 


Deeember. 

Znr  WintevMcit  soll  man  schier  meinen 
KSnitr  aiebts  EkgGtiKebes  endieinen 
Allein  da  ist  seboa  ansgvdaeht 
Der  scbdne  Btaveb  der  KsSpfflras. 

Da  mum  aa  dreien  DonnerstSnen 
(leb  wfSA  nicbt  wacher  ürsaeb  wegen) 
Einander  b'snebt  vnd  setiet  dar 
Obety  KrapIVn  nnd  noeb  mebr  Nasch- 


Jetet  kommeB  erst  die  reebten  Possen 
Das  erste  ist,  da6  vntem  Cloflen 
Man  liehen  mvft,  da  man  bei  Liebt 
Die  Waaren  feil  bat,  wamm  niebt 
Bei  Tag?  Es  ist  leiebt  sn  errafben 
Weil  man  jetzt  gerne  geht  Gsßaten 
Berteilt  einander  also  fbrt 
Zur  Compagnie  an*s  drifte  Ort 
So  ist  es  aneb  ein  scbindlieb  Spotten 
Daft  des  Cbristkindlebis  zwei  Vorboten 
f<k^^r.lXe  Bercht  nnd  Rnprecht  mflssen  sein 
^  lA^  Die  sieb  der  Zeit  ancE'stellen  ein 
Dodi  aber  aneb  gar  gn>ße  Sebreeben 
Bm  denen  KMem  oft  erwecken 
Dmntufk&mmt  in  genessner  Bfe&tf 
Aach  des  Cbriatkmdlems  Kirreweib 


Dn  bat  «an  a^b  bei  Licblasm  fieil 
Da  gebt  man  ^«r  die  fange  Watf 

Zn  aeben  and  sieb  a^*a 

Sobakes 
Es  kehren  gbrieUaOs 
Die  Fei*flag  dareb  die  Dbtfeia 

Zn  sehen  eb 

Sie  sieb  aic^ta  aa 
Und  an  dem  liebea  Kiadkinaü« 
Geht  heftig  aa  der  Ta^f^fiiia  Pla^ 

Daan  nm  Lebaeltaa  sie  aa 

Vieljnnge 
Uad  die  CamMjj 
dasG^tfad 

sieb  aacb 
der 
Adam,  Ewi  jad  Tiafal  IW 
Die  da  tulMaen  am  wüdt 

Wann  diese  aoeh  kaeai  : 

Und  denen  Gassenknecht 
So  stellen  sieb  arit  beieas  8di( 
Auch  gW^faDs  tfe  dias  Paig 

Und  laasea  sieh  mit  ihiaai 

Andi  ia  dam  altaa  Jabr  aa^  UtV 
So  schaffet  andi  der  kalta  Frost 
Des  Jahrs  einmal  reebf  gafta  Eoil 

Dafi  (maa)  mit 

Sich  wisse  ia  die  Zeit  aa 
Dafi  salTo  ealenlo  die  ZaU 
Vo«  dem  Aagsparg'aebea  Mir  eiamil 

So  nach  den  Monat  niniaiibiidha 

Jetzt  wSre  noch  viel  aa  gedenken 
Wie  manchesmal  sieh  noeb  befind^ 
Dazu  besondere  Piicbft  fuUind't 

Als  die  Gebmts*  aad  NaaBeaaUge 

Die  HoehzeitleBt*  nnd  aadba  Wege 
Daran  man  sieb  Terbandea  aebt 
Daß  sie  wohl  werden  sagebtadit» 

Hieher  kdnnt  man  mft  Fug  wohl  debai 

Die  Jongfem  Hof  nnd  GoiapagaieD 
Die  attn  sonst  lange  Tig*  ganennt 
Und  eine  Lost,  die  wohl  feigSnat 

Wenn  man  jetzt  fiber  daa  woHt  kkgai 

Und  TOB  dem  Jahr  etamal  tiel  sagen 
So  bonat  man  weiden  abgaftthit 
Mit  Gegenfragen  nach  der  Zierd* 

Ob  man  nicht  bald  an  alem  Oifini 

l>ea  3mkca  «soiaL  ^arbobret  aerdn? 


j 

i 


VOLKSTHÜMIiICHES  AUS  SCHWABEN.  91 

nal,  wie  es  steht  da.  Und  da  weiß  man  schon  nach  der  Reih' 

roback-CoUegia^  Wo  alle  Tag  der  Einkehr  sei. 

f  Tag  gms  lichtig  halte  Dies  sei  ja  über'a  Jahr  eiasiat 

man  kann,  Tom  Bett  erkalte  Ich  schweig  dämm  wie  Stein  mid  Stahl 

ir  das  Caffee  und  Thee  Und  werde  keinen  Streit  anheben 

in  Bereitschaft  steh*  Die  Antwort  kann  ein  andrer  geben 

»lade  andi  nicht  minder  bklefi  mi^  ans  dem  Jahr  einmal 

edem,  werd*  ak  g'sander  Ein  jeder  tiehaii  iein*  Moial. 

i  daa  Geld  recht  lanf 

in  ganxe  Kränzlein  auf 

ni. 

)er  die  Enöpflisnächte  sieb  „Apostelpredigen  auff  das 
—  ftar  die  Einfältigen  einfUtig  und  nützlich  geatellt  durch 
aeum  Wagnerum.^  Getruckt  zu  Ingolstatt  durch  WoM^ang 
kl.  8^  S.  26  und  32  heißt  es:  soll  sich  ein  Christ  erinneiH} 
^löp fei s nacht  die  zu  dieser  Zeit  einfallen ^  bedeuten  „weil 
Elerr  und  auch  die  Menschen  bei  einander  anklopfen,  die 
n  Qott  anklopfet  ist  das  Herz  und  klopft  im  Jahr  nicht 
.y  sondern  ohne  Unterlaß''  u.  s.  w. 

•  :  „und  umb  jhres  strengen  Klopfen  und  Anhalten  wegen, 
1  Messias  komme^  haben  zweifelsohne  daher  die  Elöpfels- 
1  Namen,  daß  sie  stäts  ohn  ünderlaß  an  dem  B[immel  haben 
t« 

fc.  Veitfeuer.  Barth.  Wagner  1593  S.  190  eine  Veitspredigt, 

diese  Sitte  anspielt^  es  wolle  jeder  zu  St  Veit  laufen  und 

faeit  anhalten:  d.h.  ein  Exempel  seines  Lebens  und  Todea 

Bändern  gebe  St  Veit  ein  Scheit  des  Gebets,  ein  Scheit  der 

den  jungen  Gesellen  und  Jungfrauen  gibt  St  Veit  ein  Scheit 

;keit  und  Keuschheit  u.  s.  w. 

L  Johannes  Segen  sieh  Barthol.  Wagner  1593  S.  60:  Und 

r  St  Johannes-Segen  veracht,   also   sollen  die  Christen 

(e  Rechnimg  machen:  die  Creutz  seien  Johannessegen^  es 

Herr  schon  gebenedeit  und  gesegnet 

A.  BIBLINGER. 


92  A.  BIRr.IXOER 


ZEUGNISSE  zu  DEN  VOLKSBÜCHERN. 


I.  In  einer  Predigt  des  Pfarrers  Bosecker  zu  AltenknnsUt  Ifto 
ehen  1614  wird  gelegentlich  vom  Adel  bemerkt: 

^Besicht  man  dem,  so  sich  grosses  Adels  vnd  hoher  Gebini 
berfimet  ankunfil,  so  befindet  man,  daß  ihre  herrliche  und  addidM 
Insignia  anders  nichts  als  Kriegswaffen ,  damit  jhre  Eltern  nnd  Ulir- 
eitern  die  Tnng  aufT  den  Wagen  geworfen.  DeOgleichen  daß  die  tick 
grosser  Thatten  und  weiter  Reisen  außgethan,  etwan  drey  Meyl  hindei 
Weyhenachten  gewesen  vnd  gleich  wie  jener  Schneider  sibei 
Mncken  —  ey  ich  versprich  mich  —  siben  Türken  auf! 
ainen  straich  erschlagen^  u.  s.  w. 

^Nichts  hat  so  viele  eheliche  Herzen  getrennt,  so  viel  ehelidic 
Bänder  zerrißen,  so  viel  grausamste  Blut  und  Mordthaten  angestiftdj 
als  dieser  Erzschelm,  der  eifersQchtige  Argwohn:  das  hfttte  Iftngsteo 
bev  ihrem  Eavser  Theodosio  die  Kavserin  Eudoxia,  bei  ihrem  H. 
Kayser  Henrico  die  hl.  Cunegundis,  bey  ihrem  Pfalz grafen  Si(p 
fried  die  H.  Genoveva,  bei  ihrem  Grafen  von  TockenbuTg  die 
H.  Itta  wie  auch  jene  unschuldige  Rheingri&fin  bei  ihrem  Rheiognfin 
erfahren"  u.  s.  w.  S.  450. 

IL  ^Ftir  was  haltet  ihr  Christus?  —  Für  Gott?  —  Ihr  sagt:  ja.  - 
Ist  er  der^  als  den  er  sich  selbst  bezeichnet,  dem  alle  Gewalt  gegeben 
ist?  —  Ihr  sagt:  ja.  —  Darf  man  denn  Gottes  Einsetzung  ändern?  — 
Ihr  mflsst  sagen:  nein.  —  Wie  wagt  ihr  denn  von  Gottes  Wort  m 
reden,  als  wärs  des  Pfaffen  von  Kaienberg,  Markolfus,  odei 
eines  andern  Buben  Wort?" 

Als  auf  des  Kaisers  Befehl  das  Interim  1548  auch  in  Wesel  ein 
geAihrt  wurde  und  an  Stelle  der  evangelischen  Pfarrer  katholisd 
gesinnte  den  Gottesdienst  versahen,  und  einer  derselben,  ein  Elraamianei 
die  Leute  von  der  Kanzel  herab  vermahnt  hatte  nicht  zänkisch  zu  sein 
darum  auch  nicht  auf  den  rechten  Gebrauch  der  Sacramente  zu  dringen 
sondern  Taufe  und  Nachtmahl  so  nehmen  wie  man  sie  ihnen  austheile 
gleichviel  ob  Christus  sie  so  eingesetzt  habe  oder  nicht,  empfieng  e 
(Weihnachten  1548)  einen  anonymen  Brief.  Ihm  ist  die  Stelle  cnt 
nommen.  (Das  Original  befindet  sich  im  Kirchenarchiv  zu  Wesel.) 

HI.  Van  Tundalus  dem  ritter.  Zo  dieser  tzyt  anno  donii: 
JJ4ff  levede  oucii  eyn  groiss  edelmaw,   mA  ^«ä  oxidx  eyn  wrede  nuu 


2t:UGNI8SE  2lJ  DEU  YOIiRSBÖCHERN.  M 

il  ganta  unaclitoam  ap  sijnre  seien  selicheit,  and  woint  in  dem  lande 
[ybemia.  disBelve  ritter^  as  he  lach  in  syme  doitbedde,  so  wart  eme 
fn  geist  entsackt  durch  eyn  engel,  ind  zoynte  eme  mencheriiande 
ijiien  der  verdoempder  mynschen  etc.,  as  dae  van  is  eyn  boicholgyn 
emacht,  genoempt  Tandalos  boich. 

Oonica  van  der  hilliger  stat  van  Coellen,  fol.  169*'. 

IV.  Cato.  1.  Des  Weinsbergers  Chronik,  hs.  Kök  16.  Jhd.  I  Bd. 
L  170^  bringt  quedam  ex  Catone  moralia.  Dabei  steht:  „Catonis 
dchlin  helt  man  vor  eyn  kynderboichlin;  ich  aber  halt  es  vor  eyn 
»icklin  vor  jonge  vnd  alte  man ,  die  Weisheit  drauß  leren  megen«  es 
;  besser  dan  golt  vnd  perlen,  den  kindern  wirts  wol  eingebilt,  datt 
i  flieh  im  manÜalter  darnach  halten  sollen,  jha  waß  darin  stehet 
enet  der  hilligen  schrifii,  der  politien;  den  rechten,  der  medicinen 
irhalb  leer  vnd  thon  es.^ 

2.  In  der  pronica  van  der  billiger  stat  van  Coellen  heiüt  es  bei 
elegenheit  der  Erzählung  vom  Tode  des  Cato  Uticensis  fol.  25^ :  ind 
ider  anderen  boicheren  die  he  gemacht  hait  is  eyns  dae  in  he  schryfft 
d  leirt  altzo  myrcklich  vnderwijsunge,  wye  men  dat  mynschlich  leuen 
ihicken  ind  regieren  sali  mit  seedeu.  ind  vyss  dem  selven  boich  is 
Bliogen,  as  eyndeyll  sagen,  dat  suuerlich  ind  nutz  boicholgyn  dat  men 
en  kynderen  in  der  schoile  liest,  beyde  tzo  duytsche  ind  tzo  latijn, 
id  ifl  gMioempt  Catho. 

V.  Vom  Schlaraffenland.  Am  Sonntag  Septuagesimae,  II.  Pre- 
igt  handelt  der  churbair.  Augustinerprediger  Ertl  (Nümb.  1721,  4**) 
om  Schlaraffenland  ad  Math.  20:  quid  hie  statis  tota  die  otiosi? 

Inhalt:  Wo  aus  gehet  der  Weg  vom  Schlaraffenland?  Wohin 
ommt  nuui  durch  den  Müssiggang? 

jj&»  ist  ein  Land  N.  K.  doch  weiß  ich  nicht  ob  es  eigentlich  ein 
isnd  oder  kein  Land  zu  benamsen  seie?  Es  is  ein  Land  von  seinem 
[amen  sehr  wol  bekannt:  Ein  Land  worinn  jedermann  gern  wohnet 
od  lebet  and  scheint  es  dem  äußerlichen  Ansehen  nach,  als  seye  diese 
itndschaft  viel  Lustiger  zu  bewohnen  als  das  anfangs  erschaffene 
lUstort  des  Paradieß.  —  Hier  in  dieser  Landschaft  gibt  es  keine 
jrbeiter  noch  Taglöhner  ab,  man  darf  keine  Hand  zu  der  Arbeit  aus- 
trecken^  weder  sitzen  noch  schwitzen,  weder  lauffen  noch  schnauffen: 
um  hat  jedannoch  der  besten  Tag  und  alles  Woüeben  zu  genießen. 
Vas  ist  dann  das*^  u.  s.  w. 

In  der  Fasnachtpredigt  S.  163:  „Laßen  wir  mittun  die  Fastnacht 
ihren  ehe  uns  der  TUrk  einen  traurigen  Aschermitwooh  machet  und 
K>  viel  lOOP  Chiüten  unter  die  Erden  einäscUerl.  äeVack^u  Vvc  ^v^^^V 


«•^  • 


M  1f'  lATÜNDÖSI* 

nacht  in  das  Utopisislie  Läpp-   oder  Schlaraffenland  hMeio  mi 
seyen  wir  gesoheyd  in  unsem  christlichen  Ländern.*^ 

VI.  Von  den  sieben  Schwaben.  In  Spilan  C^xlvria  I  oapw7 
steht  nach  P.  Jahoda  in  adTent  (Predigt  oder  Commentar)  die  OescUaiii 
von  einer  Volksjagd  nach  einer  sicilianischen  Höhlc;  wo  ein  alter  Bisil 
hanscy  der  aber  vor  vielen  Jahren  hier  starb  und  dees^i  Kgiir  tad- 
reoht  stdiend  mit  Schild  sich  erhalten  hatte.  In  der  andern  hatte  er 
^en  SpieA.   Das  Volk  -das  schatzgraben  wollte  floh  nad  ToifalndslB 
die  Mftre  weiter.    ^Die  Baoem,   sagt   der   chorbairische  AngmtiBef 
Pk-e^Uger  (NOmb.  1721  S.  190),  lauffen  Bosanim  mit  großen  Tromsdfl% 
&iittlen  uifed  langen  Spiesen ;  mit  allerhand  Ghewefar  und  Waflbn,  «i 
schiene;  als  wollte  ein  gaases  Kriegsheer  wider  diesen  einigien  BiesM 
zu  Feld  eichen.  Da  erfüllte  sich  aber  jene  Fabel,  wie  einsnal 
sieben   forchtsame  Schwaben   mit  einem  Spieß  seind  aii* 
gangen,  einen  im  Oebüsch  verborgenen  Hasen  aafzujagen 
und  nm  sein  Leben  zu  bringen.^ 

,,Gleiohermassen  wollte  die  ganze  Mannschaft  diser  ^iliaaer  wie*  | 
der  den  einigen  Riesen  sich  anfinachen  selben  zu  todten.*^  \ 

VII.  y,Viel  Köpf,  viel  Sinn,  sagt  einstens  der  Pfaff  von  Kaien-  - 
borg,  da  einer  ein  Wagen  voll  Krautshäuptlein  oder  Kopf  wngewoiAi 
und  einer  da,  der  ander  dort  hinaosgepturzlet;  Einer  aus  vielen  eprsn; 
dem  Wirthshaus  zu,  wo  gemeiniglich  viel  Leut  Gesellen  und  Zeeh- 
brüder  sein.^  Winterholler  (Magdeb.  Missionar)  Predigten  S.  809. 

A.  BIKLUOBS. 


DREI  RÄTHSELMÄRCHEN  AUS  MECKLENBÜßa 


L  Zu  Germania  14,  269.  Die  von  R.  Köhler  a.  a.  O.  angezogenen 
Mirchen  erinnern  mich  an  eine  verwandte  Erzfthlung  aus  Mecklenburg- 
StreHtz,  die  ich  nach  der  mündlichen  Mitdieilung  meines  lieben  sdigeo 
Onkels  Joh.  Andr.  Latendorf  (geb.  1782  in  dem  Dorfe  üserin  bei 
Neustrelitz)  im  Herbste  1856  niederschrieb.  Diese  mecklenbnrgisdic 
Fassung  berührt  sich  am  nftchsten  mit  der  norwegischen,  bietet  tlbct 
gleichwohl  einige  nicht  unerhebliche  Abweichungen. 

Ein  Bauer  hat  drei  Söhne,   deren  jüngster  Hans  als  besondeis 

dumm  ^h  und  von  seinem  Vater  wiederholt  zum  Denken  angefordert 

mrd.  Nun  rerhrütet  sich  das  Ger^cbti  eine  ¥J5m*gi^AdDitftt  wolle  nur  im 


bUßt  RiTfiBELMiaC^MS  AUS  tt£CKL£N6ÜttÖ.  M 

raten,  der  ihr  drei  Fragen  idee,  and  «He  drei  Brflder,  der  verspottete 
jiB  nicht  ausgenommen;  machen  sich  auf  4en  Weg.  Hans  aber  bleibt 
dderiiolt  zurück,  indem  er  auf  <>egen0lltaide  stöfU,  die  er  ftUr  Kostbar- 
ilen  hält  und  mit  dem  freudigen  Ausruf  y^Funtus^  begrüßt  Seine 
ftdir,  die  dmuM  regalm&ßig  BUFftokk^ipen,  werden  unwillig  und  be- 
ikmn,  ihn  selbst  mit  -Schlftgen,  als  er  seine  vermeinten  Funde  vor- 
igt Es  sind  dieÜ  nämlich  ein  todter  Vogel,  ein  BinMi^band  und  -ein 
hweinsdreck  ('n  sirtaskoelel). 

Vor -der  Koaigstodifter  ^igek<nmrmen,  bestehen  nun  die  beiden 
eren  Brüder  mit  ihren  Antworten  schlecht  Hans  aber  wird  der 
tmahl  der  Königstochter,  da  ihm  seine  Funde  die  Antwort  an  die 
ind  geben.  Ihr  beiderseitiges  GhespriiA  lautet  nftndich: 

K.  Hein  ist  heiß  (ohne  jeglichen  weiteren  Zusatz). 

H.  wollen  'n  Vogel  drin  braten. 

K.  Dann  springt  der  Tiegel. 

H.  Ich  leg  'n  Band  drum. 

K.  Dann  fteftf«  WeU  'raus. 

H«  wellen'«  verspunden. 

S.  Du  bist  9Xich  wohl  so  glücklich  und  hast  von  allem  Sehweins- 


H.  Richtig. 

Und  indem  er  nun  den  Sehweinskoetel  vorzeigt ,  endet  damit  zu 
inen  Ghmsten  die  Unterredung. 

IL  Zu  -dem  in  der  Germania  IV,  146  aus  dem  Augsburger  Räthsel- 
tche  inityi^theflten  Mfirdh^i  filge  i^  feigende   anziehende  Parallele 
•zUy  die  ich  ans  dem  Munde  einer  Greisin  in  Below  (bei  Wesenberg 
Medclenburg-Strelitz)  vernommen  habe. 

Eün  Bote  wird  in  ein  WirÜishaus  geschickt  mit  drei  Töchtern, 
ren  eine  seinem  Herren  zu  Willen  gewesen.  Auf  seine  räthselhafte 
ispracbe  ^erwiedert  nun  die  Betrofoie  in  einer  ihm  unverständlichen 
eise,  daß  sie  nach  ihrer  Niederkunft  mit  dem  Kinde  zu  dem  Geliebten 
:h  begeben  werde.  Das  Gespräch  selbst  lautet: 

Bote:  Guten  Tag  ihr  Jungfern  alle  drei, 
Ich  weiß  nicht,  wer  die  rechte  sei. 
Ich  «oH  euch  grüßen  von  dem; 
Ihr  werdt  wohl  wissen  von  wem. 
Ihr  sollt  ihm  sagen  das; 
ihr  werdt  wohl  wissen  was. 
WiithaitoAler;  -Setzt  euch  ein  wenig  siedet*, 

{S^rMt  euren  Herren  wieder. 


96  ^'  LATENDOKt' 

Wenn  der  Berg  vergeht^ 

Der  vor  mir  steht: 

Dann  werd  ich  ihm  schicken  das; 

Er  wird  wohl  wissen  was. 
III.  Wegen  des  verwandten  Inhalts  filge  ich  ein  drittes  Mircha 
hinzu,  das  ich  derselben  alten  Frau,   einer  jetzt  verstorbenen  lid>ei 
Verwandten,  verdanke. 

Heut  ist's  'n  Jahr  und  einen  Tag, 

Da  schmiß  ich  einen  Apfel  ins  grttne  Oras. 

Ich  möcht  wohl  wissen,  ob  er 

Gefunden  war  oder  nicht. 

O  )a,  s^'  (sagte)  si. 

Wat  wast,  s^'  he. 

As  he,  s^d  s6. 

Noch  ens,  sed'  he. 

O  ne,  s^d  se. 
Der  ehemalige  Bräutigam  sieht  seine  Geliebte  mit  einem  andern 
Manne  zur  Trauung  gehen,  und  erkundigt  sich  an  der  Kirchenthflr. 
ob  sie  von  ihm  einst  ein  ELind  bekommen.  Ihre  Antwort  deutet  den 
Knaben  an.  Nach  einem  andern  Bericht  aus  Userin  lautet  die  letste 
Frage  gemüthUch  ansprechender: 

Isser  noch  dor?  s^d*  he. 

O  ne,  s^d'  se. 
Verwandten  Inhalts  ist  das  Räthselmärchen  bei  K  Meier  Kinder* 
Beime  und  Kinder-Spiele  aus  Schwaben  1851  S.  86,  87  (Nr.  3Ö5),  wo 
auch  der  Apfel  als  Bild  der  geschlechtlichen  Vereinigung  gewählt  ist 

SCHWERIN,  August  1871.  FRIEDRICU  LATENDOBF. 


EIN  VERSCHOLLENER  RATHSELSPRUCH  AUS 

MECKLENBURG. 


R.  Köhler  hat  in  dem  Weimar.  Jahrb.  V  (1856)  S.  329  ff.  über 
die  älteste  handschriftliche  Bäthselsammlung  wie  vor  ihm  Hoffinann  von 
Fallersleben  ebend.  II  233  tL  und  nach  ihm  J.  M.  Wagner  im  Serap. 
1862  (XXUI)  Nr.  6  S.  88  ff.  über  das  älteste  gedruckte  ^Ratbttchlb* 
eingehende  und  dankenswerthe  Mittheilungen  gemacht  Eines  der  von 
ihm  besprochenen  und  mit  reichhaltigen  literarischen  NachweisungeD 
MUßß^eatatteten  Räthsel  (Nr.  22)  bietet  ihm  die  VocanLassung,  ein  Uteini- 
sÄetf  Rätbsel  nach  Conr,  Gresner  aiiz\:iÖ5JMWiix,  ^^*  ^^^  wJtewasj^^^ÄS^ 


N  VERSCHOLLENER  RiTHSELSPRÜCH  AUS  MECKLENBURG.        97 

keiten  von  ftlnf  Vögeln  gedenkt  und  aus  dem  Deutschen  über- 
D  soll.  Die  lateinische  Fassung  lautet: 

Avis  est  quaedam  sine  lingua, 

uberibus  alit  altera  pullos, 

tertia  laetitiam  nescit, 

quarta  caret  sanguineo  succo, 

fructu  vescitur  ultima  trimo. 

Oryphum  solve  et  Phoebus  eris  mihi, 
em  hae  aves  ciconia,  vespertilio,  noctua,  apis,   et  quae  baccis 
pascituT;  inde  nominata  Germanis,  quam  aliqui  turdorum  generi 
ant. 

le  deutsche  Fassung  weiß  Köhler  nicht  beizubringen.  Mecklen- 
tet  eine  solche,  aber  ohne  vollständige  Übereinstimmung.  Die 
age,  wie  ich  sie  aus  dem  Munde  meines  Onkels  aus  der  Um- 
^on  Neustrelitz  gehört  und  u.  a.  auch  in  der  Meckl.  Zeitung 
Febr.  1862  mitgetheilt  habe,  lautet:  * 

De  irst  Vagel  is  god, 

de  twed  het  ken  blod, 

de  drtldd  het  k§n  tung'. 

de  virt  soegt  sin  jungen, 

de  fbft  het  ken  gall, 

dat  stlÄd  de  fiv  vsegel  all. 
zu  die  entsprechende  Antwort: 

De  adelar  het  k^n  tmig', 

de  fledermüs  .soegt  @r  jungen, 

de  kr^yt  het  ken  blöd, 

de  imm'  ^r  smeckt  göd, 

de  düv  het  ken  gall, 

dat  stlnd  de  fiv  vsegel  all. 
Krebses  —  allerdings  ein  noch  seltsamerer  Vogel  als  die  Fleder- 
wurde  mir  von  andern  der  bussksewer  genannt,  der  etwa 
selben  Rechte  zu  den  Vögeln  zählt,  wie  die  Biene  und  (was 
h  gelegentlich  erwähnt  wird,  s.  Köhler  a.  a.  O.  S.  348)  die  Mücke, 
anum  des  Krebsblutes  aber,  als  in  Nirgendheim  befindlich, 
ich  ein  hochdeutscher  Spruch,  den  ich  gleichfalls  unweit  Neu- 
>n  einem  früheren  Pächter  in  Blumenhagen  gehört  habe:  Glocken- 
aubengall  und  Krebsblut  sind  filr  das  böseste  Übel  gut 
[WERIN,  17.  Juli  1871.  FRIEDRICH  LATENDOBJ\ 


U.  Nmt0  Reibe  V.  (IVU.)  J»hrg, 


98  HERMAKN  KURZ,  HERMES. 


HERMES. 


Herodot  V,  7 :  6ißovxai  'Eq^l^  fidkiöta  ^bov.  Cäsar  B.  g.  VI,  17: 
Deüm  maxime  Mercorium  colant  Tacitus  Germ.  9:  Deomm  maxime 
Mercorium   colant   Nicht   als   ob   die  Herodotische  Stelle    unbekannt 
wäre;  aber  sie  scheint  doch  nicht  genug  beachtet  zu  sein.   Einmal  ist 
es  klar,  daß  Cäsar,  als  er  seine  Wendung  niederschrieb,  den  Herodot 
(gleichwie  nachher  Tacitus  den  Herodot  und  Cäsar)  vor  Augen  hatte^ 
wodurch  die  Lesart  Deüm,  flir  welche  ohnehin  die  nachfolgende  Auf 
Zählung  anderer  Gottheiten   spricht,    über  jeden  Zweifel   hinaus  fest- 
gestellt wird.    Sodann  aber  ist  die  Nachricht,    daß  bei  den  Thraken 
die  Könige  ausschließlich  und  von  dem  Volke  abweichend  den  Hermes 
als   ihren  Hauptgoit  verehrt   und    ihr  Geschlecht  von   ihm   abgeleitet 
haben,  von  Wichtigkeit  fiir  die  germanische  Mythologie.  Die  Identitit 
des  Hermes-Mercur-Odin- Wodan  steht  fest,  wenn  auch  die  Kennzeichen^ 
nach   welchen  die   interpretatio   graeco-romana   verfuhr,    noch  immer 
fraglich  blieben;    es  verdient  indessen  bemerkt  zu  werden,    daß  die 
antike  Welt  in  diesen  An&ngen  vergleichender  Mythologie  im  Ganxen 
mit   einer   auffallenden   Sicherheit    und   Übereinstimmung   zu   Werke 
gegangen  ist.   Nim  war  Odin- Wodan  bei  einem  Theil  der  Germanen 
vorzugsweise  aristokratischer  Gott,  während  er  bei  einem  andern  Theil 
derselben  (Gr.  M.   140  f.)   mehr  Volksgott   gewesen  zu  sein   scheiDi 
Auf  ihn  führen  angelsächsische,  skandinavische  und  gothische  Könige 
(bei  letzteren  Gapt  =  Gaut;  so  schreibt  auch  Gregor  von  Tours  ^ta- 
charius  fUr  Authari)  ihre  Abstammung  zurück,  wie  die  thrakischen 
auf  Hermes;  und  ganz  der  Herodotischen  Meldung  entspricht  es,  wenn 
im  Harbardsliede  Harbard-Odin  zu  Thor  höhnend  sagt,  daß  Odin  die 
Jarle   habe,   Thor    die  Thräle.    Hierin   ist  ein   germanisch-thrakischer 
Stammes,  oder  Culturzusanmienhang  ausgesprochen,  welcher  der  stam- 
melnden Erinnerung  an  Thrakien,  Ghiechenland,  Byzanz,  die  bei  Paolos 
Diaoonus,  Snorri,  Saxo  nachklingt,  zu  einem  gewissen  Rechte  Y6rhil& 
Aber  nicht  bloß  durch  Hermes  knüpft  sich  dieses  Band,  sondern  nock 
durch  eine  bedeutender  gewordene  Nebenform  desselben,  Odyssens  hat 
mit  Hermes  so  vielerlei  Berührungen,  daß  er  füglich  als  sein  Doppel- 
gänger unter  anderem  Namen  angesehen  werden  darf,   dessen  Sage 
sich  theils,   trotz  der  Verdunklung  des  Gottes  zum  Heros,  in  voUeren 
Zügen  erbidten  hat,  theils  freilich  mit  ganz  anderartigen  Sagen  ver- 


W.  CBECELIU8,  WORTEßKLÄRüKGEK.  99 

roben  worden  ist  Ob  die  Annahme,  daß  Odysseus  und  Odin  namens- 
'erwandt  seien,  richtig  ist,  muß  dahingestellt  bleiben;  aber  von  Odin 
trzählt  die  Sage,  wie  er  im  Elend  umherirren  und  seine  Gemahlin  in 
remder  Gewalt  lassen  musste:  und  gerade  dieß  ist  auch  der  Kern  der 
3dyB8eu8sage.  Tacitus  hat  die  Nachricht  vorgefunden,  daß  Ulixes  (d.  h. 
lelbstverständlich  seine  Sage)  nach  Deutschland  gekommen  sei.  Allein 
ichon  die  Zeit  Homer's  hatte  eine  dunkle  Kunde  von  Festlandswande- 
rungen des  sonst  seeverstdrmten  Helden  in  ferne  Gegenden,  wo  man 
Dicht  Meer  noch  Schiffe  kennt  und  sein  Uuder  fbr  eine  Schaufel  hält 
(Odyssee  XI,  121  ff.,  welche  Stelle  Pausanias  I,  12,  vielleicht  nicht 
ohne  Humor,  auf  die  Epiroten  deuten  will):  dieser  Wai^derer  Odysseus 
erinnert  an  die  Wandernamen  Odin's,  Gangradr,  Gangleri,  Vegtamr, 
und  an  den  viator  indefessus  des  Saxo.  HERMANN  KURZ. 


WORTERKLÄRUNGEN. 


1.  Hede. 

In  Grimmas  Wörterbuch  ist  hede  (stuppa)  auf  skaidan  zurück- 
geführt und  mit  bairisch  Jtaid  (Abfall)  zusammengestellt.  Das  Wort 
ist  indeß  hauptsächlich  niederdeutsch  und  wir  haben  die  verwandten 
in  dem  Angelsächsischen  und  Englischen  zu  suchen.  Hier  finden  wir 
aber  ags.  heordan  heordas  (heordan  Gl.  Cant.;  Junii  Etymolog.  Angli- 
canum),  altengl.  herdis  (Wicleff  Bibelübersetzung  Richter  16,  9.  Vgl. 
kyrdjfg  or  herdys  of  flax  or  hempe,  Galfrid.  Promptorium  parvulorum) 
und  neuenglisch  in  Dialecten  herdes  (=  coarse  flax,  dressed  flax: 
Dictionarj  of  obsolete  and  provincial  English  by  Thomas  Wright, 
London  1857  II,  p.  564),  harden  (=  coarse  linen  cloth:  The  dialect  ot 
Cmven,  London  1 828,  Vol.  I,  p.  212),  hards  (in  Norfolk  =  coarse  flax, 
in  anderen  Theilen  von  England  hurds  genannt;  vgl.  hirden  harden  in 
manchen  Gegenden  =  a  coars  kind  of  linen  cloth:  Promptorium  Par- 
Tnlomm  Rec.  Albertus  Way,  Londini  1843,  s.  241).  Auch  in  deutschen 
Glossaren  ist  das  Wort  mit  r  verzeichnet:  herdun  Gloss.  Fuldenses; 
ituppa  herdun  bei  Holtzmann  Reichenauer  Gloss.  s.  117;  herde  heerde 
fibra  Uni  bei  Eilian  Etymologicum  teutonicae  linguae  s.  233. 

In  Bezug  auf  den  Ausfall  des  r  ist  es  zusammenzustellen  mit 
Ad  aus  erkel,  köder  aus  kerder^  miete  (altsächs.  mieda  meoda  meda) 
«u  (ags.)  tneord  (goth.)  mizdJo, 

Aus  d^i  verwandten  /Sprachen  lässt  sich  grieo\i.  XEQulov  ^^x^^vScl^'sv.^ 

1* 


100  LTTTERATUR:  FÖBSTEMANN,  NAMENBUCH. 

2.  Ke'bbeigasse. 

Herr  Förstemann  stellt  Germ.  XYI,  279  KtbbeUtoiete  vermathm^ 
weise  zusammen  mit  Kipperbriicke  und  denkt  an  den  Handel  mit  scUedh 
tem  G^lde.  Auch  in  Elberfeld  gab  es  vor  mehr  als  einem  Mcnschenallar 
eine  Kdhelgasse,  ein  jetzt  längst  zugebauter  schmaler  Durchgang.  Dort 
ist  nie  Handel  irgend  einer  Art  getrieben  worden,  wohl  aber  modite 
sie  recht  geeignet  sein,  nachbarliche  und  andere  Zwiste  auszufechten. 
Denn  sek  kebbeln  oder  kewweln  bedeutet  im  hiesigen  Platt  y^sich  zan- 
ken.'' Den  gleichen  Namen  verzeichnet  Fr.  Woeste  (Iserlohn  und 
Umgegend.  Beiträge  zur  Ortsnamendeutung,  Ortsgeschichte  und  Sagen- 
kunde.  Iserlohn.  Druck  und  Verlag  von  J.  Bädeker.  1871.  S.  li)  av 
Iserlohn:  ,,Wie  der  Name  Kähhelgasse,  j.  Mflhlengang,  entstanden  seil 
muß,  legt  sich  jeder  leicht  zurecht,  wenn  er  weiß,  daß  yykftbbdD* 
keifen,  laut  zanken  bedeutet.^  So  möchte  wohl  auch  KtbbeUwiete  n  : 
erklären  sein. 

Über  die  Kipperbrücke  in  Hamburg  erlaube  ich  mir  kein  UrtheO,  | 
da  ich  fbr  diesen  Ort  nicht  local-  imd  sachkundig  bin.  Am  Niederriids  i 
würde  man  bei  einem  solchen  Namen  zunächst  an  Kipper  '=^  Küpper  i 
(Küfer)   denken,   und   denselben   von  dem   Gewerbe   oder   von  den 
daher  entnommenen  Familiennamen  ableiten. 

ELBERFELD.  W.  CRECELIUa 


LITTERATUß. 


Altdeutsches  Namenbuch  von  Prof.  Dr.  Ernst  Fö rs tem  an n.  Zweiter  Baid: 
Ortsnamen.  1.  Abtheilnng:  A — Ch.  Zweite,  TÖllig  nene  Bearbeitnig. 
Nordhaosen  1871.  (25  Bogen.) 

Eine  neue  Auflage  des  genannten  Werkes  können  wir  nicht  anders  ib 
mit  lebhafter  Freude  begrüßen.  Trägt  sie  auch,  was  bei  der  nnermeßlickei 
Fülle  des  Stoffes  und  den  überaus  großen  Schwierigkeiten  der  Aoifulinng 
jeder  EinsichtsToUe  begreiflich  findet,  da  und  dort  noch  Mängel  an  aidi,  so 
zeigt  sie  uns  doch  allenthalben  deutliche  Spuren  einer  sehr  fleißigen  wie  waA 
einer  gegen  früher  im  Ganzen  umsichtigeren  Arbeit. 

Wie  groß  die  Anzahl  der  neu  aufgenommenen  Namen  ist,  kann  man  ia 
der  vorliegenden  ersten  Lieferung  z.  B.  an  den  Stämmen  BAC  und  BIBG  er- 
kennen: die  1.  Auflage  zählte  682  Namen  mit  bac  auf,  die  2.  hat  deren  785; 
jvnd  dort  düt  359  Namen  mit  birg  aufgeführt  waren,  finden  wir  hier  430- 
btßher  noch  nicht  ausgebeuteten  QweWeii)  d\e  \m«  d«A  \^In»^'»:^gG^3lj^  «nCnhlt. 


I.ITTERATUK:  FÖHSTEMANN.  NAMENBUCH. 

rößCcnthuilB  erst   nach   der  1.   Auäage  von  Forst oidilu na   Ortsnamen   erBcbieneiie 

DrlcandenBainmlungoii,  bilden  eine  stattliche  Reihe.  Der  emsige  FleiQ  FörstemaniiB 

1  ««b  ferner  in  vielfnchen  Spuren  einer   aorgiiameren  Prüfung  der  Belege ; 

nieder  ist,  wie  bdm  Codi'i  LaureshumenBiB   —    durch  Rulnnd  —  lina 

pnal    der   t'rlcunden   selbst  zn   Käthe    gezogen,     eine    mühevolle  Arbeit,    die 

I  Fallen  darauf  verwendet  werden  aoUte,  um  den  großen  Vorrath 

r  ttlteaten  und  wichtigaten  Namen  kritisch  ia  aiuhli'n.     Wie  viel  Gewinn 

tJnterauchungen    fiir    die    historische    Graraniiitik    erreicht    worden 

,   hat  nna   Föratemann    selbat    schon  in   manchem   Aafsnt/e   der   Kuhnachen 

■chrift  gezeigt;  wir  geben  nur  trinein   liingst  gehegten  Verlangen  von  Meaem 

ea    als    eine    dringliche    Aufgabe    bezeichnen,     bei    einer 

M-iten  ReviaioD   der   nicbtigst'^n   Urknn  den  Sammlungen   alle  Xamen   deruelben 

I   Oegfjist.aiid;:   von   Einielarbeiteu   zu   machen,   worin   die  grammatischen   Er- 

Inuaeen    ühersichllicb    und    erBchöpfend    dargestellt   Bürden-      Trefflich   vor- 

1  dieser  Beziehung  tbeilvreiso  schon   tu   den   ersten   zwei   Bänden 

rinholds   Grammatik    der    dentjcben   Mundarten;    die  Benutzung    dieses 

I   konnte   schon   vielfach   für  Füratemunna   Arbeit  von  Vorlheil   sein. 

Vir  gehen   nun    daran,    eine  Reihe    etymologUcli- kritischer   Bemerkungen 

uelne  interessante  Namen  der  eraten  zwei  Buchslaben  anzuknüpfen,  wobei 

fab   Gelegenheit   finden   wird,  dieaen  und  jenen    wichtigeren   Punkt  schärfer  ins 

Sp.  3^.  Alfi  mit  Alaia  und  Aiantia  zu  Alaffa,  Ativp-nj  und  Ali'ijia'h  ge- 
I  dürfte  wohl  auf  einen  zum  Grunde  liegenden  BaumnuLnen  führen;  am 
1w)neniBteTi  psHste  cUe  Ahle  (der  Faulbaum,  TrauhenkiiBchbaum),  Prunus  padus, 
I  doch  kuin  bei  den  Gewüssernumen  auch  an  aX,  anguilln,  gedacht  werden. 
■Wxinm  Alaia  Sp.  42  (mit  der  unrichtigen  Verweiaung  auf  den  1.  Band  des 
NriiTi-t,biifheH  statt  auf  die  1.  Aufl.  der  ON-l  Tiir  'aicher  unJeut-ch'  /u  halten 
«'üßic  ich  nicht  zu  erklären ;  ist  der  Name  gut  überliefert,  ao  gehört  er 
:xMi,'11.>y  mit  Brcdanati,  Welanai'a,  wohl  auch  mit  Alze<a  zusammen.  —  'Ania 
ÜLimme  ÄMBAHT  (Sp.  72)  stellen  wir  ohne  Bedenken  das  Sp.  239  unter 
—  bft  aufgeführte  Fifanbeian  (11.  Jhd,,  Friceland),  deaaen  erster  Thoil  doch 
Btchti  anderes  als  die  Zahl  fünf,  fif,  sein  wird.  —  Sp.  100.  Apbnpa/alia  steht 
wahrscheinlich  mit  Diltographie  für  Aphalaha,  vgl.  Ap/alaga,  Abfelbac.h,  wo 
gleichfalls  nicht  der  Baum ,  sondern  die  Frucht  die  Benennung  hergab.  — 
ap  lOT  gibt  Fcirsleniann  eine  neue  Etym^ilogic  für  nilid.  egerde,  der  angc- 
annimene  Überfang  von  ara  in  * nragarto.  ArktrgarleTi  in  bloßes  e  (e?  Lexer, 
VM  ndwb.  512)  kommt  una  jedoch  alhu  gewaltsam  vor  nnd  der  Zasammeu- 
I  -p"  von  egcrdc  mit  garte  wird  gleichfalls  (mit  Leier]  abzuweisen  sein.  — 
-Ti  ]_'l  Anita,  jetzt  Erwitte  in  Westfalen,  will  F.  mit  Bender  —  Arwitj, 
■"     '  '    "    '.    fügt  er  hinzu,    'sollte  man   ein   Erbaenfcld   (arvi- 

I  faerausdenteln  kiinnen?     Wir    halten  Aruitdi  für  die  etymologisch  sorg- 
e  Schreibung  des  Namena,   Stamm   arrit'- fervet'-,   erwil'-,)  Suffii   -di,   -thi. 
denken  verbietet   außer  dem   unerklärten  auslautenden  i  des  ndd. 
•tgebsltcne  t.   Zu  vergleichen   ist  der   hübmische  ON'.  Hrachoviitf'. 
IC.   Wtkhe  der  alteren  Formen  des  ON.   (Arvita,  Arviti.  Arwitli, 
rvitdij   doli   nun   aber  vorangestellt  werden?  Zweifelsohne   nicht 
it,  sondern  eine  Nominativfona  (,'Sokv.  -\,  ¥.**««&  -\»^i\ 
■-  —  8p.    132  steht  ein  aelUamea  Asnagohunc  CUuiivi- 


102  LITTERATÜR:  FÖESTEMANN,  NAMENBUCH. 

herek  beisammen;  F.   bemerkt   dazn:    *bei  den   ersten  beiden  Silben  fittt  iferl 

altsächs.  asna,  Zins,  Abgabe  ein  ;  wir,  die  wir  nun  einmal  ron  dem  Gediak*: 

nicht  abgehen  können,  daß  sich  unberechenbar  viel  Natarhistoriscbes  am  ^ 

ON.  muBte  ^eraosdenteln'  lassen,  wenn   nur   ein   annähernd  ▼ollstöndiger  il^ 

deutscher  Nemnich  auf  uns  gekommen  wäre,  möchten  ein  ^asuag  zuTordent  rf 

'sndwag,  stddag  u.  dgl.  Adjectiven  Terbinden  und  mit  Atnapium  und  ÄMmg  (OiMif 

auf  einen  bisher  unermittelten  alten  Pflanzennamen  besiehen.  Im  zweiten  TWI 

des  Namens  könnte  wohl  ein  Terstnmmeltes  oder  verlesenes  haue  (hove)  zu  • 

kennen   sein?   —   Sp.  134.   Abbqj    die   Asse   bei   Wolfenbüttel;   Terdiente  d 

Deutung  Bluhmes  (Die  Gens  Langobardorum  1868)  gar  keine  Beachtung?- 

Sp.  150  OUrammesriohd ;   bezüglich   des   h  (wie  in    deohmuati)  vgl.  Weinbo) 

AJem.  Gramm.   §.  287.  —  Sp.    192  PaHngahei  ist  doch   am   natürlichsten 

Patin-gahei  aufzulösen ;  wegen  des  frühzeitig  eingetretenen  ei  s.  Qnff  TV,  7€ 

schon  goth.  mais!  —  Sp.   195  Patolontuun;  Ausfall  von  h  öfters  bei  Neugi 

s.  Weinhold   AI.  Gr.  §.  231.  —  Sp.  219  Bauoäa;   der  Form  BattMa  weg 

ist  der  Name  wohl  zu  Langon-,  Monzan-,  Nitti-,  Wonoman-  (zu  alts.  wiaaa 

hft  zu  stellen  (Heyne,  Altniederd.  Eigenn.  S.  36).  Zum  Stamm  BAB  s.  Sirad 

Jans  treffliche  Arbeit  über  die  jeverländischen  PN.  S.  80.  ~  Sp.  244  Bi 

floKj  Bibüoz  j.  Biblis   bei  Lorsch;  wir   möchten  erklären:  bibi-fld^,  dureh  Ai 

stoßnng  des  dritten  Labials  (wozu   sich  Analogien   dürften   finden   lassen,  ti 

leicht  rid  =  frid  in  PN.?  Förstemann  PN.  1053)  bibil6^,  von  bib^n  (nicht  s> 

bif)  und  fl6^,  Tgl.  waskiwa^ar,  renniwöc  u.  dgl.  —  Sp.  250  Biangibudiburgj 

Bienenbüttel,    deuten  wir   btan(ö)-gibüdiburg;  warum    könnten   nicht  auch  0 

wie  Bihingen,  Bionhusen,  Biendorp  an  bfft  angeschlossen  werden?  Vgl.  Förstemsi 

Die  deutsch.  ON.    S.  148.    Mit   biangibudi  vergleicht   sich  leicht   -bererigis 

(Var.  -saeti).  —  Sp.  272  Birithi   nach  F.   eine  Gegend,    in  der   viel  Beo 

wachsen;  eher  wohl  eine  bimenreiche.   So  stellen  wir  auch  Birscachim  zu  b 

und  vergleichen  das  oben  enf^Umte  Abfelbach.  Die  Form  -scachim  dieses  Naro< 

(Sp.  273)  läßt,  wovon   unsere  Wörterbücher  Nichts   melden,    auf  ein    stark 

der  I-Declination  zugehörendes  scach  schließen ;  so  ^de  auch  das  geneftivisi 

Puohsceho   (Sp.  293)    seine  Erklärung   aus    -8cahj6   und   die   dativisehe  Fo 

Puokgeein   stünde  =  Puohscehin:    frühes  Auftreten   des  Umlauts,    Scbwichi 

von  ch  zu  h,  Ausfall  dieses   h,  s.  Weinhold  bair.  Gramm.    Vielleicht  ist  ai 

für  das  verderbte  Puochstachun  (a.  a.  O.)  Puochscachim  oder  Puochscaehim 

ae  =  e  zu  lesen?  Wo  sich  derlei  Casus  obliqui  der  Namen  erkennen  oder  i 

muthen  lassen,   wäre   überall  Auskunft  über  die  syntaktische  Beziehung  d 

selben  willkommen,   so  vor  Allem  Angabe  der  begleitenden  Präpositionen. 

Sp.  278   bemerkt  F.   unter  BLAD,    ein   solcher  Wortstamm  von  PN.  sd  i 

jetzt  durchaus  nicht  mehr  zweifelhaft;  warum  entschließt  sich  Förstemann  ni( 

auf  Starks  Arbeiten  zu  verweisen,   der  doch   diesen  Stamm  (1857)  richtig 

kannt  hat?  Im  Interesse  unserer  Forschung  kann  man  nur  wünschen,  daß  i 

gerechte  Schätzung  ihrer  beiderseitigen  unbestreitbaren  Verdienste  bei  Föntemt 

und  Stark  selbst  zum  Durchbruche  käme,    statt  daß   auf  der  einen  Seite 

bittere   Schmähung,    auf  der  andern   nur    stumme  Verachtung   fortdauere. 

Sp.  311  BRAC;  hier  kommt  uns  bei  den  niederdeutschen  Namen,  eher  als  a 

brächa,   das  ndd.   (und  engL)  brake  in  den  Sinn,   dessen  Verwendimg  in  i 

gewit^  nahe  läge,    besonders  wo  kein  Ackerland  an  brächa  denken  ließe. 

Sp.  316  DreiinholOf  nach  Woeste  m  aäncnr  tc«S^c\i«OL  Ki^^^^  '\3^si^W  und  1 


UTTERATCR:  MITTELNIEDERDEUTSCHES  WÖRTERBUCH.  103 

^^  V^Scad'  (1871)  jetzt  Brehlen  nnd  von  ihm  erklärt:  Breitenhochwald.  —  Sp.  866 
^  -^USmütin,  jetzt  Blnnk;   an  die  Stelle  von  Förstemanns   etymologischem  Yer- 
^*    ^e&e  wollen   wir  mit    dem    Gedanken   an   die  Wagrier   dieses   Gebietes   eine 
y-    ^risehe  Deutung  setzen:  bali  =  altsloven.  bolij  major,  lunkin  (mit  deutscher 
^    DsaliTfbrm)   zu   laka   (lanka)  palus,    silva,   pratum.  —   Sp.   358  erklärt  F.  mit 
w   Z«iatzel  Inmcia  in  Wigberhtesbuncia  für  Schlacht,  denkt  aber  auch  an  Zusammen- 
f    kaig  mit  biund.  Welche  Stütze  hat  wohl  die  erste  Deutung?  und  könnte  denn 
:'     die  Übersetzung:  Schlucht  mit  der  zweiten  Deutung  sich  Tereinigen  lassen  ?  In 
engerer   ördieher  Verbindung   steht   Wigherhiesdent   (s.    ON.    1.   Aufl.),    dessen 
-dene  TieUeicht  zu  ags.  denn,  Lagerstätte  oder  ahd.  tenni,  Tenne  zu  halten  ist. 
Ob  F5r8temann  für  die    TÖllig  neue    Bearbeitung   seiner   ON.    alle   be- 
■otiten  Quellen   auch  Tollständig   erschöpft  hat,    kann   ich   nicht   untersuchen, 
idi  Tennisse  aber  z.  B.  aus  den  vorzüglichen  Beiträgen  von  Crecelius  im  Buch- 
staben A  Adanhe,  AlvaUuthorpy  Aldulfaahem. 

Was  die  Ausstattung  der  neuen  Auflage  betrifft,  so  dürfen  wir  dem  Ver- 
leger (F.  Förstemann  in  Nordbausen)  unsere  Anerkennung  nicht  versagen ;  doch 
können  wir  die  Bemerkung  nicht  unterdrücken,  daß  bei  der  bedeutend  leichteren 
Bestellnng  des  Druckes  der  2.  Auflage  ein  niedrigerer  Preis  für  das  Werk  im 
Interesse  der  Sache  wie  des  Publikums  gelegen  hätte ;  die  2.  Auflage  wird  um 
ein  Drittel  theurer  sein  als  die  erste  war  und  doch  —  nach  dem  Maßstab  der 
1.  Abtheilung  —  nur  etwa  170  Spalten  mehr  bringen. 

LETTMERITZ,  17.  November  1871.  IGNAZ  PETTER8. 


Mittelniederdeutsches  Wörterbuch  von  K.  Schiller  und  A.  Lübben.  Erstes 
Heft:  A — amt.  Bremen,  1872.  Verlag  von  J.  Kühtmann*s  Buchhandlung, 

Es  gereicht  uns  zu  größter  Befriedigung,  das  endliche,  lang  verkündete 
md  sehnlich  erwartete  Erscheinen  der  ersten  Lieferung  des  Mittelniederdeutschen 
Wörterbuches  anzeigen  zu  können,  eines  Werkes,  bei  welchem,  wenn  je,  die 
tite  Phrase  von  dem  ^längst  gefühlten  Bedürfniß'  vollberechtigt  ist  Denn  auch 
fiber  die  Ej^ise  hinaus,  welche  sich  vorzugsweise  der  Pnblication  oder  dem 
gnunmatisehen  Studium  niederdeutscher  Sprachdenkmäler  widmen,  wird  es  als 
dn  Mangel  empfiinden  worden  sein,  daß  unter  der  reichen  Wörterbuchlitteratur 
imserer  Tage  ein  Werk  wie  das  nun  erscheinende  fehlte.  Nicht  daß  dieser 
Zweig  philologischer  Tbätigkeit  im  Niederdeutschen  ohne  Pflege  geblieben 
wkm  Tielmehr  haben  fast  alle  Schattierungen  des  niederdeutschen  Sprachge- 
bietes ihre  lexicalischen  Bearbeitungen  aufzuweisen  und  darunter  einige  vor- 
zügliche; aber  der  bedeutende  Schritt  vom  Idiotikon  zum  umfassenden  Wörter- 
buch blieb  noch  zu  thun,  zu  einem  Werke >  welches  freilich  nicht,  wie  die 
Ankündigung  des  Verlegers  sagt,  ^an  die  Stelle  des  längst  vergriffenen  bremisch- 
niedersächsischen  Wörterbuches  treten  soll',  sondern  das  Seitenstück  sein  zum 
Mittelhochdeutschen  Wörterbuch. 

Wir  wüßten  kaum  zwei  Männer  zu  nennen,  die  zu  einem  solchen  Werke 
besser  befähigt  wären,  als  die  Herausgeber,  von  denen  der  Eine  als  Editor 
niederdentscher  Dichtungen,  der  Andere  als  Verfasser  des  trefflichen  Thier- 
imd  Kriotarbodbes  und  der  Beiträge  zu  dnem  iiAt^i^km^^vx^VQXw^^!^  ^^»»»s. 


deraTilA 

1er  NmdA 


104  LITTF-IUITR:  MITTKLNIPIDERIIEITSCIIES  WÖBTEHBUCH, 

ht'itt^ii*  bckuiDt  Ut;  Letzteren)  Bcboint  die  Arbeit  des  Ürdneiu  und  Redigii 
KU ltl^f allen  su  lein,  —  wenn  anders  wir  es  richtig  verstehen,  d&iJ  auf 
liliitto  mit  Umgehung  der  BOiist  üblichen  alphabetischen  Ordnnug  äet 
bei  ({omoinschaftlidhen  Publicutionen  Schüler  zuerst  genaiint  ist.  Die  Erwartungin 
illn  man  von  dem  Zusummen wirken  der  heidoii  Münner  hegen  durfte,  sind  i«A 
nicht  gotiiuächt  worden,  wie  die  Torliegende  Liefemog  beweist,  die  in  der  Tklt 
wenl^  Oruud  cu  Ausstellungen  gibt.  DnC  ein  oder  das  andere  nicht  reneichiMtl 
Wort  nnchiutragfin  sein  wird,  ist  unvermeidlich;  auch  beschrankt  sich  dttN 
unsere  Bemerkung  auf  die  unerschöpfliche  Z:ihl  der  mit  Prüpositionen  znsamin«- 
Ituselaten  Verh*.  Nur  einen  Wunsch  wüßten  wir  zu  äußern:  den  nämlich,  dil 
weiterhin  noch  mehr  n\»  schnn  genchefaen  ist,  das  Geschlecht  der  Subitsnäfl 
«ngegebtn  werde,  auch  namentlich  üb  dieses  Substantiv  stark  odir  schwM 
fleoli(>Tt  oder  in  beiden  Formen  erscheint,  und  daU  ,)ede  dieser  Modalit&ten  <■] 
riiicm  Bi'iipioli'  illuslriint  werde;  das  ist  um  so  wünschen swerth er ,  da  gemll 
in  dlHftm  Punkte  der  Gebrauch  im  Niederdeutschen  ein  sehr  schwankender  id 
Ein  Vorwort  »noi  Wörterbuch  wird  uns  für  die  Schlnßüeferung  d«  enU 
Uiindrj  vcrbffißon.  Wir  gestehen,  daß  wir  dasselbe  gern  schon  zu  Anfui£  p 
hdbl  hSttrn,  nltmentlieh  am  uus  demselben  zu  erfahren,  welche  räumlichen  Di 
■flllicheu  Greuicn  die  Verfasser  ihrem  Buche  gesteckt  haben,  denn  mit  rolli 
Sicherheil  g<-ht  du  aus  dem  vomusfreschicklcn  Verieichniss  der  beantil« 
Qudlcn  und  Illilfamittnl  nicht  hervor.  Tünschen  wir  uns  nicht,  so  sollen  mn 
•ciU  «lieh  die  PcnkmKler  der  nirderrhein&ünkischeo  oder  cölnischen  Mand« 
mit  in  Betncht  gtio^n  und  andererseits  der  Begriff  des  Mittel niederdeutsrbn 
hi*  «nf  dir  Periode  ausgi^dehnt  werden,  wo  d»s  Niederdeutsche  sich  noch  wvh(( 
dem  Neuhoch Hvulirhtrn  lu  weichen.  IjetitenM  glauben  wir  aus  den  Belegen  «a 
S4slT«w«U  «ehliei^cn  tu  ditrfen,  und  wir  bekennen,  daß  wir  diesen  GeficfaH 
punkl  nir  durch  «QU  richtig  hsltcn. 

Ihn»  erwfthnte  (JucUiuiTOTicicbniss,  welches  ni«ht  weniger  als  einen  Dmefc 
tK^n  Rillt,  iil  Olli  gUntondes  '/.cngniw  fiir  den  Fleiß  der  Verfasser.  Jede 
KwtHÜi:»  weiß,  dal)  die  Ausarbeiliing  elnea  niederdentschen  Wörterbacbe«  nod 
■WiglMeh  nillbpirollN'  iat,  als  die  der  meisten  andern  Lexika.  Denn  hier  tdi 
M  in  kohew  Ontde  a»  Vorarbeiten,  an  snnurliüdgen  Teitnasfabcn;  snm  frOltta 
TX/tü  aind  «w  Inrunabeln,  nm  mit  Opfern  ni  beschafien  nnd  unhandlich  S 
4i*  BwsKtomy.  am  daam  di«  V«rfWw  ihr  Mattrial  gesogen  haben,  und  «I 
dlitiawifclfl  bt,  w{«  ^  «n  «ind,  ivt  daif  mdt  aneb  nicbt  auf  die  Abdrftdl 
4»  IHufcwm,  iMiMbwg,  BnoM  «.  A.  m.  vcria»«,  ■ondcm  tunll  »n  di 
lh«*wfcriftwi  MlUt  naMkfr^hm.  IwlMMn  «%«  wir  du  QoeUmrenciehBil 
«Im*  Wir  ab  •£)*•  AbwttUirMnhhMifc  bftaachte«,  wvilni  vMbnrhr  di«  Botbm 
biUPf .  <UB  f*  A*»  VnfiMHm  gefiil)«n  miSf.  «m  »oA  vntiftlndiserea  T« 
■ritWiw  M»  Svkhift  ib«  Wwitw  n  f«b«n:  d««in  wir  w«an  Torai»  und  hnA 
4aB   dk*   MWM^  Kifhr  fb   ttvc  l^>V•I)«alkla    ni>fdeiJrBt>ck0  SprachdcdwÜ 


UTTERATÜR:  HÜGEL,  OTFRID'S  VERSBETONUNG.  105 

itea  nnterworfenen  Chancen  des  Absatzes  geknüpft  istj  wenn  dem  aber  ein- 
il  M  iil,  so  sei  um  so  mehr  Jedem  ans  Herz  gelegt,  an  seinem  Theile  lur 
rderang  des  Werkes  beisatragen. 

I^EIPZIG.  KARL  SCHRÖDEa 


el,    Dr.    Richard,    über    Otfrid's  Versbetonung.    Leipzig    1869. 
P.  C.  W.  Vogel.  8.  50  S. 

Die  kleine  Schrift  ist  eine  wesentliche  Bereicherang  uniserer  metrischen 
rator  durch  die  feinen  Beobachtungen  über  Otfrid's  Verskunst,  Beobach- 
»y  deren  Tragweite  sich  auf  die  ganze  altdeutsche  Metrik  erstreckt.  Der 
isser  geht  aus  von  dem  zuerst  von  mir  aufgestellten  Gesetze :  daß  bei  zwei 
amenstoßenden,  durch  keine  Senkung  getrennten  Hebungen  die  erste  höheren 
haben  muß  als  die  zweite,  und  untersucht  gründlich  die  einzelnen  Wort- 
en, in  wiefern  sie  bei  ausgelassener  Senkung  nicht  hebungsfähig  sind. 
htenswerth  ist  für  den  Artikel  die  Unterscheidung  der  älteren  von  unserer 
«,  indem  das  demonstrative  Hervorheben,  das  die  Hss.  dann  auch  immer 
h  Aceent  bezeichnen,  viel  häufiger  ist  als  unserm  Grefühle  nahe  liegt,  und 
^emäß  anch  die  Hervorhebung  des  Pronom.  person.  (S.  14)  und  des  Pos- 
nuDS,  die  für  uns  auch  etwas  auffälliges  hat.  Wenn  ich  hier  dem  Verf. 
ommen  beitrete,  so  finde  ich  dagegen  bedenklich  seine  Betrachtung  der 
Bannten  Silbenverschleifnng.  Hügel  leugnet  dieselbe  für  die  ahd.  Zeit,  weil 
s  unglaublich  findet,  daß  man  zwei  verschleifte  Silben  so  sprechen  könne, 
sie  als  ^e  gelten  dürfen.  Daß  sie  einsilbig  gesprochen  werden,  ist  auch 
t  nothwendig,  es  kommt  nur  darauf  an,  daß  sie  als  Zeittheile  nicht  mehr 
n  einnehmen  als  dine  lange  Silbe.  Es  fallen  also  nach  meiner  Ansicht  in 
Verse  gibU  giwelich  mannd  wirklich  die  beiden  Silben  gibit  auf  die  Hebung, 
gi  in  die  Senkung.  Daß  dies  der  Fall,  geht  aus  den  von  Hügel  später 
33)  besprochenen  Stellen  hervor,  wo  quemcy  bere,  wini  am  Schlüsse  des 
«8  stehen ; .  denn  auf  die  letzte  Hebung  kann  nichts  weiter  folgen ,  mithin 
m  die  beiden  kurzen  Silben  die  Hebung  gerade  wie  gibü  innerhalb  des 
les.  Wenn  es  Hügel  auffallend  findet,  daß  dieser  Fall  bei  Otfricd  nur  zwei- 
im  Reime  eintritt,  so  liegt  der  Grnnd  in  dem  größeren  Tongewichte  der 
en  Silbe  im  Althochdeutschen;  im  Mhd.  wird  bei  leben  y  ff  eben  der  Vocal 
letzten  Silbe  feist  ganz  unterdrückt,  daher  auch  lebn,  yebn  geschrieben  wird, 
ireh  gewinnt  die  vorletzte  Silbe  wieder  den  Zeitraum,  den  ihre  Bedeutung 
Trägerin  des  Reims  erfordert.  Im  Ahd.,  wo  der  Ton  auf  beide  Silben  von 
le,  wini  sich  beinahe  gleichmäßig  vertheilen  muß,  kommt  die  Reimsilbe 
»  zu  kurz,  und  es  ist  also  nur  ein  selten  vorkommender  Nothbehelf,  wenn 
id  dergleichen  Worte  in  den  Reim  setzt.  Ganz  Recht  aber  hat  der  Verf., 
D  er  in  der  Senkung  die  Verschleifung  für  0.  leugnet  und  die  von  Lach- 
n  angeführten  Beispiele  anders  erklärt.  Auch  bei  den  folgenden  Abschnitten, 
r  Aasnahmen  von  dem  logischen  Betonungsgesetze  u.  s.  w.,  wüsste  ich  nichts 
erinnern,  und  glaube,  daß  der  Verf.  auf  ganz  richtigem  Wege  ist,  wenn  er 
sinigen  der  bei  0.  vorkommenden,  schwerlich  mit  vier  Hebungen  zu  lesen- 
Versen  die  Möglichkeit  einer  wirklichen  Kürzung  um  eine  Hebung  andeutet 
43).  Nor  mochte  ich  dieselbe  anders  auffaa&eu  4eim  «^  «s^ 'S  ^tvoa^^k^^^ 


106  LITTERATÜR:  LIPPOLD,  RARTMANNS  OREGORIUS. 

der  Kürzung,  wie  sie  in  späterer  Zeit,  im  Nibelungenliede,  beg^^et;  ieb  •chl'^ 
diese  F&lle,  die,  cbarakteristiscb  genug,  fast  alle  auf  das  1.  Buch  kommen,  ^^ 
mehr  an  die  Allitterationspoesie  an,  die  aus  Gründen,  die  hier  nicht  entwt^^ 
werden  können,  die  Kürzung  um  eine  Hebung  bevorzugte. 

ROSTOCK,  Juni  1870.  K.  BARTSCH. 


Lippold,  Dr.  Friedrich,  über  die  Quelle  des  Gregorius  flartmanfli 
von  Aue.  Leipzig  1869.  A.  Lorentz.  (64  S.  8.) 

J.  Strobl,  der  Grermania  13,  188 — 195  die  Untersuchung  über  dieQvdl 
▼on  Hartnanns  Gh^gor  zuerst  aufnahm,  kam  bereits  zu  dem  Resultate,  dal(  da 
franzosische  Glicht  in  d^r  Gestalt,  wie  Luzarche  es  herausgegeben,  nicht  Hart 
mann  rorgelegen  haben  kann.  Darin  trifft  er  mit  der  Dissertation  L^poU*i 
zusanmien;  in  Bezug  auf  das  von  Leo  entdeckte  lateinische  Brachstück  abe 
gehen  beide  auseinander.  Nach  Strobl  ist  aus  dem  lateinischen  Texte  sui^ 
eine  franzosische  Bearbeitung  geflossen,  die  in  dem  uns  erhaltenen  GedidA 
verkürzt  und  lückenhaft  erscheint  und  die  Hartmann  vorlag.  Nach  Idppold  ü 
das  lateinische  Bruchstück  eine  Übersetzung  von  Hartmann's  Gredichte,  wk 
darin  hat  er,  glaube  ich,  gegen  J.  Grimm  und  Strobl  Recht  *).  Ob 
ein  franzosischer  oder  lateinischer  Text  vorgelegen,  läßt  der 
Schlüsse  (S.  50)  unentschieden.  Allein  dadurch  sind  wir,  mdne  ich,  weiter  foi 
dem  Ziele  gerückt  worden  als  nothig  war.  Die  sorgfaltige  Vergleiehmg  iDi 
Stellen  und  Züge,  wie  L.  sie  vorgenommen,  hat  doch  eine  so  nahe  VerwaBi» 
schaffe  zwischen  dem  französischen  und  deutschen  Gedichte  ergeben,  daS  ai 
kaum  mögUch  scheint,  dazwischen  eine  gemeinsame  Quelle  in  einer  diitta 
Sprache  anzunehmen.  Denn  so  müssten  wir  uns  doch  wohl  das  Verhiltnisi  n 
denken  haben:  das  französische  und  das  deutsche  Gedicht  wSren  ans  derselbei 
lateinischen  Quelle  geflossen.  So  treu  haben  schwerlich  zwei  Dichter  eine  «a^ 
dieselbe  Quelle  in  eine  andere  Sprache  übersetzt,  daß  die  beiden  am  ihr  her 
vorgegangenen  Dichtungen  an  so  vielen  Stellen  und  so  auffallend  stimma 
sollten,  wie  es  bei  Hartmann  und  dem  französischen  Gregor  der  Fall  ist.  Be 
zeichnen  wir  den  letzteren  mit  A,  Hartmann  mit  B,  das  lateinische  Bmchsiüd 
mit  X,  so  erklärt  sich  zwar  bei  der  Reihenfolge  A — B — X,  daß  B  mit  A  an 
X  mit  B  an  so  vielen  Stellen  stimmt;  wäre  aber  ein  lateinisches  Gedicht  (natib 
lieh  nicht  das  uns  erhaltene)  die  gemeinsame  Grundlage,  dann  würde  bei  dfi 
Verhältniss 

X 

/\ 
A    B 

die  häuflge  Übereinstimmung  zwischen  A  und  B  bei  der  Art  dickterisdM 
Quellenbenutzung  und  Übersetzung  im  l^Tittelalter  schwer  zu  erklären  sein.  Ah 
die  Annahme  eines  französischen  Originals  scheint  mir  unzweifelhaft,  und  swi 


*)  Im  lateinisrhen  Texte  Z.  15  maß  natürlich  gelesen  werden  ergo  per 
rOraek  omrtia)  dfrm  tran»it  Harfna  nuirtna,  nm  Metrum  und  Reim  herzustellen;  eboM 
Z.  18  guadruanus  statt  qwxrdMoawM, 


LITTKRATUR:  DUNGFR,  TROJAN.  KRIEG.  107 

'  i^  OriginalB,  welches  mit  dem  uns  erhaltenen  Gedichte  nächstverwandt,  wenn 

indi  nicht  identisch  war.   Identisch    deswegen  nicht,  weil  sich  Züge  im  fran- 

*^heii  Gedichte  finden,  die  Hartmnnn  fehlen,    und  die  er  seinem  Chamkter 

ladi  Juium    übergangen    hätte:    als  solche    hat  L.    mit  Recht    namentlich    die 

Anwetzang,    die  Erkennung,    die  Buße   bezeichnet.    Das  Resultat  ist   also   ein 

ibolfches  wie   beim  Ercc:    freilich   hat   mich    seit  Veröffentlichung  meiner  Ab- 

kndlong   der  Einblick  in  die  Pariser  Hs».    überzeugt,    daß    die  Abweichungen 

t  B.  am  Schlüsse  nicht  so  bedeutend  seien,  wie  man  nach  Hartmann *s  Gedichte 

vemmthen    sollte,    so    daß    doch    in    manchen   Punkten  Hartmann    freier    dem 

Original   gegenübersteht,    und   trotzdem  wird   kein  anderes  Original,    höchstens 

ine  etwas  abweichende  Recension,  zu  suchen  sein.  Ahnlich  liegt  es  gewiß  auch 

ier,   nur  kommt  hinzu,  daß  in  Deutschland  wie  in  Frankreich  die  geistlichen 

Achtungen   stärkere  Umarbeitungen   erlitten  (ich  erinnere  nur  an  die  Kindheit 

esQ  Konrads  von  Fußesbrunnen)  als  die  weltlichen. 

Der  zweite  Theil  der  Abhandlung  betrachtet  die  Sage  und  vergleicht 
rgfEltig  deren  verschiedene  Fassungen :  hier  gelangt  der  Verf.  zu  dem  Resultate 
nes  directen  Zusammenhanges  mit  der  Oedipussage.  Von  der  verwandten 
niannslegende,  denn  Albinus  bei  Greith  iät  fehlerhaft,  sind  ihm  mehrere 
assoDgen  entgangen,  die  R.  Köhler  Germania  14,  300 — 304  behandelt  hat. 
ft  der  Verf.  den  Werken  Hartmanns  ein  so  sorgfältiges  Studium  gewidmet 
}  mochten  wir  ihn  ermuntern,  das  Verhältniss  des  Iwein  zum  Chevalier  au 
xm  zam  Gegenstande  einer  Untersuchung  zu  machen ;  freilich  wird  es  er- 
wünscht sein,  die  Veröffentlichung  des  Vaticanischen  Textes  abzuwarten,  die 
robl  in  nicht  allzu  femer  Zeit  erfolgen  wird.  Der  verschiedene  und  doch  ver- 
«ndte  Greist  deutscher  Dichtung  tritt  durch  solche  Vergleichungcn  am  klarsten 
«rror:  so  bildet  auch  die  vorliegende  Abhandlung  einen  werthvollen  Beitrag 
«r  ErkenntnisB  desselben.  Eine  kritische  Ausgabe  des  französischen  Gregorins 
Bit  Benutzung  der  Arsenalhandschrift  wäre  nach  der  wenig  genügenden  Arbeit 
ron  Luzarche  ebenfalls  ein  dankenswerthes  Unternehmen  und  insofern  auch  für 
lartmann  von  Bedeutung,  als  die  Arsonalhandschrift  in  manchen  Punkten  dem 
leutschen  Gedichte  näher  zu  stehen  scheint. 

ROSTOCK,  December  186».  K.  B. 


Junger,  Dr.  Hermann,  die  Sage  vom  trojanischen  Kriege  in  den 
Bearbeitungen  des  Mittelalters  und  ihren  antiken  Quellen.  (81  S.)  gr.  8. 
Leipzig  1869.  F.  C.  W.  Vogel. 

In  ebenso  gründlicher  wie  kritischer  Weise  analysiert  der  Verfasser  die 
iQtiken  und  mittelalterlichen  Quellen  des  Trojanerkrieges,  die  ersteren  jedoch 
inr  in  soweit  sie  den  mittelalterlichen  Bearbeitungen  als  Quelle  gedient  haben. 
fÜer  kommt  vor  allen  in  Betracht  Dares,  demnächst  Dictys  und  der  soge- 
tannte  Pindarus  Thebanus,  der  lateinische  Homer.  Es  folgen  die  mittelalter- 
ichen  lateinischen  Gedichte,  unter  denen  Josephus  Iscanus  und  Albertus  Sta- 
lensis  hervorzuheben.  Hildebert  von  Tours  wird  in  der  That,  nicht  bloß  von 
[isyser,  in  Handschriften  ein  lateinisches  Gedicht  über  den.  Tro^BAfixkxv^  b^v 
^ek;^  JedeaAIJß    aber   mit  Unrecht,    wie    &u{   BeVueu  ^%si«QL  ^«dü'VQ^N.  ^vvs^ 


im 


LITTF.RATrRUEKICHT. 


imechtfis  gehiiaft  wurdep.  Nicht  näher  bekannt  ist  mir  eine  Klage  ober  Troja'^ 
Zerstörung  in  Diatichen,  die  aieh  in  einer  Ha.  eu  Booen  (10. — 11,  Jnhrliiuideil) 
findet  (vgl.  Pectz'a  Archiv  8,  371).  Ea  ist  zu  veruinthen,  da£  es  dna  fleditU 
des  Beraardus  Floriaceneia  iat,  doth  miiaate  dann  die  Hb.  nicht  älter  als  fnlM 
»ten»  aus  der  zweiten  Hälfte  des  11.  Jahrhundert»  aein.  Ein  Carmen  dt  ilt- 
structione  TVqjae  in  einer  StraQburger  Hb,  des  \!>.  Jahrb.,  aber  ohne  nithen 
Angilben,  fahrt  Häncl.  cataloguB  S.  465  an.  Vgl.  auch  die  St.  Galler  Ha,  D  SOt 
(10.  Jahrhundert)  hei  Hanel  S.  678.  —  Von  beaonderer  Bedeutung  für  dJB 
mitlelnlterlicben  Litteraturen  ist  die  altfranzÖBiacho  Dichtung  dea  BenoU  dt 
S.  More,  wL'lche  durch  Frommnnn'e  Anazüge  und  Vergleichung  mit  Herholt 
(Geimtiniii  Bd.  2)  bekannt  iat").  Unmittelbar  an  Bennit  achließt  aicb  Hcrboit 
UD ,  Ronrud  von  Wiirzburg  benutzte  Benott,  aber  daneben  andere  Quellen, 
namentlich  Ovid'a  Metamorpboaen  und  Heroideu,  nnd  Statins;  der  Port«etMf 
dagegen  folgt  Diciya.  Guido  von  Cotumna  schließt  sieb  wieder  im  Weaentlichta 
an  Benoit  an.  Von  einigen  unbedeutenderen  Bearbeitungen  abgeaeben.  folgt 
S.  70  ff.  das  pseudo.wdlfram'sche  Gedicht,  über  welches  hiiT  zuerst  wiUkommoit 
Nachricht  ci-tbeilt  wird ;  wir  sehen  daraus,  daQ  der  Verf.  dieaer  Bichlting.  d« 
Wolfram  ala  Gewährbmimn  nennt,  untt^r  freieater  Benutzung  der  verachiederste» 
Quellen  den  Trojanerkrieg  zu  einem  willkürlichen  ßomnngewebe  verarbeitet  hat. 
Die  nordische  Trojamaunasaga  foltrt  hauptaäcbliah  Darea ,  daneben  sind  OtÜ, 
Virgil  nnd  Pindarua  Tfaebanus  benutet.  Eine  Tabelle  auf  S.  80  gibt  eine  aa> 
schauliche  Übersicht  des  Abhiingi^'kritsverhältniase«  dor  einzelnen  Bcnrbeitungeiu 
Zu  bedauern  iet.  daß  nicht  aui'h  die  ziemlich  nrnfangreiche  DarslellonK  dM 
Trojanerkrieges  in  Enenkei's  Wellchronik  (cod.  Renn.  Mouae-  II-  Bl.  76* 
^6'',  vgl.  Albrecht  von  Halbersti.dt  S.  CCLVll)  h'-nutit  iat.  da  dieselbe  aciioa 
der  Zeit  nach  unubhiüigig  von  Konrad  dasteht.  Viullcicht  findet  der  Verf., 
S.  69  Enenkfl's  mit  einigen  Worten  gedenkt,  Gelegenheit  dies  nachsuholen 
wozu  ihm  die  Hs.  der  Leipziger  BalbBbibliolhek  am  nächsten  liegen  würde. 


Litteratnrberioht. 

Bei  der  Ausdehnung,  welche  die  germanistischen  Studien 
gewonnen  haben,  bei  der  Regsamkeit,  welche  auf  den  verschiedensten  Gebiet^ 
der  germanischen  Philologie  herrscht,  wird  es  immer  schwerer  mit  den 
Eraebcinungen  Schritt  zu  hallen  und  orientiert  ku  bleiben.  Zwar  wer  i 
größeren  Stadt  lebt,  wem  reiche  litterarische  Hülfsmitt»!,  wem  groQc  Bibltntheka 
zu  Gebote  stehen,  wer  Gelegenheit  hat  alle  litterarischrn  Zeitschriftim  ku  aehel 
wird  diese  Schwierigkeit  weniger  empfinden;  wer  aber  an  einen  entlegenel 
Ort  gebannt  ist  und  nnr  wenig  bu  Gesichte  bekomrnl.  wie  ein  groBor  Tb« 
unserer  Gymnasiall  obrer,  deren  viele  sich  doch  fitr  die  altdeutschen  Stndia 
interessieren,  dem  wird  aie  aehr  fühlbar  werden.  Es  ist  unmöglich,  d&fl  rinl 
Zeitschrift  von  allen,  auch  nnr  den  bedeutenderen  Neuigkeiteu  Reoeuaionei)  b'ingjj 


•)  Wir  wolleu  bei  die»« 
krieg  volistlliidig  herausgegeben 
)r»   ntitAmoTphomi»  d'Rnm^r*   »t 
£  Ärfo.  J'snn  1870.  71.  4. 


Gulf;;enhuit  bemerk  i 
■l:  Bruvtt  da  Salute  Mc 

dp   IVpnpi^e   gr^eo' Istini 


diß 


citdcm  Benntt*«  Tnja&« 
et  Ic  roman  de  Trwe,  « 
I  m-ffu-hf   |i*r  A.  Jivlj 


LTTTERATÜRBERICHT :  LITTERATÜRGESCHICHTE.  109 

•  «/«^'r*^  wir  ein   bloß   kritisches  Organ  für  das   germanistische  Fach,  so  ließe 

dtf  ^^"id  aOen&lls  erreichen;  allein  wie  die  Sachen  liegen,  bilden  die  Becensionen 

*r  i^«^  ^^  yerhSltnissmäßigen   kleinen    Thcil    des   Inhalts    der    germanistischen 


.^  ^  Meine  Bibliographie,  die  jetzt  neun  Jahr^nge  durclüaafen  und, 

.^  ^  ^  boEe  es,  manchem  sich  nützlich  erwiesen  hat ,  kann  nor  gelegentlich  orien- 
r^  -^    Veröde  Winke  geben  and  moß  sie,  je  mehr  der  Umfang  jährlich  wächst,  um 
/     ^  mehr  beschränken. 

Aus  diesem  Ghnnde  schien  es  mir  zweckmäßig,  in  Form  einer  Rerue  die 
._  Lesern  Erscheinungen  kurz  zu  besprechen,  um  den  Leser,  der  nicht  (Gelegen- 
heit hat  sie  alle  zu  sehen,  über  Stellung,  Zweck  und  Bedeutung  des  betreffenden 
Werkes  kiin  zu  orientieren.  Eine  Vollständigkeit  soll  dabei  keineswegs  er- 
^  tlrebt  werden,  da  diese  Aufgabe  der  Bibliographie  zufallt;  ich  werde  mich 
^  daher  auf  diejenigen  Schriften  beschränken,  die  mir  persönlich  oder  für  die 
''-    Cknnaiiim  zugesandt  werden. 

Auf  Dissertationen,  akademische  und  Seh  ulprogramme  wünsche 
^    ieh,  da  sie  am  leichtesten  der  Aufmerksamkeit  entgehen,  besonders  hinzuweisen 
and  wäre  mir  daher  deren  Blittheilung  sehr  erwünscht. 

Eine  systematische  Anordnung  zu  beobachten  ist  hier  nicht  die  Absicht; 
et  soll  nur  das  Gleichartige  und  Verwandte  zusammen  genannt  werden.  Wir 
beginnen  mit  der  Litteraturgeschichte  und  Litteraturdenkmälern.  Die 
Zahl  der  Htterargeschichtlichen  Darstellungen  ist  in  den  letzten  20  Jahren 
außerordentlich  gewachsen;  die  Hauptmasse  ist  für  die  Schule  bestimmt,  auch 
wMtke  Bfieher  verdienen  nicht  ganz  unberücksichtigt  zu  bleiben,  weil  es  keines- 
wegs gleichgültig  ist,  ob  aus  guten  oder  schlechten  Handbüchern  der  Schüler 
seine  ersten  litterarischen  Kenntnisse  empfängt,  der  Lehrer  selbst  sich  belehrt. 
Billig  Teidient  an  erster  Stelle  die  Neubearbeitung  von  Gervinus'  Geschichte 
der  deutschen  Dichtung  (6.  Auflage.  1.  2.  Band.  Leipzig,  Engelmann. 
1870 — 71)  genannt  zu  werden.  War  doch  Gerrinus  derjenige^  der  eine  historische 
Aoffiusang  der  deutschen  Litteraturgeschichte  begründete  und  dem  alle  späteren 
bei  aller  Verschiedenheit  des  Standpunktes  viel  rerdanken.  Am  Ausgang  seines 
Lebens  zq  dem  großen  Werke  seiner  Jugend  zurückgekehrt,  scheute  er  nicht 
die  Mühe  gründlichster  Durcharbeitung  des  seit  20  Jahren  hinzugekommenen 
Materiab  und  hat  so  für  die  ältere  Zeit  ein  beinahe  neues  Werk  geschaffen, 
dis  durchaus  auf  der  Höhe  der  Forschung  steht  Wenn  auch  die  Grundanlage, 
die  Gmndanschauungen  dieselben  geblieben,  so  ist  doch  überall  der  Einfluß  des 
Fortsehritts  der  Wissenschaft  sichtbar.  Freilich  manches  ist  in  der  Neubearbei- 
tung geschärfter  als  früher,  so  die  Abneigung  gegen  die  mythologischen  For- 
lehnngen,  die  sogar  zu  einem  bittem  Ausfall  geführt  hat  Über  dem  zweiten 
Bande,  am  Abschnitt  über  das  deutsche  Schauspiel  arbeitend,  starb  er,  und 
»ie  es  sein  schon  j&fiher  ausgesprochener  Wunsch  war,  übernahm  ich  die 
Weiterffihrnng.  Sie  würde  große  Hindemisse  bieten,  wenn  nicht  Gervinus  selbst 
die  Absieht  ausgesprochen  hätte,  an  den  folgenden  Bänden  viel  weniger  zu 
indem;  zq  beklagen  bleibt,  daß  er  nicht  wenigstens  das  16.  Jahrh.  noch  ganz 
dorehgearbeitet,  weil  anzunehmen,  daß  hier  mancher  Abschnitt  umgestaltet 
worden  wäre.  Ließe  sich  auch  nur  von  Vilmar  s  Geschichte  der  deutschen 
Kational-Literatur,  die  schon  in  14.  Auflage  (Marburg,  Elwert  1871)  yor- 
Kegt,  das  Gleiche  rühmen,  daß  der  Verf.  bei  neuen  Auflagen  die  neuen  For- 
uAuDgen  bcrßcksicbtigt!    Die   beiden   letzten  Drucke  Än^  iv^^  ^*^\b».t^  ^^^ 


1^  MTTKllATfmiEKICHT-  l.lTTER\Tl*RnRflrmcHTE. 


,  *k«r  ttnoli  in  drni  vorhergehenden  hat  oa  Vilmar  rersäumt,  tob  m^m_ 
"•*"***(!*«    fllr    d*ti  T««    uud    noch    mehr   fnr  die   Anmerkangeu   Oewjnn   i^ 
•*•••*•   VW   nur   pinigM  aniiifuhren.  wird    die    zweite    der  von   Kurnjan  (1858)^ 
•"•"■H l IL i ■twunii    KdubcTformeln     sla     iluutecbe    aus    b ei doi scher    Zeit    erwährt^ 
A  *it\  wAhTMil  liUie>t  fnstitehl.  duß  es  ein  Abmkadabrn  ohne  Sinn  ut;  baj. 
^  Mttkorhri.   Denkmltlerii    ist   auf  Müllenhoff   und   Scherer   nirgend   verwieMa) 
«»*  S,   Ml    luilrn   »iigellicktc  Bemerkung   über  das  Nibeiuogenlied  wird   Rchw«» 
K^  JmMnil    nlior    Hm   heutigen   Stand   der   Frage  orientieren;   doa  Haricnleben    I 
lAvi   imtnvT   nuch  Wernbur  von   TegernBee   beigelegt   (S.  170),    dem '  Stricket   I 
iiiim.f  niM-h   niiu'    Fabehnminlnng  'die  Welt'   zugeschrieben  u.   b.   w,   Grudu  weB  il 
V^lniitr*   Dueh,   und   mit  Kecht,   ein«  solche   Verbreitung  geoieüt,   ist  es   üopfMb  1 
,tt>lliw«n<U|[,    lUO    ei   in  Allem   genau   und   sorgältig   er^nzt  verde ,   ira»  bd  | 
,i)nifiv  AiifRiHi'kaiunkeit  nii'lit    ecliwer    sein   wird.    Die  anregende  Kraft,   irelehe  1 
yilmu«  Uudi  Iroli  uianüher  Einseitigkeit  ausübt,  macht  »ich  auch  bemerklielr  || 
{,t    lim    nach    «oinem    Tode    von    Piderit    herausgegebenen    Lebcnabildurp   II 
^«ulsolior  Dichter  (Fraukfort  a.  M..  Volker.   18B9),  welche  Wiederabdracki  1 
lor  (II  WiiK>mura  Staats-  und  Oesellsrhafts-Lenieon  getieturten  iteitrage  catbalten)   f 
fifi  warden    erSfltict  durch    einen  Abriß  der  deutschen   LiUeraturgesckichte ,  in  I 
^,«1   Alwchnltleu    bis   Bodmer   reichend.      Die   Biographien,   welche    deo   Hkopt-   \ 
[heil  bilden,    gebür^n  dem  13.  und   19.  Jahrb.  an.    unter   ihnen   sinJ    (iir  di«  ) 
Qoicbichto  der  deutMhea  Philologie   liemerkenswerth  diu  Aufsätze  über  J.  und  t 
YV.   Orimm,    so  wie    über   L.   Ulilund,    dem   Vümar   als   Dichter  und   OelehrtcD,   1 
aber  nicht  als  Patrioten   gerecht  wird;   nicbt  unerwähnt  bleibe  auch   die  ßuhloft- 
abhandlting   Über    das   Volkslied,     dessen   Wesen    und  Geschichte    gut   und    kUr 
dargeotellt  wird,   wie  überhanpt  Vilmar  für  dtijsen  Zweig,   was  unch  «ein    Uuid- 
bBohlei"  für  Freunde   des   deutschen  Volksliedes    (Marburg   1&67)   bezeugt,  saht 
fpln    hngabt    war.     Vilmars    protestantisch -orthodoxer    Standpunkt     ist    bekunt 
uiiii    K"*^^    ""^  ""'"   ^"■^'i  '^on   Einfluß   gewesen;    einen    ühnliohcn    nimmt   «af 
halhollscher  Seite   ein  W.  Lindemann,   Ueschicbte   der  deutschon  Lii*- 
rstur,    welche   in   zweiter  Autiage  (Freiburg   im  Br-,  Herdor.    18<>9)    vorliegL 
Verglichen    mit    der    ersten    ist    anerkennend    hervorzuheben ,    daG   an    Rianclws 
Pankten  der  Verf.    eine   großi^rc  Objectivität  des  Urtbeili  zeigt;   freilich  wird, 
auch  wer  nicht  streng  lutlierisch  ist,  an   seiner  AuDasanug,   die   übrigejis   uitgcndl 
schroff  gcnanut  werden   kauu.   manches  auszusetzen  haben,   mehr  in  der  atnieron 
■l(  in  der  älteren   Litteratur.     Diese   hat  der   Verf.    init   WSrme  und  Eenotnim 
dnr   neuen   Forschungen    dargestellt    und    durch   AnalTsen    der  Dichtungen    und 
einxelne  Teitstellcn   zu   beleben  gewußt,    und    so    läßt    sich    srin   Buch    als   ÖB 
wflrdigCB  SeitenstOck  ku    Vilmar,   ja   In  der  Genauigkeit  diesem   überlegen.   Im- 
zeichnen,    es    dürfte  daher   in    katholischen   Kreisen    mit  Rctlit  eini^B    ÖhnlicIieB 
Erfolges    sich     erfreuen.      Im     Einzelnen    wird     eine    nuue    Aus^tiiliu     auch    kiw 
manches  zu  berichtigen   haben :   auch   hier  spukt  noi'li  Woriiher  von  Tegaraaetf 
diu   Veränderung  von  Rhdnau    in   ReichcDan   (Walthcr  v.  Kheinan,   S, 
■ehr  bedenklich;  Wemher  vom  Niederrhein  iiguriert   noch  als  Dichter 
nika  (S.  62);   ßothe's  Elisubuth    (B.   67)    soll   aus   ileu   ftllareo 
13.    Jahrh.    geschöpft    haben    a.    s.    w.      Die  Oeaobioh 
Literatur  von  Klotilde  v.  d.  Horst  (3  Th die.  Diel 
sucht    dagegen    iu   Vilmars    Sinne    und    Geiste    ein 
^ttpreebendes  ^(uneio/iuslichea  Handbuch  lu  gel 


LTTTERATURBEBICHT :  LITTERATURGE8CHICHTE.       Hl 

Analjieii  der  Dichtangen  und  Testproben,  welche   den   eiuzelnen  Dichtwerken 
■eh  anschließen.  Ich  kann  nicht  sagen,  daß  diese  unmittelbare  Verschmelaung 
IUI  Lehrbuch  und  Lesebuch  mir    ein   glücklicher  Gedanke  scheint;   die   Dar- 
Mhmg  wird  allzusehr  fortwährend  dadurch  unterbrochen.  Nur  bei  einem  bio- 
piphisch  angelegten  Werke  wie  dem  von  H.  Kurz  läßt  sich  beides  vereinigen ; 
;  hl  Tortiegenden  Falle  wäre  es  zweckmäßiger  gewesen,  die  ausgehobenen  Stücke 
ib  besonderen  Band,  vom  Texte   getrennt,   nachfolgen  zu  lassen.     Die  Texte 
;  Süd  in  Übersetzungen  mitgetheilt,  welche  sich  möglichst  nahe  an  die  Originale 
ttsehließen,  zum  Theil  nur  Umschreibungen  in  nhd.  Sprachformen  sind.  Auch 
du  Lehrbuch  der  deutschen  Literaturgeschichte  von  H.  Th.  Traut 
(Halle,    Schwetschke.    1871)   gibt  Proben,    aber   mit  Ausnahme    der  Lyrik   so 
tirfüge,    daß  sie   lieber  weggeblieben  wären;   denn  was   soll  es  heißen,  wenn 
rem  Nibelungenliede  Strophe  1.  2.  mitgetheilt  werden?    Neben  der  im  ganzen 
Sehr  großen  Kürze  ist  manches  unnütz   ausgeführt;  so  wird  die  Geschichte  der 
"Hanesseschen  Hundschrift'  breit   erzählt,    wo  doch  sehr  zweifelhaft  ist,  daß  die 
Ptoiser  Ha.  diesen  Namen  verdient.  Dagegen  werden  Parzival  und  Tristan  gar 
n   d&rfdg    skizziert.     Die   Anordnung    ist   nicht    immer   sehr    geschickt;   weil 
Hartmanns  Gh-egor  zuerst   erwähnt  wird,  werden  unter  dem  §  TiCgenden    auch 
sein  Erec  und  Iwein  behandelt,  die  doch  an  andere  Stelle  gehörten.  Unrichtig- 
keilen   sind    zahlreich:  Spervogel  wird  ins  13.  Jahrh.   gesetzt,   Gottfried   noch 
immer   ein  Lobgesang   auf  die   heil.   Jungfrau  beigelegt   etc.    Viel   besser  den 
Zwecken  der  Schule  entspricht  die  Geschichte  der  deutschen  National- 
Literatur  von  H«  Kluge  (Altenburg,  Bonde.   1871.   3.  Auflage),  über  welche 
R.  Beckstein  in   dieser  Zeitschrift  (XVI,    346  ff.)    ausführlich    gehandelt    hat» 
weswegen  wir  uns  mit  einem  empfehlenden  Worte  begnügen.  Werner  Hahn's 
Geschichte  der  poetischen  Literatur  der  Deutschen  liegt  bereits  in 
5.  Auflage  (Berlin,  Hertz.   1870)  vor  und  bezeugt  dadurch  ihre  Brauchbarkeit 
and  zweckmäßige  Einrichtung.  In  der  That  bietet  das  Buch  auf  engem  Räume 
du  Mögliche,  in  der  Einleitung  Andeutungen  über  die  Geschichte  der  Sprache, 
einen  Abriß  der  Poetik,  in  der  ersten  Periode  einen  solchen  der  germanischen 
Mjthologie,  von  den  Dichtungen  Analysen  mit  hinein  verflochtenen  einzelneu  Stellen, 
und  diese  Analysen  sind  bei  aller  Knappheit  lebendig  und  anschaulich.   £8  ist 
daher  ein  empfehlenswerthes  Schulbuch ;  ob  aber,  da  der  Verf.  auch  Privatstudium 
im  Auge  hat,  die  Weglassung  aller  litterarischen  Verweisungen  zweckmäßig  bt, 
kann  man  bezweifeln.  Das  rechte  Maß  hienn  zu  finden  ist  freilich  schwer,  und 
das  mag  den  Verf.  für  seinen  Modus  bestiuunt  haben;  ganz  fehlen  sollte  diese 
Sdte  aber   auch   einem   Sch:ilbtiche  nicht.    Ungenauigkeiten   zeigt    noch   diese 
neueste  Auflage  mehrfach;  das  Annolied  wird  noch  immer  um  1180,  das  Rolands- 
lied um  1175  gesetzt,  Gottfried  von  Straßburg  um  1215,  der  Dichter  von  Flore 
wird  Konrad  von  Flecke  genannt  etc.  J.W.  Schäfers  Grundriss  der  Ge- 
ichichte  der  deutschen  Literatur,  bereits  in  11.  Auflage  (Berlin,  Oppen- 
heim. 1870)  erschienen,    hat  jenen  Mangel  an    literarischen  Nachweisen  nicht, 
gibt  im  Gtegentheil  dieselben  ziemlich  reichlich.  Die  Charakteristiken  sind  aller- 
din^  beinahe  zu  knapp,  und  es   muß   dabei   auf  den    lebendigen  Vortrag  des 
Lehrers  als  wesentliche  Ergänzung   sehr   gerechnet  werden.    Mir  will  scheinen, 
*k  enthalte  das  übrigens  wohl  durchdachte  und  in  seinen  Urtheilen  meist  treff- 
fidie  Buch  für  das  Bcdürfhiss   des  Schülers  auf  der   einen  Seite   zu  viel^  auf 
dtt  andern  xu  wenig.    Die  litterari§ehen  Nachweise  lO^toiteTi  TiC\\?(v\i\AT  ^gücrao&x 


112  UrrERATTTRBERICHT :  LITTERATURGEßCmCFTTE. 

sein;    mitunter  sind   sie  vielleicht  nnr  aus  Streben   nach  Kone  nngenav,  la 
§.  25,  Anm.  8  (za  Eilharts  Tristan),   ^herausg.    in  Hoffinanns  Fandgr.  Th.  1,' 
wo  aber  nnr  die  spärlichen  Fragmente  stehen,  während  die  rollständig  erhaltM 
Umarbeitung  noch   angedruckt  ist;   andere  Fragmente   haben  bekanntlich  Rti 
und  Barack  seitdem  veröffentlicht.  Von  P.  Möbius*  Katechismus  der  deit- 
sehen  Literaturgeschichte   liegt  die  4.  Auflage   (Leipzig,  Weber.  1870) 
vor,   die  sich  als  vermehrt   und  verbessert   bezeichnet;  hinzugekommen  iit  lal 
der  3.  Auflage  eine  Einleitung    das  Studium   der  deutschen  Dichter  alz  eiM 
der  vorzüglichsten  nationalen  Bildungsmittel .  Die  Darstellung  ist  gedrängt,  all 
zweckmäßig,  die  Inhaltsangaben  kurz,  aber  orientierend;  wenn  jedoch  dasYcr 
wort   hervorhebt,    daß    die  Vermehrungen   der  neuen  Ausg.    sich    xomeist  ai 
bibliographische  Angaben  beziehen,  so  ist  dieß  sehr  mangelhaft  geschehen;  « 
fehlt  bei  Walther  die  Ausg.  von  Pfeiffer  und  die  von  Wilmanns,  bei  Meidlbil 
sogar  die  von  Haupt,  überhaupt  sind  die  bibliograph.  Angaben  ganz  nngleici^ 
mäßig,  beim  Rother  ist  keine  Ausgabe  angeführt,  ebenso  bei  der  Kaiserchroa& 
beim  Rolandsliede  wird  eine  2.  Auflage  (1844)  citiert,  was  wohl  Verweehd«^ 
mit  dem  Grafen  Rudolf  ist,  bei  Strickers  Karl  dagegen  wird  eine  Ausg.  dtierf; 
was  bei  der  geringen  Bedeutung  des  Gedichtes  überflüßig  war.    W.  Revteri 
Literaturkunde  hat  ebenfalls  bereits  die  4.  Auflage  (Freiburg  1870.  Herder] 
erlebt.  Hier  geht  ein  Abriss  der  Poetik  voran,  der  in  erweiterter  Gestalt,  wA 
zahlreichen  Belegen  und  Quellenstellen  aus  ästhetischen  Werken  versehen,  asd 
besonders  als  Poetik,  eine  Vorschule  zur  Geschichte  der  schönen  Literator  ete, 
(Freiburg,  Herder.   1870)  erschienen  ist;    er  beschäftigt  sich   fast  nur  mit  da 
neueren  Poetik  und  nimmt  auf  die  poetischen  Formen  des  Mittelalters  nur  gav 
gelegentlich  Rücksicht.  Der  Litteraturabriss  ist  allerdings  auf  das  Mlnimiiin  be- 
schränkt; dabei  nehmen  sich  vereinzelte  Citate  von  Ausgaben,  selbst  Abhaad- 
Iniigen  (wie  Pfeiffers  Abhandlung   über  Walther,  Germania  V)  willküriich   in^ 
wunderlich  aus,  da  man  jedes  System  darin  vermißt.    Sie  durften  bei  einer  M 
eng   begrenzten  Darstellung  füglich  wegbleiben.    Die  Inhaltsangaben   sind  tos 
äeB  Verf.  Grundsatz,  alles  religiös  und  sittlich  anstößige  auszuschließen,  beon- 
flußt,  so  ist  Gottfrieds  Tristan  aus  diesem  Grunde  keine  Analyse  au  Theü  gt 
worden.  Das  ist  schließlich  Sache  des  Geschmacks.  Am  Schluße  ist  eine  dno- 
nologische  Zeittafel    angehängt,    in  der  es  wie  im  Buche   selbst  an  Unriditig- 
keiten  nicht  fehit:  Neidhart  ist    1246,  das  Nibelungenlied  noch   immer  1210, 
Fischarts  Tod  1581  gesetzt.     Die  Form   chronologischer  Tabellen  haben  anck 
mehrere  andere  Hülfsbücher,  so  das  dem  Hahn  sehen  beigegebene,  Deutsche 
Literaturgeschichte  in  Tabellen  (Berlin,  Hertz.  1870),  femer  J.W.  Schä- 
fers  Tabellen    zur   Geschichte    der    deutschen   Literatur   (2.  Anfl* 
Altena,    Händcke.    1869)  und  Fr.  Kramers  Chronologische  Übersieht 
der    deutschen    Literaturgeschichte    (Freiburg,    Herder.    18G9),    die 
sich  als  Anhang  namentlich  zu  den  Handbüchern  von  Lindemann  und  Bmgici 
bezeichnet.     Unter    diesen    möchten   wir    nach   Anlage    und   Ausfnhnuig  den 
Schäferschen  den  Vorzug  geben,  schon  weil  es  daneben  überall  auf  die  gleieh- 
zeitigen  historischen  Ereignisse  Rücksicht  nimmt.  Ein  alphabetisch-biographisehei 
Repertorium   sind  0.   Lange's   Literaturgeschichtliche  Lebensbilder 
und  Charakteristiken    (Berlin,    Gärtner.    1870),    in   denen   natürlich   die 
ältere  deutsche  Litteratur  dnen  verhältnissmäßig  kleinen  Raum  einnimmt.    Die 
sfybabetißche   Form    ist    an    sieb    ganz    «iweeVisSifi^^^   ii%sn«o^^  \k^m  NaA- 


UTTERATÜKBERICHT:  LITTERATURGESCHICHTE.  113 

hlagen;  aber  gerade  deßhalb,  weil  ein  solches  Buch  oft  nachgeBchlagen  wird, 
t  Genaaigkeit  der  Angaben  doppelt  erwünscht.     Daran  fehlt  es  nicht  selten: 
mrad  von  Ammenhaosen  soll  aus  dem  Geschlechte    derer  von  Ammenhaosen , 
trich    YOn  Zazikhofen   ein   bairischer  Kitter,  Berthold  um  1230  geboren  sein 
B.  w.  —  Wir   fuhren  schließlich,  wiewohl  der  jetzt  erscheinende  Theil  sich 
X   mit    anserm  Jahrb.    beschäftigt,    Gödeke's    trefiflichen   Grundriss    zur 
eschichte   der    deutschen  Dichtung  an,  von  dem  das  8.  Heft  des  3. 
indes  (Dresden,  Ehlermann.    1870)   vorliegt.     Seine  Vorzüge   vor  allen   ähn- 
hen  Büchern  zu  rühmen,  die  scharfe  und  knappe  Charakteristik,  die  Genauig- 
it    und  Vollständigkeit    der   bibliographischen    und  Litteraturangaben,    worin 
«rdings   die   neuere  Zeit   (vom    16.  Jahrb.    an)  bei   ihm  das  Büttelalter  weit 
«iragty  wäre  überflüßig.  Dieser  3.  Band  verspricht  in  seinen  weiteren  Heften 
je  wichtige  Quelle  auch  für  die  Geschichte  der  germanistischen  Wissenschaft 
,   werden.    Schon   in   dem   Abschnitt   über   die   Romantiker    bt   vieles    dahin 
hlugende  zu  finden,  aber  mehr   nocb  zurück.     Die  Geschichte  der  deutschen 
liilologie   hat   inzwischen   allerdings    in  K.  v.  Bau  mors    ausgezeichneter  Ge- 
thichte    der    germanischen    Philologie    vorzugöweise    in    Deutschland 
lünchen,  Oldenbourg.   1870),  welche  den  9.  Band  der  ^Geschichte  der  Wissen- 
ihaften  in  Deutschland    bildet ,    eine    ebenso    gründliche  wie    anziehende  Dar- 
;dlnng  gefunden;  aber  naturgemäß   konnte  hier  das  Biographische  nur  neben- 
Eehlich  behandelt  und  auch  nach  bibliographischer  Vollständigkeit  nicht  gestrebt 
'erden.     Gkwiß  war   unter  den  jetzigen  Germanisten  Baumer  wie  wenige   be- 
BfeUf  die  Greschiehte  unserer  Wissenschaft  zu  schreiben,  denn  er  besitzt  zu  den 
ihrigen  Eigenschaften  auch  die  einer  leidenschaftslosen,  objectiven  Darstellung, 
IBS  anf  einem  Gebiete,  wo  die  Meinungeo  sich  so  scharf  gegenüberstehen,  kein 
geringer  Vorzug  ist.     Begreiflicherweise  ist  die   ältere  Zeit  am   ausführlichsten 
lehandelt;  gerade  die  Anfange  der  Wissenschaft  kennen  zu  lernen  und  zn  ver- 
fMlgea  ist  von  hohem  Interesse,  und  fiaumers  genaues  Studium  dieser  Anfänge 
ist  bekannt  und  oft  bethätigt.  So  nimmt  die  Zeit  bis  zum  Auftreten  der  Grimm, 
voBÜt  also  doch  erst  die  germanistische  Wissenschaft  anfängt,  nahezu  die  Hälfte 
des  Bandes  ein.     Der  Forscher   kann  Baumer  nur  dankbar  sein,  daß  er  jene 
Voiperiode  so  eingehend  geschildert  hat.    Den  Brüdern  Grimm  ist  eine  ebenso 
bebevolle   wie   gründliche.  Lachmann   eine   ebenso    anerkennende  wie   gerechte 
Dustellong  geworden;    ob   in   gleicher  Weise   Gervinus    richtig   beurtheilt   ist, 
Uiien  wir  hier    dahingestellt  sein.     Unter  den  Neueren  vermißt  man  manchen 
Ntaen,  wie  £«  Sommers  und  C.  Hoftnanns,  wogegen  viel  unbedeutendere  Namen 
genannt  sind.  In  mancher  Beziehung  ergänzend  istBenfey's  Geschichte  der 
Sprachwissenschaft  und  orientalischen  Philologie  in  Deutschland 
(Manchen,  Oldenbourg.   1869),  der  8.  Band  der  Geschichte  der  Wissenschaften. 
Asch  hier  ist  die  Vorgeschichte  der  Wissenschaft  eingehend  und  anziehend  dar- 
gestellt,   nur,  weil  dad  Gebiet  und  der  Zeitraum  ein  viel  größerer,    gedrängter 
ond  weniger  ins  Detail  gehend.  In  der  neuen  Zeit  berührt  sich  Benfey  mit  Baumer« 
10  in  der  Darstellung  J.  Qrrimms,    und   beide   Bücher   hier   zu  vergleichen    ist 
▼OD  großem  Inti^esse.  In  den  Abschnitten  über  J.  Grimm,  Bopp  und  W.  v.  Hum- 
boldt liegt   der   Schwerpunkt   von   Benfey's  Buche,    liegen    die  Bichtungen   ge- 
leicfan^y  die   für   die   weitere  Entwicklung    der  Sprachwissrnsc.Iiaft    maßgebend 
vuden.     In  dem  UtterariBcbeu  Abschnitt   über   die   emzeW^u  *^Vi^A^  ^^a  yeA^- 
iamäniäeben  Gebietes  wird  der  Specialforscher  m^uacViQ  \3ti5^t\«vx\^^\^  ^«^  ^"^^ 

OEBMABnA.  Nene  Reihe  Y.  (XVU.)  J^hrg.  % 


114       LÜTEBATUBBERICHT:  LFTTEBATURGESCUICUTE. 

gaben  finden,  die  aber  bei  der  Aasdehnang  aaf  ein  so  großes  Gebiet  hum\ 
befremdet;  so  wird  nur,  um  nur  eins  anzufahren,  (S.  658)  eine  Geschichte  dec^ 
deutschen  Sprachwissenschaft  (in  Pfeiffers  Germania  VIII)  beigelegt,  die  wohl 
auf  Verwechslung  mit  meiner  seit  dem  8.  Bde.  erscheinenden  BibliogiapUi 
beruht. 

Ich    schließe   an    die    litterargeschichtlichen    Werke    allgemeinen   lohabi 
Schriften  an,  die  einzelne  Theüe  der  Litteratur  behandeln.  An  die  Spitze  seia 
hier  gestellt  die  beiden  letzten  Bände  von  J.  Grimms  Kleineren  Schriftei 
(Berlin,  Dummler.   1869 — 70).  Sie  enthalten  Becensionen  und  Aufsatze,  die  ii 
Zeitschriften  zerstreut   waren;    darunter   vieles   aus  der  ältesten  Zeit,  das   des 
künftigen  J.  Grimm  ankündigt    und  uns  einen  tiefen  Einblick  in  sein  Werdet 
gestattet.     Da  diese  kleineren  Sachen,    unter   denen  ein  großer  Theil  sich  wd 
die   deutsche  Litteratur  bezieht,    in  jetzt  seiteneu  Zeitschriften  erschienen  üi 
die  wenigsten  Gelehrten  diese  zur  Hand  haben,  so  werden  gerade  diese  Biade 
sehr  willkommen  sein.  Wir  können  es  nur  billigen,  daß  die  Beiträge  zu  Fkk- 
zeitschriften (Haupts,   Pfeiffers,   Kuhns)   nicht  wieder   abgedruckt   sind,    da  bc 
jedem   leicht  zu  Gkbote   stehen.    Das    meiste   bt   aus  den  Wiener  Jahrbnehoi 
und  den  Göttingischen  Geehrten- Anzeigen:   zeigen  die  Beiträge  aus  jenen  an 
rolle  Jünglingsfrische   und   das  Frühlingskeimen   der   deutschen   Philologie,  •( 
die  Becensionen  in  diesen  das  freudige  Erblühen  der  Germanistik  und  das  Bik 
herrlichster  und  reichster  Bianneskraft  Der  5.  Band  enthält  als  dankenswert^ 
Beigabe  ein  chronologisches  Verzeichniss  aller  in  die  Sammlung  aufgenonBeMi 
kleineren  Schriften.    M.  Müllers  Essays  bieten  in  ihrem  3.  Bande  (Le^sif 
Engelmann.   1872),  den  F.  Liebrecht  übersetzt  hat,  ^Beiträge  zur  Literstugc 
schichte,    Biographik  und  Alterthumskunde,    darunter   auch    manches,  was  dd 
auf  ältere  deutsche  Litteratur  bezieht:  eine  gedrängte  Übersicht  der  EntwieUnn) 
der  deutschen  Litteratur,  welche  die  Vorrede  zu  Müllers  ^German  Classics*  (185S 
bildete;    dann   eine   hübsche  Charakteristik  des   altdeutschen  Minnegesangs,  si 
^des  Minnesangs   Frühling'  anschließend;    einen  Aufrats   über   das   Karreosdui 
aus  Anlaß  von  Zamcke's  Ausgabe.  Zur  Dialectologie  gehört  der  Aufsatz   abc 
die    Sprache    imd    Dichtkunst   Schleswig-Holsteins'   (1864),    zur   Tergleicheiide 
Sagenkunde   die  anziehende  Abhandlung    über   die  Wanderung  der   Märcheo 
Aus  dem  1.  Bande  der  Essays  'Beiträge  zur  vergleichenden  Religionswissenscksf 
(1869)  gehört  nichts  direct  unserem  Gebiete  an;   dagegen   mehreres  aus  da 
zweiten,   der  ^Beiträge   zur   Tergleichenden   Mythologie   und  Ethologie'   enthÜi 
Wir   erwähnen   daraus   die   Abhandlungen    Vergleichende   Mythologie^   (1856 
die  Normannen  in  Island'  (1858),   auf  Grund  von  Dasent's  Norsemen  in  Ict 
land;  ^Yolkssage'    (1863),   Volksthümliche   Geschichten   aus    dem   Nordiscbei 
(1859),  'Geschichten  aus  den  West-Hochlanden'  (1861),  "Über  Sitten  und  €h 
brauche'  (1865),  'Unsere  Zahlzeichen'  (1863),  alle  in  der  geschmackyoUen  Fon 
die  M.  Müller  in  gleichem  Maße  wie  den  Stoff  beherrscht. 

(Fortsetzung  folgt). 

K.  BABT8CH. 


MISCEI.LEN. 


MISCELLEN. 


115 


lügen  Lacbmann'B  fiber  mittelhochdeutsche  Veriknnit. 
Briere  dfaselben  an  G.  F.  lionecke  vom  '2i.  November  1S22. 
£s  wird  nicht  dIidg  Interesse  seiOj  dasjenige,  was  Lachmaim  ioi  Jahre  18S3 
r  mittulboclideutäciic  Tcrakunst  an  Beuecke  sdirieb.  mit  eeinen  l'i'ubi.'reD  und 
leim  Lehren  und  mit  den  ncueaten  Ansichten  auf  diesem  Gebiete  xa  ver- 
chen>  leb  gebe  «eine  Worte  genau  nacli  der  mit  dem  Originnle  überein  stimm  eD- 
I  Ab«ebrift  Benecke'e  nieder.  Bei  den  ongelührten  Beispielen  habe  ich  die 
4umbweüe  nicht  geändert,  auch  wo  in  seinen  Ausgaben  der  Text  abweicht. 
nfier  «iner  Bemerkung  und  den  Citaten,  die  nur  ausnalimsweise  ani;pgeben 
nren,  iet  uichts  von  mir  hinzugefügt. 

OOTTINQES  im  September  1871.  W.  MtiLLRR, 

liier  in  !w«  Worten,  was  iph  von  mhd.  Verskunat  weiß. 
Vno  Dactylen  weiß  ich  sonst  nichts,  als  daß  Trochäen  oder  Spondcen  (pli- 
Bch  ich  mich  der  Aiiadrücke  lieber  enthidte)  darunter  ficiniäclit  «erden,  und  daÜ 


Licbtenst.  sie  ziemlich  roh  gemacht  hat,  man  mag  gerade»  oder  Tripel 

it  amieUmcö.   Ich  lasse  sie  daher  aus  dem  Spiele,  —  Von  den  andern  Versen 

'  :ti  niigerahr  so  viel  sagen. 

.  Das  beatinimleste  an  einem  Verse  ist  die  Anzahl  der  Hebungen.    Der 

'öhnliche  Vera  des  erzählenden  Oedichtea  hat  bei  stumpfem  Reime  vier,  bei 

[dum  nur  drei. 

[Daß  schon  der  Stricker  zwischen  durcb  —  an«  Unkunde  ohne  Zweifel 
Suebiüche  Verse  gemacht  bat,  k&un  nns  nicht  irren 
du  ti'c  Marsilje«  411  e  enpff engen 

und  sölhe  milte  da'  beglengen.    vgl.  Vorr.  zum  Parz.  S.  XTV.  Ben.] 
Eine  Hebung  kann  aber  jede  Sylbe  werden,  die  auf  it^end  eine  Art  böber 
il  itt,  als  die  folgende. 

I.  B.  Hochton  vor  Tiefton 
mineg8lhht(e)  —  ^ 
betont  vor  unbetont 
i!inder(Wnt)  -  „  - 
betont  gegen  stumm 

iftnegslahte  linderbfnt  Pars. 


I 


efChen   oder  isehon  in  himelischen   sind   unbetont,    und   taugen  nicht   wira 
Hl  RciiiL,  so  wenig  als  die  Endnng  von  mt'nnisi'he 

[ftufter  bey  Alteren,  wie  in  Maria,   und  bey  Unwissenden  wie  ileroscbin]. 
ohi  Ut  die  vorletzte  Sylbe  noch  hoher  als  die  letiti;',  rtnVer  ■VhuWVix  w\%^-a. 

»  biijoch  ii/oielischen  Bcliia.  54,  SO. 


116  MI8CELLEN. 

So  Bind  deren  in  tiiidereu  ei)£i?iitliGh  eine  uubutonte  und  e 
auch   beide  zuaamtnen  nur  Eine   unbetonte  schwebende  Svlbe;  dennocb   kann  Ad 
d  e  die  Hebujig  sein  ändere   -  .  —  ^  oder  ,;  -  „ . 

Hier  tbäle  uns  nun  eine  Tollsländige  Accentlehre  Noth.  —  Ut  es  z.  B.  ' 
oder  bloß  kecke  Annahme,  wenn  ich  glaube,  uo  sei  immer  tieftonig?  Wird  ii 
vielen  Stellen,  wo  es  in  die  Senkung  kommt,  der  Auceut,  nie  es  die  Liednrdiehiv 
aicb  wohl  erlauben  mögen,  durch  die  äjlbenzliblung  gekränkt?  Oder  iit  ci  dt 
AiiMprache  gemäß,  nenn  sie  sagen 

den  gdinen  tue:  dd  muoao  er  ein  an  vr6  W.  I.  8,  12. 

zwo  ziingen  stä'nt  ünöbne  in  einem  münde  Walth.  13,  4. 

awdnne  ilinviioge  nü  ^ergftt  das.  48,  18. 

ander  vr6uHen  siut  ünwtp   das.  49,  3. 

die  aint  Anmsere  mfr.  das.  89,  22. 

üuverm^ldes  rucken  W.  I.  T,  6 

DUTergölten  diemt  im  tä  ze  wS'  Parz.  53,  2. 

Ferner:  ist  es  Begel  oder  nur  Freiheit,  wenn  die  elnsjlbige  Präposition  n 
dem  Verbo  tieftonig  wirdV 

BÖ  ninder  mörgenst^m  äfgienc  W.  I.  5,  1. 

DiE  der  müot  uäi:b  w^rder  liebe  üf  swiaget  Wnltfa.  47,  9. 

daz  eiz  wlderkere  gär  an  muie  wÖrdekeitMs.  X.  133.  a{Walth.  09,  SJ)- 

Fremde  Wörter  scheinen   bey  Wolfram  meist  den  Accent  vom  ztt  habtn- 

Munit,  G&udiu  ^G4udtuJ,  Bärilik,  Änscoiiwe,  B<ildier  =    -  ,  oder  - 

aber:  bimlere,  gastieren 

d.  h.  im  Verse  bald  ^  J.  „ ,  bald  -■  ^  „  oder  ^  .:  „ . 
D.  Sylbenzabl.    1.  Begel   isl  freylieb:   Hebung  eine  Sjibe,  Senknng  Ott- 
Hier  sind   also  für  jeden   Dichter  besonders   die  erlaubten   KfimuigeD  Ui 
Ende  und  in  der  Mitte  xu  IcracD.  Elisionen,  Orasen  etc.,  deagleichen  Dehnangcn. 
Z.  B.  aus  dem  Liede  Ms.  1.  63*,  I24-,  136"  (vgl.  mit  der  Heidelb.  Hs.) 

Der  im  (1.  Derm)  lu  sin  härise  kin  gesehen 

So  gewinnet  [oder  so  gwiunet,  nicht  so]  mfr  iv  hülde  wöl. 

Der  riet  mir  deich  Ir  [ai}  biete. 
Anderes  von  Walther: 

wan  delcbs  al  dürcb  e!  cren  miioi  TS,  G, 

So  g^tKt'  du  nie  so  wül  89,  30. 

Da«  ich  SK  niene  mkc  89,  8. 

Nlen  schriet  si'  vil  gü'te  48,  7. 

j&  tüun  icbz  dür  diu'  6re  89,  33.  (Äccua.) 

Linger  bllben  nicht  88,  IS. 

Ob  Ich  da"et]xwischen  I6ben  mä'a  64,  19, 

Mir  missegie,  do'ichs  eine  bit  55,  96. 

Dd  g6t^  sün  hi"en  ärde  gie, 

dD~versnöchton  jeinsylb,  do  ver,  wi«  h0Te|  in  die  Juden  lo  11.  16 

Eiti  k6me  rüs  ichE  mir  hflä  erdfcht  72,  3. 

Undjebent  diu  ich  ir  IHicl  (st.  übele)  gedenke  d8,  31. 
2.  Eb  kann  aber  nucL  eine  SenVung  »witiAeu  »virä  WcNmh^««  \tV\5i^,  * 


MISCELLEN.  217 

Des  BArdeket  Mddet  Pan.  21,  12. 

^        •—  •  —  v^         —  •  — 

Tiennal:  Kdndwi^r&mürs  das.  187,  21.  288,  7.  333,  28. 

—  •  ■^  •  —  •  — 

In  Ldedem  seltener,  doch  nicht  unerhört: 

Er  fesch  ein  münsisen  Walth.  11,  24. 

Des  keisers  sprächen  dd'die  mokiere  das.  11,  26. 

Ein  Diphthong  lindert: 

Vfl  Ueb  ist  mir  dkz  das.  89,  1 1. 

Oft  ist  aber  die  Orthographie  zweifelhaft,  also  des  Einzelnen  Gebrauch  zu 

>r8chen. 

VrfuntUche  lie.  Vrfnndfnne  min  das.  88,  9.  21, 

oder  Yrinwentl.  Vriuwend. 

Der  mf'n  se  vrfunde  g^r,  wil  er  mfch  gewinnen  das.  71,  14. 

oder  gere. 

Des  4m  tdgent,  des  lönwen  kr&ft  das.  12,  25. 

oder         aren 

Die  sfnt  dez  hdrzefchen  4u  dem  schflte  das.  12,  26. 

Am  merkwürdigsten  ist  aber,  daß  so  auch  unbetonte  Sjlben  nach   dem 

DCte  erhöht  werden,  wenn  eine  noch  minder  betonte  folgt  und  eine  stärkere 

herging,  i.  B.  4nd6rö  =  -i  .  -i  ^  :  zumahl  ist  dieß  bey  Endsilben  gewöhnlich. 

zweiten  Fuße  (der  gewöhnlichen  Verse):  Zen  v^lst^m  |  dar  fnne  Parz.  61,  4. 

Entwft'lp^t  I  mit  sw4rzer  h4ut  das.  44,  18. 
/      '       /       ' 

s^    —     .     -—   \^    *i^~- 

Auch  wo  kein  Auftact  ist: 

An|k^  di  swnren  das.  28,  4. 
—  ■  —  \^  —  \^ 
Im  dritten  Fuße  (natürlich  nur  vor  stumpfen  Reimen) : 

Daz  w4rt  mit  m'\z4  \  getdji  das.  35,  8. 

Daz  w&rt  verhol In^  |  getftn  das.  55,  12. 

ünt  oüch  die  hS  |t^n  |ges^hn  das.  12,  30. 

Unt  st&rke  ylfnls^l  yer8l4Dt  das.  42,  11. 
Oder  auch  ohne  Auftact: 

W4z  dft  t8e|t^  I  di  sfn  das.  74,  2. 

D4z  er  b^'|te|ges^hn  das.  18,  12. 

S^hzehn  kn4p{p^|ih  hftn  das.  8,  2. 

Zwelf  wöchen  Uben|dfc|ein  kfnt  das.  55,  15. 
In  Liedern  wohl  kaum.  ^ 

Die  Hauptbedingung  ist,  daß  die  vorhergehende  Sylbe  wirklich  lang  sein, 
e  verstärkte  nicht  stumm  sein  muß ;  nicht 

D4z  er  hö|t«;  |  oder  h4|be  |  gesehen. 
3.  Der  Auftact  kann  nicht  nur  wegfallen ,  sondern  auch  bis  auf  drei  Sylben 
flingert  werden. 

w^lh^r  8tiu|re  disiu  msere  g^mt  Parz.  2,  7. 

D\  ritör  sprä  |chen  wi  ist  gewüunen  das.  103,  8. 
Dahin  gehört  aber  nicht: 

Doh  erk4nd  ich  nfe  so  wfsen  m4n  das.  2,  5; 
^^  er  ist  nur  Eine  Sjrlhe. 


I 


MlbCELLEN. 

Ich  tircifele,  ob  id  Liedero  der  zweiE^lbige  Auft&ct  erlaubt  ut. 
Eiclieobacti  ünverm^ldlez  nicken 
ist  wobt  aoermeldezV  (nnTrümedez  I.  7,  6.} 
Hartm.  in  betraget  Biner  jire  Wl  (1.  8,  24). 
Zorreilen  kommt  bei  verlängertem  Auftacte  BcIlMt  der  Aceeat  t 
Öir«iili'eb|t;  nat  in  der  IS'ge  Parj.  16,  12. 
brüderlichje  triüve  merte  du.  6,  15. 
4,  In  der  Mitte  der  Veree  ijnd  uberziUilichc  Sylben  weit  seltener,  vielleicl 
gar  nicht  erlaubt. 

Abrecfaneo  muQ  miui; 

dar  iSndr  ein  weicbea  pötteUc  Para.  S4,  5. 
gei&cb  li  nimmer  mir  dcbein  mka  (lies  kein)  das.  25,  37. 
■         Oft  muD  man  ancb  nur  anders  auEaprccheti :  Pari.  791  (37,  13): 
H  Dt>  veniiioclit  ich  (a,  ob  er  künde  lin 

H  do  ver  und  ob  er  einaylbi)^. 

r  ni.  VeriLudcrung  desRbytbmus.  Eine  Hebung  weniger  ali  ihm  | 
bQhrt  darf  kein  Vera  haben,  aber  sie  kann  unter  Umatändeu  auf  der  Stella  i 
Senkung  etehen. 

1.  Die  dritte  und  vierte  Stelle  der  gewöhnlichen  Verae  wird,  Miilli 
weifi,  rein  gehalten: 

ein  männlicher  Ver«  mnO  sich  so  enden  ^  - '-  oder: 

^^  .  _  nicht: 


J 

r,  vielleid 

i 


ein  weiblicher  ^ 


weil  die  Versenden  rein  eu  halten  die  Verskunst  aller  Völker  befiehlt 
Nach  dieter  Regel  ist  Parz.  4°  (16,  28)  kein  Vers 


d&la'gpn  zwe]|kr^fti|gin  hör 


Zwei  Hdsuhr.  haben: 
da  l&c  ein  kreftigez  her 


Ebenso  anrichtig  Para.  3*  (9,  28) ; 
Nn  uft'bet  min  drloubeB  tfic 


entweder  ürloiibea,  fallt  bo  elwiis  i-r1n 
oft  sagt: 

Nu  ii4'ht  min  ürloiibea  tit; 


«chwerlich :  Nu  nähet  min  iLrloiibea  t&c. 


So  könnte  man  auch 

dft  l&gen  xwei  kniftlgiu  hit 
ttchaldigen- 

2.  Im  ersten  Fuß  int  et  ertaubt,  die  Iltbung  n 
bringen : 

Bälde  I  ai  vli<^ieiil  ündc  jAgcnt   Pan. 


1 

befiehlt. 
irlinoUr  uäht,  wie  Eai;henb 

d 

die  i^tcllc  der  Scnkno; 


MISCELLEN. 

Desgleicheo  im  zwajtejx: 

gewi!ohs|  innen  I  an  mincr  haut  das.  1,  27; 

jincb  wenn  der  Aufitact  fehlt 

min  .  bnioder  |  der  nifip  sih  mfir  das.  G,  30. 
min  { bette  |  dem  hdide  säa  das.  35,  7. 

Aach  kann  der  erste  und  Evrejlc  Fuß  ziigleicli  iimscblagen: 
bitntge|m^lde  I  daz  roä"  möht  aehu  das,  6,  19. 
V  bMier? 

h&ntf^mäde  dks  man  mohte  s^hn. 
3.1 

Viir  din  '  «rip  siSz  |  ich  di'siu  lil  das.  9,  25. 
lind  daz  f  t^Q  von  |  der  stinDcn  das.  3,  4. 
d£aB  ir|lfhn  all'^  enpßengen  das,  6,  9. 

3.  Bey  xweysylbigem  Auftacle  kann  der  Accent ,  der  eigentlich    die  eri(a.fl 
rang  treffen  sollte,  zurückliillen  auf  die  »weyte  des  Äaftacles: 


wir  »nören  I  pesffleelt'phe    Pa«.  8,  17. 
du  mdosefz'  Al&sandrie  sin  das.  18,  14. 
dwn  dreyiylhigen  auf  die  dritte 

iif  ein  kdltfem  gest^ppet  aimit  das,  24.  4. 
Die  Hehung  zu  versetzen   steht  wohl  in  Liedern   nicht  ganz  a 


Das  B^lbo  tüot  anch  in!n|stfnen!der  i 
rerlich  richtig,  (dez  selbe  daz  taot  ouch  m 
Walther: 

Der  w&b|tKre|  diu  t4ge1i£t  89,  35. 


Bender  mnot  MSF.  205,  4,) 


Wolfram: 

Iwfthlferl  du  singest  1.  4,  18. 
d&s  gejbiut  i)i|  den  tn'nwen  dio  das.  4,  35. 
Ich  habe  sonst  anch  gesweifelt,   ob  ^—  für  „  .t  stehen  könne,   wenn  c 
tc  Sylbe  die   erste  Häl^e  einer  schwebenden  ist.   Allerdings  gibt  das  ( 
Iräcblichen  Klang.  Aber  Beispiele  sind  der  Titurcl  Str.  3: 
T>lit  si  dinen  gewalt  mugen  erswingen 


mugen  i 


nsylbig: 


B  ei  ein  Fehler,  so  enthielte  folgender  erdichtete  Vera:  der  toÜK^gen  rösen 
i*)  swei  Fehler;  denn  er  vcrstÜast  auch  gegen  III.  1.  Das  Leiden  ist  nur,  daß 
Uer  wie  ^t  immer  durch  die  Schreibung  soglciuli  beiden  abhilfi'n  kann, 
,        Der  toüwfgen  rösen  glich 


tuuwegeu  röseti  uugtlicli  Puz.  'ül,  10. 


Rni  bloUeo  Entwürfe  Tcredben  mSgen,  der 

(,'«n,  die  nicbU  BJod,  bat  benehmrn  wlleo. 


Brief  W.  WftckernageU  sn  O.  F.  Benecke  nebl 
Eum  Iwein,  mit^ethejlt  tod  W.  Malier. 


M«meii  heralicfaiten  Dank,  |^elirt«r  Herr,  Hir  Ihil 
e  BecenBion  meiDea  Antbeib  vt  den  Fandj^rabea. 
lal  wohl,  wo  ich  immer  uiedergeachUgeo  bin, 
9  Aoitellunj;  in  mi«8(!lScken  «cfaeint:  und  doch  wflj 
bidenei  UnterkoiDtnen  bei  eioer  Bibliothek  oder  efai4 
I  i*t  Bchön,  nur  keine  von  dieser  Art  Vtn  to  mdi 
\  Empfehlung  mir  helfen  kann.  "^ 

Verleiben  Sic.  daß  leh  Ihnen  auf  Ihren  vorigi 
et  habe.  Einmal  wiir  eine  Krankheit  dnrnn  ScM 
r  währte;  sodann  die  Oder.  Son^t  tritt  sie  JiÜUj 
var  sie  »o  sciclit,  daD  kein  Schiff  von  Breßlwj{ 
I  ich  erat  vergangene  Woche  nll  meine  Bücher  i 
"  j  brauchte  ich  ta  den  Naehträffen  zum  Iwein,  ( 
.  Nun  werde  ich  aagun.  was  ieli  xn  ea|.'eTi  i 
lÜber  Ihre  Voncbläye  wegen  Einrichtung  e 
■t  Lachmann  und  mit  mir  aolbet  Kiitha  gepflof 
■e  etyiuologiache  Anordnunit  recht  ; 


MrSCELLEN 

loen  ■chmerzlich.  Jetzt  lagee  ich  ein  kleine»  BUcblein  drucken,  eine  Geachichte 
I  draschen  HeiameterB  uod  Pentameter»  bis  auf  Klopatock,  nnd  arbeite  «aj 
nUlelen  der  Ut-  und   der  deutachen  Spmcbc.  Tch  bin  nnmentüch   auf  mehrer 
berluain    geworden,    was     in    den    Wechsel    der    Vocale    rerwandter   WSrti 
[ge  Getetzlirhkeit  bringt. 

Eine   Beceniion   der  Fundgruben,   die   ich   fiir   die   acbles.  Frovincialblätt* 
hrieben   habe,   wird   jetzt    bereits   f^cdruckt  sein.   Ich   habe   darin   behauptoWj 
die  Schriften,  welche  man  Notkern  anschreibt,  »on  vier  »erschiedenen  Ver-J 
m    seien.   Lachmann    gibt    meinen   Gründen    seinen   Beifall ,    und    ich   s' 
Den,  wenn  Sie  wollen,  damit  za  nienste- 

Ich  sammle  eehon  seit  längerer  Zeit  fiir  eine  vollständige  nnd  (die  St 
gt  es  mit  sich)  documentierte  Geschichte  der  alt-  nnd  mhd.  Prosa, 
Jen  mich  sehr  erfrcnen  und  verbinden ,  wenn  Sie  mich  aus  Ihrem  Schatze 
I  unterstützeD  wollten.  Eine  Reise  nach  München  wäre  notbwcndig.  Wer 
(  hin  könnte! 

Leben  Sic  wohl  und  erhalten  Sie  ein  freundliches  Wohlwollen 
Ihrem  ergebenen 

Wilhelm  Wackernagel. 

(MarkgrafenatT.  20.) 


Znin  IweiQ. 

S497 — 6503  sind  etwas  rerändert  abgeschrieben  i 
pnt  1 


Wohlwollen  ^^^H 

Wackernagel.         ^H 
rafenatr.  20.)  ^^H 

1  Otloc.  V.  Horo.  166*.^^^H 
87.  BS.  genannt  sindr^^^ 


R2.  Kalogr^ant  sitet  so  gut  wie  die  vier  welche  87.  f>B.  genannt  sind^ 
US.  Ihoon,  den  sitzenden,  ist  der  unhöflich  da  liegende  Eeit  gegenüber- 
,  EalogrAant  aber,  obgleich  auch  sitzend,  wird  von  ihnen  abgesondert 
I  xnlebst  geoannt ,  um  ihn  anf  diese  Wci<e  gleich  als  die  Hauptperson  der 
1  Erzählung  zn  bezeichnen. 
355.  Die  Stellnng.  welche  tn^r«  374  hat,  ist  die  ungewöhnlichere:  in  der 
[el  folgt  ea  dem  Snbal.  welchem  ein  run  oder  niVmrr  vorangeht  (das  M  nie 
!  mir  Bcrht  2'1);  es  schließt  sich  nicht  an  diese  Partikeln,  sondern  an 
I  8nb«t.  an,  wie  folgende  negativ  gemeinte  Frage  beweist:  wä  irart  ie  hersen 
te  teolT  altd.  Mus.  I,  364.  Der  Annfail  des  dehmr-  ist  bei  dieser  Wort- 
•  alt  gesetzlich;  Hartmann,  der  sie  vorändert,  muQte  es  375  brauchen; 
uh  m  aber  wie  gewöhnlieh,  so  durfte  er  nur  sagen;  daz  im  ni«  iia»t  mirt 
V  lumm.  Es  ist  beides  ein  Zeichen  roher  Sprache ,  wenn  es  in  der 
■crcbr.  9'  heißt:  iVA  nt  inirdt  tiiiamfr  mf.r  Tpi&r  rf  lieh«,  und  in  v.  Lallbergs 
Indt  Sl:  »6  wird  ich  nicmer  keinen  lar.  vrn  von  henen  mfrc.  35:  dd  nie  «it 
t  yttflrt*   i'fin  Hellt  mir  in   ijwhän. 

434.   Die   ftneit  bindet   «a»t  mit  ntut .    n-il ,    hast.    >iual    10*   22'   49*   51 
j8**   90*.   i/ail  :  "nvatl   47'.   ratf  :  hani   Lnirpr.   72' 

'  %8ä  Km  Substant.  wird   verstanden   ans   einem  siibst.   compoa.  Boeth.   33 
■fo  «  fundo)   itf  an   derii   buT'ten,   danndn   (auf  barg)  du  Imrtlg  piril 
ject   cnmpos,  Arist.   336 ;   nimdht  veitf  f.^d    'ine.  rfim  jii   Irbela, 
«u  ov^rn  kahtln   aide  haben  tolta,  noh  härlus  nah  tanrlSt,  dne  dt 
mde  aber  ne  hat.  Ans  einem  Adj.  Bari.  2\0,%^-. 
^An/.   mtHnemlir)   mm   ,/ote  «cA   «eTat4t,  selten  ijol  gtmuchilWv*.. 


122  MISCELLEN. 

Atu  einem  Verbnm  Boetib.  86:  ier  gange  hediu  m  hok  eUsM&m  (Kiebehi 
tffuie  dero  nere  nh.  Layenregel  fnngednickt)  12^:  96  tehol  er  predigm^  und 
er  äi  geeni   etc.  Ifiec  I,  1 1 :    unde  glaube  da»  er  geerMgii  wart ,    dax  er 
an   erstarb  an  der  mennürhett^  niht   an  der  gatheit.  Pan.  166,  SS:  eni 
wart   der   tMe  nuxn   aldd  vor  Nantes  df  dem  plan  und  an  den  lebenden 
(diu   wäpen),   63,  9:  der  don  iedoeh   gemischt  wart  mit  flagOerem  an  der 
ein  reUenote  ei  (die  flaitirre)  hlieeen. 

768.   Von   diu  nedarf  dek  nieman  verhmnen  des  ubelen  nodk  dee 
fren  als  in  not  toü  behuoten  Kiuserclir.  10\    alles  des  teft  ie  gwan  des  hättt 
mich  verhmnet  ib.   73*". 

789.  D6  (n&cTi  Erobernng  nnd  Zerat5nmg  Jerosalems)  vrowefen  siA 
hihren  der  mamcvalden  Sren  die  in  da  gesehein  was  Kaiserclir.  6*. 

821.   Vier  wie   franz.   quatre  ist   die   ;rroße  Zahl,   «fn  siekä  sneit 
mSr  dam  andere   viere  Kaiserchr.    12^  und  ob  «fn  uxeren  viere  dn.   11135. 
toehter  ist  deu  schämet  maqt^  die  man  tue  diser  stund  in  vier  landen  fmid 
754^  si  Iran  sfi  schcrne  niht  gesfn,   man  spreche  y,ow^y  w€er  da»  an  ir  niht!' 
st  ehi   man   oder  frowe^    fS   lobet   man  si   selten   an   ein    „das^   oder  &ns 
BertTi.  248.  und  wwret  ir  vierstunt  als  hluoc  K0I.  Cod.  108.    Die  SteDei 
die  Ordinalsalil  steht  (und  war  ich  in  dem  vierdeti  lant^  ich  wolde  gerne 
her  Rol.  Cod.  103)   zeigen,   daß   man  rier   der  Grimmschen  Theorie 
Zngabezahlen  gemäß  als  3  4-  1   aufzufassen  hat;  noch  deutlicher  wo 
wie  Flore  6835:  ichn  möhtcz  selpvierde  gesapen  noch  aetihten  &as,  Mise.  H, 
doM  tat  niht  Salmon  selpvierde ;  besonders  aber  Tit.  XITI :  daz  der  Aceftstai 
rfr?  o arbeitet  wcem^  ob  siz  dd  solden  aar  verkosten,  fwd  oh  Artus  owcÄ 
vierde*  im  hcete  hie  gähes  gebr^sfen,  [Hinten  ein  Zusatz  ] 

1002.    Hagene    grucete   in   über  rant  d.   h.    rerSchtlich,    das  Has^ 
Seite  wendend,  ihn  über  Achsel  (dwerhes)   ansehend,  wie  es  in  der 
4'  heißt:  über  halb  en  xom  er  sprach,    Ntthart  gebrancht  jenen  AnaänA 
mal  nneigentlich :  iedoeh  s^  neic  diu  guote  mir  ein  lützel  Über  sehUdee 
palat.  857.  24\  Die  Stelle  ans  Gndran  bringe  ich  hiemit  nicht  in  Vi 
ich  Terstehe  sie  so:  er  ritt  ihnen  gewappnet  entgegen  nnd  rief. 

1073.   se   slage   m5chte   ich    von   slac   herleiten:    so   daß  die  Hi 
beider  gleich  schnell  rennenden  Pferde  immer  zn  gleicher  Zeit  eiklangen, 
hat  den  Ausdruck  slag  slags  vom  schnellen  Beitcn,  so  dȧ  ein  HnfacMig 
andern  folgt:  slag  slags  jaoen  103^  danne  rüeren  262^  eilen  505*;  f38^ 
slags  slä;  828'*  wird,  wohl   durch    ein  Wortspiel,   slag  tlaos  fnnr  hier  « 
schrieben,  frnherhin  steht  immer  slags  slags)  im  Sinne  Ton  Hieb  as^  BSil' 
nommen. 

In  der   burcstrftze   reiten    die  Beiden,    obgleich    sie   für   zwei  nidift 
genug  ist,  immer  noch  nebeneinander  her;  sie  ist  ihnen  zu  eng  nnd  lie 
sich  drangen ;  erst  am  Bnrgthor  sncht  der  Wirth  voraus  zu  kommen,  v 
Ton  Iwein  gedrängt,  die  Falle  zu  rühren. 

1190.    df   legen   sich  Yomehmen.    Tch  bemerke  hier  eine  Stdle  ai 
welschen  Gast,  wo  PrSsens  und  Infin.  vorkommen,  VllI,  7  ^cod.  golii.  II 
seht,  hie  sol  ntmen  bilde  6f,  ftcer  fS  iihermüetic  irr,  daz  er  üf  leit  «roz  er  wüi 
und  dem  schaden  vil :  wan  sttaz  der  man  Cf  legen  mae  m   zehen  järem^ 
//rr  venfffn^    oh  ez  goi  iril  :  t^a  »'ot»   Uq  rnon  öf  niht  ze  vil, 

1391.    daz    fitnschuld\ge  Ckr\»U*   Uwol  l&w.  'Ä\^.   von  «m 
WAltb.   94,   39.  einen  iimaUgen  Rp  11^,  1^.  K\ÄiKi^V^-  ^iwx  ^t 


MISCELLBN.  123 

lelsylbe  gewiß  noch  nicht.  Die  accentaierten  Hss.  geben  s.  B.  iifMrftigen 
h.  120.  iinuu{rdigen  124.  tinsilndifjen  15.  ^nscAldigemo  24.  fStminnige  44.  t^ 
'\g€s  62.  unmhig^r  198.  finl/bendex  81.  vnguiahiite  57,  obgleich  der  Accent 
ttf»  den  nächst  folgenden  stark  überwiegt  (änrthte  ib.  21.  linreAtemo  32. 
duUe  35.  ja  sogar  i&nera  81.)  nnd  so  Tollständig  accentnierte  Wörter  wie 
Idlu^iSn  ib.  21.  unördenhdfl^  39.  undurhgihtigemo  119.  selten  sind.  Daher 
man  in  solchen  Fällen  wie  ^inmtziga  ib.  139.  den  zweiten  Accent  nicht 
die  dritte,  sondern  auf  die  zweite  Sylbe  zu  legen. 

9283.  Es  ist  zu  bemerken,  daß  der  Kaiserchr.  diese  Redensart  mit  bieten 
I  fremd  ist:  es  heißt  da  entweder  zuo  eines  vuozen  komen  46^  oder  einem 
He  mtoze  vaüen  62^  einem  an  den  vuoz  valien  64^  77^  oder  einem  ze  vuozen 
m  80*  82*  87%  während  der 'Dichter  der  Genesis  (Dint.  111.)  immer  bieten 
raucht,  nnr  einmal  einem  an  den  fuoz  valien  56.,  woneben  108:  si  giengen 
tbe  ze  vuozen,  was  sich  dem  ans  der  Kaiserchr.  angeführten  zuo  eines  vuozen 
en  Ter^leicht.  Wieder  anders  im  Orendel:  d6  liez  er  sich  als6  suoze  für 
r  IMen  frowen  fuoze  6^.  si  liezen  sieh  ouch  als6  suoze  gegen  dem  grätoen 
iss  ü^  die  fuoze  59*.  Bieten  scheint  höfischer  zu  sein;  Homeck  hat  valien 
I  bieten  gleich  oft,  580*  si  vielen  unde  puten  sich  ze  ßlezen  der  herzogvmen, 
3236.  bl6z  snrn  ein  kant  wie  Reimftr  MS.  I,  69*  ich  stän  aller  fröudem 
k  als  ein  hant  bl6z.  Hendebl6z  Nib.  1066,  3.  heißt  mit  bloßer,  leerer  Hand: 
'  tr  da  gegen  wäget  genzäehen  al  iuwer  habe,  ob  ir  verlieset,  daz  ir  drahe  git 
Wzer  kende  altd.  Wald.  I,  48.     Die  Lesart   hemdebl&z    ließe  sich  yielleicht 

Gkidr.   6620.  rerteidigen :  daz  er  ir  wan  in  einem  hemde  hoete,  Toransgesetzt 

es  bedeuten  kann:  bloß  bis  aufs  Hemde. 
8620.  Hinter  den  Verbis  welche  eine  Bewegong  oder  ein  Verweilen  be- 
hneii  (man  könnte  sagen  hinter  den  Verbis  des  Gehens  und  Stehens)  wird 
f  gern  ausgelassen,  sobald  das  nächste  Verbum  den  dnrch  die  Bewegung 
Micbtigten  Erfolg  oder  die  mit  dem  Verweilen  yerbondene  Handlang  angibt, 
im  letzteren  Falle    anch    das  ParticipialadTerbium    gesetzt  werden    könnte; 

bloße  Absicht  würde  im  emteren  dnrch  den  Infin.  ohne  ze  aasgedrückt 
ien.  So  fehlt  inti  hinter  faran  0.  I,  17,  91.  II,  18,  46.  Gen.  (Dint.  HI)  104. 
n  O,  V,  7,  20.  kamen  Gen.  56.  gdn  Gen.  91.  Parz.  7204.  Lieders.  I,  538 

hinter  stanton  0.  H,  13,  22.  gen.  47.  68.  80.  sie  stuont,  neic  im  gezogen- 

!   Kaiserchr.  26^  nnd  26^  hinter   sizan  0.  IV,  12,  65.    ligen  gen.  72.    In 

B^^l  stehn   die  beiden  Verba  anmittelbar   nebeneinander;    doch  heißt  es 

Boeth.  199:  so  er  weinön  wolta^  stuont  er,  hdnnota  (flere  dam  parat,  alalat) 

im  Orendel  35*^:  si  giengen  alle,  verbürgen  sich  nnd  0.  V,  7,  12:  si  stuant 
\y  weinSta  thdr;  stuant  üzana  thes  grobes,  rSz  V,  7,  2.  diu  in  zuschin  erden 
t  himile  git,  beiden  halbin  scMnit  Anno  588.  daz  die  lewin  von  imo  vluhenf 
einen  winehel  sich  smugen  Dint.  H,  299  (XH.  Jahrb.).  duo  giengen  zu^e 
obee  aune,  die  da  zuo  wären  frume,  nämen  ire  wäffen  gen.  87.  Das  Asyndeton 
let  noch  bei 'einem    zweiten  Vollworte  statt  gen.  108.;  O.   knüpft  es  dnrch 

an  rV,  23,  65.  —  Daneben  aber  ist  der  Gebranch  des  unde  nicht  aas- 
lehlossen,  ja  im  reinen  Mhd.  waltet  er  Tor. 

3950.  Das  mitten  inne  stehende  der  lewe  gilt  als  Sabject  für  beide  Verba, 
\  Kaiserehr.  99^  d6  clageten  in  mit  väze  die  vursten  in  dem  rtche  guämen  des 
rate,  sie  kuren  einen  Cuonräten  a.  a.  So  wenig  in  dieser  al«  m  d«t  'ilbxil\^V«Ok 
minetiaa,  wo  zwei  Verba  ihr  gemeinschafÜicbes  Ob^^cX  Va  ^<&\KiVXA  TL<^Kc&«Gk^ 
ibie  Ich  ein  Asjmdeton  erkennen. 


124  2CISCELLEN. 

Dies    eigene  th   com   dat.    hinter  werden    (auch   Kaiterebr.   9^  ml 
wart   nie  in    unmacht  nnd  Nib.   1961,  2   können   unmäht  nnd  ungemSete 
sein)  finde  icb  noch  in  einer  Redensart  Nötktrs:  die  gewaltigen  dirro  weHle 
wurden  de»  in  ubelmo^  dar    iro  fn  föne   gote»   fon  ferzoren   eoUan   werden  45,  i 
die  heidenen  werdent  in  fsbelmo  ze  irist  (tnrbabnntar  gentes)  64,  9.  ^ 

4142.  er  irgezzit  dis  (d.  i.  dickst)  mit  guote^  ob  du  dinem  munte  woldet  f^' 
fwingen  Kaiserchr.  7^^  daz  sie  in  seihen  gedwingen  ne  mugen  nok  Jidb  erwerm 
dchttsten  Boetb.   191. 

4782.  ich  lege  dir  9ür  ndnen  ähent  den  ich  durch  dinen  willen  kete  Beibt  94. 
durch  nt/,  den  der  tievil  den  einen  ffJ,  die  im  underhMk  sint  Mar.  146.  daz  iä 
sin  dienest  des  er  gert  Klagen  (Wiener  Hs.)  576.  sßezer  dann  deu  Mr  «vni 
seineu  wart  (des  Marschalls)  deu  der  marschaUch  enp&rt  Hom.  689*.  hie  mü  m 
end  het  ir  red,  die  si  dd  heten  p^d  ib.   746\ 

4817.  Wir  mdssen  hier  nnd  in  ähnlichen  FiUlen  ander  mit  einem  Advnk 
Tertanschen:  als  ein  ander  schäfwie  sonst  ein  Schaf,  ist  ein  to^  sckeene  du  «nAi 
gOeie^  vor  der  mich  unser  herr  heheete  welsch.  Gkwt  VIII^  10  (1^4*)  MbSn  ohii 
außerdem  ancb  G^te  sn  besitzen.  Oft  aber  drückt  es  so  überflfissig  einen  uAm 
in  der  Sache  selbst  liegenden  Unterschied  nnd  G^egensats  aus,  daß  es  fib  mi 
nnübersetsbar  bleibt  nnd  ein  solches  unde  ander  znm  Beispiel  nicht  tIcI 
sagen  will  als  ein  bloßes  unde,  vil  schiere  machete  er  sieh  gereehi  unde 
sine  holden  die  mit  im  tfaren  solden  Kaiserchr.  2^.  der  hirre  wartete  te  sue  Efin 
wenne  siehein  böte  quceme  von  vAhe  odir  von  binden  oder  von  anderen  den  gßsinii 
die  er  ^  sante  9^  an  wU}e  unde  an  kinden  unde  anderen  den  gesinden  22*.  Dem 
mit  sinis  selbes  hont  den  vater  mit  dem  kinde  unde  ander  daz  gesinde  vrumete  i 
algemeine  (I*  olgeRche)  in  daz  gotis  riehe  22^  daz  der  bruoder  Astrolabhts 
andere  sine  genSze  spihien  mit  dem  clSze  79^.  sie  intp6t  Ezzioj  sie  newwrde 
vrSn  er  nequame  in  ir  phtsel,  daz  er  die  wollen  ceise  under  anderen  jenetsiXki 
(1.  dienestiMen  nach  der  entsprechenden  Stelle  der  Müncber  Weltchronik  alti 
Wald,  m,  282)  85'. 

6008.  Obgleich  althochd.  Beispiele  wie  wer  anderro  Boeth.  205.  niomi 
nnderro  ib.  83.  nieman  anderro  N.  21,  12.  nieman  gvoiero  ib.  80,  8.  den  6« 
brauch  des  GenitiTS  hinter  dem  Nominatir  yon  wer,  swer,  ieman^  nieman  sidK 
stellen  (swer  saliger  Marien  Himmelf.  702.  iman  armer  Kaiserchr.  47^.  iemu 
I6ser  Walth.  166.  nieman  guoter  ib.  18,  83),  so  hat  er  dennoch  hinter  d< 
casibns  obliqnis  sein  Bedenken.  Dergleichen  kommt  nicht  oft  Tor  wie  sm^ 
reiner  altd.  Wald.  III,  174;  dagegen  desto  häufiger  die  Apposition  im  gleSeki 
Casus:  mochte  ich  iz  etteweme  wisem  sagen  Kaiserchr.  80V  iemimne  ändert 
bihteb.  25.  ieman  anderme  60.  ieman  andern  42.  62  uud  schon  ahd.  mit  m 
manne  andermo  Boeth.  87. 

Zusatz  SU  821.  —  gebrostpn.  Die  Zugabe  hat  hier  aneh  ihre  gv 
Bedeutung,  da  drei  selbst  schon  die  große  Zahl  ist.  nu  lät  mSn  eine»  tosura  d* 
der  iesReher  sunder  phlege  daz  nAner  kihmte  widerwege  Pars.  4,  2.  tocBm  nMn 
eines  drt,  die  wcem  ze  pfände  mir  gevarn  Wilh.  II,  66*.  nu  bm  ick  tiuwerr  dt 
din  dri  altd.  WSld.  III,  201.  sein  lob  das  sol  man  miren  vil  m^  den  and 
konig  drey  Casp.  Heldenb.  75*.  du  pist  sterker  den  mein  drege  ib.  110*.  - 
Die  große  Zahl  vierzig  {sanfter  vierzic  warf  dneit  9746.)  ist  aus  MultipKeatic 
der  Tier  mit  der  großen  Zahl  zehn  (mein  zehen  möchten  nicht  achten^  wie  i 
Sieirwr  Dächten  Hom.  151*)   beryoTgegangexk^  w\«  «\^  «?qa  dem  welsdieB  Gt 


MISOELLEN.  125 

\  7  (85^)  deutlich  ergibt:  swer  tid    ist   erslagettj    dtr   mag   aU6   lützel   klagen 
t*iiix^  wtmden  als  viere. 

Nehmen  Sie   diese  Beiträge   geneigt  auf  und  lassen  Sie  mir  wissen ,  wie 
:  Si«  damit  sufirieden  sind.     Ich   halte   vieles    (namentlich   lexicalisches)   zarück, 
Sie  nicht  mit  dem  sa  belästigen,  was  Sie   absichtlich    abergangen    haben, 
wird  so  schon  genog  der  Art  untergelaofen  sein. 

3102.  sehen  wä  hat  denselben  Sinn  ab  sehen  mit  folgendem  acc  c.  inf., 

nü  sähen  si  wä  vor  in  lac  ein  burc  üf  der  sträze  6080.    denselben  als  nü  sähen 

M  tor  VI  ligen  o.  s.  w.  Ebenso  nu  saher  loä  der  künic  L6t  einen  schilt  gein  der 

h^te  bot  Parsiv.   78,  25.  dö   sach   er  wä    dort  her   gie  gegen  im  ein  sölich  gast 

XiedeiB.  I,  519.  sieh  wä,  ahd.  sih  no  war  ist  ecce:  sich  wä  ich  stän  hier  stehe 

ich  gen.  Bl.  sih  no  war  ich  pin  (ecce)  N.  101,  2.  sino  war  der  man  ist  (ecce  homo) 

goles  helfa  ne  suohta  51,  9.  n'no,  daz  chit  nü  sihy  war  sie  sundige  sint  unde 

kenuhüge  sint  joh   werltrVUuoma  habent    (ecce  ipsi  peccatores  et  abondantes 

ii  seenlo    obtinneront   diritias)  72,   12.    sino  wä  er  selho  stit   hinter  unser  wente 

"W.  XVI,  23.  secht  w6  der  tauch  s6  höhe  pran  Hom.  90*.  nü  seht  wä  dort  here 

wek  jln«  wtbes  hole  Iw.  3102.    Das  Zusammentreflfen   der   beiden  Ortspartikeln 

wä  und  dort  ist  hier,  wo  die  Bedeutung  der  ersteren  durch  den  inteijectionellen 

Mmuieh  abgestumpft  sein  mochte,  minder  befremdlich  als  in  der  yorher  aus 

den  Ldeders.  angefahrten  Stelle.   Schwer  zu  erklären  ist  es,  wie  war  allein  zu 

dar  Bedeutung  ecce  hat  gelangen  können:  unz  ih  tiz   svAgendo  in  minemo  muote 

ektota  unde   ih   sus   ämerlicha   chlaga   screib  mit  temo  grifeUy  war  sah  ih  ein  icih 

sfdii  obe  mir  Boeth.   7.  unz   tie  Musae   wüon   sitnderigo,  wHon  sament  sus  sungen 

M^  suoxe  stimmä  sus  hertotSn,    war    chämen   (ecce  conyeniunt)  frowün  dara  in 

iro  sdda  Cap«  119.    Die  Wortstellung  ist  wie  sie  die  Genesis  einmal  auf  sine 

folgen  Üfit:  sine  bestuont  er  enehalp  84.  • 


S  Oenrinus. 

Autobiographische  Skizze.*) 

%  Georg  Gotfried  Gervinus   ist  am  20.  Mai  1805   in  Darmstadt  ge- 

^onOf  wo  er  seine  Jngendbildung  im  Gymnasium  erhielt.  £s  war  eigne  Wahl, 
^  er  nach  seiner  Confirmation  die  Schale  Tcrließ,  um  Buchhändler  zu  werden ; 
^  Yerauch  einer  Lehrlingschaft  in  Bonn  misglückte;  der  augenblickliche 
Mftagel  einer  andern  Stelle  bewog  ihn,  in  ein  anderes  kaufmännisches  Detail- 
gMchäft  in  seiner  Vaterstadt  einzutreten,  wo  er  fünf  Jahre  yerweilte.  Hätte 
^  der  Zn&ll  in  ein  großes  Handlungshaus  gefuhrt,  so  ist  sein  Glaube,  daß 
1  tt  Kaufmann  geblieben  sein  würde.  Das  kleinere  Geschäft  hatte,  nachdem  er 
(     tt  kennen  gelernt  hatte,   keinen  Reiz  weiter   für  ihn  und  er  begleitete  daher 


i 


*)  Nachfolgende  Skizze  worde  mir  yon  Gervinas'  Wittwe  zur  VerOffentliehong 
freondliehst  flberlassen.  Ob  sie  anderwärts  schon  veröffentlicht  ist,  yermochte  ich  nicht 
a  ermitteln.  Jedenfiüls  wird  sie  den  Lesern  der  Germania  willkommen  sein.  Sie  war  de, 
wie  man  ans  den  litterarischen  Beziehangen  sieht,  im  Jahre  1866  abgeschlossen:  or- 
•prOa^ich  reichte  sie  nur  bis  zu  den  Worten  „bis  dahm  1848* ;  der  Schloß  ist  s\»äter 
issehrfabcn* 


126  MISCELLEN. 

für  sidi,  in  seinen  Musestimden,  seine  Scliulfreonde,  die  sich  dem  gelebta 
Stande  widmeten,  in  ihren  Stadien;  zar  ausgedehntesten  Lectore  anf  dem  Q^ 
biete  der  neueren  deutschen  Literatur  blieb  ihm  Zeit  genug,  der  UbeiWik 
des  Gresammtgebietes  der  deutschen  Dichtung  erö£Fnete  sich  eigentlich  damb 
schon  ihrem  spateren  Geschichtschreiber.  Ästhetische  Neigungen  waren  es,  ii 
ihn  bestimmten,  dem  Kaufmannstande  zu  entsagen.  Eine  halbjährige  YoiW' 
reitung  genügte,  ihm  den  Zugang  zu  der  Landesuniyersität  zu  eröflhen.  Dbi 
Rücksicht  auf  den  Lebensunterhalt  bestimmte  zunächst  zu  philologischen  Stidi» 
Früherwerbene  Kenntniss  der  alten  Literatur  und  eine  warme  Liebe  ffar  griechiiekt 
Bildung  machte  ihn  auch  in  diesen  Studien  bald  heimisch,  nur  daß  ihn  die 
Methode  und  Behandlungsart  dieser  reizendsten  aller  Wissenschaften  bald  ab- 
schreckte. Als  er  nach  einem  Jahre  Aufenthalts  in  Gießen  1825  am  (Mtn 
nach  Heidelberg  übersiedelte,  stirb  gerade  der  alte  Voß,  an  den  er  empfoblei 
war;  ohne  diesen  Fall  wäre  er  der  Philologie  vielleicht  gewonnen  geblielMik 
So  aber  fesselte  ihn  in  Heidelberg  weit  vor  allen  Lehrern  Schlosser,  in  desMi 
geschichtlichen  Vorlesungen  es  ihm  wie  Schuppen  tou  den  Augen  ütü  ni 
sieh  ihm  die  Bäthsel  des  Lebens  öffneten,  vor  denen  ihn  bisher  Gresdiifti- 
leben  und  Dichtung  und  Philosophie  und  Philologie  rathlos  gelassen  hattea 
Er  begriff,  daß  die  Schlüssel  zu  diesen  Käthseln  nicht  sowohl  d^n  Lehrer  ib 
der  Lehre  eigen  waren,  und  er  glaubte  nun  endlich  in  dem  GeschiehtsstadiiB 
den  Beruf  seines  Lebens  gefunden  zu  haben.  Und  in  dieser  Übersengong  htf 
er  sich  seitdem  immer  bestärkt  sehen  müssen.  Er  hat  zwar  nach  seinem  Ab* 
gang  von  Heidelberg  1828  in  Frankfurt  zwei  Jahre  lang  an  einer  PriTatansUl 
sein  pädagogisches  Talent  Tcrsucht,  und  kam  dadurch  mit  der  alten  Li^ 
auf  die  Philologie  zurück,  doch  kam  er  eigentlich  erst  dann  in  ein  GelflM 
selbstbefriedigter  Thätigkeit,  ab  er  sich  um  1830  in  Heidelberg  niederließ,  ■■ 
da  Geschichte  zu  lehren  weniger,  als  zu  studieren.  Seine  Habilitations-Disser 
t'ition :  ^Geschichte  der  Angelsachsen  im  Überblick"  Frankfurt  1830 
ist  im  Grunde  nur  ein  Fragment  von  Heften,  die  er  sich  damals  als  Erinnemngei 
bei  seiner  Leetüre  niederschrieb.  Später  bewegte  ihn  der  Gedanke ,  Spittkv 
Geschichte  der  europäischen  Staaten  durch  ein  der  Zeit  und  dem  Stande  de 
Wissenschaft  entsprechendes  Werk  zu  ersetzen:  ein  Rest  der  Vorbereitangei 
in  dieser  Richtung  ist  der  „Versuch  einer  Geschichte  von  Aragonien 
in  den  Hist.  Schriften,  Frankf.  1833.  Die  zweite  darin  enthaltene  Abhandini 
über  i^Machiavelli'*  entstand  1831  in  Italien,  wohin  ihn  theils  eben  dieM 
geschichtliche  Plan,  theib  allgemeine  Bildungszwecke  für  ein  Jahr  himogei 
wohin  ihn  auch  später  noch  zweimal  die  Liebe  zu  Kunst  und  Altertfanm,  vi 
SU  Natur  und  Einsamkeit  zurückzukehren  trieb.  Was  von  Fähigkeit  und  ThÜff 
keit  in  ihm  war,  ward  durch  die  Anregungen  der  ersten  italienischen  ReM 
in  ihm  lur  Blüthe  gebracht.  Zurückgekehrt  drängte  es  ihn  zu  einer  grüftem 
literarischen  Production;  er  war  getheilt  zwischen  den  alten  litermriach*iithfr 
tischen  Neigungen  und  den  mächtigen  politischen  Anregungen  der  Jahre  1830— 3S; 
er  überließ,  da  er  mit  der  Zeit  selbst  schwankte  und  dem  Inhalt  der  Ocf  hifbti- 
Wissenschaft  gegenüber  sich  in  gleichem  Interesse  für  dessen  geistigen  nd 
politischen  Theil  behauptete,  dem  Zufall,  wozu  er  sich  bestimmen  sollte;  a 
gab  seinem  Verleger  die  Wahl  zwbchen  einer  Politik  auf  geschichtlicher  Chnd- 
läge  (einem  Thema,  welches  er  um  1846  in  Heidelberg  wieder  sa  Vorlesoga 
berwarsag)f  MwUchea  einer  Geschichte  dei  eio^oigitÄv^^ecL  ^\aa^«Di  und  eiaer  fle 


MI8CELLEK.  127 

lichte  der  deatochen  Dichtung.    Der  Verleger   entschied   ohne  Bedenken  für 
I  Letitere.    So  entstand  in    acht  Jahren  1834 — 42   die  Geschichte    der 
atschen  Dichtung,  Leipzig  bei  Engelmann.    Das  Handbuch  der  Ge- 
hiehte  der  deutschen  National-Literatur,  Leipzig  1842,  ist  daraus 
1  Auszug.  Während  der  Ausarbeitung  dieses  Werkes  ward  Gerrinus  auf  Dahl- 
nns  Betrieb  nach  Gottingen  berufen.  Für  seine  dortigen  Vorlesungen  ist  die 
ine  Schrift:  Grundzüge  der  Historik,  Leipzig  1837  geschrieben  worden, 
e  Broschüre:    Über  den  Göthischen  Briefwechsel   1836  ist  nur  eine 
»rstudie   für   die   späteren  Theile    der  Dichtungsgeschichte.     Es   ist   bekannt, 
IS    eine  Protestation    gegen    die   willkürliche  Aufhebung    der  Hannoverschen 
irfassong  1837   sieben  Professoren  in  G^ttingen   ihre  Stellen   kostete.     Drei 
von  mußten  das  Land  verlassen.    Darunter  G^rvinus«  Er  ging  ein  Jahr  lang 
eh  Italien,. und  sammelte  damals  seine  „Kleinen  historischen  Schriften'' 
Bpsig  1839.  Außer  dem  in  dieser  Sammlung  enthaltenen,  hatte  Genrinus  bis 
hin  nichts  Einzelnes,  Kritisches   und   dgL  von  Bedeutung    geschrieben.    Auf 
r   zweiten    italienischen    Reise    entstanden    die  Venetianischen   Briefe 
fnterhaltungsblätter   1839).    Nach    der  Rückkehr  ließ  er   sich   in  Heidelberg 
eder,   in   der  Absicht   nun   ganz   der  politischen  Geschichte  zu   leben.     Seit 
344  las  er  hier  wieder   als  Honorarprofessor;    aber  er  war  fürs  Lehren  viel- 
ieht  nicht   besonders   geschaffen,   gewiß  nie  besonders  geneigt  und  mehrmals 
nkten  ihn    die  Schicksale  von   dieser  Laufbahn  ab,    als  wollten   sie   ihn   mit 
«walt  auf  der  schriftstellerischen  Bahn  festhalten.  So  jetzt  wieder  die  politischen 
orqiiele  und  Regungen,   die   mehrere  Jahre  dem  Ausbruch  von   1848  voran- 
Ingen.  Sie  machten,  daß  Ger vinus^  Vorträge  in  Heidelberg  wesentlich  didaktisch- 
oütischer  Natur  wurden;   sie  veranlaß ten    ihn   zu  verschiedener  Gelegenheits- 
liitigkeit  und  Gelegenheitsschriften:   zu  der  Charakteristik  Forsters  (in 
äsen  gesammelten  Werken,  Leipzig  bei  Brockhaus  1844);  zu  der  Mission 
ier  Deutsch- Katholiken,  Heidelberg  1846;  zu  der  Schrift  über  die  preu- 
»iiehe  Verfassung,  Mannheim  1847;  endlich  zu  der  Redaction  der  Dent- 
ehen   Zeitung  vom  Juli  1847    bis   dahin  1848.    Der   ungedeihliche  Gung 
ier  politischen  Verhandlungen  in  Frankfurt  drängte  ihn  früh  aus  den  Bänken 
ier  Nationalversammlung  in  Frankfurt  heraus  zu   einem  dritten  Ausfluge  nach 
tdien  und  zu  der  Ausarbeitung  seines  Werkes  über  Shakespeare,  Leipzig 
1849  f.    Die  vaterländische   politische  Beziehung   auch  dieses   scheinbar  ganz 
fthetiBchen  Werkes  ist  von  ihm   selbst  in   der  Vorrede   angedeutet.    Dort  ist 
■eh  sehen  auf  die   neueste  noch  im  Werden   begriffene  Arbeit  G^rvinus*,  die 
feschichte  des  neunzehnten  Jahrhunderts  seit  den  Wiener  Ver- 
r&gen,  Leipzig  1855  ff.  (bis  jetzt  7  Bände,  der  8.  im  Druck)  hingewieseui 
ie  am  tiefrten  in   seinen    ganzen  Lebensplan  verwebt  scheint  und    schon  am 
ehlnße  der  G^eschichte  der  Dichtung  (1842)  gleichsam   angekündigt  war.  Die 
iDkitmig  zu  diesem  Buche  (Leipzig  1854)    zog   dem  Verfasser  ihrer   demo- 
atiaeheo  Tendenz  wegen  einen  Proceß  wegen  Hochverraths   und  politischer 
Agitation   zu,    der  mit   einer  partiellen  Verurtheilung   begann  und   mit   einer 
'■■■■tlon  dieses  Urtheils  endete.  Über  der  angestrengten  Thätigkeit  für  dieses 
lesehiehtiwerky  das  sich  an  Schloßers  achtzehntes  Jahrhundert  hart  anschließt, 
rar  Ck  in  letzten  Jahren    sehr   eifrig  beschäftigt,   die  Tonwerke  Hand  eis  in 
kotMlilaiid    surfickzubürgem.    Die  Anregung  su  der  S\a.%aA,  ^^  ^Büb9Q.^sSL  V^ 
db«r  Vätentadt  Halle  gesetzt  ward,  zn  der  Gründung  dex  ^«Q^aOki^Ti  ^]S&Ki^^ 


128  MISCELLEN. 

geeellschaft,*  zu  der  Herausgabe  seiner  Werke  dnrch  diese  Gksellschaft,  m 
durch  6.  gegeben  worden.  Auch  in  dieser  Thätigkeit  schlSgt,  nach  d»  Ab>| 
dentangen  in  der  Vorrede  zu  Shakespeare,  die  Absicht  Tor,  aof  die  polititckj 
Moral  nnd  den  Patriotismns  in  Deutschland  zu  wirken,  die  stets  ,,fiir  die  Herr- 
lichkeit des  lebendigen  Vaterlandes  streitende  Richtung,"  die  Jacob  Giiail 
ab  das  charakteristischste  Wahrzeichen  Ton  G*s  Öffentlicher  Thätigkeit  m- 
zeichnete. 


^  ^%  11^.  ^^^  wenn  der  Himmel  war'  Papier. 

Zu  den  Ton  Reinhold  Köhler  im  Orient  und  Occident  EE,  544 — 559 
gegebenen  Belegstellen  ffige  ich  eine  französische.  Trotz  des  reichen  Materiik 
gelang  es  Köhler  nur  einen  Beleg  aus  Frankreich  beizubringen.  Die  Steh 
findet  sich  in  dem  Liede  eines  ungenannten  Dichters  (Archir  für  das  Stodioi 
der  neueren  Sprachen  43,  244). 

l^  r  TW^y^i^  4p  Sc  roches  et  caillo  bis 

/^  *^t^f^^)'  ierent  frait  et  destrcmpeit 

dou  Rin,  et  dou  Rone  et  dou  Lis 

et  d*airement  atenprei, 

en  parchemin  conreie 

faissent  ciel  et  terre  mis, 

et  chascuns  fust  ententis 

d'escrire  la  veriteit, 

jai  sni  bien  per  ces  escris 

ne  seroient  recordeit: 

d.  h.  die  Tugenden  der  Mutter  Gottes,  deren  Lobe  das  Lied  gilt,  würdoi  anck 
d;tnn  nioht  aufgezählt  werden  können.  K.  BARTSCH. 


Qrimmdenkmal. 

Am  24.  Februar  1872,  dem  Geburtstage  Wilhelm  Grimms,  wurde  du 
den  beiden  Brüdern  gewidmete,  aus  freiwilligen  Beitragen  errichtete  MamMV- 
denkmal  an  dem  Geburtshause  enthüllt.  Gjmnasialdirector  Piderit  hielt  ^ 
Festrede.  Das  Denkmal^  die  Brustbilder  darstellend,  ist  eine  Arbeit  des  Hern 
V.  Nordheim  in  Frankfurt  a.  M. 


Zosätse  m  XVI,  99 — 109. 

S.  102,  85  hinter  hat:  Vgl.  auch  Grimm  2,  747  ge)>Ya&del';  108,  86: 
Bezüglich  der  von  Stark  mit  den  deutschen  Namen  auf  -i  yergUchaieo  eng- 
lischen Kosenamen  auf  -j  und  deren  Ableitung  ans  älteren  Formen  mit 
-ing  sei  hier  auf  Koch's  Grammatik  §  103  verwiesen;  105,  88  konnte  nodi 
anf  andere  PN.  mit  Participialform  venriesen  werden,  wie  Wahsanta,  Pduaeiite 
(St.  P.  98,  4  u.  5),  Willicumo,  Wigand,  Weriant  n.  a.  neben  griechischea 
PN,   wie  'jir&oraay  BaXlnvea^  *A\i.vvfav  u.  a.*^  \0^,\^  V.  %.  u.  8,  Jalnig. 


)IE  ERSTE  BEARBElTÜNCi  DER  DÜRINGKSCfTEN 
CHRONIK  VON  JOHANNES  ROTHE. 


Die  Papierhandschrift  auf  der  herzogl.  Bibliothek  in  Gotha  Cod. 
shart.  B  Nr.  180  enthält  von  Bl.  158**  bis  288^  die  Abschrift  einer 
Iflringischen  Chronik,  welche  Urban  Schlorff,  Schößer  in  Tenneberg 
)ei  Waltershausen,  iin  Jahre  1487  gefertigt  hat,  wie  eine  Notiz  von 
*<'incr  Hand  am  Ende  der  Abschrift  ausdrücklich  sagt:  ußgeschreben 
imfi  rronicken  von  mir  Vrhnn  Schlorffen  zu  Theneherg  anno  dm,  .1/.  CCC, 
LXX^XVIP  die  czif  nchosßer  daffelhisf  am  Montage  sent  Johannes  den  tou- 
fm  tage. 

Diese  Chronik  hat  fiir  die  spätere  düringische  Geschichtsschreibung 
eine  nicht  geringe  Bedeutung  gehabt.  Sie  war  die  fast  einzige  Quelle, 
ans  welcher  alle  spätem  Chronikenschreiber  von  der  zweiten  Hälfte 
des  15.  Jahrhunderts  an  bis  auf  die  jüngste  Zeit  herab  geschöpft 
kaben,  und  ist  durch  diese  mehrmaligen  Wiederholungen  und  Fort- 
setzungen die  eigentliche  Volkschronik  in  Diiringen  geworden.  Konrad 
StoUe,  der  seine  „thüringisch- erfurtische  Chronik"  g^gen  das  Ende 
W  15.  Jahrh.  schrieb,  beginnt  mit  der  Erzählung  toy  Noe  dy  archen 
lebmcet  haf,  und  der  Anfang  dieses  Abschnitts  lautet  tibereinstimmend 
uit  den  Worten  unserer  Chronik  auf  Bl.  167**:  Also  noe  funffhundert 
ftr  alt  was,  da  hith  her  an  die  Archa  zu  machene  nach  deme  geböte  gotis, 
nde  machte  sie  mit  beslagen  holczem  vnde  brachte  die  mit  clister  zusam- 
kene,  das  in  den  Innden  vff  den  icassem  vnde  pftäczen  stcebethe,  das  also 
■este  heldit,  das  man  es  mit  keyme  tcafen  gescheide  kan  nach  mit  keime 
cassere  abegetaeichen.  Auch  was  sonst  L.  F.  Hesse  in  der  Vorrede  zu 
ieiuer  Ausgabe  von  Konrad  Stolles  Chronik  über  ihren  Inhalt  sagt, 
äüt  nur  vermuthen,  da(S  Stolle  bis  zum  Anfange  des  15.  Jahrhunderts 
rnsere  Chronik  mehr  oder  weniger  genau  abgeschrieben  hat.  Dasselbe 
lat  auch  Adam  ürsinus  gethan,  dessen  chronicon  thuringicum,  von 
Hencken  in  den  scriptores  renim  Germ.  Bd.  III,  p.  1239—1360  ab- 
Irackt,  von  der  ersten  Zeile  an  bis  zu  den  Worten  p.  1325:  „a&  man 
take  nach  der  gebuH  Christi  1406  iar,  da  starb  Landtgi'affe  BaÜzar  zu 
Wofiberg  auff  dem  Schhsse  ynn  gtiefem  voUen  aUei',  acKt  tage,  -^cyr  ^TtVkwvv^ 

OaXANTA.  Nene  Reihe.  F.  (TVJL)  J^hrg.  Vi 


L 


130  AUG.  W1TZ9CHEL 

vnd  wart  begraben  tjKn  Reinharihborn,"  nur  die  Wiederholung 
durch  AualaaauDgen,  Interpolationen,  Unrichtigkeiten  und  Fehler  alta 
Art  entstellten  Abschrift  derselben  Chronik  ist.  Die  „Doringache  Cf» 
nike,"  von  Wigaud  Gersteuberger  in  seinem  thUringiflch-hfisaischeo  Ge 
achichtswerke  benutzt  und  oft  erwähnt,  und  daa  „alt  verlegen  ExeopU 
einer  geschnebeneD  Chronik,"  welches  Johann  Bange  nach  der  Vor 
rede  zu  seiner  Chronik  sieh  abgeachrieben  hatte  und  spilter  in  Druo 
gab  (Milhlhanscn  1594) ,  atimmen  gleichfalls  meist  ganz  wörtlich 
Schlorffs  Hb.  überein;  ebenso  haben  Binhard  und  Rivander  ftlr  üu 
Erzählungen  gewöhnlich  nur  diese  Quelle  gühubt.  Die  Popularitfit 
weite  Verbreitung  dieaea  dür.  Gesehichtabuches  bezeugen  auch  di 
zahlreichen  noch  vorhandfai^n  Abschriften,  welche  groüentheils 
16,  Jahrhundert  angehören*).  Der  kürzere  Umfang  und  die  nu 
DUringen  sich  beschränkenden  Erzählungen  mögen  zu  deaaen  BelieUi 
heit  wohl  WGsenilich  beigetragen  haben. 

Schlorffs   H»,   beginnt   Bl.  158"   mit   einer   gereimten  Vorrede 
vierzciligcn  Strophen,    initgetheilt  und   ausführlich   besprochen  von  P 
Bech  in   dieser  Zeitschrift  Bd.  0,  357  ff.    Die  Anfang^huchstaben  d( 
einzelnen  Strophen  ergeben  zusanimeugestelit  die  Widmung:  Dema  ff 
»trengin  Bniiien  von   Tcite/^ibin  amcfitmune  vf  Warlberg. 

Dieser  Dedication  folgt  eiu  Abschnitt,  überschrieben:  Von  i 
keifßers  ]>alas  und  beginnt  mit  den  Worten:  In  Jetne  mtmeti  golia  am« 
In  tynea  keiJJers  jmUin  gehom  sich  zk  foiilerst  dryarleye  tconunge  i 
habene  in  den  sine  konnfgkUche  geionlt  vnde  ere  ersckimt  u.  s.  W.  Dari 
achliellt  aicli  die  Schöpfungsgeschichte  der  Welt  in  den  sieben  Wocli« 
tagen,  und  die  Vertreibung  von  Adam  und  Eva  aus  dem  Paradii 
im  ganzen  und  allgemeinen  gleich lauti>nd  mit  Cup.  1 — 9  in  Rotbes  dO 
Chronik,  in  Einzelheiten  bisweilen  wörtlich  zusammeustimmeod,  al 
kürzer  und  gedrilngter  und  nicht  ohne  eigentli 'Im liehe  AbweichuDg« 
und  Besonderheiten.  Auf  B!.  1G3' — IC7''  ist  die  Geschichte  der  orsü 
Menschen  und  ihrer  Nachkommen  vom  Sündcnfall  bis  ^ur  SUndflii 
und  Erbauung  der  Arche  enthalten,  in  deraelben  Weise  behandelt  ai 
in  gleichem  Verhöltnisse  zur  dür.  Chronik  wie  die  vorangehenden  A 
Bohnilte.  Die  nachfolgenden  Erzählungen  von  Koah  bla  Nimroth,  dl 
von  Ninus  und  Semirumis,  von  der  Erbauung  der  dtadt  Trier  dur 
Trebeta   stuhen   zicialich  wörtlich  auch  in  Buoges   Chronik  Bl.  1— 


*)  iJpr  Abdrnok  einer  «ntchcn  diiroh  Tide  AiwlMiuiigi^  imd  prvb«  FoUtr  Ji 
Art  rftd-rhenni,  «»c>i  fiiii  Anlnii^  niid  Enile  vrn>illinii>«liBn  Hb.  iat  iti*  IkMH^ 
CHntna  tum  yätut  md  Trtbeta  iü  ntn  JoAr«  ia3SiuVAV'Ä^^^-^'a^''^%'^^%tS— ^ 


E  EBSTE  BEARBEITUNG  DRR  DÜRPfGIRCHKN  CHRONIK  ROTHE'S.        131 

Bere  Hs.  geht  nun  sogleich  HLer  auf  Ciiears  Unterwerfung  von  Deutsch- 
d  und  auf  die  ihm  beigelegte  Erbauung  verschiedener  Burgou 
diesem  Lande,  wie  diese  Sagen  auch  Bange  Bl,  11  erzählt  hat. 
f  Bl.  172  nimmt  nun  die  eigentliche  dtlringische  Geschichte  ihren 
Fang,  beginnend  mit  alten  Sagen  und  anhebend  mit  den  Worten: 
dm  geaithen  hbetf.  alexander  der  große  kom'gk,  der  in  tlni  Innden, 
dis  tonne  v0git-hdh,  große  wKnderwcrd^  tregh,  nfeo  syn  leben  wot 
'wißetk.  Nach  crüfi  gebort  acht  viide  czwenezig  iar  vnde  [da]  der 
nfg  alexander  gestorben  tcan,  da  wo»  ein  votgk  in  syme  here  dt  hifien 
■ioli  u.  s.  w.  und  sclilieüt  Bl.  288*  mit  dem  Tode  Balthasars  und 
le«  Bruders  Wilhelm:  Also  man  schreib  nach  eristi  gebort  tuaent 
'CCVI  iar,  du  starb  landtgrave  Balthasar  czh  wartpergk  uf  detne  Slosße 
giii^me  völligen  aldere  vnde  wart  gefurt  kein  regnhartshorn.  ditz  ge- 
ich  acht  tage  vw  sent  vrbans  tag.  Des  musie  sine  scle  mit  all/:»  glou- 
m  »lUn  rüge  in  den  ewigen  /rede,  ameit.  In  dein  andern  iare  darnach 
•b  gyn  brtider  wilhelm  dem  got  gnade,  darunter  die  schon  erwähnte 
[iz  von  Urban  Schlorff,  der  den  ganzeu  umßlnglicheo  Codex  in  dem 
Kgvbencn  Jahre  geschrieben  hat. 

DicHC  Olironik  ist  zwar  gelegentlich  erwälmt  worden,  hat  aber 
ih  nicht  die  ihr  gebührende  Uücksieht  und  Beachtung  gefunden. 
D  hat  weder  ihren  Inhalt  genauer  untersucht,  noch  weniger  aber 
an  gedacht,  ihren  Ursprung  und  Verfasaer  zu  ermitteln;  sie  gilt 
rdbniicb  als  ein  Auszug  aus  der  hekauutcn  dilr.  Chronik  des  Job. 
tbe,  welche  zuerst  in  ihrem  ganzen  Umfange,  leider  mich  der  Sonders- 
l»er  Hs  und  ohne  alle  Berücksichtigung  der  Ubrigea  Hsa.,  Herr 
I  Liiliencrun  herausgegeben  hat.  In  der  Vorrede  zu  seiner  Ausgabe 
[t  Hr.  V.  Liliencrou  p.  XI:  „Äußerst  zahbeich  und  wohl  in  allen 
^^^Dern  ITandschrifteusammlungcu  Deutscblanja  vertreten  sind  solche 
bellen,  welche  den  Rothe  zu  Grande  legend  epitomierend,  über- 
leitend groüe  TheUe  wftrtlicb  auBschreiben ,  wie  die  Werke  des 
iBinienneiater.  Stolle,  SchSorff  u.  a."  und  in  der  Zeitachr.  fUr  thtlr, 
•chichte  I,  228  lesen  wir  über  Konrad  titolle's  Chronik:  „Unter- 
iken  wir  aber  die  Stallische  Arbeit  bis  dahin  (bis  gegen  die  Mitte 
)  15.  Jahrhunderts)  etwa»  genauer,  so  zeigt  sich  bald,  dalj  sie  durch- 
Bgig  nichts  weiter  ist  als  ein  Auszug  aus  der  thüringischen  Landes- 
onik,  die  wir  dem  Johann  Rothe  zuschreiben,  und  zwar  so,  daß  sie 
dfjr  R*gcl  Wort  ftlr  Wort  daraus  absciireibt,  jedoch  bedeutende 
Isl&aeuDgeu  ganzer  Capitel  eintreten  läßt.  Bei  diesen  Auslassungen  ist 
ibar,  wenigstens  zum  grollen  Theil,  die  Maxime  \ic^o\?,l.,  Äü.^\!iiaN««i'äl.- 
•hebe,    die    Oeschichte    der   Kaiser    und   Vä^&Ic,    ^\e  Q(i».Ä>Mä<ii 


132  AUG.  ^^ITZPCHEL 

der  Kreuzzüge  u.  dgl.  ganz  we^zulassoii  und  sieh  auf  Thüringen  i 
beschränken.  Konrad  Stolle  ist  bis  1440  darchaas  lediglich  ein  ve 
kürzter  Rothe.*" 

Lesen  wir  Schlorffs  Abschrift  genauer  durch  und  vergleichen  w 
ihren  Inhalt  mit  Rothes  dUr.  Chronik,  so  wird  diese  Vergleichung  de 
Gedanken,  unsere  Hs.  sei  nur  ein  Auszug  aus  dem  andern  Geschieht 
werke,  bald  sehr  zweifelhai't  und  hinf^lig  erscheinen  lassen.  Dei 
neben  einer  allerdings  überraschenden,  oft  ganz  wörtlichen  Überei) 
Stimmung  des  Inhalts  und  bei  einem  im  Ganzen  gleichmäßigen  6ii 
und  Verlauf  der  Erzählung  begegnen  wir  in  Schlorfis  Hb.  auch  gai 
andern  in  Rothes  Chronik  nicht  vorhandenen  Erzählungen,  einer  vöD 
unabhängigen  und  selbständigen  Darstellung,  einer  besondem,  ?< 
der  andern  Chronik  vielfach  abgehenden  Ordnimg,  in  der  bald  grOße 
bald  kleinere  Abschnitte  neben  und  nach  einander  stehen  und  folge 

Zunächst  finden  wir  unter  den  beiden  Chroniken  gemeinsann 
Erzählungen  in  unserer  Hs.  nicht  wenige ;  welche  bei  größerer  Av 
führlichkeit  oder  Breite  zugleich  mehr  Einfachheit,  Natürlichkeit  oi 
Frische  der  Darstellung  kund  geben,  auch  eine  gewiße  individoel 
Hingabe  au  den  Gegenstand,  selbständige  Auffassung ,  abweichen« 
Motivierung  und  eigenthümliche  Färbung  nicht  verkennen  laasen  lu 
wegen  dieser  Merkmale  und  Besonderheiten  Rothes  Chronik  sich 
nicht  nachgeschrieben;  noch  weniger  daraus  entlehnt  sein  können.  £ 
Beispiel  dieser  Art  ist  die  Erzählung  von  dem  Säugerstreit  auf  d 
Wartburg  Bl.  224*^ — 228*,  die  Mencken  in  seinem  Abdruck  von  Ursin 
Chronik  weggelassen  hat   Sie  mag  deühalb  hier  eine  Stelle  finden. 

Nach  cristi  gebort  M.  CC.  iar  dt  wart  landtgrauen  hermanne  $in n 

loddeuxig  gebom.  in  den  geczüen  waren  in  sime  hoffe  sechs  fädele  man  m 

gebort  vnde  von  symien  wise,  hobisch,  voimumffiig  obir  ander  luthe,  ali 

das  man  von  den  selbefi  wite  in  den  landen  sagitte,  die  sungen  zu  widda 

strite  vnde  machten  nuwe  lyde  xoidder  eynander,  der  hiß  einer  er  heiwrk 

schriber,  der  was  ein  hobisscher  guter  ritther.    der  andere  waUer  von  4 

vogilweide,    der  dritte  reynhart   von  czwechtin,    der   virde  wolferam  w 

esschenbach,   der  funffte  iohannes  bittirolf,  die  worn  alle  czu  dem  sckHo 

gebom  vnde  rittermesige  gestrenge  vnde  hobische  man,  der  sechste  der  W 

heinrich   von  affterdingen,   eyn   horgei*  von  ysenache  vnde  eynes  vomeme 

fromen  geslechtis,  der  was  vomunfftig  vnde  hobisch.  der  sang  alleyne  tfiio 

der  die  vorgenanten  alle  vnde  kreig  mit  sime  gesange  widder  sye  vnde  of 

gesenge  vnde  lyde,  vnde  die  selbigen  lyder  heißen  nach  der  higk  von  «on 

/^erp.  du  gesenge  werte  also  lange  icidder  eynander,  das  sie  sich  varphlieh 

fen^   trer  mder  an  vorlore,   den  «olde  mati  Keng€?«\.  xmdA  oHao  disser  inj 


E  EE8TE  BEABBEITUNG  DEE  DÜBmölÖOHEN  CHRONIK  ROTHE'S.        133 

was  lange  gewerte,  da  umchß  auch  zwftsschen  on  der  hos  damete}  also 
^  sie  uf  eynen  abent  sungen  vnde  speüen  mit  worfeln  vnde  phliehten 
}thauffe  widder  heinrichen  von  affterdingen  vnde  gewonnen  om  mit  vn- 
icheme  speie  an,  vnde  wolden  on  auch  nach  einer  wiUekor  angriffen  vnde 
holden  vnde  on  Vordrucken  vnde  vmb  den  Itb  brengen,  ab  sie  mochten, 
de  da  das  heinrich  von  affierdingen  gesach,  da  floch  her  zu  frawen 
tphien  der  landtgrauinne  uf  gnade  vnde  schirm  vnder  oren  mänteL  die 
(h  da  recht  vor  on.  In  den  selben  geczifen  was  ein  groser  naturlicher 
ißer  meister  uf  artztige,  uf  allerleye  kunste  vnde  behendickeit,  der  hieß 
mgsor,  ein  großer  stemluger  vnde  erfaren  in  der  swarezen  kunst,  cssu 
me  berif  sich  heinrich  von  affterdingen  sines  rechten  vnde  das  wart  also 
n  der  landtgrauinne  uf  genommen,  das  her  das  in  eyme  iare  solde  uß- 
igen  mit  on,  vfide  weme  der  obgenante  meister  denn  vnrechJt  gebe,  der 
U  der  buse,  also  sie  sich  vorwiUekort  hebten,  veUig  werden.  Heinrich  von 
fterdingen,  der  erhub  sich  darnach  alztchant  czu  deme  herczogen  von 
terrich,  deme  her  allezeit  schönes  lob  gab  in  sime  gesenge,  vnde  sagitte 
i  sine  Sache  vnde  bat  on,  das  her  om  brife  an  meistern  clingsom  wolde 
hen,  das  her  nm  durch  sinen  willen  beholfen  sin  loolde,  da  her  om  die 
ife  brachte,  da  tröste  her  heinrichen  von  affierdingen  wol  vnde  gelobette 
ü,  das  her  darvmJbe  mit  on  in  doringen  czihen  wolde.  vnde  also  der  selbe 
eister  das  om  alezulange  vorczouch  uf  die  zeit,  das  es  nahe  eyn  iar  was 
\ie  sich  heinrich  affterdingen  erwegen  hatte,  das  her  nummer  me  czu 
nde  torsfe  kommen  vnde  in  großer  leyde  vnd  in  sorgen  was,  da  es  an 
m  andern  tage  syn  solde,  also  es  uffgennmmen  was  von  der  landtgrafinnen, 
i  schickte  es  meiater  clingsor,  das  sie  die  geiste  in  der  nacht  fürten  von 
n  sibben  bürgen  uß  vngam  kein  ysenache  in  eines  htrgers  hoff,  gelegen 
rt  an  sente  Jörgen  tor,  der  hiß  heUegreffe.  dieser  meister  clingsor  was 
r  ein  wolgelarter  man  vnde  was  ryche,  her  hatte  alle  iar  zcu  gulde  drye- 
ßent  gülden  von  deme  konnige  von  vngam.  dit  geschach  nach  cristi  gebort 
\  CC.  VII  iar.  da  saß  der  selbe  meister  eines  abindes  in  deme  garten 
US  wertis  zu  ysenache  vnde  sach  das  gestime  mit  großeme  vliße  an.  da 
igetten  an  die  eddeln,  die  dae  kegenwertig  bie  am  warn  vnde  zu  ome  uf 
hisscheit  dar  quamen,  ab  her  icht  fremdis  an  deme  gestime  sehe,  das 
r  on  das  offenbarte,  da  antwerte  her  on:  ir  soU  wissen,  das  in  disser 
icht  deme  konnige  zu  vngam  eyne  tochter  gebom  werdit  eyns  heüigens 
)ens  vnde  wirt  gegeben  disses  landiß  fursten  sone  czti  eyme  elichen  wtbt. 
n  orer  togunt  vnd  heilikeit  sich  froxcen  sal  alle  cristenheit.  vnde  an  dem 
\dem  tage  sagitte  her  das  landtgrauen  hermanne  zu  wart  per g  mit  großen 
oyden» 

In  den  selben  gecziten  quam  meister  clingsor ,  der  mit  %viv«u  dvw.e.Y\v 
9^  reehi  aU  eyn  bisschoff,   czu  toarfpag  uf  deme  rübtcrVMi^e  «Mi  «*^ 


IJ4  *l'G-  WITÜÖCHEI. 

»tikeideiie  dit  senyKie  widdei'  lieinriche  von  affterdin<ien ,  darvmh  her  Jiff 
kommtm  lotu.  da  man  widder  an  wolferam  vfm  e»fckenhach  mit  »tfnm  lyd^i^ 
die  hn-  g&Kungen  hafte,  vnde.  d»e  mm«ter  rlingaor  tlm  mit  *men  redtt 
nicht  ohxnpinden  morlife,  Sja  nam  hfr  sich  nn,  Ais  hrr  om  ei7ieti  andtrn 
umden  iroldf.  m!l  de»  hekendicheit  her  obirwundfn  wol  stU  wr-rden.  dt' 
haiwvr  vmsfsr  rllnggor  den  ti[ßl  da»  der  qttü'm  in  eyitet  me.iitle.r»  gtM^ 
irndf.  redte  vtide  »Uvtffte  wolfframmc.  in  kffjenwerfii-keil  btndfgrmien  hth 
mnim  »ine»  ffrimen  niidf  nnea  rati»  vnde  huh  an  von  nmbeginne  d,er  weiMi 
hiß  nf  die  gebnri  c-iiiti  vtm  aßen  rfMelczm  vnde  genfhirkten  tfoH»  heheaOee 
lichm  zw  redene.  da  hvb  woljtrani  an  vmi  der  vm-borgen  heiUckeit  ds, 
einigm  Kortis,  wie  das  zcu  ßei»che  worden  were,  vnde  tjnb  eich  mit  JMMf 
reden  in  diu  mi-Me  vnd  vf  da»  sncrament  ilee  lychnama  cristi,  wj/e  sieh  i^ 
in  diu  brot  vnnnnndelt.  i^ndc  hciniß'f  das  mit  vil  erhoner  rt^de,  vndt  Ü 
her  betjvnde  reden  von  den  towten  crixH,  münden  des  etoiijen  vnter»  mß' 
heü  »ick  wandelt  in  bml  vnde  let/n  vnde  lei/e  her  »ich  eine»  »ime  } 
litehen  vaiere  durch  die  mmde  di-r  wiT^de  ttn  dem  altar  de»  heiligen 
geoppherl  hat  eyn  vmhefieeket  o/tpher,  vnde  nue  »ich  a!eo  herlichen  teg^ 
liehen  von  allen  erbnm  jiri»tem  allen  ejiden  opphirt,  da»  die  heilige  critla- 
heit  czn  eyme  pfände  vnde  ha,ndtfe»ten  »iner  großen  vnaii»»]ireehtiehen  /iW 
also  vhil.  dn  fnrete  vaeh  enmochte  der  twfil  nickt,  uf  genntworten,  ißon 
vorhnrfp  boßkeit  ome  de»  nicht  statte,  da»  her  »ich  also,  in  große  tifi 
horgene  heilige  rede  gebe,  vnde  darvmhe  »n  wart  der  tnfil  sttim  vndt 
wotferame  abirtennden ,  vnde  meieler  clinggnr»  behendiekett  die  wtrittA 
vnde  ging  mit  »ehemeden  daiiion.  da  icnlde  m'ii»ter  dingeor  icümen 
teolferam  gelnrt  were  vnde  die  »chriß,  k^mde.  de»  her  allezeit  Icvckaft 
imde  hroekte  dm  tiißl  dar  ezu.  da»  her  rmi  da»  erfaren  »olde.  der  ^ 
ein»  nachti»  es»  om  in  einer  Herberge  in  eyne»  [htrger»]  kuß  hegen 
brothuße,  der  hiß  gol»c.halk,  da  »tdder  reynkart  pynkemayt  ynne 
da  her  lag  iv  eyme  gtegnen  gemache  liic  der  dnrncsrn,  vnde  frngi^lhe  woift 
rammen  von  der  nafiire  der  hymmelteneketi  »prri-ii  rnde  vnn  den  tltrrun 
die  da  erre  tanßen .  vndr  tmi  der  pinnettn  bewnfuuge  gar  beheiidielicha 
vnde  da  irol/eravi  nicht  zru  konde  geantteorten  nach  da*  gi-xUnie  ttdsr  dt 
planeten  recht  genennmi.  da  lackte  der  tufil  in  honmeiße  vnde  »jtrach:  du 
bist  eyn  /eye,  eyn  snyppeOfOah.  in  di»se  mvren  ich  dm  »ehribe,  vnde  »ehr» 
da  in  eTfnen  »teyn  in  die  tt'tnl  mit  »ime  ßngere.  da»  gem-ick  Iteißt 
die  diTuifer  kempnate.  »Idder  liß  iler  werf  den  »teyn,  da  der  tt^  in  J« 
»vhreben  halte,  iiß  ilr.r  wniil  brechen  rndc  nn  in  die  l'or»il  füren  vtli 
wolde  »in  in  npne  hnße  nicht  Hden.  aho  dite  genchen  waa,  da  wuntU 
tt^  clingfor  di»»e  »engere  vor  landtgraven  ktrmanM,  vnde  der  ' 
un  mit  i!ri/notten  gar  herlich.  aUo  noch  meirler 
mtt  dm  tynm,  die  aUt  b*gabct  wordm. 


mR  EBBTE  BEAKBEITUNG  DER  DÜBINQISCHEN  CHBONIK  BOTHFS.       135 

Wer  diesen  Abschnitt  mit  §§.  416—425  der  dttr.  Chronik  ver- 
gleicht,  wird  zugestehen,  daß  derselbe  daraus  nicht  ausgezogen,  ja 
kr  nicht  einmal  nacherzählt  ist. 

Andere  Erzähhingen  dersc^lben  Art  will  ich  hier  nicht  weiter  ans- 
chreiben; einige,  noch  aus  einem  andern  Gnmde  beachtenswerthe 
Rdgen  später,  andere  können  leicht  in  Ursinus  Chronik  gefunden 
■rerden,  deren  durch  und  durch  fehlerhafter  Abdruck  filr  diesen  Zweck 
der  Vergleichung  doch  ausreichen  dürfte.  Ich  verweise  auf  die  Sagen 
tmd  Berichte  von  der  lebendigen  Mauer  um  das  Schloß  Neuenburg 
(Drein,  p.  126S— 69),  von  der  listigen  Erbauung  einer  Burg  bei  Weißen- 
iee  durch  die  Landgräfin  Jutta  (Urs.  p.  1269  f.),  von  dem  Gespräche 
des  Herrn  Walter  von  Vargila  mit  dem  L^in^lgrafen  Ludwig  über  die 
II  Elisabet  (Urs.  p.  1279  f. \  von  dem  Zwist  desselben  Landgrafen  mit 
•einer  Schwester,  der  Markgräfin  Jutta  von  Meispcn  (Urs.  p.  1281  f.), 
▼on  dessen  Kriegszupre  gegen  don  Herzog  von  Polen  (Urs  p.  1283  f.); 
eine  VerglHchung  dieser  Abschnitte  mit  denselben  Berichten  in  der 
dtJr.  Chronik  §§.  376,  375,  428,  433  434%  436  wird  ihre  besondem 
Eiffcnthümlichkftiton  und  zugleich  auch  ihre  völlige  Unabhängigkeit 
von  fler  dttr.  Chronik  nicht  vorkonnen  la«*son.  Beachtung  verdient  auch 
die  Erzählung  von  der  Zerstöruns:  eines  Bi^rgfrits,  den  ein  Herr  von 
Saiza  auf  dem  Klostergebiete  von  Reinhanlsbrunn  errichtet  hatte,  durch 
den  Lnndcrrafen  Ludwi^f  den  Fronnnen.  Der  SelilulS  derselben  lautet 
n  der  H-*.  B!.  231)  :  nich  esfiea^  spr^f^h  dir  f'Lr<te  rzu  slmi  hof-nnelster, 
\tT  solde  dt^m  apte  die  kotte  hecza^en*  da  hfir  die  hef*zalen  wolde,  da  sprach 
ier  apf,  her  dnrff^e  des  nicht  fhfui,  tonn  das  durch  des  clostei^s  nutz  ge- 
sehen foere,  vnde  also  hltihen  dl'  koste  da  vnheczalt.  da  das  der  landfgrave 
twmam,  da  muste  der  hofemeister  die  koste  dentH  clostere  von  stjme  eigen 
jdde  lieczalen.  also  wenig  wolde  he  die  gotishnßere  hf*.sweren.  Nichts  dem 
ihnliches  wird  in  der  dür.  Chron.  §.  44ö  gesagt;  dagegen  stimmen  mit 
diesen  Worten  tiberein  die  Annall.  Reinhardsb.  p.  197,  2 — 9  und  Ködiz 
von  Salfeld  im  Leben  des  h  Liulwig  p.  51,  1() — 27.  Mit  der  Erzählung 
▼OD  der  Zerstörung  der  Stadt  Fritzlar  durch  den  Landg»'afen  Eonrad 
ist  bei  Srhlorff  Bl.  247'  noch  die  besondere  Mittheilung  verbunden: 
da  lißen  die  von  hirßjelde  sente  wip'echten  da  d/innen  füren,  de  in  der 
hlvßi  da  begraben  lag,  vnde  bestatten  den  ei^barlichen  czu  hirßfe'de,  ditz 
wu  in  dtme  herhiste  nach  des  hei  igen  crticzis  tage»  Von  dieser  Trans- 
lation des  h.  Wiprecht  aus  dem  Münster  zu  Fritzlar  nach  Hursfeld 
steht  in  der  dtlr.  Chron.  §*.  475  kein  Wort.  Die  Restauration  der  alten 
verfallenen  Schauenburg  durch  den  Abt  von  Reinhardsbrunn  und  deren 
Obergabe  zu  getreuer  Hand  an  den  Grafen  von  Heimeberg  wiid  BL  252 


Ä.OU 


13(5  AUG.  wnzscHEL 

80  erzälilt:  In  dtine  seihen  jare  da  buwüte  der  api  asu  nynharU 
sehawinhorg  mdder,  d/iM  ffcztcanne  loddewig  mit  dem  harte  gdmwä 
tmde  von  den  landfgrnuen  czu  doringen  durch  des  tlogtern  wäUsk  ea 
ehen  was,  vmh  des  willen,  das  icht  eyn  ander  qvteme  vnde  et  hwmüi 
dosiere  czu  schaden,  vnde  tath  es  da  qrauen  hermanne  von  Aauaikr 
getruwir  hanU  der  marcgrauen  heinrichs  von  missen  hruder  von  der  m 
toegen  was.  darnach  als  marrgrafe  heinrich  vomam,  da»  deme  lawli 
von  schade  geschach  vnde  her  das  landt  hir  nach  mechtidichen  jfww 
da  czubrach  her  schotnuhorg  nndeinceit  czu  gründe  vnde^  den  herg  da 
vnde  czubrach  lichienwaldt  vnd  den  kalinberg,  die  malittenhorg,  sfrasif 
rudolffißtein  vnde  vil  der  andern  hirge,  die  in  der  aeweitracht  fji 
worden.  BrandinfeJß  vnde  scharffinherg  die  hieben,  wan  sie  lagen  ea 
vnde  wom  wol  gehnnt  von  deme  landfgi'auen  zti  hf^ssen  vnd  deme  j 
von  hennenherg.  Damit  vergl.  man  dür.  Chron.  §.  500. 

Selbstftndis:  und  von  der  dür.  Chronik  §.  632  durchaus  nn&H 
berichtet  Hs.  BI.  268'  über  den  Tod  des  Land^afen  Albrecht  in 
und  seine  letzte  Lebenszeit:  also  man  schreib  nach  crisfi  gebrrf 
CCCXIIII  jare,  alßo  nach  Inndtgrane  friddrich  kreig  mit  den  von  l 
da  starb  landf graue  Alhrechi,  d^er  vafer  d^s  freidigen  landtgranen 
richs  czu  Erfoiie  in  gi'oßeme  ermute  vnde  wart  begraben  da  «ci 
vnßer  Üben  frawen  kirchen,  also  her  LXIIII  jar  alt  was.  do  an  i 
dieser  gnante*)  vortreih,  dti  czoch  hpr  czu  den  von  erforte  vnde 
die  dorff  die  vmh  sie  gelegen  sint,  das  sie  om  alle  selbczende  spise 
gen  vnde  ußrichte  solden^  die  wile  her  lehette,  also  quam  es  dicke,  < 
die  eddeln  die  czu  erfoiie  yn  reihen,  czu  huß  hä,  vnde  hyesch  vi 
phleger  czwene  ader  drye  tage  die  ph'onde  vnde  mtisfe  dan  hyndem 
den  synen  darffetum  vnde  gehrechen  liden  vnde  wart  da  vngeach 
d4m  fursfen,  erham  luthen,  bürgern  vnde  gehnrn,  die  uf  on  ßngercz 
iCfie  her  ging,  vnde  sin  spotten,  so  karte  sich  syn  son  landtgraue  fr 
vmbe  die  vntruwe,  die  her  on  siner  mutther  vnde  an  om  gethai 
auch  nicht  an  on.  d.as  selbe  tath  frawe  alheit  sine  wertynne,  die  h 
wartperg  vnde  czue  ysenache  mit  sime  sone  vnde  orer  tochter.  al 
her  allen  luthen  vngeneme  vmh  die  vntogunt ,  die  er  an  einen  \cy 
kinden  geubü  hatte. 

Noch   mehr  fallen  in   die  Augen   solche   Stellen  und  Abs 
der  Chronik,  welche  Vorgänge  und  Ereignisse  erzählen,  deren  in 
größerem  Werke  mit  keinem  Worte  gedacht  wird  oder  nur  gan 
und  andeutend  Erwähnung  geschieht. 

*)  Wahrecheinlich  ist  in  der  Üb.  aas^«{«i]i\«ii  lofntgraw  FrvWricfc, 


;  EBSTE  BEARnKITUNG  DER  UÜRINQISCIIEN  CHRONIK  ROTHE'S,        I37 

Nachtlem  BL  200*— 201'  die  Erbauiins  der  Wartburg  etwas  ab- 
bich^Dcl  von  der  liHr.  dironik  (vg].  TTrsin.  p.  1256  f.  Bnneo  Rl.  44" 
l  Ciirpn.  g.  344  f.)  >rzalilt  worden  ist.  filhrt  der  Chrnnift  «n  fort: 
h  den  aeVen  <iicz!(m  was  g^'^ße  fio-ede  in  den  Inndem,  ifas  vU  hakt  hun- 
I  lAorben.  dn  hattfi  ifrnne  lodd^niq  vnl  knmit  vnd^  liß  idfiine  vrm  dfme 
bi/e  tjothn  dar  füren  vnde  hiweffe  daa  mttßhvß  vnde  die  nndem 
mwtttfn  vndf  forme  ilnivff''  vndf  liß  es  mit  hlyp  df.rkim.  nidder  hrante 
mmi*  der  daehivfit!  abf  vnde  wart  mH  czipeh  gedngJd.  damarh  nlsn  her 
«1  gebvwMe  kostlickfn  vnde  die  thiren  iar  ein  ende  nomen.  da  hetfreif  her 
Jen  teal  vnde  den  rinfi  mit  graben  vnde  mvren,  da  ijlrzvnt  iiaennche  hfl, 
rarf"  itjkliche  dnrßschnfft  in  deme  lande  ezu  dorinpen  mvniim.  dn  ".in  sf«rke 
Ht  mnm  hßni  machen  vitdi^  d-ir  mi  ei-heiten  vnde  füren,  also  man  das 
with  wnl  mercket  an  dmi  gchitire  der  mnrn.  dn  was  cor  die  «tat  ysenanhe 
gelegen  uff  aenfe  petera  bertje  einlachen  der  hnreil  vnde  der  neße  vnde  halte 
eaetit  h'rcken,  die  beide,  czuhrnchen  synt.  eifne  aenfe  petera,  da  ein  dogter 
Kot.  das  nne  in  der  atat  lit  czu  aenfe  nir/ilaita,  die  andere  kirche  lag  an 
ieme  herge  aho  man  kein  viapnck  gehet,  der  nach  heißt  aenfe  Icaftherin 
herg.  dn  das  ehnter  tente  mcnl/ivF  h/f,  da  aaßen  erbar  luthe  vnde  hatten 
final  fchonen  ufeipien  hoff  da,  der  ii-ntt  rzn  der  rzif  vor  der  aldett  atat 
yimnche.  da  vnßir  fi'awen  ktrcHe  lith,  da  der  thum  tat.  da  saßen  detefzsche 
hrrreti.  die  hatten  ein  dorßiehen  vnder  nn.  geheißen  krianmilharh.  da  aente 
Jm-ijen  tJior  nve  lit,  da  anßen  ffrbnr  htthe  in  eyme  utrynen  hnfe,  die  hißen 
rfjV  hKlIri/rrßm  i~nde  haffrn  ein  ftirteerg,  dn  nue  der  nuwe  ajiifnl  lit.  da 
leart  der  »tat  mure  du  geßtrt  czu  den  dren,  also  legen  sie  nach  vnd 
VTfrheidentlieh  alle  dri/e  in  der  »tat  muren.  die  hofeatefe  Ai  nue  die  clo- 
riere  le^tfn.  heida  preddiger  vnde  harfußeri,  die  100m  gegeben  den  erbam 
luihen ,  von  de)\  aie  aidder  ezu  den  clotfem  gegtiien  aint.  diaae  afat  wart 
mgehnhm  tzn  biiteen  nach  criafi  gehm-t  tufient  LXXIII  jar.  die  dorff,  die 
Jffl"  von  dmie  metHhtei$ie  viom,  alao  obim  afelefeld,  da*  tal  hinder  söm*" 
katherin  vnde  ammera,  dna  in  deme  ammertmgen  felde  lag,  fronia,  wege- 
ußa  vnde.  monesn'd.  die  imrdsn  all.e  wutte,  wan  die  Ivthe  czogen  in  die 
mnee   Modi   yaenaehe  xmde    erbetfen    den    acker   daniß,    daa  aie  der  hifke 

I  pmufditig  KOrdm  vnde  mtiaten  or  recht  vorkaiiffen  vnd^.   namen   sere  abe. 

k^srcA  wartpergia  miSen  icnrt  die  atat  an  den  malt  gebuwet,  vnde  die  aide 

mjfßt  hiß  auch  yaenaehe,  tcan  man  machte  da  daa  yßen,  daa  nmn  mie  tufh 

^B  tUr  rtda. 

^K       WeBenllich  nntersclieidet  siL'h  von  dieser  au efiih Hieben  ErKHhlunj; 

^^k  knrxe  Bericht   über  den  Anfang  und  Beginn   der  Stadt  Eifienacb 

H^      '  tö  der  dilr.  Chronik. 

H  ■  ß»fi^  'ou   der  Königin   Reinswig  wird  m  4w  CNvcüw.  %.  ^^^ 

^ ^ach^  AmtÜhriiob  mitgethiält  bt  aie  in.\iMstgc"S^'"^'>-^'^ 


i 


]3?  AUO   WITZ8CHF.T. 

Dan  selbe  eloster  (nftml.  das  NicoUikloster  iu  Etsftnach)  lag  Ai  vor  af 
ttmte  peterx  herge  vor  yamaeke  in  der  tild^v  »tat  vnde  toas  geringe  mä  dm 
g^mwe,  vnde  du»  foniisur  vnde  bttmp  wom  on  ferre  vvde  die  »tat  vnrgitj 
da.  mnn  hat  auch  efrzUehen  mdun  hf^rhrebim ,  das  sich  da»  »elhi 
rzu  seMilstete  mit  deme  ersten  erhübe  von  einer  konniginne  von  eJigiUan-H^ 
die  hiß  retfnsu'tg.  also  dae  or  herre  der  konnig  gestnrb,  der  nr  fiß  dir 
maßen  lib  was.  wnn  her  sie  ezii  et/ner  konniginne  eneelt  hafte  von 
geringen  gfislrchfe  durch  we  togimt.  der  tniwe  sie  nieht  vorgesten 
vnde  gtth  nneh  sirne  tode  also  große  almoßen  vnde  hilf  vnde  Uß  fciWsi 
aho  groß  gebeth  vor  sine  sele,  dn*  nie  wrt/nfe  in  loe'chen  pi/n^n  her  tiMT^ 
so  wolde  sie  on  erlnßen,  also  verre  or  das  mogelich  gejrgn  mnefde.  dn 
or  geriffenhnii ,  das  or  herre  sin  fegefw  (tu  doringen  in  deme  fnnd«  W( 
in  e\pne  berge,  der  hiße  der  horseilberg.  den  nnmen  hatten  om  die  tu^ht^ 
die  darvmbe  voneten.  gegeben  wan  sie  dieke  dartfnne  horten  gar  jfrmmaliai 
getehreif  von  den  seien,  die  daripine  leden.  darvmhe  nnnten  siV  den  e*lh» 
frg  hnr  der  seien  berg,  das  man  nue  ezusammene  spricht  At-  h^-tejherg, 
das  dneff  da»  harte  daran  h/t  d/i»  nanie  die  seihe  knnniglnne  sathanat 
iriete,  lean  die  hnßen  geiste  or  dn  ernthenen.  aUo  nennen  e»  die  litthe  IWWS 
»elhinstete.  da,  bhib  die  selbe  konniginne  vndn  bwoefte  die  kirehe  da 
Maß  da  mit  wen  jnngfrawen  dren  manche  «i>,  vnde  ertoitte  mit  oren  ff«'« 
werk«n,  gebefke  unde  almoßen  oris  Herren  sele,  vnde  nam 
heilig«  ivngfraicen  vnde  tcihißnamen,  vnde  di/nte  qMe  biß  an  nr  nd*, 
vnde  darnach  ah  si/e  gestarb,  da  Uß  sie  on  eifne  mherUche  hohe  von  ge'^M 
vnde  gut«,  da  czogen  sie  mitte  keyn  t/itenafhe  vff  sen'e  petir»  herg  vnit 
namen  da  das  eleit  vnde  den  orden  an  sieh  vnde  Koneten  da  mehr  daä 
hundert  iar. 

BI.  218''  wird  die  fromme  ehristliche  Dpnkwpisf  Lndwis» 
milden  Lundf^rnfTi  wortreicher  «Is  in  der  dllr.  Chron  §  3fi"2  geschildert 
Daran  reiht  eich  B.  21^'  die  Erzilliliine  von  einem  Streite  desoelh*» 
Lnndfn'nfpn  mit  Erftirt  nnd  von  dem  Brande  der  KrHmerbrllcke  dnaelbsk 
Aleo  man  sehreib  nach  a'isti  gebort  M.  C.  LXXV  jar,  da  huh  sieh 
mveytracht  cztcusschen  deme  selben  milden  landigrauen  vnde  der  »tat  Erfwte, 
die  ezu  on  gerzogen  hatten  die  grauen  in  deme  laude  exii  doi-ingen  vndl 
on  gelt  darwibe  gegeben,  das  sie  on  helfen  solden  widder  oren  eygen  Aerrnii 
vnde  der  krigk  wert«  kartete  czH,  wan  dei-  keifer  friddrieh,  de»  »wewtei 
kynde  die  landtgrafen  tcom,  der  u-oble  de»  nickt  »taten  vnde  sunetUi  »k 
vnder  eynander.  vnde  in  deme  iare  ua»  gar  ein  heißer  vnde  trogkentt 
ntmmer  vnde  vil  großer  Ketter,  vnde  da  vorhrante  die  kremer  hruehe 
ErfoTie  von  deme  blicke  vnde  die  cxicve  kirchen  dar  an,  biß  an 
htiß  vnde  an  der  schütten  kirchen,  vnde  ialh  gar  großen  teki 
fAt'eAf  aiaiät.  Von  beiden  Yorgäagea  Bc\iiie\gV  4\e  p6\i«« 


rmer  brücke  a 


IflE  EE8TE  BEARHEITÜNG  DER  PÜBINGISCHEN  CHRONIK  ROTHE'ß.       1 39 

Die  Veranlassung  zum  Bau  der  Georj^enkirche  in  Eisenach  wird 

a  untrer  Hs.  Bl.  221'  ganz  anders  mitgethcilt  als  in  der  dttr.  Chron. 

H.  302.    Mit   diesem  Bau  wird    die   Sage  von    der  Georgenfahne,    die 

F.  Rothe  in  der  andern  Chronik  nicht  herdhrt  hat,   so  in  Zusaramen- 

bang  gebracht.  Disspr  landffp'aue  loddeicig  huweffe  eyne  schone  kirche  in 

Ar  staf   czfi  ysenache  in  sents  ieorien  ere  des  heiligen  riffhers,   den  her 

hitundem  lib  hatte,  ditz  geachnch  nach  crisH  gebort  M,  CXC  iar.  das  was 

die  Sache,  Tceifier  friddrich  der  wolde  ohir  mer  mit  vil  forsten  czihen  vnde 

Jas  heiUge  grab  getcinnen,    da  vam   landtgraue   lodd^oig   der  milde  das 

trueze  an  sich  vnde  czoch  mit  om,   da  wart  ome  von  gote  von  deme  him- 

■i«fe  vmh  siner  almoßen  vnde  ander  gnfen  werke  vyilhn  sente  Jeorien  banir 

getmdeJagit^   d/irvnder  her  den  vorstrit  vor  deme  keißere  tath  Widder  die 

fmglntchigen  vnde  geJtegette.  vnde  das  banir  wart  bracht  kein  wartpei^g.  da 

iamie  wart  es  ohir  lange  czit  h^acht  kein  miasen  nf  eyn  sloß,  da^  heißet 

der  taranf.   da  entprante  das  selbe  hnß  vnde  vil  luthe  sahen  es  zu  ej/me 

fenster  uß  deme  fitre  fliegen  in  die  hiffte,  das  m/mant  wüste  %oue  ds  hen 

{tt/im.  darvmbe  so  Uß  der  landgrane  buxoin  sente  Jeorien  kirchen  zu  yse- 

nnehe  vnde  die  f>farre  da  hene  legen,  th'e  vor  lag  an  der  stat,  da  ytcztmt 

iie  bar  fußen  ore  kirchen  han,    da  lag  vor  eipue  klej/ne  kirche^  geiojfh^t  in 

fente  michels  ere.    darvmb  so  hat  die  ffarre  zu  sehnte  Jeorien   nach   oren 

Ürehqff  da  behalden,  der  genant  ist  der  gemeijne  kirchoff. 

Einer  Belagerung:  des  Schlosses  Orlnmünde  von  dem  rttm.  König 
Heinrich  wird  in  der  dür.  Chronik  nirgends  gedacht.  Schlorffs  Hs.  sagt 
darüber  Bl.  223**:  In  den  seihen  gecziten  dae  belag  der  romische  konnig 
hehh^ch  das  sloß  czu  orlemvvde  darvmbe,  das  der  grafe  von  orlamunde 
hdfer  des  herczogen  heinrichs  von  brunswig  widder  sinen  vater  gewest  loas. 
Von  der  h.  Elisabeth  heißt  es  Bl  229":  Sente  Elizabet  die  was 
tfoOcommen  an  dem  libe,  brun  an  deme  anttlitze,  schone  mit  deme  ange- 
nchte,  ernst  in  der  wanderunge,  geczuchtig  mit  den  sethen,  gtiftlich  mit,  den 
Worten,  innigk  in  orme  gebathe  vnde  auß  der  maßen  barmherzig  o''ir  mme 
fnthe,  fredesam  vnder  deme  hofegpsinde,  demutig  kegen  oren  meyden  vnde 
vol  togunde  vnde  gotlicher  libe,  Elisabets  braune  Gesichtsfarbe  finden 
wir  in  der  dür.  Chron.  nie  erwiihnt,  tiberhpupt  darin  keine  Stelle,  wo- 
her der  Verfasser  unserer  Chronik  seine  Schilderung  genommen  haben 
könnte. 

In  der  Zeit  des  Streites  um  das  Erbe  von  Düringen  und  Hessen 
zwischen  der  Herzogin  Sophie  von  Brabant  und  dem  Markgrafen 
Heinrich  von  Meißen  kommt  nach  Bl  251''  die  herczogin  von  brabant 
m  doringen  vnde  brachte  oren  son  heinrichen  mit  or,  vnde  machte  on  eynen 
kndtgrauen  czu  hessen  vnde  man  nante  on  das  kini  von  Kei&«eu>  xx^iU  l\^ 


liÖ  AHG,  WITZ8CHEL 

or  dar  an  nicht  gniigen,  aie  hi'egck  ilas  landt  ca«  fbringen  mart 
heinriehe  von  missen  an.  da  rithrn  om  sine  Herren  vnde  /rund«,  her  * 
das  landt.  czu  dnnngfn  hehnl^iim  tiß  also  htni/e.  das  es  om  mit  rechft 
Herne  ricke  ad^  mit  demp  surrte  anqmcuimen  worde.  da  ging  fraioe  Sopk 
ezu  deme  tknre  czu  ysenachf  alfo  die  etat  vor  w  fxugesloasen  wat,  W 
fiyesck  jfti,  indfi  da  man  sie  nicht  in  laßen  icolde,  da  nam  gi*  «yiu 
viide  kyir  en  senle  Jeoriijm  Ihor  das  man  die  ivarezeichen  CC  jare  fil 
in  da»  eichene  holtz.  Von  diesem  Axthieb  der  HerKOgin  in  das  GflO^O 
thor  zu  Eifionacli  sagt  Rothea  dar.  Chronik  kein  Wort.  Vgl.  §.  490, 49 
4f!4,  497.  Auch  hpißt  in  diesor  Chronik  der  Sohn  der  Hereogin,  . 
hini  von  hessen"  nicht  Heinrich,   sdndem  Ludeioig, 

Einen  ^anz  besondern,  bei  ÜrBinus  p.  1305  fehlenden  Ziisatt 
der  Bericht  llber  die  Schlacht  bei  Lucka  Bl.  263'':  da  n-ordm  «nlagt 
CCCLX  man  mit  helmen  vnde  gar  »ere  vet  volkis  wart  gefangen,  vna» 
wart  also  groß  moti,  das  die  Stehen  die  roß  uf  sneten  vnde  krochen  darf 
vnde  woUljm  sich  alzo  behalden,  das  sie  biem  I^en  mochten  hlibe.  vndt  ' 
hatte  irr  t^  wibißnam  IX  erslagen  mit  eyme  rockene,  da  man  an  «pHm 
der  nue  nach  da  seibist  in  der  ktrchen  zit  lucka  ist  zu  varczeichm.  i 
von  deme  so  wart  das  Sprechwort:  hnt  dich,  es  geht  dir  anders  alt 
swaben  v&r  hicka.  Vgl.  dür.  Chron.  §.  60R,  wo  von  dieser  streitbaro 
Frau  und  ihrem  Rocken  nichts  vorkommt. 

Verschieden  von  der  dUr.  Chron.  §.  626  wird  auf  Bl.  267''  Folgendi 
erzahlt:  Nach  cristi  gehört  tvßent  CCCXVTT  iare,  da  sammete  landfgnp» 
friddrich  der  freidige  eyn  heer  czu  lungede  vnde  wolde  czihen  uf  dm 
voft  Volda.  da  wart  om  ejfn  son  zu  gotha  gfhorn,  de»  teart  htr  also  ßrm 
dits  her  die  herfart  zu  rythen  Heß. 

An  den  Tod  Friedrichs  des  Kreidigen  ist  Bl.  271*  eine  in  de 
dtir.  Chron.  §.  640—641  nicht  berflhrte  Sage  geknüpft:  darnach  ' 
«yn  «»1  gerne  erfaren,  wie  es  vmb  sine  seU  gewest  were,  vnde  hß  da»  wr- 
Stichen  eynen  meiste  von  der  swarczen  kunst.  der  ofßnbarie,  das  sine 
OT  fegefnr  lede  in  deme  gründe  hinder  loartperg  tmrf«-  deme  hindenl» 
thoi^me. 

Bl.  285"  steht  die  Notiz :  In  deme  selben  jare  ijuam  da*  »laß  Urandtti 
b'vg  an  die  hergchaß.  In  der  dttr.  Chronik  fehlt  sie. 

Nach  diesen  Mittheilungen,   die  noch  durch  allerlei  kleinere,  ii 
dilr.  Chronik  fremde  Zusätze   und  Abweichungen   der  Erzähli 
mehrt  werden  könnten,   darf  man  den  Gedanken,  Schlorff» 
enth&lt«  einen  Auszug  aus  Rothe'e   grOQerer  Arbeit,  wohl 
geben  und  fallen  lassen. 

Zur  Vcr8chiedcah<^it   des  Inlialla  ki>miTi* 
eilende  SteÜnoe  '"'^  Reiheafvlge  4^ 


EHSTE  BEARBFITÜNO  DER  DCIUNGI8CHEN  CHRONIK  ROTHE'S.        141 

It  im  äanzeu  die  Erzählung  iu  beiden  Chroniken  dunselbeu  (rang 
ä  gleichen  Schritt,  einzelne  AbBchnitte  jedüch,  namentlich  eine  nicht 
riogo  Anzahl  kleiner  Berichte  und  Angaben,  sind  bei  Schlorff  anders 
■teilt  and  geordnet  als  in  der  dllr.  Chronik  und  diese  Verschieden- 
it  tritt  nicht  selten  in  so  aufiUlHger  und  eigeathUinlicher  Weise  her- 
r,  daß  gerade  dieses  ganz  unerklärliche  Abgehen  von  der  Ordnung 
d  Gruppierung  des  geHchichtlichen  Stoffes  in  der  andern  Chronik 
t  einem  Aiiazuge  daraus  nicht  vereinbar  eracheiot.  Passen  wir  diese 
rjtßern  oder  kJeiucrn  Ahachnitte,  in  der  altem  Landgrafbngcschichte 
ahireicher  vorbanden  als  in  der  späteru  Zeit,  noch  besonders  ins 
nge,  so  stimmen  sie  mit  denselben  Erzählungen  und  Berichten  der 
.  Chronik  in  ihrem  Wortlaute  meistentheils  so  genau,  oft  Wort  lllr 
^ort  nberein,  daß  an  einem  inuera  Zusammenhange,  an  einer  ge 
iseo  Verwandtschaft  und  Abhängigkeit  der  beiden  Geschichtswerke 
1  einander  wieder  nicht  gezweifelt  werden  darf. 

Herr  von  Liliencron  hat  in  der  Vorrede  zu  seiner  Ausgabe  der 
'.  Chronik  des  Job.  Hothe  durch  eine  sorgDtltige  Quellenanalyse  und 
irch  die  den  einzelnen  Berichten  beigeschriebenen  Citate  darzuthuo 
nacht,  daU  die  dUr.  Landesgescbichte  aus  einer  einzigen  Haupt- 
!  geschöpft  sei,  aus  der  von  Eccard  iu  der  historia  geneologica 
iucipam  Saxoniae  superioria  abgednickten  historia  de  landgrariis 
Uriogiae.  Diese  lateinische  Vorlage  habe  Job,  Rothe  fast  vollständig 
deutsches  Geschichtswerk  hineingearbeitet  und  bald  wörtlich 
tzt,  bald  in  breiter  ausschmückender  Darstellung  umschrieben. 
I  lasse  diese  Meinung  vor  der  Uaud  besteben. 

Sehen  wir  nun  jene  Abauhnitte  und  Stellen,  deren  Reihenfolge 
beiden  Clironiken  von  einander  abweicht,  zunächst  in  dieser  historia 
idgravionim  nach,  so  zeigt  sich,  daß  dieselben  in  der  dtlr.  Chronik 
;  alle  durchaus  willkürlich  iu  eine  andere,  von  der  lat.  Vorlage 
geLende  Ordnung  gebracht  siud,  während  Schlorffs  Chronik  nicht 
B  in  diesen,  sondern,  wie  eine  fortgesetzte  Vergleichuug  erkennen 
,  in  allen  Erzählungen  durch  die  ganze  Geschichte  der  Landgrafen 
idurcb  bis  zum  Tode  Heiuricha  uud  dann  weiter  bis  zu  den  Streitig- 
iteo  Friedrichs  des  Freidigen  mit  seinem  Vater,  dem  Landgrafen 
irecht,  kurz  von  Bl.  196"— 261",  beinahe  Schritt  vor  Schritt  der 
ipria  landgraviorum  bei  Eccard  folgt,  eine  Übereinstimmung,  die 
1  besonders  iu  den  vielen  kleinen  Berichten  und  Angaben  in  die 
,  welche  zwischen  den  Hauptereignisacn ,  ohne  mit  den- 
-igeutliclieu  Zusammenhang  zu  haben,  in  beidan  Wfttta'a 
Sc  vorkowmeo.     UuterbrocheQ  wicd  ^«ae  Wi^.  &ax^- 


f 


1^  AUG.  WITZSCHEL 

or  dar  an  nicht  gnugen,  sie  hiesch  das  landt  czu  doringen  maregraum 
heinriehe  von  missen  an.  da  rithen  om  sine  herren  vnde  ßrunde,  her  stUi 
das  landt  czu  doringen  behalden  hiß  also  lange,  das  es  om  mit  rdhte  rar 
deme  riche  oder  mit  deme  strerte  angewunnen  toorde.  da  ging  ßrawe  SopHik 
czu  deme  thore  czti  ysenachey  also  die  stat  vor  or  ezugeslossen  was,  tiA 
hyesch  yn,  vnde  da  man  sie  nicht  in  laßen  wolde,  da  nam  sie  egne  tf 
vnde  hyic  en  sente  Jeorigen  thor,  das  man  die  warezeichen  CC  jare  saA, 
in  das  eichene  holtz.  Von  diesem  Axthieb  der  Herzogin  in  das  Georgen- 
thor  zu  Eisenach  sap^  Rothes  dttr.  Chronik  kein  Wort  Vgl  §.  490, 49t, 
494,  497.  Auch  heißt  in  dieser  Chronik  der  Sohn  der  Henogin,  «d» 
kint  von  hessen^  nicht  Heinrich,  sondern  Ludewig. 

Einen  ^anz  besondern,  bei  Ursinus  p.  1305  fehlenden  Zusatz  hit 
der  Bericht  über  die  Schlacht  bei  Lucka  Bl.  263**:  da  worden  erdagsä 
CCCLX  man  mit  hehnen  vnde  gar  sere  vel  volkis  wart  gefangen,  vnde  ib 
wart  also  groß  mort,  das  die  Swahen  die  roß  uf  sneten  vnde  krochen  dan^ 
vnde  wolden  sich  alzo  behalden,  das  sie  biem  leben  mochten  hltbe-  vnde  iä 
hatte  or  eyn  wibißnam  IX  erslagen  mit  eyme  rockene,  da  man  an  spinä, 
der  nue  nach  da  seibist  in  der  kirchen  zu  lucka  ist  zu  warczeiehen.  mk 
von  deme  so  wart  das  sprechwort:  hut  dich,  es  geht  dir  anders  ab  Ai 
swaben  vor  lucka.  Vgl.  dür.  Chron.  §.  608,  wo  von  dieser  streitbarea 
Frau  und  ihrem  Rocken  nichts  vorkommt. 

Verschieden  von  der  dür.  Chron.  §.  626  wird  auf  Bl.  267**  Folgendflt 
erzählt:  Nach  cristi  gebort  tußent  CCCXVII  iare,  da  sammete  landtgrem 
friddrich  der  freidige  eyn  heer  czu  tungede  vnde  wolde  czihen  uf  den  Sfi 
von  Volda.  da  wart  om  eyn  son  zu  gotha  gebom,  des  wart  her  also  fnt, 
das  her  die  herfart  ztt  rythen  ließ. 

An  den  Tod  Friedrichs  des  Freidigen  ist  Bl.  271'  eine  in  der 
dür.  Chron.  §.  640—641  nicht  berührte  Sage  geknüpft:  damaiA  hm 
syn  son  gerne  erfaren,  wie  es  vmb  sine  sele  gewest  were,  vnde  hß  das  vor- 
suchen  eynen  meisten  von  der  swarczen  ktinst.  der  ofßnbarte,  das  sineftk 
or  fegefur  lede  in  deme  gründe  hinder  wartperg  vnder  deme  hindente^ 
thorme. 

Bl.  285*  steht  die  Notiz:  In  deme  selben  jare  quam  das^sloß  Brande»- 
borg  an  die  herschafft.  In  der  dür.  Chronik  fehlt  sie. 

Nach  diesen  Mittheilungen,  die  noch  durch  allerlei  kleinere,  der 
dür.  Chronik  fremde  Zusätze  und  Abweichungen  der  Erzählung  ver- 
mehrt werden  könnten,  darf  man  den  Gedanken,  SchlorSs  Abschrift 
enthalte  einen  Auszug  aus  Rothe's  größerer  Arbeit,  wohl  schon  stf 
^eben  und  fallen  lassen. 

Zur  Vierschiedenheit   des  InVvaUa  ^lotimcdA.  tcvx!^  4\ä  mehrmals  ak- 
^ejchende  Stellung  und  Reihenfolge  der  eixÄXVe^ "XlV^XaMäwea^  Tä« 


KCB  ERSTE  BEARBEITUNG  DER  DÜRINOISCHEN  CHRONIK  ROTHE*S.       141 

fejQt  im  Ganzen  die  Erzählung  in  beiden  Chroniken  denselben  Gang 
Knd  gleichen  Schritt,  einzelne  Abschnitte  jedoch,  namentlich  eine  nicht 
geringe  Anzahl  kleiner  Berichte  und  Angaben,  sind  bei  Schlorff  anders 
gestellt  und  geordnet  als  in  der  dür.  Chronik  und  diese  Verschieden- 
heit tritt  nicht  selten  in  so  aufiklliger  und  eigenthümlicher  Weise  her- 
vor, daß  gerade  dieses  ganz  unerklärliche  Abgehen  von  der  Ordnung 
nnd  (Gruppierung  des  geschichtlichen  Stoffes  in  der  andern  Chronik 
mit  einem  Auszüge  daraus  nicht  vereinbar  erscheint.  Fassen  wir  diese 
großem  oder  kleinem  Abschnitte,  in  der  altem  Landgrafengeschichte 
zahlreicher  vorhanden  als  in  der  spätem  Zeit,  noch  besonders  ins 
Auge,  so  stimmen  sie  mit  denselben  Erzählungen  und  Berichten  der 
dflr.  Chronik  in  ihrem  Wortlaute  meistentheils  so  genau,  oft  Wort  flir 
Wort  überein,  daß  an  einem  innern  Zusammenhange,  an  einer  ge 
wissen  Verwandtschaft  und  Abhängigkeit  der  beiden  Geschichtswerke 
von  einander  wieder  nicht  gezweifelt  werden  darf. 

Herr  von  Liliencron  hat  in  der  Vorrede  zu  seiner  Ausgabe  der 
dflr.  Chronik  des  Joh.  Rothe  durch  eine  sorgfkltige  Quellenanalyse  und 
durch  die  den  einzelnen  Berichten  beigeschriebenen  Citate  darzuthun 
Tersucht,  daß  die  dür.  Landesgeschichte  aus  einer  einzigen  Haupt- 
({Qelle  geschöpft  sei,  aus  der  von  Eccard  in  der  historia  geneologica 
principum  Saxoniae  superioris  abgedruckten  historia  de  landgraviis 
Umringiae.  Diese  lateinische  Vorlage  habe  Joh.  Rothe  fast  vollständig 
in  sein  deutsches  Geschichtswerk  hineingearbeitet  und  bald  wörtlich 
Ibersetzt,  bald  in  breiter  ausschmückender  Darstellung  umschrieben, 
[ch  lasse  diese  Meinung  vor  der  Hand  bestehen. 

Sehen  wir  nun  jene  Abschnitte  und  Stellen,  deren  Reihenfolge 
A  beiden  Chroniken  von  einander  abweicht,  zunächst  in  dieser  historia 
andgraviorum  nach,  so  zeigt  sich,  daß  dieselben  in  der  dtlr.  Chronik 
Tast  alle  durchaus  willkürlich  iu  eine  andere,  von  der  lat.  Vorlage 
ibgehende  Ordnung  gebracht  sind,  während  Schlorffs  Chronik  nicht 
ülein  in  diesen,  sondern,  wie  eine  fortgesetzte  Vergleichung  erkennen 
läßt,  in  allen  Erzählungen  durch  die  ganze  Geschichte  der  Landgrafen 
bindurch  bis  zimi  Tode  Heinrichs  und  dann  weiter  bis  zu  den  Streitig- 
keiten Friedrichs  des  Kreidigen  mit  seinem  Vater,  dem  Landgrafen 
Albrecht,  kiurz  von  Bl.  196** — 261**,  beinahe  Schritt  vor  Schritt  der 
bistoria  landgraviorum  bei  Eccard  folgt,  eine  Übereinstimmung,  die 
ganz  besonders  in  den  vielen  kleinen  Berichten  und  Angaben  in  die 
Augen  (kllt,  welche  zwischen  den  Hauptereignissen,  ohne  mit  den- 
selben einen  eigentlichen  Zusammenhang  zu  haben,  in  beiden  Werken 
iD  gleicher  Stelle  vorkommen.     Unterbrochen  ^d.  di^%^  ibxX  ^s^^- 


144  AUG.  WITZSCHKL 

vorbrante  in  der  nacht  sente  peters  monstir  vnde  der  pfqffen  hußire  a 
sente  peters  berge  vnde  in  deni  hrule,  vnde  sente  Seuerus  monstir,  vnJk  i 
ioorden  fanden  die  lichname  sente  Seuerus  vnde  siner  fravoen  sente  vi 
cencian  vnde  siner  tochter  [sente  Innocencian]  die  lange  zeit  verborge 
gewest  warn. 

Noch  mehr  als  mit  den  Worteu  der  dür.  Chronik  stimmt  die« 
Abschnitt  überein  mit  der  Erzählung  derselben  Fehden  in  der  histori 
de  landgraviis  Thuringiae  bei  Eecard  p.  358,  65 — 360,  14;  er  ist  du 
aus  übersetzt,  nur  in  etwas  freier  und  wortreicher  Fassung.  Die* 
Abstammung  unterliegt  hier  keinem  Zweifel.  Dasselbe  Verhältniss  ab« 
in  dem  wir  diesen  Bericht  zur  historia  landgraviorum  finden,  tritt  un 
durch  den  größten  Theil  der  Hs.  hindurch  beinahe  auf  jeder  Seite  eiri 
gegen;  überall  wo  der  Verf.  der  Chronik  nicht  eigener  Localkondf 
gefolgt  ist,  begegnen  wir  einer  genauen  und  vollständigen  Übere» 
Stimmung  des  Inhalts  wie  auch  der  äußern  Ordnung  und  Reihenfolge 
mit  der  lat.  Landgrafengeschichte.  Schlorffs  Hs.  ist,  um  es  kurz  toi 
und  bestimmt  zu  sagen,  von  Bl.  196* — 261''  eine  deutsche  Bearbeitoig 
oder  vielmehr  Übersetzung  der  düriugischen  Landesgeschichte,  weldn 
in  jener  von  Eecard  herausgegebenen  historia  de  landgr.  Thur.  roi 
S.  351 — 453,  29  enthalten  ist.  Dann  folgt  der  Chronikenschreiber  voi 
Bl.  262^  bis  zum  Ende  beinahe  ausschließlich  der  andern  von  Pistoria 
und  Struve  edierten  historia  de  landgraviis  und  gibt  in  derselben  Wei« 
übersetzt  und  bearbeitet  und  in  unveränderter  Ordnung  und  Folg 
ihren  Inhalt  von  §.  81—153.  Wohl  mögen  einzelne  Abschnitte  in  dicw 
zweiten  Hälfte  wieder  der  ersten  Landgrafengeschichte  bei  Eecard  enl 
lehnt  sein,  welche  von  S.  457  an  mit  der  histor.  landgr.  bei  Pistoria 
meist  zusammen  stimmt. 

Die  Thaten  und  Lebensverhältnisse  der  dür.  Landgrafen  bis  nn 
Tode  Balthasars,  ihre  Beziehungen  zu  den  deutschen  Kaisem  und  i 
andern  geistlichen  und  weltlichen  Fürsten  des  Reichs,  ihr  Verhalte 
zu  den  eigenen  Unterthanen  und  Vasallen,  merkwürdige  Ereignisse  nn 
Begebenheiten,  namentlich  aussergewöhnliche  WitterungsverhJÜtniB» 
Mißwachs,  Theuerung,  Wassernoth  und  große  Brände,  die  Schicksal 
einzelner  Städte  und  Klüsler  im  Lande,  besonders  der  Klöster  i 
Eisenach,  Erfurt  und  Keinhardsbrunu,  bilden  den  Hauptinhalt  diese 
dür.  Landeschronik  in  deutscher  Sprache.  Und  diesen  Inhalt  hat  de 
Chronist  aus  den  genannten  lat.  Werken  nicht  selten  ganz  wörtKc 
übersetzt,  gewöhnlich  aber  in  einer  breiten,  nach  eigener  Phanttsi 
ausmalenden  Darstellung  umschrieben,  ott  auch  mit  seinen  theils  d0 
Ijocalaage,  tiieiJs  der  eigenen  Orl&kewviXivv^^  ^\i\YvQm\\\^\i^\vT^t\\8Lte^  alld 


E  ER8TP.  BEARBETTUNO  DEH  DÜRIN(3I8CHE^  CHRONIK  ROTflE'S.       l4i 

t  erweitert  und  vermehrt.  Doch  lassen  alle  diese  ZusKtze  und  Ai 
mdckungen  keinen  Zweifnl  darüber  zu,  dnß  jene  beiden  Landgraf« 
■chichten  die   alleinigen  Quellen  ftir  den   bei  weitem  grrtßten  Thi 
I  gesammten   Inlialts  gewesen   sind,    eine  Thatsache,  die   hier 
rerkennbarer  und    zweifelloser  vor  Augen    liegt,    als  sie    zwi 
Üies  dür.  Chronik  und  denselben  Vorlagen  besteht.    Wer  den  obi 
Igehobenen  Abschnitt  über  den  Sängerkrieg  mit  der  histor.  de 
viift  Eco.  p.  40Ä— 409  oder  in  Ursinns  Chronik,  wie   übel  es  auöl 
i  ihrem   Texte    bestellt  Ist,   nur  einige  Seiten,  z.  B.  p.  IS 
87   oder   1306.  3S— 1309,    1314—1316  mit    der   hiator.    landgr.   bei 
1.  p.  414—425   und    bei   Pistor.  c.   84—88,    c.   96—99    vergleichen 
,  wird  ihre  vttlHge  Übereinstimmung   in  ihrem  Inhalte  wie  auch  in 
■  Ordnung   und  Reihenfolge    sofort   wahrnehmen.     Und   ao   verhalt 
I  zu  den  lat.  Originalen  die  ganze  tlbrige  Chronik. 

Unter  den  eigenen  ZnsÄtzen  des  Chronisten  finden  sich  einzelne 
richte  und  Angaben,  welche  auf  einer  genauen  Bekanntschaft  mit 
mschs  stftdtischen  VerhSltniasen ,  mit  seinen  Localsagen  und  ge- 
Uchtlichen  Traditionen  beruhen  und  nur  von  einem  Eisenacher  Yer- 
ler  herrllhreii  können.  In  der  oben  ausgehobenen  Stelle  über  da« 
ä  Eisenach  am  Peteraberge  zwischen  der  Höraet  und  Neaae  gelegen 
r  den  Anfang  und  Aufbau  der  jetzigen  Stadt  am  FuUe  der  Wart- 
;,  aber  die  ältesten  Kirchen,  Gebäude  und  Niederlassungen  in  der 
dt  and  Umgegend,  über  die  Entstehung  gewisser  in  der  Stadtäar, 
l^ner  Wüstungen ,  deren  Namen  noch  heute  in  den  Flurbüchern 
l  unter  dem  Volke  leben,  haben  wir  ein  Beispiel  und  Zeugnias 
ler,  wenn  auch  aagenhaften  Heimatskunde.  Nur  ein  Eisenacher 
mte  solches  Detail  aus  der  Stadtchronik  wissen ,  nur  ihm  konnte 
mtaressant  und  wichtig  genug  erscheinen,  um  es  seiner  Bearbeitung 
r  Übersetzung  der  lat,  Landgrafengeschichte  beizugeben.  Andere 
iptele  dieser  Art  sind  die  Localsagen  von  der  Königin  Reinschwig, 
I  dem  Axthich  der  Herzogin  Sophie  von  Brabant  in  das  Georgen- 
'  and  von  Friedrichs  des  Freidigen  Fegefeuer  im  Grunde  hinter 
i  Wartburg.  Woher  der  Chronist  die  Nachrieht  genommen  hat  von 
(r  Frau,  die  in  der  Schlacht  bei  Lucka  neun  Schwaben  ersehlug, 
t  sieb  mit  Bestimmtheit  nicht  sagen.  Sollte  sie  aber  docli  vielleiclit 

Eisenach    stammen   und    dem    Schlacbtgemftlde    nachgeschrieben 
1,  das  auf  der  Wartburg  befindlich  den  Streit  vor  Lucka  darstellte 

mter  den  Kämpfern  eine  solche  streitbare  Frau  mit  ihrem  Spinn- 
Über  dieses  Gemälde  vgl.  Rothea  dür.  Ohron.  §.  6Sf>. 

«  Hn*  B.Ui^  V.  ixvnj  Ji.hrg  \*i 


1 


ä 


146  AÜO.  WITZ8CHEL 

Was  wir  Bl.  232''  über   den  Guß   der  Eisenacher  Stunng^ 
lesen:  sie  wart  gegossen  an  dem  ersten  tage  des  heumumies  als  or 
schriß  hdiü,   kann  auch  nur  von  einem  Eisenaoher  geschrieben 
der  sich  bei  seiner  Jahresangabe  auf  die  Glockeninsehrift  beni& 

Besondere  Beachtung  verdient  der  kleine  ^  fast  unscheinban  Zi-: 
satz,  womit  der  Chronist  in  dem  Abschnitt  über  den  Sflngentrait  irf 
der  Wartburg  das  Haus  in  Eisenach  bezeichnet,  worin  Wolfram  im 
Eschenbach  seine  Herberge  hatte  und  vom  Teufel  des  Nachts  heinp* 
sucht  ward.  Nach  der  allgemeinen  Sage  (s.  annall.  Beinhardsbr.  p.  IH 
histor.  landgr.  bei  Eceard  p.  409)  gehörte  es  zur  Zeit  des  Singer 
krieges  einem  Bürger  Gotschalk,  lag,  wie  die  dür.  Chron.  p.  1700 
Mencken.  (§.  425)  sagt,  an  dem  Markte  „noA«  hey  dem  suleaetibar%* 
oder  nach  dem  Leben  der  heil.  Elisabeth  §.  6  dem  Brothanse  (den 
jetzigen  Rathhause?)  gegenüber  und  war  nach  unserer  Chronik  dAssdk 
HauSy  da  sidder  reynhart  fynkemayl  ynne  toonete.  Reinhard  Finkemii 
gehörte  einer  angesehenen  Patricierfamilie  an,  deren  IGtgliedar  in  da 
Eisenacher  Rathsfasten  vom  Jahre  1345 — 1444  oft  genannt  werden.  E 
lebte  in  der  zweiten  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts  und  scheint  in  da 
ersten  Jahren  des  folgenden  gestorben  zu  sein ;  zum  ersten  Male  kows 
sein  Nan*e  vor  in  dem  Verzeichnisse  der  Rathamit^eder  unter  im 
Jahre  1375 ,  zuletzt  unter  dem  Jahre  1402  oder  nach  einer  andsn^ 
der  hiesigen  Gymnasialbibliothek  gehörigen  Abschrift  dieser  Fssfea 
unter  dem  Jahre  1404.  Rathsherr  war  er  1375,  1384^  1392,  IS», 
1399,  1400  und  1402  oder  1404;  Stadtkämmerer  1383  und  Radiamttsftei 
1389,  1394,  1398.  Mit  diesen  Angaben  stimmt  freilich  eine  andere  meh 
ganz  überein  in  der  dür.  Chronik  bei  Schöttgen  und  Kreysig  dqd»- 
mataria  et  scriptores  histor.  germ.  Bd.  I,  105:  damoek  yn  deme  emism 
lare,  da  man  sehreib  XCII  uir(1392),  da  lifi  lantgrave  BaUhasar  HagmA 
das  sloß  uffslahinj  vnd  das  tadin  dy  von  Ysenach  weder  dy  Eiehisfdien 
vnd  den  ersten  nayl  den  slug  der  ratismeyster  von  Ysenadk,  gesund  EAr 
hart  Pynkymail,  vnd  slug  da  drißig  siege  vTid  gab  den  meystem,  dy  m, 
hatten  uffgehowin,  also  monchin  groschin  zcti  vortrinckin.  Offenbar  soDbd 
diese  Worte  den  Namen  des  Mannes  verherrlichen  und  dem  Andenken 
der  Nachwelt  überliefern,  zugleich  bezeugen  sie,  wenn  ich  recht  sehe, 
auch  des  Chronikenscbreibers  freundschaftliches  Verhftltniss  sa  den 
Eisenacher  Rathshcrm. 

In  den  Rathsfasten  steht  noch  unter  dem  Jahie  1402,  nach  der 

andern  Abschrift  unter  dem  J.  1404,  bei  dem  Namen  Reinhard  Pinker 

nail  die  Bemerkung:  hie  Beinhat'dus  autor  est  rähmarwn  Cftnnameenim 

gui  imc9'ibuntur  des  raths  Zucht,  vX  potet  ea&  lU«rU  vaitio/lAut  momns^ 


DIE  EB8TB  BEARBEITUNG  DER  DÜRINGI8CHEN  CHRONIK  R0THE*8.        147 

.Aof  diese  Notiz  und  auf  die  sprachliche  Beschaffenheit  des  von  Viknar 
"Witer  dem  selbstgewählten  Titel  herausgegebenen  Gedichtes  „von  der 
amptm^  etc.  gründete  F.  Bech  in  dieser  Zeitschr.  Bd.  6,  271  ff. 
Bit  Scharfsinn  und  Belesenheit  ausgeftahrte  Vermuthung,  daß 
diesee  Spmchgedicht  von  y^des  ivJti$  amcht^  nicht  verschieden,  vielmehr 
^dssselbe  sei,  auch  diesen  Titel  gehabt  habe,  aber  nicht  von  Reinhard 
-Pinkemail,  sondern  von  J.  Rothe  verfasst  sei,  der  es  seinem  Freunde 
und  Gtonner, .  dem  Rathsherm  R.  P.  gewidmet  habe^  friß  das  Acrosticbon 
Brinkard,  welches  die  Fuld«  Hs.  awar  unvollständig,  vollständig  aber 
die  Berliner  Hs.  darbietet,  bezeuge.  Der  Schreiber  jener  Bemerkung 
in  den  Eisenacher  Fasten  habe  irrthttmlich  in  jenen  großem  Anfangs- 
Imdistaben  den  Namen  des  Verfassers  vermuthet 

Wenn  ein  Verhältnisse  wie  es  Bech  annimmt,   zwischen  beiden 
Minnem  bestanden,   wenn  Job.  Rothe  von  jenem  Gedichte  wirklich 
der  Vei&sser  ist  und  es  Reinhard  Pinkemail  gewidmet  hat,  so  möchte 
Bin  wohl  auch  an  jenen  Zusatz  in  unserer  Hb.,  der  Wolfirams  Wohnung 
ii  Eisenach  zur  Zeit  des  Sängerstreits   bestimmt  in  dasjenige  Haus 
Terlegty  welches  im  14.  und  15.  Jahrhundert  Reinhard  Pinkemail  be- 
wohnte und  besaß,  die  Vermuthung  knüpfen,  daß  Job.  Rothe  denselben 
gemacht  habe  und  sich  damit  als  Verfasser  der  Chronik  kund  gebe. 
Die  wenigen  Worte  erscheinen,  wie  auch  die  in  der  andern  Chronik 
bei  Schöttgen  und  Kreysig  über  denselben  Eisenacher  Rathsherm  ge- 
gebene Notiz,  durchaus  als  eine  absichtsvolle,  auf  persönlichen  Rück- 
nehten  und   fireundschaftlichen  Verhältnissen   beruhende  Zuthat   und 
■eilten  ofiianbar  Pinkemails  Wohnung  in  den  Glanz  der  heimathlichen 
Sage  stellen,  mag  der  Chronist  einer  schon  bestehenden  allgemeinen 
Localsage  gefolgt  sein  oder,  was  gar  nicht  unwahrscheinlich  ist^  nach 
eigener  Dichtung   und  Erfindung   dem   Hause   seines  Freundes   und 
Gönners  diese  sagenhafte  Berühmtheit  beigelegt  haben. 

Doch  ich  will  diesem  Zusatz  nicht  mehr  Bedeutung  und  Beweis- 
kraft zuschreiben  ab  ihm  gebührt;  er  mag  vor  der  Hand  nur  daftlr  zeugen, 
daß  die  den  beiden  lat.  Landgrafengeschichten  nachgeschriebene  dttr. 
Landeschronik  in  Eisenach  entstanden  und  hier  ihr  Verfasser  zu 
Sachen  ist. 

Fassen  wir  aher  andere  Stellen  unserer  Handschr.  ins  Auge  und 
ihre  ganze  mit  der  dtlr.  Chronik  des  Job.  Rothe  so  auffällig  überein- 
itimmende  Erzählungsweise,  so  kann  dieser  Eisenacher  Verfasser  nicht 
lioger  verborgen  bleiben;  Rothe's  Autorschaft  tritt  auch  von  diesem 
Qsschichtswerke  unverkennbar  und  bestimmt  ans  Tageslicht. 

10* 


148  AUG.  wrrzscHEL 

Joh.  Rothe  war  in  Creuzbnrg  an  der  Werra  geboren,  wie  < 
noch  erhaltene  Urkunde  des  Bfarienstifts  in  Eisenach  vom  Jahre  1* 
und  das  Acrostichon  der  ersten  24  Capitel  in  der  dür.  Chronik  Johm 
Rothe  von  Omzeeborg  und  das  in  dem  Ritterspiegel  JohawMg  «on  Ort 
borg  Rothe  gmnamt  gleichmäßig  besagen  *).  Wie  er  nun  in  der  gr5l 
dür.  Chronik  den  geschichtUchen  Stoff  seiner  Quellen  gelegeAtlidi 
gilnzt  durch  Erzählungen,  die  seine  Vaterstadt  angehen,  dort  unter  a 
Einwohnern  als  Sagen  und  Volksüberlieferungen  lebendig  und 
aus  seiner  Jugendzeit  noch  im  Andenken  waren,  so  finden  ndi  i 
in  dieser  Chronik  einige  Abschnitte,  die  von  einem  mit  Crrasbi 
Schicksalen  und  localen  Traditionen  näher  bekannten  Verfasser 
schrieben  sind.  Bl.  259^  wird  die  Belagenmg  und  Eroberung 
Stadt  durch  Adolf  von  Nassau  unabhängig  von  dem  Bericht  der  hL 
Landgr.  bei  Ecc.  p.  448,  33—45  so  erziüilt:  Da  die  ttete  nue  km 
adolfe  nickt  hulden  wolden  vnde  auch  die  erbam  bähe  ane  der  rei 
erbe  willen,  da  Mmmete  konnig  adolff  ein  großes  heer  vnde  cxoek  im  dort 
vnde  nam  yeenache  yn.  das  machte  toartperg  vnde  klemme,  vnde  cBoek 
nach  vor  eruczeborg,  vnde  der  fort  obir  der  st<idt,  da  her  obir  die  « 
czoch,  der  heißt  nach  darvon  des  konniges  fort,  da  lag  her  vir  tos 
vor  der  Stadt  vnde  konde  or  nicht  gewinnen,  czu  letctt  da  sekoß  her 
daryn  vnde  vorbrante  die  Stadt  vnde  slug  da  vor  der  borgk  ein  huß 
vnde  hiß  es  dye  adolfsborgk,  das  nue  genant  ist  die  aluborg,  da  gek 
on  Wassers  vnde  bires  uf  deme  slosße,  das  sie  es  nicht  lenger  beha 
konden.  Die  Königsfiirt  über  die  Werra  und  die  Adolftburg  oder  i 
bürg,  noch  heute  in  Creuzburg  bekannte  und  genannte  Localnai 
kommen  auch  in  der  dür.  Chron.  §.  569  und  570  vor,  nicht  in 
Landgrafengeschichte,  die  nichts  von  diesen  Localitäten  weiß.  I 
mehr  Detail  hat  J.  Rothe  in  der  dür.  Chronik  dieser  seine  Vaters 
angehenden  Erzählung  hinzugethan. 

Bl.  277*  heißt  es:  In  deme  seO>en  jare  da  wart  ein  großer 
czwusschen  landtgrafen  friddriche  deme  ernsten  vnde  deme  gramen 
hennenberg,  der  ein  hdfer  gewest  toas  der  grauen  von  tcywuir  vnde 
sioartzborg.  da  der  landtgraue  lag  vor  erforte  mit  den  von  erforte  ' 
do  die  richtunge  gescliach  czu  wassenborg  czwusschen  den  grauen  von  aq 
vnde  deme  lantgrauen,  das  sie  om  or  landt  uf  gaben  vnde  ore  stoß} 
wart  in  der  stine  geteidinget,   das  der  landtgraue  sinen  son  friddri 


*)  Die  hier  aDgeso^ne  Urkunde  ist  cn  finden  in  der  Zeitselir.  ftir  thfir.  0 
ond   Alterthnmsk.  Bd.  3,  38.  Über   die  beiden  Acrostichen  e.   Bech  in  dieier  Zeil 
Bd.  6,  4Ö  tf.  55. 


►IE  ERSTE  BEARBETTTTfG  DER  DÜEmOISCHEN  CHRONIK  ROTHE'S.        149 


9oUk  des  VOM  hennenberg  tocMer,  tmde  solde  nm  am  werde  kuborg 
damtoeh  eswey  alofi  dar  cz^te,  Wide  darnach  vorczoch  am  dae  der  landt- 
^nme  vnde  wegerit  es  am  vnde  tcart  sin  ßendt  vnde  haiuffte  den  stein,  der 
AmtfcAm  ysenache  vnde  breäingen  lid,  widder  die  von  saIctM  vnde  czoeh 
1»  den  von  erfi^  vor  schaff mberg  vnde  hdag  e,.  vnde  da  quam  der 
im  hennenberg  vnde  wolde  sie  abe  triben  vnde  streten  da,  vnde  es  bieben 
iMe  bähe  todt  uf  beide  siten.  nach  so  hette  es  der  landtgraue  gewonnen, 
litt«  IUI  mutier  das  nicht  gehindert,  die  wolde  nicht  das  her  lenger  davor 
Ife.  dar  nach  da  exoch  der  graue  von  hennenberg  des  nachtis  vor  crucze- 
wmg  tmde  wolde  es  erstegen  hon,  da  worden  sin  die  wechtere  gewar,  das 
hr  meht  reddelichs  ante. 

Dieser  Abschnitt  weicht  von  §.  675  der  dür.  Chronik  wesentlich 
■b  und  zShIt  zu  den  Beispielen ^  welche  der  Annahme,  Sohlorffs  Ab- 
idnift  WA  aus  Rothes  größerem  Werke  excerpiert,  entschieden  wider- 
flüechen.  Er  ist  fast  wörtlich  aus  der  histor.  Landgr.  bei  Pistor.  Cap.  99 
^Ifcersetsty  den  Schluß  hat  aber  der  Chronist  hinzugethan;  in  der  lat. 
Vorlage  wird  der  Belagerung  von  Creuzburg  durch  den  Grafen  von 
Bennebergy  die  in  der  dür.  Chron.  §.  677  noch  ausführlicher  berichtet 
rird,  mit  keinem  Worte  gedacht. 

Es  folgt  in  der  Hs.  Bl.  278'  der  Bericht  von  einer  Überschwem- 
lini|i^  der  Werra  bei  Creuzburg:  also  man  czaUe  nach  cristi  gebort 
f.  CCC.  XLII  iar,  da  wart  vtnb  sente  marian  magdalenen  tage  gar  groß 
mner,  dae  die  werra  brücken  vnde  hufiere  boyme  vnde  was  gebuwis  da 
ie  ksg  hinweg  fürte,  vnde  warff  der  mum  obine  czu  hruczAorg  ein  stucke 
iääer,  das  man  mit  schiffen  in  die  etat  für  vnde  in  den  schiffen  kirschen 
am  den  boymen  aß,  vnde  tat  großen  schaden.  In  der  dür.  Chronik  §.  668 
Men  wir  von  demselben  Ereigniss  nur  die  Worte:  zu  Krutsiburgk  gyngk 
9  (das  Wasser)  Mr  die  st<itnmtcim  vnde  die  dosiirfrawen  muf/ten  mit. 
ifle  yirem  gesynde  das  doetir  rumen.  In  keiner  der  beiden  Landgrafen- 
reSchichten  wird  dieser  Überschwemmung  gedacht,  auch  das  Chronicon 
kmp.  zum  Jahre  1342,  das  nur  den  Rahmen  ftlr  beide  Chroniken- 
wriehte  geliefert  zu  haben  scheint,  sagt  nichts  von  Creuzburg.  Es  kann 
laker  nur  Joh.  Rothe  aus  Creuzburg  gebürtig  diese  Berichte  in  der 
shien  wie  in  der  andern  Chronik  verfasst  haben. 

Die  Eisenacher  Sage  von  dem  sündhaften  Leben  eines  Ritters  in 
Treflurt,  der  aber  täglich  die  sieben  Gezeiten  betete  und  deQhalb  von 
der  Jungfrau  Maria  bei  seinem  Sturze  vom  Hellerstein  wunderbar  am 
Leben  eriialten  wurde,  sich  dann  sofort  zu  Gott  bekehrte  und  in  Reue 
und  harter  Buße  sein  Leben  beschloß^  ist  die  Übertragung  einer  Marien- 
legende  auf  einen  Troffurter  Ritter.   Sie  war  "WoYA  Vm  'äwv^tä^c&V.^.  i.^ 


150  ,       AUG.  wrrzscHEL 

Eisenach  entstanden  nnd  dort  gleichsam  localisiert  Ihre  ganse  Fan 
und  ihr  Vorkommen  in  der  andern  Chronik  §.  664  sprechen  dafhr,  < 
sie  anch  in  unserer  Chronik  nur  von  Joh.  Rothe^  dem  Priester  i 
Vicarins  an  unserer  lieben  Frauen  Elirche  in  Eisenach^  heirOhren  ka 
Sie  lautet  BL  272**:  Da  vor  tool  eyn  tar,  da  aolde  der  egne  vtm  dnfi 
eyns  naektis  aD/eym  ruhen  obir  den  heldirHeyn  von  eifner,  hie  der  i 
geweet  was,  wan  her  aUeezit  den  toibem  vnde  meiden  nach  ging  viii  • 
legierte,  das  in  syme  gerichte  ngmandt  eine  toekter  obir  etwelfjar  oft  h 
den  torete,  nue  phlag  her  eyner  togunt,  dae  her  aJle  tage  tnfier  Ubenfi 
wen  gecssiUen  hetthe,  wan  her  wol  gelart  wae,  vnde  dieeelben  metthen  t 
vnßer  b'ben  frawea  betthe  her,  dae  her  obir  den  hddireiegn  in  der  ßui 
nacht  reit  da  hafte  her  vsfiem  voege  mieeereOien,  dae  far  qmam  i/  ( 
hoehen  etein.  da  dae  pfert  an  dae  ende  quam,  da  etoiezie  ee  widder, 
hyw  her  ee  mit  den  sporn,  das  es  den  steyn  mü  om  abe  epang.  das  fj 
czu  vil,  der  saJttd  lag  an  stucken  vnde  syn  etoert  in  der  scheiden  mf  si 
sythen;  wan  in  deme  faUe  riff  her  vnßer  libe  frawe  an  vnde  her  bleib' 
vnuorletczt.  darvmbe  tath  her  sich  der  werlde  ab  vnde  ging  m  egme  j 
wen  rocke  ane  echue  vnde  woUen  vnde  entpeiß  nummer  fleisdds,  ra 
oder  wyns,  vnd  gab  alle  syn  gtä  durch  got  vnde  sine  lehin  einen  trmi 
vnde  quam  keyn  ysenache.  da  ging  her  zcu  den  hirehen  barfuß  wun 
vnd  sommer  vnde  trat  cdeo  hart  dicke  in  die  steyne  vnde  haHe  eekorsei 
das  man  das  da  sporete,  vnde  bat  aUe  tage  vohr  den  hußem  brodt,  t 
wan  her  dee  sine  notdorft  geas,  so  vorgab  her  dae  obürge  den  arwmn  bä 
'  die  mit  om  nach  brote  gingen,  also  starb  her  czu  ysenache  m  großen  m 
in  armute  vnde  in  eyms  heiligen  lebene.  vnde  dae  her  sterben  wcllde, 
koeß  her  sime  bigraß  zcu  vnßir  Üben  fraiwen  an  die  aäer  vorsmtki 
etat  des  kirchhoffs  czwussehen  der  kirchen  vnde  der  etat  muren,  da 
schulere  zu  orer  notdorß  hen  gehn.  da  lyt  her  begraben,  da  Ußen  om 
herren  uf  deme  stiffle  vnfiirs  herren  marter  an  eyne  tafdn  cwu  einesi  fn 
an  die  kirchen  malen. 

Auch  die  Nachricht  über  das  Eisenacher  Spiel  Ton  den  flliif  kh 
und  flinf  thörichten  Jungfrauen,  welches  die  PredigermOnche  im  Ji 
1322  zur  AufiUirung  brachten ,  lässt  an  einen  Verf.  denken ,  der  < 
Mariendienste  nicht  fem  stand,  demselben  vielmehr  zugethan  war 
ihn  in  Schutz  nahm.  Bl.  270  erzählt  der  Chronist:  Also  mum  eck 
nach  cristi  gebort  tußent  CCCXXII  jar,  da  wart  nach  ostem  veneikn  i 


*)  sehormn  ist  wahrscheinlich  von  Schlorff  Terleaen  oder  ▼ergchrieben  am  m 
/^.  Vgl.  Frisch  Wb.  n,  227*».  mhd.  Wb.  II,  2,  216^  oder  sollte  sehoffin  m  der 
jpaegenden  Bedeutung  naohznw eisen  \md  \i<MnEQA\ii^V«ii  imsl^ 


^lE  ERSTE  BEARBEITUNO  DER  DÜRINOI8CHEN  CHRONIK  ROTHE'S.       151 

Uto  die  preddiger  or  abku  hon,  eyn  spei  csm  ysenache  von  den  funff 
^ridden  jungfratoen,  alßo  das  emcangeltum  ußicißt.  vnde  also  die  fwnff 
^Ondden  jungfrafcen  vartumet  worden,  da  tathen  sie  czu  male  degelichen 
nie  unße  libe  fravoe  unde  die  heilt fjen  bathen  alle  vor  sie,  vnde  das  half 
feiiff  ftfcA^  vnde  diiz  was  etzwas  zu  heiie  gespelet,  wan  maria  nach  die 
^tSigen  bethen  vor  keynen  vortumpten  nickt,  wann  sie  wollen  anders  nickt 
■iiJM  das  got  wil.   so  wil  ouch  got  czu  deme  jungisten  tage  nicht  barm-' 
Stetig  nach  genedig  mer  syn,  rundem  ejpt  gestrenger  riehfer,   doe  vor  in 
^9er  asit  igt  her  vns  genedig  vnde  barmherczigk,  vnde  wer  sich  mit  syner 
nee  vnde  htße  hye  uf  ertriehe  ader  in  deme  fegefure  vorsumet,  der  muß 
tti  schaden  habe,    czu  deme  speie  quam   auch   landtgraue  friddrich  der 
^eiiige,  vnde  saeh  das  vnde  hilditte  das  in  sich,   vnde  wart  czu  miUe 
omig  vnde  sprach:  was  ist  der  cristen  glauft^f  was  ist  nue  vnßer  hoffe- 
tmge,  ^Hßi  nicht  das  vor  vns  sundert  vnße  libe  fraice  betet  vnde  alle 
tf£f   heiligen  gefiehen  mögen  f  icorzcu  dinen  wir  on  f  wurvmbe  sollen  wir ' 
0  eren,  sollen  wir  nicht  gnade  ertcerbenf  vnde  bleib  also  funff  tage  Öi- 
'Hßeme  mumuthe,   kttme  besgnnigitte  man  on,  wie  das  czu  deme  jungisten 
^  gesehe  vnde  nicht  ehvr,   vnde  da  sliig  on  der  slag,  das  her  lam  wai . 
■   ejfnfr  sythen,    vnde  die   spräche  entpfil  om,  das  man  on  obile  vor- 
wsn,  vnde  her  lebete  darnach  wol  virdehalb  jar  vnde  besatczte  sin  selgerethe 
wd  esteuih  vnde  wart  begraben  czu  sente  kattherinän  vor  ysenache  in  sente 
'dhannes  eappeUen. 

Die  geschichtlichen  Thatsachen,  welche  der  Verfasser  unserer 
Huronik  ans  und  nach  seinen  QuoUen  mitthcilt,  gibt  er  im  Ganzen 
etren  wieder  und  hält  sich  fem  von  absichtlicher  Entstellung  oder 
lerichtignng.  Die  breitere,  mit  Worten  ausmalende  Schreibweise,  deren 
r  flieh  häufig  bedient,  mag  ihren  Grund  nur  in  dem  Streben  nach 
lentlicher,  lebendiger  und  anschaulicher  Darstellung  gehabt  haben, 
Be  der  kürzer  gefasste  lat.  Text  zum  bessern  Verständniss  nicht  selten 
«durfte.  Es  finden  sich  aber  einzelne  kloine  Zusätze  und  individuelle 
)emerkangen,  die  eigenthümlich  und  aufß&Uig  genu^  sind,  um  nicht 
tberBehen  zu  werden.  Einige  verrathcn  den  geistlichen  Stand,  dem  der 
ITerf.  angehört  haben  muß,  andere  sind  nicht  nur  willkürlich,  sondern 
mch  im  Widerspruch  mit  den  benutzten  Vorlagen.  Daraus  aber,  daß 
fiese  Znsätze,  Betrachtungen  und  IJrtheile  fast  mit  denselben  Worten 
neh  in  der  großem  dür.  Chronik  wiedorkehren,  darf  man  mit  Recht 
cnehen,  daß  beide  Chroniken  einen  gemeinsamen  Autor  haben. 

Bl-  280^  lesen  wir:  Also  man  schreib  nach  cristi  g*:bort  tusent  CCC.  L 
isr,  da  gingen  die  geißchler  mit  großen  scharen  in  den  steten  vnde  uf 
4»  dorffen  mit  vanen  vnde  sringen  vnde  hywen  sicfc,  unde  die  vcoxdAtv  wt- 


152  AUG.  WITZ8CHFX 

bannen  wm  deme  babitU  vmbe  des  willen,  das  sie  on  sdbir  hufie  tmb  sn 
sunde  saUüen  vnde  sieh  erlös  vnd  rediüofi  machten  mü  om  oßsnbam  huflss, 
die  njfemande  gAert  ezu  tkune,  danne  den  offenbam  sundem.  auch  so  gJkts 
sie  ezeiehen,  das  man  saeh,  vxis  sunde  or  igldicker  gethan  haUe,  wan  m 
ein  teil  vilen  uf  den  rucke,  ein  teyl  uf  die  siien  vnde  ein  iejß  uf  iss 
buch,  darnach  ore  sunde  waren,  vnde  predigitten,  das  on  nieki  erladä 
was.  dar  von  vil  ketczerige  enstundt. 

Dieser  Bericht  ist  der  histor.  Landgr.  bei  Pistor.  c  106  nadi- 
geschrieben^  wie  die  dem  Auftreten  der  OeiOler  auch  dort  vorangehende 
Erzählung  von  der  Tödtung  der  Juden  und  die  nachfolgende  von  der 
Sündenvergebung  in  Rom  und  dem  goldenen  Jahre  außer  allen  ZweiM 
setzen.  Die  Kritik  aber  ttber  die  Ketzerei  der  Geißler  gehört  dem  Ckro- 
nisten  allein  an.  Derselben  Beurtheilung  unterliegt  der  Unfug  dieser 
Secte  zweimal  auch  in  der  dür.  Chronik,  zuerst  §.  507 1  wo  ihr  Er- 
scheinen im  Jahre  1261  nach  den  Worten  des  CSiron.  Samp.:  flsno 
domini  MCCLXI  plura  milUa  flageHatorum  prodieruni  in  mundmm  ge- 
meldet wird,  dann  §.  688,  wo  gleichfalls  nach  CSiron.  Samp.  a.  1349 
und  nach  der  histor.  Landgr.  a.  a.  O.  von  ihrem  Auftreten  in  Düringen 
die  Rede  ist  An  beiden  Stellen  wird  gleichmäßig  ihr  Thun  und  TreibcB 
als  Ketzerei  und  schwere  Sünde  verurtheilt  Wie  nun  Joh.  Bothe  m 
in  der  dür.  Chronik  nicht  unterlassen  hat,  zweimal  bei  dmrgeboteoflr 
Gelegenheit  seinen  Unwillen  über  diesen  der  Kirche  zuwiderlanfondai 
Unfug  auszusprechen,  so  wird  sicher  auch  in  unserer  Chronik  nur  Jok 
Rothe  und  kein  anderer  den  beinahe  gleichlautenden  Bericht  abgefiMit 
haben,  der  hier  wie  dort  den  Anschauungen  und  Gbimdsätsen  eines  ] 
Priesters  am  Marienstifte  in  Eisenach  vollkommen  entspricht. 

Bl.  234^ — 239*"  wird  des  Landgrafen  Ludwigs  Heerfahrt  gegen 
den  Herzog  von  Polen,  der  düringische  Kaufleute  beraubt  hatte,  be- 
richtet, und  der  Zug  gegen  einen  fränkischen  Ritter,  welcher  dem 
Kloster  Reinhardsbninn  ein  Fuder  Wein  und  sechs  Pferde  weggenommen 
hatte,  mit  dem  Zusätze:  solche  erbeit  muhe  vnde  koste  vnde  ebenOmre 
hpsfunt  der  toguntsame  landtgraue  dicke  durch  einer  closter  vnde  ami 
armer  lufhe  willen.  Es  folgt  dann  die  Sage  von  dem  armen  Krimer  in 
Eisenach  und  des  Landgrafen  Verheerungszug  in  das  Würzburger  Oebiet 
wegen  der  dem  Krämer  geraubten  Waaren  und  die  Demtttfaigung  eines 
Herrn  von  Salza,  der  am  Aldenberge  dem  Kloster  Reinhardsbrunn  zum 
Nachtheil  einen  Bergfirit  errichtet  hatte,  durch  denselben  Landgrafen« 
alles  der  histor.  Landgr.  Ecc.  p.  416—418  und  den  Reinhardabr.  Annalen 
entnommen.  Dieselben  Erzählungen  hat  auch  die  dtlr.  Chronik,  aber 
/n  Anderer  Ordnung;  §.  436  den  Zur  liÄeV  Poleu^  437—438  die  Sage 


DIE  EESTE  BEARBEITUNG  DER  DÜRING18CHEN  cnRONlK  ROTHE'S, 


W^^ 


fon  dem  Krämer,  439  vgm  Ritter  Waltmann  von  Sedelstadt,  441)  den 

tnz  in  Eisenach,  44J  die  Zeretßruag  des  Bergfrits  bei  Reinhardabrunii, 

!  die  Heerfaiirt  um   das  Fuder  Wein.   Daran   ist  folgende  Betracli- 

;  geknüpfl ;  n«  mercket  was  der  mylde  logunUiimf.  fvrale  arbeil  ombe 

jpicr   elonter  iciüen  unde  konle  umbe  aeipier  armen  leiole  willen  beitwnde, 

■o  iV  wol  ifekoi't   hitt.    wie    her  aeyneii  esset  vor   Wirtd>wtj  gemeht  hat 

hI«  wie  her  mit  groasem  heere  y»  Polen  xoch  vor  Lvham,  vnibe  das  der 

rVM^   vam  Pofen  aeyne    burger,    die   koufmaiuchatz  yn  PöUn    nrnie  yn 

Ttgim  »aclUenj  berotthet  unde  gesehjfiidet  hatte.    Diese  individuellen  Be- 

»JtDiigen  stehen   in  offenbarer  Beziehung  zu  einander;   die  eine   ist 

r  ftiideni  nachgescbrieben,  und  zwar  rrscbeint  die  in  der  dUr.  Chronik 

■Is  eine  Wiederholung  und  Enveiterung  der  andern  mit  Bezugnahme 

f  die  vorher  erzählte  Besubützung  des  armen  Krämers,  Sieher  haben 

eide  einen  gemeinsamen  Autor. 

Bl.  254*  wird  die  Ländertheilung  des  Markgrafen  Heinrich  von 
[dßen  mit  seinen  Söhnen  Albreeht  und  Dietrich  nach  der  bistor. 
iMidgr.  bei  Ecc.  p.  4.S2,  26—32  oder  bei  Piator.  c.  63  so  erzfthlt: 
AUo  man  »chrtib  nach  criati  gebori  tufiaii  CG.  LXV  iare,  da  teilte  aick 
!  heinrieh  mit  sinen  »on,  die  zeu  tvren  jaren  nii  kommen  waren, 
tiäo  das  her  <mt  behilt  missener  landi  vnde  aime  sone  dittheriche  gab  her 
■  tku  otferlandt  vnde  did  marcgi-afi'eschaft  zu  landtßherg,  vnde  aime  sone 
Albreehte  gab  hei'  yn  das  landl  czue  doringen  vnd  das  phaUsgraßetum  zu. 
Saehaxn.  Das  Pfalzgrafen thum  zu  •Sachsen  erwähnt  keine  der  beiden 
Lfutd  grafenge  schichten,  das  hat  der  Chronist  hinzugethan.  In  iler  dlir. 
(3ironik  kommt  diese  Lftndertheilung  zweimal  vor.  Der  erste  Bericht 
{.  &0&  stimmt  mit  den  Qnelhn  ühnreiu.  §.  517  aber,  wo  nochmals 
^von  die  Hede  ist,  hat  den  Zusatz:  dißer  lantyrave  Alhrechi  irit*  mech- 
tigk  yn  Uorytigen  vivle  teas  ouch  rforzu  eyn  phaltz^-ave  zu  Sachße». 

Bl.  257'' — 2.^8'  werden  die  zwischen  dem  Landgrafen  Albrecht 
rad  seinen  beiden  Söhnen  Friedrich  und  Dietrich  jiusb  rech  enden  Feh- 
den nach  bistor,  Landgrav.  Ece.  442,  49—60  erzfthlt.  Der  Markgraf 
Friedrich  filhrt  zuerst  einen  Biachof,  der  eyn  sunderlicher  ratith  was 
landtgmuen  Albrechlia,  in  Gefangenschaft,  wird  aber  dann  «elbst  von 
Hmn  Grafen  von  Käfernburg  gefangen  und  zu  seinem  Witer  auf  die 
Wwtbarg  gebracht,  rfer  hilt  on  da  gefangen  vilnoek  eyn  Jar.  da  ijitame» 
'  lidhe,  dir  m  beymelichen  mit  deme  aoni'  hi/dm,  csii  wartperg  vnde 
WAh  om  des  nac.htis  uß  denw  gefengnisse  mide  n/ivufn  mit  oji,  loa*  s!'- 
bringen  vioekten,  vnd^  «fegen  hindene  bie  der  cisUn'ne  obir  dirf 
n  J'riddriche  vnde  brachten  on  darvon.  da  strafften 
I,  her  sich  widder  den  viter  also 


'<::t^*A^^J 


154  AUG.  WITZSCHEL 

antworte  her:  alles  da$  her  an  myme  brtidere  vnde  an  mir  thut,  de»  tot- 
gefie  ich  tcol,  dbir  des  hissee,  den  mir  myne  mutter  seüige  in  mynen  badba 
gAiesen  hat,  des  kan  ich  also  wenig  vergesse,  also  mir  der  narwe  ahegM 
Dieser  Abschnitt  stimmt  im  Ganzen  zusammen  mit  der  dür.  Chronik 
§.  543,  daß  al^er  die  Freunde  und  Helfer  des  jungen  Markgrafen  die 
Mauer  der  Wartburg  „binden  bei  der  Cisteme^  Übersteigen,  ist  dei 
Chronisten  besondere  Ausmalung,  die  er  hier  anbringt,  wfihrend  nadi 
der  dtlr.  Chron.  §.  601  der  Markgraf  auf  diesem  Wege  die  Wartboig 
ersteigt  und  gewinnt.  Auch  die  Worte,  welche  Friedrich  den  Anhingen 
seines  Vaters  und  ihren  Straireden  entgegnet,  lässt  die  dlir.  Chzmnk 
§.  545  ihn  bei  einer  andern  Gelegenheit  sagen,  bei  der  Aussöhnung 
welche  der  römische  König  Rudolf  zwischen  dem  Vater  und  seinen 
beiden  Söhnen  unternahm.  Diese  Ausschmttckungen  der  geschichtlichen 
Thatsachen,  in  beiden  Chroniken  zwar  abweichend  angebracht,  ht- 
stätigen  gerade  dadurch  und  durch  ihren  gleichen  Wortlaut  den  gemein- 
samen Ursprung  und  Verfasser. 

Bl.  258^:  Dae  erheittt:  landtgraue  Albrecht  dar  nach,  uye  das  her 
die  hindere  erbelos  gemachte,  vnde  ließ  einen  son,  den  her  hatte  hie  hmMm 
von  ysenberg  die  wile  das  sin  eliche  frawe  noch  lebethe,  elichen  von  desu 
konnige  vnde  her  meynte  her  wolde  denselben  kebißson  ezu  eyme  henm 
in  doringen  gemacht  habe,  da  wolden  om  die  erbam  luthe  nicht  hmUe 
nach  die  stete,  da  gab  her  om  Thetieberg  in  vnde  das  gerichte,  das  isr 
zcu  gehöret,  vnde  syn  wapen  was  ein  hmther  lawe  mit  eyme  helme  Mr 
das  houpt  gestorczit,  vnde  syn  name  was  landtgraue  Apetz.  Das  ist  nach- 
erzählt den  Worten  der  histor.  Landgr.  bei  Eccard  p.  443,  21 — 30, 
womit  auch  die  bei  Pistorius  c.  73  übereinstimmt;  aber  weder  die  eine 
noch  die  andere  erwähnen  das  Wappen  des  Landgrafen  Apitz.  Die 
Beschreibung  desselben,  die  in  gleicher  Weise  in  der  dflr.  Chronik 
§.  545  vorkommt,  ist  des  Chronisten  eigener  Zusatz,  und  zwar  des 
Joh.  Rothe,  der  in  seinem  Ritterspiegel  v.  621 — 628  sagt: 

Wer  einen  fogil  adir  ein  tir 

Furit  an  sime  Schilde, 

Dar  an  sult  ir  nu  merkin  schir, 

Ez  89  zam  adir  wilde  y 

Ist  em  das  antlitze  bednckit 

Adir  sint  em  die  ougin  vorbundin. 

So  was  die  mnter  der  er  in  nackit, 

Do  eme  das  woppin  wmi  fundin. 
Eunigunde  von  Eisenberg  war  gestorben   nach  unserer  Chronik 
BL  260^  im  Jahre  1297,  vnde  kwmc  obir  eyn  IvoDm  ior  dar  ma/ck  or  #w 


£  ERSTE  BEARBEITUNG  DER  DÜRIN6I8CHEN  CHRONIK  ROTHE*S.       155 

^dignme  apito,  von  den  sieh  aüü  obü  czu  doringen  gehahm  haXU,  vnde 
i  worden  beide  ezu  sente  katherinan  vor  ysenache  begraben  vnde  besehiden 
i  dmne  elottere  da$  dorff  zu  deme  langen  hayne,  da$  sie  nach  beeOeeen 
de  on  eidder  von  den  fureten  bestetigit  wart  essu  selgereihe.  Die  Sohen- 
mg  des  Dorfes  Langenhain  bei  Waltershausen  ist  des  Eisenadier 
ironisten  Zusatz,  die  histor.  Landgr.  bei  Elcc  p.  44t,  1 — 7  mid  bei 
iftor.  c  80  sagen  nichts  davon.  Die  Worte  aber:  da$  eis  nach  6e- 
ScMR  vnde  on  sidder  von  den  fursUn  bettetigit  wart  ceu  eelgerethe  darf 
tax  wohl  aof  dieselben  Anfechtungen,  welche  nach  der  dtU*.  Chronik 
568  das  Kloster  später  von  den  FtU*sten  wegen  dieses  Besitzes  gehabt 
t^  beziehen  y  ond  wie  diese  Worte  auf  derselben  genauem  Bekannt- 
liaft  mit  den  Klostenrerhältnissen  beruhen,  so  haben  sie  auch  den- 
Iben  Autor. 

BL  262  wird  Folgendes  erzählt:  Also  das  erkante  frawe  Alheit  die 
wäigrqfinne  das  or  stiffson  vnde  or  tochter,  der  or  eydam  worden  was, 
w  van  deme  lande  rnochien  kommen,  so  gab  sie  om  wiße  vnde  wege  dar 
^,  das  her  uf  wartperg  quam,  wan  sie  hatte  landigrauen  friddriche 
s»  mfdem  cssu  male  Üb,  aber  vor  sime  vatere  gar  hegmdichen.  da  das 
B  von  ysenaehe  vomommen,  da  czogen  sie  in  den  hayn  vor  wartpergk 
'i  des  kanmgis  voyten  vnde  buwetten  widder  die  yseneeher  borg  vnde 
wäMien  den  bergk,  vnde  die  von  erforte  vnde  die  von  moihußen  vnde  die 
n  narthußen  lagen  mete  daruffe  von  des  hmnigis  bethe  vnde  geheiße 
^gen,  vnde  yr  ygkliche  stat  hatte  or  eygene  koche  daruffe,  also  das  nach 
wifien  fftnff  kellere,  die  daruffe  in  den  stein  gehawen  sint,  vnde  satezten 
ne  bliden  czuschcn  die  yseneeher  borg  vnde  die  viheborg,  dae  die  bUden- 
ü  in  den  berg  gebrochen  ist,  vnde  worffen  stettlieh  zu  wartperg  zu,  vnde 
r  vaier  landigraue  aU>reeht  der  muste  wartperg  rume  vnde  kmdtgraue 
iddrich  der  brachte  sine  hußfrawe  da  keyn  wartperg  czu  der  mutier. 
fo  da  dÜL  eyne  lange  wile  gewerte,  das  on  spise  daruffe  gebrach  vnde 
\ste  gebrechen  leden,  da  reyt  landtgraue  friddrich  czu  sime  swagere  deme 
rezogen  von  Brunswig,  vnde  mit  des  hülfe  vnde  eines  bruder  uß  deme 
terlande  vnde  missen  so  spisette  he  wartperg  mit  gewcdt  vnde  treib  die 
n  ysenache  von  der  frawenborg,  vnde  da  ober  der  stat  hiJt  her  die  wile 
\t  dryehundert  mannen  mit  hebnen.  vnde  da  seibist  quamen  die  wayne 
r  uß  deme  sengilbache,  vnde  des  fueßvoOcs  mit  den  wagen  was  ane  czal, 
de  fing  des  konnigis  voyte  vnde  gar  vil  luthe,  die  von  der  yseneeher  borg 
IS  gerne  gewert  hetten,  vnde  fürte  sie  keyn  wartperg  vnde  satezte  sie  da 
u  da  starb  or  vü  hungere  in  deme  gefengnisse,  vnde  des  konnigis  voyt 
r  starb  da  auch,  vnde  die  von  ysenache  die  holten  on  vnde  vxirt  be- 
aben  esu  den  predigem. 


166  AUG.  W1TZ8CHEL 

Den  Kern  der  ganzen  Erzählung  finden  wir  in  der  histor.  Landgr. 
bei  Pistor.  c.  81.  Die  dort  erwähnten  Ereignisse  sind  aber  hier  nil 
Zusätzen  ausgestattet,  die  auf  des  Chronisten  eigener  Kenntnias  dieser 
Örtlichkeiten  beruhen;  denn  von  den  einzehien  Flfttsen,  welche  die 
verschiedenen  Belagerungsmannschafien  eingenommen  hatten,  von  des 
fbnf  in  den  Felsen  gehauenen  Kellern  und  Küchen  ist  dort  keine  Bede. 
Diese  Zuthaten  lassen  zunächst  den  Eisenacher  Verfasser  bestinnt 
erkennen,  daraus  aber,  daß  dieselben  Notizen  auch  in  der  dflr.  Cihitmik 
§•  601 — 605  vorkommen,  erhellt,  daß  dieser  Ver&sser  Job.  Bothe  ist 
Albrecht  Knut  hatte  gegen  den  Markgrafen  Friedrich  den  Frei- 
digen  übermüthige  Rede  geführt  und  gedroht,  ihn  wieder  von  den 
Lande  zu  bringen,  zu  dem  er  ihm  geholfen  habe,  da  amtworte  der  hent: 
das  ml  ich  bewaren  ab  ich  kan,  vnde  liß  on  angrifen  tmde  Uß  om  ew- 
«ftincb  den  kaph  ezu  ysenache  uff  deme  margkte  abeslahen  vnde  on  en 
den  fredigem  da  selbis  begraben.  So  unsere  Chron.  Bl.  269**  in  Übor- 
einstimmung  mit  der  dür.  Chron.  §•  634,  die  noch  hinzusetzt:  ebdidu 
kronieken  sagen  das  her  an  Heß  yn  dem  stocke  erworgen.  Die  histor. 
Landgr.  Pist  e.  88,  welche  hier  als  Quelle  gedient  hat,  sagt:  jFVJakrin» 
marchio  quendam  nobilem  Albertum  Knut  pro  aliguibus  fiivoUs  vmim 
prolaüs  —  turri  mancipavitj  qui  mortuus  est  et  sepuüus  in  eonvenhi  frsr 
trum  praedicatorum  in  Ysenach,  Und  das  chron.  Samp.  zum  Jahr  1318: 
Friderictis  marchio  quendam  militem  dictum  Knut  pro  aliquibus  frivdt 
€i  indoete  prolatis  captum  in  Warperg  fame  miserahiUter  neea»iL  Beide 
Chroniken  stimmen  also  hier  gegen  ihre  Quellen  überein;  Job.  Rolhe 
folgt,  wie  es  seheint,  einer  Eisenacher  Überlieferung. 

Bl.  280*'— 281':  Der  herczoge  von  Brunswig,  genant  heretoge  AlbreeÜ 
vomme  saltze,  roubete  die  erbam  luthe  in  deme  lande  cssu  doringem  twie 
tath  on  vil  obirlasts  vnde  tcolde  des  nicht  laßen  durch  des  landigrüfm 
friddrichs  von  doringen  willen,  vnde  sprach:  her  roob  sin  landi  vor  dm 
doringen  wol  behalden,  ab  es  marcgrafen  reynette,  vnde  hiU  des  aße  rouhen 
uf.  da  sammette  landtgraue  friddrich  der  frnntholde  egn  grofiis  meektigi* 
heer,  also  es  vor  bie  LX  jam  ye  gesehen  wart,  vnde  czoch  in  saehxen  vnde 
gewan  die  hindenborg  vnde  wynthußen  vnde  nach  andei'e  czwey  stoß,  vnde 
vorherefe  om  alle  syn  landt  vnde  vorbrante  sine  dorfere  vnde  legte  sieh 
vor  das  saltz  vnde  lyfi  wei'gk  vnde  katczen  machen  vnde  treib  sie  hgn  czM. 
da  hatte  der  herczoge  eyne  blye  buchßen  vnde  schoß  in  das  wergh,  dits, 
was  die  erste  buchße,  die  man  in  diesen  landen  hatte  voimommen.  da  brachte 
landtgrafe  friddrich  on  dar  czu,  doft  her  om  nviste  vorgißeln  nach  cw 
ryihen  keyn  ysenache  vnde  sich  guttlich  mit  om  czu  sunen,  dar  nach  brach 
Aar  den  /rede,  da  czoch  aber  landJtgirafe  j^riddricK  ohxr  o«\  omlcru;^  mit 
<fcAt  hi/Sent  gewapenten  vnde  brachte  on  czu  steter  «utie. 


DIE  EH8TF.  BRARBEITl'NG  DER  DCRISOIBCHRN  CHRONIK  ROTHE'S.        157 

Dieser  Abschnitt  ist  aus  der  histor.  Landgr.  Pistor.  cap.  114  ge- 
aommen,  wie  der  Wortlaut  mehrmals  zeigt,  und  hat  denselben  Zusatz 
nber  die  Belagerung  des  Schlossea  Salza,  der  auch  in  der  noch  wort- 
reicheren Diirstellung  der  dUr.  Chron.  §.  706—707  vorkommt.  Aber 
die  Abäaderung  der  Worte  „venire  in  ITm/ringiam"  des  lat.  Textes, 
welche  in  der  einen  Clironik  nach  czu  rylken  keyn  ysenacke,  in  der  auderu 
jpt  yaenaehe  zu  kommen  lautet,  spricht  deutlich  für  den  Eisenacher  Ver- 
gaser Job.  Rothe. 

Zuletzt  filbre  ich  noch  eine  Stelle  an  an»  dem  Berichte  über  die 
Qe&ugenschaft  Ludwigs  des  Springers  auf  dem  G ibichen stein ,  den 
unsere  Chronik  nach  der  histor,  Landgr.  bei  Pistor.  c.  15  gibt,  wie 
(Ke  gleiche  Reihenfolge  der  vorangehenden  und  nachfolgenden  Ab- 
schnitte sieht  bezweifeln  lässt.  In  diesem  Berichte  heilit  es  Bl.  302'': 
W  «jori  (der  Graf  Ludwig)  oth6  «ner  krangkeif  wiütn,  alio  her  sich 
AtUe,  uß  rfetn  ve»ter  gi-sloßm  Wide  sech*  frbar  luthe  die  saßen  mit  om 
äff  drr  kemwitteit  besloßen  imde  htitten  nyn.  Diese  sechs  Wftcbtor  kom- 
men wieder  vor  in  der  dür.  Chronik  p.  1676  (§,  347):  wkVb  dy  gyn 
hatten  dy  hattin  dan  ■nwsßh-nefi  wo'  onde  veste  bailossin,  der  tcas  sechse. 
Duca  bemerkt  Hr.  v.  Liliencron:  „Da  alles  übrige  der  kürzeren  Dar- 
stellung der  beiden  (Quellen  (nändich  der  Annall.  Reinhardsb.  p.  12,  16 
bis  13.  24  und  der  histor.  Landgr.  Ece.  p.  357,  5Ö— 358,  14)  hinzu- 
^(bgtr  Detail  ganz  tiiebtlich  nur  Ausschmückung  des  Chronisten  selbst 
i«t,  Bo  wird  man  sich  filr  dieee  sechs  Wiit-hter  nicht  nach  einer  andern 
Quelle-  umsehen  wollen."  Kilr  uns  ist  da«  Erscheinen  der  sechs  Wächter 
in  beiden  Chroniken  ein  un verwerfliches  Zeugnis»  tllr  Rothea  Autor- 
achaft  auch  von  der  in  Schlorffs  Abschrift  enthaltenen  Chronik. 

Diese  unxweifelhafte  Autorschat^  erklltrt  nun  ganz  von  selbst  die 
vielfache,  fast  durchgehende  LTbereinstiramung  der  beiden  Chroniken 
in  ihrem  Wortlaute  und  Ausdrucke.  Beft'hten  wir  dieseii  Verhaltniss 
KCDauer,  so  begegnen  wir  dem  gleichen  Wortlaut  zunKchst  in  einer 
ziemlichen  Anzahl  gröüerer  imd  kleinerer  Abeehnilte,  welche  vom 
Anfang  bis  zum  Ende  in  beinahe  unveränderter  Fassung  und  nur  mit 
geringeu  Abweichungen  in  beiden  Chroniken  stehen.  Aber  auch  in  den 
Abschnitten  der  dtlr.  Chronik,  welche  den  Inhalt  in  Schlorffa  Hs.  ent- 
weder kürzer  und  gedrängter  oder  umlangliclier  und  mit  allerlei  Er- 
Eeiterungeu  wiedergeben,  finden  wir  auffällige  Ü  herein  Stimmung.  Eine 
ergleichung  der  Hs.  Blatt  lUr  Blatt  mit  der  dtlr.  Chronik  zeigt,  daß 
ozer  Inhalt  mit  Ausnahme  der  ihr  allein  gehörigen  Stelleu  und 
litte  theila  vollständig  und  Wort  Rir  Wort,  wenn  auch  nicht 
einer  andern  Ordnung  und  Folge,  in  die  äüi.  Cä«ö^'^  "«S.*i.fex 
I I 


158  AUG.  WITZ8CHEL 

anfgenommen  ist,  theilB  versteckter  und  Yerschluiigener  gleich  eioen 
rothen  Faden  sich  durch  dieselbe  hindurch  zieht  Scheiden  wir  in  eine 
nicht  geringen  Anzahl  Capitel  der  großem  Chronik  die  einaebieD  d 
anwesentlichen  Zuthaten  aus,  womit  J.  Rothe  den  geschichtlichen  Sld 
seiner  lat  Quellen  vermehrt  hat,  beseitigen  wir  auch  die  der  eigonl 
liehen  Geschichtserzählung  vorgesetzten  Einleitungsworte ,  die  durd 
ihren  Sinn,  öfter  noch  durch  die  seltsamen  Wortstellungen  midbUei 
und  nur  angebracht  sind,  um  in  die  Anfangsbuchstaben  der  Capite 
das  Acrostichou  zu  legen,  womit  des  Verfassers  Name,  Person  um 
Lebensstellung  verewigt  wird:  so  bleibt  beinahe  überall  der  Inhal 
unserer  Chronik,  meist  auch  dem  Wortlaute  nach  erkennbar/  nur  alUi 
llbrig,  wenn  auch  durch  Umstellung  und  Vertauschung  einaelner  Au 
drücke  und  Bedewendungen  bisweilen  abgeändert  oder  durch  fis* 
fbgung  von  Worten  und  Sätzen  ins  Breite  gezogen.  Die  kürser  gefiustei 
Berichte  dagegen  stellen  sich  in  den  meisten  Fällen  als  unverkennbüB 
Auszüge  aus  unserer  Chronik  dar. 

In  Beispielen  diesen  Sachverhalt  nachzuweisen  und  anschaolifili 
zu  machen,  muß  ich  hier  unterlassen.  Den  einen  oder  andern  Absehnitt 
auszuschreiben  würde  daftir  nicht  ausreichen;  die  genügende  AnnM 
aber  von  beweisenden  Stellen  zu  geben  gestattet  nicht  der  Raum,  vi 
den  ich  mich  zu  beschränken  habe.  Ein  Beispiel  fast  wOrtlich  flbereiD- 
stimmender  Darstellung  ist  enthalten  in  der  oben  ausgehobenen  EnA- 
lung  von  Heinrichs  Kämpfen  mit  seinem  Gegenkönige  Rudolf  von  Bhei&- 
felden.  Auch  auf  Ursinus  Chronik  kann  ich  nicht  gut  verweisen,  ikr 
durch  und  durch  verderbter  und  interpolierter  Text  kann  dieser  BeweiB- 
ftlhrung  wenig  dienen.  Zur  Noth  lassen  sich  vergleichen  die  ElrsähluiigeD 
von  Dietrich  und  Irminirid  p.  1244—1248  mit  §.  159—168  der  dfir. 
Chronik  *)  und  die  von  Joh.  Rothe  besonders  ausgeschmückte  und  in 
Oang  gebrachte  Sage  von  der  Flucht  der  Landgräfin  von  der  Wart- 
burg p.  1297  f.  mit  §.  519—521. 


*)  Waa  wir  am  Ende  dieses  nach  Ekkeh.  176  flg.  gegebenen  Beneblet  fibef 
die  Kämpfe  zwischen  Dietrich  und  Inninfrid  in  unserer  Chron.  Bl.  ISO*  noch  lesen: 
die  Sctchfien  die  heatalten  Schidingen  vnde  vormantmi  den  konnig  Hnei  gelobdi»,  der  fsi 
ofi  Sckidingen  vnde  waa  andernt  der  Vruinä  lag  m  aUeme  rechtm.  dU  geeehatk  «cd 
eritti  gthort  DXX  jar.  da  buweUen  He  dar  nach  die  bürge,  die  nach  der  Saehxen  imrf 
heißen  vnde  die  nam  der  aide  riUer  Hag  yn,  vnde  von  ttime  getUchte  eint  die  erhar  bäh 
hmunen ,  die  vor  dem,  Uartze  tconen,  genant  die  Hacken,  also  bleib  der  erheim  UUke  fi 
tu  doringen,  die  Sachxen  xcaren  vnde  nue  doringiech  sprechen,  man  wil  OMieh  dae  sii  de 
geexUen  die  von  Staiberg  eich  erhüben  vnde  Stalberg  buufetten  etc.;  nndwas  mm  Tlieil  ni 
denselben  Worten,  doch  etwas  breiter  auch  in  der  dür.  Chronik  §.  166»  7  lad  161 
wieder  rorkommif    gehört  ebenfalls  zn  (Veii  KTmse\Kvn^<i\rancEa ,   die  Job.  Roth^  des 


DIE  EBBTE  BEABBEITUNG  DER  DÜRINGI8CHEN  CHRONIK  ROTHE*S.       159 

Dieses  bloßgelegte  Textverhältniss  der  einen  Chronik  zur  andern 
hat  noch  andere  beachtenswerthe  Seiten.  Zuerst  widerlegt  es  die  schon 
berührte  Meinung  des  Heim  v.  Lilieneron,  daß  die  zweite  größere 
Hilfte  der  dttr.  Chronik  unmittelbar  auf  die  von  Eccard  abgedruckte 
historia  de  landgraviis  Thuringi»  gegründet  sei.  Sie  beruht  vielmehr 
auf  unserer  Chronik.  Diese  ist  beinahe  vollständig  in  das  größere  Werk 
hineingearbeitet  und  von  der  darin  enthaltenen  dttr.  Landesgeschichte 
der  eigentliche  Kern,  an  den  sich  die  ganze  ttbrige  Kirchen-  und 
Profangeschichte  und  jede  Vervollständigung  aus  schriftlichen  Quell^ 
Volkssagen  und  Localnachrichten  angesetzt  haben.  Die  dttr.  Chronik 
gibt  sich  in  ihrer  ganzen  Beschaffenheit  vom  Anfiuig  bis  zum  Ende 
als  eine  zweite  vermehrte  und  erweiterte  Ausgabe  unserer  Chronik  ssu 
erkennen;  eine  genauere  Betrachtung  und  Vergleichung  der  beiden 
Werke  kann  sich  dieser  Überzeugung  nicht  verschließen.  Selbst  der 
IVolog  in  Schlorils  Hs.  mit  der  Dedication  an  den  Ritter  Bruno  von 
Teideben  ist  stellenweise  ftir  das  der  Landgräfin  Anna  gewidmete 
größere  Werk  benutzt  worden^  16  Strophen  sind  daraus  als  Bausteine, 
ein  wenig  behauen  und  anders  gestellt,  zum  Aufbau  der  gereimten 
Vorrede  nochmals  verwendet  und  darin  angebracht. 

Der  sprachliche  Einklang  der  beiden  Chroniken  ist  auch  ftlr  ihre 
Tezteskritik  nicht  zu  ttbersehen.  Daftlr  nur  ein  paar  Beispiele.  In  der 
ditr.  Chronik  p.  1649,  37  (§.  167)  heißt  es:  riüer  Hag  der  gab  gynen 
fnmdin  egn  zceichin  yn  deme  erstin  slaffe  vnde  quamen  gtälingin  zcu  der 
äad  vnde  degin  vngemeldit  obir  dy  toechter  vnde  quamen  yn  dy  stad  vnde 
riffn  er  keyner  mit  grofiim  gedone.  Statt  des  sinnlosen  keyner  hat  schon 
Bech  kreyer  vermuthet  Diese  Vermuthung  wird  bestätigt  durch  die 
Hb.  des  Fabricius  auf  der  Bibliothek  in  Weimar  und  durch  die  Worte 
in  SchlorflEs  Abschrift  Bl.  179*:  cdsso  quamen  sie  czu  der  stadt  in  deme 
enUn  klaffe  vnde  etegen  daryn  vnde  begunden  da  ore  kreyer  rufen.  Das 
Wort  kreyer  braucht  Rothe  wieder  §.  661. 

p.  1666  (§.  329)  wird  vom  Kaiser  Konrad  erzählt:  vnde  der  fiom 
qpi  wip,  dy  hiez  Crifide  vnde  waz  keyser  Heinrichiz  dez  eretin  eweethr. 
So  auch  Cod.  Fabr.  Dagegen  steht  nach  den  Worten  der  histor.  Landgr. 
Ecc  p.  351:  Canradv^  duxü  uxorem  nominis  CHselam,   quae  erat  fiUa 


flioff  und  Inhalt  seiner  Vorlagen  so  gern  und  so  oft  hinsnsetzt  und  damit  seine  Antor- 
Mhaft  anch  von  unserer  Chronik  kund  thut  Auch  die  kleine  Variante  in  beiden  Er- 
riOdimgen,  wonach  in  Schlorffs  Tis.  der  erste  Kampf  hie  deme  Wwemehe,  in  der  dttr, 
Chronik  hejf  Bonebergk  geschah,  ist  nicht  zu  übersehen.  Sie  IMsst  wenigstens  die  eine 
Chronik  nicht  als  eine  Epitome  aus  der  andern,  sondern  jede  als  eine  selbttindi^e 
Arbeit  erscheine». 


IßO  AlTO.  WTTZ8CHEL 

snrorü  Henrid  bei  ScUorff  BL   196*:    der  nam  ein  te^,   di*  hiß 
vndt    die  was    keißer  Heinrich»  de»  erttim  meetter  toe/tt«r.    ITiul  so  ä 
der  dttr.  Clironik  za  verbesBem.  Vgl  §.  257. 

p.  1743  rg.519")  lesen  wir,  daß  der  Landgraf  Albert  Beiaer 
gram  ward  vndf,  hfit^  er  gerne  vorgebtn  tmde  mockU  4at  nicht  zeu 
vor  er  gehmein  diftiem,  bei  Schlorff  dagegen  Bl.  255'  finden  wir:  e 
A*//*'  »iner  frmoen  m/trgkarethan  gerne  Vfyrgeben  mide  hmde  da»  incAt 
vorborgen  czu  irfge  hrengen.  Das  Wort  toege  ist  in  der  dar.  rThronilc  I 
gefallen,  wie  ancli  der  Cod.  Fabr.  beatÄtigt. 

p.  1745  (§.  521):  in  deme  riUerhuße  wordin  tcn  Warp^  atS  ■ 
linkntkin  leu  kouße  geimndin,  als  die  Landgräfin  Margaretha  von 
Wartburg  zu  fliehen  sich  anschickt.  Statt  Unkotkin  hat  die  Sondenfc 
Ha.  hlathin.  Beides  ist  verdorben  und  der  Fehler  bcniht  aaf  der 
hftufigen  Verschreibang  oder  Verlesung  der  beiden  Buclifitabeo  e  und 
Schlorffa  Hs.  hat  Bl.  256":  da  nam  »ie  (Margaretha)  ore  kUynotle  \ 
or  gelt  vnd«  ging  uf  da»  ritterhiiß  mit  dornte  liofemeiatere.  der  Uß  »ii 
eyme  fengter  nß  an  »eilen  vnde  lylachen.  Und  so  hat  J.  Rothe  in 
dflr.  Chronik  geschrieben  entweder  litachin  oder  linlackin.  Der  Cod 
Fabr.  hat  UiUich.  Vgl.  noch  Binhard  tbür.  Chronik  p.  197.  la  der 
art  der  I>r.  Hs.  UntMthin  ist  außerdem  noch  das  zweite  t  la  k 
schrieben. 

Umgekehrt  lässt  sieh  auch  Schlorffa  Abschrift,  die  an  mel 
Stellen  lückenhaft  ist.  aus  der  dür.  Chronik  ergänzen  und  verbi 
Bl.  IM":  Nitrh  rrviti  gehört-  DCCXXVIII  iar  da  buwifte  Mn(«  honifa 
fritachelar,  da  vxu  vur  kmne  »tat-,  da  iva*  wa»»er  uff  lyti  berge  darvmi 
»ntrzte  der  habt»!,  den  bifschoff  zk  mi-nlze  nlt*-  vnde  natexte  »erä  bonifa 
an  »ine  ttadl  u.  s.  w.  Die  LUcke  zi-igt  der  Sinn  und  eine  Vei^leiohtittj 
mit  der  dUr.  Chronik  p.  1653  (§.  193—194);  den  ungemhren  MaDtta! 
dafilr  gibt  Bange  Bl.  27*.  Darnach  mischte  man  ergänzen  und  sebretben; 
nach  eritti  gebort  DOC'XXVIII  iar  da  fiunfit"  nente,  Bontfaciu»  ßr^ 
»f.helar.  da  wo»  vor  keine  »tat.  da  wi»  nndirgit  de»  inaßer»  >iff  eime  i 
*.in  klein  »tetirkin,  da»  hieß  dfir  gehurbergk.  da  wom  heiden  njfe, 
tmkartf  h»r  warf«  Imtnile  ein«  kerehin  tn  »enfe  Brigiden  ere.  tMeh 
fgorh  her  iriärrr  kein  rome  znt  deme  babinfe  vnde  vorkundigele  dame 
her  getan  haltr.  der  baaletigefe  on  dit  mite  gab  am  vordir  getealt.  In 
ifextiten  Uli»  rin  hUachoß  zeu  Mentcze,  der  hieß  Geroldu»  vnd«  liu 
»on,  ilur  hieß  GerwUib,  dar  icart  bigschoß' vnde  inlug  den  mit 
kant,  '^"W  »inen  vai/r  irghig.  ilarvmhc  unia*»  der  babiM  den 
mmfM  ot«  u.  ».  w. 

ff/.  21(t:  f'«'  ohgenanle  Inndlgraa  doringe* 

dtt  gtbar  nach   ^ne   tochUrf   f 


etealt,    /it  Ai 

i 


DI£  ERSTE  BEARBEITUNG  DER  DÜRINGISCHEN  CHRONIK  ROTHE*S.       161 


konnige  zu  behmen.   Aus  §.  370  •  der  dür.  Chron.  wird  etwa  zu 
Schreiben  sein:  die  was  die  schönste  vnde  om  die  libeste,  die  gab  her 
"VI.  8.  w.  Bei  Ursinas  p.  1267  finden  wir  nur  die  hieß  Gutte  vnd  was  die 
Jnggie,  die  gab  er  etc. 

Bl.  228^  wird  erzählt,  daß  der  Landgraf  Hermann  nicht  in  Rein- 
lardsbrann,  sondern  nach  seinem  Willen  zu  Eisenach  im  Katharinen- 
UoBter  begraben  ward,  in  dem  andern  jare  dar  nach  da  starb  syn  son 
imvian  eyn  jungding  vnd  der  koß  bie  einen  vater  vnde  wart  da  begraben 
ttii  sente  kattherinen  in  deme  kohre.  Hier  ist  gewiß  zu  schreiben:  der 
hoß  eine  bigräfi  bi  sime  vater  u.  s.  w.  nach  der  dttr.  Chron.  §.  424*. 

Die  ganze  dür.  Landeschronik  in  Schlorffs  Hs.  von  Bl.  196*  bis 
261^  ist  ihrem  Hauptinhalte  nach,  wie  ich  schon  oben  gesagt  habe, 
AHB  den  beiden  y  von  Pistorius  und  Eccard  herausgegebenen  Historien 
tlber  die  Landgrafen  in  Dtlringen  genommen.  Woher  stammen  aber 
die  andern  Erzählungen  verschiedenen  Inhalts,  welche  auf  Bl.  160^  bis 
195^  dieser  Chronik  vorangehen?  Ich  kann  diese  Frage  nur  theilweise 
keantworten;  nicht  fiir  jeden  Abschnitt  ist  es  mir  bis  jetzt  gelungen 
die  sichere  Quelle  aufzufinden.  Es  sind  mir  zu  solchem  Suchen  leider 
lüclit  die  nöthigen  Hilfsmittel  zur  Hand. 

Zuerst  lesen  wir  auf  Bl.  161'' — 170'  biblische  Geschichten  von 
4er  Erschaffung  der  Welt  bis  zum  babylonischen  Thurmbau,  aber  nicht 
XSUMsh  Genes.  Cap.  1 — 1 1  erzählt^  sondern  nach  der  historia  scholastica 
des  Petrus  Comestor.  Ob  Joh.  Rothe  aus  diesem  alten  und  vielbenutzten 
^ferke   das  ihm  Brauchbare  selbst  ausgewählt  und  zusammengestellt 
liat  oder  in  einer  jungem  Arbeit  schon  ausgesucht;  geordnet  und  zu- 
rechtgelegt vorfand  und  dieser  dann  nur  bequem  gefolgt  ist  und  nach- 
"^  .geschrieben  hat,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden.  Ich  möchte  aber  glau- 
Iwn,   daß   zwischen   dem  gelehrten  und  berllhmten  Theologen  in  der 
zweiten  Hälfte  des  12.  Jahrhunderts  und  dem  schreiblustigen  Chronisten 
«OB  dem  Anfange  des  15.  Jahrhunderts,  dem  liistorische  Kritik,  Prüfung 
und  Auswahl  bekanntlich  etwas  fem  lag,  wohl  ein  Vermittler  gestan- 
1^   den  haben  dürfte,  der  ihm  vorgearbeitet  und  seiue  Chronikenschreiberei 
^    oder  vielmehr  Übersetzungsarbeit  erleichtert  hatte.  Die  historia  de  land- 
■     graviis  Thuringise  Pistor.  beginnt  also :  Noe  hdbuit  tres  filios,  Sem,  Cham 
%-  dJaphet.  ab  illis  ortae  sunt  LXXII  generationes  seu  gentes.  hinc  e^t,  quod 
-     ChriMhu  misit   ad  iüas  LXXII  discipnhs:   hae   generationes   seu   gentes 
"^    LXXII  disseminatcB  sunt  per  orheni   et   mundum    in  trihiis  partibus,   ita 
^   ^nod  munäus  est  divisus  in  tres  partes:  ita  quod  Sem  cum  sua  generatiotie 
I  nrtäus  est  Asiam,  Cham  cum  sua  generafione  Aphiaim^  Ja^^hot  E\iTo^aT\\> 
I  ^eäpariem  mundt  ad  aquilonem  seu  ad  plagam  8eplentrioual««x ,  »otV,\\\v% 


162  AUG.  WITZ8CJHEL 

est  cum  Septem  ßliis  suis  et  filiis  filiorum.  Das  alles  scheint  surückii' 
gehen  auf  eine  Stelle  in  der  historia  scholastica  Cap.  37 :  Bedü  Mogm 
ad  principium  genealogiae  Noe,  dicetis:  hae  sunt  generationes  fiUorumSait 
et  incipit  a  Japhet  minari,  ut  ultimo  loco  ponatur  Sem,  cujus  succestimm 
texere  intendit:  texuntitr  autem  ex  eis  LXX  duae  generatianes,  quiMisem 
de  Japhet,  XXX  de  Cham,   XXVII  de  Sem.  hi  tres  disseminati  smd 
tribus  partibus  orhis  secundum  Antiquinum,  Sem  Asiam,  Cham  Aphnem, 
Japhet  Europam  sortitus  est,  vel  expressitis  dicitur  secundum  Josefhus 
fiUi  Japhet  tennerunt  septentrianalem  regionem  a  Tauro  et  Ämemo,  mat\ 
tibus  Ciliciae  et  Syriae,  nsque  ad  ßuvium  Thanaim,  in  Europa  vero  wsftt 
ad  Gadira.  Seine  Bekanntschaft  mit  Petrus  Comcstor  und  dessen  Be- 
nutzung bekennt  der  unbekannte  Verfasser  der  LandgrafengeschidilB 
noch  bestimmter  im  2.  Cap.:  et  hoc  tangitur  in  historia  scholastiea  tm 
didtur:   y,f actum  est  eo  tempore  discidium  inier  Romanos  pro  P&mftjoi 
Julio  Caesare."^  Diese  Worte  finden  sich  vor  in  der  histor.  schoL  (edit 
Venet.  1729)  p.  559.  Es  wäre  daher  wohl  denkbar,  datt  jene  historia  Jb 
landgraviis,  deren  Anfang  so  wenig  als  der  von  der  andern  bei  Eeeui 
uns  vollständig  und  imgekürzt  in  den  gedruckten  Ausgaben  Torzoliegci 
scheint,  mit  der  Schöpfungsgeschichte  wie  andere  mittelalterliche  Chronika 
und  Geschichtswerke   begonnen,   und   diese  Geschichte  bis  auf  Nodi 
nach  Petrus  Comestor  fortgeftlhrt  und  erzählt  hätte.  Es  müBste  MBA 
der  Verfasser  auch  den  Anfang  des  Prologs  zur  histor.  scholastica  wM- 
lich  Air  sein  Werk  benutzt  und  angebracht,  nachher  aber  selbständig  ii 
einer  seinem  Zwecke  angemessenen  Weise  fortgesetzt  und  zu  Ende  ge- 
führt haben.  Joh.  Rothe  wtlrde  alsdann  diesen  ftir  uns  verlorenen  Anfing 
der  Landgrafengeschichte  nach  seiner  Weise  nur  übersetzt  haben,  wie 
er  die  gleich  folgenden  Abschnitte  daraus  entlehnt  und  bisweilen  woil- 
getreu  wiedergegeben  hat.  Doch  ich  will  bei  dieser  Vermuthang  niehft 
weiter  verweilen. 

Das  aber  steht  fest:  die  biblische  Geschichte  in  Schlorffii  Hi^, 
ein  Stück  mittelalterlicher  Historienbibel,  beruht  wie  auch  in  der  anden 
dür.  Chronik  hauptsächlich  auf  der  historia  scholastica  und  ist  darsM 
mosaikartig  zusammengesetzt.  Den  Bew:'is  daftlr  werden  nachfolgeodi 
Beispiele  geben.  Absichtlich  bringe  ich  aus  der  Hs.  nur  solche  Stdieii 
bei^  die  in  der  größern  dür.  Chronik  entweder  anders  gefasst  sind  oda 
gar  nicht  vorkommen. 


Hs.  BL  163*:  Adam  dufetsich  rote  Histor.  schol.  Cap.  18:  Et 

erde,  wan  her  dar  von  geschaffen  tcart.  sonat  rubeus  vel  rubra  terra,  fuia  st 

her  pah  sime  wibe  den  namen  Eua,  cundum  Josephum  de  rubea  terra  cott 

das  sich  dutit  leben,  v:an  von  er  so  «persa  f adus  e«l.  —  tiii|;oiiiä  m  • 


3TE  BEAHBBITUNa  DER  DÜRINaiSCHEN  CHRONIK  ROTHE*S.     163 


aZiud  nomen,  Eva,  quod  sonat  mUi, 
eo  quod  futwra  esset  mater  omnium 
viventium,  —  dixü  eam  Evam,  quasi 
aUudens  ejulatui  parwdarum';  maseu- 
lus  enim  recenter  natus  ejuiando  dicU 
a,  mulier  vero  e;  e  vd  a,  quatquot 
nascuntur  ab  Eva. 

Cap.  25:  past  aliosXVannos  naius 
est  ei  Abel  et  sorar  ejus  Ddhora.  — 
Abel,  quod  sonat  luctus  vel  moeror  vel 
vapor,quasicitotransüuirus; — tarnen 
secundum  Josephum  interpretaitur  ni- 
hil hie,  quia  non  rdiquii  semen  super 
terrafn. 


alle  lebinde  luthe.  so  eyn  kint 
nrdet,  ist  es  ein  knechtichen, 
U  es  a,  ist  es  ein  meidichen, 
ü  es  ee.  darvmhe  so  sprach 
€  schrien  edle  e  ader  a,  die 
Int  von  Eua,  Vgl.  dür.  Chron. 

iS^i  Also  die  toerü  gestanden 
issig  jar,  da  wart  adame  ge- 
i  san  Abel  vnd  delbora  sin 
Abel  dutit  sich  betruhnisse 
dem,  wan  her  zcitlichin  vor- 
dner  eldem  betruhnisse,  aber 
osephu^  außlegit,  so  bedutit 
Ü  das,  wanne  her  reyne  vnde 
irb  vnde  liß  nicht  hindere  uff 
wanne  her  numme  dan  XV 

XU. 

4^  von  Lamech,  dem  Sohne 
Ts  heißt  es :  disser  was  von 
me  rechene  der  sibende  vnde 
le  vnder  den  andern  vnde  ein 
her  was  der  erste,  der  zwey 
e  vnd  ein  eebrecher,  her  was 
gesetcze  qdams  vnfiirs  vaters 
brach:  es  werden  zwey  in 
sehe.  vgl.  dür.  Chron.  §.11 

i.:  also  die  werü  gestanden 

IXXIIjar,  da  gebar  iaredth 

einen  son  vnde  oho  lamech 

ide  Mich  adame  in  Cayns  ge- 

^e  vnde  der  snodiste  waz,  oho 

ser  Enoch,  der  sibende  auch 

ime  in  Sethis  geborten,  der 

vnde  der  heäigiste  biß  uff  die 

on  got  nam  in  das  paradiß. 

\  Chronik  §.  14  am  Ende. 

ie  weitem  Erzählungen  von  Lamech  und  seinen  Kindern  Jabal, 

ind  Tuhalkain  und  ihrer  Schwester  ^oema  ^Aer  \DÄAr%d\Ä^  ioA. 


Cap.  28:  Lamech,  qui  septimus  ab 
Adam  etpessimus,  qui  primus  biga- 
miam  introduxit  et  sie  aduUerium 
contra  legem  naJtufrae  et  dei  decretum 
commisit.  in  prima  enim  ereatione 
unica  unico  facta  est  mutier,  ei  deus 
per  OS  Adae  decreverat:  erunt  duo  in 
came  tma. 


Cap.  30:  sicut  ergo  in  generatione 
Cain  septimus,  seüicet  Lantech,  fuit 
pessimus,  ita  in  generatione  Seth  sep- 
timus, sdlicet  Enoch,  fuit  optimus, 
et  transtulit  illum  deus  in  paradisum 
voluptcUis  ad  tempus. 


164  AUG.  wrrzscHEL 

ziemlich  wortreich  ausgeftlhrt  und  bi*eiter  als  in  der  hiBtor.  scholii 
So  lesen  wir  BL  165**  von  Tabalkain:  der  ging  2h  fMe  mö  tnne 
dere  Jabcd  vnde  halff  om  der  schaff  vnde  des  vihes  hnlhen,  vnde  i 
äbe  bome  die  heyde  vnde  struche,  uff  das  ml  graflis  da  gewuchße,  da 
her  gewar,  das  ertz  gesmultzen  toas  nß  der  erden  vnde  hatte  g^touen 
sieh  geformet  uff  der  erden  vnde  was  geronnen  vnde  hart  toorden. 
das  hub  er  uff  vnde  frfig  es  in  das  für  vnde  smeltzte  es  vnde  farmetet 
her  vx)lde,  vnde  goß  es.  alzo  lange  treib  her  das  an,  das  her  aüerle^ 
vorsucht^  in  deme  ertriehe,  ab  es  smeüze  wolde,  biß  das  her  den  ywi 
anch  vorsuchte,  den  fant  her  das  her  weich  in  deme  füre  wart,  ab 
wolde  nicht  smelczen,  vnde  darvmme  so  muste  he  erdencken,  wie  he 
auch  geerbeitte  vnde  zu  nutcze  brechfe  mit  slahene,  wan  es  weük  « 
vnde  goß  einen  aneboß  von  ere  vnde  hemere  vnde  treib  da  das  t/ßen 
czu  her  wolde.  ditz  geschach  als  die  tcerlet  gestanden  hatte  DCXl 
dieser  was  der  erste  gißer  vnde  der  erste  smedt  vnde  meistier  was 
von  eHcze  vnde  von  ysene  phleget  zu  machene. 

Das  ist  geschrieben  nach  den  Worten  in  der  histor.  Bchol.  p 
Sella  genuit  Tubalcain,  qui  ferrariam  artem  primus  invenit,  res  ht 
phidenter  exercnit,  sailfturas  opertim  in  metallis  in  libidineni  oati 
fabricavit.  —  cum  enim  frutices  incendisset  in  paseuis,  venae  metaü 
fluxerunt  in  rivulos  et  sublatae  laminae  figuras  locorum,  in  quäms  ^ 
erunt,  referebant.  Vgl.  dttr.  Chron.   12. 

Von  seiner  Schwester  Noema  heißt  es  in  der  Hs.  BL  löß* 
obgenante  tubalkayn  der  hatte  eine  sicester,  die  hieß  noema.  die  fant « 
die  den  schafen  entfallen  was,  vnde  want  die  ezusttmene  tmde  st 
dai'uß  ein  turh,  alzo  man  teckin  ader  horde  machet,  vnde  erdackU 
nach  maneherleye  gestncke  vnde  getcirche  von  woUen  vnde  von  hasU 
von  andern  dingen.  Daiiir  finden  sich  in  der  bist  schol.  p.  32  nn 
wenigen  Worte :  soror  vero  Tubalcain  Noema,  qu€ie  invenit  artem  c 
texturae.  Vgl.  dtir.  Chron.  12. 

Der  Abschnitt  über  die  Sttndfliith  erzählt  Bl.  168':  die  eat 
sie  in  die  archke  gingen^  fräs  an  deme  sibenczenden  tage  des  apnU» 
zu  ebirheymisch  nysan  heißet,  da  slofi  sich  das  ertriehe  uff  vnde  die  I 
gössen  xoasser.  das  selbe  fafhen  die  tcolken  des  himmds  vnde  es  re^ 
allen  enden  virczig  tage  vn>le  virczig  nacht  ane  vnderlafi,  vnde  das  v 
ggng  obir  alle  berge  wie  hoch  die  sint  funffcssehn  eile,  nff  das  es  die 
gereynigitte  von  den  sftnden  der  luthe,  vnde  oho  hoch  so  sal  aud^ 
für  gehin  vor  deme  jungisten  tage,  abir  das  paradiß  das  traff  es  ny 
die  arche  geswebit  hatte  sybben  monden  vnde  XXVII  tage,  da  hehi 
te^  einen  hohen  berge  in  deme  lande  amveniea>  der  da  qmant  ist  l 


S  ERSTE  BEAEBEITL'KU  DKH  DÜKINGISCHEN  CHBONIK  RflTHES.        165 

csxhndeii  mandeii  vnde  xinen  erstäii  tage,  du  tatk  noe  ein  fenater 
meh  die  iqiüczeii  der  berge  blecken,  litw  nach  obir  XL  tage  da 
ufi  einen   rohen,   ditr  quam  nickt  icidder.  ah  d^er  ein  aß  funde 
i  aptßele  nder  ab  her  in  deiiie  wassere  vorstarbe,  des   weiß  man 
e,  w.  Uos  ist  ziisamiuengeBQtjit  aus  folgondcu  eiazcluen  Sätzen 
ist.  hchol.  p,  38:  aeaxe'itesimo  anno  vitne  tiKoe  ingreaaus  est  Noe 
cum  OHinibna,  qiuie  dixerat  ei  dominus,  quae  et  ntdu  dieino  et 
ministei'io   adducta  sunt  mense  aecnado  die  XVIZ,  qtii  ab  He- 
im dicitur  —  Mogaes  autem  in  legttimia  Nisan,  id  est  Äpritem 
msem  comtituit.  p.  39:  inffretso  Noe  in  aream  rupti  sunt  fontes 
id  €»t  aqitae,  quae  »unt  in  visceribue  terrae,  et  caiaractae  coeli, 
Jktuetrae,  aperlae  suttl-,  id  est  nuhes.  —  e(  pltiii  supei'  terram  XL^ 
tt  noctibrs  et  rievata  arca   in  siibUme  ferebaiur  et  super  i 
montea  exerevü   aqua   altior  cubüis  XV,   ut  ablueret-   sordes  acris, 
9«W  amxndei-ani  opera  homimtnu    ii^qne   ad  eitadem    loeum   ascetidct 
jüdicii  ob  aeria  purgationem.  —    coeperunt  aquae  minui  meme   VII,  tta, 
<fvad  XXVII  die  vunisia  reqaievit  arca  super  montes  Armeniae.   —   hu/'ua 
däuvii  et  tirctte,  ut  ait  Joaephits,  memariam  fadunt  etiam,  qui  barbarorum^ 
reseripeeritni.  —  Mitnaase   Dajuaacenaa   de    eisdem    sie    ait: 
r  Nvmidiam  excdsiui  mona  in  Arvienia,  qui  Baris  appellatur,  in 
0»  eonfugientäs  sermo  eat  dUuvii  tetitpvre  liberatos  et  quernque  in  a> 
i  tlweetwn.  decimo  tandem  menae  prinut  die  meiisia  apparuenmt  caea- 
I  flBORlit«ti>  cumque  traitsiascnt  XL  diea,  aperuit  Noe  feneatram  et  e^niait 
Ml,  f«i'  noM  reaei-tehatur,  fotie  interceptna  aquis,  vel  inoeniens  eupei'- 
m»  eadawrr  in  aquis  est  iüectua  eo. 

Der  Prolog  otlor  diu  Einleitung  zur  liistorica  scliolastica  lautet 
ler  ersten  kleinem  Hälfte  so:  Imperatoriae  majealalis  eat  in  palalio 
kattitn  miinaionea,  anditai-ium  vel  consiatoHum,  in  quo  jui-a  decemii, 
\wm  in  qua  cibaria  dtalrihuif,  thalicmum  in  quo  quicscit.  ad  hunc 
imperator  noatsr,  qui  imperal  veada  et  man,  mundum  kunc  liabet 
tibi  ad  ntUum  ejW  (»nnia  diaponunlvr.  unde  illud  Jei'emiae: 
et  terram  ego  ivipleo.  aecundum  hoc  dicitur  dominua:  unde  domiai 
pleaitudo  sfus.  anüaum  jutti  hnJ-et  pro  thalamo,  guia  deliciae 
m'  üt  quieaccre  et  ease  cum  ßliis  kominum.  seeundum  hoc  dicitur 
MI  tt  anima  cujnaque  sponsa.  sacittm  acripturam  habet  pro  coenaculo, 
(0  eia  auos  itiebrial,  ut  sobrioa  reddat:  uiidc  ambuiavimtia  in  dotno 
m  eoaanuu,  id  eat  in  saa-a  sciiptura  id  ipaum  aapientes. 

Wurtu  IjLit  J.  Kotbe  in  seiaer  breiteu  uiuäeli reibenden  Weise 
t  aber  dann  von  der  laL  Vorlage   ab  und  ^iht  aa  Aea 
lAäl.  Schriü  mit  einem  Speiaehauae   det  ^Vt\is,t£vi«ö  'a.-o.- 
wie  es  eciicint,   desäcu  'W£U^&  ^^^''^^wii^  "as^^ 


(CK-  I; 


166  AUG.  WITZ8CHEL 

Aosmaluiig.  Das  Ganze  ist  unter  der  Überschrift  von  de»  kegmr»  fdm 
als  Einleitung  der  nachfolgenden  bibl.  Geschichte  vorangestdlt  ul 
lautet  auf  Bl.  160^— 16P  also. 

In  deme  namen  gatis  amen.    In  eynes  heißere  palae  gtbam  eitk  m 
forderet  dreyerleye  tvonunge  zu  habene,    in  den  eine  honnigldiehe  gead 
vnde  ere  erechinet.    die  erete  wonunge  ist  ein  eehonie  wythee  fj/ffeelbeMtlm 
hueß,  da  her  ynne  ein  gerichte  vnde*)  eynen  radt  'heldet  vnde  ein  vol^ 
heeammet,  toan  her  mit  on  teydingen  wiL  die  andere  vxmunge  iei  ein  mwiß 
huß,  da  her  mit  eime  volke  zu  tyeeche  ^tczet  vnde  eine  epiee  vmme  iejfA 
egme  igJdichen  nach  einer  wirdickeit.    die  dritte  wenunge  ist  »ine  eUf 
hämmere,  da  eine  beevndeme  gemach  ynne  eynt.    in  der  »dbin  wiße  U 
got  vnßir  heyeer  vnd  honnig  die  werü  zcu  eyme  richtekuße,  da  her  ym 
richtet  obir  ein  volgk  vnde  echichet  nach  eime  willen  vnde  gebuHi  der  erdm, 
deme  mere,   den  winden  vnde  allen  creaturen,  nach  deme  also  beeeknlm 
»tekt:  hymmel  vnde  erden  erfoUe  ick,  vnde  in  deme  »altere:  de»  herrinit 
da»  ertriche  vnde  alle»  das  darynne  ist.  eyn  elaffkammer  i»t  die  «sie  vek 
da»  hercze  eyne»  ighlichen  gerechten  fromen  gatfurchtigen  menechen, 
e»  »tet  ge»chrd>en  in  deme  buche  der  wißheit:  myn  hut  ist,  da»  iek 
mü  den  hindern  der  luihe.    eyn  mueßhuß,  da  her  ein  volgk  mne  »pifU^ 
da»  i»t  die  heilige  echrifft,  da  mancherleyge  tyeche  inne  »tdiin:  eyn  tgeA, 
da  man  issit  die  heilige  »chriJH  nach  orme  gei»tlichen  eyrme,  toie  grob  ier 
iext  ist;  eyn  Heck,  da  man  die  echrifft  voretehit  in  eyme  vorbilde  teie 
gUehenieee;  eyn  tiech,  da  man  die  echnffi  elecht  voretehit  also  nie  brtU; 
eyn  tiech,  da  man  die  geechichte  vorhanden  hat,  die  got  mü  den  »im» 
gethan  hat;  eyn  tiech,  da  man  vorhanden  hat  vnghwbiger  vnde  hofier  Uk 
Üben,  uf  da»  man  »ich  davor  gehute  vnde  auch  gotie  gerichte  vnde  wwHdet 
darynne  erhenne,  also  eint  die  hoete  dieeer  tieeche  gotie  Itbe,  goti»  guie, 
goti»  gedult,  gotie  demut,  gotie  barmherczicheä ,  gotie  almechtickeit,  gcßi» 
gerechticheä,  gotie  wunderlichheit,  gotie  geetrengiheit,  gotie  gnade,  goti»  wiß- 
heä,  nach  deme  alzo  ein  ighlicher  uß  der  heiligen  echrifft  ge»pißet  werdä, 
der  eie  UßL  von  diesen  palae  vnde  ore  »chickunge  so  schribet  ezu  erst  an 
der  prophete  moyeee  vnde  spricht:  In  deme  anbeginne  geeckuff  got  hymmd 
vnde  erden  von  nickte,  hirmitte  so  schlußet  her  uß  mancherl^?-   vngUntben 
der  heiden. 

Es  beweisen  diese  Beispiele  hinlänglich  die  Abhängigkeit  der 
biblischen  Geschichte  in  Schlorffs  Hs.  von  der  historia  scholastica 
des  Petrus  Comestor  und  ihren  Ursprung  daraus,  mag  der  Chronift 
den  Stoff  selbst  aus  dieser  Quelle  geschöpft  oder  von  einem  andern 
bereits  gesammelt  und  verarbeitet  vorgefimden  haben.    Nur  andeuten 


V  •"^  f^th  in  der  Hs. 


■  DIE  EB8TE  B£ABBEITUNG  DER  DÜRINGISCHEN  CHRONIK  ROTHE'S.       167 

?-'^iD  ich  noch,   daß  die  aufgestellten  Gründe  und  Beweise  ftür  Rothe's 

■  Autorschaft  von  unserer  handschrifU.  Chronik  gerade  durch  diese  Er- 
tfOilmigcn  sowohl  in  ihrer  Übereinstimmung  im  Ganzen  und  Allgemeinen 

.  aut  dem  gleichen  Anfang  der  dür.  Chronik,  wie  auch  in  ihren  beson- 
■^  dem  Abweichungen  davon  und  detaillierten  Ausführungen  eine  weitere 
:    Stutze  und  Festigung  erhalten. 

Nicht  mit  derselben  Sicherheit  vermag  ich  von  den  übrigen  Ab- 
schnitten Herkommen  und  Abstammung  nachzuweisen.  Das  meiste  ist 
UTerkennbar  der  historia  de  landgraviis  Thuringiae  bei  Pistorius  und 
Stmve  nachgeschrieben,  bisweilen  in  wörtlicher  Übereinstimmung  da- 
mit;   die  Kämpfe    zwischen  Dietrich    und  Irminfrid   (Bl.    175^ — ISO") 
sind  nach  Ekkehard  erzählt,  die  Legende  von  Bonifacius  (Bl.  182* — 190^) 
ist  eine  deutsche  Bearbeitung  der  lateinischen  bei  Mencken  1,834 — 851, 
stimmt  aber  in  ihrer  Sprache  mit  der  ebend.  p.  851 — 864  gedruckten 
deutschen  Legende  weniger  überein,   besser  mit  dem  Texte,  welchen 
aus  einer  alten  Hs.  Herr  H.  C.  v.  d.  Gabelentz   in  der  Zeitschr.  fbr 
thür.  Gesch.  tmd  Alterthumsk.  Bd.  6,  235 — 248  mitgetheilt  hat.  Woher 
aber  J.  Rothe  die  Stamm-  und  Gcschlechtssagen  von  den  Grafen  von 
Henneberg,  Schwarzburg,  Käfemburg,  Gleichen  und  Brandenburg,  der 
Herren   von  Frankenstein,    von  Treffiirt,    von  Wangenheim   und  von 
Erfa  genommen  hat,    habe  ich  nicht  ausfindig  machen  können,  auch 
nicht  die  Quelle  der  Sagen  von  den   beiden  Mainzer  Bischöfen  Hatto 
und  Willigis.  Die  Sage  von  Trebeta  und  der  Ghündung  seines  Reiches 
bei  Trier  kann  möglicher  Weise  auf  die  gesta  Trevirorum  (Pertz  scrip- 
tores  rer.  Germ.  Bd.  8,  130.  145,  5)  oder  auf  Ekkehard  (Pertz  scrip- 
tores  Bd.  6,  36)  zurückgehen.    Dieselbe  Sage  findet  sich  auch  in  der 
zweiten  von  Merzdorf  edierten  Historienbibel  p.  634.  Vielleicht  wird  es 
später  möglich  die  unmittelbaren  Quellen  von  diesen  sagenhaften  Be- 
richten noch  aufzufinden. 

'  Die  dür.  Chronik  hat  Joh.  Rothe  im  Jahre  1421  vollendet,  wie 
das  in  den  Anfangsbuchstaben  der  einzelnen  Capitel  angebrachte  Acro- 
Btichon  bestimmt  sagt.  Die  Abfassung  unserer  Chronik  ftdlt  natllrlich 
m  eine  fiühere  Zeit  Das  folgt  aus  ihrem  ganzen  Verhältniss  zu  der 
andern,  namentlich  aus  dem  fast  durchgehend  genauen  Anselüuß  in 
ihrem  Inhalte  und  dessen  Anordnung  an  die  beiden  lat.  Vorlagen. 
Es  ist  nicht  wahrscheinlich,  daü  das  größere  Werk,  wenn  es  vor  dem 
kürzeren  aus  den  verschiedenen  lat.  Qeschichtswerken  zusammenge- 
tragen, übersetzt  und  niedergeschrieben  wäre,  ohne  jeden  erdenklichen 
Grund  in  der  Darstellung  der  dür.  Geschichte  und  in  der  Reihenfolge 
der  erzählten  EreigDiaae  von  seineu  H.aupU\a^Wexi  ^c^^Xft^  ^^gs^v^^^ 
ißin,  während  in  einer  zweiten,   spätem  BeaT\>^\\.\m%  öät  ^^»  \j»5ÄR»r 


16S 


AUG.  WITZÖCHKL 


geschicilto  dergleichen  Abänderungen  eich  erklären  und  begreifen  lasMo. 
Job.  Rothe  wollte  nicht  allee  nochmals  in  dereelbcn  Weiec  wiedergeben 
und  erzählen,  wie  er  ob  schon  einmal  gethan  hatte,  und  hierbei  verirrte 
er  eich  eelbBt  su  unrichtigen  Angaben,  willkUrlioben  AuBSchmilckungea 
und  Entstellungen  der  geechichtlicbt.'n  Thataacben,  denen  wir  in  äst 
dür.  Chronik  an  manchen  Stellen  begegnen. 

Schlorffs  Abschrift  schließt  mit  dem  Tode  der  beiden  Landgraf« 
Balthasar  und  Wilhelm  in  den  Jahren  1406  und  1407.  Der  Wortlaot 
des  Schlußes,  namentlich  die  Worte  darin  des  mueae  sine  seU  mit  allO' 
gloubigen  seien  rv^n  in  den  ewigen  /rede  und  dem.  got  gnade  lassen 
nehmen,  dall  in  dieser  Abschrift  die  Chronik  vollständig  erhalten  ist 
Kb  hegt  daher  nahe  zu  vermuthen,  daß  Job.  Rotbc  sein  Werk  in  d; 
Zeit  und  nicht  später  verfasst  und  abgeseblussen  hat.  Diese  Vormuthuag 
wird  noch  dui'ch  die  Chronik  des  Ursinus  gestutzt.  Das  von  ihm  be- 
nutzte Exemplar  kann  nichts  weiter  enthalten  haben,  denn  von  den 
Todesjahre  des  Landgrafen  Wilhelm  springt  seine  Erzälilung  sogleich 
über  zum  Jahre  1436,  nachdem  er  vorher  dem  Landgrafen  Fnedriti 
dem  EinfUltigen  ein  Lob  crtheilt  und  dessen  VermSldung  mit  der 
Grlifin  Anna  von  Schwarzburg  berichtet  hat.  Von  dem  harten  Wint« 
dagegen,  dessen  Auflrcteu  und  andauernde  Strenge  in  P^iscnaeh  und  dw 
Umgegend  Rothes  dur.  Chronik  und  die  von  Scfaöttgen  und  Kreysig  al^ 
gedruckte  so  wortreich  schildern,  sagen  Ursinus  und  Bange  kein  Wort 
Die  oben  aus  der  Erzilhlung  vom  Sängerstreit  auf  der  Wartburg 
angefllhrte  und  besprochene  Stelle  da  sidder  nynhart  pyiikeniayl  ymu 
wonete  dürfte  für  diese  Zeit  der  Abfassung  ebenfalls  sprechen.  Naolk 
dem  Jahre  1402  oder  1404  kommt  Reinhard  Pinkernail  in  den  Eisen- 
acher  Rathsfasten  nicht  mehr  vor,  er  ist  wahrschoinhch  in  dieser  Zeil 
gestorben.  J.  Rothe  scheint  seine  Chronik  in  einer  Zeit  nngefaogoo 
und  vollendet  zu  haben,  in  welcher  das  Andenken  an  den  vorstorbenai 
Freund  noch  frisch  und  lebendig  in  seiner  Seele  war;  mit  der-Zott 
trat  aber  auch  diese  Erinnerung  zurück  und  in  den  Hintergrund,  daher 
seine  spätere  dllr.  Chronik  §.  421  jenes  Haus  nicht  mehr  in  derseUno 
Weise  kennzeichnet. 

Nach  den  Worfen  der  gereimten  Vorrede 

Tifgunf  unda  frommickeid, 

dt  {eh  an  ueh  irfinde, 

und  dii:  uch  ohHe  tad  ist  leid, 

di  reisin  mich  gar  swinde, 
_JBnin<^.  Mit'r  fceto, 

ir  Jrinif   hismvHrn, 


E  ERSTE  BEARBEITUNG  DER  DÜRINGISCHEN  CHRONIK  ROTHEtt      189 

mag  ich  nicht  ohirtrete, 

ich  schribe  uch  von  umndim 

Ein  teil  die  ich  gesament  han 

der  herschaft  von  Doringin 

80  ich  ällir  beste  kan, 

darczu  von  andh'n  dingin, 
kt  J.  Rothe  die  Arbeit  auf  Veranlassung  des  Ritters  Bruno  von  Teit- 
ben  übemomjtten  und  ausgeftlhrt.  Wann  derselbe  Amtmann  oder 
3gt  auf  der  Wartburg  geworden  und  wie  lange  er  es  gewesen  ist, 
inn  ich  nicht  sagen.  In  den  Eisenacher  Rathsfasten  ist  zu  dem  Jahre 
rl9  beigeschrieben:  advocatus  in  Warfburg  Bruno  de  Teiteleben,  und 
18  einer  Urkunde  vom  J.  1403  (abgedruckt  in  Heusingers  opuscula 
238)  geht  hervor,  daß  in  diesem  Jahre  Er  Lux  von  Vamrode  voit 
Warperch  war.  Vielleicht  läßt  sich  über  die  Lebensverhältnisse  des 
itters  Bruno  von  Teitleben  und  über  seine  Amtmannsstelle  auf  der 
Tartburg  noch  einiges  aus  Urkunden  ermitteln. 

Das  Ergebniss  der  ganzen  Untersuchung  ist  kurz  zusammenge- 
isBt  Folgendes. 

Schlorffs  Hs.  enthält  nicht  einen  Auszug  aus  der  bekannten  dttr. 
hronik  des  Joh.  Rothe  —  dieser  Annahme  widerspricht  der  vielfach, 
od  wesentlich  abweichende  Inhalt  und  dessen  verschiedene  Anordnung 
nd  Reihenfolge  in  beiden  Chroniken  —  sondern  eine  selbständige 
brbeit,  in  der  Hauptsache  eine  deutsche  Bearbeitung  oder  Übersetzung 
ier  beiden  lat.  Landgrafengeschichten,  von  Pistorius  und  Eccard  her- 
Augegeben.  Mit  diesen  stimmt  ihr  Inhalt  sowie  der  Gang  und  Verlauf 
Ier  Erzählungen  durchaus  überein  bis  auf  des  Chronisten  eigene  Zu- 
tee^  die  den  geschichtUchen  Stoflf  der  beiden  Quellen  ergänzen,  vervoU- 
ttodigen  und  ausmalen.  Aus  einigen  dieser  Zuthaten  erkennt  man  mit 
Bestimmtheit  den  Eisenacher  Verfasser,  aus  andern  dagegen  und  ihren 
lesendem  Eigenthümlichkeiten  und  charakteristischen  Merkmalen,  die 
3  gleicher  Weise  auch  in  der  dür.  Chronik  vorkommen,  ersieht  man, 
aß  nur  Joh.  Rothe  diese  Chronik  verfasst  haben  kann.  Sie  ist  die 
nste  und  älteste  dür.  Landeschronik  in  deutscher  Sprache  und  gehört 
ahrscheinlich  dem  ersten  Jahrzehnt  des  15.  Jahrhunderts  an;  jeden- 
•Hb  ist  sie  vor  der  größern  dür.  Chronik  geschrieben,  in  die  sie,  bald 
^hr  bald  weniger  in  ihrem  Ausdruck  und  Wortlaut,  auch  in  den  £r- 
Ihhmgen  und  deren  Reihenfolge  abgeändert  und  mit  allerlei  geschicht- 
chen Zusätzen  und  stofflichen  Erweiterungen  versehen,  wieder  auf«^ 
enommen  und  hinein  gearbeitet  ist.  M3Qi«  \^V^lA^^^^S£^A^ 


FEDOR  BECn 


ZUR  NEUESTEN  AUSGABK  VON  MAURIZIÜS 
UND  BEAMÜNT. 


FEDOR  BECH. 


In  den  vor  Kurzem  erschienenen  „Festgaben  fiir  Gustav  Hon» 
findet  üich  auch  ein  altdeutsches  Gedicht  von  1784  Versen,  aus  def 
berühmten  Ambraser  Handschritt  zu  Wien  (Nr.  73  gr.  fol.),  unter  dea 
Titel:  „Moriz  vonCraon  eine  altdeutsche  Erzählung.  Hcrausgegeba 
von  M.  Haupt".  DalJ  dieses  Gedicht  schon  einmal,  vor  mehr  aisÜ 
Jahren,  bekannt  gemacht  worden  ist,  und  zwar  im  „neunten  Band 
des  Neuen  Jahrbuches  der  berlinischen  Gesellschaft  ftlr  deutsdi 
Sprache,"  orfHhrt  der  Leser  aus  der  Einleitung  S.  29,  nicht  aber  in 
H.  F.  Malimann  es  gewesen,  der  es  unter  dem  Titel  Mauritius  19 
Bearount  verfiffontliclite  und  in  seiner  Weise  auch  kritisch  zu  berichtii^ 
suchte.  Die  neueste  AuB<!;abe  bekundet  eine  merkwürdige  Sch«u  « 
dem  Namen  MaUmann.  Sie  vormeidet,  wie  es  scheint  mit  Absiehl 
alles  was  irgend  einen,  wenn  auch  noch  so  geringen  Antheil  MaOmun 
verrathen  ktinnte.  Sie  will  durchweg,  in  den  gröUten  wie  in  d« 
kleinstcu  Dingen,  neu  und  selbstfindig  scheinen,  ohne  es  in  Wirklick 
keit  zu  sein.  Wer  sich  nicht  die  Mühe  nimmt  Malimanns  Arbeit  V 
vergleichen,  —  und  dazu  werden,  da  Herr  Haupt  über  seinen  Vor 
ganger  so  beredt  zu  schweigen  weiß,  die  wenigsten  Leser  sich  b« 
wogen  ftlhlen,  —  der  wird  sich  diesem  falschen  Scheine  gifiubig  bftugoii 

Man  sollte  meinen,  eine  neue  kritische  Ausgabe,  die  sich  di 
Ansehen  gibt  als  beruhte  sie  auf  einer  bessern  Vergleichung  d« 
Handschrift,  die  sich  einer  bessern  und  überlegeneren  Methode  in  de 
AufTasBUDg  und  Wiederherstellung  des  Textes  bcwullt  ist;  eine  siiloh 
Ausgabe,  der  die  wisHcnschaftlichen  Resultate  der  letzten  Jahrzetul 
zu  Gute  kamen,  brauchte  nicht  in  dieser  Weise  ihre  Überlegenlie 
zu  docnmentieren,  sondern  hfltte  um  bankgerecht  zu  erscheinet}, 
den  Schein  des  lasttrbaer&n  roubes  meiden  kfinnen,  Oder 
so  schwer,  den  schon  von  MaOmanu  berrilhroT"*»"  Vm-besi 
TwttCB  iin  Bereiche  der  Varianten  ein 


EUB  NEUESTEN  AUSGABE  VON  MAURIZIUS  UND  BEAMUNT.   171 

der  Ausgabe  Maßmanns  habe  ich  z.  B.  folgende,  von  Herrn 
tillschweigend  adoptierte  Änderungen  des  Textes  wahrgenommen: 
dd  kuop  tin  gennde  an  die  herren  f)ir  das  überlieferte  d6  h^op, 
7.  a.  d.  Ä./  V.  251  dehein  fllr  kein;  V.  311  Anem  vor  tUfte  ein- 
V.  692  em  ßirhte  iht  die  sinfluot  ftlr  das  handschriftliche  er 
mt  d.  8.,  nur  daß  M.  vorkte  statt  vürhte  hat  drucken  lassen; 
diu  was  (Hb.  warn)  ze  vlXze  drin  getragen;  V.  757  tumeiee  tu 
-neri  zif);  V.  1170  er  muose  in  ir  (Hs.  mir  statt  tu  ir)  gebende; 
>  ewie  ubde  ir,  herre,  zouwe  (Hs.  Wie  vbel  jr  heroBn);  V.  1281 
ich  vil  wol  (Hs.  fehlt  weil)  ervam;  V.  1299  ie  wart  gegeben  in 
jewab  (Hs.  Ye  wart  g.  meinem  gewalt)]  V.  1308  eS  kumet  ir 
mSre  wider  an  iutoer  ^e,  in  der  Hs.  nymmer  ftlr  wider;  V.  1377 
tatt  des  überiieferten  gefuege;  V.  1709  also  was  ez  ir  ergdn,  wo 
:z  von  M.  ist.  Wie  sehr  auch  Maßmann  an  andern  Stellen  fehl- 
a  hat,  einen  Herausgeber  von  redlicher  Gesinnung  konnte  dieß 
•estimmeU;  ihm  die  Urheberschaft  in  den  genannten  Stellen 
zu  machen.  Der  jlingere  Herausgeber  hat  aber  unter  den  von 
m  stiller  Weise  entlehnten  Änderungen  auch  einige,  die  be- 
1  scheinen.  So  ist  V.  642  für  die  Lesart  beschiessen  nach  Maß- 
»setst  besUezen.  Nach  meinem  Daftlrhalten  hat  sich  hier  Herr  H. 
verleiten  lassen  dem  Texte  Gewalt  anzuthun.  Um  mich  dem 
'erstflndlich  zu  machen,  setze  ich  die  betreffenden  Verse  her 
46): 

vememet  in  welker  akte 

er  daz  schef  mahle. 

künde  ich  iuz  gesagen! 

sin  gestelle  daz  was  ein  wagen, 

Rhte  getraemet 

und  als  ein  schef  gesckraemet 

daz  ze  Kälne  soUe  fiiezen. 

büwen  unde  besliezen 

kiez  ez  der  meister  zehant. 

alumbe  an  iekweder  want 

da  borte  man  dannoch 

durch  die  büne  manic  loch. 
mächst  war  an  besrhiezen  wohl  nichts  zu  ändern.  Es  ist  ein 
isdruck  der  Zimmerleute,  auch  wohl  der  Schiffbauer,  und  in 
und  Mitteldeutschland  sowie  in  Schwaben  verbreitet  Man  vgl. 
achs  GI088.  128*^  coassare  beschiessen,  beschliessen  mit  breden^ 
'  146'  eaniabulare   beschiessen  mü  brcterea,  bVwJowv;  ^Btä^^v 


172  FEDOS  BECH 

179";  Adelung  s.  v.  beschießen;  Stalder  II,  317  besddefieti,  den  Boim 
pßaHem;  356  beschüssen,  -enen,  bohlen  (einen  Stall)  beschässUaden  BdÜt; 
Diefenb.  Gloss.  128'  coassatto  ein  beschytz  beschütz  beschoiz;  51V  tak- 
latum  beachot  van  brederen,  bune;  dazu  Graffs  Sprachsch.  YI  562  sdai, 
absis  (stibadversa) ;  Mhd.  Wörterb.  11^  174*  schiez,  m.,  die  Giebelieito^! 
Schmeller  III,  410  der  schieß,  schießen,  schießet,  die  schießen,  das  ft..- 
schieß,  Seite  eines  Gebäudes,  Gicbelseite;  ebenda  die  schiefihr^» 
Hierher  gehört  namentlich  eine  Stelle  aus  den  Vier  Bttchem  der  KOnigi 
hrsg.  von  Merzdorf  S.  133:  dat  hüs  was  vori  van  deme  neddmrsien  hm 
(=  a  pavimento)  beschaten  (d.  i.  beschälen,  mhd.  beschozxen)  9iit  mroi 
delen  (=  texit,  operuit  tabulatis  abiegnis).  Ausserdem  verdient  das  W«t 
erschiezen  verglichen  zu  werden  bei  Heinrich  von  dem  Türiin  12660: 
ir  gereite  was  vil  nahe  {wähef)  gesniten,  mit  golde  wol  erschozzen  {:  vet- 
drozzen);  hier  hat  es  die  Bedeutung:  mit  Metall  belegen,  anslega^ 
durchschießen.  Etwas  ähnliches  wird  beschiezen  bedeuten  in  der  oba 
angefilhrten  Stelle,  nämUch:  das  Schiff  (oder  das  gesteüe  desselbeB) 
an  den  Seiten  mit  Brettern  versehen.  Ist  diese  Auffassung  aber  ridi% 
dann  erscheint  auch  das  danebengestellte  bdwen  seinem  Sinne  nidi 
zu  allgemein  und  darum  matt.  Ich  vermuthe  daher,  daß  hUnen  iatk 
gestanden  habe  d.  h.  das  gesteUe  des  Schiffes  mit  einer  büne,  eines 
Brettergerüst,  einem  Verdeck,  oder  auch  einer  Bretterwand  versehen, 
vergl.  D.  W.  II,  510  (und  226).  Nicht  hierher  zu  gehören  scheint 
büenen  das  aus  verbüenen  in  der  Martina  30,  90  zu  folgern  ist  In  V.  646 
ist  unter  büne  nicht  sowohl  das  Verdeck  als  die  seitliche  Bretterwand 
gemeint,  durch  welche  man  Löcher  bohrte  um  die  Ruder  hindurch  ni 
stecken.  Wenn  übrigens  in  den  oben  aus  Diefenbach  angefthrtei 
Stellen  contabulare  und  coassare  auch  mit  beschließen  erklärt  werden, 
so  ist  das  offenbar  ein  Wort  jüngeren  Ursprungs  und  erst  aus  be- 
schießen entstellt. 

Ferner  ist  von  llaßmann  entnommen  die  Änderung  in  Vs.  701 
mamaere  und  stiuraere.  Auch  hier  fragt  sichs,  ob  beide  das  Richtige 
getroffen  haben.  Die^  Handschr.  bietet  —  nach  M.  und  nach  BL  — 
Matnaren  und  Stiwern  Nach  seinen  g&ten  weren  Waren  sie  alle  gddei 
wan  si  ein  man  sneit,  Haupt  ändert  ausserdem  den  zweiten  Vers  in: 
tiach  sinem  guote  maere.  Ich  dachte  erst  an :  stiure  :  nach  einem  gwM 
tiure  u.  s.  w.  Indessen  daß  die  Bedienungsmannschaft  des  Schiffet 
entsprechend  dem  Reichthum  ihres  Herren  gekleidet  geweseo 
seiy  das  ist  es  wohl  nicht  was  der  Dichter  sagen  will;  dazu  würde  der 
bcj^Tfiodende  Satz  nicht  recht  passen:  trän  si  (=  diu  kteit)  ein  moi 
^  unmittelbar  zuvor  heißt  es:  do  xoa^  ez  oUez  «amA  ^r  ^f^li  cbM« 
w»  ffevar;  und  darnach  kann  d\e  SlcÄ^  e\.v?«L  ^^  ^änärX  \ia^«^\ 


ZUR  NEUESTEN  AUSGABE  VON  MlüRIZIÜß  UND  BEAMUNT.        173 

mamaei-e  nnde  afture 
nach  siner  coverfivre 
wdren  st  alle  gekleit. 
Der  Schreiber  konnte  gou'tiure  in  seiner  Vortage  gefunden  und 
verleBen  hsiben;  vgl.  Sanierl,  37,  15  fatere  govertivre.  Über  sthire, 
itBre,  SteuejTnann,  hier  im  Sing.,  sieh  Mhd.  Wörterb.  IP,  652' 
Veldekes  Eneit  1C9,  40;  das  Wort  stiuraere  scheint  jünger  und 
mir  in  diesem  Sinne  nar  aus  St.  Brandnn  hrsg.  von  SehrSder  1504 
kannt:  daz  wart  in  swEre.  dd  »prach  der  sturere;  in  der  älteren  Ge- 
jeneB  Gedichtes  konnte  dafllr  auch  gestanden  haben:  daz  wart  in 
dS  wpraeh  der  slüre.  Die  coverf.ivre  zeigte  das  Wappen  des  Ritters; 
ihm  richteten  sich  die  Kleider  und  WafFon,  welche  der  Ritter  trug- 
'■wird  die  Sache  dargestellt  z.  B.  im  Parz.  14,  15  folg.:  der  herre 
B  mit  gemden  stten  Rf  sJne  eonerfiiire  gemiten  ankfr  lieht  hermtn: 
nach  muog  ourk  dw:  andsr  tnn  üfme  schiÜ  und  an  der  wSt;  im  Erec 
»in  rot  wo»  gm^-et  mit  ficher  covertiure,  —  sin  wdjpenroc  alsam 
McaaU  grilme  als  ein  grax,  vgl.  2338;  Ulrich  von  Liecht.  171, 17~-19; 
ISO  richtet  sich  hiemach  die  Kleidung  des  Gefolges,  daher  die  Aua- 
tko  über  ein  tragen,  zuo  im  kleiden,  vgl.  meine  Anm.  zu  Erec  1910 
'2873;  Cloaener  Chron.  48  imd  49  ritter  und  knehte  alle  in  einem 
|(  o.  8.    w. 

Eine  andere  Stelle,  in  der  Herr  Haupt  mit  Maßmann  llberein- 
imt,  ist  V.  1121—23:  die  rigel  wSren  ahu»,  hok  von  Vnkdmix,  daz 
'  ocrbrinnen  mkan.  Die  Handschr.  hat  Bulramtg.  Auch  hier  erfährt 
Leser  nicht,  was  sich  der  Herausgeber  bei  dem  holz  von  Vtclcanua 
iclit  habe.  JedenfallK  bat  er  es  filr  eine  besondere  Art  agpind^  gß- 
$a.  Doch  könnte  hier  auch  ein  Mißvcrständniss  oder  ein  Verderbniss 
Textes  vorliegen,  so  daß  es  erlaubt  witre  ein  anderes  Wort  zu  ver- 
leo.  Vielleicht  steckt  in  Bul^eamm  der  Ausdnicfc  hmm  (oder  hois) 
a»  (ebenua),  von  dem  es  im  Flore  2071 — 74  heifJt:  ein  boum  der  heizet 
M,  des  kraft  sol  tnan  stts  mit  dem  Urkunde  erkennen,  daz  fiur  mae  »tn 
gebrennen  und  bei  dem  Megenberger  321,  3  folg.  ^mnus  haiz  a!n  eiban ; 
ioiane»  holz  ist  gar  hert  und  enhoeicht  dem  fiur  niht  leiht;  und  bei 
Ssd  Troj.  30014  Üz  ehenö  dem  hohe  qwec,  daz  ntemer  kan  üf  erden  «" 
noch  encerden.  Oder  vielmehr  es  ist  der  hois  L^banus  (Diefenbach 
p.  flSG*"),  somit  das  Cedemhols:  gemeint,  vgl.  Leysers  Predd.  116,  39 

•faffownmf  holz uf  dem  vialde  Lyhano daz  ist  »3  edelrn 

' «   Li   nimmer  eori'äten  mach;  dazu  117,  21  ein  herc  der  hiesc 
m  H.  h.  35,  28  der  caninc  Salomon  mahhQla  ntio  ««E^Knno 
•">ne  Lybano.     Das    „Ho\z  ^om.'WÄÖL  Yig\»».TOMl^ 


174  FEDOR  BECH 

mochte  unser  Dichter  aus  dem  verlorenen  Gedichte  HeinrichB  fi 
Veldek  entlehnt  haben,  in  welchem  dieser  die  Minne  Salomos  besai 
und  aus  welchem  der  Verf.  unserer  Erzählung  die  Schilderung  fi^ 
dem  Bette  Salomos  rühmend  hervorhebt,'*')  vergl.  Vs.  1160  folg.  mi 
Williram  24,  25.  Auch  die  rigel  innen  an  der  Thür  der  Minne: 
wie  sie  Gottfiried  im  Tristan  schildert,  waren  zum  Theil  eedenn. 
Trist  17019 — 23;  dort  freilich  bedeuten  sie  etwas  anders  als  hier, 
man  dem  Zusammenhange  nach  an  die  sponda  denken  muß. 

Aufiallend  ist  bei  Vers    1592   (ir  hete  dirre  schrie  benomen) 
Bemerkung  von  H.,  daß  schrie  in  der  Handschr.  fehle.  MaOmann 
das  Wort  im  Texte  auf,  ohne  einer  Abweichung  seitens  der  Han< 
zu   gedenken.     Wem  hat  man  hier  zu  glauben?    Ist  Herrn 
Angabe  richtig,  so  war  es  wieder  nicht  bankgerecht,  daß  er  Maß 
Besserung  als  die  seinige  hinstellte. 

Für  den  Kritiker  ist  es  bekanntlich  sehr  wichtig,  daß  er 
zu  ermitteln  sucht,  welchem  Sprachgebiete  der  Verfasser  angehört 
Herr  Haupt  scheint  in  diesem  Falle  voraus  zu   setzen,    daß  dieß 
Leser  von  selbst  errathen  werde;  er  emendiert  ohne  die  fVage  voi 
erledigt  zu  haben.    Die  Reime  am  (:=  arm)  :  vam  232,  27^  616, 
(=  rüm)  :  Oraün  826,  ruon  (j=^  ruom)  :  vertuon  721,  began  :  bequicm  8|j 
903,  920,  kan  (=  kam)  :  man  135,  179,  279,  741,  796,  venum  :  mm 
1260,  buggeran  :  an  1250  fähren  uns  zu  der  Annalime,   daß  der  Ver 
fasser  des  Gedichtes  dem  alemannischen  Sprachstamme  angehörte.  Audi 
die  Reimverbindungen  sal  (=  sol)  :  misseval  1318,  :  nahtigal  1714^  Sm 
saü  :  gewaü  1300  könnten  darauf  deuten,  obwohl  sie  in  dem  genanntea 
Dialecte  sehr  selten  vorkommen,  vgl.  Weinhold  Alem.  Gramm.  S.  394^ 
weit  häufiger  dagegen  bei  niederd.  und  mittcld.  Schriftstellern,  wie  bd 
Heinrich  von  Veldeke,  bei  Herbort  von  Fritzlar,  in  Athis  und  Proph.  u. 
s.  w.   Ebenso  findet  sich  aber  bei  Herbort  vemam  :  dan  3540,  ^eioai  ^ 
^am  3624,  bei   Fridrich  von   Husen  veman:versan  46,  8;  47,  18;  bei 
Heinrich  von  Veld.  Tnrnum  :  tun,  bei  Herbort  stm  :  Agamemnum;  so  dafi 
auch  diese  Art  Reime  für  das  Alemannische    nicht   streng   beweisend 
wären.  Daß  das  Mitteldeutsche  einen  gewissen  Einfluß  auf  die  Sprache 
unseres  Dichters  geübt  habe,    ergibt  sich  noch  aus   andern  Erschei- 
nungen im  vorliegenden  Gedichte.    So  trifft  man  in  V.  162  und  167 
die  Form  krete  (:  bete),  Kröte,   die  bei  Oberdeutschen  nur  krote  oder 
hratte  lautet;  abgesehen  von  den  althochd.  Beispielen  bei  Ghraff  IV,  583 


*;  Yergl  Gotfried  im  Tristan  7424  folg:  von  Veldekm  Beimiek  Dir  tprmA^ 
tolUn  sinnen:  wie  mcoI  tone  er  txm  mirmtnl 


KUR  NEUESTEN  AUSGABE  VON  IfAURIZIUS  UND  BEAlfUNT.        175 

ehrtid),  findet  sich  hrete  während  des  12.  und  13.  Jahrhunderto 
bei  md:  Dichtem  vor,  wie  bei  Herbort  8364  ffinge  ich  ah  ein  crete 
;  in  den  Brachstücken  niederrheinischer  Gedichte  von  Lachmann 
10,  68  slangen,  credin,  »pinnen  ist  da  vile;  in  Heinrich  Heslers  Apo- 
bei  Roth  Dicht,  des  Mittelalters  (Stadtamhof  1845)  ö,  123  swan 
irdiaeh  abgote,  die  sich  glichent  vbeln  kreten,   vor  unser  sehepfer  an 
Diefenb.  83"  s.  v.  bufo.  Auch  phlihte  (pUhte),  prara,  in  V.  968 
Ort  vorzugsweise  diesen  Dialecten  an;    ebenso  zenddte  in  V.  961, 
Zamcke-Müller  HI,  895^    In  V.   1743—46  ist   sehr  zweifelhaft, 
H.  die  Sprachformen  des  Dichters  getroffen  habe,  wenn  er  in  den 
setzt:  ja  ich  toeiz  rehte,  der  mich  fröuwen  mehte,  der  swante  sine 
als  stau  des  meres  ünde;  die  Hs.  hat  frd  mächte  flLr  fröuwen  mehte 
1^  mehte  als  conj.  prät  von  machen  wäre  im  Mitteldeutschen  unantast- 
ütt*,  Tgl.  meine  Zusammenstellung  über  den  umgelauteten  Conj.  Prät 
^  dieser  Zeitschrift  XV,    154 — 155    (und   156);    dieß    vorausgesetzt 
ttente  dann  auch  inV.  1137  gemehte  (:  geslehte)  gestanden  haben.  Als 
W.  Sprachform  ließe  sich  auch  gemäß  der  Überlieferung  die  schwache 
dedination  von  müre,  Mauer ,  halten  in  V.  17Q2:  dd  gienc  si  durch  ir 
Mkvii  da  Ober  die  burcmüren  und  860  hin  gegen  der  buremüren  :  si  sluogen, 
|r  iabOren^  sie  findet  sich  z.  B.  in  Athis  S.  53,  Eneit  23,  37;  35,  1; 
blOsung  6182  und  6203;  Pass.  H.  169,  77;  Alexander  6699;   über 
tMire,  fbr  welches  H.  tamhüre  gesetzt  hat,  vergl.  Oberlin  1611  plur. 
kib^bren,  Eneit  46,  27  H  mit  tapüren;  345,  35  G   fabüre  unde  seitenspil] 
Leysers  Predd.  42, 36;  Karlmeinet  371,  6  u.  9.  Ob  die  Beispiele  der  Hs. 
fkY.  701—702  und  217—218  dem  Schreiber  angehören  oder  zum  Theil 
dem  Original,  vermag  ich  nicht  zu  unterscheiden.    Auch  diu  kaüe  in 
V.  1069  ließe  sich  als  md.  Form  auffassen,  vgl.  Eneit  77,  5  und  91,  6, 
obwohl  sie,  wie  H.  nachweist,  auch  bei  Oberdeutschen  vorkömmt  Das- 
selbe gilt  von  der  Negation  niet  (:  schiet)  1741 ,  sieh  Zamcke-Müller 
m,  653*  und  Weinhold  Alem.  Gramm.  234.    Die  angegebenen,   dem 
MttteldeutBchen  verwandten  Sprachformen,  sowie  die  vertraute  Bekannt- 
idiaft  mit  Heinrich  von  Veldek  lassen  vermuthen,  daß  der  Dichter  am 
Bhein  und  zwar  in  der  Nähe  des  mitteldeutschen  Sprachgebietes  seine 
Heimat  hatte. 

Schließlich  erlaube  ich  mir  noch,  tlber  folgende  Stellen  meine 
abweichende  Vermuthung  zu  äußern.  V.  230  steht  ganz  si  (nämlich 
Bidme)  alsd  verhran]  in  der  Hs.  fehlt  si]  ich  würde  gare  s'  oder  gar  si 
fttr  ganz  gesetzt  haben. 

y.  280  ist  wederthalp  im  Sinne  von  in  neutra  parte  verdächtig  Air 
dewederha^  oder  enwederhalp;  wederthalp  kenne  \c^  u\)x  vkx  ^^x^ft&»^ 


176    F.  BCCH,  ZUR  NEUESTEN  AUSGABE  VON  MAURIZIÜB  UND  BBAlfCKt 

tang  in  tdram  partem]  ans  Oberlin  1958;  und  unter  den  Varianten  a 
Parz.  396,  18  haben  toederhalp  für  dewederhalp  nur  einige  weniger  be- 
vorzugte Handschriften;  weder  ftir  enweder  zeigt  sich  ttberhaupt  enl 
später,  wie  im  Reinfried  17885,  21204,  bei  Closener  323,  26. 

V.  393—396  ich  zdUe  ze  gewinne,  swenne  tch  wm  der  Minne  m 
dienste  od  ere  durch  min  heil  erwürbe  rehtes  lones  teä]  die  Hs.  brin^ 
vorderliche  mynne  anstatt  von  der  Minne]  weit  weniger  gewaltsam  wiR 
gewesen  die  Änderung  vorderlicher  minne]  vorderNeh  hier  im  Sime 
von  hoch,  vornehm,  edel. 

V.  409  »wachen  Ion  gebent  boesin  wtp ;  in  der  Hs.  aü  aolhe  Urne  ftr 
»wachen  Idn;  ich  vermuthe  daraus:  vil  stoache  gebent  b.  w. 

V.  522 — 23  owe,  mähte  ich  wizzen  daz,  naeme  e  danne  ir  war,  mit 
der  gezwimgenen  Erklärung:  „so  würde  ich  dann  eher  zn  ihr  gAm 
und  sehen  wie  sie  gesinnt  ist;^  doch  ftigt  der  Erklärer  weislich  hiini: 
„aber  danne  ist  ungeftlgig  gestellt  und  die  Zeile  vielleicht  verderbt' 
Sehr  nahe  lag  die  Umstellung:  e  danne  ir  naeme  war. 

V.  806  wie  daz  brunne  ein  schinwer,  als  wenn  eine  Scheuer  brennte; 
in  diesem  Sinne  scheint  wie  daz  bei  älteren  Dichtem  nicht  vorzukommen, 
ich  vermuthe  daher  ah  dd  daftlr.  Vgl.  über  wie  daz  =  obgleich  Myst  I, 
278,  33;  Birlinger  Von  St.  Martin  4,  2;  =  daß  Zupitza  zu  Virginil 
17,  4;  Koeditz  v.  Salfeld  53,  19;  61,  34;  Rieger  im  Glossar  zur  H.  Elisa- 
beth S.  425. 

V.  841  folg.  einen  huot  truoc  man  im  dar  :  der  bevienc  im  die  äintt 
gar,  daz  im  nie  kein  schnmde  die  hüt  verritzen  künde;  wie  durch  dne 
Schrunde  die  Haut  verritzt  werden  könne,  wird  Herr  Haupt  wissen,  hier 
begreife  ich  es  nicht  Die  Handschr.  hat  kainer  darunder  ftir  kein  sehrunde; 
daraus  entnehme  ich  kein  er  (Erz,  Waffe,  Lanzenspitze)  darunde.  Ans 
oberdeutschen  Quellen  hat  Beispiele  von  unde  =  unter  das  Mhd.  Wh.  HL 
189;  aber  auch  mitteldeutsche  brauchen  es  wie  Herbort  Troj.  4449,  4709. 
4988,  5144,  9087,  11551,  Ernst  von  Kirchbei^  S.  612,  Böhmer  Üi- 
kundenb.  d.  St.  Frankfurt  S.  530:  uf  deme  gademe,  daz  darunde  lieget 
(a.  1334). 

V.  845  folg.  dannoch  zdch  er  an  me  einen  halsberc er  hiK 

die  riemen  strecken  vil  vaste  unde  (Hs.  mit)  recken.  Was  das  strecken 
und  redcen  hier  bedeuten  soll,  wird  der  Leser  kaum  begreifen.  Dw 
Herausgeber  selber  hat  es  nicht  erklärt.  Höchst  wahrscheinlich  aber 
hieß  es  stricken  und  im  letzten  Verse  mit  ricJcen  ftir  das  überiieferte 
mit  recken.  Über  ric  =  Verstrickung,  Knoten,  Schleife  sieh  Mhd.  Wb. 
U^  68);  Marfina42,  35;  152,  54;  183,  CO;  MSH.  I,  146,  37;  Meister 
AJtachwert  9,  8.  Das  GegentVieii,  die  riemea  enl«lT\cke!«i>  t^^  V«  1074. 


8ucui£B,  Ober  einige  handscur  v.  wolframs  willehaul   177 

V.  850  ist  in  den  Worten  do  giene  er  üf  daz  sehef  ttän  ohne  Noth 
hl  in  dän  geändert  Der  Dichter  hat  sä  im  Reime  V.  660  (:  (ddä)^ 
«7  and  1700  (:  da);  vgl.  in  dieser  Zeitschrift  VI,  242. 

Für  das  überlieferte  stricken  muß  wohl  strecken  gesetzt  werden 
V.  1124 :  und  was  gestricket  dar  an  (nämlich  an  die  rigel  des  Bettes) 

fr  lieharten  hitUe enmitten  zsamne  gezogen'^  der  Sinn  ist:  über 

s  Bettbretter  waren  vier  Leopardenfelle  gebreitet  (und  das  bedeutet 
strecket)  und  in  der  Mitte  zusammengezogen;  Beispiele^  in  denen 
'ecken  ähnlich  gebraucht  wird  wie  hier,  weist  das  Wörterbuch  von 
imcke-Müller  III,  670",  27—32  auf;  Parz.  82,  28 ;  Kinth.  Jesu  94,  10. 

V.  1463 — 64  ermanet  si  mit  schoener  bete,  daz  si  düz  durch  unsin 
»;  dieselbe  Auffassung  bei  Maßmann,  nur  daß  er  durch  mich  liest 
r  das  handschriftliche  durch  in]  ftür  ermanet  steht  außerdem  in  der 
s.  ermante.  Ich  vermuihe  dafür:  er  mante  si  (nämlich  die  maget)  mit 
hoener  bete,  biz  si  ditz  durch  in  tete. 

Die  Negation  scheint  mir  vom  Schreiber  getilgt  in  folgenden  Zeilen: 
.  142  des  enkunde  in  niht  enoenden,  er  mw>ste  ez  mit  werken  enden; 
}ch  wohl  em  müeste,  vgl.  Wigal.  39,  17.  —  V.  205  daz  ich  niht  wol 
ae  gdän,  ich  schaffe  daz  si  müezen  u.  s.  w.;  wahrscheinlich  ichn  schaffe 
.  8.  w.  —  V.  188  des  wolde  er  niht  erwinden,  er  müeste  auch  daz  er- 
mden]  lies  em  müeste.  —  V.  494  vne  mohte  ich  mich  der  gar  erwem, 
Ai  fnmwe  welle  mich  emem\  besser  mvn  frouwe  enweüe.  —  Dagegen 
mmte  niht  fehlen  in  V.  1311:  ich  waene  auch  niht  daz  ieman  lebe,  vgl 
136-^7. 

Mit  Recht  ist  in  der  Einleitung  S.  31  vom  Herausgeber  vermerkt, 
laß  sich  in  dem  Gedichte  noch  keine  Spuren  finden,  die  an  den  er- 
ihlenden  Ton  bei  Hartmann  oder  Wolfram  erinnerten.  £ine  gewisse 
Iberanstimmung  mit  Hartmanns  Büchlein  I,  1879 — 84  zeigen  im  Mau- 
isius  die  Verse  1673-^78. 

ZEITZ,  November  1871. 


ÜBER  EINIGE  HANDSCHRIFTEN  VON  WOLF- 
RAMS WILLEHALM. 


1. 

Jakob  Pttterich  von  Reichertshausen  erwähnt  in  seinem  Ehren- 
biidb  vom  J.  14C2  (Earajan  in  Haupts  Zeitschrift  VI  50);  daü  er  eine 
Hb.  besaß;  die  alle  drei  Thcile  des  Willehalm  enthielt.  Nun  schreibt 
sr  ÜWcb  von  Türheim,  dem  Verl.  des  dritten  TWtXä,  «iXidSi  ^«ö.  ^^^\rä 

(nSSMAmA.  N0ae  Reibv.  V.  (XVU.)  Jahrg.  VI 


178  H£RMANN  SUGHIER 

von  Ulrich  von  dem  Türlin  verfaßten  Theil  zu.  Diesen  Febkr  bepk 
aber  unter  allen  erhaltenen  H^s.  des  WiUehalm  nur  eine,  wefihilb  i 
vermuthen,  daß  diese  ehedem  in  Pttterichs  Besitz  war.  Es  ist  diefl  ii 
Wolfenbattier  Hs.  (o)*)  August  30.  12.  foL  Pg.  14.  Jahik,  die  m 
Nürnberg  stammt  und  im  J.  1664  vom  Herzog  Ulridi  filr  SO  Thak 
gekauft  wurde. 

9 

Die  Wiener  Papier-Hs.  3035  (z)  15.  Jahrfa.  ist  eine  Abschrift  im 
Heidelberger  Hs.  404  (1)  14.  Jahrh.  (nach  Wilken,  OeMhichte  im 
Heidelbergischen  BüchersammluDgen  S.  468)  oder  Ende  des  13.  Jakk 
(nach  Karl  Roth,  Rennewart  S.  60).  Nach  Karl  Roth  (Rennewart  S.  61) 
ist  auch  die  MOnchener  Papier-Hs.  Ton  Tttriieims  Willehalm  (Oenn.  89. 
15.  Jahrh.)  eine  Abschrift  der  Heidelberger  Hs.  404. 

3. 

Roths  Annahme  (Rennewart  S.  60.  115),  die  Wiener  Ha.  2610' 
(m)  sei  eine  Abschrift  der  Wolfenbtlttler  (o),  erweist  sich  als  irrigi  it 
dem  m  in  Tflrlins  WiUehalm  3,  26  den  Verf.  richtig  vlreich  von  im 
tuemlein  nennt,  wo  o  fehlerhaft  ulreich  von  Turhein  schreibt;  ebeoio- 
wenig  kann  o  eine  Abschrift  von  m  sein. 

4. 
Ebensowenig  ist  die  Kölner  Papier-Hs.,  die  früher  Eberliard  vvi 
Groote  gehörte,  eine  Abschrift  der  Kasseler  (n),  was  Roth  (Ranoeimt 
S.  105)  (Ur  gewiß  erklärt,  weder  in  *den  beiden  ersten  Thdlen  dv 
Willehalm  noch  im  dritten.  Die  von  Roth  mitgetheilte  Stelle,  auf  die 
er  seine  Ansicht  gründet,  beweist  gerade  die  Unmöglichkeit  der  kt- 
nähme,  da  statt  der  Worte  Mer  van  Erringen'  der  Papier-Hs.  (BflOBS- 
wart  S.  109  V.  22)  die  Kasseler  Hs.  Bl.  325'  unrichtig  'der  vaa  enfr- 
ringen'  hat 

5. 
Uffenbach  gibt  in  der  bibliotheca  UfFenbachiana  1720  IV.  178—9 
Nachricht  von  seiner  Willehalm-Hs.  (Vol.  CXLIV  4«  Pg.),  welche  den 
ersten  und  zweiten  Theil  enthielt,  und  theilt  den  Anfang  und  den 
•Schluß  des  ersten  Theiles  daraus  mit.  Casparsons  Vermuthung  (Wil- 
helm der  Heilige.  Erster  Theil.  S.  III),  Uffenbachs  Hs.  sei  in  Hambmg? 
gaben  die  Vf.  des  litterarischen  Grundrisses  S.  179  filr  baare  Mün»c 
aus,  und  Lachmann  (Vorrede  zu  Wolfram  S.  XXXIH)  forschte  ver- 
gebens in  Hamburg  nach  der  Existenz  dieser  Hs.  Petersen  (Glesdiichte 

^  Wir  fügen  die  BMeiehnung  I.f^c\\miimB  ^Vma. 


ÜBER  EINIGE  HANDSCHRIFTEN  VON  WOLFRAMS  WILLEHALH.     17!9 

er  Hambnrgischen  Stadtbibliothek  S.  245)  erklärte  CasparBons  Angabe 
br  unrichtig;  doch  wurde  das  über  den  Verbleib  von  Uffenbaohs  Hs. 
BiTBchende  Dunkel  bis  jetzt  nicht  aufgehellt  —  Es  ist  aber  keinem 
iweifel  unterworfen,  daß  die  Hs.  Uffenbachs  dieselbe  ist,  die  sich 
egenwärtig  auf  der  Leipziger  Stadtbibliothek  befindet  (Rep.  11.  127. 
*  Pg.  14.  Jahrh.  116  Bl.  vgl.  Robert  Neumann ,  catalogus  librorum 
umuscriptorum  qui  in  bibliotheca  senatoria  civitatis  Lipsiensis  asser« 
B&tnr  S.  33  CIX).  Diese  Hs.  enthält  Bl.  21—116  Wolframs  Willehalm, 
em  der  von  andrer  Hand  geschriebene,  von  Ulrich  von  dem  Türlin 
er&flte  erste  Hieil  vorgebunden  ist  Obgleich  hier  der  Text  des  letztern 
Gedichtes  bedeutend  verkürzt  ist,  so  ist  diese  Hs.  doch  fbr  die  Kritik 
on  Wichtigkeit,  da  ihr  der  echte  nur  in  der  Heidelberger  Hs.  395 
rfaaltene  Text  zu  Grunde  liegt  Darauf  lässt  die  Hs.  noch  die  Fort- 
etzung  der  Heidelberger  Hs.  395  (Vivianz  Ritterschlag)  in  verkürzter 
Gestalt  folgen,  woran  sich  eine  Stelle  aus  Wolframs  Willehalm  (7,  23 
ns  10,  16)  mit  Unterbrechungen  anschließt  —  Lachmann  legte  dieser 
Ib.,  die  er  mit  t  bezeichnete,  und  die  Haltaus  für  das  gloss.  germ.  be- 
BOtste  (Haupt  Vorrede  zu  Wolfram  S.  XXXVI),  einen  besondem  Werth 
bei.  Daß  sie  aber  dieselbe  ist,  die  Uffenbach  besaß,  beweist  eine  G^en- 
nberstellung  ihres  Textes  mit  den  von  Uffenbach  mitgetheilten  Proben. 
Einzelne  Abweichungen  erweisen  sich  als  Nachlässigkeiten  Uffenbachs 
oder  erklären  sich  daraus,  daß  die  Schrift  in  t  stellenweise  halb  erloschen 
oder  durch  Löcher  entstellt  ist  In  der  Überschrift  löste  Uffenbach  in 
kvneginne  den  bis  auf  einen  Punkt  erloschenen  Strich  über  v  als  n 
waLY.3  hat  die  Hs.  deutlich  nigent;  der  erste  Strich  des  n  ist  jedoch 
mit  derselben  Dinte,  mit  der  die  Randbemerkungen  der  ersten  Seite 
psdirieben  sind,  zu  F  verlängert,  so  daß  es  nun  fugent  heißt.  Die 
von  Uffenbach  mitgetheilten  Stellen  weichen,  wie  die  Recension  der 
Leipziger  Hs.  tlberhaupt,  von  dem  Texte  aller  übrigen  Hss.  des  Türlin- 
Bchen  Gedichtes  ab.  Leider  konnte  ich  kein  Autograph  Uffenbachs 
eriangen,  um  es  mit  den  Ztlgen  der  dem  ersten  Blatte  der  Hs.  einge- 
schriebenen Randbemerkungen  zu  vergleichen. 

Leipziger  Hs.  Bibl.  Uff.  IV.  178—9. 

[Bl.  1\]  Hfe  Yahet  an.  wie  sante ,  wille-  Hie  vahet  an  wie  Santa  Willehalme 

halme 
Sewan  arabel  j  die  kvneginne.  c  ^)  gewan  Arabel  die  Kanniginne. 

A*)U^  wisbait  ain  anevanc.  All  wißheit  ain  ane^anc 

nt  h^a  mvt.  vnd  gedane  Sit  Herta  Mut  md  gedanc 


<)  Die  tJhenebnft  ist  roth.        ')  A  reicht  über  dxe\  X^VL^el« 


180    H.  SUCHIER,  OBEE  EINIGE  HANDSCHB.  V.  WOLFRAMS  WILLEHAU 


Leipsiger  Hs. 
dir  nigent.  Tod  Tiid^tenig  sTt 

80  gedenke,  vrz  megde  kint 
Das  da  mensche,  mit  vnz  w^rc 

Tnd  Bimde  doch  v^bere. 
Ain  got  Tnd  doch  trivalt. 

got  Tnd  mische  mit  gewalt. 
(Folgen  sechs  Verse.) 
So  gib  mir  helf.  v^sag  mir  niht. 

sit  dir  dez.  mi  gelobe  gith. 
Daz  dv  bist  anegengez  ort. 

gip  mir  sin.  ynde  wort 
Die  mich  d^  warhaft  wfsen. 

▼nd  och  d{n§  namö  brisen. 
La  dine  helfe  wMen  an  mir  schi. 

ich  vlrich  von  dem  [tjvrliii  ^) 
Dvr  dez  bvchez  ane[ge]ngc. 

dez  materie.  vnz  vil  enge 
H^  wolfran  [hat]  bedytet 

dv  w{rt  nv  baz  belvtet. 
Daz  sprich  ich  nit  rmbedaz. 

daz  min  mvnt  ie  gespreche  b<az 
Ir  svnt  ez  and^z  yersten 

wie  ez  von  erste  mvst  ergen. 
[Bl.  1*"]  W*  der  gr[av]e  waz  von  iiariboii 

wie  d[v]r  [t]odez  gelt  zc  [leii] 
Enterbet  wrden  sinv  kint 

vnd  wie  sv.  och  gehaieen  s[i]t. 
Wie  gevangö  wart  d^  margiz 

vnd  wie  dv  kvnegi  de  arabiz. 
Mit  im  entran.  vn  wart  get6fet. 

vn  wie  tvr  er  sit  ir  mi[n]e  kvfet 
(Folgen  vier  Verse) 
Daz  sag  ich  so  ich  beste  kan. 

svz  hep  ich  in  gottez  nam  an. 

[Bl.  20']  vil  manic  tosent  ergewä. 
D*  werde  sarrazine 
die  man  hiez  die  sine 

Die  prvf  ich  alsvz  mit  d*  zai. 

er  bedaht  cht  b^gc  vh  tal. 
Do  man  koni  sah  die  w^den 

vz  den  shiffen.  vf  die  erden. 
D*  den  kvneg  Thibalt 

dcz  maneg  getoft'  mä  engalt. 


Bibl.  üff.  IV.  178—9. 

Dir  fiigent  vnd  vnlertenig  aint 

So  gedenke  sos  Meyde-  Kint 
Datz  du  Mensche  mit  vns  werc 
Vnd  sunde  doch  verbere 
Ain  Gott  vnd  doch  trivalt 
Gott  vnd  Mensche  mit  gewallt  etc 

So  gib  mir  heiffe  versag  mir  nibt 
Sit  dir  detz  min  gelobe  gith 
Datz  du  bist  anegenges  ort. 
Gip  mir  sie  vnde  wort 
Die  mich  der  warheit  wisen 
Vnd  och  dinen  nahmen  brisen 
L:tß  dine  helfe  werden  an  mir  schin 
Ich  Vlrich  von  dem  Vrlin 
Der  des  Buches  anegenge 
Detz  materie  watz  vil  enge 
Herr  Wolfram  uns  bedutet 
Die  wirt  nu  bass  belutet 
Datz  sprich  ich  nit  nmbedats 
Datz  min  munt  ie  gespreche  batz 
Ir  sullent  etz  anders  versten 
Wie  etz  von  ersten  must  ergen 
Wie  er  grave  watz  von  Naribon 
Wie  der  dodetz  gelt  ze  Ion 
Enterbet  worden  sincr  kint 
Vnd  wie  su  och  gebaissen  sint 
Wie  gevangen  wart  der  margis 
Vnd  wie  die  Kunigin  de  Arabis 
Mit  im  entran  vnd  wart  getuvet 
Vnd  wie  tur  er  sit  ir  min  erkufet  ett 

Datz  sag  ich  so  ich  beste  Kan 
Sus  hep  ich  in  Gottes  namen  an  etc 

Finis : 
Vil  manic  tusent  er  gewan 
Der  werden  Sanatzine 
Dir^  mane  hies  die  syne 

Die  prüf  ich  alsutz  mit  der  Zal 
Er  bedath  est  berge  vnd  tal 
Do  man  Kom  sach  die  werden 
Vtz  den  schiffen  uf  die  erden 
Da  den  Knnig  Thibalt 
Detz  manger  getodter  man  eugait. 
HERMANN  SUCBIE& 


^)  In  KJanimeni  ergiinzen  wir  tVie  voil  l^^^Vvtni  N^t*t\i\xja^ti>j».\^^ 


WATTENBACH,  GEDICHTE  AU8  EINEK  LÜBECKEB  UAMDSCUBUT.     Igl 

GEDICHTE  AUS  EINER  LÜBECKER  HAND- 
SCHRIFT. 


Simon  Baczcb  von  Homburg,  d.  h.  Hohenburg  in  der  Rheinpfalz, 
mgte  1441  in  Erfurt  den  Grad  eines  Bacealarius  und  wurde  1444 
selbst  Magister  artiun* .  Im  Jahre  1457  ist  er  Rector  der  Universität 
urt  gewesen,  später  aber  Syndicus  der  Stadt  Lübeck  geworden,  und 

solcher  1464  gestorben.  Er  hatte  zwei  Neffen,  Walter  und  Hugo 

e;  Letzterer  ist   1447   in  Rom  gestorben.    Eine   reichhaltige  Brief- 

omlungj   deren  Besitzer  er  gewesen  war,   erwarb  Simon   1449   fllr 

Goldgulden;   später  ist  sie  in  der  Lübecker  Rathsbibliothek  ver- 

hrt  worden,  und  jetzt  Cod.  152  der  Stadtbibliothek. 

Auf  den  letzten  Blättern  dieser  Handschrift  sind  allerlei  ernste 
i  scherzhafte  Lieder  und  Sprüche  eingetragen,  die  meisten  lateinisch, 
ige  deutsch,  andere  gemischt.  Ein  merkwürdiges  Lied  der  Knaben, 
lohe  1457  nach  Alont- Saint-Michel  pilgerten,  hat  hieraus  Herr  Prof« 
ntels  in  der  Zeitschrift  des  Vereins  fiir  Lübeckische  Geschichte  2,  539 
ausgegeben.  Im  letzten  Herbst  war  es  mir  durch  die  Freundlichkeit 

Herrn  Prof.  Mantels  in  Lübeck  verstattet,  diese  Handschrift  zu 
lutzen,  aus  welcher  ich  hier  die  deutschen  und  gemischten  Stücke, 

Ausnahme  des  eben  erwähnten,  mittheile. 

Auf  fol.  237  V.  findet  sich  die  folgende  Klage  eines  alt  und  arm 
fordenen  Lebemannes  über  sein  thörichtes  Leben,  welche  ich  hier, 
.  geringen  Ausnahmen,  genau  nach  der  Handschrift  gebe,  obgleich 

Versuchung  zu  Änderungen  nahe  liegt.   Denn  augenscheinlich  ist 

niederdeutsch  gedichtet,  was  schon  die  Endreime  schlagend  be- 
isen,  und  durch  den  Aufzeichner  in  ein  unberechtigtes  Kauderwelsch 
igesetzt.  Bedauerlicher  ist,  daß  die  erste  Strophe  kaum  verständlich 
;,  und  zwei  Zeilen  derselben  fehlen,     ^^fy^^ir  ^'Wy,  ^ 

Ich  sorgen  nun  in  myns  herczen  gmnt, 
Hijr  Damals  schad  my  nicht  eyn  punt, 
Das  ich  so  frutelich  koude  verczeren, 
Dat  de  as  mus  du  vyl  fmnde  entberen, 
Des  ich  vorczijden  nicht  enwas  yroyt. 

Ach  lebe  geselle  Bu'-spar  din  gut  J^tJ^s^^^y 

\  1  tOTj^..      ;.      , 


Ig2  WILHELM  WATTENBACH 

2. 

Was  sal  ich  nn  leyder  aqg&a? 
Bij  Yortijdeii  plach  ich  zca  staen 
Bj  den  besten  wcer  sij  gingen; 
Zen  bere  sca  wine  sij  mich  gerne  entphingen. 
Nu  schawen  sij  mich  nacht  nnd  dach, 
Sint  ich  nich  meer  geben  enmach« 
Des  bin  ich  bedmbet  in  mjme  moyt: 
Ach  lebe  geselle  nn  spar  din  gat. 

3. 

Was  hilffet  mich  das  ich  ▼jlle  dage? 
Alle  myne  front  und  myne  magCi 
Dy  wjUen  mich  noch  syen  noch  horeui 
Umbe  das  ich  das  mjn  hijr  zca  T^m 
Also  dorlichen  hebbe  hinne  bracht 
Und  han  das  also  zca  nichte  gemacht. 
Des  doch  njemant  wyser  endät. 
Ach  lebe  geselle  na  spar  din  gut. 

4. 

Ich  endachte  nye  an  das  selbe  leyt, 
Das  mich  leyder  na  an  geyt^ 
und  das  das  gelt  so  nncze  were, 
Und  ich  das  nan  erste  kennen  lere. 
Ach  das  ich  das  nicht  Torendachte« 
Und  han  das  myne  so  nbel  hynne  bracht. 
Des  werfen  midi  dy  beben  ander  dy  fase: 
Ach  lebe  geselle  na  spar  din  gat 

5. 

Dy  mich  eyns  plagen  zca  prisen, 
Dat  sint  dy  dy  mich  nun  mit  fingeren  wysen. 
Ach  manich  gat  hebbe  ich  yn  gedan. 
Na  lassen  sij  mich  Tor  der  d^m  st&n, 
Und  spylen  mit  mir  der  antrawen. 
Ach  solde  das  mich  nich  sere  rawen, 
Das  ich  das  amer  lyden  maß! 
Ach  lebe  geselle  na  spar  din  gut. 

6. 

Eyns  do  ich  eyn  fin  geselle  was, 
/T?Y^  Und  alle  man  myt  mir  dranck  and  as, 
Da  rafent  mich  dy  gesellen  an: 
Nu  danket  sij  hijr  kommers  ka^ 


4,  1  Ich  an  dachte,    4,  6  brachin.        ^,  %  dva  mwjk,        %^  1 


GEDICHTE  AUS  EINER  LÜBECKER  HANDSCHRIFT.  |68 

Dy  lejder  über  mich  is  gescheen, 
Sij  enkomeren  uch  niTiier  nicht, 
Und  diyben  mit  mir  ir  schaden  und  epdt 
Ach  lebe  geteUe  nu  spar  din  gut. 

7. 

Eyn  man  madi  woyi  ejn  gut  getalle  sin» 
Es  sij  zcu  byre  adder  son  wyn : 
Er  besorge  och  den  n6cs  mede 
Yo  hijr  and  dar  an  meynigen  steden, 
Yo  myt  masen  nnd  nich  aca  ^yle^ 
Dar  Tor  ich  manigen  waren  wyl, 
Want  mase  ist  zcu  allen  dingen  gut. 
Ach  lebe  geseUe  na  spar  din  gnt. 

8. 

Dj  wyl  eyn  gesel  ulwwm  hlt, 
AI  lade  yn  dar  scn  begsilt 
H&t  er  adder  nicht,  so  achtet  men  keyn, 
Nymant  wil  jm  syn  gemeyn. 
/  Almim  flaet  en  alß  er  der  dabei  sij, 
Nymant  wyl  ym  meer  stan  bij. 
Ach  wo  dicke  erqwillet  ym  sin  blat! 
Ach  lebe  geselle  nn  spar  din  gat. 

9. 

Er  ist  unwert  der  do  nicht  enh&t^ 
Und  och  nicht  na  rade  stellet  sin  st&t: 
Des  mercke  ich  an  mir  selben  woyl. 
Mit  dobelen  habschen  and  ander  qwal, 
Also  men  in  der  werlet  mach  yicieren, 
Das  könne  ich  meysterlich  regiren 
Und  was  aß  der  massen  na  mynem  möd. 
Ach  leber  geselle  spar  dyn  gat 

10. 

Ich  hebbe  gedacht  in  myme  made, 
Erwarfe  ich  noch  eyns  gelt  and  gut, 
Ich  enwolde  es  so  rergaesten  nicht, 
Als  mir  leyder  is  geschiet. 
Ach  dat  ich  das  nich  han  bedacht. 
Dos  hat  mich  in  dys  liden  bracht, 
Und  myn  hercze  in  heyse  gloyt 
Ach  leber  geselle  na  spar  din  got. 


Time  u. 


184  WILHELM  WATTENBACH 

11. 

Ich  plach  zcu  czeren  mit  den  frouwen 
yCx^JUJ  Und  zca  heyschen  eyn  geselle  gut: 

Mjn  gelt  ist  nß,  es  hat  mich  gerawen, 
Das  ich  nj  werelde  na  dem  namen  stnnt. 

IDer  bettelstaff  ist  mir  bercTt, 
Der  do  mich  manich  dnsent  gülden  steyt; 
Lejder  hedde  ich  nun  wasser  nnde  brdtt! 
Ach  leber  geselle  spar  din  gut    Amen. 

Unmittelbar  hierauf  folgt  auf  fol.  238  eine  Überschrift  Ab: 
Rathsaal  oder  ein  Gerichtazimmer: 

Wer  wjl  geen  in  dys  gemach, 

der  sij  vor  hyn  dar  sca  bedacht, 

Das  er  habe  eynen  hobeschen  mnnt 

und  spreche  beschedelichen  zca  aller  stont. 

Wer  das  gebricht,         der  sij  berichti 

was  yme  geschieht,        das  er  das  clage  nicht. 

Hierauf  folgt  dieser  Spruch  ^  der  noch  jetzt  gang  und  gi 

Item  ez  alio. 

Manich  man  kämet  dar  manich  man  ist, 
Manich  man  wes  nicht  wer  manich  man  bt. 
Weste  manich  man  wer  manich  man  were 
Manich  man  bode  manich  man  zcncht  und  ere. 

Sodann  der  folgende:  ^  ^^*^w  7iu»*w  h*^v 

Alter  ane  wysheit,  wysheyt  ane  werck,  »»»vä**- 

H^fard  ane  gnt,  gnt  ane  ere,  /V^^ 

Adel  ane  dogend,  herschaff  ane  dinst, 
Volk  ane  zcncht,  stete  ane  gerichte, 
Gewalt  ane  gnade,  innckfrawe  ane  schemede, 
Geistlicher  erden  ane  frede,  meyster  nngelait^ 
Dese  czwelfe  stucke  han  dy  werlt  Terkeyrt. 


1.  3  mut.   gegen  den  Reim. 


GEDICHTE  AI:B  EINEIi  LÜUECKEK  HANDSCHRIFT.  185 

mau  übereinstimmend   leeen  wir  im  Cod.  tat.  Monac.  641 


Alter 

\ 

/  Weißheit 

Weißheit 

\ 

/ 

^  Werk 

Hochfart 

\         / 

Bichtum 

ßichtum 

\       / 

Er 

Adel 

\    / 

Tagend 

Itersebafil 
Volk 

Ste't 

f\ 

Dienst 
Zacht 
Getickt 

Gewalt 
Jngent 

Fröwen 

/ 

/\ 

Genad 
Verebt 

Sch!tm 

OeUtUch  löt 

/ 

\Frid 

Der 

"j 

stake  Eil 

Macht  der  weit  vngelflbei 

9  Til. 

Cod  DUQ  mö{;G  vergönnt  sein,  auch  das  mitzutheilen,  was  in  der 
hener  Haudsehrift  darauf  folgt: 
Vil  ding  eint  vast  klfiglicll 
Und  ftllei»  mefiechen  gar  achedlich: 
z  »erzeren  des  llbs  nmcht, 
■Di  cijt  verlieioti  tag  nnd  nacht, 
\  Gottes  gent^d  verBOmen  on  klag, 
[Viid  die  aiÜod  mercn  all  tag. 

_tteb  wol  mitt  eren, 
f  XMr  mag  oitt  me  werden, 
Dann  apeiH  nnd  geirant, 

"  d  WBE  du  hin  für  hoat  geeant. 


Zn  Älzi 


uff  der  Br> 


Hette  ich  all  rechte  richter  in  einem  sacke, 
Die  weit  ich  tragen  nff  minem  nacke, 
Und  dor  zu  all  getrüe  füreprecher, 
Noch  wer  min  sack  Icr. 
Schwarcz  Echwan  und  wisse  rappen, 
Die  siut  seltczem.  Noch  selczeiner 
bt  ein  rechter  richter, 
Der  in  allen  aachen  gerecht  wer, 
^W  lü  •  ,  heilgenpäeger  und  kcUaer. 

id  aehriber, 
in  recht  verreclient  weteii. 


im 


WILHELM  WATTENBACH 


Doch  wir  kehren  zn  der  Ltlbccker  Handschrift  zurück.  Zunächit 
Ciiljft  da«  Hcbnn  erwähnte  Lied  der  Wallfahrer;  sodann  folgende  Prianifl; 
Wner  on  dem  suntage  nicht  fnie  off  ttejt 
Und  xeu  kircben  miBio  und  predige  geyt, 
We«r  an  dam  montage  nicht  gedenket  aller  globigeo  seien, 
Da«  in  got  niyiider  ir  pine  und  ir  qirele, 
Wero  ati  dem  dinstagc  nicht  in  dem  hercien  tr<j't 
Ifr-T  enge]  lop  lind  der  hoger  drjefaldicheyt, 
Weer  an  dem  mitnrochcn  nicht  gedenke  dut, 
Dm  Judoa  verkanfft  das  vnschuldige  blnt, 
Wner  an  dem  domstage  nicht  betracht  das  awiczeu, 
I)a>  gnitam  ralien  mit  siegen  und  mit  smiczen, 
Weer  an  dem  fritagc  nicht  gedenket  der  notbt, 
l)aa  Jfaiwn«  Criitus  vor  nnß  leyt  den  bitteren  döt, 
Wa«r  lun  aumslagD  nicbt  de  bimelscbo  kojaerin  eret, 
D«r  iat  in  dum  criitenglaabeu  nicbt  wol  geleret 

tiach  vcmclii dienen   lateiniBchen  8tUcken   folgt  fol.  242   üo  gt 
rnlitdlit«!  I<i<i(I  7.U  Kliren  des  Scbulerbischofs,  dem  ein  lateinisches, 
»inrtn»   und   kaum  verständliches   zum  Preise   des  h.  Martin   sieb 

IanItlinfU.  tlnffmann  von  Fallerslcben  hat  in  dem  BUchlein:  In  da|p 
|ilMt<i  Nun  Min«ut  und  teid  ü-oh  (Hannover  1854)  die  ihm  bekannten 
IikIIi  iHf^iinlachcn,  halb  deutschen  Stücke  zusammengestellt.  Damoler 
(»I  siiflh  |>,  H9  (lin  Mnrtinslied.  Der  Schttlerbiachof  wird  in  manchen 
ri<rii|i  »HiAltsnun  latuiniitchen  Liedern  gefeiert,  anter  welchen  eines  tod 
IllUrtui  td.  ('hampolliün  p.  41  bemerkenswerth  ist;  das  hier  nun  Fol- 
Kmidn  nbf'r  iil  mninos  Wissens  unbekannt. 

huuf  n»iiu*  <w)f«iH'I,  Habe  orlup  ar»  grammatiea,  t 

mnuit  fuelui  (umÜnviV,  donatui  et  rtthoriea, 

»"'■■"H""  l**  »nier  elago,  nymant  sal  mer  studiron, 

htm  iuMItmiui  pitriUr  riam  laimia  ledunt  frigora, 
H  NM  i\f*<nm  hnj-llgoo  dnge. 


20  man  maß  henilcn  firen. 


A  yiiu  filitiiMtif  dominus, 


)\*H  iii|l»ii  "1'  »"•'  «chawcn, 
IMuJJriifM  uminfmilpr, 


i»'ll>i|i  wir  »Uli  fmiKTi 


M  |itt>»t  »»•  ("rit""! 
(h  wfttw  ruft /tr««'^, 

m  (tef  («Ht  M»  »fto "'  '">'«•"• 


Prowe  dich  turba  scolaiUca, 
las  clingeu  dje  aUBse  mtuiea, 
ad  premli»  honorem, 
mit  springen  tind  singen  >n  iubilo 
25  pelifnt  fordin  i 


In  Iwidem  tanli  prcsiUit 
sAlthii  dich  rrowen  an  dytm 
de  »ludio  eettare, 
m^  essen  und 
0  et  corpiartertt 


GEDICHTE  AU8  EINEB  LÜBECEEB  HAND8CHBIFT. 


187 


omJM  bach  gebath  da«, 
mdia  i$Uerpon(u 


i  dem  win  propera$y 

ik  hjT  dM  do  nicht  sur  ist 


Dye  borsenkneth  dje  sin  so  frow 
de  novo  tarn  egifcogo, 
dy  bort  man  lute  schauen, 
ingenti  cordU  iübilOf 
40  dye  bursenscboler  alle. 


ine  andere  Art  dieser  Mischpoesie  zeigt  uns  Hoffinann's  n.  30 
indem  auf  eine  lateinische  Strophe  immer  die  deutsche  Über- 
:  folgt.  Auch  diese  Art  ist  in  unserer  Handschrift  foL  243  ver- 


l. 

(»mabüem 
Uvirgmemf 
tua  wmertt 
mnuheret 

occulU. 
tens  inMor: 
\andu9  est  amor. 
;elinck  batt  eyn  frauwelin  fyn, 
ete  den  willen  syn. 


Si  quU  ante  ianuamf 
aUrahat  cqrrigiaim 

ocadie, 
Dy  iuncfraawe  off  dem  bette  lacb^ 
gar  heymlich  cza  dem  seriber  sprach 
Ist  ymant  Tor  dem  dnreleyn, 
der  czng  den  nmen  und  gk  hyer  in 
gar  hemlich. 


4. 


^abe  wyl  er  u*  geben, 
1  na  syme  willen  leben 

gar  heymlich. 
na  spneh  ^e  iancfiraawe  esart : 
dye  liebe  dem  seriber  beschert. 

Clericue  iUudfeeeratj 
quidqidd  virgo  iuetertU, 
et  intravit  cameram^ 
levando  ei  eamUiam 

oeouUe. 

Der  seriber  was  csu  malle  gut. 

2. 

ülud  derieui 
bat  ddus 

er  dat  was  an  in  dye  iuncfraawe  mnt 
Her  ginck  al  in  das  kemerlyn, 
dach  hoff  er  ir  off  das  hemdelyn 

n$  hoipiekim 
kU  peiMulum 

oeculte. 

gar  hemlich. 
5. 

ten»  etc. 

ort  eyn  seriber  gnt, 

off  sinen  faß. 

ik  Tor  der  ioncfrowen  dar, 

et  da  mit  dem  ringe  dor  vor 

lUü  eie  iacentibue 
veniebat  nMeu» 
ad  Virginia  hoepidum 
et  tangebat  peeeulum 

oeculte. 

gar  hemlich. 

3. 

eeneUetulo 
bat  eUrieo: 

Sy  hatten  sich  al  ambcgefEungen, 
er  kosset  sy  amb  ir  rode  wangen : 
Da  stant  der  gebor, 
er  cloppet  mit  dem  ringe  daror 
gar  heymlich. 

sur  SM  ist,  gegen  den  Beim. 

6  Vana,  Dieser  Befirain  ist  nnr  noch  bei  der  «weiten  and  hei  d«t  V^ta^m^ 
u^Bäsatet,  wo  Vom  steht        4,  10  gmr  hemUch  le\i\V       ^i  ^  ^oiiMgirv 


188 


WILHELM  WATTEKBACH 


6. 

Vir^  i<iceru  Uetulo 
respondtbat  ruatieo: 
Si  qttU  ante  utHMom^ 
qtUTcU  nbi  aUam 

oeculU, 
Dy  iuncfrauw  off  dem  bedde  la^h, 
gar  känelich  czn  dem  bAr  sprach : 
Der  do  vor  der  dura  ist, 

der  Sache  jm  eyn  ander  nist, 

« 

wan  ich  han  hye  goden  frist 
gar  hejmlich. 

7. 

JlUs  sie  iacentif/us 
irepidabai  leetulus. 
Dum  audivit  Kmitum, 
heu  me  !  dixii  rusUcus 

occuUe, 


Als  sij  gar  fiuHch 

da  hört  der  gebor  da«  bettj» 

Da  sprach  er:  Oot  ron  hytiridb, 

wyt  verleset  mich  wjn  Üpt  so  i 


8. 

Heu  heu  quidqmd  rtrwm  4aM, 
nunc  hae  totum  perdidij 
cargentuvi^  aurum^  terieum: 
tarn  plus  amat  clericum 

occuUe. 
Vane  petens. 

Ach  wy  han  ich  nun  Teresert 

r6ß,  hamiß  und  pert, 

Silber,  siden  and  golt, 

want  sij  ist  noch  dem  scriber  h<^ 

gar  hejmlich. 
Vergebens  sprach  der  inngeltnck, 
noch  ist  dye  Ijebe  dem  scriber  betcke 


Weiterhin  finden  wir  auf  fol.  243  v.  das  von  Fic^iard  im  Prinl 
Archiv  3,  260  herausgegebene  und  von  Hoffmann  S.  90  wiederho 
Trinklied;  welches  lauter  Zeilen  aus  lateinischen  Earchenliedem  i 
höchst  profanen  Eingängen  verbindet  Natürlich  fehlt  es  nicht  an  i 
weichungen,  aber  es  sind  auch  zwei  bedeutende  Erweiterungen  hiiu 
gekommen,  die  Episoden  vom  Würfelspiel  und  von  der  Magd.  I 
Gang  des  Liedes  bei  Fichard  ist  einfacher,  und  namentlich  auch  ( 
Schluß  besser  passend,  so  dal!  ich  diese  Form  für  ursprünglicher  hili 
möchte.  In  der  Lübecker  Handschrift  lautet  es  so : 


1. 

Woyl  uf  snel  in  dyc  tabcrnc !       .  ^ 
Aurora  lucU  rutücU, 

Liebenf^gesellen ,  ich  dronck  gar  gerne, 
Sicut  cerouß  detiderat 


•'■■     ' 


2. 


Uns  ist  ejn  voyl  fas  ojB^ethan   .    ., 
Jam  lueis  orio  ndere.      . 
Ich  wejs  nit  bessers  ip  mjrjiem  wan : 
Ä  9oiis  ortu»  cardine. 


3. 

Liber  wyrt,  schenck  unß  den  wyn: 
Tti  deprecamur  suppliees. 
Laß  anß  drincken.ondfrolich  sin: 
Sit  nohis  in  te  requiet. 

4. 

Wan  wjr  liden  so  großen  droet: 
Agnoscat  omne  seculum^^-  ^\    ^    ^  > 
Gebet  unß  ouwers  broMdi^.^jii  Ip^'^ 
Exaudi  preces  suppUcum, 


ii" 


•• » 


fehlt.    N      :     :-.    -..^    .:v    ^^     ..     r       "    . 


V    *> 


GRDICHTE  AUS  EINER  LÜBECKER  HANDSCHRIFT. 


189 


5. 

dem  cnise,  das  ist  din  from: 
udent  viscera, 

din  hercze,  es  sij  ejn  thum: 
's  gaudia, 

-6. 

en  cmß  al  wydder  dje  want: 
edant  sompma. 
nachte  der  werdde  geschant 
X  secuta. 

7. 

drye  worffei  uff  das  bret : 
locii  mislico. 

ras  ouwer  herczc  begcrt: 
dngens  gladio. 

8. 

'n  thus  sex  adder  quater  thus : 
mne  seculum. 

IS  yme  ejnne  großen  rusch : 
ms  miraculum. 


12. 

Dem  eynen  wart  da  ejn  backentlag, 
FrtKitusque  ventris  floruU. 
Der  ander  ander  dem  tysche  lag, 
üt  cum  iudex  advenerii. 

13. 

Den  dritten  binden  sij  an  dje  want: 
Ligatus  es  ut  solveres. 
Der  Teyrtc  sprach :  beczal  ein  hant« 
Vel  cruderis  sepdes. 

14. 

Keyte  dye  quam  do  geloufen, 
Sic  incepit  dicere : 
Yr  hem,  ir  solt  uch  nit  mer  roufen 
In  gravi  isto  corpore, 

15. 

Sy  h^ben  wydder  an  czu  krigen 
Noctis  sub  sitendo^ 
By  weme  Keytte  solde  lygen, 
Facta  est  contencio. 


9. 

das  gelt  der  do  gcwan : 
mptor  gencium. 

noch  eyns,  myn  liebe  kompan : 
IS  elaquencium, 

10. 

iye  worffei  enweych  von  czoni, 
U  reducere. 

geschant  hutte  adder  morn, 
avit  provide, 

11. 

t  quam,  sij  worden  fiil : 
juuntur  hominum. 
ir  worden  ußgeezogen : 
rbe  gentilium. 


16. 

Geselle,  sal  ich  lygen  bij  dir, 

Da  groasorum  munera, 

Adder  ich  nemme  eynen  ander  ciu  mir, 

Sponsoque  reddes  premia. 

17. 

Keytte  dye  nam  da  dye  kappen, 
Data  viro  soda. 

Und  alles  das  der  monich  da  hatte, 
Vera  ferens  gaudia, 

18. 

Geyp  mir  wydder  myne  kappe,  ich  wyl 

beczalen 
Te  lucis  ante  terminum. 
Ich  wyl  eyn  ander  phant  gan  holen : 
Sie  firmat  spes  credendum. 


1  ij  9ex,        17,  2  vero, 


190    W.  WATTENBACH,  GfiDtCItTE  AÜ8  filKER  LOBSCKEB  HA 


19. 

Do  der  arm  monieh  herfaeym  qaam, 
NU  tibi  retinuU, 
Schande  und  laater  master  hau, 
Feno  iacere  peritM. 


90. 

Des  abendes  lange  dtcaea 
In  ympms  tt  eamdcUy  1 

Kan  des  morgens  sotge  machen 
S^adofum  tecuUt, 

Hast  do  dje  brach  beeehifiea, 
Hoe  epulutm  hme  tu  eamedit. 

Waren  die  letzten  Stücke  von  unleugbarer  Leichtfertigkeit  m  M 
dagegen  ein  Loblied  zu^hren  der  heiligen  Caecilia  auf  fbl.  262  angoi* 
scheinlich  ganz  ernsthaft  gemeint: 

MenU  iota     na  |;ar  achan  Ipaa  dueens     in  froaden  tU 

f  ine  nota     gottes  tron  lumen  lueen»     hoe  al  be  dfl 

pauidei  CedUa.  in  vera  earitaUj 

PißUntatus     81  versmade,  Hee  düeeia     woji  gebom, 

mundi  ticUuM     ir  nich  behadde,  kine  ^eeta     brat  aflereom 

quart  tprevii  vHia.  a  iumma  potutaU* 


In  mundi  gUUu  keyn  froude  ist, 
nam  cor  inflahtm  vorgejt  alwis 
cfet  henefidwn, 

Permottita     myi  pjnen  swar 
hec  in  vita     gancc  offenbar, 
non  Urnen  entrvaUi^ 
CoiUULte     si  verwan 
•eUmiaU     do  sy  ging  an 
tormenia  non  negat<u 

Endlich  findet  sich  noch  fol. 
Schrift  keine  Erklärung  gewährt, 
ständlich  erscheint,  daß  wir  uns 
aneignen  können. 

Uinas  Carmen. 

Sole  certans  liliosa^ 

cunctis  regnit  graciosa^ 

non  exoea: 

dorste  ick  wat  van  dje  reden. 

Mkc  ptmUe  mentie  prota 

capia  camem  generoea^ 

gtortoea^ 

so  bin  ick  wol  toTreden. 


Intereedat     vor  nnfi  alle 
frau»  tU  cedat     oaeh  ▼onrallen 
in  euneti  mimdi  vidmn, 
Sic  pott  mortem     wy  anß  erwerbe 
eummam  mortem,     dai  rechte  erbe: 
nobii  erit  gaudium. 


268  eine  Mjschpoesie,  deren  Über 
während  der  Lihalt  so  wenig  ver 
die  Frage   der  letzten  Zeile  seiht 

Tu  in  hoc  wbcdUo 

respice  edipnmy 

ne  ficU  rebeUio 

bonorum  per  ecUpeim, 

Nam  naturt  bifurcaie 

pf-anat  esee  depuraie 

praviicUe, 

We  kan  dat  wol  a^punden? 


W.  WATtfeNBACE 


JKL  8GHBÖOEB,  BBÜOHSTOCK  EINES  NIEDEBD.  PASTONOPEUS.    191 

iRUCHSTÜCK  EINES  NIEDERDEUTSCHEN 

PARTONOPEÜS. 


Unter  den  Handschriftenfiragmenten  im  Besits  des  Stadtarchives 
5ln  befindet  sich  auch  ein  loses  Pergamentblatt  in  4®,  Handschrift 
15.  Jahrh.,  welches  ein  Bruchstück  des  Partonopeos  in  nieder- 
icher  oder^  genauer  begrenzt,  njederrheinisch-cölnischer  Mundart 
It  Die  Verse  sind  nicht  abgesetzt^  doch  ist  der  Anfangsbuchstabe 
ersten  Wortes  jeder  neuen  Reimzeile  roth  durchstrichen.  Das 
unent  ist  an  verschiedenen  Stellen  stark  beschmutzt  und  dadurch 
Lesung  einzelner  Wörter  unsicher  oder  ganz  unmöglich:  solche 
m  sind  nachfolgends  durch  Punkte  bezeichnet.  Die  Schreibung 
ich  nicht  geändert^  nur  Interpnnction  zugefügt 

31.  1\  Deme  ir  gauyt  so  schone  gichte. 

Ich  sain  uch  wes  ich  uch  verplichte: 

Horte  he  id  dat  ir  in  garczun  besteit  zu  scheiden. 

He  soilde  id  uch  mit  zome  gelde.' 
5  Herman  hadde  veil  scheir  verstain 

Dat  he  bespot  was,  ind  macht  sich  sain 

Van  eme  zu  synen  gesellen  weder 

Ind  hadde  dat  hoift  geslagen  neder. 

Alsus  sal  man  quade  scheike  voren 
10  De  lojsheit  ind  logen  rören. 

He  bedaichte  sich  ind  seichte 

Hulpe  ind  rait  do,  wa  he  moichte 

Id  gewrechen  na  sinen  wille. 

Partonopeus  in  lach  euch  neit  stille 
15  Ind  beiade  zu  dem  houe 

Dat  man  eme  grosen  prys  gaff  mit  loue. 

Dat  gelucke  in  was  eme  neit  gehas. 

He  horde  ey so  bas, 

Ind  alz  he  zur  jersten  soilde  ryden, 
20  So  Quam  eme  Herman  zu  der  rechter  syden 

Vp  m  vnuersein  ^ereden: 

Eyn  richlich  orz  hadde  he  bescreden 

Ind  hadde  eyn  sper  lanck  ind  groit, 

Partonopeus  hadae  he  gerne  doit 
25  Gestochen,  off  he  hadde  gemogen, 

Ind  quam  vp  in  de  . . . .   gevlogen. 

Partonopeus  de  sach  in  komen 

Ind  hadfde  in  balde  vemomen 

zu  eme  in  daichte 

30  Des aichte. 


192    KARL  SCHRÖDER,  BRUCHSTÜCK  ETNES  NIEDERD.  PABTOllOPEinL 

Eyn  korczewylen  begaff  . . .  do 
....   in  twanck  de  noit  dar  zo 

Ind  weder  vmb  zu  Hermanne  wert 

Mer  Herman  de  wart  so  sere  ervert, 
35  Dat  ho  sin  mysdo; 

Ind  [Bl.  V]  Partonopeus  de  veste 

Mit  Byrne  sper  dat  he  menlichen  hilt, 

In  sine  scholder  beneuen  sinen  schilt 

Du  stach  he  eme  eyne  wunde 
40  Der  eme  manich  man  wail  gunde 

Ind  stach  in  zu  der  erden  neder 

Dat  he  nfimer  vp  orz  in  quam  seder. 

Dat  wart  zu  sure  sinen  vrunden 

De  eme  da  zu  den  hui  den  deynden, 
45  Der  eme  da  alz  vele  zu  den  hulpen  quamen 

Dat  sij  mit  krachte  namen 

Partonopeus  ind  Gaudine 

Ind  daden  in  an  veil  grose  pyne, 

Dat  sij  veil  na  in  der  noit 
50  Beyde  soilden  sin  bleuen  doit, 

. . .   dat  . . .  Partonopeus  mit  groser  kracht 

Van  al  deme intfacht 

Ind  begunde  sich  sere  snellen^ 

Ind  halp  Gaudin  sime  gesellen^ 
55  Dat  sij  beide  wail  gesunt 

Danne  quamen  vngewunt. 

Dit  sach  myn  vrauwe  Melyore, 

Id  sach  euch  her  Kursult  we  id  vore 

Ind  gaff  Partonopeus  al  den  prys, 
60  Ind  he  sade,  he  in  kan  den  in  geynre  wijs 

Geprouen  in  künde  dat  da  eman  besser  were. 

Des  vroude  sych  Melyore  harde  sere 

Ind   in  vort* 

Men  sij  sprach  so  stille  dat  wert, 
65  Dat  id  neman  in  moichte  verstain. 

Ind  alz  sij  dit  hadde  gedain, 

Do  was  der  konick  van  Syre 

Der  hier  erzählte  Kampf  zwischen  Partonopeus  und  Hennann  irt 
in  den  bei  Maßmann  (Partonopeus  und  Melior.  Berlin  1847.  S.  1—23^ 
30 — 44;  53 — 120)    abgedruckten    Bruchstücken   der    niederlindisclMB 


33  Hier  scheint  ein  Wort  za  fehlen,  etwa  reU  oder  ieetde.         44  Der  Terdriik 

Yen  ließe  sich  etwa  so  herstellen:  de  eme  da  tu  deynate  Hunden.  67  Großes  D. 

60  61  Die  comunpierte  Stelle  möchte  ich  so  herstellen: 

Ind  sade  'i*n  kan  in  g^ynrc  w\js 
GeproTen  dat  eman  ^eaMti  nv^t^^  . 


EUGEN  KÖLBINO,  tlBKlt  ISLÄNDISCHE  BEARBEITUNGEN. 

SearbütuDg  nicht  enthalteD,  doch  kauii  obue  WoitereR  behauptet  werden, 
ikH  unser  Bnicbstllck  mit  jener  Bearbeituug  nichts  zu  echaffen  hat: 
der  Niederländer  folgt  seiner  franzöai sehen  Vorlage  mit  ängstlicher 
Genauigkeit,  währeud  unser  Text  derselben  durchaus  frei  gegenllber- 
rtehi,  wie  ein  Blick  auf  das  Gedicht  dos  Denis  Piramus  (ed.  Crapelet. 
Paria  1834.  Vgl.  etwa  voh  V.  8779  anj  darthut.  Weit  näher  steht 
unser  Text  dorn  tiedichte  Konrads  vou  Wilrzburg  (ed.  Bartsch,  Wien 
1671):  da  wo  uuser  Bruchstück  einsetzt,  steht  bei  Konrad  V.  15775  fast 
dasselbe  Keimwort;  V.  6  und  (i  unseres  Textes  entsprechen  sehr  nahe 
Kourads  Worten  V.  15782  f; 

das  sin  dft  gesch  impfet  vrm, 
daz  veratuont  er  achiero. 
Doch  gleich  von  diesem  Vorse  an  entfernen  sich  beide  Bearbei- 
tungen TOD  eiDHoder:  imser  Bruchstück  ist  viel  kürzer  gegenühev  dem 
tingathmigen  Kourad;  Hermanus  Tod,  der  hier  gleich  folgt,  steht  dort 
em  V.  1."i899  ff.,  dann  allerdings  mit  ähnlichen  Worten,  vgl.  V.  24  f. 
mit  Konrad  V.  15903: 

Bos  wolte  er  sich  dS  rechen 
und  in  ze  töde  stechen. 
Immer  aber  bleibt  imser  Text  selbständig  genug,  uro  die  Annahme 
einer   einfachen    Übertragung    von    Kom-ads    Gedicht   auszusehließen ; 
iigegen  spricht  auch  die  ungewölinhehe  Reinheit  der  Reime;  der  ein- 
lige  Reim,    der  leisen  Aiistoli   erregen  künnte.  V.  35   mysde  :  veste, 
findet  seine  Bercchtigiuig  in  der  Mundart  und   seine  Analogien   sogar 
bei  Heinrich  von  Veldcke  (b.  Pfeiffer,  Freie  Foraclmng  p.  424). 
LEIPZIG,  August  1S7L  KARL  SCHRÖDER. 


ÜBER  ISLÄNDISCHE  BEARBEITUNGEN 
FUEMDER  STOFFE. 

Als  bei  den  Isländern  die  einheimische  Geschichts Schreibung  vei-- 
liegie,  fiungen  sie  bekanntlich  an  sich  filr  ausländische  Stoffe  zu  interes- 
Allärdings   bedeutend   später  als    ia  Norwegen,  wo  dieser  Ge- 
k  schon  im   13.  Jalirh.  in  voller  Bliithc   stand.     Als   nämlich  in 
Verödoug   und   Eutvölkcrung   Islands    durch    verheerende 
eigene  Geschichte  den  Bewohnern  dor  Insel 
■,  griffen   die   isUludiacVAB«  S<i\v'c\\\.?.\.>?i«it  i."^ 
Vi 


194  EUGEN  KÖLBING 

den  am  norwegischen  Hofe  schon  längst  eingeführten,  aof  IsUmd  dt» 
mals  vielleicht  noch  wenig  bekannten  Riddarasögor,  schrieben  sie  ih^ 
bearbeiteten  und  kürzten  sie,   um  auf  diese  Weise  ihren  Landsieiitai 
eine   neue  Unterhaltungslectüre   zu   schaffen.    Diese  isländischen  Be 
arbeitungen   sind  wohl    auch   der  Hauptgrund,   weßhalb   wir  von  i 
wenigen  der  romantischen  Sagas  alte  norwegische  Handschriften  haboi 
Unter  diese  letzteren  würde  wohl  nur  Cod.  Holm.  6.  fol. ,  welcher  & 
von  Keyser  und  Unger  edierte  Barlaamssaga  ok  Josaphats  enthält,  ml 
Cod.  mbr.  Nr.  4 — 7.  fol.  in  der  Delag.  Mscr-Sammlung  in  Ups.  Unrr. 
Bibl.y  (beschrieben  Antiq.  Tidskr.  1848  p.  97),  der  vor  allem  die  Streng 
leikar-  und  die  Elis-Saga  enthält,  zu  rechnen  sein,  während  die  ältesta 
uns  überlieferten  Handschriften  derParcevalssaga,  lyentssag^  Tristnmi- 
saga  etc.  sämmtlich  erst  aus  isländischer  Zeit  datieren  (vgL  Riddarasögv 
pag.  XXXV  8.).  Daß  aber  die  Isländer  diese  ihnen  an  und  ftlr  sich  fem 
liegenden  Stoffe  mit  warmem  Interesse  ergriffen  haben,  sehen  wir  i.  B. 
daran,  daß,  wie  G.  Brynjulfsson  mir  mittheilte,  noch  jetzt  Namen  wie 
Tristram   oder  Ivent,    aus   diesen   Sagas   entlehnt,    auf  Island   dardh 
aus  nicht  selten  vorkommen.   Von  dem  Bestreben,   welches  überhaii|it 
im  Norden  herrschte,  die  den  Lesern  ursprünglich  fremdartigen  Stoffsy 
sich  durch  Veränderung  der  Localität  näher  zu  rücken,  zeugt  folgende! 
Beispiel. 

Cod.  Holm,  chart.  1.  fol.  (beschrieben  von  Arwidsson:  Förteckning 
etc.  p.  13  s)  enthält  unter  andern  eine  »i^^^  ^  Damasta  ok  Jwu 
Sm&landskonungi^   betitelte  Erzählung.  Der  Inhalt  ist  folgender: 

Catalactus  ist  der  König  von  Grikkland.  Seine  Gemahlin  lebt 
nicht  mehr.  Seine  Tochter  Gratiäna  ist  gelehrt  und  schön,  verschmilit 
aber  alle  Freier.  Cat.  hat  zwölf  spekingar  an  seinem  Hofe,  welche 
alle  Sommer  zu  Gericht  sitzen.  Der  Sohn  eines  derselben  heißt  Damasts, 
ein  unterrichteter  und  wohlgebildeter  junger  Mann,  vom  König  n 
seinem  speciellen  Dienste  ausersehen.  Eines  Tages  kommen  drei 
Schiffe,  reich  mit  Gold  geschmückt;  das  schönste  derselben  trägt  König 
Jon  von  Smäland,  ein  Reich,  welches  nach  der  Angabe  des  Sags- 
schreibers südlich  von  Frankreich  liegen  soll,  von  diesem  nicht  dorek 
Wasser,  sondern  durch  Wüsten  und  große  Wälder  getrennt.  Cat.  ent- 
bietet jenen  zu  einem  Mahle,  bei  dem  er  um  Grat  anhält.  Als  Cit 
sie  selbst  um  ihre  Meinung  fragt,  versetzt  sie,  sie  liebe  zwar  im  Augen- 
blicke keinen  Menschen,  aber  von  allen  Ausländem  und  Innlinden 
habe  ihr  bis  jetzt  noch  keiner  so  gefallen  wie  J6n.  Sie  giebt  dann  die 
Einwilligung  zu  ihrer  Verheirathung.  Nach  Abhaltung  einiger  Qelag^ 
äa  denen  jedoch  Damastu  nicht  tVieVL  mmm\^  «^^1  I^n  wieder  ab,  ei 


ÜBER  ISLiNDISCHE  BEARBETUNQEN  FREMDER  STOFFE.  195 

ivd  aber  ausgemacht^  daß  er  im  Winter  wiederkehren  soll.  Damaata 
t  sdir  unwillig  über  den  Ausfall  der  Sache;  er  reist  bei  den  ein- 
ilnen  spekingar  herum  und  gewinnt  sie  Air  seine  Zwecke.  Mit  1000 
Mim  zieht  er  in  den  Wald^  welchen  Jon  passieren  muß,  um  ihm 
imr  aufzulauern.  Der  vergeblich  durch  einen  Traum  gewarnte  wählt 
Dch  diesen  Weg,  und  wird  nach  langem  Kampfe  erschlagen.  Catal. 
erohigt  sich  bald  über  diesen  Frevel  und  söhnt  sich  mit  seinen  spe- 
iDgar  aus. 

Die  Königstochter  stirbt.  Dem  Damastu  erscheint  im  Traume  die 
hria,  der  er  immer  treu  gedient  hat  und  befiehlt  ihm,  in  voller 
(ttstung  zu  Grati&na's  Grabe  zu  reiten.  Hier  trifft  er  einen  Riesen 
iflieimr,  der  das  Grab  aufwühlt,  und  die  Reize  der  todten  Gratidna 
^eßen  will,  da  er  es  bei  Lebzeiten  nicht  gekonnt  habe.  Es  kommt 
m  einem  Kampfe  zwischen  Dam.  und  dem  Riesen.  Dam.  erschlägt 
ks  letzteren  Pferd,  Falke  und  Hund,  und  schlägt  diesem  selbst  die 
nie  Hand  ab,  die  aber  wieder  heil  wird.  Endlich  giebt  der  Riese  den 
Kampf  auf,  bemerkt  aber,  er  sei  es  gewesen,  der  Dam.  in  Gratidna 
Porliebt  gemacnt  und  ihn  zur  Ermordung  Jön's  veranlaßt  habe,  ebenso 
rie  durch  seine  Zaubermittel  die  Grat,  in  Scheintod  verfallen  sei.  Er 
rittfa  ihm  schließlich,  das  Mädchen  auf  seinem  Wagen  mitzunehmen. 
IKeß  geschieht,  im  Palaste  ihres  Vaters  wacht  Grat,  von  ihrem  Schein- 
tod auf  und  Damastu  heirathet  sie  später. 

Diese  Erzählung  ist  besonders  deßhalb  Air  uns  interessant,  weil 
Mnurer:  Isländische  Volkssagen  der  Gegenwart,  Leipzig  1860  p.  32Ö  ss. 
4  isländisches  Märchen  berichtet,  das  S&ra  Eyjdifr  &  Völlum  der 
itndlichen  Erzählung  seiner  Großmutter  nachgeschrieben  hat,  und 
^ches  offenbar  mit  jener  Erzählung  identisch  ist  Nur  ist  bei  Maurer 
^  ein  Upplendingakonungr  zur  Zeit  des  Ölafr  Haraldson.  Eine  Dam. 
Htsprechende  Persönlichkeit  kommt  hier  nicht  vor,  so  daß  die  ganze 
txfthlung  bedeutend  abgekürzt  wird.  Übrigens  stimmen  die  einzelnen 
Mge  so  ziemlich,  sogar  der  Name  des  Riesen,  über  dessen  Eigenthüm- 
dikeit  wir  uns  nun  nicht  mehr  wundem  werden  (Maurer  1.  c.  p.  322), 
it  nach  beiden  Berichten  derselbe.  Bei  den  vielen  Beziehungen,  die 
iwischen  Island  und  Norwegen  zur  Zeit  Olafs  hins  helga  bestanden, 
«ancht  man  nicht  gerade  anzunehmen,  daß  diese  Translocation  der 
läge  durchaus  in  Norwegen  müße  vor  sich  gegangen  sein;  wir  können 
fiese  Willkührlichkeit  eben  so  gut  einem  Isländer  zuschreiben.*) 


*)  Üb«r  die  Quelle  dieser  Geschichte  ist  es  mir  nicht  gelangen,  etwas  m  finden. 


i 


EUGEN  KÖLBINO,  ÜBER  ISLÄNDISCHE  BEARBEITUNGEN. 

Welche  Freiheiten  sich  die  Bearbeiter  dieser  ausländischen  Stol 
überhaupt  gestatteten,  zeigt  uoa  noch  ein  anderer  Fall.  Cod.  Hrfl 
ch&rt  16,  4",  hesclirieben  von  Arwidssoo  1.  c.  p.  125.  Oberliefert  un 
u.  a.  eine  Tfddelssa^a  riddara  Iblgendeu  Inhalts: 

In  der  Burg  San'e  lebt  ein  Ritter  Tiödel,  der  12000  Ritter  untt 
sich  hat.  Einige  Tage  Jeder  Woche  ist  er  immer  ohne  Grund  abweae» 
Snine  Gemahlin,  ein  böses  Weib,  sucht  ihn  durch  alle  nx'Sglichei 
Schmeicheleien  zu  llberreden,  ihr  zu  sagen,  was  er  an  den  betreffend« 
Tagen  treibe.  Er  gesteht  ihr  endlich,  er  nehme  an  diesen  Tagen  di 
Geetalt  eines  weiüen  Bären  an  und  fUhrt  sie  selbst  mit  sich  hin&aS  i 
den  Wald,  filgt  aber  hinzu,  sie  möge  ja  nicht  seine  Kleider  wegnebiMl 
sonst  mflUo  er  seine  Thiergestalt  t^r  immer  behalten.  Jene  aber  gdi 
zu  einem  Grafen,  dem  sie  schon  längst  zugethan  ist,  und  fordert  di«M 
auf,  ihres  Gemahls  Kleider  wegzunehmen.  Üieli  geschieht,  und  aievat 
heirathet  sich  bald  darauf  mit  ihm.  nachdem  sie  erst  den  gWlIltet 
Schmerz  über  das  Verschwinden  ihres  Gemahls  geheuchelt  hat  - 
Kuree  Zeit  darauf  sieht  der  König  auf  der  Jagd  einen  weißen  BlrM 
der  sich  goberdet  wie  ein  Mensch  und  ihm  in  das  SchloU  folgt  So 
bald  dieser  den  Grafen  und  seine  Gemahlin  erblickt,  reißt  er  beide) 
die  Kleider  vom  Leibe.  Als  der  König  das  Tbier  tödten  will,  ipriob 
ein  Ritter  die  Vermuthimg  aus,  es  möge  TiAdel  sein,  der  sich  M 
seiner  Frau  rKchon  wolle.  Da  man  dieser  dann  mit  Foltern  droht,  g» 
Steht  sie  ihr  Verbrechen  und  holt  die  Kleider,  die  jedoch  das  Thiel 
im  Beisein  von  andern  Menschen  nicht  nehmen  will.  Als  man  dasielb 
aber  im  Zimmer  allein  lässt,  geht  die  Verwandlung  vor  eich,  and  i3l 
man  wieder  nach  ihm  sieht,  liegt  Titidel  im  Bette,  die  Thierhaut  nebtf 
ihm.  Seine  Gemahlin  aber  wird  f\tr  ihren  Frevel  gestraft. 

Diese  Erzählung  ist  bis  auf  den  Namen  fast  vollständig  identiseS 
mit  dem  „Bisclaretz  Ijöd,"  enthalten  int  Strengleikar  eda  Ljödab^ 
udg.  af  Keyser  og  Unger  pag,  30  ss.  Der  nach  der  von  mir  mitga 
tbeilten  Fassung  Tiödel  genannte  Ritter  heiUt  dort  Bisciaret,  uach  defl 
franz.  Bisclaveret.  Auch  von  der  Verwandlung  in  einen  weiÜon  Bim 
weili  die  Quelle  nichts;  der  Ritter  sagt  seiner  Gemahlin  nur  L  I 
p.  31.29:  ec  hinii»kiphimk.  Man  vgl.  übrigens  über  diese  Verwandlunj 
Grimm,  Deutsche  Slythologie  II  p.  1U61:  „Es  ist  zu  erwarti'O,  W 
dem  nord.  Altcrtlium  auch  ein  Übergang  des  meüschlichon  Lm)>«>  Ü 
den  des  Bltn-n   wohlbekannt  war,   da  dieü  Tbier  ÖLr  vernünftig  gtl 

und  hochgehalten  wurde In  Norwegen  herrscht  der  Glaube,  dai 

diu  Lapplftnder  »ich  in  Bären  verwandeln."  Vgl.  auch  doa.  p«, ' 
033.  — Die  meh  herausstellenden  AWinwWngeu  werden  auch' 


K.  MEYEB,  BEITRÄGK  ZUR  UEUTSCUEN  MYTlIOLOGrE.  'ftff' ' 

i  Bearbeiter  zur  Last  fallen,  da  uns  für  die  UrsprOn^lichkeil  der  in 

^Sbeogleikar  ontbnltenen  Fassung  daa  trunzOeiselic  Original  bürgt. 

t  Aach   unter  den    übrigen   isländischen  Volkssagen   befindet   sieb 

r  Übereeugung  nach  Vieles,   was  aus  sttdlllndtBcbon  Goschichten 

rtragen  ist;    bei   der  Leclüre   von  jVmaaon's    })ji^d9Hgur   og 

Lbin  ich  sehr  oft  auf  Züge  gestossen,   die  mir  schon  aus  den 

bcbriAlicb  vorhandenen  rom.  Sagas  bekannt  waren.  Vor  ailem 

l^iiieber  die   bei  Maurer  1.  c.  p,  17U   erwKhnten   nättilrustcinar, 

i  roiD,  Sagas  eine   eben   so   grolie  Rolle  spielen,  wie  in  den 

pFfilksnittrcboD.  Eben  dahin  spricht  eich  übrigens  Maurer,  gewiU 

^Jeatendate  Autorität  auf  diesem  Gebiete,  in  seiner  Anzeige  des 

ftanrlümten  Buches  von  Amason,  Germ.  Vli,  348  aus. 

I  (^EHNITZ  im  Nov,   1S71.  EUGEN  KÖLBIMO. 


EITRAGE  ZUK  UEUTSCHEN  MYTHOLOGIE.  "^ 

Bekanntlich   unterscheidet  die   nordische  Götterlehre  zwei   neben 

uoder  bestehende,    theilwcise   auch   durch  Ueirath   unter   sich   ver- 

ffldene  Göttergeschlechter,   das   der   Aseu   und   das   der  Wanen   (an. 

tm  und  vaiiir).  Niich  der  Überlieferung  des  Nordens  führten  Äsen  und 

Hanen   unter  einander  zuerst  Kiieg;    nachher    beim   Friedensscbluße 

men  Niördr  und  Freyr,  zwei  Götter  aus  dem  Geschlechte  der  Wanen, 

I  Geiseln  zu  den  Ason  (Yngl.  Saga  c.  4)  und  wurden  Genoasen  der- 

wlbeD'     ftlftn  hat  schon  längst  diese  Erxi'thlung  so    gedeutet,    daU  man 

Luiwhm,   jene  beiden  Gottheiten   hätten   zuerst  einem  andern  Stamme 

Bigehört,   und  es   seien  dieselben  erat  spater  in  das  nordische  Gölter 

eingetreten  (W,   Müller-    Nibelnngensage,   S,    V.i&,    altdeutsche 

SeKpon,  S.  259;  Simrock.  Mythologie,    zweite  Ausgabe,  S.   177).     Es 

idelt  »ich  also  zunächst  darum,    nachzuweisen,   einmal  von  was  iVir 

die   Verehrung    der   Wanen    ausgegangen,    und    dann,    auf 

lehfiin   Wege  dieselbe  in  dcu  Norden  eingedrungen  ist. 

Nun  habeu  aber   seltsamer  Weise  alle   diejenigen,  welche  bisher 

B  Frage  erörterten,  gar  nicht  an  die  Möglichkeit  gedacht,  daÜ  jene 

'•'■e  Buerst  vielleicht    nichtgermanischen  Stämmen  angehören 

■'■'■selben  nur  b<'i  'iiii  (Jerraanen  gesucht  und  einen 

1  gar  nicht  in  Anschlag  gebracht').    Meist 


'  «   u>   >   I    I   •- »  u  rri^  1 


»i»  ■■»  r>  I  ■■    ■     -E  LI     m 


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■W  «<«  ;S»*W  4Uv<k  II  I  .  1>S  £c  -1  Hr«r)«i  ' 
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mltia%tM  n>4«.  mJ  Mk  Imm  »am  n<iu  •<-•'*••  M 
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nillir Vwwiirtiim  faift—Ottnw*  i^imi  In; 
M>  A»  fMMkaBckt  .)Unt_-.  id  •  JB  m  tank  1 
JJ  «Mcr  Mf  JCM  n&icrkua  (Mi 


BETTKAGB  ZUB  DEUTSCUEN  MYTHOLOGO!. 


191 


I  nun  der  faUobeo  Lesart  ^Nertham*  zu  Liebe  eine  weibliche  Gott  _ 
[  Niörd  angenommen  und  diese  neben  den  märnliclien  Niördr  ge- 
lt (J.  Grimin.  Myth.  197),  und  auf  dieser  Combination  beruht  die 
Bcht,  daU  die  Wanen  suebischen  Ursprungs  seien.  War  nun  aber 
.betreffende  Göttinn  eine  mütterliche  Erdgotlheit,  so  muli  sie  viel- 
ir  mit  der  nordiBchen  Jörd  identisch  sein,  deren  Name  auch  als 
leUatiTam  vorknmuit  und  UDserm  Erde'  entspricht;  der  Name  selbst 
i  also  denjenigen  Begriff  enthalten  haben,  welchen  ihm  Tacitus 
Uich  und  klar  anweist.  Indessen  Hertha  wird  dieselbe  auch  nicht 
Bissen  haben;  schwerlich  wäre  sonst  die  gewöhnliche  weibliche 
long  des  Accusativs  ^ain'  in  die  rerhältutBsmälJig  seltene  ,um'  ge- 
worden.    Im  Gegentheil  deutet  der   nordische  Name  Jörd  an, 

der  Wortstamm  aufu  auslautete,  daij  also  ein  jenem  entsprechendes 
liribus,  ahd.  erdu  anzunehmen  ist,  welch  letzteres  freilich  in  seiner 
BÜativen  Bedeutung  später  in  die  A-Declination  Übergegangen  und 
geworden  ist  Also  Erthu  hieli  die  Göttinn  bei  Ihren  suebischen 
ebrern,  und  Erthus  werden  die  Römer  sie  genannt  haben,  ihre 
Ine  Tellas  mochte  ihnen  die  Hinzuftigung  des  s  erleichtern;  viel- 
bt  hatte  nuch  das  Wort  anlautendes  h:  Ilerthu,  Herthus;  Qber 
teres  vgl.  Uhland  a.  a.  0.   • 

Es  läßt  sich  nun  die  Frage  aufwerfen,  ob  nicht  die  Isis  des 
itas  mit  seiner  Erthus  oder  Herthus  identisch  gewesen  sei.  Die 
lentare  Grundlage  heider  Göttinnen  spricht  dafür  und  ebenso  der 
Rtand,  daU  Jörd,  die  Mutter  des  Donnergottes,  wie  Frigg  als  Wodans 

lahlin  erscheint  (Snorra  Edda,  utgefin  af  Sveinbinii  Egilssyni,  S.  7). 
Dn  Tacitus  ferner  das  Signum  der  Isis  in  modum  liburnEC  figuratum' 
Bt  und  andrerseits  der  Inselgöttin  ein  ,invehl  popuHs'  zuschreibt,  so 
nte  letzteres  auch  nur  mittels  eines  Fuhrwerkes  geschehen,  das 
leich  Schiff  war*).  Das  Fahrzeug  der  Frigg  aber,  die  llburna,  wird 
Imch  ein  Wagen  gewesen  sein,  wenn  anders  das  in  Rodulü  cbronicon 
Btiic  S.  Trudonis  Hb.  XI  {J.  Grimm.  Myth.  237)  erwähnte  auf  das 
dentbuni  zurückweist.  Drittens  endlich  können  die  Germania  Cap.  40 

szäbllen  sieben  Völkerschaften  die  ebend.  Cap.  9  genannte  pars 
borum   sein.     Entgegen   steht  aber  dieser  Annahme,   dali  auch  die 

i  zwischen  Frigg  und  Jörd  unterscheidet,  und  daß  Tacitus,  der 
h  den  Cultus  der  letztern  so  ausführlich  beschreibt,  die  Identität 
er  nirgends  andeutet.     Wer   nun   an   letzterer   trotzdem   festhalten 


*)  Zma  VmberfahreD   eeatbrf' 
Zweifel  mngfäealtt,  nm 


i^i^ 


»  Fuhmctk-,    ivU<-i' 


200  K.  MEYER 

wollte,  mÜBste  annehmen,  die  Edda  repräsentiere  eine  spfttere  Strii 
der  Mythenentwicklung,  in  welcher  die  einst  und  bei  den  GemiM 
des  Festlands  einheitlich  gefaßte  Göttinn  je  nach  den  verschied«« 
Seiten  ihres  Wesens  in  verschiedene  Persönlichkeiten  zerlegt  worin 
sei;  Jörd  wärde  nach  dieser  Annahme  bloß  die  nrsprüngliche  elemeotai 
Grundlage,  Frigg  die  in  späterer  Zeit  bedeutendere,  ethische  Seite  di 
und  derselben  Gottheit  darstellen.  Und  Tacitus  könnte  nach  Ewm  &■ 
vorliegenden  Quellen  oder  Berichten  ein  göttliches  Wesen  zweimil  g^ 
schildert  haben,  ohne  es  zu  wissen. 

Sodann  die  dritte  Stelle,   Germania  Cap.  45:   ei^  jam  dofei 
Suebici  maris  litore  Aestiorum  gentes  adluuntur,  quibos  ritos  habit» 
que  Sueborum,    lingua  Britannicse   propior.  matrem  deam  venecsite 
insigne   superstitionis  formas  aprorum   gestaut:   id  pro  armis  onaiff^ 
tutela  securum   dese  cultorem  etiam  inter  hostis  prsestat  —  Dafi  ik 
Aestier  keine  Sueben,  daß  sie  überhaupt  keine  Germanen  waren,  bitti 
nie  sollen  bezweifelt  werden.  Die  Sprache  ist  das  entscheidende,  aoek 
wenn  sich  aus  dem  Berichte  des  Tacitus  nur  das  negative  Resultat,  dil 
sie  ungermanisch  war,  keineswegs  aber  das  positive,  daß  sie  der  bei- 
tannischen   nahe  stand,   festhalten  läßt.    Daß  bei  der  Verachiedenheil 
der  Sprache  die  Übereinstimmung  von  ritus  und  habitus  wenig  so  b^ 
deuten  hat,  ist  klar;  Tacitus  selber  entkräftet   dieselbe,  wenn  er  &ft- 
fährt:    rarus    ferri,    frequens    fustium    usus,    frumenta    ceterosqii 
fructus    patientius    quam    pro    solita   Germanorum   inertii 
laborant  —  sed  et  mare  scrutantur  ac  soli  omnium  sucinum,  qaod  ipa 
glesum  *)  vocant,  inter  vada  atque  in  ipso  litore  legunt  —  Der  Gebmck 
des  Knüttels  wie  die  Gewinnung  des  Bernsteins  weisen  deutlich  daiaif 
hin,  daß  die  Aestier  **)  des  Tacitus  dieselbe  Nation  sind,  welche  spiftv 
unter  dem  Namen  Prcussen   auftritt.     Dieses  Volk   also   verehrte  die 
mater  deum  und  trug  Eberbilder  als  Symbol  derselben.  Nun  kann  aber 
Tacitus,    wie    schon   Uhland   (Schriften   VI,    183   Anm.    I)    nachweiitv 
unmöglich  die  altrömische  Terra  mater  und  die  ursprunglich  phry^sche 
mater  deum  in  dem  Grade  verwecheelt  haben ,  daß  er  beide  f&r  ideo- 
tisch  hielt;  die  Göttinn   der  Aestier  muß  folglich  eine  von  der  Genn.  1 
C.  40  geschilderten  Gottheit  verschiedene  gewesen  sein.  ' 


*)  Das  Wort  glesum  ist  allerdings  deutsch ;  allein  Tacitus  schreibt  eben  daiielbt 
mit  Unrecht  den  Aestiem  zu  (Müllenhoff.  Deutsche  Alterthnmskunde  I,  48S).  Die  bei- 
den Fundorte  des  Bernsteins,  der  von  Pytheas  an  der  Nordsee  erwihnte  imd  der 
ostseeische  des  Tacitus  sind  überhaupt  in  älterer  und  neuerer  Zeit  nur  m  oft  W 
wecbnelt  ivorden. 

**)  Über  ihren  Nameu  vg\.  Pior«o\i.  YAektroxi,  ^.  "ift. 


BEITRÄGE  ZUR  DEUTSCHEN  MYTHOLOGIE. 

Haben  wir  nun  einerseila  bei  den  Germanen  des  Festlands  keine 
1  der  Götterfarailie  der  Wanen  gefunden,  so  treten  uns  (ließelben 
r  ikandoiavischen  Norden  um  ao   bedeutender  eolgegen.     Dort  heilSt 
!  weiblicbe  Gottheit   deraelben   Freyja,   und   zwischen   ihr   und   der 
Hihen  Göttermuttor  bieten  sich  mehrere  Aniilogien.  Wie  der  letztem 
cGber  nsich  Tacitus  heilig  war,  ao  war  er  ea  der  Freyja  nach  Hynd- 
lljAd  Str.  5   und   7;    ebenso    opfert   ihr    nach   der  Hcrvararaaga   (ed. 
Tcrel.  p.  138,  rd.    1785  p.  124)  Ileidrekr  einen  solchen;  noch  häufiger 
«lieh  eracheint  dieses  Thier  bei  dem  Watiengott  Freyr  (Snorra  Edda, 
:38).  Ferner  kennt  die  Edda  ein  Geschmeide  der  Freyja,  welches  den 
ren  Brisinga  men   föhrt  (Hamarsheimt,  Str.   \^,   15,  19).  J.  Grimm 
283)   hält  die   Brisinge,    deren  Kleinod  Freyja  trägt,    für  die 
terge,    welche    dasselbe   nach  Olafs   Tryggvnsünar   Saga  II,   17    ge- 
ihmiedet  haben;  ea  ist  nur  schade,  daß  von  einem  Zwergegeschlecht 
1  Namens  sonst  nirgends  die  Rede  ist.  Wialicenus  (Symbolik  von 
Qoe  und  Tag,  S.  26)    denkt    an    die  Sonne   und    hült   den   Schmuck 
I  ein  Symbol   derselben,  wobei   aber  gerade  der  Name  Brisinge  un- 
tlärt  bleibt.  Ohne  Zweifel   sind   die  Brisinge,  wie  das  schon  Uhlaud 
ihriAen  VI,   185)  nachf^ewiesen  hat,  nichts   anders    als  die  Preusaen, 
}  ein  Theil  des  von  Tacitns   Aestier   genannten  Volkes.     Sind   aber 
kinge    und    Preusaen    einerseits,    Preuasen    und    Aestier    andrerseits 
«tisch,  so  kann  der  Stoff  des  nach  ihnen  benannten  Schmuckes  kein 
uderer  sein  als  der  Bernstein.  BestH,nd  aber  der  Schmuck  der  Freyja 
)  Beraatein,  so  wird  auch  diese  mit  der  an  der  Bernstein k liste  ver- 
tea  Göttinn  identisch  sein.  Auch  die  friedliche  Natur  der  Wanen^ütter 
ier<eitfl   und  der   des  Aeatiervolkos  andrerseita    stimmen   zuaiimmen. 
«  mnäcbst  dieses  anbetrifft,  so  l&lit  sich  dieaer  sein  Charakter  wenig- 
14  isdirect  aus  Tacitus   nachweisen;   auch  Jemandes  (C.   17)  nennt 
iwn  jiacatum  hominum  genus  omnino',  und  andere  älinlich  lautende 
•  hat  Pierson  (Elektron  S.  57)  gesammelt.  Nach  der  Annahme 
I  Letatern   sollen   die    Preusaen  erat   in  Folge   der    beständigen  Er- 
ingB-    und    Bekehningsversuche    der    Polen    bösartiger    geworden 
1  (a.  a.  0.  S.   !05).  F-benao  haben  nun   auch  die  Wanen  einen  viel 
dlichern  Charakter  als  die  Äsen  (W.  Müller,  altd.  Uel.  262);  ja  es 
«int.  dali  die  kriegerischen  Züge,  welche  sich  auch  bei  ihnen  finden, 
mäter  angedichtet  wurden,    als  sie  dem   nordischen  Götter- 
waren. Der  Üermane  konnte  sich  seine  Götter 
'stellf  die  Wanen  sollten  durch  solche 

«n  Gottheiten,  ähnlicher  ^e- 


202  K.  MEYER 

Dicht  umhin  können,  die  Identität  der  altpreossischen  Göttermatfter  mt 
der  nordischen  Freyja  als  höchst  wahrscheinlich  xa  betrachten  nl 
zwar  in  der  Weise ,  daü  jene  aus  altpreussischem  Kultus  in  den  gv- 
manischen  übergegangen  ist. 

Freyja  ist  nun  aber  keineswegs  die  einzige  Gottheit  ans  des 
(Jeschlechte  der  Wanen.  Neben  ihr  steht  vielmehr  ein  mannlielMi 
Wesen,  Freyr,  und  dazu  kommt  noch  drittens  Niördr,  der  Vater  Freyi 
und  Freyjas.  Letzterer  charakterisiert  sich  bei  Snorri  (S.  15,  16)  deil> 
lieh  genug  als  Gk>ttheit  eines  Küstenlandes.  Schon  der.  Name  seinsr 
Wohnung  Nöatün  fSnorri  S.  15)  spricht  hiefur,  noch  nnzweideutigv 
aber  die  von  Snorri  ihm  zugeschriebenen  Verse,  in  welchen  der  Gott 
seinen  Abscheu  gegen  die  Berge  und  gegen  das  Gehenl  der  Wölfe,  Mwie 
seine  Sehnsucht  nach  dem  Gesang  der  Schwäne  ausspricht  Auch  die 
ihm  sonst  zugeschriebenen  Eigenschaften,  das  Beherrschen  der  Winde, 
das  Stillen  des  Meeres  sowie  der  Umstand,  daß  man  ihn  zur  See  ood 
bei  der  Fischerei  anruft,  sprechen  dafür.  Erwägt  man  hiezn,  daß  sein 
Name  sich  einer  Deutung  aus  dem  Deutschen  entzieht  (J.  Grimm.  Mydi. 
198),  so  weist  auch  letzteres  auf  ein  nichtgermanisches  Küstenland  hia. 
Vermählt  ist  Niördr  nach  Snorri  mit  der  Skadi,  einer  Riesinn;  mit 
ihr  soll  er  auch  Freyr  und  Freyja  erzeugt  haben.  Im  Gegenaatze  hien 
berichtet  ein  Lied  der  altern  Edda,  die  Oegisdrekka  (Str.  36), 
habe  einen  Sohn  mit  der  eigenen  Schwester  gezeugt,  und  in  eben  d 
selben  Liede  (Str.  32)  wird  der  Freyja  vorgeworfen,  sie  habe  den  dgeocB 
Bruder  umarmt  Der  von  Niörär  begangene  Incest  wird  OberdieO  fni 
der  Ynglinga  saga  (Cap.  4)  bestätigt;  doch  scheint  letztere,  wie  sick 
auch  aus  der  Vergleichung  von  Yngl.  s.  Cap.  3  mit  Oegisdr.  Str.  26 
ergiebt,  aus  ersterer  geschöpft  zu  haben,  nnd  die  Oegisdrekka  wIn 
demnach  als  einzige  Quelle  hietllr  zu  betrachten.  Was  nun  aber  ebei 
diese  betrifft,  so  ist  der  Oesammtcharakter  dieser  Dichtung,  in  weldier 
Loki  den  einzelnen  Gottheiten  der  Reihe  nach  unsaubere  Geschichten 
vorwirft,  wohl  zu  beachten.  Es  gehört  keineswegs  in  das  Reich  der 
Unmöglichkeit,  daß  alle  diese  Verläumdungen  nichts  als  Erfindungen 
des  Verfassers  dieser  Dichtung  sind. 

Freyr  nun,  der  Sohn  Niörds,  hat  im  allgemeinen  große  Ähnlich- 
keit mit  seinem  Vater.  Er  gebietet  über  Regen  und  Sonnenachein,  sowie 
über  das  Wachsthum  der  Erde;  und  damit  auch  ihm  der  Besng  nnf 
das  Wasser  nicht  fehle,  rufen  ihn  die  Seefahrer  um  günstigen  Wind 
an  (Forum,  sog.  2,  16).  Im  Allgemeinen  ist  er  jedenfalls  ein  befiruchtea- 
der  Naturgott  und  entspricht  insofern  dem  Charakter  der  ack^banenden 
iestier.  Daher  stammt  wohl  seine  phaXiv&eW  ^aVox  ^kfi.  Biraoa.  C.  233)^ 


BEITBÄOE  ZUR  DEUTSCHEN  MYTHOLOGIE. 

)  demselben  Grunde  ist  ihm  der  Eber  als  Symbol  der  Fruebt- 
irkeil  heilig,  Wenn  er  nebeabei  (Skirn.  Ifl)  als  Mörder  des  Rieeea 
aufb-itt,  oder  wenn  er  in  der  Völuspä  (Str.  53)  in  den  letzten 
Feltkampf  verflochten  erscheint,  bo  beruht  das  auf  der  schon  ange- 
nteten  Tendenz,  sein  urBprUngliches  Wesen  mich  mehr  germanischer 
it  amznbilden, 

Aue  dem  mehr  oder  weniger  gleichen  Wirkungskreise  dieser  beiden 
;er  hat  nun  MuUenhoff  auf  die  urspriingliche  Identität  beider  ge- 
hloBsen  und  behauptet,  Niördr  sei  aus  Freyr  entwickelt  und  von  ihm 
[ctrennt  (vgl.  W.  A.  Schmidt.  Allgem.  Ztschr.  f.  Gsech.  VIII.  229). 
ichtig  ist  jedenfalls,  daü  der  Vater  jugendlicher  und  schwächer,  der 
Atn  dagegen  männlicher  und  kräftiger  erscheint;  auch  die  ursprüng- 
^fae  Identität  beider  scheint  ziemlich  sicher.  Wahrschoinlich  ist  der 
wrklärbure  Name  Niördr  der  ältere,  den  der  Gott  bei  den  Äestiern 
tte.  Freyr  hingegen,  eigentlich  mehr  ein  Appellativum  uLs  ein  Nomen 
^prium  und  zuerst  wohl  bloße  Anrede  der  mild  und  freundlich  herr- 
linkenden  Gottheit  (Müllenhoff  a.  a.  O.  2'M))  wurde  allntälig  der  üblichere 
jltme  des  Gottes  bei  seinen  gernianisuhen  Verehrern,  und  in  Folge 
Dnen  erscheint  deraelbe  auch  unter  diesem  Namen  ausgebildeter  und 
edeutungsvollcr.  Aus  diesen  beiden  Namen  aber,  dem  ursprünglich 
mnden  und  dem  germanischen,  wird  sich  die  schciubar  doppelte  Natur 
r  einen  Gottheit  erklären  lassen. 

Anch  die  Göllinn  Freyja  muli  anfanglich  von  frier!  lieben  der  Natur 
resen  aein.  Auch  sie  zwar  ersciieint  walkürenartig  aU  Todtenwäbleriim 
trimnism.  H);  sie  ist  aber  in  diesem  Falle  an  Friggs  Stelle  neben 
Wd  getreten.  Deutlich  läUt  sich  überhaupt  bei  dieser  Göttinn  die  mehr 
Usche  Seite  von  ihrer  elementaren  Grundlage  unterächciden.  Was 
Xtere  anbetrifft,  so  ist  sie  wie  Freyr  eine  Gottheit  der  schönen  Jahres- 
j  fo  namentlich  in  der  Tbrymskvida.  Daneben  aber  muß  sie,  wie 
t  SohiDOck  Brisinga  men  beweist,  in  irgend  einer  Beziehung  zum 
rnstein  gestanden  liabeu;  auch  die  goldenen  Tbränen,  welche  sie 
I  ihren  entschwnmienen  Geliebten  Odr  weint,  werden  auf  derselben 
raentaren  Grundtage  beruhen,  zumal  wenn  man  die  goldenen  Bern- 
Unlhränan  der  Ileliaden  (Preller.  Griecb.  Myth.  I,  342)  in  Anschlag 
Für  Freyjas  Bezug  auf  den  Bernstein  spricht  auch  der  Zu- 
inhang,  in  wtichem  sie  mim  Meere  steht,  welch  lelzterer  durch 
>  Mardöll  (Mcerfiaii)  iiinl  Gofn  {verwandt  mit  aa.  geban, 
izeugt  wild;  auch  der  Bernstein  wird  ja  vom 
gleich  den  münnlicheu  Waaen.- 


201  K.  MEYER 

heit  eines  Küstenlandes  bezeichnet.  Daneben  aber  erscheint  nun  Frejji 
in  der  E^da  auch  als  Göttinn  der  Liebe  (Simrock.  Myth.  358),  fa 
reinen  wie  der  anreinen,  and  man  wird  wohl  annehmen  dürfen,  difi 
diese  ethische  Seite  ihres  Charakters  wie  die  kriegerische  der  ge^ 
manischen  Umbildung,  die  physische  Grundlage  ihres  Wesens  hingcgei 
noch  den  Aestiern  angehören  wird. 

Ein  umstand  indessen  scheint  der  schon  au%estellten  Behaaptani^, 
daß  sich  in  Deutschland  keine  Spuren  der  Wanen  finden,  im  Wege 
XU  stehen.  Ein  gothisches  Kunenzeichen  nämlich  lautet  Iggvs,  und  du 
demselben  entsprechende  angelsachsische  Ing.  Das  Wort  ist  einerseiti 
verwandt  mit  dem  von  Tacitus  (G.  (Jap.  2)  aberlieferten  Namen  dei 
germanischen  Stammes  der  Ingävonen  sowie  andrerseits  mit  dem  !■• 
gunar  Freyr  der  Oegisdrekka  (Str.  43)  und  dem  Yngvi  als  Ahnhem 
der  Wölsunge  (Helg.  Hund.  I,  54,  Sig.  11,  14).  Der  Ahnherr  derWol- 
sunge  ist  nach  der  sonstigen  Überlieferung  des  Nordens  kein  anderer 
als  Odin;  der  Ingunar  Freyr  der  Oegisdrekka  hingegen  bietet  man* 
cherlei  Schwierigkeiten.  Simrock,  welcher  (Mvth.  349)  denselben,  analog 
dem  ags.  fireä  Ingvina,  als  Herrn  der  Inguine  auffiUit,  übersieht,  difi 
wir  statt  des  allerdings  wünacheuswerthen  Gen.  Plur.  einen  QeiL  Siag. 
haben.  Es  liegt  zwar  sehr  nahe,  das  r  in  Ingunar  su  streichen  und  saf 
diese  Weise  einfach  an  das  schwedische  Königsgeschlecht  der  Yngtinge 
anzuknüpfen,  welches  in  der  That  den  Gott  als  seinen  Ahnherrn  be* 
trachtete  (Yngl.  s.  Cap.  12);  aber  die  handschriftliche  Überliefenmg 
bietet  hiezu  keine  Handhabe.  Faßt  man  aber  Ingunar  Freyr  wörtück 
als  den  Freyr  von  Ings  Freund  (Ingvinr),  so  muü  einmal  Inga  Freood 
Freys  Vater  gewesen  sein,  und  andrerseits  war  Ing  dann  ursprünglich 
ein  ander«  r  als  Freyr.  Ing  oder  Iggvs  hiel^  wohl  der  mythische  Stam» 
vater  des  ingävonischen  Stammes,  und  der  Name  bezeichnet  ihn  sb 
den  AUumschlinger,  etwan  als  einen  die  gnnze  Erde  umschlingendes 
Himmelsgott,  als  Personification  des  ags.  upheofon,  des  üfhimil  i» 
Wessobrunnergebets,  des  upphiminn  der  Völuspä  (Str.  3),  des  Himmel^ 
der  sich  über  der  Erde  wölbt.  Hat  uns  Ing  auf  diesem  Wege  von  Frejr 
weggeführt,  so  scheint  der  oben  mit  Odin  identische  Yngvi,  der  Ahn- 
herr der  Wölsunge,  auch  hier  auf  denselben  Gott  zu  deuten,  and  wir 
hätten  uns  die  Sache  ungefähr  folgendermaßen  vorzustellen.  Ing  war 
ein  Beiname  Wodans,  und  an  ihn  knüpfte  der  Stamm  der  Ingävooen 
seine  Herkunft;  der  Beiname  löste  sich  dann  später  als  selbstftndigei 
Wesen  ab  und  gestaltete  sich  zum  Stammheros;  letzteres  konnte  schlieli- 
lieh  wieder  mit  einer  andern  Gottheit,  in  vorliegendem  Falle  also  nit 
Freyr,  zusammenfließen. 


BEITRÄGE  ZUK  DEUTSCHEN  MYTHOL<')GIE. 

Zu  den  Ingävonen  nun  geliürten  erstlich  im  Westen  Friesen  und 
Cliauken  (Haupts  Ztsclir.  XI,  186),  sodann  im  Norden  die  Dänen  (Be6- 
vulf  V.  1045,  1320  ed.  Heyne),  Ganten  (Ilaupta  Ztschr.  XI,  195)  und 
wohl  auch  die  Goten  (ebend.  S.  196).  Bei  Friesen  und  Chauken  Gudet 
uch  nichts,  was  an  Freyr  und  seine  Verwandtschaft  za  denken  nuthigt, 
da  der  von  Rieger  (a.  a.  0.  197  ff.)  benutzte  helgoländische  Unfug 
ebensowohl  an  Isis  (Frigg)  denken  laut.  Auch  hinsichtlich  der  Goten 
hegen  zwingende  Beweise  nicht  vor,  da  das  |ori'ov  i^'  agfiaita^^g 
irnäg  des  Atlianarich  (Sozomenns,  lii»t.  eccl.  6,  37)  auch  auf  Thor 
(Grimm.  Myth.  151)  Bezug  haben  könnte.  Für  die  Dänen  hingegen 
i»t  Freyr  durch  den  Ciiltus  des  Frodhi  zu  Heidhra  auf  Seeland  bezeugt, 
auf  welchen  Muncb  (Det  norske  Folks  Historie,  ubors.  v.  C'laussen, 
Ü.  20  S.)  den  CuUus  des  Freyr  svi  Upsala  zurückgeführt  hat;  auch 
Saxoe  mythische  Friedenskönige  geliureu  hierher.  Auch  die  gautische 
Syritha  Saxos  (S.  125)  dient  zur  Bestätigung,  wenn  W.  Müller  (altd. 
283)  mit  Recht  Syritha  mit  Syr,  einem  Namen  Freyjas  bei  Snorri 
21)  zusammenstellt. 

Am  berühmtesten  indesBea  war  der  Cultus  des  Freyr  bei  den 
ivedeu.  Dort  stand  im  Tempel  zu  Upsala  nach  Adam  von  Bremen 
((Jap.  23:i)  sein  Bild  neben  denen  Tliors  und  Odins,  und  man  tvird  wohl 
unehmen  dürfen,  der  uralte  Himmelitgolt  T_fr  sei  in  Folge  dieses  erst 
tpäter  eingefrihrten  (Julius  von  seiner  frühern  Bideutung  verdrängt 
■Orden').  Hier  im  Norden  wird  auch  der  Name  Yngvi,  der  einst  dem 
Odin  zukam  (oben  S.  204)  auf  ihn  übertragen  worden  sein,  weil  die- 
jenigen, welche  seinen  Cultus  nach  Schweden  brachten,  zum  Stamme 
der  Ynglinge  gehörten.  (Munch  a.  a.  0.  2i).  Der  Königsstamm  der 
Ynglinge,  welcher  in  Sctiweden  htrrschte  und  das  Ueiligthum  in  Upsala 
toordnete>  stammte  nach  der  Ynglinga  saga  (Cap.  12)  von  ihm  ab. 

Wir  Kaben  uns  oben  iS.  201  ff.)  bemüht,  den  Cultus  der  Wanen- 
gMter  ala  ursprünglich  mstisch  darzustellen.  Von  den  Aestiem  also  kam 
derselbe  zuerst  zu  den  Dänen,  und  von  diesen  hinwiederum  nach  Schwe- 
dtD.  Aus  Schweden  empfiengen  ilin  die  heidnischen  Norweger  (Muncb 
>.  a.  0.  21),  und  aus  Norwegen  gelangte  er  endlich  nach  Island,  wo  sich 
bekanntlich  das  nordische  Ileidenthum  am  längsten  erhalten  hat. 

Die  deutsche  Mythologie  im  engem  Sinne  des  Wortes  sowie  die 

niBchc  im  weitern  wird    durcli    die  Entfernung  der  Wanen.  etwas 

Norden    hingegen    Ijj.'idl    dieses    Göttergeschlecht   gleich 

wenn  wir  auch   iiiichzuweisen  suchten,  dali  das- 

andern  Glieder   der  nol4\aiit*w  "triw^c 
cap.  9)  an4  AwoTtasMst  ■a.tA'^^«*. 


206  K.  MEYER,  BEITRÄGE  ZUR  DEUTSCHEN  MTTHOLOOIE. 

selbe  aus  einem  fremden  Cultus  entlehnt  warde,  so  hat  es  doch,  ein- 
mal im  Norden  eingeführt,  dort  eine  solche  Bedeutung  gewonnen  uni 
sich  so  sehr  in  Mythus  und  Cultus  eingedrängt,  daß  es  als  ein  weseot- 
licher  Bestandtheil  derselben  muß  betrachtet  werden.  Dagegen  versidi 
es  sich  von  selbst,  daß,  falls  der  versuchte  Nachweis  richtig  ist,  vm 
der  deutschen  Heldensage  und  zwar  speciell  aus  der  Nibelnngensage 
Freyr  ausgeschlossen  ist,  mag  nun  letztere  von  den  Bargonden  oder, 
was  sich  allein  wissenschaftlich  begründen  läßt,  von  den  Franken  aai- 
gegangen  sein. 

Auffallen  könnte  es  noch,  daß  spätere  Quellen  im  Gegensätze  n 
der  von  Tacitus  allein  genannten  Göttermutter  der  Aestier  den  heid- 
nischen Preussen  eine  ziemlich  bedeutende  Zahl  von  Gottheiten  n- 
schreiben.  (Vgl.  Voigt.  Gesch.  Preussens  I,  574  ff.)  Indessen  erstlich  liegt 
zwischen  Tacitus  und  jenen  spätem,  Simon  Grünau  and  Lucas  David, 
ein  Zeitraum  von  mindestens  vierzehn  Jahrhunderten,  während  welcher 
das  altpreussische  Heidenthum  mancherlei  Metamorphosen  darchmacheo 
konnte.  Zweitens  darf  aus  der  Nachricht  des  Tacitus  noch  keineswegs 
geschlossen  werden,  daß  die  Göttermutter  in  der  That  damals  die  ein- 
zige Gottheit  der  Aestier  gewesen  sei,  obschon  wir  die  Ursachen  nickt 
kennen,  aus  welchen  der  römische  Geschichtschreiber  diese  allein  ge- 
nannt und  alle  andern  verschwiegen  hat  Drittens  endlich  gründen  sich 
die  Nachrichten  über  das  altpreussische  Heidenthum  auf  eine  nicht  mdir 
vorhandene  und  vielleicht  überhaupt  erträumte  Chronik  des  Bischoft 
Christian  von  Oliva  (Pierson.  Elektron  S.  61);  es  sind  dieselben  also, 
so  lange  diese  nicht  zum  Vorschein  kommt,  nicht  als  saverläfiige 
Quellen  zu  betrachten.  Sollten  aber  Grünau  und  David  durch  neuen 
Entdeckungen  Bestätigung  ihrer  Nachrichten  erhalten,  so  verrathen  ge- 
rade die  drei  Hauptgötter  der  Preussen  wiederum  fremden  und  sirir 
skandinavischen  Einfluß.  Perkunos,  Potrimpos  und  Pikullos  erinnern 
doch  gar  zu  auffallend  an  die  drei  schwedischen  Gotter,  Thor,  Odis 
und  Freyr,  im  Tempel  zu  Upsala.  Dazu  kommt,  daß  die  angebliche 
preussische  Sage  selbst  die  Einführung  ihres  Cultus  mit  skandinavischen 
Einwanderern  in  Zusammenhang  bringt  (Pierson  S.  59).  Nach  dieser 
Annahme  hätten  die  Preussen  den  dritten  Gott  Pikullos  (Freyr)  wieder 
von  demselben  Stamme  empfangen,  welcher  denselben  früher  von  ihneo 
entlehnt  hatte.  Dergleichen  Erscheinungen  sind  zwar  auffallend,  aber 
keineswegs  unerhört  Ist  doch  z.  B.  auch  der  Kerlingische  Sagenkreii 
durch  die  germanischen  Einwanderer  nach  Frankreich  gekommeOi 
später  aber  erst  durch  französischen  Einfluß  in  Deutschland  wieder  be- 
Jamnt  geworden. 

BASEL,  FehfxxMi  1871.  lElSl^YStlSL. 


IG.  ZINGEELE,  ZU  WOLFDiETHICH. 

ZU  WOLFDIETRICH. 


lo  der  Einleitung   zum  Ortiiit  (DtJutBches  Heldenbuuh  B.  1)   h^ 

merken  diu  Herausgeber  s.  XVIII:  „Auih  bei  Orlnits  AuafiUirt  gegen 

die  Drachen  sind  die  Zeitangaben  genau,"  Es  ergibt  sich  daraus,  daß 

ierVerfasBer  eine  genaue  Kenntniss  des  betreffenden  Schauplatze»  der 

indluug  haben  muesto.  Dies  möchte  ich  auch  vom  Dichter  des  Wolf- 

ietrich  (A)  behaupten.  Wie  sicher  und  richtig  klingen  die  Verse: 

555  Dö  kerte  er  von  der  bürge  durch  den  vil  tiefen  tan 
her  nider  gen  der  Etsche,  dft  vant  der  kUeue  man 
die  rehten  lanteträzen. 

556  Ze  berge  1h  der  Etsclie  g&hcn  er  began 
harte  baldiclichen  gegen  Triente  dan. 
dfi  säzen  arzUute  an  der  selben  stunt: 
dö  täten  im  die  armen  ir  gn'izen  jämer  kunt 

Bezeichnend  ist  hier  das  Nennen  der  arzUute.  War  bei  Trient 
CT  Bergbau  Bchon  früher  betrieben  (Kink,  codex  Wangianua  431  ff.), 
i  kam  er  dennoch  erat  in  Blilthe  unter  dem  FtirstbiBchofe  Friedrich 
OD  Wanga,  der  1208  die  bekannten  Berggesetze  gab,  denen  als  Zu- 
die  Verordnungen  1213  und  1214  folgten.  Diese  Bergwerks- 
rdnang  (landamenta  et  postae  in  facto  arzenteriae)  abgedr.  bei  Kink 
L  443 — 449  ist  meines  Wissens  die  älteste  Deutachlands.  *J  Daß  der 
Bei^ban  nun  lebhaft  betrieben  wurde  und  reichen  Sogen  spendete, 
«weisen  nicht  nur  die  vielen  Unternehmungen  des  Bischofs,  zu  denen 
t  große  Summen  bedurfte,  sondern  auch  die  von  ihm  stammende 
infiwhrift  auf  dorn  Wangathurm  (erbaut  1210): 

Montes  argenlum  mihi  dant  nomenquo  Tridentum, 
Der  Dichter  konnte,  mit  vollem  Rechte  deßhalb  sagen:  „da  säzen 
zliute.*'  Drei  Tage  weilte  Wolfdietrich  in  Trient,  dann  bat  er: 
561   daz  si  im  tseten  des  wurmes  vart  bekant: 

dfi  zeigten  se  im  bi  dem  Aferse  zuo  der  Steines  want. 

fl  wieaen   ihn   zur  Feiewand   bei   dem  Mers^     MersS  scheint  mir  das 

ftrdeuKohte  ^tirc^  zu  sein,  von  dem  Perini  sagt:  „Marcfe,  fi-azione  del 

mtme   di  Cavrasto   distretto   di  Stenico.    Sono   6  case   isolate  3   ore 

•j  Eb  kommeD  in  derselben  msln"'-*  •'"iitidie  Wurte  v.n  :  7.  11.  luilliia  tctrau  444. 

tnhi  444.  neque  in  r  ''    -lia  prt;;viini;it  l-'ircirirf,  Bed  tautum 

te  tene&Dtnr  ic-*'  -'il  44ü.  el  rixiliiijimi  toDueril 

■i  aliqnli  (r  "t  ooinis.  ■.U&  &«,u.4n.'- 

allqu- 


I 


206  K.  J.  8CHRÖER 

distanti  da  Stenico.^  (Dizionario  geografico  statistico  del  Trentmo  278L) 

In   der  Nähe  liegt  val  Marza.  Wolfdietricli   ritt  demnach  nach  Jofr 

carien  bis  Marce,  wo  die  Würmer  sich  befanden,  und  konnte  von  dort 

dann  den  directen  Weg  über  Ballino  und  Tenno  an  den  Gardasee  e» 

schlagen;  der  heutzutage  noch  beliebt  ist  (Webers  Tirol  III  337),  ofa^ 

wenn  er  sich  östlich  hielt,  in  die  Lombardie  und  nach  Venetien  komiMa 

Nehmen  wir  Merse  in  Judicarien  an,  so  stimmt 

562  Urloup  nam  do  ze  Triende  Wolf  her  Dietrich. 

du  gähte  über  die  beide  der  helt  vil  lobeUcL 

er  k^rte  üf  eine  straze  in  den  wilden  tan 

ganz  gut  dazu.   Der  Held  musste  über  die  Tbalsohic  (Heide)  rata 

und  gelangte  auf  die  Straße  nach  Judicarien,  das  jetzt  noch  besondoi 

am  Eingange  durch  seine  wiidschcenen  Stellen  berühmt  ist 

IG.  ZINGERLE. 


ZUM  FORTLEBEN  DER  GUDRUNSAGE- 

Ich  habe  oben  S.  65  eine  Bemerkung  gemacht  über  die  Art,  irie 
:  Herr  Martin  in  seiner  Ausgabe  der  Gudrun  S.  L  ff.  meine  MitdieiluDg. 
Germ.  14,  327,  über  das  Fortleben  der  Gudrunsage  abfertigt  E»  i« 
1  im  Interesse  des  Gegenstandes  wohl  erlaubt  darauf  zurückzukomncit 
um  so  mehr,  als  es  dort  an  Kaum  gebrach  bis  in's  Einzelne  nachiB' 
weisen,  was  man  von  der  Gründlichkeit  der  von  Herrn  Martin  mit « 
viel  Sicherheit  vorgetragenen  Anschauungen  zu  halten  habe.  —  MH 
erstaunlicher  Oberflächlichkeit  beginnt  Herr  Martin  gleich  mit  eines 
lapsus,  der  eines  transrhenanischen  Feuilletonisten  würdig  wäre:  ^4« 
Volkslieder  aus  Gottschee  an  der  Save."  So.  Also  das  „Herzogthna 
Gottschee"  Hegt  an  der  Saveü?  —  „Alle  drei  (Lieder),"  erzÄhlt  HerrE 
weiter,  „sind  verschiedene  Versionen  desselben  Grundtextes."  So,  Di» 
ist  nun  wieder  eine  Behauptung,  die  mindestens  ebenso  gründlich  ist 
als  die  vorige,  dal)  Gottschee  an  der  Save  liegt !  —  In  der  zweiten  Version 
kommen  zur  Schönen  am  Meer  der  Geliebte  und  der  Bruder,  undfirageB 
(offenbar  unerkannt):  filr  wen  sie  lieber  wäscht,  filr  den  Bruder  oder  I 
filr  den  Geliebten.  Sie  erklärt:  fiir  den  Bruder,  „einen  Liebsten  krieg 
ich  wieder,  einen  Bruder  nimmermehr."  Da  ergreift  sie  der  Eine  (woÜ 
der  Geliebte  in  schlimmer  Absicht)  und  der  Bruder  nimmt  sich  ihrer 
an.  Hierin  ist  wohl  die  Absicht  zu  erkennen,  dem  verdunkelten  Inhalt 
der  Gudrunballade  I  ein  Motiv  unterzulegen,  doch  habe  ich  a.  a.  0.  ancb 
biDgewiesen  auf  eine  bekannte  deut&^Vi^  ß^lUde^  an  die  diese  Varsioa 


ZUM  FORTLKBF.N  DER  GCDRUNSAGE. 


wiirlltcli  aukliiigt,  —  Die  ili-itte  V'ersiou  nun  bedient  sich  desBelben 
EingaDges,  an  den  sie  jedoch  eine  Erzäbluog  ankntlpfl,  in  der  weder 
von  einem  Bmder,  noch  von  einem  Geliebten  die  Rede  ist,  die  viel- 
raehr  klar  und  deutlich  mit  der  nIoTonischeu  Ballade  von  der  schönen 
Vida  zusammenhangt,  die  ihrem  Kinde  und  ihrem  Oemahl  geraubt  wird. 
Von  einem  Bruder  nnd  Geliebten,  den  Hauptgeatatten  der  Versionen 
I.  II,  keine  Spur!  Und  dieli  soll  nur  eine  „verschiedene  Version  des- 
iietben  Grnndtextes"  sein.  —  Die  Angabo  des  Volkssängers :  daß  III 
die  richtige  Version  seJ,  ftlhrt  nun  Herr  M.  gegen  mich  an;  warum 
verschweigt  er  denn  die  von  mir  ebenso  mitgetheilte  Aussage  von  fllnf 
Sängerinnen?  „Beide  (Versionen)  seien  schon  recht,  es  seien  zwei  ver- 
«chiedene  Lieder,  III  sei  aber  mehr  im  Hinterland  (an  der  aloveniachen 
Sprachgrenze)  üblich.  Sie  kannten  noch  ein  drittes  Lied,  das  auch  so 
w&ngt.  und  dieß  ist  nun  U."  Indem  Herr  M.  nun  diese  Angabe  ver- 
"cbweigt.  gibt  er  den  Inhalt  der  Ballade  auf  Grundlage  von  III,  wo 
offenbar  der  Stoff  eines  sloveniechen  Liedes  an  den  Eingang  des  deut- 
schen Liedes  angehängt  istl  —  Indem  Herr  M.  zugibt,  dall  der  Gruß 
nebst  Antwort  und  das  Angebot  des  Ringes  nebst  der  Zurückweisung 
inr  Gudrun  stimmen,  findet  er  das  doch  nicht  genügend.  Wir  wollen 
alle  Beine  Bedenken  und  Einwände  vorftthren. 

Er  erzählt  vom  Inhalt  der  ersten  Version:  „als  sie  abfahren,  'sie 
lahm  ein  leinen  Tucb  in  die  Hand  und  ftlhrt  damit  über  das  breite 
Meer,  und  als  sie  binüberkommea  grüßen  und  halsen  and  kKssen  die 
■hlnglinge  (!)  sie." 

Indem  er  die  Worte  meiner  Übersetzung  buchstÄblich  citiert,  setzt 
<!T  (innerhalb  der  Anführungszeichen,  also  indem  er  meine  Übersetzung 
m  citicron  vorgibt)  nur  das  Wörtchen  damit  hinzu!*)  Der  Text  hat: 
Mit  tDurot  über  es  proite  mm',  meine  Übersetzung:  und  fährt  Über 
da«  breite  Meer.  —  Nachdem  der  Leser  mit  der  kleinen  Text- 
laderung  schon  ein  wenig  voreingenommen  ist  im  Sinuc  Herrn  Ms., 
teroerkt  dieser:  „ganz  haltlos  aber  ist  der  Vorschlag:  das  Tuch, 
»elchea  die  Meererin  nimmt,  als  sie  über  das  Meer  fthrt,  durch  eine 
.Änderung  des  Textes  in  Verbindung  zu  bringi'n  mit  den  Kleidern,  die 
Ktidrun  in'a  Meer  wirft." 

Das  ist  nun  die  rielitige  Art!  sich  selbst  die  grßste  Oberflächlich- 
Iteit  zu  erlauben,  und  einem  Andern  -vta^SSfftten ,  was  er  sage  sei 
«ganz  haltlos."   -   Ich  kann  Her^  »icheru.   «hiü  itli  nie 


210  K.  J.  SCHHÖER,  ZÜM-FOBTLEBEN  DER  0UDBUN8A0E. 

etwsa  za  bvhimptea  pflege,  ilas  so  'ganz  haltlos  iat,  wie  Beine  obt 
ngeftlhrteti  nnd  noch  anzufillirendeu  Einn-endungei]!  —  Ich  bcmerkl 
zu  der  Zeile:  'sie  nnhiD  ein  leinen  Tul'Ii  in  die  Hand';  „was  licißt  dwl 
darf  man  nach  Kndrun  1271  nu  die  W&scho  denken,  welche  Kudnv 
in'«  JAfKT  wirft?  ich  möchte  daher  fast  vermuthen,  es  sei  Zeile  22  (i 
imi  Kurijt  übfr  et  proile  mer,  was  eine  Wiederholung  vonVerill 
i%l)  za  lesen:  unt  hincet  rs  in  flat  jtroile  mer,  was  geUndert  wurdi 
weil  man  e»  nicht  niphr  vprKtand."  —  Daß  diese  Annahme  guiz 
Im'  »ei,  hat  Herr  M.  iiooli  zu  erweisen.  —  In  der  zweiten  V 
wo  die  Liebe  des  Bruders  oder  zum  Bruder  mit  der  des  Geliebl 
oder  zum  Geliebten  verglichen  wird,  stellte  ich  das  Lied  bei  DhUni 
117,  wo  der  Bnider  zur  Schwester  unter  anderni  sagt:  dein  jung« 
Leben  rett'  ich  nicht  (daß  außer  des  Vergleichs  der  Lielie  zwiadii 
Brader  und  Schwester  mit  der  Liebe  zwischen  dem  Geliebten  und  dt 
Geliebten  auch  noch  jener  Ausruf:  halt!  am  .Schluß  der  Goitschecwi 
Ballade  II  mit  der  Ballade  aus  Gräters  Iduna  stimmt,  bebe  ich  noch 
mala  hervor)  and  setzte  hinzu:  dieß  könne  daran  erinnern,  „daß  |l 
auch  Bruder  Ortwin  die  Schwester  eher  sterben  lassen  will,  als 
er  sie  stehle  Str.  125G  {und  bete  ich  Awndei-/  ttiresler,  die  Ueze  ick  . 
Iten  S  etc.).  Im  Volkslied  freilich  soll  die  Weigerung  des  Bruders 
die  Liebe  des  Geliebten  in  helleres  Licht  stellen,  wJtlirend  in  At 
Gudrun  Ortwin  von  dem  edlen  Motive  geleitet  wird,  die  mit  Gadmnai 
Gefangenen  mit  zu  rcttr^n.  Aber  kommen  im  Volkslied  nicht  oFlMotil 
in  Vergessenheit,  indem  Thatsachen,  zerstUckt  und  unverstanden  odi 
umgedeutet,  manchmal  fortleben?"  Was  soll  es  nun,  wenn  Herr  Marti 
trotz  dieser  Auseinandersetzung  sagt:  „wie  Schröer  in  den  Eigen 
thlimlichk eilen  dieses  Liedes  Beziehungen  auf  Ortwin  und  Herwig  ha 
finden  künnen,  ist  mir  nicht  begreiflich."  Das  muß  nun  fUr 
der  den  Sachverhalt  nicht  kennt,  aussehen,  als  ob  ich  irgend  ein« 
Thorhcit  vorgebracht  hfltte,  die  eben  ein  Manu  wie  Herr  Martin 
nicht  begreifen  kann!  —  Wird  denn  dieser  Ton  in  unserer  Wissenschd 
nie  aufhören?!  — 

Was  soll  man  aber  sagen  zu  dum  noch  nicht  besprochenen  Ginwi 
gegen  weine  Deutung  deä  Schlusses  von  I:  sie  nahm  ein  h 
in  die  Hand  und  führt  über  das  breite  Meer,  und  wie  sie  dann  lüf> 
gekommen:  dort  grüßen  nie  sie  und  halsen  sie  sie  un' 
BIO   di«  Moererin   (am   Meer  weilende),    die    schitne 
Meoreriu! 

Kann  hier  wohl  ein  Zweifel  sein,  wie  dns  zu  * 
'■■      "'    •  das  Meer  gekommen  und  AiitV,   »i*o 


leinen  TU 
jann  lüf>  ■ 


.  ME8T0BF,  ZU  DEN  MEGFRIEDBILDEBN. 

■dort  WGilten?  HeiT  Martin  ist  auderoi-  Meinung:  „deim  die  VeriDutliiug, 
"  die  halsendoa  JUugliDgc  (wo  ist  von  halaendeu  JUnglingeii  die 
le?)  nicbt  Seerüuber,  sondern  Verwandte  geweaen,  läsat  aicli  nicht 
eisen. "  Sic,  Herr  Martin  glaubt  also,  der  oben  wrlrtlioh  gegebene 
AhiÜ  bedeute:  ale  sie  bin  ist  gekommen  an  das  Ufer  über  dem  Meer, 
1  wurde  aie  dort  begrüÜt,  gehalst  und  geküast  —  von  wem?  von  den 
Bien,  die  sie  eutfitlirten !  —  Herr  Martin,  der  behauptet,  daß  die 
i  Lieder  drei  Versionen  «Jines  Grundtextes  sind,  vergisat,  daß  in  I 
f  ^ine  als  Geliebter  durch  den  Ring  erkamit  wird,  in  H  der  ^ine 
i  Geliebter,  der  andere  als  Bruder  erscheint  und  also  nicht  als 
-äuber,  kann  in'a  Blaue  hinein  eageu:  daß  die  Jilnghnge  nicht  Sce- 
►er,  sondern  Verwandte  gewesen,  ließe  sieb  nicht  erweisen!  Und 
Q  annehmen:  die  die  geraubte  Schwester  und  Gebebte  Heimholeu- 
,  der  Bruder  und  Brilutigam,  hätten  sie  nicht  frlkher  gegrUßt  and 
küflst,  nls  naoiideTO  sie  mit  ihr  Uber's  Meer  gefahren!  —  Wer  nach 
im  Schblssel  sucht  zur  ErklUrung  des  hier  dargelegten  Verfahrens 
rm  M.'b,  den  erinnern  wir  nur  an  die  Worte  H.  RUckert'ß,  die  der- 
le  in  der  Zeitschr.  f.  deuteche  Philologie  3,  184  über  die  iu  Rede 
leoden  Qoltecheewer  Balladen  ausgesprochen  und  die  nun  erst  reclit 
Lichte  einer  Dlvination  erscheinen;  sie  sind  geschrieben  im  Juni 
fO;  „daß  sie  (die  Gottacheewer  Balladen)  auf  die  Gudrunsage  znrtlek- 
i«n,  kann  nur  der  läugnen,  der  aus  Eigensinn  oder,  hört  mau  es 
nr,  aas  Consequenz  seines  literanscben  Schematismus,  die  Möglicli- 
t  einer  einstigen  Verbreitung  der  Gudrunsage  —  ob  des  älteren  zu 
idc  liegenden  Mythus  ist  etwas  anderes  —  durch  ganz  Deutschland 
ignen  zu  mllsseu  glaubt." 

WIEN,  Im  MÜn  1872.  K.  J,  SCBEOEB. 


ZU  DEN  SIEGFRIEDBILDERN. 

In  dem  Borichto  über  die  Verhandlungen  der  Philologenvirsamm- 
;  des  Jahres  1809   in  Kiel  (s,  Germania  15,   121  ff.)   ist   auch   der 
Ttftrag  des  Herrn  Professor  Chr.  Petersen  über  den  kurz  vorher  statt- 
Blbteo    orchlirilogisclieu  Congrees  in  Kopenhagen    auszUglicb    mitge- 
I  k    Der   Redner   gedachte   unter   anderm    der  von   Professor  Karl 

I  »steitteu  Abbildung  eines  schwedischen  Kunenateiuea,  welcher 

L  f  die  Sage  von  Sigurd  Fafnetödter  bildlich  darstellt 

^■^^  *  Beme''l'"na:,    dali  Unterzeichnete  tvue  ^«JwtVICv 

^^^^1  1   und    c'meiL   7.<Nei\fö\i  ^\\\äw^-(N 

^ m ^^ 


212  J-  MESTORP 

Rtmeustein  zu  übersetzen  beabaichtifre  und  zugleich  auch 
Bildwerke  in  Norwegen  und  einen  Stein  in  Angeln  besprechen  wer 
Diese  Übersetzung  mit  den  in  Aussicht  genommenen  Nachträgen 
im  Jahre  1870  bei  Otto  Meißner  in  Hamburg  erachienen  und  brii 
auf  vier  beigegebeuen  Tufeln  die  Abbildungen  der  schwedischen  Stei 
eines  norwegischen  Kirchenportals,  zweier  Stuhllehnen  und  des  St«iiU 
in  Angel».  In  der  Voraussetzung,  daß  diese  Schrift  wenigstens  eiiu) 
Lesern  der  Germania  nicht  unbekannt  geblieben,  erlaube  ich  mir, 
Betracht  der  Aufmerksamkeit  und  des  lehhaftcu  Interesses,  welch 
diese  mittelaltcrliehen  Kunstwerke  gerade  jetzt  in  den  nordJscbi 
Reichen  erregen,  hier  noch  einiges  über  den  von  mir  besprachein 
Angeler  Stein  hinzuzufUgen. 

Meine  Beschreibung  stützte  sich  auf  den  Bericht  des  Ben 
Pastor  Augu^tini  zu  Uelsbye  an  die  Schleaw.  holst.  Altertli.  OeaeUsch« 
auf  einige  brie6iche  Mittheilungen  des  actnellen  Predigers  zn  Del^ 
und  Fahrenstedt  und  auf  eine  im  Jahre  1836  von  J.  HarteriUfi 
worfeiie  Zeichnung,  die  der  Versammlung  in  Kiel  von  Hemi  1 
Petersen  vorgelegt  wurde.  Mein  Wunsch  den  Stein  selbst  ia  Ao^ 
schein  zu  uehmeu,  hfU  sich  damals  nicht  realisieren;  erst  im  verwit' 
Herbste  ward  mir  in  Folge  einer  an  mich  ergangenen  freundlichen 
ladung  des  Flerm  Oeb.  Rath  Michelseu  in  Schleswig  die  Qeh 
dazu  geboten,  die  ich  mit  Freuden  ergritf.  Herr  Geh.  Rath  Midiel*4l 
welcher  (nicht  mit  Unrecht,!  rügte,  daß  mnn  wagen  könne  «B 
wichtiges  Denkmal  der  Vorzeit  zu  beschreiben  ohne  es  selbst 
«u  haben,  schien  nicht  viel  von  meinem  Sigurd-  oder  Siegfricdsteio 
halten,  obgleich  er  zu  artig  war  es  mir  gerade  aus  zu  sagen.  J 
einem  klaren  sonnigen  Octobcrtage  fuhren  wir  (Herr  Geh.  Ratk  1 
nebst  Gemahlin,  Herr  Dr.  I'aulacn  aus  Schleswig  und  Uaterz.)  rt 
nach  dem  Herrenhofe  Fahrenstedt,  wo  man  sogar  die  Existens  an 
mit  Figuren  bedeckten  Steines  bezweifelte,  und  von  dort  in  Be^leito* 
des  Herrn  Baron  v.  Gorsdorff  (Besitzer  von  Fahrenstedt)  iinch  dl 
Kirche.  Es  war  Mittn-,',  dio  Sonne  stand  hoch,  und  sonach  lag  dl 
Stein,  in  der  Mauer  gen  Süden,  iu  günstigster  Beleuchtung.  Die  B 
Schädigung  war  bei  weitem  nicht  so  stark,  wie  der  Bericht  dtis  He«! 
Pastor  H.  befllrchten  ließ,  und  der  Sleinkohlenthecr  glUcklichferw^ 
so  dttnn  aufgetragen,  daß  er  die  Figuren  nicht  im  geringsten  verdod 
Ortr  Stein,  ein  gewöhnlicher  Granitblni'k,  ist  an  der  Basis^  dtu 
]27  Centim6tres  lang  und  an  dem  hochsteu  Punkte  85  Cent 
An  der  linken  Seite  ist  dicht  vor  dem  Schitabi-I  des  VognU  tlt 
L^nge  auch   ein  ÜtlXck  abgeicbltigoo.     &u,c^  vm  di'ittea  ) 


ZV  DEK  SIEGFlUEDßlLDERN. 

di?  Oberfladie  beschädigt,  da  nicht  nur  die  Figtiren,  die  in  den  übrigen 
Feldern  sehr  gut  conscrvicrt  sind,  hier  gänzlich  fehlen,  aondern  auch 
.  4e  unter  den  Figuren  hinlaufende  Leiste  an  diesem  Punkte  beschädigt 
ist.  Nachdem  ich  die  Figuren  mit  Kreide  umzogen  hatte,  traten  sie 
«if  dem  schwarzen  Grunde  überraschend  klar  zu  Tage  und  wurden 
von  den  Anwesenden  erkannt,  wie  nachstehend  beachrieben: 

In  dem  ersten  Felde  ist  ein  Vogel,  der  dem  Habicht  auf  Säves 
Abbildung  des  Ramsundberges  viel  ähnlicher  ist,  als  der  Figur  auf  der 
I    von  mir  benutzten  Mnrtevilleschen  Zeichnung. 

In  dem  Kweiton  Felde  steht  ein  Pferd,  kenntlich  an  der  Form 
its  Kopfes  and  den  vier  Beinen.  Ein  Reiter  ist  nicht  vorhanden,  wohl 
aber  irgend  eine  andere  Bürde  auf  dem  Rücken  des  Thieres,  ähnlich 
wie  auf  den  sehwedischen  und  norwegischen  Bildem, 

Im  dritten  Felde  ist,  wie  gesagt,  nichts  zu  entdecken,  obwohl 
cns  der  unebenen  Fläche  zu  schließen,  daß  auch  dort  etwas  gewesen  ist. 

Im  vierten  Felde  steht  —  was  unbegreiflichorwoise  von  Herrn 
lUrlevillc  ganz  üborBehcn  ist  -  deutlich  und  unverkennbar  ein  Baum, 
lier,  ehe  ich  mich  geäußert,  von  den  Anweaenden  als  Eiche  erkannt 
wurde. 

Die  Umrahmungen  im  Rundbogenstil  sind,  wie  auch  der  Drache, 
»nf  der  Martevi  11c sehen  Zeichnung  getreu  wiedergegeben,  Ein  Versuch 
vnn  dem  ganzen  Steine  einen  Abklatsch  zu  nehmen,  mißglückte;  doch 
gelangen  solche  von  den  einzelnen  Feldern,  die  noch  in  meinem  Be- 
silE  sind. 

Unser  Ausflug  nach  der  nafurschönen  und  historisch  merkwürdigen 
Landsehaft  Angeln  war  sonach  vom  besten  Erfolg  gekrönt  gewesen: 
nicht  allein  hatte  ich  die  von  mir  beschriebenen  Figuren  dcuthcher 
und  charakteristischer  gefunden,  als  auf  der  mir  vorliegenden  Zeichnung, 
M  war  noch  eine  vierte,  der  Baum,  hinzugekommen,  und  meine  Reise- 
eefUhrtcn,  namentlich  der  sachkundige  Herr  Geh.  Rath  Michelson,  hatten 
fich  von  der  Existenz  des  Steines  und  der  Zulässigkeit  meiner  Deutung 
der  Figuren  vollständig  Uberzeugt.  —  Auch  Herr  Professor  Handel- 
aann  in  Kiel  (Conservator  der  schlesw.  holst.  Alterthüraer) ,  welcher 
*uf  einer  amtlichen  Reise  in  Schleswig  den  Stein  besichtigt,  hat  sieh 
tiinKichtlii'h  der  bildlichen  Figuren  und  ihrer  Bedeutung  mit  mir  ein- 
ventaoden  erklärt. 

Wir  finden  somit  auf  dem  Steine  zu  Fahrenstedt  einen  Drachen. 

Vogel,  ein  Pferd  und  einen  Baum ;  was  in  dem  dritten  Felde 
I.  bIHbt  zu  errathen.  D<r  n.m,,,  lEi.lnl  .teilt  sieh,  der  Sage 
dam'Vügn),  ob«    "  ■'■■«sei'  lji' [■  'li^  \'.i\iVv\-c\\\tt  w*<i^'B.%\., "y.-wK 


214  J-  MESTORF,  ZU  DEN  i>IEGFBIEDBILD£BN, 

sie  beschließt  Herr  Geh.R.  Michelsen  hatte  die  Güte  mich  darüber 
zu  belehreO;  daß  bei  manchen  mittelalterlichen  Bildwerken  die  Lesung 
von  rechts  und  links  nach  der  Mitte  geboten  ist  Wenden  wir  die 
Methode  auf  unseren  anglischen  Stein  an,  so  fallen  Feld  1  und  4,  Vogdl 
und  Baum,  zusammen.  Bemerkenswerth  ist  noch,  daß  das  Amtssiegd 
der  Struxdorf-Harde  ^ein  Eichbaum  ist,  weil  ehemals  das  gtnie 
Land  mit  Eichwald  bestanden  war.*' 

Eine  fernere  Stütze  für  meinen  Versuch,  die  bildlichen  Fignm 
des  beschriebenen  Steines  auf  die  Sigurdsage  zu  beziehen ,  finde  vk 
in  Herrn  Etatsrath  Worsaaes  Erklärung  der  Darstellungen  auf  den 
Goldbracteaten  (Vgl.  Forestillingcme  paa  Guldbracteateme,  Eopenk 
1870*).  Ich  darf  voraussetzen,  daß  diese  Schrift  den  Lesern  derOcr 
mania  bereits  bekannt  ist,  und  brauche  deßhalb  nicht  näher  auf  dieselbe 
einzugehen.  Mit  Recht  macht  Herr  Etatsrath  Worsaae  geltend,  daß  die 
nicht  über  ]  V«  Zoll  große  Bildfläche  nur  Raum  fiir  die  Hauptperson 
des  darzustellenden  Stoffes  hatte,  der  zu  besserem  Verständniss  einige 
Nebendinge:  Drache,  Vogel,  Roß,  Schmiedewerkzeuge  o.  s.  w.  bei- 
gegeben wurden.  Die  Gestalt  des  Drachen  auf  den  Bracteaten  (Worsaie 
a.  a.  O.  S.  327  Fig.  1  und  Taf  16  Fig.  3)  erinnert  an  den  Fahrenstedter 
Drachen,  desgleichen,  auf  einigen  Exemplaren,  die  Gestalt  des  Vogeb 
und  des  wunderlich  verkürzten  und  verschränkten  Pferdes.  Glaubt  nun 

m 

Herr  Etatsrath  W.  diese  Bracteatenbilder  auf  die  Sigurdsage  beziehen 
zu  dürfen,  so  ist  ein  gleiches  auch  hinsichtlich  des  anglischen  Steinei 
gestattet. 

Folgen  wir  Herrn  W.  in  seiner  Auslegung  der  Bracteaten-Figureiu 
so  sehen  wir,  zu  imserer  Überraschung,  gleichsam  ein  goldenes  Bilder 
buch  zur  ganzen  Wölsimgasage  vor  uns,  von  dem  4.  Capitel  wo  Odin 
die  Walküre  mit  dem  Apfel  zu  Rerir  sendet,  bis  zum  Tode  der  schönen 
Sigurdstochter  Swanhilde.  Die  Entdeckung  dieser  Bildwerke  in  den 
drei  nordischen  Reichen  ist  von  höchstem  Interesse,  nicht  nur  weil  sie 
uns  Einblick  in  das  künstlerische  Schaffen  jener  Zeit  gewähren,  sie 
liefern  zugleich  den  Beweis,  daß  die  Sage  von  den  Wölsungen  so  tief 
in  den  Herzen  des  Volkes  wurzelte,  daß  sie  über  800  Jahr«  lang  Dichter, 
Maler  imd  Bildschnitzer  zu  künstlerischen  Darstellimger  inspirierte. 

HAMBURG  1871.  J.  MESTOSF. 

*)  Diese  Schrift,  von  welcher  kärzlich  eine  französische  Übersetzaog  erschioieo 
—  Ij«j  Empreintes  des  Bnicteates  on  Or,  Copcnha^e,  Thiele  —  ist  ousiüglieh  rvA 
mir  behandelt  im  Globus  Bd.  XIX.  22. 


H.  SUCUIER,  EIN  AKAB.  SATZ.  —  A.  LÜTOI.F,  SOLDATENLEICHEN.    215 

EIN  ARABISCHER  SATZ 

rfindet  sich  im  Niederrhciniächcn  Bruchstück  der  Schlacht  von  Aliscans, 
das  in  Karl  Roths  Denkmälern  1840.  S.  79  ff.  gedruckt  ist.  Die  be- 
treffende Stelle  heißt  VI.  112 — 113:  W[alegrape]  rief  in  haidenisse  dö: 
^arride  arride  bi  Mahomed,  helft  so!^  Nach  Prof.  Dietrichs  Erklärung 
haben  die  Arabischen  Worte:  nrride  bi  Mahomed!  die  Bedeutung: 
lulf  mir  Mahomed!  mid  zwar  ist  arride  der  Imperativ  der  vierten  Con« 

jugation  der  Wurzel  ^'^  rad  können,  willfährig  sein.    Der  frz.  Text 

bietet  (jedoch  an  einer  andern  Stelle):  Avoiz!  s'escrient.  Aidiez  sire 
Mahom!  bataiUe  d' Aliscans  V.  5875  nach  Jonckbloets,  S.  168  nach 
Guessards  und  de  Montaiglons  Ausgabe.  HERMANN  8UCHIER. 


SOLDATENLEICHEN  INS  WASSER  GEWORFEN. 


Wir  wollen  hier  nur  auf  einige  Beispiele  der  Art  hinweisen.  Zu 
Lorch  wurde  der  Leichnam  des  hl.  Florian  in  den  Fluli  geworfen. 
(Hartyrol.  Hieronyan.  in  Bern  zu  IV  non.  Maji);  in  Sirmium  geschah 
dasselbe  mit  s.  Munatus.  (Daselbst  VII  Kai.  April.)  Das  nämliche  er- 
zählen die  Passionalgeschichtcn  der  thebäischen  Märtyrer  der  Schweiz, 
wo  8.  Felix  und  Regula  in  Zürich,  s.  Victor  und  Ursus  in  Solo- 
thom  nach  ihrer  Hinrichtung  in's  Wasser  (Limmat  und  Aar)  gestürzt 
werden. 

Vom  hl.  Mauritius  in  Agaunum  soll  wenigstens  das  Haupt  der 
vorbeifließenden  Rhone  übergeben  worden  sein.  (Baulacre  Oeuvres  II, 
74).    Auch  St.  Quintins  Leiche  ward   bei  Vermandois  in   den  Fluß 
geworfen.    Nach  Prokopius   (de   hello  Gothico   1.  II.   c.  25  ed.   Bonn.) 
haben  die  Franken  imter  König  Theodebert  bei  der  Eroberung  von 
Pavia  dem  Flusse  Menschenopfer  dargebracht,   wozu  Prokopius   be- 
merkt: „iSolche  Christen  sind    diese  Barbaren,    daß   sie  viele  Bräuche 
des  alten  Aberglaubens  fortwährend  beobachten."  Noch  1252  ließ  Erz- 
bischof Arnold  von  Trier  Soldaten  des  Königs  Wilhelm   von  Holland, 
nachdem  sie  getödtet  waren,   in  den  Strom  werfen.  (Hefele  Concilien^ 
gesch.  VI,  6). 

LUCERN.  A.  LÜTOU?\ 


216  KEUSSEN,  FRAUENBOLLEN  IM  SCUAL'SPIEL. 


FRAUENROLLEN  IM  SCHAUSPIEL.*) 


Actio  exhibita  de  S.  Alczio. 

Den  23.  vnd  24.  Junii  ist  alhie  aufm  Eirchoff  von  ein  biß  Bidiem 
Uhren  ein  publica  actio  durch  d.  Henricum  Reck  Vicarium  aUe 
(später  nach  Errichtung  des  Gymnasiums  erster  Regent  desselben)  da 
S.  Alexio  in  Zusehung  etlicher  tausendt  ]!ilcnschen  exhibirt  wwde^ 
ist  mit  aller  Spectatorum  gutem  Contentement  vnd  Satisfaction  abgango, 
dessen  d.  Reck  ehr  vnd  die  Actores  lob  gehabt  Actores  faerunt :  AmoU 
ElumpertSy ''^*)  Johann  Horstcr,  Johann  Ouerhauß,  Gördt  Bolt,  Jacok 
Gehnen,  ***)  Johann  Schick,  Johann  Repges,  Zander  Pfennings,  ConraJ 
Now,  Heinrich  Eicker,  Johann  Mennickcs,  Heinrich  Küsters,  Conni 
New,  Hermann  Scherer,  Johann  Honüelcr,  Adam  Janßcn,  Heinrich  der 
Eemmerling  alle  Eempische  Bürger. 

Maria  HonOeler,  Beclgen  Mennickes,  Beeigen  Klandten,  £n^ 

Bonacker,  Conrad  Now  Tochter,  Hb.  Hüls  Tochter,  Sibertz  Tochter. 

Aus  dem  Eempener  RathsprotokoU  vom  Jahre  1659. 
CREFELD.  Dr.  KEUSSEN. 


LITTERATUR. 


Wörterbuch  zu  Dr.  Martin  Luthers  deutschen  Schriften  von  Ph.  Dietx  ii 

Marburg.  Erster  Band.  (A — F)  Nebst  einem  ausführlichen  ^  die  EigeMt 
der  Sprache  lJh*s.  behandelnden  Vorfoorte  und  einem  Verzeichnisse  der  k- 
niäzten  zahlreichen  Originaldrucke  LtKscher  Schriften  und  HamdeduifUt^ 
Leipzig,  Verlag  von  F.  C.  W.  Vogel.  1870.  LXXXVI  n.  772  Seiten.  4. 

Nehmen  an  dem  vorliegenden  WÖrterbnch  zn  Luther's  deatschen  Sehiito 
▼enchiedene  Kreise  Interesse,  so  haben  wir  deutschen  Philologen  vor  ailen  C^ 
Bache,  uns  dieser  hochwillkommenen  Gabe  zu  erfreuen.  Dieses  Work  bietet  m 
nicht  allein  eine  reiche  Fälle  neuer  Belehrung,  sondern  es  wird  i\\w\\  ein  Giwm^ 
stein  sein  für  den  Aufbau  t/eiterer  Forschung.  Wollten  wir  e^  nur  als  eiK 
Ergänzung  und  einen  Nachtrag  zu  der  Brüder  Grimm  deutschem  Worterboebe 
betrachten,  welches  seiner  Anlage  nach  unmöglich  eine  Specialitat  erfolleo  kaia 
so  würden  wir  es  ungtsrecht  unterschätzen.  Es  ist  vielmehr  die  erste  omfisscBde 
lezicalische  Darstellung  der  Sprache  des  bedcuteudätcu  deutschen  Schriftstdlei« 


♦;  Vgl.  Koberstein  11%  24o,  Aiimerk.  27.  **)  Er  war  1667  Bfirgenneicter. 

♦^  1668  Bflrgermei^ter. 


LITTERATUK:  DIETZ,  WÖRTERBUCH.  217 

jEiigleich  die  erste  umfassende  lexicalische  Darstellung  des  werdenden  und 
fc^imD wachsenden  Neuhochdeutschen.  Bis  jetzt  liegt  von  diesem  wichtigen  Buche 
ein  erster  Band  vor.  *)  Seine  Bedeutung  wird  erst  recht  hervortreten,  wenn 
▼ollendet  ist  und  wenn  zugleich,  worauf  ich  schon  anderwärts  **)  hingedeutet, 
anderes  ergänzendes  Werk  ihm  zur  Seite  tritt,  die  grammatische  Dar- 
■^«Uung  der  Sprache  Luther's  von  Frommann. 

Im  Vorworte  gibt  der  Verfasser  nach  Erledigung  des  Litterarischen  ^eine 
Charakteristik  der  wesentlichsten  Eigcnthümlichkeiten  der  Sprache  Luther*s, 
i  jedoch  von  grammatibcher  Vollständigkeit  ganz  und  gar  abgesehen  ist**, 
grammatische  Auseinandersetzung  wird  jedem  Fachmann  dankenswerth 
leinen,  mehr  noch  den  Benutzem  des  Wörterbuchs,  welche  durch  sie  die 
Belehrung  über  Luther*s  Sprache  empfangen.  Im  Einzelnen  bietet  sich 
Verfasser  Gelegenheit,  an  das  verdienstliche  Schriftchen  von  Opitz  „Über 
^3ie  Sprache  Luthers**  (Halle  1869)  anzuknüpfen  und  dasselbe  zu  ergänzen 
^der  zu  berichtigen. 

Die  Charakteristik,  die  uns  Dietz  in  kurzen  Zügen  entwirft,  würde  ge- 
wonnen haben,  wenn  sie  äußerlich  übersichtlichor  gegeben  wäre.  Die  Seiten 
4ea  Vorworts  sind,  da  sie  nicht  wie  das  Wörterbuch  in  zwei  Spalten  zerfallen, 
ziemlich  breit,  was  das  Suchen  erschwert.  Dabei  sind  die  einzelnen  grammati- 
^elien  Erscheinungen  nicht  unter  einzelne  Absätze  gebracht,  sondern  die  Dar- 
stellung geht  in  ^inem  Zuge  weiter,  was  ebenfalls  als  unbequem  befunden  wer- 
den muß. 

Dietz  erweist  sich  als  ein  geschulter  Kenner  des  älteren  Deutschen,  aber 
doch  begegnet  es  ihm  öfters,  die  grammatischen  Verhältnisse  nicht  richtig  be- 
stimmt und  gesondert  zu  haben.  Wenn  ich  zuvörderst  auf  solche  Einzelheiten 
^iifinerksam  mache,  so  geschieht  es  nicht,  um  die  willkommene  Einleitung  zum 
^^örterbuch  als  fehlerhaft  oder  tadelnswerth  erscheinen  zu  lassen,  sondern  weil 
^  Anbetracht  des  engen  und  nothwendigen  Zusammenhangs  des  Grammatischen 
Hut  dem  Lezicalischen  solche  Erinnerungen  für  die  künftige  Arbeit  des  Lexico- 
([raphen  vielleicht  nicht  ohne  Vortheil  sein  werden. 

Luther  gebrauchte  im  Anfange  seines  Wirkens  a  für  o  in  addevy  während 

«r  später    das    hochdeutsche   odder   sich  zu  eigen   machte.     „Anders  verhält  es 

«idi,*  heißt  es  dann  weiter  (S.  VII)  bei  Dietz,  ^mit  a  statt  e:  während  einige 

kierher   gehörige  Wörter  nur  anfangs  hin  und  wieder  des  Umlautes  entbehren, 

wie  z.  B.  langst  [langist],  lare  doctrina,  gelart,  hochgeiarf,  ungelart,  vorkart,  schma- 

hoif  verdotmatsehen,  andere  dagegen,  z.  B.  walzen,  prachtig  (welche  beide  noi*h 

Inder  Bibel  von  1545  neben  wetzen  und  prechtig  vorkommen)  länger  schwanken, 

lifit  L.  bei  einigen  den  Umlaut  e  nie  zu,  wie  z.  B.   in  gartner,  weingartner  und 

dem  PI.  von  saal,    thal,    nacht,^    Hier   sind  verschiedene  Erscheinungen    unter 

^e  Rubrik   gebracht,    altes    und  neues  vermischt.    Wenn  man  auch  in  gelart, 

$dnrt  eine  nach  Analogie  geschaffene  Art  von  Rückumlaut  annehmen  kann,  so 

darf  solche   nur  uncigentlich  gebrauchte  Terminologie  nicht  dazu  verleiten,    in 

£esen  Bildungen  ein  ., Entbehren*^   des   „Umlauts*'   anzunehmen.  Und  völlig  un- 

■tttthaft  wäre   dieß   bei  lare  --   lere.    Die  Worte  schmähen   und  verdolnuUsehen 

imd  zusammengestellt,  und  doch  hat  das  erste  langen,  das  zweite  kurzen  VocaL 


*)  Nachträglich  (Ende  Mai  1872):  luid  das  erste  Heft  des  zweiten  Bandes. 
*♦;  BeiUge  der  AUgemeinen  Zeitung  1870  IJi.  ^o\.  Äv''^^  ^^^' 


218  LITTERATUR:  DIETZ,  WÖRTERBUCH. 

Wenn  in  schmähen  der  Vocal  a  statt  er  cracheint,  so  ist  dieß  eine  Altertki 
keit  in  Luther's  Sprache,  beide  Formen,  die  mit  Laut  und  mit  UmUnt, 
früher  neben  einander  vor ;  dagegen  ist  dolmcUachen  eine  mundartliche  N< 
da  die  frühere  Form,  so  weit  wir  sie  zurückverfolgen  können,  ein  e, 
ein  ei  hat.  Das  Wort  entbehrt  gar  nicht  des  Umlauts,  sondern  der  Last  f 
eine  Verdampfung  des  ursprünglichen  e-Lautes,  nicht  eine  Alterthfimlichkcit 
Bildung  gartner  ist  die  ursprüngliche,  der  später  eingeführte,  wenn  anck 
früh    begegnende  Umlaut   hat   keinen   etymologischen    Grund   und  gesdiak 
durch   Analogie,   also  kann  es  auch  hier  nicht  heißen,   das  Wort  enthalt  ä^j 
Umlauts.  Welche  Pluralform  von  thcU  ist  gemeint:  thal^  thale  oder  (kaUr^fUkA] 
Wenn  erstere,  da  das  Wort  mit  saal  und  nacht  auf  eine  Stufe  gestellt  wiid,  •  I 
ist  heute  noch  kein  Umlaut  eingeführt,   und  wenn  letztere,  so  mnsste  ttsi  W 
sonders   genannt  werden   im  Gegensätze  zu  den  Worten    mit  PluralbildiiBg  wi\ 
-er,  die  den  Umlaut  haben. 

Als  Beispiele  rom  umgekehrten  Falle,  daß  e  für  a  steht,  fahrt  Dietc 
erbeit,  enneiy  ebenteur^  schwankend  seien  geiceltig,  tcerlich,  offenberlieky  sea'tatif- 
Die  drei  ersten  Worte  gehören  nur  äußerlieh  zusammen ;  einmal  haben  die  hi 
den  ersten  kurzen,  das  letzte  langen  Vocal,  sodann  sind  die  Grunde  der  Wuk 
lung  des  a,  ä'm  e,  e  verschieden,  erznei  ist  eine  alte,  auch  im  Mittelhoehdeutsdb» 
(hier  erzenie)  sanctionicrte  Form,  erbeit  ist  altmitteldeutsch  und  lebt  heute  nodk 
in  den  Dialecten,  und  ebenteuer  ist  eine  Umdeutschung,  welche  der  alten  Fem 
mit  d  wieder  gewichen  ist.  —  Die  andern  Beispiele,  bei  denen  Schwankofa 
sich  zeigen,  mussten  ebenfalls  gesondert  werden,  da  Verschiedenheit  der  Qm- 
tität  des  e  stattfindet.  Bei  teerlich  siebt  man  nicht,  welches  Wort  gemeint  ifr 
geweitig  und  offenberlich  sind  altmitteldeutsche  Formen  und  stehen  sowohl  fff 
Mittelhochd.  wie  vom  Nhd.  ab,  dagegen  ist  senftmUtig,  welches  allerdings  Üi 
jetzt  nur  in  md.  Quellen  nachgewiesen  scheint,  die  regelmäßige  Fonn,  da  m^ 
mutig  erst  dann  ausschließlich  in  Gebrauch  kommen  konnte,  nachdem  der  Unter- 
schied vom  Adj.  senfte  und  vom  Adv.  sanfte  verwischt  war  und  letzteres  ibcr 
ersteres  den  Sieg  davongetragen  hatte.  Auf  diesen  Wechsel  kommt  auch  Dieb 
S.  XXI  zu  sprechen,  wenn  auch  nicht  in  ganz  deutlicher  Weise. 

Auch  in  den  Fällen,  in  denen  e  statt  ei  steht,  sind  die  Beispiele  nur  aack 
der  äußern  Erscheinung,  nicht  nach  ihrem  Wesen  gegeben.  Dietz  fuhrt  aa: 
zwenzig  (=  aceinzig),  vcegem  (==  weigern),  enzel  (=  tinzel)^  eimmes  (=  eimmeü. 
Ameise),  erbes  (=  erbeis)^  leb  (=  leiby  Brot»,  t'ortelischer  (=  vorteiU^eker).  Wir 
sehen  hier  f,  natürlich  e,  an  Stelle  von  ci,  wie  heute  noch  in  den  md.  Dialedca. 
aber  zwei  Beispiele  gehören  nicht  hierher:  eimmes  und  erbes.  Während  jene 
die  Wandelung  im  Stamme  zeigen,  steht  in  diesen  e  für  ei  in  der  Endung  oAa 
zum  wenigsten  in  einer  Silbe,  die  in  Folge  der  Betonung  thatsachlick  dea 
Charakter  einer  Endsilbe  erhält.  Die  Worte  ändern  sich  nicht  in  etmai^,  erbe», 
sondern  in  eimmes ,  4rbi's,  Von  dem  ersten  Worte,  neben  welchem  Luther  bäa- 
figer  eimmeis  gebraucht,  hat  das  jüngere  Schriftdeutsch  keinen  Grebrmueh  gemacht, 
während  aus  dem  zweiten  unser  erbse  entstand.  Es  liegt  also  nicht  qualitative 
Vocalwandelung ,  sondern  Schwächung  vor ,  darum  waren  diese  beiden  Bei^pieie 
an  einem  andern  Orte  unterzubringen. 

Die  Auseinandersetzung  über  Luther^s  Gebrauch  des  i  (t)  für  ei  auf  S.  TIH 

befriedigt,  dagegen  kann  man  gar  nicht  mit  dem  folgenden  Satze  über  i'  für  ür 

einrerBtanden  Bein,    Auch  hier  um   iu&iMWcVie ,  ^om  mfidfitnen  Standpirnkte  av 


LITTKUATUR;  DIETZ,  WURTEKBfCII. 


iffene  Äuizlkliliiiig  der  Beispiele.  £b  heißt  da:  .Die  Beispiele  des  i  (y)  für 
Ftind  theila  solche,  die  nai  in  den  früheren  Schriften  vorkommen,  thcil» 
solche ,  VEclclie  den  spiiteren  wie  früheren  angeboren.  Beispiele  der  ersten  Art 
mi:  »pil  IndoB,  gtapilt,  Mit,  gribe,  liben,  yder  (doch  1523  auch  schon  yedcr), 
fitnann  (noch  1631)  yli'd  neben  geiid,  fride  (erecheint  bis  zum  J.  153U  norh 
TOiherrschend  ohne  t),  lieh  aegrotns,  diser  etc.;  Beiapiole  der  letzten:  begir, 
i^rtU,  girig,  btgirig,  htgirlich,  papir,  Jilicr  neben  ßther,  widtr  fwidder],  ßdtiit , 
gtfidrrt  \_/!ddem,  gefiddtrl],  untifer,  iti/eln  [siiff'dn],  lihe,  iglich,  iUI,  iCtig,  itzand. 
Bei  der  Endung  i>r<n  schwankt  L.  zwischen  iren  und  itren."  Hier  stehen  in 
friedlicher  Eintracht  Fülle  neben  einsuder,  die  der  GramniHtiker  nothwendip; 
in  lODderu  hnt.  Erst  muasCen  die  i  aufgezühlt  werden,  die,  ursprünglich  kurz 
lieb  erhalten  haben  (wie  tpil,  fride)  uud  wäre  es  nur  io  der  Rechtschreibung. 
Die  Verdopplung  des  Consonanten  deutet  auch  auf  kurze  Aussprache  (ßddcm),  doch 
dirf  _^  nicht  hierher  gerechnet  werden,  das  geliört  in  ein  anderes  Capjtel  (vgl. 
S,  621  unter  F).  Zweitens  wuren  die  i  zu  nennen,  welche  als  Zeugnisse  mitteld. 
Dialecles  lang  sind  und  dem  hochdeutschen  iV  entsprechen  {hilt,  ticli].  Daran 
tren  die  FUlle  tu  schließen,  in  denen  Luther  der  hgchdcutscheu  Hcchtschrei- 
buDg  ein  Zngestündniss  macht,  denu  daU  er  auch  i'e  diphthongisch  gesprochen 
habe,  daran  ist  gar  nicht  zu  denken.  Und  daraus  geht  nun  viertens  die  Weise 
der  Bechtichreibnng  hervor,  ursprünglich  kurze  i,  die  in  der  Aussprache  durch 
den  durchgehenden  Zug  der  Verlängerung  der  Stammsilben  zu  langen  geworden 
ibd,  auch  mit  le  zu  bezeichnen.  Düb  e  in  ie  wird  so  zum  Dehnungszeichen 
und  ist  es  bis  auf  den  heutigen  Tag.  In  tren  und  lereii  schwankt  die  mittel- 
dratscbc  und  die  neuhochdeutsche  Bechtschreibung.  Solehe  Auseinandersetzung 
•ärde  allerdings  ein  paitr  Sätze  mehr  erfordert  haben,  allein  die  größere 
UcDlIichkcit  npA  grainmatische  Richtigkeit  würe  auch  in  einem  kurzen  Vorworte 
n  erieichen  gewesen  ohne  Breite  und  Ha  um  Verschwendung. 

AI»  Beispiele  des  o  für  c  werden  die  Voraetzaylben  vor  ^=  «er,  wie  sie 
L  nach  mitteld.  Weise  in  der  ersten  Zeit  verwendet,  und  twulß  für  eietlf 
genaiiDt-  Das  letztere  Ist  gewilS  mit  Unrecht  hierhergesetzt,  tlier  ist  ü  für  e 
inzunehmen.  Dietz  hat  ja  später  S.  IX  fg.  selbst  angegeben,  daß  L.  die.  Um- 
laut« i<  und  11  nicht  bezeichnete.  Und  ebenso  haben  die  Druckereien  vielfach 
p  Laut  statt  dos  Umlauts  gesetzt.  Bei  aiBolf  tritt  eben,  wie  auch  Dietz  unter 
I,  47tS  angibt,  die  Verdunkelung  des  c  ein,  wie  in  noch  andern  Wörtern: 
IWjfW,  hStle,  weiche  wir  jetzt  als  feststehend  gebrauchen.  Auf  S.  XVI  wird 
legensftlzc  zu  dem  Fehlen  von  3  und  U  in  Luthcr's  UandschrifC  eine  Reihe 
I  Worten  aufgeführt,  die  wie  ipürm  (=  wurm),  gül  (^  gut)  „einen  sonst 
■wSfanlichcn  Umlaut"  zeigen  sollen.  Diesen  Ausspruch  nimmt  Dietz  dnun 
,  hulbwega  zurück,  indem  er  es  als  iwcifelbaft  hinatt-llt,  ob  in  diesen 
I  der  Umlaut  U  enthalten  sei  oder  nicht.  Ich  glaube,  das  ist  gnr  nicht 
dfelhaft;  dieses  U  ist  nur  für  unser  Auge  ein  Umlaut;  wer  sich  in  der  Schrift 
1 16.  Jahrhunderts  umgesehen  hat,  der  wird  in  Erfahrung  gebracht  habea, 
1  Pünktchen  oder  Strichelchen  den  Buchstaben  u  vom  n  unterscheiden 
'   neben   »   und  m   erscheint,    hcrvurtrcteo   lassen   sollen.    Hier 


I  der  Fall,  wie  frübw  der  Ring  über  dem  u  angewandt  wurde,  den  w 
r        nhe»  **       "taalirifl  noch  als  Bogen  haben. 

•■■UitismDS  bcaprocheti.    Die  ersten  Fälle  sind 
ilÜfasBung  wieder    etwa*  avÄiw^tSi ,  ■»"»». 


2n  UTTESA'nrS:  DIETZ,  WÖBTEBBTCB 

X-  B.  pmgl  «iH,  f  Utk  Kr  .bcujee«*  A  ü  den  n«ri  4n  Bc»|>Mn.  I^ 
etk«fat  Uttcs  «c  FiBe  bcrihrt  «adca  BÖaMa,  ta  dta»  L.  üb  AJlen  ft* 
Ult  Dhsw  ctsOt  «ek  4na  rm  mOmI  der  Cnlenchüd  na  hwtiewi  Cebwoelfc 
merfcr  mridrtig  ■OMMwngeitefft  »d  die  BcMpde  4m  t  Sr  f ,  «iif 
tM  DIcts  satAUoL  .MH  k  (gk,  ek)  fBr  9  koont  tst  tsdUa,  fa^ra,  fateftf 
(tn«dbbcA),  k»tixm,  btyt  [Witteskryt  dock  Mit  1531  nv  )ri(l(M6«rjr),  dfoj^ 
Ir<n^,  taU^  iOT«l^  rMC^  Mrd^  jtencfc  0%  adupoaei,  tprmttt,  hi/mti,  barmktrmdt- 
Uek,  timirtdUieUiek,  ktrdOidt  (kirglieb),  viUUUitk  a.  s.  ».'  ZoBichrt  war  4m 
aabmleiMle  t  ron  drtn  aiiiluUciideii  t  zu  traiu^n.  dam  kitte  über  die  Katv 
d<ra  gk  ood  et  etwas  geaagt  »eiii  mÖMen.  Innerfanlb  dea  anlaiiteDdeB  1:  lind 
rhenfafU  venchiedeae  Encheiniuti^en  luiler  eine  K».tegowie  gebnckt.  Wenn  k 
>tat(  de«  gemeindeatKcben  g  bei  L.  in  jx^oi  steht,  «>  ist  kier  äu  uralter  nittdd. 
Itrsuch  eiogehaltea.  Dagegen  in  kritdu  «tebt  keineawegs  k  fSr  g,  ».'mlern  du 
ife  ist  durehana  berechtigt;  m  steht  schon  in  den  ältevten  dentidiea  Hand»chrift«B| 
da*  i  ist  schon  gothisch,  und  die  HochdeatBcben  haben  dabei  behurl,  mmI 
erat  wir  Neueren  fa&ben  gritehe  eingeführt  aas  eitel  Pedanterie,  damit  du  Wott 
dem  Ut.  gnuatt  nahe  komme.  Hier  ist  muu  der  Fall,  wie  wir  CAritba  ap> 
geführt  hnbcn   für  da*  deutsch  gewordene  SriM,   Dam   (vi   Twi   oder  Tum  wegm 

Die  Beispiele  des  Wechsels  von  lA  und  g  in  rinifkrr,  timehtrUf  d» 
ickUe/ttt,  er  idtleckt  neben  einiger,  dnigrrlei,  iMegit.  tehUit  stehen  tucbt  uf 
/incr  Linie,  tiniehtr  statt  einiger  ist  neu  und  mundartlich,  tkUdut  »her  iat  lli, 
denn  mhd.  steht  ilehtt,  und  tehUgMl  ist  eine  Analogieschreibnng  atid  dtt* 
schließlicli   auch   Aualogieform   wie  10,9  für  stuA. 

8.  XVIII  fg.  folgt  die  Betrachtung  der  FleiionscigenthümlichkeiteB.  n 
welcher  mitunter  die  gramniatisehc  SlcIEnng  der  einjseben  Wörter  'ebenfalls  nieU 
tur  Oeltuiig  kommt.  So  gedenkt  bietx  des  Wechsels  der  Flnralformeu  auf  -tr 
unil  auf  -e,  wie  törfer  neben  ilorfr..  Unter  diese  Beispiele  ist  auch  hÜder  oed 
Uide  eingereiht,  mit  Unrecht.  Die  andern  Wörter  sind  sänuntJicb  eineilluge 
Nentra,  das  alte  fAMe,  welches  auch  bei  L.  vorkommt,  wird  erst  durch  Apoe^ 
einsilbig  und  dann  erst  wird  der  Plural  auf  -er  gebildet.  Wenn  der  Plural  alf 
■e  vorkotnnit,  so  lieht  man  nicht,  ob  ciue  Form  »nf  -e  vorliegt  oder  die  nUa 
flciionslosc,  die  uns  auch  sonst  bei  L.  begegnet;  }jild  oder  Wde  war  daher  in 
einem  bcsondem  Sutxc  xu  besprechen.  ~~  Apncope  und  flexioDslnae  Form  wu^ 
vom  Verfasser  Im  folgenden  Satxe  lermischt:  „bäulig  erscbdDt  nuch  Apooop« 
des  t  d»,  wo  ilie  heutige  Scliriftsp räche  in  gewühnlichor  Prosa  dieaclbc  nickt 
g«sUttct,  wie  1.  B.  arm  für  armi,  d«»  fitr  ÜMt.  hrtt  (nr  brrJt  (welcher  PIumI 
3  Ho*.  Se,  90.  22.  3».  S7  u.  öfter  neben  breUer  vorkommt),  brol  für  breit, 
ding  für  dinge,  fa»»  für  fa»»e,  frSieh  für  /rStelie,  fHtchi  für  /rUchlt  u.  s.  t* 
Apocopo  ist  hier  nur  in  den  PI.  der  Masculiuu  und  Fi-miinua  »11:1111  ehmen,  a 
Kelten  ulso  bItX  die  Beispiele:  artii,  /rüVA  und  frllchl,  bei  den  iLiigefUbrtta 
Ncutris  liegt  es  nüher,  Alturthiimlichkeit  der  Plurulformeii  onsunchtnen,  —  ~* 
mehr,  als  diese  eiiiBlIbigcn  Formen  üfter»  die  ausschliefllicben  c'^' 
lirM,  ding,  Es  ist  dalirr  iinriehtig,  wenigxtens  nnrielitig  gramm' 
wenn  der  Verfasser  im  Wörterbuch  unter  aa»  S.  S  u*"* 
OH  d.  1.  otar,  brol  d.  \.  brote.  Der  Plural  brel  iat 
gewiesen. 

A/g  Beispiel  r"n    dar  Syticopicvu.!)^  d«;»  b 
^^^*^duiig  vmb  hat»  vnd  Aaderi  wiilöi.  Hi« 


^Biig^ 


LITTERATÜR:  DIETZ,  WÖRTERBUCH.  221 

tm  es  liegt  der  syntaktische  Fall  vor,  daß,  wenn  zwei  Substantiva  mit 
ler  Flexion  durch  die  Copula  und  yerbonden  auf  einander  folgen,  das  erste 
nexion  rerliert.  (S.  Kehrein  Gr.  d.  d.  Spr.  d.  15. — 17.  Jhds.  3,  §.  140.) 
hat  in  der  Syntax  diesen  Fall  nicht  berührt,  sondern  nur  den  andern 
ichen,  daß  die  Flexion  eines  Adjectivs  abfällt,  wenn  ein  zweites  in  gleicher 
ton  nachgesetzt  wird,  wie  z.  B.  ein  weiß  und  schwarzes  Feld  (Gr.  4,  497). 
S.  XXI  heißt  es:  „der  attributive  Vocativ  hat  bei  L.  im  Gegensatz  zu 
_  heutigen  Schriftsprache  stets  die  organische  schwache  Form,  z.  B.  lieben 
B^"*!!.*'  So  viel  mir  bekannt,  steht  auch  heute  noch  im  Plural  die  schwache 
i^R^^istD  gleichberechtigt  neben  der  starken. 

Die  Belehrung  über  Luther*s  Conjugation  (S.  XXI  ffg.)  ist  lichtvoll  und 

iig;  bei  dem  unorganischen  e  im  Praet.  der  starken  Verba  z.  B.  sähe,  lose 

sich    sagen    lassen,    daß    diese   Erscheinung    eine  Eigenthümlichkeit    des 

ild.   Dialectes  ist,   die  sich  heute  noch  findet,   nachdem  die  Schriftsprache 

nach  längerem  Gebrauche  wieder  aufgegeben  hat.  Vielleicht  hat  zur  Sanc- 

lierung   dieses  e  der   meistersängerische  Gebrauch    beigetragen,    zu  Gunsten 

Verses,   um    eine  Senkung  zu  erhalten,    und  zu  Gunsten   des  Reimes,    um 

senden  Reim  herzustellen,  ein  «  nach  Bedürfhiss  hinzuzufügen. 

Auf   das  Vorwort    folgt    das  „Quellenverzeichniss.^    Es    ist   chronologisch 

-'^^rdnet.    Wir  finden  da  außer  den  Hauptwerken  Luthers    eine  überaus  große 

'  ^'■CcQge  kleinerer  Flugschriften,  Predigten,  Sendbriefe  u.  dgl.  So  ist  dieses  Ver- 

^^khniss  zugleich  ein  Beitrag  zur  Bibliographie  der  Luther-Litteratur.  Die  Titel 

~^    ^bd  sorgfaltig  beschrieben  mit  Angabe  der  Zeilenenden,  und  auch  den  sonstigen 

^bÜographischen  Anforderungen  ist  genügt.  Hier  mag  zugleich  auf  einen  andern 

^bauchen  Beitrag  zur  Luther-Litteratur  hingewiesen  sein.  Es  ist  dieß  ein  Anti- 

-     Iiuriatscatalog ,    der  wegen   seiner   genauen  Angaben  in  hervorragender  Weise 

ab  ein   bibliographisches  Hülfsmittel    dienen   kann,    und  in  der  That,  wie  der 

Titel   besagt,    zu  den  Werken  von  Panzer,  Weller,    Goedeke    und  Heyse    ein 

Supplement  bildet.  *)  In  dem  Verzeichniss  von  Dietz  finden  wir  298  Nummern, 

im  Catalog  von  Kuczynski  555  Nummern.  Beide  Bibliographien  ergänzen  sich, 

Biitanter   hat   das   eine  Verzeichniss  von   einem  beiderseitig  vertretenen  Werke 

eine  Ausgabe  aufzuweisen,  welche  dem  andern  fehlt. 

Auch  Briefe  Luther's  hat  Dietz  für  sein  Wörterbuch  benutzt.  Ich  glaube 
nicht 9  daß  dies  unbedingt  nöthig  war,  wenigstens  nicht  in  so  ausgedehnter 
Weise,  sobald  die  Literaturbelege  ausreichten.  Briefwechsel  sind  jetzt  ein  be- 
liebter Artikel,  und  sie  haben  gewiß  für  Geschichte  und  Litteratur  einen  hohen 
Werth.  Inwiefern  sie  aber  auch  für  Grammatik  und  Lcxicon  dienen  können, 
darüber  fehlen  noch  durchaus  methodische  Grundsätze.  So  weit  ich  bis  jetzt 
die  Benutzung  von  Briefen  in  dieser  Richtung  beobachtet  habe,  scheint  sie  mir 
sehr  eklektisch  betrieben  worden  zu  sein. 

Die  erste  Frage  bei  Anlegung  eines  Wörterbuchs  ist  die  nach  der  An- 
ordnung.   Man  wird  es  durchaus    billigen,    daß  Dietz    die    streng  alphabetische 


*)  Der  Titel  lautet:  Thesaurus  libellonim  historiam  reformatioms  illnstrantium. 
Verzeichniss  einer  Sammlung:  von  nahezu  3000  Fl.i^chriften  Luthor's  und  seiner  Zeit- 
genossen. Nach  den  Originalen  aufgenommen  und  bearbeitet  von  Arnold  Knczj^ski. 
Zu  den  beigesetzten  Preisen  zu  haben  bei  T.  O.  Weigel,  Bnchhändler  in  Leipzig. 
Sapplement  zu  den  Handbüchern  von  Panzer,  Weller,  Goedeke  und  Heyse.  Leipzig 
T.  0.  Waigel  1870. 


222  LITTERATUR:  DrETZ,  WÖETEBBUCII. 

vrälille.  Hat  daa  Wörterbucb  zu  Luther's  deuUclieii  Schriflen  nnch  )q 
Beilie  einen  wUaentchuftliclien  Zweck,  bo  ist  ce  seinem  Inhalte  nai^h  doeli  i 
gleich  ein  praictiBches  Bucli,  und  in  HinbliclL  auf  den  gröGereu  Kreis  dar  LaMT 
and  Benutzer  konnte  rd  eine  Ordtjang  naclt  Stummen  gar  nicht  gedacht  na- 
Aev.  Sclmieriger  iat  die  «weite  Frage,  wie  soll  geordnet  werden  hiniichllich  d«r 
Wortgeatnltung?  Soll  die  ehemalige  oder  die  heutige  Form  maßgebend  sein! 
Die  erste  winsoaBubaftlicbe  würde  «ich  empfehlen,  wenn  ein  ähnliches  Werk, 
etwa  für  H;inB  Sachs  odt?r  fiir  Fischart,  angelegt  werden  sollte.  Da  mümitrti 
also  X-  B-,  wenn  der  Schriftalellcr  durcbaua  erbeil,  ersnei  gebrancbt  hätte,  diefc 
Worte  unter  das  E  zu  stehen  kommen.  Bei  Luther  dagegen  würde  sich  du 
Kweite  praktiBche  Verfahren  empfehlen.  Denn  die  wichtigsten  Schriften  Liilher't 
haben  heute  noch  eine  praktische  Oeltang,  and  haben  nach  dem  BeüTirfnis** 
der  Zeit  eprachliche  Wandlungen  durchgemacht.  Der  Mann  der  Wissenschaft 
wird  ea  eher  ertragen,  von  e.rlielf,  tmei«  auf  arbtit,  amtine  verwiesen  zu  werden. 
als  umgekehrt  der  praktische  Benutzer  von  arbeil,  ameiie  auf  erbell,  riaeit.  Dan 
kummt,  daß  Luther  innerhalb  seiner  eigenen  Zeit  die  Sprachformen  wedutH; 
und  man  kann  doch  nicht  verlangen,  daß  hier  das  Leiicon  der  Form  in  Liebe 
getrennte  Artikel  liefere,  wenn  es  sieb  auch  manchmal  scblccbterdings  nkht 
vermeiden  lüssl.  AIsu  hat  in  verschiedener  Iticlituug  die  von  Diett  cinguhftltttia 
praktische  Anordnung  ihre  Berechtigung.  Dazu  iat  er  bedacht  gewesen ,  Utk 
die  speciGach  lutheriacben,  vom  heutigen  Gebrauche  abweichenden  Wortfonnei 
zu  verzeichnen  und  von  ihnen  auf  die  im  Alphabet  gewählten  au  verweisu. 
Auf  solche  Weise  genügt  er  aucii  den   Anforderungen  der  Wisaenschaft. 

Nach  nnserer  Beobachtung  können  wir  ca  lohend  anerkennen,  dafl  der 
Verfaaaer  das  einmal  angenommene  Priucip  der  Anordnung  mich  dem  ticutlgea 
Gebrauche  der  Form  uod  zugleich  der  Rechtschreibung  im  Oanzen  coDseqMDt 
durchgefulirt  hat.  Doch  iat  er  auch  manchmal  davon  abgewichen.  So  veruiehB«! 
er  7..  B.  S.  S8  Abmeieji  (abmähen),  während  es  eigentlich  heißen  aollta:  Jt- 
niiVAcTi  (abmäen).  Dazu  gehörte  dann  die  Verweisung:  ^Aimden,  s.  ahmiäim* 
wenn  auch  beide  Worte  nur  durch  zwei  Artikel  getrennt  stünden.  Solobo  FW« 
gibt  es  nun  noch  mehrere  im  WÜrlerbuclie.  Ich  muß  sie,  um  mein  Urtfawl  IB 
begründen,  wenigsteua   in   der  Mehrzahl   anführen. 

S.  23  AUHntn.  Musste  mit  Verweisung  auf  ablehnen  hingestellt  werden, 
der  Artikel  selbst  gehörte  unter  ÄbUknrn ,  was  ganz  fehlt,  während  AbtAwii 
aufgenommen   int,   trotzdem   kurz   nachher  auch   Abltinutig  folgt. 

5.  2.'i.  Abliegen,  Hier  steht  dem  praktischen  Principe  gcmÜß  die  Ver«d- 
snng  ^B.  ablUgtn,  ganz  in  rechter  Weise.  Dagegen  iat  S.  252  Jietiegen  als  Artikd 
«uagefÜhrt,  Das  gani  anf  gleicher  Stufe  stehende  Abtriegm  S.  84  ist  nicht  «H 
Verweisung  auf  ahlrilgm  hingeatellt,  sondern  gleich  ausgeführt.  Ebenso  iWriejw 
S.  287. 

8.  45  Ader,  md.  Form  für  oda:  Es  folgt  Verwciaong  auf  orfsr,  ihns 
hätte  die  Belehrung  über  diese  Form  geaplrt  oder  noch  ctwaa  gedrSngtar  •* 
geben  werden  künnen.  ^ — 

S.  48  Äher.    Hier   steht   der  Artikel ,   wilhrcnd   Pr  auf  8.  4P 
gehörte,  welche«  nou  im  Wb.  auf  Ährr  vurvrcisl. 

S.  50  Alhirr.   Streng  genommen  niüsste  Alhem  «• 
i)Urt>  Vorm    aiher    bei   I-   erklärt   werden,     D«    -'■- 
Mi*r    anJ  Alhtrn    in  der  Rcihcnl'olge   d' 


IlMÜ  iTTl  ^' ['-iHi 


LITTERAtUB:  DEETZ,  WÖRTERBUCH.  223 

S.  78.  Angefehr,  Der  Verf.  rerweist  auf  ohngefähr^  bringt  aber  doch  einige 
Beispiele  bei.  Das  mag  deßhalb  gerechtfertigt  sein,  weil  dieses  alte  angrfehr 
nur  in  den  ältesten  Dmcken  Lntherscher  Schriften  begegnet.  Da  es  sich  nur 
um  den  Nachweis  der  Form  handelte,  brauchte  das  eine  nicht  ganz  kurze  Citat 
■nr  nach  der  Stelle,  nicht  nach  dem  Wortlaut  angefahrt  zu  werden. 

S.  114  Ärgtoahn.  Hier  hätte  um  so  mehr  das  moderne  Ärgicohn  verzeichnet 
sein  sollen,  als  die  o-Form  in  den  Bildungen  Luther  nicht  ganz  fremd  gewesen 
10  sein  scheint. 

S.  147  Auf$teub€m,  Sonst  geht  Dietz  etymologisch  zu  Werke,  er  hätte 
abo  hier  Äufetäubem  ansetzen  müssen,  wie  er  auch  S.  188  auM$Uiubem  schreibt. 
Aber  da  jetzt  ttöbem  g^lt,  hätten  bei  -atäubem  (-steubern)  Verweisungen  stechen 
lud  unter  jener  heutigen  Form  der  Artikel  untergebracht  werden  müssen. 

S.  156  Äugenbraune,  Diese  Form  ist  wohl  gewählt,  weil  sie  mit  dem 
Lotiier'schen  augbran  am  ersten  harmoniert  und  auch  heute  noch  nicht  ganz 
Tcnchwunden  ist.  Indeß  hätte  doch  das  jetzt  wieder  geläufigere  Augenbraue  die 
•ite  Stelle  unter  den  verschiedenen  Formen  erhalten  sollen.  Dietz  ist  wohl 
dem  deutschen  Wb.  gefolgt,  welches  auch  Augenbraune  ansetzt. 

S.  202  Bahnen  (von  ban^  Bahn).  Wenn  auch  L.  nur  die  Form  mit  Um- 
hot  anwendet,  so  musste  doch  das  heute  gültige  Bahnen  für  die  Icxicalische 
finordnnng  maßgebend  sein.  S.  202  Batzen,  Musste  als  Beizen  eingeordnet  wer- 
den mit  Bemerkung  der  Lutherschcn  Schreibart  baytzen. 

S.  204  Bfindelj  Bändig,  Hier  ist  auf  bendel  und  bendig  verwiesen,  während 
lieh  sonst  Dietz  nicht  nach  dem  e  bei  L.  richtet,  sondern  nach  ä  ordnet. 

8.  207  Bap$t,  Wenn  auch  die  Schreibung  Luther *8  nie  Papst  war,  so 
tonsste  doch  das  Wort,  wenn  das  Princip  der  praktischen  Nutzbarkeit  ein- 
gehalten werden  sollte,  unter  P  eingereiht  werden.  Ich  glaube  nicht,  daß  ein 
Oeistlicher,  der  si<;h  über  Luthers  Aussprüche  und  Ansichten  im  Wörterbuche 
unterrichten  will,  hier  zum  ersten  Bande  greifen  und  unter  B  suchen  wird. 

S.  221.  Bedrauen,  Unser  heutiges  Deutsch  bedient  sich  bei  diesem  Worte 
iweier  Nebenformen:  drohen  und  dreuen  oder  dräuen,  Dietz  schreibt  S.  451  an 
enter  Stelle  Dräuen  und  an  zweiter  dräuen.  Da  Luther  den  Umlaut  nicht  kund- 
gibt in  bedrauen^  so  verfuhr  hier  der  Verf.  anders.  Dennoch,  glaube  ich,  hätte 
Bedräuen  angesetzt  werden  sollen. 

S.  304  Bilgerin.  Heute  gilt  P  und  die  Form  auf  -im.  Darum  war  einfach 
auf  Pilgrim  zu  verweisen. 

S.  326.  Bodeniy  boden.  So  verlangen  wir  allerdings  vom  wissenschaftlichen 
Standpunkte  aus  die  Anordnung.  Hier  aber  musste  umgekehrt  Boden  (bodem) 
geMhrieben  werden.  Solche  Fälle  noch  mehrere,  wie  z.  B.  Böge  S.  327. 

S.  330  Bosam  und  S.  332  Bo$em,  Bösen,  Hier  hätte  sich  bei  allen  diesen 

Wortformen   einfach  Verweisung    auf  Busen    S.  364    empfohlen^   welches  Dietz 

gtnz  richtig  aufnimmt,   „obgleich  diejenigen  deutschen  Schriften,  deren  Heraus- 

gtbe  L.  selbst  besorgte,    nur  die  Formen  bosam y  bösem ,  bösen  bieten. **    Unter 

diesen  Formen  würde  Niemand,  selbst  nicht  einmal  der,  welcher  das  alte  buosem 

im  Kopf  hat,  suchen.   Hier  ein  recht  deutliches  Beispiel,  wie  vortheilhaft  auch 

In  einem  wissenschaftlich  angelegten  Wörterbuche  für  das  frühere  Neuhochdeutsch 

lack  die  Heranziehung  des  heuligen  Gebrauches   sein  würde.    In  diesem  Falle 

ttSüte  natürlich  angesetzt  sein:   Busen  s.  bosam ^  bösem ^  bösen.  Und  unter  der 

tauigsten  dieser  Formen  müaate  der  lexicaUacbe  AilWieX  aU^^xi.  "Wx^t  ^^st  Ns]^ 

ßnk^tebeo  Wb.  von  Diets  gehörte  das  Lexicaliaehe  aua%C!\i>A^^O^  Tnftxst  B>Meiv. 


224  LITTERATÜR:  DIETZ.  WÖBTEBBUCH. 

S.  345  Breuen.  Hier  war  die  Form  nur  zu.  verzeichnen  und  aU  die  * 
bei  L.  zn  charakterisieren,  sonst  aber  auf  Brauen  zn  Terweisen,  wo  di 
Sprachgebrauch  zu  belogen  war.  Dicß  um  so  mehr,  als  S.  3S9  Bm 
zeichnet  ist. 

S.  3G7  Bütti'ger.  Auf  bötticher  ist  verwiesen.  Darum  bedaifte  a  bit 
ganz  kurzen  Angabe  über  die  Form,  keines  Stellenbelegs  in  wöitiidN 
führung. 

S.  385  Dacht.  Hier  ist  auf  lacht  verwiesen,  dagegen  nicht  auf  dbel/. 
die   heutige  Form    ist  und  welches  auch  richtig  auf  S.   444  abgebandd 

S.  530  Endchrist.  St'lbst  die  Luther  sehen  Bibel- Concordanzen  habe 
vor  mehr  als  100  Jahren  diese  alte  nmdeutschende  Form  wieder  in  Ji 
verwandelt.  Ich  glaube,  daß  das  Wort  auch  so  in  diesem  Wb.  zn  ven 
war.  Unter  Endchi'ist  galt  es  nur,  das  Formale  zu  erörtern«  and  zwar  etw 
führlicher,  als  es  jetzt  bei  Dietz  geschehen.  Denn  diese  Form  igt  sehr  inte 
Für  den,  welcher  sich  über  den  Antichrist  bei  L.  zn  belehren  wumd 
Dietz  wenigstens  in  soweit  gesorgt,  daß  er  ihn  von  Antickrisiisek  S.  1 
endechrUt  verweist. 

S.  552  Er  für  her.  Der  Verfasser  hat  sich  mit  der  Yerzeidmai 
dieser  Zusammensetzungen  erah,  erauf  S.  553,  emach,  emitder  S.  582 
eine  rechte  Plage  gemacht.  Für  den  Fachmann  genügte  der  Artikel  1 
dann  vielleicht  noch  etwas  ausführlicher  hätte  gehalten  werden  können. 
ist  doch  gezwungen  die  Zusammensetzungen  mit  her  nochmals  anzvfiiki 
man  nur  unter  dieser  Form  die  Worte  suchen  wird. 

S.  555  Erbeis  (erhes).  Auf  S.  527  steht  ganz  richtig:  ^Emeis,  a.  a 
Warum  hat  also  Dietz  hier  nicht  auf  das  heutige  Erbse  einfach  venriei 
dann  unter  dieser  Form,  welche  S.  558  mit  Verweisung  anf  erbeis  eii 
ist,  das  Lexicalische  abgehandelt? 

S.  690  Forcht.  Hier  hätte  einfach  erwähnt  zu  werden  braachen,  di 
alte  Form  nur  noch  in  den  frühesten  Schriften  vorkommt,  mit  Verwdii 
die  Stellen,  ohne  Ausführung.  Der  Wortlaut  konnte  dann  auch  nnter 
kommen,  wenn  es  auch  dann  im  Citat  forcht  lautete.  Dann  hätten  die  Bil 
forchtlich,  forchtsam  sich  hier  sparen  lassen. 

Schließlich  gedenke  ich  des  Wortes  Feil  auf  S.  645,  an  welches  im 
Menge  Bildungen  anschließen.  Dieses  Wort  ist  ein  recht  deutliches  Beisp: 
ein  Lexicograph  in  das  Gedränge  kommen  kann.  Soll  hier  feil  bleibet 
soll  fehl  gesetzt  werden?  Dietz  hat  sich  für  feil  entschieden,  wahrscheinl 
nicht  genüthigt  zu  sein,  bei  Annahme  vom  heutigen  fehl  immer  das 
Klammer  zu  setzen.  Trotzdem  hätte  ich  mich  für  fehl  entschieden;  ic 
bei  den  zahlreichen  Zusammensetzungen  einfach  die  Form  hingpesetz* 
Klammeranführung  y  wenn  einmal  bei  dem  ersten  Vorkommen  über  di( 
das  Nothige  gesagt  war.  Das  Citat  bringt  ja  ohnehin  Luther's  Bedeweise 
allein  um  dem  praktischen  Bedürfnisse  zn  genügen,  hätte  ich  so  das  Vc 
eingerichtet  und  von  feil  auf  fthl  verwiesen,  sondern  weil  auch  der 
seltener  war  in  früherer  Zeit  als  ^  und  rr.  Ein  Wörterbuch  zu  Lnther  i 
kein  Idiotikon. 

Andere  Grundsätze  müssen  aber  gelten,  wenn  es  sich  um  Worte  1 
welche  wir  nicht  mehr  haben.  Da  muß  das  Wörterbuch  ohne  allen  Zwe 


l.ITTERATUR:  DIETZ,  WURTERBITCH.  225 

e  <ies  IdJDtikona  einhaltcii.  So  war  ce  z,  B.  von  Dietz  durchaus  richtig, 
er  dat  Wort  freidig  nicht  S.  710  unter  FTciidty  abhandelte,  sondern  ihm 
besondere  Stelle  iinm'ea  mid  bei  Freudig  nur  aagf.e:  b.  fri^idii/.    Denn  die 

lerha/te  Umwandelnog  io  fremüg,  die  xn  einem  MiliTerstUndniaae  führt,  kann 
nicht  maßgebend   seia.   Eben   durch  Lutlier's  Bibel  muQ   das  verlorene  Wort 

BTin   Sprachschatze  wieder  gewonncu   werden. 

Dahin   gehört  auch   bezemen  S.  299,   ivelohcE   in   der  Bibel   nur   einmal  vor- 

imt.  Trot«  der  Vei^nderung  in  hKähmen  in  den  BibelauaRnben  und  Concor- 

ten   hat  Dietz   mit  allem  Recht  sich   von   dieser  Neuerung  nicht  beeinfloUeii 

Ebenso  ordnete  er  Luther's  ejigai  s^stemgemäQ  unter  Augen  S.  15&,  Db- 
n  kiinn  man  doch  fragen,  ob  auch  Eräugen  S.  5ä3  als  auagefülirter  Artikel 
Platie  Wttr.  Hier  würde  ivh  diese  Form  anführen,  zugleich  auf  äugen,  aber 
I  a,at  treigneH  Tcrwcia^n,  und  unter  letzterem  daa  LeiicaÜsche  bringen.  Zum 
featon  hätte  Kr/inr/nen  als  Ärtikelwort  angesetzt  werden  müssen,  welcbes 
che  wieder  einfuhren   wollen. 

Das  Lezicon  bringt  seiner  Natur  nach  das  Grammatiachc  zcntreut  nuter 
eiuselDen  Artikeln.  Abgegrenzter  für  sich  tritt  uns  die  Lautlehre  entgegen 
r  den  einzelnen  Buchslnben.  Wer  sich  auf  dicaem  Gebiete  genauer  unter- 
leg will,  als  CB  ihm  durch  das  einleitende  Vorwort  von  Dielz  geboten  wird, 
I  sieb  geviQ  nach  den  Belehrungen  über  die  einzelnen  Buchstaben  um. 
ithougen  A^ilich  und  Consonantenrerbindungen  werden  nicht  leicht  in  einem 
terbuche  specielle  grammatiache  Behandlung  finden,  sondern  nur  unter  den 
ichen  Lauten. 

Betrachten  wir  die  einzelnen  Buchatabeu,  so  weit  sie  bis  jetzt  erledigt 
,  nacK  dieser  Seiti'  hin,  so  wird  dem  Verf.  das  Lob  freudig  ertheilt  werden, 
er  bei  möglichster  Kürze  ausreichende  Belehrung  bietet.  Manchmal  würden 
allerdings  noch   Weitürca   oder  andere   Fassung  wünschen, 

A:  Die  (cnm  grano  salis)  Rückumlaute  gtkart,  gdarl,  die  im  Vorworte  ge- 
lt «ind,  hat  Dietz  hier  unbcrUckaichtigt  gelassen,  —  Unter  «)  sind  die  Worte 
"  '  a  Vergleich  zu  unserer  heutigen  Schreibung  kein  Dehnungszeichen 
m.  Hier  hlittcn  die  ursprünglichen  Kürzen  (wie  ban,  bezaka)  von  den 
jigUcIien  Längen  (wie  hart,  räl)  getrennt  werden  aollen,  —  Die  .Schreibung 
'  nebra  ii  Latte  kurz  erwähnt  werden   können. 

B:   Die  Erweichung  des  6  zu  «i   in   bäte  zu  watt  wird   wohl   unter  W   be- 
werden,  deshalb  würt^  die  Noiix  am  Platze  gewesen:  s.  auch  VV. 
C:  Die  Verdoppelung  et  hätte  hier  nicht   unerwähnt   bleiben   sollen,  wenn 
ill   Beispiele   erat  unter  E   gegeben   werden. 

D:  Unter  den  Beiapielcn  der  Dentniraedia  statt  der  heutigen  Ten uia  hütteu 
principiellc  Trennung  derer  genünscbt,  welche  Ijn  Mhd,  ebenfalls  (/  habou 
i)  von  den  andern,  welche  auch  im  Mlid.  gleich  dem  Nhd.  der  Jüngern 
die  Tennis  aufweisi'n.  Dietz  führt  zwar  in  Kliunmer  bei  einigen  die  mhd. 
in,  doch  entapricht  dieß  nicht  einer  geordneten  grammatischen 
llung.  Unter  diesen  Beispielen  ütclit  uuch  Dilringen.  Das  Wort  musate 
indem  genannt  werden,  denu  wir  schreiben  heute  nicht  Türingen,  soudern 
was  aus  TKuriN^iu  entstand,  wie  die  lateinisch  sehreibenden  Ohro- 
und  Uistoriker  sich  den  N'amcn  zurecht  gemacht  iiabeu.  Ubt^^uue,  V'^^<a>^ 
Ingea  utuerdi;^  meäei-  sich  der  vorzuwagen. 

Jim  Jtooi-  V.  (nn  I  J^qt-  \'%t 


226  UTTERATUR:  DIETZ,  WÖRTERBUCH. 

E:   Hier  hätten  8ich  öfters  zur  Erleiehtemng  der  Übersicht  Trenni 
der  Terschiedenen  Wortclassen,    der  KQrzen    und  Längen    empfohlen,    bei 
Schreibung  e  für  ä  und  <r,  der  Schreibung  eh  fui  e  und  S^  der  Schreibang 
för  e  und  i.    Die  Yon   uns   nicht   gebilligte  Darstellung  des  e  für  a  und  d 
Vorwort  findet  sich  auch  hier,  ebenso  sind  die  Plurale  von  naddy  waal  und 
als  des  Umlauts  entbehrend  genannt.  Das  unorganische  e  im  Praet.  der 
Verba  ist  hier  unberücksichtigt  geblieben« 

F:  Hier  ist  alles  erschöpft  und  zugleich  gut  geordnet  dargestdlt. 

Hat  dir  Lexicograph  vorzugsweise  den  Sprachgebrauch  hinaichtlieh 
Wortbedeutung  zu  belegen,  so  wird  ihm  in  zweiter  Reihe  auch  die  Ai 
zu  Theil,  die  grammatischen  Elemente  zur  Geltung  zu  bringen.  Außer  den 
den  Lauten  abhängigen  Wortformen  müssen  die  Eigenthnmlichkeiten  der 
der  Gebrauch  der  Genera  zu  Tage  treten.  Nach  all  diesen  Richtangen  hia 
Dietz  seine  Aufgabe  in  würdigster  Weise  gelöst.  Aber  auch  hier  sei  es 
gestattet,  einige  Wünsche  zu  äußern. 

Ob  ein  SubstantiTum  Masculinum,  Femininum  oder  Neutnim  ist,  ob 
stark  oder  schwach  decliniert  wird,  ebenso  ob  ein  Verbum  nach  der  oder  ji 
Conjugation  geht,  das  alles  möchte  man  consequent  angegeben  finden.  Bei 
Vermischung  der  yerschiedencn  Flezionsarten  ist  es  schon  in  Lnther^s  Sj 
häufig,  daß  z.  B.  der  Singular  stark,  dagegen  der  Plural  schwach  ist,  daS 
Genitiv  im  Singular  zu  der  schwachen  Flexion  auf  n  noch  ein  #,  das 
sticum  der  starken,  hinzufugt.  In  solchen  Fällen  wird  allerdings  die  blofie 
Zeichnung  m. ,  /.  und  n.  statt  ittm.  «trr/i. ;  stf.  swf.  und  stn,  twn.  toi 
sein.  Gerade  die  Substantiva,  welche  im  Gegensatze  zur  alten  Zeit 
flectieren  oder  im  Gegensatze  zur  neuen  Zeit  alterthümlich ,  werden  v 
sichtlich  der  Declination  am  meisten  interessieren,  darum  werden  Citate, 
uns  neben  der  Wortbedeutung  auch  zugleich  grammatische  AnfschluMe 
vor  aUem  willkommen  sein.  So  z.  B.  ist  bei  Böge  S.  327  auch  die  N( 
form  bogen  angegeben.  Aus  einem  Citat  ersehen  wir  den  modernen 
bogen* f  also  müssen  wir  uns  begnügen,  wenn  es  nur  heißt:  m.  (maacnlmi 
Dasselbe  gilt  von  Filrste  S.  757.  Nicht  alle  Artikel  befriedigen  in 
Weise.  Bei  fliege  S.  690  z.  B.  hätte  statt  /.  gesetzt  werden  sollen  ««/.; 
belehrte  von  yomherein,  denn  mit  /.  allein  ist  nichts  anzufangen,  da  Jedi 
weiß,  daß  das  Wort  Femininum  ist.  Das  /.  brauchte  also  auch  gar  nicbt  ^ 
stehen.  Das  wichtigste  ist  der  Gegensatz  zum  heutigen  Gebrauche,  da  wir  ßtti 
stark  im  Sii^gular  flectieren.  Solche  Fälle,  die  eine  genaue  grammatiscbe  Bl 
Zeichnung  der  Declination  vermissen  lassen,  könnten  noch  mehrere  nanihd 
gemacht  werden.  Es  mag  diese  Andeutung  genügen. 

Dasselbe  ist  der  Fall  bei  der  Conjugation.  Auch  hier  nur  ein  paar  Bd 
spiele.  Brennen  S.  344.  Heute  brauchen  wir  nur  brennen  swr.  auch  in  iatm 
sitiver  Bedeutung.  Luther  wendet,  wie  uns  Dietz  grammatisch  belehrt  and  «i 
er  auch  durch  zwei  Citate  belegt,  auch  noch  das  starke  brinnen  mn;  aber  di 
starke  Verbum  steht  in  diesen  Citateu  nur  im  Praesens.  Ein  6rafi  im  Pka^ 
ist  nicht  nachgewiesen.  Kommt  es  überhaupt  nicht  vor,  dann  hatte  der 
graph  zu  dem  Satze,  daß  das  et.  brinnen  noch  einigemal  eracheine, 
zusetzen:  im  Praesens  und  Infinitiv;  Praet.  bran  fehlt,  dagegen  Part 
«•  aöörennen.  (S.  5.)  —  Die  einfachen  Verba  werden  im  Wb.  natürlich 
ireiiia  vod  ^frammatischen  Bemerkungen  'b^^UX^  hvoü^iK^  ^^  Cmnynita, 


UTTERATÜR:  DIETZ,  WÖRTERBUCH.  22? 

will  man  tot  Vollendoog  des  Cransen  lich  auch  durch  naammengesetzte 
aber  ihre  Flexion  imtenichten.  Bei  Ärupeien  S.  101  bieten  die  Citate 
aebwaohe  Praeteritom,  deßhalb,  TorauBgesetzt,  daß  sich  das  starke  gar  nicht 
y  war  XU  schreiben:  „Aiupeien  swr.,  mhd.  an  »pHwen  stv.  und  swr.  —  ^ 
IMe  lexicaliscbe  Arbeit  des  Verfassers  yerdient  unsere  höchste  Anerken- 
Die  Bedentangen  sind  scharf  gesondert,  die  Beispiele  sind  so  ausgewShlt, 
der  Sprachgebrauch  Luiher's  deutlich  erkannt  werden  kann.  Daß  der  Verf. 
iter  noch  hätte  sparsamer  sein  können  in  der  Anzahl,  soll  nur  in  Hinblick 
den  nicht  geringen  Umfang  des  ersten  Bandes  gesagt  sein,  der  erst  bis 
F  reicht.  Was  das  Werk  besonders  auszeichnet,  ist  seine  Correctheit.  Ein- 
Verstoße  siod  gerade  in  einem  solchen  Buche  nicht  zu  yenneiden,  und 
Yerfiwser  hat  solche,  die  ihm  selbst  nach  Vollendung  des  Druckes  entgegen- 
sind, berichtigt. 
Mit  den  Berichtigungen  sind  auch  einzelne  Nachträge  yerbunden.  Einen 
lg  bat  der  Verf.  in  dem  letzten  zusammenfassenden  Verzeichnisse  aus- 
was  eigentlich  schade  ist.  Die  wichtige  Stelle  über  allein  (solum, 
l)  im  Sendbrief  yom  Dolmetschen,  auf  welche  ich  Germ.  6,  471  hinwies, 
ebenso  wie  dem  d.  Wb.  entgangen.  Auf  dem  Umschlage  zum  ersten 
wurde  sie  nachgetragen,  aber  jetzt  fehlt  sie  wieder  unter  den  Nachträgen 
8.  767. 
Dafi  auch  in  lexicaUscher  Hinsicht  die  Arbeit  yon  Dieti  zu  manchen 
MDeningen  Anlaß  geben  würde,  wenn  es  auf  eine  Kritik  nach  dieser  Rieh- 
^g  hin  abgesehen  wäre,  wird  man  ohne  Versicherung  glauben.  Ich  habe  mir 
Wbe  Dinge  gar  manche  notiert,  aber  ich  bringe  sie  nicht  yor,  einmal  weil 
r  Aügeoieinen  jede  Wörterbuchsarbeit,  die  mit  Kenntniss  und  eifriger  Hingabe 
PSrdart  wird,  yiel  zu  sehr  die  Hochachtung  herausfordert,  als  daß  man  den 
Dank  durch  einzelne  Ausstellungen  zu  beeinträchtigen  wagen  darf, 
zweitens,  weil  einzelne  Bemerkungen  nur  Einzelheiten  berühren,  die  nur 
seltenen  Fällen  auf  eine  principielle  Berichtigung  hinauslaufen.  Meine  Beur- 
wandte  sich  yorzugsweise  dem  Grammatischen  zu.  Nicht  etwa  einer 
Auflage,  welche  solche  Bücher  fast  nie  erleben,  sollen  meine  Erinne- 
sn  Ghite  kommen,  sondern,  wie  ich  bei  Besprechung  des  einleitenden 
angedeutet,  der  weiter  schreitenden  Arbeit  des  Verfassers.  Wohl  ist 
kicfater  in  einem  reinlich  gedruckten  Buche  Mängel  ausfindig  zu  machen, 
dem  Verfieuser,  den  Tausende  und  aber  Tausende  yon  Zetteln  und  Notizen 
,  möglich  ist,  sie  zu  yermeiden.  Nichtsdestoweniger  darf  eine  wohl- 
le  Beurtheilung  die  jetzt  schärfer  henrortretenden  Unebenheiten  und 
ichtigkeiten  bezeichnen,  damit  der  Lexicograph  sie  künftig,  so  yiel  an  ihm 
▼ermeide.  Wird  uns  in  diesem  Wörterbuch  zu  Luther's  deutschen  Schriften 
T<nTOgliches  Werk  geboten,  so  wird  der  Verfasser  es  nicht  ungerechtfertigt 
wenn  wir  es  so  yoUkommen  wie  möglich  wünschen.  Andererseits  vrird 
■aehdem  er  in  Erfedirung  gebracht,  daß  nach  einer  Richtung  nicht  alle 
leche  befriedigt  sind,  sich  bestreben,  die  Fortsetzung  seines  Werkes  so  yoU- 
■%meo  wie  möglich  zu  liefern.  Und  das  ist  keine  Anforderung  der  höchsten 
K  Vollständigkeit,  Conscqueuz  des  Planes  und  der  Ausführung,  Genauigkeit 
IN  JLiOgik  in  der  Darstellung  des  historisch  gegebenen  Sprachstoffes:  das  ist 
Sk  was  wir  klnftig  in  höherem  Maße  ersehnen. 


238  LTTTERATUB:  J.  GBDIM,  DEUTSCHE  GRAMMATIK. 

Das  Wörterbuch  Ton  Dietz  ist  gleich  beim  Erscbeineo  der  erstoi 
rang  freudig  begrüßt  worden.  Allseitig  wurde  die  große  Bedeutung  des  ¥ 
erfasst  und  anerkannt,  wurde  dem  Manne,  der  ein  so  schweres  Werk  begi 
warmer  Dank  zu  Theil.  Möge  diese  Anerkennung  und  dieser  Dank  sidi 
bewahren  durch  eine  thätige  äußere  Unterstützung  des  Werkes.  Wer  unli 
Facbgenossen  nicht  in  der  Lage  ist,  mit  diesem  Wörterbuch  seine  < 
Bibliothek  zu  schmücken,  der  sorge  für  seine  Anschaffung  auf  offent 
Bibliotheken  und  für  seine  Verbreitung  in  den  Kreisen  der  Theologen. 

Indem  wir  dem  Verfasser  zur  Vollendung  des  ersten  Bandes  hen 
Glückwunsch  darbringen,  wollen  wir  ihm  zugleich  Kraft  und  mathige  Am 
wünschen  zur  Fortsetzung  und  Vollendung  seiner  gewaltigen  Aufgabe.  Mc 
das  Bewußtsein  hegen,  daß  er  nicht  allein  ein  längst  begehrtes ,  nothwe 
und  dankenswerthes  Unternehmen  in*s  Werk  gesetzt  hat,  sondern  daC 
Luther- Wörterbuch  auch  zu  den  bedeutendsten  Leistungen  gebort,  wekh 
langem  auf  dem  Gebiete  der  deutschen  Philologie  geliefert  sind. 

JENA  Tor  Weihnachten  1870.  REINHOLD  BECHSTEDi. 


Deutiche  Grammatik  von  Jacob  Orimm.  Erster  TheiL  Zweite  Ausgabe, 
yermehrter  Abdruck.  Besorgt  durch  Wilhelm  Scherer.  Berlin,  FenL  I 
lers  Verlagsbuchhandlung  1870.  XXX  und  992  SS.  8^ 

Wenn  ich  jetzt  erst  —  nach  Jahresfrist  —  auf  dieses  Buch  sa  ^i 
komme,  so  bedürfte  wohl  nicht  das  der  Rechtfertigung,  daß  es  aberiuuql 
geschieht,   sondern  daß  es  so  spät  geschieht.     Aber  wer  vermöchte  bei 
Buche,  das  man  nie  weglegt  ohne  neues  gelernt  zu  haben,  zu  dem  man 
oft  genug  zurückkehren   kann,    zu   sagen:   jetzt   hast  du  al^esehlossen, 
kannst   du    die  Feder   zur    Hand    nehmen    und    deine    Beobaehtangen   i 
schreiben.     Und  wen   hätte   nicht  in   solchen  Lagen   das   bange  GefSlü 
kommen   nichts   der  Sache  würdiges   sagen  zu    können,  wenigstens   nicht 
nicht  andere  neben  und  mit  ihm  ebenso  fühlen  und  wissen,  leieht  aber 
sagen   könnten?     Bei  solchen  Bedenklichkeiten   kann  es  aber  geschehen 
nothwendiges   ungethan    bleibt   und    doch    sollte    die    Germania    ein    den 
Erängnis  wie   es   eine   neue  Ausgabe    der  Grammatik  ist,    nicht   onbespi 
lassen.  So  liegt  sie  denn  da  ein  Geschenk  eines  liebenden  Meisters,  ein  Z 
eines  dankbaren  Schülers,  der  mit  treuer,  selbstloser  Hand  Fleiß  und  S< 
diesem  schönen  Unternehmen  gewidmet. 

J.  Grimm  hat  seiner  Grammatik  die  Liebe,  mit  der  er  sie  beg 
sein  ganzes  reiches  Leben  hindurch  bewahrt.  Auf  vielen  Gebieten  s 
Wissenschaft  hat  er  seine  Pflugschar  eingesetzt,  zu  keiner  Pflanzong 
aber  lieber  und  öfter  zurückgekehrt  wie  zu  dieser,  welche  an  Bedeutong  i 
lieh  auch  alle  seine  anderen  Hauptwerke  hinter  sich  lässL  Die  im  Jahre 
begcmA^e  Umarbeitung  ist  freilich  nicht  weit  gediehen,  zahlreiche  Ai 
widmen  sich  aber  theik  ganz  der  Grammatik,  theils  bringen  sie  haofig 
merkangen  zu  ihr.  Nebenbei  aber  trägt  er  sich  was  die  Lectare  ibm 
in  sein  Handexemplar  ein. 

ißt  diesen  Nachtragen  Yetsehen  und  ^venii^^aXi  «nRhfiint  nun  dieser 
Abdruck  snnächit  der  iweiten  Auagabe  d«a  «t%'U;Ti  ^%sA^a.  ''^iV^  ^«l  V 


LITTEBATUR:  J.  GRIMM,   DEUTSCHE  GRAMMATIK.  229 

»er  xn  Werke  gegangen  zeigt  und  rechtfertigt  er  in  Beinen^ einleitenden")  Be- 
kung^.  Er  hat  die  Zusätze,  die  oft  reichlich  und  daher  wenig  übersichtlich 
weißen  Ränder  des  Handexemplares  füllen,  an  die  rechte  Stelle  eingetragen. 
I  ist  auch  die  einzig  mögliche  Art  einer  solchen  Arbeit.  Daß  die  gramm. 
rtchnng  heute  in  rieltn  und  wichtigen  Punkten  ganz  anders  steht  als  sie 
1  in  der  Gramm,  zeigt,  weiß  jeder.  Über  die  Endergebnisse  der  gramm.  For- 
Qng  kann  ihn  daher  das  Buch  nicht  belehren,  ja  es  bietet  manches,  was 
ilweise  schon  J.  Grimm  als  Irrthum  erkannt  und  anderswo  berichtigt  hat. 
ite  die  neue  Ausgabe  auf  den  Stand  des  heutigen  Wissens  gebracht  werden 
it  sollte  durch  Hinweisungen  bei  Irrthümem  oder  weiter  geführten  Ansichten 
B   Lieser  die  Möglichkeit    geboten   werden   sein  Wissen  zu    berichtigen   und 

erweitem? 

Das  erstere  kann  und  darf  billiger  Weise  Nieman  d  fordern.  Es  war  daher 
eh  ein  wenig  gegründeter  Vorwurf,  der  in  dieser  Zeitschrift  der  neuen  Aus- 
be  des  Schmeller  gemacht -'wurde.  Ausgehend  yon  ganz  und  nnstreitbar 
htigen  Grundsätzen  hat  der  geehrte  Verfasser  des  angezogenen  Aufsatzes 
kl  Herausgeber    großes  Unrecht  gethan.      Was   er  wünschte    ist  noth wendig, 

es  aber  von  einer  neuen  Ausgabe  zu  verlangen  war?  Solche  grundlegende 
beiten  müssen  in  ihrer  Gänze  mitgetheilt  werden,  das  ist  eine  Forderung 
r  Pietät,    die   doch   höher   steht   als   der  geringe   praktische  Vortheil.    Auch 

der  UnYolist3uidigkeit  und  theil weisen  Unyollkommenheit  behalten  derlei 
erke  ihren  Werth.  Und  wer  darf  das  alte  Gefüge,  das  wir'  so  ehrwürdiger 
jid  yerdanken,  sprengen  und  unter  ihrem  Namen  etwas  ganz  neues,  anderes, 
d  das  würde  es,  bieten?  Das  einzige  was  billiger  Weise  vielleicht  gefordert 
bden  kann  sind  Nachträge,  zu  denen  sich  wohl  Frommann  entschließen  wird, 
anderes  ist  es,  ob  nicht  in  kurzen  Noten  auf  neu  gewonnenes  oder 
gefundenes  hinzudeuten  gewesen  war.  So  hat  es  MüllenhofiT  gethan  in 
r  Ausgabe  der  Deutschen  Heldensage  und  so  auch  Frommann.  Aber  Scherer 
t  ganz  richtig  die  Unmöglichkeit  auch  dieser  Behandlung  für  die  Gramm,  ge- 
^  Wo  hätten  diese  Noten  anfangen  und  wo  aufhören  sollen,  wenn  es  der 
iransgeber  nicht  so  gehalten  hätte«  wie  es  leider  einigen  Bänden  Ublands  er- 
■gen,  wo  die  Noten  mehr  das  Werk  des  Zufalls,  als  der  denkenden  Arbeit 
t  sdn  scheinen.  Was  die  Noten  nie  geleistet  hätten,  das  erwarten  wir  von 
■er  Geschichte  der  Deutschen  Grammatik  auch  über  Grimm  hinaus,  zu  der 
er  Herausgeber  der  Grammatik  vielleicht  doch  einmal  Muße  finden  wird. 

Die  Nachträge  und  Znsätze  J.  Grimms  reichen  bis  in  sein  Todesjahr. 
•  597  zieht  er  „Forschung  und  Kritik^  an.  Vierzig  Jahre  lang  ist  dieser  erste 
■od  durch  seine  Hand  gegangen,  wie  oft  mag  er  ihn  zu  Nachträgen  hervor- 
iftolt  haben.  FUrwahr  eine  schöne  Liebe,  die  sich  auch  noch  dadurch  bcthätigt, 
dl  er  so  manches  Erinncrungsblatt  aus  seinem  äußern  und  inuern  Leben  in 
küelben  vctbirgt.  W.  Scherer  spricht  Seite  XXIII  davon.  Wir  kannten  diese 
■BJge,  menschlich  schöne  Art  Grimms,  diese  Treue  gegen  das  Leben,  seineu 
■tiienschein  und  seinen  Schatten  —  beidos  ist  verewigt  —  wer  aber  hat 
kie  Zeilen  ohne  Rührung  gelesen?  Wer  möchte  diesen  Zug  zum  großen  Bilde 
■Hen?  Halte  man  nicht  für  unbedeutend,  was  kleinlich  scheint.  Diese  Art 
'  das  Zeichen  wahrer  menschlicher  Güte.  Und  die  Geschichte  der  stolzen 
■fiuige  unserer  Wissenschaft  ist  die  Geschichte  edeler  Meii«^V\c^. 

Nebe»   den  RandgloBBen ,   die  das  Herz  in  ¥oTm  nou  «Vammi^^Ti  '^&^i^^^^^^i:^ 
bi^  äteben  in  friedlicher  Eintracht  die  wiBBCüBeViaiK^^Vi^  TatiäNiä* 


230  LITTERATUR:  J.  GRIMM,  DEUTSCHE  GRABOfATK. 

Man    erinnert  sich   hente  kaum   mehr   daran,    mit  welch*    entai 
Schwierigkeiten  J.  Grimm  bei  dem  Anfbaue  seiner  Ghramm.  xu  kimpfen 
wir  fast  (ich  sage  fast)  im  Überflüsse  schwimmend,  denken  kaum  meb, 
Grimm   noch   keine  Yollständige  Ausgabe  des  Heland   sn  Gtebote  stand, 
TeriäOlicher  Otfried  n«  s.  w.     So  hat  denn  Grimm  seinen  Nachfolgeni  sack; 
der  inneren  Geschichte  der  deutschen  Sprachen  ein  reiches  Feld  lo 
ThStigkeit  hinterlassen. 

Grimms  Zusätze  betreffen  zunächst  Nachträge  zu  den  Belagen,  ^e 
TOÜ  diese  sind  hat  W.  Scherer  schon  nachgewiesen,  wie  jedem 
sich  das  Bedürfnis  nach  möglichst  YoUstiLndlger  Indnction  aufdrängt, 
neben  Schleicher  auch  Holtzmann  in  seiner  altd.  Gramm.  Seite  YU.  F8r 
Dialecte,  das  ags.  und  altn.  vor  allem  wären  derartige  Arbdten  eine 
Nothwendigkeit.  Des  Unsicheren,  das  sich  gerade  in  diesen  Mnndaitsa 
hinschleppt  y  ist  fast  eine  erdrückende  Menge.  Nirgends  freilich  ist  bei 
in  den  Nachträgen  Vollständigkeit  auch  nur  angestrebt  Wer  je  ein  Bidi 
der  Bibliothek  desselben,  wie  sie  jetzt  die  Berliner  Uniyersitäts-Bibliotbek 
wahrt,  in  der  Hand  hatte ,  erinnert  sich  der  vielfachen  Zusätze  in  den 
schönen  Zügen  seiner  Hand.  Solche  Lesefrüchte  haben  auch  in  das 
ezemplar  J.  Ghimms  Eingang  gefunden  und  wie  mancher  Fall  lebhite 
Grimms  Erinnerung  war,  so  fand  er  häufiger  Nachträge  als  ein  anderer, 
größerer  Sorgfalt  und  besonderem  Hinblick  auf  die  Grammatik  scheint 
Notker  und  Heland  gelesen  und  ausgezogen  worden  zu  sein.  Die  Zusätze 
oft  größeren  Umfanges,  wie  im  mhd.  593.  595.  599,  im  mittelniederi. 
dänischen  670.  677.  685.  Das  ags.  ward  bereichert  yorzüglich  aus  KeaM 
Cod.  dipl.,  von  dem  alle  6  Bände  ausgezogen  scheinen,  ferner  aus  BeoTolf  wM 
(Thorkelins  und)  Kemble's  Ausgabe,  aus  Schmids  Gesetzen  der  Angelsafhwit 
Cädmon,  Boethius,  theilwcise  ans  dem  Ez.  Buch,  vieles  noch  nach  CongbsHi 
Illustration.  Im  altnordischen  hat  das  altschwediscbe  öftere  Rücksicht  gefönte. 
Die  reichsten  und  allseitigsten  Zusätze  erfuhr  aber  das  mittelhochdeotiek, 
wie  beim  Entwicklungsgänge  unserer  Studien  nicht  anders  zu  erwarten  vti. 
Ich  gebe  hier  nur  was  mir  nach  flüchtiger  Durchsicht  nach  der  Seite  hin  vd 
gefallen:  Diemer  D.  Gedichte,  Wolfram,  Frauendienst,  Erec,  H.  v.  LtbeB 
Biterolf,  W.  v.  Rheinau,  Rudolf  v.  Ems  (Barlaam,  W.  v.  Orlenz)  Flore,  Am 
Eneit,  Wizlav  v.  Rügen,  Lanselet,  Eradius,  Tristan  (Maßmann),  Flecke,  Otak« 
gute  Frau,  Hartman  (manche  besondere  Bereicherung  aus  der  Ausgabe  des  Iwea) 
Konrad,  Mystiker,  Neifen,  Gesammtabenteuer,  Grieshaber  Pred.,  Berthold,  99§ 
Hdbelinc,  W.  von  Elmendorf,  Ffaffenleben,  Warnung,  Ernst,  Geoi^g,  RAdait 
TOD  Braunschweig,  Heinr.  v.  Neustadt  Apollonius,  586  und  857,  an  wdeh  leli 
terer  Stelle,  der  fehlerhaften  Gx>thaer  Hs.  folgend,  irriger  Weise  ein  stuke 
Zeitwort  noeben  angenommen  wird.  Das  mhd.  Wörterbuch  wird  angezogen  M 
Nib.  nach  C  Seite  853.  Ausserdem  sind  herbei  gezogen  J.  Gotthelf  für  dii 
Berner  MA.,  Müllenhoff  zum  Quikbom,  Meynert  Volkslieder.  Briefliche  Äußern^ 
Lachmanns  S.  715.*) 


*)  Eine  kleine  Ungenanigkeit,  die  mir  aufgefallen  ist,  mag  bemerkt  werte 
Saito  867  (—  949)  steht  bekrellenf  cod.  vind.  653.  122*  Es  ist  die  alte  Besdchmfi 
itn^  BoUte  eifrenthch  beiMen  cod.  theo!.  653.   Die  Stelle  ist  Genesis  80.  12 


LTTTERATUR:  SCHADE,  INTERROGATIO  8ANCTI  AN8HELML         231 

Nebeo  der  einfacheren  Form  der  Nachträge  finden  sich  auch  in  den 
terkongen  Ans&tze  zu  Untersuchungen,  hie  und  da  auch  Resultate  solcher, 
^  Seite  690  üher  den  Gehrauch  Yon  erde  stark  oder  schwach,  wo  es  riel- 
lit  Ton  Stricker  richtiger  heißen  soll  „erde  und  erden".  Zum  Worte  Hheide 

wohl  das  Citat  lauten  Iw.'S.  464.  Wie  sehr  Lachmanns  feine  Untersuchungen 
liefen  Fragen  uns  gefordert  haben,  lassen  uns  diese  und  die  folgenden  Seiten 

Gramm,  nicht  Ycrgessen.  Die  Spuren  der  t«-Declination  der  fem.  bringen  erst 

Zusitse.  Beachtenswerthes  fugt  Seite  594  unter  6  an,  wo  gerade  das 
Benhafle  der  Zusätze  wieder  zum  Weiterforschen  drängt.  Ebenso  auch  597. 
.  SeitenstQck  zu  riben  :  yertriben,  das  Grimm  S.  598  aus  Parziyal  184,  15 
Bhrt,  hätte  ihm  auch ,  an  dem  theil weise  benutzten  Apollonins  »chüeben  : 
«n  bieten  können.  Die  kleinen  Irrthumer,  die  Seite  599  mit  ome  und  6me 
^crgelaofen  sind,  lassen  sich  aus  dem  mhd.  Wtb.  schon  leicht  bessern.  Hier 
d  auch  die  TOn  Gr.  angeführten  Stellen  aus  dem  Renner  nachzutragen. 
Anfragen  bringt  S.  654,  Hinweisungen  auf  lebende  Mundarten  öfter  z.  B. 

736,  Sprachyergleichendes  wird  herangezogen  S.   751. 

Doch  wo  Ui  dieses  Reichthums  ein  Ende?  Nur  kurz  andeuten  wollte  ich, 
I  TieUeitig  anregend  diese  Nachträge  sind.  Wir  werden  alle  bei  unseren 
nftigen  Arbeiten  auch  die  Zusätze  des  großen  Meisters  dankbar  benutzen  und 
iter  fuhren.  Wir  werden  aber  auch  dankbar  dessen  gedenken,  der  Zeit  und 
She  nicht  gescheut  und  sich  und  dem  großen  Manne  ein  so  ehrendes  Denk- 
J  gesetat. 

MÖDLING,  29.  October  1871.  JOSEPH  8TR0BL. 


car  Schade,  Interrogatio  Sancti  Anshelmi  de  passione  Domini.    Halis  SaxO' 
num  in  libraria  orphanotrophei  MDCCCLXX.  IV  u.  13.  4^. 

Es  ist  ein  verdienstliches  Unternehmen,  die  lateinischen  Quellen  deutscher 
sdichte,  die  im  Mittelalter  große  Verbreitung  hatten,  auf's  Neue  und  in  cor- 
iten  Texten  dem  Publicum  zugänglich  zu  machen.  Seiner  Visio  Tnugdali  und 
n  Liber  de  infantia  hat  Schade  eine  Interrogatio  S.  Anshelmi,  oder  wie  der 
B  Mittelalter  geläufigere  Titel  lautet:  Passio  Aüsbelmi,  folgen  lassen.  Hoffen 
r,  daß  der  Herausgeber  fortfahre  mit  dergleichen  Publicationen ,  und  schiene 
s  besonders,  um  ein  Beispiel  anzuführen,  der  Elucidarius  eine  solche  zu  yer- 


Schade  hat  seinem  Abdrucke  eine  Gießener  Handschrift  des  15.  Jahr- 
laderts  zu  Grunde  gelegt  und  eine  zweite  ebenfalls  Gießener  Hs.  des  14.  Jahr- 
nderts  zur  Vergleichung  heraugezogcn.  Von  einer  besseren  Hs.  hat  der  Her 
ügeber,  wie  es  scheint,  keine  Kunde  gehabt;  ich  gebe  nachfolgend  einige 
rohen  aus  ihr,  die  deßhalb  von  Wichtigkeit  sind,  weil  nicht  unerhebliche  Stücke 
ihr  enthalten  sind,  die  im  Schade'schcn  Abdruck  fehlen,  die  aber  das  nieder* 
ütsche  Gedicht,  die  Vorlage  des  niederrheinischen,  enthält.  *) 


*)  8.  Lübben,  Ancelmus  vom  Leiden  Christi.  Als  Anhang  zu  seiner  Ausgabe  des 
»Hl.  Bremen  1869.  Beiläa6g  bemerke  ich  zu  Lübbens  Notiz  p.  XIX:  'SSancto  anshelm 
Ute  vDsir  lieben  frowen  lange  zieth  mit  fasten  wachen  vnde  mil  aivdftc\i\i%«i&.  ^i^tV^^^S^ 
as  Verbnm  fehlt)*  ^  daß  cSib  Verbum  nicht  fehlt ,  weim  miü  «\jiNX  >vaU.«\ikMX>»Q>^« 


232 


LITTERÄTUK:  ÖCÜAUE,  IiNTEKUüGATlO  hiANCTl  ASiSHKUII. 


Diese  Handschrift  beailizt  die  Leipziger  UniTersitalibibliothek  Ms.  36&| 
sie  geborte  früher  dem  JncobekloEtor  in  Pegau.  Die  Hs.  io  kl.  4°  ist  auf  Pa 
gament,  klar  und  dentlich,  trenn  aucU  uicbt  fehlerlos  geBchrieben,  und  gehH 
der  Mitte  des  13.  JahrbandertE.  Der  Charakter  der  Schrift  würde  berechtigea, 
ihr  ein  noch  hühoTCB  Alter  eu  Tindiciereu,  wenn  nicht  die  Erwühnnng  der  Dome« 
kröne  im  franiÖftiacheD  Besitz  entgegenstünde;  dieselbe  gelangte  im  Decemboi' 
1238  in  die  Hände  Ludwigs  IX.  (Schade  p.  IV  Note).  Daraus  aber  mit  8chkd( 
zu  acliiie&i:n,  daß  der  Dialog  überhaupt  erst  Anfangs  des  14.  JahrhundertA  g«- 
schrieben  sei,  ist  nicht  statthaft,  da  unsere  Handschrift  älter  iat;  außerdem  k(UU 
der  Dialog  recht  wohl  vor  12i)8  geaclirieben  sein,  denn  die  Erwilhuang  d 
Dornenkrone  ist  nieht  durch  den  Gedankengang  gefordert,  sondern  ein  lo* 
Einacbiebsel :  der  Sinn  leidet  nicht  die  mindeste  Einbuße,  wenn  die  Worte  'haue 
[^oronam  habet  rei  Francie    (p.  9,   13)  wegfallen. 

Die  rein  stjliatischen  Verschiedenheiten  beider  Texte  sind  so  be4etttnk< 
wie  sie  nnr  sein  können,  ohne  den  Sinn  lu  alterieren;  ich  lime  sie  bei  Seite 
und  verzeichne  nur  die  wichtigeren  Abweichungen. 

5,  5:   tarnen  —  ciplicabo /üAif.      17:   per  portam  —  dormientibos  /Mi. 
24 :    Budavit  de  corpore   suo   quia  omuia   preacivit.    ridelicet  —  quia  prcacMI 
fthll.      38 :   misereri.  Tercia  quoil   patri   discipnlus   commendareL 

6,  4;  retrosum;  <|Uod  bis  factum  est.  Et  postea  diiit.  ?S-  que  voutur 
aureu  ductus  fuit  per  plateam  scribarum  et  propbetaruui  in  domum  Anne. 
24:  mundo  — ■  eonveaiaiit  fehlt.  97:  alapam  dicena  sie  respondes  ponttficl?' 
Cui  Jhesus  si  male.  29:  tunc  Inniavit  panniculum  de  eumisia  et  ligavit  oeulw 
tamquom.      36:   eontremuenint    —   aurgenaque  fehlt, 

7,  3:  lacrimarum  et  plorabo  die  nc  nocte  quia  louge  factua  est  toinui 
consolator.  Et  Maria.  4 :  quc  audiens  —  in  eternum  fehlt.  7 :  L't  ego  i 
et  andivi  omnia  quc  tota  illa  nocte  facielinntur  scilicet  ülusiones  blasfemias  d 
contumelias  quas  iilio  mco  infcrebant.  Et  cum  negasset,  10;  cui  cum  — (Ja- 
mane  fehlt.  11:  kariaairoa  domino,  taoi  miscrahiliter  Iractatnr  filins  tum  quoJ 
nuÜDB  explicare  potesL  Et  cnrrcns.  13:  Anahelmus  —  pertransirit  fddt. 
17:  vidubam  desiderabilem  vnitum  sputis  Judoorum  maculatum  et  crines  düv 
nialOB.  Et  ejulans  et  plorans  et  alta  voce  clamuna  dixi.  39 :  dJco  vobia,  nd*- 
bitia  celum  apertum  et  Hlium  hominis  sedentem  a  dextria  dci.  Tunc  princepa- 
.35:   et  quorura   —    paverat  fehlt. 

8,  1  :  de  regno  suo.  Jlicaus  antem  tliiit  regnuin  meain.  7: 
RvBpomlit  Tylatus  quid  est.  9:  Tiitena  cum  dampnatum,  retiilit  i 
dieeuB  Pecvari  tradcna  sanguioem  juatuni  et  abiens  laqueo  se  suspendit.  Jit 
antcm  Pjistus  ad  principes  sacerdotuin  et  ad  lurbas  'Nullam 
in  homine  isto.'  At  illi.  14:  doccna  —  iucipiens  feAll.  16:  qu'ui  —  üHl 
diebns  fehlt.  17:  erat  antcm  —  co  ficri  fMl.  24:  hac  Corona  —  cor« 
feUt,  28 :  ainJci  Heroiles  et  Pflatos.  Pilatus  aulcm  volebat  dimiltere  J 
at  illi  pelcbaut  Barraban  diceiiteB  'tolle  et  dimitte  Borraban,  rt  Glain»1w4 
'crncifige,  cmcifigG  eum.*  Hie  vcro  diiit  'quid  ciiim  malt  fecilV  Nidlam  c 
morUa  Invenio  in  hoc  homine;  corripinm  ergo  illnp  et  dimjtlam.'  At  Uli  Ih 
■tubant  vocibuB  magnia  ut  criii:i<igrrutur.   l'ior  autt>n<  P^'l-ti  miBit  ad  com  dicci 

9,  ti:  AnBhellnUB  - —  quasi   Icproius /sAi  wi«i    Onini*  • 
qni  «e  ttgem  facil  in  co  con'             '-THid.'  *  '1 :  rt  gU> 


UTTEKATUil:  HüUADi:,  LNTKÜKüüATlO  6ANCTI  ÄNSHELMI. 


ero    tradidit  voluntuti 

ibit   —  crucifigeretui'  fehlt. 


eornm  /chlt.  28:  carcerem,  Jbetum  ^ 
i.  Quid  factum  fuit  poütea?  33:  ut  sc 
I  Lacas  Buribit  fthll. 

10,  4 :    unde  Lucas  —  turba   populi  feJdt. 
,  id  est  in  me,   iu  arido  quid   dct,   Lac  est  in  saucÜB  meis?    Ducebuntur. 

[  eom  autem  —  qiiumvis   oiuuium    uonteinptat    habcatur  fehU.       24:  lucum 
,   DudAvi-ruiit  eum   totaliter.       30 :   Iraieratit  et  uUvum   aimilem   incusac' 
I  ita  qood  omnia  membra  i3t  ossa  appatebaut,  ut  impkrctur  illud  in  psalmo 
meraverunt   omuia    O&sa  raea.'    Cum  audircm  aouum   inalleoruin   et   viderem 
liter  manus  et  pedca  ejus  confixurunt,  iterum  gtadiuti  Symeouis  e 
Szit. 

11,  3:  quasi  lintenm,    qua  totum  «anguincm  de  manibus  et  podibiu  Gli^n 
I  deQuentem   suscepi,   et  fuit  veetis.      10:   similiter  et  —  Iscael   est  desceadt 

14:  tUQC  matri  potuil  —   liliua   ilei  sum  micbique   coupatere /e/i^£. 

Von  Z.  24  UD  eathält  uua  uuscrc  Hs.  einen  breit  aufffcfiibrten  Plaucti) 

;.  Nach  dem  Schade'schea  Texte  würden  v.  930— 1008  de»  niederdeutathea 

bchtea    ala    eine    selbständige   Zuthat   Uea  Dichters    erscbeiueu,   nüLrcnd    ditt 

Evallitiodige  An liattBp unkte  flir  den  bctreS'enden  Passus  dea  Gedichtes  bietet. 

'  PltinctuB  Uariao    ist  iiicbt    obne    diebterinube   Schüuheit    und    möge    bier 

r<&ieii  PUts    linden,     eiunial    zur  Vervollsläudigang    unserer   Nuchricbt    über  die 

I  Uipciger  Ha.,    und   aodanii    um    eine  Vergleicbung  mit  den  lateioiBcbeu  versi 

liöwten  MaricDklagen ,  wie  Mone  Schauspiele    des  Mittelaltörs  1,  37  tF,    deren 

ptbeilt  hat,   für  Ändere,    die  ein  Interesse   daran   haben   niÜgen,   zu   ermög* 

.  Derselbe  lautet: 

Stsbam  juxtu  cruceui  nierore  plenu  quia  ei  Boiaeiuiu  ferre  nou  potui,  et 
mant  inecum  mnlieres  a  quibus  vel  deoiorttia  susleutabar.  Unde  ego  videns 
pae  Tiden«  me  plus  dolebat  du  me  quam  de  sc  Aspieiebam  ego  in' 
Tdii  rt  misern  dotninuui  raeum  et  filiuin  meuni  in  cruee  pendcntom  et  morte 
lurpissima  morieutem,  tantaquc  Iristicia  et  dolore  vexabar  quod  non  pUBset  ex- 
plicari  seraione.  Nee  miruni:  discurrcbat  enim  tiunguis  ejus  ex  quatunr  partibus 
irrigautibus  undis,  liguo  manibue  et  pedibua  affixia.  Du  vultu  ijjius  pulcritudo 
efSoicrat  omnia,  et  qui  fuerut  pre  ülii»  hominum  speciosus,  faetus  est  omni 
inilecDTUB.  Videbam  quod  implebatnr  ülud  proplieticum  in  eo  Vidimus  euni  et 
DOD  erat  aspectus  et  non  erat  ci  specics  neqtie  decor,  quia  vultum  ejus  iui- 
'laorum  fedaverat  livor.  Isic  erat  micbi  dolor  maxlmua  quia  vidtbaui  me  dem 
I  quem  genueraui  nee  supercrat  alins,  et  ideo  non  paterat  in  me 
i_  dolor  meuB.  Vox  penitua  p^rienit  oinuiu,  set  dabam  gemitus  ut  sutipiria 
.  Yolebam  loquj,  set  dular  >urba  rumpcbat  quia  verbum  inentc  conceptujii 
d  formncioncm  oria  pretenderet,  impcrfcctuni  non  modicu»  dolor  coidi« 
,  Videbam  morientem  quem  diligit  unima  mea,  et  tota  liquefiebam  prc 
ungustja.  A«picicbat  et  ipse,  ut  est  bcnigniesimo  voltu,  me  matrem 
I  et  verbis  pauuia  voluit  me  eonsolari,  set  consolari  non  potui  (sie). 
1  diceiido:  Fili  nii,  fili  mi,  ve  mich!,  ve  michi,  quja  micbi  det  ut  moriai' 
?  O  mieern  quid  faciam?  Moritur  Ülius:  cur  non  moritur  secum  mestisBiiiia 
'  Pill  mJ,  fili  Uli,  amor  uniue,  fili  ditleiBsime,  noii  me  derelioqncre,  jiost 
!  me  ad  te  ipsum  ut  ego  moriar  tecum;  male  boIub  morieris,  tecilm 
p^matur  iata  tua.  genitrix.  0  mors  miaora,  noU  miehi  parcero,  tu  ntliLtu 
1^  pUces.  Extrshe  r'irea,  trucida  malrem,  mattem  nmyA  üam  Wto  -^fefvint. 


234        LITTERATUR:  SCHADE,  INTERR06AT10  SANCTI  ANSHELML 


Fili,  dolcor  nnice  *),  singulare  gaudium,  vita  anime  mee  et  omne 
ut  ego   ipsa   nunc   moriar   tecum  que  te  ad  mortem  genui.    0  fiU, 
miseram  et  exaudi  preccm  meam,  decet  enim  filiam  exandire  matrem  desolatOL 
Ezaadi  me,    obBecro,  et  in  tuo  me  suscipe  patibulo,   at  qai  iina  Tita  TixemU 
et  uno  «e  amore   dilexcrunt,  ana   mortc   pereant.  *^)   0  Jadei   miaeri,   o  Jidä 
impii,    nolitc   michi   parcere  ex  quo   natum   meum   unicam   cnicifigitia':    et  mt 
cmcifigite   aut   alia   qaacamqne   seva  morte  perimite  ut  tantnm   cum   filio  met 
simul  finiar,  male  enim  solus  moritur.  Cur  ergo  post  filium  mater  Tirit  in  dokn! 
O  mors  miscra,  non  parcis  proli,  non  parcas  et  michi,  ta  michi  soli,  o 
esto  seva:  tnnc  summe  gauderem  si  mori  possem  cum  filio  meo  ac  Chriato 
Duice   est  mori  misere,    set  mors  optata  recedit.    Melius  michi  est  morte 
quam  Titam  ducere  mortis,  set  fugit  a  uie  misera  et  me  infelicem  relinqnit  eii 
inultum  nunc  mors  optata  esset.  0  fili  carc,  o  benignissime  nate  misere  matm^ 
suscipe  preces:  desine  nunc  matri  esse  durus  qui  cunctis  semper  fiiiati  benigam 
SuBcipe  matrem  tecum  in  crucem  et  vivam  tecum  post  mortem  semper.  Nil  Ten 
dulcius   est  michi  quam  te  amplexato  in  cruce  commori  tecum,   et  niehil  ccrte 
amarius  est  quam  viyere  post  tuam  mortem.  Tu  michi  pater,  tu  michi  sponsv» 
tu  michi  filius^  omnia  tu  michi:  nlmc  orbor  patre,  riduor  sponso,  deaolor  prok^ 
omnia  perdo.  0  fili  mi,  ultra  quid  faciam?  Ve  michi,  ye  michi,  fili  mi!  Quo  rad» 
carissime **^jy  ubi  me  vertam  dilectissime,  quis  michi  solaciuin,  quia  michi  consiliiai 
bubsidiumque  prestabit,  benignissimc?  Fili  dulcissime,  omnia  poasibilia  tibi  snC:  1 
si  non  vis  ut  moriar  tecum,  michi  saltem  relinquc  aliquod  benigne  coDailium.*  Tue  1 
filius  mcus  jam  anxius  in  cruce,  oculis  et  vultu  michi  annuens,  de  Johanne  tu 
qui    patieus    erat  et  multum  tristis  et  semper  plorans    Mulier,    ecce  filius  ton 
ac  si  diceret     0  mater  dulcissima,  moUis  ad  flendnm,  mollis  ad  dolendami  ti 
scis  quia  ad  hoc  veni  in  mundum,  de  te  camem  assumpsi,  ut  per  emcit  n^ 
plicium    salvarem    genus    hamanum.    quo    modo    igitur   implebnntor   scriptare? 
Scis  enim  quia  oportet  me  pati  pro  salute  humaui  generis.  Die  namqne  teröi 
rcsurgam,  tibi  et  discipulis  meis  patenter  apparens.  Desine  flere,  depone  doloreo^ 
quia  ad  patrem  vado  et  ad  gloriam  pateme  majestatis  percipiendam  conacendo. 
Immo    congratulari    michi    quia   nunc    inveni    ovem    erroneam    quam    tarn  longo 
tempore  perdidi.  Moritur  unus  ut  inde  reviviscat  totus  mundus.  Unius  ob  meri- 
tum  cuncti  perierc,  minores  cuncti   salvantur  unius  ob  meritumt).  Qaod  placct 
deo   patri,    quomodo   tibi    displicet,    mater   dilccta?    Caliccm  quem  dedit  mtdU 
pater,    non  vis  ut  bibam    illum?    Noli  flere  mater,    noli  plangere  speciosisnma 
mater:  non  te  desero^  non  te  derelinquo,  tecum  sum,  tecum  ero  omni  tempors, 
scilicet  si  secundum  camem  subjaceo  imperio  mortis,  secundum  diTinitatem  ma 
fui  et  ero  immortalis   et   impassibilis.    Bene   scis   unde   proceasi    et   unde  veni: 
quaro  ergo  contristaris  si  illuc  ascendo  unde  descendi?  Tempus  est  ut  reTcrtar 
ad  cum  qui  me  misit.  Et  ego  quo  yado,  non  potes  modo  venire,  venies  autea 
postea.    Interim  Johannes   qui  est  nepos   tuus,    reputabitur  tibi  filioa  et  caram 
habebit  tui  et  ipse  erit  tibi  solacium  fidele.'  Iterum  Johannem  intnitna  ait  'Eeee 
mater  tua:  ei  servias,  curam  illius  habe,  eam  tibi  commendo.    Suscipe  matren 


*)  S.  Mone  p.  46  v.  98.  **)  Hier  und  in  don  folgenden  S&tzen  schimoien 

deutlich  erkennbar  die  Verse  eines  mir  übrigens  unbekannten  Planctus  Mariae  im  Vers- 
maß des  Stabat  mater  durch,  etAva:  una  vita  qui  vixerunt,  uno  amore  dilexenmt,  noi 
morte  pereant ;  vgl.  auch :   meo  sim\\\  i\i\\KT ;  t(\aV>  hq\\]a  TOL^ivtax  \  mors  optata  reeedit: 
fii^t  a  me  misera,  '**)  Vg\.  die»eii  Vaaavxa  )qc\  ^^tkft  ^.  ^  n,  V^  ^,  WlSn 

iHsiichon. 


UTTERÄTUR:  IVAK  AASEN,  NORSK  OBIIBOG 


235 


m,  immo  magis  suscipe  meam.  Hec  paDca  verba  diiit.  Johnnnee  autum  et 
I  Ucrimaa  fandere  non  ceMabiiinus;  tacebftmus  ambo  quia  prc  dolore  loqui 
1  poteramuH.  Andit^bamu«  Christum  loquentom  voce  tbucsl  et  ipsam  vide- 
Diia  paalHtim  morienteai,  nt:u  ni  poturamua  respondere  verbuni  quia  videbamaa 
n  JUD   qaaai   mortuain.   Erat  aulem   hora  sexta   etc.   (Schade    11,   37.) 

11,  S9;  vocat  iete.  Et  dtcebant  äinite,  videamUE  si  veniat  Heimat  et 
■ret  enm.  )  Poat  bec  scieus  Jhesiis  quia  otnnia  conmmmata  sunt,  dicit 
:io.      33:  in  hac  oommendacione  ^  in  finem  Betuli  fehlt. 

12,  3:  et  eieuntes  —  upparucrunt  multie  feJill.  5:  soli  Judei  autcni 
leri  induraverant  corda  snn.  Stnbant  antem  omoes  noti.  20:  tane  gandium  — 
ifeutonem   et  autiafaccionem /<A^f.      ST:   quantum   Bi   —   unicas   easet /e/ilf. 

;  juiait  corpus  dari  Joseph.  Qaod  cam  Juaeph  deponcrct,  stabum  cgo  eureuin 
[Hcieiis  nt  cum  brachium  aolveret,  ogo  tangorem  et  dooBciilarcr,  quod  et  feci. 
:  Cöram  mc  rideo.  O  quid  fecisti,  tili  kariaalme?  Quave  te  Judei  tain  cmde- 
r  cmcifixrniQt?  In  gremio  mco  te  mortuum  t«neo:  Iriatiasima  matcr,  fili  mi, 
d  foctet?  Vp  michi,  fili  mÜ  Ve  michi,  fili  mi!  Ubi  eet  tuntiim  gaudium  quod 
BAtivitate  tuH  habai?  Ve  michi,  in  quantatn  triatitian  et  dolorem  veraam 
gsadiuni  moum!  Die  dli  dulcisBime,  amor  nnice,  vita  animc  inee,  amor  oninie, 
^are   gaudium,   imicum   solaciuDi,   quare   tne  dimittia   aic   in   doluref**) 

13,  1:  venit  et  —  eonBimilitadinem  eoniarmai&t\vr  fehlt.  {) :  Dumqaaro 
[omm  penam  paaauB  fiiiBset,  quinque  tarnen  vulnern  que  reservaturua  est  in 
n  jndicti,  fcmanaerunl.  Von  hier  an  fällt  der  Schreiber  atw  der  Rollu;  was 
ii  folgt,  berichtet  er  ineist  nicht  mehr  in  der  ersten,  sondern  in  der  dritten 
lon:  de  quo  matcr  et  diacipuli  non  modicum  fucrunt  consolati.  Et  cum 
eph  et  NychodeuiuB  dominum  aepelire  vcUent,  heata  virgo  eum  magno  merurc 
itsbne   corpua   teauit  et  aepelire  non   permiBiI   dicens    0   karissimi  mei,   nolitc 

0  bm  cito  tradere  eepultare.  Date  illam  miaere  matri  aue  ut  habeam  illum 
lern   defonctun].   Set  ei  illum   deponilia  in  sepiilcrum,   me  mieeram   aepelite  cum 

***)   qnia   paat   illum  scmper  male  habcbo.     Uli   poncbant  Chrialum   in   tum- 

D,   et  illa  trahebat   illum   ad   ae  ipaam:   illa  volebat   eum   retincre.   et  illi  vole- 

it    eDm    tradere    icpullurc,     et    aic    erat    hec   pia    lia    et  contentio    inter    cos. 

nea   tarnen   aic   amare   fleltant  ut  vix  qiiisque   eorum  ad  plenum   posaet   rerba 

''%m«re.    Videbant  marrcm   omni   aolacio   vd   roboru   deatitutam ,    et  super   illam 

iwiiu   dabant   planctiira   qu&m   super  dominum  suum  exatinctum:   mHJor  erat  illja 

'lolor  de  niatris  dolore  quam  de   dumini   sui   mortc.   Cum   nutem.   licet  ipa.i   mul- 

_tDiii  renitente,  in  scpulcrum  positus   fuiaact,   ad  eum   intrare  roluit,   aet  prohibita 

sepulcrnm   te.   proatravit  f),   et   cum   eatu   Johannes.      31;  Jude!  antem   — 

1  ono  denario  vendiderunt  fthli. 
LEIPZIG,  im  Juiuar  !87r.  KARL  SCHRÖDER. 


Hrtk  Ordbog'    af  Ivar  Aasen.    Anden   forögede   Udgave  nf  Ordbog  over   del 
nonke  Polkesprog.  Chriatiania,  Mailing,    1S71    und  fgg. 

:  Aaaen    ist    bekanntlich    eine   Specialität    ganz    eigen  th  Um  lieh  er  Art. 
t  im  vollsten  Sinne  dea  Wortes,    bat  er  die  Sprache  dea  Volk«,  ans 


'*)  Vgl.  V.  1123  fi.  Am  Qiei\t\iVGi.         **'^'**- 
tl  Vgl.  V.  Hfib— IWi  Am  G»Ä>t\.M*. 


236 


LITTEKATUR;  IVAK  AASKN.  NORSK  ORDBOr,. 


dem  er  hervorgegangen,  xum  auaschließliebeii  Gegenstände  seiner  Stadien  gf 
macbt,  nud  diese  Studien  durch  grändliches  Eingeben  auf  die  Spr  acbgeschicbli 
aUinälich  eo  sehr  vertieft,  däü  er  unbedenklich  noter  den  Oruminntikera  mä 
Lexicngraphen  der  Gegenwart  eine  licrvorragcnde  Stelle  beiinapi-ticbeQ  dnrf-  Br 
iat  so  IQ  aagcn  der  Eriinder  der  neunoriregiBchen  Spruche,  indem  er  znoi  srtten 
Mals  die  nornrcgiäciicu  Volkadiulectc  in  ihren  Beziehungen  tintcr  sich  und  H 
der  altDordischen  Sprache  antersuchte,  die  principielle  Einheit  fc^tutellte,  »elefaa 
dicielbcn  nocb  immer  als  eine  eigenUiümücIie  Fortbildung  dieser  letttcren,  der 
isländiauhcn  und  fxringischeu  Mundart  parallelgeheud ,  aufziifRaseu  und  iei 
Btbwediacben  und  dtLitiachco  Sprache  gcgeniiberzuaclzeu  hcreclitigc,  endlieh  aneb 
die  Forderung  hieran  knüpfte,  daß  die  Schriltepraehe  Norwegens  selbst  darcb 
liurUckgehea  auf  ihre  Geschichte  sowobl  als  nuf  ihre  dialectliche  Gestaltung 
von  der  Herrschaft  des  Dünischen  sieb  zn  emaneipieren  und  wieder  nstioMl 
zu  macbcn  habe.  Auf  der  einen  Seite  ist  Auen  hiernach  recht  eigentlich  der 
Vater  der  norwegischen  „Ma als) ruber. "  d.  b.  jener  so  überaus  riihrigen  tad 
regsamen  Partei,  welche  in  aller  Eile  eine  neue  norwegische  Scbriftsprnelis 
oonstruieren  möclile,  and  nclchc  in  dem  bu  früh  verstorbenen  Astsniand  Olafsen 
Vinje  eines  ihrer  begabtesten  HUupter,  und  in  der  von  diesem  redigierten  üeit- 
ecbrift  „Döleu"  ein  vielbesprochcneti  Organ  besessen  hatte;  auf  der  andern 
Seite  aber  greift  dessen  wissenscbaftüelie  Wirksamkeit  weit  über  die  Grenten 
Norwegens  hinaus,  und  nach  dieser  letzteren  Seite  bin  ist  des  Hanno  uult 
ikD  dieser  Stelle  am  Platz  su  gedenken. 

Die  beiden  Werke  Aasen's.  auf  welclieu  dessen  Bedeutung  Toranglwrisi 
beruht,  sind  bekanntlich  seine  Grammatik  und  sein  Wörterbuch.  Die  orftere 
cnobien  zuent  unter  dem  Titel  „Det  norsko  Folkesprogs  Grammatik^  im  Jahre 
184U,  das  letzter«  unter  dem  Titel  „Ordbog  nver  det  norske  Folkesprog"  im 
Jabre  1850;  beide  erregten  bei  ihrem  ersten  Auftreten  bereits  die  allgemeiM 
Aufmerksamkeit,  und  brachten  dem  Verfaieer  von  competentcii  Beurtheüem,  in* 
P.  A.  Htinch,  Teiche«  Lob  ein,  aber  doch  beruhten  beide  um  so  mehr  arf 
unvollständigem  Mati-rrnJe,  als  der  Verfasser  mit  großer  SelbstverU-tignnng  U 
dem  kritischen  Grundsätze  festhielt,  keine  Daten  auftnuehmen.  von  deren  V<V- 
läfilichkeit  er  sicli  nicht  durcb  eigene  Et&hrung  überzeugt  iiatto.  Seitdem  bll 
derselbe  seine  Sammluiißen  towobl  als  seine  Studien  nnverdrowen  fortgeseM, 
und  uls  reife  Frudht  derselben  croehieu  bereit«  im  Jalire  1 1«64  eine  volUtändlf 
uuigi' arbeitete  Aiififtge  der  alten  Dialectgrammatik,  jetzt  unter  dem  neunn  Tltd 
nNorsk  Grammatik."  Jctit  sendet  der  unermüdliche  Verfasser  eine  neue  Bear. 
hrilung  des  Wörterbuches  uiicb,  gleichfalls  unter  einem  entsprechend  abge- 
änderten Titel,  und  auf  diese  mit  rin  paar  Worten  anfntci'ksani  zu  nachW 
siebt  sich  der  Unters,  veranluset,  nachdem  er  lange  geang  zugewartet  h4t,  ob 
nicht  eine  berufenere  Feder  sich   der  Saebo  annehmen   «erde. 

E«  sind  sei bstverstäud lieb  tniiiiehst  philologische  Interessen,  welchen  das 
W&rterbacb  zu  dienen  bestimmt  ist.  und  über  die  Vorzüge,  w«lehe  niieh  diAHT 
Seite  hin  demselben  in  seiner  nnnmebrtg«n  Gestalt  zukommen,  mögen  Pbiloh-gn 
iirtlieilen:  aber  auch  saehürhe  Udobrnng  ist  um  dem  Wtrku  in  reichstem 'Ma£c 
lu  schöpfi'91 ,  und  in  dieser  Iteiirhung  mag  bivr  Eüüicn  buncckt  wnrdcB,  m 
bein  Dntcbgcben  der  bisher  ei«cliienenvn  ücft^^^^^.  ^  .^XlSt. 
lui.    Eine  FBlle   ,       --   -  - - 


LITTERATUR:  IVAR  AASEN,  NORSK  ORDBOO.  237 

die  altnordische  Mythologie  von  Werth  sind.  Man  sehe  sieh  beispiels- 

das  Wort  „Alv"   oder   „Elv^  sammt   den   reichen  von   ihm   aas  sich  er- 

^beiiden  Zosammensetsongen  an,   oder  wieder  die  Worte  ^^Dverg,^   ,, Drang, ^ 

_-ka]I,  -tnss,  -kong,  «troll^  n.  dgl.  m. ;  wie  reiche  und  zugleich  wie  indi- 

^*^iiell   ausgeprägte  Züge   ans  dem  Leben  der  Eiben  und  Zwerge,    der  Riesen 

Gespenster  bieten  sie  nicht?  Die  anmittelbar  auf  die  Götter-  oder  Helden- 

anrückweisenden  Wörter,  wie  die  Bezeichnong  Baldurbraa  für  eine  Pflanze, 

«Bleiche   auch  auf  Island  den  gleichen  Namen  tragt,    Brising  für  ein  Lustfcuer, 

-•^h^^rtl  ein  Sonnwendfeuer ,  Amiod,  wie  im  Isländischen  amlödi,   für  einen  ein- 

Jl^ltigen  Menschen,    Bjarkemaal,    für  yeraltete   und    unverständliche  Redeweise 

^2*   dgl.  m.   waren   zwar   bereits   bekannt;   aber  für   den   neueren  Volksglauben 

■^■•det  man  eine  Reihe  der  schätzbarsten  Aufschlüsse,  die  bisher  noch  unbeachtet 

^^iblieben  za  sein  scheinen.  Ich  will  nur  Zweierlei  bemerken.    Für  Gespenster, 

in  der  Nähe  verrückter  Grenzsteine  umgehen,  wird  die  drastische  Bezeich- 

lyDeildegast^  mitgethoilt;   bei  uns  in  Deutschland   ungemein  häufig,  sind 

^'**cbe  Grespenster  der  isländischen  Volkssage  völlig  fremd,  die  Bezeichnung  als 

^^^^l^ft,"  die  auch   sonst  in  Norwegen  für  dergleichen  vorkommt,  erinnert  aber 

^^  «Itdentsche  Namen  wie  Arbogast  und  Albogast,  Salogast  und  Widugast,  und 

'^blte   somit  uralt   sein.     Die  Ausdrücke  Ghind,  Gandferd,  Gandfluga,  welche 

^^hon  in  der  altnordischen  Litteratur  ihre  Rolle  spielen  und  von  der  isländischen 

.^^^ksMge   bis   auf   den   heutigen  Tag  herab   festgehalten  werden,    belegt  das 

,^ärterbDch  gleichfalls,    jedoch   die   beiden   letzteren  nur  aus  den  nördlichsten 

y^iairken  Norwegens;    erinnert   man  sich  nun,    daß  gandr  und  gandreid  schon 

^^  Alterthume  ganz  vorzugsweise  den  Finnen  zugeschrieben  wurde,  und  ersieht 

^Hüi  andererseits  aas  Professor  Friis's  eben  erschienener  vortrefflicher  „Lappisk 

Mythologie''  (Christiania,   1871),  daß  Gandstav  und  GandsBske  noch  immer  zum 

^«nberapparate    eines    lappischen   Noaiden    gehören,    und    daß  Gandflaer   noch 

'^Uner  von  solchen  ausgeschickt  werden,  so  erhebt  sich  der  Verdacht,  daß  diese 

9%iuey  dem  übrigen  germanischen  Volksglauben  so  fremdartig  gegenüberstehende 

Z^nbergattung  arsprünglich  lappischer  Import  sein  möge.    Nach  einer  anderen, 

4ier  verwandten  Seite  liegt  folgende  Bemerkung.  In  einem  Aufsätze  über  islän- 

diache  Apokrypha,  welchen   der  13.  Jahrgang   dieser  Zeitschrift   gebracht   hat, 

ll«t  Bef.  ausgeiführt,  daß  die  im  Jahre   1781  zu  Hrappsey  gedruckte  Armanns- 

*%ga  ein  Machwerk  aus  spätester  Zeit  sei,  und  bei  dieser  Gelegenheit  auch  auf 

^ie  dorchaus  unislftndischen  Namensformen  Armaun,  Ulmann^  Dalmann,  Gr&mann 

^  derselben  hingewiesen  (S.  65.  66).  Die  beiden  ci-stgenannten  Formen  konnten 

^^hon   damals   auf  bestimmt   nachweisbare  Mißverständnisse  zurückgeführt  wer- 

4«n;  aar  Erklärung  der  vierten  verhilft  ihm  nun  unversehens  unser  Wörterbuch. 

£■  weist  nach,    daß  der  Ausdruck  Blaamann,  d.  h.  Schwarzrock,   in  einzelnen 

Qegenden  von  Norwegen  für  den  Bewohner  des  Küstenlandes,  und  der  Ausdruck 

Chnuunann,  d.  h.  Graurock,  umgekehrt  für  den  Bergbewohner  gebraucht  werde; 

tollte    nicht  von    diesem  Provincialismus    aus    die  Bezeichnung    als  Name   von 

Swggeistem  in  die  isländische  Sage  gekommen  sein?  —  Auffälliger  als  solcher 

■mythologischer  Reichthum  ist,  daß  gelegentlich  rein  sprachliche  Erklärungen 

^der  Parallelen  za  vereinzelten  Ausdrücken  in  den  alten  Quellen  sich  bieten. 

SkfSr  nur  ein  Beispiel.  In  der  Laxdsela,  cap.  31,  wird  von  dem  Ochsen  Harri 

pfählt,  daß  er  vier  Homer  gehabt  habe,  darunter  ein  abwärts  gerichtetes,  von 

^  e«  beißt:  ^|)at  var  bnuuivaka  hans."   Das  Wort  i*t  eVu  unttii  U-you.t'vöv^'V^^x 


238  LITTER ATUB:  A8BJÖRNSEN,  NORSKE  FOLKE-EVENTYR 

Aasen   aber  weist  die  Bezeichnang   brannyekja  für  die  niedersteii  EndcD  ci 

Rennthiergeweibes  aus  HalliDgdal  nacb.    Selbst  das  Recbtsgebiet  gdit  wM 

leer  aus.  Das  Wort  „Bumerke'*  ist  auf  GniDd  der  ersten  AusgalM  bereiti  iH 

Homeyer  in  seinem  Meisterwerke   über   die  Haus-  und  Hofmarken  Temckri 

worden,    and   der  Gebrauch   der  „Bodstikka**  kann   ebenfalls  nicht  gervte  d 

etwas    bisher  Unbekanntes    betrachtet   werden;    aber  auffallend    dmif  naa  i 

immerhin  finden,  den  „ Annfred "  noch  in  dem  Wörterbuche  genannt  m  mkm 

welcher  sonst  nur  aus  Verordnungen  aus  dem  Ende  des  13.  vid  AwftmgB  i 

14.  Jhdts.  bekannt  ist,  oder  die  „Benkjargaaya"  als  eine  prOYincidle  Benid 

nung  der  Morgengabe  definiert  zu  bekommen,  während  in  den  Siteren  Urkndi 

und   Geschichtsquellen    die    bekkjargjöf   eine    etwas    räthselhafte    Rolle   spiel 

Noch  Mancherlei    ließe    sich    hervorheben,  was    allgemeineres    cultnrhiatoiiscli 

Interesse  hätte,  wie  z.  B.  die  auffällig  große  Zahl  deutscher  Worte,  welche 

die  norwegische  Volkssprache  übergegangen  ist,  oder  die  yielfache  spradilid 

Aufklärung,  welche  diese  letztere  umgekehrt  einzelnen  dunklen  Wnnebi  unser 

deutschen  Volksdialecte    gewährt,    wie   denn   z.  B.    unser  Loekmf   f&r  S^ 

„Beckerl,  Beckerl^  in  dem  norwegisch-isländischen  bekri,  bekre  ==  Widderi  sdi 

Erklärung  findet  u.  dgl.  m.    Um  nicht  zu  weitläufig  zu  werden,   mag  indea 

mit  einer  Bemerkung  geschlossen  werden,    welche    auf  einen  Mangel    da  n 

trefflichen  Werkes  aufmerksam  zu  machen  sich  erlaubt.  Der  hochverdiente  l 

Verfasser  gibt   genaue  Nachweisungen   über  das   örtliche  Vorkommen  der  t 

ihm  verzeichneten  Worte   in   der  G^enwart,    und   er  verweist   auch   punktf 

auf  die  ihnen  zu  Grunde  liegenden  älteren  Wortformen.  Aber  nicht  das  nmidfl 

wird  von  ihm  für  eine  Verknüpfung  der  beiden  Extreme  g^than,  also  für  e 

geschichtliche  Verfolgung  des  einzelnen  Wortes  durch  die  verschiedenen  Perio^ 

der  Sprachgeschichte.   Für  ausländische  Worte  wäre   interessant  die  Zeit  ik 

Eindringens   in  Norwegen   fixiert  zu  sehen;    aber   auch  hierum  nimmt  sich  ( 

Verf.    nicht   an.    Nun   ist   allerdings    richtig,    daß    solche    sprachgeschicfatiic 

Ezcurse  nicht  strengstens  in  das  Bereich  eines  Wörterbuches  der  gegenwarCif 

Volkssprache  Norwegens   gehören;   aber   könnten  sie  nicht  dennoch  ebenso  | 

in  dasselbe  aufgenommen  werden,  wie  Schmeller  solche  seinerzeit  in  sein  Bau 

sches  Idiotikon  y   oder  wie   unser  Verf.    selbst  die  altnordischen  Wortformen 

das  seinige  aufgenommen  hat?  K.  MAURER. 


Honke  Folke-Eventirr,  fortalte  af  P.  Chr.  Asbjömsen.  Ny  Sämling  (i 
Bidrag  fra  Jörgen  Moes  Reiser  og  Optcgnelser).  Christiania,  i  Kommiü 
hos  Jak.  Djbwad,  1871;  VIII  und  248  SS.  in  8®. 

Asbjomsen's  und  Moe's  norwegische  Volksmährchen  sind  vor  gerade 
Jahren,  nämlich  in  den  Jahren  1842 — 43  zum  ersten  Male  an's  Tagesli 
getreten,  dann  aber  im  Jahre  1852  in  einer  zweiten  und  vermehrten  Ausg 
wieder  erschienen.  Beide  Male  war  eine  Fortsetzung  derselben  in  Anssicht 
stellt  worden;  aber  bis  in  das  vorige  Jahr  hinein  blieb  diese  Aussicht  a 
in  gleicher  Feme,  und  eine  im  Jahre  1866  erschienene  dritte  Aasgabe  brai 
nur  zwei  neue  Stücke,  ließ  dafür  die  Einleitung  und  die  Anmerkungen,  wd 
die  zweite  Ausgabe  begleitet  hatten,  weg,  und  vertröstete  bezuglich  der  weite 
FortBeUuDg  neaerdingt  auf  die  Z^kkunSL  Bo^i^^i  ii%x  ^«t  X«c€aaaer  tiots  i 


UTTERATUR:  A8B JOHNSEN,  N0R8KE  FOLKE-EVENTYR.  239 

Überhäufiing  mit  Amtsgeschäften ,  die  seine  StelluDg  als  Forstmeister  mit  sich 
Iningt,  und  trotz  aller  populären  sowohl  als  wissenschaftlichen  Tbätigkeit,  welche 
dessen  eifriger  Betrieb  der  Naturgeschichte  mit  sich  brachte,  fortwährend  für 
die  Sagenforschung  thätig;  seine  „Norske  Huldre-Eventyr  og  Folkesagn*'  er- 
schienen in  wiederholten  Auflagen,  erst  1845  und  1848  in  xwei  Bänden,  dann 
1859  und  1866  ebenso,  endlich  1870  in  einem  Bande,  und  nicht  minder 
brachten  yerschiedene  Gelegenheitsschriften,  wie  zumal  einige  Jahrgänge  Ton 
aJnletraeet,*'  einzelne  Mittheilungen  über  norwegische  Sagen  und  Mährchen  yon 
•einer  Hand.  Jetzt  endlich  wird  das  alte  Versprechen  eingelöst,  und  wir  er- 
halten eine  zweite  Sammlung  der  Volksmahrchen,  welche  zum  Theil  aus  schon 
früher  gelegentlich  herausgegebenen  Stücken  >  zum  Theil  aber  auch  aus  bisher 
angedruckten  besteht.  Referent  begrüßt  mit  Freuden  diesen  neuen  Beitrag  zur 
Kunde  der  norwegischen  Volksüberlieferungcn ,  und  kann  sich  das  Vergnügen 
lüdit  yersagen  desselben  in  der  Germania  Meldung  zu  thun,  obwohl  allerdings 
gerade  sein  Beruf  hiezu  in  Frage  gestellt  werden  könnte. 

Vergleicht    man   diese   zweite  Sammlung,    welche   ebenso  wie   die    dritte 

Ausgabe  der  ersten  Ton  Asbjömsen  allein  besorgt  worden  bt,  mit  dieser  letzteren, 

ao  wird  man  sich  vielleicht  auf  den  ersten  Blick  etwas  enttäuscht  fühlen.    Die 

2ahl  der  Nummern^  welche  diese  zweite  Sammlung  aufweist  (45),  steht  nämlich 

«war  der  der  ersten  Sammlung  (60)  ziemlich   gleich,   und   gleich  geblieben  ist 

akh  auch  die  saftige  Frische,  und  zumal  der  köstliche  Humor  der  Darstellung; 

aber   doch   sind  Erzählungen,    wie    etwa   die  verschiedenen   von  „Askeladden" 

«der  von   „Smeden^   som  de  ikke   turde  slippe  ind  i  Helvede,^  von  „Kvsemen 

som  maier  paa  Havsens  Bund,**   oder  von  „Jomfruen  paa  Glasberget^   u.  dgl.  m., 

ErsShlaogen,  welche  auf  den  alten  Götterglauben  zurückweisen,  oder  umgekehrt 

^g^myii^    verbreitete  Sagenstoffe    in   einer   unerwartet    neuen    und    durch    und 

dorch  norwegisch  nationalen  Gestalt  reproducieren,  hier  in  weit  geringerer  Zahl 

vtttreten   als  in  der   kostbaren,   vielberühmten   ersten  Sammlung.    Bei  einigem 

Kachdenken  wird   man   sich  indessen  diesen  Umstand  sehr  einfach  zu  erklären 

wissen.    Die  Zahl   der  bestimmt  ausgeprägten  Mährebenfiguren,   die  Zahl  auch 

der  auf  sie  bezüglichen  Erzählungen  ist  bekanntlich  von  vornherein  eine  ziem- 

Beh  eng  begrenzte.  Nun  hatte  bereits  die  im  Jahre  1852  erschienene  Ausgabe 

der  ersten  Sammlung  auf  zwanzigjährigen  Nachforschungen  beruht,   und  waren 

demnach   damals  schon  die  weitaus  meisten  Sagenstoffe  den  Sammlern  bekannt 

geworden,    selbstverständlich   auch   gerade  die  schönsten  und  werthvoUsten  Er- 

lUilnngen  von  ihnen  bereits  für  ihre  erste  Veröffentlichung  ausgewählt  worden ; 

ebe  noihwendige  Folge  hievon  ist  aber  die,  daß  für  die  zweite  Sammlung  nur 

du  minder  Werthvolle  unter  den  älteren  Materialien,   dann  eine  minder  reich- 

fiehe  Nachlese  aus  späteren  Jahren  übrig  blieb.  Der  Verfasser  hat  es  mit  vollem 

Beehte  verschmäht,  bloße  Varianten  bereits  früher  veröffentlichter  Erzählungen 

Hon   neuerdings   mitzutheilen ,    und  er  bat  damit   sicherlich   den   größten  Theil 

ieiner  neuerdings  gesammelten  Materialien  bei  Seite  zu  legen  gehabt;  einzelne 

tfaehzSgler,  dann  aber  zumal  auch  kleinere  Erählungen,  die  bald  auf  der  Grenze 

der  Legende,   bald   auf  der  Grenze   des  Schwankes   oder   auch  der  Thierfabel 

ateheui  bilden  den  Inhalt  des  nunmehr  vorliegenden  Bandes.  Aber  selbst  diese 

Nachlese   ist   noch  so  reich   an  vortrefflichen  Stücken,    daß    sie   den  Vergleich 

out  weitaof  den  mebten  Sammlungen  vollkommen  aushält  und  die  meisten  von 

ihitea    immerhin   noch   überragt;   wer  weniger   aui  m^^ÜioV^^A^Xi^  "os^^  ^mi^^^- 


240  LITTERATURI^ERICHT:  LITTE RATniGESCHICHTE. 

geschichtliche  Aasbente  geht,  und  mehr  anf  den  Genuß  Werth  kgt.  v 
die  Betrachtang  des  frischen,  sprudelnden  Yolkshumorcs  gewihrt,  wird  lii 
sogar  geneigt  sein,  dieser  zweiten  Sammlung  in  mancher  Bexielmiig  OMi  1 
einzuräumen.  Man  kann  nicht  leicht  eine  ergötzlichere  Greschielite  leMi  i 
Ton  „Bamse  Bra'kar'  und  die  unmittelbar  vorhergebenden  Tom  Binaol] 
andererseits  fehlt  es  aber  auch  nicht  an  alten  Bekannten ,  die  nn  ^ 
gnngen  in  norwegischem  Gewände  wieder  begrüßen  wird,  wie  s.  B.  nie 
Titel  ^Praesten  og  RIokkeren''  die  Sage  vom  Abt  von  St.  Galkn,  nta 
Titel  „Kjseresten  i  Skoven"  die  vom  Ritter  Blaubart.  „Hanen,  som  £üdtiB 
karret''  ist  aus  den  Grimm*schen  Kinder-  und  HausmSlirchen  ebenso  bi 
wie  „Ikke  kjörende  og  ikke  ridende",  die  „Venner  i  Liv  og  Dod*  erim 
einzelnen  Zügen  schlagend  an  eine  Legende,  die  Ref.  nach  den  blensk  t 
in  seinen  isländischen  Volkssagen  ]98 — 201  mitgetheilt  hatte,  and  .BJCB 
mod  Strömmcn'*  nicht  minder  an  ^Klipt  eda  skorid"  in  Jon  Amasoa'iUi 
|)j6dsögur  II,  S.  536  u.  dgl.  m.  Der  Forscher  wird  auch  in  diesem  Btade 
des  Stoffes  für  seine  Thätigkeit.  der  schlichte  Freund  des  Volksthnaßdi 
reiches  Maß  der  anziehendsten  Erzählungen  finden,  und  gani  gleidi^fi| 
den  sicherlich  Beide  dem  Herausgeber  Dank  wissen  für  die  schone  OalK. ' 
er  ihnen  neuerdings  wieder  bieten  mochte.  K.  11 AÜBER 


Litteraturbericht. 

(Fortsetzung.). 

Zu  einzelnen  Theilcn  der  Litteraturgeschicbtc  übergebend,  ervilii 
£.  A.  W.  Günthers  Deutsche  Heldensage  des  Mittelalteri 
nover,  Brandes.  1870)  zunächst,  damit  man  nach  dem  Titel  nicht  eii 
Stellung  der  Heldensage  erwarte;  es  ist  vielmehr  eine  Analyse  des  Inh: 
Gedichte  aus  dem  Kreise  der  Heldensage,  wobei  auch  die  nordischi 
Stellungen  berücksichtigt  sind.  Die  Analysen  sind  warm  und  leben 
sehrieben  und  somit  das  Buch  für  die  Zwecke  der  Schule  wohl  zu  ein 
Die  Abhandlung  von  R.  Foß,  zur  Carlssage  (Berlin,  Grartner.  1869 
ich  hier  aus  gleichem  Grunde,  weil  der  Titel  manchen  irre  fuhren  kl 
handelt  von  drei  aus  der  französischen  Karlssagc  entnommenen  Gredichten  1 
welche  der  Verf.  nach  den  Quellen  beleuchtet  und  erklärt.  Die  einleitm 
vorausgehende  Schilderung  der  Karlssage  im  Allgemeinen,  haaptsichl 
G.  Paris*  Forschungen  ruhend .  orientiert  ganz  gut  über  den  Gegenst 
Der  Geschichte  der  kirchlichen  Dichtung  in  Deutschland  ist  in  den 
Jahrzehnten  ein  sehr  eifriges  Studium  zugewendet  worden.  Neben  dem  b 
den  Werke  von  Ph.  Wackeruagel,  seinem  Deutschen  Kirchenliede  / 
ches  wir  demnächst  besonders  zurückkommen,  und  welches  eine  an* 
üehe  Fundgrube  ist  und  bleiben  wird,  nenne  ich  die  Geschieh 
Kirchenliedes  und  Kirchengesangs  von  E.  E.  Koch  (3.  Auf 
7.  Bd.  Stuttgart,  Belser.  1866 — 71).  Seiner  ganzen  Anlage  nach  ist 
eine  streng  gelehrte  Arbeit,  daher  auch  der  gelehrte  Apparat  nur  in  bescl 
Umfange  gegeben  ist.  Die  Zeit  von  der  Reformation  an  nimmt  begr 
w&§e    den   größten    Baum    ^*,    za   Wii   YAX^^u    ^\^  \^^<\«Ek   ^sn^tjen   1 


LITTERATÜRBERICHT:  LITTERATURGE8CHICHTE.  241 

btiiches  Altertham  and  Mittelalter,  nur  die  Einleitung,  die  etwa  die  Hälfte 
geraten  Bandes  ausfüllt.  Die  Anordnung  ist  im  Wesentlichen  eine  biogra- 
y  namentlich  in  der  neueren  Zeit,  und  hier  sind  auch  des  Verf.  Studien 
diger  und  tiefer,  hier  hat  er  überall  direct  aus  den  Quellen  selbst  ge- 
f  hier  beginnt  daher  sein  Buch  wirklich  verdienstlich  zu  sein.  In  der 
den  Periode  yennisst  man  diese  Selbständigkeit,  und  auch  mit  der  ein- 
jpgenden  Litteratur  ist  der  Verf.  nicht  genügend  bekannt;  so  kennt  er  nicht 
llbigers  Werk  über  die  Sängerschule  in  St.  Gallen,  citiert  von  Bertholds 
idigten  nur  Eüings  Ausgabe,  schreibt  Gottfried  von  Straßburg  den  Lobgesang 
Ton  dem  er  nur  v.  d.  Hagens  Text  anführt,  citiert  Joh.  Pfeiffers  deutsche 
■iiker  u.  s.  w.  Durch  die  eingeflochtenen  Lieder  und  Liedstellen  gewinnt 
Dantellung  an  Lebendigkeit,  und  so  bildet  das  Buch  jedenfalls  eine  an- 
^ode  Leetüre  and  verdient  Verbreitung  in  weiteren  Kreisen.  H.  M.  Schiet- 
^ra  GesckMkte  der  geistlichen  Dichtung  und  kirchlichen  Ton- 
ika t  (1.  Bd.  Hannover,  Rümpler.  1869)  ist  ebenfalls  in  nicht  gelehrter  Form 
«fust,  doch  zeigt  sich  der  Verf.  hinter  seiner  allgemein  verständlichen  Dar- 
Ixang  £ast  überall  gut  orientiert,  am  meisten  da,  wo  seine  Hauptstärke  liegt, 
dem  Gebiete  der  Tonkunst,  deren  Geschichte  er  schon  in  früheren  Arbeiten 
wng&ngliches  Studium  gewidmet  hat.  Ob  nicht  die  Darstellung  der  politi- 
i«  Verliähiiiaaa  «inen  zu  breiten  Raum  einnimmt?  Es  will  uns  so  scheinen, 
t  bei  emer  etwaigen  Fortsetzung  wäre  das  wohl  zu  bedenken,  zumal  da  die 
ichichtserzählung  nicht  in  einem  wirklichen  lebendigen  Zusammenhange  mit 
1  eigentlichen  Gegenstande  steht.  In  einem  der  Anhänge  ist  eine  Aaswahl 
tüicher  Dichtungen  ganz  oder  stückweise  in  Übersetzung  mitgetheilt.  Einen 
^cialbeitrag  zur  Geschichte  der  kirchlichen  Dichtung  enthalten  die  Litte  rata  r- 
Kträge  aus  St.  Gallen  von  £.  Götzinger  (St.  Gallen,  Huber.  1870); 
bieten  zwei  Abhandlungen,  Geschichte  des  ev.ingel.  Kirchengesangs  in 
Gallen',  und  die  Singgesellschaft  zum  Antlitz  in  St.  Güllen.  Nur  die  erste 
i5rt  in  den  Bereich  der  älteren  Litteratur,  es  iät  ein  Vortrag,  demgemäß 
populärer  Form,  und  auch  nicht  streng  au  das  Thema  sich  haltend,  doch 
d  auch  der  Litterarhistoriker  von  Fach  manches  anziehende  Dutail  darin 
len,  wozu  ich  namentlich  die  genauen  Mittheilungen  über  St.  Gallische 
mngb&cher,  besonders  über  das  Altherrsche,  rechne.  Die  zweite  Abhandlung 
för  den  Betrieb  der  Musik  und  Poesie  in  der  Schweiz  im  17.  und  18.  Jahrh. 
rreich.  Die  Geschichte  des  geistlichen  Schauspiels  behandelt  auf  Grund  strenger 
ellenfonchang  £.  Wilken  in  seiner  Geschichte  der  geistlichen  Spiele 
Deatschland  (Göttingen,  Vandenheeck.  1872).  Es  ist  damit  eine  wirkliche 
cke  in  unserro  wissenschaftlichen  Apparat  ausgefüllt,  denn  die  bbherigeu 
ntellnngsversuche  sind,  so  treffliches  sie  entlialton,  nicht  von  Männern,  die 
^rall  unmittelbar  aus  den  Quellen  schöpften.  Dor  Verf.  zerlegt  den  Stoff  in 
{ende  Abschnitte:  Weihnachtcjclus,  Ostercyclus,  Cyilen  des  spätem  Kircheu- 
rei  (Himmelfahrt,  Fronleichnani),  Legcndeuspiclo,  Eutwickeluug  des  geistlichen 
ielsy  Aufführung  und  Ökonomie,  Stellung  zu  Kirche  und  Staat,  nationale  und 
torgeschichtliche  Bedeutung,  Sprachliches.  Zu  dem  gewissenhaft  benutzten 
.terial  kommt  jetzt  noch  hinzu  das  Spiegelbuch,  welches  M.  Rieger  (German. 
,  173)  herausgegeben,  das  aus  Benutzung  verschiedener  geistlicher  Spiele 
rrori^egangpn.  Zu  dem  Künzelsauer  Fronleichuamsspiel  sind  nachzutragen 
nera  liitAeUungeD  im  Archiv  des  Vereina  f.  d    iv\Ttem\^T%.  Yt%s^^'&>  ^^  ^\ 


242  LFTTERATUBBERICHT :  LITTERATURGESCHICHTE. 

aach  wären  hier  zu  erwähnen  gewesen  die  wahrscheinlich  einem  Fronldchni»- 
spiel   angehörenden  Bruchstücke   eines  Spiels,  welches   den  Text  der  £i15mi| 
rerarbeitet  hat  (German.  7,  35).  Die  Benutzung  Ton  Ph.  Wackemagels  Kntk» 
lied  2,  341  —  376  ergibt  auch  noch  einige  Nachträge.  Zar  Litteratar  aber  fa 
Spiel    von    den   zehn  Jungfrauen    ist    nachzutragen  Kochs  Abhandlung   in  iv 
Zeitschr.  des  thüring.  Geschichtsvereius,  zu  den  Uerausgebem  außer  ScIomBv 
(vgl.  Grött.  GA.   1872,  Nr.  5)  auch  Stephan,   der  Herausgeber  des  Eisenacig 
Spiels  und  der  heil.  Katharina.  —  Auf  das  Gebiet  der  allgemeinen  Littente- 
geschichte  führt   uns  Delepierre*»  Schrift  La   parodie   chez    lea  Greci, 
chez  les  Romains  et  chez  les  modernes  (Londres  1870.  Trfibner).  Bier 
ist  ein  anziehender  Gegenstand  iu  anziehender  Form  behandelt,   wie  der  YoC 
schon  mehrere  (Histoire  des  fous  litt^raires  etc.)  behandelt  hat.   Im  MitteliHw 
spielt  namentlich  die  Parodie  des  Kirchlichen  eine  große  Rolle,  and  hier  ttt 
sich  dem  vom  Verf.  mehr  berührten  als  benutzten  Material  gar  vieles  beiflga. 
Die  Goliardenlieder,  die  aus  dem  Latein  und  der  Volkssprache  gemischten  Lied« 
(namentlich  deutsch-lateiui^.cbe,  wie  sie  Hofimauns  In  dulci  jubilo  gesammeh  hij 
bieten  hier  eine  Fülle  von  Stoff;   solche  Parodien  wie  die  des  Ave  Bfaria  nd 
Pater  noster  (German.   14,  405)    zeigen   den   nichts  heiliges  schonenden  Cber- 
muth    des  Mittelalters.    Auch   die  Umdichtung  weltlicher  Gesänge    in  gastliche 
gehört  hierher  und  hätte  Erwähnung  verdient.  Der  Verf.  hat  es  indessen  bai^- 
sächlich    auf   die  Darstellung    der  Neuzeit    abgesehen;    es  ließe    sich    aas  den 
mittelalterlichen  Quellen  eine  inhaltreiche  Ergänzung  dazu  schreiben.    In  mii' 
chem  berührt  sich  der  Gegenstand  mit  der  Doctordissertation  von  C.  Wendeler, 
de  praeambulis  eorunique  historia  in  Germania,   part.  I  (Balis  Saz.   1870], 
worin    zum   ersten   Mal  auf  Grund  des  reichen  aber  erst  unvollständig  bekamt 
gemachten  Materials  eine  geschichtliche  Darstellung  der  Priamel  gegeben  irad 
Der  vorliegende  1.  Theil  handelt  von  Wesen,  Namen  und  Ursprung  d^  Pritmd 
und  berichtigt  manchen  Irrthum  der  Vorgänger  (Schletter,  Rodler,  Bergmami^. 
Es  ist  zu  erwarten  und  zu  wünschen,   daß  der  Verf.  den  Gegenstand  auch  ia 
deutschem  Gewände    behandeln   uu'i    uns  in  Verbindung   damit   eine    mSgfichct 
vollständige  Ausgabe  der  altdeutschen  Priameln  geben  wird;  eine  solche  Sibb- 
lung  wäre  eine  reiche  Quelle,  die  den  Humor  und  Witz,  freilich  aneh  die  Üa- 
flätigkeit   der   alten  Zeit   trefflich  veranschaulichte.  —    Für  die  Gescbichte  der 
Fabeldichtung  bedeutsam  istH.  Oesterlej's  Romulus,  die  Parapbrmaen  da 
Phädrus   und    die  Aesopische  Fabel  im  Mittelalter  (Berlin,  Weidmann.  1870), 
worin    der  Einliuß    der  Fabelsammlung    des  Romulus    auf  die   mittelalterüekea 
Fabeldichtungcn  in  den  Volkssprachen,  namentlich  in  Deutschland  und  Frtnk- 
reich,    nachgewiesen  wird,    an  Marie  de  France,  Gerhard  v.  Minden  nnd  den 
ungenannten  Dichter,    von    dessen    Fabeln   Hoffuiann   v.  Fallersleben  eine  Aus- 
wahl im  nd.   Aesopus     wovon  später)  gegeben  hat.  Die  sorgfältige  Tabelle  aaf 
S.  XXXI  ff.  zeigt  genau  daä  Verhältniss  des  lateinischen  Textes  in  alleo  drei 
Bearbeitungen.    Für   die  Kritik    de^  Originalü    ist    durch  Benutzung   gnter   oad 
alter  Quellen  eine  solide  Grundlage  geschaffen.   Einen  beachtenswerthen  Beitrag 
zur  Fabeldichtung    gibt    auch  G.  Dietzel    in    seinen   Bausteinen    zar  Ge- 
schichte  der    deutscheu  Fabel  «Programm  des  Vizthumschen  Gynuias.  sn 
Dresden    1871).    Die    mittelalterliche  Fabel    zwar    ist    hier  nur  kurz  behandelt, 
aber  es  ßodeü    sich    darin  viele   tieffeuvl^i  uud  ^\ite  Bemerkungen  3ber  Wesei 
f  Oeachicbte  der  Fabel  überbaupl  und  'ü\k«i  ^^  YiXk^^^\3a&%  ^\ 


LITTERATITRBERICHT:  CHRESTOMATHIEN.  243 

it  —  Eine  höchst  wichtige  Arbeit  für  die  Geschichte  der  NoTellenlitteratur 
ft  H.  Oesterlej  unternommen  durch  seine  Ausgabe  der  Qesta  Rom  an  o- 
LjBy  woYon  der  erste  Fascikel  (Berlin,  Weidmann.  1871)  yorliegt.  Er  enthält 
B  einleitenden  Untersuchungen  und  den  Anfang  des  Textes.  Die  Arbeit  bemht 
tf  der  grfindlichsten  Erforschung  der  außerordentlich  zahlreichen  and  weit- 
ntrenten  Hss.  und  alten  Drucke.  Die  Einleitung  gibt  über  die  rerschiedenen 
Beensionen  erschöpfende  Nachricht  uud  gelaugt  zu  dem  Resultate,  daß  das 
''erk  in  England  nicht  später  als  im  Anfang  des  14.  Jahrhs.  verfasst  ist. 
Ir  begrüßen  freudigst  diese  bedeutende  Arbeit  und  sehen  ihrer  Vollendung 
h  Spannung  entgegen.  Wegen  der  theilweisen  Verwandtschaft  des  Stoffes 
Uleße  ich  an  des  Freih.  v.  Tettau  Abhandlung  über  einige  bis  jetzt 
■bekannte  Erfurter  Drucke  aus  dem  15.  Jh.  (Erfurt,  Villaret  1870), 
1  60  Separatabzügen  aus  den  Schriften  der  Ei'furter  Akademie.  Es  sind  fol- 
snde  Sagenstoffe,  welche  aus  Anlaß  alter  Drucke  eingehend  und  gründlich 
Bhandelt  werden :  die  Königin  von  Frankreich,  der  König  im  Bade,  der  Möringer, 
■r  Oraf  von  Savojen;  den  Schluß  bildet  der  Abdruck  eines  so  gut  wie  unbe- 
uinten  Dmckes,  eines  Gedichts,  der  Bauern  Lob  (Erfurt  1497),  ganz  im  Stile 
ner  derben  naturwüchsigen  Zeit  und  nicht  ohne  sitteugeschichtliches  Interesse. 
B  der  Abhandlung  über  den  Möringer  kann  aber  schlechterdings  nicht  zugegeben 
revden,  daß  Heinrich  von  Moiungen  mit  Gottfried  von  Neifen  gleichaeitig 
:dcbt  und  ein  Schwabe  gewesen  sei;  die  Hss.  der  Lieder  Heinrichs  sind  ober* 
leatsch,  Aber  die  Reime  beweisen  deutlich  des  Dichters  Heimat  im  mittleren 
Deutschland. 

Ehe  wir  zu  den  einzelnen  Litteraturgebieten  und  Schriftstellern  übergehen, 
vollen  wir  einige  Chrestomathien  und  Schriften  zur  Metrik  erwähnen.  In  ersterer 
Beiiehiing  nenne  ich  die  zweite  Auflage  vou  Müllenhoff's  altdeutschen 
Sprachproben  (Berlin  1871.  Weidmann);  sie  haben  den  Zweck  als  Grundlage 
für  Übungen  in  Grammatik  und  Textkritik  zu  dienen.  Diesem  doppelten  Zwecke 
siteprechend  sind  die  Texte  theiU  in  kritischer  Behandlung,  theiU  in  diplo- 
»tMcbcm  Abdruck  gegeben,  mehreren  nach  neuen  Hss.-Vergleichungen,  die 
iamiiftch  auch  für  den  Gelehrten  die  Texte  werthvoll  machen.  Für  die  kritischen 
bcrt^UnngSTersuche  würde  sich  empfehlen,  bei  Konrads  Weltlohn  uud  Herz- 
lire  die  Varianten  sämmtlicher  Hss.  unten  beizufügen.  Dasselbe  wäre  beim 
raen  Heinrich  angebracht;  daß  hier  Haupts  Text  mit  Lachmanns  Besserungen 
idäch.  abgedruckt  und  auf  das,  was  seitdem  geleistet  worden,  gar  keine  Rück- 
cht  genommen  ist,  bezeugt  den  beschränkten  Schulstandpunkt  deutlich  genug, 
ber  welchen  hinaus  die  Berliner  studierende  Jugend  nicht  blicken  darf.  Eine 
ihr  empfehlenswerthc  altnord.  Chrestom:ithie  gibt  L.  F.  A.  W immer  in  seinem 
in  einem  schätzbaren  Glossar  begleiteten  Oldnordisk  Laisebog  (Koben- 
svn  1870.  Steen  &  Sön)-  Die  prosaischen  Texte  sind  der  Jüngern  Edda,  der 
eimskringla,  Morkiuskinna  und  einigen  Sagas,  die  poetischen  der  altern  Edda 
itnommen,  wozu  noch  £yvind*s  HäkonarmÄl  als  Prob'j  des  einfachen  Skalden - 
ils  kommt.  Der  verkünstelte  ist  durch  die  in  den  Sagas  vorkoniuienden  Strophen 
ertreten,  cUe  hinten  erklärt  und  übersetzt  sind.  So  erhält  man  auf  engem 
laume  ein  Terhältnissmäßig  reiches  Bild  der  altuord.  Poesie  und  Prosa;  die 
Loswmhl  ist  geschickt  gemacht.  In  dem  Glossar  ist  häuflg  auf  des  Verf.  altnord. 
trammatik  verwie&eD.  Ausschließlich  populäre  7i¥iQ(*,Ve  n«xIo\^  ^«  N^  vX^^'t  ^  . 
>eiebacb  zur  Geachiehtc  dvr  deutschen  l/\tt<iTa\WT  ^*^.  K\iÄw.\Ä\V^ 


244  UTTERATÜRBESICHT:  METRIK. 

1870.  Engelmann).  Es  schließt  sich  an  des  Verf.  Abriß  der  LitterfttorgeseUclli 
als  Beispielsammlang  an.  Die  Proben  sind  alle  in  Übersetnmgen  mter  Beavteni 
der  besten  vorhandenen  gegeben ;  in  den  meisten  FUlen  ist  die  poetiaebe  Fan 
beibehalten,  mitunter  eine  wörtliche  Prosaübersetzong  geliefot,  wie  bei  Otfridi 
Ludwigslied  etc.  Ob  damit  eine  annähernd  richtige  YorsteUang  tob  dem  Oii^ 
nalen  gegeben  ist,  möchten  wir  allerdings  bezweifeln.     YernalekeD's  Litt«- 
raturbnch,   in  7.  Auflage  yorliegend  (I.  Theil:   ans  der  ▼orcbriatlicheB  lA 
Wien  1870.  Braumüller)   verfolgt  ähnliche   Tendenz.     Der  größere  Thal  da 
Bandes  umfasst  das   nichtgermanische  Alterthum,  das  germanische  neideulhw 
wird  durch    einen   gedrängten  Abriß  der  nordischen  Gtöttersage  eiöffiiet;  dnn 
schließt  sich  die  nordische  Darstellung  der  Sgurdssage,  und  hieran,  euie  ehm 
eigenthümliche  Zusammenstellung,  ein  Stfiek  ew  W.  Jordans  NibdimgCB  (cne 
ähnliche   ist   die   Einreihung   einer   Scene    aus    Shalcespeare*s  J.    Caenr);  iv 
Charakteristik  der  'Übergangsperiode    vom  Heidenthum  cum  CkMmAmm  ümm 
passend   Stücke   aus   dem   Heliand.     Ea  ist   nicht  bloße  Aaswahl   toh  TatVi 
sondern  zugleich  Einfuhrung  in  die  Litteratnr  dureh  orientierende  ÜbenUte 
Die  Forschungen  über  die  Form  der  Poesie  häÜMt^  m.  dm  letileii  Jahra 
manches  schöne  Resultat  zu  Tage   gefordert    Aus  Yilmar's  Neehlaaee  kl  ik 
2.   Theil    seiner   Anfangsgründe    der    deutschen    Ghtunmatik    eine    Deatschi 
Yerskunst  nach  ihrer  geschichtlichen  Entwickelung  (Mftrbing  1870. 
Elwert)  erschienen,  freilich  keine  fertige  Arbeitt  ddnr  der  Hennig.  C  W.  M. 
Qrein  manche  Partien  ergänzend  zufügen  musste.  Er  hat  sich  öm  ttlefat  leUln 
Aufgabe  mit   großer  Umsicht  unterzogen,    und  wir  besitzen    dadank  4ie  enilc 
zusammenhängende  und  historische  Darstelfong  der  deutschen  Metrik » 
mit  Beispielen  versehen.    Auf  Einzelheiten,    die  vielleicht   schärfer  oder 
gefasst  sein   könnten,    gehen  wir   hier  nicht  ein,    sondern  empfehlen  das  Beck 
jedem,  der  sich  über  diesen  Gegenstand  belehren  will.  Die  flttßige  DiaaeitelMB 
von  Herm.    Schubert    de   Anglosazonum    arte    metrfea  (BeroL  1870) 
betritt   ein   erst  wenig   cultiviertes  Gebiet:  Yerf.  geht   aUerJfalgs  von   den  la- 
richtigen   Gesichtspunkt   aus,    daß  Lachmann   den    Beweb  ftlr   die  Metrik  dv 
ältesten  deutschen  Gedichte   geliefert,   dieselben   seien   durchweg  in  HalbeaÜji 
von  vier  Hebungen  verfasst ;  er  nimmt  auch  im  Ags.  viel  Mlufiger  vier 


an  als  mir  richtig  scheint,  aber  er  räumt  doch  ein,  daß  daneben  HdSfeM 
von  nur  drei  Hebungen  vorkommen,  und  das  ist  den  Aufrtdlongen  tos  n^^ 
gegenüber  ia  der  That  ein  nicht  unwesentlicher  Fortschritt;  er  bmn^te  ■« 
einen  Schritt  weiter  zu  gehen,  um  auf  den  Standpunkt  zo  gelanya,  der  d» 
einzig  richtige  für  die  allitterierende  Poesie  nicht  nur  der  Angel-  and  AfMdMi, 
sondern  auch  fürs  Hochdeutsche  ist  Einen  recht  hübschen  Beitrag  snr  Metrik 
des  16.  Jahrhs.  liefert  M.  Rachel  in  dem  Freiberger  G^ymnasial-ProgiaaB 
von  1870  ^Reimbrechung  und  JOr^reim  im  Drama  des  H.  Sacks 
und  anderer  gleichzeitiger  Dramatiker,  witrin  die  erwähnten  Mittel,  die  Moee* 
tonie  der  Reimpaare  zu  unterbrechen  und  die  Abschlüsse  zn  benignen,  |li 
etwas  der  älteren  Kunst  zwar  nicht  fremdes,  aber  von  H.  Saeha  znerel^  fen^- 
dem  es  seit  dem  18.  Jahrb.  so  gut  wie  verschwunden,  wieder  an%BneHins 
und  sjstematisch  angewendet  nacbgewienin  werden.  Solche  Speefalnnterraehttglfe 
auf  einzehien  QehietSen  sind  sehr  erwünscht  und  müssen  voraifigehen,  ehe  tte 
gmiäue  Qeschlehte  der  deutschen  Me%rik  ermöglicht  wird.  Auf  Idlg^ntfMtfe 
Boden  gteht  E.  Brficke'i  ann^^ende  V^mSt^^V«  ^Vl%V^\^%U^V%uatnif 


LITTERXTITRBEHICHT;  GOTKISCH.  ALTHOCHDEUTSCH  245 

KB    der   nenhochd.  Venkonst'  (Wien  1871.  Gerold),  die  ich  hier  er- 
«,   weil  lie,  wenn   auch   anf  die  moderne  Metrik   lieh   beziehend,   doch  durch 
Gmudged Büken   von   Bedeutung   für   die    altere   ist.   Die   phyaiologJBche   Än- 
iirniig,   die  sich   für   die  Sprachwissenachaft  so   fruchtbar  erwiesen,   zeigt  aich 
gleich   bedeutend  auf  taetriBchem  Gebiete.   Es  ergibt  sich,   daß  die  bisherigen 
IKbKiiiiiigen   bäuSg   fehl  giengen,   und   daß   die  Dichter   mehr  aus   angabomem 
ngefShl   heraus ,   als  auf  jener  Grundlage   das   richtige   fanduD.     Das   Wesen 
Lingen    und  KUrzeii    gewinnt    eine    tiefere    Begründung.      Die   rhythmische 
erweilt   sich   nicht  als  Pedanterie,   sondera   als   auf  dem   innersten  Wesen 
EChjtfamns  berabend.    Gern   sähen   wir  den   feinfühligen   Verf.   auch   dai   Ge 
älterer   deutscher  Metrik   betreten. 
Beginnen    wir     die    Übersicht    der    Litteraturdenkmäl  er     mit    dem 
ihischen.  so  haben  wir  die  5.  Auflage  von  Stamms  Ulfilaa  CFadurborn 
73.    Schöningh)   lU   erwähnen,    die   dritte,   die   M.   Heyne   besorgt  hat.     Erst 
r  der  Hand    des    neuen  Bearbeiters  ist  das  Bucb   allen  Anforderungen  der 
letuebafl  gerecht  geworden   und  bat    daher   die   verdiente   Anerkennung   und 
rbreitnng  gefunden.    Der  Herau«^.  hat  in   jeder   folgenden  Auflage  sich  be- 
die   neuesten   ForMkongen   zu  varwerthen,   in   der  4,   schon   die   wichtigen 
Dfttionen  üppströms ,    so  daß    auch    in    kritischer  Hinsicht  die  Aasgabe  jetzt 
is   steht.   Grammatik  nnd  Wörterbuch  Bitd  Eum  Theil  wesentlich  umgestaltet, 
I  entere,  das  Wörterbuch  hat  in  der  neuen  Auflage  eine  Erweiterung  da- 
erfahren,  daß  von  den  Compositii  auch  der  zweite  Tbeil  an  alphabetischer 
verzeichnet  ist.   Wir  wösaten  in  der  Thiit  für  das  Studium   des  Gothischen 
besseres  Hülfamittel  als  Hebe's  Aasgabe. 

Dem  althochdentach  eo  Gebiete  gehört  die  sorgfältige  Dissertation  von 
einmejer,  de  glossis  quibnidam  Vergilian  is  (Bero).  1669),  eine 
le  Ausgabe  der  Pariser  Virgilglossen  mit  ergebniss reicher  grammatischer  Ein- 
g;  der  Verf.  bat  inzwischen  (in  Haopts  Zeitschr.  XV,  1)  den  Gegenstand  in 
Umfange  behandelt,  auch  die  Pariser  Glossen  anfs  neue  hernusgegeben 
grammatisch  betrachtet;  als  Ergünzung  zu  seinem  Material  kommen  jetzt 
roD  E.  Hoffmann  in  dieser  Zeitschrift  XVJT,  18  ff.  herausgehenen  Melker 
hinzu.  Eine  freie  Übersetzung  des  Waltbarins  in  Form  der  Nibe- 
irtrophe  hat  Franz  Linnig  geliefert:  Walther  von  Aquitanien, 
licht  in  12  Gesängen  (Paderborn  1868.  Schöningh),  eine  recht  wohl 
iDgene  Arbeit,  deren  Anhang  Untersuch  an  gen  über  die  Wallhariusiage  und 
I  Darstellnng  des  heidnisch 'germanischen  Hei  denl  eben  s  im  Anschluß  an 
tltfaarius  bilden,  beides  mit  Sachkenntniss  geschrieben;  am  Schluß  folgt  ein 
Irnck  der  ags.  Valderesbrachstficke  nach  MüUenbofl',  und  der  Bruchstückp 
mbd.  ■  Wallher,   letztere   freilich   nichts  weniger  als   fehlerfrei. 

Ungleich     zahlreicher    sind    die    Arbeiten     auf    mittelhocfadeutachem 

lieto.    Halten   wir   eine    ungefähre   chronologische   Ordnung   ein,     so   beginnen 

mit    dem   Melker  Marientied,   welches   J.   Strobi    ans  Pfeiffers   Nachlaß 

,  photalithQgraphischem     Abdruck     herausgegeben    (Wien     1870.    Branmüller). 

^BeT   beabsichtigte   seinen  Freunden,   die   ihn   boi   Abschluß   des    l'2,  Bdes.   der 

— ADia  mit  einem  Album  überraschten,  damit  zu   danken;  leidiT  kam   er  nicht 

die  Arbeit  zu   vollenden,   nodnrch   wir   ohne  Zweifel   um   manche  Bereiche- 

d«  Kritik  dieses  ältesten  Marienliedes  gekommen  sind.    IndeQ  auch  jetet 

difl  kleine  SehriA  oicht  aar  leinen  Freunden  eme  &i\ift,  wwiti  wi.'^  ^äi- 


LITTKnATHltBKRlOfTT:  MtTTELIIOCHI'KUTtH'H. 

müthige  Erinnerung  bbid,  soudern  die  gntgelimgcn«  Nachbildung  wird  jeden  . 
Foncfaer  über  diu  Lied  die  sichewte  Grundlage  bieten.  Ober  Ilarlinftniii 
Rede  »om  Glauben  handelt  dne  Leipziger  DinBertatJoD  von  K.  Reinen- 
berger  aus  Siebenbürgen  (Hermannatadt  1871),  die  wie  *o  manche  -^iait 
ans  Zamoke's  anregender  Schule  hervorgegangen.  Der  Verf.  weist  Evident  £e 
Unmöglichkeit  von  Diemers  Annahme  bezüglich  HartiuaaaB  nach,  und  zeigt  dil 
der  Dichter  in  MitteldeutHc bland  zu  Hause  war,  eine  Meinung,  die  entachieda 
zuerit  Pfeiffer  ausgesprochen  hat.  Den  bei  einem  geietliehen  Dichter  ät*  H. 
Jahrhs,  nicht  ferne  liegenden  Gedanken  einer  Interpolation  weilt  R.  mit  schlagoh 
den  Gründen  zurück.  Eine  (jueUeuuntcrijucbung  ist  am  Schloß  in  Ansiicbt  g^ 
stellt.  König  Roth  er  liegt  zum  ersten  Male  kritisch  bearbeitet  in  H.  Rückerli 
Ausgabe  (Leipzig  1 873.  Brockhauä]  vor,  die  die  von  mir  herausgegebenen 
'Deutschen  Dicbtnngen  des  Mittelalters'  eröffnet,  eine  Samrolong,  die 
sich  an  Pfeiffers  Deutsche  Claasiker  des  Mittelalters  anreiht  und  abnliclie  Zweckt 
verfolgt  Die  Collati^'n  der  Heidelberger  H«.  des  Rother  bat  die  Kritik  wesenl- 
lich  gefordert,  die  Einleitung  behandelt  zum  ersten  Mal  eingehend  die  Qe- 
schichte  der  Sage  und  Dichtung,  welche  nach  R&ckert  eine  dreimalige  Bev- 
heitung  erfahren  hat.  Das  Nibelungenlied  liegt  in  mehreren  Aasgabeo  vor, 
luerst  der  erste  Theil  meiner  größeren  Ausgabe  (Leipzig  1870.  BrockhuH), 
welche  die  Texte  der  beiden  uns  erhaltenen  Hauptbearbeitungen ,  und  soweit 
sie  erkennbar,  die  Leeart  des  beiden  vorgelegenen  Originals  enthält.  Der  iweitr 
Theil  wird  den  gesanimlen  kritischen  Apparat,  mit  kritischen  Anmerkungen, 
und  ein  den  Wortvorralh  erschöpfendes  Wörterbuch  enthalten.  Von  der  Ausgab« 
des  NihelungenliedeH  in  den  deutschen  Clnsiikern  ist  soeben  die  driW 
Auflage  (Leipzig  1672.  Brockhaus)  eriichienen,  in  welcher  die  kritiscben  Er- 
gebnisse der  großen  Anagabe  bereits  verwerthet  sind.  Zarncke's  Ausgabe  dei 
Nibehtngcntiedes  liegt  in  4.  Aufl.  (Leipzig  1871.  Wigand)  vor.  Zu  in«tMi 
Befriedigung  hat  der  Herausg.  an  einer  Anzahl  von  Stellen  sich  den  in  nelnff 
Recension  (Germania  XIII)  ansgesprochenen  Bemerkungen  angcschliMseni  in 
Interesse  der  Forschung  hätte  ich  gewünscht,  daß  er  seine  (Germ.  XIII,  416  0.1 
in  Aussicht  gestellte  Widerlegung  des  ersten  Theiles  meiner  Recension  gegeboi 
hätte.  Von  Bearbeitungen  des  Nibelungenliedes  liegen  mir  zwei  mehr  oder 
weniger  freie  vor,  beide  in  2.  Auflage:  die  eine  von  L.  Gerlacb  (Dresden. 
Kaufmann;  gießt  das  alte  Lied  in  moderne  Rhythmen  und  strebt  nach  raiigUab- 
ster  Durclifiihrung  der  Cüsurreime  und  zwar  mit  unleugbarem  Geschick,  D■tll^ 
lieh  anf  Kosten  der  Treue  und  auch  nicht  ohne  HißverstHndnisse  zn  begckm 
(wie  gleich  1,  4  'mögt'  falsch  nufgcfasit  ist).  Im  9.  Tbeile,  von  Etxcis  Wer 
bnng  an ,  ist  dagegen  der  CSsarreim  ganz  aufgegeben .  was  naiürlich  eräa 
ganz  andern  Eindruck  macht;  man  ficht  den  Grund  dieser  verschiedenen  Be- 
handlung nicht  recht  ein.  Die  andere  Bearbcitang  Siegfried  und  Kripmhilil<! 
von  W.  Wegner  [Brandenburg  a.  H.  1871  [1867].  Mililer)  beseicbnct  sick 
als  Neudichluiig  und  kann  daher  hier  nur  beitiufig  crTrithnl  werden.  Der  Vetf- 
hat  mit  Hülfe  dur  nordiaehen,  vielfach  reineren  Gestultung  das  mittelalterlJok 
modische  Gewand  abzustreifen  und  ein  treueres  Colorit  herzuitellon  " 
und  es  ist  ihm  das  bis  zu  einem  gewision  Grai^«  ~'tnngcn 
SohluQwendung  de«  Oa../rM  grlnngcn,  seheint  ,  <ns 

Ver£  OD  fielen  Stellen    doch 


LITTERATURBEßTCHT :  MITTELHOCHDEÜTSCIT.  247 

•ge  an,  so  ist  vor  allem  die  Fortsetzung  des  deutseben  Heldenbuches 
STTonuheben,  von  dem  der  3.  und  5.  Theil  jetzt  erscbienen.  Jener  entbält 
rtnit  und  die  Wolfdietriebe  naeb  MQllenboffs  Vorarbeiten  bersg.  von 
•  Amelung  und  0.  Jan  icke  (Berlin  1871.  Weidmann).  Es  ist  der  erste 
bdl,  der  von  den  Wolfdietrieben  die  Bearbeitungen  A  und  B  entbält.  Der 
«tere  ist  wie  Ortnit  von  Amelung,  der  letztere  von  Jänicke  bearbeitet.  Die 
eChode  der  Bearbeitung  verdient,  was  Genauigkeit  betriflY,  alle  Anerkennung; 

der  Darstellung  des  Metriscben  freilieb  maebt  sieb  der  bekannte  conservative 
mndpunkt  überall  geltend.  Ist  der  Ortnit  um  1226  verfasst,  wie  Müllenboff 
n,  80  folgt  daraus  nocb  nicbt,  daß  wir  den  Text  in  unüberarbeiteter  Gestalt 
«tzen.    Um   1226  war  unzweifelbaft  die   Nibelungenstrophe   nocb    unentstellt 

ihrer  4.  Zeile,  und  schon  die  relativ  beste  Überlieferung  zeigt  sie  entstellt. 
immt  man  als  Grundsatz  an,  daß  wo  das  Metrische  verderbt  schien,  geändert 
ftden  durfte,  so  musste  es  genau  genommen  auch  hier  geschehen,  richtiger 
«r  in  keinem  von  beiden  Fällen.  Das  gleiche  gilt  von  den  Wolfdietrichen, 
oltzmanns  Verfahren  war  daher  mehr  berechtigt,  als  die  einfache  Rücküber- 
bong  in  Sprachformen  des  13.  Jhs.  Anders  steht  es  mit  den  Dichtungen  des 

Bandes,  die  Zupitza  (Berlin  1870)  bearbeitet  hat;  hier  ist  zwar  auch  die 
berlieferung  meist  ganz,  aber  nicht  so  stark  überarbeitet,  und  lässt  sich  eher 
ae  Herstellung  erreichen.  Er  enthält  Dietrichs  Abenteuer  von  ^Al brecht 
>n  Kemenaten,  dem  Z.  unbedingt  Goldemar,  Ecke,  Sigenot  und  Virginal 
=  Dietrichs  Drachenkämpfen)  beilegt,  eine  Ansicht,  die  er  in  der  Einleitung 
»eh  weiter  zu  begründen  sucht  Im  Anhang  folgen  die  Bruchstücke  von 
ietrieb  und  Wenezlan.  Meine  Bemerkungen  (German.  XV,  249)  konnte  der 
eraiiBg.  nicht  mehr  benutzen;  er  hat  die  Kritik  nicht  unwesentlich  gefordert, 
eOich  noch  lange  nicht  zum  Abschluß  gebracht.  In  den  altdeutschen  Studien 
terlin  1871.  Weidmann)  schließen  sich  zwei  Abhandlungen  an  das  Helden- 
icb  an:  das  jfingere  Gedicht  vom  Riesen  Sigenot  von  E.  Stein mey er,  und 
BT  Geschichte  des  Eckenliedes  von  W.  Wilmanns.  Jene  untersucht  das  Ver- 
UtDiss  der  jüngeren  Texte  unter  einander  und  zu  ihrer  Vorlage  zum  ersten  Male 
rundlich;  es  wird  die  Umarbeitung  des  Sigenot  wohl  mit  Recht  nach  Alemannien 
triegt.  Wilmanns  zeigt  daß  die  jüngeren  Gestaltungen  des  Ecke  nicht  aus 
im  Lassbergischen  Texte  hervorgegangen  sind,  sondeni  dnß  alle  drei  erhaltenen 
ezte  auf  ein  verlorenes  Gedicht  aus  der  besten  mhd.  Zeit  hinweisen.  Die 
ite  Abhandlung  von  Jänicke,  über  den  Ritter  von  Staufcnberg,  gibt  einen 

reine  mhd.  Formen  umgeschriebenen  berichtigten  Text  mit  Anmerkungen 
d  Untersuchung,  welche  das  Gedicht  in  den  Anfang  des  14.  Jhs  setzt  und 
n  Dichter  als  Nachahmer  Konrads  bezeichnet.  —  Aus  dem  Kreise  höfischer 
»esie  begegnen  wir  Ulrich  von  Zatzikhoven,  mit  dessen  Lanzelet  sich  die 
ssertation  von  J.  Bächtold  (Frauenfeld  1870)  beschäftigt.  Riichtold  zeigt, 
ft  was  Pfeiffer  als  Beweis  eines  zeitweisen  Anfenthaltes  in  Mittel-  oder  Niedor- 
atschland  bei  Ulrich  ansah,  vollkommen  alemannisch  ist,  bestimmt  die  Ab- 
laiiDgszeit  durch  die  ersichtliche  Nachahmung  des  Erec  näher  (Anfang  des 
L  Jbs.),  gibt  auch  über  die  übrigen  Dichter  des  Thurgaus  schätzenswerthe 
»tizen;  am  wenigsten  geglückt  scheint  mir  der  Versuch,  den  Dichter  gegen 
»rvinus*  Urtheil  in  Schutz  zu  nehmen.  Hartmanns  Erec  in  zweiter  Ausgabe 
n  F.  Bech  ist  fast  gleichzeitig  mit  der  zweiten  Ausgabe  Haupts  erschienen 
*eipxig  1870.  Brockhaus);  auf  letztere  werden  wir  ein  andermal  zu  sprechen 


248  UTTERATURBERIICHT :  MITTELHOCHDEUTSCH, 

kommeD.     Bech   hat   eine  wirkliebe   kritische  Neabearbeitnng  Yoigenommen,  u 
daß  die  Besitzer  der  ersten  Aasgabe  diese  zweite  nicht  werden  entbehren  k5ni& 
Sechs  Lieder  nnd  der  arme  Heinrich  Hartmanns  ▼.  d.  Ane  siid  fir 
den  Schnlgebrancb  herausgeg.  von  Bernh.  Schulz  (Leipzig  1871.  TcnbMi)^ 
mit  Anmerkungen  und  Glossar,   beides  allerdings  sehr  dürftig  and,   namesdak 
erstere,  sehr  fehlerhaft;  auch  in  kritischer  Beziehung  ohne  Bedeutnng,  er  gÜ 
fast  unverändert  Haupts  Text  wieder,  bei  den  Liedern  zeigt  sich  stellenweife  Beck 
Ausg.  benutzt.  Wie  für  die  Schule  eine  Bearbeitung,  wie  sie  hier  geboten  wiii 
sich  zweckmäßig  erweist,  mögen  andere  beurtheilen;  sicher  ist,  daß  sie  dem L^nr 
viel ,  ja  das  mebte  zu  thun  übrig  lässt.    Derselbe  Bearbeiter  hat  Auch  eme  Alt- 
wähl  aus  den  Liedern  Walthers  von  der  Vogelweide  (Leipzig  1871 
Teubner)  veranstaltet ;   auch  hier  ist  des  Selbständigen ,  was  der  Auswahl  eiia 
wissenschaftlichen  Werth  geben  könnte ,  so  gut  wie  Nichts ,  und  das  wenige  nW* 
deutend ;  die  Auswahl  selbst  aber  ist  mit  Geschmack  und  Verständniss  gekroia 
und    verdient    nach    dieser   Seite  Anerkennung.    Von   Pfeiffers   Ausgabe  4tr 
Lieder  Walthers    ist   die    3.  Auflage   (Leipzig  1870.  Brockhaus),  vod  ar 
bearbeitet,  erschienen;  ich  darf  sagen,  daß  ich  die  Mühe  nicht  gescheut,  Tetf 
uni  Anmerkungen  nach  Kräften  zu  bessern  und  denke  anderswo  meinen  kritkKhi 
Antheil  zu  begründen.  Zur  Sprachdichtung  Walthers  v.  d.  Vogelwei^t 
liefert  A.  Thurnwald  (Programm    der  Wiedner   Kommunal- Obeirealsckik  ■ 
Wien   1869)  Beiträge,  indem  er  die  Sprüche  behandelt,  die  in  W^althen  enta 
Aufenthalt  am  Wiener  Hofe ,    bei    K.  Philipp  und   bei  Landgraf  Hennan  g^ 
boren.  Enthält  das  auf  geschichtlichem  Grunde  entworfene  BUd  von  W*i  Leki 
in    dieser   Zeit   auch    nichts    wesentlich    neues,    so   zeigt   der  Verf.   sieb  M 
überall  umsichtig  und  besonnen,  in  den  sehwebenden  Streitfragen  sich  ein  Citf 
bildend.    Einige  Mißverständnisse    des  Textes    {hinder  sich  S.  9    bedeutet  wM 
hinter  ihn  :  S.  24,  Z.   1 1  muß    es   heißen:    weil    es   demjenigen  verwandt  ge^ 
wesen  )  sind  wohl  nur  Versehen.  Wolframs  Parzival  nnd  Titurellie^* 
meiner  Ausgabe  (Leipzig  1870 — 71.  Brockhaus)  in  3  Theilen  jetzt  abgescUosNi 
vor;  ich  hoffe  daß  dieser  erste  Versuch  eines  fortlaufenden  Commentars YicK 
vnd  nicht  nur  Laien,  zur  Förderung  des  Verständnisses  dienen  wird.  Man  «iri 
manches,  was  z   B.   Haupt  inzwischen  beigebracht,  hier  bereits  finden,  nv  iA 
weniger  Selbstgefühl  vorgetragen.  Daß  ich  die  von  mir,  ich  denke  überseqgfii 
nachgewiesenen  Titurelbruchstücke  aufgenommen,  bedarf  keiner  BechtfeitigPt 
Für  Wolframs  Willehalm  is'   durch  San-Martes  Buch  über  Wolframs  ¥•■ 
Eschenbach  Rittergedicht  Wilhelm  von  Orange  (Qnedlinbuig  1871* 
Basse)  eine   genaue  Quellenuntersuchnng   geliefert,    bei   der  man  nur  bedtatfi 
muß,  daß  der  Verf.  die    einschlagenden   trefflichen  Arbeiten  von  6.  Paxis  wd 
Im  Gautier  nicht  gekannt  oder  nicht  benutzt  hat.  Sie  würden  ihn  vor  maadMi 
Irrthümem    bewahrt   haben;    die    neue  Ausgabe  von  Guessard    und  MontaigM 
konnte   nicht    mehr  verwerthet  werden.    Die    angehängten   sehr  Terdienslfite 
Namensverzeichnisse   führen   manchen  Namen    an   nicht   richtiger  Stelle  aSi  * 
wird  Ljbilnn  (S.   163)   als    in    den    französischen    Texten   nicht  vorkoiuww^ 
erwähnt I    aber    der  Name    beruht   auf   Mißverständniss   von  V.  351    le  bitii 
der  Name   Liwes  Njgruns    ist  wahrscheinlich   aus  Pr^  Noiron    en 
md  so  könnten  wir   noch  manches   zu   dem   übrigens    fordernden  Boche 
trmgen,  Zn  Freidank  gibt  einen  weribvollen  Beitrag  die  Dissertation  von  Her»- 
PsLul  über  die  ursprünglicbe  AnoTdüwii^  >io\iYT^\^i.\kV%'^^%^tLeide«- 


LITTERATURBEBICHT:  MITTELHOCHDEUTSCH.  249 

(Leipag  1870).  Sie  weist  überzeagend  nach,  daß  nicht  die  von  Grimm, 
nrn  hn  MSlIerschen  Druck  befolgte  im  wesentlichen  das  Ursprüngliche  darstellt. 
Anhingpe  handeln  über  einige  Stellen  bei  Freidank  and  über  den  Anbang  der 
elberger  Es.  A,  von  dem  Paul  nachweist,  daß  er  nicht,  wie  Pfeiffer  annahm, 
Queue  Freidanks,  sondern  (wenigstens  überwiegend)  aus  Freidank  entlehnt  ist 
die  kleinen  erzählenden  Dichtungen  ist  durch  die  Auswahl  von  Erzählungen 
Schwänken  Ton  H.  Lambel  (Leipzig  1872.  Brockhaus),  wdche  den  12.  Bd. 
^Deutschen  Classiker  des  MA.'  bildet,  eine  wesentliche  Forderung  gegeben, 
aufgenommenen  Texte  haben  durchweg  eine  kritische  Bearbeitung  erfahren, 

grüßten  Theil  zum  ersten  Mal,  aber  auch  der  Amis  von  Benecke,  mit  dem 
Sammlung  anhebt,  ist  durch  Benutzung  neuer  Quellen  gegenüber  Beneckes 
gäbe  sehr  gefordert,  ebenso  die  3  Gedichte  Konrads  von  Würzburg.  Die 
leitnngen  handeln  von  den  Verfassern  und  den  behandelten  Stoffen,  und 
gen  auch  in  letzterer  Beziehung  manches  beachtenswerthe  und  neue  ;  die 
ungeschickte  allgemeine  Einleitung  stellt  die  litterar-  und  culturgeschichtliche 
sutung  der  schwankartigen  Erzählungen  ins  rechte  Licht.  Konrads  von 
rzburg  Partonopier  und  Meliur,  an  dem  Pfeiffer  die  letzte  Zeit  seines 
ms  arbeitete,  ist  von  mir  vollendet,  erschienen  (Wien  1871.  Braumüller), 
sieh  mit  demTurnei  von  Nanteiz  und  den  Liedern  und  Sprüchen 
Fr.  Boths  Nachlaß  und  mit  den  Fragmenten  des  heil.  Nico  laus,  die  ich 
ld  zuschreibe.  Damit  liegen  nun  sämmtliche  Dichtungen  Konrads  in  kritisch 
betteten  Texten  vor,  freilich  wird  die  Kritik  an  mancher  der  früher  herans- 
1>enen  noch  viel  zu  thun  finden.  Den  jüngeren  Titurel  nimmt  in  einer  be- 
em  Beziehung  zum  Gegenstande  E.  Droysen  in  seiner  Abhandlung  der 
opel  des  heil.  Gral  (Bromberg  1872.  Müller),  indem  hier  Str.  319— 410 
j.  Titurel  kunstgeschichtlich  erläutert  werden,  ein  werthvoller  Beitrag  für 
V'erständniss  der  häufig  unklaren  Graltempelschilderung.  Mit  Recht  bemerkt 
Verf.,  daß  wenn  auch  der  Dichter  einen  bestimmten  Bau  vor  Augen  und 
)mne  gehabt,  er  doch  keineswegs  eine  treue  Nachbildung  desselben  in  seinen 
phen  hat  liefern  wollen ,  sondern  seiner  unklaren  Phantasie  ebenso  dabei  die 
sl  schießen  ließ.  Lässt  sich  sein  Vorbild  nicht  mehr  nachweisen,  so  ist  doch 
Nachahmung  des  Titurel- Graltempels  in  wirklichen  Bauten,  wie  namentlich 
ttal,  nicht  zu  verkennen,  und  hier  hätte  wohl  auf  die  Schrift  von  H.  Holland 

Germania  6,  246  f.)  verwiesen  werden  können.  Über  Bruder  Berthold 
Begensburg  handelt  das  Programm  von  Job.  Schmidt  (Realobergjmnzs. 
der  Landstrasse.  Wien  1871).  Der  Verf.  sucht  zuerst  nachzuweisen,  daß 
sieben  deutschen  Abhandlungen  von  Bruder  David,  die  Pfeiffer  herausgab, 
lieh  alle  von  ihm  sind ;  Pfeiffer  zweifelte  bezüglich  der  letzten  und  war  ge- 
t  sie  Berthold  beizulegen,  was  bei  dem  Verhältniss  Bertholds  zu  David  an 

nieht  undenkbar  wäre.  Allein  Schmidt  zeigt  daß,  wenn  auch  wie  erklärlich 
es  Stück  manche  Anklänge  an  Berthold  aufweist,  sich  dieselben  ebenso  in 
andern  Abhandlungen  Davids  finden,  und  daß  diese  siebente  keineswegs 
Stil  und  GMankenkreis  der  übrigen  abweicht.  Weiter  gibt  die  Abhandlung 
lüge  aus  den  lateinischen  Predigten  Bertholds,  und  sucht  endlich  aus  den 
fig  vorkommenden  Verweisungen  eine  ungefähre  Reihenfolge  der  Predigten 
mstellen.  Über  das  mitteldeutsche  Buch  der  Väter  vom  Verf.  des 
öonals  liegt  eine  dankenswerthe  Untersuchung  von  Jos.  Haupt  vor  (Wien 
1.  0«rold),   die  sich   zunächst   auf  die  vom  DicVitBC  X^^omti^«^  ^fS^nfii  «t- 


250        l^ITTERATURBERICHT :  MITTELHOCHDEUTSCH. 

streckt,  dann  zeigt  daß  das  Passional  später  als  das  Lelnm  der  Vlter 
ist,  and  endlich  die  Hss.  and  Fragmente  bespricht  Za  den  leteteraa 
wir  demnächst  manche  Nachträge  bringen.  Herrorheben  will  ich  die 
daß  die  Leipziger  Hs.  sich  als  keineswegs  rollständig  heraotttelK.  Flr 
Biarienlegenden  im  Passional  erweist  H.  als  Quelle  nicht  onmittelber 
sondern  Jacobus  a  Voragine ,  der  Botho  benatzte.  Ob  H.  aber  Bedit  hal,  M 
Dichter  mit  dem  Verf.  des  Laabacher  Barlaam  za  identificieren ,  icheiit  d| 
vorläufig  noch  zweifelhaft.  Ebenfalls  das  Bach  der  Väter  behandelt  der  S.  TUl 
von  Zingerle's  Findlingen  (Wien  1870.  Gerold),  worin  die  omfiuialfl 
Meraner  Fragmente  mitgetheilt  sind ,  nnd  wo  sich  aach  schon  ergab  (S.  2),  m 
die  Leipziger  Hs.  nicht  vollständig  ist.  Am  Schiasse  folgt  ein  Vuieichi^ 
seltener  Worter  ans  dem  Werke.  Eine  Untersuchang  über  Brader  Phili||i 
Marienleben  verdanken  wir  ebenfalls  J.  Haapt(Wien  1871.  Oerdd),  «ini 
er  zanäcbst  aus  den  Reimen  den  Nachweis  führt,  daß  dieselben  nicht  okv 
deutsch,  auch  kaum  mitteldeutsch,  sondern  überwiegend  niederrhein.  oder  gnttd 
niederl.  sind,  und  daraus  schließt  er,  daß  das  Original  ein  mittelniederläadtichi 
war.  Daher  will  er  Seitz  der  Pommetsf.  Hs.,  wofür  andere  Sei  es  haben,  ibli 
Karthause  Sei  cm  in  Belgien  erklären.  Wichtiger  als  diese  Vermathong  wMi 
mir  der  Nachweis  der  verschiedenen  Bearbeitungen ,  die  das  Marienld)a  9 
fahren,  indem  es  durch  eine  Bearbeitung  der  Evangelien  vermehrt  and  mit  te 
Evang.  Nicod.  combiniert  in  Hss.  erscheint.  So  wenig  dichteriachen  Woi 
Philipps  Werk  auch  hat ,  so  verdient  es  wegen  der  großen  Verbrdimg  B» 
achtung ;  es  sei  hier  auch  noch  an  die  Verwendung  erinnert,  welche  es  ii  te 
Reiiuchroniken  und  den  daraus  aufgelösten  Prosabearbeitungen  gefanden  hL 
Ein  anderes  Legendenwerk,  Sanct  Brandan,  behandelt  C.  Schröder,  iite 
er  den  lateinischen  und  drei  deutsche  Texte  herausgibt  (Erlangen  1871.  BeiolAi 
voraus  geht  eine  litterarische  Einleitung  über  die  Sage,  auch  über  dit  Bi' 
Ziehungen  im  Wartburgkriege,  die  auf  eine  eigenthümliche  Sagenfassnng  Ma 
Der  lateinische  Text  ist  nach  einer  Hs.  des  12.  Jahrb.  in  Leipzig  g^gcba; 
das  erste  deutsche  Gedicht  (mitteldeutsch)  wird  zum  ersten  Male  hier  eM 
CS  ist  die  älteste  ursprünglichste  Bearbeitung,  aus  der  das  nd.  and  mnL  Ocdtt 
geflossen.  Die  ursprüngliche  Heimat  sucht  Schröder  am  Niederrhein.  Am  SgUmi 
folgt  eine  Ausgabe  des  Volksbuches  nach  dem  ältesten  Drucke  mit  YvMb 
der  späteren;  Anmerkungen  sprachlicher  und  sachlicher  Art  machen  die  fla^if 
Arbeit  noch  werthvolter.  Zur  Lvrik  des  14.  Jahrhs.  gehört  A.  Lfitolfs  AI 
handlung  Herr  Otto  vom  Turne  der  Minnesinger  zu  Lucem  (Einiiedeln  18T( 
Benzinger),  aus  dem  Geschichtsfreund  XXV.  Der  Verf.  handelt  zuerst  toa  da 
Geschlechte  im  Allgemeinen,  dann  von  Otto  insbesondere«  den  er  von  121 
bis  1330  nachweist;  seine  Lieder  sind  am  Schlüsse  mitgetheilt,  auch  die  ktt 
Urkunde  (1330),  welche  er  in  deutscher  Sprache  ausgestellt,  so  wie  eine  sanbe 
Nachbildung  des  Gemäldes  der  Pariser  Hs.  und  eines  Urknndensiegels,  dss  d 
Identität  der  Wappen  beweist  Gelegentlich  sind  auch  manche  Notizen  fib 
andere  Schweizer  Lyriker  ans  Urkunden  gegeben.  Zum  Schauspiel  des  14.  Ji 
erwähne  ich  A.  Frejbe  s  Übertragung  des  Spiels  von  den  zehn  Jni 
frauen  (Leipzig  1870.  Naumann),  das  F.  als  Opera  seria  gegeben  au  Eiseai 
am  24.  April  1322  bezeichnet.  Die  Übersetzung  schließt  sich  mogliehst  ti 
dem  Originale  an.  Der  Schwerpunkt  des  Büchleins  liegt  aber  in  der  am 
Bcblomenen    Abhandlung  'zum  \eTstÜLi\du\«&  un^  vox  ^^axdx^fi^   dee   Spid 


LITTERATUJRBERIGHT:  MITTELHOCHDKUTRCH.  jot 

hes  bekanatlich  auf  den  Laadgrafen  Friedrich  einen  so  unauslösehlichen 
Iniek  machte.  Die  sachverständige  und  warme  Schilderung  wird  man  mit 
pi6g^  lesen ;  der  Verf.  hat  es  verstanden  zerstreute  Zuge  zu  einem  lebens- 
nen  Bilde  künstlerisch  zu  gestalten.  Derselbe  Verf.  hat  auch  eine  Über- 
iing  des  mystischen  Gedichtes  Ein  Seel  vor  Gottes  Füssen  lag  (Leip- 
1870.  Naumann)  geliefert,  welches  ich  im  Anhang  zur  Erlösung  S.  242  ff. 
iQsgegeben.  In  dem  Anhang,  welcher  die  religiöse  Bedeutung  des  Gedichtes 
terty  ist  auch  noch  ein  anderes,  *Gott  und  die  Seele'  (Erlösung  214  ff.), 
Cbersetznng  mitgetheilt,  und  zwar  nach  dem  Vorgange  Ph.  Waokemagels 
l  Gedichte  gesondert,  was  vielleicht  das  richtige  ist.  S.  60,  1  ist  aus  sehnder 
Ige  nhd.  wohl  kaum  verständlich;  wenn  nicht  sehnender  musste  man  Sehn- 
htsUage  setzen.  Einen  wcrtlivollen  Beitrag  zur  Mystik  liefern  die  Offen- 
rungeu  der  Schwester  Mechthild  von  Magdeburg  oder  das  fließende 
^  der  Gottheit,  welche  P.  Gall  Morel  (Regensburg  1869.  Manz)  aus  der 
k  zu  Einsiedeln  herausgegeben.  Es  ist  wohl  nicht  zu  bezweifeln,  wie  Morel 
it,  daß  die  Äbtissin  des  Cistercienserklosters  S.  Agnes  in  Magdeburg  die 
>£userin  ist,  was  zuerst  Monc  behauptete.  Das  Buch,  zum  Theil  in  Versen, 

iprachlich  wie  sachlich  anziehend;  man  wünschte,  daß  der  Herausgeber  es 
dl  ersterer  Seite  mehr  ausgebeutet  hätte,  zumal  da  es  durch  seinen  Inhalt 
ch  auch  für  nicht  philologische  Kreise  Interesse  hat.  Wir  wollen  hinzufugen, 
B  E.  Böhmer  in  dieser  Mechthild  die  von  Dante  erwähnte  Matelda  (Jahrbuch 
r  deutschen  Dante-Gesellschaft  3,  101  ff.)  zu  finden  glaubt,  wofür  in  der  That 
Bches  spricht.  Im  Inhalt  verwandt  ist  der  Nonne  von  Engel thal  buch- 
^  von  der  genaden  überlast,  welches  C.  Schröder  für  den  litterarisohen 
'^in  (108.  Publicat.  1871)  herausgegeben.  Nicht  unwahrscheinlich  ist  Schrö- 
I  Vermuthung,  daß  Christine  Ebnerin  (1^77 — 1356)  die  Verfasserin  ist. 
4i  wahrscheinlicher  scheint  die  Conjectur  zu  werden  durch  eine  von  Schröder 
ttehene  Notiz  in  der  Donaueschinger  Hs.  293  (Barack  S.  236);  hier  heißt 

1350.  Ejn  kloster  Ijgt  drj  mylen  von  Nürenberg  das  heyst  Engeltail;  das 
bj  sancte  Elsbethon  ziten  angefangen  auch  von  eyner  yrer  dienerin,  das 
^  kloeter  ist  prediger  ordens,  do  sind  so  fiel  seliger  gotts  kinder  ynnen 
'eaen  das  es  eyn  wunder  ist.  Onder  den  selbigen  was  eyne,  die  hieß  CristiDa 
lerin,  deren  legend  und  lesen  man  ym  kloster  und  zu  NSrenberg  hait.  der 
d  von    gott    onder    anderen    Offenbarungen    geoffenbaret    von    disem    Daler 

Tanler),  der  dise  sermonen  hait  geprediget,  das  er  gott  der  liebsten  menschen 
B  was,  als  er  yn  (ye?)  uff  crtrich  hett  etc.  Tauler,  der  hier  erwähnt  ist, 
von  B.  Bähring  in  einer  kleinen  Schrift  Johannes  Tanler  und  die 
ttes freunde  (Hamburg  o.  J.)  geschildert,  welche  in  neuer  Ausgabe  (nn- 
bidert)  ohne  den  Anspruch  neue  Forschungen  zu  geben,  doch  eine  auf  ernst- 
en Studien  beruhende  Darstellung  von  Taulers  und  der  Gottesfreunde  Leben 

Wirken  enthält.  Der  Mystik  gehört  auch  an  der  Mönch  von  Heils- 
>nn,  zum  ersten  Mal  vollständig  horausgeg.  von  Th.  Merzdorf  (Berb'n  1870. 
im).  Der  Herausgeber  legt  ihm  nach  dem  Vorgange  von  Pfeiffer  außer 
1  Buch  von  den  6  Namen  des  Fronleichnams,  als  dessen  Verf.  das  gereimte 
bworf  der  Gothaer  Hs.  einen  muncli  von  Halsprunne  nennt,  auch  die  in  der 
delberger  Hs.  damit  zusammenstehenden  Gedichte,  das  Buch  von  den  7  Gradon, 
Tochter  von  Syon  und  S.  Alexius  bei.  Hat  diese  Ansicht  manches  für 
y  fo  musste  sie  auf  mehr  philologischem  Wege  getSVäliX  ii«t\«CL  ^\  viv  ^^\ 


252  LITTERATURBERICHT:  MITTELH0CHDE0T8CH. 

Einleitang  geschehen,  wozu  es  an  Material  nicht  fehlte.  Die  Terle  und 
sehr  genau,  s.  B.  Bnch  der  7  Ghrade  V.  25  1.  chainen  f.  cluuiaa;  7 
18  gelaaben;  47  meinem;  53  disem;  60  schaden;  61  waeo  — niemaiiv  6S, 
sten  —  den  tac,  84  dem,  überall  mit  der  Hs. ;  V.  87  natOrlieh  der  tdl  ■. 
Der  österreichische  Didahtiker  Peter  Snchenwirt,  'sein  Leben  und 
Werke  ist  der  Gegenstand  eines  Programmes  ron  Fr.  Kratoehwil 
1871),  worin  des  Dichters  Leben,  seine  Lebensanschaaong  and  aeiB 
besprochen  wird,  etwa  in  der  Weise  wie  Kanaan  den  Teiehner  behaadeJt 
Die  Fortsetzung  der  Abhandlang  aber  S's  Sprache,  Wortvorratli ,  Metrik, 
ziehnng  zum  Teichner  und  Bedeatong  in  der  Litteratnr  des  14.  Jka., 
wegen  Ranmmangels  wegbleiben.  Es  ist  erfrenlich,  daß  auch  den 
unserer  altdeutschen  Dichtung  ein  liebcTolles  Interesse  sieh  anwendet; 
Wirt  Terdient  es,  denn  er  ist  eine  f&r  seine  Zeit  nicht  unbedeutende 
Für  ihn  war  übrigens  durch  Koberstdus  musterhafte  Arbeiten  aelioii  vor 
rennien  mehr  geboten  als  für  irgend  einen  seiner  Zehgenossen.  Zwei 
Epigonen  hat  auch  J.  Ziogerle  in  seinen  Beitr&gen  zur  ftlteren  tirol 
sehen  Litteratur  behandelt:!.  Oswald  von  Wolkenstein  (Wien  18i 
IL  Hans  Vintler  (Wien  1871).  Beide  Abhandlungen  sind  VorOofer 
siehligter  Ausgaben ;  erstere  nmfasst  des  Dichters  Leben  und  Dichten,  die 
gibt  Verbesserungen  zu  B.  Webers  Texte  und  mehrere  Gedichte  nach  der  Wc 
Steiner  Hs.  (X).  In  dem  siebensprachigen  Gedichte  S.  86  ff.  ut  36^  S 
a  iy  wn  lesen.  Zu  der  Biographie  des  Dichters  hat  inzwischen  Zingerie 
einen  berichtigenden  Nachtrag  oben  XVI,  75  gegeben.  Die  Abhandlaig 
Vintler  bespricht  zunächst  die  Hss.,  deren  es  5  gibt,  wozu  der  alte 
▼on  1486  kommt  der  einer  Hs.  gleichsteht;  dann  den  Verfasser,  ia  dem  2.  al 
Recht  Hans,  nicht  Konrad  V.  sieht,  endlich  das  VerfaUtniss  zu  der  fion 
rirtÄ.  In  die  neuere  Zeit  führt  uns  die  Übersetzung  Ton  S.  Brants  Nari 
schiff  von  K.  Simrock  (Berlin  1871.  Lipperheide)  hinüber.  Ohne 
dienste  des  Übersetzers  zu  nahe  zu  treten,  will  es  uns  doch  scheiiieB,  all 
in  diesem  Falle  es  einer  Übersetzung  nicht  bedurft  hätte,  da  das  OriginJ 
jedem  nicht  gelehrten  Leser  mit  einiger  Nachhülfe  durch  Erlintenmg 
Worte  Yerständlich  ist  Gewiss  liest  sich  Simrocks  Erneuerung  glatter, 
sind  besser,  aber  oft  ist  auch  der  Ausdruck  zwar  glatt,  aber  aMlt, 
charakteristisch.  Eine  besondere  Anziehungskraft  erhält  das  schün  ai 
Buch  durch  die  Wiedergabe  der  Holzschnitte  der  ersten  Ausgabe.  Weon 
so  sind  hier  die  mit  erläuternden  Anmerkungen  yersehenen  Auagaben  am 
wie  sie  die  Deutschen  Dichter  des  16.  Jahrhs.  (Leipzi| 
bieten,  von  denen  als  4 — 6  Bd«  Dichtungen  von  Hans  Saeha  (1S7< 
vorliegen.  Der  erste  Tbeil  enthält  Geistliche  und  weltliche  Liedl 
aus  den  Hss.  von  K.  Gödeke  herausgegeben,  die  zum  ersten  Mal  diese 
von  H.  Sachsens  dichterischer  Thätigkeit  zeigen,  und  in  der  Thal  das  • 
günstige  Urtheil  über  ihn  als  Meistersänger  zu  berichtigen  geeignet  and;  m 
2.  Theil  bringt  Spruchgedichte  hersg.  von  J.  Tittmann,  im  Gänsen  64,  ii 
den  gedruckten  Sachen  geschickt  ausgewählt,  darunter  viele  treffÜdi  erritt 
Schwanke;  der  8.  eine  freilich  kleine  Auswahl  aus  den  Drama tiselK 
Gedichten,  ebenfalls  von  Httmann.  Wir  mochten] wünschen,  in  einem  4.  Bdeha 
dietelhe  fortgesetzt  zu  sehen.  Denn  wenn  auch  inzwischen  Keller  den  KU 
drmek  der  alten  Ausgabe  von  H.  ^aeW  ^»Y«ik  Xmi^sosawk  \ax^  "«oia.  daaU 


MISOELLEN.  253 

5  Bde.  enchienen  lind  (Litterar.  Verein,  102—106.  Pabltcat.  1870),  so 
Lbe  doch  nur  aaf  den  engen  Kreis  der  Mitglieder  beschränkt  und  ent- 
fvid  mehr  eis  das  erfrenliche  Interesse  an  dem  wackem  Nürnberger  begehrt. 
Unternehmen  wird  der  Gklehrte  mit  aufrichtiger  Freude  begrfißen,  da 
Amgaben  so  selten  geworden  sind  und  kaum  jede  Bibliothek  ein  toU- 
Exemplar  besitzt.  Einen  ansiehenden  ßeitrag  zur  Geschichte  des 
i's  im  16.  Jahrhundert  liefert  F.  Leibings  Programm,  die  Inscenie- 
If  des  iweit&gigen  Lncerner  Osterspieles  vom  J.  1588  durch 
art  Cysat  (Elberfeld  1869),  Mittheilungen,  die  den  handschriftlichan 
Cjrsafs  in  Lncem  entnommen  sind  und  sich  über  alte  Details  der 
BDunmgy  Yerwaltung,  Polizei,  Fremdenordnung,  Besetzung  der  Bollen,  Proben, 
Decorationen,  Kosten  etc.  rerbreiten.  Die  beigegebenen  Tafeln  er- 
das  «eenische  Arrangement.  K.  BABTSCH 

(Fortsetzung  folgt) 


MI8CELLEN. 


Übenioht 

It  Voriesmigen   Über  deutsche   Sprache   und   Litteratur   an   den  Universitäten 
fcPeelwJJands,  östMrrMehs*)  und  der  Schweiz  im  Sommersemester  1872. 

I&  den  Jahrgängen  IX  und  X  dieser  Zeitschrift  gab  Pfeiffer  eine  Über- 
der  oben  bezeichneten  Vorlesungen.  Ich  nehme  mit  einigen  Modificationen 
Sache  irieder  auf;  ich  ordne  die  Vorlesungen  sachlich,  nicht  na^h  der 
len  Beihenfolge  der  Universitäten.  Aufgenommen  habe  ich  auch  die 
über  vergleichende  Grammatik  und  vergleichende  Mjthologie,  ebenso 
in  denen  deutsche  Bechtsquellen  und  Tadtus*  Germania  erklärt 
leh  wünschte  in  Zukunft  in  jedem  1.  und  3.  Hefte  des  Jahrgangs 
Übersicht  zu  geben  und  möchte  deßhalb  an  meine  Faphgenossen  die 
iten,  unmittelbar  nach  vollendetem  Druck  mir  die  Lectionsverzeichnisse 
nen. 
Yei^gleichende  Grammatik:  Münster-Bickell ,  Tübingen- Bapp;  Ein- 
^fmg  in  das  Studium  der  indogermanischen  Sprachen:  Halle-Kuhn;  Elemente 
wi^eieh.  Ghrammatik:  Leipzig-Curtius  f  vergleich.  Grammatik  des  Deutschen, 
irieehea,  Lithanischen :  Leipzig  Leskien ;  vergl.  Grammatik  der  indogermani- 
wm  Spraehen:  Wien-MüUer. 

Deatsehe  Grammatik:  Berlin- Müllenhoff,  Freiburg-Martin,  Gießen. 
4gmiid>  Gdttingen-MüUer,  Leipzig-Zarnckei  Zürich-Schweizer  =  Sidler ;  vergi. 
iff*^^^  der  altgerman.  Dialecte:  Basel-Heyne. 

Gothische  Grammatik  (mit  jtectüre  des  Ulfilas):  Bonn  -  Birlii||er 
iifinrald-Hüfer,  Heidelbe^-Bartsch. 


*)  Leider  konnten  die  Vorlesungen   der  Prager  Universität  nieht  aufgenommeg 
idsn,   da  der  LectSonskattlog  von  dort  noch  den  4«  Mix  V.  3.  v[i'^\»ii  "oi^^  ^xi^- 


254  MISCELLEN. 

AlthochdeatBche  Grammatik:  Bonn-Diesi  Marbiirg-Grreio. 

Mittelhochdeatflche  Grammatik:    M&nster-Storck;    mbd.   ud 
Grammatik :  Rostock- Bechiteio. 

Neuhochdeutsche    Grammatik:    Würsbnrg-Lexer;    dentseke 
graphie:  Greifswald-Höfer;    über   den    deutschen  Stil:  Bonn-Andresen;  die 
deutschen  Personennamen  in  ihrer  heutigen  Erscheinung:  derselbe. 

Altsächsische    Grammatik:    Erlangen-Raumer ;    mit   Erklimag 
Heliand:  Breslau- Zupitza»  Marburg-Grein. 

Angelsächsische  Grammatik:    Münster-Horstmann ;    rnnj 
Grammatik  und  Leetüre  (Beovulf):  Wien- Scherer. 

Englische  (historische)  Grammatik:  Königsberg-Schipper; 
Sjutaz:  Halle-Tschischwitz. 

Deutsche    Mythologie:    Heidelberg  -  Bartsch ;    WQnburg-Lexer: 
gleichende  Mythologie:  Basel-Mahl j,  Berlin- Steinthal ,  Heidelberg- LefaiaDs: 
gem.  Relig^onsgeschichte :  Tübingen -Roth. 

Deutsche  Alterthümer:  Basel-Mejer;  mit Tacitus  Germania : 
Waits;    Tacitus  Germania:   Berlin  -  Maßman ,    Bonn- Ritter ,    Gießen -Lul 
Heidelberg- Scherrer,  Bem-Tobler;  über  das  Leben  auf  deutschen  Bargen: 
brück- Zingerle ;  deutsche  Dichterwappen  des  13. — 19.  Jahrhs. :  Graz-Pichlecj 

Deutsche    Rechtsqnellen,    Erklärung:  Basel-Heasler,  Bonn-Schi 
Eriangen- Vogel ;  LexSalica:  Straßburg-Binding;  Sachsenspiegel:  Berlin-Hoi 
Halle- Philipps,  Leipzig- Hock,  Straßburg- Laband.  i 

Deutsche  Litteraturgeschichte:  Breslau-Rückert  (2.  TheilX  Giel^ 
Zimmermann,  Göttingen-Tittmann,  Tübingen -Keller,  Zürich-Ettmüller,  Bem-Psk 
(bis  zur  Reformation);  ältere  germanische  Litteraturgeschichte  mit  TorleM 
ausgewählter  Stücke  und  mit  Rücksicht  auf  die  gleichzeitige  romanische  IM 
ratur:  München-Hofmann;  über  mhd.  Dichtungen:  Erlangen-Raumer;  Gretehki 
der  d.  Litter.  vom  Ende  des  MA.  bis  auf  die  neueste  Zeit:  München-LeflMl 
Geschichte  der  neuem  Litteratur:  Halle- Hajm;  Geschichte  des  geistigen  Lchi 
von  Luther  bis  Lessing:  Straßburg- Laas ;  Gesch.  d.  deutschen  Litt,  des  18.  Jahiki 
Wien-Tomaschek ;  Litteratur  und  Kunst  des  18.  Jhs.:  München-Carri^re;  d 
Gtöthe-  und  Schillerzeit:  Zürich -Honegger:  deutsche  Litteratur  von  1805 — 1 
Dorpat-Masing.  —  Über  das  deutsche  Epos  im  MA.:  Basel-Heyne;  über  Wes 
und  Geschichte  der  epischen  Poesie:  Berlin-Steinthal;  die  Lyrik  der  Dentschcii 
ihren  Ursprüngen  bis  zu  ihrer  weltlitterarhistorischen  Entfaltung  und  Aasdehns^ 
Leipzig- Minckwitz ;  die  deutsche  Lyrik  seit  Opitz:  Bem-Schöni;  Gr5the*s  fi 
dichte:  Bem-Bülan;  Geschichte  des  deutschen  Kirchenliedes:  Kiel-WeiBlMll 
über  das  religiöse  Schauspiel  des  MA. :  Tübingen-Fehr ;  das  deutsche  LHii|l 
bis  und  mit  Lessing:  Bem-Schöni;  über  das  Volkslied  in  seiner  Bedentn^  fl 
die  neuere  Litteratur:  Leipzig-Hildebrand ;  über  die  deutschen  Volkslieder:  Bea 
Tobler;  über  Lessing  und  seine  Zeit:  Kiel-Groth;  über  Lessing  als  Denker  li 
Kunstkritiker:  Freiburg-Spicker;  Herder  und  Göthe  bis  zu  G5fhe*s  RflekU 
aus  Italien:  StraGburg-Laas ;  Göthe:  Tübingcn-Kellor;  Göthe's  Faost:  HeiddlMI 
Bartsch,  Reichlin-Meldegg ;  über  Schiller  und  seine  Werke:  T3bingen-K5ift 
über  Schillers  Wallenstein :  Wien-Tomaschek ;  die  schweizerischen  Tellspide  ■ 
SehiJlers  Teil:  Bera-Pabst. 

Angeisächsische  LitteTatuT^^%eV\e\\\.^\  W^^Xi^o. 
Englische  Li  tteraturgeseVveYklt*.  Qi\«^Vw.\Äm^v^  ^«ääiö^söa  ^ 
engliBchen  Dramas  bis  auf  SbaVespeix^-.  ^twXäm-UK^. 


BilSCELLEN.  255 

Oänische  Litteraturgeschlchte:  Kiel-Möbius. 
Deutsche  Metrik:  Leipzig- Minckwitz ;  altdeutsche  Metrik :  Königsberg- 
de;  mittelhochd. :  Marburg-Lucae. 
Sprachdenkmäler. 

Gothische:  Ulfilas:  Berlin-Maßmann^  Bonn-Birlinger,  Erlangen-Raumer, 
bwald-Höfer,  Heidelberg-Bartsch,  Tübingen-Keller. 
Gothische  und  althochdeutsche:  Königsberg-Schade. 
Althochdeutsche:   Freiburg-Martin,  Gtöttingen- Wilken ,  Graz-Jeitteles, 
brnck-Zingerle,  Jena-Sierers ;  Eyangelinm  Matthaei :  Gießen-Weigand. 
Altdeatsche:  Breslau-Ruckert,  Halle-Zacher,  Kiel- Weinhold. 
Mittelhochdeutsche: 
^  Nibelungenlied:    Basel-Mejer   (ausgewählte  Stücke);    Bem-Tobler; 

iMiii-Siimoek  (mit  Einleitung),  Graz-Heinzel,  Marbnrg-Lucae,  Münster- Storok. 

Kndrnn:  Göttingen- Wilken. 
'  Hartmann 's  Erec:  Bostock-Beehstein. 

Wolfram's  Parzival:  G^ttingen  -  Müller ,  Halle -Zacher,  Jena  •  Siegers. 

lochd.  Übungen  (Parziyal):   Wien-Scherer. 

Gottfried 's  Tristan:  Innsbmck-Zingerle. 

Walther  Fon  der  Vogelweide:  Königsberg-Schade,  Leipzig-Hilde- 

Zfbrieh-Ettmüller. 
Neid  hart:  Breslau-Zupitza. 
Vridank:  Tübingen- Holland. 
Alttftchsische:  Heliand:  Breslau- Znpitza,  Marburg-Grein. 
Angelsftchsische:  über  den  Beovulf:  Berlin-Müllenhoff. 
Altnordische:   Eddalieder:    Göttiugen- Wilken ,    Zürich-EttmüUer ;  Hraf- 

lins:  Strafibnig-Bergmann ;  ETrbyggjasaga :  Leipzig-Zamcke. 
Germanistische  Übungen  in  Seminarien,  Gesellschaften,  Soeietäten,  Ktänz- 
werden   gehalten  in  Basel ,  Berlin,  Breslau,  Göttingen,  Graz,  Halle,  Jena, 
Py  Merbnrgy  Rostock,  Wien  und  Tübingen.  K.  BARTSCH. 


Constant  Philipp  Serrare. 

6.  April  d.  J.  starb  der  verdiente  belgische  Litterarhistoriker  Sermre) 
t '  der  begeistertsten  Förderer  der  nationalen  flämischen  Bestrebungen.  Er 
em  22.  Sept.  1805  zu  Antwerpen  geboren  und  wurde  schon  als  ganz  Junger 
to  durch  Willems  in  das  Studium  der  altniederländischen  Sprache  und 
Irmtnr  eingeführt.  Seine  Liebe  für  die  heimische  Sprache  betbätigte  er  schon 
itildent  in  Lowen^  wo  er  Geschichte  und  Rechte  studierte,  durch  Gründung 
r  sfbdentischen  litterarischen  Gesellschaft,  die  jährlich  einen  flämischen  Alma- 
i  b4sraii8gab.  Nachdem  er  1832  Dr.  j[uris  geworden,  wurde  er  1885  als 
Ümor  der  Gkschicbte  an  der  Universität  Gent  angestellt;  hier  gründete  er 
BtöauBAert  a.  a.  eine  flämische  Zeitschrift,  die  Ncderduitsche  Letteroefeningen , 
1839 ^die  fl&mische  Bibliophilengesellschaft.  Auch  war  er  ein  Hauptbegründer 
■iedörlSndischen  Sprachcougresse,  die  die  Förderung  der  Volkssprache  sich 
Sftiqptaii^^be'  machten.  1854  übernahm  er  zu  der  Professur  der  Geschichte 
I  die  für  niederländische  Litteratur  und  führte  beide  b\^  x\i  %e\\i«t  \m  k>Q:^^ 
1   eriolgteo  Qaiegderung.  Ihm  verdankt  die  mn\.  LAtter^VOLt  haa.^^  ^«x'C^- 


256 


MIsrELLEX 


volle  Bereicheruag,  mnoche  treffliche  Testauagabe;  i 
ffibeluDgCDfragm eilte,  das  4.  Bach  von  Wapene  Martijn,  WiueUu  u.  k-  1 
Fnndgriibe  für  die  nlte  Lltteratur  wurde  lein  in  fäaf  Büaden  tod  1 8ö5- 
eraehieneDeB  VaderUodich  MuBcnm  für  i.itteratur  und  AlterthauMknnde. 
allen  leinen  Arbeiten  weht  der  Hauch  reiner  Begeiaterung  für  die  WiweDM 
itud   einer  tbatkräftigen   I^iebe  zu   leiuem   Vulke.  K.  B. 


Hans  Freiherr  von  Anfseii, 
leb   kiUiQ  ea  mir   uicht   versagen ,     mit    ein    p&ar  Worten    des   Uuine 
gedenken,   mit  dem   ich   noch  vor  wenig  Titgeu  iu  StraDburg,   Zimmer  an  ZId 
wohnend,   iiuammeu  war,   und  der  nuu   urschreukend   plötzlich  auf  deiD'RSi^i 
von   StraGburg,    das   et  freilich    ichon    krank    etreieht   hatte  und   krsnk  rv 
iu   Münaterlingen    bei   Kouatanz    am    6.   Mai   im   73.   Jahre   (er   war  am   1.  S^ 
1801   geboren}   starb.   Aufaeia,   dem   ich   durch   mehijährige  ThätigVeit  an 
tuauiicben  UoBeum  {lSb5  —  bS)  nahe  stand,   hat  sich  selbst  immer  als  Diletlu) 
in   der   Wiitsenschaft  bezeichDet,    und   das   war   er  auch,   aber  im   besten  Sil 
erfilltt  von    dem  Feuereifer    einer    energüchen   Natur,    die   tu   GroQem  angi 
war  und  äroßes  wollte.    Wir  OermauUten  »ollen  ua  ihm  nicht  vorgesaen, 
er  der   erste   war,   der  eine   dem   dcutscfaen  Ältertbum  gewidmete  Zeitschrift 
längerer  Dauer    begründete.     SeiD    n^nieigcr    fUr  Kunde    dea    deutscbeo   HJ 
altera,"    den  dann  Mono   allein  weiter   führte,   ist   noch   heute   ein   DDentbelirlid 
Qnelleuwerlt.   Fili  Aufseaa   war  ea  nur  ein   vorbereitender  Sehritt  f&r  die  Hl 
that  aeinea  Lebens,   die  Begründung  des  'germanischen  Muaenma.'   Über  Ziele 
Aufgaben   deaaelbeu  xn   reden   tat  hier  nicht  der  Ort;   gewiO  war  in  dem  gai 
Katwurfe   von   Aufteas  viel   Unreifes,   OilBttantiaehea,   Unmögliches ;    gflwjfl  t 
man   Becht,   den   von   ihm   eingeschlagenen   Weg  zu   verlasaen   —   ob  aaa  l 
vielleicht  etwas  zu  weit  darin  gieng,  nicht  das  Rind  mit  dem  Bade  atiiaehit 
■oll   hier  nnerörtert    bleiben   — ;   aber   unverkümmert   bleiben   wird   ihm  der  I 
edlem  Patriotismus    eingegebene  Gedanke ,     den    er  mit    eiserner   Energie    U 
mehreren  Deceonien   endlich  verwirklichte.   Daß  er  uaob   aehnjährigem    BttUi 
zarücktrat   war  in  der  Ordnung,    aber   sicher    ial,    daO    kein    anderer    Vor«! 
durch   dieae   eraten   zehn  scbweraten  Jahre  da^    .Muaeiim"   biudurcbzufiibnfB 
tuocht  hütte.  Drum  Ebre  »einem  Andenken!  k.  H. 


Anrid  Aa^at  A&elinB, 
der  verdiente  Forscher  aaf  dem  Gi'bicte  nordischer  Sage  nud  Liltc>ratar,  'M 
SS.  Sept.    1B71    in   GnkSping,   wo   er   49   Jahre  lang   Pfarrer   war,    im  Alter 
I  86   Jahren   (geb.   6.   Hai    179&)   geaturben.     Am    bcfcannleslcn   ist   «r  dank 

I  von  ihm  und  Qeijer  veranaialt^te  Sanimlung  Bi'hwcdUclier  Volkslieder  (9' 

I  Folk<risor)    geworden.      Ihr    reibt    lirh    würdig    das    Hauptwerk    eeinl 

I  'jvenaka  f  olkela  SaguhUfder  an,  wclekes  ihm  ein  Jahr  T<^r  «»•'•■wi  " 

I  lu   vollenden    beachieden   war;    ea    sublleßt    mit 

L  irelcber  £e  äBgeobilduog  in  Schwedi 


^^  .-i.  Lk.  r,mf.  -J^- 


™*  —.^if*^  z^^* 


fBEK  AUSLASSUNG  UKD  VERTRETUNG  DESj 
PRONOMEN  EELATIVUM.    /.ij^^^ujr 


Im  Jalirgang  XIII  (91—104)  dieser  ZeitBcbrift  habe  ich  über  den 
brauch  Ton  und  als  relativer  Conjunction  gohandelt.  Die  damals 
igeeprooheue  Ansicht,  daß  jener  Gebrauch  einen  Mittelpunkt  der 
izen  Syntax  bilde,  indem  er  parataktische  und  hypotaktiaclie  Satz- 
ig mit  einander  vermittle,  hat  sich  mir  seither  noch  bestätigt, 
i  erUtube  mir  daher,  um  diesen  Punkt  möglicbet  vollständig  zu  er- 
Ggen,  zunächst  noch  einige  Nachtrage  zn  bringen,  ehe  ich  auf  den 
be  rerwandten,  in  der  Überschrift  angegebenen  Gegenstand  eingehe. 
Daa  im  Wessobrunner  Gebet  vorkommende  enH  zur  Einleitung 
k  NÄchsatzes  hat  Wackernagel  (Zeitachr.  f.  deutsche  Phil,  1,  304) 
lw>hl  flir  das  Sächsische  als  für  das  Hochdeutsche  „unerhört"  gefimden 
A  daher  auch  fiir  jene  Stelle  das  Wort  überhaupt  bezweifelt.  Den  von 
U  angeflthrten  Gebrauch  des  griech.  xa(  und  des  pro veozali sehen  e 
jenem  Sinne  hatte  ich  (a,  a,  0.  S.  95  und  Kuhns  Zeitschr,  VI,  358) 
reit«  beigebracht.  Dass  das  altfranzöaiache  et  zur  Einführung  von 
ichsStzen  in  mannigfacher  und  freier  Weise  dient  (s.  meines  Bruders 
lolf  Li  dia  dou  vrai  aniel  24—25),  ist  weniger  auffallend  and  unt- 
richt  mmächet  dem  Gebrauehe  unseres  so,  mag  aber  hier  noch  erwähnt 
irden,  da  «i  auch  umgekehrt  vielfach  fast  ;=  un  d  vorkommt.  Übrigens 
iweisen  ausländische  Parallelen  für  den  Gebrauch  unseres  und  natUr- 
h  nichts,  aber  so  ganz  unerhört  i.st  der  in  Frage  stehende  auch  in 
nnanischem  Munde  nicht:  ähnliche  Verwendung  von  and  im  älteren 
lisch  habe  ich  schon  a.  a,  0.  S.  94  nachgewiesen  und  filge  jetzt 
als  Beleg  die  Stellen  Chaucer  CT.  4763.  6101  hinzu,  wd  der 
rdersatz  zwar  nicht  temporal,  aber  conditional  in  Form  eines  Frage- 
see  ißt;  Uberdieü  wiederhole  ich,  daß  Nachsätze  mit  und  so  einge- 
*IL,  Bach  Vordersätzen  mit  wo  =^  als,  in  der  Volkssprache  der  Schweiz 
r  Torkommen. 

lf  bemerkenswertho  Weise  steht  umgekehrt  inti  einen  conditio- 
»rdersatz  einleitend,  wie  das  mhd.  wnrfe,   fortgesetzt  durch 
■  FraozÖGischen  n,  quandn.  a.  durch  que,  \n  i^T  S>\^\tQ'"5x. 
r.  ^xy^l.)  /»ifg.  \1 


258  LUDWIG  TOBLER 

2;  6;  29;  wo  die  Construction  allerdings  ebenso  wenig  klar  und  p 
ist  wie  an  vielen  andern  Stellen  dieses  Dichters.    Indem  er  dort 
Versuchung  Christi  mit  der  des  ersten  Menschen  vergleicht^  der  lö 
nicht  so  siegreich  widerstand;  iUhrt  er  nach  einem    abgeschl 
Satze  fort: 

Intt  er  er  iz  firslunti,  thetz  uuidorort  irvuunti, 
loh  thaz  er  es  firleipti,  iz  auur  thara  kleipti 
In  then  boum,  thar  si  iz  nam  :  ni  missigiangin  uuir  so  firam. 
Ich  übersetze:  Gesetzt  daß  es  (das  Obst,  der  Apfel  v.  4. 14 
bevor  er  (Adam)  es  verschlang,  an  seine  Stelle  zurückkehrte  und  (< 
er)  was  er  davon  übrig  ließ,  wieder  an  den  Baum  hängte,  wo  sie  (K 
es  nahm  :  so  wären  wir  nicht  so  weit  irre  gegangen. 

Auch  im  Altfiranz.  werden  Bedingungssätze  mit  et  oder  it(i 
imterscheiden  von  ae,  wenn)   eingeleitet,   aber  sie  sind  dann  Hanp 
Sätze,  indem  das  zeitliche  Verhältniss  von  Bedingtem  und  B 
umgekehrt  wird,  so  daß  man  ein  solches  et  oder  n  ^  und  dann 
aber  dann  (dann  =  dafür)  auffassen  kann,  wie  denn  die  beiden 
junctionen,  einzeln  oder  verbunden,  auch  im  Sinne  eines  leichten  6^ 
gensatzes  =  cependant  gebraucht  wurden,    abermals  entsp 
imserm  und  (a.  a.  O.  S.  28 — 29,  vgl.  Germ.  XIII,  101). 

Daß  der  älteren  Sprache  der  freie  Gebrauch  des  und  nicht 
ist^  zeigt  auch  wieder  die  Stelle  Otfr.  1,  4,  56,  wo  Zacharias,  derVc^ 
kündung  des  Engels  von  der  Geburt  eines  Kindes  sein  und  MiMr 
Gattin  hohes  Alter  entgegenhaltend,  mit  dem  Satze  schließt: 

Uuio  meg  ih  uuizzan  thanne  thaz  uns  kind  uuerde? 
int  uns  ist  iz  in  der  elti  binoman  unz  in  entL 
Dieses  inti  wird  mit  ja  doch  oder  da  doch  zu  übersetzen  sein;  i,  % 
23  steht  es  folgernd  =  also,  denn;  im  Ludw.  Lied  V.  18  =  aber,  Joi 
ebd.  V.  15  vielleicht  =  wenn.  Zu  den  Belegen  tdr  den  Gebrauch  te 
mhd.  und  =  temporalem  als,  welches  theilweise  in  causales  da  ftbo^ 
geht,  hat  Haupt  in  seiner  neuen  Ausgabe  des  Erec  p.  407 — 8,  wo  « 
auch  auf  die  schon  zu  Gotfr.  von  Neifen  8,  17  gesammelten  Stelte 
verweist,  noch  einige  hinzugefdgt,  so  daß  die  Samndung  nun  ziemfick 
vollständig  sein  wird.  Causal  =  da  steht  und  Wolfr.  Wh.  209,  22. 

Mehrere  sonst  für  relativen  Gebrauch  des  und  angefahrte  SteBtt 
erklärt  Haupt  als  Anakoluthe,  wie  ich  mit  der  Stelle  Arm.  Heinr.  1088 
und  andern  schon  früher  gethan  hatte;  auch  Erec  8146,  Nib.  207^' 
und  Wolfr.  Wh.  168,  2  scheinen  hierher  zu  gehören. 

Zu  den  Bealparallelen  trage  ich  hier  nur  nach,  daß  das  altoonL 
ok  mit  dem  mhd.   und  auch  darin   übereinstimmt,    daß  es  geradeiK 


ÜBER  AUSLASSUNG  UND  VERTRETUNG  DES  PRON.  RELATIVÜM.    259 

Pron.  relat  vertreten  kann.  So  steht  es  in  einer  Stelle  der  Snorr. 
L  Gylf.  cap.  n,  wo  zwei  Handschriften  statt  oA;  lesen  er.  —  Endlich 
erwähnt y  daß  der  Gebrauch  von  und  =  wenn  bis  ins  Sanskrit 
ftckreicht,  wo  ca  (=  griech.  xs,  xs  und  =  na  in  xaC)  und  ced  {ca 
deiktischem  id)  so  vorkommen;  s.  Delbrück,  Syntakt  Forschimg. 
69. 

Eine  zweite  Gestalt,  in  welcher  der  Übergang  von  parataktischer 
;zftlgung  in  hypotaktische  vorliegt,  ist  der  fUr  das  Deutsche  hinläng- 
1  bekannte  Ursprung  des  Pron.  rel.  aus  einem  demonstrativum  oder 
errogativum.  Den  erstem  hat  Windisch  in  seinen  „Untersuchungen 
er  den  Ursprung  des  Relativpronomens  in  den  indogerm.  Sprachen^ 
leipzig  1869)  gründlich  nachgewiesen,  und  ich  habe  in  meiner  Be- 
rechung  dieses  Buches  (Zeitschr.  f.  Völkerps.  und  Sprachw.  VU,  333) 
ich  den  Ursprung  des  Relativums  aus  dem  Interrogativum  nicht  un- 
«mbar  mit  dem  erstem  gefunden,  insofern  auch  das  Interrogativum 
h  auf  ein  (durch  den  Ton  unterschiedenes)  Demonstrativum  zurück- 
tren  lässt.  Die  Frage,  ob  diese  beiden  unter  sich  nicht  zunächst 
rch  ein  Indefinitivum  zu  vermitteln  seien,  will  ich  hier  nicht  berilhren  • 
I  aber  das  Relativum  im  Lateinischen  zunächst  aus  dem  indefiniten, 
hi  aus  dem  interrogativen  qais  zu  erklären  sei  (Kviäala,  Sitzungsb. 
*  Wiener  Akad.  Bd.  65  p.  77)  kann  ich  nicht  wahrscheinlich  finden. 

Ich  habe  nun  aber  a.  a.  0.  S.  339  auch  von  Auslassung  des 
>n.  relat  gesprochen  und  mir  eine  nähere  Betrachtung  dieser  be- 
iders  auf  germanischem  Gebiete  vorkommenden  Erscheinung  vor- 
lalten.  Dieselbe  scheint  mir  eine  besondere  Behandlung  um  so  mehr 
bedürfen,  da  manche  scheinbare  Fälle  derselben  auch  eine  andere 
ifiassung  zulassen.  Ich  werde  daher  in  der  folgenden  Darstel- 
ig  von  den  Fällen  ausgehen,  wo  die  Auslassung  des  Pron.  relat. 
^eifelhaft  ist,  und  zrwar  zunächst  weil  ebenso  gut  Auslassung  des 
3monstrativums  angenommen  werden  kann;  dann  lasse  ich  die- 
ligen  folgen,  wo  statt  Auslassung  des  Relat  Attraction  desselben 
genommen  werden  muß  oder  kann,  bis  wir  auf  Fälle  kommen,  wo 
ir  noch  die  Annahme  von  Auslassung  zulässig  scheint  Als  Rest 
s  einer  (unzweifelhaft  dagewesenen)  Zeit,  wo  es  noch  kein  Pron. 
lat  gab,  lässt  sich  die  firagliche  Erscheinung  nicht  wohl  auffassen, 
i  schon  die  ältesten  Denkmäler  unserer  Sprache,  so  wie  die  der 
nrerwandten  Sprachen,  ein  Pron.  relat  oder  wenigstens  eine  ent 
^hende  Partikel  aufweisen,  und  auch  in  den  Dialekten,  wo  die 
Auslassung  vorkommt,  daneben  die  Setzung  gilt  und  vorherrscht.  Da- 
!^n  mag  als  Folge   und  Zeichen   eines  verhältnissmässig   späten 


2H0 


LUDWIG  TOni.Rlt 


Aufkommena  des  Prou.  relat.  in  den  germanischen  Spraclicn  (vgl 
Orimm  Gr.  3,  23)  nicht  bloü  die  tlieilweise  AusluBsung  dcssclba 
sondern  auch  die  Thatsache  gelten,  daß  bis  auf  neuere  Zeit  Bt»( 
eines  wirklichen  flectierbaren  Pronomens,  oder  sogar  neben  demselhri 
zur  Verstärkung,  auch  Adverbia  oder  Conjunctionen  zur 
Zeichnung  der  Relation  dienen  konnten.  Da  nun  solche  Vertretung 
oder  Verstärkung  des  Fron,  relat.  durch  andere  Wörter  sich 
Auslassung  desselben  zuweilen  schwer  unterscheiden  lässt,  so  vrerAt 
ich  Bio  zum  Schlüsse  noch  in  besondere  Betrachtung  ziehen. 

Den  einfachsten  Fall,  wo  man  zwischen  Annahme  von  ÄnBU»- 
Bung  des  Demonstrativums  oder  des  Relativunis  znnÄchst  Bchwankaa 
kann,  aber  sich  wold  durchgängig  f^r  die  erstere  entscheiden  wird, 
bilden  die  im  Mhd.  nicht  seltenen  Stellen,  wo  einem  Substautivum ,  dit 
zunächst  mit  oder  ohne  Verb  um  hingestellt  ist,  ein  Zusatz,  meist 
sein  oder  heißen,  zu  näherer  Bestimmung  beigegeben  wird,  iDtcl 
zwar  eben  so,  daß  diesem  Zusatz  ein  auf  das  genannte  SubstantiTum 
zurückweisendes  Pronomen,  demonstrativum  wenn  er  als  Hanptsati^ 
relativum  wenn  er  als  Nebensatz  gelten  sollte,  mangelt,  indem 
detisch  das  Substantiv  fortwirkt.  Grimm  hat  in  seiner  Abhandlnsf; 
„über  einige  Fälle  der  Attraction"  (Berl.  Akad.  1858  S.  8,  vgl.  «ndi 
Gramm.  IV,  592)  diese  Fälle  erwähnt,  jedoch  nur  um  zu  sagen,  daS 
sie  keine  Attraction,  sondern  eben  nur  Apposition  enthalten.  AU  Bei- 
spiele eitiert  er  u.  a,  Parz.  501,20;  wer  was  ein  man  lac  vorme  Grftl!' 
Lanz.  449:  sprach  einer,  stuont  da  nähe  bt.  Boner  43,  68;  wir  Efihen 
bi  dem  viure  ein  tierli,  was  gehiure.  51,  9.  eiamäls  da  im  engegea 
kam  ein  awacher  esel,  was  nicht  kluoc.  Ich  ftige  noch  bei:  Dietr. 
1  Ausf.  {v.  Stark)  Str.  40:  daran  (an  einem  Schilde)  entworfen  stnodfl 
ein  lebe,  was  von  golde  reich.  23:  darob  ein  licht  karfunkel  lag,  dir- 
neben  zwen  jachande  und  ein  granat,  läucht  als  der  tac.  —  In  sUen 
diesen  Fällen  wirkt  das  Substantivum  im  gleichen  Casus  (NominaliTi 
fort,  dagegen  in  Stellen  wie  Wolfdietr.  (Holtzmann)  960,3:  mit  btmderi 
tuaend  beiden,  het  er  bracht  in  daz  lant  ,...,  muß  keidm,  resp.  da» 
zu  ergänzende  Pronomen,  aus  dem  Dativ  in  den  Accusativ  umgeeetil 
werden.  Indessen  haben  Haupt  (Erec  S.  394)  und  Hildebrand  (ZeitschrJ 
f.  d.  Phil.  2,  261)  solche  CaEusgcmeinschafl  Bogar  zwischen  Norni-' 
nativ  und  Accusativ  nachgewiesen,  wo  sie  doch  schwerer  ist  a 
zwischen  obliquen  Casus,  und  so  mflgcn  alle  diese  Fälle  als  Zeu{;ni 
ohne  Ergänzung  eines  Pronomens  erklärt  r  '  Her  ea  gibt  ar 

wo  diese  Erklärung  ausgeschlossen  bleu  hiift  det 

f  bei  Boner  lantel 


BER  AUSLASSUNG  UND  VERTRETUNG  DES  PRON.  RELATIVUM.     261 

slangen  was  gebunden.  Hier  muß  doch  Vor  uxirt  und  was  ein 
la  gesetzt  und  ein  (ohne  Zweifel  demonstratives)  diu  und  der 
et  werden.  Auch  bei  Chaucer  finde  ich  Stellen  dieser  Art,  z«  B. 
191: 

With  him  ther  was  dwelling  a  pore  scolar, 
Had  lemed  art,  but  al  his  fantasy  . . . 
1  deutschen  Volksliedern  ist  ähnliches  bekanntlich  nicht  selten, 
'oranstellung  des  Verbums  im  zweiten  Satz  deutet  darauf,  daß 
ronomen,  wenn  man  eines  ergänzen  soll  oder  will,  das  de- 
strative  sein  müsste;  indessen  ist  das  Gesetz  der  Inversion  in 
Item  Sprache  noch  nicht  fest  genug,  um  einen  sichern  Schluß  in 
'  Richtung  zu  erlauben.  Bei  den  Zusätzen  mit  heißen  nimmt 
n  Auslassung  des  Fron,  relat  an;  nur  in  der  Formel:  einez, 

. . .  will  er  auch  Ergänzung  eines  andern  Pronomens  offen  lassen, 
reiß  nicht;  worauf  Qrimm  dabei  sich  sttltzt;  die  Stellung  des 
oder  hiez  (immer  vor  dem  Namen)  gibt  keinen  Anhalt,  und  bei 
zung  des  Demonstrativums  kann  man  den  Zusatz  als  Parenthese 
sen,  wenn  die  Fortsetzung  ohne  Wiederau&ahme  durch  ein  De- 
rativum  erfolgt  Beispiele  fkir  heizet  liefert  besonders  der  Physio- 

vgl.  MSch.  Denkm.  S.  199  ff.  Neben  der  Einleitungsformel:  ein 
sizit  —  und  ist  . . .  oder:  daz  ist  —  (wo  nichts  zu  ergänzen  bleibt) 
aet  (S.  202)  die  andere:  In  demo  mere  ist  einez,  heizet  serra, 
ebet  ...,  imd  die  dritte:  Ein  slahta  naderon  ist,  heizet  vipera, 
iero  zelet  physiologus  etc.  — 

Betreffend  die  zahlreicheren  und  wichtigeren,  aber  auch  schon 
srigeren  Fälle,  wo  eigentlich  beide  Pronomina  stehen  sollten, 
las  eine  ausgelassen  ist,  darf  man  wohl  von  der  Grundansicht 
ben,  daß  Auslassung  des  Demonstrativums  eher  anzunehmen 
reil  das  Relativimi  zur  Anknüpfung  und  zum  Verständniss  des 
'enden  Satzes  weniger  leicht  entbehrt  werden  kann  und  weil  das 
Qstrativum  leichter  aus  dem  Relativum  heraus  ergänzt  werden 
als  umgekehrt.  Im  Lateinischen  und  Qriechischen  ist  meines 
ns  die  Auslassung  des  Relativums  geradezu  unerhört,  die  des 
Qstrativums  sehr  häufig.  Eigenthümlich  ist  dagegen  das  hoUänd. 
i,  eigtl.  =  dasjenige,  aber  geradezu  für  relatives  was.  Fflr  das 
che  kommt  noch  der  besondere  Umstand  in  Betracht,  daß  in  der 

Sprache,  welche  noch  kein  relatives  welch  kennt,  die  beiden 
mina  immer  gleich  lauten  oder,  genauer  ausgedrückt,  wirklich 
id  dasselbe  Wort  nur  in  verschiedener  Anwendung  sind*  Daraus 
ft  sich  zum  voraus,  daß  Auslassung  des  einen  oder  andern  noch 


262  LUDWIG  TOBLEK 

näher  lag  als  sonst^  indem  sie  sich  ja  schön  zur  Venneidang 
Gleichklang  empfahl.  IlVeilich  konnte  der  Gleichlaut  aach  die  Fi 
haben y  daß  man,  besonders  bei  schnellem  Sprechen  oder 
eines  der  beiden  Wörtchen  ohne  Absicht,  weder  auf  Kürze  nodi 
Wohlklang,  unbewnsst  und  nnr  darum  ausließ,  weil  man  Raubte 
das  andere  schon  gesetzt  zu  haben.  Steinthal  hat  in  seiner  Zei 
1,  174 — 5  fUr  die  Annahme,  daß  im  Deutschen  eher  Auslassung 
Relativums  anzunehmen  sei,  den  trochäischen  Gang  der  dentsdiflii 
Rede  angeftlhrt,  dem  zufolge  das  Demonstrativum  stärker  betont  werft 
Aber  dieß  könnte  doch  nur  fär  die  keineswegs  überwiegenden  ¥A 
gelten,  wo  das  Relativum  unmittelbar  auf  das  DemonstratiYum  folf;^ 
und  auch  dann  wird  die  höhere  Betonung  des  letztem  mehr  darin  ümi 
Ghrund  haben,  daß  dasselbe,  wenn  es  überhaupt  steht,  dann  Am 
durch  seine  zeigende,  sinnliche  Kraft  das  Übergewicht  über  das  ab- 
stractere  Relativum  davon  trägt. 

Der  Qleichlaut  aber,  den  wir  hier  zunächst  in  Anschlag  gebfa^ 
haben,  tritt  nur  dann  vollständig  ein,  wenn  beide  Pronomina  auchit 
ihrer  Casusform  zusammentreffen,  und  hinwider  wird  dann  auch  a» 
inner n  Gründen  die  Auslassung  des  einen  am  leichtesten  stattfindoL 
So  steht  oft  einfaches  der  ftlr  (is)  qui,  z.  B.  Musp.  24.  43.  Ludw.  L 
14.  29.  Aber  auch  wenn  die  Casus  ungleich  sind,  kann  das  RelativiB 
das  Demonstr.  mit  vertreten  z.  B.  Ludw.  L.  45.  (cf.  Musp.  9:  dar»' 
dahin,  wo)  und  so  sagt  ja  noch  Schiller  (Ritter  Toggb.):  die  ihr  sack^ 
trägt  den  Schleier.  Wenn  Attraction  dazu  kommt,  so  findet  dien 
meistens  am  Relativum  statt  und  das  Demonstr.  kann  dann  um  N 
eher  wegbleiben,  weil  es  eine  Spur  seines  Daseins  eben  dem  Gas* 
des  Relativums  mitgetheilt  hat 

Besondere  Betrachtung  verlangen  Conjunctionen  wie   seitdeo^ 
indem,   nachdem.     Nehmen  wir  hier  dem  demonstrativ,  so  ist  du 
zu  ergänzende  Relativum  nicht  ein  zweites  dem,  sondern  ein  dafi^  wel- 
ches aber,  wenn  wir  es  nicht  als  bereits  erstarrte  Conjunction,  sonden 
noch    als   lebendiges  Neutrum    des   Fron,  relat.    nehmen,    und  weoa 
wir    die    große    Freiheit    der   Attraction   bedenken,    welche    unserer 
älteren  Sprache  zustand,  eher  mit  attrahiertem  Casus  in  dem  enthalten 
sein    könnte.    Wir    haben    ftlr    seitdem    in    dieser   Auffassung  die 
Analogie  des   lateinischen:  ex  quo,  wie  fllr  so    bald  ohne  folgeodei 
als  (weil  so  selbst  relativ  sein  kann)  die  von  guum-j  ut-,  nbi  priiiiii& 
Unserm  nachdem  entspricht  in   der  alten  Zeit  die  Verbindung  i^ 
diu,  wo  der  Instrumentalis  ebenfalls  ein  folgendes  (conjunctionales)  ißa 
verlangt  oder  in  sich  enthält.  Im  äit^ni  Englisch  findet  sich  trfUr  tkaf, 


CUER  AUSLASSUNG  UND  VERTRETUNG  DES  FRON.  RELATIVUM.     26j 

1  zwar  Bowühl  im  Sinne  von  aachdem,  postquam  (so  bei  Chuucs 
'.  4973)  als  im  Sinne  von  nacli  dem,  was  — ,  Becundum  id,  quod  - 
Itzner^  Ällengl.  Sprachproben  306,  40).  Diese  zwei  Verbindungen 
1  offenbar  dem  Sinne  nacli  ziemticb  von  einander  verscbieden  und 

ist  klar,  dall  insbesondere  das  that  in  beiden  versckicdtnen  Wcrtli 

,  aber  daß  es  beide  Mal  relativ  sei,  kann  nicht  wo)il  bezweifelt 
rden;  denn  auch  im  zweiten  Falle,  wo  die  entgegengesetzte  Annahme 

r  stattfinden  könnte,  weil    die  Möghchkeit   der  ÄUElassunn;  des  Re- 

mms  im  Engliauhcn,  und  zwar  schon  im  älteren,  im  Allgemeinen 
■  unbestritten  gilt,  steht  doch  der  Umstand  entgegen,  dali  sie  gerade 
tnittelbar  nach  einem  bloßen  Demonstrativnm  kaum  vorkommt.  Da- 

.  daß  öfter  im  Angoleächsisehen  den  Dativ  regiert  (wie  denn  in 
r  That  äßer  tham,  postea,  vorkommt),  dürften  wir  absehen,    da  die 

asnnterschiede  schon  im  altern  Englisch  ziemlich  erloschen  sind. 
Eben  dasselbe  würde  für  die  Verbindung  for  that  — ,  dato  daß  — 
hancer  CT.  5315)  gelten,  da  for  in  dieser  Bedeutung  im  Ags.  den 
Itiv  regiert;  es  findet  sieh  aber  ebendort  (v.  2070)  f<yr  that  auch  in 
rBedentung:  (darum)  weil.  Ganz  entsprochende  Verbindungen  zeigt 
I  Alt-  nnd  Mittelhochdeutsche,  und  zwar  mit  Präpositionen,  welche 
D  Aecusativ  regieren,  so  daß  das  folgende  daz  änsserhch  wohl  dieser 
tsns  sein  könnte;  aber  der  Zusammenhang  lehrt  sogleich,  daß  das 
t  paiz  wie  in  den  englischen  Verbindungen  (mit  einziger  Ausnahme 
I  zweiten  Falles  von  afier  that)  nicht  das  Pronomen  quod,  sondern 
e  gleichlautende  Conjunction  ist:  für  daz  heißt:  über  dcu  Zeitpunkt 
Haus  daß  — ,  seitdem;  dvrck  das  ist  =  zu  dem  Zweck  daß,  damit; 
iHänd.  trni  dal,  darum  daß,  weil.  Daneben  kommt  allerdings  auch  der 
wirklich    pronominale  Fall  vor,   z.   B.  Muspilli  V.  36:    bt   daz   er   in 

rolti  kiwcrkot  hapeta  ^  flir  das  was  er  —  (dagegen  Otfr.  5,  23,  6 

|(Aas  =  datilr   daß  und  in  da;  =  während,  Wack.  Leseb.''  169,15). 

Bei  thiü  mezzA  (in  den  Ambros.  Hymnen  Wack.  Leseb. '  62, 38) 

gl  schon  das   gttem  adraodura   des  Grundtextes   die  richtige  Spur; 

hü  kSimen  wir  wohl  auch  in  den  jetzt  veralteten  dieweil  und  der- 

!il  (während)  den  ersten  Theil  als  Zusammenfassung  von  Demon- 
ntirnm  nnd  Kelativum  aufiassen  und  uns  die  sonst  anzunehmende 

^ftnzung  von  daz  ersparen?   Dabei   muß  uns  freilich  einfallen  (vgl. 
.  XI IT,  98),    daß  in  Verbindungen,  wie  die  tcife  und  besonderer 
:  der  Relation  eben  durch  und  stattfindet  und  daß  später  an 

t  Stelle   dieses  und  auch  ein   daß  vorkommt;   aber  das  Letztere 
tftens  könnte  leicht  zu  viel  beweisen,  denn  wie  die  altere  Sprache 
lor»   das   spiUe  Mittclliochdeutsch)  vor  relativen    oder  intorro- 


264  LUDWIG  TOBLER 

gativen  Pronominen  und  Adverbien  in  offenbar  pleonastischerWci 
noch  ein  und  zuzusetzen  liebte  (Germ.  XIIT,  97),  so  seist  sie  nt 
denselben  gern  ein  ebenso  pleonastisches  daz,  ein  Gebrauch,  der  i& 
Volkssprache  fortlebt  (Frommanns  Zeitschr.  f.  d.  Mundart  2,  190; 
auch  in  der  Schweiz  ist  er  häufig)  und  abermals  im  filtern 
seine   Parallele  findet,   wo   übrigens   (bei  (Thaucer)   nicht  bloO 
tchere,  whäe,  how  (eigenthümlich  umgekehrt  that  how,  wie  wenn,  li 
ihaugh,  when  und  nach  if,  or  (ehe)  cts,  sondern  auch  nsLck  whiek  ( 
Personen  und  Sachen),  nach  whether  (welcher  von  beiden,  CT.  1 
imd  nach  tchat  (5602)   noch  ein  that  hinzugefiigt  wird,  so  wie  ein  m 
nach  there,  wo  (CT.  1438.  3651.  4489)  und  nach  which,  welche  (l&ttj. 
Im  Angelsächsischen  steht  the  im  Sinne  von  thät,   daß,  hftufig  in  ol* 
sprechenden  Verbindungen,  aber  nicht  nach  interrogaÜTen  oder  benüi 
relativen  Formen  mit  dem  Anlaut  hv-  (engl,  wh-)^  sondern  nach  uiAm 
mit  dem  Anlaut  th-,  welche  wenigstens  noch   demonstrativ  au^ebflk 
werden  können,  dann  also  nicht  pleonastisch,   z.  B.  thäs  the,  daftr 
daß,  weil;  nach  dem  was  oder  wie;  seitdem  daß  ((jhrein,  Glossar  2, 516^ 
Dagegen  kommt  auch  im  Mittelniederländischen  dat  in  Relativsllm 
oder  abhängigen  Fragesätzen  pleonastisch  vor  (Hör.  belg.  VI,  14L 15^ 
und  in  einzelnen  Fällen,   besonders   nach  wie,  begegnet  solches  im 
auch  im  Mittelhochdeutschen  schon  früh:  Anno  43,  24:  wie  grdz  dos— 
=  swie  groz.  Frid.  23, 11 :  swie  wo  daz.  MF.  87, 25:  swer  daz.  JeroadL 
1,  287:  swä  daz,  1,  52:  wie  dcui.  (Dagegen  tote  daz  M.  v.  Craon  806 
wie  wenn.)  Auch  nach  e  war  der  Zusatz  von  daz  nicht  selten,  z.  S. 
MF.  129,  32,  neben  e  danne;  heute  ist  er  sowohl  nach  ehe  als  nack 
bevor  und  seit  imerhört,  imd  doch  ist  klar,  daß  er  gerade  bei  dieses 
Adverbien,  die  an  sich  selbst  nichts  Relatives  haben,  hinzugedaeht 
werden  muß.  In  damit  lässt  sich  da  zur  Noth  relativ  (=  wo)  fSuset 
imd  damit  die  Annahme  der  Ellipse  vermeiden,   aber  das  synonyma 
auf  daß  der  altem  Sprache  gehört  zu  den  obigen  Verbindungen  dei 
daz  mit  Präpositionen,  (denen  auch  noch  bis  beizufiigen  ist)  und  be* 
stätigt  durch  die  neuhochdeutsche  Gestalt  des  daß,  verschieden  tos 
dem  pronominalen  das,  daß   das  daz  auch  dort  (wo  nicht  der  Sinn 
deutlich  das  Pron.  relat  verlangt)  als  Conjunction  au&ufassen,  abo 
vor  demselben  ein  Demonstrativum  wenigstens  ergänzt  werden  könne. 
Wenn  trotzdem   auch   die  Conjunction    ausgelassen  werden  kann, 
wie  mehrere  der  angeführten  Fälle  zeigen,   so  lässt  sich  doch  daraoii 
obwohl  dem  conjunctionalen  daß   das  pronominale  zu  (3-runde  liegt, 
noch  nicht  schließen,  das  auch  das  letztere,  und  dann  natürlich  ancb 
relatives  der  und  die  weggelassen  werden  konnte. 


OBEB  AUSLASSUNG  UND  VERTBETUNQ  DES  PBON.  BELATIYUM.    265 

Hier  sei  nur  noch  ein  in  den  beiden  Bächsischen  Dialecten  Yor- 
mmender  Gebrauch  erwähnt ,  den  man  ebenfalls  nicht  als  einfache 
Bslassung  der  Conjunction  daß  auffassen  kann,  sondern  nur  so, 
i  diese  mit  dem  adverbialen  Casus  des  vorangehenden  Demonstra- 
ums  zusammen  gezogen  oder  nach  ihrer  relativen  Eigenschaft  darin 
t  enthalten  ist  Attraction  kann  man  dieß  Verhältnisse  so  wie  das 
Sü  bei  dem  nach  Präpositionen  angenommene ,  nur  dann  heissen, 
nm  man  die  Conjunction  noch  als  lebendiges ,  also  auch  casuelles, 
onomen  gelten  lässt.  Heyne  hat  im  Glossar  zum  H^liand  (S.  333*,  5) 
Ule  der  Attraction^  von  den  vorhin  bezeichneten  nicht  gehörig 
lerschieden.  Wirkliche  Attraction  liegt  vor  V.  1627:  alles  thes  un- 
ites  thes  gi  . .  •  gil^stead,  wo  das  zweite  thea  offenbar  für  that  (das, 
od)  steht;  ebenso  in  der  Stelle  2117.  Etwas  locker  ist  die  Beziehung 
ft  thea  V.  35,  da  ihm  kein  demonstratives  thes  vorausgeht  und  man 
ch  nicht  sieht,  wovon  dieser  Genitiv  abhangen  soll,  ausser  etwa  von 
m  vorangegangenen  that;  immerhin  steht  das  thes  für  thes  thaJt, 
isen  was  — .  Wirkliche  Attractionen  sind  von  den  a.  a.  O.  zur  Ver- 
sichung  citierten  Stellen  noch  1105.  1354.  2117.  4926;  dagegen  in 
El  Stellen  476.  1554.  4093.  steht  thes  allerdings  auch  für  thes  that, 
er  im  Sinne  von:  dafür  daß  (nicht  etwa:  für  das,  was — )  abhängig 
m  Begriff  des  Dankens.  Etwas  verschieden  ist  V.  4928,  wo  ein  de- 
mstratives  thes  vorausgeht  und  das  folgende  relative  dann  geradezu 
'daß  stehen  muß.  Stellen  wo  einfaches  thes  in  der  zuerst  ange- 
benen Weise  fhr  thes  that,  dafUr  daß,  steht,  sind  noch  2289  (ab- 
Dgig  von  ISn),  3585  (abh.  von  diwrjan,  preisen)  und  1358,  wo  thes 
t:  darfiber,   darum,  daß  —  umschrieben  werden  kann. 

Ein  ähnliches  thäs  hat  das  Angelsächsische.  Grein,  Gloss.  2,  569,  b 
klärt  es  als  Attraction  oder  Ellipse  von  folgendem  the,  meist  =  daß. 
dessen  sind  die  dafür  angeführten  Stellen  zum  Theil  verschiedenartig: 
mes.  711  wird  thäs  als  wirkliche  Attraction  zu  nehmen  sein,  zumal 
k  ein  thät  erst  noch  folgt;  auch  2692  erlaubt  eine  ähnliche  Auffassung. 
0  thäs  mit  wie  zu  übersetzen  ist,  muß  das  zu  ergänzende  the  dem- 
»Däß  gedacht  werden;  ebenso  in  der  Verbindung  td  thäs  ^=^  eo  ubi, 
ler:  eo  quo.  —  Dann  findet  sich  aber  statt  des  adverbialen  Genitivs 
äs  auch  der  Dativ  mit  Präpositionen:  for  tham,  darum  daß,  weil; 
r  tham,  bevor,  imd  der  Instrumentalis  th^,  alles  mit  Ergänzung  von 
Igendem  the  (hier  wieder  =  daß)  oder  mit  Hineinlegung  der  Relation 
das  Pronomen  selbst  In  den  Fällen,  die  Grein  vorausschickt  und 
r  die  er  ein  relatives  d.  h.  pronominales  the,  im  Unterschied  von 
m  conjunctionalen,  ansetzt,  ist  nach  unserer  Auffassung  nicht  Ellipse, 


266  LUDWIG  TOliLEIi 

sondern  wirklich  Attrnction  aczunehmcn,  so  in  der  Stelle  Beov.  13W 
wo  fhiU  =  dafilr  daß,  aLbllngig  vou  danken,  ganz  dem  (A«  ili 
llt'Iiand  entspricht.  An  einigen  der  dort  angeftlhrten  Stellen  cr&cbeii 
Attraction  von  der  härtesten  Art,  nümlich  solche,  wo  der  Nominati 
ihr  unterliegt  und  daraus  der  Schein  entsteht,  als  oh  daa  Subject 
Verb,  finit.  in  einem  Casus  ohÜq.  stände.  Indessen  begegnet  i 
Attraction  wiudorum  auch  int  IlSband  häufig,  ahd.  ist  sie  selteH 
(doch  bei  laidor  und  Otfried  verhältnissmällig  häufig),  mhd.  noch  t 
beschränkt,  besonders  auf  das  Neutrum,  daa  fUr  den  Untorsohied 
Canus  rectus  und  obliquus  weniger  empfindlich  ist.  Auch  eräcl 
äusserst  selten  der  Fall,  daU  ein  persönlicher  Accusativ  den  Mond 
nativ  vertritt,  wie  Isidor  17"  3:  dhm  mlue  bergS  chisitzit  (den,  der— 
wahrscbcinlicb  durch  das  possidentem  des  Originals  veranlasst).  Ii 
Ags.  citiert  Grein  (a.  a.  0.)  ebenfalls  nur  einen  Fall  dieser  Art, 
121,  wo  tkd  Übrigens  auch  directe  =::  qui  (nicht  eos  qui)  genomme 
werden  kann,  mit  Ergänzung  des  gleichlautenden  Accusativs  das  D« 
monstrativurns  davor  (s.  oben).  Im  Heliand  steht  3G0!).  4113  nli 
thena  allein,  sondern  mit  folgendem  tke,  flir  etim  qti-i.  MF.  133, 17—1 
verlangt  schon  das  Versmall  die,  diu  — ,  während  Wack.  Lcseb.  ■  307, 
einfaches  die  (quam)  fllr  eam  qufn  angenommen  hatte. 

Die  Erscheinungen  der  Attraction  nun,  auf  welche  wir 
zunächst  aber  nur  auf  negativem  Wege,  geführt  worden  sind,  gedenki 
ich  durchaus  nicht  als  solche  ausführlich  zu  behandeln,  da  Grimi 
(a.  a.  0.)  ziemlich  alles  Wesentliche  bereits  beigebracht  hat  und  «i 
Vormehrtmg  der  Beispiele  ebenso  leicht  als  unfruchtbar  erscbni 
sondern  immer  nur  negativ,  so  weit  Attraction  in  einzelnen  Füllen  de« 
Schein  von  Auslassung  des  Relativuma  mit  sich  tUhrt.  Nur  um  zu  xeig«a 
was  ich  unter  Attraction  positiv  verstehe,  und  zugleich  um  Qrimin 
Sammlung  vou  Beispielen  wenigstens  filr  die  .ältere  Zeit,  wo  sie  wenige 
reichlich  ist,  nocli  um  einige  zu  vermehren,  führe  ich  folgende  Stelleo 

MSch.  57,  3t]— 39:  Daz  anegenge  bist  du,  truhlin  ....  der  erd 
Job  des  himiles,  wiigcs  unde  luftes  und  alles  dea  viurtn  ist  (jüies  dcasi 
was  — ),  also  de»  zunächst  fUr  daz  (was),  vor  welchem  und  aaa 
dann  allerdings  noch  ein  demonstratives  de»  zu  ergänzen  ist; 
ini  Text  stehcndo  il*a  ist  also  nicht  dieses  letztere,  sonst  hüttea 
nach  demselben  einfach  das  relative  das  zu  crgäazou  und  daan. 
keine  Attraction;  diese  filhrt  vielmehr  meistens  Auslnssun}; 
monstrativurns  mit  sicli,  wrlclies  dafUr  dem  ßdallvuui  seil 
aufntithigt  Eiue  Parallele    da^tu  au  ist  das 

de«  Vocals,   der  oinon  Umlaut  onn  Ji  di« 

eJoee  Vocak  zum  Era;  • 


Danen  v 
daan  ebe 


CbEB  AUSLASTUNG  UND  VEHTKETUNG  DES  PKON.  BELATIVUM.     26Tj 

Ebd.  92,  30,  4:  Den  vater  5rit  da  zi  himili  der  buh 
mit  tUtn  er  hSA  hin  erdi  giwunnun. 
;  denen,  die  ßr  hier  auf  Erden  gewonnen  hat.    So  iDterpnngieren 
:  in  der  Übersetzung,   im  Texte  muß  man  siüh  aber  ein  Komma 
a  ror  dem  den  denken,  sonst  hätten  wir  eben  wieder  Äualasaung. 
tatt  Attraction,  des  Rclativums. 

166,  2:  neo  wiht  archonnit  des  aih  fona  rehte  scheidit 
Liebe)   kennt  niehta   von    dem  was  sich  vom  Reckte    scheidet 
lichts  Unrechtes). 

In  der  Stelle  Miisp.  77  nehme  ich  das  zweite  deru  nicht  als 
kttraction  filr  diu,  sondern  als  Dutiv  abhängig  von  gimarcMt:  fllr  die  da 
£e  Grenze)  abgesteckt  ist.  Als  Attraction  nehme  ich  auch  Stelleu 
i  Otfr.  3,  20,  14,  wo  nur  der  seltene  Fall  vorliegt,  daß  das  attra- 
irto  thes  auf  ein  vorhergehendes  Possessivurn  sich  bezieht  und  fdr 
D  Nominativ  steht,  und  3,  22,  20,  wo  der  partitive  Genitiv  ihero 
sh  unmittelbar  als  relativer  Accusativ  zu  iruuellu  gezogen  werde^n 
rm,  wie  noch  heute  deren  ähnliche  Constraction  erlaubt. 

Ein  älteres  Beispiel   von   Ättraction  ist   auch   die   Stelle  Wack. 
«eb."  142,31; 

Nach  diu  si  dA  hmämun      die  söna  si  frumitun. 
th  dem  (nach  Maßgabe  dessen),  was  sie  da  vernahmen,  schlössen 
j  die  Versölinung. 

Weitere  Beispiele  liefert  Heinr.  v.  Melk  (Ausg.  v.  Heinzel),  Er- 
menmg  43.  277.  713. 

Einen  Schritt  weiter  filhren  uns   Fälle,  wo  statt  Ättraction  das 
indet,  was  Steiuthaj (a.  a.  0.  S.  147—156)  Verschräuknng  nennt: 
wird  nämlich  das  Substantiviim  aus  dem  Hauptsatze  in  den  Ncben- 
Iz  hineingezogen.  War  nun  der  Casus  des  Fron.  rel.  ohnehin  derselbe 
e  der  des  SubstantivumH ,   so  kann  er  keiner  eigentlichen  Attraetion 
terliegen,   sondern  es  findet   eine  Vertretung  des  Demonstrativums, 
ip,  Artikels,  durch  das  gleichlautende  Rclativum  statt,  wie  die,  von 
r  wir  oben  ausgiengen,  uur  daß  hier  ein  Substantivum  mit  im  Spiel 
i(wie  freilieh  auch  oben  schon  bei  tkiü  mezzü,  wenn  wir  es  erklären: 
r  die  Weise,  auf  welche  —  statt  wie,  und  bei  die/weil  nach  der 
^^rtigen  Erklärung).  Wirkliche  Auslassung  des  Relativums  anzunehmen 
beint  onvennöidlich  ftlr  den  Fall,  wo  jene  Casuggleichheit  nicht  statt- 
'et,  aber  die  Anualime   falscher  Analogie   mit  dem    ersten    bleibt 
immer  noch  eine  ebenso  gute  Erklärung.  Ich  gebe  nun  zuerst  die 
urnnteu  Beispiele  des  ersten  Falles  vollständig,    auch  in    ihrem 
da  sie  bisl"—  »"gends  zuBammcngcaltUV  wtiÄ  noi\  l\.VwKkRÄv; 
bt  >  wurden. 


LRst^^VH 


n  Wüaaa  a 


ci 


268  LUDWIG  TOBLEK 

Id  der  Stelle  GIobs.  Itab.  069'':  melotis,  das  fei  munieliä  for&  i 
tragaut  —  nimmt  Grimm  (a.  a.  O.)  das  als  Relativum,  ^  quotl,  |] 
die  Erklärung  des  fremden  Wortes  als  zusammengezogen  aus :  das  Fl 
welches  — ,  quam  pelUm,  für:  petÜB,  quam  — .  Die  Stellung  des  VeriiiH 
scheint  in  der  That  diese  AufTassung  zu  unterstützen,  welche  auch  d 
uothwendigeo  KUrze  des  Glosaenstiles  entspricht. 

Otfr.  1,  17,  74  heißt  es  in  der  ErzShiung  von  den  Wüaaa  1 
dem  Morgenlande: 

Si  uuurtun  slafente       fon  engilon  gimanote, 
in  droume  ei  in  zelitun      tken  uuog  si  faran  sooltn 
(nicht;  welchen  Weg,  sondern:  den  Weg,  welchen  — ). 
Otfr.  4,  24,  9: 

(Aer  man  thaz  giagaleizit    tbaz  sih  kunbg  heizit,  . 

ther  uuiderot . . .  themo  koisore. 

Kicht;  der  Mann,  welcher  — ,  sondern:  welcher  Mann  . ..,  der  .■■ 

In  der  St.  Gallischen  Abhandlung  de  syllogiamis  heißt  es  (Wm 

Leseb.  119,  22):   2Vw  mäht  dero   selo  gegebin  ist  kuot  unde  nbel 

bechenninne  unde  uuär  unde  lugi,  daz  ist  reda:  Das  Vermögen,  w( 

der  Seele  gegeben  ist;  das  lateinische  Original  könnte  aber  gi 

gut  lauteA:   quffi  facultas  animcB  data  est,  flir:  facultas  quce  — 

Gr.  Rud.  21:   ia  der  naht  si  do  woldeu   (in  der  Nacht,    in  w 
eher,  wo,  al»J    ^^^ 
sich  heben  alse  sie  taten  ^^^| 

von  der  kemenateu,  ^^H 

daz  golt  sie  zusamene  trugen.  ^^H 

RoL  L.  10,  24:  daz  erbe  uch  uwer  vorderen  an  brachten, 
daz  EIrbe,  welches  eure  Vorfahren  auf  euch*  gebracht,  oder  allenlkl 
was  eure  V.  als  Erbe  auf  euch  gebracht.  ^^^ 

Jeroschin  XXVII    biu(ni?n)  der  zit  der  lügende  kurc      ^^^M 
her  Diterich  von  Aldcnburc  ^^^| 

rcgnirte,  . .   (folgt  der  Kachsutz)  ^^^ 

innerhalb  der  Zeit,  in  welcher  — ,  quo  tempore  — ■  Dieses  Jnti  drr 
erinnert  an  die  weil  (oben)  und  bestätigt  die  dort  vorgeschlagene  1 
ing  ohne  ErgHnzung  von  daß  odor  nnd. 
Parz.  749,  l:  6  wol  diu  wip  dich  sulen  s^hnl 
(wolil  den  W.,  die  dich  — ). 
321,  13^15:  Ez  tuot  manc  iflseüt  herzen  w6 
das  strenge  mortUcba  r£- 
AD  minem  tAi 

man  hier  mit  Lacbmann  nM  '«t  die  I 

ich  ciao  andere .    "  weua 


L^hlagese  1 

J 


4 


f  RER  AUSLASSUNG  LND  VERTRETUNG  DES  FRON.  BELATIVUM.     269% 

Stello    als    zeuginatische   Oonstnicdon    eines    Subjects    mit   zwa 

licateD  erklärt  (wofür  dort  allerdings  ganz  fthnlicbe  Fälle  angefülut 

len),  oder  wenn  man  mit  Bartsch   im  Anfang   dea  letzten  Verses 

Aa  zusetzt,  wie  in  der  vorigen  Stelle  ein  diu.  aber  es  scheiot  mir 

auch  nicht  unmöglich,   daa   daz  relativ  zu  nehmen,   obwohl  die 

fhgten  Adjectiva  diese  Auffassung  hier  etwas  schwerer  erscheinen 

a  als  au  deu  andern  Stellen.  Lateinisch  könnte  wohl  gesagt  wer* 

.:  dolet  multos  quee  facta  est  atrox  cacdes. 

Renner  1325S:  und  wirt  ein  ander  §  gewert 

deune  er,  d^  dinge  er  begert. 

Anderer  erlangt  eher  aU  er  die  Dinge,  die  er  begehrt. 

Klage  1591:  wie  kern,  daz  der  vater  min 

zurndo  wider  Gemöten, 

BÖ  manegen  bouc  röten 

'  BÖ  wir  in  gäben  hier  enlant, 

unde  in  dem  willen  er  si  vant? 
konnten  Rüdiger  imd  Gemot  an  einander  gerathen,  da  die  Bur- 
iden  bei  R.  so  fi-eundliche  Aufnahme  gefunden  hatteu  und  auch  er 
ihnen  dankbare  Geneigtheit,  aUo:  nach  den  reichen  Geschenken, 
sie  empfangen,  und  bei  der  Geneigtheit  (sie  zu  vergelten),  in  der 
lie  gefiinden  hatte. 

Ich  flige  hier  noch  zwei  Stellen  bei,  in  welchen  das  Relativunj 
1  k^nem  Substantivum  begleitet  ist  tmd  das  Demonstrativum  nicht 
genau  in  sich  fasst  wie  in  den  bisherigen  Fällen. 
MF.  140,  14:  daz  ich  singe  owe  von  der  ich  iemer  dienen  sol. 
der  (Geliebten),  der  ich  immer  dienen  werde:  de  ea,  cui — .  Die 
len  der  haben  also  nicht  ganz  denselben  Sinn,  indem  das  (zu  er- 
lende)  erste  mit  von  zusammengehört,  das  andere  der  reine 
iv  isL 

Ebenda  S.  310  (in  einer  wahrscheinlich  unechten  Strophe  Eteio- 
■a  dea  Alten): 

waz  ich  b(Eser  handelunge  erliten'hfln 
von  den  i's  wol  erlfizen  möhte  ala  — 
dit  so   fast:  von   denen,    die   mich  wohl   damit  hätten  verschonen 
rfen,   sondern  unbestimmter:  von  aolchen  (Leuten),  von  denen  ich 
nicht  erwarten  konnte. 
Dagegen  wird  auszuschließen  sein  die  Stelle  MF.  62,  30: 

so  haben  ir  willen  die  vögele  singen. 
an  nach  vögele  noch  ein  dd  best  oder  nicht,  macht  weder  fbr  das 
•che)  Versmaß  noch  fiir  die  Constructioa  etwa.^  »»%■,  iW^^i.^'fc 

k 


270  LUDWIG  TOBLEIi 

ist  liloli,  ob  die  als  Pron.  rel,  zu  nehmen  und  dann  nach  Art 
obigen  Beiäpiele  mit  umgekehrter  Stellung  zu  ttberaetzon  sei:  dieVCgi 
welche  singon  (mögen),  oder  ob  mit  Haupt  (a.  a.  O.)  wieder  ji 
Zeugmn  anzunehmen  sei,  wobei  dann  die  Artikel  bleibt.  Die  li 
Aiiuabme  wird  hier  wobl  vorzuziehen  Etin;  auch  lateinisclt  wttrda 
diesem  Falle  schwerlich  gesagt  werden:  qum  aves  eantant  fUr:  a\ 
quiB  cantnnt  (genauer:  cantent,  denn  haben  und  singen  in  udm 
ätello  mlUsen  doch  wohl,  wie  die  andern  Verbalformen  anf  -ea  vnA 
und  nachher,  als  Conjunctive  gelten),  wenn  nicht  Singvögel  von  andn 
besondera  unterschieden  werden  sollen. 

Auch  die  Stelle  Erec  1227  gehört  nicht  liieher,  wenn  wir  der 
Haupt  angenommenen  Lesart  folgen: 

jS,  warne  ich  raich  ze  unzit, 
sam  der  liase  so  er  in  dem  netze  lit  — 
wogegen  bei  Weglassung;  der  Worte  so  er  die  vorhin  bemerkte  Schwierig 
kcit  eintritt 

Dagegen  gcliBren  nocb  hieher,   aus  späterer  Zeit,  zwei  Stellen 
Dietr.  1  Ausf.  176:  Soll  ich  von  dir  hio  hän  filr  gut 

den  echimpf  du  mit  mir  hast  getriben. 
Veit  Weber,  Lied  v.  Freiburg  bei  Uliland  2,  386: 
darum  mir  stett  band  'geben 
die  schilt  ich  an  mir  h&n. 
und  eis  nißdcrdoutechcs  Beispiel: 
Rein.  Vos  32G9  (LUbben): 

difn  scliadeu  he  uns  to  donde  plecht 
darvor  kricht  he  nu  sin  recht, 
nur  dali  in  darvor  =  für  den  derAceosAtiv  von  der  Präposition  ab 
hiUigL 

unter  den  Fällen,  wo  die  Casus  des  Substantivums  imd  d«  B*l» 
tivums  nicht  ubereiustimmen ,  ist  di>r  leichteste,  wenn  beim  Ni 
übcrjraug  cwisebon  Nominativ  nud  Accusativ  stattlmdct,  deren 
dort  in  der  Form  nicht  zur  Erscheinung  kommt 

Otfr.  5,  4.  34  häüi  ea  von  der  Erde,  weldie  bei  der  AofarBtelnPi 
Cblisti  «^bte: 

joh  ti  »liiiino  Üiar  irg«b  ihai  drvso  thar  in  im  img. 
Eell«   eetxt   nadt   drtgo  Komma,   nimmt  also   oitwedcr 
Aiulaastuig  dca  Ileladvunis  oder  vielleicht  Veilreinng 
ilas  fol^udo   iJuv  «a.    Lelatvrc   ist  boini  fries.  ti«-  gmns 
im  Abd-  konuat  neiiMW  Wiiwus  thmr  > 
r  Proo.   der  etvten  nnd  «wi-ib!!»  Fl 


CBEB  ÄUSLAS8Ü50  UND  VERTBETUNG  DES  PEON.  RELÄTIVÜM.    271 

htion  vor  (b.  «nt);  auch  wird  durch  unsere  Auffasaung  Einklang 
ischen  der  Cttsnr  des  Verses  und  der  grammatischen  Construction 
igefltellt.  Thnz  dreso  ist  also  =  qui  thesaiirus,  fllr  thesaurura,  qui; 
.  Cic.  pr,  Soll.  33:  qviai  prima  innocentis  mihi  dofensio  est  oblata, 
Eepi,  für:  susccpi  primam  inn.  defensionem,  qufe  mihi  oblata  est. 
•  drängt  sich  in  eolchen  Fällen  der  RelativBatz  im  Lat.  raeistens 
«ran,  eben  weil  er  auch  den  vorherrschenden  Substantivhegriff  in 
Ml  aafgCDommcn  hat,  So  fasse  ich  auch  Otfr.  2,  14,  44:  Mit  tkemo 
htnnen  thu  nu  quist  —  ohne  Komma  nach  brunnen  und  ohne  Ergän- 
ag  eines  tken  zusammen,  indem  ich  tkemo  selbst  relativ  nehme,  wo- 
i  sein  Casus  zu  quist  allerdings  nur  mit  Attraction  passt:  quo  fönte 
t  ftmle.  qu^ii  dicis. 

Nach  der  Erklärung  der  ersten  Stelle  aus  Otfrid  müssten  wir  im 
tein  6347: 

'  wir  mUezen  morgen  an  iu  gesehn  den  jämer  unz  an  dise  vrist 
an  manegem  hie  geschehen  ist, 
It  den  eher  dfr  erwarten,  aber  wo  Accusativ  und  Nominativ  lautbar 
1  unterscheiden,  scheint  das  ti-ansitive  Verbum  Über  das  intransitive 
Bezug  auf  Rectionskraft  den  Sieg  davonzutragen,   und  man   tässt 
an  lieber  den  Schein  aufkommen,  dali  das  Subject  im  Accusativ  stehe 
ir  das  Relativum  einfach  weggelassen,  als  daß  dem  transitiven  Verbum 
a  Object  entzogen  sei.  Grimm  wollte  lesen:  den  jämer  den  — -,  wo- 
;  nur  die  Auslassung   des  Relativs  umgangen,    aber  die  Härte  des 
nisgegensatzes  nicht  gemildert  wäre;   Lachmann:  doi  jämer,  womit 
in  der  Indifferenz  des  Neutrums  versteckt  wäre. 
Parz.  476,  16 — 18:  wser  ich  dan  herre  übern  grSl, 
der  möhte  mich  ergetzon  niht 
de«  miers  mir  iwer  munt  vergibt, 
ft  Parzival   bei    der  Nachriobt  vom  Tode    seiner  Mutter).    Nimmt 
a  fttr  veiyehen  die  Construction  mit  Genitiv  der  Sache  an,  welche  ' 

der  guten  Zeit  vorherrscht  und  auch  Parz.  227,  3  vorliegt,  so  ge- 
1  die  Stelle  zu  den  obigen  mit  gleichem  Casus  und  hat  weiter  nichts 
underes.  Nimmt  man  aber  verjehen  mit  Accusativ  an,  so  ist  für 
isen  der  Genitiv  {des  fllr  daz)  eingetreten,  also  die  Verschränkung 
t  Attraction  compliciert. 

So  mag  auch   eine  von  Grimm  filr  Auslassung  angeführte  Stelle 
piterer  Zeit:  1 

I             le  von  den  grösten  freuden   ich  mein  leben  empfunden  — 
fc  noch  als  Attraction  erklärt  werden.  | 


4 


4 


272  LUDWIG  TOBLER 

Noch  schwieriger  ist  der  Fall  Neith.  53,  39: 

Von  so  grözem  leide  mir  riuwe  fine  yrende  gii 
trüre  ich  wol  von  schulden  . . . 
Wenn  wir  übersetzen:  Über  so  großes  Leid,  das  (Nomin.)  mir  K 
ohne  Frende  verursacht,  traure  ich  mit  Recht  — j  so  nehmen  wir 
lassung  des  Relatiyums  daz  an;   es  könnte  aber  auch  das 
in  «3  stecken,  tmd  leide  ftür  leit  (Subject  zu  gU)  an  das  Yon  Mrt 
hängige  von  attrahiert  sein.    Für  die  deutsche  Übersetzong 
wir  auch  so  die  Ergänzung  eines  relativen  das  nicht  wohl  en 
lateinisch  würden  wir  die  Erklärung  fassen:  propter  (tantnm) 
quantum  etc.    Diese  Auffassung  ist  zwar  etwas  gezwungen,  aber 
Gedanke  bleibt  derselbe,  tmd  ähnliche  Construction  finde  ich  in 
Stelle  Germ.  3,  426,  38  (Predigtmärchen,  von  Pfeiffer): 

üffe  deme  selben  pferde  er  dö  ritet,  daz  het  er  mir  mein 
genomen  (dasselbe  Pferd,  auf  dem  er  reitet,  (das)  hatte  er  mir  uiiredlp{ 
mäßig  genommen).  Hier  liegt  offenbar  Verschränkung  vor,  verbim< 
mit  Attraction,  und  zwar  deijenigen  Art  von  Attraction,  welche 
rückgreifende  oder  regressive  nennt  (weil  sie  vom  Nebensätze  auf 
Hauptsatz,  statt  umgekehrt,  übergeht)  und  welche  wir  bisher  noch 
zu  berühren  hatten,  weil  sie  keinen  Schein  von  Auslassung  des  Bdir 
tivums  mit  sich  ftihrt  und  auch  das  Demonstrativum,  meistens  umte 
Artikel  wieder  aufzunehmen,  stehen  lässt  So  werden  wir  auch  im  tor 
liegenden  Falle  nicht  etwa  hinter  pferde  ergänzen:  üf  dem,  sondenda 
wirklich  dastehende  deme  relativ  nehmen,  trotz  dem  dabei  stehento 
selben,  wie  auch  lateinisch  wohl  gesagt  werden  könnte:  (in)  qmo  ^tK 
für  eodem  ipso,  quo  —  und  dieß  vielleicht  fUr:  eundem  ipsnm,  qiio--v 
Ähnlicher  Gebrauch  von  sdbo  findet  sich  schon  bei  Otfirid  2,  5, 23: 

in  selben  uuorton  er  then  man 

tho  then  eristen  giuuan, 

so  uuard  er  hiar,  thes  uuas  not, 

fon  thesemo  firdanot 
Mit  denselben  Worten  (mit  Vorspiegelung  von  Herrlichkeit),  mit  deoa 
er  (der  Teufel)  den  ersten  Menschen  gewann,  ward  er  hier  von  diesea 
(vom  zweiten  Adam,  Christus,  den  er  versuchte)  vernichtet. 

4,  16,  46:  Thaz  selba  si  imo  sagetun, 
si  hiar  bifora  zelitun. 
Sie  sagten  ihm  dasselbe,  was  sie  vorher  gesagt  hatten.   Währond  ii 
der  ersten  Stelle  das  Pron.  reL  aus  dem  nachfolgenden  so  entnonuna 
und  zu  selben  gezogen  werden  kann  (vgl.  so  selb  so,  gerade  wie)  selifliDi 
MD  der  zweiten  allerdings  einfache  Auslassung  desselben  angenommeo 


OBEB  iirsLASSUNG  UND  VERTRETUNO  DES  PBON.  EELATIVUM. 

piit'sa  maaseo,   obwohl  eine  Umkehrtmg  in:  Was  sie  ihm  sagten, 
)  schon  vorher  gesagt,   bei  Otfrid  nicht  ganz  undeokbar  ist! 
Ein  reineres  und  planeres  Beispiel  von  Attraction  dieser  Art  bietet 
:  Stelle    im    Arm.   Heinr.    183,    wenn    wir   nämlich    daselbst   nicht 
kt  den  meisten  Herausgebern  nach  vant  Punkt  setzen,    sondern  nofr 
pomma;  dann  stellt  '(■■ 

den  besten  meister  er  da  vant,  ^H 

der  Seite  ime  etc. 
;  der  beste  Meister,  den  er  da  fand,  (der)  sagte  ihm  — ,  lat,  quem 
^timom  magistrum  invenit,  (hie)  ei  dixit,  ganz  ähnlich  dem  oben  an- 
sfllhrten  Satze  aus  Cicero;  nur  weicht  diese  Stelle  von  den  obigen 
I  ab,  daß  sie  mit  Verschrfinkung  eben  noch  Attraction,  in  der 
igegebenen  Weise,  verbindet.  Von  dieser  Art  ist  endlich  auch  ein 
ie  der  deutsches  Beispiel,  Rein.  Vos  3269: 

n  schaden  he  uns  to  donde  plecht,  darvor  kricht  he  nu  stn  recht  — 
>  also  der  Schein  einer  Verwechslung  zwischen  Nominativ  und  Accu- 
tiv   (Hildebraud   in   der  Zeitschr.   f.   d.  Phil.    1,  442)   einfach    durch 
raction  zu  erklären  ist,  sowie  in  der  Stelle  Weisth.  4,  378.  / 

Zurückblickend  auf  die  bisher  aufgezählten  Stellen,  gebe  ich  zu, 
iß  sich  manche  von  ihnen  einfacher  durch  Auslassung  des  Rela- 
erklären  lassen,  wenn  man  nämlich  einen  solchen  Terminus 
berhaupt  als  „Erklärung"  gelten  lassen  will,  während  er  doch  im 
oder  ziemlich  offenbar,  eben  nur  die  erst  zu  erklärende 
^raeherscheinung  als  Thatsache  bezeichnet.  Ich  glaube  daher,  wenu 
I  gilt  eine  wirklich  wiBsenschaftliehe  Syntax  zu  schaffen  (und 
nt  geschaffen  werden  muß  wenigstens  die  Lehre  vom  Satzgefüge), 
9  mQsse  man  sich  jenes  Ausdrucks  mögLchst  enthalten  und  ihn  iür 
Wie  auisparen,  die  sich  fttr  einmal  wirklich  noch  nicht  erklären  lassen, 
i  ist  aber  die  Frage,  ob  überhaupt  solche  Fälle  noch  übrig  bleiben ; 
lan  die  bereit»  angeführten,  in  welchen  wir  meistens  nur  eine  schein- 
ire  Auslassung  des  Pron.  rel.  gefunden  haben,  helfen  uns  einige 
'  allerdings  noch  tibrige  erklären,  in  welchen  der  Mangel  des  Pron,  rel. 
irirkllch  vorliegt  und  nicht  unmittelbar  aus  den  bislier  angenommenen 
Forme«  der  Attraction  und  Verschränkung  erklärt  werden  kann,  wohl 
aber  mittelbar,  so  nämlich,  daß  jene  Fälle  bei  ihrer  Häutigkeit  und 
bei  dem  in  der  That  starken  Scheine  einer  in  ihnen  vorliegenden 
utassung  des  Relat.  auch  stark  genug  waren,  durch  bloß  äußere, 
'  oder  weniger  falsche  Analogie  oder  Übertragung  auf  andere 
3  diesen  eine  wirkliche  Auslassung  zu  erzeugen.  Diese  Fslle 
!  nicht  sah'  Und  zum  Theil  w\e4e.v  ixiLvOvi  \i^t,to-sfÄ.^^ 

HjTfn  Aeilt  F.  e  ' 


274  LITDWIO  TOBLER 

Heiliuguugi'u  benchränkt  iiud  erklärbar;  ich  habe  daher  auch  oidili 
dagegen,  wenn  man  ihre  Zahl  vermehren  will  durch  Hiozunahme  At^ 
jenigeii  unter  den  obigen  Stellen,  deren  Erklärung  auf  priniärem  VVeg« 
etwas  künstlich  oder  gewaltsam  erscheinen  mochte^  es  bleibt  auch 
nach  diesem  Abzug  die  Zahl  der  übrigen  noch  groU  genug,  ua 
vorhin  ausgesprochene  Annahme  aufrecht  zu  halten,  besonders  da 
die  ganze  Masse  der  oben  nicht  ausdrfieklich  behandelten  gewöhnlichen 
Attractionen  hinzurechnen  darf,  in  denen  ebenfalls  schon  der  Schein 
von  Auslassung  des  Relat.  sieh  leicht  einstellt.  Ich  gehe  nun  dasu  Über, 
die  wenigen  Fälle  wirkhcher  Auslassung,  gleichsam  nur  als  Nachtrag, 
darzustellen. 

Bei  Otfrid,  der  Überhaupt  Beispiele  frir  alles  Mögliche  (und  fut 
machten  wir  sagen;  auch  ftlr  allerlei  Unmögliches,  d.  h.  Unhaltbare«, 
das  denn  auch  wirklich  keine  weitere  Geltung  erlangt  hat)  aufweist, 
weil  er  die  Li tteraturap räche  noch  in  ihrem  ersten  Werden  und  völligen 
Flusse  darstellt,  und  weil  seine  Persönlichkeit  an  Geist  und  Spracli- 
gewalt  mit  der  eines  Ulfila  nicht  von  ferne  zu  vergleichen  ist  —  bei 
Otfrid  also,  dem  wir  oben  schon  mancherlei  Beispiele  entnommen  haben, 
linden  wir  auch  einige  Fälle  unzweifelhafter  Auslassung  des  Relativuins 
ohne  Attraction  oder  Verschränkung,  zunächst  nach  all. 

1,  6,  1.^  spricht  Elisabeth  zu  der  sie  während  ihrer  beideraeitigeo 
Schwang erschad  besuchenden  Maria: 

allo  uuihi  in  uuorolti  thir  gotes  boto  saget! , 
st  qusment,  so  gimeinit.  ubar  thin  houbit. 
Kell«  setzt  nach  sageti  Semikolon,  ich  weiß  aber  nicht,  wie  er  dam 
diesen  Conjunctiv  erklären  will,  außer  durch  die  Reimnoth,  welche 
allerdings  unsem  Otfrid  zu  allerlei  Gewaltsamkeiten  und  Willkarlich- 
keiten  veranlasst;  auch  fällt  dann  der  Mangel  aller  Verbindung  zwischen 
den  beiden  Zeilen  und  Sätzen  auf.  Allo  wiht  sind  alle  die  heiligen  und 
herrlichen  Eigenschaften,  die  der  Engel  Gabriel  im  vorigen  Qesange 
(b,  15  sq.  4il  sq.)  der  Jungfrau  als  göttliche  Gnaden  verkündigt  hatte; 
von  diesen  siigt  nun  Kiisabeth,  ditl^  sie  wirklich  Über  Maria  kommen 
werden.  Ich  nehme  also  den  ersten  Satz  als  relativen  Vnrdersatx,  d«n 
«weiten  als  Haupt-  und  Nachsatz,  und  tinde  die  Kelatiou  eben  in  dem 
Conjunctiv  angedeutet .  dor  gerade  in  KclativsStzen  nach  alt  oocji  üt 
andern  Spracheu  vurkommt  (vgl.  D^brilck  a.  a.  0.  S.  47). 
wo  er  zugleich  FrnXeritum  ist,  etwa  mit  Hülfszeitwort  obeni 
den  kann:  Alles  waa  diT  Kugel  gesagt  haben  mag.  Ein  wirl 
aominftler  Ausdruck  der  Itolatiou  fehlt  •>•*■,  aber  entt 

I     ittid  belcanotUcb  »ubr  hftufig  den  (  'iagn 


alt  oocji  in 


DflEK  AUSLASSUNG  UND  VERTRETUNO  DES  PRON.  RELATIVUM. 

b  ohne  die  ConjuDction  daz,  und  sodann  Ist  zu  bedenken,  dali  &ua 
i  Begriff  all  sehr  leicht  ein  relatives  Fügewort  entwickelt  werden 
n,  durch  Umsetzung  desselben  id  jeder  der  — ,  so  wie  umgekehrt 
lativa  wie  <piicunque,  oöos  den  Begriff  der  Allheit  erreichen.  Daß  nun 
r  der  Conjunctiv  hinzukonimon  mUsse,  um  dem  all  solche  relative 
Kraft  zu  geben,  ist  nicht  zu  verlangen,  am  wenigsten  von  einem 
■Ifrid,  and  so  sagt  er  denn 

I  1^.  eüu  thisu  rediua,  uuir  hiar  nu  scribun  obana ^m 

ui  quam  iz  in  sin  muat  etc.  ^| 

It  der  Indicativ  steht,  ohne  Zweifel  in  einem  Kelativsatz  nach  diu,  das 
■  durch  thim  beschränkt  ist.  Hieher  kann  nun,  trotz  dem  zeitlichen 
kstand,  wohl  auch  die  von  Qrimm  aus  einem  Weiethum  (S,  309)  bei- 
brachte Stelle  gezogen  werden:  ein  ieglicher  man,  zu  Scliweicb  wonet. 
Ein  zweiter  Fall,  wo  Otfrid  das  Pron.  rel.  wegläBst,  dagegen  das 
irbom  des  relativen  Satzes  wieder  in  den  Conjunctiv  setzt,  tritt  ein, 
a  der  Hauptsatz  negativ  ist,  und  zwar  den  Begriff  von  Niemand, 
licer,   also  das  gerade  Gegentheil  von   all   oder  jeder  enthalt; 
r  Erklärung  wird  eben  darum  das  vorhin  Gesagte  genügen. 

1,  1,  93:  nist  untar  in  thaz  thulte      thaz  kuning  iro  uualte. 
nter  den  Franken   ist  keiner,    der   das   dulde,    daß   ein   (nicht  ein- 
mischer)  König  sie  regiere.  —  Dasselbe  gilt  drittens  von  dem  zwi- 
I  Xibeu  all  und  kein  in  gerader  Mitte  liegenden  irgend  einer. 
1,  17,  24:  Ist  iaman  biar  in  lanle      es  iauuiht  tboh  firstante? 
Die  Magier  fragen,    ob   Irgend  Jemand  im  jüdischen  Laude  sei,    der 
i^end  etwas  von   der  Bedeutung   des  Sterns  verstehe,   den  sie  schon 
im  fernen  Osten  gesehen. 

Die  mhd.  Stellen,  die  ich  noch  anzuführen  habe,  sind  ebenfalls 
licht  zahlreich    und   lassen   sich   zum   großem  Theil   auch   anders  er- 
klären,  so  daß   kaum  eine  einzige  übrig  bleibt,    in  welcher  dann  die 
Weglaasnng  des  Kelativums  aus  bloßer  NachlSssigkeit  oder  momentaner 
l'nbeholfenheit  erklärt  werden  mag.  Es  ist  die  Stelle 
Parz.  589,  29:  Dechein  aül  atuont  dar  unde, 
diu  sich  geliehen  künde 
der  gri'.zen  sül  du  zwischen  stuont, 
Wo  abrigens  statt   a^l   im    dritten  Vers   leicht    diu    gelesen    und   durch 

E\  einfache  Auskunft  der  große  Dichter  von  olnem  kleinen  Versehen 
•it  werden  könnte,  da  wir  oben  di'ei  auih-re  Stellen  des  Parzivai, 
denen  man  sonst  diese  stützen  könnte,  anders  erklärt  haben.  D.iß 
elender  Versmacher  späterer  Zelt,  wie  der  Verfasser  des  von 
Archiv  9.  •titgetheillen  Liet\e9  au^  die  Ä\.i>.>\\.  'fe'w?OÄiii.\'j,, 
S 


*■) 


276  LUDWIG  TOBLER 

sich  Nachlässigkeiten  erlauben  konnte  wie  die  dort  am  Schluß  de 
ersten  Strophe  wahrscheinlich  vorliegende,  bedarf  keiner  ErkllroDi 
kaum  der  Erwähnimg.  Und  doch  können  wir  vielleicht  auch  di0Ni 
armen  Silnder  lossprechen,  wenn  wir  die  Stelle  noch  einmal  und  etwa 
anders  ansehen.  Sie  lautet: 

Doch  wil  ich  mich  druf  fleissen, 
Ob  ich  mit  gsang  möcht  loben  und  auch  breisen, 
auch  allzeit  eer  beweisen 
StraOburg  der  werden  stat, 

den  armen  gutz  gthon  hat.  (vgl.  darüber  a.  a.  O.  S.  128.) 
Am  einfachsten  ist  allerdings  hier  die  Ergänzung  eines  relativen  ü 
im  Anfang  der  letzten  Zeile,  aber  es  können  zur  Noth  die  beiden  letita 
Zeilen  auch  zeugmatisch  so  verbunden  werden,  daß  Straßburg  la 
der  vorletzten  Zeile,  wo  es  Dativ  ist,  in  die  letzte  als  Nominativ  her 
übergezogen  wird.  Dieses  Verfahren  ist  zwar  etwas  roh,  doch  niek 
ganz  ohne  Beispiele,  da  Haupt  (Erec  S.  394)  wenigstens  Zeugma 
r^  I  zwischen  Accusativ  tmd  Nominativ,  und  zwischen  Genetiv  und  Dalfa 
auch  aus  der  besten  Zeit  anfUhrt   Von   der  erstem  Art  ist  die  SteA 

Klage  1112:  er  het  bi  Osterlande  ein  hüs  an  Ungermarke  stSt, 
wo  man  sonst  nach  hüs  ein  relatives  daz  zu  ergänzen  geneigt  wire 
In  demselben  Gedichte  1376  lesen  wir  die  ähnliche  Stelle: 
mit  zühten  si  ze  hüse  bat  ein  frowe  saz  dar  inne. 
welche  Haupt  (392)  als  Zeugma  des  Nominativ  frowe  zu  sswei  Verbei 
anAlhrt.  Sie  erinnert  aber  auch  an  die  oben  besprochenen  Fälle  voi 
Auslassung  des  Pron.  demonstr.  bei  Zusätzen,  besonders  da  hier  du 
Verbum  voransteht,  während  in  dem  ersten  Citat  die  Stellung  des  M 
eher  auf  relative  Redeform  weist.   Die  oben  citierte  Stelle  aus  dm 
Wolfdietrich  lässt  ebenfalls  alle  drei  Auffassungen  zu,  dagegen  wnri 
schließlich  doch  noch  einmal  Auslassung  des  Relativums  (oder  Paiet- 
these)  anzunehmen  sein: 

Dietr.  1  Ausf.  2.  wol  achzig  ritter  unverzeit, 

im  hülfen  dick  aus  nöten, 
gab  im  zu  steur  die  künigin  her. 
Auslassung  des  Relativums  in  bloßer  Fortsetzung  eines  Relativsatsei, 
der  mit  dem  Pronomen  eingeleitet  war,  hat  wenig  Auffallendes,  auek 
wenn  an  der  zweiten  Stelle  ein  anderer  Casus  zu  verstehen  ist,  irie 
schon  bei  Otfrid,  2,  1,  11—12:  {then  fortgesetzt  durch  joh  sc  tier) 
und  ebenso  MF.  128,  20: 

nu  j&mert  mich  vil  maneger  senelicher  klage, 

die  si  hfit  von  nur  veTuome^u 

und  (sCt  diu)  ir  nie  zi^  Vietiieix  \LnjA^  \»i&ffi&» 


Dbeb  Auslassung  vst*  vertretuhc  des  pron-  relativum, 

, neuerer  Zeit  findet  sich  solche  Freiheit  häafig  bei  Gathe;  s.  Kehrai 
mmm.  d.  nhd.  Spr.  ü,  2.  §.  162. 

Hiemit  iet  der  Voirath  von  Stellen,  die  ich  zur  Beleuchtung  dee 
iglicfaen  GebraucheH  beizubringen  hatte,  fiir  einmal  erschöpft.  Ich 
be  meine  Sammlung  von  Belegen  keineswegs  als  vollständig,  und 
Jte  es  für  leicht  möglich,  daß  bei  größerer  Belesenheit,  besonders 
der  durch  neue  Piiblicationen  noch  immer  sich  bereichernden  Litte- 
IT  des  Mittelhochdeutschen,  einzelne  neue  Variationen  sich  finden 
■den,  doch  werden  die  überhaupt  möglichen  Hauptformen  im  Bis- 
Fgen  80  ziemlich  vertreten  sein. 

Kbt  einen,  offenbar  hieher  gehörigen  Gebraneh  habe  ich  noch 
^e^ort,  weil  er  in  der  That  ganz  einzig  dasteht,  unter  die  bisher 
bandelten  Fülle  und  Kategorien  der  Erklärung  sich  nicht  unterbringen 
lit  und  auch  nur  im  ältesten  Hochdeutsch  vorkommt,  nachher  bald 
i  spurlos  verschwindet:  ich  meine  die  Weglafisung  des  Pron. 
1.  bei  dem  Pron.  der  ersten  und  zweiton  Person  im  Nomi- 
tiv.  Die  Tliatsacbe  dieses  Gebrauches  ist  hinlänglich  bekannt,  und 
"ar  in  der  bestimmteren  Gestalt,  daÜ  nach  den  Pron.  der  ersten  und 
■eiten  Person  im  Ahd.  nicht  nur  das  gewöhnliche  Pronomen  rcla- 
lun  der  nicht  nöthig  iat,  um  Relation  derselben  anzuzeigen,  sondern 
oh  das  jenem  Pronomen  entstammende  und  in  der  abgeschwächten 
mn  der  zuweilen  gleichlautende  A dverbium  rf(?r  (da,  wo),  welches 
en  drei  Personen  zur  Verstärkung  (a.  u,)  der  Relation  beigefügt  wer- 
D  kann  und  auch  der  ersten  und  zweiten  Person  oft  beigefllgt  vor- 
mmt,  denselben  doch  keineswegs  unentbehrlich  ist.  So  finden  j 
r  das  bloße  ih  fitr  der  ich  bei  Otfrid  2,  14,  W,  da  fltr  der  du 
BT  du  der  bei  Kero,  im  Wessnbr.  Gebet,  bei  Offrid  ],  2,  Ö2,  im  I 
Itenmser  (wo  im  H6l.  1602  fader  is  (Ua  ohne  iku  gesetzt  ist  und  ) 
rtgefahren  wird  Ike  in,  was  doch  wohl  als  dritte  Person  zu  nehmen 
)  obwohl  die  Lond.  Handschrift  mit  Ihn  liist  fortfährt  und  auch  Otfr. 
I  der  entsprechenden  Stelle  2,  21,  27  bist  druhtin  thu  setzt),  in  der 
diortado  i>  f^r  die  ihr  oder  ihr  die,  in  dem  Augshurger  Gebet 
ISoh.  XIV)  thir  für  tw  en!.  uns  für  nos  fum.  Grimm  (Gramm.  3,  17) 
t  den  Gebrauch  aus  dem  in  älterer  Zeit  noch  lebendig  gewesenen 
lihbl  von  Unvereinbarkeit  des  der  dritten  Person  entnommenen 
I.  rel.  (eigentlich  demonatrati vum)  mit  den  beiden  ersten,  und 
;  Annahme  wird  nicht  ohne  allen  Grund  sein;  doch  verdient  bo- 
jtkt  £u  werden,  dali  im  Isid.  (de  nat.  dom.  cap.  III)  einmal  auch 
'i.  h.  Sr  ohne  der  för  71//  vorkommt,  wie  ja  auch  einfaches  der 
«  out  nicht  selten  iot  (b,  o.).   Kb  wird  8.\bo  zu  \ie4e\is.%'ii.  »Kva.,  ^ä!!» 

* ^ 


27« 


LI-DWTG  TOBLF.R 


überhaupt  in  älterer  Zeit  der  hypotAktiscbe  Satzbau  erst  im  Werdi 
und  vom  parataktixcIieD  noch  nicht  scharf  geschieden  wnr.  So  iat  dei 
ftach  X.  B.  bei  Otfrid  oft  schwer  zu  eatscbeiden,  ob  iker  aU  Demon- 
atpativnm  oder  Relativum  zu  nehmen  sei,  und  nur  die  Stellung 
Verbums,  obwohl  auch  diese  noch  nicht  t'est  geregelt  ist,  kann  goleg«o& 
lieh  den  AuEscblag  geben.  In  dieser  Beziehung  ist  nun  eben  aadt 
bemerk en e we rth ,  daß  bei  dem  relativen  Gebratich  der  ersten  nnd 
zweiten  Person  das  Verbum  fast  durchgängig  an's  Ende  des  Sattes 
gestellt  und  eben  dadurch  der  relative  Charakter  desselben  angedeulat 
isi  Das  Merkwürdigste  scheint  mir  aber,  dali  jener  Gebrauch,  nach- 
dem er  Jahrhunderte  lang  verstummt  war,  in  der  Prosa  der  Mystiker 
des  vierzehnten  Jahrhunderts  wieder  auflebte,  jedoch 
dann  abermals,  und  wohl  f^ir  immer,  zu  verlieren,  wenn  man  nicht  mit 
Grimm  (a.  a.  O.  20)  in  der  gehäuften  Redeweise:  ich  der  ich,  ihr 
die  ihr  u.  8.  w.  eine  Nachwirkung  denselben  noch  heute  finden  wiL 
Vgl,  Kehrein  a.  s.  0.  §.  121.  wo  übrigens  nur  für  die  zweite  Person 
Belege  (aus  Pfeiffer)  gegeben  sind. 

Bisher  haben  wir  uns  fast  auescblieülich  auf  dem  Gebiete  des 
Hochdeutschen  bewegt  und  nur  im  Anfang  gelegentlich  einige  Suteii- 
blicke  auf  die  Bfirhsischen  Dialectc  geworfen.  Nun  können  wir 
länger  auDer  Acht  lassen,  daU  die  Auslassung  des  Pron.  rel.  auch  in 
den  nordischen  Sprachen,  und  zwar  mit  einiger  Regelmäßigkeit  und 
bis  auf  heute,  im  Gebrauch  ist.  Dadurch  wird  zunUchst  der  hochdeutacho 
Gebrauch  gcwissermaUen  bestätigt  und  ein  gemeinsam  gennamscbS' 
Zug  nach  dieser  Richtung  aufgedeckt,  aber  die  Eracbeinnog  selbst 
DatOrlich  nicht  erklärt;  wohl  aber  kanu  eine  auf  dem  Boden  eiD< 
Dislects  bereitB  mit  einigem  Erfolge  versuchte  Erklärung  ihrerseiU 
bestätigt  werden,  wenn  sie  sich  auf  die  Erscheinungen  in  den  andern 
Dialecten  anwenden  lässt.  Dieß  ist  denn  auch  in  der  Hauptsache  der 
Fall;  nur  dürfen  wir  nicht  erwarten  und  verlangen,  dali  unsere  obige 
ErklAnuig,  welche  sich  zunächst  nur  auf  Erscheinungen  im  Allem 
Hochdeutsch  zu  richten  hatte,  ohne  weiters  allen  ähnlichen  ErBcbei 
nuDgen  im  beutigen  Englisch  oder  Schwedisch  GenHge  thue,  sonden 
es  bleibt  der  Fall  mtiglich  und  scheint  wirklich  stattzufinden,  daß  di* 
heute  in  den  nordischen  Sprachen  ftblicheu  Formen  zum  Thett 
Öbertragungen  von  andern,  altem  «eii-n  und  nur  auf  diese  lotctern 
unsere  Erklärung,  aus  Attrnction  mit  oder  ohne  Verschränkuitf*, 
mittelbar  paser.  Auch  dann  noch  iinilj  cum  toi 
dir-    «ordischi'ii  S|irftohen 


ÜBER  AUSLASSUNG  UND  VERTRETUNG  DES  PRON.  RELATIVUM     279 

Aemonstr.  in,  en,  das  von  dem  Stamm  ta  durchans  verschieden  ist  und 
nirgends  (auch  im  deutschen  ener^  jener  nicht)  Neigung  zu  relativem 
Clebr&uch  zeigt ,  jener  Erklärung  einige  Schwierigkeit  bereiten,  denn 
wie  beruht  ja  wesentlich  auf  dem  ebenso  alten  Gebrauch  des  Fron. 
demoüBtr.  ta  theils  als  Artikel,  theils  als  Fron,  relativum  im  Hoch- 
deutschen und  auch  in  den  sächsischen  Dialecten.  Daß  das  Ägs.  im 
Kominativ  Sing.  m.  und  f.  den  Stamm  sa  gebraucht,  füllt  nicht 
ichwer  in's  Gewicht,  da  sa  mit  fa  so  nahe  verwandt  ist,  wie  im  Griech. 
o  mit  TO  (welche  beide  auch  relativ  vorkommen,  s.  Windisch  a.  a.  O. 
377),  in  den  übrigen  Casus  des  Masc.  und  Fem.  und  im  ganzen  Neutrum 
Misschließlich  ta  gilt,  übrigens  sa  flir  sich  allein,  ohne  folgendes  ta, 
auch  relativ  gebraucht  wird. 

Was  nun  zunächst  das  Altnordische,  genauer  das  Altisländisehe 
oder  Altnorwegische  betrifft,  welches  nicht  geradezu  als  Grund- 
sprache ftb*  die  neunordischen  Schriftsprachen  gelten  kann  (vgl.  Maurer 
in  der  Zeitschr.  f.  deutsche  Fhil.  1,  42),  so  ist  mir  auf  diesem  Gebiete 
Auslassung  oder  Attraction  des  Relativums  nicht  vorgekommen,  und 
ieh  erkläre  mir  den  Mangel,  wenn  er  wirklich  durchgängig  ist,  oder 
die  Seltenheit  von  Ausnahmefällen,  welche  vorkommen  mögen,  aus  dem 
Grunde,  daß  das  Altnordische  an  den  Fartikeln  er  (noch  kürzer  enklit.  -s) 
und  $em  zwei  sehr  fUgsame  Mittel  besaß,  die  Relation  anzudeuten, 
während  andererseits  der  suffigierte  oder  auch  (sogar  mit  sa  zusammen) 
vorgesetzte  Artikel  in  das  Fron,  demonstr.  sa  (ta),  welches  sonst  aller- 
dings auch  relativ  vorkommt,  wenigstens  vor  dem  Substantiv  nicht 
jenen  doppelten  Werth  annehmen  ließ,  der  im  Deutschen  den  Schein 
einer  Auslassung  des  Fron.  rel.  erzeugte. 

Im  Altschwedischen  und  Altdänischen  (wo  der  suffigierte 
Artikel  weniger  Regel  ist  als  im  Isländischen,  vgl.  Gr.  4,  378)  finden 
wir  zunächst,  wie  im  Hochdeutschen  und  Sächsischen,  bloß  schein- 
bare Auslassung  des  Fron,  relativum,  d.  h.  Zusammenfassung  des- 
selben mit  dem  (ausgelassenen)  Demonstrativum,  mit  Attraction  oder 
Verschränkung;  z.B.  them  für  dem,  der  —  (Dietrich  altnord.  Leseb. * 
274,  15.  34.  38.  385,  40),  epter  th§,  nach  dem  wie  oder  was  —  275,  7, 
daneben  freilieh  auch  efter  th^  soni  —  386,  30;  um  thefi  ttma  kann  var 
irepin,  zu  der  Zeit  (wo)  er  ersclJagen  wurde  (quo  tempore) ;  und  ebenso 
vielleicht  auch  noch  171,  28:  alle  the  dele  fhöm  komir  l  mellum,  jeder 
Streit,  der  zwischen  ihnen  vorkommt;  dann  aber  auch  wirkliche 
Auslassung,  und  zwar  auch  im  Nominativ  (z.  B.  274,  4.  275,  4.  276,  27). 
Die  Scheidung  zwischen  beiden  Fällen  ist  oft  nicht  leicht,  denn  wäh- 
rend in  der  Stelle  302,  10;  i  thän  stadh  hans  hhdh  vav  uig^ii  (jwu.  A<w: 


280  LUDWIG  TOBLEB 

Stelle,  wo  sein  Blut  — )  das  thän  relativ  genommen  werden  kaim((|ii 
loco),  spricht  die  gleichbedeutende  Aosdrucksweise:  i  mxmma  stadklui 
var  drepinn  (Z.  14)  für  Auslassung;  wenn  man  nicht  das  oben  za  d« 
deutschen  Stellen  mit  seih  Bemerkte  hier  auf  sam  anwenden  dar£  Wm 
hier  aus  prosaischen  Denkmälern  belegt  ist,   gilt  auch  ftir  die  PoeM 
In  dem    altdänischen  Volkslied  ^^Jung  Svendal^   (bei  Lüning,  Etil 
p.  23)  kann  zwar  in  Strophe  28  und  31  Auslassung  des  demonstratim 
oder  persönlichen  Pronomens  statt  des  relativen  angenommen  werdo^ 
aber  im  altschwedischen  Ivan  (Ausg.  v.  Liffmann  und  Stephens  18IS) 
kommt  Auslassung  des  letztem  unzweifelhaft  vor  (gleich  von  AnGuig 
V.  19.  28.  142  u.  8.  f.).   In  beiden  Sprachen  hat  sich  der  C^fanack 
bis  auf  heute  fortgepflanzt,  wo  er  ganz  ähnlich  imd  wohl  ebenso  bid| 
wie  im  Englischen  vorkommt;  ich  verweise  dafUr  auf  die  GhramnitikaL 
Im  Schwedischen  scheint  er,  strenger  als  im  Dänischen  und  Engfisdia^  j 
auf  das  Fron.  rel.   im  Accusativ  beschränkt   Übrigens   lassen  ock: 
auch   hier   manche  Fälle   als  Verschränkung   auffassen,   da  das  Praa, 
demonstr.  den,  det,  welches  auch  neben  dem  suffigierten  Artikel  (e)% 
{e)t  vorkommt,  zugleich  relativ  sein  kann,  ausgenommen  im  Nominllif;. 
nur  ist  jene  Auffassung  noch  weniger  sicher  als  im  Deutschen,  «eli 
der  Nominativ  mit  dem  Dativ  und  Accusativ  allenthalben  gleidi  liatai 
In  dem  grammatischen  Beispielsatz :  den  mannen  du  nyss  sag  (der  Mii% 
den  du  so  eben   sähest),   kann  also  den  mannen  Accusativ  abhiBi^ 
von  sag  sein  (quem  hominem  vidisti,  filr:  homo  quem  — ),  audi  mm 
das  Verbum  des  Hauptsatzes  ein  intransitivum  ist,  und  wir  haben  daa 
nur  rückwirkende  Attraction  anzunehmen.  Eben  solche  findet  desfe* 
Uch  beim  Pronomen  personale   statt  und   erzeugt  dann,   da  dort  der 
Accusativ  vom  Nominativ  sich  unterscheidet,  in  Hauptsätzen  mit  dm 
Verbum  sein   den  Schein   (der  freilich  auch  noch  anderswo  und  M 
andern  Gründen  vorkommt),   als  regiere  dieses  den  Accusativ;  s.& 
det  är  kenne  jag  aUkar:  es  ist  sie  {eam,  denn  ea  heißt  hm)  die  ich  lidM^ 
oder  vielleicht:    daß  ich  liebe,  wie   auch  in   der   französischen  üb- 
schrcibung:  c'est  eüe  que  faime,  eUe  filr  tüam  und  que,  statt  f^  gum, 
f)ir  quod  genommen  werden  kann.  Beim  Pron.  interrog.  hvem,  wer,  tritt 
wieder  Ungewißheit  ein,    da  diese   offenbar  oblique  Form   (wie  des) 
auch  als  Nominativ  dient;  also:  hvem  var  det,  du  helsade  pa  (mit  dff 
aus   dem  Englischen  bekannten   und  auch  im  Holländischen  bei  er  ^ 
daar  (wo)  üblichen  Nachsetzung  der  zum  Fron,  relat  gehörenden  Fii* 
Position):  wer  war  es,  den  du  grüßtest  (eigentl.  zu  dem  du — )  oder: 
wen  war  es  (daß)  du  grüßtest.  (Daß  selbst  heißt  aber  att,  nidbt  dd^ 
Vollen Jt>  unnöthig  ist  Annahme  von  kw^Ws^m^  in  FäUen  wie:  sadoM 


ÜBER  ÄUSLÄBSüSG  UND  VERTRETUNG  DES  PRON.  HELATIVUM.    281 

>«y  otArfonn  dem,  so  (getban,  beschaffen)  wie  ich  sie  wiederfand  — ,  da 
i  filr  sich  allein  schon  auch  wie  bedeuten  kann. 

Beim  Dänischen  will  ich  mich  nicht  länger  aufhalten,  da  der 
(«brauch  dem  Schwedischen  ziemlich  genau  entspricht.  Beispiele  finden 
I  allenthalben,  darunter  natürlich  auch  solche,  wo  Verschränkung, 
pt  oder  ohne  Attraction,  nicht  mehr  angenommen  werden  kann,  weil 
g  Pronomen  de  gar  nicht  im  Spiele  ist,  sondern  der  unbestimmte 
Itikel  («i)  oder  der  suffigierte  bestimmte  (en),  z.  B.  en  aßen  han 
m,  eines  Abends  (an  welchem,  als)  er  kam ;  aä  grceaet  vi  har  slaaM, 
et  Gras  (das)  wir  gemäht  haben;  jeg  har  fiindet  noget,  jeg  gjame 
Ua  hede  otn,  ich  habe  etwas  gefunden,  worum  ich  gerne  bitten  mfichte 
Brnndtrig,  Danske  Folkeminder,  3,  201);  im  letzteren  Beispiel  und 
manchen  ähnlichen  kann  man  nicht  etwa  asyndetischc  oder  zeug- 
dscbe  Verbindung  zweier  selbständiger  Sätze  annehmen,  weil  dann 
B  Wortstellung  anders  auefallen  und  dem  om  ein  der  (dar-um)  vor- 
letzt werden  mllsste. 

Am   bekanntesten    ist   endhch    der  Gebrauch    im  Englischen, 

a  dem   auch  wieder   die  schon  bisher  versuchten  Erklärungsweisen 

,    Beeonders    bomorkenswerth    sind    hier   Fügungen   wie:    in   the 

'  you  did,  auf  die  Weiae,  auf  welche,  wie  ihr  thatet;  at  Ihe  lime 

',   zu  der  Zeit  als  wir  zusammenkamen,   und  lihulich  schon  bei 

er:  in  the  bette  mite  he  can  (CT.  476fi),  weil  hier  nicht  bloll  ein 

datiTnm,   sondern  auch   die   dazu   gehörige  Prseposition  ausgelassen 

int,  was  eben  am  einfachsten  durch  Annahme  relativer  Bedeutung 

t  lie  mit  Verschränkung  des  Substantivs  sich  erklürt,  In  der  altengl. 

klle:   aUe  wkiU    ich    was   on   ei-ihe    (Mätzner,    a.  a.  O.  307,  103),    so 

Bgc  ich  auf  Erden  war.   fehlt  zwar  ttte,   liegt  aber  in  dem  all  (vgl. 

so).  Ergänzt  man  in  allen  solchen  Fällen  lieber  die  Conjunction  dall 

kat),  welche  ja  auch  in  Objectsätzen,  schon  bei  Ohaucer  (CT.  4798) 

i  auch  im  Deutschen,  ausgelassen  wird,  so  gelten  die  darüber  gleich 

Sfangs  gemachten  Bemerkungen.  Der  ebenfalls  be achte nswerthe  Fall, 

daa  Relativnm   im  Genetiv   durch  das    PossesBivum  vertreten 

ifd  (schon  bei  Chaucer,  CT.  4691:  one  she  know  not  his  condicionn, 

Her,  dessen  Charakter  sie  nicht  kannte),  berührt  sich  mit  einer  nach- 

ir  noch  zu  besprechenden  Erscheinung, 

Waa    endhch    die  von    den  Grammatikern   (natürlich    erfolglos!) 
tgeachriebene   oder  wenigstens   empfohlene  Einschrfinkung    des  Ge- 
ba  auf  den  Accusativ  betrifft,  so  ist  kein  innerer  Grund  dof^ir 
rsOf  als  etwa  der,   daß  der  Casus  rectns  sich  eben  we^ü^t 
eio  obli^iius  anl  an  Usst;  aber  ec  mxi^  '^%  a.'vs.äa  -^'a.iSa, 


J_ 


J- 


282  LUDWIO  TOBTiEB 

unserer  Auffassung  nicht  wirklich  unterdrückt,  wenigst^AS  in  alk» 
Fällen  (von  denen  nach  meiner  Ansicht  der  Grebrauch  überhaupt 
gieng),  wo  ein  Substantiv  mit  dem  Artikel  der  Gegenstand  der 
ist  Historisch  ist  der  Gebrauch  im  Nominativ  ebenso  alt  wie  im 
sativy  er  findet  sich  bei  Chaucer  ungefidir  gleich  oft  in  beiden 
vgl.  z.  B.  CT.  4968.  5449  (Nom.)  mit  5267.  5473  (Acc.);  flir  den  » 
führe  ich  noch  an:  Mätzner  a.  a.  0.  3öl,  66.  Percy,  Reliq.  1,  76  (Ti 

Auch  in  den  romanischen  Sprachen  kommt  W^lassimg 
Pron.  rel.  vor,  tmd  zwar  im  Nominativ  wie  im  Accusativ.  Diez  (' 
3*,  365)  beschränkt  den  Gebrauch  auf  den  Fall;  wo  Hanptuli 
Nebensatz  negativ  sind,  und  will  dann  nicht  das  Pronomen,  Mi 
die  Conjunction  qus  ergänzen,  welche  mit  der  Negation  zusamiMi 
lateinischen  quin  entspricht  Dieser  Fall  gleicht  ziemlich  dem 
besprochenen  im  Althochdeutschen,  nur  daU  dort  der  Nebensati 
negativ  ist,  was  übrigens  auch  im  Romanischen  nicht  immer 
Der  Gebrauch  ist  aber  auch  nicht  an  negative  Hauptsätze  gebi 
sondern  überhaupt  freier.  Beispiele  dafür  hat  mein  Bruder  vor  J 
in  einem  Schulprogramm  gesammelt,  welches  keine  weite  V 
gefunden  haben  wird;  ich  theile  daher  einige  hier  mit  Prove: 
(Bartsch,  Leseb. '  96,  64) :  Que  tals  la  cufen  baxUa  teuer,  n<m  a  mau  t 
(Denn  Mancher  glaubt  sie  (eine  Geliebte)  in  seiner  Gewalt  zu 
der  doch  nur  die  Prahlerei  hat.)  —  Man  könnte  hier  den  zweiten  Sü 
wohl  auch  als  selbständig  fassen:  (und)  hat  (doch)  nur  — ,  aberfli 
später  noch  zu  anderm  Zweck  anzufahrendes  Beispiel,  wo  ebenSA 
nach  tal  die  Correlation  fehlt,  spricht  fllr  die  erstere  Auffassong.  Av 
franz.  Gerart  de  Viane  753:  Mal  aü,  per  ceü  vo$  araü  an  mlU  (V«^ 
wünscht  sei,  wer  darum  euch  fllr  schlecht  halten  wollte).  Tristan  1, 6L 
t£l  i  ara,  ferai  dolent  (Mancher  wird  da  sein,  dem  ich  Schmerz  berolfl 
werde).  «Italienisch,  besonders  häufig  bei  Machiavelli,  z.  B.  di  qui  mia 
quelle  ho  detto,  che. . .  (das  was  ich  gesagt  habe)  Princ.  25.  de'  ragii 
namenti  ho  avuti  seco  (aus  den  Unterredungen,  die  ich  mitili 
gehabt).  Ital.  Leseb.  S.  81 ;  doch  auch  bei  Neueren,  z.  B.  Azeglio  (Niool 
de'  Lapi  c.  11):  onde  non  apparisse  la  tempesta,  si  sentit 
nel  cuore.  Guerrazzi  (Beatrice  Cenci  c.  8):  impadronitisi  dell 
prima  carrozza,  fosse  loro  capitata  davanti.  —  AuchimSpn 
sehen  finde  ich  ein  Beispiel  (Ochoa,  tesoro  de  los  romanc  S.  35): 
Que  segun  del  modo  os  veo,  vos  estais  mal  enojado. 

Aus  diesen  Beispielen  erhellt,  daß  die  Auslassung  auch  im  Nen 
nativ  gar  nicht  unerhört  ist,  aber  freilich  auch,  daß  Erklärung  t) 
Xttracüon   hier  nicht   auge\)racVit  ^w^iTÖL^Ti  Y%s«i,  '^^U  Pronomina  i 


CBEB  AUSLASSUNG  IfNP  VERTHETUNG  DF.B  PRON,  BELATtVUM. 

l  quello  und  der  Artikel  nie  zugleich  relative  Bedeutung  gehabt  haben, 
rfer  ale  Demonstrativa   zugleich  das  Relativum  einBchließen  konntei^, 
I  etwa  umgekehrt  das  lat.  ipiali»  ein  tali»,   oder  wie  qui  im  Anfang 
MB  Satzes  filr  m  stehen   konnte.    Da  nun   die  bloße  Erinnerung  an 
kiniBcbe  Attractionen  (die  allerdings  gerade  in  der  Volkssprache  der 
mOdie  bäu6|!  sind)  nicht  ausreichen  konnte,  um  den  Gebrauch  fort- 
päansen,    zumal  da  auch  die  dazu    nöthifren  Caauaformen    ereti>rben 
■n,    Bo  wird  er  sich   ans   neuem  Trieb   erzeugt  haben,    und   zwar 
recheinlich   aus  asyndetisebpr   oder  parenthetischer  Nebenordnnng 
Unterordnung,    eine   Erklärung,    die  wir  jii   auch   auf  dem   ger- 
biech'^n  Gebiet  offen   lassen  mussten  und  auf  romanischem,  wo  ein 
hafteres  Temperament  des  Volkes  die  scheinbare  VerbiudungBlosig- 
t   der  Sätze   durch  Accent  noch   leichter  überwindet,   um   so  eher 
ten  laes^n  können. 

Von  dieser  Parallele,  welche  bei  den  vielfachen  Berilhrongen 
fachen  Romanischem  und  Germanischem,  besonders  im  Mittelalter, 
wenig  wie  die  Vergleichung  des  Gebrauches  von  und  mit  dem  des 
)t*xa.  «'  im  Anfang  dieser  Abhandlung,  als  Abschweifung  erscheinen 
d,  kehre  ich  auf  das  germanische  Gebiet  zurück,  um  zum  SchluU 
T  äIb  Anhang  eine  Reihe  von  Erscheinungen  zu  betrachten,  welche 
1  als  Vertretung  den  Pron.  relat.  durch  andere  Wörter 
Mnuncnfassen  lassen,  nnd  von  der  AualaBsiing  desselben,  wenn 
I  auch  zum  Thoil  nur  als  eine  scheinbare  oder  wenigstens  zweifel- 
fte gelten  kann,  einereeitB  unterschieden  werden  müssen,  andererseits 
3oeh  nicht  ganz  getrennt  werden  können. 

Den  Gebrauch  dos  gothiachen  et  als  (meistens  cnkiitiseher)  Rela- 
L  tkiiiBpartikel    darf  ich   als    hinlänglich    bekannt  voraussetzen  und  will 
■An  hier  nicht  weiter   in  Behandlung  ziehen,    obachon   er  sehr  Eigen- 
VAflmliches  an  sich  hat  und  verschieden   aufgefasst  werden   kann,  wie 
ich  denn  der  bei  Grimm  (in  der  Abhandlung  über  Attraction)  walten- 
den Ansicht,    das   «   bilde    mit   dem  vorangestellten   Demonstrativ  um 
ruBammen  ein  wirkliches  Pron.  relativum,  nicht  beistimmen  kann,  schon 
»eil  die  Anhängung  desselben  ei  an  das  Pron.  personale  eine  solche 
Auffassung  nicht  erträgt.  Von  dem  altnonl.  er,  dessen  ältere  Gestalt  -* 
I  Bit    dem    gftth.    i»   in    dem  imfiectierten    izei   ohne  Zweifel    noch    ganz 
ich    ist     (nur    daß    in    dem    letztern    die   Verbindung    zweier, 
UaI   erstarrter,   Casus   desselben  Pron.  Stammes  i  auffallt),   war 
l^entlicb  die  Rede,   und  der  eben  dort  auch  schon  erwähnte, 
Mrband   nehmende   und   da-s   i-r  verdräugeaAc  (itbvwa.'iSv  nss-c 
a.  dHo.  »nm)   bewarf  keine  Erklilrung,   \ie4«u&.etÄ  -^^ft-K«. -«w 


284  liUDWIG  TOBLER    * 

ihn  mit  dem  ähnlichen  des  fast  gleichbedeutenden  so  im  filtern  Dei 
vei^leichen.  Dagegen  muß  nähere  Betrachtung  der  Partikel  ihe  m' 
werden^  welche  zwar  offenbar  dem  gewöhnlichen  demonstrativen 
dann  auch  relativen  Pron.  Stamm  ta  zugehört  und  eine  Abkfinnmg 
Abstumpfung  irgend  einer  casuellen  oder  adverbialen  Form  des» 
sein  muß,  aber  in  ihrem  Gebrauche,  besonders  auf  sächsischem  Gh 
nicht  ganz  fest  tmd  klar  erscheint 

Grimm  (Ghr.  3,  20)  handelt  von  der  im  Ahd.  besonders  bei  T 
häufig  vorkommenden  Setzung  eines  thar  nach  dem  Pronomen 
doch  beinahe  nur  im  Nominativ,  ftlgt  aber  bei,  daß  in  diesem  ( 
Sing.  m.  neben  ther  thar,  thie  thar  auch  ther  thie,  ther  ihe,  Ma  tk 
komme,  und  fragt  dann:  ^was  ist  das  lliie  tmd  ihe  in  diesen  Fon 
ein  entstelltes  tonloses  thar'i^  Diese  Formen  sind  in  der  That , 
würdig,^  und  nachdem  der  Meister  nur  eine  fragende  Antwort  z 
theilen  gewagt  hat,  werden  wir  doppelt  vorsichtig  zu  Werke  ( 
müssen.  Rieger  hat  (in  dieser  Zeitschr.  9,  310)  das  Tatianische 
thar  und  ther  thie  gewiß  richtig  der  ags.  Formel  se  ihe  gleichgei 
aber  die  Frage  ist  dadurch  noch  nicht  gelöst,  da  das  ags.  ihe  el 
dunkel  oder  wenigstens  zweideutig  ist  wie  das  ahd.,  und  m  dort 
ohne  folgendes  ihe  relativ  vorkommt,  wie  ther  ohne  ihar,  tMc; 
(Wo  ther  ther  steht,  wie  z.  B.  im  Ludw.  Lied  V.  15,  ist  nicht 
erste  =  is,  das  zweite  =  qui  zu  nehmen,  sondern  schon  das  ers 
qui,  das  zweite  =•  thar.) 

Da  das  the^  hauptsächlich  auf  sächsischem  Gebiete  vorkomn 
wird  auch  die  Erklärung  desselben  dort  gesucht  werden  müssen; 
sind  zur  Feststellung  des  Thatbestandes  auch  die  ahd.  Quellen 
noch  etwas  vollständiger  beizuziehen.  Das  ihe  begegnet  nämlich 
bei  Otfrid,  imd  nicht  bloß  in  der  von  Grimm  angefiihrten  Verbii 
thio  ihe  (welche  ich  in  der  Stelle  4,  35,  21  nicht  finde,  wohl  ab< 
'  Lud.  75),  sondern  auch  ther  the  5,  11,  39.  Daneben  findet  sich 
nachgesetztes  thar:  Ad  Mon.  108.  1,  15,  23.  2,  21,  43  (nach  ther). 
11.  1,  41  (nach  thaz).  Davon  zu  unterscheiden,  aber  filr  die  Ve 
chung  mit  dem  sächsischen  Gebrauch  wichtig,  ist  der  von  unflectii 
the  als  Pron.  rel.  selbst:  1,  27,  33  (für  thie  oder  thero),  2,  9,  3£ 
then)  und  wohl  noch  öfter;  meine  Angaben  machen  auch  hier  k 
Anspruch  auf  Vollständigkeit  Wieder  etwas  anders  ist  das  the  v 
(vos,  quibus,  eine  Verbindung,  von  welcher  nachher  noch  besoi 
die  Rede  sein  muß);  in  der  Stelle  endlich  5,  23,  3: 

mit  thiu  druhtin  lonot  tbemo  thi  imo  thionot. 


ÜBEB  AUSLASSUNG  UND  VEBTSETUNG  UE8  PEON.  BELATrVÜM      285 

thi  der  Form  nach  von  the  schwerlich  verschieden,  also  auch 
'der  Bedeutung  dem  vorher  angeflibrten  the  als  Pron.  re).  wahr- 
eiolicb  gleich,  wenn  man  nicht  thema  als  attrahierteB  Relativum  und 
n  thi  als  Zusatz  nehmen  will ;  im  letztem  Fall  wgre  das  t  dasselbe 
I  in  der  geschwächten  Nebenform  dir  für  dar,  welche  gewiß  nicht 
t  dir,  tibi  identisch  ist  Auch  in  andern  ahd.  Denkmfilern  lässt  sich 
nnflectiertes  Relativum  (Ae  nachweisen,  je  nachdem  man  die  hand- 
lifUichen  Formen  auswählt  und  auslegt.  So  geben  in  der  Exhortatio 
ich.  in  der  ersten  Zeile  d«  für  quam;  die  Handschrift  B  hat  the  mit 
eines  Accentes,  und  Wackemagel  (Leseb. ')  gibt  the.  Das  dS 
14  und  17  ist  nicht  Relativum,  sondern  Demonstrativun)  oder  Artikel, 
►  Btehen  de  —  de  (eos  —  quos)  neben  einander,  und  auch  Wacker- 
b1  gibt  dort  the  —  IhS.  Dagegen  im  Freising.  Fat.  Nost.  Z.  8,  wo 
dS  —  de  schreiben,  gibt  Wack.  de  —  de.  Die  Handschriften 
en  offenbar,  auch  wo  sie  etwas  von  Accenten  haben,  nicht  Halt 
Dg,  am  Unterschiede  hier  mit  einiger  Sicherheit  durchzufilhren. 
\  abgestumpfte  Formen  sowohl  beim  demonstrativen  als  beim  reln- 
n  der  üblich  waren,  scheint  sicher,  aber  vom  einen  auf  das  andere 
schließen  unaicher,  weil  das  Demonstrativum  in  manchen  Fällen 
Accent  und  dann  wolil  auch  seine  vollere  Form  haben  musste,  um 
jm  tragen,  während  das  Relativum  zwar  weniger  leicht  ganz  fehlen, 
r  mit  abgeschwächter  Lautform  sich  durchgängig  eher  begnügen 
Dte. 

Gibt  es  also  eju  tmäcctiertes  ahgeschwSchtes  the  statt  des  Pron. 
sowohl  auf  hochdeutschem  wie  auf  sächsischem  Boden  (wo  es  auch 
CoDJunction  in  vielseitiger  Anwendung  vorkommt),  so  muß  doch 
tm  das  dem  Pron.  rel.  selbst  noch  nachgesetzte  the  unterschieden 
äen,  welches  mit  (Aar  wechselt  und  in  jener  Verbindung  offenbar 
It  seibat  relativ,  sondern  nur  demonstrativ  sein  kann.  In  den  sach- 
ten Dialecten  kommt  nun  freilich  jener  Wechsel,  aus  dem  sich  auf 
'^ktehdeutscliem  Gebiete  'A*  als  AbschwHchung  von  tkar  (thfi)  erklären 
lisst,  nicht  vor,  wohl  aber  im  Altsüchsischen  das  volle  thar  nach  dem 
^rfto.  relat.  ganz  wie  tkar  und  the  im  Ahd.,  z,  B.  Hei.  2406.  235S, 
^wenn  man  in  solchen  Stellen  zweifeln  könnte,  ob  die  Formen  thes, 
L.  nicht  demonstrativ  zu  nehmen  seien  und  das  folgende  tkar  selbst 
"on.  rel.  vertrete  (wie  im  Altfriesischen ,  Altdänischen  und  Alt- 
ischen  ther,  neudäniach  dei-,  und  wo  in  deutschen  Mundarten), 
'Q  eme  Stelle  wie  Hei.  3431,  wo  nach  einem  demonstrativen  them 
a.l&tfm  tkär  folgt,  jenen  Zweifel  wohl  beseitigen.  Im  Ags.  linde 
i«  »  gebraucht,  uoch  weniger  eine  AbwVwüidftBa^  ^f.öi 


^lüst 
Alt- 
en), 
kern  J 

nde  ^^^M 

•M 


286  LUDWIG  TOfiLBB 

za  the,   wohl  aber  the  in  gewissen  Fällen  dem  selbst  schon 

86  nachgesetxty  und  diese  Fälle  sind  es,  durch  welche  die  Entsckeidi 

ttber  den  Ursprung  und  Werth  des  the  überhaupt  erschwert  wird. 

Daß  $e  Air  sich  allein  schon  (also  ohne  folgendet  the)  reb 
stehen  kann,  zeigen  die  von  Qrein  (Sprachschatz  2, 417^  3)  geBammel 
Stellen,  z.  B.  Cädm.  Gen.  2116;  wo  das  folgende  the  ttkr  tkee  {ü 
steht;  $e  the  zusammen  also  nicht  etwa  =  dich,  den  —  (was  es n 
allerdings  auch  heißen  könnte),  sondern  =  der  dich.  Natttrlieh  | 
auch  eeö  =  qu»,  aber  schwierig  ist  die  Stelle  Cädm.  Qen.  2119. 

and  hälegu  treöv,  se6  thu  vid  rodora  veard  rihte  healdest 
Daß  and  hier  Präposition  im  Sinne  von  ftlr  ist;  leidet  keinen  Zwd 
seö  aber  soll  nach  Grein  mit  Attraction  fiJür  eeö  ihe  stehen.  Allerdk 
steht  es  nicht  im  richtigen  Casus,  aber  wovon  der  Nominativ  „itt 
hiert*^  sein  könnte,  sehe  ich  nicht,  denn  treöv  ist  ja  Accusativ  abhiBj 
von  and  und  das  folgende  healdest  verlangt  ebenfalls  AccusatiT; 
sollte  also  thd,  mit  oder  ohne  the^  stehen.  Bouterwek  will  «t»  ki 
dessen  Gebrauch  fUr  Fron.  rel.  aber  selbst  erst  noch  zu  beweim 
(s.  u.).  Oder  sollten  se  und  seö  in  relativem  Gebrauch  indeclioal 
sein?  das  ist  doch  unwahrscheinlich  und  schwerlich  durch  md 
Stellen  nachzuweisen;  anfUhren  ließe  sich  dafür  höchstens,  daß  m 
Beovulf  einige  Male  für  seo  geschrieben  steht:  1260.  1497  von  Gren 
Mutter,  was  Heyne  (zu  V.  1260)  aus  der  mannweiblichen  Wildheit  il 
Wesens  erklären  will;  2421  bezogen  auf  Vyrd;  2685.  1344  auf  ii 
1888  auf  yldo\  aber  diese  Stellen  beweisen  doch  nur  Vertretung 
weiblichen  Form  durch  die  männliche,  und  nur  im  Nominativ,  n 
völlige  Indifferenz  der  Geschlechter  und  Casus.  Dennoch  müssen 
fUr  gleich  nachher  noch  anzuführende  Fälle  die  Möglichkeit  e 
flexionslosen  relativen  se  offen  lassen. 

Daß  relativer  Gebrauch  von  the  ohne  vorhergehendes  #e  mSf 
ist,  bedarf  noch  weniger  eines  Beweises  als  der  umgekehrte  1 
reichliche  Belege  dafür  stehen  übrigens  a.  a.  0.  573  ff.;  nur  sind 
Stellen,  wo  wirklich  nur  ein  relatives  the  steht,  nicht  ganz  unterschi 
von  solchen,  wo  ihm  mit  th  anlautende  flectierte  Formen  vorang« 
welclic  selbst  auch  relativ  sein  könnten  imd  dann  das  th  als  hl 
(demonstrativen)  Zusatz  erscheinen  ließen.  Ich  flQire  hier  als  < 
besondem  Fall  bloß  noch  den  an,  wo  the  mit  einer  nachgesetzten 
Position  zu  verbinden  ist,  z.  B.  se  frumstöl,  f Ae  hi  of  &drifen  vui 
Genes.  964  (fbr  of  tham)\  aber  wenn  wir  nun  damit  die  Stelle 
gleichen:  vuldres  beäm,  se  the  älmihtig  god  em  throvede  (Kreux 
so  ist  zwar  die  Constructiou  mil  Oiex  ^t\&^v)^S&<^\i  hißt  ^nz  dies 


ÜBER  AUSLASSUNG  UND  VERTRETUNG  DES  PRON.  RELATIVUM.    287 

varbin,  aber  ob  $e  hier  demonstrativ  oder  relativ,  und  im  letztem 
le  tke  bloßer  ZosatE  sei;  ist  eben  die  Frage,  die  wir  noch  genauer 
ersuchen  müssen. 

In  diesem  dritten  Fall  nämlich,  wo  9e  und  iie  in  einer  zunächst 
b  fraglichen  Weise  mit  einander  verbunden  sind,  sind  Stellen  seu 
BTBcheiden,  wo  dem  9e  the  ein  se  als  Artikel  oder  Demonstrativum 

solches  kann  auch  he  stehen)  vorausgeht  oder  nachfolgt,  und 
he,  wo  dieß  nicht  stattfindet  Beispiele  der  ersten  Art  sind:  «ebid 
^y  se  the  —  (Crist  u.  Satan  304).  se  hselend,  ee  the  —  (Elene  913). 
I«  hine  sylfiie  up  fthl»ned,  ee  sceal  —  (Manna  m6d  62),  he  the6dum 
d  racian,  eethe  —  (Andr.  621);  ein  Beispiel  der  (seltenem)  zweiten 

ist  Andr.  161 :  thä  väs  gemyndig,  se  the  — .  In  allen  diesen  Fällen 
i  im  Hauptsatz  und  Nebensatz  der  Nominativ;  ob  das  Relativum 
der  Ae  sei,  ist  nicht  ausztmiachen ,  denn  wenn  auch  ein  demon- 
tives  ee  oder  he  daneben  steht,  kann  dieses  Demonstrativum  noch 
sal  durch  se  aufgenommen  werden  und  the  allein  das  Relativum 
.  Aach  die  Stelle  Andr.  666:  thät  cynebeam^  se  the  ficenned  veard  — 
M  noch  hieher,   da  die  Enallage  des  Geschlechtes  zwischen  thät 

96  fbr  das  the  immer  noch  beide  Auffassungen  zulässt  Aber  in 
Stelle  Güdläc  366:   thonne  hit  men  duge,   se  the  . . .  dre6ged,  .wO' 

im  Dativ  steht,  muß  se  relativ  und  the  als  Zusatz  genommen  wer- 
,  weiVDi  man  nicht  einen  offenbaren  Fehler  in  der  Construction  an- 
nen  will.  Ebenso  beim  Accusativ  des  Hauptsatzes  in  der  Stelle 
le  303:  ge  deäde  thone  d^man  ongunnon,  se  (he  of  deäde  sylf  voruld 
tte. 

Wo  vor  dem  the  nicht  se,  sondern  ein  mit  th  anlautender  Casus 
].  steht,  thäs,  ihcere,  thäm,  thone,  thära,  wird  man  diese  Formen 
lonstrativ  auffassen,  da  die  sonst  wenigstens  bei  ungleichem  Casus 
Belativums  anzunehmende  Attraction  (wobei  dann  the  bloßer  Zu- 

zu  dem  attrahierten  Relativum  sein  würde)  zwar  nicht  unerhört 
).),  aber  doch  in  manchen  Fällen  hart  wäre,  besonders  bei  thära, 
li  welchem  dann  der  übliche  Singular  des  Verbums  doppelt  auf- 
n  würde.  Anders  ist  der  Fall  (Rats.  33,  12) :  geara  gehvam,  thäs 
guman  brücad,  wo  thäs  nicht  wohl  demonstrativ  sein  kann;  ebenso 
les.  400:  thäs  leohtes,  thäs  the  (he)  him  thenced  lange  niötan,  wo 
dem  Demonstrativum  kein  Wiederholung  rechtfertigender  Nachdruck 
t,  und  Dan.  261:  god,  under  thäs  fädmum  the  — ,  wo  ftuch  die 
imnng  der  Pronomina  durch  ein  eingeschobenes  Substantiv  be- 
keoBwerth  ist  So  muß  sich  also  die  Ansicht  je  nach  dem  Zusammen^ 


L 


LITWDIO  TOBLEB 

[  kang  der  Stelle  richten  und  kann  darum  im  Ganzen  scbwankenil  bl« 
'  Heyne  nimmt  im  Qloae.  su  Beonilf  das  the  als  Zusatz ,  Riegel 
'Oloas.  zu  seinem  Lesebuch  das  Demonstratiy. . 

Auch  ein  letzter  Fall  des  Vorkommens  beider  neben  eim 
hilft  zu  keiner  Entscbf'idung.  Ks  wird  nämlich  se  oder  the,  oder  i 
auch  vor  das  Prou.  pera.  gesetzt,  um  diesem  Relation  mitzatb 
Diesen  Gebrauch  werden  wir.  so  weit  er  das  Fron,  pera.  selba 
trifft,  nachher  noch  besonders  zu  besprechen  haben;  hier  h*n4 
sich  nur  darum,  welche  Bedeutung  dem  vorgesetzten  se  und  the 
Eukomme,  und  ob  sich  aus  dieser  Verbindung  ftlr  die  Bestimmus 
Wesens  dieser  Wörtcheu  eudhcb  etwas  Sicheres  entnehmen  Uesa 
the  vor  ic  (der  ich  oder  ich,  der),  htm  (denen  oder  dem), 
(deren),  hü  (dessen)  Exponent  der  Relation  selbst  sein  muQ  und 
etwa  bloHer  Zusatz  sein  kann,  ist  ziembch  klar,  zumal  da  das 
pers.  zuweilen  wegbleibt  und  the  dann  fUr  th£  ic,  the  ge  u.  s.  w. 
(b.  d.  Stellen  Grein  a.  a.  0.  418.  676),  einzig  die  vorkommende 
Stellung  tku  the  fUr  the  thu  könnte  Jenei'  Auffassung  entgegensl 
Wie  ist  nun  aber  bei  ee  htm,  se  mec  das  se  zu  nehmen?  An  dei 
den  einzigen  Stellen,  die  Grein  für  diese  Verbindung  citiert,  gel 
demonstratives  se  mit  Substantiv  im  Nominativ  voraus;  dadon: 
aber  über  das  folgende  nichts  entschieden.  Nehmen  wir  dieaes  n 
so  muß  es  indeclinabel  sein,  weil  es  als  Nominativ  zu  dem  üaaos 
des  Fron.  pers.  nicht  paLlt;  nehmen  wir  es  aber  demonstrativ  und 
natftriich  als  wiederaufgenommenen  Nominativ,  so  fehlt  ein  Zeiche 
Relation  ganz  und  dafiir  bietet  der  oben  besprochene  ahd.  Geb 
keine  Parallele,  da  er  nur  iiir  den  Nominativ  gilt  und  auch  (mit 
einzigen  Ausnahme)  nur  fllr  die  erste  und  zweite  Person.  Steher 
drittens  se  und  tAe  vor  dem  Pron.  pers.  mit  einander  verbunden 
dann  natürlich  ge  immer  vor  dem  the:  se  the  him  (cui)  se  the  hü  h 
(cujus  cor),  so  wird  kh  allerdings  demonstrativ  zu  nebmeu  sein, 
wenn  ein  se  mit  Substantiv  bereits  vorangieng  (se  ver,  te  the  Al 
Psalm  111,  1),  aber  wenn  wir  daraus  schlicl^en,  daÜ  diese  Äui&w 
auch  Rlr  den  zweiten  Fall  zu  gelten  habe,  so  bleibt  die  dort  ben 
Schwierigkeit. 

Immerbin  steht  nach  allem  Vorigen  fest,  daU  im  Aga.  tA*  H 
als  Vertretung  wie  als  Verstärkung  des  Pi-on.  rel.  vorkomiB^  i 
bandelte  es  sich    hier.    Ob   nun   Ihe   in  der   erstem  I 
gestumpfter  Casus   des  Pronomens   oder  da 
gebliebener  Stamm  selbst  sei,    ist  schwer 
e»  ia  der  tweitfn  Function  urst  '  «i 


im  Aga.  tk*  h 


TBEE  AUSLASSlTNr.  IIND  VERTRETI:N0  des  PKON.  RELATIVUM.     289    ■ 

Binse  TOD   da,   also  wahracheinlicli   durch  Abatutnpfoug   &us   tkar,' 
tb  die   Mittelform   ther   hindurch   (wie    ahd-   neben   d<ir   auch    der 
dir  ala  Zusatz   zuiu  Proii,  rel.  vorkommen   und  in   der  Fonn  da 
■  schon   früh   aufgegangen   ist)   entstanden   sei,    ist  höcliat  wi 
rißlicb.    Dann    aber    dürfen    wir  wohl    noch    weiter    sehUeßen,    vmt 
Km  thn  wurde  das  gleichlautende  eratere  uuch  in  der  Bede u tu ag' 
(irOnglicIi  nicht  verschieden  sein,  nur  dali  dieselbe  dort  die  demoo- 
Itive  Function  mit  der  relativen  vertauschte,  wie  ja  auch  unser  d  a 
und    zum  Theil   noch    heute,    zugleich   lür   lelalivea   wo   gilt. 
leAufTasaun^  wird  nun  durch  die  oben  bereits  kurz  erwähnte  That- 
e  begtStigt,    daß   nicht  nur  in   der  Schriftsprache  wo   mit  näch- 
ster Prteposition    fUr    alle    möglichen  Relationen    gilt,    sondern   in 
Volksapraclie  auch  allein  geradezu  fllr  dae  Pron.  rel.  (in  Baiem, 
Uitlelrheiu,  in  der  Schweiz,  s.  Kehrein  a.  a.  Ü.  §.  130|,  und  daß 
kdem  Sächsischen    nächstverwandten  Dialecte,    der    friesische    und 
sehe,  fhiir  (=:  thar,  da)  ebenso  gebrauchen.   BeticfTend  das  Frie- 
t  verweise   ich   auf  die   in  Rieger's   Lesebuch   enthaltenen   reicb- 
I  Belege    und    bemerke    nur,    daß   'her   dort    au   einigen  Stellaa 
idings   auch  als  hioller  Zusatz  nach  relativem  Fron.,  wie  ags.  the, 
Bfaeet  werden    künnte,  wenn   nicht   die  andere  AufTattsung  an  den 
ten  Stelleu  überwiegend  wahrscheinlich  oder  einzig  luüglicii  wäre ; 
z.  B.  202,  12  mit  204,  10.  wo  sonst  Ihi  relativ   scheinen  könnte, 
lit  freierer  Beziehung    steht   ther   208,    13  nach    efi«-   Ikam    (nachdem 
kßV),  mit  nad]  folgen  der  Prteposition  209,  17;  thä  domar,  tiier  —  bi, 
Ue  Gesetze,  nach  welclien  — .  Auffallend  und  nicht  etwa  mit  unserm 
ler  zu  verwechseln  ist  das  ther  ohne  vorhergehendes  thi  =  der,  wel- 
hr  -  207,  30,  vgl.  208,  12. 

K  Beispiele  desselben  Gebrauches  von  ther  im  Altsch wediacheo 
^m  ich  in  dem  schon  ohon  für  Auslassung  des  Kelativuuis  citiertei^' 
■I  gleich  von  Anfang  an;  im  Neuschwedisi/heu  scheint  er  erloschen,- 
(uKnischu  Belege  enthalt  Dietr.  Leseh."  170  ff.  und  :i8H  ff.,  wo  da- 
nken auch  sMii  und  Auslassung  vorkommt.  Audi  tiudcu  sich  daselbst 
ie  Verbindungen  tk»-  th«  (386,  11),  the  ther  (386,  35),  then  ther  (387,  40, 
I  171,  32),  fhi-  tka  f38S,  17),  welche  offenbar  den  altliochdcutsclien. 
Kihea,  von  denen  wir  oben  ausgegaugt^u  sind.  Im  heutigen  Däniscbi 
md  der  neben  einander,  letzteres  also  von  unserm  deilj^ 
I  unterscheiden,  welches  dänisch  dun  lautet.  So  schreibt 
ner  Abliandlung:  Sagtiet  om  Holger  Dauske  p.  5:  Den  Holge] 
if  öptraider  i  Sagnene. 


4 


290  LUDWIG  TOBLER 

Oben  wurde  der  Qebraueh  des  nordischen  nem,  «am  mit  d 
8  0  in  unserer  altem  Sprache  verglichen.  Fälle  dieses  Oebntnchesk 
seit  ältester  Zeit  bis  ins  vorige  Jahrhundert  vor,  doch  wv  et 
herrschend  wie  das  nord.  scm.  Beispiele  aus  den  verschiedeoei 
gibt  Kehrein  a.  a.  O.  §.  129.  Man  hat  nun  den  Gebrauch  a 
Sächsischen  finden  wollen,  aber  reine  unmittelbare  Vertretung  d< 
reL  durch  das  relative  Adverbium  lässt  sich  schwerlich  nadi 
Im  Altsächsischen  begegnen  allerdings  Stellen,  wo  der  Gebraa 
zuliegen  scheint,  aber  bei  näherer  Ansicht  erscheint  er  beding 
ein  vorangehendes  gihus  (jeder,  H^l.  5461)  oder  ein  «$  mit  i 
(1277)  oder  durch  Zusammenfassung  des  so  mit  einem  folgenden 
lativ  (2835.  5788.  1215)  oder  durch  ein  folgendes  Pron.  pers.. 
noch  besonders  die  Rede  sein  wird ;  in  der  Stelle  525  steht  i 
als  gerade  Fortsetzung  des  the  523,  sondern  mehr  conjunctioi 
erlösen  die  Menschen,  die  (ebenso)  lange  darauf  gewartet 
wie  (sie)  nun  (der  Erfüllung)  sich  freuen  mögen.  —  Im  An{ 
sischen  fahrt  Grein  (a.  a.  O.  499)  ftlr  svä  statt  Pron.  rel.  Ste! 
wo  nvylc  (in  dem  bereits  der  Stamm  sva  steckt),  oder  wä  kmji 
svä  hvä  (beide  im  Sinn  von  quicunque  wie  das  alts.  gihue  oben] 
geht,  also  die  Beziehung  des  svä  keine  rein  pronominale  seh 
Beov.  1396  ist  svä  nicht  auf  das  (ebenfalls  jeder  bedeutende) 
zu  beziehen,  sondern  das  gewöhnliche  wie,  bezüglich  auf  das 
des  Hauptsatzes.  Reden  d.  Seel.  151  ist  svä  nicht  so  fast  auf  i 
hergehende  eall,  sondern  auf  das  ihm  beigeftlgte  svä  mieel  xu  b< 
Monna  cräfL  3  wird  svä  ebenso  wenig  gerade  Fortsetzung  des 
gehenden  thä  sein  wie  oben  so  von  the  in  einer  Stelle  des  I 
sondern  eher  =  wie,  wie  auch  Psalm  64,  10.  Der  Gebrauch 
wesentlich  beschränkt  auf  den  Fall  nach  jeder  und  all^  ui 
dann  geht  meistens  noch  ein  svä  vorher:  wo  dieß  fehlt  (EUc 
Dan.  62.  157)  erinnern  wir  uns,  daß  nach  eben  jenen  Begr 
Althochdeutscheu  das  Relativ  um  wegbleiben  konnte.  —  Heyne 
in  der  Stelle  Beov.  93:  (Gott  schuf  die  Erde)  vlite  beorhtne  vo 
Väter  bebüged,  svä  als  Vertretung  des  Pron.  Acc.  Sg.  m.  be 
auf  vang,  aber  es  wird  eher  zu  übersetzen  sein:  (den  Erdk 
(weit)  wie  (ihn)  das  Meer  umfasst,  denn  Grein  (498,  7)  fiihrt  i 
Stellen  an,  wo  svä  in  ganz  ähnlichem  Zusammenhang  offenbi 
zweite  Bedeutung  hat;  eher  mag  in  Alfreds  Gesetzen  c.  42  (bei 
Leseb.  160,  27)  die  erstere  gelten. 

Am  nächsten  schließt   sich   dem   ags.  svä  das   englische 
ßutsUinden  aus  ags,  eaX-s/vä  wie  wh^^t  ^\^  ^xx^  ^\^^  ^  ^^lehes  ai 


OBEB  AUSLASSUNG  UKD  VEKTRETUNG  DES  PKON.  RELATIVUM.     gOt 

1  08  in  der  Bodeutung  ebenso,   auch  fortlebt.  Wie 

^du  iigs.  avü  beaondere  nach  avyk  (solch)  in  relativer  Bedeutung 

ist   daa  Corrolativum  zu  dem    aus  avylc  entstandenen  engl. 

[ifaches  aa,  das  man  mit  welch  Übersetzen  kann,  ohne  dämm 

1  dOrfeu,   e»  vortrete  das  Pron,  relat  Weiteres  weili  ich  über 

I  Gebrauch   nicht  beizulegen,    glaube   aber,    ohne  es  in  diesem 

igenblick  nachweisen  zu  können,    daU  im  ültcm  Englisch   auf  »uch 

leh  whiek  (auB  httylc,  welch)  folgen  konnte.    Ein  a»  nach  fitere  und 

■  ist  oben  nachgewiesen. 

Auch  das  mhd.  alt  streift  bisweilen  an  das  Pron.  reL,  ohne  doch 
ieser  AofTassung  bestimmt   und   notbwendig  zu   unterliegen.    In   der 

Parz.  5,  8  daz  in  der  tot  die  pfllbte  brach 
als  in  ir  vater  leben  verjach, 
klärt  Bartsch  aia  geradezu  =  relativnm  der  sc.  pßikt^:  daß  ihnen 
r  Tod  den  Antheil  entzog,  den  des  Vaters  Leben  ihnen  zusicherte. 
Aer  unmittelbar  und  eigentlich  kann  mnn  doch  schwerlich  ein  als 
:  entsprechen  lassen,  dagegen  lässt  sich,  mit  Annahme  eines 
iusatxes  zwischen  den  beiden  Verben  brach  und  verjack  erklären! 
Fie  des  V.  L.  ihn  (den  Antheil)  ihnen  zugesichert  hatte,  so  daß 
a  Tod  ihre  Lage  geradezu  umgekehrt  wurde.  Ganz  ähnlich 
teht  als  im  Iwein  790;  auch  das  sd  in  der  oben  angef^lhrten  Stelle 
I  HSIiand  (525)  war  von  dieser  Art,  —  Im  Vridanc  173,  1  wird  aU 
itt  statt  Pron.  rel.,  bezüglich  auf  die  drei  Dinge,  mit  denen  der 
haticlirist  die  Welt  bezwingen  will,  zu  nehmeu  sein,  sondern  als  Zeit- 
>  (wann)  seines  Kommens. 
Eher  sind  einige  Fälle  anzuführen,  wo  die  Conjunetion  daß  (der 
n  Vielseitigkeit  nur  und  gleichkommt,  so  daß  beide  zusammen  so 
-tiemlicb  die  ganze  Syntax  des  Satzgefüges  umfassen)  fiir  das  Pron. 
»L  eintritt,  was  ja  auch  nicht  verwundern  bann,  da  dall  selbst  lu-- 
iprSsglich  ein  Casus  jenes  Pronomens  ist  und  wir  üben  schon  einige 
slier  spielende  Fälle  berührt  haben.  Doch  findet  ehie  wirkliche  Stell- 
Tertr«tnng  auch  hier  nicht  statt,  vielmehr  ein  Wechsel  der  Construction, 
Verwandlung  eines  Relativsatzes  in  einen  Adverb ialfifttz. 

Schon  das  gothiache  ei  steht  bekanntlich  an  einigen  Stellen  ge- 
mt  von  dem  zugehörigen  Demonstrativum,  so  daß  es  als  Conjunetion 
fgufaast  werden  kann,  bei  Zeitbestimmungen,  ähnlich  den  im  Anfang 
«prochenen  mit  nachdem,  seit,  bis,  wo  ein  daß  ergänzt  werden 
im. oder  muß.  Umgekehrt  kommt  das  attnord.  at  (daß)  BtaU  des 
Leseb,  332,  22.  —  Bei.  CWucw 


202  LUDWIG  TOBLER 

(CT.  Ö463):  fro  thennes  that  she  went,  von  da,  von  wo  sie  k» 
sonders  nahe  berührt  sich  aber  ein  Relativsatas  -  mit  einem  Oom 
satZy  wenn  der  Hauptsatz  negativ  ist  So  steht  schon  im  Ags. 
(aus  thät  ihe,  wobei  ihe  als  bloßer  Zusatz  zur  Conjimetion  I 
betrachten  ist,  während  es  allerdings  auch  für  dieselbe  eintritt^ 
und  besonders  in  der  Verbindung  thäs  the,  s.  Gh*ein  a.  a.  O.  576 
fie  —  cenig  (Niemand),  so  daß  wir  es  mit  der  ttbersetsen  od 
tauschen  können;  Beispiele  bei  Grein  573,  6.  Ganz  äknUch  ste 
auch  bei  Otfrid  4,  29,  18  nihein,  thaz  =  keiner,  der  (wonadi  v« 
auch  die  oben  anders  erklärte  Stelle  1,  1,  93  hieher  zu  zi^en  ii 
ftar  ther)y  mhd.  nieman,  daz  =  Niemand,  der  — ,  und  noch  he 
diese  Redeweise  in  der  schweizerischen  Volkssprache  üblich,  w« 
der  auf  einen  Superlativ  folgende  Relativsatz  mit  daß,  statt n 
Pronomen  (oder  Adverb  wo  s.  o.)  angeknüpft  werden  kann.  Au 
Gebrauch  des  englischen  that  von  Personen  mag  durch  soldie 
rung  des  Pronomens  mit  der  Conjunction  mit  veranlasst  sein.  2 
klärung  dient  auch  der  umgekehrte  Fall,  daß  Relativsätze  statt 
Sätzen  stehen  (z.  B.  Amis  521 — 23),  wie  lateinisch  qni  mit  Con 
•==  ut  is  etc.  Statt  des  Prou.  pers.  nach  daz  kann  auch  das  Poasei 
resp.  der  Genetiv  des  personale,  stehen,  z.  B.  Ernst  3732  (liu' 
nieman  ir  art  erkande  =  deren  Art).  Vrid.  76,  25: 
sone  weiz  ich  keinen  riehen  man  daz  ich  sin  guot  unt  sSne 
wolte  haben  —  keinen  (von  solcher  Beschaffenheit,  keinen  so  t\ 
daß  ich..,  oder:  keinen,  dessen  — 

Dieser  letzte  Fall  ftlhrt  uns  auch  zum  letzten  Punkt,  de 
haupt  noch  zu  besprechen  war,  nachdem  er  bereits  zweimal  vorlä 
rührt  und  angekündigt  war,  zur  Vertretung  des  Pron.  relat 
das  personale  mit  einer  Conjunction.  Von  derselben  Vei 
ohne  Conjunction  war  schon  oben  die  Rede,  aber  ab  von  eii 
die  zwei  ersten  Personen  beschränkten  und  früh  erloschenen  Ge 
im  Hochdeutschen.  Hier  nun  müssen  wir  zunächst  auf  den  €h 
des  sächsischen  the  zurückgreifen,  das  freilich  in  diesem  Fal 
wirkliche  Conjunction  ist,  aber  durch  seine  Flexionslosi^eit 
bloßen  conjunctionalen  Exponenten  der  Relation  darstellt.  Ob  i; 
the  im  Ags.  noch  se  steht  und  wie  dieß  zu  beurtheilen  sei, 
hier  nicht  mehr  in  Frage,  sondern  es  handelt  sich  jetzt  nur  n 
das  nachfolgende  Pron.  pers.  Die  Hauptformen  der  Verbindm 
schon  oben  angeftihrt  worden,  hier  ist  nur  noch  beizufügen,  d 
achen  the   und   den  Casus   obl.    eines  Pron.   pers.    ein    ebenfid 


ÜBER  AUSLASSUNG  UND  VERTRETUNG  DES  PRON.  RELATIVUM.    293 

Subject  eingeschaltet  wird,  z.  B.  the  he  usic  s»  unS;  die 
— ,  the  ic  htm  =  denen  ich  — ,  the  thu  hü,  dessen  ...  du  — ;  ebenso 
Fron,  demonstr.;  z.  B.  se  god,  the  this  hü  beäcen  väs  (der^Gotty 
Zeichen  dieO  war).  Auch  bei  Otfrid  (1,  23,  27)  sind  the  —  tu 
quibus)  von  einander  getrennt  Ohne  solche  Besonderheiten  findet 
der  Gebrauch  bekanntlich  auch  im  Altsächsischen.   Hei.  1,  1308: 
k,  quos.  In  der  Übersetzung  von  Psalm  18,  3  (Heyne,  klein.  Denkm. 
&)  ateht  therthiro  genau  entsprechend  dem  schlecht  lateinischen  qtuh 
—  eorvm  des  Originals,  welches  hinwider  dem  hebräischen  nach- 
ist, wo  die  Construction  des  allgemeinen  Relativiuns  *)VM  nAi 

n.  pers.  regelrecht  ist  und  der  des  ags.  the  in  ihrem  ganzen  Umfang 

tepricht.  Der  Gebrauch  des  gotischen  ei  unterscheidet  sich  von  dem 

ihe  dadurch,    daß  jenes  dem  Pronomen  angehängt,   nicht  voraus- 

ickt  wird;   vgl.  ikei :  the  ic,    nur  dem  thuei  entspricht  auch   ein 

Mtt  the  neben  the  thu  (s.  o.).  Im  Altsächs.  erscheint  statt  the  ein 

:  Hdl.  1324  sd  is  (cujus),  2097  so  ina,   quem^    und  so  in  dem  halb 

^--«liBischen  Hildebr.  Lied  34  sQ  se  (quos).  Bei  Otfrid  ad  mon.  157  findet 

J*^  ein  pleonastisches  ^  nach  ther  (qui).    Eine  Häufung  anderer  Art, 

^*^lche  doch  auch  hieher  spielt,  zeigt  ein  englisches  Beispiel,  wo  nach 

"[^fsm  wirklichen  Pron.  rel.  who  noch  ein  them  folgt,  weil  jenes  durch 

^Sn  beigefügtes  many  eingeschränkt  wurde:    ...the  gentry,  who  were 

^lliged  many  of  them  to  retrench  their  expense  (Hume)  =:  von  welchen 

"^ele  —  ,  oder:  welche  zu  einem   großen  Theil.. .  —  Eine  Stelle  aus 

^Siaucer,  wo  nach  ausgelassenem  und  durch  nichts  vertretenem  Rela- 

%ivnm   his  im  Sinne  von  cujus  steht,  wurde  oben  angeführt.   Dagegen 

Erwähne  ich  hier  eine   dort  versparte  provenzalische  Parallele,  wo  in 

Ibemerkenswerther  Weise  nach  tcU  im  Sinne  von  mancher  das  Rela- 

'thrum  weggelassen  ist,  nachdem  es  vorher  verbunden  mit  dem  Posses- 

•hmm   im  Sinne  von   cujus  gestanden   hat    Die   Stelle  findet   sich  in 

Bartsch  Denkm.  40,  6: 

Tal  home  am  que  sos  aibs  nom  azauta 
E  m^azauta  sos  aibs  de  tal  non  am; 
"^^^nanchen  Mann  liebe  ich,    dessen  Benehmen  mir  nicht  gefällt,  und 
«  geftllt  mir  das  (sein)  Benehmen  von  Manchem,    den   ich   (darum 
>    ^  4sch)  nicht  liebe.    Im  zweiten  Satz  ist  auch  noch  auffallend,  daß  das 
^  FoBsessivum  seinem  Beziehungsworte  vorangeht. 

Weniger  auffallend  ist  das  Eintreten  persönlicher  Pronomina  statt* 
'^lativer  in  der  bloßen  Fortsetzung  von  Relativsätzen,  indem  das 
ftdativnm  im  ersten  Glied  gesetzt  war,  und  dMiü  '?r«iÄJB^\Ä\Ä  \iÄ^  v^ 


894  FEDOB  BECH 

nachwirkt;  daß  es  durch  eine  copulatiye  Conjanction  mit  Proa. 
aufgenommen  werden  kann. 

Für  diese  Redeform  finde  ich  im  Ags.,  wo  aie  doch  am 
zu  erwarten  und  angebahnt  war,  keine  Beispielci  dag^en  bei 
ly  IS^^ö:  int  iz  =:  et  qiiod;  3,  18,  34:  joh  gie  =  ei  quos;  im 
lied  V.  15  ind  ^  =  et  qui,  wenn  man  nicht  ind  =  wenn  nehmcB 
Im  Mhd.  kommt  Ahnliches  vor,  was  bei  der  dort  herrschende^ 
oder  Vielseitigkeit  im  Gebrauche  von  und  noch  weniger  su  ve 
ist,  flberdieO  freilich  mit  einer  Art  von  Enallage  verbanden  ist  So 
Arm.  Heinr.  274,  Iwein  3781.  Ein  nhd.  Beispiel,  sogar  ohne 
tion,  gibt  Tieck:  Scheusal,  das  ich  nicht  anschauen,  viel  weniger 
ihm  etwas  verhandeln  mag. 

Auch  in  den  romanischen  Spracheq  ist  der  Gebrauch 
weisen;  s.  Diez^  Gramm.  3,  57  ff.  Wenn  MachiaveUi  (in  einem 
s.  meines  Bruders  Leseb.  p.  80)  sagt:  mi  pasco  di  quel  cibo  dkee 
e  che  io  nacqui  per  lui,  so  kann  man  und  muß  num  fireüich 
e  che  . .  per  lui  stehe  flir:  e  per  il  quäle,  aber  eben  daraus  ist 
daß  das  zweite  che  gar  nicht  mehr  dasselbe  Wort  ist  wie  das 
nicht  nur  nicht  derselbe  Casus,  sondern  überhaupt  kein  Casus 
nur  noch  allgemeines,  an  sich  unbestimmtes  Zeichen  der  Relation,  genii 
wie  das  ags.  the  in  ähnlichen  Fällen  schon  bei  einfachem  BlBllti^ 
Satze  (s.  o.). 

BERN,  FebniAr  1872.  LUDWIG  TOBLES. 


über  die  bedeutung  des  adverbiums 

Näher 

TOH 

FEDOR  BECH. 


Unsere  ältere  Sprache  zeigt  mehrere  Wortverbindungen^  in  deiMi 
das  Adverbium  naher  von  der  damals  wie  heute  üblicheren  Bedeatmil 
völlig  abgewichen  und  scheinbar  in  die  entgegengesetzte  übergegaogci 
ist,  sodaß  es  sich  der  von  hoher  vilrder  sunder  nähert  Die  Fälle  fsai 
selten.  Sie  tauchen  auf  am  Ende  des  13.,  mehren  sich  aber  im  Lsvfi 
des  15.  Jahrhunderts.  Da  in  den  mir  zugänglichen  Wörterbüchen 
dieaer  Bedeutung  nirgends  gedacht  ist,  so  scheint  es  mir  der  Mäk< 
ertb,  das  Erreichbare  zusaitvineii  zxjl  «\.^)\^ti\  «oSx&fö^'^Aa&R.  Lese 
arrfen  jedenfalls   noch  weitere  Be\Äip'\eV  \i«LQVix>a\x^'^«ii  ^nA^si. 


ÜBER  DIE  BEDEUTUNG  DE8  ADVEKBIUltlS  NÄHER.  295 

jF  ^.       Hartmjums  Qregor  3568  nach  der  VatikanischeD  Hdschr.  (13.  Jhrh.) : 

^  ■  begunden  näher  (W.  aunder)   brechen  daz  unhrüt  und  den  müt;  — 

.  1880,  1  nach  der  Beriiner  Handschrift  (14.  Jahrh.):  tcicht  näher 

übrigen  Hdschr.   hjdher)  baz;  —  König  Rother  1620  Friderich  — 

hUz  Aepriäne   sine   benke   rfuiken    nnhei*  (=  weiter   ab,   weg);  — 

ich   von  dem  Türlin  in  der  Krone   5791   er  bevalch  in  in  gotes 

und  hiez  in  näher  strichen.     Oawein  xooU  niht  tcüchen,   sioie  übd 

waere   geheizen;  —  J.  Titurel  4818,  4    kitlch   und  »In  gesiebte  toas 

dd  van  der  richeit  näher  schabende  (so  nach  der  Wiener  wie  nach 

Heidelberger  Hdschr.;   im   alten  Druck  steht  vUrder  statt  näher, 

.  V.   d.  Hagens   Germania  8,  272);  —  Warnung  1335:   si  stSnt 

von  der   stete,   durch  der  rät  und  er  ez    tele,    daz  er  verlos  er 

de  guot,  wo  Haupt  näher  in  hoher  geändert  hat;  —  Erlösung  5265 

der   Nürnberger  Hdschr.  des  dräten   sie   näher  (Prager  Hdschr. 

ir)  baz;  —  Das  Rechtsbuch  nach  Distinctionen  (Ortloff,  Samml. 

jBf^-  Becbtsqu.  I)   II,  1,   15  (121):    hebet  tnan   obene  stetjne  Hz,   domete 

jglai    kessel  ist  ingemüH,  unde  thüt  man  dy  näher,   daz  mag  man  tkün 

^i^it  rechte;  —  ebenda  Dist.  16,  136:   hat    aber   eines  eine  huUe  gesmä, 

'^f^i^  er  iekt  des  stnen  darin  geczüget  mit  sins  selbes  erheit,    das  mac  er 

'  «did{  wäher  (bei  Boebme  abher)  nemen  äne  schaden  dei*  ßeischhutten ;  — 

oibenda  Dist.  20,  174:  aMe  shsse,  dy  an  dy  thoim  gefestent  unde  gesmet 

•iitfA,  gAom  czu  deme  hüse,   sundem  malslos  tnide  beiden  dy  treit  man 

9*9ol  näher  (bei  Boehme  dy  nympt  man   wol  abe);  —  ebenda  Dist.  26, 

236:  sint  sy  (die  siczebenke)  abir  nicht  gefdget  unde  sust  gehgef,    daz 

uffe  siegt,  dy  tild  man   lool  heraber  (Wolfenbüttler  Hdschr.  näher) 

schtdt;  —  Dist.  26,  251:  sint  sy  abir  ledige  steyne,  nicht  zeit  müren 

Sdeyth,  unde  sin  ledige  bret,  dy  nicht  gefestent  sinth,  dy  nempt  man  vwl 

oie  her  (Wolfenbüttler  Hdschr.  näher),  is  were  denne  in  deme  koitffe  üsz- 

^aumen;  —  ebenda  Cap.  H,  Dist.  11,  153:   holcz   unde  mist  mag  eyn 

«um  wcl  vor  sine  hovereyt  legen  uf  eyne  bescheiden  zeit,  nfich  köre  unde 

^fe§ecae  deA  rätes  unde  der  gemeyne  in  wichbilde  (nacli  der  Wolfenbüttler 

Hdschr.   das  nmn  das  näher  tun  schullen,   nach  Boehnic)  das  man  das 

herabe  und  weg  retome   und  nemen  stille)  \  —  Alte  Qeraische  Statuten 

(in  Walchs  Vermischten  Beitrügen  II,  132)  73:  darzu  mag  man  in  mit 

gdiarsam  zwingen,  den  mist  neher  zu  thun;  auch  hat  der  rath  zu  gebieten 

hamholz,  farwerge,  stein  od^er  anders  in  itzlicher  zeit,  die  ein  rath  zu  setzen 

hat,  nähe  zu  thun;  —  Lieder  Muscatbluts  (nach  E.  v.  Groote)  94,  16 

hmipt  er  dem  riehen  vur  sin  dor,  man  heisf  in  naher  driben;  —  H.  v. 

Pfolsprundt.  Buch  der  Bündth-Ertznci,  94,  16:  icue  geswnht  leith,    die 

nicht  nehiiv  wil,  die  treiht  das  [lad .  nehr    und  "ceugt    «U  >:a>iV.   i\v.v%*,^^ 


296     FEDOK  BECH,  OBER  ]>!£  BEDEUTUNG  DBS  ADVEBBIDMS  nIhQL 

man  den  Text  falsch  erklftrt  hat  in  der  Änmerkong  damntar:  ,< 
Bchwalst  die  sich  nicht  der  EEant  nfthem,  die  nichi  einen  Abeee« 
den  will." 

In  allen  hi  er  angefahrten  Fällen  bedeutet  näher  so  viel  wie 
weiter  nach  hinten ,  mehr  zurttck,  beiseit,  fort^  ^^j  eeertm, 
es  Bteht  nicht  zu  ^ferner",  sondern  zn  „weiter  yor,  niher  hem' 
Oegensatz.  Der  Comparativ  ist  seiner  Bedeatimg  nach  anf  n&ek  = 
pcne,  post  fergum  znrückzufiLhren.  Interessant  ist  nach  dieser  Säle 
von  Hermann  Lotze  mitgetheilte  Stelle  ans  dem  sogenaimten 
Buch  (Zar  jttdisch-deutschen  Litterator  im  Archiv  ftlr  litlentnrQi; 
schichte  I,  S.  97) :  sich  neigt  der  Kuechi,  Aehimaaz  stund  dernSA;  Ik 
KuBchi  lief  geschwinden,  gen  Maehanaim  was  im  gdck,  wo  shmi  imdi 
richtig  wiedei^egeben  ist  mit  y,trat  zurück*^. 

Die  beigebrachten  Beispiele  zeigen  zur  Oenflge,  daß  man  ■flU 
überall  berechtigt  ist,  das  von  der  handschriftlichen  Tradition  gewilrt 
näher  zu  entfernen  und  durch  landläufigere  Wörter  wie  hihar,  «Aw 
u.  dgl.  zu  ersetzen;  meine  Bemerkung  zu  Hartmanns  Gregor  3658  h* 
darf  nach  dieser  Seite  der  Berichtigung. 

Aber  im  Anschluß  an  die  hier  entwickelte  Bedeutnng  kamidi 
Dicht  unterlassen  noch  eine  andere  Frage  zu  berühren.  BekiimtM 
bedeutet  näher,  när,  naeher,  niher,  ner  nicht  selten  auch:  bilKgef ,  W- 
feiler;  ebenso  die  Positiven  nähe,  n^A  =  billig,  wolfeil^  vgl.  fkfeijfilii 
bei  Zamcke  zu  Brants  Narrenschiff  70,  1  (und  S.  477),  Rennor  lOlM 
Diefenb.  s.  v.  triobolaris  (im  Gegensatz  zu  hdchguüie,  vgl.  Mhd.  Wort) 
V.  d.  Hagens  Museum  ftlr  Altd.  L.  u.  K.  II,  95  man  kamjß  sg  nid 
ald  teure;  vgl.  auch  hdch  und  nach  verbieten  in  den  Weist  I,  351, 369 
413;  V,  54  u.  55;  femer  Freiberger  Stadtrecht  S.  177  (XXVI)  IJ 
hetlen  im  zu  uähe  geschatcet  und  dazu  die  Antithese  S.  178  heUen  sin 
zu  tüer  geschatcet;  Pfeiffers  Predigtmärlein  in  dieser  Zeitschrift  m,  41 
ich  gebe  siu  ime  zuo  kaufende  unde  wil  siu  ime  nShe  gehen;  Puigoldt 
Rechtsb.  VIII,  49  vorkeuffen  eyme  etzwas  abe  zu  nähe  veile;  50:  wer  dgm 
nähe  veile  keuffet.  Sollte  sich  diese  Bedeutung  nicht  aus  der  obeo  bc 
rührten  entwickelt  haben,  so  daß  nach,  näher  oder  noeAer  zu  ÜMW 
wäre  als:  weiter  abliegend  vom  eigentlichen  Werthe,  also  unter  da 
Werthe  oder  Preise,  im  Gegensatz  zu  höhe,  hSher  oder  tüsret  vogl 
Weist.  1, 267  weü  auch  der  eUer  sfm  den  fal  und  läss  Ibsen,  so  soUwm 
im  des  dritten  p/enning  neher  geben  ze  lösen  denn  er  werdt  ist 


THEOPH.  BUPP,  ÜBER  DIE  BEDEUTUNG  VON  ALM.  297 


ÜBER  DIE  BEDEUTUNG  VON  ALM. 


Eb  wird  gewöhnlich  angenommen,  daß  das  Wort  Alm  ans  Alp, 
klb,  Alben,  in  der  Aossprache  Albn^  Albm  sich  entwickelt  habe,  und 
hnlidie  Lautbildimgen  in  der  deutschen  Sprache  lassen  diese  Ablei- 
tng  als  befriedigend  erscheinen. 

Bei  Schmeller  (Bair.  Wörterbuch)  finden  wir  diese  Lautformen 
«r  an  susammengezogenen  Wörtern  reichen  österreichisoh-bairischen 
[ondart  verzeichnet,  ohne  daß  das  Ergebniss  derselben ,  Alm,  von 
im  als  ein  fbr  sich  selbstbestehendes  Wort  angeftlhrt  würde.  Ghimm 
•gegen  nimmt  Alm  mit  der  Bedeutung  Bergweide  in  seinem  Wörter- 
«oeh  der  deutschen  Sprache  als  selbständig  in  die  Schriftsprache  auf. 
fit  dieser  Annahme  wollte  nun,  ohne  Zweifel,  nicht  gesagt  werden, 
laß  der  Ursprung  aller  der  schon  seit  vielen  Jahrhunderten  in  der 
eutschen  Sprache  vorkommenden  Alm  (Alme)  als  nachgewiesen  be- 
iachtet werden  müsse,  sei  es  als  Wort,  sei  es  als  An-  oder  Auslaut; 
am  wie  wir  in  der  Folge  erkennen  werden,  haben  zwar  alle  näher 
der  entfernter  den  Sinn  der  Weide,  aber  die  wenigsten  sind  auf 
tuen  Zusammenhang  mit  Bergen  zu  deuten.  Alm  als  Bergweide  kommt 
nch  erst  im  XIX.  Jahrhundert  vor. 

Das  von  Hans  Sachs  angefUhrte  alm  soll  heissen:  almen  und 
at  nur  des  Reimes  wegen  seine  Endsilbe  en  verloren:  almen  aber 
li,  wie  wir  gleich  zeigen  werden,  in  der  Bedeutung  gleich  Almend» 
nd  Ahnenden,  Almanden  oder  Allmanden  (Gemeinweiden)  gab  es 
öt  vielen  Jahrhunderten,  sowohl  in  Thälem,  als  auf  Bergen. 

Um  das  aus  der  jetzigen  volksthümlichen  Aussprache  hervor- 
legmgene  Alm  auf  die  „almen^  des  Ambraser  Liederbuchs  und  die 
rea  Hans  Sachs  anwendbar  zu  machen,  müsste,  wie  mir  scheint,  —  da 
Be  mögliche  Umwandlung  des  b  oder  p  in  m  bei  Alben  oder  Alpen 
nch  anderwärts  nicht  nachzuweisen  ist,  —  dargethan  werden,  daß  die- 
lelb^  Aussprache,  nicht  nur  zwei  Jahrhunderte  vorher  bestanden,  son- 
dern auch  in  der  Schriftsprache  gebräuchlich  gewesen,  während  die 
Ahnen  aus  Almend  thatsächlich  schon  mehrere  Jahrhunderte  vor  diesen 
vorkommen. 

In  Österreich  haben  wh*  drei  Ortschaften  und  einen  Nebenfluß 
acr  Traun^   welche  Alm  heissen.    In  PrewÄseii  «vxA  äa^  'Ö^Ä'«  ^S^^v 


298  THEOPH.  HUPP 

lind  Untcr-Almo,   in  Siebenbürgen  Alme  und  Almen.     Ein  Fluß  Alme 
ist  in  PreuBsen  und  Lippe-Detmold. 

Alm'),  Alrac  kann,  nach  Sclimeller  und  meiner  nachtrAglichen 
Ausflllining  ale  gieicbbedeutend  mit  Alraen  oder  Almend"),  Almand. 
Almeine  ^)  u.  s.  w.  betrachtet  werden,  welche  Oemein-Out,  Gemein- 
Weide  *)  bezeichnen,  und  gibt  Alra,  Alme  auch  den  Begriff  der  Weida 
im  Allgemeinen,  wie  für  die  Zeit  vor  der  GüterBonderung  auf  jeden 
Fall  anzunehmen  ist  (siehe  S.  304.  Anm.  31)  8o  hegt  es  sehr  nahe,  dsG 
die  erwähnten  Ortschaften  von  Ansiedlungen  auf  oder  neben  frühetw 
Weiden  stammen*),  der  Flull  aber  entweder  durch  eine  Weide  (Alm, 
Alme)  floli,  oder  selbst  als  Weide  (Fischweide,  Fisehcnz),  als  Nahrung»- 
quelle  (s.  Schmellor,  Weide)  aufgefasBt  wurde.  EbenBO  konnte  bb  Bich 
verbalten  mit  den  Ortschaften  Almdorf  (Österreich),  Almendorf  (Pw». 
Kurheasen),  Almenbausen  (Preussen),  wovon  es  mehrere  in  Duutidi- 
land  gibt,  und  endlich  mit  den  vielen  (ungefähr  achtzig)  Ort»-,  Plall' 
und  Bergnamen  innerhalb  des  gcrmanifichen  Sprachgebiet«,  weletu 
mit  Ahn.  Almen,  femer  mit  Alim*)  anlauten.') 


')  Wie  Elm  =  Klme,  Um  =  Ilme.  Vgl.  Leier  mhd.  IIW.  1,  MI. 
')  Sclimeller  Bayr.  Wörterb.  2.  Aufl.  67.  Friscli  s.  t.  Allmoud.       ')  Grimm  Weblli. 
V,  211.  Haupt'«  ZeitBchr.  Vm,  392  u.  f.  Bonocke,   MflUcr   a,  Z,  11,   103.    FrUeh  {ÄÜ 
mend)  .mm  hat  ftir  gemein  ttnch  nur  mein  vor  Altera   getup."  *|  Leier  bM. 

HW.  I,  10.  al-meinde,  al-menilo  =  gemetnile-trift.  In  einer  Urkunde  vnn  11S6  heUt 
0«;  in  Silva  pablica,  quod  vulgu  almeide  (almeinde?)  dieitur;  wail  nicht  i» 
gewöluilich  baumarma  Almcnd  allein,  aimdem  aucb  der  Wald  eine  Weide  fttr  Tim* 
nod  durch  die  Jagd  (».  Scbmeller)  eine  solcbe  filr  Menschen  bietet;  dinQ  mt^  «oU 
die  Venmlaasung  bu  der  oft  vorkoin inenden  Auadrockswciap  ,«uiint>  and  wrid»" 
(vgl.  das  alid.  wnnja,  daa  goth.   vinja)   gewesen  SPiii.  '1  Spute  AnneflUing^  ■■' 

Abnoiidan  heißen,  aueh  ahne  Andeatang  dieser  dnr^  den  Übontang  der  Weidn  aur  A» 
»iedlung  verlnderten  BesümmuDK:  Allraand,  AlLnändle,  vric  die  beiden  Orte  boi  FTFodt» 
»ladt  IWlIrtembcrg).  ')  In  Schivabeu  macht  die  gi>sclifcrfte  Auvspracbe  au«  Jü»  «<> 
Allm,  aus  weg-  ein  wegkgebcn  u.  s.  w.  Das  inbd.  bat  dagegen  „al  der  llp,*  •■! 
dac  laiiC  u.  s.  VI.  —  Allmarsbacb  und  die  meisten  m't  All  anlautenden  Ortsnam« 
werden  illiriRens  im  IS.  -IS.  .lahrh.  mit  AI  geschrieben,  *>  Wa«  ioh  M«r  »««► 

■ttae,  ßndet  in  den  vieirn  An-  und  Aualauten  mit  A.  Aa,  Aba.  Abs,  Aach,  Ach.  SA 
loh  IL  1.  w.  (W«M«r,  liacli,  FluQ)  bei  Orts-,  Fluß-  und  Berg-Nunrn  eine  buUftipa<i 
Dberün«timmiing ,  weil  die  Nennung  von  dem,  wan  iiir  Erhaltung  des  Männchen  as 
neihigateo  war,  aucti  am  h.1iili>,'sicn  lu  Bi'zeiehniiugen  vun  den  bivrauf  bciOgüob» 
negenstünden  und  Örtlirhkciten  dienen  mas«te.  Xocb  im  XIV —XV.  Jahrb. 
wir  (Griinm  Weistb.l  in  der  <>fl  »orlt^.mi.MUrloTi  Z».ainmt.i.l.-Ilur,ir  v.m  Waaivr^ 
Weidp  und  in  der  RinrJhmmnB  de*  <i  '  "ri  dem 

irtehen  y-'ir»  Oemoinde-AngphnriEru 
pwiue  OkkliitidliiuB   dii-oci    fr«l.  \-   • 

I  «^tair  »"^'>"  "SM)  •^"'"■•■ 

[     t  WObtün   voa  8l  0»U. 

!     <A  nur  ia  LcAaD  in  ^''i. 


tBER  DIE  BEDEUTUNG  VON  ALM.  opg  ' 

Die  große  Vorbroitung  der  Stämme  AI  «ind  Alm  mit  den  ver- 
eliiedeneii  Endungen  a,  e,  i,  o,  u,  r,  a  und  den  weiteren  Zusätzen, 
ie  sie  das  Wesen  der  einzelnen  Sprachen  bedungen,  scheint  jedoch 
if  eine  allgemeinere  Quelle,  auf  eine  Urquelle  binznweisen,  welche 
ie  Mt^lichkeit  einer  lautlichen  Übereinstimmung  in  einzelnen  Fällen 
uunehmen  gestattet.  Ein  derartiger  Einklang  wäre  nun  wohl  an  und 
Ir  sich  kein  Beweis  einer  Zusammengehörigkeit,  in  Bezug  auf  Ur- 
;  und  Bedeutung  des  Worte«,  aber  er  gestallet  fiieh  zu  einem 
icht  zu  unt(?rs  eh  ätz  enden  Anhiiltsp  unkte,  wenn  neben  dem  Gleichlautc 
.  difi  Bedeutung  dos  Wortes  aus  dem  Begriffe  abgeleitet  werden 
,  welchen  die  gefundene  gemeinschaftliche  Wurzel  ausdrilckt. 
Bei  den  Griechen  finden  wir  Alma,  Almi  und  ähnliche  Namen 
ler  Anlaut«  von  Orts-,  Wasser-  und  Berg-Benennungen.  Mau  leitet 
leselben  von  aig  (Salz)  ab.  DieÜ  mag  nuu  im  Allgemeinen  und 
menlUch  bei  Ortscliaften,  welche  an  dem  Meere  gelegen  waren  oder 
lit  Salz  in  irgend  einem  Zusammenhang  standen,  richtig  sein,  obwohl 
■f  die  ersten  Ansiedler  an  Meeresufern  —  wenn  man  diese  nicht 
erhältniEsmäüig  spät  angekommen  voraussetzt.  —  der  Eindruck  des 
[eeree  von  seiner  nährenden  Eigenschaft,  dem  von  seiner  salzenden 
orBugegaogen  sein  wird,  und  in  diesem  Falle  eher  an  das  indogorm. 
j  nllhren  gedacht  werden  mUsste**). 

Im    Lateinischen     haben     wir    almuB,    nährend,    segeuspendend 

.  B.  w.  Almo   (jetzt  Dacchia)  hieli   der  Bach   südlich   von   Ilom,    in 

«Ichem  einst,  wohl  absichtlich,  das  Bild  der  Erdgottheit  (magna  mater) 

I  Jahr  gewaschen  wiu-de.     Almo  hicü  auch  der  Gott  des  Badies. 

Ne  jrachthare  Gemahlin  Kalfdans  des  fabelhaften  Königs  der  Norweger 

•  die  mythische  Alm-veig  (Alm-Topf). 

Bei  den  Romaneu  treffen  wir  raelir  als  siebzig,  bei  dem  Misch- 
«Ik  in  Ungarn  ungeftilu"  vierzig  Alma,  Almas  u.  b,  w. ,  als  Namen 
äer  Stammwörter  von  Orts-,  FluÜ-  und  Berg-Benennungen,  welche 
teilweise  auch  auf  alma,  Apfel,  Bezug  haben  können").  Ira  ganzen 
lanischen  Sprachgebiete  zählen  wir  168  Ortsnamen  mit  Alm,  Alme 
;  a.  w.  anlautend  und  zwar  in  Thälern,  16  Flußnamen  und  bloß  6 
brgnamen. 

Pie  Spanier  haben  ausser   den  hier  eingerechneten,  ungefähr  60 
ts-,  Fluü-  nnd  Berg-Namen,  36  Wftrter,  welche  alle  auf  den  Begriff 

•)  Die  beinahe  Untliohe  Übereineliramling  zwiaclieti  al,  oähron,  und  Sl-s  Salz, 
viellnicht  Tprsnlusniii:  ^nwetifin.   daD  daii  8hIc  aU  Symbol  f;)W( freundlicher  Bewir- 
C  bMr»chtet  wurde.    Vg}.  dta  ital.   alitwe  Dn4   flaa  \M..  ^\l^\\^a.Te■,  tero«i  liVi^''iv. 
iM/«rJ  n.  *.  *„  JZruor,  GerstBrimehl ,  «ioos,  Hfcio,  «ÄA  n.*.«.            ■^■^■«" 
fejM**"»  A^  ^.  Alap,  Onind.  Boden,  K\*-ito  u.  <■■  •«• , 


300  THEOPH.  KUPP 

def  Nährenden  zoiUckfUhren.  Hier  kann  nun  allerdingi  eingewenikl 
werden,  daß  das  Stammwort  alm&  u.  s.  w.  in  vielen  Fällen  mit  im 
langen  Anwesenliett  der  Araber  in  Spanien  zosammenhliigeD  werii^ 
allein  dieser  mehr  als  wahrscheinliche  Umstand  ist  fib*  anaere  AnfiassHg 
eher  bestätigend,  als  verneinend,  da  bekanntlich  das  Wort  alma  m 
Arabischen  Wasser  bedeutet,  das  wir  als  ein  nährendes  Element  miter 
dieser  Benennung  bereits  erkannt  haben;  femer  in  den  aemitisdiei 
Sprachen  verschiedene  Wurzelwörter  erhalten  sind^  die  wir  in  des 
indogerm.  Sprachen  wiederfinden.^^ 

Als  Auslaut  von  Orts-,  Fluß-  und  Berg-Namen  kommt  alm 
vor,  doch  finden  wir  z.  B.  Ah-alm  den  Namen  eines  Dorfes  in 
Ach-alm,  Ach-elm  im  XI.  Jahrh.,  Ach-abne,  Ach-almen,  Ach-afanin  im 
XIL  Jahrh. ;  später  Ach-aln  und  Ach-el,  den  Namen  eines  Berges  wd 
ehemaligen  Ghrafensitzes  in  Würtemberg;  Gähn  (Gad-alm),  Ort  k 
Preußen;  Mono-  (Mons-,  Mont-)  alm,  den  Berg  in  den  Pjrenlen;  Mont- 
sw-(swa-)  alm,  ein  Dorf  in  Ost-Flandern ;  Schwalm  oder  Swalm-  d.  L 
Sway-  ( "=  Viehhof)  alm,  als  Fluß  in  Hessen-Darmstadt;  Swahnen  (Swif- 
almen)  ein  Dorf  im  Limburgischen. 

Weun  nun,  wie  wir  oben  gesehen,  das  Alm  bei  Orts-  und  Floß- 
Benennungen  viel  häufiger  in  Thälem  als  auf  Bergen  voricommt,  wts 
von  oben  herein  gegen  die  Ableitung  des  Wortes  Alm  von  Alb,  Alboi} 
also  von  Berg  zeugen  würde  ^  so  ist  auch  noch  der  Umstand  zu  ht- 
rücksichtigen,  daC  diejenigen  unserer  Vorfahren ^  welche  Air  ilra 
Unterhalt  auf  Viehzucht  hauptsächlich  angewiesen  waren,  ihre  Weite 
anfänglich  nicht  auf  Bergen  gesucht  haben  werden. 

Es  liegt  bekanntlich  in  der  Natur  der  Menschen,  das  Bequose 
dem  Unbequemen  vorzuziehen;  demnach  ist  anzunehmen,  daß  we  die 
Weiden  (Almen)  in  den  Thälem  zuerst  benutzt  und  mit  einem  Namen 
bezeichnet^  später  durch  das  BedUrfniss  gezwungen,  ihre  Herden  aif 
die  Berge  getrieben  und  die  dort  bezogenen  Weiden,  sehr  wahrschem- 
lieh  mit  dem  schon  gewohnten  Namen,  entweder  mit  ahn,  alme  oder 
nach  der  Ofltersonderung.  auch   mit  almend  u.  s.  w.  benannt  habei. 

Dieß  vorausgesetzt  wiire  die  Benützung  und  Benennung  der  Weide 
auf  den  Bergen  notliwondig  jünger ,  als  die  in  Thälem  und  08  kAmte 
in  diesem  Falle  der  Name  Alm,  dessen  Entstehung  als  wahrscbeinlidi 
ursprünglich  und  unmittelbar,  wir  gleich  nachzuweisen  versuchen  wer 


'*)  Vgl  Max  Malier  Yorlesangen  tu  s.  w.  v.  B.  296.    MiurUoa  (Hiitoria  ^mtd 
d0  JE^pMMM  I,  S04)  führt  als   UberUel'etl  au,  da'V  d^r  Name  des  Volkes  der  Alma-fiier 
wwn  JÜmst  (WMMerj  und  dem  liameu  'ünet  kDStt^«t)&  ^^&%^«^  «X^^^ä^x^«^ 


OBEB  die  BEDGUTUNO  von  ALM.  90t 

den,  nicht  als  aus  dem  später  zum  weiden  benützten  Berge  aus  Alp, 
Alb^  Alben,  noch  aus  dem  Albn,  Albm  der  heutigen  Aussprache  ent- 
itanden  angenommen  werden;  das  Wort  Weide  (goth.  vinja)  aber  ist 
«^ne  Zweifel  späteren  wohl  nur  europäischen  Ursprungs. 

Ctegen  die  Ableitung  von  Alp  scheint  auch  das  Wort  Elm") 
ab  Name  oder  Anlaut  mit  den  Formen  EUm,  Ein  zu  sprechen,  in  so- 
fern es  besonders  fbr  Beseichnungen  von  Ortschaften  (vgl.  Hofimann 
Encykl.   der  Völker-  und   Staatenkunde)    schon  im  VHI.  Jahrh.  ver- 
wendet vorkommt  und  nach  Graff  (Sprachschatz)   und   den  nächstfol- 
genden Ausftihru^en  die  gleiche  Wurzel  mit  Alm,  Alme^  Almend  hat, 
dabei  ebenfalls  einen  allgemeineren  Ursprung  als  den  erwähnten   schon 
vermöge  der  Bedeutung  seiner  Wurzel  gleichsam  vermittelt^*). 

Wasser  als  Weide  betrachtet,  versteht  es  sich  ohnehin  von  selbst, 
daß  Alm  nicht  von  Alp   stammen  kann,   da   mit  wenigen  Ausnahmen 
Bur  die  Thalwasser  fischreich  sein  und  so  zu  Almen  werden  konnten. 
Vom  VIII.  bis   XI.  Jahrhundert   haben  wir,   nach   Förstemann, 
die  Ortschaften  Almaha,  Elmaha   (Elmen),  Almina  (Almin,  Almen)^ 
*f*Amf  Elma,  Elmoa,  Alna,  Almagehiison,  Almeiiesdorf  und  andere  auf- 
zuweisen, welche,  wo  sie  noch  bestehen,   im  Atdaute  gröUtenthdls  bis 
%uf  unsere  Tage  sich  gleich  geblieben  sind. 

Als  Weide  finden  wir  das  Wort  almen,  wenn  auch  in  Zusammen- 

«etzongien  mit  Ach,  in   der  Zwiefalter  Chronik;   femer  von  dem  Abt 

Berthold  schon  im  XII.  Jahrhundert  erwflhnt,  welches  der  drei  Jahre 

vor  diesem  schreibende  Mönch  Ortlieb  Ach-almin  ^^)  nannte.  EbenfiUls 

mit  in  schrieb  dieser  übrigens  alle  sonst  auf  en  ausgehende  Ortsnamen. 

Hansen  heißt  bei  ihm  Hausin,  Tußlingen  Tuzzelingin  u.  s.  w.  ohne 

daß  er  dadurch,  wie  seine  Auslegung  des  Wortes  andeutet,  dem  Worte 

einen  andern  Sinn  geben  wollte  (vgl.  Hess,  Mon.  Guelf  169,  204,  217). 

Im  Ambraser  Liederbuch  heißt  es  339,  12:  ^laufi*  aus  hinauff  den 

almen*,  und  340,  38:  „lug  ob   du  die  almen  nicht  sehest^;  bei  Hans 

Saeha  I,  251^ 

'*)  Alpe,  Albe  oder  Elbe  ältere  Namen  der  Berge;  nach  Opitz  bei  Qrimm 
D.  WOrterb.  I,  245.  El  häufige  Ableitung  auf  al,  i1,  u1  zurOckftihreud  Grimm  D.  W. 
in,  390.  «Alle  diese  el  sind  Überreste  aus  dem  großen  Vorratb  unserer  alten  Sprache*, 
b«Berkt  derselbe  (D.  W.  III,  400,  D.  1  auf  Graff  hinweisend).  —  Elbe,  der  Fluß,  bei 
den  SOmern  Albis,  bei  den  Griechen  'AXßiq,  später  Albia,  Alba  (FOrstemann  II,  45, 
Orimm  D.W.  III,  401).  *')  Der  Schweizer  spricht  das  Elm,  welches   bei  ihm 

ItDge  der  Name  des  höchst  gelegenen  Dorfes  ^-ar,  und  das  unzweifelhaft  eine  Weide 
l^tdeatete,  ittit  stark  betontem  a  und  gedehntem  e  wie  ASlm,  den  Glamer  Familien- 
ttlBlni  yEhner*  wie  ^^mer  aus.  '*)  Almin  bei  Grimm  WeisthUmer  V,  657.  — 

OitUeb,   bei  Hess,   Mon.  üuelf.    169.    Montcm,   i^ula  pTacilct^wnA^  tit^n  KOc.tvXwA^ 


80B  THEOPH.  KUPP 

„und  Tand  vil  steiglein  allentbalbm 
in  Gebirg  hinauf  zu  den  3101(00)". 

Bei  M.  Behatn  {ans  Sulzbauh,  Würtemb.  1421 ;  die  pfeSiD,  üebt 
Schiiieller  B.  W.  2.  AuH.)  kommt  alme  vor;  bei  Grimra  WeUtbüta« 
V,  475:  almen  iu  einem  Dinkliofspruoli  aus  Priiitzhoim  bei  Zaben;. 
Gr.  W.  VI,  311,  in  einer  Kundschaft  über  die  wilden  Bliumc  « 
Löchgaii  bei  Besigbeim  (Würt.),  dasselbe  in  der  entstclheu  Fora 
eiman;  Gr.  W.  V,  211  und  212  aliiioi  im  XV  Jahrhundert  ange- 
ftÜirt;  ferner  das  eben  erwähnte  almin,  almindon  Gr.  W.  V.  SM 
und  688  im  XIV.  Jahrb.,  alman  (Gr.  W.  VI,  31lj,  317)  im  XV.  Jhrh, 
almay  (Gr.  W.  IV,  5.'i9)  im  XVI.  Jahrb.,  almand,  almeud,  almondei 
bei  demselben;  ferner  bei  Closener,  Königshüfen  und  Ko()p  Eidg: 
Bunde  II  vielfach  und  zu  verschiedenen  Zeiten  als  ^Vhuand  oder  Ge- 
meinde-Weide  '*). 

Bei  der  Ableitung  des  Wortes  Alm  von  Alp  oder  Albeu  mOUte 
somit  ausFier  Acht  gelassen  werden,  daß  die  Namen:  al-meide,  al-menf, 
al-meindis  ")  (XII.  Jahrb.),  almio,  almen,  alme,  almeine,  almend  u.  s.  *. 
schon  seit  seclia  bis  sieben  Jahrhunderten  als  Bezeicbnungeu  von  Ge- 
mein-Weiden;  femer  theilweiee  ä.U  Ortsnamen,  deren  Bedeutung  aof 
dieselbe  Bestimmung  hinweist,  schon  seit  acht  bis  zehn  Jahrb.  vor 
kommen.  Aueb  ist  zu  berücksichtigen,  daü  die  unter  den  Namen  Alb, 
Alp  oder  Alpen  bekannten  Berge,  wahrscheinlich  ihrer  vorzugswei« 
nährend  geglaubten  Eigenschaften  wegen,  sei  es  andern  Bergen,  »« 
ea  ihren  Thälern  gegenüber,  wie  auch  das  indogermanische  al  (nlthren) 
als  Anlaut  auszudrücken  scheint  (siehe  S.  298,  Anm.  7),  diese  beeonde« 
Benennungen  erhalten  haben.  Denn  die  meisten  ihrer  Thäler  '•)  war«) 
entweder  mit  Wasser  bedeckt,  oder  wenigstens  in  sumpfigem  Zastaaä, 
so  daß  die  umwohnenden  VolkastSmme  am  frühsten  auf  diese  Berge 
geflihrt  wurden.  Aus  denselben  Gründen  und  weil  dadurch  ftlr  dif 
Bewohner  der  Alpenthäler  die  Bergweide  von  besonderer  Wichtigk««' 
wurde,  benennt  namentlich  der  Schweizer  den  Berg  und  die  ßergmiiit 
mit  den  Namen  Alp  (Alpen)  oder  Alb  (Alben). 


")  Vgl.  Haapt'«  ZeiUcbtiß  VIU,  392  u,  f.  ~  Alnieii.  >lia«D,   Mmernl,  timMii 
n.  s.  w.   aU  QemeiDweide   kommt  jetzt   hauptsäclilich    im  HUdwcstoo  von  DeDUcUuil 
mit  Eiiuchtuß    des  ElsaMes    und   der  Si;hweU.  f<ir.    Die  im  tiatdea  Ü«at 
Jialt^tien  alm,  elin,  alme,  aXtnea  a.  i,  w.  kSiiuteu  auch  Spraoljreate 
VulkMtaniiii  iu  seioBU  frUlieieu  Woliiuitxcu  iiirlli:k)i:el«i>BBu  tiaL 
IIW.   3U.    llau)il'a  ZeilauliriR  Vlll,  390  u.  f.;   weiter   algmtudui, 
Jalifti.  ■'}  Noch  der  Anfaui;  nnsert*  Jalirhuiidett* 

/Or  WeldpD  MuhiaiiMsiu  ivarcii. 


D  DeDUcUuil 
•"♦"'•■"IJf  \ 


ÜBER  DIE  BEDEUTUNO  VON  AUL  303 

Waren  nun,  wie  vrir  oben  gesehen,  die  Namen  Alme,  Almen  u.  s.  w. 
für  Weiden  auch  als  Oemcinweidcn  gegeben^  * ')  so  kann  zwar  bei  der 
später  benutzten  Bergweide  eine  gleichlautende  Benennung  dieser,  ge- 
wiss ebenfalls  gemeinschaftlichen  Weiden  als  eine  natürliche  Folge 
angenommen  werden;  doch  ist  dabei  die  sprachliche  Möglichkeit  nicht 
aasgeschlossen,  daß  hie  und  da,  wo  es  sich  von  Bergweiden  handelt, 
auch  aus  Alben  das  Almen  hat  werden  können. 

Gibt  aber  al  (nähren),  wie  wir  später  weiter  ausführen,  den  Be- 
griff des  Nährens  oder  Weidens  und  verbinden  Alb  (Alba,  Alben)  oder 
Alp  (Alpä  ^^)y  Alpen)  mit  diesem  den  der  Berge,  so  sind  wohl  für  das 
ganze  Alb-  und  Alpcngebiet  die  Auslaute  b  (bä,  ben)  und  p  (pa,  pen) 
als  Hinweisungen  auf  die  besondere  Lage  der  Weide  und,  wenn  nicht 
ala  Abkürzung  der  Bezeichnung  von  Bergen,  doch  immerhin  als  zu- 
treffende Benennungen,  sowohl  für  Weid-Berge  als  f)lr  Berg- Weiden 
XU  betrachten. 

Der  Unterschied  zwischen  der  Schweizer  und  der  jetzigen  öster- 
reichisch-bairischen  mundartlichen  Bezeichnung  ist  nur  in  der  im 
Schweizer  Dialecte  weniger  gebräuchlichen  Zusammenziehung  der  Wör- 
ter zu  suchen,  da  die  leichte  Umwandlung  des  h  oder  p  in  m  auch 
für  diesen  hätte  eintreten  können. 

Daß  bei  der  Deutung  von  Namen,  welche  die  primitiven  Mittel 
und  Quellen  der  Erhaltung  des  Menschen  als  solche  bezeichnen,  nämlich 
der  ältesten  Benennungen  von  Wasser ,  Weide  u.  s.  w.  auf  den  ur- 
sprünglichen Werth  der  Wurzel,  wie  allgemein  auch  ihr  Sinn  sein 
mag,  zurückgegriffen  werden  muü,  versteht  sich  wohl  von  selbst  Nach 
Qraff  (Sprachschatz)  wäre  die  Wurzel  von  Alp,  Alb,  sowie  von  Elm 
das  indog.  al. 

AI,  das  bei  der  Abzweigung  der  indoeurop.  Sprachen  von  der 
arischen  Ursprache  durch  Erweichung  des  r  in  2  (vgl.  Leo  Meyer, 
die  goth.  Sprache  S.  277)  entstanden  zu  sein  scheint  und  eine 
besondere  Bedeutung  von  ar  ausdrückt,  heiüt  wachsen,  wachsen 
machen,  nähren.  Das  gleiche  bedeutet  das  celtischc  (gälische)  a  1  a,  das 
goth.  aljan^    das   ahd.   alan,    das  altu.  ala  nähren,    erhalten  (ohne 


^')  Im  XrV.  Jahrh.   war  k.  B.  in  Achv^^s  die  Atmende  tou  den  Sonderg^tem 
Hoch  nicht  ansgeachiedeu.  Kopp,  E\d^,  Bünde  II,  309.  *'*)  Alb^  AIpA  ahd.  (Alpa 

gftliacb,  Berg)  kommen  noch  jetzt  im  Schweizer  Dialect  vor.  Man  sagt  s.  B.  ^nft  d*AIpft 
vflk".  Kopp  (Eidg.  B.  II,  632)  envfthnt  aas  dem  XIII.  Jalirh.  eine  Vor-alpa.  AIp&  viel- 
leicht a]-pa(d)  =  Al-pes;  (päd,  sskr.  =  pes,  lat.)  Päd  =  Fuß,  wohl  noch  mit  der  Be- 
destung  einer  Flüche  dnrch  die  Benennung  des  mm  aufnetzen  eines  Fußes  nöthigen 
fianm.«. 


904  THEOPH.  RUPP,  ÜBER  DTE  BEDEUTUNO  TON  ALIL 

Bestimmung  der  Mittel),  hervorbringen  (lat  alo),  aus  welchen  die 
Nomina  al,  ala'*),  alan,  alam*®)  und  so  AI,  Aln,  Alm^  Elm, 
Alme,  Almen  (Ebnen),  Alman,  Almend,  Almeine*')  u.  b.  w.  als  Be- 
nennungen von  Nahrangsquellen  entstanden  sind**). 

Wenn  wir  nun  das  häufige  Auftreten  der  Stämme  Al^  Alm  u.  s.  w. 
und  damit  die  eben  angeillhrte  Bedeutung  derselben  im  IndogennaiL, 
im  Celtisehen,  Lat.,  Ooth.,  Altn.,  Althoch-  und  späteren  Deutschen 
berücksichtigen,  seine  vielfache  Verwendung  bei  indoeurop.  Völkern 
fbr  dieselben  oder  doch  annähernd  dasselbe  bedeutenden  G^enstinde 
ins  Auge  fassen ;  femer  uns  vergegenwärtigen,  daß  die  Dinge  aus  dem 
Wasser  entstanden  g<Mlaeht  wurden  (Ilias  XIV,  246),  dasselbe  aiek 
für  ganze  Völkerschaften  Hauptquelle  ihrer  Existenz  sein  rnuzste ;  ea^ 
lieh,  daß  die  Menschen  zu  alten  Zeiten  am  liebsten  da  rieh  nieder 
ließen,  wo  sie  ftlr  ihre  Herden  gute  und  bequeme  Weideplätse,  filr  siek 
selbst  aber,  sei  es  durch  Viehzucht,  sei  es  durch  Fischfang  oder  Jagd 
ihre  Nahrung  und  ihren  Unterhalt  finden  konnten,  so  dOrfte  es  nick 
zu  gewagt  erscheinen,  wenn  wir  annehmen,  daß  nicht  nur  AI,  senden 
auch  Alm,  Elm  sehr  wahrscheinlich  schon  in  Asien  den  Begriff  dd 
Nährenden  und  vielleicht  auch  des  Erzeugenden  ausgedrückt  habe«. 

Dieß  vorausgesetzt  wird  die  Bezeichnung  von  Weiden**),  Ort- 
schaften, Oewässem  und  Bergen  mit  Namen,  welche  die  Stamm-  oder 
Endsilbe  al,  alm,  ein,  elni  u.  s.  w.  enthalten,  bei  den  meisten  indo- 
europ. Völkern  als  in  Übereinstimmung  mit  der  Bedeutung  diewr 
Stämme  aufzufassen  sein. 

REUTUKOEN  1871.  THEOPH.  HUPP. 


")  Aus  dem  Celtischen  oder  aus  dem  Altnordischen.  Noch  im  Jahre  961  kifl6 
das  heutige  Almendingen  (Würtemberg)  Alamuntinga  (Memminger,  Ehingen  S.  100); 
wenige  Jahre  später  kommt  es  als  Almnndinga  (Stalin  W.  Q.);  im  VIII.  Jalirii  find« 
wir  es  bei  FGrstemann  11.  86  als  Alahmnntinga.  *^  Beide  ans  dem  GoA.  oiv 

aus    dem  Althochdeutschen.  ")  (Ge)mein-Al.   Gemein-  oder  gwneinsdiafUidv 

Nähren,  Füttern,  Weiden,  Gemein-Ats  oder  Weide  (vgl.  Sohmeller  B^jr.  WOrtwhach 
2.  Aufl.  181),  Beseichnungen ,  welche  erst  nach  der  Gütersonderung  entstanden  isia 
können,  folglich  einer  höheren  Stufe  der  Entwicklung  angehören  (Tgl.  Waits.  D.  Vcr 
fassnngsgeschichte  I,  42).  **)  Förstemann  Namenbuch  II,  56  nimmt  aljan  goth. 

=  nähren,  tlieilweise  als  Stammwort  der  Ortsnamen  mit  dem  Anlaat  El,  AI  und  Als 
an.  In  der  «weiten  Auflage  finden  wir  II,  65,  verschiedene  dieser  Oitanamen  miler 
dem  Stammwort  Alm  an,  als  erweiterten  Stamm  von  Flußnamen  erwähat  Alaaa  iit 
aber,  wie  wir  oben  gesehen,  eine  der  vielen  ähnlich  lautenden  Formen,  weldie  Cknö- 
Weiden  bedeoten  und  denen  als  solchen  nur  sehr  selten  der  bessernde  Einfloß  dar 
Bach-  oder  FlnO-NShe  zu  gut  kommt  ")  Schmeller  Bayr.  WOrterb.  IV,  27. 

Waid  (nuaida),  das  Ausgehen  auf  den  Fang  von  Wild,  Fischen,  Vögeln. 


FIRED.  lATENDORF,  WIBKLICHB  UND  FINQIEBTE  OBTSNAMEN.     30i> 


WIRKLICHE  UND  FINGIERTE  ORTSNAMEN 
IN  APPELLATIVISCHER  VERWENDUNG. 


Zu  dem  reichen  Material,    das  frühere  Jahrgänge   dieser  Zeit- 
jtbift  ans  den  Händen  Wackemagers,  Eöhler's  u.  s.  w.  für  diese  an- 
sehende sprachliche  Erscheinung  gesammelt  haben,  liefere  ich  folgende 
-Unne  erste  Nachlese  aus  Seb.  Franck  an  neuen  theils  Belegen  theils 
Vorbindangen. 

Bethlehem,   gewöhnlich    Bezeichnung    des    Bettels,    der  Armuth; 

ber  des  Bettes.  Christus  ist  ain  solicher  Haintz  vnnd  Sieman 

ifjL  gleich  in  ainem  stall,  laßt  sein  knecht  herrschen,  in  Wirtzhäusern 
Uk.BeÜdehem  oben  an  sitzen,  in  beiden  (sie)  Ugen,  ligt  er  im  stro. 
Pbnd.  Nr.  152  med. 

Ofübenheim.  Wann  einer  nun  hust  wider  die  Ordnung  der  kirchen 
md  alt  herkummen,  nun  mit  jm  dahin,  er  ist  auffrurisch,  sein  leer 
Imet  ZOT  auflfirur,  er  zerrüttet  die  einigkeit  der  kirchen.  Es  seind 
pitbemheimer,  sy  haben  die  weiber  gemein. 

Das  Wort  soll  wohl  ursprünglich  die  in  versteckten  Schlupfwinkeln 
Beischlicher  Lost  firöhnenden  Ketzer  treffen.    Chronica.  1531.  132^. 

Mmdbrann  =  Maul.  Der  got  Venter  vnnd  das  closter  maulbrunn 
(ich  meyn  das  loch  ynder  der  nasen)  treibt  vnnd  lert  vns  fast  alle, 
alles  was  wir  thun,  reden  vnnd  k&nden.  Sprichw.  II  5P. 

MiUenhauaen  Bezeichnung  der  Freigebigkeit,  die  Welt  ist  nur  von 
wäteidimuen,  wann  jr  pfeiff  vol  ist  vnd  was  sie  nit  mag.  Paradox.  Nr. 
m.  156.  g.  E. 

SMmg.  RübUng.  Wahrscheinlich  Bezeichnung  der  Strafe  des 
Ortes,  wo  man  geriiben,  mit  Ruthen  (an  den  Ribbenf)  gestrichen  wird. 
Antiochus  —  geplagt  —  wendet  er  bedc  sein  wort  vnd  meinung.  Das 
haißt  compelle  intrare,  gehn  Riibling  inn  das  bad  fören.  Güld.  Arch. 
Aagspuig  Steyner.  1539  Bl.  251^'*').  Der  mensch  ist  so  hefftig  vercrea- 


*)  Die  beiden  Citote  sind  nach  dem  Exemplar  der  kOni^l.  Bibl.  su  Dresden, 
k|  crwihne  dieß,  weil  C.  A.  Hase  in  dem  bibliogpr.  Anhang  seiner  Schrift  S.  Franck 
^  Word  der  Sehwarmgeist  Leipzig  1869  aus  dem  Jahre  1689  nnr  eine  Ausg.  s.  1. 
Andere  bio-  nnd  bibliograpb.  Irrthümer  des  Werke»  gedenke  ich  in  anderem 
dMimlegen,  resp.  su  berichtigen. 
QtaMAXU,  M0ti§  JMh:  F.  (JVJ7.>  Jahrg.  ^^ 


306  ^'  ▼•  ZINGESLB 

tart,  das  ihn  Gott  nit  darauß  kan  pringenn,  dann  mit  grossen  scb 
vnnd  vil  leydensy  —  muß  Gott  —  gehenn  ribUnng  inn  das  bad  fü 
damit  ehr  ihm  die  mfenn  vnd  randen  alles  annemens  vnnd  seins  ai^ 
willens  wider  abnemen.  Ebend.  25o\ 

SchaOcihansen.  Vtere  foro.  Rieht  deinen  schrägen  ghen  mi 
Du  most  von  gduUekshausen  sein.  Spri<&w.  II  87*. 

Straßburg  unserm  heutigen  an  die  Luft  gesetzt  werden  und 
specifisch  berlinischen  ^bei  Mutter  Grün  wohnen^  u.  dgh  verwand 
Er  ist  ghen  Straßburg  auff  die  hochzeit  gezogen.  —  Es  ist  bei 
bißlin    au%angen;    nitt   vberbliben    das    eim   in    eim    ang  wee 
Sprichw.  n  lOlV 

SCHWERIN.  FSIED&  LATEHDO  8F. 


AKISTOTILES  UND  CANDACIS. 


Unter  den  berühmtesten  Männern,   die  von  Franenliebe  be 
wurden,    wird    wiederholt   Aristoteles    genannt    In    einem   3ed 
Frauenlobs  heißt  es: 
»^^3,73.  Her  Affelus  Filius  und  her  Antelön 

küuc  Allexander  und  der  künic  Salonpiön, 

AristotUes  und  der  starke  Samson^ 

swie  rieh,  swie  starc,  swie  khioc  sie  wim, 

doch  liezens  sich  wSp  tcereo.  1 

Bartsch  Meisterlieder  S.  342.  In  einem  andern  Gedichte  sagt  der 
Meister  schon,  daß  Aristoteles  geritten  worden: 
Olofem  versnitten 

wart  und  euch  Aristotiles  von  eim  wibe  geritten. 
Ettmüller  S.  102.  Bartsch  Liederdichter  S.  247.  Bartsdi  Iflei^ 
S.  262.    In    einem    andern  Meistersingerliede    (Bartseh,   Mmstsrl 
S.  403)  liest  man: 

dfi  bi  man  michel  wunder  sach 
daz  einen  wisen  man  ein  frouwe  reit 
der  man  hiez  Aristotiles 
und  was  der  wisten  ein,  der  wart  gebom. 
swie  wtse  er  was,  doch  sm  vemunft 
verschriet  ein  wlp:  man  bete  ez  wol  verswom. 
Auch  Oswald  v.  Wolkenstein  kannte  diese  Sage*): 


*)  Eines   der   ältesten  Ze\ig;iuB8e  1^   ^«  ^«^<^  \a^Xa^  ^»t  ^^^jbo&^m^ 
&ebweig,  wo  es  V.  16180— S3  von  XiVlää^  YieM^V. 


AKISTOTILEä  UND  CANDACLS.  307 

AristotUeB,  ein  maister  groU, 

aiu  woib  in  Uberachrait. 

zwar  seiner  kunst  er  nicht  genoU, 

hoflichen  si  in  rait. 
Webers  Ausgabe  S.  257.   Auch  Hugo  v.Montfort  spielt   zweimal   auf 
diese  Erz&hlung  an,  in  Nr.  24: 

AriatotileB  der  gemait 

in  allen  kUuetcn  zwar, 

ain  junkfraw  iu  da  rait, 

do  er  waa  worden  grfi. 
id  in  Nr.  38: 

Ariatotilea  den  kluogen 

liebi  Überkam  in  mit  gewalt, 

Bin  junkfraw  chund  im  es  fiiogen, 

do  er  was  worden  alt. 

Bi  Alexanders  zeiten 

tett  Iins  ain  stoltze  magt 

mit  ainer  gaisel  reiten, 

als  die  iatory  sagt.  *) 
Alle   diese  Zeugniasc  —  ältere   konnte   ich   nicht   finden  —  sind  jung 
und   besielien  sidi  woid  auf  die  Erzählung  „Aristoteles   und  Pbyllis" 
(Gea.-Abent.  I,  S.  21—35). 

Hugo  V.  Monrtort  bemerkt  ausdrücklich,  dalJ  Aristoteles  von  einer 
Jungfrau  geritten  worden.  Davon  weicht  Hans  Sachs  in  seiner  Com ü die : 
„Persones,  die  kOnigin,  reitt  den  philosophum  Aristotelem"  ab,  indem 
hier  Aristoteles  von  der  Königin  selbst  bethürt  v^ud  geritten  wird. 
lActus  V.)  Sachs  folgte  somit  einer  andern  Vorlage,  als  der  bekannten 
Erzählung.  Eine  ftimlicbe  Fassung  gibt  mis  Heinz  kSenllinger  in  seiner 
Reimchronik  (Schwelliiandscbrift)  **),  der  bei  dem  Buch  der  Makka- 
btter  die  Alexaudreis  des  Ulrich  von  Eschenbach  (IM.  Iü7«— 2«V)  ein- 
flicht und  hier  Bl.  19ü*  ff.  erzählt,  wie  Aristoteles  von  der  Königin 
Candacis  besdiritten  wurde.  Da  diese  Bearbeitung  meines  Wissens 
uuch  nie  verüfientlicht  wurde,  theile  ich  dieselbe  hier  mit. 

i\  liel  ungern  begotigeu 

den  i!|>i)I  vun  üem  dibd  wunder  irit, 

dQ  SilariD  diu  hcIkedii  ri<it 

deo  wiaeu  Arialatileni. 
im«  dflr  Jun^raa  weiclit  hier  voll  den  übrigen  ZEiigniiitcii  rIi.  K.  I 

-■  Hagta»  Ges.-A,  1,  LXXV, 

Vgl.   duritbe.   .Ehie  (;,".t"»l'liie  au»  J-^m  JiUV.  iB.\iAk.-  NNvmv  \%Wj  ■*.. 


y 


306 


J.  y.  ZniGBLE,  ABI8TOTILB8  OHD  CANDA0I8. 


Pratiacä  daz  riebe  lant 
het  ein  küniginne  in  ir  hant, 
diu  selbe  vrou  hiez  Candacis. 
nu  sullet  ir  sin  gewis, 
5  wie  si  enpfie  den  werden  man. 
niht  wol  ich  daz  geaagen  kan, 
waz  6i  gruzer  rtcheit 
des  tagea  het  an  sich  geleit. 
im  beschiet  besanderlich 

10  diu  selbe  küniginne  rtch 
einen  riehen  palas, 
der  ze  inn  gemaeh  gebouwen  was. 
dar  in  wart  gewiset 
Aristotiles,  den  man  priset, 

15  der  mit  1er  des  forsten  pflae. 
vor  dem  palas  ein  garte  lac 
mit  boumen  groz  unde  wit. 
nu  geschacb  daz  bi  der  zit, 
daz  er  Alexander  strafen  begunde, 

20  ab  er  im  guotes  gunde. 
ditz  was  durch  die  künigin, 
wan  er  vor  ir  ser  rorbte  siu. 
er  sprach:  „künie,  lieber  sun, 
des  solt  du  dich  abe  tuon , 

25  wan  ez  niht  stSt  vürsten  wol.^ 
dar  nach ,  als  ich  iu  sagen  sol , 
bat  diu  frou  den  werden  man, 
daz  er  so  bald  niht  schiede  dan. 
do  sprach  er:  „sueziu  kunigin, 

30  durch  dich  strftft  mich  der  meister 

min, 
er  rsetet  mir,  daz  ich  Ton  dir  var." 
dö  sprach  diu  küniginne  klftr: 
„wes  Yolgest  du  dem  äffen? 
wiltu*z ,  so  wil  ich  schaffen , 

35  daz  ich  in  rite  als  ein  pfert*^ 
y gerne **  sprach  der  vürste  wert, 
„min  trüt,  und  liesest  mich  daz  sehen, 
s6  kund  mir  lieber  niht  geschehen.'' 

Des  anderen  morgens  vmd 
40  Candacis  bereite  sich  dar  zno. 


ein  kleines  hemde  ti  an  lieh  nu, 
alein  ti  in  den  guten  kam, 
dd  noch  das  toIc  alles  lac, 
alsd  daz  nieman  wachem  pflac, 

45  dann  AriBtotiles ,  der  las 
in  einer  kamer,  dft  er  sas 
in  einem  Tenster  gto  dem  gartea. 
dar  üs  begund  er  warten, 
dd  lach  er  die  fronwe 

50  waten  in  dem  toawe. 

ez  het  das  minnicitche  wip 
gar  schoen  nnd  wol  gestalten^, 
(▼il  lieht  der  durch  das  hemde  sehca) 
wts  und  wol  geitaltin  bein. 

55  das  hemdel  sich  se  berge  sdch 
über  diu  knie  vil  hdch. 
der  meister  di  vrou  wen  gerne  ladi, 
die  gedank  er  von  im  brach 
und  sazte  sich  zem  bnoche  nider. 

60  dar  nAeh  riht  er  sich  üf  wider 
und  leint  sich  an  das  Tensterfin 
und  sach  vast  an  die  künigin, 
diu  lieht  gerar  im  tonwe  woot 
si  gap  dem  meister  hdhen  maot. 

65  aber  körte  er  diu  engen  dan, 
doch  twanc  si  den  wiken  sMui 
mit  sendelicher  qn&le, 
das  er  zem  dritten  mile 
an  die  küniginne  sach. 

70  suo  ir  Aristotiles  sprach: 
„d  minnidichiu  Yionwey 
was  suochet  ir  im  tonwe?* 
nu  lie  diu  vronwe  sftese 
das  hemdei  üf  die  füese 

75  und  sprach:  „ich  maoa  mir  sdiasde 

jehea, 
daz  ir  mich  habt  alsd  gesehen, 
doch  slt  ez  alsd  kernen  ist, 
so  helft  mir  dan  in  knrser  firist, 
ob  ir  weit  das  ich  genese 

80  und  niht  des  argen  tödes  wese. 
hiute  fruo  kam  ich  her  in. 
mich  hat  beyangen  swanrin  pili« 


2  irr  A.  24  des]  diz  Et.  28  von  dan  tts,         3t  liest  H». 

eg  ßs,         62  schoenen  Es,         54  nnd  fehlt  H«.        57  maist  E$»         59 
67  seodieicher  Et,        69  aber  an  U«.       'Vt  vsxv^^^x.  m  ^nok  B»« 


51 
dem  Bt' 


M.  BÜCK,  DER  SCHWANK  VON  DEN  SIEBEN  SCHWABEN. 


309 


wolt  ich  wol,  ieh  mac  niht  baz.^ 
üf  das  gras  diu  Troawe  saz. 
„des  libes  maos  ich  gar  Terzagen , 
im  weit  mich  denne  hinnen  tragen." 
er  sprach:  „tongt  ir  dft  yon  genesen, 
sd  wil  ich  iwer  helfer  wesen." 
in  den  garten  an  das  gras 
giene  er,  dft  diu  vrouwe  sas, 
und  wolt  si  üf  den  rucke  nemen. 
si  sprach:    ,,ich   mSeste   mich   des 

Schemen , 
ob  ich  einen  man  s6  nfthen 
zno  mir  solte  Tfthen. 
ich  wolt  d  immer  dise  n6t 
liden  bis  an  minen  tdt. 
weit  ir  gensBdic  wesen  mir, 
td  mfiest  ir  kriechen  als  ein  tier 
ond  mich  üf  iuch  sitsen." 
0  also  gesigt  si  an  riinen  witscn , 
das  er  s6  Terre  sich  vergas, 
er  bukte  sich ,  üf  in  si  saz. 


alsd  reit  si  Aristander. 

nn  het  sich  Alexander 
105  durch  die  geschiht  den  morgen 

in  ein  yenster  dft  Tcrborgen. 

ir  red  het  er  vemomen  och. 

dd  diser  gdn  dem  palas  kroch 

und  gdn  der  stiege,  als  ich  ez  habe, 
110  dd  ruofte  Alezander  abe: 

„d  Tater  trüt,  lieber  man, 

sag  an,  durch  waz  ist  daz  getan?" 

der  meister  sich  üf  rihte 

und  fl5ch  von  diser  unpflihtCt 
115  dd  im  ditz  also  geschach, 

zno  Alexander  er  alsd  sprach: 

„diu  Tronwe  hftt  betrogen  mich. 

sun,  durch  wip  enstrftf  ich  dich , 

swie  ez  uns  fürbaz  'ergd , 
120  durch  keine  vrouwe  niht  m^ 

ich  dich,  min  sun,  strftfen  sol.^ 

hie  mite  was  dem  künige  wol. 

J.  ZINOERLE. 


ER  SCHWANK  VON  DEN  SIEBEN  SCHWABEN. 


Die  Geschichte  von  den  gewappneten  Mannen,  welche  auf  einen 
aen  losziehen,  ist  ohne  Zweifel  sehr  alt  Sie  mag  anderen  ähnlichen 
ich,  bald  diesem,  bald  jenem  Völklein  nachgesagt  worden  sein.  Eine 
ihe  unterhaltender  Geschichtlein  der  Zimmerischen  Chronik  fand  ich 
lon  Vorjahren  im  Volksmunde  fortlebend,  und  nicht  allein  in  Schwaben, 
idem  auch  in  der  Schweiz,  in  Baiem  und  in  Österreich.  Sie  sind 
3r  sicherlich  nicht  erst  im  16.  Jahrhundert  entstanden,  so  wenig  als 
B.  das  bekannte  Volksräthsel :  „Es  war  einmal  ein  ZwiefuÜ  auf  einem 
iefuß,  da  kam  ein  VierfuÜ  und  fraß  dem  Zwiefuß  sein  Sparmus 
leister).  Da  nahm  der  Zwiefuß  den  Driefuß  und  warf  damit  den 
srfuß,  daß  er  hinken  muß.^  Dieses  harmlose  Ding  findet  sich  aber 
lon  in  einer  sehr  alten  Predigt  an  die  Königin  und  die  Beginen  zu 


86  mich  denn  von  hinnen  Hs,       90  (pe  do  die  Hs,       93  ainem  Hs,       95  solt 
•  ▼.  Hs,  95  disew  Hs,  110  her  ab  H».  115  diiiz  fehlt  Hs.  118  cn- 

f]  Bo  9tnf  H9,  119  wie  Ht. 


310  MICHEL  BÜCK 

Königsfelden,  in  der  es  also  lautet:  Ez  saz  zwifiiz  auf  drif&z  und  het 
amen  f&z,  do  chom  vierf&z  und  nam  zwifuz  ainen  fuz,  do  zuccht  iwi- 
fuz  drifuz  vnd  warf  vierfuz  daz  er  ainen  fuz  liez.  SduneUer,  bair«  Wb.  I, 
769.  Wechseln  auch  in  diesen  Geschichten  Fassung,  Namen  der  Hdden 
und  Ortlichkeiten,  das  Wesen  des  Witzes  bleibt  doch  immer  dasselbe. 
Gegenseitige  Neckereien  btoachbarter  Völker^  Landschaften  itad  örter 
müssen  schon  aus  dem  Grunde  alt  sein,  weil  die  Lust  an  Neckerden 
und  Spässen  dem  gesunden  Menschen  angeboren  ist,  und  weil  der 
Volkswitz  immer  um  so  fruchtbarer  ist,  je  mehr  sich  ein  Volk  seiner 
natürlichen  Ursprttnglichkeit  zu  erfreuen  hat.  Ich  erinnere  hier  an  die 
Spottnamen  der  Völker,  welche  in's  graue  Alterihtittet'  zurUckreichen 
Wackemagel,  in  Haupf  s  Zeitschr.  6,  254  ff. 

Mit  dem  Anfang  des  16.  Jahrhunderts  taucht  die  Geschichte  von 
den  sieben  Schwaben  aus  dem  Dunkel  der  Zeiten  auf.  Bebel  und 
KirchhofT  wissen  zuerst  von  ihnen  zu  erzählen.  Nach  der  Zeit  ihres 
Auftauchens  könnte  die  Geschichte  mit  den  unglücklichen  Ejiegen  der 
Schwaben  gegen  die  Schweizer  im  Zusammenhang  stehen,  um  so  mehr, 
als  mehrere  Abenteuer  der  sieben  Schwaben  schwabenseits  den  Schwei- 
zern nachgesagt  werden.  Überdieß  scheint  mir  auch  die  Überliefertmg, 
daß  der  berühmte  Hase  im  Walde  Schwaderloch  gesessen  habe,  auf 
die  geschichtliche  Thatsache  hinzudeuten,  daß  sich  die  Schweizer  im 
Jahre  1499  im  Schwaderloch  verschanzt  hatten  und  dort  einen  Angriff 
der  Schwaben  erwarteten.  Man  weiß  ja,  wie  die  Schweizer  von  den 
Schwaben  mit  allerlei  Geschichten  von  der  Schweizerkuh,  dem  großen 
Ochsen  am  Bodensee,  mit  dem  nachgeahmten  Geplftrr  des  Stiers  von 
Uri,  mit  dem  Anhängen  von  Euhschwänzen  und  dem  Rufe  Kuhmftnler 
geärgert  wurden.  Wie  nahe  liegt  es,  zu  glauben,  daß  die  Schweizer 
ihrerseits  den  Schwaben  die  Laibe  aus  demselben  Ofen  heimgegeben 
haben.  Als  Neck-  oder  Fatzstück  der  Schwaben  ist  indessen  der  Firosch 
älter  denn  der  Hase.  Jener  lässt  sich  in  dieser  Eigenschaft  bis  in  die 
erste  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  zurückverfolgen.  Eine  alie  Augsburger 
Handschrift  erzählt :  warumb  die  Schwaben  und  die  von  Ulen  mit  den 
froeschcn  gefatzt  werdent.  Es  soll  nämlich  zu  Kaiser  Friedrichs  Zeiten 
ein  fremder  Häringhändler  nach  Ulm  gekommen  sein  und  seine  Waaie 
den  Herren  von  Ulm,  die  bislang  keine  Häringe  gesehen,  verkauft 
haben.  Wie  billig,  hätte  der  Bürgermeister  zuerst  nach  einem  gegritfen, 
lim  ihn  an  das  Feuer  zu  halten  und  dann  zu  verzehren.  Der  Fisch 
sei  aber  dem  Bürgermeister  aus  der  Hand  und  in's  Gras  gerutscht 
m/ßg'  hätte  dieser  nach  dem  H&ring  ^^ft^n.^  statt  seiner  aber  einen 
Frosch    erwischt    Da   er   den  Froftc\\   mwViX\Ä\  >AKasni\»^  ^sdn|,  ^^tMoi 


DER  SCHWANK  VON  DEN  SIEBEN  SCHWABEN.  311 

srlich:  kwäck,  kwäck!  211  schreien  an.  ^Alsbald  seit  der  burger- 
3r  kwäck  hin,  kwäck  her,  da  hast  das  fiSlwer  gesen  und  wischt 
it  ins  mul.^  Germania,  Neue  Reihe  1;  1,  76. 
Hase  und  Frosch  werden  in  der  ^schwäbischen  Tafelrunde,*^  des 
^n  Wunderiiom  2,  481,  zusammen  als  Verderber  der  Schwaben 
int«  Ich  setae  nur  die  Air  unsere  Zwecke  wichtigsten  Strophen 
IbeH  her: 

Neuh  Sdiwaben  gengen  über  Land, 
Zu  einer  Domenhecken, 
&s  schlief  ein  Has  ganz  starr  iin  Gras 
Die  Ohren  thät  er  recken. 

All  neun  an  ihrem  Schwabenspieß 
Stehn  männlich  hintr  einander. 
Der  schwäbisch  Bund  thät  als  ein  Beut 
Des  Hasen  Panner  greifen. 

So  rieht  ein  Frosch  neun  Schwaben  hin, 
Die  schier  besiegt  eiti  Hasen, 
Drum  hassen  Schwaben  immerhin 
Die  Frösche  und  auch  die  Hasen.  ^ 

Wir  begegnen  dein  Frosch  übrigens  schon  in  Kirchhoffs  Wend- 
ith,  wie  das  gleich  nachher  des  Nähern  erzählt  werden  soll.  Im 
eigehen  möchte  ich  auf  eine  Notiz  in  Richentals  Chronik  des 
tanzer  Conzils  aufmerksam  machen,  der  zufolge  das  Frösche-  und 
eckenesseh  bei  uns  durch  die  Welschen  eingeführt  worden  zu  sein 
int.  £s  heißt  dort:  man  hat  och  fail  hopatzger  vnd  Schnecken,  die 
n  die  Walhen.  Daß  man  in  Schwaben  die  Frösche  schon  im  Jahre 
hoppeter,  hoppatzer,  jetzt  auch  hupfezar  nannte  und  nennt, 
It  aus  dem  liber  deeimacionis  pro  papa,  Freiburger  Diöcesan- 
V  1,  130,  wo  das  Dorf  Hoppetenzell ,  fVeilich  falsch,  mit  Cella 
ram  übersetzt  ist. 

Älter  als  Frosch  und  Hase,  aber  ganz  verschollen,  ist  die  Fatzung 
Schwaben  mit  dem  Reiher.  Die  Chronik  des  Sigmund  Münsterlein 
Augsburg,  15.  Jahrb.  Roth,  Beitr.  XV.  258,  weiß  nämlich  von  der 
inft  der  drei  oberdeutschen  Stämme  die  schmutzige  Geschichte  zu 
ilen: 

Die  Swaben  seyen  von  hohem  Stamm, 
sie  schayß  ein  reyger  ab  einem  paum, 


312  MICHEL  BÜCK 

▼nd  von  der  Schwaben  stank 

sindt  kommen  die  Frank 

vnd  auß  der  Francken  ayr 

sindt  komen  die  ynsaubem  Payr* 
Wir  können  wohl  kaum  mehr  erfahren ,  warum  die  Schi 
von  einem  Reiher  herkommen.  Es  wäre  doch  allanktlhni  an  den 
sehen  Reiher  der  Vergessenheit  anknüpfen  zu  wollen.  Die  UnaanbeAdl 
des  Reihers  wird  schon  von  Paracelsus  in  einem  Sprichworte  angedeoM^ 
das  heute  noch  gang  und  gäbe  ist 

Für  die  meisten  alten  und  neuen  Darstellongen  der  Schwab» 
streiche  ist  die  im  Wendunmuth  befindliche  Erzähliing  von  den  iMi 
Schwaben  maßgebend  geblieben.  Nach  ihr  wallfahren  neun  Schwabs 
gen  Trier  und  Aachen.  Sie  haben  schön  den  bekannten  langen  l^iel 
bei  sich^  wie  ihn  die  Landsknechte  und  wie  ihn  nach  der  Zinunon* 
sehen  Chronik^  Baracks  Ausgabe  3, 454,  auch  die  schwäbischen  Bauen 
auf  Eirchweihen  mitzuschleppen  pflegten.  Der  Männlichste  geht  „ge- 
hamest^  voran.  Zuerst  erschrecken  die  neun  Gesellen  an  einem  „roS- 
keffer  oder  humusseln^^  den  sie  brummen  hören.  Der  Vordere  in  seinn 
Hamasch  lässt  ^ einen  blind  schleichen'^,  der  Nachfolgende  riecht  du 
und  wittert  Pulver  und  Lunte.    Eilig  rennen  sie  davon  über  ein  Hag^ 
auf  eine  Wiese,  welche  Tages  zuvor  geheuet  worden  und  wo  ein  Bedun 
liegen  geblieben.   Einer  tritt  auf  den  Rechenstiel ,  welcher  ihm  aofixt 
an  die  Nase  springt  Etliche  Tage  später  durchwandern  die  Neim  ein 
Brachfeld  und  begegnen  da  einem  Hasen.   Einer  der  Schwaben  ruft 
Rageneurle,  gang  anher!  Weil  aber  der  Hase  keine  Miene  macht  aeiiMB 
Platz  zu  verlassen,  fkngt  der  Schwabe  zu  beten  an,  und  als  auch  das 
nichts  fruchtet,  schreit  er  in  seiner  Angst:  hau!  hurle  hau!  hau,  han, 
hau!   Jetzt  läuft  der  Hase  davon.  Endlich  kommen  die  Schwaben  an 
die  Mosel  und  rufen  einem  am  anderen  Ufer  stehenden  Manne  so.  Der 
verstand   sie  aber  nicht  und   frug  immerfort:  wat?  wat?   Die  gaftea 
Schwaben  glaubten,  er  heiße  sie  waten.   Der  Keckste  watet  daher  in 
die  Mosel  hinein   und  ertrinkt  alsbald.    Das  Wasser  flößte  seinen  Hut 
an's  andere  Ufer.  Über  dem  Hut  quackte  zufiülig  ein  Frosch  wat!  wat! 
wat!  Da  sagten  die  andern  acht:  kann  er  überhin  waten,  warum  wir 
nit  auch  ?  Wateten  also  gleichfalls  in  die  Mosel  und  ertranken  snhand- 
Wendunmuth  Nr.  274.  Ausgabe  des  lit  V.  in  Stuttg.  Band  95  S.  318. 
Beschwichtigend  setzt  der  wackere  Schriftsteller  einen  Reim 
„Es  seind  d'Schwaben  hierdurch  nit  gschmeht 
In  Frölichkeit  es  hingeht, 
Ein  jeder  gfellt  jm  seW^et  W& 
Andre  wissen  von  im  auc^  wk%.^ 


DER  SCHWANK  VON  DEN  SIKBEN  SCHWABEN.  313 

Die  schwäbische  Mundart  ist  nicht  übel  nachgeahmt,  wenn  der  eine 
nft:  nBageneorle  gang  anher/  denn  heute  noch  heißt  der  Hase  neben 
(isiigohry  Mummelgöschle  auch  Ragenfturle,  d.  i.  Ragendöhrlein,  und 
Bmite  ^  noch  hdre  ich  die  weinenden  Dorfbuben  plärren :  hau ,  hurle, 
pmleld!  AufißsUend  ist  mir  die  Ähnlichkeit  der  weiteren  Abenteuer 
Büefer  neun  Landsleute  mit  einer  Eichhasenjagdgeschichte;  mit  der 
^ir  Oberschwaben  die  Schweizer  „stimmen^.  Denn  Rudi  und  Uli, 
^'Vdche  mitsammen  auf  die  Eichhömchenjagd  gehen,  erschrecken  an 
^  ibem  Eichhasen  (Eichhorn),  hüpfen  über  einen  Zaun,  Uli  purzelt  einem 
Odisen  auf  die  Gabel,  Rudi  tritt  auf  einen  Rechen  und  schlägt  sich 
Hit  dem  Stiel  die  Nase  wimd.  Im  Walde  finden  sie  endlich  einen  Eich* 
Useii.  Uli  klettert  ihm  nach,  indeO  Rudi  heimeilt,  eine  Bratpfanne  zu 
kolen.  Das  Eichhörnchen  flüchtet  sich  von  Ulis  Baum  auf  einen  be* 
Uichbarten.  Uli  aber  sagt:  kann  er  dahinüber  hupfen,  warum  ich  nit 
ktich?  hüpft  ihm  nach  und  ftllt  so  zu  todt  Auch  die  Geschichte  mit 
Ion  Bnfe  watt,  watt!  hat  eine  Doppelgängerin.  Da  steht  einmal  ein 
Idiwabenschultheiß  mit  seinem  Gemeinderath  auf  einer  Brücke  und 
bewundert  die  im  Wasser  abgespiegelte  Landschaft.  Sie  rathen  zu- 
mmmeaf  was  das  wohl  für  ein  schönes  Land  sein  möge.  Plötzlich 
■ebwindelt^s  dem  Schultheiß,  kopfüber  stürzt  er  mit  einem  lauten 
JPBiiinpP^  in's  Wasser.  Die  Gemeinderäthe  verstehen:  kommt!  und 
■Uixten  sich  eilig  nach,  um  elendiglich  zu  ertrinken. 

Das  Reutlinger  Volksbüchlein  von  den  sieben  Schwaben  enthält 
die  Geschichte  ziemlich  ausführlich.  Nur  schade,  daß  die  Untermund- 
flrten  der  sieben  schwäbischen  Gaue,  aus  welchen  die  Sieben  zusammen- 
gelesen sindy   in  den  Gesprächen  derselben  so  schlecht  durchgeführt 
nid.  So  wie  dieses  Büchlein  erzählt,  höre  ich  die  Geschichte  jetzt  fast 
tÜMsraU  wiedererzählen.  Nebenher  schwimmen  einzelne  kleine  Abenteuer, 
lose  herum,   da  sie  bald  den  Sieben  aufgedichtet,   bald  gewissen  be- 
uchbarten  Ortschaften  aufgehalst  werden.  Nach  dem  Reutlinger  Buch- 
hm  lässt  sich  in  der  Nähe  von  Überlingen  ein  langohriges  Ungethüm 
idieDy  das  ein  Anwohner  des  See's,  der  Seehase,  zu  bewältigen  unter- 
nimmt Er  wirbt  in  allem  Schwabenlande  Spießgesellen  zur  Ausführung 
«eines  Werkes.   Bei  Hechingen   gevrinnt  er  den  Nestelschwaben, 
bei   Bopfingen    den    Gelbfüßler,    an    der   Donau    den    Enöpfles- 
*chwaben^   bei  Meitingen   in  Lechschwaben    treibt   er   den  Blitz- 
'chwaben  auf,  zu  Memmingen  den  Spiegel  Schwaben  und  in  den 
^berschwäbischen  Alpen   den   langen,   handfesten  Allgäuer.    Sie  er- 
Qben  auf  ihrem  Zuge  an  den  Bodensee  allerhand  spassige  Abenteuer, 
in  zehn  Cspiteln  geschildert  wird.  Sie  \iWiÄ^\ii  NCütCL"^  A^\!«wJiAB&. 


314  MICHKL  BÜCK 

2u  Augsburg,  vom  Blitzschwab  und  dem  Mädlc  von  Schwabeck , 
ihn  auf  die  ^Kirbe^  (Kirchweih)  kommen  heißt  Von  dem  Kampi 
einem  Baier ,  dt^  sie  mit  den  Schwaben  in  der  Kttcfae  Iiinselt,  ( 
von  einem  Streit  zwischen  dem  Blitzschwab  und  Spiegelschwäb  wi 
des  ^Hemminger  Manns, ^  dessen  Eemwitz  schon  Boner  in  sei 
Edelstein  kennt.  Nr.  XCIX.  180.  Ferner  von  ihrem  Durst  zu  1 
mingen,  wie  dann  die  Sieben  durch  das  blaue  Meer  Bchwimmön, 
sie  einen  Gehenkten  vom  Galgen  nehmen  und  dessen  Däumling 
Siegeszeichen  mitnehmen,  wie  Rudi  der  Nestelschwab  seine  Httl 
eine  Schweizerin,  findet,  endlich  wie  die  Sieben  an  den  BoJen 
kommen,  den  Hasen  bekriegen,  in  Überlingen  einziehen  tiod  < 
^schwäbischen  Heiland^  zum  Dank  ftir  das  glücklich  bestandene  AI 
teuer  ein  Eirchlein  erbauen.  , 

Was  zunächst  die  Zahl   der  Schwaben  anbetrifit,  so  haben 
älteren,    zum  Theil   schon   angefahrten   Quellen   neun,   alle  jüngi 
sieben.  In  einer  Komödie  des  Herzogs  Julius  von  Braunschweig, 
titelt:   9, Von  einem  Wirth'',   heißt  es  gleichfalls:    „Mey  dücht  gfaj 
vth  dat  Land,   da  ein  Hass  ncgen  Minschen-vorschrcckct  hat", 
gegen  man  erst  kürzlich  in  den  Zeitungen  las,  daO  ein  alter  geistli 
Herr  in  Südamerika,  der  auch   einmal   etwas  von   den  Sieben  ge 
haben  muß,  eiheb  reisenden  Deutschen  mit  allem  Eifer  fragte,  was  y 
das  Volk  mache,  unter  dem  einmal  vor  langen  Jahren  sieben  Mii 
mit  einem  Hasen  Krieg  geftlhrt? 

Neun   und  sieben   sind  alte,    sprichwörtlich   gewordene,   he 
Zahlen,  die  oft  zur  Bezeichnung  einer  unbestimmten,  ungefilhren 
benutzt   werden.    So    haben    nach    schwäbischem    Glaubet!    die  i 
Weiber  neun  Häute,  dauert  ein  langes  Regenwetter  neun  Tage,  bri 
neun  Klaffcnjahre  den  besten  Bauern  um,  pachtet  man  auf  neun  L 
fklle,  ist  eine  weitscliichte  Verwandtschaft  ein  Schnittlein  aus  der  net 
Suppe  (Nagelmagschaft),  so  braucht  man  zu  unzähligen  Zauberdi 
neunerlei  Hölzer,  neunerlei  Kräuter  u.  s.  f.   Schon  in  der  Edda  ( 
die  Neunzahl  eine  große  Rolle.    Ich  erinnere  nur  an  Odin,   der 
Nächte  an  der  Weltesche  hing,  an  die  neun  Nächte,  welche  iterm 
braucht,  um  zur  Hei  zu  reiten,  an  die  neunte  Nacht,  in  de)r  voin  I 
Draupnir  acht  gleich   sbhwere  abträufcln  u.  s.  w.    Ob  es  einnlai 
Stätnmc  der  Schwaben  gegeben  hat,   ist  eine  unbeantwoFtbare  Fi 
Wie  ftir  die  Neunzahl  ließen  sich  auch  ftlr  die  Siebenzahl  eine  M 
von  Beispielen  anflihren.  Ich  beschränke  mich  auf  die  AnfUihmg 
eieben  Heerschilde  und  auf  die  der  Siebener,  wie  Wir  den 
äebaßß  unserer  ÄmtsverBammlungeii  ^oü  «XXat  TjföA  \k«t  x^^Emsit  8i 


DER  SCHWANK  VON  DEN  SIEBEN  SCHWABEN.  315 

kn  bei  uns  im  Ocricht,  der  Stabhaltcr  mit  den  sechs  Richtern.  Mit 
^binnft  ward  einst  im  Allgäu  der  landschädliche  Mann  ^ttbersicbnet,*' 
ftm  sechs  ehrbare  Mftnner  ihm  zwei  Finger  in  den  Schopf  legten 
lil  mit  ihrem  Eide  ^überkamen^,  und  der  Kläger  den  siebenten  Eid 
Iter  schwor.  (14.  Jahrhundert,  vgl.  Heider,  Ausftihrung  etc.  der 
iehsstadt  Lindau  S.  651.)  In  der  That  fasste  auch  der  Volkswitz  die 
ben  Schwaben  als  ein  lächerliches  Abbild  des  Dorfgerichtes  auf, 
Khalb  sie  mitunter  geradezu  als  Schultheiß  und  Richter  aufgefasst 
r€cn.   Vgl.  Birliilger  und  Bnck   „Volksthtlmliches   aus  Schwaben" 

161. 

Wir  kommen  nun  auf  die  einzelnen  Helden  zu  sprechen. 

Der  erste  und  vorderste  am  Spieß  ist  der  Allgäu  er.  Man  gibt 
I  eine  eiserne  Sturmhaube  und  ein  kurzes  Schwert.  Sein  zweites 
3rt  lautet:  Bigost!  es  ist  halt  nc  Sach! 

Nach  ihm  kommt  der  Seehas.  Wie  die  Bewohner  d^s  Sandes 
i  Nürnberg  Sandhasen  genannt  werden,  so  bei  uns  die  Anwohner 
I  Bodensee's  und  Federsec's  Seehasen.    Schmcller  a.  a.  O.  1172. 

Nicht  selten  wird  etwas  Schlechtes,  Stümperhaftes  als  Hase  be- 
ebnet. So  nennen  wir  Schwaben  eine  Kegelkugel,  die  das  Aufwilrfs- 
)tt  verfehlt^  einen  Sandhasen,  pfuschende  Zimmerleute  heißt  der 
Isbufger  Dachhasen,  der  Holländer  alle  Pfuscher  zusammen  Bön- 
sen.  Was  mOgen  wohl  die  Geschlechtsnamen  Wonhas^  Sathas  be- 
sten? Das  Kaninchen  heißt  in  Schwaben  Kielhas,  wie  der  unreife, 
eh  nicht  flttgge  Rabe  Kiclrapp.  Vielleicht  ist  aber  Kielhas  aus  Küngcl- 
s  entstanden,  wie  Spiclmag  aus  Spindelmag.  Aus  allem  erhellt,  daß 
ui  mit  dem  Hasen  etwas  Unreifes  bezeichnen  will.  An  dieser  Stelle 
D  ich  gleich  folgen  lassen,  was  sich  ttbor  den  Seehasen  im  Nach- 
He  des  Freiherm  von  Laßberg  vorfindet 

„Die  Schwaben**,  sagt  er,   „nennen   die  Bewohner  der  Ufer  des 

idensees,  insbesondere  die  Konstanzer  Seehasen.  Ich  habe  nicht  be- 

srkt,   daß  die  Hasen  in  diesen  Gegenden  häufiger  vorkommen,    als 

fibrigen  Schwaben,   habe   auch  nirgends  auffinden,  noch  erkunden 

tmen,   warum   und  wie  die  Benennung   aufgekommen.     Die  Nötitia 

[oitütum  utriti8<][ue   imperii   hat  mich  deßhalb  auf  eine  Vermuthung 

Uirt     Soivie   die  Römer  unter  ihren  Hilfsvölkem  einige  Kohorten 

(  dem  Breisgau  hatten,   Brisigovii  scniorcs,  B.  juniore^,   so  zählten 

auch  aus  der  Gegend   um  Konstanz  ein  Bataillon   oder  Reppment 

ihrem  Heere,   das  Prima  Flavia  Gallicana  Constantia  hieß,  wovon 

Soldat^i  im  oberen  Theilo  des  Schildes  einen  laufenden  Hasen 

nali  hatten,  Sie  standen  wie  die  BreisganeT  wx\\ftT  ÄÄTOi^Ä^S^fe  ^«käv 


316  MICHEL  BÜCK 

magister  peditum,  der  dem  praefectus  praetorio  Italiae  imtergeori 
war.  Daß  zur  Zeit  der  Ab£A88iing  der  Notitia  unter  Kaiser  Theodoi 
oder  seinen  Söhnen  die  Gegend  um  den  Bodenaee  zu  Gbdlia  geredi 
wurde,  ist  bekannt,  darum  Gallicana,  den  weiteren  Zusatz  Flavia  mod 
das  Regiment  von  den  Cäsaren  der  Constantiery  welche  gens  Fla 
hieß,  erhalten  haben,  unter  welchen  es  wahrscheinlich  errichtet  wnj 
Ich  sehe  nach  dem  Gesagten  gar  nicht  ein,  was  uns  abhalten  ad 
die  Seehasen  fUr  diesesmal  von  den  Constanzer  Auxiliartrappen  i 
zuleiten.  Wollte  man  die  Sache  noch  weiter  ausspinnen,  ao  k5ii 
man  die  Schnurre  von  den  sieben  redlichen  Schwaben,  welche  i 
einem  Spieß  auf  einen  Hasen  losgiengen,  in  Beziehung  bringen  i 
annehmen,  daß  einige  römische  Soldaten  dieselbe  zrun  Spott  i 
schwäbischen  Hilfstruppen  erfunden  haben.  In  der  Notitia  dignitiii 
Lugdun.  1608  p.  132  heißt  es:  Prima  Flavia  Gallicana  Consta! 
a  Constantio  eins  autore  et  a  Gallico,  ubi  degebat,  denominata.  Hi 
rutilns  in  caerulea  patina  equus,  in  medio  viridis  orbis  consisteb 
cui  quadrupes  toto  innuti  pectore  videbatur,  ut  Pierius  describit:  Rr 
cipem  totum  orbem  victoriae  superasse  indicat,  siquidem  equus  vie 
riam  indicat  Sed  in  meo  codice  et  Ursiniano  videtur  lepns  cnrrei 
qui  vigilantiae  et  velocitatis  est  symbolum.^    So  viel  Laßberg. 

Der  dritte  am  Spieß  ist  der  Nesselschwab.  Er  trägt  eine  1 
teme  in  der  Hand  und  „auf  dem  Buckel  ein  Bündele*^.  Ihn  ka 
schon  ein  Lied  des  XVH.  Jahrhunderts.  „Taille  douce  eines  s&l 
Herren  in  bittrer  Manier  J.  1650.^  Ejiaben  Wunderhom  2,  474. 

„Der  Nestel  ohn  Maß  und  Ziel 
Sind  um  und  um  her  bunden^ 
Er  gab  wol  ab  ein  Nestelschwab 
Wie  man  schon  längst  hat  funden.^ 

Der  vierte  Schwabe  ist  der  Blitzschwab.  Er  fährt  stets  i 
Wort:  Potz  Blitz!  im  Munde.  Eine  Rede,  welche  man  heutzutage  i 
nur  noch  in  Niederschwaben  zu  hören  bekommt  Der  Oberschwi 
(Allgäuer)  schwört  immer  beim  Donner,  ihm  ist  alles  „donderschlftchti 
Der  Blitzschwabe  trägt  ein  Schwert  und  eine  FiedeL 

Der  fbnfle  am  Spieß  nennt  sich  Spiegelschwab,  von  i 
glänzenden  Rockärmeln,  an  die  er  seine  unfläthige  Nase  wischt,  a 
benannt.  Er  trägt  als  Wehr  ein  Barbierbecken  am  Hintern. 

Der  sechste  Schwabe  heißt  Gelb  füßler,  er  heißt  auch  Hau« 

oder  Jockele.  Er  trägt  lange  Stiefel  und  Sporen  dran,  damit  er  hinft 

ausschlagen  kann«  In  der  Hand  führt  er  ein  langes  Messer.  Währa 

des  Sturmes  löst  er  den  AUg&uet  «X>  ^mdi  %\.^\.  n^tcv^  «[&  ^^vriO.  V< 

heißt  es  in  des  Knaben  Vf\m^exViQrcL% 


DEB  SCHWANK  VON  DEN  SIEBEN  SCHWABEN.  317 

^Du  Jockei  bist  der  vorderst  gwiß,  geh  da  voran, 

Ich  mnO  dahinten  vorne  stan/ 
im  Reatlinger  Volksbüchlein: 

„Gang  Jockele,  gang  du  voran 

Du  hast  Sporen  und  Stiefel  an, 

Daß  dich  das  Thier  nicht  beißen  kann.*^ 
Bmer  der  vielen  Textabarten,  die  im  Volke  umgehen: 

„Hanselimann  gang  du  voran 

Du  haust  die  gräußste  Stiefel  an.^ 
ist  die  bekannteste  Person  unter  den  Sieben,  die  gereimte  Auf- 
lemng  an  ihn  ist  längst  Sprichwort  geworden.  Der  Name  Gelbfiißler 
nte  ursprünglich  auch  mit  dem  Frosche  zusammengehangen  haben. 
li  Wendimmuth  Nr.  199  reist  ein  Schwabe  mit  einem  Schweizer 
dl  den  Elsaß.  Dem  Schwaben  kommt  die  Lust  an  zu  krebsen, 
in  er  erwischt  Frösche  fUr  Krebse.  So  oft  er  eines  Frosches  hab- 
i  wird,  sagt  er:  Lug,  Uli,  ich  hab  wieder  einen  mit  oim  gelben 
inle.  Nach  der  jetzigen  Lesart  kommt  der  Gelbfllßler  daher,  daß 
guten  Bopfinger  dem  Kaiser  einmal  recht  viele  Eier  verehren 
Hen,  und  da  dieselben  nicht  alle  auf  den  Wagen  giengen,  durch 
dn  Stadtknecht  einstampfen  ließen,  wovon  dieser  begreiflich  gelbe 
ne  bekommen.  Angesichts  der  in  Schwaben  noch  viel  verbreiteten 
ven  gelben  Lederhosen  wird  eine  Anspielung  auf  diese  Tracht 
HD  von  der  Hand  gewiesen  werden  können,  zumal  da  ein  Theil 
;  Volkes  die  Sache  von  diesem  Gesichtspunkte  auffasst.  Auch  der 
>8Gh  dürfte  um  seiner  engen  Hosen  willen  Neckfigur  für  die  Schwaben 
rorden  sein.  Vgl.  Birlinger,  Alsatia  1,  94. 

Der  siebte,  letzte  mid  am  Ende  am  firühesten  bekannte  der 
liehen  Schwaben  ist  der  Knöpflesschwab.  Er  trägt  den  Knöpfles- 
lel,  einen  runden  hölzernen  Kochlöffel,  Pfannen  und  Häfen.  In  der 
bweiz,  in  Oberschwaben,  Lechschwaben  und  im  Elsaß  heißen  die 
UklöOchen,  Knöpfle,  Knöpfli,  in  Niederschwaben  Spätzle, 
ben  den  Suppen  aller  Namen  sind  diese  Knöpflen  oder  Spätzlen 
I  Leibessen  der  Schwaben.  Wenn  es  wahr  ist,  was  Sachße  in  der 
ischrift  filr  deutsches  Recht  Bd.  14,  37  erzählt,  so  wäre  der  Knöpf- 
ichwab  schon  ziemlich  alt.  Denn  er  sagt  dort,  daß  sich  in  einem 
m,  aus  der  ersten  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts  stammenden  Codex 
I  Sachsenspiegels  die  vier  Hauptstämme  des  deutschen  Volkes  ab- 
oldet  fibiden,  nämlich  der  Baier,  der  Sachse  mit  dem  Messer,  der 
mke  mit  dem  Mantel  und  dem  kurzen  Gewand,  endlich  auch  der 
iwabe  mit  einem  ganz  deutlichen  Knttpüe«\^SQ\  Vn  ^^^  ^«sA« 


318  MICHEL  BÜCK 

Um  ufcl&t  zu  weitläufig  zu  werden,  Bol|  von  den  kleiiiercn 
teuern  der  Sieben  nur  noch  auf  das  Durchschwimmen  des 
Meeres  näher  eingegangen  werden.  Ein  blttbendeS;  thaubedecktes 
land,  das  vom  Winde  ins  Wogen  versetzt  wird,  hat  in  der  That 
Ähnlichkeit  mit  einer  Wasserfläche.  Die  sieben  Schwaben, 
immer  geradeaus  der  Na^e  nach  über  Stock  mid  Stein  dem  See 
wanderten;  kamen  ^unyerdanks^  an  einen  Flachsacker, 
werfen  sie  sich  in  die  vermeintliche  Fluth  und  arbeiten  sich 
durch.  Die  drollige  Musterung  nach  dieser  That  findet  man  imVc 
thümlichen  1;  461  erzählt.  Merkwürdigerweise  spuckt  unter  den 
sehen  die  Geschichte  von  dem  Dorchschwimn^en  eines 
schon  vor  anderthalb  tausend  Jahren.  Paulus  Diaconus  cap.  20 
zählt  nämlich,  daß  als  die  Langobarden  aus  RugUand  (Niedei 
ausgezogen  waren ,  sich  ein  Krieg  zwischen  ihnen  und  den  Hc 
entsponnen  habe.  Der  Herulerkönig  sei  während  der  Entscheidi 
Schlacht  gemüthlich  beim  Brettspiel  sitzen  geblieben,  da  er  sich 
dingt  auf  die  Unbesiegbarkeit  seiner  Heruler  verlassen  habe.  Wi 
halber  hätte  er  jedoch  einen  Diener  auf  einen  benachbarten 
steigen  heissen,  um  von  Zeit  zu  Zeit  über  den  Gang  der 
Nachricht  zu  geben.  Der  König  habe  ihm  mit  dem  Tode  gedroht,  vi^ 
er  berichte;  daß  die  Heruler  fliehen.  Plötzlich  rief  dieser  Diener: 
du  Qerulervolk;  was  fUr  ein  Zorn  kommt  über  dich  von  dem 
des  Himmels!  Da  fragte  der  König:  fliehen  etwa  meine  Hc 
Worauf  ihm  der  Diener  geantwortet:  Du  selbst^  o  König  h^  ei 
sagt.  Die  fliehenden  Heruler  hätten  aber  den  Kopf  so  sehr  t< 
daß  sie  grüne  Flachsfelder  fUr  Wasser  angesehen,  demzufolge  die 
weit  ausgebreitet  und  sich,  um  sich  zu  retten,  in  die  vermei 
Wogen  gestürzt,  wobei  sie  alle  erschlagen  worden  seien.  —  In 
Darstellung  Pauls  findejt  sich  auch  der  Vorläufer  einer  anderen  Y« 
anekdote.  Man  ers^hlt  sich  nämlich  von  einem  hohen  Herrn, 
wärtig  muß  es  der  verstorbene  König  Willielm  von  WUrtemberg 
der  ein  krankes  Leibroß  gehabt  und  einem  Diener  den  Auftng  P 
geben  hatte,  vom  Befinden  des  Pferdes  hin  u^d  wieder  Nachricht  i 
bringen,  falls  er  aber  den  Tod  melde,  solle  ihm  „der  Kragen  oop 
dreht  werden^.  AU  das  geflirchtete  Ereiguiss  eingetreten,  koronit  ^ 
Diener  mit  dem  Bericht:  Herr  der  Schimmel  frißt  nicht  mehr,  eritf 
nicht  mehr,  er  schnauft  nicht  mehr  und  regt  sich  nicht  mehr!  gAl 
Wetter!",  donnert  der  Herr  dazwischen,  „dann  ist  er  ja  todt!'  B 
habt  es  selber  gesagt,  o  Herr!  erwiedert  der  Diener  erleichtert 
Herzens,  O/Teubar  ist  dieser  /.ug  vjV^i   Avt\   dv»s  Durehschwimmens  i 


DER  8CHWA!*K  VON  DEN  SIEBEN  SCHWABEN. 


ifflider  eine  uralte  VolkswiUbistorie,  und  w«r  da»  #diQn  zu  Faul 

I  pjscons  Zeiten.  PauJ  wird  die  G^achichto  bei  seineu  Laudsleuteu, 

den   HeiTÜeni   zum  Spott  nttciiB^ji^oQ ,    gelttirl   und   für  baaie 

■llQ^e  aqgeQoiDmen  haben,  wie  uuxtJte  Uiuicnu  nNapolcou  den  Schuster- 

lelleo"  aiteh  wörtlich  ftlr  walir  annehmen.  So  miSgen  viele  Schurken- 

«ich^r  die  wir  dem  Euleuepiegel,  dem  Scbinderliannes,  dem  baierischen 

dem  Bchwaraen  Verl  und  anderen  Volkuhelden  naclisagen,  viele 

«heaalter  hindurch  immer  wieder  anderen,  gerade  im  Volksleben 

ipfcaDatea  Abenteurern  oder  Helden  uacligesagt  worden  sein,  und  ich 

I  lebhaft  davon  überzeugt,  dal!  einige  selbst  Über  die  Völkerwanderung 

llckreichen,  so  gut  wie  stabreimend«  Redensarten,  wie  Sprichwürt^r 

tntd  andere  geistige  UrerbBtUckleln  mehr. 

Ich  komme  nun  schlieClioli  auf  den  Hasen,   den  SpieU  uud  den 
fawSbischcn  Heiland  zu  sprechen. 

Der  Hase  hat  im  Volkaleben  immer  eine  gftwiflse  Holle  gespielt, 
licbkeiten  und  Scbijdf  sind  nach  ihm  beuauni,  Sprichwörter  und 
nautcD  heften  sieb  an  seinen  Namen,  alt  und  jung  scherzt  mit 
wo  man  seiner  ansichtig  wird  —  und  wer  erinnerte  sich  nicht 
Eäw  köstlichen  Zeit,  da  ihm  der  Osterhase  über  alleä  theuer  war?  Im 
h&liwabenlande  gibt  es  kaum  ein  StHdtebeu,  wo  man  nicht  entweder 
''^im  JQUgen,  alten,  schwarzen,  weissen,  goldenen  n.  s.  w.  HasenwirÜi 
einjkelirea  könnte.  Wie  ot^  steht  man  dort  den  aus  Papier  gesohnitzetten 
Uaaeutatiz,  wo  nebt  Hasen  mit  einer  Brctzcl  im  Maul  an  dem  lustigen 
FiedW  hinaufspringeu!  Auf  allen  Markungen  begegnen  wir  iu  alten  und 
jungen  Taj^en  Fluruameu  wie  Hasenpfuhl,  HaHenbrllhi,  Hasenberg,  Hasen- 
vaidf-, llasenwiesen,  Hasengärtleiu,  Hasenstaig  n.  s.  w.  In  allen  Auen  den 
Pflanzen:  HasenfiiU,  Hasenbrot,  Hasenklee  u.  s.  w.  Wer  kennt  nicht 
die  Ke de ns arten :  laufen  wie  ein  Hase,  murmeln  wie  ein  liase,  ziegeln 
wie  Kiolhaseu,  ein  Haseumäulu  machen,  merken  wo  der  Has  läuft, 
Wü  der  ilas  im  Pfefl'er  liegt  u.  s,  w.  Das  auf  dem  Felde  arbeitende 
Volk  treibt  mit  ibm  liberall  seinen  Suherz.  Die  Schwaben  zwiseheu 
lUor  und  Lech  rufen  ihm  zu:  Has,  Has  Langolir,  leg  mir  vor!  Die  am 
Boticnaee:  Lua,  lua,  der  Ha»!  Die  an  der  Donau:  Has,  Has,  Langohr, 
givbat  ein  guten  Tambor!  Andere  rufen  ihm  andere,  schlimmere  An- 
zUgUtihkeiten  nach,  denn  jeder  Hirteubube  und  jeder  Knecht  sinnt 
darauf,  dem  davoi;^agendei)  Hasen  eiupe  anzuhangen.  Wo  ein  guter 
infall  fehlt,  wird  der  Hase  wenigstens  mittelst  des  ausgestreckten 
lieustiels  und  eines  knallnachahmeuden  Bumma  I  zu  erschrecken  ge- 
•  iJiipht  esnug  damit,  er  muli  den  Hexen  seine  Uestalt  leihen, 
'       ~  .  das  Kraut  a\ihesfteu  V«\övft\i,  "vctw« 


320  MICHEL  BÜCK 

mit  drei  Beinen  omherrennend  die  frommen  Bäuerinnen  in  Schi 
setzen,  daß  sie  mit  hasenschartigen  Eandem  niederkommen  ui( 
gleichen  Unfiihren  mehr  treiben.  Bei  den  nichthexenden  alten  Wi 
dient  sein  Wedel  als  Fingerwärmer  im  Handschah,  mit  dem  Hast 
vor  dem  Gesichte  gehen  unsere  Bursche  als  Pelzmärte  im  DorJ 
u.  s.  w.  Wer  erinnerte  sich  endlich  nicht  mit  einiger  Wehmut 
Zeit,  da  ein  „seidehasenhärener  Hut*^  das  schönste  Tn^n  im  Schi 
lande  war?  So  muß  der  arme  Tropf  überall  herhalten,  er  muß  „ 
und  Has^  sein  und  wenn  man  eine  Gegend  recht  emiedrigen 
sagt  man  ihr  zum  Spott  nach,  sie  liege  da,  wo  Fuchs  und  Ha 
ander  gute  Nacht  sagen! 

Die  größte  Ehre  legt  der  Hase  als  Osterhase  ein.  Man  weil 
er  zu  dieser  Würde  als  Sinnbild  der  fVuchtbarkeit  gekonunen  is 
wie  das  Ei  auch,  das  er  legt.  Die  doppeldottrigen  Eier  deute 
am  augenscheinlichsten  an,  weßhalb  die  Henne  von  Gebweilei 
Anno  1272  täglich  zwei  doppeldottrige  Eier  legte,  in  die  Chrc 
gekommen  ist  Vgl.  Merian  Topogr.  des  Eis.  S.  19.  Aus  der 
Ursache  muß  der  Gansloser  Schultheiß  auf  einem  gefundenen  ( 
den  Gemeindehasen  ausbrüten.  Und  als  er  einnickend  rücklings  i 
Ei  und  die  Hecke  sitzt,  rumpelt  ein  Hase  aus  dem  Busch,  dei 
Schultheiß  freudebewegt  nachruft:  Potz  Blitz!  Btteble,  kennst  den 
Vatter  ett?  woidle  komm  dohear!  Ein  Streich  der  den  Oben 
und  Bopfingem  gleichfalls  nachgesagt  wird.  Nicht  minder  in  de 
nung  ist  es,  wenn  die  Kißlegger  Hebamme  ihre  Kinder  aus  dem  H 
nest  holt 

Von  dieser  Seite  her  betrachtet,  macht  der  Hase  den  Ein 
eines  abgesetzten  alten  m3rthischen  Wesens.  Wie  viele  yorchrii 
Deutschthümer  mußten  sich  vor  dem  Sonnenlichte  des  Christel 
in  scheinbar  sinnlose  Eonderreime,  in  harmlose  Volksräthsel|  in 
hafte  Redensarten  flüchten,  um  dort  ihre  letzte  Ruhestätte  zu  ! 
Nehelennia  mit  dem  Hasen  versinnbildlicht^  wie  bekannt  ist,  die  F 
barkeit,  als  Erdgöttin  mit  dem  Hasen.  Möglicherweise  lebt  diese  i 
deutsche  Erdmutter  auch  in  Oberdeutschland  fort  Wenigstens 
ich  unter  den  Bauern  den  aufiälligen  Glauben  an  eine  Has^ni 
Wer  diese  zufUlig  schieße,  verderbe  sich  die  Jagd  auf  Jahre  1 
An  ihr  hänge  das  Glück  wie  am  Schnittlauchkönig.  Ob  die  ( 
den  Hasen  wegen  dieser  seiner  Mutterschaft  fiir  unrein  hielten  od< 
man  damals  schon  wußte,  was  unsere  Jäger  behaupten,  daß  er 
JtAmmeizeit  öfters  an  den  fVanzosen  leide,  ist  schwer  zu  sagen 
das  classiBcbe  Alterthum  von  Wuw  w^XvÄXftiv,  %xää\.  tsäxl  vbl  "«»0« 


DER  SCHWANK  VON  DEN  SIEBEN  SCHWABEN 

1  Hederich.  Nach  Petersen  (Germania  XV.  123)  soll  sich  zu  Thunges^ 
in  der  Schfreiz  eine  Kirche  „Unserer  lieben  Frau  anm  Hasen" 
Mir  ist  aber  diu*  ein  ThUngenthal  im  ktinigl.  wOrt.  Oberamt 
il  bekannt,  woselbst  sich  io  der  Sakristei  ein  gemaltes  Muttergottes- 
t  befindet,  zu  dessen  FllsKen  ein  Hase  sitzt.  Maa  erzählt  dazu:  es 
te  einst  ein  Schenk  von  Limpurg,  dem  ThUngenthal  gehört,  auf 
r  Jagd  einen  Hasen  verfolgt.  In  der  Noth  sei  letzterer  in  die  Kirche 
laufen  und  habe  sieb  gleichsam  Hilfe  suchend  an  das  im  Winkel 
hende  Muttergottesbild  angeschmiegt.  Üer  Schenk,  von  diesem  Än- 
ek  gerilbrt,  hätte  den  Hasen  wieder  laufen  und  das  fragliche  Bild 
der  Sakristei  maleu  lassen. 

Zu  den  sieben  Schwaben  steht  der  Hase  sicherlich  nur  in  seiner 
i  Eigenschaft,  nämlich  als  friedfertiger,  furchtsamer  Vermehrer 
nes  äeschleuhts,  in  Beziehung.  Eiu  schneller  Üase  ist  im  l'arzival 
■19)  ein  Vorbild  der  Furchtsamkeit,  das  zaghafte  Weib  wird  im 
Ben  Heinrich  als  eines  hasen  genöz  bezeichnet,  haaenwer  beiUt  die 
•Mt  im  Ring  des  Heinrich  von  Wittenweiler  und  vor  der  Schlacht 
;  Sempacb  durfte  der  Herr  von  Ochsenstein  zu  dem  von  Hasenburg, 
•  zur  Vorsicht  raahiitt;,  sagen:  0  Hasenburg,  hasenherzi  Ftlr  den 
T  der  Hase  stets  ein  schlechter  Angang  und  heute  noch 
tt  ea  achief,  „wenn  einem  ein  Hase  über  den  Weg  läuft."  Gleich 
batem  und  alten  Weibern  war  er  uukriegerisch  und  darum  ein 
ilimmes  Begegnisa.  In  der  Zeit  zwischen  1.Ö4S  und  r>2  sollten  die 
iwSbischeu  Reich sstildte  viel  l.ngemacb  von  einem  zweibeinigen 
wn,  nämlich  dem  kaiserlichen  itatlie  Haas  erdulden.  Der  hatte 
t  die  alten  freisinnigen  Stadträthe  abzusetzen  und  reformations- 
ndliche  Räthe  einzusetzen.  Sogleich  bemächtigte  sich  der  Volkswitz 
Bea  Namens.  Die  von  ihm  eingesetzten  Räthe  hieli  man  nHuseuräthi;'' 
[  vom  Kaiser  sagte  man:  „er  lassL-  durch  den  Hasen  die  Zunü- 
r  auffressen."  Zimmer'sehe  Chronik  4,  23. 

Der  berühmte  sieben  Mannslängen,    d.  i.  siebenmal  sieben  Schuh 
wende  Schwabenspieli  wird   mit  dem  eroberten    Däumling   des  Por- 
ten  in   dem  Kircblein   „zum  schwäbischen  Heiland"  aufgehangen, 
I  einstens   des    htlmen  Siegfrieds  Speer  zu  Worms  und    der   wach- 
Ideme  Spieli   des  Riesen   Hajmon   zu  Ambras.    Heutzutage   ist  nur 
I  der  große  Herrgott  von  Bilatingen  spricli wörtlich ,    zu  dem  flbri- 
I  die  Weiber,  welche   über  ihi-e  Männer  zu  klagen   haben,    kein 
8  Zutrauen   besitzen,    „da  er  halt   auch   ein  Mannsbild   sei  und 
veläre  doch  alle  zuannimenlu-lfen!'^  Ob  nicht  eines  der  riesigen 
oke  zu  Hohen Lodnian  atii  See  Au\a\l>  iia.\i.  ifevi  'Ä^\'i*i  ig^'^'fÄa- 


^ 


322  ADOLF  WOLF 

in  der  dortigen  Gegend  zu  suchen?  Möglicherweise  ist  Si  JQtM 
Panner^  das  die  Schwaben  zu  tragen  hatten  und  dessen  Vorrechte  U 
von  Bodman  im  Jahre  1392  so  tapfer  verfocht,  zu  dem  allen  mU 
Schwaben  gemeinsamen  Spieß  herabgewürdigt  worden ,  dann  hit  vU 
leicht  auch  das  „Hasen -Panner^  der  schwäbischen  Tafelrunde  eW 
nur  auf  St  Jörgens  Panner  anspitzen  wollen. 

AULENDORF,  im  Herbstmonat  1871. 


ZWEI  DEUTSCHE  MÄHRCHEN  IN  EINEM 
SCHWANKBUCHE  DES  XVHL  JAHRHUNDEKR 

Die  k.  k.  Hof  bibliothek  in  Wien  besitzt  seit  Kurzem  ein  Sdund 
buch  des  18.  Jahrhunderts ,  welches  den  Titel  ftihrt:    Die  |  Ladied 

Schule^  I  Das  ist:  |  Auserlesene,  rare  und  kurtz-  |  weilige, Hirt 

rien,  I  ...  in  Druck  gegeben  |  Von  |  Georg  Christoph  Ruckard,  j  Bai, 
Verlegts  Joh.  Ändr.  Scheuer.  1736.  |  Dieses  Buch  in  12*,  mit  eino 
Titelkupfer,  Titelblatt^  einer  nicht  paginierten  Vorrede  von  zwei  Seik 
und  306  paginierten  Seiten,  ist  ohne  Zweifel  sehr  selten,  da  idii 
keinem  bibliographischen  Nachschlagewerke  eine  Erwähnung  deneb 
finden  konnte;  es  wurde  dem  Dialecte  und  der  Localiaienmg  nadii 
Schwäbisch-Hall  gedruckt,  wo  damals  ähnliche  Werke  zu  erscheÖM 
pflegten  (vgl.  das  weiter  unten  anzuführende  Vademecnm)  und  oitU 
213  Oeschichten,  Anekdoten  u.  s.  w.,  von  denen  die  meisten  ans  di 
älteren  Bflchem  ähnlichen  Schlages  entnommen  sind.  So  wird  i.  ] 
No.  XXI  von  einem  Rabi  Ben  Salomon  von  Prag  die  Sage  von  de 
Juden  von  Venedig  berichtet,  No.  LXXVH  und  LXXVDDE  ersdü« 
Lalenburger  Streiche  von  den  Bauern  von  Oanßlosen,  No.  CXXXl 
ist  die  Erzählung  von  der  Matrone  von  Ephesus  u.  s.  w.  uns  inten 
sieren  aber  namentlich  zwei  Mährchen^  die  aus  den  Eander-  und  Hai 
mährchen  der  Brüder  Ghrimm  allbekannten  No.  61  DasBfirle« 
No.  98  Doctor  Allwissend,  welche  sich  in  ziemlich  abweichend 
Versionen  in  diesem  Buche  befinden.  Wir  glauben,  es  wird  Manch 
nicht  unwillkommen  sein,  wenn  wir  diese  beiden  Mährchen  hier  wo 
getreu  hersetzen.  Das  Mährchen  vom  Bürle  steht  ab  Nummer  CXI 
S.  219-231: 

„Vorzeiten  wäre  ein  Bauer,   der  hatte  einen  Sohn,  welcher  sc 
mütbwillig  wäre.  Als  nun  der  VaXtoc  ^^^Vyf^XL^  %l<^oi2^  der  Sohn  all* 


ZWEI  DEUTSCHE  BIÄHBCHEN.  323 

bAey  Schalckheit  an^  und  tbäte  denen  Bauren  in  seinem  Dorff  grossen 

PHBohrnden  zafbgen,  so  daß  sie  auch  sich  genöthiget  sahen ,  ihm  gleich- 

pAdb  Schaden  zu  thun,  daß  sie  ihn  aus  dem  Dorff  bringen  möchten. 

rim  waren  die  Bauren  einmals  mit  einander  einig ,  und  Schäften  an, 

^ß  dem  Einhim  (so  hieß  er  mit  Namen)   des  Nachts  sein  Backofen 

igeworffen  ward,  vermeinten,  er  solle  kein  Brod  mehr  bachen,  die- 

eil  er  nicht  viel  Übriges  hatte,  ihm  auch  keinen  mehr  bauen  kunte, 

wolte  ihm  auch  keiner  von  seinen  Nachbarn  vergönnen,  daß  er  in 

»«mem  Ofen  bachen  thäte,  wolten  ihn  also  auf  diese  Art  vertreiben, 

gescheid  waren  sie.  Der  gute  Einhim  gedachte,  ich  hab  ofit  hören 

;en,  was  man  gen  Augspurg  bringet,  das  gilt  alles  Oeld,  und  nahm 

rothen  Leimen  von  dem  Ofen,   stieß  den  aufe  allerschönest  und 

^^^kinest,  thäte  solchen  in  ein  ledern  Säcklein,  gienge  also  damit  auf 

Jkugspurg  zu,  und  kehrete  bey  einer  Wirihin,  welche  eine  Wittwe  war, 

i^jmr  Herberg  ein,  diese  hatte  nur  eine  einige  Tochter,  mit  derer  hielte 

also  Hauß.  Nun  thäte  der  gute  Einhim  eins,  und  sprach  zu  der 

-"Wirthin,  hebt  mir  das  Säcklein  fein  fleißig  auf,  daß  mir  kein  Schade 

geschiehet,   denn  es  stünde  sonst  mein  Verderben  darauf,  und 

mÜBste  entlauffen.  Da  sprach  die  Wirthin:  Ey  mein  lieber  Freund, 

dflrffi  kein  Sorg  haben,  und  wann  das  lauter  schön  gemahlen  Gold 

80  solte  euch  kein  Statlblein  darvon  kommen.  Als  nun  der  Ein- 

i^-^Um  schlaffen  gegangen  war,  gedachte  die  Tochter,  was  hat  er  nur  im 

1^  ''Siek,  daß  ers  so  theuer  und  wohl  befiehlt,  gieng  hin,  und  machte  den 

^   Sick  auf,  da  fände  sie  den  Leimen,  und  meinte  nicht  änderst,  als  es 

^  ^Wire  lauter  gemahlen  Oold,  lieffe  zu  der  Mutter  und  sprach:  Warlich, 

r|    ^  ist  lauter  gemahlen  Oold  in  dem  Sack,  die  Mutter  besähe  es  auch, 

tnd  meinte,  es  wäre  ihm  also:   sprach  derohalben  zu  ihrer  Tochter: 

^-    ^alt,  ich  wills  auslären,  und  will  ihm  schwartze  Pfennige  darein  thun, 

%r  wird  ea  morgen  nicht  mercken. 

Als  nun  des  Meißens  der  gute  Einhim  aufstund,  hieß  die  Wirthin 
Uurer  Tochter,  sie  solte  ihm  seinen  Sack  geben,  da  brachte  sie  ihm 
den  Sack  mit  den  schwartzen  Pfenningen,  er  sähe  wol,  daß  er  nicht 
^e  vorhin  gewesen  wäre,  schwiege  still,  dankte  der  Wirthin  umb  ihre 
fierberg,  und  zog  nach  Hauß.  Als  er  ftir  das  Thor  kam,  band  er  seinen 
Sack  auf,  den  er  voller  schwartzen  Pfenning  fände,  da  wurde  er  von 
Heiizen  froh,  gieng  heim,  und  sprach  zu  denen  Bauren  in  seinem 
Dorff:  Botz  tausend,  wie  habt  ihr  mir  eine  Schalckheit  bewiesen,  daß 
ihr  mir  meinen  Backofen  eingeworffen,  jetzt  hab  ich  einen  Sack  voller 
Pfenning  daraus  gelößt,  ich  kan  wol  einen  andern  machen,  das  ver- 
droß die  Bauren^  und  fragten  ihn,  wo  er  fte\T\e  Exd^  ^&&x  \jRsa&s^'^^^^- 


324  ADOLF  WOLF 

kaufit  hätte?   Da  sprach  er:   Zu  Augspurg  lößt  man  aus  aller  Wi 
Geld;  die  Bauren  giengen  heim,  und  schlugen  alle  ihre  Backöftn 
fuhren  mit  grossen  Wägen  gen  Augspurg,  und  yermeinten,  sie 
viel  Geld  heraus  bringen,  und  hielten  auf  dem  Berlach,  es  käme 
niemand,  der  darum  kaufite,  sie  hielten  biü  Nachmittage,  lößten 
kein  Geld,   deß  waren   sie  sehr  zornig,   und  fuhren  wieder  zur 
hinauß,  fuhren  auch  die  gantze  Nacht,  biß  sie  wieder  nach  Hauß 
hungerig  und   durstig,   auch  die  Roß  müdt  und  matt,   da  woidco 
dem  Einhirn   noch   feinder,  weiten  ihn  gar  umbringen,   und 
Der  Lauer  hat  uns  beschissen,  wie  sollen  wir  ihm  nur  thun,  diA 
ihn  bezahlen,  und  giengen  mit  einander  zu  Rath. 

Nun  hatte  der  gute  Einhirn   eine  Kühe,   die  trieb  man  tiu 

anderen  Kühen,  die  weiten  sie  ihm  erschlagen,  welches  sie  dann 

thaten.  Da  der  gute  Einhirn  die  Kühe  also  todt  fände,  fluchte  er 

nicht,  und  sähe  wol,  wo  es  herkäme,  schindete  derowegen  seine  Ki 

und   gienge  wieder   auf  Augspurg  zu,    da  bekam  er  aber  eine  giil 

Beut.    Als  er  nun  auf  dem  Berlach  stand,  und  seine  Haut  &ii  hitt^j 

da  käme  ein  alter  Lederer  oder  Gerber,   und  fragte,  wie  er  iha  A 

Haut  wolte   geben?   Da  böte  er  sie  um  zween  Gulden,  wurden  iick 

des  Kauffis  eins,  daß  er  ihm  solte  fiinff  und  zwantzig  Batzen  danrnkgi-l:» 

ben.  Nun  muste  der  Lederer  noch  etwas  ausrichten,  daß  er  nidit  gU^I 

hingehen  kunte,  sprach  derowegen  zum  Einhirn,  höre  Bauer,  gdie^l 

frage  auf  dem  Mittellech  nach  einem  Lederer,  so  wird  man  dir 

Hauß  zeigen,  das   sieht  also,  gab  ihm  damit  alle  Wahrseichen, 

sagte,  warte  nur  meiner,  ich  will  bald  kommen,   und  dich 

stellen ;  da  gieng  der  gute  Einhirn  dahin,  und  fände,  wie  ihm  dar 

gesagt  Der  alte  Lederer  hatte  ein  schön  junges  Weib,  als  sie  nniB — ^ 

Bauren  sähe,   daß  er  jung  und  stark  wäre,   auch  sich  aU^  bey  ^ 

befände,    fienge    sie   an   mit    ihm  vertrafüich   zu   reden,    und  spi^" 

Lieber  Bauer,  was  wäre  es,  wenn  ihr  mir  ein  kleines  Dienstlein  dr^^-^ 

der  Einhirn  verstünde  ihren  Willen,   und  willfahrete  ihrem 

gehren.  Als  er  fertig  ward,  sagte  er :  Frau,  jetzt  wann  euer  Mann  kor 

so  will  ichs  ihm  sagen ,   daß  ihr  so  leichtfertig  seid ,  und  so  bald 

unter  einen  Frembden  legt.  Da  antwortete  die  Frau,  ach  nein, 

nicht,  ihr  brächtet  mich  sonst  von  haüßlichen  Ehren,  und  in  eine  ^^^  P 

Schande  vor  meinen  Freunden;    Ich  will  euch  hundert  Gulden  f^^^Sr 

und   kommet  wieder  wann   ihr  wolt,   nehmet  ein  Haut  zum  Fürr ^^ 

ich  will  euch  allezeit  gar  willig  seyn.  Der  gute  Einhirn  nahm  da^^^^  ^ 
und  wartete  biß  der  Mann  kam,  der  gab  ihm  auch  fbnff  und 
Batzen^  aJso  zohe  er  wiederum  ^räieu  N^  ^^, 


ZWEI  DEUTSCHE  MÄHKCHEN. 

Als  der  EiDlürn   heim   kumt:,    sprach   er  zu  seinen  Nachbauren: 
1  wie  habt  ihr  mir  eine  Schaickheit  gethau,  daU  ihr  mir  habt  mciae 
)  erscblitgen,   jetzt  hab   icli   au»   der  Haut  hundert  Gulden  gelOet, 
1  seigete  ihnen   hiemit  das  Geld,   das   thjlt   ihuen   erst  recht  zorn, 
UbteiiB  und  giengen  heim,  schlugen  alle  ihre  Rühe  zu  totU,  achun- 
,  nahmen   die  Haut,   und  führten  sie  wieder  auf  Augspurg,   und 
I  «e  allda  fail.    Da  kamen  dann  die  Lederer,   und  woUen  Haut 
m,    wann    sie    dann    einen  Bauren    fragten,    wie  theuer  die  Haut, 
prach  er  um  hundert  Gulden,  und  dann  der  ander  auch  also,  bill  auf 
KD  letzten,  da  sprachen  die  Lederer:  Wir  glauben,  die  Bauren  scynd 
losinnig,   oder   sie   meynen  wir  sind  Narren ,   dali  sie  eine  Haut  umb 
tndcrt  Gniden  bieten,   spotteten  ihrer,   und  faillMon  nur  desto  öffter, 
nd  legton  einem  jeden  hundert  und  filnffHeÜfr  darauf,  oder  hundert 
rentKor,    deU  wurden  die  Bauren   sehr  zornig,   und  wollen  nun  den 
diim   gar  ausrotten,   daß  er  sie  erst  auch  nmb  ihre  Küh  gebracht. 
Nun  liattt'  der  Einhim  eine  gute  alte  Mutter,  da  fielen  die  Bauren 
t  sein  Hauli.  und  wollen  ihn  umbringen,  ku  allem  Glück  war  er  nicht 
lelilugcn  sie  ihm  seine  gute  alte  Mutter  zu  todt,  und  giengen 
riedor  davon.  Als  er  heim  kam,  fände  er  seine  Mutter  also  todt  liegen, 
B  gedachte  er  wol,  wer  es  gothan  hätte,  nahm  »eine  Mutter  aUo  er- 
arret,   trug  sie  weit  buk  dem  Dnrff,   und  lainets  an  ein  Stauden,  da 
un  von  weitem  ein  Wein-Fuhrmann   gefahren,   der  hatte  vier  starke 
ford,  und  ein  gut  Fuder  Wein,  das  hatte  der  Einbini  ersehen,  nähme 
eine  Mutt«r,  und  stellele  sie  geschwind  mitten  im  Weg,  ehe  sein  der 
Tohrmann  innen  ward,  versteckte  sich  wieder  hinter  die  Stauden,  und 
rolte  sehen  wie  es  gehen  würde.  Als  der  Fuhrmann  nun  daher  führe, 
»he  er  die  Frau    im  Wcgo   stehen,    und  wie  sie  nicht  weichen  wolte, 
diryc  er  holla  Frau    geht  weg,    oder   ich    fahre   über   euch,    aber  die 
^ran  wolte  nieht  wciehen,  und  thjlte  eben  als  iijtrte  sie  es  nicht,  wie 
I  dann  auch  so  wäre,  der  Fuhrmann  u-urde  zornig,  und  sprach:  daß 
Üoh  Gntl  schände,  wilt  du  mich  erat  vexieren,  und  mein  spotleu,  peitschte 
«f  aeinc  Pferde,  und  führe  das  todte  Weib  uuib,  und  gleich  über  sie 
B,  das  salic  der  Einhirn,  wischte  hinter  dem  Zaun  herfllr,  und  sagte: 
r  dii  Schelm,   da  hast  mir  meine  Mutter  ?.\\  todt  gel'ahren,  du  must 
f  einem  Itad  urfaulen,   der  Fuhrmann  meinte,   es  wären  ihrer  mehr 
.,  flcliDitte  seinem  Sattel-Pferd  die  Streng  ab,   und  ritte  eilends  dar 
'*  nalim  der  Kiiiliini  seine  Mutter,  und  begrübe  sie,  saß  auf  das 
führte   dl  ij  Wagen  mit  Wein  in  sein  DorfT,  vexierte   die 
^4*  •  i^J  '^er  grossen  Thorheit,  daß  ihr  mir  meine  Muttor 
i  JiaC  man  mir  drey  Rot  vraÄ  ft-o-w  ""^  *%ea. 


^^^ 


326  ADOLF  WOLF 

Wein  danun  gegeben;  da  wollten  die  Bauren  gar  toll  worden,  nahm« 
iiiTi  gefangen,  und  rathsehlagten ,  wie  sie  doch  nnr  seiner  abkifm«^ 
hielten  ihn  gcföDglich  biß  an  den  Morgen,  da  giengen  sie  zu  RstÜ, 
und  wollen  den  guten  Einlürn  ertrÄnken,  schoben  ihn  in  einen  Sjick, 
und  trugen  ihn  auf  die  Brücken,  dann  der  Lech  floß  vor  dem  Dorf 
hin.  Als  sie  nun  also  stunden,  und  wollten  ihn  in  das  Wasser  werffen, 
fieng  ein  alter  Bauer  an  und  sprach :  Ey  sollen  wir  dann  gleich 
frühe  einen  Tod  vollbringen,  und  sind  noch  nicht  in  der  Kirche  p;- 
weBen,  wir  wollen  zuvor  in  die  Kirche  gehen,  und  dam  Einhjm  » 
lang  im  Sack  liegen  lassen.  Als  sie  dahin  giengeo,  und  der  Einhim 
hörte,  daÜ  keiner  nicht  mehr  da  war,  schrye  er  fUr  und  für,  ich  n^ 
CB  nicht  lernen,  ich  will  es  nicht  lernen. 

Als  nun  der  gute  Einhim  also  im  Sack  atacke,  schicketc  e»  sitk 
ungcfehr,  daß  ein  Saü-Treiber  einen  Hauffen  SaUe  triebe,  der  hflrota 
das  Schreyen,  und  dachte,  was  ist  es  doch,  das  er  nicht  lernen  wäl, 
gienge  hinzu,  und  fragte,  was  wilt  du  nicht  lernen?  Da  antwort«tB 
Einhirn,  ach  da  will  mein  Vatter  einen  Gold-Schmidt  aus  mir  maclini, 
und  ich  mag  und  will  keiner  werden;  0  sprach  der  Saütreiber,  wie 
weit  ichs  so  gern  lernen,  wann  man  es  mich  nur  lernen  liesse;  P» 
sprach  der  Einhim,  lieber  kreuch  du  in  den  Sack,  wann  dann  tnMB 
Vattor  kommet,  wird  er  dich  an  statt  meiner  das  Gold- Schmidt- Hwril- 
werck  lernen  lassen.  Der  einfältige  Satttreiber  lioÜ  sich  überreden, 
machte  den  Sack  auf,  ließ  den  Einhirn  heraus,  und  kroch  an  sUlt 
setner  hinein,  der  Einhim  knUpfRe  den  Sack  zu,  und  ließ  den  Sad- 
trcibor  also  liegen,  und  trieb  die  vSatle  den  Lech  hinab.  Als  nun  ^' 
Bauren  von  der  Kirchen  kamen,  wurffen  sie  den  Salltretber  in  du 
WaBBcr  und  ertränckten  ihn. 

Als  es  nun  Abend  wurde,  käme  der  gute  Einhim  wiedpr  mit  dm 
Sauen,  da  verwunderten  sich  die  Bauren  sehr,  und  meinten,  er  triebe 
die  SaUe  aus  dem  Wasser,  giengen  wieder  miteinander  zu  Rath,  mA 
boechlossen,  sie  weiten  einen  in  das  Wasaer  worffen,  und  wann  er  an 
Boden  etwas  sehen  thäte,  sollte  er  die  HUnde  über  sich  werffwi,  Mj 
wollten  sie  alle  miteinander  hineinspringen,  auff  daß  ein  jeder  aovi« 
SaUe  bekomme.  Als  der  Bauer  hinein  käme  (verstehe  in  das  Wasser)^ 
eahe  er  nichts  dann  Wasser,  und  wolte  ertrinken,  da  warff  er  die  HinJl 
tlber  sich,  und  vermeinte,  sie  sotten  ihm  helfen,  veretmider 
er  sehe  einen  Hauffen  Salle,  sprangen  derowcgen 
crsatlfften    sich    selber,    und    brachten    Di'' 

LAIso  gcschiehet  es  gemeiniglich  den 
Orabf?  graben,  and  zuletzt  selber  i 
fo  aie  den  Eiubim  aus  dem  Uorfl  k 


ZWEI  DEUTSCHE  MAHRCHKN. 

«y,  irußten  abor  nicht,  ilftß  er  sie  alle  würde  uro  Leib  und  Leben 
ringea:  Wie  dann  auf  eine  Zeit  anch  ein  Weib  dachte,  wann  »ic  nur 
m-n  Mann  alle  Tag  verklaprte,  so  müßte  er  darnach  thun  was  sie 
'oUte,  ea  gienge  aber  doch  einen  gantz  andern  Weg." 

Das  Mshrchen  hat  in  dieser  Fassung  am  meisten  Ahnüclikcil  mit 
er  dritten  in  den  Anmerkungen  zu  Grimm  KM.  (Bd.  3  S.  107  ff.)  an. 
fefhbrten  Version,    in   diT  das  BUrte  Herr  Hände  heißt.    Ob   in   dem 
Einbirn  unseres  Mährchens  nicht  ein  Anklang  an  den  ITnihns 
:e  (a.  Grinra  u.  Schmcller,  Lat  Qeä.  S.  354  ff.)  mag  dahingoetcllt 
bäbeo. 

Das   zweite  Mährchen   ist   die  Nummer  CLIX.  S.  239—245   der 
■acJjenden  Schide. 

■  „Ein  gewiBBor  lustiger  Bauer  wurde  Grillet  genennet  (Grillen  ist 
b  kleines  Thieriein,  welches  schreyet  bey  der  Nacht  in  denen  Caminen), 
'eilen  er  Begierde  hatte  sich  lustig  zu  machen,  besonne  er  sicli  durch 
las  Land  zu  lauffen,  und  einen  Walirsagcr  abzugeben,  und  sagte  allen- 
alben,  er  kiiiine  alle  Sachen  erratlien,  wofern  er  nur  3.  ganlze.  Tag 
ing  würde  von  Moi^n  an  biß  auf  den  Abend,  von  den  besten  Speisen, 
nd  von  den  herrlichsten  Wein,  den  man  wird  ßnden  können,  tractirt 
rerdon.  Er  reiste  mit  dieser  Resolution  ab,  und  kam  in  ein  Land  an, 
llwo  eine  vornehme  Dame  hatte  einen  schönen  Diamanten -King  ver- 
jhren  (es  hatten  ihn  aber  3.  Laqueyen  gestohlen).  Als  nun  diese  Dame 
kOretc,  daß  ein  Wahrsager  wäre  ankonunen,  ward  sie  sehr  erfreuet; 
•Sic  schicktA  gleich  zu  ihm,  und  ließ  ihn  höhten,  fragte  ihn:  ob  er  ihr 
Mjjcn  könnte,  wo  ihr  diamantener  Ring  wäre  hingekommen?  Der 
Wahrsager  sprach  zu  ihr:  freylich  ja,  er  wolle  und  könne  ihr  solches 
gw  leicht  sagen,  abor  solches  könne  nicht  eher  geschehen,  als  in  etwas 
Zi'it,  und  einige  Unkosten;  Sie  fragte;  wie  lange  er  denn  Zeit  begehrte, 
nnd  was  vor  Unkosten  man  thun  müste;  Da  sagte  er:  Er  begehrte 
3.  Tage,  in  wahrenden  Tagen  aber,  verlangte  er  von  Morgen  an  biß 
auf  den  Abend  prächtig  tractiret  zu  werden,  sonsten  könnte  er  nicht 
iten  Propheüschen  Geist  zum  Wahrsagen  haben;  Diese  Dame  welche 
whr  reich  war,  nnd  diese  Unkoslen  nicht  achtete,  befahl  gleich  ihrem 
Uofmeiater  ihm  zu  gehen,  alle  diese  Speise,  die  er  begehren  würde. 
£r  w*rd  darauf  in  ein  Zimmer  geRlbret,  man  gab  ihm  zu  Nachts  zu 
— -' —  aber  dasselbige  Abend-Essen  ward  nicht  mit  seinen  3.  Mahl- 
let,  welches  sollte  3,  gantze  Tag  lang,  wSren.  Als  er  sich 
,te,  veriiieynten  die  3.  Laqueyen  welche  hatten  den 
gestohlen,  niclit  anderster,  als  daß  der  Wahrsager 
iel  gewesen  seyn,  und  der  ihm.  wi\äift%  ^'Kft»^\&^^^ 


328  ADOLF  WOLF,  ZWEI  DEUTSCHE  MÄHRCHBN. 

und  glaubten,   er  wird  solches  offenbahren,   nachdem  sie  hatten 
einander  Rath  gehalten,   entschlossen  sie  sich,  biß  daß  diese  3. 
wftren  vorbey gegangen;    solches  mit  abzuwarten,   es  wurde  aber 
fohlen ;  daß  einer  von  ihnen  den  Herrn  Wahrsager  moste  bey 
ersten  Mahlzeit  aufwarten,  sobald  es  nun  Tag  war,  setzte  er  sidi 
Tafel,  und  wurde  ihme  wie  einem  vornehmen  Herrn  au%ewartet  ml 
bedienet;  der  Laquey  welcher  ihm  aufwartete,  nahm  wohl  Achtimg  ni 
alle  seine  Thaten,  und  wäre  sehr  fleißig,  ihme  Trincken  einzosdiendui 
und  zu  geben:  Als  er  nun  sehr  satt  war,  so  begehrte  er  aich  niete 
zu  legen,  und  ungefehr  warff  er  die  Augen  auf  diesen  Laquey,  ml 
sagte  überlaut:  Sehet,  daist  schon  einer!  Dieser  Laquey  glaubte,  dat 
dieser  Wahrsager  wollte   sagen,  sehet,   da  ist  schon  einer  von  dflaen 
3.  Dieben,  welcher  den  Diamant  gestohlen  hat,  alleine  seine  Meynoog 
des  Wahrsagers  war  änderst,    dann   er  wollte   nur  sagen:   Nun  leji 
gelobet,  sehet  da  ist  schon  einer,  von  denen  3.  Mahlzeiten,  wdche  'nk 
so  sehr  gewünschet  habe,  welches  nun  Ursach  wäre,  daß  dieser  ame 
Laquey  gantz  bestürtzt  wurde,  gienge  hin,  solches  seinen  Cammeradei 
zu  sagen,  und  crzehlte  ihnen,  was  ihm  begegnet  wäre,  and  veraichate 
sie,   daß  ihr  Raub  entdeckt  würde:    Sie  fiengen  an  ihr  Glewiasen  sa 
bedencken,  und  entschlossen  miteinander,   damit  sie  noch  besser  Er 
leuterung  davon  bekommen  möchten,  daß  einer  aus  ihnen  zweyen  sollte 
gehen,   ihm  nun  aufzuwarten:  Als  nun  des  andern  morgenden  TagH^  1 
man  wieder  aniieng  den  Herrn  Grillet,    oder  Wahrsager  zu   speissB,    ' 
welcher  noch  besser  bedient  wurde,  als  auf  das  erste  mahl,  nach  der 
Mahlzeit,  als  er  nun  wollte  schlaffen  gehen,  und  da  er  in  seiner  KamiMr 
war,  sagte  er  gantz  laut:  Nun  sei  Danck,  da  seynd  schon  zwey;  D« 
Laquey   kam    alsobald    seinen  Cammeraden   diese  böse  Bottschaft  si 
bringen,  und  glaubte  wie   der  erste  Cammerad,   daß   der  Wahrsager 
solches  seinetwegen  redet,  beschlossen  sie  gleichwohl  noch  einmaU  im 
dritten  zu  schicken,   daß  er  den  Wahrsager  solle  bey  der  Taffei  auf- 
warten, und  nach  dieser  Zeitung,  die  er  ihnen  würde  bringen,  wollten 
sie  sehen,  was  sie  alle  drey  miteinander  alsdann  thun   sollten:   Des 
andern  Tags  deckte  man  von  neuem  die  Tafel,  und  man  tractirte  ihn 
gleich  wie  zuvor.    Die  Dame  hatte  so  große  Sorge  über  ihren  Wahr 
sager,  daß  sie  offtmals  hinschickte,  wie  es  um  ihn  stünde,  tmd  ob  man 
ihm  wohl  tractirte;    der   dritte  Laquey,  welcher  vor  Furcht   zittertet 
bildete   sich  ein,   daß  bey  einem  jedenmahl,  wenn  er  zu  trincken  be- 
gehrte, er  ihm  trohete,  als  er  nun  hatte  zu  Nacht  gegessen,  so  danokete 
er  den  lieben  Gott^  und  am  Ende  seines  Gebets,  fieng  er  überlavt  an 
zo  sagen:  Nun  sey  Danck,  da  «e;yn^  «\^  «J\^  ^^^1^  v!h  wilnachete  auf 


EBN8T  WILKEN,  ZUM  IIUSPILLI.  329 

kr  Welt  nichts  anderster,  ich  bin  anjetzo  zufrieden.  Du  mein  Freund^ 
i^te  er  inm  Laquey:  sage  zu  der  Dame,  daß  ich  werde  die  Ehre 
itben,  sie  zu  besuchen ;  Als  nun  der  Laquey  alles  dieses  seinen  Cam- 
xeraden  hatte  erzehlet,  so  glaubten  sie  nicht  änderst,  der  Wahrsager 
Ürde  nun  jetzt  hin  zu  ihrer  Dame  gehen,  und  es  offenbahren,  daß 
^  den  Diamanten-Ring  gestohlen  hätten,  und  nun  hencken  miisten: 
Hir  Forcht  wüsten  sie  nicht,  was  sie  thun  sollten,  nahmen  wiederum 
Qn  Ring,  thaten  vor  der  Dame  einen  Fußfall,  und  gaben  ihr  den  Ring 
nieder;  Alleine  die  Dame  Hesse  gleich  den  Wahrsager  sagen,  man  hätte 
tf  den  Diamant  nun  wieder  gebracht,  und  ließ  die  drey  Laquey en 
Bit  Spieß-Ruthen  peitschen.*' 

Die  gereimte  Erzählung,  welche  in  der  Abendzeitung  für  1819 
Qrimm  E^.  3,  179)  steht,  scheint  mit  der  vorstehenden  dürftigen 
reraion  ziemlich  übereinzustimmen ;  erwähnt  zu  werden  verdient  auch, 
Aß  in  der  Erzählung  im  Casseler  Boten  f.  1822  (Grimm,  1.  c.)  der 
Ülwissende  Felix  Gritte  heißt,  welcher  Name  vielleicht  nur  ein  Miß- 
«rständniss  ftLr  Grillet  ist. 

Die  Wiener  Hofbibliothek  hat  gleichfalls  in  jüngster  Zeit  eine 
ker  vorstehenden  sehr  ähnliche  Sammlung  erworben,  wie  denn  viele 
Jesehichten  fast  wörtlich  in  beiden  vorkommen.  Der  Titel  derselben 
sk:  Etwas  ftir  Alle  |  in  einer  eingemachten  |  ALLABATRITTA  |  Oder ; 

Lustigen  Gesellschaft,  | ans  Liecht  gebracht  |  Von  |  Erhard  Michael 

grendenbery.  |  Hall,  |  Bey  Johann  Andreas  Scharff.  1731. ,'  (12^  288  S. 
■.  Titelkupfer.)  Diese  ebenso  den  Bibliographen  unbekannt  gebliebene 
Simmlung  enthält  298  Nummern.  Die  Nummer  228  (S.  137—163)  gibt 
Wer  der  Überschrift:  Ein  artliches  Gedichte,  Nicolai  Machiavelli,  vom 
Ertz-Teufiel  Belfagor  etc.  eine  Übersetzung  des  Belfagor  und  Nr.  270 
S.  236 — 248)  ist  eine  Übersetzung  des  Mährchens  die  Puppe  (La  poa- 
'da)  von  Straparola  (Notte  5.  2.). 

WIEN,  im  April  1872.  ADOLF  WOLF. 


ZUM  MÜSPILLI. 

Ein  Ordnungsversuch. 


Die  zuerst  von  Bartsch  mit  Erfolg  begonnene  Kritik  des  sog. 
fuspilli  ist  meines  Erachtcns  noch  immer  zu  keinem  befriedigenden 
Lbschluß  gelangt  Bei  der  letzten  Besprechung  des  Gegenstandes 
Qerm.  XVI^121  fg.)  scheint  das  „dogmatisclve"  l\i\AX^%%^  äsä   ,Jkcv- 


330  ERN8T  WILKEM 

tische"  überwogen  zu  haben:  was  in  kritischer  Beziehung  nen  vei 
wird,  z.  B.  die  Streichung  von  V.  58—62  (Müll,),  ist  doch  wohl 
zur  Genüge  motiviert  In  sachlicher  Beziehung  kann  ich  mit  dem  Vi 
jenes  Aufsatzes  eher  übereinstimmen,  wenigstens  mit  dem  S.  153  a.  i. 
ausgeftlhrten  Standpunkt,  daß  der  Dichter  des  Muspilli  gegeben 
was  (kirchlicher)  Glaube  gewesen,  doch  in  volksthümlicher  Form, 
man  mit  Sicherheit  von  deutscher^  aber  nur  angewiss  von  heidnisdier 
Auffassung  reden  dtlrfe.    Dagegen  möchte  in   dem  Schlußsatz  S.  IM 
wieder  etwas  zu  viel  gesagt  sein. 

Auf  die  Widersprüche  in    der  Behandlung   des  Schicksals  i& 
Seele  ist  S.  123  fg.  mit  Recht  neues  Gewicht  gelegt,  doch  möchte  idk 
die  Schwierigkeit,  das  Ganze  einem  Dichter  zuzuschreiben ,  weniger 
darin  finden,  daß  die  beiden  differierenden  Ansichten  der  Dogmstibr 
über  ein  entweder   sogleich  nach  dem  Tode  des  Einzelnen  oder  ertt 
am  jüngsten  Tage  über  Alle  ergehendes  Gericht  oder  auch  eine  zwie- 
fache,   aber  verschiedenartige  Entscheidung  in    unserm  Gedicht  cot- 
fundiert  erscheinen  —  denn  die  Einheit  der  Zeit  (und  des  Ortes)  Im! 
nur  (tar  geschulte  Kunstdichter  Bedeutung,  während  die  freie  poetiselM 
Phantasie  Vergangenheit  der  Gegenwart,  und  dieser  auch  die  Zukinft 
gleichzusetzen  liebt*).  Versetzte  sich  der  Dichter  lebhaft  in  die  ZvkmAt 
so  fiel  Einst  und  Jetzt  zusammen,   und  wer  einem  Gedicht  poetiM^ 
Freiheiten  zugesteht,  würde   auch   das  wohl    hinnehmen,   daß  einige 
Menschen  gleich  nach  dem  Tode,   andere  erst  nach  längerem  SdiU 
(im  Grabe)  gerichtet  würden.    Auf  dogmatische  Subtilitäten  kommt  ei 
dem   Muspilli-Dichter  überhaupt  nicht  an,   wie  auch  a.  a.  O.  S.  15S 
oben  mit  den  Worten:   „Um   das  Alles  kümmert  sich  unser  Dichter 
nicht"*  eingeräumt  zu  sein  scheint. 

Dagegen  wäre  die  Vorftlhrung  eines  Seelengerichts,  das  eisbA 
als  Kampf  zwischen  Engeln  und  Teufeln  um  die  Seele  erscheint^  nebe» 
der  förmlichen  Weise  eines  Weltgerichts,  wo  Christus  richtet,  und  dtf 
Teufel  höchstens  den  Ankläger  spielt,  in  demselben  Gedichte  woU 
überall  befremdlich,  da  dann  auch  die  Einheit  der  Handlang  fehko 
würde,  und  der  Versuch,  jenen  Kampf  der  Engeln  und  Dämonen  A  1 
Vorspiel  des  Weltgerichts  hinzustellen,  im  Gedicht  selbst  keinen  Anhah  1 
findet.     Das  Gedicht  ist  also  wohl   nicht  aus  einem  Guße  geword^  I 

*)  Bekanntlich  wird   im  Hebräischen    das  Futar   als  ers&hlendes  Tempos  ▼«- 
wandt,  im  Gotischen  steht  das  Praesens  oft  ftir's  Futunim,  und  weitere  Belege  far  äf 
freie  AnffM8§ang   der  Tempora   (selbst  anf  grammatischem  Felde)  geben  andere  abe 
Spncben, 


ZUM  MUSPILLL  331 


von 


"^fcnd  die  Ordnung  des  Textes  ist  ausserdem  vcrwiri%  da  die  Partie 
^?^r.  37—62  (wie  jetzt  ziemlich  allgemein  zugegeben  wird)  den  Zusammen 
^^k«iig  unterbricht     Bevor  ich  nun  eine  neue  kritische  Anordnung  ver- 
^^v^che,   mögen  hier  noch  ein  paar  allgemeine  Bemerkungen,   welche 
fifcojfenttich  nicht  unbedacht  scheinen  werden^  derselben  Bahn  zu  brechen 


^l  Streichung  oder  Ausscheidung  von  Versen  ist  bei  einem  so  alten 

^X^enkmal  nur  als  ultima  ratio  erlaubt,    wenn  jeder   andere  Ausweg 
•:  f^lt  In  manchen  Fällen  wird  Umstellung  den  Vorzug  verdienen,  oder 
f  ^Mo  d«f  eine  formelle  Überarbeitung  annehmen,   wie  namentlich  im 
^'  Sfuspüli  dort,  wo  gereimte  Verse  an  Stelle  von  stabreimenden  getreten 
7  ^Snä  *).  —  Wenn  man  nun  unserm  Gedicht  einen  nur  volksthümlich  go- 
^  Cafiten,  im  Grunde  doch  christlich  kirchlichen  Inhalt  zuerkennt,   so  ist 
^.   Vum  auch  nicht  mehr  berechtigt,    dem   ursprflnglichen  Gedicht  eine 
«Aische  Richtung  überhaupt    abzusprechen,   da  eine  Behandlung  der 
-'    letzten  Dinge  im  Anschluße  an  die  Kirchenlehren  ohne  eine  moralische 
^  Nutzanwendung  geradezu  aufiällig  wäre.  Dagegen  ist  das  wohl  möglich, 
"^     ^kfi  der  moralische  Standpunkt  zunächst  mehr  praktisch-populär  war, 
i"   ^nd  dann  durch  Interpolationen  daneben  eine  mehr  kirchlich-dogma- 
»      tische  Anschauung  eingeföhrt  ward.     Die  Ermahnung,   durch  Fasten 
c     nd  Almosen  vor   dem  Gerichtstag  Gottes  Zorn    zu   sühnen,   scheint 
^     junger  und  weniger  nahe  liegend  als  die  andere,  auf  Erden  recht  zu 
richten,  damit  man  auch  Gottes  Gericht  nicht  zu  sehr  fürchten  müsse 
s^     —  doch  handelt  es  sich  hier  allerdings  nur  um  Wahrscheinlichkeit. 
*      Ündlich   scheint  mir  in  diesem  Falle,   wo   der  Stoff  an   und  fbr  sich 
'      lUcht  volksthümlich  sein  konnte,    die  Annahme  mehrerer  Lieder  un- 
wahrscheinlich: Ein  altes  Lied  oder  Gedicht   (denn  gesungen  ist  es 
■      •chwerlich  jemals  worden)  ward,  denke  ich,   (vielleicht  mehrfach)  er- 
weitert, wobei  strenger  kirchliche  Weisheit  reichlich  zu  Worte  kam,  aber 
tolerant  genug  blieb,  auch  das  Widersprechende  der  älteren,  freier  aufge. 
fassten  Theile,  gewissermaßen  als  ein  Minoritätsvotum,  gelten  zu  lassen. 
Nimmt  man   demnach  ein  älteres  Gedicht  an,    das    sich   formell 
Inöglichst  an  die  Weise   des  epischen  Volksliedes  anschloß,  so  scheint 
mh  einzig  angemessener  Anfang  desselben  sich  V.  37  (Müllenh.)  dar- 
zubieten. Von  dem  Kampf  des  Elias  und  Antichrist  gelangt  der  Dichter 
mit  V.  50  zu   lebhafter  Schilderung  des  Weltunterganges,  womit  aber 


*)  Der  eDdreimende  Vers  7  (Müllenh.)  lässt  sich  durch  Umstelloiig  leicht  siun 
einfmch  aUiterierenden  inachen,  yergl.  V.  66  meiner  Rec,  und  auch  V.  61,  62  sind  nich^ 
albo  schwer  nnf  sUhreimende  Form  surückxafübien^  ^v^X.  V .  ^iö^  ^^  ia»ak«t  ^S>j^^^\!Ckv5sk^ 


832  ERN8T  WILKEN 

ein  christlicher  Dichter  schwerlich  abschloß.  Schon  der  so  viel  i 
weiß  noch  von  Niemand  gestrichene  V.  57  leitet  zur  Betrmchtnng  d 
Menschen  und  seines  Schicksals  im  allgemeinen  Ruin  über,  und  i 
Steigerung  zu  dem  vorhergegangenen  Weltbrande  wird  der  Zustai 
einer  verlorenen  Seele  warnend  vorgeführt.  Die  Verse  61,  62  sii 
weder  überfltißiger  noch  gar  störender  Zusatz  zu  dem  Vorhergehende 
nur  die  gereimte  Form  wird  dem  Bearbeiter  gehören.  Aber  auch  hi< 
brauchen  wir  den  Faden  nicht  abzuschneiden.  An  das  fast  etwi 
proleptisch  klingende  ^sär  verit  st  za  wize"  schließt  sich  V.  2  (MüUenh 
^wanta  sär  sd  sih  diu  s&la  in  den  sind  arhevit''  eriäutemd  an,  und  ai 
den  Kampf  des  Elias  mit  dem  Antichrist  folgt,  wenn  auch  vielleid 
nicht  dogmatisch,  so  doch  poetisch  richtig  der  Kampf  der  Engel  uo 
Teufel  um  die  Menschensecle,  die  hier  collectiv  wie  schon  V.  61  ii 
die  Menschenseclen  im  Allgemeinen  zu  stehen  scheint  Daß  ich  V. 
des  fiberlieferten  Textes  hier  ausscheide,  wird  um  so  weniger  als  Wil 
kttr  erscheinen^  da  auch  Bartsch,  der  einen  anderen  Standpunkt  eii 
nahm,  ähnlich  verfuhr. 

Vers  6  und  7  des  überlieferten  Textes  verwerfe  ich  gleichfall 
nicht,  doch  unterbricht  hier  die  Reflexion  etwas  störend  die  DarsteUnnj 
jene  Verse  mögen  früher  am  Ende  des  alten  Gedichts  gestanden  habei 
und  mag  der  Reim  in  V.  7  auf  Rechnung  des  Uberarbeiters  kommeE 
Im  Übrigen  wird  mein  kritischer  Standpunkt  aus  nachfolgender  Rc 
cension  zur  Oenüge  erhellen,  und  bemerke  ich  nur,  daß  ich  strengerei 
metrischen  Theorien  zu  genügen  hier  nicht  bemüht  sein  konnte,  m 
auch  Fragen  der  Detailkritik  nur  nebenbei  Rechnung  getragen  habe.  - 

A)  Das   alte  Lied  (vom  Elias   und  Antichrist,    und    vom  Streit  de 

Engel  und  Teufel  um  die  Seelen). 

Daz  hortih  rahhon  diä  weroltrehtwison 
daz  sculi  der  antichristo  mit  Eliase  pägan. 
der  warch  ist  kiwäfanit,  wirdit  denne  untar  in  wie   arhapan. 
kenfun  sint  so  kreftic,  diu  kosa  ist  so   mihhil. 
5  Elias  stntit  pi  den  ewigen  lip, 
wili  d^n  rehtkemon  daz  nhhi  kistarkan^ 
pidiü  scal  imo  helfan  der  himiles  kiwaltit. 
der  antichristo  stet  pi  dcmo  altfiante, 
stet  pi  deroo  SatanUse,  der  inan  farscnkan  scal. 
10  pidiü  scal  er  in  deru  wicsteti  wunt  pivallan, 
enti  in  dcmo  sinde  sigalos  werdan. 
doh  winit  des  vilo  uüsero  gotmantio, 
daz  JElias  in  demo  wige  arwartit  werde, 
«Ar  b6  dhz  EUAsefi  p\uot  iiv  etÖLÄ  V\\xvvA\^ 


ZUM  MUSPILLI. 

15  sü  iupriDDfiDl  di^  pergä,  poiim  iii  kistentit ') 

einte  iD  erdu,  abS,  artruknent,  i 

muor  farswilhit  sih,  awilizot  lougjö  der  bimil,  1 

mäno  vallit,  prinnit  mittilagart,  I 

stein  ni  kisteutit.  vcrit  deout:  stüata^o  in  lant, 
20  wUi  dar ')  mit  viurÜ  viriho  wisön. 

dSf  ni  mac  denne  niäc  aüdremo  lielfau  vora  demo  muspille. 

denne  daz  proitä  wasal  allaz  farprinuit, 

enti  fuir  enti  luft  iz  allaz  arfurpit; 

wSr  ist  denne  diu  marlia,  dar  man  eo  mit  sinen  mägon  piec? 
'25  diu  marha  ist  pisenffit '),  pidwuQgan  stet  diu  sela, 

ni  weiz  mit  wiü  pnaze  :  sär  si  za  wtze  veiit. 

wanta  aar  so  sih  diu  süla  in  den  sind  arhevit, 

eoti  si  den  tihhamun  likkau  liizit, 

so  quimit  ein  heri  fona  himilzungalön, 
30  daz  andar  fona  pehhe,  diu  pägant  dar  umpi  sla*).  — - 

ipu  sia  duz  satanässea  kiaiudi  gininuit, 

daz  leitit  sia  sfir  dar  iru  leit  wirdit, 

io  fuir  enti  in  fiustn  :  dazi  ist  rehto  virinlth  dinc. 

npi  sia  avar  kihalöut  die,  di&  dar  fona  himüe  quenmnt, 
36  enti  si  dero  engilö  eigan  wirdit, 

di6  pringent  sia  keim^)  sär  Qf  in  himilO  rihlii, 

dar!  ist  up  fino  töd,  lioht  äno  fiDstri, 

selida  äno  aorgOu,  dSjr  nist  neoman  siuli. 

detine  der  man  iu  pardisQ  pü  kiwinnit, 
40  hÜB  in  himile,  dar  auimit  imu  hiliU  kinuoc. 

pidiö  ist  dürft  miliii  allero  mannü  welihhemo, 

daz  in  ea  sin  muut  kispane,  untar  desen   i 

daz  er  kotes  willuii  keruo  tuo 

enti  bellä  fuir  hartü  wise, 
45  pehhes  plna,  dar  piutit  der  satanäü  altist 

lieizzan  laue,  so  mac  huckan  za  dit\ 

sorgen  drSto  der  sih  suottgan  weiz. 

we  demo  in  vinstrt  acal  Binö  virinä  atöen, 

prinnaii  iu  pehhe,  daz  ist  relito  palwtc  diuc. 
!^ denne'')  der  mau  liarH  zc  gote,  avar  imü  hilfa  ui  quimit, 

wänit  sih  kinädä  wenaga  sSIa, 

ni  ist  in  kihuctin  himiiiscin  gote, 

wanta  hiar  in  wcrolti  afier  ni  werkSta. 


)  Du  kiKtentit  kehrt  v.  19  aiit  beiaorem  Rei^lit  windet,  iui<l  aing  diiher  laer 
lieh  iieiu.  AbuUch  ist  mir  auch  daji  „priniiit  miltilagart"  v.  IS  uicht  uuver- 
,  tin  „arbibfl  mittilagart"  würde  ilort  Kwi^chpn  ,iuäno  vallU"  and  „xUiu  q; 
fa  bester  m schon ,  w-mirend  v.  15  „iuprinpaut  die  pngä'  UDverdNcbtig  ist. 
')  Hs.  *erit  mit  diu  fiiiru.  ')  Hu.  fHrpninnan.  And«res  in  V.  36,  2li  ist  Tod 

'  Ui^wtellt.  *)  Hb.  dar  l)li[;>iit  aiu  unpi.  V.  31  beginnt  in  der  Hs.  mit  wanla. 

*)dl  In  der  H«.,  toq  mir  aus  oietrischeii  Orilndcu  ergüuzt.  ''I  LUcIih  in  d«i 

«  nnUr  demiu  mJUiiiilii.  ",   Ha,  -Inii.  iUr   nviiv  >,\.:l«\.  A\e  V\-,    ei,V'. 


II 


334  ERNST  WILK£N,    ZUM  MUSPILLL 

8org6n  mac  diu  sela,  onzi  diu  suona  arget^ 
55  za  wederemo  heije  si  werde  gthalSt.  ^ 

B)  Erste  Fortsetzung  (vom  Weltgericht). 

Sd  denne  der  mahtigo  khuninc  das  mahal  kipannity 
dara  scal  queman  chunno  kiühhaz; 
denne  ni  kitar  pamo  nohhein  den  pan  furisiz^n; 
ni  allere  manne  welih  ze  demo  manale  sculL 
60  dftr  scal  er  vora  demo  rihhe  az  rahhu  stantan. 
pt  daz  er  ^  in  werolti  kiwerköt  hap@ta. 

Stdiu  ist  demo  manne  sd  guot,  denne  er  ze  demo  mahale  quin 
az  er  rahhono  welihha  rehto  arteile^ 
denne  ni  darf  er  sorgen,  denne  er  ze  dem  suonu  quimit 
65  ni  weiz  der  winago  man,  welihhan  wartä  er  hab^t, 
denne  er  mit  den  miaton  marrit  daz  rehta, 
daz  der  tiufal  d&r  pt  kitamit  stentit, 
der  hapSt  in  movu  rahhono  welihha^ 
daz  der  man  in  erdu  ubiles  kifrumita, 
70  daz  er  iz  allaz  kisa^et,  denne  er  ze  dem  suonu  quimit 
ni  scolta  manne  nohnein  miatün  intfahan, 

f  (möglicher  Schloß) 

fnoh  mein  giumrchan,  wanta  nioman  toeiz  wio  sär] 
72  sin  tac  piqueme,  daz  er  towan  scal.')  — 

C)  Zweite  Fortsetzung  (vom  Weltgericht,  B  parallel  stellend). 

So  daz  himilisca  hom  kihlütit  wirdit 
enti  sih  der  suanäri  ana  den  sind  arhevit, 
5  denne  hevit  sih  mit  imo  herjo  meista, 
daz  ist  allaz  so  pald,  daz  imo  kipägan  nioman  mac. 
denne  verit  er  ze  dem  mahalsteti,  deru  dir  kimarchot  ist, 
d^  wirdit  diu  suona,  dia  man  dar  io  sag^ta. 
denne  varant  engilä  uper  diö  marhä, 
80  wecchant  deotä,  wissant  ze  dinge; 

denne  scal  manne  ^ilih  fona  deru  moltu  arst^n, 

lossan  sih  ar  dero  lewo  vazzon,  scal  imo  avar  sin  lip  piqueni 

daz  er  sin  reht  allaz  kirahhon  muozzi, 

enti  imo  after  sinen  tatin  arteilit  werde  — 

85  (denne  der  kisizzit  d<'r  dar  snonnan  scal 
enti  arteilan  scal  tdtSn  enti  qaekk^n, 
denne  stSt  dir  umpi  engilo  menigi, 
rehUro**)  gomono  gamst  sd  mihhiL 
dara  qoimit  ze  dem  rihtonga  sd  yilo  dÜ  dar  ar  resti  üfantSnt) 

90  so  dir  manne  nohhein  wiht  pimidan  ni  mac. 


*)  Hb,  gihaldt  werde.    Das  raona  im  V.   rorher  gehört  rielleicht    dem   le 
Aa&eicibner,  und  wSre  dafür  ein  älteres  sahha,  sabhunga  oder  sechia  oder  snocb 
2a  erwarten,  ^)  ^  Veis  l  des  UbwW^tetXfeu  Ttx\.^*.        »'"^  Rvu  ^otero. 


ADALBEKT  JETTTELE8,  MITTELDEUTSCHE  PREDEOTEN, 


335 


dar  sciil  denn^  liant  sprelihan,  houpit  sagen, 
allero  Udo  welih  unzi  in  den  luzigun  ficger, 
waz  or  untar  desen  mannun  meines'^)  kifrumita. 
dar  niat  eo  so  listic  man,  der  dar  iowiht  arliugaa  niegi, 
95  daz  er  kitarnan  me?i  tätü  deLheina, 

niz  al  vora  demo  knuninge  kichundit  werde; 
Gzzan  er  iz  mit  alamusanu  ^ri  ilel  rehto 
end  mit  vastCLn  diö  virinä  kipuazit. 

m  sorge  der  dar  kipuazit  habet,  denne  er  ze  dem  buodu  quimit 
100  wirdit  denne  furi  kitragan  daz  (rÖDO  cbr&ci, 
d&r  der  lieligo  Christ  ana  arbangan  wart. 
denne  augit  er  diu  mäs&n,  diö  er  in  deru  taennüci  intfSnc, 
ddr")  er  durh  deees  mancunnes  minna  nh  marUi/ron  liaz.'*) 
GÖTTINGEN  EKNST  WILKEN, 


MITTELDEUTSCHE  PREDIGTEN. 

MITOETHEILT  VON  ADALBEKT  JEITTELES. 


1 
1 


Die  nachfolgenden  PredigtbnichBtlicke,  deren  Mittheilung  ich  dem 
erstorbenen  Regierungsrathe  Herrn  Josef  Diemer  verdanke,  bestehen 
18  fünf  ganzen  und  zwei  durchschnittenen  Blättern  von  Doppellagen 
iner  sauber  geschriebenen  Pergamenthandscbrift  des  IS^ahrhnnderts 
I  k].  4°,  welche  aus  Klagenfurt  stammen  soll. 

Sie  behandeln  im  einfachen  Legeqdenton  die  Apostel-  und  Heiligen- 
eachicbtc,  an  deren  Erzählung  gewöhnlich  am  Schlüsse  ein  kurzes 
lebet  geknüpft  ist.  Nur  eine  einzige  Predigt,  die  aus  ÄntaH  einer 
irchenweihe  entstanden  ist  und  in  welcher  Gott,  'die  heilige  Christen- 
eit,  die  Apostel  und  die  Bibel  symboliflch  gedeutet  worden,  bildet 
De  Ausnahme,  so  daÜ  man  sieb  zu  der  Annahme  versucht  f^hlt,  die 
rucliBtllcke  gehörten  einem  Mischcodex  an,  worin  theils  Predigten, 
teils  Heiligeulegen  den  in  bunter  Abwechslung  eingetragen  waren. 
Ibwohl  bei  der  Beschaffenheit  dieser  Bruchstücke  nur  eine  einzige 
t^digt  ganz  ist,  scheinen  sie  mir  dennoch  theils  wegen  ihres  Inhalts 
nd  kömigen  Prosastils,  theils  auch  und  hauptsächlich  wegen  der 
^onthUmlicb  gefUrbten,  stark  mit  mitteldeutschen  Elementen  durch- 
kakten  Mundart  der  Mittbeilung  wertb  zu  sein. 

")  H«.  murdes.  ")  Os.  dia.  ")  CoaieetDr. 

Die  Ten«  85—89  )uJl«  ich  fllr  eine  Interpolntlaii,  au  84  achlisQt  Bieh  9Q  du<^«V 
-  Yaa  78  gchBit  in  dieser  Form  wohl  dem  letitcu  B«&t\icäWt  ,  v\iäbx«i\A.  «a^  1»  - 


336  IDALBKRT  JEITTELEB 

Zur  Beleuchtung  des  Denkmals  diene  folgende  {^i'auimatisuha 
Charakteristik. 

I.  Zur  Lautlehre. 
a)  Voeale. 

Hier  mag  vor  Allem  der  Eigeutbarolicbkeit  der  H».  erwähnt 
den,  dftÜ  sehr  häufig  das  Zeichen  ü  begegnet,  welches  Air  fol) 
Laute  Verwendung  findet:  1.  für  w>,  z,  B.  für,  aüehet,  müt,  gut, 
büze,  zu;  2.  fUr  üe,  z.  B.  vüre,  vüzin,  vir»ünin,  gute,  diwxtüle;  3.  fltt 
Ü,  z.  B.  üf,  üb;  4.  ftir  iu,  z.  B.  für,  früni,  tut,  tmttt,  tüvil,  äütSre, 
üh,  hüte,  gebülia;  5.  Blr  U,  z.  ^.'vurri,  küntu,  t&re,  mürutir,  käme,  1 
ginne,  ÜHIU,  fiügin,  viriüre,  vür,  ühir;  (5.  für  n,  z.  B.Jüde,  Jrüme, 
stünde,  lüfl,  umrdm,  kündirt,  ümme.  Da  dieses  Schriftzeichen  in  dl 
Druckereien  gewöhnlich  mangelt  oder  nicht  in  genügender  Anziihl  vo 
banden  und  an  und  fUr  sieh,  wenigstens  iu  der  vorliegenden  Huid 
Schrift,  bedeutungalüs  ist,  so  wähle  ich  zur  ßezeiv^^hnung  dei 
Diphthonge  und  des  langen  u-Vocals  das  Zeichen  ü,  während  iob 
jeneu  Füllen,  wo  damit  die  kurzen  Voeale  u  und  ü  bezeichnet  öl 
das  Zeicheu  u  schlechthiu  als  Stellvertreter  gebrauche.  Als  fem 
vocaÜachc  Eigen thUmlichkeiten  stelle  ich  folgende  zusamiiieD: 

u  steht  für  ü  In  sal  fUr  sol 

«  iür  i  \a    hrengin,    brengen,    ftlr  it  in  pfeUince,   a^eite  (acc  lg.], 
Merten,  für  u  in  antwerte,  aTtltoeniin,  wofern  diese  Form  nicht  auf 
Infinitiv  antwerten  zurückzufahren  ist 

u  für  o  in  tulich,  siile,  salhir,  trhimin  (ptc.  prt). 

«ist  regelmäßige  Bezeichnung  iUr  «f.  Beispiele:  lege,  nSvte,  ^nimi, 
wene,  virhSle,  gewSre,  rStis,  brechte,  itere,  wSrin,  tSldin,  altert,  Imgenm, 
■mordere,  merterere,  kemerere,  zouiierere,  zolnere,  nindSi-e,  toihe,  gnedigt, 
wuiligin,  »eUsSne.  Seltener  steht  es  für  ä,  z.  B.  grSve,  schickere,  orv^ 
(neben  vrägen)\  manchmal  f)lr  m,  z.  B.  it^lg,  menis,  tSdingen,  mftttr  (»i^heii 
meiiltfr),  gerete,  mtwedir. 

ä  steht  ausnahmsweise  füv  e  in  karte,  lekärle  (ueben  ivkvrtr);  f\lr 
ei  in  dntwedir;  fUr  w.  in  t/uämin  (conj.  prt.). 

0  tritt  öfter  H\r  w  ein,  Z.  B.  in  gehöret,  iiiistürit,  fröliche,  schiki» 
(acc.  ni.  sg.),  bSiir,  grdzlr,  bisweilen  fUr  ou:   biftÖtoit,  gctövit,  gilähit. 

~t  steht  für  ie  in  cl&t't,  vl^ln,  iniflihin,  eich,  lieht,  irgin,  obwohl  ii 
den  beiden  letzten  Wörtern  allerdings  auch  kurzes  i  angenoinia^B  IfT^ 
den  kann. 

«  steht  für  ä  iu  schetehert,  I  !büü(  (nebeD 

*r  iD  yieaime. 


MITTELDEUTSCHE  PREDIGTEN. 

ie  einigemal  fUr  i^  z.  B.  in  geriecktit,  siege,  wUckt,  lieatin,  nieäir 
lal  filr  I  in  virtriebin. 
ou  fÜT  o  in  zouh  (neben  zök). 

Der  Umlaut  des  korzcn  u  und  o  fehlt  stetig;  ausnahmsweise  der 
a  {lanffir).  Unter  den  langen  Vocalen  und  Diphthongen  mangelt 
tweg  der  Umlaut  des  uo  (geschrieben  m),  z.  B,  hüte  (imp.),  vir- 
m,  muien,  furin,  vme,  und  gewöhnlich  auch  jener  des  3  (s.  oben), 
aahmeweise  der  des  ä:  gudmin. 

h)  Consonanten. 
h  wird  öfter  fllr  cÄ  angewendet  Dreß  ist  z.  B.  der  Fali  in  sprah, 
,  Ol,  tih,  üh,  noh,  näh,  ouh,  durh;  offenbar  nur  als  ein  Schreibfehler 
uhffe  ä.  i.  schnffe.  h  steht  für  c  in  dem  Worte  burk  (neben  iure  und 
th).  Im  Gegensatz  zu  dieser  stellvertretenden  Verwendung  von  h 
.andere  Consonanten  fehlt  organisches  h  in  einigen  Wörtern,  z.  B. 
tort  (=  vorhte,  1.  conj.  prt.),  bevttle  (=^  bevülhe),  beidintalbin. 

eh  steht  fllr  c,  z.  B.  in  chriuce  (neben  crflce),  slüch,  trUch,  bureh, 
ick,  v^zichtiche  (neben  vliziclhhe) ;  fltr  h  fast  durchgehend»  in  dev 
iBonanz Verbindung  ht,  z.  B.  »lachte,  richtSre,  Rckt,  vechten,  mochte, 
dächte,  nicht,  icht  u.  s.  w.  Hingegen  i^It  ck  fort  in  svie,  stmlin, 
\Ulkh. 

c  steht   für  ch   in  swelic  (Schreibfehler?);   sc  für  seh  in  ienbm, 
ft,  gescack,  biicoße. 
t  für  dm  tu  (einmal  neben  dÜ),  virterbin,  sentU,  lante  (dat.  neben 
s);   es  mangelt  in  botüchaf,   viirtscheffe,   anwerte  (neben  antwerte)f 
ria(7)  and  zweimal  in  nih. 
.   d  iür  t  nach  l  und  n,  z.  B.  in  wolde,  solde,  konde,  gildis,  geldin, 
lüdicSehe,  eldir,  eldim,  undir  u,  a. 
ji  statt  b  in  inpinde,  inpunde,  inpundirt. 

b  statt  p  im  Auslaut  mancher  Wörter,  z.  B.  gi-ah,  stob,  Itb,  gab, 
ti,  hOh;  im  Anlaut  in  bilgertm  neben  pHgerim. 
/statt /in  il/e,  bischoffis;  für  ß  (mittelst  Assimilation)  in  wirt- 
ft.  Umgekehrt  einfaches  /  für  doppeltes  in  hegrifin. 
iz  fllr  z  in  wKaze,  vlizziclivhe,  gHkzir,  üzze. 
kk  iür  ck  in  dikke,  irquikkiie,  ekkeateine. 

mm  filr  mb  in  umme  (neben  umbe),  fllr  einfaches  m  nach  vorauf- 
rader  Kürzung  des  Wurzelvocals  in  immir,  ja  selbst  ohne  diese 
i  diphthongischer  Länge  in  niemmir. 

Statt  des  Buchatabens  z  wird  öfter  c,  einmal  sogar  es  {cseickdl^ 
ibrieben,  z.  B.  ce,  dt,  ceirhin,  ähir\,  cimmmn,  Bvbmttt, 


4 


338  IDALSEBT  JBITTEUB 

IL  Zar  Fornenlehre. 

a)  Cliarakteristisch  ist  die  Keigang  za  gewissen  ToDeren  (gezoge 
Fonnen  der  Dedinstion  mid  OoDJagatioii.  So  heißt  der  dit 
nuse:  und  neatr.  des  Artikels  und  Fron,  der  gewOlmEeh  d 
der  dat  sg.  Ton  er  r^elmäfiig  itme,  der  starke  Datir  der  A( 
tiTa  endet  hinfig  anf  -eme  (ime)y  z.  B.  «rat  ffr&eüme  Gtite,  wdt 
zkme  here,  nmeme  emde.  Man  vergleiche  femer  Formen  wie  m 
lobüe,  legeU;  gdegii,  gemiarleret;  dwumerm;  waaere  (dat.),  wo 
(dat)  n«  d^. 

b)  Der  InfinitiT  endet  hinfig  anf  e  statt  oi,  s.  B.  gew^,  getn 
irof/me,  h^e.  Übe,  spreche,  nähe,  gedenke,  gehöre,  n,  werde,  Dk 
Wegfidl  des  n  erstreckt  sich  anch  anf  die  1.  pinr.  pnus.  \ 
praet.  bei  invertierter  Wortfolge,  z.  B.  habe  wir,  bame  wir,  gA 
wir,  9td  wir,  weide  wir,  wisase  wir,  Jaame  wir,  wtoehie  wir. 

c)  Der  2.  Person  praes.  nnd  praet  sg.  fehlt  gewöhnlich  das  t,  s. 
bis,  gUdis,  sihes,  rStis,  gAütis,  beriehtis,  mSius,  kabis,  häs,  t/^  & 
heHs,  bekSrtis,  soUes,  woUUs. 

d)  Die  3.  Person  sg.  praes.  nnd  2.  pl.  praet  ind.  enden  einmal 
in:  hie  wirldn  man  die  steine;  '- —  ir  hiengin  m  <m  das  crieL 
ersten  Falle  sdieint  ein  Schreibfehler  obznwalten,  im  zw« 
Kftrzung  ans  int  vorzuliegen.  Bestätigung  für  letztere  Anridrt 
währt  die  2.  pl.  praes.  conj.  mitsüä:  das  ir  den  9wigin  Kl  kn 
mGzint. 

e)  Bemerkenswerth  sind  die  Praeteritalformen  sabsute,  seizde,  « 
(neben  saJbsie).  Elrstere  begegnet  anch  in  Genesis  nnd  Exodos 
Diem.  24,  1.  61,  4.  89,  17  u.  a.  O.  Ffir  die  beiden  letztmn* 
in  conjunctivem  Sinne  gebraucht  sind,  gibt  andere  Bdegs  I 
in  dieser  Zeitschrift  lö,  139. 

f)  Der  nom.  sg.  fem.  und  ebenso  der  nom.  und  acc  pl.  neatr. 
starken  Adjectivs  und  adjectiv.  flectierten  Pronomens  sowie 
Artikels  lautet  allenthalben  auf  e  statt  auf  in,  z.  B.  dk,^i 
sie  selbe,  sine  knie,  gr^  suche,  manige  eeichin.  Diese  Ei| 
thümlichkeit  steht  im  Gegensatz  zu  dem  oben  erwähnten  Hfl 
nach  volleren  Formen,  ist  aber  echt  mitteldeutsch. 

m.  Zur  Wortbildungslehre  und  Syntax. 

Die  meisten  unbetonten  e  der  Ableitungs-  und  Bildungssilb^  < 
viele  der  Endungen  lauten  i,  z.  B.  keisir,  offir,  vnmdir,  morgims, 
chine,  unsir,  grdnr,  obiristin,  vbüis,  tüsint,  JicUiin,  siizin,  irqaiekin,  ji 
liezis,  nagilie,  irrüin,  Wnnde,  sloljinde  w.  ^.'s^.  ^xÄ  von  diesem  H«n 


lOTTELDEUTSCHE  PRBDIQTEN.  339! 

tir  «  za  vetwendeii;  werden  sogar  gewisse  Wurzeln  ei^^rifiidn;  man' 
L  die  Partikeln  ir,  vir,  bi,  in,  das  Pronomen  iz,  is. 

Femer  mögen  auch  einige  besondere  Wort-  und  Schreibformen 
d  seltenere  oder  in  den  mhd.  Wörterbüchern  mangelnde  Wörter  zur 
toanem  Charakteristik  der  Hs.  rerzeichnet  werden: 

heidvntaUnn,  hagere  (m.  Bogenschütze);  brdstei  (=  hrShestei),  hureh- 
1^  die  (einmal  fitr  der,  nom.  sg.);  dinne  (=  da  inne),  diseU  (gen.  sg. 
il  iirre)j  d4ltöre,  forchten  (vb.),  frawede  (fem.),  geduldicUcke,  gehSrehen, 
ioacA  (praet.  neben  geseJiach),  gewaU  (fem.),  geware  (adj.),  gmnnen 
igelmäüig  ftlr  geurinnen)f  heidine  (m.),  hienir  {=zjener)y  ire  (gen.  pl.  n. 
t  fem.  sg.  von  er),  kumin  (ptc.  praet),  jungire  (schwm.),  kimtn" 
ne  (neben  kuniginne)^  lebvndine,  leOnn  (vb.  =  ld>en),  hüben  (vb.  =  ge- 
^),  niemcenmn  (acc.  sg.),  niemmir,  offir  (stn.),  quädirri  (vb.),  recht 
V.),  riehtesch^  (n.),  schieris  (adv.  Superlativ  ftlr  eehieriet?),  »criben 
ben  $ehriben)y  ecrift  (neben  eehrift),  sükiein,  swelic  (=  ewdicK) 
ir«  (3.  prt  ind.),  tabele  (fem.),  tegeltohis,  umme  {=umbe),  unsire 
IL  pl.  von  ieh)f  ütze  (praep.),  dzeme  (=  Hz  deme),  ikirthctlp  (praep. 
dat.),  üzwertie  (adj.  äußerlich),  vile  (neben  tn'Q,  virbine  (Schreibfehler 
ffirderlnne),  virgißnisse (ü.)»  virterben (=vtrderben),  vischräche {schwm.? 
(ehe  verfolgender  Vogel y  Fischreiher?),  imUemunden  (vb.),  vuÜestein, 
Mle  (praet.),  toeinmnde,  wene,  wenne  (Conj.  =  wende,  wände),  werüde 
it  fem.),  wile  (einmal  für  ml,  1.  prs.  sg.),  wU  (adv.),  wole  (1.  prs. 
aj.),  wole  (adv.),  züfam  (vb.,  hinzutreten),  zun  (=  zu  den),  zweir  (geni) 

Endlich  einige  Redensarten  und  Constructionen :  richte  nemen,  die 
k^  üf  triben,  steine  wirken,  zovber  stellen,  sich  eines  dinges  verhüben 
att  erhüben)  f  sich  eines  dinges  bekennen,  sich  zu  etwas  bekennen,  es 
igestehen,  schaffen  mit  Inf.  (=  heizen),  einen  daz  crüce  an  hdhen  heizen, 
dem  ^wigin  ßlre  gemeinit  sin,  zu  d.  ew.  F.  bestimmt,  ftlr  die  Hölle 
if  sein,  vastenzü  wazzere  unt  zu  brdte,  diz  stünt  sidir,  das  eräugnete 
dl  nachmals,  melden  mit  Gen.,  meinen  mit  Gen.  (lieben),  hüben  mit 
sc,  (glauben),  sinis  eigin  dankis,  mit  isirin  banden,  des  heiligis  crüeis, 
i  grdzin  vUzze,  mit  zomigin  mute,  andire  die  farstin ,  alUz  mmnislich 
suw,  hdsifr  wiecht  ungetrüwir  (voc),  aüir  ßrgiRchis  (alljährlich),  in 
^  stetelich  (allenthalben). 

Nach  diesen  Vorbemerkungen  lasse  ich  nun  den  Inhalt  der  ein* 
nen  Lagen  mit  Ausnahme  jener  Eingangs  erwähnten  verstümmelteti 
ei  Blätter  in  vollständiger  Mittheilung  folgen.  Um  den  Charakter  des 
mkmals  nicht  zu  verwischen,  habe  ich  außer  einigen  orthographischen 
iderungen  fast  nur  in  den  wenigen  Fällen  offenbarer  Verderbniss  am 


340  ADALBERT  JEITTELES 

Texte  gebesBert,  hingegen,  wie  sich  von  selbst  versteht/  überaD 
Interpunction  und   ebenso   die  Qaantitätsverhftltnisse  bezeichnet 
lassnngen  des  Schreibers  sind  von  mir,   so  gut  es  möglieh  war, 
gänzt,    aber  als   solche  jedesmal  durch   eckige  Klammem 
hervorgehoben  y  Abkürzungen  in  den  meisten  Fällen  au%elOBt 

1.  Lage  Bl.  1 da  der  boum  vore  stünt,  unt  slüch  allis 

dir  nidir,  daz  dar  inne  was  unt  s.  M.  (Martine)  war  ')  nicht,  das 
volc  wart  dö  alliz  gelöbic  unt  geteuft  unt  der  tüvel  wart  virtribin.  ei 
nätere  bete  ce  einim  male  einin  menschin  gebizzin  unt  was 
unt  nieman  getrüwete  daz  er  genese,  alse  schiere  so  s«  M.  das 
dar  ubir  tet,  s6  vür  daz  virgiftnisse  von  deme  menschin  unt  was 
der  tüvel  hete  daz  lüt  betrogin,  daz  sie  giengin  vur  ein  holz,  di 
ein  grab,  dar  brächtin  si  ire  offir  unt  wänden,  daz  ein  heilige  dl 
S.  M.  frägete  dd,  wie  der  heilige  hieze.  dd  ne  konde  is  in 
birichtin.  dö  vür  s.  M.  dar  mit  sinin  pfaffin  unt  tet  sin  gebet  d& 
bat  unsim  herrin,  daz  er  ime  wolde  iroffine,  wer  der  wSre,  der  dftleüBi 
do  iroffinite  [iz]  ime  der  almehtige  got  ^)  unt  er  sach  bi  deme  grabe 
einin  tunkelin  schimin  einis  menschin,  der  sprach  zu  ime: 
bischof,  daz  lüt  ist  harte  mit  mir  betrogin,  ich  was  leidir  ein  m( 
unt  wart  hie  virterbit  ich  nehän  nih  gemeinis  mit  den  merterkm.') 
mit  der  rede  virloubitin  sih  die  lüte  des  imgeloubin.  dö  er  dd  nooM 
ende  hegende  nähin  unt  wole  wiste,  wenner  solde  virscheidin,  unh 
daz  liez  er  sinin  wec  nicht,  eme  vüre  da  bt  zu  einir  stat,  dÄ  sin  brSiti 
was.  die  pfaffin  die  da  wärin,  die  hetin  ceworfin  undir  ein  andir;  A 
wolde  er  virsünin.  aldä  er  reit  üffe  deme  Stade  des  wazzeris,  das  4 
heizit  die  Lire^),  da  sach  er  die  vischrächin  vlizin  üffe  deme  wasiii 
unt  slindin  die  vische.  do  sprach  er  zu  sinin  pfaffin:  'Sehit,  diz  iit  «i 
bilde  des  tüvelis  unt  der  armen  s§le.  alse  diso  vögele  den  yisdi 
Iftgint,  daz  sie  sie  virslinden,  als5  lägint  die  tüvele  den  sSlen,  das  f 
sie  virslinden  unt  zu  deme  Ewigen  tode  brengin.'  d5  gebot  er  ift 
vogelin  cehant,  daz  sie  daz  wazzir  liezin  unt  irin  wec  flugin.  dd  er  i 
hine  zu  der  stat  quam,  da  er  hine  wolde  unt  sine  pfaffin  hete  vindn 
aldä  wart  er  sich,  daz  er  niht  langir  lebe  solde.  da  wart  michil  clagii 
pfaffin  unt  muniche  sprächin  alle  gemeinliche :  ^herre  vatir,  weme  lein 
du  ims?  die  armin  schäf  sulin  die  vreislichin  wolve^)  vil  schiere  best! 
wir  wizzin  wole,  daz  dir  die  ^wige  gn&de  vil  bereite  ist  iedoch  irbam 


*)  war  prät.  «on  werren.  *)  aHngot  *)  d*e  mertereren.  *)  lire  « 

Jjrirtf  *)  wolv«. 


MITTELDEUTSCHE  PREDIGTEN.  34Jt 

h.  ni>ir  uns  arme^   die  dA  hie  l&zist*  dd  der  heilige  herre  dise  rede 

nam^  d5  weinite  er  vil  sSre  unt  tet  sin  gebet  unt  sprah  zft  unsirme' 

nrm:  ^herre,  bin  ich  dime  lAte  noh  dechein  fiiimey  ihne  widir  rede 

s  erbeite  nichts  ich  tän  daz  dA  gebAtis.  din  wille  der  gewerde/  nftch: 

im  wortin  sd  sach  er  den  tAvil  da  bt  stftn.  dd  sprach  der  gAte  s.  M.: 

t$  ni&&  tA  hiC;  blAtigir  wolf?  dA  nevindist  an  mir  niht   Abhrahämis: 

Uz  aal  mich  intphfthin.'  Mit  dirre  rede  sd  virschiet  er  unt  fAr  zA  den 

fipn  gn4din.   O  wt  vil  Uebin,  waz  sal  unsir  vü  armin  werdin,  daz 

t  sd  heilic  man  den  tAvil  an  slme  ende  mAste  sehin?   Deme  gAten 

tte  Ambrosien  ce  Meilan  nnde  sente  Severino  ce  Colne,   den  .wart 

ßSnet  sin  heilige  ende  unt  sie  sfihin  in  ce  himile  fArin^).  Liebin  ^  nA 

&t  hAte  unsim  herrin  stuir  gnftdin^   daz  er  uns  irquicken  wolle  von 

üe  tdde  der  armin  sMe,  alse  er  die  tötin*)  irquickin  wolde  durh  des 

in  8.  Mertinis  willen,    daz  wir  intflthin  mAzen  deme  &wigin-  t6de 

en. 

S.  Andree  apostoli. 

Mox  ut  Yocem  domini  praedicantis  audivit  beatus  Andreas,  relicti» 

ibuSy  quorum  usu  actuque  vivebat,  eterne  vite  secutus  est  praemia 

gientenu   Der  gAte  sanctus  Andreas,  des  tao  wir  hAte  begdn,  der 

s  sente  P8tris  brAdir  unt  unsir  herre  selbe  bik&rte^)  in,   da  er  vAr 

ehinde.    dd  er  unsirs  herren  stimme  virnam,    dd  Üez  er  schif  unt 

mey  des  er  sich^)  begienc,  unt  volgite  unsirme  herrin^  der  ime  daz  Idn 

Iftch  des  dwigin  libis.   Der  selbe  gotis  böte,   der  wa8  der  mildeste 

m,  der  immir  mochte  werdin.    den  sante  unsir  herre  ce  Griechin  ce 

sdigen  daz  gotis  wort    dd  quam  er  in  ein  laut,  daz  hiez  Achaia. 

stAnt  ein  grdze^)  burchstat  inne,  die  hiez  Patras,.  unt  hegende  d& 

1  gAten  sämen  ce  werfene  des  cristinlichin  geloubin  unt  tet  da  grdze 

chin,  als  uns  die  bAch  sagint  da  irtrunkin  in  der  habe  wol  nÄhe 

ne  lande  in  deme  mer  drizich  knappin;  die  warf  daz  mer  Az  unt 

irdin  in  die  stat  getragin.    die  irquikkite  alle  die  gAte  s.  Andr&as 

a  deme  tdde.  Andirs  manige   ceichin  tet  der  heilige  apostolus  unt 

(irte  ce  gote  manic  tAsint  des  lAtes.  dd  was  in  deme  lande  ein  burch^ 

^e,  der  hiez  Eg^as,   der  hazzite  die  cristinheit  säre.   der  quam  ce 

tras  in  die  stat  unt  begonde  die  cristenheit  ce  twingene,  daz  sie  dio 

gote  ane  bettin.  da  widir  sazto  sich  s.  Andrdas  unt  sprach:  'ez  wdre 

vft^,  daz  dA  dich  bekertis,  wenne  dA  ce  richt^re  gesazt  bist,  diuz  dA 

Q  obiristen  richtere  hetis  vor  ougin  unt  liezis  die  abgote  unt  ane- 

<)  farin  deuilieh.  *)  dri  totin.  ')  bikirte.    So  schreib*  ich  ohne  B«- 

hen  diue  Form  des  prcU,  in  Ueheremttimmwng  mit  Qramm,  P,  254  vmd  dem  deui^ 
«I  WA,  V,  408,  410,  ^)  siecb.  ^)  grdse  unUnrhd^  *)  doMkfW 


042  ADALBERT  JEITTELBS 

» 

bettis  den,  der  himil  unt  erdin  geschiif/  des  antwerte  ime  £{ 
jprach:  ^Bis  dft  Andrias,  der  unsir  gote  cestörity  ont  rStia  d 
einir  bände  gelonbin,  den  der  keisir  von  Rome  virbotin  bat  all 
die  in  deme  riebe  aint?'  dö  spracb  s.  Andreas:  *der  keisir  vo 
unt  andire  die  furstin  die  newizzin  nicbt  des,  daz  der  gotis  su 
in  diae  werlt  ont  gebom  wart  von  sente  Meiten  der  §wigm 
unt  gemarteret  wolde  werde  an  deme  beiligin  crftee  den  worti 
er  uns  irlöste  von  deme  Ewigen  tode.*  Dö  spraeb  Egeaa:  *idi  we 
d&  m^nia  den,  der  von  stme  jungerin  wart  virkouft  unt  den  di 
viengin  unt  PilAtus  biez  an  daz  crfice  bftbin.  wie  mocbte  der  i* 
gebelfin,  der  ime  selbir  niebt  gebelfiiD  moebte?^  Dö  spracb  8.A 
*0  wt  woldis  du  wizzin,  wie  redilicbe  unsir  berre  dar  zu  qiuu 
er  den  tot  leit  nicbt  ungemO;  sundir  slnis  eigin  dankis,  wände 
is  uns  vor  gesagit,  mir  unt  andim  stnin  jungerin ,  das  er  < 
wolde  kiesin,  daz  er  uns  wider  br^cbte  zu  dem  Swigin  Übe/  E 
werte  ime  EgSas  unt  spracb:  ^Ez  wSre  dankis  oder  undankis,  • 
iedöcb.  wie  mocbte  er  danne  got  stn?'  D6  spracb  s.  Ändr^ 
vimemit  micb  geduldiclfcbe;  icb  sage  dir  die  tougene  imt  di< 
des  beiligis  crftcis^/  d5  spracb  der  burcgr^ve:  *Iz  nemac  nidi 
gnftde,  ez  ist  ein  micbil  ungn&de.'  S.  Andreas  sprab  dft:  *d 
menscbe  wart  betrogen  an  dem  boume,  dö  er  daz  obez  az,  das 
verbot;  durcb  daz  wart  allez  mennislicb  kunne')  virlom  undei 
nibt  ledic  werden,  der  gotis  sun  der  newurde')  gemarteröt  i 
boume  des  beiligen  chriuces.  ditz  soltes  dft  vimemen  vil  geduld 
unde  geiouben  an  den  almebtigen  got.'  dö  spracb  Egöas:  * 
gfttltcben  geboret;  dftne  gebcsrest  oucb  micb  gütllcben,  icb  b« 
bAben  an  daz  cbriuce,  daz  dft  d4  loubes.'  des  antworte^)  s.  Andr< 
spracb:  Vort  icb  daz  orüce  icbt,  icbne  loubete^)  daz  crftce  n 
bin  des  immir  gerende,  daz  icb  an  deme  crftce  irsterbe,  dft  n 
mdster  an  löste  unt  alle  dise  werlt'  dö  biez  in  der  burc^r^v 
kerker  stözin.  dft  was  [er]  alle  die  nacbt  predigende  das  g< 
unt  bat  die  lAte,  daz  [sie]  sine  martir  nib  irritin.  des  morgini 
der  grftve  vur  sieb  brengen  unt  spracb:  *wie  nü  Andröa,  bftst 
icht  bedftcbt  nocb?  ftntwedir  mfne  gote  salt  dft  ane  beten  ode 
crftoe  beize  icb  dicb  bftbin.'  dö  sprab  s.  Andrö:  *böre  micb,  töi 
dft  zft  deme  öwigin  Are  gemeinit  bist,   dine  dröwe^  forcbt  i< 

*)  de«  heüi^f  crücis  vgl.  Oramm,  IV,  640,  ')  aUes  menniBlicli 

Qrmmm.  17,  488.  *)  newrde.  *)  antwrtte.  >)  lobete.  Oder  k 

Bm,  reehi  und  in  dem  obigen  loobes  U^t  der  Fehlerf  ^  drowe.  Die 

FK0k.^hekU  mir  dmck  dit  lMb9nfanMf^  dxoTive^  drQa^  drde,  drd  hnUämgUa 


•        MITTELDEUTSCHE  PREDIGTEN.  343 

Apb  hoffe  sft  deme  heUigin  crüce  alse  ce  einir  wirtscheffe/  der  gr6ve 
!9^^  in  d6  yilliti  unt  hiez  in  daz  crüce  an  h&hin  unt  gebdt,  daz  man 

.'jhft  m  daz  crüce  nicht  nagilte,  sun 

-t-  •       1.  Lage  BL  2.  * wige   morgin.   Nu  sich   ce  berge  unt  ein 

ail^HiKch  zeichiny  als  du  sihes  an  deme  himile^  daz  heiz  morgene  bindin 
dhiin  vanin.  b5  nimis  du  den  sige/  dö  sach  er  ce  berge  unt  sach 
heilige  crüce  st&n  an  deme  himile^  daz  schein  als  die  sonne  ^).  des 
es  vil  frü^)  der  kunic  Constantin  hiez  ein  crüce  machin  unt  hiez 
an  slnin  vanin  bindin  unt  vacht  dö  mit  den  heidin  unt  gesigite  in 
i'^^e  unt  slük  ire  unt  vienc  ir  also  vile  *),  b5  er  wolde,  unt  reit  widir  ce 
•  ^Scixistantinopole  mit  grozin  §rin.  dd  sprach  er  zu  stnir  mütir  sancte 
^walenin:  'Mütir,  nü  geloube  wir  des,  daz  unsir  herre  J^sus  Cristus 
Ä*-CTÜcigit  wart  durh  alle  dise  werlt,  unt  mit  deme  ceichine  so  hftn 
'''^'^ife  gesigit  an  den  heidin.  Nü  wizze  wir  wole,  daz  er  zu  J^rusaldm 
9^iiiartirt  wart  Nü  solde  wir  mit  grozin  vlizze^)  dar  umme  werbin,  daz 
'^iir  daz  heilige  crüce  vindin,  daz  iz  uns  kume  ce  seidin  unt  der  cristen- 
*^^t  ce  tröste  unt  ce  gnftdin.  Nü  var  ubir  mer  mit  grözzir  rittirschaft 
''^^t  suche  daz  heilige  crüce  vil  vlizzidiche/  Sancta  Helena  vür  ce 
^^msal^  mit  grozime  here  unt  hiez  die  judin  alle  vur  sich  kumin. 
^'ft  quam  vur  si  wol  drü  tüsint  dö  sprach  die  kunigin:  *Irwelit  üz  ü*), 
^ie  die  allir  wtsistin  sin,  unt  die  kumin  vur  mich  unt  anwertin  mir 
ich  si  vrege/  dö  kurin  si  üzir  in  drü  hundirt  man,  die  dft  wise 
unt  die  d  wole  kondin.  dö  sprftchin  si  zu  ein  andir:  Vaz  wirbit 
^  kuniginne  oder  waz  wü  si  mit  uns  redin?*  dÖ  sprach  einir,  der 
Judas  von  sancte  Stephanis  gesiechte,  des  vatir  hiez  Symon: 
Jt  herrin,  ich  w^ne,  daz  si  umbe  daz  here  kumin  si,  daz  si  umbe  daz 
ce  vorschin  wolle,  dft  Jdsus  Cristus  ane  gehangin  wart  die  stat 
"^eis  ich  aleine  wole  wA  daz  ligit,  die  wisite  mir  min  vatir  unt  min 
^dir  vatir  unt  rietin  mir  daz,  swanne  die  stunde  qu^me,  daz  man  dar 

umbe  begonde  vrftgin,    daz  ich  iz  nicht  virh^le,   wände  ez  inmocbte 

■  I'     ■    '       ■ 

Überhmtpi  dürfte  der  Wurtel  dieiu  Worts  von  jeher  longor  Voeal  irme  gewohnt  haben. 
Dkm  geht  sehen  wum  Theä  aus  den  bei  Oraff  II,  244  ff,  mügetheiUen  Belegen  hervor  und 
JkdeC  durch  den  bei  Fiek^  vgh  Wörlerb.  der  indog,  Spr.  II,  768  aufgestellten  Zusammen- 
hang mit  einem  indog,  Stammztw.  thr&vja,  mit  altn,  thrä,  thr&r,  ags,  thrdTian  auch  vom 
Sfrmehvergleiehenden  Standitunkt  lebendige  Bestätigung,  *)  de  sfame.  *)  des 

•otgenet  vil  frft.    Es  bleibt  unentschieden,  ob  mit  dieser  Zeitbestimmung  der  neue  Satn 
enheU  oder  der  alte  scJUiesst,  *)  vile  wohl  nur  eine  vollere  Form  von  ril,  nicht  der 

Jketierte  aecphir,,  vgl,  toeiter  unten:  TÜe  gütis  borgin.  Dass  Übrigens  das  md,  Überhaupt 
Üe  Neigung  hat,  den  Wörtern,  denen  e  als  Ausgcmg  nicht  gebührt,   ein  solches  arum- 
hangen,  dmrüber  s,  Pfeiffer  tu  Jeroschin  LVIII,        *)  mit  grdzin  vlitae,  vgl,  FSrommaimi 
«t»  Herh.  8.  224,  W.  Grimm  z,  Graf  Rudf  7,  *)  uiz  u. 


344  ADALBERT  JEITTELES 

nicht  virholm  sin,  unt  daz  ich  das  6  töte,  denne  ich  den  üb 
unt  sprächin  ouh,  swenne  daz  crüce  wurde  fundin,  so  wnrde  wir  lüs^ 
virtribin  iint  unsir  e  wurde  alle  cestörit   Nu  h£n  [ich]  iz  ü  gag*t^^ 
nüne  meldit  min  nicht,  ob  ir  üwir  ^re  wollit  behaben  imt  daz     ^ 
Mit  der  rede  giengin  si  tut  die  koniginne.    dö  sprach  die  ytoi^^*  » 
herrin,  ir  wizit  wole,  daz  üwir  eldim  heilige  lüte  wärin,  den  hat#^^  ^ 
gelobit,  ein  heilant  ce  sendene,  von  dem  sprach  6r')  Moyses:  proplkebt 
Yobis  suscitabit  deus  de  fiructibus  vestris;  quis  non  audierit  illom,       nile. 
dictos  erit   Ein  wlssagin  sal  ü  got  irqoikkin  von  üwirme  gesl^BcJite- 
swer  deme  nicht  gehörchit,  der  sal  si  virflüchit  von  deme  spra^Ki  M 
Ysaias:  Ecce,  virgo  accipiet  et  pariet  filium  et  yo. .  Ein  magit  ^ba/«. 
phldiin  unt  sal  ein  sun  gwinnin,   der  sal  got  geheizin  werde.   cK^^ 
selbe  gotis  sim  gebom  wart  von  sancte  Merien  unt  numic  cddiiB  vr  ^^ 
ü  tet  —  üwir  tötin  hiez  er  üf  stto,  die  blinden  [machete  er]  *)  seho^ 
die  miselsuchtigin  machete  er  reine,  daz  wazzir  machete  er  zu  idne  wt 
andir  manic  ceichin  tet  er  —  daz  inhalf  alliz  nicht,    ir  martirtit^  k 
unt  hiengin  in  an  daz  crüce.  an  sineme  t5de  geschfihin  sole  ceidfli: 
w^rt  ir  nicht  virsteinit,  ir  mochtet  wole  geloubin,  daz  er  got  w^re.  m 
deme  tode  irstünt  er,  ce  himele  vür  er:   des  inwolt  ir  allis  nicht  p- 
loubin.   den  heiligin  geist  sante  er  her  nidir  sfnin  jungerin  den  zwdE 
apostolm,  die  wurdin  sprechinde  zwo  unt  sibincic  zungin.  das  ist  afls 
vil  war:  unt  ir  setzit  üch  noch  widir  deme  rechtin  geloubin  imt  A 
virsteinit  unt  wollit  got  niht  irkennin?   Nu  bin  ich  here  knmin,  dtt 
ich  wizzin  wil,  war  daz  crüce  kumin  si,  da  unsir  herre  J^sns  OriitM 
ane  gemartirlt  wart  daz  sult  ir  mir  vil  balde  wtsin  oder  ir  mftzit  alk 
den  grimmin  tot  kiesin.'   des  antwertin  die  judin  unt  spr&chin:  'frowe^ 
umbe  daz  crüce  inwizze  wir  nicht    des  sint  wol  drü  hundirt  jir,  dtt 
daz  alliz  geschach;  unsir  vetere  wärin  dannoch  nicht  gebom,  icht  mfir 
danne  wir  selbe,   wie  mochte  wir  danne,  gnädige  firowe,   didi  UBibe 
daz  crüce  icht  berichte,  war  daz  kumin  si?*  do  sprach  die  kaniginae: 
'ubilis   todis  müzit  ir  alle   sterbin,   ime  wisit  mir  daz  heilige  crüce.' 

Mit  zomigin  müte^)  hiez  sie  die  judin  in  den  kerkSre  .  •  .  .  • 

ubir  nacht  unt  vundin woldin  wä  daz  heilige  crüce 

l§ge.  des  morginis  hiez  si  die  kunegin  abir  für  sich  f^n  unt  eprid 
zu  in:  'ir  herrin,  hat  ir  üch  noch  icht  bedächt?  wisit  mir  das  crüce, 
oder  also  helfe  mir  der  dar  ane  gemarteret  wart   ich  heize  üch  also 

*)  %r.  Hier  konnte  etwa  auch  er  >«-  her,  herre  gemeint  «em.  *)  marhMft  er 

fehlt  dat  erste  mal;  rieUekht  soll  es  das  zvoeite  mal  fehlen  und  ist  durch  Vareehem  da 
Schreibers  vertceehselL  ')  martirt  ^  mit  somipn  mute  vgL  YF.  Oriaun  m 

Graf  Bad,  Ä  7. 


MITTELDEUTSCHE  PREDIGTEN.  345 

mdinc  virbrennin.'  Si  sprächin  abir,  alsd  si  d  tfitin,  daz  si  dar  nicht 
^e  wistin.  dd  gebot  die  kuningin,  daz  man  ein  michil  für  machite 
'  81  alle  dar  in  würfe,  die  judin  irquämin  des  vil  s^re  unde  nämin 
WD,  den  recht  schnldigin,  unt  gäbin  in  der  koningin  unt  sprächin : 
^e^  läz  nns  ledic  unt  habe  dir  disin,  der  wisit  dir  alliz  daz  du 

*  d6  liez  si  die  andim  unt  sprach  zu  Jüda:  Men  tdt  unt  daz  lebin 
ich  TUT  dich,  wtse  mir  daz  heilige  crüce,  ich  läze  dich  leibin; 

^  du  des  nicht;  ubilis  todis  sterbe  ich  dich.'  Judas  sprach  raste, 
'  ^^viste  d&  nicht  umbe.  d5  hiez  si  in  werfin  in  eine  grdbin.  iä.  lac 
'^Q  sibin  nacht  ungezzin  unt  ungetrunkin«  d5  die  sibin  nacht  umme 
'^üii,  do  rief  er  zu  den.  ritterin,  die  sin  da  phlägin:  'ir  herrin,  cihit 
^  üz  unt   brengit  mich^)  yur  die  kuninginne.' .  dd  zugin  sie  in  Üz 

*  orftchtin  in  yur  die  frowen  unt  sie  hiez  ime  ze  ezzine  geben,  unt 
S^Ute  sich  yil  vaste  unt  nam  eine  houwen  an  sine  haut  unt  gienc 

^^  zu  der  stat  unt  tet  sin  gebet  vil  vlizichliche  unt  begonde  zu 
^A^ene.  die  kunegin  volgite  ime  dö  unt  hiez  ime  helfin.  dö  si  begondin 
be  dar,  do  quam  ein  ertbibunge ')  imt  die  stat,  dk  diz  belüge  crüce 
',  die  wart  alle  irwegit  imt  quam  ein  alsd  süze  smac,  alse  alle  die 
im  würze  da  werin,  die  in  der  werilde  irgin  wSrin.  der  tüvil  f&r  da 
me  in  der  luft')  unt  rief:  'o  wg  dissis  tagis  unt  o  w&  dirre  michilin 
pi4de,  die  ich  nü  lidin  sol.  der  andir  Judas  virriet  sinin  meistir, 
'  was  min  firünt;  dirre  Judas  wil  mich  virtriebin  mit  deme  crüce, 
i  er  nü  suchet,  swanne^)  daz  nü  vimdin  wirt,  sd  bin  ich  gehönit  unt 
)  mine  genöze.'  Var  vur  dich,  ubile  tüvil/  sprach  Judas,  'alse  du 
rerkit  häs,  in  die  ^wigin  hellewize.  ich  geloube  vil  vaste,  daz  Jdsus 
18  8un  ist,  der  an  deme  crüce  gemartirt  wart'  dö  grübin  sie  vil 
iveliche  unt  vundin  drü  crüce.  dö  sprach  die  kunegin  sancta  Helena: 
L  newizze  wir  nicht,  welich  daz  heilige  crüce  si,  wände  der  zweir^) 
«ichSre,  die  mit  unsirme  herrin  gemartirt  wurdin,  sint^)  der  crüce 
sL'  dö  sprach  Judas:  'Nü  rüche  iz  unsir  herre  ce  offene,  welich  daz 
crüce  si.'  undir  des  vürte  man^)  einin  tötin  man  da  vure.  dö  hiez 
las,  daz  man  den  tötin  niedir  setzte,  imt  nam  ein  crüce  unt  legete 
üffe  den  tötin;  der  nestünt  nicht  üf.  alsam  tet  er  daz  andere;  dan- 
ih  lac  er  stille,  dö  er  daz  dritte  üf  in  legete,  daz  ^)  daz  heilige  crüce 
8,  dö  stünt  der  töte  üf  unt  wart  lebinde.  dö  wart  Judas  geteuft  unt 
rt  genant  Quiriacus  unt  wart  sider  bischof ')  imt  ein  vil  dumechtic 


')  brenf^it  mir.  *)  ertbibunge  undeutlich,  ")  in  dUuft  *)  snaanne. 

*)  zweir,  «.  i/oAn  mhd.  Gramm.  I,  Wo,  •)  sin.  ';  wrte  man.  *)  da. 

^  biflchofi. 


346  AD  ALBERT  JEITTELE8 

man.  dd  die  kunigin  des  crücis  gewis  was,  dö  sprach  sie:  'Nüne  hak 
wir  der  nagele  nicht,  die  durch  sine  hende  unt  durch  süie  Tftxe  giengm. 
die  wile  daz  ich  der  nicht  hän,   sdne  wile  ich  nicht  weain  fir6.'  ik 
Tastete  sie  dii  tage  sü  wazzere  unt  zu  brdte  ont  QuiriacoSy  der  &  Jtdsi 
hiez,  unt  alle  die  mit  ir  d&  wärin,  unt  b&tin  unsim  henrin  tiinir  gnidii, 
daz  er  die  nagele  wolde  iroffene.   d6  irhdrte  sie  unsir  herre  nnt  & 
erde  insldz  sich,  d&  die  nagele  Ifigin,  unt  si  irschinin  also  schöne,  ah» 
si  guldin  w§rin.  unt  alsd  wurdin  sie  fiindin  unt  die  knnigin  wart  fl 
vrd  unt  nam  si  dö  unt  daz  heilige  crüce  hiez  sie  in  xwei  segin,  uk 
daz  mSrre  teil  vürte  si  ipit  ire  ce  Constantinopole,  das  minre  lies  ■ 
ce  Jerusalem  unt  für  wider  zu  irme  sune  unt  br&chte  ime  das  cHlee 
halbiz  unt  die  nagele,    der  hiez  er  einin  an  sinin  zomn  slahin,  der 
hangete  ^)  vor  stnis  rossis  houbete.  den  vürte  er,  die  wtle  er  lebiie,  «st 
nlU^h  ime  andire  kunige,  nemellche  so  si  zu  Tolcwtge  vürin,  wände  oe 
hetin  des  geloubin,  daz  si  siege  vöchtin  al  die  wfle,  das  si  den  nsgil 
hattin.    diz  was  vor  gewissagit  von  einime  heiligin  proph^tin,  85  die 
Schrift  sagit    der  sprach:   et  erit  ad^  in  freno  r^s  sanctom  domia» 

vocabit ;  daz  der  kunic  an  sineme  zoume  tu 

2.  Lage  Bl.  1 laus  wöre,  der  ime  irschinen  wkt. 

dd  sie  sinin  namin  gehörtin,  dd  hübin  sie  ir  hende  üf  unt  lobitin  gel 
unt  sageten  deme  kunige,  daz  iz  ein  heilic  bischof  wöre  in  deme  lande^ 
dar  er  sie  hete  gesant  der  kunic  sante  ime  dö  ein  guldin  crüee  oat 
ein  andere  kunicliche  gäbe  unt  hiez  sie  varin  zu  sende  Nicolfto,  du 
sie  ime  sagitin  des  kunigis  botischaf,  daz  er  des  böte,  das  er  sin  ge- 
denke wolde  gegin  gote  unt  daz  si  ime  gnäde  sagitin,  das  er  in  ge- 
holfin  bete,  dö  vürin^)  sie  in  wec  unt  sagitin  ime,  wie  is  in  irgaogm 
was.  er  bivalch  si  gote  unt  si  vürin  wider  zu  deme  kunige.  die  irfle 
daz  sanctus  Nicolaus  hie  in  ertriche  was,  dö  tet  er  manic  ceiehin^  m 
dem  wazzere,  üffe  deme  mer:  den  half  er  dicke,  swer  in  ane  ni 
sider^)  dem  male  daz  er  virschiet  unt  ce  gotis  riohe  quam,  die  ceidnii, 
die  er  sider  hat  getan  biz  an  disin  tac  in  wazzere  unt  in  walde  ut 
in  allir  stetelich,  die  mochte  ü  nieman  volUh  sagin.  dö  er  Tirsc^et  snt 
bigrabin  wart,  dö  flöz  olei  üzze  dem  marmilsteine,  d&  er  imde  ls& 
swelich^)  mensche  da  mite  bestrichin  wart,  swaz  suchte*)  s6  der  hele^ 
der  wart  s&n  gesunt  dö  wart  zu  sime  grabe  ^  gröze  suche,  dar  hüb  skh 
ein  pUgerfm  unt  binachte  in  deme  walde  in  einis  morddres  hüs,  dtf 
in  dem  walde  was  unt  die  lüte  nidir  slüc.  dö  bat  er  in  der  herberge; 


')  hangete  tpeeißseh  mcL  Form,  «.  Lexer,  mhd,  Handwib,  I,  li9S,  *)  tArb 

tmleserlieh,        ^    eceichin.        ^)  s\d\        ^\  swelic         *)  eftche.  ^  s&  rime  g*be. 


M1TTEI.DEUTSCIIE  PREDIGTEN.  347 

dö  lech  er  8i  ime.  dö  er  gaz  unt  getrank,  dö  machite  er  ime  ein  bette  ^) 
ant  tet  daz  gerne ,  wände  er  der  pfenninge  wart  geware^  die  der  bil- 
gerfm  trftc.    dö  der  pilgerim  sich  dd  leite,   dd  bevalch  er  sich  deme 
gAten   saneto  Nicoläo   nnt  intslief.   cehant  stünt  der  schSchdre  üf  unt 
dftc  ime  den  hals  abe  mit  einir  ackis  unt  begrub  daz  hoabit  ftzirthalp 
deme  hfts  unt  nam  dö  sinin  schaz  allin  nnt  leite  sich  släfin.  zu  mittir 
lischt  quam  s.  Nicoläus  für  die  ture  unt  hiez  sich  in  Iftzin.    der  sch6- 
chSre  frägete  wer  da  w@re.  d6  sprach  er,  iz  wdre  Nicoläus^  der  bischof 
Ton  Stamirre^.   dd  newolde   er  in  nicht  in  l&zin.   des  andim  nachtis 
quam  er  zu  der  seibin  stunde,   des  drittin  nachtis  quam  er  vor  deme 
tage    mit    grdzime    lichte   alse   mit   einime   blicke   unt   stiz   die   tmre 
i^zxe  deme  angin  unt  gienc  dar  in  unt  sprach:  'wise  mir  vil  schiere, 
war  hAst  du  minin  bilgenm  getan;  wen  daz  ich  vil  ungeme  iemanne 
idit  leidis  tftn,    du  hettis   gamit  widir  mich  den  ftwigin  tot,  wende 
du  minen   pilgerim   hast   irmordit/    dd  gienc  s.  N.   für   daz   hüs  unt 
souh  daz  houbit  here  vure  unt  gienc  zu  deme  lichamin  unt  satzete  ^  iz 
eesamene.  alsd  wart  der  pilgerim  lebinde.   ier  sch^ch^re  was  irkumin 
dirre  dinge,  daz  er;  sich  nicht  virwiste.  dd  hiez  in  s.  Nie,  daz  er  deme 
pilgerime  bettete,  als  er  d&r  gelegit  was,  dö  er  irmordit  was,  unt  sprach : 
*al  hie  bevule  du  dich  ^)  mir,  al  hie  lege  ich  dich.'  dft  mite  fdr  s.  N.  ce 
himele  unt  der  mord^re.fÜr  zu  unt  weckite^)  den  pilgerin.    dö  er  dö 
irwachite,  dö  sprach  er:  'o  wi,  wie  unsanfte  ich  gesläfin  h&nf  des  ant- 
werte  ime  der^mordere  alsö][weinninde  unt  sprach:  Vorliebe,  imsanfte 
Uüst  du  gesl&fin,  wende  ich  bete  dich  irmordit'  ein  zeichin  was  deme 
pilgirime  an  deme  halse  bilibin  alumme  als  ein  röt  sidin  vadim.    dö 
giengen  sie  dö  bftde  zu  sente  Nicol&o  unt  sagitin  diz   gröze  wundir 
mllir  der4,werilde,  unt  der^mordöre  wart  ein  gut  man.  £z  was  in  den 
seibin  ziten  ein  schifinan,  deme  brach  sin  schif  unt  virlös  sin  gut  unt 
yirarmite.  dö  er  dö  niemannin  vant,  der  ime  borgete,  dö  quam  er  zu 
eime  judin  unt  bat  in,  daz  er  ime  borgite  so  vil  schatzis,   daz  er  ce 
Bchiffe  qudme.  hienir  sprach,   daz  er  daz  gerne  tete,  ob  er  ime  pfant 
setzte,  dö  sprach  der  cristin  man,  daz  er  pfandis  nicht  inhete.  wenne 
er  ime  wolde  •)  so  vile  gütis  borgin,  so  sie  in  ein  wurdin,  er  swüre  ime 
tffe  sente  Nicol&i  altere,  daz  er  ime  gulde,  so  er  schieris'')  mochte,  der 
jade  18ch  ime  dö  ein  gut  stucke  goldis  üffe  s.  N.  [altöre].  dö  der  cristin 

*)  eioe  botte.  ')  Stamirre.  Venoechtltmff  mit  Smyma  (vgl,  Bariteh,  Kmwod» 

Partancpier  S.  429)  oder  EtUsleUung  aus  etat  Mirre  d.  i,  Myra  in  Lykknf        ')  satcete. 

*)  bdYole  dd  dich.  *)  weekite.  Gewöhnlich  heißt  dat  prät,  wacte  oder  wahte, 
i.  mhd.  Wtb.  HI,  451.  •)  wenne  wolde  er  ime.  ')  schieria  w<  vjohl  fltr  scbierirt 
aU  £h^9erlatn)  des  Adv.  tu  faatmi. 


l 


348  ADAI-IiEKT  JEITTKLKS 

man  (laz  golt  hete  inpfangin,  dö  gicnc  er  inwec  ant  gwan  ein  sclüf 
uat  vor  ubir  roer  unt  wart  schiere  riche.  dG  daz  der  Jude  gesncli,  dS 
sprach  er  zd  ime:  'Kö  bist  dö  rIche,  nfi  gilt  mir.'  d5  sprach  der  criitia 

man ' mir    äffe   a.  S. 

altSre  unt  ick  I&ze  dich  frt.'  d6  sprach  der  criBtio,  daz  er  des  ger^ 
were.  diz  wart  getedingit  wände  ')  biz  frü.  der  cristin  gedächte  vil  ajige 
unt  Qam  also  vil  goldis,  bö  er  deme  judia  geldin  solde,  unt  irgrQb 
einin  etab  unt  tet  iz  dar  !n  imde  virmachite  iz,  doz  iz  nteman  mochte 
gesehin  unt  quam  des  morgenes  frü  zu  deme  judin  unt  sprach:  *Nft 
g9n  wir  zii  s.  N.  altijrc,  du  wil  ich  dir  gew?re,  daz  ich  dir  din  gflt 
alliz  hän  gegebin  an  dine  hant.'  der  Jude  gienc  dö  mit  ime  vil  unüA- 
liche.  du  si  zu  deme  altere  quiLmin,  dö  nain  der  cristin  man  stnin  «tap 
unt  gab  in  deme  judin  an  stne  hant  unt  mit  der  unkust  bÖ  swflre  er 
ce  Bente  Nicolai  altere,  daz  er  ime  sin  gut  alliz  virgoldin  hete  tml  ii 
ime  an  Bine  hant  hetc  gegebin.  dö  er  den  elt  hete  getan,  dd  nam  er 
elnin  stab  wider  unt  wart  ein  vil  vrö  man.  der  Jude  gienc  dö  schrtende 
unt  sprach:  '0  wl,  Nicolfie,  wie  bäst  dö  mich  sua  betrogin!  gildis  dö 
mir  nicht,  söne  sal  dir  got  noch  man  nimmir  getrüwe.  Salt  du  iz  nicht 
rechin,  söne  wii  ich  dir  nimmir  dechein  ere  gesprechin.'  Mit  der  rtAe 
gienc  der  cristin  mau  inwec,  unt  also  got  wolde,  dö  begonde  in  Btw 
ce  aläfime  unt  mitten  an  deme  wcge  sü  viel  er  nider  unde  slief  mit 
der  stap  lac  bi  ime.  undir  dcB  für  ein  man  da  vure  mit  eime  fOdir 
houwis,  dö  er  den  man  vant  släfinde,  dö  sprach  er  z<\  ime,  daz  er  Qf 
atftnde.  bienir  lac  bö  virsläfin,  daz  er  nicht  hörte,  dö  bienir  dö  lange 
gerief  unt  der  man  nicht  Gl'  atönt,  der  da  slicf,  dö  w4nde  bienir,  der 
den  wagen  ")  dil  vüi'te,  daz  er  durb  sine  schalcheit  nicht  üf  wolde  stin, 
unt  für  ubir  in  mit  deme  wagene.  der  wagin  druckte  den  man  ce  t5de 
unt  den  stap  druckte  er  ce  stuckin,  daz  daz  golt  dar  flz  schein,  ifai 
quam  is')  mere,  daz  der  man  tot  w6re,  der  den  judin  hete  betrogin. 
der  Jude  quam  dö  geloufin  unt  nam  den  stap  in  die  hant  unt  sprach: 
'wienft,  bijsir  wiecht  ungetrüwir*},  was  diz  daz  golt,  da  dB  mich  mite 
betrogin  büsV  s.  Nicoläus  bat  mir  geriechtit,  an  den  ich  mich  liez,  der 
hat  mir  eine  trüwe  biscbeinil.'  Alse  lief  er  rfifinde  zu  sente  NicoUi» 
munslere.  Man  hflb  dö  den  tötin  man  üf  unt  trüch  in  vur  daz  nmnttir 
uut  der  etap  lac  bt  ime.  dö  viel  der  judo  nidir  an  sine  knie  ant  w«mile 

')  nando  tn  unmgenllieher   Vlrreautitiig  ßir  wui.   v;it    bJuL    Ht6. 
WM)  bi«   W.  Grimm  ™  tJra/ Badoy  il.  13.  20,  »  Alkit  19.  ')  i 

A«(  wan.  *)  U.  ')  bÖiir  wifeoht  angeuflwir;  vgl.  f^ 

OArmtk  da  Vocaeiet  3Ktitr   allraiUivw  A4j«ttiM,   J» 
4Mkri  ii,  /ehU. 


] 


MITTELDEUTSCHE  PREDIGTEN.  349 

m\  Bere  unt  sprach:  'herre  s.  Nicolfie^  du  has  mir  wole  geriechtit  ubir 
den  ungetrdwin  man.  wilt  du  daz  ich  des  geloube,  daz  du  diz  gei&a 
habis  unt  daz  ich  geloube,  daz  J^sus  Cristus  der  wäre  got  si,  so  hilf 
mir,  daz  er  lebinde  werde  unt  das  er  sine  sunde  gebüze:  sO  laze  ich 
mich  toufin/  döne  was  nicht  lanc,  der  man  wart  lebinde  nnt  st&nt  üf 
unt  viel  deme  judin  ce  vüzin  unt  bikante  sich  sinis  unrechtin  ^)  und 
wolde  ime  sin  gut  geldin.  des  newolde  der  jude  nicht  nemin:  er  hiez 
iz  armen  lütin  gebin.  unt  der  Jude  wart  geteuft  unt  bihielt  die  sele. 
die  heidine  roubitin  die  cristinheit  in  s.  N.  lande,   da  n&nin  sie  eine 
tavelin,  da  was  s.  N.  bilde  ane  gemälet  dO  iz  der  heidine  heim  brächte 
unt  er  virnam  von   eime  cristin,   daz   daz   der  mildiste  bischof  w^e, 
der  ie  wurde '),  der  dar  ane  gescribin  were,  dö  nam  er  die  tabelin  unt 
blonde  sie  ce  erine  durh  daz  bilde,  daz  dar  ane  stünt.  ce  einim  mÜe 
gienc  er  üzeme  hüs  unt  sprah  zu  deme  bilde:  'Nicoläe,  hüte  wol  d& 
lieime.'  undir  des  quämin  diebe  unt  stälin  alliz,  daz  in  deme  hüs  was, 
in  daz  bilde,  imt  trügin  iz  in  den  walt')  unt  teilitin  daz  gut.  dO  der 
man  wider  quam,  dÖ  was  sin  gut  aUiz  yirlom.  d5  begreif  er  daz  bUde 
unt  sprah:  'Nicoläe,  hilf  mir,  daz  mir  min  gut  wider  werde,'  unt  he- 
gende daz  bilde  ce  slahine  unt  sprah:  'alsüs  sal  ich  dich  vil  dikke 
elahin  unt  villin  unt  ce  jungist  in  deme  f^re  brennin/   aldä  die  diebe 
säzin,  dar  quam  s.  Nie.  gegangin  in  einis  bischoffis  bilde  unt  sprah 
zu  in:  'ir  unseligin,  waz  ich  durch  üwir  dübe  geslagin  bin!  gebit  iz 
widir  oder  ich  melde  üh  unt  ich  schaffe«)  Üh  aUe  irhangin.'  die  diebe 
irrorchtin  daz  vil  sere  unt  brächtin  daz   gut  alliz  widir.   do  daz  der 
heidin  gesach,  do  lobite  er  got  imt  den  gütin  s.  Nicoläum  allir  sinir 
gute.  Zu  den  seibin  citen,  d5  [man]  s.  Nicoläum  witen  suchte,  dO  was 
ein  man,  der  hete  ein  siech  kint,  der  reichite  s.  Nicoläo  ein  vaz  von 

golde  unt  von  silbere,  wende  er  riebe  was.  daz 

2.  Lage.  Bl.  2 de  daz  gotis  wort,  do  hiez  ime 

der  kunic  daz  houbit  abe  slahin.  der  junge  brüdir,  der  kunic  Polimius, 
der  nam  den  heiligin  lichamin  unt  bivalch  in  zu  der  erdin.  der  eldir 
brüdir,  der  in  gemartirt  hete,  der  wart  besezzin  cehant  mit  dem  tüvele 
unt  quam  ce  sancto  Bartholomei  grabe  alsd  schiiende.  Mine  liebin  ^), 
wir  nelesin  nicht  des  an  den  buchen,  daz  dechein  heilige  were,  der 
80  grozin  gewalt  hete  ubir  die  tüvele  also  s.  Bartholomeus.   Nu  bitit 


*)  unrechtiD.  Das  Adj,  wbstafUiviach  vencendet  oder  vertchtieben  fiir  onrechtiB  ? 

toahrtehehdieh  das  erstere,  vgl.  weiter  tmten:  die  (werlt)  was  alle  begrifin  mit  deme  nn- 

reehtin.  ')  wurde  ift  wohl  conj.  prät.  kaum  tchon  unser  ind.  wurde.  ')  in  dem 

walt  *)  sahfTe.   Hier  hat  schaffen  die  Bedeutung  *  heißen,  latHn,  vgl,  das  öHerr. 

^schaffen'  ')  M    1. 


350 


ADALBEKT  JEITTEI.FR 


in  Bioir  giiadin  hüte,  dai  er  fl  weginde  si  iimme  uuBJm  herrin,  dnx  er 
Uli  biscbirme  yor  deme  leidigin  tQvele  unt  Q  helfe,  du  ir  ä«n  Swi^n 
lib  beaitziu  müzint. 

S,  Mathei  apoBloH  et  evangel. 
Der  gute  sanctus  MnthSuB,  der  heilige  apoetolua  unt  ^vangelista, 
der  was,  b5  uqs  daz  heilige  Evangelium  sngit,  eiu  offin  anndSre  DBt 
waa  ein  zolnere.  den  bikärte  unsir  herre  aelbe  unt  hat  in  vü  hSr  ge- 
rn achit ')  ,1  daz  er  beide  ist:  der  zwelf  botiu  einir  unt  der  vier  dvangeliiliii 
ein.  d&  sante  unsir  herre  ce  Mörlant  in  eine  etat,  die  hiez  Nadaber. 
d&  was  inne  ein  kunic,  der  hiez  EgIippuB.  in  deme  lande  vftrin  zwSiit 
sonberSre,  der  ein  hiez  Zoroc ''),  der  andir  hiez  Arfaxat.  die  Bt&ltiii  nttchil 
zoubir  unt  machtin  die  lüte  blint,  Bweotie  sie  woldin,  unt  tUttn  in,  du 
sie  sich  niergin  geregin  mochtin,  unt  andirs  manic  dinc  t&tin  aie,  du 
eeltsene  was,  unt  sagitin  den  lütin,  düz  Bie  gote  vSrin.  der  «ras  vil, 
die  des'geloubitin  durh  michil  wuudir,  daz  sie  tätin.  dö  s.  MatbSni 
dar  quam,  dö  sagete  er  deme  löte,  daz  aie  trugenßre  wgrin,  unt  sweine 
sie  dehein  echadin  t&tin,  den  wider  tet  er  mit  der  gotis  gewalt.  d3 
inphienc  in  ce  häs  Candacls,  reginae  eunuchuB,  der  kuntginne  kerne- 
rSre  von  MSrlant,  nnt  Bprah  zd  ime:  'unsir  herre  bat  dissia  laodit 
rüche,  wende  er  dich  here  gesant  hat  den  worttn,  daz  dÜ  daz  laut 
berichtia,  waude  si  got  nicht  irkennint'.  S.  Mathcus  antwerte  ime  dO: 
'oneirs  herren  gnäde  die  iat  vil  grOz;  der  nevirgizzit  atnir  hantgetit 
nicht  von  eime  ende  biz  au  daz  andire',  dÖ  aprah  der  komerftre:'«» 
ist  grSz  wimdir  unt  wundirt  mich  sere,  wie  daz  kumc,  daz  d&  tut 
andire  die  apostoli^)  uneirs  herrin  zwo  unt  sibincic  zungin  alaS  «ob 
sprecbint,  alae  die  dinne  gebom  aint,  odir  baz."  des  antwerte  ime  a 
MathSus  unt  sprah:  'unsir  herre  Jesus  Cristua,  derw&r*)  beilant,  der 
wart  von  htmeie  her  nidir  gesant  den  wortin,  daz  er  widir  brachte  di» 
w«rlt  in  atnis  vatir  riebe,  die  was  alle  begrifin  mit  deme  unrechtin  unt 
ane  betetin^)  holz  unt  steine,  dar  umbe  bat  uub  unsir  herre  gesant  altt 
wtt  s6  die  werlt  ist,  dsz  wir  sie  bikSrtin,  unt  gab  uns  die  kanit,  du 
wir  sprechin  swö  unt  sibinzic  zungin,  den  wortin,  daz  uns  d«b^ 
dürft  were  deheinis  düteris;  durch  daz  sd  kunne  wir  zwo  tut  nbinde 


«  da 


')  Til  heiT  gemaebll.  ')  Zoroe    Btt  «vji.e,  Duli' 

S49,  MjSl  diettr  Zaubrnr  Zdrnes.  *)  iindife  die  Äpflstoli ;  iU»t«  Ctmi^metUm  I^^ 

lAnt  andir«  di«  Inntiii)  W  n  (Tnnnn.  IT.  411  hiniHtHf^gm.  ')  V^t. 

Sil.  ')  ane  batelio.  EMtfeader  fthll  AiW  da»  /VnuHam  li«  aU  SvhjlH 

teahntKämiicha' ,   dU  Centtmttion   iit   rine  nach  d/ 
im  v»rkw$fhmdt  aU*  f«6m«tej»  aaa  balata  oA 


MITTELDEUTSCHE  PREDIGTEN.  351 

■ODgiii  baa  dan  ieman^)/   andir  des  starp  des  kunigiB  snn,   der  hiez 

Enfiranoiiy  unt  fadb  sich  gröz  weinin  in  des  konigis  hüs.    dar  lief  der 

kemer^rey  der  s.  Maihdum  geberberget  bete,    dö  er  d6  sach^  daz  daz 

kint  töt  was,    dd  sprab  er  zu  der  kuninginne:  ^frowe,    sentit  n&cb  s. 

liatbSo,  deme  gotis  apostolo,  der  irquikkit  daz  kint  mit  den  gnftdin 

gotis'.  nndir  des  qufimin  die  zonberftre  nnt  woldin  daz  kint  irqnicken 

▼on  deme  tdde  nnt  mocbtin  [iz  nicbt].  d6  sprab  der  kemerSre :  *firowe, 

Imus  dise  zonberSre  virterben,  wende  allir  slacbte  leit  komit  von  in.' 

dd  gienc  er  n&cb  s.  MathSo.   al  die  wile  qu&min  die  zonberdre  unt 

brichtin  tracbin  mit  in  gefürt,  da  mite  sie  die  lüte  pflftgin  ce  virterbine  *). 

den  gebot  s.  Mathias,  daz  sie  insliefin,  nnt  die  zonberftre  mocbtin  sie 

aicht  irweckin  mit  deheinin  irin  liestin.  d6  gebot  in  dö  s*  Mathgas  per 

patrem  et  filinm  et  per  spiritom  sanctom,  daz  sie  inweo  f(irin,  daz  sie 

oiemmir  nieman  dÄ  mir  gesehe.   als6  fürin  sie  inwec,   die  zouberdre, 

unt   flohin   üzze   deme   lante   unt  vürin   in   daz   lant   ce   Babyldnie. 

8.  MathSns  quam  d8  fdr  den  kunic  nnt  tet  sto  gebet  unt  sprach  zft 

deme  kinde:  *£ufranon,  in  unsirs  herrin  namin  stant  üf/  cehant  stftnt 

das  kint  üf  unt  er  nam  iz  bt  der  haut  unt  z5h  iz  üf.  d6  daz  der  kunic 

Eglippus  gesacb  unt  die  kuneginne  sin  w!b,  d6  vielin  sie  deme  apo- 

stolo  sü  YÜzin  unt  bätin  in,  daz  sie  getövit  müsten  werdin.   dd  sagit 

«r  in  den  geloubin  vore  unt  toufte  beide  den  kunic  unt  die  kuninginne 

nnt  daz  kint,  daz  von  deme  töde  irquickit  was,  unt  des  kunigis  tochter 

nnt  lütifl  vi]  manic  tüsint  dd  der  kunic  Eglippus  dd  starb,  d6  intpfienc 

das  knniciiche  einir,  der  hiez  Hyrtacus;  der  nemeinte  gotis  nicht  unt 

wolde  des  kimigis  tochtir  nemin  ce  wtbe,  Eufenissam,  die  bete  gote 

im  magetüm  gelobit').  der  selbe  martirte  s.  Mathlum,  unt  die  biscoffe 

heidinische  ^),  den  daz  leit  was,  daz  man  die  abgote  cebrach,  die  gerietin 

daz  er  gehoubit  wart  unt  also  vür  er  zu  den  dwigin  gn&din  ftmen. 

Sermo  in  dedicande  die^)  ecclesie. 
Fundainenta  ejus  in  montibus  sanctis  diligit  d.  p.  s.  s.  o.  t  Jacob, 
nnsir  herre  der  almehtige  der  wtsite  deme  heiligin  prophlten  eine  burh, 
die  er  bigonde  zu  wirkine  von  anegenge  dirre  werlde.  hie  wirkit^)  man 
die  steine,  da  ce  himele  legit  man  sie  unt  d&  ce  himele  wirt  sie  vollin- 
brächt  do  der  heilige  man  her  D&vid  dise  burch  ane  sach  von  den 
gnidin  des  heiligin  geistis,  d6  sprach  er:  'fundamentum  ejus'  et  cetera. 
*die  burch,'  sprab  er,  'die  ich  sehe,  die  ist  geyuUemundit  üffe  den 
heiligin  bergin/    die  burch  daz  ist  die  heilige  cristenheit,   die  heiligin 


*)  daz  ieman.  *)  Tirbine.  *)  gelonbit.  *)  die  biscoffe  heidinische, 

vgl  Oramm.  IV,  417,  487.  ^)  de;  d.  t.  wohl  »  diem.  <)  wirkin. 


352  ADALBERT  JEITTELES 

apostoli  die  sint  ouh  mit  den  tugendin  [gemeinit]  ^),  üffe  die  int  geTuli-f - 
mondit  die  heilige  eristenheit^  wende  sie  gäbin  ir  lib  zu  der  maitir  dnnl 
der  cristinheite  willin.  von  disin  bei^in  ist  geschriben:  leTavi  ocoki; 
^ich  hüb  mtne  ougin  üf/  sprach  der  proph^ta,  *zü  den  be]f;in,  dannii 
mir  helfe  kumin  sal/  werliche^  swer  sie  ane  rüfit  unt  in  bcTÜhit  rffei 
angist;  sie  helfint  ime.  dise  bure  sal  gedmmirt  werdin,  alae  8.  Johamei 
quit,  de  vivis  atque  electis  lapidibns,  von  den  leibindin  steinin  mi 
von  den  irweltin  steinin.  liebin,  also  manic  heilic  mensche  sd  in  £ii 
werlt  kumit,  also  manic  sülstein'')  wart  onsirme  herrin  zft  dbir  hm. 
alse  man  die  üzwertigin  borge  cimmirt,  also  tut  unsir  trechtin  die 
himelischin  Jerusalem,  da  wir  alle  gesaminit  sulin  werde,  daz  ist  muin 
herrin  bore,  von  der  gescribin  ist:  J^rusal^m,  quae  aedificator  ut  dntM; 
unsirs  herrin  burh  wirt  gecimmirt  alse  ein  burc  wie  tftt  der  der  ene 
bore  wil  cinmierin?  der  gwinnit  steine  nnt  behouwit  die  ont  wiiidt 
die  ont  billit  sie  mit  sime  wäfine  nach  sime  richtesciüte  ont  qoidiit 
sie  unt  legit  danne  sinin  vullemunt  ont  mürit  danne  dar  tL  dar  il 
hörit  danne  mortere  unt  vuUesteine  unt  ekkesteine.  so  die  mürs  tf 
getribin  ist,  so  vestint  man  die  burc  mit  grabin,  mit  gewere^  mit  andin 
dingin,  die  da  zu  horint  also  tut  unsir  herre:  manigin  schönin  itea 
hat  er  gesaminit  von  anegenge  dirre  werlde.  der  Srste  stein  was  ix 
gute  Abel;  der  leste  stein  daz  ist  der  jungiste  mensche ,  der  noek 
gebom  sal  werdin  in  dise  werlt,  der  ce  gotis  liche  getermint*)  ist  die 
steine  bihöwit  der  almehtige  got  tegelichis,  swenne  er  den  mensdni 
reinigit  von  slnin  sundin  entwedir  mU  der  toufe  oder  mit  der  rftve 
oder  mit  der  büze.  so  wirkit^)  er  sie  ouh,  swenne  man  den  mensdün 
l^rit  unt  scheffit^)  mit  den  gotis  wortin  wie  er  sule  lebin.  so  qu&dirt^ 
man  in  mit  den  vier  tugindin,  mit  den  vier  evangelien,  das  er  allii 
des  geloubin  sal,  des  ein  cristin  mensche  "^  geloubin  sal  von  rechte,  die 
riechte  sal  man  nemin  ^)  nach  der  heiligin  scrift,  daz  ist  daz  richtisdut, 
die  ist  vil  gewere  unt  nelügit  nicht.  So  billit^)  man  die  steine,  du 
dechein  werre  ane  si.  tunsionibus  pressuris  expoliuntur  lapides  per 
manum  summi  artificis.   der  obirste  steinmetze  der  billit*)  sine  stdne 

alle,  die  des  wert  sint,  daz  sie  an  stne  murin  kumin  sulin 

3.  Lage  Bl.  1 ubir  mer  unt  ubir  lant  gegin 

Antonio  imt  sinin  wibe^^)  Cleopatre.  da  quamin  sie  cesamine  in  mir 


f 


>)  gemeinit.  DU  Gmjeciur  bleibt  /raglieh.        ')  sülstein  ichwer  leaerUeh.        *)  ge- 

termint  ist  sehr  tmdeuüich  und  zuAtchen  beiden  Wörtern  noch  em  Wort.         *)  wiikit 

m  der  hier  Bedeutung  *  bearbeiten,  ^)  scheffit.  Von  dem,  ein,  schaffen  oder  dem  seht. 

•eheffen?  die  Bedeutung  scheint  'bilden,  durch  Bildung  eine  Richtung  geben.         *)  q"dirt 

9  menschin.  •)  nimin.  *)  \A\\\\\.  ^'^  «ksäxl  wibe,  9gL  ähU.  Com- 

s(rueti<men  oben. 


SnXTELDEUTSCHE  I'UEDIGTEN. 

izin  tiabc  CiSa  dem  mer,  die  hiez  Leucades  unt  Ist  in  Griechin  lande. 

•  kunigmne  von  Egj-pti  lande  unt  Antoniua  her  was  michil  ^özir 

me  des  kunigis  von  Rüme,  sie  hetin  achte  hundirt  tfisint ')  galiden  *)  An 

äere  schiff,  dÄ  die  bogPre  *)  inne  säzin ;  der  kcisir  hete  michil  miimir 

l  iedoch  biet&nt  er  sie  fiffe  demo  mer.  unt  [sie]  vächtin  dA  man  des 

i   iingewia  was   beidintalbin :   der  keisir  wart  vechtinde  widir   die 

ir,  da  die  kimiginne  ane  was  unt  wart  cem  Grstin  sigelös;  Agrippa, 

I  keiairs  swägir,  wart  vechtinde  widir  Antonimn  unt  viene  in  lebinde 

I  quam  algprichte  (lerne  keisire  ce  helfe,   der  keisir  karte  sich  dö 

dir  mit  vacht  starke  mit  der  kunigin.   die  slachte  wart  dö  vil  gröz 

t  daz  mer  aJliz  mit  blute,  eö  wit  so  die  habe  was,  da  daz  volcwic 

r  gescach.    die  kuneginne  wart  dG  wichinde  unt  ir  her  wart  gar 

rangin  unt  irslagin  unt  sie  selbe  wart  gevangin.  Rostra  navium,  die 

,  den  galtclin,    die  snebile,   die  hiez   der  keiair  ce  Röme  vürin  unt 

E  an  dem  markite  dincstfilc  niachin   unt  andirswä  in  der  stat,   da 

)  faerrin  fiitzin  soldin,   die  des  gerii^htis  pflfLgin,   unt  hiez  die  selbin 

1  unt  die  snebile  da  öf  slahe  ce  einin*}  würceichine,  daz  er  da  ge- 

^t  hete.  die  snebile  wärin  wehe  unt  gut,  sumiliche  ubir  guldit,  sumi- 

[ie  mit  silbere  bielagin,   sumiliche  gemalt,   sumiliche  mit  messinge 

ST  mit  iaiue  oder  andira  vil  wole  gemachit.  dö  der  keisir  sJnin  vlant 

tooium  hete  gevangin,   dö  hiez  er  ime   daz  houbit  abe  slahiu  unt 

nch  zil  der  kimingio:  'du  bist  gevangin,  din  lant  daz  wil  ich  habin. 

ihäst")  mir  BÖ  vil  ce  lastire  getan,  ich  newil  dich  nicht  läziu  lebin; 

pde  du  iedoch  einis   richiu  kunigis  tochtir  bist  imt  din  ßrste  man 

i  riebe  kunic  was,  sO  küs  dir  swelin  tot  b6  dfl  wollis,  des  tüdis  ISz 

I  dich  Bterbin.'    dö  sprach  Cleopatra:   'herre  keisir,  nä  daz  got  alsS 

Ide,   daz  (ich]  minin  liebin  man  Antonium  virliesin  aolde  unt  min 

it  unt  min  Iftte  unt  min  ßre,  waz  solde  mir  der  lib  danne  mer?  ich 

negere   nicht  langir  ce  lebine;    nü  füre  mich  mit  dir  hinnin  zfi  Ale- 

Xftndric,   daz  ich  in  deme   eilende  ieht  irsterbe.   aC  schiere  ich  danne 

baes  vatir  pfelliuce  ane  geaehin  mac,   so  läz  mich  sterbin  des  tödis, 

I  ich  wolle,'  der  keiair  tef  also  unt  fürte  sie  mit  ime  zftAlexandrIe 

i  b3  schiere')  so  sie  irs  vatir  palas  ane  gesach,  do  sprach  sie:  Tierre 

n>ir«  daz  palas  mtnea  vatir  unt  daz  lant,    daz  wÜint  min  eigin  was, 

1  ich  geaehin];  nfi  läz  mich   irsterbin   des    tödia,  des  ich  gere  unt 

ich  selbe  wole.'  des  virhancte  ir  der  keisir   unt  sie  hiez  ir  gwinnin 

<)  h  Wirlcliehkeil  waren  «  nur  800  Scjfife,  #.  /"«(er,  Oeschichle  Somi  11.  52.9. 

•aUden  «.  Laar  mM.  BttndKib.  I,  138.         ')  schift.         ')  bogere  fiir  bogenSre. 

')  eiiiin  vyl.  Barlth,   Jlache  Uolerdkhlfr  S.  34H.  'j  do  hitsl. 


354  ADALBERT  JEITTELES,  MITTELDEUTSCHE  PBEDIOTEK. 

zwei  aspin  ^  tier,  die  sint  der  nätüre :  swen  sie  bizint,  den  g^  der 
ane  ont  also  sIMnde  müz  er  sterbin.  die  zwSne  wnrme  satzte  ri 
ir  braste,  die  bizzin  sie  nnt  sngin  sie  nnt  alsd  sldfinde  kds  sie 
bittim  ißt  der  keisir  nam  dö  in  der  stat  der  kuniginne  schati 
bisazte  daz  lant,  alse  ime  sine  vurstin  gerietin,  nnt  f&r  widir  ee  I 
mit  grözin  6rin.  Gbözir  sige  mit  *)  solhir  frowede  nedorfte  nie  w< 
vor  Cristis  gebnrte.  d6  gebot  der  keisir  Oetovianns  AogastoSy  du 
den  seibin  m&nt,  in  deme  iz  geschach,  nSb  ime  hieze*)  Angnstiiiii, 
qoit  fiwist^),  nnt  daz  man  den  allir  j^rgilichis  bigienge  mit  grOnr 
wede.  Mine  liebin  ^)y  diz  stünt  sidir,  daz  sich  die  cristinheit  hfili 
gr6zir  übe  yfl  nach  vier  hnndirt  j&r,  daz  iz  die  cristin  bigiengii 
deme  seibin  vlize  alse  onh  die  heidine  gewone  wärin.  daz  gesad 
konegin  Endoxia,  die  s.  PStirs  ketenin  ce  R6me  br&chte,  mt  bal 
b&bis,  daz  er  allim  deme  lüte  gebute  bi  gote  nnde  sie  dar  zft  twimg 
dem  banne ;  daz  sie  allir  j^rgilichis^  zu  deme  mnnstir  qaftmin, 
sancti  Pdtiris  ketinin  gewihit  wSren^,  nnt  da  betin  ir  j&rmarkit  mit 
ir  vrowede  ^),  die  der  cristenheit  giceime,  nnde  daz  sie  d  bigiengin 
der  heidine  site,  daz  sie  daz  nfl  bigiengin  in  nnsirs  herrin  Sre  m 
guten  s.  PStirs  den  wortin,  daz  sie  got  inpunde  von  allin  Irin  bi 
alse  s.  Pdtir  inpnndin  wart  von  den  fsirin  banden  nnt  von  des  k 
HSrödis  gewalt.  Mine  liebin  ^),  den  tac  bigSn  wir  hüte.  S.  Pgtir  i 
nicht  gebundin  joch  gevangin  alse  hüte,  wene  disen  tac  nnt  dise 
gecit  die  heizit  man  ce  Rome:  ad  vincnla,  zun  banden  nnt  i 
ketenin,  wende  sie  die  heilige  kunegin  ce  Röme  brächte  alse  h& 
iz  als8  mite '®)  schuf,  alse  wir  ü  gesagit  hftn.  Nu  bi^t  hüte  den 
s.  Pdtim,  wende  die  heilige  cristinheit  nehis  dem  almehtigen  g 
ime  st3t,  daz  er  nns  helfe  wolde,  daz  nns  got  inpinde  wol 
allin  nnsim  snndin,  daz  wir  fröliche  spreche  müzin:  diripisti  >^  i 
mea  t  s.  h.  1.  herre,  du  h&st  unsir  bant  cebrochin,  wir  snli 
lobin  allir  dinir  gn&din,  qni  vivis  et  regnas  deos. 

^)  aqiiii,  ».  mhd.  Wtb.  I,  65.  ^  mit.  Di«  Hs.  hat  nnt;  ob  obige  Em 

richtig,  »oü  nieJU  behauptet  toerden,  ^  biet.  *)  twisL  Die  Länge  di 

seheint  mir  au§  den  volleren  Formen  onwest,  ougeste,  ongste ,  onst,  laL  angnsto) 
wgehen.  >)  M.  1.  *)  allin  iergilicbifl.  ^  w&  unUaerlich. 

•)  andir  ir  vrowede  vgl,  ör.  IV,  419.  '•)  mite  =  dk  mite,  t. 

i93^.  Mar.  Eai^  z.  Free  (2.  Ätug.)  V.  1060.  *')  diripisti  tie. 


H.  SUCinER,  WOLFB/VMS  WILLEHALM  ALS  VOLKSBUCH. 


WOLFRAMS  WILLEHALM  ALS  VOLKSBUCal 


Weder  wo  von  der  Entstehung  der  VoIksbücUer,  noch  wo  von  der 
■pXtern  Geschichte  von  Wolframs  Werken  die  Rede  ist,  ist  der  Hand- 
•dirift  C.  28  (fol.  Pp.  405  pagin.  BI.)  der  Züricher  Kantonachulbibliothek 
gedacht  worden,  die  Mone  (Quellen  und  Forschungen  S,  177)  bespricht, 
nnd  die  unter  anderm  Wolframs  Willehalm  als  Volksbuch  bearbeitet 
enthält.  Da  es  nicht  ohne  Interesse  sein  wird,  zu  sehen,  wie  der  Be- 
arbeiter Wolfram  zustutzte,  um  ihn  für  das  15.  Jahrh.  lesbar  zu  machen, 
9o  will  ich  ein  StUck  der  Bearbeitung  (Vivianz  Tod)  unten  mittheilen, 
^ch  verdanke  dieses  BruchstUck  sowie  die  folgenden  Nachrichten  über 
Üe  Handschrift  der  Güte  des  Herrn  Prof.  Gröber.  Die  Handschrift 
mthält:  1.  Bl.  1 — 47  das  Leben  Karls  d.  Gr.  {nach  Mones  Angabe 
Änd  darin  auller  der  Sage  von  Flos  auch  ÄuszUge  aus  den  Haimons- 
kindem  und  dem  Rolandsliede  enthalten)  mit  dem  Expllcit:  per  me 
Georg  Hochmuth  caplanum  Tburici  et  Nordling  opidorum  1475.  — 
.  Bl.  49 — 101  Wilehalm.  Hier  hat  die  Seite  42  Zeilen  in  ^iner  Columue. 
U.  49r— 58r  Türlins  AntheU,  58r-67  (?)  Wolframs  Antheil,  67  (?)  bis 
tOlr  Tilrbeims  Äntheil.  Snltus  est  liber  isto  p  mo  Georgiü  Hochmut  |cap- 
planom  opid.  Thurtci  nee  non  Nordling  |  In  vigilia  omnium  sanctorum 
mo  dni.  mUlesimo  ^ua  |  dringentesimo  septuagesimo  quinto  hora  VllI  (?) 
pOBt  meridies.  —  3.  BI.  107 — 212  Legendcnsammlung  olrne  Angabe  des 
Schreibers,  aber  von  ähnlicher  Hand  'in  Thureoy  1478'  geschrieben. — 
4.  BL  215—221  Parabel  vom  edeln  Kau&nann.  —  5.  Bl.  227—254 
Erzählung  vom  hl.  Georg.  —  6.  Bl.  259—261  das  Buch  von  Hester 
der  Königin.  —  7.  BL  261-264  König  Albrecht  von  Hispanienland.  — 
8.  BL  264—296  Abli.  flber  7  Spiele  als  Mittel  gegen  die  7  Todsünden, 
geschrieben  von  Ulrich  Ileidenrich  1474.  —  9.  BL  299—402.  Konrad 
»on  Ammenliausens  Schachzabelbuch,  in  Versen.  Datum  1474.  Wacker- 
I  tiagel  in  Kurz  und  WeiÜenbacha  Beiträgen  I,  S.  46  erwähnt  diese  Hand- 
t  nicht.  Am  Rande  von  jüngerer  Rand:  Georgius  Hohenmüt  von 
l  Caplan  zu  Nordling  und  uz  Zürich  zum  frowen  münster.  — 
1,402 — 405  tlber  das  Evangelium  von  Nicoderaus.  Schreiber  Klewi 
IT.  N.  i — 7  sind  ohne  Scbrcibeniaraen.  —  In  wiefern  es  begründet 
Mnne  a.  a.  0.  und  Wackernagel  (Geschichte  der  deutschen 
S.  356—357)  annehmen,  dali  nÄmlich  die  Handschrift  auf 
beruhe,  Mciß  idi  niflit  zu  entacheiieu. 'Ho.'iV^wis 


356  H.  SUCHKB,  WOLFRAMS  WILLEHALM  ALS  VOLKSBUCH. 

die  Handschrift  auch  das  Volksbuch  vom  Kaiser  Pontianus  mit  der 
geistlichen  Auslegung.  Der  Übergang  von  Türlins  Willehafan  zu  Wolf- 
rams Aniheil  geschieht  ohne  Absatz.  Nun  die  Probe  der  Handschiift 

nach  Prof.  Gröbers  Abschrift:  [58 v]  vinantz  des  keysers  sun  *) 

hatt  I  den  heidenen   grossen   schaden  getan  wan  er  hatt  mit  syner ; 
eignen   band  fünf  kunigh   erschlagen  ynd  do  er  den   fünfte  ze  tod> 
schlag  do  kam  des  selbn  kuniges  sun  ynd  stach  ein  schwert  in  |  in 
das  im  das  ingeweyd  vß  hanget  ^  vnd  sin  roß  tod  vnder  im  lag  |  Tnd 
do  stieß  er  sin  ingeweyd  wider  in  ynd  kroch  so  er  best  mocht  I  dort 
ynder  ein  linden  ^  ynd  leit  sich  do  nyder  ynd  ruft  got  an  da»  |  er  in 
synes  jungen  tods  ließ  geniessen  den  er  dur  synen  namen  |  litte  Ynd 
sin  arme  sei  entpfienge  ynd  sy  yor  dem  bösen  geiste  be  |  htttte  ynd 
da  er  in  todiniger  not  lag  do  kam  ein  engel  ze  im  |  ynd  sprach  Vintnb 
din  gebett  hat  got  erhortt  ynd  wan  diu  sele  |  yon  dim  lib  ist  scheidei 
so  wU  ich  sy  füren  fbr  gots  angesicht  yfi  |  weller  ritter  dich  an  rofo 
ist  in  strittes  noth  den  wil  got  erhöm  |  do  sprach  der  Jungling  yininti 
0  Über  engel  bit  got  dz  er  mich  |  so  lang  laß  leben  das  ich  myiia 
lieben  frttnd  wilhlm  noch  einest  |  mog  gesechen  der  engel  sprach  im 
will  dich  got  euch  geweren  |  er  wirtt  z&  dir  komen  ee  das  dv  stiibeit 
ynd  do  yerschwand  der  |  engel  yor  sinen  ougen  ynd  lag  er  in  todoi 
nötten  ynd  ruft  got  an  |  Nim  was  wilhlm  euch  in  großen  nötten  das  er 
nit  wäre  hat  ge  |  nomen  war  yinantz  komen  was  noch  ab  sin  her  ysd 
also  reitte  |  er  ymb  ynd  ymb  ynd  do  fand  er  yinantz  dort  ligen  *)  ik 
ob  er  tode  |  wer  Do  erlasch  im  alle  du  firöd  die  er  ie  gehebt  hett  oder 
gewan  |  ynd  do  sprach  er  mit  weynenden  ougen  o  edli  firacht  wer  idi 
für  I  dich  töd  das  wäre  ein  klein  ding  won  ich  wurd  des  niemer  mer 
frö  |won  al  myn  fröd  ist  da  hin  ynd  myner  liebll  gemachel  kybuiggl 
W()n_  all  ynser  fröd  an  dir  lag  O  we   den  iemerlichn   klag  ynd  doi 
wilhlm  mit  so  kleglicher  klag  in  clagt  do  thet_finanta  syne  |  ougen  ein 
klein  yf  ^)  ynd  sach  wilhlm  an  ynd  do  dz  wilhlm  sach  |  do  sprach  er 
0  kind  myn  machtu  so  rede  mit  mir  ynd  sag  mir  |  ob   kein  zpinen 
mensch  by  dir  sig  gesin  der  hab  gegebn  das  geseg  |  nott  brott  ynd 
din  bicht  gehörtt  finantz  sprach  es  ist  niemant  by  |  mir  gesin  den  der 
engel  gotz  hat  mich  wol  getrost  das  ich  sol  kum  |  men  zu  den  ewigoi 


')  Der  Bearbeiter  betrachtet  yivianz  als  den  Sohn  yoo  Kaiser  Ludwig  und  WUIe* 
kalma  Schwester  (Blancheflor).  Wolfram  (vgl.  W.  23,  1.  48,  5)  und  TOrlin  (8.  102  b. 
106  b)  nennen  ihn  nur  Willehalms  Schwestersohn,  da  ihnen  das  nihere  fiber  ttat 
Abstammung  unbekannt  ist.  Im  frz.  ist  er  Willehalms  Bruderssohn«  *)  TgL  Wolf- 

rams Willehalm  26,  25.  *)  vgl.    daselbst  49,  8.  *)  Tgt.  daselbst  60,  17. 

')  r/rl.  daselbst  G5,  6. 


KABL  8CHRÖDEB,  CABMEN  8FON8AE. 


357 


1  Tod  seit  mir  oach  das  ich  dich  noch  [59r]  noch  solt  sechen 

lancken  dir  vnd  kyburgen  myner  getruwen  |  basen  alles  gAtz  won 

in  uch  mer  gAtz  schuldig  den  vatter  |  vnd  mfitter  vnd  bitt  got  dz 

r  min  sttnd  vergeh  vnd  laß  dir  |  min  gemachel  ^  empholhen  sin 

lastu  des  gesegnottn  brottes  |  by  dir  so  gib  mir  es  zem  essen  das 

n  jüngste  spiß  sig  vnd  |  do  gieng  wilhlm  vber  syn  teschen  vnd 

m  in  dem  namenn  |  gottes  des  sacramend  vnsers  hfn  ihn  xpi  des 

nottn  brotz  |  vnd  das  noß  er  mit  großf  andacht  vnd  glich  schied 

le  von  I  sym  lib  vnd  gieng  ein  gAtter  geschmack  von  sym  Hb  '')• 

H.  SUCHIEB. 


CARMEN  SPONSAE. 


[n  einer  Handschrift  des  15.  JahrL  in  kl.  4^,  gemischt  aus  Per* 
it  und  Papier,  im  Besitze  der  Bibliothek  des  Marcellen-  (Jesuiten-) 
lasiums  in  Cöln  imd  enthaltend  niederdeutsche  Predigten*),  be- 
sieh auch  das  nachfolgende  niedliche  geistliche  Volkslied,  über- 
ben:   Carmen  sponse  ad  sponsum,  et  cantatur  sie:  Puer  nobis 


ur. 

Eedich  die  vlogele  van  SeraphjD, 
le  so  hoe  vliegen 
▼en  in  die  ewieheit 
me  Buyssen  Ueve. 
0  woldich  sain  *god  vader  mijn, 
'  mir  eyne  cronen 
80  lange  hain  rnnb  gedient. 
3  wilt  du  mirs  Ionen?' 
ülTatwoldsta  mit  der  cronen  mijn? 
Adsta  mit  der  cronen? 
iha  wal  ejn  clair  Spiegel  sijn 
an  claire  mijn  ogen  . 
if  er  dat  ich  dir  eyn  Spiegel  bijn, 
ch  ich  mich  verblijden. 
ijff  mjT  noch  eyn  dupel  crone 
ze  mich  bij  dijn  zijden. 


5.  *Na  wis  blidei  mijn  lieve  brayt, 
ich  sal  dir  geven  die  cronen , 

ich  hain  so  vele  jnnferen  schoea 
her  baven  in  mjme  trone. 

6.  Sj  sint  getsieret  ind  wal  gedaen, 
sj  comen  uys  veiren  landen, 

sy  hain  oyergolde  deyder  aen 
ind  palmen  in  eren  banden. 

7.  As  sy  TOT  die  portien  qnamen, 
do  vrageden  sj  nnsen  heren, 

ofte  ere  loen  sie  honderyalt, 
sy  haven  da  umb  gestreden. 

8.  'Gkyt  Tort,  ir  heren  van  Seraphyn 
geyt  vort  ir  engele  alle , 

vertzieret  mir  diese  zarten  bmyt» 
dat  sy  mir  wal  bevalle . 


^  In  allen  Darstellangen  stirbt  Vivianz  unTerheiratot,   außer  in  dieser  Prosa 
tcmg,  wo  'man  im  zft  der  ee  hett  geben  der  knnigin  eine  die  mit  kybnrg  was 
Bl.  57v.  ')  vgl.  Wolframs  WillehaUn  69,  14. 

*)  Das  Vonetzblatt  bezeugt  das  ursprüngliche  Eigenthumsrecht  an  der  Hand- 
Ldber  fratrum   sancte  Crucis  in  Colouia.  Bibliotbeksnummer  ist:  Ms.  40  ia 


LITTEHATUB:  ZU  8.  HELBUHQ  UND  OTTACKEB  VON  STEIERMABK. 


9.  Bj  leidenden  ny  in  der  junferen 

ty  «oldeu  sj  da  tiiereo, 

da  quam  die  beylge  driTaldicbeit 

ind  aolde  sj  confinnereD. 

10.  Maria  bracht  eyn  hemdeclien, 
dat  wu  van  Bijden  clejne. 

'na  doe  dyt  an,  o  tzarte  bra^ , 
van  Banden  bystu  tejne. 

11.  Unae  bere  bracht  ejacn  maiitel 

ejrn  mautel  van  goedem  golde. 

'ua  doet  ja  umb  mijnre  lieren  bruyt, 

want  dit  ist  rayne  trnwo . 

12.  Der  heiige  geyet  brachte  ere  ejae 

cronen 
■o  wonderlicb  geslagen, 
CÖLN,  Juli  1871. 


da.t  all  die  bereu  van  Sontpbfn 
aliulcben  nie  easageQ. 

13,  Joliannes  bracbtirejo  hoedieba, 
ejD  boedicben  van  mynnen. 

ey  geinck  vur  ercn  brudcgoio  «ta«D 
88  ejae  koDjncgynne. 

14.  Älda  HO  was  «yn  Tiier  ontfeagit, 
alda  »o  sat  sy  yane. 

*acb  mich  sprach  »y,  'a  eajaae  UeS, 
ich  borne  in  dijore  layami . 


15.  Ore   et  ero 
des  ovcrsten  vaders  myone, 
dat  is  Jhesus  Marien  aoen  , 
god  laysBCn  uns  gewynneu. 


KABL  SCHBÖPEK. 


LITTERATÜR, 


Za Seifried Eelbling nsd Ottaoker von  Steiennark.  Zwei  Vortrage  tod Tbeodpr 
Bitter  roo  Karajau,   wirkUchem  Mitgliede   der   kaiterl.  Akailenu«  te 
WissenBchaften.  Wien,  ans  der  k.  k.  Hof-  nnd  Staatsdruckerei.  In 
bei  Carl  Gerold's  Sohn.  1870.  8.  26  S. 
Weder  die  lange  Zeit  unter  dem  Namen  eines  Seifried  Helbling 
Sammlung  von  Gedichten,   noch  Ottackers  KeJmcbronik  sind   uns  in  einer  Über- 
lieferung erhallen,   die  ecbon  durch  ihr  Alter  Vertrauen    einflötten  konnte.    & 
muß    daher  als    etwas  höchst    danken swerthea   begi'üQt  werden ,    daß  llerr  nn 
Karajan  von   dieaen  Denkmälern,  denen   er   schon   vor  vielen  Jahren   aeine  be- 
sondere nnd  erfolgreiche  Sorgfalt   Euwendcte,    uns  nun  noch  Fragmente  biihn 
unbekannter,  an  die  Abfaaaaugazeit  der  Werke  mindestens  uabe  beranrUckender, 
ja  gleichzeitiger  Hondachriften  zugänglich   macht,   mag  auch  der  Umfang  dieaCr 
Fragmente  nur  ein  kleiner  sein,  und  sollte  die  Yergleichung  clee  neu  er«chlN' 
senen   mit  den  altbekannten  Quellen  diese  auch   nur  'im  Ganzen  als  viel  beners 
erkennen   lassen ,    als    nach  ihrem  Alter  allein  sd  vermutben  war.     ScboB  ^M 
solche  Beglaubigung  nnd  Festigung  der  bisherigen  Texte  wäre  ein  nicbt  geiiof 
EU  achtendes  Ergcbuias;    übcrdieß    sind   zwei    neue   Gedichte    dadurch    bakanl 
geworden,  die  dadurch  nicbt  nnintereeaaut  werden,  weil  si«  so  kars  »Ind. 

Wenden  wir  uns  nun  tut  Betrachtung  des  einzelnen,  annlichst  «n 
ling.     So  nämlich    neuiit  U.  v.  Karajan    den  Dichter    noch   imif 
wohlbegrün deteo  Einwände  E.  Martins  (Haupts  Zeitschr.  II 
legnng    auf  S.  3.   ^   [379.   380}    als    vollkommen    mißlm 
maß,    U,  j.  Ejimjitn   Btiitzt   sich  darauf,    dn'' 


FERIlTUE:  zu  fi.  HELBUNG  UND  OTTACKER  VON  8TEIEBMABK.       359 

hoTegampelraan,  der  et  geschrieben  haben  soll,  ganz  entschieden  als 
Q  Dichter  beseichne  und  ihn  ein&ch  Seifried  Helbling  nenne,  'also  mit 
m  Namen,  hinter  dem  nicht,  wie  bei  andern,  die  er  Torbringt,  irgend  etwas 
riscbes  in  wittern  ist.  Daß  er  ihn  scheknisch'  todt  sein  lasse  nnd  ihn 
age,  daza  möge  €(r  seine  Gründe  gehabt  haben,  und  sei  am  Ende  eine 
ion»  wie  so  Tieles  andere  in  seinen  Gedichten.  Jl^an  aber  werde  'als  Ver- 
sr  eines  oder  des  andern  der  Büchlein  außer  an  dieser  Stelle  kein  anderer 
iter  genannt,  der  hier  genannte  aber  durchaus  nicht-  getadelt,  sondern  ab 
snmann  in  Schutz  genommen  nnd  kehren  die  diesem  Dichter  in  den  Mund 
gten  Klagen  allenthalben  in  den  einzelnen  Gedichten  wieder.  Liegt  es  da 
t  nahe,  dem  Dichter  des  13.  Büchleins  auch  die  übrigen  zuzuweisen?.. 
l  das  soll  man  nur  deßhalb  nicht  dürfen,  weil  der  Dichter  des  13.  Büchleins 

dort  zu  den  bereits  Todten  zählt   War  ers  denn  nicht  auch  in  gewissem 
le?  Er,   der  sich  als  todt  und  überlebt,   mit  der  Gegenwart  zerÜEtUen,  ihr  ' 
m   mehr  angehörig  schildert?'    Man  sieht,  Hr.  ▼.  Kangan  Termengt  durch- 

in  dieser  Argumentation  den  Dichter  des  13.  Büchleins  mit  4er  Gestalt 
Spielmanns  Seifried  Helbling,  den  er  uns  wohl  als  Beprüsentanten  der 
sen  Gattung  vorführt  und  charakterisiert,  indem  er  ihn  einen  Brief  an  einen 
idesgenossen  schreiben  lässt.  Es  ist  unrichtig,  wenn  Herr  ▼.  Karajan  sagt: 
Yerfftsser  des  13.  Büchleins  bezeichne  den  ^hovegumpelman,'  der  es  ge- 
rieben haben  soll,  als  einen  Dichter,  und  weiter,  es  werde  als  Ver- 
ser  eines  oder  des  andern  der  Büchlein  außer  an  dieser  Stelle  kein 
srer  Dichter  genannt:  der  hoTegumpdoian  schreibt  nur  den  Brief,  nicht 
ganze  Büchlein,  und  als  Verfasser  dieses  oder  eines  andern  der  Büchlein 
l  auch  an  dieser  Stelle  Niemand  genannt.  Der  Verfasser  des  13.  Büch- 
I  müsste  sich  nur,  und  das  setzt  Hr.  ▼.  Euirajan  Toraus,  unter  jener  Gestalt 
st  schildern  wollen.  Aber  das  bt  ungbublich.  Es  bt  wiederum  unrichtig,  daß 
er  Helbling  durchaus  nicht  getadelt,  sondern  als  Ehrenmann  in  Schutz 
lommen  werde:  dieser  charakterlose  Schwilchling,  der  zwar  die  echten 
er  noch  gesehen  haben  will  und  die  entschwundene  gute  Zeit  beklagt,  aber 
Binem  Athem  um  des  lieben  Brotes  willen  den  Mantel  nach  dem  Winde 
g;ty  sich  Ton  räuberischem  Gesindel  in  der  Schänke  bewirthen  Iftsst  und 
m  dafür  die  Spur  von  Fuhrleuten  verräth,  die  auf  der  Kremserstraße  um 
Isen  fahren,  der  soll  ab  Ehrenmann  in  Schutz  genommen  werden?  Und 
sber  Dichter  wird  sich  unter  einer  solchen  Maske  TorfÜhren?  Und  wenn 
I  Tollends,  was  freilich  nahe  liegt,  dem  Verfasser  des  13.  Büchleins  auch 
übrigen  zuschreibt,  wie  kann  dann  dieser  armselige  Spielmann  zugleich  der- 
e  Dichter  sein,  der  seiner  eigenen  Schilderung  zufolge  in  behagliehen  Ver- 
niesen   lebt    und   also  weder  Noth   noch   seinem  ganzen  Wesen   nach  Lust 

überhaupt,  am  allerwenigsten  um  einen  solchen  Preis,  seinen  Frieden  mit 
neuen  Zeit,  die  ihm  mißfallt,  zu  machen.  Freilich,  wenn  irgendwo,  so  hätte 
'  dieser  anonymen  Sammlung  gegenüber  die  Kritik  nicht  bloß  das  Becht, 
lie  Pflicht  zu  fragen,  ob  sie  auch  wirklich  von  einem  und  demselben  Ver^ 
er  sei.  —  Doch  genug.  Nur  die  Achtung  vor  den  Verdiensten  des  Herrn 
Larajan,  besonders  um  diesen  angeblichen  Helbling,  konnte  mich  bewegen, 
BiDgehend  eine  Frage  zu  besprechen,  in  der  außer  ihm  selbst  wohl  Niemand 
ir  zweifelt,  damit  er  nicht  sage,  man  habe  seine  Gründe  ungehört  und 
itsinnig  verworfen. 


360      LITTERiLTUB:  ZU  &  HELBLINQ  UND  OTTACKEB  VOM  8TEIEB1ÜK 

Der  hieher  gehörige  Fund  nnn,  nüt  dem  ans  Hr.  v.  Karajan  b^mt 
macht,  besteht  in  vier  kleinen  Pergamentblättchen,  die  außer  den  beiden  sekn 
erwähnten,  bisher  unbekannten  Gredichten  (BL  4)  im  ganien  66  Zeilen  da 
16.  Gedichtes  der  genannten  Sammlung  enthält:  nämlich  V.  678 — 712  of 
BL  1,  753—759  auf  BL  2%  773—779  auf  BL  2\  798—798  aaf  BL  r, 
818—818  auf  3\  Vers  713—752  und  der  Schluß  des  Gedichtes  toh  8S) 
an  standen  auf  einem  Doppelblatt,  das  Yor  dem  sweiten  und  Tierten  Blatte  cii- 
zufngen  wäre,  aber  yerioren  ist,  ebenso  wie  je  dreixehn  Verse  auf  jeder  Ssüi 
Yon  BL  2  und  3  durch  die  Scheere  des  Buchbinders  Terloren  giengen»  Dil 
Blätter  wurden  nämlich  Yon  Herrn  Jos.  Haupt  als  Haftbänder  anf  dem  Siebi 
einer  aus  dem  Nachlasse  K.  L.  Fembergers  zu  Egenberg  (f  1635)  an  dMHif> 
bibliothek  gekommenen  Handschrift  aufgeleimt  gefunden.  Hr.  t.  Karajan  wfo^t 
ihre  Herstammung  mit  großer  Wahrscheinlichkeit  zurück  bis  auf  den  Freikeoi 
Beichart  Strein  von  Schwarzenau,  denselben,  von  dem  die  in  der  ToUständipi 
Handschrift  unserer  Sammlung  auf  BL  96  stehenden  Anmerkungen  (Hsipli 
Zeitschr.  IV,  241)  herrühren.  Die  Schrift  der  Bruchstficke  zeigt,  wie  idi  mid 
durch  Autopsie  überzeugt  habe,  die  Züge  des  ausgehenden  18.  Jhs.,  nur  dii 
schon  mehrfach  erwähnten  Gedichte  auf  BL  4  sind,  wie  auch  Hr.  t.  Kanjsi 
selbst  angiebt,  größer  und  offenbar  zu  Tcrschiedener  Zeit*  geschrieben ,  nd 
während  auf  BL  1 — 3  je  zwanzig  Verszeilen  abgesetzt  auf  der  Säte  stdNB, 
sind  hier  die  Verse  unabgesetzt  und  nur  durch  Punkte  getrennt  (wohl  weg« 
der  Länge  der  Verse)  und  stehen  sechzehn  Zeilen  auf  jeder  Seite. 

^Ich  hatte  also,'  sagt  Hr.  y.  ELangan  S.  7  [383]  *mit  einem  Male  Bnek* 
stücke  einer  bei  meiner  Bearbeitung  Sei&ieds  aus  den  wiederkehrenden  LQcksi 
nach  je  32  Zeilen  als  Vorlage  Yermutheten  kleinen  Handschrift  wirklich  tot 
mir.  Jene  des  ersten  Büchleins,  in  welchem  die  Lücken  begegnen,  cndddt 
allerdings  nur  auf  der  Seite  sechzehn  Zeilen,  während  die  Torliegende  des  !& 
deren  zwanzig  zeigt,  auf  dem  letzten  Blatte  stehen  aber  auch  hier  mir  sech- 
zehn Zeilen,  bedingt  durch  den  Schluß  der  beiden  kleineren  Gredichte»  so  ds6 
sich  denken  lässt,  daß  auch  die  Yorangegangenen  Theile  der  Handschrift  aack 
Bedarf  zwischen  sechzehn  und  zwanzig  ZeUen  mochten  gewechselt  haben. 

ZuYÜrderst  hätte  hier ,  wo  es  sich  um  die  Ermittelung  der  ursprüngliehsi 
Einrichtung  der  Yolbtändigen  Handschrift  aus  den  Biuchstüeken  handelt,  das 
letzte  Blatt  mit  den  beiden  kleineren  Gedichten  aus  dem  Spiele  bldben  soUcbi 
denn  diese  sind,  wie  schon  erwähnt  wurde,  deutlich  erst  später  anf  das  er- 
sprünglich  leere  Schlußblatt  der  Hs.  hinzugeschrieben  worden.  Aber  aach  die 
Lücken  im  ersten  Büchlein  nach  V.  32  und  64  beweisen  nicht  was  sie  beweisei 
sollen:  sie  erklären  sich  aus  einer  Handschrift,  die  sechzehn  Zeilen  anf  der 
Seite  hatte,  durchaus  nicht  so  einfach,  wie  Hr.  y.  Karajan  meint.  Denn  gesetzt 
es  standen  durchgängig  sechzehn  Zeilen  auf  der  Seite,  also  auch  auf  dtffr  ersta, 
so  müssten  die  jetzt  nach  Y.  32  fehlenden  Zeilen  (mindestens^  eft  Ver^na^ 
zuoberst  auf  BL  2*,  die  nach  V.  64  fehlenden  auf  3*  um  eben  so  riel  Zeika 
tiefer  als  nns  nach  32  fehlen,  gestanden  haben:  ob  dem  ersten  besehriebenen 
Blatte  ein  leeres  vorangieng,  ändert  am  wesentlichen  nichts.  Was  bUft  aber 
bei  solcher  Saehkge  die  Annahme  Yon  sechzehn  Zeilen  auf  der  Seite  aar  Er- 
klärung einer  zweimaligen  Lücke  gerade  nach  je  32  Zeilen?  zweier  Lücken, 
die«  falls  aach  die  Zahl  der  ausgefallenen  Verse  nicht  an  beiden  Stellen  gleidi 
Mcm  sollte,  doch  das  gemein  haben,  daß  dle&e  Zahl  jedesmal  durch  2  theilbar 


PERATÜB:  ZU  8.  HBLBLINQ  UND  OTTACKER  VON  STEIERMARK.       361 

Es  wäre  bei  der  dafgelogten  Annahme  immer  ein  merkwürdig  methodischer 
consequenter  Zofiül.  Und  dieser  Zufall  wird  nicht  erklärlicher,  wenn  wir 
ihmen,  was  doch  wahrscheinlich  ist,  daß  anf  der  ersten  Seite »  die  ja  wohl 
i  den  Utel  tmg,  etwas  weniger  als  sechsehn  Zeilen  standen,  oder  wenn 
noch  eine  andere  Möglichkeit  berücksichtigen,  daß  das  Gedicht  nicht  anf 
oder  wenn  BL  1  leer  gelassen  war,  anf  Bl.  2*  begann,  sondern  anf  l^  nnd 
^im  die  Schrift  za  schonen,  leer  gelassen  war.  Wohl  aber  erklären  sich 
ie  Lücken  gans  leicht  bei  einer  Handschrift,  deren  erstes  Blatt  anf  der 
deraeite  leer  war,  auf  1  außer  der  Überschrift  die  ersten  82  Zeilen,  Jede 
ende  Seite  aber  32  +  x  Zeilen  enthielt,  wobei  x  =  2,  jedenfalls  aber 
ük  2  theilbar  sein  muß ;  denn  wie  die  Reime  beweisen,  fehlt  mindestens  ein 
^Muur,  aber  man  kann  zweifeln,  ob  das,  was  an  diesen  Stellen  am  Inhalt 
ergänzen  wäre,  nicht  mehr  als  ein  Verspaar  forderte.  Unter  diesen  Yoraus- 
ODgen  standen  die  nach  V.  32  ausgefallenen  Verse  auf  2*  oben,  die  nach 
anagefallenen  auf  2^  oben,  und  es  genügte  die  Beschädigung  des  oberen 
ides  dieses  zweiten  Blattes,  um  eine  zweimalige  Lücke  nach  je  32  Versen 
Temrsachen.  Diese  Lücken  erweisen  sich  also  keineswegs  als  tauglich  >  um 
I  Handschrift  zu  reconstruieren,  wie  sie  Hr.  t.  Karajan  yermuthet. 

Eine  weitere  Bestätigung  seiner  Ansicht  sieht  er  in  den  Blattzahlen,  auf 
»he  die  schon  erwähnten  Anmerkungen  Streins  sich  beziehen,  und  welche 
shaus  nicht  jene  der  uns  bis  jetzt  erhalten  gewesenen  einzigen  Handschrift 
L  ^Diese  Anmerkungen,'  fahrt  er  fort|  Veisen  nämlich  auf  eine  Handschrift 
,  welche  231  Blätter  enthielt.  Würde  nun  jedes  dieser  Blätter  auf  je  40 
en  angeschlagen,  so  ergäbe  dieß  eine  Gesammtzahl  ron  Versen  für  Helb- 
;,  die  dessen  wirkliche  Verszahl  um  beiläufig  sechshundert  überträfe.  Es  ist 
ler  mit  vieler  Wahrscheinlichkeit  anzunehmen,  daß  die  Torangegangenen 
Bile  der  alten  kleinen  Handschrift  wirklich  etwa  büchleinweise  weniger  Zeilen 
den  einzelnen  Seiten  enthielten.' 
Hiezu  ist  nun  zunächst  zu  bemerken,  daß  die  Hs.,  auf  die  jene  Blatt- 
len  in  den  Anmerkungen  Streins  sich  beziehen,  doch  wohl  mehr  als  231 
tter  enthielt.  Auf  231,  zufallig  die  letzte  Blattzahl  in  den  Anmerkung^, 
id  erst  ungefähr  der  559.  Vers  des  11.  Gedichts,  wie  Hr.  y.  Karajan  einst 
Mt  bestimmte  (Zeitschr.  4,  243).  Wenn  also  schon  diese  Zahl,  mit  40  multi- 
nert,  eine  um,  ungefähr  600  Verse  zu  hohe  Gesammtsumme  ergiebt,  so  kann 
I  nnr  bedenklich  machen  gegen  die  Annahme  Yon  20  Zeilen  auf  der  Seite, 
I  in  unsem  Bruchstücken,  und  gegen  die  hier  schon  stillschweigend  voraus- 
letzte  Identität  der  Hs.,  deren  Reste  uns  in  diesen  Bruchstücken  Yorliegen, 
t  jener,  zu  welcher  die  Anmerkungen  geschrieben  wurden.  Eine  Bestätigung 
'  andern  Annahme  Yon  der  büchleinweisen  Abwechslung  von  16  auf  20  Zeilen 
mta  darin  nur  dann  erblickt  werden,  wenn  die  Yorher  erwähnten  Stützen 
ht  Tersagt  hätten. 

Ich  selbst  habe  einen  Versuch  gemacht,  mit  Hülfe  der  in  Streins  An- 
rkungen  Yorkommenden  Blattzahlen  und  den  Yon  Herrn  y.  Karajan  ermittelten 
iprechenden  Versstellen  *)  die  Einrichtung  jener  Handschrift  zu  reconstruieren, 


*)  Für  die  Anm.  zu  fol.  1  wird  es  unnöthig  sein,  eine  besondere  Versstelle  zu 
aen;  ich  halte  sie  fQr  eine  auf  die  ganze  Sammlung  bezügliche  und  daher  an  die 
»e  gestellte  Bemerkung,  etwa  eine  hingeworfene  Vermuthung  über  den  Autor.  Die 
1.  zu  foL  12  wird  sich  ungefähr  auf  1,  400  ff.  bez\e\\e;^. 


362       LTTTEBATUB:  ZU  8.  HELBLING  UND  OTTACKER  VOH  VTEnSBMk 

lud  ich  will  mit  meinem  Ergebnisse  nicht  sorückhalten ,  Inn  mir  aber  f 
kommen  bewnsst,  daß  es  sich  in  dieser  Frage  nar  nm  ein  größeres  • 
geringeres  Maß  ron  Wahrscheinliehkeit  handehi  kann,  nicht  wn  Gewifth 
Ich  gieng  dabei  von  der  Beobachtung  ans,  daß  die  Aufeinanderfolge  der  ( 
dichte  die  nftmliehe  war,  wie  in  der  erhaltenen  yoUstindigen  Ha.,  imd  von  i 
noch  wahrscheinlichem  Voranssetsnog,  daß  jedes  Qedicht  mit  einem  neosn  Bh 
begonnen  habe.  Ich  dividierte  also,  da  das  dritte  Qedicht  auf  BL  91  biga 
die  Yerszahl  der  beiden  ersten  durch  90,  die  Yersaahl  des  dritten,  dai  i 
BL  91 — 100  reichte,  durch  11,  die  der  ersten  drei  Gkdichte  dureh  101  a-s. 
and  erhielt  aof  diesem  Wege  Werthe,  die  swischen  82,  38  und  86  adiwaakti 
32  mit  281  moltipliciert  würde  um  vieles  weni^ar  Yerse  ergelMB,  ab  i 
Gesammtsahi  der  Gedichte  bis  etwa  sum  559.  Vers,  der  etwa  15  aasats 
(8262  y.)  Auch  das  arithmetbche  Mittel  jener  Werthe,  34,  ergibe  si  m 
Verse.  Es  bleibt  also  wohl  nur  die  Annahme  von  86  Versen  anf  dem  Bht 
Qbrig,  «nd  wenn  dabei  etwa  ein  halbes  Hundert  Verse  su  viel  htamällm 
wfirde  diese  Differens  sieh  wohl  leicht  ansglaichim  duck  db  AamahMS,  k 
manches  Blatt,  das  den  Schluß  eines  BaflUobs  entluelt,  weniger  Vene  gadk 
haben  werde« 

Doch  anriek  an  «tsem  Bruchstücken!  Schon  aus  den  citierCen  Änßemp 
des  Herrn  t.  Kanaan  geht  hervor,  daß  er  glaubt,  die  Hs^  su  der  sie  ^ikMi 
habe  alle  die  Gedichte,  die  uns  in  der  erhaltenen  veMsliiwIigen  Hs.  voriieca 
auch  enthalten.  Und  an  einer  dritten  Stolle  (S.  8  [384])  bemerkt  er,  dii 
nnsem  Bruchstücken  gans  gewiß  eine  lange  Reihe  von  eben  so  kleinen  Mii 
und  enger  beschriebenen  Blättern  vorangieng.  Nun,  dank  einen  (^üeUicbi 
Zufall  sind  wir  ja  in  der  Lage,  wenigstens  ßu  «ne  bestimmte  Zeit  gans  gwi 
ammgeben,  wie  viel  Blätter  unsere  Hs.  lählte.  Eine  Hand  des  beginnenden  17.  Jb 
(Hr.  V.  Kangan  bezeichnet  sie  S.  8  [384]  als  die  des  Freiherm  Job  ITiit— i 
V.  Ennenkel)  hat  die  einzelnen  Seiten  am  oberen  Bande  mit  arabisehen  ZÜn 
beseiehBet  und  unsere  Blätter  tragen  die  Zahlen  86.  36.  —  89.  40.  —  ^ 
42.  —  45.  46.  Abo  46  Seiten  oder  23  Blätter  mindestens  haben  dsnl» 
zifferer  noch  vorgelegen.  Wie  Hr.  v.  Karajan  berechnet ,  haben  anf  der  n» 
lorenen  44.  Seite  nur  die  zwei  letzten  Verse  des  Gedichtes  (858.  854)  pti^ 
den  und  S.  43  schloss  mit  V.  852.  Multiplicieren  wir  43  mit  20,  ao  ^^ 
860  Verse,  um  8  mehr  als  die  wirkliche  Verszahl,  eine  Differenz,  die  siehbiril 
ausgleicht,  wenn  an  den  fünf  Stellen,  wo  jetzt  Absätze  im  G^edicht  sich  Uk^ 
schon  in  der  alten  Hs.  solche  waren  und  jedesnud  eine  Zeile  leer  Uieb  iri 
die  erste  Seite  des  Titels  halber  nur  17  Zeilen  zählte.  Also  die  23  BBtti 
die  dem  Bezifferer  vorlagen,  enthielten  gerade  das  ganze  15.  GMieht  aad  1 
zwei  bisher  unbekannten  GMicbte  auf  dem  letzten  Blatte.  Dieses  lelits  BW 
war  aber,  wie  wir  uns  erinnern,  ursprünglich  leer,  und  erst  sptter  mw 
Jemand  jene  beiden  Gedichte  darauf.  Wie,  wenn  jener  Bezifferer  nur  die  b 
schriebenen  Seiten  gezählt  hätte  und  auch  vor  dem  ersten  Blatte  dn  mb 
schriebenes  gewesen  wäre?  Das  gäbe  eine  kleine  Einzelhandschrift  des  15.  BM 
leins  von  24  Blättern  oder  vier  solchen  Lagen,  wie  uns  eine  —  die  letsts  - 
mit  Verlost  eines  Doppelblattes  in  den  gefundenen  Fragmenten  vorliegt,  i 
sechs  Blätter  oder  drei  Doppelblättem ;  die  junge  Papierhs.  der  15  Ge£cki 
stellte  sich  demnach  als  eine  auf  solchen  Einzelhss.  beruhende  Sammbrng  k 
Dcu  Sammler  dürfen  wir  wob\  \\x  dem  Neii^A«^  det  erwähnten  Anmcikiiiige 


TEBATOB:  SIT  &  HELBUNG  UND  OTTACKER  VOH  BTETERIffARK,       368 

fei  nuiien,  ans  dessen  Besits  ja  auch,  wie'  Hr.  t.  Kangän  wahrscheinlich 
ht,  die  neugefundenen  Blätter  stammen.  Er  wäre  dabei  nicht  ohne  Auswahl 
isgaagen,  denn  gleich  die  beiden  erst  durch  diese  Bruehst&cke  bekannt 
vdenen  Gedichte  hätte  er  nicht  aufgenommen,  aus  welchem  Gkunde  lässt 
I  schwerlich  sagen. 

Nor  dlbfen  wir,  wenn  wir  genau  sein  wollen,  nicht,  wie  Ur.  t.  Karajan 
t,  die  Junge  Papierhs.  mit  der  'Abschrift  Richard  Streins'  identificieren : 
i  diese  müsste  jedenfalls  Foliobezeichnungen  tragen,  die  xu  den  Anmerkungen 
IMD  wSrden,  was  bei  jener  bekanntlich  nicht  der  Fall  ist  Ein  Tcrlorenes 
Mglied  awischen  den  alten  Blättern  und  der  Papierhs.  muß  jedenfalls  auch 
wer  in  jenen  lieber  Fragmente  einer  alle  15  Gkdichte  enthaltenden 
ii  als  SU  meiner  Annahme  sich  bekennen  wollte.  Denn  bestünde  ein 
les  sieht  und  wäre  die  in  unsem  Bruchstücken  wieder  gefundene  alte  Hs« 
^■mittelbare  Vorlage  der  Papierhs.  gewesen,  wie  Hr.  v.  Karajan  will,  so 
■lea  die  Foliobeseichnungen  in  Streins  Anmerkungen  sich  auf  die  alte  Hs. 
il  besieheO}  und  unsere  Blätter  würden  dann  doch  wohl  auch  solche  Folio- 
lehnungen  ron  Streins  Hand  neben  den  Seitenbeseichnungen  aufweisen, 
«eine  obige,  jedaifalls  su  wenig  sichere  Berechnung,  womach  diese  An- 
km^gen  eher  auf  eine  Hs.  mit  18  als  20  Zeilen  auf  der  Seite  deuten,  will 
IMm  gar  kein  Gewicht  legen. 

Was  nun  den  Abdruck  betrifft,  so  hat  mir  wiederholte  Vergleichong  der 
rii  WumfraG  und  die  Benützung  als  Haftbänder  vielfach  beschädigten  Blätter 
I  Beihe  toh  Berichtigungen  ergeben,  die  ich  im  folgendea  mittheile. 

Auf  die  in  der  Handschrift  fast  ausnahmslos  durchgeführte  Unterscheidung 
i  te-  und  inlautendem  /  und  auslautendem  «,  sowie  auf  übergeschriebenes  e, 
'  ia  den  Helblingblättem  einigemale,  in  dem  unten  zur  Sprache  kommenden 
ViMnt  aus  Ottacker  neben  übergeschriebenem  o  consequent  statt  der  im  Ab- 
ck  durchgeführten  Nebeneinanderstellung  erscheint,  nehme  ich  überall  keine 
bkhty  oe  im  Abdruck  ist  in  der  Hs.  es.  In  meinen  Angaben  bedeutet  (  ) 
tiOeh  im  Pergament,  [  ]  unsichere  Lesung,  doch  erwähne  ich  beides  ^ens 
In  solchen  Fällen,  wo  die  Ergänzung  zweifelhaft  sein  konnte. 

BL  1*.  XV,  674  roi.  —  w(i)der  chom,n  deutlich;    am  Schluß   der  Zeile 

Punkt«  —  675  Gor,  —  679  las  ich  env. .  Ji  die  Form  des  t  scheint  die 

VTortschluß  gewöhnliche  zu  sein,   so  daß  kein  e  mehr  dagestanden  hätte; 

^gen  680  scheint  verworch[t^  zu  stehen,  jedenfalls  nicht  verroht,  —  682  da. 

Ka.  —  683   reÄtt*vgL  816.  —  686   Iwrt  =  B  (d.  i.  Pap.-Hs.)    scheint 
nach  wiederholter  genauer  Betrachtung  sicher:    keinesfalls  h&rt  YgL  S.  9 

ij.  —  687  ahUet  =  B.  —  688  tnoht  —  fo:  /  durch  Wurmfraß  beschädigt, 
'  wohl  noch  erkennbar.  —  691  rit  =  B^  wodurch  die  Bemerkung  über 
5  t  S.  9  [385]  beseitigt  ist 

BL  1\  XV,  698  ovf  =  B.  ~  699  sprah  vgl.  S.  9  [385].  —  703  wo 
S.  9  [885].  —  705  Der:  tou  D  ein  Theü  sichtbar.  —  706  phafhaU.  — 
Fede»  Tgl.  S.  9  [385].  —  710  on  mich  doh  =  B.  vgl.  S.  9  [385]. 

BL  2*.  XV,  753  r{o)U  —  755  en  ein.  —  756  erßicein.  —  759  sturen: 
t  nicht  sicher:  gleich  nach  dem  ersten  Strich  ist  ein  Loch,  es  könnte  also 
k  eiurem  gestanden  haben. 

BL  2^  XV,  773  fhaden  —  d[it]zl  —  115  dan  =  B,  nicht  d^an:  das 
ebliche  Abkürzungszeichen  ist  nichts  als  ein  von  dem  ^^\\ti^<^w  \^>^<(i\i  ^^ä^^ 


864      UTTERATUB:  ZU  S.  HELBLINO  UND  OTTACKEB  VOV  BTEDEBUI 

d  xnrfickgehender  Hakeo;  der  gans  so  auch  in  ward  679»  mder  818  n  «■ 
ist  —  777  ind.  (.)  —  778  fprah.  —  779  Herr.  4 

61.  S\  XV,  798  vue(r)  ygl.  8.  9  [885].  —  wekaimwrek.  ^ 

BL  8^  XY,  815  fMdung.  —  816  niu(e)t.  —  818  Quer  über  die  mi 
Hälfte  der  Zeile  geht  der  Schnitt,  das  angebliche  h  ist  daher  imkemtli^  «■ 
aber  ist  ans  den  erhaltenen  oberen  Rändern  der  Baohstaben  noek  stf  eneha 
daß  groeaten  stand.  Die  sweite  Hälfte  dieses  Wortes  und  Schade  (so)  kd  ll 
unversehrt.  ! 

Yon  Varianten  bleiben  also  nach  meiner  Vergleiehang  mar  folgende.  V.  €11 
haase  f.  haa  (B)  mit  überfnllter  erster  Hebong  oder  sehwebender 
aUh.  —  678  9ehanden  f.  §duxnde.  —  679  fehlt  m»  was  Niemaäd 
wird;  ervorhie  (B)  ist  wohl  nur  yerschrieben  ans  emj(arhie),  was  unsere  findl 
stScke  bieten.  —  703  veinde  f.  veindm  (B)  ist  JedenfaUs  richtig;  ein  UM 
Yersehen  dagegen  ist  706  vngenah  f.  vngemack.  Zweifelhaft  Ueibt  nttA  bM 
Lesnng  778  daz  f.  diUe  (B).  Einige,  damnter  gerade  die  anfflLDigslen 
Lesarten  sind  durch  meine  Yergldchnng  besatigt:  Y.  686.  687«  691. 
710.  775. 

Orthographische  und  dialectische  Eigenthiunlichkeiten  der  Es.  statt 
Öeransgeber  S.  9  [885]  susammen,  jedoch  nicht  gans  Tollständig.  ich 
noch  hinzu:  im  Yocalismus  e  =  ce:  wer  690,  die  Sehrdbimg  «  fBr  t 
gevcertH  755;  cß  =  6:  groeuen  818;  ein  Beispiel  fehlenden  ümkrati  kt  1 
779;  im  CoDsonantismns  bemerke  ich  die  mehrmal  erscheinende  Sikidki^ 
^  f.  eck  682.  689.  756.  778.  ss  f .  ss  neben  diesem  gebrauefat  695.  M^ 
697.  777.  cht  f.  ht:  envarehU  680,  und  A  f.  ^r  vor  <  in  irahi  {fraU  B)^trif 
103,  zugleich  ein  weiteres  Beispiel  fehlenden  Umlauts,  endlieh  das  iUbefaaiit 
ch  =k  (c). 

Indem  ich  mich  nun  zur  Besprechung  der  beiden  neu  bekannt  gewutai 
Gkdichte  auf  Bl.  4  wende,  beginne  ich  zunächst  nüt  den  BerichtigungeBf  ii 
sich  mir  aus  der  Yer^eichung   mit  der  Hs.  ergaben.    Z.  3  naeh  nm$  mM 

die  Hs.  keinen  Reimpunkt  zu  haben.  —  4  gel.  —  e  nach  eiatQ.  —  10/** 
f(c)hdvnde  {l  aus  v  gebessert)  f.  fvenechelvnde ,  was  Hr.  v.  Kanaan  in  t^ 
lunde  bessert.  Die  richtige  Lesart  der  Hs.  bedarf  keiner  Besserung:  dti  Wort 
entspricht  seiner  Bedeutung  nach  dem  Sinne  vortrefflich  s.  Grimm  DWB.  4, 614] 
was    die  Form    angeht,    so  verhält    sich    filnechdn   zu   funeeln,   wie  J**^ 

zu  Amsel,  Ferechen  zu  Ferse  Weinhold  §.  154.  —  Nach  /onfd^vndi  ^'i'^ 
punkt  —  9  nach  ratQ.  —  10  gestiere.  Ob  ein  Beimpunkt  folgt,  iit  j^ 
wenigstens  nicht  mehr  erkennbar.  *-  13  Der  Reimpunkt  steht  deutlieh  ^ 
oren,  dann  vif  elf {t);  der  angebliche  Reimpunkt  ist  der  naeh  zwei  UeM* 
Löchern  noch  sichtbare  Rest  des  t,  —  15  der  Schluß  dieser  Zeile  v^^ 
Anfang  von  16  ist  unsicher:  statt  in  gotes  las  ich  .  .r  go[t]  als  Schluß  fO>  ^ 
in  16  beginnt  zom  nicht  die  Zeile,  wenn  überhaupt  xom  dagestanden  kit;* 
ersten  zwei  Buchstaben  des  Wortes,  das  unter  dem  n  von  dem  in  Z.  15  b^p't 
sind  mindestens  unsicher  und  könnten  auch  he  sein ;  stand  rielleidit  (iM  ^i 

tes  z()]m  oder  [vo]r  go[t]  |  [de  Äe]m?  Ob  wirt  oder  wirt  steht,  kann  ich  ■■• 
entscheiden.  Bedenklich  Ton  vom  herein,  noch  ehe  ich  die  Hs.  einsah,  v*'^ 
das  Schlußwort  des  Gedichtes  bei  Herrn  y.  Karajan:  vrien,  dai  ohne  K^ 
wäre,  ea  atcht  aber  nicht  iu  der  ü*.  Tic^x^Ä^V  VbX  we  zu  lesen,  und  tw  dio* 


ERATUB:  2U  S.  HELBUKO  UND  OTT  ACKER  VON  STEIERMAUK;       365 

istaben  ghiubte  ich  mit  ziemlicher  Sicherheit  ein  t,  darnach  ein  n  eq  er- 
es, mko  tarenj  ein  dem  Sinne  entsprechendes  Reimwort  auf  das  in  Z.  13 
h  den  Punkt  gefundene  Reim  wort  oren.  Doch  will  ich  nicht  unterlassen, 
mal  XU  erinnern,  daß  Ton  dem  Schluß  des  Gedichts  von  Sminwol  (Z.  15) 
d^er  mu  wirt  tekum  .ore.  ist. 

Daß  suTÖrderst  durch  die  Auf&idung  der  Reimworte  in  Z.  18  und  16 
iBotmehe  Aufbau  des  Schlusses  sich  wesentlich  anders  darstellen  muß, 
i  auf  der  Hand.  Aber  auch  sonst  bin  ich  mit  der  Gestaltung  des  Gredichtee 
Benm  t.  Karajan  nicht  ganz  duTerstanden.  Die  Ergänzung  von  was  in 
1  seiner  Heistdlung  ist  unnöthig:  es  liegt  in  dieser  Stelle  ein  neuer  Beleg 
vorauagesehickten  NominatiYs  ror,  dem  im  folgenden  Satz  ein  obliquer 
m  enta|iricht,  woron  J.  Ghrimm  Kl.  Sehr.  3,  333 — 338  Beispielb  gegeben 
f  «ster  welchen  die  aus  Diemer  274,  13.  Wh.  21,  1.  Parz.  76,  1.  296,  1 
ner  Stelle  ganz  analog  sind.  Z.  2  und  3,  4  und  5  der  Stollen  (und  als 
ha  und  Abgesang  ^iner  dreizeillgen  Strophe  sind  hier  wie  beim  folgenden 
ich  die  Absätze  bei  Herrn  y.  Karajan  gemeint)  sind  natürlich  als  ^ine 
Heile  zu  fassen.  Bei  dem  ersten  scheint  auch  Hr.  t.  Kangan  dieser  An- 
t;  die  letzteren  aber  scheint  er  trennen  zu  wollen :  er  schreibt  sie  wenigstens 
großen  An£u)gsbuch8taben ,  wiewohl  weder  nenne  noch  flhucheiunde  ein 
■wort  hab^  und  in  beiden  'Wörtern  vor  dem  folgenden  er  EUsion  statt 
.  Im  Abgesang  Z.  4  ist  oZ«  ganz  unnöthig  in  aU6  geändert  worden.  Das 
ücht,  eine  hübsche  Probe  politischer  Satire ;  die  ich  mit  dem  Herausgeber 
10  [886]}  auf  Herzog  Albrecht  beziehe,  wäre  also  folgenderweise  zu  schreiben-: 

Ein  herre  gewaltic  ftne  sin, 

sein  wierdez  ingesinde  habent  einen  under  in, 

Smirzwol  ich  den  nenne:  er  g^t  dem  herren  n&ch  an  aller  stat. 

iSmirzwol  der  kan  liste  vil. 

swenn  der  herr  ze  rftte  mit  den  besten  sitzen  wil, 

Smirzwol  gdt  fünschelonde:  er  muoz  ie  komen  an  des  herren  rät. 

jSmirzwol  kan  sein  rede  wol  dar  gestieren, 

Waffen,  Smirzwol,  über  dich  geschiieren! 

wie  du  den  herren  umb  die  6ren 

viselst  als  ein  habergans! 

der  teuYel  Yar  dir  in  den  grans! 

Smirzwol  vor  gotee  xom  wirt  seinem  toren. 
Es  ist  dieselbe  Strophenform,    die   in  dem   zweiten   Gedichte   erscheint, 
^  x&zn  wird  nicht  fehl  gehen,  wenn  man  beide  demselben  Verfasser  zuerkennt. 
Zürn  Abdruck   dieses   zweiten  Spruches   habe   ich  zunächst  folgende  Be- 
dungen zu  machen.    Z.  1  konnte  ich  wenigstens  ouf  von  nicht  mehr  sicher 
^xinen.    Es  scheint  fast,   als  ob  die  Züge  der  Hs.  an  manchen  Stellen  seit 
ersten   Lesung    durch    Hm.  y.  K.  noch    mehr   Yerblasst  wären.  —  3  Der 
^ponkt  nach   dent  nicht  deutlich.  —  de.  —  daz,  —  4  goUshelfen  als  ein 
^;  Reimpunkt  nach  chvmt  undeutlich.  —  6  seigen.  Deutlich  ist  nur  ge*  — 

^ibricheinlich  wor.  Reimpunkt  undeutlich.  —  8  las  ich  zv  /,  tef  ,od, , .  Yor 
(^  0  ist  noch  ein  quer  gezogener  Balken  wie  eines  t  sichtbar,  auch  das  n 
^  ftaht  ist  nicht  recht  deutlich:  Hr.  y.  Karajan  hat  an  dieser  Stelle  richtiger 
iiiQthet  als  gelesen;  nach  naht  kein  Reimpnnkt:  der  Ansatz  des  folgenden 
■^  getäuscht.  —  9  frvmt  —  Ein  Yon  mir  schon  Yor  Em«vcl\t  d^x  Ha^  \^^^^ 


366      LITTERATUB:  ZU  8.  HELBUNG  UND  OTTACKES  VOH  BTBEBlä 

hat  ergänstea  er  wird  durch  diese  bestätigt:  e  ist  dnrch  em  Loeh  im  F 
ansge&lleii,  r  ist  noch  sichtbar.  —  10  •  tot  dae  feUt.  —  18  €mi§,f 
vnit:   das  angebliche  Abkfiniingsieichen  ist  nur   der  obere  Th&l  des 
sdmittenen  d.  —  14  tsTden.  —  15  r[a]^.]  J[cho]n  / [U].  —  16 

Was  die  Textherstellimg  betrifft,  so  setze  ich  Z.  6  naeh  yhaal 
sondern  (!);  Z.  8.  11  (:)  st.  (,);  Z.  9  (,)  st  (;). 

Der  iweite  Theil  der  PablieatioQ  macht  uns  mit  maem  BndilU 
Otlacken  Beimchronik  bekannt,  bestehend  in  einem  einigen  tum  dum  !■  X 
gegrfindeten  Capnziner-Kloster  in  Klagenfnrt  stammenden  PergamenlUiii 
8  Spalten  an  47  Zeilen  auf  der  Seile»    das  dort  ab  Deeka  eines 
bandes  diente.  Nach  Herrn  von  Karajans  Ansieht  gehört  ea  dem  18., 
beginnenden    14.  Jahrhundert  an:  anf  mich  hat  es  mehr  den 
14.  Jhs.  genannt. 

Nach  einer  am  unteren  Rande  der  Vorderseite   befindliche 
war  unser  Blatt  das  erste  der  'XXYIU'  Bage.  Auf  diese  Wahmehmn^ 
und  Ton  der  Annahme  von  Quintemionen  ausgehend,  bereehnet  Hr.  t« 
daß  *die  ToUst&ndige  Handschrift,  was  ihre  rordere  Hälfte  betxiA| 
selbe  enthielt,    was  uns   in   der  einen  Wiener  ganz^    in  der  sweitea  «ii 
Admonter,    Jenaer,  WolfenbGttler  und   Stockholmer   zum  TheQ 
namentlich  aber  auch,  *daß  schon  zur  Zeit  des  Dichten  jene  beliebte 
▼on  der  Belagerung  Yon  Accon,  bei  8000  Zeilen  fftllend,  welche  qpiter 
holt  einzeln  in  Handschriften  zu  Jena,  Wolfenbüttel  und  8t.  OaUea 
und   möglicherweise   auch  später  in   das  größere  Seimwerk    eingesckobm 
könnte,  schon  damals   einen  Bestandtheil  von  Ottaekers  Chronik  bQdele'. 
Besultat,  bei  dem  wir  uns  übrigens  auch  das  Bewußtsein  erhattan  woDa, 
wir  es  mit  bloßer  Wahrscheinlichkeit  zu  thun  haben. 

Ich  wende  mich  nun  dem  Abdruck  zu,  der  auch  hier  einiger 

bedarf.  Z.  3  steht  hruderx  die  Angabe  S.  19  [569]  ist  also  unricht^.  —  tSK 
f.   Wir.    Die  Angabe   S.  18  [568]   ist  darnach  zu  modifideren.  —  27 
scheinlich  fluft  =  TF.  —  82  hermit,  —  50.  51  stehen  anf  äner  Zeile: 
Z.  135.    136  —  149.    150  —  174.  175  —  186.    187.    Hr.  t.  K. 
es  S.  16  [566]  im  Allgemeinen,  ohne  im  Abdruck  die  einzelnen  FUe 

lieh  zu  machen.  Z.  51  steht  wahrscheinlich  chomi,  —  Unechten  Üaliitfir* 
und  6  hat  die  Hs.  öfter:  vgL  66.  37.  70.  103.  104  u.  5.  —  52  e«M..«: 
die  Lücke  hat  gerade  Raum  für  zwei  Buchstaben  (ß\).  Anf  sddie  Bintf* 
hältnisse  sollte  bei  Bezeichnung  von  Lücken  in  Abdrücken  die  m5||^iclMte  Set 
falt  und  Aufmerksamkeit  verwendet  werden,  nicht  überall  ist  die  Efgiann  ■ 
selbstverständlich  wie  hier.  —  55  Akersar,  —  63  hegundn:  dieAngibeS>tt 
[569]  ist  also  richtig.  —  67  .^.  —  68  tevifchen  kein  Punkt  naeb  AmM-" 
79  zwüchn,  —  80  gcnsüichn  f.  gcteatUchn:  die  Angabe  S.  18  [568]  ist  nddl^'' 
97  Do  undeutlich.  —  99  las  ich  noch  nihf  [m]ere.  ^100  [AaHnm  id  ^ 
schwach   sichtbar.  —   101  gdovbn,  —  102  war  =  WO,  —  106  Dk  (b* 

dev)  f.  Deuj,  —  tcarht,  —  108  furpaz  oder  furpat,  —  109  sv  versSä,  —  lU* 
in  w€md  ist  deutlich.  —  114  flos,  —  117  t-&«rtrufi(fii  als  ^  Wort:  die  TVetf*! 
ist  scheinbar  in  Folge  des  Schnörkels  des  r.  —  118 — 126  und  165—1'^ 
Die  Lücke  ist  durch  die  Verwendung  des  Blattes  entstanden,  durch  welck  ^ 
gMDie  Schrift  bis  auf  ein  paar  Anian%«WOix%\A.Wiv  völlig  unlesbar  wurde.  D^ 


REBATUB:  ZU  &  BELBLING  UND  OTTACKER  VON  STEIERMARK.       367 

hl  ich  mich  bemüht,  wenigstens  die  ansgefallenen  Zeilen  nach  dem  Raum 
1  den  sarückgelassenen  Sparen  sa  beseichnen :  ich  zählte  an  der  Stelle  von 
t— ISl  bei  Hm.  t.  K.  nar  2,  an  der  Stelle  Ton  122—126  abär  6  Zeilen, 
Ifusen  abo  8  and  gerade  so  viel  Verse  fehlen  wirklich;  nar  kann  die  Ha. 
Uigatem  an  dieser  Stelle  keine  Capitelüberschrift  gehabt  haben.  Das  wäre 
'  der  Kritik  der  oben  erwähnten  Berechnang  des  Hm.  t.  Karajan  S.  16 
6]  m  ber&cksichtigen.  —  128  g*bn.  —  129  Soldan.  —  130  greifen  (f)  — 
L  J^  lesbar.  —  132  Swom  ist  gans  lesbar.  —  Statt  fnohie  scheint  moki  sii 
Mo:  für  e  scheint  kein  Ranm  zu  sein  and  sichtbar  ist  es  mindesten«  nicht  *— 
h  gemüm  ist  inn  ansicher.  —  133  Die  ganze  Seite  ist  trotz  Hrn«  t.  Kan^jan« 
*  Mhr  ondentlich  and  schwer  za  lesen.  Sie  scheint  aber  richtig  gelesen  bis  aof 

«ngeheaerliche  Form  ehamniob^  (statt  chembd  W,  ^emmd  0)y  die  Hr.  t.  EL 
SO  [570]  noch  besonders  hervorhebt,  aber  sicher  nicht  in  der  Hs.  steht.  Ich 

ekmmmeli  ofBon  lasse  ich,  ob  statt  cb  nicht  doch  vielleicht  a  geschrieben  steht, 
■Pohl  <s  die  größere  Wahrscheinlichkeit  hat;  das  zweite  m  ist  aach  nicht 
m  deutlich,  bei  genaaer  Betrachtang  aber,  die  ich  an  dieser  Stelle  nicht 
irte,  doch  za  erkennen;  Unser  Brachstiick  stimmt  also  mit  den  andern  Hss., 
d  aar  Aber   den  Vocal   kann  vielleicht*  Zweifel  bestehen.  —  134  mihi.  — 

16  ^roBR.  —   143  Sor,  —  144  echavb.  —  145  gepwrdn  f.  gewundm  daraaeh 
berichtigen  S.  20  [570].  —  fa  zwischen  zwei  Ponkten.  —  150  .01/  wahr- 

Mnlieh.  —  160  wahrscheinlich  mvet.  *—  164  warhaii,  —  178  AU  es 

ia  lesbar.    —    175  Elrt  =  W.    —    176  fUhU  —    177   haidemdeeher.   — 

iS  grabe.  —  187  las  ich  D^  brtid^  ndjjßetug:  einen  Pankt  am  Sehlasse  der 
l&e  sah  aneh  ich  nicht. 

Die  orthographischen  and  dialectischen  Eigenthümliehkeiten  des  Brach* 
lekee  hat  Hr.  v.  K.  S.  18  [568]  bis  20  [570]  freilich  nicht  ganz  erschöpfend 
htert.    Ich  beschränke  mich  aaf  folgende  Bemerkangen:  Hr.  v.  K.  bespricht 

19  [569]  die  Vorliebe  der  Hs.  far  die  Hinwegiassang  stammer  e,  dann  fährt 
fort:  ^Tonlose  e  erscheinen  in  R  (so  nennt  er  das  Brachstück)  des  Metram s  (?) 
Igen  hie  and  da  aasgelassen.  Mit  einziger  Aasnahme  von  132  sieht  man 
slit  ein,  waram  die  andern  Beispiele  anders  beartheilt  werden  sollen,  al^  die 
lieh  nachher  besprochenen  Verstöße  gegen  diese  dem  Metram  dienende  mhd. 
»gel:  wenn  im  :  verleim  18.  19,  geeüU  :  geseüt  38.  39,   statt  iren  :  verleiten 

s.  w.  stehen,  also  VerstoGe  sind,  waram  nicht  aach  fuom  :  ewuom  14.  15, 
In  Iddn  :  m^ufia  28.  29,  und  erftmdn  :  vberwundn  116.  117?  Ein  Versehen 
ttft  der  Bemerknng  über  Z.  159  (S.  20  [570])  zu  Grande  liegen,  denn  tcol 
}k^  ja  aach  in  £.  Wenn  aber  Hr.  v.  K.  weiter  za  Z.  68  bemerkt,  der  Artikel 
ir,  welchen  WO  nach  meUter  haben,  störe  das  Metram,  so  ist  das  offenbar 
irichtig,  and  daG  K  teulschen  schreibt,  deutet  doch  darauf,  daß  in  seiner 
orltge  auch  der  Artikel  stand  und  zu  lesen  ist:  der  miMr  der  Uuteehen  him 

gern). 

OBERHOLLABRUNN.  J.  T.AMRVJ^ 


368  IlTTERATUR:  DE  BOBCHQRAVE,  ESSAI  HI8T0BIQUE. 


Esiai  historique  sur  lea  colonies  Beiges  oo  Hoogrie  et 
de  Borchgraye.  Brnzelles  1871. 

Die  k5n.  belgUche  Akademie  hat  jüngst  die  io  der  Übendnift 
Schrift   mit    einem    ausgeschriebenen  Preise  gekrönt     Sie  ist  mm 
unter  dem  Titel:   essai  historiqae   snr  les  colonies   beiges   qoi  B*4/tMank 
Hongrie  et  en  Transsilyanie  pendant  les  XI.  Xll.  et  XUL  siMea  par  Ei^l: 
de  Borchgraye  Dr.   en  droit  secrdtaire  de  legatioii   L  classe  etc. 
cooronnd  par  l'acad^mie  royale  de  Belgiqae, 

Der  Verf.   hat  mit  Gewissenhaftigkeit  und  Fleiß  aosammeageileUl 
nur  irgend  snr  Aufhellung  dieser  Erscheinung  bisher  ron  dentscheiiy 
und    ungrischen    Forschem    den    Urkunden    der  Yorseit    abgewonnen 
konnte.  Er  hat  dabei  mit  großer  Treue  überall  auch  deren  gedacht^  deaa 
seine  Aufklärungen  au  danken  sind.  Er  hat  ausserdem  su  seinem  Zwecke  üi 
und  Siebenbürgen  selbst  bereist  und  es  ist  ihm  da  auch  im  Ghuizen 
sich  auf  dem  ihm  fremden  Boden  fast  wie  ein  Eingebomer  mrecht  m 
was  nicht  leicht  war.  Nur  in  unwesentlichen  Kleinigkeiten  wird  hin  wüd 
Berichtigendes    nachcotragen   sein*).     Insofern   als   er  auch   die  Sprache 
Mandarten  in  den  Kreis   seiner  Forschung  zieht,    ist  es  wohl  gestatteti 
darauf  einzugehen. 

Nach    einer    allgemeinen  Einleitung  über  Einwanderung    der 
deren  Christianisierung  und  über  die  Durchzüge  der  ELreuzfahrer  durch  Ui 
werden  zuerst  die  ältesten   flandrischen  Einwanderer  nach  Ungarn 
Ton  denen  man  Nachricht  hat.  Dieß  sind  Lütticher  in  Erlan,  die  1048—1 
eingewandert  sind,  deren  Nachkommen  noch  1447  ihre  alte  Lütticher 
sprechen  y  was  bei  einem  Besuch  einer  Deputation  in  Lütticb  sich  h 
und  die  endlich   im  16.  Jahrh.  verschwinden ,    aucune  trace   n*en   rappeDe 
souYenir  aujourd'hui.    Dagegen   könnte   doch  hervorgehoben  werden  der 
von  Erlau.  Erlau  ist  ein  deutscher  Name>  vgl.  ahd.  Erlowa  Graff  I,46S. 
Fluß  Eger,  der  vorbeifließt  und  sich  in  die  Theiß  ergießt,  hat  der  Stsdt 
zweiten  Namen,  urkundlich  Agria,  Eger  gegeben.  Auch  hier  ist  an 
zu  erinnern.    Ein  Fluß   Eger,  Nebenfluß   der  Wemitz,    fließt  bei 
und  heißt  ahd.  Agira,   Agara;   ein  Nebenfluß   der  Elbe   und   eine  deiilMli|^i: 
Stadt  Böhmens    heisscn  gleichfalls  Eger  ahd.   Agara.     In    der  Qtgcad  i* 
Verdun  wird  auch  ein  altes  Agira  verzeichnet,  Förstemann  Ortsnamen  8.  IS." 
Wahrscheinlich   waren  jene  Lütticher,    wenn   nicht  ganz,    so   doch  thdlvai 
vlaemischer  Nationalität.    Von   wallonischen   Ortsnamen    finde  ich    kdne  Spv 
in  jenen  Gegenden,  wohl   aber  deutsche.    Es  sind  in  der  Hewescher  OeipM 
Schaft,  deren  Hauptstadt  Eilau  ist,  so  noch  zwei  andere  Ortsnamen  adblM 
indem  sie  unter  lauter  nngrischen  Namen  der  Umgebung  merkwürdig  ahstechwi 
1.  Bö  de  (spr.  rcedc),  was  an  niederländisch  reede  erinnert.  Urknndlieh  firii 
ich  es  Rhode   geschrieben   im  Jahre  1370   bei  Fejör   cod.  dipl.  IX,  4.  SIT.  |^ 
Dazu  können  auch  das  friesische  Wincredea  und  ahd.  Dachreda,  UmpreÜ 
und  verchiedene  deutsche  Ortsnamen:  Rh e den  ahd.  Redun  verglichen  ««da; 
und  2.  Hort,  in  älteren  Urkunden  Uord,  ist  wohl  altsächa.  hord  der  Hoi^ 


*)  Wenn  er  z.  B.  Deutsch  -  Pilsen  in  der  Honter  Gespansohaft  in  Ungarn  8.  59 
zur  Zips  rechnet,   oder  das  Kuhländchen  in  Mähren  einmal  S.  99  für  eine  deotMb* 
AjuiedluDg  in  Ungarn  zu  haüteu  scUemt. 


UTTERATUE:  DE  BOKCHGRAVE,  ESSAI  HISTOBIQUE.  369 

•  £b  konnte  auch  vom  ungriBchen  hordani  tragen,  hord  er  trägt,  ab- 
Bitet  werden.  Nnn  ist  aber  als  Ortsbezeicbnnng  die  3.  Person  des  Zeitworts 
vmhrscbeinlich ;  die  Verwandlang  des  d  in  t  aber,  was  ich  für  eine  Verhoch- 
itMhiiDg  halte,  unter  Madjaren  andenkbar. 

£benso  möchte  ich  za  dem  interessanten  Capitel  3:  les  Flamands  dans 

diairiet  de  Batar,  noch  eine  Bemerkung  machen.  Die  im  12*  and 
^  Jalirh.  erscheinenden  Flandrenses  omnes  de  Batar  in  der  Ugotscher 
q^aDschaft  mochten  einen  Bückhalt  haben  an  der  alten  dentschen  Ansiedlang 
ü  Satmar-Nemeti,  die  in  anmittelbarer  Nachbarschaft  wohnte.  Ortsnamen,  die 
ja  diesen  Flamändem  noch  heute  eine  Spur  rerrathen,  sind  einige  heryorzu- 
bcD.  Da  in  ungrischen  Namen  and  Wörtern,  auch  in  altem  Urkunden  schon, 
deutsches  W  eintritt,  läßt  der  Name  des  Flüßchens  Batar  die  natür- 
Deutung  zu,  aus  altsächsisch  watar  (jetzt  nd.  water)  Wasser.  In 
Ipischen  Urkunden  erscheint  sogar  einmal  1383  noch  ein  Laurentius  de 
btar  Fejdr  cod.  dipl.  X,  1.  100,  worunter  kein  anderer  Ort  zu  verstehn 
%  ab  die  possessio  Batar  am  Flüßchen  Batar,  nach  der  sich  auch  ein  Ladis* 
m  aehreibt  um  1388  Fej^r  X.  1,  497.  —  Der  Name  des  Berges  Hark  in  der 
■he  des  Batarflfißchens  sieht  ebenso  niederdeutsch  aus,  vgL  mnl.  hark  f. 
gge,  Bechen.  —  Der  Ugotscher  Ortsname  Ardö  urkundlich  Ardou  scheint 
pi  altes  Ardouwa  gewesen  zu  sein,  vgl.  Ardaha  Nebenfluß  der  Lahn  Forste* 
jpBn  Ortsn.  95.  Man  kann  dabei  an  altsächs.  ard6n  denken,  das  auch  wohnen 
iMeotet. 

t  Den  Ort  Halom  will  ich  nicht  aus  altsächs.  holm  deuten,  da  der  Name 
Mjarische  Endung  schon  von  altersher  hat;  fireilich  stimmt  madjai.  halom 
li^  sa  altsächs.  holm,  was  dasselbe  bedeutet 

Ein  Dorf  der  Ugotscher  Gespanschaft  heißt  Sz&szfalu  d.  i.  Sachsen- 
N^f  nnd  nach  einer  Urkunde  von  1430  F^'.  X,  7.  232.  heißt  Ugotscha 
Ast  „Szaszfalu  alias  Ugocha,**  also  auch  Sachsend  o  rf.  —  Da  wir  ron  anderen 
Wachen  in  jener  Gegend  keine  Nachricht  haben,  werden  wir  wohl  alle  diese 
maen  auf  jene  Flandrenses  zurückbeziehen  müssen. 

S.  37  gibt  Ton  BorcBgraye  eine  Etymologie  des  Namens  der  Zips,  der 
h  nicht  beistimmen  kann,  die  aber  zu  einigen  Bemerkungen  Anlaß  gibt,  die 
^  am.  Platze  sind.  Ich  habe  bereits  in  meinem  Wörterb.  der  Mundarten  des 
igr.  Berglandes  S.  107  f.  die  bei  Haltaus  unter  zip  citierte  Urkunde  an* 
iffilirt,  wo  im  Jahre  1154  die  novi  coloni  Flandrenses  pro  justitia,  quae  cip 
eator,  triginta  numos  persolvunt.  Das  erklärt  Herr  yon  B.  nun  so:  „la  rede- 
nee  en  nature  —  en  bld,  que  les  Flamands  et  autres  colons  devaient  acquitter 

^diange  du  droit  de  juridiction  propre,  s'appelait  zip  (racine  sep  oa  osep^ 
{)*•  —  Tschechisch  könnte  man  in  gewissem  Sinne  unter  osep  allerdings  die 
at  verstehn.  Mir  scheinen  hier  aber  andere  Wortformen  näher  zu  liegen,  die 
ir  heranzuziehen  wären.  Sie  hatten  für  ihre  Rechte,  cip  genannt,  baares  QM 

erlegen.  Diese  Rechte  waren  wohl  ursprünglich  für  Naturalien,  oip  genannt^ 
rüehen  und  hatten  dafür  den  Namen.  Das  Wort  erinnert  zunächst  an  da« 
eh  bei  Adelung  aufgeführte  Meissenische  Sippmaß.  Bei  Leonhard 
lach  ist  das  alte  Leipziger  Sipmas  4  Metzen,  quarta  pars  modii;  im 
tenbatgischen  3  %  kleine  Maß.  —  Bei  UUrieh  Altenburger  Volksklänge, 
rickan  1861  finde  ich  Seite  193  „Sippens  —  Viertelscheffel,  Sippmaß*. — 
)  nun   dieß  Wort  nach  Frisch  auf  Sieb  (mhd.  sip)  zurückzuführen  iat  <ideii^ 

OEBMAIOA.  Neue  Reihe.  V.  ßTH.)  Jahrg.  ^\. 


370  UTTERATÜH:  DE  BOECHGRAYE,  ESSAI  HI8TOKIQUE. 

nicht,  ein  Zosammenhang  —  etwa  eine  umdeutende  Anlehnung  des  Wortei 
jenes  cip  —  ist  Torhanden,  da  in  demselben  meissnischen  GU>biete  das  eiat 
das  andere  vorkönmit.  Zu  erwägen  ist  hier  auch  noch  was  ich  über  den  Wi 
zwischen  s  und  z  im  Anlaute  bemerkt  habe,  besonders  in  nd.  und  md. 
arten:  die  Laute  des   ungr.  Berglandes  (1864)  S.  222  (216).     Kon  ist 
aniufuhren  mhd.  sippern  Ertrag  abwerfen  mhd.  Wtb.  III,  902,  was  unter  i 
xipkorn  daselbst  901*  anzuführen  gewesen  wäre.  Dieß  zipkorn,  tres 
arenae  et  tritici  Haltaus  212,  bestätigt  die  obige  Annahme  über  die 
▼on  cip. 

Was    aber  gegen  allen  Zusammenhang  des  Namens   der  Zips  bü 
flandrischen  Einwanderern  spricht,   ist:   daß  der  Name,    der   lateinisehi 
Zepus,    Scepus  lautet,  wie  ich  nun   sehe*),  Yor  der  Colonisierung 
Gegend  rorhanden   war.     Anonymus  Belae   notarius   nennt   die   Gegend 
Silva  Zepus   und  in  einer  Urkunde  Yon  1096   erscheinen    presbjteri 
Scepus  Fej^  II,  17.     Der  Name  rührt  demnach  nicht  ron   den  etwa  llttj 
eingewanderten  oder  ron  den  im  meissenischen  1154  erscJicinendea  Flanden 

Der  Ort  Zipsa  in  Galizien^  der  1827  erwähnt  wird,  a.  meine 
S.  80,  hätte  freilich   eine  Station  der  Einwanderer  aus  dem  meissnisehen 
zeiohnen  können.     Die   deutsche  Form  des  Namens  Zips  ist  schon 
in  einer  Urkunde  ron  1198  bei  Fqdr  II,  844,  wo  ein  Gola  de  Zipiis 
wähnt  wird. 

Seite  40  f.  werden  die  sogenannten  Gründner  besprochen,  zu  deasi 
Bewohner  der  Zipser  Bergstädte  Schmölnitz,  Gölnita,  Wagendriii 
die  von  Dopschau,  Metzenseifen  und  die  von  Deutsch-Prabes 
Krickerhäu  etc.  gezählt  werden.  Der  Verf.  hält  dieselben  für  später«  B^L^ 
Wanderer,  nach  dem  TatareneinfEÜl,  indem  bei  ihnen  das  alte  VoIkilitT 
Schlesiens  und  Thüringens  gleichzeitig  auftritt,  das  bei  den  übrig*! 
Zipsern  nicht  anzutreffen  ist  Ich  glaube,  daß  wir  darüber  zu  uiÜmA* 
noch  nicht  in  der  Lage  sind.  Hätte  die  Zips  einen  Sammler,  etwa  vis  t^ 
Siebenbürger  Sachsen,  deren  Volkslieder  Fr.  W.  Schuster  gesammelt  htttf' 
deren  Vorhandensein  schon  jenes  Argument  hiDfälHg  erseheinen  läßt  **),  sowiA 
sich  wohl  bald  herausstellen,  daß  daselbst  dieselben  Volksballaden  gefnü 
werdc'n,  die  über  DeutBchland  überall  verbreitet  sind  und  für  die  es  iiuMitf 
Deutschlands  kaum  Grenzen  gibt;  sie  reichen  bekanntlich  ja  selbst  Sber  li 
niederländische  Sprachgrenze  hinaus.  Jedesfalls  kennen  wir  solche  Y<dkifieiv 
nicht,  die  nur  Schlesien  und  Thüringen  angehörten  und  nicht  vielmdir  4c^ 
scbes  Gemeingut  sind.  Der  zweite  Grund,  den  B.  anführt,  daß  die  QaeUen  A* 
die  Gründnerorte  nicht  über  das  14.  Jahrb.  hinaufreichen,  ist  nidit  hslte 
Gölnitsy  urkundlich  Gilnuchbania,  erscheint  schon  1280;  seiiie  Pmkp^ 
wurden  erneuert  1290.  Wagendrüssel  erhielt  die  Freiheiten  der  Zips  127)1* 
1290.  Deutsch-Praben^  urkundlich  Prouna  erscheint  schon  1290—119^ 
Dopschan  ist  aber  nicht  von  Schlesien  oder  Thüringen,  sondern  von  ^ 
ältesten  ungrischen  Bergstadt  Wania,  jetzt  Schemnitz,  ans  colonisiert  worden  ISSfc 


*)  Ich  habe  mit  dem  Obigen  auch  meine  eigenen  firfiheren  Annahmen  n  ^ 
richtigen. 

**)  Denn    dann   müssten  ja  die  Siebenbürger  Sachsen    ebenso    spiters  fS^ 

Wanderer  sein. 


LITTERATUR:  DE  BORCHORAYE,  ESSAI  HISTORIQUE.  871 

Schemnitz   ist  eine  vor  dem  Tatareneinfall  Wania  genannte  Bergstadt, 

nach  demselben^  yielleicht  Yon  Sebnitz  an  der  Sebnitz  im  Meissnerlande  aas, 

>lkert  wurde.  —  Die  Ejrickerhäner  Orte  sind  Yon  den  Bergstädten  ans  ge- 

idet.  Über  alles  das  findet  sich  urkundlicher  Nachweis  in  meiner  Darstellung 

Mundarten  des  ungr,  Berglandes  S.  48  f. 

Ein  Wort  aber,  das  zwar  nicht  niederländisch,  aber  eehtnieder  rheinisch 
,  das  die  Einwanderer  vom  Niederrhein  nach  Schlesien  und  Siebenbürgen 
lacht,  findet  sich  gerade  bei  den  Grnndnern  häufig*  Das  ist  das 
frt  stfe,  seife  Bach.  So  bei  Dopschau  Tiefenseifen,  der  Ort  Metzen- 
fen,  bei  Ptaben:  in  der  saifen  vgl«  mein  Wtb.  96;  Nachtr.  45.  Darst.  74. 
n  kann  ich  noch  anf&hren  aus  Gölnitz  you  1287:  caput  fluYÜ  (Smolnik) 
olkenseifen  nominati;  in  Neusol  1390  ein:  Schucherseifen.  Auf  sieben- 
igische  seifen  aus  dem  14.,  15.  Jahrh.  habe  ich  hingewiesen  Gknnania  IX, 
1.  YgL  J.  Grimm  bei  Haupt  VII,  460.  Weinhold  schles.  Wörterb.  89. 

Auffiülend  ist  daß  der  Verf.  hier  S.  40  noch  nach  sio?akischer  Aussprache 
rikehaj  schreibt,  indem  er  S.  102  u.  s.  die  richtige;  von  mir  urkundlich 
ebgewiesene  Form  Krickerhän  anwendet 

S.  55  heißt  es:  'le  mot  Zibin  est  slaYe.'  In  den  Urkunden  heißt  Her- 
■Bstadt  im  14.  Jh/  Cibinium  majus,  das  oberungrisehe  Zeben:  Cibinium 
BUS  Fejdr  X,  8.  250.  X,  4,  367.  428.  Für  letzteres  kömmt  auch  die  Form 
Imicia  vor  Fej^r  IX,  5,  391.  Es  war  noch  im  17.  Jahrh.  eine  deutsche 
tdt,  die  madjarisch  S zeben  sloYakisch  Sabinow  heißt.  Daraus  scheint 
'  nieht  zu  erhellen  daß  Zibin  slaYisch  ist. 

Anerkennenswerth  ist,  daß  der  Verf.  auch  die  Mundarten  heranzieht  und 
denselben  die  Spuren  der  Abstammung  der  Bevölkerung  jener  Yerschiedenen 
liedlnngen  zu  suchen  bemüht  ist  So  schwierig  eine  solche  Untersuchung  ist, 
gewichtig  können  ihre  Ergebnisse  In  die  Wagschale  fallen,  wenn  sie  gründ- 
und  methodisch  gefuhrt  wird.  Sie  vermag  Thatsachen  vorzuführen,  die 
tlieh  sprechen,  wo  alle  anderen  Urkunden  schweigen ;  sie  führt  demnach  der 
ehichtlichen  Forschung  neue  Quellen  der  Erkenntniss  zu,  denen  man  sich 
an  nicht  mehr  wird  verschließen  können.  Je  gewichtiger  aber  diese  Art  der 
tersuchang  ist,  desto  mehr  müssen  wir  wünschen,  daß  sie  scharf  und  streng 
ährt  wird  und  strenge  scheide  zwischen  wirklich  beweisenden  Thatsachen 
l  allgemeinen  Analogien,  die  dieß  nicht  sind. 

Formen  wie:  boven  oben,  poes  Katze,  trekken  ziehen,  druischen 
ichen,  driesch  Neuland,  dorpel  Schwelle;  greb,  greppel  Furche,  kleiner 
kben^  groejen  aufwachsen,  killen  frieren,  kernen  buttern,  knagen  nagen, 
rat  Kruste,  mitgteloos  ohnmächtig,  kwaad  schlimm,  slibberen  gleiten, 
iwijken  ohnmächtig  werden  etc.,  die  holländisch  sind,  hat  der  Verf.  S.  97  bis 
mit  Becht  hervorgehoben  und  mit  den  dafür  in  der  Zips  üblichen  Formen 
[^chen,  die  lautlich  ziemlich  genau  übereinstimmen  (hoben,  pnse,  trekken, 
siseben,  driesch,  dürpel,  greb,  greppel,  grünen,  killen,  kirnen, 
%genf  knrst,  matelos,  quad,  schlibberen,  beschwaigen  etc.).  Ob- 
il  dieselben  zum  Theil  in  niederdeutschem,  zum  Thefl  in  mitteldeutschem 
»iel  auch  sonst  nachgewiesen  sind,  so  kann  ihnen  in  ihrer  Totalität  —  und  ihre 
d  Hefte  sieh  leicht  um  das  zehnfache  vermehren  —  ihre  Beweiskraft  nieht 
leeprodien  werden,  besonders  wenn  man  dieselben  Ausdrücke  im  siebenbürg, 
bsischen  wieder  findet,  dessen  ältere  SprachdenkmAU  x.  nCVx.  tw-^j^  ^^  Vs«*«^ 


372  MISCELLEN. 

lieber  niederländische  Wortformen  xeigen  (wie  lyffrynddagdief  feif  =  lie 
vriend,  dag,  dief,  yijf  s.  Germania  9,  482). 

Andere  Formen  wie  appel  Apfel,  azen  futtern,  terwyl  derweQ  a 
die  a.  a.  0.  noch  angeführt  werden,  erscheinen  mir  aber  zu  wenig  beseid 
weil  sie  über  zn  weite  Gebiete  rerbreitet  sind.  Entschieden  nicht 
war  z.  B.  bloch  m.  der  ungeschickte  Mann,  Block,  da  bloch  die  o 
dentsche  Form  des  niederländischen  blök  und  allgemein  deutschen  Bl 
ist  Anders  steht  es  mit  Wörtern  wie  lichter  die  ELlafter,  in  den 
Bergstädten  nnd  in  der  Zips.  Das  Wort  ist  so  eingebürgert,  daß  danu» 
ein  Zeitwort  gebildet  wird:  Iftchtern,  in  Käsmark  l^achtern,  die  Ahm 
breiten,  ausholen,  mit  ausgebreiteten  Armen  messen.  Hier  stockt  nied< 
ch  für  f;  die  hochdeutsche  Form  für  lichter  ist  lafter,  s.  Schradler  II, 44i 
So  hat  sich  vereinzelt  das  niederländische  ch  für  f  erhalten  in  dem  üfm 
Worte:  krachmel  für  krachtmeel  d.  L  Stärkemehl,  woraus  der  Zipser iqgv 
ein  Zeitwort  bildet:  Wäsche  krachen  für  Wäsche  stärken.  Dieß  Wortü 
culturhistorisch  merkwürdig,  indem  esmit  dem  nl.  ch  fürf  und  demW^gfil 
des  t  wie  in  der  Zips,  übergegangen  ist  ins  Polnische  (kroch mal)  und  Bmiirii 
(krachmal),  so  daß  zu  erkennen  ist  von  welchem  deutschen  Stamme  Pote 
und  Russen  das  Stärkemehl  erhalten  haben.  Es  ist  anzunehmen,  daß  dieFcoi 
krachtmeel,  die  in  der  Zips  noch  zu  erkennen  ist,  auch  bei  den  anden, 
▼erhochdeutschten,  flandrischen  Ansiedlungen  an  der  polnisch-russischen  Groü 
gegolten  hat.  Das  grimmsche  Wörterbuch  hat  Bd.  5,  1952  die  polniscksmi 
russische  Form  unter  kraftmehl  angeführt,  hat  aber  die  deutsche  ObeqiHi^ 
form  der  Zips  übersehen. 

Möge  der  geehrte  Herr  Verf.  in  diesen  meinen  Bemerkungen  dv  te 
Wunsch  erblicken,  zu  der  interessanten  Frage  meinerseits  noch  einen  geriigii 
Beitrag  zu  liefern.  Die  Anerkennung,  die  seine  gründliche  und  mit  Cmm^ 
ausgeführte  Arbeit  verdient,  sollte  dadurch  keinen  Abbruch  leiden. 

K.  J.  SCHBÖES. 


MISCELLEN. 


Bericht  über  die  Sitsimgen  der  germanistischen  Section  auf  der  28.  Ter 
^         Sammlung    deutscher   Philologen    und    Schalmänner    zu   Leipzig,   22.  Im 
25.  Mai   1872. 

I.  Sitzung.  (Mittwoch,  22.  Mai.)  Nach  der  ersten  allgemeinen  Sitsng 
constituierte  sich  gegen  127t  Uhr  die  Section  unter  Yorsits  des  in  Kiel  g^ 
wählten  Präsidenten  Prof.  Dr.  Fr.  Zamcke.  In  seiner  Ansprache  gedachte  öcr 
selbe  kurz  der  großen  Ereignisse,  die  erst  jetzt  die  für  1870  btttimmte  Y«" 
Sammlung  ermöglichten,  widmete  den  in  den  ▼erflossenen  3  Jahren  abgesdue* 
denen  Fachgenossen  mit  warmen  Worten  einen  dankenden  Nachruf  und  M 
freudig  die  rege  Theilnabme  hervor,  die  die  deutsche  Philologie  mehr  vfi 
mehr  Endet 


MISCELLEN.  373 

Nachdem  auf  Vorschlag  des  YorsitzeBden  die  Plrof.  Dr.  A.  Ebert  und 
Hildebrand  zn  Vieepräsidenten,  Prof.  Dr.  Sieyers  ans  Jena,  Dr.  Lippold  ans 
ekan,  Dr.  Branne  und  der  untevzeichnete  Berichterstatter  aus  Leipzig  zu 
riftfuhrem  gewählt  waren,  theilte  der  Vorsitzende  mit,  daß  Prof.  Dr.  Böhmer 

Halte  den  ftir  die  erste  Sitzung  angekündigten  Vortrag  %ber  die  Echt- 
t  der  Chronik  des  Dino  Compagni*  leider  zu  halten  rerhindert  sei; 
h  in  der  3.  Sitzung  werde  der  Vortrag  des  Prof.  Dr.  F.  Liebrecht  aus 
ttich   über  den  Weinschwclg  und  die  Quelle  der  Tristansage    aus^Eillen,  wo- 

jedoch  Prof.  Dr.  Creizenach  ans  Frankfurt  a.  M.  über  den  Ursprung  des 
ndeamus  sprechen  wolle.  Nach  Angabe  der  Tagesordnung  für  die  2.  Sitzung 
Dlgte  der  Schluß  der  ersten  iV,  Uhr. 

Folgende  Begrüßungsschriften  kamen  zur  Vertheilung 

1.  von  Prof.  Dr.  Möbius  in  Kiel:  Über  die  altnordische  Sprache,  von 
.  Th.  Mobius,  Prof.  an  der  Univ.  Kiel  (Halle,  Buchh.  des  Waisenh.  1872). 

2.  Von  Prof.  Dr.  F.  W.  Bergmann  in  Straßburg:  Sprachliche  Studien, 
•  Serie,  *zu  welcher  Wortsippe  gehört  die  lat  Vorsetzpartikel  Re-  (zurück, 
eder/?  Beantwortet  Ton  Dr.  F.  W.  Bergmann.  (Straßburg,  Silbermann'sche 
ididnickerei  1872.) 

Außerdem  waren  in  einer  Anzahl  von  Exemplaren  zur  Verfügung  gestellt 
von  Dr.  Lübben  das  1.  Heft  des  von  ihm  u.  Dr.  K.  Schiller  bearbeiteten  mittel- 
sderdentschen  Wörterbuchs  (Bremen,  Kühtmann  u.  Comp.),  2.  von  Dr.  F.  Bober- 
t  das  Osterprogr.  1871  der  Realschule  I,  zum  heiligen  Geist  in  Breslau,  ent- 
ikend  seine  Abhandlung:  Wielands  Romane.  Ein  Beitrag  zur  Greschichte  und 
«orie  der  Prosadichtung. 

In  das  Album  zeichneten  sich  folgende  114  Mitglieder  ein: 
Angermaun,  Dr.  und  Oberlehrer,  aus  Meissen;  Apelt,  Dr.,  aus  Weimar; 
rtsch,  K.,  Prof.  aus  Heidelberg;  Bau  Icke,  Fr.,  aus  Berlin;  Berlit, 
)fg,  ans  Hersfeld;  Blasendorff,  Dr.,  aus  Stargard  in  Pommern;  Bober- 
:,  F.,  Dr.  aus  Berlin;  Braune,  W.,  Dr.  in  Leipzig;  Brecher,  Ad.,  , 
tri.  aus  Berlin;  Clemm,  W.,  Prof.  aus  Gießen;  Creizenach,  Th.,  aus 
nkfurt  a.  M.;  Creizenach,  W.,  stud.  phil.  in  Leipzig;  Diestel,  G., 
f.  aus  Dresden;  Dietze,  Dr.  und  Gymnasiallehrer  aus  Wittenberg ;  Döring, 
nh«,  Dr.  u.  Gymnasiallehrer  in  Leipzig;  Dunger,  Herm.,  Dr.  aus  Dresden; 
srt.  Ad.,  Prof.  in  Leipzig;  Förstemann,  E.,  aus  Dresden;  Förster,  B., 
aus  Berlin;  Franke,  Dr.,  aus  Celle;  Friedberg,  Prof.  in  Leipzig;  Gelbe, 
,  Dr.  aus  Döbeln;  Goldmann,  F.,  Dr.  aus  Halle;  Gröber,  Dr.  u.  Prof. 

Zürich;  Habich,  Edm.,  aus  Boston;  Hagen,  Th.  v.,  aus  Mühlhausen 
h.;  Hanecke,  Dr.  au8Co]berg;Harczik,  Ignaz,  Dr.  aus  Berlin;  Heller, H., 

ans  Berlin;  Hermann,  Fr.  C,  aus  Berlin;  Heusser,  Fr.,  Dr.  u.  Gym- 
all.  ans  Cassel;  Hildebrand,  Karl,  Dr.  in  Leipzig;  Hildebrand,  Rud., 
P.  in  Leipzig;  Hübner,  Cand.  der  Phil,  aus  Klein-Helmsdorf;  Hügel,  R., 

in  Leipzig;  Imelmann,  F.,  Dr.  aus  Berlin;  Imme,  Th.,  stud.  phU.; 
licke,  0.,  Dr.  und  Oberlehrer  aus  Berlin;  Kaufmann,  Dr.  aus  Göttingen; 
rber,  Dr.  aus  Rathenow;  Kindscher,  Prof.  aus  Zerbst;  Kluge,  Prof. 
Altenburg;  Knauer,  0.,  Dr.  in  Leipzig;  Koch,  Fr.,  Prof.,  aus  Eisenaeh; 
sh,  Ernst,  Dr.  und  Oberlehrer  aus  Grimma;  Köhler,  Reinh.,  Dr.  und 
iotfaekar  aus  Weimar;  Köhler,  Arth.,  Dr.  aus  Dresden;  Kolbe,  A., 
und  Oberlehrer  ans  Stettin;  Körting,  Gustav,  Dr.  aus  Dresden^  L^ibea^ 


374 


UiSCELLKN, 


Eugen,   Dt.    aiu  Boatock;    Lamprecht,  Prof.    aiu    Cbenmita;   Laitftü,  Db   i 
u.  OberleliTer  mna  BerlJD;  Luner,  W.,  Dr.  auB  Wetzlar-,  Lebmann,  Dr.  Ol  '■ 
Wernigerode;    Leiat,    Dr.   ai»  Magdeburg;    Lemcke,   tl.,    aiu  Stettin;   Lt*    Ü 
kien.  A.,   Prof.   in  Leipzig;  Lidforsa,  Edf.,  Dr.  und  Prof.  aaa  Lqnd  i.  6«b*.( 
Liebrecbt,  Fei.,  Prof.  nua  Lülticb;  Lippold,  Fritz,  Dr.  ans  Zwickaa;  Lob»,    f 
E-,  Keallebrer   au»  Halle;  Lübbcn,  A.,   Dr.   aua  Otdenbiirg;  Lucae,  K-.  Pi*L 
aua  Marburg;  Mahn,  Dr.  aua  Berlin;  Mankel,  W.,  aas  Hanau;  HelgBr.CU 
aas   Flensburg;    Mejer,   E.  Tl.,   Dr.  aua  Bremen;    Michaelia,   Dr.   und  Pni 
au«  Berlin;   Mobiua,  Tb.,  aua  Leipzig.   Prof.  in  Kiel;  Müller,   Dr.  aiia  Kor 
Neumann,    Dr.  und   Oberlehrer  au«   Pyriti;    Nenmann,  E..    Cand.  pbfl.  i 
Halle;   Opitz,  Dr.   aua  Naumburg  a.  S.;  Palm,  U.,   Dr.  and  Prof.   au«  BrtalM; 
Paacb,   Dr.  und  Prof.   au«  Altenburg;  Paul,  Ilerm.,   Dr.  aua  Jena; 
Eealicboldir.   aua  Magdeburg;   Petera,  Ignas,  aua  Leitmeriti;   Qua 
aua  Zvrickau;  Kebling,  O.,  Dr.  und  GjmnaaiBlI ehrer  au«  Kiel;  Bediteb.D'. 
aua  Hamburg;   Bcifferachcid,  AI.,  Dr.  aua  Bonn;  Richter,  Alb.,  an«  Lelpii^; 
Bockingcr,  Ludnr,,   Dr.,  KeichaarchiTsateaaor  und  Academiker    aus  Hänehen; 
Rodemrah t,  R.,    au«  Berlin;    Röpe,  Georg,   Dr.    aua    Hamburg; 
berg,  W.,   stud.  phil.   au«  Leiptig;   Schmidt,  Job.,  aus  Bona;   Scbmollilf. 
G^muiBaiall.    aua  Stargard  i.   P.;    Scboenbacb,   Dr.   aua  Wien;    Schoi 
Karl,  »tud.  phil.   aus  Casael;   Schreyer,  Dr.  aua  Pforta;   Schröder,  Karl,  Dr- 
in Leipzig;   ScbrÖer,  KarlJuliua,  Dr.  und  Prof.   an«  Wien;  Schub 
aoa  Berlin;  Schucbardt,  Hugo,   aua  Leipzig;    Schwenke,  Dr.   au«  ScUcü; 
Sievera,  Dr.  u.  Prof.  uui  Jena;   Stcinbruck,  Oberlehrer  aua  Colbei^;  Steif 
meyer,   Dr.   aua  Berlin;  Timm,   GtiBtav,   Dr.   ans  Boaloak;   Voi  -      -    - 

in  Leipzig;  Voigt,  F.,  atud.  phil.  in  Leipzig;  Venediger,  Edm.,  Cand.  pbiL 
aua  Halle;  WeiaacnborD,  Prof.  aus  Erfurt;  Wilken,  E.,  Dr.  phtl.  an 
Göttingen;  Wilmanna,  W.,  aus  Berlin;  Wimmer,  F.  A.,  au«  Kopenbagtt; 
Wilaachel,  Dr.  u.  Prof.  aua  Eiacnacb;  Wöroer,  Prof.  aua  Mcäi 
cker,  Ernst,  Dr.  aua  Frankfurt  a.  M.;  Zacher,  R.,  aus  Halle;  Zarncka,  fr- 
Dr.  nud  Profpasor  in  Leipzig;  Zölluer,  Dr.  ans  Dresden. 

II.  Sitiung.  (Donnerstag,  den  33.  Mai.)  Der  Vorsitzende  erthMU  dtn 
Prof.  Dr.  A.  Leskieu  das  Wort  zu  seintm  angekündigten  Vortrage  'VorgUi- 
c hungd er  AualuutBgesctxo  dcB  Litauischen,  Slaviacbeu  und  U«fll 
■  chen  .  Redner  siebt  dabei  ab  von  den  Ü  herein  Stimmungen,  die  io  den  bet«U 
getrennten  Sprachen  zu  Teracbiedvnen  Zeiten  durch  dieselben  l'rtaebui  i 
Auslautageretccn  eingetreten  aind ,  stellt  sich  vielmehr  aein  Tbema  in  e 
Formulierung  so:  sind  die  Eraebeinuugen,  die  wir  als  gotbiaelit 
ADaUutBgeaotze  insaiiiuenfasaen,  alle  erst  nach  dem  SelbsISedtr 
werden  des  Gothiacben  eingetreten,  oder  geh ei 
nicht  Tielmebr  in  diePeriode  dtr  Gemeinsamkeit  des  alafv^ 
Beben  zurück?  Daß  zwiechen  der  Zeit  dea  IndcgcrmanischeR  i 
■eben  EutwickJuogsphasen  liegen,  die  letEteres  mit  einzelnen  Ter 
geaeinsam  dnrcbgemitcbt  hat,  ist  unzweifelhaft.  Eine  aal 
aamkeit  des  Sluvodeutscben ;  in  aie  rdlit  der  germaniset 
deutenden  Tlieile,  in  ihr  bat  auch  das  deutsche  Aw 


EUie   Vergteichung    der    beiden    itaviacbeil 
hireheuiiujmh)  zeigt,  daß  i-vj  Zeit  ibiu  P.laltt 


MISCELLEN.  375 

^'^^eriehrty  t  d  in  Folge  geringerer  Widerstandskraft  walirtcheinlich  schon  abge« 
^Oen  waren.  Dem  gegenüber  hat  der  gothische  consonantisehe  Auslaut  (der 
^'i^eaüsche  gehört  der  Einielgeschichte  des  Gothischen  an)  nur  noch  Ursprung- 
^^es  a  (tou  r  keine  Form  mehr  nachweisbar).  So  sind  durch  Scherer  die  Auf- 
vtellangen  Westphals  und  Schleichers  modifieiert  und  praecisiert  worden.  Schein- 
bar dem  widerstreitende  Formen  ^  wie  i.  B.  hana(-ns)  TCrweisen  nun  eben  lur 
Anknupfang  ans  Slarodeutsche.  Wenn  das  einheitliche  Slarische  noch  §  und 
HiMÜe  hatte,  dann  waren  diese  natärlich  auch  in  der  Periode  des  Slaro- 
deatachen  noch  da,  die  Nasale  sind  erst  auf  germanischem  Boden  gefiallen. 
Anden  i  und  d,  deren  Verlust  ist  unter  andern  nach  den  entsprechenden  For- 
men der  secnndären  OptatiTcndungen  (g.  vigai,  sL  Teii,  lit  jei'6\  g.  vigain-a, 
bL  8.  pl.  aor.  Tezi|  [=  *Tezant])  schon  für  die  einheitliche  Periode  der  drei 
Familien  wenigstens  wahrscheinlich. 

Die  Widersprüche,  die  sich  aus  der  einfachen  Formulierung  Scherers  (von 
urspr.  auslautenden  Conss.  bleiben  im  goth.  nur  «  [und  r] ;  dieß  Lautgeseti  wirkt 
iiar  einmal,  sodaß  von  urspr.  Gruppen  nur  der  letste  Consonant  föllt)  ergeben, 
"wenn  man  unmittelbar  ans  indogerm.  anknüpft,  treten  henror  im 
Nom.  8g.  der  r-Stämme,  der  n-Stämme,  in  der  1.  plur.  praes.  (-rS|  -ns,  -mas). 
Beseitigt  werden  sie  durch  Herbeiziehnng  des  slaro-lit. 

Erstens:  1.  pl.  präs.  lit.  vezame,  goth.  rigam  haben  beide  das«  schon 
Terloren,  yermutblich  schon  Tor  ihrer  Trennung. 

Zweitens:  Bei  den  n- Stämmen  ergibt  sich  durch  Yergleichung  der  lit. 
Form  auf  -ü  (akmü),  der  slav.  auf  7  (kamy)  zunächst  mit  Sicherheit  ein  lito- 
«laT.  ^akmiln,  das  den  langen  Vocal  durch  Ersatzdehnung  für  verlorenes  «,  u 
lur  a  in  Folge  einer  Lautneignng  vor  Nasal  hat.  In  der  Einheitsperiode  der 
drei  nordeurop.  Familien  giengeo  also  die  Stämme  auf  -an  aus,  n  kam  schon 
allein  ins  Gothische  und  rerfiel  hier  dem  spec.  gothischen  Gesetze. 

Drittens:  Ebenso  die  r-Stämme.  Lit.  mötö,  slar.  mati  gehen  zunächst 
anf  ein  *mätSr  (e  durch  Ersatzdehnung)  zurück^  und  dazu  stimmt  in  der  Form 
goth.  bropar  aus  *bro))är. 

Es  ist  also  das  Gesetz  dahin  lu  modificieren:  (r)  s  bleiben  von  den 
ins  Goth.  übergegangenen  Auslauten. 

Es  blickt  da  eine  chronologische  Reihenfolge  in  der  Wirkung  der  Aus- 
hmtsgesetze  durch,  die  zu  erweisen  und  genauer  festzustellen  das  Tooalische 
Anslantsgesetz  dient.  Nun  sind  die  von  Westphal  und  Schleicher  aufgestellten 
Regeln  des  Vocalab falls  nicht  durchgreifend  und  consequent.  Einmal  bleiben 
Aasnahmen  übrig  —  und  dann  die  Frage  unerledigt,  wie  verhält  sich  das  con- 
sonantisehe Auslautsgesetz  zum  vocalischen  für  das  Schicksal  der  dadurch  in 
den  Auslaut  gerückten  Vocale?  Wären  alle  ins  Gk>th.  übergegangenen  cons. 
Aaslaute  vor  dem  Eintreten  des  vocal.  Auslautsgesetzes  abgefallen  (s  und  r  aus- 
genommen), dann  stünden  z.  B.  beri  (aus  *b§rjät))  und  managei  (-ein)  im  Wider- 
spruch. Ebenso  ist  es  mit  dem  auslautenden  d  und  d,  statt  deren  man  doch 
Yerkfirsung  des  alten  ä  erwarten  sollte.  Wie  erklärt  sich  das? 

In  allen  Fällen,  wo  im  Goth.  ein  langer  Vocal  im  Auslaute  erscheint, 
folgte  arspr.  ein  Nasal;  tnggö(n),  namö(n)y  managei(n),  die  gen.  pL  -d,  -d  (n 
oder  m  folgend):  —  das  cons.  Auslautsgesetz  erstreckte  sich  also  auf  n  nur 
bei  vorausgegangenem  kurzen  Vocal ;  es  erhielt  sich  zunächst  noch  nach  langem, 
sodaß  das  voc.  Abfallgesetz  nicht  wirken  konnte.  Die  verschiedene  Behaadlan|[ 


376  MISCELLEK. 

des  n  nach  Länge  oder  Küne  zeigen  abch  die  sUt.  Sprachen. '  Itier  Udte 
die  Nasale  in  den  Nasalyocalen  bewahrt  nur  nach  Toramgehender  Linge  (fintt 
^  -an,  iena  =  -ftm).  Bei  aller  Unabhängigkeit  der  Entwicklung  in  bdda 
Sprachen  sieht  man  doch  wie  die  yerschiedenen  Verbindongen,  Nasal  mit  langoi 
oder  kurzem  Vocal  in  beiden  gleich  Torschieden  wirken.  Doch  ist  das  nai  cm 
Stütze,  kein  Beweis  für  die  Gleichartigkeit  der  Erscheinong  im  Denttdui; 
directe  Erklärung  b'efert  aber  das  slaT.  bei  einer  scheinbaren  Annahme:  Um 
hätte  ja,  nach  des  Redners  Annahme  daß  t  schon  in  Torgerm.  Zeit  gebUei 
sei,  im  Goth.  sein  n  verlieren  müssen,  wenn  sich  das  t*  nicht  als  nr^.  ii  er- 
wiese. Für  den  Abfall  des  t  ist  Ersatsdehnung  eingetreten,  wie  deutlich  •■ 
dem  slay.  hervorgeht  (3.  pl.  aor.  vez^  aus  *Tezän  aus  *Tezant).  So  geschah  <• 
Entwicklung  wohl  auch  im  Gothischen,  den  Übergang  von  a  xa  u  kann 
als  Lautneigung  vor  Nasalen  oder  als  durch  Analogie  mit  den  andern  F 
entstanden  aufiFassen.  Aus  dieser  Periode^  wo  n  nach  Längen  noch  nicht  is- 
bequem  war,  stammen  Tielleicht  Uuhadein^  vüjahaipein^  gagudein,  vaad  daaih 
müssen  auch  die  Optativformen  *nimain,  *nemein  noch  zulässig  gewesen  sem 
(vgl.  andere  germanische  Diall.)*  Hier  hat  -a  nichts  mit  dem  Aoslantsgesebe 
zu  thun  (auch  in  p<üa  nicht',  wo  es  nach  Ansicht  des  Bedners  ans  einer  SWt 
stammt,  in  der  der  Auslaut  überhaupt  noch  nicht  entstellt  war:  es  ist  eiie 
angefügte  Verstärkung  des  Pronomens,  wie  sie  im  slavolit.  sehr  Terbreitet  sied). 

Endlich  sind  alle  ins  Goth.  auslautend  gekommenen  n  geschwunden,  wk 
Ausnahme  von  borun  (*nimain,  ^ntoein),  d.  h.  n  blieb  nur  nach  ü  oder  Dip^ 
thongen,  und  wenn  man  das  slav.  wieder  herbeizieht,  wo  ä  mit  Nasal  com  Nanl- 
vocale  wird,  nicht  aber  daft  0,  so  läßt  sich  wohl  auch  fürs  Goth.  annehmes: 
Die  Vocale,  die  mit  n  zu  Nasalvocc.  werden  konnten,  haben  das 
n  verloren,  ü  und  die  Diphth.  haben  es  erhalten.  In  einer  Periode 
des  Goth.  muß  es  Nasalvocale  gegeben  haben,  die  aber  wie  im  slaT.-lit.  später 
zu  einfachen  Längen  wurden. 

Es  würde  sich  also  folgende  Entwicklungsreihe  in  den  Anslaatsgesetaea 
ergeben : 

Erstens  schwanden  t  und  d,  schon  in  vorgerm.  Zeit,  ebenso  •  in  dea 
n-  und  r-Stämmen; 

Zweitens  giengen  in  der  Entwicklung  des  Germ,  die  Nasale  nach  kunen 
Vocalen  verloren.  In  dieser  Periode  drang  das  voc  Auslautsgesetz  durch. 

Drittens  mit  ä  (i  6)  bildete  n  zunächst  einen  Nasalvocal,  der  dann  zar 
einfachen  Länge  ward;  nach  ü  und  Diphth.  blieb  n  (a  in  bdreina  zwar  nidit 
sicher  erklärbar,  doch  unabhängig  vom  Auslautsgesots). 

So  kommt  auch  Consequenz  in  das  voc  Auslautsgesetz:  ä,  1  aoslantead 
fiel,  langer  Voc.  ward  verkürzt,  o»  zu  a  (ti,  au  bleiben).  Von  den  Ansnahnen 
wird  gibai  erklärt  als  entstanden  aus  gihaja  (Scherer);  vgl.  lit.  mergoje;  aosn 
wird  auf  n<mja  zurückgeführt;  in  nimai  und  l>lind<U  des  oi  =  d  aafge£uit 
(Scherer). 

Eine  Debatte  über  den  eben  angehörten  Gegenstand  entspann  sich  nickt, 
so  trug  denn  Her^  Prof.  Dr.  K.  J.  Schröer  aus  Wien  gleich  darauf  vor  ^üher 
die  deutschen  Sporaden  in  den  nichtdeutschen  Ländern  der  oste^ 
reichischen  Monarchie  und  ihre  Bedeutung.  Nachdem  derselbe  ein 
JBild  entworfen  von  der  Ausbreitung  des  deutschen  Elementes  über  alle  Gebiete 
der  MoDäTchief    und    hervorgehoben,    daS^   ^tva^^W^^  \xtl\.«c   allen  Nationalitäten 


MI8CELLEN.  377 

^^^treffen  ist,   indem  in  den  deutschen  Theil  des  Gesammtstaates  keine  der 
^^em  Nationalitäten   eingedrnngeo ,    knüpfte  er  hieran  die  Betrachtang ,    daß 
Wer  wohl  kein  Znfall,  sondern  eine  geschichtliche  Nothwendigkeit,  ein  Natnr- 
Ctiaets    so  erkennen   sein  wird,   das  in  der  Sendung   des   deutschen  Elementes 
in  «einer  Gesamrotheit   für   diese  Gebiete   gesucht  werden   muß.   Nicht   sowohl 
Deatechösterreich,  als  yielmehr  aus  aUen  Gegenden  Deutschlands  sind  seit 
Jahren  nach  und  nach  diese  Einwanderer  sngestromt  Kleinere  deutsehe 
Auiedelungen  darunter  sind  wohl  schon  untergegangen  und  werden  auch  künftig 
vereehwinden ;  die  großen  Sprachinseln  aber  tou  zehntausend  bis  hunderttausend. 
Ja    dreimalhunderttausend    Seelen,    die   rorgeführt   werden,    sind    nicht    be- 
stimmt   unterzugehen.  —  Sehr,  verweilt   nun   länger   bei  jenen  Sprach- 
liiselnf  deren  Mundarten  er  specielle  Studien  gewidmet  hat.  Den  Haidebauern, 
in  Ungarn,  im  17.  Jh.  eingewanderten  Protestanten,  die  die  Ton  Sehr,  heraus- 
gegebenen Weihnachtsspiele  mitbrachten;   den  Heanzen,   tou  deren  Sprache 
er  in  Frommanns  Zeitschrift  ein  Wörterbuch  veröffentlichte;   den  Deutschen 
^es  vngriichen  Berglandes,  von  deren  Mundart  er  ein  Wörterbuch,  eine 
Xjnntlelire  und  Sprachproben  herausgegeben;  endlich  den  Bewohnern  von  Gott* 
nebeoy  Ton  deren  Mundart  Sehr,  jüngst  ein  Wörterbuch  veröffentlicht.  —  Von 
den  Deutschen  des  ungr.  Berglandes  hebt  er  besonders  hervor  ihren  Zusammen- 
limng  unter  einander,  mit  den  Siebenbürger  Sachsen  und  dem  Niederrhein,  der 
ens  der  Mundart  nachzuweisen  ist,  sowie  ihre  Yerschiedenheit,  die  durch  spätere 
Znwmndemngen  aus  verschiedenen  Gegenden  Deutschlands,  wie  dieß  gleichfalls 
warn   der  Mundart  erkennbar  ist,    erklärt  wird.  —  Die  Mundart  von  Gottschee 
geholt,  obwohl  Gottschee  im  slovenischen  Sprachgebiete  liegt,  zu  den  deutsch- 
Imnbardischen   Mundarten   der    deutschen    Sporaden    Italiens    und  Welschtirols« 
Diese  Sprache  war  früher  weiter  ausgebreitet,   sie  ist  zu  erkennen  in  deutsch- 
itafienischen  Yocabularien    des    15.  Jhs.,   ja    selbst   in   den  Spracheigenheiten 
Thomasins  von   Circlaria.    Obwohl    übertüncht  vom  Kärntischen,    ist  ein 
Untergrand  wahrzunehmen,   der  in  alemannisches  und  fränkisches  Sprachgebiet 
sQr&ckweist.    Sehr,    hebt   noch   hervor   den    Schatz    deutscher    epischer  Yolks- 
diehtong,  die  in  (rottschee  noch  lebendig  ist.    Er  bespricht  endlich  die  äußern 
xtnd    innem  Verhältnisse   dieser   deutschen  Colonien,   gibt  ein   reiches  Material 
Über  jede  Art  ihrer  Entwickelung  und  konnte  schließlich  auf  Grund  seiner  ein« 
gehenden  Kenntniss  aller  in  Betracht  kommenden  Yerhältnisse  für  das  Gedeihen 
imd  die  Lebensfähigkeit  des  Deutschthums  in  jenen  Gregenden  die  besten  Hoff- 
nungen aussprechen.   Allgemeiner  Beifall  lohnte  dem  Redner  für  seinen  cultur- 
bistorisch  und  sprachlich  gleich  anziehenden  Yortrag. 

Eine  kurze  Pause  folgte,  dann  sprach  Prof.  Dr.  Hildebrand  in  Leipzig 
über  *Land  undLeute.  Er  erinnerte  zunächst  daran,  daß  vieles  aus  dem  Thun 
und  Denken  unserer  Vorzeit  auf  allgemeinen  Empfindungen  beruhte,  von  allen 
anerkannt,  aber  eben  darum  nicht  ausgesprochen  wurde,  und  doch  wären  es 
naturgemäß  gerade  Dinge,  die  einzeln  durch  aller  Sinn  gehende  Grundfäden 
darstellend,  zusammen  die  eigentlichste  und  bedeutendste  Gknndlage  des  ganzen 
Volksthums  bilden.  Wenn  auch  nicht  bewußt  im  Schriftthum  überliefert,  lassen 
sich  solche  Grrundf  äden  doch  noch  erkennen  in  bedeutsamen  Wendungen  der 
Sprache,  der  litterarischen  wie  der  gesprochenen.  So  hat  sich  auch  die  dem 
deutschen  Yolksbewußtsein  eigenthümliche  Anschauung  von  der  Einheit  des 
Besitzes  mit  dem  Besitzer  in  einer  reichen  Fülle  von  Redensarten  nieder- 


37ä  MISCELLEN. 

gelegt,  die  dne  trccIiseUeitige  Vertretung  des  Becitzer*  und  ä*i 
BeBitEBS  enthalten.  Von  den  zahlreichen  Belegen,  die  der  B«di 
Litteratnr  des  MitteUltcrs  bis  in  den  Tolksthiimlicben  Rcdcbraneli  unserer  Ttf( 
geummelt  vorführte,  hier  nur  so  riel  als  nüthig  um  die  Sache  in«  rechte  Uck 

ßcdeusitrten  wie;  Was  roaa  die  Papiennühle  nennt,  diu  ist  oieio  OnU'i 
'ich  bin  der  Bruder  vom  Geschäft'  n.  ä.,  kann  mau  jetit  uocb  klle  Tage  hÖra. 
Sie  tragen  dieselbe  Anschauung,  wie  sie  der  Verf.  der  Wormser  Gaatordnnt 
für  den  ReichstHg  vom  2.  Dec.  1520  hegte,  der  da  schrieb:  es  sollen  in  «Jl« 
andern  beusern.  die  nit  offen  würt  sein,  diese  ordn.  gehalten  «erden-  Ebmo 
wie  jetit  jemand  abgebrannt  sein ,  oder  man  einem  die  Traaerbotseliaft  nehlcs 
kann,  daß  'er  brenne',  io  konnte  auch  im  Mühlhäuser  Studtrecbte  d«a  13.  Jhti 
gescbrieben  worden :  Weri  aber  das  di  man  undir  des  brcntc  von  unglukc  tm 
nmi  seibin,  eder  dai  un  ein  andir  man  brente  di  umi  gram  «ere  — '  alicr  ^kiA 
darauf:  Burnit  aber  eiuin  man  sin  guit .  Ebenso  singt  Albrecht  von  Johani 
(HSF.  92)  Bwer  si  (die  vronivu)  vor  mir  nennet,  der  bat  gar  micb  le  friuade 
gauzei  jär,  het  er  micb  joch  verbrennet.  Neidhart  53,  12  klagt  'mieli  hU 
ein  ungctriuwcr  tougenlicben  angexünilet ,  bat  mir  vil  verbrant,  des  miniu  luiwM 
selten  leben;  vgl.  auch  161,  3.  Im  mittelalterlichen  Hausbucbe  werden 
Conmandanten  einer  Burg  Verbal tnngsmaOregeln  gegeben  für  gewiise  Fallt 
I.  B.  wann  mau  dich  stormpt  an  einem  eude  .  .  (87,  16);  wollen 
au  dir  under  die  erden  graben  .  .  (39,  11).  Wie  bisher  mit  Haus  und  ßwf, 
so  kann  man  auch  mit  Feldbesitz  eins  sein:  swer  selbe  teilet  nndc  weit  aaii 
witert  awie  er  wil,  den  ensol  der  hagel  slabon  selten  (Neldh.  XXVI.  14) 
und  später  aus  dem  14.  Jahrb.  ez  wer  denn,  daa  ainer  dorn  andern  go*^ 
ze  triben  oder  le  fiircDd  über  sich,  daz  mag  er  wol  tän  ,  sonst  sind  At 
Wege  rerbotoii  fiirs  Vieh  (Weisth.  4,  377).  Häufig  ist  der  Ausdruck 
tind  GrenEbezeicbnungen '  ij  morgen  landis  gelegen  luschen  Gotaen  jobwiMi 
und  Wenielchis  kindco.  (Grüniager  Kirchenzinsbucb  v.  1471).  Ein  Weltv- 
auer  freat  sieb  über  einen  Landtaaecb:  dann  des  bat  maich  gaut  abgegmil. 
Frankf.  Volksth.  5,  19.  Und  «o  conacquent  ist  die  sich  in  all  diesen  Bd- 
■pielen  anssp  rech  ende  Änicbaunng,  daß  nach  Danneils  Zeugniß  (Wörterb.  i" 
altm.  plattd.  M.  264")  'kalwen  nicht  aticin  von  der  Eub,  aucb  vom  BeKliO 
derselben   gebraucht  wird:    Schult  bat  kalwt,   d.   h.  seine  Kuh. 

Weiter   sind  Fürsten  und   Herren  eins   mit  Land   und  Leuten.    Ein  Bi 
herr    klagt:    dai    ich    ime    (die   tocbtcr)    bAn   versagt,    dar    nuibe  wüestet 
nich.    Iw.   4474,    ähnlich   Scbwnur.   31.    Und    auch    da   wieder    in   Flur-  nl 
Grenzbezeichnungcn :   der  See  Peipus    grenzt  gegen  dreien  berren,   under 
jeder  wa«   domf  tu   gebieten,   .  .  der  Moscowiter,    der  König   au«  Polto, 
auch  der  König  aus  Schneden  (Kiechel   120);    und    gemiscbt  ist  d«r 
in    folgendem :    das    eins    aptis  .  .  eigen    ano    giengs  .  .   an  s.  Pennini 
tind  von    danncn   nn    der   beni  eigen  von  Zvcinbruclten,    und  «oo 
die    heim    von   Wartinberg.    (Weistb.    der  Gerechtsame    d«a 
kreis  XU  Dreis,  v.  J.   1357.)  Nicht  minder  reich  sind 
tretung  des   Fürsten   durch   das   Land;  'Branusehwr 
(sc.   Herzog  Erich  t.   Br.)  furi   das   Schwert  ■    b 
Kegeiisbnrgur  Schlacht  1&04  (SolUu  3,39). 
getaticlt,  weil  er  'die  teuren  Fiirtteii  kodli 


ad  «oa   daMM»  Ifl 


MISCELLEN.  379 

'U  (Körner  18i;.  Die  Zimmerische  Chron.  hat  2,  241  die  SteUe  'ah  die  drei 
v«ten  Metz,  Baden  nnd  WQrtenberg  im  Feld  nider  gelegen  . .  worden .  ibid. 
^  7  wird  Tor  Ulrich  y.  Wirtemberg  als  vor  dem  tyrannen  Würtenberg*  ge- 
^^mt  Öfter  gebrancht  Elia  Charl.  y.  Orleans  in  ihren  Briefen  ^Chorpfials'  für 
^H  PfiJagrafen.  Der  ernste  Gebranch  solcher  Kedewendongen  ergibt  sich  aach 
^  dem  Froschm.  II,  6,  11  f:  ^stehe  fest,  mein  mann,  es  wird  sonst  arg,  da 
^iQgst  die  Brandenburger  Mark',  ermahnt  Markgraf  Ludwig  den  Marquard 
ibflenhagen,  und  'er  trug  ihn  sicher,  leis  und  woU,  wie  man  sein  herren  tragen 
Mf .  Bei  Gelegenheit  eines  Mainzer  Turniers  erzählt  Wilwolt  y.  Schaumburg 
L  48),  wie  ein  Ritter  den  andern  Vor  den  yier  landen,  Ba3nm,  Schwaben, 
kwnkn  und  Reinländem  beklagt  Dazu  stimmt,  wenn  nach  einem  Weisthum 
i,  621)  *die  14  heimburger  ordinatim  sitzen  sollent:  Ettringen,  Hausen,  Cotten- 
eim  n.  s.  w/  Endlich  Mas  land*,  oder  *das  ganze  land  als  Vertreter  für  seine 
lewohner:  GotAr.  y.  Str.  erklärt  seine  Wendung  (Trist  9264)  *hie  mite  sd 
rmzt  dai  laut  besant'  durch  den  Zusatz  Mie  lantbarüne  die  mein  ich.  Von 
em  ganzen  lande  wird  in  einer  Rechtsfrage  ein  antwort  yunden  (Weisth.  4,  686). 
HS  Land  (d.  h.  die  Schöffen  als  Vertreter  der  Landesgerichtsbarkeit)  wird 
■eh  gefragt,  was  rechtens  sei,  oder  wie  maus  in  einem  gewissen  Falle  halten 
DÜe.  Der  richter  und  *daz  laut  stehen  im  Sachsenspiegel  öfter  nebeneinander 
!•  die  beiden  Factoren  bei  der  Rechtsprechung. 

Wegen  der  Torgerückten  Zeit  kam  es  auch  hierüber  trotz  des  anlachenden 
Moffes  nicht  zu  einer  Debatte,  die  Sitzung  ward  IIV4  ^^^  geschlossen. 

m.  Sitzung  (Freitag  den  24.  Mai).  Gegen  8V3  Uhr  erhält  Prof.  Dr.  Siey  er  s 
ns  Jena  das  Wort  zu  seinem  angekündigten  Vortrage  über  den  Umlaut', 
ledner  betont  zunächst  den  fühlbaren  Mangel  einer  deutschen  Lautlehre  mit 
Ingehender  Begründung  der  lautlichen  Entwicklung;  freilich  sei  die  Schwierig- 
ceit  nicht  unbedeutend  wegen  der  Größe  des  Beobachtungsfeldes,  die  Betrachtung 
ler  deutschen  Lautyerhältnisse  müsse  unterstützt  werden  durch  die  Kenntniss 
ilninitlicher  indogermanischer  Sprachen  und  der  Physiologie  der  menschlichen 
Spreche  überhaupt 

Der  Umlaut  muß ,  so  geht  der  Vortragende  auf  sein  Thema  ein ,  nach 
Kaftgabe  der  Erscheinungen  im  ahd.  und  ags.  erklärt  werden;  besonders  in 
arsterem  zeigt  er  sich  ja  noch  im  Entstehen,  während  die  andern  Dialecte  ihn 
x>llendet  aufweisen.  Dann  darf  die  für  den  t-Umlaut  zu  findende  Erklärung 
»iiie  andere  sein  als  für  die  durch  a  und  t*  bewirkten  Wandelungen ,  alle  drei 
Srseheinnngen  stehn  auf  gleichen  physiologischen  Principien.  Bisher  ward  der 
•UmlAut  aufgefasst  als  einfache  Assimilation,  dem  steht  aber  entgegen,  daß  er 
rat  durchdringt,  nachdem  t  längst  yerloren  war;  die  Annahme,  er  sei  schon 
or  der  schriftlichen  Fixierung  da  gewesen,  ist  durch  nichts  berechtigt  nnd  ganz 
nhalibar,  denn  bei  dem  großen  angelsächsischen  Einflüsse  und  ihrer  Handhabung 
vrch  einen  Notker  würde  die  tiefgehende  Erscheinung  des  Umlauts  nicht  ohne 
Luadracksmittel  geblieben  sein.  Und  auch  in  den  Dialecten  kann  dieselbe  nicht 
rüher  aufgetreten  sein  als  in  den  Schriftdenkmälern,  denn  die  ganze  ahd. 
jitteratur  ist  ja  eine  dialectische.  Endlich  weist  auch  kdne  Spur  in  den  Rei- 
sen auf  ihr  damaliges  Vorhandensein.  Was  rief  also  den  Umlaut  heryor  zu 
iner  Zeit  als  t  der  Endungen  schon  zu  e  geworden  war?  Sicher  etwas  nicht 
;esehriebenes,  aber  doch  gehörtes,  und  da  nach  den  Gesetzen  der  Lautphysio- 
ogie  nur  der  unmittelbar  benachbarte  Laut  den  andern  inficieren.  ksjin^  so  m\iß 
ieß  der  folgende  Coosonant;  der  zwischen  beiden Nöo^Äca  *\ä^\»^  ^ijjw^^säk  ^^\i.* 


380  MISCELLEN. 

In  den  slawischen  Sprachen  üben  die  moollierten  Consonanten  (Yenchnic 
producte    aus   Consonanten    mit  j)    einen    ähnlichen   Einfloß   auf  bentehb«k] 
Vocale,  wie  er   im   deutschen  Umlaute  vorliegt.    Zunächst  trat   ein  V( 
der  Articulationsstelle   für  den   Consonanten  ein  und   durch   die  Yeriideniil 
des  Mundcanales  eine  Modification  des  Yocals.  Im  Slawischen  erstreckt  nck  diai| 
Wirkung   über   mehrere  yorhergehende  Consonanten,   greift  sogar  in  eia 
ständiges  vorausstehendes  Wort  über.  Wie  hier,  muß  auch  im  Dfaitschea  deriv*' 
änderte  Consonant  die  Ursache  der  Yocalmodification  gewesen  sein.  Die  TW 
Sache,  daß  unsere  Sprache  jetzt  keine  moullierten  Laute  mehr* besitzt,  spodÜ 
nicht   gegen   ihr  Vorhandensein   in   älterer   Zeit,   auch   das   Neugrieehisdie  % 
frei  Ton  solchen  Erweichungen,  während  sie  im  Altgriech.  doch  dagewesen  a!, 
nur  so  läßt  sich  die  Epenthese  erklären. 

Redner  führt  dann  folgende  Puncto  als  für  seine  EriLlärong  spreekai 
auf:  1.  Das  j  der  schw.  Conjngation  erscheint  im  Ahd.  nur  noch  hie  ond  danr 
u  und  o  regelmäßig,  vor  a  seltener,  vor  e  und  t  kaum,  d.  h.  j  hat  sidi  wk 
dem  Torausgehenden  Laute  vor  u,  o  hie  und  da  selten  la  einem  monUierts 
Laute  verbunden,  vor  a  ganz  häufig,  vor  e,  t  fast  immer;  in  tonmen  (dtejta) 
ist  m  moulliert,  ein  j  nicht  mehr  zu  hören.  —  2.  Wo  im  altnoid.  ünÜHt 
des  a  auch  bei  unursprüngl.  t  eintritt,  da  geht  dem  t  iomier  ein  g  oderi 
voraus,  in  den  Gutturalen  aber  liegt  etwas  den  Umlaut  forderndes,  sie  stekei 
den  moullierten  Lauten  am  nächsten.  Sie  behielten  die  Beigabe  der  MonlUeniig, 
als  dieselbe  in  den  übrigen  Consonanten  schon  längst  geschwanden  war.  St 
sind  die  Gutturale  im  Schwed.,  Norw.,  Friesischen  palatalisiert  worden:  aoek  k 
niederdeutschen  Denkmälern  finden  wir  öfters  nach  k  ein  j  eingeschoben,  nd 
das  Altbulgarische  zeigt  gleiche  Tendenz  der  Gutturale  in  den  Impermtivea  ds 
Verba  von  guttural  ausgehenden  Wurzeln. 

Der  Eintritt  der  Consonantenerweichung  muß  wohl  noch  in  die  gcfii 
germanische  Zeit  versetzt  werden,  denn  auch  das  (roihische  weist  Sporen  saL 
Hier  beruht  i  meist  auf  Ersatzdehuung,  nur  ein  kleiner  Rest  von  31  RDca 
ist  wirklich  alt,  aber  davon  sind  26  t-  und  ^a-Stämme,  die  5  übrigen  mit  Aw- 
nähme  von  jSr  etymologisch  noch  unklar.  —  Im  Gemeingermanischen  trat  die 
MouUiemng  ein,  sobald  t  oder  j  folgte;  neue  Moullierungen  entstanden  später 
nicht  wieder,  aber  im  Ahd.  erhielten  sich  die  alten  am  längsten  —  ihre  Wir^ 
kungen  liegen   im  Umlaute  vor. 

Dr.  W.  Braune  wendet  gegen  die  aufgestellten  Theorien  den  nordiscbei 
o-Umlaut  ein  und  fragt,  ob  der  Redner  auch  in  Formen  wie  köllnda  eonsoasi- 
tische  Vermittlung  annehme.  Sievers  erklärt  sich  dahin,  daß  diese  Yennittiia; 
nur  nicht  Moullierung  zu  nennen  sei,  sondern  Labialisierung  und  bemft  sick 
auf  verwandte  Erscheinungen  der  slavischen  Sprachen.  Da  Braune  jedodi  La- 
bialisierung in  kölludu  z.  B.  bestreitet,  führt  der  Redner  noch  einige  Analogiea 
aus  der  Zendsprache  vor,  gibt  aber  zu,  daß  in  Endsilben  die  Assimilation  wohl 
etwas  anders  zu  beurtheilen  sein  möchte.  Den  letzten  Einwarf  Brannes,  daß  du 
spätere  Yerschwinden  der  Moullierung  doch  nicht  erklärt  sei,  da  sie  sich  doeh 
sonst,  wo  einmal  nachweisbar  vorhanden,  z.  B.  in  den  slavischen  Sprachen,  er- 
halten habe,  beantwortet  er  dahin,  daß  wirklich  auch  im  gesprochenen  Slavisches 
bisweilen  Moullierungen  fortfallen,  indem  den  bisher  moullierten  Cons.  ein 
leises  i  vorklingt.  Yielleicht  sei  so  auch  der  deutsche  Umlaut,  iJso  dorek 
Epenthese  zu  erklären,  jedenfalls  aV>«r  «\x^«  ^aa  ^^>r«aikden  der  Monllienng 
^it   dem  rascheren  Umaicbgreifcn  dca  \3iiiÄa»XÄ  m  N^^ydämä^. 


MISCELLEN.  3gl 

Hierauf  sprach  Dr.  £.  H.  Meyer  aas  Bremen  ^über  die  Rosengärten . 
Terfolgt  ihre  geographische  Verbreitong  über  ganz  Dentschland  hin  und 
^gt  so  den  Sammlangen.  Grimms,  Uhlands,  Rochholzens  und  Pfannenschmids 
4i  eine  Anzahl  neu  aufgefundener  bei.  Als  den  westlichsten  in  Norddeutsch- 
^  beseiehnet  er  den  bei  Zwolle  an  der  Oberyssel,  der  schon  im  12.  Jahrh« 
Hkommen  soll.  Zahlreich  sind  sie  in  Oldenburg  (9),  femer  in  der  Heide  neben 
bengrftbem  und  Ringwällen,  vor  den  Thoren  Osnabrücks,  Wismars,  Rostocks, 
I  Tambach,  im  Taunus  u.  s.  w.  Die  fränkischen  waren  meist  Frühlingsspielen 
sidmet,  in  Tirol  ist  der  Luarinsche  hervorzuheben.  —  Gelegen  sind  sie  meist 
'  heidnischen  Begräbnisstätten,  auch  bei  Quellen  und  Brunnen,  bisweilen 
den  sie  den  Mittelpunkt  Ton  Sagen,   oft  dienen  sie  als  Festspielplätze.    In 

Nähe  begegnen  häufig  noch  GÖttemamen  (Ostara).  Versammlungen  wurden 
'  solchen  Plätzen  während  des  Mittelalters   bis   zur  Neuzeit  abgehalten.    In 

Dichtung  rom  18.  Jahrb.  an  auftretend  lassen   sie   oft  eine  Parallele  mit 
imdies    zu.    Die  Bedeutung  der  Rosengärten   ergibt  sich  nun  aus   der  der 
mej  die  das  Sinnbild  des  Lebens  und  Sterbens  zugleich   ist,   und  zwar  ist 
.  allen  Rosenarten  die  funfblättrige   die  hier  in  Frage  kommende.    Andere 
ignisse  für  die  Bedeutung  der  Rose  gibt  die  Sprache.  Der  heimische  Name 
(Hage  :=}  Butte.    Daher  die  Namen  auf  -büttel  (=»  buttild)   identisch   mit 
•engarten,    oftmals  freilich   durch  Lantwandelungen   schwer   erkennbar,    so 
B.  wenn  aus  Butteiberg  Butterberg  wird.    Auch   bei  diesen   so   benannten 
en.  hat  man  oft  Grabumen  gefunden,  die  auf  altheidnische  Begräbnissplätze 
weisen.  Wie  hier  die  Rose  den  Tod  yersinnbildlicht,  so  steht  sie  in  Sagen 
l  Gebräuchen  wieder  in  Beziehung  zur  Frühlingsgöttin,    oder  deren  christ- 
ten  Vertreterin,  der  Jungfrau  Maria,  die  im  *Rosenhag  sitzt,  an  deren  Kirchen 
senbüsche    blühen.    Den  Namen  Hildesheim  führt  der  Redner  auf  ein  alts. 
dinosheim    zurüdL,    lässt  aber  für  den   ersten  Tbeil   der  Zusammensetzung 
ifelhaft,  ob  er  zu  hild  (Kampf)  oder  zu  heln  (celare)  gehöre,  jedenfalls  be- 
te aber  der  Name  das  heim  der  hervorbrechenden  Göttin,  des  Morgenroths  = 
engarten;  noch  der  Vocab.  theuton.  von  1482  gibt  aurora  rösens&me.  Der 
•erstreifen  an  der  Thür  des  Rosengartens  aber  ist  das  Sinnbild  für  den  Weg 
Jenseits   und   auch  Gibiko,   der   Krimhilde  Vater,    ist   eine  todbedeutende 
lalt,    wie  alle  damit  zusammengesetzten  Namen  zum  Tode  Bezug  haben. 
Jich  ists  mit  Ute.  Der  Kampf  im  Rosengarten  aber  kann  nicht  bloß  irdische 

Ghimm)   oder   meteorologbche  Bedeutung  haben  (Uhland),   er  hat  Bezug 

Himmelreich.  In  dem  Zuge  zu  den  Hunnen  ostwärts  dürfen  wir  nichts 
irisches  suchen,  es  ist  das  ein  mythischer  Nachklang  und  bedeutet  den  Zug 
Paradies.  Einen  mythischen  Rest  haben  wir  auch  im  lieblichen  Phäakenbild 
RSdeger  zu  erkennen.  Endlich  geben  auch  Attila,  Horche,  im  Waltharius 
im,  zu  mythischer  Deutung  Anlaß. 

Nach  einer  Pause  von  10  Minuten  erhält  lOY^  Uhr  Prof.  Creizenach 
Frankfurt  a.  M.  das  Wort,  um  'über  die  Entstehung  des  Gaudea- 
iliedes  zu  sprechen.  Die  bisherige  Angabe,  daß  das  Lied  im  15.  Jahrh. 
tanden  sei,  ist  unrichtig.*)    Unser  Gaudeamus   ist  vielmehr  in   Anlehnung 


*)  Zu  den  Zeugnissen  des  16.  Jahrhs.  ist  nach  einer  Mittheilung  R.  Köhlers 
isntragen  die  Beziehung  in  H.  Sachsens  Gedichte  »Der  Gesang  der  vollen  brüder** 
h  V,  Tb.  3.  Bl.  409*>;  bei  Tittmann  2,  267):  „der  vollen  brüder  ordn  wir  han  und 
las  gimdeafMu  äingeUj  das  fortuna  laß  wir  eTkUngeu,"  uivd  «,Vr«a  «^IUAt\  ^de»  s.ll«& 
fckß  wir  rergeßen,  frölich  das  f^mtdecmvs  Bingen*^.  ^,^^^. 


382  MISCELLEX. 

an  ein  Kirchenlied  entstanden,  das  ans  dem  Kreise  der  Gtoiimrden  herror 
nnd  die  Vergänglichkeit  der  Erdendinge  cum  (Gegenstände  hatte.  Die 
Stmctor  unseres  Liedes,  vor  allen  Dingen  die  4.  Halbzeile  nnd  dann 
typische  Wendungen  ^igitur  und  ubi  sunt  führen  zum  Anschluft  an  tc 
gegangenes  und  zwar  an  Bußpredigten,  wie  sie  besonders  dem  IS.  Jb. 
waren.  Nachdem  der  Büß-  oder  Leichenredner  die  Klägliehkeit  des  irdi 
Jammerthals,  die  Hilflosigkeit  der  Mensehen  genugsam  geschildert^  knnpi 
mit  igitur  die  Auflbrderung  zur  Beue  an.  Das  ubi  nmi  ete.  hebt  nod 
den  Ghnndgedanken  der  gehaltenen  Bede  herror  alle  die  einst  miehtig 
berühmt  waren,  sie  sind  dahin,  es  ist  alles  eitel .  Ein  Lied  nun,  das  in  < 
Weise  den  Schluß  einer  Bnßrede  bildete,  liegt  mit  den  besprochenen 
typischen  Wendungen  und  dem  wesentlichen  GedankeuTorrath  miaerez  L 
bisweilen  in  wortlicher  Übereinstimmung,  ror  in  einer  Pariser  Handsdmft 
Jahre  127(^.  An  dieß  lehnte  sich  unser  Gaudeamus  entweder  unmittelba 
oder  es  hat  gleiche  Quelle  mit  ihm.  Seine  4.  Zeile  aber  ist  nicht  alt,  wie  i 
manches  andere  noch,  Kindleben,  der  den  ersten  Druck  1781  besoigte, 
nach  seinem  eigenen  Gestandniss  einiges  daran  TerSndert 

Hierauf  gab  der  Vorsitzende  Herrn  Dr.  Jänicke  aus  Berlin  das 
zu  einem  Antrage  betrefis  des  niederdeutschen  Wörterbuchs,  bearbeitet  m 
Lübben  in  Oldenburg  und  Dr.  K.  Schiller  in  Schwerin.  JSnicke  hob  hi 
daß  ein  ToUständiges  und  brauchbares  Wörterbuch  der  ganzen  niederdeoti 
Sprache  noch  nicht  rorliege  trotz  des  dringenden  Bedürfiusses,  daß  zwar  d 
mal  der  Versuch  dazu  gemacht  worden  sei,  aber  mit  entschiedenem  Ifißei 
nnd  dieser  werde  auch  allem  Anscheine  nach  das  neueste  UntemrimieB 
beiden  Herrn  Lexicographen  scheitern  lassen,  wenn  nicht  gründliche  und  n 
Abhilfe  der  Übelstände  eintritt.  Nachdem  nilmHch  die  Beiden  lange  Jahre 
durch  Zeit  und  G^d  geopfert  hatten  zur  Beschaffung  des  nöthigCD  Mati 
nnd  zur  Anlegung  ron  umfassenden  Sammlungen,  fand  sich  mit  Muhe  ein 
opferungsfahiger  Verleger  (Kühtmann  u.  Comp,  in  Bremen),  der  das  Werk 
Honorarzahlung  und  unter  der  Bedingung  übernahm,  daß  mindestens  250  £ 
plare  abgesetzt  würden.  Diese  Höhe  hat  nun  zwar  der  Absatz  erreieht  mmi 
Fortsetzung  des  Werkes  ist  gesichert,  aber  seine  Bearbeiter  bedürfen  dria( 
um  demselben  mehr  Zeit  widmen  zu  können,  Erleichterung  Yon  Scho^esebi 
und  wo  möglich  eine  positire  Unterstützung.  Jänicke  beantragt,  die  8e 
wolle  an  die  betreffenden  Begierungen  das  entsprechende  Ersudien  rie 
Der  Vorsitzende  erweitert  den  Antrag  dahin,  daß  auch  an  den  deotBchen  Ki 
als  den  Beherrscher  des  weitesten  Gebietes  niederdeutscher  Zunge,  das  üi 
Stützungsgesuch  gehe.  Die  Versammlung  stimmt  dem  bei  und  beaiiflngt 
Präsidium  und  den  Antragsteller  mit  der  Ausfuhrung  des  BeschhuMi. 

Vicepräsident  Hildebrand  bezeichnet  zunächst  die  Vollendung  des  mu 
deutschen  Wörterbuchs  als  dringend  wünschenswerth  für  das  große  Nenl 
deutsche  und  fordert  dann  zur  Unterstützung  der  deutschen  Gemeinden  in 
tirol  auf,  die  in  ihrem  Volksthum  trotz  des  wackersten  Ankampfena  gegen 
umwohnende  Wälschthum  gefährdet  sind.  Schon  in  Kiel  habe  Zing^le  tou  1 
brück  den  Germanisten  die  fernen  Landsleute  ans  Herz  gelegt,  aber  krifti 
Hilfe  thue  noth,  als  bisher  geleistet  sei,  ror  allen  Dingen  handle  es  sieh 
regelmäßige  Geldsendungen  und  Bücher.  Bedner  beantragt  schließlich  die  Seet 
casae  —  zur  Zeit    über  20  RÜAt.  —  i.\wc  ^t^Xäol  ^3T^«cl^Sl^Qn^  zu  rerwei 


MISCELLEN.  383 

-Von.  Zarocke  erwSlini,  daß  sich  in  Leipzig  schon  seit  längerer  Zeit  ein  Comit^ 

*m  diesem  Zweeke  gebildet  habe,  von  dem  aach   eine  gedrackte  Orientierung 

iber  die  ganze  Frage  in  einer  großen  Aozahl  von  Exemplaren  in  der  Section 

T«rtheflt  worden  sei.    Er  tritt  dem  Antrage  Hildebrands  hinsichtlich  der  Ver- 

««sdiing  der  Sectionscasse  bei,  legt  den  Anwesenden  möglichste  thätliche  Unter- 

i  stStsiuig  der  Tiroler  Gemeinden  ans  Herz  und  verspricht,  in  der  nächsten  Hanpt- 

I  Sitzung  die  Oesammtheit  der  Philologenrersammlong  zur  Beihilfe  anzuregen.  — 

:  Vachdem  der  Vorsitzende  dann  noch  mitgetheilt  hatte,  daß  in  der  4.  Sitzung 

I  «ohl  der  Vortrag  des  Prof*  Victor  Jacoby  aus&llen  werde,  da  sich  der  genannte 

.  Herr  noch  nicht  in  der  Afitgliederliste   eingezeichnet  habe,  wird  diese  Sitzung 

I  getehloesen  gegen  11  Vs  U^i"* 

IV.  Sitzung  (Sonnabend  den  25.  Mai).  8  Y,  Uhr  beginnt  die  Sitzung  mit  dem 
Vortrage  des  Dr.  Hugo  Schuchardt,  Privatdocenten  in  Leipzig,  ^über  syn- 
taetische  Modificationen  anlautender  Consonanten  im  Mittel-  und 
Süditalienischen.Er  bezeichnet  mit  dem  Ausdruck  'syntactische  Modificationen 
Yerinderungen  eines  Wortes  in  seinem  Anlaute,  die  fSr  den  letzteren  im  Zusam- 
aoenhange  des  Satzes  durch  den  Auslaut  des  vorhergehenden  Wortes  entstehen. 
Derartige  Consonantenmodificationen  finden  sich  bei  Notker,  im  Hebräischen, 
im  Irisdien  und  Bretonischen  und  zwar  kann  da  je  nach  der  Natur  des  beein- 
flnfienden  Torausgeheoden  Lautes  Verhärtuug  oder  Erweichung  stattfinden.  In 
f^eidier  Weise  existiert  auch  in  den  mittel-  und  süditalienischen  Dialecten  sowie 
im  sardischen  ein  durchgreifendes  Anlautsgesetz,  nach  welchem  ein  Wortanlaut 
in  verschiedenen  Formen  auftreten  kann,  die  der  Redner  unterscheidet  als  starke 
(bei  vorausgehendem  Consonanten  oder  betontem  Vocale)  und  als  schwache  (bei 
vorassgehendem  unbetonten  Vocale).  Der  Unterschied  zwischen  starker  und 
schwacher  Form  kann  ein  qualitativer  sein  (bewirkt  durch  verschiedene  Arti- 
ndationsart)  oder  ein  quantitativer  (durch  verschiedenen  Accent  oder  verschiedene 
Qaantit&t). 

ffildebrand  bringt  im  Anschluß  daran  aus  süddeutschen  Mundarten  con- 
sonantische  Angleichungen  bei,  wie  Salaggessen  =  Salat  gegessen,  Bbmck, 
ans  d'bruck  =  die  brück.  Schröer  gedenkt  der  reichen  Entwicklung  von  Assi- 
adlationen  im  Magyarischen,  besonders  in  der  metrischen  Sprache.  Prof.  Lid- 
forsa  ans  Lund  tritt  dem  Vorschlage  des  Dr.  Schuchardt  bei,  an  Stelle  des 
^Avsdmcks  consonantische  Assimilation  besser  und  wissenschaftlicher  zu  sagen 
cooaonantbche  Ersatzdehnung';  die  Sache  findet  er  im  Spanischen  und  Fran- 
adozehen  ebenfalb  vor  und  bringt  Belege  aus  beiden  Sprachen. 

Hierauf  werden  zunächst  einige  geschäftliche  Angelegenheiten  erledigt. 
Der  Vorsitzende  theilt  mit,  daß  das  Gesammtpräsidium  dringend  abgerathen 
habe,  die  Angelegenheit  der  Tiroler  Gremeinden  vor  der  allgemeinen  Versammlung 
za  verhandeln,  demnach  müsse  auch  von  einer  Geldsammlung  in  weiterem  Kreise 
abgestanden  werden.  —  Es  sei  dann  fürs  nächste  Jahr  Innsbruck  als  Versamm- 
loDgsort  der  Phil,  und  Schulm.  erwählt  worden,  Prof.  Zingerle  werde  dort  der 
natürliche  PriUident  sein,  die  Section  möge  dem  beistimmen.  Nachdem  dieß  ge- 
aehehen,  beantragt  der  Vorsitzende,  an  Stelle  des  bisherigen  zu  eng  gewordenen 
Namens  germanistische  Section  den  entsprechendem  ^germanistisch- 
romanistische  S.  zu  setzen.  Dr.  Schuchardt  schlägt  germano-romanische 
8.*  vor,  und  nachdem  eine  Interpellation  des  Dr.  Schoenbach  über  die  Stellung 
der  neubegründeten  Section  für  neuere  Sprachen  von  Dr.  Knauer  dahin  beant- 


384  MISCELLEX. 

wortet  ist,  daß  dieselbe  bloß  praktische  Zwecke  verfolge,  beantragt  Hildel 
als  Sectionsnamen    dentsch-romanische  Abtheilung  xa  wihlen.  Der 
wand  Prof.  Eberts,  daß  mit  'deatsch    nicht  der  Umfang  der  germanischen 
bezeichnet  werde,  wird   darch  Berufung   auf  J.  Grimm't    deutsche*  6r 
beseitigt  und  da  Zamcke   und  Schuchardt  ihre  Anträge  zorackxiehen, 
nur  der  Hildebrandsche  Vorschlag  zur  Abstimmung,  er  wird  ei 
wir  bilden  Ton  nun  die  deutsch-romanische  Abtheilnng. 

Weiter  thcilt  der  Vorsitzende  mit,  1.  daß  Herr  Max  Moltke  das 
brieflich  ersucht  habe  der  Versammlung  mitzutheilen,  daß  der  An£uti  voa  ¥• 
Jacobi  in  der  yertheilten  Nummer  des  Ton  ihm  (Moltke)  redigierten  Spraehviik 
noch  durch  Druckfehler  gegen  Ende  arg  entstellt  sei;  2.  daß  Prof.  Y.  Jaciki 
auf  seine  An^ge,  ob  ihm  noch  die  Abhaltung  seines  beabsichtigtea  Yvtapt 
yerstattct  werden  könne,  eine  yemeinende  Antwort  erhalten  habe. 

Der  letzte  Vortrag  wurde  von  Prof.  Dr.  Gröber  aus  ZOrich  gMlm 
^über  eine  bisher  unbekannte  Branche  der  chanson  de  gesteFierr 
bras*,  die  sich  zugleich  mit  einer  ebenfalls  dem  Kreise  der  Karlssage  u^ 
hörigen  Dichtung  mit  dem  Titel  destruction  de  Borne  in  einer  hannoTcmte 
Handschrift  befindet.  Bedner  fasst  nach  eingehender  Anseinandersetiiiag  As 
beider  Verhältniss  sein  Urth eil  dahin  zusammen:  Destruction  und  Fierahnsal 
▼on  demselben  Verfasser,  die  in  jener  Hs.  rorliegenden  Stücke  sind  jedod 
Überarbeitungen ;  das  lasst  sich  daraus  erkennen,  daß  im  ersten  Thc^l  des 
bras  Bom  als  Schauplatz  gilt,  während  im  zweiten  sich  Spanien  stiOselnraigari 
unterschiebt 

Schließlich  richtet  Bct.  Wilford  aus  America  noch  die  Bitte  an  disT» 
Sammlung,  nach  Kräften  für  die  Einfuhrung  des  lateinischen  als  aUgeafta 
linguistischen  Alphabets  wirken  zu  wollen. 

Gegen  lO'A  Uhr   erklärt   der  Vorsitzende   die   dießjäbrige 
der  Sectinn  für  geschlossen. 

LEIPZIG,  im  Juni  1872.  KABL  HILDEBRAND. 


Akademie  f%r  moderne  Philologie. 

Unter  diesem  Titel  hat  die  Berliner  Gesellschaft  f&r  das  Stodima  te 
neueren  Sprachen  eine  Lehranstalt  gegründet,  die  bezweckt ,  Stadiereadcii 
welche  sich  in  den  neueren  Sprachen  wissenschaftlich  und  praktisch  anahOte 
wollen,  dazu  Gelegenheit  zu  geben.  Diesem  Zwecke  dient  ein  Cyckis  Ton  Y<v- 
lesungen  und  Übungen,  an  denen  jeder  Studierende  g^egen  ein  Honorar  voa 
20  Thlr.  für  das  Semester  theilnchmen  kann.  Die  Akademie  Tertritt  die  Stdb 
eines  Seminars  für  neuere  Sprachen,  und  es  befremdet  einigermaßen,  sie  nidt 
in  Verbindung  mit  der  Uniyersität  gesetzt  zu  sehen.  Von  den  mitwirkendei 
Kräften,  unter  denen  wir  Mätzner,  Goldbeck,  Mahn,  Herrig,  Leo  nennen,  ki» 
man  das  Beste  erwarten.  Das  Englische,  welches  uns  hier  zunächst  angdit^  iit 
in  seinen  verschiedenen  Entwickelungsstufen,  vom  Angelsächsischen  an,  nr- 
treten:  Erklärung  des  BeÖTulf,  historische  Grammatik  der  englischen  Spridie, 
Geschichte  der  englischen  Litteratur,  Shakespeare,  Sheridan,  Ben  Jonson  ctct 
also  eine  Vollständigkeit,  wie  man  sie  an  keiner  Universität  findet« 


ZUR  KRITIK  UND  ERKLÄRUNG  VON  GOTT- 
FRIEDS TRISTAN. 


Eiae  einigermaßen  abschließende  kritische  Bearbeitung  des  Textes 
II  Gottfirieds  von  Straßburg  Tristan  fehlt  uns  bis  jetzt  Die  Heraus- 
ber  y.  d.  Hagen,  Maßmann  und  Bechstein  befolgen  ein  eklektisches 
H&hren  mit  einer  gewissen  nicht  sicher  begründeten  Vorliebe  fbr 
le  einzelne  Handschrift  ohne  vorhergehende  Untersuchung  des  Hand- 
biftraiyerhiütnisses.  Der  erste  und  einzige  methodische  Versuch,  einen 
HDmbaum  der  Handschrift;en  aufzustellen,  ist  gemacht  von  Theodor 
Hagen  in  seiner  Dissertation  ^kritische  Beiträge  zu  Gottfrieds  von 
"aßburg  Tristan,  Mühlhausen  1860*,  wieder  abgedruckt  in  etwas  ab- 
tllrzter  und  umgearbeiteter  Gestalt  unter  dem  Titel,  *die  Hand- 
triften  des  Tristan  und  ihre  Bedeutung  ftlr  die  Kritik'  in  Bartsch's 
idien  Bd.  I,  S.  31 — 56.  An  diese  Arbeit  hat  sich  unsere  Untersuchung 
lachst  anzuschließen. 

Drei  Punkte  sind  durch  y.  Hagen  zweifellos  festgesteUt.  Erstens: 

Florentiner  Hs.  F  und   die  Berliner  N  haben  eine   gemeinschaft- 

le  Quelle;  vergl.  S.  2  ff.  der  Dissertation  (s.  31  ff.  der  Studien).*) 

eitens:  dasselbe  Verhältniss  besteht  zwischen  der  Münchener  Hs.  M 

1  der  Heidelberger  H,  vgl  24  (45)  ff.  Drittens :  die  ehemals  Blanken- 
mer,  dann  in  Grootes  Besitz  übergegangene  Hs.  B  ist  zum  bei 
tem  größten  Theile  Abschrift  aus  M,  in  einigen  größeren  Partien 
r  aus  F;  ygl.  S.  17  (41)  ff.  Soweit  habe  ich  nichts  einzuwenden. 

02  anders  aber  steht  es  mit  der  Behauptung  v.  Hagens,   daß  alle 


^  Za  den  von  v.  Hagen  S.  6  (33)  angeführten  beiden  Bas,  gemeinsamen  ab- 
wenden Lesarten  füge  ich  noch  hinzu:  37,  4  (1403  Groote)  FN  mir  =  tr  der 
gen.  40,  24  (1543)  F  dag  tun,  N  dat  doyn  =  dtxz  wü.  118,  9  (4648)  F  wer  deg, 
oe  i$  =  we»  er.  221,  34  (8801)  F  mich  beredet,  N  wal  geredU  =  hereüenfl). 
,  28  (9074)  FN  di  (de)  zunge  =  der  tungen,  246,  8  (9770)  FN  zehanl  =  ieeä. 
,  4  (9931)  FN  doch  eki  =  em.  261,  29  (10396)  ¥^  tich  wä  er  (N  he)  eitstet  (N  nfo) 
fieh  warte  er  sitzet.  381,  1  (15168)  F  der  mere,  N  der  meren  =  der  läge.  386,  14 
^1)  V  tu  den  dingen,  N  zu  dingen  =  ze  Undingen,  425,  38  (1696))  F  en  lebet,  N  in 
t  =  enJdeba  431,  26  (17193)  F  gemoliste,  N  gemalitste  =  gemutete.  488,  30  (19477) 
[)N  trhoeloger  =  /rfureloser, 
^EBMäNU.  Nene  Reibe  V.  (XVn.)  Jahrg.  ^^ 


386  H.  PAUL 

Hss.  außer  M  (B)  H  aus  einer  gemeinsamen  Quelle  geflossen  seien,  welcke 
er  mit  Y  bezeichnet.  Er  sucht  dieß  zu  erweisen  aus  gemeinsamen  Fehlen 
von  W0FN(D6),  denen  gegenüber  MH  das  richtige  haben  sollen.  Aber 
an  allen  von  ihm  S.  10  (36)  ff.  angefahrten  Stellen  sind  entweder  die 
Lesarten  beider  von  ihm  angenommenen  Gruppen  gleich  berecht^  r 
oder  noch  öfter  die  von  WOFN  entschieden  vorzuziehen.  So  ist  3(^S1|. 
totsiechen,  welches  auch  von  Hagen  später  weggelassen  ist,  die  Lesart 
von  WOFN  durchaus  unanfechtbar;  dagegen  ist  aus  den  Lesarten  vn 
M  tot  aleken,  H  tot  siegen,  B  dot  geslagen  noch  kein  nachweisbares  xaü 
verständliches  Wort  herausgebracht^  und  sie  scheinen  nur  durch  ein« 
leicht  erklärlichen  Schreibfehler  der  Vorlage  entstanden  zu  sein,  wak- 
scheinlich  totsiechen,  womit  dann  die  Abschreiber  nichts  anznfangp 
wußten,  wie  die  verschiedenen  Änderungen  zeigen.  82,  33  ist  AomkU 
das  seltenere,  welches  wohl  durch  das  nahe  liegende  hamsehal  enetit 
werden  konnte.  128,  29  ist  gegen  treu  nichts  einzuwenden,  da  die 
Voraussetzung  ganz  allgemein  von  der  Zukunft  wie  von  der  VergangeB- 
heit  gemacht  wird.  Dagegen  ist  tvt,  dessen  Entstehung  aus  trttoe  nock 
keineswegs  ausgemacht  ist,  wieder  ein  entschiedener  Fehler  der  Yo^ 
läge  von  MH.  163,  16  ist  muoz  ich  unmöglich.  Nicht  Tristan  einseitig 
kann  zeigen,  ob  er  oder  Morolt  recht  hat,  sondern  es  zeigt  sich  in  dfm 
Kampfe,  wobei  Morolt  ebenso  das  seine  thut  und  den  Gott  zum  beetei  | 
des  Rechtes  lenkt.  Es  ist  also  mit  den  übrigen  Handschriften  mSm 
sich  zu  schreiben.  Nun  erst  wird  Z.  18  klar.  Denn  die  Erklimng 
Becksteins  und  v.  Hagens,  daß  das  Subject  gewechselt  und  Gott  ab 
solches  zu  verstehen  sei,  ist  rein  unmöglich.  Es  bleibt  dasselbe  Sub- 
ject dtz:  die  Entscheidung,  wer  recht  hat,  wird  dem  den  Tod  bringen, 
der  unter  ihnen  beiden  Unrecht  hat.  140,  13  ist  minnere  die  eini^ 
richtige  Lesart,  daz  innere  her  würde  bedeuten:  das  belagerte  Heer. 
Nun  haben  aber  nach  139,  32  ff.  Tristans  Leute  ihren  festen  Berg 
verlassen  und  sind  auf  der  Flucht  begriffen,  und  erst  140, 18 — 20  wird 
gesagt,  daß  sie  sich  wieder  in  einer  Wasserfeste  niederlassen.  173^  40 
ist  die  Lesart  von  WFNO  deßhalb  vorzuziehen,  weil  es  doch  eben 
darauf  ankonunt,  daß  er  allen  Leuten  etwas  neues  und  oneriiOrtes  sagt 
182,  10.  11  ist  die  Lesart  von  MH  natürlich  falsch,  denn  Ghimmn 
wird  doch  nicht  erst  zu  trauern  anfangen,  wenn  sein  Schwager  begraben 
ist,  sondern  gleich  nachdem  er  seinen  Tod  erfährt  Mit  der  anderen 
Lesart  vergleiche  man  die  ähnliche  Wendung  der  truraere  Triä^ 
374,  39.  396,  32.  398,  16.  468,  11.  Femer  ist  217,  31  das  von  WFNO 
überlieferte  si  unentbehrlich.  Es  ist  zu  lesen:  ja  waeren»  aUe  mmd 
ffefoesen,    der  kiinec,    der  si  ib  .sandc,   slu  val  xou  4«m  (omflEe,  die  boten 


ZUR  KRrnit  UND  ERItLÄRima  VON  GOTTFRIEDS  TRISTAN.        387 

jauche  unde  soten,  d.  h.:  sie  wären  allesamint  Narren  gewesen,  erstens 
der  König,  der  sie  aussandte  (nämlich  eben  die,  von  denen  im  vorher- 
gehenden die  Rede  gewesen  ist,  Tristan  und  seine  Geßthrten),  zweitens 
sein  Rath,  drittens  die  Boten.  295^  38  ist  der  gevangene  nian  richtig; 
denn  er  ist  nach  der  folgenden  Zeile  in  dem  Stricke.  Schwierigkeiten 
macht  161,  34;  die  Lesart  von  WFNO  der  zins  enlachet  nu  niht  baz 
ist  sinnlos;  aber  die  von  MH  enlichet  ist  auch  nicht  in  befriedigender 
Weise  zu  erklären.  Die  Herausgeber  können  es  wohl  nicht  anders  ver- 
standen haben  als  so:  'es  geßlllt  uns  nun  nicht  unter  günstigeren  Be- 
dingungen den  Zins  zu  geben ,  welcher  Sinn  aber  schwerlich  aus  den 
Worten   herauszubringen  ist    Es   scheint,    daß  enlkhet  nur  ein  miß- 
^ckter  Versuch  ist,   einen  alten  schon  in  der   gemeinsamen  Quelle 
aller -Hss.  vorhandenen  Fehler  zu  verbessern. 

Ebensowenig  zeigen  die  von  v.  Hagen  in  der  Anmerkung  citierten 
Stellen  irgend  einen  gemeinsamen  Fehler  von  WFNO.    96,  9  ist  in 
Vollkommen   überfltlßig  und   fehlt   nach  Groote   auch   in  H.   103,  27 
li^  wohl  ein  Irrthum  v.  Hagens  vor.  107,  6  ist  es  nicht  sicher,   ob 
jfirauwe  auch  in  NO  fehlt;  jedenfalls  aber  genügt  diu  schoene,  wie  zahl- 
Yeiehe  andere  Stellen  zeigen.  Ebenso  steht  es  mit  dem  Fehlen  von  es 
128,  33.  131,  19  steht  in  bloß  in  M.  166,  38  steht  ie  in  NO  und  fehlt 
mir  in  FW.    Noch  eine  Stelle,    in  welclicr  WFN  unzweifelhaft   das 
richtige  geben  gegenüber  der  von  den  Herausgebern   aufgenommenen 
fidsehen  Lesart  von  MH   ist  97,  27,  wo  sie   dem  Sachverhalte  gemäß 
lesen  ze  Tintajoele  vor  der  etat.    Falsch  ist  auch  226,  24  die  Lesart 
von  MH  ^  daz  ez  im  den  rächen  brach.  Es  ist  mit  WF,   denen  auch 
NO  näher  stehen,  zu  schreiben  so  dazz  im  tn  zem  rächen  brach.  Denn 
wenn  Tristan  das  Sper  dem  Drachen  bis  zum  Herzen  hineinstößt,  so 
kann  er  ihm   nicht   zu   gleicher  Zeit   den   Rachen   damit   zerbrechen. 
74^  29  ist  schon  von  mhd.  Wb.  und  von  v.  Hagen  S.  40  (54)  die  Les- 
art von  MH  als  unsinnig  zurückgewiesen.  Über  311,  28  läßt  sich  nichts 
lagen,    da  man  bei   den  ganz  verschiedenen  Angaben  der  Varianten 
Qidit  weiß,  wem  man  glauben  soll.    Es   ließen  sich  noch  manche  un- 
ibedentendere   gemeinsame  Fehler  von  MH    anführen,   aber  durchaus 
keine  von  WFNO. 

Wir  müssen  demnach  zu  dem  Schluß  kommen,  daß  zwar  M  und 
H,  ebenso  F  und  N  auf  gemeinsamen  Quellen  beruhen,  daß  aber 
aswischen  FN  und  W  kein  näheres  Verwandtschaft^verbältniss  besteht, 
vielmehr  W  den  beiden  Gruppen  vollkommen  selbständig  und  gleich- 
berechtigt gegenüber  steht.  Ob  wir  O  eine  gleiche  Bedeutung  bei- 
messen köDneD,   80   dali  wir  in  ihm  eine  vactVä  \»\^iJc^^toi^%^  ^^ttksA- 


388  11  PAUL 

läge  der  Kritik  hätten,  wird  noch  zu  uutcrauclicn  sein.  Eine  gtm 
ontscheidcnde  Boantwortung  dieser  Frage  läUt  sich  nicht  gut  geben, 
ohne  dal>  mau  die  Handechrift  selbst  vor  eich  hat,  da  O  sehr  oft  in 
den  Varianten  von  Groote  fehlt,  ohne  daß  es  wahrscheinlich  ist,  diA 
sie  mit  dem  Text  Übereinstimmt.  Zu  den  drei  von  v.  Hagea  S.  15  (39) 
angeführten  Stellen,  in  welchen  0  eine  abweichende  Lesart  mil  ff 
theilt,  kann  ich  noch  hiuzufügen  59,  12  (2291)  ir  gptl  =  wi  ipÄ 
3ül,  32  (11999)  ff.  jänwr  --  lameir.  385,  30  (I5357J  (Maßmanu  gilt 
falschlich  N  statt  0  an)  an  rede  =  an  witzen.  404,  17  (16104)  na(tk} 
den  sjtor  =  Üf  dem  spor;  wohl  auch  408,  9  (16256)  leist  ach  ^  Uiitt- 
Zu  den  vier  Stellen,  in  denen  es  zu  FN  stimmt  (bei  74,  20  ist  wohl 
ein  IrrthumJ,  kommen  noch  346,31  (13798)  F  ez,  NB  id,  O  m  =  er; 
355,  15  (14142)  FO  imA  und  im,  N  iu  und  eme  =  m  und  in;  360,  15 
(14342)  F  niwan,  O  nit  <tan  (wie  hat  N?)  =  niht  mSre  oder  nimerr. 
Einige  andere  Stellen  sind  schon  von  Jänicke  iu  seiner  Recension  ia 
Arbeit  v.  Hagens  Zeitschr.  f.  d.  Ph.  II,  228  beigebracht:  61,  12  (2371) 
FON  (aber  auch  B)  ffunde  =  MH  gegunde,  W  begunde;  66,25  (2584) 
FON  im  =  in;  294,  5  (11692)  FNO  der  tranc  =  daz  tranc;  334,  11 
(13298)  FBNO  hienc=han<Ae;  386,  38  (15405)  FN  erzugen,  O  irsn^ 
^  erzeigen.  An  zwei  andern  hier  angcfUhrten  Stellen  stimmt  0  nur 
zu  N:  30,  22  (1141)  N  seich,  0  sich  =  siechm.  350,  10  (13937)  NO 
(aber  auch  MB)  verstau  ^  entstän.  Diese  beiden  können  schwerlich 
ein  näheres  Verhältnias  von  0  zu  N,  wie  Jänicke  will,  erweisen.  Über- 
haupt läßt  sich  hieraus  kein  bestimmter  Schluß  Über  Zugehörigkeit 
zu  der  einen  oder  andereu  Gruppe  ziehen,  wenn  auch  O  im  allgemeiiteo 
F  N  näher  stehen  mag.  v.  Hagen  sucht  dann  die  selbständige  Bedeutung 
von  O  zu  erweisen  aus  mehreren  Stellen,  in  denen  es  mit  MH  doli 
übrigen  gegenüber  das  richtige  bewahrt  haben  soll.  Aber  einerseits  i«t 
die  Übereinstimmung  von  0  mit  M  H  an  den  bctreSenden  Stellen  a» 
dem  Schweigen  Grootes  nicht  sicher  zu  erschließen;  anderseits  ist  dio 
grüßere  oder  wenigstens  gleiche  Richtigkeit  auf  Seiten  von  WFÄ 
78,  4  (3043)  ist  mit  WFN  zu  lesen  nu  rnmet  iur  hunde  hin  dem.  tut 
Hunde  sollen  zurückgelockt  oder  au  den  Leinen  zurückgezogen  werdn 
von  der  cuire.  Wenn  kiit  das  richtige  wäre,  so  würde  scbwerlich  momt*) 
dabei  stehen.  Auch  sieht  man  uiciit  ein,  warum  Tristan  hier  selm 
auffordern  sollte  gerade  die  Haut  binwegzuuehmen,  da  er  erst '9 
ditzu   auffordert   alle  Theile   des   Hirsches   der  Keibc   nacli 

•j  ffcun  78,  10  imiv  Hl  -tclil,  «o  Imt  Ar 

'-■•hic  Riifgeffitdeil   wird,  iloii  ilim  iiiki 


tJO. 


ZUR  KRITIK  UND  ERKLÄRUNG  VON  GOTTFRIEDS  TRISTAN.        3S() 

ÄU  nehmen.  92,  7  lesen  FNW  da  köpfete  vil  maniger  dar\  das  ist 
doch  nicht  sinnlos,  sondern  ebenso  möglich  als  die  Lesart  von  MH. 
Ebenso  ist  gegen  wart  125,  9  nichts  einzuwenden.  An  zwei  Stellen 
loU  nach  v.  Hagen  O  ganz  allein  das  richtige  haben.  Das  scheint 
allerdings  der  Fall  zu  sein  222,  20,  wo  O  allein  hyleme  gegen  beme 
der  übrigen  hat;  doch  kann  dieß  nur  durch  eine  nahe  liegende  Con- 
jectar  hergestellt  sein.  224,  24  hat  auch  M  ienock.  Wir  können  daher 
0  keine  große  Bedeutung  zuschreiben,  und  da  sie  entschieden  falsche 
Lesarten  sowohl  mit  FN  als  mit  W  theilt,  nicht  eine  Lesart,  in  der 
es  mit  einer  von  diesen  Gruppen  übereinstimmt,  der  von  den  beiden 
andern  übereinstimmend  überlieferten  gleich  setzen. 

Einigermaßen  dem  von  mir  und  auch  dem  von  v.  Hagen  ange- 
nommenen Verhältnisse  der  Handschriften  zu  widersprechen  scheinen 
die  Stellen,  welche  der  letztere  S.  13  (38)  anfahrt  als  solche,  in  denen 
WF  gemeinsame  Fehler  zeigen,  während  NO  mit  MH  das  richtige 
haben.  Doch  ist  dabei  zu  bedenken,  daß  erstens  die  Übereinstimmung 
von  NO  mit  MH  wieder  wegen  der  Unzuvcrlässigkcit  der  Varianten 
nicht  sicher  ist;  daß  ferner  in  einzelnen  Fällen  der  Zufall  im  Spiele 
sein  kann;  daß  endlich  die  Lesarten  vonWF  an  und  für  sich  gerade 
so  gut  sind  als  die  der  übrigen.  So  ist  namentlich  auch  4,  39  gegen 
ieh  weiz  ez  ake  minen  tot,  wie  WF  lesen,  nichts  einzuwenden.  Es  steht 
ebenso  362,  19  in  allen  Handschriften,  237,  34  in  allen  ausser  W MB, 
während  die  andere  Lesart  ick  weiz  ez  wdrez  als  den  tot  übereinstimmend 
überliefert  ist  147,  39.  264,  14.  445,  33.  480,  29,  woraus  hervorgeht, 
daß  dem  Dichter  beides  geläufig  war. 

Fassen  wir  das  Resultat  unserer  bisherigen  Betrachtung  zusammen, 
so  ergibt  sich  folgendes:  wir  haben  wenigstens  drei  von  einander  un- 
abhängige Überlieferungen  FN,  MH,  W.  Dieser  Satz  gibt  eine  ent- 
scheidende Norm  für  die  Textkritik.  Allerdings  ist  das  Vcrhältniss 
von  O,  den  kleineren  Bruchstücken  und  namentlich  dem  noch  ziemlich 
unbekannten  R  noch  nicht  völlig  klar;  doch  wird  ihnen  schwerlich 
eine  vollkommene  Unabhängigkeit  zugestanden  werden  können.  Dem- 
nach ist  die  Übereinstimmung  zweier  von  diesen  Gruppen  tin  hin- 
reichender Beweis  für  die  Ursprünglichkeit  einer  Lesart,  während 
jede  einseitige  Bevorzugung  einer  Classe  unter  allen  Umständen  zu 
verwerfen  ist,  insbesondore  nicht  die  Autorität  von  MH,  wie  v.  Hagen 
will  und  die  Herausgeber  gethan  haben,  der  aller  übrigen  Handschriften 
gleich  gesetzt  werden  kann.  Die  Durchführung  dieses  Grundsatzes 
wird  den  Text  noch  an  manchen  Stellen  anders  gestalten. 

Ich  bandle  nun  über  mehrere  e\i\ie\Tie.  ^\.^^xv^  \^^\  ^^\nsbö.  ^sä 
Herausgeber  in  der  Auswahl   der  Leaarleiv  g^?,^XL  öcä  ^\ä^  ^^s.^^- 


390  H    ^Al^L 

hältniss  der  Handschriften  gebotenen  kritischen  Grundsätze  und  gegen 
den    durch    den   Zusammenhang   erforderten   Sinn   Verstössen    haben. 

8;  23  (262)  haben  alle  Handschriften  ausser  M  in  älnes  henen 
lüften  »wehen.  Es  ist  nichts  dagegen  einzuwenden^  indem  das  Bild  voll- 
ständig durchgeführt  ist. 

15,  14  (533)  schreibt  H  frawine  schar,  O  froine  schar.  Eis  ist  daher 
auch  hier  das  Adj.  zu  setzen  wie  235,  31.  293,  14,  wo  ebenfalls  frmr 
unne  schar  steht,  und  166,  4,  also  zu  lesen:  manec  süeze  frouwtne  schar; 
denn  es  ist  nicht  anzunehmen,  daß  die  Schreiber  das  dem  Dichter 
allein  eigen thUmliche  Wort  eingesetzt  haben. 

52, 16  (2015)  haben  alle  Handschriften  ausser  M  IJaZy  was  dis 
allein  richtige  ist,  auf  ende  zu  beziehen.  Es  wäre  ja  eine  Ificherlidie 
Trivialität,  wollte  der  Dichter  sagen,  daÜ  der  Tod  Tristans  Noth  über- 
haupt mit  einem  Ende  schlott,  vielmehr  meint  er:  mit  einem  «o2dbai 
Ende,  das  u.  s.  w. 

66,  32  (2591)  schreiben  Maßmann  und  Bechstein :  otoe  tcan  heäiek 
verhorn  nun  veigez  schächzabelspil  nach  M.  WH  haben  wol  fbr  «xm; 
F  hat  a  wie  wol,  N  Ey  wey  wale.  Ob  W  wirklich  owe  schreibt  oder 
vielleicht  owi,  darltber  kann  man  bei  Maßmanns  Weise  die  Variantoi 
anzugeben  nicht  sicher  sein.  Es  stand  jedenfalls  ursprOnglich  d  oder  6 
wie  wol  hcetich  verhorn  d.  h.  wie  gut  hätte  ich  daran  gethan  es  zu  unter 
lassen.  Möglich,  daß  o,  welches  im  13.  Jahrh.  nicht  häufig  und  mehr 
in  mitteldeutschen  Quellen  nachgewiesen  ist,  dem  Dichter  eigenthOmlich^ 
aber  den  Schreibern  nicht  geläufig  war.  So  entstand  in  der  Voriage 
von  MH  das  Mißverständniss  owe  wol,  welches  der  Schreiber  von  H 
getreuUch  beibehielt,  während  der  von  M  da»  nun  unverständKch  ge- 
wordene  durch  Änderung  von  wol  in  wan  sich  wieder  zurecht  machte, 
ein  Verhältniss,  welches  sich  zwischen  beiden  Handschriften  wieder- 
holt zeigt.*) 

96,  31  (3790)  ist  das  nur  in  M  stehende  vor  ganz  sinnlos  und 
mit  den  übrigen  zu  schreiben:  Swer  in  do  heute  gesehen.  Nicht  der,  der 
ihn  firüher  gesehen  hatte,  sondern  gerade  der,  der  ihn  nicht  kannte  and 
nur  nach  seinem  jetzigen  Übeln  Aussehen  urtheilte,  würde  nicht  geglaubt 
haben,  daß  er  jemals  ein  Herr  gewesen  wäre. 

118,  26  (4665)  haben  WH  wildet'cei'e,  wenn  man  aus  Grootcs 
Schweigen    schließen    darf,    auch   NO.    119,  3    haben  WO    wilderen, 


I 


*)  Ich  glaube  daß   urnpHinglich  stand  Swi  höetich  verhorn  was,  wonn  man  be- 
tonte  owe  haet  ich  verhorn,  zu  kurz  hcbien,  weßhalb  icol  und  wan  interpoliert  wurden. 


ZUR  KRITIK  UND  ERKTÄRUNG  VON  GOTTFRIEDS  TRISTAN.         391 

H  wildere,  wildenasre  Jäger  gibt  hier  keinen  angemessenen  Sinn.  toHde- 
rcere  Wildmacher  (wie  im  allgemeinen  schon  Groote  erklärt)  ist  das 
richtige.  Es  ist  eine  Bildung  Gottfrieds,  und  seinem  Stile  sehr  gemäß 
ist  den*  mcere  mildercere  nur  eine  Variation  von  vindch'e  wilder  mcere, 
Vergl.  im  mhd.  Wb.  enhoilder  und  verwildert.  Vielleicht  ist  wilderoere 
daneben  auch  Nebenform  von  wildenasre  in  der  Bedeutung  Jäger ,  da 
H    (und   vielleicht   auch    andere   Handschriften)    immer   so    schreibt. 

120,  26  (4745)  ist  geleitet  unverständlich.  Man  müßte  billig  fragen 
wohin?  Es  wird  ein  Synonymen  zu  gehreitet  verlangt  Nun  haben  ge- 
leitet bloß  M  und  P,  in  welchem  letzteren  durch  Umstellung  ein  ver- 
ständlicher Sinn  erzielt  ist.  H  und  auch  wohl,  da  Groote  keine  Variante 
angibt,  NO  haben  zeleitet,  W  zerspreitet.  Danach  ist  zeleitet  *nach  den 
verschiedenen  Seiten  hingeftlhii;*  das  richtige,  geleitet  eine  naheliegende 
von  M  und  P  unabhängig  von  einander  gemachte  Änderung. 

128,  37  (5076).  wand  alles  des,  des  er  began,  da  lang  im  aUer 
dickest  an.  Wie  hier  die  Herausgeber  den  Gen.  alles  des,  der  nach 
den  Varianten  allerdings  in  MW  überliefert  sein  müßte,  rechtfertigen 
wollen,  weiß  ich  nicht.  Es  ist  mit  den  übrigen  allez  daz  zu  schreiben. 

141,  2  (5560).  iedoch  geriet  ei'  die  geschiht  umbe  Morgänes  scJiaden 
niht.  Daß  HP  ritter  für  schaden  haben  sollen,  ist  wohl  nur  ein  Irrthum 
Maßmanns,  durch  tntter  in  der  folgenden  Zeile  veranlaßt,  wodurch 
auch  V.  Hagen  getäuscht  ist,  vgl.  S.  12  (37).  Bechstein  hat  das  richtige; 
aber  seine  Erklärung:  *er  hatte  nicht  gerathen  ist  nicht  zu  billigen. 
Wie  kann  man  überhaupt  eine  geschiht,  eine  zu&llige  Begebenheit  an- 
rathen?  Der  Sinn  ist  nach  dem  Zusammenhange:  Rual  vermuthete 
wohl,  daß  Tristan,  nachdem  er  vergeblich  um  sein  Lehen  gebeten,  in 
Kampf  gerathen  imd  nun  von  der  Übermacht  bedrängt  sein  würde, 
aber  von  Morgans  Tode  (das  ist  mit  schade  gemeint)  hatte  er  keine 
Ahnung.  Allerdings  kann  ich  gei^äten  sonst  nicht  in  der  Bedeutung  er- 
rathen  nachweisen;  aber  das  einfache  rdJten  kann  diesen  Sinn  haben 
und  ge  steht  hier  rein  aus  syntaktischen  Gründen,  wie  es  vor  jedem 
Verbum  im  negativen  Satze  stehen  kann. 

153,  32  (6071).  Pur  edele  kint,  wie  die  Herausgeber  nach  MBF 
schreiben,  haben  HNOW  edelkeit,  welches  also  durch  die  überwiegende 
Autorität  gesichert  ist  und  auch  vollkommen  angemessenen  Sinn  gibt; 
vgl.  153,  13  und  154,  1 

220,  31  (8758)  ist  flir  das  nur  in  MB  überlieferte  moi-trceten 
mit  den  übrigen  zu  schreiben  morttoiten'^  denn  es  ist  nicht  von  An- 
stiftern, sondern  von  Vollstreckern  des  Mordes  die  Rede.  Das  Wort 
steht  auch  Part  15886:  Herman  der  morttcete. 


392  n-  PAUL 

243y  19  (9666)  ist  daz  f(lr  was  und  ist  in  der  folgenden  Zeik 
wenigstens  nach  Groote  nur  in  F  überliefert  Es  ist  mit  allen  flbrigai 
zu  schreiben:  toas  dm  schoene  und  din  edeüceit  ze  soÜiem  schaden  ü/gdei, 
welches  nur  durch  ein  Komma  von  dem  vorhergehenden  zu  trennen 
und  ab  hypothetischer  Satz  aufzufassen  ist 

226^  31  (8998)  setzen  die  Herausgeber  und  auch  inconsequent 
V«  Hagen  (s.  32  Anm.)  mit  phnäste  und  mit  viure  nur  nach  M,  während 
die  übrigen  haben  mit  vrdze  u.  m.  v.,  welche  Lesart  nicht  bloß  an  und 
flir  sich  unanfechtbar  ist  (er  fraß  das  Pferd  zum  Theil  auf,  zum  TheQ 
verbrannte  er  es  mit  seinem  feurigen  Athem),  sondern  unamstöfilieh 
ab  richtig  erwiesen  wird  durch  233^  8.  9:  daz  ros  daz  tU  noch  hodba  dort 
zekiuwen  und  besenget. 

250,  7  (9934)  schreiben  v.  d.  Hagen ,  Maßmann  und  Bechstein: 
habe  dmes  mannes  sinne,  ohne  daß  Maßmann  eine  Variante  angibt 
Groote  schreibt  dine  und  hat  nur  eine  Variante  von  N  halt  dine.  F  hat 
dines,  ob  noch  irgend  eine  andere  Handschrift;,  weiß  man  nicht.  Richtig 
kann  aber  nur  dine  sein  ebenso ,  wie  es  wohl  niemand  einfallen  wiid 
unser  in  Z.  2  unser  vrautüen  spil  und  Z.  5  unser  vrouwen  ort  als  Qm. 
des  Possesivpron.  zu  fassen.  In  allen  drei  Fällen  ist  wohl  Composition 
anzunehmen:  vrouwenspil  u.  s.  w. 

257;  18  (10225).  Woher  stammt  die  verkehrte  Lesart  ergake  bei 
Maßmann  und  Bechstein ,  während  Groote  und  F  engahe  mit  den 
Varianten  B  gahe,  ^  in  He  haben? 

275;  21  (10948):  diu  tassd  da  diu  soüen  sin,  daz  was  ein  kleina 
sniierRn  von  vnzen  berlin  in  getragen,  in  tragen  erklärt  Bechstein  durdi 
einfassen,  was  aus  der  Grundbedeutung  immöglich  abzuleiten  ist  Nun 
hat  nicht  bloß  H,  wie  Maßmann  angibt  ^  sondern  alle  Handschriften 
ausser  W  (M  fehlt)  Z.  22  da  was.  Es  heißt  also  einfach:  wo  die  Spange 
hätte  sitzen  sollen,  da  war  eine  Schnur  von  Perlen  angebracht  V^ 
270,  40:  ein  netze  daz  was  üf  daz  tach  von  kleinen  berUn  getragen. 

284^  28  (11316):  e  danne  er  jehe,  daz  wirn  hier  an  gewalten  und  im* 
rehten.  wir  in  haben  nur  MH;  dagegen  hat  W  wir  im,  F  bloß  wir, 
N  ganz  abweichend:  e  dat  he  sechte  dat  eme  hey  an  gewalt  gesehege 
mit  unrechten.  Der  Accusativ  bei  gewalten  in  der  Bedeutung  gewalt* 
thätig  Verfahren  ist  nirgends  sicher  überliefert.  An  den  von  Lexer 
angeftihrten  Stellen  MSH.  3,  439*:  man  sol  ir  minne  niht  gewalten  und 
Welsch.  G.  5208:  wie  mag  uns  iemen  gewalten,  kann  ebenso  gut  der 
Dativ  angenommen  werden.  Derselbe  steht  sicher  Iw.  1568  daz  si  gewokä 
sweme  si  wil.  Kein  intransitiv  zeigt  sich  gewalten  auch  dadurch^  daß  es 
sonst  entweder  absolut  oder  mit  den¥t^^Q%\>AQiii<&Ti  <n>Ä3i,  >i»äer  ^braucht 


ZUR  KRITIK  UND  ERKLÄRUNG  VON  GOTTFRIEDS  TRISTAN.        393 

wird.  Ferner  sind  alle  analogen  Bildungen  wie  z.  B.  unvuogen,  unsäen 
intnmBitiy.  Wir  werden  denmach^  da  das  Pron.,  welches  allerdings  auch 
fehlen  könnte^  durch  die  handschriftliche  Autorität  gesichert  ist;  mit 
W  schreiben:  daz  wirm  hier  an. 

307,  38  (12245):  wir  müezen  daz  her  wider  lesen,  daz  da  vor  ge- 
werket  toirt.  So  schreiben  die  Herausgeber  und  Bechstein  bemerkt  aus- 
drflcklich,  daß  vor  zu  da  zu  ziehen  sei.  Dagegen  haben  BO  W  gevor^ 
toerket  (M  fehlt),  und  309,  4  ist  Vorwerken  der  Stellung  halber  noth- 
wendig  als  ein  Wort  aufzufassen.  Es  ist  eine  Ableitung  von  vonoerk 
Landgut  (mhd.  Wb.  HI,  590*)  mit  der  bestimmten  Bedeutung:  das 
Feld  bestellen,  so  daß  es  hier  synonym  ist  mit  büwen  308,  3,  sam  308, 2. 

309,  6  (12293).  minne  ist  getriben  und  gejaget  an  den  endeldsten  ort. 
Die  Lesart  enddosten  beruht,  wie  es  scheint,  auf  W,  wenn  sie  nicht 
etwa  gar  Conjectur  v.  d.  Hagens  ist  F  hat  endelisten,  B  endeisten, 
O  ende  lösten,  H  edelsten,  N  edelste,  M  fehlt.  Man  ist  also  nicht  be- 
rechtigt sie  in  den  Text  zu  setzen.  Wenn  sie  in  W  steht,  so  hat  sie 
der  Schreiber  wohl  gefasst  wie  v.  d.  Hagen  und  das  mhd.  Wb.  als 
Superlativ  von  endelds,  welcher  einerseits  eine  fhr  Gottfried  unerlaubte 
Kürzung  enthalten,  anderseits  sinnlos  sein  wtlrde,  da  ein  endelßser  ort 
nichts  anders  als  ein  endloses  Ende  sein  würde.  Die  Auffassung  Grimms 
im  D.  Wb.  in,  458,  der  endelost  als  Superlativ  eines  Adj.  endel  in 
der  Bedeutung  ulterior  auffasst,  kann  bestehen  bleiben,  auch  wenn 
man  enddeste  schreibt.  Indessen  ist  dasselbe  nicht  hinlänglich  gesichert 
Die  von  Graff  I,  358  angeführten  Glossen  end{tyilosta  terminos  und  iz 
eintHosta  antes  scheinen  Verderbniss  aus  dem  in  anderen  Handschriften 
derselben  Familie  vorkommenden  arUelode,  welches  gewiß  mit  lat  antes 
verwandt  ist.  Der  Superl.  entrost  ist  gewiß  nicht  von  enit  abgeleitet,  son- 
dern aus  einer  alten  Comparativbildung  entir,  womit  lat.  anterior  zu 
vergleichen  ist.  Mit  größerer  Wahrscheinlichkeit  läßt  sich  aus  der  von 
Grrimm  angeführten  Stelle  aus  den  Goslarschen  Berggesetzen  Cap.  14 
auf  ein  Adj.  endel  schließen.  Doch  dürfen  wir  es  auf  eine  so  späte  und 
niederdeutsche  Quelle  gestützt  nicht  ohne  weiteres  Gottfried  zuschreiben. 
Wir  werden  endeleste  am  einfachsten  als  Compositum  aus  ende  und  leste 
auffassen:  der  endlctzte,  allerletzte;  vgl.  endezil  274,  24. 

425, 31  ff.  (16958).  Die  von  Bechstein  aufgenommene  Lesart  geveilet 
beruht  nur  auf  F,  wo  überdieß  das  i  durch  einen  Punkt  getilgt  ist. 
Seine  Erklärung  ist  ganz  unmöglich.  Eine  Ellipse  von  er  ist  unzulässig, 
und  veiUn  kann  doch  nur  durch  wagen  übersetzt  werden,  in  sofern  es 
gleich  in  Oefahr  bringen  ist.  geveilet,  wie  Maßmann  mit  W  liest,  hat 
keine  genügende  Gewähr,  wenn  es  a\xeh  allcxxMU  ^^WtoW^  >aiu  ^ä 


.104 


tl.  I'AI'L 


bleibt  nichts  übrig,  als  die  durch  dio  Übereinstiininung  von  HO  be* 
beglaubigte  Lesart  gmifslet  (auch  gefellel   in  F   ist  gewiß  als   nur  ffi* 
IcctiEche  Nebenform  aufzufassen)  in  den  Text  zu  setzen,  die  sclir  woU    I 
erlditrbar  ist:  es  trifft  immer  zu,  daß  die  Tugenden  mit  St<uDen  vsA    'I 
fioldarbeit  geziert  sind. 

428,  36  (17033).  wei-H^cher  aventiure,  wie  die  Herausgeber  scfardbeik 
beruht  bloß  auf  F  (M  fehlt).  Eb  ist  daher  mit  den  Übrigen  «w&Bdl» 
(W  wentlicker)  aventiure  zu  achreiben. 

44ö,  35  (17762),  herzen  kann  nur  vielleicht  in  W  aberliefert  mtd, 
da  Groote  kei-re  ohne  Variante  hat  und  M  fehlt.  Es  iat  daher  zu  schrcibco; 
ir  hefze  und  ir  alnne,  was  als  Apposition  zu  7cJ/>  aufzufasgcn  ist. 

460,  23  (183.50)  ist  wohl  sicher  vei-weha  zu  lesen,  da  MNO  w 
haben  und  W  uarwese*,  und  da  filr  veitdisti  mit  dem  Gen.  nur  dio  noslp 
Stelle  troj.  Kr.  224G3  Myller  vorliegt,  wo  von  Keller  fFranz  Boft) 
gewiß  mit  Recht  ebenfalls  verweiset  geschrieben  ist. 

Er  drängt  sich  die  Frage  auf,  ob  vielleicht  die  gemeinsame  Vor- 
läge  aller  Hnndachriftcn  nicht  mehr  das  Original,  sondern  eine  bcrab 
durch  Fehler  entateüte  Abschrift  war.  Bei  der  Anzahl  der  Handschriftoi 
wird  CS  immer  bedenklich  sein,  den  Text  f^egen  die  Übereinstimmim^ 
aller  zu  Ändeni  und  wird  der  genauesten  ErwÄgung  bedürfen.  Durch- 
aus fiilsch  oder  wenigateua  Itberäflssig  seheinen  mir  die  ConjecturtO 
von  Maßmann,  die  auch  Beehstein  beibehalten  hat.  Ganz  verkehrt  itt 
2(ifi,  2ü  die  Änderung  von  iht  in  nihl.  Für  das  Kolon  nach  Z.  38  iil 
ein  Komma  zu  setzen  und  zu  construieren :  Tliue  ich  irgendwie  un- 
recht daran,  wenn  ich  es  meinem  Herrn  sage?  Die  Änderung  von  mid 
in  mit  316,  25  ist  schon  durch  v.  Hagen  zurückgewiesen  S,  3R  fKi). 
Ich  bemerke  dazu  noch,  daß  80,  2Ü,  wo  auch  v  Hagen  den  Dat.  Trufoi 
überliefert  glaubt,  der  Nom.  anzunehmen  ist  als  Subject  des  NebensabM, 
welches,  wie  häufig,  dem  daz  vorangestellt  ist,  vgl.  231,  13.  235,  36. 
236,  17.  264,  32.  360,  32.  31)fi,  Iß.  4l5,  40.  Wozu  MaLimann  356,  4  fr 
weggelassen  hat  und  248,  31  lemer  {\lr  lüemer  schreibt,  ist  nicht  etDBn- 
sehen,  noch  weniger,  warum  er  444,  7  von  im  statt  von  in  setzt,  du 
doch  allein  richtig  iind  auf  Tristan  und  Isolde  zu  beziehen   iBt 

Auch  V,  Hagen   iat  nicht  gerade  glücklich  in  seinen  Anäi 
vorschlägeu  (S.  44  j55|  ff.).  6U,  1.3  wHrde  mr  shiKn  tagen  heißen 
vor  der  reckten  Zeit  und  nlso  einen  tadelnden  Sinn  cnilialten. 
tagen  bedeutet  von  seinem  geringen  Alter,  so  daß  wir  HK] 
mUsicn:    trotz   seines   Altrrs.    Unmöglich  iil  S67,  ^ 
^itme.     Nitcb    allem    ÖpnicIlgyWavu 


ist. 


ZUR  KRITIK  ITNn  ERKLÄRUNG  VON  GOTTFRIEDS  TRISTAN.        395 

Bechsteins  Bemerkung   zu  der  Stelle  triffl;  wohl  das   richtige.   Gegen 
Äe  Änderung  von  er  in  vuor  135,  28  ist  einzuwenden,  daß  er  nicht 
m  entbehren  ist,  vielmehr  ein  scharfer  Nachdruck  darauf  liegt,  wcß- 
büb  auch  etwa    eine  Einschiebung  von    vuor   mit  Beibehaltung  von 
^  nicht  statthaft  wäre,  da  dadurch  das  logisch  stark  betonte  er  zweite 
SiSbe  des  Auftakts  werden  würde.  Sollte  nicht  ein  altes  Beispiel  ftlr 
die  jetzt  übliche  Verbalellipse  vorliegen?  Wenn  man  16,  29.  38  gehüttet 
schreibt,  so  kann  dieß  nicht  als  eine  Abweichung  von  der  Überlieferung 
angesehen  werden,  da  wenigstens  OB  gehüttet  schreiben  und  auch  die 
Handschriften,  welche  einfaches  t  schreiben,  darunter  wohl  nichts  anderes 
verstanden  haben.  Großes  Bodenken  erregt  226,  8.  Die  Erklärungsver- 
saehe von  Bechstein  Germ.  12,  318  ff.,  abgesehen  davon,  daß  sie  alle 
jedes  festen  Anhalts  entbehren,  scheitern  daran,  daß  in  jedem  Falle  der 
l>estimmte  Artikel  bei  haldenchen  stehen  mtlsstc,  auch  die  schwache  Dec- 
lination  auffallend  wäre ;  man  müsstc  denn  etwa  annehmen,  daß  halderich 
Eigenname  sein  sollte.    Aber  in  v.   Hagens  Änderung  kann  ich  keinen 
irgend  passenden  oder  auch  nur  grammatisch   möglichen  Sinn  finden. 
Nach  nüd  anders  müsste  doch  nicht  en,  sondern  etwa  wan  daz  stehen. 
Wenn  man  einmal  überhaupt  eine  Andenmg  zuläßt,  so  ist  doch  wohl 
nichts  einfacher,    als  der  von   Zarncke  im  Wb.  gemachte  Vorschlag, 
hdderiehen  in   beldecKcheti  zu  verwandeln,  was  aber  nicht  ironisch  zu 
fassen  ist,  wie  v.  Hagen  und  Bechstein  meinen,  sondern  im  Sinne  von 
haatig.     Diese    Änderung   gibt    einen   vollständig    befriedigenden    und 
durch  den  Zusammenhang  verlangten  Sinn. 

Die  Vermuthung  Lucaes  in  den  sententiae  controversae  seiner 
Dissertation  de  nonnullis  locis  Wolframianis,  wo  er  zu  311,  26  ff. 
Vorschlägt  evibarten,  warten  für  enharent,  varent  zu  lesen,  ist  schon  deß- 
halb  nicht  zu  billigen,  weil  warten  weder  als  Conj.  noch  als  Praet. 
gefasst  zulässig  ist,  sondern  in  Übereinstimmung  mit  helent  der  Ind. 
Praes.  stehen  muß.  Man  wird  wohl  bei  der  Schreibung  und  Erklärung 
des  mhd.  Wb.  stehen  bleiben  müssen  (I,  142),  wiewohl  man  ein  sicheres 
XJrtheil  bei  den  ganz  widersprechenden  Angaben  über  die  Lesarten 
nicht  haben  kann. 

Wir  haben  uns  also  nur  zweimal  bis  jetzt  genöthigt  gesehen,  die 
Wahrscheinlichkeit  einer  durchgehenden  Verderbniss  der  Überlieferung 
zuzugeben,  bei  226,  8  und  161,  34  (vgl.  S.  387).  Ich  führe  nun  noch 
mehrere  andere  Stellen  an,  an  welchen  mir  ein  Abgehen  von  der  hand- 
schriftlichen Autorität  nothwendig  scheint. 

73,  34.  35:  er  sneit  inunde  eninoften  unden  von  dem  müle  nider. 
unden  könnte  nur  erklärt  werden  'auf  der  Tiauc\ÄÄ\.vi  öäs» '^iikXÄ^^^  ^  ^^ 


396  H.  PAUi. 

aber  doch  jetzt  oben  liegt  nach  Z.  25  und  29.  Bei  nider  kann  nur 
Richtung  von  dem  Maule  nach  dem  Schwänze  zu  verstanden  sein.  Nodk! 
eine   andere  Auffassung  von   oben  und  tmten   in  derselben  Zeile 
schwer  erträglich,  ebene  flir  unden  wtlrde  die  Schwierigkeit  besei 
VgL  74,  4:  al  von  obene  hin  ze  tal  in  demselben  Sinne. 

109,  12.  13.   der  jämer,  den  er  dd  gewan,  der  wart  aber  dö 
ist  durchaus  sinnlos  und  des  Dichters  unwürdig.  Es  würde  bedeatei: 
der  Jammer,  der  ihn  jetzt  überkam,  ward  jetzt  stärker  als  ex  selbit; 
denn  einen  andern  Gegenstand  zur  Vergleichung  hat  man  nicht  Tid 
besser  würde  sich  fügen:  den  er  e  gewan.  Der  Schmerz,  den  er  8ohoi|^ 
vorher  hatte  (vgl.  107,  21  ff.),  ward  jetzt  noch  stärker. 

118,  9.  wir  wellen  wizzen  wes  er  ger,  wie  die  Herausgeber  schreibai, 
kann  nicht  richtig  sein.  Denn  über  das,  was  der  betreffende  Didto 
begehrt,  kann  kein  Zweifel  sein;  es  ist  das  Idrschopdlekin.  Die  Lesiit 
von  FN  wer  des  (we  ia)  ger  kann  wegen  der  Übereinstimmung  ▼« 
MH  mit  WO  nur  als  spätere  Änderung  angesehen  werden.  Sie  wflrde 
allenfalls  einen  genügenden  Sinn  geben,  wenn  wir  wer  nehmen  =  wts 
für  einer,  etwa:  wir  wollen  uns  den  erst  ordentlich  ansehen,  der  es 
begehrt  Vielleicht  aber  ist  zu  lesen :  wes  ers  ger  d.  h.  weßhalb  er  es 
begehrt,  worauf  sich  sein  Anspruch  stützt. 

142,  27.  28.  er  was  von  dem  herr  unde  man,  von  dem  sin  ttkr 
nie  niht  gewan.  Es  kann  nicht  gesagt  werden,  daß  Tristans  Vater  nie 
etwas  von  dem  besessen .  hätte ,  was  jener  jetzt  gewann.  Riwalin  hatte 
es  doch  sicher  gehabt;  auch  wird  mit  keiner  Silbe  erwähnt,  daßTristn 
sich  mehr  als  sein  väterliches  Erbe  angeeignet  hätte.  Es  soll  nur  her 
vorgehobcn  werden,  daß  es  Tristan  nicht  bloß  als  Lehen  wie  ein  mh, 
sondern  als  freies  Eigen thum  wie  ein  herre  besaß.  Eis  wird  daher  iQ 
lesen  sein:  ie  iki. 

161,  25.  sweder,  das  in  allen  Hss.  außer  W  steht,  in  welcher  sbo 
wedei'  wohl  nur  auf  Conjectur  beruhen  kann ,  ist  falsch ,  da  sagek  io 
Z.  24  nothwendig  ein  Object  haben  muß.  Es  ist  zu  lesen:  beraUt  niei 
und  saget  mir,  weder  in  liebei'  st  getan ;  an  swederz  ir  iuch  loeüet  län,  0 
kämpf  odr  aber  an  lantstrit,  des  stt  ir  nu  und  alle  ssit  an  uns  gewis  ete. 

166,  1  wird  man  wohl  bei  dem  Vorschlag  des  mhd.  Wb.:  «J 
dinhen  unde  speUen  bleiben  müssen.  (N  hat  übrigens  inde  mit,) 

169,  28.  da  man  den  satel  sitzen  soL  Dieß  würde  das  einzige  Be- 
spiel sein,  daß  bei  sitzen  der  Gegenstand,  auf  dem  man  sitzt,  im  Acc. 
stände.  Die  juristischen  Wendungen,  in  denen  in  mit  dem  Acc  erscheint, 
sind  ganz  anderer  Natur.   Es  machte  daher  doch  wohl  in  den  oder^ 
wie  das  3Ietrum  verlangt,  inn  zu  %c\\T^^««i  ^^vsi. 


ZUR  KBITTK  UND  EHKLÄRUNQ  VON  GOTTFRIEDS  TRISTAN. 


177,  29 — 33.  durch  die  kovertiure  er  aluoc  TSHttandea  ort«  abe  den 
aer  under  im  dar  nider  geaaz,  and  teie  er  (PNO  er  teie)  weder 
i  baz,  wan  tpranc  A  anderkalp  dervan.  Wie  kann  Tristan  anter 
rde  »ich  niedersetzen?  Mindesten»  müßte  er  zu  liegen  kommen, 
ftn  er,  wenn  er  unter  dem  Pferde  liegt,  davon  springen?  Dali 
32  gesetzt  Ist,  beweiBt,  daß  das  Subject  wecheclt.  Unzweifelhaft 
8  beiUcn:  daz  ez  nitder  im  nider  gesaz,  wie  Bclion  v.  d.  Hagon  hat. 
236,  1,  mich  nndel,  wie  allerdings  nach  der  Überlieferung  die 
Hrbandschrift  gehabt  zu  haben  scheint  (F  anet,  M  B  danket),  ist  wohl 
)  keiner  Weise  zu  rechtfertigen  und  anet  zu  lesen. 

247,    14.    dil    nach   ab   ich  vü    iützel  an   gibt    keinen    verständigen 
liim.  Ee  muß  fllr  da  geschrieben  werden  daz,  wie  WB  haben,  in  denen 
r  das  richtige  hier  nur  durch  Vermuthung  hergestellt  sein  kann. 
284,  7.  H  sind  wohl  nothwendigerweise  umzustellen,  ao  daß  Z.  6 
■  8  lauten:  'tver  fohf^r  stät  in  minei'  hani,  als  ir  getobefet  wider  mich  . 
'  kiinic  eprach:    kerre,  des  glhich. 

79,  4,  lief  meine  ich  äne  herzeleit  Was  liegt  ftlr  ein  Sinn  darin, 
i  liep  äne  herseleit  erklärend  gleichgestellt  wird  dem  liep  unde  foö? 
1  lesea:  leit  meine  ick  atie  herzehit.  Der  Dichter  begegnet  der 
I  Verwunderten  Frage,  wie  er  den  Liebenden  auch  Leid  zuschreiben 
fCltStme,  indem  er  sich  verbessert:  Leid  allerdings,  aber  kein  solches, 
I^WelobeB  das  Hers  tief  erscIiUttert. 

310,  19.  Begründend  kann  der  Satz  nicht  sein.  Es  ist  wohl  man 
s  zu  lesen.  Zu  entbehre»  ist  daz  in  diesem  Falle  wohl  nicht  Die 
^0In  mhd.  MT).  III,  485'  angeführten  Beispiele  (Walt.  95,  8.  Geo.  4277), 
in  denen  das  einfache  wan  ^  iean  daz  sein  soll,  sind  doch  anders. 

370,  40  ff.  Es  ist  unverstfindHch ,  wie  Isolde  ihrer  Sünden  nur 
ledig  sein  will,  so,  wie  sie  gegen  Tristan  gesinnt  gewesen  ist.  Und 
Wovon  soll  die  indirecte  Frage  371,  5  abhängen  viit  tcelhem  herzen  unde 
teie?  Ich  mOchte  versuchen  die  Stelle  in  Ordnung  zu  bringen,  indem 
idi  370,  40  ein  streiche  oder  etwa  in  ml  verwandle,  dann  371,  1 — 3 
in  Klammer  schließe,  wan  in  Z.  4  auf  lülzel  =:  mHt  beziehe.  Isolde 
sagt:  Ich  will  weiter  nichts  sagen,  außer  daß  ic)i  so,  wie  ich  wirklich 
gegen  euch  gesinnt  gewesen  bin,  d.  h.  der  Wahrheit  gemäß  sage,  wie 
ich  im  Herzen  gegen  euch  gesinnt  gewesen  bin. 

371,  26,  Mao  weiß  nicht,  wovon  dan  abhttngen  soll.    Nur  F  hat 
Wundes,  worauf  also  kein  Gewicht  zu  lagen  ist.   Sollte  nicht 

ün  m«  vor  dweh  Z.  24  ausgefallen  sein?   Oder  ist  es  eine 
leweisoV  j 

|Jtit,    daJl   alle  solche  ÄüdcnuigcTi  ^«ma:^  woÄ..,  -»ssÄ.     i 
'Jicidea,  wenn  vpn  änderet  Seite '\wSs«Äi%«o^'» '^»H 


398  H.  PAUL 

klftruii^en  den  ÜljerUt^ferten  beigebracht  werden.  Duoh  scheirnsn  n 
wetugslens  einige  Stellen  ganz  sicher  verderbt  und  geben  ans  i 
Berechtigung,  auch  in  anderen  Fällen  kfihiier  zu  verfahren. 


L 


Wir  wollten  jetzt  eine  Anzahl  Stellen  betrachten,  bei  welcl 
nicht  die  Auxwahl  unter  den  verschiedenen  Lesarten  in  Frage  kotn 
sondern  entweder  lediglidi  dir  Erkljlrung  oder  die  EnUcheidung  B 
die  verac.hipdenen  Möglichkeiten,  welche  die  mangelhafte  Orthngraplnt 
der  Handschriften  znllUst.  Es  Ist  dabei  nicht  meine  Absicht,  alles  du 
zu  widerlegen,  was  mir  in  der  Bechateinschen  Ausgalte  verfehlt  zu  teb 
scheint,  sondern  ich  will  mich  im  allgemeinen  auf  die  Besprechutig 
solcher  Stellen  beschrUnken,  von  denen  ich  annehmen  zu  können  gUnb^ 
daÜ  sie  ziemlich  allgemein  nicht  verstanden  oder  mißverstanden  wcrdea. 

1,  11.  13.  da  ist  dei  lätzelen  ze  vü,  iM  wit  man  dr»  man  niht  <im£. 
Die  Worte  bedeuten  wohl  einfach:  aus  reiner  Tadelsncht  ßodet  na 
auf  der  einen  Seite,  dali  zu  viel  gesagt  ist,  während  es  doch  gUH 
wonig  ist,  auf  der  andern  verlangt  man  noch  etwas,  was  man  doch 
seiner  eigenen  besEeren  Überzeugung  nach  gar  oiclit  mag. 

3,  4.  5.  gone  vüere  ich  in  der  werÜ  m»  hin  niht  ii3  gmnerld^  obt 
ich  hin.  3,  25.  der  werlt  wil  ick  getverldel.  meeen.  Die  Bedeutung  tw 
gacerldet  in  der  zweiten  Stelle  ist  klar:  mit  der  Welt  verbunden,  i& 
die  Welt  eingereiht.  Dieselbe  wird  auch  ffir  die  erste  anzunehmen  asiOi 
siM  getoertda  :=  ao  in  die  Welt  eingereiht,  in  einer  solchen  Stellang  is 
der  Weit 

74,  5.  6.  10.  19.  mn  in  sttie  kflt,  slnen  bilegen,  aine  brüst,  siniu  h^- 
hein  ist  nicht  etwa  auf  den  llirsch  zu  beziehen  (sonst  wfirde  nur  der 
Artikel  stehen),  sondern  auf  Tristan  und  bedeutet:  die  Haut  u.  s.  w., 
mit  der  er  eben  beschäftigt  war.  Glanz  klar  wird  dieß  aus  7&,  2H,  i9t 
an  ainß  fvrken  hont  er  (Tristan)  diu  mit  sinem  netze  vi»(e,  76,  20:  •• 
rin«m  rickc  k^rl-e  er  wider,  und  78,  10:  nu  wi4Üt  üf  sutuier  iuriu  lä,  m 
keine  andere  Beziehung  mögUch  ist. 

zimbrt)  74,  35  und  die  zimhem  Acc.  75,  25  mtlssen  etvaa  vttt- 
konunon  verschiedenes  sein,  das  erste  der  Ziemer,  das  zweit«  cm  "^lA 
der  Eingeweide  *), 

74,  27.  81,  17.  20,  riebe  kann  nicht  bedeuten  Rippe,  sondern  dia 
Oosammtheit  der  Rippen  auf  einer  Seite. 

76,  17,  18.  und  hfffunde  es  leilierea  in  kriuzeiois 
ist  schwerlich  mßgHch ;  daßlr  mUsat"  ^  inartw 


ZUR  KRITIK  USD  ERKLÄRUNG  VON  QOTTPRmOS  TRISTAN.        399 

'  schreiben  zevieren  als  Compositum:  in  vier  Theile  zertheilen,  gegen 
ilche  Bildung,  wenn  sie  auch  nicht  nachgewiesen  ist,  nichts  einzu- 
inden  sein  wird.  So  wird  auch  der  Satzbau  Gottfrieds  Stil  gemäßer. 

76|  30.  33.  Der  rücke,  welcher  den  armen  Leuten  überlassen  wird, 
ganz  sicher  weiter  nichts  als  der  Rücken.  Das  geht  einerseits  aus 
m  Vorhergehenden  hervor,  wo  alle  Theile  einzeln  aufgezählt  werden, 
i  losgelöst  werden,  so  daß  gar  nichts  anderes  übrig  bleiben  kann, 
derseits  werden  auch  im  Folgenden  bei  der  Schilderung  des  Zuges 
15 — 23  aa%efUhrt:  das  Gehörn,  die  Brust,  die  Buge,  die  Rippen, 
3  Hintertheil,  die  cuire  und  die  furkie;  vom  Rücken  ist  keine  Rede. 

96,  36.  geliche  alsam  ein  aH  ribaü,  191,  37:  ich  tcwi'e  ein  art  spile- 
nn.  ein  aii.  ist  hier  in  keiner  Weise  construierbar.  Es  bleibt  nichts 
leres  übrig  als  Composita  anzunehmen  artribaü  (von  MB  als  Com- 
litum  geschrieben),  artspileman  =  von  arte  ein  ribaüj  spileman,  Land- 
eicher,  Spielmann  von  Profession.  Diesen  Sinn  verlangt  der  Zusammen- 
[ig  im  Gegensatz  gegen  einen  solchen,  der  es  nur  zeitweise  zu  einem 
stimmten  Zwecke  ist,  wie  es  Rual  und  Tristan  wirklich  waren. 

109,  21.  ich  wil  dln  erbevater  sin  (so  spricht  Marke  zu  Tristan). 
^evaier  erklärt  Bechstein :  Tflegevater,  der  den  blutsverwandten  Pflege- 
Im  zugleich  zum  Erben  annimmt',  welche  Erklärung  Lexer  wörtlich 
sein  Wb.  aufgenommen  hat.  Nun  ist  es  klar,  daß  nach  dieser  Deu- 
ig  der  Begriff  Pflegevater  nur  untergeschoben  und  durch  nichts 
gezeigt  ist.  Bei  einem  wirklichen  Vater  aber  verstünde  es  sich  von 
bst,  daß  der  Sohn  ihn  beerbt.  Es  ist  daher  die  ältere  Erklärung 
Ülers  im  Wb.  III  279**  beizubehalten:  'Vater  durch  Erbschaft'.  Das 
)rt  ist  jedenfalls  eine  kühne,  aber  seinem  Stil  vollkommen  ent- 
"echende  Bildung  Gottfrieds. 

118,  1.  bickelwort  sind  wohl  solche  Worte,  die  wie  die  Würfel  aufs 
ratewohl  hingeschleudert  werden  ohne  sorgf^tige  Überlegimg. 

119,  16.  17.  man  möktes  undei^sniden  mit  kriechischen  borten.  Diese 
Ue,   welche  ich   nirgends   erklärt  finde,    ist  wohl  so  zu  verstehen] 
Q  könnte  seine  Worte  zwischen  griechische  Borten  setzen:  sie  wür- 
L  nicht  davon  zu  imterscheiden  sein. 

125,  6.  7.  dar  an  sich  also  manic  man  versuochet  und  verpriset  hat 
i  verprisen,  wovon  mehrere  nicht  befriedigende  Deutungen  aufgestellt 
1,  wird  heißen  zu  viel  preisen,  im  preisen  das  Maß  überschreiten. 
I.  «cÄ  verligen,  versitzen,  vergen. 

141,  15 — 17.  done  wart  an  ir  rotte  ir  deheinem  ze  spotte  toeder  nach 
h  niender  abe  gezogen.    Der  Sinn   ist:   es  zog  weder  Jemand  hinten 
:h,  blieb  zurück,  noch  irgend  wohin  seitwärts  (oJ>e'\  ^  %q  d^(k  ^^»^  \Vsscl 
Schande  gereicht  hätte. 


400  H.  PAUL 

141,  22.  23.  scheveUer  Parmenie,  ParmenSe  schevdier,  Paamaäe  ff* 
klftrt  Bechstein  hier  sonderbarer  Weise  als  Personennamen  ftür  im 
Herrn  des  Landes.  Vielmehr  ist  schevelier  Nom.  PL  und  Parmaäe  Gea, 
also :  Ritter  von  Parmenie.  Die  Kämpfenden  rufen  als  Schlachtgesdira, 
wer  sie  sind.  Ebenso  ruft  derTruchsess  231,  11.  12:  schevdien  dami' 
9ele,  ma  blunde  Isdt,  ma  hele,   der  Ritter  der  Dame,  meiner  blonfa 
Isot,  meiner  Schönen;  femer  474, 5.  6  die  Ritter:  schevalter  HatUe,  DoUm 
unde  Nante. 

152,  3  ist  statt  des  Conj.  milesen  der  Indio.  muo$en  zu  schrabai 
und  Z.  3.  4  nicht  mehr  von  wie  abhängig  zu  machen. 

168,  9 — 14.  8wie  sd  der  üzer  tocere,  der  inner  bädcere  der  wat  woA 
haz  betihiet,  bemeistert  unde  betiktet  ze  rittersfigüre,  dan  diu  ^bsertfcMrt 
büdcere  wird  im  mhd.  Wb.  erklärt  als  Vorbild,  was  hier  gar  nickt 
passt  Es  ist  vielmehr  als  Bildner  zu  fassen,  hier  allerdings  in  gau 
eigenthümlicher  Weise  gebraucht  Denn  man  sollte  eher  erwarten  Mk 
Es  erklärt  sich  aber  so,  daß  der  Dichter  als  das  bilde  die  Vereinigiug 
der  inneren  imd  äußeren  Erscheinung  zu  einer  Gesammtheit  anffui^ 
welche  von  denselben  in  ihrer  Gesondertheit  gleichsam  wie  yon  im 
Eünstlem  hervorgebracht  wird.  Das  wird  deutlich  aus  169,  16.  17: 
daz  beidiu  tsen  unde  man  geworkten  schomer  büde  nie.  Das  ieem  ist  dar 
äußere,  der  man  der  innere  Bildner.  Dieselbe  Auffassung  zeigt  skl 
273,  22.  23:  sin  wät  und  sin  figüre  die  schepfent  wol  an  im  den  mm; 
275,  40  ff.:  diu  zwei,  gedrcet  unde  gencet  dien  vcXUhrdhUn  nie  ha»  m 
lebende  bilde  danne  daz\  279,  24 — 27:  am  geechephede  unJt  sin  wät  ik 
gekuUen  wünnectiche  enein :  si  bildeten  under  in  zwein  einen  rätertieken  «Nrn. 

179,  13  ist  da  zu  schreiben  mit  WF  (die  Schreibung  d6  in  H 
beweist  gar  nichts,  da  nicht  mehr  sicher  unterschieden  wird)  und  mü 
Ghroote  ein  Komma  hinter  Jiabe  und  ein  Punkt  hinter  vant  zu  setieo. 
Umgekehrt  ist  473,  24,  wie  es  scheint,  mit  allen  Handschriften  dd  lo 
schreiben  und  mit  Groote  nach  Z.  23  ein  Punkt  und  nach  26  ein 
Komma  zu  setzen. 

195,  24  ist  zu  trennen  nie  man. 

153,  1.  die  edelen  lantgenoze.  Bechstein  und  Lexer  erklären  Zonrf- 
genSze  durch  Landbewohner.  Das  kann  nicht  richtig  sein.  Eis  ist 
nur  von  den  Baronen  die  Rede,  die  edelen  lantgendze  als  die  Edeln  unter 
den  Landbewohnern  aufzufassen  wäre  nach  dem  Sprachgebraudi  nur 
möglich,  wenn  andere  Landbewohner  in  einen  Gegensatz  dazu  gestdit 
würden.   Wir  müssen  daher  wohl  genoz'=pair  nehmen,   lantgenSsse^ 

lantbarüne,  lantherren. 

214,  28.  29.  hlnec  unde  Icilnegirt  au  1«^  eiwe  gw\M*.  «w*^  "^y^fjcfidtm 
erklärt:  'erben  hier  vererben,  uU  1£*t\>^  \i^^"^v[ÄT«i«^-  \i«sÄsäoL  ^Xä>s 


20R  KRITIK  ÜKb  ÜRBXiRÜt^Q  VON  GOtt^lOEDS  tfttSTAN.        401 

der  König   und   die  Königin  das  Erbe   der  Isot   sein.     Geerbet 
hier  vielmehr  als  eine  Gottfiriedsche  Bildung  von  dem  sw.  m.  erbe 
fiuBsen  und  bedeutet:  mit  einem  Erben  versehen. 
249,  24 — 27.   truhsceze,  dine  sinne  die  eint  starc  unde  spcehei  der 
an  rinnen  ecefie,  si  tiahent  dem  geliehen  schtn  ete.   Bechstein  er- 
das  zweite  gpoßhe  als  Adj.  und  bezieht  darauf  an  sinnen.  Dann 
mAh  zum  Verbum  jede  nähere  Bestimmung^    die  doch  unentbehrlich 
IM.  Mindestens  müsste  man  spcehe  als  Adv.  fassen  und  dann  könnte 
^rwder  an  sinnen  nicht  dazu  gesetzt  sein.  Wir  werden  vielmehr  spcet^e 
Subst.  nehmen  und  interpungieren:  die  sint  starc  unde  spcehe,  der 
an  sinnen  saehe,  d.  h.  dein  Verstand  ist  scharfsichtig  für  den, 
Schar&ichtigkeit  des  Verstandes  erkennen  kann. 
253,  15  muß  doch  in  Congruenz  mit  unz  geschrieben  werden  schcene, 
270,  13 — 15.  iwer  kiel  und  iuwer  Hute  die  gesumaren  wol  noch  hiute 
hal>ent  ez  da  vür  ir  siU  tdt.  Hier  ist  mit  v.  d.  Hagen  der  Conj.  ge- 
zu  setzen,  das  lehren  die  vorhergehenden  Zeilen,  denen  dieß 
gegenübergestellt  wird  10— -11:  biz  iessuo  hoste  ich  wol  geswom,  daz  ir 
nikt  Übende  wasret.  Kurvenal  will  doch  nicht  sagen,   daß  sie  es  noch 
in  demselben  Tage  wirklich  geschworen  haben,  sondern  hiute  ist  voll- 
kommen  synonym   mit   iemo  Z.  11    und   der  Gegensatz    liegt  in  biz 
lud  noch. 

272,  31 — 34.  und  uxis  daz  aUez  €ds6  guot,  daz  niemer  keines  herzen 
^HtiOt  des  gedenken  mohte,  waz  ez  bezzer  tohte.  Die  Erklärung  Bechsteins, 
daß  waz  =  une  sei,  bedarf  erst  des  Beweises,  der  wohl  schwer  zu  er- 
bringen sein  möchte,    denn  in  der  von  ihm  zur  Vergleichung  ange- 
Ihhrten  Stelle   199,  3   (7881)   swaz  ir  dar  ilber  geruochet   kommt   die 
Bedeutung  wie  doch  bloß  heraus,  indem  er  geruochen  durch  verfügen 
tlbersetzt,  ein  Verfahren^  durch  welches  Alles  möglich  zu  machen  ist* 
Vielleicht  ist  zu  lesen  waz  es,  und  die  Stelle  so  zu  erklären:  es  war 
Alles  so  schön,  daß  Niemand  erkennen  konnte,  was  davon  mehr  werth 
war  als  das  andere.  Allerdings  würde  man  dann  wohl  fUr  den  Compar. 
eher  den  Superl.  erwarten,  es  oder  ez  zu  schreiben  steht  uns  frei.  Die 
Handschriften  unterscheiden  nicht  mehr  correct.  So  ist  auch  262,  4  zu 
schreiben:  esn  wart  mir  nie  ze  muote'^  303,  39:  *daz  es  Brangasnen  angest 
nam;  wohl  auch  338,  12:  es  mac  diu  tvei^Ü  wol  spotten.  Umgekehrt  würde 
1,  9  besser  sein:  ich  hcere  ez  velschen  harte  vil,  indem  vil  als  Adv.  zu 
faissen  ist 

294,  9.  si  tranc  ungeme  amd  ilberlanc.  Es  ist  gewiß  getrennt  zu 
schreiben  über  lanc ;  sie  trank  ungern  und  erst  nach  einigem  Sträuben. 

OEBMANU.  Nw  Reihe  V,  (XVU.)  AOurg.  ^^ 


402 


H,  PAUL 


297,  19.  kalben  ouoi.  noch  halben  (Mnlhnann  halbem)  träs.  ESa 
Nebenform  trile  fllr  trit,  die  st.  m.  sein  mllsste,  also  «iner  im  Ausateibi 
begriffenen  Declination  angehörig,  ist  nickt  deukbar, 
nicht,  wofUr  jeder  Anhalt  fehlt,  aus  ältester  Zeit  überliefert  wäre.  Hii 
manns  Dat.  ist  natHrlich  uamöglich.  Man  wird  sich  entschließen  niQ« 
trit  auf  mit  zu  reimen.  So  reimt  im  Nibelungenlied  auf  i^/rit  h 
Z.  48,  G.  51,  3.  138,  2,  ei-bil  9,  7,  mit  10,  3.  27,  3.  147,  ö,  titt  Ü, 
32,  4.  50,  5.  52,  6.  150,  5;  bei  Freidaiik  39,  18  mit  auf  bit  =  bi 
Ziemlich  hart  ist  auch  bei  Gottfried  der  Reim  nam  :  geheUesam  52, 1 
339,  2—5.  ouck  was  dua  tmhawztn  «ile,  wan  Tristan  achoftur  m 
yhlac,  daz  erm  ie  uahlee  »o  bi  lue  (Bechstein :  nahtes  M  gedu:),  ditz  er  htm 
hin  zim  sprach,  Maßmanu  hat  zu  Z.  4  nur  die  sonderbaren  Variiat« 
II  ern  (was  nach  Groote  falsch  sein  muü)  HP  /«c,  woraus  man  sektieDc 
kann,  dali  wohl  M  wie  B  yelac  hat,  wovon  er  irrthümlicher  Wei» 
glaubt  haben  muü,  daß  er  es  in  den  Text  gesetzt  halte,  «ü  fehh 
Groote  im  Text,  in  dem  Varianten  gibt  or  an,  daU  es  F  N  baben. 
Mallniann  darüber  schweigt,  kann  man  wohl  annehmen ,  dal>  es  n 
M  W  haben.  Möglicher  Weise  fehlt  es  bloll  in  H.  Es  ist  dieU  ein  charalut 
ristisches  Beispiel,  wie  schlimm  es  mit  dcT  Angabo  der  Lesarten  stel4 
Jedesfalls  ist  ad  richtig  und  von  Bechstetn  nur  deshalb  weggulassen, 
er  die  Stelle  durchaus  mißverstanden  hui,  was  zunächst  daran 
dali  vx  bereite  falsch  gefasst  hat.  Er  erklürt:  bereitwillig,  gem.  E«  i 
vielmehr  zu  verstehen:  in  oiner  Weise,  daß  ea  ihm  zur  Uaitd 
bequem.  Die  Stelle  ist  denigemtlQ  zu  übersetzen:  auch  war  vs 
Tnichsessen  Gewohnheit,  du  Tristan  eine  angenehme  Unterbai tungsg^ 
hatte,  daß  er  (der  Truchsesse)  ihm  immer  des  Nachts  bo  niUie 
daß  er  (Tristan)  bequem  zu  ihm  reden  konnte.  Ebenso  ist  bereäawti 
nufzu&ssen  ()3,  32,  wo  dnnn  zu  lesen  ist:  bi  dem  sfade  s6  nähen, 
sin  beriiile  sähen.  Allerdings  hat  nach  den  Varianten  bloß  F  aiit. 
Übrigen  si.  Aber  daz  muß  nothwendig  Conj.  sein  auf  »)  bezo];eii  n 
es  wird  dann  ein  Object  zu  sähen  verlangt.  Die  Losart  ist  also  ri<l 
wenn  auch  vielleicht  nur  durch  Conjectur  hergestellt. 

412,  33—36.  8w3  der  i/euiiaae  wiUe  d,  da  st  diu  t/vot«  gtaia  U, 
nol  gelangev    «titl^i  mit  •dem  geioissefi  willen.    Mit  Beclistoin    sttmn» 
gegen   Heiuzel   darin   übereiu,    ilali  gewitser  wille  hier  uicbts  »-' 
sein  Icunii,  als  mllle  Z.  32 :  und  nemo  deii  willeti  füi 
gnnz.-  Steile   4J2,  17   bis   413,  19   geht  der  Geir. 
itif,  oder  dem,  was  r.ur  Tliat  verhilft^.dw- 
dflrsfllhe  Sinn  sowolil  fOr  wllle  als  f» 
gehnUrn  wprrfen.  Gerade  wii!  miB 


techstein    sttmn»  il 

hier  uicbts  »—**■ 

flT  die  lät     ^^^B 


ZUR  KKTTIK  UND  ERKLÄRUNG  VON  GOTTFRIEDS  TRISTAN.        403 

der  Erkläning  von  tri 2fe  verstößt^  so  Bechstein  bei  der  von  atate  in 
den  angeführten  Zeilen,  indem  er  erklärt:  „mit  dem  gewissen  Willen 
Voll  (im  Sinne  der  Liebenden)  die  gute  Gelegenheit  gleich  verbunden 
■om;  der  Wille  soll  die  Gelegenheit  gleich  mit  vertreten.^  Dadurch 
^tlrde  die  ttate  zu  dem  Willen,  zu  der  bloßen  angenehmen  Vorstellung 
der  £rfUlung  herabgedrttckt.  Das  darf  nicht  zugegeben  werden.  Der 
Dichter  spricht  ja  immer  davon,  daß  atcUe  und  mUe  nicht  vereinigt 
ttind.  Es  wird  nach  Z.  34  ein  Komma  zu  setzen  und  dd  si  =^  da  enäi 
Ml  nehmen  sein,  so  daß  zu  übersetzen  ist:  wo  der  gewisse  Wille  vor- 
lianden  ist,  es  sei  denn  auch  die  günstige  Gelegenheit  dabei,  da  soll 
mmn  sein  Verlangen  mit  dem  gewissen  Willen  stillen. 

430,  22 — 24.  ich  hdn  die  fosnure  erkant  nt  mmen  eilif  jären  ie 
md  enham  ze  Kurvenäle  nie.  Die  Stelle,  welche  Bechstein  solche. 
Schwierigkeiten  macht,  ist  wohl  einfach  so  zu  verstehen:  ich  habe  die 
Grotte  kennen  gelernt,  d.  h.  das,  was  nach  der  allegorischen  Ausl^ung 
in  ihr  enthalten  ist,  und  dazu  brauchte  ich  nicht  nach  Kurnwal  zu 
gehen. 

434,  22.  daz  gekäme  kleine  und  unlanc,  vü  küme  wider  entworfen, 
«b  er  ez  hin  geworfen  hast  in  unlanger  stUe.  Der  Sinn  ist:  das  Geweih 
dez  Hirsches  war  kurz,  kaum  wieder  in  die  Höhe  gewachsen,  als  ob 
V  es  eben  abgelegt  hätte.  Ebenso  steht  sich  entwerfen  emporwachsen 
von  doi  Brüsten  gebraucht  Schmeller  4,  152  Ulr.  Wh.  126".  Zu  un- 
terer Stelle  vergleiche  man  g.  sm.  1380 — 83 :  alsam  ein  hirz,  der  halde 
C0  holze  und  in  gedUme  verriret  sin  gehüme  und  sich  emiuwet  schdne. 
440, 26 — 29.  si  (die  Minne)  truoc  üf  daz  wize  geverwet  under  ougen 
dem  guUSne  laugen,  ir  cdlerbesten  varwe  nein.  Bechstein  verfehlt  den  Sinn 
der  Stelle,  indem  er  daz  wbe  fasst  ab  weiße  Schminke  und  zugleich 
alz  Farbensymbol  der  Unschuld.  Er  scheint  dazu  zunächst  veranlaßt 
dadurch,  daß  er  in  laugen  den  Sinn  von  Täuschung  findet,  wie  es  auch 
die  Übersetzer  mit  lügen  wiedergeben,  während  doch  gar  nichts  mora- 
lisches darin  liegt,  sondern  es  einfach  Verneinung  bedeutet  Das  Sjrmbol 
der  Unschuld  ist  die  schöne  goldene  Farbe,  die  als  Schminke  aufge- 
tragen wird;  daz  guU&ne  laugen  ist  die  angenehme  Verneinung  der 
Schuld  und  dasselbe  wie  diu  guldtne  unschtUde  Z.  38.  Dagegen  ist  daz 
totse  nicht  auch  eine  angenehme  Schminke,  sondern  die  natürliche 
falaase,  unsdiöne  Farbe  des  Gesichts,  das  Symbol  der  Schuld.  Das  ist 
Tollkommen  sicher,  aber  Schwierigkeiten  macht  die  Construction.  Bech- 
:  atotn  meint^  daß  wir  statt  des  Acc  üf  daz  wke  im  nhd.  lieber  sagen 
würden  auf  dem  weiszen.  Mir  ist  aber  nicht  bekannt,  daß  dieser  Acc 
im  mhd.  weniger  anstößig  sein  könnte  als  vm  nhd,  fvuoc  olw«u  wv  S\\w\e, 


404  fi-  PAUL 

von  legte  auf  zu  nehmen,  wie  Knrtz  thnt,  geht  nicht  an,  da  dann  » 
bedingt  das  Plusquamperf.  erfordert  werden  würde,  welches  auch  S» 
rock   einsetzt    Es  bleibt  nichts  übrig  ab  üf  daz  wke  abhftngig  a 
machen  von  gevenoeL  Alles  würde  klar  sein,  könnten  wir  venoen  glekk 
aufgtreichen  nehmen,  wie  es  Bechstein  und  die  Übersetzer  ohne  weitem 
fassen.    Dann  würde  zu  übersetzen  sein:  sie  trug  auf  ihrem  Antfili 
die  goldene  Verneinung,  aufgestrichen  auf  das  bleiche.  Aber  ich  kim 
eine  solche  Construction  von  verwen  nicht  nachweisen  und  man  mö^ 
sie  nur  vielleicht  nach  Analogie  der  doppelten  von  mdlen  =  bemdm 
und  aufmalen  zulässig  finden. 

453,  3 — 6.  nein  nein,  ez  iet  niht  mtitne,  ez  i$t  tr  tshterume,  im 
smcehe  diu  b^e  diu  bSse  geteldse.  In  diesen  Zeilen  sind  mehrere  Schwierig- 
keiten. Man  erwartet  unbedingt  daß  die  ashterüme  der  minne  bestinal 
genannt  werde.  Femer  ist  die  Annahme  einer  Nebenform  bdee  ftür  Um 
durch  nichts  begründet  und  erklärbar,  b&eheii  ist  wie  laumkeH  ■n' 
schSnheit  und  nur  deßhalb  im  nhd.  erhalten,  weil  die  Beschränking 
der  Bedeutung  den  Zusammenhang  mit  dem  Adj.  nicht  mehr  khr 
ftlhlen  Heß.  Die  Handschriften  beweisen  gar  nichts.  H  schreibt  oon- 
sequent  den  Umlaut  nicht  Nur  im  Reim  liegt  die  Schwierigkeit  Eii- 
lich  kann  das  Adj.  bceee  nicht  zweimal  hinter  einander  als  Appootioi 
zu  demselben  Subst  gesetzt  werden.  Diese  drei  Schwierigkeiten  weribi 
ganz  einfach  gehoben,  wenn  man  schreibt:  tr  (Ehterinne,  diu  wmaki 
diu  bcese,  diu  hcpse  geteloeee,  so  daß  geteloese  als  Subst  anfzufassen,  da» 
erste  boese  zu  cßhierinne,  das  zweite  zu  getdcBse  zu  ziehen  ist 

462,  21 — 23.  daz  er  etstoie  euoekte  ein  leben,  daz  m  ISbumge  badt 
geben  und  tratt  ze  einer  triure.  Wmnge  wird  erklärt  durch  SchonQB|[i 
Ruhe.  Aber  abgesehen  davon,  daß  das  Wort  sonst  nirgends  nach^ 
wiesen  ist,  gibt  es  auch  keinen  genügenden  Sinn.  Man  erwartet  Er 
quickung,  Erfreuung.  Sollte  nicht  Uie&«ii^  zu  lesen  sein,  waswoU 
den  gewünschten  Sinn  haben  könnte?  Es  ist  von  Lexer  aus  späterei 
Quellen  nachgewiesen  in  der  Bedeutung  Geschenk,  die  wohl  ent 
eine  aus  der  vorausgesetzten  abgeleitete  sein  kann.  Die  Schreibmg  der 
Handschriften  wird  kein  großes  Bedenken  machen,  da  wenigatoii  H 
sehr  gewöhnlich  t  fbr  ie  schreibt 

487,  22.  23.  biz  daz  sin  an  dem  vierden  triie  der  mume  enkk 
da  er  si  ßdch.  vierde  bezeichnet  hier  nicht  bloß  eine  unbeatimmte  ZaU* 
was  ganz  unpassend  sein  würde.  Es  ist  ja  eben  erzählt,  daß  Trisitt 
sich  dreimal  den  Versuchungen  der  Minne  entzogen  hat  Jetst  bä  te 
vierten  Fersuche  liolt  sie  ihn  ein. 

Oanz  besonders  mange\ha£t  \b\.  Vü  dL<&\i  knai^^jB^^w  &(;  Votor^unklioii. 
sodaß   dadurch    vielfach   die  A»fia&Ävai%  ^^^  \asata  Vtkä  ^^^»i^id..  ib^ 


ZUR  KBITIK  UND  ERKLÄRUNG  VON  GOTTFRIEDS  TRISTAN.    405 

^  ^ie  Schönheiten  des  Stils  verdunkelt  werden.  Es  wird  daher  nicht  an- 
^  ^tltB  sein  eine  Reihe  von  Bemerkungen  darüber  hier  anzuschließen. 
"  Nach  9,  14  ist  ein  Punkt ,   nach  17  ein  Komma  oder  Kolon  bu 

ftetsen.  So  erst  tritt  der  Gegensatz  zwischen  arkheü  und  kintheä  deut- 
^   Bdi  hervor;  so  wird  ferner  der  schleppende  Nachsatz  15 — 17  vermieden^ 
^  kidem   dieser  nun,   wie  es  der  Stil   der  mittelhochdeutschen  Dichter 
^  &st  durchgängig  verlangt,  vor  seinem  Hauptsatz  steht;  endlich  wird 
^    stteh  die  alberne  Tautologie  beseitigt,  die  bei  der  andern  Interpunktion 
-     Itemuskommt,  indem  gesagt  sein  würde:   es  kam  von  der  Führung 
seiner  Jugend,  daLS  dieß  geschah;  das  bewirkte  seine  Jugend.  —  10,  21 
luum  nicht  Nachsatz  zu  dem  vorhergehenden  sein,  da  es  nicht  den  ge- 
'ringsten  Fortschritt  in  der  Handlung  bezeichnet,  sondern  nur  eine  Be- 
gründung   des  Vordersatzes    enthält     Es   ist    daher   in  Klammer   zu 
•ehiießen  und  der  Nachsatz  erst  mit  Z.  22  zu  beginnen.  Ebenso  sind, 
weil  sie  nur  eine  Bemerkung  zum  Vordersatze  enthalten  24,  38 — 40. 
106,  83.  34  und  145,  26—27  in  ELlammer  zu  schließen  und  die  Nach- 
atze erst  mit  25,  9.  106,  35  und  145,  28  zu  beginnen.  —  Nach  18,  12 
wird  besser  ein  Punkt  gesetzt  und  das  Kolon  nach  13  gestrichen,  da- 
mit die  nähere  Bestimmung  vor  das  Verbum  kommt.  —  41,  2  zeigt 
durch  die  Wortstellung,    daß  es  ein  Hauptsatz  ist.    Es  ist  daher  in 
Klammer  zu   schließen  und  ein  Komma   danach   zu   setzen,   während 
das  Semikolon  Z.  1  zu  streichen  ist.  —  Nach  51,  16  ist  das  Komma 
2a  streichen  und  nach  15  zu  setzen.  —  Nach  65,  35  ein  Komma,  nach 
36  ein  Punkt  —  70,  37  ist  in  Klammer  zu  schließen  und  das  Kolon 
davor  zu  streichen.  —  Nach  78,  29  ist  statt  des  Punktes  ein  Komma 
XU  setzen.  Der  Sinn  ist:  deine  wunderbaren  Anstalten  dünken  uns  so 
mannigfaltig,    daß  wir  Air  nichts  achten,  was  du  bisher  gethan  hast, 
wenn  wir  sie  nicht  noch  weiter  zu  Ende  gehen  sehen.  —  Nach  81,  14 
ein  Komma.  Danach  wie  der  (lebendige)  Hirsch  gebildet  ist,  so  sollen 
die  einzelnen  Theile  der  Reihe  nach  folgen.  Vgl  84,  14.  15.  —  95,  12 
nach  apil  und  nach  dir  ein  Komma,   nach  13  ein  Kolon.  —  105,  25 
nach  vü  ein  Kolon.  Der  Sinn  ist:  er  gehört  mir  nicht  an,  außer  soweit: 
ich  bin  sein  Lehnsmann.  —  Nach  111,  10  ist  das  Komma  zu  streichen. 
Ich  weiß  keine  andere  Erklärung,  als  indem  ich  zweier  vetere  als  gen. 
caus»  fasse:  ich  muß  ohne  Vater  sein  in  Folge  zweier  Väter,  die  ich 
bekommen  habe.  —  Warum  Bechstein  121, 10  ff.  nicht  der  allein  richtigen 
Interpunktion  Wackemagels    folgt,    der    nach    121,  10   ein    Komma, 
nach    14  ein  Komma  und  nach  17   ein  Kolon  setzt,   kann  ich  nicht 
einsehen,  da  Maßmanns  Interpunktion  geradezu  unsinnig  ist.  —  Nach 
128^  39  ein  Komma,  nach  40  ein  Punkt,  —  Nach  147^  11  eia  Komma^ 


406      H.  PAUL,  ZUB  KRITIK  UND  ERKTJiRUNG  TON  GOTlFSOra  imBTlI. 

nach  12  ein  Semikolon.  —  Nach  173,  3  ein  Komma,  nadi  5  ein  Se» 
kolon,  da  man  doch  mit  dem  Sper  kein  Roß  in  die  Seiten  faist  - 
Nach  174,  35  ein  Punkt,  nach  38  ein  Komma.  —  Nach  176,  24  ea 
Punkt,  nach  25  ein  Komma.  Z.  26.  27  würden  falsch  sein,  wenn  ai 
nicht  durch  25  beschränkt  würden.  —  Nach  180,  7  wird  am  beala 
ein  Kolon,  nach  11  ein  Komma  oder  Kolon  gesetzt,  dm  inZ.9  liii||l 
ab  von  an  sinem  willen  m.  Der  Nachsatz  beginnt  erst  mit  12.  —  183yl6 
wie  dd  die  wären  besant   scheinen  Maßmann  und  Bechstein  sich  ohn 
Anstand  übersetzt  zu  haben:  'als  die  nun  herbeigeholt  waira,  wasräi 
grober  grammatischer  Fehler  sein  würde.    Nach  wie  dB  ist  ein  Frage- 
zeichen zu  setzen.  Es  dient  zur  Überleitung  auf  etwas  neues  wie  132, 37. 
die  ist  relativ.  —  Nach  188,  33  ein  Komma,  nach  vaier  37  ein  Semi- 
kolon;  nach  197,  17   ein   Punkt,  nach  22  ein  Komma;  nach  197,  27 
ein  Kolon;  nach  29  ein  Komma;   nach  204,  30  ein  Kolon,  der  Fimh 
nach  31  zu  streichen.  Z.  31  würde  sonst  nur  ein  nichtssagender  ZubiIi 
zu  dem  vorhergehenden  sein,  während  es  so  in  nacHdrüddicher  Weise  j 
hervorhebt,   daß  nun  die  Anwendung  des  ausführlichen  GIdchninM 
kommt.  —  211,4  ff.  ist  zu  interpungieren:  gat  der  hdt  uns  einen  gwftn 
erben  gegeben  (gat  helfe  uns  daz  er  mileze  leben),  TrisUm ;  die  tolle  etc.  - 
211,  30  ist  das  Komma  nach  wiste  zu  streichen,  em  wiste  wennegAki 
zusammen :   ii^nd   einmal  würde  es  sein  Tod  sein.  —  Nach  231,  31 
ein  Komma;  es  ist  hypothetischer  Nebensatz  zu  35.  —  Nach  236, 11  eil 
Komma,  nach  12  ein  Kolon.  —  Nach  248,  27  ist  die  Rede  des  T^Id^ 
sessen  zu  schließen  und  dann  weiter  zu  interpungieren:  y^daz  solzegnäts 
staten  gestctn,  daz  ir  mich  minnet,^  sprach  leoU,  jyichn  wart  iu  nie  gdm 
noch  holt  etc.  d.  h.:  das  mag  zum  guten  gereichen,  ich   habe  niditi 
dagegen,  daß   ihr  mich   liebt,  aber   ich  wart  euch  nie  hold.  —  }i$A 
252,  20  ist  sehr  mit  Unrecht  das  Komma  Maßmanns  in  ein  Kolon  toi 
Bechstein  verwandelt.  Die  Construction  ist:  es  geht  sonderbar  in  der 
Welt  zu,  daß,  da  doch  so  viele  Königreiche  mit  unbedeutenden  Leateo 
besetzt  sind,  ihm  keines  davon  ward.  —  Nach  264,  35  ist  ein  Komrai 
zu  setzen,  daz  nach  36  zu  streichen.  —  Nach  296,  37  ein  Punkt,  nadi 
297,  1   ein  Komma  oder  Kolon.  —  Nach  303,  16  ein  Komma,   nach 
17   ein  Punkt.    Brangasne  ist  Apposition   zu  si.  —  Nach  305,  21  eis 
Komma,    nach  22  ein  Punkt.  —  Nach   320,  3  ist  der  Punkt  in  eii 
Komma  zu  verwandeln.  —  Nach  340,  13  ist  ein  Punkt,  nach  14  eb 
Komma  zu   setzen;  nach  352,  3  ein  Komma,  nach  4  ein  Semikolon; 
nach  362,  24  ein  Komma,  nach  26  ein  Kolon ;  376,  40  ist  in  Klammer 
zu  schließen;  nach  391,  ä5  ein  Komma^  nach  36  ein  Punkt;  nach  414,  % 
ein  Komma;  denn  Z.  21  lal,  Vi^  ^i^^cst^&Vs^^u^|^\M5«^sa^.^^^ 


K.  BARTSCH,  HANDSCHRIFT  MIT  HRABAXUS  RUNKNAT.PHABETE.  407 

•  • .  ... 

%  26;  nach  417,  16  ein  Komma;  nach  17  ein  Punkt;  nach  426,  18 
im  Punkt;  nach  19  das  Kolon  zu  streichen.  —  Nach  458,  28  ein  Kolon. 
10  daz  iek  ersterben  eol  ist  eine  Betheuerung  wie  ich  wetz  ez  wärez  cUi 
ian  «de  4;  39  u.  B.  f.  was  Tristan  weiß  folgt  29  ff.  —  476;  27  ff  sind 
tli  mterpongieren :  er  minnete  die  ungemach  durch  daz,  wand  er  si  gerne 
oeA.  ei  eaeh  er  ei  gern  umbe  daz:  im  tete  diu  U*iure  verre  baz  etc.  — 
■ach  478;  36  ist  ein  Punkt;  nach  39  ein  Komma;  nach  479;  20  ein 
zu  setzen. 

JSHA»  im  Juni  1872.  H.  PAUL. 


HANDSCHRIFT  MIT  HRABANUS  RUNEN- 
ALPHABETE. 


Eine  aus  dem  Kloster  Salem  stammende  Handschrift  der  Heidelberger 
Universitätsbibliothek  (Perg.  12.  Jahrb.;  Schrank  9,  Nr.  XXXIX),  Isidors 
^^rigines  enthaltend;  gibt  auf  dem  letzten  der  beschriebenen  Blätter  die 
^phabete  aus  Hrabans  Tractat  de  inventione  linguarum;  nebst  den 
Vorausgehenden  Bemerkungen;  im  wesentlichen  übereinstimmend  mit 
lein  Texte  der  Kölner  Ausgabe  VI;  333  f.,  doch  in  etwas  abweichender 
Reihenfolge.  Zuerst  nämlich  das  griechische  Alphabet;  mit  den  Namen 
der  Buchstaben  und  den  ZahlenwcrtheU;  letztere  am  SchluUe  richtiger 
als  die  Ausgabe,  fUr  900  ennacon,  darunter  ennacose:  nota  nuraerum, 
and  dann  fUr  1000  chilC;  also  wie  die  Wiener  Hs.;  aus  der  Maßmann 
(XVI^  256  f.)  gleichfalls  Hrabans  Alphabet  mitgetheilt  hat.  Die  Notiz 
über  die  griechischen  Buchstaben  ist  ausftihr lieber  als  in  der  Ausgabe ; 
nach  aJtttdit  heißt 'es  nämlich:  idem  numero  XVII;  phenices  H.  primi 
Utterarum  ueum  grecarum  inuenenmt.  post  quem  aliquantas  alii  adiecerunt 
ttuctoree.  q%if  ad  numeros  faciendoa  habiles  kabentur.  earum  autem  Utte- 
rarum cum  qtiibus  scrihi  potest  summa  ad  XXI III  peruenit.  Cetere  carac- 
teree.  IIL  adiuncte  sunt  nt  ad  miUenarium  numerum  perueniri  possit. 

Die  Vorbemerkung  über  das  hebräische  Alphabet  weicht  gleich- 
falls von  der  Ausgabe  ab.  Es  folgt  das  lateinische,  dessen  Vorbemerkung 
nit  der  Ausgabe  stimm  t,  doch  folgt  am  Schluß  nach  conscribere:  latini 
\nter  uiramque  linguam.  i,  grecam  et  heh'eam  medium  tenentes,  XXI IL 
dementa  habent  greci.  n,  XXIIH.  A'  uero.  XXIL 

Dann  der  Abschnitt  Litteras  etiam  etc.  und  hierauf  das  Runen- 
silpbabct,  dessen  Vorbemerkung  xffl^  dem  Wiener  Texte  (XVI;  257) 


^408  KARL  SCHRÖDER       T^,.^  T^if, 

übereinstimint  ^   nur  daß   statt  qwu  richtig  quünu  und   statt  Lii^ 
Lütere  steht,  aber  der  Fehler  tradufit  statt  trahunt  steht  auch  hier. 
Runennamen  stimmen  ebenfalls;  von  Cod.  1609  weicht  ab  hagalc  (s 
hagele),  gilc  (statt  gileh),  und  am  Schluß  von  Cod.  1761,   hdack  (s 
hdahc).  Es  folgen  noch  die  Bemerkungen  über  die  note  Mü  ceti 
und  über  die  Einfährung  durch  Bonifacius.    Die  mit  Ersetzung 
Vocale  durch  die  folgenden  Consonanten  (aeiou  =  bfkpx) 
schriebenen  Worte  lauten  hier  richtiger  als  Germ.  XVI,  257. 

Icbrxs  xpp.  fprtks,  tJcrp.  knsthr.  sbffkrp.  brchäfnfns.  scfpbrp  rft^ 
xt  pfcxs.  axrb.  d.  h.  karus  ckristo  fai'tis  Uro  irutar  saffiro  arehüei 
Mceptro  regni  ut  pecus  auri. 

HEIDELBERG,  24.  Juli  1872.  K.  BARTSCH 


ELUCIDARroS.   //^-^t^o 

Wackemagel   (die    altdeutschen   Handschriften   der  Basler  1 

versitätsbibliothek  p.  19)  und  Qo^^fuiß  (Altdeutsche  Blätter  I,  l 

haben  Nachricht  gegeben  von  zwei  Handschriften  eines  deutschen  i 

saischen Elugidarius  mit  gereimter  Einleitung.  Eine  andere  solche] 

leitung  theile  ich  hier  mit  aus  einer  Berliner  Handschrift  des  14.  J 

Ms.  Germ.  Octav.  56.  Dieselbe  lautet: 

Diz  buch  heizet  elucidarius  50\ 

Vll  ist  durch  recht  geheisen  sus 
Wan  ez  ist  ein  luchtere 
Swer  gerne  vremde  mere 
5  Von  der  schrift  vomemen  wil 

Der  mac  hie  boren  Wunders  vil  51* 

In  disme  deinen  buche 
Man  Soldes  v^re  suche  « 

E.  man  ez  vunde  entsam  geschribcn 
10  Got  selbe  hat  den  sin  gegebin 

Demo  herzogen  der  ez  scnriben  licz 
Sine  capellane  er  hiez 
Die  rede  suchen  an  den  schrift^en 
.  Vnd  bat  daz  sie  ez  tichten' 

.1^     15  in  i4men  wolden 

Wan  sie  ensolden  ^   </ 

Nicht  schriben  wan  die  warheit  ^        /  f^/  W  ^^^i 
Als  ez  ZV  latine  steiL  g^^^  ^  ,, ; 

Daz  taten  sie  wiflecliche  ' ' ' 

20  Dem  h^sfigßJieinrichQ 
Daz  er  in  sebot  vnd  bat 
Zv  bnm&wic  m  dex  itai 


y^    JI?Wft/rf  409 

Wart  ez  getichtet  vn  geschriben      ]  r^ir^itA^  (hr<:Jty'.^'.r^ 

Ez  enwere  an  dem  meister  nicht  bliben      cZ^^Z^T^^TÜ^  vo^rf^ 
25  Er  bette  ez  eerimet  ab  er'solde  ^f^         ^    ^rüir^  f^j-  €^f^ 

DT^zoge  wolle  ^f^^T.J^  -^(^^n^^ 

IDaz  man  ez  hieze  da  Ji^^r^.^  /irr /<^t  U  r 

lAurea  gamma  — ^— ^ 

Do  ducnte  ez  dem  meister  bezzer  aus 
30  Daz  ez  hieze  lucidarius 

Wan  ez  ein  irluchter  ist 

Der  heilige  ^eist  gab  im  die  list 
,.};.        Er  was  der  lerer  vn  vragete  daz  buch  dicke 

Man  vindet  an  manger  schrifte 
35  Ein  teil  geschriben  dar  inne 

D^  mit  stetem  sinne 

Die  rede  rechte  merken  wil  51**. 

Der  mac  antwurte  geben  vil 

Swes  man  in  Traget  vz  der  schrift  fgenuoh]*) 
40  Der  himel  vn  erde  geschuf 

Mit  siner  gotheite 

Der  nemo  den  hVen  an  sin  geleite. 

Das  ist  die  Verskunst  des  12.  Jhrs.;  Übertragung  aus  dem  Nieder-  '  ^ 

itschen   beweisen    die  Reime  geschriben  :  gegebin  und  warheit :  steit  j 

ter  dem  Herzog  Heinrich  werden  wir   der  Zeit  nach  recht  wohl 

brich  den  Löwen  verstehen  können.    Der  Meister  war  wohl  einer 

'  ca'peUäne,  der  sich  gern  in  Versen  versucht  hätte:  der  Herzog  aber 

chtete,   die  poetische  Behandlung  möchte  den  Dichter  zu  Abwei- 

ingeU;  Ungenauigkeiten^  Zusätzen  etc.  verleiten  und  bat  die  Capel- 

e  daß  sie  es  dichten  sollten  ärtrirnen.  Die  beiden  andern  oben  cr- 

hnten  Handschriften  haben  die  historischen  und  localen  Beziehungen 

ggelassen.  Der  V.  33  ist  corrumpiert;  vgl.  bei  Wackemagol  p.  20: 

wer  daz  gerne  welle  lesen 

der  sol  sich  rechte  verstau 

wie  ez  vmbe  die  schrift  si  getan 

da  der  meister,  vnd  der  junger 

redent  wTder  ein  ander 

der  daz  buoch  hat  der  ist  ein  vrager 

der  heilig  geist  ist  ein  lerer  etc. 

l  bei  HofTmann  p.  327: 

Der  daz  buch  hat  der  ist  der  vrager  vnde  der  junger. 

Der    der   Einleitung   folgende    prosaische   Elucjdarius   reicht   in 

eror  Handschrift  bis  fol.  85^ 

LEIPZIG,  Janaar  1871.  KARL  SCHRÖDER. 


^  Von  sehr  Tiel  spiterer  Hand  hincii^efügt. 


410  ERNST  WILREN 


ZUM  'WIN8BEKEN. 


Die  von  Haupt  S.  VIII  fg.  seiner  Aosgabe  des  Winsbeken  (und 
der  WinsbekiD)  über  den  ursprünglichen  Umfang  jenes  Oedichtcs  Tor 
getragene  Meinung  hat  meines  Wissens  entweder  Zustimmung  ^)  oder 
doch  nirgend  Widerspruch  erfahren,  und  auch  ich  denke  nicht  daran, 
den  kritischen  Standpunkt  des  Herausgebers,  der  Str.  67 — 80  des  Wins- 
beken  fiir  spätere  Zuthat  erklärte,  einen  unbegründeten  n^uien  sa  woDeo. 
Gleichwohl  ist  in  Fällen,  wo  der  kritische  Standpunkt  eines  Gelehrten 
nur  durch  innere  Gründe  gestützt  erscheint,  ein  Zweifel  an  völliger 
Präcision  des  Urtheils  schwer  su  vermeiden,  und  mir  gebmg  es  gleicb 
nach  der  ersten  frischen  Leetüre  des  Gedichts  nicht,  mich  von  den 
kritischen  Winken  der  Vorrede  ganz  bestimmen  zu  lassen.  Da  mir 
andererseits  das  Gewicht  der  von  Haupt  freilich  mehr  angedeuteten  ab 
entwickelten  Gründe  durchaus  nicht  cntgieng,  schien  mir  ein  Aufsuchoi 
äusserer  Texteskritcrien  auf  jeden  Fall  wünschenswerth,  um  entweder 
den  Standpunkt  Haupts  auch  von  dieser  Seite  sich  rechtfertigen  zn 
lassen,  oder  jenen  Bedenken,  die  mir  bei  wiederholter  Betrachtung  sich 
nicht  aufheben  wollten,  einige  haltbare  Begründung  zu  verschaffen. 
Das  Resultat  war,  daß  ich  im  Ganzen  und  Großen  mit  Haupt  über- 
einstimmen konnte,  da  sich  ftir  die  Verwerfung  von  Str.  65—80  weitere 
Gründe  ergaben;  dagegen  blieb  es  fiir  Str.  57 — 64  zweifelhaft,  ob 
man  dieselben  von  dem  Kern  des  Gedichtes  (Str.  1 — 56)  zu  tienneD 
befugt  sei. 

Sicher  völlig  mit  Recht  erkennt  Haupt  in  B  (der  bekannten  Wein 
gartner  Liederhs.)  die  Grundlage  der  Textüberlieferung  des  Winsbeken. 
Hier  findet  sich  nirht£(  von  derartigen  Inhaltsangaben,  wie  sie  in  jün- 
geren Hss.  (namentiich  J)  den  einzelnen  Strophen  von  Abschreibern 
vorgeschrieben  sind.  Dagegen  bietet  B  am  Schluß  der  64.  Str.  (hinter 
welcher  diese  Hs.  nur  noch  Str.  65,  77,  78,  79  rec.  Haupt  enthält)  die 
Unterschrift: 

des  vater  lere  ze  sinem  sim  hat  ende  hie. 

Dieso  Notiz,  deren  Alter  Vorrede  S.  XII  mij  den  Worten:  „Die 
echten  Namen   beider  Gedichte   sind   uns  wohl  von  B   am  Rande  der 


*)  So  in  den  Göttiuger  Gelehrten  Anzeigen  Ton  1847  8.  373  fg.,  wo  auch  aock 
einige  sprichwörtliche  Wendungen  beider  Gedichte  durch  Beispiele  aus  der  mkd.  littf. 
belegt  aind. 


ZUM  WINSREEEK.  4t  1 

64.  Strophe  und  von  C  am  ScfaluMo  dea  WiBsbefcen  überilefert,^  an-^ 
ei^annt  wird,  ist  gleiehwohl  ohne  weitere  kritische  Bemerkung'  nur 
unter  den  Lesarten  au  Str.  64  au%e{illhrt«  Zunädist  bemerke  ich  noch, 
daß  die  eben  erwtimte  Unterschrift  in  C  (aia  Schluß  des  ganaen 
Oedichts): 

des'vater  lel'e  ein  ende  hitt; 

der  muoter  lere  dar  nach  gftt  — 
unmöglich  mit  jener  in  B  kurz  ausammeilgeworfen  werden  darf:  die 
ftltere  Hand  und  die  ursprünglichere  Stellung  wird  man  der  Notiz  in  B 
nicht  absprechen  können.  Zwar  liegt  nun  der  Verdacht  nicht  so  fern, 
daß  auch  in  B  jene  Notia  nicht  ganz  ätl  rechter  Stelle  sich  finden 
möchte  y  und  wenn  ich  Haupts  gelehrtes  Stillschweigen  richtig  deute, 
so  scheint  der  H^rausg.  jene  Schreiber^Notiz  schon  nach  Str«  56  hfai- 
aufrücken  zu  wollen,  von  weichem  Platz  sie  dann  zweimal  mOsste 
hinubgerttckt  sein.  Sehr  aufMlig  wäre  dann  aber  doch,  daß  in  B  vier 
weitere  Strophen  noch  folgen:  warum  ward  vor  diesen  das  Ende  dto 
Qedichts  bezeichnet?  Die  Frage  scheint  sonach  berechtigt,  ob  nicht 
die  Notiz  in  B  auch  hinsichtlich  ihrer  Stellung  nach  Str.  64  unsere 
volle  Beachtung  verdient 

Es  lässt  sich  wohl  nicht  leugnen,  daß  ebenso  wie  nach  Str.  56 
{wo  die  Ermahnung  des  Vaters  abschließt)  auch  nach  Str.  64  (wo  die 
Entgegnung  des  Sohnes  und  seine  Wechselrede  mit  jenem  endet)  ein 
ftkhlbarer  Abschnitt  sich  findet:  was  noch  folgt,  kürzer  in  B,  Ittnger 
in  C  und  J  behandelt,  ist  als  eine  Beichtrede  zu  bezeichnen,  die  for- 
meil dem  Vater  in  den  Mund  gelegt  scheint,  aber  völlig  allgemein  ge- 
halten  ist,  und  zu  dem  ursprünglichen  Plane  des  Oedichts  nur  als 
allmfthlich  wachsende  Zugift  hinzugekommen  sein  wird.  Dagegen 
spricht  Air  die  ursprüngliche  Einheit  der  vorhergehenden  beiden  Theile 
(nämlich  von  Str.  1—56  und  von  Str.  57-  64)  außer  jener  Notiz  in  B 
nun  auch  eine  zwar  nur  kleine,  aber  doch  überraschend  treu  durch- 
gefilhrte  Concinnität  der  Diction.  Es  gilt  nämlich  von  Str.  1 — 64  als 
Gesetz,  daß  jedesmal  die  angeredete  Person  zu  Beginn  der  Strophe 
deutlich  hervorgehoben  wird,  und  kaum  braucht  als  Ausnahme  an- 
geführt  zu  werden,  daß  Str.  1  und  Str.  64  diese  Bezeichnung  (dort 
^min  sun,"  hier  „vater")  sich  nicht  im  ersten,  sondern  im  vierten  und 
dritten  Vers  der  Strophe  findet.  Fast  schleppend  erscheint  dieß  von 
Str.  2—56  zu  Anfang  jeder  Strophe  wiederholte  „sun,**  dann  das  fünf- 
malige „vater"  von  Str.  57 — 61  u.  s.  w. ;  aber  um  so  mehr  verdient 
dieses  Gesetz  Beachtung.  In  dem  schlieUlick  (Str.  65  fg.  Haupt)  folgen- 
den Beichtgebet   des  Vaters  ist  diese  confttaxA/^  %^t.<^v:}qceisq3^  ^ss^  ^)Sv^ 


412  ERNST  WILKEN 

geredeten  Person  (hier  müsste  es  die  Gottes  sein)  aber  so  weit  an^ 
gegeben,  daß  sie  sich  nur  hier  and  da  (Str.  65,  66,  70,  71)  noch  findet^ 
Außerdem  sei  hier  ein  anderes  kritisches  Moment  knrs  zur  Spra^ 
gebracht,  das  gegen  meine  Ansicht  und  zur  Untersttttzang  von  Hanpto 
Standpunkt  (privatim)  vorgebracht  wurde,  das  mir  aber  nach  genaoefer 
Prttfung  eher  ftlr  die  Echtheit  des  zweiten  Theils  (Str.  57—64)  sb 
gegen  dieselbe  zu  sprechen  scheint 

Mir  wurde  von  gewichtiger  Seite  der  Umstand  vorgehalten,  daft 
sich  in  den  Schlußtheilen  des  Winsbeken  weit  weniger  sprichwOrdidie 
Wendungen  gebraucht  finden  sollten,  als  in  dem  ersten,  von  Ebnpt 
allein  ftlr  echt  gehaltenen  Theile.  Zunächst  aber  finde  ich  in  dieser 
Beziehung  die  Strophen  57—64**)  von  den  vorhergehenden  nicht  er 
heblich  verschieden:  proverbiale  Ausdrücke  finden  sich  z.  B.  Str.  S8| 
3  und  4;  Str.  59,  3—4,  9—10;  Str.  60,  9—10;  Str.  63,  6  und  woU 
auch  64,  4—5,  8 — 10,  genug  Beispiele,  denke  ich,  ftlr  diese  acht  Stro- 
phen. Dagegen  schwindet  im  dritten  Theil  (der  Beichtrede)  der  sprich- 
wörtliche Redeschmuck  fast  ganz  (vergl.  nur  etwa  Str.  70,  v.  6)  su 
Gunsten  reichlicher  Anspielungen  auf  Erzählungen  und  Parabehi  der 
heil.  Schrift,  welche  ihrerseits  im  ersten  und  zweiten  Theil  sehr  selten 
sind.  Sollte  diese  Beschaffenheit  der  Diction  ftlr  meine  Ansicht,  daß 
Str.  1—64  wohl  ursprünglich  verbunden  waren,  ins  Oewicht  fidlen,  so 
weise  ich  vorsichtshalber  doch  darauf  hin,  daß  die  Winsbekin  wieder 
ziemlich  viel  Sprüchwörter  (vgl.  Str.  9,  v.  5,  6;  Str.  10,  v.  5;  Str.  12, 
2,  3;  Str.  15,  1,  2;  Str.  16,  6,  7;  Str.  19,  1,  2  u.  s.  w.)  darbietet,  so 
daß  sie  den  echten  Theilcn  des  Hauptgedichts  dem  Colorit  nach  niker 
steht***),  als  der  Schlußtheil  desselben  (d.  h.  Str.  65  ff.)- 

Schwer  wird  es  sein,  die  allmähliche  Entstehung'  dieses  dem 
(älteren)  Winsbeken  angehängten  Beichtspiegels  ganz  klarzulegen.  Idi 
bemerkte  schon,  daß  B  nur  Str.  65,  77—79  von  diesem  letzten  TheQ 
enthält,  und  zwar  Str.  79  allein,  während  Str.  65,  77,  78  auch  in  C 
und  J  sich  finden.  Ein  weiterer  Grund,  79  zu  verdächtigen,  liegt  nidit 
vor:  diese  vier  Strophen  können  sehr  wohl  zusammen  den  Kern  der 
Weiterbildung  ausgemacht  haben.  Aber  auch  Str.  66,  67,  69 — 75  und 


*)  Von   einer  constantMi  Einfilhnmg  der  angeredeten  Person  ma  ^"^*g  j< 
Strophe  findet  sich  denn  aach  in  der  sog.  Winsbekin ,  der  wohl  etwas  jfingereii  Na^ 
bildnng  des  Haiiptgedichts,  keine  Spnr. 

**)  Diese  acht  Strophen  bezeichne  ich  weiterbin  öfter  als  den  sweiten  Thefl  des 
Winsbeken. 

"f)  Vergl.  auch  Haupts  Vorrede  ^.1A\  wiA^Tix  dVeUolire  der  Mvtler  irt,  so  Tid 
cb  gebe,  gma  in  der  Sprache  der  IjeVre  dea  Niton  ^^^\r^ 


ZUM  WmSäEKEH.  41ä 

endlich  80  sind  durch  Überlieferung  in  C  und  J  gefestigt,    und  alle 
diese   Strophen  Schemen   mir  (mit  Ausnahme   höchstens  der  Schluß. 
Strophe  80)  in  poetischer ,  namentlich  formeller  Beziehung  durchaus 
nicht  zu  den  schlechtesten  des  ganzen  Gedichts  zu  gehören,  nur  daß 
sie  eine  andere,  etwas  strenger  geistliche  Richtung  einsoUlagen.    Auch 
Str.  76  mag  nur  zuftllig  in  C  ausgefallen  sein,   sie  scheint  mir  ganz 
auf  derselben  Stufe  mit  den  andern  in  C  und  J  überlieferten  zu  stehen. 
Eine  besondere  Stellung  unter  diesen  (nicht  in  B  erhaltenen)  Strophen 
des  Schlußtheiles  würde  danach  nur  Str.  68  beanspruchen,  zu  der  auch 
Haupt  „diese  Strophe  wird  späterer  Zusatz  sein*^  anmerkt  *).  Sie  steht 
nflmlich  in  einem  leichten  Widerspruch  zu  Str.  67:  hier  wird  das  be- 
kannte Gleichniß  von  den  Arbeitern  im  Weinberge**)  mit  poetischer, 
übrigens  wohlgelungener  Freiheit  umgewandelt,  während  der  Verfasser 
von  Str.  68  etwas  gewaltsam  und  unnöthig  wieder  engeren  Anschluß 
an  die  biblische  Darstellung  erstrebt.  —  Daß  übrigens  nicht  bloß  nach 
Str.  64  die  besprochenen  jüngeren  Strophen  angehängt,  sondern  auch 
nach  Str.  8,  19,  43  unechte  Strophen  eingeschoben  sind,  ersieht  man 
aas  Haupts  Bemerkungen;   außerdem  ist  Str.  22  in  K  geistlich  um- 
gearbeitet 

Es  bliebe  noch  übrig,  jene  innem  GhrOnde,  welche  Haupt  veran- 
laOten,  den  Schluß  des  alten  Gedichts  schon  nach  Str.  56  statt  nach 
Str.  64  anzusetzen,  aufs  neue  zu  erwägen  und  besonders  zu  würdigen. 
Zunächst  wird  Vorrede  S.  VUI  auf  die  (scheinbar  natürliche)  Abrun- 
dung  des  Gedichts  durch  den  dreifachen  in  Str.  56  ausgesprochenen 
Rath  des  Vaters  Gewicht  gelegt,  dann  auf  das  Beispiel  der  Winsbekin, 
deren  Dichter  auch  nicht  mehr  als  Str.  1—66  des  Winsbeken  gekannt 
haben  soll,  verwiesen  —  und  schließlich  mit  Bestimmtheit  gesagt,  daß 
die  noch  folgenden  Str.  (57—80)  plötzlich  die  vorhergehenden  56  in 
sich  abgeschlossenen  Str.  vollkommen  zu  nichte  machen.  Wie  es  mög^ 
lieh  gewesen,  daß  an  ein  sonst  verständiges  Gedicht  sich  ein  so  „frommer, 
aber  alberner^  Schluß  habe  ftlgen  können,  wird  dann  mit  geistvoller 
Ironie  noch  kurz  beleuchtet. 

Von  diesen  drei  Gründen  scheint  mir  der  erste  immerhin  noch 
der  haltbarste:  Niemand  wird  leugnen,  daß  Str.  56  Aiglich  den  Schluß 
des  Ganzen  bilden  könnte,  und  daß  der  Leser  schwerlich  etwas  ver^ 
missen  würde,  wenn  Nichts  weiter  folgte.  Aber  gegen  die  oben  vorge- 
filhrten    äußern   Kriterien    unserer   Textüberlieferung   kann    doch  ein 


*)  Vergl.  aach  Vorrede  S.  Vni  unten. 
«•>  JifMch  MmHb.  XX,  1  fg. 


414  fiRNST  WILICEN 

solches  Oeftlhlsartheil  allein  nicht  den  Ausschlag  geben,    wir   mlltKi 
also  eine  weitere  Begründung  desselben  versuchen* 

Der  Berufung  auf  die  Winsbekin  glaube  ich  eine  etwas  andere 
Wendung  geben  sro  müssen.     Dieß  Gedicht  schließt  zwar  aach  oit 
einem  dreifachen  Rath  (der  Mutter  an  die  Tochter),   aber  abgesehn 
auch  davon  y    daß  hier  drei  Strophen,   im  Winsbeken  nur  eine   djOB 
verwandt  werden,    ist  doch  an  eine  so  directe  Nachahmung,  wie  m 
Haupt  anzunehmen  scheint,  wohl  nicht  zu  denken*).    Die  Winsbckm 
nflmlich  ist  von  vornherein  dialogisch  als  Wechselrede  zwischen  Mutier 
und  Tochter  angelegt,   und  die  Mutter  behllt  hier  das  letzte  Wort: 
im  Winsbeken  dagegen  spricht  Str.  1 — 56  der  Vater  allein,   und  snt 
.im  (von  mir  sog.)  zweiten  Theil  Str.  57—64  antwortet  der  Sohn  dsB 
Vater.  Ich  denke  nun  doch,  daß  der  Dichter  der  Winabekm  zur  £»• 
logischen  Form  weit  eher  veranlaßt  werden   konnte,  wenn  er  nAm 
in  Str.  57 — 64   des  Hauptgedichts  einen  Anfang  dieser  BubandhiMp- 
weise  vor  sich  hatte,    ids  wenn  er  nur  die  monologiache  Lehre  dei 
Vfltert  (Str.  1 — ^56)  vorfand.    Dazu  kommt,   daß  mir  in  beiden  Qe- 
diditen  sich  nicht  bloß  die  Charaktere  der  Eltern,  sondern  mdir  noek 
die  der  Kinder  zu  entsprechen  scheinen.  In  der  Winsbekin  ist  es  äe 
zwar  wol^esinnte,  aber  doch  etwas  weltliche  Dame,  die  ilire  Tochter 
zu  ei»^kn  verstftndigen  und  nach  dem  Urtheil  der  Leute  wohl  anitto- 
digen  Lebensgenuß  anzuleiten  sucht,  während  das  Kind  eigendioh  eizn 
viel  strenger^sittlichen,  die  Freuden  der  Welt  mit  sehr  treffender  Ironie^ 
verschmfthenden  Sinn  zeigt.  Diese  Tochter  stellt  sich  ungeewongen  ak 
•G^egenbild  jenes  Sohnes  dar,  der  ja  erst  im  zweiten  Theil  des  Wim- 
beken  auftritt,  und  die  Lebensweisheit  des  Vaters  ebenfalls  in  tchliferer, 
dem  Mittelalter  wohl  etwas  weniger  als  dem  jetzigen  Geschmack  asf- 
ftlliger,  Weise  beleuchtet  und  zu  wideriegen  sucht.  Die  freie  Maek- 
bildungsweise  der  Winsbekin  zeigt  sich  nun  darin,   daß  es  hier  der 
Mutter  gelingt,    die  spr5den  Sorupel  des  Töchterieins  zu  bezdiwich 
tigen,  wfthrend  im  Winsbeken  sich  vielmehr  der  Vater  dem  Standpak 
des  Sohnes  anschließt,    und  dieser  Letztere  nun  (Str.  64)   mit  eioer 
audi   zum   Schluß    wohl    passenden   allgemeinen   Sentenz    das   Ende 
macht. 

Somit  kämen  wir  schließlich  zu  der  Frage,  ob  durch  Str.  57  £ 
der  vorhergehende  llieil  des  Qedichts  wirklich  völlig  zu  aidite  gt- 


*)  Daß   eine  Art  Ton  Nachahmung  der  Str.  60   des  Winsbeken   in  dtr.  45—46 
des  andern  Gedichts  vorUege,  leugne  \c^  MftÄtVVc^  tixtlit, 

**)  Vei^l.  Str.  4  und  B;  uauieulYicV  «lVw  ÄXt.  \K  ^^tN)VQ!«Mdiäi&. 


ZUM  WtNSBSKfiM.  416 

macht  wird  oder  nicht.  Der  Inhalt  des  ersten  Theils  ist  eine  Unter- 
weisung des  Sohnes  durch  den  Vater,  die  sich  zwar  überwiegend  auf 
weltliche  Tagenden  (Ritterehre ,  Frauendienst,  Pflichten  gegen  Frennde 
u.  A.  w.)  besieht,  die  aber  doch  mit  frommer  Ermahnung  beginnt  (Str. 
2 — 7),  mit  solcher  auch  wiederum  schließt  (Str.  53,  54,  56),  und  fast 
überall  einen  sittlich-religiösen  Hintergrund  erkennen  läßt  (vgL  a.  B. 
Str.  36,  V.  8  - 10;  Str.  38,  5  fg.;  Str.  40,  2  fg.  u.  s.  w.).  —  Wir  würden 
sogar,  wenn  nicht  die  Überschrift  auf  einen  ritterlichen  Verfasser  hinsu- 
weisen  schiene,  aus  Str.  6  und  7,  wo  für  die  Hoohschätaung  der  Qeist- 
liohkeit  mit  aller  Entschiedenheit,  aus  Str.  53,  wo  für  das  Ansehen  des 
▼erdienten,  d.  h.  mit  Recht  verhängten  Kirchenbannes*)  gefochten  wird, 
an  einen  ursprünglich  ritterlichen,  dann  zum  geistlichen  Stand  über- 
getretenen  Verfasser  zu  denken  Anlaß  finden  können,  und  unmÖgUdi 
ist  diese  Annahme,  denke  ich,  auch  jetzt  nicht  Wie  viele  der  tapfem 
Kämpfer  des  MA.  traten  nicht  des  l^ampfes  müde  und  Überdrüssig 
wirklich  ins  Kloster  ein!  Und  so  läppisch  scheint  mir  die  Erfindung 
gerade  nicht,  den  Entschluß  der  Resignation  zuerst  vom  Sohne  des 
alten  Ritters  aussprechen  zu  lassen,  der  den  Reiz  des  Weltlebens  noch 
wenig  gekostet  haben  mochte,  und  noch  durch  keine  festen  Bande  der 
Neigong  oder  der  Ehre  an  irgend  eine  weltliche  Stellung  geknüpft  war. 
Dem  jugendlichen  Gemüth  eignet  nicht  selten  in  den  Jahren  der  -sich 
selbst  unklaren  Entwicklung  eine  zeitweise,  mehr  oder  minder  starke 
Abneigung  vor  dem  Weiterleben  in  der  Welt  des  Scheins  und  der 
Täuschung:  dergleichen  Gefühle  pflegte  man  vor  dreißig  Jahren  Welt- 
schmerz zu  nennen,  und  gerade  dem  Jünglingsalter  weisen  phile- 
sophisdie  Lehrbücher  das  melancholische  Temperament  als  natur- 
gemäß zu**),  was  freilich  leicht  mißverstanden  werden  kann***). 

Sollte  man  aber  auch  daran  festhalten  wollen,  daß  die  Handlung 
des  Gedichts  im  zweiten  Theil  eine  überraschende  Wendung  nehme, 
so  wird  man  doch  nicht  übersehen  dürfen,  daß  die  sog.  Handlung 
in  einem  derartigen  Lehrgedicht  nur  den  Werth  eines  Rahmens,  einer 
epischen  Einfassung  des  didaktischen  Inhalts  haben  kanui  und  daß 
man  hier  keine  congruente  und  künstlerisch  vorbereitete  Disposition 
der  Theile  erwarten  darf.  Vergleicht  man  unser  Gedicht  mit  den  Werken 
Freidanks  und  Thomasins,   so  liegt  der  Unterschied  darin,  daß  hier 


*)  Selbst  Judas  soll  io  der  Hölle  nicht  so  leiden,  wie  der  TerdientermaOen  vom 
Banne  ^Getroffene. 

•♦)  Vergl.  Oeorgre  Psychologie  8.  137. 

*••)  Ähnliche  Veracbtaag  der  Weltfrenden  wie  Winsb.  Str.  68-60,  64  findet  sieh 
im  Mmfäe  Jamgar  Leute   z.  B.   auch  Arm.  He\i\T.  'v,  TäV— ^1>V^  ^^TceÄKss».  'i^.t:Ä^>:v 
biM  214,  8  (Pfeiffer)  und  auch  Enrip.  Jon  ▼.  ^^1  i%.  ^V\^  V^»^  ^>^  ^^^'»söwse^ 


416  KARL  BABTSCä 

der  didaktische  Inhalt  die  epische  Eünleitdng  gäns  venchmiht  hat, 
imd  fibr  sich  selbst  von  vornherein  das  Interesse  beansprucht  Wihicii 
aber  Thomasin  und  später  Hugo  sich  schon  mehr  dem  moden-tab- 
jeetiven  Standpunkt  nfihem,  der  nur  iine  Lebensweise  ftr  die  aUeiB 
richtige  und  wahre  hält,  erkennt  man  in  der  Bescheidenheit  wie  im 
Winsbeken  noch  den  G^t  älterer  Zeit^  der  ohne  einem  sitdich  laien 
„leben  und  leben  lassen*'  zu  huldigen,  sich  doch  zur  Anerkeonmig  rer 
schiedener,  neben  einander  berechtigter  Lebensweisen  staik  gamf 
ftLhlt  Der  Dichter  des  Winsbeken  läßt  den  Vater  seine  rittafid« 
Lehren  nicht  y,ganz  umsonst  aussprechen'^,  denn  keineswegs  soll  jeder 
Mensch  dem  Leben  entsagen  —  aber  gleich  oder  (im  Mittelalter)  woU 
etwas  höher  berechtigt  ist  die  strengere  asketische  Lebensanricht  Wie 
sich  in  Wolframs  Gedicht  Parziväl  und  Gäwän  nur  momentan  feindltt 
b^egnen,  so  bleibt  auch  im  Winsbeken  der  weltliche  Ritterdienst  ab 
wohlberechtigt  'anerkannt,  wenn  auch  mehr  wie  ein  artiges  Kinderqnd 
verglichen  mit  der  Anstrengung  dessen, 

der  mit  des  l&es  arebeit 
ze  rehte  sttnde  büezen  wil'. 
Noch  erinnere  ich  daran,  wie  verschieden  in  Freidanks  Back  die 
Fehler  der  Geistlichen  beurtheilt  werden :  im  Abschnitt  von  det  Mam 
ähnlich  weich  und  galant  wie  im  Winsb.  Str.  6,  7  —  im  Ci^.  ?ai 
den  PfafiSon  so  herbe  und  scharf  wie  bei  den  späteren  Saturikem.  b 
erstem  Fall  ist  bequeme  Rücksicht  auf  menschliche  Schwachheiteil,  im 
andern  die  strenge  Forderung  eines  wohlmeinenden,  aber  hier  und  di 
übereilten  Weltverbesserers  unverkennbar. 

EBNST  WILKSN. 


BRÜCHSTÜCKE  EINES  PROSAISCHEN  TRISTAN- 
ROMANS- 


Eün  Doppelblatt  einer  Papierhandschrift  in  4*  aus  dem  16.  Jahr 
hundert,  zur  Decke  eines  alten  Taufbuches  in  Lautlingen  bei  Ebinges 
benutzt  und  von  A.  Birlinger  mir  mitgetheilt,  enthält  Bruchstücke  einet 
prosaischen  Tristan,  der  von  der  bekannten,  auf  Eill^arts  Gedickte 
beruhenden  Fassung  verschieden  und  ohne  Zweifel  aus  einem  franiOii' 
sehen  Prosaroman  übertragen  ist.  Der  sehr  defecte  Zustand  der  Bnick- 
stücke,  welche  Birlinger  der  Bibliothek  zu  Sigmaringen  geschenkt  hat 
gestüttet  nur  eine  theiiweise  ¥ir^Tii\u\!g  der  Lücken. 


BRUCHSTÜCKE  EINES  PROSAISCHEN  TRISTANROMANS.  417 

)   Beiden.  Die  Im  auss  forcht  vnnd  sprach 

zu  Merdret  jr  uch  wol  jn  disem 

bitt  ich  euch  jr  wel 

engen.  Er 
jn  ain  schloß  das  ist  aines  meiner  gesellen  der  hsAsset 
Calegemant  ein  Ritter  von  der  Tabelnind.  Er 
wirt  Ynns  groß  Eer  entbieten  Dann  er  hat  mich  vor 
auch  wol  gehallten.  Also  ritten  sy  biz  sy  zum  Schloyi 
kamen.  Daselbs  warden  sy  wol  vnnd  Eerlich  empfangen 
Tmb  Merdrets  willen.  Morgens  frue  sassen  sy  wider 
anff  jre  pferdt,  vnnd  raitcn  dauon  Vnnd  die  vom 

Schloß  gaben  dem  Ritter  mit  dem  zerhawen   Rogk  ain 
pferdt ,  darauff  er  den  Ainen  knecht  sitzen  ließ.  Aber  die 
Histoij  schweigt  Ain  weil  von  jnen ,  vnnd  sagt  wider 
von  Herr  Tristannden ,  der  domals  jn  der  kleinen  Ißrittanie 
was. 

Wie  ysolt  die*)  main  von 

Cornuaylle  Brangien  jn  die 

kleinen  Brittanien  zu  herr 

Tristannden  schigket. 

^)  Nu  sagt  weiter  die  Histori  Ab  sich  nu  herr  Tristan  .  . 

der  khonigin  .  .  . 
gehört.  Da  begab  es  sich 
auf  ain  tag.  als  sy  bed  mitainanndem  riten  Da  begegnet  jnen 
brangien  samet  zwayen  knechten.  Die  hett  sicli  verbunden.  \'und  als 
8y  herr  Tristannden  sach  Da  kannt  sy  junc  gleich  vnnd  was  frow 
vfind  sprach  Ach  herr  Tristan  Gott  grieß  euch.  Er  danngket  jr  vnnd 
/raget  sy  wer  sy  were  Das  sy  jnne  so  wol  kennet.  Sy  sprach  Ir  sollt 
es  bald  jnnen  werden.  Damit  thett  sy  den  Schleyer  vom  Anntlit.  .  .  . 
.  .ikennet.  Da  vmbvinng  küsset  vnnd  halßet  er  sy  mit  großen  frewden.  Sy 
wetneten  auch  bede  von  grossen  fröwdeu.  Herr  Tristan  fraget  was  jr  vnd  sein 
fraw  thet  vnnd  wie  sy  lebte.  Sy  anntwort  bößlich.  Dann  seidther 
sy  erfaren ,  das  jr  ain  frawen  gewunnen,  hatt  sy  weder  frowd  noch 
muei  gehapt.  sy  spricht  auch  sy  welle  weder  fröwd  noch  muet  haben , 
so  lanng  biz  sy  euch  wider  sehe,  vnnd  sy  schigkt  euch  discn  Bricue.  Herr 
Trirtan  nam  den  BW«/ vnnd  als  er  das  Sigcl  sach,  da  küsset  er  es 
tt^eynend  Damach  brach  er  denselben  auff  vnnd  las  inne.  Welcher 
von  wor  zu  wort  also  lautet 

^eund  Tristan ,  der  mich  jn  kommer  vnnd  leiden  gesetzt.  Durch 
den  jch  fröwd  vnnd  muet  verloren,  Durch  den  Ich  stirb  tag  vnnd  nacht,  Durfli 
den  jch  auch  mich  selb  vnnd  die  ganntzen  weit  verlassen ,  Dann  seidtinal 
jch  euch  nicht  hab,  so  gefallt  mir  sonnst  nichts.  Freund  Tristan  jr 
seind  der  mir  mein  hertz  jn  die  klainen  ßrittiinien  gezogen  hat.  Freund  Tristan 
seidi  jr  mein  hertz  bey  euch  hetten,  auch  dasselb  wol  wüßten,  wir  waren  Ir 
dann  so  hert  das  jr  verliessen  YsoUten  die  khonigin  tur  YKolItcn  die 


*)  Loch  im  Papier;  vielleicht  Blancliemaiu. 
UKUMANU.  N§tte  Reihe.  V.  (XVIf.)  Jahrg.  ^^'^ 


418      K.  BARTSCH,  BRUCHSTÜCKE  EINES  PROSAISCHEN  TRIST ANROMAÜ 

jungkfrsLwen  Dises  was  aiii  vugleicher  tausch.  Dan  ir  gaben  ain  soUiehe 
frawen  vmb  aine  die  jr  nie  erkhennet  betten.  Daramb  lieber  frenndt 
TWtftan  diser  tausch  tödt  mich  Dan  ich  so  uil  kommers  erleid  das  et 

Es  ist  auch  kain  tag  ich  verfluch  mer  dann  zu  tausend  mab 

die  stunde  dar  jnn  ich  geporn  ward  Wann  ich  hinderdengk  das  ich  den 


nicht  lieb  hat,  vnnd  wann  jch  sich  das  jch  jme  nicht 

(2*)  Die  Histori  sagt  als  der  Ameral  von  herr  Tristan  »cfned 

da  begegnet  jme  ain  jungkfraw  g 

Ritter  der  tröstet  sy  sy  be  .   .  kom 

das  sj  s  .  .  Dann  das  sj  wie  jme  .  . 

Als  der  ameral  die  jangkfrawen  sach  er  wol  das  er  sp 

mit  gwallt  hinweg  fieret.  Darumb  hiellt  er  an 

grnesset  vnnd  fraget  sy  was  jr  anligen  were.  Sy  sprach 

diser  ritter  füret  mich  mit  gwallt  hinweg. 

sprach  wo  wollten  jr  das  jr  weren.  Sy  Antwort 

jch  wellt  gerne  u^ider  dahin ,  dahär  ich  kommen  hin. 

jch  hab  meinen  «...  wund  auff  den  tod  hinder  mir 

den  ich  gerne  haben  wellt,  er  were  lebendig  oder  tod.  Der 

ameral  sprach  furwar  jch  will  euch  zu  jme  fueren.  er 

nam  jr  pterdt  beym  zäum  Der  annder  Ritter  sprach 

herr  Ritter  lassen  die  jungkfrawen,  dann  jr  werden  nit 

so  leichtlich  hinweg  füren  als  jr  maynet  vnd  als  jr  ir 

helffen,  seind  jr  der  torechtest  Ritter  den  jch  kenne 

Der  ameral  saget  für  war  jch  bin  nicht  der  weiss  .   .   . 

meinem  ges  bedungkt  mich  jr  het  .  . 

hofflich  s        ze  vnnd  es  sollt  ain  Ritter  .   . 

dann  er  sich  beruemet  Ich  pitt  euch  mtr  euem 

namen  anzutzeigeu  Der  Ritter  antwort  jme  zuch- 

tigklich  Ich  bin  Gatüin  Der  Ander  sprach 

dweil  jch  verstannd  das  jr  herr  Gawin  so  seind  mir 

gottwillkonmien  Dann  zwuschen  euch  ynnd  mir  sol 

kain  streit  sein ,  Tmb  zwayer  vrsachen  willen ,  die  aine 

das  ich  gegen  euch  vnrecht  hat,  Die  Annder  das  jr  ain  der 

gesellen  von  der  Tabelrund  seind,  Herr  Gatein 

sprach  wer  seind  jr  dann  Er  anntwort  jch  bin  der 

ameral  von  Oalles.  Herr  Gawin  sprach  .... 

Ewer  vatter  erschlueg  den  mein  D 

kinder  khönig  polmers  kinder  w 

(2^)  hüten  euch  auch  vor  mir  Dann  jch  will  euch  kan  jch  erschlachen. 

Der  ÄmerfU  vast  vernunfftig  was ,  sprach  furwar  herr 

Gawin  bes  ncr  vntrew  dann  jch  gemaint,  Aach  foreht  jcb 

mer  dan  yetzund  In  das  jch  euch  für  ainen  der 

besten  Ritter  der  wellt  ge  gen  zw  wellen. 

hen  vber  das  wir  bed  an  der  Tabclniud  Ritter  vnnd  gesellen 
sein,  deßhsilhQn  ich  cuc\\  n\e\\t  furcht  vand  secht  nu  hell  auff. 
Da  liesaen  sy  jre  pferdt  gegen  aXiiÄnii^^TiiX^AsÄ^xi  ^-aa  ^^  «^wt  zestogken 
Jlo^en.  Aber  Gawin  Eel  zur  eideti.  Ti«  kmw\  ^^x  xä 

ig  was  nam  herr  (^a^m^  p^exÄt^tv^Vx^wO^^  ^'^^tä^-tmöö. 


E.  W'ELLEH,   EIN  UEDICIIT  VuN  MCLAUS  MANUEL, 


iiu  flrl  wider  aaff  vund  lutbt  jr  mir  schon  -  .   uds  zaguredt,  bi 
/w  diamaX  laeten  beleihen  Uerr  Qüwin  tagt  vmb  daB  jr 
mitA  vmb  gerenudt  solleu  jr  nicht  deaäii   -   .    .  rcigur  sein,  Daun  it 
lieh  teol  das  iiiu  bi3Ccr  Kittel  niu  gueteu  v"ib  reundt  Dur  Amcral 
npraeh  tuh  wftia  wol  das  jr  besser  Ritter  eoiad ,  dunu  jch  bin , 
Ufrr  Gav'm  aprucli  wir  haben  es  mit  öen  spereu  versoecht  Nu  li 
vir  et  mit  den  schwcrten  auch  versuechen.   Dei'  Anicral  sagt 
tla*  teelien  wir  nicht  thiin  Dann  ue  rtwt  mich  das  jch  so  uil  gethan 
....  vnnd  irider  vnnser  Art  gehanndlt  babeu  Als  Lerr  Guwiii 
das  erhört  da  schied  er  von  dannen  Vnnd  der  Ameral  vermaint 
illt  jungk/ra.'HCu  zufiuden  Aber  ey  was  gcUohcn  alsbald  hj  mit 
atnannderu  jnstiren  wollten  Darnach  tait  der  Ameral  auch 
dmum  «nnd  benacht  das  v.t  jn  ainei'  Allten  CapcUe  Ugen  -rnnd  da« 
Hi'u  p/trdl  auBMii  naideii  muesst ,  Tnod  legt  sieb  suhlaffen  auff 

Indem  als  er  gleich  eiintschlaffeu  wollt, 
da  tack  er  ainen  Bitter  der  stund  voui  pfcrdt  auch  vor  derselben  Capiielleiu 
vnnd  nam  dem  pfcrt  den  zaoin  ab  damit  es  waideii  kbuiidt,  vnnd 
ninn  neinea  Helm  ab ,  vnnd  legt  sich  aulf  s  vnnd  Smi/j  an 

tu  ffedengkea  Der  Ameml  schwaig  still  vnnd  als  derselb 
ritter  ainige  weile  gedacht  hett  tinug  er  u»  jnoigclieh  zuvrainen 
i.imrf  tinny  videraiah  an  zu  gedenngken,  zuclageu  ,  sich  aulhs  zu  ruuffen  vnnd 
Hfirarh  mit  gnuntz  tomigei  stymoi  Acli  du  solst 
luie  bistu  so  voller  trag  vnnd  alles  vhels.   Auch  a' 


EIN  GEDICHT  VON  NICLAUS  MANUEL. 


ÄUB  GräQoiseD  äind  die  LeistiDi^eu  dieses  refuriafitorisclica  Dichtur- 
Staatsinaana  wenigstcDB  iu  der  HauptBache  bekannt.  Sein  Maricnlied, 
seine  Faetnachtspiele,  eein  Gcsonet  itud  Anderes  erechieueu  in  neuen 
Abdrücken.  Als  Product  seiner  Fodev  erkannte  mau  das  „reygenliod 
im  thon,  Rusticus  amabilem,  NeüwlicK  geschmidct  durch  Moyater 
Hemerlin  jiu  berg  Ethna".  In  nieiuem  Itepertorium  typographicam 
{Nördlingen  1864)  No.  3921  —  22  machte  ich  zuerst  aufmerksam  auf 
„Barbali",  üesprÄch  einer  Mutter  mit  ihrer  Tochter,  die  in  ein  Klostor 
geben  sollte,  1526  iu  zwei  gleichzeitigen  Äusgabcu  von  Froschower 
in  Zürich,  jedoch  uhne  Namen  gedruckt,  später  bei  Friell  iu  Ziiricli 
c  1540,  bei  Apiarius  iu  Bern  1543  (ohne  Druekernameu)  und  bei 
Mullers  Erbeu  iu  Straüburg  c  15S0.  Manuels  Autorschaft  bewies  der 
SehluUsatz  im  „Barbnli": 

Da  Eolt  du  sy  aber  wol  vstHgen 


420  ^  WELLEB 

eine  Art  Parole,  wie  er  sie    am  Schluße   anderer  Stücke   gab.    Ein 
Zweites  nannte  ich  No.  3839:  „Ein  nüw  lied  von  der  Lusigen  hätzen'' 
gegen  Clerus  und  die  Orden  gerichtet    Im  Serapeum  1866 ,    S.  325 
führte  ich  ein  Drittes  an,  welches  sich  ehedem  im  Besitz   des  ver- 
storbenen Antiquars  Schreiber  in  Nürnberg  (Firma  Heerdegen)  befeuid 
und  wahrscheinlich  nach  England  verkauft  worden  ist  Veigleicht  man 
das  „Reygenlied^   mit  diesem,    so   ist  eine  frappante  Ähnlichkeit  in 
Sprache  und  Ausdrucksweise  unverkennbar,  sowie  auch  Anklänge  an 
andere  Gedichte  Manuels   vielfach   vorkommen.  Es  ist  ein  fliegendes 
Blatt,  13  Pariser  Zoll  hoch,  8  Zoll  breit,  wie  gewöhnlich  nur  auf  einer 
Seite  bedruckt.  Der  Titel  steht  auf  5  Zeilen,  wovon  immer  eine  küner 
als  die  vorhergehende.  Unter  demselben  drei  satirische  Bilder  in  Holz- 
schnitt Rechts  und  links  ein  Dominikaner  oder  Prediger-Mönch  mit 
weissem  Unterkleid  und  schwarzem  Mantel;  jeder  trägt  eine  Elster  in 
der  Hand.    Zwischen  beiden  in  der  Mitte  zwei  größere  Elstern,  mit 
weissem  Leibe,   schwarzen  Flügeln,  Schwänzen  und  E^puzen.    Diese 
vier  Figuren  sind  2  Zoll  hoch  und  nehmen  die  Breite  des  Blattes  ein. 
Unter  dem  mittleren  Bilde  zeigt  eine  Hand  auf  den  Vers: 

Du  lausige  hettz,  kein  wort  mer  schwetz. 

Der  Titel  heißt: 
Ein  klein  erklerung  ettHcher  Atzein  oder  geferbten  Hetzen,  welche 
auß  augebomer  art  alle  menschen  beschreyen  schmehen,  vnd  antastenn 

Vergeltung  Epopij. 

Das  Gedicht  selbst  lautet: 

Atzein  zweiferbig  vögei  sein 

In  aller  weit  bekant  vnd  gemein. 

Der  ruck  ist  scbwartz  der  bauch  gar  weis 

Zu  bscbreyen  alles  ist  sein  fleis 
5  Ob  yedem  treibt  es  sein  gespey 

Ist  nichts  an  ir  dan  nur  das  gechrey 

Zu  schmehen  yeden  ist  sein  ger 

Vol  btruglichs  gmüts  vmbroUen  ser. 

Ann  keinner  stat  nit  sitzt  ein  weil , 
1 0  Damits  all  ding  erfar  jnn  eyi 

Man  sichtz  vmb  schweiffen  hie  vnnd  dort , 

In  stetten,  flecken,  an  allem  ort. 

Im  stechen,  Bad,  Spectackeln,  veldt 

Jarkuch,  schlupffloch,  gemein  büß,  im  zeldt 
15  In  allen  gassenn  alle  stund 

All  ort  erstiren  wie  ein  hund 

Der  alle  küchin  lauffet  auß 

Also  vor  jn  bleybt  nit  em  \a»&. 

Es  muß  als  gar  durch  «.tc\c\\d\  ^v?\\\ 
20  Von  atzelu  lu  der  meu^cYi^u  ^0^«i\\\ 


EIN  GEDICHT  VON  NICLAU8  MANUEL.  421 

Den  marckt  Radthans  all  straß  regieren 

Auff  das  sie  als  vff  erd  auß  stären 

Bey  hochseit  täntzen  Atzein  send 

Za  allem  prass  jn  flicken  bhend 
25  Da  findsts  auch  wo  man  spielt  im  brett 

Der  gleich  wo  je  ein  schimpff  entstett 

Es  muß  ein  Atzel  sein  darbej 

Jo  seind  ir  nit  zwuo  oder  trey 

Rein  marckt  wurt  nit,  kein  samlnng  bschicht 
30  Atzein  will  sein  auß  geschlossen  nicht 

Zu  schmehem  sauffem  sich  geseldt 

Keischlich  zu  lebenn  in  miß  feldt 

Atzein  zu  Bern  in  schweytz  man  kendt. 

Ir  etlich  aldo  seynd  verbrendt 
35  Die  schwatzten  wider  Gottes  leer. 

Ir  geschwetz  md  gschrey  yerftirt  ms  seer 

Dmmb  stoltzens  noch,  plassen  herfur. 

mit  breytten  wortten  das  man  spür. 

Das  sy  vil  geschwetz  bey  ynen  han 
40  Des  siessen  gesangs  gantz  ledig  stan. 

Keyns  fürsten  hoff  ist  nit  vff  erd 

Es  wirdt  eyn  Atzein  dran  geherdt 

Wo  Krieg  vnd  schlacht,  do  Atzein  seynd t 

Nichts  wendt  sy  ab  keyn  büchs  noch  feyndt. 
45  Wie  starck  das  gcschütz  erboldem  thut 

Noch  bleybt  die  Hetz  mit  frechem  mut 

Außrichten  yeden ,  schonen  keyns 

Vnbescheydner  red  mit  nyemant  eyns. 

AHeyn  mit  den  jrs  geschlechts  auch  scndt 
50  Am  gesang  eyn  Hetz  die  ander  kendt. 

Der  Atzcin  nymant  gnt  genug  ist 

Redner ,  Poet ,  Artzt  vnd  Sophist. 

Der  Stern  Seher  sach  beschreyt 

Vrteilt  als  vff  dem  erdtreych  weyt. 
55  Jo  auch  das  meer  vnnd  Was  dryh  wont 

Von  jm  keyns  gcschöpffs  nit  wart  verschont. 

Wiltu  vff  erd  e3m  Christ  seyn  geschctzt 

Den  Tittel  gibt  vnd  nympt  eyn  Hetz. 

Welcher  mit  Atzein  haltet  zu 
BO  Würdt  frum  geacht,  vnnd  bleybt  zu  ruw. 

Von  yn  eyn  ketzer  sunst  wfirdt  genent. 

Wo  die  Hetz  in  anders  nit  verbrent. 

Als  dann  ist  geschehen  manchem  man 

Welch  die  Atzcin  weiten  greyffen  an 
H5  Wie  öffentlich  durch  Reüchlin  bezeugt 

Ob  dem  die  Hetz  im  todt  noch  fleygt. 

Wie  wol  er  ligt  im  grab  vnnd  ruwt 

Jedoch  die  Hets  noch  Atieln  Uralt. 


422  E.  WELLER 

Das  macht  jr  teüffelhafftig  gemät 

70  Nach  eer  vnnd  mm  stets  strebtt  Tnnd  wütt 
Mit  Renchlin  dixim  hart  leget  eyn 
Sein  gesang  der  Atzein  zu  hoch  wolt  seyn 
In  dem ,  £z  Qno ,  sich  nur  verstatt 
Der  sprachen  gar  keyn  wissens  hat 
7  5  Die  znng  müst  jr  seyn  baß  gelest 
In  andern  schulen  seyn  gewest. 
Dann  in  dem  schmaltzigen  Atzel  gesang 
Welchs  hat  kein  end  tmm ,  vnnd  anfang. 
Het  die  Hetz  Reüchlin  gewischtt  die  schu 
80  Eyn  Zeitlang  gegen  jm  than  zu 
Des  rechten  gesangs  von  jm  gelert 
Vom  Atzel  geschrey  zu  ruck  gekertt. 
So  wer  sy  nit  also  verachtt 
Wurd  nit  von  yedem  yetzt  verlachtt. 
85  £3m  ander  vogel  yetzund  singtt 
In  aller  weltt  seyn  thon  erklingtt. 
Welch  gesang  begert  die  gantze  weltt 
Nyemant  das  Atzein  geschrey  gefeit 
Deyn  maul  bewar  willt  haben  ruw 
90  Schwetz  Atzel  nit,  halts  still  vnnd  zu. 
Gots  straff  dich  drum  hat  griffen  an 
Do  du  beschryest  den  hochgierten  man. 
Deyn  thorheitt  an  jm  machst  bekandt 
Der  Doctor  Reüchlin  ist  genandtt. 
95  Dem  legt  zu  teütsche  iugentt  vil 
An  jm  danckbar  erzeygen  wil. 
Dem  treyer  sprach  das  lob  gebürt 
Die  er  herfiir  ans  liecht  hat  gfiert. 
Ewig  nit  stirbt  seyn  lob  vff  erd 

1  00  Vnnd  tobt  die  Atzein  heür  als  ferd 
Des  Hochstrats  Atzell  flog  auch  auß 
Dann  jr  zu  grundt  wolt  gon  jr  hauß. 
Die  atzelt  seer  machtt  vil  gespey 
Ye  doch  nichts  was  dann  Atzein  geschrey 

105  Ich  geschwyg  das  sy  im  Sacrament 

Eym  Keyser  vnd  Bapst  vergaben  behend. 
Solch  schalckheit  teglich  meerens  vil 
Das  jm  bleyb  altes  mal  vnd  zil. 
Neüw  ihat  die  Atzein  mutzen  auff 

110  Das  alt  ist  nicht  so  yebt  jr  hauff 
Wie  viler  todt  eyn  kriegs  man  freydt 
Also  die  Atzein  zu  würgen  redt. 
Sich  schemet  nit  wans  Christen  schentt 
Zu  Brixel  haut  sy  zween  verbrentt 

115  Die  waren  wo\  so  gexec^xlNTOL^  itvirn 
Als  wnnn  der  Atz^Vn  net  e-ya  %\mä. 


EIN  GEDICHT  VON  NICLAUS  MANUEL.  423 

Jo  wenn  jr  eyn  gantz  veld  voll  wer 

Noch  müstens  die  haut  trob  geben  her. 

Das  Christlich  voick  zu  wargen  strebt. 
120  Zuvor  die  Christo  hangen  an 

Der  Atzein  lügen  müssig  stan. 

Bald  die  Hetz  jm  nach  seym  leben  steet 

Betriebt  wo  rechter  glaub  vfigect. 

Jo  Gottes  wort  im  volck  nymptt  zu 
125  Hat  Atzein  tag  vnd  nacht  keyn  niw. 

Die  Hetz  mach  dann  ejn  würsal  dreyn 

Der  im  auch  trag  ins  kefit  ein. 

Als  heyl  wir  Christo  eygnen  thuud 

Verneint  jr  lugenhafitcr  mund 
130  Menschlich  verdienst  preyssen  zu  vor 

Den  frey  will  tragens  hoch  enbor. 

0  Hetz ,  o  Hetz  dein  thorheit  zwar 

Der  weit  hast  selb»  gmacht  offenbar. 

Nicht  spüren  kan  dein  grym  vnd  neydt 
1 35  Siehst  nit  was  yetzt  ist  für  eyn  zeit 

Das  Gott  die  angen  aiuff  hat  thon 

Wil  nit  spreüwer  vndern  kom  Ion. 

Das  eüwer  geschwetz  vnd  menschen  dant 

Gott  aller  weit  hat  gemacht  bekandtt. 
140  Drumb  Atzel  Atzel  dich  bekcr 

Dein  heeling  fürber  kreychet  secr. 

Würt  er  dem  gemeynen  man  bekant 

Du  möchst  wol  werden  drob  verbrantt. 

Keer  ab ,  zu  Gott  bis  nit  zu  weyß 
145  Vernunffl  mit  Gotts  wort  sich  nit  beyß. 

Sy  muß  alhie  gefangen  seyn 

Stürtzt  dich  bald  in  abgrundt  hyncin. 

Durch  menschen  krefft  vnd  wercke  gutt 

Gots  reych  erlangen  jr  vermut. 
150  Welch  Christus  gibt  allcyn  vmb  sunst 

Nicht  ist  verdienst ,  nur  Gottes  gunst. 

Darmit  er  vns  selbs  ist  geneygtt 

Reyn  gnad ,  on  wcrck ,  an  vns  erzeygt. 

Nicht  schafft  cüwer  gschwetz  werck  tragt  jr  feil 
155  Darmit  vns  gefürt  am  narren  seyl. 

Der  Christo  glaubt  hats  eewig  reych 

Keyns  werck  verdienst  im  ist  gcleych. 

Der  bauwt  vff  sand  der  Atzein  trauwtt 

Meyn  glaub  sol  vff  den  felß  seyn  bauwt 
1  60  So  du  von  weit  anfang  zu  legst 

All  gute  werck  mir  schencken  thest 

Die  ye  vff  erden  wurden  thon 

Hilfft  nit,  des  glaub  muß  fornen  dran 

Nur  Christi  gnad  ir  gschöpff  bewar 
1 6ö  Erb&rmvaig  nutzt  nit  eyn  liax 


424  ^-  AV  ELLER,  EIN  GEDICHT  VON  NICLAU8  MANUEL. 

Druinb  torechts  gefögel  yngstym  vnziert 
Ser  wenig  glück  md  knnst  dich  rürtt. 
Verhalt  dcyn  mand  hab  schäm  du  hetz 
Nit  wider  Christum  frenel  schwets. 

170  Stee  ab  deinr  grober  mm  vnd  schmach 
Der  tapffem  man  (als  kurtzlich  geschach) 
Durch  dich  Hetz  ward  ejn  dicht  gemacht 
Darin  vil  yögel  zamen  brachtt. 
Gedenck  was  du  für  Atzeil  seyst 

175  In  8Ünd  bis  über  die  oren  leyst. 
Hör  vff  laG  ab  das  radt  ich  dir 
Ec  dein  Sodomy  auch  kum  her  für. 
Dir  Hetz  werd  vff  gehebt  die  deck 
Kejn  hund  auG  sjnem  schlaff  nit  weck , 

1  80  Hetz  Hetz  laß  ab  von  dyncm  gspey 
Ee  wan  dn  hörst  ejn  ander  gschrey 
Wiffrauwen  schmehen  stee  zu  frid 
Mit  schmach  schrifft  nenn  ir  namen  nit. 
Send  das  die  werck  so  cüwcr  glaub  gibt 

1 85  On  wclchs  man  kompt  gen  hymel  nit 
Den  Ion  jr  Atzein  nempt  on  mich 
Beym  Pluto,  in  ßechs  hymclrych. 

Getrnckt  zu  Bettlahem  bey  dem  Aus  Nili. 


34.  Nach  zweijährigem  Proceß  wurden  15()9  zu  Bern  eini 

digermönche  verbrannt,  welches  Ereigniss  sowohl  Manuel  als 

Mumor  reimweise  beschrieben   haben.  —  65.  Für  die  Prediger 

und   ^egen   die  Juden   legte   der  ehemalige   Jude  Pfefferkorn   i 

eine  fjanze  ein.  Wiederholt  bekämpfte  er  trota  seiner  Unwissenl 

bekannten  Humanisten  Johann  Reuchlin,  so  im  Brandspiegel  1 

Beschirmung  1515,    im  Streitbiichlein  1516  und    noch  1523.    E 

starb  1522,  worauf  sich  V.  CG— 68  beziehen.  —  85.  Der  Vogel 

Wittenbergisclie  Nachtigall.  —  114.  Zwei  Augustiner  wurden  1 

Brüssel   verbrannt.  —  118.    Nach   dieser  Zeile   fehlt  sowohl   R 

Sinn  entsprechend  eine  weitere  Verszeile.  —  Ein  Druckjahr  ist  j 

Blatte  nicht  angegeben,  aber  Inut  V.  114  ohne  Zweifel  das  Jah 

E.  WELLE 


E.  MABTIN,  ZUM  FOBTLEBEN  DEB  OUDBUNSAOE.       42."> 


ZUM  FORT^^EBEN  DER  GUDRÜNSAGE. 


Unter  diesem  Titel  hat  Herr  Schröer  in  dieser  Zeitschrift  XVIT 
208  fg.  einen  Angriff  gegen  mich  gerichtet,  weil  ich  in  der  Vorrede 
meiner  Kudrunausgabe  S.  L  seiner  Behauptung  ^  daß  Gottscheer 
eder  auf  die  Gudrunsagc  zurückzuftihren  wären ,  entgegen  getreten 
I.  Es  ist  zunächst  die  persönliche  Wendung  dieses  Angriffs,  die  mir 
le  Antwort  auferlegt. 

Herr  Schröer  beschuldigt  mich  einer  ^erstaunlichen  Oberflächlich- 
it',  er  nennt  es  einen  'Lapsus,  der  eines  transrhenanischen  Feuille- 
listen  würdig  wäre',  daß  ich  die  Lage  von  Gottschee  durch  die  Worte 
1  der  Save'  bezeichnet  habe.  Allerdings  liegt  weder  die  Stadt  Gott- 
bee  an  der  Savc,  noch  stößt  das  Herzogthura  Gottschee  daran.  Aber 
kam  mir  nur  darauf  an  diese  Lage  durch  einen  bekannteren  geo- 
aphischen  Namen  jener  Gegend  kurz  anzudeuten  und  daftir  bot  sich 
in  passenderer  als  der  des  Flusses.  Hätte  ich  gesagt  'in  der  Nähe 
r  Save,  so  hätte  Herr  Schröer  nichts  auszusetzen  gehabt.  Wenn  — 
1  sage  nicht,  ein  Hransrhenanischer  Feuilletonist',  sondern  irgend  ein 
sutscher  von  den  'Hansestädten  an  der  Nordsee'  spräche,  würde  man 
rn  da  sogleich  unterschieben,  er  habe  nicht  gewußt,  daß  Bremen  an 
ir  Weser  und  Hamburg  an  der  Elbe  liegt? 

Die  zweite  der  Ungenauigkciten ,  von  denen  meine  Darstellung 
immeln  soll,  ist  die,  daß  ich  in  Zeile  22  des  L  Liedes  'und  fkhrt 
»er  das  breite  Meer  ein  'damit'  eingeschaltet  habe.  Ich  gestehe  das 
ersehn  zu.  Aber  was  hat  diese  Einschaltung  Herrn  Schröer  geschadet 
id  was  gewinnt  er  mit  ihrer  Beseitigung?  Er  will  ja  den  Vers  nur 
B  eine  irrige  Wiederholung  eines  früheren  ansehen  und  eine  Con- 
ctur  an  seine  Stelle  setzen.  Über  diesen  Vorschlag  werde  ich  weiter 
iten  reden.  Dann  wird  sich  auch  zeigen,  daß  ich  alle  andern  mir 
m  Herrn  Schröer  vorgehaltenen  Ungenauigkciten,  'Reden  ins  Blaue' 
8.  w.  noch  jetzt  vertrete  und  ausftlhrlich  zu  begründen  bereit  bin. 

Vorher  aber  noch  ein  Wort  über  einen  andern  persönlichen  Vor  • 
arf,  den  gegen  den  *Ton  meiner  Auseinandersetzungen.  Herr  Schröer 
tiert  mit  Entrüstung  meine  Worte,  daß  eine  seiner  Vermuthungen  'mir 
cht  begreiflich  ist'.  Ist  es  denn  wirklich  so  schlimm,  wenn  ich  einer 
ermuthung,  anstatt  sie  ausführlich  zu  widerlegen,  nur  eine  Zusammen- 
wmng   der  wesentlichen  Punkte  mit  Beifi\gaxi^  tü^vörä  wsSw^^äoc^^s^ 


426  E.  MARTIN 

Urthcils  entgegenstelle?  Letzteres  läßt  ja  gerade  auch  einer  abweicho* 
den  Meinung  ihr  Recht.  Und  wenn  nun  Herr  Schröer  fragt:  '\VW 
denn  dieser  Ton  in  unserer  Wissenschaft  nie  aufhören?'  so  stelle  A 
die  Gegenfrage:  Soll  etwa  die  Witzelei,  von  der  wir  oben  eine  Probe 
gegeben  haben^  an  seine  Stelle  treten  ?  Stoff  dazu  f^de  sich  wohl  and 
bei  Herrn  Schröer,  der  z.  B.  in  dem  Mohren  eines  slovenischen  Volb- 
liedes  den  Sifrit  von  Murlant  der  Kudrun  wiederfinden  will. 

Doch  zur  Sache.  Ich  halte  auch  jetzt  noch  das  von  Herrn  Schröer 
(Germania  XIV  327   fg.)   an   dritter  Stelle  mitgetheilte  Volkslied  flir 
ein    einheitliches    und    vollständiges.     Herr  Schröer   hat    noch   keimea 
Widerspruch  nachgewiesen^  der  ihn  berechtigte,  von  einer  Verbindiug 
verschiedener  Bestandtheile,  eines  deutschen  Liedes  und  einer  sloveni- 
schen Erzählung  zu  sprechen.    Der  Wechsel  zwischen   der  MehnaU 
und  Einzahl   der  Räuber   darf*  nicht  als   solcher  gelten:   es  ist  ebouo 
natürlich,  daÜ  mehrere  bei  der  Entführung  betheiligt  sind,  als  daß  nur 
einer  die  Geraubte  fiir  sich  behält.    Über  so  selbstverständliche  Dinge 
^eht  das  Volkslied  mit  Stillschweigen  hinweg;  vgl.  Uhland,  Volkslieder 
No.  260  Str.  6  fg.  10  fg.  DaÜ  ein  slovenisches  Lied  mit  einem  Theüe 
des  Gottscheer  Liedes  übereinstimmt,  beweist  nicht,  datt  dieses  aus  jenei 
geschöpft  hat.  Vielmehr  ist  ja  das  deutsche  am  Schlosse  vollständiger, 
in  den  Motiven  klarer,  wie  Herr  Schröer  selbst  (a.  a.  O.  332)  gefimdei 
hat.  Warum  soll  das   vollständige,   in   sich   übereinstimmende,   dabei 
einfache,  volksthümliche  deutsche  Lied  nicht  das  Original  sein? 

Von  diesem  Liede  nun  ist,  so  behaupte  ich  weiter,  das  von  Heni 
Schröer  unter  I  gegebene  nur  eine  abgekürzte  und  verwirrte  Versioo. 
Verwirrung  zeigt  sich  zunächst  in  den  Versen  17.  18.  Dieae  treten, 
was  Herr  Schröer  nicht  bemerkt  zu  haben  scheint,  störend  zwisckes 
die  Rede  der  Meererin  und  die  darauf  bezügliche  der  beiden  Jüngfinge 
im  Schiffe.  Die  Worte  der  letzteren  werden  doch  nicht  etwa  gesprocheo 
worden  sein,  nachdem  sie  über  das  Meer  gefahren  sind.  Ich  kann  die 
beiden  eingeschalteten  Verse  nur  für  eine  Variante  halten  zu  Vs.  21. 22. 
Dann  fkUt  natürlich  jeder  Grund  weg  Vs.  22  abzuändern.  Die  von  Heim 
Schröer  vorgeschlagene  Conjectur  wäre  freilich  auch  sonst  ganz  willktir 
lieh  gewesen;  denn  aus  dem  Zusamimenhang  ist  kein  Grand  ersiclit* 
lieh,  wcßhalb  die  Meererin  ihr  'leinen  Tuch'  in  das  Meer  werfen  solhe. 
Daß  in  V.  24  'dort  grüßen  sie  sie  und  halsen  sie  sie'  Verwandte  der 
Meererin,  von  denen  doch  sonst  nirgends  die  B^de  iat,  beaeiolmei  findet 
Herr  Schröer  zweifellos  und  schilt  mich,  daß  ich  an  die  Jijüaglmge  im 
Schiff  gedacht  habe.  Ich  hätte  angenommen,  meint  er,  dßü  dieae  sie  mebi 
fiaher  gegrüüt  und  gekUUtt  Vt^Ueiü.  T>Bkj^  V^^  v^  ^üko^  x^k^SVid«  gOHf^  f 


ZUM  FORTLEBEN  DER  GUDRXJN8AGE.  45J7 

"^ohl  aber  glaube  ich,  daß  die  Entfllhrer  sich  mit  ihrer  Beute  gerade 
dann  beschäftigen  konnten,  als  sie  sie  in  Sicherheit  gebracht  hatten. 
3ch  beweise  diese  Möglichkeit  mit  dem  III.  Liede,   wo  die  Meererin, 
jenseits   angelangt,  von  neuem  weint   und   der  Räuber  sie  zu  trösten 
■licht.  Von  diesem  Vorgange  scheint  mir  der  Schluß  des  I.  Liedes  nur 
eine  verdunkelte  Erinnerung  zu  sein.    Herr  Schröer  behauptet  femer, 
ich  habe  Vergessen,'   daß  in  I  der  eine  Jüngling   als  Geliebter  sich 
durch  den  Ring  zu  erkennen  gebe:  das  habe  ich  nicht  vergessen,  son- 
dern geleugnet.  Gibt  denn  jeder  Jüngling,  der  einem  fremden  Mädchen 
einen  Ring  anbietet,  sich  als  ihr  Geliebter  zu  erkennen?  Auch  dießmal 
belege  ich  meine  abweichende  Auffassung,  und  zwar  aus  der  Kudrun, 
wo  in  Str.  122  die  Fürsten  den  Jungfrauen  Ringe  anbieten,  um  diese 
la  einer  Auskunft  zu   bewegen,    ohne  eine  Ahnung  davon  zu  haben, 
daß  sie  vor  der  Geliebten  und  der  Schwester  stehen. 

So  bleiben  also  nur  die  beiden  Parallelen  zur  Kudrun  in  V.  9. 
10  und  15.  16.  Die  letztere  bezieht  sich  jedoch  nicht  auf  das  Zu- 
sammentreffen von  Kudrun  und  Herwig  und  Ortwin,  sondern,  wie  ich 
S.  LI  corrigierte,  ohne  ein  Wort  zu  verlieren,  auf  die  Scene  zwischen 
Hartmut  und  Kudrun  Str.  1294.  Lassen  sich  nun  diese  Überein- 
stimmungen nur  aus  Entlehnung  erklären?  Oder  können  sie  auf  ge- 
meinsamen Ghrundanschauungen,  auf  dem  Stil  der  Volkspoesic  beruhn? 
Für  letzere  Annahme,  daß  Volkslieder  unter  sich  oder  mit  Gedichten, 
die  aus  solchen  schöpfen,  in  Einzelheiten  zusammentreffen,  ohne  daß 
an  eine  directe  BeeinfluÜung  zu  denken  wäre,  ließen  sich  eine  Reihe 
von  Beispielen  anführen.  Es  eröffnet  sich  daher  bei  der  Erklärung 
dieser  Übereinstimmungen  das  Feld  für  die  subjective  Meinung;  zu- 
gleich aber  schwindet  auch  der  feste  Boden  des  Wissens. 

Noch  habe  ich  über  das  II.  Lied  zu  sprechen.  Der  Anfang  ist 
derselbe  wie  in  IQ  und  I;  aber  daran  knüpft  sich  sogleich  eine  von 
diesen  Liedern  durchaus  abweichende  Erzählung.  Eine  volksthümliche 
Streitfrage  ist  ihre  Grundlage,  ob  nämlich  die  Liebe  von  Blutsver- 
wandten oder  Angeheirateten  größer  ist.  Unser  Lied  entscheidet  sich 
ftr  den  Bruder.  Das  Gegentheil  behaupten  andere  Volkslieder,  die  Herr 
Schröer  angefUhrt  hat;  auch  der  in  den  Interpolationen  der  Kudrun 
vorhandene,  ganz  anders  eingeleitete  und  begründete  Gegensatz  zwischen 
Ortwin  und  Herwig  scheint  der  letzteren  Ansicht  zu  entsprechen.  Es 
ist  also  wieder  nur  eine  ganz  entfernte  Ähnlichkeit  des  Volksliedes 
mit  dem  GecUchte  vorhanden.  Ganz  unstatthaft  aber  ist  es  diese  Ver- 
gleichong  stützen  zu  wollen  durch  die  Parallelen,  die  zwischen  der 
Kadrun  und  einem  zweiten,  grundveTBc\i\^dLeTi<&w  N  ^JJkA\^^^  \\<^'*\5Ö«ss.. 


428  K.  J.  8CHRÖER 

Zur  Entgegnung  Herrn  £.  Martins. 

Wenn  ich  mir  den  Vorwurf  zugezogen  habe,   in  meiner  Abw^ 
mehr  persönlich   als   sachlich   vorgegangen   zu  sein,    so   geschah  diei 
wohl  nur  deshalb ,   weil  mir  eben  das  Urtheil  des  Herrn  Martin  nick 
objectiv  genug   erschienen  ist    In   dem  Obigen  hat  Herr  Martin  mm 
eine  so  ruhige  und  objcctiy  erscheinende  Darstellimgsform  gewählt,  dat 
ich  wirklich   bedaurc,    ihm  nicht  ganz    einfach   die  Hand    reichen  n 
können,   sondern   doch  noch  Punkt  für  Punkt  berichtigen  zu  müssea 
was  er  gegen  mich  anführt.   Daß  ich  nichts  auszusetzen  gehabt  hltte, 
wenn  er  statt  des  bedenklichen  ^Gottschee  an  der  Save"  gesagt  hätte 
^in  der  Nähe  der  Save,^  kann  ich  ihm  doch  nicht  zugestehen,  ebenso- 
wenig  als  wenn  er  gesagt  hätte  ,, Halle  an  der  Pleiße"  oder  ,|Leipxig 
an  der  Saale''  und  dieß  nun  dahin  erklärte,    daß  das  soviel  heißt  ab 
,,Halle  in  der  Nähe  der  Pleiße"  und  „Leipzig  in  der  Nähe  der  Saale^ 
Der  Fluß,  nach  dem  die  Lage  des  Ländchens  Gottschee  zu  bezeichn« 
wäre,    ist  eben   die  Kulpa,    die  dessen    südwestliche  Grenze    bildet. 
Die  Kulpa  ist  von  der  Save  ohngeßihr  so  weit  entfernt  als  die  PleiÜe 
von  der  Saale. 

Zur  zweiten  Ungenauigkeit  (Herr  M.  nennt  es  die  zweite),  di* 
ich  nachgewiesen,  bemerkt  Herr  Martin:  „ich  gestehe  das  Versehn  n. 
Aber  was  hat  diese  Einschaltung  Herrn  Schröer  geschadet  und  wv 
gewinnt  er  mit  ihrer  Beseitigung?**  Da  Herr  Martin  (ragt,  muß  ich  ün 
antworten.  Wenn  Herr  Martin  unter  Anftlhrungszeichen  meinen  Text 
citiert  und  jenes  Wort  damit  stillschweigend  einschaltet,  so  ist  der 
Sinn  dadurch  insofern  nach  Herrn  Martins  Anschauung  geändert,  ab 
das  Tuch  nicht  ins  Meer  geworfen  sein  kann,  wenn  sie  damit  üben 
Meer  fährt.  Die  betreffende  Zeile  ist,  wie  ich  bemerkte,  natQrlich  olme 
das  von  Herrn  M.  hineingekommene  damit,  eine  Wiederholung  von 
Zeile  18  und  steht  vielleicht,  wie  ich  die  Vermuthung  aussprach,  filr: 
und  wirft  es  in  das  breite  Meer.  Wenn  ich  diesen  Zusatz  unbemerkt 
ließ,  so  hätte  es  demnach  der  Würdigung  meiner  Darstellung  aller 
dings  geschadet;  da  ich  den  Zusatz  als  solchen  hervorhob,  schadet 
er  mir  wohl  nichts  mehr. 

Daß  ich  zu  Witzeleien  Stoff  böte  in  einer  Erinnerung  an  Stfrit 

von  Morlant  Germ.  XIV,  322,  ftlrchte  ich  nicht    Wenn    man  biDijr 

denkend  den  daselbst  in  Klammem  stehenden  Satz  im  Zusammenhange 

mit  dem  Übrigen  in  Erwägung  zieht,  so  wird  man  die  Sache  nicht  s« 

schlimm  ündcn.  Ich  hab(^  mc\\t  WV\«vvjt^t,  daß  Stfrit  von  MdrUnt 

'o  dem  Mohren  der  8loveniÄc\icn'B«XV«A^  xm  ^^^tsiäw  w^  ^Rs^ässn.  bei 


ZUM  FORTLEBEN  DER  GUDRUNSAGE.  429 

l.«88en  Vorkommen  in  Klammemjbeigefiigty  „wobei  man  an  Sifirit  von 
Morlant  denken  möchte^. I^Dazu  bemerkte  ich  weiter,  daß  unter  Mohr 
■I  der  slovenischen  Volkspoesie  wohl  zunächst  ein  Sarazene,  ein  Maure 
■u  verstehen  ist.  Das  Vorkommen  von  Sarazenen  im  Volkslied  in  jenen 
■adlichen  Gegenden  schien  mir  bemerkenswerth  und  wenn  Gudrun  in 
penen  Gegenden  theilweise  im  Volke  lebte,  so  stimmt  das  Vorkommen 
«ines  Herrn  aus  Mörlant  in  der  Gudrun  zu  dieser  Eigenheit  des  Volks- 
Kedes.  Das  durfte  ich  in  jenem  Zusammenhange  wohl  hervorheben^ 
ohne  zu  besorgen,  daß  es  Stoff  bieten  wird  zu  Witzeleien. 

Herr  M.  bemerkt  femer,  er  halte  auch  jetzt  noch  das  3.  Gott- 
aeheewer  Lied  ftlr  ein  einheitliches  und  ganzes.  Da  hat  Herr  M.  ganz 
recht  Das  thue  ich  auch.  Ja  aber,  argumentiert  Herr  M.  weiter,  ich 
habe  noch  keinen  Widerspruch  nachgewiesen,  der  mich  berechtigt  von 
einer  Verbindung  verschiedener  Bestandtheile  „eines  deutschen  Liedes 
und  einer  slovenischen  Erzählimg  (warum  Erzählung,  warum  nicht 
eines  slovenischen  Liedes?)^  zu  sprechen.  Dagegen  mich  zur  Wehr  zu 
letzen  scheint  mir  fast  überflüssig,  da  Herr  M.  im  letzten  Absatz  die 
Verschmelzung  des  Anfanges  der  Ballade  3  mit  einer  ganz  abweichen- 
den Erzählung  im  zweiten  Liede  selbst  zugibt.  Die  zweite  ist  ver- 
tehmolzen  mit  einem  deutschen  Volksliede,  die  dritte  mit  einem  slo- 
wenischen. Die  erste  Ballade,  die  die  meisten  Anklänge  an  Gudrun 
hat,  ist  weder  aus  der  zweiten  noch  aus  der  dritten  zu  erklären.  Sie 
ist  gar  nicht  zu  verstehn,  wenn  man  die  Erklänmg  aus  dem  Zusammen- 
kange  der  entsprechenden  Stelle  der  Gudrun  nicht  zugeben  will.  Dieses 
Nichtwollen  scheint  mir  aber  denn  doch  noch  kein  Beweis!  —  Nun 
erlaube  man  mir  doch  kurz  den  Gedankengang  der  drei  Lieder  hier 
an  den  Schluß  zu  stellen,  daraus  wird  sich  jedermann  dann  ein  Urtheil 
darüber  bilden  können,  ob  es  denn  wirklich  so  „ghnz  unstatthaft^  ist, 
dabei  an  Gudrun  zu  denken: 

1.  Wie  firüh  steht  auf  die  Schöne  am  Meer!  Sie  geht  ans  Meer  die 
weisse  Wäsche  waschen.  Da  schwimmt  heran  ein  Schifflein  klein.  Darin 
sitzen  zween  junge  Herren  (Gudrun:  zwene  man  in  einer  barken).  „Guten 
Morgen,  du  schöne  Meererin!^.  'Schönen  Dank,  viel  gute  Morgen  hab 
ich  wenig!'  (Gudrun:  guoten  morgen,  guoten  äbent  was  den  minnec- 
Itchen  meiden  tiure.)  Vom  Finger  er  ziehet  ein  Ringlein.  „Nimm  hin, 
du  schöne  Meererin!"  (Ghidr.  1247.)  'Ich  bin  nicht  die  schöne  Meereriu, 
ich  bin  ja  die  Windelwäscherin!'  (Gudr.  1294:  ich  bin  ein  armiuwesche.)*) 


*)  Daß  diese  Antwort  in  der  Gudrun  nicht  in  diesem  Zusammenbange  ertheilt 
Irird,  sondern  an  anderer  Stelle,  verschlägt  nichts.  Solche  Vorsohiebungen  sind  wohl 
^eakbrnr  und  die  Stelle  könnte  trotzdem  eine  EennuvaceiA  «^veu 


430  ^'  •'•  SCHKÖRR.  ZUM  FORTLEBEN  DER  GUDRUNSAGE. 

Sie  setoen  sie  aufs  Schifflein  und  fahren  übers  breite  Meer.  *Da  bk 
gleichwohl  die  schöne  Meererin!'  Sie  nahm  ein  leinen  Tuch  in  da 
Hand  und  fährt  übers  (und  wirfts  in  das?)  breite  Meer.  Und  wie  m 
dann  hin  ist  gekommen,  dort  grüßen  sie  sie  und  küssen  aie  rie  waL 
halsen  sie  die  Meererin,  die  schöne ,  die  junge  Meererin«  Vgl  fit 
Begrüßungen  und  Küsse  bei  Gudruns  Empfang  daheim  Ghidr.  157& 
1578  und  Weiteres  Germania  XIV,  327—336.  XVII,  68—71:  dieM 
laden  von  der  wiedergefundenen  Schwester. 

2.  Die  Schöne  wäscht  am  Meer  und  weint  Es  sehwimmen  iwa  L 
Herren  heran.  Warum  weinst  du  so  heiß?  —  Mein  Bruder  ist  ge- 
gangen ins  Heer.  —  (Der  Geliebte,  den  sie  nicht  erkennt,  sagt):  wen 
wäschest  du  lieber,  dem  Bruder  oder  dem  Geliebten?  —  ^Einen  Lieb- 
sten krieg  ich  wieder,  einen  Bruder  nimmermehr!'  —  (Entrüstet  wi  (^ 
der  Geliebte  sie  dafür  züchtigen,  der  Bruder  aber  nimmt  sidi  ihrer 
an:)  „halt  auf,  halt  auf  Schwager!'' 

Dieses  zweite  Lied  ist  entschieden  verwandt  mit  einem  Liede. 
das  der  in  Schleswig  gebome  Capitän  Abrahamson  17öO  hörte,  «^ 
Genbania  XIV,  328.  331.  Die  Verwandtschaft  eriiellt  aus  dem  Rufe; 
„halt,  Schwester,  halt!^  In  diesem  schleswigschen  Liede  ist  der  Zi- 
sammenhang  des  Ganzen  noch  verständlich,  der  in  der  Gt>tt8dieeT 
Fassung  ganz  verdunkelt  ist.  Inwiefern  diese  Fassung  zur  Gudm 
gehaltc^n  werden  kann,  habe  ich  Germ.  XFV,  328  besprochen. 

3.  Nach  demselben  Eingang  wie  1,  sagt  die  „Meererin '^ :  „dahoa 
habe  ich  einen  bösen  Mann  und  einen  bösen  Sohn^.  Die  Schiffer  mai 
drei.  Sie  locken  sie  ins  Schiff  und  stoßen  ab.  Sie  wird  7  Jahre  ml 
3  Tage  von  der  Heimat  fem  gehalten.  Nach  7  Jahren  kehrt  sie  hm 
und  findet  ihren  Sohn  unter  Hirtenknaben.  Dieses  Lied  stimmt  nim 
vollständig  zur  slo venischen  Ballade  von  der  schönen  Vida,  mit  der 
die  andern  zwei  nichts  gemein  haben. 

Von  dieser  dritten  Fassung   der  Ballade  habe   ich   seither  noch 

{  eine  Aufzeicimung  erhalten,   in  der  nicht  drei,  sondern^  wie  in  L  2.. 

j  zwenherrenin  der  Barke  sitzen;  s.  darüber  mein  Wörterb.  der  Mund- 

I  art  von  Gottschee  (1870)  Seite   177.  —  Daß   in    der   I.  Ballade  der 

Schluß:  „dort  (über  dem  breiten  Meer)  grüßen  sie  sie  und  halsen  aie 

sie  und  küssen  sie  die  Meererin,^  nur  so  verstanden  werden  kann,  da6 

sie  von  den  dort  weilenden  gut  empfangen  wird,  und  nicht  von  doMa 

die  sie  mitgebracht,   dabei  bleibe  ich.  —  Daß  sidh  der  eine  Jflng- 

ling  in  1.  durch  den  Ring  als  Geliebter  zu  erkennen  gibt,   das  habe 

ich  natOriich  mit  Hinblick  auf  Gudrun  1247   (nu  seht  an  mfne  haot 

ob  11'  daz  golt  erkennet?)  so  ^^t^\.c^  xm  ^S^^\i  ^g^i^gnsoScA»   Das  w3 


E.  RAUTENBERG,  ZUR  HANDSCHRIFTENFRAGE  DER  NIBELUNGEN.    481 

nn  Herr  M.  nicht  zugeben.  ^Gibt  denn  jeder  Jüngling,  der  einem 
PBmden  Mädchen  einen  Ring  anbietet,  sich  als  ihr  Geliebter  zu  er- 
nennen?'' Jeder  Jüngling  wohl  nicht,  aber  Herwig  im  Gudrunliede 
kr.  1247  doch  und  ich  glaube  nicht,  daU  zu  dieser  Stelle  die  Str. 
3iidr.  1224,  die  Herr  M.  herbei  zieht  ^  so  passend  angeftlhrt  wird 
ib  1247. 

Und  so  kann  ich  denn  leider  in  der  Entgegnung  des  Herrn  M. 
mch  nicht  das  Geringste  finden,  was  zu  meiner  Belehrung  dienen  oder 
Deine  Anschauungen  verändern  könnte.*) 

K.  J.  SCHRÖER. 


iElTRÄGE  ZUR   HANDSCHRIFTENFRAGE  DER 

NIBELUNGEN  NOTH. 


I.  Plusstrophen  von  A  gegen  B. 

Im  Anfange  des  Nibelungengedichtes  finden  sich  in  A  drei  Strophen, 
e  in  B  fehlen,  1.  3  und  21. 

1  fehlt  in  B  und  J;  sie  für  unecht  zu  halten  verbietet  die  Ubci'- 
Qstimmung  von  Ad  und  CD.  Herr  v.  d.  Hagen  hatte  gemeint,  ^  sollte 
ese  Strophe  auf  dem  vorstehenden  Blatte  prächtig  gen^&h  werden. 
Achmann  (zu  den  Nibelungen  6)  bemerkt  dagegen,  daß  „"dieß  leere 
latt  zum  Parzival  gehöre,  nicht  zu  den  Lagen  der  Nibelungenhand- 
ihrift."  V.  d.  Hagens  Ansicht  wird  dahin  zu  modificieren  sein:  das 
riginal  von  B  sollte  die  prächtig  gemalte  Strophe  auf  dem  ersten 
latte  haben,  man  war  nicht  dazu  gekommen,  od)sr  das  Blatt  war 
jrioren,  und  so  blieb  denn  auch  in  B  die  erste  Strophe  weg. 

Ahnlich  könnte  auch  das  Fehlen  dieser  Strophe  in  J  zu  erklären 
iin;  doch  kann  ich  hier  nicht  unerwähnt  lassen,  daß  i  fttr  den  Anfang 
ne  ganz  eigenthümliche  Stellung  einnimmt,  da  ja  in  dieser  Handschrift 
ißerdem  noch  7—12,  16  und  17,  19,  20»'*  und  21  »•  »  fehlen,  und 
ch  an  Stellen,  die  filr  die  den  Hauptbearbeitungen  unterscheidend 
ad,  besondere  von  den  andern  Bearbeitungen  abweichende  Lesarten 
iden. 


*)  Es  sei  erlaubt  ans  der  sachkundigen  Keccnsion  (von  Q.  Paris.?)  in  der  liovue 
tiqne  1872,  Nr.  33,  einen  bezüglichen  Passus  anznf&hren.  'La  tradition.  Dans  ce 
apitre  interessant,  M.  M.  refuse  d'admettre  les  indices  qu'on  a  r^ceinment  signal^s 
Texistence  encore  popnlaire  anjonrd'hni  de  cettc  tradition:  il^  scmble  y  mettre  one 
rUutte  mMavaiBe^oloütS  qni  ne  nous  paralt  paa  ^ws^^^.  13^  ^«x^a  'c^\\^^^sc&rc&&^ 
t  carienx  et  doivent  6tre  bien  venna*  '^.^^ 


E.  RAUTENeKEU 


Str.  3  und  21  feUen  m  B  oad  C. 

Bei  Str.  3  war  ein  Abirren  von  2*  *  itip-l^  anf  3***  9^ 
leichL    Aach   bei   Str.  2\   war  ein  2huticbn  Venefafin  mi^ 
■  (SO^  genau  (genant)  31*  gaean):   docb  mGcfate  ich  btemd  i 
viel  Gewicht  l^en. 

Wie  aber  ist  es  za  erkllren.  daß  B  and  C  hier  in  HiJ 
,  Weise  überuiiistiinm^a? 

Vergleichen  wir  weiter  die  bedeatendereB  Textabwciclitaiga 
I  ailen  Bearbeitun^n  erhaltenen  Strophen,   so  finden  wir,  dal! 
^erin  C   und  B   sbereioäliniineQ .  während  A  e^eothOmlid 
tet 

■  BC  Kriemkib  yekasen  ti  [C  dni]   wari 
A  KrietnhiU    kwu  ti  gtkÖLe»  mitde  vtu 

BCD  /n  digai  hökeH  mst  Irvnmle  KriemhUde, 

%cie  n  cüge  anai  Kalkem  ttare  wtltoen  und  leiUe, 
A  &  trommde  Kriemkäle  m  t»ytmHem  der  n  fßoB, 
■eis  M  OMM  mftatt  nliai  tBgt  waHy  tae. 
>  BC  Udtr  üMMMT  jweeJIai. 

A  niMiMr  lädtr  ÄK  jaactflfcai. 

■  BC  Smt  dtmidta  mäa  heaeeÜm  6«  der  gmotm 
A  iSn  ibuuJe  tu  ha  daekädm  mäa  tUr  gmalm. 

'  BC  Dax  üM  vom  wiaima  (C  mioa)  mimme  aol 
A  Z)(n  kA  «0^  coa  srame  ■ÖMMr  peimma 

■  *  BC  Kriemiilt  üi  ir  mmoU  nck  miau  gar 
Sit  lebdt  diu  9*1  jtnrte  vä  wmegm  lubtu  Inc. 

A  Im  ü-  vil  Wu»  tmjaidm,  dir  «t  «dUw  ^iIck 
labt  diu  magtt  «Ui  v&  mamgm  tiehtm  tac 
Die  Strupheo  18,  19  sind  in  B  and  C  in  der  richtigen 
t  A  foljrt  18  auf  19. 

lu  Str.  22   an   aber  siiinmeD  nicht  mehr  E 
I  uud  A  (ibt-Teiu;  gleich  ä2'  hat 

A  rrtt  er  |  •* 

C  *HorAr  rr/rtwttdi»  laitt  ; 
Ubeiünders:  23«,  24=.  ?6^  27«  »,28'  u.».  w, 
I  den  Lesarten  aboTvinstinuDeu,  0  ab<^  abweicht; 
)  Stniphü  56  hat  B  mit  A  W-wahrt;  Str.  22'' 
t  CD,  nidit  etwa  auch  in  B. 

Kno    tbeilt   aber  Lachmana    in   der  Aiugabe  W 
(cfr.    Butsch  Ati^pÜK   von  \*TO,N'\>  ««v-    ,«i»  V 


Jitigen  BflhK 


KKTRlGE  ZUR  HAND8CHRIFTENFRA0E  DER  NIBELUNGEN  NOTH.     433 

^.  22  ^  geheizen,  von  da  an  die  schöne  und  sorgfiütige  dritte  des 
siyak  bis  380^^  u.  s.  w.  Dadurch  wird  Alles  klar:  bis  22^  geheizen, 
gte  der  erste  Schreiber  einer  Vorlage  der  Bearbeitung  C, 
1  22'  der  eneUe  degen  guot  an  der  zweite  Schreiber  einer 
rlage  der  andern  Bearbeitung.  (Das  nichtssagende  der  edbe 
Bit  in  A  ist  wohl  nur  Schreibfehler.) 

O^en  diese  Annahme  scheint  allerdings  zu  sprechen^  daß  C  mit  D 
ophe  7  an  fUnfter  Stelle  liest;  B  aber  wie  A  an  siebenter.  Doch 
fen  wir  hieraus  nicht  mehr  schließen,  als  erstens: 

daß  C  selbst  dem  Schreiber  von  B  1 — 22  * ,  nicht  vorgelegen 
»6;  sondern  eine  andere ,  C  freilich  ähnliche  Handschrift;  und 
eitens: 

daß  die  Umstellung  von  Str.  7  und  5  erst  ein  Fehler  des  Schrei- 
ra  von  C  ist;  der  zwei  Strophen ,  5  und  6;  übersprang  und  dann 
chholtC;  ähnlich  wie  A  bei  18  und  19.  —  C  kann  somit  nicht  das 
iginal  der  Bearbeitung  Y  (Bartsch  Ausg.  von  1870  p.  XVlll)  sein. 


C  =  B1— 22* 

S^^D— 268. 
D  aber  bis  268*  und  das  Fragment  S,  das  gleichfalls  Strophe  7 
fiinfter  Stelle  las  (Bartsch,  Unters.  381),  scheinen  direct  aus  C  ab- 
schrieben zu  sein. 

n. 

Herr  Professor  Hoiinann  (Sitzungsberichte  der  Mtlnchener  Akademie 
r  Wissenschaften  1870,  I,  4,  529)  will  die  auffallende  Erscheinung, 

0  der  Cod.  A  die  Mehrzahl  der  Lücken  in  den  Abenteuern  6 — 11 
25 — 666  Lachmann)  hat,  durch  die  Annahme  erklären;  daß  der  zweite 
latemio  von  den  7  oder  7  Vs  Lagen  der  Handschrift;  die  dem  Schreiber 
n  A  vorgelegen  habe,  einer  älteren  (?)  und  kürzeren  Textrecension 
gehöre,  während  die  übrigen  in  der  Strophenzahl  mit  B;  der  Vulgata, 

1  auf  nur  kleine  Differenzen  übereinstimmten. 

Diese  Erklärung  durch  Quatemionen  scheint  mir  schon  deßhalb 
wahrscheinlich,  weil  dadurch  nur  ftir  320 — 590  LachmanH;  nicht  auch 
*  590 — 663  der  Strophenausfall  erklärt  wird.  Die  Lage  I  der  von 
>fmann  vorausgesetzten  Handschrift  hätte  enthalten  16  X  10  X  ^  ^^^ 
320  Strophen;  die  Lage  H  (16  X  10  X  2  Str.  =  320  Strophen),  hätte 
lo  bis  ungeftlhr  640  in  B;  nur  bis  590  in  A  gereicht.  Von  640  B 
)0  Lachmami}  an  hätte  man  also  auf«  u«a^  t^^t^wi^Xxssc&'Qs^^l^  n:^- 
eiauumÄ.  jtm«  jma«.  v.  (XYu.)  Jahif.  ^^ 


434  ^  RAUTENBERG 

sehen  A  und  B  erwarten  können.  Nun  fehlen  aber  von  590  L.  bu 
663  L.j  in  73  Strophen  also,  noch  an  sieben  Stellen  in  A  Strophen, 
die  B  hat;  und  diese  Lücken  zeigen  ganz  denselben  Charakter  wie 
die  Vorhergehenden  in  324—590.  Wie  sind  diese  dann  zu  erklÄren?' 
Man  müsste  schon  annehmen,  daß  das  zur  Ausfüllung  der  durch  Fehlen 
von  Quatemio  II  entstandenen  Lücke  benützte  Bruchstück  enger  ge- 
schrieben gewesen  sei,  und  jedenfalls  mehr  enthalten  habe  als  32*) 
Strophen,,  ungefähr  400;  man  sieht  aber  auch  dann  nicht  ein,  warum 
nicht  schon  von  590  an  oder  wenigstens  vom  neuen  aventiuren  AnCang 
V.  636  an  die  dritte  Lage  des  ersten  Codex  wieder  benützt  wurde. 

Mir  scheint  meine  Hypothese,  die  sämmtliche  ähnlich  gearteten, 
so  nahe  bei  einander  liegenden  Auslassungen  erklärt,  den  Vorzug  zi 
verdienen,  und  ich  möchte  sie  hier  auch  namentlich  Herrn  Professoi 
Hofmann  zur  Begutachtung  vorlegen,  der  diesem  meinen  Erklärungs 
versuch,  der  ziemlich  gleichzeitig  und  unabhängig  von  dem  seinei 
entstanden  war,  schon  einmal  (nach  kurzen  Andeutungen,  die  ich  einen 
Freunde  in  München  gegeben)  Aufmerksamkeit  zu  schenken  die  Freund- 
lichkeit hatte  f  A.  a.  O.  528). 

Ich  bin  der  Ansicht,  daß  der  Codex  A  nicht  aus  Quatemionen 
verschiedener  Textrecensionen  zusanunengesetzt  ist,  sondern  vielmehr 
aus  „Theilcodices",  deren  einer  die  Abenteuer  1 — 5  (1 — 324),  der 
zweite  die  Abenteuer  6  —  11  (325—666),  ein  dritter  wahrscheinlich  den 
Rest  enthalten  hat.  Von  Wichtigkeit  sind  für  unsere  Untersuchung  zu- 
nächst nur  die  beiden  ersten  Gruppen. 

Es  lassen  sicli  an  jüngeren  Exemplaren  der  verschiedenen  Bear- 
beitimgen,  sowohl  der  B- Gruppe,  als  auch  der  C-Ghruppe  für  32c 
Spuren  vom  Anfange  neuer  Handschriften  nachweisen.  In  J,  der  Hand 
Schrift,  die  ja  im  großen  Ganzen  der  Bearbeitung  B  näher  steht,  sine 
die  Strophen  1 — 324  zusammenhängend  geschrieben,  ohne  irgend  welch< 
Bezeichnung  von  Abenteueranföngen  nach  19,  44,  137,  263.  Bei  v.  325 
Ez  was  ein  küniginne  gesezzeii  über  se,  sind  zuerst,  wie  später  bei  jede 
aventiure,  die  gemalten,  schön  verzierten  Initialen,  ebenso  die  rothei 
Überschriften,  z.  B.  nach  324:  ^wie  hang  Gunth!  nach  hrunhiU  für  (cfi 
Lachmann  zu  den  Nibelungen  11  und  46),  die  von  da  an  regelmäßig 
mit  A  ziemlich  übereinstimmend  erfolgen. 

Die  Wallersteiner  Handschrift  beginnt  überhaupt  erst  mit  325 
statt  1 — 324  ist  eine  Einleitung  in  Prosa.  Es  gab  somit  Handschriften 
die  nur  bis  324  reichten,  andere  die  erst  mit  325  begannen. 

Weiter  hat  a  eine  Lücke  nach  665  ^   Hort  den  aüermaisten  dev^ 
die  bis  720*  reicht,  also,  da  a  mVX.  ^  «^ämmX.^  ^  Strophen  umfasst: 


.GE  ZUB  HANDSCHBIFTENFRAOF,  DER  KIBELrNGEN  NOTH. 


«P^ 


•aÜerdem  ist  eine  Lücke  von  341 — 381 '  nach  C,  also  von  50  Strophen 
l  Zeile.  Nehmen  wir  an,  dali  die  Lücke  von  341—381  '  ~  201  Zeilen 
Bxclustve  des  Raumes  einer  Zeile  für  die  Überschrift  vor  377  '  (371  Ca) 
inrch  Aasfallen  von  z.  B.  zwei  BUttem  a  circa  25  Strophen  entstanden 
so  kann  die  Lücke  nach  tiflö ' .  die  219'/,  Zeile  exclusive  des 
Riuunes  ftlr  die  Überschrift  nach  666  umfaast,  nicht  durch  den  AuBfall  von 
Blättern  derselben  Handschrift  entstanden  sein  (vgl.  dagegen  Bartsch 
Aosgabe  von  1870.  S.  XXIII,  Anm.);  wahrscheinlicher  ist,  dall  325  bis 
J65'  einer  Vorlage,  die  nrsprilnglich  bis  666  gereicht  hatte,  aber,  als  sie 
!enj  Abschreiber  zu  Händen  kam,  verstümmelt  war,  die  Strophen  von 
120*  an  dagegen  einer  zweiten  Vorlage  entnommen  sind,  die  vielleicht 
toher  bei  667  begonnen  hatte,  später  aber  im  Anfange  unvollsUlndig 
Vard;  beide  Theilcodices  gehörten  aber  sicher  der  Bearbeitung  C  an. 
Eine  ähnliche,  vielleicht  dieselbe  Vorlage  könnte  auch  dem  Be- 
Irbeiter  von  J  von  721  an  neben  seiner  BA-Handschrift  vorgelegen  haben; 
leilicb  hat  a  720*'",  die  J  noch  nicht  aufgenommen  hat,  doch  wäre 
ja  imnaerhin  denkbar,  daü  die  Vorlage,  als  sie  dem  Schreiber  von  J 
rakam,  noch  mein-  verstümmelt  war,  als  zu  der  Zeit,  da  aie  von  dem 
ächreiber  von  a  oder  der  Handschrift,  aus  der  a  direct  abstammt, 
aeontst  wurde.  So  wäre  erklfirt,  weßhalb  gerade  erst  von  756  an 
Btrophen  der  C-Bearbeitung  in  J  aufgenommen  sind. 

Mir  scheint  die  Annahme  einer  Doppelredaction  (Bartsch  Unter- 
Bucbungen  316  und  380)  der  C-Bearbeitung,  einer  kürzeren  mit  circa 
20  Plusstrophen  wie  J  und  einer  längeren  mit  100  Plusstrophen,  nicht 
Lothwendig.  Der  Bearbeiter  von  J  liatte  neben  seinem  AB- Texte,  dem 
r  hauptsäcltlich  folgt,  einen  c.  721  beginnenden  C-Text  vor  sich,  den 
er  anfangs  eifrig,  später  immer  nachlässiger  benutzt  hat.  Von  756 — 936 
nimmt  er  alle  Zusätze  der  C-Bearbeitung  auf:  756,  S48,  858,  910 
später  immer  weniger. 

AuB  a  und  J  ergibt  sich,  dalJ  es  Handschriften  gab,  die  mit 
Str.  325  begannen,  aus  a  scheint  auch  gefolgert  werden  zu  können,  Aaü 
Handschriften  bald  nach  665  endeten;  aus  J  ist  auch  die  Existenz 
einer  Handschrift,  die  nur  1^325  umfasste,  zu  folgern.  Ebenso  einer 
andern,  die  c.  721  begann;  solltt-  da  nicht  auch  fiir  A  die  Am 
solcher  Theilcodices  gerechtfertigt  sein,  und  zwar  namentlich  eine-« 
solchen,  der  324  bcgaim  und  666  endete.  Freilich  bietet  A  keinen 
graphischen  Anhaltspunkt  für  die  Annahme,  wohl  aber  i 
die  lliatsache,  dnU  gerade  nur  in  diesem  Abschnitt  eine  t 
Strophendifferenz  und  so  besonders  zablreiehe  orüiograph 
sidi  finden.   Und  erklärlich  wäre  es,  wenn  dieser  Th^ilf 


□amentlieh   eine-= 
bietet  A  keinen       i 
ber  sprir      ^^^B^ 


436 


▲.  BIBLINGER 


geschrieben  und  bearbeitet  wurde^  der  die  interessantesten  in  sich  ab- 
geschlossenen Abenteuer,  die  die  Werbung  Ghmthers  um  Bnmhild  und 
Siegfrieds  um  Eriemhild  erzählten,  enthielt  Diese  lagen  also  in  einer 
besondem,  absichtlich  oder  unabsichtlich  verstümmelten  Bearbeitung, 
die  jedenfalls  jünger  war  als  die  B-Bearbeitung,  dem  Schreiber  der 
jungen  Handschrift  vor,  der  von  666  eine  bessere  Vorlage  hatte,  die 
fireilich  bis  1659  nicht  immer  sorgfUtig  copiert  ward. 

HAMBUBQ,  AogOBt  1871.  £.  RAUTENBEBG. 


MITTELDEUTSCHE  MARIENLEGENDEN. 


Ein  Pergamentblatt  in  Quart,  zweispaltig,  aus  dem  Anfang  des 
14.  Jahrhunderts,  im  Landesarchiv  zu  Düsseldorf,  mir  von  Birlinger 
mitgetheilt,  *)  enthält  nachstehende  Marienlegenden,  deren  erste  ihrem 
Inhalt  nach  mit  der  Erzählung  von  Reginaldus  im  alten  Passional 
365  f.  Eöpke  stimmt,  und  die  ebenfalls  von  einem  mitteldeutschen 
Dichter  verfasst  sind.  Beide  Erzählungen  stehen  unabhängig  von  ein- 
ander da:  welche  die  ältere  ist,  möchte  schwer  zu  entscheiden  sein. 

K.  BABTSCa 


(a)  Tf  den  Tromin 

▼  wurde 

suche  bürde 

(a)n  einer  stunde  do  er  lac 
5  Tn  sin  yil  grose  krancheit  pflac 

die  Ysirwelte  kunegin 

der  irre  suze  trosterin 

CT  im  weisgot  vil  lobesam 

mit  zcwein  andrin  ivncvrowin  quam 
10  in  snnnenbemdir  clarheit 

die  ir  des  dinstis  waz  bereit 

do  sie  in  Trontlich  an  gesach 

solche  wort  sie  widir  in  sprach 

bite  wez  din  herzce  gert 
15  daz  Salt  dy  allis  sin  gewert 

wen  ich  dir  nicht  vor  sagin  wil 

swcz  dv  bitis  in  disim  zil 

d^  siehe  yü  grosir  krancheit 

sie  KT  bitin  gar  Tor  meit 


20  wan  er  nicht  wol  mochte 
sprechin  noch  in  tochte 
d^  Tnmasin  mildekeit 
mit  snellir  antwort  sin  bereit 
do  onch  daz  Tomamin 

25  die  iTncTrowin  sie  (sie!)  dar  qnamin 
mit  der  werdin  kunegin 
der  genemin  gotis  gebererin 
sie  sprachin  dT  salt  bcTelin  • . 
alle  diniz  gebet  zt  ir 

30  daz  sie  mit  barmehenikeit 
dir  ZT  tTude  sie  bereit 
dar  ZT  sie  got  hat  tz  irkom 
der  Ton  ir  kint  wart  gebom 

Do  der  arme  dise  rede  Tomam 
35  onch  er  ZT  im  selb^  quam 
TÜ  endelich  er  mit  der  tat 
Tolbrachte  der  jmcTrowin  rat 


*)  Birlinger  verdankt  die  KenntiiiiiA»\im%  ^«t  <l^(UU^keit  das  Heim  ArehiTnithi 
Mäiieß  Mu  DüBBeldorf. 


MITTELDEUTSCHE  MARIENLEGENDEN. 


437 


er  sprach  ej  werde  knnegin 
ich  hevele  mich  den  gnadin  din 

40  as  dT  weist  mir  wesin 

min  genesin 
e  nicht  inkan 
gin  in  greif  an 
seibin  stnnt 

45  (b)  vollinclichin  wart  gesunt 
do  er  onch  des  wart  gewar 
Til  endelichin  gie  er  dar 
do  er  sente  dmcum  vant 
er  machte  im  Tffinbar  zehant 

50     wie  er  der  snche  dort  genaz 
Tn  ny  wol  gesnnt  waz 
recht  alsam  im  vor  nie  e 
were  gewesin  also  we 
do  das  der  gate  lobesam 

55     dominicQs  Yon  im  vom  am 
do  Torstant  er  das  vil  wol 
das  die  ist  allir  toginde  toI 
die  gotis  mut^  maria 
in  hete  gesnnt  gemach it  sa 

60     durch  sin  demutigis  gebet 
das  er  ir  mit  andacht  tet 
alsnz  die  frie  kunegin 
allin  den  die  ir  din  er  sin 
hilfit  das  sie  hie  genesin 

65     vn  ewicHch  dort  sichir  wesin 
Dez  sie  gelobit  die  wol  geborn 
die  got  ZV  mnt^  hat  irkorn 
TD  doch  ivocvroa  reine  ist 
cfHclich  ane  endes  yrist 

70     Maria  die  got  kint  gebar 
die  wil  irhorin  offinbar 
die  sich  mit  dinstis  erin 
ZT  ir  an  andacht  kerin 
▼n  ir  almasin  gebin 

75     dnrch  sie  den  annin  die  hie  lebin 
als  ich  uch  hie  bewere 
mit  disim  warin  mere 
in  einem  buchclin  ich  laz 
daz  etiswenne  ein  wib  waz 

80     die  da  hete  gntez  vil 

da  Ton  sie  doch  in  keinem  zil 
den  armin  almusin  gab 
noch  got  opferte  dar  ab 


sandir  alliz  ir  richis  gut 

85  besaz  vil  gar  in  kargim  mut 
gotlichir  richtnm  achte  sie  nicht 
bermelich  zu  tun  waz  ir  ein  wicht 
zu  nichte  stunt  ir  sinne 

(c)  wen  ZV  dez  gutis  minne 

90  daz  man  zv  iungist  doch  muz  vlan 
vil  torlich  diz  waz  getan 
do  diz  gewerte  manchin  tac 
zulest  quam  dez  todis  slac 
der  sie  vil  endelich  an  greif 

95  da  von  daz  lebin  ir  insleif 
do  die  arme  daz  vorstunt 
daz  sie  gar  in  snellir  stunt 
solde  iemirlich  vorterbin 
vii  herwelich  irsterbin 
1 00  sie  bat  vlislich  daz  man  dar 
brechte  sund^  sumin  gar 
einen  pristir  deme  sie  wurde 
bichtic  d^  sundin  bürde 
der  gerufin  aldar  quam 
105  daz  arme  wib  da  ende  nam 
in  der  zit  als  sie  wolde 
bichtin  als  sie  solde. 

Nu  hete  sie  od  ein  kint 
die  di  Hbestin  stete  sint 

110  daz  vlizHch  zu  der  schule  gie 
diz  selbe  sich  vil  wol  ane  lie 
wen  do  die  mut^  im  gestarb 
▼n  dez  lebins  gar  vortarb 
erbe  gut  vn  richeit 

115  die  im  zusamne  hete  geleit 
die  mutir.  iz  gar  vorveilte 
vn  mit  den  armin  teilte 
wo  man  euch  kirchin  buete  widdir 
iz  gab  vil  gutis  dar  na  is  sidir 

120  gab  sich  in  ein  geistlich  lebin 
dar  mit  is  lebte  in  vollin  ebin 
wen  is  spate  vn  vrv 
an  tugindim  lebin  nam  ie  zv 
uns^  vrowin  sundMich 

125  mit  steti.m  dinste  irbot  iz  sich 
do  diz  lange  gewerte 
von  herzein  is  begerte 
daz  im  die  werde  kunegin 
sin  mut^  lize  werdin  schin 


40^-44  tboOw^«  abgeiohaitUa, 


438 


A.  BIRLINGER 


130  war  sie  were  hin  geyam 
vn  waz  pine  sie  muste  am 
dirre  gute  manch  nacht  vn  tac 
(d)  vns^  yrowin  dinen  pf(lac) 
die  an  im  in  knrzcir  zeit 

135  geswegite  gar  d^  girde  strit 
ein  engil  wart  von  ir  gesant 
zu  im  d^  in  so  zv  hant 
d^  warheit  berichte 
mit  schinberim  geschichte 

)  40  do  er  nn  intslafin  waz 
der  engil  schire  sond^  laz 
begreif  in  mit  d^  rechtin  hant 
vn  Turte  in  da  er  wesin  vant 
die  hellische  pinekeit 

1 45  do  er  sach  groz  herzceleit 
von  selin  die  da  warin 
in  engistUchin  varin 
von  der  pine  vnre 
wen  die  waz  ungehure 

150  der  engil  den  vil  gatin  man 
andirswar  da  vurte  dan 
da  er  sine  mnt^  sach 
der  alle  selikeit  gebrach 


wen  sie  waz  in  grosir  not 
155  die  ir  daz  grimme  vnr  da  bot 
vn  der  helle  nvrim 
mit  hesselichim  starim 
do  dis  der  arme  manch  irsach 
varchtlich  er  zu  deme  engil  sprich 
160  ej  dorch  got  nu  sage  mir 

daz  dich  vregit  mins  hencin  gir 
tar  ich  d^  annin  mut^  min 
die  da  hie  üdit  grose  pm 
nicht  ein  wenic  sprechin  zu 
165  der  engil  sprach  also  tu 
sprich  ir  zu  loch  waz  du  wilt 
wen  mich  der  rede  nicht  bevilt 

Der  manch  zu  haot  sprach  zu  ir 
ey  mat^  min  na  sage  mir 

170  wo  mit  hast  du  irworbin 
daz  da  so  gar  vortorbin 
bist  an  in  dise  pine  kamin 
uf  dinen  grosin  onTranwn 
vil  libis  kint  daz  sage  ick  dir 

175  got  bekante  nicht  min  gtr 
d^  andechtic  werlich  ist. 

A.  BIBLINGER. 


AUS  MAERLANTS  SPIEGHEL  fflSTORIAEL 


Im  Landesarchiv  zu  Düsseldorf  befindet  sich  ein  Pergamentblau 
in  Quart,  zweispaltig,  im  14.  Jahrhundert  geschrieben,  von  Hern 
Archivrath  HarleÜ  an  A.  Birlinger  und  von  diesem  mir  mitgedieilt  Ich 
sandte,  da  ich  das  Bruchstück  nicht  zu  verificieren  vermochte,  eine 
Abschrift  desselben  an  meinen  verehrten  Freund,  Professor  M.  de  Vries 
in  Leiden.  Derselbe  theilte  mir  mit,  daß  es  dem  noch  angedruckten, 
erst  vor  einigen  Jahren  aufgefundenen  zweiten  Theil  von  Jacob  von 
Alaerlants  Spieghel  historiael  angehöre.  Merkwürdiger  Weise  fällt  es 
oine  Lücke  der  einzigen  Wiener  Handschrifl  aus,  welche  dadurch  theil- 
weise  ergänzt  wird.  Aus  diesem  Grunde  verdient  das  Bruchstück  einen 
vollständigen  Abdruck.  K.  BARTSCH. 


(a)  die  selve  dement  sinte  iacob  sande 
die  biascop  was  van  den  lande 
van  ibrVm  was  ghesent 
die  deser  gbelike  begint  cT\  etil 


symoen  peter  die  firadament 
N«Ai  der  kerken  ia  bekent 


a^^ 


AUS  MAERLANTS  SPIEOHEL  HIStOSIABL. 


43d 


en  nam  na  dement  mitter  hant 

en  seide  daer  dese  woerde  thant 

ghebrod^  eii  geselle  mijn 

ic  ordinere  di  paus  te  sijn 

na  mine  doet  dese  dement 

want  hi  lange  heeft  bekent 

al  mijn  doen  en  mijn  lere 

ic  kennen  oec  vrome  in  on8§  here 

die  Hede  lerende  gbeme  in  miunen 

suver  sober  ghedochtieb  van  sinne 

als  ic  dement  dit  bebbe  verstaen 

riel  ic  te  sinen  voeten  säen 

en  heb  he  dies  verlaet  gbebedcn 

en  bi  antwMe  mi  ter  steden 

hier  omme  sone  bidt  mi  niet 

want  mi  trecht  dat  ghebiet 

dat  ic  dit  van  di  begere 

om  dattn  niet  en  wils  oec  te  mere 

want  dese  eet  begbeert  die  niet 

diese  begbeert  ende  dier  om  spiet 


^)  hier  mede  lade  ic  weet  van  mi 
dat  ic  veel  meer  hier  mede 
ontfa  dan  eghene  salichede 
mer  wes  seker  dat.  doechstu  pinc 
om  al  tvolc  salich  te  sine 
die  coemt  van  al  an  salichede 
▼oert  soe  doe  mi  dese  bede 
als  mijn  leven  is  gheeindt 
bescrijft  al  gader  ende  seindt 
Jacob  den  broeder  ons  bercn 
(s)oe  du  beves  ghehoert  mijn  1er .  . 
(e)n  boe  dat  ic  mijn  leven  ende 
(h)ier  om  here  ic  di  zende 
(d)ese  epistcle  daer  in  bescreven 
cen  deel  is  van  sinte  peters  ]ev(en) 
noch  screef  dement  andre  vier(e) 
epistelen  van  der  maniere 
des  levens  van  sinte  peters  roo(nde) 
nu  genoeghe  v  teser  stonde 
dat  ghi  van  peter  hebt  ghehoert 
sine  doet  ende  sine  woert 

Van  sinte  peternellco. 

Twonder  mach  ic  v  voert  telle(n) 
van  sijnre  docbter  petemelOen) 


dochts  mi  bat  een  ander  weert 
inne  hadd^  di  niet  toe  begbeert 
mer  ic  raede  dattn  wils  merken 
laetstu  in  vreseh  den  last  der  kerken 
du  moghes  te  meer  ontsien  die  sende 
laetstu  tvolc  al  gaen  te  gronde 
eii  du  hem  ghehelpen  moghes 
om  allene  dattn  ver  hoghes 
sonder  den  last  seker  wesen 
ab  du  coems  bi  moede  te  descn 
soe  moetstn  also  leven  dan 
dat  men  di  niet  begripen  can 
en  dit  ewelike  leven 
van  di  werpen  eü  begheven 
voert  leerde  hi  hem  des  bisscops  daet 
dat  mi  te  segghene  niet  an  gaet 
eii  des  papen  en  des  dyaken 
dal  ic  V  niet  can  cont  ghemaken 
als  hi  d^  kerken  gocde  Statuten 


die  al  in  sinte  peters  live 

van  onghesonde  was  sere  kejti(ve) 

soe  dat  teenre  tijd  aldus 

tote  sinte  peter  sprac  tytus 

meester  du  gheves  talre  stonde 

al  ander  liede  haer  ghesonde 

waer  om  laetstu  peternellen  in  (quäle) 

om  haer  mitscap  weet  dat  w(a1e) 

sprac  hi  efi  om  dat  v  si  cont 

dat  si  bi  mi  mach  werden  gheson(t) 

stant  op  diene  ons  petemelle 

si  stont  op  ghesont  als  die  8ne(lle) 

eii  diende  hem  en  daer  na  säen 

biet  hise  weder  te  bcdde  gaen 

dus  waest  als  sinte  peter  wende 

ende  si  werd  heilich  menichfon(de) 

cn  ghenas  in  corter  stonde 

niet  allene  mer  ghesonde 

gaf  si  meneghen  keytive 

nu  was  si  scoen  boncn  alle  wi(ve) 

eü  die  mare  quam  daer  ave 

voer  hns  enen  riken  grav(e) 

diese  te  wive  heeft  begbeert 


er  v*sert 


(?) 


440  A.  BTKUNGER,  AUS  MA£;HLANT8  SPIEGHEL  HISTOBIAEL. 


C«J  uwen  ionfirouwen  daer  ic  ie  di 
tUke  mede  comen  mach 
binnen  dat  hi  daer  om  sach 
boet  si  den  hejl^hen  man 
cbomediBe  diese  dan 
lichlike  heeft  berect 
baer  bedde  si  baer  strect 
do  god  beret  die  ziele  ontCaen 
was  d^  een  magbet  wel  gbedaen 
ternellen  gbesellede 
litala  dese  wilde  mede 
tnis  te  sine  wive  ontfaen 
benet  wederstaen 
bevet  bi  te  baer  gbeseit 
t  si  sijn  wijf  werde  gbereit 
dat  si  dafgode  aen  bede 
de  teen  en  tander  mede 
eft  si  coenlike  ontseit 
e  w^t  si  in  den  kerker  geleit 
nge  sonder  spise  en  d^  naer 

tormenteert  zwaer 
in  een  proTeye  versmoert 
n  welker  steden  dat  si  voert 
e  hejlege  njcbodemos  brocbte 
grodF  se  alse  eerlic  als  bi  mochte 


tms  die  dit  bevet  Terataea 
de  nycomedize  raen 
willen  te  aenbeden  dwinghea 
als  bijs  niet  en  wflde  gbehiages 
rd  bi  soe  zwaer  gbelormeBt 
t  bi  gode  bevet  die  ziela  gh 
?  licbaeme  werp  men  dan 
die  tybre  die  een  beilieb 
n  iongber  inst*  socht  en  vaat 
gaf  hem  sanitäre  te  bant 

(▼an)  sente  marciale. 

/T\n  den  tiden  dat  onse  her« 
^  ^predicte  sine  saligbe  lere 
er  tgheslaehte  van  benjamiae 
men  boren  dat  leven  sine 
marcheles  moeder  en  vader 
onse  here  dede  algader 
sente  peter  doeptel  ontfoen 
er  en  moeder  seiden  hem  sasi 
n  haeren  wert 
arciael  bleef  mit 
doe  was  ont 


(d)  mettien  LXXII  anderen 

na  dat  onse  here  was  ghevaren 
te  bemel  so  volghedi  twaren 
in  e0en  doen  sente  peter  na 
bi  was  sijn  maech  als  ic  versta 
alse  peter  hadde  langhe  stont 
ghemaict  te  romen  sijn  leren  cont 
wert  hem  gebot  Tan  gode  bekent 
dat  b*  marcialen  sent 
ten  gallen  wert  hi  te  bant 
met  .n.  papen  heeft  wech  gesant 
die  een  paep  heeft  die  doet  ontfaen 
en  marciael  keerde  te  romen  säen 
efi  seit  sente  peter  die  he  gaf 
mit  bem  te  dragen  sinen  staf 
eil  seide  hem  also  houde 
dat  bine  daer  mede  noept  hi  soade 
die  doden  in  live  doen  opstaen 
SMreiael  heeft  also  gedaea 


eS  bevet  sinen  geselle  T^wect 
voert  hi  mit  hem  hene  trect 
te  limogen  wert  in  dat  lant 
d^  hi  gods  dienst  in  dede  bekaat 
mit  woerden  en  mit  myracle  grot 
Hede  vVect  hi  van  d^  doet 
daer  hem  veel  liede  bekeerdea  bi 
binnen  limogen  so  qnam  bi 
d^  en  herberge  (sie!)  een  edel  ttouv 
in  wies  bnys  van  allen  ronwe 
hi  ene  ziehen  te  bant  ghenas 
die  in  freneeien  was 
w^  bi  die  vronwe  mit  al  deo  baren 
haer  doepen  dede  sonder  sparea 
Susanne  biet  dese  vronwe  goet 
doe  ginc  marciael  mitter  spoet 
toten  tempel  der  a^ode 


A.  BISLINQER,  BRUCHSTÜCKE  EINES  NIEDERRHEIN.  GEDICHTES.    441 


^er  sloegenen  die  papen  herde 
en  daden  in  enen  kerker  onwerde 
des  anders  daget  in  sin?  gebede 
quam  die  kerke  grot  clarhede 
sine  bände  braken  die  dnren  ondaden 


al  die  dit  sagen  he  doepsel  baden 
die  papen  die  hem  daden  den  noit 
sioech  die  blikse  alle  doet 
doe  qaamen  tot  marciael  gelopen 
die  liede.  bi  groten  hopen 

A.  BIRUNGER. 


fcRUCH8TÜCKE  EINES  UNBEKANNTEN  NIEDER- 

RHEINISCHEN  GEDICHTES. 


Die  nachfolgenden  Bruchstttcke  verdanke  ich  der  Gefklligkeit  des 
lerm  Archivrath  HarleO  zu  Düsseldorf.  Sie  bilden  den  untern  Streifen 
ioes  Pergamentdoppelblattesy  welches,  zweispaltig,  im  14.  Jahrhundert 
"Schrieben  ist  Die  Sprache  ist  niederrheinisch,  und  am  Niederrhein 
(t  auch,  wie  die  Reime  beweisen,  das  Oedicht  verfaßt,  welches  näher 
o  bestimmen  mir  nicht  gelungen  ist. 

BONN.  k.  BIBLINQER. 


^)  si  lAgen  wie  zu  in  her  af 
ejn  sehif  zö  deme  Stade  vlois 
gar  wal  in  der  maissen  groia 
dat  it  fli  mochte  inthalden 
si  leissens  got  walden 
ind  traden  Trolich  in  dat  scbif 
Bnnder  alles  rüders  grif 
ojn  stören  snnder  rügen 
wolde  in  got  dat  Tngen 
als  he  yermach  so  he  wil 
dat  si  des  wassers  lange  sil 


L^)  want  he  hadde  wal  vemomen 
ir  knnst  in  deme  geiste 
wie  he  mochte  aller  meiste 
sns  ilde  he  bis  he  si  sach 
na  groissen.  vrolich  he  sprach 
^n  moisse  got  der  herre  myn 
gebenediet  Tmmer  syn 
de  wal  na  mynes  herzen  gir 
ach  na  hait  gewiset  mir 
oaeh  gaf  mir  got  de  Temüft 
dat  iah  tot  witte  are  kfimst 


(1*)  welch  .... 

ind  wie  du  hais  as  gelesen 

an  dügeden  ey  dat  beste 

mit  reynicheit  der  Teste 

der  edele  godes  degen  sprach 

als  ym  syn  soisse  herze  lach  (1*  jach) 

leyae  brudere  myn  an  gode 

an  mynes  herzen  gebode 

gar  cleyne  hayn  ich  gewort 

doch  han  ich  myne  got  gevort 

ind  gemynnet  al  so  tu 

als  ich  ach  na  sagen  wil 


(l**)  also  getraelichen  wal 

sin  engele  mich  bedachten 
dat  si  mir  her  brachten 
na  aller  lost  myn  spise 
ich  was  dan  af  so  wise 
want  mir  got  in  manger  stunt 
tU  der  dynge  machte  kant 
de  he  begeync  he  ind  da 
eyn  eaipel  «taut  ey  hl  myr  na. 


442 


B.  GREIFF,  NEIN  UND  JA. 


de  troiste  inde  leirde  mich 
van  mange  djnge  hejinelicli 

(2*)  vil  is  onch  onbescfareTen 
dat  wirt  onch  Ternamen  da 
in  deme  lande  thebaida 
ind  over  dat  grois  egipten  lant 
mangen  godes  wigant 
Saigon  wur  mit  dogeden  wal  behut 
dat  onch  zu  hören  were  gut 
ind  we  mochte  it  behalden 
vn  sageden  de  alden 
vedere  de  wir  saigen 
it  lege  in  eyner  lagen 

{"2^)  an  eyner  nederlagen 
an  eynes  berges  liden 
dnrch  de  afriden 
zoich  sich  np  in  der  nacht 
eyn  bitter  dunst  mit  groisser  macht 
der  nevel  was  van  sal 
als  dar  np  quam  der  %xmne  schin 
zu  dale  sich  der  nevel  He 
ind  als  de  sunne  ym  zo  gie 
mit  irme  scharpen  Mehle 
so  wart  der  nevel  dichte  (?) 


(2*^)  qnamen  in  ejn  bruch 
me  rasten  gmnt 
yns  michel  noit  kunt 
dar  over  solden  waden 
es  begont  haden 
in  qnamen 
wir  vemamen 
groislichen  val 
sunken  hjn  zu  dal 
huffe  sunder  spot 
lejuen  herren  got 

(2^)  an  vlejn  wal  zeyn  milen 
in  den  wir  cleyne  rueden 
80  sere  si  uns  moeden 
vil  kume  wir  des  entgeyngcn 
dat  si  uns  neit  en  vejngen 
BUS  loiste  ans  got  van  der  noit 
de  seiste  angest  sich  uns  erboit 
dat  geschach  up  eyme  se 
wir  waren  komen  dar  nei  me 
ind  waenden  uns  vil  wal  beware 
du  wir  over  solden  varen 


NEIN  UND  JA. 


Nein  und  Ja 

sunt  duo  contraria. 

nein  ist  gern  allain^ 

allain  pringt  chain  fräd  in  der  gemain^ 

aber  Ja  pringt  in  miLsica 

vil  gaudia. 

ja  ist  geren  in  eren  pey  den  leutten, 

nein  allain  tuet  laid  bedeutten. 

ja  in  armuot 

geit  dannoch  hohen  muot, 

aber  nein 

geit  freuden  klain. 

nein  mit  gro&em-gell 

will  verzagen  aufi  -^j^vXfem  nääX\ 


K.  BARTSCH,  BRUCHSTÜCK  VON  WOLFRAMS  WILL£lHALM.         434 

ja  in  melodya 

erkuchkt  die  eorda. 

aber  nein  will  erstueken  per  suspiria. 

nein  spert  die  scrinia, 

die  da  sind  vol  pecunia. 

nein  lept  alweg  in  avarida, 

nein  ist  alweg  in  melancholia; 

aber  ja  in  laetüia 

hebt  auf  die  precardia 

in  armuot  als  in  abundancta, 

quocirco  auf  das  ja 

ist  genaigt  complexio  sanguinea, 

auf  das  nein  complexio  melancolica. 

ergo  nein  und  ja 

sind  duo  contraria. 

.US  der  Augsburger  Handschrift  XCI,  Bl.  61,  Ende  des  15.  Jahr- 
ts.  B.  GREIFF. 


CHSTÜCK  VON  WOLFRAMS  WILLEHALM. 


lin  Pergamentdoppelblatt  einer  Foliohandschrift  des  14.  Jahr- 
ts,  mit  Bildern,  welche  auf  den  Vorderseiten  die  größere  rechte, 
in  Rückseiten  die  linke  Hälfte  der  Blätter  einnehmen,  enthält 
.  220,  24  —  222,  27  und  235,  15  —  237,  15.  Am  untern  Ende 
reiten  Blattes  steht  XIII^,  es  schloß  also  damit  dje  13.  Lage  der 
chrift,  welche  demnach  Lagen  zu  acht  Blättern  hatte,  und  nicht 
sten  Theil,  Ulrichs  vom  Türlin  Gedicht,  enthalten  haben  kann, 
prachformen  neigen  zum  Mitteldeutschen.  Ich  bemerke  folgende 
en.  220,  25  vil  fehlt.  27  von  poyen  un  von  andrem  v^smiden. 
ne  =  Inopt.  221,  3.  4  krondes  :  scondes,  10  vuret  her  = 

11  üf  fehlt  =  lopt.  15  waz  her  erbe  teilis  sule  han*  18  ai  = 
19  ieht  hat  das  Bruchstück  =  E,  auch  11  steht  iehet.  22  owi.  . 
t  machtu  todieme.  26  ai^müte.  28  der  künec  fehlt  eu  der. 
T.  irwarp,  10  hete  se  vor.  1 1  unz  es  —  bedroz,  beachtens- 
i  Lesart  15  Oransgy  diu  ueste.  19  beiden  siten.  20  hers 
les  hers,  L.  shei-s.  22  wile  de.  235,  16  mel.  19  de  ors. 
len.  20  siu  sprach  owi.  23  se  =  L.  26  K\t  -=^  ^-^^^ 


444  K.  BARTSCH,  ALTSCHWEDISCHE  SCHBRIBESTERftE. 

28  dem  =  Iz.  29  her  selbe  =  loptz.  236;  4  gaheten  der  knapfeä. 
5  uzem  her,  so  am  besten.  9  de  kanden.  10  de$  wart,  15 
kamende.  17  haUeherlichen.  19  vcn  fehlt  20  (/«n  fehk. 

21  anders.  .  22  da  ingegen.  23  do  fehlt  27  ^cAlrom.  28 
in«n  m£f€.  29  nu  hir  rechen.         30  aäe  de.         237^   1  obr]  <mtk 

2  doz  «e  6t.         3  2ofetm  («nanf.         5  «cAampon^y«.         B  der  ibuiuie: 
nopt  7  stoe  ich.  9  tcAz  met  e  bedtuten.  10  den  zeinc  oci  i 

««{fte  «pr.         11  dach  etstva.         13  dem  tdb. 

K.  BARTSCH.       ' 


ALTSCHWEDISCHE  SCHREffiERVERSE. 


In  einem  lateinischeu  Decretalcodex  des  13.  Jahrhunderts^ 
nach  der  Ansicht  von  Wattenbach,  dem  ich  die  Mittheilung  der  V( 
Terdanke,   in  Italien,  wahrscheinlich  in  Bologna,  geschrieben  ist, 
der  Kölner  Dombibliothek  angehört  (Nr.  130),  finden  sich  unter 
unsinnigen  Federproben,  womit  der  Schreiber  die  untern  Ränder 
Blätter  ausgefbllt  hat*),  auf  Bl.  163  (neuer  Zählung)  folgende 
von  einer  Hand  des  13.  Jahrhunderts  geschriebene  Verse : 

iac  ioet  en  frugha  i  tocerceldet  toasre 
hasnna  lif  tha  wil  iac  cera. 
Ich  lasse  die  Bemerkungen  von  K.  Maurer  dar&ber  folgen.  Aoffallfii 
ist  die  Unsicherheit  im  Genus;  statt  ena  frugha  steht  «n  frugha,  wie 
wenn  frugha  masc.  wäre;  i  waeraddet,  wie  wenn  wendd  neutr.  wiit 
lif  tha,  also  als  fem.  behandelt,  während  es  neutr.  ist  Man  hätte  abi 
anzunehmen,  daß  die  Worte  entweder  von  einem  Schweden  geschrieba 
wurden,  der  im  Auslande  seine  Muttersprache  etwas  vergessen,  oder 
von  einem  Fremden,  der  nur  halb  schwedisch  gelernt  hatte.  Der  Sba 
der  Worte  ist  klar:  'Ich  weiß  eine  Frau  in  der  Welt  seiend,  ihrsD  Lei 
den  will  ich  ehren.*  K.  BARTSCH. 


•)  So  s.  B.  auf  Bl.  162^:  Rambolibani  dum  dum  fron  cum  boUemm  dmaua  ,üt 
m»af   es  soll  wohl  ein  Hexameter  sein),    160^  amdum  hrum  frmbum  htaanm  h^^ 
mroltmiubi  nikuUnüatSmi  höma  gango  toagn,  hiattyra«.  lottdatdaridramtb. 


E.  WELLER,  EIN  LIED  VOM  HEUJOEN  BOCK.  445 


EIN  LIED  VOM  HEILIGEN  ROCK. 


Fliegendes  Blatt  über  den  in  neuerer  Zeit  wieder  besprochenen 
Christi  in  Trier.  Die  Höhe  desselben  ist  11^  die  Breite  1%  Pariser 
Der  Titel  ist  mit  schöner  gothischer  Schrift  gedruckt^  das  Lied 
;  mit  einer  der  sogenannten  Schwabacher  ähnlichen  Schrift.  Das 
r  hat  als  Wasserzeichen  einen  kleinen  Henkelkrag  ^  auf  dessen 
3I  ein  Kreuz  aufrecht  steht  unter  dem  Titel  in  rechter  Ecke  des 
^8  befindet  sich  ein  2^/^  Par.  Zoll  breiter^  3  Zoll  hoher  Holzschnitt; 
Ü  die  sechs  ersten  Strophen  gleich  weit  eingerückt  sind;  die  Zeilen 
bigenden  Strophen  erstrecken  sich  über  die  ganze  Breite  des 
;S;  ihrer  sind  im  Qanzen  27  unabgesetzte.  Jede  Strophe  steht 
ofend  auf  2  oder  Vj^  Zeilen.  Der  Holzschnitt  enthält  in  der  Mitte 
shwebendes  Kreuz^  zu  dessen  Rechten  den  Kock^  welcher  reiche 
3reien  zeigt;  zur  Linken  des  ELreuzes  das  auf  einem  Postament 
ide  Brustbild  des  Bischofs^  wahrscheinlich  Blasius,  einen  Würfel, 
;ebogenes  Schwert ,  einen  Nagel.  Quer  unten  liegt  ein  Bischof 
imus  Bischof  von  Trier?)  mit  übereinander  gelegten  Händen, 
dieser  allgemeinen  Ansicht  folge  hier  der  wörtliche  Text. 

ist  das  lied  von  dem  Rock  vnsers  lieben  herren  Jesu 

christi. 

Vnd  wölt  jr  hören  zu  diser  frist, 

was  zu  Trier  geschehen  ist, 

das  mtigt  jr  hören  geren^ 

vö  dem  Rock  vnsers  herren  Jesu  christ, 

der  zu  Trier  erfunden  ist, 

in  grosser  zucht  vnd  ere. 

Der  edle  Eejser  hochgeboni; 
got  hat  jm  solche  eer  erkom^ 
er  reyt  aus  dem  Niderlande^ 
glaubt  mit  fimff  hundert  mann^ 
rew  vn  leyd  giene  jn  an, 
der  heylige  drey  ktlnig  begerende. 

Oen  Cölen  in  den  Thum  er  kam, 
da  giong  jn  göüiche  rew  an, 
sein  ho&esindt  das  thet  keren, 
gen  der  herbere  also  schon , 
der  edel  Fürst  lobesan, 
der  tracht  nach  got  dem  henmu 


446  £•  WELLEB 

Er  sprach  woll  zu  dem  Custer  zwar, 
schleuß  mir  aoff  thür  vmid  thor, 
in  gottes  namen  gerne, 
die  heyligen  drey  künig  zu  sehen  an, 
sein  hertz  jm  vor  freüoen  pran, 
dem  edlen  keyser  werde. 

Er  trat  wol  in  die  gmffi  hinab, 
zu  der  heyU^en  drey  künig  grab, 
Caspar  was  der  erste, 
Balthasar  ligt  in  der  mitte, 
Melchior  ist  fiir  war  der  dritte, 
zu  nidergang  der  Sunne. 

Der  Keyser  knyet  au£f  seine  knie, 
er  badt  zu  got  dem  herren  hie, 
ein  kunig  bm  ich  auch  geerdt, 
vnnd  zu  einem  Keyser  erweit, 
solich  e^r  hab  ich  doch  got  nie  erzelt, 
als  die  heyligen  drey  Künig  auf  erdt 

In  dem  da  taucht  den  Keyser  zwar, 

der  Engel  brecht  die  potschaffit  an  der  schar, 

in  gottes  namen  geren, 

er  sprach  du  edler  Keyser  werdt, 

merck  was  got  im  dich  begert, 

die  ding  müssen  geschehen. 

Den  rock  den  Maria  gespunnen  hat, 
jrem  kindt  Jesu  christ  dem  höchsten  hört, 
den  mustu  zu  Trier  erheben, 
der  ligt  bey  vnser  lieben  frawen 
in  jrem  altar  wirst  jn  an  schawen , 
Keyser  es  muß  geschehen. 

Verkündt  dem  Babst  behendigklich , 

er  schickt  dir  die  weyl  gantz  vü  reicli, 

Vergebung  peyn  vnd  schulde, 

vier  Cardinell  ziehent  auch  her  mit, 

Keyser  erwtirb  vns  gottes  fridt, 

in  hymel  vnd  auff  erde. 

Indem  der  Keyser  erwacht, 
iretlndtlich  er  an  die  ding  gedacht, 
sein  hertz  das  thet  im  fliessen, 
die  zeher  jm  vber  oie  wang  ab  vielen , 
die  potschafft  jm  vow  dem  En^el  gefiele, 
von  Jesus  Kock  a^xifi  .^tdi«ii. 


KD  LIED  TOM  HEILIGEN  BOCK. 


Er  schreTb  ein  biieff  mit  ejgner  iuuiuiy 
er  thet  iem  Babst  die  ding  bdumt, 
auß  Engeb  mnndt  soff  erden , 
Er  sprach  hey liger  vater  werdt, 
merck  was  gol  an  vns  begert, 
hilff  mir  sein  ere  zn  meren. 

Als  bald  der  Babst  den  Brieff  an  sach, 
mit  fireüden  er  von  hertxen  sprach, 
keinem  Kejser  ist  Tor  mir  geschehen, 
O  herr  ewiger  milter  got, 
hast  gelitten  for  yns  grossen  spot, 
durch  ynsem  willen  aoff  erden. 

Der  Babst  sich  gar  gütlich  bedacht, 
was  ein  irdischer  got  Termocht: 
Vergebung  pevn  vfi  schulde, 
schickt  er  aem  edlen  keyser  werdt, 
als  sein  der  engel  hat  begert, 
vnd  erwarb  vns  gottes  hulde. 

Sie  zugen  gen  Cölen  auff  der  fart, 
der  kejser  der  potschafft  mit  eren  wart, 
die  sechs  Churrarsten  mit  freude, 
vil  Ritter  vnd  Graffen  ui  hohen  eren, 
lobten  den  Künig  hymels  vnd  erden, 
vnd  den  firummen  Keyser  werde. 

Sie  zugen  gen  Trier  zu  vnser  frawen, 
da  thetens  den  altar  an  schawen, 
ein  grosses  zeychen  wardt  gesehen, 
funffitzehen  kertzen  liecht  sach  man  prinnen, 
niemants  west  von  wann  sie  warn  knmmen, 
Air  war  es  ist  geschehen. 

Der  Bischoff  von  Cölen  thet  brechen  an, 

ein  eckstein  er  auß  dem  altar  gewan, 

das  gewelb  das  was  erhoben, 

er  fandt  mer  truhen  darinnen  zwar, 

in  der  ein  bessers  beytumb  (1.  heyltumb)  war, 

darauff  mit  eren  geschriben. 

Sie  funden  den  Kock  des  herm  Jesu  christ, 

der  mit  dem  plut  vberrunnen  ist, 

als  es  newlich  geschehen  were, 

sie  waynten  all  auß  hertzen  grundt, 

vnd  dancken  got  des  reychen  fundt; 

die  Fürsten  vnd  der  Keyser  werde. 


448  £•  WELLER,  BIN  LIED  VOM  BBILiaEM  SOCK. 

Sie  funden  der  wttrffel  auch  darmit; 
da  die  Juden  spilten  nach  jrem  sit, 
ymb  Jesus  Rock  auff  erden, 
daran  mit  plut  vmbsprengt  ist, 
sie  danckten  dem  lejden  Jesu  christ, 
der  Kttnigin  hymels  vnd  erden. 

Man  gab  den  Rock  dem  Eejser  an  sein  arm, 

jnn  thet  gottes  lejden  seer  erbarm, 

er  waynet  von  hertzen  sere, 

ynnd  sprach  herr  Jesu  schöpffer  werdt, 

seyt  du  mein  darzu  hast  begert, 

him  mir  meren  dein  ere. 

Der  Eeyser  fandt  ein  buch  zu  stundt, 

das  sein  kein  IMrst  nit  lesen  kundt, 

dann  der  frum  Eeyser  werde, 

er  pflag  sein  biß  an  den  dritten  tag, 

götliche  ding  er  vor  jm  sach, 

er  behielts  mit  grosser  ere« 

Da  man  das  Sanctus  thet  heben  an, 
ein  groß  mirackel  solt  jr  verstau, 
Maria  hemet  zu  dem  rock  auß  brach, 
ein  güldene  zettel  dar  an  wäre, 
darinn  Jesu  christ  entpfangen  warde , 
gebom  an  der  weynacht  nacht 

Das  schickt  man  gen  Ach  zu  vnser  frawen, 
da  werden  es  Schwester  vnd  brttder  an  schawen , 
in  dem  namen  vnser  heben  frawen, 
die  priesterschafft  mit  grossen  eren, 
lobten  den  Eünig  hymels  vnd  erden, 
vnd  vnser  liebe  nrawen. 

Die  von  Trier  hüben  zu  bitten  an, 

betten  den  Eeyser  (ur  ein  heyligen  man, 

er  solt  den  Rock  da  lassen, 

weyl  sie  lebten  auf  dieser  erdt, 

das  danck  wir  got  seiner  marter  werd, 

vnd  dem  frumen  Eeyser  mit  eren. 

Der  Eeyser  gab  antwort  auß  seinem  mundt, 

den  Rock  ich  euch  in  eren  vergundt, 

ich  laß  in  hie  zu  lone, 

wann  ich  sein  zu  der  weit  bedarff, 

er  hat  von  got  gro&ae  kx^fl^, 

behalten!  nur  ya  «c^koue. 


FSüCK,  ZVB  DEUT3CHEN  OfiTSNAMESFOESCHl 

Ea  ist  geschehen  am  achten  tag, 
nach  vnsers  heireo  fronleychnamßtag, 
ist  worden  der  Rock  erhoben, 
ist  gelegen  bey  vierzehen  hundert  Jar, 
das  sein  kein  man  nie  hat  genuinen  war, 
daoD  der  frum  Keyser  hochgeboren, 

WanB  eim  Biechoff  war  es  vor  verkondt, 

der  hette  von  got  kein  rechten  gnindt, 

der  heylige  geyst  mit  eren, 

faats  dem  edlen  Keyser  do  er  spat, 

zu  Cühi  von  den  heyligen  drey  Ktlmg  betracht, 

sie  thetena  groß  lohen  vnd  eren. 

Da  edler  Keyser  hoch  geboren, 

got  hat  dir  sollich  eer  erkoren, 

du  erwarbst  vns  gottes  hulde, 

die  freud  der  ewigen  seligkeyt: 

das  wir  taylhaffüg  werden  Jesus  kleydt, 

sprecht  Amen  das  geschehe. 

Ohne  Angabe  des  Drackortes  und  Jahres,  sicher  von  1512.  Früher 
im  Besitz  des  verstorbenen  Antiquars  Schreiber  eu  NOroberg. 


KLEINE  BEITRÄGE  ZUR  DEUTSCHEN  ORTS- 

NAIIENFORSCHUNG. 


1.  Es  ist  bekannt,  daU  manche  Berge  von  vorliherfileß enden 
Wässern  ihren  Namen  erhalten  haben,  z.  B.  der  Kiuaenberg  in  Baden 
(Cusflinberc)  von  der  vorttberflielienden  Kiißjuich  oder  Kussach  (Cus- 
»ttcfa  tind  CuBsenach),  So  hat  auch  der  viel  umdeutete  TeclAerg  bei 
Kirchheim  in  Württemberg  von  einem  kleinen,  an  ihm  henmterrinnen- 
den  Bfichlein,  der  Teck  (gesprochen  Deck),  den  Namen  erhalten.  Die 
Biteste  Schreibung  vom  Jahre  1152  lautet  Theece,  was  auf  Techeke, 
Tathaha,  Dohlenbach,  zurückfuhren  dürfle. 

2.  Der  Name  unserer  Stadt  Aalen  und  des  Aiiümdu  wird  auf  den 
an  jener  Stadt  vorüberöießenden  Bach  Aal  zurückzuführen  sein,  welch 
letzterer  aus  dem   Bergwalde  ÄaUmeh  fließt.    Der  nfimUche  BachoMM^^ 
begegnet  uns  im  Ortsnamen  AUdorf  0/A  Hall,  das  im  J.  856  Ah^^^^^ 

^  luid   später  Alechdotf  geschrieben  ist.   Kausler  W.  Urk.  1,  404  ^^^^^H 

H        eXKMÄNU.  Htm  Blit  V.  irm.)  Jtiat.  %  ^^^^H 


450  M,  BUCE 

und  nr.  115,  Es  Hegt  aber  dieses  Alsdorf  (jetzt  AltdorO  an  dem  AAlm- 
hack.  Diesem  OrtsDamen  ähnlich  gieng  Aulendorf  aus  AUckdorf  hervor. 
Im  Necr.  Wing,  heißt  es  Ahyedwf,  im  Über  decim.  pro  pupti 
J.  1275  Ah}ed(yrf,  im  J.  1297  Alidorf,  daun  AuUdorf,  Äulendorf.  D« 
das  lange  mhd.  ä  zu  au,  jetzt  a,  geworden,  spricht  daa  Volk:  ä]. 
husch,  alsdorf.  Dem  Hllgel  gegenüber,  auf  dem  Aulendorf  liegt,  findet 
sich  nur  durch  die  Schüssen  (in  älteren  Schriften  Schusaach)  gotreont, 
der  Ahknherg.  Auf  zwei  einandor  gegenüberliegenden  Hügeln,  zwischen 
denen  der  Siüzbach  dem  Federsee  zufließt,  liegen  die  Dürfer  Aklr* 
(im  J.  1265  Ahelon)  und  Odenahlen  O.  A.  Riedlingen.  Letztere  werden 
jedoch  nicht  aU,  sondern  siSs  ausgesprochen.  Aber  auch  der  Ahlenberg 
bei  Aulendorf  wird  nicht  älaborg,  soudern  äbborg  genannt.  Wir  haben 
in  Schwaben  mehrere  bewaldete  Berge,  die  Ahlenberg  lioiUen  z.  B.  in 
Revier  Nattheim,  im  R.  Schülzburg,  dann  einen  Wald  Ahlenbrand  bei 
Ochsenhausen,  einen  Wald  Ahlenfeld  n.  fl.  w.,  gleichwohl  wage  icb  du« 
langen  a  wegen  niclit  an  alak  eilva,  templum,  anzuknüpfen. 

3.  Die  Ortsnamen  auf  -em,  -am,  z.  B.  Zeitlam,  in  deren  Endsilbe 
Manche  das  alte  arin  =  pavimentum  erkennen  wollen,  betrachte  idi 
als  Dativi  plurales  von  Namen  auf  -ari.  Beispielshalber  ist  mir  ZeitUni 
=  ai  den  zidclarun,  bei  den  Zoidlem,  Wildbienenzüchtem,  wie  es  deroi 
gerade  in  Baiem  viele  gab.  Demgemäß  betrachte  ich  Pechlam  ala  den 
Ort  bei  den  Harzgewinuem ,  Cl^ttßirun  bei  den  Zangenmacbem,  Ona- 
aamn  =  bei  den  Kloster  knechten,  Fnimara  ^^  bei  den  DieosUeiiteii. 
Die  alte  Piuralendung  -ara,  wie  sie  z.  B.  in  der  Stelle  vorkommt: 
convenientia  Attonis  cum  viria,  qui  vocantur  Mokingara,  findet  sich 
in  Ortsnamen  wiederholt.  Ich  erinnere  an  Tannara  (J.  i^^),  Tatmanu 
(J.  849),  daa  nichta  anderes  bedeuten  kann,  als  bei  den  Männern  an 
Tann.  So  sind  dann  die  Männer  an  der  Zusam  die  zuaemara,  wober 
ZusmarabauBen  (J.  892  Zusemarohusun).  Ganz  so  verstehe  ich  Kandent 
in  Baden  (im  8.  Jabrh.  Cantara)  als  die  Manner  am  Berge  K&ndeo. 
Vgl.  12.  Jabrh.   a  platano  tu  monte  Kanden   uscgue  (Badonia  2,  320). 

4,  Es  ist  auffallend,  wie  häufig  in  Schwaben  Schtllmberg«  mA 
HitmmeJherge  zu  treffen  sind.  Erstere  brachte  man  mit  dem  8ekdtk 
zusammen  (Steub)  und  tut  einige  mag  das  auch  richtig  sein.  Da  je- 
doch die  Zahl  der  Schellcuberge  ungewöhnlich  groß  ist,  auch  anden 
Zusammen  Setzungen,  wie:  Schellenfeld,  Sckellenbrunnen, 
nobcnbcr  vorkommen,  so  muß  an  ein  Thier  gedacht 
Volksleben  eine  Rolle  spielt,  und  das  ist  der  Hengst 
spricht   der  Faaelatier,   schwäbisch   der  Hwiitnel.    Schell 

ditid  die  ^eiueinca  F-iseUhiere  Act  ßaa(rt6t«&ft ,  öaa 


ZUK  DEUTSCHEN  ORTSNAMENFORSCHÜNG.  451 

bau  weniger  gut  eignen,  auf  der  Bergwaide  (in  bueo).  Die  genannten 
Berge  bedeuten  also  Roßherg  und  Farrenherg,  und  damit  stimmt  es 
ituch  überein ^  daß  die  Schellenberge  und  Hummelberge  häufig  jetzt 
noch  Gemeinmerk  sind. 

5.  Da  ich  in  meiner  Jugend  das  Vieh  hütete  und  die  EUrtensprache 

«ns  unverftdschten  Quellen  geschöpft  habe,  erlaube  ich  mir  darauf  auf- . 

merksam  zu  machen,   daß   man   die  Viehstelle,   d.  h.  den  eingehegten 

Platz,   auf  den  man  nachtüber  das  Vieh  zusammentreibt,  HungerplcUz 

flennt,  weil  das  Vieh   nichts  zu  fressen  bekommt.    Solche  ^Stellinen** 

oder  Hungerplätze  werden  nach  der  Ortlichkeit  bestimmt,  auf  der  sie 

Segen.    Daher  gibt  es  Hungerbühl,   Hungerberg,  Hungerbavm,   Hunger- 

^>runnen,  Hungerlache,  Hungergasse  u.  s.  w.  Daher  liegt  z.  B.  der  hunger- 

^ühel  neben  dem  vchtban  zu  Beihingen,   Mone  Zeitschr.  17,  88,   und 

Qt  der  Sache  nach  dasselbe  was  Steüebühl,  Stellebaum,  SteUeacker,  SteU- 

fuhea  u.  s.  w.   Die  Hungerjahre  haben  mit  unserem  Hirtenausdrucke 

Surchaus  nichts  zu  schaffen,  sie  sind  nur  aus  Mißverständniss  zur  £r- 

därung  gebraucht  worden,  wie   zu  Münster  und  Merians  Zeiten  die 

Figuren  der  Stadtwappen  zur  Erklärung  der  Ortsnamen. 

6.  In  Oberschwaben  werden  fiir  sumpfige  Thalörtlichkeiten  mehrere 
bestimmende  Wörter  gebraucht,  die  ich  anderwärts  selten  oder  gar 
nicht  vorfinde.  So  heißt  der  ^ ori  Durbe,  woher  das  in  einem  Torfried 
liegende  Dürbheim  (J.  791  Dirboheim)  im  Schwarzwald.  Daher  Turben- 
thal  (Tnrbatun).  Es  ist  das  in  der  lex  alem.  vorkommende  zurfodi, 
der  Wasen.  Ein  anderes,  jetzt  nicht  mehr  verstandenes  Wort  fiir  feines 
Wurzelwerk  ist:  Fetzach,  Fitzach,  woher  die  Flarnamen:  Fetzach, 
Petzachweiher,  Fetzachgraben,  Fetzenried,  Fitzenriedle.  Ein  altes  ab- 
gegangenes Vahsriet  (Mone  1,  321)  gehört  jedenfalls  in  die  Nähe.  Ein 
drittes  Wort  heißt  Faudach,  Fadach,  mir  scheint  es  aus  Flaudach  ent- 
standen; ein  Verhältniss  wie  zwischen  Fachs  und  Flachs,  zwischen 
Federwisch  und  Flederwisch  u.  s.  w.  Dem  Worte  begegnete  ich  bis 
jetzt  nur  in  Zwingers  Kräuterbuch  1696  S.  784:  ^(eine  Wurzel)  zu- 
sammengedrungen  und  durcheinandergefiochten  wie  die  Pfuden  oder 
Wdsen  in  den  Weyhem."  An  dieses  wird  sich  Feder  in  Federsee  etc. 
anreihen,  das  nach  der  Lage  des  Sees  nur  Torf  bedeuten  kann.  Der 
Federbach  bei  Steinhausen  rinnt  gleichfalls  aus  einem  Moore.  Hieher 
rechne  ich  das  falsch  gelesene  Phedarhaun  (richtig  Phedarheim  Neug. 
nr.  193),  cBe  Phetemawe  bei  Marchthal  J.  1215.  Ob  nachstehende  auch 
hieher  passen,  weiß  ich  nicht. 

J.  1241  Pheterhusen  Mone  4,  226;  J.  1313  Pfetermvln  ib.  5,  454; 
Federbach,  Zaberfeld ;  Federburger  (Weingäxten)  bei  RÄvenabur^-^  Föder- 


452 


G.  L.  ERIEGK 


back,    Zufluß    der  Leiu   (Rocher);   Feda-hoachen   bei  Qoldbui^haoMn 
Federsee  bei  Hermaringen;  Fed^rsee  bei  Reutlingen;  die  Lcstmg  Phedei 
aee  bei  Kausler  W.  U.  1,  82  muß  falsch  sein,   ebi  ee  lit'st  man  nie 
Bo  alten  Urkunden,    es  wird  wohl  eo  heißen    sollen.    Federl^mad  I 
Echterdingen  u,  a.  w. 

Ein  anderes  Suinpfwort  ist  die  Mük.  Im  Schwarzwald  heiß« 
die  Waldsurapfe  so.  Miß-waster  ist  der  Moorabfluß.  Daher  Semrn^ 
Rohtniß,  Stnmjmiiß,  Leimüsei-hang,  Brtichmiß  U.  a.  w.  In  den  Wetitl 
1,  386  findet  eich  J.  140Ü  eine  öeklmiiaae,  was  nicht  von  Ol  ^=  oIe< 
sondern  von  el  ^  il,  ilmc,  Ulme  bestitiinit  ist,  woher  das  in  Ob« 
Schwaben  mehrfach  vorkommende  Ökckwang  kommt.  M.  BDCI. 


ÜEBER  DIE  WÖRTER  BUWEDING  UND  BUBECK 

In  der  Geschichte  der  älteren  deutschen  Städteverfassim^n  ijül 
das  Wort  Buweding  keine  unbedeutende  Rolle,  und  doch  steht 
Begriff  noch  immer  nicht  fest.  Ich  glaube  zu  dieser  Begrtffsbestimniuiii 
einen  Beitrag  tiefem  zu  können,  muli  jedoch  hierzu  etwas  weiter  an* 
holen  und  zuerst  über  ein  anderes  Wort  handeln. 

Im  Mittelalter  gab  es  unter  den  Bäckern  eine  besondero  Ab 
tbeilung,  deren  Mitglieder  den  Namen  Buwebecken  oder  Babeckei 
ßlhrten.  In  den  Fraukiurter  Bäckergesetzen  von  1377  (Bocbmer  p.  749 
wird  derselben  in  der  Weise  gedacht,  daß  sie,  zum  Unterschied 
den  übrigen  Bäckern,  keine  Schweine  halten  durften:  „Und  wer  bnw 
(so  heißt  es  im  Original,  Boehmer  hat  statt  dessen  i^schlich  geleW 
vuwe)  hecket  und  nicht  anders,  der  sal  kein  swine  halden."  Wi 
unter  dieser  Classe  von  Bäckern  zu  verstehen  sei,  war  bisher  ookUi 
Das  Frankfurter  Stadtarchiv  gewährt  jedoch  eine  vollständige  Aul 
klärung  hierüber.  In  diesem  linden  sich  nämlich  zwei  Ordnungea 
die  Bäcker  von  1439  und  von  1500,  von  welchen  die  erstere  ^di 
ordenung  des  brnitkunffes",  die  andere  „die  ordenung  uff  den 
backe"  betitelt  ist.  In  diesen  beiden  Ordnungen  werden  zwei  ArU 
Brod  aufgestellt,  nämlich  solches,  das  die  Leute  „sich  ins  huO 
laiUen",  und  solches,  das  die  Bäcker  „inne  iren  huscn  vnd  off 
broitmargkt  vmb  gelt  virkeuffen".  In  der  das  erstere  Brod  bctrofl 
Ordnung  von  1600  heißt  es:  „Ziun  ersten  die  urdoatuig 
bsckeas  bait  der  Bat  geoideüit,  ig^vx^'M.  '^u\  -«%  i«&fd«Bäf 


ÜBER  DIE  WÖRTER  BL'WEDING  UND  BUßECK.  453 

lep  becker  alhie  zu  Frauckenfort  eynem  iglichea  burger,  der  deß 

eyne  sommern  oder  ein  halb   achtel   oder  eyn  achtel  meles  in 

a  hnß  backen   sol  vierpfundige  Icybe   guts  gebackens  brote  uff  daß 

iwicht;" auch  solle  jeder  Biicker,   von  welchem  mao  dieß  be- 

ihre,  jedem  Bürger  „eyne  mele  inne  aynem  huU  zu  buteln,  den  deicke 
I  machen  vnd  darnach  heym  in  daß  backchuß  zu  tragen  vnd  zu 
in  durch  sich  selbst  oder  eyne  knocht  vngoweigert  zu  thun  schuldig 
b",  wofür  er  24  alte  Heller  als  Lohn  erhalten  solle.  „Auch  sol  der 
Ksker  inne  bubecken  keynen  leyb  brots  anders  backen  dan  zu  vier 
fanden. "  Nachdem  diese  Vorordnung  erlassen  worden  war,  machte 
jr  Rath  mehrere  Jahre  später  bekannt,  er  habe  „etliche  gemeyne 
iwcbeckhuser"  aufgerichtet  und  dieselben  an  einige  Bäcker  ver- 
ietbet,  welche  die  eidliche  Verpflichtung  übernommen  hätten,  jedem 
Inwohner  „syn  gut,  so  er  ime  gibet,  zuuerbacken,  das  darvß  gut,  vn- 
pwessert,  woil  gebacken  broit  gemacht  werde." 

Hieraus  ergibt  sich,  was  unter  Baubäckem  {Buwebecken)  zu 
rstehen  ist.  Es  sind  diejenigen  Bückor  gemeint,  welche  nicht  zum 
litbieten  und  Verkaufen  Brod  backten,  sondern  lediglich  auf  Bestel- 
ag  von  Einwohnern  und  aus  dem  ihnen  durch  diese  übergebenen 
ehl.  Das  Wort  Buwe  ist  hier  gleichbedeutend  mit  Haus,  und  Biiwe- 
od  ist  das  für  ein  bestimmtes  Haus  gebackcne  Brod,  gerade  wie 
m  in  Frankfurt  noch  jetzt  eine  feinere  Art  von  Wurst,  welche  offen- 
T  fiilher,  nur  wenn  eine  Familie  für  sich  schlachten  lioß,  zubereitet 
irde,  jetzt  aber  auch  von  den  Metzgern  feil  geboten  wird,  Haus- 
twcherwurst  nennt.  Der  Unterschied  zwischen  diesen  zwei  Arten  von 
firod  kommt  schon  1342  vor.  In  den  Statuten  nämlich,  welche  Bischof 
Otto  n  von  WUrzbnrg  damals  machte,  und  die  sich  im  Archiv  des 
tist  Vereines  von  Unterfranken  XI,  2,  78  finden,  wird  zuerst  gesagt; 
^daz  gemischte  brod,  daz  man  hecket  W  den  kauf,  daz  sol  halb  weizzio 
Xtad  halb  ruckin  sin";  nachher  aber  heißt  es:  „Ez  sol  auch  nieman 
Jcein  leybim  brot  vf  den  kauf  backen;  wer  leybim  brot  ezzen  oder 
luben  wil,  der  sol  daz  in  sinera  huse  lazzen  bereiten  und  sol  daz 
aehicken  zu  dem  ofen,  vnd  sol  er  oder  sin  böte  dabi  sin,  bis  daz  ge- 
ltecket."  Auch  gab  es,  wie  wir  gesehen  haben,  schon  im  14,  Jahr- 
'fatmdert  für  jede  dieser  beiden  Brodarten  besondere  Bäcker.  Dieß  hat 
tieh  in  Frankfurt  bis  ins  17.  Jahrhundert  hinein  erhalten.  Noch  im 
Btlrgermeisterbuch  v.  28.  Mai  1639  nllmlieh  kommen  zwei  Mftnuor  vor, 
"welche  „Becker  in  den  zum  Catbarinencloster  gehörigen  BackhäuÜe 
genannt  werden,  und  im  RathsprotokoU  vom  gleichen  Datum  faai 
von  ihnen.-  „Geschwome  Becker  beschweren  5\c\\  "jV»«  i(Jft..T3SÄä 
jpeter  Neaffea^  ßawbeckex  des  Catharmfiudoa^fiia,  Äa.^  '^^«o. 


er  vor, 

aÜe  ä 

m 


454 


G.  L.  KBiEGK 


beckem  (d.  h.  obgleich  sie  bloß  Baubäcker  seien)  Weck  vnd  Bni 
dea  KauSr  zu  backeQ  vergtlostiget  werden  will," 

Bawebrod   oder  Baubrod  ist   also   wörtlich   floviel  als  Ilandmi 
wie  denn  auch  noch  heut  zu  Tage  das  Wort  Bau  flir  Haas  geh 
wird  und  z.  B.  in  Stuttgart  der  Köuigäbau,  in  Fraukfart  der  SasSm 
vorkommt  *)    Aach    werden    im  Mittelalter   an    andcron  Orten 
geradezu  die  Wörter  Hulileib  und  Husbackbrod  gebraucht  D» 
Brod    von    dem   zum    Verkaufe    gebackcnen    verschieden    war,    m  h 
zeichuat  das  Wort  Baubrod  eine   besondere  Art  vod  Brod,   ttnd 
die   gcriugcre  Sorte,    das  Goggcnbrod    oder  Schwarzbrod;    iatm  i 
grolle  Mehrzahl  dee  Volkes  ließ  sich  ihr  Brod  besonders  backen, 
es  wohlfeiler  zu  haben,  während  der    kleinere  reichere  Theil  der  I 
wohner  das  bequemere  Kaufen  beim  Bäcker  vorzog.   Dieser  ümtl 
hat  Mone  (Zeitsehr.  £  d.  Geschichte  des  Oherrheins  18,  66)  veraalal 
eine  andere  Ableitung  des  Wortes  Buwebrod  anzunohmeD,  nÜmTift  I 
durch  Bauembrod  zu  erklären;  was,  falls  Mone  dabei  wirklich  an 
Ableitung  des  Wortes  gedacht  hat,  unrichtig  ist     In  einoni  Scbruli 
der  Stadt  Mainz  an  die  Stadt  Frankfurt  vom  26.  Mai  141 1  wird  ji 
Wort  geradezu  für  identisch  mit  dem  Ausdruck  Roggenbrod  vikUrl 
Der  Rath  von  Mainz  schreibt  nämlich:   er  sei   mit   seinen  Backen  i 
Zwist  geratben,  diese  hätten  lasgesammt  Mainz  verlassen,  und  iladiB^ 
sei  ein  großer  Mangel  an  „bubrode  vnd  an  wiliem  brode"  uutAtanJ 
er  erBUcho    de&halb    den    Frankfurter   Hatli.    ihm    Alles,    wa»   da 
Bäcker  „an  ruckein    und  an  wiUheim  brode"  zu  backen  vennAcib 
zuzusenden.  **) 

Wie  die  Worter  Buwebrod  und  Buwebeckor  glcichbedeatead 
Hauabrod  und  Huusbäcker  sind,  so  könnte  man  auch  den  Aasdnd 
Buwcding  für  identisch  mit  Hausding  halten.  Unter  diesem  kAimtd 
nämlich  die  Gerichtssitzungen  verstanden  sein,  welche  nicht  win 
wohnlich  im  Freien,  sonderu  in  einem  Hause  gebalten  wurden.  So  hi 
Fichard  (Entstehung  der  Reichsstadt  Frankfurt  137)  dir  Sache  M 
standen,  indem  er  Buweding  für  den  Bau,  in  welchem  das  Dtof; 
Gericht  gehalten  worden  sei,  also  l^r  das  Diughaua  oder  Kall 
erklärte.  Er  ist  jedoch  hierbei  in  einen  Irrthum  geratheu^  denn  Bl|* 


*)  Aach  das  Wort  Banmebter,  mit  weloliem  im  MitieUll*r  dw  T< 
Gewerbschaft  n.  dgl/m.  hotitcU  wurde,  be.featol  uITeubai  »oviol  aU 

**)  Vuu  dem  Buiwbroil  rUbrt  wnlirtchoiuliob  wefa  de  ttmoM 
im  miH^UltwlicIiea  Frankfurt  nU  Fiimiliotinuii  - 
aoeb  jetMt  den  Kaniilipnntun«»  Boh' 
mfUler,  welcher  Letztet«  liaraiir 


1 


ÜBER  DIE  WÖBTER  BUWEDING  UND  BUBECK.  455 

ding  kann  nur  auf  das  Gericht  selbst  bezogen  werden,  das  Gerichts- 
haus würde  nicht  so,  sondern  der  Dingbuw  genannt  worden  sein.  Das 
Wort  Banding  hat  überhaupt  fllr  die  Erklärung  seine  großen  Schwierig- 
keiten, so  daß  Haltaus  es  als  ein  dunkeles  und  ihm  selbst  unerklär- 
fiehee  bezeichnet. 

Die  urkundlichen  Hauptstellen,  in  welchen  das  Wort  Buweding 
vorkommt,  sind  folgende.  Bei  Boehmer  (Cod.  65  f.)  bekunden  Schul- 
theiß, Schöffen  und  Rath  von  Frankfurt  im  J.  1238  zwei  Schenkungen, 
ireidie  in  ihrer  Gegenwart  (coram  nobis)  von  Frankfurtern  dem  Kloster 
Haina  gemacht  worden  waren,  und  die  darüber  ausgestellte  Acte  endigt 
mit  den  Worten:  Acta  sunt  hec  coram  nobis  Frankenford  in  mallo, 
quod  a  vulgo  buweding  vocatur,  supradicta  bona  sub  bannum  et 
protectionem  domini  Imperatoris  comprehendendo.  Jene  Schenkungen 
aber  betreffen  Ackerland  in  Seckbach  und  ein  Haus  in  Frankfurt. 

Zwei  andere  Stellen  sind  in  Hontheims  Historia  Trevirensis  I,  392 
und  400  abgedruckt  In  einer  Urkunde  Heinrichs  HI  von  1051  näm- 
lich ist  die  Rede  von  dem,  was  der  Vogt  in  den  verschiedenen  Placitis 
zu  empfangen  hat,  und  da  heißt  es  zum  Schluße:  At  si  villicus  vel 
de  aedificiis  vel  de  agricultura  placitum  ibidem  (in  einem  gewissen 
Caatrum)  habuerit,  nullam  inde  partem  vel  justitiam  quaerat  advocatus; 
aimiliter  et  de  placito,  quod  vocatur  Budineck  (offenbar  ver- 
schrieben flir  Budinck).  In  dieser  Stelle  wird  die  mit  dem  Namen  Bu- 
ding  bezeichnete  Gerichtssitzung  nicht  definiert,  jedoch  neben  der 
Letzteren  und  als  von  ihr  verschieden  eine  vom  Schultheißen  gehaltene 
Gerichtssitzung  erwähnt,  in  welcher  über  Gebäude  und  Ackerbau  ge- 
handelt wird,  und  es  ergibt  sich  hieraus,  daß  nicht  das  Buweding 
allein  diese  zum  Gegenstand  hatte,  daß  also  dasselbe  nicht,  wie  Thomas  *) 
gemeint  hat,  dasjenige  war,  was  man  später  das  Bauamt  und  das 
Ackergericht  nannte. 

Die  andere  Hontheim'sche  Stelle  ist  gleichfalls  einer  Urkunde 
Heinrichs  lU  entnommen,  gehört  jedoch  dem  Jahre  1056  an.  Sie  lautet: 
Si  cujus  bona  vel  praedia  propter  aliquam  culpam  vel  querimoniam  i  n 
placitis  Abbatis,  id  est  Bundingun,  dominicata  vel  publicata 
fiierint,  omnia  Abbatis  erunt,  nisi  bonis  eisdem,  priusquam  vUlici  Ab- 
batis ea  in  custodiam  susceperint,  se  quilibet  temere  intromiserit  De 
bonis  autem,  quae  in  advocatorum  placitis  publicata  fuerint,  duae 
partes  Abbatis,  tercia  vero  pars  in  eodcm  tantum  anno  rerum  aut 
firogum  advocatorum  erit,  postea  vero  nihil  ad  eos  pertinet,  quid  Abbas 


*)  FrMDkfwrter  Annalen  im  Bweiten  Heft  d«ft  kc^\u  ^  ^^tAs^sStss^j^  ^^M^'i^sa!^B^Jtk 
B.  Ktuut  A  99^ 


456  O.  L.  KBIEOK 

inde  disponere  velit    Advocati  autem  servitia  in  ctuübiis^  in  qnibot 
jura  dabuntor,  cum  villicis  et  scavionibus   (den  Schöffen)   accipiant  et 
non  emittant  vel  vendant:  quia  ad  hoc  eis  donantor,  ut,  qaidqmdÄb-  ^-' 
bati  vel  familiae  adversitatis  contigerit^  corrigant  Bei  dieser  Stelle  be 
merkt  Hontheim:  Budingun  erat  judicii  genus  Abbatibos  proprium,  ii 
quo  de  fimdis^   agricolatione  et  re  rustica  colonorumque^   quoB  scare- 
mannos  vocabant,  obsequiis  disceptabatur.  Sic  ex  cartis  Ravingirsbir 
gensis   monasterii    colligitur.     Auch    er   also    denkt   an    eine  Art  tob 
Ackergericht    Die  königliche  Urkunde  selbst  aber  spricht  bestimmt 
bloß  das  Eine  aus,  daß  die  Budinge  die  vom  Abt  veranstalteten  Ge- 
richtssitzungen;  im  Gegensatz  gegen  die  von  den  Vögten   gehaltenen, 
seieU;  und  daß  in  Beiden  über  Ackerland  entschieden  werde. 

In  einer  von  Bodmann  (rheingau:  Alterth.  682)  mitgetheütea 
Urkunde  von  1303  wird  ein  zum  Vogt  eines  Hofes  in  Borch  ernannt« 
Mann  über  die  Grundzinsen ,  das  Ackerland  und  alle  Weinberge  da- 
selbst gesetzt  und  ihm  zugleich  das  Judicium,  quod  vulgariter  dicitor 
buweding  übertragen.  Hier  könnte  man  an  eine  Art  von  Ackergeridit, 
ebenso  gut  aber  auch  an  das  Gericht  überhaupt  denken. 

Im  Schwabenspiegel  (Cap.  312)  wird  das  Budinck  als  das  über 
Ghrundbesitz  sprechende  Gericht  des  Vogtes  dargestellt,  welches  nament- 
lich über  das  Eigenthumsrecht  zu  entscheiden  habe. 

In  Grimms  Weisthümem  kommt  dreimal  (H,  624  f.  III,  371  i 
und  613)  das  Bauding  vor,  und  zwar  in  Weisthümem  des  15.  Jahr- 
hundertS;  sowie  die  Orte  Andernach,  Schlechtenwege  in  Hessen  und 
Heidenheim  im  Ansbachischen  betreffend.  Jedesmal  ist  von  Ackeiiand 
die  Rede.  In  der  einen  Stelle  werden  als  Frevel,  welche  im  Baoding 
zu  richten  seien,  namentlich  Übergriffe  mit  der  Pflugschar  und  mit 
dem  Zaune  sowie  das  Überbauen  angefUhrt,  das  Bauding  selbst  aber 
als  ein  vom  Probst  des  E^osters  Neuberg  (bei  Fulda)  zu  haltendes 
Gericht  bezeichnet.  Auch  in  einer  anderen  Stelle  ist  unter  dem  Baa-  i 
ding  ein  besonderes  vom  Abt  gehaltenes  Gericht  verstanden,  und  ab 
Gegenstände  desselben  werden  die  jährliche  Revision  der  an  Bauen 
verliehenen  Grundstücke  des  Abtes  und  die  Wiederverleihung  derselben 
angegeben,  diese  die  Baudingsrechte  genannt,  sowie  die  Handlung  dis 
Baudingen  und  die  dabei  gehaltenen  Mahle  des  Abtes  die  Bauding»- 
mahle.  Dessenungeachtet  könnte  man  nur  an  der  ersteren  Stelle  das 
Bauding  flir  identisch  mit  einem  Ackergerichte  und  einem  Bauamte 
halten;  an  der  anderen  aber  würde  man  jenes  Wort  nur  mit  Ldien- 
oder  Lehenrevisions-GericVit  Vihet%^\a.eii  küSusven. 

In  allen   oben  ange&Üarten  SV^ea  ääs^ä  \smmjl  \sl^q2^  ^ks<«^  an 
den  Ackerbau  an  und  fttr  bicYi^  «^ä  Viäml^m,  ^«ci^^sfigpSS.  ^^ä^^^^» 


ÜBER  DIE  WÖRTER  BUWEDING  UND  BUBECK.  457 

)uwe  entsprechend^  an  das  Angesiedeltsein  oder  Bewohnen  und  an 
tie  damit  verbundene  Benutzung  der  Ansiedelungsstätte  zu  denken 
laben.  Auch  das  Adjectiv  buwelich  bedeutet  stets  soviel  als  ansässig 
»der  auch  in  bewohnbarem  Zustande  seiend^  und  wird  deßhalb  gar  oft 
iit  hebelich  verbunden  oder  durch  das  Wort  huselich  ersetzt*).  In 
inem  Weisthum  von  1370  (bei  Orimm  1^  438)  heißt  es:  „So  hant  die 
erren  von  Sels  ein  hof  zue  Breitenholz,  wer  uf  demselben  hofe  sitzet 
nwelich  und  heblich  und  sin  eigin  roch  hat,  der  sol  han  suben  ziechen- 
er  vihes  hopt.^  Man  würde  deßhalb  auch  das  Buweding  geradezu 
Ir  das  Gericht  über  die  Colonen  oder  Erblehensbauem  halten  können. 
»o  erscheint  es  auch  in  Mones  Zeitschr.  8,  136,  obgleich  dieser  die 
j^undliche  Stelle  selbst  nicht  mitgetheilt  hat:  nämlich  als  das  aus 
:en  Httbnem  oder  Erblehnbauem  als  Beisitzern  und  ihrem  „Baumeister^ 
der  Vorsteher  zusammengesetzte  Gericht,  neben  welchem  in  derselben 
lemeinde  noch  zwei  Gerichte  für  die  anderen  Gemeindeglieder,  d.  h. 
lie  Markt-  oder  Waldgenossen  und  die  Landsiedel  oder  Zeitpächter 
gestanden  haben  werden.  Jedoch  steht  der  Erklärung  des  Baudings 
Is  eines  Colonengerichtes  die  zuerst  angeführte  Frankfurter  Urkunde 
'on  1238  im  Wege;  denn  diese  handelt  vom  Ackerlande  des  Frank- 
ortischen  Schöffen  Ulricus  Longus  und  vom  Hause  einer  concivis  ge- 
lannten  Frankfurterin,  welche  wahrscheinlich  ebenfalls  einer  schöffen- 
>aren  Familie  angehörte. 

Mit  einander  vereinigen  lassen  sich  alle  urkundlichen  Angaben 
rar  sehr  schwer.  Nitzsch  (Ministerialität  u.  Bürgerthum  S.  85)  nimmt 
Ay  es  habe  neben  den  Gerichten  des  Vogtes  und  des  Schultheißen 
loch  ein  besonderes  herrschaftliches  Gericht  oder  in  Pfalzstädten  ein 
leaonderes  Ho%ericht  über  Angelegenheiten  des  Grundbesitzes  und 
les  Ackerbaues  bestanden,  welches  das  Bauding  d.  i.  das  Gericht 
.ber  den  Ghrundbesitz  und  dessen  Benutzung  geheißen  habe.  Diese 
iLnnahme  findet  aber  auf  das  1238  in  Frankftirt  erwähnte  Bauding 
:eine  Anwendung.  Güterabtretungen  fanden  dort^  wie  1219  ofiiciell 
lUigesprochen  wird  (Boehm.  26),  in  generali  placito  civitatis  coram 
nitetO;  scabinis  universisque  burgensibus  statt  oder,  wie  Schöffen  und 
latb  zuweilen  sich  ausdrückten  (ibid.  94^  118  u.  130),  nobis  prae- 
entibus,  coram  nobis  oder  in  forma  judicii  Franken vordensis  publice. 
n  örtlicher  Hinsicht  geschah  dieß  ante  gradus  ecclesiae,  d.  i.  vor  der 
Slirchenthür  oder  in  einem  Ehester  (Boehm.  57  u.  60,  welche  beide 
^rten  von  Abtretung  eine  donatio  rite  odef  solemniter  celebrata  heißen"^ 


*;  Siebe  die  von  Beben   angeführten  BieWen  xuotot  ^«A\i2i^<c^<^  ^x^«^^ 
MeHcb, 


458        O-  L.  KRIEQK,  ÜBER  DIE  WORTE  BUWEDING  UND  BUBECK. 

Einmal  geschah  es  auch  vor  dem  höfischen  Gericht  des  Bartholomi»- 
StifteSy  welches  im  Frohnhof  gehalten  wurde  (coram  judice  et  scabinii 
in  Fronehove:  ib.  71).  Über  den  letzteren  Act  ertheilten  Schöffen  unj 
Rath  der  Stadt  dann  eine  Bekundung,  bei  welcher  sie  die  Zeugen  und 
die   Schöffen  des   höfischen   Gerichtes  namentlich  anfahrten.     Wann 
derselbe  nicht,   wie  andere  Abtretungen,  vor  dem  Reichs-  und  SUä- 
gericht,  sondern  vor  dem  Dinghofe  des  Bartholomäus-Stiftes  gescbah, 
ist  nicht  klar:   die  geschenkten  Güter  werden  wohl  irgend  eine  Be 
Ziehung  zu  diesem  Stifte  gehabt  haben.  Bei  der  1238  im  Bauding  ge- 
machten Güterschenkung   werden  als   Zeugen  ein  Deutschherren-ho- 
curator  und  vier  Edelleute  genannt ;  die  Bekundimg  darüber  aber  wirl 
von  Schöffen  und  Rath  der  Stadt  ertheilt,  und  zwar  mit  der  y^rVl^wm^ 
daß   die  Sache  vor  demselben  in   derjenigen  Gerichtsstätte  oder  Ge- 
richtssitzung (mallum),  welche  Buweding  genannt  werde,  statt  gefoiidfli 
habe,   und   daß    die    geschenkten   Grundstücke  unter  den  Bann  imd 
Schutz  des  Kaisers  gekommen  seien.  Einen  solchen  Bann   und  Schiti 
konnten    nur  das    Schöffengericht   und  der    Rath    der    Stadt,   wekk 
Namens  des  Kaisers  fungierten,   verleihen,    und  deßhalb  konnte  unter 
dem  Buweding  kein  vom  dortigen  Schöffengericht  verschiedenes  Geriebt 
gemeint  sein.  Es  bleibt  deßhalb  keine  andere  Annahme  übrig,  als  dtfi 
im  vorliegenden  Falle  entweder  Schultheiß,  Schöffen  und  Rath  als  ein 
Bauding    gesprochen    zu    haben    erklärten,    d.   h.    als   eine    über  Ab- 
tretungen von  Grundbesitz  sprechende  Behörde,  oder  daß  —  was  weg&a 
des   Ausdruckes   coram  nobis  Frankenford   in   mallo   etc.    das  Wahr- 
scheinlichere ist  —  das  Bauding  doch  nur  als  eine  bestimmte  Gerichts- 
stätte genannt  ist,  an  welcher  solche  Abtretungen  vorgenommen  oder 
gerichtlich  festgestellt  zu  werden  pflegten.  Indessen  sagt  der  Schwaben- 
Spiegel  (Cap.  311),  die  Übertragung  eines  Grundstückes  an  einen  Fremden 
könne  nur  durch  einen  schriftlichen  Act  sicher  gestellt  werden,  welchff 
von  einem  Bischof,  einem  weltlichen  Fürsten,  einer  Stadt,  einem  Stadtratl 
oder  dem  Landrichter  besiegelt  sei,   oder  endlich  auch    dadurch,  difi 
man  ihn  vor  seinem  Richter  oder  Herren  durch  Zeugen  bekunden  lasse. 
Hiemach  könnte   unter  dem  Frankfurter  Bauding  auch   der  Frohnhof 
verstanden  sein,  dessen  Bescheinigung  nachher  das  Schöffengericht  be- 
kundete. 

Übrigens  leiten  Manche  auch  den  Namen  der  hessischen  Stadt 
Büdingen  davon  her,  daß  dieselbe  auf  der  Stätte  eines  ehemaligen 
Buwedinges  erbaut  worden  sei.  Diese  Herleitung  bedarf  jedoch  offoi- 
bar  noch  einer  sorgfältigen  UTkwxvdlvchQU  Untersuchung. 

FRANKFURT  a.  M.  \it,^.\x.^KaSEßK. 


K.  J.  8CHBÖEB,  EIN  STÄNDBILD  ATTILAS  UND  KRIEMHILDENS.    459 

STANDBILDER  ATTILAS  UND  KRIEM- 

HILDENS(?) 


In  den  Sitzungsberichten  der  philosophisch-historischen  Classe  der 
Icais.  Akademie  der  Wissenschaften  IX.  Band  Seite  660 — 784  theilt 
Dr.  Eduard  Freiherr  von  Sacken  eine  Abhandlung  mit  über:  ^Die 
römische  Stadt  Camunthum,  ihre  Geschichte,  Überreste  und  die  an 
ihrer  Stelle  stehenden  Baudenkmale  des  Mittelalters.^  —  Bei  Beschrei- 
bung des  Wiener  Thores  zu  Heimburg  erwähnt  Sacken  a.  a.  O.  S.  776 
sweier  Bildsäulen,  auf  die  ich  hier  aufmerksam  machen  will:  ,,Neben 
dem  Hauptthore  steht  auf  jeder  Seite  an  den  halbrunden  Vorbauen  in 
einer  Höhe  von  15%  eine  Figur  in  hohem  Relief,  auf  einer  1'  hohen 
Console.  Die  links  dem  Eintretenden  Taf.  XI,  Fig.  3  ist  ein  gerüsteter 
Mann  mit  eng  anliegenden  Beinkleidern  und  kurzem  Rocke  (indusium), 
darüber  das  bis  an  die  halben  Schenkel  reichende  Panzerhemd,  dessen 
Ringgeflecht  deutlich  zu  erkennen  ist;  es  hat  kurze  Armcl.  Der  Panzer- 
kragen umschließt  auch  Hals  und  Kopf,  so  daü  der  obere  Theil  des 
Gesichts  sichtbar  ist;  auf  dem  Kopfe  scheint  der  Mann  einen  Helm  zu 
haben  (es  sieht  aus,  als  hätte  er  bloß  die  Hamischkappe  oder  Turnei- 
haube,  das  dicke  Unterfutter,  das  man  unter  den  schweren  Helmen 
trug);  die  Hände  hält  er  übereinander  gelegt,  wahrscheinlich  hielt  er 
eine  Fahne,  von  deren  Stange  man  noch  ein  Stück  sieht:  oberhalb 
neben  der  Figur  ist  auch  ein  Stück  des  Fahnentuchs  sichtbar.  Die 
Gestalt,  schreitend,  mit  etwas  zurückgebogenem  Leibe,  ist  nicht  ohne 
Bewegung  und  gut  in  der  Proportion.  Die  Figur  (4)  dieser  gegenüber 
ist  jugendlich,  mit  langen  Haaren  und  fliegendem  Gewand,  sich  um- 
sehend, den  Kopf  stark  zurückgebogen.  Sie  ist  so  beschädigt,  daß 
man  kaum  eine  Vermuthung  über  ihre  Bedeutung  wagen  kann;  es 
scheint,  daß  sie  mit  beiden  Händen  etwas  hielt.  —  IJbrigens  sind  die 
Figpiren  so  mit  den  Mauern  verbunden,  daß  sie  nicht  später 
eingesetzt  sciu  können,  sondern  mit  dem  Bau  gleichzeitig  sein 
müssen.^  —  Das  Thor  soll  nun  vom  Jahre  1190  herrühren,  wo  Herzog 
Leopold  VI  die  Stadt  befestigte.  Bemerkenswerth  aber  ist,  was  Sacken 
a.  a.  O.  in  der  Anmerkung  2  von  den  Figuren  sagt:  „Erstere  gilt  beim 

Volk  als  Attila oder  auch als  Winter,  die  andere 

Figur  mit  dem  fliegenden  Gewand  aber  als  Sommer!"  Eine  gute  Ab- 
bildung beider  gibt  Sacken  a.  a.  O.  —  Ich  habe  die  Standbilder  selbst 
bei   einem  Aufenthalte  im   benachbarteüi  ^adL^Qt\.<^  \!)^^^^Sl.Oc^r&^^^s^^^^ 


460    K.  J.  SOHRÖEH,  EIN  STANDBILD  ATTILAS  UND  KRIEMHILDEHS. 

häufig  betrachtet;  die  Eine  Gestalt  macht  den  Eindmck  eines  weib- 
lichen Wesens,  und  wenn  die  andere  beim  Volke  Attila  genannt  wird, 
so  könnte  man  bei  dieser  wohl  an  Kriemhild  denken.  Ein  Bauer  ans 
Hundsheim;  gegen  den  ich  im  Angesicht  der  Standbilder  bemerkte ,  difi 
es  mir  unbegreiflich  ist,  wie  das  Eine  so  verstümmelt  werden  konnte, 
erzählte  mir:  in  seiner  Knabenzeit,  noch  in  den  20er  Jahren,  seien  so 
Pfingsten  alle  Jahr  die  Ejiaben  der  umliegenden  Orte  hieher  gekommeB 
und  hätten  die  Figur  gesteinigt  und  zwar  mit  ziemlich  großen  Stei- 
nen !  —  Da  ist  es  nun  allerdings  denkbar,  daÜ  der  Sandstein  alhnähBck 
zerbröckelt  wurde,  zumal  man  annehmen  kann,  daß  mit  Kies  and 
Granitsteinen  geworfen  wurde;  das  nahe  Donauufer  und  die  nahen 
Gh:'anitsteinbrüche  lieferten  das  Material.  —  Jener  Bauer  wußte  meh 
was  die  Standbilder  vorstellen  sollten.  Der  Gebrauch  des  Steinigeu 
zu  Engsten  beurkundet  aber  mythische  Bedeutung,  die  dem  Einen 
Denkmal  beigelegt  wurde.  Unerklärt  bleibt,  daß  gerade  der  Sommer 
und  nicht  der  Winter  gesteinigt  wurde.  —  Über  das  Steinigen  Ton 
Götterbildern  hat  Simroek  berichtet  in  Wolfs  Zeitschr.  fiir  deutsche 
Mythologie  II,  131,  vgl.  dessen  Mythol.  3.  Aufl.  S.  245.  Neben  der 
Klosterkirche  zu  St  Mathies  bei  Trier  stand  einst  ein  Standbild  der 
Venus  oder  Diana,  die  der  Sage  nach  in  heidnischer  Zeit  weissagte, 
seit  der  Ankunft  des  h.  Eucharius  aber  verstummt  ist  Sie  diente  im 
12.  Jahrb.  als  Zielscheibe  des  Muth willens  und  wallfahrtlichen  Glaubens- 
eifers.  Noch  ein  weiteres  Beispiel,  daß  alte  Götterbilder  mit  Steinoi 
geworfen  wurden,  theilt  Simroek  mit:  ^Beim  Abbruch  der  Kirche  zu 
Antweiler,  Kreis  Euskirchen,  fand  sich  eine  Figur,  welche  die  Vor- 
fahren fiir  einen  Abgott  gehalten  hatten  und  deshalb  die  Spur  an- 
zähliger Steinwürfe  trug.  Unter  anderem  erzählt  man  von  einem 
Pfarrer  des  Orts  der,  so  oft  er  die  Kinder  zur  ersten  h.  Com- 
munion  führte,  mit  ihnen  vor  den  Abgott  hinzog  und  denselben 
steinigen  ließ\ 

Hier  wird  demnach  die  altvolksmäßige  Sitte  zu  einer  feierlidien 
Handlung,  die  mit  der  Aufioahme  in  die  christliche  Gemeinde  in  Ver 
bindting  steht,  ein  Widersagen  den  Göttern,  gleich  den  Teofelsab* 
schwörungen. 

In  'Heimburg  der  alten^  Nibel.  1376  (Lachm.  1316)  findet  sich 
demnach  ein  weiteres  Zeugnis  fbr  diese  Sitte  des  Steinigens  von 
Standbildern,  und  es  wird  wahrscheinlich,  daß  besonders  die  Standbilder 
weiblicher  Gottheiten  in  der  Weise  behandelt  wurden.  Daß  in  Heimbuig 
die  Göttin  als  Sommer  bezeichnet  wurde,  erinnert  an  die  Sitte,  daß  bei 
der  X)arsteilang  des  Kampfea  zm%c^esi  ^o^snü^t  x^sA^yq^t  in  manchen 
^■^n  der  Sommer  als  Frauenzimixict  ^^>k\«ArX\^V 


FR.  X.  WÖBEK,  DEUTSCHE  HANDSCHRIFTEN  IN  PETRONELL.       461 

Es  ist  hiermit  wohl  zu  wenig  Anhaltspunkt  gegeben,  um  der 
kühnen  und  allerdings  ansprechenden  Vermuthung  Raum  zu  geben, 
daß  der  Wiedererbauer  der  alten  Heimburg  um  1190  wirklich  an  die 
Sage  gedacht  haben  könnte,  daß  hier  Attila  und  Kriemhilde  auf  der 
Hochzeitreise  nachteten.  Die  geringste  Kunde  vom  Leben  der  Nibe- 
inngensage  in  Niederösterreich  um  1190  müsste  freilich  willkommen 
sein!  Doch  ist  es  immerhin  schon  merkwürdig  genug,  wenn  gerade 
liier  ein  Steinbild  des  12.  Jahrhunderts  auf  Attila  gedeutet  wird. 
Unvereinbar  ist  diese  Deutung  mit  dem  Sieinigen  des  Standbilds, 
das  auch  hier  stattfand,  und  mit  der  anderen  Deutung,  daß  beide 
Gestalten  den  Sommer  und  Winter  darstellen,  nicht  Auf  Attila  sind 
in  der  Sage  Züge  des  Eriegsgottes  übergegangen,  Helche  oder  Herka 
wird  von  W.  Müller  als  Gemahlin  des  Heru  gedeutet.  Hera  ist  die 
Erdgöttin.  ^In  zweiter  Ehe  vermalte  sich  Attila  mit  Eriemhild,  der 
winterlichen  Erdgöttin."  S.  Simrock  Mythol.  271.  364,  366.  Attila 
der  Nachfolger  Siegfrieds  als  Gemahl  Eriemhildens  wäre  der  Sommer 
und  seine  Gemahlin,  die  zu  Pfingsten  mit  Steinen  geworfen  wird,  eine 
Wintergöttin.  Tritt  ja  Kriemhilde  fiir  Brunhilde  ein,  in  der  ursprüng- 
lich die  in  Winterschlaf  gesunkene,  dann  vom  Sonnengott  geweckte 
Natur  gemeint  war.  K.  J.  SOHRÖER 


DEUTSCHE  HANDSCHRIFTEN  IN  PETRONELL. 


Im  Archive  des  reichsgräflich  Traun'schen  Schloßes  zu  Petronell 
bei  Deutsch-Altenburg  in  Niederösterreich  befinden  sich  unter  den  da- 
selbst aufbewahrten  Handschriften  auch  einige  deutsche.  Ein  Sammel- 
band in  Quart  enthält  u.  a.  auf  34  Blättern  des  16.  Jahrhunderts  ein 
Kochbuch^  anfangend:  Pueben  schinkhn  paches.  Nimb  ungeferlich  auf 
ain  disch  drey  köUen  mit  meel  und  sechs  ayr,  mach  ain  taig  an  u.  s.  w. 
Ein  anderer  Sammelband  des  14.  und  15.  Jahrhunderts  (177  Folio- 
Blätter)  enthält  auf  Bl.  1 — 104^  ein  medicinisches  Kräuterbuch.  Dieser 
Theil  des  Codex  besteht  eigentlich  aus  zwei  in  einander  liegenden  Hss. 
von  ungleichem  Werthe.  Das  Kräuterbuch,  ursprünglich  lateinisch  sehr 
zierlich  auf  altem  Papier  geschrieben,  wurde  im  15.  Jahrh.  von  einem 
Besitzer  der  Hs.  mit  Papier  durchschossen  und  das  Latein  in  bairisch- 
Gsterreichischem  Dialecte  verdeutscht.  Im  lateinischen  Texte  finden 
sich  zahlreiche  Abbildungen  gemalt.  Anfang: 

Circa  infitap«  negocium  in  simpli-     Am  anfang  des  wercks  der  siech- 
dibtiB  medieiniß   nostrum  versatur     ten  meÖL\räv^\  ^^  ^xX.  ^'weÄiX.  "«ss^ 


462        K.  SCHRÖDER,  BRUCHSTÜCKE  VON  GOTTFRIEDS  TRISTAN. 

propositam.  Simplex  antem  me-  frag  waz  doch  sei  di  siecht  me- 
dicina^  qne  talis  est  qualis  est  na-  dicinei,  und  ist  di  antworte  daranf 
tura  producta,  ut  gariofilus,  nux  daz  si  ist  iegleicher  weiz  als  die 
muscata  et  similia.  natur  die  da  frucht  gibt,  als  gariffl, 

Dus  mnscat  und  dergleichen. 
Am  Ende  sind  beide  Texte  defect  Bl.  118 — 177**  folgt  Konrads  von 
Megenberg  Buch  der  Natur,  mit  der  gereimten  Vorrede,  unvollständig. 
Am  Schluße  steht  Amen.  Lampertus  Krip  1482  zu  Menz. 

FR.  X.  WÖBE& 


BRUCHSTÜCKE  EINER  HANDSCHRIFT  VON 

GOTTFRIEDS  TRISTAN. 


In  der  Fragmentenkapsel  des  Kölner  Stadtarchivs  (I,  Nr.  XLIV) 
befinden  sich  zwei  Pergamentblätter  einer  Tristanhandschrift  in  Qroi- 
quart,  aus  dem  13.  Jahrhundert.  Es  waren  die  äußeren  Blätter  einer 
Lage;  das  erste  derselben  umfaßt  V.  15740 — 15903,  das  zweite  V.  165fi2 
bis  16725.  Der  Anfang  lautet: 

wintscaffen  als  ein  ermel  ist 

er  vueget  vfi  suchet  an 

da  maus  an  in  gesüchen  kan 

als  gevuge  vfi  als  wol 

als  er  von  allem  rehte  sol 

erst  allen  herzen  bereit 

ze  dumehte  vii  ze  trugeheit 
Die  Abweichungen   von  Bechsteins  Texte   sind  folgende:   15749 
ofienbare  sein.        50  gevgen.        54  de  san  ir.       55  abr.       66  ane. 
68  abr.       69  companiun.       71  bete.       den  stat.       72  dez  sin  bat 
74  engellant.     75  zem.     80  hete.     im.     85  sine  vude  vfi  sin.     94  sin. 
95  tage  gvügete.       15801  petit  creu.       02  spil  vaaulu.       05  edele. 
08  war  wur  in.       J2  aualun.       14  liep.       15  Vaz  waz.       16  zvein. 
19  steht  zweimal.     20  sin  art.     21  bescriben.     22  in  ein.     24  niemso 
r.  enwiste.     28  nieman.    29  ez  were.     32  danne.     33  lasure.     34  ebene. 
35  als  sconc  in  ein.     36  dekein.     50  keten.     67  betrahten.     76  im. 
82  vD  im  ir  keine.     97  de  wart  abr  do  vrisc  als  e.     15903  sineD.  — 
16563  bi  der  rede.    64  danne.    66  beide,     zim.     67  keinen.     72  micl 
dez.     16610  de  willich.     14  dar  von.     45  zir  —  zir.     52  beidiv  sconen. 
53  hnidan.     66  alleine.     16719  raarmere.    24  allumbe.     25  die. 

^.  SCHRÖDER 


UTTERATUR:  J.  HELFENSTEIN,  A  COMPARATIVE  GRAMBfAR.       463 


LITTERATÜR. 


lelfenitam ,   James:  A  comparative  Grammar  of  the  Teutonic  langaages  etc. 
London   1870.  gr.  8^  XX  und  525  S. 

Deutsche  Waffen  und  deutsches  Wissen  beherrschen  die  Welt.  Selbst  bei 
iseren  Erbfeinden,  der  französischen  Nation,  haben  wir  jüngst  in  den  Werken 
m  Brächet,  Br^  u.  a.  die  Anerkennung  unserer  Wissenschaft  zu  beachten 
id,  sagen  wir,  freundlichst  zu  begrüßen.  Der  uns  so  nah  verwandte  Stamm 
sr  Angelsachsen  hat  schon  früher  neidlos  an  unserer  Forschung  regen  Antheil 
»ommen  und  in  Person  Schüler  des  großen  Brüderpaares  herübergesandt. 
«s  oben  angeführte  Werk  ist  ein  weiterer  erfreulicher  Beweis,  wie  hoch  das 
nseben  deutscher  Sprachforschung  in  England  steht,  und  wie  tief  ihr  Einfluß 
of  dort  gepflogene  Studien  ist.  Das  Werk  iss  das  Resultat  sechsjährigen  rast- 
wen  Fleißes  und  wohl  berechtigt  auf  bedeutsame  Anerkennung  im  angelsäch- 
behen  Lande;  allein  auch  über  dessen  Grenzen  hinaus  wird  es  eine  wohl  zu 
letchtende  Erscheinung  sein.  Es  steht  durchaus  auf  dem  neuesten  Standpunkt 
rinenschafüicher  Forschung,  die  recht  eigentlich  für  diesen  Zweig  eine  „natur- 
rinenschaftliche^  ist  —  eine  Auffassung,  die  selbst  für  das  bigotte  Albion  von 
hrem  Schrecklichen  verloren  haben  dürfte,  seit  unser  dort  eingebürgerter  und 
i^liTerehrter  Landsmann  Max  Müller  in  seinen  Vorlesungen  schon  dieselbe 
eiDen  neuen  Landsleuten  mundgerecht  gemacht  hat.  Wie  tief  eingreifend  diese 
tturwiwenschaftliche  Behandlung  der  Erscheinungen  ist,  zeigte  sich  neuerdings 
>  Scherers  Werk  „Zur  Geschichte  d.  d.  Spr.,^  und  ganz  in  der  jüngsten  Zeit 
t  eine  sehr  interessante  Schrift  von  dem  Arzte  Oskar  Wolf  „Sprache  und  Ohr** 
^•ehienen,  die  in  ihrem  ersten  ans  Philologen  näher  angebenden  Theile  ge- 
ichtige  Untersuchungen  über  die  Laute  auf  der  Uelmholtz*schen  Basis  ver- 
Sentlicht.  Gkinz  diesem  Standpunkt  angemessen  finden  wir  in  unseres  Vfs.  Buch 
nf  der  ersten  Seite  eine  physiologische  Darstellung  der  Laute,  zunächst  der 
ocale,  und  die  Bestimmung  der  Grundvocale  i,  a,  u,  und  zwar: 

i  —  pitcb,  or  inherent  tone  :  D''". 
a  —  pitch,    f,  y,  „     :  B"  flat. 

Erst  seit  Berücksichtigung  der  Arbeiten  von  Joh.  Müller,  Brücke,  Helm- 
olts  u.  a.  ist  eine  wissenschaftliche  Auffassung  der  Lautverhältnisse  in  der 
Uologischen  Welt  möglich  geworden.  Die  Zeiten  der  philosophischen  Con- 
tnictionen,  die  selbst  in  der  Syntax  nur  zum  Theil  ihre  Berechtigung  haben 
logen,  sind  für  jenes  Gebiet  vorüber.  Unseres  Vfs.  Introduction  beginnt  darum 
lit  den  bemerkenswerthen  Worten:  Grammar  describes  the  organisms  of  lan- 
Qages  aa  natural  history  describes  the  organisms  of  natural  objects;  in  ähn- 
^er  Weise,  wenngleich  bei  ganz  anderm  Stoffe,  nennt  A.  Pictet  in  dem  Werke 
Originea  Indo-Europ^ennes^  seine  Arbeit  eine   „paleontologie  linguistique,,. 

Ganz  abgesehen  weiter  von  dem  Verdienst  eigener  Verwerthung  und  Ver- 
'beitung  zeigt  das  Register  der  benutzten  Hilfsmittel,  was  wir  von  dem  Buche 
harten  dürfen.  Die  Namen  Grimm,  Bopp,  Schleicher,  Mdx  Müller,  Marsh  etc. 
<tf  keiner  nennen,  der  damit  nichts  nnzufimgcn  weiß.  Ja,  wie  eingreifend  die 
irkung    deutscher  Geistesarbeit    ist,    zeigt   ferner   die    ohne  weiters    herüber- 


ht  B 


464       LITTEEATUR:  J.  HELFEN8TEIN,  A  COMPARATIVE  QRAMMAK. 

genomiLcne  Terminologie;    denn  es  ist  etwas   überratchendea ,    mitten    im 
liachen  Texte  Wörteni,  wie  Umlaut,  Ablaut,  Brechung  zu  begegnen. 

Unser  Bach   iet  so   reichhaltig  aad   auch   audere,   eongt  nicht  leicht 
aicbtlich  lU  habende  Sprachformeii  darbietend,   wie  z.  B.  die  Formen  des  Lajii 
und  des  Ormulum   bei   der  Darstellung  des  Verbs,  dall  es  auch  jedem  deutitj 
Gelehrten    neben   den  Granmutiken  von  Grimm   und    Kelle    unentbehrlich  | 
wird.  Die   BeBcheidenheit  des  Vfs.,   der  in  der  Vorrede  Bajit:   I  ha»e  erery  rui 
to  feel    anriooa    about    the  fatc   of  iny   book   ist    sehr    liebenswürdig   gegenl 
dem   Werthe    seiner  Arbeit.     Wenn    auch    nicht  eigentlich   neue  Reanltate  il  ^ 
zu  Tag    gefordert    sind,    iet    das   Ganze    doch   in   sofern    neu,    als  es   mit  i 
grüßten  Fleiße,   wie  ichon  bemerkt,  die  wichtigsten  Resultate  neuester  For«eir 
zu   seinem   Stützpunkt    hat    und   in  sofern    allerdinge  verdient,    als    etwa« 
bestens  begrüßt    und   bewillkommt  zu  werden.     Die   IntrodnctioD   schon  ii 
durchaus  selbetaudige  Arbeit  von  bester  Vorbedeutung  für  das  Folgende,  n 
wir  auch  nicht  jeder  Auffassung  des  Vfs.  zustimmen   mügeu,   • 
wohl  von  geringem  Gewicht  —  den  unteratri ebenen  Worten:   This   modiGed  R 
German   diülect,  this  daughtcr   of  the  Aliddle,   and  grand-dangh 
Old  High  German  etc.  Es  mögen  dieli  mehr  geläulige  Bilder  sein  als  eigenll 
bestimmende  ABSchauungcn  des  Vfs.,  da   wir  sonst   kaum   einem   Anadruckt 
gegnen,   der  nicht  mit  der  Wisaensehaft  unserer  Tage  übereinstimmte.    Aneh 
anderem  mögen   einzelne  nicht  ganz  mit  dem  Vf.   zusammengehen,  wie  i.  B> 
dem   Capitel  (S.  408)   über  Reduplication    bezw.   Ablaut,    in  Betreff  deasen 
persDolicIi  mehr  mit  der  scbüncn  Darstellung  UÜfer«  in  dieser  Zeitschrift  (li 
S.  SS4  f.)   als  mit  Scherer  und  Weslphal   es  halten;   allein   echt  wissenschaftlil 
Haltung  wird    man    auch    hier    dem  Buche    nicht    absprechen    dürfen 
Belehrenden    genug    finden.     In   allen   Fällen   ist   die   reiche   Sammlung  von  fi 
spielen  xit  loben.  Übrigens  bietet  das  Buch  noch  mehr  als  die  von  Grimm  oi 
anderen  auch  die  Formen  der  urverwandten  Sprachen,  wie  z.  B.  bei  di 
nation   S.  2ö5   fi'.,    und  ünden   wir  hier  einen  rollständigen  Auszag  aus  SeU 
cbers  Compendium,    sogar    mit   allen   Conjecturen,   wie  t.   B.   bei   dem   AUtI 
Euffii  -at  S.  S73  u.  s.  V.  a.   Einzplne  Äußerungen  werden  andere   bestreiten, 
die  S.  276:    as  to  the   rest  the   locative   has  the  fonctions  of  the  dative, 
diese  Behauptung,  so  nackt  hingestellt,  jedenfalls  viele  Bedenken  erregen  taiä 
So  sind  ferner  ganz  imcb  Schleicher  behandelt  die  Capitel:  suffiies  uaed  in 
formation   of  themes  S.  168   und:   Compurisons  S.  348,   während  saclig«mifl 
dem  Verb  die  Grimmsche  Eintheilung  in  ..starke  und   schwache"    beibebaltan 
unbeschadet  der  auf  Schleichers  Vorgang   beruhenden  Entwickelung  der  eiucl 
Erscheinungen.  —   Als    sehr    reich    und    eingehend   sei   nochmals   die   Lutltl 
erwähnt,  welche  von  S.  20 — 165  behandelt  wird. 

Wir  haben  nur   einzelne  F'unkte  hervorgrhoben,  da  wir  am  Onnien  mi 
auszusetzen    haben.    Noch  beben  wir  ilio  äußenit  übersichtliche  Anordnung 
Stoffes  hervor,   und  von  Seilen  des  Verlegers  dis  aebr  elegante  Ausstattung, 
sie  leider  bei   uns   noch  so  selten  anEiitreA*i'ii   ist.   Wir  möchten  darum   dw  Ba 
dem   deutschen  Publicum  recht  angelegen tlicli sc   empfohlen   haben,  eine  eigcntfHl 
lingubeude  Beurtheilnog  an  anderem  Orte  vorbehaltend. 

FBIEDBEBO  i.  d.  W.,  16.  April  1671.  Dr.  F.  HOLLBB. 


I  eiDgub 


BIBLIOGRAPHISCHE  ÜBERSICHT 

IIEIl 

NUNGEN  AUF  IJEM  GEBIETE  DER  GERMANISCH 
PHILOLOGIE  IM  JAHRE  1871. 

KARL  BARTSCH.«) 


■iff   und   Geachichli 


I  Philologie 


I.   Bartscil,   Karl,   Drei   deutsche   Litterarbistorikcr. 
Germimis  16,  109  —  130.  Koborilwn,  Vilmw  und  Wackemagel. 

5.  Geiger.  —  Bärwald,  H.,  Zur  EnnueruDg  an  hnzarae  Geiger. 
1   der  Frankfurter  Israelit.   Realaehule.  Prankfurt   a.   M.   1871.   4. 
Vgl  ArchiT  fOr  das  Studium  der  nenereo  Spracfaeu  48,  3SS. 
3.  Peacbicr,  Eugene,  LaearaB  Geiger.  Sein  Leben  und  Denken.  Fi 
t.  M.  1871. 

Vgl.  Archiv  fflr  das  filudium  der  noupren  Sprachen  48,  35ö. 
i.  Gemuui,  —  Bartsch,  It.,  Georg  Gottfried  Gervinus. 
Germania  16,  317—261). 

6.  Börard- Varagnac,  Gerrious, 
Journal  des  D^babi,  6.  und  9.  t'eliruar  1673. 

6.  Dove,  A.,  Nachwort  über  Gervinns. 
Im  Neuen  Beicb  1671,  Nr.  13. 

7.  Gosche,  Hichard,   Gcrvinua.   2.  vermehrter   und  vcrbesBcrtcr  Abdruckp] 
63  S.)  Ltipsig  1871.  Teubner.    '/,  Rtblr. 
I      Vgl.  AllgBin.  Liter.  Zeitung  1872,  Nr.  12 ;  WisacusühaftL    Bpilage  der  Leipüj 
img  1871,  Nr.  101. 


8.  Gri 


,   Her 


Charakteristika 


Preuasiarhe  .lahrbücher  1S71,  April. 
9.  Lehmann,    Emil,    G.   G,    Gervinua,     Versuch 
66  8.)  8.    Hamburg  187J.    MeiÜner.    '/g  Btbir. 

LTgl.  Liter.  Coatralbtalt  1871,  Mr.  44;  Saturday  Review  Nr.  834 1  deutache  Ronii 
g  1872,  Nr.  B. 
j      10.  Ranke,  L.  von,  Georg  Gottfried  Gervinua.  Rede  enr  Erbfftinng  derS 
Bften   PlenarversHumlung  der  bistoriachen   CommiBeion  in   München. 
r    HiMoriache  Zeitschrift  14,  134-146. 

11.  R(öder),  G.  0.  Gervinus.    Nekrolog. 
Allgemeine  Zeitnng  1871,  Beilage  Nr.  87.  88, 

12.  Rfickert,   Heinrich,   G.  G.   Gervinus. 
Unsere  Zeit  1871,  Juli,  8.  1—26. 

13.  Babl,  Frani,  G.  G.  Gervinua. 
IHa  OrenBboteu  1873,  S.  62-61.  Anknüpfend  an  Nr.  <J. 

*9  IBt  UnterstOtniiig  meiner  Freunde  K.  Gialsson,  TL.  Möbio-i  und  B.  Ter 
Sea»  T.  (ira.)  J.hrg. 


BIBLIOGRAPHIE  VON  1871. 


14.  Suhinidt,  Juliau,  Gervinns.   Eine   Studie. 
Allgemeino  Zeitung  18T1,  Nr.  147  ff. 

15.  Zelter,  E.,    Georg  Gervinas.    Wortt  iin 
den  20.  Märe   1871  geaprochcu.  8. 

16.  G.  G.  Gervinua. 
r  fUr  liter.   Ustcrbailnng  täTl,  B.  366  f. 


r  Kennmiwi  dar  Oegenwart    1671.  R,  473  I. 


..  B,  (Ul,  73  S.) 


17.  G.  G.  Ge: 
Er^In  zungsblntliAr 

18.  G.G.  Gervinufi. 
Jahrbuch  der  doaUchea  SbnkflBpeaie'Gegellachftft,  6.  J^hrg. 

19.  G.  G.  GerTiDn«. 
Über  Land  und  Mo«r  1871,  Nr.  33. 

20.  Gervinns  und   die   Zeit. 
AllsemeiiiB  Zeitung  1S71,  Beikgs  16d,  8.  3013— ! 6. 

21.  G.G.  GervinuB.  Von  H,  T. 
UIuBtrirto  Zeitoug  Nr.  146-2. 

22.  Braun.  Dr.  Karl,  Gegen  G.G.  Ger 
Dunckcr  und  Humblot. 

23.  Gervinas,  G,  G„  HiBtoriBche  Silmflen.  Nauc  .\usgabe.  ftljt  d 
Nekrolog  von  Prof.  Di.  K,  Böder  in  HcidoJbL-rg  uuil  Gervinua*  BililiUM 
Uerlin   1871.  Brauniiilicr.   1%  Elhlr. 

24.  Grimm,  Jucob.  —  Curtiua,  Goorg,  Jacob  Grimm.  Vortrag  gchi 
am  10.  Febr.  1871  im  GeHandhause  zu  Leiiisig.  8.  (20  S.)  Loip«^  >li 
Hinricha.    'L  Rthlr. 

Äug   Vortrage  cum  Besten  der  deutit^lioii  luvalidoii'. 

25.  CurtiuB,  G.,  Jacob  Grimm. 
Im  Nijueu  Beich   1871,  Nr.  1). 

26.  Zar   Erinnerung   un  Jai:ob   Griium. 
Beilage  des  k,  proußischan  Stnnliiwuieigers  1871,  Nr,  S. 

27.  Holtimaim. —  Rurtach,  K.,  AdiUf  Uoll^mann. 
Gcrmimia  Iß,  243—247. 

28.  Martin,   E.,   Adolf  HoltEUianu. 
ZeiUchrift  f.  d.  Philologie  3,  301—107. 

29.  Adolf  HoltEmuDn. 
Archiv  für  da«  Studium  der  neueren  Sprachen  47,  i-Jl- 2S3.  Aiu  i 

Zeitung  wiederholt. 

.10.  Lassber^.  —  Jan  icke,  K.,  aiir  Gi»chioht«  der  deatoclieD  PUlul 
Ergänzungslilfitler  xur  KennltiiHa  der  Oogenwwt  1871.  S.  209-316.  Anli 

an  I.asabei^  und  Uhlandu  Briefwechsel.  ^ 

31.  Joseph  von  Laesberg  und  Ludwig  Uhland. 
HiatüriBch-politlBche  Bllitter  1S7I,  i.  Heft,  S.  837- 25S, 

32.  Hone.  —  Bartsch,  G.,  FrunK  Joseph  Mone. 
OermaniB  16,  250—252. 
SS.   Franz   Joseph   Moue.   Von  K. 
Freiburger  Kaihol.  KircbBiiblalt  1871,  Nr.  Ifi  IT. 
34.  F.  J.  Mone. 
UnBBre  Zeit  1871,  15.  Heft.  S,  iSS. 
36.  Sande«.  —  8(achBe),  Dr.,  Paniel  Sandw 
IluHtrine  Zeitung  Nr.  14112.   Mit  Portritr. 

36.  Soh&d.  —  Chriftian  Schad.  Nekrolog.  Von  J.  U.  WiA 
Allgemeine  Zeiiutig  1K71,  Nr.  164.  OfK  1.  Jnli   1831  >u  8chit*lfl| 

in  Erlangen  and  Leipzig;,   enld^nkie  \n  Wi\>m%  fucUiut«   lingend   i 
rfo»  rwreoltigen,  vierhSmlg«»  WH\s\n»    aui  ^\i  ^  \»m»k«.  ^  \ 


BIBLIOGRAPHIE  VON  1871.  467 

VftEBunhmg  Yon  Originalaosgaben  FiBcharts.  Er  war  Rector  and  Professor  in  Kitzingen 
^md,  t  am  1.  Juni  1871. 

37.  Cb.  Seh  ad.  Nekrolog. 
Unsere  Zeit  1871,  S.  503  t 

38.  Uhland.  —  Wnrzbach^  A.  v.,  Zeitgenossen.    I.    L.  Uhland.    16. 

len  1871.  Hartleben.  5  Ngr. 
Vgl.  auch  Nr.  30.  31. 

39.  Vries.  —  M.  de  Vries. 
ninstrirte  Zeitung  Nr.  1471. 

40.  Nekrologe   von  Franz  Pfeiffer  und   A.  Schleicher    enthalten    die  Sit- 
igsberichte  der  k.  bayr.  Akademie  der  Wissenschaften  1870,  I. 


n.  Handschriftenkunde  und  Bibliographie. 

1^  41.  Walther,  Ph.  A.    F.,  Neue   Beiträge    zur    näheren    Kenntniss    der 

ftv^ßherzogl.    Bibliothek    in    Darmstadt.    8.    (XV,    168   S.)    Dannstadt    1871. 

SCHehL    1  Rthlr. 

Hauptsächlich  Mittheilungen   Über   Hoisschnittworke    des   15.    und    16.   Jahrb., 

über  einzelne  Hss.,  b.  B.  A.  v.  Harff,  Pilgrimatie  (Abschrift  des  17.  Jhs.),  eine  nd. 

letznng  des  Buches  de  viris  illustribus  (van  den   overclaren  edelen   mannen  des 

cistercien),  Königshofen,  heil.  Elisabeth  etc.  Vgl  Heidelberger  Jahrbücher  1871, 

11  (B&hr). 

42.  Steffenhagen,  E.,  Catalogus  Codicum  manu  scriptorum  bibliothecae 
^«giae  Regimontanae.  Fase.  IL   4.    (32  S.)  Regimont.  1871. 

43.  Catalogus    codicum    latinorum    bibliothecae    regiae    Monacensis. 
"^omi  I  pars  U.  8.  (268  S.)  Monachii  1871. 

44.  Czerny,  Albin,    die  Handschriften   der   Stiftsbibliothek  St    Florian 
geordnet  und  beschrieben.  Zar  800jährigen  Gedachtnissfeier  der  Übergabe  des 
lUosters  St  Florian  an  die  regulirten  Chorherm  des  heil.  Augustin.    8.  (VIII, 
334  S.)  Linz  1871.  Ebenhöch.  3V3  Rthlr. 

45.  Tabulae  codicum  manu  scriptorum  praeter  graecos  et  orientales  in 
bibliotheca  palatina  Vindobonensi  asservatorum ,  edidit  academia  caesarea  Vin- 
dobonensifl.  Vol.  V.  gr.  8.  C480  S.)  Wien  1871.  Gerold.  3  Rthlr.  6  Ngr.  (Ent- 
hält  Nr.  6501—9000.) 

46.  Bartsch,  Karl,  Bibliographische  Übersicht  der  Erscheinungen  auf  dem 

Gebiete  der  germanischen  Philologie  im  Jahre  1870. 
Germania  16,  463—504. 

47.  Bibliotheca  philologica,  oder  geordnete  Übersicht  aller  auf  dem 
Gebiete  der  classischen  Alterthumswissenschaft  wie  der  älteren  und  neueren  Sprach- 
wissenschaft in  Deutschland  und  dem  Ausland  neu  erschienenen  Bücher.  Heraus- 
gegeben von  Dr.  W.  Müldener.  23.  Jahrg.  2.  Heft  (S.  90—226)  und  24.  Jahrg. 
1.  Heft.  (^,  1 — 78)  gr.  8.  Göttingen  1871.  Vandenhoeck  und  Ruprecht   18  Ngr. 

48.  Die  Abhandlungen   der  k.   preuß.  Aikademie   der  Wissenschaften 

über  deutsche  und  preußische  Geschichte,  deutsche  Sprache  und  Literatur. 
Beilage  des  k.  preußischen  Staatsanzeigers  1871,  Nr.  21. 


f' 


m.  Sprachwissenschaft  und  Sprachvergleichung. 

49.  Müller,  Max,   Lectures    on    the    Science  of  Language.  6,   edition. 
2  V0J5.  S.  (1170  p,)  London  1871.  LongmMx«.  \^  ii. 


468  BIBUOGRAPHIE  VON  187L 

50.  Steinthaly  H.,  Abriß  der  Sprachwiwenscbaft  1.  Theil.  Die  Spnck 

im   Allgemeinen.     Einleitung    in    die    Psychologie    und    SprachwisscDaduift  & 

(XXni,  487  S.)  Berlin  1871.  Dümmler.    2%  Rthbr. 
Vgl.  Literar.  CentralbUtt  187J,  Nr.  23. 

51.  Michaelis,  G.,  Über  die  Geschichte  des  Sprachstudimiis.  8.  (22 S. 

Berlin  1871.    £beling  nnd  Plahn  in  Comm.    V^  Rthlr. 

Ans  den  ,, Verhandlungen  der  polTtechnischen  Gesellschaft  zu  Berlin*. 

52.  Kavanaghy  Morgan,  Origin    of  Language    and  Bfjths.  2  Tob.  8. 

(XLI,   1030  8.;  London  1871.  Low.  21  s. 
Vgl.  Athenaenm  1871,  30.  September. 

53.  Werber,  W.  J.  A.,  Die  Entstehung  der  menschlichen  Sprache  ai 
ihre  Fortbildung.  Mit  einer  Einleitung:  Des  Menschen  Stellung  in  Natur  mi 
Geschichte.    8.    (VU,  45  S.)  Heidelberg  1871.  Winter.  12  Ngr. 

54.  Donner,  0.,  om  jemforande  sprakforskning.  8.  (39  S.)  Hdn^ 
fors  1871. 

55.  Raum  er,   R.  y.,    Untersuchungen    über    die    Unrerwandtschaft  der 

semitischen  und  indogermanischen  Sprachen.  3.  Fortsetsung.  8.  (18  S.)  Fmk- 

fürt  a.  M.  1871.  Heyder  und  Zimmer.   %  Rthlr. 

Vgl.  Zeitschrift  fSr  deutsche  Philologie  2,  481  (Weinhold). 

56.  Grotemeyer,  Dr.  Hermann,  Über  die  Verwandtschaft  der  tads- 
germanischen  und  semitischen  Sprachen.  1.  Theil.  4.  (20  S.)  Programm  da 
Thomäums  zu  Kempen  1871. 

57.  Hof  er,  A.,  die  Heimat  des  indogermanischen  Urrolkea. 
Zeitschrift  für  yergleiehende  Sprachforschung  20,  379—884.    Gegen  Geiger  f^ 

richtet,  der  Deutschland  als  Urheimat  ansieht. 

58.  Bopp,  Franz,  vergleichende  Grammatik  des  Sanskrit,  Send,  AnMa- 
schen, Griechischen,  Lateinischen,  Litauischen,  Altslavischen,  Oothiadien  ni 
Deutschen.  3.  Ausg.  3.  Band.  gr.  8.  (III,  523  S.)  Berlin  1871.  Dümmler.  4RtUt 

59.  Schleicher,  A.,  Compendium  der  vergleichenden  Grammatik  ds 
indogermanischen  Sprachen.  3.  Aufl.  8.  (XLVin,  829  S.)  Wdmar  187& 
BöhUu.  5V,  Rthb. 

Vgl  Literar.  CentralbL  1871,  Nr.  3. 

60.  Pott,  Prof.  Dr.  Aug.  Frdr.,  Etymologische  Forschungen  auf  den  Ge- 
biete der  indogermanischen  Sprachen  unter  Berücksichtigung  ihrer  Hauptfoi—L 
Sanskrit,  Zend- Persisch,  Griechisch-Lateinisch  etc.  2.  Aufl.  in  völlig  neuer  Um- 
arbeitung. 3.  Theil.  Detmold  1871.  Mejer.  10  Rthlr. 

A.  u.  d.  T.:  Wurzel-Wörterbuch  der  indogermanischen  Sprachen.  8.  Bd.:  WaiMh 
auf  stumme  Consonanten.  Zuerst:  Wurzeln  a^  Gutturale  und  Palatale,  gr.  8.  (VBl^ 
1056  S.)  Vgl.  Zeitschrift  f&r  Völkerpsychologie,  7.  Bd.,  3.  Heft. 

61.  F ick,  Aug.,  vergleichendes  Wörterbuch  der  indogermanischen  ^pncha 
Ein  sprachgeschichtlicher  Versuch.  (In  2  Abtheilungen).  2.  Abth*  [2.  nrngeui 
Auflage  des  „Wörterbuchs  der  indogerman.  Grundsprache."  Gföttingen  18€3j 
gr.  8.  (1085  S.)  GöUingen  1871.  Vandenhoeck  und  Ruprecht.  4^,  RtUr. 

62.  Förstemann,  E.,  der  urdeutsche  Sprachschatz.  UL 
Germania  16,  414-432. 

63.  Schmidt,   Job.,  zur   Geschichte   des  indogermanischen  YocalisMi 

1.  Abtheilung.  8.  (IV,  182  S.)  Weimar  1871.  Böhlau. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1871,  Nr.  49;  Zeitschrift  für  vergleich.  Sprachfonehaf 
»1,  76  ff.  (Delbrück);  Academy  Nr.  41. 

64.  Varming,  L.,  om  ovet^xk^  ^^  TnaA;£kA\i  ^  \  TiOTdiBke   genungBori 
Aarhöger  f.  nordisk  OUkyndi^YifA  \%1\,  ^-  ^^»i. 


ßrflUOGEAPIUE  VON  1871. 

65.  CnlmBiiti,  F.  W.,  Versuch  einer  Erklärung  der  Aspiraten  nebst 
SelenchtDDg    gewisser   Grundsätze    der    neueren    Sprach forscbnng.    8.    (48    S.) 

■Xeipsrg   1871.   Fr.   Fleiecher.    '/,  Bthlr. 

Vgl.  Litersr.  Centralblatt  187S,  Nr.  10. 

66.  Benfey,  Th.,  Über  die  Entstebung   and   die  Formen   des   indoger- 
I  aianiscbeo  Optativ  (Potential)  so  nie  über  das  Futnnim  auf  Ban»kri(isch  aj&mi 

.  (Aus  „Abhandlungen  der  k.  Gesellsch.  d.  WisgenBch.   cu  Göttingen").    4. 
1.(66  S.)  GÖttingen  1871.  Dietcnch.  34  Ngr. 

67.  Müller,  Friedrich,  sur  Su&iilehre    des    iudogcrmanischeii  Verbums. 
(Aus   den    Sitzungsberichten    der  Akademie),    lex.  S.    i20  S.)  Wien   1871. 

jBerold   in   Comm.    3  Ngr. 

G8.  Benfey,  Th.,  ist  in  der  indogermanischen  Grondsprache  ein  nomi- 
Lnalea  SnfGi  ia  oder  statt  dessen  ya  uuzuselzen?  (Aus  „Abhandluugün  der  k. 
GeBellseh.  d.  Wiasenscli.  zn  Göttingen").  4.  (44  S.)  Güttingen  1871.  Dielerich 
16  Ngr. 

Vgl,  Literar.  Centralbl.  1872,  Nr.  31. 

69.  Fick,   Allerlei. 

ZeitBcbrift  filr  vergloicbende  Sprachforachnng  20,  363—369.  1.  Die  europäisphen 
Verba  tat  beblen,  ial  beben  und  kal  schlagen.  3.  Ooth.  itilcli  Becher.  6.  Das  enropUsche 
Verbnm  ikra,  bHUco,  schneiden  etc.  7.  Altn.  dl  f.  Band.  9.  Ahd,  chnät.  9.  SlaTo-deulscli 
mui,   scbmiegea.    10.  älavo-deiitscb   mu  wnitcben.    11.  Slavo-deulseb  yarh,  krtlrdtncn. 

70.  Skeat,  W.  W.,  a  landüst  of  some  coguftte  worda  in  Engliab,  Latin 
and  Oreek.  London  1871.  Macmillan. 


IV.   Grammatik. 


I  71.  Grimm,  Jacob,  Deutsche  Grammatik.  1.  TheU.  2.  Auegabe.  Neuer 

trennehrter  Abdruck.  Besorgt  durch  Wilhelm  Scherer.  8.  (XXX,  992  8.)  Berlin  1870. 
^bümmler   6  Rtbir. 

^B  Vgl.  Qermania  17,  S23— 231  (Slrobl)}  Zeitschrift  ftlr  deutsobe  Philologie  4,  91  ff. 

H^leinmeyer) ;  Literar.  Centralbl.  1871,  Nr.  13;  Zeitacbiifl  f.  d.  «storr.  Gymnasien  18TI, 
■  B.  3fi&— 360  (Uoinzcl). 

72.  Baeker,  L.  de,  Essai  de  grammaire  comporäe  des    languea  germa- 

Bevne  de  liiiguiBtiqno  T.  4,  fasc.  4. 

73.  Mullenboff,  Karl,  Paradigmata  zur  deutschen  Grammatik  zum  Ge- 
brauch fSr  Vorlesungen,  3.  Aufl.  Nebst  Lachmanua  Abriß  der  mittelhochdeutschen 
Uftnk.    S.    (27  8.)  Berlin  1871.    Hertz.    Vo  Hthlr. 

74.  Vilmar,  A.  F.  C,  Anfangegründe  der  deutschen  Grammatik  zu- 
nächst Tur  die  obersten  Klassen  der  Gymnasien.  I.  Litut-  und  Fleiionslehre 
rebst  golhischcn  und  altboebdcutacheu  Sprach  proben.  7.  Anfl.  (Vlll,  94  S.). 
m.   Wortbildnugslehre   (47  S.).    8.    Marburg   1871.   Elwert.    12   und   6  Ngr. 

75.  Hahn's,  K.  A,,  mitteiboclideutscbe  Grammatik.  Neu  ausgearbeitet  von 
Friedrich  Pfeifler.   2.  Ausgabe.   8.  (XIX,  308  S)   Frankfurt  a.  M.  187      ""  " 
24  Ngr. 

76.  Vtoten,  J.  van,  zielknndig  hiBtorisebe  inicidiug  ter  algc 
Nederlandaciie  taalkennis.  2*  druk  der  Spraak wordin g,  toal  en  schrift. 
176  8.)  Haarlem   1871.  De  Haan,  f.   1,80. 

77.  CoBiju,  Dr.  P.  J.,  de  oadnederlandache  Psalmen.  Taal-  ( 
bode  lU,  2ß— 4fl.  110-12*. 


W inter. 

i 


470  BIBUOGRAPHIE  VON  1871. 

78.  Ellis,  A.  d.,  OQ  earlj  eDglish  prouonnciatioii,  with  especial  refierenee 
to  Shakspeare  and  Chaucer,  containiog  an  investigation  of  the  correBpoDdiott 
of  writiug  with  speech  in  England,  from  the  Anglo-Sazon  period  tho  the  prescit 
day,  preccded  by  a  systematic  notion  of  all  spoken  soands  by  means  and  d 
the  ordinary  printing  types.  Inclnding  a  re-arrangement  of  Prof.  F.  J.  Childi 
Merooirs  of  the  language  of  Chaucer  and  GU)wer,  and  reprinta  of  the  rare  tnel^ 
by  Salesbury,  on  english,  1547,  and  welsh,  1567,  and  by  Barclay  on  frenc^ 
1521.  Part  III.  niustrations  of  the  prononnciation  of  the  li*^  and  16^  eentnrio. 
Chancer,  Gower,  Wydiffe,  Spenser,  Shakspeare,  Salesboiy,  Barclay,  Hart,  Bnllo- 
kar,  Gilt,  Prononncing  vocabulary.  8.  (XX,  363  S.)  London  1871.  Trfibner.  10  l 

Early  English  Text  society.  Extra  Series  XIV. 

79.  Welsh  and  Anglo-Saxon  prononnciation.  Letter  to  the  editor. 
Academy  1871,  Nr.  33. 

80.  Noelle,  H.,  die  Sprache   des   altenglischen   Gredichts   von   da  Eik 
und  Nachtigall.  8.  (62  S.)  Göttingen   1870.  Dissertation. 

81.  Earle,  J.,  the   philology  of  the   english  tongne.    8.    (VIII,  599  S.) 
London  1871.  Macmillan.  6  s. 

Vgl.  Göttinger  Gel  Anzeigen  1871,  Nr.  49  (PaoU);  Academy  1871,  1.  Nofcnbci 
(H.  Sweet);  Atheuaeum  21.  October. 

82.  Mjorris",  Richard,  historical  english  grammar  fbr  schoola.  8.  Loote 
1871. 

83.  W  immer,  L.  F.  A.,  altnordische  Grammatik.    Ans  dem  DänisdiB 

übersetzt  von  E.  Sievers.  8.  (Vm,   160  S.)  Halle  1871.  Waiaenhaus.   Vi  I^* 
Vgl  Bibliographie,  1870,  Nr.  80;  Athenaeum  1871,  21.  October;  MagasD  1  i 
Uteratur  d.  Auslandes  Nr.  49. 

84.  Nygaard,  M.,  kortfattet  fremstilling  af  den  Oldnorske  formlaere.  & 
Bergen    1871. 

85.  Nygaard,  M.,   oldnorsk  grammatik  til  skolebrug.  8.  Bergen  1871 


86.  Koch,  Emestusy  de  h  sive  litera  Bvre  nota  laüna  germanica 
observationes.    4.    (13  S.)  Grimae  1871. 

Jnbillams-Programm.  VgL  AUgem.  Liter.  Zeitonf^  1872,  Nr.  7  (Weiahanpt). 

87.  Culmann,  F.  W.,  Versuch  einer  Erklärung  der  gothiscben li^Mv; 
welche  mit  q  anlauten,  nebst  Beleuchtung  gewisser  Grundsätze  der  wf/gt 
Sprachforschung.  8.  (64  S.)  Leipzig  1871.  Fr.  Fleischer.    12  Ngr. 

88.  Krause,  K.  E.  H.,  uns,  us,  ösek,  sek. 
Germania  16,  93—97.    Mit  Nachtrag  S.  307  f. 

89.  Amelung,  Arthur,  die  Bildung  der  Tempusstämme  durch  Vool* 
stfigorung  im  Deutschen.  Eine  sprachgeschichtliche  Untersadiang.  8.  (95  &) 
Berlin   1871.   Weidmann.  Vs  RtWr. 

90.  Erdmann,  Axel,  Essay  on  the  hiatory  and  modern  nae  of  dieiV' 
bal  forms  in  -ing  in  the  English  language.  Part  I.  Cid  Anglo-Sazon  period.  i 
(^44  S.)  Stockholm   1871.     Doctordissertation  von  Upsala. 

91.  Tobler,  L.,  Über  die  sogenannten  Verba    intensiva    im  DeotMte 
Germania  16,  1     37. 

92.  Kern,  H.,  de  partikel  ar  in*t  Ondhoogduitsch. 
Taal-en  Letterbode  III,  1—7. 

93.  K  ei  ff  er  scheid^  Aiex^Lnder^  über  die  untrennbare  Partikel  ge*  i> 
Deutscheu.  I.  ge*  bei  Infinitixeii.  \ ,  \\^V€\\\xTv^.\>^^\x^\^^^l^j^v^\l.  Etoalan  1871.6* 


BIBLIOGRAPHIE  VON  1871.  471 

94.  Köhler,  Artar,  der  syntaktiBche  Gebrauch  des  Optativs  im  Gk>thi8chen, 
Bartsch,  ffermanistisehe  Stadien  J,  77—132. 

95.  Hildebrandi  Karl,  Über  die  ConditionaUätze  und  ihre  Conjanc- 
en  in  der  älteren  Edda.   Dissertation.    8.    Leipzig  1871« 

96.  Möller,  F.,  Beide. 
Gennania  16,  380. 

y.  Lexicographie. 

97.  Deutsches  Wörterbuch  von  Jacob  Grimm  und  Wilhelm  Grimm, 
gesetzt  von  Dr.  Rnd.  Hildebrand  und  Dr.  Karl  Weigand.  4.  Bd.  4.  Lief, 
rb.  von  K,  Weigand ;  4.  Bd.  2.  Abth.  4.  Lief,  bearbeitet  von  Dr.  M.  Heyne ; 

5.  Bd.   10.  11.  Lief,  bearb.  v.  Dr.  R.  Hildebrand.  Lex.  8«  Leipzig  1871. 
EeL  k  Vs  Rthl. 

98.  Weigand,  Fr.  L.  Karl,  Deutsches  Wörterbuch.  3.  völlig  umgear- 
ete  Auflage   von  Friedr.    Schmitthenner's    kurzem    deutschem  Wörterbnche. 

und  12.  Liefg.    2.  Bd.    V  und  S.  929—1184.    8.  Gießen  1871.    Ricker. 
^,  Rthlr. 

99.  Leser,  Prof.  Dr.  Matthias,  Mittelhochdeutsches  Handwörterbuch, 
leich  als  Supplement  und  alphabetischer  Index  zum  mittelhochdeutschen 
rterbuche  von  Benecke-Müller-Zamcke.  4.  u.  5.  Liefg.  Lex.  8.  (Sp.  961  bis 
4.)  Leipzig  1871.  Hirzel.   k  1  Rthb. 

Vgl  Zeitschrift  fOr  deutsche  Philologie  2,  867—371  (Steinmeyer). 

100.  Glossarium  des  XIV.  oder  XV.  Jahrhunderts,  herausgegeben  von 

rlehrer  Dr.  Sachse.  2.  Hälfte.  8.   Berlin  1871. 

Programm.  Das  Ganze  ist  wieder  abgedruckt  im  Archiv  fCür  das  Studium  der 
uren  Sprachen  47,  401-— 448. 

101.  Dietz,  Ph.,  Wörterbuch  zu  Dr.  Martin  Luthers  deutschen  Schriften. 

Bd.  1.  Liefg.  gr.  8.  Leipzig  1871.  Vogel. 

Vgl  Germania  17,  216—228  (Bechstein);  Zeitschrift  ftUr  deutsche  Philologie  3, 
ff.  (HUdebrand). 

102.  Yries,  M.  de^  en  £.  Verwijs,  Woordenboek  der  Nederlandsche 
L  Tweede  reeks.  Aflev.  4.  (Sp.  481 — 640):  Omschitteren — Omtrek.  *s  Graven- 
e  1871.  Nijhoff.    16  Ngr. 

lOS.^Oudemans,  A.  C,  Bijdrage  tot  een  Middel-  en  Ondnederlandsch 
ordenboek.  Uit  vele  glossaria  en  andere  bronnen  bijeenverzameld.  8.  Aflev. 
m  4.  Amhem  1871.  Nijhoff.  f.  6,05. 

104.  van  Holten,  Dr.  W.  L.,   Proeven  van  woordverklaring.    8.    (XII, 
S.)  Rotterdam  1871.  Dunk,  f.  1,50. 

105.  S tratmann,  Francis  Henry,  a  dictionary  of  the  Old  English  lan- 
2^e.  Compiled  from  writings  of  the  XU.,  XIU.,  XIV.  and  XV.  centuries. 
:  L    4.    (160  S.)  London  1871.  Trübner.    10  s.    6  d. 

106.  Wedgwood,  Hensleigh,  a  dictionary  of  English  etymology.  Second 
Ion,  thoroughly  revised  and  corrected  by  the  author,  and  extended  to  the 
lical  roots  of  the  langnage.  With  the  assistance  of  the  Rev.  J.  C.  Atkinson. 
h  an  introduction  on  the  formation  of  languago.  Part  I.  8.  (160  S.)  London 
1.    Trfibner.    5  s. 

Vgl.  Literar.  Centralbl.  1872,  Nr.  17.  (E.  Muller) ;  Academy  Nr.  49  (Sweet). 

107.  ADictionary  ofthe  derivations  of  english  language,  in  which 
i  word  is  trsced  to  ita  primary  root.  8.  (400  ä.^  Loüdoii  I^IV«  C^U3.sa.  V  %. 


472  BIBUOGRAPHIE  VON  187L 

108.  Nares,  R.,  a  glossary  or  colleGtion  of  words,  phrases,  namei  nd 
allasions  to  ciutoms,  proverbs  etc.  New  edition,  with  additions  by  J.  O.  HaOi- 
well  and  Th.  Wright    2  yoIs.    8.   (1000  S.)  London.  Smith. 

109.  ThorkeUson,  Jon,  und  Gfsli  Magndsson,  Lateinisch-islandiMbei 
Wörterbuch  in  dem  von  ihnen  herausgegebenen  lateinischen  Lesebache  (Latneik 
lestrarbök.  Reykjavik  1871.    8.    281  S.)  S.  82—281. 

110.  Aasen,  Ivar,  Norsk  Ordbog.    2.  forogede  ndgare  af  Ordbog  cmr 

det  norske  folkesprog.   1 — 3.  Heft:  a — krageblom.  8.  Christiania  1871.  MaDio^ 

&48sk. 

Vgl.  Germania  17,  236—238  (Maurer) ;  Götting.  Gel.  Anseigen  1871,  S.  1474  L 
(Liebrecht). 

111.  Den  syenska  namnboken,  innehallande  alla  bmkliga  dopnum, 
jemte  förklaring,  genomsedd  af  C.  Eichhorn.    12.    (52  S.)  Stockholm  1871. 

112.  Kindblad,  K.  £.,  Ordbok  öfver  svenska  spraket.  3.  TheiL  8. 
Stockholm  1871. 


113.  Kehrein,  Joseph  und  Franz,  Wörterbuch    der  Waidmannsspndie 

för  Jagd-  und  Sprachfreunde,    aus  den  Quellen  bearbeitet.    8.    (VIU,  238  S.« 

Wiesbaden  1871.  Limbarth.  iVa  Rthbr. 

Vgl.  Allg.  Liter.  Zeitung  1871,  Nr.  43;  Allg.  Forst-  und  Jagdseitang  1872,  JnnL 

114.  Birlinger,  A.,  zur  Bergmannssprache.  Froner.   Frone.  FrontheOe. 

Fronberge. 

Zeitschrift  ftür  vergleichende  Sprachforschung  20,  891 — 394. 

115.  Die  deutschen  Verwandtschaftsnamen. 
Europa  1871,  Nr.  27.  Vgl  BibUographie  1870,  Nr.  122. 

116.  Krause,  K.  £.  EL,  zu  den  deutschen  Monatnamen. 
Germania  16,  89—93. 

117.  Die    deutschen  Pflanzennamen  in  ihrer  Bedeutung  für  die  Ge- 
schichts-  und  Alterthumekunde. 

Mittheilungen  aus  dem  Archiv  des  voigtländischen  alterthumsforschenden  Vereii& 
Weida  1871.  8. 

118.  Jenssen-Tusch,  H.,  Nordiske  Plantenavne.  8.  Kopenhagen  1871. 

119.  Jenssen-Tusch,  H.,   Navnefortegnelse  til  Nordiske  Plantenafoe. 
8.  Kopenhagen  1871. 

120.  Kummer,  Paul,  deutsche  Blumennamen. 
Der  Hausfreund  1871,  12.  Heft  S.  655  ff. 

121.  Der  menschliche  Leib  im  Lichte  der  Sprache.  L  U. 

Das  Ausland   1871,  Nr.  47.  49.    Über  Bedeutung  der   altdeutschen  Worte  fii 
tthhamo,  rS  etc. 

122.  Peters,  Prof.  J.,  Beiträge  zur  gothisch-hochdeutschen  Wortforschung. 
Programm  des  Obergjmnasiums  zu  Leitmeritz  1871.    8. 

123.  Meyer,  Leo,  etymologische  Mittheilungen. 

Zeitschrift  für  vergleichende  Sprachforschung  20,  303—314.  L  Geist.  gShia. 
garstig,  gas.  2.  krank,    klein.  3.  gothiscbes  naiv.  4.  loschen. 

124.  Birlinger,  A.,  zur  deutschen  Wortforschung. 

Zeitschrift  für  vergleichecde  Sprachforschung  20,  148 — 155.  1.  schlfipfen  = 
pelzen,  oculieren.  2.  Eyspersbeerlein.  8.  Geger  =  casula.  4.  Stmot  5.  Jöuchen,  jöuckea. 
6.  Aevrachen. 

125.  Birlinger,  A.,  z\ir  deutschen  Wortforschung. 
£bendas.  20,  816—320.  m^cYL-,  rnau^^V. 

126.  Birlinger,  A.,  aut  d«atB^\i««3i  ^wNSöxv^\sa%. 


BIBLIOGRAPHIE  VON  1871. 

Ebendiis.  SO,  3^5—391.  1.  Schlaluben,  venichlaiclieD.  3.  scbUikiui. 
4.  bAilcn,  abbkileo.  5,  ab,  prüp.  6.  Bberdl. 

12T.  HcbrÖder,  K.,  Spracblicbes  za  CloBener. 
OermaDia  16,  300—303. 

128.  WoeBte,  Fr„  Beiträge  au*  dem  NiederdeotscbeD. 
Zeitschrift  ftlr  deuUcbe  Pbilologie  H,  356— 3fi8. 

129.  Wis^n,  Tb.,   allnorilische   Wortdeutungen. 
OenntuUfi  10,  239—865. 

130.  LeverkuB  und  Lübben,  ÄltTÜ. 

Zeiticbrift  ntr  deutsche  Philologie  3,  317—331. 

131.  KranBe,  K.  E.  H.,  haveman. 
Cennaiiia  16,  U7— 9S. 
133.  Keller,  Ä.  y.,  hien. 
Oermania  16,  7H— 79. 


(IQ.  3,  acblaitBeti. 

4 


133.  FörKtemauD,  Ernst,  altdeulaclieä  NamuDbucb.  2.  Bd.:  Ortsnauiea. 
1.  2.  Abllieilung:  A— H.  2.  vöUJg  neue  Bearbeitung.  4.  (3p.  1—800)  Notd- 
haoaeD    1871.   Forste  mann.    3'/,  Etblr. 

Vgl.  Oermania  17,  110—103  (Peters):  Literar.  CentralbL  1873,  Nr.  31;  Ailgem. 
Zeitung  Nr.  113. 

131.  Obermüller,  Witbelm,  Deutsch- keltisches,  geschichtlich  geographi- 
«ches  Wörterbuch  sur  Erklärung  der  Fluß-,  Berg-,  Orts-,  Gau-,  Völker-  und  Per- 
•onennameD  Europas,  West-Aaiena  und  Nord-Afrikus  im  Allgemeinen,  wie  Denteeh- 
lands  tnsbeiODdere.  Ncbat  den  daraus  eich  ergebenden  Folgerungen  für  die 
Urgeschtcblc  der  Menschheit.  12.  Lief.  gr.  8.  (2.  Band,  S.  iBl — 57ti).  Leipzig 
1871.  Denicke,   '/a  Rthlr. 

135.  Lutterbeck   and  R.  Bück,    zur    deutschen    Ortsaameuforscbung. 

Germania  16,  293—299.  1.  Über  «len  Namen  der  rümiacheu  Feste  Aliso.  2.  Über 
Ortsnamen  auf  -luaen. 

13(!.  Die  Ortsnamen  Schwis  and  Stans,  eine  etyinologiecbe  Erklärung. 

Der  GeschichtafreuDd,  26,  Bd.,  Einsiedeln  1871.  8. 

137.  Perger,   Prof.  A.   E.   v-,   „Und"   (Ortsname). 

Bericble  und  Miltheilungaa  des  Ällertbums- Verein  nu  Wien,  II.  Bd.  Wien  1870.  4. 

138.  Oohlert,  V.,  aber  die  boiokeltiichen  Ortsnamen  in  Böhmen. 
Mitibeilungen  der  k.  k.  geogTapliiflcben  GeaeUachaft,  13.   Bd.  Wien  1871.  8. 

139.  Ender,  Pastor,  die  Ortsnamen  in  der  Görlitzer  Uaide  und  Umgegend. 
N.  Lansitz.  Magiuin  48.  Bd.  3.  Hoft.  1871. 

140.  Riadler,  deutsch-polnische   Ortsnamen. 
Kabezald  1871,  UeÜ  2. 

141.  Kellner,  Dr.  Wilb.,  die  Ortsnamen  des  Kreises  Hanau,  Keg.  Bezirk 
Caasel,  Kgr.  PrenÜen.    Etymologische  Studie.    8.    (52  S.)  Haoau   1871.    Prior. 

Vgl.  Literar.  Ceniralbl.  1871,  Nr.  31;  Beilage  des  preuQ.  Staatsanzcigera  Nr.  8. 

142.  Woeste,  Fr.,  Iserlohn  und  Umgegend,  Beiträge  zur  Ortsnamen- 
deutung,  Oilsgesclui:hIe  und  Sagenkuude.    8.    Iserlohn  1871.  Budekcr. 

143.  Strouck,  Prof.  Dr.,  etymologische  Forschungen,  als  Beitrag  EU 
den  Stadien  des  Qerm  de  Lafontaine,  über  dre  Ableitung  der  Ortsnamen  de« 
Loxemb  arger  Landes. 

Publiealion  de  l'iustitut  ruyal  graod-ducfll  de  Luxembourg.  1871. 

144.  CreceliuB,  Wilh. ,    cöUectae    ad   aULgendam    aQni\n.is.tft 
'ßaioiiicoraia  et  FrUiunim    sci<-iitiain    speeluntei'.  W  .   trfcSi.Vwft«» '^'•.i*™-' 

?.  8.   (iU,  HOS.}  BerUu  IS^l.  Ük\yu).  V<Q'&|t;i. 


474 


rtiBMOORAt'HlE  VON  1871 


145.  Die  VoTDamen  epr&chlich  crläDtort  nnd  die  nJtdeutscbcn  PertiHiei- 
Diuneii  »seil  ihren  Stnniiii Wörtern  zusoni mengestellt.  8.  (56  S.)  Kothenborg  o.  L 
1871.   Ender.    '/s  ^'^^ 

HG.  Strnck.  über  den  Numen  Rolnnd. 

Archiv  Itlr  du  Blndium  der  oeuerea  Sprachea  iT,  468.  Auwug  «na  einem  Tortnfh 

147.  Krsuae,  K.  £.  H.,  Moneke.  Simon. 
Gennuün  16,  302-306, 

148.  Von  deutschen  Familie anainea  and  Namenbäclileia.  Ein  Vortrag.  B. 
(19  8.)    Erfurt   1871.   Körner.    4  Ngr. 

149.  Stricker,   W.,   Franbfdrter  Panülieimamen- 
la>  Senen  Reich  1871.  S.  427-432, 

150.  Pnuikfnrter   FamilieuDamen. 

K.  PreoQ.  Staats- AnieigBr,  1371,  Beilage  11. 

I&l.  Pauli.  Dr.  Carl,  über  Famiüeimameii,  insbesondere  die  von  Uiiidn, 
II.  4.  (SOS.)  Münden   1871.  Angostin.    8  Ngr. 

IV.   Mundarten. 

169.  B&ckert,  H-,  Bericht  über  neuere  detlaebs  mmdartlicbe 
Zcitaolirift  Car  douteche  PMloK'pe  3.  1«1— aoo, 

163.  Gikdl,  H^  aar  Kunde  deottcher   Hnodaiten. 
ZeittchriA  fOr  T«r^ticlieade  äitracbforschuBg  SO.  Bd.  3.  Heft. 

164.  KSckert,  H.,  Tenocb  einer  Darstdlnng  der 
im  MiUelkller  (Fortsetnng). 

Zeilschrift  de»  Vereine  für  Khleoscbe  GcechicUa  11.  Bd.  L  Heft. 
Iö5.  Knotet.  A.,  <Ue  Mundart   in  imd  nm  Tnakeatttja.     I 
Huiunlung  (Fortietiuug  und  ScUnC). 
KOhaaahl  IS71.  Nr.  »-S. 

166.  Tolk>Ihfim1iche>  and  HBndaiffiebs. 
RabraaU  1871.  Kr.  9.  K.  Baopt 

1  Hi(M^«tHi^;  J.  UckN.  £e  MtmteteB  w  Am  <Mw 
'-  .  BablB^araer  He.;  RMlabfci.   ei*    ~ 

»■■iMliim  ,  BejtnäMi, 

IST.  KiBdUr.  P.  w  OwMktfc^«  a 

'^' "  ISn.«.  T3L 

168.  HciBaartisg,  Jak«b,   «her  d« 
Stigntfader  Hmtart.  ».  Majbwg  1871. 

159.  Wablenhcrg.  F.  W..  di« 
■fatrt  nd  ibi«  Lun<ndüeteD«MMft^  4.  (18  S.|   K«Ib   1871. 

ICO.   Gredt.  Dr.  K.,  die  LttwUn^er  Mnodaxt,  i^r«  St 
4.  (S3 


ISU  BoBBika.  J.,  d«  ralbteal  in  XanlHrfaad    4    CHi',   116  &j  fk* 

-     »8T1.  t  QfiO. 

Itä.  Oi»«k«>.  J..  Bk$dne«  tot  de  ko»  «n  W  "-   "  i    "      '  ^  " 

Ta^  MI  L*lw>uii  in,  »-lo*. 
1S3.  Gradl,  E,   im  V« 
■  iriiili'--  Ih-  iiMAi  PMalic«  *.  W>— «t 
JM.  üicck.  Dr., 


kmllLIOGRÄPHIF,  VON  18T1.  475 

165.   Mtcck,  zu   duD    deutschon  Dmlecten.    11. 
Archiv  för  das  Sludiuiu  der  neueren  Sprachen  48,  227— Säa. 
166.  Belfr&ge,  A.  G.  L.,    om  verbet  i  Veetgötamälet.  Akadeniisk  Äf- 
mdling.    8.    (54  S.)  Lund   1B7I. 
1S7.   Scbmeller,   J.  Aiidr.,    BayrischeB   Wörterbuch.     Zweite,    mit    lieB 
er&Mera  Nachträgen   vermehrle  Ausgabe  im  Auftrage   der   hiitoriacbeo  Com- 
iMion    bei    der  k.  Akftd.    d.  Viha.    bearbeitet  von  G.  K,  Frommann.    5.  und 
:  Lief.   Mfincheu   1871.   Oldenbourg.   k   24  Ngr. 
168.  De  Bo,  L.  L.,  Weetvlattinscb  Idioticon.  3.-8.  Lief.  (S.  209—960.) 
«oy.    8.   Brügge   1871.   Gaillard. 

169.  Gilow,  Ch.,  De  Düri,  u  man  to  seggt  uu  wat's  BCggen.  8.  (VI, 
776  8.)  Aiuilam  1871.  Krüger.  3"/,  Rtblr. 

Ein  mundartliubea  (oiederdeulsches)  Wlirtetbach  vou  Thiemamen.  Ton  demBclbon 
Teif.  wird  ein  gleiches  von  PSanzeanamen  vorberpileL 

170.  Birlinger,  A.,  mDDdartlicho  PäalUiCDUftmen.  ^ 
Geimania  16,  8S— 89,                                                                                                     JU 

171.  BocbhoU,  E.  L.,  mundartliche  Namen  des  Cretiniamus.  ^H 
Zeitschrift  für  deutscbo  Philologie  3,  331—342.  ^" 

172.  Bitlinger,  A.,  Etwas  Sp rachlich ea.  1.  Noch  einmal  Fürbaß.  2.  Sprach- 
fidie  BemerkQQgeu  eu  BenBene  Hospital  im  Mittelalter. 

ArehiT  des  historischeu  Tereiiia  von  ÜuIorlruakeD  Sl.  Bd.  1S71. 

173.  Corrodi,  A.,  de  Herr  Dokter.  Familienbild.  16.  Winterthnr  1871. 
8t«iner.  13.  Ngr. 

174.  G'epaBg  und  Ernst.  Sepumtabdruck  aus  dem  „Wächter 'am  PilatUB". 
Z'mebBt  im  LozemeTdütsch.  Vom  Wiildbrucder  Macbari  am  l'ilatuB  (Pfr.  Egii) 
ond  Ändern.    8.    (64  S.)    Luseru  1871.    80  c. 

175.  Binder,  Paul,  die  tLstronomische  Utv  im  Strallburgcr  Münster. 
Gedicht  in  allemannlecher  Mundart.    8,    (27  S.)    Zürich  1871.  Webet.    1  fr. 

176.  Holtei,K.T.,SchleBiBcho  Gedichte.  12.  Anfl.  Breslau  1871.  Trevendt. 

177.  Palm,  H.,  Probe  der  Oebirgsmundart  von  Langer  in  Douneraa. 
BabBMhl  1371,  S.  6Ö. 

178.  Ulrich,  Friedrich,  Volksklänge  in  Altenbarger  Mundart.  2.  Auflage. 
Zwickau   18T1.    Thoat.    25  Ngr. 

179.  Schnozeln,  Erfurter.  2.  Auflage,  16.  (VII,  96  S.)  Erfurt  1871. 
Körner.    1  Bthlr. 

180.  Sommer,  A.,  Bilder  und  Klänge  aus  Rudalstadt  in  Volksmundart. 
1.  Bdchn.  6.  AutL,   3.  Bdcbn.  3.  Aufl.    .1— ä.  Bdchn.   Budolstodt  1871.   Fröbel. 

161.  StoltKC,   F.,    Geiiicbte    in   Frankfurter    und    bocbdeutacher    Mund- 
I    Mt.    16.    (XII,  370  S.)  Frankfurt  a.  M.   1871.  Keller,    l'/,  Rtbir. 

182.  Hurms,  L,,  Honnig.  Verteilen  uu  Utleggeu  in  sin  Moderspruk. 
1-2.   Heft.    8.    ilerniannaburg   lb71.    S  Ngr. 

Hingberg,    H.   K.   vam,    ut    auler   un  neier  Tid.      Erzählungen  in 
I   niederdeutscher  Mundart.     1.  Bd.    S.  (161  S.)   Leipzig   1S72.    Baonsch.    1  Btblr. 
184.  Josepby,  J,,  uns'   Krieg   mit  den  FranüOB   1870  —  71.   Plattdütsuhe 
i.    (28  S.)   Stralsund    1871.   Bremer.    3  Ngr. 

Kehding,  F.  W.,  de  FranioEen-Krieg  Anno   1870  oder  wie  Lnt«it 
!  Heknuu^  ohne  (/«i  Wirll]   inakt   bptt,   tt.  (24  S.'j'Www.w  *.  Ä.\..  k\8iavewQs^ 
ä71.    '/g  Hthlr. 


I 


476  BIBLIOGRAPHIE  VON  1871. 

186.  Mäbl,  Joachim,  Liltj  Anna  oder  Ed  Stiickach» 
8.    (190  S.)  Hamburg  1871.    Meissner,    '/a  Rt*>lr, 

187.  Niu    luBtert    moU    Plattdentsche    Erzählungen    und    Anekdoten  im     j 
Paderborner  Dialekt.  Nebat  einer  Zngnbe  von  plattdeutschen  Gedichten.  8.  (144  8.1 
Celle  1871.  Schulse.    19  üp.: 

188.  Petersen,  N.  M.,  plattdutsche  Fabeln,  Verteilungen  an  iUtii«. 
2.  Ausgabe,    lö.    {Ill,   17)!  S.)  Dresden  1871.  Heinsiu».    '/g  Rthlr. 

189.  DeTheerachwoäler,  ne  eenfacbe  Dörpgeschicbte  ot Uark Bmum- 
borch.  Vau  oü'u  Nfimärker.    8.  Leipzig  1870,  Gmnow.   l'/,  Rthlr. 

190.  Schmidt,  Julian,  Fritz  Beuter. 
Weatermanns  ülustrirte  MoDatshefle  1871,  S.  4S5— 442. 

191.  Distel,  A,.,  Waldmeister,  Mägch  un  Meaerich  ut  Hekelboi^  nn  de 
Nawewcliaft.    8.  (VIII,   152  S.)  Berlin   1871.  Hdnmdorff.    »/g  Rthlr. 

192.  Groth,  Klaus,  Quickbotn.  2.  Tbeil.  8.  Leipzig  1871.  EugchDanii. 
1  y,  Rthlr. 

Vgl.  Im  neuen  Reich  1871,  Nr.  22. 

193.  Rückert,  H.,  Klaus  Groth  und  sein  Quickbom. 
Blätter  fllr  Uterar.  Unterhaltung  1871,  Nr.  18. 

194.  Groth,  Klaus,  de  Höder  Mael. 
Der  Salon  1871.  Bd.  VllI,  391—406. 

195.  RateehismUB,  altftieaiachcr,  in  der  Sylter  Mundart,  mit  dentachir 
Überaetxung,  oder;  in  Sprichwörter  eingekleidete  altfricBische  Sittenregdn ,  wa 
C.   P,   Hansen  auf  Sjlt.    0.  O.  u.  J. 

Vgl,  Blatter  f.  Ulerar.  Unterhaltung  1871,  Nr.  44. 

195'.  Swanucblumraen.  Jierbockje  for  it  jier  1871.  Utjown  fm't SuWip 
for  Friskc  Thal  en  Skriftenkennisae.  8,  (XU,  80  S.)  Hearrenfean  1871. 
f.  0,40. 

196.  De  Byekoer,  Friek  jierboekje  for  1672.  37.  Jietgong.  8.  (SVl, 
80   S.)    Frentsjer   1871.    Teleuga.   f.   0,30. 

197.  Dykstra,  Wsling,  Aid  eu  ny  Rimen  en  tellajua.  for  liw,  d;t 
graech  ris  hwet  in  't  repenbier  foarlÄse  wolle.  8.  (IV,  140  8.)  Frentsjer  1871. 
Telenga.    t.   0,90. 

198.  Djkstra,  Waling,  forhncltajes ,  rimlerij  eu  saugkjes,  Opmakke  cd 
bijn  oar  samle.  8.  (64  S.)  Leawerd  1871.  Jongbloed.    f.  0,25. 

199.  Forjit  my  neti  Tidakrift  utjown  fen'l  »elskip  for  Frisk  Uel  cnl! 
skriftenkenniase.    4.  Book,    1.  jefte.    8.    Hearrenfean   1871.   Hing«t.    f.   1^0. 

200.  Van  der  Meulen,  T.  G.,  Frye  snieuntsjounen ,  of  in  Beg^ipre»! 
för't  bigelove.  Blijspil.  8.  (144  S.)  Liowert  1871.  Jongbloed.    f.  0,90. 

201.  Patsjes.   Komiak  aangkatik.  8.  (8  S.)  Liowert  1871.  Wester.  f.  Ü.IO. 

202.  Trocistra,  U.  F.,  Nieske  Stamama.  En  forhael  ilt  (ia  tid-  8.  (36  S,) 
Liowerd    1869.    Jongbloed.   f.   0,25. 

S03.  In  moarn  en  in  joun  by  Remmert  Nyboer  en  ein  geiin.  Klnchtidi 
blijspU.    8,    (4,  86  S.)  Liowert  1871.   Wester.    f.  0,60. 

VIL  Mythologie. 
204.  Wiother,  C,    og  V.  A.   Bloch,    mytholo^ak    Uaandbqf 
•Voriu'»   Oudeiuerfi    J   daoske   Be.LT\)Q\d«Ue.    %e&  <it  Qmnda    if  d«  ^ 
"  tbc'ogi.  Fjerde  forügede  Oplag.   6.  YLo^''^'*»*^^  \%1\. 


BIBLIOGRAPHIE  VON  1B71, 

205.  FetcrssD,  8.,  Nordmaendenea  GudeBagn.  For  Almuo-  og  Borger- 
Aoler.  Christiania  1871.    10  s. 

S.   Nabeau,   Tbckb,   (ins  Wissen swcrtheete   aus  der  DOidUclien  M>-tbo- 
logie.     8.    (rv,   75  S-,   mit  4  Holisohnittafeln).   Stm-igart  1871.   KiscU.    i/a  ßthlr. 

30T.  Dabn,  Felix,  das  Tragiscbe  io  der  genntmiscbon  Mjtliologie. 

Im  neuen  Reich  18TI,  Nr.  33. 

208.  Noak,  F.  W.,  die  Cosmogonie  .der  Edda  vom  oaturwisseii schaftlichen 
Gesiclitepuakt.   Mit  einer   Welttafel  der  Edda. 

Du  Ausland  1871,  Nr.  S  %■ 

209.  Tücking,  de  maloribas  Qermanorum  diis.  4.  (XIII  S.)  Arnsberg 
1871.  Programm. 

210.  Jahns,    Mai,    I.    Wodan    als    Jabresgntt.     11.   Wodan   Mai-König. 
Herbstwodan. 

OreMboten  IBTl,  8.  1S4— 176.  310-218.  392—305, 

211.  Högg,  Hilar.  die  alldentBChon  Götter  im  Pflaiuenraiclio.  Eine  Skiaae. 
(TV,   44  S.}   Stuttgart    1871.    Metzler.    V,  Rtblr. 

Vgl,  BIfitter  f.  liter.  OnterhaHung  1878,  Nr.  lö;  Deutschor  Spracliwart  Nr.  19; 
Correspondenzbl.  t.  d.  Gelehrtensubulen  WUrtembergs  Nr.  3. 

212.  Kcuter,  Mogon  ein  Stammesgott  der  VangioneQ  und  Hogontiacum 
eine  Vangiouiacbe  Stadt. 

Annalen  des  Vereins  nir  nassaiusche  Altertliumskunde  10,  365 — 377  (1870). 

213.  MÜIIenhoff,  K,,  Elbegaat. 
Zeitschrift  für  dentsohes  Alteiihum  16,  266. 

214.  Schröer,  K.  J.,  M^tbiBcbcs  von  dem  durch  den  Gunitnlfi  gefeiert^ 
KoDrad. 

Oermania  IG,  286-233. 

315.   Vernaleken,  Th.,  der  Marii^ncalt  in   Österreich. 

Germania  16,  42—00, 

216.  Schuster,  Fricdr.  Wüh.,  DeuUche  Mjthen  ans  siebenbiirgiBch- 
Kchsischen  Qoellen. 

Archiv  dei  Vereins  f,  siehenbUi^,  Landeskncde ,  N.  Folge  9.  Band,  3,  Heft, 
Eronstadt  18T1, 

217.  Hofmann,  fiber  einen  n euenti) eckten  Zanberspruch  gegen  die  Fall- 
ncht 

Sitzungsberichte  der   bayerischen  Alcademie   der  Wissenschaften   I8T1,  6.  Heft. 

218.  ReusB,  Rodolpbe,  la  sorccllerie  au  XVI'  et  au  XV 11*  sii de,  parti- 
inlii'rement  en  Alsace,  d'apr^B  des  documenta  en  partie  inäditi.  8.  (VII,  202  S.) 
»aria  1871.  Chcrbnliez.   3'/,  fr. 

Vgl.  Revue  critiqae  1872,  Nr.  27, 

Vm.   Märchen   und  Sagen. 

219.  Bechstein,  Ludwig,  Nenes  deutichcB  Märchenbuch.  19— 21,  Aufl. 
8.   Wien  1871.  Hartleben.    12  Ngr. 

220.  MDsäua'  Volksmärchen  der  Deutschen.  Herausgeg,  von  J,  L,  Klee. 
S.  iUiiftrirte  Prachtaasgabe.  2.  AuH,  8.  (XVI,  G55  S.)  Hamburg  1870.  Häudcke 
«od  Lehmkuhl.  3  ßthlr. 

1.  Tschacbe,  G.,    anageivählte  Märchen    und   Sagen.    2,  Sammlung. 
Ircatan    1870.   Treweudt.    2  Rthlr, 

223.  Lausch,  E.,  das  Buch  der  Bchönsten  Kinder-  und  Volksmärchen,' 
nnd   Schwiinke.    gr.  8.    Leipzig   1811.  S^aTOCT.  "l^  ?.\.\ät.  j 


M 


478  ßlBLlOGRArillK  VON  1871. 

Sä3.  OstormSi'ulien   und  OatergeUdilur. 

Enropa  1871,  Nr.  15. 

3S4.  Hahn,  Dr.  J.  O.  Ton,  k.  k.  öster.  Gcnoiiilconsiil ,  Sa^Mentcluft- 
liehe  Studien.    1.  Lieferung.    8.    (113  S.)  Jean  1871.    Msnke. 

Über  Bildung  oud  Wesen  der  Sa^rform,  Verhältniaae  tod  Soge  eut  Gcachidilc, 
Bi^grllndting  der  SagiriHaenscbafL  Nicbt  rein  mytbologiscb,  soudorn  ebenso  philoMpliiMi 
uud  aprncbwisBenscIiaftlicb. 

225.  Der  sittliclie  Zug  in  der  deutBcheo  Sage. 

Archiv  f.  d.  Siudinm  der  neuem  Sprachen  4T,  233—337.  Wiederbolnn;  m 
Bibliogr.  1870,  Nr.  23fi. 

326.  Richter,  A.,  Deutsche  Sagen.  8.  (IV,  348  S.)  Ldpiig  1811. 
Bvftndatpttcr.    I  Rthlr.   3  Ngr. 

V)cl.  Archiv  r.  lt.  Studium  d>r  neuem  Sprachen  17,  307;  Msguiiji  f.  i.  UteiUB 
d.  AiiBlandea  1S71.  Nr.  S6;  Cectmltil.  f.  pXda^og.  Literatur  Nr.  S;  Schweiter.  Uttcm- 
eeitung  Nr.  11;  Aügem,  FamiÜenicitiing  Nr.  SS;  Öchulbl.  d.  ovang.  Semin.  ScM«räni 
a.  Heft;  Earlmami,  YoliuBohule  9.  Heft;  Allgem.  LelirerEeitang  Nr.  41;  L«(nipr 
BUtter  f.  PSdsgogik  5.  Heft 

S27.  Ueriog,  H.,  Schveiieraageu  für  Jung  iiiid  Alt.  8.  Aariu  1871. 
SiLuerläDder.    28  Ngr. 

Vgl.  Literar.  Centralbl.  1871,  Nr.  31;  Anzeiger  fflr  Kunde  der  deulscben  Vof 
loit  Nr.  6;  llluslririe  Zeitung  Nr.  UHS;  Schweiserl.oie  Nr.  305;  Sch»ei«at.  Lehro- 
leitung  Nr.  6. 

328.  Wallis  er  Sagen,  gcsiiminolt  und  hernuagegebea  von  Ssgcnfteiindi 
1.  Heft,   I.  Thoi),  gesammelt  und   erzählt  von  Pfarrer  M.  Tscbeinen  in  OAcbci. 
3,  Tbeil,    gOBammelt    und    erzählt    von    Domherr   P.  J.    Huppen 
(112  S.)  Sitten  1871. 

3S9.  Kaufmann,  Alex.,  kleine  Beitrage  eur  GeechiohU-  and  Sagm-, 
forBchung  im   Frankeulunde. 

Archiv  deB  hiatorischen  Vcrpina  fiir  Unterfrsnken.  21.   Bund  (1871). 

230.  FÜdiBch,  J.  E.,  Sogen  aus  dem  Pohcnthale. 
Hiltheilungüu  dca  Vereins   Hlr  Gcachii-hte  der  Deutschen  in  BObrnnt,  11K  Jl 

gnng,  Nr.  6. 

231.  Gräsae,  Dr.  J.  G.  Th.,  Sagenbuch  des  preußischeD  StaatM.  19. 
24.  Liefg.  gr.  8.  (3,  641—1104.)  Gbgao  1871.  Fleuimiug.  k  V,  Rthlr. 

Vgl.  ScblesiBche  Zeitung  1&71,   Nr.  S71. 

S3S.   Banmann,   E.,   Sngen   aus   Hirschbergs   Umgegend. 

RHbeiahl  1871,  4.  Heft,  8.  181  if. 

233.  Eiael,  R,  Sagenbuch  des  Voigtlandes.  8.  (VIII,  433  S.)  Gera  1ETI 
Grienbach.    1  Rthlr.  18  Ngr. 

Vgl.  Im  neuen  Reich  1871,  Nr.  47. 

234.  Sagen. 
Mitlheiliiugen  ans  dem  Archive  de»  voiglländiachou  altarthiira»for»chendon  T«r»i«« 

in  HohenlenhiTi.  Weidn  1871. 

235.  Harn,  W.  0,  v.,  der  Rhein.  Geschichte  und  Sagon  aeinar  Bn 
Abteien.  Klöster  und  Städte.  Wiesbaden   1871.  Niedner.  4  Rlhlr.  20  Ngr. 

236.  Montauub,  die  Vorxeit.  Sagen  und  Gcacfaiclilisi  der  LüniJer  der« 
Mark,  Jülich-Berg  and  Westjihulen.  In  vfiBscnsehaftlicher  ümarbeitudg  von  W 
V.  Waldbrühl  nnd  Montanas.  2  Bde.  8.  (VIII,  372  U.  VII,  316  S.)  ElbeifcU 
1870  —  71,   Lncas.   2  Rthlr. 

S37.  Hartinann,  Hermann,  BM<it  t.w  ^•M^.f^Vw,  Sagen 
-■'■«ofaito,    Qebräuclio,  Vo\V8ii,\)M%\n.viW   wai    eomÄtt*  "S^S 


BIBLIOGRAPHIE  VON  1871.  479 

^es    ehemaligen    FürsteDthams   Osnabrück.    8.    (X,    388  S.)    Osnabrack   1871. 

Sackhont.    1  Rthbr. 

Vgl.  literar.  Centralbl.  1871,  Nr.  31 ;  Anzeiger  für  Kunde   der  dentschen  Vor- 
seit  Kr.  6. 

238.  Schwartz,  W.,  Sagen   und   alte  Geschichten   der  Mark  Branden- 

Imrg.    8.    Berlin  1871.  Besser.    24  Ngr. 

VgL  Beilage  des  k.   preuß.  Staats-Anzeigera  1871,  Nr  34;  Beilage  zum  Reichs- 
anseiger 1872,  Nr.  34;  Allgem.  literar.  Anzeiger  Nr.  67. 

239.  Rindfleisch,  W.,   sieben  Sägen   aus  der  Umgegend  von  Freien- 
walde a.  0.  2.  Auflage.    8.    (190  S.)  Freienwalde  1871.  Fritze.   V»  K^hh«. 

240.  Garbe,  Ed.  Ludw.,  Danziger  Sagen.   Poetisch  bearbeitet.  16.  (VIII, 
133  S.)  Dansig  1872.  Saunier.    %  ^^^If- 

241.  Byrne,  W.,  the  legends  of  Cheltenham  and  Gloucestershire.  Chel- 
tenham  1871.  Brockes. 

242.  Les  contes  populaires  du  Danemark. 
Bibliothdqne  universelle  et  Revue  Suisse  1871,  October,  S.  249  ff. 

243.  Kristensen,    £.    T. ,    jydske    folkeminder,    issr    fra    Uammenim 
'Herred.  5.-6.  Heft  8.  (176  S.)  Kjöbenhaven  1871. 

244.  Aabjörnsen,  P.  Gh.,  Norske  folke-eventyr.  Ny  Sämling.  8.  Chri- 

•tiania  1871. 

VgL   Germania  17,  238  ff.  (Maurer);  Athenaeum   1872;  27.  Januar;  Academy 
15.  Mai. 

245.  Liebrecht,  Felix,  Germanische  Mythen  und  Sagen  im  alten  Amerika. 
Germania  16,  37—42. 


246.  Jänicke,  0.,    Zeugnisse    und  Excurse   zur   deutschen  Heldensage. 
Zeitschrift  für  deutsches  Alterthum   Id,  310-332. 

247.  Die  deutsche  Heldensage. 

Beilage  des  k.  preuß.  Staats-Anzeigers  1871,  Nr.  6 — 7. 

248.  Richter,  A,  deutsche  Heldensagen  des  Mittelalters.  Erzählt  und 
mit  Erläuterungen  versehen.  2  Bde.  2.  Auflage,  gr.  8.  Leipzig  1870.  Brand- 
stetter.    2V2  Rthlr. 

Vgl.  Allgemeine   Familienzeitung  1870,  Nr.  30;  Schulblatt   der  Provinz  Sachsen 

1871,  Nr.  7.  8;  Leipziger  Blätter  f.  Pädagogik,  6.  Heft 

249.  Mehl,  H.,  die  schönsten  Sagen  des  classischen  Alterthums  und  des 
deutschen  Mittelalters.    8.    Wien   1871.    Picbler.    14  Ngr. 

250.  Bacmeister,  A.,  die  Geschichte  von  Walther  und  Hildegund.  16. 
(48  S.)  Reutlingen   1871.    Fleischhauer  und  Spohn.    2  Ngr. 

251.  Mälly,  J.,  zur  Alexandersage.  IL  Zu  Julii  Valerii  Epitome. 
Zeitschrift  für  deutsche  Philologie  3,  416—422. 

252.  Pseudo-Callisthenes  nach  der  Leidener  Handschrift  heraus- 
gegeben von  H.  Mensel,    b.    (116  S.)    Leipzig  1871.    Teubner.    24  Ngr. 

Aus   den  JahrbUchem  für  Philologie  und  Pädagogik.    Vgl.   Literar.  Centralbl. 

1872,  Nr.  7. 

253.  Historia  ApoUonii    regis  Tyri.    Recensuit    et    praefatus    est  Alex. 

Riese.    8.    (XVHI,  68  S.)  Leipzig  1871.    Teubner.   Va  ß^^lr. 

Vgl.  Heidelberger  Jahrbücher  1871,  Nr.  8  (Selbstanzeige);  Gott.  Gel.  Anzeigen 
Nr.  46  (H.  8.);  Allgem.  Liter.  Zeitung  1872,  Nr.  7;  Jahrbücher  f.  Philologie  und  Päda- 
gogik 1871,  12.  Heft ;  Philolog.   Anzeiger  HI,  11 ;   Österr.  Wochenschrift  1872,  Nr.  6. 

254.  Teuf  fei,  W.,   Historia  ApoUonii  regis  Tyri. 

Rheinisches  Museum  27,  103 — 113:  zeigt,  daß  der  Bearbeiter  in  einem  Lande 
lebte,  wo  germamBchea  Recht  galt. 


480  BIBLIOGRAPHIE  VON  1871. 

255.  Die  Drei-Königa-Sage. 

Hfirklacbes  KirdicnblnH  ISTI,  Nr.  1  (g. 

356.  Bowitact],  Uarienangen.    16.  (46  S.)  Leipzig  1871.   Redftm. 

Univertal- Bibliothek  Ild.  27E.  Vgl.  Ältgem.  Liter.  Zeitung  1871,  Nr.  87. 

257.  KretzBchinar,  Ädj.  v-,  die  Legenden  vom  heil.  Georg  und  ibi 
Duretellungen. 

Mittheilötigen  dea  k.  sächa.  Verein»  für  Erforfichung  und  Erhollimg  vHt«r1iBdUdti 
Geachirhtsdenlimnle,  31.  lieft  (1871.) 

SÖ8.  Die  Brandanua-Legende. 

Allgemeine  Zeitung  1871,  Beilage  S94.  Anknüpfend  an  BrilU  Ausg.  doi  nisdietlili 
Gedichts:  Tgl.  Nr.  SSO. 

259.  Geata  Bomanorum  herausgegeben  von  H.  Oeaterley.  Facde- L 
8.   (IV,  und   S.   1—320).    Berlin    1871.    Weidmann.    2  Bthtr. 

Vgl.  Gntting.   Gel.   Anzeigen  1872,   N'r.  4S    (S clbsl Anzeige | ;   GeimanU  IT,  Itt 

260.  Populär  Rowances  of  ihe  middle  agea.  By  G.  Vf.  Cot  mai  L 
H.   Jonea.   London   1871.  Longmana.  i 

Vgl,  Dullin-Review  1872,  8.  4M  ff.  Inhalt  und  Kritik  der  Annaeagfi,  ayttöKk 
Grundlage  derselben  etc. 

261.  Muaaafia,  Ad.,  aulla  viiione  di  Tundalo.  Lex,  8.  (53  8.)  Win 
1871.  Gerold  in  Comm.    */,  Kthlr. 

Ana  den  SitKun  gab  erlebten   der  Akademie.  Vgl,  Lilernr.  Ccntralbl.  1871.  Nr.  K 

262.  Voigt,  G.,  die  KyffhSuaerBage.  Vortrag.  8.  (16  8.)  Leiprig  I87I. 
Hinricba.    4  Ngr. 

263.  Voigt.  G.,  die  deutacbe  K: 

Ilisloriscbe  Zeitacbrift  13.  Jabrgnng,  3.  Heft.  (1871). 
364.   Hirech.   Franz,   die  Kyffhiiueeraage.     Ein    neuer   Beitrag   so   t 
alten  Beichamäre, 

Der  Balon  8,  444-453  (1871).  Deutung  auf  Odin. 

2G5.   Verachwuiidene. 

WocbenlilKtt  der  Johanniter  Ordens-Balloy  Rrandi'tiburg  1871.  Nr.  38. 

266.  Meyer,  Karl,  die  TelUage. 

Barticb,  germaniaCiache  Studien  I,  1611 -170. 

2G7.   Eine   kärntneriach-aloveniacho  Sageugestal t. 

Öiterr«ich.  Wooheniohrift  1873,  Nr.  17. 

268.  Klerotfa,  über    die   Vampjraage   in   Bolimen   und   im   Allpemdl 
Miltheilungsn  de»  Vereins  für  Geschichte  der  Deutscheu  in  Dühmen.  10.  Jabr, 

Nr.  2  (1871). 

269.  Casael,  Faul,  der  Schwan  in  Sage  und  Leiien.  Eine  Abhwadlung. 
3.   Tcrmchrte   Anegabe.    8.    (XIII,    116  8.)   Berlin  1872.   Heineradorff.    V,  Blhlr. 

Vgl.  Allgem.  Lit  Zeitung  1871,  Nr.  44;   allgem.   litcrar.  Anieigef  1979,  Kr.  H> 

IX.  Volks,  und  Einderlieder,  Sprichw&rtcr,  Sitten  attd  Gebriiah*- 

270.  Geratenherg,  K.  v..  das  deutache  Volkalied.  6.  (96  S.)  Okm 
1871.  Vogel. 

271.  May,  J.  J.S.,  die  Liebes-   und   Volkipoeaie. 
Weaternianna  illuslrirtc  MonaUbefte  1671.  September. 

572,  Becbsteiu,   Dcutaehlanda  hiatori ach o  Volkali cder  nnd  ihre  UtMkß- 
BUtter   für   lit«rar.  Ualerbaltiing   1671,   Nr.  18;   an   Lilieucmna 

knüpfend. 

573.  Opel,  Jul.  Otto,  die  biatoriaclicn  Volkalieder  det 
//iilorifche  Zuilachrih  13.  Jahig.  V\«l\~l  &-  A^— *ä-  t\i™ao. 

'4.   Ooache,  B.,  die  L-Vbäci  uni  Bavww  itm  ?iW*SiWwt 
,  -^  tibi  m>»HHn>|tw>wdtU  a,  4:V-UA. 


BIBUOORAPHIS  VON  1871.  131 

375.  Wülcker,  R.,  Lied  der  Ritter  wider  die.StOdte. 
Germania  16,  438—442. 

276.  Dietfurthy  Frh.  t.,  die  historischen  Volkslieder    des   bayerischen 

Ton  1620—1870.    8.  (XIII,  160  S.)  Nördlingen  1871.    Beck.    24  Ngr. 
VgL  BUtter  &ic  literar.  Unterhaitang  1871,  Nr.  60;  Literatorbl.   z.    allgemeinen 
tir-Zeitnng  Nr.  46. 

277.  Bis  che,  A.,  das  geistliche  Volkslied.  5.  Auflage,  qa.  8.  Bielefeld 
0.  Velhagen  and  Klansing.    '/s  ^b^« 

278.  Hommel,  Friedr.,  geistliche  Volkslieder  ans  nlter  und  neuer  Zeit 
ihre  Singweisen.    2.  Ausgabe.    8.    (IX,  309  S.)    Leipzig  1871.    Teubner. 

Ngr. 

279.  Beiohenbach,    Marie,     deutsche  Volkslieder    aus    Kärnten.     4. 

ChromoUth.  mit  19  Bl.  Text).  Leipzig  1870.  Arnold.   10  Rthlr. 
VgL  Deutsche  Volkszeitang  1871,  Nr.  51. 

280.  Kurtzmann,  Louis,  über  polnische  Volkslieder  der  Oberschi esier. 
Rfibesahl  1871,  8.  406  ff. 

281.  Dincklage,  E.  von,  das  Volkslied  des  Emslandes. 
Der  Salon  9,  870—880. 

282.  Schotel,  Dr.  G.  D.  J.,  de  Hollandsche  keuken  en  kelder  uit  de 
eeuw.    8.  (38  S.)   Leiden  1871.  Sijthoff.    f.  0,15. 

283.  A  collection  of  old  ballads.  Corrected  from  the  best  and  most 
ient  english  copies  extant  with  introductions ,  historical,  critical  and  humo- 
8.  3  Toll.   London  1723.  (Neudruck  1871.)    12.    28  s. 

284.  Legendary  Ballads  of  England  and  Scotland  edited  hj  J.  S.  Boberts. 
3  s.    6  d. 

285.  Hunt,  B.,  populär  romances  of  the  west  of  England  or  the  droll 
iitions   and  superstitions    of  West   Comw^ll.    1.  and    2.  series.    8.   480  S. 

286.  Azon,  W.  E.  J.,  folk-  song  and  folk-  speech  of  Lancashire  in  the 
lads  and  songs  of  the  county  Palatine,  with  notes  on  the  dialect.  12.  (102  S.) 
idon  1871.    ly,  s. 

287.  Milman,  A.,  English  and  Scotch  historical  ballads.   1871.   27«  8. 

288.  Lieder  und  Bomanzen  Alt-Englands.  Deutsch  von  Karl  Knortz. 
lien  1871.    Schettler.    24  Ngr. 


289.  Birlinger,  A.,  Nimm  mich  mit!  Kinderbüchlein  mit  sieben  Holz- 
nitten  von  Franz  Pocci.  2.  ganz  umgearbeitete  Auflage,  gr.  16.  (VII, 
5  S.)  Preiburg  i.  Br.   1870.  Herder.    18  Ngr. 

290.  Baker-  en  Kinderrijmen,  Nederlandsche,  verzameld  en  medege- 
Id  door  J.  yan  Vloten.    8.    (48  S.)  Leiden  1871.  Sijthoff.   f.  0,15. 

291.  The  merrie  heart:  favourite  nursery  rhymes,  by  M.  E.  G.  1871. 

i  •• 


292.  Wander,  K.  F.  W.,   Deutsches   Sprichwörter -Lezicon.    31. — 33. 
feiiing.  hoch  4.  (Band  3,  1—384.)  Leipzig  1871.  Brockhaus,    k  %  ^^^^i^- 

293.  Birlinger,  A.,  Sprichwörter  und  sprichwörtliche  Bedensarten. 
Germania  16,  86-- 88. 

294.  Niedergesäß,   deutsche  Sprichwörter   über   das  ELapitel  ^Lehrer, 
österr.  Schulbote  1871,  Nr.  7. 

^gSMAKUL  jr#M  BtIkB,  ?.  (XVn.)  Jahxg.  ^ 


482  BIBLIOGRAPHIE  VON  1871. 

295.  Sprichwörter,  plattdenttcbe  (miiaBterländische). 

Archiv  f.  d.  Studiom  der  neueren  Sprachen  48,  363—366. 

996.  Kern,  W.  G..  und  W.  Willms,  Ostfriealand  wie  es  denkt  ml 
Bpricht.  Eine  Sammlung  der  gangbarsten  ostfrieBischtn  Sprichwörter  und  RedcH- 
(irten.  Erklärt  und  herausgeguben.  Mit  einem  Vorwort  von  Dr.  W.  J  JäUiiif 
2.  Aoflage.    8.    (XVI,    137  S.)   Bremen   1871.  Kubtmann. 

Vgl.  Archiv  f.  d.  Studium  der  oeucren  Sprachen  49.  Bd.,  3.  Heft. 

597.  Frorerba,  tbe,  of  Scotland.  With  illnstrative  and  eiplui(«(7 
notes  and  a   glosaary.    IG.    (307  3.)   New-Tork   1871.    7'/,,  «. 

598.  Wfthl,  Dr.  M.  C,  das  Sprichwort  der  bebräisch-aramUischen  LitenUr 
mit  besonderer  Berückaicbtigung  des  Sprichwortes  der  neneren  Umgangsapracba. 
Ein  Beitrag  zur  vergleich  enden  ParSmiologic.  I.  Bach.  4.  (VII,  184  S.)  Ldpaf 
1871.   Leiner.    1%  Rthlr. 

Dieaertation. 

299.  Birlinger,  A.,  zu  den  Volksbüchern. 
GonaaniH  10,  83— 8G. 

300.  Tyll  Enlenspiegels  Schnarren,  Scbivänkc  und  Dummheiten.  !&• 
(71  S.)  Mügeln  (Leiprig,  Senf)   1871.    4  Ngr. 

301.  T7II  Eulenapiegeis  Schnarren,  Schwünke  und  Streich«.  3.  AdL 
16.   (04  3.)   Keutlingen   1871.   Enßlin   und   Laiblin.    2  Ngr. 

302.  Schulten,  C,  der  fröhlich  wiedererstandene  Tyll  Euletupjcgel. 
Der  Salon  8,  491—494.  über  die  hiatoriichen  Zeugnisse. 


303.  Hartmann,  Julius,  Schwsbenspiegel  aus  alter  and  nener  Z4A. 
Stuttgart   1871.   Vogler  u.   Beinhauer.  18  Ngr. 

Enthält  Sitten  und  Geliränche,  SprichwUrter 

304.  Zingerle,  J.  V.,  Sitten,  Bräuche,  Meinungen  nnd  Rechtu3t«r(]iSoMr 
des  Tiroler  Volke»  gesammelt.  2.  Aufl.  8.  (XXIII,  304  S.)  lonibraek  1811- 
Wagner. 

Vgl.  Heidelberger  JshrbUcher  1871,  S,  539-533  (Liebreoht);  R«wch,  Ifc« 
Lileratiirblatt  Nr.  IS  (Birlinger);  Zeitechrift  f.  Ethnologie  ä.  Befti  Saddeatseba  I 
Nr.  ISO. 

305.  Hatlrich,  Joaef,  die  Macht  und  Herrschaft  des  AbergJanboi  b 
seinen  vielfachen  Erscheinungen.  Mit  einige»  Beispielen  von  Aberglauben  >■ 
dem  Siebenbiirger  Snchsentande.   S.  Schäßburg  1871.    Selbstrerlag, 

30G.  Abcrglnnhc  in  sächsischen  Sitten  und  Bräuchen. 

SiebenbAipach-dcutscIie»  Wochenblatt  18T1,  Nr.  SO. 

307.   Födisch,  J.  E,   Volksth  um  liebes  aus   Plan  und   Umgegend. 

Mittheilungen  d.  Verein!  f.  Geschichte  d.  Deutaclien  in  Böhmen,  10.  Jahff.  Sti- 

3i>8.  Krier,  J.  B.,  die  Springproc-ssion  und  die  Wallfahrt  sota  GnU 
des   h.    Willibrord   in   EcbtemHch.     IS.   (198  S.)   Luxemburg   1871.    Bück. 

309.  La  proceasion  danennte  on  le  pdl^rinage  au  tombean  do  St.  1 
brord   ä  Echtemach.    Ebenda. 

Übersetzung  des  vorigen.  Vgl.  Heidelberger  Jahrbücher  IS7S,  Mira  (Liebredtt); 
Lilerar.  Handwnlser  Nr.  HD. 

niO.  Hocbaeitsbuch,  Brauch  und  Glaube  der  Hoohieil  htä  tt"-  «kr 
J/cheo   Völkern  Enropa's  von  J.  lon  Däringafeld  und  0.  F.-eiherm  t 
Därngsrcld.     Mit  24   llhiBtrulionto.    %.   l.^  '»-.  ^^1  ■ä.:^  \.<i':?i.\i  y 


BIBLIOGRAPHIE  VON  1871. 

311.  Jaaot»,  E.,  KimUaufgcbrilncbe  im  Falken aaerlonde. 
Miclheiliingan  dea  Torsins  fttr  Geachichte  Af.T  DcaMchen  in  BSbrnen,  lO.  Jahr- 
gang, Nr.  1. 

312.  Vom  deatschen  WoibnachtafeBt,  Julfeat,  Weibnuchtafeier,  Weih- 
nacbtabaum,  WeibnacbUepielc. 

LutbEmcbe  Etrchetixuituiig  1S71,  Nr.  1,  Sp.  10— ST. 

313.  K.  Hofmann  vou  Naoborn,  die  Linde  als  nationaler  Baum  der 
DenttcbeD. 

niustrirte  Zettnng  Nr.  HöS. 

314.  Deulsebo  Licblingsblu: 
niustrirte  Zeitang  Nr.  1465. 

315.  Teitbncfa  znm  Oberammergaucr  Paiatonsspiel.  16.  Muncben  18T1> 
ISfaegnrtiier.    2  Ngr. 

31G.  Bartach,  Karl,  Jas  Pasgianaspiel  in  Oberammergau. 

Unsere  Zeit  1873,  Febniar. 

SIT,  Binder,  J.  J-,  das  Passionaspid  in  Obcrammergan.  Kulturhistorische 
Skitze.    16.   (40  S.)   Zürich    I8T1.   Hübr.    '/«  Rtblr. 

8.  Frick,  Otto,  da«  PaesioDsepicl  in  Oberammergau.  Ein  Vortrag.    16. 
(52  B.)  Berlin   IBTI.   Banh.    6  Ngr. 

319.  Sellar,  AI.  C,  tbe  Paasion  Play  in  the  Higblanda  of  Bavaria.  12. 
(62  8.)  1  a. 

320.  Stetu.  A.,  das  Oberammergan  er  Paasiona  spiel.  8.  (Itl,  32  S.)  Dresden 
18T1.  Wolff.    '/,  Rtblr. 

3S1.   Verwijfl,   Eelco,   bet  pnasiospel  te   Obcrammcrgau. 
De  Gids  1871,  Deel  4,  8.  193—233. 

325.  Das   Ammergauer   Pasaiiinsapicl. 
Eistorisch'politiBcbB  BlUtter  1871,  6.  Heft  f;:. 

323.  Das  PasBiousspicl  in  Oberaniinergau. 
Wiasenachnftliobe  Beilage  dar  Leipiiger  Zeitung  1871,  Nr    70 

324.  Stern,   A.,   Passionsspicte  in   Villingen   (1769). 
Eeitscbrift  ftlr  dia  Geschicble  des  Oberrheiiu  '22,  397—401. 
395.  Feifalik,  Julias,  Weib nacbts spiele. 
Die  Biene  1871,  Nr.  36. 

X.  Alterthürocr  und  Culturgeacbiehte. 

326.  Scberer.  Wilhelm, 
I'reufSisohe   Jahrbücher   187 

thutnakDnde. 

337.  Ciirri^re,  Moritz,  die  Kunst  im  Zusammen  bang  der  Cultnrent- 
ickluDg  und  die  Ideale  der  Menschheit.  1.  Bd.,  S.  Aufl.  8.  (SVIll,  615  S.) 
cipiig   1871.   BrockbauB.   3  Bthlr. 

Vgl  Altgemiune  Zeitung  ISTl,  Bsilage  164;  Saddeatache  Presse  Nr.  117; 
penerscbo  Zeitung  Nr.  2J1. 

328.  ßoaabacb,  J.  J.,  Gescbicbte  der  Gesellscbafl.  i.  TheU,  3.  Ab. 
iwlnng.   8.  (342  S.)   WÜriburg    1871.     1  Kthlr. 

Vgl.  Liteiar.  Centralbl.  187H,  Nr.  11. 

3S9.  Majer,  Anton,    die    geistige  Kultur   in  Niederösterreicb 
iteo  Zeit  bis  aum  Beginne  der  Reformation.    8.    (,4*i  S.^  VJ\iki  V^.'VV . '*ää«.. 

Tgl.  LiUmr.  CentraJbi.  I8T1,  Nr.  42. 


I 


J 


484  BIBUOGRAPHIE  VON  187L 

330.  Geffroj,  A.,  les  origines  da  GennamBme.   I. 
Revue  des  deux  Monden  1871,  15.  December,  S.  810  ff. 

331.  Taciti  Germania.  Erläutert  von  H.  Schweizer-Sidler.  8.  (IV,  90ä) 

Halle  1871.  Waisenhaus.    %  Rthlr. 

Vgl  Academj  Nr.  46;  Zeitschrift  fOr  das  Gymnasialwesen  1871,  8.  667  C;  wä 
Abwehr  des  Heraasgebers  S.  852  ff.,  und  Entgegnung  von  Bormann  8.  866  ff.;  SpcMOck 
Zeitung  1871,  Nr.  106. 

332.  Tacitus.  Moenrs  des  Ghrmains.  Tradnction  nonvelle,  suiTi  de  nolei 
par  A.  Violet    18.    (184  S.  mit  einer  Karte).  Paris  1871.  Lemerre. 

333.  Tacitus,  les  moeurs  des  Germains.  Tradnction  nouTelle.  18.  (SSS.) 
Paris  1871.  Imprim.  Bonaventure. 

334.  Meiser,  Elarl,  kritische  Studien  snm  Dialogos  and  aar  Qtrmm 
des  Tacitus.    8.    (56  S.)  Eichstädt   1871.  Rrüll.    Vs  ^^^' 

335.  Kaufmann,  Wehrhaftmachung  kein  Ritterschlag.  Eine Untersnchaf 

über  dignationem  principis  assignant  c.  13  und  centeni  singalis  ex  plebe  ctmÜB 

consilium  simul  et  anctoritas  adsnnt  c.  1 2  der  Germania  des  Tacitoa. 
Philologus  31.  Band,  S.  490  ff. 

336.  Kellner,  Wilhelm,  Chatten  und  Hessen. 
Archiv  fQr  das  Studium  der  neueren  Sprachen  48,  85 — 174. 

337.  Weinhold,    die  Polargegenden   Europas   nach    den  YorateUaiga 

des  deutschen  Mittelalters.  Lex.    8.    (28  S.)  Wien  1871.    Gerold  in  Conn. 
Vgl.  Das  Ausland  1872,  Nr.  27;  Weserzeitung  Nr.  9040. 

338.  Di^  Alt  er  thümer  unserer  heidnischen  Voneit.  Nach  den  in  öffeit- 
liehen  und  Privatsammlungen  befindlichen  Originalien  sosammengesteUt  and  h 
gegeben  von  dem  römisch- germanischen  Centralmuseum  in  Mains  durch  d 
Conservator  L.  Lindenschmit.  3.  Band,  1.  und  2.  Heft.  gr.  4.  Mains  1871. 
V.  Zabern.  k  %  Rthlr. 

339.  Mit  hoff,  H.  W.  H.,  Kunstdenkmale  und  Alterthumer  im  HaoDO- 
verschen.   1.  Band.    gr.  4.    (IV,  232  S.)  Hannover  1871.  Helwing.    4  Rthlr. 

340.  Andree,  Richard,  Besuch  einiger  Heidenschanzen  nnd  Stebwsh 
der  Lausitz. 

Der  Globus,  von  Andree,  20.  Band,  Nr.  14 — 19. 

341.  Schwartz,  F.  L.  W.,  Bericht  Qber  eine  Ausgrabung  bei  Rheiii* 
berg.    4.    Neu-Ruppin  1871.    Programm. 

342.  Catalogue    of  Anglo-Saxon    Antiquities.    8.   London    1871.  It 

343.  Madsen,  A.  P.,  Afbildninger  af  danske  Oldsager  og  Mindesmanket. 
20—22.  Heft.   12  Tafeln.  Kopenhagen  1871. 

344.  Jessen,  E.,  Noter  til  Hr.  Etatsraad  J.  J.  A.  Woraaaes  Foredng 
cm  Forestillinger  paa  Guldbracteateme.    8.    (16  S.)  Kopenhagen   1871. 

345.  Worsaae,  die  bildlichen  Darstellungen  auf  den  Goldbraeteilea 
Mitgetheilt  von  J.  Mestorf. 

Globus  Bd.  19,  S.  347—360. 

346.  Engelhardt,  C,  Flintstenbrud  fra  den  jmgre  Stenalder.  Bdgiai 
og  England. 

Aarböger  f.  nordisk  Oldkyndighed  1871,  3.  Heft. 

347.  Kornerup,  S.,  Gm  Büddelalderens  Fremstillinger  af  Chriatai  pu 
Korset. 

Aarböger  f.  nordisk  Oldkyndighed  1871,  3.  Heft. 

348.  Lacroix,  Paul,  ^bibliophile  Jacob),  Moeurs,  osages  et  cuit— • 
au  moyen-ägi;  et  k  Vepoque  de\a  lL«iiWYs»*\Ti^«  ^^q:«i«s^ '^^i^  de  16  plaaeki 
ehromolith.  et  de  400   gravurea.  toy.  "ft.  V^^^^^  "^»^  V^W^  NS^V. 

Vgl  Literar.  Centralbl.  w^,iat.  \^\  ^^^B^«wÄÄl|«^^ 


BIBUOORAPHIE  VON  1P71.  485 

349.  Holmberg,  Ä.  E^  Nordbon  nodcr  hednsliden.  Populär  franiBtell- 
IDg   af  vlra  förfÜdere  äldsU  kaltnr.   8.   (388   S.  mit  3   Litbogriiphicn  and   180 

BolzBchnitten.)  Stockholm   1871. 

350.  Roaenberg,  C,  Track  af  LiTct  pna  Island  i  FrlatatR-Ttden.  Med 
1  Bteentrykt  K»art  og  Ö  Trsesnit.    8.    (252  S.t   Kopenhagen    1871. 

351.  Skylte,   K.,  jydak    Bondeliy.    2.  Sammlnnp.    8.    (238   S,)   Kopen- 
Q  1871. 

3fiS.  Schalt«,  Dr.  Äloin,  Eicerpte  aas  Breslauer  Stadtbäcbero,  voi«uglich 
^äer  Privatattertbumer. 

Anzeiger  f3r  Konde  der  deuttcben  Vonml  1871,  Jannar  bU  Mai.  Mit  spracfa- 
Üelieit  Bemerkungen  von  Frommann. 

353.  Kriegk,  G.  L.,  deatiebes  Bfirgertfanm  im  Mittelalter.  Nene  Folge 
S.  BandJ,     Nach  arkundlichen   Forsehangen   und    mit  bisher    ungedrackten   Ur- 

8,    (\nll,   456  S.)  Frankf-Jrt  a.   M.    1871.   Literar.   artiBtische   Anstalt. 
ISHthlr.    lONgr. 

Vgl   Oatling.   Gel.   Anreigen   1871,  Nr.  29  (Kohl);  Remch,  theolog.  Literatnrbl. 
Hf.   17;  Literar.   Centralbl.  Kr.  3ti:   Aügem.   Literar.   Anzeiger  Mr.  49;  Literar.  Hand- 
liier  Nr.  103;  Earopa  Nr.  S8. 

354.  Maarer,  G.  L-  t.,  Geschichte  der  StädteTerAiSBnng  in  Deiitsch- 
ad.    3.  4.  Band.    gr.  8.    Erlangen  1871.    Euke. 

Vgl.  Blätter  f.  literar.  Unterhallimg  IB7S,  Nr.  9  (RQckert). 

355.  Berliner,  Dr.  A.,  ans  dem  inneren  Leben  der  denischen  Juden 
I  Mittelalter.    8.    (Vni.   Gl  S.)   Berlin   1871.    7a  ^'''''"■ 

Tgl.  Magazin  t.  ä.  Literatur  äes  Anflandee  1373,  Nr.  3. 

356.  Lommer,   Victor,  die   Badeatahen    im   Mittelalter. 
Gemein  de- Zeitung  (Ofirlitz)  IS71,  Beilage  S.  97. 

357.  Esseovein.  Ä.,  mittclalterliehe  Tanch-  und  Sehirimmappnrftte. 
Anirager  für  Ktmde  der  deutschen  VorEeil  1871,  Sp   367—360. 

358.  Tornboch,  das  erste  deutsche,  neu  berausgeg.  von  K.  WdSBmaniiB- 
dorf.  Mit  Ergänzungen  aus  Handecbriflen  und  17  Bildern.  8.  (XVI,  89  S.) 
Hridelberg  1871.  Grooa. 

Um   IfiOO  verfaxsl. 

359.  Specht,  F.  A.  C.  v.,  Gea.-Lient.  a.  D-,  Gesthlcht.-  der  Waffen. 
Nacbgewieacn    und    erläutert    durch   die   Cutturentiricklung  der  Völker   und   Be- 

reibang   der  Waffen   ana    allen   Zuitcn     2.  Bd  ,   1.  und  2.  Liefg.    8.    Catael 
1871.    Lnekhardl. 

Vgl.  Jahrb.  f.  A.  dentaohe  Amee  und  Marine  187S.  1.  Beft. 

360.  GrundtTig,  Sveud.  On  de  gotiske  folks  väbenM.  6.  (63  S.) 
[obenhsTn    1871. 

361.  Maurer,   Konrad,   über  das  v&pnatak   der  nordischen   Bechli 
Germania  16,  317-333. 

362.  Müllenlioff,  Karl,  über  den  Suhwerttanz. 
In:  Festgaben   für   Gustav  Hnmeyer   lum   XXVIII.    Juli   1871.   4.    Berlin   1871. 

■     8.   109-147.  Vgl.  Beilage  des  k.  preuOisehen  Ptsals-AnzeigerH  1871,  Nr.  22  ff. 

363.  Eiehwald,  Karl,  Cumpelmentcerbook  vun't  J.  1572.  Tor  lust  und 
lerre  upt  Nee  'rutgewen     3.  Aafl,    l6.   (11  S.)  Bremen   1871.  Tannen.    3  Ngr. 

t364.   Branky,  Franz,  das  volkimäJÜge  Kinderspiel  nebat  seiner  Bedoatung 
i  Oescbichte.    8.    1871. 
6eparatdrui-h. 
365.   Wattenbacb,   Wilhelm,   das   Schriftweacn   im  Miltetaltei 
2  8.)  Leip«g  1871.   Hiwel,    2'/,  Rthlr. 


k 


0^^ 


486  BmUOGRAPHIE  VON  1871. 

Vgl.  AUgem.  Zeitnng  1871,  Beilage  146;  Europa  Nr.  20;  Trübnen  Recwi 
Mai;  Saturday  Review  Nr.  807;  Aeademy  Nr.  26  und  34;  Anzeiger  ftir  Kunde  6a i 
Vorzeit  Nr.  8;  Literar.  Handweiser  Nr.  107;  Literar.  CentralbL  Nr.  47;  Renach,  tiieolf; 
Literaturblatt  Nr.  22  (Klein);  Kölnische  Zeitung  Nr.  344;  Weser-Zeitung  Nr.  9001: 
historische  Zeitschrift  14,  2,  442  ff.  (Sickel);  Archirio  storico  itddiano  1872,  NY  i. 
National-Zeitung  Nr.  280. 

366.  Janickc,    K.,    über  Bucber,    Buchhandel    und    Bibliotheken  (ki 

Mittelalters. 

Deutsche  Warte  von  Br.  Meyer,  2.  Augustheft  1871. 

867.  Falke,  Jacob,  die  Kunst  im  Hause.    Oeschichtlicbe  und   kritiid)- 

ästhetische  Studien  über    die   Decoration    und    Ausstattung    der   Wobnnng.  8. 

Wien  1871.  Gerold. 

Abschnitt  11 :  die  Wohnung  im  Mittelalter  S.  49—90;  IIL  Die  Wohmmg  m 
16.  Jahrhundert  S.  91—128.  Vgl.  Literar.  CentralbL  1871,  Nr.  6;  Wiener  Blätter  ft 
Theater  etc.  Nr.  80. 

368.  Stanesby,  S.,  the  mansions  of  England  in  the  olden  time.  2Yok 
4.    2  8.    6  d. 

369.  Haussprüche,    deutsche,    aus    Tirol    gesammelt    yon  W.  0.  8. 
40  S.)  Innsbruck  1871.  Wagner.    4  Ngr. 

370.  Fischer,  A.,  Hausinschriften  aus  Kahla  und  Orlamunde  gesammelt 
Mittheilungen  des  Vereins  für  Geschichte  und  Alterthumskunde  su  Kahla.  1.  HdL 

8.   Kahla  1871. 

371.  Curtze,    Oswald,    die   Hausinschriften    im    Fürstentbum  WaMed. 

Ein  Beitrag  zur  epigrammatischen  Volkspoesie.  8.  (62  S.)  Aroben  1871.  Sp^ft 

y,  Rthlr. 

Separatdmck  von  Nr.  409  der  Bibliogr.  von  1870. 


/ 


372.  Förstemann,  E.,  Straßennamen  nach  Grewerben.    IIL 
Germania  16,  265—286. 

373.  Straßburger  Gassen-  und  Häusernamen  im  Mittelalter.  8.  (VE 
192  S.)  Straßburg  1871.  Schmidt.   IV3  Rthlr. 

Vgl.  Preußische  Jahrbücher  1872^  2.  Heft;   Allgem.  Zeitung  1871,  Beilage  319: 
Beilage  des  k.  preuß.  Staats-Anzeigers  1872,  Nr.   11. 


374.  Weiß,  Hermann,  Kostümkunde  (UI.  Abschnitt).  Handbuch  der 
Geschichte  der  Tracht  und  des  Geräthes  vom  14.  Jahrhundert  bis  auf  dk 
Gegenwart.  Mit  Illustrationen.  9.  u.  10.  Lief.  gr.  8.  (S.  881 — 1088.)  Stuttgvt 
1871.  Ebner  und  Seubert    k  24  Ngr. 


XI.   Kunst. 

375.  Quellenschriften  für  Kunstgeschichte  und  Konsttechnik  ds 
Mittelalters  und  der  Renaissance,  herausgeg.  von  R.  Eitelberger  y.  Edelbciit 
1.  Bdchen.  8.  Wien   1871.  BraumüUer. 

Vgl.  Literar.  CentralbL  1871,  Nr.  50;  1872,  Nr.  28;  Anzeiger  für  Kunde  der  d 
Vorzeit  1872,  Nr.  3.  Wird  auch  Kunstgeschichtliches  und  Kunsttechniaches  ans  da 
mhd.  Dichtem,  Zunftstatuten  etc.  enthalten. 

376.  Ilg,  Albert,  zur  Kenntuiss  der  altdeutschen  Kunstsprache. 
Mitiheilungen  der  k.  k.  Centralcommission  etc.  16.  Jahrgang. 

377.  Grueber,  B.,   d\e  HAuptperioden   der    mittelalterlichen   Konstetf- 
widdang  in  Böhmen,  MahTen,  ^e\Ae«\^TL  x^^  ^^sn  «si^«iaRxi^ssDkQ;^bietaL  LeL& 

Leipzig  1871.  BrockhauB  m  CoiMmaa.   ^"^^^ 


BIBLIOGRAPHIE  VON  1871.  487 

378.  Grneber,  B.,    die  Kunst   des  Mittelalters   in  Böhmen.    1.  Theil. 
4.   Wien  1871.  Gerold  in  Comm.    V.  Rthlr. 

379.  Schultz,  Alwin,  Schlesiens  Runstieben  im  13.  und  14.  Jahrhundert. 
rfasst  im  Namen  des  Vereins  für  Geschichte  der  bildenden  Künste  zu  Breslau. 

Mit  6  autograph.  Tafeln.  Breslau  1871.  Max  u.  Co.    25  Ngr. 
VgL  Rübezahl  1871,  4.  Hea 
880.  Kruspe,  H.,  der  Erfurter  Todtentanz. 
Blnstrirte  Zeitung  Nr.  1504. 

381.  Welislaw's  Bilderbibei  aus  dem  13.  Jahrhundert  veröffentlicht 
n  J.  E.  WoceL    gr.  4.    Prag  1871.    Rziwnatz  in  Comm.    3  Rthlr. 

382.  Lübke^  Wilhelm,  Geschichte  der  Plastik.  2.  stark  verm.  n.  verb. 
ifl.    Lex.  8.    5.  Liefg.  bis  Schluß.    Leipzig  1871.    Seemann. 

383.  Lübke,  Wilh.,  Grundriß  der  Kunstgeschichte.  5.  Auflage.  2  Bde. 
tx.  8.    (384,  XXn,  426  S.)  Stuttgart  1871.    Ebner  und  Seubert.    32/3  Rthlr. 

384.  Otte,  H. ,   Geschichte   der   deutschen  Baukunst  von  der  Römerzeit 

\  zur  Gigenwart  4.  Lieferung.  8.  (S.  473—616.)  Leipzig  1871.  T.  0.  Weigel. 

^jRtWr. 

Vgl.  Literar.  Centralblatt  1872,  Nr.  26. 

385.  Lützow,  Dr.  C.  F.  A.,  die  Meisterwerke  der  Kirchenbaukunst.  Eine 
irstellung  der  Geschichte  des  christlichen  Kirchenbaues  durch  die  haupt- 
^lichsten  Denkmäler.  Mit  Holzschnitten.  2.  Auflage,  gr.  8.  (XII,  454  S.) 
ipzig  1871.  Seemann.  2V4  Rthlr. 

386.  Ger  lach,  Dr.  L.,  illostrirtes  Wörterbuch  der  mittelalterlichen 
rchenbaukunst.  Mit  100  eingedruckten  Holzschnitten,  gr.  8.  (104  S.)  Stutt- 
rt   1871.  Ebner  u.  Seubert.   V3  Rthlr. 

387.  Danske  Mindesmaerker.  2"  Rekke  1.  Hfte.  Roeskilde  Domkirke, 
skreven  af  A.  Komerup.   1.  Afdeling.  fol.  (18  S.)  Kopenhagen  1871. 

388.  Jacobsthaly  Gustav,  die  Mensuralnotenschrift  des  XII.  und 
n.  Jahrhunderts.  Mit  14  lithograph.  Tafeln.  Berlin  1871.  Springer,   l^a  Rthlr. 

Vgl.  Magazin  f.  d.  Literatur  d.  Auslandes  1871,  Nr.  51. 


XII.  Rechtsgeschichte  und  Rechtsalterthümer. 

389.  Zöpfl,  H.,    deutsche  Rechtsgeschichte.  4.  verm.  u.  verb.  Auflage. 
Bd.   Geschichte    der  Rechtsqnellen.    8.  (XI,    248  S.)    Braunschweig  1871. 

rede.  1  Va  Kthlr. 

390.  Sohm,  R«,  die  altdeutsche  Reichs-  und  Gerichtsverfassung.   1.  Bd. 

8.  (XXXII,  588  S.)  Weimar  1871    Böhlau.  3  Rthlr. 

Vgl.  Philolog.  Anzeiger  1871.  Nr.  8;  österr.  Wochenschrift  1872,  Nr.  10  (Brunner); 
olog.  Literaturblatt  Nr.  13  (Schalte);  histor.  Zeitschrift  3.  Heft. 

391.  Bluhme,  F.,    R.    Schröder    und    H.   Loersch,    drei    Abhand- 
igen zur  Geschichte  des  deutschen  Rechts,  gr.  8.  Bonn  1871.  Marcus.   12  Ngr. 

392.  Studien  aus  der  Rechtsgcschichte  Böhmens.   Von  J.  U. 
Mittheilnngon  des  Vereins  für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen,   10.  Jahr- 
ig, Nr.  3. 

393.  Der  poetische  Zug  der  deutschen  Rechtssprache. 
Beilage  des  k.  preußischen  Staatsanzeigers  1871,  Nr.  11—13. 

394.  Bresslau,  Dr.,  Rechtsalterthümer  aus  dem  Rolandsliede. 
Archiv  für  das  Stadium  der  neuem  Sprachen  48,  291  -  306. 


igg  BIBUOGRAPHIE  VON  1871. 

895.  Eichhorn,  Herrn.  LndoT.,  qnae  in  speenli  Saxonid  joriboB  later 
se  pares  eint  personae  demonstrator.  DUsertatio.  8.  (34  S.)  BreaUn  1870. 
Mamachke  u.  Berendt.   8  Ngr. 

396.  Schröder,  Rieh.,  Geschichte  des  ehelichen  G^üterredits  in  Dcatic^ 

land.    2.  Bd.,    2.  Abth.:    das  frankische  Güterrecht  im  MitteUiter.    8.   Stettii 

1871.  1  Rthlr.  27  Vj  Ngr. 

Vgl.  Götting.  GeL  AnzeigeD  1872,  Nr.  8  (Krant);  kritische  Vierte^ahnidrift 
13.  Bd.,  3.  Heft  (Binding). 

397.  Ealer,  L.  H.,  über  fränkisches  eheliches  GKlterreeht. 
Mittheilangen  des  Vereins  für  Geschichte  in  Frankfoit  a.  If .  4.  Bd.,  2.  Heft.  Zv 

Ldterator  des  ehelichen  Güterrechts. 

398.  Betbmann,    M.  A.,    der    Cirilproeess    des    gemeinen    Beehts  n 

geschichtlicher  Entwickelang.  5.  Bd.,   1.  Ath.  8.  Bonn  1871.  Marcoa. 
Der  germanische  Ciyilprocess  H,  1. 

399.  Fruin,  J.  A.,  de  anfang  en  de  slichte  dage  nmme  Tarende  hsre 
naar  het  ond-saksische  recht  (met  een  aanhangsel  otct  de  aetiSn  <Hnrocreid 
goed  naar  het  oad-hoUandsch  recht).  UitgegeTcn  door  de  koninkHjke  Akadfif 
Tan  Wetenschapen  te  Amsterdam.  4.  (2,  84  S.)  Amsterdam  1871.  Van  der 
Post  fl.  1,65. 


400.  Kaufmann,   ob  der  Verfasser  des  Textes  D   der  Lex  Saliea  m 

Franke  war. 

Forschnngen  nur  deutschen  Geschichte  11,  617—620. 

401.  B eseler,  G.,  über  die  Gesetseskraft  der  Capitolarien. 

In:  Festgaben  für  Gustav  Homeyer  zum  XXVIIL  Juni  1871.  Bertin  1871.  8. 1 
bis  25. 

402.  Homeyer,  Fragmente  Ton  Handschriften  des  Sachaenapi^els. 
Monatsbericht  der  k.  preuß.  Akademie  der  Wissenschaften  Mai  1871. 

403.  Homeyer,     die    Straßburger    Handschriften     des    Saehaen-    nd 

Schwabenspiegels. 

Monatsbericht  der  k.  preufi.  Akademie  der  Wissenschaften,  Febroar  1871. 

404.  Rockinger,     die     Straßburger     Handschriften     des     sogenaBota 

Schwabenspiegels. 

Sitzungsberichte  der  k.  baierischen  Akademie  der  ^Hssenschaften,  1871,  4.  Heft 

405.  Der  Altvil  des  Sachsenspiegels. 
Europa  1871,  Nr.  11. 

406.  Staat  und  Kirche.  (Aus  dem  SchwabenspiegeL) 
Westfilisches  Kirchenblatt  1871,  Nr.  11. 

407.  Weichbildrecht,  das  sächsische  oder  magdeburgische,  nach  der 

Pergamenthandschrift  Tom  J.  1381  herausg.  Ton  0.  A.  Walther.  gr.  8.  Leqoig 

1871.  Brandstetter.   16  Ngr. 

Vgl.  Beiträge  zur  Erläuterung  des  deutschen  Rechts  1872,  2.  Heft 

408.  Rockinger,   über  die  Grundlage  des  dem  Ruprecht  Ton  Frdsiag 

beigelegten  Landrechts. 

Sitzungsberichte  der  k.  baier.  Akademie  1871,  4.  Heft 

409.  Die  Weistümer  Ton  Kappel  unter  Rodeck.  Von  Bader. 
Zeitschrift  für  die  Geschichte  des  Oberrheins  23,  404—438. 

410.  Coutumes  de  la  Haute-Alsace  dites  de  Ferrette,  pabli^ea  poor  h 
premiöre  fois  aTec  introduction,  traduction  en  fran^ais  et  notea  par  Ed.  BosTtfet 
8.  (300  8.)  Basel  1871.  Georg.  2V^Rthbr. 

Vgl  Literar.  CentralUatt  \%1\,  'S!.  ^. 


BIBUOGRAPHIE  VON  1871.  489 

•. 

411.  Weisthümer,  österreichische.  Gesammelt  von  der  k.  k.  Akademie 

r  Wissenschaften.  1.  Bd. :  die  Salzbargischen  Taidinge.  Herausg.  von  H.  Siegel 

d  K.  Tomaschek.  8.  Wien  1871.  Branmüller.  4  Rthlr. 

Vgl.  Literar.  CentralblaU  1871,  Nr.  10;  Allgem.  Liter.  Zeitang  Nr.  28;  Allgem. 
itnng,  Beilage  829. 

412.  Lambel,  H.,  Bericht  über  die  im  August  und  September  1871 
gestellten  Weisthümer-Forschungen.    Lex.  8.  Wien  1871.    Gerold  in  Comm. 

Aus  den  Sitzungsberichten  der  k.  k.  Akademie  der  Wis8en»chaften.  VgL  Liter. 
niralbL  1872,  Nr.  31. 

413.  Weisthümer-Forschungen  in  Österreich. 

österr.  Wochenschrift  fOr  Wissenschaft  u.  Kunst  N.  F.  1  Bd.,  Nr.  22. 

414.  Stobbe,  0.,  ein  Magdeburger  Schöffenbrief  für  Krakau. 
Zeitschrift  för  Bechtsgeschichte  10,  84—92.  16.  Jahrh. 

415.  Fröhlich,  X.,  das  älteste  SchÖppenbuch  des  Graudenzer  Archivs. 
Altprenßische  Monatsschrift  1871,  8.  427  ff. 

416.  Heidemann,  J.,  das  Hofesrecht  im  Stift  Essen  und  Rellinghausen. 

erÖffentlicht  nach  der  Urkunde  im  Essener  Rathhausarchiv  I,  Nr.  87. 
Zeitschrift  des  Bergischen  Geschichtsvereins  7.  Bd.  (1871). 

417.  Loersch,  H.,  Aachener  Rechtsdenkmäler  aus  dem  18.,  14.  und  15. 

ihrbundert    gr.  8.    Bonn  1871.    Marcus.    IV9  Rthlr. 

Vgl.  Reosch,  theolog.  LiteratnrblaU  1871,  Nr.  26;  Uterar.  Centralblatt  Nr.  47; 
terar.  Handweiser  Nr.  112. 

418.  Frensdorff,  F.,  Ein  Urtheilsbuch  des  geistlichen  Gerichts  zu  Äuge- 
lt ans  dem  14.  Jahrhundert. 

Zeitschrift  für  Kirchenrecht  1871,  1.  Heft. 

419.  Ordelboek  van  den  etstoel  van  Drenthe.  Eene  verzameling  van 
lelen  en  verordeningen  van  den  drost  en  etten  van  het  landschap  Drenthe 
II  1399—1518.  Uitgegeven  door  Mr.  H.  0.  Feilh.  8.  (XIX,  216  S.)  Gro- 
igen  1870.  Scholtens.   f.  2,  25. 

420.  Sivre,  J.  B.,  de  oude  landsregten  en  andere  geregtelijke  documenten 
D  het  voormalig  sticht  en  rijksvorstendom  Thom.  8.  (2,  103  S.)  Roermond 
71.  Romen.    f.  1,00. 

421.  Hellwald,  F.  v.,  iets  over  een  oud  Brugsch  Handschrift. 
Taal-  en  Letterbode  H,  229-236. 

422.  Kern,  H«,  een  rechtsterm  der  Salische  wet. 
Taal-  en  Letterbode  IH,  7—10. 

423.  Maurer,  Konrad,  das  sogenannte  Christenrecht  König  Svcrrirs. 
Bartsch,  Germanistische  Stadien  I,  57 — 76. 


XIIL  Litteraturgeschichte  und  Sprachdenkmäler. 

424.  Lindner,    Albert,    die    Bearbeitung    der    Literaturgeschichte    in 

eutschland. 

Magazin  f.  d.  Literatur  des  Auslandes  1871,  Nr.  21  ff.  I.  Übersicht  H.  Vorge- 
hichte.  HI.  Verdienst  der  Romantik.  lY.  Die  Standpunkte  der  Bearbeiter. 

425.  Die  deutschen  Literaturhistoriker. 
Beilage  des  k.  preußischen  Staats-Anzeigers  1871,  Nr.  26. 

426.  Gervinus,  G.  6.,  Geschichte  der  deutschen  Dichtung.  1.  und  2. 
ind.  5.  gänzlich  umgearbeitete  Auflage,  gr.  8.  (XII^  642  und  X,  716  S.) 
üpag  1871.  Engelmann,    k  3  Rthlr. 

Tgl.  Germania  17,  109;  Blfttter  ftir  Uterarische  Unterhaltung  1871,  Nr.  41  (Rfickert); 
«u5ische  JahrbflcJber  XXVUI.  6.  Heft;  National-Zeitun«  ^t.  \\\  ^«4|,%xav  \.  VMMb. 
üir  deß  ÄußUodeß  Nr,  2. 


4S7.  Gödcke,  K..  deutsche  Dichtung  im  UitteUltcr.  2.  Aiitg.  vennclin 
um  BqcIi  XII :  niederdeu lache  Diclituug  von  H.  Oostodey.  Nebst  einem  volktändigeg 
SachregiBter.    gr.  8.  (IV,  1008  S.l    Dre»don  1871.    Ehlermaun.  4'/j  Rtblr. 

Vgl.  AllBem.  Zaitnn)?  1871,  HsUage  293. 

428.  Gödcke,  K.,  deiitBchu  Dicijtang  im  Mittelaltei.  Sacbregi*ter.  8. 
(8.  989-1008).  Dresden  1871.  Ehlermnnu.    6  Ngr. 

429.  Vilmar,  A.  F.  C,  GeBchicbte  der  deutschen  National •Litenttr. 
14.  rermehrte  Auflage.    8.    (XII,  626  8.)  Marburg  1871.  Elwert.    2  Bthlr. 

Vgl.  Germania  17,  109-110  (Bartsch). 

430.  Boeaert,  1b  littdrnture  nllemandc  ftu  mofen  äge  et  lea  origiaei 
de  l'dpop^i'  gürmaniqiie.  Coitrs  de  littärature  allemaude  fait  k  la  Sorbonne,  gr.  8- 
(384  S.)  Pnri»  1871.    La  Hay bette.    6  fr. 

Vgl.  Oatting.  Qel.  Äiizeiicen  1873,  Nr.  19  (Wilken);  Magaii»  f.  d.  ldt«r«tiir  da 
Aualanden  Nr.  2Ü;  Allgem.  Zmtung  Nr.  111  f.  (J.  Bücbtuld);  Rcruo  Critique  Sr.  ti. 

431.  Hoqaette,  Otto,  Geschichte  der  deutaehen  Dichtung  tod  des 
ältesten  DenbmÜlem  bis  auf  die  Neuzeit.  2.  Auflage,  1.  Licfg.  gr,  $.  (S.  1 
big  192.)   Stuttgart   1871.    Ebner  und  Seubert.    18  Ngr. 

Vgl.  Kubische  Nachricbton  Nr.  319. 

432.  Kluge,  Prof.  Dr.  Herm.,  Geschichte  der  deuUchen  Natioaal-Litentv. 
Zum  Oebranche  an  höheren  Unterricbtsunetalten  bearbeitet.  3.  Anfl*  gr.  S. 
(yill,  168  s.l  Altenburg  1871.    Bonde.    14  Ngr. 

Vgl.  Zeltichrift  fllr  deutsche  Philologie  4,  246  (Opel  ;  Blätter  f.  d.  bijni«he 
0)'mnasislachulwesen  VlIL  1;  Volkechu] freund  Nr.  34i  Leipziger  Blllter  f.  Pldigogik 
1872,  a,  Heft;  ScbulLlatl  für  die  Previnz  Brande  üb  .i  rg ,  2.  Hoft;  Würtcmborg.  8cha^ 
Wochenblatt  Nr.  3. 

433.  Brugier,  G.,  Geschichte  der  deutschen  National -Literatur.  Nebtt 
einer  Voracbnle  hiezu.  Für  Schule  nnd  Selbatbolebrung.  Uit  rielen  Proben  and 
einem  Glossar.  3.  Auflage.  8.  (LXXVI,  »32  3.  mit  einer  TabeU«.)  Ti^mf 
i.  Br.   1871.  Herder.     1 '/^  Kthlr. 

Vgl.  Allgem.  literar.  Anzeiger  Nr  66;  PbUntbea  7.  Heft;  KreiiB-Z«tiIilg  IBTt. 
Nr.  7B. 

434.  Bucbucr,  Wilhelm,  Lehrbuch  der  Geschichte  der  deutBChm  NctI««!' 
iiteratur.  Nebst  einem  Abriß  der  deulachen  Kunstgeschichte.  S.  AoSage.  8> 
(XII,    396  8.)   Mainz   1871.  Eulor.    1  Kthlr. 

435.  Claus,  N.,  Grundriß  der  dentBchen  Lilcriktur  mit  italieniaclieD  No1«b. 
16.  (128  S.)  Mikno  1871.  Valentiner  e  Mue».  L.  1.00. 

436.  Frank,  P.,  Handbüchlein  der  deutschen  Literat urgeacblcht«.  In 
leichtfaßlich  er,  gedrängter  Darstellung  herausgegeben.  4.  Auß.  IB.  (VIH,  S5G  5-) 
Leipzig   1871.   Merseburger.   '/)  Btblr. 

Vgl.  Katboliscbes  Schulblstt  1873,  3.  Heft;  Schweizer.  Lehrerxoitung  Nt.  U: 
Allgem.  thflrfng.  8chulzeihiug  Nr.  9. 

437.  Jv&nji,  St.,  Leitfaden  der  deutschen  Literatnrgesuhlcbte.  FSr  i» 
Schul gebraiicb.   8.  (IV,   50  S.)   Pest    1871.   Lampel.    8  Ngr. 

438.  Lange,  Otto,  Gmndrtss  der  Gesciiicbto  der  dentKhcn  litetmtv 
ffir  höhere  Uildungsanstalten  bearbeitet.  7.  verbesserte  AuHoge.  8.  (I16S.) 
Berlin   1871.   Gttrtner.   6   Ngr. 

439.  Mair,  Frans,  und  F.  Schneider,  nandbiichlein  EUr  Wi«deiiiolMC 
der  Literaturgeschichte  und  der  Mytliologie  fUr  Schüler  au  Volks-  and  8 
aebalea.  Mit  36  Holisohnitten.  8.  (m,  4u  S.)  Wien  1871.  Plohlrr.    "  ' 

440,   AföbiuB,    Paul,    KtitccVitanma    äeT    ^wxUiAxeTi    LitoimtBq 
8.   (UI,  24U  S.)  Leiprig  \f>l\.  WAa<.  V1^|.^^je 


BIBUOGKAFHIE  TON  l^TL  491 


Weben  iDoitniie    CaSKfkBCB  Xz.  33.  T^  Genmii  17, 112;  Kational- 
Nr.  305;  Xorddesueke  SckiH^irrzc  1STL_3^.  1^ 

441.  Oltroffge.  C^.  Kiz^xe  C^persclit  der  Gesebicbte  der  deatscben 
Dichtimg.  Aiu  Wolfii  poetisecem  HjAMdiftSz  des  deatiehen  T(^es  erneuert. 
8.  (32  S.)  Leipdg  ISII.  0.  Wigiuid.   *^  Exhir. 

442.  Oeter.  Ckr^  Gefdbickxe  der  dcattclien  Poede.  3«  Anfluge  neu  be- 
arbeitet Ton  J.  W.  Sehifer.  2  TbeHe  in  1  Bde.  gr.  8.  Leipsig  1871.  Braodstetter. 
3  Rthlr. 

443.  Pelleter,  H.J..  Leitf&den  rar  Getckiehte  der  dentKben  Literatar 
för  Mittel-  und  Bärgencfatüen.  1.  TheiL  gr.  8.  Png  1870.   BeUmaim.   16  Ngr. 

444.  Scbwarz.  C.  W.  G.  £.,  Geschichte   der   destiehen  Literatur.    Ein 

Handbuch  for  Sdinle  and  Haas.  8.  fXXXn.  421  S.y  Amsterdam  1871.  Binger. 

2V4  Kthlr. 

VgL  Allgem.  Schnlxeitimg  1^72,  Xr.  20;  Blittcr  £.  literar.  Uoteihaltoog  1871, 
Nr.  51;  KOhusche  Zeium^  5r.  334,  1.  Blatt. 

445.  Tränt,  H.  TIl^  Lcrhrbnch  der  deutschen  Literaturgeschichte,  ent- 
haltend: Charakteristiken  der  Perioden  und  Gattungen  der  Poesie  und  Prosa  wie 
auch  Angaben  der  Denkmäler  und  Schnfitoteller,  nebst  eingefugten  Episoden 
und  Skizzen.  Für  höhere  Schulen,  insbesondere  Fortbildungtanstalten.    8.  ^XII, 

311  S.)  Halle   1871.  SchwetBchke.    28  Xgr. 

Vgl.  Germania  17.  111:  Mnäik-  and  LiteratnrbL  1871,  Nr.  8:  Bepertorium  d. 
PädagogOc  11.  Heft:  Schniblan  d.  Provinz  Brandcnbarg  1872,  Nr.  1.  2;  Osterreich. 
Schnlbote  Nr.  9. 

446.  Seherr,  Johannes,  allgemeine  Geschichte  der  Literatur.  Ein  Hand- 
buch in  2  Bden«,  umfassend  die  n  :r:'>nalliterarische  Entwicklung  sämmtlicber 
Völker  des  Erdkreise«.  4.  Aufl.  1.  2.  Liefg.  gr.  8.  (1.  Bd.,  VHI  u.  S.  1—160) 
Stuttgart  1871.  Conrad!,  a  8  Ngr. 

447.  Oesterlej,  Herm.,  Niederdeutsche  Dichtung  im  Mittelalter.  Als 
Xn.  Buch  der  deutschen  Dichtung  im  Mittelalter  tou  K.  Crodeke  bearbeitet, 
gr.  8.  (IV,  80  S.;  Dresden  1871.  Ehlermann.   15  Ngr. 

VgL  Literar.  Centralbl  1872,  Nr.  21;  Götting.  Gel  Anzeigen  1871,  S.  1437  bis 
40  (Selbstanzeige). 

448.  Vloten,  J.  ran,  beknopte  Geschiedenis  der  Nederlandsche  Letteren, 
ten  dienste  van  het  hooger  en  middelbaar  onderwijs,  en  alle  Terdere  belangstel- 
lenden. 2.  Druk.  8.  (XVI,  u.  S.  209  —  550).  Tiel  1871.  Campagne. 

449.  Vloten,  J.  van,  Schets  van  de  geschiedenis  der  Nederlandsche 
letteren,  van  de  13**  tot  de  19*  eeuw.  8.  (6,  128  S.)  Tiel  1871.  Campagne. 
f.  0,80. 

450.  Warton,  T.,  historj  of  english  poetry  firom  the  13.  to  the  dose  of 

the  16.  Century.  Edited  bj  W.  C.  Hazlitt  4  Vols.  8.   1871.  42  sh. 
Vgl.  Athenaemn  1871,  24.  Jmii. 

451.  Taine*s,  H.,  History  of  english  literature,  translated  by  H.  van 
Laun.  With  a  preface  by  the  author.  Vol.  L  8.  (X,  531  S.)  Edinburgh   1871. 

loy,  s. 

Vgl.  Athenaemn  1872,  20.  Januar. 

452.  Spalding,  W.,  the  history  of  the  euglish  literature.  llth  edition 
continued  to  1870.  12.  (446  S.)  Edinburg  1871.    8Va  s. 

453.  Allibone,  S.  A.,  a   critical   dictionary  of  English    literature   f 
Britbh  and  American  anthors,   living  and  deceased,   from   the  earliit  MO 
to  the  latter  half  o£  the  19.  Century.  Vol.  TU.  IiCil-  %«  \äwAww  \^^\.'''«8 


492  BIBUOGRAPHIE  VON  1871. 

<  454.  Chambers,  R.,  History  of  the  english  langaage  and  fitentec 
With  notes  for  the  ose  of  Dutch  scbolan  by  K.  H.  Yink.  New  edition.  8.  (6, 
806  S.)  Amsterdam  1871.  Kirberger.  f.  1,25. 

455.  Craik,  G.  L.,  bistory  of  tbe  english  literatare  and  of  tiie  en^^ 
langaage  from  the  Norman  Conquest.  New  edition.  2  vols.  8.  25  s. 

456.  Dingemans,  B.,  Grescbiedenis  der  Engeische  letterknnde.   8.  (4, 
328  S.)  Delft  1871.  Ykema.  f.  1,50. 

457.  Elarly  English  Literatare. 
Westminster  Review  1871,  Joli. 

458.  Petersen,  N  M.,  Bidrag  til  den  danske  Literators  Katorie.  Andei 
Udgave  ved  C.  E.  Secher.  24  Hefte.  8.  (124  S.)  48  sk.  (complet  12  Rd.). 

459.  Petersen,  N  M.,   sandede  Afhandlinger.  Anden  DeeL  8.  (330 & 
and  2  Karten).  1  Rd.  72  sk. 

460.  Strom,  T.,  danske  Literatarhistorie.  8.  (282  S.)  Kopenbagen  1871. 
Philipsen.  1  rd.  72  sk. 


461.  Richter,  E.,  Beiträge  znr  Literatarkaude.  1.  Abthdlg.  ZorFonaeB* 
lehre  der  Poesie.  8.  (YIII,  199  S.;  Berlin  1871.  Stnbenraacb.   Va  'SLÜiii. 

462.  Gotzinger,  E.,  Literatarbeiträge  aas  St  Gallen.  8.  St  Gallen 
1870.  Haber.    UNgr. 

Vgl.  Gennania  17,  241. 

463.  Grimm,  Jacob,  Kleinere  Schriften.  5.  Band:  Recensionen  und  ver- 
mischte Aufsätze.  2.  TheU.  8.  (YIU,  537  S.)  Berlin  1871.  Düoimler.  Z%  BOk. 

VgL  Germania  17,  114;  Zeitschrift  fCLr  dentsche  Philologie  2,  483  (Jinieke). 

464.  Grimm,  Jacob,  Auswahl  aus  den  kleineren  Schriften.  8.  (m, 
372  S.)  Berlin  1871.  Dummler.   IV3  Rthh. 

Vgl.  Archiv  f.  d.  Stadium  der  neueren  Sprachen  49,  199 ;  Im  neuen  Reich  1871, 
Nr.  49;  Maj^n  f.  d.  Liter,  d.  Auslandes  Nr.  50;  Grenzboten  1872,  Nr.  14  (ROsder); 
Köhiische  Zeitung  1871,  Nr.  344;  Essener  Zeitung  1872,  Nr.  66. 

465.  Müller,  Max,  Essays.  3.  Band:  Beiträge  zur  Ltteratnrgeaehiclite, 
Biographik  und  Alterthumskunde.  Übertragen  von  F.  Liebrecht  8.  Leipzig  1871. 
Engelmann.    2  y,  Rthlr. 

Vgl.  Germania  17,   114:  Literar.  Centralblatt  1872,  Nr.  3;  Lindau,  die  Qtgm- 

wart  Nr.  6. 

466.  Lorenz,  0.,  und  W.  Scherer,  Geschichte   des  Elaaßes  Ton  dai 

ältesten  Zeiten  bis  auf  die  Gegenwart  2  Halbbände.  8.  Berlin  1871.  Dancker. 
Enthält  von  literarischen  Abschnitten:  MOnchs-  und  Ritterdichtung;  Historiker 
und  Mystiker;  das  Straßburger  Münster;  Predigt,  Satire,  Schule.  Vgl  Hisctoriache  Zeit- 
Schrift  14.  177  ff.;  Nordd.  Allgem.  Zeitung  1871,  Nr.  16;  Voßische  Zeitung  Nr.  S83; 
National-Zeitung  Nr.  72;  Allgem.  Zeitung  Nr.  45;  Deutsche  Blätter  Nr.  11;  Bahisek 
Monatschrift  Nr,  1;  Im  neuen  Reich  Nr.  20;  Magazin  f.  d.  Liter,  d.  AuaL  Nr.  31; 
niustrirte  Monatshefte,  Juli 

467.  Neubauer,  H.,  die  deutsche  Literatur  im  Elsaß.  8.  (IV,   105  8.) 

Darmstadt  1871.  Zemin.    V9  K^l>lr- 

Vgl  Literar.  Centralbl.  1871,  Nr.  27. 

468.  Spach,  Louis,    Oeuvres    choisies.  T.  V.    Biographiea    Alaacienaek 
NouTelle  S^rie.  8.  (YH,  486  S.)  Strasbourg  1871. 

Enthält  Biographien  von  Frischlin,  J.  Bälde  etc. 

469.  Eine  Bilderreihe  alsatischer  Dichter.  • 
Stmßbuiger  Zeitung  \87\,  "Äi.  ^1  Ä. 

470.  Aus  ElsaG  GeiatesVebeu. 
£aropa  1871,  8.  131  -13ft. 


BIBLIOGRAPHIE  VON  1871.  493 

471.  Gmppenberger,  L.,  Antfaeil  Ober-  and  Niederösterreicbs  an  der 

dentscben  Literatur  seit  Walthers  von  der  Yogelweide  Tod  bis  mm  Ende  des 

14.  Jahrbs.  4.  (64  S.). 

Programm  des  Gymnasiums  bu  Kremsmfinster. 

472.  Bernbardi,  Tb.,  Yolksmarcben  und  episcbe  Dicbtnng.  Elin  Vor- 
trag. 8.  (77  S.)  Leipzig  1871.  Hirzel.  16  Ngr. 

YgL  Allgem.  Literatur-Zeitung  1872,  Nr.  16. 

478.  Zur  deutschen  Yolkspoesie  des  Mittelalters. 

Berliner  Heyne,  64.  Bd.,  Heft  6  ff. 

474.  Janicke,  Karl,  das  deutsche  Kriegslied.  Eine  literarhistorische 
Skizze.  8.  (YII,  106  S.)  Berlin  1871.  Lipperbeide.   \  Rthbr. 

I  enth&lt:  Das  Mittelalter  und  die  Beformation.  Y^L  Blfttter  f.  literar.  Unter- 
haltung 1871,  Nr.  23;  Berliner  BeTue  Nr.  6;  Novellen-Zeitung  Nr.  48;  National-Zeitung 
Nr.  293;  KObische  Nachrichten  Nr.  160;  N.  Zflricher  Zeitung  Nr.  550;  literar.  Central- 
blatt  Nr.  2;  Archiv  f.  d,  Studium  der  neueren  Sprachen  49,  196. 

476.  Koch,  Ed.  Emil,  Geschichte  des  Kirchenlieds  und  Kirchengesangs 
der  christlichen,  insbesondere  der  deutschen  evangelischen  Kirche.  3.  Auflage. 
7.  Bd.  gr.  8.  Stuttgart  1871.  Belser.   1  Rthbr.  6  Ngr. 

Ygl.  Archiv  f.  d.  Studium  der  neueren  Sprachen  49,  193  ff. ;  Germania  17,  240  f. 

476.  Remy,  M.,  das  evangelische  Kirchenlied  des  16.  und  17.  Jahrhs. 
in  seinem  Wesen  und  seinen  Wirkungen.  I.  II. 

Berliner  Bevue  65.  Bd.,  Heft  10.  11. 

477.  Zöllner^  R.,  das  deutsche  Kirchenlied  in  der  Oberlausitz  von  der 

Mitte  des  16.  bis  zum  Ende  des   18.  Jahrhs. 

N.  Lausitz.  Bfagazin  48.  Bd.  1.  Heft.  Auch  in  Separatabdruck:  Dresden  1871. 
Bnrdach.  (8.  143  S.)  24  Ngr.  YgL  Literar.  Centralbl.  1872,  Nr.  19. 

478.  Wackernagel,  Philipp,  Das  deutsche  Earchenlied  von  der  ältesten 
Zeit  bis  zum  Anfang  des  17.  Jahrhunderts.  82. — 36.  Liefg.  (3.  Bd.,  XXII, 
S.    1185—1312).  Leipzig  1871.  Teubner.  k  Va  BtWr. 

479.  Wilken,  E.,  Geschichte  der  geistlichen  Spiele  in  Deutschland.  8« 

(Vllly  207  S.)  Göttingen  1871.  Yandenhoeck  und  Ruprecht   1%  Rthlr. 

Ygl.  Germania  17,  241  f.;  Götting  Gel.  Anzeigen  1872,  Nr.  5  (Belbstanzeige) ; 
Allgem.  Literaturzeitung  Nr.  14 ;  Allgem.  liter.  Anzeiger  Nr.  56 ;  theolog.  Jahresbericht 
6  Heft;  Mittheilungen  des  Yereins  f.  Gesch.  d.  Deutschen  in  Böhmen  6.  Heft 

480.  Diestel,  Gustav,  Bausteine  zur  Geschichte  der  deutschen  Fabel.  8. 

Dresden  1871. 

Programm  des  Yizthumschen  Gymnasiums.  YgL  Germania  17,  242. 

481.  Kemp,  v.  d.,    de   dnitsche  Gottesfreunde   en  de  Nederl.  Devoten. 
Studien  en  bijdragen  op*t  gebied  der  historische  Theologie  1871.  2.  Heft 

482.  Schotel,  Dr.  G.  D.  J.,  Gesohiedenis  der  Rederijkers  in  Nederland. 
2.  vermeerde  Uitgaaf.  2  Theile.  8.  (YII,  300  S.,  YIII,  300  S.)  Rotterdam  1871. 
Dank.  f.  2,26. 

483.  Wackernagel,  Wilhelm,  gothische  und  altsächsische  Lesestücke 
nebst  Wörterbuch.  4.  (192  S.)  Basel  1871.  Schweighauser.  Vs  ^thlr. 

484.  Reichel,  K.,  mittelhochdeutsches  Lesebuch  mit  Glossar  für  Gym* 
nasien.  2.  Auflage,  besorgt  von  R.  Reichel.  gr.  8.  (YIII,  264  S.)  Wien  1871. 
Gerold.   1  Rthbr. 

486.  Jacobi,  Dir.  Dr.  A.,  und  H.  Mehl,  Musterstücke  aus  der  deutschen 
Literatur;  von  1150  bis  auf  die  Neuzeit  8.  Wien  1871.  Müller.  24  Ngr. 

486.  Simrock,K.y  Lieder  vom  deutschen  YoLtAtVacnd  vqj^  «3i^\  "q:^^ ^^:«^ss^ 
Zeit  8,  Frankfurt  a.  M.    1871.  Winter,  ^/^j  Ilt\i\T, 


494  BIBLIOGRAPHIE  VON  1871. 

487.  Corson,  H.,  Handbook    of  Anglo-Saxon   and    Earlj  EnglisL  8. 
(XV,  572  S.)  New- York  1871.  15  sh. 

488.  Specimens  of  English  Literatare  from  the  Plonghman's  Ciede  tD 

te  Shepheardes  Calender,   a.  d.    1394 — 1579.  With  introdactiöii ,     notes  asd 

gloBsarial  index  by  W.  W.  Skeat.  12.  (568  S.)  London  1871.  77«  ^h. 
Vgl  Athenaeom  1872,  30.  Mars. 


489.  Gerber,  Gustav,    die  Sprache  als  Kunst    1.  Band.  gr.  8.  (Ym, 

596  S.)  Bromberg  1871.  Mittler.  3  Rtbbr. 

Darin  auch  ein  Abschnitt  über  die  deutsche  Allitteration  etc. 

490.  Amelung,  A.,  Beiträge  zur  deutschen  Metrik. 

Zeitschrift  für  deutsche  Philologie  3,  253—305.  Auch  im  Separatdruck  (Vt  BIUl^ 
erschienen. 

491.  Kegel,  Karl,  die  Allitteration  im  altenglischen  Lajamon. 
Bartsch,  Germanistische  Studien  1,  171—246. 

492.  Zarncke,  zwei  mittelalterliche  Abhandlungen  über  den  Baa  rhj^ 

mischer  Verse.  8. 

Aus  den  Berichten  der  k.  sächs.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  1871. 

493.  Brücke,    Ernst,     die    physiologischen    Grundlagen     der    neuhodi- 

deutschen  Verskunst.  8.  (VII,  86  S.)  Wien  1871.  Gerolds  Sohn.   18  Ngr. 

*  Vgl.  Germania  17,  244  f.;  Blätter  f.  d.  bayer.  Gjmnasialscholwesen  1871,  10.  Heft: 
Blfttter  f.  literar.  Unterhaltung  1872,  Nr.  1;  österr.  Wochenschrift  Nr.  7;  Zeitschnft 
t  d.  Gymnasialwesen  Nr.  2. 

494.  Brambach,W.,  über  die  Betonungsweise  in  der  deutschen  LTiik. 

Der    naturforschenden   Gesellschaft    zu   Freiburg   i.  Br.    bei  Grelegenheit   ihres 

50jäbrigen  Jubiläums  gewidmet  8.  (VI,  25  S.)  Leipzig  1871.  Tenbner.  8  Ngr. 
Vgl.  Allgem.  Literatur-Zoitung  1872,  Nr.  8. 

495.  Kirchhoffy    über   einheitliche  Gestaltung   des  Liedes    durch  des 

Reim.  8.  Altena  1871. 

Vgl.   Magazin  f.  d.  Liter,   d.  Auslandes   1871,    Nr.  27;   N.  Preußische  Zeitaif 
Nr.  230. 


A.  Althochdeutsch. 

496.  Maß  mann,  H.  F.,  Runen  aus  Rom  und  Wien. 
Germania  16,  253—258. 

497.  Hofmann,  über  die  Clermonter  Runen. 

Sitzungsberichte  der  k.  bajer.  Akademie  der  Wissenschaften  1871,  6.  Heft 

498.  Brakelmann,  J.,  die  Nitbardhandschrift  und  die  Eide  von  Straßhorf. 
Zeitschrift  für  deutsche  Philologie  3,  85—95. 

499.  Vetter,  Ferd.,  Zum  Muspilli.  Kritisches  und  Dogmatisches. 
Germania  16,  121 — 155. 

500.  Heliand  und  Erist 

Beilage  des  k.  preuß.  Staatsanzeigers  1871,  Nr.  53. 

501.  Zacher,  J.,  der  handschriftliche  Text  des  Ludwigsliedes  nach  neaa 
Abschrift  des  Herrn  Dr.  W.  Arndt. 

Zeitschrift  für  deutsche  Philologie  3,  307—313. 

502.  Sievers,  E.,  Untersuchungen  über  Tatian.  8.  (54  S.)  Haue  1870. 
Leipziger  Doctordissertation. 

603.  Hof  mann,  über  den  "E»iioV\t\i. 

Sitcungsbericbte  der  k.  bayet.  h^luA^mv^  ^^t\H\a&«ö&OQs&«o.'^^SCs^«^  15^50^ 


BmUOGKAFmE  TOS  UflL  4S6 


504.  Steivaejer.  EEsil  die  FkitcMBcr  GImmb. 
ZeüMknil  flr  dwfacWi  AhcrtkEB  15.  S»~3<dL 
605.  SieiDBejer.  EZüu.  GImscb  za  AUheia. 
ZätmUh  flr  dntteke»  AkothsB  15.  3«9  1 
506.  SieTers.  E^  m  des  Timlgioiea. 
ZeitMiinft  flr  dffrW»  AHefünm  1&.  Sil  iL 


B.  Mittelhochdeiitseh. 

507.  Havpt,  IL.  Äkrciik»e. 

ZflitMkiift  flr  demdMs  Ahcr^nn  15,   244— 36<L   KriliMke  Botri^  n  kU 
Dichtem. 

508.  Beeh,  Fedor,    tob  eCiiicbcn   mciitcnlickelui  diu  «acn  ikt  Imudc« 
wiraie  no. 

Gezmama  1^  333 — 337.  Bemqkunfen  m  Xr.  5'>7. 

509.  HofBanii,  aber  die  mhd.  Gedichte  «on  Sahmioii  und  Jndith  und 

Terwandtes. 

Sitznogibcriefate  der  Iffinchcser  Akadezcie  1871,  5.  HefL 

510.  Hofmann.  ober  Jonrdain  deBlAirie«^  Apolionios  ronTTras«  SaSomoa 

und  Mareol^  über  nea  anfgefudene  Brochstöcke  einer  Hs.  des  ParxiTal.  l'ber 

«inen  oberdeoteehcn  Johaanevegen. 

flitningsbericfafte  der  k.  bajer.  Akademie  der  Wateiwrhaftfn  1S71. 

511.  AlidentBehe    Stadien    von    O.    Jänieke.    E.    SteinmeTer    and 

W.  ^nimanns.  8.  HI,   140  S.    Berlin  1S71.  Weidmann,  l  Rihb. 

1.  DtT  Ktter  Ton  Staofenberg.  2.  Das  jfingere  Gedicht  Tom  Si«i*en  $i|:«K«t. 
8.  Zar  Getchiehte  des  Eekedüedes.  Y^  Gennania  17,  S47. 

512.  Bcrthold.  —  Schmidt,  Job.,  aber  Berthold  Ton  Regentborg.  $. 
Wien  1871. 

Programm  des  Bealobergrnmasimns  auf  der  Landstraße. 

513.  BimndUL  —  Sanct  Brandan.  Ein  lateinischer  and  drei  deataehe 

Texte,    heraasg.  Ton  K.  Schröder.    8.  .XIX,   196  S.)  Erlangen  l$7l.  BeMkl. 

iVaBthlr. 

VgL  Germania  17,  250;  GStting.  Gel  Anieigen  1872.  Xr.  21  Wilken\  Aeademv 
Nr.  49  (Liebrecht;;  Beosch,  theolog.  Literatnrblatt  Xr.  13  vBiriinger):  Allgem,  litvtar. 
Anseiger  2.  Heft. 

514.  Sehroder,  K«,  zom  Brandan. 
Germania  16,  60-75. 

515.  Bneh  der  Väter.  —  Haupt,  Josef,  Über  das  mitteldeatsche  Bach 

der  Viter.    Lex.  8.  Wien  1871.  Gerold  in  Comm. 

Ans  den  Sitzangiberichten  der  Wiener  Akademie.  YgL  Germania  17.  249  f. 

516.  Chroniken,  die,  dcy  dentschen  Städte  rom  14.  bis  ins  16.  Jahr- 
hundert 9.  Bd.:  Die  Chroniken  der  oberrheinischen  Städte.  Straßbarg.  2.  Bd. 
gr.  8.  (S.  499—1168.;  Leipzig  1871.  HinceL  3%  Rthlr. 


Vj^.  Literar.  CentralbL  1971.  Nr.  41 ;  tfaeolog.  LiteratarbL  1872,  Xr.  2  ^Biriin^r^; 
Unsere  Zeit,  Heft  6. 

517.  Die  Hemer  Chronik    des  Konrad  Jastinger.    Nebst  4  Beilagen. 

1.  Chronica  de  Bemo.   2.  Conflictns  Laapensis.   3.  Die  anonjme  Stadtchronik 

des  Konigshofen-Jastinger.  4.  Anonjrmas  Friborgensis.  Heraasg.  ron  Studer.  8. 

(XLYin,  499  S.)  Bern  1871.  Wj». 

V|^  Literar.  CentralbL  1872,  Nr.  11. 

518.  Eekluirt  —  Jandt,  Aug.,   Essai  sor  le  mvsticisme  «p^eolalif 
Väitre  EekbMTt  8.  Strmsbooig  1871. 


496  BIBUOORAPHIE  VON  1871. 

519.  Ert ählüDgen.  —  Von  dem  üblen  Weibe.  Eine  altdentMÜie  Enikh^^ 

Mit  Anmerkungen  von  M.  Haupt    8.  (78  S.)  Leipzig  1871.    EKraeL    %Mk. 
Vgl  Germania  17,  41—51;  Literar.  Centralbl.  1871,  Nr.  49;  Aoseiger  £  Kmk 
d.  deutschen  Vorseit  Nr.  7. 

520.  Gottfried  von  Strassburg.  —  Hagen,  Th.  ▼.,  die  HandichnftBi 

des  Tristan  und  ihre  Bedeutung  för  die  Kritik. 
Bartsch,  germanistische  Studien  I,  31 — 66. 

521.  Hartmann.  —  Reißenberger,   K.,    über  Hartmanna  Bede  foa 

Glauben.  8.  Hermannstadt  1871. 

Leipziger  Doctordissertation.  VgL  GGtting.  GeL  Anzeigen  1872,  Nr«  5  (GSdsb). 

522.  Hartmann  von  Aue,  Erec.  Eine  Erzählung.  Zweite  Aiugabe  ym 
M.  Haupt  8.  (447  S)  Leipzig  1871.  Hirzel.  2  Rthlr.  12  Ngr. 

523.  Hart  mann  fon  Aue,  sechs  Lieder  und  der  arme  Heinrich.  Hc^ 

ausgegeben  und  mit  einem  Glossar  Tersehen  von  Beruh.  Schulz.   8.  (Vill,  83  S.} 

Leipzig  1871.  Teubner.   V^  Rthlr. 

Vgl.  Germania  17,  248;  Zeitschrift  f.  d.  Gjmnasialwesen  1872,  3.  Heft  (Jiai^). 

524.  Bauer,  F.,  und  Hans  C.  Freih.  v.  Ow,  Hartmanns  Ton  Aue  Heinttt 

und  Stammburg. 

Germania  16,  156—167. 

525.  Haas.  —  Loch n er,  W.,  Conz  Haß. 

Anzeiger  t  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit  1871,  Sp.  140—144.  170  IL  UrinmdHek 
Nachweise. 

526.  Heinrich  von  Veldeke.  --  Wömer,  E.,  Yirgil  und  Heinrich  ?« 

Veldeke. 

Zeitschrift  fQr  deutsche  Philologie  3,  106—160 

527.  Heldenbach,    deutsches.    3.  Theil.    Ortnit   und   die  Wolfdietriek 

Nach  Müllenhofib  Vorarbeiten  herausgegeben  von  A.  Amelung  and  O.  JInicke. 

1.  Bd.  8.  (LXXI,  302  S.)  Berlin  1871.  Weidmann.  2%  Rthb«. 
Vgl.  Germania  17,  247. 

528.  Jänicke,  Dr.  0.,  Beitrage  zur  Kritik  des  großen  Wolfdietrich.  4. 
(35  S.)  Berlin  1871.  CaWary.   12  Ngr. 

529.  Wilmanns,  W.,    über  Virginal,  Dietrich  und  seine  Geaellen  md 

Dietriche  erste  Ausfahrt. 

Zeitschrift  fUr  deutsches  Alterthnm  15,  294-309. 

530.  Hester.  Von  R.  Schröder. 
Bartsch,  Germanistische  Studien  I,  247—315. 

531.  flildebold's  von  Schwangaa  Minnelieder.  Übersetzt  and  mit  be- 
gleitendem Text  herausg.  von  J.  Schrott  4.  (VIII,  85  S.  mit  einer  Holzschnitt- 
tafel.)  Augsburg  1871.  Kollmann.  %  Rthlr. 

Vgl.  AUgem.  Literatur-Zeitung  1872,  Nr.  1;  Sion  Nr.  1;  Allgem.  Zeitung  1871, 
Beilage  266;  Europa  Nr.  39;  Allgem.  Modenzeitui%  Nr.  50. 

532.  Hüc  von  Werbenwäc,  Her.  Von  A.  Biriinger. 
Germania  16,  83. 

583.  Konrads  von  Würzbarg  Partonopier  und  Meliar,  Tamei  Ton  Nta- 

teiz,   St.  Nicolaus,   Lieder  und  Sprüche.    Aus   dem  Nachlasse  von  Fr.  Pfdffer 

und  Fr.  Both  herausg.  von  K.  Bartsch,  gr.  8.  (XVI,  434  S  )  Wien  1871.  Bni- 

mfiller. 

534.  Lorengel.  Von  El.  Steinmeyer. 
Zeitschrift  für  deutsches  Alterthum  15,  181—244. 
635,  Marner.  Von  W.  YTÄttenbach. 

Anzeiger  f.  Kunde  d.  de\\tsc\iei\\oTL<s\\.  \%'\\,"&t.^,^«t  4aa  Lied 'Fange  toi 
Aedonia/ 


BIBLIOGRAPHIE  VON  1871.  499 

586.  Moriz  yon  Craon.  Von  M.  Hanpt. 

In:   Festgaben   für  Gastav  Homeyer   zum  XXYIIL  Juli  1871.   4.   Beiün  1871. 
87—89.  Vgl.  Beoh  m  der  Germania  17,  170—177. 

537.  Mystiker.  —  Bäh  ring,  B.,  Johann  Tanler  und  die  Gk>tte8fireande. 

Hamburg  o.  J.,  Agentur  des  Rauhen  Hauses. 
VgL  Germania  17,  261;  Allgem.  literar.  AuMiger  1871,  Nr.  44. 

538.  Preger,  W.,  der  altdeutsche  Tractat  von  der  wirkenden  und  mög- 

leo  Vernunft« 

Sitrongsberichte  der  k.  bayer.  Akademie  d.  Wlssensehaften  1871,  1*  2.  Heft. 

539.  Nibeluage,  der,  Noth  und  die  Klage,  herausg.  von  K.  Lachmann. 
Abdruck.  8.  (297  S.)  Berlin  1871.  Reimer.  %  RftUr. 

540.  Nibelungenlied,  das.    Herausgegeben  von  Fr.  Zamcke.  4.  AqI- 

9.   16.  (CXX,  445  S.)  Leipzig  1871.  G.  Wigand.  IVt  Bthlr. 
Vgi  Literar.  Oentralbl  1871,  Nr.  11;  Germania  17,  246. 

541.  Das  Nibelungenlied.  Aus  dem  Mittelhochdeutschen  TOlksthümUeh 

rsetzt  von  L.  Gkrlach.  2  Theile  in  1  Bd.  2.  (Titel-)  Auflage.  Dresden  1871 

62).  Am  Ende.  8.  (V,  124  und  IV,  182  8.)  V«  BtWr- 
Vgl.  Germania  17,  246. 

542.  Siegfried  und  Kriemhilde.  Von  W.  Wegener.  2.  (Titel-)  Aus - 
e.   8.  Brandenburg  a.  H.  1871  (1867).  Mdller. 

Vgl.  Germania  17,  246. 

543.  Hoff  mann,  Job.,  de  Nibelun^adis  altera  parte.    8.  (80  8.)  Halis 
'1.  Dissertation. 

544.  Könne  von  Engelthal,   der,    büchlein  von   der  genaden  uberUst. 
•ausgegeben  von  C.  Schröder.  8.  (71  8.)  Stuttgart  1871. 

108.  Pnblication  des  litterarischen  Vereins  in  Stuttgart   Vgl  Germania  17,  251. 

545.  Oswald  von  Wolkenstein.  —  Neue  Literatur  aus  TiröL 
Allgememe  Zeitung  1871,  Beilage  57.   Anknüpfend  an  Zingerle  (Bibliogr.  1^0, 

596). 

546.  Zingerle,  J.  V.,  Margaretha  von  Schwangau. 
Germania  16,  75 — 78.  Oswalds  zweite  Gemahlin. 

547.  Philipp.  —  Haupt,  Josef,    Bruder  Philipps  Ifarienleben.    Lex.  8. 

S.)  Wien  1871.  Gerold  in  Comm.  9  Ngr. 

Ans   den  Sitzungsberichten   der  Akademie.    Vgl.   Germania   17,   250;    Allgem. 
iratar-Zeitang  1872,  Nr.  14. 

548.  Priamel,  niederrheinische.  Von  K.  Müllenhoff. 
Zeitschrift  fOr  deutsches  Aherthum  16,  372. 

549.  Beinfiid  von  Braunsohweig.   Herausgegeben  von  K.  Bartsch.    8. 

1  8.)  Stuttgart  1871. 

109.  Publication  des  litterarischen  Vereins  in  Stuttgart   Vgl  GOtting.  Gel.  An> 
en  1871  (W.  Mttller.) 

550.  Reisebesclireibnngen.  —  Haupt,  J.,  Philippi  liber  de  terra  sancta 
[er  deutschen  Übersetzung  des  Augustiner  Lesemeisters  Leupold  vom  J.  1377. 

österr.  Vierteljahrsschrift  für  kathoL  Theologie,  1871,  4.  Heft. 

551.  Schaniipiel.  —  Schultz,  Alwin,  Bruchstücke  eines  Passionsspieles. 
Germania  16,  67 — 60. 

552.  Rieger,  Max,  das  Spiegelbuch. 
Germania  16,  173—211. 

553.  Schlacht  von  Alesohans.  —  Suchier,  Hermann,  über  das  nieder- 
mache Bruchstück    der  Schlacht   von  Aleschans.    8.    (28  S.)    Wien    1871« 

cid. 

Aus:  Bartsch,  Germanistische  Studien  1,  134^16%.  ^anVitn^  ^.  %V^. 

'ERMANU.  Nene  Beihe.  Y.  (XVE,)  Jahrg.  ^ 


498  BIBUOGRAPHIE  VON  1871. 

554.  Steinhöwel,  H.  Von  A.  v.  Keller. 
QermamJi  16,  78. 

555.  Sachenwirt  —  Kratochwil,  Fr.,    der  österreichbche  Didaktibr 

Peter  Sachenwirt,  sein  Leben  nnd  seine  Werke.  8.  Krems  1871. 
Gjmnasial'Programm.  Vgl.  Gknnania  17,  252. 

556.  Thomasin.  —  Birlinger,  A.,  som  wälschen  QusL 
Germania  16,  82. 

557.  Titnrel.  — Walderdorff,  Hago  Graf  y.,    nnd  K.  J.  Schröer, 

Brnchstäcke  von  Handschriften  des  jüngeren  TitoreL 
Germania  16,  338—346. 

558.  Ulrich  von  TftrheioL  —  Melzer,  Bmchstficke  aas  dem  Bamevut 

des  Ulrich  von  Türheim. 
Germania  16,  54 — 57. 

^    559.  Ulrich  von  dem  Türlin.  —  Haag,  Brachstücke  aus  dem  WiD^ 

hahn  von  Oranse  des  Ulrich  Ton  dem  Türlin. 

Zeitschrift  für  deutsche  Philologie  3,  95—105. 

560.  Vintler.   —   Zingerle,   J.  V.»    Beiträge    zur    älteren    tiroliidei 

Literatur.    II.    Hans  Vintler.    Lex.  8.  (73  S.)  Wien  1871.    Gerold   in  Comm. 

Va  Bthlr. 

Aus  den  Sitzungsberichten  d.  Akademie  d.  Wissenschaften ;  vgL  Germania  17.  iSi 

561.  Walther  von  Qriven,  Weiberzauber.  Von  M.  Haapt. 
Zeitschrift  für  deutsches  Alterthum  15,  245  f. 

562.  Wemher  der  Gärtner.  —  Birlinger,  A.,  zu  Meier  Helmbrecht 
Germania  16,  82. 

563.  Wetzel.  —  Bartsch,  K.,  Wetzeis  heilige  Margarete. 
Bartsch,  Germanistische  Stadien  I,  1 — 30. 

564.  Wolframs  von  Eschenhach  Parzival  und  Titurel.    Uerauagegebei 

von  K.  Bartsch.  2.  TheU.  8.  (IV,  314  S.)  Leipzig  1871.  Brockhaus.   1  RtUr. 
Deutsche  Classiker  des  MiUelalters.  10.  Bd.  Vgl.  Allgem.  Zeitung  1872,  Beilsff 
Nr.  65;  Academy  Nr.  50  (Liebrecht). 

565.  Bartsch,  K.,  Bruchstücke  von  Wolfirams  Parzival   und  Willebsün. 
Germania  16,  167—172. 

566.  San-Marte  (A.  Schulz),    über  Wolframs   von   Eschenbach   Rhttf* 

gedieht  Wilhelm  von  Orange  und  sein  Verhältniss  zu  den  altfranzösischen  Did- 

tungen  gleiches  Inhalts.  8.  (165  S.)  Quedlinburg  1871.  Basse.    1  7,  Kthh. 

Bibliothek  der  gesammten  deutschen  Nationai-Literator.  2.  Abth.  5.  Bd.  V^ 
Germania  17,  248;  Saturday-Kewiew  Nr.  829;  Literar.  Centralbl.  1872,  Nr.  9;  Arcbir 
f.  d.  Studiom  der  neuem  Sprachen  48,  451  ff.  (Pröhle). 

567.  Stedefeld,  G.  F.,    Kreisgerichtsrath ,    die  christlich  •  germaniscbt 

Weltanschauung   in   den  Werken    der  Dichterfürsten  Wolfram  von  Eschenbaei 

Dante  und  Shakespeare.  Mit  einem  Gruß  an  die  Landsleute  in  Elsaß  und  Loi^ 

ringen.  8.  (V,  92  S.)  Berlin  1871.  Paetel.  16  Ngr. 
VgL  Bensch,  theolog.  LiteraturbL  1872,  Nr.  13. 


Zur  Litteratur  des  16.  Jahrhunderts. 

568.  Brant.   —    Zarncke,   Fr.,    zur  Vorgeschichte    des    Narrenschifr 
2.  Mittheilung.  8.  Leipzig  1871.  T.  0.  Weigel. 

569.  Fischart.  —  Kurz,  Herrn.,  Fischart  in  Tübingen? 
Germania  16,  79 — 81. 

570.  Gedichte^    zwei  politischem    des    16.  Jahrhunderts.    Von  v.  Lifi» 
croih  S. 

N".  Beiträge  bot  OescVücYite  9i«a  ^wA^OckÄSi  fei^wiÄssssöa  ^  V^x«s\3»g^«  ^t^^HMS^ 
herjg.  Alterthomsverein.  3,  LiieC. 


BIBLIOGBAPHIE  TON  1871.  499 

571.  Luther.  —  Ein   feste  burgk  ist  UDser  got.    Der  neu  aufgefundene 

her-Codex   vom   J.  1530.    Eine  von    dem    großen    Reformator    eigenhändig 

atzte    handschriftliche   Sammlung.    Herausg.   von  0.  Kade.    Dresden    1871. 

rag. 

Vjfl.  Anzeiger  f.  Kunde  der  deutschen  Voraeit  1872,  Nr.  6. 

572.  Schröer,  K.  J.,  Hut  dich!  Ein  Lied  von  Luther. 
Anzeiger  f.  Kunde  der  deutschen  Vorzeit  1871,  Sp.  376  f. 

573.  Dietz,  Ph.,  Luthers  Handexemplar  seiner  Schrift:  An  die  Pftirrherrn 
er  den  Wucher  zu  predigen.  Wittemb.   1540.  4. 

Germania  16,  378—380. 

574.  Luther,  Martin,  als   deutscher   Classiker  in   einer  Auswahl  seiner 

neren  Schriften.  8.  (XXXIX,  290  S.)  Prankfurt  a.  Bf.  1871.    Heyder  und 

imer.  27  Ngr. 

EnthSlt  die  Lieder  und  eine  Auswahl  der  Briefe. 

575.  Sachs,  Hans,  Dichtungen.  3.  Theil.  Dramatische  Gedichte.  Herans- 
eben V.  J.  Tittmann.  8.  (XLI,  269  S.)  Leipzig  1871.  Brockhaus.    1  Rthlr. 

Deutsche  Dichter  des  16.  Jahrhunderts.  6.  Bd.  Vgl.  Heidelberger  Jahrbücher 
2,  3.  Heft. 

576.  Hans  Sachs  als  Spmchdichter. 
Magazin  f.  d.  Literatur  des  Auslandes  1871,  Nr.  29. 

577.  Schauspiel.  —  Schiller,  Wilhelm  Teil.  Mit  Einleitung,  dem  alten 

ksschauspiel  von  Uri,  und  Einleitung  herausg.  von  M.  Carriöre.  8.  Leipzig 

'1.  Brockhaus.   V^  Rthbr. 

Bibliothek  der  deutschen  Nationalliteratur  des  18.  und  19.  Jhs.  34.  Bd. 

578.  Ulrich  yon  Hütten.  —  Strauß,  D.  Y.,  Ulrich  von  Hütten.  2.  Anf- 
;.   8.  Leipzig  187).  Brockhaus.  2  Kthlr. 

Vgl.  BIfttter  f.  literar.  Unterhaltung  1871,  Nr.  40;  Allgem.  Zeitung,  Beilage 
;  Meßner,  evang.  Kirchenzeitung  Nr.  38. 

579.  Geiger,  Ludwig,  Ulrich  von  Hütten. 
Deutsche  Warte  I,  S.  613  flF.  (1871). 

580.  Ulrich  von  Hütten. 

Die  Grenzboten  1871,  8.  1001—1012. 

C.  Altsächsisch. 

581.  Heiland  s.  Nr.  500. 

D.  Mittelniederdeutsch. 

582.  Aus  dem  alten  mecklenburgischen  Osterspiel. 
Allgem.  Evang.  Luther.  Kirchenzeitung  1871,  Nr.  14 — 17. 

583.  Lübben,  A.,  zu  Reinke  Voss. 
Zeitschrift  für  deutsche  PhUologie  3,  306. 

584.  Jacobs,  Dr.,  ein  bisher  unbekanntes,  während  der  Belagerung  von 
^deburg  im  J.   1550 — 51  gedrucktes  niederdeutsches  Gesangbuch. 

Geschicfats-Blätter  für  Stadt  und  Land  Magdeburg.  6.  Jahrg.  2.  Heft  (187 1). 

E.  Mittelniederländisch. 

585.  Les  G  est  es  des  ducs  de  Brabant  (Brabantsche  Yeesten)  chroniqne 
vers  thyois  du  XV*  si^cle,  7*  livre  publik  par  J.  H.  Bormans.  Tome  UL  4. 
iV,  747  S.)  Bruzelles  1869.  Hayez. 


500  BIBLIOGRAPHIE  VUN  lb71. 

5S6.  Vtm  sint«  Brandane,  aitgegeven  door  W.  O.  BiiU.  6.  (4.  IS  S.) 
Groningen  1871.  Wolters  f.  1,50. 

A.  u.  d.  T. :  Bibliothek  vau  Mnl.  Letterkima«.  AB.  6. 

567.  Heremani,  J-  F.  J-,  van  den  lande  van  Over-eee  en  der  Keikn 
ciagho ,  twee  BtrophiBche  gedichteo  van  Jucob  vtia  Maerlant.  8.  (40  S.)  G*d 
1870.  Annoot-Braeckinao. 

588.  Vries,   U.   de,   Maerlant   en   zijn   Trojaenscbe  Ooorlog. 
Taal-  en  letWrbode  lU,  166-164. 

589.  Wolff,  J.  A.,  Bector,  ein  unbekannte«  raittelniedeTlElndiachw  G*£dl 
über  den  trojaniechen   Krieg. 

Anieiger  («r  Kunde  der  deuLicbrn  Vorzeit  1871,  Sp.  S65— S70.  bt  HaoriuB 
Werk;  vgl  de  Vries  ebenda  IST2,  Sr.  1. 

590.  Barmana,  J.  H.,  ouddietsclie  fragmenten  vnn  den  PaithonopeQs  no 
Bloja,  grootendeeJH  bijeenverzameld  door  nylen  Prof.  Ferd.  Dej-cka,  cfi  teria 
in  otdc  geschikt  en  kritiacb  uitgegeven.  8,  (XXXIV,  430  S.J  Brüaicl  1871. 
Hayei. 

591.  Sidrac,  medcgedeeld  door  Prof.  M.  du  Vries. 
Tsal-en  Letterbode  lU.  64—70. 

592.  Van  viouiven  ende  van  minne.  UiddetnederLandBubo  gedicblen 
uit  de  XIV"  eu  XV"  eeuw,  uitgegeven  door  Dr.  Eelco  Verwijs.  8.  (XXSIV, 
184  8.)   Groningen    1871.   Wolters,   f.   1,50. 

Bibliothek  van  Middelnederl.  Lelterkiude,  AB,  4  und  5. 

593.  VerwiJH,    Eeluo,    ieta    over  twee  middelnederl andache 
Kandniingen  en  medodeelingen  van  de  M«al«chap]iij  der  NederlaadaiAe  Letttt' 

künde  te  Leiden  1871,  S.  101— 106. 

594.  Een  fragment  van  een  verloren  Mnl.  leerdicbt,  mod«gode«ld  4«or 
Dr.  E.  Venrije. 

Taal-en  Letterbode  Ul,  71— 7ö. 

595.  Vgl.   Nr.    77. 

596.  Über  eine  uralte  frieeische  Handschrift. 
^ü.  Venlag  der   Handelingen  van  het  FrieKoh  Gunootscliap  van  Geacbi*d-OB^ 

heid-en  Taolkunde  te  Leeuwarden  ISTO— 71.  6. 

F.  Ängeliächsisch. 

597.  Bieger,  M.,  znm  Beovulf. 
Zeitschrift  für  deutacho  Plülologie  3,  361  —  416. 

598.  Arnheim,  Dr.,  über  dai  BeowulfLied. 
Bericht   über  die  Jatobsonsche  Schule  in  Seesen  18G7— 71.    Vgl 

Literatur  des  Auslandes  1S71,  Nr.  25. 

599.  Song  of  Caedmon  and  other  poems,  hy  O.  £.  D.  19.  18T0. 
9  %  eb. 

600.  King  Alfred'«  Weat-Saion  Version  of  Gregorir's  Purtoral  Oin.. 
With  an  engllsh  tranalation,  the  Latin  Teit,  noles  and  an  introdaotloB.  EdW' 
by  H.  Sweet.  Part  I,  8,  (288  8.)  London  1871.  Trilhner.   10  •. 

Early  English  Text  Society  Nr.  50.  Vgl.  Athsnaeuai   1B73,  6.  JbU. 

G.  Mitteleoglisch. 

601.  An    old    english  MlioelUny    1100 — 1800   a. 
Jt,  Monia.  S.  London   1871.  Träumet. 

'Ij  Engli»h  Teil  BocUty  Ni.  «.  TLnÜittl  »,  Bft*te»n  ,  diÄ  '<Lm* 


J^ 


BIBLIOGRAPHIE  VON  1871.  601 

602.  Codicem  mana  ecriptam  Digbj  86  in  bibHotheea  Bodleian«  asser- 
im  descripsity  excerpsit  iUuatrayit.  Accedit  appendix*  8.  (2UV,  132  S.)  Halle 
'1.  WaisenhaoB.  1  Kthlr. 

Enthält  altfiransösisches  und  altenglischea.  Vgl«  Heidelberger  Jahrbfloher  1871, 
41  (Bartsch);  Archiv  f.  d.  Stadium  £  neaem  Sprachen  48,  £b3  ff. 

603.  The  Romance  ofSir  BeVia  of  Hamtoan.  Newly  done  into  en- 
h  prose  £rom  the  Version  of  tbe  Anchinleck  Ms.  by  E.  H.  Jones.  South- 
)ton  1871. 

VgL  Athenaeum  1871,  2.  September,  8.  306. 

604.  Chancer.  —  Furnivali,    F.  J.,    the    duke    of  NortbomberlaudV 

of  Chaacer's  Canterbury  Tales. 
Athenaeum  1871,  25.  Nov.,  S.  689. 

605.  A  Siz    Text    Print    of  Chaacer^s    Canterbury    Tales,    part   in. 

ted  by  F.  J.  Fumivall. 
Chaaeer>Society. 

606.  Brink,  Prof.  B.  ten,  der  Prolog  zu  den  Canterbury  Tales.  Veraoeh 
sr  kritischen  Ausgabe.  4.  (24  S.)  Marburg  1871.  Programm. 

607.  Part  lY  of  the  Six  Text   Print,    or  Chaucere  Tale    of   Melibe 

the  Monk's,   Nuu's,  Priesfs,  Pardoner's,  Wife  of  Bath*s,  Friar*s  and  Sum- 

ier*8  Tales,  in  parallel  text. 

Chaucer  Society,  I.  Series,  Nr.  26.  Nr.  25—28  enthalten  x.  T.  dieselben  EnsSh- 
^en  nach  andern  Hss. 

608.  A  Parallel-Text- Edition   of  C!haucer's  Minor  Poems.    Part.  I. 

plementary  parallel  Texte   of  Chaucer^s   Minor  Poems.    By  F.  J.  FurnivalL 
Chancer  Society  (London,  Trttbner).  Vgl  Athenaeum  1872,  24.  Februar. 

609.  Chaucer,  Geofi&oy. 

Westminster  Rewiew  1871,  October,  S.  381—398.  An  Bell's  Ausgabe  anknüpfend. 

610.  Ponsonby  A.  Lyons,  Chaucer-Documents. 
Athenaeum  1871,  8.  Juli. 

611.  Chaucer' 9  Birth  and  bis  'Parlament  of  foules  . 
Athenaeum  1871,  Mai,  S.  665  £. 

612.  Furnivall,  F.  J.,  the  order  of  Chaucer's  Works. 
Athenaeum  1871,  October,  8.  494  f. 

613.  Furnivall,  F.  J.,    Chaucer *8  two  versions  of  the  prologne  to  bis 

gende  of  good  women\ 

Athenaeum  1871,  October,  S.  528. 

614.  Ellis,  Alex.,  Chaucer's  AlexandHnes.  . 
Athenaeum  1871,  30.  Sept  S.  431. 

615.  Eule  und  Nachtigall  s.  Nr.  80. 

616.  Oesta  Bomanonun.  Early  English  Version. 
Chaucer  Society,  11.  Series,  Nr.  7. 

617.  Tbe  harrowing  of  hell.  Das  altenglische  Spiel  von  Christi  Höllen - 

:t  Von  E.  Mall.  8.  Breslau  1871.  Maruschke  u.  Berendt.   7s  Kthlr. 
Vgl.  Academy  1872,  Nr.  52. 

618.  Havelock  the  Dane,  the  lay  of.  Be-edited  by  W.  W.  Skeat.  8. 
idon   1871.  5  8. 

619.  Joseph  of  Arimatbie,    otherwise   called  the  romance  of  the  Seint 

al,  or  Holy  Grail:    an  alliterative  poem  written  about  a.  d.   1350.    Edited 

W.  W.  Skeat.  8.  London  1871,  5  s. 

Early  English  Text  Society.   Vgl.  Reusch,    theolog.  Literaturbl.    1871 ,   Nr.  12 
Brink);  Athenaeum,  22.  April. 


602  BIBLIOORAPHIE  VON  1871. 

620.  Legendi   of  the  H0I7  Rood:    symbols   of  the  Paseion   and  Cro» 

Poems.  In  old  English  of  the  11.  14.  and  15.  centnries.  Edited  bj  R.  Morm. 

8.  (XXXII,  240  S.)  London  1871. 

Early  English  Text  Society.  Vgl  Athenaenm  1872,  20.  Jannar. 

621.  Lyndesay.  The  poetical  works  of  Sir  David  Lyndesay  of  the  Moast 

Lyon ,   King  of  Anns.   A  new  edition.  Carefully  revised  by  D.  Liaing.   2  lok. 

Edinborg  1871. 

Vgl.  Athenaeum  1871,  26.  August 

622.  Lyndesay* 8,  Sir  David,  Works.  Part  V.  The  minor  poema.  Edited 

by  J.  A.  H.  Murray.  8.  (LIV  und  S.  551—590.)  London  1871.  Trfibner.  3i. 
Early  English  Text  Society. 

H*  Altnordisch. 

623.  Bonen.  —  Gislason,EL,  de  aeldste  rone-indakriftera  sproglige  stfl- 

ling.  n. 

AarbOger  f.  nordisk  Oldkyndighed  1871,  4.  Heft. 

624.  Bugge,    Sophus,    Bemaerkninger    om  Runeindskrifter    paa  Ghild- 

bracteater. 

Aarböger  f.  nordisk  Oldkyndighed  1871,  2.  Heft. 

625.  Ol  de,  E.  M.,  om  de  skandinavuka  Ronor.  4.  Limd   1871. 
Akademische  Abhandlung. 

626.  Dybeck,  Richard,  Runa.  En  skrift  for  nordena  fomvänner.  foL 
4.  Heft  Stockholm  1871.  S.  47—68  und  4  Tafehi. 

627.  Edda,   die  ältere  und  jüngere,  nebst  den  mythischen  ErsählongeB 

der  Skalda.  Übersetzt  von  R.  Simrock.  4.  Auflage.    8.   Stattgart  1871.   Cotti. 
Vgl.  Academy  1872,  16.  Januar  (Liebrecht). 

628.  Edda,  den  aeldre,  oversat  af  G.  H.  Möller.  1.  Afdeling:  Gadesange^ 
2.  Afd.  Heltesange.   12.  (290  S.)  Kopenhagen   1871.  Steen.  1  rd.  32  sk. 

629.  Bergmann,  F.  Q.,  le  message  de  Skimir  et  lea  dita  de  Giimair. 

(SkimisfÖr-Grimnisroäl).    Poemes   tir^  de  l'Edda  de  Saemund  publik  avec  d« 

notes  philologiques,  une  traduction  et  un  commentaire  perp^taeL  8.  (X,  326  S.) 

Leipzig  1871.  Brockhaus.    iV^Rthlr. 

Vgl  Academy  1872,  15.  Januar  (Liebrecht);  Zeitschrift  ffir  deutsche  Philokfie 
4,  116  (Zupitsa);  Magazin  f.  d.  Liter,  d.  Auslandes  1872,  Nr.  9. 

630.  Jessen,  E.,  über  die  Eddalieder. 

Zeitschrift  für  deutsche  Philologie  3,  1—84.  Nachtrag  8.  261  f.  NaehtrigMi 
Bemerkungen  S.  494. 

631.  Deutschenhaß  oder  Wissenschaft?  Die  Herkunft  dar  Eddalieder. 
Im  neuen  Reich  1871,  Nr.  40.  An  Jessen  anknüpfend,  unteneichnet  Zt 

632.  Hüppe,  conatus  illustrandi  nonnullos  locos  Eddae  Saemundinas. 
4.  (11  S.)  Coesfelder  Programm  1871. 

633.  Rupp,  Theophil,  zur  Deutung  von  FiölsvinnsmftL 
Germania  16,  60—64. 

634.  Hildebrand,  K.,  s.  Nr.  95. 

635.  Bergmann,  F.  6.,  la  fascination  de  GulH  (Gjlfiaginiiiiig).  Trtite 
de  mythologie  scandinave  composd  par  Snorri  fils  de  Stnrla.  Tradnit  du  teite 
norrain  en  fran^ais  et  expliqud  dans  une  introduction  et  nn  commentaire  critiqie 
perp^tnel.  2*  ödition.  8.  (XU,  371  S.)   Leipzig  1871.    Brockhana.     1%  Bthk. 

S8S.  Skalden.  —  Temaliöm,  k.,  ^m  Skalden  Sighrat  Tbordssoa.  8> 
Lmä  1871.    Disaertation. 


BIBUOORAPHIE  VON  1871.  503 

637.  Billeder  af  Livet  paa  Islaild.  Islandske  Sagaer.  Paa  Dansk  yed 
F.  W.  Hörn.  2.  Heft.  Kopenhagen  1871.  8.  (80  S.)  40  sk. 

638.  Kölbing,  E.,   über   die  Heimat   nnd    das  Alter   eines   nordischen 

Sagenkreises. 

Zeitschrift  für  deutsche  Philologie  3,  313—316. 

-639.  Ari  hinn  firödhi   und  Thorruddur  runameistari,  die  Fortbildner  des 
iflländischen  Alphabets. 

Zeitschrift  für  Stenographie  und  Orthographie  19.  Jahrg.,  3.  Heft. 

640.  Storni^   Gnstay,    Norske  Historieskrivere    paa    Kong  Syerres  Tid. 
Aarböger  för  nordisk  Oldkyndighed  1871,  4.  Heft. 

641.  Jessen,  £.,  Glaabwürdigkeit  der  Egils-Saga  und  anderer  Isländer 
Sagas. 

Historische  Zeitschrift  14.  Jahrg.,  3.  Heft. 

642.  Kölbing,  £.,  die  nordische  Erexsaga  und  ihre  Quelle. 
Germania  16,  381-414. 

643.  (Frfssbök)  Codex  Frisianns.  £n  Sämling  af  Norske  Konge-Sagaer. 
üd^ven  ved  C.  R.  ünger.  3.  (Schluß-)  Heft,  (Register  und  Vorwort).  Chnstia- 
nia  1871. 

644.  Maurer,  K.,  über  die  Haensa})6ris  Saga.  4.  (60  S.)  München  1871. 

Franz  in  Comm.  21  Ngr. 

Ans  den  Abhandlungen  der  Münchner  Akademie. 

645.  Norges  Kongo- Saga  er  fn  de  seldste  Tider  indtil  anden  Haivdeel 
af  det  13de  Aarhundrede  efter  Christi  Födsel,  forfattede  af  Snorre  Sturlasön, 
Storla  Thordssön  o.  fl.  og  oversatte  af  P.  A.  Munch.  2.  Bindet  udg.  og  fortsat 
af  O.  Righ.  5.  u.  6.  Heft.  Christiania  1871. 

646.  Konunga-Boken,  eller  Sagor  om  Ynglingame  och  Norges  konungar 
intill  ar  1177  af  Snorre  Sturleson.  Ofversatt  och  forklarad  af  Hans  Olof  Hilde- 
brand  Hildebrand.   8 — 9.  Heft.    Mit  einer  Karte  von  Norwegen.   Orebro   1871. 

647.  Steenstrnp,  J.  Japetus  S,  Hvad  er  Hongespeilets  „Havgj er- 
dinger'' ? 

AarbOger  f.  nordisk  OldkTndighed  1871,  2.  Heft. 

648.  Marfu  Saga.  Legende  om  jomfru  Maria  og  hcndes  jertegn.  Efter 
gamle  Haandskrifter  ndgivne  af  C.  R.  Unger.  (Det  norske  Oldskriftselskabs 
Samlinger  XI,  XU,  XIV,  XVI.)  Christiania  1871. 

649.  Viga-Glums-Saga*  Translated  from  the  Icelandic  with  notes  and 
an  introduction  by  Sir  Edm.  Head.  London  1871.  Williams  and  Norgate.  5  s. 

J.  Altschwedisch. 

650.  Legendarium,  ett  fomsvenskt.  III,  3.  8.  (S.  885  —  544)  Stock- 
holm  1871. 

K.  Altdänisch. 

651.  Romantisk  Digtning  fra  Middelalderen,  udg.  af  C.  J.  Brandt. 
3.  Band.  (392  S.)  Kopenhagen  1871. 

L.  Mittellateinische  Poesie. 

652.  Sauer,  ein  unbekannter  münsterscher  Dichter  (Bemhardus  palpa- 
nista). 

Anzeiger  fUr  Kunde  der  deutschen  Votieil  \«1\,  ^^.  *tfÄ, 


504  BIBLIOORAPHIE  VON  1871. 

668.  Bartsch,  K.,  Bemhardiu  Palpanista. 

Ebenda  Sp.  280. 

654.  Catonis  philosophi  liber  post  Jos.  Scaligemm  Tolgo  dietos  Dio- 
Djsii  Catonis  Disticha  de  moribos  ad  filiam.  Ad  fidem  yetnstissimonim  libronuB 
mss.  atque  impressoram  rec.  F.  J.  Hanthal«  8.  (XXXYIIIy  80  S.)  Berlin  1870. 
Calyary. 

Vgl.  Literar.  Centralbl.  1872,  Nr.  S;  KeTue  critiqne  6.  Jahrg.  H,  190. 

655.  Latendorf,  Fr.,  der  Zamer*scher  Cisio  Janus  Yon  1470  und  die 
Nachdrücke  oder  Wiederholungen  desselben  im  16.  Jahrh. 

Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit  1871,  8p.  136—138. 

656.  Dümmler,  Ernst,  Lobgedicht  anf  Bischof  Gkinther. 
Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit  1871,  Sp.  10  f. 

657.  Krause,  K.  £.  H.,  zam  Namenräthsel  des  Primas. 
Germania  16,  306. 

658.  Watten bach,  W.,  lateinische  Reime  des  AGttelalters. 
Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit  1871,  Nr.  2 — 12. 

659.  Gesta  Berengarii  imperatoris.    Beiträge  zur  Geschichte  Itsliens 

im   Anfange  des  10.   Jahrhs.    Von  £.   Dümmler.  8.  (IV,  185  S.)  Halle  1871. 

Waisenhaus. 

Vgl  flistorische  Zeitschrift  1871,  4,  482-486;  Gott  GeL  Anzeigen  1871,  Nr.  45 
(Pannenborg). 

660.  Hroswithadie  „ helltonende "  Stimme  von  Gandersheim.  Von  Th. B. 
Westermanns  illustrirte  Monatshefte  1871,  December  S.  329—332. 

661.  Latendorf,  Fr.,  Conjecturen  zu  Hugos  von  Trimberg  Laurea  sanc- 

torum. 

Anzeiger  f.  Kimde  d.  deutschen  Vorzeit  1871,  Sp.  66—69. 

662.  Pannen  borg,  Dr.  A.^  über  den  Ligorinus. 
Forschungen  zur  deutschen  Gnschichte  11,  161 — 300. 

663.  Wattenbach,  W.,  die  Ehrenrettung  des  Ligoriniu. 
Historische  Zeitschrift  1871,  4,  386—400. 

664.  Ein  geretteter  Dichter  des  12.  Jahrhunderts.  Von  L.  G.  (Berlin  im 

December). 

Allgemeine  Zeitung  1871*  Beilage  365.  Mit  Bezug  auf  Nr.  662. 

665.  Nicolaus  von  Bibera,  der  Erfurter  Verborgene.  Historisch-sati- 
risches Gedicht  aus  dem   13.  Jahrhundert.  Im  Versmaß  des  Originals  aus  dem 

Lateinischen  übersetzt  von  A.  Rienäcker.  8.  (102  S.)  Erfurt  1871.  Villaret. 
Abdruck  aus  den  Jahrbüchern  der  kgl.  Akademie  zu  Erfurt,  N.  F.  7.  Heft 

666.  Fischer,  Th.,  das  Gedicht   oder   die  Gedichte    des    Nicolaus  von 

Bibera  ? 

Historische  Zeitschrift  1871,  2,  441  -  448. 

667.  Wilmanns,  W.,  welche  Sequenzen  hat  Notker  verfasst? 
Zeitschrift  fiir  deutsches  Altcrthum  15,  267—294. 

368.  Ocstcrlcy,  Herrn.,  Raparius. 

Jahrbuch  für  romanische  und  englische  Literatur  12,  241—268. 


MISGELLEN.  505 


MI8CELLEN. 


Preisangaben. 

Wiewohl  auf  dem  Umschlage  des  zweiten  Heftes  die  germanistische  Preis- 
aufgäbe  der  Jablonowski* sehen  Gesellschaft  bereits  angegeben  ist,  halte  ich  es 
doch  für  zweckmäßig  sie  hier  nochmals  zu  erwähnen.  Es  handelt  sich  um  eine 
Geschichte  der  Ausbreitung  und  Weiterentwicklung  der  deutschen  Sprache  in 
Ost-  und  Westpreußen  bis  zum  Ende  des  15.  Jahrhunderts  mit  besonderer  Rück- 
sicht auf  die  Betheiligung  der  beiden  deutschen  Hauptdialecte  an  derselben. 
Es  darf  erwartet  werden,  daß  die  Archive  ausse:*  dem  bereits  zerstreut  zugäng- 
lichen Materiale  noch  manches  Neue  bieten  werden ;  die  Beachtung  der  Eigen- 
namen, der  Ortsnamen^  der  gegenwärtigen  Dialectunterschiede  wird  wesentliche 
Ergänzungen  liefern.  Sollten  die  Forschungen  zur  Bewältigung  des  vollen  Themas 
zu  umfänglich  werden,  so  würde  die  Gesellschaft  auch  zufrieden  sein»  wenn  nach 
Feststellung  der  Hauptmomente  die  Veranschaulich uug  des  Einzelnen  sich  auf 
einen  Theil  von  Ost-  und  Westpreußen  beschränkte.  Der  Preis  beträgt  60  Ducaten ; 
doch  würde  die  Gesellschaft  mit  Rücksicht  auf  die  bei  der  Bearbeitung  wahr- 
scheinlich nöthig  werdenden  Reisen  und  Correspondenzen  nicht  abgeneigt  sein, 
bei  Eingang  einer  besonders  ausgezeichneten  Lösung  den  Preis  angemessen  zu 
erhöhen*. 

Die  Aufgabe  ist  für  das  Jahr  1675  gestellt.  Für  das  Jahr  1874  ist 
folgende  auch  die  Germanisten  interessierende  Aufgabe  bestimmt.  ^Mehrere  der 
bedeutendsten  Vertreter  der  neuern  Sprachwissenschaft,  namentlich  Jacob  Grimm 
und  Schleicher,  haben  sich  zu  der  Ansicht  bekannt,  daß  die  germanischen 
Sprachen  zu  der  slawisch-litauischen  Sprachengruppe  in  einem  engem  Verwandt- 
scbaftsverhältniBs  stehen,  als  eins  dieser  beiden  Gebiete  zu  irgend  einem  andern, 
ohne  daß  bisher  diese ;  auch  in  culturhistorischer  Beziehung  wichtige  Frage 
snm  Gegenstand  einer  umfassenden  und  tiefer  dringenden  Untersuchung  ge- 
macht wäre. 

Die  Gesellschaft  wünscht  deßhalb  eine  eingehende  Erforschung  des  be- 
sondem  Verhältnisses,  in  welchem  innerhalb  dei  indogermanischen  Gemeinschaft 
die  Sprachen  der  litauisch-slawischen  Gruppe  zu  den  germanischen  stehen. 

Dem  Bearbeiter  bleibt  es  überlassen,  ob  er  seiner  Schrift  die  Form 
einer  einzigen  Gesammtdarstellnng  geben,  oder  eine  Reihe  von  Specialunter- 
Buchnngen  vorlegen  will,  durch  die  einige  besonders  wichtige  Seiten  der  Frage 
in  helles  Licht  gestellt  werden.  Von  solchen  Wörtern,  welche  nachweislich  von 
dem  einen  Sprachgebiet  in  das  andere  hinübergenommen  sind,  ist  gänzlich 
abznsehen.  Überhaupt  muß.  die  Untersuchung  mit  den  Mitteln  und  nach  der 
strengen  Methode  der  jetzigen  Sprachwissenschaft  geführt  werden.  Der  Gebrauch 
anderer  Alphabete  als  des  lateinischen  mit  den  nöthigen  diakritischen  Zeichen 
und  des  griechischen  ist  zu  vermeiden,  vielmehr  sind  die  Laute  der  slawisch- 
litanischen  Sprachgruppe  nach  dem  von  Schleicher  befolgten  System  zu  be- 
seicbnen.    (Preis  60  Ducaten.) 


506  MISCELLEN. 

Personalnotizeii. 

Der  Privatdocent  Dr.  J.  Znpitza  in  Breslau  hat  einen  Ruf  an  die 
Universität  Wien  als  außerordentlicher  Professor  der  nordisch  -  germanischa 
Sprachen   erhalten  und  angenommen. 

Der  außerordentliche  Professor  Dr.  E.  Windisch  in  Leipzig,  auch  den 
Germanisten  durch  seine  treffliche  Abhandlung  über  die  Quellen  des  Heliand 
bekannt,  folgte  im  Herbste  d.  J.  einem  Rufe  als  ordentHcher  I^fessor  des 
Sanskrit  und  der  Linguistik  an  der  UniTersität  Heidelberg. 

Der  außerordentliche  Professor  Dr.  J.  Schipper  in  Königsberg  ist  zum 
ordentlichen  Professor  der  neueren  Sprachen  (Romanisch  und  Englisch)  enunnt 
worden. 

Der  ordentliche  Professor  Dr.  W.  Scherer  in  Wien^ist  einem  Rufe  tu 
die  Universität  Straßburg  gefolgt  und  hat  seine  Lehrthätigkeit  daselbst  schon 
in  dem  laufenden  Wintersemester  begonnen. 

Dr.  A.  Schönbach  hat  sich  an  der  Universität  Wien  für  das  Gesammt- 
gebiet  der  deutschen  Litteratur  und  Sprache  habilitiert.  Seine  Antrittsrede  hatte 
die  Parzivalsage  zum  Gegenstand. 

Dr.  A.  Birlinger,  Privatdocent  in  Bonn,  ist  zum  ausserordentHchen 
Professor  in  der  philosophischen  Facultät  der  dortigen  Universität  emaimt 
worden. 


Übersicht 

der  Vorlesungen    über    deutsche  Sprache,  Litteratur    etc.  an  den  üniversititen 
Deutschlands,  Österreichs  und  der  Schweiz  im  Wintersemester  1872 — 73. 

Vergleichend  e  Grammatik  der  indogermanischen  Sprachen :  Erlangen- 
Spiegel;  Heidelberg-Lefmann ;  Königsberg -Nesselmann;  Geschichte  der  indogcr- 
manischen  Sprachen :  Bonn-Schmidt ;  Überblick  über  den  indogermanischen  Sprach- 
stamm: Halle-Pott;  vergl.  Grammatik  des  Gothisehen  und  Althochd.  mit  dem 
Griechischen  und  Lateinischen:  HallcPott;  vergl.  Grammatik  des  Sanskrit, 
Griechisch,  Lateinisch  u.  Gothisch:  Marburg- Justi ;  Ergebnisse  der  Sprachwissen- 
schaft: Straßbnrg-Bergmann ;  sprachwissenschaftliche  Übungen:  Dorpat-Mejer; 
über  Classification  und  Geschichte  der  Sprachen:   Bcrn-Tobler. 

Deutsche  Grammatik:  Germanische  Grammatik  mit  Erklärung  gothi- 
scher,  ahd.,  altsächs.  und  ags.  Texte:  München-Hofmann;  vergl.  Grammatik 
der  gothisehen,  ahd.  und  mhd.  Sprache  mit  Leseübungeq:  Würzborg-Lexer: 
geschichtliche  Grammatik  der  deutschen  Sprache:  Erlangen -Raumer;  Innsbruck- 
Zingerle;  Marburg-Lucae ;  Tübingen-Keller;  Laut-  und  Formenlehre  der  tit- 
germanischen Dialecte;  Dorpat-Amelung;  historische  Darstellung  der  deutschen 
Flexion  mit  Übungen  an  Texten  aus  Wackemagels  kürzerem  altd.  Lesebuch: 
Zürich- Schweizer  Sidler. 

Gothische  Grammatik  (mit  Leetüre  des  Ulfilas) :  Bonn-Diez ;  Grottingen- 
Wilken;  Marburg- Justi. 

Gothisch-althochdeutsche  Grammatik:  Straßburg-Scherer. 

Mittelhochdeutsche  Grammatik:  Bonn-Andresen. 

Neuhochdeutsche  Grammatik:  Bern-Tobler;  Wien-Tomaschek. 

Aitsächsische  Gt ammatW ,  mW.  Y4T\sX<a.T\ni^  des  Heliand :  Baael-HeTne. 


♦)  Nicht  eingegangen  war^n  Äi«^  ^ «^xievtXaÄa^fi.  ^qx^  ^tkl  ^\^^t^.    \3w^^iÄw 


MISCELLEN.  607 

Ang|el8äch8i8ch[e  Grammatik:  Berlin- Schulze  (Akad.  f.  mod.  Phil.) 
tiogen-W.  Müller;  Würzburg-Lexer ;  mit  Leetüre  des  BeÖTolf:  Marburg-Grein. 

Englische  (historische)  Grammatik:  Basel-Heyne;  Berlin-Mätzner 
ad.  f.  mod.  Phil.);  Breslan-Mall ;  Wien-Zupitza. 

Altnordische  Grammatik:  Leipzig* Zamcke;  altnordische  Sprache  and 
lerator:  Straßburg-Bergmanu. 

Deutsche  Mythologie:  yergleichende  indogermanische  Mythologie: 
ich-Schweizer  Sidler;  Erklärung  deutscher  Märchen,  Sagen  und  Gebräuche: 
a-Klopfleisch. 

Deutsche  Alter thümer:  Germanische  Alterthümer:  Basel-Meyer;  Ta< 
s  Germania;  Halle-Krause;  Heidelberg-Scherrer ;  Kiel-Möbius;  über  Tacitus 
m^ia:  Gießen-Lutterbeck ;  Cultnrgeschicbte  der  Schweiz  von  den  ältesten 
fcen  bis  zum  XV.  Jahrb.:  Zürich- Vögelin ;  über  mittelalterliche  Beinamen  der 
itschen:  Bonn-Andresen. 

Deutsche  Rechtsquelien,  Erklärung:  Tubingen-Meibom ;  Sachsen- 
igel: Berlin -Lewis;  Erlangen- Gengier;  Kiel-Uänel;  Marburg-Köstell ;  Erklärung 
gewählter  Stellen  des  Schwabenspiegels  in  Verbindung  mit  verwandten  deut- 
en imd  schweizerischen  Rechtsquelien:  Zürich- Orelli. 

Deutsche  Litteraturgeschichte:  Göttingen-W.  Müller;  Ueidelberg- 
tsch;  München-Hofmann;  Münster-Storck;  Würzburg-Lexer;  3.  Theil:  Breslau- 
ücert;  bis  zur  Gegenwart:  Freiburg-Martin;  bis  1820:  Gießen-Weigand; 
»chichte  der  deutschen  Sprache  und  Litteratur:  Bonn-Simrock;  deutsche 
eraturgeschichte  bis  1250:  Straßburg- Scherer;  Geschichte  d.  d.  Litteratur 
;  der  Keformation:  Bem-Pabst;  vom  Ende  des  16.  Jahrhs.  bis  auf  Göthe  und 
liller:  Basel-Heyne;  seit  Opitz:  Göttingen-Tittmann;  im  18.  Jahrb.:  Gießen- 
unermann;  Leipzig-Hildebraud ;  im  18.  und  19.  Jahrb.:  Leipzig- Biedermann ; 
.  Gottsched  an  bis  aul'  die  neueste  Zeit:  München-Lemcke ;  die  deutsche 
teratur  der  Aufklärung  und  der  Sturm-  und  Drangperiode:  Bcm-Scböni.  — 
itsche  Heldensage:  Göttingen-Tittmauu ;  die  Lyrik  der  Deutschen  in  ihren 
iprüngen  bis  zu  ihrer  weltlitterarhistorischeu  Entfaltung  und  Ausdehnung 
rtsetzung):  Leipzig  -  Minckwitz ;  Geschichte  des  deutschen  Kirchenliedes: 
itock-Bechstein;  Wesen  und  Geschichte  des  Drama:  Leipzig  -  Biedermann : 
unatik:  Bern-Pabst;  das  Theater  der  alten  Schweiz:  Bem-Hidber;  das 
derne  deutsche  Drama:  Zürich-Stiefel;  Geschichte  der  deutscheu  Novellen- 
htung:  Innsbruck- Zingerle;  über  Lessing  und  seine  Zeit:  Kiel-Groth;  Lessings 
tietische  Studien:  Straßburg-Laas ;  über  Lessings  Dramaturgie:  Berlin-Gold- 
k  (Akad.  f.  m.  Phil.);  Lessings  Nathan:  Halle- Gosche;  über  Herders  Leben, 
iriffcen  und  Zeitgenossen:  Halle-Haym;  Leben  uud  Hauptwerke  von  Herder, 
the  und  Schiller:  Bem-Bülau;  über  Göthe  und  Schiller:  München-Carriere ; 
ur  Göthe's  Faust:  Heidelberg* tieichliu  Meldegg;  über  Schiller:  Edel- Weinhold; 
)r  Schillers  philosophische  Gedichte:  Marburg-Lange. 

Englische  Litteraturgeschichte:  Berlin-Solly,  Schmidt  (Akad.  f.  m. 
iL);  Bonn-DeUus;  Königsberg- Schipper;  Tübingen-Peschier. 

Altnordische  Litteraturgeschichte:  Leipzig-Zarncke. 

Deutsche  Metrik:  Halle-Zacher. 

Sprachdenkmäler. 

Gothische:    Berlin  -  Maßmann ;    Göttingen  -  Wilken ;  Innsbruck  •  Zingerle ; 
hingen -HoUtuid;  Marcusevaugelium:   Bonii-D\ftz\  \i\i^Mi"^«ii  Nsl  ^s3^fcT^^«&^^ 
üßcher,  abd.  a.  altsächs.  Sprachdenkmäler;  Doxp»Xr\iiv'^\jJ^|,\'^^«S^^ 


Bog  MIBCELLEN.  ^. 

Althochdeutsche:  Erlangen -Ramner;  Greifswald-Höfer;  Innabnick- 
Zingerle;  Konigsberg-Sehade ;  Marburg-Lncae;  ahd.  und  mhd.  Dichtungen:  Grot- 
tingen-W.  Müller;  Otfrid:  Bonn-Birlinger;  Marbnrg-Grein. 

Mittelhochdeutsche:  Denkmäler  des  18.  Jahrhs.:  Königsberg-Schade. 
Nibelungenlied:    Berlin-Müllenhoff;    Göttingen- Wilken ;    Innsbruck- 
Zingerle ;    Fortsetsung:    Münster-Storck ;    der  2.  Theil:    Zürich-£tt- 
maller;   mit  Einleitang:  Halle-Zacher;   Heidelberg-Bartsch;  Königs- 
berg-Schade ;  Leipzig- Zamcke. 
Kudrun:  Bonn-Birlinger. 
Hartmanns  Gregor:  Greifswald-Höfer. 
Wolframs  Parzival:   Kiel- Weinhold. 
Gottfrieds  Tristan:  Hostock-Bechstein. 
Walther  Yon  der  Vogelweide:  Freiburg-Martin;  GieiSen-Zimmer- 

mann;  Auswahl:  Gießen-Weigand. 
Helmbrecht:    Erklärung  des  mhd.  Gedichts  Yom  Meier-Helmbreeht : 
Leipzig-Hildebrand. 
Altsächsische:  Breslau -Rückert;  Jena-Sierers ;  mit  Gkammatik:  Basel- 
Hejne ;  Königsberg-Schade. 

Angelsächsische:  BeÖYulf:  Berlin  -  Schulxe  (Akad.  f.  m.  Phil.):  Frei- 
burg-Martin; Königsberg  •  Schipper ;  Wien  -  Zupitsa ;  Zürich -Ettmüller;  s.  auch 
Ghrammatik. 

Altenglische:  Chancers  Canterbury  Tales:  Göttingen-Th.  Müller. 
Altnordische:    Eddalieder:    Berlin-Müllenhoff;  Tübingen  -  Keller. 
Germanistische  Übungen  in  Scminarien,  Gesellschaften,  Societäten,  Krani- 
chen werden  gehalten  in  Basel,  Berlin,  Breslau,  Gröttingen,  Halle,  Jena,  Kiel 
Leipzig,  Marburg,  Rostock,  Tübingen  und  Wien. 


Zusätze  und  Berichtigungen.  S.  360,  Z.  8  nach  dretuhn  ist  hin- 
zuzufügen: resp.  vierzehn;  361,  10  1.  x>;2;  361,  1  y.  u.  1.  1,300;  361,13 
V.  u.  1.  16  st.  11;  362,  6  doch  wahrscheinlichen;  9  1.  tOl  st  100;  12  1.  Vm 
de»  16  ausmacht;  14  t.  n.  1.  Abdruck  st.  Gedicht;  2  y.  u.  ist  folgende  Anmerkung 
hinzuzufügen:  „Darauf  weist  auch  die  Schreibemotiz  am  Sehluße  des  zweiten 
Gedichtes  hin  (Ztsch.  4,  83  zu  2,  1516);'*  363,  14  y.  u.  I.  verwUt  st  vervUi 
364,  1  wand;  7  schade;  21  gevaertes;  23  ist  689  zu  streichen;  30  1.  5  8t.«. 
9  st  10;  365,  16  ist  nach  Absähe  hinzuzufügen  doch  wohl  auch;  17  L  den 
st  dem;  5  v.  u.  I.  ,od..:;  366,  2  daz  und  12  vnde;  4  w'^den;  13  gemaekt: 
17  Y.  u.  137.  138  St.  135.  136;  367,  2  berechnen;  10  Zeile  st  Seite;  12  cha- 
maiob^;  19  gepundn;  20  sa  st.  fa. 

Vorstehenden  Berichtigungen  und  Zusätzen,  welche  ihre  theilweise  Entschul- 
digung darin  finden,  daß  dem  auf  einer  Reise  begriffenen  Verf.  keine  Correctur 
gesandt  werden  konnte  und  das  Ms.  schwer  leserlich  war,  füge  ich  die  Be- 
merkung hinzu,  daß  die  Strophenform  die  bekannte  ist,  in  welcher  Beinmar 
Yon  Zweter  seine  Sprüche  gedichtet  hat.  Eu  B. 


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DATE  DUE 

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UiO  NOV    91987 

STANFORD  UNIVERSITY  LIBRARIES 

STANFORD,  CAUFORNIA 

9430S 

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